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Full text of "Grammatisch-kritisches Wörterbuch der nochdeutschen Mundart; mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Mit D.W. Soltau's Beyträgen revidirt und berichtiget von Franz Xaver Schönberger"

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Grammatiſch-ekritiſches 


Woörterbuch 


Hochdeutſchen Mundart, 


mit 


beſtaͤndiger Vergleichung der uͤbrigen Mundatten, 
beſonders aber der Oberdeutſchen, 


von 


Sobann Chriſtoph Adelung, 


Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Hofrathe und Ober» Bibliothekar. 





/ 


Mit 


DD. Soltaus Bepyträgen, 


revidiert und berichtiget 
| v on 
Franz Xaver Schoͤnberger, 


Doctor der freyen Künfte und Philofophie oͤffentl. ordentl. Profeſſor der Beredſamkeit und Griechiſchen Sprache 
Subdirector des k. k. Convictes. 





Vierter Theil, von Seh8 








Wien, 
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— Grammatiſch kritiſches Worterhuch 


der Hochdeutſchen Mundart. — 





Steh 


ebaͤſtian, ein männlicher Taufnahme aus dem Griech. 


und gatein. Sebaltianus, von aeßaxgog, ehrwürdig. 
Im gemeinen Leben wird er oft in Baſtian, Bafel, 
Baflchen verfürzer, € 

Der Sebenbaum, S. Sadebaum. 

Sebefen, ohne Artikel und ohne Plural, bey einigen ein Rahme 
der ſchwarzen Bruftbeere, welche in Agypten und Dftindien eins 
heimiſch iſt; Cordia Linn, Befonders deffen Cordia Sebe- 
Rena. Ohne Sweifel auch von dem vorhin gedachten Gricchiſchen 
Worte, wegen der heilfamen Kraft diefer Beeren. 

Das Sch, des— es, plur. die — e, in der Landwirtbfchaft, 
das lange ſtarke gekrümmte Eifen in Geſtalt eines großen Meffers, 
welches fenfrecht in dem Baume eines Pfluges vorder Pflugſchar 


befeflige ift, und das Erdreich fenfrecht zerſchneidet, welches hers 


nad die Pflugſchar unten abſticht und aushebet; das Pflugſech, 
das Pflugeiſen, Pflugmeſſer, in der Mark Brandeuburg das 
Bolter (S. dieſes Wort), in Steyermark der Arlen, vermuthlich 
son ahren. In einigen Gegenden im männlichen Geſchlechte der 
Sech, in andern die Säge, im Franz. Soc, Socquet, im mitt- 
lern £at. Soccus, Es iſt ein ſehr altes Wort, welches vermuth⸗ 
lich noch von der erſten Erfindung des Pfluges, welche dem Plinius 
zu Folge den Galliern gebühret, herrühret, und feine Verwandt⸗ 
ſchaft mit ſagen, fo fern es ſchneiden überhaupt bedeutete, dem ale 
tun Sachs ein Meffer, dem Lat. lecare, u.f.f. nicht verläugnen 


kann. Im Hanndverifchen wird eine Art kurzer Senſen Sicpre 


oder Segete genannt, 

Das Sechloch, des—es, plur. die — loch er, eben dafelbft, 
dasjenige Loch in dem Grãndel oder Pflugbaume, in welchem dag 
Sch befeſtigt iſt. Dev Sechring, derjenige Ring, der das Sch 
am Pflugtaume befeftiger. 

Seche, eine Grundzahl, welche fich zwifchen fünfund fieben in der 

Mitte befindet, und ſowohl der Zahl, als dem Geſchlechte nach uns 

Adel. W. 3,4. Thl. 2. Yu. 


* 


Sech 


verändert bleibt, wenn fie ihr Hauptwort bey fich hat. Sechs 
Thaler. Es ift fechs Uhr. Vor fechs Wochen. Iſt aber das 

Hauptwort ausgelaffen, fo hat fie, wie die übrigen Grundzah⸗ 
len in der dritten Endung fechfen. Mit fechfen fahren, mit fechs 
Pferden. Jch kann vor fechfen nicht Fommen, vor fechs Uhr. 

Die Baronefiinn Quant mie fchönen Blonden Haaren, 

Bam von dem Rittergut mit fechfen angefahren, Zach. 
Bey meiner fechs oder meiner fechs, eine in den niedrigen Sprech⸗ 
arten übliche foherzbafte Art der Betheurung,welche noch auf eine -- 
Aufilärung wartet, wenn fie anders eine verdienet. 

Anm. Bey dem Ulphilas [achs, im Iſidor [ehs, ben dert Ottfr. 
fecs, im Niederd. ſoß, im Angelf. und Engl. fix, in Schwer, 
Sex, im Islãnd. hax, im Pohln, (zefc, im Böhm. [selt, bey den 
"Krainerifchen Wenden[het, beyden Latein. lex, bey den Griech. 
z& , bey den Perfern [chefch, bey den Hebräern ww. 

Die Söche, plur. die—en, diejenige Figur, welche die Zahl ſechs 

‚bezeichnet. Kine Römifhe Sechs. Alle Sechfen zufammen 
zählen, Die Sechs in der Spielfarte, 

Das Sech seck, des— es, plur. die — e, eine Figur oder Kör⸗ 
per, welcher ſechs Eden hat; Hexagonum, Daber fechsedig, 
ſechs Ecken habend. 

Der Sechſer, des — s, plur.ut nom.fing.eine Zahl von fechfen, 
eimans ſechs Einhelten beftehendes Ganzes. Daher iſt eine Are 
Sceitemünge, welche fechs Pfennige hält, in Dberfachfen unter 
dem Nahmen eines Sechfers bekannt. In Niederfachfen heit fie 
Sechsling, und in andern Begenden ein Sechspfenniger. Auch 
die Sechs, oder die Zahlfigur fechs führer, befonders in der Kos 
chenkunſt, zuweilen den Rahmen des Sechiers. 

Seech ſerley, adject, indecl, et adverb. von ſechs berſchiede⸗ 
nen Arten und Eigenfchaften, Sechferley Wein, 

Sechsofach, ad). er ady. welches ein vermebrendes Zablwortift, 
fe&smahl genommen, 

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Der Sechsherr, des —en, plur. die — en, ein Herr, bag if, 


eine obrigkeitliche Perſon, aus einem Collegio von fechfen. So wers. 


den in Prag die Bauherren Sechsherren genannt,-weil ihrer 
ſechs find. 3 
Secchshundert, richtiger getbeilt, fechs hundert, adj. et adv. 
welches eine Grundzahl ift, hundert ſechs Mahl genommen; in 
dem Salifchen Gefege fexanchunna. (Siehe Hundert.) Daher 
der ſechshundertſte, die Ordnungszahl der vorigen. : 
Soͤchsjährig, adj.etadv. ſechs Jahre alt, fechs Jahre danernd, 
Kin fehsiähriges Rind. Ein fehesiähriger Stillſtand. 
Der Sechsling, des — es, plur, die — e, ein nur in Nieders 
fachfen üblicher Nahme eines Sechfers, oder einer Scheidemünze 
von ſechs Pfennigen, melche eben dafeldft in manchen Gegenden 
auch ein Schilling beißt. In andern Niederdeutſchen Gegenden 
iſt der Sechsling, eine Scheidemünze von ſechs Hällern, das iſt, 
ein Dreyer. —* ARTEN 
Sche:MTebl, adv, zu ſechs verſchiebenen Mahlen. Daher ſechs⸗ 
mablig, adj. was fehs Mahl geſchiehet. 
Der Scchapfenniger, des —s,plur. ut nom. fing, Siehe 
Sechſer. 


Der Sechs ſchaufler, des —s, plur. ut.nom. fing. in der 


Landwirthfchaft, ein Schaf, welches-fechs Schaufelzähne befom: 
men bat, folglich drey Jahr alt iſt, weil es deren alle Jahre zwey 
befommt ; zum Unterſchiede von einem Dierfhaufler und Zwey⸗ 
ſchaufler. 

Der Sechsſtändner, des — s, plur. ut nom. fing. bey den 
Bogelftellern, ein alter Herd» und Sangfink mit ſechs weißen Fe⸗ 
dern an dem Schwanze. 

Der Sechoſtrahl, des—es, plur. die —en, in der Naturge⸗ 
ſchichte eine Art mit fechs Strahlen verfehener aufgerigter See⸗ 
fterne, Hexactis. 

Seͤchſte, adj. welches die Ordnungszahl von feche iſt. Der ſech⸗ 
fie Monath. Es gehet jegt in das ſechſte Jahr. Die Sch: 
fie oder vielmehr Serte, aus dem £at.lexta, hingegen, im Piquets 
Spiele, ift ſeche auf einander folgende Btätter von einer Farbe, 
zum Unterfchiede von der Quinte, Quarte uf.f. Schon bey 
dem Kero [ehflo, lehtu, im Angelf. lexta, fixte. 

Das Sechstel, des— s plur. utnom.fing. der fechfte Theil 
eines Ganzen, für fechfie Theil, Ein Sechstel Thaler, d.i. vier 
Grofchen. j 

Sechſthalb, adj. indeclin. fünf und ein halbes. Sechſthalb 
Groſchen. „©. Halb. h 

Sechs theilig, adj. et adv. aus ſechs Theilen beſtebend. 

Die Schswochen; oder richtiger, die ſechs Wochen, fing. car. 
die erften fechs Wochen einer Rindberterinn nach ibrerEntbindung, 
da fie zu Haufe zu bleiben gehalten iſt. Sechswochen halten, 
in die Sechswochen Fommen, in Jen Sechswochen liegen, von 
einem Kinde entbunden werden. Aug den Sehswocen gehen, 
nach verfloffenen fechs Wochen wieder unter die Leute gehen. Im 
gemeinen Leben ift dafür auch nur der Plural von Woche üblich, 
In die Wochen Fommen, in den Wochen liegen, die Wochen 
an einem Orte halten. Br 

Die Sechswochnerinn, plur. die — en, eine Kindbetterinn in 
den erften fehs Wochen nach ihrer Entbindung; ingleichen ver« 
kürzt, die Woöchnerinn. 

Das Sechter, des—s, plur. ut nom. fing. in Franken und am 
Riederrheine , ein Maß trockner Dinge, deffen zwey auf eine dafis 

ge Meße oder Metze, vier aufein Simmer, und ſechzehn auf ein 
Malter gehen. . 

Soͤchzehen, zufammen gegogen fechzebn, eine-unabänderliche 
Hauptzahlfür fechs und gehen. Sechzehn Groſchen. Es waren ihe 
ver ſechzehn. Indem alten Gedichte aufden heil. Anno ſelcein, 


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vielleicht feftein, Niederf. föptein, Anaelf. ixtyme, Eigentlich ‚- 
follte man ſechs zehen fehreiben und fprechen ; alfein das s iſt ſchon 
vor alten Zeiten mir dem folgenden 3 zufammen gefhmolgen, wie 
auch in fechzig. — 

Der Sechzeͤhner, des — s, plur. ut nom. ſing. ein aus ſech⸗ 
zehn Einheiten beſtehendes Ganzes. Go wird ein Dovpelbagen, 
weil er 16 Pfennige hält, in manchen Gegenden ein Sechzehner | 
genannt, Angleichen, der fechzehnte Theil eines Ganzen; ein 
Sechzehntel. So iſt in der Schweiz der Sechsehner, oder nach 


der daſigen Ausfprache das Sechzehnerli, ein Maß trockner Dins 
ge, derer 16 auf ein Immi und 8 auf ein Achterli geben. 


Sedyzehnlöthig,.adj. et adv. ein befonders von dem Silber übe 


liches Wort. Sechzehnlothiges Silber, das feinfte von allem 
fremden Zufage völlig freyes Silber, welches in der Mark, d.i, in 
einer Maſſe von 16 Loth, auch ı6.Lorh reines Silber hält; zum 
Unterſchiede von dem funfzehnlöthig, vierzeh löthig und fo fera 
ner, Siehe Lötbig. 

Der ERTL, dieDrdnungszahl von ſechzehn. Das ſechzehn⸗ 
te Jahr. . \ 

Das Sechzebntel, für Sechzebntheil, des—s, plur.utnom, 
fing. der ſechzehnte Theil eines Ganzen, - j \ 

Sechzig, adject.indechia, welches eine Hauptzaht ift, ſechs zehn 
Mahl, oder zehn ſechs Mahl genommen. Sechzig Fahre, 
Groſchen, Mann u.if. (9. Schock.) Ben dem Dıtfried [echs- 
zug, bey dem Willerani, fezzoch, leszoch, Rieder. ſoßtig, 
Angelf. ixteg, Holänd. lesltigh, S. —Zig. Das s iſt auch bier 
um des Wohllautes willen, wie in ſechzehn mit dem 3 zufammen 
gefhmolzen, ſechzig für ſechszig. ? 

Der Soechziger, des —s, plur. ut nom.fing. ı. Ein aus ſech⸗ 
zig Einheiten beſtehendes Ganzes. Im Picketſpiele ift ein Sechzi⸗ 
ger, Franz. Pic, wenn jemand mit dem Ausſpielen ſechzig zählen 
kann; zum Unterfchiede von einem Neunziger. Ein Sechziger, 
Fämin, eine Schzigerinn, eine Perfon, welche ſechzig Jaber alt 
iſt; fo auch ein@inundfechziger, Zweyundfechziger n.f.f. An mane 
hen Orten ift der Sechziger ein Holzmaß, welches fechzig Schock 
Heine Scheitebält. =, Was 1760 gebaut oder verfertiget iſt. So 

witrd ein 1760 gewachſener Wein häufig ein Sechziger genannt, 

Sẽchzigſte, adject. die O dnungszabl von fechzig. DexTechsigitie 
Hann. Bey dem Kero lexzugolto, bey dem Notfer lech- 
zigofti. 

1. Der Sockel, tes — s, plur. ut nom. fing. cin bey den ältern 
Auden üblicher Gewicht, welches aber nicht zu allen Zeiten gleich 
war. Der Sedel zu Ehrifti Zeitenfam, nach dem Ritter Michaes 
lis, mit unferm Loihe überein ; dagegen der ältere Seckel zu Mofis 
Seiten und bis nach der Babyloniſchen Gefangenſchaft nur der ate 
oder zte Theil deffelden war. Wie die Nabmen der Gewichte in 

» fpätern Zeiten febr oft auch Nahmen der Münzen wurden, welche 
diefes Gewicht hielten, fo war zu Ehrifti Zeiten der Seel auch 
eine Münze, welche ungefähr einen Gulden nach unſerm Gelde auss 
teng. In bepden Fällen iſt es aus dem Hrbr. pw, aus welchem 
auch das Lat. Siclus, und’ das Griech aixrog entlehner find, und 
welches zu unferm Schock, in der weitern Bedeutung einer Maffe, 
Quantität zu gehören ſcheinet. 

2. Der, Sedel, des —s, plur. ut nom, fing. ein vorzüglich im 
Oberdeutfchen übliches Wort, welches einen Bentel, eine Taſche, 
und befonders einen Geldbeutel bedeutet. Das Geld in den Seel 
een, in die Taſche, in den Geldbeutel, Geld im Seckel baben, 
Sir, 18,33. Sedel, die nicht veraleen, Luc. ı2, 33: Figüre 
lich wird es daher fo wie. Caffe, Ratten u. f.f. auch böufts für 
den öffentlichen Schatz, den Fiscus, gebraucht, befonders in den 
Bufammenfegungen Seckelamt, das Schagamt, die Kämmerey, 
Seckelmeiſter wi.f. ä 


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— 


ſowohl für Sad überhaupt, als auch in der Bedeutung eines klei⸗ 


‚nen Sackes oder Beutels, womit auch das Lateiniſche Sacculus 


überein — Es ſcheinet nicht, daß es ein Diminut, von Sad 


ift, weile 


Haum, und der Ableitungsfplbe —el gebildet zu ſeyn, ein Ding, 
welches einen hohlen Raum hat. - Indeffen würde auch in dieſem 
Falle die Schreibart Sadel die richtigfte feyn, umdie Verwaudt ⸗ 
ſchaft mir Sad zu zeigen. Allein ganz Oberdeutſchland ſchreibt 
einmahi Seel. ' 


E as Sedeliraut, des —es, plur. inuf;der Oberdeutſche Nah⸗ 


me einer Pflanze, welche in Oberfachfengirtentafche genammt wird, 
©. diefes Wort. 


Der Sikelmeifter, ses —s, plur. ut nom. fing. die Ober, 


deutfche Benennung eines Vorgeſetzten einer Geldeinnahme oder 
öffentlichen Schages, welder anderwärts Schagmeilter, Eaffiz 
rer, Rämmerer u.f.f. im Oberdeutichen aber. auch Sedler, bey 
dem Dıtfried Sekilar, Rafiner, Battenherr u. f. f. genannt wird. 


Der Seden, des— 8, plur. doch nur von mehrern Arten, ut 


nom.ling. ein nur bey den Drabtziebern übliches Wort, einen 
flachen, flachrunden, hohlen Draht u. f. f. zu bezeichnen, dergleis 


chen 5.3. der ift, womit die Tobaks, Doſen eingefaſſet werden, 


Daher das Sedeneifen, ein flaches Eifen,; welches feft auf den 


‚ Drabt in den Rinnen des Seckenzuges geſchraubt wird; der Se: 


ckenſtock, ein Amboß mit eingehaueney Furchen, worin man den 
Draht zuvor aus dem Gröbften flach fchlägt, che man ihn in den 
Gedenzug bringt, oder in diejenige eiferne Preffe, worin er flach, 
hohl u. ſ. f. wird, oder auch die Geſtalt eines Geſimſes befommt. 
Anm. Wenn diefes Wort nicht ausländifchen Urfprunges iſt, 


ſo ſcheinet es zu. Senkel zu gehören, indem der Naſenlaut oft nur 


Das Secret, ses— es, plur. die—e, aus dem Latein, Secre- - 


einüberflüßiger Begleiter der Gaumenlaute ift. S. auch Schafe 
und Siefe, i ; 


tum. 1,*Ehedem hieß das Siegel einesregierenden Herren deffen 
Scorer, in welder Bedeutung es aber im Hochdeutfchen veraltet 
iſt. 2. Das heimliche Gemach, der Abtritt; in welchen Verſt an⸗ 
de es ehedem ein anftändiger Ausdruck der feinern Welt war, jegt 
aber bis zur gemeinen und niedrigen Sprechart hinab gefunfenift, 


Der Sectetär, des — 8, plur. die—e, aus dem Franz. Secre- 


tairs, und dieß aus demfatein. Secretarius, ein Wort, welches 


. eigentlich denjenigen bezeichnet, welcher die geheimfien Angelegens 


beiten eines andern, befonders eines vornehmen Herren zu Papiere 


‚bringt und ausfertiget, und welchen man im Dberdeutfchen mit eie 


nem alten guten Werte auch wohl ned) einen. Geheimfchreiber 
nennet. Ju weitererBedentung pflege man in manchen Provinzen 
auch wohl einen jeden Schreiber, befonders in angeſebenen Colle⸗ 
giis, Seeret ar zunennen. (S. Schreiber.) Deſſen Gattinn die 
Seeretarinn. 


Der Sect, des — es plur. doch nur von mehrern Arten oder 


Duantitäten,die—e, eine allgemeine Benennung derienigen ſüßen 
Weine, welche aus Spanien und aus den Canariſchen Inſeln zu 
uns gebracht werden. Daher der Canarien-Seet, von der Cana⸗ 
rien⸗Inſel, der Palm⸗Sect, von der Canariſchen Inſel Palme, 
der Kerefer: Sect, von der Stadt Keres in Andalufien, der Ma— 
laga:Gect, oder nur ſchlechthin Malaga u.f.f. Franzöf. Sec, 
Ital Secco ; nicht von Sad, weil dieſer Wein in Säcken oder 
Schläuchen ausgeführer wird, weil es ſonſt eine allgemeine Benen— 
nung aller Spanifchen Weine feyn müßte; fondern entweder von 
dem Ital. und Span. lecco, troden, weil man ihn aus überreifen 
und raft vertrockneten Beeren zu prrffen pflegt, welcher Wein auch 
im Oberdeutſchen und Ungarn Trockenbeerwein genauut zu wer⸗ 


Anm. Bey dem Ditfricd Sekil, Sechil, im Tatian Sekil a, 


ſonſt ungewiſſen Geſchlechtes ſeyn müßte; es ſcheint D 
vielmehr von der alteſten Bedeutung des Wortes Sa, ein hohler 


6 Er 
den pflegt; oder auch vonder Afrikaniſchen Stadt. Beque, von 
welcher die erfien Reben diefer Art nach Spanien und den Canari⸗ 
fen Juſeln follen ſeyn gebracht worden. In beyden Fällen iſt 
das sein Zufag der Deutſchen Mundarten. —— 
ie Secte y plur. die—n, aus dem Lat, Secta, eine Geſellſchaft 
mehrerer, welche ſich durch einerley Lehren oder Meinungen von 
andern Ähnlichen Geſellſchaften unterfcheider, in welcher allgemeis 
nen Bedeutung das Wort wenig mehr gebraucht wird. Zn engerer 
und gewöhnlicherer Bedeutung ift es eine Geſellſchaft mehrerer, 
welche fich durch irrige Lehren und Meinungenvon der für wahr 
und echı gehaltenen Geſellſchaft ähnlicher Art unterſcheidet. Die 
Secte der Eſſaer und Sadducäer, Apoſt. 5, ı7. Derderbliche 
Sesten, 2 Petr.2,1. Die @ecte der Stoifer unter den Welt, 
weifen, Daher der Sectiver, welcher einer ſolchen in Lehren und 

Meinungen irrenden Gefellfchaft anhängt; die Sectirerey, dag 
darin gegründete Verhalten ; fectivifch oder fectiverifch, darin ges 
gründer. Das Lat, Secta wird richtiger von lequi als von fecas 
re abgeleitet, daher es ehedem auch in gutem, wenigftens gleichgül⸗ 
tigen Berflande gebraucht wurde, fo wie Partey, Geſellſchaft. 
Netter überfegtdaber au Secte dur) Folgunga, und Sectis _ 
vey durch Selbfolgo, 


Die Secunde, plur. die — n, aus dem Bat, fecunda. ı Nãhm⸗ 


lich pars oder diuifio, eine Art Maßes, welches in der zwenten 
Stelle nad; einem andern, welches als das erfle angenommen wird, . 
ſtehet. So ift in der Geometrie, Zeitrechnung u. f. f. die Secuns 
de der fechzigfte Theil einer Minute, fo wie die Tertie wiederum 
der ſechzigſte Theil einer Secunde iſt. Die Markfcheider hingegen 


theilen den Zoll in zehn Primen, die Prime in zehn Secunden , 


die Secunde in zehn Tertienu.f.f. 2. Zuweilen auch das zwepte 
der Stelle, der Ordnung nad, in welchem Verſtande in der Mus 
ſik Töne, welche anf der nächften Stelle im Notenplane bey einane 
der fliehen, Secunden genannt werden, 


Die See, (einfplbig,) plur. die —n, (swenfpldig,) und der See, 


teinfplbig,) des —s, (zweyſylbig,) plür. die — n, (auch zwey⸗ 
folbig;) ein ſehr altes Wort, welche eigentlich Waffer bedeutete, 
aber jetzt nur noch in einer doppelten Bedeutung üblich iſt. 

1. Die große Sammlung Waffers, welche das fefte Land des 
Erdbodens umgibt, und welche auch das Meer, das Weltmeee 
genannt wird. In dieſer Bedeutung ift es allemabl weiblichen Ge⸗ 
ſchlechtes. An der See wohnen. Auf der See fahren. In 
See gehen, in die See flechen, von Schiffen. Der Handel zur 
See. Die hohe See, die offenbare See, In dieſer Bedeus 
tung leidet es feinen Plural, auch nicht, wenn es das Waffer der 
See ſelbſt bedeutet. Die See läuft kurz, bey den Seefabrern, 
wenn fie kurze Wellen macht, ‚lang, wenn ihre Wellen Yang find, 
Die See brauſt, ſchäumt, geht hohl u. f.f. Auch einzelne Theile 
und Gegenden diefes Weltmeeres befommen fehr häufigden Nah 
men der. See. Die Atlantifche See, die ſtille See, die Hordfer, 
die mittellandifche See, die Süderfee, bey Holland, die Ofifee 
u. ſ. fe bey welchen man zum Theil auch das Wort Meer gebrans 
chen Faun, dagegen bey andern das Wort See nicht hergebracht 
iſt; das vorbe Meer, das ſchwarze Meer, das Griechiſche 
Areeru.f.f. diefer Bedeutung Eines Theiles des Weltmeeres 
ifi der Pural der Sache nicht zumider, ob er gleich wenig vor» 
kouimt. "Überhaupt ſcheint das Wort See in diefer Bedeutung 
mehr dem gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, Meer 
aber mehr der höhern Schreibart angemefjen zu ſeyn. 

2, Eine mir fand umgebene beträchtliche Menge Waſſer, befon- 
ders wenn das Waffer in derfelben Wellen ſchlägt; ein Landfee, 
Niederf, Binnenfee. In diefer Bedeutung iftes im Hoch deutſchen 
allemahl männlichen Gefchlechtes. , Der Bodenfer, der Comer: 
See, ar Genfer:See, der Coſtnitzer⸗See wi. fe Da es dıun 

2 in 





7 Ste — 
in allen Landern auch kleinere Seen gibt, Der See Genesaretb, 
Sue. 5, 1. über den See fahren, Kap. 8, 22. Zinen See ab: 
en u. ſ. f. ——— 
” ne le —9 es, wenn dieſes Wort am Ende wächfet, 
Seees, die Seren fhreiben; allein um den Übelftand dreyer auf 
einander folgender e zu vermeiden, läßt man. ein e weg, foricht 
aber dennoch Has Wort zwenfoldig. Einige Spraclebrer wollen 
der See wie Meer decliniret wiffen, Plur. die Seee oder See, 
zweyſylbig; alein esäft diefes wider den beſtändigen Sprachge⸗ 
brauch, der zu allen Zeiten Seen hat. Rede deine ‚Sand aus 
über die Seen, 2 Mof. 7, 19. Ein Land da Bäde, und 
Brunnen und Seen innen find, 5 Mof, 8, 75 und fo in andern 
Stellen mehr ; nur Sir. 24, 34 heißt es Ein Mahl: meine- 
6 erben große See. — 
en. Diefes — welches vor züglich den nordiſchen 
Sprachen und Mundarten eigen iſt, dagegen die ſüdlichen ihr 
Meer, Mareu. f.f. haben, lautet ſchon bey dem Utobilas Sai ws, 
ben dem Notker und Oitfried Seuue, Se, im Angelf. Sea, im 
Engl, Sea, im Schwed. Sjö, im Holänd. Zee, im Niederf, 
See, und felbft bey den Tartarn, vermutblich den Krimmifchen, 
Su, Sui. Es fcheinet, daß die faufende Bewegung des Meeres 
und der ihm Ähnlichen Seen der Grund der Benennung fey, da 
denn mit andern Endſylben faufen, ſteden u. f.f. damit verwandt 
find. Der Unterſchied in dem Geſchlechte ift zwar jet, wenig- 
ſtens im Hochdeutſchen allgemein, ſcheinet aber doch nur aus 
zwen verſchiedenen im Sochdeutſchen vereinigten Mundarten 
entftauden zu feyn. Ben dem Ditfried iſt in der zweyten En» 
dung thes feuues, der Ser, des Meeres, und im Zheuerdanke 
komnt Kap. 64. der See und die See ohne Unterſchied von einem 
en demfelben See vor. 
* den ——— Zuſammenſetzungen finden beyde Bedeus 
‚tungen ſtatt, doch find die in der erften die sableeichften, da denn 
die mit See — zufemmen gefegten Wörter, oft auch mit Meer 
_ verbunden werden fünnen, welches aber in andern nicht üblich 
ift. So fage man Meeral, und Seeaal, Meeramſel und See: 
amfel, Meerwaffer und Scewafler, aber nicht Meerfahrt, 
Meerfahrer, Meerſtadt uf. f. hingegen auch nicht Seebuſen, 
eenge u. ſ. f. 
RE, plur. die —e, S. Meeraal. 
Der Seeadler, des—s, plur.ut nom. fing. ©. Meeradler. 
Die Seeamfel, plur, die — 1, ©. Meeramfel. ; 
Dev. Seeapfel, des — 8, plur. die — apfel, ©. Meerigel. 
Der Seebär, des — es,.plur. die — e, oder des en, plur. 
die — en, eine Art vierfügiger Thiere mit unförmlichen Füßen, 
welche eine dicke Haut, dichte ſchwarze Haare baben, und fih an 
und inden nordifchenDteeren, befonders um Kamtfchatka, aufhal⸗ 
ten, übrigens aber einem Landbäre nicht unäbnlic find, welchen 
fiedoch an Größe übertreffen; Phoca urfina Linn. 
Die Seebarbe, plur. die —n, S.Barbe es 
Der Seebars, des— es, plur. die — bärfe, eine Art Bärfe, 
welche ich in der See aufhält; Perca marına Linn. Meer⸗ 
bars, Strandbars. Bey einigen wird auch der nahe verwandte 
Sander, Perca Lucioperca Linn. Seebars genannt, ver⸗ 
muihlich weil ee ſich gern in Landſeen aufhãlt. * 
Der Seebaum, des — es, plur. die — bäume, eine Art Schlag- 
baum, wodurd die Einfahrt in einen Hafen aus der See ger 
erregt wird, 
BE Seeblume, plur. die — n. 1. Ein Gewächs welches in 
Fluſſen und Landfeen wohnet, und eine ſchöne weiße ‚oder gelbe 
Blume in Geftalt einer Roſe trägt, Nymphaea Linn. See: 
roſe, Waffertilie, Wafferblume, Saarfirang, Saarwurs, 
Misderf. Poppelie, 3. SeSeenelke. 


8 
Der Seebraſſen, des — 9, plur. ut nom. fing. S. Meer⸗ 
braſſen. : — — 
Der Seebrief, des — es, plur. die — e, ein Brief, d.i. eine Ur» 
Funde, welche man zur Seenöthig Bat, - Inengere Bedentung 
werden die Päſſe oder Connoiffements, welche die Schiffer und 


Kauffabrer von dem Drte ihrer Abfahrt mitnehmen, Seebriefe 
genannt, y % 


Se 


+ 


. Die Seebütte, plur. die —n, ©. Meerbürte. 


DieSeecharte, ©. Serfarte. ; 
Der See-Compaß, des —es, plur. die —e, ein Compaß, 
deſſen man fid) zur See bedienet, den Lauf des Schiffes darnach 
zu beſtimmen; der Schiffs: Compap. 
Der Seedeich, des — es, plur. die — e, ein Deich oder Damın 


zur Abhaltung des Seewaffers; zum Unterfhiede von einem 


Slußdeiche: a 

Der Se edraͤche, ses —n, plur. die —n. 1.6, meerdrache 
2. Eine gewiffe Art Seeffhe, Trachinus Drache Linn. wird. 
gleichfalls Drache, Seedrache und Meerdrache genannt, Franz, 
heißt er Vice, 

Die Seedroſſel, plur. die —n, S. Meeramſel. 

Die Seezeicye, plur. die —n, Siehe Meereiche. 

Die Seezpichel, plur.die—n, S.Meeveichel. x 

Das See-einhorn, des — cs, plur. sie — hörner, eine Art 
großer Seefifche mit einem langen gewundenen und 9 bis 10 Fuß. 
hervorragenden Zahne an der linfen Seite der obern Kinnlabe; 


Monodon Lian. Meereinborn, in den nordifchen Gegenden 
Narwall. 


Der Seezengel, des— s, plur.ut nom. fing. ©, Engelroche. 

Das See-erz, des — es, plur, doch nur von mehrern Arten, 
die — e, eine Art Eifenerzes, welches in Sümpfen und morafligen 
Landfeen angetroffen wird; Sumpferz, Moraftſtein. 

Der Seefabrer,des —s, plur. ut nom, fing. Fänin. die See: 
fahrerinn, eine Perfog, welche zur See führer oder reiſet. In 
engerer Bedeutung, welche mehrmahls zur See reifet, deffen eis 
gentliches Geſchäft in Seereiſen befteber. *— 

Die Seefahrt, plur.die—en, die Fahrt, oder Reiſe zur Gerz 
eindon Schifffahrt noch unterfhiedenes Wort. £ — 

Der Seefaſan, des —es, plur. die — e, ein Nabe der Merr⸗ 

buütten, ©, dieſes Wort. 


Die Seeföder,plur.die—n, ein Rahme der Meerfedern, ©. 


diefes Wort. . 


Die Seefeige, plur. die —n, eine Art knorpeliger Thierpflangen, 
welde einer. Feige gleicht, eine Unterart dev Meernefter ift, und 
in Oftindien gegeffen wird ; Meer feige, Seelunge, Alcyonium 
Ficus Linn, Srang. Chapeau flamand. 

Der Seefiſch, des— es, plur. Sie —e, Fifche, welche fich allein, - 
oder doch am bäufigften in der See aufhalten ; zum Unterſchiede 
von den Iuß-und Teichfiſchen. Auch Fifche, welche in Landfeen 
einheimifch find, pflegen wohl Seefifche genannt gu werden ‚da 
denn aber die Zivepdentigkeit unvermeidlich. äft. — 

Der Seefluder, des —s, plur. ut nom, fing, im Oberdeutſchen, 
einer Art großer Gänſe, welche fich zumeilen auf dem Bodenfee 
feben läſſet. Be 

Der Seeforelle, plur. die — n, diejenigen Forellen, welche ſich in 
Landſeen und Zeichen aufpalten ; Teichforelle, zum Unterfchiede 
vonden Bachforellen. 5 


Der Seefroſch, des — es, plur. die — fröfche, S. Meerfrofch. 
Der Seegebrauch, des —es, plur. die — bräuche, dasjenige, 

was auf ber See, unter den Seefabrern, gebräuchlich ift. 
Das 


DE a EN —— Se — 
* 


J See 

Das Soetteföcht, ses—es, plur, Sie —r, ein Gefecht zut See, 
aufder Ste, das Schiffsgefecht, und wenn es heftig ift, und zwi⸗ 

ſchen vielen Schiffen vorfält, das Seetreffen. 

. Das Seegericht, des — es, plur. die — e, ein Gericht, wel- 
ches in Sächen, welche das Seewefen, die Schifffahrt und See 
handlung betreffen, Hecht ſpricht. 3 Me | 

Das Seegefchrey, des — es, plur.die—e, bey Flotten, das- 
jenige, was bey Laud⸗Truppen dag Seldgefchrey iſt. 

Das Seegefeg, des — rs, plur. die — e, ein Geſetz, welches 
die Seefahrer, und alle welche zur See dienen, verbindet. 

Das Seegewäche, des —es, plur, die —r, Siehe Meer: 

gewachs. 

Das Seegras, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — gräfer, ©. Meergras. 

Der Seehafen, des— s, plur. die — bäfen, zum Unterfchiede 
von einem Flußhafen, (S. Meerbafen.) In weiterer Bedeutung 

<  fürgafen überhaupt, ohnedeffen befondere Are zu beſtimmen, iſt 

es vorzüglich im Oberdeutſchen üblich, um die Zweydeutigfeit mit 
Bafen, ein Topf, zu vermeiden, welches Wort im Hochdeutfchen 
nicht gangbar ift. * 

Der Seehafer, des —s, plur. inuf. ein dem Hafer ähnliches 
Gewächs, welches in den Landſeen und ſtill ſtehenden Waſſern auf 
Jamaika und in Virginien wächſet; Zizania.Linn. _ 

Der Seehäber, ves—s, plur. ut nom. fing. ©, Seekrähe. 

Der Seebabn, des—es, plur. die — hähne. ı. Eine Art Ames 
tifanifcher Seefifche, (S. Meerbahn.) 2. Ein Feiner Europäis 
ſcher Seefifch, welcher nie zwey Pfund am Gewicht erreicht, einen 
barten vierecfigen Kopf und dicken Bauch, harte Schuppen und 
große Floßfedern hat, welche den Schwalbenflügeln nicht unähn⸗ 
lich find, daher er auch Serfehwalbe genannt wird, heißt an der 
Dftfee ber Seehahn, ser Seekoch; Trigla Hirundo Linn. 
Dan fagt, wenn übles Wetter kommen foll, fo fpringe er über dag 
Waſſer indie Höhe, und krähe wie ein Sahn. 3. Der Lom: 
‘men oder Lummen, eine Art Waffervögel, Colymbus arcti» 
cus Linn. ingteichen fein Colymbns Rellatus, werden gleich⸗ 
falls Seebahn, genannt, fowie fein Colymbus auritus, das 
Seehuhn heißt. } n 

Der Seehandel, des — 8, plur. die handel. 1. Ohne Plu⸗ 
tal, der Handel zur See, zum Unterfchiede von dem Lanshansel, 
2. Ein Handel, eine Streitigkeit, und überhaupt eine jede Sage, 

. welche das Seeweſen und die Schifffahrt beteifft, 

Der Seehafe, ses—n, plur. die—n. 1. Siehe Meerhaſe. 
2. Bey einigen, eine Art zwenfhaliger Seemuſcheln, welche mar 
nur noch verfeinert kennt, und welche eine Ark der Bäfermufchel 
oder Kakadumuſchel iſt. 

Der Seehecht, des — es, plur.die—e, Semeerhecht. 

Der Seeheld, des —en, plur. die — en, cin Held zur See. 

Das Seehuhn, des —es, plur. die —hühner, ©. Seehahn 3. 

Der Seehund, des — es die—e. ı. Ein vierfüßiges Thier mit 
unförmlichen Füßen, welches einen kurzen Katzenkopf mit Barthaa⸗ 
zen, und einen kurzen ſtumpfen Schwanz hat, übtigens aber einem 

Sunde gleicht, und in den Europäiſchen Meeren einheimiſch iſt; 
Phocavitulina Lin Seekalb, Meerkalb, Meerhund, in den 
nördlichen Ländern Robbe, Niederſ. Rubbe, Salbımd. 2. Eine 
Art Raubfiſche aus demYaiengefchlechte, deffen Kopf einen: Hundes 

kopfe nicht unäbnlich find, und welcher oft über 1006 Pfund 


{wer wird; Canis Carcharias Linn. Seewslf, Zundsfopf, 


Der See-igel, &. Meerigel. 

Das Seekalb, des—es, plur. die— Fälber, ©. Seehund. 

Die Seekante, plur. die—n, ein befonders in Niederdeutfche 
land übliches Wort, dir Seeküſte zu bezeichnen, von Bante, die 
ãußerſte Ede eines Dinges, 


Set 10 

Die Seekarauſche, plur. sie—n, eine den Karanfhen ähnliche 
Art Fiſche, welche ſich aber nur in der See aufhält; Labrus 
rupefiris Linz. — 

Der Seekarpfen, des —s, plur. ut nom. ling. Karpfen, wel⸗ 

che ſich in Landfeen und Teichen aufhalten, zum Unterfchiede von 
den Fluß» und Stromkarpfen. 

Die Seefarte, plur. die—n, eine Karte, auf welcher die Waſſer⸗ 
fläche des Dieeres oder eines Theiles deffelben, mit aleın, was 
ſich auf derfelben zeiget, abgebildet ift, zum Unterfchiede von einer 
Landkarte. 

Die Seekatze, plur. die —n, eine Art nadter Würmer, mit fechs 
Fühlfpisen um den Maule und zwey längernArmen;Sepia Linn, 
von welcher der Dinzenfifch eine Art ift, Die Meerkage hinge⸗ 
gen ift eim geſchwänzter Affe. 

Die Seekirſche, plur. die—n, S. Meerkirſche. 

Der Seekoch, des —es, plur. die —köche, ©. Serhahn. 

Die Seekrabbe, plur. die —n, ein Rahme, welcher von einigen 
auch dem fabelhaften Ungebener der nordifchen Meere gegeben _ 
wird, welches unter dem Rahmen des Kraken am befaunteften iſt, 
©. diefes Wort. 

Die Seefräbe, plur. die —n, eine den Krähen oder Hähern - 
ähnliche Art Patfchfüge, welche ein wenig größer als eine gemeine 
Ante iſt, und fich an dem Meere aufhält; Seehaher, Plancus, 
Corvusminor aquaticus Klein, 

Die Seekrankheit, plur. die— en. 1. Eine jede Krankheit, 
welcher vorzüglich die Seefahrer ausgefeser find, befonders wenn 
fie ich auf der See befinden. 2. In engerer und gewöhnlichererBes 
deutung und ohne Plural, eine mit Schwindel, Brechen, Stühlen 
und verlornem Appetite verbundene Krankheit, von welcher diejes 
tigen gemeiniglich befallen werden, welche dag erſte Mahl auf der 
See fahren, und welche durch das Hin- und Herſchwanken des 
Schiffes und die ungemohnte Seeluft verurſacht wird. 

Der Seekrebs, des — es, plur. die e, eine fehr große Art 
Krebfe, welche fi in der See aufhalten, und unter dein Rahmen: 
der Summern am befannteften find; CancerGammarus Lian. 
Meerkrebs 

Der Seekreuzdorn, in einigen Gegenden ein Nahme des gaff⸗ 
dornes, S. diefes Wort. 

Der Seektieg, des— cs, plur. die—e, ein Krieg zur Ger, 
welcher mit Schiffen geführet wird; zum Unterfchiede von dem 
Landkriege. 

Die Seekuh, plur. die —kühe, ein vierfüßiges fünfzebiges Thier, 
mit unförmlichen Füßen, welches von vorn einer Kuh nicht unähn- 
lich fiebes; fehr groß iſt, und fi in dem Meere zwifchen Kam⸗ 
tſchatfa und Nordamerifa aufhält; TrichechusManati Linn. 

Manati, dee Seeochs, und wegen feinerfläglicen Stimme eu 
Lamentin. 

Die Seeküſte, plur. sie —n, die Küſte ander See, das Ser 
ufer, auch nur die Rüfte ſchlechthin, im Niederf, die Seefante. 
Das Seelamt, des— es, plur. die—ämter, von Seele, in der 
Römiſchen Kirche, eine fenerlihe Seelmeffe, welche gefungen 

wird, und mit Diufif begleitet if. 


"Die Seelaterne, plur. die — n, große Laternen von verfhiedener 


Art, welche die Schiffe des Nachts auszuftellen pflegen, Sie 

Schiffslaterne, Seeleuchte, 
Das Seelbad,.oder Seelenbad, des— es, plur. die —bäser, 
ein größten Theils veraltetes Wort, welches in der Römiſchen Kita 
che ehedem eigentlich ein freyes Bad bedeutete, welches man armen 
Renten zum Heile ſeiner Seele im Teſtamente ſtiftete, and womit 
zuweilen eine Mahlzeit verbunden war, In weiterer Bedeutung 
wurde bernach eine jede Spende für die Armen, welche man 'zu.n 
Heile feiner und feinerBerwandtenSeelen fliftere,fowohl ein Seel⸗ 
43 x bad, 


* 


— N OR 


v 


"Bad, als auch ein Seelgeräch genannt, weldjes letztere aber von 


weiterm Unfange war, S. daffelde. 


2, Die Seele, plur. die — n, einnur in einigen Fällen übliches 


Mort, welches daſelbſt in verfchiedenen Bedeutungen vorfonmt, 
wo es nichts weniger, als eine Figur des folgenden Wortes zu feyn 
ſcheinet. 1. An einem Feuergewehre wird der ganze -innere hohle 
Kaum, die hoble Röhre, die Seele deffelden genannt, in welchem 
Berftande es fo wohl von Kanonen, als von kleinem Gewehre üblich 
iſt. Hier fcheinet die Bedeutung des hohlen Raumes die herrſchen⸗ 
De zu ſeyn, fo daß es als ein Verwandter von Schi, aula,Schale, 


ZSille, ein’ Kahn, Zelle u, f. f. betrachtet werden muß. (S. Suhl.) 


2, Der lange, halb durchfichtige, weiche innere Sheil eines Feder⸗ 
Fieles heißt im gemeinen Leben deffen Seele, im mittleren Lateine 
ohne Zifchlantllum. Auf ähnliche Art wird in den Häringen die 
dünne lange filberfarbene Blafe, welche durch den ganzen Rücken 
berfelben gehet, deren Seele genannt. Bey den Tuchmachern heißt 
dasdimne Eifen inwendig an den Schügen, die Seele. An allen 
drey Fällen, entweder mit dem herrſcheuden Begriffe der Ausdeh- 
nung in diefänge in Verbindung mitder Dünnheit, als ein Ver— 
wandter von Zeile, Seil u.f.f. Oder auch inden beyden erſten 


Fällen, wegen der weißen Farbe und halb durchfichtigen Befchafr 


fenheit, wie Sol, Silber, Salm u. f.f. (5: Sahl.) 3. Endlich 
äft Seele auch bey den Bildern die erſte grödere Form einer Figur, 
welche hernach mit Gyps überzogen und völlig ausgebildet wird; 
Ser Bern, im Franz. gleichfallsl’Ame. Vielleicht auch als eine 


Figur der erfien Bedeutung, etwas das im Innern, inwendig iſt. 


©. Sahl. 


2.Die Seele,plur, sie —n, Diminntiv. welches doch nur im 


vertraulichen Scherze üblich. ift, das Seelchen, ein fehr altes 
Wort, welches in verfchiedenen Bedeutungen üblich ift, 


2, Das Leben, und die Lebenskraft eines lebendigen Dinges; 


eine dev erfien und älteken Bedeutungen. Merke, dag du das: 


Blur nicht effeh, denn das Blur iſt die Seele, darum ſollt du 
Sie Seelenicht mit dem Sleifche effen, 5 Mof. 12,23. Du folle 
dem Armen feinen Lohn nicht vorenthalten —— Senn er erhält 
feine Seele damit, Kap. 24, 14.f. Kommt ihr. aber ein Scha: 
de daraus, fo fol er laffen Berle um Seele, 2 Mof. 21, 23. 
Und fo in vieien andern Stellen mehr, Im Hochdeutſchen iſt es in 
diefer Bedeutung veraltet, außer daß einige Redensarten der fol⸗ 


"genden Bedeutung auch durch diefe erfläret werden können EB, 


die Seele if ihm ausgefabren. 
gleihfals diefe Erklärung. 
2, Das Vermögen, die Kraft, zu empfinden uud zu begehren. 
Die Seelen der Thiere, Befonders diefes Vermögen in dem 
Menſchen, als ein mit Gerz gleichbedeutendes Wort, da es denu 
eigentlich dem Geifte entgegen ſtehet. Der Menſch bat eine ver: 
nünftige Seele. Man fagt, jemand habe Feine Seele, wenn 
fich diefes Vermögen nur ſchwach bey ihm äußert. Gottes Wort 
ſcheidet Seele und Geiſt, Ebr.4,32., Meine Seele iii betr übt, 
iſt fehr erfchroden, freuet fih, u. fr fe in der Deutfchen 
Bibel. Eine edle, eineschlechte, niederträchtige Seele haben. 
Das gehet mis durch die Seele, ſchmerzt wich in der Seele, 
Ich ſchame mic) in der Seele. Es thut ibe in die Seele weh, 


Befeelen und Entfeelen leiden 


Ad, das Geld liege mir nicht an die (der) Seele, Gel, Wie: 


edel gefinnt if ibre Seele! ebenderf, Die Mine, mir der fie 
diefe Nachricht aufnehmen wird,foll mir ihre ganze Seele auf- 
klaren. In der tiefen Berrübniß meiner Seele, Weldes 
— größer, blühende Wangen, oder eine ſchöne Seeie? 
m. i 
3. Das Wefen, welches in uns denkt, Verſtand und Willen hat, 
ein mit einem erganifchen Körper verbundener Geiſt. 


el. re 


(1) Sgentlich, fo wohl in Berbindung mit feinem Körper, 


Die Seele des Menschen, die menfchliche Seele. Die Seete it 


ein Wefen, welches Derfiand und Willen bat. Daber die im 


„gemeinen Leben üblichen R. Areinem erwasauf — an⸗ 


befehlen anvertrauen u, f. f. auf das dringendſte. Bey meiner 
Seele, vine in der niedrigen Sprechart übliche Art zu fhwören, 
In jemandes Seele ſchworen, in feinem Nabmen, fo daß feine 
Seele den Eid zu verantworten hat, und dann auch in weiterer Bes 


deutung: in jemandes Seele roth werden, an feiner Statt, in - 


feinem Rahmen. Als auch vor der Bereinigung mit ihrem fünfti- 

gen wrganifchen Körper, und nad) der Trennung von demfelben.. 

Die Scelen Ser Verfischenen, der Gerechten, der Verdammten. 
(2) Figürlich. — 

(a) Ein mit einer vernünftigen Seele begabtes Geſchöpf, 


zunächſt ein Menſch, in Anſehung feines Empfindungs- und Ber 


gedrunssvermögens, Er iſt eine gute, eine feige, eine nieder» 


trachtige Seele. Deine Keige werden auch die wildeſten See⸗ 


len bändigen. Eine feile Seele. Lafierbafte Seelen, die dag 
größte, was die Wienfchbeit befigt , verunedlen. 
Seele zertritewohl sonigſeim, aber einer hungrigen Seele ift 
alles Bittere füße, Sprihiw. 27,7. Aber aud) in weiterer Bes 


deutung, für Dienfch, Perfon, im weiteften Verſtande. Abram 


30g mit allen Seelen, dieser geseuget hatte, in garan, ı Mof, 
12, 5 
viele lebendige Einwohner hat. Daher das Seelenregiſter, das 
Verzeichniß aller an einem Orte zugleich lebender. Perſonen. Es 
it Feine lebendige Seele da, wo es auch wohl in noch weiter 
ver Bedeutung ein jedes lebendiges Geſchöpf bedeutet, Sie ſpricht 
von Feiner lebendigen Seele Gutes. 
Mit vorſag bar ernoch Feiner Seele gedienet. Indeſſen läſſet ſich 
das Wort Seele in diefer weiteren Bedeutung nur. imeinigengällen 
für Menfch oder Perſon gebrauchen, welche alemAnfehen nach nar 
diefe zwey find, wenn man von den zugleich lebenden menfchlir 
chen Einwohnern eines Ortes redet, und dann, wenn man narh einer 


gewöhnlichen Figur ſtatt Menſch ein befeeltes oder lebendiges Ger 


ſchöpf ſetzt. In der engern Bedeutung eines Menfchen in Anfehung 


feinesEmpfindungs-undBegebrungsvermögens iftes allgemeiner, 


4b) Dasjenige, was einem Dinge Leben, regelmäßige Be 
wegungund Wirkſamkeit ertbeilet. Man fagt, jemand fey die 
Seele der Gefchafte, wenn ihre Behandlung vornehmlich von ihm 
abhängt. Die Liebe ift die Seele aller chriſtlichen hie = 
eis 


den. Die Demuth if die Seele aller Tugenden, 


Die Seele der Ehe iſt die Gleichheit der Gemüther, eben-derf, 
In einer mehr eigentlichen Bedeutung verfianden die ältern Philos 
ſophen unter der Seele der Welt oder der Weltſeele ein geiſtiges 
Vermögen der Materie, ihre Veränderungen ſelbſt hervor zu brin⸗ 
gen, welches fie auch die Natur nannten. 

(ch Ju noch weiterm Verſtande, der vornehmſte, weſent⸗ 
lichſte Theil, die nothwendigſte Eigenſchaft einer Sache. Die Bil⸗ 


ligkeit iſt die Seele der Geſetze. Eine bündige Kürze iſt die 
Seele der Anakreontiſchen Ode. Die Mannigfaltigkeit iſt die 


Seele eines Gedichts. 

Anm. ImIſidor Seulo,im Kero, Ottfried und WillferamSela,in 
den gröbern Oberdeutſch. Mundarten Siel, bey demllpbilas>aivae 
la, imAngelf.Savel,Savul, imEngl,Soul, im Schwed. sjal im 
Islaãnd.Soal. Junius ſahe es als ein aus amiv, leben, und den Jsl. 
Wala, Quelle, zufammen geſetztes Wort au, allein er hätte das letz⸗ 
tereimmmer wegloffen können. Friſch leitet es ſehr aefucht von dem 
alten falen, übergeben, her, weil die Seele von Bott eingegeben ſey. 
Da ale Rahmen des Geiſtes und der Seele faft ın allen Sprachen 
Figuren des Athems, des Hauches, des Windes find; z B. anima 
von Avenog: jo kann man auch dep diefem Worte ſchon zum voraus 

etwa s⸗ 
) 


Kine volle " 


Eine Stadt en:hält zehntauſend Seelen, wenn fie fo 


Sage es Feiner Seele 





15 = See 


etwas ähnliches vermuthen. In der That iſt auch Leben and Le⸗ 
benskraft eine der erften Bedeutungen, fo wie die Latein. anima, 
Seele, und animal;ein Shier, Iebensiges Geſchöpf, Wörter Eis 
"nes Gefchlechtes find ; der Ausdruck des Lebens aberiffwwieberum 
eine Figur, theils des Athens, theils auch der Bewegung über: 
baupt, da man denn anı Ende auf zwey Onomatopdien kommt. (S. 
Sahl,) wo ſchon gezeiget worden, daf diefes Wort urfprünglich eis 
Re dmomatopdieift, und bernach ſigürlich, fo wohlBewegung übers 
haupt, als auch Zahl, Meuge, Geſellſchaft u. f. f. bedeutet. Ver⸗ 
wandti ſind damit freylich ſo wohl das Griech. Cacz⸗, leben, als auch 
das Böhm, Syla, Kraft, das Hebr. dier, begehren, unſer ſelbſt 
und andere mehr. 

Es iſt eine alte und gewöhnliche Form, den Fämininis auf e in 
der zweyten und dritten Endung des Singulars noch ein n anzus 
hängen, welche Fornr auch im Hochdeutſchen nicht ganz fremd iſt, 
ob fie gleich nicht dierichtigfteift. Die nach meiner Seelen fles 
ben Pf.17,9. Angſt der Seelen, Röm.2,9, 

Jede Freude, meiner Seelen Lriede, 

Ir dahin, Wiel, 
In welchem letztern Falle doch der Wohlklang dieſe Form eat ſchul⸗ 
digt, weil meiner Seele Friede einen Überklang bat, der ſich in 
deiner Seele Beßtes nicht findet. Einige Zuſammenſetzungen 
haben diefe Form gleichfalls behalten, wie Seelenangſt, Seelen⸗ 
lehre u. f. f. dagegen in andern nur Seel — üblich iſt. 
Die Seelenengft, plur. inuf. ein hoher Grad der Augſt der 
Seele, d.i. deg Gemüths. 
Die Seelentraft, plur. die — kräfte, die Kraft der Seele, das 
Vermögen, Beränderungen in fih hervor zu bringen, Inder 
Einſamkeit werden die Seelenfräfte am meilten erweitert. 


Die Seelenlehre, plur. doch tur von mehrern Büchern diefer 


Art, die—a, die Lehren von dem Werfen und den Eigenfchaften der 
menfhlihenSeele, and ein Buch, worin diefeibe vorgetragen wird; 
mit einem Griechiichen Kunſtworte, die Pfychologie, 

Das Soelen-Regifter,des-—s, plur. ut nom. fing. das Res 
‚gifter oder Verzeichniß der Seelen, d. i. aller zugleich lebenden 

Mtenſchen an einem Drie, 
Die Seelentube, plur. car. die Ruhe der Seele, die Abweſen⸗ 
beit aller — oder unangenehmer Empfindungen des 
Gemüthes. 

Der Seelenſchlaf —— es, plur. car. derjenige Zuſtand der 


‚Seele, da ſie ſich nach der Sreruning von ihrem Körper bis zur‘ 


MWiederdereiniaung mit demfelben in einem Zuſtande dunkler und 
undeurliher Empfindungen befinden fol. 
Der Seelenverfäufer, des—s, plur. ut nom, fing. von 


Seele, Perfon, Menſch, ein Nahme, welchen man’ in Holland 


denenjenigen Leuten gibt, welche Matroſen für die Schiffe in vor⸗ 
Aus annehmen, fie bis zue Abfahrt unterhalten, und fie bey der Abe 
fahrt nochdürflig ansrüften, woranf fie fich denn vonibrem künfti⸗ 
gen Solde bezahlt machen, Es find eigentlich Matroſen-Mäkler, 
die aber wegen ihrer tducherlichen Kunftgriffe den obigen verhaß⸗ 
ten Nahmen befommen haben; Holänd. Zielverkoper. Daß 
diefes Wort, wie einige wollen, aus Zedelkoper verderbt wor, 
den, weil fie Bie Zettel, welche die Oſtindiſche Compagnie denen⸗ 
jenigen gibt, welche in ihre Dienſte treten, an ſich kaufen, hat we⸗ 
nig Waboſcheinlichkeit. In weiterer Bedeutung werden in Nie⸗ 
derdeutſchland auch diejenigen Seelenverkaufer genaunt, welche 
andere durch Liſt oder Verrãtherey zu Kriege: oder andern ſchwe⸗ 
ren Dienſten verkaufen. 

Die Seelenwanderung, plur. die —en, der Überagang einer 
and eben derſelben menſchlichen Seele in verſchiedene Körper nach 
einander, mit einem Griechiſchen Kunftworte die Metempſycho⸗ 
fs; eine von verſchiedenen ältern Weltweiſen bebauptete Lehre. 


Set s 14 


—— \ — 
Die Seelẽerche, plur. bdie — n. . Eine den Cerchen ähnliche 
Art Kibitze, welche ihre Wohnung in den Höhlen am Ufer der See 
bat, Gavialittoralis Klein. Charadrius Hiaticula Lin. 
Enal.Sealark, im Deutfchen auh See Mornell. 2. Bey dent 
Geßner iſt es eine Art Seefiſche, welche einen Schopf hat, wie eine 
Zeche; Alauda Ge/n. 

Die Seeleuchte, plur. die — n, die Seelaterne. 

*Das Seelgeräch, des —es, plur. die—e, von dem alten Ge⸗ 
rath, ein Seftament, Vermächtniß, ein im Hochdeutfchen veraltee 
tes, ehedem fehr gangbares Wort, ein jedes Vermächtniß zu ber 
zeichnen, welches man zum Heil feiner Seele machte, wohin deun 
nicht nur die Seelbäder, fondern auch die Seelmeffen, Vermächt⸗ 
niffe an Kirchen und öfter u. f. f. geböreten. In weiterer Ber 
deutung wurden auch wohl die Xegräbnißgebühren des Pfarrers 
mit diefem Nehmen beleget. Schwed. Själaryckt, Själaräd. 


‚Das Seelbaus, des—es, plur. die—häufer, in einigen Obers 


deutfhen Gegenden, eine Anſtalt zur Berforgung alter und unvere 
mögender Bürger, weilman dergleichen in Fatholifchen Ländern 
zum Heil feiner Seele zu fliften pflegt. Deſſen Vorſteher dee 
Seelvater. Juandern Gegenden nennt man eine folche Anfralt 
ein Hofpital, obgleich diefeg zunãchſt zur Übernachtung für arme 
umgebende Fremde beſtimmt iſt. 

Die Seelinfe, S. Wafferlinfe, 


‚Die Seelmeffe, plur, die —n, in der Römischen Kirche, eine 


Meſſe, welche für die Befrepnnng einer oder mehrerer Seelen aus 
dem Fegfeuer gelefen wird, und weldde, wenn fie feyerlich mit Mu⸗ 
fif gefungen wird, das Seelamt beißt. 

Die Seelnonne, plur. die — n, in den Fatholifchen Ländern ; 
eine Art unverbeiratheter weibliher Perfonen, welche ſchwarz ge» 
fleider gehen, und die Eodten beyderley Geſchlechts abwaſchen und 
in den Sarg legen, 

Der Seelöwe, des—n, plur. die—n, Zänin, bie Serlöwinn, 
ein vierfüßigesThier mit undeutlichen Schwinmzehen, welches der 
Seehund, den Seebär und das Seepferd an Größeund Grimm 
übertrifft, und um den Hals krauſe Haare wieein Löwe bat, Phoca 
leonina L.undPhoca juba For. Es Hält ih in und am Mee⸗ 

re auf, 

Die Seelforge, plur. car. die Sorgfalt für die Wohlfahrt der 
‚Seele, für dag geiftliche Wohl; in engerer und gewöhnlicherer Bee 
deutung, für das geiftliche Wohl anderer „da denn die Seelforge. 
eine Pflicht der Pfarrer, Prediger, Bifhöfe u ſ. f ift, deren gan⸗ 
zer Stand und Geſchäft daher auch wohl die Seelſorse genannt 
wird, Im mittlern Lat. Cura. 

Der Seelſorger, des —s, plur. ut nom. fing. ein Geiſtlicher, ſo 
fern dieSechforgs fein vornehmſtes Geſchäft iſt; ein Prediger, Pfar⸗ 
rer,im mittlerntat.Curatus, Sram: Cure. Ehedem&eelwarter, 

Die Serluft, plur. die — lüfte. 1. Der Zuftand der Luft auf 
der See; obne Plural, im Gegenfage der Landlufe. 2. Eine 
Luft, D.i. gelinder Wind, welche von der See fommt, im Gegen⸗ 
fage der Landlufe. Wir haben Seeluft. Wo der Plutal zu⸗ 
weilen vorkommt, 

Die Seelunge, plur. die — n, S. Serfeige. 

Der Seelvater, des —s, plur. die — väter, S. Scelhaus. 

Die Seemadıt, plur. die —machte/ im®egenfage der Landmacht. 
a. Eine Macht zur Ser, d.i, eine beträchtliche Anzahl Kriegesichiffe 
gen Zugebör; ohne Plural. Line furchtbareSeemacht ha⸗ 

2, Ein Staat, welcher eine Seemacht hat. d. i. Flotten oder 
ce unterhält; ehedem-eine See-Potenz. In diefem 
Berftande find Sranfreich, Spanien Portugalu.fef. Seemãch⸗ 

0, In der engſten Bedeutung, ein Siaat, welcher nur allein vie 

ne Seemacht, und gewöhnlich feine Landmacht hat, da denn beſon— 


ders Großbritannien und Poland diefen Nahmen füpren, x 
er 





15 Ste — 


Der Seemann, des — es, plur. die —männer, und von ges 
ringen Perfonen, die —leute, eine Perfon männlichen Geſchlech⸗ 

tes, welche die Schifffahreverfichet. Daher die Seemannskunſt, 
plur.car. dieKunft, ein Schiff ficher und geſchwinde an einen Ort 
zu bringen, wovon die Steuermannsfunft einTheil iſt; dieSchiffr 
fahrt. Meermann begeichuet hingegen ganz etwas anders, ©. 
Meerfrau. 

Die Seemannstreu, plur. car. von Mannstren und Ser, eis 
ne rt der Mannstreu, welche an dem Seeufer wächfet , Eryn- 
.gium maritimum Lian. 

Die Seemaus, plur. die — mäufe. 1.(8.Meermaus.) 2. Dem 
Friſch zu Folge wird auch die Häufige Schale eines Rocheneyes, wor⸗ 
aus der junge Roche bereits gefrochenift, die Scemaus genannt. 

Die Seemeile, plur. die—n, eine Are Meilen, nach weldden man 
die Entfernungen auf der See zu rechnen pflegt; zum Unterfchiede 
vonden Landmeilen, Gemeiniglich rechnet man deren 20 auf 
einen Grad, 

Die Seemewe, plur. die —n, diejenigen Arten Mewen, welche 
ſich an und auf dee See, d. i. dem Meere aufhalten, und deren es 
wieder verfehiedene Artengibt, Im gemeinen Leben, werden auch 
diejenigen, weldean und anf den Landfeen.angetroffen werden, 
Seemewen genannt. 


Das Seemoos, des — es, plur. doch nur von mebrern Arten, 


die—e, eine Art Moofes, welches in der See wächſet; Meermoos. 

Der See:Mornel, des — es, plur. die—e, ©, Seelerche. 

Die Seemufchel, ©. Meermufcel. 

Der Seenabel, des —s, plur. die —näbel, ©. Meernabel. 

Lie Seenadel, plur. die—n. ı. Eine Artungewundener Schnee 
den, inÖeftalt einer langen dünnen Röhre, oder eines abgebroches 
nen Stückes voneiner Stricknadel; die Meernadel. 2. Einun: 
eßbarer Seefiſch, oder vielmehr eine Art Seeraupen, welche oft 
eine halbe Eile lang, aber nicht dicker als ein Pfeifenftiel ii; Syn- 
gnatus Acus Linn. 

Die Seenatter, plur. die — n, ein dem vorigen ähnlicher Fiſch, 
mit welchem er auch zu einem und’eben demfelben Befchlechte ges 
böret; Syngnatus Ophidion Linn. 

Die Scenelke, plur, die — n, eine Art Seeneſſeln, in der aten 
Bedeutung, welche fih auf Klippen und Aufterfehalen aufhält, 
und auch Yufterneffel, Ser: Ane mone, Seeſtrumpf, Seetaſche 
genannt wisd; ActinialenilisL, 

Die Seeneflet, plur. inul. 3. Bey einigen ein Nahme des Meer⸗ 
odır.Sergrafes, welches in den mitternächtigen Gegenden See— 
tang genannt wird; Zoliera Linn. 2, Eine Art gegliederter 
Seewürmer; Actinial, 

Der Seeoche, des— en, plur. die—en, S. Seekuh. 

Der Seeofficier, des —s, plur, ut nom, fing, ein Offieier 
sder Zefehlshaber zur Ser. 

Das Seeohr, des — es, plur. die—en, eine ungewundene 
Schnecke inGeſt alt eines —— welche zwar un den Mittelpunet 


gekrümmt, aber nicht mit Kammern verfebenift. Verſteinert wird 


fie anch Planis genannt. Die länglich rundean der Seite durchs 
töcherte Perleumutter führet gleichfalls denNahmen des Seeohr es. 
Die Seeorgel, plur, die—n, S. Meerröhre ı. 


Die Seeotter, plur, die—n, eine Art Ottern, welche fich in Aſien 


und Auierika an dem Seeufer aufhält, und deren Schwanz nur halb; 
fo lang ift, als an der Fluß otter. 

Der Srepapagey, ©. Meerpapagey. 

Das Seepferd, des — es, plur, die — e. 3, Eine Urt vier 
füßiger Thiere mit unförmlichen Fügen, und zuſammen geſwach ſe⸗ 
nen Binterfüfen, welches hervorragend eHundszähne hatund von 
vorn einem Pferde gleicht ; Rosmarus, W Wallroß Meerpferd. 
Es leht uier dem Mordpake, 2. Eine Arı Seerau, en, deren Kopf 


| > 


einem Pferdelopfe ähnlich ift, wird im Diminut. das Seepferd⸗ 


chen genannt, Syagnatus Hippocampus Zinn. 

Die Seepflaume, plur. die —n, ein Ocwächs mit uufenntlihen 
Geſchlechtern, welches eine Art Sermooſes ift, und. aus einer faſt 
Tugelvanden einzelnen, intsendig faftigen Pflanze beſtehet; ;‚Ulva 





pruniformis Linn. Man findet es inden großen Sandfern des - 


| Chur: und Neumark Brandenburg, 


Der Seepinfel, S. Meerpinfel, 
Der Seerabe, des — n, plur,die—n. ı. . Eine Art Kaben in 


Liefland, deren Schnabel wie eine Säge mit Zähnen verfehtn iſt. 


Sie halten fi in Shürrmen und alten Gebäuden auf, und nähren _ 


fih von Getreide, Fröfchen und Ungeziefer, 2, Ein den Raben 
ähnlicher buntfarbiger Vogel, weicher in Merico einheimiſch iſt. 


3. Der Schlingrabe oder Schluder, welcher eine Arı Parfehfüge 
if, und Äch an den Meeren und Landfeen des nördlichen Europa 


aufhält, wird gleichfalls fowohlSerrabe als Wafferrabe genannt, 
Pelecanus Carbo Linn. Franʒ. Cormorant. 


Der Seeraͤchen, des—s, plur. utnom. fing, eine Art Waſſer⸗ 


vögel;welche'größer als die ſtärkſte wilde Ante, von Farbe weiß iſt, 


und einen ſchwarzen Kopf, aber feinen breiten, fondern einen länge 


_ lichen fpigigen Schnabel bat, Er hat den Rahmen von feiner Ge⸗ 
feäßigfeit, weiler die größten Fifche in den Landfeen und Leichen 
verfchlinge, nnd die eine Hälfte fo lange indem Rachen und 
Schlunde behält, big die andere Hälfte verditiet worden, Er 
fheint eine Art Mewen zu ſeyn. 


Der Seeräuber, des —s, plur. utnom, fing, derjenige, wel 


cher zur See raubet, d. i. ohne alle Vollmacht aufder See oder zu 


Schiffe das Eigentbum anderer mit Gewalt wegnimmt, der Cor⸗ 
fer, im Oberd. Meerraͤuber; zum Unterfchiede von einem Baper, 
welcher Vollniacht dazu hat. S. auch Seejhäumer. 


Die Seeräuberey, plur. die—en, die Räuberey zur Ser, bie: 


* 


gewdltthätige Wegnahme fremden Eigenthnmes zur See ohne alle 


Vollmacht. Seerauberey treiben. Auch dergleichen Handlung, 
Die Seeraupe, plur, die — n, eine Art Secfifche ohne Kiemien, 


dedel, u Rohne Bauchfinnen, welche die Befialt einer Raupe ha⸗ 


ben, und wohin die Seenadeln, Serpferdihen u. ſ.f. gebösen ; 
Syngpatus Linn. 

Das Seeröpphuhn, des — es, plur. die — hühner, bey eini⸗ 
gen, ein Nahme derjenigen Seefifche, welche bey uns unter dem 


Nahmen der Zungen am befannteften find; Pleuronectes Sola’ 


Einn. 

Das Seerecht, des—es, plur. die—e, Geſetze nach — in 
Vorfaͤllen auf der See geurtheilt wird, es ſeyen nun Sachen, wel⸗ 
che die Schifffahrt und die Handlung, oder den Spefrieg betreffen; 


wo e3 doch vor dem ganzen Umfange oder der Saminlung diefee f 


Geſetze am üblichften if, und alsdann entweder im Singular als 
„Fein, oder Auch im Plural allein gebraucht wird. 

Die Seereife, plur. die—n, eine Keife zur Ser, zum Unterſchie⸗ 
de von einer Landreiſe. 

Der Seerichter, dee—3, plur. ut nom. fing. ein Nichter, 
weicher in Sesfachen Recht fpricht, ein Richter in eiiem Serge» 
richte; ein nur in einigen Gegenden und Fälleu übliches Wort. 


So führer in Baiern der Vorſteher der Fiſcherzunft am Ammers 


fee diefen Rahmen. 

Die Seerofe, plur. sie —n, ©, Serblume, 

Die Seerüftung, plur. die— en, die Rüftung sur Gee, befons 
ders zu einem Seefriege. 


-Die Seefäche, plur. die — n, eine Sache, welche das Seewe⸗ 


fen, die Schifffahrt zur See, die Sechaudlung, oder den Seekrieg 


betrifft. 
Das Seeſalz, des —es, — car. das indem Seewaſſer befind⸗ 
liche, aus demſelben beyeitete Salz, Meerſalz, in Nieder 


deutſch⸗ 





— 


Du ee in Zee 


—— 2 EN — Er ! — 


Pe? \ x 


Deuiſchl and Boiſ⸗ als; zum Unterfdiede von dem Brsiunenfalze 
und Steinfalze, 3 


Der Seefhaum, ©. Meerfchaum. 


Der Seefhäumer,des—s, plur. ut nom. fing, einebefonders 
in Riederdeutfchland übliche gelindere Benennung eines Seeräus 
bers und feines Schiffes; der Meerfchäumer. Siehe Shäumen. 

Das Seeſchiff, des —es, plur. die—e, ein Schiff, welches die 

See oder das Weltmeer befegelt; zum Unterfchiede von einem 
Stußfchiffe. ; R 
Die Seeſchildkrote, plur. die —n, eine Art großer Schildfröten, 
- welche fi nur in der See oder dem Meere aufhalten, die Meer: 
ſchildkrote; zumlinterfihiede von den Land-undsluß ſchildkröten. 
Die Seeſchlacht, plur. die —en, eine Schlacht zur Ser, das 
—Seetreffen; zum Unterſchiede von einer Schlacht zu Lande. 
Der Seefchlagel, des —s, plur.utnom.fing. Siehe Sam: 
merfiſch. A 3 
Die Seeſchwalbe, plur. die —n, ein Nahme verſchiedener den 
Schwalben äbnliher Seevögel. Befonders werden 1. die meis 
ſten Arten Mewen z. 3, die weiße Mewe,oder Jifchaarmewe,der 
Sraunkopf, der Schwarzkopf, die ſchwarze Mewen. f. f. in 
viele: Gegenden Seeſchwalben, und nach einer andern Mundart 
Serfhwalme genanut; Engl. Sea-Swallow. 2. Eine Art 
Brachvögel,welche eigentlich eine Att Bienenfraß ift, wird gleich» 
falls Seeſchwalbe oder Seeſchwalm genanut; Merops apia- 
fierL. 3. Au eine Arı Serfifche mit großen Floßfedern in 
Geſtalt der Schwalbenffügel; ©. Seehahn. 

Die Seefemfe, plur, inut. eine Yet Semſen, welche in den Lande 

ſeen und Flüffen Europens wächſet; Scirpus lacuftris Linn. 

Der Seeſoldat, des—en, plur. die—en, ein Soldat, welder 
zur See, d. 1. auf Schiffen dienerz zum Unterfgiede von einen 
Landfoldaten. 

Die Seefonne, plur. die —n. ı. Eine Art Seefterne, welche ei⸗ 
ner geftrahlten Sonne ähnlich fehen, und auch Meduſenhäupter 
geuaunt werden. 2. Huch der in Ofkindien befindliche Sonnen- 
fiſch, welcher faft eyrund iſt, einen ungeheuren Kopf mit großen 


runden Augen und einein Eleinen Manle, eine harte förnige duns - 


felbranne Haut, und an jeder Seite zwey Sloßfedern bat, wird 
von einigen die Seefonne genannt. 
Die Seefpinne, plur. die —n, S. Meerfpinne. 


” u 


IT a 


Die Seeſtrecke, plur. dien, eine Strede der See oder des 
Weltmieeres, d. i. eine beträchtliche Gegend derſelben. Kine 
nosh unbefahrne Seeſtrecke. - 3 

Das Seeſtück, des —es, plur. die = e, ein Stück, d.i. Gemahl⸗ 
de, welches die See mit ihren Theilen vorſtellet. 

Der Seeftubl, des—es, plur. die — fühle, ein in den neuern 
Zeiten von Heren Frains in England zu aftronomifchen Beobr 
achtungen erfundener Stuhl, welcher feine Stelung bey allen 
Bewegungen des Schiffes unverändert behält. 

Der Seeflurm, des—es, plur. die Stürme, ein Sturm auf 
der Ser; im Gegenfaße eines Landfturmes. 

Der Seetang,des —es, plur. inuſ. ©. Meergras und Tang. 

Die Seetaube, plur. die —n, ein in Grönland ginheimifcher 
Seevogel mit Schwimmfüßen, welcher die Größe einer Änte, 
übrigens aber die Geftalt einer Taube hat; Columba Groen- 
landica Linn, 

Der Seeteufel, des —s, plur. utnom. fing, ». S. $lußten: 
fel.) 2. Auch der Meerfrofch, oder eine Art Rocher, wird wegen 
feiner ſcheußlichen Geſtalt Seeteufel genannt, 

Das Seetbier, deg —es, plur. die —e, Thiere, wilde ſich in 
der Ser aufhalten, zum Unterfchiede von den Landthieren. 

Die Seetonne, plur. die —n, Sonnen, welde an gewiffen Stel 
len der See auf der Oberfläche ſchwimmend erhalten werden, um. 

den Schiffeen dadurch die Befchaffenheit des Grundes anzuzei⸗ 
gen ; im’ Niederdeutichen die Safe. x 

Das Seeteeffen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Treffen zur. 
Ser, die Seeſchlacht. . \ f 

Die Seetrifft, plur.doch nur von mehrern Arten oder Quantitã⸗ 
ten, die —n, im Niederdentfchen, alles was die See auswirft, 
was auf derfelben treibt, es fey num Holz oder Waaren, oder 
Theile von gefoheiterten Schiffen, der Seewurf. 

Die Seetrompete, plur. die —n, S.Meerhorn. 

Die Seeubr,plur,die —en,eine Uhr, welche dieSpeile der Zeit ben, 
allen Bewegungen des Schiffes genau und ununterbrochen zeiget. 


Das Seeufer, des —s, plur.ut nom, fing. das Ufer fo wobl 


der See, d. i. des Meeris, als auch eines Landſees; die See— 
küſte, der Seeſtrand, das Meerufer. 

Der Seevogel, des —s, plur. die —vögel, Vögel, welche ſich 
auf und an der See aufhalten; eine Art der Waſſervögel. 


Der Seeſtaat des —es, plur. die —en. 1. Der Staat, d. ĩ. der Seewärts, adv. na der See zu; im Öegenfage des lands 


Zuſtand des Seeweſens einer Nation, doch nur in engerer Bedeu⸗ 
tung, die geſammte kriegeriſche Einrichtung nebſt ihrem ganzen 
Zagehbre zur Ser; ohne Piural. Den Seeſtaat vernachlaſſigen. 
Einen furchtbaren Seeſtaat haben. Mit einem balb Franzöſi⸗ 
ſchen Ausdrucke See-Etat. 2. Ein Staat, welcher eine Seemacht 
hat, wofür doch Seemacht üblicher iſt. 

Die Seeſtadt, plur. die — ſtädte, ſo wohl eine Stadt, welche an 
einem Landſee lieget, als auch, und zwar noch häufiger, welche an 
der See, di. an den Meere lieget; zum Unterfchiede von einer 
CTandſtadt im weiteften Beritande. Daher der Serftädter, der 

"Einwohner einer Seeſtadt. z 

Der Seefteen, des —es, plur. die —e. ı. Eine Art Tpierpflan 
zen, oder nackter Würmer-mit Gliedmaßen, welche einem Sterne 
niit Strahlen gleichen, und bäufig in dem Meere angetroffen wers 
den; Alterias Linn. Meerſtern. Es gibt ihrer fehr viele Ar⸗ 
ten, welche nach der Zahl hrer Sterne eingerheilet werden. Das 
Meduſenhaupt oder die Seefonneu. a. m, gehören gleichfalls 
dabin. 2. Auch eine Art Taucher, Mergusglacialis Linn. 
führer diefen Nabmen, } 

Der Seeftrand, des —es, plur. der doch wenig gebraucht wird, 
die frände, der Strand der See, oder auch rines großen Laud⸗ 
fees; die Seeküſte, das Seeufer. 

Ysel.W. 3.4. Th. 2. Auf. 


“ wärts. 

Das Seewaffer, des—s, plur. inuf. 1. Das Waffer in und 

ans einem Landfer, Noch hänftger,2. das Waffer in der Ser oder 
‚dem Meere; das Meerwafler. Bender zum Unterſchiede von 
dem Brunnenwafer, Slußwafferu. ſ. f. 

Der Seewind des —es, plur.die—e. 1. Ein jeder Wind auf 
der See. Noch häufiger, 2, ein Wi. welcher aus der Ser nach 
dem Lande zu wehet; zum Unterfchiede von dem Landwinde. 

Der Seewolf, des —es, plur. die — wölfe. 1. Einer der ge« 
fräßigften Raubfifche, welcher zu den Haien gehöret, und auch 
Sundstopf und Seehund genannt wird, (©, das legtere ;) 
Squalus Carcharias Linn. 2. Eine Ars Aale, welche ſich an 
den Engliſchen Küſten aufhält, nnd geründese Zähne hai; 
Anarhichas Linn. ©. auch Meerwolf. - 

Der Seewurf, des —es, plur. doch nur von mebrern Ürten ode 
Duantitäten, die —würfe, alles was die See answirft,, Eiche | 
Seetrifft. Hi 3 ; 

Der Seewurm, des—es, plur. die — würmer. s. Würmer, . 
welche fich in der. See aufhalten, 2. ©. Meerſchlange. 

Das Segel, des —, plur.ut nom, ling, eine leichte dünne 
biegfame Flache, welche an dem Maſtbaum eines Fahrzeuges beſe⸗ 
fliget wied, damit der Wind vermisselft derfelben das Schiff — 

B Arsibr, 


. 











treibe. Die älteften Bölfer. hatten Segel von Häufen, Matten, $ 


Sitoh, Blättern u. ff. und viele fremde Nationen haben felbige 
noch. Unſere Europäifiben Schiffeund Fahrzeuge haben Segel 
"von grodem Tue, (9. Segeltuc.) Ein Europäifces großes 
Schiff führe: an jedem Maſte drey oder zwey Segel von welchen 
jedes feinen; eigenen Nahmen Hat. (©. Spönfabrfegel, Mars: 
‚Tegel Bram ſegel, Fockeſegel, Beſanſegel, Kreuzſegel, Blinde 
nf. f.1DieSegel aufſpannen, bey den Schiffern beyfegen, inglei⸗ 
‚hen Segel machen. egel einziehen, bey den Schiffern, eins 
‚nehmen, beynehmen 
fahren, Die Segel nach dem Winde richten. Mit vollen Ser 
geln fahren. Die Segel ſtreichen die Haben, wöran die Segel 
Befeftigt find, zumgeicyen der Ehrerbiethung, berunter laffen, Da: 
ber die Segel vor jemanden ſtreichen, ſigütlich, ſich ihm ergeben, 
ihn für feinen Meifterierfennen,idm ausChrerbiethung nachgeben. 
Da man zwey Haupfarsen von Schiffen hat, Hochborte, weiche 
‚vermüttelft der. Segel fortgetrieben werben,undftiederborte, wel⸗ 
che ſich mitHudern farthelfen, fo verſtehet es ſich von ſelbſt, daß die 
obigen R. A. ſo wie das Zeitwort ſegeln, nur von ſolchen Schiffen 
and Fahrzeugen gebraucht werden können, weiche ſich wirklich der 
‚Segel bedienen. Figürlich wird dieſes Wort auch wohl für das 
Schiff ſelbſt gebraucht. Eine Slorte. von zwanzig Segeln, d. i. 
von zwanzig Schiffen. 
Anm. Bey dem Ditfeied im männlichen Geſchlechte ther Se- 
‚gal, auch im Thenerdanfe der Segel, im Niederf. Schwer. und 
Angelſ. Segel, im Engl. Sail, im Pohln. Zagiel. Da die End⸗ 
ſylbe die bloße Ableitungs ſylbe —ekift, welche bier obne Zweifel 


ein Werkzeug beögutet ‚fo kaun es wohl ſeyn, dag dieſes Wort mit 


stehen, in feiner weitefien‘ nentralen Bedentung derBeränderung 

des Dries, verwandt ift, und ein Werkzeug der Bewegung bedeu⸗ 

. tet, wenn es nicht vielmehr mit Sagum, Zeug, Tuch, uf. f. Ei⸗ 
"nes Gefchlechfes ift. 

"Der Sigelbaum, des — es, plur, die — bäume, eine-im 


Hocdentfchen veraltete Benennung des Mafidaumes, welcher 


uoch Hpoft. Geſch. 27,40 vorkommit. 
Der Segeler, zuſammen gezogen Segler, des —s, plur, ut 
nom. fing. », Eigentlich, kin Schiff in Anſehung feiner Art und 
Weiſe zu fegeln, So heißt ein Schiff ein guter. Segler, wenn es 
autfegelt,. 2. Inder Naturgeſchichte heißt der Nautilüs oder 
Schiffsküttel, bey einigen der Segler, weil er auf der Oberfläche 
des Meeres gleichfam fegelt. 3. Schwindelige Schafe, welche auf 
die Seite warfen und im Kreife herum geben, werden in derLand⸗ 
wirthſchaft Segler genanut. 


Segelfercig , adjeet. et adverb, fertig, unter Segel zugeben, - 


oder adzufegeln. 
Das Sigelgarn, des-— ee, plurs doch nur don mehrern Arten, 
die —e, eing befonders imgtiederdeutſchen übliche Benennung des 


Bindfadens, weil daraus die Segelverfertiget werden, Aus Uns 


Funde, diefer Abſtammung fchreibenund ſprechen viele Hochdeut⸗ 
ſche dieſes ort oft Siegelgarn. 
T ie Sigellinie, plur, die —n, bey einigen, eine krumme Linie, 


- welche derjenigen ähnlich ift, die ein Segel annimmt, menu der 


: Wind. darein bläfer, Linea velaria, 
“ Der Segelmacher des —s; plur. ut nom. fing. derjenige, 
„welcher in den. Geeftädten die Segel verfertiget. 

Ser Segelmeifter, ses—s,plur. ut nom. fingsauf den Schifs 
fen, derjenige, welcher die Segel und das Segelwerk in feiner Auf⸗ 
ſicht bat, und das ſchadhafte daran ausbeffern muß und wohl noch 
„einen Oberfegelmeiter über fich hat. Beyde gebören zuden Uns 
{er Officieren eines Schiffes. 

öyeln,verb. reg, weldes in doppelter Geſtalt 'iblich ift. I. Als 

„ein Tutrum, bermittelſt der Segel don Ort verandern/ ver⸗ 


+ 


nter Segel geben, mit dem Schiffe ads . 





ch der — fahren oder ——— — es | 


„denn nur von folden Schiffen und Fahrzeugen gebraucht wer» 
den Fan, welche fich der Segel bedienen. Es bekommt das 

. „Hülfswort haben, wenn die Richtung nicht ausdrädlich beffimme - 

- wird, Das Schiff ſegelt fchnell, hatte ſchnell gejegelt: Wir ba= 
„ben den ganzen Tag gefegelr. Wird aber die Richtung beflimmt, - 

fo erfordert esdas Hülfswort ſeyn. Das Schiff if vor uns vor: - 
bey geſegelt. Die Slotte nach Amerika geiegelt.. Wirfind 
‚auf den, Srundgefegelt. IL Als ein Aetivum, doch nur in ei⸗ 
nigen Ausdrüden. Bin Schiff in den Grund fegeln, imSegeln 


an ein anderes Schiff ſtoßen, fo daß daffelbe einen Led bekommt SE 


und fin nfen muß. So auch das Segeln. 

Anm. Im Riederſ. Teilen und ſegeln, im Angef, [ex 
Engl.tolail,im Schwed. legla. Es if vou Segel gebil 
beſegeln bedentetes auch mit Segeln verfehen. 

Die Segelftange, plur.die—n, die fange ſtarke Su 
de an dem Maftbaume befefliget wird, und.woran das Segel 
Bänat ;in der Sprache der Seefabrer die Kabe, S.diefes Work. 

"Der Segelftein, des— es, plur. die — e, eine im Deutſchen 
veraltete Benennung des Magnetes, weiler bey dem Segeln von 
„großen Nutzen iſt. 

Das Sogelt ůch des —es, plur. doch nur von mehrern Arten 
oder Quantitäten; die —tůcher, grobes Zuch⸗ woraus die Segel 
bereitet werden. 


ian, — — 
. IR. 


u“ 


3 


DasStgelwirk, des—es, plur.car. ein. Colreivum, die. ER 


gel mit allem ihrem Zugebör, 
Der Segen, des —s, plur.ut nom. fing: ein allem Anfhein 


nach mi der chriſtlichen Religion aus.dem Eat, Signum, in-die _ 


Deutſche Sprache eingef ührtes Wort, welches indeffen in mnehrern 
Bedeutungen üblich iſt. 

1. Eigentlich, das Zeichen des Kreuzes, fo fern es mit den Hn⸗ 
=den gemacht wird, um dadurch übeenatürliche Wirku bervor 
zu bringen, in welchen Verſt ande es no ch ben dem aroßen Haufen 

in der Römiſchen Kirche üblich iſt. Den Segen machen, das Zei⸗ 
chen des Kreuzes. Schon Otefried gebraucht es 8, 5. Rap. a in 
»biefem Berftande, 
2. Zu weiterer Bedentung, verfehiedene mit bieſen Zeichen des 
Kreuzes verbundene Formeln oder Reden. 
(1) Eine Formel, woman durch gewiſſe Sergei rl 
«eine übernatürliche Wirkung hervor zu bringen fucht, wohin denn 
„auch die Zauber. und Beſchwörungsformeln gebören, bey welchen 
das Zeichen des Kreuzes gemiß braucht wird ; eine nur uoch umer 


dem großen Haufen übliche Bedeutung. Der Seuerfegen, eine N 


, Formel, womit man, eine‘ Feuersbrunft zu löſchen glaubt; "der 
* Diehfegen, bezaubertes Vieh damit zu heilen; der dieberſegen, 
das Fieber damit zu veytreiben, der Wetterſegen u. f.f.. Daber - 
"den Segen fppechen, eine folche Formel berfagen, ee 
eher, oder Gegner, ‚eine noch inden gemeinen Sprecharten übli» 
cheBenennung eines Beſchwörers durch dergleichen Fotmeln uff" 
(2) Ein Gebeth oder eine Geserbsformel, eine noch int 
- Zufammenfegungen Morgenſegen und Hbendfegen übliche 2 
deutung. Im Oberdeutſchen ſagt man auch der Reiſe⸗ Ba 
‚ berfegen, das Gebeth eines Neifenden, der Tifchfegen, das Tiſch⸗ 
gebeth u. ff. 
‚gleichfalls mit dem Zeichen des Kreuzes begleitetwerden. 
(3) Die feyerliche ebedem und eigentlich mit dem Zeichen 
des Sreugesverbundene Ankündigung dev Fünftigen Önade Got: 
- $e8, Fünftiger Glück ftgfeit von Gott; wo der Plural vurvon 
i  mehrern Formeln diefer Art üblich ift, (@ Eigentlich. Jemanden 
feinen Segen geben. Der Segen, welchen ein ſterbender Vater 


feinen Kindern gibs oder ertheiler. Auch in den Kirchen, die feyer ⸗ 


me mit dem Zeichen des Kreuzes verbundene. Auwünſchuug der 
a 


Andem dergleichen Gebethe in der Römifpen K ishe . 


Ki 


* 


2* 


Si | — 


Berſorechen eines kůnftigen Gutes eine nur in der Deutſcheu Bi⸗ 

bel und bibliſchen Schreibart üblihe Bedeutung. Es. werden über 
dich kommen alle diefe. Segen, 5 Mof. 28, 2. als auch jede Arte 
. »wünfchung eines künftigen Gutes, im Gegenſatze desSlucheszt wo es 


ſend Segeneilen für dich gen Simmel, tauſend gute Wünſche. 
3. Figürlich, die Wirkung diefes feyerlichen Stoens und swar, 
(1) Vervielfältigung des zeitlichen Vermögens, und in weiterm 
Berſtande, das Gedeihen, der gute Fortgang ſeiner Bemühungen, 
ohne Plüral; im Gegenſatze des Unſegens. An Gottes Segen 
 ihalles gelegen. _ Gott gebe feinen Segen dazu, laſſe es gr» 
deihen.. Den Segen Gottes.fpüren. Das bringt Feinen Segen. 
- Dübey iff-Eein Segen. Mit Segen arbeiten. (2) Menge, 
Reichihum von Gütern aller Art, befonders fo fern derſelbe als ein 
Geſchenk des höbern Wefens angefeben wird ;odne Plural, außer 
etwa von mehrern Arten. Der Eheſegen, Kinder als ein Gut, als 
ein Geſchent Gottes betrachtet. Der Ernteſegen die Feldfrüchte, 
fo fern ſie ein Geſchenk Gottes find. Den Segen der Selder in 
. die Scheuer bringen. Don den Bäumen und vom Weinffod? 
lächelt des Jahres Segen, Oeßn. Ihn en tz uckt jede Schönheit 


Der uns mit einemreichen Segen 
von Korn ein ganzes Zahr ernahrt, Gell. 
— von Jahren alt; an Gütern reich, 

Theile einſt ein Vater fein Vermögen 
; Und den mit Muh erworbiien Segen, u. ſef. eben derf, 
Allerley geiſtlicher⸗Segen, Ephef. x 3, geiſtliche Güter. Da es 

denn zuweilen auch fie Glückſeligkeit überhaupt gebraucht wird, 

fo fern fie als eine Gabe Gottes angejehen wird. Jemanden zum 
Gegen fegen, Pf. 21,7, zum Beyfpiel alter Glückſeligkeit aufftels 
Ten ; eine blog bißtifche Figur, 
Ynın, Schon beydem Otifried Segene, im — Segen. 
©. das folgeude. 
egnen, verb,regul; act. mit dem Zeichen. des Beruges als ei⸗ 
nem Ankündigungs- undErwerbungsmittel übernatürkicher Wirs 
Eungen bezeichnen." 
3, Eigentlich, in welcher Bedentuna es in der chriſtlichen Kir⸗ 
che ſehr frühe üblich ward, aber auch bald gemißbraucht worden, 
ſo daß mandiefem bogen Zeichen des Kreuzes allerley abergläu⸗— 
bige Wirkungen beylegte, daher dieſes Zeichen bey und nach der 
Reformarion unter den Proteſtanten veraltete, obgleid) das Wort 
in allen jeinen ſchon damahls üblichen Bedentungen geblichen iſt. 
In der Nömifchen Kirche iſt, ſich ſeznen, noch jetzt, dag, Zeichen 
des Kreuzes mit den rtden vor ſich machen. Sich freusigen 

und ſegnen. 

2. In weiterm Berftande u dieſes 8 itwort auch von ver⸗ 
ſchiedenen mündlichen Handlungen gebraucht, weichei in der chriſt · 
lichen Kirche mit dieſem Zeichen des Kreuzes verbunden waren, 
uud noch find,. 

¶Durch das Zeichen des Kreuzes und mit Herſagung ge» 

wiſſer Formeln übernatürliche Wirkungen hervor zu bringen füs 

then ; eine uoch unter dem großen Hanfen in der katholiſchen Kir- 

She übliche Bedeuinug. Das Seuer fegnen. Das Vieh das Sieber" 

u fef.Tegnen. (©. Segen.) Daher Segner ebedem einen Zauberer 
oder Befhwörer diefer Ars bedeutete, 

(e)* Mit dem Zeichen des Kreuzes und Anwänfdung alles; 
Öuten von jemanden Abſchied nehmen, eine in der heifllichen 
Kirche ehrdem übliche Bedeutung daher ſegnen und geſegnen ehe⸗ 
dem fo viel war, wie Abſchied von etwas nehmen, daſſelbe verlaſ⸗ 
fen, Die Welt ſegnen oder geſegnen, ſterben, Segne Gott und 
kirb;Hiche, SH entjage Gott. 














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eselihen®nase — —2 Sihfefic, fowohtein . 


nur zuweilen noch in der höbern Schteibart gebraucht wird. Taus ee 


des wechfelnden Jahres, jeder Segen der Natur, eben berjelhe, 





en 


Der ten —— * fpn& > 

‚Sobald ernur gefegnet bat, 

‚So wird ev inden Sand. verfenker, Opitz. 
Im Hochdeurfchen iſt es in dieſer Bedeutung beraͤltet. 

(3) Mit dem Zeichen des Kreuzes danken, und in’ weitem: 

Verftande danken überhaupt; eine gleichfalls veralteteBedenting.- . 

Theuerdank gefegnet fie freuntlich Theuerd. Kap. 106, 
es dankte ihnen. Beſonders wird es in dir böheraSchreibart für 
danken, preiſen gebraucht. Laß uns das Glück ſegnen, welches: 
ung, mit. den Empfindungen Ser Tugend befannter made, 
Duſch. Segnet fein Grab, fireut Rofen darauf, Bach. 

(4) Böfes wünfchen, fluchen, läftern, vielleicht auch, weil 
man dazu ehedem das Zeichen deg Kreuzes mißbraudte ;einevere 
altere Bedeutung, welche indeffen noch in der Deutfchen Bibel vors 
fommt. Du haft Gott und dem Bönigegefegnet, ı Kön, 21, 10,. 
Er wird dich ins Angeficht fegnen, Hiob ı, 11. 

(5) Mitdem Zeichen des Kreuzes füyerlich die gottliche Gna⸗ 

de ankündigen und mittheilen. So ſegnet der Geiſtliche in der 
Kirche das volt. Da es denn auch von allen feyerlichen Ankün⸗ 
digungen Fünftiger Glück ſeligkeit gebruucht wird, wenn felbige: 


> gleich nichtmehr mit diefem Zeichen verbundenift, So fegnet.ein- 


‚ flerbender Dater ſeine Kinder. (S. auch Einſegnen.) In noch wei⸗ 
terer Bedeutung, für Gutes wünſchen überhaupt, doch nur in der 
biblifhenSchreibart. Man ſchilt ung, fo ſegnen wir, Cor.4 12. 

3. Figürlich, die diefemgeichen zugeſchriebene gute Wirkung. 
hervor bringen, mo eg eigentlich von Gott gebrauche wird, Es de⸗ 
deutet hier überbaupt, den menſchlichen Bemühungen alles das 
Gute inzeihem Maße ertheilen, welches fie zur erhalten fuchen, 
dahin denn guter Erfolg, Gedeihen, Vervielfältigung des Vermö⸗ 
gens; u.f f.. gehören. Gott fegne ihr Bemühen, er Iaffe-daffelbe: ° 
einen guten Erfolg Haben. Einen gefegneten Nusgang haben, ei⸗ 
nen von Gott veranffälteren guten Ausgang. ° Mit Geſundheit, 
mit zeitlichen Gütern, mit Binderngefegner ſeyn. Ein ge⸗ 
fegneter, von Gott beglückter, Mann. Gefegnetes Ceibes ſeyn, 
ſchwanger ſeyn. Im Scherz gebraucht man es auch wohl vonDin ⸗ 

‚gen, welche nicht als ein Gut detrachter werden fünnen: Mit heh⸗ 

. ern gefegnet ſeyn, viele Fehler baden, 

So auch das Segnen. Das Haupriwort die Segnung für Se⸗ 
gen wird zuweilen in der höhern Schreibart gebraucht; 

Anm. Bey dem Ottfried und imFariar legenon; im Niederſ 
fögenen. Zu Kero's Zeiten {deines die ſes Wort noch nicht gangbar 
geweſen zu ſeyn, weil er begedicere immer noch durch auihan⸗ 
oder unelaquedan, wohl ſagen, überſetzt. Da wit rine Ablei⸗ 

tungsſylbe —nen, haben, welche Iteratida und. Intenfiva macht, 
ſo würde ſich dieſes Zeitwort auch füglich aus dieſer Form erkla⸗ 
ren laſſen, da es von einem alten mit fagen verwandten Zeitwort 
ſegen abſtammen würde, von welchem das HauptwortSegen noch» 
ein Überbieibfel wäre, Allein 8 ift weitwahrftheinlicher, daß es 
erſt mit der chriftlichen Religion aus dem Lat ſign are eingeführet 
worden, und urfprünglich nicht Kanders als mir dem Zeichen dis 
Kreuzes bezrichnen, bedeutet har,.da es densr durch den Inder 
chriſtlichen Kirche nach und nach aufgefomnienen häufigen Ge⸗ 
brauch und Mißbrauch nicht nur ein völlig Deutſches Anfeben; 
fondern auch den weisen Umfang feiner Bedeutungen befommten- 
5a. Dr Schwediſche Sprache beflätiget diefeAbleitang, wo Pgnaı 
ſo wohl mitdem Zeichen des Kreuzes bezeichnen, als auch befch wär - 
ven, Gutes ankündigen, und endlich auch fiegeln oder figniren be⸗ 
deutet... 

Die Sebe, plür. sie—n; voır dem foTgenden Zeitwert, 1, Das: 
Vermbgen u ſehen, das Geſicht, ohne Plural ;- eine mar mon: 
gemein Leben übliche Bedeutung, Sie möchten ſtch sriaasdter 
Br — wenn ſie mich genau anſehen follter;, BTL. 

Dh. 


23 —— 


2.Dat Merkjeug des Sehens ‚d.i.das Auge, auch nur in den nie⸗ 


drigen Sprecharten. Die Jäger nennen die Augen des Hafen, 
die Sehen. Im Albanifhen ift Siu, das Auge. Bey den älteſten 
Dberdeutfchen Schriftftellern, als dem Überfeger des Iſidor, dem 
Rotker, dem Raban Maurus und andern ift Seha,der Augapfel, 
dagegen bey einigen Neuern fo wohl die kryſtallene Haut des. Aus 
ges, als auch der helle glänzende Fled im Auge, welchen auch die 
Mahler ausdrucken, die Sehe heißt. B 
Die SeheAxe, plur. die —n,in der Optif, die gerade Linie, wel» 


che aus einem Punste einer Sage, nach welcher man ſiehet, durch ; 


den Mittelpunet des Augesgebet; Axis opticus. . se 

&eben, verb. irreg. ich febe, du ſteheſt (fiebi), er fiehet, (fiebt) ; 
Imperf. ich fabe, Eonj. ſahe; Mittelw. gefehen ; Imperat. fies 
be (fieh). Esift in doppelter Geſtalt üblich, 5 

J. Als ein Neutrum mit dem Hülftworte haben, ı. Eine ges 
wife Beftalt haben, welche durch ein Beywort ausgedrudt wird, 
Wenn ihr fafter, ſollt ihr nicht fauer fehen, Matth. 6, 16 ; eine 
fanere Geſichtsbildung annehmen. Warum fiebeft du fo ſcheel ? 
Matih. 20;10, Die Fungfrauen fehen jammerlich, Kap. 1, 4. 

So fauer auch die liebe Mutter fab, Gell. 

Blaß fehen. Er ſtehet wie Wein. Die Farbe ſieht grünlich. 
Sie ſehen ja ganz verdrüslich, Gel, Fegt ſehen fie ſo fein roth⸗ 
backig, wie ein Borſtorfer Apfelchen, Weiße, 

Man mag gleich ſtumm und hirnlos feyn, 

Man ſeh nur ſchon, fo nimmt man ein, Gell. 

Es iſt in dieſer Bedeutung aur im ‚ae Wr und in der ver⸗ 
tcaulichen Sprechart üblich, befonders in 

dafür ausſehen üblich iſt. Nur in den R. A. ähnlich fehen,gleich 
Sehen ift es überall gebräuchlich. Er ſtehet div fehr ähnlich. Der 
Tombad fiebt dem Golde gleich. 2. Eine gewiffe Richtung har 
den; eine Bedeutung, welche im Oberdeutſchen üblicher ift, als 
im Hochdeutfchen. Die Spitzen der Berge fahen am fiebenten 
Tage hervor, 1.Mof. 4, 5. Die Senfter fehen auf sie Gaſſe. Das 
Land fieher gegen Morgen. 

II, Als ein Yetioum, ob es gleich auch bier oft abfolute und in 
Geſtalt eines Neutrius fichet,vermittelft des Auges empfinden, ich 
das Bild einer Sache vermittelft der Strahlen, die aus derfelben 
indas Auge fallen, vorſtellen. 

1, Eigentlih. So mohlabfolute und in Geſtalt eines Neu⸗ 
trius. Ich ſehe nicht. vor dem Nebel kann man nicht fehen. 
Er ſtehet nicht gut, bat ein blödes Geſicht. Wenn ich anders 
recht ſehe. Meine Augen ſehen nicht ſo weit. Nicht aus den 
Augen ſehen Fönnen, Nun ſehen fie aus andern Augen, fig. 
un haben fie eine ganz andere Geſtalt. Durch ein Glas, durch 
die Brille fehen. Durch die Singer feben, ſigürlich, cine Sache 
mit Wiffen ungeahndet laffen. Don der Seite ſehen. 

Als auch in mehr thätiger Geftalt, mit der vierten Endung, 
Ich ſehe nichts. Du ſaheſt alles. Vier Augen fehen mehr als 
zwey. von allen geſehen werden. Ich fehe es mit meinen 
Augen, vor meinen Yugen, eine nachdrückliche Art zu reden, 
Sich an etwas nicht fart ſehen Fönnen. Ja,wiefiefeben. Es 
it was Tleues zu ſehen. Es gibt hier was su fehen. Ich will 

- Sen feben, deretwas daran zu tadeln finder, d. i. es wird ge⸗ 
wiß niemand etwas daran zu tadeln finden, Seine Freude, ſei— 
ne Luft an etwas ſehen, eine beſondere R.A. es mit Woblgefal⸗ 
len enichen, feinen Sammer an erwas fehen, es mit Sammer 

anſehen. 

Zugleichen mit allerley Vorwörtern. Auf etwas ſehen, die 
Augen auf etwas richten. Jedermann ſahe auf ihn. Ich babe 
nicht darauf geſehen. Jemanden auf die Singer ſehen, feine 
Handlungen genau beobachten, Eine andere figürliche Bedeutung 
mit dem Vorwort auf kommt im folgenden vor, Jemanden in 


n 


eißen, obgleich auch, _ 


«Fommen. 


Tr 24 


das Geficht fehen. Man Bann nicht allen Leuten in das zerz 

feben. Jemanden in die Karte ſehen. Einem in die Hände fes 

ben müffen, figürlich, feinen Unterhalt fparfam von ihm haben, 
Geſchwind, wir müſſen ganz in dieß » mnißfeben, 

eiße. 

es zu ergründen fuchen. Nach etwas ſehen auch figürlich fehen, 

ob es nicht etwa Schaden leide, Wach dem Eſſen, nach dem 

Kranken ſehen. 

Sehr häufig wird ſehen laſſen, für zeigen, und ſich ſehen laf⸗ 
fen, für zum Vorſchein fommen, erſcheinen, fichtbar ſeyn, ge⸗ 
braucht. Etwas für das Geld ſehen laſſen. Femanden feine 
Schäge ſehen laffen. 

Laß fehn, fpricht Galathee, obs auch, die meine fey, 
Gellert. 


Es laßt ſich ein Komet, ein Irrlicht ein Geſpenſt ſehen. Die 
Srau bat ſich nach ihrem Tode ſehen laſſen, iſt erichienen, Im 


diefem Selbiibetruge wird fie ihnen (beffer fie) ihr ganzes gerz 


feben laffen, Gell. Da kann ich ihnen (fie) die Geſchicklichkeit 
meiner Frau fehen laffen, eben derf. Laß mich.es feben; nicht - 
Tag nicht feben Laffen, nicht unter die” 


mie. Sich den ganzen 
Leute kommen. Er darf fich nicht feben laſſen. 

Der Inweratio fiehe wird in der Deutjchen Bibel Häufig ges 
braucht, Aufmerkfanfeit zu erregen. In diefem Verſtande ift er 
veraltet; aber man gebraucht ihn noch häufig, theils feine eigene 
Verwunderung auszudrücken, theils ſolche bey andern zu er⸗ 
wecken, da man ibm denn in der zweyten einfachen Perſon alles 
mahl ein da zugefellet; fſtehe da! Ich fand und wartete und 
ſtehe dal er kam nicht. Siehe da, wie übel du gethan haft. 
In den übrigen imperativen Formen füllt dieſes da weg. Man. 
ſehe doch, wie fich die Manner fo gefhwinde andern können. 
Seht doch! gleich den Stuhl von die Thüre geſetzt! Gell 

Das Mittelwort fehend fommt fo wohlin adverbifcher Als ad⸗ 
jectivifcher Geftalt vor, ift. aber. mehr der vertraufichen und gen / 
meinen Sprechart eigen, als der höbern. Wieser ſehend wer: \ 
den,fein Geſicht wieder. bekommen. Dir Blinden fohend machen, 
in der Deuefchen Bibel. Saul war. drey Tage nicht ſehend, 
Apoſt. 9,9. Sehende Aunen, häufig in der Seutſchen Bibel, 
Mit ſehenden Augen blind ſeyn. Geſchenke machen die feben- 
den blind, 2 Mof. 23, 8, j — 


Wenn ſehen ein Zeitwort ohne daß ben ſich hat, fo fieber diefeg. 


Zeitwort im Fufinitiv ohne zu; eine Wortfügung, welche auch 


bey den Zeitwörtern Surfen, heißen, helfen, hören, laffen, Fön: 
nen, lehren, lernen, müffen u. f. f. Staftfinder, Ich fahe ihn 
Einen Mann von Benntniß und Geſchmack ſtehet 
man wohllädeln, hört ihn aber niemahls lachen. Ich ſehe 
dich leiden, weinen, deine Hände ringen, höre deine Klagen, 
deine Seufzer alle, Duſch. Da denn in den zufammen gefeßten 
Zeiten au fehen fein Augment verlieret. Man harte mich herz 
um ſchleichen ſehen, Weiße; nicht gefeben. Ich babe ihn im 
großer Bil’ aus dem Haufe laufen fehen, Gel. Nur muß man 
diejenigen Fälle zu vermeiden fuchen, wo das andere Zeitwort fo 


"wohl einer thärigen alsteidenden Bedeutung fähig ift, weil als» 
dann die Zweydeutigkeit nicht zu vermeiden iſt; B. ich fabe 


ihn prugeln, ih babe ihn taufen ſehen. — 
Ganz wider diefe Regel heißt es bey dem Opiz⸗ 2 

So daß man diefen Tod fieht offenbar zu ſeyn. 
Zugleich bey Sreund und Seins ; Ä 

d.i, daß er Freunden und Feinden bekannt iſt. Und an einem an⸗ 

dern Drte: — 
Lehrer, die man doch geſehn entblößt zu ſeyn 
von irgend einer Macht. — 





4— 


Er 


er 


R 


— 





Zurgefhweigen, daß das Zeitwort ſeyn mit ſehen nichei im Zufinis 
tiv verbunden werden fanın, 


2, Figüelich, von verfehiedenen Dirkungen der Seele, wels 


che duch u Sinn des Geſichts veranlaßt werden, und mit dem⸗ 
ſelben verbunden find. 

— ) Unmittelbar empfinden, duch die Sinne erfahren, 
bei immer zunächft vonder Erfahrung oder. €: wpfindung durch 
den Sinn des Geſichts. Man muß fehen und auch nicht ſehen. 
Ich febe wohl, daß er mich nur hintergeben will. Ich muß fe 

ben, daß man mich verachter. . Die Gefahr vor Augen. fehen. 

Wie fie fehen, der gandelift geſchloſſen. Ich will die Sache 
geendiget ſehen. Er möchte gern jedermann glüflich, ſehen. 

Soll ich dich in kurzen an dem Nöthigen Mangel leiden fe- 
ben? $ Erwas gern feben, herrſcheude Luft oder Vergnügen dar» 
an empfinden. Du wirft bier wicht gern gefeben. Wir fehen 
täglich, daß Perſonen fih aus Dingen ein Vergnügen machen, 
worin ale übrige Feines finden. Ich will doch feben, wie es 
—J wird. Ich will nur gern ſehen, was daraus werden 
wi 

ret. Wer rühmlich handelt, weil er keinen Beſſern über ſich 
ſehen will, der iſt aus der böſeſten Neigung, aus Neid, gut, 
Gel. Wer einſam lebe, bar wenig Gelegenheit das zu ſe— 
ben, wag unter der menschlichen Geſellſchaft vorgehet. Wenn 
dieſes Wort in der Deutſchen Bibel von Bott gebraucht wird, fo 
bedeutet es, aus unmittelbarer Voeſtellung auf aufbensabeBbeife 
erkennen. 
(2) Sätießen, urtheilen. Sieraus fehe id, daß u. ſ. f. 


Ich ſehe es dir an den Augen an. Man ſiehets an ſeinen Blei- 


dern, daß er wenig Geſchmack beſtzet. Ich ſehe nicht, wozu 
das fol, Er lachte aber man fahe, daß dieß Lachen nicht aus 


"dem Herzen Fam. Ich fehe nur allzuwohl, was diefes zu bes 


deuten hat. 
Soweit fah Feiner noch, ala der gefehen bat, Gell. 
3) Verſuchen, einen Verſuch machen. Wir muffen fe: 
hen, wie wir ihn dazu bewegen. Ich will ſehen, ob ich etwas 


ausrichten Fann. Sehen Ar, daß ſte ibn biecher dringen. 
Laß fehn, wer unter uns am weitfien werfen kann, Roſt. 


Ich willfehen, ob ich nur noch einige Tage Aufſchub erhalten 
kann, Weiße, 

(4, Sorge, Fleiß, Müuhe anwenden, Wir müſſen ſehen, 

daß wir Geld befommen. Er mag ſehen, wie er zurecht 


kommt, er mag dafür ſorgen. Wir wollen ſehen, wie wir mit 
‚Ahr aus einander kommen, Gell. Beſonders mit dem Vorworte 


auf, auf etwas ſehen, Sorge dafür tragen, es zu erhalten, zu 


befommen, Nur auf feinen Migen feben. Br firhernicht auf 


das Geld. Wir müffen doch ein wenig aufdas Außerliche 


"fehen. Bey einer guten Erziehung muß vornehmlich darauf 


geſehen werden, daß junge Leute mit Geſchmack und Einpfin- 
dung defen lernen, Gel. Ingleichen in Betrachtung ziehen, 
Sehen fte nicht auf den Werth des Geſchenkes, ſondern auf 
mein zert. 

So auch das Sehen. Siebe auch das Geſtcht. 

Anm. Schon im Iſidor, bey dem Kero u. ſ fleh an, bey den 


Ulphilas mir einem ſtarken Hauche, der in den Gaumenlaut über⸗ 


gehet, faighan, im Niederdeutfchen ohne Hanchlaut feen, im 
Enal.tolee, im Angel. feon, im Schwed. fe, im Jeländ. ha, 


> ia Holifchen, esxew, wofür andere Griechiſche Mundarten Jexay 


fagen, im Hebr. avı, 3%, 79%, Die neutrale Bedeutung, ger 
fehen werden, eine gewüfe Geſtalt buben, ift ohne Zweifel die erfte 
und älteffe, und da diefes eine Wirkung des Lichtes if, fo erbel- 
let daraus die Verwandiſchaft diefes Wortes mit Schein, Hehr. 


18, zumabl da in allen alten morgenländifchen Sprachen Ant, 


5%. Wenn ich febe, daß mein Bitten fein gerz nicht rüh⸗ 





SW: 26 
glänzen bedeute, Das mehr Oberdeutfchefchauen, iſt Bloß ein 
Intenfivum von fehen, fo wie fügen, ſehnen und zielen, Antens 
fiva in andern Bedeutungen, zeigen aber, Engl, to Ihewy das 

‚Faetitivum davon iſt. 

Aus der ivregulären Form Biefes Zeitworteserbelfet, daß es 
aus mehrern Mundarten zufammen gefegetift, wovon fich in den 
Provinzen noch häufige Spuren finden. Im Oſterreichiſchen ge⸗ 
ber das Präfens ich ſtech, du ſtechſt, ev ſtecht; Imperat. fich ; 
in andern Dberdeutfchen Gegenden, ich fiehe, du ſteheſt n.f. fa 
In noch andern Gegenden gehet es regulär, ich fehr, du ſeheſt, er 
ſehet zc. Imperf. ich fehete, Amperat. ſehe. Der Imperat. lautet 
im Iſidor lee und [eegi, im Tatian, wenn es anders feine fal- 

ſche Leſeart if, lenu. Im Hochdeutfchen ift das e in der erften 
Spibe ſcharf, wie in gehen; die Schlefier und einige andere 
Mundarten fprechen es wie a, fehen. 

Der Schenerve, des—n, plur. die —n, Nerven, welche indas 
Auge gehen, und das Sehen verurſachen; Geſtchtsnerven. 

Der Seber, des—s, plur. utnom,fing. Fämin, die Seherinn, 
ein in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche veraltetes, aber noch 
in der Deutfchen Bibel befindliches Wort, einen Propheten, eine 


Prophelinn zubezeichnen, d, i. eine Perfon, melde in die Zukunft 


fichet, zufünftige Dinge gleichſam vorher fiehet. Nar einige 
euere haben es in diefer Bedeutung in der höhern Schreibart 
wieder gangbar zu machen geſucht. So nennt 5.3. Klopſtock 
feine Diufe die Seherinn Gottes. 

Der Sehewinfel, des—s, plur.ut nom. fing, in der. Optik, 
‚derjenige Winkel, unter welchem man die Grgenftände fiehet, das 
ift, der Winkel, welchen die beyden Strahlen, die von den äußere 
‚fen Buncten —— aus flie zen, in dem Mittelpunete des Au⸗ 
ges machen. 

Sehm, ein auf den Blehfämiiern, fo viel ich weiß, nur in dem zu⸗ 
fammen geſetzten Sehmheißgleicher üblicher Wort, wo es cine 

Art Gleicher bedeutet, welche von dem Sorserheißgleicher unter⸗ 
ſchieden iſt. Dir eigentliche Bedeutung diefes Wortes läßt fi 
nur bey einer näheren Kenntniß jener Arbeit beſtimmen; indeſſen 
ſcheinet es mit dem Hamburgifchen Semm, eine Augelſchnur, und 
dem Oberdentſchen Semde, Binſen, verwandt zu ſeyn, welche 
wiederum zu unferm Sehne gehören, indem m und n oft iu ein⸗ 
ander übergehen. Senf heißt im Nicderd. Semp. ©. Seine 

Sehmiſch, S. Samiſch 

Die Se hnader, plur, die —n in den thieriſchen Körzern, ein der 
Ausdehnung irn die Länge nad) den Adern ähnliches, aber weißes, 
Länglich rundes und ſehr zähes Wefen, welches die Ölieder des 
Körpers mit einander verbindet, und die Muskeln in Bewegung 
feßet ; die Sehne. S. Bandader. 

Die Sehne, plur. sie —n, ein Wort, welches chedem ein jedes 
Band, eine jedr Schnur zum Spanner oder Ausdehnen bedeutet 
zu baben ſcheinet. Noch jegtnennen die Jäger die Leinen oder 
fiarfen Stricke an den Jagdzrugen, Sehnen, oder nach Oberdeut⸗ 
{ber MundartSennen. Wir gebrauchen es im Hochdeutſchen nur 
noch in dee eben gedachten Bedeutung für ‚Behneder wo man im 
gemeinen Leben alle rundliche Bänder in den ehierifchen Körpern, 
Sehnen nennet, fic mögen nun bIeß zur Verbindung der Glieder, 
and befonders der Kuochen, oder auch zur Spanrurg, Biegung 
und Ausdehnung der Glieder dienen. In der Anatomie macht 
‚manbingegen niter beoden einen Unterfchied, und neunt die ers 
fern Sehnen, Schnasern oder Bandadern, Vincula, und bie 
degtern Spannadern, Nerven. Daber die Sehne an einem 
Bogen, weil ſie urſprunglich aus den ſtarken Sehnen großer Thiere 
verfertiget wurde.“ Nach einer von dieſen Bogenfehnen entlehn⸗ 
ten Figur iſt in der Geometrie die Sehne, Chorda, eine jede 
Linie, weiche außer dem Mitselpuncte von einem Puncieder Pe⸗ 

32 RE tipherie 





* 


'& ch 
“ gipherie eines irfelsgn dem andern RER wich, Gebet dieſe 


Einie durch den Mitrelpuner, ‚Da beißt fie sen Durchmeſſer, 


Diameter. 
Anm. Bey dem Notker RE Bogen Semun, 7 bdeutung üblich ift, da esals eine Jutenſton gebraucht mird, den 


27 


Seneuua, bey dem Hornegf Senib, mit der gewöbnliden Ders 
taufchung des s und £, im Schtwed. Tan, im Wallit Tant, im 
Griech. vevson ; obne Zweifel aus Einer Quelle mit dehnen, enta- 
‚weder jo fern die Sehne zur Ausdehnung und Spannung dienet, 
oder auch in weiterer Bedeutung, fo fern fle felbft ein im die Län⸗ 
se ausgedehntes Ding iſt, daher auch die Schuhriemen ben den als 
sen Oberdeutſchen Schriftſtellern Than,und ein Reis im Augelſ. 
Tan heißt. S; au Zain, welches gleichfalls damit verwandtift. 
Sehnen, verb. regul. reciproc.einen hohen Grad des herrſchen⸗ 
den Berlangens nach einer Sache empfinden, wobed diefe Sache 
allemahl das Vorwort nach befommt ; fich nach etwas ſehnen. 

Ich ſende nach der — mich. 

"Heinrich von der Mure. 

£in Knecht fehnet ſich nach demOchateen, und einTagelöhner,. 
daß feine Arbeit aus fey, Hivb 7, Meine Seele ſehnet ich 
nach den Dorhöfen des geren, Pf. 9 3. Ein Durſtiger ſeh⸗ 
net ſich nach einem friſchen Trunke, ein sungriger nach der: 
Speife. Sich nach feinem vaterlande, nach Haufe fehnen. 
Sp auch dag Sehnen. 


Anm. Bey den ShwäbifhenDishtern kommt diefes Wort ſehr 


oft vor, wo es auch, obgleich feltenet, ohne Reciprocation gebraucht 
wird, Nach derbelien minne [ennet min lip, Walth. von: 
Klingen. Den Riederdeutſchen und nördlichen Mundarten ſchei⸗ 
net dieſes Zeitwort unbekaunt zu ſeyn; die Niederdeutſchen gebrau⸗ 


schen. dafür janken und anken, und einige Oberdentſche ameren, 


weldes ſchon bey dem Hornegk vorfommt. Was die Abſtammung 
Betrifft, fo Läffet ich felbige mar muthmaßlich beſt inmen. -Dewie 
- eine eigene Ableitungsſylbe —nen, baden, welche Intenſiva bildet, 


fo Fann ſehnen ein ſolches Futenfioum von feben fepn, wie Ich 


nen von legen, Sehnen von zieben u, ff. und für fehenen fies 
Gen, wiefhon Bachter und Frifd angenommen haben, daes denn 
sigentlich’bedenten würde, fharf und mit Begierde nach etwas ſe⸗ 
den, Da aber fend und fen, ein altes bey den Schwäbiſchen 
Dichtern ſehr baufiges. Wort ift, welches ſchnerzbaft ängſtlich 1, 
Ef: bedeutet, fo kann fehnen chedem auch Kammer empfinden, ſich 
kränken überhaupt bedenter Haben, wovon indem folgenden ſehn⸗ 
Tich noch eine Spur übrig iſt. 
treit, ein betrübtes Ditmar von Alt; lende klage; traurige: 


den wird, zu erböden, 
dern Nebenwörtern als auch Beywörternund Zeitwörtern zug ' 


fehr großer Lohn. 


-fehr recht. 
fehr ich dich liebe. Das vichtet mich ſehr auf Eilenipr fo - 


‘ehr, Ich lebe ihn fo ſehr/ als mich ſelbſt. Du widerfegeft 


Das er ein lenendes herze . 


Sucht) Daberfehnfüchtia, darin gegeündet, ſehntich. Meine 


Augen feben febnfücptig nach einem Trofi umber, ch. 


ehr, ein Rebenwort, welches nur noch in feiner figürlichen Br KR 


inneen Grad der Stärke des Rederheiles, mit welchen es verbun⸗ 
Es kann in dieſem Verſtande fo wohl an⸗ 


ſellet werden.” Sehr groß, ſehr klein, ſehr viel, ſehr wenig, 
ſehr gut, ſehr böfe, Das kann ſehr wohl geſchehen. Ein ſehr 
reicher, ein ſehr armer Mann, Ein ſehr kleines Zaus. Dein 
Der Schein iſt ſehr wider dich. Du haft 


Bu verlafier fih fehr darauf. Wüßteſt du wie 


dich bier allzufehr. Wir ſehr du dich auch widerfegef „fo 
wirſt du doch unterliegen müffen. Sie mögen mid nım noch 
fo ſehr haſſen, ſo werde ich mich doch nie beklagen, Gell. Sie 
gefallen ibm mehr als zu ſehr. 
Sey noch fo fehrein geld, wird dich * Glück verlaſſen, 
Sle werden dein verdient, — unfall haſſen 
Pi 5 0.0 AT 


9.1. wenn du gleich ser größte Held biſt. 


Anm. In diefer Bedeutung lanter es Schwäbenfie, 
gel ler, Schwed. (Ara. Da der Begriff der Intenfion auch in au⸗ 


ve Fällen eine Figur theils der Maſſe, der. Laft, tbeils der, Ge⸗ 


ſchwindigleit iſt, fo gilt ſelbiges auch in diefem Falle, Die älteften 


Ober deutſchen Schrififteher, wie der. Uberſetzer Iſidors, Kero u. 
fi f-gebrauchen ſaar, die Angelſach ſen tar, für gleich, den Augene⸗ 


blick, ſchnell. Daß es ‚it (wer verwandt ift, echelfet auch aus 
andern Sprachen, z. B: der Schwed. wo Ivyär, ſchwer, „und 


fvära, febe iff, Auf ähnliche Ars finddas Latein ſche valde, . 


ſehr, validus, farf, -und anfer bald, -und das alte Niederd, 
ſwieth, febr, Angelf; [withe, und unfer geſchwinde verwandt, 
Der Begriff des Schmerzens gedöret gleichfalls in diefes Ger 
ſchlecht, daber das alte Oberdeutſche Seer, Niederl. Sehr, 
Schmerz, lere; ſchmer zlich Riederſ. ſehr, das Hebr, 7%, ängfien 
u ſe f. Siehe auch verſehren. 

An einigen gemeinen Mundarten wird Hiefea Nebenwort, wenn 
es mit Zeitwörtern verbunden ift,comparicet, ſehrer, am ſehrſten 
Die Hochdeutſche kennet dieſe Staffein: nicht, ſoudern gebraucht 
dafür in manchen Fällen. ſt arker, gm färifien, in manchen aber 
mebr,. am meiten. 


fehmerzt; be. Des Herrn: Ihre Asleiting, der unfer febnen von. +DieSeichameife; plur. sen, ein Fahme der rothen Amel, 


dem Schwed ler, langſam, im Oberd. ſenlich, (OS, Friſch) ab⸗ 
ſtammen läffet,da es denn zu unferm ſenden gehören würde, fcheint: 
au. febr gefucht su ſeyn, obgleich das Franz. tarderumd Engl, to: 
long, ſich ſehnen, felbigedem Anfcheine nach beflätigen, welche 
aber auch eine andere Ableituag leiden, S, Verlangen. 

Sehnig, 
Riges Sleiſch. 

Bl. — er, —fie; adj. etadv: vr, Anaſtlich im hoben Gra⸗ 
de betrůbt / ſchmer zlich; eine im Hochdeutſchen veraliereBedeutung; ! 


Seneliche not, feneliche fwerde, bey den Schwäbiſchen Die Beige, plurdie—n, 2. In der niedrigen Spredact, 


Dichtern, welche auch ſend in eben dern Berffande gebrauchen. 

— — horet zu, wie ich fo ſehmich weine, Opitz. 

Jetzt muß ich über dich, und muß gar ſehnlich klagen, 
eben derf. 
E. Sehnen; Anm. 2, In einem hohen Grade des berrſchenben 
Verlaugens nach etwas gegründet, Sehnlich auf etwas hoffen, 
warten. Ein ſehnliches verlangen. 
Sie Sehnſucht, ptur car. ein hoher Grad des hereſchenden Ser 
ungen nach etwas. Mit Sehnſucht auf etwas hoffen. Siehe 


fen von mittlerer Größe, welche ihre großen Haufen in den Ges 
Hölzen bauen, und ſich durch einen a ee rächen, wo⸗ 
bey fie eine Feuchtigkeit Hinterlaffen, welche d der große Haufe Amei⸗ 
fenfriche neunet; Formica rufa Linn. Sügelameife, Wald⸗ 


ameife.. 


—⸗ exſte ad) et adv. viele EuPninBabenE, Sehr +Die Seichblume; plur. sie—n, cin Rahme desjenigen Löwene. 


zahnes,. weicher fonft auch Wönchskopf, ingieichen Pfaffenblare _ 

genannt wird, Leontodon Taraxicum Linn. J 

die ſeifenartige Wurzel den Urin treibs, vs J 
ee 

Hein, Ohne Plural, 2. Kin fleiner Bach, ein kleines einnendes 

Waſſer Heißt fo wohl im Vergbaue,als invinigen gemeinen Munde 


arien die Seiche,. woes doch vielleichr.richtiger Geige gefchrieben 
and gefproghen wird,.obgleich beyde Woörter nahe verwandt. find, 


EM 


+&eichen, verb. regul. neutr. et,acıs welches im erften Falle 





” 


das Hinftwort haben erſordert aber nur in den niedrigen Sprech⸗ —— 


arten üblich iſt, fein Waſſor laſſen. Es iſt eine unmirtelbare Duor 
nratopdie, daher es auch aus dem gefikterern Umgange verbannet 
warn. Vermn andi ſind iundefdamiifegenin verſegen feiben, 


im 


ſeichte ‚Gelehrfamfeit. 





"in ——— feigen, Sasberamäunifhefäpern, waſchen, 


und andere möbr, welche das Kinnen des Waſſers oder das Han- 
"tieren mit demjelben ausdeuden. 
- +Bie Seispfliege, plur. die—n, eine Art Fliegen, welche fi 


gern auf den Auswürfen von Menſchen und Shieren aufpäle; Mu- u 


‚fca' ftercoraria Linn. 

"Setthe, —er, —efke, adjeet, et adv, „Niht God. "ein 
feichtes Gebirge, im Bergbaue, welches nit hoch ift, und fi 
flach erhebet. Es iſt in dieſer Bedeutung im ‚Bergbaue am üb⸗ 
lichſten; doch fang auch Kleiſt: B 

©Sreund, erheb mic) won den feichten gügeln 
"Huf deinen $lügeln! 

a Ri tief. (1) Eigentlich. Seicht pflisgen, nicht tief. Velon · 
ders von dem Waffer. Ein ſeichter Sup. Seite Stellen in 
einen $luffe, in dem Meere, wo ſie am bäufigften Untiefen beis 
fen. Im Oberdeutfchen gebraucht man es auch von Gefäßen, wenn 
ſie nach dem Verhäktniffe ihrer Größe eine geritige Tiefe haben, 
wofür im Hochdeutſchen lach üblicher it. Bine ſeichte Schüſſel. 
(2) Figürlich, wo es dem gründkich eutgegen ſtehet, und in diefem. 
Verſtande erft in’den neuer Zeiten üblich geworden, Eine 


Raopf. Ein ſeichter Wig. in ſeichter Scerz: 
Des ſeichten Gly cons Bild, des Lachlers ohne Geiſt, 
De ſtets die Baͤken dehnt, ſtets ihre Grübchen weile, 
Daged. » 
Anm. ‚Entweder von flegen‚inverfiegen, wozu fich aber die 


Ein ſeichter Verſtand, ein feichter/ 





Sei I 30 


* 


"Anm. Aus dieſer legten Korm, PR Seidel mi fan 
‚men gezogen zu ſeyn ſcheinet / erhellet, daß es eigentlich ein Dimi⸗ 
nutivum iſt, und daß Seid oder Seit chebem der Nahe eines 


Gefäßes gewefen,twelches denn mit dem Riederſ Soot, rin Brun⸗ 


nen, dem Oberd. Siedel, eine Lade, unſerm Schatz, in der alten 
Bedeutung eines Kaſtens, Schoß, dem Latein. Situla, Sitella, 
"verwandt iſt. ©, ı Saite. 


Der Seidelbeft; des eg, plür. car, ein Nahme, ‘fo wohl des 


Kellerhalfes, Daphne Mezereum Lönn, als auch einer an ⸗ 
"dern naheverwandten Pflanze, Daphne Laureola Zinn wel» 
he beyde auch Zeidelbait ‚Zeiland, genannt werden. In andern 
Gegenden: wird fie auch Sußbaft genannt, obgleich ihre Beeren 
überaus ſcharf und hitzig find, Wenn diefe Pflanze nicht einen der, 
, Seide ähnlichen Hat gibt, fo Fanndielegte Sylbe aus dem Nie 
derſ. Befing, Beer, die erſte aber aus dem Niederſ. ſot, ſüß, gebil⸗ 
det ſeyn. 


Seideln, verb. reg. act. welches nur in einigen Gegenden für 


feffeln üblich iſt. So werden in der Lauſttz die Pferde gefeidelr, wen 
man fie mit gefeffelten Füffen werden läſſet, welchesim Nieder⸗ 
»deutfchen tüdern beißt. Es ſtammet wohl aus. dem Stavomfchen - 
fidliez, mit Steiden binden, Sidlo ein Strick/ Seil, her. 


Beiden, adj.etadv.von Seide. Lin feidenes Reid. Seidene 


Zeuge, oder Seiden zeuge SeideneStrümpfe, 


Der Seidenbaft, es—es, plur doch nur von mehrern Arten 


‚oder Muantiräten die — e,, eine Art Baſtes, d.L aus Baum—⸗ 
vinde gewebten Zeugrs, welcher dem feidenen Zeuge nahe kommt. 


erſte Bedeutung nicht reimet, oder welches noch wahrſcheinlicher Der Seidenbau,des—es, plur car. der Bau der Geide, d.i. 


ift, alg ein Verwandter von ſacht; zumahl da manim Bergbaue 


‚sin ſeichtes Gebirge auch ein fanftes zu nennen pflegt, - 
"Die Seichtheit, plur.inuf, der Zuftand, da etwas feicht if; im 
‚gemeinen Leben dir Seichtigkeit. 
‚Die Seide, plur inufit’das Gefpinft de3 Siidenwutns, es fey 
nun roh, fo wie es von dem Wurme formme oder ſchon gezwirnet, 
oder auch ſchon zu Zeug verarbeitet, Rohe Seide. Geſponnene, 
n gezwirnte Seide, Naͤhſeide Keine Seide bey etwas ſpinnen, 
figürlich, keinen Rutzen, feinen Vortheil davon haben. Mit Sei: 
de nahen, mit geſpounener Seide. Sich in Seide kleiden, in 
ſeidenen Zeugen. In Sammt und Seide einher geben. Indeſ⸗ 
fen ift esin diefer Bedeutung des feidenen Zeuges oder Beiden» 


zeuges nur in einigen wenigen Fällen üblich. Au das Slachs⸗ 


Fraut, CulcutaL. wirdin einigen Gegenden Seide genannt. 
Anm. Xu dem alten Feagmente anf Earln den Großen Sithe, 


bey dem Stryfer Seide, im Niederd. Side, im mittlern Lateine 


: Seta, im Ital, Sera, Seda; im Franz. Soye, Da die Seide ein 
ansländifches Product iſt, fo ift es der Rahme vermuthlich auch, 
Im Hebr. ift nd, feiden, undim Holänd, und. Franz. ift Satin, 
eine ſehr alte Yrt feidener Zeuge. DasEngl. Silk Schwed Silke, 
Angelſ. Seolc, Seide ſcheinen durch Vertauſchung des + mit dem 
Tanz dem Lat, und Griech Sericum gebildet zu ſeyn. 

Das Seidel, drs—s, plur.ut nom. fing. ein in- werfeßiedeuen 
Provinzen Dentfchlandes übliches Maß, fo wohl trockner, als 
flüffiger Dinge, welches aber von verſchiede nem Gehalte iſt. In 
dem Bergbaue einiger Gegenden, 5.3. in den Eiſenwerken zu 
Burg im Vogtlande, iſt Has Seidel, oder wie man cs dafelbit 

ſchreibt und ſpricht, das Seitel, ein großes Maß für die Eir 


- Tenfteine, Koblen uf. f. welches 4 Kübel hält. Vier Seidel ma-⸗ 


hen dafelbft ein zuder. (S. Saite.) Am üblichften iſt es im Oberd. 
Als ein gewiffes Maß fo wohl trockner als Rüffigee Dinge, welches 
> mit unferm rögel überein kommt, und gemeiniglich die. Hälfte ei» 
nes Koͤpfes oder Maßes hält, ob man gleich in manchen Gegen⸗ 
+ den auch große Maße hat,- welche » vier — halten. Es u dar 
au auch Seidlein. ! 


Mer 


die Gewinnung derfelben duch Pfiege und Wartung der Seiden- 
würmer. Andere empfehlen dafür das unfchidflichereSeidenzucht, 
wofür man, fo fern fich daſſelbe auf die Seidenwürmer: beziehet, 
doch Sridenwurmzucht ſagen müßte, 


Der Seidenbrächer, dee—s, plur. ut: nom.fing. eine Net 


Bracher, oder Brachoägel, welche über den ganzen Körper eine 
ſchwarze, wie Seide glänzende Farbe hat; — hoölofe- 
-ricus Klein. 


Der Seidbendru@er, des— 3, plur. ut nom. fing; eine Ari 


Druder, welche Figuren auf feidene Zeuge druden, zum Unter. 
ſchiede von den Cein und Kattundruckern. 


Das Seideney, des —es, plur die ⸗er/ das odal runde Ger 


ſpinſt des Sejdeniohrines, welches die Gerkalt eines Eyes bat, und 
Sunter dem Frangöfifchen Napmer@scon am bekannteſten iſt. 
Seidenfärbet, des—e, plur. ut nom. fing, eine Art 
gärber, welche nur allein feidene Zeuge färben. 


Der Seidenhändler, des—s, pluriutnom, fing, Fämin, 


die Seidenbändlerinn, eine Art Kaufleute oder Krämer , welche 
nur allein mit ſeidenen Zeugen oder Warren Handeln. 


"Der Seidenhafpel, des —s, plur. ut nom. fing, eine ArtHaf- _ 


ſpel / die Seide damit non den Seideneh ern oder Cocons abzuw in den. 


Das Seidentraut,des—es, plur. inuf. ©. glachskraut. 
Die Setdenmühle, plur. sie —n, eine Maſchine, vermittelt 


„welcher eine große Menge auf Spulen oder Holen gefponnener 
Seide auf Ein Map! abgehaſpelt und zugleich gezwirnet werden 
‚Tann; dieZwirnmühle, der Seisenrheder. 


Die Seidenpflanze, plur. sie—n, eine Art der Askulapiſchen 


Sp flanze, welche in Virginien einheimiſch iſt, und art ihrem Samen 


sein langes der Seide ähnliches Flugha ar hangen hat, welches aber, 
weil es nur kurz iſt, nicht anders als 


zolle oder Floretfeide hear⸗ 
beitet werden fan, Alclepias[yriaca Linn. " 


Die Seidenraupe, plur. die —n, ©, Seivenwnem, 
‘Der Beidenrheder, des—s, plur. ut nom. fing, ein oder letz⸗ 


ten Hälftenach Hollãndiſches Wort, eine Seidenmühle zu bezeich⸗ 


nen Rheder ſtammet von dem Niederd. reden, bereiten ab. 5 
# ie 





31 Sei 

Die Seidenrolte, pfur. die —ı, aufeine hölzerne Holle geſpott⸗ 

nene Seide. Diminut. das Seidenröllchen. ‘ 

Der Seidenfchmitterling, des—s, plur. die —e, derjenige 
Schmetterling, welder die Eyer zu dem Seidenwurme leget; 
Phalaena Mori Linn. ©, Seidenwurm. 

Der SeidenfYwanz, des —es, plur. die —fhwänze, eine Art 
Droffeln, mit einem kurzen, anfänglich breiten Schnabel, deffen 
Schwanzfedern ſich mit einer häntigen Spige endigen; Turdus 
crifatus Klein. Die Spisen einigerFedern an den Flügeln und 
am Schwanze fehen aus, als wenn fie mit Seide gefticht wären, 
Die Saubendroffel, in einigen Öegenden der Böhmer, Bohmer⸗ 
lein, weiler häufig aus Böhmen in die nördlichen und füdlichen 
Gegenden kommt. In Wien wird er Zuferle genannt, 


Der Seidenftider, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 


Seidenſtick er inn, eine Verfon, welche fünftliche Figuren mit Sei» 
de ſtickt. 
feit, als auch auf ſolche Art geftichte Arbeiten. 

Die Seidenwatte, plur. die —n, Watte von gefilzter Floretſei⸗ 
de, welche hernach gepreffet wird, und zufantmen bängende Flä⸗ 
en ausmacht; zum Unterfihiede von der baumwollenen Watz 
se, daher man diefes Wort auch richtiger feidene Watre fehreibt, 
©. Watte. : 

Der Seidenweber, des —s, plur.ut.nom.fing. eine Art We⸗ 
ber, welche nur allein feidene Zeuge weben, \ * 

Der Seidenwurm, des —es, plur. die —würmer, eine Art 
Raupen, welche auf Maulbeerbaͤumen der wärmfien Länder woh⸗ 
net, und fih zum Verpuppen ein Gewebe von feinen und ſtarken 
Fäden macht, welche, 2 fie wieder aufgerollet werden, unter 
dem Nahen der Sfidebefanin find; die, Seidenraupe. 


China, wo fie einheimiſch iſt, zuerſt nach Perſien, von da unter 
dem Kaiſer Julian nach Conſtantinopel, und von da nach und 
nach in das übrige Europa gekommen. Ehedem wurde fie der 
Laubwurm genannt, , 

Der Seidenzeug, beffer der ferdene Zeug, oder feidener 
Zeug, des —es, doch nur von mehrern Arten oder Duantitäten, 
die —e, ein aus Seive gewebter oder gewirfter Zeug. ä 

Die Seidenzucht, plur. car. S.Seidenbau, 


ı. Die&Setfe, plur. do nur von mehreren Arten, die —n, ein . 


mit einem unmineralifhen Alfaliverbundenes Fett, welches fich 
daher im Waffer auflöfen läſſet. Seife machen oder. kochen. 
Mit Seife wafchen. Venetianifche, Sranzöfifche, Spaniſche 
Seifen, welche aus Baumöbl und einem Aifali verfertiget wer⸗ 
den dagegen zu unferer gewöhnlichen Seife Talg oder Knochenfett 
der Thiere genommen wird. Die ſchwarze Seife, im Niederdeut⸗ 


ſchen grüne oder braune Seife, iſt ſchmierig und wird aus Thrau 


bereitet, daher fie auch Thranfeife genannt wird. In weiterer 


Bedeutung pflegt man in der Chymie, weil ein jedes mit eitiem | 


Fette vermifchtes Salz, und in noch weiterm Verftande, eine jede 
Subftang, welche das Ohl mit dem Waffer miſchbar madt, eine 
Seife zunennen. Der Zuder ift eine fauere Seife, 

Anm. Im Riederf, Sepe, im Engl. Sope, im mittleen Zar. 


Cipum,im Angelf. Sape,im Wallif. Sebon,imfranz.Savon, | 


im Span, Xabon,in Schwed. Säpa, im Lat. Sapo,im Griech 
sry, Dlinius und Martial verfichern, daß die ex le bo et 
cinere bereitete Seife eine Erfindung der Gallier fey. Es kaun 
dieſes in Anfehung der Römer und Griechen wahr ſchn, denn dag 
die Seife ſchon den älteſten Morgenländern befannt war, erbels 


let unter andern aus der Deutſchen Bibel, und ſelbſt der Rahme 


iſt in deu nforgenländifhen Sprachen nicht fremd, Im Perfifhen 
heißt die Seife Saboun, im Malabarifchen Sawu-karam,von 
karam, Schärfe,und im Arabifhen Cabum, Die fertige, glat« 


Daher die Seidenſtickerey, fo wohl diefe Geſchicklich⸗ 


Sie» 
ift die Larve des Seidenfchmetterlings, ift aus Oſtindien und 





2: ©: i 3% 
te, weiche Befchaffenbeit ift ohne Zweifel der Grand der Venen 
nung, daher diefes Wort als ein Verwandter von dem Lat, Se- 
bum, Talg, und dem Spr. my, Hebr. m®r, und Alban. Sipht, 
Pech, angefeben werden muß. Da die glatte, fettige, fhmierige 
Befchaffenbeit eine Figur des Fließens ift, fo erhellet daraus die _ 
Verwandtſchaft, theils mit unferm Suppe und feifen, wafchen, 
tbeils auch mit dem Hebr. In, fliegen, und 24, fhmelzen. S. 
auch Seifen. 03 > 

2, Die Seife, plur. sie —n, von dem folgenden Zeitworte feifen, 
ein Ort, eder eine Anftalt, wo die mit der Erde oder dein Sande 
vermifchten Metallkör ner gewaſchen, d. i. der mittelſt des Waſſers 
gefchieden werden, eine Metallwaͤſche; das Seifenwerk, Sluth: 
werd, die Wäſche. Die Goldfeife, wo die Goldkörner auf diefe 

‚Art von dem Sande oder-der Erde gefchieden werden, die Zinn- 
feife, wo man auf folche Art die Zinnaraupen erhält, . 
1.Seifen, verb, reg. act. von ı Seife, mit Seife befchmieren. - 
Die Wäfce feifen.. (Siebe auch Kinfeifen.) Daher das 
Seifen. P i 5 

2. Seifen, verb. reg. act. welches eigentlich Waſchen, oder doch 

im Waffer bantiven bedeutet, aber nur noch im Bergbaue üblich 


iſt, wo es die Metalföcner vermittelft des Waffers von dem damit." _ 


vermifchten Sande oder Gefteine fcheiden, bedeutet, welches auch 
wafchen genannt wird. Gold feifen, Zinn feifen. Es iſt dafür 
auch das Intenfivum ſeifenen oder ſetfnen üblich, Daher das 
Seifen oder Srifnen. — 
Anm. Es iſt ein altes Wort, welches den aut, welchen das 
Waſſer in ſeiner Bewegung macht, nachahmet. Daher iſt im 
Wend. lsypam, und im Böhm. y paty, gießen, und im Hebr. 
a1, fließen, (S. ı Seife.) Verwandte davon find unſer ſaufen, 
Suppe, Seifer, Geifer, das Niederſ. ſtepen, tröpfeln und andere 
mehr. i 

Der Seifenapfel, des —s, plur. die —äpfel, die einem Apfel 
ähnliche Frucht des Afrifanifhen Seifenbaumes, weilman fig 
ihrer ftart der Seife bedienen Fann. RR a FE NER 

Die Seifenafihe, oder Seifenfiederafche, plur,inuf. dieje⸗ 
nige Afche, deren fih die Seifenfieder zur Bereitung dey Seife 
bedienen, - 

Der Seifenbady, des—es, plur, die —bache, im Bergbau, ein 
Bach, an welchem fich eine Erzſeife befinder. ©. 2 Seife. 

Der Seifenbelfam, des —s, plur. doch nur von mehreren Ars 
ten, die —e, in. den Apotheken, ein ans Spaniſcher Seife, Weine 
geif, Kampher und Rosmarin: Ohl bereiterer Balſam. 

Der Seifenbaum, des —es, plur. die —baume. 1.Siche Sei⸗ 
fenapfel. 2. Sirbe Seifenbeere, 3 


— 
‚Die Seifenbcere, plur, die —n, die beerartige Frucht, des in 


beyden Indien. einheimiſchen Seifenbaumes, weiche die Größe 
einer Kirſche hat, und deren harte Nuß mit einer braunen Haut 
bededtift, welche wie Seife ſchaumet, und in Amerifa zum Was 
ſchen gebraucht wigd; SapinusSaponaria Linn. .— 
Die Seifenblaſe, plur. die —n, Blafen, weldhe ausdem Seifen» 
waffer auffteigen, wenn man ducch eine enge Röhre darein bläſet. 
Setfenen, oder Seifnen, das Iütenfivum von 2 Seifen,weldhes 
auch frart deffelben üblich iſt. ©. daffelbe, Ä Ft. 
Der Seifener, oder Seifner,des—s, plur. ut nom, fing, im 
Bergbane, Arbeiter, welche die Erzkörner ausdem Schlanime der 
Flüſſe feifen, und auch Seifer, Wäfcher, Erzwäfcher genannt 
werden, ” > : 
Die Seifenerde, plur. doch nur von mehrern Arten, sie —n, ei» 
ne feine Shonerde, welche ſich fo glatt, wie Seife anſüblet, und in 
den Tuch» und Wollfabriken gebrancht wird, die Fettigkeit der 
Wolle wegzunehmen, baher fie auch Waſcherde, Waſchthon ges 
nanns wird. * 
Die 








2 


' 2.Der Beifer, des — 8, 


A ia a nn Wirt, Be 





6 


war Srifongabet, plur. — in den Erzſeifen, ein ſchma⸗ 


les Bret v 
ſelben, als mit einemSiebe, das Grobe von denn Kleinen zu ſcheiden. 


, Des Seifengebirge, des — s, plur. ul nom, fing. im Berg⸗ 
baue, ein fandiges oder dettiges Gebirge, ans welchem die darin . 


befindfichen Erztheilchen durch Seifen gewonnen werden. 


Das Seifengeld,des— es, plur. doch nur von mehrern Sum⸗ 


men, die — er, ein nur in einigen Gegenden für Trinfgeld üb- 


liches Wort; eigentlich, Geld, fi Seife dafür zu Faufen, 
Die Seifengtaupe, plur. die —n, im Bergbane, durch das 


Seifen gewonnene Zinngraupen, 


Das Seifenkraut, des — es ‚ plur. inuf, eine Pflanze, welche, 


wenn ſie gequetſcht wird, einen feifenartigen Schaum gibt, wemit 
man die Feifleden ang den Kleidern ziehen kann; Saponaria 
“ Linn, Speichelwurz. 


Die SeifenFugel, plur. Jie—n, ‘Seife in Geftalt einer Kugel, 


zu einer Kugelgeformte Seife. 
Das Seifenpflafler, des — s, plur. ut nom. fing. bey den 
Wundärzten, ein Pflaſter von — Mennige, geſchabter 
weißer Seife und Kampher. 


Der Seifenſieder, des —s, plur. ut nom. fing. ein Hand⸗ 


werker, welcher die gemeine weife Seife ang Talg, und andern 
fetten Körpern fiedet. Daher die Seifenfiederaiche, die Seifen: 
fiederlauge,die dazu nöthige oder bereits gebrauchte Aſche vder 
Lauge, welche letztere auch Meitterlauge genannt wird, 


Der Beifenftein, des — es, plur. Sie — e, im Bergbaue, ein 


Sinuftein, welcher durch Seifen gewonnen worden, Man muß 
diefes Wort nicht mit Seifttein verwechfeln, 


Das Seifenwafler, des —s, plur. inuf. Waſſer, worin Seife 


aufgelöfet worden, - 

Das Seifenwerk, des —es, “plar. Sie—e, ein Werk, das if, eine 
Auſtalt, wo Erzförner aus der Erde, dem Sande oder Geſteine ges 
feifer werden; die Seife, das Siurbwerk, die Wäſche, Erzwafche. 


Die Seifenkourz, plur. inul. eine Art des Gypstrautes, welche 


inSpanien einheimiſch ift, und deren Wurzel von den Einwohnern 
ſtatt dee Seife zur Reinigung der Wäfche gebraucht. wird; Gyp- 
fophila Strughium Lian. 


1. Det Setfer,deg —s, plur ut nom, fing. ©. Seifener. 
plur. inuf., eisi nur im einigen Ges . 


‚genden für Geifer, übliches Wort. Niederf, Sabber. Es ſtam⸗ 
met von dem Niederf. ſtepen, in kleiner Menge langſam fließen, 
ber. ©, 2 Seifen, Anm. 

Seifig, — er, — fir, adj, etadyv, mit Seife bcheicgen oder ber 

ſchmutzt, ingleichen der Seife ähnlich, feifenareig. © 

Seifnen, Seifner,.S.Seifenen. 

Der Seifftein, des — es, plur. die— e, ein thonartiger Stein, 
welcher ſchlipfrig wie Seife anzufühlen iſt, und fich Leicht ſchaben 
und drechſeln läffer. Der Körhel, Laverhein, Speditein, Ser: 
pentinfein und Nierenftein ſind Arten deſſelben. 

Die Seige, ©. Seihe. 


-Seigen, ©. Seihen. 


Geiger, adj.et adv. weldes nur noch —— üblichift, wo 


es verpendienlär, ſenkrecht, bedeutet, und auch ſeigerrecht lantet. 


Seiner fabren, ſenkrecht in die Tiefe oder in die Höhe fahren, 
Ein feigerer Gang, Schacht, welcher ſenkrecht niederwärts abet; 


‚Der Gang fällt ſeiger, nimnit eine perpendienläre Richtung. Liz! 


nen Zug feiger auftragemoder zulegen, bey den Marffcheidern, 
die Erhöhungen eines Zuges feufrecht auf dem Papiere vorftellen, 
im Gegenfagedes fohlig, oder der —— Abbildung eines 
Zugses. S. Seigerriß. 
Anm. Dieſes alte außer dem Berabane veraltete Wort, ſtam⸗ 
met don dem gleichfalls verafteren feigen, Negen, fallen, der, wels 
ed WB. 4. % 2. uf, ‘ 


[4 


r Köcher umd mit hölzernen Zähnen, vermittelft def- 


Sei 

ches ung noch fein Iterativum ſeigern, und fein Intenfioum fin 
‚Ten zurück gelaffen bat, und deutet eigentlich diejenige Richtung 
. an, welche ein Körper im Sinfen oder Fallen nimmt, fo daß es 
mit dem neuern fenfrecht Eines Urfprunges ift. Danieder lei · 


— niederfallen, bey dem Stryker. ©. auch verſtegen. 
er Seiger, ein Werkzeug zum Seihen. S. Seiher. 


Au Seiger, des —s, plur. ut nom, fing. ein nur in dem 


Lüneburgiſchen Salzwerfe übliches Wort, wo der Ober⸗ und Un⸗ 
terſeiger dasjenige iſt, was man in andern Salzwerken den Ober⸗ 
und Unterbornmeiſter nennet, 


3. Der Geiger, des — - 8 „plur. ut nom. fing. von dem vori» 


gen Beyworte feiger, eine feigere, d. i. fenfrechte Linie. Befonders. 
wird anden Waſſerwagen das an einem Faden befeftigte Stück 
Bley, welches die fenfrechte Linie zeiget, der Seiger genannt, 


4. Der Seiger, des —s, plur. ut nom. fing, ein nur in den 


gemeinen Sprecharten einiger Gegenden, 3. B. Meißens, übliieg 
Wort, eine jede Uhr zu bezeichnen, es ſey nun eine Sanduhr, oder 
eine Schlaguhr, eine Stubeniubr oder Taſchenuhr . 
‚Läuft unfer Geiger aus, fo gilt bier Fein verweilen, 
‚Günth, 

Wenn der Seigerzehn fihlagt.. Wenn es bier nicht: von ſeihen, 
oder auch von dem oben gedachten alten Zeitivorte feigen , fins 
ten, fallen, oder au von feigern, abſtammet, und alfo eigentlich 
eine Sand = oder Wafferubr bedeutet bat, fo if es ohne Zweifel 
aus Zeiger verderbt, welches bier figürlich für die ganze Uhr ges 
nommen wird, Indefjen ift doch auch im Pobln, Zegar, die 


Uhr. 

Der Seikerabtreiber, des — 8, plur. ut nom. fing, in der 
Seigerhütte, ein Arbeiter, welcher das in dem zum Geigern ge⸗ 
brauchten Bley befindlihe Silber auf dem Treibeherde —*— 
don dein Bleye abtreiber. eder ſcheidet. 

Die Seigerarbeit, plur. die — en, eben dafeldft, ale zum &eis 
gern gehörige Arbeiten und Befchäftigungen. 

Das Seigerblecy, des — es, plur. die —e, eben daſelbſt, Stüs 
de Blech, welche am die Seigerſtücke gefegt werden, die Kohlen 
beyfammen zu erhalten. 

Das Seigerbley, des —es, plur. inuf. eben daſelbſt das zum 
Seigern befiimmte Bley, dasjenige Bley, vermittelft defjen. 
Das Seigern verzichte wird. 

Der Seigerdorn, des — es, plur. die — dorner, eben dafelbft, 
die Dörner,d. 1. das vonder Kienſtöcken übrig gebliebene Kupfer, - 
wovon das Silber ausgefeigert, oder geſchieden iſt; in den Ober⸗ 

> bentfchen Bergwerken, Seigerdarndel; Dorn ſtammet hier von 
dörren pdır darren ab. (6.2 Dörn.)/ Seigerdörnlein hinge- 
ger find dafelbfi Fleine Stückchen Glätte, welche auf dem Geigers 
herde fißen geblieben find, 

Der Seigergang, des — es, plur. die gänge, von dem Beh⸗ 
worte feiger, im Bergbau, ein frigerer, d, i, ſenkrechter Gang, 
welcher fenfrecht indie Tiefe gebet. 

Seittergerade, adj.et adv.eben daf., feufrecht gerade, fenkrecht. 

Die Seigerglätte, plur. inul, in den Seigerhütten, diejenige 
Blötte, welche aus dem aus — geſch melzten Bieye 

. zubereitet wird, 

Der Seigerbafen, des—s, plur. ut nom. fing. eben daſelbſt, 
‚ein Hafen, womit man das Kräg und die Kohlen aus dent Geis 
aerofen ziebet, : 

Der Seigerherd, des — es, plur. die — e, eben dafelbft, der. 
Herd in dem Seigerofen, : 

Die Seigerbütte, plur, die — m, im Berabaue, eine Hürte, $.i, 
ein Gebäude, und in weirerer Bedentung, die. ganze Anfkalt, ws 
das Silber gefeigent,B. i. vermittelft des Bleyespon dem Rupfer 


gefchieden wird. 
Dis 


35 ee... 3 


Das Seigerkratz des ⸗es/ plur. inule eben Safer, dasjer 


nige Kräg oder Öekräs, welches beydem Seigern abfällt. 


Die Seigerlinie plur. die —n, vondem Beyworte feiger, in 


Bergbaue, eine feigere, d.i.fenfrechte Linie, - . 

1. Seigern, verb. reg. act. von dem Beyworte feiger, ein Wort, 
welches in dem zufammien gefesten abfeigern am üblichften if. 
Einen Schacht abfeigern, ihn fenfrecht in die Tiefe graben. In 
einer andern Bedeutung ift einen Schacht feigern oder abſeigern, 
die fenfrechte Tiefe mit der Schnur abmeffen. 

2. Seinen, verb. reg. act. inden Schmelzhütten, eine Bear⸗ 
beitung des noch mit Silber vermengten Anpfers, welche darin be, 
fichet, daß man das im Srifchen mit dem Kupfer verbundene Bley 
nnd Silber wieder von deinfelben ſcheide. Man ftellee zu dem 


Ende die Friſchſtücke in Tängliche Seigeröfen, da denn das mit dem 


Silber vermifchte Bley durch die Hige von dem Kupfer abtröpfelt, 
‚und das Kupfer ungefchmolgen zurück bfeibet, da es denn den Nah⸗ 
men der Kienſtocke befommt, und alsdann gedarret, d. i; durch 
einen noch größern Grad der Hige von allem noch darin befindlis 
chem Bleye und Silber befreyet wird. So auch das Seigern, 
- oder die Seigerung. m Böhmifohen, wo es ohne Zweifel aus 
dem Deutſchen angenommen ift, zagrowati. Esift ein Itera⸗ 
tivnm oder Iutenfivum von feihen, tröpfeln machen, tropfenweife 
berab finfen machen. (S. das Beywort Seiger.) In den gemei- 


nen Sprechartenift ſtekern, gleichfalls. tropfenweife durchrinnen,. 


Der Seitterofen, Its —s, plur. die— öfen, eben dafelbft,. 

* derjenige Dfen, worin das mit dem Bley vermifchte Silber von 
dem Kupfer gefeigert wird, 

Die Seigerpfanne, plur. dien, eben dafelbft, eine Fupferne 
Pfanne, werein das ausgefeigerte mit Silber vermiſchte Bley ang 
dem Vortiegel gegoffen wird. 

Seiterrecht, adj. et adv. welches im Bergbaue auch für das 
Beywort feiger oder ſenkrecht üblich iſt. 


Der Seigerriß, des — ſſes, plur. die—e, im Bergbaue, ein \ 


Riß, welcher die Grubengebãude in ihrer fenfrechten Stellung, d.i. 


indem Durchſchnitte oder Profile abbildet; zum Unterfchiede von 


einem Grundriſſe, Brubenriffe oder Sohlenriſſe. 

Der Seigerſchacht, des —es, plur. die — fhächte, im Berg⸗ 
— baue, ein feigerer, d. i. ſenkrechter Schacht, welcher perpendicu⸗ 
lär in die Tiefe gehet; zum Unterſchiede von einem dohnlegen. 
Die Seigerſcharte, plur.die—n; in den Seigerhütten, eiferne 

Matten, "welche auf den Mauern liegen, worauf die Seigerſtücke 
gefeget werden. 
Die Seinerfchlade, plur.die—n, eben daſelbſt, Schladen, 
welche bey dem Seigern fallen. : 
Das Seitterftüd, des — «es, plur. die — füc®e,, in den Geis 


gerbütten, runde Stüden mit Bley vermifchten Schwarzkupfers, 


welche in: dem Seigerofen gefeigert werden. 


- Die Beigerftunde, plur. dien, von 4 Seiger, ein nur in 


den gemeinen Sprecharten Dberfachfens üblicher nahdrüdlicher 
Ausdruck für Seunde, Line ganze Seigerfunde fiehen und 
"plaudern. 
Die Seigerteufe, — die —n, im Vergbaue, die ſeigere, d.i. 


ſenkrechte, Teufe oder Tiefe. Auch an einem ee Stier 


angel vflegen die Markfcheider die Perpendienlärkinie, die Sei⸗ 
gerteufe zu nennen. ©, Teufe. 

Die Seihe, plur: die—n, von dem Zeitworte feihen. + 1. Ein 
MWerfzeug sumStiben, der Seiber, in gröbern Mundarten die 
Seige, der Beiger, 
flüſſige Körper durch das Seihen gefchieden werden, in welchen 

Verſtande, beſonders in der Hauswirthſchaft vieler Gegenden, die 


Träbern, d.i.das nach abgeſeihtem Biere übrig gebliebene kraftloſe 


Getreide, die Seihe, oder bey andern der Seib, genannt werden, 


‘2, Ohne Plural, das Grobe, wovon der ' 





Seiben, verb. reg. act. Aen Rütieen Körper Bird einen sordfen E 


feften laufen laſſen/ damit das darin befindliche Dicke oder Unreine x 


zurück bleibe; welches in der Chymie fileeiven genanuf wird, Die 
milch such ein leinen Tuch, den Wein Suvch-Löfchpapier, 


die Gruge durch den Durchſchlag ſeihen. 
Seihen. 


Anm. Im Augelſ. fi igan und feon, im Niederf. fin, im 
Schwediſchen mit einer andern ‚AbleitungsfplbeSila, wonitdas ° 


Latein. colare verwandt iſt. Es ift das Factitivum von fiegen in 


verftegen, fo wie feigern da? Factitivum von ſtekern iſt ‚ geböret. 


aber übrigens zu dem Geſchlechte derjenigen Wörter, welche dag 


> Rinnen des Waffers nacha hmen, wie feichen, u.f.f. In den grs⸗ 


bern Mundarten lautet dieſes Wort, ſelbſt im Hocdeutfchen, ſei⸗ 

gen, daher Matth. 23,24, wo Luther gefegt hatte: Mucken ſei⸗ 
gen, d.i feihen, und Kamehle verfchluken, in vide Ausanı 
ben irrig dafür fäugen gefegt worden, 


Der Seiber, des—s, plur. ut nom. ling. ein Weren zum 


Seihen, beſonders ein Durchſchlag in den Küchen, das Flüffige 
damit von den Speifen abzufeihen. "Inden geöbern Mundarten 


der Geiger, in einigen andern Gegenden er die Seihe, Geige, 


Niederſ. Sifer, 


Der Seihkorb, ses — es, plur. die—Förbe, ein Geiher in 


Geſtalt eines Korbes, dergleichen die Brauer — dasBier 
dadurch von dem Hopfen abzuſeihen. 


‚Das Seihſtroh, des— es, plur. inuf. ‚bey den — 


dasjenige Stroh, weldies unter dem Malze zu liegen fomint, wenn 
das Bier durch Seihen von demfelden geſchie en wird, 


Das Seihtüch, des—es, plur, die —tücher, ein —— 


"Zu, wodurch man etwas feiber. 


Das Seil, des — es, plur. die —e, Diminnd, * — | 


. Im weiteften Berftande, ein jedes ſtarkes Band, damit zu 


Sail, ein Riemen. Im Bergbaue wird die Haſpel⸗ oder Göpel⸗ 
Fette das Seil genannt, wo esaber auch eine Figur ber folgenden 
engern Bedeutung fepn Paun, weil man ſich ſtatt derfelben anfäng« 

lich eines Geiles bedienet. 

© fchien, im Bergbaue, es zu Tage ausförderg, aus der Bersarube 
zieben. Übrigens iſt es in die ſer weiteſten Bedrutung veraltet. 

2. In engerai Verſtande werden gewiffe biegſame lange Bande 

Seile genannt, 

eine Leine, und ſchwächer als ein Taut find, und welche oft auch 

Strike genannt werden, befonders, wenn fiefurz find, 

feile, von Steob, die Garben damit zu binden, Baflfeile n.f. f. 


Am hänfiäften find fie aus Hanf, Etwas aneinem Seile nieder⸗ 
Jemanden das Seil über - 
An Einem Seile ziehen, 
‚In einer böfen Sache Eines Sinnes, Eines Willens feyn, ein. 
Das Brunnenfeil, Glodenfeil,- Leitſeil, 


laſſen. Auf einem Seile tanzen, 
den Kopf werfen, ibn liſtig berüicken, 


Miiſchuldiger fen. 
Ziebfeil, ein Schiff. damit zu ziehen, und fo fernen. 


3. In noch engerer Bedeutung, (1) Die Suofeife, woran das ; 


Laſtodieb ziehet, welche, wenn fie nicht iederne Riemen oder Ketten 


Su weiterm Verſtande wird noch im Riederdeutſchen das ganze 


Daber, etwas zu Seil bringen ober 


welche flärker als eine Schnur, und oft auch als 


© auch das: 


‚sieben, zu tragen, zu befeftigen u. {.f. Ben dem Ulphilas heißt 


Stroh⸗ 


find, jetzt lieber Strauge genannt werden, hießen ehedem nur Seile. 


Pferdegeſchirr, auch wenn es aus Leder iſt, im Plural die Sälen 


oder Sieblen genannt; entweder als ein Überbleibfel der erſten äl⸗ 
teſten Bedentung, oder auch, weil es in den älteſten einfaltigen 
Zeiten aus eigentlichen Seilen beſtand. ImHodsdentfcheniftes 


indiefer Bedeutung ungewöhnlich; indeffen ſcheinet doch Lutherin 


einigen Stellen der Deutſchen Bibel daranf angefpielt zu haben. 


‚Ich Tief 
Der Bert bat der 
Gott: 


Laffet uns von ung werfen ihre Seile, Pf. 2,3. 
fir inSeilen der Liebe geben; Hof, 11,4, 











Si 





F — die — Pf. 129, 44. 0) Ein-Ceil yoneir 


ner beffimpiten Lange, in weichen Ver ſtande es iu einigen Gegeu⸗ 
den ein Longenmaß iſt. Ein Lande oder Walpiei FinBöhmen, hält 
jetzt 52 Ellen, und ein Weinbergsfeil 64. Sn Danzig hält ein 
Seil zehn Rüthen oder 150 Fuß. 
° Anm. Schon bey dem Ulpbilas Sail, bey J Dtifried Seil, 
im Angelj.Saela, Sal, welches aber auch einen Riemen — 
bedentet, im Niederf-Seel, im Schwed. Sele, die Sielen, imYobin. 
Sidlo,und ſchon bey dem Heſoch aid don. (©. auch, Sılle.) Ver⸗ 
muthlich mit dem herr ſcheuden Staminbegriffe der biegfamen Aus⸗ 
dehnung in die Länge, ©, ı Sahl. 
* Seilen,verb. reg. act. welches nur in einigen gemeinen Sprech⸗ 


arten üblich iſt. 1. Seile um eiwas legen, wovon Friſch ein Buye | 


fpiel aus Büntings Brannſchw. Ehron. auführet. in Schiff 
„befeilen, es mit Seilen ver fehen. 2, Mit Seifen befeftigen, eine 
im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung, 

DIE Menſch fol jolche Hoch, ſoll folche große Korb 

Mir feilen aufden Sels? Dpiß, \ 
‚3, Vermitielſt eines: Seiles ziehen, und in weiterm Verſtande 
ziehen überhaupt, ein im Hochdeutſchen gleichfalls unbekannter 
SGebrauch So auch das Seilen, 


Der Seiler, des— s, plur, ut nom. fing: Fämin. die Seile⸗ 


rinn, ein zünftiger Handiverfer, welcher allerley Seile, Stride, 
Schnüre u. f.f. aus Hanf verfertiger, der Keifſchläger, Niederf, 
Reper, Repfläger, S. aud Spigarbeiter und Stodarbeiter. 

Die Seilerbahn, plur. die —en, der lange, ſchmale, ebene 
Platz, wo die-Öniler die langen Seile u, ſ f- verferugen⸗ die 
Reiferbahn, in Leipzig die Weide. 


——— Beilfifsher, des —8, plur. utnom. fing. in einigen Ges 


genten ein Angelfifcher, der mit der Angelſchnur hide. Daher 
die Seiluſ erey, die Angel ſcherey. 

Der Seillhaten des — plur. ut nom. fing. im Bergbaur, 
ein eiferner an bey den Ender gekrümmter Haken, womit die eiſer⸗ 
ner Seile, d. i. Ketten, wenn fie gefprunaen find, wieder an ein⸗ 
ander gehänget werden ; das Scherglied. 


Tas Seilfrxut, des—es, plur. inuf, in einigen Öegeiben ein 


Nabniv des Bärlappes; Lycopodium Linn, weh, es oft etliche 
Ellen wie ein Seil fang wird, 


er Seiltinzer, des—s,'plur, ut nom, fing. Fämin, die 


Seiltänzerinn, ‚eine Berfon welche die Kuuſt verſtehet, auf ei⸗ 
- nem aus geſpanuten. Seile tanzend einher zugeben, im Niederſ. 
Leinentanzer. Roiler unifipreidt BIER Yaephen, der gat 
ansSeile. 
Die Seilweide, ©. Sablweise. 


‚Der Seim, des—es, plur, doch nur von mehrern Arten, die —e, 
ein jeder eben flüfiger,, ſchlüpfriger, dicklicher Körper, welchen 


man in manchen Fällen auch Schleim nennet, Gerſten ſeim oder 
Gerfenfchleim, die didlihe, jblüpfrige Brühe von gefochter 
Berfie. Gräapenfeim, dergleichen Brühe von gefochten Gran- 


pen. Zuderfeim, Waſſer, worin Zucker aufgelöfer worden, ſo daß 


es dadurch eine eben fluſſige dickliche Confirienz befommt. Honig: 


ſeim,/ Honig in dicklicher aber doch dabey flüffiger Geſtalt, dergleis 


chen dasjenige Hoaig iſt, welches vontjelbft ans den Waben rinnet, 

zum Unterfchicde des ausgepreßten, weiches eine didere Eonfifteng 

aunimmt. (S. Seim honig.) Jurengerer Bedeutung wird diefer 

x Honigfeim in manchen, befonders Oberdeutſchen Gegenden nur 

Seim ſchlechthin genannt. Ich habe ‚meines Seims geſſen, 
Hobel 5,ı. Sey dem MWilleram it Seim Honig. 

Anm. Im Niederf.Seem. Die f(hlüpfrige, dickliche eben flüfe 

fige Sefbaffenheis ifl der Grund der Beneunung, daher Friſch nnd 

andere irren, welche diefes Wort bloß von dem Henige erflären, 


| * Um rben dieſer glaiten jchlüpfrigen Defgoffendeis wißen, heißt 





Sei Be. 


ad — Schmeer, Lat. Sebum; im Angels Seim , im Engl, 

Seam, im Stanz. Sain, und im Schotiläud, Sam, Im Der; 

ifeev, feti ſeyn. ©. auch Sanfı und Seife. 

"Die Beine, plur, die — n/ ein mir in einigen Gegenden üblis 

cher Wort, eine Leine, ein fhwädes Geil zu bezeichnen, So 

pflegen bie Vogelſteller die Leimen an den Garnen Seimen zu nens 
nen, da fie denn Spannfeimen , Swercpfeimen, Ruheſeimen 

u "haben, 

Anm. Die Ausdehnung in die Länge oder Dicke ift bier der 
Stanımbegriff. In Hamburg heißt die Augelſchuur Semm. S. 
Semfe, Sımms, Sehne, Sebm u, f: f. 

Seimen, verb. reg. welches fo wohl als ein Neutrum, als auch 
als ein Activum gebraucht wird. Die Geriiengraupen feimen, 
wenn fie Seim, oder.eine feimige, ſchleimige Brühe geben. Den 
Honig feimen , Wachs und die Unzeinigfeiten von dem flüſſigen 
Honige abfondern, ihn läutern, eigentlich wohl ihn in Seim vers 
wandeln. 

Das Seim honig⸗ des — es, plur.car. Honig in Geſtal eines 
Seimes, d.i. dasjenige Honig, welches von ſelbſt aus den Waren 
fließt; fürdas veraltete Honigfeim, - In weiterer Bedeutung, 
das von dem Wachſe abgefonderre Honig, zum Uuserfäiede von 
dent Raub: oder Tonnanhonige, 

Seimiht, —er, —eſte, adj, etadv. einem Seime ähnlich. Sei⸗ 
michte Bruhe. 

1. Sen, die zuſammen gezonene zweyte Endung der perfönlichen - 
Fürwörter er und es, ©. Seiner, 

2.Sein, ar Prnzonien poilelivum oder zueignendes Fürwort 
‚der dritten Perſon männlichen und ungewifjen Geſchlechtee· Es 
wird auf zweyerley Art gebraucht. — 

L. Als ein Conjunctivum oder in Befellichaft des Hauptiwors 
tes, wo es auf folgende Art abgeänders wird, 


Mafe, Fämin. Neutr. Plur. 
Noͤmin. Sein, ſeine, ſein. Seine, 
Genit. Seines, ſeiner, feines. Seiner, 
Dat, - Seinem, feingr, ‚feinem, Seinen. 
Accuſ. Seinen? feine, ‚fein. Seine. 


\ 


Es begleitet ein Hauptort, welches der dritten Perfon oder Sa⸗ 
che männlichen oder ungewiffen Geſchlechtes gehöre, womit fie im 
Berbindung ſtehet, oder aud), was ſich auf einige Ar: auf die ſelbe 
beziehet. Jedes Land hat feine Gewohnheiten, Er bar fein 
Gutes empfangen. Ein jeder bat feinen Kopf für ſich. Ich 
ſuche nieht mein, ſondern ſein Belle. Er mag feine Wege 
(im gemeinen Leben feiner Wege) geben, Er muß doch wohl 
feine Urfachen. gehabt haben. Er har nur feinen Scherz mie 
div haben wollen... Dein Rath thut feine Wirfung, Es ber 
feine Richtigkeit damit, wo fi fein auf.es Bezieher; ohne diefes 
Fürwort aber ſagt man, die Sache hat ihre Richtig keit. 
Ein gewöhnlicher Febler einiger gemeinen Sprecharten, und bes 
ſonders der Niedırfachfen iſt es, dieſes Fürwort der zweyten Enz 
Yung, wenn ſelbige vor, ihrem Hauptworte ſtehet, zur Erkiärung: 
bepgufügen... Meines Vaters fein Bruder, - Meines Bruders 
fein Gut. 
Und überträgt des Nächſten feine Schuld, Drig. 
Den Befig miu Nach druck und ausfchtießungsiweife anzuzeigen, 
fügt man diefem, fo wie den übrigen Poſfeſſivis noch das eigen zu. 
Sein eigenes Gut. Die ültern Oberdeutſchen Schriftfieller ſag⸗ 
tendafür fein ſelbſt. In lines lelbes brulti, Ottfr. Sinlelbes 
meiſtertuam, Kero. 
Von dem curialen Se. Maiehär, &r. Burchlaugt, ©. Ihro.. 
Mir den Hanptwörtern Salbe, Weg, Wille wird es in den ver- , 
tranlihen Sprecherten: gern zuſammen gezogen, fo daß das m m 
ein t übergehet, und der ganze —— cin Rebeuwort wird, 
€: Sei⸗ 


* 





39 Sei “ 


Seinethalben. 35 that es ——— Ich * es um ſei⸗ 
netwillen. (5.2 Dein,) wo mehr von diefen Ausdrüden geſagt 
worden. 

Es wäre vielleicht nicht unnüg, jedes Poffefioumi in ein — 
ftrativum und Relatioum einzutheilen. Bey diefem würde es ſei⸗ 
nen Rügen haben, und mar: könnte hier noch das Demoaftrativos 

Relativum hinzu fegen. Gib ibm fein Geld, wo die demon- 
frasive Eigenfchaft am-meiften hervor ſticht. Das Demonſtrativo⸗ 
— — beziehet ſich anf das Subject der Rede. Meine Freun⸗ 

de flohen, und Fein einziger oͤffnete mir fein Herz. 
crauet unſer Serz mebr als feinem Geliebten ? Der Gram ver= 


zehret dich, o laß ihm feinen Lauf nicht! Das Glu hatte Ale: - 


gandern fo viel gewähret, daß es nicht mehr in feinem Der= 
mögen war, ihm nod einen Wunſch zu gewähren. Hier 
wird er mit eben dem Serzen einen Dürfrigen glücklich ma⸗ 
chen, der feinem Eigennuge dienen Fann, womiter dort ei⸗ 


nen Gluͤcklichen kürze, der feiner Erhebung im Wege ſteht. 


Duſch. 
Das Relatidum endlich iſt im gemeinen Leben am üblichſten 
und beziehet ſich aufein vorher gegangenes Hauptwort männlichen 
oder ungeiviffen Geſchlechtes, wenn es gleich nicht das unmittel⸗ 
bare Subjest der Rede ift. Alles was dein Gluͤck in feinem Laufe 
aufbalten Bann. Die Außenlinien eines Korpers flellen un: 
fern Augen feine Geftaltdar. Die anfländigere Schreibart ger 
raucht bier Lieber den Genitiv deffen des Demonftrativo » Res 
_ Tativi der, welches noch nothwendiger wird, wenn fich dag fein‘ 
auf eine Sache und nicht auf eine Perfon beziehet. Es Fam ein 
Schiff und man ſchickte einen Officiev an feinen Bort, beſſer 
an deſſen Bort. Sechs Fahre folle du fein (des Fremdlings) 
Land befäen, und feine (beffer deffen , weil es hier auf Land 
geben) Srüchte einfammeln, 2 Moſ. 23,10, wenn aber das letzie 
fein aufden Sremdling gehet, fo ſtehet es völlig an feinem rechten 

Dre. 

Am nothwendigſten iſt diefes deffen, wenn das fein eine Zwey⸗ 
dentigkeit macht, und fo wohl auf das Subject ber Rede als auf ein 
näber vorher gegangenes Hauptwortgeben fann, Der Ober: 
Lieutenant folgt auf den Obersten und vertritt in feiner Ab⸗ 

weſenheit feine Stelle, wo es beyde Mable deſſen heißen muß, 
Cajus war zornig, daß Cafpar fein Gut verfaufe hatte, wo 
23 deſſen heißen muß, wennes auf Cajum gehen fol, weil Ca⸗ 


par bier das eigentliche Prädicardes Sages if. (S. auch 2 Deill.) 


Der Edelmann ging mit dem Pachter auf feinen Acker, wo 


fein recht iſt wein es anf den Edelmann geht, aber mit deffen vers’ 


tanicht werden muß, wenn es ſich auf den Pachter bezieben ſoll. 
Wo eine ſolche Mißdentung nicht Statt finder, da Farin fein als ein 
Keciveocum ohne Bedenken gebraucht werden, befonders wenn es 
ich auf eine Perfon beziehet. 
"feinen Acker. 
IT. Als ein Abſolutum mit Auslaffung des Hauptwortes wo 
es auf zwiefache Art gebraucht wird. 1. So daß das ungewiſſe 
Geſchlecht fein adverbifch ſteht. Der Acker if fein. Die Caffe 
— war ſein. Das aus iſt fein, Die Rinder find fein. Das 
Zaus bleibe fein. "Für welche Wortfügung der vertraulichen 
- Sprechartman in der höhern oft lleber Umſchreibungen gebraucht; 
außer etwa in dem ſtgürlichen Ausdrucke, er iſt nicht mehr fein, 
er hat fich nicht mehr in feiner Gewalt, ift feiner nicht mehr mäch⸗ 


F Doch auch im größten Schmerz noch fein, Gell. Und mit 
der Jun rfion, in welcher Geſtalt auch die höhere Schreibart dafs _ ° 


selbe verträge. Sein fi das Reih. (S. 2 Dein II.) ?. Außer 
der Adderbial⸗Form, fo daß es ſich anf eine vorher gegangene oder 
darunter verftandene Perſon münnkichen Geſchlechtes bezieber. 
Das ih nicht mein Buch, es if feines. Das K nicht meine 


. 


Wen 


Seinethalben, 
Der, die, das Seinige, das Abſtraetum deszueignenden Für- 


Ich sing, mit dem Pachter auf 





die Sprache deg gemeinen Lebens. Dein Aufwand über rrifft des 
$üriten feinen, beſſer, übertrifft den Aufwand des Süriien. 
Anm. Bey dem Ulphilas heus, im Iſidor ha, im Niederſ. 
fien, im Schwed, fin, fitt, im Rcainifchen ivoj, im Latein. 

- fuus, Griech. wog, oa. 


Seiner, die zweyte Enduug der perfönlichen Fürwörter ex und es. 


Ich erinnere mic) feiner nicht mehr. Ich muß mich feiner 
annehmen. Im Ober deutſchen ziehet man es gern in fein zu ſam⸗ 
men, welches auch wohl einige Hochdeutfche nahahmen, befonders 
in gedumdener Rede. Herr, erbarme dich fein. Wan fpottet 
fein im ganze Lande, Gell. Daman denn diefes fein im/Ober- 


ei EN 


Sache, n feine, a due Omi ehhtee es * hier in A 


“ 


deutſchen nicht nur für die übrigen Endungen, di, für ihm und ' 


ihn, es, fondern auch für das weibliche fie, und fürdas Kecipro- 
cum füch zu gebrauchen pflegt, Wegen feiner. Den Selden zu 
ſehn vor fein, vorfih, Thruerd. Kap. 71. 


auch in der Deutfchen Bibel nicht felten iſt. a! 
Seinetwegen, Seinetwillen, ©. Sein I. 


wortes fein, welches den beffimmten Artifel erfordert, nnd ohne 
Hauptwortftebet, fich aber auf eine Perſon männlichen Geſchlech⸗ 
tes beziehet, Gib ihm das feinige. Das find nicht unfere Sa— 
hen, eg find die feinigen. Er bat das feinige, oder dag Sei— 
nige gethan. Die Seinigen, Perſouen, welche mit ihm in Ber⸗ 


wandtfchaft oder genauer Berbindung ſtehen. Die alte Form, da 


man dieſes Wort gern in de 


die, das feine zufammen 303, 
füngt an zu veralten ; nur die, 


Ich wii fein nie _ 
effen, das Fleifch, es, Buch der Natur 1483, welcher Gebrauch 


ichefunft behält fie noch zumei- \ 


"Ten um des Bequemern Spyibenmaßes willen bey. Die — 


ſeine Angehörige, Verwandte. 


Seit, eine Partikel, weldde dag Schickſal aller Partikeln gebabt, 


d. i. in ihren Bedeutungen und Gebräuche beträchtliche Beränder 


rungen erfahren bat, welche hier angeführet werden müffen, damit 


man die Abflammung diefes Wortes in der heutigen deſto beſſer 
überfehen Föune. Es bedeutete, 

3, Eigentlich dem Orte nach, niedrig, unten, dasuntere, wel: 
ches wenigftens eineder erſten und eigentlichften Bedeutungen ift, 
wo es fowohl als ein Nebenwort, als auch als ein Beywort üblich 

"war. Im Hochdeutfehen iſt es vollig veralter, allein im Niederſ 
Schwediſchen und Dänifchen iſt es doch völlig im Gange. Niederſ. 
fied, ein fieder Stuhl, ein niedeiber, das Waſſer it fieder ge⸗ 
worden, Dan ſüd, Schwed. fid. Es iſt bier gewiſſer Magen 
das Stammivort von den Intenfivis figen und fegen, und in An- 
fehung des Dberd. fint, von finfen, fenfen; wenigftens iſt es 
mit ihren Stämmen ſehr nahe verivandt. 


2, Figürlich, was der Ordnung, Zahl und Zeit nach auf etwas 


anderes folget. 


(1) "Der Hrdmung nad, wo fith im Angelfächfifchen fo wohl 


als ein Bey⸗ als Nebenwort, das nachfolgende, und ythelt 


derlegteift. Im Schwed. gleichfalls id, Aidkt, Sm Deppape 


fchen ift diefe Bedentung fremd, 
0909) *Der Sahlnach, für weniger, eine im Deutfchen leid. 
falls veraltete Bedeutung, in welcher aber das Schwedifche Id 
üblich iſt. 
(3) Der Zeit nach. (a) *Fürfpät, fo wohl als ein Bey - als 
ein Nebenwort. Bey dem Ulphilas leit,im Schwed. fid, Der 
e wart oderfit, Walther von der Bogelweide, der ehe oder 
fpäter ward, Aush diefe Bedentung iſt veraltet. (b) *Für here 
nach, als ein Nebenwort, ingleichen für nachdem, als ein Binde- 
wort, ein gleichfalls ungewöhnlich gewordener Gebrauch, weicher 
doch in Ottfrieds ic" mehrmahls vorkommt, 
it [edan, und infanmen gezogen len, hernach, nadidem. (9. 


Auch im Schwed, 


Sint,) 








: 


— u 





Sei ji * 


Ein) (Eine — von einem gewiſſen BDA, Zeit⸗ 


punete an zu bezeichnen, als ein Nedenwort, in welcher Bedru⸗ 
> tung esim Hochdeutſchen allein noch üblich iſt, und alsdaun im 


Ober deutſchen auch ſint, ſinter, im Niederdeutſchen ſeder, ſedert, 


ſedder, funt, lauter, Engl. fith, fince, Schwed. (edan. Wenn 
die Zeit in Geſtalt eines Hauptwortes ausgedruckt ift, fo ſtehet 


diefes in der dritten Endung, weil feit eines von denjenigen Neben⸗ 


" wörtern iſt, welche ehedem auch als Vorwörter gebraucht wurden, 


oder doch den Übergang der Nebenwörter in die Bortvörter auss 
machen, aifo von beyden etwas an fich haben. Seit dem Tage, 
da ich die Rinder Iſrael aug Egypten führere, 2 Sam. 7, 6. 
Seit der Zeit (daß) Menſchen auf Erden gewefen find, Offeub. 
15, ı8, Seit feinem Tode. Jch habe ihn feit Einem Jahre 
nicht geſehen. Seit Pfingiten, ſeit geſtern. ©, wie liebt ich 
dich, ſeit jenem Tage, u ſ. f. Beßn. Seit welcher Zeit bat 
er nicht geſchrieben? Seit wenn iſt er dein Freund? Antıe, 
ſeit vielen Jahren. 

Die Verbindung mit der zwepten Endung ift im SHocdentfigen. 
ungewöhnlich, Sint ses kamen die Rriegsleure nicht mehr in 
das Land, 2 Kön.6, 23. Seit des Ungewitters, Opitz. Seit 


"meines Hierfeyng, in welchem legtern Sale es abeg cichtiger Zeit 
2 meinesgierfeyns heißt, fo fern es nicht einenterminum a quo, 
} fondern. die Länge der Dauer. beſtimmt, wie man auf Ähnliche Art 


fagt Zeit meineg Lebens. 

Wem der Zeitpunct, auf welchen fi feit beziehet, ein ganzer 
Sas ift, fo wird dem Nebenworte noch das Fürwort dem zugefel- 
let, jo dag daß ausdrücklich folgt, oder auch wegbleibt, welches 
letztere oft der Wohlklang erfordert. Er iſt mein Sreund, ſeit 


Sem / daß ich ibn kenne, oder beſſer, ſeit dem ich ihn kenne. Seit 


dem ich von dir ſchied, bin ich der Sreude unbekannt gewor⸗ 
den, Duſch. Seit dem ich fie traurig geſeben babe, habe ich 
große Luſt es auch zu feyn, Gel, Die Schreibart feirdem läßt 
fih nicht mit nachdem entſchuldigen, weil die Bedeutung bier 


- figüelich iſt, in feit dem aber nicht ; indeffen läßt man beyde Wör⸗ 
ter lieber getheilt, wie in vor dem, aus den u.f.f. ° 


Das dem wird vonder höhern Schreibart oft mit Nachdruck 
meggelaffen. "Siünf Tage finds nun, feit er uns deyde auf feinem 


Schoß hatte und weinte, Geßn. 


Geneuß, geneuß der Rub, die div entzogen, 
Seit ich diep Seuer angefacht, Raml. 

In der Oberdeutfehen Mundart iſt dieſe Weglaffung ſchon alt; 
doch behält fie alsdaun germdas daß ben. 

‚Sitdasich fi fo garherzeclichen minne, Kaiſer Heinrich, 
Sitdas der winter hat die bluomen in getan, König 
- 7 Menzel: 

Dfofteher fo wohl in dem Vor » alsin dem Nachfage ein feit, 
da denn das Testere das dem befommt, das erftere aber deſſelben 
entbehren kann. Seit du auf dem Steine beym Brunnen mir das 
Scuhlingstied fangeft, feit dem babe ich dich nicht gelehn, Geh, 

"Seit der erhabne Sriederich s 
Sir Gott und Vaterland fichr. 
Seit dem, ihr Mufen, nahm ich nicht 
Die Leyer in die gand, Gleim. 
(4) Nach einer noch weiteren Figur, als ein verurfachendes 


Binde vort, für da, weil; eine veraltete Bedeutung, in welcher 
leit iu Schwabenfpiegel häufig vorkommt, nd welche noch in 


ſintemahl übrigift, S. daſſelbe) Seyd nun die Keltin iſt ein 
fach der dorcht, fo u. ff. weil num die Kälte eine Urſache der 
Furcht iſt, Buch der Natur, 1483. Sept ir mich thut fragen, 
fo wil ich, euch ſagen, Theuerd. Kap. 25. 

Anm. Sieraus exheller, Haß weder Wachters und Zeifcgenstt- 
Jeitung von ra, noch Gottſcheds und anderer von Zeit, die wah⸗ 





ee. 442 


ren find. Der Teste tadelt ig deßwillen den Ausdruck ſeit der 


Zeit, der aber immer untadelhaft ſeyn würde, weun auch die an⸗ 
gegebene Ableitung richtig wäre, S. auch Sine. 


Die Seite, plur. Sie —n. 1.Diejenige Fläche eines Körpers, 
„ welche fich neben der Hintern nnd vordeen Fläche befindet. 


(1) Eigentlich. So ift an dem men hlichen Körper die Seite, 
die Fläche von den Armen bis auf die Hüfte, Einen Schmerz in 
der Seite haben. Die rechte Seite, die Tinke Seite, Einem 
ander Seite figen. Einem zur Seite geben. Linen Körper 
auf die Seite legen. Sich auf Ste rechte Seite legen... Je— 


Minden von der ‚Seite anſehen, über die Achſeln. Den Leind 
. ‚auf Ser Seite angteifen, auf der Flanke, im Begenfage des An⸗ 


geiffes im Rücken und von vorn, Die Seite eines Gebäudes. 
Die Seite eines Stromes, die Fläche, welche von feinen Ufere 
gebildet wird. Auf die andere Seite ſchwimmen. 

Daher die figärlichen von der Geite des menſchlichen Körpers 
entlehnten R. A, 7. Sich aufdie faule Seite legen „fa wer⸗ 
den. Sich auf die fchlimme Seite legen, ſchlimm, laſterhaft 


"werden, Aber nicht, ſich ‚auf die fleißige, auf die gute Seite 
legen. 2. Huf Sie Seite geben, ſich entfernen, Sie eriffe ihr 
: fohlafend an, bleibe von der Seite ſtehen, in einiger Entfer- 


nung, Geh. Sich aufdie Seite machen, ſich ſchnell und heim⸗ 
lich entfernen. Etwas auf die Seite bringen, ſchaffen, es beim- 
lich entfernen. Scherz bey Seite, wir wollen aufhören zu ſcherzen. 


Jem anden auf die Seite ziehen, deh ſeits, ihn ein.wenig von der 
Geſellſchaft entfernen. 3. Auf jemandes grunen Seite figen,/ 
(S. Grün.) 4. Das iſt feine ſchwache Seite, da ift er am ſchwäch⸗ 


ſten. Du weißt, daß das meine empfindlichite Seite ift, daß ich 
da amempfindlichften bin. Feder verſtand bat feine ſchwache 
Seite, 5. Semanden die weiche Seite geben, ihn verzärteln, 
ibm durch die Ringer fehen. Aber, jemanden die weiche oder 
ſchwache Seite abgeben, bedeutet, ihn auf feiner ſchwachen Seite 
angreifen, und dadurch. gewinnen, 6. Jemanden nicht von 
der Seite Fommen, fi nicht von ihm entfernen. Einem zur 
Seite gehen, ihm hülfreiche Hand leiften, ihm zur Hand gehen. 
Ffiemanden zur. Seite haben, zur bülfreichen Handleiftung, 
Menn ein grundlicher verſtand einelebhafte Einbildungsfrafe 
zur Seite, ein veiches und treues Gedächtnig zw Gehülfinn 
bat, Gell. 7.3ur Seite, neben, befonders von Perſoneu. Uns 
nädften Baume ſahe er den Schäfer und ihm sur Seite den 
Sund- liegen. x 
Wenn im Streite 

Der ebrne Donner von den Bergen ihm zur Seite 

Die Jeldheren nie derſchlus, Raml. 

(2) Figürlich, eine Partey, mit einander verbundene Perſo— 
nen, im Gegen ſatze einer Gegenſeite, am bänfigffen ohne Plural; 
eine von den Kriegen entlehnte Figur, da diejenigen, welche es 
mit den Haupte halten, demfelben zur Seite ſtehen. Auf je= 
mandes Seite feyn, zu einer Partey gedören, und in weiterm 
Verſtande, es mit ihm halten, feiner Meinung, feiner Geſinnung 
ſeyn. Femanden auffeine Seite ziehen, Auf jemandes Seite 
ſtehen. Jemanden auf feiner Sefte haben. 

An weiterer Bedeutung auch ohne Rückſicht anf einen Gegen⸗ 


cheil. Die väterliche Seite, die mügterliche Seite, in Sen Ge⸗ 


f&ledtsregifiern. Wo es häufig auch von In Svideris- gebraucht 
wird, Don Seiten feiner, oder von feiner Seite if alles zw ° 
‚befiicchten, d.i.von ihm, im Oberdentſchen abſeits ſeiner, im 
gemeinen Leben ſeiner ſeits, wie auch deinerſeits, meinerſeits uff. 


"d.4, von deiner Seite, oder von dir u. ſ. f. Ich will auf meiner, 


Seite, oder von meiner Seite thun, was ich kann, d. 1. was 
mich betrifft. Es find auf der einen Seite ſo viele BEN als 
auf der andern, 

3 2. $u 





Alles. 0 ne 
2, a weiterer Vedentung jede Flãche eines Körpers außer ker 
-  abern und unfern, 
(+) Eigentlich. ‚Die Seite eines Berges, eines Thurmes, 
a Saufes u. f.f. Die vordere Geite, die hintere Beite. 


Die Sciten des Altars. Wennein Körper. nar zwey Saupiflã⸗ 
chen det, d, i ſich in die Länge und Breite ohne beir aͤchtliche Dicke 


erſtrecket, fo werden auch die Hauptflächen in engerm Verſtande 


-Tie Seiten-genaunt, da ſich deun der. Begriff der Breite mit eins 
 zufihleishengfheinet, fo wie in dem Lat Latus, die Geite, von 
latus, breit: Die rechte und linfe See zines Tuches. Die 
Seite eines. Blattes Papier. Die Seite eines Buches, die 
Dlattirite, Pagina, RT 
12) Figürlih., (a), Die Grgend, der Kaum außer ung, 
horizontal betrachtet, Die öſtliche Seite des Himmels, des Lanz 
des,. Die Morgenſeite, die Abendſeite. Don allen Seiten 
ber thürmen ſich Gewitter auf. Man macht mir von allen 
Seiten verdruß. () Die Art und Weiſe, wie eine Sache fich 
uns durch Wirkungen oder Außerungen darſtellet. Sich von der 
guten Seite zeigen. Was iſt das wieder für eine ungeſtalte 
Seite des gersens? Hermes, Ich wünfchte die ſe vernach läß igte 
Seite ihres Serzens nicht geſehen zu haben. Sollte dieß Herz 
wohl eine feplechte Seite haben? (ec), Die Art und Weife, der 
Puttet, aus welchem man, ein Ding betrachtet, . Alles von dey 
guten, von der ſchlechten Seite anfeben. Pflanzen und Thiere,, 
welche auf der einen Seite ſchädlich find, find auf der andern 
Seite ein Reicht hum medieiniſcher Kräfte, Gell. 
3. In noch. weiterm Verſtande wird oft eine Fläche eines 
Dinges die Seite genannt. Die obere Seite, die untere Seite. 
Etwas auf allen Seiten beſehen. 
nm. Im Tatian Situ, bey dem Notker Sittu, im Angelf. 
und Engl. Side, tim Schwer. Sida, im Niederſ. Sies, Siede, im 
Hebr. 73. Die Abſtammung läßt fih mr mutbmoßen. Es fan 
ſeyn, daß es zu dem Niederd. ficd, niedrig, gehöret, (S. das vori» 
ge,) indem ein Körper, wenn er auf der Seite liegt, gemeiniglich die , 
geringite Größe hat, Die alte Oberdeutſche zweyte und dritte En⸗ 
dung der Seiten, für Seite hat ſich noch in den folgenden Zuſam⸗ 
nienſetzungen erbalten. 

Sie Seitengder, plur, die — n, an einem Pferde, S. Sporn⸗ 
ader. 

Das Seitenbein, S. Gedankenbein. 

Sas Seitenblatt, des — es, plur. die — blätter, ein jedes 
Blast, welches ſich an der Seite eines Dinges befindet. So wer⸗ 
den z. B. an den gemrinen Pferdegeſchirren gewiſſe lederne Bläts 
ter, welche die Stelfe der Reirfcheiden vertreten, Seitenblätter 
genannt, 

Der Seitenbli, des— es, plur. die—e, ein Bid, welchen 
man von der Seite auf eine Sade wirft. Sinen foiefen Seis 
tenbli® auf etwas. thun oder werfen. 

Des Seitenbret, des — es, plur. die — er, ein jedes Dres 
an der Seite eines Dinges, dergleichen 3.8. die geitenbregtt an 
einem Bettgeftelle find. 

Die Seitenflähe, plur. die —n, von Seite 2, eine von denje- 
nigen Flächen, welche die Seiten eines ——— aus machen, im 
Segenſatze der Grunsfläche, 

Dae Seitengebjude, des — s, plur. ut nom. fing. ein Ge⸗ 
. käude an der Geite eines andern, welches mit dem Haupt oder 
Mistelgebände einen rechten Winkel macht. 

Dae Seitentewebr, des— es, plur. die —e, ein Gr 
wehr, welches man an der Seite trägt, dergleichen der Der 

gen, Pallaſch, Säb:l m. f. f. iſt, zum Unterſchiede von dem 
Feriergewehre, Batonctie n.f.f. In engerer Bedeutung ders 
Xen die Pallaſche oder Degen der Soeldaten Seilenge wehre 





entgesen geſetzet. — 

Der Seitengiebel, des —s, plur ut nom, fing. ein Giebel, 
welcher fic an der Seite eines Haufes befindet; der Buergiebel. 

Der Seitenhobel, des —s, plur.ut.nom. fing. bey den Buch⸗ 
fenfböftern, womit fie die Kante der Ninne abfiogen, worin das 
Rohr zu Liegen kommt. | 

Die Seitenlebne, plur. die—n, eine Lehne an der Seite eines 


Dinges, zum Unterfehiede von der Rikenlehne, vorderlehne 


an, ee 


und. BR ‚genannt, uud ats u Eberteweht 





und ſo ferner, hr 


Das Seitenlier, in den Salzwerfei, S..Ller. - 


Die Seitenlinie, plur. die—n, eine Linie, welche ſich uufoder i 


an der Seite eines Dinges befindet, deſſen Seite einſchließt, die 
Seite einer Figur ausmacht. In den Berwandtſchaften und Ge⸗ 


fhlechrsregiftern, ift die Seitenlinle die Reihe der Seitenver⸗ 
wandten, welche ſonſt auch die Frebenimie genannt wird, zumlins A 


terfchiede von der aufleigenden und abfleigenden Linie, 4 
Die Beitenrolle,plur, die—n, in der Baukunſt, eine Art Krage 
fisine, welche durchaus vongleicher Dice, und an den Seiten mit 
Schnitkeln verfehen find. -S, Rolle, - 
Die Seitenſchiene, plur. die—n, eine Schiene an der Seite 


eine Dinges; 3.2. die eiferne Schiene an * Hide des Pflug. = 


hauptes. 

Der Seitenſchirm, des — es, plur. die —r, in der Jägerep, 
‚ein Schiem.zur Seite, oder in einiger Entfernung von dem Paupte 
föieme, die Rotddurft der Ratur daſelbſt zu verrichten. - 

Der Seitenfchlägel, des—s, plur. ul nom. fing, tin Sat. 


ge: der Kupferichiniede, die Seiten vines Gefaͤßes damit zu be⸗ 


arbeiten. 


Der Seitenfihmerz, des— es, plur, $ie—en, cin Schmec 


in der Seite des menſchlichen Körpers; das — web, 


Das Seitenftechen, des — #, plur, inul, —— ſtechender 


Seitenſchmerz; Pleuritis, 


Das Seitenſt ück, des — es- plur. die —e, wie welenſafi⸗ 


ſtuck, für das ausländiſche Pendant. 


Die Seitenthür, plur. die— en, eine Thür an der Seite side | 


Gebäudes, oder auch an der Seite der Hauptihür; Miederſ. Sies 
deldor, Sieldör, Blangender, von blangen, neben, zur Seite. 


Die Seitentonze, plur. die—n, im Bergbaue, die Tonnen, 


de i Breter, welche im Förderſchachte an dieEinftriche und Stöfe 
der andern Sonnenbreter befeftiger werden, woran die Kübel auf 
und niedeugeben, ©, Tonne, : 

. Der Seitenverwendte, des —n, plur, — n, Femin. die 
Seitenverwandte, plur. die —n, eine Perfon vonder Seitens 
Unie, welche ‚nur in der Seitenlinie mit einer, BER: vers 
wandt iſt. 


Der Seitenweg,, RR plur. die—e, ein ea, wegen Ki 


dem Saupiwege zur Seite gebe, neben demſelben hingehet; 


Flevenweg. Auch wohl ein Wes, welcher uufder Seite von 2% 


ſelben abgehet. 
Das ©eitenweb, des —es, plur.inuf, ©. Seitenfhmers, 


Ar 


Das Seitenwerk, des— es plur. die — e, anden Drgeln, er Br 


zur Seite des Haupiwerles befindliche Theil der Orgceẽ. 
Dos Seitenwehr, des — es,-plur. die — e, in der. Jagerey, 
ein Wehr, welches an der Seite eines Klopfjagens angeſtellet wird, 
damit dafelbft nichts durbrechen könne, dag yarlorne Wehr, 
Der Seitenwind, des—es, plur. die —e, ein Wind, welcher 
von der Seite fommit, befonders in er Echifffabtr. 
Seither, ein Rebenwori der Zeit, welches auf doppelte Art betrach⸗ 
‚ tet werden muß. ı.* Als dag in einigen gemeinen Sprecharten 
übliche ſeiter, für ſeit, da es non einigen fo wie dieſes mit der 
zwepten Endung verbunden wird, Seither einigen Tagen. % 
i i 





* 


U einige diefe Art zur 


ben fchuldig fin, Heinrich. von Morunge, ' 





ee 
if EN im Bochteutfen eben: fo ngewdhmich als 


das nirdrige ſeiter, und müßte alsdann aud) wie diefes den Ton 


auf der erfien Sylbe haben. 2. Als ein zufammen gefegies Ne- 
benwort, deſſen legte Hälfte die Partikel ber ift, da deun bende 
Sylben dem Tonerfordern. - Es bezeichnet eine Zeitfolge kisjegt 
von einer entweder unbeftimmten oder im vorigen beſtimmten Zeit 


an. vor fünf Fahren war er hier, ſeither babe ich ibn niche ' 


wieder gefehben. Lieber Brunn, ſeither habe ich nicht in dei: 
» ner Rüble gerubet. Göthe. Allein, da viele gute Provinzen hier 
ausdrücklich zeither fprechen, und das Nebenwort auch wohl aus: 


Srüůcklich in die Zeit ber, auflöfen, überdieß auch die Elipfis zu 


ſtark and dunfelfeyn würde, wenn ſeit die erfte Hälfte ſeyn ſollte, 
fo wird es hier richtiger alg eine Zufammenfegung von Zeit angefer 
ben. (S. Zeither.) Eben die ailt auch von dem Beyworte ſeit⸗ 
Berig, beffer zeitherig, S. daſſelbe. 


Ss eis, das Nebenwort von dem Hauptworte Seite, welches nur in 
Bufammenfegungen üblich iſt, wo es in einigen Fällen auch nur . 


— ſeit lautet. Es bezeichnet, entineder den Ort, welchen das 
Wort Seite bezeichnet, und lautet feie, wenn diefer beſt immt iſt; 
dieffeit, ienfeit, beyſeit; oder auch die Partey, oder Perfon, wo 

> 88 feirs lautet, allerſeits, fie fänmtlich, insgefanımt, — 
feits, von beyden Seiten, beyde. 


Seitwaͤrts ein Nebenwort des Ortes, nach der Seite bin. Seit⸗ 


wärtg geben, ſtehen u. ſ. f. 


el, eine Ableitungsfplbe, welche Haupwöster bitden hilft, ©; 


8Sal. 


Selb, ein altes Neben- oder wie andere wollen, unabänderliches 


Fürwort,welchesehedem in allen Fällen fiir das nenere felber und 
ſelbſt gebraucht wurde, Im Hochdeutfchen iſt esfür fich allein 


veraltet, und nurnoch in derZufammenfegung mit Drdnuncszahlen. 
- üblidy. Er Fam felbandere oder felbswepte, felbdritte, felbvier: 


ge, ſelbzwanzigſte, und fo ferner mit allen Drdnungszablen, wo 
von einigendas End ze ungebührlich abgefüirget wird, ſelbzweyt, 
ſelbdritt n.f f. er. oder fie fam mit noch jemanden, fo daß er 
oder fie feldft der andere oder zweyte war, er fam mit noch zweyen, 


- fo daßer ſelbſt der drittewar u. f.f. Es iſt ein einzelner und 
Nicht fo richtig fcheinet es, wenu - 


nice ſelb ander —*— 48. 
en im Plural gebrauchen. Sie haben es 
ſelbzweyte, felbvierte gerhan, Wir find ſelbſechſe. Go hart 
nd ungewöhnlich diefe Ellipſts zu ſehn ſcheinet, ſo alt iſt fie doch. 
Selb dritte kommt fon im Schwahenfoiegel, und felb-acht 
im Hornegk vor. Auch die Niederfachfen fagen fulv ander u. ſ. f. 
die Baieen hingegen fant wander, vielleicht ſammt ander. 
Ehedem gebrauchte man dieſes felb auch in andern Zufü mente 
fegungen, 


ſelbrennend Seuer, Weish. 17,6. Auch dieNiederf. haben noch 
ide Sulfmoos, Sufwald, ff. Im Dberdeutfchen gebraucht 
man dafür jegt feldft. - Übrigens lautet diefes afte Wort im Anz 


gelſ. ſylf, lelfk, bey dem Uphitas dene, im Schwed. Sjelf, Ai. 


Engt.[elf, S Selbſt. 


“Selbe, ein Fürwort, welches Seelinivet wird (&. Derfelbe) * 


ehedem in doppelter Bedeutung üblich war. ı. Ein Individuum 
näher uud mit Ausſchließ ung eines jeden andern zu beſtimmen, fine 
unſer bentiges ſelber und ſelbſt. Selbo Tod, Kero, der Tod 
ſelbſt, oder ſelbſt der Tod. Dienot hanich mir! elbe analle 
fchuldegenommen, Neinmar der Alte. Ich erlos mir felbe 
einen man;Dithmar von Aſt. Solde aberi iemananimfel- 
Wo man es denn 
auch wohl dendogeois beyzufügen pflegte. Sinfelbes kaw.al- 


tu, Kero, In diefer ganzen Bedentung ift es veraltet. 2. Ms ein Y 


Demonfirativo Relativum. An ſelben Tage, Moeſe,13. 


mihr aber derſelbe dafür üblich find, 


Selbfuanu, Willkühr, Kero Selbuualt, eben daſſ. 
Notker, Selbfolgo,die Sete, in der Monfeeifchen Gloffe, ein 


dere Mitwirkung. 


- Sel 46 
Czech, 40,2% An ſelben Orte, Mof.. 26, 7 Zur ſelben Zeit, 
QJudüh 6, 10. Im Oberdeutſchen ſelbte. Auch hier gehöret es 
im Hochdeutſchen zu den veralteten Wörtern, indem ſelbiger, noch 
©, beyde, : 

Arm. Bey dem lllphilas [ilbo, im Niederfächſtſchen fulve, 
‚welches aber auch nur noch mit dem Artikel Ser gebraucht wird, 
©. Selbſt. ! 


Selber, ein Nebenwort; weldhes mit felbft gleich bedeutendift, und 


auf ebendie Art, wie diefes gebraudyt wird, nur daß es Lieber hin⸗ 

ter feinem Nenn⸗ und Fürworte ſtehet, dagegen felbfi aud) vor dem⸗ 

felben ſtehen kann. Der Herr. hat felber für euch geſtritten, 

Jof. 23,3. Was felber wacht, 2 Kön. 19,29. Die Gottlo⸗ 

fen bringen fich ſelber um, Tob. 12,10, Arzt, Bilf dir felber, 

Luc, 4,23. Wiewohl Fefus felber nicht taufte, Joh. 4,2, Ich 

Tann eg felber nicht fagen, Gel. Ich wollte bitten da} fie 
ſich felber eine Strafe auferlegten, eben derf. Olaſſen ke mich 

geben, und zu mir felber Fommen , eben derſ. Ich wollte 
Selber in die Apotheke geben, eben derf. Es ift vornehmlich der 

Sprache des gemeinen Lebens und des vertraulichen Umgangesein - 
gen, dagegen die anftändigere und höhere ihm das felbft vorziehet. 

Anm Im Schweb. fjelf, im Isländ: lialfer. Ehedem ſagte 

man auch mit einer andernEndung ſelben. Gutentroftwilich 

mir felben geben, einerder Schwäbiſchen Dichter, wo es aber 

auch der Dativ des vorigen felbefeyn Fan. Indeſſen gebrauchen 
die Niederfachfen aud) fulvenfürfelber. Die Endung er, die 
‚bloß adverbifch ift, hat Frifchen und andere verführet, felber Für 
einen Compararivum zu halten, vor welchen Abiwege die Sache 
ſelbſt fiefchon hätte verwahren follen. S. Selb die Anm. 


Selbiger, felbige, felbiges, ein Pronomen Demonftrativo Res 


Lativum, welches fich auf eine vorher genannte Perfon oder Sache 
beziehet. Srlbiger Mann Fam, der Mann, von welchem im 
vorigen gefprochen worden. Zur felbigen Zeit. In felbiger . 
Stunde. Esift zwar im Hochdeutfchen nicht gauz ungewöhnlich, 
indeffen gebraucht nran esdoch allemahMieber mit dem Artikel der, 
derfelbige, diefelbige, daffelbige, wofür aber doch auch Fürzer 
derfelbe, diefelbe, daffelbe, gangbarer und edler if, Denn die— 
fes Wort ift vermistelft’ der Ableitungs ſylbe —ig.aus dem indeeli⸗ 
nabilen felb zu einem abänderlichen Fürworte gemacht worden, fo 
wie in derfelbe u, f. f. die NE —£, deſſen Stelle 
vertritt, 


Selbft, ein Nebenwort, welches zur genauen: Beſtimmung eines 
perſonlichen oder demonflraziven Fürs oder Hauptwortes dienet, 


und von der Perfon oder Sache, woraufes ſich beziehet, die Bey⸗ 
binfe, Mitwirkung, Vertretung u. f. f. eines jeden andern Indi⸗ 
vidui ausſchließet. Es wird am gemübnlichfkän hinter fein Haupt« 
oder Fürwort gefeset, kann aber auch zuweilen vor demſelben ſte⸗ 
ben, welcher legtere Stand den Nachdruck erhöhet. 

1, Eigentlih. - Er muß felbit fommen, felbit muß er kom⸗ 
men, tn eigener Nerfon. Wir haben es ſelbſt gethan, ohne ans 
Er it es ſelbſt. Die Liebe feiner felbit. 
Sieh felbft verfennen, verleugnen. Wer andere loben will, 
muß felbft lohens würdig feyn. Böfe Neigungen verffärfen die 
Kraͤnkheiten des Körpers und find felbit die: gefährlichſten 


"Krankheiten, Gell. Wo it eine Privat» Thorbeit, die nur 
in dem Bezirke unfrer felbit bliebe, und fich nicht auf. irgend 
eine Weiſe der Gefellichaft mittheilte? eben derf. 


Zuweilen ſchließet es nur eine entferntere Theilnebmung uf. f. 


aus. Selbſt baden, brauen, durch ſeine eigenen Leute baden und 
brauen laſſen, und das Brot oder Bier nicht von dem Bäder 


und Brauer nebmen, Oft wird es den Haupt und Fürwörtern 

nur um des Nabdruckes willen beygefüget. Die Sade iſt an 

und fire ſich ſelbſt nicht ſchlecht, für ſich alein betrachtet. = 
ſt 


47 Sel 


fh ſelbft — 


wieder zu ſich Fommen. 

Dieſen Nachdruck zu verftäcken, pflegen manche Dberdeutfche 
Provinzen nod) das veraktete feld vorzuſetzen, welches bey dem 
Dpig und andern Schleſiſchen Dichtern häufig vorfommt, aber 
auch in einigen andern Dberdeutfhen Provin zen üblich ift, 
Dem die Hatur felbfelbitnichts kbgefohplagen, Opitz. 

2 du dir auch felbfelbft nicht Fannf fo wo feyn, 
"eben derf. 
Es haben ja die Brüder beyde fich 
Selb ſelbſt auf einen Tag erwürget jämmerlich, eben derſ. 
Dft macht es eine Gradation. Ich komme far ſelbſt auf die 
Gedanken, fo gar ich; da es fich denn der folgenden — 


Bedeutung nähert. 
Die Inverfion, oder die Stellung dieſes Wortes vor ſeinem 


Haupt- pder Kürworte, oder gar zu Anfang der Rede, läßt fich hier 


nicht fo oft anbringen, als in der folgenden figürlichen Bedeutung. 


Dadiefes Wort allemahl zur nähern Beſtimmung eines Haupt⸗ 
oder Fürwortes gereichet, fo müffen diefe der Kegel nach ausdrüds 
lid; da ſeyn. Aber es gibt auch Fälle, wo ſie ohne Tadel ver» 
ſchwiegen werden fönnen.. Von ſelbſt, d. i. von fich ſelbſt. Er 
ergreift von ſelbſt jede Gelegenheit, die ſich ihm darbiethet, 
Gel. Was ſelbſt wäh, von ſich ſelbſt. Kine felbt erwählte 
Demuth, Col. 2, 22. 

s... Statt des Keeiproci fich felbfi gebraucht man im Oberdeniſchen 

— ſelbſt, evbat es ibm ſelbſt zu verdanken; welcher 

Gebrauch aber im Sochdeutſchen fremd iſt. In eben dieſer Mund⸗ 

art pflegt man es auch zur Beſtimmung poffeffiver Fürwörter zu 

gebrauchen, Sein felbAgaus, für, fein. eigenes Haus, Yon 

unferm felbft Vermögen, von unferm eigenen. Dagegen es im 

Hochdeutſchen nur allein perfönliche und demonfkrative Fürwör⸗ 
ter beſtimmt. Nurinden Zuſammenſetzungen dafelbit, woſelbſt, 
und hierſelbſt dienet es auch zur ausſchließenden Beffinmung der 
Nebenwörter da, wo, und hier. 


Die ſprichwörtliche N. A. ſelbſt it der Mann, d. i, mag ge⸗ 


hörig verrichtet werden fell, muß man ſelbſt thun, iſt elliptiſch. 
Selb iſt der Mann; er ſelbf will glleshoblen, Haged. 
Sonſt kann es in manchen Fällen auch als ein unabänderliches 
Haupiwort gebraucht werden. Menſchen, die nur. ihr nichts⸗ 
würdiges Selbſt lieben ‚Neiße, ihre nichiswürdige eigene Perfon, 
2, Figürlich. 

(+) Ein» Öradation, eine Eiteiteräng des Begriffes zu bes 
zeichnen, für fogar, wo es zugleich allerley Inverfionen leider. 
Nichts iR natürlicher, und ſelbſt erlaubter. Er ann das 
Stehlen ſelbſt nicht laſſen, er Fann felbi das Stehlen nicht lafr 
fen, felbR das StehlenFann er nicht laſſen. 

Der Schmerz tum ihn ift für mein Herz 

Selbfi no) ein angenehmer Schmerz, Gel. 

Auch ſelbſt der Zorn laßt ihr. noch ſchön, eben derſ 
Auch nicht die Armuth felbE ſollte mich abhalten, redlich zu 
handeln, Dufh. Wahrheit reden, fie felbf zu den Süßen des 
Thrones veden, it ein Verbrechen, welches Hofleute nie ver: 
zeihen. Selbſt der Fluch einer Mutter wiirde bier Praftlos 
ſeyn. Selbft aug feinem Stolze wird einſt die ibm. und der 


Weit fo norbiwendige Tugend der Befcheidenheit erwachfen, . 
wenn er nur will, Gel, Man hüthe fich aber, daß nicht eine 


falſche Stellung des ſelbſt den Sinn verdunfele, oder doch eine 
Härte versrfadhe, 
Was kann is denn für das, was ſelbſt die Liebe ehur. 
- ER Gellert. 


Wieder zu ſich felbit kommen. Daher — 
denn bier auch wegfallen kaun. An und für ſich, in ſich gehen, 


Sel 
Wo es, wegen der — einfolbigen Mörtes , sta. bart 


klinget, fondern auch fo wohl die erfle eigenthihe ‚ als diefe figür⸗ 
liche Bedeutung leidet, folglich, zweydeutig if, 


(2) Wenn man andeuten will, daß, eine Perſon oder 


Sache eine Eigenſchaft in einem hoben Grade befige, fo fagt 
man nad einer gewöhnlichen Vergrößerung, daß fie diefe Ei-⸗ 
genſchaft felbft fey.. Er iſt die Sveunslicpfeir ſelbſt. Sie MM 


die Schönheit felbfi. Mr wear die Tugend , die Bosheit 


felbf, Das ih ja die Süßigkeit felbit. Do zugleich feine 
weitere Inverfion Statt findet. Er iſt ia, die Leut ſeligkeit und 


Menſchenliebe ſelbſt, Gell. 
Viele Sprachlehrer diefes Wort für ein Prono⸗ Ka: 
men aus, welchen Nahmen es doch fo wenig verdienet als eigen, Ai 
welches die Pofjeffiva beftimmmet, und allein, welches die Anweſen ⸗ 


Anm, ı 1, 


beit und Beyhülfe eines” andern Individui ansfehließer, fo wie ; 


felbft, das Subject mit Aus [&ließung eines andern Individui ber 


ſtimmet. Es if-ein wahres Reden wort, denn im Deutſchen baden 
wir Nebenwörter, welche nicht alein die Seitwörser, fondern ud 
die Nennwörter und Partifeln beftimmen. 


Anm. 2. Das Stammwort ifi felh, welches in felbe, ein biege | 


fames Pronomen wer; und noch ift, und fo wohlfür fich allein, als 
auch mit allerley adverbifhen Endungen als ein unabänderliches 


Nebenwert gebraucht wurde. Diefe Endungen find —en, —ew, . 
—s oder —es —eſt, —ſt, —t; daher diefes Nebenwort bald ed 
felben (Miederf. fulven), bald felber, bald felbs, felbeh, felbi, 


(Riederf, ſulveſt, ſulvſt,) bald aber auch; wie noch jest iur Oberd. 
felbt, felbten, lautet, Sich felbten dem Tode zu entreißen, 
Gryph. Dieinfunde diefer verſchiedenen Endfyiben hat manche 


Wortforfcher verleitet ‚ Selber und ſelbſt als den Comparatioum 


und Superlatibum von felb anzuſehen, da doch dieſes Wort dem 
Begriffe nach Feiner eigentlichen Comparation fäbig if. Einige 
gemeine Mundarten Hängen diefem durch das adverbifche s ſchon 


zu einem Nebenworie gebildeten ſelbſt noch eine adverbiſche En— 
dung an, und machen daraus ſelbnen, welche Form zwar im Soch⸗ 


deuiſchen nicht felten, für die edle Schreibart aber zu gedehnt und 


kraftlos ift, weil fie mit zwey Sylbeun nichts mehr fügt, als ſelbñ — 


mit Einer. 
Da ſelbſt ein von ſelb ——— Wort iſt, fo iſt eg frevlich 
jünger als dieſes, indeſſen iſt es doch ſchon ſehr alt; Der Übers 


ſetzer Iſiders, verreuthlich der alteſte Deutſche Schriftſteller, hat 


ſchon lelpſo, und Dufried felbaz. Die RUREHE fpeehen 
und (chreiben noch jest felbs, 

Da von zwey End-Eonfonanten, Einer — ein Ablennnee 
laut iſt, fo muß man don dem alten ſelb auch dag b trennen, wenn 
mandefen Abftammung erforfehen will, Die alten Schweden 
fügten wirklich nur ljel für feld, und noch bey dem Notker iſt 


Seles felbige, Unfer ſolch unierfeidet fich von felbe nur in dem 


Ableitungslante. Da diefes Wort urfprünglich ein Demonftvativo- 
Relatives Pronomenift, fo ſcheinet es überbaupt ein exiſtirendes 


Ding, ein Individuum zu bezeichnen, da es denn sit der Ablei⸗ 


tungsfplbe —fal, und unferm Seele Eines Stammes ſeyn würde, 
(&: ı Sahl.) Sogar das Hebr. 23, bedeutet fo wohl Seele, als 
. »felbR. 


Es wird diefes Wort mit vielen Henn und Sefonderg Saupt⸗ 
wörtern zuſammen geſetzet, etwas zu bezeichnen, das wiran uns 


ſelbſt verrichten, was ſich auf uns ſelbſt brziebet u ſef. Einige 
davon find ſchon ſehr alt, und wurden ehedem mit Selb gemacht, 


(S. daffelbe z) andere find in den neuern Zeiten gemacht worden, 


eine lange Umſchreibung zu vermeiden, und lafſen ſich noch täglich 


‚vermebren. Sie ſind von denjenigen wohl zu unerfcheiden, welde. 
mit eigen ——— gefeget find, deren Zahl — doch ſo groß 


* — Die 


nicht if, 


3 


2% 
vw. 











ae 


Die Selbftbefletung, plur. sie—en, diejenige Art der Un. 
keuſchheit, weiche man mie feinem eigenen Leibe verübet ; die 
„Onanie 

Der Selbfibetrug, des —es, plur. inuf. eigentlich, ein Betrug, 
welchen man an ſich ſelbſt verüber, doch nur im figürlichen Ver⸗ 
ſtande, ein falſches Urlheil, welches man von fich, feinen Empfin- 
dungen, Vorzügen u. ſ. f. fället. In diefem Selbüberruge wird 
fie ihnen ihr ganzes Herz ſehen Iaffen, Gel. = 

Die Selbfibeurcheilung, plur. inul. die Beurtheilnus feiner 
ſelbſt. 


Selbſteigen, adj,etadv. wo die erfte Sylbe nur dazu dienet, 


den Nachdruck deseigen zu erhöhen. Sein felbiteigener Herr 


ſeyn, fein eigener, Dieß waren feine ſelbſteigenen Worte. 


Die Selbfterhaltung, plur.car. die Erhaltung unfers eigenen 


Lebens, undalles defjen, was unfere Natur vollfonunen macht, 
befonders alg eine ‚moralifhe Pflicht betrachtet. Der Trieb der 
Selbſter halt ung ſtraubt ſich gegen alle Lebensgefahren. 
Die Selbfterhebung, plur. inul, die Haudlung, da man ſich 
ohne Grund über andere erhebet, fih ihnen ohne Grund vorzies 
het, und daſſelbe aufeine thãtige Art erweiſet. In engerer Bedeu⸗ 
tung diefe Fertigkeit, 
Die Selbfterfenntniß, plur. car. die Fertigkeit, richtig von 
fich ſelbſt zu urtheilen. 
Belbfierwable, ad)» welches nur in engerm Verflande gebraucht 
wird, von einem Verhalten, welches ınan zum Nachtheil eines 
vorgeſchriebenen, nach eigenen Vorf&riften beobachtet. Welche 
haben einen Scpeinder Weisheit durch ſelbſt erwählte Geiſt⸗ 
Uichkeit uns Demuth, Col, 2,23. Ein felblierwahlter Gottes⸗ 
. den 
Die Selbfigefälligkeie, plur, car. ein ungeorduriee Gefallen, 


welchen man an ſich und feinen Borzügen trägt, die Fertigkeit ſich 


an fi) und feinen Vorzügen ohne Grund zu belufligen; ic der 
Selbitgefallen. 

Das Selbfigefühl, des — plur.die—e, das Gef üpt, die 

lebhafte, anfihanende Erfenntuiß, feines eigenen Zuftaudes, bes 
fonders feines moraliſchen. 

Das Selbfigefcyoß,des —ffes, plur. Sie — fie, S. Selb ſtſchuß. 

Das Soͤlbſtgeſprach, des —es, plur. die —e,ein Gefprächmit 
ſich ſelbſt. Nicht fo richtig wird ein Mronolog in den Drama, wo 
jemand allein fpricht, wenn er nicht dabey mit ſich ſelbſt ſpricht, 
ein Selbſtgeſpräch genannt. 

Der Selbſihalter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 

Selbſthalterinn, ein Ausdruck, womit das gurongerusg in der Ti» 
sulatur des Ruſſiſchen Kaifers von einigen überfegt worden, wofür 
doch Selbfiherrfcher angemeffenter ift, wenn hier einmahlein mit 
ſelbſt zuſammen gefegtes Wort gebraucht werden foll, welches 


doch den Siun nicht erfchöpfet, indem es nureinen Regenten bes - 


zeichuet, welcher ſelbſt und nicht durch Minifter regieret. 


Der Selbſthaß, des —es, plur. car, der Haß feiner felbſt. 
Die Selbfiheit, plur.inul, ein von einigen myſt iſchen Schrifte 


ſtellern gebrauchtes Wort, das Abftractum von ſelbſt, ingfeichen 
die eigene Perfon zu bezeichnen. Die Vernichtung des Menfchen 
amd feiner Selbſtheit, die Unterdrückung der herrſchenden Eigen» 
liebe, des Eigenfinnes.und Eigenwillens. Andere haben dafür Ei⸗ 

gendheit gebraucht, 

Der Selbſtherrſcher, ©. Selbſhalter. 

Die Selbithülfe, plur. die —n „die Hüilfe, welche man * ch ſelbſt 
leiſtet. In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, die Hülfe, wels 
"the man fich gegen einen Beleiwiger, zum Radtheil und mit Hint» 
anſetzung der obrigkeitlichen Hülfe leiflet ; eigenmächtige Hül- 
‚fe, Niederf. Sülfwolde, Sulfwald, Selbſt gewalt. Bry dem 
KeroiftSelbwalt, Wiftüpr,. 

Ze. W.B, 4. Th, 2. Aufl. 2 


Sel 50 


*Solbſtig adj. welches Aue im Ober deutſchen für eigen, felbfleis: 


gen üblich ift, Wo es zu eines jeden Standes felbitigen Wohlc- 
gefallen nothig iſt. Im daſelbſtig und hier ſelbſtig ifkes gleich⸗ 
falls im Oberdentſchen aın gangbarſten. 

Belbftilug, adj.et adv, eine ungegründete Einbildung von fels 

ner eigenen Klugheit befigend and Darin gegründet. So auch die 
Seltfiklugbeir, 

Der Selbſtlaut, des —es,lur. die —e, inder Sprachkunſt ei— 
niger, ein Laut, welchen man für ſich ſelbſt, ohne Zuthunng und 
Beyhülfe eines andern Lautes ausſprechen kann; mir einem La— 
tein ſchen Aunſtworte ein voeal zum Unter ſchiede von einen; Mit⸗ 

laute, oder Conſonanten. Bey einigen ältern Sprachlehrern, 
der Stimmer. Am richtigſten gebraucht man dafür das Wort 
gülfslaut. ©. die Sprachlehre. 

Der Selbſtlauter, des —s, plur. ut nom. fing. das Zeichen ei⸗ 
nes Selbſtlautes, die Figur, der Buchſtab. S. Laut und Lauter, 

Die Selbfiliebe, plur.car. die Liebe feiner ſelbſt, die Fertigkeit, 
fih.an feiner Voll kommenheit zu vergnügen und felbige zu beförs 

dern. Da diefe Siebe ſo wohl erlaubtund pflichtmäßig, als auch 
unerlaubtund übertrieben ſeyn kann, fo gibt es auch eine erlaubte 

- und unerlaubte Selbftliebe, welche letztere auch Eigenliebe ge⸗ 
nannt wird. 

Das Selbſtlob, des—es, plur, inuf. ein Lob, welches man ſich 
ſelbſt ertheilet, und von welchem das Eigenlob eine Art ift, 

Der Selbfimord, des —es, plur. die —e, der Mord, das iſt, 
die Tödtung feiner felbft, In engerer und gewöhnlicherer Bedeus 
tung, ein vorfeßlicher Mord, welchen man an fich felbft begehet. 
Einen Selbfimors begeben. 

Der Selbfimörder, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die 
Selbſtmorderinn, eine Perfon, welche einen Selbfimord begehet, 
oder begangen bat. 

Die Selbftprüfung, plur. die —en, die Prüfung feiner ſelbſt. 

Die Selbſtraͤche, plur. inuf. eine Rache, welche man felbft und 
eigenmächtig ausuber, mit Hintanfegung. der obrigfeitlichen 
Ahndung. 

Der Selbftruhm,des —es, plur. inul. der Rupm, weichen marı 
fich ſelbſt beyleget. 

Der Selbfifchulöner, des—s, plur, ut nom, fing. Fämin. 
die Selbſtſchuldnerinn, eine Perfon, welche eine Summe ſelbſt 
ſchuldig iſt/ zum Unterſchiede von dem Bürgen. 

Der Selbfifchuß, des ſſes, plur. die — duſſe, eine Art Feu⸗ 
ergewehre, welche fo zugerichtet und gefielet werden, daß ein 
Menſch oder Thier, wenn es daran flößer, ſich ſelbſt erſchießen 
muß; das Selbſtgeſchoß, die Legebüchſe, der Legeſchuß, 

Schwer. Sjelffkott. 

Selbfifliändig,—er, — ſte, adj. et adv. für fidh felbft beſtehend, 
zu feiner Begreiflichkeit zu feinem Verftande Feines andern Dinge⸗ 

bedürfend. In dieſem Verſtande haben einige die Grundzahlen 
eins, zwey uf. f. felbitfliändige Zahlen, die Selbſtlaute ſelbſt⸗ 
ſtandige Laute, die Hauptwörter ſelbſtſtandige Wörter genannt. 
Angleichen nach eigenen Orundfägen bandelnd,und darin gegrüne 
det. Inder engften philofophifchen Bedeutung iſt felbkftändig, 
was von fich ſelbſt oder aus eigener Kraft beftehet, was den Grund 
feiner Möglichkeit in ſich felbft hat,da denn nur Gott allein ſelbſt⸗ 
ſtandig iſt. So aud die Selbfiftändigkeit. Opitz gebraucht für‘ 
felbfitandig von Gott das ungewöhnliche ſelbſtweſend, ober: 
gleich das Hanpıwort die Selbiiftändigkeie ſchon bat. 

Die Selbfifucht, plur.car. die ungeordnete Begierde, in afen: 
Vorfällen feine eigenen Vortheile zu ſuchen; der Egeismus. 
Daher ſelbſtſüchtig. 

Soͤloſtthatig, adj. et adv. welches nur in der Philoſophie in eue 
gerer Bedeutung üblich iſt, ohne Bewußtſeyn eigene Vorãnde⸗ 

—2 


rungen: 


Sel 


> 


x 51 


rungen hervor bringend, zum Unterfchiche von dem wilführlich, 
womit Borſtellung und Bewußtſeyn verbunden ift, So auch die 


Selbitthätigfeit, Spontaneitas. 
Die S:lbftverachtung,plar. inufit.dieWerachtung feiner ſelbſt. 
Die Selbfiverläugnung, plur.inufit. die Berläugnung feiner 
felbft, die Hintanſetzung feiner gegenwärtigen Wohlfahrt, um 
eine größere und wefentlichere zu erhalten. . 
Das Selbfivertrauen, des—s, plur. car, das Vertrauen auf 
ch ſelbſt. % 2 \ 
DieSelbftzufriedenheit, plur.inufit,diegufeicbenpeit mit ſich 
ſelbſt und feinem Zuftande. 
Selbftwefend, S.Selbätändig. 
Delchen, verb.regul. act. weldes nur in einigen Gegenden, 
z. B. in Baiern üblich ift, im Rauche trock nen oder dörren, rãu⸗ 
ern. Geſelcht Sleifch, geräuchertes. S. Schwelfen, womit 
es verwandt zu ſeyn fcheiner: ' 
Selerie, S. Sellerie. 
Selig ein Wort, welches mit dem folgenden Bey- und Neben⸗ 
worte Eines Urſprunges iſt, und an Haupt ⸗ und Beywörter ger 
Bänget wird, andere Bey und Nebenwörter aus denfelben zu bil⸗ 
den. Es bedeutet eine enge, einen Reichthum derjenigen Sade, 
welche das Hauptwort bezeichnet. So iſt im Jslãnd. Scläli, reich 
an Getreide, fegerfäll, fiegreih, tockaläll, gnadenreid, Im 
Dberdeutfchenift ein leutfeliger Ort/ ein volfreicher, der viele 
Einwohner bat, redfelig, geivrädhig, wortreich uf. f. Eben diefe 
Bedeutung des Reichthums liegt auch in den im Hochdeutſchen noch 
üblichen Bey- und Nebenwörtern zum Grunde, glüdfelig, leutz 
felig, mübfelig, faumfelig,rrübfelig, armfelig,feindfelig, hold: 
“ feligu.f.f. viel Glück, Mübe, Armuch, Zeindfchaft, Huld uff. 
habend. In gottſelig feheinet es eine Ähnlichkeit zu bedeuten, wels 
her Bedeutung diefes Wort gar wohl fähig ift, ob fiegleich eben 
nicht die hãufigſte iſt; indeſſen läſſet es ſich vermittelſt einer Figur 
auch aus der algemeinern Bedeutung des Beſitzes erflärcit. 

Am Oberdeutſchen dat man noch mehrere Wörter diefer Art, 
welche aber im Hochdeutfchen fremd find; 3. B. rathielig, reich 
an autem Kathe ; friedfelig, reich an friedfertigen Öeftunungen, 
welches auch-von einigen nenern Dichtern im Hochdeutfiben ger 
braucht. worden, bitefelig, eine gute Gabe zu bitten habend, gnad⸗ 


felig, anädig, gnadenreich, rachſelig, tachgierig babfelig, reich 


an Habe, daher uhfer Sabfeligkeit, lobſelig, reich an Lob, und fo 
ferner. — 

Anm. Im Island. lautet dieſes Wort ſäll. Die Endſylbe 
—ig, iſt die Ableitungsfp!be, daher es bier nur auf die Spibe ſel 
anfommt, welche eine Zabl, Menge, Verbindung, Geſellſchaft, 
Beſitz u. ſa f. bedeutet. (S. ı Sabl.) Mit der Ableitungsfplbe der 
Hauptwörter —fal iſt es genan verwandt, obne eben unmittelbar 
don demfelben abzuffammen, daher auch die Schreibart falig für 

felig unnöchigift, zumahl da für—fal in vielen Fällen auh ——fel 
üblich ifl. ; 
Die vermittelft diefes Wortes gemachten Beywörter leiden nicht 
nur die Comparation, fondern es fönnen au) Hauptwörter auf 
—feit davon gemacht werden; Arübfeligkeit, Saumfeligkeit, 
Armſeligkeit uf. f. 

Selig, —er, —fe, adjzet adv. welches chedem nicht nur allein 
reich ſondern auch-guf bedeutete,indiefen Bedeutungen aber längft 
veraltetift. Es bedeutete nodh, 

1. ineinem hohen Grade glücklich, und ſich diefes Zuffandes 
mit herrſchender Luft bewußt. 
Dem,der wol bittenkap, 
Der wirt villichteein felig man, 
Graf Rud. von Riuwenburg. 


Selig fi min liebe frowe, 
‘ Die mir froeitdasherze mitdienfinnen, 
Markgr. Heinr. von Meiffen, 
Und fo in vielen andern Stellen mehr, 52%, 
— Bey glauben ich dir verſprich, 3 
Dich reich und felig zumachen, Sheuerd. Kap. 36. 
Ingleichen febr häufig in der Dentſchen Bibel, wo es oft auch nichts 
anders, als glücklich bedeutet. Im Hochdeutſchen hat man es um 
der gwendeutigfeit mit den folgenden Bedeutungen willen veralten 
laſſen, und dafür das beftimmtere glückſelig eingeführet ; nur eis 
nige neuere Dichter gebrauchen es noch in der veralteten Bedeu- 
tung. 8% 


4 
* 


Wenn er, ein Gott Oſtir, durch unſre SIuren 
Im ſeligſten Triumphe faährt, Raml. 
2. Inengerer Bedeutung. (1) Der himmliſchen Glückſeliskeit 
nach diefem Leben theilhaftig. Selig werden, felig ſterben. Die 
Seligen im Simmel.®ott babe ihn felig, eine im gemeinen Leben 
übliche Formel, eines Verftorbenen zu erwähnen. Ja der Nömie _ 
ſchen Kirche nennet man im engern Verftande diejenigen felig, 
welche in dem Geruche der. Heiligkeit geftorben find, welche die 
Kicche zur Eanonifation beſt immt bat, und ihre Verehrung zunt 
voraus billiget, ob fie gleich noch nicht canonifiret worden; zum 
Unterfchiede von dem heilig. Im weiteften Verſtande nennet man 
allein der Kirchengemeinſchaft verftorbenen Perfonen felig , ohne 
eben dadurch. die Befchaffenheit ihres Zuftandes zu befkimmen, 
und da hat man nach dem Unterfchiede des Standes auch wohl: 
felig »bochfelig und höchſtſelig. Mein feliger Dater, mein ver» 
fiocdener Vater ; wo man im gemeinen Leben auch 00h! das Bey⸗ 
wort nach alter Art hinten zu fegen pflegt, mein Vater Teliger. 
Der wohlfelige Graf, der höchſtſelige König. 12) Sich dee - 
Bereinianng mit Gottmitanfhauender Luft bewußt, und in diee 
ſem Bewußefeyn gegründet. Tugendhafte und felige Empfin« 
dungen des Serzens genen Gost, Gel, Beſonders bey einigen 
nern finnlichen Kirchengemeinden £ 
Anm Bey dem Ditfried Lalig, im Niedert. felig, im Angelf, 
faeli, im Engl. fly, im Schwed. falig, im Jsländ, läl, Die 
erfte Bedeutung feheinet reich, begütert geweſen zu ſeyn oder auch 
“gut, wie denn. noch im Ulpbilas el, gut, bedeutet, Die Bedeu⸗ 
tung des Glückes iſt eine gewöhnliche Figur des Reichthums, das 
der auhim Schweb. läll, glücklich if. Das kat. Salus,unfer - 
Zeil, und vielleicht auch das Lat. felix, find nahe damit verwandt, 
Das alte Oberdrutſche Selde, Heil, Wohlfahrt, Glück, iſt veral- 
get, und dafür das neue Seligkeit eingeführer. (Siebe das voris 
ge, inaleichen ı Sahl.) Wenn im gemeinen Leben und ‚im 
Scherze felig oft im hohen ®rade trunken bedeutet, fo kann ſolches 
eine Figur ſeyn, weil ein ſolcher Betrunkener ſich feines Zuſtan ⸗ 
des mit vielem Vergiigen bewußt zu ſeyn ſcheintet; es kann aber 
auch von dem Riederfähfifcben folig, ſchmutzig, abftammen, ob 
es gleich den verächtlichen Rebenbegriff nicht hat, der ihm alsdaun 
zufommen müßte, — — 
Die Seligkeit, plur. die —en. 1. Glückſeligkeit, und derenEms 
pfindung, mit einem hohen Grade des Wohlgefallens, in welcher 
weiten Bedentung.es fo wie das vorige Beywort nur noch zumeis 
en vorfommt, befonders in der böhern Schreibart. O, ſich ge⸗ 
Tiebe zu fehn, welche Seligfeit! Raml. In der Mittbeilung 
unferer Begriffe an unfere Sreundelieget eineSeligfeit, die 
auch der hartnaͤckigſte Einfame fühle, Zimmerm. wo es oft von 
dem höchſten Grade des Vergnügens, der augenehmen Empfindun⸗ 
gen gebraucht wird. Die Seligkeit Gottes, deſſen höchſte Belu- 
ſtigung an dem Beſitze ſeiner nothwendigen Vollkommenheiten. 


Die acht Seligkeiten, die achtfache Mattb, 5 vorgetragene Büde ⸗ 


ſeligkeit. 2. Zu engerer theologifcher Bedeutung iſt die Seligkeit, 
36 


— 








\ ER — NZ 
A) der Gennf der Vereinigung mit Gottin diefem Leben, (2) Der 
* . Öenußderfelben nach diefem Leben, die Fünftige Wohlfahrt der 
= Menfchen in der unmitselbaren Vereinigung mit Gott, obne Plus 
- sal ; das ewige Leben, der Simmel, — 

Anm, Schon im oien Jabrbunderte für Glück, Glückſeligkeit, 
Saliched:,bey dem Notkerdaligneit, mit andern Endſylben bey 
dem Ottfried Salida, in den fpätern Zeiten Sup, im Jſidor 
Salıchom, 7 > 





Der S.lerie, (renfolbis) plur. inufit, die Wurzel einer grögern. 


Art Peterfilie, und diefes ganze Gewachs, weldes aus Italien 
zu ung gebracht worden, wober auch defjon Rahme ſtammet; Ital. 
Celeri, Sceleri, Sranzöf. Celeri, Engl, Celery, Böhm. Ue- 
ler, Im Deutſchen lautet vas Ldoppelt, 
- Sellmann, ein Nahme des Leuhundes bey den Jägern, S. Ge: 
ſellmann. F 
Silten, Der, —fe, adject. el adverb. welches dem oft entge⸗ 
gen ftebet, und den Umftand drzeichner, da ein Ding nicht oft egie 
ſtiret, gefchiebet oder angetroffen wird. Die Nordlichter finS 
‚in unſern Gegenden felten, etwas Seltenes, in. den nöedlichen 
find ſie nicht fo ſelten. In dem: Schoße des Glückes if no 
felten ein Mann erzogen worden. Duſch. Seiten fabe man 
ihn lachen. Bas Ungiu verfolgt ihn mie ſeltner Härte. 
ine feltene Begebenbeit. Seltene Bücher, im gemeinen Leben 
rare, - Einfelten gutes Bind, im genwinen Leben, ein ſehr gu⸗ 
‚665, dergleichen felten arfunden wird, — 
Anm. Bey den SchwäbiſchenDichtern lelten, im Riederſ. ſel⸗ 
Sen, im Andelf.ield, leldan, im Engl. leldom, im Schwed. 
lällan. Schon bey dem Uphiias ift Gldalik, wunderbar, und 
fildalikan, bewundern. ‘ 


Die Seltenheit, plur. Jie—en. ı. Die Eigenfchaft eines Din-- 


‚ges, da es felten iſt; ohne Plural, Die Seltenheit einer Bege: 
benheit, eines Buches. 2. Ein feltenes Ding, eine feltene Be⸗ 
gebeubeit; mit dem Plural, 
Seltſam, —er, — ſte, adj. et adv. welches von dem veralteten 
fele, Ratt der Ableitungs ſylbe en mit der Sylbe ſam gebildet iſt. 


Wie felten, was nicht oft geſchiehet, wirklich ift, oder an ⸗ 


getroffen wird ; fchon bey dem Oitfried feitlan, bey dem Stry⸗ 
. Fer laeltzeim, . 
, Dankbarkeit du theure Tugend, 
Allterſt bald in deiner Jugend, 
Drum macht deine kurze Sri, 
Daß du immer feltfam bil, Logan. - 

Sn ber anſtaãndigen Sprechart der Hochdeutſchen iſt es in die ſer Be⸗ 
deutung veraltet, und nur den gemeinen Mundarten überlaſſen. 
„2. Sigärlic. (1)* Wunderbar, bewundernswürdig. Und fir ent⸗ 
ſatzten fiid alle, und preiferen Gott, und ſprachen, wir haben 
heute ſeltſame Dinge gefeben, Luc. 5,26. Dasgerz muß fid) ver- 

„wundern folches feltfamen Regens, Sir. 43, 20. Daſelbſt 
fins feltfame Wunder, ®.27. Auch diefe Bedeutung ift im 
Hochdeutſchen veraltet. (2) Bon der regelmäfigen,aehörigen oder 
gewöhnlichen Geſt alt abweichend. Eine ſeltſame Hafe,3 Mof, 

21,38, Sic feltfam betragen, ein feltfames Betragen. Eine 
feltfame Sigur. Sie fehen heute fehr feltfam aus. Kin feltfa: 
mer Menſch/ der imfeinem ganzen Betragen von dem Gewöpulis 
chen abweicht, — 

Aunm. In den gemeinen Sprecharten ſeltſen, oder felgen, im 
Niederſ ſeldſen, Schwed ſalllam. Oitfried gebraucht es auch 
als ein Hauptwort, thaz Seltlani, das Wunder. 

Die Seltfamfeit, plur. die—en, gleichfals-nur in der legten 


figürlichen Bedentung, 1. Die Eigenfchaft einer Sache, da fie 
“  feitfan iſt ohne Plural, 2, Ein ſeltſames Ding, eine feltfame 


igenfchaft, 


Sen 54 
Semiſch, ©. Samiſch. 
Die Semmel, plur. die —n, weißes aus Weitzenmehle gebacke⸗ 
nes Brot. Schicht- oder Zeilſemmeln, zum Unterſchiede von den 
Eck- oder Örtfemmeln, welche Ketern.am bäuftaften Semmeln 
ſchlechthin genannt werden. Geraſpelte Semmeln, Mundſem⸗ 
melnuf.f. Für weißes Weigenmepl, wie Sir, 38, 1 1, iſt es 

im Hochdeutſchen ungewöhnlich. . 

Am. Im Niederſächſ. Semel, noch häufiger aber Stute, im 
Schwed. Simla, Vohln. Zemla, Es ift aus dem Latein. fimila, 
Griech. aepsöndsg. feines Weisenmehlentlehner, und ſtehet für 
Semmeibior. Zemdrdurszagrog kommt ſchon im Homer vor, 
Im Jial iſt Semora, uno ui Feanuz. Semoule, fowohl feines 
Nudelmehl, ais auch die Kleye, vieleicht nur folche, aus welcher 
das feine Mehl gefiebt worden. 

Der Semmeliböß, des —es, plur. die — Flöße, Diminut, 
das Semmelflöächen, in den Rüden, Klöße, welche flattdes 
edles aus geriebenen Semmeln bereitet werden, ; 

Der Stmmelfocd, des — es, plur. die — Fächer, ebendafelbft, 
ein Koch, d,i. eine aufgelaufene Speife, welche aus Semmeln 
und Milch bereitet wird. ; 8 

Das Sömmelmehl, Jes—es, plur. car. dasjenige feine Wei- 
Bennichl, woraus die Semmeln gebacken werden , zum Unterfchie- 
de von dem feinern Mundmehle und gröberen Pohlmehle. Luther 
gebrauchtes in der Drutſchen Bibel mehrmahls für feines Weitzen⸗ 
mebl überhaupt, in welchem Verſtande es aberungewöhnlich ift. 

"Die Semmel:Paftete, plur. die—n, in den Küchen, mit ei⸗ 
ner Pafkeren- Füße gefüllte Semmeln oder Franzbrot, 

Der Semmelſchleber, des —s, plur. ur nom. ing. bey den 
Bädern ein Schieber, die Semmeln damit in den Dfen zu fehieben. 

Der Sömmelfchnitt, des—es, plur, die e,\ runde voneis 
ner Senimel —— Scheiben. 

Die Semſe, plür. die —n, ein den Binſen ähnliches Gewächz, 
welches an feuchten Orten wãchſet, und auch Binſengras genannt 

wird; Scirpus L. Das Cyper⸗Gras iffeine Art davon 

— Sen, eine Ableitungsſylbe, welche an Zeitwörter gehänger wird, 
Antenfiva und Iterativa daraus zu bilden; gack ſen oder gäck ſen, 
von gacken, das veraltete dinſen ziehen, von dehnen, hummſen, 
ſummſen, von hummen, ſummen, raffien, von raffen, drud: 

‚sen von drucken, lugſen, von dem alten lugen, ſehen, bamm- 
Ten, wammfen n.f.f. Oft gehet das f in ein z über; brunsen, 
von dem veralteten brunnen, pelsen, von pelen, fillen, ſchlagen, 
hunzen; beſonders wenn ſich das Zeitwort auf ein tendiget, higen. 
figen. Zuweilen auch in ein ſch, quetſchen, in andern Mund⸗ 
arten quetſen, manſchen. Zuweilen wird fie auch an Beywörter 
gehänger, Activa daraus zu bilden ; gelefen oder gelgen, gelt 
machen , d. i. ver ſchneiden, das alte reich ſen, zegieren , das Engl. 
to renfe, to rinle, reinigen, von rein, Franz. rincer, Schwed. 
renſa, Island. hreinfa, 

Die Send, plur. de—e, ein nur noch in einigen Gegenden ühlie 
ches Wort, ein geiftliches Sittengericht zu bejeichnen, in wel. 
chem ebedem auch hrliche Laien Gig hatten ; das Synodal-Ge: 
richt, Sendgerigpe. Nach dem Sächſiſchen Landrechte mußte je⸗ 
der Pfarrer in feiner Pfarre alle Jahre drey Mahl Send balten. 
Eben dafelbft wird des Bifchofs Send, des Dompropſtes und der 
Erzpriefier Send, und der Archidiaconen Send gedacht, wel⸗ 
bes ſo viele Synodal⸗ oder geiliche Gerichte waren. In dem 
Schwabenfpiegel wird auch ein! Synode, d.i. die Verſammlung 
der Geiftlichen einer Didces,die Sende genannt. Indeſſen fcheir 
net es, daß aut weltliche Gerichte in manchen Grgenden Sende 
genannt werden, Zn eintgenSchleswigifhenÄintern werden daber 
diejenigen Bonden, welche in einem Eriminals Gerichte fißen, 
Sand: oder Sende genannt, e 


O 2 Anm. 


55 a 


Anm. IarNiederf. Sint. Es i aus dem Latein Synodus 


entlehuet, und mit Zent nicht zu verwechſeln, welches ein ganz 


‚werfchiedenes Geticht bedeutet, In einigen Gegenden iſt es mãnn ⸗ 
lichen Geſchlechtes, der Send. 2 

Der Sendbrief, des —es, plur. die —e, von dem Zeitworte fen= 
den, eigentlich, ein jeder Brief, ein jedes Schreiben, weil es anki- 
nen andern gefande wird; zum Unterfchiede von Brief, fo fern es 
ebedeni eine jede Urfunde bedeutete. In diefer Bedeutung ifl es 
veraltet, und man gebraucht Sendbrief, oder noch Lieber Send= 
ſchreiben, nur noch von einem Schreiben an mehrere, welches ci» 

- ner dem andern zufendete \ 
Die Sendbrüche, fing. inul, ineinigen Gegenden, Brüche, di. 


Strafgeldet, welche auf der Send, oder dem Sendgerichte er» 


kanut werden. 


Der Sendel, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut . 


nom. fing. die geringfte Art Taffers,welche fehr leicht, dünn uirb 
durchfichtig iſt, und auch Sendel-Taffer genannt wird. Im Ital. 
Sendali, Franz Cendal, Schwed. Syndal, Engl. Tinlel, 
alfe aus dem mittlern Lat. Cendalum, Sandale, Es ſcheinet 
mit.awdoy, oder mit dem Arabifhen Cendali, ein fehr dünnes 
Blatt, verwandt zu fenn. Es wird von einigen auch Zendel und 
Zindel gefchrieben und gefprochen. . 
Senden, verb. irreg. act. Imperf. ich ſandte; Mittelw. ge- 
ſandt. Esift mit dem Activo ſchicken gleich bedeutend, nur mit 


dem Unterfchiede, daß jenes mehr im gemeinen Leben, fenden aber 


nur in der anffändigern und höhern Schreibart gebraucht wird. 
Waaren von einem Orte zum andern enden. Jemanden eis 
‚nen Borhen, einen Brief fenden. Der Herr har uns gefandt, 
Sodom zu verderben, ı Mof.19,3. Daher auhdas Mittels 
wort gefandt häufig als ein Hauptwort gebraucht wird, (S. der 
Gefandte.) Ehedem gebrauchte man dafür Sendborhe. In der 
Deutfchen Bibel bedeutet fenden oft nörhige Vollmacht und Vor⸗ 


fcheift zu einem Gefchäftegeben. Daher die Sendung, aud ia , 


der legten biblifchen Bedeutung. : 
Anm. _ Schon in dem Kero, Dttfried und andern (entan, 
Ben dem Upbilas landjan und (atjan, im Engl. to (end, im 
Schwed.fända, im Lettiſchen ſinetu. Wachter zeigt febr gut, 
daß diefes Zeitwort ein Factitivum von dem veralteten Zeitworte 
finan, gehen, ift, welches noch bey dem Detfried vorkommit, fo 
daß fenden eigentlich geben machen bedeutet. Daher bedeutet 
fentan im Satian aud) werfen. Im Angelf. ift Athian, gehen, 


und Sind war ehedemfehr gangbar, die Reiſe und den Weg zu be⸗ 


zeichnen, 


Soͤndfallig, adj. et adv. nur in einigen Gegenden, vor einer. 


Send, d.i. einem geiftlichen Gerichte, ſtraffällig, was in einer 
Send beftrafet wird. 

Das Sindtericht, des—es, plur. die —e, ein geiſtliches Ge⸗ 

richt, die Send, (S.diefes Wort.) So wird noch in Adchen das 
- geiftliche Gericht das Sendgericht genannf, 

Der Sendherr, des —en, plur. die —en, derjenige, der das, 
mag in eine Send oder in einem geiftlichen Sittengerid;te bes 
ſchloſſen worden, vollziehen bilfe, ; 

Das Sendkorn, des — cs, plur. car, auch nur in einigen Ge⸗ 
aenden, dasjenige Korn oder Getreide, weiches dem Acdhidiacono 
für die Haltung der Send aus feinem Sprengel entrichtet wird, 

Sendpflichtig, adj. etadv. eben dafelbft, der geiftlichen Ge— 
richtbarfeit jemandes unterworfen. Sendpflichtige Leute, wel⸗ 
che daſelbſt auch Sendverwandte genannt werden, 

Das Sendrecht, des —es, plur. inul, das Recht, eine Send, 
d. i. geiffliches Gericht, zu halten, 

Der Sendricdh:er, des —s/plur, utnom, fing, ber Richter in 
einem Sendgerichte. { 


Der Sondſchopoe Ks —n, plur. die 


56. 


— , der Schoppe, oder 
Her 


& Sen 


Venfiser ineinem Sendgerichte, 


Das Senst reiben, des —s, plur. ut nom. fing. Siehe 


Sendbrief. y 2 
* a a ‚des—n, plur. die —n, Siehe Seud⸗ 
pflicheig. x — 
Der Senes-Baum, des—es, plur. die —bäume, eine Net Caſ⸗ 
fien, welche ein Staudengewächs ift, ſo urfprünglich in Aghpten 


wächfet, aber auch in Italien und Frankreich gebauet wird,und die - 


in den Apotheken befannten Senes - Blätter liefert; Caflıa 
' Senna Linn. bey einigen au) die Senne, Der Rahme ift ans 
dem Ital. Sena, Lat. Senna, 
Der Senf, des—es, plur. inuf. eine Schoten tragende Bflanze, 
von welcher Eine rt auf den Adern wild wächferz Sinapi 
Linn. Der Same des fhwarzen Senfes, Sinapi nigra 
‚Linn. welcher auf den Dämmen des initternächtigen Europa 
wild wächfer, twird mit Waffer oder Wein zu einer Tunke gemah⸗ 
len, und alsdann gleichfalls Senf genannt; im Miederf. beißt er 
alsdann Menric, Muſtert, (S. daserfte.) In der imgemeinen 
Leben üblichen figtelihen R. A einer langen Senf über etwag 


machen, d. i, vieleunnüse Worte, ſtehet Senf für Senfbrübe, 


und lang, bedeutet, wie in andern Fällen, mit vielem er ver⸗ 
dünne. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Geſtalt Gera 
und des Samens, werden auch der Sederich und das Täfchel- 
Fraut, zuweilen wilder Senf oder Bauernſenf, und der Dotten, 
Sefamum orientale Linn. Wegefenf genannt. / 
Anm. Im SatianSenaf,bin tem Notker Seneff,im Niederr, . 
Semp, im Engl.Senvy, im Franz. Sönev&, im Schwed. Se- 
napz alle aus dem£at.Sinapi, unddieß ausdemGrieh eirym. 
Die Senfbrübe, plur. die —n, eine mit Senf zubereitete Brühe. 
Das Sönfforn, des —es, plur. die —Förner, das Samenkorn 
des Senfes. , pr ne 


Die Senfmübhle, plur. die—n, eine Handmühte, den Senf date 


aufzu mahlen. 


Die Sönfte, S. Sänfte. ; 


Der Senfteig, ses —es, plur, inuf. ben den Ärzten und Wind» 
ärzten,ein Breyumſchlag von Senf, welcher als eine Bähung auf 
einen kranken Theil des Leibes gelegt wird, Sinapifmus. 

Sengen, verb. reg. act. die haarigen oder den Haaren ähnlichen 
Theile auf der Oberfläche eines Körpers abbrennen. Bin ge: 
fchlachtetes Schwein, eine gerupfte Gans fengen. Die zutma—⸗ 
&er fengen die Züte, wenn ſte ihnen mit angezindetem Steobe die 
längften Haare benebmen. Im Kriegefengen und brennen, wo 

ſengen alfem Anfehen nach das Getreide auf dem Felde abbrennen 


4 


"bedeutet. Die Grille und dig Heufchre£e zwitſcherten unter 


dem Schatten der Blätter im geſengten Grafe, Geßn. nach eis 
ner poetifchen Vergrößerung. SoauhdasSmgen. 
Anm. Es ſcheinet den Laut nachzuahmen, welchen das Feuer 
in dergleichen haarigen Theilen verurſacht, und iſt mit zůn den 
uf. f. verwandt, Die Niederfachfen ſagen dafür ſchroien. Man 
bemerke die Ahnlichkeit zwiſchen ſchreyen und ſchroien, und zwi⸗ 
ſchen fengen und ſingen; lauter Beweiſe, daß ähnliche Wörter 
fehr verſchiedene Dinge bedeuten, wenn fich nur eine Ahnlichkeit 
in dem Tone biefer Dinge befindet, oder die Erfinder der Sprache 
fih felbige unter einem ähnlichen Laute gedacht baben. m 
Das Sentbley, des —es, plur, die —e, inder Schifffahrt, ein 
Dley an einer Schnur, die Tiefe des Waffers damit zu erforfchen, 
welches auch dag Grundblep, Grundloth, Bleyloth, der Bley= 
wurf, das Wurfbley u, ff. genannt wird; bey dem Pietorius 
der Sentel, i : 
Die Sente, plur, die —n, von dem Zeittworte fenfen. 1. Eine 
niedrige Gegend, ein nur in einigen Provinzen übliches Wort; 
p ® Niederf, - 


* 


an 





a ih 
Niederſ. Sinke. 
zum Fortpflanzen, (S. Senker.) 3. Bey den Fiſchern wird auch 
das Senkgarn die Senke genanut. x. Bey den Schmieden und 
Schloſſern iſt die Senke, eine ausgehöhlte Form, andern Dingen 
darin ihre gehörige Geſtalt zu geben. So iſt die Schlüſſelſenke, 
eine ſtäblerne Platte mit rundlichen Reifen, die Höhren an den 
Schlüſſeln darin abzurunden. 

1 1,.Der Senfel, des —s, plur. ut nom. fing, von dem Seitiwor« 
te fenFen, ein Ding, welches: gefenft wird; ein nur in einigen 
"Fällen und ‚einigen Öegeuden übliches Wort, Ein Senfbley 
wird noch in einigen Gegenden ein Senkel, und das Bleyloth die 
Senkelfchnur genannt, fo wie auch ſenkelrecht für fenfrecht nicht 
unbekannt ift. In andern Gegenden heißen die unten an die Fiſch⸗ 
netze befeftigten Bleyſtücke, fie damit unter das Waſſer zu fenfen, 
die Senkel, welche fonft auch das Geſenke genannt werden. 

2. Der Senkel, des —s, plur. utnom. fing. ein Wort, in wel⸗ 
chem der Begriff der Verbindung der herrfchende ift, welches aber 
in mebrern Fällen gebraucht wird. ı. Ein Riemen, gewiffe Klei⸗ 
dungsſtücke damit zu verbinden, beißt fo wohl in Dber- als Nies 
derdeutfchland ein’ Senkel. Daher ift der Schnürſenkel, im 


Oberd. der Schnürriemen, auch wenn er nur eine Schnur und 


Fein eigentlicher Riemen it, Vohln. Zenkiel, Obgleich der Bes 

"griff der Verbindung dieſer Bedeutung vollkommen angemeffen 
ift,fo kann doch auch die Ausdehnung in die Ränge mit in Betrach⸗ 
tung fommen, dars denn von Sehne nur in der Endſolbe verfchier 
den feyn würde... 2, Im Bergbaue ſind die Senkel Feine eiferne 
Klammern, die Öerinne oder Latten damit zufammen zufügen. 
Von dieſer Art find auch die Senkel am Treibehnte, das Gerip⸗ 
pe des Treibehutes damit andie Bleche zu befeftigen. 

Anm. Im Angelf, ift Sinc, eine Verbindung, Verſamm⸗ 
lung mehrerer Dinge, Sondre aber die Herde, (S. Senne.) 
Mit einer andern Abfeitungsfolbe ift auch das alte Sune, Fami- 
lie, damit verwandt, (5. Sohn und Gefinde.) 
Wöͤrtern iſt, ſo wie innnferm Senkel, die Verbindung der Stamm⸗ 
begriff. 


Das Senkblech, ses —es, plur. doch nur von mebrern Arten, 
N die —e, dünnes Eifenblech, woraus die Pfeifen an den Schnür- 


fenfeln oder Shnürriemen verfertiget werden, 

Das Sentelholz, des —es, plur. die —hölzer, im Hüstenbaue, 
ein langes Holz, in Geftalt eines Rührholzes, die Bechfchlämme 
"in dem Wafchfaffe derb zu ſtoßen; vielleicht auch mit dem hert⸗ 

Rh fchenden Bestiffeder Bereinigung, Verbindung. S. 2 Senkel. 

Die Senfelnadel, plur. die—n, in einigen Gegenden ein Nah— 


me der Schrürnadel oder Einreihnadel, Senkel oder Schnüre da⸗ 


— mit durchzuziehen. 
Senkelrecht, S. Senkrecht. 

Die Senkelſchnur, plur. die —ſchnüre, in einigen Gegenden, 
ein Nahme des Bleylothes, fo fern es dienet, die ſenkrechte Stel⸗ 
lung eines Körpers damit zu erforſchen. 

Sinten, verb,reg. act. welchesdas Factitivum von ſtnken iſt, 
ſinken machen, nach und nach in die Tiefe laſſen. 1. Eigentlich. 
Eine Leiche i in das Grab ſenken. Den Anker in das Waſſer fen= 

‘en. Die Senkung der Angel, nicht nur das Hinablaſſen derfels 
ben in das Waffer, fondern auch das Maß, wie weit fie in das 
Waſſer hinab reichen muß. Dasgaus, die Mauer ſenkt ſich, 

wenn ſie nach und nach indie Erde finft. 
© ſenkt euch bevab von raufchenden Wipfeln, 
Seilige Schauer, die ganz die Seele des Dichters empfin: 
der, Zadar, 
2, Figürlih. (1) Im Wein und Gartenbane ift das Senfen 
oder Abſenken eine Art der Fortpflanzung der Bewächfe, da mar 
- eine Rebe oder einen Zweig, es fieven dem Stamme abzulöfen, 


2, Das Senken, d.i.da3 Aizen der Senker 


In allen dieſen 


Sen 58 Ä 


in die Erde fenker, d. i. beuget, damit der in der Erde befindliche 
Theil Wurzel fchlage. Eine Rebefenfen. Zr batedle Reben 
darein geſenkt, in den Weinberg, Ef.5,2; we es aber übers 
haupt für fegen, pflanzen zu fleben ſcheinet. (S.Scaıker.) (2) Im 


- © Bergbaue ift fenken oder: abfenken, in die Tiefe graben, wo es 


aber bey den Bergleute gemeiniglich ſinken lauter. 

"Schacht fenfen, abfenken, oder ſinken, abfinken. Es ift in 
diefem Verſtande ſchon alt. In einer alten Tirolifchen Berg⸗ 
werksurkunde von 1208 in Spergas Zirol, Bergwerksgefchichte 
femmt Xencare ſchon in diefem Verſtande vor. Eben dafelbft if 
Xencelöchus, eine abgefenfte Grube, und Xincarum, ein 
Geſenk. (©. daslegtere,) Iu Senfhammer,Senkeu f. f. bes 
deutet es überhaupt vertiefen. . So auch das Senken und die 
Senkung. — 

Anm. Bey dem Ottfried lankan, ſangan, im Augelſ. len- 
cian, im Schwed. lanka, im Ieländ. ohne nlöckwa, im 
Engl, to fink, welches dafeldft fo. wohl ſenken als finfen bedeus 
tet, S. das letztere. 

Das Sönfende, des —s, plut. ut nom. fing. 
gende, 

Det Senker, des —s, plur. ut nom. fing. von dem vorigen 
Seitworte, 2. Im Wein- und Gartenbaue, ein Zweig, Reis oder 
Rebe, welcher zur Fortpflanzung indie Erde gebeuget worden, das 

mit er daſelbſt Wurzel fchlage ; in einigen Gegenden die Senfe, 
im Weinbaue auch das Senfende (von Ende) das Geſenke. (S. 
Ableger.) 2. Ben den Fiichern, iſt der Senker ein einfaches viers 
eckiges Fiſchernetz, welches etwas beutelförmig iff, und. an zweh 
biegfamen Stangen hängt, vermittelft deren esin das Waffer ges 
ſenket wird. Es ſcheinet von denjenigen Megen, welche Senken 
und Senfgarne genannt werden, noch verfchieden zu ſeyn. 

Dee Senkgern, des—es, plur. die —r, ein Fifcherneg, wel⸗ 
des vermittelft angehängter Bleyſtücke in das Waſſer gefentet 
wird; die Senke. ©. dag vorige. 

Die Senkgrube, plur, die —n, im Weinbaue, diejenige Grube, 
in welche der Senker geſenket, d. i. ohne ihn von feinem Stocke zn 
trennen zur Anwurzelung gebeuget wird, 

Der Senfhammer, des —s, plur. die —hämmer, bey den Huf⸗ 
fchmieden,ein Hammer, welcher auf feiner größten Bahn Fur⸗ 
chen hat, Rinnen damit in das Eiſen zu ſenken. 

Das Senkholz, des —es, plur. in ul bey den Holzflößen, dasje⸗ 
nige Holz, welches auf den Grund geſunken iſt ſich auf den Grund 
geſenket bat, und herauf gehohlet und nachaeflößet werden muß. 

Der Senkknecht, des — es, plur. die —e, im Weindaue, ein, 

. Heiner Pfahl mit einem Halen, den Senfer damit in die Erdezu 
befeftigen. ©. Knecht. 


Einen 


Siehe das fol⸗ 


"Der Senkfolben,des—s,plur. ut nom. fing. bey den Schlöſ⸗ 


fern, eine Art eines-Bohrers, ein Loch damit oben zu erweitern, 
Schraubenköpfe, Verniethungen darein zu verſenken. 

Der Senkkorb, des—es, plur. die —Forbe, im Bergbane, ein 
Korb von Drabt oder Holzſchienen unter dem Anftecliele, damit 
feine Steine oder Holzfplitter mit dem Waſſer hinan gezogen 
werden, . 5 

Der Sönkler,des —s,plur. ut nom. fing.von 2 Senfel. ı.Ein 
Handwerker, welcher allerley Senkel, d. i. Schnüre und Riemen, 
verfertiget und felbige an der Spige mit dünnem Bleche befchlä- 
get, Da wo es keine eigene Senklerinnungen gibt, feinen die 
Guürtler die Arbeiten der Senkler zu verfertigen. In einigen 
Oberdeutſchen Gegenden werden fie Neſtler genannt. 2, Die fein 
fie Art Bleches, fo wie felbiges die Spnfler zu den Senfeln ge- 
brauchen, welches auch Senkelblech, Senklerblech genanut wird, 

Der Senkpfahl, des —es, plur. die —pfäble, im Weinbaue, 
ein Mahl, woran die Senfer, wenn fie ausfohlagen, gebunden 

23 werden, 





59 | Sen 


werden. Oft macht er mit dem Senttnechte nur ein. unt eben 
daffelbe Stüd aus.. 

Sinfrecht, adj. et adv. derjenigen Linie gemäß, welche ein 
Körper nimmt, wenn er fi fenfer, d. i. perpendiclär ; im gemeis 
nen Leben fenPelvecht, lothrecht. Kine fentrechte Linie, eine 
perpendienfäre, , Senfrecht ſtehen. £ 

Die Senkreuſe, plur. die—n, eine Art Fifchreufen, welche an 
tiefen Stellen eines Fluſſes oder Zeiches eingefenfet werden; sum 
Unterfchiede von den Sachrenfen. 

Die Senff. hlacht, plur. die —en, im Waſſerbaue, eineSchlacht, 
d. i.ein Damm, welcher aus Faſchinen, Würſten u. f. f. beſtehet, 
welche in das Waffer gefenft worden ;das Senkwerk. 

Der Senfftod, des — es, plur. Sie—föde. 1, Im Wein, 
baue, ein Wainſtock, yon welchem eine Rebe abgefenfet worden,oder 
abgefinket werden ſoll. 2. Bey den Klempenern, ein Amboß, mit 
allerley Reifen ausgefeilt, den Drabt nach Art der Gefimfe darin 
zu fblagen, 8. Senke. 

Das Senkwert, des — es, plur. die—e, ©. Sent ſchlacht. 

Die Senkzeit, plur. die —en, diejenige Zeit, da die Gewächſe 
am brquemfken Durch Sen ker fortuepflang:t werden können. 

Der Sinn, des — en, plur. die-—en, ein nur in der Schweiz 
übliches Wort, eineu Viebhirten zu bezeichnen, welcher das Vieh 
den Sommer über auf den Alpen weider, und zugleich die Milch⸗ 
nutzung deffelben gepachter hat, ©. 3 Senne. 


1. Die Senne, “in einigen gemeinen gg idarten für BR ©. 
daſſelbe. 

2. Die Soͤnne, — die —n, ben einigen der Senes- Baum, 
wie Sennes:Blättey fürßenes:Blatter, ©. Senes Baum. 

3. Die Senne, plur. die — n, ein nur in der Schweiz üblichrs 
Wort, eine Herde zahmen Viehes zu bezeichnen, befonders Rind⸗ 
viehes, welche ſich unter der Aufficht eines Sonnen den Sommer 

— über aufden Alpen aufhält; wo cs auch zuweilen Seunte lautet 

Anm. Friſch leitet diefes Wort von Sahne ber; allein es ift 
weit wahrjcheinlicher, daß, fo twie in Herde und andern Wörtern 
diefer Art, der Begriff der Vielheit, der Menge, der Verſamm⸗ 
Yung der herrſchende iſt, es alsein Verwandter von dem alten 
Oberdeutſchen Sene,Sune, Familie, Verſammlung niehrerer, 


«5. Sohn) vonunferm Gefinde, 2 Senfel, Zunft u. f. f. ange- 


feben werden. Im -Angelf. iſt — und Sunrae, gleich, 


falls eine Herde, 

Der Sinner, des—s, plur. ut nom. ing, ein in den. Stu⸗ 
tereyen, befonders Miederdentfchlandes übliches Wort, welches 

gleichfalls zu dem vorigen zu gehören und ein Pferd aus einerStu- 
tevey zu bezeichnen ſcheinet. In einem Anfchlage des berrfchaft- 
lichen Beftüthaufes Lopshorn unweit Detmold, wurden 1775 zum 
Berfaufefeil gebothen: ı. An bedeckten Sennerfluren, ein 3o- 
belfuchs, einHelfuchs— 2.AnHengften, ein — 
ein Braunſcheck u. ff. 

Die Sennerey, plur. die —en, in der Schweiz. ı. Die Vieh: 
zucht als ein Abftractum und ohne Plural, ‘2. Eine Viehherde, 
©. 3 Senne. 5 

Die Sennbütte, plur. die—n, eben daſelbſt, eine Hütte aufden 
Alpen, in welcher ſich die Sennen oder Biehhirtendes Sommers 
aufhalten. \ 


Die Sönnte, plur. die—n, ©. 3 Senne. 


Der Senſal, des — es, plur. die — e,ein in den Handelsftäd- 
ten übliches Wort, einen Mäkler derKRaufleute zu bezeichnen, wel⸗ 
her ihre Waaren, Wechfeldriefe u. f.-f.feil bietbet, Gelder für 


fie unterhandelt, u, ſaf. In manchen Städten ven er auch nur 


Makler genannt. 


2 
Anm. Dies Wort iſt ausdem n Xtafien. Senfale und Feangsf. 


22 


Senfal, in deu mittägigen Provinzen Ceniäl entlehnet, welches 


sicht; wie Ferrarius will, von Alcenla, Senla, dem Him- 
melfahrtsfefte in Venedig abflammer,an welchem daſelbſt ein gro⸗ 
per Jahrmarkt ıft, ſondern von dem Lat. Cerfuslis, welches eis 
gentlich einen obrigfeitlihen Einnehmer der Sinfen und anderer 
Gefälle bezeichnete. 


Vielleicht waren die älteſten Cenfnalen der - 


- Kaufleute zunächtt dazn beſtimmt, ihre Schulden einzufordern, In 


Marſeille ſind die Senſalen fo alt, daß man ibteaur (prung nicht 
« mehr weiß. £ 


Die Senfe, plur. die—n, ein langes vorn gefrümmtes ſchnei ·⸗ 


dendes Wertzeug mit einem langen am Ende befe ſtigten Stiele, 
das Gras und Getreide damit abzubauen, Weit klingt ins Seld 
die bligende Senfe, Zachar. Die Sichel iſt flein, und mehr ge⸗ 


Feiiiminerz mit derfelben werden Gras und Getreide geſchnitten. 


"Die Senf iſt, außer. der, Verſchiedenheit der Geſtalt, weit größer, 

mit derſelben wird gehauen oder gemaͤhet, indem fie mit beyden 
; Händen gefaſſet une mit ausge firedten Armen aeführet wird. 

Anm.Bey dem Pietorins Sagyien, bey dem Dafppodiusßas 

gys, welches Frifch, alseine Zufamminfegung don Säge undEi— 

fen anſiehet, aber unſer Senfe nicht auf eben diejelbe Art hätte er« 


klaren ſollen. Diefes lautet in den Deutſchen und damit verwands 


ten Mundarten fehr verfchieden ; bey dem Dttfried Seghe, im 
Oſterreichiſchen mit dem eingeſchobenen Nafenlaut‘ Sengfe, wo⸗ 
von unfer Senſe mit Wegwerfung der Ganmenlautes gebildet zu 
ſeyn ſcheinet, im Riederſ Seiße, wo auch Seged eine befondere 
Art Senfen zum Ab- und Ausbanen der Raͤſen ift, ſchon im Sali- 


+ hen Gefege Seilfe, im Jslãndiſchen dig Aur, imolagelfachſtſchen 


und Engl. Sithe, im Niederſ. gleichfalls Seed Seid, im Osno⸗ 


brück. Sift. Aller dieſer Abänderungen ungeachtet, wird doch die 


Berwandtfchaft dieſes Wortes mıSäge, Seh, Sichel und dem al⸗ 
ten Sachs, ein Meſſer, nicht zu läugnen feyn. Das nift einRafen« 


laut, dee fich oft ohne Roth zum Begleiter der Gaumenlaute anf» _ 
wirft, Übrigens wird eine Senfe im Niederf; auch Lebe, (Dän, 


Led, und Swade, grnamıt, 8. Schwaden. 

Der Sönfenbaum, des — es, plur. die —baume, der lange 
fiarfe Stielan der Senſe. 

Das Sönfeneifen, des —s, plur. inul. aufden Eifenhämmern, 
ein ſchmales Stabeifen, woraus bernach die Senſenklingen ge⸗ 
ſchmiedet werden. 

Das Soͤnſengerüſt, des — es, —— Sie—e, an den Getreide⸗ 
fenien, ein Gerüft unten an dem Seufenbaume, wo er mir der 
Klinge vereiniget ift. Es beftehet aus einer kleinen Säule und vier 


Spiegen, weiche vermitteift eines Bügels befeftiger find, die Ah⸗ 


ren zu faffen, und fein ordentlich nicder zu legen, 

Der Senfenſchmid, des—es, plur. die —ſchmiede, rin Schmid, 
welcher vornehmlich Senfen verfertiget. 

Der Senſentag/ des— es, plur. die—e, in der Landwir th⸗ 
ſchaft, ein Tag, an welchem die Bauern mit dee Senfe zu fröpnen 
gehalten find. - . 

Ker September, des—8, plur, ut nom. fing. der neunte 
Monarhin: Jahre, welcher dreyßig Tage hat, 
Hömifch, ven feptem, fieben, weil er bey den Römern, “welche 


das Jahr mit dem März anfingen, der flebent: Monath war. Earl, 


der Große nannte ibn nad) dem Egınhart Herbltmanoth, weil 


der Herbſt in demfelden feinen Anfang nimnit, welcher Rahme no 


im Oberdeutſchen gangbar if, auch von einigen im Hocdrutfihen 


eingeführer worden, aber doch den alten Römiſchen Nahmen nicht. 


ganz verdrängen können. Noch dem Raban Maurus war der 
Mahme, welchen Karl der Große diefem Monatbe beylegte, Wi. 
tumanoth, oder nach andern Lefearten Wildmanoth, weil 
das Wild, oder der Hirſch in demfelben in die Brunſt ae 

en 


Sein Nahme ift 


Er 2 


* 


Pi 


1 


—— und * anderer®bRt:. 


nonath in Vorſchlag. Die altenSachfen nannten ihn Halegma- 


x 


noth, und bey den beutigen Dithmarſen beißt er Sellmaand, 


Sillmaand, welches aber üderhanpt ein Nahme aller der Mo— 


nathe fenn fol, in welchen man dag Eingefammulte nnd. Einges 


ſchlachtete verzehret, Bey demAilian ift, Selle undSellemaend, 


der Februar. 


Die Serenäte, plur.. — ‚ aus dem Italien — eis 


ne Cantate, welche des Abends unter freyem Himmel aufgefüße 
vet wird; von lerena, ein ſchöner Abend. 


Der Serpentin oder Serpentin-Stein, des—rs, plur. inuf, 


eine ArtSpeckſteines, welcher eine grünliche und Shwärzliche Far» 


‚be mit gelden und röthlichen Flecken hat, und fo wohl in Italien, 


als auch in Sahfenu.f.f. gebrochen, und wegen feiner weichen 
Befchaffendeit zu allerley Gefäßen verarbeitet wird. Ital. Ser- 
pentino, weil er den Schlangen an Farbe gleicht. Der Ophites 
der Alten gehöret nicht bierher, fondern ifteine grüne Ware mit 
(Hwärzlichen Sleden und Adern, dagegen de rSerpentin rin thou⸗ 
artiger Stein iſt. 


Det Serfchant, des—en, plur. die— en, eine aus dem Fran⸗ 


zöftichenSergeant entlehnte Benennung des erften und vornehm⸗ 


ſten Unterofficiers bey den Fußvölkern, welcher auch Seldwebel 


genannt wird. Es iſt ſchon fehr frübe aus dem Franzöfiichen ents 
lehnet worden, und lautet ſchon bey dem Hornegt Sariant, der es 
‚aber theils für einenjeden Knecht oder Diener, theils auch für 
einen Soldaten, er diene nun zu Fuße oder zu Pferde, gebraucht, 
Das Franz. Sergeant,welches von dem Lut, lerviens abgeleitet 
wird; aber auch wohl von ſchergen, Scherge abſtammen könnte, 
war ehedem gleichfalls in der weitern Bedeutung eines Dieners 
üblich. Rachmahls wurde es auf den Feldwebel eingeſchränket, 
vermuthlich, weil er gleichſam des Majors Diener iſt, die Loſung 
‚bey demſelben abhohlet, u. ſ. f. In den gemeinen Speccharten 
lautet dieſes Wort oft Scharſchant. 


Die Servellae-Wirft, plur, die — würfte, aus dem Italien. 


“Ceryellata, welches eigentlich eine mit Gehirn gefüllte Wurft, 
‚eine Hirnwurit bedeutet. In weiterm Berflande werden auch die 
Staliänifchen Furzer dicken geräucherten Fleiſchwürſte mit dies 
fen Rahmen belegt. 


Die Serviette, plur. — aus dem Framef Serviette, cin 


Zud ‚deffenman ſich bey dem Eſſen bedienet, den Mund und tie 
Dände daran abzuwiſchen, das Tellertuch. Das Franzöfifche 


ſtammt aus dem Lat. lervire ber, weil die Servietten ehedem dent. 


Speifenden jedesmapl, fo oft er ihrer bedurfte, von dem Bedienen 
gereihtw...den, 


Die Seroitüt, ‚plur. die — en, inden Rechten, eine Gerechtig⸗ 


feit, welche dem einen in und au dem Grundftücke des andern zu⸗ 


ſtehet, da fie denn in Anſebung diefee Gruudſtückes und ihres Be⸗ 


“ fißers eine Servitut, in Anſehung deffen, der fie ausübet, eine 
‚Gerechtigkeit ift, Aus dem Lat, Servitus. 


Das Sefam, de8— 5, der das Sefam: Kraut, des —s, 


plur. inuf.eine morgenländifche Pflanze, welche aber auch in 
Stalien gebauet wird, und deren Same das chedem fo belichte 
Sefrm: Ehlsibt, Selamum L. Der Nahme iſt jo auslãndi iſch 


Setz 


deutſchen vorzüglich die gepolſterten Stühle Seffel su nennen. Ein 
Armſeſſel, Lehnſeſſel, Tragfeflel, welches im weitern Verſtande 
auch eine Sänfte bedeutet, Seldfeffel, Drehſeſſel, Shlaffeilel, 4 
Sabrfeffel u. f.f. Indemgemeinen Sprachgebrauche kommt © 
menig vor, außer daß man etwa Die gepolferten niedrigen Stühle 
ohne Lehnen in den Schlafzimmern an vielen Orten Seffel zu nen⸗ 
nen pflegt. In der höhern Schreibart aber wird es oft für Stühle 
überhaupt gebraucht. 

Anm. Im Riederdeutfchen mie der gewöhnlichen Verwandlung 
des sint, Setel,im Angelf. Sitl, Setol, im Engl, Settle, im 
Böhm. Sedadlo, Selle. Ehedem gebrauchte man dafür imObers 
deutfchen auch Siesel, Geſtedel. Es franımet, fo wie Sattel 
Sitz u ſaf. von figen, oder vielmehr von dem Stammworte ab, 
deſſen Jutenſtvum figen iſt. 


Soͤßhaft, adj. etadv. anfüffig, liegende Gründe aneinem Orte 


habend: Niederf. befetem, 


Das Siflehen, des — s, plur. ut nom. fing. ehedem ein je⸗ 


des Lehen, welches nicht mie Kriegsdienfien verdienet wurde, zum 
Unterſchiede von einem Reitlehen. So wurden chedem nicht nur 
dic Hofleben, fondern auch die Bauerlehen, Bentelleben u, f 
für welche der Befiger zu Hofdienften, Frohnen, Geldgaben n.f.f, 
verbunden war, Seß lehen und Seglehen genannt, weiler dabey, 
in Bergleihung mit deu Kriegesdienften, auf feinem Gute gleich. 
fam ſtille fißet. = 


Der Söfter, des—s, plur. ut nom. fing. rin nur im Ober 


deutfchen Bbliches Maß, fo wohl flüffiger als toner Dinge. In 


‚Anfehung flüffiger Dinge if der Sefter in der Schweiz nicht nue 


ein. Weingefäß von etwa 83 Kannen oder 16 Maß, fondern auch 
ein Mag von fo vielen Kannen; 12 Sefler und 92 Maß machen 
ein Saum oder Muid. In Anſehung trockner Dinge iftz.B. in 
Elſaß ein Sefter 4 Quart oder Bierling, jedes zu 4 Mäßel. Im 
Ital. Seſtaro, im Franzöſ. Setier, ſo wie das Deut⸗ 
ſche, vermuthlich aus dem Lat, Sextarius, weil dieſes Daß ur⸗ 
ſprünglich der ſechfte Theil eines größern war. 


Die Segatt, plur. die — en, die Art und Weiſe, wie man etwas 


ſetzet. Die Setzart eines Tomponiſten, die Art und Weiſe, wie er 
ſetzet oder componierif. 


Des Segbret, des—es, plur. die — er, bey den Buchdrudern, 


einviereeftes eichenes Bret, mit zwey ausgeſchnittenen Leiſten an 
ben den Seiten, worauf die abgejegten Columnen geſtellt und völ⸗ 
lig zubereitet werden. 


Die Setzbuhne, plur. die — n, im Bergbaue, eine Bühne, di, 


ein von Bretern zuſammen geſchlagener hoher Tiſch mit Seitens 
wänden ‚worauf die Erzegefeget und gewaſchen werden. 


Der Seg:Eompaß, des — es, plur. die —e, eben daſelbſt, eine 


Art des Gruben: Compaffeg, welcher in der Hand getragen oder 
Auf eine horizontale Fläche gefeget, und aud) der Hand - Comz 
paß genannt wird, zum Unterfchiede von dem Harges Compaf, 
welcher allezeit angehänget wird, 


Die Sige, plur, die—n, ein mie in einigen Öegenden übliches 


Wort, einen mit Weinſtöcken befegten Det zu begeichnen, der auch 
wobleine Segftart genanut wird. Die Saufıte, ein Weinberg 


oder Weingarten an einem Haufe. 





Das Sigeifen, des—8, plur. ut nom, fing. aufden Eiſenhãm⸗ 
. mern, eia großer breiter Neißel, welcher auf die auihenden Stüde 
Eifen gefeger wicd, felbige vermittelft des Hammers zu zerthellen. 

4. Segen,yerh.reg.neutr, welchesdas Hülfswort baben, ers 
fordert, Es iſt in doppelter Bedeutung üblich. ı. Mit Hr ftig⸗ 
keit fort beweget werden, wo es in der anſtändigen Sprechart 
‚theils für ſpringen arbraucht wird... Das Pferd ſetzt, oder macht 
‚einen Sag, weun ex fpringt. {ber einen Graben fegen. Mit dem 


Plerde über den Graben fegen, 9, auch Entfegen in der > 
traleß 


als die Pflanze. r: 

Das Sefeli, plur. inuf, eine Pflanze, welche in dem mittägigen 
‚Europa einheimiſch ift, von wannen fie auch ihren Rahmen mit 
‚gebracht bat, Steinkümmel; SefeliL. 

Der Söffel, des—s, plur.ut nom. fing. Diminue. das Sıf: 
 feldpen, ein Wort, welches vermöge feiner Abſtammung ein judes 
Werkzeug oder Geſtell bedeutet, worauf man ſitzet, und au hehe⸗ 
denm in dieſem weiten Umfange gebraucht wurde, In den fpätern 
Zeiten hat man es enger eingefchränft,nund fo pflege man in Ober⸗ 








2 





63° Seh 


tralen und reciprofen Bedeutung ;) theils auch von manchen ans» 


"dern Arten heftiger Veränderungen des Detes, Mit dem Pferde 


über den Fluß, durch das Waifer fegen, ſchwimmen. Mit der 
Schaluppe über den Meerbuſen fegen, rudern. An den Seind 
fegen, einen heftigen Angeiff aufdenfelben thun. In jemanden 
fegen, figürlich, einen Berfuch des Angriffes auf deuſelben thun. 
In jemanden fegen, mit Fragen, Drohungen u. fs f. in ihn drin» 
gen. (D.auh Nachſetzen, das Neutrum.) Da esdenn zuweilen 
den Begriff der Heftigfeit verlieret, und überhaupt für fich er» 
fireden gebraucht wird, Der Gang fegt in das Gegengebirge, 
im Bergbaue, wenn er fich in daſſelbe erſtreckt, bis in daſſelbe aus⸗ 
dehnt. Kin fehwarzes ſchiefer artiges Geflein fegs in das Ge— 
birge. 2. Entftchen, doch nur in einigen Fällen, befonders des ge» 
meinen Lebens, und zwar unverſönlich, Es wird Händel fegen. 
Es bat einen fürchterlichen Zank geſegt, Es wird gewiß 
Schlage ſetzen. Was har es geſetzt? 
Es ſegte Muh genug, den —5 — heraus zu würgen, 
Günther, 

So auch das Segen, doch nur in eininen Fällen der erften Ber 

deutung. S:aud Sag in der Bedeutung eines Sprunges. 

nm. Im Schwedifchen in der erſten Bedeutung lätta. Es 
{Seiner nicht, daß diefes Zeitwort unmittelbar mit dem folgens 
den Activo verwandt ſey. Hier ift vielmehr die heftige Fortbewe⸗ 
gung der Stammbegriff, welche Bewegung es durch eine unmit⸗ 
telbare Dnomaropdie auszudrucken feheinet, Näher find damit 
verwandt, das Isländ. fetia, entfliehen, das Angelſächſiſche li- 
thian, und das alte Gothiſche Factitivum fatjan, geben, fort 
beivegen machen, d. i. fenden, 


: Gegen, verb.reg. act. nur daß einige Dberdeutfche Mund- 


arten im Jnperf. für fegte, fagte, und im Mitrelworte gefagt 
für gefegt fügen, Es if das Factitivum von figen, und bedeutet 
eigentlich fißen machen, in weiterm Verffande aber auch fliehen 


machen, und in noch weiterm, einem Dinge einen gewiffen bes 
ſtimmten Ort geben. 


1. Sitzen machen, in der eigentlichen Bedeutung des Reutrius 


figen, fi aufden Hintern niederlaffen. 


(1) Eigentih. Ein Rind auf den Stuhl, aufden Tiſch, 


auf den Schoß fegen. Femanden auf dag Pferd fegen. Angleis 
en als ein Keciprecum, fich fegen, wofür in der anftändigen 
Sprechart der feinern Welt oft fich niederlaffen üblich iſt 
Segen fiefich, oder laſſen fie fiih nieder. Sich aufden Stuhl, 
aufdie Bank, aufden Tiſch, aufden Thron, aufdas Senfter 
fegem. © Sich auf das Pferd, oder zu Pferde, firh auf den Waz 
gen, in die Rurfihe fegen. Sich zu Tifche fegen. Sich in den 
Roth, in den Schatten, in dag Waffer, in die Thür fegen, 
Sich an das Senfter, an den Ofen, an das Seuer fegen. Sich 
hinter den. Ofen fegen. Sich oben an, unten an fegen. - Dev 
Dogel fegt ſich auf den Aſt, an die Erde, 

Daher die figürlichen R. A. Femanden auf den Thron fegen, 
ibn zum regierenden Herren niachen,ihn zur Föniglichen oder fürfte 


lichen Würde erheben, Sich ſelbſt auf sen Thron fegen. Sich 


vom Pferde auf den Lfelfegen, feinen Zuftand verfhlimmern. 


. &eren fie ſich an meine Stelle, ftellen fie fich vor, als wenn fie 


an meiner Stelle, an meiner Perfonwären, Man Fann nicht 


richten, obnefich in die Lage desjenigen gefegt zu haben, den 


man richtet. Sich auf den Bopf fegen oder ftellen, alles ans 
wenden, alle Kräfte anſtrengen. Und wenn ihr ench auch auf 
den Kopf fegter, ſollt ihr ſte jicht fehben, Weiße, Sich über 
anderehinweg fegen, erheben, fih mehrere Vorzüge zuſchre ben. 
Es gibt Tugenden, welche die Unglüclichen weit über den 
verzärtelten Glücklichen hinweg fegen. Er glaubt, daß fein 
Adel ihn über diefe Pflicht hinweg ſetze, odex wegfege. Dies 


Buena NE a. Zune 


JF — — a Ka re Daun 


Seß 


ſes Capital ſetzt dich über alle Besücfniffe hinaus, — 
vor allen Bedürfniffen. Ein Schiff fegt ſich auf den Grund, 
wenn es auf den Grund käuft, frande, 

0) Figurlich. ? 


(a) Ein flüffiger Körper fege fih, wenn das — auf 
den Boden finft. Das Bier har ſich noch nicht geſetzt. Won 


’ * 


dem in einem flüſſigen Körper befindlichen Trüben ſagt man 


gleichfalls, daß es ſich fege, oder ſich auf den Boden fer: 
ze. Die Hefen fegen fih auf den Boden. (©, Sep.) 
Im Hürtenbane feheinet es auch“ thätig üblich zu feyn, in 


"dem die Erze daſelbſt gefeget_ werden, wenn fie geſchlãm⸗ 
met oder gewaſchen werden, fo daß ſich das gepochte & 


zu Boden febt, ©. Segbiühne. 


(6) ine Geſchwu ſt ſetzt ſich, — e nach und nach 
niedriger und Heiner wird, Eben ſo ſagt man auch zuweilen, dag 
Waſſer fege ſich, wenn es niedriger. oder kleiner wird. Der Teig 


fege fich, werner niedriger wird, nach und nach zufommenfält, 


Beyde figürliche Bedeutungen Fönnen als die erſte und eigent⸗ 
liche angefehen werden, indem der Begriff der Niedrigleit, we 
unsern bier, der herrſchende ift. 


(0 Wer ſich ſetzt, geräth aus ‚der Bewegung in den 


"Stand der Ruhe, daher ift fih fegen, zuweilen, einen danerhaß | 
Cajushar 


ten, bleibenden Aufenthalt an einem Orte wählen, 
fi in Beslin geſetzt, wohnhaft niedergelaffen. Sich aufs Lang 
fegen. Sich auf fein Gut fegen. Sich in die Stadt fegen. 


Sich zur Rube fegen,fich eine rahige Lebensart erwählen. Hier⸗ 


her fcheiner auch die R. A. zu gehören, fich mit jemanden fegen, 
gütlich vergleichen, weil inan dadurch in den Stand der ruhigen 


. Einsracht geräth. 


(d) Wer fich geſetzt hat, befindet fich in einer feften,fichern 
Lage. Kine Armee fegt fi an einem Berge, das Corps fege 
ſich vor der Stade, wenn fie dafeldft eine fihere Stellung nebs 
men, Daher iſt auch das Mtittelwort geſetzt, als ein Beywort ges 
braucht, oft kurz und dick. Eine ſtarke gefegte Weibes perſon, 
wefür auch unter ſetzt ublich iſt. Figürlich bezeichnet gefetzt dies 
jenige Fertigkeit, da man ſich nicht leicht durch etwas aus feiner 
Faſſung dringen läſſet, und darin gegründet, Ein geſegtermann. 
Ein geſetztes Gemiuh. Kine geſetzte Antwort geben. Wir 
müſſen uns zu der geſetzten Erwartung — — übel 
gefaßt machen, Gell. 

2, Stehen niachen, einen Körper in Biejenige Lage Griisgen; ie 


3 weicher er flehet. 


(1) Eigentlich, Das Blas, den Teller auf den Tiſch fegem, 
Den Stuhl an die Wand, Sen Stock in die Ede fegens. 
Das Licht aufden Keüberr, den Leuchter auf dag Senfter fer: 


.. zen. Den Zuß aufeiwas fegen. Den vechten,$uß voran fegen. 


Nie will ich wieder einen Suß uber feine Schwellefegen. Et⸗ 
was auf die Spige fegen. Eſſen und Trinken auf den Tifch 
fegen. Alles an feinengebörigen Ort fegen. Jemanden einen 
Stuhl fegen, damit er ſich darauf ſetze. Kine Bildfäule auf ihr 


" Sußgeftellfegen. Die Garben in Mandeln fegen. Femanden 


eine Ehrenfäule fegen. Granzzeichen fegen.. Bäume fegen, 
pflanzen. Etwas aus der Sand-fegen. 

Daber die figürlichen R. A. JZemanden zur Rede fegen, Res 
cheuſchaft wegen ſeines Betragens von ihm fordern. Ziel und 
Maß jegen, vorfchreiben. Sich zur Wehre fegen, oder ftellen, 
ſich widerfegen. Die fih wider mid) fegen, 2 Mof. 22,40, 
Etwas aus den Augen fegen, nicht die gehörige Yufmerffemfeit 
daraufrichten. Etwas hinten fegen, es zurück fegen, in ähns, 
lihem Berftande, Den Wellen einen Damm enıgegen fegen, 
einen Damm wider die Wellen aufführen. 


e) Figür⸗ 








) Biaiiliche © 


(a) Seuer fegen, im Bergdaue, Holzſtöße um das Geſtein 


„ber fegen, und felbige anzünden; am das Geftein „uch mürbe 
zu brennen. » 
(b) Bon verfchiedenen Thieren if} fegen fo viel als wer⸗ 
fen, gebären, da es denn bey den Jägern befonders von den Hirfch- 
kühen, Reben und Hafen üblich iſt. 


ü ner, e \ 

- * F Verordnen, beſtimmen, in welcher Bedeutung es 
ebedem noch häufiger war, Eine Zeit, einen Tag ʒu etwas ſe⸗ 
‚gen. Jemanden zum vormund, zum Bürgen, zum Richter 
n.t.ffegen. Einen an eines andern Stelle fegen. Den Bock 
zum Gärtner fegen. Geld auf jemandes Bopf fegen. Den 
‚Dreis ſetzen, beflimmen. Zur gefegten Stunde, S. auch Ge— 
feg und Satzung. : 

8) Als wahr oder richtig annehmen, Setzen fie das 
‚sraufamfie, das mis begegnen Fonnte. Ich will den Sall fee 
gen, daß er nicht Füme, ich will annehmen, daß u.f.f. Etwas 
zum voraus fegen, es ols nordwendig wahr und eriftirend anneh⸗ 
men, Es foll geſchehen, aber ich ſege dabey zum voraus, 
daß er feinen Willen dazu gibr. d. i. unter der Bedingung, daf 
"eeuf.f Die wahre Freundſchaft feger allezeit gegenfeitige 
verdienſte voraus, Gell. Die Einheit oder das Ganze fegt 
notbwendig die vielheit der Theile voraus, Sulz 

So wird auch das Mittelwert gefege als ein Rebenwort ges 
» braucht. Gefegt, daß er nicht Fäme, oder gefegt, er Fäme nicht. 
i Geſetzt, du hatteſt beßre Sitten, 
EN, So ili der Vorzug noch nicht dein, Gel. 
Voraus gefegt, daß fich das einmahl fo fügen würde. Ges 
ſetzt auch, daß meine Lebensart nicht recht nach der Mode 
ware, fo iſt ſte doch ruhig, Gel. i 
3. In noch weiterer Bedeutung, ein Ding au einen beftimmten 
Drt dringen. 


(2) Eigentlidy, wo doch zugleich viel auf den Gebrauch an⸗ 


kommt, ob dieſer in jedem Falle ſetzen oder ein anderes Zeitwort 
"eingeführet hat. Gott fegte Lichter.an die Iefte, x Mof. ı, ı7. 
Den zut auf den Kopf fegen. Einem den Degen auf die 
"Bruft, dns Meſſer an die Kehle feger. Zu einer Zahl noch 
“etwas hinzu fegen. Jemanden unter die Heiligen fegen. Fe= 
manden in dae Gefangniß fegen, imgemeinen Leben anne ſchlecht⸗ 
"bin, ihn ſetzen. Etwas zum Pfande ſetzen. Jemanden 
Schropfkopfe ſetzen. Zuſammen ſetzen. Jemanden den Kopf 
zurecht fegen, figürlich. Da es denn als ein allgemieiues Wort 
oft ſtatt eines befondern gebraucht wird, welches die Act nud 
Weiſe näher befiimmt. Kin Stüd Zeug an das andere ſetzen, 
nähen. Bnöopfe, Treffen auf ein Bleidfegen, Bey den Buch⸗ 
druckern ift fegen, die Scheiften,d, i.gegoffenen Buchftaben, aus 
den Fächern des Schriftfaftens nehmen, und fie in Sylben, Wör⸗ 
ter, Zeilen und Seiten zufammen fegen. S,Seger. 
(2) Figürlich in vielen befondern Arten desAusdruds, Geld 
in die Lotterie fegen, oder auch nur, in die Lotterie fegen, 
‚Etwas auf das Spiel ſetzen. Sein ganzes: Deymogen daran 
fegen, dabey wagen. Leibund Leben daran fegen, es zur Er⸗ 
reichung einer Abfichttwagen. Jemanden auf die Probefegen, 
ihn probieren. Etwas ins Geld jegen, es verkaufen, um bar 
Geld dafür zu befonimen, 
von Roftbarkeiten. haben, ins Geld fegen, Weiße. Eine ver: 
worrene Sache auseinander fegen, fie ordentlich vortragen und 
dadurch deutlich machen. Jemanden etwas in den Bopf fegen. 
Ich weiß nicht, wer ihr den wunderlichen. Gedenken von der 
Sreyheit in den Ropf gejegt bat, Gell. Mißtrauen inerwas 


Adel. W. B. 4. Th.2. Auf, 


* — 


(©) Befonders mit dem Rebenbegriffe der Zefligkeit,, der. 


Wir wollen alles, was wir noch. 


Set 6% 


fegem. Seine Hoffnung, fein vertrauen auf etwas fegen. 
Seinen Ruhm, feine Ehre in etwas fegen, es fürRuhm, für 
Ehre halten, Er fipeinet etwas darin zu fegen, daß u. ſ f. 
eine Art des Vorzuges darin zu fuchen, 

4. Endlich wird diefes Zeitwort auch noch in vielen beſondern 
Ausdrüden gebraucht, eine Hervorbringung einer gewiffen Beräns 
derung, eines gewiſſen Zuftandes zu bezeichnen. Min Land un 
ter Waffer fegen, es. mit Waſſer überfchiwemmen. Jemanden 
außer Stand fegen, etwag zu tbun. Sr fegee mic) durch 
feine gar zu große Sparſamkeit außer Stand, (nicht außer den 
Stand) jemanden Gefälligkeit zu erzeigen, Gell. Eine Sa 
he wieder in den vorigen Stand fegen. Jemanden aufer 
Thätigkeit fegen. Die Triebfedern, wodurch die Natur ibn 
in Thatigkeit fegt. Ich will die Sache außer Streit gefege 
feben. ine Perfon oder Sache in Bewegung fegen. Sich 
in den Marfch fegen, anfangen zu marfchieren. In Unruhe 
fegen, unrübig machen, Sich in Gefahr, in Unkoſten, in 
Schaden, in vorſchuß fegen. Sich bey jemanden in Gunfk 
fegen. Einen Gefangenen in Freyheit, auf freyen Fuß Segen. 
Etwas ins Werk fegen. In Erſtaunen, in Sure, in Schre— 
Een fegen, aber nicht in Freude, in Hoffnung uf. f. ſegen. 
Ein Lied in Noten fegen, 88 componievem, 

So auch das Segen: Das Hauptiwort die Sagung, ift in den. 
Bufammenfegungen üblicher als für fich allein. 

Anm. Diefes Activum oder vielmehr Factitivum Lauter ſchou 
im Jfider und bey dem Kero lezzan, bey dem Ulphilas mit einer 
andernXbleitungsfylbe latjan, im Niederſiſetten, Angelſ.lattan, 
im Schwed. fätta,im Pohln. fadze. Die Verſtärkung des Mite 
lautes vor der Endungen deutet auf ein Intenſivum. Das cine 
fachere Stammwort fcheinet noch indem alten Niederd.faten, dem 
Engl. to fet, dem Isländ. feta, und Schwed lätta, fesch, übrig 
zu ſeyn. Uber dieß ift im Niederſ. ſaden, fadigen, beunruhigen. 
Das Griech eurem, auflegen, few und #2u, fesen, und das 
Hebr. mw, fegen, find ohne Zweifel damit verwandt, Da in den 
eigentlichern Bedeutungen der Begriff der Niedrigfeit ſehr merklich 
hervor ſticht, denn wer fich ſetzt, wird niedriger, als wenn er fies 
bet, daher dafitr-auch niederlaffen üblich iff: fo fcheinet es mie 
figen vondem Niederdeutfchen ſtet, niedrig, abzuſtammen. (S. 
Seit und Sigen.) Die Oberdeutſche Eonjugation ich fagte, ges 
fatzt, iſt im Hochdeutſchen veraltet, aber doch noch in dem Haupts 
worte Sag übrig. 


Der Seger, des — s, plur. ut nom, fing, von dem vorigen 


Seitworte, ı, Ein Ding, womit man fegt, doch nur in einigen 
Fällen. Se wird inder Gefchügfunft der Stampfer oder Seg- 
kolben, womit die Ladung auf einander geftoßen wird, auch der 
Seger genannt, 2. Eine Perſon, welche etwas fegt, auch nur 
in einigen einzelnen Fällen. So wirdin der Mufit der Compos 
nift im Deutſchen auch zuweilen der Seger genannt. Am übliche 
flen ift es bey den Buchdrudern, denjenigen zu, bezeichnen, wel⸗ 
her die Schriften feget, um ihn von dem eigentlichen Druder zu : 


unterfcheiden. S. Setzen 3. 


Die Seyerde, plur. inul. bey dem Bane der Deiche und Däme 


mebdiejenigen Raſen, welche v.n außen aufdie aufgewworfeng Erde 
gefegt werden, damis des Deich grün und eben werde. 


Der Setzhaken, des—s, plur, ut nom. fing. im Httenbaur, . 


ein Baum mit zwey Hafen, die glühenden Rienftöcke damit von 
dem Seigerofen zu heben. ö + 


Der Seẽtzhamen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Samen der 


Fiſcher, welcher an das Ufer gefegtwird; zum Unter ſchiede wem 
dem Kratzhamen, Schauber u.[.f. i 
€ : Der 


67 St - 
Der Sögbammer, des— 5; plur. die —hämmer, in den Et 
fenhämmern, beyden Schmieden u, f.f. ein Gegeifen, in Geſtalt 

eines Hammer! , deffen fharfe Seite aufdas Eifen, welches ge- 
theilet werden fol, gefeßtwicd, da man denn wit einem andern 
Hammer auf deffen Bahn fchlägt. X 
Der Sétghaſe, oder Satzhaſe, des —n, plur. die —n , bey 
den Kägern, der weibliche Haſe, die Häſinn, weil fie Junge ſetzet, 
oder gebieret. ; u 
Das Setzholz, des—es, plur. inuf. 1. Dasjenige Holz, d.i. 
diejenigen Zweige, welche yon den Bäumen und Stauden abge- . 
ſchnitten, and zur Foripflanzung in die Erde gefegt werden. So 
werden im Weinbaue ale zur Forspflanzung beftimmten Neben 
Seghols, Seglinge genannt. Die Segweiden find aleichfalls 
ſolches Segbalz: 2. Bey den Gärtnern wird der Pflanzer oder 
das Pflanzholz gleichfalls das Segholz genannt. 
Der Sönhebel, ses—s, plur. ut nom, fing. ©. Segtrog. 
Der Segkaften, des—s,plur. ut nom. ling, derjenige Kaften, 
worein eftoas gefeBt, oder worin etwas angefegt wird ; nut in ei« 
aigenFälen. So wird in den Bitrio- Werken das hölzerne Gefäß, 
worin mar die Lauge kryſtalliſtren läßt, der SegPaften genannt. 
Auch der Schriftkaſten dee Buchdruder führer diefen Nahmen, 
weil er. die zum Sesen nöthigen Scheiften enthält, 
Die Setzkohle, plur.die—n, bey den Kohlenführern ‚die lan- 
gen Kohlen, welche, wennder Kohlenwagen vol iſt, iuwendig an 
der Seite herum geſetzt werden, damit die kleinern Kohlen nicht 
herunter fallen. — 
Der Sẽtzkolben, des —s, plur. ut nom, fing. in der Geſchütz⸗ 
Eunft, ein hölzerner Cylinder an einer Stange, die Ladung damit 
aufermander zuftoßen; der Stampfer, Seger. 3 
Die Seglauge, plur, inul, in deu Salpererwerfen, diejenige 
Lange, welche zur Kryſtalliſation hin- oder angefeger wird. _ 
Die Soͤtzlinie, plur. die—n, bey den Buchdrudern, ein meſſin⸗ 
genes Blech, welches, fo lange man fegt, zwifchen die Zeilen in 
den Winfelhafen gelegt wird, damit die Schriften nicht ungleich 
zu ſtehen kommen. 
Der Setzling, des — es, plur. die —e ein Ding, welches od 


fegt wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Zn Weindaue 


find die Seglinge alle Fächfer und Reben, welche zur Forıpflan- 
zung in die Erde gefeßt werden follen, (S. Setzholz;) bey den 
Gictnern, diejenigen jungen Zwiebeln, welche zur Seite der Haupt⸗ 
zwiebel wachfen, und verfeßet werden, zum Unterfchiede von den 
Sinkern; ingleichen ein jeder junger Baum oder junges Gewächs, 
welches verfegt werden Fann. - In der Fifcherey werds auch die 
Satzkarpfen, oder der drepjährige Karpfenfamen, welcher collee⸗ 
tive der Sag beißt, Seglinge genannt, : 
Der Séetzmeißel, des—s, plur.utnom, fing, bey den Shlöf- 
fern, ine Art Meißel in Geſtalt einesHammers mit einem eifernen 
Stiele, deren manfich an folden Drtern bediener, we man mit dern 
Hammer nicht hinkonnnen kanu. 
Der Setzſchafer, des — s, plur.ut nom. fing. ein Nahme 
‚derjenigen Schäfer, welche mit dem Eigenthümer der Herde ſetzen, 
di. eine Anzahl eigenerSchafe zu des erſtern ſeinen Schafenbrin- 
‚gen, und daher auch einen verbältnigmäßigen Aneheil an dem Ge: 
winn und Berluft der Schäferen nehmen; Mengeſchäfer. Zum 
Unterfchiede von den Pachtſchafern und.Lohnfepäfern. 
Der Seͤtzſchiffer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schiffer, 
welcher ein ihm nicht eigenes Schiff führer, über ein fremdes Schiff 
‚eis Schiffer gefege iſt. W 
Der Sigflämpel, des—s, plur. utnom. fing. im Bergbaue, 
eine Art eines Hammers, welcher auf einer Seite ſchmal zugehet 
und ſtumpf iſt, und bey Verfeilung der Schlöffer au den Kunſtſt au⸗ 
gen gebraucht wird, 


‚Der Sögte=h, des—es, 


FE FE 


die—n, ©: Setze. ER r 


Die Sipftatt, plur. die — ärte, oder die Stpftätte, plur. n 


plur. die — e, ein Teich, worein dee 

Sag, & i. die jungen dreyjährigenFifche, geſetzet, und daſelbſt 
bis zum völligen Wachsthume, oder Fünftigen Gebrauche ernährrt 
werden; der Satzteich, Sefegteich, zum Unterfchiede von dem 
Streich⸗ und Steedteiche, ; 


Der Setztrog, des — es, plur. die — tröge,im Hüttenbaue, 
ein Trog neben det Sinnofen, den Ziunſtein und eh Schladenin 


Setzhübel, Sübe - 


demſelben mie einander zu vermiſ sn; der 
troög, ©. das letztere. ; 


Die Sögwage, plur. die—n, eine Bierwage, welche auf eiue 


"Fläche geſetzt wird, ihre horizontale Stellung zu erforfchen. Die 
Waſſerwage und Schrotwage find eine Art davon, ee 
Die Séetzweide, oder Satzweide, plur. die — n, Stäbeoder 
Pfähle vor Weiden, weiche zur Aniwurzelung in die Erde geſetzt 
werden. ©. Segbols. fi 
Die Senzeic, plur. die—en, diejenige Zeit, da die Hafen und 
das Hirſch⸗ und Meheivildbret zu fegen, das iſt, Zunge zu gebär 
gen pflegen. — Jar 
Die Seuche, plur. die —n. ı.*Eine jede Tangivierige Krankheit, 
Chriſtus hat unfere Seuche getragen, Matth.$, 17. Er machte 
viele geſund don Seuchen Plagen und boſen Geiſtern, Luc.7,21. 


4 


‚Dev ward gefund, mit welcerley Seuche er bebafter war, 


Id. 5,4. Und fo in andern Stellen mehr. Die Luftfeudge, 
1. Theff. 4, 5, die finnliche Luſt als eine Krankpeisbesrachtit, 
diefer weiten Bedeutung ift es im Hochdeutfchen veraltet, wo wir 
es 2. nur nod) in engerer Bedeutung von einer anftedenden Krank. 
heit gebrauchen, ſowohl mit als ohne den Beyſatz anſteckend. Auch 
die niedrigſte Hütte bat ihren Stolz, der bald zu einer ans 
fieenden Seuche für die Binder wird, Gell. Flie haben 
ſchadliche Seuchen unfere Herden gemindert, Geßner. Die 
Viehſeuche Schweiß ſeuche. In andern Zuſammenſetzungen ſt 
dafür Sucht üblich, weiches überdieß auch no im figürlichen 
Verſtande gebraucht wird. — 


Anm. Bey dem Ulphilas Siuki, inder Alem anniſchen Mund⸗ 


art Siuchi,dep andern alten Oberdeutſchen SchrifiſtellernSeuch⸗ 
te, im Schwed. Sjuka, im Niederſ. Suke. Es iſt mit ſtech, fiee * 
hen und Sucht Eines Geſchlechtes, und ſcheinet mit denjelben, 
von dem Riederdeutſchen füchten, feufzen, abzuffammen,und folge 
lich eigentlich das. Seufzenund Stöhuen eines Bertlägerigen aud- 
zudrucken. Anſtatt des veraltsten feuchen, bettlägerig feyn, fagen 
wir jest ſtechen. S.Seufsen, Anm. 

"Syuchtig, adj.et adv.welhesimHochdeutfchen veralterift, und 
nur ı Tim. 6,,4 für füchtig vorfomme, ſeuchtig im-Sragen 
feyn, im Örtcch. vorws, mitder unzeitigen Begierde zu fragen, 

als mit einer Sucht behaftet. \ 4 


Seufzen, verb. reg. neutr, welches das Sulfswort haben er: 


fordert, deu Athen unt einem diefem Zeuworte Angemeffenen. - 


Klange in fich ziehen und wieder ansfloßen, welches ein Merkmal 
eines acheimen Kummers, siner ſtillen Betrübniß, und eines merk⸗ 
lichen Grades der Sehnfuchtift. Wenn der Gortlofe herrſchet, 
ſeufzet das volk, Sprichw. 29,2, Tief ſeufzen. Zu Gott feuf- 
zen. tiber jemanden fenfzen, ans Geheimen Kummer über das 
vor ihm zugefügte Leiden. Tach etwas fenfzen, zum Zeichen dee 
Sehnſucht; ebedem auch um etwas feufsen. Wie hatten wie 
nach diefer Zeit geſeufzet? Jem 
oder feufzend, klaͤgen. —— 


Auh 


anden ſein Leid mit Seufzen, 


Seufzen, achzen und Höhnen drucken aͤhnliche, aber doch noch 


ſehr verſchiedrne Bunte aus; die beyden letztern bezeichnen Töne, 


wilde yon eincin höher Grade auch körperlicher Schmerzenver , 


* 


urfachet 


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1 ur A a ie 





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Er 
St ö 0 
* 
609 
— > 


terdrüdten Kummer eigen ift. Go auch das. Seufzen. 
Anm. Bey dem Oitfried, Notfer und andern alten Oberdeut« 
ſchen Schriftſtellern lakten, füllen. ſupfen im Riederd. ſuften 


and zuften, und mit einem andern Endlaute des Stammwortes 
_fuchten, zuchten, Holärd. zugien, Schwed. fucka, bey. dem 


. Ulpbilas(vogjan. Die Endfy!ben zenzten, fan, und die Ber 
doppelung des Gaumenlautes in dem Schwed. ſucka, brzeichnen 
ein Intenfimum, deffen Stammwort noch in dem Angelſ leolian, 

. figan, Engl.to ich, Lappländ. agam, feufzen übrig iſt. Diefe 

- find unmittelbare Rachabmungen des mit dem Seufzen verbundrs 
nen Santes, der am Ende des Wortes bald mit dem f, bald mit 
dem ch oder g ausgedruckt wird. Aus der legten Form erhellet, 
daß unfer Seuche, Rech, ſtechen und Sucht Figuren von dem al- 

"ten fuchen, fiechen, feufzen find. Es wird ſolches durch Disfrieds 
* „quimon, feufzen (Lat. gemere)brjtätiget, welches in dem Ries 
derf. guimen noch jeßt fiechen bedeutet. _ 5 


Der Seufzer, des — s, plur. ut nom. fing. Diminutivam, 


"welches doch am hänfisften nur im Scherze üblich iſt, das Seuf: 
zerchen, Oberd. Seufzerlein, der durch Seufzen hervorgebrachte 
Baut oder Ton. Br antwortete mit einem tiefen Seufzer. Ki: 
nen tiefen Seufzer boblen. Seufzer ausſtoßen. 
Bey dem Notker Sufto, im Niederf. Sucht, im Engl. Sigh, 
im Schwed. Suck, im Islãnd. Sitting. 
Der Sivenbaum, ©. Säbenbaum. ’ 
Seyn, eir ſeht ivreguläces Zeitwort, deſſen abweichende Form das 
ber rübret, weil es, fo wie wir es jest haben, aus mehrern Zeite 
Wörtern zufammen geſetzt iſt. Ich will zuförderſt deffen Corjuga- 
tion berfegen, und, um die Anmerkung deſto kürzer faffen zu kön⸗ 
. nen, zugleich.einige alte und abweichende Formen beyfügen. 
—— Praͤſens Indic. 
Ich bin, Kero bim. pim. Niederſ. bin. Lat. ſum. Augelſ. 


geh eom. Ulpbil, im, Engl, am. sländ. em, er. Perf. \ 


„em, Öriech. sus. Hot. su. Dor. zum. Schwed. är. 
Du bil, Kero pilt. Oufr. bilt. Niederſ. buſt. Ulpbil, is. 
Angelf. art. Lat.es, 
Kero ze. ilt. Riederſ. is,Lat, et, Griech.ecu Ruffjek. 
Walliſ. ſydd, ſy. ER 
Wir find: Oberd. fepn, ſeynd. Niederſ. ſunt. Kero birum. 
birumes. Notk. birin, binn. 
Ihr ſeyd. Notk. bint birint, piriat. Minneſ uuelent. Theuerd. 
ihr fing, ſeindt. Niederf.funt. Angelſ. aro. 
Sie find, Oberd ſeyn, feynd. Kero lint. Iſid. findun, Ans 
gelſ. aron, find, Riederf, ſunt. 
— Conjunct. RL 
Ich fey.  Nicderf. wefe. Alem. lii. Isländ, ſie. Lat. im, 
Uppitshijai.. ; 
Du ſeyſt. Niederf. weſeſt. Ulphil. Ajais. Lat. ſis. Alem. GR. 
Er ſey. Niederſ. weſe. Schwedele, Ulphil. ſijat. Alem. Bi. 
Grieh.ten 
Wir fepn, Niederf. wefen. Ottfried fimes, Isländ, Aeum, 
F Lat.ſimus. — 
Ihr ſeyd. Riederſ. weſet. Asländ, heut, Lat. Gtis. 


Be iſt. 


Sie ſeyn. Oberd. ſeynd. Niederſ weſen. Isländ. hen. Lat, fint. 


Schwed. lein, feen. 
Imperf. Indic. 

Ich war. Iſid. uuar. Fräuf. 790,uuar,uuas. Angelf. was, 
* Niederſ. was. Lat. era a. Schwed, var. Ulph. vas. 

Du warfi. Niederf, wereſt. 
Br war. Niederſ. were. \ 10 

Wir waren. Nicderf. weren. 
Ihr waren, Niederf. werer. 


Re — Seu en h 


hr nefadjet werden, dagegen feufsen ‚am Hänfigfien dem fillen, un: 


, Dur wirk feyn uf. f. 


: Ih werde ſeyn. 


Ich würde ſeyn u. Ch. 


Einer genug. Ich bin meiner Sande gewiß. 


Sep. 70 
Siewaren. Dttfe, uuarum,uueflum. Niederf. weren. 
ẽ Conjunet. 


Ich wäre 20, Alem, uuara, Stoff. Monf.uuifit, wäre, Ulphil, 


vesjau, Lat, eflem. 
Perfect. Indie. 


Ich bin geweſen u. ſ. f Niederf, bin weſen. 


Conjunet. 


Ich ſey geweſen u. ſef. ‚Htefe.uuelli, du ſeyſt geweſen 


Plusquamp. Indie. 


Ich war gewefen mf.f. Riederſ. was weſen. 


Conjunet. 
Ih wäve geweſen u. ſaf. 
Sutur, ı. Indic. 


Ich werde feyn. Kero birum, bim. Niederf. werde wefen, 


Grieb.saonss. Lat.ero, Ulppil, l;jai. 
Eoniunet, 


Du werdefi ſeyn uff 
: Sutur. 2. Indie, 


Eonjunet. 
Ih würde ſeyn uff. ö 
12 Imperxat. 
Sey du. Wem fig. Iſid. lii. Oberd. bis. Willer uuis 
Niederf, wes. Oitfr. wis. Angelf, wis, 
Sey or. 
Seyn wir,'im Oberd. Ottfralimes. Lat, [imus. 
Seyd ihr. Niederf, wefer. 5 £ 
Seynfie z 
; Inſinic 
Seyn. Alem. geſeyn. Ottfrelen, uuelin, IAd. Kero uueſan, 
Ulphil. ui an. Niederſ. weſen · Angelf. unelan. 
Lat, elle. Griech slsas im Fute ereedu Hot. da- 
ey, Dor. zupsyas. Schwed. vara, Jsländ. vera, 
Angelf, ar und beon, Engl. to bee. 
Geweſen ſeyn. 
- Mittelw,  . VE N ee 
Gewefen, vulg. gewefl. Baiern gewesen, Niederfwefen, weft. 
Es iſt in zweyfacher Geftalt üblich. 
I. Als ein eigenes für ſich beſtehendes Zeitwort, da es denn die 
einfachffe Beziehung ausdruckt, welche nur zwifchen dem Subject 
und Prädicat Statt finden kann, diejenige Beziehung, da das Prä- 
dient von dem Subjecte bejahet, demfelben zugefprochen wird. - 
1.Eigentlich, wo das Prädicat von verfchiedener Art ſeyn kann. 


J ) Ein Vebenwort, oder ein Bey⸗ und Mittelwort in 
abſoluter oder adverbifcher Geftalt. 


Ich bin gefund. Du bit 
eroß.  Sieifktraurig. ' Wir waren luftig, recht. ſehr Tufig. 
Wer wollte'traurig feyn. Sey damit zufrieden. » Ich bin es 
zufrieden, damit. Er war ſehr machtig. Seys fleißig. Ich 
bin ihnen ſehr verbunden. Seyn fie verfichert, daß es ge— 
ſchiehet. Wir find nicht ſo geſinnet. Er war arm und if 
nun reich. Beſſer ſeyn wollen, als andere Leute Es iſt an 
Es iſt, als wenn 


es heut wäre. Wenn fie nım wüßten, wie lieb fie mir find, 


Der Weg zwung.ifknicht fo leihr zugehen, Gell. €s war 


mir leicht, fein ganzes Herz zu erratben. Das wurde mir 
nicht Tieb feyn. Sie find mir fehr angenebm. Er it nicht 
mehr weit. Schon längft war dirg gedroht, Weiße, Kr ıf 
nun fort. Das verlangen glüdlich au feyn. Als wenn ee heute 
wäre: Ich bin ihm gut, gewogen, Jemanden feind feyn. 

& a Dos 





71 Sty 


Das Geld if Sein, 
Es jind nicht mehr als hundert Gulden mein, Gel. 
. 48, Dein, Mein n.f.fı) Es ift kalt, ſinſter. Es ik vorüber, 
Er it noch weit zurück. Es war nicht wahr. Seyd will: 
Zommen. Wohin auch das fey gegrüßat der Ältern und neuern 
Schriftſteller, und zwar der legteen in der höheren Schreibart ge⸗ 
böret. Sey mir gegrüßt, Mykon, du lieblicher Sänger ! Geßn. 
Ingleichen fehr viele befondere Redensarten zg.B. Er iſt da⸗ 
hin, todf, unglücklich. Bofe auf jemanden feyn, auf ihn. gürz 
nen, Brit zwey Uhr? Es muß weiter feyn. Das wäre mir 
recht! ironifch. Ey, das wäre fein! auch ironifch. Wie weit 
find fie in diefer Sache? wo aber auch gekommen ausgelaffen 
ſeyn Fann, da es denn das Hülfswort ift. Ich bin ſchon wieder 
gut, ausgeföhnt. Das iſt mir vecht, ich laffe es mir gefallen. 
Laß es gut ſeyn. \ 


Obdgleich die Sprachlehrer wollen, daß dieſes fubftantive Zeit» 


wort ſeyn niemahls ausgelaffen werden dürfe, fo gibt es doch Fälle 
genug, wo es üblich iſt, nur daß diefe Fälle nicht nach Gutduuken 

vermebret werden dürfen. Nicht wahr, die Sauce if fo? für: 
iſts nicht wahr ? Nicht fo böfe, mein Tieber Peter! Weiße; 


d.i.fey doch nicht fo böfe,. Das fol dein, Gell. nähmlich feyn,, 
welche Art zu reden freylich hart und niedrig ift. Auch die höhere‘ 


Schreibart leider diefe Auslaffung zuweilen, 

Spalt, fo einen großen Bart, 

und noch mit Plieinen Buben fpirlen! Wil, 
3. i,fo alt ſeyn, fo einen großen Bart haben, u.T.f.- 

verſtandig oder nicht, mir gilt es einerley, eben derf. 

Er ſey verffändig-oder nicht. Ihr Brief, noch naß von-meinen 
Thränen, Hegt aufgefchlagen vor mir. 

Du, mehr als andre Götter werth, 

Dir fleben auch die Prinzen, Naml, 

Es iſt, däucht mich, eine ehr unfruchtbare Streitigfeit, ob das 

in diefer Bedentung bey dem Zeitwort feyn befindliche Worttin 


wabres Bey⸗ oder eimeigentliches Nebenwort ift. Genug, es if 


‚ein Beywort in der adverbifchen Form, und warum follte diefes 
nicht ein wahresRebentwort heißen können? Über dieß gibt es Fälle 
genug, wo eigentliche Rebenwörter, welche nie ald Beywörter ges 
braucht werden , zu dem ſeyn gefellet werben ;.:er iſt fort, die 
Kirche it aus u. ff. Bey denfolgenden Bedeutungen kommen 
deren mehrere vor. Es fcheinet mir daherauch ohne allen Augen 
zu ſeyn, dag man aus diefem Zeitworte eine eigene Elaffe gemacht 
und es ein fubfiantives oder ſelbſtſtändiges Seitwort genannt hat, 
indem es dach am Eude wohl nicht mehr Selbftitändigkeit hat, ais 
ein jedes andere Zeitwort, zumahl wenn man auf deffen Urſprung 
zurück fiehet, da es aus mehrern anfänglich verfchiedenen Zeitwör⸗ 
teen zuſammen gefeßt ift, welche fo, wie ein jedes. andre Zeitwert, 
eigentlich förperliche Handlungen bedeuteten, (S. die Aumerkung,) 
Seyn wird mit feinem Nebenworte vornebmli in ſolchen Fällen 
gebraucht, wo man fein anderes Zeitwort hat, den Begriff oder 
die jedesmahlige Schattierung des Begriffes auszudruden,, Dos 
2at. madere, geben wir durch naß, feucht fepn, macere, duch 
‚mager feyn, proftare, durch feil feyn, weil wiefeine Seitwörter 
haben, die diefen Begriff mit Einem Worte ausdruckten. Eben 
fo müffen die Franzofen und andere Völker viele Begriffe mit Etre 
‚amfchreiben, welche wir mit Einem Worte ausdrucken können, 
£tre debout, ſtehen, qui n'elt pas ftable, unftätt,u. ff. 

(2) Ein Haupewort, welches denn, fo wie das Subject, 
in der erſten Endung eher, fo daß das Zeitwort feyn, in dieſem 
Falle, zwey Nominarive bey fih bat. Salomo war ein König. 
Dein Bruder iſt ein. ehrlicher Mann. 
nicht. Ich bin ihr Diener. Seyd ihr der Wireh ! !-Das if eine 
‚eiende Entſchuldigung. Nie fey-die Brünklichkeit des Bin: 


ſeyn, für fterben ſchlechthin, iſt veraltet. 


Ich bin ſein Freund 


Sey J 


bes eine Urfache zur Nachſicht gegen ſeine Söfen Sreigüngen, 
Gell. Das itmireindeichtes. Das if ganz etwag anders. 


Wo fepn auch oft unperfönlich gebraucht wird, fo dag das Wört- x 


chen esdie Stelle des Subjectes vertritt, Es iſt heute gutes 
Wetter. Es iſt hohe Zeit. Es iſt fchon Tag. Ks if die 


Wahrheit. Es iſt ja die Rede nicht davon; wo es auch aus- - 


gelaffen wird, die Rede iſt nice davon, davon ih die Rede 
nicht. Mir diefer Sache iftes ein anders. 
In der höhern u ddichterifchen Schreibart wird ſtatt des Ne⸗ 
benwortes oft zierlich ein Hauptwort gebraucht. Sie in ganz 
Kiebe, fie iſt überaus liebreich. 

Ih bin ganz Zufriedenheit, 

Wenn ich dich voll Heiterkeie 

Auf mich lächeln ſehe, Weiße, 

In fehe vielen Fällen wird das Prädicat ſtatt der erſten Endung 

in die zweyte gefegt. Sey gutes Muthes. Mas deines Amts 


nicht ift, da laß deinen Sürwig. Das iſt meines Amtes nicht, 


Leſſ. Er it meiner Meinung. Ich bin andrer Meinung. 
Er war auch der Meinung. Sie it ſchön, guter Geburt, 
und hat Deritand, Geh. für-von guter Geburt. Zr lt erwas 


blöden verſtandes / Weiße. Sie find beyde Eines Gefchlechres, 


Eines Stammes, Einer verkunft. Ich würde hierin ſehr feiz 
nes-Gefchmadesfeyn, Leſſ. Ich bin des Todes, in der ver 
traulichen Spredjart, ih möchte vorVerdruß, vorÄrgerniß gleich 
ſterben. Man möchte vor Argerniß gleich des Todes ſeyn 
Ich will des Todes feyn, wenn es nicht an dem iſt, eine im 
‘gemeinen Leben übriche Art der Bethenrung. Aber, des Todes 
Er iſt ganz des Gen- 
-Fers, deg Teufels, im gemeinen Leben,erift wie der Teufel, "Wil: - 
lens feyn. Ich bin nicht Willens hinzugeben. ie find Eines 
-Sinnes. Guter Hoffnung feyn, ſchwanger ſeyn. Der Mittel, 
um eg recht hoch zu bringen, find zwey. Im Dberdeurfchen fagt 
man auch, es iſt der Nothdurft, es iſt nothweudig, es ift unſe⸗ 
zer Schuldigkeit, für unſere Schuldigkeit, wir ſind des Erbie⸗ 
thens, wir erbiethen uns u. ſ. f. Nach dem Muſter dieſer und 


anderer R. A. andere ähnliche zu bilden, iſt nicht ganz — 


erfordert aber Behutbfamfeit. 
(3) Mit Vorwörtern. Auf dem Boden, auf sem 8el- 


‚se, in der Stade feyn, wo es aber zu der folgenden figürlichen 


Bedeutung des gegenwärtig few, geböret. Die meiften diefer 
“Fälle, wo feyn unmittelbar mit Bormörtern verbunden wird, find 
elliptiſch oder figürlich; 3. B. auf feyn, im Gegenfaße des Lies 
gSens. Wohl auf feyn, ſich wohl befinden, Aus -feyn, zu Ende 


feyn. Es iſt an mir, die Reihe iſt an mir, trifft mid, So. 
viel an mir it, fo viel in meinen Kräften iſt. Es if an dem, 
bedeutet ı,e8 ift,wahr, und 2, man ift im Begriffe. 


Es iſt 
nichts an der Sache, nichts — fieift nicht wahr. Ks if 
nichts an ihm, di. nichts Brauchbares, er ift Fein tauglicher, Fein 


‚ rbraucharer Menſch. Ich muß willen, was an dir if, was für 


ein Menſch du biſt. Schlecht daran feyn, ſich in ſchlechten Um- 


ſtänden befinden. Ich bin übel mit ihm daran. Du bift recht 


‚daran, im gemeinen Leben, du haft Recht. Die-Sache if nicht 
für mich, ſchickt ih wicht für mich. Aus der Modefeyn. Hinz 
‚ter jemanden her feyn, ihn verfolgen, genau.auf ihn acht geben. 
Alles iſt wider ihn, iſt ihm entgegen, ihm gehäffig, widerfegt ſich 
ihm. Der .Schein iſt freylich ſehr wider mich. Sie war in 
ihren prächtigfien Kleidern, nähınlich gefleidet. Auffeiner Such 
feyn. Ich bin jege aus aller meiner verlegenheit. Er if 


von fehr wenig Worten, er fpricht nicht geen-viel. Es mag 


darım feyn. Was ift zu ihrem Befehle? Im Gange jeyn. 
Ohne $reund foyn, feinen Freund bhaben. Niemahls obne Geld 
feyn. Die jreude iſt vornehmlich für die Menſchen und die 


Men⸗ 


BEN! 





I — 


2 


ee 7%] 


j Hrenfchen für die greude, nahmlich beſtimmt. Das if von mir, 


rübret vor mic der. Lad fo in vielen andern Fällen mehr, der. 

gleichen noch einige im folgenden vorfommen werden. 

Zu dieſen elliptiſchen Arten der Ausdriicke gehören auch: ab feyn, 

an ſeyn, auffeyn, aus feyn, zu feyn u. ff. welche von denmeis 
fien als Zufammenfegangen augefehen werden, es aber nicht find, 

. fondern als bloße elliptiſche R. A. betrachtet werden müffen, 


. (4) Mit Zeitwörtern, wo es doch nurin einigen Fällen ges 


, braucht werden Fauın, welche den Übergang diefesfür fich beſtehen⸗ 


den Zeitwortes zu den: folgenden Hülfsworte ausmachen. 

; a) Mit dem bloßen Infinitiv, Hieviütgue ſeyn. Ges 

lehrten it gut predigen. Gier üb nicht gue wohnen, fahren, 
gehen, veiten. - In diefem Lande war Jamahls übel reifen. 
Welche Wortfügungdoch nicht überall Statt finden ann. 

Zn Dberdeutfchen. gebrauchte man es ehedem als ein Hülfswort 

des Infinitivs. Er iſt geben, er gehet; er war gehen, er ging. 
Und herzlich bitten was, (war), Hans Sachs. 
Berker fiehen, ebend. Als Pluto das war merken, eben derf. 

-.. _p) Mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu. Was 


iſt zuthun? Ich weiß nicht, was bey der Sache anzufangen 


iſt. Es iſt noch viel zu bezahlen. vier iſt nichts zu erwers 


ben. Bey der Sache iſt nichts zu verdienen. Daran iſt nichts 


zu gewinnen. Mit dem Tode ift nicht zu feherzen. Mit fol- 
chen Xeuten if Fein Mitleiden zubeben. Kr ik in der Kir— 
- che nie zu fehlen, er iſt immer -dafelöft anzutreffen. Es iſt 
ihm bloß um das’ Geld zu thun, feine Abfichtäft dabey alkuin, 


nn auf das Geld gerichtet, wozu thun in der vertraulichen Sprech⸗ 
art auch ausgelaffeu wird. Es iſt ihr bloß um mich; 


Es ift mir nur um ung, mit dir hat Gott gethan, Opitz; d. i. 
ich beflage nur uns. "Uber, es if davon fo viel zu erfahren 
- gewefen, man bat davon fo viel erfahren , ift Oberdentfd. 

; Mit dem Mittelworte der vergangenen Zeit. Da⸗ 
- mitift mie nicht gedienet. Nun iſt mir geholfen. Das fey 
dem Simmel geklagt! Laß div das gefagt ſeyn. 

2, Figürlich, von welcher Art des Gebrauches hier nur die 
. vornehmften Fälfe angeführet werden Fönnen, wovon ohne dieß die 

meiften efiptifch find, Es bedeute, = 
(1) Befindlich feyn, gegenwärtig ſeyn, feine Wirfung 
an einem Orte offenbaren, fo daß der Drt entweder durch ein es 
benwort, oder auch durch ein Vortvort ausgedruckt wird. Er if 
bier, er war da, fie find oben, unten u. ſef. Ich war-auf dem 
Selde, er if in feiner Stube, fie find noch in der Rirche. Ich 
bin nie in der Stadt gewefen. Du wareſt auch mit dabey. 
Bey der Tafel ſeyn. Der Seind if. hinter uns, Wo bit du 
gewefen? Er iſt täglihum ung. Morgen will ich bey ihnen 
feyn. I bin gleich wieder bey ihnen, d. i. werde gleich wieder 
bey ihnen ſeyn. Er wird in kurzen wieder bier ſeyn. Siec 
vor meiner Hütte fey dev Altar! Geßn. Wo auch mein Geif 
nach dem Tode feyn wird. In manchen Fähen gebraucht man 


doch Lieber das Zeitwort fich befinden, .alsfeyn. In der Mitte ' 


des Schiffes war eine Bajuitre, beffer, befand ſich. 

(2) Außen ſeyn, ausbleiben. Er wird nicht lange ſeyn. 
Er Fann nicht lange mehr ſeyn. { 

(3) Etwas feyn laſſen im gemsinen Leben, es unterlaſſen, 
wofür man auch fagt, es bleiben Iaffen. Und alfo-ließ ers lie- 

ber feyn. Schon Ditfried fügt, lazan fin thaz flafan , dag 

Schlafen unterlaffen. ; ü 

(4) In febr vielen Fällen wird es auch von den Empfinduns 
gen, von dem Zuſtande des Gemüthes gebraucht, wo es wieder ein 
febraligemeiner und unbeffimmter Ausdruck iſt, der fat von allen 
Arten der Empfindunggebrauchtiverden kann. Es ſtehet alsdanu 


War für den 


Se -74 


| unverſonlich, oder doch in der dritten Perſon, nnd erfordert Die 


dritte Endung der Perfom. { 
(9 Im weiteſten Verſtande. Mir it bange. Ihm ik 
angſt. Es war ihm angft und bange. Mir ift wohl, ich be 


“ finde mih wohl. Mir if übel, ich. befinde mich übel, - Mrir if 


nicht wohl bey der Sache. Was if dir? was fehler dir, was 
empfindefft du? Es iſt mie leid um dich. Es follte mir leid 
feyn, wenn m.ff, Es iſt mir lieb, das iſt mir lieb. Ih 
weiß nicht, wie mirif. } 

3:9 muß nur felber gehn und fragenwas ihm ift, Gel, 
Mir iſt nicht wie Muſik, in der vertraulichen Sprechart, ich 
habe jetzt keinen Gefallen an der Muſik, die Muſtk behaget mir 
jetzt nicht. Es it mir nicht als ob ich es thun wollte, ich ha⸗ 
be feine Reigung dazu. Zn den niedrigen Sprecharten fagt mar 
auch, mic ik efferli,ich habe Appetit zu eſſen, mir iſt weiner- 


lic), ich möchte weinen n. ſ. f. Der perſsntiche Gebrauch in die- 


ſer Bedeutung iſt in der reinen Schreibart ungewöhnlich. Ich bin 
ſeit etlichen Tagen nicht gar zu wohl gewefen, Naben. beſſer 
wiritu.ßf. ’ “ 

(6) In engerer Bedeutung fir ſcheinen, ingleichen eine 
dunfele Empfindung haben, mit welchen Worte feyn in diefer Be: 
deutung viele ety mologiſche Verwandtfehaft hat, Es iſt mir, als 
wennich etwas ſahe. Es it mir, als wenn ich ihn einmahl 
geſehen hätte. Es iſt mir, als rückten mir ale, die mich Tes 
ben, mein Vergehen vor. Es iſt mir aber oh, als glaubt 


„Ih Petern mehr als dem Herrn, Weiße, Die Welt ih mir ein 


Gefängniß,iftfür mich ein Gefängnif, oder kommt mir wie ein 
Gefängnig vor. Wo die dritte Endung der Perſon auch Ausgr- 
laſſen werden Lan, befontders wenn mianden Sag noch allgemei- 
ner ausdrücken will, 
Er fprach/ es if, als wenn ich ihn ietzt reden hörte, Roſt. 
Wenn ich zurück ſehe, dann iſts, als hätt ich nur einen Ian- 
gen Frühling gelebt, Geßn. Es if, als wendete die Natur 
‚doppelten Sleiß darauf. Bey aller Liebe, die ich harte, ware 
doch, als wenn ich wünfchte, ihn nie geFanne zu haben. 
(5) Gehören. Wem it das Gut! wem gehörer es. 
Das Geld if dein, — 
Es find nicht mehr als hundert Gulden mein, 
> Die follen deinen Rindern ſeyn, Gel. 


Wo es, wenn es für beſtimmt ſeyn ſtehet, auch das Vorwort für 
bekommt. Das if nicht für mic. 
Derdache if für die Sucht, und Argwohnfür Tyran⸗ 
h nen, Eron, 

18) Beſchaffen feyn. Wie find feine Umſtände. Ich weiß 
ſchon, wie du biſt, was für eine, Gemürhsart du haft. Man 
weiß, wie Rinder find, Gel. y 

‚Wie Tityrus nun if, ev fing.sum Thyrſis an, Roſt 
Nun fiehe man, wie du bift, eben derf, 


Wenn ich, wie du wäre, fo thäte ich es, d.i. wenn ich an deis 
ner Stelle wäre, Einebefondere Art zu reden iſt, dem fey nım 
wie ihm wolle, oder, dem fey num wieihm fey, die Sache mag 
auch befchaffen ſeyn, wie fie will. Im gemeinen Leben drückt man 
den Gegenſtand auch wohl mir dem Vorworte mit aus, und braucht 
das Zeitwort unprrfönlich. So ift es mit dem-Grfinde, d.i. fo 
ift das Geſinde befchaffen, fo macht es das Geſinde. Aber in der 
“anftändigen Schreibart klingt ſolches ungewöhnlich und fremd, 


Es iſt mit dem Schale, wie mit den Tönen, beſſer, e3 ver» 


hält fih mit dem Schalle u. ſaf. 
(7), 9ft.wied es zur Beſtinimung der Zeit gebraucht ‚wenn 
‚eine Sache geſcheben if. Es war eben im Setbfle, da ich ihn 
ſahe. Es war am Morgen, da die Nymphe den bunten 
E23 ‚ Brenz 


Kranz auf ihre Seien fegre. 
babe, daß fie meine Mutter war, ſo war es jn diefem Yugen= 
bie, Duſch. Es find nunmehr sehen Jabre, daß ic ihn 
nicht gefehen habe. Es ıft (ind) Faum vierzehn Tage, daß 
du wegreifeteh, Schleg. Fünf Tage finds nun, feit er uns beyde 
auf feinem Schoß bielt, und weinte, Geßn. 

(8). Geſchehen. Wenn es feyn foll, fofey es. Es it um 
‚Lebens und Sterbens willen, esgefchieker, Das muß nit 
feyn. Das kann nicht feyn, geischen. Das Fann wohl feyn, 
iſt möglich. Das kann nicht ſeyn, iſt unmöglich. Thun ſie es, 
wernn es feyn Fann. Es kann feyn, daß ich ihm gewogen bin, 
Es kann ſeyn, daß die. Liebe viele Annehmlichkeiten bat, Gell. 

(9) Die Urſache ſeyn, nur in einigen Fällen. Wenn ich nicht 
gewefen wäre, u. ſ.f. Wirediejes nicht, fo Fame ich gewiß. 
Wenn es zuweilen auch gebraucht wird, eine Bedingung auge 
zudruden, - Gut, wenn das iſt, magft du leben, Leſſ. Wenn das 
it, fo haben wir ja nichts zu befürchten, Gel. 

(10) Borhanden Br wirklich ſeyn. Warje ein Wunſch, 
den mein Auge verrieih, den du nicht erfüllteſt, Geßn. Be— 
ſonders abfolute, die reelle Exiſtenz, das Daſeyn eines Dinges 
außer den Gedanken zu bezeichnen. Es iſt ein Gott. Gott iſt. 
Goͤtt iſt von Ewigkeit her geweſen. Ich denke „darum. bin 
ih. Daß ich jett bin, iſt unverdiente Wohlthat des Schö⸗ 
pfers, Gell. Das Verlangen nad Glück verläßt ung nur in 
dem Yugenblide, da wir, aufbsren zu ſeyn. 

ESEr lebet, wie gar viel ſchließt dieſes Wort — ein! 
Ihr Weiſen, ſaget mir, heißt leben mehr als ſeyn? 
Haged. 
An der dichteriſchen Schreibart bedentet es oft nur in der Keibe 
der ſichtbaren Körper, der lebendigen Dinge, vdrhanden ſeyn, leben. 
Sie werden mich auch, wenn ich nicht mehr ſeyn werde, noch 
lieben und fegndn. Unſer Freund iſt nicht mehr, er ift todt. 

(1 1) Endlich gehören hierher noch verſchiedene einzeineArten 
des Ausdruckes, in welchen das Zeitwort eine engere oder firürlie 
he Bedeutungbat. Das wäre! eineim gemeinen Leben übliche 
Formel, feine Verwunderung auszudrucken. Lußfeyn, daß er 
reich ift, geſetzt. 
muth zu pfeiffen und zu teallern weiß, Weiße, gefegt. Was 
foll das ſeyn? was folldas bedeuten, warumgefchiehet das; nur 
im gemeinen Leben. Was folls ſeyn? imgemeinen Beben, mas 
wollt ihr ? was wird verlange ? Was if für-ihre Mrube! Was 
ſoll für ıbre Mühe ſeyn? was habe ich für ihre Mühe zu bezahlen? 

Herr, ſprach der gute Bauer, 

Was foll für feine Mühe ſeyn? Gell. 
Wie wäre 08, wenn wir die einig bothen? wärees nicht thun« 
lich? Du laßt den ganzen die Herde Herde ſeyn, Roft; 
du bekümmerſt dich den — nicht um die Herde. Was iſt 
es denn nun mehr? dasift ja feine Sacht von Wichtigkeit. 

Gefegt, daß Doris auch es dem Damöt vertraut, 

Was-ifi es denn nun mehr? Gel. 
Was wäre es denn geweſen, wenn er es auch gehöret hätte? 
Was ift es denn nun, ob mich die ſer Mann lieſt oder nicht? 
Sell. was iſt daran gelegen ?- Da fey Bote vor! da fey der zim⸗ 
mel vor! das wolle Gott, der Himmel verhüthen! O Daphne, 
nichts gleicht dem Entzucken , es fey denn das Entzüuden von 
dir geliebesu feyn, Geßu. wo eg fey denn in der feyerlichen und 
höhern Schreibart für das kürzere als ſtehet. Ju einem andern 
Berflande wird es fey gebraucht, disjunctive Süße zu begleiten. 
Es fey Branfheit, es ſey veriuf der Güter diefes Lebens, — 
der Gedanke an die göttliche Dorfehung vermindere ihr 
ihmershaftes, Oel. Es feydarum, es mag darum feyn, es 
mag arfihehen oder Statt finden, 


Wenn ih jemahls sergefen - 


° gleich in der Anwendung anf einze 


Laffen fie es feyn; daß er nicht mit der Ans . 


- bin gewefen. 


= ‚terie. 


BR. 


II. As ein Sülfawont, womit — Seiten — 


Zeitwörter von der Mittelgattung gemacht werden, Die ganze 


Lehte von den Hülfswörtern der Neutrorum iſt in den Deurfchen. 


‚KErradtebren noch nicht genug bearbeitet, wird fich auch wohl nicht 
leicht auf gewiffe Regeln bringen laſen. Die Sauptſache kommt 


darauf an. Ein Neutrum welches mehr einen felbfirhätigen Zus 


ſtand bezeichnet, erfordert dag Hülfswort haben, und ein Reu⸗ hr 
trum, welches einen mehr leidendenZuftand ausdruckt, das Hilfe» - 


wort feyn, Dieſe Regel ift eigentlich ohne Ausnahmen, ob fie 


ben fcheinet, 3.8. Die Neutra geben, laufen, deuten wirflic) ei» 


iftin feiner beutigen gangbarftenBedentung nur ein eingejchräntter 


Ball der urfprünglich allgemeinern, nach welcher gehen nichts ane 


e Fälle Schwicriafeitenzuba- 


nen fehr thätigen Zuftand an, und haben doch das Hülfe wort feyn. 
Um bier nicht zu falſchen Schlüffen geleitet zu werden, muß man 
der wahren Abſtammung eitteg jeden Wortes nachfpüren, Geben 


ders ift, als fanft, oder langfam beweget werden. Und nun fiebet 


man ohne Mühe, daß ibm das Hülfswort feyn, das eigentliche: 


Zeitwort eines leidenden Buflandes zufommen müffe, Da es aber 
in manchen Fällen ſchwer iſt, zu entjcheiden, welche Bedeutung im 


einem Neutro die herrfchende ift, die thuende oder | die leidende , 


fo läßt ſich auch nicht allemahl gewiß beflimmen,weichespülfswort” 


ſich ohne Ausnahme für daffelbe ſchicke; zumapl, wenn die Deuts 
ſchen Dundarten bey einem ſolchen Worte wirklich gerheilt find, 
Hieraus folgt ferner, daß ein und eben daffelbe Hulfswort in ver⸗ 


- fehiedenen Bedeutungen beyde Hülfswörter befommen könne, je 


nachdem die Bedeutungen mehr felbft wirfend oder mehr leidend, 


oder doch von den erſten Urhebern der Sprache fo betrachler worden 


find, Eine ziemliy allgemeine Kegel. iſt die, daß diejenigen 


oder zu welchen die Bewegung gefchiehet, mit ausgedruckt wird, 


Wir haben den ganzen Tag gefegelt, und, wirfinduon Ea= 


dir abgefegelt,- Hieraus folgt ferner, da auch die zufanımen 


gefegten Neutra, wenn das Vorwort, womit fie zufammen gefept 


a, einen folhen Terminum a quo oder ad quem enthält, 
gemeiniglich das Hülfswort feyh erfordern. PEN das alles sehs⸗ 
ret in die Sprachlehre. 


Anm... Seyn iſt, Als ein eigenes Beitwort betrachtet, ein, 


Neutrum, welches einen völlig leidenden Zuftand ausdrudkt, und 
daher in den vergangenen Seiten mit fich feibft gemacht wird ; ich 


das Mitielwort der vergangenen Zeit; daher fann man auch gez 
weſen als ein Beywort gebrauchen, mein geweiener Ki eund. Aber 


das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit, ein ſeyender iſt im Hoch» 


deutfchen ganz ungewöhnlich, ob man gleich in den Oberdeut ſchen 
Kanzelleyen häufig geuug fagt, die in Bewegung feyende Ma— 


für find, auch im Hochdeutſchen einführen wollen: 
Die längft zuvor verblichen feyn, Dpis. 
aber damit noch wenig Eingang gefunden. Es iff auch nicht — 


ſehen, was damit gewonnen werden könnte, da ſeyn einmahl das 
‚irvequlärfte Zeitwort iſt, welches wir nur haben, 


Anm, 2. Aus dem, was zu Anfange dieſes Artikels gefant 
worden, erhellet, daß dirfes Zeitwort, fo wie wir es jest haben, 
eigentlich aus fieben andern zuſammen geſetzt iſt Diefe find: 


Am, em, Angelf, eom, Ulphil im, Engf. am, Ssländ.em, 


Perſ. em, Griech alas, ic ‚kin; ; Öriech. awvan, een, fen. 


Ur,er. Isländ. er, Schwed. är, id, bin; Angelf. art, du 
biſt; Engl. are, erifi, Angelf. aro, ihr fen, aron, fie find; 
Kat, eram, ich war, ero, ich werde ſeyn; Angelf, ar, fepn. 

ar, 


Neutra der. eigenen Beiwegung, welche ordentlich das Hülfswort 
haben befommen, das feyn erfordecn, wenn dev Dei, von welchem 


Diejenigen Reutra, weiche ſeyn befommen, Teideu - 


Diele Haben die Dberdentfchen Formen wir feyn, ſte ſeyn 


N 


en en Da 


* 


EEE WIN EEE EN —— 


L 


% 





z 





— BE ZEN ER 


no ela. 


d 


kenden Blafelaut gebildet zu ſeyn ſcheinet. Kero, Notker, birum, 


birumes, birin, wir find, birint, pirint, ihr ſeyd; ich war, 


ware, Schwed.var;Kero birum, id; werde feyn; Schived.vara, 
Island. vera, ſeyn. 


ar, wer, welches ang dem vorigen nur durch den verfkärs 


Sig 78 


In den andern Perſonen bat man Feine eigenen Heciproca, fow” 
dern die perfönlichen Fürwörter vertreten ihre Stelle. Du liebeſt 
Sich, ich fehame mich deffenniche. Im Oberdeutfchen gebrauche 
man aud) in der dritten Perfon für fich Hänffg die perfänlichen Für: 
wörter er, fie,es, welches auch Luther einige Dlahi æꝛachgeahmet 


Us, es. Ulph. is, Lat. es, Griech. vos, dubift; er ift; Lat. = bat. Unigr Feiner Iebeihm felber, unfer Feiner ftirbe ihm ſel⸗ 


ef, Erich. a4, Ruf. jet; Griech. agu, er ſey; at. ellem, ih 
wäre; Griech. eropas, ich werde feyn; Lat. elle, Grich. arx- 
ar, fin \ F — 
Was wes, welches wiederum nur durch Vorſetzung des Bla⸗ 
ſelautes von dem vorigen gebildet zu ſeyn ſcheinet. Minneſ. we- 
ſent, ihr ſeyd; Niederſ. weſe, ich ſey; Fräuk. und Niederſ. was, 
ich war; Ulph. vas, Angelf. hwas, geweſen; Willer. uuis, 


fen, Niederſ. weg, Augelſ. wis, Kero, Dttfe.2c. uuelan, ſeyn, 
Ulyhil. uuilan. 


Bim bin, bien. Ich bin, biſt. Kero pim, bim, pilt; 
Notker bin, wir ſind, bint, fie find; Kero bim, ich werde 
ſeyn; Dberd, bis, ſey; Angel, beon, Engl. bee, Böhm. 
byti, fepn. ° > ER 

Seyn, Lat. fum, Ital. ſono, ih bin; Wallif. (ydd, ſy, 
er iſt; wir find, ihr feyd; Alem. hi, ich ſey, Jsländ. lie, Lat. 


im, Upbil,kjai, fey du; Infinit ſeyn. 


Sid), das zurüc kehrende Für 


Eben diefes gilt auch von andern Sprachen, weil in allen bes 


ber. Er gedacht ihn, für bey ſich, Theuerd. 
Sieht man denTod finihm, der Sochmurh legt fich wohl, 
Opitz. 
Weil ein jeder ibm faſt mehr oder weniger zutraut, als er eis" 
gentlich im Vermögen hat, eben derf. 
Lin andrer laßt ihm nicht an einer Wele begnügen, 
: x Günth. 

Im Hochdeutſchen pflegt man oft die Berba reciproca unperfün« 
lich zu gebrauchen. Bier fügt fichs nicht gut, fiir man fißt hier 
nicht gut, oder hier iſt nicht gut ſitzen. Bey einem leeren Magen 
kann ſichs unmöglich zärtlich Lieben. Welches deun in den 
Dberdeutfchen Kanzelleven fo weit als möglich getrieben wird. Da⸗ 


"gegen ift mie dürren Worten ſich evfläret worden, für man hat 


ſich uff. > . E 
nm. Schon bey den älteften OberdeutſchenSchriftſtellern ich, 


> ben dem Ulph. Ak, und mit einem andern Endlaute lis, im Schwed. 


fig, bey den Krainer, Wenden febi. 


kaunten Sprachen diefes Zeitwort überaus irregulär iſt. Die Ur⸗ Die Sichel, plur. die —n,ein ſchneidendes landwirthſchaftliches 


ſache davon iſt wohl, weil deſſen Bedeutung ſo fein und unerklär · 
bar iſt, daß man ſie in vielen einzelnen Fällen nicht anders als 
durch verfchiedene Wörter ausdrücken ann, weiche urfprünglich 
einen ganz andern Förperlichen Begriff haben, und bier nur in 
figürlicher Bedeutung ſtehen. Wenn man diefe einzelnen Stamm⸗ 
‚wörter genauer unterfucht, fo wird man davon überzengt werden, 
So iſt der Jufinitiv ſeyn, und der Eonj, ich fey, mit fcheinen, 

‚und ſchehen, in geſchehen verwandt; if, eft, elle,sfihrint zu 
‚effen zu gehören, denn einem ganz rohen und nngebildeten Begriff, 
dekgleichen man bey den Erfindern der Sprache annebnen muf , 
find eſſen und ſeyn, fehr verwandte Dinge, (S.Wefen.) Bin, 


GSrasſichel, die Getreideſichel. ©. Senfe. 


Werkzeug in Geſtalt eines halben Zirkels, mit einem leihen Hefte 
von Holz, Gras und Getreide damit abzufchneiden; zum Untere 
ſchiede von der Senfe, womit gehauen oder gemähet wird: Die 


Anm. Bep den alten OberdentfHenSchriftftellernSichela, im 
Niederſ. Sedel, Sekel, im Axgelf. Sicol, im Engl. Sickle, im 
Schwed. Sikel, im Lat. Secula, im Griech Zayaay, eayadov; 
alle von fägen, lecare, Wend. lseku, u. f. f. indem die Adlei⸗ 
tungsfolbe el hier ein Werkzeug andenter. Mit andern Endſylben 
Heißt die. Sichefim Wendijchen Secati, ini Albaniſchen Siagge- 

re, im Pohlu. Sickarts, — 


iſt allem Anfehennah Eines Stammes mit, Bein, Bahn, Bxwe, Die Sichelfröhne, plur. die —n, Frohnen oder Frohndienſte iu 


venio, u. f.f. im Albaniſchen iſt binn, ichlomme; war mit» 
[4 


werden, uf. f. & = 


in der dritten und vierten Endung vorhanden iff, und in denfelben 


fo wobl in allen Geſchlechtern, als auch im Singular und Plural “ 
tnverändert bleibt, Es wird gebraucht, wenn don der dritten Per Das Sichelfraut, des —es, plur. inuf. eine Art des Waf: 


* fondern aud) auf die andern zurückkehret, fo kann dafür auch einz » 
ander gefrßrt.werden, „Sie lieben ſich wie Rinder, oder ein 


fon oder Sache eine Handlung gefagt wird, die diefe dritte Perfon 5 


‚oder Sache nicht nur felbft thut, fondern die auch dabeh auf fie 


ort der dritten Verſon, welches nur D 


der Ernte, welche mit der Sichel gefchehen, zum Unterfchiede von 
den Senfenfrohnen. 

er Sichelflöe, des —s, plur, inuf. eine Art des Schneden- 
klees, deſſen Hütfen wie eine Sichel gefrämmt ſindz Medicago 
falcata Zinn, } 


ſermerkes, Siumfalcaria Linn. Sichelmohre, in einigenre | 
genden-Sicheigewärre, 


felbft zuriick gehet. Er bar es fich felbfi zu danken, Siefchreibe Der Sichelfdynäbler, des —s, plur. ut nom. fing. bey dem 


fi alles felbfi zu. Schämer ihr euch denn nicht? Sie bat 


endlich ihr ja von fich gegeben. Große Seelen halten fih 


anden Simmel feſt, und laſſen die Erde unter ſich fortrollen, 
Duſch. Wein Gerz erweitert ſich von einem frohen Stolze, 


eben derf. Da ihm denn oft um des Nachdruckes willen noch das 


‚felbft zugefellet wird. Sind fie denn nicht bey ſich ſelbſt. 


‚Klein, ein eigenes Gefchlecht von Vögeln, deren Schnabel wie eine 
Sichel geſtaltet iſt und welche auch Sichler heißen. Es gehören 
dahin die BaumPferten mit den Grauſpechten und bie Bracher mit. 
den Bienenfraßen und Wirdebopfen. In engerer Brdeutung wers 
den die Bracher oder Brachvsgel, Numenii Klein, in einigen 
Gegenden Sichler genannt. 


Wenn ſich der Dlucal ift, und eine Handlung angedeutet wird, "Sicher, — er —e, adj, et adv. ı. Eigeutlich von der Ge— 


die nicht bloß vonjedem Dinge unter den mehrern auf fich ſelbſi, 


‚ander. Gleiche und einander (oder fih) entgegen geſetzte 
Bräfte heben ſich, (oder einander) auf. Sie find fich alle gidich, 
oder fie find alle einander'gleih. Yerzen, die fib fr einanz 


der gefchaffen fühlen ; wo die Wiederhohlung des ſich einen Übel» 


ang verurfachen würde, Welchesaber nit Sk«it finder, wenn 
Die Handlung nur auf jedes der mehrern allein zurückkehret. Sie 


ſMamen fi, nicht einander. 


fabr zu fallen, und in weiterer Bedeutung , von jeder Gefahr 
‚befrenet , wo es auf doppelte Art gebraucht wird. (1) Bon dem 
Dinge, welches ſich außer Gefahr befindet, von der Gefahr be= 


freyet ift. (a) Eigentlich, wo es doch nur als ein Nebenwortübs 


lich iſt. vor dem Fallen ſicher feyn. Eine Sache ſicher ſtellen, 

ſie außer Gefabrfegen, von der Gefahr befreyen Ich fiehe bier 

Fehr ficher. Sich ſicher wiffen, überzeugrfeyn, daß nran feine 

Gefahr befürchten dürfe. Wegen diefer Sache bin ich fiber. 

Das Pferd gehet febr ſicher. Sicher wohnen. Wirgents ber 

‚feyn. „ (6) Figürlich oder in engerer Bedeutuug ifificher, pi — 
ur 


Furcht vor Gefaht oder vor einem ———— two es anch als 





er a 


Anm. Schon im Ottfried Sihurheit, im Niederf; Sekerhed. 


ein Beywort üblich iſt. ZJemanden ſicher machen. Bicher Sicherlich, ein Rebenwort, welches mit dem Rebenworte ſicher 


ſchlafen. Ihr Sichern werdet zittern Eſ. 32, 10. Ein ſicherer 
Sunder. Du kannſt dich mir nun ſicher zeigen. Du Fannf 
mirs ficher offenbaren. Gemeinizlich verfinfen wir in unferm 
Unglüse, weil wir zu fiber in unferm Glüde waren. Wenn 
es als ein Beywort gebraucht wird, fo hat es gemeiniglich den Ne⸗ 
benbegriff der unerlaubten Sorglofigfeifbey einer wirklichen Ge⸗ 
fahr bevfich. (2) Von denjenigen Dingen, deren. man ſich ohne 
Gefahr bedienen kann, fo wohl Inder adverbifchen als adjectivis 


{den Form. Der Weg if fiher. Lin fiherer Wer. Es it bien 


nieht ficher. Kine fihere Gelegenheit Ein firheres Pferd, 
welches nicht fleauchelt, ſicher gehet. Sicheres Geleit, welches 
uns Gicherbeit gewähret. Sichere Arzneymittel, bey welchen 
man Feiner Gefahr ausgeſetzt iſt. 

Du rent Rofen und Jesmin 

Auf die fihern Pfase bin, 

Die ich gebe, Weiße. 

2. In engerer Bedeutung. (2) Von der Gefahr * irren be⸗ 


defreyet, gewiß. Ein Geſchmack, welcher durch die ſchönen 


Biinfte feiner und fihrer geworden. Kine fichere Sand, in 
den bildenden Künften. 2) Von der Gefahr des Grgensheils 
befreyet, gleichfalls" für gewiß, nnd zwar, (a) eigentlich, wo es 
doch nur objective üblich ift, von der Sache, welche mit Überzeu⸗ 
gung erfannt wird. Eine ſichere Nachricht, anf welche man ſich 
verlaffenfann. Kin ficherer Beweis. Ich babe es ihm ſicher 
verſprochen. Du kannſt dich fiher darauf verlaffen. Ich bar 
be die ſicherſten Merkmahle davon. b) Figürlih wird es auch 
von folchen Dingen gebraucht, von welchen mar hur einige allge: 
meine Beftimmungen weiß, oder die man nur aufeine ganz allge- 
meine Art bezeichnen will, Kin ſicherer Sreund bat mir gefant, 
u. fi Ein ficherer Hoffolt fich fehr lebhaft zum Kriege rüften. 
Wofür doch inder anfländigen Sprechart gewiß üblicher iſt. 
Anm. Ben dem Kero lihhuc, bey dem Ditfried hehor, ‚im 
Miederf. ſerer, im Schtvrd. fäker, im Franz. lur,.im Wallif. 
ficer, im Lat. fecurus, im Griech. Exugos Die Syibe er ifk 
die Ableitunasfplbe, welche Veywörter budet; es kommt daher 
bier nur auf die Sylbe fich an, deren eigentliche Beventung aber 
bier fo ausgemacht noch nicht iſt, indeffen fcheinet fie feſt, under 
weglich, ſtark bodensee zu haben, und zu dem Angelfächf. 
fegga; tapfer, ſtark, zu gehören. Auf ähnliche Are ift im Niederf, 
wehlig, fiber, welches mit wehlig, ftark und shätig, verwande 
zu ſeyn feheinet. ©. Sicherpfabl. 
Die Sicherheit „plur. die — en, das Abflractum des vorigen 


Bey- und Rebenwortss, welches doch nur in deffen erften Haupte ° 


bedeutung üblich ift. Der Zuſt and, da ein Ding ficher ift, ohne 


Plural. ) Dbjective, der Suffand,da ein Ding von der Gefahr - 


eines Übels befreyer it. In Sicherheit feyn. Etwas in Si: 
cherheit bringen, fielen, fegen. Sein Vermögen in Sicher: 
beit bringen. (2) Subjectior, von der Furcht einer Gefahr oder 
eines Übels befreyet. Inwölliger Sicherheit leben. Die ſchein⸗ 
bare Unfchuld des Spieles verleitete fie zur Sicherheit. Er 


fürzt ihre Macht durch ihre Sicherheit, Sprichw, 21,22. Die 
feiſchliche Sicher heit, in der Theologie, die Gectigleit, fi eine’ 


ungegrändete Abweſenheit der Gefahr, befunders in Aufehung fei- 
nes Verbältniffes gegen Gott einzubilden, 2. Dasjenige, mag 
uns Sicherheit gewähret, befonders in engerm Verftande, was 


uns vor dis Gefahr eines Verluftes ficher ſtellet, wo vornehmlich _ 


im den Rechten, ine Haudſchrift, ein Unserpfand, Caution und 
Bürgſchaft, mit einem allgemeinen Ausdrucke Sicherheiten ges 
nannt werden; im welcher Bedeutung es ſchon im Schwaben ſp. vor⸗ 
lommt. Ich muß Sicherheit haben. Sicherheit geben, fielen, 


eigentlich gleich bedentend iſt aber in der edlern und höhern 
Schreibart wenig mehr gebrancht wird. 1. Von riner Gefahr be⸗ 
freyet; eine im Hochdeutſchen völlig veraltete Bedeutung. 
Die reiche Zahl der fi üptigen Raninen 
Nimmt Rlüften ein, die ficherlich ihr dienen, Opitz. 
‚die ihe Sicherheit gewähren. 2. Gewiß, völlig von etwas über- 


zeugt; imgemeinen Leben und der vertraulichen Spredjart. Ich - 
"weiß es ſicherlich. Wo es auch als eine verfichernde Formel üb: 


lich iſt. Er Fommtfierlich. Glauben fie es ſicherlich. 
Mein &fel ficherlich, - 
Muß Flügen feyn, als ich, Leſſ. 


Das Sichermaͤhl, des — es, plur. die — e, ein im Hochdeut⸗ \ 


ſchen wenig befanntes Wort, ein Mahl, wornach man zielet eder 
ſchießet, zu bezeichnen. So will ich zu ſeiner Seiten drey Pfeile 
ſchießen, als ich zum Sichermahl fchöffe, » Sum, 20, 20, 
Friſch und andere haben fchon bemerkt, daß es von einem verals 
teten Zeitworte fichern, abflammet, welches zielen bedeutete, und 


. In Holländ. fichen, gleichfalls zielen, 
1. Sichern, zielen, S. das vorige, - 
2. Sichern, verb, regul, act. welches nur im Bergbaue für mas 


ſchen üblich ift, das gepochte Erz durch Waffer von dom tauben Ger . 


feine fegeiden, Erz fihern. Daher die Sicherung, das Wa: 
{hen der Erze, Es iſt das Intenſivum oder Factitivum von fei- 
ben, in den gemeinen Sprecharten feigen, deffen intenfives Neu⸗ 
trum im gemeinen eben auch fiefern lautet, S,dafjelbe. 


3. Sichern, verb. reg. act. von dem Bey⸗ und Nebenworte 


ſicher, ficher machen, das iſt, vor der Gefahr eines ubels der 
wahren, 

Er iſt mein Heil; mein Rubm und Leben, 

Er ſichert mich ; mein Fels, mein Schug, Logau. 
Wenn man fremdem Gute nachgehet, fo muß man zuvor das 
feine firheen, in Sicherheit bringen. Glücksgüter fihern uns 
gegen die Armuth. Hier bin ich nicht geſichert. In dem alten 


Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter ifterlike- 


ren, beſchützen. Opitz gebraucht das unDodbeutfggen erg 
Hehe Sicher ung für Sicherheit. . 
Der Sicherpfabl, des — es, plur. die — pfähle, bey den Waf- 


fermühlenund Wafjerwehren, ein langer ſtarker eichener Pfahl. 


welcher in die Erde gerammet wird, und die Eiche oder die geſetz⸗ 
mäßige Höhe des Waſſers und des Zachbaimes zeiget; der Mahl⸗ 
pfahl, Mühlpfahl, Echpfahl. Entweder von ſicher in der eis 


gentlichen Bedeutung des feft, unbeweglich, weit diefer Pfahl die 


Wafferhöbe fichert; oder mit Sichermahl ans Einer Duelle; ‚oder 


als ein Abkömmliug von Zeichen, Signum;zoder endlich auch.von x 


dem Niederdeutfehen Sichter, eine Rinne, weil er ih an dem 
Mühlgerinne und zu deffen Behuf befindet. — 

Der Sicherſtein, des — es, plur. die — e, in den Sinnpütten, 
ein großer viereefter Stein, worauf die Zinnfteine, welche geſi⸗ 
chert oder gewaſchen werden ſollen, zerrie ben werden. 

Der Sichertroͤg, des — es, plur. die—tröge, im Hüttenbaue, 
ein Trog oder langliche Mulde, worin das Sichern oder Wafchen 
der Erze gefchieher, * 

Die Sicherung, ©. Sichern. 


Der Sichler, des — s, plur, ut nom, fing. Giehe Sichel: : 


fcpnäbler. 
Die Sicht, plur.die —en, das Abſtractum des Zeitwortes fehen, 
die Handlung des Sehens, Dan gebraucht es für fich allein - 
"me 


das Intenfivum von fehen war, welches in fichrbar, Geſtcht u. 
. Lf. fhonden ſtarken Gaumenlaut hat. Im Schwer, iſt Agta, und. 


—— 


eig. 


Ant in foehen Wechfefieen NN fogtelch bey tem Eimpfange 
wu „Bezahlen werden müſſen, und * gemeiniglid; fo anfangen: Gert 
—— sable' auf Sicht dieſes u. ff. dder Ich — — zah⸗ 
le auf Sicht dieſes u. ſ. f. das iſt, bey Anſicht dieſes fo bald 


- Hi) für Sicht gebraucht wird, ee es in eben die ſem 


elne gewiſſe beſtimmte Zeit zu bezeichnen, nach deren Verlauf, von 
der Praͤſentation des Wechſels an gerechnet, derſelbe bezahlet wer⸗ 
den muß. Der Wechſelbrief lantet auf acht Tage Sicht, verſtattet 
acht Tage Nachſicht, mit einem Italiäniſchen Kunſtworte Reſpiet. 
Auch im gemeinenLeken wird es daher noch zuweilen für Hachficht 
des Glaubigers gegen. ſeinen Schuldner gebraucht: Femanden um 
Siceditten, ihm Sicht geben, In beyden Fällen ift es nur im 
Singular und gemeiniglich ohne Artikel üblich, außer dem gebraucht 
man es nur in den Zuſammeun ſetzungen Abjicht, Anſicht, Ausſtcht, 
Nachſicht, vorſicht, Get u. ſ. f. in welchem letztern es um 
der Partikel ge willen zugleich ungewiffen Geſchlechtes ift. 
Sichtbar, —er — fe, adj. etadv. was geſehen, durch das 
Geſicht empfunden werden kann; im Gegenfäge des unſtchtbar. 
. Bigebar feyn, werden. ine fihtbare-Sonnenfintternif, 
7 3um Unterfchiede von einer unflchtbaren. 
decs Dürftigen, die mein Erbarmen mit laufer Stimme fordert. 
Die ſichtbare Kirche, inder Theologie, die durch einen ihnen ſelbſt 
bewußten und andern merklichen gemeinſchaftlichen Lehrbegriff 








ſchiede vonder unfichtbaren Bircpe, oder der Verbindung aller 
ein zelneu mit Chriſto dereinigten Per ſonen, deren Berbindung nicht 
unmittelbar in die Augen fällt, Das Nebenwort ſichtbar bedeu⸗ 


auch Sichtig und Sichtlich. 


3 welcher es ſichtbar iſt; iin Gegenſatze der Unſichtbarkeit. 
Sichtbarlich, weicher auf doppelte Art gefunden wird, 1. Als ein 
2 Bepwort fir ſichtbar. 
welcherGeſtalt es imHochdeutfchen veralter iſt, weil es nichts — 
ſaget, als ſichtbar. 2. Als ein Nebenivort, aufeine fichrbare Art, 
Er war ſichtbarlich ‚berreten ‚ als er mich evblidte, 
brachte ibn ſichtbar lich aus der Faſſung. S. aub Sich tlich. 
Der Sichtbrief, des —es — ee e, ein n Wechſelbrief auf 
a. Sicht R 
Sichten verb. reg.act. welches nur in den geiheiten. —— 
arten Ober⸗ und Niederdeutſchlandes für ſteben, vermittelſt des 


allen Seiden ſichten laſſen, gleich wie man mit einem Siebe 
ſichtet, Amos 9,9. Der Satan as hat euer begehret, daß er 


‚Sihten und die Sichtung. 


- fehen, und die ſem ſichten, verleitete Friſchen, das legtere von dem 
erſtern abzuleiten, fo fehr ihm auch der daben nötbige Zwang hätte: 
indie Augen fallen follen, Die Eudſolbe — ten iſt ein Zeichen 
" eines Intenfivi; dag Staimmwors bieß alfo ficben, welches mit 
—— ſaen, ſat nen u. ff. verwandt ift, und fo wie diefe ur. 
fprünglich die mir diefenDandlungen verbundene Bewegung nahe, 
abet. Mit einem andern Endlautegebören auch Sieb und fieden 
bierher, daber bie Niederfachfen fir ſteben intenfive fifren fagen,. 
- "Engl, to.hft, Angelſ. ly yftan, im Griech. ifteguew,tütteln, 

Der Sichter, des —s, plur. urnom. ling, bey den Backern 


get, und das Sichten oder Beuteln des auf der —— nur ge⸗ 
5. Bad, m. 4.Th.⸗ + Yu 


BEN 


. mie dieſes vorgezeiget wird, welch· sAnſicht auch von, einigen wirk⸗ 


Mechfelgefehäfteim entgegen gefegten Verſtaude für Mahfiht, 


Die ichrbare Noth 
" und Boitesdienft mit einander verbundenen Ötäubigen; zumlintere 


tet zuweilen auch, auf eine fichtdare,, in die Augen fallende Art, . 
® wie Sichtbarlich. Die Urſache ift ſichtbar, diefe uff. Siehe 
F »e Sichtbarkeit, plur. inußdie Eigenfchaft einesDinges, nach 
Sicht barliche Güter, Weish, 13, 1zin 


Das 


Siebes reinigen, üblich if. ‚Ich will das zZaus Iſrael inter. 


euch möchte ſichten, wie den Weizen, Sur. 22,332, Daher dag ' 


Anm. Die Übereinitisinung des Klanges zwiſchen von 


‚einiger Gegenden, ein Backerburſche, welcher auf den Kneter fols 


x ſchrotenen Setreite verrichtet. Ina großen Beghanſeen bat man 
wohl einen Oberſichter und Unter ſichter. 

Das Sichterzeug/ des— es, plur. die — e, in den Windnih⸗ 
„dem ein ſtehendes Betriebe an dem Beutelfaften,, welches das 
Sichten oder Sieben in den Meblfaften vollziehet. 


»Sichtig — er, — fie, adj.et adv. welches für ſich allein nur - 


im Ober deutſchek für ſichtbar üblich ift, und von Sicht abſtammet. 
Ein ſichtiges Pfand, einfihtbares, Dpie. Da ward die Wins 
de ſichtig, Günth. Die ochdeutſchen gebrauchen es nur in den 
Zu ſamme aſetzungen anſichtig, kurzſichuig blödſichtig, ſcharf⸗ 
ſichtig u. ſ. f. 
Sicht lich —er, —⸗ſte adj. et adv. was geſehen wich, ine 


gleichen was. gefehen werden kann, ein une zuweilen für ſicht bar : 


übliches Wort. Sichtliche Vollkommenbheit. Ingleichen, auf eine 
ſichtbare Art, für fichtbar. Erzſtufen, worauf das Gold fehr 
ſichtlich anſtehet. Vvor meinen fichtlichen Augen, d.i, deutlich 
febenden, ift nur in den niedrigen Srr wetten sangbar, 


. Die Side, ©. Sieke. 


1..Die Ste, plur. die—en, "Diminne, das Siechen, ein nur im 
gemeinen Leben uübliches Wort, ein Thier weiblichen Geſchlechtee 
zu bezeichnen, i im mung des@r. Ein Schaf, das eine Sie 
it, 3 Mof. 4, 32, 
üblichſten. Dre die Sir, das Männchen und Weibchen. 

Anm Im Fe 1 Se, Diminut. Sefen, zum Unterſchiede 
von dem Se uud Hefen, in einigen Hochdeutſchen Mundarten mit 
vinem fürten Öaumtnlaute die Sieke, Side. Es iſt mir dem 
folgenden Vorworte genau verwandt, S. auch ı Er, 

2. Sie, das perfünliche Vorwort ſo wohl der dritten Perſoni im weib⸗ 
lichen Geſchlechte, da es in der zwehten Endung ihrer, in der drit⸗ 
ten ihr und in der vierten wieder fie bat; als auch aller drey Ger 
ſchlechter im Plural, Rom, fie, Gen. ihrer, Dar, ihnen, Areuf 
fi. Es ift anf doppelte Art üblich, 

2. Als ein perfönliches Vorwort im firengfien Verftande, mb 
zwar, (1) im Cingular, da man foldhe Perſonen weiblichen Ge⸗ 


m Hochdeutſchen iſt es von den Vögeln am 


ſchlechtes mit fie anzureden pfleget, welche man höher achtet, als. 


daß man fir du und. ihr nennen ſollte, aber nicht fo hoch, Och man 
fie im Plural mitte anreden könnte, © Fungfer , har fie nichts 
\ gehöre? (©. 2 Er,) welcher immännlichen Geſchlechte auf eben 
diefe Art üblich ift, (2) Sm Plural, da es in der Sprache des 
Wohlſtandes erſt in den nenernZeiten üblich geworden, ſolche Per· 


fonen anzureden, für welche man zu viel Adıtung bat, alsdaf . 


"man fie er und fie in» Singufarnennenfollte. -Es if in diefent 
Verſtande von beyden Geſchlechtern fo wohl im Singnlar als Pins 
ral üblich Sie weinen/ mein Sean? Seherfie, meine dreunde. 
Hein, Dhillie, glauben fiees nicht, Da die Sprache des Wohls 
ſtandes fo ver anderlich iſt, wie die Moden, fo hält man auch dies 
ſes fie für bob: Perfonen ſchon für zu gemein, nud gebraucht —— 
"oft das Demouſtrativum dieſelben. 

2. Ein perſonale⸗relativum, welches ſich im Singular auf eine 


Plural aber anf Perfonen oder Sachen aller Geſchlechter beziehen, 
> und am liebſten bey Zeitwörtern firhet, Wo id PhiNis? — Sie 
it hier. Unſere Srennde find noch nicht da, ich weiß nicht, 
wo fie bleiben. Die Aufrührer weigerten fih; gehor ſam zu 
ſeyn auch wollten fie die Gebühren nicht bezablen, 
Und wiemanfiegelegt, fo lagen fie noch heute, 

"Zur rechten er, und ſie zur linken Geite , el. 

Da eg denn oft zu einem bloßen demonfkrativo: reldtivg wird, 
für diefelbe, diefelben, felbige, Wenn man keine Noth inder 
Welthar, fo macht man fir firh felbft, oder fich fie ſelbſt Die 
Stefung beyder fie neben einander, machr Übellaut und ofe Mig- 
deutung... Dis Coloniſten — eyſt recht erbittert auf die 

Eng⸗ 


vorher genannte Perſon oder Sache weiblichen Geſchlechtes, im 


Sie. 


Englä under, nachdem fie ſte geſchlagen Hatten; das Iff ‚entweder * 


nachdem fie ſelbige, oder nachdem felbige fie geſchlagen hatten. 


Die gemeinen Oberdeutfhen Mundarten pflegen es, wenn es Dins 


ter.dem Zeitworte ſtehen follte, gern mit deinfelben zuſammen 
zu ziehen. Auch wolltens die Gebühren niche bezahlen. In 
den Gedanken Famens dar, Theuerd. Inder böhern Schreibe 
art ſtehet das Hauptivort, worauf fich fie beziehet, durch eine zier⸗ 
liche Iuverfion, auch zuweilen hinten. Sie iſt noch nicht ausge⸗ 
farben, diefe babe, diefe Ehrfurcht erweckende Tugend, für dag 
mattere: Diefe — Tugend iſt nod Nicht ausgeftorben. Aber 
Me wird gememiglich zu theuer erkauft, die immer dauernde 
Glüdfeligkeit, Dub» > 
Ben dem Kero, Ottfried n.f.f. fi, fie. 
Des Sieb, ses— es, plur. die —e, eine löcherige geflochtene 
Floche mit einem Kranze oder einer Einfaffung, trockne, feine Kör⸗ 


per damit ducch rütteln oder hin und her bewegen don gröbern - 


abzufondern, Ein Haarfieb, Drabtfieb, Kornſteb, Erzſieb 
u. ſaf. Mit einem Siebe ſtoben. 


Anın. Bey dem Oltfried Sib, bey dem Hornegk Safıb, im Kies 


dert. Seve,im Angelf. Syfe,im Engl. Sieve. Da die in vielen 
-Fälfen gleich bedentenden Räder, Reiter, Sege, die Bewegung 
ausdrücken, welche mit dem Sieben verbunden ift, fo iſt felbiges 
auch bier zu vermnthen, Baber diefes Wort als ein Verwandter 
Bon dem Griech. euerv, rüitteln, deicir, erfchkictern, von unferm 
faen, uf. f. anzufehen iſt. Mit anderen Endlauten heißt das 
Sieh im Schwed. Sickt, (S. Sichten,} ingleichen 8211, im Js⸗ 


Fänd. Saldıy im FinnländifihenSeula, (im Griech. if euren, 


bewegen,) im Pohlnifchen Sito, (im Griech. iſt ande, fleben,) 

uff. : 

Die Giebarbeis, plur. die — en, das Sieben, als eine Arbeit 
bettachtet, diejenige Arbeit, welche vermittelft des Siebes ver⸗ 
richtet wird. e 5 

Das Biebbein, des — es, plur. die — e, der Nahme eines are 
wiffen Beines am Kopfe, welches ſich don der Hirnfchale big in die 
Mafe erftredet, und fo löcherig, wie ein Sieb iſt; das flebformige 
Bein, Os cribriforme., 

Der Siebboden, des— s, plur. die — bösen, ber löcherige, 
gemeiniglich aeflochtene Boden eines Siebes, 

Sieben, verb.reg. act. in einem Siebe rütteln oder bin und Fer 
beivegen, in der Abficht, das Feine dadurch von dem Groben ads 
zuſondern, mit dem Siehe reinigen; vädeln, vädern, fichten. 
Mebl, Sand, Erz fieben. Geftebtes Mehl. ; 

Anm. Im Niederf. feven, und intenfive fiften, Angelf.Iyf:an, 
Enal.to fift, Holländ. ziften. S.Sieb und Sichten. 


Sieben, eine Grundzabl, welche fich zwiſchen ſechs und acht in der, 


Mitte befindet, und fo wohl der Zahl alsdem Geſchlechte nad uns 
verändert bleibt, fiemiag ihr Hauptwort bey fich Haben oder nicht. 
Sieben Tage, fleben Stunden, vor fieben Wochen, Es ift 
fieber Uhr. Es hat fieben gefchlagen. Es idnoch nicht fier 
ben. Inder dritten Endung, in dem Falle, wenn das Haupt ⸗ 
wort verf wiegen worden,ein —en anzuhängen, wie bey dent übri⸗ 
gen Grundzahlen, iſt Hier nicht gebräuchlich, vielleicht um des 
Wohlklanges willen. Br kam mit fieben. Ich Fann vor fieben 


nicht Fommen. Unter ſteben und achten austheilen,Pred.ıı, 2.- 


Da fieben die einzige Brundzablift, welche zweyſylbig iſt fo würe 
de vor oder mit jiebenen zu gedebnt klingen, zumahl da die zweyte 
Sylbe von fieben ſchon eine Ableitungsfplbe iſt. 

Anm. Schon im Iſidor ibhun, bey dem Kero libun, bey dem 
Ditfeied Aibini, ibbu, bey den Ulphilas fibun, imAngelf.leo- 
fon, im Engl.feven, im Niederſ. ſeven, im Schwed. ſju, im 
Lat. feptem, ini Brich.swra Wahtersunwahrfheinliche Ab⸗ 


leitung von aaßojaus, ich verehre, weil diefe Zapf jederzeit fehr in 


9 


ee a A a rt 


— Sie 


arsen haben ſtatt des Blafelautes ein d, wie das Krainifche und 
Böhmische fedem, und Pohl, fiedm, Die Stammfplbe heiße 
eigentlich lieb; warum man derfelben in diefer einzigen Grunds 


zahl die Sylbe en angehängt, if ımbefannt, Da diefe Solbe . 


nun ein bloßer Endlaut ft, fo fpricht und ſchreibt man ganz rich⸗ 


ig ſtebzehn, fiebzigfür fiebenzehn ıc. - ; 
Die Steben, plur.utnom.fing, die Sahffigue fieben. Mine 


Arabiſche Sieben. Alle Sieben wegwerfen, Sie if eine böfe 
Sieben, eine von. den böfen Sieben, figürfich ein boshafteg 
Weib," weildie Zahl ſteben ſchon von den älteflex Zeiten au für 
unglücklich gebatten wurde; ein Vorurtheil, deffen Urſprung noch 
nicht genug aufgekläret wogden, welches aber vielleicht mit der ers 
firn Erfindung der Zahlwörter zufanımen hängt, 
Kartenblatt mir fieben Augen, 


Der Siebenbaum, S. Säbendaum. _ — 
Das Siebenblatt, des — es, plur, inuſ. S. Siebenfinger: 


kraut. 


Das Sieben, des — es, plur. die —e, eine Figur oder ein 


84 _ 
2 Ehren gehalten. worden, wird unter andern and durch das ver⸗ 
wandte Hebr. D>W fieben, widerleget. Die Slavongſchen Mund⸗ 


Jugleichen — 


Körper mit ſieben Crfen, Heptagonum. Daber fiebenedig 
A \ 5 


fiedben Ede 5 ! end, 


Der Stebener, zuſammen gezogen Siebner, des—s, plur. ut 


nom.fing. eine Zabl von fieben, ein aus ficben Einheiten bes 
ſtehendes Ganzes, Eine Münzforte von fieben Kreuzern heißt 
daber in Oſterreich ein Siebener. Auch die Sieben, oder die 
Zablfigur fieben wird inder Nechenfunft zuweilen ein Siebener 
genannt, Ingleichen einer aus einem&ollegio von fieben Perfongn. 
Daher heißen in manchen Gegenden die Feldmeffer; Gränzicheider 
oder Untergänger Siebener, weil ihrer zu Begehung und Ente 


fcheidung der Zlurgrängen allemahl fieden ſeyn müffen. An Windes \ 


beim ift zu dem Ende das Siebeneramt, welches ans vier Raths⸗ 


verfonen und drey Bürgern beſtehet, und die Aufficht über die | 


Gränzfteine der Landſtraßen, Acker, Weinberge u.f.f. bhat. Ar 


andern Orten hat man Siebnergerichte, welche mit fieben Verfos 


nen beſetzt find, da” denn der Gerihtstncht der Giebner: 
knecht heißt. 2% 


Siebenerley, zuſammengezogen ſtebnerley, adi.indecl.et adv. 


von fieben verfchiedenen Arten und Eigenfchaften. Siebenerley 
Geld. 5 * 


* 


Siebenfach, adj. et adv. welches ein vermehrendes Zahlwort ift, 


fieben Dahl genommen, = 


Siebenfältig, adj. et adv. ineben diefer Bedentung, welches 
. aber imHocdentfchen wenig mehr gebraucht wird. Wer Cain odt 


ſchläget, ſoll fiehenfältig gerochen werden, ıMof.4, 25. Gier 
Denfältig vergelten, Pf. 79, 12. Schon bey dem Kersiftfibun-. 
faltu, feptenarius, und bey ben Notker fiebenfalt, feptus- 
plum, ©, Saltig. E: 


Das Stebenfingerfraut, des es, plur.inuf. +, In eint⸗ 


gen Gegenden, ein Nahme der Blutwurz oder Tormentill (S. 
diefe Wörter;) Tormentilla Linn.wegen der Geſtalt derBlät» 


ter, fo wie die Potentilla, Sinffinger!raut oder Sünfblate ge ⸗ 


nannt wird, 2. Fa andern Gegenden beißt das Ganſekraut, 
Comarum Lina. ans eben derfelbenliefache Siebenfingerfraut 
oder Sirbenblatt. — 


Das Siebenggeſtirn/ des — es, plur. inuſ. ein Gehirn am 


Himmel, welches aus fechs ober fiebeinbelen Sternen mit vielen 


kleinern beſtehet, und.von einigen nicht fo richtig der Sicbenftern 
genannt wird; Plejades, Vergiliae. Bey dem DtifriedSibun- ⸗ 


firri. Ebedem nannte man die ſes Geſtirn die Glußerinn und 
die Mefiendurgifchen Landleute nennen eg Dumingr. 


Das 





Bet an“. Eier &6 
Das Siebengezʒ eie, Sea—es ‚plus, sau, in einigen Gegenden Ter Siebl auf ex, des — s, plur. ut nom. finz, im Berg⸗ 
eine Art des Liees mit halb nadenden Hülfen, welche ſich in ei ⸗ haue, der Kübel, welcher den Kand oder Kranz des Erzfiro 
ne Spige endigen, einem aufrechten Stamme und länglichen®lus bes ausmacht. „Laufer, ſcheint hier die fonft ungewöhnliche 
menähren, Trifolium Melilotus coerulea Linn. dasSie- Bedeutung eines hohlen Raumes, oder au eines a 
_ benzeit, Gartenſteinklee, woh! riechender Klee. Er hat den Rah⸗ ranzes zu haben. 
men daher, weil er nach der gemeinen Meinung feinen Geruch des Der Siebmaͤcher, des — 6, plur, ut nom, fing. ein Hans, 
ages ſieben Mabhl verlieren und wieder befommen fol. In der werker , welcher Siche von allerley Art verfersiger. 
" Schweiz heißt dieſer Klee Schabziegerfraut, weil der Schab⸗ Der Siebner, ©. Siebener,.. 
zieger, eine Art Käfe, damit bereitetwird. In andern Gygenden Der Eiebfeger, des —s, plur.ut nom, fing. im Hüttenbaue 
wisd das Bodshorn, oder Griechifche eu, Trigonella Poe- ein Arbeiter, weicher das gefleinte und grpochte Erz durch das 
. num graecum Linn. Giebengezeit oder Siebenzeit genanıt, Sieh feger, d. i. ſiebet, und welcher, fo fern er dajfsibe zugleich 
Siebenhundert ‚richtiger gerbeilt, ffeberr hundert, adj. et wäfder, auch der Siebwäfher genanut wird. 
adv. welches eine unveränderliche Grundzahl iſt, Hundert ſieben Der Siebftab, des — es, plur. die —ſtäbe, Stäbe, woraus das 
Mabhl genommen. In dem Salifchen Gefege feptunhunna, zu den Sieben nöthige Holz gefpalten wird. 
(8. Sundext.) Daher der Sicbenhundertfie, die Ordnungszahl Das Siebt, des — ts, plur. die — e, in den Niederdeutſchen 
davon, . schen Kändern, eine Arı Senfe oder Sichel, welche auseinem ı2 
Siebenjährig, adj. et "adv. fieben Jahre alt, fi ben Johre dau⸗ Soll langen und » Zoll breiten Meſſer brftcher, weiches wagerecht 
ernd, Ein flebenjahriges Kind. Kin fiebenjahriger Waffen⸗ an einen drey Fuß laugen Stiele hängt, dev ſich im Umfange des 
Hilfend, dritten Fußes feiner Höhe answärts beuget, die Heide damit abzus 
@&itebenmabl, richtiger getheift, fieben Mahl, adv. zu ſieben mähen, oder pielmiehr abzunarben 5 das Heidejiebte. Es iſt mit 
dverſchiedenen Diehien. Dev Gerechte fällt des Tages ſteben Säbel verwandt und bedeutet ein. ſchueidendes Werfzeng.. Im 
Mahl, Speichw. 24,16. Sieben Mablmehr, sen Mahl  Bremifcpen heißt es Segd, da es deu” zu Sichel, Sage, Sch, 
weniger. Bey den Kero bunltunt, (S. Stunde.) Dader dag Sachs u.f.f. geböret, Im Osnabrückiſchen iſt Sift eine ſcharfe 
Beywort fiebenmaplig, was ſieben Dahl geſchiehet Querhacke, die Raſen damit von der Oberfläche des Angers ab— 
Der Siebenfchläfer, ses —s, plur. ut nrun. fing. inder > zubauen. 
Legende des hriftlichen Alterthumes, fieben Brüderausder Stadt Das Siebtich, des — es, plur. die — — ein locker ge⸗ 
Epheſus, welche, der Verfolgung unter dem Decius zu enigehen, im webter wollener Zeug, Siebe daraus zu verfertigen; Beutel⸗ 
J. C. 351 in einer Höhle einfchliefen, und nach 155 Jahren unter tu. , 
dem Kaifer Theodoſius wieder erwachten; eine Fabel, weiche viele Der Siebwäfcher, ©. Siebfeger. 
leicht dem heidniſchen Alterthume adgeborges if, wo der Weife Siebzehen, Siebzehn, eine unabänderlihe Grundzabl für fieben . 
Epinenides in feinen jüngern Jabren auf der InſelCraa gleichfalls und zehen. Giebzehn Jahre, Es waren ihrer fiebzehn. Im 
57 Jahre in einer Höhle geſchlafen haben fol... Was das Wort Dberdeurfhen fiebenzehen, welche Forra auch in der Deutſchen 


bereifft, fo heiße es eigentlich die fieben Schläfer , woraus denn 
die ungefchichte Zufammenfegung die Siebenfipläfer, und endlich 
‚garim Singular der Siebenfchläfer geworden. Letzteres wird 
befonders im figürlichen Ver fiande gebraucht, fo wohl eine Art Ra: 


Bibel beybehalten worden. Allein da die Hochdeutfchen niemahls 


fo ſprechen, warum follten fie fo fehreiben ? Das —en iſt ohnehin 
nur die Ableitungsfolbe, kann glfo in der Zufanimenfeguug, wie 


. An andern Fällen, ohne Nachtheil des Siammwortes wegfallen. 
©. Sieben. 
Der Siebzehner, ses— 8, plur. ut- nom.. fing..ein aus fies 
ben Einheiten befiehendes Ganzes. So wird im Oſterreichiſchen 
a eine Münzforte, welche fiedzehn Kreuzer hält, ein Siebzehner 
genannt, Ingleichen ein Mitglied aus einem Collegio von fiebzehn: 
Perfonen, 1717 gewachſener Wein u,f.f. 


Ben zu bezeichnen, welche im Winter eben fo feſt und Lange ſchla⸗ 
. fen, als die Murmelthiere, als auch im Scherze, einen demSchlafe 
ſehr ergebenen Dienfghen zu benennen, 

Der Siebenfhwanz, des — es, plur. die —fihwänse,, im 
gemrinen Lehen ein Rahme desSeidenfchwanzes, Lanius Gar- 
rulus Linn. aus —— vermuthlich auch verderbt iſt. 

Der Siebenſtern, ©. Siebengeſtirn. Der Siebzehnte, die Drdnungszahl von fiebzehn, Der firbzehnte: 

Der Siebenſtrahl, des —e8, plur, die— en, in der Natur» Theil. 

3 geſchichte, eine Ars aufgerigter Seeſterue, welche mir firben Stra Da Siebzehntel, des—s, plur. —— fing. der ſiebzehnte 

len verfehen find; Hepaactis, Zhbeil, für Siebzehntbeil.: 

Siebente, adj, weldes die Drdnungszahl,von fieben ift. Der Siebztg, adj. indec}, welches eine Hauptzahl if), fieben sehn: 
fiebente Tag, die flebente Stunde, Das Rind geber in das Mahl, oder gehen fieben Mahl genommen. Siebzig Jahr, Wo: 
fiebente Jahr. Den fiebenten Mann ausheben. Schon bey hen. Diefiebzig Jünger. Es waren ihrer ſtebzig. Schou 
. dem Kero ſihunto, bey dem Drtfried fibunta, im®ngetf, feofo- im Ifidor ibunzo, bey dem Kero ibunzog. Die heutigen Ober⸗ 
thon, im Niederſ. ſevente. deutfchen ſprechen noch fiebenzig, und ſchreiben daher auch ſo, wel⸗ 

Das Siebensel, %es— s, plur. ut nom, fing. ber fiebente che Form auch in der Deurfchen Bibel vor kommt. Da die dor 
Theil eines Ganzen, ein aus fiebente Theil zuſammen gegogenes dertſchen nie fiebenzig fprechen, fo Fönnen fie die Eudſylbe en: 
Wort, ‚Bin Siebentel Zentner. auch im Schreiben eutbehten. (S. Siebzehn.) Ditfried druckt 

Siebenthalb, adj, indecl. ſechs und ein halbes; z Geben und fiebzig, durch einlif ftunton libini, das ifi, eilf 
balb Thaler. ©. Salb, Mabl fieben aus, 

©iebentheilig, adj.et adv. aus fieben —— ex Siebziger, des— 8, plur. ut nom. fing, . Ein aus; 

Öiebenzeben, ©. Siebzehen. ‚ig Einheiten beſtebendes Ganges. Eine Perfon, welche fiebzig: 

. Dae ———— S. Siebengeseit. alt iſt, heißt daher ein Stebziger, und im Famin eineSieb- 
Siebenzig, ©. Siebzig. zıgerinn. Go aud rin Einundſiebziger u. ff. 2. Was im 

Biebförmig, adj. et adv. die Geſtalt eines Siebes habend. Sabre 177,0 gebauet oder verſertiget iſt. So iſt ein Siebziger ein 
Das fiebformige Bein, in der Anatomie) S. Siebbein. 1770 — Wein, Sp auch Einundſtebziger a. ſ. f. * 

5 * Siebe 











1 er en 
% Fe e ” ur — er 


Siebent- 


“ 
x “ 


87. Sie 
Siehsigfe adj.mwelcheg die —— von —— iM Ber 


febzigite Tag. Bey den Hero Sibunzogolto,im Oberd. ſieben · 


zigſte. ©. Siebzig. 

Sieh, — nr, — eſte, adj. et adv; franf, im Sochdeutſchen boch 

nutr in engerm Verſtande mit einer Jangwierigen Krankheit oder 
Sgwaghhen behaftet. Sie machten viele Sieden gefund, Mark, 
26,13, Ein fieches Leben, Sir. 30, 17. - 

Gleich ſchlich zu feinem Glucke 

Ein ſiecher Alter vor ihr Haus, Gell. 
Anm. Bey dem Kero luch, bey dem Ottfried und Bil 
leram fiech, bey dem Upbilas fuks, im Niederf. feeh, für, 
ſtek, im Angelf ächfifchen leöc, im Euglifchen fick, in Schwer. 
diſchen Huk, im Griech. amexog. Bey den Wörtern Seuche 
und Seufzen ift bereits bemerter worden, daß es eigentlich eine 
Nachahmung des feufgenden Tones iſt ) welchen die, Krankheit 
weranfaffet, daher es rhedem, wie noch. jest im Riederſ. für 
krank überhaupt gebraucht. wurde. Im Dfereeichifchen iſt mi⸗ 
felfinhtig, kränklich, und im Niederſ. ſuchten ſeek, bettlägerig. 
Die alten Oberdeutſchen Hauptwörter ©: echbeit und Siech⸗ 

chum findint Hochdeutſchen veraltet. 

Das Siechbett, des — es, plur.inuf.ein (angwwieriges Kran⸗ 
kenbett oder Krankenlager. Der serr wird ihn erquicken auf 
feinem Siechbette, Pſ. 43, 4. Viele Jabre auf dem Siechbette 
zubringen. Niederſ. Siilbedde, Such bedde. 

Slechen verb, reg. veutr, mit dem Hülfsworte haben, mit ef 

ner laugwierigen ſchleichenden Krankheit oder Schwachhejt 
behaftet fen, 

De Thor, der heute praßt, ſecht odel bettelt morgen, 
Duſch. 
Nein, nein, die Weiber ſtechten alle, =. 
"Menn diefes jjbel ſchadlich wär, Gell. 
So auch das Siechen. 

Apm Bey dem Ditfeied irhechan, im Oberd. intenfoe 

fiedten ,„ fuchten (©. Sucht), im Kicberfächf. ſuken, ben 
dem Ulphilas Aukan, Eual. to fick, Die Kirderjuchfen ges 


brauchen dafür auch guimen und Fudeln, wovon twenigfieng 
das erſte eigentlich ſeufzen, ächzen, bedenter, fo. wie unfır : 


fiechen, eine Figurdes Angelſ. lican, Engl, to ligh, feufzen 
af, ©, Seufzen: -, 

Das Siechhaus des — es, plur. die—häfer. 1. Ein Haug, 
wort fich cine oder mehrere. fiecde Perfouen befinden, . 2. Ein 

- öffentliches: Hang, worin langwierige Kranfe verpfleget und geheir 
Ist werdenzein Krankenhaus. DasLazarerh iſt ein Sichpaus 
für anftedende Krankheiten. 

Die Biechbeit, plur. die —en ſo wohl der Zuftand, man ſiech 
if, ohne Pfural, als auch-die-laugmwierige Kranfkheit ſelbſt ein 
im Hochdeurfchen-gangungewöhnliches Hauptwort, —— noch 
—— bey dem Opitz vorfomme Im Oberd iſt in chen die⸗ 
gem Verſtaude auch Siechthum gangbar. 

Der Siech kobel, des —s, plur, ut nom. fing, in einigen Ober⸗ 
denifhen Gegenden, ein Kobel, d..% Eleines Hänschen, ‚zein 
ansfärige Perfonen außer den Srüdren unterhalten. iwerden, x 

Der — des — es, plur. die — e, eine ſieche Yazfon. 

S: —Ling. 

Die Siechtage, füg, iguſ. ‚Sage, d. iu diejenige Zeit, — 
man ſtech iſt. Stets Siechtage haben, beftändig ſtechen. 5 

Bied, im Riederdeusfchen,für niedrig, ©. Seit. i : 

Sie Siede, plur. inuf, in der Landwirth ſchaft/ befo: nbers,, 
Fachfeng, dasjenige Futter des Viehes, welches mit heißem * 
eingebrannt/ oder eingebrühet wird, ehe man es dem Viehe .: 

zabeftche nun Aus Spreu, Überfchr und Häderlina, pder a; 

Rocrpften Rüben, Kraut u. ſ. f. In einigen Gegenden N # 





N 


* das Geiste genannt. Beyde Benenmungen — — 


dem. Zeitworte fieden her, weil dieſes Sutter. mie. fedendem 
Waſſer anaebrüher wird, . "N 
Das Siedefüß, des — fies, plur. sie—fäffer, eben dafersf,i das» 
jenige Faß, worin die Siede angemacht wird; der Siedeboteich. 
Die Stedebütte, plur. die —n, d derjgnige Theil einer auns 
„oder Salpeterhütte/ wo die Lauge in bleyernen Keſſeln eing iten 
wird z zum Unterſchiede von der Laughütte. —— 





— 


Der Siedetaften , des — 8, plur. ut nom. fing, in eigen. i 


- Gegenden, ein Nabme der Suttecbanf, worin die Siede, oder 


= das zur Siede — Futter oeſchnitten wird; die Bäder: 
‚lingsbanf._ 


* Der Siebel, — plur, ut nom. fing. in einigen Ge 
genden auch die Siedel, plur. die—n; ein im Hochdeutfehen ver» * 


altetes Hauptort, 1. Ein Ort, wo mau figet, worauf man fißet, _ 
der Sig; befonders ein Stuhl. Seffel, Sattel, in diefem Ber: 

frande iſt es noch in einigen Provinzen Dherdeutfhlandes für ef- 
x nen jeden Siß oder Stuhl üblich. Niederf. Setel. Am Ober» 


fachfen ifk auf dem Sande der Siedel ein Behaltaiß in Geſtalt ei⸗ 


ner Bank mit einer (malen Sehne, allerley ſogleich aus den Däns 
den zu legen.“ 2, Ein Wohnhaus auf dem Lande mit den dezu 
‚gebörigegdrundflüdten, eingandgut, Fandfig; auch noch im Ober⸗ 
deutſchen. Daher werden noch in dielen Gegenden feepe Biäuerne. 
böfe, weldhe Feine Frodndienfte versichten dürfen, Sies: 
und Sattelh oe genannt. 3.Der Ort, wo ſich in Ding anf e 
daterbafte Act befindet, der Sig; auch nur noch im Hberdeutfd 
Der Mund ik ein Sidel der verfüchenden Kraft der fel, Buch 
der Nafur 1483: Die Sie del des Gebördes it ‚gegen sem bins 
. deren teyl des Zauptes eben dafeldfi. 
Anm. Schon im $idor Sedhal,-im Kir Seda J — 
Ottfried u ſef. Sedal, Gelidele, im Rieder, —— 
-Sedile. Es ſtammet —— De 
‚dem veralteten feden ſte den ber, deffei Intenfioum — 
ſitzen iſt. Seſſel und Sattel find geuau damit verwandt, 
Ableitungen fiedeln, feinen dauerhuften Aufentbalt — — F 
haben der Siedler, welcher feinen daurchaften Aufenthalt an ei⸗ 
nem Orte hat, die Siedelep, ein ſolcher Dt, find im Sochden⸗ 
ſchen theils aleichfalls vrraltet, thails nur noch in einigen. Zuſam⸗ 
menſetzuugen übrig, wohin befonders zinfiedler und wintehdieg 
-gebören, 
Der Siedelbof, ses — es, pfar. — böfe, Siehe: das vorige, 
ingleigen Sattelhof. Au dem alten Gedichte auf den heil. Anno 
ift Sedilhove in weiterer Bedeutung die Refidenz. i 
Sieden, verb. irregul. ich fiede ‚du fieden, (Oberd, feudeh) 








SM 


che ne bi ah re Se 


—— 





* 


ev ſiedet, (Oberd. ſeudet); Imperf. ich ſott; Mittelw — Ar 


ten; JImper. ſtede, (Oberd. end). Es abmer eigentlich den ; 

febenden Laut nach, welchen ein in rine innere Bewe gung ‚gebt 

flüffigee Körper von ſich gibt,und iſt in doppelter Bevenrung üblich. 
1. Als ein Neutrum mitdem Hütfeworte brben, diefen ziſchen⸗ 


„ ben £aut von ſtch geben, und in weiterm Verftande, in der innern a 


Bewegung befindlich fenn, mit welcher dieſer Laut ver bunden iſt. 
Er macht, daß das tiefe Meer ſeudet (ſiedet) wie ein Tipfen, 
Siob 41,22. Befonders, wenn ein-flüffiger Körper durch rin un⸗ 

ter ihm ober anfallen Seiten angebrachtes Feuer zu einem folchen 
‚ nit Zifhen verbundenen Aufıyalle gebracht wird. Das Wa ſer 
ſtedet, har geſotten: Siedend heiß. Da esdeni auch häufig theils 
von.den in. dem flüffigen Kscper befindlichen feftern Körpern, heil 


auch von den Gefäße gebraucht. wird. . Die Sifchpe fieden fchon, 


‚Das Sleifch hat noch niche gefotten. Der Topf, der Beffel fteder. 

Sieden druckt eigentlich den sifhenden Laut aus, derrdas Auf⸗ 
wallen begleitet, es wird Daher eigentlich nur in ſolchen Fällen ges 
Brand: wo dieſer Statt finder, Setzet man das Feuer fort, fo 


fängt 


n * 





en — 
Rx fänarder Müee Körper eu zu — 3 i eineh —— 
an von ſich zu geben. Kifche, Krebfe,-Eyer n. ſ f. kochen daher 
Be nicht, fondern fieden nun, Indeffen werden deybe Worter febr 
— anſig mit einander verwechfelt. "Be fonders vflegt man fo wohliu 
iefer neutralen als der folgenden activen Bedeutung in’ der anſtän⸗ 
digen und böhren Schreibart Fieber ſteden ats kochen zu gebrau⸗ 
ddhen /velches fegtere in der Sprache des genteinen Lebens: am 
7 gangbarften il. S. Kochen. 


= 1. Aie ein Aetivum, diefes ziſchende Aufwallen durch Hütfe 


des Feuer⸗ hervor bringen, und in noch weiterm und hänfi⸗ 
gern Berifande, anf ſolche Art zubereiten. Siſche fleden. 
Syer fieden. Seife fieden. Alaun, Selperer, Thran fieden, 
Salz ſteden. In manchen Fälen iſt doch auch in der ans 
‚Rändigen Sprechart dafür kochen üblicher, Kaffeh kochen, fagt 
man häufiger als Kaffeh ſteden. So auch das Sieden. 
Aum. Bey dem Kero liudan, bey dem Ottfried lueden, 
im Riederi. ſeeden, ſeen, im Engl. to [eeth, im Schwed. (juda, 
© 4nHebr, Mn. Es ahmet den ziſchenden Laut des Siedens nach, daher 
gem im Griech sifchen, brauſen, und Quseg, Bier, eisehilich 


Siere, ein gefottener Trank if. DR irreguläre Form iſt ſchon 
alt; das Misschvort lautet bereits bey dem Kero kalotan. Die 


= äftern Schriftfieler. gebrauchten. es auch für ſchmelzen Itfoten 
 filber ift bey dem’ Norter durch das Feuer gereinigees Silber, 
“7 Siehe auh Sud. - 
—— plur. Sie, eine Pfanne, worin Awas 
geſotten wird. Beſonders in den Salzwerken diejenige Pfanne, 
worin die Sohle gefotten wird, zum Unter ſchiede von der Gra⸗ 
dier = Pfanne. 
Der Sieder, des — 8, plun. ut nom, fing. eine Perſon, wel⸗ 


3— che ſiedet; am Häufigften in den RENT Seifenfles 


"der, Salpetenfleder, Thranſie der ——— 
Die Siederep, plur. die— en, eine Anftalt, mo eine Waare 
durch Sieden’ zubereitet wird. Die Salpetergederey⸗ Seifen⸗ 


ſiederey, Alaunſtederey u f.f. wofür in vielen Fallen auch nur 


das einfache Wort gebraucht wird, 

Der Sieg, des — es, plur. dĩ Me, die Sandlung, der Zu⸗ 
ſtand, da man feinen Gegner in eiuem Wertfireite überwin— 
"det, befonders, wenn es in einem öffentlichen Gefechte zwi⸗ 

ſchen zwey Kriegsheeren geſchiehet. 
fechten, davon tragen. Den Sieg.uber jemanden erfechten. 
Ein blutiger Sieg, wenn daben vieles Blut vergoffen worden, 
Der Sieg blieb lange zweifelhaft. Den Siegin Händen haben. 


"Die dichtereſche Schreibart mache mit diefem Worte allerley 


> Bufammenfehungen, Mit fleggewohnrer Rechte, Nail, Sieg: 
rangend mL 


ern, Schon imfidor bey dem Ottfried m, ER Sigu, den dem’ 
Norꝛker und andern ältern Oberdeut ſcheu Schriftfteller n mit einem 


u ſammen gefetzten Worte auch Signunft, Siguuft, deſſen legte 
+ Hälfte von nehmen abzuffammen fcheinet,, wie in Vernunft. 


| Siedhe a Biegen. 


Des Siegel, des— 8, plur. ut ‚nom; fing. Diminut. das 
Siesel en, =, Eigentlich, wo es in einer dreyfachen Bedeu⸗ 
rung üblleh iſt. (3) Die Figur, deren ſich jemand. Bediener, ſelbige 
Jur Verſicher ung oder Beſtãtigung auf etwas zu drucken. Einen 
"Löwen im Siegel führen, Sein eigenes Siegel haben. Sein 
‚Siegel aufetwag druden. in Siegel nach machen. Ein Sie⸗ 
gel ſtechen, dieſe Figur in einen feften Körper graben. . (2) Der 
Albdruck dieſer Figur in einen weichern Körper, zur Verfiherung 
uff. Diefer weichere Körper iſt Oblate, Wachs, Siegellack, 
Bley, Silber, Gold, in welchen lesterh Füllen, wenn dieſes Bild 
> in Metal gedruckt und an einelefundegehängt wird, daffelbe eine 


Bulle heißt. Dis Siegel eines Briefes erbrechen. Das Sie⸗ 


Den Sieg erhalten, er— 


* 


gel iſt — ——— Lin wachſernes Siegel an eine Urdunde 
hangen. Brief und Siegel über etwas haben, eine beſiegelte, 
mit einem Siegel verſehene Urkunde. (3) Das Werkzeug, worein 
dieſe Figur gegraben iſt, und womit man dieſelbe in einen Weis 
chern Körper drückt, in weichen Verſtande es noch von den grö⸗ 
Bern und feyerlichen Werkzeugen dieſer Art, deſſen ſich ganze Ge⸗ 
ſellſchaften, Collegia u. ſ. f. bedienen, üblich gt, dagegen die Flei- 
nern Werkzeuge einzefnev Per ſonen Derfchafte heißen. Das Kanz 
‚zelleyjiegel, Rarhsftegel, Seadrfiegel'n.f.f.. Ein Siegel fe: 
chen, durch Eingrabung des Siegels diefes Werkzeug verfertigen, 
2, Sigiieich, der Berfichorungsgrundeiner Sache. Die Beſchnei⸗ 
dung zum“ Siegel der Gerechtigkeit empfangen, Nom, 4, 11. 
Die Wunder der Propheten wr.en Siegel der göttlichen Dolls 
macht. ö 
Anm. Schon bey den älteſten ——— Schriftſtellen 
‚Sigel, im Niederd. Segel, im Angelf, Sigel, im Engl, 
Seal, im Schwed. Sigill. Ehedent gebrauchte man in deu 
eigentlichen Bedeutungen dafür auch das zufammen gefeste 
Infiegel. 
Latein. Sigillum eutfebuet, welches wieder von Sighum, 
Zeigen, abflämmet, muß aber ſchon ſehr frühe bon aus wvär 
tigen Volkerſchaften ſeyn augenoamen worden, indem. — bep 
dem Ulphilas hgljan, ſiegeln ift. 
Die Siegelbanf, plur. die — bänke, bey den —— der 
Tiſch, worauf die befechtigten Süher mit dem bleyernen Siegel 
verjehen werden, 


Der Siegelbewahrer, des plar. autonom. fing. der Bor. 

geſetzte einer Kanzelley oder einer Gefellfchaft, welcher das Siegel 
derſelben iu inerBerwahrung bat, und bey angeſehenen Collegiis 
und großen Befellfchaften gemeiniglich der Banzler, bey kleinern 
und unerheblichern aber. oft dev Servetär genannt wird. S. 
auch Siegeler. 

Die Siegel: CapfeL, plur. die —n, eine Bölgerne Capfel, worin 
fih das angehüngte Siegeleiner Hifundebefindet. 

Der Stegeler,oder Siegler, des —s, plur. ut nom. fing. 
von dem Zeitworte fiegeln, derjenige, welcher fiegelt. Ju man» 


Y 


Es ift mit. der Sache ſelbſt ohne Siveifel’aus dene 


hen Kanzelleyen ift esdaher der Rahme desjenigen Kanzelleybe⸗ 


dienten, welcherdas Siegel von dem Siegelbew ahrer empfängt, 
und die Schriften und Urkunden unterfiegelt. -An einigen Drten, 
beſouders Oberdentfchlandes werden ader auch die Siegelbewah⸗ 
zer oder Banzler, Siegeler genannt. 

Die Stegelerde, plur. doch nur von mehrern Arten, die — n, 
feine Bolar » oder Thonerde von allerlen Farben, welche geſchlem⸗ 
met, in fleine runde Stückchen geformet, und zur Gfaubwürdig. 


keit mitdem eingedruckten Siegel desje nigen Ortes, wo fie bereis 


‚set werden, verfehenwerden ; eigentlich Seflegelte Erde, Latein, 
Terra figillata, 
Der Siegelfalſcher des—s, plur. ut nom. fing, derjenige, 

welcher ein Siegel vorfeglich verſälſchet. 

Das Siegelyels, des — es, plur. doch nur von mehreren Sums 

men, die — er, dasjenige Geld, welches. für die Knterſtegelung 
‚oder Befiegelung einer Urkunde den Kanzelleybedienten entrichtet 
wird. Anmanden Drten wird die Lehnwaare, welche bey dein 
Anıvitte eines. neuen Erbherren ‚entrichtet wird, das Siegelgeld 
genautif, 

Die Siegelkunde, plur. car, die Kunde, d.i.. Keuntniß der äl⸗ 
‚tern Siegel, fo wohl objective als ſabjective; Sphragiftica. 

Das Siegellack des — es, plur. doch nur von mebrern Arten, 
die —e, eine Zufammenfesung von Gummi Lad, Harz, Wachs, 

Kreide n. f. f. deſſen man ſich ſtatt des ehemahligen bloßen Wachſes 


zur Beſiegelaug der Briefe und geringerer Utkunden bedienet; im 
3:3 Dberd, 


9: Sie 
* — N . ur) y 
Dberd. Spaniſch Wachs, und bey dem großen: Haufen Brief⸗ 
wachs, Brieflack. F — 
Siegeln, verb.reg. act, mit einem Siegel verſehen, das Sie⸗ 

gel auf etwas drücken. Einen Brief ſtegeln. Sine Urkunde 
fiegeln. In den meiſten Fällen find dafür die Zuſaiumenſetzuugen 
befiggeln, werfiegeln, zufiegeln üblich. "Vor angehängten Sie⸗ 
-arbn jagt man auch lieber das Siegel anhängen, als fiegeln. , 
Im Zatian figilan.. ; 

Die Biegelpriffe, plur. die—n, in den ung 

> reife, mit welcher das flählerne Siegel aufdas auf die Urkunden, 
Ausfersigungen u. f. f. gelegte Wachs gedruckt wird. 

ZerSisgelring, des— es, plur. die —e, ein Mit einem Sie⸗ 
gel verfehener Fingerring, rin Siegel in Geſtalt eines Fingerrin⸗ 
ges; der Perichaft- Ring, ö 

Dee Siegelwachs, des — es, plur. inuf. gefärbtes Wache, ; 
deffen man fich noch jrgt in den Aauzelleyen und Gerichten zur Une 
terfiegelung Öffenilicher Verhandlungen bedienet. Im gemeinen 
Leben wird zuweilen auch das Siegellad‘, welches im geſellſchaft⸗ 
lichen Leben fatsjenes eingeführer worden, noch Siegelwachs 

enannt. 

Er "Siegen, verb, reg. neutr; welches vermushlich das Hülfe» 
wort feyn erfordert bat, jegt aber für ſich allein veraltet iſt. Es 
bedeutete + 1, Sich allmählig ſenkrecht neigen oder niederlaffen,. 
in welcher Bedeutung es jetzt völlig veraltet iſt,z indem es von dem 
davon abflammenten ſinken verdränget worden. Schwed. figa, 
ſchon bep dem Ulphilas, der es von dem Untergehen der Sonne 
gebraucht, ligan. In dem alten Fragmente auf Earin den Oro⸗ 
&en, ift [igen, ſich fegen, niederlaffen.. Er figet unde fturzet, 
Rotier, er ſinkt und fält. Das Niederf. ſich ſacken, ſich fenten, 
ift das Jute nſivum davon, fo wie auch-sinfen und feigee damit 
verwandt find.. Siehe auch Siegern.. 2. Nach und nach vertrode 
nen, von flürfigen Körpern, nach und nach und unbemerkt abflie⸗ 
gen, welche Bedeutung eine Figur der vorigen ift, in welcher es 
aber nurnoch in ben zuſammen gefegten verſtegen vorfommt. ©. 
daſſelbe. 

2: Siegen, verb. reg. neutr. weldesdas Hülfswort haben er» 

fordert, den. Eirg davon tragen, über feinen Gegner die Oberhand . 
erhalten, befonders in einem öffentlichen Gefechte.. über jemanz 
den ſtegen. Die biblifche Verbindung: mit weder, wider jemanz 
den fienen, für über, ift im Sochdrutſchen veraltet... Dev Seind 
bat daeſes Mahl gefieger. Der fiegende Theil. Daher, obs» 
gleich felien,. das Siegen, indem dafür das Abftractum der Sieg, 
ablicher iſt 

Anm: Schon bey dem Ulphilas ſĩgjan, im Angelf, figa, im: 
Schwed. legra, non Heger, der Sieg. Wachter, Friſch und an⸗ 
dere leiten eg von dem vorigen fiegen, finfen her, und ſehen es als 
ein Factitivnm an, da es denn eigentlich finfen machen, zu Boden: 
Tegen, bedenten würde; eine Ableitung, welche fich ziemlich wahre 
ſcheinlich machen läffer. Allein, daim Jsländiſchen Ag, das Ge— 
fecht, und figa,fechten, Rweiten, bedeutet, fo feiner fie ſo aus⸗ 
gemacht noch nicht zu ſeyn. 

Der Siener, des— 9, plur.utnom. fing. Fämin. die Sie⸗ 
gerinn, eine Perfon, welche firget, den Gieg davon getragen hat. 
Bey dem Notter Siegenunfter, von Siegnunft, der Sieg, ehe⸗ 
den auch der Sieg mann, iooraus orrmuthlich der. Nahme Sig- 
mund entffanden iſt. 

Die Siegerfrone, plun.die—n, ben einigen ein Nahme der: 
Prachtlilie, Gloriola ſuperba Linn., 

Siegern, verb. reg, neutr.. mit: dem. Hülfsworte feyn, welches 
903 Intenfieum oder Jterativum von dem veralteten ſtegen, fine 
ken iſt, und ſo wir fiefern, nur im gemeinen Leben gebraucht wird, 
nach and. nach ii Fleinen Sprilen rinnen. Das Silber ſiegert 


F 


ER a EU a N ‘ u 
x En rau a r 
r 5 * 


BEN 


‚Sie 


auch fiefern lautet. ©. auch Siekern. i ; 
Der Siegesbogen, des — 5, plur, ut nom, fing, ein zierlicher 
Bogen ın Geſtalt eines Tores, durch welchen ein Sieger feinen 
fefilichen Einzug hätt, oder auch, welcher zum Andenken eines 
erfochtenen Sieges errichtet wird, ‚der Triumph = Bogen. 


Das Sigeogehenk, des — es, plur. die — e, in den bildenden 


si 


Künften mehrere zufammen gebundene Krlegesgeräthe, welche 
als irgendwo aufgebenfet„ vorgeſtellet werde, : 

Das Siegeogepränge, des — 8, pluf. ut nom. fing, ein fey⸗ 
erliches Öepränge zur'feftliden Begehung eines erfochtenen Sie» 
ges ; ein Triumph, 


Das Siegeslied, des — es, plur, die —er, ein Lied zum An⸗ 


denfen eines erfochtenen Sieges, oder deffen Inhalt ein erfochtener —* 


Sieg iſt. 


Das Siegeszeichen, des — s, plur. ut nom. ling, das Zei⸗ — 
Ein Siegeszeichen aufrichten, 
ae 





hen eines erfochtenen Sieges. 
ı Sam. 15,12, Befouderswerden die Fahnen, Paufen 
dere dein beſtegten Feiade abgenominene Geräthſchaften Sieges⸗ 
zeichen genannt. In den bildenden Künſten find cs Waffen und 
Kriegsgeräthe, welche zum Zeichen des erfochtenen Sieges an eis 


nem Pfahl Hängend oder geſteckt vorgefteller werden, Trophäen. - 


Stegbaft, — er, — efie, adj. et ady. mit dem Siege begabt, 
wagden Sieg davon getragen hat. Die fiegbaftige (fieabafte) 


" Sand, Weich. 10,20, Sieghafte Waffen, das fiegbafte Heer, 
Sieghaft zur ck Fommen, In der höhern Schreibart ift dafür Y 


fiegreich üblicher, ; r 
Der Ötegler, S. Siegeler. FR 
Die Siegmannewurz, Siegmarwurz, odır das Sieg: 


mennstraut, Siegmarfraus, plur. inuf. ein Nahme derjes | 


nigen Pflanze, welche fonft auch Allerma nns harniſch, Allium 
victorialisL. genannt wird, weil ſie dem gemeinen Aberglau⸗ 
ben zu Folge, feft und unverleglich machen, und den Sieg verſchaf⸗ 
fen fol; Siegwurzel, Seilwurz, Sülfwurz. Um eben dieſes Aber ⸗ 
glaubius willen, wird an andern Otten fo wohl die Augenpapr 
pel, das Seiriß, Malua Alcea L, als auch dieroibe Schwert⸗ 
Iilie. Gladiolus communis L. Siegmarskraut, Sieg: 
mannswurz, Siegwurz genannt, Der Nahme iſt ven dem veral⸗ 
teten Siegmann, Siegmar, welches ehedem einen Sieger bedeu⸗ 
tetr. Were 4 —— 
Siegreish, —er, — fie, adj. et adv. reich am Siege, mit dem 
Eiegein einem hoben Grade begabt, in einem hoben Örade firge ⸗ 
haft. Die fiegreichen Truppen, das ſtegreiche Heer. i 
Der Siegftein, des—es, plur. die—e, bey dem großen Haus 
fen ‚ine Art Achat, von weißer Farbe, mit vunden blänlichen 
; Srreife 
Krankheiten fiegen fol ; Lapis victorinus. Von einigen wird 
auch der Sternftein: oder Aſtroit, Siegſtein genannt, vieleicht 
um eben diefes Vorurtheiles willen, — 
Die Siegwurz, plur. car, S. Siegmannswurz. 
Thier weibli⸗ 


1,1Dieöiete, plur. die —n, im gemeinen Leben, ein 
chen Geſchlechtes, befonders von denBögeln für dieBie. ©. ı Sir, 


2, Die Sieke, plur. die—n, ein nur bey den Kleinpenern üblie ; 


ches Wort, einaus Blech gefhlagenes Befimfe zu bezeichnen, 

Daber der Siekhammer, einHammer,der auf bryden Serien eine 
gekrümmte Finne mit einer cylindrifefen Bahn Dat, die runden -- 
hohlen Stãbe, welche dieSieke ans machen, damit indas Blech zu 

ſchlogen; der Siekenſtock, ein Amboß mit runden Alnnen, in wel⸗ 

che derSiek hammer paſſet, und worin das Be die ged achte Figur 

erhält. Das Wort iſt ohne Zweifel mit deu Secken der Drabts 
sicher Emes Geſchlechtes, und gehöret mit bemfelben eutweder 
zu 


92 4 


am, Geftein herab, im Bergbane, weun es in flüſſiger Geſtalt 
an dein Geſteine herab rinnet; mo es mit einem andern Endlaut 


— 


ifen, welcher nicht nur feſt machen, ſoudern auch über alle 


dan er 





\ 






7 


—F 
* 


N 


— a na 





"au Sendel, fenken, vertiefen, oder and; zu fiegen, Mb ia bie 
Tiefe neigen, fo daß die Bedeutung der Rinne die herrſchende ift, 


Hblich iſt. 1. Mit feyn. Eine Feuchtigkeit fiekert aus dem Saffe, 
went fie nad) und nach, in unmerklich Fleinen Tropfen durchdrin⸗ 
get. 2. Mit baben, eine Feuchtigkeit auf ſolche Art durchdringen laſ⸗ 
ſen. Das Faß ſtekert. So auch das Siekern. — 

Anm. Im Bergbaue auch ſtegern, im Niederd. ſtepen, zippern, 

iſt ein Iterativum von ı Siegen. 
Das Siel, des — es, plur. die—e, ein nur in den Miederdeuts 
{den Darfchländern übliches Wort, eine Schleufe unter einem 
Deiche oder Wafferdamme zu bezeichnen, wodurch dazsinnerhalh 
‚des Deiches befindliche Waffer abgelaffen wird. Daher das Bal- 
Benfiel, eine foldhe aus Balken beſtehende Schleufe, die Balfen- 
fHleufe ; das Kumpftel, ein Feines Siel unter dem Deiche, wel 





2 be mit Bohlen gefüttert und mit einer Fallthür verfeben if, 
Rt das Pumpftel, ein Siel, aus welchem das Waffer ausgepumpet 
ir wird; dag Blappfiel, ein Eleines Siel mit einer Klapps oder _ 


Fallthür, m. f.f: — 
Anm. Es bat entweder mit Salum, das Meer, dem Angelſ. 
Sete, ein fanft fliefender Fluß, u. a. m. den herrſcheuden Begeiff 





- Boden, Sohle, Sulcus, Schaale, Zilte, ein Kahn u.f.f zu dem 
Begriffe der Bertiefung. (S.1ıSahl.) In deni Bremiſch-Riederd. 
0 Wörterbuche wird ihm das mãnnliche Geſchlecht gegeben derBiel; 
=. andere gebrauden es im ungewiſſen. 
Die Sielacht, plur. die —en, eben daſelbſt, der Diſtriet, wel⸗ 
her durch ein Siel von dem überflüſſigen Waſſer befreyet wird, 
und daber daſſelbe zu unterhalten verbunden iſt. ” 
Der Sielbothe, des—n, plur. die —n, eben bafelbff, ein ei: 
gener Bothe, zur Beſtellung and Anfündigung in Sielfachen. 
Der Sieldeich, des — es, plur. die —e, ebendafeldft, ein mit 
> einem Siele verfebener Deich oder Wafferdamm, 
# Die Siele, plur. se —n, ein nur im gemeinen Reben einiger 
2. Gegenden üblihes Wort. ı. In einigen Oberdeutfohen Gegenden 
iſt die Siele, oder bey andern der Sielen, ein Kummet, woran 
die Vferde ziehen. Friſch leitet es bier. von ziehen, SAxuuv, ab; 
ellein, da das gleich bedeutende Kummer den Brariff der Vertie⸗ 
"fung gewãhret, fo ſcheinet auch dieſes mit Siel, zu Schale n. f. f. 
zu gehören. 2, Im Niederdeutfchen wird das Pferdegeſchirr im 
Plural Sälen, und nach Hochdeutſcher Ausſprache die Sielen ge⸗ 
want, fo daß s im Singular ungewöhnlich ift. Den Pferden die 
Sielen auflegen, das Geſchirr. Hier gehöret es ohne Zweifel zu 
„Seil, weil Dragfäle eben daſelbſt auch einen Trageriemen, und 
Sala, Sala im Angelfächfifchen einen jeden Riemen bedeutet, 
Auch im Bergbane find die Sielen Iederne Riemen, woran die 
Karrenläufer den Karren führen, 5 
Sielen, verb. reg. act. welches nue in einigen Gegenden Nies 
derdeutfchlandes üblich iſt, wo es das Waffer ableiten, abfuͤh⸗ 
ten bedeutet. ©. Siel, N 
. Das Sielgeld, des— es, plur. die—er, chem daſelbſt, das: 
jenige Geld, welches zur Unterhaltung eines Sieles gegeben 
wird. F 
Der Sielgeſchworne, des — n, plur. die—n, eben daſelbſt, 
ein beeidigter Aufſeher iiber ein Siel. 









der Hauptgraben, welcher dad Waſſer zu einer Siele führet; 
Das Sieltief, die Sielwerterung,  ' 

Die Sifflöte, S. Sohldöre. 

‘ Das Signäl, des— es, plur. die —e, aus dem Franzöfijchen 





Siekern, verb. reg. neuir. welches nur im gemeinen Leben 


in der anftätdigen Sprechart in einigen Fällen auch fintern. Es 


‚dee fließenden Waffers, "oder es gehöret auch mit Solum „der . 


Der Sielgraben, des — s, plur. die —gräben eben daſelbſt, 


Signal, ein Zeichen, jo fern dadurch der Befehl zu etwas gegeben 


u Laer a > ’ 


‚Sit » 94 
wird. -So hat man auf den Schiffen Tage: Signale und Nacht⸗ 
Signale, jene werden mit Flaggen, Segeln ur. Wimpeln, diefe ' 
mit Blickfeuern, Raderen, Laternen, Kanonenfhüffen und fofer- - 
ner gegeben. 

Die Signetür, plur. die —en, aus dem mitflern Pat, Signa- 
tura, ein in vesfehiedenen einzelnen Fällen übliches Wort. Die 
Unterze chnung eines Briefes, einer Urkunden, ſ. f. fo fern fie nur 
mit dem Rahmenszuge oder den Anfanasbuchftaben gefchieher wird 
in den Kanzelleyen häufig die Signatur genannt; zum Unter 
ſchiede von der vollfändigen Unterſchrift. (S. Signireny Ben 


den Buchdrudern iſt die Signarur,der Buch ſtab des Alphaberes, 
welcher unten in der Mitte eines jeden Bogen gefeget wird, die 


\ Folge der Bogen damit zu bezeichnen ; das Bogenzeichen. Au 


die Kerbe an den gegoſſenen Schriften, welche verhindert, dag fie 
von bem Setzer nicht verkehrt gefegt werden, Heißt die Signarug 

Das Siunet, des— es, plur. bie—e, aus dem mitflern Lat, 
Signetum, ein veraltetes Wort, welches ebedent ein Siegel ber 
deutete. Ju den Ranzelleyen werden zuweifen noch die Pleinern 
Handfiegel oder Petſchafte Signete genannt, zum Unterfihiede 
von den größern Kanzelleyfiegeln. 


Sitgniren, verb.reg. act. aus dem Pat. fignare, Es iſt bw 


fonders in den Kanzelleyen üblich, eine Schrift mit feinem Nah 
menszuge, feiner Chiffre, den Aufangsbuchſtaben feines Nahmeus 
oder einem andern willfüßrlichen Zeichen unterzeichnen; zum Uns 
terfchiede von dem vollftändigern unterſchreiben. — 

Der Silau, des —es, plur. car. eine Net des Haarſtranges, wel» 
che an feuchten Ortern der Schweiz, Dentfchlandes undEnglandes 
mächfet; Peucedanum Silaus Linn. Sarwurs, Roßkümmel. 
So ausländifch anch der Rahme flinger,fo ſcheinet er doch Deutſch 
zu ſeyn, und zu Sil, Siel und Aite zu gehören. 

Die Stlbe, S. Sylbr. 

Das Silber, des—s, plur.der doch nur im Bergbaue von meb⸗ 
rern Arten oder Quantitaten üblich ifl, ut nem. fing. ein wei« 
ßes alänzendes Metall, welches, weil es feuerbrftändig iſt, für das 
edelfte nady dem Golde gehalten wird, nnd einen feinen hellen 
Klang bar. 2. Eigentlich Gemunztes Silber, im Gegenſatze des 
ungemüngten. Ein Gefäß von Silber. Silber ſchmelzen. Sei: 
nes Silber, welches von allem fremden Zufage freu ift. Gedie⸗ 
genes Silber. vererztes Silber. Mit Silber beſchlagen. Ger 
fponnenes Silber, geſchlagenes Silber. Baltes Silber, deu 
den Gürtlern, eine Vermiſchung bon Weinftein und Silberfalt, " 
damit »rüberfilbern. 2. Figurlich. (1) Silbernes Gerärh oder 
Gefchirr, alsein Colleetivum; doch nur in einigen Fällen. Auf 
Silber fpeifen. Sein Silber in Sicherheie bringen. - (2) In 
der dichterifchen Schreibart, wird die filberweiße Farbe oft aue 
Silber ſchlechthin genanut. Auf ihrem (ber Flügel des Schmet⸗ 
terlinges) glänzenden Silber ftehen kleine purpurne Sled’en, 
Geßn- (3) Verfchiedene Mineralien, welche einige äußere Ahn⸗ 

lichkeit mit dem Säber haben, werden daher Queck Aber, Katzen⸗ 
filber und fo feiner genannt, 2 

Anm. Schon bey dem KeroSilbar, bey dem DitfriedSilabar, 

ben dem Willeram Silbere, ben dem Ulphilas Silubr, im Niet - 
berf. Sulver, Zulver, in Angelf. Seolfer, Sulfer, im Engl. 
Silver, im Schweb. Silfver. Die glänzende weiße Farbe diefes 
Metalles ift ohne Zweifel der Grund feiner Benennung, daher man 
diefeg Wort als einen Verwandten von Salm, Sol, Su!pbur, 
u.f.f. enzufehen hat, (Siebe ı Sahl.) Die Spibe et if die Ab⸗ 
Teitungefulbe, ein Subject, Ding zu Bezeichnen. So wobl diefe 
alängende Farbe , als auch die angenehme delle Stimme dirfs 
Metalles oeben derDichterifchen Schreibart zu allerley Zuſammen⸗ 
feßungen Anlaß, z. B. in Anfebung der Garde, das Silberges 
wolf, der Silberbach, die Silberquelle, der Silberglanz u. * 
8* ür 


für —— Gew olk — f. und in Kufehung ——— 5 REN, *. et — m — Br a. —— 


—Silberklang, Silberſtimme, Silberton u. ff: 


Die Silberader, plur, die — n, im Bergbaue EBENEN, welge 


Silber oder Silbererz führet. 

Der Silberahorn des — es, plur. die ⸗e, bey tinigen ein 
Nahme des‘ zorben Ahornes, weil feine Bläner auf ber untern 

Seite filberfarben ſnd. 

Der Silberarbeiter, des — s plur. ut nom, fing, ein Künfi 
Ier, welcher allerley Berärh oder Seſchmeide aus Silber verfertis 
get; der Gold = und —“ im gemeinen Leben der 

Seoidſchmid 

Der Silberbär, des — en —— die —en, eine Art Lands 

. bären mis filberfachenen Saarſpitzen. 


Die Silberbärre , plur, die—n, oder der Gilbrebaksen,- 


des —$, plur..ut nom. fing. Silber in Barren, d.i.langen 
vieredigen Stäben, ©. Barıe,. 

Der Silberbaum, des — es, plur. die —bäume, 1. Ein 
Baum am Vorgebirge der guten Hoffnung, deffen Blätter mit fils 
berfarbenen feidenen Haaren bedeckt find, und daher wie Silber 
glänzen; Protea Linn. 2. In der Ehymie-in Salpeterjäure aufs 
gelöfetes Silber, went esduch Queckſilber in Geſtalt eines Baus 
mes niedergeſchle gen wird, dev Dianen : Baum, 


Das Silberbergwerk, — plur. die — e ein Bergwerk, 


wo auf Silber gearbeitet, wo Silbererz gebrochen wird. 


Das Silberblatt, des — es, plur..die— blätter, Diminut, 
das Silberblätichen, zu einem Blatte oder Blätrchen geſchlage⸗ 


nes Silber. Ab ſolute wird folches Silber Blarejtiber genannt, 

Das Silberbloͤch, des— es, plur, die— e, Diminut. das 
Silberblechlein, das zu einem Bleche gefchlagene Sieber, 

Die Stlberblende, plur. doch nur von mehreren Arten, die —n, 
in der Miner alogie, eine filberfarbene Sende, zum Unterſchiede 
von der Goldblende. . 

Die Silberblume, plur. die — n, Suůnenbaue, die Meinen 

N Blafen, welche ſich bey dem Abtreiben des Silbers erheben, weun 
aſſelbe faſt rein iſt 


Der Silberbrenner, des —s, plur. ut nom, fing. im Süt⸗ 


tenbaue, eine beeidigte Pirfon, welche das Silber fein ‚Erenner, 
d.i. esvor dem Bebläfe von allem fremden Zufage reiniget ſo 
daß es wenigſtens 15 Loth 3 Quent auf die Mark hält, - 

Der Sil berbüſch/ des— es, plur, 

—Wollblune, miefilberweißen — Blättern, aim Jupi⸗ 
ters » Bart. u . x 

Der Silberdiener, des—s, plur, ut nom. fing. ein Gof⸗ 
bediruter, weicher das Silbergefbirr unter: feiner ; Aufficht dat, 
und es durch die Silberwäfcher reinigen Fäßt. 


Der Silberötabt, des — cs, phır. doch nur von mehrern Arten 


oder Duantisäten, die — e, zu einem Drabte gezogenes Silber. 


Der Silberdruck des— es, plur, doch nur von mebrern Arien ; ; k 


di⸗ — e/ mit filbernen Leitern zedruckte Schrift; Fin altes Brut, 

ss teil, welches von dem irrigen-Borgeben berftammet, daß man 
in Holfand mir fiibernen Lettern zu drucken wiege, dergleichen Lets 
tern wicht einmahl möglich find, 


Dis Silbererz, des — es, plür; doch nur don — Arten, 
die — e/ ein Erz welches eine betrãchtliche Menge Silbers ent⸗ 
hält, worin dag Silber berricher. 

Der Silberfohen, &ss—e, plur. die — Fäden, ein mit jariem 
Sitber lahn uber ſponne ner Faden. Au wohl ein Faden aus maf 
ſiven Silber, dergleichen aus ſolchen Fäden befichendes Sitber, 
colleetive Sadenfiber genannt wird. 

Sie Sslberfarbe, plurinuf, die ein wenig ir das Gelbe fal⸗ 
lende Farbe bes Silhers. 


Die Silberforelle, plur.-sie—n, in einigen Beenden cin died· 


Der Sildergehulfe des — n, plur. die — n, an ven Höfen, ⸗ 


Das Silbergefdirr, des — es, plur. inul, eder die ‚ Sbers Ah 


die — büfihe, eine Art * 





A 


farbig, der Farbe des Silbers-gleich, di, weiß, weiches ein me⸗ 
nig in das gelbliche fallt flberweiß. Fa 2 
Die Silberflotte, plur. die — n, ein Nahme —— Feue 
von Kauffe brern, welche jährlich aus Spanien nad) Merico abſe⸗ 
gelt, und mit dem inder neuen Welt ‚gewonnenen Sübr a 
nad Spanien zurüd Feinmt.. > 


me der Serforelle, almo Goeden. 
Der Silbergang, des — es, plur. Kemer Ren Bergbau, 


‚ein Gang, auf welchen reichhaltige Sikbererze ſtreichen. — 
Der Silbergebalt, des— es, plur. die-—g, dasjenige, mag, 
ein anderer Körper an bepgemijchtem Silber enthält... ı z 


ein Gehülfe des Silberdieners, / 
Die Silbergere, plur. inul.bey verſchiedenen Re 
derjenige Zuſt and des geiriebenen Silbers, va daſſelbe ſeine rechte 
Gare erhält,d.i.von allen depgemifpien fremden Dealmpkiee s 
freyet wird. Eu ee ’ 
— itbergeid, — plur, doch nur von mehrern — ER, 
nien, die — er. 1, Aus Gilber geprägtes Geld, ohne Dluratz - 
zum Unterfchiede von dem Bupfergelde. Zehen Thaler. Silber 
geld. 2. Im Caſſelſchen verffeher man ünter dem Sılberpelde,. - 
eine Summe von ı 000 ZI. welche die Juden. dafelbt jährlichen ° 
sichten müffen, ſtatt des chedent in die Münze gelieferten Bilder, gi 
Das Silbergerätb, des— es, plur. jnul. eter die Gilbers 
gerätbe, fing. inul, ein Eolleetionm, aus Silber, — 
Geräth; ehedem Silbergeſchmeide. — 
Das Silbergerinn, des — es, plur. die—e, im 
„böur, ein ausgehauenes Berinm, vermittelt deffelben Wa — 
"das geblickte Silber zu leiten, um es abzufühlen, BL WR. 





geſchirre, fing.inuf. ein Eollectivum, aus Silber verſeruigies —— 
Geſchitrzeine Art des Silbergerathes. EG 
DerSilberglanz, des — 18, plur. car. ein dem. ‚Silber En ar 
her weißer Ölanz. Du Suß, der du mir blendendem Slber⸗ — 
glanze hinter jenen grauen Bergen bervor rauſcheſt — 
Das Silberglas, des — es, plur. doch unr ron mehrern Arten 
oder Quantitätcn, die — glaſer, im Berabsur einiger Gegenden, 
"ein Nabme des Glaserzes/ weil es ſehr Ktpexhaleie iſt, Ba PUR; > 
Glaſe gleichet vg 
Die Silberglätte, plur. inuf. die ‚weiße Stepatäite, ;. weh RE 
be wegen des ſchwächern Feuers eine ——— Farbe hat, 
als die Goldglätte. N 
Der Sılbergrofihen, des — - 8, plür, uinom. fing. ein ort, B: 
welches vermöge feiner Bufammenfegung und feines ebemapligen an: — J 
Gebrauches rigenilichrine aus Silber geſchlagenẽ Dielmünge be 
beisete, welde auch wohl ein filberner Groſchen genannt wurde; \ 
zum Unterfchiede von den goldenen und vielleicht auch kupfernen er 
Grstchen, oder Difmünzen, So werden in dem — 
zu Axgsburg von 155 imochdie ganzen Thaler fülberne Sroſch 
genaunt In Sachſen hieß bis auf Herzog Geotyen zu Dre * * 
eing getwiffe Gitbermünge, welche drey Meipnife e Greſchen galt, . k 
ein. Silber groſch en, und ein Schog folder Grojchen wurde als 
dann ein Eilberſchock genaunt. Zegt führen gur noch in einigen .. > 
Gegenden, 4.3. in Böhmen, die fo genannten -Raifergrofchen, F 
welche drey Areuger oder 9 Pf. gelten, den Nahnn der Silbergro⸗ 
Shen ; vermůthlich zunächfi zum Unterſchiede von den kupfer nen 
—— Sder Pohlniſchen er welche deep RIERRIBe. — 
gelten. —— 1 
Die Silbergrube, plur. en ee eine Erube, eine Anſtan ans. iR 
ier der er wo Silbererz aebtechen ion. .% 


BR when 2 






























































Glimmer, welcher wie —— ausſichet, aber fein 
Silber enthält. 

—— —er, —— adj, et adv. Silber beygemiſch ent⸗ 
Haltend, Silberhaltiges Bleyerz. 


oder Dirantitäten, die—e, einin Kalt vermwandelteg, dei duch 


torte Erdart, welche zufülliger Weſe zuweilen Silber bey ſich 

führet, Suberkalk genannt. 

Die Silberkammer, plur. die —n. 1, Eine Kammer, d, 1. Ges 

2 mach, worm Silber, oder filbernes Geräth verwahrer wird. 

?- 2,An den Höfen, ein Collegium derjenigen Derfonen, welche zur 
Aufbewahrung und Neinigung des Silbergeſchirres beſtinnut 

* find. At deſſen Spige befinder ſich der Sitberfämmerer, weile 

er die Silberdiener, Silbergehülfen, Sitberfchreiber, Sil⸗ 

; berwaſcher und Silberwaſcherinuen unter fich bat. 

Der Bi berfämmerer, des —8, slur.utnom.fing. Siehe 

ı dar vorige, 

ger Salberkies, des —es, plar, doch nur von mehrern Arten 
oder Quansitäten, die u ein dei Silber an Farbe ägulier 

Aies 

Der Sitbertlang, 4 es, — die —Flänge, in der dichter 

Ey . zifchen Schreibart, ein dem Kiange des Sihers ähnlicher heller 

md angenehmer Klaug. Ich hötte den. SüberFlang feiner 

Stimme, Weiße, 


pen, di. großes unſörmliches Stück Silder. 

Der: Silberfönig, des —es, plur. die—e, inder Shmelzkunft, 
ein König, d.i. Kegel oder Conus, welcher erhalten wird, wenn 
man das Silber durch das Feuer von alten deyarmıfchten frems 
den Metallen ſcheder, und welcher ein reines von allen fremden 
Theilen befreptes Süberift. 

2 Das Stlberkorn,des —es, plur. die —Pörner, Diminut. das 

Silbert ornchen Silber in Geſtaͤlt eines Kornes oder Körnchens. 

In der Schelztunſt iſt es daher dasjenige Stückſchen Silber, 

weiches In Seſt alt eines Kornes bey dem Probierei 1 auf der Ka⸗ 

pelle liegen bleibt, 

ne Des — aut, des — es plur. inuf, ein Nabme des Bän: 

= feridge, weildeffen Blätter auf der untern Seire eine weiße Sil⸗ 

J berfat be baben 
Sie Silberkrone, plur die —A d. eine mit einer 


ſiedenen Ländern um? beſeuders in Frankreich asfchlagen wurs 
> Betr, und etwas mebr.@!$ einen Ahaler galsın; zum Untirföhiede 
won cimer Goldkrone. 

Die Stlöcrtryffelle, plur. Sie m, Kıykalen, welche man er» 
bälı, wenn man Silber in Sonen unflöfet,. und SIERT: ig 
bernach gehörig anſchleßen läſſet. + 

Zor @ilberfüchen,des —s, plur. utnom. ‚fing. & Siheri in Ge⸗ 

ſtit eines Fuchens. Beſonders wird in den melgdiitten das 

auf der Kapelle atze etcae vnaitec wegen diefer feiner Ge: 

Rat fo ge anne, 

Lahn, des —es, plur. doch nur yon nichrern Ar⸗ 

w irantitäten, die — “ein au-Bahn. geplätteser Sil- 


” ——— — ————— * ebrern Arten, , 
% ein mit weißen tem Silber Ähnlichen Flecken veriebener 
1, der daber auch von einigen für filberhaltig grakrs 
— nterſchiede von dei Soldlaſur. 
Beh U. 2, Bun a - . a 


Der Silberralk, des —es, plur, doch nur von mehren Arten 


das Feuer oder auch durch Säuren feines drennbaren Weſens ber 
raubtes Silber. Im Vergbane wird auch eine zufammen gefins . 


Pr Silberklumpen, des —s, Sie. utnom. fing. ein Klum⸗ 


= Die Sitsergubr, — bo an von — Arten, Sie Der Silberling, des —es, plur, die —e, eigentlichein Ding von 
en, im Bergbaue, eine Guhr, das ifl, ein zarter Icttiger 


Silber, befouders eine Dünge von Silber, eine Gilbermünze, 
Es iſt im Hochdeuntſchen längff veraltet, ſcheinet auch ebedem eben 
nicht von beſondern Arten der Silbermunzen üblich gewefen zu 
ſtyn; indeffen gebraucht e3 doch Luther in der Deutſchen Bibel 
febr bäufiz,eine Münzforte der älsern Juden auszudrucken, welche 
mit den Sedel gleiches Werthes war,und ungefähr ı2 Groſchen 
unfers Beldes betrug. In eben dieſem Verſtande fommiSilabar- 
ling ſchon im Tatſan vor, dagegen er in andern Stellen die drey⸗ 
fig Silberlinge, warnm Judas feinen Lehrer verrieth, ihrizzuc 
Pfenningo undthrizzuc Scazo nennet. Der Argenteus 
deralten Franken, deren acht einen Solidum aureum galten, 
ſcheinet eine ähnliche Silber münze geweſen zu ſeyn. ©. Ling. 

Der Silbermeißel,des —s plur. ut nom,ling.in deu Schmelze - 
bürten, ein Werkzeug in Geſtalt eines Meißels, das Blick ſilber 
damit von dem Herde abzuheben; der Silberfpieß. 

Die Silberm ünze, plur.sie—n. 1, Ein Collectidum, Münze, 
8.1. ©r1d, welches aus Silber gupräger iſt, ohne Plural, außer 
von mebrern Arten, Silbergeld,zum Unterfbiede von der Gold⸗ 
und Kupfer munze. Hundert Thaler Silberhimze, 2. Auh 
von einzelnen Siüden folder Beides, wo es ch une don eigente ⸗ 
Gin Medaillen gebraucht wird, 

Silbern,adj.etadv. 1.BouSilder, aus Siiher beftehend, Sil⸗ 
berne Geiape. Ein ſi berner Leuchter, Teller u. f. f. 2. Flgür⸗ 
ih. (1) Bon verſchiedenen Dingen, an welden nur ein Theil von 
Silber iſt. Line ſilberne Uhr, an weicher das Grhäufe von Sil⸗ 
berifl. (2) Verſilbert, ingleichen der glänzenden Farbedes Sil⸗ 
bers gleich; in der dichterifchen Schreibart. Das kleine diſch⸗ 
chen ſpielt bier im ſilbernen Bach, Weiße. Silbern war fein 
saar auf Feiner Scheitel, Geßu. (3) Dem hellen angenehmen 
Klange des Silbers ähnlich; auch. nur in der dichteriſcheuSchreib ⸗ 
art, . Sie ruftdie Glode bereits mit filberner Stimme zu dem 
landlichen Tiſch, Zachar. (4) Das ilberneWeltalter,die filberne 
Zeit,da die Einfalt der Sitten und des Herzens bereits anfingen von 
dem Luxus und den Laſtern verderbt zu werden; zum Uuterſchlede 
ſo wohl von dem goldenen als dent ehernen Weltaltar. : 

Anm. Bey dem Wilecam filberin, im Angelf, leolfren, _ 
im NRiederf, fulverm." 

Silbern, verb.reg. act. mit dünnen Silberblättchen überziehen, 
wof ür aber das zufammen gefeßte verälbern hblicherift: Audep 
jen bat Hert Herder das einfache wieder hervor gefucht und es im 
figürlichen Verſtande gebraucht :- Wie fie (die ‚Körigiun der 
Nacht, d.i, der Mond) die Schatten beglänzt und ſilbert. 


& Det Silber-Page, (ſprich Paͤſche, des —n, plur. die —n/ an 
7. Keong bezeichnete Mi F von Süber, dergleichen ehedem in ver- . 


den Höfen, ein Page, welcher das Silbergefchier feines Herren ; 
in feiner Aufficht hat, 

Die Sikberprobe, plur. sie —n, die Probe fo wohl des Eilbers, 
deſſen Reinigkeit zu erforfehen, als auch eines Erzes oder Minera⸗ 
les auf Silber, d. 1. ob es Aberhaltig ſey. 

Der Silberrauch, des — es plur. inuf. in den —— 
der Rauch, weicher ſich bey dem fein Brenyendes Silbers in dom 

Brennhaufe anlegt, undoftreihanSilberifl. 

Der Silberregen, des —s, plur.utnom. fing. it der Teuer _ 
werlskunſt, ein weißer oder ſilberfarbener Seuervegen, zum Mike ; 
terſchiede vondem Goldregen. ©, Feuerregen. 

——— —er ſte, adj. et ady. reich an zu virl Sil⸗ 

ber enthaltend, in ſich cutbaliend. 

Die Silberrinne, ©. Silbergerinne. 

Das Bilberröllden, des —s, plur: ut nom: fing. zu dünnen 
Blech. geſchlagenes und zufammen gerollies Silber, dergleichen 
diejenigen find, aus welchen man es Gold dur die Säuren zu 

eiden pflegt, 
R & t Der 


Der Silberrüf,. Ss eg, — So. nur BR — 
die—e, im Berghaue, ein Mineral, weiches in den Blaufarbene — 
anmerken nebft der Speife gewonnen-wird, und ſehr reich an Silber 
„if. Die letzte Hälfte iſt vieleicht das Wort. Rufe, die Hinde, 
Das Silberfalz, des—es, plur.doch nur von mehrern Arten, 
die, ©, Silber-Virriol. 
Der Silberf‘ baum, des—es, plur.inuf. 1. Schläden, wels 
S.che fi auf dem im Treiden begriffenen Silber fegen, und fo fange 
ſie noch Hüffig find, dem Schaume gleichen. - Es komme nur in 
" der DeutfchenBibel vor, dagegen diefe Kureinigfeit, welche gemei⸗ 
niglich aus©lätte beſtehet, in den Sch melzhüttenSilberfehla@en, 
And wenn fie erkaltet ift, Silberſtein beißt. Alle ihr Erz iſt zu 
Silberfch aum worden, Gech. 22,13, 2, Im gemeinen eben 
wird auch das zu zarten Blãttchen gefihlagene Silber, befonders 
. aber diennechren Blättchen diefer Art, Silberſch aum genannt. 
Die Silberſcheibe, plur. die — n, Silber. in Geſtalt * 
ESdcheibe. 
‚Der Silberſchimmel, des—s, plur, ut nom, fing. ein fit 
berfarbener Sphimmel ; zum Unterſchiede von einem Schwarz: 
Schisemel, Roshfhimmel, Sonigfehimmel,gechtfchimmel u. («f. 


"Die Silberſchlacke, plur. die—n, diejenigen Schladen, welche 
‚bey dem Treiben des Silbers öben.adgezogen worden, ©. Silber: 


Schaum und Silberftein. 

i Der Silberfiymid, des—es, plur. die —e, ein Künſtler, wel⸗ 

her allerley Geräth aus Silger verfertiget. mie Silberſchmid⸗ 
‚sen um die Werte arbeiten, Weish. 15,9. Weil ein ſolcher 
Künſtler zugleich in Gold arbeitet, fo nennet man ihn, jetzt gemri ⸗ 

niglich Goldſchmid, und in der aufländigern Srrechares oAd⸗ und 


— 
s Silberſchock, des — es, plur.die—e, Siehe Silber: 


groſchen. 
5 Sitherfäpreiber, des—s, plur. ut nom, fing. an.den 
Höfen, ein Bedienter.dey der "Silberfammer , welcher die Ver⸗ 
x ‚über dag vorräthige Silbergefhier in ſeiner Verwah⸗ 
zung bat, und über die dabey vorfallenden — die Rech ⸗ 
ung führet. 

Tie Silberſchwärze, plur. doch nur von e 
im Bergbaue, ein ſchwarzer filberhaftiger Staub, welcher aus ei⸗ 
‚nem verwitterten weißgüldenen Erze eytftehet, BR auch vufiges 
Silbererz genannt wird, n 


"Das Silber:Service, (fprid SilbersBsenwieh)de—s, plur. 
die ⸗e/ aus dem Franz. Service, das zufanmen gepöriger dar 


. felgeräth von Silber, als ein: Ganzes betrachtet. 


Der Silberfpieß, us —es, plur, die —e, ©. Silber: 


meißel. 


Der Silherfpinner, des—e, plur. ut nom. fing. Fämin. 
die Silberfpinnerinnzeine Perfon, welche feidene Fäden mitSil, 
berlahn überfpinnet, und welche am häufigften- Gola: und Sil- 
berſpinner genannt wird. 


Der Si [berflein,des—es, plur. doch nur von mehrera Arten 
„der Quantitãten, die —e, im Hüttenbaue die verhättete Silber⸗ 
ſchlacke/ welche ben dem Treiben des Silbers oben abgezegen Bu 
und nichts anders als Ölätte ift. 

Der Silberfioff,des. —es, plur. doch nur von mehrern En 
und Quantitäten, die—e, ein Stoff oder künſtlicher Zeug, "def: 
‚fen Grund aus Silberfäden beſtehet, worauf Blumen von Seide 
mit ihren natürlichen Farben gewirkt find; zum Unterfchiede won 
dem Golöftoffe. S. das folgende, 

Das Silberſtuck, des — es plur. die —e, ı. Ein Stück un⸗ 
verarbeiteten Silbers, 2, Der Silherſtoff — oft ohne Artikel 
ASideeu genannt. Ein-Bleid von Silberſtück 


‘Der Silberton, des—es, 


f 
a 
Ä 





Die Sitberuke, — — gine — bi Siie, Shen — 3 


erz. Ingleichen eine jede Stufe — * wor in eine icag 
“tie Menge Silber befindlich ifte 

Der Silbertalf, dea—es, plur ns nut von — Irten ° 
. oder Quantitãten, die—e, ein filberfarbener Talk, welcher aber 


nichts von Sitder enthält „zum Unterfipiede von. dem SEN. 
und fo ferner, 


‚Die Silber: Tinctür, plur, doch nie eon mehrern Arten oder 


Duantitäten „die —en, eine-flüffige Arzeney, welche aufgelöfetes 
Silber enthalten pl, Tinactura Lunae © 

plur. die —eöne, in der dichteri⸗ 
fen Screibart ein heller angenehmer, dem Klage ae) 


ähnlicher Ton, u : | 
Schon lauft der Silberton such. Sie belehren Saiten, rl 


Zachar. 

Der Silber-Vittiöl, des—es, plur. doch nur von mehrern au, 
ten oder Auantiäten, die—e, Silber in Geſtalt eines Vitrioe 
les, d. i. ein von einerSäure mtzeio ſetes und wieder zu gryſtalen 
eingedicktes NE >Silberfals. 

Der Silberwagen, des—s, plur. ut-nom.fing. indemlifuies 
fihfifhen Erzgebirge, ein Wagen ‚welcher alle viergehen Zagevon 
Freyderg nach Dresden gehet, das Braudfilber in die Ranen⸗ * 
fert, und das daraus gemüngte, Geld mit zurück bringt. Ya 

Der Silberwäfcher, des—s, plur. ut nom. fing, ‚Fänin. 
die Silberwaſch erinn, an den Höfen, gewiffe Perfonen, welde 
zur Silberkammer gehören, und das. Sitbergefhirt wafgenund 
geinigen. = 


Silberweiß, adj. et Adv. fo weiß wieSilder, ©, Süberfarben,; 


„Die Stlbermeiße, plur. inuf, die-weiße Zarbe des Silbers, 


das ift, eine weiße mit etwas Gelb vermiſchte Farbe, RER 
© berfarbe. 


per Silberzahn,- —— plur die ⸗zahne im Berghaus, . 


Zahne, das.ift, Stängelchen gediegenen Gilbert); — Si 
len durch das Geflein feßen; 
— Silberzain, des—es, plur. die —e, in den Prüngen u. — 
‚Silber in Zaine, d. i. langevieredige Stäbe gegofien; — 
berbarre. 
‚Die Silge, plur.inuf; im gemeinen Beben... ein Rabıne" einee \ : 
„einheimifchen Pflanze, welche mit ihren Axteneingefhnittene oder 
sreingeferbte Blätter hat, Selinum L, Die Peterfilie bat inder  . 
+ äußern Geſtalt viele Üpnlichkeitdemit. Es.fcheinet, baßfowohl - 
der Deutſche Nahme Silge, als der verwandte-Selinumy eben 2. 
dieſe eingeferbte Beſchaffenheit der Blätter ausdrücke, da eun 


beyde zu Sulcus, eine Furche, dem Niederd. Siel, ein Kanal, * 


: dem alten zalan theilen, u. f-f.gchören würden. ©. Sahl. 


“Die Sille, plur. dien, bey den Federfhligen, zarte in ein. 


. Dreped gefhlungene Riemen, welche den Locvögeln um den Leib 
gelegt iwerden, fie damit vermittelft einer Schnur anf dem Vogel 
derde zu befeftigen, welches. anſillen genannt wird. Es iſt mit 5 
* Seil und dem Niederſ. Siele, “ein Niemen, die Sielen rn das 
MPferdegeſchirt, auf das ‚genauefte verwandt. N 


Das Simmer,, des—-s, plur. ut nom, fing. cin nur im Obere — 


deutſchen übliches Maß trockner Dinge, beſonders des Getteides, 
weiches aber doch nicht überall gleich if. Ju dee Pfalz undin 
> Franfen hält ein Simmer 2 Megen, 4Scdhter, oder 16 Gehe 


vier Simmer madsen dafelbft ein Malter oder Achtel. Im Wür - z 


© tembergifchen hit ein Simmer, oder. wie man daſelbſt ſpricht 
Simri, 4 Vierlinge oder Unzen, und acht Simmer machen das 
: felöft einen Scheffel. Es ſcheinet urſprünglich ein Gefäß, einem © 
‚hohlen Raum zu bezeichnen, und mit Zimmer Eines Geſchlhtee 
zu fenn. (S. auch 4 Saum, welches auch als ein Map Füfisee  - 
Dingegebedügt wird. Es kommti in —— — 





a 


x R in allen drey Gefchlechtern vor, doch ſcheinet das ungewiſſel das 


gangbarſte zu ſeyn. 


— 


VBerbrechen, da man geiſtliche Amter durch Gaben oder Geſchenke 
ai ſich zu br ingen ſucht; eine von Simon dem Zauberer, Apoft, 8 
entlehnte Benennung ‚der die Gaben des heil. Geiſtes mit Geld 
.  erfanfen wollte, ea; 
Simpel/ fimpler, impelfie.adj. et, adv.ausdem Franz fimple,. 
"= oder demfät, implex,cinnur im gemeinen Leben übliches Wort, 


ER ” andern Pus. 2. Einfältig, im nachtheiligen und verãchtlichen 
en -Berfiande, Ein ſimpler Menſch 
—* Der. Sims,des — es, plur. die — e,einfich indie Länge erſtre⸗ 
‚Fender und zugleich hervor ragender Theil eines Dinges, wofür 
doch Gejims faft üblicher geworden, . So wird in den gemeinen 
Bürger, und Bauerſtuben, ein Brot, welches in der Höbe um 
—* die Stube herum gehet, etwas darauf zu legen, das Sims oder 
Geſims genannt. In engeter und gewöhnlicherer Bedeutung iſt 
der Sims, noch mehr aber das. Befims, ein zierlicher hervor fes 
bender Rand, welcher den obertt Theil der. Säufenordnung- auss 
macht, aber auch an dielen andern Dingen als eine Einfaffung - 
angebrahtwird.. 7... 
Anm, Bey dem Hornegk Symis. Vitenv nennet das Geſims 


Zinne, Ital. Ci ma Franz. Oimier, abzuſtammen ſcheinet, weil 
der Sims gemeiniglich den oberſten Zierrath eines Diuges aus⸗ 
macht. Jnudeſſen gibt auch. die Ausdebnung in dieLange einen gu⸗ 


Binſen u, f.f. gehören würde; ingleichen der Begriff der Zierde, 
von Isländ, Sams,gierde, lemf':,beihiden,fhmürken, zieren. 
Im Schwed. iſt löma, ſich siemen; und Söme, Sömd, der. 
Woblſtand. In einigen Gegenden iſt es nugewiſſe n Geſchlech⸗ 
2. tes, das Sims. S. auch Gefims.. vn 
Der ®imehobel, des— 5; plur. ut nom. fing. ben den Tiſch⸗ 
R; lern, ein Hobel, Simfe damit zu verfertigen; der Geſimsbobel. 
- Die Simefachel, plur. die — n, ben den Töpfern, eine Art mit 
Simfen verfehener Dfenfageln, zum Unterfchiede vonden glat⸗ 










2 ten; die Gefimstädel. . % 

er Simsflein, des — es, ‚plur. die —e, .zirrlich geformte 

„oder gehauene. Steine, Simſe damit zuſammen zu-fegen, Ge: 

ne  fimsflein. !- — 

Sinau, S. Sinnau. ——— 

Singzebar, —er —fe, adj. et adv, was ſich ſingen lãſſet in⸗ 

glachen, was ſich leicht, mit Anmuth fingen lãſſet. Ein finger 

Bares. 

1 Der Singehiß, des ⸗ſſes, plur, die —bäffe, in der Muſik, der‘ 
© Bas , ſo fern er nefungen wird, und die Noten, nach welden ders- 

felbe geſungen wird, ES 

Das Singe hor, des — es, plur; die —höre, ein Chor fins- 

‚gender Prrfoner®, ein Ebör Sänger, - | | 


— ——— 


‚oder Sangdroffel üblichrs Wort; Turdusminimusnollras 
Kl. welche mit ihrem Gefangr die Nachtigall nachahmet. 
. Die Bingefliews, plur, Sie—n, eine Art Fliegen mis kurzen 
borfienähnlichen Fihlhöruern, welde im Fliegen einen ſiugenden 
London ſich hören laffen, EN ’ 
H . Die Singefuge, plur. die —n;inder Muſik eine Fuge, welche 
rer gefungen wird ; zum Unterſchiede von einer Inſtrumen tal⸗ guge. 
Die Singekunſt plur. car. die Fertigkeit, nach den Regeln der 
EB Kunft zu ſingen ʒ ein Sheilider Muſtk oder Tonkunft. 
Singen verb. irreg, ich fings, du fingeſt oder fngft,. er finger: 
ader-fingt; Imperf ich fang, Conj. Fänge; Mittelw, gefuns 


' Kal . * 


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— 


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— 


* 


I‘ . 
BE PER X — 
* BEN nr - . z = tr 
—32 N ERS ne 


Die Simonie, plur. die— n, in dem kirchlichen Nechte, ein 


1. Einfach, ungefünftelt, Ein fimples Bleid, ohne Treſſen und 


Ei; Cy.ıinatium, daher diefes fo wohl als das Deutſche von Bimme, . 


ten Ableitungsgrumd ab, da es deun zu Saum, Srime,Semfe,. 


"Die Sirzedrofel; plur, die —n; ein auch für Gefangdroffel, - 


Schwed, Tjunga,und ſelbſt iagan bey dem Oltsfrird; entweder fo 
— 


ee 


gen; Imper. Ange Es ſt eigentlich ein Neuttum / welches dase 


Sulfswort haben erfordert, und einen gedehnien bell tönenden 


Laut vorbringen, bedeutet, welchen Laut diefes Zeitwort gen au⸗ 


nachabmet. So wird rs im gemeinen Leben noch häufig von gewiſ⸗ 


ſen Dingen und Werkzeugen gebraucht, welche diefeit Laut her vor 


bringen/ da man dern fügt, daß fir fingen: Weil man das Pfeifen: 
* der-Kanonenkugeln in der Luft ehedem auch fingen nannte, fo fühe 


. vete daber eine Art Kanonen auch den Nahmen der Singerinn, 
welche um eben deßwillen euch die Machrigalt gehannt wurte, 
Das Islãnd. lyngia wirdauf ähnliche Art vor dem Shwirxeir- 
des Schwertes in der Laft gebraucht. Dahin gchörer auch det Feh⸗ 
ler: der Ausſprache, wenn man die Eplben mit einem aedehnten >. 
hell tönenden Laute sansfpricht, da es denn ganze Provinzen und! 
Völferfchaften gibt, welche im Reden fingen. x 

In engerer und gewöhnlicher Bedeutmig ift fingen, ‚dein Ohre 
angencehmeBewegungen der Stimme, abwechſelnde Flingende Tö⸗— 
ne. vermittelft dev Stimmebervor bringen. So gebraudpt man es 
von gewiffen Vögeln, welche foldhe abwechfelnde wohl Elingende: 

„ Söne hervor zu bringen im Stande find, wo man daf ur auch ſh la⸗ 
gen fagt ; daher die Sang- oder Geſangvögel eine eigene Claſſe 
ausmachen. Noch mehr von der menſchlicheu Stimme; fo wohl als 
ein Neutrum / als aud) active, vermittelft des Singens ausdruden.- 
Singen lernen. Schön, ſchlecht, ſchwach, farkfingen. Flach: 
Foten fingen. Zur Laute, zum Claviere, in die Laute, in. 
das Clavier fingen. In der Oper/ im Concerte fingen, Durch 
die Hafefingen, wenn der Ton mit der Kehle an den Gaumen: ' 
des Dlundes angedrüdt wird, Einem ſingen, in der höbern: 
Schreibart, ibm zu Ehren, zu ſeirem Ruhme fingen. . Somud- 
ecıive,2in Lied, einen Pfalmen, eine Arie fingen, -. Die Hefe: 
fingen.‘ Den. Alt, den Discant, den Baßfingen, Figürlic,. 
3. Einen fingen, ibn defingen, in der höhern Schreibart. Di; 
fang der Jungfraun Chor, das Rränze für dich wand. Cron. 
2. Sein vergn ugen ſingen, auch narin der dichterifchenSchreibe- 
art, fein Vergnügen durch Singen anden Tag legen. Die Dögel- 
in der Luft und der ‚Zirt aufdem Selde fingen ihr Entziien; 
Gefn.3. Dichten, Verſe machen, gleichfalls nue in der poecifchen; 

Schreibart, in welcher die ſeBedeutung aber ſchon bey den Schwã⸗ 
biſchen Dichtern vorfommt zobne Zweifel, weil die älteften Dich⸗ 
ter ihre Gedichte gleich herſangen. h a 

Die im gemeinew Leben übliche Redensart, da hilft Fein Sin⸗ 
gen noch Sägen, d. i. Fein Verbiethen, HR ſchon alt, und wurde- 
von den Sch wãbiſchen Dichtern fehr Häufig für-fingen und dichter: 
gebraucht. . - r 

Swas ichfinge' und [was.ich fäge 

Söne wilfi doch nihttroeflen mich vilfenden 'mar;, 

i i Heinrich von Morunge, 
Ein lieb ichmir vilnahetrage: 

Desich zeguotenie vergas, 

DesErefinge ich und fage, Reinm, der Alte. 

O we groffer leide, 
Mih froit'niht der anger noch dieheide 
Noch-fingennoch Tagen, Ulrich von Winterfletten,. 
Rein Singen und Fein Sagen \ 
Dermag-den Tod zu jagen, Opitz. 
So auh das Singen: S, and Sang und Grfang,. 
Anm, Schon bey dem Kero fingan, finkan, bey dem Otufe led 

fingan, im Niederd, gleichfalls fingen , int Angelf. figgan, im 

Engl. to fing, im Schwed, funga. Unfer Zunge, Ton, tönen, 

bas Sat. canere, und in Zuſammen ſetzungen cinere, find genau 

damit verwandt, Ehedein bedentete'es auch. Irfen,, brrfagen, wie: 
des Uphilas figguan, (fprih finguan) dasAngelf. Iingan, dag’ 


fern: 


ein 


103. : 


fern das Lefen des großen Saufen⸗ wierlich eine Art des Stagens — 


iſt, oder auch als ein Verwandter von ſagen. ©. daſſelbe. 
Das Singepult, des —es, plur, die —e, cin Pult, vor welchem 
man ſinget. — 
Der Singer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die Sin⸗ 
gerinn ein jegtveraltetes Wort, wofür Sanger und Sängerinn 
üblich find. Ehedem wurde auch eine Art Karthaunen oder gro⸗ 
: Ber Kanonen, welche 45 Pfund ſchoß, fo wohl die Singerinn,als 
au die Hachtigall genannt, ©. Singen. 


Das Singefpiel, des —es, plur.die —e, ein Spiel, d. de 


 matifches Stüch, welches gefungen wird ; miteinem Italianiſchen 
= Runftworte eine Opera, oder Oper. 


Das Singeftüd,des —es,plur. die —e ein mufifafifges Stüd, 

welches gefungen wird. 

Die Singeftunde,plur, die —n, der Unterricht im Singen nach 
Stunden, und eine folch« Stunde. Indie Singeſtunde geben. 
Singehunde baden, von dem Lehrlinge; Singeſtunde geben, 

von dem kehrmeifter. 5 \ 3 
* Der Singetanz, des—es, plur, die—tanse, ein nur in der 
Deutſchen Bibel befindliches Wort, einen Tanz zu bezeichnen, bey 
ivelchem gefungen wird. Ich höre ein Gefchrey eines Singetan⸗ 
zes, 2 Mof. 32,18. 

Der Singenogel, ©. Geſangvogel. 

Das Singeün, des —es, plur. car. ein für Ingrün in vielen 
Gegenden übliches Wort, fo fern es das Wintergrin, Vinca 
minor Linn, beseichnet, welchesfeins bochgrünen Blätter auch 
im Winter behält. Friſch glaubt, daß die erfte Hälfte des Star 
wonifchen fin, grün, ift, da deun das Worteine Favtologie enthal⸗ 


ten würde. Allein es ann Auch das durch den bloßen Sifchlauf 


werftärkte intenfive in fenn, S. Ingrun. 
Sinken, verb.irreg. Imperf. ich ſank, (im gemeinen Leben ich 
funk) Conj. ich ſanke, (im gemeinen Leben fünfe;) Mittelw. ge: 
' funfen ; Imper.finte. Es iſt in doppelter Geſtali üblich. 
1. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, nah und nach 
und allmehlig fenfrecht in die Tiefe beweget werden, ſich ſenken, 


von weichem: Isgteen thärigen Zeitworte es das Neutrum iſt. 


1. Cigentli. Ein Stein, welcher indas Waſſer geworfen wird, 
finft auf den Boden, oder finftunter. 2in Schiff fin!t, oder 
fängt an zu finfen, wenn es zu ſchwer beladen worden, oder eis 
nen Pre bekommen bat, und ſich, ſtatt zu [hwimmen, auf der 
Srund ſenket. Das Schiff iſt gefunfen. Die Hände finken laf- 
fen.- In den Schnee, in den Moraſt ſinken. In Ohnmacht fin= 
Zen. Ineinentiefen Shlaffinfen. 2. Figürlich. (1) Dis zu 
einem gewiſſen Grade erniedriget werden,in der edlen Schrribart, 
und’ mie einigen Vor⸗ und Nebeuwörtern. Dev vornehmſte 
Stans finft deito tiefer herab je mehr er die Welt in ihren Er⸗ 
wartungen bintergebet, Weiße. Ich werd: nicht zu Siefem un: 


würdigen Betragen hinunter finten, mich nicht fo fehr erniedrie 


gen. Wie tief ſinkt dev Menfch unter die Menſchen, der ein 
geld it, Wein zu ſaufen! 


Zuviel! Faſt fan? der Menſch sum feigſten Wurm in mir, - 


- Weiße. 
(2) Rad und nah abnehmen, an innerer Stärke vermindert wer. 
den, nurin einigen Fällen.- Den Muth finPen laffen. Da ſank 
der Zorn der reuerfüllten Götter, Raml. Das matte Ach if fo 
wohl Laut der zerſchmelzenden Liebe, als der ſinkenden Ders 
zweifelmg, Herd. 
11. Als ein Hetinum, nach und nach in die Tiefe beivegen, eine 


niur im figüelichen Verftande im Bergbaue übliche Bedeutung, 


indem in andern Fällen dafür ſenken üblich ft. Der Bergmann 
Anet/ wenn er in dir Ziefe grabet. Einen Schacht finfen, ab: 


geichnen eine laugſame und allmählige, fallen aber eine ſchnellere a 


Der Sinker, des—s, plur. utnom. fing, 


Sauptʒwiebel in fenfrechter Tiefe wachen, zum Lnterfchiede von 


Bergbaue einiger Gegenden, 3.8, in dem Mansfeldiſchen finddie  - } 
Sinker eigene Bergleute, welche nur Schächte ſinken oder abs 


-Der Sinfler,des—s, plur. ut nom. fing. int Bergbaue, einge» “ 


Der Sinn, des—es, plur. die—e, ein Wort, welches eigentlich $ 


- bey Sinnen feyn, den Gebrauch feiner Siune nicht. haben. 


— 


J ‚en, oder fälten, in die Ziefe graben. So auch in den Zuſam⸗ 


4 


menſetzungen Durchſtzken und Erfintn. t 
Daber das Sinken, und in der thätigen Form im Bergbaue 
auch Sinkung. Re, \ 
- Anm. Bey dem Nicker inchan, im Niederf, gleichfals fine 


ken, bey dem Ulphilas figguan (pri Auguan,) im Schwed. 


fjuaka. Es iſt cin Iurenfivum von fliegen, welches chedemfehr , 
bäufig für finFen gebraucht wurde, Ein anderes Antenfivum das -⸗· 
von iftdas Niederf. ſacken, welches in einigen Fallen gleichfalls 
für finfen gebraucht wird, (S. Siegen.) Sinkenundfiegende 


und heftigere Bewegung nach dein Mittelpuncte der Efde, - u 
1, Im gemeinen Les. - 
ben für. Senker, ein zur Fortpflanzung abgeſenkter Zweig eines’ 
Gewähres, (S. Senfer.) Ben den Eufipanen bingegen, find -. 
Sinker die jungen Brutziviebeln, welche unter den Zaferndeer 


den Seglingen,weldhe zur Seite der Hauptzwiebel wachſen. 2.Am 


ſinken, S. Sinken 1I. 


ſchworner Bergbedienter, welcher eine gewiſſe Zeche in ſeiner Auf⸗ 
ſicht hat, und auch Sinkergeſchworner, Schauherr, und in den 
WMansfeldiſchen Schieferbergwerken Schiefernefipworner ges 
nannt wird; obne Zweifel auch von ſinken, in die Tiefe graben. 


das Sehen bedeutet, hernach von der Fähigkeit zu fehen, in weite⸗ 
ter Bedeutung aber au von der Fähigkeit zu empfinden, und 
dann figürlich von faft den meiften Fähigkeiten der Seele ges 





braucht wurde, Heut zu Tage hede ntet es noch ,/ 
1. Eigentlich, die Fähigkeit zu empfinden. — 

(1). Überhaupt. Der außere Sinn, die Fähigkeit Diuge zu 

empfinden, welche außer ung vorg hen, liin Gegenfage des innern 


J 





S nnes, welcher das empfindet, was in uns felbft dorgehet. we⸗ 
der Sinn noch Leben haben, eine. Eupfiadung oder Bewigung, 
Beinen Sinn fir etwas haben, keine Empfindung. Indiefer 
\ weiteren Bedeutung ift esim Singular am gebraͤuchlichſten, da | 
denn die ganze Zähigfeit zu empfinden drzeichnet. 
(2) In engerer Bedeutung, die Fäbigfeit, die Dinge außer uns 
zu empfinden, und da fich diefe Auf vrrfchiedene Art äußert, fo iſt d 
es. von diefen Arten am üblichften.. Der Menſch bat finf Sinne, . 
dir In ſeeten theils weniger, theils vielleicht aucd mehr. Die 
Sublborner der Infeeten find vieleicht Ruh Werkzeuge eines a: 
‚unbdefannten Sinnes. Der Sinn des Gefichtes, das Sıhen, 


von welchem alle übrige Bedeutungen diefes Wortes Figuren 
‚find. Der Sinn des Gehöres, des Geruches, des Geſchmackes, ; 
"des Befübles. Etwas mit feinen Sinnen begreifen. Dasfäle 
mir in die Sinne, läßt fi mit den Sinnen empfinden. Fripe. 


EEE 


2. Figürlich. « — — 
(1) Die Fähigkeit des Bewußtſeyns, d. i. ſich von andern 
"Dingen zu unterfcheiden, da es denn nur in eintzen R. A, im Pin“ 
ral gebraucht. wird, als eineunmittelbare Figur dre vorigen Alle 
Bern Sinne. Bey Sinnen feyn, ſich feiner und anderer Dinge 
außer fih bewußt feyn ; im Gegenſatze des nicht bey Sinnen 
feyn. Bor Sinnen fommen, eigentlich den Gebrauch der ußern 
‚Sinze verlieren, dann aber auch das Bewußtſeyn feiner und an⸗ 
derer Dinge verlieren. Seiney Sinne beraubt fryn. 

(2) Die Fähigkeit zu erfeunen und zu beuctheilen, der Vers 
fand; weil felbiges zundchft vermittelft der Stune geſchiehet, da es 
denn auch Hier ehedem iur Plural gebraucht wurde. Ein Pfert 

‚oder 


> 





dage des geiftlichen oder himmliſchen Sinnes. 


si. nm. ' 








205 re sin 


"oder ein Mul-di Hyt Sinne hant,. Notfer, Feinen Berftent, 
Seubte Sinne haben, Edr. 5, 14. In chen diejem Verftande 
 fagt man auch, nicht bey Sinnen feyn, den Gebrauch feiner Ders 
fandesträfte nicht haben, bey Sinnen seyn. 
lective und im Singular allein von den, ſäümmtlichen Verſt andes⸗ 
s . träften. viel denfen fehärft den Sinn, Opis. Kin Gegen⸗ 
fand, wsrüber ie ein menfchlicher Sinn Gegrüdelt bat, Herd. 
Indeſſen iſt doch im Ganzen dafür Verftand und Verſtaudeskräf- 
te üblicher. So auch Bloͤdſinn, wahn ſinn/ Scharffinn, Tief: 
Ann Unſitn 
(3) Die Sähigfeit zu wollen, ſich nach Borftellungen zn des 
Eimmen; wo es ebedem auch von einzelnen Wirfungen diefer 
Fähigkeit gebraucht wurde. Die Sinne-des Hersens, Hebr. 4, 
22, di, die Begierden des Willens, viel Köpfe viel Sinne, 
- wo es aber and Meinungen bedeuten Fann, Am üblichfen cols 
lective und obne Plural von dem ganzen Begehrungs der mögen; 
das Gemüth, ingleichen die Gemüths art. Sich etwas in den 
Sinn kommen laſſen, fein Braebrungsvermögen darauf richten. 
‚Das ift miv niein den Sinn gekommen, Sich etwas aus dem 


Sinne fchlagen, nicht mehr dar nach trachtan⸗ ingleichen keinen 


Aummer, keine Unruhr mehr empfinden. Das liegt mir ſtets 
- din Sinne, im Öemüthe, im Gedächt niſſe mir Eiufluß auf den 
. Willen. Sich etwas zu Sinne sieben, zu Gemüthe. 
.Bofes wider jemand im Sirne baben. Des fanfteWefen 


x des weiblichen Gefchlech tes mildert den muthigen Sınn des 


Manns, daß er-nicht in Trsg ausarte, Gell. Der fleifche 
= Fiche, der irdiſche Stun, in der Deutſchen Bibel, die Fertigkeit, 
ich nach bloß ſunlichen Toarfkillungen zu beftiniinen, im Örgen- 
: in bober . 
Sinn der nach hohen Dingen frachtet. Kin patriotiſcher Sinn, 
sie Fertigfeit zur mösfichen Leiſtung der Pflichten der bite 
gerlichen Sen chaſt So auch Leicht ann, Kaltſtun, Gleich— 


oder des Begebtungenrrmögens i in einzelnen Fällen, der Wille, 


doch nur in-einigen Fällen und gleichfalls ohne Plutal. Anders - 


Sinnes werden, welches auch noch im writern Berftande, anderer 
. Meinung werden, bedeutet. ind fie noch des Sinnes ? des 
MWilens,des Borbabene, der Meinung. Auf ſeinem Sinne bleis 
. ‚ben, bey feinem Vorſatze. Sie Andalle Lines Sinnes, haben 
in dieſer Sache einerley Willen, eincrley Meinung. Es gehet 
"nicht nach meinem Binn. . Jemanden N Sinn fahr en. 
So auch Ligenfun, Sartfinn.. ; 
(5) Der Sinn eines Wortes oder einer Rose, diejenige 
Vorſtellung, welche dadurch erwecket werden fol, der verſtand, 
- die Bedeurung, welche beyde doch haufiaer find; gleichfalls ohne 
‚Hlural, Der veraltete Sinn eines Wortes. Der ſig ürliche 
Sinn. Sanch Unſinn. 
(6) Slerber arhören: auch noch folgende veraltete Beden⸗ 
‚tungen. (a) Rlusbeit, Weisheit, in welcher Bedeutung es bey 
dem Strycker nnd feinen Zeitgenoffen mehrmahls vorfonmt. 
(6) Kunſt Geſchicklichkeit gleichfalls bey den Schwäbifchen 
Dichtern. (Siebe Sinnreich.) () Das Griffen, in Shwas 
— —— I. () — ne ‚iin Schwed. 
“Sinn... - 
Texwrdank anzwe vt ym mit Spnnen, Shen * Kap. 76, 
66) Der Geift, die & ‚eig, bey dem Ottfried Sinn, 
=  Libund Sinne, 
Die gab ichir fureigen, Graf Aud von ehe: 
Anm. In allen dien Bedentungen bey den Ottfried u, ſaf. 
- Sion, im $ Rirberbeutfgen gleichfalls Sinn, im Schwed. Sinne, 
dmg. * nuo, im gar. Senflus, Da⸗ Hoppeiten dentet eine 


Ingleichen eols . x 


Etwas 


44) In engerer Bedentung, die Betimmung des Sinnes 


Su 
Antenfion an, und es iſt mehr als wahrſcheinlich daß Biefes Wort 
von ſehen abſtammet, welches ohnehin nicht in allen Fälfen der 
Hauchlaut hat. Im Niederf. ift fien, feben,das Gvficht beißt bey 
dem Ditfeicd Gifiun, und die Erfcheinung bey dem Ufphitng 
Siuns,fo wie innen bey dem Notker erfcheinen bedeutet, Sin⸗ 
nen ſtammei eben fo don fehen ab, wie beginnen von begehen. 
Das Sehen ift der erfte und vornehmſte Sinn, und hat daher gar 
wohl zur Benennung des ganzen Gefchlechtes und aller davauf 
gegründeten Fähigkeiten der Seele dienen können. (S. Sehen 
nnd Sinnen.) In der erſten Endung des Plurals lauter dieſes 
Wort bey einigen die Sinnen, befonders in den ftgürlichen Beben, 
tungen, wo es oft für denSingular gebraucht wird, Im Hochdeut⸗ 
ſchen iſt diefe Form veraltet, außer daß die Dichter fie um dee 
Bequemlichkeit des Reimes willen zuweilen beybehalten, 
Das Sinnau, oder Sinau, des—es, plur. inuf, der Nahme ei⸗ 
- ner einheimiſchen Pflanze, weiche breite runde lappige Blätter 
hae, aufden Teiften i in den Wälder wäghfet, und ein antes Heil⸗ 
krant if; Alchemilla vulgaris Zinn. Liwenfuß, gülden 
Gänfecich, Marienmantel, Scauenmantel. "Die beyden I: 8ren 
Nehmen hat es vermuthlich wegen der Gefkalt feiner runden lap⸗ 
pigen Blätter, und da in einigen alten Bocabufariis Sinna feine 
Leinwand bedeutet, welches Friſch von bylinus mit Wrawers 
fung der erften Sylbe ableitet, aber auch vorSiudon abſtam— 
‚men kann: fo könute ſich der Nahme diefer Pflanze auf eben 
die ſelbe Arnerklären laſſen. Da fie indeſſen das Beſondere haben 
ſoll, daß der Thau auch im Sonnenſchein darauf ſtehen bleibet, fo 
wäre zu unterfuchen, ob fie nicht dielmehr von die ſem Umſtande 
benannt worden ;.etiwa von Sonne und Yu, Ya,Wafter, Im 
Dänifpen heißt diefe Pflanze Synav. 
Das Sinnbild, des —es, plur. die —er, von Sinn, entweder ſe 
fern es den Verſtand eines Wortes oder einer Rede bedeutet, oder 
auch ſo ‚fern 23 ehedem für Erinnerung gebraucht wurde, ein kör⸗ 
perliches Ding, und deſſen Figur, ſo fern es uns an erivas unkör⸗ 
perliches erinnern fol; Embleraa. So iſt der Anker und der 
fen Fiaur ein Sinnbild der goffnung, Im weiteſten Berftande 
ift ein jedes Törperliches oder ſinnliches Ding, fo. fern eg ein une 
Törperliches bezeichnet, ein Sinnbild. So iſt ber Athen, der 
Wind faft in allen Sprachen ein Sinnbild oder Bild der Seele, 
und die Wörter-Geik, Spiritus, wveuge, usf. fe find bildliche 
oder finnbildliche Ausdrücke. — 
Sinndildlich, adj. etadv. ein Sinnbild enthaltend, und als ein 
Mebenwort, auf ſinnbildliche Art. 
Sinnen,Ferb.irreg.neutr. welches das Hälfswort haben erfor⸗ 
dert; Imperf. ih ſann; Mitteio, geſonnen; Imper finne, 
—— durch wiederhohltes oder gefchärftes Beuken zu er . 
forſchen ſuchen. Ich inne undfinne, und kann mich. doch nicht 
darein finden. Hin und her finnen, überall herum ſinnen. 
Salchen dentt und ſtant und lebt inmiv, Gel, Die Sache, wel⸗ 
che man durch Denken zu erforſchen ſucht, befommudas Vorwert 
auf. Auf eine Liſt ſnnen. Er ſann auf neue doltern ihn zu 
peinigen. Der Geiſt ver Kaufmannſchaft ſinnt nur auf den 
Erwerb dev Reichth imer. Daher das Sinn⸗n. 
Anm. So auch in den Zuſam menſetzungen Au s ſin nen/ beſt n⸗ 
nen, erſinnen, nachſtnnen. Allein in geſtunen hat es goch einige 
anbere Bedeutungen, welche doch ius geſammt indem Squntworte 
Sinn gegründet ſind. Die Mittelwörter geſtunt und geſonnen 
find allem Anſehen nach eher von dieſem Zeitworte gefinken ab⸗ 
zulelten, als bon dem eiufachen ſn en. Daß es vermuthlich ein 
Snterfivum von ſehen ift, iſt ſchon bey Sinn bemerket worden, 
S. dafſelbe) Das bey dem Ollſried befindliche finnan, veafen, 
gehöret nicht hierher, fondern zu Gefinde und Senden, von ivels 
‚hen fester es das Nutrum ifk, 
@3 Die 


106 


4 * 


BIT — ein 2 


2 Die Sinnesänderung, plur.. dien; bicHuferungbe Sins 
nes, d. 1, feines Borfages, Willens, am häufigften im enarrn Vers 


; ſftande und in der Theologie, die Snderung, andere Richtung und 


Beſtimmung der ganzen Gemuthefaſſungi in Abſicht auf Gast; die 
Bekehrung. * 


Tas Sinnge dicht, des —es, plur. die —e in der Dichtkunſt, 


>ein künſtliches kurzes Gedicht, wo die Aufmerkſamkeit auf einen 


er erregt wird; welcher amEnde ſtark und nach⸗ 
drũcklich ausgedrudtiwird, Epigrammaz weil es Ahnlichkeiten 


mit einer Aufſchrift hat. Vermurblich von Sinn, fo fern es cher 


dem Kunſt bedeutete, oder-auch fo fernes den RN des — 
denkens, der. Erinnerung gewähret. 


yes Sinngrün, eine Plange, ©. Sinerin. 
— — en, —fle,adj. et ady. von Sinn und. ber&fbteitunae- Sinntog; —er,. —eſte, adj. et adv. des Sinnesoterber&in.. 


ſylbe ig, Sinn babend, ein Wort; welches ehedem in allen fir, 


gürlichen Bedentungen von Sinn üblich war, jest aber ins’ 


Sochdeutſcheu nur noch in einigen Zufanmenfegungen. gangbar 


5 iſt. a. Von Sinn, Bewugtſeyn, war ſinnig ebedem feiner ſelbſt 


— bewußt, daber es im Nieder ſachſtſchen noch jetzt fatirlih für bes’ 


z 


dachtfam, beſcheiden, behuth ſam, mitüberlegnng, ia in noch weiter m 


Verſtande für langſam, allmählig üblich iſt; z. B. die Pferde 


.. finnig. gehen laſſen, langſam. 2, Von Sinn, Nachdenten, Er⸗ 


kenntniß — — war es — fo viel wie ver⸗ 
nünftig. 

Ein fianigherze ſol 

‚Verdulden mangen zorn, Ditmarvon Aſt 

“Mir gabein finnig herze rat, Reinmar der Alte 
Ir diefem Berftande find. nur uoch unfinnig und wahnſtunig 
gangbar, 3. Weife, Flug, künſtlich u.f f. wonsn.nocdh etwas in 
fcharfünnig nad rieffinnig übrig iſt. 4. Auf die Bedetisung des 
Begebrungspermögens der Gemürhsart, beziehen ſich die Sufame- 
menfegungen eigen innig, kaltſinnig, leichtjinnig, widerfinnig ;. 
fo wie gs 3, in der Bedeutung des Berflandes der Worte noch in 
soppelfinnig vorfömint. In den meiſten noch üblichen Fällen find: . 
aud) Hauptiwörter auf —Feit gangbar zinandern wird defürdas 
einfache —finn gebraucht... _ i 


Des Sinntreut, des—es, plar. innf. e. Sinnpflanse.. 


- Sinnlich, —er. —fe, adj..et adv. welches nur in der do 


gentlichen Bedeutung des Wort s Sinn üblich if. 03..Su den 


Sinnen, d. i. unmittelbaren Empfindungen — Gegen⸗ 


fände. gebörig. Die ſinnlichen Werkzeuge, diejenigen Ges 


webe von Mrven, vermittelt deren wir empfinden. Noch 


mehr, 2, in dieſer unmlttelbaren Gmipfindinig äußerer Gegen⸗ 
fände , folglich auf undeutliche Vorſtelluugen, gegründet. () Eis 
gentlich. Die finnlide Empfindung ,. weiche veriiit tefft der 
ãußern Sinne gefchieher.  Sinnliche Begierden, Belufi- 


„gungen, Zerſtreuungen. Sinhliche Liebe, ſiunlicher Ab— 


ſcheu uff. wo es oft dem vernünftig im weitern Verftande, 
3. i. auf. demiliche Erxkenntniß gegründet, entgögen geſetzet 


wird... (2) Sigürlich, Sertigfeit. befisend, ſich nach ſinnlichen 


und undenrlichen‘ Empfindungen! zum Nachtheil der deutlichen 


oder vernünftigen zu beſtimmen. in ſinnlicher Menſch. Sehr 


finnlich ſeyn. 
Anm. Ehedem wurde es ſo wie fihnig auch für klug, weife,vere 
ſtandig, gebraucht. - 
Dasein yeder menſch anim bat 
‚Dernunftams ſyndlichen Verftandt, Thenerd, 


D ie SinnlichEeit, plur. die —en, von dem vorigen Bepiworte.. 
p 


.Die Empfndung der Dinge von anfen,. die Fähigkeit, die 
* nge von außen vermittelft der Sinne zwempfinden ;chne Phus 


ral. Gott erfenner allıs ohne Sinnligfeie Manche Chiere ' 


haben eine weit feinere SinnlichFeit als dey Menſch. Die Na⸗ 


* 


tur werte edle — au: sent dunkein Sölafe d 
Gefuhls und keifet ſte noch zu feinerer Simmlic;feie, Herd. 
Die Cüſte des Sleifches find Bewegungen der Sinnlich keit. 2, 
Die Fert gkeit ſich nach ſtanlichen Empfindungen zu Befimmen,bes 
fonters zum Nachtheil vernlinftiger Gründe,. die Fertigkeit des 
überwiegenden Gebrauches der uuternSeelenfräfte zum Rachtheil 
des pflichtmã ßigen Gebrauches der obern; auch ohne Ptural Herr: 
ſchende Sinnlichfeit. Ale Dinge, welche der Eitelkeit und 
Sinnlich keit des Menſchen ſchmeich eln müffen nur felten und 


ſehr vorſichtig zuBelobnungen der Kinder angewandt werden, 
Gell. 3, Eine ſinnliche Empfindnug, finnliche Begierde, da es 
denn auch den Plural verftattet,aber in. biefer et, — —* 


gebraucht wird, 


ne beraubt, als ein Gegenias von finnin, two es doch Nur: in einte 


gen Bedeutungen dee Hauptwortes Sinn üblich if. a) Der aͤu no 


fern Sinne und der Empfindung durch dieſelben beraubt, Sinn⸗ 
los da liegen. Min ſinnloſer Zußend. 2. Der Vernunft, —— 
Verſtandes beraubt, wo es zuweilen für nianie e 

Ein ſinnloſer Menſch, finnios handeln. Schon im Scha⸗ 
benfp, ſinlos. Alles begreiftihen Verſtandes, vernünfs 


tiager Bedeutung Secanbr; Sinniofe, Wörter, Lin finnlofer — 


Ausdruck. Ein finnlofer Sag. 
Die Sinnlofigkeit, plur, die Sen, die Eigenſchaft eines Din⸗ 


ges, dass ſiuntoe if, ohne Plural, ingleichen. zuweilen be u 


Iofe Handlungen in der zwepten Bedenrung des Vepworses, mit 
dem Plural, Bey dem dotter mit einer andern’ Abteiningsipibe 
Sinnelofina.. 

Die Sinnpflanze, plur. — eine in dem initgägigenimerita - 

. und den Amerikaniſchen Infeln einbeimifche Pflanze, welche eine 
Art von Sinn oder Empfindung das, indem ihre Blätier fihben 
einer jitteenden Berührung zufanımen zieben; MimofaL. ber 
fonders die fenfitiva und BURN, — auch Swntraut — 
nannt werden. 

Sinnreich, —er, —fe, adj, et — von Sinn, fo. fern — 

ehedenvanch für Witz gebra ucht wurde, Fertigkeit beſitzend, meh⸗ 

rere Begriffe mit einander zwverdinden, und ihre Ähnlichkeit gu 
entdecken, und darin gegründet; wigig. Sinnreich feyn. in 
finnreiher Scherz. in finnteiches Gedicht. WieFommen .. 
fie denn zudem ſinnreichen Zinfalle + Bon Sinn, Kunft, Ge⸗ 

er ingleichen Rachdenen, wird es auch zumeilenfüür 

Bünfifich gebraucht, ingleihen Serrigfeit im Nachdenken ———— 

and dar in argeündet, 

Der Binnfprüch, des—es, plur. die ⸗ſprůche. 1, Ein kur⸗ 
ger Satz, ſo fern er. einem Sinnbilde zur liberfchrift Diener, und 
daffe!be erffärer;.Lemma, (&. Sinndils): Zuwellen auch 
ein Spruch oder — Satz, welcher einen nachdrüdlichen Sinn - 
oder Berftand bat;oder auch sur&ii iurangeiner aügl: chen Wahr⸗ 
beit dienesz ein Oenkſpruch. 

Der Sinopel,. des — s, pluf. doch nur von mehrern Arten, 
ut nom, fing. ein eifenhaltiger. Inspiß, welcher von verfchie> 


denen Farben angetroffen, and in Sadsen, Böhmen, Ungarn, ar 


Schweden und Noswegen gefunden wird, Der Räpine, welcher 
bey einigen Zinopel lautet, iſt ausländiſch. 

*Bint, eine Vartikel, welche im Hochde utſchen nölig veraltet iſf, 
im Obetdeutſchen aber noch für ſeit gebraucht wird, auch tm Nie⸗ 


derdeutſchen ehedem nicht unbekannt war. Als ein Nebenwort 


für hernach, in welcher Brdeutung es in den Alten Gedichte auf 
den beil, Anno vorkommt. Ein anderes: Niederdentfches Bey ſpiel 


füscer Fiſch an. 2. Als ein Bindrwort, für, nachdem, indem, - . 


meil, bey dem Ditfried fint, Ein Beyſpiel ans den Nieder deut⸗ 


* 


waren 


RER —— ben dem Sei 3. Als ein Vorwort \ 


wi‘! 





Zeitfolge von einem gewiſſen beiftumtengeitpanctean zu bezeich⸗ 
nen, fur feic, in welcher Bedeutung es noch in der Dentſchen Bir 
‚bel. mehrmablg vorkommnt. 
. fihlug, 4 Mof.- "3,13; Sint der Zeit die Rinder Ifrael zus 
Esypten gegangen, Kichter:9, 30. Sint der Zeit, dap Men⸗ 
ſchen geweſen ind, Hiob 20,4, u. ſ.f. Siehe Seit. . 
Annm ImOberdeutſchen ebrdewlinen, im Holländ,fint,find, 
.... feder, fichtent, tm Schwed, len, im Engl. ince, Es kanu 
ſeyn, daß es aus ſeit gebitder, oder vielmehr aus feiten, Schwed, 
ſedan zufammen gezogen worden; es kann aber auch von dem 
veralteten innen, finden, reifen, ſich entfernen, abſtammen, (S. 
Senden,) und eigentlich eine Bewegung, Entferuuug vor einem 
Terminoaquo bezeichnen. 
‚Sinvenabl, ein Bindewort, welches einer angeführten: Urfache 
" zue Begleitung dienet,undsfeinen Stand allemahl zu Anfan— 
ge des Satzes hat, für weil, indem. Wie Fann ich Abraham 
} verbergen, was ich thue; fintemablier ein-groß und mächs 
tig volt folk. werden, ı Mof. 18,18. So wife nun, daß 










gute . Land ‚gibt. enger ſintemahl du ein halsſtarrig 
volt bit, 5 Mof. 9, 6. In der.edlern Schreibart der Hochs 


überläffet, wo ınau die Wörter uud Partikeln nicht vielfplbig 
BES ‚genug bekonimen kann, und daher wehl-gar ein ſintemahl und 


mehr “fügen als weil, indem, oder in einigen, Fällen: auch 
nachdem. 


det, daß es aus jint dem Mahle oder ſeit dem Mahle zufammen- 


ſchen Schriftfieller aebrauchten dafür — oder ſeit, S. dieſe 
_. Wörter, 

1. Der Sinter, Blur; doch‘ nur von mehrern Krten, 
ut nom. fiag, die glühenden Schuppen, welche voırden Eifen im 
Schmieden abferingen, und dieſen Habınen behalten, auch wenn 
fie erfaltet had, da es auch als ein&ollecrioum ohne Plural ges 
braucht wird. Bey einigen lautet es Zünder, welches deffen Abs 
ſtammuug von zinden, candere, Sonne, uf. f. noch näher bes 
weiſet. Wenn aber diefes Wort, wir einige wonen, Schladen 
überhaupt bedeutet. (Dan, Sins ev), fo würde es mit dem, fol« 
genden zu ſintern, £riefen, rinnen, gerinnen, gerechnet werden 
Ber mu ſſen. 

2, Der Sinter, des —s, plur. doch gleichfalls nur von mehrern 
Arten oder Quantitäten, ut nom. fing. 1: JmBergbaue und der 
Miueralogie ein kalkartiger Stein, welcher aus dem herab oder 
heraus ſtnrernden mit Kalkerde geſchwängerten Waſſer eutſtehet, 
und nach Abdüuſtung des Waſſers zu einer feſten Steinart guſa m· 
Bien ſtntert: Steinfinter, Tropfſtein Stalactites, Man ſin⸗ 


fo Höhlen, 5. B. in der Baumannsbäple, anf alten Stollen ud 
Strecken w f.f. Das Confettidi Tivoli iſt von eben der Art, 
vermuthlich auch die Kogenkeine und. Erbſenſteine. 
+ ‚meinen Sprecharten lautes nur Sinner, 2. Inden Leinwands⸗ 


und Sinterafchegenaunt, zum Unterſchiede von der Ofenaſche. 

Erauer Sinter, Aſche von morſchen Weißtanuen weiß er, von 
polchen Eichen, Büchen und Aſpen. 

Sintern, verb. reg. neutt. welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗ 
dert. a Stopfenierft heraus rinnen, von flüffigen Barren, trö⸗ 


J — —*F © —*8 —2 4 F mr” ,, Dur 4 » 5 -I% Kerl 1 
de. Es iſt in der kufünsienEprenrib des Bergbauesund * 


Maner alogie am ubli⸗ often ; in gemeinen Leben fagt man dafür‘ 
Aush ſte gern /ſtekern, uud in Niederſach ſen fiepen, fiepern. Dies 


Mie lecen ——— — Cihund a eine 


Sint dev Zeit ich alle Erxitgebkrt . 


der Gore — Dir nicht um deiner Gerechtigkeit willen dieß 
deutſchen "4 e3 veraltet, als welche e3 gern den Kauzelleyen » 
“ alldieweil zufammen feet, ebgleich alle fieden Sylben nichts‘ 
Anm. In ältern Sberdeutſchen Schriften feitenmabl;fietine. 


Er +. mahl,fittemebl,feitmabl, ſeydemm ahl, woraus-zugleich erhel⸗ 


‚gezogen ifi, wofür man auch nach dem Mahle findet. Die Nie⸗ 
Re fen und Holländer ſagen nademaal, Die ältern Oberdeut⸗ 


der diefeSteinart in allerley ſeltſamen Geſtalten in den unteriebi⸗ 


Iu den ge⸗ 


bleichen wird die Aſche von faulem und morſchein Holze, Sinter 


* 


a0 


- Walfer fintert durch das Geiein, wein e3 Tropfe nibe ſe durch 


daſſelbe dringet. 2. Gerinuen, von flüſſigen Körpern, wenn fie. 


eine feſtere Geſtalt aunchmen, auch nur im Bergbaue, und in der 
Mineralogie. Es ſintert ſich, gerinnet. Zufammen ſintern, 
auf ſolche Het verbunden, zu Eiuer Maſſe vereiniget werden. UÜber⸗ 


Antern, auf ſolche Art mit einer — Waffe überzogen“ 


averden. So auch das Sintern. 


Anm, Nicht von fondern, wie. Feifh will, —— allem Au⸗ 


ſehen nach, als ein Diminutivum oder Iteratioum von dem verals 
teten finnen, hnan, geben, veifen, den Dre perancera deſſen Ae⸗ 
tivum ſenden iſt. ©. daſſelbe. 

Das Sinterwaſſer, des—s, plur, doch nur von meßeeen Arten 
uud Quantitäten, uı nom. fing: im Bergbaue ein heraus ſtutern⸗ 
des Waffer, befondees wennes mit zarten Steine und Erdtheil⸗ 
en geſchwängert äft, welche nach abgedünfieten Warfersheilihen. 
ſich ſintern, oder in einem feſten Körper zuſammen fintern. 

Das Sipmäß, des— es, plurdie—e Min nur in einigen Ger 
„genden z.B. in Meißen, demXttenburgifhen uf. f. üblihes Maß 
toner Dinge, weiches daſelbſt den-vierten TbeileinesScheffeis, 
„oder ein Biertel. hält, Ein Scheffel hat vier Sipmaß, ein :Sip- 
maß aber vier Megen. Wenn die erſte Hälfte! nicht Mendijchen 
AUe ſpruuges iſt, fo ſcheiner fie zu Zuber, Zober, zu gehören, und 


-den allgemeinen Begeiff eines Gefaßes zu — Friſch läffetes 


von Sieb abſtammen. 
"Die Sippfpaft, plur.inuf.Sie PER 0 fo wohlals 
ein Abſtractum, als auch als ein Eoncrerum, im collectiven Vers 


ſtande, verwandse Perfonen, Alle Dörfer, — das iſt ihre Wohz- 


nung, und ihre Sipſchaft unter ihnen, 1 Ebron,-4,33,5d.i, 
ihre Verwandten. Es ift im Hochdeutfchen veraltet, und zwar 
mit feinem ganzen Geſchlechte, welches nur noch in den ältere 


Schriften der Ober und Niederdourfchenvorfommt, Dahin ger 
‚hören : die Sippe, die Berwandeicaft, bey den Schwäbifcheg: 
Dichtern Sibii,Sibche, Nügelf.Syb,$ybbe, Schweb. S:ha; 


‘der Sipp oder Sipper, der Ver wandte, die Sippe, die Veriandte, 


Sep dem Ditfried Sibbo,Schwed, Sif; fippen, verwandt fepn ; 


„befippt feyn, geftppt feyn; verwwaxdt fen; das Gejippe, Mehrere 
verwandte Perfonen; herſtppen, herſtammen; die Sippzahl 


der Grad der Verwandtſchaft, das Glied; das Sipptheil der 


Sheil einer Erbſchaft, welcher jemanden als einem Verwandten 
„gebühret, und’andere mehr, 

„Anm, Wachter und Friſch keiten es von SenrZat, — 
sein Baum ber, Ihre von dem alten Sibbe, Friede, Allein 
«es ſcheinet vielmehr, daß der. Begriff der Verbindung, der Bers 
» einigung,der eigentliche Stammbegriff iſt, welcher wieder eine 

gFigur der Bewegung iſt, fo daß man dieſes Woͤrt als einen 
Verwandten von dem alten Oberd. liwan, nähen, Engl. to few, 
-Angelf.fiwigan, dem Isländ. Lafna, fammeln, den Zablworte 
ſieben, fo fern es ehedem überhaupt. eine Vielheit bedeutet bat; u. 
ff. anfehen muß. 
‚Der Sirop/ ©; Syropp. 
Die Sirpen, fing. inuf, ein nur. In Ser. Schweiz übliches Wort, 
welches eine Arı Molten bezeichnet , welche bey dein Räfenaen, 
nach dem vun den Buldern gefchiedenen Kaſe übrig bleiben, aber, 
» weil fie noch viel Fettes enthalten, über ein ſtärkeres Feuer ges 
» bracht werden, damit ſich derworbruch davon abfondere, S. Käfe, 
Die Sitte, plur. die—n, ein — ‚welches in einer doppelten 
Sauptbedentung vorlommt. 
1, Die Fertigkeit feeyer ähnlicher Handlungen; welche mit 
‚Gleichföcmigfeit und — geſchehen. 
) Im 


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ö ER Ehre = n . — 
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Heißt, 


a eit —— 


(1) Im weiteften Berfande, wo jede gleichfäriige Art des 
Berhaltens in Aufehung freyer Handlungen dadurch bezeichnet 
wird, fie inag ip nun auf das Herkommen (S. Gebrauch), oder. 
euf die Erwartung ähalicher Säle, oder auf die Rachah mung ane 
derer (S. Gewohnheit), oder auf tin Geſetz gründen. „Es wird 
hier fo wohl im Siagular, als iur Plural gebraucht. 

Sein Leythundt er hoflich zuſprach 
Wie da un das iſt nach Jegers Spt, Theuerd. Kap. 40. 


Es i feime Sittenun fo, feine Art und We fe. Roch mehr von... 
Ks if nicht Sitte in unferm Lande, 


ganzen Gefillfpaften. 
daß u ſf. » Mof.29,26. Wie es Sitte iſt. Es iſt der Welt 
Sitte ſo. Die fromme Sitte, uber die Evangelien zu preis 

en. 
Seen macht euch felbit neue Sitten in meinem Heiligebume, 

Ezech. 44, 8. Zedes Jahrdundert hat feine Sitten. 
auf des Landes Sitten verliehen. Den Suten feiner vorfah⸗ 


ren folgen. > 


Es fängt in: diefer Bedeutung ein wenig an zuveralten ; im 


Plural vieleicht um der Zweydeutigkein mit der folgenden exaern , 
Bedeutung willen, und im Singular, weil Gebrauch Grwohnz | 
. beit gangbarer find,_obaleich felbigeder Strenge nach nicht gonz 

als gleichbedeutend mie Sitte angefehen weeden können. Diefes 


iſt allgemeiner; Gebrauch gründet ſich zunachſt auf das Herkom⸗ 
wien, Gewohnheit aber ſo wohl auf die Erwartung ähnlicher 
Falle, als anf die Nachahmung anderer. 

In dieſer allgemeinern Bedeutung lautet es ſchon bey den Not ⸗ 
ker und Willeram Sito, indem Alten Gedichte auf den heil. Anuo 
im männlichen Geſchlechte der Sidde, iin Hornegf gleichfalls 

männlich, der alde Sid, im Angelf.Sida,Sitha, im Schwed. 


er d, im Ssländ, Sidr. 


(2) In engerer und gewöbnlicherer Bedeutung, dir Fertige 
keit freger äußerer Handlungen in Aufehung des gefellichaftli, 
chen Lebens, wo es nur im Plural üblich iſt, von mehrern Fertig⸗ 
reiten diefer Art, obgleich die Natur der Sache den Singular gar 
wobl verftattet. (8) Im. weitern Berſande. Gute, böfe 
Sitten en ſich baben. 
Jemandes Sitten an ſich nebmen. 

ren ſtreitet. 
Ser vorzug weiſer Sitten 
Mackt alles herrlicher und adelt auch die Sitten, Has. 
16) Sur enoſten Verſtande werben auch die guten Sitten, d. iĩ. die 
Srrtigfeiten zum rechtmãßigen äußern Verhalten im geſell ſchaft⸗ 
nchen Leben nur die Sitten ſchlechthin geusnnt. Schwed Sid, 
Die vertraulichleit in das Grab der Sitten und der Freund⸗ 


ſchaft, Gell. In diefer ganzen zwenten Bedeutung — 


ſchon Kero diti für mores. 


2.* Dasjenige, wodurch die frese m Haudlungen beſtimmt wer⸗ 


den, ein Geſetz: eine im Hochdeutſchen veraltete Bedentung, wel: 
che aber noch häufig in der Dentſcarn Bibel vorfanmt : Daß bu 
wandelſt im feinen (Gottes) Wegen und halten fen Sitten, 


"TrKöin.2, 3 Daß du halteſt meine Sitten und Gebote, Kap. 
E14. 
rm. In diefer legten Bedeutnug ſtammet es —— ifel von 


fegen, Gef, Satzung ab, welches leßtere im Niederſachf Sate 
An der erſten Hauptbedeutung laffen Wacker, Ihre und 
andere es von dem Gricch. #Iog, abftammen, mit welchem das 


Islã nd. Aete, Gebrauch, Gewohnheit, Sitte überein formt; 


Alleın bey dem Ottfried, Notker und andern, findet ſich das Seite 
wort liton, welches daſelbſt nicht unr anordnen, bereiten, fonberpr 


auch Ban, nnd-pfleger (lolere) kedeutet, alem Anſe ben noch 


das Stammweort ven dem intenfisen ſetzen iſt, und zugleich einen 


weit beauemern. Stamm für Sitte abgibt, als das Griechiſche. 


0 


Ihr haltet die Sitten meines Seiligebums micht, ſon⸗ 
Sich 


Ein. Menſch von baurifihen Sitten. 
Was wider die guten Sit⸗ 


Düfciess fiton a — — und figen — —— 
lich von ſted, niedrig, ber, (S. Seit, und das Lat. lolere nähert: 
ſich dem Worte Sotum,deffen Stammybrgriff gleichfalls bie 
iſt. Die Siätigfeit ſcheinet das Band zu fepn, welches beyde dem 
Auiheine nach entfernte Bedeulnngen mit einander "verbindet. 
(5. Sitefam.) Ubeigens wird das ai. Mos,im Plural Mores,, 
faßt chen fo gebraucht, wirunfer Sitte und Sitten. 
2 Sittengeſetz, des —es, plur. die—e, ein Brfes, wodurch 
day Fertigkeiten freyer Handlungen aller Menſchen wicht eingelsio 
ne Handlungen) berlimme werden, wo c3 fo wohl von einzeluen 
Seſetzen diefer Art, als auch im Singular allein, von der ganzem 
Sanmmlung folcher einzeln Befige gebraucht wid, zum Unter« _ 
fehiede von dem Hatuvgefege oder den Naturgeſezen. 
Die Sittenlebre, plur, die —n. 1.3n dein zweyien engern Falle 
der erilen Hanpebedeutung des Wortes Sitte, die Lehre don den. . 
Sitten, d.i.non der Fertigkeit des rechtmäßigen Äußeren Beica % 
gens indem geſell ſhaftlichen Leben, von den Pflichten des Wohl 
. flandesz in weichen Verftande es aber am felteuftei: vorkommt; 
2. In weiserer Bedeutung, die Lehre von dem rechtmäßigen Vers 


"faffung daven auszufehtießen, „a aus welcher diefes Verhalten herz " 
fließen muß; die Tugendlehre, die Moral. Die chriftliche x 
Siteenlehre, zum Unterfehiede yon der phifsfophifgen. Das; 


Wori Sirten muß dire freplich in weiterer Seprurung genommen +» 


werden, alses ſouſt gewöhnlich ift, wenn Die russinung: — 
und nicht zu euge feyn ſoll. 
Der Sittenlebrer, des—s, plur. ut non — Finin.- — 
Sittenlehrerinn, eine Perſon, weiche * in gutia Sitten un⸗ 
terrichtet, fo wohl in der erſten engern als ztvehren wertern Bedeu⸗ 
ung des vorigen Wortes; ein Sittenprediger, Moral. vn 
Sittenloe, —er, —cfie, adj), el adv. der gutem orerpflichemäs 
. Bigen Sitten beranbr, und darin gegründet. Ein ſittenloſes Ber 
tragen, ein ſittenloſer Menſch. Do auch ie Sırernlofigkeit, > 

‚ Ber Sittenfpruch, des—es, piur. die - forüiche, ein Spcub, — 
dei. furzer Satz welcher eine gute Lehre für die Sitten, d. is für * : 
das ganze freye ãußere Verhalten enthält, ein moralifper Grunde “> 
fag,eite Sentenz. ——— 

*Sittig, —er, fe, adj.etadv. von dem HaupworteGinte ie 
und der Ableisuagefslbeig. 1. Gute äußere Silten in j 
des geſell ſchaftlichen Lebens an Hich yabend und barin gearindet 5 
eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt ſtetſam üblich iſt, Rin ſttti⸗ 
ger Menſch lßt ſich am geringen genügen, Sir. 31,22 Die _ 
ungen Weiber follen ſiteig ſeyn, Feufch, hänshieh w. 1. Fit. u. 

5 2. In weigerer Bedemung ſanft, gelte. Ein füßer firtigen 
Schlaf, Aphord. eine — — Bedeutuns. Es —— 
fein. Retig, im Oberd. 

* Der Sittig, des —es, plur, hie —e, * int Soctenifhnum 
befannte aber noch im Dierdeurfhen ganstare Benennung ei. 
ns Papageyes / wo das Wort ud Sittikuſt, Sitkug, Sickut 
faire. Es iſt aus dent Latein. Plittacus verder wofue man 
in den pãtern geiten Citacus fügte, Daher fietiggr im Ober⸗ \ 
deutſchen papageyengrim, dir grünen Barre ——— Dana. 
geyen ähnlich, 

Sitt lich —er, fie, adj, et adv. in der — ———— 
des Haupiwortis Sitte. +. Din Sitten, d.i. den Gebrü 
Gewobnbeiten eines Landes gemäß, Hblich,. gebräuchlich, Mita 
derf. ſedelik. Ländlich, firtlich ;- außer welchen — su 
hen Sage es indiefer Bedentung wenig gebr aucht wie * — 

Dir Einfalt macht, daß landlich, ſietſich bei — 


Ein weifer Mann iff Schöpfer feiner en * F 


2.* Den guten Gitter, 8.1, dem aufländigen cußeru Verhaltea in 
dem gefellſchaft ichen Le fen gemäß und darin gegründet; 1 — 


halten gegen Gott, ſich ſelbſt und andere, ohne doch die Gemuthe⸗ ⸗ — 
















ee if? 2 
FERNER ——— PEN Re hin, 
heuerd. 3. Zu den geſellſchaftlichen Verhättniffen ‚bötie, 
— darin gegründet, moraliſch. Das ſittliche Gefühl, oder 
die Ewmpfindung deſſen, was ſittlich gut oder bofe iſt. 4. In 
noch weiteren Bedeutung, zu dem freyen Verhalten des ‚Menjcen 
gehörig, in deffen frenem Willen gegründet, moralifch z- ine 
Gegenfage des Payfifch,. ‚ Die fietliche Zurechnung und Be— 
lohnung. Was durch ein Geſetz verborben if, iſt ſittlicher 
Weife unmöglich: Sittlich gut, ſietlich befe. 
— Die Sittlichkeit, plur. imuf, die Eigeuſchaft einer Sache, da 
“fie ſich auf das freye Berhalten der Menfchen bezlehet, ti. dem⸗ 
felden gegründet iſt. £ffen und Trinken an uns für fich be: 
srachtet hat Feine Sittlichkeit, weil es zu Befriedigung eines 
phyfifchen Bedürfniffes geſchiehet. Die Sittengefege enthalten 
Sen Grund der Sittlichkeit bey allen übrigen Gefegen. Was 
© mit und nach eigener Wahl gefchieber, it mireiner Sittlich—⸗ 
‚Felt und Zurechnung verbunden. 


Sittfam.—er, — fſie, adj. et ady. von Sitte, und zwar (6 
fern es von figen abſtammet, und zunächft den Begriff der Ruhe 
u Stille hat, wo es doch nur von den menfchlichen Sitten, d.i. 

dem freyen außern Verhalten in dem gefelfchaftlichen Leben ges 
" Braucht wird, unddem wild, ungeſtüm, rauſchend, entgegen gefets 

„set iſt. Man if in dieſen Verſtande firrfam, went man alles 
‚dein geſellſchaftlichen Leben unangenehme, oder unanftändige Ger 
rauſch in feinem Besragen vermeidet. In weiterer Bedeutung iſt 
firtfam überbanpt, den guten Sitten, d.i. dem anftändigen äußern 
Se in. der menfchlichen — gemäß, und in dieſem 

haften gegründet, - 


mir trat mit ſittſamen Sebasın 
Zin Sen vergoldter Diener nach, Lichtw. 


Arnm. Schon hen dem Ottfried lizzam, dev es nicht nur für 
wohlanftändig , ſondern duch in mehr eigentlicher Bedentung für 
gemãßigt gebraucht, fo daß es jeder heftigen Bewegung entgegen 
„Kebet. Siche au Sing, — ehedem gleichfalls für ſittſam 
üblich war. 

Die Sittfamfeit, plur. inuf. Sie Eigenihaft eines Dinges, da 

es ſittſam if, in den Bedeutungen des vorigen. 


Der Sig, des— es, plur, die e, von dem Zeitworte figen. 
..2.Die Handlung des Sigens, der Zuſtand, da man figer, we es 
doch nur in einigen figiirlichen Bedentungen gebraucht wird, ohne 

Plural. Sig und Stimme in einem Collegio haben. Doch 
- fagt man im gemeine Leben au, zehn Thaler in einem Sitze 

verſpielen. (S. au Befig,, Beyfig, vorſitz. 2. Der Drt, 
me man fißet, worauf man fi ſitzet, von ſolchen Körpern, welche 

jum GSigen dienen. Der Sig. eines: Stubles, die Flache, wor= 
7, ufmanfiset. Der Theil des Körpers, womit mar figet, heißt 
das Geſaß. An weiterer Bedeutung, ein j der Ort, ein jedes 

Wberkzeug, worauf oder wo man figet, fo daß es ein allgemriner 
Ausdruck ift, welcher die befondern Arten, als Thron, Stubl, 
Seſſel, Bann. ı. fein fich fchließet. In ser Allee find bin und 
: wieder Sige angebracht. Die Sige in der Kirche. Keinen 
Sit in der Kirche haben. Die harte Erde, ein Stein war 
mein Sig. Bey den Jägern beißt der Dit, wo ſich das Reh⸗ 
wildbret wieder hut, der Sig. Auch in einigen figürlichen Be— 
deutungen des Zeitwortes figen. Beſonders der Ort, mo man ſei⸗ 

nen dauerhaften Aufenthalt hat. Seinen Sig aneinem Orte ba= 

\ * ben; aufſchlagen/ ſich daſelbſt niederlaffen. Wien ift der Sig 


ihren Sig an dem ſchwarzen Meere. So auch Wohnfig , Be 
"teyiig, Landfig, Witmeniig and foferner, 

Hs W. B.a. Th. 2. Aufl. 

A 





des Römifchen Raifere. Die alten Deurfchen volker hatten: ı 


Sig | 114 
Anm, Ben dem Drifried und Notker Gr Ge Bug im Pier 


derfächt. Sitt, Sere, im Eugliſch. Seat, im Schwed äte, im 
Griech Looe und edon, 


Die Sigarbeit, plur, die. —en, im geiheinen Lehen, Seht, 


welche figend, im Gigen verrichtet wird, 


Sitzen, verb. reg. neutr, welches das Hilfswort Haben etfors 


dert ; Iınperfi ich faß, Conj. faße ; Mit telw geſeffen Imper. 
ſitze, ig. Es iſt iun einer doppeiten Hauptbedeutung —* 


J. Sich gefeger haben, d. i. diejenige Sietlung wirtlich haben, 
da man den Leib auf den Hintern niederläſſet, und ihn alfo zur 
Ruhe bringer, zum Unterfchiede von. dem Stehen und Lienen; 
in welcher Bedeutung die Dberdeutfchen esmis dem Hülfswörte 
fegn, die Hochdeutſchen aber mit haben verbinden. 

1. Eigentlih, Wir figen fhon. Bleiben fie figen, fie: 


- ben fie nicht auf. Auf einem Stable, auf der Bank, auf dem 


Bitte, auf der bloßen Erde figen. Auf dem Pferde figen. 
Gut zu Pferde ſigen, im Reiten einen guten Anftand haben. 


Wir baden den ganzen Tag gefeffen- Bey Tifche ſigen, d, i. 


fpeifen ; außer dem fagt man am Tiſche vder vor dem Tiſche 
figen. Am Ofen, ander Wand, im Senfer,, in der Thür 
figen. Bey oder neben jemanden figen. Oben an, unten an 
figen. Einem zur Rechten ſitzen. Sic mubde jigen. Hier 
fige ichs gut, ubel u. ſ. f. für man figt hier gut oder übel, Auf 
ähnliche Art, wie der Menfch, figer auch der Hund, die Kege u.f.f, 
Allein das Geflügel ſitzet, wenn es fich auf die Bbuſt und den 
Bauch nieder thut. In engerer Bedeutung iſt aufden Eyern 
gen, und oft nur figen, fehlechtbin, fo vielwie Brüten. 
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 

(1) Ju einigen Füllen gebraucht man diefes Zeitwort von 
folchen Bereichtungen, welche fißend geſcheben, da es deun zumeie 
len anf befoudere Art confiruirt wird. Dem Mahler en ſi ch 
mahlen laſſen, weil man dabey A Beicht figen, fisend die 


Beiecht der Beichtenden anhören. Einem Beicht figen. 


Dem Prieſter nur daß er euch Beichte ſigt, 
aged. 

Anf ähnliche Art fagt man im Niederdenrfchen, Recht figen, das 
Gericht begen. Die bibliſchen R. A. zu Gericht und am Gericht 
figen, Öerisht halten, find im Hochdeutſchen veraltet. Wohl aber 
ſagt man, mit im Rathe ſitzen, mit im Gerichte ſitzen, mit in 
der Commiffion figen, ein. lied eines ſolchen Colegii fepu, weil 
felbiges fein Amt ſitzend verwaltet. In engerer Bedeutung iſt der 
figendeRatb, nicht allein der verfammelte Kath, fondern, wo 
das gefammte Raths⸗Eollegium in zwen oder drey Elajjen gethei⸗ 
let ift, wovon ale Jahre Eifie an die Regierung fommi, da it dey 
figende Rath, diejenige Elaffe, welche eben jetzt die Regierung 


hat. Sp auch der figende Bürgermeiſter, der zegierende, 


(2) Ehedem gebrauchte man es auch für wohnen, feinen 
dauerhaften Aufenthalt an einem Orte haben, in welchem Vers 
ftande es aber veraltet iſt. Dagegen bedeutet. es in. manchen Fäls 
len och, fi in einermit Rube, mit Mangel der Bewegung vers 
bundenen Art des Zuftandes befinden. Immer zu Saufe figen, 
nicht aus dem Haufegehen. Immer über’ den Bügern jigen. 
Im Bothe figen bleiben, wicht aus dem Kothe fönnen. Auf 
Rechnung, figen, einem Amte auf Rechnung vorſtehen, fo dag 
man dem, Eigentümer die Ausgaben und Einnahmen berechne. 
Br figt warm, im gemeinen Leben, er befindet ſich in.eitem gu⸗ 
in Wohlſtande. Stille figen, nicht wirffam ſeyn, nicht bar: 
deln. Im Gefüngniffe over gefangen ſttzen ih um Gefängniffe 
befinden, wofiic man auch nur figen ſchlechthin ſagt. Schwiden 
wegen fiten, mi bmfich gefängen, Auf den Toy jigen, wegen 
eines Verbrechens welches den Tod verdlenet. Sligen laffen, 

9 bedeu⸗ 


115. Sig 


bedeutet theils ohne feinen Willen guet laſſen viel Geld im 
Spiele ſitzen laſſen. Die Belagerer haben viele —— 
vor der Stadt figen gelaffen. Theils vorfeglich verlaffen. 
Fomme den vornehmen Serven niche darauf an, ihre a 
‚gen zu laffen, und fih mit andern zu fehleppen. Alſo will 
er meine Tochter figen laſſen? Gel, fie feinen Verfprechen zus 
‚ wider nicht heicathen. »Sigen bleiben, wider feinen Willen uns 
gerheirathet bleiben, ‚von dem andern Geſchlechte. 
-(3) Bon lebloſen Dingen gebraucht / bedeutet es oft, theils 
ſich auf eine dauerhafte Art an einem Orte befinden, theils nur 
überhaupt, ſich an.einen Drte befinden. (a) Eigentlih. Der 
Zut fige niche feſt. Das Bret figt feit, figt locker. Es 
Niger "yieler Schleim auf der Bruſt. Es fit ibm auf der 
Brufl. gier figee mies, hier febletmirg. Die Schuld nicht 
‚auf ih figen laffen. Nichts auf ich figen Taffen, fich gegen jede 
Beſchuldigung verantworten, (b) In engerer Bedeutung mit den 
Nebenmwörtern gut, ſchlecht n,f.f. von der Art und Weife, wie 
‚ein folches Ding in die Augen fült;doch nur von Kleidungsfücen; 
wofür auch ſtehen üblich ifl. Das Kleid figt ihnen vortrefflich 
Der Mantel fige die nicht gut. Ehedem war es hier im weiterm 
" Rerftande üblich, und wurdeüberhaupt für Eleiden, anſtehen, an⸗ 
+ ftändig fepn, gebraucht, von welcher Bedeutung noch das Haupt⸗ 
wort Sitte übrig gu feyn ſcheinet. Schon-Ditfeied gebraucht es 
in diefem weitern Verſtande. 

Anm. In diefer ganzen erſten Haupfbedeutung befonmt es im 
Oberdeutſchen das Hülfswort ſeyn. Chriſtus iſt gelehenzuplied: 
zen Gottes, inder Deutfchen Bibel, für ber. 

Ih empfinde fat ein Grauen, 

Daß ich Plato für und fur 

Bin gefeffen über dir, Opitz. { 
Ein figendes Leben, figende Arbeit, wobey man viel ſitzt iſt 
wider die Analogie und nur im gemeinen Leben üblih. Kin ge 
ſeſſener Mann, d. i. ein’anföffiger, ift eben fo unrichtig, aber 
auch nur im Dberdeutfihen gangbar. 

11. * In mehr thätiger Bedeutung, doch immer noch Als 
ein Neutrum, dieſe Stellung nehmen, für fi) fegen; eine im 
Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche aber im Oberdeut⸗ 
ſchen gangbar iſt. 

Ein Stein, der traf den Jeger, das 
Er vor Amacht darnieder ſaß, Theuerd. Kap. 37. 
Er ſaß auf ein reſches Pferd. Kap. 84. 
Ein jeglicher faß auf fein Maulthier, 2 Sam. 13,29. Giger 
auf die Koffe, Ber. 46, 9. Alle Sürken am Meer. werden 
"herab von ihren Stühlen figen, Ezech 26,16. Gig hin zu 
meiner rechten Hand, Dpis. Pf. 110, LTaßt uns bier auf die 
hohern mit Moos bedeckten Steine uns figen, Geßn. Wo es 
Aberall für fih fegen flebet. Im Hochdeutſchen gebraucht man 
es in diefer Bedeutung zumweilen in den Zuſammenſetzungen auf: 
»figen, zu Pferde fteigen, fi zu Pferde fegen, eigen, von dem 
Pferde oder Wagen ſteigen. 

So auch das Sigen. S. auch Sitzung. 

Anm. Schonim Iſidor und Kero ſitzen, üzzan, bey dem Ul⸗ 
philq⸗ ſitan im Niederf.fitten, im Angelſ. fttan, imEngt. to fit, 
im Schwed. Rtta, im Slavon. [edeti, im Öried). «2er im Lat. 

..„federe.. Das 3, gjeder tt in figen und fetten, iſt ein Zeichen 
eines Intenfiei, dagegen das Gorhifche Titan, das Lat,-federe 
u.f. f.einfacher find. Das Stammwort it das noch im Riederſ. 
ühliche fied, niedrig (S. Seit ;) wer- figer, erniedriget fich, der 
perfönlichen Höhe nach. Ditfried gebraucht auch lidelen für fi- 
Sen, und Notker liden, für wohnen, Das Activum oder viel- 
mehr Factitivum vor figen,ift ſetzen. S daſſelbe, iggleichen Saß, 
Satz, Siedel, Seſſel u, f. 


N 


Der ‚Sitger, a plur. ut nom. fing. Famin. Ns, — 
rinn, eine Perſon, welche figet, ein nur in Befiger und Beyſt⸗ 
ger übliches Wort. ale fagt auch Hagedorn, ober — 
10 Schreibart; 3 
Die Jahre, da des Safmabls Länge 
> Den fleifen Sigern Luft gebar, 

Das. Siufieifch, des — eg, plur. car. ein nur im vertrauli⸗ 
Gen Scherzeimfigüwichen Verſtande übliches Wort. Man fagt, 
es habe jemand. night viel oder Fein Sigfleiſch, wenn er * 
‚gern ſitzet 

Das Sitzgeld, des —es, plur. doch nur von mehretn Summen, . 
die — er, ein nur in einigen einzelnen Fällen übliches Wort. + 
Dasjenige®eld, welches einVerhafteter dem Gefangenwärter ent 

„tichten muß, heißt an vielen Orten das Siggeld. 2. An Schwa- 


ben ift es dasjenige Geld, welches die Benfiger des Landgerichees, 


‚als eine Befoldung befommen. 3. Auf dem Lande in Schwaben 
iſt es dasjenige Geld, welches die Häusler den Grundherren des 
Dorfes als ein Schutzgeld entrichten. 

Der Sitzkaſten des —s, plur. ut nom. fing. ein Kaſten 
darauf zu ſitzen, befonders in den Wagen, AN 

Das Sitzküſſen, des —s, plur. ut nom, fing, ein 1 Rüffen, 
worauf mar fist, ein Küffen, welches auf einen Sitz oder zum Sitze 
beſtimmt iſt. 

Der Sigort, des -—es, plur. Sie —örter , im Bergbane , 
Ort, wo der Bergmann anfiger, oder fisend arbeiter. Mir vr 
Sigorte fortfahren, einen foldhen Det in die Länge fonstreiben. 


Der Sigpfabl; des —es, plur.die— pfähle, eben daſelbſt, 


ein Pfahl oder kleiner Klotz, worauf der Häuer in der Grube Be 
Ort figet, das —* und Geſtein ſitzend aushanet. A 
Der Sitztag, des — es, plur. die—e, ein Tag, an den BR 
ein Gericht oder Collegium feine Sißung, oder Verfammlung hält. 
Die Sigung, plur. die—en, nicht fo wohl das Verbale von Si⸗ 
gen, als vielmehr ein eigenes von diefem Zeitworte und der Ab⸗ 
leitungsſylbe ung gebildetes Hauptwort, die Verſamm ung eines 
Gerichtes oder Collegii zu bezeichnen, weil die Glieder deſſelben da⸗ 
bey ſitzen, für dag aus demLateinifchen entlehnte Seffton. 
der-erfien Sigung, Sigung halten, ſich verfammeln. = + 
Der Skalde, des—n, plur..die—n, der Nabme der alten 
‚Dichter, derSchweden,Norweger-und Aefänder,Schwei.Skakd. 
Der Nahme Fammet ohne Zweifel von SHal, ſchallen, ab, und“ 
„war. ehedem auch dem-nördlichen - Deutfeblande nicht unbekaunt. 
Im Niederfähfifehen war Schale, Schaller, Schaloe, ein Bän- 
„Eelfänger,. Spruchfprecher, Leyermann u.f. f. wovon dag * 
‚mifch- Niederdeutſche Wörterbuch nachzuſehen if. 


Das Stelött, es— es, plurdie—e, die mit einander var» 


bundenen Knochen eines thierifhen Körpers, nachdem alles Fleiſch 
„und weichern Theile davon abgrfondert worden; dag Geripp, im 
Dberd. Beingeripp, Beingerüſt, im Niederd. Reff, gefebild, 
‚im Din. Beenrad, im Schwed. Benragel, Der Rahme SPe: 
lett ift ans dem Franzöſ. Squelette, welches wieder von demLat. 
‚und Griech. Sceleton,-wssAerog abſtammet. "Die Schreibart 

Seeletift fo wohl wider die Ausſprache als Abſtammung. 


Die Skizze, plur. die — n, in ber Mahlerey, der erſte Entwurf 
einesGemähldes. Daher ſkizziven, einen ſolchen Eutwurf machen. 


Es iſt aus dem Ital. Schizzo, ſehizzare, woher auch die Frau⸗ 
. gofen ihr Lsquiſſe und esqufller, baden. 

Der Stlave, ©. Sclave. 

Die Smalte, ©. Schmalte. 

Der Smaragd, des — es, plur, die—e;. * gemeinialih 
grüner Edelſein, welcher an Härte dem Topas weicht, feine Far⸗ 
‚be im Feuer in die blaue verändert, aber im Erkalten feine natür⸗ 
liche Farbe wieder bekommt. Mon finder ipn in Veru * — 

at⸗ 





In 


u); FRE A A "Be „> 9 J. F a 


“ x * war 
* * Br 
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N 
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De — 

— — 






Sgealtienugen, jo 
Mahme iſt moegenländife und lautet im PerfifchenZemerud,im 
7 Griedh..rpagaydog, und ohne Zifhlant napaydog, im mittlern 


daß es, oßgleich feltener,andh weißegißt. Dar - fh ungefähr fo: m ff Ich babe es gedacht, daß co jo 
Fommen wird, So gehet es, wennman nicht böret. Wen 
fie miv fo kommen. So gefalfi du mir. Er bat mig nie 


- Zat.Elmaraldus, Span. Efmeralda, Jtal-smeraldo, rang, 
- Emeraude, Engl, Emerald, Im Hebr. heißt er mp2 , wels 


es von PM, ‚glänzen abgeleitet wird. R 
— ad, et adv, von Smaragd, ingleichen den Sma⸗ 


 zagdean Glauz und Farbe ähnlich. Es lacht die ganze ſmarag⸗ 
- dene Slur, Uz. j 


Der. Smardgd-$luß, des—fes , plur, die —flüſſe, ein grüner 


 Kepffall, welcher dem Smaragde an Farbe, aber nicht an Härte 
gleich iſt. Ingleichen ein nachgemachter, unechter Smaragd. 
Der Smaragd:Pras, des— es, plur. die—e, rin gras 
grüner, dem Smaragd ähnlicher Pras oder Praſer. 
So, eine Partikel, welche in einer dreyfachen Geſtalt üblich iſt. 
I. Asein Wörtchen, welches die Stelle eines velativen Furs 
wortes vertritt;da es denn in allen Zahlen und Örfchlechtern un⸗ 
verändert bleibt, aber nur vor einem Zeitworte- gebraucht wird, 
welches die erſte oder vierte Endung erfordert, für welcher, wel 
ehe, welches u. f.f. Die Heiligen, fo auf Erden ſind. Je— 
‚rem, 44,1. Alle Juden, fo. in Yegyptenland wohneten, # Pet, 


2,12. Der Mann, ſo uns begegnete, Der Gott, ſo uns 


erſchaffen bat. © 
5 Ob ich mich kann aus dem Staube fchwingen, 


und von der großen Zahl des armen Volkes dringen, 
So an der Erde’ klebt, Dpig. 

Die ſes relatide ſo hat in den neuern Zeiten viele fehr harte 
Feinde befommen;, welche. es ſchlechterdings ans dee Deutſchen 
Sprache verbannt wißgn wollen, Ich fehe indeffen feiner Grund 
dazu, indem es von allen aud) den beſten Scheiftftelleen unzählige 
Mahle gebraucht wird; wenn gleich richtig ift, daß welcher. dieBe« 
ziehung vollftändiaer.und oft auch würbiger bezeichnet. Wenigſtens 
Tann man es alsdann nicht. entbebren, wennin einem und eben 
demfelben Satze das welcher mehrmahls ſtehen follte, da denn deſ⸗ 

ſen öftere Wiederhohlung einen übelklang machen würde... Der 

Brief it verloren) welchen ich dem Manne mitgab, der ges 
fern mit der Poft, ſo nach. Berlin ging, abreiſete. Dergleis 
chen Fälle beftändig vorfommen. Ein Grund mebr, diefes uns 
ſchuldige Relatidum nicht zu verfloßen, iff deffen Abftammung, ine 
dem ss mit dem Artikel oder vielmehr dem demoufkrativen Fürs 
worte Ser, die, das, bey dem Ulphilas: fa, lo, thata, im Js⸗ 
Yand. [a, fu, that, Hebr. MB ıb- Ns u. ſa f. genau verwandt, 
und in diefer velativen Bedeutung älter if, als in den folgenden, 
welche bloße Figuren davon zu fepn feinen, 

IL, Als ein Nebenwort, welches aber dabey gleichfalls relativ: 
iſt, und fich entweder auf ein vorher gegangenes oder darunter vers 
flandenes, oder auf ein nachfolgendes Subject: bezie het, und eis 
gentlich anf diefe. Art, auf ſolche Art, in diefem oder in. ſolchem 
Grade bedentet: Da es den, ® 

(1). Sich. auf: ein: vorher begeichnetes Subject beziehet, und 


zwar, 


Sache; worauf es fich beziebet, gletchſam mit den Fingern zeiget, 
Für auf dieſe Urt, in diefem Grade; in welchem Falle es zugleich 
den Son bat. Ich mache mir nicht fo viel daraus. Es find 
ihrer fo viel.. So.recht! ſo auf dieſe Art iſt egrenät:. 
—* So recht, mein Sohn, 
Cueindens zerz if, wenn du folgf, bein Lohn, Gell. 


So, meine liebe, Srenndinn,. immer verrheidigen-fie mich bey: 


. meiner Braut, Gel. So ſpricht der zerr. Er machte es fo, 
u nLf So ſollts nicht ſeyn. So haben fle noch niemahls 
eliebt, auf dieſe Art, in dieſem Grade. Die Sache verbäls 


(a) Entiveder: mebr demonfirativ iſt, indem man die : 


einmahl darauf geantwortet, fo nachläßig iſt er.. 
Don Hopfen wird er Faum erFannt 
So dürftig Fomme er angekrochen , Haged.. 
Dahin gehöret auch das Verwunderung ausdruckende Fragewort 


ſo? auf dieſe Art? iſts möglich? So? Alſo hat er meine Toch⸗ 


ter nur in die XRede bringen wollen! Bell. Ferner das wie ſoe 


ſich nach der Art und Weiſe zu erkundigen. Iugleichen das in der 


vertraulichen Sprechatt übliche fo,. fo, etwas Zweifelhaftes, in⸗ 
gleichen etwas Mittelmäßigesanzudenten. Es gebet fo, fo, mit⸗ 
telmãßig. Es ifi nun fo, fo, bedenklich. Bald fo, bald fo, 
bald auf diefe, bald auf eine andere Art. Wenn man die Art und 
Weiſe einer Sacheniht genau beſtimmen will, fagt man im ges 
meinem geben in der vertranfichen Sprechart häufig, ſo und fo 
viel ſo und fo groß, m. ff. 
Ferner gehöret Hierher das im gemeinen Leben und der vertrans 


lichen Sprechart übliche fo ein, für ein folch, und fo was, für fo 


etwas / etwas von diejer Art. Dächtenfie, daß ich zu fo einer 
Bosheit gefchidt wäre? Gel, Ich habe nicht gewußt, daß: 
ſo ein ſchones Buch in der Wele iff, eben derſ. Laffen fie ſich 
fo ein Glüd nicht aus den Händen geben. Mit fo einem: 
Beine blieb ich wohl unten im Thale, Geßu. Wenn mir fe 
einer wieder queyfeldein käme, Weiße, ; 
Ich finge nicht für fremde Reiche, 

Wie Füm mir fo ein Ehrgeitz ein, Leſſ. 
So was thueich nur zur höchſten Horb. Ich merke fo was; 
Welche Formen der vertraulichen Sprechart nicht unangemeffen,. 
für die edlere aber zu niedrig find, N 

) Dderesift mehr velativ, für, auf ſolche Are, im 
einem ſolchen Grade, da.es denn den Ton nicht bat, außer, wenn: 
es ſich um des Nachdrucks willen mehr dein vorigen Demonfkrarive 
nähert. Überhaupt find die Gränzen zwifchen benden ſchwer zu ber 
fimmen, indem es bier bloß auf das mehr und weniger anfommk,. 
Gefegt es wäre fo, als int vorhergehenden gefagt worden, IR 
es iſt ſo. Er machte es eben fo, auch fo. Das if nice fo, 


iſt nicht wabr, gehöret in die niedrige Sprechart. 


Ingleichen mit allerley Bey: und Nebe uwörtern · Waren ih⸗ 


rer nicht act? Antw, Kein, es waren ihrer nicht ſo viel. gar’ 
be ich nicht. ſo viel Macht? So wir ich ihn Fenne,. Der fa — 


genannte Prieftev, wenn man jemanden einen Titel oder einem 
Rahmen. nicht- völlig zugeftehen will, * 
Da esdenn, beſonders in der vertraulichen Spreshart,oftallers 
ley kleine Nebensedeutungen bekommt, und oft bloß die Kinde: 
der Rede befördern hilft. Wie heißen die kleinen Dingerchen, 
die fo in den Sonnenfitablen herum fliegen? Leſſ. Du haß jo 


ganz unrecht nicht. Es iſt mir nicht ſo gar recht. So genam 


weiß ich es nicht mehr. Geſetzt auch, daß meine Lebensart 
nicht ſo vecht nach Ser Modewäre. So gleich kann ich nicht 
dommen. Man muß die Gffnung ſo gleich wieder verſtopfen, 
Das iſt nicht ſo gleich geſchehen. Er verſtehet es fo ziemlich. 
Sie that als käme fie nur fo von ungefähr, Gel, 
©. au) die Zuſammenſetzungen ſodann fogar, u, f. f. in Anm. ©, 
Das fo ſcheinet in den. meiftendiefer Fälle, (weſche aber auch 
durch eine Ellipſin erklãret werden Fönnen) eine verflärtende Ber 
drutung zu haben, welche in andern Fällen noch mehr hervor ik, 
Ich bin ſchon fo oft da geweſen, ſehr oft. Er wird fo bald 
nicht wieder kommen. Er meint es ſo redlich, und bar fo 
viele Derdienfie, Gell. Er iſt Soc fo ein artiger Mann, em 
bat miv fo viel Schönes vorgefsgt, Weiße, Ihe feyb ein fo 
bejabrter Mann, und thut noch ſo Findifchh. 
92 Inn 
© 


57 


N 


119 
Am gemeinen Leben wird es aud häufig für ohne dieß, ohne 


"Hin gebraucht, Ich wollte fo ſchon fpeifen, Haged. Ich den— 


Fe, 08 wird fonicht mehr lange mit mir werden, Gell. 
— Meinem Freund darf ichs nicht ſagen, : 
Denn der predigt fo genug, Zach. - 
) Eben fo oft bezichet fich diefes Wörtchen auf etwa 
Nacfolgendes, eine Art und Weife zu bezeichnen, welche im Fole 
genden näher beftinimt wird, _ Es gewährei alsdann, (a) Eine 
bloße Befchreibung der Art und Weife, deren Beſt immung in eis 
nigen wenigen Fällen mit und ausgedrudt wird, Seyn fle fo gut 
and thun es. Sey fo Tiebreich und Fomm ihm zuvor. Noch 
Bflers mit wie. So wie die Rede gehet. Es ift allentbalben To 
‚wie bier. Laß die Welt jo wie fie iſt Ingfeichen mit daß. 
So / daß es unmöglid iſt. So viel, daß man es kann. (Pr 
Eine Vergleichung, ſo daß wie, oder noch mehr, als dar auf fol⸗ 
get. So helle, wie oder als bie Sonne So ſehr als er es 
zerdiener. Es it ſo gut als geſchehen. Wer iſt fo reich, als 
du 2 Wo das Wörtchen fo in einigen. Fällen: auch verſchwirgen 


werden kann, welches befondersinderböhern Schreibart zuweilen: 


geſchiehet. Schon als die Götfinn der Liebe. Noch öfter wird 
das als weggelaffen, doch nur wenn eseinem durch ein Seitwort 
ausgedruckten Gase zur Begleitung diene. Sobald ich Fann. 
So viel genug iſt. So bo der Himmel über der Erde ill, 
So lange ich lebe. So oft du feblefi, jo oft wirkt du geſtraft. 


So wahr mir Gott helfe! So viel meine Umfände leiden. 


©. Als ı (1) 

III. Iſt diefe Vartikel auch ein Bindewort, welches gebraucht 
wird, verfchiedene Glieder der Nede an einander zu knüpfen. Es 
iſt bier von einem überans häufigen Gebrauche, befonders in den 


Nachfägen, wo es faft die allgemeine Verbindungs, Formel iſt. 


Es ift, . — 
.Copulativ, für fo wohl — als auch; in welcher Gehalt 
es doch nur noch um der Kürze willen zuweilen von den Dichtern 
gebraucht wird. So Geduld als Zeit verffrich, Haged. 
33 Grachus wird mir noch fo Luft als Ruhe rauben, 
Gottfch. 
2, Conditional, eine Bedingung zu begleiten, wo es fo wohl 
im Vorderfage, als im Nachfase fehen kaun. 
a) Am Borderjage, für wenn. So Gott wird mir 
mir ſeyn — fo follder Here mein Gott fepn, 1 Mo‘ 28, 20, 
So ihr bleiben werdet. an meiner Rebe, fo feyd ihr meine 
rechten. Jünger, Joh. 8; 31. So ihr um Mifferbae willen 
leidet, ı Det, 2, 20, So mirs gebe, wie ich will, Logau— 
Welches fo des Vorderfages im Hochdeutfchen wenig mehr ge⸗ 
Braucht wird, | : 
(2) Am Nachſatze, fo daß im Vorderfaße wenn vor- 
ber gehet. Wenn du fromm bit, fo bit Su angenehm. 
Und wenn die Liebe nichfs iſt als eine Pflicht: fo wun— 
dert michs, wie fie fo. viele Serien an fich sieben Fann. 
Gel. Anh. wenn dieſes wenn -verfhiwiegen wird , oder den 
Vorderfag andere Partikeln andenten, Sinde ich dresgig 
darinnen, ſo will ich ihnen nichts thun, ı Mof. 18, 30, 
Verträge fih diefer Charakter des WTeidifchen mit: der Der- 
nunfe, fo iſt ſte eine elende Anfubrerinn zum Guten, Gel, 
Du hätten fie Sollen ruhig machen, fo fabe ich noch den 
Mugen von deiner Geſchicklichkeit, Gel. di, wenn du fie 
ruhig gemacht hätteſt, fo m ſ. f. 
Denn, geht ein Wort aus deinem Munde, 
So wird der Shag verſchwunden ſeyn, Gell. 
Geſetzt auch, dad meine Lebensart nicht recht nach der Mode 
märe, ſo iſt ſte do h ruhig, ebend. 





Wo das fo Im Nachſatze auch zuweilen ausgelafſen werden lann. 
Bere, ſo du willt kannſt du mich wohl reinigen, Matih. 18, 
So dich dein Auge Örgert, veiß 08 aus, Marc, 10, 12, Wenn 


- fie wollen, will ich hingehen. Wenn fie mirg erzählen, wird 


es mir fo neu Plingen, 


als ob ichs fel f — 
—— chs ſe bi noch nicht wüßte, 


Wenn die Bedingung verſteckt iſt, ſo daß der Vorderfag ohne 


alle Partikel rinher tritt, fo wird ſtatt fo in der edlern Schreibart 
juwellen und gebraucht. Lehren fie mich ihre Tugend nachah⸗ 
men, und ich werde fie als die Schöpferinn meines Blüdes ans 
bethen, Gell. Denke Gott nur fogütig, als du deinen edelſten 
Sreund denkeſt und du wirſt nicht mehr zweifeln, Geil, 

3. Confecuriv, eine bloße Zeitfolge zu bezeichnen, wo fie 


ihre Stelle in dem Nachfage dat. Es wührere nicht Tange, fo 


lieg er mir fagen, u.f.f. \ 

So oft ich ihn erblicke, fo wird er fleißig ſeyn, Gell. 
Indem nun Sylvia fich nach bein Banye Butt; “. ® 
So Füßt fie ihn gefchwind, eben drrf. BEN 

Solange mir meimgerz Feine Dorwsürfe mad, 

Sie — Be anhören, eben derf, 

ahr iſt es mit diefem fo, wenn es eine bloße eitfolge ge 
bezeichnet/ viel Mißbrauch vorgehet, indem es nach 24 Se 
hernach u. ff. oft ſehr überftüifig gefeßer wird, Als ih gebe 

ther batte, fo ging ip in die Kirche. ßernach fo nimmt m 


2 


ihn, Roſt. Nachdem er es geſagt hatte, ſo ſchwieg er, Ja 
entſchuldigen laſſet ja noth. x 


welchen Fällen es fich nur alsd ann 


wendig. wird, wenn der Vorderſatz Iana ift, und wiederum aus 


miehrern Gliedern beſtehet, da denn der Nachſatz das ſo nicht ente 


bebren ann. Wenn aber die Beitfolge zunleich die Urſache ent⸗ 
halt, ſo iſt das fo untadelhaft; alsdann abrt iſt es auch, TS 


4. Cauſol, da es die Wirkungeiner vorher segangenen Ur. 


ſache begleitet, wo es auf doppelte Art gebraucht wird, 


(1) In einfachen Sägen, einch aß zu begleiten, der 


eine Folgeeiner vorher gegangenen Urfache ifk, (illariv). Go 
mache dich auf, ı Mef. 13, 6. So gehet nun bin und frohe 


net. So wollen wirnun den Anfangmachen. & fo gehbeker 


ner zur Rube des Grabes, er habe denn ſüße Früchte getra⸗ 


gen und erquickenden Schatten über den Nothleidenden ge⸗ 


fireuet, Oefn. Wo es denn auch eine indem vorber gegangenen. 


gegründete Frage begleitet. So ift esdenn nicht wahr? So 


wollen fie mich nicht melden Iaffen? Gel, So wird er fie 
wohl war noch in feinem Teftamente bedenken > eben Berk... 
So it die Liebe denn ein Spielwerk in Gedanken > 
a eben derf. DT FT 
Ingleichen eine Aufmunterung. So Eommen fe denn! Wie. 
auch einen Unwillen, So höre doch! a 


(2) In zufammen geſetzten die Wirfung der im Vorder } 
faße gemeldeten Urfache anzufündigen. Weil du deg Seren Wort 


verworfen haft, fo hat der Serr dich wieder verworfen. Da- 
die Sache fchon überall bekannt ift, fodarf man weiter Fein 
Geheimniß daraus machen. Nachdem er felbit die Thar ge⸗ 

fanden, fo braucht es Feiner weitern überzeuging. Wie man 


den verſtand nicht immer anftrengen Fann, fo ift- eg auch er⸗ 


laubt, zuweilen etwas feichtes zu leſen, Gel. Um von dieſer 
Sache den Anfang zu machen, fo n.f.f. Damit fie alles der 
ſto beffer verfichen, fo will ich rsihnen erklären, Wo dag fo, 


wenn damit vorher gehet, umd daffeibenicht allzuwei von den 


Nachfase entferuetit, auch verfchmwiegen werden Fann, Damir 
es gewiß gefthebe, willich es felbft hun. 

5. Eoncefiv, wo es feine Stelle gleichfalls im Nachfage 
bat. Ob es gleich ſchwer it, fo williches doch verfuchen. 
Obgleich ein Geiſt Feinen Grt einnimmt, fo befinser er fi 


fo werde ig jr 


doch 





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1 


— 


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Bü" ln ec na Seal Din A ii En ni as ni 


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4 . 
BR! 


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doch — und heben Acht Säulen — fo Heben 
doe fruchtbare Bäume und Reben umber, Gefin. So un: 
\ böfid dieſe beyden Br find, ſo muß ich fie doch an-fie \ 
thun, Gel, Doc, ift fie nicht ſo ſchon; fo iſt fie nicht fo 
fols als du D Weiße. 
Wbvo das fo auch zuweilen den Vorſatz begleiten Fann, er ber 
balte nun. feine Stelfe, oder nehme den Plag des Machfages ein, 
Die Sreundfchaft, —— fie it, hält uns doch nie we: 
gen der Liebe ſchadlos; Gel, Dieß kann ich, fo elt ich bin, 
doch wohl Teiden, ebenderf. Auch diefen Befehl nehme ich an, 
ſo ſauer er mir such wird, eben derf. 

Derlier’ ich doch, ſo mächtig ich auch bin, 

An dir den Ruhm der größten Zauberinn, eben derſ. 

Da denn oft beyde Sägedurch diefe Partikel ausgedruckt wer⸗ 
sen, So gern id auch wollte, fo unmöglich it es mir gig 
So ſehr ich ſchrie und weinte, 

Sa lieg man michnicht los, Weiße, 
Der falfche Schäfer der, fo ebrlich fein Geſicht, 
So ſchlimm iſt Hoch fein Zers, Gell. 
Mo bepde Süße die Geſtalt einer Bergleichung haben, 
} 6.Compatrativ, eine Vergleichung anzufellen, gleichfalls 
im Rachfage, wo es doch als ein bloßeeNchenwort angefehen werz 
Sen Fann,indem es hier mehr die Art und Weife als eine eigent- 
liche Vergleichung bezeichnet. Wie man den Knaben gewehnet, 
ſo bleibt er. Wie ich merke, fo mag ihr diefe Tugend ſehr nes 
eurlich-feyn, Gell. Sowie ich ihn Eenne, und wie man ihn 
"mir befehrieben bat, fo ifter ein Mann, dem man alles anver: 
trauen Fann, eben derf, 
So viel ih ſchließen Fann, 
So hat fie ihn geliebt, eb’ ev le lieb gewann, Gel, _ 


7. Adverſativ, da es zuweilen, doch mar im gemeinen Les 


ben, zur Begleitung des aber gebraucht wird. Jch wollte eu⸗ 
zen $reund befuchen, fo aber war niemand zu Haufe; für 
- aber, oder allein es war u... 

Anm. 1. In manchen Fällen wird für diefes fo das verlängerte 
ao gebraucht, S. daffelbe. 

Anm. 2. Oft dienet dieſe Hartifel zur Verſtärkung oder Beglei⸗ 
tung anderer Partikeln, mit welchen es von manchen oft irriger 
Weiſe zu ſammen gezogen wird, welches nur alsdann Statt findet, 
wenn die Bedeutung elliptiſch if. ©. die Orthogr. Th. ı, S. 
325. Diefe Vartikeln find: 

Bald, infobald als, beffer fo bals, S. Bals. 

Dann, in fodann, für alsdann, Lehren fie mich W: isheit, 

ſodann will ich fie andere lehren. 

Sern, in ſo fern, ©. Fern. 

Sobt , in ſofort, für fonleich, — im Oberbeuthen auch jr 
— wie auch, ing leichen. 

Gar, in ſogar, ©. Gar. 

.. Gleich, in ſogleich, wo es eine ——— ausdeuckt. Ich 
winke nur, ſogleich gehercht mir Sir Natur, Gell. Siehe das 
Mebenwort So, 
gin, in ſohin für folglich, — nur im Dierbanifhen. 
“*Mie, in ſomit, im Dberdeutfchen für dadurch, folglich u. “2 
Pac, in ſonach, für folglich, ingfeichen auf * Hr, © 
Nach 2. 

WwWohl, in fowohl, beffer fo wohl, ©. WohL, 

Ynm.3. Diefe alte Partifti Tantet ſchon von den älteſten Zeis 
ten anlo, und.mit allerley Endlauten Fam, alſam, Tus, funk, 

thus, im Engl, gleichfalls lo, im Schwed, 13 und Tom, im Ans 
gelſe ſwa, bey den Krainerifchen Verden She, im Pohln. toc. 
Der Lauf der Seiten hat in ihren Bedeutungen, wieben allen Par⸗ 
tifeln, viele Veränderungen hervor gebracht, welche in ein Gloſ⸗ 


a Er di, "m 


Sn. 193 
farlum gehören, Daß fe allem Anfiheine nach aus dem se 
worte [o, [a, fu, derjelbe, im Schwed, noch jest ſlom, entſtan⸗ 
den iſt, iſt fon oben bemerfet worden, Die Latein, fi und fic 
find nade damit verwandt. Das gleichfalls Lat. ita und Griech. ac 
haben Ahnlichkeit mit den Artikeln id und Sg. - In manchen ge⸗ 
meinen Sprecharten gebraucht mar es auch für zu; es if gar fo 

groß, für gar zu groß.: S. auch Sol, 

Die Socke, plur, die— n. ı, Eine biegfame Bekleidung des 
unter Fußes, melche nicht viel weiter als der Schub gehet. 
Strumpfſocken, von ERBE, welche man unter den Strüms 
pfen trägt; $ilsfoden, von Haaren und grober. Wolle, welche man 
auch wohl über die Schuhe zieher. Auch der abgefhnittene untere 
Theil eines Strumpfes führer diefen Rahmen. 2. Auf den Se- 
Een geben, auf den bloßen Strümpfe, 

Anmn. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem 
Schilter Soke, inder Moun ſeeiſchen Gloſſe Sochili, wo es duch 
Caliculas überfeget wird, im Nicderf, So&e, im Angelf. Socc, 
im€ssf. Sock, im Schwid. Socka, im Franz. Socque, im 
Span. Cueco, At Pat, Boocne. Esif ein fehr altes Wort, welr 
ches ſchon bey dem Pollurauuxga und bey dem Hefpchins dung 
lautet, welcher legtere es für eine Art Phrygiſcher Schuhe erriäs 
vet, Es ſcheinet ein Verwandter von Sad, zu fepn, entweder.’ 
den Begriffeines Gewebes, oder auch eines hohlen Nantes, der 
Bekleidung zu haben. Bey dem Pictorius kommt das Wort $infle 
für Sodevor, 

1.,Soden, verb. reg. act. von dem vorigen Worte, mit So⸗ 
den verjehen, am häufigſten in dem zufammen gefesten be· 
ſocken. 

2. Soden, verb. reg. recipr. welches nur in den Salzwerken 

üblih if. Das Salz foder fich, wenn es fih nach und mach anf- 

den Boden fenfet. Eben dafelbft Läffee man die Sälzftüde abſo⸗ 
en, d.i, abtröpfeln, Es ift mit dem Niederdeutfchen Ih Taken 

- gleich bedeutend und ein Antenfivum von den gleichfalls nur- 
in den Salzwerfen üblichen fogen, welches von ſtegen, ſich ſen⸗ 
fen, nureine gröbere Ausfprache ift. S. Sogen und deſſen Ahr 
geleitete. P h 

Der Soderfalt, S. Sakerfalk. 

1,*Der Sod,des— es, plur, die Sode, ein nur in einigen 
gemeinen Spredarten, befonders Niederdentfchlandes, übliches 
Wort, einen gegrabenen Brunnen zu bezeichnen, Angelſ Seath, 
Feief. Sohde, Holänd. Sode, Soode. Daher Pumpſod, ein 
Brunnen mit einer Pumpe, der Sodeimer, der Brunncheimer. 
Sodwafler, Brumnenwaffer u. ff. Friſch nud andere leiten es 
von fieden, als wenn damit aufdas Sieden oder Rauſchen des 
Wa ſers gezieler wiirde. Allein es ſcheinet vielmehr zu dem Nie⸗ 
derf. led, niedrig; Zu gehören, und den Begriff des in die Tiefe 

aus egrabenen boblen Raumes zu haben. (S. Seit.) Ben den äl« 
tern Friefen war Sad, eine Grube, ein Graben. Hierher ſchei— 
net auch das Niederf. Sode, ein abgeftochener Raſen, zu gehören, 
und foden, Raſen ausſtechen, ausgraben. 

2. Der Sod, das Sod, des — es, plur. die — e, oder die 

Söoder, in einigen Genenden auch dte Sode, plur. die—n, 
ein im DON unbefanntes und nur in einigen gemeinen 
Spredsarten Ober und Niederdentfchlandes übliches Wr 1, wel⸗ 
bes von freden abſtammet 1. Im Nicderf. iſt das Sod fo viel 
Vaffer, als zu einem Gebräude Bier nöthig iſt. 2. In andern 
Gegenden fo wohl Ober: ale Niederbeutfehlandes iſt das oder der 
Sod, die Sose, eine Brühe. Ein gut Soht (Sod) auf 
Birkbahnen, Coler. Einen Karpfen in Nelkenſode Fogen, 
eben derf. Logan fagt von einem Koche bry Hofe: 

Geußt Soͤder aufund Senfdaran, die dienlich für den 


Grau. 
93 Im 


TERN FERNER —— TE 
KEG “ \ ! Pa EDEN Da N ’ 
123 — en 


Im Niederſ. iſt eine Sode Sifche, ein Gericht — Side 


S. Siede. 
Ohne Zweifel: ſtaͤmmen bieevort * die im gemeinenLeben üb⸗ 
lichen R. A. in feinem Sode leben, in feinem Sode aufwach⸗ 
fen, in oder nach feinen Lüften, finnlichen Begierden; in lchen 
und andern ähnlichen ſigürlichen R. A. es nur im Singular mit 
sinigen Vorwörtern gebraucht wird. - 
2 Unvernunft in ſeinem Sode 
wäh B auf als wie ein Rlog im Wald, Rufen Alm. 
Es beißt, ich läg’ im Sode | % 
Und wäre. nicht gewandt, Günth. 
Die Jugend wachſt in eignem Sode, eben derf, 
Wo man in der dertraulichen Sprechart auch wohl im Diminuf. 
fagt, in feinem Sodchen leden, nach feiner Fantafte ‚ in feinem 
ſin lichen Vergnügen, ImNiederſächſiſchen fagt man von jeman⸗ 
"den, welcher einen halben Rauſch Hat, ev ſey halb. ſode. Im 
Oberdeutſchen fagt man, sie Sande mit im Sode haben, mie 
im Spiele. Es ſcheimet, daß mit diefem Morte aufdas Sieden, 
dasift, Rauſchen und Brauſen, finnlicher Bergnügungen N 
werde, 
2. Der &od, plur.car, ein größten Sheils veraltetes, und nur 
in der N. A. dev Sod brenner mir, das Sodbrennen heben, 


mit dem Sode geplagt feyn, übliches Wort, wodurch man Fine 


brennende Empfindung bezeichnet, welche ſich vondem Magens» 
munde bis in den Schlund erfiredet , 
Säure im Magen herrühret; Pyrofs, Franz; Soude, Im Ans 
“ gel. Seada, Nirderf. Sood. Man fünnte es von v So, Bruns 
nen, Schlund, ableiten, wenwes nicht wabrfcheinlicher wäre, daß 
es cin überreſt des altenSod, Kraufheirift, welches bey demlllphie 
las Sauth; und im Schwed. uoch jetzt Z0t lauter, und wofür wir 
jest Sucht fagen. (S. Siech und Sur.) 
man für Sodbrennen, Saarbrennen „ Soorbrennen, Soor⸗ 
feen, welches entivwder zu fauer, oder auch zu dem alten Sehr, 
Schmerz, zwgehören ſcheinet. Im Hannöv. heißt es Grallen. 

Die Soda Sode oder Soude, plur. car. aus dem Spani⸗ 
ſchen Soda, Franzöſiſchen Soude, ein feuerbeſtändiges mis 
neralifches Laugeuſalz, welches eine Art Vottafche iff, und 
durch Einäſchern gewiffer am Ufer des Meeres twachfender 
Pflanzen erbalten wird, brfonders von eines Art des Salz: 
krautes, welches in den falzigen. Gegenden des mittägigeir 
Europa ‚wächiet ‚, Salfola Soda Linn, Im Deutſchen 
pflege man diejes Sal; auch Aſchenſalz- Soerſalʒ, Schmalz⸗ 
falz zu neunen. 

Sodaͤnn, S So Anm. 2, 

Das Soöhr'nnen, des —s, plür.car, ©. 3 805. 

Erna Sodbrot, des — es , plur. inuf. die Sülſenfrucht eines 
in talien und den. Diorgenländern einheimischen Baumes, welche. 
das Sodbrennen, und überhaupt die Säure des Magens dämpier,, 
daher der Baum, welcher fie mägt, Sodbrotbaum genannt wird; 
”. Ceratonia Kinn, 

Die Sode, S. Sod, ingleihen Soda. 

Der Sodomit, des — en, plur. die ⸗en⸗ Fämin, die Sodo⸗ 
mitinn. &Die Einwohner der ehemahligen Stadt Sodom in Par 
lätina, 2. Eine Perfon, welche fich der Sodomiterey ſchuldig 
macht oder ſchuldig gemacht bat, S. dag folgende. 

Die Sodomiterey,. plur. die —en, die Sünde Sodoms, das 
Verbrechen, welches ehedem in dieſer Stadt herrſchte und in der 
snnatürlichen Bermifhuug mit Perfoneneineriey Gefd lechts be⸗ 
AS, und wovon die Rmabenschänderey eine Art ift, Daf diefes 
dieeigentiiche Sünde Sodoms geiwefen, erhellet ans ı Mof..: 9, 4, 


In weiteren Bedeutung wird auch die uunasürliche Vermiſchung 


Sodom itiſch, adj. et * der Sünde Sodoms grarändt, 


und von einer verderbten 


Im Osnabrück. ſagt 





"mit Thieren Sodomiter ey genaunt. Bodomiterey begehen Icn 


dem Schwabenfp. Kap.166. B.23 heißt es, die Pfaffen hätteuKaie⸗ a 
fer Fridrich verleumdet, und ihn nach geſagt, er uuaerSodo- 
-mitte, oderer habe daz Vihe geunraint, odererfiain 
Keizer: ©, Ketzer, welches ehedem gleichfalls in Diejem Vers . 
ftande gebraucht wurde. 


derfelben Ähnlich, * * 
Das Soerſalz, ©. Soda. — 
Sofern, richtiger fo fern, ©. Fern ARSTER —4 
Der Soff, des—es, plur. inuf, von dem Seitioorte Saufen, ne. 
in den niedrigen Sprecharten. ©». Die Fertigkeit de3 Gaufens, 

Dem Soffe ergeben ſeyn. ?®. ‚Die Dandlung des Saufens, ein 

unmäßiger Trunf, Einen Sof thun. Auf Zinem. Soffe 

austrinfen. 3. Ein Getrãnk. in elender, ein guter Ss 

Sofort, S. SoAum.2. 

Der Sog, des — rs, plur. die— e, ein nur 6 den Schiffen‘ 
and inder Schifffahrt in doppelten Verſtande übliches ae Br 
Die Spur, welche das Schiff im Segeln auf der Fläche > 
fers zurück fäffer, und auch das Fahrwaſſer genannt wird, 

Schiff legt fich in des andern Sog oder Sabrwafler, wenn es 

deſſen Spur nachfäbret. 2. Ein Kaſten im Schiff binten amBe⸗ 

fanmafie, welcher bis auf den Boden des Schiffes gebet und in 
welchen fih das Waffer zicher, welches ir das Schiff Tommt, 

Anm. Es ſtammet allem, Anfeben nach vin ziehen‘ ob, In 
Niederfächfifchen wird Sog mehrmablsfürZug —— der 
Sog oder Sogwind, iſt daſelbſt die Zugluft. In der gwenten 
Bedeutung tritt auch der Begriff des Saugens und Siegens mie 
ein, von welchen beyden das erſtere ein Intenſivum vo stehen if. 

Sogar, S. So Anm. 2. und Gar. » 

Der Sogbaum, des — es, plur. die — baume; i in den Sal. 
hütten, vier de Bäume, welche über der Pfanne liegen, die Kör⸗ 
be darauf zu ſetzen, wenn das Salz aus den Pfannen dareiu ge⸗ 
fehüttet wird, damit die fogende oder abtriefende Soplr wieder in 3 
die Pfannen Taufen könne. S. Sogen. 

Die Sögbrüftung, plur. die-—en, im Schiff baue die Abnabe 
medes Schiffes am Vorders und Himertheile nach wuben zu; mach 
leicht von fiegen, finEen, abnehmen, Br. 

Sogen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort —— * ei! 
dert, aber nur in den Salzſiedereyen üblich iR. Es wird daſelbſt 
in doppeliem Verfiande gebraucht, 2. Für triefen, tropfen. Das 
Waſſer von den Salzkorben fogen laffen; wofür daſelbſt auch 
das Intenſivum ſock en üblich iſt. 2. Das Salz ſoget, d. i. kör⸗ 
net ſich, kryſto lliſtret fich, indem es dobey gleichfalls auf den Bo⸗ 
den der Pfanne ſinket; wofür auch ſocken gebraucht wird. Auf 
ähnliche Arı bedeutet fintern, fo wohltvopfeumeife rinnen, als ai 
gerinnen,. So auch das Sogen.. 

Anm. Diefes Zeitwort fcheinet.eine bloße asöbere Ausforäche. . 
von ſtegen/ finfen, zu fenn, welches unter andern auch von flüſſi. 
gen Körpern gebraucht wird, und wovon firkern, fipern nf fr Si 
veränderte Formen find x iR f 

Sogleih, 5.80 Aum..2. 4 

Die Sogpfanne, plur.die—n, inden Satyhürten, —— 
Arı Pfannen, worin die Sohle zum Sogen,, ri Körnen und 
Anſchießen, gebracht wird, ES 

Der Soufpen, des— s, plur. die —fpäne, Scua chen Breter 2 
welche in Geſtalt eines halben Zirkels ausgefehnitten find, undanf 
die Sogbäume gelegt werden, die Setzkörbe darauf zu feßen, dar‘ — 
mit die Sohle abfogen oder abtriefen könne. X 

Der Sogſtiel, des — es, plur, die —e eben daſelbſt, der 
Stiel an den Salzfdjaufeln; womit das gefote Salz aus der 
Pfanne genomnien wird. 1 

s Die 














4 
* 


a Sa ne NE Ar Ta Dia m 


— 





— 
——* 


BEE ENT RT 


—— 


an 


— 


N Der Soblberg, des —es, 


+ 
= 
a. 
RN, 
4 





ne Ta 


‚Die Sohlbeere, plor. sie—n, ein Nahme der ſchwarzen Johan⸗ 
nid ere, vieleicht von dem alten Jal, Tchtvarz, ſchmutzig. Siehe 
Zohannis · Beere und ı Sahl. >: 
lur.die —e, im Berabane, Berg 
oder Berge, d.i. taubes Schein, ‚welches fich in der Mitte zwi⸗ 
ſchen zivey Trümmern oder Armen eines Ganges befindet, und, 
wegen feinerÖeftaft auch ——— genanut wird. Die Bedeutung 
der erſten Hälfte iſt hier nicht ganz deutlich. S. indeſſen ı Sahl, 
“Rand, — - R 
Die Sohle, plur. die — n, ein Wort, weldes fo wie: Sahl 
ſehr vielfaher Bedeutungen nicht nur fähig ifk, fondern zum Theil 
wirklich in denfelben gebraucht wird. Es bedeutet; 
1,,Salzwaffer, befonders natürliches, fo wie es aus der Erde 
quillet, in welchem Berflande es befonders in den Salzfiedereyen 
Ablich iſt. Das Sak wird aus det Sohle geſotten. Die Sohle 
geht su Salz, wenn fih das Salz in derfelben körnet oder krh⸗ 
ſtalliſiret. Die wilde Sohle, das nach der Kryfkallifation übrig 
' gebliebene Waffer, (S. Mutterlauge.) In diefer Bedentung iſt 
der Plural nur von mehrern Arten oder Quantitäten üblich. Nies 
derſ. Sie, Wend. Ssol: Dieſe Bedeutung iſt eine der älteften 
und mit Salz, Sal, &rg, genau verwandt. : 
. Mit dem herr ſchenden Begriffe der Flüffigfeit, oder auch des 
Schmutzes, der Unreinigkeit, ift die Sohle bey den Fägern einis 
“ ger Gegenden, eine Pfüge, ein Sumpf, worin ſich das Hirſch⸗ 
and Schweinwildöret abzufühlen pflegt, wo es zunãchſt aus Su: 
- del zufanmen gezogen zu fepn fchkiner, und auhSohllache,Subl- 
lache lautet, S. Sudel. 
3. Mit dem Hauptbegriffe der Ausdehnung in die Breite oder 
Länge, und als ein Verwandter von Schalle iſt die Sohle, (1) 


Beyx den Wundärzten, ein langes hohles MWerfzeug, worein die zer⸗ 


brochenen Ölieder zur Heilung gelegt werden, wo es aber auch den 
Brgriffder Vertiefung, des hohlen Raumes leidet. (2) Eine Art 


Plattfifche oder Schollen mit einem Länglichen und ganz ſcharfen 


Körper, welche wegen der Ähnlichkeit ihrer Geſtalt auch Zungen 
genannt werden; Pleuronectes Solea Linz. Franz. Sole, im 
Niederdeutfchen werden fie Scharren genannt, » 

4. Mit dem herrfchenden Begriffe der Tiefe, des Unterſten, 
ohne doch den Begriff der Ausdehnung auszujchließen, iſt es noch 
in ſehr vielen einzelnen Häfen gangbar. So wird die horizontale 
Grundlinie und Hrundfläche bey den Markſcheidern, in Bergbane 

wtf. häufig die Sohle genaunt. So ift die Sohle bey den Mark⸗ 
ſcheidern die Grundlinie eines rechtwinfeligen Triangels, im Berg⸗ 
baue die horizontale Grundfläche eines Stollens. Die ſteiner⸗ 
nen oder eifernen Platten in den Vochwerken, worauf gepocht wird, 

.. beißen die Pochſohlen. Bey den Zimmerleuten heißt ein jeder 
horizontal auf der Erde liegender Balfe, ſo fern er dieerfte Gruyd- 
lage zu einer Verbindung gibt, fo wohldicSohle als dieSchwelle, 

» welches letztere genau damit verwandt it; Ital. Soglia. Niederf, 
Sul. Auch das Lat.Solum war in diefer Bedenfüng üblich, 
" Die unterehorizontalegläche an einem Pflughaupte unddaseiferne 
Beſchläge derfelben führer gleichfalls den Rahmen der Sohle, 
Bes den Tifchlern ift es dieuntere glatte Fläche des Hobels, welche 
"auch die Hahn genannt wird. Die hornartige Klaue an dem Wild⸗ 
‚brete heißt bey den Jĩgern die Sohle oder Schale, wo es aber 
auch den Begriff des hohlen Raumes Feidet. Eben fo ift die Soh⸗ 
Te an den Pferdehufe das dünne Horn ziwifchen dem umtern flare 

- »Fen-Horne, welchesdas Hufeifen träger, und dem Straße, welche 
auch die Sleiſchfohle genannt wird, zum Unterſch!ede von der utts 

© tern sornſohle. An dem menſchlichen Fuge ift die Sohle ober 
Sußſohle die untere Fläche des Fußes, worauf man geber, daher 
auch derjenige Theil der Kleidungsftüce, weicher diefe Fläche bede⸗ 


0 Be die Sohle genannt wird. Die Sohle eines. Strumpfes, 


—* 


* 


2 Spoh - 1896 
die Strumpflohle, die Sohle eines Schuhre, die Schub ſohle, 
welche dememiglich von ſtarkem dicken Leder ift, (&; Soblleser.) 
In die ſer legtern Bedeutungim Niederf. Sale, im Angelf. Sof, 
im Engl. Sole, im Schwed.Sola, im ital. Suola, im Span. 

-Suele, Da dieſe Sohleder Haupttheil des Schuber if, ja die 
älteften Schuhe faſt bloß aus Sohlen beftanden, fo führeren ehe» 
dent auch manche Arten derfelben den Nahmen der Sohlen. Bey 
dem Ulphilas iſt Suljanein Pantoffel, und in einigen Oberdeut⸗ 
ſchen Gegenden werden die Pantoffeln noch jest Sohlen genannt. 
Im Franz. ift Soulier ein jeder Schub. 

Die Übereinftimmung mit den Lat. Sole ift Feine Folge der 
unmittelbaren Abftammung vou.erfterm, fondern pielimebrdeg ges 
meinfchaftlichen Urfpeunges der Europäifhen Sprachen, daher 
auch die Schreibart Sohle mit einem buntadelbaft iff, weil es 
nur der Deutichen Sprache eigen ift, vor den Liquidig ein h herge⸗ 

ben zu laffen. 

Siehe. von aflen diefenBedentungen des Worles Sohle ı Sapl, 

wo ihre Berwandefchaft ausführlicher gezeiget worden. 

Sohlen, verb, reg. neutr, welches. dasSülfswort haben ere 

fordert, aber ur im Hüttenbaue üblich iſt. Beym Bupfererze 
beruhet der größte vortheil im langſamen gelinden Röften, 
weil — im ſtarken Seuer das Erz, wie auch der Kupferfteim 
mit dem Arſenik gleich fintere und ſoolet (fohlet,) Henk, Dis 
neral. ©, 331.100 es mit fintern gleich bedeutend gu feyn fcheinet, 


und alfo gerinnen bedeuten, und gleichfalls zu Sohle, die Grund⸗ 


 Hächegebören würde, _ Sogen oder fliegen und intern, bedenten 
gleichfalls eigentlich abwärts rinnen, und hernach geeinnen. Bon 


Sohle, Schubfobie, hat fohlen in befoblen eine andere thätigeBe- 


deutung, ©, daffelbe. 
Der Sohlenriß, des— les, plur. die — ſſe, im Bergbaue, 


dasjenige, wasik andern Fällen der Grundriß iſt, von Sohle, die _ 


Grundfläde; zum Unterfchiede von einem Seigerriffe.. z 

Die Sohlenzwede, plur, die—n, ben den Schuftern, eineArt 
Sweden mit doppelten Köpfen, die Schuhfohlen an die Leiften 
anzuzwecken. 

Das Sohley, des — es, plur. die —er, in denjenigen Gegen⸗ 
den, wo Salzſtedereyen find, Eyer welche in Sohle, oder. von Na⸗ 
tur ſalzigem Waffer, hart geſotten worden, und dadurch geſalzen 
werden. ’ ? 

Das Sohlfaͤß, des— ſſes, plur, die —fäffer, in den Salz ſtede⸗ 
reyen, ein großes Faß, worein die Sohle getragen und hernach 
daraus wieder indie Pfannen gefhöpft wird, ne 

Der Sohlbammer, des — 8, plur, die — hammer, ben den 
Schuſtern, ein Hammer, womit das Sohlleder gerade und fer 
geſchlagen wird, 

Sohlig, adj. et adv. welches von Sohle 4, die horizontale Grund⸗ 
fläche, nur im Bergbaue üblich iſt, wo es für horizontal, ge⸗ 
braucht wird; im Gegenſatze des feiger oder perpendiculär. 

Die Sohlkunſt, plur. die — Fünfte, in den Galzfiedereyen , 
eine Waſſerkunſt, die Salzſohle aus dem Salzbrunnen zu 
fördern, 

Die Schllache, plur. die —n ‚6, Sohle 2. 

Das Sohlleder, des — s, plur. doch nur vor mebrern Arten, 
“utnom.ling. ftarfes Leder, fo wie es zu den Schubfhleige. 


“braucht wird, * 


Die Sobllinie, plur, die—n, im Bergbaue, die horizontale 


“Linie. ©, Sohle 4. 

Der Soblmeifter, des—s, plur.ut nom. fing, in einigen 
Salzwerken, z. B. zu Aldendorf im Heffifchen, ein Aufſeher über 
die Bornknechte ben Ausſchöpfung der Sohle. 

Die Sohlrinne, plur. die —n, in den Salzſiedereyen, bölzerne 
NRiunen, die Salzſohle aus dem Sohlfaſſe in die Pfanne zu yet 

ie 


. 








127 En 


Die Sohlrohre, plur. — n, eben — — Höhen, duch 
welche die Sohle aus dem Brunnen in die Salzkothe geleitet wird. 

Der Sohlſchacht, des —es, plur, die — ſchachte, eben daſelbſt, 
ein Schacht über der Salzquelle, worin die Sohlkunſt ſtehet. 

Die Sob lſchwiene, plur. die — n, am Pfluge, eine Schwirne, 
di. lange eiferne Schiene am Pflagbaupte, welche die Sohle def⸗ 


felben bedecket; ingleichen die Sohle unter dem Streihhrete, Bon 


der Testen Hälfte dieſes Worter, S. ı Schwein, _ 

Der Soblftein, des — es, plur, die —e, im Hüttensane ein 
vier eckter Stein, fo fern er die Sohle der Anzucht eines Schmelz 
herdes ausmacht. 

Das Sohlſtück, yes — es, nlur. die —e, dasje nige Stüd,, wel« 
bes die Sı!fe, 2. 1. die Brundfläche eines Dinges aus macht. An 
den Fenſtern ift das Sohlſt ück oder die Grundfläche des Zenfters, 
dem Sturze oder der obern Flache entgegen gefeger. Im Hütsen« 
baue ift esder ſtarke Soden des Pechtaſteus worauf die Poch⸗ 
fämpel treffen. 

Die Sohlwage, plur. die — n, eine Art bydroſtatiſcher Wagen, 
den Salzachalt der Salzſt hle damit zu beftinmen; die Salzwage. 

Die Sohlwanne, plur. die — n, in ten Galzfirderegin, große 
Wannen, die Sohle daraus in die Pfannen zu febörfen. Man. 
Bediener ſich ihrer zumeilen flatt der größern Sohlfäffer. 

Der Sohn, des — es, plur. die — föhne, Diminut.dag Sohn: 

. chen, Dberd, Schnlein, eine Perſen männlichen Geſchlechtes, fü 
fern fie ihr Weſen durch mittelbare Mittheilung von einer, andern 
empfangen bat, dem Urfprunge, der Erbaliung und dem Eigene 
thume nad) in derfelben gegründet ifk ; fo wie Toch ter, eine ſolche 
Perfon weiblichen Geſchlechtes bedeutet. 
a +. Im enaften Verfiande, in Beziehung “auf die unmiktelbarew 
(tern, d 
mandes Schn feyn. Von einem Söhnchen,entbunden wer⸗ 
den. Der erſtgeborne Sohn. Ein nachgeborner, ange: 
nommener, ehelicher, natürlicher Sohn. Der Schweher 
Sohn, vder Schweſterſohn, des Bruders Sohn, sder Bru— 
dere⸗ ſohn. 
Ju weiterer Bedeutung. (1) Ju — auf die ent⸗ 
— Stammältern ; eine nur in der bitliſchen und Löhern 

Schreibart übliche Bedeutune. Chriſtus war der Sohn Da: 

. vide. Die Söhne Adams, ale von ihm abflammende Meuſchen 
wännlien Gefchlechtes. (2) Oft iſt esauch eine Perſon männ« 
lichen Geſchlechtes, zwifchen welcher und einer andern nur. eine 


Ahnlichkeit des Verbältuiffes, in Anfehung der Erbaltung, derEr⸗ 


Frhung, des Unterrichtes m. f. f. Hatt findet, Lin Pflegefohn, 
Stieffobn, Shwiegerfohn, Beichrfohn. Daher in noch weiterm 
Verſtaude ältere Perſonen jüngere Prrfonen männlichen Ger 
ſchlechtes, welche den Jahren nach unm ttelbar vor ihnen abſtam⸗ 
mentönnten, in der vertraulichen Sprechatt mit mein Schn ans 
zureden pflegen. (3) In der bibliſchen Schreibart werden alle ver- 
ninftige Gefhöpfe männlichen Gefchlechres, fo fern fie alle in 
Gott gegründet find, Söhne Gortes genannt, nater weicher Be— 
nennung auch zuweilen die Engel vorkommen. In noch weiterm 
Berftarde ift mach ein r morsentändiih. Figur in der Deutſchen Bi⸗ 
bel der Sohn eine männliche Perſon, deren nähere Befchaffenhrig 
durch tin beygefügtes Sauptiwors ausgedruckt wird. Söhne der 
Bos heit, bos hafte Leine männlichen Geſchlechtes Söhne des Un— 
ſglaubens u. ff. welche ſouſt im Deutſchen ungewöhnliche Figur 
auch wohl in dee höhern Schreibart nach eahmet wird. Sbne 
der Yiatur, im Stande der Natur lebende Perſonen män alichen 
Geſchlechtes. Die Sohn der Sreyheir uff. 

Anm. In dem Indor Sunu, bey dem Kero, Otifried m ff. 


Sun, im Rieder. Scene, bey Sem Ulphilas — ins Angelſ. 


Sune, in kn Sla bonſſchen Mundarten Syn. Es iſt ſehr wahr- 


— 


.i. ſo wohl auf den Vater als’ auf die Mutter. Je⸗ 


ſcheinlich daß der Begriff der PER Berbindungin 


dieſem Worte der herrſchende iſt, da es denn zu Zunft, dem alten 


Allemauntſchen Sune, Herde, Familie, zu Geſinde und vielleicht 
auch zu dem Zeitworte ſohnen gehören würde, Da der Griechiſche 


erwandter angeſehen werden. Das Fäninkrm die Sohnin 


oder Sohnin iſt lãugſt veraltet, indem Tochter eingeführet 
worden. Indeſſen wird doch in einigen Oberdeniid en Gegenden 


eine Schnur oder —— noch Bon Sobnerinn 
oder Suhnerinn geuannt 


„ Hz dieſem Nahmen noch den Rahmen des Vater 


- Hauch in andern Sprachen häufig in ein ſ übergebet, das naber . 
ein bloßer Cudlaut if, fo muß auch das Griech. viog, als cim 


Ehe bie eigemilichen, Sefchledhtänabmen Gbtichunueben, — uch Se 
jede Derfon ihren eigenen Nuhmen führere, wares ſehr gebrauch⸗ 
⸗ mit dem Bep ⸗ 

ſatze Sohn beyzufügen, und ſich dadurch, von andern gieichesNafe 


. mens an unterſcheiden. Diefe noch unter deu heutigen Juden, Kufe RR 


“fen uud Morgenländern übliche Gewohnheitiftiehr alt, undfintet 


ſich (bon in den erſten Altern der Wett, Sie war ehedem 


in densnördlichen Enropa bis sin Zeiesland. gangbar, Jacob Ans 


ders Sohn, Jacob Andreã Sohn; PaulBirks (Dietris) Sehr. 


— 


Mit der Zeit ward die ſes Sohn in In und gar nur in g verkürgt, 


und dem Rahmen des Vaters äuget, der deun nachmahlsin. 


dieſer Geſtalt gar zu eine. Geſchlerhtsn hmen wurde. Jacob 


Anderſen oder Anders, Paul Dirkſen oder Dirks daher denn 


die noch jetzt in Deut ſchla ud/ befonders in deſſen nördi chem Theile 
gangbaren Geſchlechts nahmen Lüders, Peter ſen oder Peters, 
Ciauffen, Jacebs Martens, Elers urſ. F entffanden ſind. 
Im Eateinifehen druckt man dergleichen Rabe» durch den Geni⸗ 


tiv aus, fo dag. hlius darunter verfianden wird: Fac. Andreae, 


PaulusDieterici uff. welche Form denn gleid falls fehwoft zu 
einen aangbaten Gefgplech'z. abnien geworben ifh, woh u die Nah ⸗ 
men Andres, Pauli, Ehriftiani, Fridriei, Mart ni und fo 
"ferner gebörem: ’ 

Söhnen, verb.reg. act. welches außer der Sufanmenfesung ver» 


altet iſt, und nur noch zuweilen in der dichte riſchen Schreibart ges 


braucht wird. Es dedeutete euedem,den Streit und Unwillen-bey; ö F 


andern beben, fie befänftigen, zu Frieden ſtellen, es geſchehe nur 


durch aütliche DBerftellung, oder duch Abträn und Senugthuung, — 
oder auch durch richterliche Entſcheidung des Streſtes. David 


ſprach zu den Gibeonitern: was foll ih tbur, und womie 


ſoll ih (end) fehnen? 2 San. 22, 3; was ſoll ih euch fim@er 


‚nugthuung geben, um euch zu befänfsigen.? Scheltworte kann 
man ſohnen, Sir 27,23. Ss wird ein Unfall auf dich fal⸗ 
len, den du nicht föhnen kannſt, Ef. 47, 31. 
es une noch in denZufammenfegungen zus ſöhnen und verföhnen,. 
doch nur noch in. eingerchränkier Bredeutuus. So auch die 
Söhnung.. 1 
Anm. Chedem auch fühnen, ben dem ers, Hrtfeied' uf, f. 


fuanan, im Riederf. gleichfalls ſonen,/ im Schwed. und Jsländ. 


förlona. Das Haupiwort der Sohn, noch hänfiger aber, die 


Söhne, Sühne, bey dem. Ulphilas Saun, die Beylegung freitis - 


ger Händel, ingleichen ein Vertrag, Bergleich, ift noch mehr derale 
tet. Bey dem Keroiftluanan. richten, Suana, dag Bericht nnd 


Su anar,Suano,derXichter,weit das Recht ſprechen auch nichts 
anders iſt, als ein Söhnen, oder eine Ausgleichung ſtreitiger Par -· 
Es gehöret entweder gleichfalls zu Sohn, ſo daß der Be⸗ 


te yen. 
griff der Vereinigung, Verbindung der herrſchende iſt eder 


auch zu ſanft, indem befanfsigen in ähnlichem Serlande ge⸗ 


braucht wird. 


Die Söhmopfer, des —s, plur. ut com. ang: —— Dante‘ 


ſchen Bibel und. brv den älfern Jude, ein Opfer, welches zur 
‚Ausföpnung oder Berföhnung Gottes ER eig —— 
ebracht 


Wir gebrauchen 








— 
gebracht werden mußte, daber es auch das Sündopfer hieß, Mey 
— F * in von einigen N wagtes 

ie nſchaft, plur. car. ein von einigen Neuern ge 
gutes Da de Eigenfihaft, das Verhältniß zu begeihnen, 
A nach welchem jemand des andern Sohn ift. 

Die Soje, plur. doch nur von mehreru Arsen, die—n, eine Art 
7 Zeug, welches von gekämmter⸗ Wolle gewebet, und beſſer als 
Kafch iſt, weil es aufder rechten Seite glätter iſt. Aus dem Ital. 
Soja, $ranz. Soje, im miitlern at. Eflaium. Ehedem nannte 
man es auch Cardies, Tarties, Catties, von dem Franz. car- 

der, Wolle kammen. —— 
Solcher, ſolche, ſolches, ein Pronomen, welches demonſtrativ⸗ 
relativ iſt, und ſich entweder auf ein borhergehendes oder auf ein 

machfolgendes Subjeci beziehet. Es iſt wiederum, 
Coniunetiv, wenn es fein Hauptwort bey fi hat. Alle 
ſolche Scpriften konnen mir nicht gefallen, von der im vorher⸗ 
gebenden beichriebenen Art, Von ſolchem Bampfe wird mein 
Gerz gefoltert. Ich kann es ſolcher Geſt alt nicht tbun, auf fol- 
be At. Solchen Glauben babe ih in Iſrael nicht fanden, 
Molth 8, 10. Wo es oft für fo groß, ſo ſehr, fo viel u. [.f. fle- 
bet... Wenn zwiſchen ſolches und feinem Hauptworte ein anderes 
Beywort firher, fo kann das —es von dem erſtern in der vertrau⸗ 
lichen Sprechart verſchwiegen werden; weil es ſolch fchones 
Woetter iſt für ſolches ſchönes Wetter. Die ſolch gutes Deutſch 








titel ein, ingleichen das Wort Fein vor ſich. Er iſt auch ein ſol⸗ 
cher Hann. Er in kein folder Mann. Eine ſolche geldenther 
raue. ich ihm nicht zu. - Wer follte einen foldyen Yusgang 
vermutbher heben. Wofür man iin gemeinen Leben und in der 
- perteanlichen Sprechart gern fo ein fagt. So eine Selvenchat 
teaute ich ihm nicht zu... Wer follte fo einen Ausgang verz 
muthet haben. Der unbeflimmte Artikel kaun in diefen Fällen 
auch hinter dem Firworie ſtehen, da es aber, fo wir welch, die Ge⸗ 
ſtalt eines Nebenwortes befommt, und feine Eudſylbe verlieret. 
Solch eine zeldenthat traute ich ihm nicht zu, Wer ſollte ſolch 
einen Yusgang vermutbethaden. Solch ein Mann. Welche 
Form, wo folch für das bloße ſo ſtehet, doch auch der vertraulichen 
Sprechart am angeineſſenſten iſt. 
2.Abfolur, fo daß das Hauptwort ver ſchwiegen wird. Man 
beſtraft die Schler an den Kindern, damit fie ſolche nicht mehr 
begeben, felbige, dieſelben. Gib es ſolchen, welche es verdie: 
nen. Das fey fern von mir, folches zu ehun, ı Mof. 44, 17. 
I ygr ael ſoll folches thun, 2 Mof. ı 2, 47. Solches mußte Chri⸗ 
Rus leiden, £uc. 24, 76. Solcher ift das Himmelreih, Matth. 
- 39,4 Jugleichen mit den unbeftinimten Artikel, und mit fein, 
Er iſt auch Fein folcher. Einen ſolchen habe ich noch nicht ge- 
- eben. : Er iſt kein folder, als du glaubfi, Ein Fehler des ger 
- meinen Lebens iſt es, diefes Fürwort ſtatt desperfönlichen er, fie, 
oder der relativen derſelbe felbiger, nnd es, zu ſetzen. Ca— 
jus if angekommen, und folder will, oder eg will fols 
cher weiter reiſen. Die Englander weigern fid Trup- 
pen zu halten, auch wollen ſolche die Gnadengehalte 
nicht auszahlen, ; 


Ber 


5 ern — Fee er 


lich zunächft aus dem Relativo, und der Ableitungs ſylbe lich ges 
Bilder, ohne Zweifel urfprünglich inder Abſicht, dieſe Partikel als 
sein Beywort gebrauchen zu fönnen, Diefe Sufammenfegung er⸗ 
bellet aus allen alten Formen diefes Wortes. Indem Afidor, bey 
0 dem Kevonnd Ditfried lautet es folih, falih, und bey denjenie 
gen Schriftſtellern, welche für fo (wa, ſam, lus, gebrauchen, 
h + : [waleik,wiebegmülpbilas,imAngelf.gufommen gezogen (wilk, 
bey dem Notker (uslih,alfuslih, bey dem Hornegl Samlih n. ſef. 
Abel. W. B.4. Th, 2, Aufl, 


ſchreiben, GBottſch. Diefes Fürwort leidet den unbeſt immten Ar⸗ 


Anm. Dieſes Fürwort it aus der Partikel fo, und vermuth⸗ 


on 3 


Manche Mundarten zichen diefes ſolch noch mehr zuſammen, 
„wie die Niederfahfen in ihrem ſuk, wofür fie aber auch fule far 
n, wie die Engländer in ihrem Fuch, die Schweden in ihrem 
ok, ehedem lolik u. f.f. Auf ähnliche Arrift ünfer weicher, 
‚aus wer, wo und ich, und das Schwed.dylik,tolik, tocken, 
Griech. zyrinog, Lat. talis, aus. dem Artikel der, da und lich zu⸗ 
ſammen geſetzi. 

Solchenfalls, richtiger ſolchen Falls, ein Nebenwort, welches 
in den Kanzelleyen und im gemeinen Leben für in ſolchem Salle 
üb, | 

*"Solierley, ein unabänderliches Beywort, welches im Hochdeut⸗ 
ſchen veraltet iſt, für von ſolcher Art. Welcherley der irdiſche 
iſt ſolcherley find auch die irdiſchen, Eor, 15, 48. DasSpeis⸗ 
opfer, das du don ſolcherley machen willt, 3 Moſ. 2, 8, 

Der Bold, des—es, plur.car. dasjenige, was man einem andern 
für jrine geleifteten Dienfte bezahlet, der Lohn. Der Tod if der 
Sünden Sold, Röm. 6, 23. Wo es doch nur noch inengerer Be- 
deutung von demjenigen Gelde gebraucht wird, welches man Trup⸗ 

pen undSeldaten für ihre Kriegsdienfte bezablet. UmSold dienen. 
Truppen in Sold nehmen. Den Truppen ihren Sold aussah: 
len. Dev Monathsſold. Im gemeinen Leben und von dem Sofs 
de gemeiner Soldaten ift dafür Löhnung üblich. In andern Fäls 
len,ift von ſolchem Solde, welchen man jemanden für feine beftäit 
digen Dienfte entrichtet, das zuſammen gefeßte Befoldung üblis 
cher, außer wo von Förperiichen Dienften Lohn eingeführer if. 
Nur in der höhrru Schreibart wird Sold noch zuweilen für Bes 
foldung und Kohn überhaupt gebraucht. - 

Anm, Bey den Schwäbifhen Dichtern Solt, bey einigen im 

ungeriffen Geſchlechte das Soltz,im Eugl, und Schwed Sold, 
im Jtal.Soldo,ingranz.Soide,im Span.Sueldo,alle von dem 
Lohn der Soldaten und Truppen, anf welche es ſehr früh einge⸗ 
ſchrankt zu ſeyn ſcheinet. Die Ähnlichkeit des Klanges mit Salz 
bat viele verleitet, es von diefem Worte abzuleiten, ungeachtet eg 
nirgends erweislich ift, daß man jemapls Salz fkatt des Soldes 
gegeben. Es fammet vielmehr mit Salarium, foluere, und 
zahlen, von dem alten [ellen, geben, übergeben, her, welches bey 
den Oberdeutſchen Schrififtellern Häufig genug vorkommt, und 
un Schwed. lähja lautet, Von diefem Zeitworte war Sal im 
Schwediſchen ebedentdie Geldſtrafe, welche für vinen begangenen 
Mord begaplet wurde, und im Ssländ. ift Sölnocy jetzt ein jedes 
Geſchent, ingleichen eine Gabe, Belohnung, weiche Bedeutung 
unfer Sold ebedem unſtreitig auch gehabt har, % { 

Der Soldät, des —en, plur. die —en, derjenige, welcher ſich ge⸗ 
gen einen gewiſſen Sold eidlich zu Kriegsdienften verpflichtet hat. 
So wohl überhaupt, ohne Rückficht aufden Stand, Kin guter, 
ein ſchlechter Soldar. Kin Landſoldat, zum Unterſchiede von 
den See; oder Schiffs ſoldaten Lin Stadtſoldat, zum Unter⸗ 
ſchiede von einem Leld ſoldaten. Als auch in engerer Bedeutnug, 
von den gemeinen Prrfonen diefes Standes, zum Unterfchiede von 
den ©fficiers. Ein gemeiner Soldat, welcher ofı nur Soldat 
ſchlechtbin genaunt wird. Auch die eben gedachten Zufammen- 
feßungen werden häufig in diefer engern Brdrutung gebraucht. 

Anm. Im Schwed. gleihfalsSoldat. Der Stand des Tones, 
welcher auf der Ableitungsſylbe und nicht auf dem Stominworte 
lieget, zeiget fchon, daß diefes Wort aus einer fremden Sprache 
eutlehnet werden, obgleich das Stanımmwort Sold Deutfch genug 
iſt. Es iſt aus dem Jıal.Soldato oder Soldado, int Gascognir 
ſchen Souldat; ohne Zweifel, weil die eigensiichen Lohnſoldaten 
Ztahänifhentirfprunges find. Nach der ätreften Kriegeverfaffung 
der Deutſchen machten die Dienftleute den Kern der Kriegsbeete 

‚ aus, deren Unterthanen und Leibeigene bie Stelle der genieinen 
Soldaten vertraten, und Knechte, Kriegsknechte, Reifige, von 

3 ‚ Reife, 


ht WER u - Kos a u m 7 a me a nn > ae ih Ss 


151 So — 
Keife, Feldzug, Seermänner u. ſ. f. biegen. 
die Lohnfoldaten auffamen, wurden felbige von dem Solde, wel⸗ 
eben fie erhielten, Söldner, im mitslern Car, Solidarii, Engl. 
Soldiers genannt, bis endlich in den fpätern Zeiten das ausläns 
difche Soldar, auch das Deutfhe Säldner wieder verdrängete. 

Der Soldatengalgen, drs—8, plur. ut nom. ling. ein Gal⸗ 

gen, an welchen ur allein die Ausreißer unter den Soldaten ger 
benket werden,und welcher gemeinialich aus einer Säule miteinem 
Duerbalken beſtehet; zum Unterfchiede von einem Diebesgalgen. 

Das Soldatengeld, des—es, plur. doch nur von mehren Sum 
men,die— er, Geld, welches von den Unteridanen zum Unter⸗ 
balte der Soldaten gegeben und an einigen Drten auch die Solda⸗ 
tenfleuer genannt wird. Ehedem hieß esdas Knechtgeld. Auch 

- dasjenige Geld, welches für die Wohnung der Soldaten gearben, 
oder wodurch die Einquartierung abgefauft wird, mit einem Fran⸗ 
zöfifchen Kunftworte Service, wird in einigen Provinzen das 
Soldatengeld oder die Soldatenſteuer genannt, 

Das Soldatenfpiel, des—es , plür. die—e, eine-Art des Kar⸗ 

 tenfpieles, welches aus 36 Blãttern beftebet, welche von d in Ges 
neral an,bis zu demSrommelfehläger und Bagage⸗ Wagen arheır, 

BSoldatifch, adj. et adv. nach Are der Soldaten, im gemeinen 
Reben, Bin halb ſoldatiſch Wefen, Günth, 

"Die Sölde, plur. die—n, ein nur in einigen Gegenden, ber 
fonders Oberdeutfehandes, übliches Wort, welches.überhaupt ein 


geringee Haus, eine Hütte, ein Koth bedeutet, aber vorzüglich- 


on einer gedoppelten Art folcher geringenHänfer gebraucht wird, 
x, In Baiern, dem Öttiagifehen u. f. f. iſt die Solde, ein ges 
einges Haus auf dem Lande, entweder ohne allen Ader, oder doch 
nur mit wenigem Ader, in welchem lestern Falle ein ſolches Bau⸗ 
ergut, welches aus einem geringen Hofe und wenigem Acer beftes 
Set, der erwa den vierten Theil eines völligen Bauergutes auss 
macht, ein Söldengur oder Koblergut genannt wird, welches 
eben das ift, wasin Ober: und Niederfachfen ein Kot hſaſſen· oder 
Roffatengut beißt. Der Befiger eines folchen Gutes führet daher 
den Rahmen eines Sölöeners oder Köblers, in Dder- und Bier 
. derfachfen ein Koſſat oder Kothſaß. 2. Zu den Salzwerfen is 
niger Gegenden, 3.3. in Frankenhauſen, ift die Sölde ein gerin⸗ 
* ges Haus, worauf das Hecht haftet, eine gewiffe Quantität Salz 
zu fieden, welches in Halle und an andern Drten gleichfalls den 
Nahmen eines Kothes führe, Derjenige, welcher eine folde 
Solde befiger, wird dafelbft ein Sölder,genannt. 


Anm. Diefes Wort wird auch, und zwar richtiger, Selde ge⸗ 


(eieben und gefprochen, undiR ein Verwandter, entweder von 
Siedel, fiedeln, oder andy von Sahl, ein Gebäude, Wobnhaus, 


fo daß es eigenglich ein jedes®ebäude bedeuten würde. (©. ı Sabl.) 


Au der legten Bedeutung leitet Friſch es don Salz ber; alleinda 
es auch bier. mit dem anandern Drten üblichen Koch gleich bedeu⸗ 
tend ift, und diefes Wort auch Salzſölde lautet, foift es. wahr: 


fcheinlicher, daß auch Hier die algemeinere Bedeutung vorwaltet. 


Der Sölder, des —s, plur. ut. nom. üng. der Beſitzer einge 
Salzjolde, S. das vorige, 

1.Der Söldner, des —s, plur. ut nom, fing. der Eigen» 
tbümer einer Solde auf den Lande, ein Säusler, Kothſaß, S 
das vorige. 

. Der Sölöner, des—s, plur. ut nom. fing. von Sold, 
derjenige, welcher um Gold oder Lohn Diener. 
den die Lohafoldaten ebhedem Söldner genahnt, ebe das ausländir 
(de Soldat eingeführet wurde, Jetzt wird es, bie dichterifche 
Schreibart etwa ausgenommen, wenig mehr geböret, ©. Soldat 
und Solb, 

Bollen, verb, reg. neutr, ich Folk, du ſouf (nicht folk), er 

so wtf Anmperf. ich follte; Mittelw. geſollt. Es — 


— 


Als nachmasls . 


. ter haben, 2 
Sie beftebt dar —— foll heute wieder nach Haufe, Gel, Da 


Beſonders wur⸗ 


a ae ar iz ab; 


Sol — 


und bedeuter — — zu etwas ——— 
den ſeyn, wird aber in verſchiedenen Bedeutungen gebraucht. 
1, Durch eine Pflicht oder Squldigtein iu etwas verbunden. 

- fepn "oder werden. 
(1) Überhaupt, Ein anderer rarget, da er nicht ſon, 
Sprichtw. 21,24. Gpridw. Wenn wir chaͤten, was wir foll⸗ 


3, 


* 


sen, fo chäte Sort, was wir wollten. Beſonders im Conjunge 


tivo, Du ſollteſt es billig thun. Ich follte wohl fehreiben, 
Solche Leute ſollte man ſtrafen. Sie ſollten ſich ſchämen. 


Du hätten früher aufſtehen ſollen. Wie ſorgfaltig ſollte man 


feyn, den Sebler in feiner erſten Geburt zu befirafen j Gel, 
Der Schlaue has nicht thun, und dus nicht stünden: 
follen, eben derf, 
(2) In engerer Bedeutung, zur Bezahlung einer Sub 
verpflichtet ſeyn; im gemeinen Leben. Eajus fol mir noch bunz 
dert Thaler, d.i. fi fie mir ſchuldig· 


Wer mir funfzig Onlden toll, wäget zwanzig Gilden —— A 


Daß er meine Zahlung mir Länger noch versögern 
Logan. 
Wer treu bey Hofe dient, verdient doch lauter Buß. 
Warum? Wem man vielfoll, vor diefem wird man blaß, 
"eben derf. 
Im Hochdeutfchen iſt es bey den Kauflenten in Kechnungen und 
ed ni am üblichften, wo es dem PRO — ge⸗ 
ſetzet wird, Cajus fol, d.i.ift ſchuldig 
2. Durch die Billigkeit zu etwas verbunden nis; seh aur im 
Eonjunetivo. Du hatteſt ſchreiben follen. Dieß hätte man. 


nicht überfeben follen. . Versagen follte nur der Zufand feiger 


Seelen feyn. — 
3. Durch einen —— Vefebl eines andern verbunden 
ſeyn oder werden, 
42) Eigenslich, wo ei in folchen Fälfen RAN: wird, wo 
der anderv zu defchlen bat. 
Mof.2o, 3. Ihr folle heilig feyn, 3 Mof. 
es denn auch oft in ſolchen Fällen gebraucht wird, wo der Befeb⸗ 
lende verſchwiegen, oder unbeſtinunt gelaſſen wird. Ks ſoll ges 
heirathet feyn. Wenn es denn ja ſeyn oll. Es bar niche 


ſeyn follen. Ofi wird das Zeitwort, welches die aus dem Befeble - 


ent pringende Verbindlichkeit beſtimmt, verſchwiegen, da denn ſol⸗ 


len mit allerley Bor: und Rebeuwörtern elliptiſch ſehet. Was 


ſoll ich hier nähmlich machen, thun. Was ſoll ich? Was 


ſoll ich in der Stade ? nahmlich machen , (hun. Ich weiß nicht 3 


waswirfollen. Er ſoll hinaus. Er ſoll fort. 
(2) In weiterer Bedeutung, durch den beſtimmten Willen 


eines andern verpflichtet oder verbunden ſeyn; auch nur in ſolchen 


Fällen, wo der andere berechtigt iſt, beſtinunt zu wollen, Es foh 
noch heute geſchehen. „Da foll fihon Rath werden. Mein, ich . 
verlange nichts, du ſoll miv ana verzeihn, Gell, Rede, als 
ob es der Himmel fo hätte haben wollen, daß ip hinter ihre. 
Schliche Fommen follte, Gell. Sie follen es fchon bekommen, 
Wo gleichfals der Wollende oft undeffimaıt bleibt, der zuweilen 
in den jedesmahligen Umftänden u. f. fezu ſuchen iſt. Was ſol ich 


fagen? Wem fol ich es anvertrauen? Wem ſoll man nun glau⸗ 


ben? Soll ich unfere Vereinigung mit Sorgen für die Sr 
kunft anfangen ? — 
Die, wenn von Wein und Liebe voll, 
Ein Gaſt zu viel begehret, 
Und ſie dock etwaͤs miſſen fol, 
Am liebſten Band entbehret, Raml. 
Es iſt luſtig zwo Perſonen zu ſehen, die nicht wiffen, was 
ſie fich fagen ſollen. Sie ER nicht, wie Re fi. verhalten 


* 





Du ſollt (fol) Feine andere Got⸗ j 
* 


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follten. Das fol er wohl bleiben Taten, das darf er nicht 


- -2bun, ingleichen das iſt ihm unmöglich. Aber wie fol man ihm 
beifen ? Oft auch im der Abfichs, in dem Endzwecke. Man muß 


mich rufen, wenn ich kommen ſoll. Sie muß durch Güte iger 


wonnen werden, wenn Schwur unfräftig werden ſoll, 
Duſch. Jugleichen in der Beſtimmung, da es dena oft in noch 


weuerm Verſtande fo viel als nützen, belfen, bedeutet. Thue 
die Stucke darein, die hinein follen, Ezech. 24, 4. Was ſol⸗ 
len die ſteben Lämmer? ı Mof. 21, 295 wozu find fie bes 


ftimmt. Was fol doch diefer Unrath Mare, 14, 4. Herr, was 


ſoll aber diefer 2 Joh. 21, 22. Wozu fol diefe Erniedrigung ? 
nãhmlich dienen. Was foll dag Gefywaz ? Liebe Chlor, was 
follen diefe Branze? Gehm, NE 

Die Berfon, für weiche etwas beſtimmit ift, oder welcher es nüi⸗ 
gen fol, bekommt das Vorwori fir, neh häufiger aber die dritte 
Endung, Sie ſollen alle für meingaus, fie find für mein Haus 
befitiamt. Die Ejei follen für das Gejinde, ı Sam. 16, 2. Was 


ſoll mie die@eigebure ? aöbınlich beifen, nügen, ı Mof, 25, 32. 


Was foll mis Das Leben ? Kap. 27, 46. Wem foll denn diejer 
Sıraus ? Gel, für wen iſt er beſtimmt? Was foll mir das. 
Gold? Ben. nähmlidh nützen. 


(3) Faürlich. (a) Dfe wird es im gebierberifch Iebrenden . 
Tone gebraucht, An welchem Falle auch müffen üblich ifl, Sie 


follen wiffen, daß die Sache ſich nicht fo verhält... (b) Oft ger 


braucht man es, wenn man eine Sache als wahr, als richtig auf 


2% eine Zeitlang zugibe, ohne von ihrer Wahrheit oder Richtigkeit: 


überzeugt zu ſeyn. Sie follen Recht.baben, laflen ſiẽ mich nur 
in Ruhe, Gel. Sie ſollen mich nicht beleidiger haben, ebend. 
ich will annehmen, zugeben, daß fie mich nicht beleidiget haben 


Ingleichen, wenn man will, daßein Ding das andere auf eine 


Zeulang vorfielle, 


- Uchen Falles. 


Dieß bier bin ich, und dieß ſoll meine Chloris ſeyn? Geh. 
4. Sehr oft dienet es imConjunctiv zur Einkleidung eines mög⸗ 
Wenn.er morgen firrbenfollte, . Wenn ich es 


ja nicpe wieder befommen ſollte. Sollte er ihm begegnen 


Wie, follr es dich vieleicht gereun, 2 


Bey mir bier eingefperrtzu feyn ? Weiße, 


‚Sollte ich meinen beiten dreund darüber verlieven. Schade, 


fprach er, ſollteſt du Baum in die wilde Waſſer kürzen! Geßn. 


So auch in Fragen. Sollte es möglich ſeyn? Sollteder Stolz 
nicht ein linfraut ſeyn, das von einem Seinde der menſch⸗ 


lichen Natur auf unfer gerz gefder worden ? Gell. Gott ſollte 


ich nicht bewundern, nicht über alles lieben, da er nichts wol⸗ 
len Fann, alg meine Wohlfahrt ! eben derf. Wie lange ſollte 


deine Bluhe und deine Schönheit diefe Blumen wobl noch 


überleben ? Duſch. 


Oft bat esden Nebenbegriff eines deutlichen: oder verſteckten 


Wun ſches einer möglichen Sache. ©, wenn ein Monarch nur 


eine Winde meines Mutterberzens fühlen follte! Ach, wenn 


fie wiffen follten, wie viel es mi gekoſtet hat! Wenn fie 


„ Bpotentialis gebraucht wird. Ehe er wider dieEhrfttrcht gegen _ 


nur die Gewalt datten feben follen, die fie ihrem erzen an- 
chat; Br, für gefebenbätten. Wenn fie ſte nur hätten follen 
reden beren ben derſ. Menfi su wiſſen ſollteſt, wie viel 
GSutes man mir von ibm erzäbler bar! ©, hatt’ ichs nur ver⸗ 
Beben folle | 
Do, wenn ich die Natur nur einmabl weht verichen 
es >. follte, 
Und was ein JIrrlicht fagen wollte, Gel, 
Wohin denn aus gehöeet, wenn esgum Ausdrucke des Mor 


. Sort handeln ſollte, wird er lieber fein Leben verlieren, Oh, 


E91: .: 134 
Uns wenn bu mir gleich jegr die Serde ſchenken wollte, 

. Soglaube, daß du mich dach nicht bereden ſollteft; Noft, 
Der reiche Wohllüftise, welcher viel zu ſatt if, als daß er an 
Gott denken folte. Mir hätte er nicht fo kommen follen, 

Man follte glauben, ich follte denken u, ſ. f. druckt oft einen 
hohen Grad der wahrſcheinlichen Gründe ans, etwas zu glauben, 
oder zu denken, Bald follteich glauben, daß fie esniprif, 

"Allein die Schere, ſollt ic) glauben, ’ 

Die konnten ſie mir wohlerlauben, Gel, 
Man follte darauf ſchwören, es fey alles wahr, was fie fagt, 
Wriße. Das iſt wohlfeil, follt ich meinen, Wiel, 

5.* In einigen gemeinen Mundarten, fo wohl Dber- als Nieder, 
deutſchlandes Wird es häufig für wollen gebraucht, eigentlich 


durch feinen eigenen Willen zu etwas beſt immt werden, verbunden, 


fepn, Theuerdank fprach, ich euch folgen ſoll, Kap. 56, 
Der Diener merke den Befelb wol, 
Sprach/ Herr, ich der Sach recht thun fol, Kapı 58. 
Diefen Man ich recht führen fol, \ . 
Das er fol wider Fhomen nit, Kap. 66, —5* 
Auf welche Art es auch nicht nur in einigen Rieder deutſchen Ge 
genden, fondern auch in einigen nördlichen Sprachen gebraucht 
wird, im Hochdeutſchen aber unbekannt iſt. \ 
6, Eben fo wird es zuweilen auch für werden gebraucht, das 


Futurum eines andern Zeittwortes zu bilden, und zwar, (1) Mit 


dem Nebenbdegriffe eines gefchehenen Verfprecheng, einer Beſtim⸗ 
nung, wo es Boch zunächſt zu der vorigen dritten Bedeutung ges 
höret. Ich fol es wieder bekommen. Figürlich bedenter die 


RA. ich fol es no wieder befommen, nichts mehr, als ich 


have es bisher noch nicht wieder befommen. So auch, ich ſoll ihn 
noch ſehen, ich habe ihn nicht wieder geſehen. Ich ſoll ja noch 
hören, daß er verfprochen ift, Leſſ. ich. habe es noch nicht gebörer, 
Ich fol mein Geld noch wieder haben, u.f.f. (2) Ingleie 
chen mit dem Nebendegriffe des in einem Befehl, in einem bes 
fimmten Willen, fowohl unfeter ſelbſt, als anderer gegründeren 
künftigen Grfolges, Ich hoffe, er ſoll mir nicht wieder Fome 
men. Unfere Trennung fol nicht lange mehr dauern. (3) 
In noch weiterm Verſtande gebrauchen die Niederdeurfchen,und 
unter ihnen beſonders die Holländer, die Schweden, die Engläns 
der A. f.f. es überhaupt als den Ausdrud eines zufünftigen Er⸗ 
‚folges für werden ;in welcher Bedeutung aber es den Hochdeuts 
ſchen unbekannt ift. Ich fol Fommen, ich werde fomımen. Da⸗ 
ber war bey den älteru Schweden Skuld, die Zufunft, das Zu- 
Fünftiae, 4 

7. In einigen Fällen begleitet es auch eine: in unferer bloßen 
Vermuthung gegründete Begebenbeit, wo es fo wohl von fünftigen, 
als vergangenen Dingen gebraucht wird. Ich boffe noch immer 
die Nachricht ſoll ſich niche befrätigen. Mich däucht, ich fol 


‚ihn irgendwo gefehen haben. - 


Noch häufiger wird es gebraudht,einen Vorgang zu bezeichnen, 
welcher in einem bloßen Gerüchte gegründerift, Der Kaifer ſoll 
geſtorben feyn, manfagt, man will, der Kaifer fep,gefiorben, 
Dielürken follen geſchlagen feyn, oder, es follen dieTürFen ge: 
Schlagen un. Ich ſoll mein Julchen bintergangen haben, Gel, 
£ın Jungiing, welcher viel von einer Stade gehöre, 
In der der Segen wohnen follee, eben derf. 


Daher das Sollen, welches doch nur in wenig Fällen gebraucht 


wird. . 


Anm. ı, Die ſes Zeitwort ſetzt inden meiften Fällen einen Be 


febl, einen beftinmten Willen voraus, folfte es auch nur der Wille 
des Verbängnifies, der Umftände, der Abſicht u. f.f.ienn, und 
unterſcheidet Ach dadurch birlänglich von mäffen. Im gemeinen 


Leben und der vertraulichen Sprechart wird es oft überfluſſeg ge⸗ 
EUR 


brauche 


) 


\ 
3 


135 Sol 
Braucht, Ich will doch niche hoffen, daß fleein heimlichen Der= 
ächter des Geldes feyn follen, für feyn werden oder find, 

Es dat gemeintglich, die elliveifchen Fälle ausgenommen, ein 
anderes Zeitwortbepfich, welches allemahl im Infinitiv ſtehet. 
Wenn ſollen in. diefem Falle in einem zufammen geſetzten Tempo⸗ 
ve ſtehet, fo tritt es nachdem Mufter des Zeitwortes dürfen, mo: 
gen, ſehen, hören u. ff. ſelbſt in den Infinitiv. Du hätteſt 
eschun follen, nicht, du hatten es thun geſollt. Iſt aber kein 
Jnfinitiv dabep, fo folgt es der gewöhnlichen Form. Ich babe 

ollt. 
— — Conjunetivi kann auf doppelte Art 
aus gedruckt werden. Für, du hattet es thun ſollen, kann man 


auch unbeſchadet des Sinnes und des Wohlklanges ſagen, du ſoll⸗ 


teſt es gethan haben. — 
Wal dieſes Zeitwort ſehr häufig gebraucht wird, Modos und 
Tempora auderer Zeitworter zu bilden, welche die Late iniſche Spra⸗ 
che mit Einem Worte durch bloße Abänderung der Endung aus⸗ 
drucket, fo haben es viele Sprachlehrer unter die Hülfswörter ger 
fegt, welchen Nahmen man ihm denn in manchen feiner Bedeu⸗ 
sungen nicht abſprechen kaun. Freylich würden wir alsdann eine 
große. Menge Hülfswörter annebinen müffen, wie von vielen 
Sprachlehrern auch wirklich. gefchebeu iſt welche wollen Fönnen, 
dürfen, mögen, muffen; laffen u. ſ. f. dahin rechnen, Allein es er⸗ 
Heller daraus nur fo viel, daß der Begriff, welchen unfere Sprach» 
lehrer von den Hülfswörtern hatten, ſehr ſchwankend war, und 
durch den Unterfchied in eigentliche und uneigentliches ülfswor⸗ 
ger, welcher im Grunde fo viel wie nichts ſagt, nicht beſt immter 


wird, Wir fönnten die ganze Lehre von denHülfswörtern völigents, 


Behren, wenn nicht unfere Spradplehrer es ſich noch immer zut 
Pflicht machten, die DeutſcheSprachkunſt mehr nach der Lateini⸗ 

> fchen, als nach dem eigenthümlichen Genie ber Deutfchen Spra- 
he zu bilden, ; ; 

Der Imperatio iſt von diefemSeitworte feiner Natur nach eben 
fo wenig üblich, als die Mittelwörter in der adjectiviſchen Form 
gebraucht werden fönnen. In den Oberdeutſchen Kanzelleyen 
fagt man zwar, der ſeyn follende Bürgermeifter, der fo genannte 
Bürgermeifter, der geſollte Lohn, der beſtimmte, fhuldige Lohn; 
aber wer wirdihnen darin nachfolgen? ? 

Anm: 2. Unfer ſollen, und das Engl. ſhall, verrathen durch 
Bas verdoppelte Hein Intenfioum, deffen einfacheres Zeitwort ſo⸗ 
Ien, falen, lautete, Das Niederdeutſche holen ift ans beyden 
aufammen gefest, und gehet daber irregulär; Prüf. ik fchall, du 
Schaft, he ſchall; Imperf. if ſcholde; Infinit. ſchöͤlen. Das 
einfachere Stammwors ift ſehr alt, und lautet ſchon bey dem Ul⸗ 
philas (kal, bey dem Kero fcolan, bey dem Ottfried feulen, im 
Schwed. ſkola. Miteinem andern Endlaute fagte man ehedem 
auch fonen für follen, und in der alten Zürch ſchen Mundart fun. 
Dader Begriffdiefes Wortes fehr abſtract ift, fo iſt auch deffen 
Abftammung undeigentliche Bedeutung ungewiß. In der erften 
Bedeutung ift die Verwandtſchaft mitSchuld fehr fheinbar,wels 
ehe Scheinbarkeit aber bey einer nähern Unterfuchung verſchwin⸗ 
det, S. Shuld Aum. 


* Der Söller, des—s, plur. ut nom. fing. ein im Bochdeut⸗ 


ſchen veraltetes Wort, welches aber noch in den gemeinen Sprech⸗ 
arten Ober⸗ und Niederdeutſchlandes üblich iſt. Es bedeutet, 
1. dasjenige, was man im Hochdeutfihen einen Boden zu nennen 
pflegt, den getäfelten Raum über den Wohnzimmern, oder in ei⸗ 
nem andern Gebäude. Daher wird ein Kornboden im Ober. und 
Mirderdeutfchen noch häufig ein Schürtfoller, Kornſoller ges 
nannt. Luther gebraucht es mehrmahls in der Deutſchen Bibel, 
wo er auch die lachen Dächer der morgenländifchen Bauart 
Sölfer nenne. Er fallet Fährlicher durch ſolche Rede, denn fo 


4 


Solmifiren, verb.reg. act. von dem miitlern Lat, lolmifare, 


Somit, 8.89, Ann, 2. N 
Der Sommer. des —s, plur.utnem, fing. die wärmere Zeit 
1, Eigentlich, wo überhaupt, die wärmere Zeirtes 


Verſtaude. 


— Som 136 


er vom Soͤller flele, Sir,2o, 20, Es waren viel Fackeln auf 
dem Söller, da ſie verſammlet waren. Es fiel aber ein Jung⸗ 
ling — hinunter vom dritten Söller, Apoft. 20, 8. f. So auch 
Kap. 9, 37,39. Kap. ı, 9, 2. In einigen Oberdeutſchen Gegen⸗ 
den beißt auch ein Altan am Haufe, ingleichen ein jeder verſchloſ⸗ 
fener Raum vor den Thüren und Simmern, ein Soller. 3. Im 


Niederfächfiichen iſt Soller auch ein-erhöhrter breteener Platz 
auf den Fußböden der Zimmer, z. B. in den Fenſtern, wo ſelbig 


nach alter Bauart noch ſehr hoch ſind. * 
Anm. Bey dem Otifried und im Tatian Solar, Soler, wo es 
an beyden Orten einen Saal, ein Speifezimmer bedeutet, im 
Niederf. Soller, im Holländ. Zolder, im Engl. Sollar, im 
mittlern Lat, Solarium, Solerium, im Schwed. Svale, ebe⸗ 


dem Svaler; und Skulle, im Griech mitdem verwandten Hau- 


he und einem andern Endlaute, Aranos, Die Endſylbe er iſt die 


Ableitungsfplbe, welche ein Ding, Subject bedeutet, Der herr 


ſchende Begeiff in dein Stammworte Sobl, Söl, fehrinet die Era ' 
höhung zu ſeyn, obgleich in manchen Fällen auch die Bedeurung 
des wohnbaren Raumes hervor flicht , wenn nicht überhaupt der 
Begriff des Täfelwerks der Stammbegriffift,da es denn zu Schar 
le, ein Brei gehören wiirde, (S.ı Sahl) In denjenigen Pros - 
vingen, wo diefes Wort gangbar iſt, find auch die Seitwörter file 


lern und aufſollern, üblich, Getreide, Waaren u. ff. zur Bere 
wahrung auf den Boden fhaffen, * 

in der Vocal⸗Muſtk, die Noten mit den ihnen zukommenden Syl⸗ 
ben ut, ve, mi, fa, fol, la, abſingen, aus deren zwey Solben fol 
mi, das ganze außerdem verftandlofe Wort gebildet iſt. Von den 
Sylben folund fa nannte man es in dem mittlern Lateine ehedem 


auch folvifiren, nnd im Italiäniſchen noch jest lolveggiare, . 29 


Daher die Solmifation, das Abfingen der Noten mir den ihnen - 


zufommenden Sylben. ©. Abediren. 


des Jahres, 
Sabres, da die Gewächfe und Bäume zum Wachsthume kommen, 
der Sommer genannt wird; im Gegeufage des Winters, "Die: 
älteften Deutſchen Fannten nur diefe zwey Jahreszeiten, und im 
gemeinen Leben gebraucht man beyde Wörter noch oft in dieſem 
Es wird oder. it Sommer, fagt man, wenn die Wite 
terung angenehut und anhaltend warmift, In den fpätern Zeis 
ten, da man aus den Gränzen beyder Sabreszeiten zwen neue 
machte, ift der Sommer, im engern Verftande diejenige Jahres⸗ 
zeit, da die Sonne den Krebs, Löwen und die Jungfrau durch— 
Käuft. Wir haben Sommer, Den Sommer an einem Orte zu⸗ 
bringen. Bin naffer, Fühler Sommer. Dev Mittenfommer,im 


gemeinen Lebeneiniger Gegenden, der Tag Jobannis des Fänfers, | 


gleichfam die Mitte des Sommers. Der Nach ſommer, die an⸗ 
genehmen warmen Tage im Herbfte vom ıflen big ı 3ten Novems 
ber, wilde man im gemeinen Leben auch den alten Weiber 
Sommer zu nennen pflegt 2. Figürlich. (1) Für Jahr, doch nur 
in der dihterif hen Schreibart. ; 

Ich Eenne ſchon der Schäfer Ränke, 

Und Dia nun fechzehn Sommer alt, Haged. ER 
Nach einer andern Figur iſt, doch auch nur in dee dichteriſchen 
Schreibart, der Sommer des Lebens, das männliche Alter, 
Er ſtarb, ach er farb, in dem Sommer feines Lebens, Geßn. 
(2) Die zarten Fäden, welche am Ende des Sommers die Erde 
überziehen, und in der Luft herum fliegen, werben im gemeinen 
Leben der Sommer genannt, weilder große Haufe fagt, daß als⸗ 
dann der Sommer fortziehe. Weil fie fih im Nachſommer eine 
fiellen, fo werden fie gleichfalls der alte Weiber Sommer — bey 

andera 


* 


— ee EN 











andern aber Sommerfäsen, Sommerweben , Marienfäden, 
im Niederf, Slammetje und Siammetje-Sommer, im Engl. 
Goſſamer genannt, ©. Marienfaden. 
Anm. Schon bey dem Kero Sumar, im Niederr. — im 
Anelſ Sumer, Sumon, im Schwed. Sommar, im Irländ. 
Sam,Samihad, Daß diefes Wort mitSonne nabeperwandtift, 
- fo ferni in benden der Begriff der Wärme der berrfchende ift, wird 
bey dem Zeitworte ſommern deutlich werden. ©, auch Sonne. 
Der Sommerabend, des—es, plur. die —e, 1. Ein Abend im 
Sommer, ingleihen ein. angenehmer Abend, wie im Sommer, 
2. Zu der marhematifhen Geographie iftesder Drt im Horizon⸗ 
te, wo die Sonne an dem länaften Sage untergeher, ohne Plural; 
zum Unterfhiede von dem Winterabende, 


Der Sommerbau, des——es, plur. inuf, imder Landwirthſchaft, 


1, der Bau des Sommergerreides. 2. In einigen Gegenden auch 
dieſes Sommergetreide ſelbſt. Zu beyden RR zum Unter: 
fchiede von dem Winterbaue. S 

Der Sommerbfum, ©. Mayfonntag. 

Das Sommerbier, des —es, plur. doch nur von — Arten, 
die —e, in einigen Gegenden ein Nahme des März: oder Lager⸗ 
bieres, weil es im Sommer verſchenket wird. 

Die Sommerbirn, plur. die —en, Birnen, welche im Sommer, 

-d.i.im Julio und Auguſt, reif werden, und auch Frühbirnen heis 
ßen, zum Unterfhiedevon den Herhft: und Winterbirnen. 

Die Sommerblume, plur.die—n, Blumen, welche im Soms 
mer blüben, zum Unterſchiede von den — oder Frühlingsblu⸗ 
men und serbſtblumen. 

Die Sommer: Ealoiile, plur, die — eine Art Calsillen oder 
Eidbreräpfel, welche im Sommer veif werden, zum Unterfchiede 
von den Herdfl: Ealvillen. 

Der Sommerdeich, Ss —es, plur. die —e, inden Rirderdeut- 
chen Dlarfchländern, ein kleiner Deich, durch welchen ein Stüd ” 
Landes nur gegen die Fluch im Sommer befhüger wird. 

Die Sommerdroffel, plur. die—n, bey einigen tin Rahme der 
Zipp⸗ oder Weißyroffel, weil fie noch im Sommer anfängt zu 
flreichen ; zum Unterſchtede von der Ksth: oder Weindroffel, 
welche wegen ihres ſpãtern Sttiches auch die Wineräroffel ge⸗ 

nannt wird. 

Die Sommereiche, plur. die —n, ein Nahme der Maſt- oder 
Auguſt⸗Eiche. 

Der Sommerfaden, des —s, plur. die —faden, S. Sommer 
und Marienfäsen.. 

Die Sommerfeder, plur. Sieh; bey den Jägern, welche die 
- Haare der wilden Schweine gedern neunen die dunkelbraunen und ' 
ſchwärzlichen Haare und Borſten, welche die wilden Schweine im 
Sommer haben, zum Unterfdiede von den hellgrauen winterfe⸗ 
dern. 

Das Sommerfeld, des —es, plur. die —er, in der Landwirth⸗ 

ſchaft, ein Feld, welches mit Sommerfrüchten beſtellet wird, und 

"im Sabre vorher Winterfeld geweſen, d. i. Wintergetreide getra⸗ 

gen hat. In einigen Gegenden Sommerungsfeld, von ſommern, 

mit Sommerfrucht beſtellen. 

Der Sommerfleck des —es, plur. die—en, kleine gelbliche 
Flecken im Geſichte und an den Händen, welche befonders im 
Sommer fichtbar werden; im gemeinen Leben auch Sommer: 
fproffen, im Oberdeut ſcheu Sommermähler,sin Baiern Som: 
mermietel, bey dem Pictorius Laubfleden, im Niederf. Som: 
merfprutteln, Sunnenfprusteln, Sommerſtippen. 

 Bommerfledig, —er, —fr, adj. et adv. mit Sommerflecken 

derſehen, felbige babend ; fommerfproffig. 

Die Sommerflur, plur. die —en, eine lur, d, 1, an einander 


TEE ERBE 


oh 133 
bangende Gelber; welche mit Sommetfeueht beſtellet wird; zum 
Unterſchiede vonder Srahflur und Winter fiur. 

„Die Sommerfrucht, plür. die —früchte · ¶ In inigen Gegen · 

den, z. B. in Meißen, die Fruchtbarkeit des Erdbodens im Som⸗ 
mer, und in engerer Bedeutung die Feuchtigkeit, welche der Erd⸗ 
boden im Sommer hat und empfängt; ohne Plural, - Die Win— 
terfrucht gidt sen Gewachſen mehr NAahrung als die Sommer⸗ 
frucht, d. i. Feuchtigkeit. ⸗. Frucht, oder Früchte, welche im 
Frühlingegefärt werden, und noch in demſelben Sommer zur Met» 
fe fommen, zum Unterfchicde von der Winterfrucht, welchedem - 
Herbſt vorher gefüerwerden muß. Es wird bier, ſo wie grucht, 
fo wohl im Singular collective, als auch von mehredn Arten im 
Plural gebraucht Das Sommergetreide gehöret in weiterm 
Verſtande gleichfalls zur Sommerfrucht. Im engeren Verſtande 
werden die Sommererbfen, Sommerlinfen, Bohnen, Heideforn, 
Hirfe, Flachs Danfıf. f. Sommerfrischte genannt, 

DieSommergallenfliege,plur,dsie—n eine Arı Gaffenfliegen, 
welche fich auf den Eichbaumen aufhält; ;CynipsQuercus Linn, 

DieSommergeifte, plur. car. eine Art Gerſte welche im Zrüh« 
linge gefäet und in dem darauf folgenden Herbſte geerntet wird; 
zumUnterfchiede von der Wintergerfie. Man hatihrer vornehm⸗ 
lich zwey Arten, die Pleine oder vierzeilige, und die große odeg 
zweyzeilige Sommergerite, welche letztere (Hordeum difi- 
chum Linn.) in der Tartarey am Fluffe Samara wild wächſet. 

Das Sommergetreibe, des—s, plur. doc) nur von mehrere 
Arten, ut nom. ling. Öetreide, welches im Frühlinge geſäet, 
und in dem daranf folgenden Sommer geerntet wird ; zum Unter: 
ſchiede von dem Wintergetreide, welches im Herbſte vorher gefäck 
wird. In einigen Gegenden wird es Sommerkorn, das Soms 
merige, das Sommerungsgetveide, dev Sommerbau, (Niederf. 
Sommerbaute) genannt. Die Sommergerfte,das Sommer: 
koen oder der Sommerroden ; der Ssmmerweizen und der 
Safer find folches Sommergerreide. : 

Das Sommergewächs, des—es, plur. die —e, Gewächfe, 
welche nur Einen Sommer dauern, und den folgenden Winter abe 
ſterben ; zum Unterſchiede von den Wintergewächfen welche 
auch den Winter über fortdauern. 

Das Sommerhaar, des —es, plur. inuf/ oder die Sommer⸗ 
baave, fing. inuf, Haare, welche die Thiere gegen den Sommer 
zu bekommen pflegen; zum Unterſchiede von dem Winterhaare 
oder den Winterhaaren. 

. Sommerbaft, adj. et adv. der warmen Sommerwitterung ähne 
ig; fommelih. Ein fommerhaftes Werter, 

Das Sommerbaue, des—rs, plur. die—häufer, ein Haus, 
welche? man nur im Sommer bewohnet ; zum Unterfchiede von 
einem Winterbaufe, 

Der Sommerherd, des—es, plur. die —e, ben den Vogelſtel⸗ 
lern, eine Art Sangherde, auf welchen den Vögeln im Sommer 
mit dem verbaltenen Gefange nachgeftellet wird; zum Untere 
ſchiede von den gerbft: und Winterherden. 

Die Sommerhige, plur, car. die Higedes Sommers, oder im 
Sommer. 

Das Sommerhonig, des —es, plur. inuf, in dee Bieuenzucht, 
dasjenige Honig, welches die Bienen im Sommer eintragen, 

Das Sommerbubn, des — es, plur. die —hühner, in einigen » 
Gegenden ein Rahme der Sinshühner, welche iin Somnter zur Ere 
Fenntniß der Oberherrſchaft gegeben werden ; zum Unterfdiede 
vos den Safinaprshühnern,. Pfingähühnern, Zerbtbühnern 


uff. 
ie Sommer?leid, des —es, plur. die —er, ein leichtes Füße 
les Kleid, welches nur im Sommer getragen wird, zum Unter- 


ſchiede von dem wärmern Winter bleide. 
33 > Der 


4 X 4 * ns 
9 N RR 
\ 
Der Sommerkohl, des — es ‚plur.. ear. Rob‘, welcher im 
$rüblinge gefäer wird, und indem gleich daran folgenden Som: 


mer ſchon Köpfe bringe; zum Unterfchiede von m Winterfoble, 
welcher den Herbſt zuvor gefüet wird. ©. Kohl. | 


» Dee Sommerkönig, des—es, plur. die—e, eine Art Zaun⸗ 


kenige, ©. Gold hähnchen. 
Das Sommerkorn, des—es, plur. inuf, a. Im weiteſten 


 Berfiande, das Sommergetreide, (©. diefes Wort, ingleichen 


Born.) 2, Im engern, der Sommerroden, ©. daſſelbe. 

- Die Sommerfreffe, plur. inut. eine Art Gartenfreffe, welche 
im Früblinge gefäet, und im darauf folgenden Sommer gegefjen 

wird; zum Unterſchiede von der Winterkreſſe. 

Die Sommerkuh, plur, die — Fühe, in der Landwirthſchaft, 
eine Kuh, welche inn Sommer Milch gibt; zum Unterſchiede von 
einer Winterkub. 

Die Sommerlatte, plur.die—n, im Sorfiwefen, junge Spröß. 
linge an oder von Bäumen, welche den Sommer über in die Höhe 
f&lagen, oder einen Sommer alt find; Stammlohden, Erd: 
lohden: ‚©. Latte, 

Die Sommerlaube, plur.: die—n, eine Laube oder grüne Hüc- 
se, deren man. fi im Sommer wider die Sonnenpige bedienet, 
Kit, 2, 20524. 

Die Sommerlibne, plur. sie—n, von Lebne, die abhängige 
Seite eines Berges, die nach der Sonne gerichtete, d. i. gegen 
Dtittag gelegene Geite eines Berges oder einer Anhöhe; die Som⸗ 
merjeite, Südſeite, Mitt ags ſeite, im Oberd. die Sommerleiie. 
Bon Sommer, ſe fern es ebedem mitSonne oderSonnenwärnie 
gleich bedentend war, S. Sommern. 

Sommerlich, adj. et adv. dei Sommer ähnlich, wie fommers 

baft, nur im gemeinen Leben. Ingleihen in dem Sonmer 

und deffen warnen Witterung gegrimdet. Die fumurliche 

‚zit, die Sommerzeit, einer der Shwäbifchen Dichter.  - 

Der Sommerlolch, des—es, plur. inul, eine Art des Lolchs, 
welderein Sonmergewächs ift, und eine berauſchende, dunm 
machende Krafı bet , Lolium temulentum L. Porig, Poſt 
Schweineporſch. 

Das Oommermahl, des—es, plur. die — e, oder —mabler, 
&, Sommerffecken. 

Der Soͤmmer-Majoran, des—es, plur, inuf, eine zarte 
ſehr wohlviechende Art des Majoranes, welche aber nur einen 
Sonmer dauert; zum Unterfchiedg von dein Winter-⸗Majoran. 

Der Sommermonath, des— ts, plur, die—e, einer von 
den drep Monaten, welche den Sommer im eugften Ver ſtande 
anusmachen. 

Sommern, verb. imperf. neutr. mit bein Hülfswarte haben, 
Sommer werden, Es ſommert heuer früh. 

3.@ömmern, verb.reg. neutr,-mit dem Hülfsworte haben, 
‚welches nur in der Landivirrbichaft üblich ift, Sparten geben. Be⸗ 
fonders fagt man von manchen ſtark belaubten und mit langen 
Äken verfehenen Bäumen, daß fie femmern, wenn fie, foweit 
ihre Aſte reichen, fein anderes G:wäd 2 unter ihrem Scheiten 
auftommen laffen. Die Linde fommert am ſtärkſten. Dieflarfe 
Sömmerungder Linde. Es aebörer in diefer Bedentung ohne 
Sioerfelzu dem Riederi. Scheme, Schatsen, ſchemern, dunkel 
einen und beſchatten, Shummer, Dämmerung, momit auch 
unfer dämmern und das Franz. lombre, dunfel, —— ver⸗ 
wande find, 

».Sömmern, verb, reg. act. welches mit Sommer verwandt 
if, aber in verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird. 1. Din 
Sonne nit rahlen ausiesen, an dik Sonne, in die Sonar legen ; im 

‚gemeinen? ben einiger Gesenorn, beſonders Weaißen⸗ wol: wıan 
in andern Provinzen fonnen jagt Die. Betten fommen. Dir 


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: Sühnee — wenn fie fi indie Sonte legen, um ihre . J 
Strahlen zu empfangen. Figüclich ſommern die Gertuer die 
Brume, wenn fie die Aſte aus ſchneiteln, damit die Sonnenfirahe 
len ducchfallen können, 2. Bon Gewächſen oder Tpieren, welche 

man den Sommer duch erbäit, oder fie durch. den Sommer 
brinat, fagt man im gemeinen Leben gleichfalls , daß man fie ſom⸗ N 
mere ; inweldem Verſt ande es in ausfommern nnd überfome 
mern noch üblicher ift. Auf ähnliche Art fagt man, ein SGewãchs 
oder ein Thier wintern, auswintern oder uberwintern, es durch 
den Winter bringen. So bald ſich das Schaf ſommern kann, 

ſeine Sommernahrung ſuchen. 3. In der Landwirthſchaft iſt ſöõm⸗ 
mern, einen Brachacker mir Sommerfrucht beſtellen, auſtatt ihn 

ganz müßig liegen zu laſſen. Die Brache ſoͤmmern. sin geſom⸗ 
mertes Leld. So auch die Sömmerung. 

Anm. Aus der erſten Bedeutung erbellet, daß Sommer und | 
Sonne ſeht nahe verwandt find, und daß das erfie eigentlich die 
Sonnenwirme bezeichnet, welche Berwandtſchaft aus Sommer⸗ 
ſeite und andern noch erweislicher wird. SD. Sonne Ann, © © 

Das Sommerobil, des—es, plur. inui. Obſt, welches noch 
im Sonimer zur Reife kommt, und ſich auch nur den Sommer Br 
über Hält, Frühobſt; zum. Unterſchiede von dem Winterobfe, 4 
welches erſt gegen den Winterreifen. 

Der Sommer = Punct, des—es, plur. die—e, in der Altro⸗ — 
nomie, derjenige Punct in der Ekliptitk, in welchem die Sonne zu eg 
Mittagedem Zenithe am nächflen fommt, weil ale dann der Som — 
‚mer feinen Anfang nimmt. 

Der Sommertoden, des—s, plur. inul. eine It he 
ckens, welcher imFrühlinge gefäet wird, und den daranf foigenden, A 
Sommer geerntet werden kaun, Semmerkorn; zum Unterſchiede ä 
don dem Winterrocken oder Winterforne. _ a 

Der Sommerrübefamen, im gemeinen Leben Sommerrüb: EN 
fen, des —s, 3 inuf, eine Arc des Rübeſameus voerKübfehs > - 
welcher im Frühlinge gefäet wird, und in demdarauffolgenden \ 
Sommer reifet ; zumlinterfidiede von deimWinterübefamen oder >», 
Winterrubfen. — 

Die Sommerſgat/plur. inuf, Sr Die Saat oder das Sien ' 
des Sommergetreides,2, Die Saat, das ift, der aufgegangene Sa⸗ 
me des Sommergetreibes, ebe es ſchoſſet. 3. Zu einigen Ger 
genden wird auch das Sommergerreide ſelbſt die Sommerſaat 
genannt. N 

Die Sommerfeite, plur. Sie—n, die nad) der Sonne, 8. u 
nach Mutag oder Süden gerichtete Seite eines Dinges;die Wie: 
tagsfeite, Südjeite. Die Sommerfeite eines Baumes, Has 
fes u. ſ. f. Die Sommerfeite eines Berges, in einigen Gegen 
den die Sommerlehne, im Dberd, die Sommerleite. 

Die Sommerfproffe, plur. die—n, ©. Sommer RFgERM: 
Sommerfpröflig, ©. Sommernedig. 
Der Sommerfiand, des—es, plur. die — fände, Ze den 

»  Zägesn, der Stand eines Wildes im Sommer, der Det, wo es 
fich im Sommer aufzuhalten afleger; ; zum urietſchiede von dem. “ 
Winterfignde, ee 

Die Sommerfioppel, plur. die—n, in der Eantwirthfehaft, 
die Stoppeln des Öommirgetreides, wo es auch im Singular cols 
Vective gebraudı wird. Das Vieh auf die —— 
“treiben 

Der Sommerteg, RAR plür: die—e, ein Tag im Some 
mer ;ingleichenein Tag wie in Sommer, 

Das Sommerthierchen, des—s, pluri ut nom. Ang. in 
einigen Örgenten, ein — bnderScpnrealsdiyen, oder Schnee⸗ 
tropfen, Galanthus L, villeicht weil. das daraus deſti lierte 
Waſſer die EN oertreiben ſoll. bei Ze 

om 


* 





Be om a Be. 66 


Dir re es, plur: die—vögel, Vögel, Trelge "ihre Beſchaffenbeit weiter zn beftimmen. Dasik doch ein ſon⸗ 
. fich be ns nur imSommer ſehen laſſen. Im engern und gewöhn⸗ derbarer Fall. Eine fonderbare Orthographie. Lin fonder: 
lichten Berftande werden die Schmetterlinge oder Tagefalter, barer Sag. Das iftfonderbar. Es wäre doch fonderbar, 

- Papiliones L. auch Sommeruögel genannt, ‘©, Schmei⸗ wenn er nicht Abſchied nehmen ſollte. Dieſes Wort deutet 

sterling. bloß das Befondere, das Auszeichnende, Ungewöhnliche an, und 

Die Sommerweben, fing. inal®, Sommer: 2. läſſet es zwar unentſchieden, ob das Ungewohnliche vorttefflich 

Der Sommerweizen, des —s, plur.inul. eine Art des Mei oder ſeltſam iſt, neiget fich aber doch mehr dem letztern. Im 
zens, welcher im Früblinge gefäet, und in dem darauf folgen- » Dberdeutfchen gebraucht man es auch alsein Neben - und Bindes 
‚den Sommer geerntet wird; Unter ſchiede von den Winters mort, für befonders, inföndecheit, vornehmlich, in welcher Ge⸗ 
weisen. ſtalt es. aber im Hochdeutſchen fremd iſt. 

Die Sommerwende, die — n, die Sonnenwende im Som» Die Sonbderbarkeit, plur. die—en, 1, Die Eigenſchaft eittee 
‚mer, der längfte Eier ; zum Unterfehiede von der Winterwende, Dinges, da es fonderbar iſt; ohne Plural, : 2. Eine fonderbare 
©. Sonnenwende, Sache. Sonderbarkeiten der Orthographie. 

Das Sommerwetter, Jes—s, plur. inufit. "Has Wetter, d. i. Sonderheit, ein nur in inſonderheit übliches Wort, S. daffelbe. 

die Beſchaffenheit der Luft, im Sommer, ingleichen Better wie. Die Sonderleute, fing. inul. in einigen Gegenden Weſtphalens, 
im Sonmter, unangeſeſſene leibeigeneLeute, welche daher nur inAnfehung ibrer 

Die Sommerwitterung, plur. die—en, wie das vorige, ohne _ Perſonen leibeigen find; zum Unterſchiede von den Sofhörigen. 
-Mural, Ingleichen von Ahänderutigen diefes Wetters oder dieſer Sonderlich, adj. et adv. gleichfalls von dem beralteten Bey⸗ 
Witterung, mit dem Plural. und Nebenwort ſo nder, von andern Dingen abgefondert, für be: 

Die Sommerwolle, plur. car.in der Landwirthſchaft, diejenige fonder und befonders, 1. *Eigentlih, Fe eine gerde ſonder⸗ 
Wolle, welche den Schafen im Sommer gewachſen iſt, und ihnen lich, ı Mof. 32, 16. Feglichen fonderlich verbövey.  Bift. 
im Herbfte abgenommen wird ; zum Unterfchiede von der Win* Syf.v.5'.Dem wird gegeben für feinen Glauben wine fon: 
terwolle, welcheibnen im Frůbunge abgeſchoren wird. Pr — — 34 3% N ee iſt —* Im 

ochdenifihen veraltet. 2. Figürlich. (1 nen vorzüglichen 

Die Sommerwurz, S. Sonnenwurz. —Grad der Güte habend; in der vertraulichen —— fo wohl 

Der Sommerzauntönig, S. Goldh ahnchen. als ein Beywort, als auch ale ein Nebenwort. Deine Liebe if 

Das Sommerzeichen, des —s, plur, ut nom, fing. in der mir fonderlicher gewefen, als Syauenliebe, ı Sam. 1,26. 28 
Aſt rono mie/ die drey himmliſchen Zeichen, in welchen die Sonne ifi nichts ſonderliches an ihm, nichts beſonders vorzügliches. Das 
‚ den Sommer über verweiler ; welche bey uns des Krebs, der Löwe Haus, das ich bauen will, Toll groß und ſonderlich ſeyn, ® 





und die Jungfrau find. ; Chrom. 2,9. Es ſchmeckt nicht ſonderlich. Roch mehr, (7) 
Sonach, S. So Anm. ⸗ einen vorzüglichen Grad der Wichtigkeit, der inuern Stärke Ban 


bend, gleichfalls nur in der vertraulichen Sprechart, wo es u& 
auch nur am haufigſten mit der Verneinung gebraucht wird Mag 
wird Feine ſonderlichen Zolnen haben, Teinebefondern, Er iſt 
nicht ſonderlich groß, veich, vornehm u. ſa f. Sie i nicht ſon⸗ 
derlich auf ſeiner Seite. Dazu ſchicke ich mich nicht ſonder⸗ 
lich. Darum, daß ihm fonderlid geholfen ward, 2 Chrom, 
26,15. (3) Aufeinevorzügliche Art, als ein ER für 


Sonder, adj. et adv. von andern Dingen abaefondert;; ein im 
2 Hochdeutfchen veraltetes Wort, wofür das zuſammen gefeßte bez 
“=  fonder üblich iſt. Es fammle ih das Waffer an fondere Grter) 
1 Moſ. 1. Lege dein Almoſen an einen fondern Ort, Sir, 
29, 15.. Daer fie fegnete, einen jeglichen mit'einem ſon⸗ 
Lern Senen, 1 Mof. 49,28. Diefondere Derforgung Gottes, 
J —3 — ern, das Zeitwort. 
% — ——— Se ger * — befonders, infonderheit. Die vorſehung Gottes waltee 
Sonder, ein Vorwort, welches mit ohne gleich bedeutend iff, fo fonderlicp über “Sirjenigen, welde u. ff. Das gefipie: 
4 wie daffelbe die vierte Endung erfordert,aber im gemeinenSpradye bet fonderlich defwegen, damis n. f.f. Ich bade micMfon- 


gebrauche der Hochdentfchen veraltet iſt, und nur noch zuweilen derlich befi se an A 
scbeaucht wird, befonders bepden Dichten Sonder Zweifel, a; — efliſſen, das Evange ium zu predigen, Nö. 


Sonder Scherz . Sonder große Mühe. Ynm, Schon bey dein Willicam ſume runs 
Seit, daß ihr Opfer bringt, der Ceres fonder mich, Opik, Der en i& — e8, plur. die —e, Ein einzelnes, von ; 
Die Liebe, die dic Franke, iſt Liebe fonder Geit, Gell. andern abgefondertes, oder trennbares Ding ; eine ungewöhnliche ' 
Dean finder zwar auch Vedſpiele in der dritten Endung, Bedeutung, in welcher einige die trennbaren Vorwörter in der 
Was ſoll mich ſonder dir im Leben Fonnen Iaben? Opitz. Syrachfunft Sonderlinge genannt haben, "Fu gewähntichern 


Welche aber wohl ale Ausnahmen von der Hegel, wo nicht gar Berkande, iA ein Sonserlin ——— 
als Sprachfehler betrachtet werden müſſen. Ju Oberdeutſchen a iR : r ” Pe —6 
ya k miüher, das Gegentheil von dem zu thun und zu äußern , was der 
findet man es auch als ein Biude · oder Nebenwort. Dev. Schenke Gebrauch, oder die Ratur derliiuftände erfordert, weil fie fich da⸗ 
des Röniges Pharao brachte zwey Fahre su, fonder an Jos durch von andern gleichfam abſondert oder aus zeichnet 
fepb zu gedenken, für ohne; auf welche Art es im Hochdeut⸗ Sondern, verb.regul, act. welches iheilen, von einem andeen 
ſchen noch feltner ift. Hingegen iſt es im Niederdentfchen ſo wohl , Dinge trennen bedeutet, und zwar fo wohl dern Raumes and dern 
‚Für außer, es fey denn, als auch für aber üblich, körperlichen Zuſammenhange nach, als der Verbindung, dee Gre 
° Anm. Im Niederſ. ſunder, bey dem Ulpbilasfundro. Auch meinſchaft nach. Er forderte die fprenglichten. und bunten 
I. bier ift der Begriff der Abfonderung der herrſchende. Das Latein, Bote ı Mol 80,35. Du ſollſt die Leviten fondern von den 
© fine iſt genau damit verwandt, vielleicht auch Shnefeldit;tenn ° Kindern Ifrael, 4 Mor, 8. 14, Wo dur die Srommen leh— 


der Birchlaut if oft ein müfiger Vorflag. ©: Sondern. zeit, ſich fondeen von böfen Leuten, Jer 15, 19. Es wird, 
Sonderbar, er, —fe, adj. et adv. von dem veralteten Bey⸗ im Hochdenifchen wenig mehr arbraucht , ſeitdem das zuſammen 
worte Sonder und der Xbleitungsiulbr bar, befondere von andern geſetzte abſondern Üblicher geworden. - Nur bey den Ditern 


ſfich vorzüglich aus zeich nende Eigewidhaften anfich hakend, ohne kommt es noch zuweilen vor, Hier athmet ev Ruhe, 
i . 1 8* V on 


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Don dem leeren — der At Befunde BEER, Die Sonne, plur, die—n, 4 beſtãndig — Gimmetefie- 


So auch die Sonderung. ©. auch Ausfondern.. [ 


Anm. Im Niederf, fündern, im Angelf, [yndrian, afyn- 
drian, bey dem Kero kilontron. Das Stammwort ſon, wel⸗ 


ches mit dem Lat, fine vrrwandt iſt, hat allem Anſehen nach eine 


körperliche Theilung bezeichnet, welche denn wieder eine Figur 
der Bewegung und ibres Lautes ſeyn würde, (S. auch Sünde und 


per, welcher den ihm zugetheilten dunkeln Karen oder Planen“ 
Kichtund Märtme ertheilct. ; 


«2, Eigentlich. Die Sixferne find fo —* Sonnen, deren 


jede die Quelle des Lichts und der Wärme für ihre Planeten. 


il. Einen einzigen nebeligen Stern verwandelt das Fern— 


glas im einen Simmel voll Sonnen, Käftı, Ju engerer und 


Sonft.) Übrigens iſt diefes Zeitwort der Stamm fo wohl von 


dem folgenden Birdeworte fondern, als auch von ſonder und ſei⸗ 
nem Geſchlechte. 

Sondern, eine Partikel, welche jegt nurnoch als ein Bindewort 
üblich iſt, ehedem aber auch als ein Neben: und Vorwort gebraucht 
wurde, Sie bedeutete, 1. * Ausgenommen, außer, weiches eine 
der erſten Bedeutungen iſt, die aber nicht mehr gebrandht wird, 
Um fechs Uhr waren beyde Städte abgebrannt, ſondern von 
einer Pforte blieben etliche Sänfer Heben, in der Frankenb. 
Ehron. bey dem Friſch. 2. * Aber, eine gfeichfallg veraltete Be⸗ 
deutung, wovon Frifch ein Nicderdeutfhes Beyſpiel anfübrer, 
Dir gebrauchen es jeßenur noch, 3. als ein adverfarives Binde 
wort, etwas in dem Nachſatze zu fegen oder zu behaupten, wenn in 
den Borderfage eine Berneinung vorher gegangen. „ Nicht ung, 
Berr,fensern deinem Nahmen gib Ehre, Pf. 115, 1. Ich wer— 
de nicht ſterben, ſondern leben, Pſouus, 17. Laß der Sunde 
nicht ihren Willen, fondern herrſche über fie, ı Mof,4,7. So 
auch, wennin dem VBorderfage nicht nur, niche allein vorher ges 
gangen, da denn in dem Nadhfage fondern auch folge. Ich babe 
es nicht nur gefeben, Sondern auch gehoret. Du haft es nicht 
allein gethan, fondern du haft es auch nach der. That gelaug⸗ 
net. Wo das fondern auch zuweilen verſchwirgen werden kann. 
Du haft es nicht allein getban, du haft es auch nach der Thar 
gelaugnet. Er iſt nicht allein ganz unwiffend, er haſſet auch 
noch allen Unterricht. 


Anm. Schön bey dem Ottfried funtar, fantir, im Miederf, 


funser, fondern. Es iſt mitdem-akten Vorworte fonser ein und 
„eben daffelde Wort ; denn das n am Ende ift erſt in den ſpätern 
Seiten ängehänget worden. Go wie hier der Begriff des Abfon- 
derus der berrſchende iſt, fo ſcheinet das Lat. gleichbrdeutende [ed 
mit unjetu ſcheiden eines Geſchlechtrs zu ſeyn. 
Sonders, ein Nebenwort, für befonäeme, welches im Hoch deut⸗ 
chen veraltet iſt. 
Bsif von hin nit fonders ferr x 
In wald ein grSffes bawenses ſchwein Theuerd. Kap. 41, 
Daß überall don ihm die Sage möchte gehn, 
Der Mann konn auf die eur ſich ſonders wohl vertzehn, 
Opitz. 


Es Tonımt mat noch in den Kanzelleyen vor, beſonders in der For⸗ 


mel? Und bleiben euch fammt und ſonders in Gnaden gewo⸗ 
gen; d. 1. iusgeſammt und jeden ins beſondere. 


Der Sonnabend, des—s, plurdie—e, der letzte Tag in der 
ode, weicher unmittelbar vor dein Sonntage hergehet. "Der 
Genitiv wird wie bey den übrigen Wochentagen auch adverbifch 
gebraucht; Sonnabends, für am Sonnäbende. 

Anm. Schon bey dem Dirfried Sunnunabend. Abend be 
deutet bier, wie auch ſouſt, den Tag ver einem Fefte,fo daß Sonn: 
abend eigentlich den Tag bezeichnet, welcher vor dem Sonntage 
bergeber, vollſtändig Sonntagsabend. Die Oberdeutfchen nen« 
nen diefen Tag am liebfien Samftag, (©. diefes Wors), und.die 
Niederdeutfehen Saterd ag, Engl. Saterday, welches aus Sa: 
turne-Eag, Die: Yaturni, zufammen gezogen iſt. 


7 


- der Sonne verbrannt. 


gewöhnlicherer Bedeutung verftehen wir unter der Sonne ſchlecht⸗ 

hin denjenigen leuchtenden Himmelsförper, welcher uuferer Er d⸗ 

Fugel Licht und Wärme mittheilet. Die Sonne zebt auf, geht 

unter, Der Yufgang der Sonne. Die Sonne fcheiner,weun fie 

gefehen wird, Die Sonne sicht Waffer,im gemeinen Leben, wenn 

fie zwifchen zwey dichten Wolken durchfeheiner, wobey man helle 

Streifen an dem Himmel ſiehet. (©; Sonnenzopf.), Die Sonne 

better unter ſich, auch imgemeinen Leben, wenn fi die Wolfen 

am Tage unter der Sonne zufammen ziehen, worauf ungefiüm - 

Wetter folgen fol. Die Oberdeutſche Deelination,in der zwchten 

und dritten Endung der Sonnen für der Sonne iſt den Sochdeut⸗ 

ſchen eigentlich fremd, obman ſie gleich bey manchen Schrififiee - 

lern häufig findet, Es geſchiehet nichts Neues unter dan Sonnen, 

Pred.u,9. Sich der Sonnen freuen, Kap. 7,12, Außer wenn es 

ohne beſiimmten Artikel ſtebet da es aber der Angehängte Artikel 

iſt. Vor Sonnen Aufgang. Nach Sonnen Untergang. We -⸗ 

che Form auch in den folgenden Zufammenfegungen Statt finder, 
2, Figürlih. (1) Sehr häufig verficher man unter dem Worte 

Sonne die Sorinenftrahfen. Die Sonne hicht, brenner. von 

Etwas an die Sonne, in die Sonne le: 

In die Sonne geben, treien, ım Gegenſotze des Schatz 


gen. 


tens. Bey den ehemabligen Kampffpielen wurde den Kämpfern 
die Sonne gleich ausgecheilet d, i. fir wurden jo geftellet, daß die 


. 


Sonne feinem mebr in das Geſicht ſchien als dem andern, () | 
Inder Deutſchen Bibel wcd Gott mehrmahls figürlich dieSon⸗ 
ne dieSonueder®erehtigkeitgenahut. AicherhabenePerfonun, | 
welche Erkenntniß und Thärigfeisum ſich her verbreiten, werden 


. ander höhern SchreibartSonnen genannt. Noch mehr w'rb dies 


‚verglichen feyn, ob fie aleich,wre Theophile fagt, ihr in nichts wein 


fes Wort in der dichter ſchen Sprache der Liebe gemi$brandht, wo 
nicht nur fhöne Augen, fondern auch ſchöne Perſonen jelbiSon= - 
nen genaunt werden, Gelb Buhlerinnen wollen mit der-Suune 


ter ähnlich find, als Daß beyde fürjedermann find. (5) Dertag, _ 
der Anbruch des Tages, doch nur in der höhern Dichttunſt. 


Mit jeder Sonne ſoll mein lauter Lobgeſang 
von allen Welten wie derhallen Raml. 


Anm. Schon ini Jfidor und beh dem Kero Sunnu, ben dem 
Ditfried Sunna,bey dem Ulphilas Sınno, im Riederf. Sunne, 
im Angelf.Sunna, Sunaa,im Engl. Sur, bey den Krainerifchen ü 
Wenden Sonze, & ift ode allen Zweifel sin Abkdumliag von ; 
ſcheinen und fehen, weil dag Licht das eigenthümlichſte Mer ⸗· 
mahl diefes Himmelstörpersift, deffen helles Licht durch das in» 3 
tenfive verdoppelten bezeichnet wird. Das einfachere Sun war i 
von fehen ehedem fehr gangbar ; fo iſt $ 3. dry dem Moser 
Anafune, das Angefiht. Indemalten Gedichte auf den hei⸗ 
ligen Anno beißt die Sonne mit dem nabe verwandten m, Sum- 
mi, welches die Berwandifchaft mit Sommerbeftäfiger. Mit 
einem andern Endlause heißt Diefer Hiumelsförper im Shwed.” 
Sol, im Dänifhen Soel, im Zettiſchen Saule, im £at. Sol, im 
Watt. Hawl, im Griech gArog , welde. zunädh van einem 
veralteten Sabl, Glanz, Licht abſtammen. (S. ı Sabl.) 
Bey vielen alten Ob deniſchen Schriftſtellern z. B. den Schwã⸗ 
biſchen Dichtern, iſt dee es Wort männlichen Beſchlechtes, Iher 
— &, R Süs, 





Sonnen, 


—8 


Me " mr BR ER Et 2 * — — F * 1 — 
Sr Se | .»_ » Son -.. 146» 





E' Sonnen verb.reg. act. an die Sonne legen, den Sonneuſtrah⸗ Das Sennenjaht, des—es;, plur. die—e, daejenige Jahr,“ 
“=  Iemauefigen. Die Betten fennen. Die gühner fonnen ſich, welches nach dem Laufeder Sonne beftimme wird, die Zeit, im : 


wenn fie ſich an oder in die Sonne legeñ. welcher die Sonne die zwölf Zeichen des Thierkreifes durchläuft, - 


Bier fand ich auch din Amor, — . Das Sonnenjabr beſtehet aus zwölf Sonnenmonarben und hält : 
Der feine Slügel fonnte, Haged, Eh 365 Tage, 5 Stunden und 49. Minuten: Es wird dem Monds⸗ 
So auch das Sonnen. a jahre und bürgerlichen Fahre entgegeigefeßt, - 
a7 Anm. In einigen gemeinen Munderten fennen, im Niederf, Ber Sponnentäfer, des—s,.plur. ut nom, fing. eine Art 
funnen, funnigen. Andere, befonders Oberſächſ. Mundarten = Käfer mit abgeflugten Fühlhörnern, deff m Körper einer durchs 
gebrauchen dafür aud) femmern. ©. daffelbe.: ſchnittenen Kugel gleicht und farbige Flügeldeden mit weißen, ro⸗ 


Tas Sonnenauge, des— s, plur. die—n, eine Art Dpal, , then oder ſchwarzen Puneten hat ;-Coccinella Linn. Viel-⸗ 
welche auch Ragenauge, Elementflein,und Augenſtein genanne 3  Teict weil er fich gern im Sonnenſcheine aufhält. Schon Now 
wird; Silex Dans RR 27% ER ter nennt ihn Suncheuer.- - 4 

Die Sonnenbahn; plur. die— en, S. Sonnenfirafe. Sonnentlar, adj. et adv. fo hell und klar wie die Sonne; am : 

Der Sonnenblid, des — es, plur. die — e, ein Blid der Sons :  hänfigften im figürlichen Verſtande, den höchſten Grad der Deute : 
ne,dabdiefelbeauf kurze Zeit durch dte Wolfen oder Dünſte ſcheinet.  Tichfeit, Erweislichkeirund Faßlichkeit habend. Pine fonnenklare * 
— Dieß iſt ein Sonnenblick, Sad, Wahrheit. Er iſt ſeiner Betriegereyen ſonnenklar 

& Der mubfam ſich durch eine Wolfe fielt, Weiße. tberführer worden, Naben 

Die Sonnenblume, plur, die —n, vine Pflanze, dern große Der Sonnenfoller, des — 8; plur. inuſ. eine Art des Kol: - 
gelbe Blume die Geſtalt einer Sonne hat; Helianthus annuus»  Tersben den Pferden; da felbige den Koller befommen ; wenn fie : 
und multiflorus Zinn: Sie iftin Peru und Mexico einbeis-  Tangevon der Sonne befchienen werden ; der Sonnenfchuß. 
mifch und aus Diefen Ländern ir unfere Gärten gefommen, Bone Das Sonnenkraut, des’ — es," plur,“inuf, bep einigen ein 
einigen wird fie Sonnenfrene genannt, : 2% Rahme der Cichorie oder des Wegewartes. 

Der Sönnenfächer, des — s, plur. ut. nom. fing. ein Fächer, Die Sonnenkrone, ©. Sonnenblume;t- 

ſich damit vor den Sonnenftrahlen zu verwahren; zum Unter - Der Sonnenlauf; des — es, plur, inüf. die ſcheinbare Bewer - 

fehiede von einem Seuerfächer. ©. Sächer. - gung der Sonne um die &rde, 

. Die Bonnenferne, plur. die — n, in der Aftronomie, der Zus F au Sonnenlehen, des —s, plur:iut nom: fing. eine Art’ 

ſtand eines Planeten, da er in feiner Bahn am weiteften von derr Lehengüter oder Güter, deren Befchaffenheit noch fireitig ift, das - 

Sonne entfernctift, und der Punch, in welchem er am weıteffens her fih auch d.n dem Urfprunge- ver Benennung nichts‘ gewiffes ” 

- von ihr entfernet if, Aphelium; zum Unterſchiede von derSons « fagen läſſet. Viele erklären es durch ein freyes eigenes Gut, wels » 

nennäbe, Perihelium. Diejenigen, welcheder Sonne und den 7 des von niemandemals der Sonne zu Lehen geher, Aber da diefe * 

Planeten eine Bewegung um die Erde zuſchteiben, rennen dieſe Figur ſehr bart und ngewöhnlich ifk, fo würde, wenn die Son: = 

Punecte die Erdferne, Apogasıım, und Erönabe, Peri gaeum, -  senlehen oder. Sommengüter; tie fie auch genannt werden/ freye? 

Die Sonnenfinfterniß, plur. die — ffe, eben daſelbſt, die Ber» - eigene Güter find, die erſte Hälfte wahrſcheinlicher von fein, "ebes = 

iuſterung der Sonne duch den Mond, wenn der ſelbe zwiſchen ihr _ dem lung, abſtammen; ſo daß es fein eigenes Lehen bedeuten ® 

und der Erde tritt, und fie auf eine Zeit lang bedecket. “würde, weiches bey dent Beſttzer ſelbſt zu Zehne gehet. Siehe *- 

Der Sonnenflöden, des— 8, plur. ut vom. ling,- 2, Fle⸗ESchilters GloM:S. 545. Haltäus Glo M v. Sonnengut, Lens - 
den, oder dunfele Theife in der Sonne, welde von den Nenern? nei Landfied; S. 57.71, Buri Lehnr. 437," & 
für Wolfen oder Nusdünffungen gehalten werden.“ 2. Bon eini-⸗ Bie Sonmenluft, plur.car. inder Aſtronomie, der um der Gonz * 

5 gen werden auch die Gommerfleden im Gefichte Sonnenflee - ne befindfiche der Luft ähnliche flüſſige Körper, -- 

en genannt, — — * Der Sonnenmonath, des — es plur.die —e, ein Monath. 

Die Sonnenfrucht, plur. die — früchte, bey den Neuern ein“ deſſen Dauer durch den Lauf der Sonne beſtimmt wird, die Zeit, - 

Amerifanifches Gewachs, deffen zweyfacherige Capſel auf beyden + in weldjer die Sonne eines von den zwölf Zeichen des Thierfreifeg : 

- Seiten Strahlen wie eine Sonne har, Heliocarpus Linn. durchläuft; zum Unterſchiede von dem Mondsmonathe. Ein * 

. Der Sonnenteper, des —s, plur. ut nom: ling, eine Art+__ Shnnenmonath befichek nach der mirtlert Bewegung: der Sonne " 
Geyermit nacktem Kopfe und Halje, defjen Kopf mir einem Lichte aus 30 Tagen, 10 Stunden, 29 Minuten und 5 Seceunden.. 


ee ne a a rn u 
—— 








kreiſe umgeben zu ſeyn ſche net. Klein hält ihn für das Weibchen“ Das Sönnenpferd, des —es, plur:die—e, in der Mytholo⸗ 

J des Kuttengeyers, VulturMonachus, . N gie, die Pferde, welche den Wagen der Sonne ziehen, 

Der Sonnenglanz, des —es, plur. inuf, eigentlich dee Glang Der Aberglaube kampft und fliebr zugleich, 

7, Ber Sonne, , ‚In einigen Gegenden wird diejenige Schwäche der Wie vor den Fühnen Sonnenpfersen,‘. 

"2 Augen, da man ein Steben in denfelden empfindet, wenn man in Die blinse Nacht voll Selbfiverttäuen, Kaml;'. > 

E die Sonne fiehet, der Sonnenglanz, Sonnenſchein oder Son: - Die Sonnenpflanze, plur. die=-n, bed einigen Neuern, ein ’ 

5. nenfepuß genannt. ‘ Nahme ver binfenfürmigenKfapperfchote, Crotöllariaiuncea * 

— Die Sonnengoldblume, plur. die —n, ein in dein füdlihen» Linn. weldein Oſtindien einheimiſch iſt 

Erropa einheim iſches Gewaͤchs, welches beo uns in den Bärten « Der Soͤnnen⸗Quadrant / des en⸗ plur. die— en, ein Qua⸗ 
2. gegegen wird, uud auf der Spitze des Stängels goldgelbe Blu» + draus, die Höhe.der Sonne damit zu meſſen; ingleichen ein Qua⸗ 

men bürftengeifeträget, wie die Schafsärbe. - dran, fo fern man ibn gebraucht, die Stunden des Tages damit ’ 

Das Sonnengut/ des— es, plur. die— guter, Siehe Son⸗zu erfahren, eine Sonnenuhrj welche aufeinem Quadranten ber» 


& 
7 mnenlehen. cſchrieben wird. 2, | 

Der Sonnenhof, des — es, plur. die — höfe, ein Sof, d. Der Sonnenrauch, des — es; plur:doih nur von mehrern Arz : 
a } ten, die e, befondere Dünfte,; welche nicht fo feucht als andere v 


r Hchter Kreis um die Soune. * elche 
Die Sonnenböbe, plur. die — n, in der Aftronomie, die Höhe: find, und beh dürren und warmen Sommertagen entſtehen. ©, 


* 
5 der Sonne über dem Horizonte, - i veerrauch 


Adel. w.4. Thl.2. Auft — Dier 





— 


Br 


Der Sonnentögen, des ⸗ plur. utnom. fing. ein ſchwa⸗ 
cher Regen, bey oder nach weichem die Sonne ſcheinet, und weis. 


der nach einiger Meinung den Honigthau hervor bringen fol. 
Sonnenreich, —er, —fe, adj.etadv: viel Sonne oder Sons 
nenſchein habeud. 

ſonnenreiches Wetter. 


Der Sonnenring, des —es, plur. die—e, in der Mathema⸗ 


iik, eine Sonnenuhe in Geftalt eines Kinges. — 

Die Sonnenſcheibe, plur.die—n, in der Aſtronomie, die Sons 
ne, fofern fie eine flache Scheibe zu ſeyn ſcheinet. “ 

Der Sonnenfchein, des— es, plur.car. ı. Das Sceinen 
der Sonne, der Zuftaud, da ihre Steahlen durch kein Hindernif 
anfgebaltenwerden. Wirhaben Sonnenfcein, 2, Eine Schwä- 

: de der Augen. S. Sonnenglansz. 

Die Sonnenſchildkrote, plur. die—n, eine Art Schild- 
frören, welche in Oſtindien eiuheimifch if, Teudo geometri- 

ea. Linn. ei 

Dee Sonnerfchirm, des — es, plur. die — e, ein Schirm, die 
Sonnenftrahlen damit von fich abzuhalten; Franz. Paralol,zum 
Unterſchiede von einem. Regenfchirme, 

Der Sonnenfchuß, des— ffes, plur. inuf. 1. Der Sonnen: 
Folter, (S.diefes Wort) 2. Eine Schwäche der Augen, S. So » 
nenglans. i — 

Der Sonnenſtaub, des — es, plur. car. Diminut. das Son⸗ 
nenſtäubchen, Oberd. Sonnenſt aublein, der in einem Zimmer 

‘herum fliegende unmerklich kleine Staub, welchen man nur als⸗ 
dann fieher, wenn die Sonne durch eine kleine Offnung in daffelbe 
ſcheinet. Man gebraucht dieſes Wort oft, etwas unmerklich klei⸗ 
nes zu bezeichnen, ; \ 

Der Sonnenftein, des—es , ‚plur: die —e. 1. Eine Art un⸗ 
edler Steine, auf: welchen Bas Bild einer ſtrahlenden Sonne ber 
findlich ift, „dergleichen zu Maffel in Schleften gefunden werden. 

I 3, Eine Art Opal, welcher durch ſicht g iſt und wenn er- am Sons 
nenlichte umgewardt wird, das-Bild-der fortrüdenden Sonne 
geiget. * 

Der Sonnenſtrahl, des —es; plur. die — en. 1. Die von der 

ger —— Lichtſtrahlen. In der höhern Schreibart 


wird es auch zuweilen im Singulat colleetive gebraucht. Auf ei⸗ 


nem-Sügel lag der Greis Menalkas am mildern Sonnenſtrabl 
und fab durch die herbftliche Gegend hin, Geßn. 2, Eine Art 
Tellmuſcheln mit Strahlen. 


Die Sonnenftraße, plur. dir —n, in der Aftronomie, der Weg 


am Himmel, welchen bie Sonne imihrereigenen Bewegung durch» 
zulaufen ſcheinet; die Ekliptik, Sonnenbahn, der Sonnen: 
zirkel, Sonnenweg. Daeigentlich nicht die Sonne, fondern die 
Erde diefen Weg zurück legt, fo follte er billig die Erdbahn, Erd: 
ſtraße heißen, — 
Der Sonnentag, des — es, plur, die — e, int der Chronologie, 
ein T o fern deſſen Dauer durch die ſcheinbare Bewegung der 
ee beflimmt wird, der folglich 24 Stunden hält; 
der natürliche Tag, der bürgerliche Tag, zum Unserfchiede won 
dem kunſtlichen, d; i. derjenigen Zeit, in welcher die Sonne über 
unferm Horigonte geſehen wird. 


Der Sonnenthau/ des — es, plur. inuf. eine Pflanze, ande 
ren feinen gaferigen Würgeln viele Blätter in Geftalt einer Hofe 
hängen, welche auch an den heißeſten Sommertagen Fleine gläns 
gende Waffertropfen enthalten, welche ausden Blättern ſelbſt her⸗ 
vor ſchwitzen; Drolera Linn. — 


Die Sonnenuhr, plur. die —en, eine Fläche, auf welcher die 


Stunden durch den Schatten eines Beigers im Sonnenfcheine bes 


ſtimmt werden; im gemeinen Loben der Sonnenweifer, Sonnen: 


Lin fonnenveiches vorhaus. Trodnes und. 


—— Eee N a DE ze U A a —————— 
3 X — ng ——— 7 RL N ne DR 


geiger: Daher die Sonnenubrfunf, die Kunfk, bergleichen U 
ven zu verfertigen, Gnomonica. 00 
Der Sonnenwedel, des—s, plur, inuf, ©. Wegewart, 1; 


Der Sonnenweg, des — es, plür die—e, ©. Sonnen: 
ſtraße. J 








Die Sonnenwende, plur.die—n. In der Aſtronomie. Die | 


Zeit, da die Sonne den längſten und den fürzeften Tag macht, weil 
fie alsdann in ihrer Bahn fich rückwärts zu wenden fheinet; der 

-Sonnenfillfiand,Solkitium.SchonimSchwabenfp.Sunuuen- 
de, in den fpäteen Zeiten Sonnenkanbung, Sonnengicht, Sun⸗ 
gicht. 2. Auch die zwey Zirkel, welche von den zwey äuferften 
Duncten der Sonnenbahn beſchrieben werden, die Tropici,'vere 
den daher von einigen Sonnenwenden, von andern und mehrern 


aber Wendesirkel genannt. 3. Ein Nabme der Eichorie oder Wer 
gewart, welche auch Sonnenwedel, Sonnenwirbel, genannt - 


wird, weil fich ihre Blume allzeit nach der Sonne wendet oder 
Tebiet. (SG. Wegewart.) 4 Eiue Pflanze welche in Oſtindien und 
dein füölichen Amerika einheimiſch if, und deren Blume fih nach 


P R 5 e 


den Laufe der Sonne wendet , Helioiropium Zinn, 
Der Sonnenwirbeb, 3es—s, plur. utnom. ling. 1. Siehe 
das vorige, 2. Eine Sorne mir den zu ihr. cebörigen Planeren, 
weil fich ſelbige in Wirbein um ſich drehen; dar So nen Syſtem. 
Die Sonnenwurz, plur. ınuf. eine Pflanze, welche auf den 
dern und wochen Wiefen wild wächſet;, Orobanche Linn, 
Sommerwursz.- , N 


Der Sonnenzeiger, des —s, plur. ut nom.fing. der Zeiger 


an einer Sonnenuhr. Jugſeichen die Sonnenuhr ſelbſt. 


Der Sonnenzirkel ves—s, plur. ut nom. fing. 1. Inder _ 


Aftronomie, (S. Sonnenfiraße.)- 2. An der Chronologie, eine 
Reihe von 28 Jahren, nach deren Endigung dic Sonu umd übrie 
gen Wochentage wiederum auf die vorigen Tage des Julianifehen 
Jahres fallen, und alfo wiederum mit einerley Fuchfiaben bemer⸗ 
ket werden, — —— 
Der Sonnenzopf, des — es, plur, die — zöpfe, im gemeinen 
Leben, die Streifen am Himmel, wenn die Sonue, wie man ſagt, 
Waſſer zieher, ©. Sonne. : 
Das Sonnett, des— es, plur, die —e, eine ſehr gezwungene 
Art Gedichte, weiche aus vierzehen gleich Tangen Zrilen beſtehen, 


Nahe iſt, fo wie die Suche ſelbſt Franzöfifchen Urfprunaes, Son 
bedeutere bey den älteften Provenzal, Dichten im ı 2ten Sabrbuns 
derie ein Lied, und das Diminut. Soneite, ein kurzes Lied. Die 
Ilalianer gaben diefer Art furzer Lieder neue gegwungene Nrgelit, 
befonders fol fich das beutigeSonnett von dem Petrarch herſchrei⸗ 
ben, worauf auch die Deutſchen es mit dem Italiãniſchen Rah nen 


und in Anfehung der Keime vielem Zwange ausgeſetzet ſud. Der 


2 


Sonnetto angenommen baben, Die Holänder nennen ein Some 
nett ein Rlinggedicht, welchen Ausdrud auch eihige Hochdeute 


ſchen einzuführen gefucht, ungeachtet er {dom dem Dpis nicht ge⸗ 
fallen wollte, N : — — 

Sonnicht, —er —fte, adj. et adv. nur im gemeinen Leben, 
für fonnenreich. Indeffen bat doch Zachariã es in dir dichterifche 


Schreibart aufgenommen. 


* 
— 


In dem ſonnichten vorholz lauſcht der ſchimmernde 


Roͤthſchwanz. 

Der Sonntag, des — es, plur. die — der erſte Bag- 
Woche, welcher in allen chriſtlichen Kitchen zugleich ei beriä 
Feyertag if, Der weiße Söonntag,eine nodim Ober 





in dee: 
idi 


übliche Benennung des Sonntaas nach Oſtern da Quslimodo- T 


geniti, welcher in den mitsternd An and Dominıed in albis 
genannt wurde, von der weißen Kleidecn weiche man in den Ale 
tefien Zeiten iu den erſte wachiẽ age n mach fire zu wagen pflet Je 
Der ſchwarze Sonntag, dep dem großen Haufen, "Per 5 





J 
* 


* 






FEINE ER er © 


ag. 


pe 2 x * — a . z 
0 Subich, weil derſelbe vorgalich ungltictich ſeyn fol. Die gold⸗ 
nen Sonntage, auch nur noch ben dem großen Haufen, die 
Sonntags, weiche gleich anf die Quatember folgen, und welche 
. mit vielem Aberglanben Leihmiget werden ; ze B. Kinder, welche 
an denſelben geboren werden, können Öefpenfter ſehen, Verlödniffe 
und Hochzeiten, welche an denfelben gerwoffen werden, bringen 
Geld und Guru. f.f. Der Palmfonnrag di. ſ. f. — 
Anm ⸗Schon im achtenJahrhunderte Sununtag, bey dem Ott⸗ 
fried Sunundag, im Niederſ. Sundag, fo wie er ſchon bey den 
Römern Dies Solis hieß. Notker nennet ihn Frostag.- 
Sonntagig, adj. etadv: was am Sonntage iſt oder geſchirhet. 
> "&onntügluh, adj. etiadv, was alle Sonntage iſt oder gefchieber, 
Oft aber auch wie das vorige. Der fonntägliche Gottesdienſt. 
Der Sonntegsbuchftab, des en, plur. die — en, in der 
Chronologie, derjenige Buchftab, welcher im Kalender alfe Sonn⸗ 
tage das ganze Jahr durch andeutet. 
Das Sonntegstind, dbes—es, plur. die— er, ein an eimem 
Sonntage, und befonders an einem goldenen Sonntage gebor- 
> nes Kınd, dergleihen Kinder nicht nur Geſpenſter fehen köunen, 
fondeen auch vorzüglich glücklich wirden folen. 
Das Sonntagstleid, des— es, plur. die — er, das befte 
Kleid ‚ welches man hat, und welches man Sonntags zu tragen 
pflegt, ; ’ 
Sonft, adverb. wildes in allen feinen Bedeutungen eine Ab» 
fonderung, eine Auswahme, eine Ausſchließung bezeichnet. Es 
- bedeutet, } rt 
“ 1. Etwasandereg, im Dberd. anders. Haben fie noch fonft 
» etwas? außer diefem, etwas anders ° Wer weiß, was fiefonft 
noch für einen Seind baben. Weil ich zuweilen in dem Zu: 
> fihauer oder ſont in einem weltlichen Buche lefe, Gell. oder in 
einem andern weltlichen Bucht. Was wollen fie font damit ſa⸗ 
.. gen? Dein Bruder oder font jemand. Ingleichen mit verneinen⸗ 
den Wörter, Ip habe ſonſt ichts fonft nichts gehorer,. nichts 
anders, außer diefem nichts. Er bat ſonſt ni gethan. Sonſt 
niemand als du. Ich babe ſonſt Feine Vorsuge als meine Un— 
ſchuld. Mein Herz it mein Keicyrbum, ſonſt beige ich nichts, 
Gel. Div Bedeutung, if bier. adjectiviſch, die Form aber völlig 
adverbiſch 
2, In mehr adverbiſcher Bedeutung. (1) Auf andere Art. 
* Daniel, der ſonſt Beifazer heißer, Dan. 4, 16. Aber viel: 
leicht gehoret diefe Voriellung ſonſt in die Keibe deiner Em= 
pfinsungen, Gel. (2) In andern Stüden, nur im gemeinen 
geben, 


a Se N ie © 
” 


ses jr 


+ —J wegen, 
=. Die fonften gräulich iſt, Doig. 
43) An einem andern Orte. 
nirgends. Mich däucht, daß ich ihn ſonſt wo geſehen habe. 


Ja ſonß fo vernunftig. Soni bin ich gern bey dir. Komm 
fonft einmab! wieder. 
Du pflege doch ſonſt nicht fo zu denken. 

Der Schıffer, font ein finfiver Mann, 
Sa) feine Schonen freunslih an, El. 





fd. Sonſt waren wir gute Sreunde, (5) Im entgegen ee⸗ 
2. feßten Falle, wo es zugleich etwas von einem verurſachenden Bin⸗ 
u. „beiworte an fich nimmt, Besable mich, fonft verflage ich dich. 
34 will ibmnachgeben, ev möchte ſonſt gar zu große Handel 
anrichten eben derſ. Der Spaß Fonnte mir jonf theuer zu 


— . wenn ich nur wollte, 


Bein Bluger liebt ein Menſch von ihrer Bleisung 


Im Grabe ih Croft für mih,fon 
(+) Zur andern Zeit, eine der: gangbarften Bedeutungen Zr if 


Sie tefen mir 1a ſonn Feine Sabeln vor. - 


a Daees denn in engerer Bedeutung auch wohl von einer andern ver» _ 
"0, gangenen Zeit acbraudht wird, für ehedem. Sonftwarerniche 


Wenn fle es fagen wollen, fo machen fie, ſonſt gehe ich Gell. 


S⸗ 


eben kommen Weiße. Bommt ia, font Riche Sie $ran 
Schwägerinn, Bell. (6) Ich konnte, wenn ich fonfi wol, 


150 


- Anm. Sonſt, inden gemeinen Mundarten auch fonften, im 
. Dberd, anfont, anfonften, im Niederf, fus, füß, fur, fuften , 
fußtes, ſtammet don ſonder, ohne, und fonsern, fvennen, ab, - 
daher auch der Begriff bepder Wörter in allen Bedeutungen deffels 
den der berefehende iſt. Die Berwandtfchaft mit fonder, ohne, 
wird auch durch das Ital. ſenza und Franz. fans, ohne, beftätis 
ger, welche durch eben denjelbgu Endlant Aus dem verwandten ine - 
gebildet worden, Im Oberdentfchra ift für ſonſt in den meiften 
Fälen anders üblich. S. auch Umforft. ; 

*Sonftig, adj. welches von dem vorigen Nebenwerte gebildet, 
aber nur im Dberdeurfchen üblich iſt. Seine fonfiigen guten 
Eigenſchaften, welche er fonft, außer diefen Eigenfchaften hat, 
Auf ſonſtige Art, auf andere Art. Die Gläubiger werden zur 

Pflegung der Güte und Beobachtung ſonſtiger Nothdurft vor- 
geladen. 

Sopgen, ©. Sogen. ; ; 

Sopbis, ein ausden Griech doßsn, Weisheit, entlehuter weib⸗ 
licher Tanfnahme, welcher iu geineinen Leben und in der derttau⸗ 

‚ lichen Sprechart inSöffe, Soͤffchen, Sieke, Fiekchen, in Preus 

- Benaber in Sufch verfürget wird, 5 ER 

Das Sopbien-Kraut, des—es, plur. inuf, eine Art der Rau⸗ 
fe, welche an Wegen und wůſten Ditern wild wächſet, und deren 
Same einen ſcharfen brennenden Geſchmeck bat; Silymbrium 
Sophia Linn. Wallfanien. S. ditfes Wort. 

Der Sophiſt des — en, plur, die — en, aus dem Gried. und 
Lat. Sophiftes,Sophifta, derjenige, welcher die Fertigkeit bes 
figit, andere durch Trugſchlüſſe oder falſche Schlüffe zu hinter⸗ 
Heben. Daher die Sophiſterey, dieſe Frertigkeit, ingleichen 
Trugſchlüſſe und darauf gegründete Urtheile feldft, ſophiftiſch 
darin gegründet. 


1. Die Sorge, plur. die — n, tin nur in einigen Gegenden in 


dem zufammen gefegten Seirerforge übliches Wort, eine Feuers 
giefe zu bezeichnen, Es hat hier die Bedeutung eines Gefäßes, 
Bebältniffes, S. Sarg, mit welchem es genau verwandt iſt. 

2. Die Sorge, plur. die — n. ı. Eigentlich, die mit Unruhe 
verbundene anhaltenndeRichtuug des Gemüthes auf die Abwendung 
eines Übels oder Erlangung eines künftigen Gutes, und die da— 
mit verbundene Unluſt oder unangerebme Empfindung, Sein 
Bror mitSorgen effen, Di. 127,2. Sorgen der Hahrung. 
Ohne Sorge oder ohne Sorgen leben. Diele Sorgen haben. 
Sic viele vergebliche Sorgen machen, Das iſt meine größte 
Sorge. Einem taufend Sırgen machen, verurfachen. Je— 
manden feine Sorgen benehmen.. Sich der Sorgen entfchlar 
‚gen. Machen fie ſich Feine Sorgen, forgen fie nicht. In Sor- 
gen fteben, aber heißt fo viel, als befiicchten, bejorgen. 2. Ju 
weiterer Bedeutung wird es oft von einer jeden eruftlichen Nıch- 
inng des Gemuthes auf die Erhaltung oder Wegfhaffting einer 
Sache gebraucht da esdenn wohl nurim Sinaular am üblichſten 
ift. Das iſt meine Sorge. Sorge fürerwas tragen, dafür fors 
gen. Ich nehme Siefe Sorge über mich: 

Arm. Schon bey. dem Kero Sora,.u, bey dem HttfricdSuorga, 
im Tarian Suorg; bey dent Willeram Sorgo, im Niedırj. Sor- 
ge, bey dem UlphitasSaurga, im Engl. Sorrow, im Schwed. 
Sorg, im Finfänd. Sn’u. Das Stammwort ift das alte uod im 
Riderdeutſchen ganabarc Ser, Schmerz, (©. Sehr und Verſeh⸗ 
ven,) daber Sorge noch just im Niederdentſchen Trauer, Trau— 
rigteit; Kummer aberhaupt bedeutet; und auch im Hochdent ſchen 
chedem bedeutet bat, ebe es anf eine befomdere Ari vieier Uniuft 
eingeſchranket worden. 

a * Sartzen, 


‚51 er 


“Sorgen, verb. reg. welches in "doppelter Sefatt gefunden wirt. 


LAls ein Teuerum mitdem Hülfsiworte haben, wo es ehedem 

- Kummer, Bram, Traurigkeit, Schmerzen des Gemütbes 
empfinden, bedeutete, jeßt aber nur noch in engerer Brdentung 
don einzelnen Arten dieſer Unküft gebraucht wird. ‘1, Das Ger 
müth auf eine anhaltende Art mit Unruhe und Unluſt auf die Ab- 
wendung eines Übels oder Erlangung eines .Fünftigen ungewiſſen 
Gutes richten. Wie lange foll ich forgen in meiner Seele? Pf. 
23, 3. Sorget nicht, wenn ein dürres Fahr. kommt, Ser. 17, 8. 


Sprichw. Borgen macht Sorgen. Man forget fich eber alt als. 


reich. In weiterer Bedeutung, für etwas forgen, ernſtlich darauf 
- bedacht ſeyn, es zu veranftalten fuchen. Dafür laß mich forgen. 
Ihn hält die. Ruhe der Nacht nicht ab, für unſers Alters 
Freude zu forgen, Gefn. Wie wohl bat mein Beliebter für 
- mein Vergnügen geforge ! Duſch. Die biblif HER. A. ich forge 
für meine Sunde, IH.38,19, empfinde Betrübniß wegen meis 
ner Sünde, ift in Hochbeutfcgen veraltet, :2. Ein künftiges Übel 
(mit Unluft als möglich oder wahrfcheinlich betrachten, befurch⸗ 
ten; in der vertraulichen Sprechart. Ich ſorge ſehr, daß es 
nicht geſchehen wird. Ich ſorge, ich Jorge, es wird dich ges 
reuen. 
11. Als ein Aetivum mit ber vierten Endung des Hauptwortes. 
u. Befürchten. Was ich forgete, hat mich betroffen, Diob 3, 
25; wofür doch beforgen üblicher ift. .2. Ernftlich veranftalten, 
Silf mir mein Beites forgen, Can. Auch in diefer Brdrutung 
ift das zufammen geſetzte be ſorgen gangbarer. So auch das 
Sorgen. 
Anm Bey dem Ottfried Tuorgan, im Niederfächf. gleich 
- falls forgen, im Schwed. lörja, im Eugl. to forrow, ‚bey dem 
Ulphilas ſaurgan. 


Sorgenfrey, —er,.— ſte, adj. et: adv. frey von Sorgen. 


Ein ſorgenfreyes Gemüth. Im Niederf ichfifgen wird es auch 
objective gebraucht; eine forgenfreye Sache, für welche man 
nicht beforgt ſeyn darf. 

&eruenlos, —er, —efie, adj. et ady. wie das vorige, ob es 
ei nicht fo üblich if. Ich bin jetzt ſorgenlos, babe Feine 
Sorgeri mehr. Ein forgenlofes Gemutb. S. Sorgios, mit wel · 
hen es doch nicht verwechfelt werden muß. 

Sorgenvoll, adj, etadv. voll Sorgen; viele — habend oder 
empfindend. 

— fleht der ſorgenvolle Gweis, 
© Stifter der —— Raml. 

Der Sorgeſtuhl, des — es, plur. die — fühle, in einigen Ger 
genden, ein Rahme eines Arm- oder Lehnſtuhles, weil er ſehr be⸗ 
quem iſt, ſeinen Sorgen darin nachzuhängen. 

Die Sortfalt, plur. car. die ernfiliche Richtung des Gemüthes 

- auf einen Gegenftand und deffen fümmtliche einzelne Theile, die 
ernftliche Richtung des Gemürhes auf die mit uns verbundenen 
Dinge und auf unfer geböriges Verhalten gegen diefelben, und in 
engerer Bedeutung, die Fertigkeit diefes Betragens, die Sorg⸗ 
fältigfeit. Etwas mit vieler Sorgfalt. betrachten , unterfus 
chen , verrichten. "Sorgfalt anwenden. 

Anm. Die erſte Hälfte ift ohne Zweifel, das Zeitwort forgen 
in feiner weitern Bedeutung. Die Spibe falt iſt dunkel, zumahl 
da ſie in dieſer Zuſammenſetzung bey den älteſten Schr: fiſtellern 
nicht vorfommt. Wein ſie nicht von walten, Wille oder einem 
ähnlichen Worte abſtammet, fo ſcheinet ſie eine Figur von faltig, 
ehedem nur falt,' in einfaltig, dreyfaltig u f.f. zu ſeyn, und 
vornehmlich die Richtung auf alle einzelne Theile zu bezeichnen, 
Zudem 1502 gedruckten Buche der Weifen, dem älteften Buche, 
in welchem mir diefes Wort vorgefonimen iſt, bedeutet Sorgfel: 

„sigFeit, Sorgennd Kummer überhaupt: ſollt ev allen Luft fei: 





a. 


nes lybs rytumb haben vnd on a ‚Sarg, feige leben Der 


Verfaſſe des Theuerdankes bingeg geben für Se; che / und 


ſorgfaltiglich für gefährlich. 


Sorg faleig ‚—e,—fle,adj. et dv; Sorgfalt — nd, 


„in derfelben gegründet und im Rebenworte, mit Sorgfalt. "Ju 

> allen Stufen ſehr forgfältig feyn. "Eine forgfältige Unter: 
fuchung, Betrachtung. Man mache einen ſorgfaltigen Unter- 
ſchied zwiſchen dengeh' ern des weſentlichen und des zufälligen 
Wohlſtandes, Gell. In einigen Oberdeutſchen Gegenden beden⸗ 
tet es auch Sorgen, Summer habend, in welchem Berande Be 
‚aber. im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt. 


Sie Sorgrältigreit, plur, inuf. 1. Die Sorgfalt, eine veral⸗ 


x tete Bedentung. 2. Die Fertigkeit die ſes Gemürhszufandes, wo⸗ 
für doch auch Sorgfalt üblicher iſt. 


Sorglich — er, —fe, adj. et adv. 1. Kummer, Sorge etie 


„pfindend, und darin gegründet. Mit [orglichemo ruache, 
> Ditfe, Im Hochdeutfchen iſt es in dieſer Bedeutung deralter, 
< 2, Sorge anmwendend , wo es ehedem für forgfältig gebraucht 
» wurde.. Bey dem Notker (orgliche, Niederf. ſorglik. Im 
Svochdeutſchen iſt es in diefer Bedeutung umbefannt, 3. Sorge 
— () Im weit ſten Verſtande, wo es noch zuweilen 
vorkommt. Das iſt ein ſorglicher Handel. 
kümmerliche. (2) “In engerer Bedeutung wurde es ehedem 
> Bäufig für gefäbrlich gebraucht. Notker lorgliho, Holland 
» de Du weyſt das auf diefem perg dort — - if zu gan 
“ forglich, Thenerd. Kap. 61. 
Die SorglichFeit, plur. inuf. welches ehedem in allen: Bedeu 
tungen desworigen Beywortes gangbar war, im ——— 
aber wenig mehr gehöret wird. 


Sorglod, — er, — eſte, adj. etadv. der Sorge, d. i. —** * 


„chen Richtung des Gemüthes auf einen Gegenſtand beraubt, und 
darin gegründet. Ich legte mich ſorglos nieder. Speneers 
„Doefte iſt die forglofe Erhießung einer warmen Einbildungs— 


Araft und Iebhaften Empfindungs- Ju engerer Bedeutung ber 


zeichnet e3 die Unterlaſſung diefer pflichtmägigen Nichtung des 
Semüthes. Ein ſorgloſer Menſch Sorglos feyn. x 
Anm. Dieſes Wort iſt von dem Zeitworte ſorgen, beſonders 
“in deffen weitern Bedeutuug, zuſammen gefegt, und unterfcheidet 
ſich dadurch Dinfänglich von forgenlos, welbeg die Abwefeupeit 
i. ängftlicher Sorgen bezeichnet. . 
„Die Sorgloſigkeit/ plur. inuf.der Zuſtand * Gemüthes da 
» man ſorglos iſt, in beyden Bedeutungen. Im engern — 
"die Feetigfeitdiefes Zuſtandes. 


3Borgfam, — er, — fle, adj. et adv. 1, Sorge uud in wei 
ierm Verſtande, Kummer, Furcht, Traurigkeit erwedend, in 


welcher Bedeutung in dem. alten Gedichte auf den beit, Anno 
lorchlam für furchtbar vorfommt. 2. Sorge babend, empfin⸗ 
+ dend. -(1) In der engern Bedeutung des Haupkiwortes; in weicher 
es im Hochdeutfchen veraltet ift. (2) An der weitern Bedentung 


der ernftlichen Richtung des Gemüches, das Gemüth ernftlich auf 


die vorkommenden Dinge und unfer Verhältniß gegen diefelben 

richtend, wo es fi von forgfältig nur darin unterfeheiber, daß 
ſich diefes mehr auf die einzelnen Theife, ſ orgſam aber mehr auf 
das Ganze beziehet AIndeffen ift doch das letztere im Hochdent⸗ 
ſchen bey weiten nicht fo gangbar, als das erſte, welches in den 
‚ meiften Fällen für daſſelbe gebraucht wird. en ibn, und - 
ſchlleßt ibn forgfam ein, Gell. 

Der Sorgſame, des — ns, -plur. Me—n, der Same: eines 


r Staliänifchen Gewãchſes und diefes Gewichs felbft, welches von 


einigen zur Hirſe gerechnet Wird, einen dich, hohlen, markigen 

Stängel bat und röthliche oder braune Samenförner träge, welche 

zwey Mahl jo grof wir Hirfenkörner find; und von den Italiänern 
KW 

3 * — zum 


Sorgliche Zeiten, 


⸗ 




















— 74 


— ae zu u m u ben dee. —— Sa aa u — — 


a re e 3 m a 


* zum Brote gebraucht werden ʒSorg / Sorgweitzen, im mittleen 


> BateineSortum, Der Rapıne ift aussändifh, fo wie das Go⸗ 
wãchs ſelbſht. sr RER Ey 
Die Sorafamfeit, plur: inuf, das Hauptwort von dem Bey: 
worteforgfam, welches im Hochdeutſchen nur in deſſen letztern 
Bedeutung gangbarift, die Richtung des Gemürhes aufdie mit 
ung veebundenen Dinge nd auf unfer Verhalten gegen diejelben, 
unddie Fertigkeit diefer Richtung. x 
Das Sortau, des — es, 
Schiffen, welches ſich beſonders an der großen. Bramſtange ber 
findet, ; j ? >. 


Die Sorte, plur! die —n, aus dem Franz. Sorte, die’ Art, fo. 


fernes Dinge Einer Art bezeichnet. Waaren von der beften 
Sorte. Schlechte Gels- oder Münzforten. 
Das Sortement, des—es, plur. die—e ‚aus dem Franzöſ. 
‚Sortement, ben den Kaufleuten, einBorrarb von mehrern Waa⸗ 
ren verfchiedener Art, doch fo, daß jede Art ordentlich bey eins 
ander befindlich iſt. So iſt z. B. die Sortements- Handlung bey 
‚den Buchhändlern von der Derlagsbandlung verfihieden. 
Der Sortement-Stein, des — es ‚-plur. die — e, im Berne 
ſtelnhandel, die größten und beften Stücke Bernſtein, vermuchlich, 
weil nur fiegu dein Sortemente Fommen ;. zum Unterſchiede von 
dm Sandſteine, dem Schlug, den Bnöbeln und Tonnenfteinen. 
Börtiren, verb. irregul. act. von Sorte, im Handel und Wans 
- del, Dinge Einer Art zufammen legen oder thun. Die Waaren 
> fortiren, nicht. fo wohl die ſchlechten von den guten trennen, als 
vielmehr die Waaren jeder Art beſonders legen. y 
Sofifh, adj. er advaeinnur im Bergbaue übliches Wort. "Das 
gepochte Geftein wird dafelbft fofifch genannt, wenn es fich in 
der Fluch, d. i. in dem Abfluffe des Waſſers von dem Pochwerke, 
zuſammen feßet. Der Urfprung und. eigentliche, Bedeutung ift.mir 
dunkel. Biss 


Die Söße, plur. sie—n, aus dem Franz. Sauce ‚'rine jede 


Brühe zueiner Speife oder über diefelbe. - Das Wort ik fchon 

frühe aus dem Franzöfifchen entlehnet worden, indent es ſchon bey 

dem Kaifersberg vorfommt; zu einem Beweife/dafuıfere ſchmack ⸗ 
- haften Brühen felbſt eine Franzöfifhe Erfindung find. 

* Sothan undSorhantg, adjget adv. welches im Hochdeutſchen 
unbefannt ift, aber nicht nur in den Oberdeutſchen Ranzeleren, 
fondern auch im Nieder deutſchen Häufig vorkommt. Es bedeuter, 
1, fol. Auf ſothanes oder fotbaniges euer Bitten, 2. Der⸗ 
geftalt. Es ifforhan oder forhanigeingerichter, daß u.T. f. 

Anm. Im Angelf. (othan;im Dän. faardann, im Holländ. 
'zedanig,dusdanig. Wachter und’Aichinger vernruthen, daß 


es aus ſodann gebildet worden ; allein es ſtammet eriveislich ges 


nugvontbun ber. Im Schwabenfviegel find [o getan dink, 
dergleichen oder ſolche Dinge Hornegl gebraucht dafür nur getan, 
ohne fo, Chedem- war auch wiegethan, und ſwiegeton, Dän, 


hoordann, für welch, und was für ein, üblich, wovon Friſch 


Bceyſpiele anführet. Im Holländ.ifthoedanig, welcher Geftalt, 
und Hoedanigheit, die Befchaffenheit, 

Des Sottel,des— 8, plur.utnom.fing. ein nur in der Lands 
wirthſchaft einiger Gegenden, z.B. in Thüringen, übliches Wort, 
einen Acker zu bezeichnen, welcher ungefähr given Nutben weit iſt, 
übrigens aber fo lang ſeyn kann als er will; zum Unterfchieie 

von einem Strichel, welcher ı Ruthe, einer Dreygerte, welche 
che 3 Ruthen, und einem Gelenge ‚ welches. 4 Ruthen breit iff. 
Friſch, der aber diefes Wort überhaupt nicht verfiand, fcheinet es 
von Siedel abzuleiten, weil er von Sortel dahin verweifet. Als 
lein, da diefes Wort einen Acker von einer beftimmten Breite bes 
zeichnet, fo ift diefe Ableitung zu unbeflimmt, 


Die Soude, ©. Soda. 


plur. die—e, eine Art Taue auf den _ 


— PT N 


Bew 5) Be 


ans dem Sranzöfifchei Souverain,. ı. Ein fduperainer, wine 


. Sfbeänkter, Heer, welcher in Anſ huug der Hohelt rechte durch feine 


eichsgrundgeſetze eingeſchränket iſt da es denn im gemeinen Le— 
ben wohl von einem jeden Laudesheren gebraucht wird, fü fern 
er in Anfehung -unferer fonverain ift, in Anſehung ſeines Ver⸗ 
haltens gegen uns nicht zur Kechenfchuft aezogen werden Fanır, 
2, Eine Goldmünze ‚welche in den ehemahligen Spanifchen, 
nachmahls Dfterreihifchen Stiederlanden gefchlagen wurde und 
» ebedem zu 5 Nehle. 21 Gr. hernach aber zu drey Ducaten oder 
28 Mhlr. 72 Ör, -ausgepräget "wurde; ohne Zweifel, weil.fie 
non dem Souverain und mit deffen Brufbilde ausgepräget 
ward, In gemeinen Leben lautet es in dieſer Bedeutung hau⸗ 
fig Severin. 

Souveran/ — er, —⸗ ſte, adj. et ad v. aus den Franz. ſouve⸗ 
rain, unumfhränft, keinem andern von feinem ;Verhaftengur 
: Nechenfcaft verbunden, unumfchränft. -Kin fonveräner Kö— 
nig. Souveran ſeyn, vegiesen. 

"Die Souverainitat/ plur. car aus dem franz. Souverainete, 
diejenige ununiſchrãnkte Macht, da man von ſeinem Verhalten nie⸗ 
manden zur Rechenſchaft verbunden iſt 

Sowohl; richtiger So wohl, S. Wohl, 

Der Spachat, S. Spagat. 
Der Spaden, S. Spaten. 

"Die Spadille, (ſorich Spadilje) plur. die — n, aus dem Frauz. 
tEfpadille, uud dieß wieder aus dem Spaniſchen, im L’Hombre 
Spiele, der erſte und vornehmſte Matador, welches in allen Far⸗ 
ben das Pif Daus iſt. Ohne Zweifel von dem Spaniſchen Spado, 
Deutſch Spaten ‚weil die Pik⸗Farbe in der Deutſchen Karte 
= Schüppen vder Spaten 'genaunt-wird. 

Ber Spagät des — es, plur, doch nur "von mehrern Arten, 
die — e,sein.nur. in einigen Oberdeutſchen Gegenden, z. B. in 
Oſterreich, Böhmen u. f. f. übliches Wort, Bindfaden zu bezeich⸗ 

nen, wo das Wort auch Spaget, Spacht, Spachter, Spagen, 
Spoget u. ſ. f. lautet, Entweder von dem$tal.Spago,Spagket- 
„to, dünner Bindfaden, oder auch von dem Böhm. ſpogüti, zu⸗ 
ſawmmen heften. 

"Die Spah, plur. inuſ. die Handlung, da man ſpähet, eimaltes, 
nur noch im Oberdeutfihen gangbares Wort, wo. es z. B. in den 
Steckbriefen heißt, daß man auf die beſchrirbene Perſon gute 
Spah und Rundfchaft halten oder ausſtellen ſoll. In einigen 
© Gegenden: den Spee, Spech, im mittlern „Lat. Efpia. S. 
Spahen. 

Die Spahbiene, plur. die — n, in der Bienenzucht, Bienen, 
welche aus einem Stocke, wenn derſelbe bald ſchwärmen will, aus⸗ 
geſchickt werden/ den beſten Platz für die künftige neue Colonie 
auszuſpahen; die Spurbienen. 

Soahen verb.regul:neutr, et act. welches im erſten Falle das 
„Hülfswort haben erfordert. Es iſt eines der älteften Wörter nicht 
nur der Deutſchen, fondern auch aller nur einiger Dläßen vers 
- wandten Sprachen! indem gemeinen Sprachgebrauche der Hoch⸗ 
deutſchen iſt es veraltet, bis e3 in den neuern Zeiten wieder von 

einigen in d-vdichterifchen ‚Schreibart gebraucht worden. Es be» 
deutet, 2. Sehen, ſo wohl ſchlechthin, als genau und ſcharf ſehen; 
bey dem Notker ſpehen und irſpehen. * 
Dasfolm (ſoll man) an miner froven ſpehen, 
Jacob von Warte, 
* Man fpäbet dort mehr Dinge ſeltner „Art, Haged. 
Bey den älteren. Oberdeutſchen war daher das ſpahende Le: 
ben, vitacontemplativa, in der Theologie, und Spechunde, 
-r eigentlih Spa hlunde, die. beſchauliche Theologie. Sas Lat. fpe- 
eio und ſpicio find auf das genaueſte damit verwandt. Im De 
835 : nabrü⸗ 


aA > 


Dei Soiverkin(orih Soweräing))des —s, plun dis, 


dag - Spa nr DA 


nabrückiſchen iſt dag Sep and Mebeniwort ſi ee, feey, dell, wo 


man von jedermann gefehen werden kann, und im Holländifchen 
werden die Seitenlöcher in den Schiffen Spiegaten genannt, (S. 
auch Spiegel.) 2. Mit den Augen zu entdeden ſuchen, und in 

weiterer Bedeutung, kundſchaften fowohlim guten and unſchuldi⸗ 
gen als nachthetligen Verſtande; eine fehr weit ausgebreitete Be⸗ 
deutung. 

Yon Stund an ſchickt der Held aus tu fpeben, - 

Un welchem Ore die Seind wären, Sheuerd, Kap. 90, 

Gefallig ſucht in meinem Bi - 

Be jeden Wuni zu fpaben, Weiße, 

Sin Hberd, iprgen, fpechen, Tpeigen, fpee, and intenfive fpieken, 
im Niederf. ud Holländ. ſpeen, fpien, im Där: befpeide, im 
Engl. to {py, elpy, im Ital. (Biare, im mitelern Lat expiare, 
im Schwer. [peja, im Span. elpiar, im Wallif, yipio, im - 
Pohln. Ipiegowae,imkar. fneculariund felbft im Hebr. 12%, 
Daher das alte Spech, Specher, Speber, ein Spion, Engl... 
Spy, Vehln. Spieg, im mittleren Bar. Elfpia, wofür vir das 
Seanzöf. Spion entlehnet baben. (S. daſſelbe) 3. Wirklich 


enidedin, biy dım Ottfried Ipichan, und noch jege im Ober⸗ 


deutſchen fpähen. 4. Nachftellen, in welchem Berftande man 
noch jegt im Dberdeutfchen häufig fagt, auf jemanden fpäben, ’ 
fo wohl von Geri chten, wenn fiereinem verborgenen Verbrecher 
nachſtellen, als auch von uuerlaubten und binterliftigen Mach» 
fiellungen. So aud das Spähen. 


Anm. Aus diefen mehr eigentlichen Bederitungen floß ehedem Die Spaltader, plur. die—nm, bey den —— 


eine Menge figürlicher, welche aber jegt veraltet find, wenigſtens 
iin Hochdeutſchen wicht vorfommen. "Die vornchmften find, ı, 
Blänzen, ſcheinen / fo wie fehen im ähnlichen Berftande gebraucht 
wird. Daher das alte Oberdeutſche ſpehe ſchön, das Alban ſpiun, 
undWallach. ſpiuau, nen, eigentlich glänzend, diefat.[peciofus, 
‚ Speciesu.f.f. ? In die Zukunft fehen. (1) Künftige Dinge 


ware feben und beftimmen. Daher das Schwediſche ſp weßa⸗ 


gen, im Dän. ſpaa, im Scortländ. (pay. (2) Mi Soonſacht 
in die Zukunft feben, hoffen, welches mir dem Geiech 'orevemw, 
rigentlich auch feben bedeutet. Daher das Lat Spes, umd 

„miteinem andern Endlaute [perare. 3. Scharfſichtig, weife, ver- 
Schlagen feyn, eine eheden febr gangbare Bedeutairg. Schonbep 
dem Kero ift(pahe, weite, im Jñdor un ff. Spahii, Spahida, 
Spehi, die Weisheit. Das Schwediſche fpnk, bedcntetgleich- 
falls weife. 
Winsbeck und andern Schwäbiſchen Dichtern vor! 

Das Spallier, des — es, plür. die— e, in dem Gartenbaue, 7 


ein Geländer vonfarten und Pfählen; Bäumeun? Gewächfed daran - 


zu binden ud zuzieben, es mag nun an Wänden ınd Mauern 
angebracht ſehn, oder frey ſtehen. Es iſt aus dem Fralän. ſSpal· 
liere, entlehnet, welches wieder von dem Latein. Palus, ein. 
Dfabl, oder ſo fern es auch von einer Bekleidung gebraucht wird, 


son Pellis, Sell abzuffammen fcheinet.; ; denn in einigen Oberz 


dentfehen Gegeuden,pflegt man auch die —— Stuben Spal⸗ 

Tiere zu nennen, 

Ber Spallierbaüm, des ⸗es plut, —— eben da⸗ 
ſelbſt, Baume, welche an dem Spalliere aczegen werten, So auch 
das Spalliergewachs. 

®pallieren, verb. reg. act. ı, Eine and ER Maner mit 
einen Spalliefe öcHfeiden. 2, In weiterer Bedentung, cine Wand: 
befleiden oder auszieren, doch nur im einigen Gegenden. 

* Der nur mit Schwamm uns Meos einge um ſpal⸗ 
lierte Saal, Günth. 


Der Spalm des ⸗es plur, doch nuc on mebrerm Arten: die ⸗e 


- in. den Rieder deutſchen Seeſtädten ein Nahme des Schiffspeches, 
oder dee jenigen Peches, welches aus Theer, Pech, Harz und Uns 


Fůr liſtig, verichlagen, fpisffindig kommt es bey dem 


—— si Sa; * Seit, PR vor * Fäulnig an 
bewahren, Das Wort ik ausländifch und vermuthlich Hollandi⸗ 
ſchen Urſprunges. 
Der Spalt, des — es, plum die—e, oder die Spalte, 
plur, die —n, von dem Seitiworte fpalten, 
© Spalten eutfandene- Off · ung oder Theilung in die Länge, Durch 





1, Eine durch 


den Spalt oder durch die Spalte einer Thür fehen. Das golz 


befommt einen Spalt. it voller Spalte oder Spalten. in 


Spalt in dem Eiſe. Dev Rnocpenfpalt, ‚bey den Wurndärzten, 


eine Spalte in den Knochen, ingleihen der Zuſtand eins Anos 


chens, daergefpalten iſt. Der Spalt oder die Spalte einer 


Seder, Inden Spalt pfropfen, ben den Gärtnern, das Pfropfs 
reis ineinen in den Stamm gemachten Spalt ſetzen. 2. Ein durch 
Spaiten emflandener Theil, in welchem Verſtande in figürlicher‘ 


Bedeutuna nur die Theile einer geipaltenen oder der Länge, nach 


gerheitten Seite bey den Büchern im weiblichen Geſchlecht die Spal⸗ 
ten, und mit einem Lat. Kunflivorse Columnen genannt werden. 
Anm Bey dem Notker Spalte, der es in der weiteren Bedeu⸗ 


— von der Theilung des rothen Meeres aebraucht, im dtiederſ Y 
Splete, Splett / (S. Spleißen.) Im Hochdeutſchen iſt es in den 


beyden augezeigten Geſchlechtern aleich gangbar, obgleichi in eini⸗ 

gen einzelnen Fällen eines mehr üblich iſt, als das andere, Ehe: 

dem gebrauchte man cs auch figüclich für Trennung, Uneinigfeit, 
woflice aber, außer dem zuſammen gelsgten Zwieſpalt, je: Br 

tung üblicher it, S. daſſelbe. 


‚Jenigen Adern in dem innern Höte, durch weiche ſich das 
Holz am Leichteften fpalten tät, dergleichen befonbers das Ras 
delholz hat. 


Spalten; verb. reg. Sauer daß eg im Mittelworte aner 


geſpalten, als geſpaltet hat. 
üblich, 
I. Als ein Aeut um mit dem Hulfe worte feyn, fich mit dem 


Es ift in. doppeiter Gartung 


die ſem Zeitworte e geuthümlichen Schalle drrfängr, oder dem Laufe 


der Faſern nad) von einander geben, oder hetlen. Er prügelte 


ihn, bis das Rohr ſpaltete. Das Holz will nicht ſpalten. In⸗ 
deffen iſt doch fans die ſes neutralen Zeitwortes das folgende Achte - 


vum in Geftalt eines Rrciproei üblicher, x 


Ti. Als ein Aetireuim, spalten machen, den bärten Tangen Fa⸗ 


fern oder Matten nach mit dem diefem Zeitworte SUERRRETEN 
Schalle theilen. 

ı, Eigentlich, 
Theile weiter don einandergeben, als das theilende Werkzeug in 
den Körper eindringt, welches daher im eigentlichſten Verstande 
nur byy harten efaftifchen Körpern Statt finden kann welche der 
Länge nachan: Fafern oder Matten befichen , bey weichen dern 


auch nur der Laut Statt finder, welchen dies Zeitwort zunähft „i h 
nahahmet, Zolzfpalten, intgemeinen Leben der Ober⸗ und Nice 
derfachfengstz fpelken oder fpellern. Den Schiefer fpalten. Eis 


ne Seder fpalten. ' Det Ehlberg wird fich fpalten,. Sadar, 

14,4, So auch rreiproce, ſich fpalten, einen Spalt betommen. 

Das Hol ſpaltet ih. Die Thür hat ſich gefpalten. 
2, Figüvlich, wo 88, (2) in vielen Fällen von mancherley 


Arten ——— oder der Trennung des körperlichen Snfammens 


hanges gebraucht wird. Geſpaltene Blauen haben. Ein ges 
ſpaltenes Binn, eine geſpaltene Lefze. Die geſpaltenen Zuns 
gen der Schlangen. Er hat meine Nieren geſpaltet, (gefpals 


ten, Hiob 16, 13. 8: liege mit geſpaltenem Sanpte, Klopft. 


Kine gefpaltene Eslumne oder ‚Seite, .bev den Buchdrudern, 


„welche in zwey ober mehr Sheileder Länge nach gerbeilet ift. Dev | | 


Fluß fpalter ſich in zwey Arme, wofür man doc) liebertheilen 
gebraucht, Der weit gefpaltenr serr erreichte bald das Zim⸗ 
* * mir, 


Ein Rörper wird aefpaleen, uch fa Bi ED 


* 
PEVEL‘ j + 
a Ne Te SE 0 2 a ange = in D 


aa de 


er} 








SAT‘ 
— —— 


—* 





4, eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, in welcher doch noch 
das Hauptwors die Spaltung üblich iſt, (©. daffelde.) So auf 


das Spalten. 


- Fee [piltan, im Niederf, ſpellern und fplieten, im Engl. to Fpelt 

’ und fplit, im Schwed. Ipjäika. Es ahmet, fo wie reißen, bres 
chen, und andere ähnliche Zeitwörter zumächft den mit dein Spalten 
2. verbundenen Laut nach, weicher vermirteift des intenflven Tau ba⸗ 
Ten, beilen geböret, wonit andy das Hebr. nb9, trennen, 358 
und ba, zerfcehneiden, verwandtift. (S. Plagen und Spleißen.) 
Statt diefes Zeitwortesaebrauchen die Niederd, auch kloben, die 
Dberd. klieben, und die Bergleute greißen, für gereißen. 
dem gind dieies Zeitwort trtegulär, und im Dberdeutfchen wird es 
noch fo abgewandelt ; Imperf. ich fpielt. Davonrühret noch das 


4J rer it, als das regnläre und neuere geſpaltet. 

= @peltig, adj. etadv. 1. Spalte oder Spalten habend. 2. Was 

j fich fpalten Läffet, befonders in den Zufammenfegungen eine vieyz 
fpaltige Büche, welche in vier Theile gefpalten werden Fatın, ein 
fechsfpaltiger Saumm.f.f. Ju einigen Mundarten fpaltig, im 
gemeinen Leben fpellig, von fpellen, ſpalien. 

Der Spaltkeil; des —es, plur, die — e, eigentlich ein Keil, 

"ertwas damifzu ſpalte Im Bergbaue hingegen wird die Holze 

“get, fo fern ſie zum Spalten des Holzes dienet, der, Spaltkeil ges 

nannt. Fear — 

Die Spaͤltklinge, plur. die —n, ein ſtarkes brrites Meſſer der 
Böttcher, dag Holz damit zu ihrem Gebrauche zu ſpalten; das 
Bliebeifen, von Flieben, palten. 

Dos Spaltmeſſer des — plur. ut vom. fing, ein breites 
Meifer der Gärtner, die Srämme und ihr eAſte bry dem Pfropfen 
damit zu fpalten ; das Pfropfmeſſer. 

, Der Spalttopf, des — es, plur. bie—töpfe, eben bafelbft, ein 
gefpaltener, d i⸗ ans zwey Theilen beftehruder Blumentopf mit 
einem Loche am Boden, Zweige von Bäumen darin abzuſenken, 

ohne fie-auf.die Erde biegen zu dürfen. - 

Die Spaltung, plur. die— en, welches nicht fo wohl dag 


B: 


ß Ableitungsfolbe ing oder ung gebildetes Hauptwoft iſt. 
Es wird daher auch nur im figürlichen Verſt ande gebraucht, 
eine Miß hälligkeit in Meinungen und dadurch verur achte 
Trendung des geſellſchaftlichen Gemeinſchaft zu bezeichnen, 
Laſſet nicht Spaltung unter euch ſeyn, ı Cor. ı, 10. Es 
—J— find Spaltungen unter euch, Kap. 1u, 18. Otifried gebraucht 
* dafür Giſſiz. 
Die Spaltzwiebel, plur. die — n, in einigen Gegenden ein 
Nahme der Winterzwiebeln, weit fie fih oben zu ſpallen pflegen; 
J im Oberd. Schleißzwiebeln, - 


Ven des Getreides, befonders der Gerſte, fo wie fie bey dem Mas 
chen der Graupen, u. ff. abgefondert werden; eine Art der Kleye. 
... Ameinigen Gegenden Spelze. ©. diefes Wort. 


Das Spalzmebl, des —es, plur, inuf. bey den Müller und 





Bädern, eine Act des Weisenmebles, nachdem daſſelbe durch ver: 


ſchiedene Gänge gegangen iſt; vieleicht weil ade Spalzen oder 
Aleye davon geſchieden werden, ns 


+ 


S daßee. 





Anm. Bey dem Notker und Ottfried ſpaltan, bey dem Siry» 


Eher | 


Mittelmort nefpalten ber, welches auch im Hochderufchen gaugba⸗ 


Verbale von ſpalten, als vielmehr ein eigenes vermittelſt der 


> Die Spalze, plur. die—n, die gefpaltenen Häute oder Scha⸗ 


1. Der Span, des — es, plur. dir—r, rin Slavon ſches Wort, 
welches einen Herren bedeutet, aber in Gefpan am üblıchften ift, 


N 158 


mer. Woflz der Here mitden langen Beinen. Gofpaltene Bau: 2. Det Span, bes — es, plur. bie — e, auch nur in Gefpan 
{ N genden für gerbeilte, (2) * Dur Unis ’ 
igkeit trennen, Die Mengeder Seade fpaltere ich, Apoſt. 14, 


einen Kamerad zu begeichnen, S. Grfpat. ; 


3. Der Span, des— «8, plur. di? Späne, ein nur in eininen 
' Gegenden übliches Wort, Im Miederdeutfhen, befonders in und 

Im Englifhen bes . _ 
deutet Spoon einen Löffel. Es ſcheinet Hier den Begriff der Vers 
* tiefüng, des hohlen Raumes zu haben, und mie Wanne Eine? Ge⸗ 


‚um Bremen, ift Span, ein Gefäß, Zuber. 


ſchlechtes zu ſeyn. Das fivor einem Conſonans ift allemahl zur 
fällig. Siehe au Spanbert, Spind, Sponse. 


4. Der Span, des —es, plur.ivul; tm Forfiwefen einiger Ges 


geuten, der Kern eines Baumes, das Innerſte deffelden, Viel⸗ 
leicht als eine Figur der vorigen Bedeutung. Da indeffen. diefer 
Theil des Holzes auch der Splint genankt wird, welches von 
fpleißen abſtammet, fo fcheinet Span auf Ähnliche Arc mie dem 
alten fpanen, ſpalten, theilen, verwandt zu fenn, 


5. Der Span, bes—s, plur. die Späne, Dimin. das Span: 


en, Dberd. Spanlein. 1. Eigentlich ‚rin Theil, ein duch 
Theilung eines Ganzen erhaltenes Stück, eine dem ganzen Um⸗ 


fange nach veraltete Bedeutung, welche nur noch in einigen einzel⸗ 


nen Fällen üblich ift. (1) Dünne durch Spalten entfiandene Bre⸗ 
ter, werden in manchen Fällen Spänegenaunt. So heißen im 
Berabaue die Dachſchindeln nur Späne. In einem etwas andern 
Berftandefind Dacpfpäne, dünne durch Spalten entſt andene Bres 
ser, welche ben den Biegeldächern unter die Fugen der Dachfteine 
gelegt werden, das Durddringen der Räſſe zu verhindern. Die 
Sp ane der Schuſter, Buchbinder, u ſ. f. ſind ähnliche dünne Bre⸗ 
ter von Bucheuholz, welche aber nicht geſpalten, ſondern vermit⸗ 
telſt eines großen Hobels hervor gebracht werden. Die Tuchberei⸗ 
ter nennen auch die Stück: Pappe, welche fie zwifchen das Such im 
Preſſen legen, Späne. Die Sopfpäne der Salgfieder find ſtär⸗ 
kerr Breter, Woranf die gefüllten Salzkörbe gefeger werden, damit 
das Waſſer abfoge oder abtriefe. (2) Roch Hänfiger werden bie 
durch Spalten, Schneiden, Hauen, Sägen u.f.f. entſtaudenen klei— 
nen, unförmlichen Theile eines feften Körpers Späne genannt, 
VAzſpoue, Hornfpäne, Papierfpäne u.(.f. Sobelfpäne, wel⸗ 
‚che von der Bearbeitung mitdem Hobel fallen, zum Unterſchiede 
von den Zimmerfpänen, Drechfelfpänen, Sigefpänen, Rafpel: 
ſpanen Seilfpänen u. f.f. Ein fpigiger durch Spalten entftan- 
dener Span, heißt ein Splitter. 2, Figürlich. (1) Bey den 
Dberdentfhen Dondu-Schifrnift der Span der Durchſchnitt oder 
das Deofileines Schiffes, die Vorſtellung deifelben, als wenn es 
durchſchnitten wäre, damit man die innern Theile ſehen könne. Dee 
größte Span /der Durchſchnitt in der größten Breite. Ohne Zwei⸗ 
fel auch von dem veralteten ſpanen, theilen. .«e)* Mißhälligkeit 
Uneinigkeit, Streit u. ſ. f. eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeu⸗ 
tung, in welcher es ehedem im Oberdentſchen ſehr gangbar war, 
und es in einigen Gegeuden noch iſt. Als aber die Erben etwas 
Spans befommen, mit denen von Appenzell, Bluntſchli. Auf 
ähnliche Aet ſtammet Spaltung von ſpaltey, Schilma , von 
xl, Lis, von laedere, legen, ſchleißen ber u. ſ. f. 

Hm. Inden eigentlichen Bedeutungen im Riederf. Spoon, 
Am Dsnabräd, Spaune, im Angelf.Spon, im Schwer. Span, 
im 3:!änd. Spann. Die Analogie lehrer, daß diefes Wort von 
einem veralteten Zeitworte fpanen abflammen muß, welches fpal: 
ten, theilen, ſchne den u, ſ. f. bedentet hat, und von drffen Ge⸗ 
ſchlechte no das Griechiſcht yes, ſchueiden, übeig ift, Da zum 
‚Spalten und Schneiden die Ewärfe und Spige notbwendig find,» 
ſo erhellet darans die Verwandtfchaft mit Pinne, Point, dem 
Samb. Punt die Spige u. f.f. welchen nur das zufällige bier 
vermiüthlich iutenſive ſ mangelt. 


Das Spanbett, des — es, plur. die —e/ ein hölzernes Beit⸗ 


geſtell ohne Himmel oder Dede, zum Unterſchiede von din darein 
gı® 


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gehörigen Setereten; ih einigen Gegenden eine Bettſponde. 
Span und Sponde ſcheinen in beyden Wörtern den Begriff des >_ 
+ hohlen Raumes, eines Behältniſſes zu haben. S.3 Span, Spind : 
umd Sponde. re“ ei \ 
Der Spanbrief , des — es, plur, die— e, ein nur noch in 
* einigen, Oberdeutſchen Berichten. übliches Wort, einen gerihtz- Spangeler. h — 
lichen Befebl zu bezeichnen, vermittelſt deſſen der Gläubiger in: Der Spungenmaͤcher des —s, 
die liegenden Gründe feines Schuldners geſetzet, oder die &res» Bochdeutfchen ungewöhnliche Bemnnnug eines Gürtlers, weiler 
eution in die. Güter des Schuldners erkannt wird: Der Nahme _ Spangen,d.i. Schnallen und andere zum Putz gehörige Stüde 
zühret von dem ehemahligen Gebrauche her, daman zum Zeio- aus Merall verfertiget.ı. ——— — en 
shen.der ‚erlaubten. Execution einen, Span gerichtlich aus dem. Der Span genſtein⸗ des — es, plur. die — in einigen Segen⸗ 
Haufe dus Schuldners hieb und ihn dem Gläubiger gab, daher: den ein Nahme der Räderſteine, oder Trochiten und Entrochi— 
dieſe Handlung im mittlern Lat. auch Feltucatiound. Exfeltu> - f 
catio genannt wurde. - Bee, wo fie in Menge gefunden werden follen. — 
Spanen /ein veraltetes Zeitwort, welches ghedem. bereden bedeus- Her Spangler, oder Spangeler, drs-— s, plur. ut nom, 
tete, ©. Abfpannen 2, und Abſpänftig. Ne fing. in einigen Oberdeutſchen Begenten, ein Rahme desjenigen 
Spünen, verb.. reg: act, welches nur noch imeinigen gemeinen ı 


Ne 


— — IR, URL 
s : Spa: N * 


der ſelben noch mehrmahls in der Deutſchen Bibel vorkommt. In— 
deſſen irberesdabin, ob es in dieſer Bedeutung nicht vielmehr zu 
dem alten Spange, ein Blech, gehöret, fo daß es eigentlich zierlich 


deutung iſt es im Soch deneſchen gleicfalls.veraftet, oh es gleich in 


gearbritete Bleche zum Püge bedeuten würde. S. ı Spange und ; 


ten. Man leitet den Nabmen von dem Spangenberge in Heſſen 


Handwerkerg, welcher in Dher-und Riederfachfen unter dem Rah⸗ 


plur: ut nom, fing, eine im 9 


Mundarten üblich iſt wo es fo wohl ſaugen, als auch von derMuts- men des Klempeners bekannt iſt, (S. dieſes Wort.) Ohne Zwei⸗ 


‚ termilch.entwöhnen bedeutet, S. Abſpanen uud. Spanferkel; 


fel vondem veralteten Spange, Blech, indem das Blech das v 
Die Spanfarbe, plurs doch nur.von-mehrern Arien , die —n 


Farben oder Fardenkörper in Geftalt der Späne, dergleichen: 
Späne auch wohl Sarbenfpäne genannt werden. Das gera> 
fpelte . Brafiliendolz, Fernambuck, Blaubolz u.f. f. find Tblche . 
Spanfärben:.. ; 


Das Spanferfel, des — s plur. ut nom fing, sin ſaugendes Has Spangrün, des— es, plur. inuf. 


Ferkel, ein junges Schwein; weldes noch an feiner‘ Muiter fangr. . 
Nieder. Speineferfen, Spittferken. Es ſtammet von dem alten 
Dberd.Spun, Spunne, die Bruftwarze,, die ige, ingleihen 
figürfich: Muttermilch," bee, Niederf, Spon, Angelf., Spana, . 
Schwed, Spene, Isländ, Spini.: S. Abfpänen: 


- 1, Die Spange, plurz die — n, ein nur im Bergbaue übliches : 


Wort wo die auzgezimmerten Bäume, welche man auf dieSpunds- 
ſtücke bohret; damit das Fluder tiefer. werde, Spangen beißen. . 
Bey einer näbern Kenntniß dieſer Theile wird es Teiz ſeyn, die: 
wahre Bedeutung die ſes Wortes zu beſtimmen, ob es zu Span, 
ein Bret, oder zu Shan; ein Bihältnif; oder zu dem folgenden- 


Spange; oder: endlich auch zu dem Zeitworte ſpannen gehöret. Spanhef:el, Spanhbammer, ©. in Spann — * 
Im Schwediſch ift Spang, ein Blech, dünnes Bret, oder dün⸗ Der&panhobel, des — s, plur..ut nom. fing. ein großer 


ner Bike, im FH nd. Spaung, ein Blech. An den alten Bale⸗ 
riſchen Geſetzen iſt Spanga der ußerfle Balken, eo quo.ordi- - 
nemtenet.pärietis., 

2, Die Spange; plur: bien; ein Wört,. welches .».*Eigents - 
lich eine, Spiße, ein fpigiges Ding, ein fpigiges MWerfzeng bedeu⸗ 
tete, in dieſem Verſtande aber veraltet iſt. Nur im Oſterreichi⸗ 
ſchen und einigen andern Oderdeutſchen Gegenden werden noch die x 
Stecknadeln Spangel, Spingel,;Spangelnadeln und. Spänna⸗ 
deln genannt; ohne Zweifel wegen ihrer zum Stechen dienlichen ı 
So tze. Es achöretin dieſer Bedeutung mit dem Lat; Spinther, 
Spina,ʒ zu dem Geſchlechte der Wörter Pinne, Sinne pungerer 
wor f. aus welchen es vermittelſt des vorgefegten: Zifchlautss ge⸗ 
bildet ift, und. in. welchen: allen der: Begriffider»Spise herrſchet. 


2, In weiterer Bedeutung warde da her auch ein foißig: 8- ieinem= 


Ringe eingefaßtes Werl zeug, verſchiedene Theile der’ Kleidungs⸗ 
ſtücke zuſanmen zu balten, eine Spange genannt; in welcher Be⸗ 
deutung es nur noch ir einigen,gomeinem Spredartem. üblich iſt, 
dagegen in dem anftändigern-dafürı Schnalle gebraucht: wird.n. 
Schuͤhſpangen, Armſpangen, Gürtelfpangen u. ff. 3: *In : 
noch weite rem Verſtande wurden denn auch‘ verſchiedene Arten 
des Geſchmeides wenn ſte zierlich gearbeitet waren, mit dieſem 
Nabmen belegt wenn gleich keine eigentliche Spange darin be⸗ 
find lich gar So find Arm ſpangen, dergleichen Geſchneide an 
den Arnen Ohrenſpangen, Ohrengehenke, u, ſ. fs! Ju dirſer Be⸗ 


Der Spaͤngroͤſchen, des — s, 


anch Blechſchlager genannt wird. ©. ı Spange. 
plur.ut from. fing. in 
Gegenden, eitte Abgabe in Geld für die Erlaubniß, die Späne und 
Aſte in dem Waldedes Grundherren anffefenzudürfen.. 
1. Zn Oberdeutſch⸗ 


land; ein Nahme des grünen Kupferroſtes, welcher im. Hochdent⸗ 


fehen mit verfeßten Sylben unter dem Nahmen des Grünfpanes 
anı befanuteften iſt. Es konmmt fchon im ı sten. Jabrhunderte vor 


und iſt aus Spaniſches Grin anfangen gezogen, enfiweder fo 


fern man dirfen Kupferroft ehedem wirklich aus Spanien erhielt, - 
oder auch fo-fern Spanifch ehedem fremd,-aus!ändifch überhaupt“ 


bedeutere; 2. Die diefem Kupferrofte ähnliche grüne Farbe, welche 
ein ziemlich hohes blauliches Grün: ohne alles Gelb iſt, und den 


Übergang der grünen Farbe indie blaue aus macht. In diefer Bes 


deutung if Grünſpan nicht üblich. Man gebraucht es auch als 
ein Beywort. in fpangrünes Tuch. ı — 


— 


ſtarker Hobel, ‚die büchenen Späne für die Buchbinder damit zu. 
verfertigens. ' Fat: 


Das Spanbelz, des es, plur: car. Holz, fo fern Spane 


daransgefpalten werden können. In einigen Gegenden wird dag 
Holz des Kiendaumes Spanholz genannt, weil die Landlente ihre 


Leuchtfpäne, desen fie ſich ſtatt des, Lichtes bedienen, daraus zu 


ſpalten pflegen.-. 


Spanifch,radj; et adv, >, Aus Spanien aebürtia, daſelbſ er⸗ 


zeuget oder verfertiget; in welchem Verflande vielerley Dinge, wel⸗ 
che entweder aus Spanierrza ung gebracht werden,.oder auch das 
ſelbſt erfunden/ oder zuerfi daſelbſt in Menge verfertiget worden,. 
diefes Beywort befommen: Spaniſches Grün; (S.Spangrün.) 
SpanifchesWeiß, Franz. Blänc d’Elpagne, ein weißes Pulver, 
welches aus dem in ſanern Geiſteru aufgelöfeten Wißmuthe mit rei⸗ 


nem Waſſer niedergefchlagen; und. weil es zur Schmnfe dienet, 


auch SpaniſcheSchminke genannt wird. Span.Breide,der weiße 
Spedftein. Die Spaniſche Weide, der gemeine Hartrivgel,' Li- 
gufirum vulgare Zinn. Die Spaniſche Jliege, ein ſchmaler 
goldgrüner Käfer von einem unangenehmen fwarfen Geruche, 
Cantharis Meloe Linn. Spaniſches Kraut, in einigen®rgens 


den rin Rahme des Spinates. @panifcher Hoblunder, der blaue! h; 


einigen 


Hohlunder Das Spaniſche Rohr, gin ausländifhes Rohr, wele _ 


ches chedimüber Epanien zu ung gebracht wurde, und an Spa: 
zierſtöcken verasbeiter wird, daher auch ein daraus derfertigter 


Spa- - 


vor⸗ 
nehmſte Material dieſes Haudwerkers ift, daher er von bemfeiben e 


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-Gpagierflab, cin Spaniſches Rohr genannt wird, Spaniſches 


0 Wachs, im Dberdeurfehen ein Rahme des Siegellades. "Die 
RT arilgeWandcne bewegliche aus überzegenen Rahmen beſte⸗ 
dende Wand; ein Schirm. Der Spaniſche Kragen, eine Krank⸗ 

beit, Paraphimofis. Die Spaniſchen Stiefel, eine Art der 
* + Zortur, die Schienbeine einzufchrauben ; Veinftiefel, Bein 


BERTEWFN 


5 fhramben, Beinfolter. Die Spanifche Perrüde, welche wer 
0 gigftens +5 Stockwerke von Loden mitlangfamen Wellen auf den - 
iucken herab fallen läffer. Spanifche Reiter, (9.1 Reiter,) Je: N 
= manden wit der Spanischen Laterne nach Saufe leuchten, im 
I“ gemeinen Leben, ihn nad) Haufe prügeln, obne Zweifel, fo fern es 
£ “it einem Spanifchen Robre geſchiehet. Und foin taufend andern 
y 


- > ällen mebr, wo es aber auch in manchen fo viel wie fremd, aus⸗ 

- .. Fändifch überhaupt bedeuten fann. (Siehe die folgende dritte Ber 
i deutung) 2.Rach Artder Spanier, Spanifche Schritte ma⸗ 
chen. Mit Spantſchem Evnfie. 3. In weiterer Bedeutung wird 


3 inengerm Verſtande für ſeltſam gebraucht, letzteres vermuthlich, 
weil ſich die Spanier durch ihre Tracht und Sitten. vorzüglich von 
F andern Europaiſchen Völkern zu unterſcheiden pflegten. Das 
Femme mir Spaniſch vor, fremd, wunderbar, ſeltſam. Das find 
— ihm Spaniſche Dorfer, fremde, unerhörte Dinge, entweder we⸗ 
gen ihres fremd klingenden Rahmens, wie man in diefem Vers 





ande dafür auch Bohmiſche Dörfer fagt; oder aud wegen der 
Seltenheit der Dörferin diefem entoölferten ande. Im Griech. 
x Mi emung gleichfalls fremd, wunderbar, welches mit Zramız, 
Spanien, doch wohl nur zufäliger Weife gleich Tautet, dagegen 
das Deutſche eine fehr begreifliche Figur von Spanifch im eigent» 

= lichen Berftande if. z ; 

Die Spankoble,S. Grubenkohle. 
Spanneu, ein nur im gemeinen Leben in dem Ausdrucke ſpanna⸗ 
51 gelneu übliches Wort, welches gemriniglich ſpann⸗ nagelnen 
Ausgeſprochen wird; völlig new, glänzend neu, funkelneu, 
\ Funkelsnagelneu. Die Bedeutungdes Wortes fpan iſt hier dun⸗ 
el, Vielleicht fagt der Ausdrud : ſo neu als ein frifch gefpaltes 
er Span und frifch gefchmiedeter Nagel, Dir Riederſachſen far 
gen fpelderenif, fpoolsnij, Tpoolder-nij, welches gleichfalls von 
2 pelden, fpalten, abzuſtammen feheinet. 

Spanroſe, * Kane Bibel, S. Rofenfpan. 

3 ann, 9. Geſpann. 

* re — plur. die —e, der vordere erhabene Zheil 
es menfchlichen Fußes, zu deſſen beyden Seiten ſich die Knöchel 














"als ein Verwandter von Wand, Want, Bohne, mit vorgefegtem 
Ziſchlaute; oder auch, weildie Schuhe dafelbfk zugefpanner, d.i.. 
j zugehbunden oder zuge ſchnallet werden. \ 
Die Spannader, plur. die—n, ein Nahme der Sehnen oder 
MNerven des menfchlichen.oder thierifchen Körpers, S. Sehne, 
Der Spannbaum, des—es; plur, die —bäume, an den Stübr 
t Ten der Seidenweber, derjenige Baum, welcher bey andern We⸗ 
bern der Bruſtbaum, nnd bey den Saminetwebern der Pinnes 
baum beißt; weilder Aufzug damitifiraffgefpanner wird; 
Das Spannbett, ©. Spanberr. FE x 
7 Der Spanndienft, des—es, plur, die —e, Frohndienſte, welche 
mit einen Spann oder Gefpann Pferde verrichtet werden müſſen; 
Subrfrohnen, zum Unterfchiede von den zanddienſten, JZußdien- 
a Knufi Daher in einigen Gegenden auch folche zu Spanndiens 
fen werpflichtete Untertbanen Spanndienfier genannt werden, 
7 DieSpanne, plur.die—n- Ein Längenmaß, fo weitals man- 
+ mit ausgefpannten Fingern reichen kann, die Länge von der Spitze 
= des Daumens big zur Spige des kleinen Fingers der ausgeſpaum⸗ 
= ten Hand, welches ungefägez Ehe iſt; da denn auch wohl bie auf 


5 


Adel.W. B. 4. Th. 2. Auft. 


J 


"ssimgemeinen Leben oft für fremd, ausläudiſch überhaupt, und 


Befinden; der Ritt. Entweder, fo wie Ri, von der Erhöhung, . 


N 


| A Me _ 


ſolche Art ausgefpannte Hand diefen Nahmen führe. Wer faffes 
den Simmel mie der Spanrien? (Spaüine) Ef. 40, 12. Sechs 
Spannen lang. Die Form dev Spannen in der sivepten und 
dritten einfachen Endung ift Dberdeutfch und im Hochdeutſchen 
ungewöhnlich. 2. Im Forſtweſen ift die Spanne ein Maß, die 
Bäume der Randung damit zu meffen, welches indeffen feine bes 
ſtimmte Größe hat, fondern einein Klafter, Schub u: f.f. getheil⸗ 
te Kette iſt, womit die Bäume umfpanner werden ; baberes auch 
die Spannfette genannt wird. Die Baume nach der Spanne 
verkaufen, nach diefem Maße. ? 

Anm. Das MWortiftin diefer Bedeutung fchonalt; In den als 

"ten Frieſtſchen Geſetze lautet 28 Spanna, bey andern Rateinifihen 
Schriftſtellern des mittleren Seitaltsrs Spannus, Elpanna, in 
dem alten Fragmente auf EarIn den Großen bey: dem Schilter 

"Spanne, im Engl.Span,in: Jtel,Spanna,imfran;.Empan, 

>. Spannen, verb.reg. act. bereden, ©, ı» Abfpannen und Ab— 
ſpänſtig. Bea I 

2. Spannen, verb. reg.neutz, welches das Hülfswort haben 
erfordeit, aber nur im gemeisen Leben gangbar ift„mit auges 
firengten Sinnen auf etwas merken. Kin jedes fpannte voller 
Aufmerkſamkeit die Geſchichte zu hören. Auf etwas fpannen, 
lauern, es geſchehe nun mis den Augen, oder auch mit den Dpren. 
So auch das Spannen, — — 

Anm. Es kann ſeyn, daß dieſes Wort ein Intenfivum von fpär 
ben iſt, (S. daſſelbe;) es kann aber auch eine Figur des folgenden. 
Zeitwortes und zwar in der Bedeutung der Ausdehnung, der Air 
ſtrengung ſeyn, da es denn eigentlich die Sinne anſtrengen bedeu⸗ 
tenwürde. Auf ähnliche Mer find die Lateinifchen attendere, 
intendere, n.f. f. von tendere, dehnen, gebildet, 

3. Spannen, verb,reg.act, einen elaftifchen Körper entweder 
durch Zuſammendrückung oder durh.Angdehnung in den Fall 
ſetzen, daß cs ſich mit Heftigkeit bemühe, ſich wieder in feinen do» 
rigen Stand zu fegen. 

1, Durch Zuſammendrücken. 

9) Eigentlich, ‘Den Bogen (das Schiefgewehr diefes Nab⸗ 
mens) ſpannen. Ein gefpannter Bogen. Die Armbruft fpan= 
nen. So auch den Hahn an einem Seuergewelve fpannen oder 
auffpannen, entweder, weil dabey die Feder wirklich gefpanns 
wird, oder auchalseinevon dem Spannen der Bogen und Ar 
brüfte beubehaltene Redensart. 

(2) Ir weiterer Bedeutung, mit einer Schnellkraft befeſtigen, 
fo daß entweder die befeftigte Sache, oder die zur Befeftigung die⸗ 
enden Theile eine Schnellfraft äußern. (a) Eigentlich. Der 
Schlöffer Spanner das Eifen „ welches er bearbeiten will, in 
den Schraubetod, der Drechsler, den Körper, welchen er ab⸗ 
drehen will, auf die Drechſelbank oder zwiſchen die Doden. 


. 


Die Fuhrleute fpannen den Wagen und die darauf liegende Laſt 
mit der Spannfette, daher auch die Aufs oder Abläder, wilde - 


ſolches verrichten, an einigen Drten Spanner oder Spänner Deis 
fen, wo es aber auch zu derfolgenden Bedeutung des Bindens, 
Feſſelns gehören Faut, Das gefpannte Roß, int der Zimmer 
wannsfunft, wenn zwey Träger fo auf einander gefänmer wer⸗ 


den, daß fie eine groß Laſt tragen körnen. (S. Roß und Spann⸗ 
riegel) Das Rleid ſpannet, der Schuh ſpannt mich, fagt 


man, wenn die Kleidungsſtücke die Theile des Leibes gu ſehr ei 
ſchränken, fo daß diefe ihre elaftifche Kraft dagegen äußern. 
(b) Zigütlid. a) Einen Slup Tpannen, oder auffpannen, ibn: 
fämmen, feinen Abflug hemmen, und dadurch aufſchwellen mar 
en, wo es in Anfehungbiefes Auffhwellens auch eine Ftanır der 
Ausdehnung ſeyn Tann. - Auf ähnliche Artift, einen Fluß oder 
Mühlenbach einfpannen, ihn einfaffen, fein Bett einichränfem 
En mandenFäßen ſtehet esfür binden, feffeln überbaupr. In der 

£ Land⸗ 


xX 


163. 


Landwirtbſchaft ſpannet man die wenn man — auf 


m 


der Weide die Vorderfüſſe mit Stricken zufammen ſchleifet, damit 


fie nicht entlaufen, welches auch feſſeln, und in Niederſachſen tür: 
"dern genannt wird. Im Niedesfächftfchen bedeutet.es auch, einen 


Gefangenen feffeln oder binden. Am üblichften iſt es von der Be« 


-feftigung des Zugviehes an der Wagen, Plug u. ſaf. Die Pfer— 
"de vorden Wagen, die Ochſen an den Plug oder vor den Pflug 
fpannen, in welcher Bedeutung ſchon Notker f pannen fagt, Die 
Pferde hinter, den Wagen fpannen, figürlich, eine Sache ver- 
kehrt anfangen, Die figürlihe R. A, ſte find mit einander ge= 
‚fpannt, oder über ‘den Fuß gefpannt, von Perſonen, welche 
nicht in dem beten Vernehmen mit einander ſtehen, ohne eben 
Feinde zu ſeyn iſt dunkel. Dan Fönnte fpannen hier vondem als 
'tenSpan,Spanigfeit,Streit, Mißh älligkeit, ableiten, wenn nicht 
ber Beyſacz des Sußes diefe Ableitung —— machte. 
2. Durch Ausdehnung. 


(1) Nach allen Richtungen, Einen —— Leib haben, 


„wenn derſelbe aufgetrieben, und die Haut gleichſam geſpannt oder 
ausgedehnet iſt. Da es denn auch von der die ſer Ausdehnung ãhn⸗ 
lichen ERpfindung gebraucht wird. ch, wie ſpannt michs auf 
dem Schienbeine! Gel. 

(2) Der Länge nach von dehubaren und elaftifchen Körpern, 
co) Eigentlich. Einen Mifferhäter auf die Leiter fpannen, eine 
Yet der Tortur, weiche auch der Zug genannt wird. Der Seils 
anzer tanzet auf einem ſtraff geſpannten Seile. Die Sai⸗— 
ten auf einem muſtk aliſchen Inſtrumente ſpannen. Die Sai⸗ 
ten höher ſpannen, auch figürlich, feine Forderungen erhöhen. 
Die Saiten zu hoch ſpannen, zu viel begehren, die Sache zu 
weit treiben, Ingleichen durch Ausdehnung befefligen. Zeugin 
sen Rahmen fpannen. (b) Figürlich. æx) Mit Ausdehnung 
‚begreifen, erreichen. So weit. als man mit der Hand -fpannen 
Fax, fo weit als man mit deu ausgedehnten Fingern der Hand 
zeichen kann. (S. Spanne und Umfpannen.) Ehedem ſagte mar 
auch gefpannte,d.i. ausgeſtreckte, Arme. Nach eiuer noch weis 
tern Figur iſt ein weit gefpanntes Gewölbe, welches einen gro⸗ 
Ben Bogen macht. 4) Anſtrengen, von den Fähigfeiten des Leibes 
und Beiftes, Alle feine Krafte fpannen oder anfpannen. Die 
Spaunung der Bräfte. überſpannte Empfindungen. Ingleis 
hen nach einer noch weitern Figur, ein zu hoch gefpanntes,übers 
> seiebenes, Lob, 
> So au) das Spannen Er die Spannung, welches leßtere in 
einigenFöllen.aud von derHandlung des Spannens, noch häufiger 
aber don dem Zuſtande gebraucht wird, da ein Körper geſpannt iſt. 
Anm Bey dem Notker und Ottfried fpannan, welcher letztere 
es für binden gebraucht, im Niederſ. gleichfalls ſpannen, im 
Schwed. [pänna,welces fo wohl. biegen, als ausdehnen bedeu⸗ 
‚set. Das doppelten deutet auf ein Intenfivum, deffen.einfacheres 
Zeitwort fpanen noch bey dem Notker vorfommt, und, wenigſtens 
in einigen Bedeutungen, zudem Schwed. [pana, ziehen Griech. 
‚argu, gehöret. In andern Bedeutungen hingegen fticht dieBedeus 
tung des Bindens merklich hervor, aus welchem Worte es ver- 
mittelft des oft’ gleichfalls intenfiven Sifchlantes gebildet ſeyn 
kann, daher. diefes f auch in andern Sprachen mangelt, 3 B. in 
dent £at,,pandere, dem Schwed. bända, päna, im mittlern 


Zat/bendare, in Angelf. bendan, im Eugl.to bend, weiche 


insacfammtfpannen bedeuten. 
Ehedem gingdiefeseitwort irregnlär, ohne Zweifel,weil das 
einfachere ſpanen, mit dem intenfiven fpannen vermifcht war, 


gen Sufeinuienlehunann, EB Unfpanner, Bücfenfpanner, 


Einfpänner. In einigen Oberdeutſchen Gegenden, befondersin 


der Schweiz heißen die Aufe und Ablader der Frachrwägen Span: 
ner, Einfpanner, weil ſie Die hier auf ben Wagen fpannen. 2. 
Ein Werkzeug, ein anderes Diug Jamie zu ſpannen. So beißt das 
Derfzeug, womit die Feuerröhre mit den alten Deutſche n Sch öſ⸗ 
fern gefpannet werden, der Spanner. Das Seödehen oben an 
der Säge, womit der Strick —— und das Sãgeblatt ge⸗ 
ſpannet wird, führet gleichfalls dieſen Nahmen. * 


Der Spanner, des —s, plur. ut nom, fing. än nur in einigen 


Gegenden ‚5. B. in dent Halifchen Salzwerke übliches Wort, 
denjenigen zu bezeichnen, welcher etwas mit einem andern gemeine 


ſchaftlich beſitzet. So ſind daſelbſt Spänner diejenigen, welche 


einen Salzkoth mit einem andern gemeiuſchaftlich befigen ; zum 
‚Muterfchirde von den Pfännern, deren jeder eine Salzpfanne 
oder ein Salzkoth allein beſizet. Im Bergbaue ift Einfpänner 


ee 


ze 





derjenige, welcher eine Zeche allein bauet, (©. diefes Wort.) Von. 


fpannen, verbinden, gleichfam; der einen Gefpen im 5* bat, 
S.diefes Wort, — ⸗ 


en etwas damit zu fpannen, in vielen Sällen des gemeinen 
Lebens. 


Dae Spannhäftel, des— s, plur. ut nom.fing. im Jagd» 


weſen, Häftel oder Blöcke, womit die Garne und Netze geſpauat 
werden; Spannpflöde, Saupthäftel. 


Der Spannbammer, des — 5, plur. die —hämmer, bey. den 
Goldſchmieden, ein Hammer, mit zwey flachen, gleich gepßen _ 


„Bahnen, dieSilberbleche damit auszufpannen, d.i durch un 
gen auszudehnen. ROTE 3 


Das Spannbolz, des—es, plur. die— bölzer, bep den Zube. 


Die Spannfrobne, plur.die—n, S, Spanndienf. N Er 
Der Spannhaten, des— s, plur. ut nom., —— 


* 


webern, dasjenige Holz, wodurch das Tuch, fo wie es gewebet - — 


wird, auf dem Stuhle ausgeſpannet erhalten wird/ der Spann⸗ 
Kock, bey andern die Sperrruthe. 


Spännig, adj. etadv. welches von fpannen und deffen Ber 


wandten abſtammet, aber in verfiedenen Bedeutungen üblich 
ift. 1. Zunächſt von Span, Gefpan, ein Dirgefell, Socius, iff 
fpannig nur in eittigenZufammenfeßungen üblich. In einigenGer ⸗ 


genden z. B. der Mark Brandenburg, if ein einfpanniges Bett, - 


ein Bett auf Eine Perfon, ein zweyfpanniges, auf zwey Perſo⸗ 
nen. In andern gemeinen Mundarten find dafür die Wörter ein: _ 
männifch und zweymännifch, einfchläferig und zweyfchläferig 


üblich. Auf ähnliche Art iſt einfpännig, zweyfpännig, dreyfpanz 


nig, vierfpännig u. f- f. fahren, mit Einem, zwey, drey oder vier 
Dferden. Ein vierfpannigerMagen, welcher mit vier Pferden. bes 
fpannet ift. In, vielen Gegenden find die Einfpänniger/obrigfeit» 


liche Diener zu Pferde oder Fuße, welche in allerley Vereichtungen 


einzeln gebraucht werden. (S. diefes Wort.) 2. VonSpanne, dem 
Maße im Forſtweſen ift ein ſpaͤnniger Baum, ein — wel⸗ 
cher nach der Spanne verkauft wird, 


DieSpannkette, plur. die—n ‚eineßette,etwasdamitgufpannen 


oder zu RE So wird die Kette, womit eine Laſt aufden Was 


gen geſpannet wird, die Spannkette genanut. Auch die Kette, 
womit diefeitern eines beladenen Leiterwagens zuſammen geſpan⸗ 


net werden, ingleichen die Hemmkette der Fuhrleute, wodurch 
die Rader geſpannet werden, führen dieſen Rahmen. Im Forſt⸗ 
weſen iſt es diejenige Kette, womit dieBäume umfpannet werden, 


«ihre Dicke zu erfor ſcheu. S. Spanne. 


Das Imperf. lautet bey dein Notker [pien, und das Mitielwort Die Spannkraft, plur. inuf. bey einigen, ein NRabme der Ela 


bey denn Ottfried gefpannan, für gefpannt.  , 
Der Spanner, des—s, plur. ut nom, fing. von dem norigen 
Zeitwortg, », Derjenige, welcher. fpannet, am hänfigßen in einie 


flieieat, wofür doch Schnellkraft üblicher iſt. 


Die Spannleute, fing. inuf, in einigen Gegenden ein Nahme 


der Anfpanner, d.i, decjenigen Baueru welche zu Beſtellung ih⸗ 
res 





\u 


‚zes Ackers Zugvieh halten, und zu Spanndien ſten verpflichtet 
ſind. S. Anſpanner .·. BEREIT 
Der Spannnagel, des—s, plur.die—näsel, sin ftarfer tun⸗ 

der Nagel, oder vielmehr ein Bolzen mit cınem Kopfe, wie ein 
"Nagel, welcher den bintern Wagen mit dem vordern verbindet; 
- der Schloßnagel, in einigen Gegenden der Brolfnagel. 
Zweifel von fpannen, fofern es chedem auch verbinden überhaupt 
- bedeutete. Friſch erfläret esunrichtig durch denjenigen Nagel vorn 
an der Deichfel, vermittelt deffen.der Wagen vor dem Zugviehe 








rüdwärts gefchoben werden kanu. 
Spannnagelneu, S. Spanngu. 


bäftel. PN 2 \ 

Der Spannrabmen,des—s, plur. ut nom. fing. bey den 
Wafermüßlen, ein Stück des Örießwerkes, vermurblic um das 
Waſſer damit aufzufpannen oder zu ſt mmen. 

Die Spannraupe, plur.die—en. 1. Diejenigen Ranpen, wel⸗ 
heim Geſellſchaft bey einanderbefindlich find, zum Unterichiede 
vonden einfamen Blatt» und Ringelraupen.- Entweder von 
Span, Gefpan, Gejell, oder auch von ſpinnen, weil fie in ih⸗ 
vom Gefpinfte bey ſammen Liegen, daher fie auch Spinnraupen, 
genannt werden, 2, Ben einigen Reueen werden diejenigen Haus 
pen, welchen die zwey oder-drey erften Paare der Bauchfüße feh⸗ 

len, GeometraeL, Spannraupen genannt, Andere nen⸗ 

nen ſie Spannenmefler, : 
‚Der Spannreif, des— es, plur. die — e, bed den Böttchern 


“ fpannt erhalten werden, bis der Boden eingefüget werden kann. 
\ Der Spannriegel, des —s, plur.ut nom.fing,. fir der Zim⸗ 
} niermannsfunf, ein Balken oder Riegel an einem liegenden Dach⸗ 
2 fuble, wodurch die gegen einander über ſtehenden Stublfänlen 


fpannen „verbinden. 


men, etwagdamit zu ſpannen. Bey den Schufern, it es der⸗ 
jenige Riemen, womit der Schuh während der Arbeit auf dem: 
KRuie feſt gehalten wird ; der Rnieriemen. Br 
Den Spannring, des — es, plur. die — e, ein King, etwas 
damit zuſammen zu fpanıen, Bey den Schmieden iſt es derjenige 

R der Sperrring.- } | 
Die Spannrippe, plur.. die — n, bey den Fleifchern, an einem 


= anden vordern Theilen bey dern Kamme befinder. 

Das Spannfäkchen, des—s, plur. ut nom, fing: an der 
* Stühlen der Bortenwirker, ein mit kleinen Stücken Ziegelſtein 
beladenes Sackchen, die Kettenrollen ſtraff zu ſpannen. 


J 


Leinen an den Garnen der Vogelſteller. 
Der Spannſtock, des — rs, plur. die — Mode, bey den We⸗ 
bern, der hölzerne Stab, womit das Gewitk in der Breite aus⸗ 
geſpannt erhaften wird; die Sperrruthe, das Spannholz. 

Der Spannſtrick des —es, plur: die — ſtricke, in der Lands 
; wirihſchaft, ein Strick/ womit die Pferde auf der Weide an den 
Vorderfüßen gefpanner oder gefeſſelt werden, damit ſie ſich [nicht 
"weit entfernen können; die Leſſel. Fr 

Die Spannwind,- plur; die—n, eine "Handiinde, den flähe- 
4 lernen Bogen der Atmbru damit zu ſpannen. * 

Die Spann vaſte, plur. die—n, bey den Fleiſchern, ein Stück 


x 


Bnteejchiede opn der Ziwergwüſte. 9, Mühe. 


D 


Ohne, 


Der Spannpflod, des — es, plur, die —pflöcke, S. Spann: 


= ein Reif, womit die Faßdauben in ihrer runden Geftalt ausger 


unter dem Kehlbalken mit einander verbunden werden, Bon: 


2 Der Spannriemeit, des—s,plur. ut nom..fing. ein Ries 


"King, wonrie die Zangengriffe zufammen gefpannet werden ;- 
& \ 


geſchlachteten Rinde, dasjenige Rippeuſtück, welches ſich glei: 


Die Spannfeime, plur. die —n eines von den Seimen oder 


——— Feeiſch aus dein hintern Viertel eines geſchlachteten Rindes; zum! 


Spa— 166. 


Die Spannzante, plur. Sie—n, bey den Soidſchla gern „eine. 


; apıse, den Küchen der Form auf dem Tiſche damarzufommen zu 
lemnien, wenn man die gefchlagenen Goldblätter zwiſchen den: 
.. Enden der Form hinein-fchieben will. 

Der&pannzettel,ses—s,plur. ut nom.fing. in großen Hanse 
baltungen einiger Gegenden, ein Zettel, welcher jedem Bedienten 
oder Dienftborhen bey dem Autritte feines Dienſtes gegeben wird; 
worauf deffen Nahme, die Zeit, wenn er den Dienft angetreten 
und der ihm bewilligte Lohn verzeichnet ift, 

mir in diefem Worte dunkel. 
Der Spanzieber, des —s, plar. ut nom; fing.: derjenige, 

welcher Dach⸗ und andere Späne macht. 

Der Sparblod, des—es, plur. die —blöde, auf den Holz 
göllen and Elbkähnen, ein ſtarkes Stück Holz in der Mitte quer 
über den Boden, welches 18 Zoll breit und 10 Zoll hoch, mit eis 


. nem Sattel verfehen if, und ein Loch dat, worin der Moft ger 


ſetzet wird. Dieerfte Hãifte iſt vermuthlich unfer Sparren, wel⸗ 
ches im Niederdeutſchen Spar, Sparen, Holländ. und Engl. 
gleichfalls Spar, lautet, J 

Das Sparbret, des — es, plur. die —er, bey den Maurern, 
ein vierecktes Bret mit einer auf der untern Sette befindlichen: 
Saudhabe, den Kalk und Mörtel darauf zu thun Das ZSandbret, 
©. Sparkalt. 

Die Sparbüchfe, plar. Sie—n, eine verfchloffene Büchfe, dae⸗ 
jenige Geld, welches man von Zeit zu Zeiterfparer, darin zu vers 


währen ; Niederf. Sparport, weil man auch dergleichen höner⸗ 


ne Gefäße hat, Sugpott, von den alten ſchon bey dem Ulphilas 


= befindlichen Huzd ‚ein Scyaß, } 


1. Sparen, verb. reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt 
1 *Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, fdimmeln;- 


ingleichen faulen, in die Fäulnißgeratben, die Anweſenheit des 


Schimmels durch den Geruc) verrathen; eine nurin Franken amd’ 
einigen Dberdeusfchen Gegenden übliche Bedeutung. Eben daſelbſt 
iſt der Sparen, der Schinimel, die Fäulnif, * 

IL. Als ein Aetivum, in die Fäulniß bringen. Die Weißgärs- 
ber fparen die Selle, wenn fiefelbige in die ſchwache Kalkbrübe: 
einweichen, am fiezur ſtarken vorzubereiten, vermufhlish weil die: 
Fee daſelbſt in einen geringen Grad der Fäulniß geſetzt werden;- 
Indeſſen da diegrangöfifchen Bärber diefeAirbeit fauvernennen,- 
fo kann es hier auch zum folgender Zeitworte gerechnet werden, 
fo daß der Begriff des ſparſamen Gebrauches der Kalkbrühe der 
herr ſchende ſt Soaud das Sparen. | 


Die erſte Hälfteifi. 


Anm. In einigen Gegenden lautet dieſes Wort in der erſten Be⸗ 


dentung ſpuren, wo ſpurig auch ſchimmelig, feucht iſt DerKelz 


ler ſpuret, iſt ſpurig, wenn er durch den Gernch verdorbene Feuch ⸗ 
tigfeit verräth. Ehedem war Spork, Koth, Unveinigkeit, und 
im Berabaue wird es noch von allem tauben Geſteine an den Erzen 
gebraucht. Das Latein. ſpurcus, das Franz pourri, von pu-' 
tridusm. a. m. find damit derwandt.. 
2, Sparen, verb.reg, act. welches in verfchiedenen, doch fer 
nahe verwandten Bedeutungen gebraucht wird. .- 
1, Sum künftigen Be (1) Eigentlich, Spa: 
< „rebdeine Weisheit bis zur andern Zeit, Sir, 32,6. Erſchöpfe 
deine Bräftenicht über einen Verſtorbenen, fondern fpare fie’ 
für die Lebendigen. (2) Figürlich ,. wo der Nebenbegriff der’ 
Tüinftigen Gebrauches verfchwindet, (a) *Erbalten, die underlege 
te Fortdauer eines Dinges bewirken; eineim Hochdeutfehen ver» 
allete Bedeutung, AmNiederbentfchen fagt man mod: Gort-fpare® 
dich gefund, erbaite dich gefund.- Aufichen diefelber Art heißet 
es ſchon im Ottfried: then [par er nu ze libe, den erhalie exe 
Er nen 


’ 


2 


167 Be 
an beym Leben. (6) Aufichieben, verfchieben. Spare deine 
‚Buße nicht; bis du Fran? werde, Sir, 18, 22. Die Arbeit bis- 
auf eine andere Zeit fparen. In welcher Bedeutung doch vers 
ſparen üblicher iſt. 


2, In Anwendung einer Sache nicht mehr davon anwenden, 
‚als zur jedesmapligen Abficht unentbehrlich nothwendig iſt. (+) 


Eigentlich. Ich will die Wahrheit nicht fpaven, Weish.6, 24. 


DerLandwireh ſparet das ſeu, wenn er allen nicht änßerſt noth⸗ 
wendigen Gebrauch deſſelben unterläffer. Sie hatte keine Schmin⸗ 
Fe geſparet, um ihre Geſichtsfarbe zu heben, Keinen Sleiß und 
eine Roften fparen. ImOberdeutſchen gebraucht man es in die» 
fer Bedeutung gern mit der zweyten Endung, Breite aus die 
Teppiche deiner Wohnung, ſpare fein nicht, Ef.54,2. Sparer 
Ser Pfeile nicht, Fer. 50,14. (2) Mit verfchiedenen Nebenbe⸗ 
"griffen. (a) Durch wenigen oder unterlaffenen Gebrauch in uns 
verlegtemStande erhalten, wofür doch in der auftändigenSpredhs 
art fhonen üblicher iſt. Seine Rleider fparen. Es iſt indiefer 
Scheutung ſchon alt. Milelbon nifparoti, in dem alten Sie⸗ 
- gesliede auften König Ludwig. 1b) Mit dem Nebendegriffe dis 
Gebrauches auffünftige Zeiten ift ſparen in engerer Bedeutung, 
nicht mehr Geld ausgeben als die böchfte Nothdurft erfordert, 
um jelbiges zu fünftigen Bedürfniffen vorräthig zu haben, wo es 
fo wohl abfolute und in Geſtalt eines Reutrius, als and) active 
und mit der vierten Endung gebraucht wird. - Welcher Farget 
und fparet, ir. 21, 18. Sier ſparet er, dort verſchwendet er. 
Wer in der Jugend ſpart der darbt im Alter nicht, Gel. viel 
Geld zufammen fparen. (S. auch Erſparen) (e) Den Gebrauch 
* gitter Sache völlig unterlaffen, fo daß der Begriff des fünftigen 
Gebrauches wegfäüllt, oder doch ſehr ſchwach wird. Spare dein 
Geld, deinen Wig, deine Derweife, Deine Entfchuldigungen 
Fannft du fparen. So ouch das Sparen. 
Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker [paran, im Nie» 
derf. fparen, im Angelf. [paran, im Engl.te [pare, imSchwed. 
und Islãnd. ſpara, im Franz. Epargner, im Italiãu. (para- 
gnare. Wachter leitetes von wara, inbewabren, Helwig von 
dem Griech. ewagvog, felten, Friſch und Ihre aber von dem Lat. 
arcereher. Ale drey Ableitungsiylden haben ihre Wabrs 
Scheinlichkeit, indem das f vor einem Mitlauter oft ein müßiger, 
‚oft auch einintenfiver Zufag ift. Doch hält man das Lat. parce- 
‚Fe und Griech. aragvog richtiger für Seitenderwandte, als für 


die näachtten Stammwörter. In Anfehung der zweyten Ableitung ° 


gibt das Niederd. Spier, im Diminut. Spierken, eigentlich eine 
zarte Spige,und figüirlich ein Weniges,eit noch näheres Stamnis 
wort ab, als das Griech awxgvag. Sparen hat fo wohl den Be⸗ 
griff des Bewahrens, Erhaltens, als auch den Begriff des Weni⸗ 
gen in der Anwendung. Im Engl, iſt {pare, mager, gering.‘ ©. 

Sperr. - 

Der BR des —s, plur. ut nom.fing, derjenige, welcher „ 
fpart,d. i. Geld zum fünftigen Gebrauche fanımelt ; doch nu in 
der im gemeinen Leben üblichen Sentenz: ein Sparer willei- 
nen Zehrer haben, oder nach dein Sparer kommt ein Sehrer, 
erfpartes Bermögen wird gemeiniglich wieder von einem Ver⸗ 

ſchwender durchgebracht. Br 

Der Spargel, des —s plur. inuf. ı. Eigentlich, die jungen eß⸗ 
baren Stängel einer gewiffen Pflanze, und in weiterm Berftande 
diefe ganze Pflanze ſelbſt; Alparagus Linn. Spargel effen. 
Ein Gericht Spargel, Spargel fäen, Gartenfpargel, welcher 
auch nur Spargel ſchlechthin beißt, und eigentlich eßbar ift, zum 
linterfchiede von dem wilden Spargel, welcher auch bey uns wild 
wãchſet, aber nicht gegeffen wird. 2. Spargel, Sparrkraut, 
auch ein Unkraut, fo boch als Hederich, welches häufige Zweige 
auswirft; vielleicht von ſpercen. 


Der Spargeltlee, tes - 6, plur. inuf. ein Rahme, weichen die 


ſie mie Sparkalk arbeiten ; allein im Böhmifchen wird es durch⸗ 


a Sr Bi nf a WA Wu 


: x : Spa 168 


Anm. Im Oberd, Spargen, Sparges, Spare, Im Nies 
derf. Sparges, im Engl, Alparagus, im Jtaliän. Sparago, 
Alparago, im Böhm. Slpargl; alle ans dem Latein. Alpa- 
‚rägus, indem wie den Bartenfpargel ohne Zweifel ans Italien 
erhalten haben. Da eigentlich die hervor fproffenden Stängel dies 
fes Oewächfes den Nahmen Spargel führen, fofcheiner das Lat, 
Alparagus mit dem Nieberd, Spier, dünne Spige, und Sport, 
Holländ. Sport, Sproffe, verwandt zufeyn. S. Sparkund 
Spern. { 2% F 

Das Sparttelbeet, des —es, plur. die —e,cin Beet im Garten, 
tvelches mit Spargel bepflanget wird. 3 
Die Spargelbrübe, plur. doch nur von mehreen Arten die —n, 
Brühe, mit welcher gemeiniglich der Spargel gegeffenwird,. ° 
Die Spargelerbfe, plur. die —n, eine Art Erbfen, derenjunge / 
Schoten mir einer Spargelbrühe gegeffen werden, Lotus te» 
tragonolobus Linn. Spargelfchoten. : 





j 
E 
: 
| 
E 


Lucerne, eine Art des Sichelklees, in einigen Gegenden führer, 
Medicago latiua Zinn. | —— 
Der Spargelkohl, des —es, plur. inuf. eine Art des Kohles 

deſſen Blumenſt ãngel als Spargel zugerichtet und gegeffenwers 
den können; Braſſica aſparagoides criſpa Zaun, In 
Italien Broccoli. Melk er AR 
Das Spargelfraut, des —es, plur. die —Präuter, einjedes _ 
Krantoder Gewächs, deffen junge Stängel oder Wurzelfpeoffen 
wie Spargel gegeffen werden fönnen; cs — 
Die Spargelraupe, plur. die —n, eine Ars Raupen, ausmee 
her der kleine Kreuzkafer, Chrylomeia Alparagi Linn. ent- : 
ſtehet, welcher auch das Spargelhahnchen genannt wird, weil - 4 
ſich beyde gern auf dem Spargel aufbalten, ehr 
Die Spargelfchote, plur. die —n, S, Spargelerbfe. * 
Die Spargelzange, plur. die —n, eine jierlihe Zange in Ge⸗ 
fait einer gereiften Schere, Spargel damit vorzulegen, & si 
DerSpark, des —es, plur.inul,ineinigen Gegenden, befonderg 
Niederdeutſchlandes, eine Pflanze, welche bey ung fparfamwid  \ 
wächfet, und, weil fie ein gutes Futterkraut ift, auch in vielen Ge | 
genden gebauet wird, Spergula Linn. Spergel, Knöterich, 
weil es fchr knotige Stängel hat, neben welchen die Blätter her, E 
aus wachfen. Bon diefen Knoten rühret ohne Zweifel auch der { 
Nahme Sparfoder Spergel her, ber denn mit Spargel Eineg 
Geſchlechtes iſt. et : 
Der Spartalf, des —es, plur. inuf, ein Nahme des aus Gyps 
gebrenuten Kalfes; Gypskalk, zum Unterfchiede von dem Bittere 
Falte oder Lederkalke, welcher aus Kalffteinen bereiterwird, Da 
einige Öopsarsen bald durehfichtig find, wie z. B. das Fraueneis, 
welches daher in einigen Gegenden auch Sperrglas,im Engl.abeer ° 
Spar genannt wird, ſo glaubet Friſch, daß diefer Umftand zur 
Benennung des Sparfaltes Anlaß gegeben, fichet es aberirrig 
als eine Zufammenziehung aus Ipecularis lapis an, da er es 
ſchicklicher vonwahren, ſehen, wahrnehmen, hätte ableiten kön⸗ 
nen. Im Niederf.ift Spark, ein Funken. Judeſſen ſcheinet doch 
auch diefe Ableitung zu gezwungen, als daß fie nicht einer beffern 
Platz machen ſollte. Vielleicht von Sparten, fpannen, binden, 
weil dieſer Kalk fehr ſchnell und feſt bindet. Das Handbret der 
Maurer, worauf ſie den Kalk und Mörtel während der Arbeit in 
der Hand halten, heißt auch das Sparbret, vielleicht nur in ſo fern 





—J—— 


* N * 
A ae Zn IN Fan m un u — 


gängig Sporidlo genannut. * 
Die Spertunft, plur.inuf; die Kunft zu ſparen, die Geſchicklich⸗ 
feit in der Anwendung einer Sache das Ziel der Nothdurft nicht. 
zu überſchreiten, damit man immer etwas davon für Fünftige Be⸗ 
dürfnifieüdrig babe, ; 
Spär⸗ 


ORTE WB 


; —— — ” — 3 
ER Spa : 
a Sparuch —er, —— adj. etadv. mit genauer Beobachtung 





des Maßes der Nothdurft, und darin gegründet,“ Line fpärliche 


. Mahlzeit, welche nur zur Nothdurft zureicht. Sparlich leben. 
Es wird fpärlich zureichen, faum, mit genauer Nord. Schon 

bey dem Kero iſt paralihho, ſparſam, pardus. 
"- # Sperren, verb. reg. act. welches im "Hochdentfchen völlig 
fremd ift, und nur in einigen Gegenden für fpannen gebraucht 
wird, daher der Spanneing der Schmiede dafelbft auch der 
üiyäreeing genennet wird, Es ift mit fperren nahe verwandt, 

S.daffelbe, 
‚Der Sparten, des—s,plur. ut nom, fing. eines von den ſchrã⸗ 
- geftebenden, oben in eine Spise zufammen Taufenden Bauhöls 
gern, welche das Dach eines Gebäudes bilden; der Dachfpar- 
| ren. Man hat deren in der Zimmermannskunſt  verfihiedene Ars 
ten, (S. Grarhfparren, Lehrfparren, Kehlſparren, Querfparz 
2 zen, Schiftfparren, Windſparren m f.f.) In der Wapenfunft 
führet die Figur zweyer zufanımen gefügter Sharren oder eis 
nes umgekehrten Sateinifchen V gleichfalls dieſen Nahmen. Mir 
nen Sparten zit viel haben, nicht recht bey Verſtande ſeyn, ei⸗ 
‚nen Fehler am Verftande baden. 

2 Anm. Im Niederdeutfehen mit einem einfachenr Sparen, 
‚im Engl. Spar, im Schwed. tınd I3länd, Sparra, im mittlern 
"> 2at. Efporium. Die meiften find in der Ableitung diefes Wor⸗ 
| tes auf das alte Barre, Barren, ein Balken u. f.f. gefallen, vor 


— 0 welchem im Ital. Sbarra, ein Schlagbaum iſt, no andere auf 


i das alte Spart, ein Dfahl, in welchem der Begriff der Spige der 

— herrſchende zu ſeyn ſcheinet, (S. Speer.) Albin, es ſcheinet doch 

wohl, daß dag Zeitwort fperreu den nächften Auſpruch auf dieſes 
Wort habe, wegen der — a Geſtalt, welche zwey Dachſpar⸗ 
ven unen hoben. 

Das Sparrengeld, des —es, plur,doch nur von mebrern Sun 


? . men, die —er, in einigen Begenden, ein Nahme derjenigen Steur - 


er, welche von den Hänferngegeben wird; das Biebelgeld, Feu⸗ 
erftättengeldu. ſ f. 

Der Sparrenkopf,des—es, plur. die —Fönfe,in der Baukunſt 
eine Berzierung in dem Karniefe oder Ktanzleiften, welche das 
hervor ragende Ende eines Sparrens vorjiellet, fo wie Balfen: 
Fopf, das Ende eines Balkens ift. 

Das Sparrholz, des —es, plur,car. im Forfiwefen, Sol, wel⸗ 
ches zw Sparren dienlich iſt. 

Das Sparrfraut, des —es, plur, inuf, ©. Spargel 2. 

Die Sparrlatte, plur, die —n, Latten, welche berizontal über 
die Sparren genagelt werden, das eigentliche Dach darauf zu be⸗ 
feſtigen. 

DasSparrwoeerk, des —es, plur. die De / die fämmilichen Spar⸗ 
ren eines Daches, Niederſ. Speer. 

Sparſam, —er, — ſte, adj. et adv. von dem Zeitworte fparen, 
in deſſen zweyten Hauptbedeutung,. 1. Eigentlich, Fertige 
Reit befigend, in Anwendung einer Sache das Maß der 

Nothdurft, oder der Abficht auf das genaueſte zu beobach⸗ 
‚ten und darin gegründet, fo wohl mit der Abficht etwas zu 
erübrigen, als auch ohne diefelde. Sparfam feyn, Ein 
fparfamer Wirth. _Sparfam mit etwas umgehen. DORF 
ſam leben. ine fparfame Mahlzeit. 
Kin zufriednes volk, obgleich ein fparfamer gimmel 
über den trauvenden Thalern hängt, Zachar. 
2. In weiterm Verſtande, wird es oft für felten, ingleichen wenig 


Sam gefunden, nur felten, bin und wieder ein Baum. Dev 

. » Greisvon Teios, auf deſſen beitre Stirn das Alter fparfame 
Aunzelngeficeuet. Das Waller tröpfeltfehr fparfanı. Zn 
Schwed. [parfam. : 





gebraudt, Der Ahorn wird in unfern. Wäldern nur ſpar⸗ 


Spa 170 

Die Sparfamkeit, plur.inuf.die Eigenfbaft, da man foaefaım . 
iſt, in der erſten eigentlichen Bedeutung des Beywortes, die ge 
naue Beobachtung der Nothdurft oder-der Abficht in Auwerdung 
feines Eigenthumes, und diefe Fertigkeit. 

Die Sparfeide, phir. inul, bey den Schneidern, feiner Zwirn, 
welcher da, wo es nicht in die Augen fällt, anflatt der Seite ges 
braucht wied; weil man diefedadurdh erfparet. 

Die Sparfi sche, plur. car. die ungeordnete heftige Begierde zu 
fparen. So auch fpatfüchtig. 

Der Spaß, des —es,plur. die Spaße, Diminut, das Spaßchen, 
in der vertraulichen Spredart, ein jeder Scherz. Es war nur 
mein Spaß. Er hatte es nur zum Spaße oder im Spaße ger 
fagt: Das wird einen hübfchen Spaß geben. Spaß treiben. 

Anm. Diefes Wort lautet auch im Jtaliäuifchen Spallo, 
woraus doch noch nicht folgt, daf wie es von den IJraliänern ent 
lehnet haben. Es iſt ohne Zweifel mit Poͤſſe verwandt,ob es gleich 
den harten Rebenbegriff diefes Wortes nicht hat, fondern einen 
jeden vertraulichen Scherz begeichnet. Der Plural lautet in eini⸗ 
gen. befonders Dbetdeutfchen Gegenden, Spaße. In manchen 
Provinzen wird auch das a kurz und dasfolgende ß hart geſpro⸗ 
chen, twie das Ital. Spaſſo. S. Poſſe. 

Späßen, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, föergen 
doch nur in der vertraulichen Sprechart, Ich habe nur aefpata 
Mit jemanden ſpaßen. So auch das Spaßen. 

Spaßhaft, —er, —eſte, adj. et adv. wie ſcherzhaft, in der vers 
traulichen Sprechart. Lin ſpaßhafter Menſch. Spaßhaft 
ſeyn. Ein ſpaßhafter Einfall. Im Dberdeutfchen iſt dafür 
auch fpapig üblich, 

Die Spißhaftigkeit, plur, inuf. die Eigenſchaft, da eine Pers 
fon oder Sache fpaßbaft if. 

‚Der Späßoogel, des —s, plur. die —vogel, eine fpaßhafte 
Perſon, welche Feriigkeit im Spaßen befiget, 

Der Spat, 5. Spath. ’ 

Spät, —er, —eſte, adj. et adv. welches dem frühe entgegen ge⸗ 
feget it, und überhaupt nagh der gewöhnlichen, nach der aehörie 
gen, nach der beſtimmten Zeit bedeutet, ı. Überhaupt nach der 
gewöhnlichen Zeit. Spaãt zu Berte gehen. Spät auffieben. 
Spät fpeifen, es ſey zu Mittage oder zu Abend. Spät Flug 
werden. Ein fpäter verſtand. Beſſer fpätals nie. Nach 
der gebörigen, nach der fchicklichen Zeit. _ Spat kommen. Br 
iſt immer der fpäteie, Lin ſpäter Wunfch. Dein Brief 
kommt zu ſpat. Es iſt nun zu ſpat damit. Wir Famen um eis 
ne Stunde zu ſpät. Kine Uhr gehet um eine Stunde zu pet, 
wenn fie zu langfam gehet, und die Zeit um eine Stunde fpäter aus 

zeiget, als es die wahre Zeit erfordert, Ingleichen nach viner aug- 
drücklich benannten, oder beffimmten Zeit. Er Eam fpäter als 
“ich. Die ſpäteſten Nachkommen, nach uns, Wenn fpae 
nad mir dich ſelbſt der Simmel fordere, Kauf. lauge nach mir. 
2, In engerer Bedeutung. (1) Bon der Zeit des Tages, gegen dag 
Eudeder Tages, Es iſt ſchon ſpät. Es wird fpat. Spät in die 
achtaufbleiben, Diefpate Abendfonne, in der dichterifchen 
Schreibart, Die fpäte Nacht. (2) Bon der Jahreszeit, ges 
gen das Ende des Sommers. Spätes Obſt, welches gegen das 
Ende des Sommers oder im Herbſte reif wird. Spätes Ge: 
treide. Sp auch in den Zufammenfegungen Spätobſt, Spär- 
gerſte u. ſ. f. 


— Aum. Schou beh dem Kero, Ottfried u ſ. f. pat, bey den 


Schwäbifhen Dichtern [pad,ben demlllohiſas ſped. Friſch fand 
Abnlichkeit zwiſchen dieſem Worte und den Greech. arasız, jier 
ben; wenigftens ſcheinet in dem unſrigen der Begriff der Lang ſom⸗ 
krit der berrſchende zu ſeyn. Im Oberdeutſchen lautet at 
Wort fpat, fo wie mau für früh, daſelbſt fruh fagt; bie 

23 


” 


er 


1) 


= 37% 


+ 


Spa 


iſt auch im Hochdeutſchen nicht ungewöhntich, daher auch in mans 
hen der folgenden Zufammenfegungen ſpat nur allein üblich iſt. 
Den Niederdeutſchen und den mit ihnen verwandten Sprachen iſt 
dieſes Wort unbekannt, welche dafür laat gebrauchen, dasStamms 
wort von unferm legte. i 
Der Spatel, des—s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug in 
Gefalt eines Spatens oder Grabfc;eites, nur daß es weit Peiner 


N 


ift, und von den Apothekern, Wundärzten u. f. f. gebraucht wird. 


dide Säfte damit aus den Büchfen zunehmen, Pflafter damit zu 
ſchmieren · u. f.f. Der hölzerne Spatel der Mahler, die Farben 
damit von dem Reibeſteine zu flreichen, hat oft mehr die Geftalt 
"eines breiten Meffers, und wird auch das garbenmeſſer eder 
Temperier-Meffer genannt, 
Anm. Im Engl. Spattle, im Franzöf. Efpatule, i im Sa 


. Tiän,Spatola, imẽat Spatula, in Bahm.Sſpachtle, im Pobln. 


Szpatela, Es iſt nicht unmittelbar aus dem Lat. Spatula ent 
lehnet, auch nicht das Diminutivum non dem folgenden Speten, 
weil es fonft ungewiffen Geſchlechtes ſeyn müßte, fondern vermit⸗ 

“ gelft der Ableitungsfulbe ef, welche ein Werkzeug, Subject bedens 
tet ‚von Spar, Spige aebildet, dagegen das folgende die Sylbe 
—enangenomnen hat, S. daffeibe.) Im mittlern Lat. ift Pa- 
tulaodne Zifchläut, ein Degen, Dolch. 


Der Spaten, des—s, plur.ut nom. Eng. ein Werkzeug zum 


Graben, ein Grabeſcheit. Es iſt in den gemeinen Sprecharten, 
beſonders Riederdeutſchlandes am üblichſten, wo man auch die 
Seitwörter ſpaden, ſpaten, und deſſen Intenſivum ſpitten, unı= 
graben, hat. Den Spaten flechen, iſt in den Riederdeutſchen 
Marfchländern, dur Einftechung einesSpatens-rinen Deich und 
das dazır gehörige Land für verlaffen oder verfallen erflären , und: 
den Spaten ausziehen, einen Deich und das dazu gehörige Sand) 
in Befignebmen. Das Spatenrecht, oder Spatelandsrecht, 


iſt eben daſelbſt, die Gerichtbarkeit über einen oder ‚mehrere Dei⸗ 


he, ingleichen das Deichrecht 
Anm: In einigen Gegenden die Spate, im: Rieder fächſiſchen 
mit demdiefer Mundart eigenthümlichen weichen d Spaden tm: 
Holländ. Spade, im Angelf. Späd,Spadu,'Spaedu, im&ngl. 
Spade, im Schwed. Spade. Ehedem brdentete es auch ein 
Schwert, und befonders ein breites Schwert; weiche Bedeutung 
‚ das Pohln. Szpada noch hat. Im Ital. if: Spada ein Degen, 


im Alban. Sapata, eine Art,.und im Gricch. ewadn; fo wohl 


ein Degen, alseine Ruthe und Sclägel; Man fiehet leicht, daß 
in der Bedeutung eines Grabeſcheites und Degens der Begriff der 
Spigze, der Schärfe, der hert ſchende iſt. 

Die Späterbfe, plur. die — n, eine Art Eröfen, welche fpät. 
im Sommer reif werden, zum Unterfchiede von den Srüberbfen., 

Die Spatfährte, plur. die —n, bey den. Jägern, eine bereits 
vor etlichen. Stunden geinachte Fährte, fo daß die Witterung bey: 
nahe ſchon vergangen ift ‚eine Faltegährte, zumUnterfchiede von 
einer warmen. Spat fir ber bier wach der Dberdeutfchen Art für 


fpät; und bezieherfich.auf den Jäger, welcher fpar zu diefer Fähre - 


te fommie. 


Der Spatgang, für Späfgang,S deg—es, plur. die —gange 


Bey den Jügern der Bang dee Hirſches zu Holz, wenn felbiger 
fpat; d,i.furz vor Anbruch des Tages; gefchieher ; zum Unter ſchie⸗ 
Be sondenfrühen Gange, weldherlänger nor Anbruch des Tages 
geſchiehet. Eben daſelbſt mird es auch zumeifenfüriparfährte ge» 


Braut. 25 Im Berabane oder vielmehr bey dem Marfſcheider iſt 


rin Syargang) welcher ſpaättſtreicht; d: 1, dem Eompaffe nach, die 
Sinmnde von 6 bisg führer, ader von Morgen gegen Abend reicher 

Die Sparsniır Spätgerfte, plur. inufit..in det Landwirih⸗ 
Ina, Werke welche ſpãt im Sommer reif wird, zum Unterfshies 
An sen der Kruhgerſter Ä 


— A a ER a 
* Ic 


— en — — 


3. Der Spath, des— 18, — doch nur von ER — 
die—e, cine Krankheit der Pferde und Ochfen, de fir an dem 
Knie Erbrbenbeiten oder Knoten, wie Überbeine befommen, und 
einen fleifen und labmen Gang baden, Er entficher vermuthlich 
durch VBerbärtung dee Gliedwaſſers in denGel ‚nfen der ne 


—— 


Die Curſchmiede unterfchriden den Beinfparh, Blurfparb, Sab: - 


nenfparh,©chfenfparhn. f-f. welche aber bloß in aufälligen um 
fränden unterfchieden find. 
Anm. Im Niederf. gleichfalls Spat, ' 


Im Hollandiſchen bes 


— 


* 


— ia al KR —— 


⸗ 


deuten Spat und Spit überdieß auch das Lendenweh und“ den, 


Krampf. Vielleicht als ein Verwandter vonSpige, wegen der dar. 
ben fich äußernden Knoten. (S. das folgende.) Da aber der@ang _ 
eines mit dem Spathe behafteten Pferdes wirklich frampfarrig if, 
fo faun auch diefeBedentung hier die herrſchende fenn, un? Spath 
würde von fpantnen rue in der Endfolbe unterfehieden ſeyn. Im 
Franzöfifchen Heißt diefe Krankheit der Pferde Spavin, Epar- 
vin, wovon das legtere zu. fperren gerechnet werden fann.  - 
2, Der Spath, des—es, 


lur. doch nur von mehreren. Arten, 


die —e; bey den Bergleuten auch wohl die Spätbe, in. der Mi: ” 


steralogie, eine feine Steinart, welche Erpfallinifch. angefchoffen: 
iff, fie mag num in dünnen Blättern, oder knotig angefoffen ' 
ſeyn. Befonders werden die ungefärbten genieiniglih weißen : 
. Spetharien, Sparh genannt, dagegen die gefärbten undurchfihe 
tigen Llüſſe beißen. Ehedem wurde auch das. durchfichtige Frauens 
eis,welches ein gypsartiger Stein ifl,Spach genanzt, daher auch 
die Goldſchmiede das calcinivte Fraueneie Sparb nennen, 
Anm. Es ſcheinet, daß es in diefer legten Bedeutung am ältes - 
fen ſey, und alsdanı würde der Nahme zunächſt die Durchfiche 


tigfeit, Helle„oder weiße Farbe des Franeneifes oderSelenitesbee 


zeichnen, und zu fpäben, fehen, gehören, welches under andern. 
and) alänzen, bedeutete, Dader Spath der Beralente zwar une 
durchſichtig ift, aber doch in der weißen Farbe dem Franeneife 
gleicher, fo bat man vielleicht aus Unfunde beyde Steinarten für 
einerley gehalten, Übrigens bezeichnet der Rahme Spath nit dag, 
Gewebe oder die Structur dieſer Steinart; indem man. Balt: 
‚fparh, Gypofparb u, ff. bat. 

Die Späthafche, plur. inufs im Sürtenbane, eine Ahr, — 
aus weißem Spathe gebrannt wird, die Zeſte daraus 
fertigen, 


Die Spethörufe, plur, die—n, in * Dinerälogie, — 


einem löch erigen Gefüge ern ‚gefügterSparh, Spath inGe⸗ 


ſtalt einer Druſe. 


Das Spathen für Spärhen), — plur. inuf, Sen, N 


es fpär- im Sommer gemacht wird, "und unter dem — 
des Grummets am befannteften iſt, S. dieſes Wort. 


1,&patbig, adject. et adv. von ı Sparh, mit dem Srarhe FE 


behaftet: Ein fparhiges Pferd. 


2.Spathig, adj, et adv. vom2 Sparh,dem Erebeäsuh, . 


7 


feathartig. Gewifle Zifenfteine baben ein ſpathiges 
gleichen in ihrer Struetur dem Spathe. 

Der Sparhopfen, oder Spathopfen, des—e, plur. Kal: 
eine Art des Hopfeng, welcher fpät , und erft um Michaclis 
wird / zum Unterſchiede von dem grühhopfen. 

Die Spatbrepftelle, plur. die—n, Fenftalinifeh: angefhofler 
ner Spatd, in Geſtalt der Kryſtallen 

Dee Spätjahr, des—es, plur. Sie—e, in eitieen Gegenden, 
der foötere Theil des Jahres, d.i der Herbft, Riederſ. daes Nach⸗ 

jahr; im Örgenfage bes Srühiehres oder. ———— Niederf, 
vorjahr. 

—— Sea—eg, plur. Sie ein Ding, welches⸗ 
ſpöter als gewöhnlich zum Vorſchein kommt, oder etwas fpäter 
als gewohnlich oder ale zebörigift, verrichtet, Sp werden 4.8, 

— 


— 


— 


e 


—— 





Bm 


7 | 
Schafe, welche ſpäter als gewöhnlich iſt, lammen, in der Laud⸗ 
wirthſchaft Spatlinge genannt, welchen Nahmeun auch die von 
ihnen geworfenen Lämmer bekouimen. Moſ. 30, 42. m Gegen 
ſatze eines grühliages. 

Das Spaͤtobſt / ves—es, plur. car. Obft, welches ſpãt im Zaps 
re, d. i erſt im Herbfte veif wird. ©. Serbitobft. 

© Der Spatrögen, des—s,plur. ut nom. ling. in der Deutſchen 
Bibel, derjenige Regen, welcher in den Diorgenkändern kurz vor 
der Ernte im Aprill zu fallen pflegt, im Gegenſatze des Frühre⸗ 
gens. S. Abendregen. 

Der Spatz/ des — en, plur. die — en, ein nur in der vertrauli⸗ 

> en Sprechärt, befonders Oberdeutſchlandes übliches Wort, 
einen Sperling zu bezeichnen. Es ift von Sparund Sperling, 
nur im Endlaute des Stammwortes verſchieden, und mit: dem 
Franzöſ. Palle, und Lat. Paller, welchen uur der Zifchlaut feh⸗ 
let, genau verwandt. S. Sperling. 

Spazieren, verb. reg. neutr, welches. das Hülfswort feyn erfor» 
dert, zue Aufdeiterung des Gemüthes langfam geben, befonders 
in der friſchen Luft, wo es für ſich allein alsdann am üblichſten iſt, 
wenn der Ort entweder durch ein Rebenwort oder vermittelſt ei⸗ 
nes Vorwortes ausgedruckt wird. Wir wollen vor das Thor fpa= 


zieren. Wir ſind zwey Stunden aufder Wiefe herum fpazie: - 


xret. In dem Garten auf⸗ und abſpazieren. Am häufige 
ſten gebraucht man es mit dem Zeitworte gehen, da deun ſpazie⸗ 
ven im Infinitivo zu ſtehen fommt ; fpasieren geben. Wir find 
fpasieren gegangen. Figürlich ift fpazieven geben, müßig geben, 
An weiterm Verſtande gebraucht.man es auch mit den Zeitwör⸗ 


teen veiten und fahren; ſpazieren veiten, ſpazieren fahren, zum. 


‚bloßen Vergnügen ‚ausreiten oder ausfahren, So auch das 


Spasieren. 
Anm. Im Ital. ſpaziare. Es iſt aus. dem Lat, (patiari, 


und fehon vor länger Zeit in das Deutſche Aufgenommen — 


Darnach begab ſich auf ein Zeyt 

Das ſpaciren ging Unfalle, Theuerd. Sap.34 5 

Als ich vor. ein Holz fpacierer, 2 } 

Darin gar wunniglich hoffiever 

Der vogel fchar, Hans Sachs. 
Durch den häufigen Gebrauch il es jetzt nur noch im gemeinen Le⸗ 
ben: und höchſtens in der vertraulichen Sprechart üblich. DiePegs 
nisichäfer fuchten dafür luſtwandeln und für Spaziergang Luft: 
wandelung einzuführen, welche aber mit ihnen abgeftorben find. 


Die Spazierfahrt, plur. die—en, eine Fahrt, welche bloß“ 


zum Vergnügen gefchichet. Line Spazierfahre thun. 


Der Spaziergang, des—es, plur. die — günge. 1. Ein. 


Bang, welchen man bloß zum Vergnügen verrichtet. Einen Spas 
3iergang tbun. =. Ein Gang, ingleichen ein Det, wo man ſpa⸗ 
zieren gehet. Spaziergänge i in einem Garten. 
Die Spazterreife,plur.die—n, eine bloß zur Luſt, zur Sir 
‚pfung feifcher Luft vorgenommene Keife, 


Die Specerey, ©. Spezerey. 
. Der Specht, des — es, plur. die—e, ne Art Waldvögel mit 


einem winfeligen Schnabel, welche aufden Bäumen herum klet⸗ 
„teen, die Rinde aufbicken und die dahinter befindlichen Larven der 
Juſecten mnit ihrer langen wurmförmigen Zunge hervor hohlen; 


"Picus L. Baumbader, Baumſpecht, zum Unterſchiede von - 


dem von einigen angenommenen Mauerſpechte. Man hat ihrer 

verſchiedene Arten, ©, Schwarſpecht Grünſpecht, Bunt⸗ 
ſpecht, Blauſpecht u. ſ.f. 

Anm. Im Englifchen gleichfalle Specht. Die ſer Vogel bat 

den Nahmen von feinem charakteriſtiſchen Unterſcheidungsmerk⸗ 

mahle dem Bicken oder Hacken in dieBäume, woher auch der Las 

— Elniſche Rahme Picus, rühret. In einigen gemeinen Mundarten 


Spe | Ä 178 


wird er daher auch Biker, Pier, Baumbicker genanut. Das 
vorgeſetzte ſiſt hier vermuthlich intenfip, 

Der Speoͤchter, des —s, plur. ut nom, fing.ein nur in einigen 
"Gegenden übliches Wort, eine Art Hober und enger Srinfgläfer 
zu begeichnen, welde vermuthlich eine Art der fo genannten Pag - 
glafer find. Dem Frifch zufolge rühret der Rabme von dein Wal. 
de Speßhart ber, der wegen der vielen darin.befindlichen Spech⸗ 
te.ehedem, Piccaria filua, Spechtesharr genannt wurde, und 
wo man diefe Glãſer ehedem verfertigte. Indeſſen wird fpeche 
ig in.einigen gemeinen Mundarten auch für ſchmächtig, lang 
und dünne, gebraucht, vermurhlich von dem Niederf. fpaken, jur 
ſammen trodnen,zerlechzen. 

Die Spechtmeife, plur, die —n, in einigen Gegenden ein Nah⸗ 
me des Nußhackers, weiler einer Meiſe ähnlich iſt, aber wie ein 
Specht auf die Bäume klettert. S, Nußhacker. ; 

Die Spechtwurz, oder Spechtwurzel, plur. inf, in einigen 
Gegendenein Nahe des Diptames. 9, diefes Wort, . 

Die Species, plur. ut nom.-fing. ein aus dem Lat. Species 
entlehntes Work, welches in verfeiebenen Fällen des bürs 
‚gerlichen Lebens üblich if. In der Hechenkunft find die 
wier, oder nach ander fünf, Species, die Arten, worin die 


‚Regeln der ganzen Rechenfunft vertheiler find, In den Apo⸗ 
thefen find. Species, am häufigſten im Plural, zerſchuittene 
und troden mit einander vermifchte Kräuter, Grobe Geld⸗ 


ſorten werden gleichfalls häufig im Plural Species genannt. 
Daher Species: Geld, Geld in groben Münzforten. Ein Spe⸗ 
eies⸗ Gulden, ein Gulden in einem einzigen Stücke. Ein Sper 
‚eies = Thaler, ein folder Thaler, welcher gemeiniglih zu ı 
Shl. 8 ge. ausgepräger wurde, daher diefe Summe gleichfalls 
‚ein Species: Thaler genannt wird, ‚auch wenn fie. aus meh⸗ 
ern Heinen Münzſorten beſtehet. 
Der Specd, des—es, plur, car. welches in doppelter Bedeutung 
üblich if. 2. In engerer,, das Fett, welches die Schweine 
ſo wohl auf dem Rücken alsden Rippen zwifchen dem Vorderbu⸗ 
ge und den Schinfenhäben. Bin Schwein hat zielen Sped, 
Lriſcher Speck. Gefalzener Speck. Line Seite Spree, (S. 
Spedfeite) Speckſchneiden. 2. In weiterer, da alles Fett in 
‚beteächtlichen Maffe, welches die Thiere unter derHant, befonderg 
aufden Rippen haben, fo lange es noch nicht ausgelaffen iſt, häu⸗ 
‚fig Speck genanut wird. So führet das Fett der Wallfifche,See- 
hunde u. f. f. ſo lange es noch nicht zu Thran geſotten iſt, den 
Nahmen des Spedes, uad von andern Thieren und ſelbſt vom“ 
Menſchen wird.es in diefer Bedeutung gebraucht. 
Anm. Im Niederfächfi fchen gleichfalls Speck, im Angelf. Spic, 
im Schiwed.Speck, im Isländ. Spick. Frifch übergehet die Ab⸗ 
ſtammung dieſes Wortes gunz, Wachter aber leitet es unwahr⸗ 
ſcheinlich genug von dem Engl. Bacon, ein Schinken, her, wel- 
ches zu Baf, Rüden, Erhöhung, oder noch mwabrfcheinficher zu 
baken, baden, dürren, räuchern, gehöret. Slaublicher ift, dag die 
weiche Befchaffenheit des Fettes, befonders, wo es in beträchtlic 
cher Mengevorhanden if, und wodurch es fih auch von dem fes 
ſtern Fleiſch unterfcheidet, der Grund feinerBenennung ift, fo daß 
diefes Wort.vermittelftdes Zifchlautes aus weich gebildet wor⸗ 
ben, und.als ein Verwandter von Wachs, vielleicht auch von Pech, 
‚baden, kleben, u. ff, augeſehen werden fann. Zu dem Begriff 
des Weichen geböret auch der Begriffder Schmierigfeit, Schlüs 
pfeigfeit, daher Speck in einigen Oberdeutſchen Gegenden auch 
für Dreck, Uneeinigfeit gebraucht wird. Im Osnabrückiſchen Heiße _ 
der Speck Shmutte,weldes mit Schuus, Schmig,eigentlih ein 
ſchmirriges Ding, ein und eben daſſelbe Wort iſt. In einigen Ges 
genden ift diefes Wort ungewiffen Geſchlechtes: halb absenas⸗ 


les Speck, Saged. ©. Spicken. F 
Die 


175 er 

Die Spekänte, plur. die —n, eine Art wilder tee auch 
— ante genannt wird, und andere Arten an Fett und Wohlge⸗ 
ſchmack übertrifft. 

Die Speckbank, plur.die wa in dem Wallfifchfange, eine 
Bank oder Erhöhung,anf welcher der Speck des uni zer⸗ 
ſchnitten wird, 

Der Spẽckbauch, des—es, plur. die —häuche, ein fettee mit. 
vielem Fette beivachfener Bauch, ; 

Die Späkbirn, plur.die—en, eine Art Birnen, geldei im Au⸗ 
-$erir dem Spede,gleicht, 

Die Speckbohne, plur. die —n,Äigürlich, eine Art Schnunkboh⸗ 
nen init fehr fleifchiger Hülfe, und. bunten Bohnen. 

DieSpedbrübe,plur, de—n,in den Küchen, eine von Schweine 
ſpeck zemachte Brübe. 

Der Speͤckbuckling, des —es, pkur. die —e, ein geräucherter 
fetter Häring, welcher am Nüden dufatfchnitten if, im Nie⸗ 
derf. Sli®bäring. - 

Der Speckdamm, des —es, plur. die —damme,; ein nur indem 
Kiederdensfben Drarfhländern übliches Wort, einen niedrigen 


und ſchmalen aufgetvorfenen Damm in einer. moraſtigen Gegend ° 


zu bezeichnen, und darauf zu gehen, ein erhöheter Zußfieig; die 
Spede, der Dickeldamm. Entwodar auch von Spack, ſo fern es 
weichen Roth, Sumpf bedeutet, oder als ein verſchiedenes Wort 
mit dem berrichenden Begriffe der Erhöhung, einen erhöheren 
Damm zu bezeichnen, von Bake, Bad, ein Gerüft, Beige, ein 
Hanfen.f.f. 

Spedfert,adj.et Er feßrfett.. Line ſpeckfette Gans. - 


Die Spedgeft chwulſt, — die —gefchwülfte, bey den 


und Wundarzten, eine Art der Geſchidulſt, bep welcher alle bes 
nachbarten weichen Theile die Geſtalt des Speckes befommen,das 
Spedgewä 8; eine Art ber Sack geſchwulſt. x 

Der Spedguß, des —ffes, plur. die —güffe, indem Wallfiſch⸗ 
fange, eine von Bresern zuſammen geſchlagene Kinne, den zer, 
fhnittenen. Spe von dem Verdeck in den Soiffraum zu 
ſchaffen. 

Der Spẽckhaken/ des—s, plur. ut nom ſing chen dafetbt, 
ein Hafen an einer Stange, die. Stucke Speck damit fortzu⸗ 

ſchleppen. 

Der Spedhale, des —es, plur. die —halſe ein allzu fetter, mit 
vielem Specke bewachfener Hals, brfonders bey den Pferden, wo 
auchein Pferd, welches einen zu fetten Hals hat, ein Speckhals 
genannt wird. 


a ER TE 7° ri a ae —, RE RE SEA 


SE x “ 2 ‘ or — 


Der Spidbafpel, des —s, plur; ut nom, fing. im Wall fiſch⸗ 


fange, ein Haſpel, den — aus dem Flensloche demit aufzu⸗ 
"ziehen, 


Der SpedFäfer, PER —s, plur utnom. fing. eine Art Käfer i 


mit feulenförmigen: Füblhörnern, welche gemeiniglich von der 
Größe einer Erbfe, aber länglich find,und dein Spede nachgehen, 
eber auhThierfelle, Bücher, Brot, Mehl, Holz u.xf. freſſen, 
Dermeltes Linn... Rreuzkäfer. 

Der Spẽckkonig, des—es, plur. die —e, im Wallfifchfange,der 
jüngfte und unerfahrenfte Matroſe; welcher den Speck einpacken 
muß... ©. König, 

Der Speckkranz, des —es plur. die —Eränze, eben daſelbſt, 


eig Kranz,. welchen man auf das Spundloch des Speckfaſſes legt, 


Bam it nicht daneben falle, 

Der Sprdfüchen, des—s, plur,.urnom. fing. eine et Rus 
chen, welheanfder Ober fläche mit zerſchnittenem Specke beſtreuet 
werden. 

Die Spetlilie, plur. die —n, eine Art der Lonicere, deren 
Blumen wie Dachziegel über einander liegen; Lonicera 
Periclymenuin Lian. Geißblatt, Seiß lie Zaungilge, 


— 


3% — je Tieben, wegen ihres angenehmen — Die 
Bedeutung des Wortes Speck in dieſer Zuſammenſetzung iſt mir 
unbekannt. 

Die Spedmaus, plur. die —maufe, in einisön-Bbegenden ein 
Nahme der Sledermans, weil ſte dem geräucherten Specke nach⸗ 
gehet. 

Die Spedmelde, plur. ind ein Rabıne des%Bingelkräutes.- \ 

Das Spedmeffer, des—s, plur.ut nom, fing. im Wallfiſch⸗ 


- fange, große Meffer, womit der Sped pop — 


ſchnitten wird. 


Der Spoͤckſchneider/ des —— vom, Ang, eben daſelbſt, %. 


„Dee den Sped von vem getödteten Wallfiſche ſchneidet. 


Die Spedfchwarte, plur. die —n, die ſteife dicke Haut von ger 


räuscherten Speckſeiten. 


Das Speckſchwein, des — es, plur. die —e,inder Hanswirthr 
weiches fehr fett gemäfter wird, odergemün 


ſchaft, ein Schwein, 
ſtet worden, um Speckſeiten davon zu hefommen wilde zu Sp 
gemäftet wird, 

Die Spedfeite, plur, die —n, die mit Sped bewachfene Seite 


- eines gemäfteten und geichlachteien Schweines von dem Vorder ⸗ 
buge an bis zu den Schinken, — nachdem dieſelbe — 


chert worden. 


Der Spedftein, des —rs, plur. doch nur von meßrern Heunsie 


—r, ein ihonartiger Stein, welcher etwas durchſtchtig, aber 


won verfchiedener Farbe it. Er bat den Nahmen vermuthe 
lich daher, weil er fich alatt oder fertig anfürblen läffet. Derweiße 
Bey einigen führen auch die - 


wird auh Schmeerſtein genannt, 
nabe verwandten, Seifenſtein, Topf: oder Lavegſtein und Ser⸗ 


‚pentinfein, den Nabmen des Spedfleines, De allediefe Arten 
febr weich find, fo feiner Speck bier noch feine eigentliche Ber | 


deutung zu haben; 

Der Spedftrid, des — es, plur. die —e, im Walfichfange, 
Stride, womit die großen Stücke Wallfiſchſpeck in das Schiff, 
gezogen werden. 

Der Spidthran, des —«, plur.inuf: der aus dem Waitfifche. 


ſpecke gefottene Thran, zum Unterſchiede von dem ——— 


und Leberthrane. 


De: Spedwurm, des —es, plur.die —würmer, ein Kabine * 


des Speckkäfers, beſonders derjenigen Art deſſelben, welche vor⸗ 
züglich in dem geräucherten Specke augetroffen wird; Dermer, 
ſtes laxdarius Linn. Settwurm. 

Das Spectakel, des —s/ plur. utaom, figg.ein ans dem Lat. 
Spectaculum entlehntes, aber nur in den gemeinen Sprechar- 
ten übliches Wort, fo. wohl einen fürchterlichen, widrigen und 
feltfamen Anblick, als auch ein widerwärtiges Getöfe, einen Larm 
zu bezeichnen; kog man auch das Zeitwort fpectafeln bat, einen. 


. widerwärtigen Lärm verurfachen, Im Oberdeutfchen achrauiht 


man es auch für Schauſpiel. 
Speculieren, verb. reg. neutr, mit dem Hürfsworte. haben, 


‚aus dem Latein. lpeculari, auch nur im gemeinen Leben, ſol⸗ 


16 A 


BR ir ae 


ER WERE N VE N 


4 


— 
u Re Sn Fi. 


che Verhältwiffe betrachten und zu erforfthen ſuchen, welche ſich 


nicht jedem Auge zur Einſicht darſtellen. Daher die Specula⸗ 
“tion, die Betrachtung oder Erſorſchung ſolcher Verbältniſſe. 
Dev Speeulations: Sandel, bey den Kaufleuten, ein Handel, 
welcher ſich auf vermuthete, nicht jedermann befaunte Bere 


böteniffe und Ereigniffe gründet, wennz. B. jemand eine Waare 
auffauft, weil er — Gründe hat, on felbige aufſchla⸗ 


gen werde, 


Spedieren, verb. reg, act. ausdem Kal. fpedire,und dieß dom: 


„expedire, abfenden, verfenden, ein befonders bey dert Kaufe 
leuten übliches Wort. Güter, Waaren fpedieren, abfenden,weis 


ger ſenden⸗ Daher der Speditsur, in Haudelsſtädten, derjenige, 


. welchen 


BT —— — 
Er un annimmt und — verſendet; 


Sr. Befläter. Die Spedition, di: Vrfindung der Waar 
ren und Glier. Die Speditions - Gebühren, dre Gebühren, 
. welde ven Speditine für biefe Bemüdung erhält m. ſ. f. 

— Der Speer, des — es, plur, de — e, ein altes Wort, welches 
ebedem "den, Begriff der langen. dünnen Spike hatte, und. da⸗ 
"Ber ein mit einer ſolchen Spitze verſehenes Ding-bedentete , aber 
jest nur no in einigen wenigen Füllen üblich iſt. Der lange fpie 


get wird, heißt bey den Feilenhauern der Speer, welchen Nah⸗ 
men bey den Zeugſchmieden auch die ähnlichen yeile ander er Werk⸗ 
‚zenge führen. Bey den Fiſchern if der Speer eine Babel mir ze⸗ 
ben Zaden, die Barden damit im Winsen zu ſtechen. Chedem 
wurden auch die Spieße Sperre genannt, in welcher Bedeutung 
es ſchon bey den alten Galliern Spara,Sparus lautete, wie aus 
dem Birgit, Salluſt und Feſtus erhellet. Jesbi Speer war fehr 


gestinet, Job. 19,34. Jetzt kommt es in dieſer Bedentung im 
ne mehr vor, inden ER: Lanze uff. übli⸗ 
er fi 

ER An der Bedeutung eines Syießes fon ben dem Ouftried, 
> im Tatian uf. f.Sper, im Angitt. Spaera, im Engl, Spear, 
im allg. Yiper, im Schwed,S;ju. Im Riederf. wird noch 
eiue jede zarte Spitze ein Spiergen annt, Schwed. Spira; Engl, 
Sdpire. Esifvon Spieß, Spige, Speile Spelze, Speichr, 
 Spina, nf. neeim Endlanıe verſchieden. Billig ſollte man 
dieſes Wort Spehr ſchreiben, weil das vor einem Lquido übli⸗ 
cher iſt, als die Verdoppelung des Mitlauters; 3 — iſt Speer 
einmabl eiugeführet. 

DerSpeerentlich, des — es, plur. innf. ein 1 Rabıne des klei⸗ 


Wurzel zu beyden Seiten kreuzweiſe durchſtochen iſt abs wäre es 
mit einem Speere geſchehen; Breuswury, Siunmeltängel, Mo⸗ 
delgeer. 


nenfußes, mit langen gekerbten — Blättern in Geſtalt eines 
Speeres; rege Flammula Linn. ‚Speerwurz, Speer: 
wurzel⸗ 

De Speerreiter, kan. plur. ut nom. fing. eine cheinahz 
 fige Art Reiter, welche mit Speeren bewaffnet waren, aber jegt 
wirihrem Nahmen veraltet find. 

_ Die Splörwurz, plur.inuf, ©. Speerfraut. 

. Die Speichye, plur.die— n, ein jetzt nur noch in einer inne 

% " fhränften Bedeutung übliches Wort, diefeninen Stäbe zu bezeich⸗ 

0 nen, welche die Felgen oder. den Umkreis eines Nades tragen. Die 
Speichen eines Rades, dieRadfprichen. Es ift von Wagenrär 
"dern am üblichften, denn an einem Kunft: oder Waſſerrade wers 
den fir Radarme genannt, Figürlich führer in der Anatomie 
“ein Ruochen des Vorderarmes, wegen feiner Ahnlichkeint mit 
- einer Radſpeiche, fo- wohl den Nahmen der Speiche als der 
Spindel. 

Anm. Von einer Radſpeiche im Roderfachſ. Specke, im Engl, 
Spokey, im Ängelf. Spacan, im Ftal,Spiga, im®öhm. Spice, 

* hm Pobln. — —— Auch in dieſem Worte i der Begriff derDünz 
ne uud der Spiße der herrſchende Im Schwed. bedeutet Spik, 

eine jede dunne Spige,Niederf. Spier Hochd Speer. Das Lat. 
" Spica, eine Ähre,(S: Spier), Spiculum u. ff. find nahe da- 

— ‚mit verwandt, Am Frief. heißt die" Speihe Spetze, welches diefe 

Ableitung noch miche beftäriger. Vermuthlich waren die Radſpei⸗ 
chen ehedem fpigiger alsjegt, oder vielmehr fir waren lange Nä- 

SF geY, welche durch die Felgen bis in die Nabe gingen, S. Spie⸗ 

J m W. B. 4. Th 2. Aul. 





erd, der Guterbeſtater, Güterver ender, Gutfertiger, 


Bige Theil einer Feile, vermittelſt de fen fie in dem Häfte beſeſti⸗ 


fchwer, 2 Sam. 21, 16, Jeſus Seite wurde mit einem Sperre 


nen Enzianss.Gentiana crucıata Linn. deffin lange weiße 


Dos. Spesrtvaut, & des — es, plur, inuf. eine Art des Habs, 


Spt 278 
Fer, welches nochjegt im Niederdenefchen rise Art Nägel hedeu⸗ 
tet, Siehe and Speer, 

Der Speichel, des — 8, plur. inuf. die natürliche Flüſſigkeit 
im Munde, welche zu drffen Benegung und zur Verdaunng dee 
Seifen dienet, deren überfluß aber ausgefpien, oder ausgewerfen 

‘ wird; wodurch er fich von dein Beifer-und dem gähen Schleime uns 
terfeneider. Nuchterner Speichel. Erwas mit Speichel bene: 
Ben, Jemandes Speichel leden, figürlich ihm auf die nieder- 
trächtigfte At ichmeicheln, ſich auf das kriechendſte vor ihm des 
möthigen‘, daher ein folder, Speicheleder genannt wird, 


Arm. Schon bey dem Ditfrivd Speichel, im Niederd. Spedel,. 


Spiie, Spey, Spule, welches letztere auch im gemeinen Leben 
der Hochdeuiſchen nicht fremdift, und von dem intenfiven Dimirr, 


ſpucken, abftammer, im Engl. Spittle, Ale ſtammen von Speyen 


ab, weil der überflüſſ ge Speichel ausgeworfen wird. Die Eudſyl⸗ 
be el bedeutet ein Objtet, von welchem etwas geſagt wird. In 

ein gen Oberdeutſchen Gegenden iſt es weiblichen Geſchlechtes, die 
Speichel: ©. Speyen. \ 

Die Speichel⸗ Cur plur. die— en, bey den Arzten, diejenige 
Eur, da verdorbene Säfte zu den Spricheldrüfen geleitet, uud 
durch den Auswurf des Speichels fortgefi —— ;Saliva- 
tio, die Salivation. 

Die Speicyeldrafe, plur. die —n, Drüfen in bir Höhle des 
Mundes und anf-den Lippen, weldyen der Speichel zugeführee 
wird, welchen-fie, fo bald fir gedrüdee werden, in den Mund 
‚ergießen, 


Der Speichelflüß, des — Mes, our. inuf, der ſtarke Fluß des 


Speichels durch die Speibeibrüjen, beſonders der durch die Kunſt 
erweckte, fo fern er zur Speichel: Eur nothweudig ift, 

Der Speichelgeng, des — rs, plur. die — gänge, Inder Ana 

tomie, Gäuge oder zarte Röhren, durch welche ber Speichel zu den 

Speicheldrüfen geführet, und aus —— wieder in den Mund 

"gelaffen wird, 

Das Speichelkraut, des — es, plur. inuf.eiu 1 Rahme eisten Art 
übel riechenden Noßpolenes ‚welche den Zufluß des Speichels 
befördert; Stachys fylvatica Linn. Sienenſaug CLaãuſe⸗ 
kraut, Mauſepfeffer, Raͤtzenpfeffer. 

Speicheln, verb, reg. neutr. mit dem Sülfeworte haben, den 
Speichel auswerfen. Es iſt nur im Oberdeutſchen üblich, vers 


diente aber auch im Hochdeutſchen eingeführet zu werden, indem 


ſpucken Niederdeutſch, ſpeyen aber hart und mebrdeutig iſt. 

Die Speich elwurz / oder Speichelwurzel plur.inul, ein Rah⸗ 
nie des gemeinen Seifenkrautes Saponaria oflicinahs Linz, 
weiles den Speichel treibet ; Seiferwurs. 


Der Speichenring, des— es, plur. die—e, oder der Spei= 
genrinken des — 8, plur. utnom.fing. an den Wagenra-⸗ 


dern, die beyden großen Ringe oder Rinken auf der Nabe zunächf 
anden Speichen. 

Der Speicher, des — s, plur. ut nom. — ein im — 
und Riederdentfchen gaugbar es, im Hochdentſchen aber wenig übli- 
des Wort, ein Gebände zu bezeichnen, welches dazu beſtimmt iſt, 
aus gedroſchenes Getreide und andere Waaren darin in Menge aufs 
zubehalten. Lin Kornſpeicher, im Hochdeuiſchen ein Bornbaus, 
Schütthaus Lin Waarenfpeiger, Magazin. 

Anm. Ditfeied und Roter gebrauchen Spibir undSpichar von 
einer Schener, in welcher Bedeutung es jrgt veraltet zu ſeyn ſchei⸗ 
ner. Im Nicderdeutihen, wo es befonders in den Handelsfläds 
ten ſehr gaugbar ift, lautet es Spirfev. Die Abſtammung iſt un⸗ 
gewiß, indem es fo wohl zu packen gehören kanm einen Dri zu bes 

- zeichten, wo man Waarenzum fitıftigen Gebranche zuſammen 
packet, als auch zu dem alten Beig, ein Haufe, Bod, Bake, 
uff ſo dag urſprünglich ein aus Waaren beſtrheuder Hanfe div. 
M ſen 


* 


19:28 


fen Nabmen befommen, als endlich auch, zu dem alten 
Bypd, ein Gebäude, von bauen, fo daß es ein jedes Gebäus 
- ‚be bedeuten würde, Die legte Ableitung wird dadurch wahrs 
fcheinlicher, weil die Landlente im Dsnabrüdifchen ihre Baus 
erhänfer Speicher nennen, im Bremiſchen aber ein Luſthaus 
mit etlichen Simmern auf einem Meierhofe ein Speicher beißt, 


Die Endfolbe er bedeutet, ein Ding, ein Subject, von welchen 


etwas prädiciret wird. Friſch führer die in einigen Gegenden 
übliche R. A. an, das Seld fpeicht fattlich ein, wenn es die 
Scheuer füllt. ; : : 

Der Speicherdteb, des — es, plur. die — e, eine im Nicder« 


deutfchen, vermuthlich nur im Scherze übliche Benennung des 
gemeinen Sausfperlinges, weiler die Koenfpeicher gern zu befus . 


chen pflegt. ; 
F icherberr, des— en, plur. die — en, in denjenigen 

— gemeinen —— Speicher heißen, dieje⸗ 
nige Ratheper ſon, welche die Aufſicht über diefe Häufer har ; der 
Magazinherr. 

Speilen, verb. reg. act. im gemeinen Leben einiger Gegenden, 
mit Speilern verſehen. 
be kreuzweiſe durchſtecken, damit die Bienen die Scheiben daran 
befeffigen können. _ i \ 

Der Speiler, des — s plur.ut nom, fing, im gemeinen ter 


ben, ein foigig zugefehnittener Stock, fo wohl etwas daran aufzu⸗ 


ſpießen, als auch gewiſſe Theile, beſonders des Fleiſches damit aus 


einander zu fperren. So werden die ſpigigen Stäbe, worauf man 


Fleiſch, Würſte u. ff. zum trocknen aufhängt,in manchen Gegen⸗ 
den Speiler genannt, Eben dieſen Nahmen führen in den Küchen 
auch) die ſpitz g geſchnittenen Hölzchen, womit die Niere in dem 
Braten, oder die Hintertheile eines Hafen feft gefpeilere werden, 
damit fie nicht herunter fallen, -ingleichen die fpigigen Hölzer der 
Fleiſcher, die susgefchlachteren Kälber, Lümmer u. ff. damit zu 
fpeifern, d. i auseinander zu ſperren. Es ift aus dem Nieder» 
deutfchen Spiele in eben diefer Bedeutung gebildet, welches den 


Begriff. der Spitze, ingleihendes Sperrens bat, daher in der an⸗ 


kündigen Sprechart der Hochdeutſchen für Speiler auch Spieß 

üstich if. ©. Spille. ; i x { 
1. Die Speife, plur.doch nur von mehrern Arien, die — n, ein 

ort, welches in vielen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht 
wpieb, und in den meiften diefer Fälle den berrfihenden Bearif der 
Verinifchung zu haben ſcheinet. 1. Im Bergbau ik es ein Wort 
von ſehr ſchwankender Bedeutung, indem daſelbſt mehrere vers 
mifchte Bergarten und meralifche Producte von dem Bergmanıe 
Speife genannt werden. Es bezeichnet näbmliche (1) den Nickel 
oder durch ſchwefelten Nickel, welcher den Schwefelund Arfenikan 
fi nimmt, welche bey dem Roſten des&rzes nicht binlänglich fort. 
getrieben worden. Diefe Speife hat ein dichtes Gewebe auf dem 
Bruce, und bekommt fo wohl in der Berfalfung als auch in der 
Auflöfung mit Scheibetwaffer eine grüne Farbe. (2) Den Kobalt, 
oder vielmehr, den mit Schwefel und Arfenik vermiſchten Robalt ; 
fie ift auf dem Bruche fablartig, macht mit Scheidewaffer und Bis 
triot- Sbl rotheAuflöfungen, und gibt in derBerglafung ein blaues 
Stas, oder die fo genannte Schmalte, welche hernach zur Elauen 
Farbe gemablen wird. (3) Oft wird auch der nicht genug auege⸗ 
ſchmelzte Wißmuth Speiſe genannt; fie untericheidet fich von 
den vorigen durch ihr Gewebe, und verändert die Farbe in den mis 
necalifchen Säuren nicht. (4) Eben-fo oft if die Speife auch eine 
merallifche Vermiſchung aus Fidel, Robelt und Eifen, welche 
mit minerelifhen Säuren rotbetuflöfungen gibt, aber in der Ber« 
kalkung theils grün, theils braun wird. (5) Nicht felten führee 
diefen Nahmen auch eine metalliſche Verm'ſchung aus Bobalt, 


Einen Bienenfiok fpeilen, dünne Stös . 


« 





Nickel und Wißmuth, welche mit mineraliſchen Säuren gel 
grüne oder braune Auflöſungen gibt, und in der Verkalkung 
theils braun, theifs grün wird, Es ſcheinet hieraus zu-erhellen, 
daß der Bergmann jede metalliſche Vermiſchung, deren Beſtand⸗ 
theite ihm unbekannt find, Speife zu nennen pflege, 2, Bey den 


Probierern ift die Speife ein ähnlicher König oder conifhe : 


metalliſche Maſſe, welche man von Fiefigen und Pobaltifcgen 


. Erzen in dem Kupfersiegel erhält, und welche aus Arfeni? und 3— 
Eiſen beſtehet. 3. Im Hüttenbaue iſt es ein weißgrauer ſchwe⸗ 


ter metalliſcher Kuchen, welcher ſich bey der Bleyarbeit von fir | 
baltifchen Erzen bey Stechung des Werkes und Blepfleines über 
dem Werke feget, und als eine Scheide oder Kuchen abgehoben 
werden kann. Diefe Speiig iſt eine Mifchung aus Arfenif, Ko: , 
balt, Eifen, Kupfer undetiwas Silber, 4. Bey den Kothgießern 

iſt die Speife ein vermifchtes Metall, befonders aus Kupfer und 
Zinn, welches anch Glockenſpeiſe genannt wird, weil, die Glos 
den daraus "gegoffen werden. 5. Die Glafer nennen dasjenige 
Mengſel aus Zinn aſche, Talg und Zinn, womit fie verzinnen, 


"die Rolbenfpeife, 6. Ben den Maurern iſt der Mörtel, d.i. der 


mit Sand vermiifchte Kalt, in vielen Gegenden unter dem Rah -⸗· 
men der Speife befannt, wo es zuweilen auch im männlichen Ge 
ſchlechte üblich ift, der Speise. N 
Anm. Ich finde keinen begreiffichen Grund, diefes Wort, wie 
don den meiften gefchieher, alseine Figur des folgenden anzufee ⸗ 
ben. Der Begriff der Bermifchung iſt bier vielmehr ſehr merf» | 


- Lich der herrſchende; indeffen hat ich doch von deffen erweislichen 


Verwandter nichts wollen anffinden laffen, man müßte denn dag 
noch ineittigen Gegendenübliche Spiauter , Nigderf. Spialter, 
bierher rechnen wolfen, welches rin aus Meffing und Zinn gemiſch ⸗ 
tes Metall bedenter. Im Bohlnifchenift Spiza, ein mit einem an . 
dern Deralle vermiſchtes Kupfer, welches aber aus dem Drutfhen 
entlehnet zu ſeyn fcheinet, —— —— 
Die Speiſe, plur. dien. 1. Alles dasjenige, mas ein leben⸗ 
diges Geſchöpf an feften Körpern zur Erhaltung des natürlichen — 
Lebens zu fich ninmnt, wo der Plural nur von mehrern Urten üblich 
iſt; die Hahrung, Mabrungsmittel. Speife und Trank, Das 
Brot if die gefündefte Speife. Erbſen find eine blabendte 
Speife. Speise zu fich nehmen. Wag zur Speife diene. Da 
diefes Worreine fehr allgemeine Bedeutung har, fowirdesuud 
nicht ger. mehr von befondern Arten der£ebensmittel, außer indi® _ 
ſem allgemeinften Berftande gebraucht. Wenn es daher Moſ. 
41,35,.36, 47 beißt, daß Jofepb die Speife, d. i. das Ge⸗ 
treide, der guten Jahre geſammelt und auftzeſchüttet babe, 
fo iſt ſolches wider ven heutigen Sprach gebrauch. So auhvonden 
Threven, des was isnen zur Nahrung dienet, welches im gemeiten 
Leben der draß, und ben zahmen Viehe das Sutter Heißt. Dein e 
Leichnam wird eine Speife ſeyn allen Vögeln des Himmels, _ 
5Mof.28,26. Kin Adler fleuht zur Speife, H'ob 9, 26, -, 
Die Ameiſe fammelt ihre Speife im Sommer, Sprichw. 6, 8. 
Figüclich wird auch die Nahrung des Feners 3 Mof.g,1 1,16, Ef. 

9, 19 deſſen Speiſe genannt, in welchen Bedeutung es doch außer 

der höhern Schreidart ungewöhnlich if. 2, Die zubereitete meuſch⸗ B 
liche Nahrung Einer Art ; im gemeinen Leben das Effen. Den 


Tiſch mit den ausgefuchteiten Speifen befegen. Die -Speifen 


auftragen, abtragen.  Sleifchfpeifen, 'Saltenfpeifen, warme - 
Speilen.Falte Speifen, Mehlſpeiſen nf.f. Da es deun aud) oft 

für Gericht gebraucht wird, die in eine m Gefäße bey ſammen befinde 

liche zubereitete Rahrung Einer Art, Drey Speiſen aufkinmahl 
auftengen. Wir haben ale Tage ſechs Speiſen. Da in dieſer 
engern Bedentung nur die nach den Regeln der Kochkunft zubere, - 
teten Nahrungsmittel den Nahmen der Speiſen führen, ſo wer⸗ 


den in dieſem eugern Berſtande auch Brot, Confeet. Obſt, Back⸗ 


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ſpeiſen . 





ne Knie — je vn Speiſen Lerechuet n⸗ die 


letztern gemeiniglich nieht ſo wohl zur Nahrung, als zur Kützelung 


des Gaumens beſtimmt find. 3. Rach einer andern Einſchrankung 


“wird in einigen Niederdeut ſchen Gegenden, z.B. im Osnabrücki⸗ 


ſchen, das Geſchlinge, d. i. das Eingeweide des geſchlachteten 
- Biehes mit Kopf und Füßen, Speife genannt, Ralber ſpeiſe, Och⸗ 
ſenſpeiſe. 


Anm. Schon bey dem Dirfricd Spilo, im Schwabenſp. Spis, 


im Schwer. Spis, - 

Futter, S. Speifen. 
we Speifebier, des — es, plur. doch nur won mehrern Arten, 

"die —e, eine Art ſchwächern oder geringeru Bieres, welches ge⸗ 
>. meiniglich bey den Mahlzeiten getrunken wird; Tiſchbier, Nach⸗ 
bier, im gemeinen Leben Kofent. 

Der Speifefif‘ ch, des—es, plur. die—e, ein Rahme der Fleie 
nern geringer eßbaren Fifche, 3.8. der Weißfifche, Breitfiſche, 
Rothaugen, Bärfhen. ſ. f. nicht fo wohl, weil man fie ſpeiſet, in⸗ 
den ſonſt ale eßbare Fiſche dieſen Nahmen führen müßten, ſon— 

dern weil man die Fifhreiche damit zu fpeifen, di. fie zur Raps 
tung der geößern Fifche mit in die Fiſchteiche zu frBen pflegt. 


Im Bö miſchen iſt Pice; opne Ziſchaut, 


Speifegelb, adj. et adv. ein Nahme einer blaßgelden Farbe, wel⸗ 


he ein wenigin das Nöthliche fällt, eine ohne Zweifel von der 
Speifeder Rothe und ——— entlehnte Benennung. 

Das Speifegewölbe, des —s, plur.ut. nom, fing. ‚in den 
Haushaltungen, ein Gewölbe, die — und deren Materia⸗ 
lien in demſelben zu verwahren. 


Die Speiſekammer, plur, die — n, eben daſelbſt, eine Kan 
mes, gemeiniglich zunächft an der. Küche, den kleinern Vorrath von 


‘ Speifen und deren Beftandtbeilen in derfelben zu verwahren ; im 
Sberd. der Speisgaden, der Behalten, auch uur die Speis. 
Der Speifekümmel, des —⸗, plur. inuf, derjenige Künmel, 
welcher in den Küchen au den Speifen gebraucht und euch nur 
Bümmel ſchlechthin genannt wird; Carum Linn. S. Kümmel. 
Der Speifemeiſter, des—s, plur. ut nom. fing. eine un 
gewöhnliche Benennung desjenigen, welcher in großen Hausbals 
sungen die Mahlzeiten anordnet, und die Aufſicht über die Küche 
und deren Bedienten hat; der Küchenmeiſter. In der Deutſchen 
Bibel fommtbiefes fonft ungebränlichr Wort mehrmahls vor. 
‚Speifen, verb.reg. weldes in doppelter Geſtalt üblich iſt. J. 
‚als ein Neutrum, weldes das Hülfswort haben erfordert. 1. 
Svpeiſe, d.i. Nahrung in fefter Geftalt zu ih nebmen, wo es in 
der anfländigenSprechart für das gemeinere effen gebraucht wird. 
Wir werden bald fpeifen. Sie fürifen noch. Ich babe heute 
allein gefpeifet. Beyjemandes fpeifen. Mit jemanden fpeis 
fen, Zu Mittage, zu Macht fpeifen. Des Tages nur Zin 
Mahl fpeifen. Inaleichen, feine Nahrung gewöhnlich an einem 
Orte oder bey jemanden zu fiih nebmen. Bey einem Gaſtwirthe 
fpeifen. Aufder Stube fpeifem, Nahrung geben, fättigen, von 
den Speiſen und Rehrungsmitieln ; eine nur in einigen Provinzen 
übliche Bedeutung. Das ſchwarze Brot fpeifer beſſer, als das 
weiße. Auch das — — iſt in die ſer Bedeutung des Säts 
tigens üblich, . i 
11. As ein Activum. 
1. Als Speife zu fih nehmen, auch für das gemeinere 
effen. Was wollen fie heute fpeifen? Braten, Liſche u. ſ. f. 
2. Speife reichen oder durch andere weichen Affen, (1) Eir 
gentlich,. wo es fo wohl von einzelnen Mahlzeiten. als auch von 
der gewöhnlichen Beföftiseing gebraudt wird, es zeſchehe nun für 
Bezahlung oder obnediefelbe. Ich bibe heute ſechs Perionen 
zu fpeifen. Der Roc fpeifer die Säfte, wenn er dir Sprifen 
für dieſelben zurichien 


sungert deinen Seind, fo fpeife ihn, 


Spe 182 


Syrichw. 25,22 Ein Gaſtwirth fpeifer, wenn er die Gäftefüt 
Bezahlung mit den nörhigen Spelſen verſorget. Es iſt in dieſer 
Bedentung von Menſchen am üblichflen, dagegen von Thieren fit» 
tern awöhnlicher iſt, außer im algemeinften Verſtande, die Nah⸗ 
rung veranftalıen, entſtehen laſſen; dem fo kann mazı auch fügen : 
Bott fpeifet die Raben. (2) Figürlich, (a) Jemanden mit 
leerer Hoffnung fpeifen, ibn mirleerer Hoffnung unterhaften, 
(S; auch Abſpeiſen) Zinen Liſch teich fpeifen, ihn mir kleinen un- 
edlen Fiſchen befegen, damirfelbige den größern edleen zur Rab 
rungdienen. Die Müller fpeifen die Mühlfteine, wenn fie Kör⸗ 
ner aufſchütten, damit felbige etwas zu mahlen haben, (6). * Ehe: 
dem fagte man auch, eine Seftung fpeifen, d:1. fie mit Prodiant, 
- Lebensmitteln verſehen, in welcher Bedeutung es aber im Hoch⸗ 
deutfehen veraltet iſt. (c) Austheilen, reichen; eine nur in einis- 
gen Fällen übliche Bedeutung. An großen Hausbaltungenr beikt 
fpeifen, ausfpeifen und ausfpenden, die zu den Speifen nöthis 
gen Diaterislien ausgeben... So fpeifet der Küchenmeiſter dag 
Sleiſch, Sedervich u.f.f. aus, wenner esden Köchen zur Zubes 
seitung übergibt, Auch die Deputate bey der Kellerey an Wein, 

Bier und Brot, werden an den Höfen ausgefpeifet, d. i. an bie 
Behörde ausgefpender oder ausgetbeilet., „Sehr häufig wird dies 
fes Wort auch ven der Neichung oder Austbeilung des Abend mah⸗ 
les gebrauchet. Die Communicanten fpeifen. Einen Kranken 
fpeifen. Sich zu Haufe fpeifenlaffen. ‚Es ſcheinet, daß, es in 
dieſer letzten Bedeutung des Austbeileng nur ein ſehr weitläufiger 
Seitenverwandter von fpeifen, effen und zu effen geben, iſt, und 
mebr zu fpenden gebäret. Merlwürdig ift dabey, daß das Grieh. 
ersyöa, im Futuro erssse bat, oder vielmehr das Zuturum von 
dem Zeitworte gras oder araccı, eutlehnet bat, Am Schwed, 
iſt fpifa gleichfalls darreichen, (O,Spenden.) Sp aud) das Spei⸗— 
fen und die Speiſung, welches letztere aber nur in der zweylen 
Hauptbedeuiung des Acrivı gebraucht wird, 

Anm. Ja Echwabenfpiegellpilen, im Schwed. ſpila. Die 
Niederdeutſchen ſcheinen dieſes Zeitwort eigentlich nicht zu kennen, 
fondern es bloß vonden Hoch deulſchen zu entlehnen. Wachter war 

ungewiß, oberes ou. n erweas, libare oder von Cibus, (& 
Bauen, Kiefer) ableiten ſollie; Friſch ließ es gezwungen genug 
von Spezerey abffammen, und Ibre Hält das Uſphilaniſche wil' any 
effen, fürdas Stammwort, Die letzte Ableitung iſt die wahr⸗ 
fcheinlichtte, indem auch Detfried Vuill für Speife gebraucht, (S. 
Wefen, Weide und Weisen.) Noch näher geböret hierher unfer 
beigen, dasalte Oberdeutſche Imbiß, aunfer Beige, Lodfpeife 
uff. Das fvorcinem Mitlauter ift alemahl zufällig, und es 
ſcheinet, daß es bierintenfio ift, dagegen beißen feine Intenfion * 
in dem ig der Mitte verdoppelten s hat, Im Böb miſchen iſt Pice 
Futter, Die Lateinifchen palcere, pafius u. f.f, gebören gleich⸗ 
falls zu diefem Stamme. 3 


Das Speifeopfer, des —s, plur. ut nom.fing. inter Deute 


[hen Bibel und bey den älter Juden, ein unblutiges Opfer aus 
eßbaren Thrilen des Gewächsreiches; z. B. Mehl. 

Die Speiſerohre, plur. die—n, eine Röhre oder ein — 
Kanal in dei thieriſchen Körpern, welcher ſich von der Kehle’ bis 
in den Magen erftrecket, uud diefem dir Speifen und das Öetränfe 
‚zuführet, Ihrevomaufen fihtbave Offnung wird der Se 
genannt. . 

Die Speiſeruhr plur. inuf. bey den Ärzlen,eige Art der Hubs, 
da die Sprife faſt zanz underdauet fortaebet, Lieuteria, 

Der Speifefaal, des — es, plur. die — fäle, ein Saal, ». i. 
großes geräumliches Zimmer, fo fern es befonders zum Speifen 
beft ininn iſt; an Höfen, der Tafelſaal, in gemeinen Leben der 
Eßſaal. 

M 2 Der 


Pe un 


Haushaltun, ein Schrank, worin die Speifen und ihre Überbleibs 
ſel vewahret werden; in einigen Gegenden Speifeföthe, Spei⸗ 
> fefpine, Behalter oder Gehalter, Ralter u. ſ. f. : 

Der Speilewein, es —es , plur. doch nurvon mehrern Arten _ 
over Auantitäten, die — e. 1, Ein geringer leichter Wein, fo’ 
wie man ibn gewöhnlich bey der Mahlzeit trinkt; Tifchwein. 
2. In einigen Gegenden auch ein noch "geringerer Wein, welchen 

man nur in der Küche an den Speifen verbraucht. 3. In andern 

. Gegenden wird.auch der zum Abendmable beftimmte Wein der 
Speifewein genannt, weil die Communicanten damit gefpeifet 
werden. —— —— 

Det Speiſewirth, des — es, plur. die —e, Fämin die Speife: 
wirtbinn. ı. Derjenige, bey, welchem man gewöhnlich für Geld 
ſpeiſet. 2, Ein Wirth, odereine Wirthinn, welche andere für 

< Bezahlung fpeifet, übrigens aber Feine Gäfte beberberger, mit 
einem Franzöfifhen Ausdrucke ein Traiteur, Traeteur. i 

Das Speifezimmer, des —s plur. utnom. fing, ein Zim⸗ 
mer, fo fern es beſonders dazu beftimmtift, darin zu. fpeifen; an 
Höfen das Tafelzimmer, im gemeinen Leben das Eßzimmer, 
©. Speifefaal. ; . 

2. Speifig, —ew, — fie, adj. et adv. von ı Speife, im Berg» 
baue , Beftandtheile zut Speife enthaltend. Speiſtge Erze ivels 
che fehr kobaltiſch find und daber im Ausfhmelzen viele Speife 
geben. Ein fpeifiger Bleyſtein, welcher von folchen fpeifigen 
Bleyerzen fällt. 


9, Speiſig, — er, — fe, adj.etadv. ein auch nur im Berg⸗ 


baue übiiches Wort, wo eine Erz» oder Bergart fpeiftg, beißt, 
wenn fie auf dem Bruche Fornig im weitern Beritande ift, fo 
dag auch würfelige Theile mit darunter verfianden werden. Kin 
grobfpeifiger Bleyglanz / welcher aufdem Bruche aroße Würfel 
zeiget, zum Unterſchiede von dem Fleinfpeifigen. Vielleicht auch 
von ı Speife, ein gemifchtes Ding, fo fern esehedem eine Maffe 
überhaupt bedeutet haben kann. — 


Der Spelz, des —es, plur, inuf. eine Art des MWeisens, wels ; 


cher ſich beisnders dadurd) von dem gewöhnlichen Weißen unters 
ſcheidet daß allezeit ziwen Körner auf Einer Seite der Ahre neben 
einander ſtehen; Triticum Spelta Linn. Er wird in Ober⸗ 
dentichlund am baufigſten acbanet, wo er auch Sefen,Defen, Bern, 
Dinkel heißt. Im Rivderdeutfihen beißt er mit der gewöhnlichen 
Vertauſchung des Zifiglautes Spele, in welcher Geſtalt diefes 
Wort auch einige Mahle in der Deutfhen Bibel vorfommt; in 
einigen Gegenden Auälforn. 

Un. Im Angelf. Riederf, und Engl. Spelt, im Ital. Spelta, 
im Frang. Epeautre, Speute, im Böhinifchen Sipalda, bey 
den hentigen Griechen ewsdros. Man leiterden Nahimen von den 
doppelten tiefen Spalten ber, welche aus der Stellung der Körner 
an der Ähre entſtehen. Indeſſen kommen im mittlern Lateine die 
Rahmen Piletum und Bilettum von eben derfelben Getreide 
art vor. 


Die Spelze, plur. die —n,. ein ort, welches eigentlich eine 


Spige, und befonders ein durch das Spalten entflandenes fpigiges 
Ding bedentet, aber nur in einem eingefchränften Berflande üblich 
ift, da die durch das Drefchen gefpaltenen fpigigen Hülfen der Ge⸗ 
greidefrüchte, welche einen Theil der Spreu ausmachen, Spelzen 
oder Spalzen genannt werden, worunter man zuweilen auch wohl 
die im Dreſchen zerfchlagenen Grannen oder Acheln der Ahren 
verſtehet. In der Botanik hingegen find die Spelzen die zwey 
Eleinen_fpigigen Blätter, welche die innere Blumendede Co-- 


rolla, der Blumen ausmachen, und woran bey den Grasarten 


geineiniglich-die Grannen befeſtiget find. x 


‚ Die Spende, .plür. die —n, ein nur noch im gemeinen Leber 
bin und wieder übliches Wort, eine Austheilung zu bezeichnen, ben 


Spenen, 8. Spänen. 


—— 


San — “ — 


— 


ſpalten üblich iſt; oder auch mic dem herrſchenden Begriffe 


der Spige, als ein Verwandter von Speiler, Spilleuf.f. 


x 


fonderg eine öffentliche Austheifung des Almoſens zu gewiffen Zei⸗ 
ten. Die Brorfpende, Geldfpende u. f.f.. Daher denn diefes 


Wort auch zuweilen von folchen Almofen gebraucht wird, welche = 


zu gewiſſen Zeiten ausgerbeifet werden, Kine Spende ſtiften. 
Schon bey dem Ottfried in dieſer Bedeutung des Almofeng 
Spento, im Nivderf. Spende. FREIE 
Spenden, verb. reg. act. ausgeben, austbeilen, nurnoch im 
gemeinen Leben, befonders mancher Gegenden. In großen Hause 
haltuugen fpender die Ausgeberiun oder der Küchenmeifter dem _ 
Koche die Materialien zu den Speifen aus, werner fir an ihn ab» 
’ gibt. Die Deputate werden in den herrſchaftlichen Kellereyen 
ausgeſpendet/ wenn fie andie Behörde abgeliefert werden, Dag 
Abendmahl ausfpenden, austheilen. Befonders von Almoſen, 
daffeibe an mehrere austheilen,wo doch auch das zuſammen arfegte 
ausipenden amüblichfien if. Daher das Spenden und die 
Spendung. x — 


Anm. Schon bey dem Ottfr. [penton, der es für geben übere · 
haupt zu gebrauchen ſcheinet indem er unter ander einen Geſetz⸗ 


geber Vuizod Ipentar sennet, im NMiederf, ſpenden, im 


Angelf. Ipendan, im Engifchen, wo es auch verihwönden, 


verthun bedeutet, to Ipend, inr Jtal. Ipendere ,, im Lat, 
"difpendere, expendere,- im Sricd; @wsrdw, Da diefeg 
Wort ih fehon fo frühe in allen Enropärger Sprachen ber 
finder, fo ift es faum glaublich » dag es aus der Zatvinifcher 


. oder Briechifchen ſollte ſeyn entlehnet worden, fondern es fheis 


"inet viefmehr ein altes Sta umwort zu ſeyn, welches allen dies 
fen Sprachen von ihrem erſten Urſprunge an, gemein gewe⸗ 
ſen. Im Niederſächſiſchen if sufpenden, zureichen, und Zu: 
fpender, ein Handlanger: J 

Die Spendefohle, plur. inuf, indem Satz verfe zu Halle, eine 


„men verfotten wird, u 

Spendiren, verb, reg. act. welches vermurblih ans dem Ital, 
[pendereentlehnet worden , aber nur im gemeinen Leben üblich 
if, freygebig mittheilen. Einem etwas fpenditen. "So auch 


fpendabel, fir freygebig. Niederf. fpenderen, Schwed pen» 
v — 


dera. 
4 Y — 
Die Sperbe, plur. die n. S. Sperberbaum. — 
Der Sperber, des — 8, plur. ut nom. fing. ein Nahme, wel⸗ 
cher im gemeinen Leben allen Kleinen Falkenarten buygeleget wird, 


welche nur auf kleine Bögel ſtoßen, woͤhin denn der Lerchenfalf, 


Nifus Lian. dev Sinkenfalk, das Schmierlein, der Mauer— 
falf, und vieleicht noch andere Arten gebören. Vieleicht gebüh⸗ 
vet dieſer Rahme zunächft den bunten Falfen, befonders. wenn fie- 


auf der Bruft auf eine ihnen befondere Art gefprenfelt find, wel⸗ = 


Ge Mifchung der Farben man auch bey andern Vögeln daher ge= 
fperbert zu nennen pflegt; und alsdann würden wohl der Lerchen⸗ 
falk, und vielleicht auch der Baumfalbidiefen Nahmen am eigenes 


lich ſten verdienen, ©. auch Sprinz. 


Anm. In Schtwabenfo. Spaeriuer, im mittl. Lat. Efper- 3 
verius, Sparverius, im tal. Sparviere, im Franz. Eper- -⸗ 


vier, im Engl. Sparhawk, gleichſam Spar :Sabicht, Die- 
letzte Sylbe kann fo wohl die Ableihtasfplbrer, als auch das ver⸗ 
kurzte Wort Aar, ſeyn, welches von Friſchen und andern auch ir 
Adler angenommen wird, ſo daß Sperber aus Sperb⸗Aar zus 
ſammen gezogen worden. Die erfte Hälfte iſt ohue Zweifel — * 
‚alte 


% 


gewiſſe Quantität Sohle, welche wöchentlich zum Beſten der Aue 


v 





Ber Speiſeſchrank des—es, plar. die — ſchränke in ber. Anm. Entweder von fpellen, welches im gemeinen Beben ffir _ 


A u a un nn 1 cn 2 nr Ah re re ek 


* 
— 


— 


4 


— 
F 














RN * 


Anle Spar, Soarb, Sperb, ein Sperling, weil dieſer Vogel 
am liebſten auf Sperlinge und andere ähnliche kleine Vögel ſtößt. 


S Sperling. 












en Gegenden ein Nahme des zahmen Bogelbeerbaumes deſſen 


mer Birn baben; Sorbus domeſtica Linn. Dieſe Früchte 
9 werden Sperberbeeren Sperbeeren, Sperbirnen, Spor⸗ 
Bienen, Spuräpfel, Spierling, Speyerlinge, weil fie das 
Sspeyen oder Breihen fillen follen, Schmerbirne, Sorbbir⸗ 
men , Efcherige, der” Baum felbft aber auch Sperbaum, 
9 @&peerbaum, Sperbe, Speyerlingsbanm, Arelefche, Eſchros⸗ 
lein, u.fof. genannt, Eine Abart davon, deren rundliche Frucht 
den Hofeln gleicht, iſt unter dem Nahmen des Sperapfels, 
Sporapfels, Sorbapfels befannt. Da dieſer Baum aus dem 
fublichen Europa nach Deutſchland verpflanzet worden, fo vermu⸗ 
eher Friſch, daß alle dieſe Rahmen aus dem Lat. Sorbus verune 
Faltet worden. Aber da man im Dberdeutfchen das Yen-und Mer 
+ Benwort ſper ſpar hat, welches herbe bedeutet, und diefe Feucht, 
wenn fie nich: ihre völlige Meife eriangt bat, wirklich ſehr herbe iſt, 
fo ſcheinet der Nahme aus dirfem Worte gebildet zu ſeyn. Billig 
bollte alſo die Feucht Sperbeere und der Baum Sperbeerbaum 
- oder Sperbanm gejchrieben werden, In einigen Gegenden wird 
auch die Arlesſtaude oder dev Mehlbeerbaum fo wobl Sperber: 
baum als Speperlingsbaum genannt, - 
Das Sperberkraut, des —es plor. inuf. eine Pflanze, welche 
auf unſern dürren Wiefen wohnet, und wegen ihrer zufammen zie⸗ 
= Henden Kraft wider die Blutflüſſe uud vorbe Rahr gebraucht wird, 
Sanguilorba oflicinalis Linn: Bluttropflein, Wiefentnopf. 
Friſch vermutbet, daß auch bier Sorba in Sperber verwan« 
delt worden, Es Fann aber auch hier das Dberdeutjche ſper, 
ſpar Stattfinden, IE 
Sperbern, verb. reg. act, von welchem aber nur das Mittels 
J wort geſperbert üblich it, an den Federn nach Art des Sperberg 
9 gefprenfelt, fo wie man auf Ähnliche Art getiegert fagt, 
=, 79er Spergel, eine Pflanze, ©. Spark. 
3 Der Spergelbaum, des — es, ‚plur. die —baume , in einigen 
- Gegenden ein Rahme desgaulbaumes;Rhamaus Frangula 
"Linn. Spörgelbaum, deffen Beeren auch Spergel: oder Spör: 
- gelbeeren genannt werden, Vermuthlich als rin gieih bedeuten 
de Wort mitaulbaum von dem veralteten Spar, Spark, 
=. Fäufniß, Unveinigkeit, ©. 1.Sparen. ’ 
Fr: Das Spergelkraut, des— es, plur. inul. der Spergel oder 
nr Bnöreig, S.Spart, 
Der Sperling, des — es, plur. die—.e, eine ſehr gemeine 
Art Sangvögel mit.einem völlig Fegelförmigen geraden und ſpitzi⸗ 
‚gen Schnabel, dunfelgrauen Schwung: und Schwanzfedern, und 
grauen und ſchwarzen Körper, miteinem weißen Striche über den 


-  Rornfperling, Sausfperling, Baumfperling, Wiefenfperling, 
Robrfperling. £ 
Anm. Der Nahme dieſes Vogels ift feinem wefenslichen heilen 
nach ſchon alt, obgleich dir Endſylbe febr verändert Avorden. Bey 


1.f.Sparo,bey dem Hornegk SpewP, in einigen Oberdeutſchen 
Segenden noch jest Sporf, Spork, Spier, Spyr ; im Schwed. 
“ Sparf, im Jständ. Spaur, im Dänifchen und Rorweg Spurr, 
im Angelf, Speare, Sparva,im Engl Sparrow. Miteinem 
andern Endlante heißt diefer Vogel im Hoerdeurfchen Spag, wel- 
ches mit dem Lat, Palfer nahe verwandt iſt. Es if fehr wahr- 
ſcheinlich, daß diefir Vogel den Mabmen von feinem Schwirren, 
Schirpen, oder Zwitſchern bat, zumahl da Spirk in vielen 
R 4 » . 


Der Sperberbaum, des — es, plur. die — bäume, in vie⸗ 


xthlich brauneder Miſpel ähnliche eBbare Früchte die Geftalt fir 


- tes, befonders in deffen figürlihen Bedeutungen. 


man im Hochdentſchen zu Berge fagt. 


Flügeln; Fringilia domeftica Lian. Pafler Klein. S. 


* dem Ulphilas lautet er Sparwa, bey dem Notker, im Tatian u. 


— She 86 


: gemeinen Mundarten das Zwit ſchern Heineelänet bezeichnet. Auch 


im $tal. iftlberlingare ſchwatzen Frifch hält die Sylbe ling 


‚ obıre Hoch für das Zeichen eines Diminurivi; Sperling bedeutet 


ein ſchwirrendes oder zwitſcherndes Subject. Übrigens wird diefer 
Vogel im Dberdeutfchen auch Wrufchel, Mutfchel, Holsmutz 
fehel, (S.Meife) und im Niederf. Lüne, Lüning, Lünke genannt, 
Bon dem Zeitworte fperren beißtin der Nochwälfchen Diebese 
ſprache Sperrling, ein Knebel. 


* Speru, — er, — ſite, adj. et adv. welches aber nur in einigen 


Oberdeutſchen Gegenden üblich ift, mo es eigentlich gedrange, noch 
mebe aber im figiielichen Verſtande, kümm erlich bedeutet, wofür 
im Hoch und Niederdeutichen Klemm üblich iſt. Es gehet ihm 
fperr, kümmerlich. Es find jegr fperre Zeiten, flenıme. Siehe - 
Sperren. ; E 


DerSperrbaum, des — es, plur. die — bänme, ein Baum, 


womit ein Ort oderdie Öffnung zu demfelben gefperret wird, dere 
gleihen z.B. der Schlagbaum iſt. 


Die Sperre, plur. die — n, von dem Zeitworte fperren. 1, Die 


Handlung des Sperrens in der zwenten Bedeutung des Zeitwor⸗ 
J Die Ges 
treidfperre, die Heinmung der freyen Ausfuhre des Getreides, 


Im Dberdeutfehen bedeutet es auch einen Arreſt, welcher auf 


Sachen geleset wird. Die Sperre anlegen, aufbeben, den Are 


reſt. Im Riederdeutſchen hingegen faat man zu Sperre ſtehen, 


fih ſtränben, ſperren; die Zaare Heben mir zu Sperre, wofür 
2. Ein Werfzeug zum 
Sperren, doch nur in einigen Zufommenfeßungen. So if. 


3.8. die Rudiperre, ein Werkzeug, das Rad am Wagen zu 


fperren oder zu hemmen. 


®perren, verb. reg. act. welches in einer dreyfachen Hauptbes 


deutung üblich) ift. pie. 
1, Mit Heftigteit aus einander thun, weit und mit Heftigfeit 

öffnen, Die Iußeson einander fperren. Des Maul fperren, 

weit öffnen, im Dberdeutfcheh, wofür man im Hochdentfchen aufs 


ſperren ſagt, welches überhaupt in diefer Bedeutung am übliche 
ſten iſt. Die Chur aufſperren. Ingleichen in einigen figürli- 


den Bedeutungen. Die Zeilen ſperren, fie vor einander ente 
fernen. Allzu fehr geſperrte Zeilen, welche zu weit von einander 
Beben. ä 7 5 

2, Mitder herrſchenden Bedeutung eines Kiegels, eines ſtei⸗ 
fen Werfzenges und in weiterm Verftande, eines jeden Hinder⸗ 
niſſes ift fperren (1) Eigentlich, mit einem Niegel oder ähns 
lichen Dinge verſchließen Die Thür zufperren, befonders im 
Oberdeutſchen, fe zuriegeln, zufchließen, fie auffperren, fie auf⸗ 
ziegeln, aufſchließen. Die Thore fperren, verſchließen. (S. 
Syperrgeld) Im Hochdentfchen gebraucht man es am bäufigften ° 
in weiter und figüelichſtem Verſtande, dem freyen Zugang odee 
Durchgang zu odecdurch einen Ort hemmen oder hindern, Die 
Stadt fpercen, den Susoder Ausgang hindern, Einen Sluf 
fperven, die Überfahrt über denfelber , ingleichen die Schifffahre 
auf demfelben ducch ein Hindernis hemmen. Die Baffen mir Bet» 
sen fperven. Zinen Hafen ſperren. Die Dardaneken ſper— 
zen, die Sahrt.in Das fohwarze Meer. So auch einſperren, aus: 
ſperren verſperren. (2) Die frene Bewegung eineg Dinges 
durch ein Hindernig hemmen, Ein Rad fperren. So aud im 
figürlichen Verſtande. Den Handel ſperren Bin gefperrtes 
Sandwerf, welches nur auf Einen Ort aflrin eingefchränter iſt, 
Im Oberdeutſchen bedeutet e3 auch mit Arreſt belegen, Die Erb» 
fchaft fpeeren. 5 — 

3.8ih ſperren / ſich heftig widerfeßen, wohl zunächſt mit An⸗ 
ſtãm ung der Hände und Füß dann aber auch für ſich widerſetzen 
überhaupt. Sperre dich wider ihre Bande nicht, Sir. 6, 26, 

ee) SE 5 DaB 


“ 


19 | "She 


& Da fi ein finiges volt wider alle Welt — Scüd. es, 
2,4. Jnugleichen im gemeingn Leben, fiir fich weigern. Sper- 
ven ſte ſich nicht ſo. Sich ſperren etwas zu chun · So * 
das Sperren und die Sperrung. 
Anm. Iu der erflen Bedeutung im Niederfä ächf. RER von 
welchem. das Hochdentfhe das Jutenſtvum iſt, im Schwed. 
...fparra. Es ſcheinet, dag bier die Dfiiung , der berrfchende 


Begriff ik, da es deun zu bar und baren in offenbaren , zu 
‚berfien, bohren, ingfeichen zu dem Lar. varus und: vari⸗ 


care gebören würde, wenn es anders nicht eigentlich ver» 
ittelft eines eingeflemmten Barrens meit Öffnen und -fo ge⸗ 
“öffnet erhalten, bedeutet. Siehe au Spreigen und Sparre. 
In der zwenten Bedeutung , in welcher ſchon Dttfried Ipers 
ran für verfchließen gebraucht, geböret es allem Anfeben 
nach zu Barre oder Barren, ein Riegel, Balfen “daher 

. auch im Franzöfifchen Barrery im Ztaliänifchen barrare, 

“ fbarrare, verfehließen „ verſperren, bedeuten, jo wie das 
Augelſ. [parran,: das Engl, to (par, das Schwed. [pärra. 
(S. Barre und Spiere.) Indeſſen ſcheinen auch fparen ‚und 
wehren auf die Verwandrfchaft Anfpruch zu maden, von 
welchem fegtern ſich ſperren, ein Intenfivum zu ſeyn ſchemet. 
Am Niederf. iſt ſparteln fih mir Händen und Füßen beftig 
bewegen, 

Das Sperrteld, des—es, plur. doc nur don mehrern Sum» 

mien, die—er, dasjenige Geld, welches man für den@inlaf in 
ein bereits gefperrieg Thor entrichtet. \ 

Das Sperig ne, oder Sperglas, des— es, plur, inuf. im 
gemeinen Leben einiger Örgenden, ein Nahme des Fraueneifes, 
einer durhfishtigen Steinert, S. Sparkalf, 

Die Sperrglode, plur. die—n, diejenige Glocke, mit welcher 
in den Städten die Zeit angedeutet wird,. wenn die Shore ges 
perret werden; die Thorglode, in Aachen Pfovzenglode, viel: 

icht Dfortenglode. Die Sperrglode läuten. 

Der, Sperrhaken, des — s, plur. ut nom. fing.. eigentlich, 
ein Hafen, etwasdamit zu fperren. So führer der Haken an der 


Hemmfette, vermittelf® deffen das Rad gefpercet wird, diefen Nab- 


men. Im Niederfächfifchen ift esein Hafen, womit die Kenfter 
aufgefperret werden. Bon der jegt veralteren Bedeutung des 
Zeitwortes ſperren, da es fo wiefpannen auch für ausdehnen: ger 


braucht wird, iſt der Sperrhaken ben den Boldfchmieden, Klems 


penern, Schlöffern,n. f.f. ein Amboß mit zwey Haken, d.i, krum⸗ 
mer fpißigen Armıen, die Bleche rund oder eig darauf zu richten, 
welcher auh das Sperrhorn, ——— der sornamboß — 
wird. 

Dev Sperrholz, des — es, plur. die — hölser, bey den Flei⸗ 


ſchern, dasjenige Holz, womit die Hinterbeine eines ausgeſchlach⸗ 


teten Ochſen aus einander gefpercet werden, uud woran derfelbe in 
die Höhe gemunden wird. e 

Des Sperrhorn, des — es, plur, die —hörner, ©. Sperr⸗ 
haken. Ben den Windenmachern iſt es eine Art Amboß mit ei⸗ 

nem rundlichen und flachen Horne, ‚welches fich im Seife umdre⸗ 

ben läſſet. 

Sperrig, oder Sperricht, —er, — fie, adj. et adv. aus ein⸗ 
ander zeſperret. Die Jtaliönifche Pappel wachtt nicht fo fper: 
zig als die gemeine, ſondern pyramidenförmig. 


. Der Sperrkegel, des—s, plur. ut nofn. fing. an vielen Me i 


fHinen, befonders Nädern, ein Kegel ober fegelartiger Theil, ein 
Rad zu fpersen, d; i. deſſen Bewegung zu unterbrechen oder zu 
bersihen.“ An den Uhren greift der Sperrkegel in die Zähne des 
Sperrrades ein, wenn man die Uhr aufgezogen hat, damit die 
Gewiehte nicht wieder ablaufen fönnen, \ Ähnliche —— 
gibt 15 — an audern Raͤderwerfen. 


RE 


mit zu verfperren. So wird die Safenkette, womit der Ein 
gang eines Hafens gefperret wird, auch die Sperrkette genannt, 
Sugleichen eine Kette, ‚ein Dingdamit zu fperren, d. i. deffen Bes 
wegung zu hemmen, von welcher Art die Semmfteteift, die Bene 
gung eines Wagentades damit zu henımen. 

Die Sperrleiſte, plur. die —n, eine £eifte, d. i. gerades Holy, 
einen Körper damit aus eiyander zu fperrem... Au den KHüfwagen 
ift es dasjenige Holz, mit weldhem die Wadenleitern in gleicher 
Weite von einander gehalten werden. 

* Der Sperrling, des —es, plur. die—e, von ſperren und 
der Ableitungs ſolbe ling, ein Ding, eine nur im Oberdeutſchen 
übliche Benennung rints Knebels, weil derſelbe auch zum Sper⸗ 
ren gebraucht wird, 

Das Specrmäß, des— es, plur. die—e,. — Ba 
eine Fleine Stauge oder ein Mafftab, die Länge der Zimmerhöls 


zer Inden Gruben damit zu beftiimmen ; vielleicht richtiger Sper⸗ 


maß oder Speermaß, von Speer, lange dünne Stange. _ 
Das Sperrrad, des— es, plur, die—räder, ein Rad, ein 
anderes Ding damit zu ſperren, oder deffen Beweaungzu bemmien, 





Die Sperrkette, wine — — — da⸗ 


Pe 


1 


— 


Es hat Zähne, welche Sperrzähne beißen, in welche der Sperre 


Begel eingreift, das Rad und die damit verbundenen Thrile zw 


beinmen., Dergleichen Sperer der Winden fihin den Ubren, da8 


Ablaufen aller Räder bey dem Aufziehen zu bindern, anden We⸗ 
berftühlen, das Ablaufen des Garn· und Leinwardbaumes' zu ed 
tertreiben, u. ſ. f. 

Die Sperrruthe, plur. PETE * den Mebern; eine Xube, * 
d. i. dünner Stab oder Schiene,das®ewebe damit auf dem Stuble 
in die Breite ausgefperretzu erhalten; der Sperrfiod, Sperr⸗ 
ſtab, der Spannfiab, das Spannhois, bey den Domapnekern"» 
der Tempel. 

Das Sperr-Ventil,; * ⸗es/ plur. — e, in den Orgein⸗ 
ein Ventil, den in den Kanal gelaſſenen Wind damit zů verſperren. 

Speᷣrrweit, adj.etadv. ausgeſperrt weit, ſehr weit, fo weit 
als fih ein Ding nur ausfperven läſſet. 
aufmachen. 

Der Sperrzahn, des ⸗es plur. die Be die Söhne an 
einem Sperrrade. 

Die Sperrzeit, plur. — diejenige Seit, da die Shore 
winer Stadt gewöhnlich gefpercet werden, 

Das Spörrzeug, des— es, plur. die—e, benden Sctöffern, 
ein Bebund RählernecHaken, Thůrſchlöſſer damit inErmangelung 
des Schlüffels aufzufzerren. 

Die Speyarzeney, plur, die—en, inden niedrigen Sprecharien, 
eine Atzeney zum Speyen oder — ein a in. Da, 
mitiv. 


Das Speybiken, des ⸗s, plur ut nom. FR auch nur int 


gemeinen Erben, ein Beten, den Speichel oder Answurf aus, dem 


Munde hinein zu werfen; im Hochdeutichen das Spufbeden, ur 


dor Spudnapf, Spuckkaſten, im Oberdeutſchen das — 
cken, der Spügnapf, der Spugfaften. 
Sp:yen, verb. irreg. Imperf. ich Spiez; Mittel, gefpien. Es 
wird mit der dierten Endung als ein Activum, ohne diefelbe aber 
auch als. ein Reutrum gebraucht, in welchem Falle esdaspülfs- 
. Wert baben erfordert, Es bedeutet, mit Hefrigleit aus dem 
en nde und mit dem Munde auswerfen. 

"Eigentlich, wo es wrgen der damit verbundenen und dem” 
Mopkfande zumider Jaufenden Heftigkeit, Kur im gemeinen Leben 
nd. in-den niedrinen Sprechatten üblich iſt. Der Zund friſſet 
wieder, was er geſpeit (geſpien) bat, 2 ‚Met. 2,22. Die Spei⸗ 
ſen wieder aus dem Munde ſpeyen. Blut fpeyen, auswerfen, 
durch den Mund von ſich geben, 


N, 


Bie Tape fpeerteeit 5 


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9 2. In einigen engern Bedeutungen. (1) Den Speichel ang ⸗ 
werfen, als ein Neutrum, aber auch nur im gemeitren Leben, au—⸗ 
- Ber wenn man die damit verbundene Heftigkeit vorſetzlich audeu⸗ 
0 ten will, Jemanden in das Geſicht ſpeyen, zum Zeichen der äu- 
0 Berften Verachtung. Wenn ihr vater ihr ins Ungeficht gefpeyer 
(gefsien) harte, 4 Moſ. ı2, 14. Sie fhonen nicht vor meis 
nem Angefichte zu fpeyen, (auszufpepen), Hisb 30,10. Bon 
der gewöhnlichen Auswerfung des Speichels ift im gemeinenLeben 
der Hoch⸗ und Niederdeutſchen ſpucken, im Oberd. aber fpugen 
und fpeicheln üblich. (2) Was im Magen befindlich ift;durch ei⸗ 
ne gewaltfame Zufammenziehung von fi geben, Galle fpeyen, 
Alles Eſſen wieder von ſich fpeyen. Inagleichen ohne Accufativ 
2. ale ein Reeiprocum, fich fpeyen. Alles nur im gemeinen Leben, 
wof ür in dee noch niedrigen Sprechart Fogen, fich Pogen, in ge⸗ 
meinen Leben auch brechen, und fich brechen, in der anftändigen 

: “Sprechart aber ſich übergeben üblich find, Dir Härte des Wortes 


ſcherzhaften Sweydeutigfeit nah Speyer avpelliren. st 
3. Figürlich, aug einer Offnung als aus einem Munde mit 
Heftigkeit von ſich geben, Der Berg ſpeyet Seuer, wenn er 


der Berg, welchen ungefchichte Überjeger wohl mit einem Französ 
- Efchen Ausdrude einen Dulfan zu nennen pflegen. 
’ Der blanke Degen klirrt, das Pflaſter ſpeyet Gluth, 
ö Zachar. 





Waſſer ausſpeyen. Feuer und SIamme ſpeyen, einen, heftigen 
— Zorn ansbrechen laſſen. Geld ſpeyen müffen, in der niedrigen 
Sprechart, es wider Willen hergeben müſſen. So auch das 
Speyen. , 
Anm. Schon bey dem Ulphilas [piwan, ben dein Kero [pian, 
bey dem Dttfried [piwan, [pean, in einigen Oberdent ſchen Ges 
"genden fpöwen, im Niederf. ſpijen, im Angelf. [piwan, im Engl. 
to [pew,Ipue, [pawl, im&chwed. fpy, im Jsländ. fpya, im 


des Speichels, theils von dem Erbrechen, (S. Speichel.) Mit 
einem andern Endlaute, welcher gewiffer Maßen diminuriv iſt, we⸗ 
nigfteng die Heftigfeit des breitern ſpeyen mildert, wird von der 
gewöhnlichen Auswerfung des flüffigen Speichels im Dberd. 
fpügen gebraucht, Angelf, fpaetan, (paetlan,, [pittan, 
2at. Sputare, Griech. Yurrem, rusıw, daher im Nieder: 
> fächf. Spedel, der Speichel iſt. Mit einem noch andern aber 
gleichfalls verfleinernden Endlaute ik dafür im Niederf, pur 
Een üblich. Die regulie Form, fpeyete, gefpeyer, ift im 
. Hochdeutfihen ungewöhnlich. ; 

Der Spaperbaum, des —es; plur. die — bäume, Siche das 
folgende. S 
Der Speperlint, des—es, plur. die —e, in manchen Begen- 

"den: 14 Die Arlesbeeren, Ejfebeeren, oder zahmen Vogelbee—⸗ 
ven, welche auch Eyerlinge, Arkirſchen, Areſſel, Darmbeeren 

u. f.f. genannt werden, und die Frucht des Elſebeerbaumes, 
cataegus torminalis Linz. find, der daher auch Speyer: 
ie lingsbeum, Speyerbaum genannt wird, 2. Dir nabe verwand⸗ 
i ten Mehlbeeren, die Frucht des Niehlbeev: oder Speyerlingsbaus 
mes, CrataegusAria Linn. 3.DiegebnienSrotbeeren,Spovs 
"Birnen oder Sporäpfel, weldhe auch Spierlinge, Speerbirnen 
genannt werden, und die Frucht des Sperberbaumes, Sorbus 
0 dameltica Zirn. find. Die erſte und Teste Art Beeren foll deu 
Nabhmen von ihrer zuſammenziebenden Krafı baben, indem fie das 


MR: 
4 








= Sobnicht auch das Oberd. ſper, heibe, mit in Betrachtung zu zie⸗ 
bbeſn iſt, oder ob nicht eine der die andere Art wegen ihres ekel- 
schaften fügen Geſchmackes fo'benannt worden. ©. Sperberbaum, 


\ 


N neyen zuverbergen, nennt man diefe Handlung auch miteiner = 


brennende Mineralien mit Heftigfeit auswirft, Kin feuerfpeyens - 


Lat. fpuere, im Griech. arsısn; alle, theils von der Auswerſung 


2 Speyen, fomie ade Blut flüſſe ftilen. | Sudrffen ſtehet es dahin, 


—— 


—— 


Tas Speyſieber, des — s, plur. doch nur von. mehrern Ars 
ten, ut nom. fing, im gemeinen Leben, eine Art des Fi“ 
bers, bey welchem der Kranfe immer Speichel austwiefr; 
Febrisfputatoria., 

"Das Speygatt, ves— es, plur. die--e, ein eigentlich Nies 

derdeutſches Wort. 1, Anden Schiffen werden die Offnungen, 
durch welche man hinaus fiehet, mie diefem Nahmen belegt, ws 
es von fpähen, ſehen, herſtammet, und daher billig Spähgate 
lauten follte, Gatt ift im Niederdrutfchen ein Loch, eine Off⸗ 
nung. 2. Au den Holländiſchen Papiermühlen iſt es eine Rinne, 

+ vermittelft welcher das Waſſer aus deu Rufen ab, und zur Wrüpte 

binaus fligßt, wo es, wenn es nicht eine Figur des vorigen iſt/ zu 
dem Zeitworte ſpeyen zu gehören ſcheinet. S, Speyröhre. 

Def Speytaften, des —s, plur. ut nom, ling. S. Spey⸗ 

ecken. 

Die Spepröbre; plur.die—n, an denDadrinnen,diejenigeRöhre, 

welche das Waſſer aus den Rinnen abführer und gleichfam ausfpeyer; 

Die Speyfchlange, S. Sprigfchlange, 

Der Speyvogel, des —s, plur., die —vögel, In einigen 
Provinzen, ein Spöker; nicht von fpeyen, fordern von dein Nie” 
derf. ſpeh, böhnifch, Eben dafelbfi find Speyworte, böhaifche 
Worte, Verfpottung, 

Der Speywurm, des —es, plut, die — würmer, S. Schaum: 
wurm. a E N 

Die Spezerey, plur. doch nur von mehren Arten, die —en, Ge⸗ 
würz und Gewürzen ähnliche Producte des Pflanzenreiches auch 
wenn ſie nur um ihres Geruches willen geſchätzet werden, Spece⸗ 
rey zur Salben und guten Rauchwerk, 2 Mof.25,6,. Himm 
zu die die beiten Specereyen, die edelſten Myrrhen — Ein- 


100 


names — Ralmes — Caſten — und Gble vom Gblbaume, 


Kap, 30,23 f. Die Königin vom Reich Arabia Fam — mit 
Bamelen, die Specerey trugen, 1 Kön. 10,2. Da nahmen 


fie den Leichnam Jeſu und bunden ihn in leinen Tücher mit 


‚Specereyen, 40. 
Ihr edeln Mütter, opfert Specereyen, 
Die Maraba den Tempeln zollt, Raml. 


Anm. Im mittlern Lat. Efpiciae, $ranz.Epices. Es if, 
aus dem Ital. Speciaria, welches wieder von dem Latein. Spe-, 


cies berfiammet. Schon inden Digeften werdenCionamomum, 
Piper longum u.f.f. Species genannt. (S. Species.) Gemei⸗ 
niglich ſchreibt man e⸗Specerey; allein da diefes Wort am Ende 


eine völlig Drutfche Geſtalt befommen bar, fo ift es billig, daß 


man ibm diefelde auch in der Mitte gebe, { 

Der Spezerephändler, des—s, plur,utnom, fing. derjeiti» 
ge, welcher mit Spezerehen handelt ; befonders wenn er im Gro- 
Gen danıit bandelt; der Gewürz-Handler, Material-gändler, 
Materialiſt, indem die Spezereyen eine Art der Marerial-Waa- 
ren find. Handelt er damit im Kfeinen, fo wird er ein Spese: 
reykrämer und noch häufiger Gewirzkrämer genannt. 

Die Sphäre, plur. die —n, aus dem Geiech. und Ratein, 
Sphaera. ı, Eine Kugel, in welcher Bedeutung es doch in der 
böbernSchreibart am üblichften ift, theils einen leuchtenden Him⸗ 
melsförper mit den zu ihm gehörigen Planeten, theils auch das 
ganze Weltgchäude zu bezeichnen. ; - 

Sagt, Sterbliche, den Sphären ihre Zahlen. 
Und lehrt dem tollen Winde feinen Lauf, Naml, 
Inder Aſtronomie wird auch das aus lauter Zirfeln zuſammen ges 
feste Inſtrument, ſich das Weltgebände daran vorzuftellen, eine 
Sphäre genannt, 2, Ein Kreis, auch nur in einigen Fälfen, bes 
ſonders in frgürlichem Verſtaude. Infeiner Sphäre bleiben, in 
dem ihm gehörigen, feinen Fähigkeiten angeineffenen Wirfungs- 
kreiſe. Das iſt über deine Sphäre, über deine Fähigkeit, 
5 Sphär 


N 


, 


194 I ee 
Sphaͤriſch, adj. ei,adrv, einer Sir oder Angel äbnfid,* 
itigleichen, aus Theilen einer Kugel beſtehend, Kin fpbärifcher 
Winkel, welder von zweh Zirkelbogen gebilder wird; der Kugel: 
winfel. Ein -fpharifcher Triangel, der von drey Sirfelbogen 
eingeſchloſſen wird... Die frbärifepe Trigo nometrie— welche ſich 

mit ſphãt iſchen Triangeln befchäftiget, 
Der Spiauter, des—s, plur. inuf, im Bergbane, und ge⸗ 
- meinen Leben: ı, Der Zink oder dasjenige faſt blepfärbiae Halb⸗ 
metal, welches, wenn es gefehmolgen ift, an der freyen Luft mit, 
einer blaugelblichen Farbe auf brennet. 2, Ein aus Sinn und Dirt 
fing vermiſchtes Metall, 


Ynm. Im Riederf. Spialter, im Holänd, Speauter, im Engl. 
'Spelter. Das Wort it allem Anfeben nad ausländiſch. Im 


Engl. iſt ohne Ziſchlaut Pewter, Sinn’; aber das mittere Lat. . 


Pelirum und Peutreum, und die Franz. alle Pi autre, 
* find mit dem Deutſchen — gleich bedeutend. ©. ı Sp: fe. 

Spic, Spicanarde, SSpiek. \ 

Sdpicken, verb. reg. act. 1. Eigentlich, Tänglich defchnittenen. 
Sped durch die-Dberfläche des Kleifches zieben. Einen Braten 
ſpicken. Ein gefpierer Braten. Der gefpidte Safe, eine 
Art der Zortur, welche vermittelft eines mir zugefpisten PAds ' 
den befhlagenen Holzes zugefüget wird. 
im gemeinen Leben, ſich mit etwas beſpicken, reichlich ver» 
fehen. Kin gefpidter Beutel, der mit Gilde angefullet iſt. 
Die Wälle mie Banonen ſpicken, reichlich beſetzen. So euch 
das Spiden. 

Anm. &s haminet wohl zunächf von Sped ber, obgleich Friſch 
glandt, dag auch Spiel, Spige, bien u. f. f. mit in Betrach⸗ 
sung fommenfönne, indem das Spicken in einem Durchſtechen 
beftehe. Ein Anderes Wort ift das Niederf, ſpicken, Schwed. 
Ipicka, räuchern, welches zu backen zn Gehören ſcheinet, und 
von welchem-ein grräuchetter Häring im Niederd, ein Spickhä— 
Ting, und eine geräucherte Gans eine Spidgans gendnnt wird, 
Ein anderes nur im gemeinen Leben der Mitocutihen übliches 
ſpicken, welches für guden —— wird, iſt cin Jutenfivum 
von ſpahen, fehen. 

Die Spienadel, plur. die — n, in den Küchen, eine fößlerne 
ſpitzige, an dem vinen Ende aber bohle und offene" Nadel, deu läng⸗ 
Uch gefhnittenen Sped damit durch die Oberfläche des Steifehes : 
au ziehen, 


Der Spiegel, des —s, plur. ut nom. fing.. Diminut. bas 


Spiegelegen, Dberd. Spiegelein, von dem Seitworte fpiegen, 
fo fern 03 ehedem fo wohl active fehen, als au) als ein Reütrum 
glänzen bedeutete. 


2, Ftgürlich fast man 


* gleichen der Lehenrechte, find noch jeßt unter. dem Nadmendes 
= Fannt. Gewiffe Andachtsbücher führen noch zuweilen die Nafe 


griffe des Glängensift der Spiegel oft eine jede glänzende Fläche. : 


Spies “oder —— En — a ® Angel. 


lichen Weisheit, ein feet ein Spiegel dev: gortlichen Macht. 


Bo ſchrift des Verhaltens einen Spiegel zu nennen? 


der Andachezuüden, fein Gewiffen zu orüfen uf. f. Auchrein 
‘Kin Spiegel der Geduld, der Tugend. 





ſpiegel n.1.f. Ein Brennfpiegel, ein folder Spiegel, weuner. 
die zurück geworfenen Sonnenſtrahlen zuglvich in. einen Punet — 
vereiniget damit zu brennen, Im gemeinen Leben verſtehet man 

unter den Spiegel ſchlechthin ein poliertes Glas mit‘ eine dune J 
keln — feine Geſtalt darin zu ſeben, oder ſich darin su ſpie⸗·⸗ 
geln. vor den Spiegel treten. Inden Spiegeifeben. Sihim _ 
Spiegel befehen, (2) Figürlich wird ein Ding, fo fern wein E 
lebhafter Erkenntniggrumd eines andern Dinges iſt, oft ein Spies 

gel deffitben genannt, So beißt Vie Welt ein Spiegel. der gott: 


Ji noch weiterin Berftande pflegte manehedem eiue jede deurtiche * 

Die alten 
Sammlungen des Schwabiſchen und Sãchſiſchen Nechtes, in⸗ 
Schwabenſpiegels, Sachſenſpiegels und Lehenſpiegels be⸗ a. 


wen Unvachtsfpiegel , Sündenfpiegel „ Gewiffensfpiegel, 
Lebensfpiegel u.f.f. fo fern fir Vorſchriften enthalten, fih im 


Mufer, ein Vorbild, wird zuweilen ein Spirgel — 


2, Jr weiterer Bedeutung und. nut einem andern Stammbce 5 





So heißen die ebenen glänzenden Fiächen mancher —— N 
Spiegel, daber ein mit folchen Spiegeln verjihenes Mineraf 
gleichfalls Spiegel genannt wird, dahin der: wifenfpiegel, & 
Bupferkiesfpiegel, Schwefelfiesipiegehn. a. u. gebören. Die 
fpiegeinden Fleden an manchen Vögeln und bierfüßigen Shier ” 4 
ten find unger den Nahmen der Spiegel. befamit-genun, (S. 
Spiege! ſchimmel, Spiegelmeife, Spiegelkarpfen Spiegel ⸗ 


änte uff) Der Pfau hat einen ſchenen Spiwgel, wern fein 


der beftehet ; und auch wohl der Guß genaunt wird, S:Spie 
Oberflache des ruhlgen Wuſſers. 


. Bon der Bedeutung des Sehens, da es ehedem, (a) Über» ⸗ 


haupt, sin jedes: Werkzeug bedeutete, vermittelſt deſſen man ſie⸗ 
bet, oder wodurch man ſiehet. So wurde eine Brille, Lat, Con⸗ 
fpicilla, ehedem ein Augenfpiegel genannt, In einigen Ober- 
deutfchen Gegenden heißt ein Fernglas noch jetzt ein Sernfpiegel, 

und — ee ee egel. Bermuih- 
Sich iſt ds eine Figur von dieſer Bedeutung ,‚ wenn man noch im 
gemeinen Leben einiger Gegenden eine ſchöne Perfon, einen Au⸗ 
genfpiegelnennet, gleich ſam einen Örgenfland, den man mit Luft 
anfichetz eben daſelbſt wird. auch ein tiedertiches Weibesbild Zu⸗ 

senfpiegelgenanat. (b) Zu engerer und gewößnlicherer Bedeu⸗ 
tung ift der Spiegel eine glatte Fläche nıit vinem undurchſichtigen 
Grunde, welche die Strahlen ſo zutück wirft, daß man noch durch 
dieſelben dag Bild eines Gegenitandes feben Fans, Lat. Specu- 
Im; hefonders eine Fläche undein mit einer ſolchen Fläche ver⸗ 
ſehener Körper, beffen vornehmſte Abſicht diefe Zurückwerfung der 


Lich iſtrahlen iſt. (1), Eigrutlich. Ein platter, erhabener, bobler _ 


Schwanz mit ſchönen ſpiegelnden Flecken verfeben iſt daher “ = 


biefer Schwanz ſelbſt auch woh! der Spiegel genannt wrd. F 
Dev Spiegel einer Torte, bey den Zuderbädern, ein län · 
gender Überzug der Dberfläche ‚welcher aus Eoweif und Sur ” 


geln.) Der Spiegel des Waffers „ oder der ng z i 
3. In noch weirerm Berjkande, ſo daß ser —“ Pr 
Slänzine verfchwindet, il der Spiegel oft eine jede nn: N 
Bey den Tıfchlern wird die eingefaßte ebene: Fäge einer Thür 
uff. oftein Spiegel, toi häufiger aber eine Süllung gemannt, * 
Der Spiegel eines Gewölbes, ein ebenes Feld in deſſen ——— 
S. Spiegelgewolbe.) Der Spiegel un einem Schiffe 
glattes ebenes Hintertbeil, wo zugleich das Wapen oder Beiden 
des Schiffes angebrahr wird, (S. Spiegelfipiff.) In derAriilfen 
sie wird die hölzerne Scheibe, woraufdie Haudiggranate gelütich, 
wird, der Spiegel genannt. Der Sebeipiegel und Bimmer: 
fpiegel, find eben daſelbſt zwey andere ähutiche hölzerne Scheiben, ' 
(S. diefe Wörter.) Bey den Jägern wirdder Schwanz des Keb- 
wilobretes, welcher ans einem Zopfe weißer Haare brfiehit, fe 
wohl der Spiegel als die Scheibe genannt, wo aber audy der Bu 
griff des Spielens, der Bewegung, der herrfchende fegn kann, ine 
dem der Schwanz daher bey andern Thieren auch das Spiel heißt, —54 
4. Zn einigen Fällen führen auch gewiſſe Arten der Sffnungen 
den Nabmen der Spiegel. So find die Mafchen der Jagd und 
Fiſchernetze vefonders die viereckten und rautenförmigen anıır 
dein Nahmen derSpiegel befanut, (S. Spiegelgarn.) Biprinigen 
Jägern iſt der Spiegel eine aufgeſtellte Schlinge. Auch die Wand⸗ 
ärzre haben gewiſſe Werkzenge, den Mund in der Mundklemme 
und den verſchloſſeuen Muttermund bey einer todten — 
ö ua, 





Du a ER NEN 


* 








Ar, EINGANG a 
de. A >: We 
; ‚öffnen, welche Mundipiegel und Mutterſpiegel beißen, Latein, 
f . Dioptrae, Vielleicht wegen einer Ähnlichkeit mit einem Spies 
Ri” gel, oder in weiterem Verftande einer Mafche und Schlinge, 
r ſo fern man fih den eingefchloffenen offenen Raum ats eine 
glatte ebene Fläche denkt, oder auch, fo fern man dadurch fpä= 
N hen oder ſehen kaun. gt — 
Anm. ‚In der gewöhnlichſten Bedentung eines Glaſes ſich 
darin zu beſehen, ſchon in dem alten Gedichte auf den heil, 
‚Anno, Spiegel, in der Monfeeifhen Gloſſe Spiegal, im 
° Hiederf, Speigel, Speiel,im Schwer, Spegel. Es kann feyır, 
daß es in dieſer Bedeutung aus dem Latein. Speculum ent- 
lehnet worden, wenn es anders ermeisfich iff, daß wir diefes 
Werkzeng der Eitelfeit von den Italiänerir bekommen haben. 
Allein das Wort ſelbſt fcheinet, wegen feines weiten Umfanges, 
der Bedeurung echt Deutſch zu ſeyn. Die Ableitungsſylbe el 
bedentet ein Werkzeug, ein Ding; die erfle Hälfte Spieg aber, 
verrär) .ein Intenfioum von fpähen, welches chedem fo wohl 
feben , . als glänzen bedeutere. Siehe dafjelde , ingleichen 
‚Spiegeln. — 

Die Spiegelänte, plur. die — n, in einigen Gegenden ein Nahe 
me der gemeinen wilden Ante, Anas (ylveliris vera Klein. 
wegen des fpiegeinden Glanzes der Federn. 

Das Spiegelbeden, des —s, plur. ut nom, fing. ein flar 
ches Becken mit einem Spiegel, d.i. einer ebenen Fläche auf dent 

ı Boden, dergleichen Beden die Barbierer zum Zeichen ihrer Kuuſt 

 „auszubängen pflegen, 4 

Sptegelbreun,adj, etadv. eine Artder braunen Farbe zu bes 
zeichnen, welche den gläfernen Spiegeln gleicht, und das Mittel 

zwiſchen ſchwarz braun und Fupferbraun zu ſeyn (einer. Franz. 
“baiämireir. 

Die Spiegeldede, plur. die —n, die Dede eines Zimmers, 

"weiche mit einem einzigen Spiegel, d.i.. einer ebenen Släche, in 





Ir 
—* 
F 


* 





der Mitte gezieret iſt; zum Unterſchiede von einer Selderdede, 
j ⸗ welche mehrere eingefaßte Flächen bat, — = 
Die Spiegeldrufe, plur. die — n, in der Mineralogie, eine 
2 Drufe, welche mit Spiegeln, d. i, glatten, glänzenden Flächen, 
oder vielmehr viereckten Kryftallen, verfehen ift. 
=. Das Spiegeldrz,des— rs, plur. doch nurvon mehrern Arten, 
m die— e,eine Arı Eifenerzes, welches aus glänzenden fpiegelnden 
Filächen beſtehet. 
Die Spiegeleyer, fing. inuſ. S. Spiegelfuchen. 
Das Spiegelfechten des —s, plur..inuf. ein Wort, welches 
vermuthlich ehedem ein Fechten zum Scherz oder zur Übung ber 
zeichnete, jeßt aber nun noch im gem-inen Leben, von einer ver- 
ſtellten Handlung gebraucht wird, welche nur zum Scheine ge: 
ſchiehet, und welche audy wohl eine Spiegelfechterey beißt. 
Friſch erfläret es durch pugnationem adolientationem, 
weil Spiegler wi dem Pictorius Oßentator „ein Prahler 
iſt. Allein in dem Begriffe diefes Wortes iſt nichte von Prah⸗ 
berey befindlih. Es ſcheinet daher entweder ein Fechten mit 
feinem Bilde im Spieael zu bezeichnen, oder auch für Spiel- 
fechten, Spielgefeche zu ſtehen, indem fpiegeln und fpielem 
habe verwande find, Das veraltete Zeitwort fpiegelfechten 
‚gebraucht noch Luther. Was fpiegelficht er dann mit evdichz 
y teten. Worten ? 
Das Spiegelfönfter, des —s, plur. ut nom. fing. ein 
h Fenſter, deſſen Scheiben aus Spiegelglas find. S. pie 









Seſſcheibe. 

Die Spiegel: Solie, plur. die — m, die Folie, oder das dünne 

“= Binnblart, womit die gläfernen Spiegel auf der andern Seite be- 
 deget werden, um ihnen einen dunkeln Grund zu verfhafen. ©: 

E.. Jolie. ; Sa 

Wel. W. 3.4,.T.2. Huf. s 


Spi 194 


Das Spiegelfutter, des — s, plur, ut nom, ſing.ein Fut⸗ 
ter, oder Futteral, einen Spiegel darin zu verwahren. 

Das Spiegelgsen, des — es, plur. die — e, bey den Jägern, 

eine Art Garne mit großen Mafchen oder Spiegeln, welche 
Vierecke oder geſchobene Rauten vorfiellen, und im Stellen offen 
ſteben; das Spiegelneg, ©. Spiegel 4, 

Das Spiegelgewölbe, des —s, plur. ut nom. fing. in der 
Baufunft, ein Gewölbe mit einem Spiegel in der Mitte, d. i. 
mit einer ebenen Fläche. In engeter Bedeutung, ein ſolches Ge⸗ 
wölbe mit einem runden Spiegefz zum Unterfchiede von einem 
Auldengewölbe, weiches einen vieredigen Spiegel hat. 

Das Spiegelglas, des — es, plur. die— gläfer, 3. Das 
Glas eines gläfernen Spiegels. 2. Geſchliffene Glasſcheiben fo 
wie man fie zu den Spiegeln gebraucht, wo der Plural nur von 

mehrern Arten üblid if. Chlar als ein Spiegelglas, bey ‘ 
dem Stryker. . : 

Spiegelglatt,adj.etadv. fo glatt als ein Spiegel, fehr glatt. 

Das Spiegelbarz,des— es, plur. inuf. in einigen Gegenden 
ein Nahme des Öeigenbarzes oder Eolophonii, weil es auf dem 
Bruche eine glänzende fpiegelnde Fläche zeiger. 


" Spiegelbell, adj,et adv. fo dell, als ein Spiegel, ſehr hell. 


Die Spiegelhütte, plur. die — n, eine Glashütte, in welcher 
Spiegel verfertiger werden. 

Spienelicgt, oder Spiegelig,adj. et adv. einem Spiegel ähn- 
lich, ſpiegelnd, im verſchiedenen Bedeutungen des Hauptwortes. 
Spiegelichte oder ſpiegelige Erze, welche glatte, Spiegel oder: 
glänzende Oberflächen zeigen. Spiegelichter Eiſenſtein, Spiegel⸗ 

erz. Spiegelichte Netze oder Garne, deren Mafchen Rauten oder 
Vierecke vorſtellen. 

Der Spiege Karpfen, des — s plur. ut nom.fing. eine Art 
Karpfen, mit großen: goldgelben ſpiegelnden oder glänzenden 
Scäupren. - 

Der Spiegelfaften, des, plür.. ut nom. fing. ein opti« 
feber Kaften, worin durch angebrachte Spiegeleine Sache entwe⸗ 
dee vervielfältiget, oder vergrößert, oder entfernet vorgeſtellet 
wird; Camera catoptrica. 


Der Spiegelfies,des— es, plur, von mehrern Aoten, die —e, 
ein geldlicher'auf einer oder dev andern Seite fpisgelartiger Kies z 
Pyritesfpecularis. - 

Der Spiegelkobalt, des — es, plur. doch nur von mehrern Ar⸗ 
ten, die — e, eine Art Kobaltes’mit einer fpiegelnden over glätte 
zenden Oberfläche, welcher auch Sliegenfiein und Gifterz ger 
nannt wird: ; 

Der Spiegelfuchen, des—s, plur. ut nom. fing. eine im: 
gemeinen Lebenüibliche Benennung der auf Butter geſchlagenen 
Eyer, welche auch Spiegeleyer heißen, weil der Dotter einen ſpie⸗ 
gelnden Glanz bekommt. 

Die Spiegelkunſt, plur. inul. 1. Die Kunſt, Spiegel zum gr⸗ 
meinen Gebrauche zu verfertigen ; in welcher: Bedeutung! eg aber‘ 
nicht gebraucht wird. 2. In der Mathematik iſt es ein Theil der 
Dprif, welcher von den firhtbaren Dingen bandeft, ſo fern fie durch 
Hülfe der Spirgel gefehen werden ;. die Katoptrik. 

Der Spiegelmächer, des — 8, plur.ut nom. fing.derjenige, 
we'cher Spiegel aufden Kauf macht. 

Das Spiegelmaß, des — es, plur. die — e, bey den Jägern, 
das vorgefchriebene Moß, nach welchem: die Spirgel oder Da- 
fen in den Netzen verfertiget werden. 

Die Spietelmeife, plur, $ie—n, ein: Nabme der Brand: oder‘ 
Koblmeife, weil ſie von verfhichenen Farben: ſpieg elt; Parus 
major, Fringillago Klein, Mn 

R Die 


195 Sp 


Die Spiegelmiüble, plur) sieh, eine von dem Waſſer !ges 
triebene Anſtalt, ivd die Spiegel gefchliffen und poliret werden, 


‚Spiegeln, verb..reg. welches in doppelter Geſtalt üblich -ift. 


0, Ms ein Reutrum mit dem Hülfswortehaben, wegen feiner 
glatten und glänzenden Dberfläche dieLichtſtrahlen auf eine merkli⸗ 


che und dem Scheine nach beivegliche Act zurück werfen, befonders- 


„wenn zugleich auch das Bild anderer Gegenſt ande auf diefer Dber- 


. Hläche gefeben wird. Pin fpiegelnder Glanz. Es fpiegele alles _ 


in diefem Haufe. Sie ſchminkte der fpiegelnde Quell, Zachar, 
Auch von Spiegeln. Der Spiegel fpiegele dunkel, ſchief n. ſ. f. 
IS IL Als ein Yetivum. +. Sein Bild in einer glatten, glän« 
‚senden Fläche darfiellen, wo es doch nur als zin Reciprocum üblich 
ii. Ser Baum am Ufer fpiegele fich in dem filberfarbenen 
" Bache. Iugleichen figüelih. run aber fpiegelt ich in uns 
E allen des Serven Blatheit, 2 Cot.2, 18. Dieß Herz, welches 
ſich in den reinſten und ſtillſten Augen ſpie gelt. Sonnenf. 2. In 
engerer Bedeutung, fein Bild in den zurück geiworfenen Strah⸗ 
len einer glatten Oberfläche betrachten; auch nur als ein Recipro⸗ 


cum, dr) Eigentlich: Sich in einem Bade fpiegeln. Sich’ 


“in einem Spiegel fpiegeln, wofür man auch nur fich fpiegeln 
ſchlechthin ſagt. So glatt, daß man fi) darin ſpiegeln konnte. 
(2) Figüelich : ſich an jemanden oder an etwasfpiegeln, es ſich 


Sgur Warnung,ingleihenzum Muſter der Nachahmung dienen lafz' 
(3) In den zuſaminen gefegtenvorfpiegeln hat es.noch eie ® ’derSpige, (S.Speiche.) 
3.Einen Spiegel, d.i, eine‘ 


en, 
& andere Bedentung, (©. daffelbe.) 
glänzende Hoerfläche geben, nurin einigen Fällen. So fpiegeln 
Sie Zuckerbacker eine Torte, wenn fie den Spiegel aus Zucker 
und Eyweiß auf diefelbe bringen. Somih das Spiegeln. 
Anm, Im Riederſ. fpegeln. Bey dein Zeitworte fpahen iſt 
ſchon bemerket worden, daß daſſelbe ehedem nicht allein ſehen, ſon⸗ 
dern auch als ein Neutrum glänzen bedeutet hat. Hiervon ſtam⸗ 
"met vermittelſt der Ableitungsſybe — len, das Iterativum ſpa⸗ 
helen, fpalen, ſpielen her, und noch jetzt wird ſpielen ſehr hãu⸗ 
-fig von zuruck geiworfenen dem Scheine nach beweglichen Licht: 
Krahlen gebrandht ; allerley Fabben fpielen, Durch Verdop⸗ 
pelung des mittlern Hauchlantes entſtehet daraus das Intenſivum 
ſpiegeln, und wirtlich bezeichnet diefes einen ſtärkern Grad der Zu⸗ 
nüdwerfung der £ichtjtraßlen, als ſpielen. (S daffelbe.) _ Dem 
Feiſch zufolge bedeutete fpiegeln chebem auch prabfen, in welchem 
veralteten Verſtande es aber ein Intenſivum von dem alten fpelan, 
weden, zu feon ſcheinet. S. Spiel und Spielen. ER 
Das Spiegelneg, des — es, plur. die—e, ©, Spiegek 
„gar. 


| Der Spiegelrahmen, des —s, plur.ut nom. fing, der Rah⸗ 


‚men, die Einfaſſung eines Spiegels. ö B: 
Der Spiegeleschen, des — 5, plur. die —n, eine Art Rochen 
mit ſpieg Anden Fleden; RajaMiraletusL, Augenroche. 


"Die Spiegelfcyeibe, plur. die — 1, eine Scheibe Gpiegel« 


„glas. 

— Spiegelfchiff, des — es, plur. die — e, ein Schiff mit 
mem Spiegel, d. i. einem platten Hintertheile, zum Unterfohiede 
von den Schaden, Flürten, Galioten und andern hinten rund 
gehaueten Schiffen. j' 

Spiegelfdyimmel, des — s,-plur. ut.nom. fing, ein 

"Schimmel, deffen weiße Örundhaare mit ſchwarzen fo vermifcht 

„find, daß fie gleich ſam fpiegeln, 


Der Spiegelfpath, drs—es, plur. doch nur von mehrern Ars, 


"sten, ie —e, eine Art Spatd), melcher aus'glarten fpiegelmden 


Slattern beftebet, und vermuthlich eben der durchfichtige blätterige 


Gyys ach ift, welcher auch Eipiegelfein, Iraueneis, Selenie 
und ſchon ben dem Plimius Lapis fpecularis genauut wird, 
Der Spiegelfein, des — es, plur, die—e, ©. das vorige, 


2 £ 


das Zeug / d.i. die Mese, welche aus Spiegeln, d.i, vlereckten und 
überhaupt weiten Mafchen beſtehen. S. Spiegelgarn. 


\ 


— 


Das Spiegelzimmer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Zim⸗ e 


"mer, deſſen Wände von oben bis unten mit Spiegeln befleidet find; - 
„das Spiegelgemach. END a Berk le Such, 
Die Spiefe, plur. inuf, ein Nahme des Lavendels , Laven- 


dulaSpica Lian. welche auch wohl N = Nardi - 


genannt wird, Wegen ihresangenehmen Geruches, 

“ Shl, Lavendelöhl. — 
Anm. Dee Nahme iſt aus dem Latein. Spica entlehnet, wel⸗ 
hen dieſe Pflanze vermuthlich wegen ihrer ährenförmigen Blur 


aber Spiek: Pi 


- menfpigen erhalten hat. Da das iin diefem Worte gedehutift,fo 


ſchreibt man es richtiger Spieß, als Spik oder Sid. 
Der Spiefer, des—s, plur. utnom,fing. eine nur im Nie 

derdeutſchen übliche Benennung eines Nagels, I Deichwefen 

- Heigen die großen Nägel und Spitzholzen, womit die Balken nd 
Bohlen zufammen gefüget werden, Spiefer. Noch häufiger ge, 

braucht man e3 von kleinern Nägeln, welche denn durch einenVor- 


ſpieker, Schloßſpieker, Pfennigsfpiefer uf. f. find. — 


ſatz näher beſtimmt werden, dergleichen die Bretſpieker, Catten⸗ 


Anm. Im Holländ. Spyker, Spieker, Spie, in Engl Spi- 


‘ke, Speek, in Schwed. Spik. Es Hat den hecrſchenden Begriff 

Das aleichfals Niederdeutſche Spieker, 

ein Speicher, gehöret nicht hierher, S. Speicher. 

1. Das Spiel, des — es, plur. die—e, ein Wort, welches mue 

in dem zuſammen gefeßten Kirchſpiel üblich if, deu zu einer” 
Pfarrkirche gehörigen Bezirk mie den darin befindlichen Einmohe 
nern zu bezeichnen; im Oberdentfchen die Bichhöre, Biechberde, 


welche zu der Kirche gehören, Niederſ. Kaſpel. Gemeinialih 


erfläret man es hier durch das folgende Spiel, Rede, diejeiia‘ 
gen zu bezeichnen, welche in einer Kirche den ah ; 


«hören gehalten find. Allein da diefe Erflärung zu gezwungen und » 


fprahwideigift, ſo ſcheinet Spiel in diefer Zufammenfegung viel⸗ 
mehr ein Gebierh, einen Bezirk zu bezeichnen, welde Bedeutung” 
denn entweder eine Figur der Bewegung des folgenden Wortes 
ſeyn, ober auch mit Spiele, Spille, Pfahl u f. f. versandt. 


-fepn Fann, zigentlich einen durch Pfähle feinen Grängen nah ber 


fſtimmten Raum zu bezeichnen. Im Bremifchen ift Spal, Sp alt, 
noch jegtein gewiffer Landesbezirk oder Landesmaß, ©, ; 
miſch⸗Niederſ. Wörterbuch. u 


"nur in einigen Bedeutungen üblich ff, das Spielchen, von dem 
Zeitworte Tpielen. ; [ 
12. So fern daffelbe ein unmistelbarer Ausdruck eines gewiffen 
Zantes ift, ift Spiel, B Br, 


(1) *eine Nede, ingleichen eine Geſchichte; vine ſehr alte , 


Bedentung, inwelberSpel,Spela nicht mir ſhon in den älteften 
Deutſchen Denkmahlen, ſondern auch in allen mit der Deutſchen 


as Bre⸗ 
2.Das Spiel, des— es, plur. die —e, Diminut, welches doch 


196 
"Das Spienelzeug, des —es, plur. Sie e, in der Yügerıy, 


u 


{ 


\ 
‘ 


verwandten Sprachen angetroffen wird, Bey den Nottker iſt Spi- 


leuuorto, Schwatzhaftigkeit. Ottfried und andere gebrauchen 
Gotfpel, häufig für Evangelium, als eine buchftäbliche Überfes 
Bung diefes Griechiſchen Wortes, van got, gut, und Spel, Ge⸗ 
ſchichte, Bothſchaft, Erzählung. Doch in diefer Bedeutung iſt 
es ganz veraltet, und nurnoch in Beyfpiel, Gegenſpiel, Wider⸗ 
ſpiel üblich. —— 
(2) Der Klang, beſonders die hervor gebrachten harmoniſchen 
Töne vermittelſt eines muſikaliſchen Juſtrumeutes, eine gleiche 
falls veraltete Bedentung, in welcher Spil Bey dem Ottfried die 
Muſik iſt. Man gebraucht es nur noch in einigen Fallen von ger 


wiſſen mufifalifhen Infirumenten; z. B. das Glockenſpiel. Bey - 


den Soldaten wirddie Trommel hänfig nur das Spiel genannt, 


De x 


> Bindes leiten. 





ae ee 


« ö * * er) x j\ 
2. Der Tambour fpannet fein Spiel zur Reveille. Das Spiel . 


rühren, die Trommel, 


\ | Mit Flingendem Spiele und fliegen ⸗ 
den Sahnen ausziehen. 2 \ 


(3) Lärmen, Getöfe, eine nur im gemeinen Leben einiger 


Gegeuden übliche Bedeutung, Ein graßliches Spiel anrichten, 
Lärmen, Am Niederfähhiichen hat man davon das Intinfivum 
Spalf, ein Lärmen, und fpalfen, lärnen, welches. in Prengen 
ſcherzen bedeutet. N — J 

2, Bon ſpielen, ſich leicht bewegen, it das Spiel, 
(1) Im weiteften Verftande, e ei 
0) Eigentlich, frepe Bewegung und dann eine jede be⸗ 
flimmte Bewegung überhaupt; obne Plural, außer non mehrern 

Arten. Das Spiel des Perpendikels einer Uhr, der Stampfer 
-in einer Stampfmühle u. fof. Das Spiel der Hände eines 

Schaufpielers,die in ſeiner Kunſt gegründete Bewegung? Häus 

de, da dent auch wohl feine Geberden und Geſtus überbaupt das 

Spiel genanntwerden. Jeder Sinn bat feine eigene ſchickliche 

Materie, welche die Serven in das erforderliche Spiel feger. 

(S. Spielraum.) Wenn bey den Jägern die Beige, oded die Jagd 

mit Falken das Sederfpiel genannt wird, fo [einer Spiel. bier 

ein Jagen, eine heftige Bewegung zu bedeuten und mit dem Lat. 
pellere verwandt zu ſeyn. ER 
)Ein bewegliches , ſich bewwegendes Ding; eine nur ins 
einigen Zölen übliche Bedeutung. Ben den Fägern wird dee 
bewegliche Schwanz der Aglafter das Spiel genannt.. Bey 
den Büchfenmachern iſt das Spiel ein ſchmales bewegliches 

Siuck Stahlin dee Nuß, welches "bey dem Abdruden, des 
Sabnes hindert, daß die Stange nicht in die Mittelraſt fals 
len kann; wo aber aud) der Begriff eines Bleches, vom Schwer, 


BR 


108 
a) Gewiſſe duch Regeln beſtimmte Ergeglichkeiten die⸗ 
fer Art, befonders wenn fie daraufabzielen, einen Vorzug oder: 
geſetzten Gewinnſt von dem andern zu erlangen, wo das Wort wie⸗ 
der in verfchiedenen Einfchränfungen der Bedeutung gebraucht. - 
wird, 1. Oft bedeutet dag Spiel, ohne Plural, oder das Spielen 
‚sollective, alle Befchäftigungen diefer Art, befonders fo fern fie. anf 
die Erlangung eines Gewinnfles von dem andern abaefehen find, 
Das Spiel fir unerlaubf halten, Das Spiel haffen.. Im 
Spiele glücklich ſeyn. ‚Dem Spiele ergeben feyn. =. Noch 
öfter wenden darunter befondere durch ihreXegeln beftimmteXrien 
verftanden. Glüdsfpiele. Das Rartenfpiel, Brerfpiel, Schach- 
fpiel, Würfelfpiel, Begelfpiel, Pfänderfpiel, Sombre:Spigl, 
Picket⸗Spiel uf. f- Ein Spiel ſpielen. 3. Sugteicyen ,. bey 
jedem Spiele Einer Art, die dazu gehörigen Handlungen big zur 


Eunſcheidung des Vorzuges oder Gewinnſtes Zwey&pieleBilliard 


x 


Spjäll, ein Blech, und dieg von fpellen, fpalten, ingleichen | 


einer Spiele, oder Spille, Statt finden kann. Bey den Sägern 
“ werden auch die Federlapyen das Sederfpiel oder das Spiel 
flechthin genannt. , Auch die zufammen gebundenen Feder fit» 
tige bey der Falkenjagd, womit man den geworfenen Falken 
wieder an fihlodt, werden. ohne Zweifel aus eben derfelben Ur— 
fache das Spiel oder Sederipiel genannt, Es fcheinet, daß nach 
einer noch weitern Figue Spiel ehedem auch ein lebendiges, d. i. 
fich ſelbſt bewegendes Gefchöpf bedeuiet Habe. Denn das Fe⸗ 
derwildbrät wird noch jest bey den Jägern das Sederfpiel oder 
Sesergefpiel genannt, wohin denn auch Windfpiel, d.i. Wind» 
Bund, gehören würde. 
(2) In engerer und theils figürlicher Bedeutung: iſt das 
Spieleine Bewegung und Befhäftigung, welche ausfeiner andern 
Abſicht als zum Zeitvertreibe oder zur Ergegung des Gemüthes 
unternommen wird, * a 
u (a) Im weitern Verſtande, mo alle Befchäftigungen diefer 
Art Spiele genannt werden können. Indeſſen ſcheinet es, daß 
man jege nur noch diejenigen mit diefem Worte benenne, welche 
mit feinem eigenen Nahmen verfeben find; denn Spazieren geben 


“ oder reiten, fechten, tanzen, jagen, u, ſaf. werden jet nicht mehr 


Spiele genannt, obgleich die Ritteripiele noch unter diefem Nah⸗ 
men befannt find, Das Schattenfpiel, die Belufligung des Ge⸗ 
mäthes vermittelft gewiſſer duch den Schatten hervorgebrachter 
Figuren, Ein Bind infeinem Spiele ſtören. Die Spiele eines 
Das Soldatenfpiel, Gänfefpiel u.ff. In‘ 
noch weiterm Verftande iſt das Spiel, doch ohne Plural, noch 
zumeilen fo. viel alsein Scherz, in welcher Bedeutung es ehedem 
noch gangbarer war. Sein Spiel mit jemanden haben, ‚feinen 
Scherz. Rechtſchaffenheit, Gewilfen , alles ift ihm nur ein 
Spiel. Sonnenf. 
46) Inengerer Bedeutung von beſondern Arten folder 
Beſchãftigungen. * 


ſpielen. Ein Spielchen machen oder fpielen, es ſey nun im der 
Karte u. ſ. f. Geld auf das Spiel ſetzen. Es flehen zehn 
Thaler auf den Spiele, es wird darum geſpielet. Mein ganzes 
Glud eher auf dem Spiele, figürlich, es kommt dabey auf mein 
ganzes Ölüd an. Ein Spiel gewinnen, verlieren. Das Spiel 
it aus, if zu Ende, Daher die figüclihen R. A. wo Spiel ein 
jedes Öefchäft bedeutet. Die ſand mit im Spiele haben, bey: 
einer Sche mit wirkſam ſeyn. , 
Gott hat die Sand im jeden Spief,. 
Bald gibe er wenig und: bald viel, Can. 

Sich mit in das Spiel mengen, in eine Sache. Jemanden mie 
in das Spiel miſchen. Laſſen fle das unſchuldige Schickfal 
aus dem Spiele, Leſſ. 4. Der Zuſtand jedes Spielenden in 
Anſehung des Spieles. So ſagt man z. B. in den Kartenfpielen, 
man habe ein gutes, ein ſchlechtes Spiel, wenn man gute oder 
fHlechte Karten bat... Jemanden ſein Spiel verderben. 5..&0 
viel Hülfsmittel oder Werkzeuge als zu einem Spiele jeder Art 
gebören. Lin Spiel Karten. Zwey Spiele Kegel. Drey 
Spiele Würfel, a) Die nach getoiffen Regeln eingerichtete Nach⸗ 
ahmung menſchlicher Handlungen, fo fern fie zur Beluſtlgung an— 
derer dienet, Im Oberdeutfchen fagt ınan daher noch, indag _ 
Spiel geben; allein im Hochdeutſchen ifi es für fich allein veraltet, 
Defto gangbarer iſt es hingegen in denZufammenfegungenSchaus 
fpiel, Trauerfpiel, Lufifpiel, Vorspiel, Hachfpiel, Zwiſchen⸗ 
fpiel, Poffenfpiel, Singefpiel, Schäferfpiel u. ff. 

Anm. Im Niederſ. Spell. ©. Spielen,. - | \ 


Die Spielart, plur. die —en. 1. Die Art und Weife, wie van 


fpielet, in verfchiedenen Bedentungen des Zeitwortes.. Die Spiel: 

art eines Dirtuofen, 2. Inder Raturgefchichte ift die Spiels 

art, ein natürlicher Körper, welcher ſich nur durch zufällige Ab⸗ 
weichungen von den übrigen Körpern ſeiner Art unterfcheidet, 5.8, 

durch die Farbe der Blume, ihre gefüllte Beſchaffenheit, u ſ. f. 

weil die Natur in ihrer Hervorbringung gleichſam ſpielet. 


Das Spielbret, des — es, plur. die—er, ein Bret, ſo fer: 


es dazu dienet, gewiffe Spiele, 3. B. Würfel, Dame, Schach 
u. f f. darauf zu fpielen, 


Die Spieldode, plur sie—n, eine Docke oder Puppe damit 


zu fpielen ; die Spielpuppe,. PR RI 


Die Spiele, plur.die—n, ein in manchen Fällen des gemeinen 


Lebens für Spille übliches Wort, einen: zugefpisten Körper, be⸗ 
fondersein zugefpigtes Holz zu bezeichnen, Die. Spielen in ei= 
nem Bienenflode. Bey den Fägern werden die Lappreifer „oder: 
die kleinen dünnen mit Haken verſehenen Stangen, womit die Lap⸗ 
pen geſtellet werden, gleichfalls Spielen genannt. Die zarten: 
Kiele der Federn an dem Geflügel, fo lange fie noch in der Haug: 
fisen, heißen im Niederſãch ſiſchen, wo. diefes Wort überhaupt ein«- 
beimifch zu ſeyn ſcheinet, Spielen, ©, Spille, % 
.2 Spielen 


199 ‚Si 


Spielen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle 


das Hülfswort haben befommt. Esift, fo wie alle Zeitwörter, 
‚eigentlich eine Hnomatopdie, welche fo wohl den Laut derStiikme, 


‚als auch den mic gewiſſen Feichten Bewegungen verbundenen Lant 


nachahmet, und herirach, nach einer ſehr gewöhnlichen Figur, diefe 
und andere Ähnliche Bewegungen ſelbſt ausdrückt. 
1. As ein ammitteldarer Ausdruck eines gewiſſen Lautes, wo 
es mit bellen verwandt iſt. R 
(2) *Bon der menſchlichen Stimme, für reden, ſprechen; 
eine jetzt veraltete Bedeutung, wohin das Angelf. ſpellan und 
Zeland ſpialla, erzählen, das Engl. to lpell, buchſtabieren, 
und ohne Ziſchlaut auch das Lat. pellare, in appellare; 
compellare undinterpellare gehören. i 
' En Bon dem barmorifchen Laute fo wohl der menfehlichen 
Stimme, als auch mufifalifchee Werkzeuge. Bon der menich- 
Fichen Stimme iſt es gleichfalls weraltet, doch ſcheinet das Griech. 
Larrsım ſingen, mit dieſer Bedeutung verwandt zu ſeyn. 


Fest bedeutet es nur noch barmonifche Klänge auf einem mu⸗ 


ſikaliſchen Inſtrumente hervor bringen. Auf der Violine, 
auf der Begel, auf dem Slügel, auf dem Llarieren. 1. f. 
fpielen, wo es doch nur von gewiffen fanft klingenden Juſtru⸗ 
menten gebraucht wird , deun von Trompeten, Voſaunen, 
Pauken, Scommeln urd andern ſtark Flingenden MWerkzeign 
gebraucht man diefes Zeitwort nicht gern; woraus bey nahe 
zu erhellen ſcheinet, daß fpielen in diefer Bedeutung zunächft 
nicht fo wohl den Klang, als vielmehr die leichte fchnelle Ber 
wegung der Firger oder Hände ausdruckt, da es’ denn zur 
folgenden Bedeutung gebören würde. Wenn das muſikaltſche 
Auffeument in der vierten Endang mit diefem Zätworte dere 


dunden wird, die Laute, Sie Violine, die Slöte, das Ela: 


vier n.f.f. fpielen, fo bedeutet ſolches nicht allein, gegenwärs 
tig harmonifche Laute auf diefen Inſtrumenten hervor brinden, 
fondeen auch überhaupt, Fertigkeit befigen, auf diefen Juſtru⸗ 
menten harmonifche Mlänge bervor zu bringen. Gut, ſchlecht, 
vortreffiich fpielen. Ein Lied, eine Menuet u.f.f. fpielen. 
Line Spielubr fpielen laffen. j 

(3) *2ärmen, ein Betöfemachen, eine veraltete Bedeutung, 
von weldherin einigen gemeinen Mundarten noch das Zeitwort 
ſpalken übrig iſt, welches lärmen, raſen, in Preußen aber fchers 
gen bedeutet, 


- 2, Als eine Nahahmung des mit gewiffen Bewegungen ver⸗ 


bundenen Lautes, da es denn dieſe Bewegungen ſelbſt bezeichnet. 
(1) Bon gewiſſen heftigen Bewegungen, da es mit fallen, 


wälsen, BaArsıw, pellere u. f.f. verwandt ift. Io [pilota in 


theru muater, und hüpfte na der Mutter Leibe, Ottfr. Es if 
in diefer Bedeutung nur noch ineinigen Fällen üblich, So fagt 
mät; eine Mine fpielen laſſen, für ſpringen. Mit Morfern 
auf eine Sedung ſpielen, fir ſchießen. Ein Gang, unter wel- 
dem die Sturmbocke gegen die Mauer fpielten. 

(2) Bon gewiſſen leichten und freyen Bewegungen, deren 
eigentlicher Ausdruck diefes Zeitwort gnfepn ſcheinet. Die Lat. 
Veies, velox; volaren. f.f. find damit verwandt. 

(a) Eigentlich, Das Pferd fpiele mit Ser Zunge, mir 
dem Gebiſſe, wenn es diefelben häufig und frey bemeget. Die 
Sahne fpielen laſſen, fliegen. Sanft fpielt ein leichter Wins 
aufsem vergoldten Teich, Willam. Der Henker fpieler ein 
gutes Rad, wenn er esleicht und gefhicht zu führen weiß. In 
der Mechanik wird diefeg Zeitwort febr häufig von der freyen un⸗ 
gehinderten Bewegung eines Körpers in einem beſtimmten Raume 
gebraucht. Die Zapfen des Rades sder der Wellefpielen in ih— 
ter Pfanne, wenn fie ſich frey in derfelden herum drehen. Das 
Riedblatt muß inder Lade des Webers fpielen (beweglich feyn), 


I» 


weil es font zerbricht. Dabin gehoren allem Anfehen nach auch 


diefigürlichen Ausdrücke. Jemasden ctwas in die Hand, aus _ 
der Hand fpielen, es ihm auf eine brhende, unmerkliche Arc in 


die Hand, ans der Ha -d bringen. Eine Sache ins Weite fpie: 


Ien, fiezu verlängern fuchen. Er ſucht es dahin zu ſpielen, 


dapu.f.f.esdabin zu bringen, Einen frommen Betrug , je 
menden eine Lift, einen Poffen, einen böfen Streich fpielen. 
Bankerott fpielen, machen. Wenn er bankrott gefpielt‘, fo 
wird mein Gut noch wahren, Opitz. Wo es doch in einigen 
Fällen auch eine Figur der folgenden Bedeutung ſeyn kann. 

Er (6) In engerer Bedeutung iff fpielen, eine Bewegung, 
und in weiterm Vertande eine Vefchäftigung zum Zeitvertreib 
oder zur Ergesung vornehmen. —— — 

a) Überhanpt,ws es doch, fo wie Spiel, nur dom“ 
ſolchen Befchäftiaungen diefer Are üblich ift, welche feinen eitenen 
und befondern Nabmen haben, Wit den Singern, mie einem 
Dapiere, mit einem Stäbchen fpielen, mit einem jungen Zunz 
de fpielen. Kannſt du mit dem Leviarhan fpielen, wie mit 
einem Vogel? Hiob 40, 24. Die wilden Thiere fpielen, V. 
15, Das Kind fpielt mir Ser Puppe, Aus der Tafıhe fpielen, 


wunderbar icheinende Veränderungen durch die Geſchwindigkeit 


der Bewegung und vermittelft einer Tafche hervor bringen, : (©. 
Tafchenfpieler.) Mit jemanden unter dem Hutlein, unter dem 
Mantellein fpielen, figürlich, in einer boſen Sache mit ihm ein» - 
verſtanden feon, eine von einer ehemahligen Art betrüglicher Tas 
febenfpiele bergenommene Figur. Im gemeinen Leben wird es 
auch noch häufig für ſcherzen gebraucht, daher ſagt man auch 
figüeli ‚mit der Religion, mit_einem Eide, mit der Tugend 
fpielen, fie ‚als bloß zut Beluftisung erfundene Dinge behandeln, _ 
Nach einer andern Figur, wo der Begriff der Beluſtigung vers 
ſchwindet, und dagegen der Begriff der Mannigfaltigfeirmerktih 
hervor flicht, fagt man, die Klaturfpiele, wenn fie zufällige . 
Veränderungen unter den Geſchöpfen bervor bringet, (9. Spiel: 
art undTaturfpiel.) Das Glück ſpielet oft wunderlich, wenn es 
manniafaltige Veränderungen hervor bringet-Die Weisheit Gotz 
tes fpielet auf dem Erdboden, durch die Mannigfaltigkeit ihrer 
Werke und VBeranflaltungen. h FEINE 

P) Befonders von einigen eingelnen Arten folcher bloß auf 
die Zeitverfürzung oder die Ergesung abzielender Handlungen. 

- 2, Gewiſſe durch Regeln beftimmte Handlungen diefee 
Artvornehmen, umvon einem andern einen gewiſſen Vorzug oder. 
Gewinnſt zu erlangen. Der Nabme des Spieles ſtehet allemahl in 
der vierten Endung. Bin leichtes Spiel fpielen. Zwey Spiele 
fpielen. L’gombre, Pier, Schach , Billiard u. ff. fpielen. 
Am Dberdeutfchen auch wohlin der zweyten Verſteckens fpielen, 
der-blinden Rub fpielen,. Das Werfjeug oder Hülfsmittel des 
Spielens erhält oft das Borwortin. In der Rarte, im Brete 
ſpielen. Seltener das Borwort mir, mit Würfeln fpielen, wofür 
mandod lieder würfeln fagt. Zuweilen ſtehet es auch in der vier⸗ 
ten Endung. Kegel fpielen, Ball fpielen, Um Geld, um Pfän= 
der fpielen. Sehr hoch fpielen, um vieles Geld. Falſch fpies 
Ien, ehrlich ſpielen. Sich arm, fich veich fpielen. In engeren » 
Bedeutung iffin manchen, befonders einigen Kartenfpielen, fpies ' 
len dem paffen entgegen gefeget. Ich fpiele nicht, fondern 
paffe. ; 


2. Menſchliche Handlungen nach gewiffen Regeln zur 
Beluffigung anderer nahabmen. (1) Eine Komodie, eine Tras 
gödie fpielen. Heute wird nicht gefpidler. Der Acteur if 
ranf, uns kann nicht fpielen oder mitfpielen. Seine Rolle 
gut, Schlecht Spielen, auch figürfich von der Art und Weite des 
Betragens in einen übernommenen Geſchäfte. In engerer Bedeu⸗ 

. { ‚sung - 
















ung iſt jemanden fpielen, ibn in einem Schauſpiele Lächerlich mas 
5 ‚den, Schon Notker nennt das Schaufpielbass Spilehus. (2) 
Figürlich, wo es für vorftellen, feyu wollen, und zuweilen für 
5 Wirflich ſeyn gebraucht wird. Den Herren fpielen, einen Herren 
4, worflellen, ſich in feinem äußern Betragen, wie ein Derr geberden. 

© Baum aus dem Slügelkleide fpielt fie fehon ſtolz die Da= 
— me, Zadar.’ 
Ich glaube, du ſpielſt den Freygeiſt, Leſſ. Es if eine ver 

wirrte Sache, bey der ich eine fehr ungewiſſe Perſon ſpiele, 

Gellert. 
* - (3) Figürlich wird ſpielen auch hãufig von glänzruden Kör⸗ 
pern gebraucht, wenn ſie die Lichtſtrahlen auf eine den Anblicke 

nach bewegliche Art zurück werfen. Geſchiehet die ſes Zurückwer⸗ 

fen in einem hohen Grade, fo daß zugleich das Bild der umſtehen⸗ 

den Gegenſtände mit vorgeſtellet wird, fo wird ſolches durch das 
‚Äntenfive fpiegeln ausgedruckt. Dein ſpiluder augen glatt, 

der von Öliers, Der Demant fpielee Schön. Ein fpielender 

Glanz. Befonders wenn die zurück geworfeuen Lichtſt rahlen meh- 
rere Farben zeigen, —— 

Des Körpers ſeidner Anzug ſpielt 

Bunt, wie ein Taubenhälschen, Zbeiße, 
Wie ſpielt die fHone Blafe nicht 
So bunt am goldnen Sonnenlicht! eben dert. 


In welchem Verflaude es denn auch wohl von Körpern gebraucht 
’ wird, welcheeben feine glänzende Oberfläche haben. Die Larbe 
nn fpielt ein wenig in das Gelbliche. Das Niederſachſiſche fpelder 
N. nij, völlig neu, gehöret vermuthlich auch hierber, ſo daß es mit 
bein Hochdeutfchen funkel neu gleich bedeutend iſt. & 
Sp auch das Spielen, denn das Hauptwort die Spielung iſt 
nicht üblich. 
Anm. Jin Riederf. fpelen, im Schwed, Tpela. Das die Ono⸗ 
matopdie des Lautes bier die erfte und eigentlichſte Bedeutung iſt, 
heller unterandern auch aus andern Sprachen. So ift 5. 3. 


in allen Bedeutungen unſers Spieleng gebraucht, außer in der 
legten ves Ölanzes nicht. In dieſer iſt indeffen dir Figur fehr bes 
greiflih, indem eine ipielende Oberfläche die Lichtftrahlen wirt, 
lich aufeine bewegliche Art zurück wirft. In dem Oberd koſt⸗ 
ſplelig, koſtbar, viele Koften verurfachend, gehöret die legte Hälf- 
te nicht hierher, ſondern zu fpielen, jest ſpillen, verfpillen, vers 
ſchwenden. — 


Der Spieler, des — s, plur. ut nom, fine. Fänin, die Spie- 


tes, düßer inder legten des Glanzes. Die auf muſtkaliſchen Ans 

firumenten fpielende Perfonen heißen Spieler; im gemeinen Le— 

ben und von g:ringen Perfonen Spieleute, Muſtkanten. Dre 
Schauſpieler, Brerfpieler, Tafchenfpieler u. f.f. In einem Katz 
, tenfpiele, u. ff. if in engerer Bedeutung der Spieler demjenigen 
entgegen gefegt, welcher paßt. Nach einer andern Einfchränfung 
ift der Spieler derjenige, welcher aus dem Spielen um Geld fein 
Di vornehmſtes Gefchäft macht, bey welchem das Spielen zur Leiden» 
ſſchaft geworden iſt. 


Die Spielerey, plur. die— en, nur in dem erſten Falle der zweh⸗ 
j ten Hauptbedentung des. Zeitwortes, eine bloß zur Belaſtigung 
oder zum Zeitvertreibe vorgenommene Handlung, inaleichen ein 

bloß aus diefer Urſache hervorgebrachtes Werk; rin Spielwerk. 


Das Spielgeld, des — es, plur. doch ner von mehrern Sums 

: mei, die — er. Geld, um welches man ſpielet, welches im 
Spiele gewonnen worden, zum Spiele beſtimmt ift, 2. In einis 
gen Gegenden bedeutet es auch dasjenige Geld, welches den Töch⸗ 


lerxinn, eine fpielende Derfon, in allen Bedeutungen des Zeitwors 


das £at.ludere mit unferm Laut und kaute veriwandt, und wird - 


* 


Spi 202 


fern bey ihrer Ausſtatiung außer dem Heirathsgule une der Aus⸗ 


frattung mtrgegebun wird, um es zum Spiele oder andern Fleisen 


Bedürfnifen anzuwenden. N 

Der Spielzefell, des — en, plur. die — en, ein arißten Theile 
veraltetes Mori, eigentlich denjenigen vongleitem Alter zu bis 
zeichnen, mit welchem man ſoirlet, den Gefpielen, in weiterer 
Bedeutung aber auch einen jeden Ramerad. 

Der Spielgraf,. S. Exbfpielgraf, ; 

Der Spielhahn, des —es, plur, die — hahne, ein Nahme des 
Birkhaͤhnes oder Laubbabnes, Tetraotelrix L. deſſen Weib⸗ 
hen dag Spelhuhn genannt wird. Etwa von feiner Stimme? 
oder vonder Bewealichfeitfeines Schwanzes ? oder and) von feir 
nen spielenden ſchwarzen Federn ?- In einigen Gegenden auch 
Spill hahn. 

Das Spielbaus, des — es, plur, die — häuſer, ein Haus, in 
welchem gefpieler wird. So nennet Notker das Schaufpielbaus 
Spilehus, An üblichften ift es jest von einem Haufe, welches 
dazn beftimmt if, zur Erlangung des Vorzuges oder eines Gewinns 
fes in demſelben zu fpielen, oder wo haufig in diefer Abſicht ger 
fpielet wird. 

Die Spieljacht, plur. die — en, inden Seeftädten, eine zu Spar 
zierfahrten beſtimmte Jacht, ©, Fach. 

Die Spielkarte, plur, die —n, Karten, dei. gemahlte Blätter, 
zum Spieler, zum Unterſchiede von der Landkarte u.f.f. Dft 
wird es auch im Singular colective gebraucht, mehrere zu einem 
Spielegebörige Karten zu bezeichnen, ein Spiel Karten. 


Der Spielleuchter, des —s, plur, ut nom. fing, eine Art 
Heiner Leuchter, welche auf den Spieltifchen gebraucht werden, . 


damit fie nicht vielen Plaß einnehmen. - — 


Die Spielleute, fing.inuf, S. Spielmann. 

Der Spielmagen, S. Spillmagen. 

Der Spielmann, des—es, plur. die— manner, und—leute, 
eine Perfon männlichen Gefchlechtes, welche fpielet, mo es im ger 
meinen Leben in verfchiedenen Bedeutungen üblich. ı. Ein Mur 
fifant, d. i. derjenige, welcher ein Handiverk darans macht, at 
dern zur Luft aufzufpielen, beißt ein Spielmann, und im Pfüral 
Spielleute ; welchen Nahmen auch die Muſtkauten bey den Regi⸗ 
mentern bekommen. Bringe mir einen Spielmann, 2 Kön. 3, 
15. Die Spielleute geben den Sängern nach, Pf. 68, 16. Fie 
Anfteumentitten befferer Art iſt ve, fo wie das gleich bedeu- 
tende Muſtk nt, zu niedrig,indem man folche Lieber Aruflcos, 
und, wenn fie eg verdienen, Virruofen nennet. 2. Ein Schaus 
ſpieler heißt noch bin und wieder im gemeinen Leben gleichfalls ein 
Sr elmann, ſchon im Schwabenf. Spilman und in Plural 
Spillüte. Der Plural Spielleute Fann in beyden Fällen auch 
von Werfonen beyderlen Geſchlechtes gebraucht werden. 

Der Spielraum, des — es, plur. die — räume, in der Medas 
nik, derjenige Raum; in welchem ſich ein Körper frey und unge» 
hindert beweget; in einigen Fällen auch die Sucht. Der Per: 
pendifel einer Uhr muß in dem Uhrgehäuſe den gehörigen 
Spielraum baben. Eine Thür hat zu viel Bpielraum, went 
manam Rande durchfeben kann. Der Spielraum in einer Des 
fiflier-Blafe, der leere zum Auffteigen der Dünfte nötbige Naum. | 
In der Artiller ie iſt es der Raum zwifchen der Mündung des Stüs 
Fes und den großen Zirkel der Kugel, die daraus geſchoſſen wird, 
and wird daſelbſt auch der Windraum, Luftraum, die Spielung, 
das Windſpiel genannt. Die Bombe bat in dem Arörfer zu 
viel Spielraum, wenn fiessicht die gehörige Größe hat. Niederf. 
Speeltaum, von fpielen, fich frey beivegen, \ 

Die Spielfäche, plur. die — m Saden, d.i. Geräth, damit zu 


fpielen, doch nur in dem erften Falle der zweyten Hauptbedentung. 
N 3 ; Spic 


er 


* 


Epielfachen der Binder, weldhe man auch set das Spiels 


zeug: nenuet. 


. Die Spielftunde, plur. die — n, eine von denjenigen Stuns _ 
den welche zum Spielen augewendet wird, zum Spielen be⸗ 


ſtimmt iſt. 
Der Spielte ler, des — s, plur: ut nom. fing. von fpielen, 


fo fernesum Gerwinuftes willen geſchiehet, ein Teller, das Geld- 


oder: die Marken bey dem Spielen darauf zu legen. 


Der. Spieltisch, des— es, plur. die — e, im eben diefer Ber 
deutung, ein befonderer Tifch,, allerley —— — Karten⸗ 


ſpiele darauf zu ſpielen. 


Die Spieluhr, plur. die —en, —— welche vermittelſt die 


ner Walze mufifglifche Stüde fpielet. 

Das Spielwerk, des —es, plur. dier—e, ein Werk welches 
im Spielen oder durch Spielen hervor gebracht worden, in dem 
‚erften Falle der zwenten Hauptbedeutung des Zeitwortes, Zuwei⸗ 
Ten und zwar collettive and ohne Plural wird es auch für Spiel: 
Tachen, Spielzeug gebraucht, ſo wie es im Nieder ſachſi ſchen auch 
die Muſik bedeuten  - 


"Das Spielzeug, des —es, plur; inul. ein Collectivum, Siehe: 


Spielfahe. 

Das Spier, des — es, plur. die, Diminut. Spierchen,. 
Oberd. Spierlein, ein nur in den gemeinen Mundarten, beſonders 
Niederdeutſchlandes, übliches Wort, eine jede kleine und zarte 
Spitze, beſonders an den Grasarten zu bezeichnen, Engl. Spire, 
Schwed. Spiraz daher es denn daſelbſt auch figürlich von etwas 
ſehr Wenigem gebraucht wird. Nicht ein Spier, nicht das min⸗ 
deſte. Lin Spierchen Brot, ein wenig. Es iſt mit Speer ge⸗ 
nau verwandt, ©. daſſelbe 

Die Spiere, piur. die—n, ein nur in der Schifffahrt, Befonders 
Niederdentſchlandes, übliches Wort, Enden von Maſtbäumen 


zu bezeichnen, welche vorn und Hinten an ein, Schiff befeti« 


get werden, den Brander davon abzuhalten. In einem ans 
dern Verſtande find die Spieren eben daſelbſt kleine Stangen, 
welche vermittelt. eifeener Ringe an die Segelftangen des gro⸗ 


Ben und Vordermaftes befefliger werden , um: die Benfegel bey. .. 


ſchwachem Winde an- feldige anzumachen. Gleichfalls alsein 
Verwandter des vorigen, fo daß fich zugleich der Begriff der 
Länge mit einfchleicht. 


Der Spiering, des— es, plür. die— e,. in: einigen Gegen». / 


den, ein Rahme des: Stintes, Salmo Eperlanus Zinn. Spier= 
Ing; vermuthlich auch wegen feines fleinen zarten Körpers. In 
endern Gegenden wird die’ ade Spiering und Spierling: 
gerannt. 

Die Spierſchwalbe plur. sie—n ‚in einigen Gegenden ein 
Kabine der großen Schwalbe mit kurzen Füßen, welche an Kir⸗ 
Gen end alten Gemäirern niſtet, und daher auch Kirchſchwalbe, 
Mauerſchwalbe und Steinſchwalbe genannt wird, In einigen 
Gegenden nur Spiere, Sprir, Holländ. Spyre.. Vielleicht ſo 
wie Sperling,, wofür ehedem auch ur Spar üblich war, wegen 
der: zwirfcehernden Stimme, zumahl da ihr Rahme nut in-einigen 
Gegenden wir klich Spirkſchwarbe lautet, von ſpirken, zwitſchern. 
(S. Sperling) Dem Friſch zu Folge heißt auch die fleine Mewe 
in einigen Gegenden Spiere, vieleicht aus einer ähnlichen Urfache, 


fo. da Spier, Spar u. f«.f. ehedem ein Rahme aller Fleinen 


zwitfcheenden Vögel gewefen zu: ſeyn ſcheinet. 

Der Spieß, des — es, plur, die—e, Diminnt. das Spieß⸗ 
den, Oberd. Spießlein, ein jederlanger dünner mit einer Spitze 
verfebener Körper, befonderg fo fern er beſtimmt iſt; etwas damit 
zu Reden, 


meinen Lehen vieler Gegenden noch ein Spieß. In der: Haushal⸗ 


1, Im weiteften Verſtande, in welchem es doch nur 
in einigen einzelnen Fallen üblich iſt. Ein Splitter heißt im ge⸗ 


— 

esse. SS: 

tung iſt ein Spieß, eine Feine dünne fpigige Stange von Eifen 
oder Holz die gerupften Lerchen daran zi zu ſtecken und zu bratengein . 
Leripenfpieg? Kin Spieß Lerchen, foviel als man zufammen 
auf einen folchen Spief zu ſtecken pflegt. - Der Bratſpieß, ift ein 
ähnlicher aber größerer Spieß. Der Lichripieß,lange dünne zus 
gefpigte Stäbe, die Dochte zu den Lichten im Lichtziehen darauf 
zu veihen. Bey den Fägermwerden die erften Stangen dus Hits. 
ſches ohne Enden, und bey einigen auch die Geweihe des Rehbockes 
Spieße genannt. (S. Spießbod, Spießer.) 2. In engerer 
Bedeutung, eine Art eines Gewehres, welches aus einer ſcharfen 
Spitze an einem langen Schafte beſtehet, und ehedem bey den 
Soldaten ſehr üblich war, nach Beſchaffenheit der Umſt ande aber 
auch Speer, Lanze, vellebarde und ſo ferner genannt wurde, 
Die heutigen Kurzgewehre oder Spontons der Unter⸗ und Ober⸗ 
Dffieiers dee Fußvölfer find noch ein Überbleibfsl davon. (S, auch 
Bothenſpieß, Judenfpieh, Knebelſpieß, Wurfſpieß u. ſ. f.) 
Er lauft noch mit dem erſten Spieße, fagt man von einem jun⸗ 
gen Menſchen der aus Mangel der Erfahr ung noch unbedachtfam 


oder unbefonnen handelt, entweder als eine Anfpielung auf die 


Spieße, d.i. das erſte Geweih, eines jungen Hirfches, oder auch 
-von Spieß, fo fern es im verächtlichen Verftande von einem 
langen Degen gebraucht wird, die Unbeſonnenheit eines noch nicht 


lange mir dem Degen wehrhaftgemachtenFinglinges. zu bezeichnen. 
Figürlich iſt bey den Buchdruckern der Spieß ein fehlerhafter Ab⸗ 


druck eines gegoffenen Spatii, wegen einiger Apnlichfeitinder, 


Geſtalt. 
Schilter Spiz, im Schwed. Spellſe, im Niederſ. mit der gewöhne ö 


lien Bertaufchung des s und t, Speer, Spitt, im Schwed.Spett, 


"Spets, Spiut, im Zsländ, Spiot, im Engl, Spit. Im trat, if 
Spiedo, ein Bratfpieß. Es fann feine Verwandtſchaft mit Spi 
Be, Spaten und allen. ähnlichen Wörtern nicht verläugnen, e 
Speer und Spige. 
Die Spießänte, plur. die—n, eine Yrt wilder 4 mit ee 
nem fenercotben Kopfe, und einem fpigigen Schwanze, welden 
doch nur das Männchen hat; Anasfera ı2 oder Cauda acu⸗ 
taKlein. Spisfhwanz. 


Der Spießbaum, &es— es, plur. die — Bäume, im Berge ⸗ 
baue, der lange ſenkrecht ſtehende Baum in dem Göpel, um wel» 


hen fich die ganze Vtafihine drehet. Bey andern findes die lan⸗ 
gen Hölzer am Göpel, "welche ihm die Rundung geben. . 


gern, ein Rehbock, welcher das erſte Mahl auffeket, und alfo nur 
nod) Spieße ohne Enden hat. S. Spieß und Spieß hirſch. 
Der Spießbürger, Ses—s, plur, ut nom, fing, eine ehce⸗ 


mahlige Benennung.derjenigen Bürger, welche mit Spiegen be⸗ 
maffnet waren, zu Fuße dieneten, und auch Glefenbürger. biegen, 12% 


Seht gebraucht man es nur immverächtlihen Ver ſtande von einem 
jeden geringen Bürger, vieleicht weil man zuden Spießbürgern 
nur die armiſten und untauglichiten wählete, dagegen die. reichern 
beſſern zu Pferde dieneten. S, auch Philiſter. 


Die Spießdruſe, plur. die — n, ©, Nadeldruſe. 


Anm. In dem. alten Fragmente aufCarln en Großen beydem - 


I 


& 


Der: Spießbock des — es, plur. die — böde, bey ‚den Ja⸗ — 


— 


Das Spießeiſen, des —s, plur. ut nom. fing, der elſerne 


over ſtählerne ſpitzige Theil eines EN zum Unter ſchiede von 


dem Schafte. 


1, Spießen, verb. reg. ‚neutr. weldes. das Hülfswort: haben * 


erfordert, und eineunmitselbare Nachahmung desjenigen Lautes 


iſt/ wolchen man am häufigſten durch bitten oder piſten ausdruckt. 


Die Jäger gebrauchen es vornehmlich von dem Laute, der Saſel⸗ 


hühner, wenn fie fich zufammen rufen, oder zur Begattung loden, _ 


wo aber auch pitten üblich iſt. Daher d as Spießen. 


ER Spikes: — 






Er 8. Spiesen, verb. te act, auf. etnt foiöiges als Auf * 
en, Einen Milferhäter pießen, eine in Aien übliche 


Hintern getrieben wird. Einen Suofch fpiefen, ihn an einen; 
“_ gefpisren Stab ficken. Ein Chier-fpießer fich, wenn es, * 
SBSoſpiel, über einen zugeſpitzten Pfahl ſpringen will, und ſich den⸗ 
ſelben in den Leib ſtößt. Die Jäger gebrauchen es auch von den 
Birſchen, wenn ſie mit ihren ſpitzigen Geweiben ſtoßen. Bey eben 
denfelben iſt ſpießen in noch weiterer Bedentung, eine Art der 
Verbindung j zweyer geſprungenen Leinen, da ſelbige aufgedrehet, 
zuſammen geſtoen und mit einem Bindfaden umwunden werden, 
* welches auch ſchaften genannt wird. 
x Spießer/ des —ꝰ plur. ut nom, fing, Geo den Jagern, 
ein junger Hirfch, welcher das erſte Mahl aufſetzet, und daher nur 
Spieße ftatı dee Gehörnes bat, der Spießhirfch. (S. Spieh:) 
Im mittlern Lateine Brokettus, von Broca, Suanzöf.Broche, 
“ein Spirp. 
Die Spießuerte, plur. die —n, eine dünne mit einer Spike 
perfeberte Gerte, dergleihen man zum Reiten gebraucht ; im ges 
meinen Leben die Spießrurbe, S. dieſes Wort. > 


x 


einem Spieße aewaffneter Soldat, fo fern er mit und neben einem 
andern zugleich dienet, in Rückſicht auf denfelben ; ein Kamerad, 
Commilito. Jetzt gebraucht man es nur noch zuweilen von eis 


böfen und verächtlichen Verftande, von dem Theilnehmer, Gehůͤl⸗ 
fen, Mitwiſſer in einer böfen Sache, ohne Zweifel von den Aus⸗ 
ſchweifungen, welche diefe ebedem ohne heutige Zucht lebende Sir 
daten begingen, 
Das SpiefigIas, des—es,plur.car. ein halbmetalifdjes mit 
„Schwefel vererztes Mineral, deffen Halbmetal unter dem Nah⸗ 


ſchwarzgraue Farbe und ein fpiefiges-oder ſtrahliges glänzendes 


glas, fo wie es theils in der Ratur gefunden, theils aus den 
- Berg und Erdarten geſchmelzet wird, Unter dem Rahmen Spieß⸗ 
. glas verfichet man im gemeinen Leben, theißs dag Spiekglaserz, 
: " stheils duch den aus demfelben gefhmolzenen aber noch mit dem 
eguliniſchen Theile verbundenen Körper. 

Anm. Im Böhmifhen gleichfalls Sipisgläs.bep en Plinius 
Stibium. Grid. ana, welcher Nahme gleichfalls die Spitzen 
oder Stifte zu bezeichuen ſcheinet, woraus das Gewebe die ſes Kör⸗ 
5.0 perg beſtehet. Der heutige Lattiniſche Nahme Antimonium iſt 
Angetwiſſen Urſprunges. Irgendwo ward in allem Ernſte behaup⸗ 

tet, Baſilius valentinus habe bemerkt, daß die Schweine, wenn 


Er ſey dadurch auf den Einfall gekommen, ſeine Mitmönche auf 
eben die Art damit zu mäften, weil fie aber an, dieſer Eur 
insgeſammt gefiorben, fo habe er daraus den Schluß gemacht, daß 
dieſes Mittelzwarden Schweinen aber nicht den Mönchen heilſam 
ſey, und esdaher Anutimonium, 9, i, Monchenzift genannt, 
. Für einen ſcherzhaften Einfall gehet diefe Ableitung Hin; allein im 
Er nſte kann fie auch um deß willen nicht Statt finden, weil dieſer 
J Nahme älter iſt als Zaſtlius Valentinus, und fchon bey dem 
N “ Conftantinus Africanug gefunden wid, welcher um 1 100 lebte, 
* Spießglasblüthe, plur. inuf. im Bergbaue der Nahme 
eines ftrabligen, kryſtaͤlliniſchen Spießglaserzes, welches zuweilen 
wie Wolle angefchoffen ift, gemeiniglich aber mehrere Farben ſpie⸗ 
let; Flores Antimonii, Spießglasblume, welcher Ausdruck 
abre auch die Blumen des in einer Retorte deſtillirten Spießglaſes 
A kaun. S. Blume, 


* © gar cafe, da dem Verbrecher eimgugefpister Pfahl Auch Be 


Der, Spießgefell, des —en, plur. die—en, eigentlich ein mit 


nem jeden Mitgeſellen oder Kamerad, doch am häufigſten nur im 


mendes Spießglaskeniges befannt ift. Es hat gemeiniglic) eine _ 


: Geivebe, welches denn auch der Grund feiner Benennung iſt, deun 
Glaß bedeutet eigentlich einen glänzenden Körper. Rohes Spieß⸗ 


ſie Spießglas gefreſſen, heftig purgiret und hernach fett geworden. 


Spi— 206 
Die Spieß glasbutter plur. car, iu der. Gbemie;rotes Spieß: * 
glas, welches durch die Deſtillation mit einem ägenden Queck ſilber⸗ 
Sublimate zur Couſiſtenz der Butter gebraucht worden;Butyrum 
Antimonü. 
Das Spiefglaserz, des— es, plur. doch nur von mehrern 
‚Arten, die —e, der mit Schivefel vererzte Spießglasföntg/ fo. 


‘tie er in diefer Geſtalt im Bergbaue gewonnen wird, Minera 
Antimonii.. 


Der Spießglanefilg, des —es, plur. doch nur von mebhrern Ars 


sen, die — e, in den Apothefen, cine Art von Effig, welcher ang 
‚dem Spieß glaserze durch angeſprengtes Waſſer erhalten wird; 
Acetum Ahtimoni. 

Das Spießglasglas, des — es, plur. inul. ein rothbrauner, 
‚etwas durchfichtiger glasartiger Körper, welcher aus dem Spieß 
glaskönige nach vorher gegaugenet Röſtuug bereitet wird, ;‚Vitrum 
‚Antimonii. 

Der Spießglaekönig, des—es, plur.inuf. ein weißes ford 
des und firenaflüffiges Halbmetall, weicher. aus dem Spießglas⸗ 
erze geſchmelzet wird, und alsdann als ein König, d.i. in eoni⸗ 
ſcher Geſtalt, in dem Schmelztiegel zurück bleibt. (S. Rinig.) 
Einen andern eigenen Nahmen bat dieſes Halbmetall nicht. 

Die Spießglasleber/ plur. doch nur von mehrernAsten,die—n, 
in der Chemie, ein feberfarbenes Product, welches durch die Ver⸗ 
puffung des Spießglaſes mit aleichen heilen Salpeters entſtehet; 
‘Hepar. Antimonii. ©. Leber.  , 

Des Spießglasohl, des —rs, plur. doch nur von mehrern 
Arten, die—e, eben dafelbff, in Säuren 'aufgelöfere Spleßslas⸗ 
butter ;Oleum Antimonii. 

Der Spießglao: Rubin, des— es, plur. die —e, eine Art 
xubinfarbener Spießglasleber; RubinusAntimonialis, Mag- 
neliaOpalmia. 

Der Spießglasſaffran, des —es, plur..doch nur von mebreen 


= Acten, die—e, eben dafelbft, ein faffranarsiges Product, welches 


mun echält, wern man die Spießglasieber mit Waſſer wäfhsurs 
trocknet; Crocus Antimonii.“ - ı 

Der Spiefiglaefchwefel, des— 8, plur.inuf, a. Derjenige 
Schwefel, welchen das Spießz glas bey ſich führer, mit welchem der ° 
— vererzet iſt. ©. Im gemeinen Leben wird auch 
sein hochgelbes aus dem Spieß gafe bereitetes Pulver Spieß glas⸗ 
— genannt; Sulphur Autimonii. 

Das Spießglasweiß, lubfi. indecl, plur. inuf. eine weiße 
dem Bleyweiß ähnliche ans den: Spießglafe bereitete Arzeneh, wel⸗ 
sheden Schweiß treiber; fchweißtveibendesSpießglas,Antimo, 
nium diaphoreticum, Cerufla Antimonii, 

Der Spießglaszinnober, des —s, plur. inul, eben dafelöf, 
eine fhwärzliche Maffe, welche ſich in der Defillation der Spieß, 
glasbutter fublimiret, und durch das Heiden fo roth wie Sinnober 
wird, Cinnabaris Antimonii,- 

Des Spießhaar, des — es, plur. die—e, an den Hunden 
uff. Haare, welche fleifer als gereößulich find, und den Schwein 
borſten gleichen. 

Der Spießbabn, des — es, plur. die—hähne, in der Land⸗ 
wirt hſchaft, ein Hahn, welcher weder fräbet, noch zur Sucht diene 
lich if, und daper bloß für den Bratſpieß beſtimmet gi fopr 
fheinet. 

Der Spießhirſch, des—es, plur. sie, ©. Spießer. 

Spieftii, —er, — ſte, — et adv. ı. Aus Spießen oder 
langen Spigen befichend. ” Das Spießglas, der. Zinnober.u.f.f. 

“haben ein ſpieß iges Gewebe. 2. Im gemeirin Leben mancher 
Gegenden iſt ſpießig, diere, befouders fehlerhaft dürre und zer⸗ 
brechlich, vielleicht als eine Figur von eincan Fangen dünnen Spieße, 
oder auch von irgend einem andern Stanıme, Spießiges —* 
bey 


= 207 Spi ——— = 


bey den Gächern, welches nicht — gegärbet wor den, und da⸗ 
her hart und glaſig iſt. 

Der Spießfüchen, des— 8, plur. ut nom. fing. ein Butter 
gebadenes, welches vorzüglich in Meißen gangbar ifl, und aus 
Butter, Rahm und Mehl beftehet, welche an einem Bratſpieße 
gebaden werden, 

Die Spießlerche, plur. die — n, ein Nahme der geidelerche, 
vermathlich, weil ſie ambäufigiten gebraten gegeſſen wird. 

Der Spießnagel, des — s, plur. die — nägel, eine Art 
kleiner Nägel von beftimmter Größe, weil unter andern auch 
die langen Nebeneifen des Spieprifens damit an den Schaft 

genagelt werden, 

Die Spiefrutbe, plur. die — n, die Spießgerte, befonders fo 
fern diefe Ruthen zur Beſtrafung der Soldaten gebraucht werden. 
Durch die Spießrurben laufen, wofür man nur Spießruthen 


laufen fagt, von den in Reihen geftellten Sobdaten mit folhenRus 


then gehauen werden, welche Strafe auch das Gaſſen laufen ge⸗ 
naunt wird. Im Schwabenfp. beißt eine Spießruthe Spisholz. 

Der Spießtreiber, des —s, plur. utnom, ling. in einigen 
Gegenden ein Nahme des Bratenwenders, es ſey felbiger num ein 
Menſch vder auch eine Mafchine, 

Die Szießw:rrzel, plur. sie —n, an den Gewächfen, die Haupts 
vonrzel, wehyı Femeiniglich zugefpist ift, und gerade unter ſich in 
die Erde gehet; die Pfahlwurzel, Herzwurzel, Sanprwursel, 
bey den Weinftöcden auch wohl die Pfeilwurzel. \ 

Der Spiefizahn, des — es, plur. die — zahne, ein fpigiger 
oder zugefpigrer Zahn; der Sundszahn, weil die Hunde ſolche 
Zehne Haben. 

Spik, Spiker, S. Spiek u.f.f. 

Der Spillbaum, S. Spindelbaum und Spille. 

x. Die Spille, plur. die—n, von fpalten, eine Art gelber 
Pflaumen, ©: Spilling.. 

2. Die Spille, plur. die —n, Diminut. das Spillchen, ein in. 
den gemeinen Sprecharten für Spindel ſehr gangbares Wort, 
weiches fo wie diefes theils den Begriff der Spige, theils aber auch: 
der Länge und Ründe hat, wozu noch zuweilen des Begriff der Ber 
wegung nın die Achfe kommt. ». Mitdem herrſchenden Begriffe 
der Spise, iſt die Spille ein zugefpigtes Hölzchen, welches man 
wie einen Kräuſel zwifchen den Fingern dee rechten Hand herum. 
drehet/ daranf zu fpinıien ; im Hochdentfchen die Spindel. (©. 
Spillmagen.) Au dem Woll⸗ oder Schweizervade zum Wolifpine 
ner find. die Spillen ähnfihedünne Hölzchen, woranfdie Baum⸗ 
wolle gefponnen wird. Im Jagdweſen find die Spilfen kleine jpits 
zige Plöde, das Wachtelgarn damit zu befeftigen, daher fie auch 
Spieße und Pfahlhölzchen beißen, In einigen Gegenden beißen. 

die Ähren, welche gerade in die Höhe ſtehen, Spillen,, uud das: 
Se ıwortfpillen bedeutet alsdann indie Ahre ſchoſſen. Im Engl. 
iſt Spill, ein Zapfen, Raael, im Ztgl._ Spillo, fo wohl cine 
Et: dnadel, als auch der Zapfeı an einem Fafe.. Die Spille am 
Leiterwagen, welche quer durch die beyden Arıne und durch die: 
Deich ſel gehet, um beydegufammen zu halten, fcheiner gleichfalls 
ein Ragel zn. feon, oder doch urfprünglich geweſen zu feyu. 2.. 
Mudem Haupibeariffeder Länge und Ründe iſt die Sp:ITe in ſehr 
vielen Fällen eine Welle oder Walze, welche, wrnu fie groß und 
dick iſt uch wohl ein. Spill baum genasınt wird. - So ıft.die Spik 
fe anf den. Schiffen eine bewegliche Wille, den: Aufer damit hin 
auf zu winden, da deun auch die ganze Maſchine, welche vigent: 
fi eine Winde ſt, die ſen Ragmen führer. _ In einem andern 
Rertandr find vie Spillen die Stangen auf den Maſten, von ek 
Eondir Flang: mund Wenpel wehen/ wo aber auch der Begriff der 
Spitze Statt findet. Bey den Bergleuten werden diejenigen eiſer— 
nen. Stangen, woran. die Kunſt ſtangen hefeſtiget Jad, Spiken 


— 


— 208 
‚genannt, Ein Knochen des Borderarmes, welchen einer Kadfpeiche 
gleicht, wird fo wohl die Speiche als die Spille genannt. Bey 
den Nadlern heißt der zu den Nadeltnöpfen aufgefponnene Draht 
die Spille, welcher Rahme vermuthlich zunächft demjenigen 
Drabte zufonint, wotauf dieſer Knopfdraht gefponnen wird. 
(S. Spill enſchneider.) Bey den Steinfchneidern find die Spik- 


Ien egelförmige Zapfen , welche die Scheibe zum Schueiden | 
Und. jo in andern Fällen mehr, in welchen man im 


tragen. 
Hochdeutſchen und in der auftändigern Sprechart fieber ‚Spins 
del gebraucht. 

Anm. Es iſt nicht aus Biefein Spindel zufammen —— ſon⸗ 


dern ein eigenes aber doch nur im Endlaute verſchiedeues Work. 
Speiche, Speer, Spier, Spfeß, Spitze u f.f. find alles Wör⸗ 


ter Eines Stammes, in welchen theils der Begriff der Spige, 
tbeils der Länge und Dünne, ıheils auch der Bewegung um die 


Achfe, und folglich auch der Ründe, der herrſchende ift. Spile - 
ift ein Intenſtvum von Speil, Niederf. Spieler und Spuhle, wo 
elle u.f.f. ver⸗ 


„mir ohne Borlaut auch Beil, Pfahl, Pfeil, % 
> wandte‘ find. 


Spillen, verb. reg. act. welches nut im dem sufammen gefegten a 
verfpillen, zerfpillen üblich iſt, welches theils unnüg_vereingelm, 
und dadurch verlieren; theils auch verfhwenden beztufek; oe 
‚dafjelbe.) Es ift in" diefer Bedeutung fehr alt, -Senn-fihon. 


bey dem Kero it ipildanter, verſchwenderiſch, Das An— 
gelj. [pillan, Engl. to ſpill, Shwed, und Isländ. Ipilla, ha⸗ 
ben eben Meib 


Koſten verurſachend übrig iſt, und zu ſpalten, im gemeinen Leben 
fpellen, zu gehören ſcheinet. 
Das Spillenholz, des — es, plur. inuf. das Holz aller. ders 


jenigen Bäumeoder Stauden, welche zu Spillen oder Spindeln. 


brauchbar find; z. B. des weißen Ahorues. S. Spinvelbaum. 

Der Spillenfiyneider, des —s, plur. ut nom, fing, ben den 
Nadlern, derjenige Arbeiter, welcher die Spillen, d, i. den aufe 
gefponnenen Knopfdrabt zerſchneidet. 

Der Spillbabn, ©. Spielhahn. 

Der Spilling, des —es, plur.. die —e, ein Nahme einer fehr 
gemeinen Art Planmen, welche entweder ganz gelb, oder gelb und 
roth, oder auch weiß find, eine längliche, noch häufiger ‚aber eine: 
runde Geſtalt haben, und mit einer vorzüglich tiefen Spalter verſe⸗ 
ben find; in einigen Gẽgenden Spille, im Oberd. Spanling, im 


Niederſ. Spelje, Spelt, Speltje, im Böhm. Sfpendliky. Das 


her der Spillings baum, der dieſe Frucht träget. 
Anm. Friſch leitet den Nabmen von Spille, Spitze her; allein, 
da diefe Art Pflaumen gemeiniglich rund, wenigſtens nicht fo länge 


Lich ais andere Arten find, fo fcheinet der Nahme wohl von der 


merflichen Spalte, (im gemeinen Leben ift fpellen, fpalten) oder 
auch von der hellen weißen oder gelben Farbe berzurübren, in wel⸗ 


&emi:green Zulle eu zu fpielen, glänzen, gehörenwürte, & 


Spelt. 

"Der Spillmagen, des—s, plur. ut nom.fing.ein im Hodi- 
deutfchen veralteles Wort, einen Verwandten von der Spillfeite, 
d. i..von der wuiblichen Seit, zu bezeichyen ; von Mag, ein Ver⸗ 
wandter, und Spilie, die Spindel, ein altes Sinnbild des weibli⸗ 
‚ben Geſchlechtes. Niederſ.Spillmagen. 

"Die Spillfeite, p lur, die — n ein eben fo ſchr veraltetes Work 
die weibliche Ochte oder Linie in den Geſchlechtsregiſtern zu bes 
zeichnen, im Niederſ. nur die Spille ſchlechthin. 


TDer Spindt.des— sg, plur. inul, cine Pflanze, deren zu Muß 
erkochte Blätter eine angenehme und gefune ziühlingsfoeife indz .- 


Spivacia Lira. im gem:inen Leben auch Spinerfh, Binctſch, 
Niederſ. Spinalie, Holland. Spiügtip, Ital. — —— 
2 


e Bedeutung. Spillen ift ein. Ansenfivum von eis - 
nem veralteten fpielen}welches noch in dein Oberd. Folifpielig, 











de 






TUR 





3 


. begeichnen; Niederſ. Spind. - 


; dern Fällen mehr. 


— 


Eipinäcas, Fran. Efpinart, Epinars, Engl. Spinage: € 


iſt in Jialien einbeimifeb, und bat von daher auch feinen Rabmen 


# gebracht, welchen er ohne Zweifel wegen feiner langen, wie 

‚ein Pfeil zugefpigten und mis Heinen Spitzen beſetztru Bläster, 
oder auch wegen feiner Hacheligen Samenhülſe bekommen bat, 
fo dag derfelbe als ein Verwandter von Spina, dem Dberd. Spa: 


a nel, eine Nadel, und Spinselangefeben werden nıuf. Wegen ei» 


niger Ähnlichkeit in der Geſtalt wird auch eine Art des Anıpfers, 
Kumex Patientia Lirn. welche jonft Monchs⸗ Khabarbar 
heißt, Engliſcher Spinat genannt. 

Spind, des — es, plur. die — e, in rinigen Gegenden auch 
die Spinse, plur, die —n, ein nur in einigen Provinzen, bes 
fonders Niederdeutfchlandes, üblihes Wort, einen Schranf zu 


Solange dann und wann und Spinde Markiſch it, Can. 
Es iſt mit Spint, ein Getreidemaß, Sponde, Span und in Span⸗ 


bett u. ſ f. Ein und eben daſſelbe Wort, und bezeichnet eigentlich 


"ein Behältniß, einen eingeſchloſſenen Raum, S. 2 Spint. 
Die Spindel, plur. die —n, Diminut. das Spindelchen, ein 
Wort, welches in der auſtändigern Spr: hart fr das gemeinere 
und mehr Niederd. Spille üblich if, und fo, wie diefes, fo wohl 
den Begriff der langen dünnen Spige, als auch der Bewegung um 
feine Achfe hat. 1. Mit dem herrſchenden Begriffe der langen 


5 ‚bünnen Spigeift die Spindel in vielen Fällen ein langer dünner, 


entweder an Einem oder an beyden Enden zugefpigter Körper, 
Bon diefer Art iſt die Spindel, deren man ich noch in einigen Ge⸗ 
genden, ‚befonders Dberdeurfihlands zum Spinnen bedienet, 
welche ein fpiß zulaufendes Hölzchen iſt, welches man ziwifchen den 
Fingern der rechten Hand berum dreht, wo es aber Auch unmitzel- 
bar von fpinhen abftammen faun, ein Üerfzeng zum Spinnen zu 
bezeichnen. Mit der Spindel, an der Spindel fpinnen, 
Da klatſcht, da kümmert ſich das alte Arädelweib 
"In jener Rodenzunft um alle Spindelgrillen, Günth. 

Drey unerbittliche Schwettern (die Parcen) haben das Leber 
dey Menichen auf ihrer Spindel. Die fpigigen Leimrutben der 
Bogelfteller find gleichfalls unter dem Rahmen dee Spindeln ber 
Tannt. Die Spindel an einen Thurme ift der dem Scheine nad 
{pigig zulaufende lange Baum, worauf der Knopf befefliget wird, 
‚Yrd foin andern Fällen mehr, wo es mit dem Dberd, Spänel, 
eine Ravel, dem Lat, Spina, Punctum, Pinne, u, ff. verwandt 
it. 2. Mit dem herefhenden Begriffe der Bewegung um feine 
Ach ſe, il es ſo wohl eine um ihre Achfe bewegliche Welle, als auch 
eine Achfe, um welche fich ein auderes Ding in einer ſchraub nför⸗ 
migen Linie beweget. Von der legten Art iſt die Spindel inder 


| . Mechanif,d,i. einejede Welle, um welche eine Schraube geführ 


setwird, Aneiner Wenbeitreppe ift es die ſeulkrechte Säule, um 
welche die ganz: Treppe berum gebet, welche au) wohl der monch 
genannt wird, welchen Rahmen in den Schneckenhäuſern auch die 


kleinere Säule führet, am welche die Gänge gewunden find, Zur 


erfien Art beiveglicher Wellen, gehören die horizontalen Spindeln 
der Drechsler, dasjenige, was ſie drech ſeln wullen, daran zu befes 
Rigen, da man denn Klebſpindeln, Schlagfpindeln, Kingfpins 
deln u. Sf. hat. 


auch der lange dünne Knochen des VBärderarmmes, Radius, füh⸗ 
yet, welcher auch Die Speiche und die Spille genannt wird. Bey 
den Radlern heiptder Drabt, worüber der Knopfdraht gefvonuen 
wird, fo wohhdie Spilleals die Spindels Und fo in hundert ans 


Anm. Im Engl. Spindle,im Schwed Spindel, welches aber. 
auch eine Spinne bedeutet. In Auſehung der longen dünnen Spitze 


iſt es von Spilfe, Speer, Spie , Spige uff mar im Endlane 


} m. 4,Ch,2 Aufl. 


Der fenivechte Baum des Göpels, worin der 
Korb und die Trifft geben, beißt. die Spindel, welchen Rahınen 


\ £ ® i 2 4 ar 
> — SH‘; ; 
verſchieden. Wac aber den Begriff der Bewegung um die Ach ſe 

* Berif f ift es in Anſehung deffelben ein naher Verwandtervon 
winden. ; 

Der Spindelbaum, des — es, plur. die — baume. 1, Eine 
Spindel in Geſtalt eines Baumes, d, i, eine große Tange und ſarke 
‚Spindel, von welcher Art die Spindel in dem Göpel der Berg⸗ 
leuteifl. 2. Ein Baum, deffen hartes und feſtes Holz vorzügli 
su Spindeln für das weibliche Geſchlecht gebraucht wird, im ge 
meinen Leben Spill baumz in welchen Verftande mebrere Bäunie 
und Stauden diefin Nabmen führen, z. B. der-gemeine weiße 
Ahorn, Acer Lizn. im gemeinen Leben Spillbaum, Spiel⸗ 
baum, Spuhlbaum, deſſen Holz auch Spindelholz genannt wird; 
der Evonymus europaeus Linze. welcher, weil fein Holz ze 
Zwecken für die Schufter gebraucht wird, and Zweckenholß 
beißt, Franz. le Fufain, 

Die Spindelbirn, plur. die—en, eine Art ziemlich großer; 
baugjiger und etwas herber Birnen ; Rautenbirn. 

Das Spindeliraut, des — es, plur. inuf; bey den Schriftſtel⸗ 
lern des Pflangenveiches, eine in dein füblichen Europa einbeimir 
ſche Pflanze, Atractylis Linn. vielleicht wegen der mit Spitte 
delmoder Strahlen verfehenen Blumenblätter. 

Die Spindelpreffe, plur. die —.n, eigentlich eine mir einer 
Spindel oderSchraubenfpindel verfehene Preffe, in weichem Ver⸗ 
ſtande aber die meiften Preffen diefen Nahmen verdienen würden. 
In engerer Bedentung ift es eine Art Weinpreſſenn, wo eine blöge 
E pindel zwiſchen ihren Nadeln und Krangbölzern geher, und auf 
den darunter gelegten Sag drudet; zum Unterſchiede von einer 
Baumpreffe, welde mit Ziwingbäumen verfehen ift, die Wirkung 
der Spindel aufdie Schwellen und Drudbäume zu verflärfen, 

Der Spinselwirtel, des — g, plur. ut nom. fing. da, wo mar 

ſich der Spindel zum Spinmen bedienet, ein -Wirtel, d.i, dickes 
Hing, welcher unten an die Spindel geftedht wird, das Gleichger 
wicht im Drehen dadurch zu erhalten, - 

Der Spinell, ves—es, plur, die— e, der Nahme eines- {eher 
blaßrothen Rubines, welcher faft.in das Weiße fälle; ans dem 
mittlern Lat. Spinellus. | ä 

Das Spinett, des— es, plur. die— er, rine Art eines Cla⸗ 
vieres, wo die Saiten mir bekielten Spigen gefchlagen werden 5 
aus dem Jtal. Spinetta, | 

Die Spinne, plur. die —n, Diminut. das Spinnen; Oberd. 
das Spinnlein, eintungeflügeltes Infer mit acht Augen, ache 
Füßen und Warzenam Hintern, aus welchen fie die Faden zu ih⸗ 
vem Gewebe ziehet; Aranea Linn, f | 

Der Blick, in welchem ſchlau 
Der Argwohn gleich der finſtern Spinne lauſcht, Weiße. 
(S. Erdſpinne, Garten ſpinne, Kellerſpinne Kreuzſpinne uff): 
Einige große Arten find unter dem Nahmen der Banker bekannt, 
(S-diefes Wort,) Wegen einiger Ähnlichkeit werdermaud einige 
andere Inſecten, welche Fein Gewebe verfertigen, Spinnen: ge» 
nannt, wohin die langbeinige Spinne, Phalangium.Linn. be; 

- einigen Neuern dev Weberknecht, und die Waſſer ſpinne gebören.. 

Arm. Bey dem Notker Spinnu, im Öfterreih, Spinnerinn,, 
im Engl, Spinner unt’Spider, (im Griech. omas, webrn),. 
Sie hat den Naben von fpinnen, weilihr Gewebe ibr vorzüge: 
lichſtes Unterfheidöungsmerfmahtift.- 

Spinnefeind, adj. et adv. im höchften Grade feind, todtfeind,, 
je feind als-die Spinnen einander, oder auch den Fliegen: find.. 
Dir Spinnen findin. der Raturgefobichte wegen. dev: Frindſchaftt 
befannt, welche fie gegen ihr eigenes Geſchlecht tragen. 

Spinnen, yerb, irreg, Imperf. ich ſpann, (im gemeinen Lehen: 
ich fponn?, Esnj. ich ſpaune, Gm gemeitten Leben ich Henne); 
Mittelw. geſponnen; Vnper. ſpinne. Es wird fo wohl abſolute 

and 


210 


211 S 
amd in Geſtalt eines Neutrius mit dem Hülfsworte haben, als 
au active mit der vierten Endung gebraucht, und bedeutet, 
Aus einem weichen und fafetigen Körper einige Faſen aus“ 
—* und ſelbige zu Fäden zufammen drehen. An der Spindel, 
an einem Rade fpinnen. "Sich mit fpinnen nähren. Grob, 
av, fein fpinnen. Iſt es ein Actionm, fo fönnen fo wohl die ger 
ſponnenen Fäden, als auch dieMaterie, woraus fie gefponnen wor» 
den, in dee vierten Endung firhen: Einen Flaren, einen groben 
Saden fpinnen.- Garn fpinnen, Wolle, SIachs, Werrig , Sei: 
de fpinnen, nämlich zu Garn oder Fäden, Der Seidenwurm 


fpinnet fich felbit fein Grab. Beine Seide bey einer Sade - 


spinnen, figürlih, feinen Nutzen, feinen Vortheil davon haben, 
Sprichw Es ift nichts fo Flein gefponnen, es Pommt endlich an 
der Sonnen; (an die Sonne ;) oder wie es Canig ausdende: 
Es wird nichts fo Flein gefponzen, 
Das der Sonnen 
Endlich unverborgen bleibt. 


In anſpinnen und entſpinnen bat e3 auch die figürliche Bedeu⸗ 


zung des Anfangens und Entfteheng. 2. Mit dem herrfchenden Bes 
sgriffedes Drebens und Windens. Tobaf fpinnen, die getrockne⸗ 
ten Blätter des Tobakes zu langen runden Sträßnen zuſammen dres 
hen. (8. Tobaffpinner.) Die Radler fpinnen den Rnopfdrabt 
aufeineSpindel,wenn fiedenfelben vermitselft einesRades ſchnell 
über diefelde winden, auf welche Art auch die Gold- und Silber: 
fpinner den Gold⸗ undSilberlahn auf feideneFäden fpinnen. Das 
Spinnen der Knopfmacher ift von noch anderer Art, obgleich auch 
eine Art eines ſchnellen Bewindens oder Umwindens dermittelſt eis 
nes Rades. Gefponnene Bnöpfe. Heu fpinnen, es in Bündel bins 
den. So aud das Spinnen. 


Anm. Es ift ein fehr altes Wort, welches fchon bey den: Ulphi⸗ 


Las und im Angelſ. [pinnan, bey dem Ottfried Spinnen, im Rie⸗ 
derf. gleichfalls fpinnen, im Engl. to pin, im Schwed. und Is⸗ 
länd. (pinna, im Dän, fpinde, und im GriehNobne Zifchlaut 
rigen lautet, wo audı Pyrıov, ein Faden, und wyog, ein Gewebe 
iſt Bas doppelten in der Vitte deutet aufein Jurenfivum, In 
der erften Bedeutung fcheinetes ein Intenfivam von gran, ziehen, 
(5. Spannen,)zufenn; allein in der zwepten ſticht der Begriff 
des Windens deutlich hervor, befonders des ſchnellen Bewindens 
vermittelſt eines Rades. Indeſſen kann es auch in beyden Fällen 
eine unmittelbare Onomatopdie des mit deu Spinnen — 
Lautes ſeyn. 

Spinnenfeind, S. Spinnefeind. 

Das Spinnengewebe, des— 8, plur. ut nom. fing. das Be 
webe einer Spinne, welches fie, wie ein Netz ausfpannt, Fliegen 
" und andere Infecten darin zu fangen; i im gemeinen Leben die Spin⸗ 

- newebe. Seine Hoffnung if wie eine Spinnewebe, Hiob- en 
14. - Ihre Spinnewebe taugt nicht zu Bleidern , Ef, 59, 6. 
Bey dein Notker Wuppen der Spinna, Nieder. Spinnewop» 
pe, Engl, Cobweb, Schwed, Spindelwäf. 

Bas Spinnenfraut, des — es, plur. inuf. ein Rahme der 
. Zaunblume, Anthericum Linn. befonders des ramoli, vers 
muithlich weil ſich die Erdfpinnen gern auf und unter vdenfeben 
aufhalten, 


Die Spinnenlinie, plur.die —n, in = Mathematik, eine 
befondere Art einer aus geraden und krummen Linien zuſammen 
gefeßten Linie, welche einem Spinnengemwebe gleicht, 


Ser Spinner; des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die Spin- 
nevinn , eine Perfon, welche fpinnet, befonders wenn das Spin⸗ 
nen ihr vornehmſtes Geſchäft ift. So auch im den Zufammenfeguns 
gen Seidenfpinner, Wollſpinner, Gold: und Silberfpinner, 
Tobafsfpinner uff; 


DR SH | a 


Die —— plur. Sie— en. ı. Die Art und Weiſe zu‘ 


ſpinnen; ohne Plural. 2.Das Spinnen, als eine Geſchicklich⸗ 
keit, als ein Gewerbe betrachtet ; gleichfalls ohne Plural. Die 
Spinnerey verſtehen. 3. Eine Anftalt, wo. in Menge geſpon⸗ 
nen wird, 

Die Spinnewebe, plur. Sie—n, (&. das Spinngewebe) In 
der Jägerey iſt das Spinnewebengarn eine Art hoher Netze, wos 
‚mit auf Repphühner und andere Vögel geftellt ı wird. Ve 

Der Spinnhafen, des — s, plur, ut nom. fing. 1. In der 
Landwirtdfchaft, ein bötgernes Werkzeug mit einem Hafen, vers 
mitgelft deſſen die Landleuteihre Seile fpinnen. 2. Ein Hafen von 
Draht der Spinnerinnen, den abgeriffenen Faden. wieder durch die 
Spule zu ziehen. 


Das Spinnbaus, des— es, plur. die— häufer, ein Haus, 


welches beftimme ift, darin zu fpinnen. Beſonders eine Art Ars 
beitshäufer, worin liederliche Weibsbilder zum Spinnen angehals 
ten werden, und welches gemeiniglich mit einem Zuchthauſe ver⸗ 
bunden if, 

Die Spinnhütte, — die—n, im Seidenbaue eigene Hütten“ 
von Hobeljpänen auf dem Gerüfle der Seidenwürmer, in welche 
die letztern gethan werden , wenn fie ſich einfpinnen wollen. 

Die Spinnichte, plur. die—n, ©. Spinnfiube, er 


Die Spinnlaus, plur. Hie—läufe, eine Art Blattlänfe, welche 


auf den Lindenblãttern wohnen, und die Bäume der Glashäuſer 
mit einem faft unfichtbaren Gewebe überſpinnen. 

Die Spinnmübhle, plur. sie—n, eine durch Näbder getriebene. 
Mafchitie, mehrere Fäden zugleich mir Lahn darauf zu befpinnen, 

Das Spinnrad, des — es, plur. die—räder, ein mit einem 
Rade verfehenes Geftell, Flachs, Hanfoder Wolle Dermigtelft deſ⸗ 
ſelben zu Faden zu ſpinnen. Im Osnabrück. wehl, — ira 
von Welle, 

Die Spinntaüpe, plur, die—n, ©. Spanranpe, — 


Der Spinnrocken, des — 5, plur. utnom.ing. ein Roden . 


zum Spinnen, di. dieum einen Cylinder gewundene Materie, 
„welche zu Fäden gefponnen wird; Niederf, Spinnwoden, Wo: 
cken, ©. Roden. 

Die Spinnfeide, plur, inuf. eine figürliche Venennung einer 
Art des Atlaßerzes, oder kryſtalliniſch angefchoffenen grünen $ Kus 
pfererzes, wenn es mit langen Kryſtallen angefchoffen ift. \ 

Die Spinnftube , plur, sie—n, eine Stube, welche zum Seins 
nen beſtimmt ift, worin gewöhnlich gefponnen wird. „Auf dem 

- Lande in Meißen wird das Spinnen des Gefindes durch aefell 
fhaftliche Freunde gewürzt, um das Schlafmachende diefer einförs 
migen Arbeit zu vermindern, Jedes Dorf wird daher in Anſehung 


des Spinnens in mehrere Gefelfchaften vertheilt, deren jede. aus 


vier Familien beftchet, welche nach dem Wechſel der Buche zuſam⸗ 

men ſpinnen. Jede ſolcher Geſellſchaften beißt eine Spinnflube, - 
und mit einem Provinzial: Worte eine Spinnigte. 

1, Der Spint, des — es, plur. die--e, ein im gemeinen Les 

ben, befonders mandher Srgenden in verfchiedenen Bedeutungen 
übliches Wort, 1. Der wäfferige nicht genug ausgebackene heil - 
des Brotes und eines andern Gebãckes wird in manchen Gegenden 
der Spint, noch häufiger aber der Spund genannt. Daher ſpin⸗ 
tig oder fpundig, nicht ausgebaden. 2, Bey dem Notfer ift 
Spind, dasgett, Schmalz, weldye Bedeutung das Holländ.Spin, 
Spint, noch hat. 3. Schr häufig wird auch der weichere und zu» 
gleich weißerr Theil des Holzes zipifchen der Rinde und dem Kerne, 
der Spin oder Spint, noch häufiger aber der Spline genannt. 
Anm. Allem Anfıhen nach iſt die weiche Befchaffenheit in allen - 

drey Bedeutungen der herrfchende Begriff, wozu in der erſtern noch 

der Brariff des Wäfferigen kommt, da es denn mit Sinne, Moraft, 
dem alten Wand, Waffer, u. ff. derwandt ift. Doch kann in 
den 


I) 





A en u N er re eh 


ot. ee , + Ne de ne 


u a Be re 





A vn — * 


P- 213 = ar —— 


EL den finden Iesten Bedeutungen auch Sie weiße Farbe, eine Figur 
2 des Ölanges, des Lichtes, alader Stammbegriff angefehen werden, 









- worte, plür. ut nom.fing. ein nur in einigen, befonders Nieder: 
dentſchen Gegenden übliches Maß, vornebm'ih des®etreides. Im 
Lun burgiſchen hat ein Himten vier, ein Schäffel aber acht Spint, 
dagegen in Beemenein Schäffel ſechzehen Spine hat 
5 Jegtern Orte machen 160 Spint, ein Quart, 640 aber eine Laſt. 
5 a einigen andern Gegenden ift eg auch ein Feldmaß, welches aus 
Br zeben Quadrat-Rurhen beftebet ; vermutblich fo viel Acker, als 
man- mit einem Spinte Östreide befäen kann. : 


fen damit auggemeffen worden, fondern mit dem Stammbear:ffe 
eines Gefäßes, eingeſchloſſenen Raumes, fo daß es mit Spind, 
oder Spinse, ein Schranf, Sponde, und ohne Ziſchlaut auch mit 

. Pinte Wanne, Pfanne, Behnere,u.f. f. Eines Geſchlechtes if, 
"&pineifiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 
welches nur im:gemeinen Leben üblich iſt, nachdenken, grübeln. 


if, Leſſ. Vermuthlich von dem Ital ſpigaere, Spinto, Die 
Niederdentſchen gebrauchen dafür auch primiſtren, welches Mats 
theſon vomPrimicerio, nahmlich Cantore, berleitet. 

. Nor Spion, des— es, plur. dic—e, derjenige, welcher ander 

E rer Heimlichfeiten mit Lift auszuforſchen ſucht, um einen ihnen 


7 


als einen Spion gebrauchen laſſen. Beſonders im Kriegr, der 
des Feindes Stärke, Berfaffung u. f. f. zu deffen Schaden mit Liſt 
auszuforſchen ſucht; ein Kundſchafter. Bey den Jägern wird 
auch wohl der Stöberhund Spion genannt. 
Anm. Wir haben diefes Wort mit andern zum Kriegsweſen 
gehörigen Ausdrüden aus dem Ftal.Spione, oderfran;.Efpion 
—entlehnt, welches auch daraus erhellet, weil diefes Wort, wider 
‚die Ratur echter Deutſcher Wörter, den Ton nicht auf der Stamm⸗ 
fondern auf der Endſylde hat. Aber beyde feemde Wörter flame 
- mein wieder don dein alten Deutſchen Zeitwort ſpahen der, von 
weichem man ehedem einen Spion einen Spe, Sped, Speher 
nannte, welche Ausdrücke aber nunmehr veraltet find. S.Späben, 
Spioniten, verb. reg. neutr, mitdem bülfsworte haben, an« 
derer Heimlichkeiten mit Lift und zu ihrem Rachtheile zu erforfchen 
fuhen; aus dem Franz. elpionner. 
— Der Spiring, ©, Spiering. N BER 
" Der Spiritus, plur. ut nom. fing, das Lateiniſche Spiritus, 
sein Geift. Man gebrauchtes im Deutſchen nur im figürlichen 
VBerſtande, voneinem flüchtigen durch die Deftillation erhaltenen 
flüffiger Körper, welcher gemeiniglich leichter als das Waffer iſt; 
in welchem Verſtande zwar auch Geift üblich, aber doch im gemei⸗ 
nen Leben nicht fo gewöhnlich iſt. r 
Die Spirfihwelbe, ©. Spierfchwalbe. Re 
Das Spital, des — es, plur. die Spitäler. 1, Eigentlich, ein 
Haus, in welchem Fremde oder Keifende für ihre Bezahlung be⸗ 
berberget und bewirthet werden ; eine im Hochdeutſchen veraltete, 
nur noch in einigen Oberdeutfchen Gegenden übliche Bedeutung, 
wo es für Gaſthaus, Wirthshaus fiehet ; im mittlern Lateine 
© ©.Hofpitale. 2, In engerer Bedeutung, eine Anſtalt, wo bejahrte 
‚Perjonen: gegen ein von ihnen eingelegtes Capital auf Lebenszeit 
verpfleget werden; dergleichen Anftalten es an mehrern Drtei gibt, 
‚3. Eine Anſtalt, in welcher arme und unvermögende Perfonen 
> aunensgeldlich- erhalten und verpflegt werden; vollſtändig ein Ar: 
R: men: Spital. ‚Lin Harren:Spital, in welchem des Verſtandes 
-berandte Perfonen derpflegt werden. Das Kranfen-Spital, 
Peft · Spital, weldje dod unser dem Rahmen der Cazarethe am 
belaunteſten find, \ 


i 


— 


2. Das Spint, des— es. plur. die — e oder mit einem Zahl⸗ 


An dem 


Anm. Richt, wie Friſch will, von Spende, weil gewiſſe Almo⸗ 


Sa geht er num und ſpintiſtrt von dem was iſt, und was nicht: 


nachtheiligen Gebrauch davonizu machen. Ein Spion ſeyn. Sich 


Spi 214 


Anm. Schon bey dem Stryker Spital, im Nieberf. Spitanl, 
im Ital. Spedale,im Schwed. Spetal, im Engl, Spital, Es ift 
aus dem Eat. Holpitale verfürze, wofür man in der anſtãndigen 
Sorechart auch wobl Hofpital, im gemeinen Leben aber auch Spu⸗ 
tel ſagt. In einigen Gegenden iſt es männlichen Geſchlechtes, der 
Spital, welches Geſchlecht auch in dem gemeinen Spirrel am übs 
lich ſten iſt. Übrigens wird ein Spitalin den beyden legten Be⸗ 
deutungen auch in vielen Begenden ein Gafthaus genannt. 
Der Spital-eifter, des—s; plur. ut nom. Bag. der Vor⸗ 
” gefegte eines Hofpitales, welcher auch wohl der Spital:Pfleger, 
SpitalzVerwelter, genannt wird. R 
Spig, —er, —efte, adj. etadv. ein tur imgemeinen Leben für 
ſpitzig üblihes Wort, Lin fpiges Meffer. Und rückt sen 
fpigen Hut die Queere, Gel, Ich kann es nicht fpig Friegen, 
figür lich ich kann den Grund davon uichteinfehen, Fanır mich nicht 
darein finden, 


Der Spig, des—es, plur. die — e. 1. Ein gewöhnlicher Nahe 


me einer Art Fleiner zottiger Hunde, mit einem langen nach der: 

Schnuautze zu zugefpigtenKopfe, von welchem fir auch den Nahmen 

- haben. Ju Dberfachfen pflegt man diefe Act Hunde auhPommer 
zu nennen, weil fie aus diefem Lande herſtammen follen. 2, Zu der 

vertraulichen Sprechart ift der Spig und im Diminutivo dag 
Spigchen, ein geringerer Brad des Kaufches, da man nur big 
zur Fröhlichkeit getrunken hat; welchen Brad des Rauſches mag 
auch wohl einen Fefuiter-Raufch, einen Anfag u. („fozunennen 
pflegt. Einen Spig, oder ein Spigchen haben, . Der Urfprung 
biefer Benennung iſt mie unbefam ; vielleicht gründet fich ſelbi⸗ 
ge, ivie andere ähnliche Ausdrücke (©. saarbeutel, Hagel wi. f.) 
auf einen individuellen, nunmehr vergeffenen Umfkand, In vielen 
Doerdeutfchen Gegenden Heißt eine jede Spitze im männlichen Ger 
fhiehte der Spig..  . $ 

Der Spigamboß, des— es, plur. die—e, bey verſchiedenen 

Metallarbeitern, ein Amboß mir einer oder zweh Spitzen an deu 
Seiten, welcher auch wohl ein gornamboß genant wird. 

Der Spigerbeiter, des—s, plur, ut nom. ling..eine Art 
Seiler, welche nur kurze Arbeiten von beftinmter and verlangter 
Länge verfertigen; zum Unterſchiede von den Stückarbeitern oder 
Seilern im engern Verftande, welche lange Seile und Taue, bes 
fonders für die Schiffe verfertigen. Vieleicht geiündet fihder - 
Nahme aufein Werkzeug, oder rühret auch von Spige, ein Eure 
zes Ende, her. — LERNTE 

Der Spisbart, des — es, plur. sie—bärte, ein fpigiger, zu⸗ 
— Bart, beſonders der zugeſpitzte Bart mitten auf dem 

inne, 

Der Spigbeutel, des—s, plur. ut nom. fing. in den Müh- 

len, ein eigener Beutel von Draht oder groben Beuteltuche, wel⸗ 
hen man vorbängt, wenn man den Weigen fpiger. 

Die Spigblatter , plur.die—n, bey den Ärzten, eine Art fpi= 
Biger Blattern; zum Unterfehiede von den fetten Blattern oder 
Slteßblattern. Im Niederdeutſchen und auch wohl im gemeinen 
Eisen der Hochdeutfchen Spitzpocken. i 

Der Spigbolzen, des — s, plur. utnom. fing. eine Act Bol. 
zen, welcher an einem Ende zugefpigt, oder. auch wohl eingeha⸗ 
det iſt. 


Der Spigbrand, des— es, plur. inuf, eine Art des Brandes 


an,dem Getreide und befonders an dem Weißen; vermuthlich weil 
er nur die Spige der Körner angreift. 

Der Spigbube, des—n, plur. die—n, Finn. die Spige 
buübinn, ein Dieb, welcher mit Fiftiger Behendigkeit zu Fichten 
weiß,ein verfchlagener Dieb; ingleichen ein liſtiger Berrieger im 

bäarteſten Verſtande. Im Schwed. gleichfahz ſpeisbof. Ohne 

De. : 3wei⸗ 


4 


215 Spi 


Zweifel von fpig, fo fern esghrdei auch ſigürlich liſtig, verſchla⸗ 

gen bedeutete. S,Spige Aum. 

Spigbubifch, — er, —fe, adj. et ady. auf eine liſtige diebifche 
Ast, im härteften Beritande, . 

Die Spige, plur, die—n, Diminut, das Spigchen, Oberd. 
Spiglein, derjenige Theil eines Körpers, wo derfelbe anı Ende 


in einen Punckz uſammen lãuft, und in weilerer Bedeutung, wo 


ser ſich nur am Ende einem Puncte nähert. 1. Im weiteſten Ver—⸗ 
Rande, Die Spitze einer Nadel, eines Meſſers, eines Degens, 
“ eines Thurmes, eines Baumes, eines Berges, der Aafe uff. 
Die Spigen der Singer, ſonſt auch, die Fingerkuppen. - Eine 
Meſſerſpige voll. Etwas auf die Spige fielen, auch figürlich, 
seine Sache in den böchften Grad der Gefahr oder des mißlichen 
Erfolges ſetzen, weil ein Körper, der auf der-Spige fichet, feinen 
Augenblick vor dem Fallen ficher ift. Im Forkwefen werden die 
Zopfenden der Bäume Spigen genaunt. Ron den ehemahligen 
frißigen Schlahtordunugen, welche einem zugeſpitzten Keile glis 
ben, fügt mannod), an der Spigedeg Heeres. d.i. vorn, vor dem 
‚erften Gliede; fich vor die Spitze chen, voran, auch figürlich, 
fich vor andern der größten Gefahr ausfegen,. Irandern Fällen 


verfiehet man darunter die Spige des Degin?, Jemanden vor 


die Spitze fordern, zum Duell. Jemanden die Spige biethen, 
fſigürlich, ſich ihm thätig widerfegen, es mit ibm aufnehmen, 
Da die Spise oft der.oberfteund äußerfie Theil eines Dinges be⸗ 
dintet, fotwird dieſes Wort auch zuweilen für die höchſte Stufr, 
Den böchften rad gebraucht. Durch dieſes Mittel ſchwang er 


ſich aus dem niedrigſten Elende auf die Spitze der menſchli⸗ 


hen Größe; wofür doch Gipfel üblicher iſt. 2. In engerer Ber 
deutung ſind die Spitzen ein geklöppeltes Gewirk, welches an dem 
Einen Rande mit zarten Spitzen oder Zacken verſehen iſt, von 
welchen es auch den Nahmen hat, und daher fo wohl im Niederſ. 
Kanten, als aud) im Franz. Dentellss heißt, Man gebraudt 
es dier fo wohl im Plural collective und abfolnte ; Brabantiſche 
Soigen, mit Spigen handeln, ein Kleid mit Spigen beſetzen; 

- ats auch, obgleich ſeltener, im Stugular, einefeine fcpone Spige. 
Mit Spigen handeln, fisfrlich, iur gemeinen Leben, verſteckte 
beißende Borwücfe machen, vder ſolche Berweife ausiheilen, fatys 
riftee en. 


Anm. Schon bey dem Willeram Spitzo,im Niederf, Spets, 


im Schiwed, Spets, im Böhm. SIpice, Es iſt ein altes ſehr weit 
'ausgebreitetes Wort, zu deffen Geſchlechte mit andern Endlauten 
auch Speiche, Spica, Spieulum, Spieß, Speer, Spille, Spinz 
tel,n.f f.schören. D-S gift ein Zeichen eines Iutenfivi. In 
vielen Dberdeutfchen Begenden ift es männlichen Geſchlechts, der 
Spig. In einigen Zällen, befonderz in einigen Zufammenfegun« 


‚gen, bedeutet es auch fo. viel wie fein, liſtig, Fünlih, 3.2. Spig- 


bube, fpigfündig, inandern aber beißend, einen verſteckten Vor⸗ 
wurf enthaltend, wie Spignahme;frigige Worte u.f.f: Spig: 
worte war ehedem für Argutiae fehr gangbar. Ehedenrfagte 
man au, auf jem anden fpigeln, für Richeln. Allein das Nie 
dee, &piet, Hohn, Verachtung, gehöret nicht hierher, fondern zu 
dem gleichfalls Niederf, ſpah, fpey, böhniſch, verächtlich; unfer 
Spott iſt davon das Intenſtoum. 

Das Spitzeiſen, des —s, plur, ut nem. fing. bey den Stein: 
metzen und, Bildhauern, pin drenediger fpigiger Meißel, den Mar ⸗ 
nor damit aus dem Broden zubearbeiten; des ®pigmeißel. 

Spigen. verb. reg. act, ı1.Spisig machen. So fpigen bie 
Naͤdler die Stadeln, weni fe felbige foigig fehleifen,. Die Sedex 
fpigen, ſpitzig ſchneiden. Mach einer. größten Theils veralteten 
Figur iſt, die Seder wider jemanden jpigen , ihn fchriftlih mis 
bittern oder lebhaften Vorwürfen angreifen. Den Hund zum 
Pfeifen ſpigen Die Ohren ſpitzen, aufmerkſam zuhören 


Es ‚Spi , 
Pr wink die Ohren fpigen, » 

Wenn er erfährt, was unfre Abſicht iſt, ie, 

In eben demfelben Verftande fagt fchon Dpidins cacuminare 
aures. Die Figne ff von vinigen Thieren, z. B. den Pferden, ent⸗ 
lehnt, weiche die Ohren ſpitzig beraus, oder in die Höhe recken, 
wenn ſie ſcharf hören wollen. Sic auf etwas fpigen, figürlich 
und in dee, vertraulichen Sprechart , fih Hoffnung auf oder zu 
etwas machen. Friſch leitet diefe Figur von einem veralteten fich 


erſpitzen, ſich ınit Spigen pugen, ber, allein wahrjcheinlicher if 


es eine Figur von dem Spigen fo wohl der Ohren als auch des 
Mundes zu dem Öenuffeeiner angenehinen Sue. Volftändiger 
fingt Hagedorn : 

Ihr lacht und fpige den Mund auf Küffe, 
In Preußen fagt man dafür fich erfpigen, und in Schlefien ſich 


verſpigen. 


Die Themis, kommt mir vor, verfpigefich ſchon auf, ihn. 
Günth. 


“ 


2. Im entgegen gefesten Berftande ift fpigen in einigen Fällen 
derSpigen berauben, In der Würtembergifhen Waldordnung bey 


dem Feifch, bedeutet jemanden die Singer fpigen , ibm felbige_ 


„abbauen. Die Hutmacher fpigen dag Saar an den Hafenfellen, 


den, damit fie nicht Länger find, als die feinen. 
lern wird der Rocken und Weisen zumeilengefpiger, wenn man 
‚ur die Spigenvon den Körnern abftoßen fäffet, welches befonders —* 


wenn fie die Spitzen der groben Haare mit einer Scheere abſchnel⸗ 


bey dem Weisen, wenn erden Spigbrand hat, vermittelft. des 


Spigbeutchs geſchiehet; worauf er erſt gegriefer, d. i zu Gries 


gemahlen, der Rocken aber gefchroten wird. So auch das Spigen., 
‚Das Spigen - Silett, des— es, plur. die—e, ein Filet der 


Buchbinder, Sierathen, welche gewirkten Spigen —— damit 
auf die Bande der Bücher zu drucken. 


Der Spitzengrund, des — es, plur. doch nur von — Ars 


ten, die — gründe, -von Spige, 2 der Grund in den Spigen, ° 
x dasjenige Gewirl, auf welchem fich die Figuren beftudeir. 


Der Spigenbandel, des—s, plur. inuf, von Spitze 2, 


der Handelmit Spigen, der Spigenfram. Daher der Spigen= 


. händler, der nit Spigen handelt, zuweilen auch der Spigen: 
kraͤmer. Ein gemeines Wortfpiel ift es, wenn man einen Liffigen, 


verfshlagenen Menfchen oder auch wohl den, welcher feine aber 


doch beißende Vorwürfe macht, einen — J5 nennt. 


Der Spigenflich, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — e, bey den Rähterinnen, ein Stich, d. i. eine Artzunäben, 


womit die Blumen in den genäheten Spigen und anderer feinem 


hterey ausgefüllet werden. 
— tur, die—n, eine" Art geilen, andere Dinge 


pigfeile, p 
damit fpigig zu Eiten, So haben z. 3. die Kanmmacher ſolche 
Feilen, die Zähne der Känme damit zu ſpitzen. 


Die Spigflöce, plar.' die —n, eine Act Flöten in den Orgeln, 
welche oben vffen, "aber mehr als gewöhnlich zugefpißt find, und BR 


einen fanften aber ſchneidenden Ton geben. _ 


Spigfindig, —er,— fe, adj. et adv. Fertigkeit befigend, feine 


Sünde, d.i, Ränke und Kunſtgriffe zu erdenfen, und darin ge⸗ 
gründet. Ein fpigfündiger Hopf, welchen man im ‚gemeinen 
Leben auch wohl einem SpigFopf nenne.  Spigfündig ſeyn. 
ine fpigfündige Antwort, eine liſtig ansgedachte Antwort, - 
Ehedem gebrauchte man es auch in guten Verſt ande für ſcharffin⸗ 
nig, in welchem es aber im Hochdentſchen veraltet iſt; wo es nur 
noch in engerer Bedentung von demjenigen Fehler des Witzes üb- 
lich iſt, wenn die Ähnlichkeiten = Verſchieden heiten, worauf ſich 


ein Gedanke gründet, zu fein und zu merklich ſind, als daß ſie Sin⸗ 


drud machen könnten. — (harfiunig feyn, und if 


Hof sing —— 


Bey den Mül⸗ 


7 


N 





e 17 Spi. 
* Die erſte Hälfte iſt das Sepmwort ſpicz, fo fern es ehe⸗⸗ 
den and) für fein ausgedacht, leſtig, verſchlagen, gebraucht wurde. 


*Dielegte Hälfte ſtammet von’Iund, im Vinral Fünde, Rank, 
AKunſt griff/ Erfindung her. Das Hauptwori der Spigfund, ein 


liſtiger Rank, Fund, komnit noch bey Ätern Oberdeutſchen ed - 


fiefeen vor, Seine Spigfünd, H. Sachs, voller Spigfün 

- und Schwürmerey, eben derſ. Hiergus erhellet zugleich, theils 
daß die gewöhnliche Schreibart fpigfindig, unrichtig iſt, theils 

aber auch, daß dieſes Wort urſprünglich nur im nachtheiligen 
Verſtande, von liſtig ausgedachten Sägen uff. gebraucht wird, 

„welche aufden Schaden anderer abziclen, oder höchſtens, welche 
feinen begweiflichen Rusen haben. ; 

Die Spinfündigkeit, plur. Sie —en, 1, Die Eigenfchaft, 
da eine Perfon, oder ein Sag fpisfündig iſt; ohue Plural. 2, Ein 
fpisfündiger Sag, GREINER? duch Worte vorgetragene 
Sad... 

Das Spitzgelänge, Seas, plur. ut nom.fing. in der Land» 
wirchfchaft einiger Gegenden, 5.8. in Thüringen, ein Gelänge, 
welches ſpitz g zuläuit,d. i.an dem einen Ende ſchmäler ift, als an 
dem andern. (9. Gelange.) Sp auch Spigfortel und Spig: 
ſtrichel, — — Sotteln und Stricheln, S. dieſe 
Wörter. 

Das Spigslas, des —es, plur. die — nläfer, eine Aet Wein⸗ 
glãſer, welche unten, ehe der Fuß angehet, ſpitzig zulaufen; zum 
Anterſchiede von den Kelchglaſern. S. dieſes Wort, 

Das Spiggras, des — es, plur. duch nur von mehrern Arten, 
die — guafer, eine Art Grafes mit eyrunden nacbenförmigen 
Ahren und einem ans vielen Bälglein — Kelche; Vnio- 
la Linn. 

Der Spitzgroͤſchen, es, plur. u ut nom. fing. ein Nah⸗ 
me einer ehemaligen Arc. Meifnifcher Groſchen, welche befonders 

im ı5ten Jahrhunderte gefchlagen wurden, und 5 bis 18 Pfen- 

"nige galten, daber fie auch JZunfzehnerlein und Achtzehner hießen. 
Sagittarins, Friſch und andere verfichern, daß die Urſache ihres 
Nahmens unbekannt ſey. Allein allem Anfcheine nach waren fie- 
mit den Jude groſchen einerley, welche wegen des darauf ge⸗ 
prägten Judenfopfes mit einem damahls üblichen fehr fpigigen 
Hute aud) Spiggrofihen genannt feyn fönnen ; denn dem innern 

Werthe nach waren fie einander gleich. ©. Fusengrofepen. 

Die Spighade, plur, die — n, eine fpigige Hacke, oder Haue, 
bartes fiefiges Erdreich damit zu gewinnen; die Spitzhaue. 

Der Spizhafer, des — s plur. inuf. eine Art leichten Hafers, 
welder außer den Grannen noch zwey lange röthlicheSpigen hat, 
und in Meißen häufig unter dem gemeinen Hafer wächſt. 

Die Spigharfe, plur. die—n, eine Art fpigig zulaufender klei⸗ 


"ner Harlen, welcher meffingene Saiten hat; zum Unterfchiede von \ 


2er größern mit Darmfaiten bezogenen Davids = Harfe, 

Die Spitzhaue, plur. dien, ©. Spighade. 

Bpigig, ⸗er, —fe, adj. et adv. von Spige, eine Spigebabend, 
im gem, Leben fpig. 1. Eigentlich. in fpigiges Meſſer. Ein 
fpigiger $elfen. Ein fpigiger Schnabel, In engerer Bedeutung 
iſt ipigigdem, t was nicht fo fpigig, fondern ſtumpfer ift, entge⸗ 
gen geſetzet. So iſt ein ſpigiger Winkel in der Geometrie, der⸗ 
jenige, welcher kleiner iſt, als ein rechter; in Örgenfage des rech⸗ 
ten und fkumpfen. 2, Figürlich, ift fpigig, im gemeinen Leben 
nnd der vertraulichen Spredjart, einen verſteckten Verweis, oder 
verſteckten Vorwurf enthaltend. Spitzige Worte. Ingleichen ver⸗ 
ſteckt höhniſch. Jemanden eine fpigige Antwort geben. Ich 
ſtieß ihn fort, und machte ihm ein ſpitzig Compliment, Gel, 
Wo es ſich zugleich dem Rieder deutſchen ſpietsk, höhniſch, und un⸗ 
ſerm ſpöttiſch nähert, ob es gleich nur einen ſchwächern, vxerbor⸗ 

3 — Grad des Sooites — S. Spige Anm. 


Spi 218 

Der Spitklee, * — 18, plur.car. 

Die Spigklẽtte, plur. inuf. ein der Kette‘ übnticher Gewãchs, 
welches eine mit Spigen oder Stacheln verfehene runde Feucht 
hat; Xanthium frumarium Linn. Igelsflette, Spigkiee, 

vielleicht nur nad) einer verderbten Ausiprache, Boetlers lauſe. 

Die SpigEleye, plur. inuſ. als ein Collectivum, diejenige Kleye 
zu bezeichnen, welche von dem Schrotmehle oder dem bloß gefpig- 
ten Weigen fällt, 

Der Spigkopf, des — es, plur. sie — kopfe. 1, Eigentlich 
ein fpißig zulaufender Kopf, und:im gemeinen Leben auch eine 
Perſon mit einem folchen Kopfe. 2, Figürlich im gemeinen Leben, 
eine argliffige undin weiterer Bedeutung , eine jede — 
Perſon. ©. Spigfimdig. 

Die Spiglecche, plur. die — n,in einigen Gegenden ein Mapıne 
der Grasmiide, 

Das Spigmaul, des — es, plur, die — mäuler, eigendlich ein 
ſpitzig zugeheundes Maul, Figürlich,der Nahe einer Art Kochen, 
welche bey Siam ſehr Häufig find; ‚Raja Oxyrinchus Linn, 

Die Spigmaus, plur. die — maufe, eine Art Mäufe mit fünf 
Beben und einer langen fpisigen Schnauge, von welcher ſie auch 
den Naßıen hat; ineinigen Gegenden wegen ihres zifchenden Lau⸗ 
tes, Ziſchmaus, Zeifel, Erdzeiſel, Böhm. SyLlel. 

Der Spigmeißel, des— 8, plur. ut nom, ling. ©. Spigeifen. 

Die Spigmorchel, plur, die —n, eine Art eßbarer Morcheln 
nit einem fpißigen Hute und nadtem Stiele, welche in alten Wäls 
dern wohnet, undim Aprill und Mey zum Vorſchein fommet Sie 
ifteine Abänderung des Phalluselculentus Lian. 

Die Spigmünze, plur. inuf,eine Are der Münze mit langen zu⸗ 
gefpisten Blättern, wovon Eine Art bey uns wild wächfet; Men- 

tha [picata Linn. 

Die Spitzmuͤſchel, plur.die — n, eine Art vielſchaliger faſt ey⸗ 
lindriſcher, an dem einen Ende aber zugeſpitzter Seemuſcheln, wel⸗ 
che auch verſteinert angetroffen werden; Pholas, Pholade. 

der Spitznahme, des— ns, plur. sie—n, ein Bennabme, 
‚welchen man jemanden gibt, um ihm dadurch einen verſteckten 
Vorwurf zu machen, ihm feine Undollkommenheit auf. eine-ver- 
ſteckte Art vorzurücken; der Stichelgahme, der, wenn der Bor> 
wurf deuslicher iſt im Miederf. sin Gkernahme, Glelnahme, 
und wenn ein merklicher Grad des Spottes damit verbunden wird, 
im Hochdeutſchen au ein Spottnahme. heißt. ‚Eniweder von 
fpig, auf eine verſteckte Art höhniſch, S. Spige Anm. oder. auch 
son dem Niederf. Spiet, Hohn, Spott, 

Die Spignüß, plur, die —nüffe, ein Rahme, welchen auch die 
Waffernüffe, wegen ihrer Spitzen oder Stacheln befominen. 

Der Spigpinfel, des —s, plur. ut nom, ing. bey den Mab⸗ 
‚Seen, ein Pinfel'mit ſcharfen Spigen zu feinen Arbeiten, 

Die Spitpoite, plur. die —n, ©. Spigblatter” 

Die Spiepumpe, plur. die—n, in einigen Gegenden, z. B. in 

. Meißen, ein Raubvogel, welcher Flein von Leibe und nicht fo ſtark 
‚als eine Waldfchnepfe iſt, aber einenlängern Hals undeinenläng- 
lichen ſehr ſpitzigen Schnabel, gelbe Federn und ſchwärzliche Flü— 
gel hat. Die erſte Hälftedes Nahmens rühretvon ihrem ſpitzigen 
‚Schnabel ber, fo wie die letzte eine Nachabmung ihter dumpfi⸗ 
gen Stimme ſeyn kann. 

Das Spigrad,des —es, plur. — ein Rad der Nad⸗ 
ler, vermittelſt deſſelben die Nadeln auf dem Spitzringe oder 
Spitzſteine zuzuſpitzen; das Zufpigrad. 

Der Spigeing, des — es plur. die — e, bey eben denſelben, 
ein ſtählerner Ring, die Nadeln auf demſelben zuzuſpitzen. 

Die Spigruthe, plur. die — n, ein in manden Gegenden für 
Spießruthe übliches Wort, rine Ruthe mit einer. einzigen Spitze 
zu bezeichnen. 

23 Die 


219 ‚Sp Ex 


Die Spigfäule, plur.die—n, ein eff in den neuern Zeiten. 
„gebildetes Wort, das Griechifche Pyramide dadurch zu überfegen, 


wo nur das Wort Säule nicht recht ſchicklich ift, daher der Nahme 


einem Prachtkegel oder Obelisk, welcher obeugleichfals ein we⸗ 
nig zugefpigtift, angemeffener ſeyn würde. , Den legtern nannte 
Opitz seinen Spigffein. 

Der Spisfhwanz, des — eg, plur. die —fchwänze, in eini- 
gen Gegenden, ein Rahme der Spiefänte, (DS, dirfes Wort; in 

‚ andern des Band eder Rlippfiies, CepolaLL, 

Die Spisfortel, plur. die—n, ©. Spiggelänge und Sottel. 

Der Spigftabl, des — es, plur. die —fähle, bey den Drechs» 
lern ein zugefpigter Drebflahl. 

Der Spigftein, des — es, plur. die— e, bey den Radlern ein 


vonder Schleifſtein, die auf dem Spigringe zugefpisten Nadeln 


darauf zu polieren, 

Der Spigftokel, des —s, plus, üt nom.fing. eben daſelbſt 
‚ein langer eiſerner Nagel in dem Werktiſche auf welchem der 
Draht zu den Nadeln vorgefpigt wird, 


Das Soitzſtrichel, des —s, plur.ut nom. fing. ©. Seeiel; 


Der Spitzwegerich, des— es, plur, inuſ. ein Nahme drs Fleis 
neu Wegeriches mit fpißigen Blättern, welcher in einigen Gegens 
den auch nur die Spige brißt. 


Spigwinfelig, adj. etadv. einen fpisigen Winfel babend, zum 


Unterſchiede von dem vechtwinfelig und ſtumpfwinkelig. 

Der Spigzahn, des— es, plur, die-— sahne, ein fpißiger, 
zugefpigter Zahn; Spießzabhn, Hundszahn. 

Die Spleife, plur. die —n, Diminut. das Spleißihen, ein nur 


in einigen Gegenden und einigen Fällen übliches Wort, ein Ding . 


zu bezeichnen, welches durch fpleißen oder fpalten entftanden. iſt. 
‚ Se werden die Dashfpäne in manchen Örgenden Spieißen, Nie⸗ 
derſa Spleten, genannt, In andern find es die Schuppen oder 
. unfen, welche von dem glühenden Eifen adfpringen, wo aber auch 
der Begriff des Lruchteng, Glanzens mit eintritt, Dasjenige, was 
ſich anden Kleidungsftüden von dem Zeuge abreibet, und ſich zwi⸗ 
fchen dem Zutterund Oberzenge ſetzet, beißt im Oberdeuiſchen in 
weiterer Bedeusung die Spleißen. ©. das folgende, 
Spleißen, verb.irreg, Imperf. ich ſpließ, Mittelw, gefpliffen; 
Amperat. ſpleiß. Es bedeutet eigentlich fpalten, und wird fo 
wie diefes fo wohl als ein Neutrum, als auch als ein Activum ge: 
brancht, da es denn im erſtern Falle das Hülfewort feyn befommt, 
Im Hochdentfchen wird es wenig gebraucht, defto häufiger aber in 
einigen Oberdeutfchen Gegenden, da es denn auch in weiterer Be⸗ 
deufung für reißen, trennen, ſcheiden üblich ift. a. Eigentlich, wie 
fpalten.. Das Holz ift geſpliſſem har ſich gefpliffen, gefpalten, 
Moch häufiger alsein Activum; Holz fpleißen, Reife, Faßdau⸗ 


ben, Dachfpane fpleißen. .2. Im weitern Berffande für reißen,“ 
tbeiten,trennen,in welchem es im Hochdeutſchen völlig ungewöhn«“ 


Jh iſt. | 
' Daß durch ſtolzen Wahn im Wiſſen. 

Das arme Ehriftenehum in Stiſck en if ‚gefpliffen, Dpik. 

Nur ir Hüttenbaue einiger Gegenden, z. B. auf dem Harze, iſt 

das Spleißen ein Schmelzen, durch weiches das Königskupfer 

verfchmolzen und reiner gemacht wird, welcher in andern Gegen⸗ 

den das-große Gahrmachen heißt. 


fen Spleißlnechten. Wo ver muthlich auch der Begriff des Schei- 
dens oder Trennens der herrſcheude iſt. So auch das Spleißen. 
Anm. Im Niederf. fpliten, und,iutenfive ſpletten, ju welchem 
letztern unſer Splitter geböret, im Engl. (plit, im Schweb, 
Splita, im Örich, ewadxrrım, welche alle jo wohl fpakten alg 
zeigen, zerreifien bedeuten; die Kleider zerfpleißen, im Riederfäch⸗ 
fijd en terſpliten. Es iſt nicht aus fpalten gebilder,fondern druckt 


Es geſchiehet in dem 
Spleißofen und der Spleißhütte von dem Spleißmeiſter und defs - 


op 20 


- feinen eigenen, freylich fehr nahe ——— aus, esif eine 
siemlich allgemeine Rrgel, daß von zwey oder mehrern Anfangs. 
Eonfonenten nur der letzte eigentlich zu dem Stammlaute geböcet, 
die übrigen aber Präfixa ind, welche diefen Stammlaut auf verz 

ſchiedene Art abändern. Rach die ſerRegel geböret ſpleißen zur dem 

Laute, welchen Laffen, letzen in verlegen m, f.f, mit vorgefeßtem = 
Blaſelaute bleſſer, plagen u, f. f.ausdrnden. Mir andern Bars 

" Tante bedeutet auch fchleißen, und im Schwed. Iprita, in einigen _ 
Gegenden fpreißen, fpalten, welches letztere mit unſerm — 
und reißen verwandt iſt. S. auch Splint. 

Die Spleißhütte, plur. die —n, ©. das vorige. + 

Spleifig, —er, —fie, adj, et adv. was ſich fpalten, und in 
engerer Bedeutung, was ſich leicht fpalten läſſet; — —— 
gen Gegenden. 

Der Spleißmeiſter, Spleißofen S. Spleißen. 

1. Der Splint, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, 

die —e, ein nur in einigen Gegenden, beſonders Niederdeutſch⸗ 
landes, übliches Wort, den Anfang des Holzes an den Bänmen, 
den weicheen und hellern Theil des Holzes zwifchen der Rinde und 
dem Kerne zu bezeichnen, welcher in andern Gegenden der Spint, 
der Span undder Spund genannt wird. Englifch Splint.- Es 


—“ 


ſcheinet, daß entweder die weiche Beſchaffenheit oder auch die ber 


lere Farbe zuder Benennung Anlaß gegeben: In Anſehung des er⸗ 

ſten Begriffes würdeSplint zu linde, gelinde, lenis, in Anſehung 

der letztern aber zn Glanz, blenden, [plendere, u. f. gehören, 

Wenigftens heißt der Splint wegen feiner weißtichen Farbei imLat. 

Alburnum. Spint und Spund leiden eben die ſelde Ableitung, 

fo wie das Lat. Splen, die Milz, ſowohl den Begriff der Wei⸗ 

che, als der Weiße haben kann. Das in den gemeinen Sprech⸗ 
arten übliche ſplinternackend, ganz, völlig nackend, wofürimanz 
dern Gegenden ſplitternackend üblich ift, fcheinet gleichfalls. hier» 
ber zu gehören; und fo wie bloß, gleichfalls. die Weiße der nadten 

Haut zu bezeichnen, denn das folgende Splint und Splitter in 

der gewöhnlichen Bedeutung geben feinen begreiflichen; wenigftens 

feinen analogiſchen Ableitungsgrund, man müßte denn den Aus⸗ 
druck als gleich bedentend mit fafennadend aufeben,; fo nadend, 
dasß man auch feinen Spline oder Splitter von dem Zeuge mehr 

an ſich hat. 

2. Der Splint, des —es plur. die—e, Diminnt, das Splint⸗ 
chen, ein auch nur in einigen Gegenden, beſonders Niederdeutſch⸗ 
landes, gangbares Wort, in welchem der Begriff des Spaltens der 
herrſchende iſt. In einigen Gegengen werden dieSplitter oder zar⸗ 
ten Spãne, Splinte und Splintchen genannt. Am üblichſten iſt es 
von einen dünnen zuſammen gebogenen Eifen mit einer Feder, 
oder auch von einem dünnen, Fangen zufammen gebogenen Stück⸗ 

chen Stahl, welchesman durch das lange Loch eines Niegels oder. 
Bolzens ſteckt, und hernach die Schenfel aus einander. bieget, das 
Burücgehen des Riegels oder Bolzens zu verhindern, in welcher 
Bedeutung Spline im Nicderdeutfchen am gangbarſten iſt; dage⸗ 
gen dirfes Werkzrug im Hochdeutſchen eine Spleiße, DE. 

ger aber eine Schleige, oder Schließe heißt.  (S. Splintbolzen.) . 
U: diefe Nohmen eühren von der gefpaltenen Geftalt her obgleich 
Schließe auch zunächft zu ſchließen gehören kann. Bon ähnlicher. 
Art fcheinen die Splintchen der Tuchſcherer gu ſeyn, welches ſpi⸗ 
‚Kine nit Federn werfebene Häfchen find, deu: fo genannten Froſch 
damit zu faſſen. In einigen Niederd. Gegenden ift auch derSplint 
ein längliches geſpaltenes Stück Eifen, eine befondere Art Schlöſ⸗ 
fer, welche daher Splintenfiplöffer heißen, damit zuöifeen. . . 
nm, ImEngi und Schwer, gleichfelz Sptint, Das Zeit 
wort ſplinten, für ſpalten, * längſt veraltet ſeyn, wann es je⸗ 
mahls vorbanden geweſche denn da ſich das nals ein Naſenlaut 


oft mußig mit einfchtei 9 fü kann —— auch von ——— 
e 


x 





22 — 
FR: — ein serien odır gefpattenes Ding gebitdet 





Be ſeyn. S Splitter“ 


’ — — des—s,plur. ut nom, fing: am hanig⸗ 


ſten ine Niederdeutſchen, ein Bolzen, welcher an dem einen Ende 


bolzen. 
—— &ı Splinr, 


Splitterchen, Dberd, das Splitterlein, eigentlich ein durch 
Spleißen oder Spalten entftandenes Stück/ wo es doch nur in en- 
= gerer Bedeutung von Pleinen langen fpigigen Siücken diefer Art 
E . üblich ifl. Ein Splitter von Glas, Holz, Stein m. ſ. f. ein 


Singer fioßen. Was fieheft du den Splitter in deines Bruders 
Auge und wirft nicht gewahr des Balken in deinem Füge? 
N Matth.7,3. ©. Splitterrichter, 

’ Anm. In Schwed. Splitter und Splitra, im Engl. Splin- 
4 ter, (©. 2 Splint.) Die Endſylbe er, bezeichnet ein Ding, Sub: 
£ ject ; Spliet aber ſtammet von dem noch Niederdeutfchen fpletten, 


ein durch beftiges Spalten oder brechen eines harten Körpers ent» 
flandenes fpigiges Ding. 
Lumpen, egen, oder andern durch Reißen entflandenen Theil 

"eines weisgen Körpers iſt es im Hochdeutfchen veralter. (©. Split- 
ternackend.) In einigen Öegenden ift es weiblichen Geſchlechtes, 
und daher rühret es wohl, daß man auch im Hochdeurfchen im 
Plural zumeilen Splittevn für Splitter fagt, 

Der Splitterbruch,, des— es, plur. die— brüche, bey den 
Wundärzten, eine Art des Knecjendruches,da ſich zualeich Split: 

ter von dem Knochen ablöſen. 

Das Splitterholz, des — es, plur. doch nur von mehrern Ar- 
ten oder Öehölzen, die — bölzer, im Forftwefen einiger Gegen- 
dei ein Rahme des sauholzes, welches zu feiner Zeit gefchlagen 
oder-abgetrieben wird; zum Unterfchiede von dem Sägeholse, 

‚Splitterig, —er, he adj. etadv. fih in Spfiiter auflöfend, 
viele Splitter gebend, Splitteriges Holz. Kin fplitteriges 
Soffl, 
1.*&plittern, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, 
welches eine unmittelbare Onomatopöte ift, und ängfklich ſchreyen, 
ein Zetergefchrey erheben, bedeutet, Im Hochdentichen iſt es un: 
bekannt, nicht aber im Niederdeutfchen, wo man es mit ſchreyen, 

"zu verbinden pflegt, ſchreyen und ſplittern. In einer weitern 
+ aber ähnlichen Bedeutung ſcheinet Opitz er zu gebrauchen, 
N Daß Thal und Hügel fplitterr; 

di, fchüttert, twiederfchallet. ; 
— verb. reg. welches zu Splitter geböret, und in 








worte haben, ſich in Splitter auflöfen. Das Holz fplittert, wenn 
es in der Bearbeitung Splitter gibt. 2. Ir Splitter verwandeln, 
Das Holz fplittern, es zu Spfittern machen, In zerfplittern bes 
dentet es auch figürlich, fo wie zerfpillen, vereingeln und dadurch 
verderben ober verlieren. So aud) das Splittern. 
Anm. Entweder als das intenfive Iterativnm von dem noch 
s Hiederdentfchen fpletten; fpleten, fpleißen, oder au unmittelbar 
von Splitter. 
"Splitternadend, oder Splitternackt adj.etadv. welches 
- aber nur im gemeinen Leben üblich ift, völig nackt, gang unbeklei⸗ 
det, fo daß man auch feinen Splitter von einem enge mehr an ſich 
» bat, fafennadr. Im Niederf, ſplinternackend im Schwed. 
J gleichfalls fplitternaken , [pillernaken, im Dän. ſplitter 
nogen. Merfwürdig iftes, dag man das Wort Splitter auch in 
‚. » einigen Sprachen uud Muntarten gebraucht, überhaupt den böchr 





mit einem Splinte verfehen wird; im Hochdeutſchen der Schließ⸗ 


Der Splitter, des—s, plur. ut nom. fing.‘ Diminnt. das 


. Glas = Holz: oder Steinfpliteer. Sich einen Splitter in den 


dem Jutenfive von fpleten, fpleißen, ber. Splitter bedeutet alfo 


©, Spleifen:) Von einem Fafen, ' 


doppeiter Geſtalt üblich ift. 1. Als ein Neutrum mit dem Hülfs- 


Sp» ‚222 


ſten Grad eines Prädtcates auszudrucken. So iſt imSchweb.fplit 
gaten, [plit rafunde, vFllig wüthend, oder raſend, und im 
Niederf. ſplittertoll, ſehr tobend, ſplittergewalt, abſolut. Vers 
glichen damit 1, Splint, und das Niederf, fpaldernen, völlig neu, 
in Spielen und Spalten. 

Das Splitterrichten, des —s, plur. car. ein aus dem bibli⸗ 
ſchen Gleichniffe, Matth. 7,3 entiehntes Wort, die Lieblofe Bes 
urtheilung der geringen Fehler anderer zu begeichhen, (S.Splitz 
ter.) Daher der Splitterrichter , Fämin. die Splitterrichte: 
rinn, eine Perfon, welche die geringen Fehler anderer auf eine 
lieblofe Art beuttheilet. Richt fo gewöhnlichiftdas —— ah 
errichten. 

Die Redlichkeit, 
Die fich daran nicht ee EN fie —— 
ünt 

Die Oponibe; plur. die —n, ein nur in einigen Gegenden übli⸗ 
chtes Wort, ein Bettgeſtell zu bezeichnen, welches man auch wohl 
eine Betefponde nennet. Die zu Samaria wohnen, und has 
ben in der Eden ein Bette und zu Damasfo eine Sponden 
Amos 3, ı2. Im Latein. gleichfalls Sponda, Entiveder von 

ſpuünden, oder welches noch wahrſcheinlicher ift,als ein naher Ver⸗ 
wandter von Spind, ein Schrank, und Spanbett, fo daß der Be⸗ 
griff des Eohlen, eingefchloffenen Naumes der Stammbegriff iff, 
(S. Spind.) Ein anderes Wort ift das $tal, Sponda, der Rand, 
die Gränze, weldhes von dem veralteten deutſchen Baind, die 
Gränge abſtammet, und mit — — uf f, Eines Gr 
ſchlechtes ift. : 

Spor,i im Hüttenbaue, &. Spur. 

Die Sporader, oder Spornader, plur. die — n, bey den Pfer⸗ 
den, eine Blutader am Bauche hinter dem Gurte, in der Gegend 
des Spornes; diegerzader, Seitenader, Thoracica externa. 

Der Sporapfel, deu 8) plur, die—äpfel, Siehe Sper- 
berbaum. 

Sporen, verb. reg. neutr. welches nur in einigen Gegenben. 
fürfaulen üblich iſt, Sr Sparen. 

Das Sporey, des—es, plur. die — er, im gemeinen geben, uns 
fruchtbare Eyer, welche von Hennen gelegt werden, obne dag fie 

von dem Habue getreten worden, und noch häufiger Windeyer ger 
nennt werden; vielleicht von bar, bloß, lerr, oder auch von ſpo⸗ 
ven, ſparen faul, untauglich ſeyn. 


Der Spörenflidj,des— rs, plur. inul. eine figürliche Benen⸗ 


nung des Enzianes, S. dieſes Wort. 

Sporenſtreichs/ S. Spornſtreichs. 

Der Sporer, des — s, plur, ut nom. fing. ein Handwerker, 

welcher Spornen, Gebijfeund anderes zur Regierung eines Pfer⸗ 

des gchöriges Geräth ans Metal'verfertigetz von dem: veralteten 

Spor, Sporn. 

Die Sporgelbeere, plur. die — n, ineinigen Gegenden ‚ ein 
Nahme der Saulbeeren, deren Strauch alsdann auch der Spor: 
gelbeerſrauch genannt wird; Rhamnus Frangula Linn. 
Gleichfalls von fporen, fparen, faul ſeyn. ©. Elfebeere, 

Das Sporkupfer, S. Spurkupfer. 

Das Sporleder, ©. Spornleder. 

Der Sporn,des— es, plur. die — en, ein Wort, welches über, 
haupt ein Werkzeug zum Stofın oder Stechen bedeutet, aber ji st 
nur noch in einigen einzelnen Füen von befondern Arten von 
Stacheln gebraucht wird. Am befannteften ift es von denjenigen 
Merfzruge, womit der Heiter feine Ferſe bewaffnet, das Pferd vers 

mittelſt deffelben anzuteeiben, welches ehedem ein an dem Abfage 
befeftigter Stachel war, jctzt aber ein ftacheliges Rädchen an einem 
metallenen Bügel iſt. Die Spornen anlegen, ablegen, Dem 


Pferde die Spornen geben, Ein Pferd heißt ſporuſtätig, wenn 
es 


* * — X 7 - 


4 Rz x ; zug — 
225 Be 


hai! 


S ſtãtig wird / d. Ünichtvon der Stelle will, fo bald es die Spor- 


nen fühle. Wegen einiger Ahnlichkeit in der Geſtalt mit den al⸗ 


sen ehemahligen Spornen führer die befannte Blume Ritterfporn 


dieſen Nahmen, welche auch Spornblume genannt wird. Wegen 


eben diefer Ähnlichkeit führen nicht nur die Hinterflauen an dem . 


Federdiehe und manchen Vögeln, 5. B. den Lerchen zur Ötreichgeit 
fondern auch die Afterklauen oder Oberklauen mancher vierfüßis 
gen Thiere über dem Ballen den Nahmen der Spornen, welche 


dep den ‚wilden Schweinen auch die Rüden, Oberrüden, by 


andern vierfüßigen Thieren aber auch die Aftern beißen. Fielire . 

Uch iſt der Spornein heftiger finnlicher Antrieb, lebhafter Ber 

wegungsgrund. — 
In der weitern Bedeutung eines Stachels find die Spornen 


bey den Goldplättern zwey eiferne Stacheln, welde die blecherne - 


Rolle mit dem Drahte, der geplätter werden fol, tragen. Siebe 3 


auch Lisfporn, weldes Stacheln find,’ die nian fi anter die 
Schube defeftiget, um ſicher auf dem Eife gehen zu können. Ju den 
Riederdeutfchen Merfchländern hat man auch Ähnliche Kleyſpor⸗ 
nen in dem feiten fhlüpfrigen Kleylande. Ju noch weiterm Vers 


ſtande iſt der Sporn zuweilen ein Strebepfeiler an einer Futtere 


mauer, wo aber,auch der Begriff des Bahrens oder Tragens-mit 
eintritt. Auch getviffe mit eifernen ſchacfen oder fpigigen Eden 
befchlagene Bäume an den Brüden, damit fih die großen Es⸗ 
ſchollen daran zerſtoßen, welche noch von den Eisböcken verſchie⸗ 
den find, fähren in vielen Gegenden den Nahmen der Spornen. 
Anm. Schou bey dem Steyfer Sporn, im gemeinen Leben der 
Hochdeutſch. befonders im Plural, Sporen, im Hiederf. Spaarn, 
im Engl. Spur, im Schwed. Sporre, im Jsländ. Spore, im 
Augelf Spora,im Jtal,Spore, im $ranz. Efperon,im Walz, 
uiſtſchen Yfpardum, im Epirot. Spori. “Ihre gibi fi viele 
vergebliche Mühe, dirfes Wort als einen Verwandten von dem 
Lafonifch » Gricch. weg, Fuß, dem Lat. Perna, Perniones, 
Pernix u. f. f. abzuleiten, weil die Spornen einen Theil der Bes 


kleidung des Fußes des Neiters ausmachen. Allein der Begeiff 


eines Stacbels flicht zu merflich hervor, als daß man deufelden 


- verfennen fönnte, daher man es allerdings-als einen Verivandten‘ 


® 


von Speer, Spier, bohren u, f..f. angufehen hat. Im Griech 
iſt aregory , eine kleine Spige, Der Plural ſoll vielen Sprachleh⸗ 
gern zu Folge Sporne baben, allein alle Hochdeutſchen fagen 
Spornen, Die gemeine Form Sporen ift noch in manchen Sur 
fammenfegungendie hevt ſcheude, z. Beſporenſtreichs, der Spo⸗ 
rer u ſef. 
pornen, verb. reg. act, welches, r. *Ehedem überhaupt hef⸗ 
tigloßen bedeutete, in weicher Bedeutung es aber orraltet iſt. Wi- 
der garte ze [pornonne, überfest Notker das, wider den Sta⸗ 
chel läden, oder ausfohlagen. Thaz thue nr bilpurges in 
fieine thinan fuoz, daß du deinen Fuß anfeinen. Stein ſto— 
geh, im Tatian welches bey dem Drtfeied heißt -thazıhin fuaz 
3o'uuanne in fieine ni irfpurne..Daber es deun auch ſigür⸗ 
Hich für hätte widerfegen gebranchs wurde, diuwider Gote 
ornen, Notker, 2. In engerer Bedeutung, mit einem Stapel 
gr Beſchleunigung des Ganges antreiben, wo es befonders vor 


wen Stacelmübtich ift, womit der, Reiter feine Ferſe bewaffnet. 


Bus Pferd ſpornen, ibm die Spornen geben, es mit den Spornen 
Bechen,. Inqgleichen ſigür lich heftig anireiben Die Leidenſchaft 
ſpornt den EprgeigigenBeftandig, Duſch. (S. auch Anſpor⸗ 
nen.) 3. Die Sporne anlegen, wo es doch nur im Mittelworte 
ab lich iſt. Geftiefelt und geſpornt, nie Stiefeln und Sporuen 
enaethang So auch das Spornen. 

Amm Im genrinen Leben nur ſporen, wovon ſpornen cin 
Intenſivum zu ſeym feines im Augelſ. [pornan, im Schwer, 
iriema,im Jeland· Ipirna, Es if allım Auſe hen nah ver 


Spornſtreichs / im gemeinen Leben fporenfireiche, adv: in 


Der Sporftein, S. Spurſtein. 


2 





. A 2 — SIE £ > —* 
mittelft des hier intenftven Ziſchlautes aus dem größteutheils ver⸗ 
alteten bären, ſchlagen, ſtoßen, gebildet, oder fo fern der Begriff 
des Siechens dev berrfchendr iſt, von Speer hergeleitet. Bi 

Der Spornbalter, des-— 5, plur, ut nom. fing. au den. 
—— das ſtarke herverſtebende Leder, worauf der Sporn 

ruhet⸗ EL * Di 

Das Spornlöder, des—s, plur.ut nom. fing. dasjenige Le⸗ 
en der Sporn über dem Fuße feſt geſchnallet 

Spornflätig, adj.etadv. ©. Sporm. $ EN 

dem 
ſchnellſten Laufe, gleich einem angefpornten Vferde. 1% 

Der Spotnträger, des — s, plur. ut nom. fing, dasjenige Le 
der ander Ferfe der Stiefeln, welches deu Sporn träger, worauf 

derfelbe auflieget. 4 SE 

Der Sporroft, im Hüttendaue, ©. Spurrofl, 


*; 


: ON 
Die Sporteln, ing. inuf. diejenigen Gebühren, welche die Gr 
richtsper ſonen von den Flagenden Parteyen für ibre Bemüyung 
mancherley Art erhalten, in Anfebung diefer Gerichtsverfonen, da 
fie in Rück ſicht bey der Gebühren beißen. Es iſt aus dem Latein, 
Sportula entleönt, welches eigentlich einen Meinen Roub,bernaxh 
aber auch Erfeifchungen und Speiſewaaren bedeutete, weiche au⸗ 
dern in folchen Körben zugefchicht wurden, worin deun auch wohl” ı- 
dieäftefle Art der gerichtlichen Gebühren beftand. Bar en 
Der Spott, des — es,plur..car. x. Scherz, Spiel, Handlm: 
gen und Worte, welche bloß anf die Beluſtlgung abzielen. ga) *Im 
weiteften Verſtande, einejege veraltcte Brdentug, in welcher e8 
bey dem Stroker and deffen Zeitgenoffen fo wohl für Scherz ate | 
Spiel überhaupt dorfommt, Auch das Schwed. Spott inch 
in die ſer Bedeutung gangbar. In einigen Gegenden böret man 
"noch jetzt: ich ſage es ohne Sport; es iſt mir in der That Fein 
Spore, fein Scherz. (2). In engerm Verftande, das Vergnügen 
über den Schaden oder die Unvollfommenpeitenanderer, foferue® 
durch beigende Worte ansbricht. Wer den Schaden hat, darf 
für dern Spott nicht forgen. Sich dem Spotte anderer aus: 
fegen, Seinen Spott mit etwas treiben. (3) Ehedem ge 
brauchte man es auch bäufigfür Schande, Schimipf, alsderWir- 
Eung des Spottes, in welchem Verſtande es aber nur noch im ge 
meinten Leben üblich ifl. In Spott und Scyande bringen." In 
Spott geratben. Sport mit ermag einlegen. Einem einen 
Spott antbun, einen Schimpf. Ich will den Sport nit auf 
mir figen laffen. 2. Ein Begenftand des Spottes, ia der zwey⸗ 
ten engern Bedeutung, Zu Spott werden, Semanden um | 
Spott machen. Du wirftein Spott ſeyn unter allen Völkern, 
5 Mof. 28,37: Ich bin ein Spott allem volk, Klagel, 3, 2m 
Licht zu Spott werden, Ef. 45, 17. 3. Ein verächtlich ge. 
ringer Preis, ein Yerächtlich geringes Geboth, doch nur im gemei» | 
neu Leben, für Spottgeld. Etwas um einen Spott Faufen. Ei 
nen Spott auf etwas biethen. — —— 
Anm. Bey den Schwäbiſchen Dichtern Spot, im Nieder, 
Spiet, im Engl. Spite, im Schwed. Spott. S. Sporen 
Spötteln, verb, reg. neutr.. mit dem Hülfsworte haben, mel» 
des das Diminut. von ſpotten iſt, ein wenig fpotten, auf eine 


_ 


„mehr verſteckte Art fpotten. Daher die Spötreley, das Spötteln, 


fo, wohl vonder Handlung und obna Plural, ls auch von ſolchen 
Morten und Ausdrücken mit demſelben. an 

Spotten, verb. reg. welchesinboppelter Geſtalt gefunden wird. 

T. Hs ein Neut vum mir dem Hülfeworte-haben. 1. Schere. 

zen, eine im Hochdeutſchen veralicht, nud nar noch. in einigem ger | 
neinen Mundarten übliche Bedentung. Ich ſpotte nicht, es HE 
mein woahrer Exit, Wohl aber gebraucht man es mach zuweilen 
Kin 


* x 


* po 





Ir im engeen Berflande,ehrwürdigeund ernſthafte Dinge zumScher 


—* ze miß brauchen, beſonders mit dem Vorworte mit. Damit iſt 
nicht zu ſpotten. Mit der Religion, mit der Bibel ſpotten. 
2. In engerm und gewöhnlicherm Verſtande, fein Vergnügen. 


über anderer Schaden und wahre oder eingebildete Unvollkom⸗ 


en, die mir feind find, noch mit den Augen fpotten, die mic) 
> halfen, Pf. 35, 19. In diefem weitern Verſtande iſt es im Hochs 
Peutfchen fremd, wo man es nur in fo feru-gebraucht, als diefes 
Vergnügen durch ſchet zhafte oder beißende Worte at den Tag ger 
„jeget wird, da man cs denn fo wohl mit dem Vorworte über, als 
auch, und zwar am häufigften in deredlern Schreibart mit der 
zweyten Endung der Perfon oder Sache verbindet, Über etwas 
"fpotten. über jemandes Unglück ſpotten. Wer fie fieber, wird 
"ihrer fpotten, Pf. 64,9. Spotte des Lahmen nicht, 4Eſr. 2, 
21. Kin Gallfüchtiger, derdes Verguugens fpottet, und der 
Sreudeflucht, Sonnenf. Ohne Schamröthe eines Gebrechli= 
hen fpotten, Gell. Mr 3 
II. Als ein Aetivum mit der vierten Endung der Perfon, für 


ienheiten ausdrucken oder merklich machen, Laß fienicht freu: 


F 
















iſt. Irret euch nicht, Gott Läffer ſich nicht fpotten, Gal. 6,7. 
Elias fpottete die Baals-Pfaffen, ı Kön. 18,27. Die Bnaben 
ſpotteten den Eliam, 2 Kön. 2,23 Er wird die Spötter fpot= 
ten, Sprichw. 3,34. So auch das Spotten. 
Anm.‘ Bey dem Notker [potten, im Schwed. ſpotta. Faſt 
- alle Wortforfcher Faffen diefes Wort von fpeyen, £at.fpuere, 
3 ſputum, abſtammen, und erklären es, zum Merfimable der Bers 
a chtung gleichſam auſpeyen. Judeſſen liegt doch nichts von Ver⸗ 


Worte, als mit dem Anfpenen verbunden iſt, wohl aber ſticht der 
„Begriff der Freude, der Luſtigkeit, des Scherzes merklich hervor, 
daher die Bedeutung des Scherzens, Spirlens, die erfte und ei⸗ 
gentliche zu ſeyn ſcheinet, da e3 deun ein Berwandser von Spaß, 
Ppoſſe, im Niederſ. Pug, uf. f. feyn würde.) Übrigens erhellet 
aus dem verdoppelten t, daß dieſes Wort eigentlich ein Intenſivum 
ft. Das einfachere ift noch im Nieder ſächſiſchen übrig, wo Spiet, 
Sohn, Spott, aber auch Verdruß, Kränfung, und fpieren, als ein 
Intranſitivum, verdrießen, bedeutet. Spotten heißt dafelbft 
Spietloden, eigentlich Spott lachen. Ohne allen Ableitungslaut 
iſt im Nieder ſãchſ. ſpäh, ſpee, ſpey, ſpöttiſch, höhniſch, Speyvo⸗ 
gel, ein Spottvogel. — Ye : 
Der Spötter, des —s, plur. ut nom, fing. Fämin. die Spötz 
terinn, wine Perfon, welche fpottet, und in eugerer Bedeutung, 
- welche eine Fertigkeit befiger, zu ſpotten, d. i. fo wohl ernfihafte 
und ehrwürdige Dinge zum Scherze zu mißbrauchen, als auch ihre 
CR Vergnügen über andererSchaden oderUnvollkommenheiten durch 
sr fehergbafte ver beißende Wortean den Tag zu legen ; im gemeis 
1. nen Leben ein Spottvogel. Ismael war ein Spötter, ı Moſ. 
21,9: Der Spötter-fucht Weisheit und finder fie nicht, 
Sspyrichw. 14,6. Aber mit dem poffeffiven Fürworte, meine 
greunde find meine Spötter, Hiob 16,20 iſt esim Hochdeutfchen 
» barift. TE 
Die Spötterep, plur. die —em. . Die Handluug des 
ESpottens, ingleichen die Neigung und Fertigkeit zu fpot= 
gen; beydes ohne Plural. 2. Der Ausbruch diefer Nei⸗ 
. gung durch Worte und Ausdrüde, mit dem Piural. Eine 
3. Spöttevey vorbringen. - — 
Das Spottgedicht/ des —es, plur. die —e, ein Gedicht, deſſen 
Abſicht iſt, über auderer Mängel und Laſter zu ſpotten; ein von 
einigen für Satyre gebrauchtes Wort, wofür andere mit, noch 
wenigerm Glücke Stachelgedicht einzuführen verſucht haben. 
* Mel. w. B. 4. Th. 2. Auff. 


verſpotten, in welcher Geſtalt es im Hochdeutſcheu ungewöhnlich 


achtung, und am wenigſten von einer ſo tiefen Verachtung indem 


ungewöhnlich,weil ſpotten als einXctivum hier nicht mehr gang⸗ 


— Spt. 226 

Der Spottgeiſt, des—es, plur. die —er. 2, Die herrſchende 
Reigung zum Sposten, ohne Plural, 2. Cine mit diefer Neigung 

behaftete Perfon ; ein Spötter. 

Das Spottgeld, des—es, plur. inuf, eine im höchften Grade 
geringe Summe, als wenn man damit des Werthes der Sache 
ſpotten wollte,oder auch fo fern Spott ehedem fo viel wie Schan» 

‚de war, indem man in. eben diefem Verſtande duch ein Schand: 

‚geld ſagt. Etwas für ein Sportgeld beFommen. Jemanden 
ein Spottgeld biethen. Im gemeinen Leben auch nur der Spott, 
©. Spott und Sportwohlfeil. 

Spottifihy, —er,—re,adj.etadv. 1.Neigung, Fertigkeit ber 

ſitzend, anderge zu ſpotten. Kin fpöttifcher. Hrenfch, 2. Einen 

- Spott verrathend, enthaltend, indemfelben gegründet. Spötti— 

ſche Worte, _ Kine ſpöttiſche Mine. Kin fchoner Mund, der 
ſich ein wenig ſpöttiſch verziehet, iſt nicht felten um: fo viel 
Schöner, Leſſ. im Riederſ. ſpietsk, fpey, fpeb, . i 

Spöttlicy, —er, —fie, adj. etadv. rinim Hochdeutſchen wenig 

üblihes Wort. 2. Für fpörtifeh, in welcher Bedeutung es: fich 
ſchon bey dem Hornegk findet. Dem Haufen, der dir ſpöttlich 
flucht, Canitz. 2. Darum haft du eine fpöttliche Strafe unter fie‘ 
geſchickt. Da fie aber ſolche Tpöttliche Ermabnung nicht be= 
„wegeten.f.f. Weish, 12,25. Wo es für fhimpflich zu ſtehen 
ſcheinet, von-dem veralteten Spott, Schimpf. : 
Der Spottnahme,des —ns,plur, die —n, sin Beynahme, wel⸗ 
hen man jemanden gibt, feiner damit zu fpotien, » Siehe Spig: 
nahme. ; \ - 

Die Spotefchrift, plur. die —en, eine Schrift, deren Abficht 
iſt, anderer Dinge damit zu fpotten ; eine Satyre, Sa Spott⸗ 
gedicht, ; 3 i 

Der Spottvogel, des —s, plur. dir —rögel, in der vertrane 
lichen Sprechart, ein leichtfertiger Spötter, eine leichrfertige 
Spötterinn. ; 

Spottwohlfeil, adj,etadv, im höchſten Grade wohlfeil. ©. 
Spottgeld. SIR FE 

Die Spriche, plur. die—n, von dem Zeitworte fprechen, ein in 
einer doppelten Hauptbedeutung übliches Wort. 

1, Als ein Abfiractum, und ohne Plurak, 

1), Das Vermögen zu fprechen. (a) Im weiteften Verſtan⸗ 
de, das Vermögen, den innern Zuftand feines Griſtes durch Töne 
euszudrnden, und in diefer Bedeutung haben auch. die Thiere ei 
ns Sprache. Die Thierſprache. Ach! und ©! -find die Spra⸗ 
che des leidenden Menſchen. (b) Im engern und gewöhnlicher 
Verfiandeift die Sprache das Vermögen, feine Gedanken durch 

Worte, d. i. articulierte (eigentlich nachgeahmte Töne) auszu⸗ 
drucken, das Vermögen Worte als Zeichen der Gedanken zu ge⸗ 
brauchen... Die Sprache ik ihm vergangen. Die Sprache wies 
der befommen. ‚Ohne Sprache da liegen (S.Sprachlos.) Der 
Schrecken benahm ihm dieSprache. Die Sprache hat fich wies 
der gefunden. (c) Figürlich bedeutet es zumeilen die Ausfage, das 
Bekenntniß. Er will mit der Sprache nicht heraus. Nur herz 
ans mit.der Sprache! Nimm mir es nicht ubel, daß ich mit 
der Sprache heraus rücke, daß ich es gerade beraus ſage. Nach 
einer andern Figur kommt eine Sache zur Sprache, wenn eruſt⸗ 
lich darüber gefprochen oder gehandelt wird. 

(2) Die Art und Weife zu ſprechen, wo es wieder in verſchie⸗ 
denen Einfhränfungen üblich iſt. (a) In Rückſicht auf das Ver- 
mögen zu fprechen, wo es doch feltener gebraucht wird. Line 

ı fehwere, eine leichte Sprache haben. (b) In Rüdficht anf der 
Schall, für Stimme. . Line grobe, einetlare Sprache haben. 
. Diefes Srauenzimmer hat eine männlide Sprache. -(c) In 
 Rüdfiht auf die Mundart. Du bift auch einer-von denen, denn 
deine Sprache verrath dich, Matıh, 26,73. (d) In — 
P er 





N 


— 


vieler Aufrichtigkeit abſchildert, Weiße, 


227 — ep 


der Art und Weiſe fich aus zudrucken, wo fafpjebet Scans der bür⸗ 
gerlichen Geſellſchaft, jede Lebeusart, jede Leidenſch aft ihre eigene 
Sprache har. Die Sprache des gemeinen Lebens, desofes, 


der feinen Welt, Die Jägerfprache, Gandwerksfptane, = 
Kim ſiler ſprache u.{.f. Weg mit der Sarpre! fie iſt nicht die 


Sprache dis Liebhabers. Diefe Thränen, diefe Seufzer, diefe 
Sprache der Natur, wo ſich die empfindlichſte Seele mit fo 
Die Sprache der 
Kiebe ik im Neſte der Nachtigall ſüßer Geſang und im Winkel 
der Rate Zetergefchrey, Herd. wo es in der weiteften Bedeurung 


der Töne jeder Art ſtehet. Dieß iſt die Sprache der Pflicht/ 
Gel. vergiß diefe gezwungene Sprache bey mir, Weiße, 


Menſchen, welche die feine Sprache Heldennennt. Der Tea 
lemach bat eine veiche und glänzende Sprache, Er bat dieſe 
Sprache erſt vonden Böfewichtern angenommen. Dieß iff 
die Sprache der lauten Verzweiflung. Orgon fliehe die ehren ⸗ 
rührigen Worteund wahltaus der Sprace des Tadels die 
‚gelindeften, Gel, In der Sprache der Liebhaber reden. Wo 
fi denn. (e) auch oft der Begriff des Juhaltes deffen, was man 
ſpricht „mit,einfchleicht. 
den etwas, Gell. Sie reden in der Sprache der Liebhaber, 
Sollte wohl meine Sprache ihren Obren,ungewohnlich feyn ? 
Sühren nicht alle MTannsperfonen eben diefelbe Sprache, die 
er führer 2 Sie baben 5weyerley Sprachen, und ich weiß. nicht, 
auf welche man ſich verlaffen fol, Gel. 
Sprache, weil der Plural in dieſer ganzen Hauptbedeutung nicht 
leicht gebraucht wird, ob er gleich der Analogie zu ſolse, von meh⸗ 
— Arten Statt finden könnte. 

2. Als ein Concretum, folglich mit dem Hural, ber Inbegriff 
von 1 Tönen, wodurch man feinen innern Zuftand ansdruckt. : 

(1) Im weiteften Berflande, von allen Tönen, fo fern fie 


Seichen der Empfindung find, Die Thierfprache. Die Sprache . 


der leidenden Natur. 
(2) In engerer und gewöhnlicherer Bedentung, der ganze 
Inbegriff von Wörtern und Redensarten, vermittelſt deren die 
Slieder eines Volkes einander ihre Gedanken mittheilen, die von 
einer gewiſſen mit einander verbundenen Menge Menfchen ange⸗ 
nommene Weife, feine Gedanken duch Wörter und Redensarten 
von ſich geben. Alle Welt hatte einerley Sprache, 1 Mof. ia, 
1,6...Eine reiche, eine arme, eine leichte, eine ſchwere 
prache. Eine vaube, barbarifche, zierliche Sprache. Die 
abensländifchen Sprachen, zum Unterfchiede von den morgens 
ländifchen, Die Deutfche, Franzöſiſche, Lateinifche Sprache 
u. ff. Die Mutterſprache, Landesfprache. Line Sprache 
reden, verfiehen, ſchreiben. vielerley Sprachen lernen. Vers 


fchiedene Sprachen reden. Figürlich wurde daher auch Sprache 


eheden für wolf, Nation gebraucht. Jır dem alten Fragmente 
auf Carin den Großen bey dem Schilter kommit es noch von unters 
würfigen Nationen vor. IntHochdenrfchen ift es in diefer Bedeu, 
tung veraltet, welche fich indeffen noch mehrmahls in derDeutfchen 
Bibel findet. 
alle Sprachen Macht geben, Kap. 33 7. Yen Sprachen verz 
Fundigen, Kap. 14, 6. 

(3) Figürlich, eine wiettich⸗ Unterredung. Datun eina 
Sprach a, bielten eine Verſammlung, Dttfr. Will mit ihm ban 
ein ſprach Theuerd. Kap.go. In dieſer Bedeutung ift es im 
SHochdeutſchen gleichfalls veraltet, außer daß fie ngch zuweilen in 
dem zufammengefegten Rückſprache vorkomnit. auch Marz 
genfprache. 

Anm. Schon bey dem Kero Sprahhi. bey dem Ottfried Spra« 
<ha, im SatianSpraha, im Riederfächf, Sprafe, Spriß, im 
Syiwed, Spräk, S. Sprechen. 


Verändern fie die Sprache bey Jul⸗ 


beffer, zweyerley 


Den Sprachen weiffagen, Dffenb.2o, ı uber 





Bir ———— ER inuf. die — — 


dung und Verũnderung der Wörter einer und eben en 

che, d. i. das übereiuſtimmige Verfahren in dem Veränderlichen 

ber@prade in ahalichengauten — — die Ana⸗ 
ogie. 

Der Sprädfehler, ses, plur. ut nom, fing. ein Zebter 
wider die Kegeln einer Sprage, ein — ** ein . 
Szrahfchniger. - 

Das Sprächfenfter,, des—s, plur. üt nom, fin 5% den 
Nonnenklöfern, dasgenfter indem Sprathzimmer, buch, weiches 
die Nonnen mit den Fremden zu ſprechen pflegen, welches, fofern. 
es gemeiniglich mir einein Gliter verfehen if, wi das: — 
gitter Heißt: 

Der Sprähgebraud, des —es, plur⸗ inuf, dasjenige, mas 
in einer Sprache gebräuchlich ift, die Beobachtung einer und eben 
derſelben Sprachregel von allen Gliedern Eines Volles; und das 
daraus erwachſende Geſetz. 

Der Sprächgelehrte, des —n, plur. die—n, derjenige, wel⸗ er 
cher eine Sprache auf eine wiffenf‘ chaftliche Art verfteher,d.i.von - 
allen Veränderungen i in derfelben®rund anzugeben weiß, und von 
einem bloßen SprachFundigen ce ———— 
den iſt; Grammaticus. St: 

Das Spriäjgewolbe, des—s, plar: ut nom. Ang. in der 
Mathematik, ein elliptiſches Bewölbe, wo der Schall, welcherfih 
‚aus ehem Breunpunete gegen die Ellipſe bewegt, nad) dem andern - 
Brennpuncte geworfen wird; daher derjenige, weicher in dem- 
einen Brennpuncte ftebet, den indem andern Brennpuncte ſtehen⸗ 
den fprechen böret, ‚obgleich andere nichts davonvernehmen, u 

Das Sprädgitter, des—8, plur, ut errang. Sprag: 
fenfter. 

Der Sprichgrübler, deg —s, plus ut nom.. fing, —— 
welcher in einer Sprache grübelt, kleinen unerheblichen umnſtau⸗ — 
den in der ſelben nachforſchet. 

Der Spraͤchk enner, des ⸗ plur. u nom. fing. derjenige; 
welcher eine Sprache fennt, d. i von dem Mannigfaltigen in dere 
felben klare und deutliche Vorſtellungen hat; der — 
dige. 

Die Spraͤchkenntniß, plur. $ie—e, ı. Die Kenninif,; * i. 
klare und deutliche Vorſtellung von dem Mannigfaltigen in einer 
Sprache. 2. Der Inbegriff diefer klaren und dean⸗ Bil, 
Yungen, ohne Plural ; die Sprachkunde. 

Die Sprachkunde, plur. inuß,die Runde, d. i. je Inbegeiff, 
der klaren und deutlichen Vorftellungen von dem Mannigfaltigen: 
in einer Sprache, wo es am häufigften fubjective gebraucht wird ; 
die Sprachkenntniß. Diel ——— befgen, eine Spradpe 
genau fennen. 

Sprachkundig, adj. et adv.einer — fündig, d.i. vor dem 
Marnigfaltigen in derſelben klare und deutliche Vorſtellungen 
habend. Sprachkundiger Lefer. Ein Sprachkundiger. 

Die Spraͤchkundigkeit, plur. inuf. die Sprach kunde als eine 
Fertigkeit betrachter;die Fertigkeit von dem Mannigfaltigen in 
‚einer Sprache Elare unddeutliche Vorftelungen zubaben, 

Die Sprachkunſt, plur. inuf. der Inbegriff aller oder doch der 
vornehmften Ausübungsfäse einer Sprache, doch nur objertive ; 
Grammatica, die Grammatiß, Sprachlebre. Ingleichen ein 
Buch, welches diefe Ausübungsfäßeenthält, Der Plural iſt in 

dieſer Bedeutung fo wenig als in andern äbntichen Zuſammenſe⸗ 
gungen üblich, fo wenig ale zur Zeit Sprachk inſtler für Gram⸗ 
-matieus, Sprachlehrer, und ipraprünktih für srammauiſch 
eingeführet iſt. 

Die Sprächlebre, plur, —— die Leben, dei. ber Inbegriff 
der Vorſchriften von deagraeae m einer Sprage,gleiche ; 

am 











— 
8 ; 


— u et 


mebrern Büchern diefer Art der Plural gebräuchlich ift.. 





prachlehrerinn,. eine Perfon, welche audere in einer Sprache 
mterrichtet, wo man esinder anftändigern. Spredjart für das 
" niedrige Sprachmeilter arbraudıt. In engerer Bedentung ift eg 
der Verfaffer einer Sprachlehre oder andern grammasifchen 
ne Bdelkki: W ? ‘ 
Sprach loo, adj. et adv. der Sprache, d,i.des Vermögens zu 
‚. Sprechen beranbt, woman es dod am häufigſten von der zufälligen 
Beraubung der Sprache gebraucht, zum Unterfchiede von dem 
fiumm. Spraclos da liegen. Ein fprachlofer Kranker. 
Die Spräclofialeit, plir.. inul, der Zuftand , da man ſprach⸗ 
=... des ift, befonders fo fern diefer Zuſtand nur zufällig iſt. 
9 Der Spräcdjmeifter, des—s, plur. ut. nom. fing. überhaupt, 
00 8er Lehrmeißer in einer Sprache, mo es doch nur im gemeinen 
Leben üblich iſt; in der anftändigern Sprechart, der Sprachleh- 
rer. Am bäufigften iſt es von ſolchen Perſonen, welche andere in 
einer lebendigen Sprache unterrichten, beſonders fo fern fie aus 
2% Diefem Unterrichte ein Geſchäft machen, und welche in der edlern 
J Schreibart gleichfalls Sprachlehrer heißen. 
Der Spraͤchmenger, des—s, plur. ut. nom. fing, Fämin, 
f die Sprachmengerinn, eine Perfon, welche Wörter aus verfchier 
denen Sprachen ohne dringende Noth unter einander mengt wel⸗ 
che Sprachmengerey in dem ſtebzehnten, und dem Anfange des 
achtzebnten Jabrbundertes febr üblich war, und auch noch jetzt 
die Lieblingsſunde mancher feichten Köpfe ift, i $ 
Die Sprächregel, plur. die—n, die Regeln, d.i. Ausübnngefäge, 
nach welchen eine Sprathe gefprochen und Gefchrieben werden 
muß. — — 
Spraͤchrichtig, — er — fle, adj. et adv. den Kegeln einer 
Sprache gemäß, und darin gegründet. So auch die Sprachrich- 
E ‚ tigfeit. ER 2. - 
Das Spraͤchrohr, des — es, plur.die— e, ein kegelförmiges 


* verſtãrken; welches Sam. Morland, ein Engländer, erfunden 
"und 1670 befannt gemacht hat. Es ift von einem Sorrohre noch 
+ perfchieden. ; 

Das Sprächzimmer, des—s, plur.. ut nom. fing. ein zur 

0... gemeinfchaftlichen Unterredung befimmtes-Simmer.. Befonders 

0 inden Nonnenklöftern. S. Sprachfenſter. 

Der Sprahfichniger;des—s,plur. utnom.fing,($.Sprab: 


: Spradfhniger macht. 


ches nur in den gemeinen Sprechatten von dem Laute üblich iff, 


ernster Näffedazu kommt, da esdenn in die Höhe fteigt, und um 
— ſich berum ſpritzet. In einigen Mundarten auch ſpreitzen. ©, 


J—— Sprigen, Praſſeln und Sprüben, welche Verwandte davon ſind. 
Die Sprechert, plur. die—en, die Art und Weife, wie man; 


ſpricht, befonders in Rückſicht auf die. Würde der Wörter. 
‚= 0 Die anftändige, die niedrige, die gemeine Sprechart. Zumweilen 


0 wird egandh für Mundart gebraucht. Die Oberdeutjche, die Nie⸗ 


; * Die Spreche ein Vogel, ©, Sprehe. 


— 


Spredien, verb. irreg Praf ich ſpreche du ſprichtt, eu ' 


ſpricht; Imperf. ich ſpräch Conj. ich ſprache; Mittelw. ge⸗ 
Spröchen; Imper. ſprich. Es iſt in doppelter Geſtalt üblich, 
. 1 Ale ein Neutrum, mit. tem Hülffwostehaben,. 


% 
; erdeut ſche Sprechart. 
| 





En; alls nut objectlve⸗ und ſe wie Sprachkunſt nar daß hier von 
4J ———— 8, plur. ut nom. fing. Fänin. die 


-.. Robt, die Sprache, d.h Stimme eines Spredienden damit zu. 


febler.) Daber der Sprachſchnitzler, derjenige, welcher Häufige 
Spyratzen verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗ 


mit welchem gewiſſe trockne oder feuchte Körper im Feuer ſpringen 
oder ſpritzen. Pin flüſſiges Metall ſpratzet, wenn kalte Luft 


Wir ſprechen eben vonder Sache. 


J 


a 


.Im weiteſten Verſtande, einen Laut von ſich geben, eis 
ne jeßt veraltete Bedeutung, welche aber die erſte and urfprüngtiche 
if, in welcher fprechen eine unmittelbare Nachahmung diefesfau » 


330 


tes iſt. Darum fpricht eine rauhe Sidel, nit als wol als ein po= 


lieree, in dem 1483 zu Augsburg gedruckten Buche der Natur, 


wo es für klingen flebet. Man gebraucht es noch in anſprechen von 
den Pfeifen, und den ihnen ähnlichen muſikaliſchen Juſtrumenten. 


Eine Slöte ſpricht nicht rein, wenn fie feinen reinen Son hat. Es 
iſt in dieſer weiseften Bedentung mit brechen genau verwandt, (S. 
die Anmerfung) und wurde daber fo wie die auch figürhch von 
dem Glanze gebraucht. Daher fagen noch die Mahler, daß eine 
Sarbe vorfpricht, wenn fie unser einer andern vorſchimmert. 

2. In engerer und gewöhnlichererBedeusung, audern vers 
fändliche Laute vorbringen, und in noch engerm Verfiande, feine 
Empfindungen und Grdanken durch Worte merklich machen. 

; (+) Im weiteften Verſtande, verftändliche Laute hervor 
bringen, undin engerer Bedeutung feine Einpfindungen und Ge- 
danken durch Worte ausdruden, in welcher Bedeutung man auch 
reden gebraucht. in Dogel fpricht, Fann fprechen, wenn er 


vernehmliche Laute vorbringen ann. Ein Rins lerne fpreshen, 


wenn es feine Empfirttungen und Gedanken duch Worte ausoru- 
den lernet. Figürlich und in der HöhernSchreibare, vermittelfi der 
orte andern merklich gemacht werden.Die feurigieärzlichkeie 
fpriche aus ibm , Sonnenf, Lieb’ uns Verzweiflung fpricht aus 


beyden, Gell. Das Hers, das aus Serinen fpricht, ebenderf. 


Ich Furcht, Achat, daß meine Schwäche nicht, 
Wenn ich fie ſprechen will, aus jeder Sylbe ſpricht. Schleg. 
(2) In verſchiedenen engern Bedeutungen. 

- (a) In Rückſicht auf die Arı und Weife, wir man ſei⸗ 
ne Gedanken andern durch Worte mittheilet/ wo es doch mehr von 
gewiſſen zufälligen Umſtãnden, als von dem Inhalte der Nede ge» 
braucht wird; mo man auch wohl reden gebraucht. Langfam,ge= 
ſchwinde, deutlich, undeutlich fprechen. Er fpricht gut Fran⸗ 


zoſtſch/ ſchlecht Deusfch. " Wo es auch active üblich if, Kine 


Sprache fertig, ohne Anſtoß ſprechen. 

(b) Mir dem ausdrücklichen Beyfage deffen, was-man 
darch Worte befannt macht, für fagen, wo es ſich doch in die ſem 
darin ungerfcheider , daß dieſes auch active mis der vierten Bedeu⸗ 
tung, Sprechen, aber mehr neutraliter gebraucht wird. Paulus: 
antwortete und fprach u.f. f. Jefus fprach zu feinen Jlngern: 
habet ihr u. ff. Wie, ſprach er, iſt das moöglich? Gott fprach : 
es werde Licht! Der vater ſprach, das tauge nicht viel. Die, 
Zeute ſprechen, daß unfer Rönig der frömmite liebreichſte Gere. 
von der Welt iſt, Weiße. Indeſſen iſt im gemeinen Leben und in: 
der vertraulichen Sprechart der Hochdeutſchen ſagen üblicher, da- 
gegen die Oberdeutſchen in dieſer Bedeutung Häufig ſprechen ge⸗ 
Brauchen. Zuweilen, obgleich nicht fo häufig wie ſagen, wird es 
bier auch active mit der. vierten Endung gebraucht. Was ſpricht 
die Schrift ? Öal. 4,30. Was ſprichſt du dazu? — Ich ſpreche 
ja. Sprich nur ein Wort. Oft wird dasjenige, mas man durch 
die Sprache ausdruckt, nicht unmittelbar, ſondern mehr verdeckt 
angedeutet. Für jemanden ſprechen, zu feinem Beſten reden. Ja, 
mein ganzes gerz hat für fie geſprochen, Gel, Dazu gebore 
jagar Feine Tugend, einer Perſon etwas zu gönnen, für welz: 
che das Blut in mir fpricht, eben derf, In welchen Berftande 


‚man auch wohl active fagt, einem das Wort ſprechen 


) Mit näherer Beziehung auf dieWerfon, welcher 
man etwas befannt macht, wie reden, befonders vom dem pres 
chen und Reden im geſellſchaftlichen Umgange. Mit jemanden 
ſprechen. Mit jemanden von einer Sache, (im gemeinen Leben 
auch aus einer Sache) fprehen. Wir fprachen von alleriey; 
Unter. uns. und. niemans- 

; dm 


ce 


231. Spt 
den zu rahe geſprochen. Auch wohl active, doch nur mit dem 
Subftantioo Wort. : Ih babe ein Wore mit ihnen zu fprechen, 
ein Weniges. Ich machte gern ein Wort mit ihm allein ſpre⸗ 
ben. Wo es denirmeit der vierten Endung der Verſon auch in weis 
term Verſtande gebraucht wird. Jemanden ſprechen/ ihm per« 
fönlich- gegenwärtig ſeyn, und mit ihm ſprechen. Kann ic) ihn 
nit ſprechen Ich Fonnte ihn nicht zu ſprechen bekommen. 
Sic nicht ſprechen laffen, niche zu ſpre hen ſeyn. Er iſt ſeit 
drey Tagen nicht zu ſprechen. 
heimlich Figürlich iſt gut zu ſprehen, und nicht gut zu ſpre⸗ 


en ſeyn, guter, nicht guter Laune ſeyn. — 
* In einigen Fällen, beſonders der vertraulichen 


Sprechart, wird es fo wie fagen aud) für befehlen gebraucht, ı 


Bier. har er nichts zu ſprechen. ? i 
A. Alsein Activum, wo es außer den bereits angezeigten Fäls 

Ion, ducch verfländliche Worte, mit deutlichen Worten befaunt 
machen heißt... Etwas gut fprechen, es mit Worten für gut er⸗ 


FHären. Femanden heilig fprechen, ihn fenerlid für einen Heilie 


generfläven. Jemanden frey fprechen, losund ledig ſprechen, 
ibn von einer Pflicht Frey fprehen. Jemanden vein, unvein 
fprehen, 3 Mof. 13,7.44. Etwas recht fpuechen, es für recht 
erklären ; aber den Parteyen Recht ſprechen, ihre Streitigkei⸗ 
ten durch geſprochene Urtheile ſchlichten. Sin Urtheil in einer 
Sache ſprechen, wo man auch elliptiſch fagt, in einer Sache ſpre⸗ 
ben. Ben Segen ſprechen, ihn mit deutlicher Stimme herſagen. 
Das Tiſchge beth, das Vater Unfer fprechen. Im Oberdeutſchen 
fagt man and) Reime ſprechen, Sprüche fprechen, Heime, oder 
gereinite Sprüche mit deutlicher Stimme hecfagen, (©. Sprud» 
Sprecher.) In weiterer und figürlicher Bedeutung in der höbern 
Schreibart. Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Ent: 
zücken, Zachar. 
Sey mir geſegnet, Stimme meines Seile, 
Die neuen Troft in meine Seele fpricht, Gieſeke. 

So aud) das Sprechen. (S. auch die Sprache.) In einigen 

Sufammenfegungen, 3. B. Heiligfprechung iftauch das Verbale 
ung üblich. * 2 

ee ein im Jfidor, Kero u. ff. fprehhan, im NRiederf. 
ſpreken, im Angelf. [precan, im Schwed. fpräka. Daß diefes 
Seitwort mit brech en verwaudt ir, haben ſchon Friſch und andere 
erkannt, nur haben fie die Berwandifchaft nicht aus dem rechten 
Lichte angefehen. Sprechen und brechen find nur in fo fern ver» 
wandt, als. bepde urfprünglich Onomatopdien eines ähnlichentau- 
tes find, der in demerften durch das infenfive f verſtärket worden. 
Ohne diefes intenfive ſiſt im Ottfried anabrechon, anrufen, 


woraus denn erhellet, daß das Niederf.prachern, betteln, unfer » 


fragen, die Zat.precari, Praeco, Preces, das Hebr.772, 
loben, das Schwed. vräka, erzählen, verfündigen, und an. ere 
mebr,. gleichfalls mit zur Verwandtfchaft gehören. (S. Pracht 
and Pracder.) Nimmt man auch den Blaſelaut weg, fo kommt 


auch das veralteterachon, wovon unfer rechnen abſtammt, mit - 


in Betrachtung. Eben fo it für brechen in einigen alten Mund- 
arten auch das intenfivere Sprechen üblich. Mit feinem wriſtum 
find ausgefprochen (ausgebrochen) und entfprungen die Jeweg, 
Abgründe,) in einer alten liberfegung der Sprüche Salomo,vom 
Jahre 1400; Im Schwed. iſt ſpricka, fpalten. Das Engliſche 
to [peak und Angel. Fpecan, ift nicht durch Ausftoßung des r 


aus Sprechen gebilder, fondern ein eigenes Wort, welches mit dem - 


Angelf.Swacg, der Laut, Shall, und [waegan, tönen, Nies 
derf. fhwogen, rintönig und langiveilig reden, verwandt iſt. 

In einigen Oberdeutſchen Gegenden gehet diefes Zeitwort tes 
eulär; daß ich dießfalls fo hart ſprechete, in einer Oſterreichi⸗ 
ſchen Kanzelleyſchrift. In andern hat man für ſprechen das gleich, 


Wir fpraipen einandernur. 


fall⸗ regufũte ſprachen/ welches fo wohl 
als befonders für vertraulich ſprechen, f 


üe ſprechen überhaupt, 
wagen, üblich iſt. 


doch 
den Markt, o fie reden heute 


Geh aufs Dorf, geh auf 
ö noch ,Zogau. 


Der Sprecher, des —s, plur. utnom.fing. Fämin. die Spre: 


cherinn, eine Perfon, welche fpricht, am häufighien in einigen Zus 
fammenfegungen. Der Urtheils ſprecher, Großfpreiher, vor⸗ 
fprecher oder Sürfprecher, Widerfprecher, Spruchfprecher u.f.f. 


Für fih allein gebraucht man es nur noch in einigenlansländis _ 
ſchen Parlamenten, von demjenigen, welcher in den Parlamente 


gewiffer Maßen den VBorfig Hat. Der Sprecher im Haufe der 
Gemeinen, in dem Engländifchen Parlamente, welcher auch wohl, 
obgleich unbequemer, der Redner genannt wird. . ; 


Die Sprehdroffel, plur. die —n, eine Art Droffeln, welche wer 


gen ihrer nach Sperber» oder Tigerart gefleckten Geſtalt den 
Spreben gleicher; Turdusfolitarius Alein. einfameDroffel. 
Die Sprebe, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nahnie des 
Staares, der in andern mit einen ſtärkern Hauche Spree, in 
andern Sprewe, Spren, Sprinne genannt wird, Ohne Zwei⸗ 
E a: der weiß gefprenfelten und gleichfam gefprüberen 
eſtalt. —— 

Der Spreil, des —es, plur. die —e, in den gemeinen Sprechar⸗ 


’ 


\ Daß ein Eſel bat gefpracht, EN wundert manfih 


* 


ten einiger Gegenden, ein mit Speiler, Spreißel, Spreige, - 


Sprenkel, Spriet, gleich bedeutendes Wort, von welchen letztern 


es nur im Endlante verſchieden ift, 
Der Spreißel, ©. Sprießel. i 
Spreißen, S. Sprießen, ingleichen Spreitzen. 


.. 


Die un add plur. die —n, inden Schtagubeen, eine Fe⸗ 
welche der Windfang auf feitrer Welle befeſtiget wird. 


der, dur 
Ohne Zweifel für Spreitzfeder won frreigen, welchesin einigen 
weichen Mundarten fpreißen lautet. ——— 
Der Spreißhaken, des —s, plur. ut nom. fing, ben den Koh⸗ 
Tenbrennern, ein Werkzeug ſo wohl die Fuß ſche te aus dem Weiler 


heraus zu ziehen, als auch dieverfertigten Koblen mit demſelben 


auszuſtoßen. 
Das Spreit, S. Spriet. 


Spreiten, verbreg?aet. welches nur im gemeinen Leben für 


breiten üblich ift, deffen Intenfivum es ift, der Breite nach aus⸗ 
— dehnen, aus einander legen, Mit ausgefpreiteten Armen. Die 
Slugel ausfpreiten. E — 
vergebens ſpreitet der Wald die friſcheſten zweige 
Unm den Böhler herum, Zachar. — 
ESo auch das Spreiten. 
Anm. Gefpreiton unfere hendezefremidemo Gote, 


Notk. Ottfeied gebraucht zefpreitan für gerfirenen, Im Nier 


derf. fpreden, fpreen, fpreien, im Angelf. [predan, im Engl. to 
Spread, im Schwed. [prida. Im Nicderf.ift daher Sprerde, 
Spree, das Ausbreiten des geröfteten Hanfes oder Flachfes zum 
Trocknen. Ein anderes ift das veraltete fpreiten, fprießen laffen, 
welches bey den Schwãbiſchen Dichtern vorfommt. er 

Der Spreitzbaum, des —rs, plur. die —bäume, bey den 
Branern, ein Baum oder ſtarkes Holz, den Stellboden damit an« 
sufpreigen. —— Be 

Die Spreige, plur. die —n, ein Werkzeug etwas damitzu ſpreit⸗ 
sen oder anzufpreigen. So werden im Bergbaue und andern Fälz 
Icn die Stügen, welche man gedrange unter den zu fFügenden Ort 
treibt, Spreigen gengnnt. a 


Spreitzen, verb. reg.act, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt. 


I. As ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, in welcher Ge⸗ 
ſtalt es doch nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ift, 
‘ we 





wo es auch RR BEER, mit fprigen und fprüben —* be 


deutend iſt, von welchem letztern es ein Intenfivum zu fenn feheir 


0 net, Im Hüttenbaue fpreiger oder fprager geſchmolzen es Me: 
rall, indemes, wenn Wind oder- Feuchtigkeit dazu fommt, in die 
Sbbhe fleiger, und ſich in Tropfen und Körnern verbreitet. 
II. Als ein Xetivum, wo es wieder in verfchiedenen Bedeu⸗ 
tungen gangbar iſt. 
* 1, Als ein Intenſivum von ſpreiten und vielleicht auch von 
reißen, mit Heftigkeit und weit aus einander dehnen. DieSüße 
auseinander fpreigen. Kinausgefchlachtetes Kalb aus einanz 
der fpreigen, mit Spreigen, oder Sprießeln. Die Thür aufs 
fpreigen, weit auffperren. 
2. Stämmen, ſtützen, mo der Begriff des Starrenund Stei ⸗ 
fen der herrſchende iſt, daber es hier auch von progig in der erſten 
Bedeutung abzuſtammen ſcheinet. (a) Eigentlich. Sich mit den 
Süßen an die Wand ſpreitzen, ſtämmen. Im Bergbaue ſpreitzet 
man baufallige Zimmer, wenn man Spreitzen oder Stützen 


ſich mit Heftigkeit widerſetzen, wie ſperren, doch nur im gemeinen 
Leben. Sich wider jemand fpreigen. Er wird ſich nicht lange 
ſpreitzen. 

3. In die Höhe wachſen machen, als ein Faetitivum von 
ſprießen, wo es doch nur figürlich, und zwar nur im gemeinen Les 
ben einiger Gegenden üblich iſt. Sich mit etwas fpreigen, groß 
machen, ſich deffen rühmen, fich damit brüften , welches letz— 
| “tere auch damit verwandt zu feyn ſcheinet. —So auch das 
Spreitzen. 

1. Der Sprengel, S. Sprenkel. 

2. Der Sprengel; des—s, plur. ut nom. fing. ein in ſeinen 

J Gränzen eingeſchloſſener Hann, ein Bezirk, Gebieth. Der Ges 

* richtsſprengel, der Be;irf, das Gebieth, wie weit ih ein Gericht 
erfiredet. Der Kirchſprengel, das Gebieth, über welches ſich die 
geiftlihe Bewalt eines Viſchoſes, zuweilen auch eines Pfarrher⸗ 
ren erſtrecket. 

Anm. Der Begriff der Gränze, des eingeföhfoffenen Raumes 

ſcheinet in dieſem Worte der herrſchende zu ſeyn, denn wenn man 
’ die Bor» und Endlaute abrechnet, fo hat es mit Ring, Rain, 
Granze, Schranke uf. f einericy Stammbuchftaen, ©. auch 
8% ..2 Sprengen. ° 


e- 3. Der Sprengel, RR plur, ut nom. fing. von dem Zeits 
i torte 2 ſprengen, ein Ding, womit man fprenget,i im gemeinen 
E* Leben: einiger Gegenden, wofür in andern Sprengwedel übli—⸗ 
En her iſt. 

1. &prenten, verb.reg. act: welches nur in einigen Gegenden, 
k befonders Niederdeutſchlaudes üblich iſt, wo man einen Balken 
= fprenger, wenn man ihn mit Fleiß keumm fügst. (S. Spreng⸗ 
3 werk.) Die Ahnlichkeit des Klanges mit dem folgenden Zeitworte 


ſcheinet hier bloß zufällig zu fenn,fo daß es zunächſt zu dam Worte 
Ring gehöret, und den Begriff der Krümme hat, So auch die 
Sprengung und das Sprengen. 

2. Sprengen, verbireg,act. welches eigentlich das Factitivum 
von ſpringen ift, und foringen machen bedeutet, aber in einigen 

- Fällen doch auch als ein Meutrum gebraucht wird. 
1. Einen Körper in Eleinen Theilen und geringer Maſſe vers 
. Breiten oder —— Moſe ſprengete den Ruß gen Simmel, 
2 Moſ. 9, 8. 10. Simei ſprengete mit Exdenklößen, 2 Sam. 
16, 13,- Sir Peer anf ihr Saupt gen Simmel, 
Diode, ım, Salz auf das Sleifch fprengen, es mit Salz be 
fprengen, mit Salz einfprengen. (S. Sprengmaſt.) Voneiner 
‚arößern Menge gebraucht man dag Zeitwort freuen. — Am 
"bäufigfien von flüftarn Körpern. Moſe fprengete das Blur 
aufden Altar, 2 Viof.24,6. Ich will rein Waſſer über euch 


— 





darunter treibet. (S. Spreitze, Sprießel, Spriet.) (b) Figürlich, 


7 — N 


ee 1 


sprengen, Ejedh. 36,25. Im Garten fprengen,  (S: Spreng: 
Fanne.) Von einem Fleinen gelinden Negenfagt man: ea bat 
nur gefpvengt. So auch in den Zufammenfigungen befprengen, 
einfpvengen, u. ff. Sprigzen feget eine größere dabey anger 
“wandte Gewalt und Schnellkraft voraus, Das Öricch. amsıgem 
und £at, [pargere, fpergere find mit ſprengen in dieſet Der 

deutung nahe verwandt, 
2. Mit dem berrfchenden Begriffe einer größern Heftigfeitund 


Schnellkraft kommt es in folgenden Bedeutungenvor. (a)SYrins 


gen und in weiterer Bedeutung heftig laufen machen. Bey den 
Fägern fprenger man ein Thier oder einen Haufen Geflügel aus 


* feinem Lager, wenn man ſie plöslich anftreibet uud zur Flucht 


beweget. Jemanden ohne Noth in Ser Stadr herum ſpreugen, 
ihn eitfertig in der Stadt heunm ſchicken. Ein Pferd anfprengen, 
es durch die Spornen zum Springen und Saufen bewegen. Da 
es denn au ein Nentrum gebraucht wird, im Galoppe reiten. 
Mit dem Pferde über einen Graben ſprengen. Mit einem Pfer⸗ 
de daher ſprengen. vor jemanden her ſprengen. Mitten un: 
ter das volk ſprengen. Durch die Gaffen fprengen. EN ſpren⸗ 
get auf daſſelbige Schwein, Thenerd. Kap. 41. 
Doch Raufbold fegt ſich auf, ſprengt muthig see das 
Thor, Zacher 
Sie ſprengen daher oben auf den Bergen, Joel 2,5. Alles von 
im Öalepp reitenden Perfonen. (b) Mit Heftigteit foringen, rei⸗ 
Ben oder drohen machen. Die Bugel im Bil ards Spiele ſpren⸗ 
gen. Die Saiten auf einem Inſtrumeute fprengen, durch allzu 
beftiaes Spannen. Ein Stuck von einem Steine ſprengen, durch 
heftiges Schlagen. Die Bank ſprengen, fiaürlich in Glückesſpie— 


"Ten, dem, der die Bank hält, fernen ganzen Vorrath abgewinnen, 


Die Thür auffprengen, mit ſchneller Gewalt erbrechen. Inens _ 
gerer Bedentung dermittelſt des Schießpulders. Einen Stein, " 
einen Selfen mit Pulver ſprengen, oder nur fprengen ſchlechthin. 
Kin Thor mit einer Petarde fprengen, Eine Seſtung, einSchiff 
in die Luft fprengen. So auch das Sprengen, nnd in der erfien 
Bedeutung zumeilen die Sprengung. 

Anm. Diefeg Zeitwort iſt ſehr alt, befonders inder erſten Be⸗ 
dentung, in welcher es ſchon bey dem Kero —— lautet. 
Schwediſch ſprenga, wo auch (pränga, fpalten ift, Angelfächf. 
fprengan. 


Der Sprenger, des-—s, plur. utnom.6n g. in den Criminal · 


Gerichten, ein Marter - Infteument, welches aus einer eifers 
nen Stange mit. vier Schellen beftebet, wovon die. beyden Mitt 
lern an die Beine über den Knöchel gelegt, mit den Schellen an 
jedem Ende aber beyde Hände gefejjelt werden. 


Die Spri ggabel/ plur.die—n, ein Werkzeug der Schlöffer, 


welches An einem Ende eine Harfe Gabel vorſtellet, und bey Ver: 
fertigung der Sprengwerke die beften Dienſte leiſtet. 


Das Spreͤnggras, S. Berfigeas. 
Die Spröngtanne, plur. die —n, ein Gefäß mit einer Röhre 


und einem trichterförmigen durchlöcherten Auffage darauf, die 


»Gewächfe in den Gärten damit zu befprengen oder zu begießen ; 


die Gießkanne, in einigen Gegenden das Sprengfaß, der 
Spreigfrug, der Sprigfrug. 


Die Sprengfugel, plur. die —n, in der Gef ügFunft, ein Feu⸗ 


erballen, welcher mit Hand-Branaten verfeget und in die Trau⸗ 
ſcheen geworfen wird; die TranfcheeneRugel, Einige Ältere 
Schriftfteller belegen eine jede Bombe mit diefem Rahmen. 


Die Sprentmäft, —— in der Landwirthſchaft, diejenige 


Beſchaffenbeit der Baummaſt, wenn nur hier oder da einige Eich⸗ 
oder Buchbãume Früchte haben, fo daß die Maſt auf der Erde 
gleich ſam nur gefpvenge liegt ; zum Unterſchiede von der vollen 
und halben Maft. 

P3 Der 


Ber 


Ban ERS 


RN 


Der Springpinfel, des ⸗e plur. ut nom. —— * den 
Maurern, ein Pinſel von Borſten mit einem furzen Stiele, die 
Drauerfteine mit Waffer zu befprengen. 

Der Spreengfel oder Springfel, ves—s, plur. ut nom. 
Äng; in einigen Gegenden ein Nahme der Heuſchrecken, von 
ſpriagen; Niederf. Sprenger, Grasfprenger, Sprinfe, Seus 
ſprinke, Speingflabel, im Friefifchen Befprenger. 

Der Sprengtrichter: des —s, plur. utoom. fing. ben den 
Gärinern, ein Trichter, deffen weite Dffuung wir einem ſubtil 
Buchiöcherren Boden verſeben ift, aus welchem man das Wafler 
zur Begießung zarter Gdwäãchſe nach Bejiehen in Geſtalt eines 
Staubregeus fließen laſſen kann, nachdem man das obere Loch mit 
den Daumen entweder öffnet oder verflopfer. 

Die Springwage, plur.die—n, die bölgerne Ware an einem 
Magen, woran derfelbe von den Pferden gezogen wird, Etwa von 
»Sprengen, wsil fie gemeinigfich geſpren get, d: & Frummm gear 
beitet iſt ® 

Der Sprengwedel, des—s, plur. ut nom. fing, ein Wesel 

. von Borften an einem Stiele, Waſſer damit zu fpvengen; beſon⸗ 
ders in der@arbolifchen Kirche, das Weihwaſſer damit zu fprengen; 
der Weihwesel, ineinigen Öegendender Sprengel, 

Eas Spröngwerk, des—es, plur.die—e. 1. Bey den Schlöfe 

‚fern einBitter, deffen Felder mit Verzierungen von allerley Figu⸗ 
zen ausgefüllet werden ‚und zu deren Verfertiaung die Sprengga⸗ 
bel eines der nöthigfren We: kzeuge iſt. Bielleihtvon »Sprengen, 
krumm biegen, weil die Verzierungen gemeiniglich aus frumm 
gebogenen eifernen Stäben beftehen, Oder vielmehr von dem in 
einigen Dberdeutfchen Gegenden noch üblichen Zeitworte ſpren— 
Ten, mit einem Gitter-verwahren,, fo daß Sprengwerk ein jedes 
Bitserwerk bedeuten, und mit ſprenken von Riegel, Ranfe u: ff. 

abſtammen würde. 2. In der Zimmermanstsfunft, diejenige ders 
Bindung langer Balken, wo unter denfelden Strebebänder ange 
bracht werden-; zum Interfchiede von einem Sängewerfe, (S.die» 
ſes Wort). Vieleicht.auch von dem gefprengten,. di. krumm ges 
hauenen Balken, mit welchem der Hauptbalten derzabnet wird; 


oder auch von fprengen, fo fern es figürlich auch freben, der 


Biegung widerſtehen bedeuten kann. 
Der Sprengwifch, des—es, plur. die—e, biy den Bädern, 
ein Wifch non Stroh, das Brot damit mit Waffer zu-befpremget; 
De Sprenfel, des—s, plur, ut: nom. fing. ein: zufanımen 
gebogenesund mit einer Schnur und einem Schnellhölzchen ver» 
- fehenes Reis, Bögeldamit zu fangen. Sprenkel aufftellen.. Die 
Sprenkel find gemeiniglich größer als die Dobnen, welche legtern 
über diegmit einerSchlinge derſehen find, und den gefangeneu Vo⸗ 


gel ſogleich wingen, dagegen der Spreukel ihn gemeiniglich nur an 


dem Zußefänget. Beyde werden indeffen in einigen Gegenden 

auch Schneiden, Schneißen und Baumgevichte genannt, Siehe 
diefe Wörter, - 

Anm. Zin Engl. Spriäge; ohne Zweifel ald ein Intenffonnr 

. von fpringen, weil die Sprenkel ben ber geringflienBesührung des 

Schnellhöl zchens ans einander fpringen. In einem andern-Ber- 


fande find im Nisderf; Sprenkel, Hölzer ‚ meldje man zwifchen- 


etwas wirft/ es aus einander zu fperren; . 


&prönkeln, verb; reg.. act: weldhes das Intenſivnm — Ite⸗ 


rativum von ſprengen iſt, aber nur ftgürlich gebraucht wird, mit 
einer oder mefrern Farben gleich ſam beſprengen, wo doch das Mir⸗ 


tellvort —— für ſprenklich am üblichſten if. Niederſ. 
ſprenk eln 


Segeuden, beſonders Oberdeutſchlandes, ein kleiner gleich ſam an⸗ 
gefprengter Flecken. Sprenklein im Geſichte dergleichen dit 
og eine Sommerfleden (+19. find, 


und fprenFen, Augelſe (prencan, Eirgl;.to: [prinkle.. 
Das Sprentlein, des—s; plur..ut nom,fing: in einigen: 





" &einetiä, er, er adj. —— —— Br 
‚ dern Farbegleichfambefprenget, geiprengelt ; in Luthers Bibel 
ſprenglich, im Oberdeutſchen ſpreck icht, ſprickelich 

Die Spreu, plur. car. ein Collectioum, bfe ausgedrofihenen und 
"gerfchlagenen Hülfen des Getreides und derFeldfrüchte zu bezeich⸗ 

. nen, welche, durch das Worfeln von den guten Körnern abgefons 
dert werden, und bey dein Getreide zugleich mit den gerfihlagenen 
Grannen oder Agen vermifcher find. Weinenfpren, Kockenſpreu, 
Baferfpreu, Gerſtenſpreu, Erbſenſpreu, (woruuter man Die lee⸗ 

ren Schalen der ausgedroſchenen Erbſen verſtehet) Sirfenfpreu, 
Leinfpren, s anfſpreu, u. f.fs Die Gotiloſſen find wie Spreu, 
die der Wind wegfuhrer und —— Hiob he 18, Sprey 
wie Born verfaufen, Anis 8; 6 

Aunm. Schon im Iſtdor und bep dem Ditfeied Spring. ohne 
Zweifel von dem veralteten und noch im Tatian befindlichen Zeit 
worte-(preinaz, freuen, welches mit fprühen und fpreiten ders i 
wandi iſt, weıl die Spreu ſehr leicht vondem Winde zerſtreuet, 
na) durch denſelben vermittelſt des Worfelns vou dem Geireide 
abgeſondert wird. Friſch ſchrãuket dirſes Wort ohne Grund allein 
auf die ausgesnahlnen Hilfen des Dinkels oder Speltes ein, Im 


Niederdeurfchen ift für Spren das Wort Baff, undeiw Baiern 


Gaffter, vielleicht Geafter, von After üblicher. Fir Deifen 


und vielen Oberdeut ſchen Örgenden gebraucht man im gemeinen - 4 


Leben fürden Singular Spreu den Plural die Spreuer, ſchon im 
Nosker  Spriuuuer, welcher niedrige und der anſtändigen 
Schreib⸗ und Spredyart ganz unbefannte Plural indeffen nicht 


-. verdient hätte, von Gottſcheden in feiner Sprachkunſt aufgenonte _ 
men, und von feinen Freunden wider Deren Beinzend aa Mn 


Miderfpruch vertheidiger zu werdem;. . 
Die Spreublume, plur. die—n, bey den nenern Scrffifkel- 


lern des Pflanzenteiches,, ‚der Nobme: einer Oſtindiſchen Pflanze, J 


wovon eine Art auch II Jamaika I 
Achyranthes L 

Der Spreuboden, des —s, plur. di⸗ hosen, in der Band 4 
wir thſchaft, ein eigener Boden, auf welchem bie Spreu Bra: i 
vet wind... 

Der Spreufteub, des—es, plur. car. e eben. Dafelbfl, die Heinfe 
Art der Spren z. B. die, welche durch die Kornfege von dem Ge⸗ 
treide abgefondert wird, Spreu in Geftalt des Standes. ' 

Der Spzeuftein, des—es,,. plur. die —e, ©: Abrenflein. A 


Das Sprichwort, des—es, plur. die wörter. 1. Inweiterm 3 


Verſtaude, ein Sag ober ein Gleichuiß, welches von mehrern bey 
nehrern ähnlichen Gelegenheiten in einerley Verſtande und Bedeu⸗ 
tung wiederhohlet wird, Du wivſt ein Sprich wort ſeyn unten al⸗ 
len Völkern, 5 Moſ. 28, 37. ı Kön.9, 7. 
Sprichwort unter.den Leuten gefegt; Diob 17,6, Ihr werdet 


-zu mir ſagen dieß Sprihwort: Arzt, hilf dirfelber, Luc. 23, 
Was bad ihr fin ein Sprigwort im Lande Iſrael, und ſpre⸗)B ’ 


chet: weil ſichs fo lange verzeucht, fo wird nun fort nichts 
aus der Weißagung, Ezech 12, 22.2. In eben ſo weiter aber 
noch ungeiwößnlicheen Bedeutung wird es in der Dentſchen Bibel — 
zuweilen von einer jeden figürlichen Art des Ausdruckes, von einer 
Rede in Gleichniſſen oder, Allegorien gebraucht.⸗ Solches habe 
ich zu euch durch Sprichwort geredet Job. 16, 25. Ich wer⸗ 
de nicht mehr durch Sprichwort mit euch reden, eben daſelbſt. 
Aun redeſt du frey heraus und ſageſt Fein Sprichwort, BE: 29 
35m engern und gewöhnlichſten Verſtande ift ein Sprichwort 
= allgemeiner oft figürlich onsgedrudfter kurzer Satz, oder ſinn ⸗ 
reiche Art zu reden, welcher in aller Leute Munde iſt 35-83 | mie 
großen Herren ift nicht gut Birfchen effen. Ein Rabe had dem: 
andern die Augen nicht aus, u. (Im engſten Bertande vers ⸗ 
langet man von einrn Sp — ee alle mahl — 
oder 


Er bat mich zum 





Spriegeln, verb. reg. act. mit 


> HERE: a Ye re 7* 17 EN 22 > bi, * 


ES 


“ ‚oder oh EEE Ausdendt enthalte, und ER —* 


ven die bloßen Lehr» und Sittenſptüche, z. B. Ende gut alles gut, 
‚nicht mit unter die Sprichwötter, daher die Sprüche Salomonis 
in dieſem engften Verſtande nicht Sprichwörter genannt werden 
konnen, weilfie aus Sentengen, Lehr- oder Sittenſprüchen bes 


fiehen. 
nm. Sprichwort ſtammet von Wort, ein Furzer Sag, und 


ſprechen ab, und bedeutet feiner Sufammenfegung nad) einen 


„Burger Satz, welcher von jedermann in ähnlichen Fällen ausge- 


ſprochen wird, nad) welcher weiten inder Abftammung gegründe- 


"ten Bedeutung es denn freplich.gar vielerley ähnliche Sägeunter 
ſich ‚begreifen Fann, ob eg gleich in der dritten engern Bedeutung 
„am gewößnlichften ift. Die Schreibart Sprichwort ift weniger 
wichtig, weil die erſte Hälfte nicht von Spruch herkommt, in wel= 
chem Falle es Spruchwort heißen müßte, alsdann aber auch eine 
Tavtologie enthalten würde. Ottfried und andere ältere Schrift» 
fieller nennen ein Sprichwort Biwort , aber nur als.eine duch» 
fäblicheliberfegung des8etein, Proverbium ; ; Engl. Byword, 
Augelf. Biword, 


Sprihwörtlich, adj. et adv, einem Sprid;worte ähnlich, 
. Sprihwörtliche Redensarten, find figärliche Arten des Aus⸗ 


drudes, welche in jedermanns Munde find ‚aber feinen allgemti« 


‚nen Satz enthalten , und daher auch feine Sprichwörter genannt 
werden können 55.3. da ftehen die Öchfen am Berge, den man⸗ 


telnach dem Winde bangen, am Sungertuche nagen, ex riecht 
den Braten, u.ff. 


_D er Sptiegel, des—s, plur. ut nom. fing. eine dünne krumm 


gebogene Schiene, etwasdarüber zudeden. Von diefer Art find 
die Spriegel überden Wiegen, über den Fuhrmanuswagen, Poſt⸗ 
kutſchen, Kähnen u. ſ. f. eine Dede darüber jzu breiten, Auch 
die Bogenhölzer au eier Kutjche, woranf oben derHimmel rubet, 
—— dieſen Nahmen. In weiterer Bedeutung werden auch ge⸗ 
rade und ungebogene hölzerne Schienen zuweilen Spriegel ge⸗ 
nannt, wohin die dünnen biegfamen Schienen, mit welchen die 
Wände uud Dede eines Zimmers befchlagen werden, wenn felbis 
- ge mit Gyps überzogen werden follen, ingleichen die kurzen und 
— Stücken Holz gehören, womit im Bergbaue die Ritzen 
zwiſchen den. Pfählen verſtopfet werden. 

Anm. Bey vielen ohne hinlänglichen Grund und wider die 
Aus ſprache Sprugel.. Es fcheiner, daß der Begriff der Länge und 
birgfamen Dünne in dieſem Worte der herrſcheude iſt, da es denn 
zudemalten Gothiſchen Hrugga, eing Stauge, dem Nicderf, 
Ried, eine lange dänue Stange, und unferm Riegel, Reihe n. ſ.f. 


gehören würde. Im Niederſ. it Sprick und Spridel, ein Heie 


ner, befonders verdorrter Zweig, un Sprigg, Waliif. Brig. 
priegelg verſehen. Einen 
‚Wagen, ein Zimmer fpriegeln. 


| "Der Spriefel,des—s, plur, ut nom. fing. ein mit Sproffe 


gleich bedeutendes Wort, welches doch im Hochdeutſchen nur in 


r einigen Fällen üblih ifl. So werden die Sproffen in den Leitern 


und Wagenleitern in manchen Gegenden auhSprießel genannt ; 


im Niederf. heißen fie Stalen, von Staie, der Grund, und im 


Hannöv. Stralen. Die Zaden anden Hirfchgeweihen über den 


Augenfproffen heißen ben den Jägern Lisfprießel; und fo vieb 
3) leicht noch in andern Fällen mehr. 


Anm. Ju manchen Gegenden Sprüßel und Spreiße. Es bat 


AR allem Anfehen. nad) den Begriff de3 Spriefens, oder der Ange 


= debnung in die Länge und Höhe, und iſt daher mit Sproffe eines 
Geſchlechts. S. daffelde und Sprießen. 


ser verb, icreg. neutr, weiches das Hülfswort feyn er⸗ 


‚. fordert, obgleich dasgeitwort außer der Zufammenfezanginden 


‚zufanmen ge; egten Seiten wenig vorkommt; ich ſprieße da - 


* x = Wr 2 Sp H 
" Fprießen, (Dbecd. ſpreußſh/ er fprieger, oder Hertept, Oberb. 


Der Springbrunnen, des —s p 


— 


ſpreußt); Iuiperf, ich ſproß; Mitielw. geſproſſen; Imper. 
ſprieße, Oberd. ſpreuß). Es ‚deutet Iangfam, und nach und nacy 
hervor kommen, eigenslich und zunächft von Gewächfen,. in weis 
terer und figürlicher Bedeutung auch von demEntfieben und Her« 
vorfonmen anderer Dinge, Im Hochdeutfchen wird es außer 
der dichterifchen Schreibartwenig gebraucht, indem dafür fprofz 
fen üblicher iſt, welches ſich von fprießen — 
unterſcheidet. 

Hier wandelt fie und Blunen ſprießen 

Bey jedem leichten Tritt hervor, Götting: Muſen⸗ Alman. 

76. * 
So auch das Sprießen. 

Anm. Es ſcheinet, daß ſprießen, oder einigen Mundarten nach 
ſpreißen, ehedem überhaupt eine jede ſchnelle Bewegung bedeutet 
habe, da es denn zu veifen, veißenu.f.f gehören würde Daz 
Ouge [preiz uz imi verre, das Auge flog weitheraus, heißt es 
in den alten Lofgedichte auf den heil. Anno, Im Riederdeutfchen 
lautet es mit der gewöhnlichen Bertaufchung des sundt, fprotz 
‚sen, ſpruten, Angelf. [pryttan,Engl.[prout, HoBänd.(pruy- 


. ten, Isländ. fprotta, Das Span. brotar, fproffer, und Bro- 


ton, eine Sproffe, Franz. Brout, iſt nahe damit verwandt, (S. 
auch Broſſe.) Im Schwer. ift pritta, ſpringen,* und bey dem 
Ulphilas [prauto, ſchnell, burtig! S. duch Sproffen. 


Das Spriet, des —es, plur. die—e, ein eigentlich Nieder» 


deutfches Wort, welches eine an einem Ende mit einer Gabel ver⸗ 
fehene, oder in Geſtalt einer Gabel gewachfene oder gefpaltene, 
Stange bezeichnet. Bon dtefer Art iſt dasSpriet an einem Leis 
terwagen, ein jtarfes an einem Ende in Geſtalt einer Gabel ger 
fpaltenes Holz an dem Hinterwagen, welches denfelden mit dem 
Borderwagen verbindet ;im Hochdeutſchen die Schere. An deu 
Schiffen ift das Sprier, eine Segelffauge in den Schmacken und 
andern Holländifchen Schiffen, welche mit ihren untern Ende au 
dem Maſtbaume befeffigetift und das Segel in die Quere bis zu 
dem Punct ausfpannet, wo es am Maſte hefeffiget iſt; ;. vielleicht 
auch,weil es aneinem Endemit einer. Gabel verfehen iſt; oder 
auch ‚fo fern Spriet als ein Abfömmling vor fprießen, Niederſ. 
ſprotien, eine jede Stange bedeuten kann, wie das Schided. Sprö- 
te, Angelf. Spreota,Engl. Sprit, Sp fern aber der Begriff der 
Gabel oder des gefpaltenen Endes hier —“ iſt, fo gehöret es 
zu ſpreitzen. 


Dos Spriettau, des —es, plur. die —e, auf den Schiffen, 


Heine Taue, welche fih an den Wänden endigen, und die Steugen 
zur halten dienen; vielleicht von ——— ſie die Stengen gleich⸗ 
fam ausfpreicen. 2 


Der Spring, des —es, plur. die—e, ein nur in den gemei⸗ 


nen Sprecharten übliches Wort, eine Waſſerquelle zu bezeichnen, 
einen Ort, wo das Waſſer ſichtbar aus der Erde entſpringet, 
welchen Opitz mit einem ungewöhnlichen Worte eine Springader 
nennet. 


Das Springauf, indecl. plur. car. in den gemeinen Sprech⸗ 


arten einiger Öegenden, ein Nahme dermayblümchen, Con val- 
laria fcapo nudoL, 
Springauf, Lilien, Nar ʒiſſ⸗ en 
Sullet euren Körben ein, Opitz. 


Das Springbeden, des—s, plur. ut nom. fing, das Velen 


an einem Springbrunnen, indeffen Mitte der Wafferftrahl indie 

Höhe gehet. 

lur. ut nom. fing.ein Bruns 

nen oder Wafferbehältnig, aus welchen das Waffer durch feinen 

eigenen Drud in einem oder mehrern Strahlen in die, Höhe ge⸗ 

trieben wird; mit einemaus den Frauzöſ. ensiehnten Worte, eine 
Lon · 


239 Spr ; : 

Sontäne, im Schwed. Springekälla, Bey dem Ditfeied hinge⸗ 

gen ift Ipringanta Brunno, eine Wafferquelle. . BR 

Springen, verb.irreg. neutr. ich fpringe, du ſpringſt m. f. 
inperf.ich fprang, (im gemeinen Leben fprung) ; Eonj. fpran= 
ge, (im gemeinen Leben fprünge); Mittelw. gefprungen ; Im⸗ 

perat ſpringe oder ſpring. Es bekommt am häufigſten das Hülfs⸗ 
wortfeyn, zuweilen aber auch haben, und iſt wie alle Zeitwörter 

ur ſprungtich eine Onomatopðie welche den Laut derjenigen Hand⸗ 
lungen, welche fie bezeichnet, genau nach ahmet. Diefe Handluns 
gen find befondeis von doppelter Art, : 

1. Bon trocknen, elaftifchen oder feharf gefpannten Körpern 
fagt man, wenn fie ſchnell und mit-einem gewiffen eigenthümlis 
hen Klange zerbrechen, daß fie fpringen ; in weldem Falle es 
allemabldas Hülfswortfeyn erfordert, Das Glas ſpringt, iſt 
gefprungen. . Die Saiten fpringen, wenn fie zu firaff gt» 
fpannet werden. Die. Scoten fpringen auf, wenn fie reif 
find. Wo denn oft der Hauptbegriff des Klanges verſchwindet 

° und die bloße fehnelle Offnung eines trocknen eder elaſtiſchen Körs 
pers übrig bleibt. Die Haut fpringe auf, iffaufgefpruhgen. 
Dft geſellet ſich dazu der folgende Begriff der ſchnellen Berändes 
iung des Dries. Der Bnopf fpringt von dem Bleide. ©, 
auch Aufſpringen, Zerfpringen. 

2. Ju fehr vielen Fallen ift fpringen der eigenthümliche Aus⸗ 
druch einer fehr ſchneilen Belvegung mit Überfchreitung oder doch 
unmerklicher Berührung der Zwifchenränme, wo alffem Anſehen 
nach gleichfalls eine Ouomatopsiezum Grunde liegt. 

(1) Ron flüfigen Körpern fagt man, daß fie fpringen, wenn 
fie durch einen Druck gezwungen’ werden, ſchnell und in einem 


langen Strable aus einer Dffnung hervor zu brechen, befonders - 


wenn es aufıwärts geſchiehet. Es erfordert hier gleichfalls das 
Hütferoortfegn. Das Waffer fprings aus der Rohre, fpringt 
Fehn Schub hoch. - Einen Springbrunnen ſpringen laffen. 
Das Blur fprang ausden Adern. - Wenn die Zeitdauer dabey 
beſtinunt wird, fo erfordert es das Hülfewort haben. Die Fon⸗ 


— RE 
Gefprungen Pommen, (S.Bommen.) Wenn aber nicht d iege» 
ringſte Beziehung auf den Drt, welchen man durch Springen 


überſchreitet, dabey iſt, fo ficher haben. Wir haben den gan- 


zen Tag gefprungen und getanzet. Hingegen fagtman: das 
Rind ift den ganzen Tag herum gefprungen, weil hier die Ber 


ſtinimung des Ortes in dem Mebenworte herum liege, Daß 
es, wenn es zu einem Neciprocd wind, haben bekommen müffe, 
verſtehet fih ohnehin. Wirhabenuns müde gefprungen. Bis 
gürliche Arien des Ausdrudes find: Vor Freuden, vor Zorn, 


vor Ärgerni aus der zaut fpringen wollen, einen fehr hohen 


: Grad untubigerfeidenfchaften zu bezeichnen. Femanden über die 


Zunge fpringen laffen, ihn verfeumden, ihm vorfäglich Böſes 


nachreden, um ihn zu fehaden. Zem anden über die Rlinge fprinz 
sen laffen, ihn niederhanen. 5 


Hingegen bedeutet diefes Wortfigürlich. (a) Sich ſchnell aus 


einem verwahrten Drte entfernen, in einigen Fällen. Aus dem 


Kloſter, ausdem Gefangniffe fpringen; in welcher Bedeutung - 
. doch das zufammen gefegte enefpringen üblicher ift. (6) Von dem 


männlichen Örfchlechte größerer Thiere für befruchten, begatten, 


weil daffetbemit einem Sprunge verbunden ift, wo es zugleich dag 


Bülfswort haben befommt. Den Sengfi fprin 
Ochs har gefprungen. ©, auch Befpringen. 


gen laffen, Des 
So aud das Springen, Siehe and Sprung: - Er 


Anm. Schon im Jfidor kommt [pringan für quellen und bey 
dem Willeramfür exlultare vor. Im Angelfäch ſiſchen lautet es 


gleichfalls Ipringan, im Riederdeutichen fpringen, im Englis 
ſchen to fpring, im Schwed, Ipringa,im Span. brincar. Die 


Stammfpibeift rin, und fo wohl die Vorlaute ſ und p als auch der - 
Endlant g dienen zur nähern Bezeichnung des eigenthümlichen 
Lautes. Das Griech. Bpvew, quellen, iſt freylich damit verwandt, 


druckt aber mehr den raufchenden als klingenden und fpringenden 
Laut des hervor quellenden Maffers aus, Sprießen ift von fprins 
gen nur im Endlaute verſchieden. Das Activum oder vielmehr. 
Factitivum von unferm Neutro iſt Sprengen, S. daſſelbe. 


tine hat den ganzen Tag geſprungen. Im weiterer Bedeutung Der Springer, des —s, plur. ut nom ling. von dem vorigen 


wird es off für quellen von dem Waſſer gebraucht, reichlich aus ” 
der Oberfläche der Erde hervor brechen, daher eine ſichtbare 
Quelle über der Erde auch im gemeinen Leben ein Spring ges 
want wird. DasWaffer fpringe aus einem Felſen. Beſon⸗ 
ders in der Oufommenfegung entſpringen, welches nach einer 
noch weitern Figur auch ensichen überhaupt bedrutet, welche Be⸗ 
deutung anch in Urſprung Statt findet, Schon im Iſidor iſt ar- 
Ipringan,entfichen. — 

(2) Bon harten und elaſtiſchen lebloſen Körpern, ſich ſchnell 
and mit Überſchreitung oder doch unmerklicher Berührung der 
Zwiſchenraume indie Ferne bewegen, befonders wenn esin einer 
Frummen Linie geſchiehet, gleichfalls mit dem Hülfsworte ſeyn. 
Die Erbfen fpringen ausden Schoten. Es ſprang ein Stück 
von dem Steine in das Fenſter. Vor großer Hige iſt die Farbe 
von dem volze geſprungen. So auch abſpringen, ausſprin⸗ 
genu.f.f Eine Mine ſpringen laſſen, fie anzünden. _ Einen 
Ducsten, zehn Thaler fpringen laſſen, figürlich fie aus. 
gebei. 


dung des Körpers und Überfchreitung der Iwifgpenräume veräns 
dern. Es bekommt hier das Hülfswort fepn,fonft der Ort entiveder 


Zeitworte, eine Perfon, oder ein Thier, welches eine vorzügliche 


Geſchicklichkeit im Springen befiget, da es denn von Perfonen 
and Seiltänzer und Tänzer 
werden, wenn ficeine verzügliche Fertigkeit im Springen beſitzen, 


and das Fäm die Springerinn leider. 


Springer oderLuftfpringer genannt, Inden Reitfehnleniftdee 


Springer ein Pferd, welcher zu Luftfprüngen oder Cepriolen abs 
gerichter ift. Inder Narurgefchichte pflegt man eine Art Feiner 


Meerfchweine, welche über dem Waffer fpringen, Springer zu ; 


nennen, Thurlio f. Phocaena Klein. dagegen anderedag grö- " 


Bere Meerfchwein, Orca Klein. mit diefem Nahmen belegen, 


Die Wicelegnpe, welche gleichfalls fpringer, führet bey einigen 


auch den Nahmen desSpringers. ImSchachfpiele ift der Sprin⸗ 


Mahl ein Feld überfpringet; urſprünglich aber ſtellet er einen 
Reiser vor, daber er im Perfifchen auch Pharas heit. An eini- 
gen Drien werden auch die Fußfeffeln Springer genannt; ohne 
Zweifel aus einer Ironie, weil fie das Springen verhindern, Bey . 


dem Notfer Sprangere. 


(3) Von Ichendigen Gefchöpfen, den Ort fehnell, mit Erhe Der Springfaden, des —s, plur. die Fäden, Glasfaden mel 


che in falten Waſſer abgchärtst worden, und wie die Springgläs 


ſer in Stand zerfpringen, fo bald man etwas davon abbricht. 


ausdrücklich gemeldet oder doch darnnser verfianden wird; außer Die Springfluth, plur. die —en, eine fehnelfe und hohe Fluth 


tem aber das Hülfswort haben. Er iſt vor Sreuden in diegöbe 

gefprungen; über den Graben, uber einen Stein, zum Senfler 

dinunter, indas Waſſer, an das Land, von dem Wagen, aus 

der Kurfehe, aus dem Bette, auf den Tifch ſpringen. Der zund 

ſpringt über den Stock. Seufigveden und Slöhe fpringen. 
# 5 


des Meeres, weiche ducch verfchiedene Urfachen anßerordentlich 
veranfaffer wird, und zuweilen viel Unglück anrichtet: , 

Die Springflurb feige mit großem Braufen auf, Opitz. 
Niederfähfiih ESprengride, Sprengtie, Sprengflood; Engl. 
Springtied,. ©, Springzeit. 1 . 


De. 


"ger der vierse unser den Dfficieren, weil er in feinem Gangeallen 








7 ab nen; lur. sie i e; ben manchen 
me ? oe, ieh ae bauen Urt 
" Füße; ———— von den Lauf - und Schwimmfuͤßen. 
— — des —⸗ es, plur. die —gläfer, gläferne Iron 
pfen mit einem fadenähnlichen Schwanze, welche in Staub zer⸗ 
———— bald man von dem letztern nur ein Stückchen ab⸗ 
— daher ſie im gemeinen Leben auch Veriev- Gläfer, fonft 
. aber auch Glastropfen grnannt werden. Sie entfichen, wenn 
mian einen Tropfen geſchmolzeuen Glaſes in kaltes Waffer fallen _ 
und ihn darinn erhäcten läffıt. ©. Springkolben. 
" Die Springgurke, plur. die —n, ©. Eſelsgurke. 
F Der Spring afer, oder Sprungbafer, des— s, plur. inuf. 
win einigen Örgenden, ein gewiffis Maß Hafer, wildes dem € 
genthümer eines Springbengftrs oder Befihälers von dem Herrn 
der Stute fo wohl gleich nach dem Beſpringen, als auch, wenn die 
"Stute trächtig geworden iſt eutrichtet wird, 














=] 


*. Gegenden ein Rahme derHeuſchrecke, welche in andern @pringfel, 
& Sprengfel, Seufpringer, Sprinfund fo fermer genannt wird, 
eri 
cher zum Befpringen, d. i. zur Kortpflanzung feines —— 
gebalten wird; der Befchäler, Zuchthengſt, Stößer. 


herde welche mit Springwanden umſtellet, und mit den gehöri · 

N gen Bochvögeln verſehen wird, 

— Der Springtüfer,des —s, plur, ut nom. fing. in der Ro- 

turgeſchichte, eine beſondere Art Käfer, welcher ſich auf den Küs 
den liegend in die Höhe ſchnellet, mozwer eine sigene Feder unter 

denm Leibein einer Grube hat; Elater Lian. 

* Die Speingtifte, plur. die—n, in der Geſchützkunſt, Kiſten, 

welche wir Kuseln, Eifen u. ff. gefülfer find, und aufden Schiffen 

“an ſtatt der Minen gebraucht werden, wenn der. Feind an Bort 

kommt; die Feuerkiſte. 

Bi Speintfolben, des — 8, pur. ut non. fing. Hleine dide 
hohle Kolben "von-Blas, welche fogleid; ringen, wern man 
ſie von innen ritzet, oder nur einen Feuerſtein hinein fallen läſ⸗ 
— Bologneſer Stafchen. Sie entfliehen, wenn man fie nach 
ihrer Verfertigung plöglicd an der freyen Euft abfühler, wodurch 
‚das Olas in eine flarte Srannang geräth, wie bey den Spring: 

gZlafern 

* Das Springkorn, des — es ‚plur. die — Börner, die Barike 

denen des Springkrautes: ‚Speingfame, Treibkoörner. - Siehe 

Springkraut. 

——— des — es, plur. inuf, ı. Eine Pflanze, 
„welche bey ung in den Hainen wächfet, und deren reife Samen⸗ 
„ ‚Tapfeln. bey der geringffen Berührung aus einandet foringen; Im- 
“ patiensNoli me tangere Linn. $udenbiitlein, wilde, gelbe 
„ Ungeduld, gelbe Balfamine, Springiamenkvaut. Der Sameift 
unter dam Rahmen der SpringFörner und TreibForner befannt. 
— Bey einigen neuern Schriftſtellern des Pflanzeureiches wird 

auch eine in Frankreich und Italien einbeimifche Art des Euphor⸗ 

‚bil, Euphorbia Lathyris Zinn. Springkraut genannt. 


— Die Springfreffe, ir eine Art der Bergkriffe, deren 
rreife Samenſchoten buy der getingfienBerübrung auffpringen und 


and Lufefpringer ehedem anflatt.der Springkange in der Hand 

bielten/ um ſich damit im Gleichgewichte zu echatten. — 
F Die Soringlade, plur. dien, inden Orgeln, eine Art Wind» 

Be - laden, welche mit einem Sptiug>Ventile verſehen iſt, fo von dem 

 Regifter geöffnet und zum Auffpringen — wird. 

J win 3.4 Tb. 2, — 


Der Springhahn, des es, plur. die — hahne, in — 


‚des — es, plur. die e, ein Hengſt, wels 


3 : DevSpeingbird, des — es, plur. die—e, eine Art Vogel, | 


; deuSamen weit umher. freuen; Cardamine im patiensLinn. 
Die SpeingFugel, plur,die— n, Kugeln, welche die Seiltänzer 


„se sn 


Der —— dlur. die — en, ein — ivels 


cher zum Beſpringen, d.i. zur Zortpflanzung feines Geſchlechts 
gebalten wird; der Stammochs, Zuchtochs/ Serdoche, Sulle R 


"und fü ferner, 
‚Die Springquelle, plur. die —n, eine Quelke herbor fpringens 


den Waffers: die Waſſer quelle Quelle, im gemeinen Leben 


der Spring. 

Der Sptingfame, — plur. inuſ. S. Springkorn. 

Das Springfamenfraut, ©, Springkraut. 

Die Springſpinne, plur. die —n, eine Art Spinnen, wel: 
che Fein Gewebe macht, fondern ihren Raub mit einem Sprunge 
erhafchet, 

Die Speingftange, plur. die—n, diejenige Stange, welche 
dieSeiltänger und Lufefpringer in den Händen führen, fid) damit 

im Gleichgewichte zu erbalten; die Balancier- Stange, 

Der Springflod, des — es, plur. die — ſtocke. ı, Eine uns 


> gen mit einem Kfoge verfehene Stange, vermittelft berfelben über 


einen Graben zu ſpringen. Franz. Brin a Eſtoc, Ital. Brandi. 
Rocco. A An einigen Deten kurze frumme Siöde, welche die 
Hãſcher und Stadtfnechte führen, und ſolche den — 
wenn ſelbige eutfpringen fuchen, ſehr geſchickt zwifchen die Füße 
zu werfen und fir dadurch zum Fallen zu bringen wiſſen. 
Und fie verfolgt im fliehn, gleich. einen Wetterſtrahl, 
Der Springftock, Zachar. 
“Das Speing-Ventil, des — plur, $ie—e, ©, Speing- 
Inde, * 
Die Springwand, plur. die — wände, bey den Bogeiftellern, 
eine Art Garnwände, welche fo aufgeſtellt werden, daß fie bey der 
geringften Berührung zufalen und überfpringen. S.Springbers. 


\ 


Die Springwanze, plur. die—n, eine Art Wangen , wilde 


ſpringet und hüpfet; Cimex (altatorius Linn. 

Des Springwaifer, des —s, plur. utnom. fing. 1. Wafs 
fer, weiches durch feinen eigenen oder fremden Druck aus Röhren 
indie Höhe zu fpringen genöthiget wird gwehin z.B. die Spring: 

. Brunnen gebören. \ 2. Im gemeinen Leben, wo Spring eine 
Quelle bedeutet, iſt Spring waſſer ein jedes Sueloaiier, wo der 
Puralnur von mehreren Acten Statt findet. 

Der Springwurm, ©, Madenwurm 

Die Springzeit, plur. die —en. 1: Diejenige Seit, da mar 
‚die Zuchthengfte, Zuchtoch ſen u.f.f. Springen, d. i. die weiblichen 
Ind vidug ihres Geſchlechtes befruchten läſſet. 2. Diejenige Zeit, 
da die Springfluth einzutreten pflegt, weldyesjar manchen Kürten 
ben ; dem Neu⸗ und Bollmonde iff, 

Die Eseinz, des— en, plur, die— en. in einigen Gegeuden, 
ein Rahme des afhfarbigenBergfalfen, welcher bunt von Puncten 
und feinen Sternen iſt, ſtark himmelblaue Fuß: bar, und zur 
Jagd ſehr gutzu gebrauchen ift; FalcoCyanopusKlern.Blau: 

fuß. Im gemeitten Leben behauptet man, der Sprinz ſey das mänıız 
liche Geſchlecht des Sperbers. Ohne Zweifel wegen feiner ges 
ſprengten oder gefpvenkelten Farbe, weilfprenzen in einigen, des 
—— Oberdeutſch Mundarten noch wirklich für ſpreugen ũb⸗ 
lich iſt Wegen dieſer ſprenklichen Federn heißt er auch im mittlern 


Lat. Mulcetus, Itaſ. Mufchetto, Soll. Mosket, vom Franz. - 


mouchetg, fprenflich. Übrigens fommt der NabmeSprinz (dom 
in Schwabenſp. vor, wo e3 Kap. 335, heißt: 
Speruuer, oder ain Sprintzen, oder ander Vogel, die 
man .nif'der Hand trait, Rilt oder [leht u f. f. 


Die Sprigbuchfe, plur: die—n, eine Meine Sprige von aus⸗ 


geböglten: Hohlunder, womit die Kinder zu fpielen pflegen. 

Die Spritse, plur. die — n, ein Werkzeug, wodurch mar einem 
flüffigen Körper ſpritzen, d. i Durch den Druck in einem Kangen 
Strahle yigg, entfernten Ort bringen kaun. Die Wafferfpri= 

5% 


Suuer ainem. 


2 


243 SH 


‚2 


ren gebraucht wird, Seuerfprige beißt, und die Sandfprigen , 
Schlangenfprigen w ff. unter ſich begreift. Bon kleinerer Art 
find dieSprigen der Köche zuSprigfuchen, dieSprigen der Wund⸗ 
ärzte u.f. fi Im Niederf, Spölte, im Holländ.Spuyte, imEngl. 
Spirt, i Alta x 
— verb.reg. welches in doppelter Geſtalt üblich iſt, in 
benden.aber nur noch von flüffigen Körpern gebrauch: wird. 

I. Alsein Neutrum mitdem Hülfsworte feyn. ». Mit Hef- 
tiafeit in kleinen Sheilen foringen, von flüffigen oder flüſſig ges 
machten Körvern. Der Boch fprigte mir in das Geſcht. 
Wenn imHüttendaue Falte Luft oder Feuchtigkeit zu dem geſchmol⸗ 
genen Metalle fommt, fo fleher.es auf und fpriger um ſich 
herum. Ebedem gebrauchteman es auch für heftig ſpringen von 
harten Körpern, von welcher jet veralteten Bedentunggeifch eini⸗ 
ge Benfpiele anführet. 2. In engerer Bedeutung, nit Heftigfeit 
und in beträchtlicher Entfernung aus einer Dffnung bervor drin⸗ 
gen; gleichfalls nur von flüffigen Körpern, wobey fprigen theils 


eine größere Gewalt vorang feßt, als fpringen, theils auch noch 


den Nebenbegriff hat, da fich der heraus fprigende Körper in klei⸗ 

ae Tropfen zertheilet. Das Blut fprigte aus den Adern, if 

mir in das Geficht, auf dieKleider gefprigt. DasWaſſer ſpritzt 
aus dev Röhre. 

I, Als ein Aetivum, fprigen machen, einen flüffigen oder flüſ⸗ 

fig gemachten Rörper mit Heftigfeit zum Sprigen dringen, in bey · 

den Bedeutungen des Meutrius, Jemanden den Roth in das 

:  Geficht fprigen. Waſſer aus dem: Munde fptigen. In das 


$euer fprigen. Femanden in den Halsiprigen. - So aud das . 


Sprigen. f 

Anm. Von einigen wird diefes Wort wider die Ausſprache ſprüt⸗ 
zen geſchrieben, ob es aleihimNtiederf.fprutten lautet; Ital. ſpriz · 
zare, ſpruzzare, Schwed. ſpruta. Es iſt eigentlich eine Oner 
matopdie, welche den Laut ausdruckt, der mit einem heftig heraus 
dringenden und fich in kleine Tropfen zertheilenden flüſſigen Körper 
verbunden ift, und wovon fpragen, fpreigen, fprageln u. fi f. 
bloße Abänderungen find. Der Form nad; ift es ein Intenfioum 
von siprüben, fpreiten u.a. m. Übrigens gebrauchen die Nieder- 


dentſchen dafür auch ihr fcheuren, foirtien und fputtern, Enal, 


[patter, fpurtle, S. Spügen. 

Das Sprigenbaus, des — es, plur, die — häuſer, ein Ges 
bäude, in welchem die öffentlichen Fenerjprigen eines Ortes oder 
einer Gemeinde aufbebalten werden. ° 

Der Sprigenmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. des'enige, 
welcher die Aufficht über die Öffentlichen Feuerfprigen und deren 
Gebrauch fübret. 


Der Sprinfifch, des—es, ‚plür, $ie—e, ein Fleiner Fiſch in 


Zava, welcher zuden Chaetodonis des Linne gehöret, und den 
Rahmen von feiner ſonderbaren Geſchicklichkeit hat, mit welcher er 
einen Waſſertropfen aus feinem Munde hoch über die Waſſerfläche 
nach den Infecten fprigen oder ſchießen, und fie damis fangen fannz 
der Schiefer, Holländ, Spuytvifch. 

Die Sprigturfe, ©. Efelsgurke, 

Die Sprigfanne, plur. die — n, in einigen Gegenden, ein 
Nahme der Gieß⸗ oder Sprengkanne, womit man die Gewächfe 
in den Gärten zu begießen pfleget. 

Der Sprigfühen, des — s, plur. ut nom. fing, eine Art 
Gebadenes, wozu der Teig durch eine befonders dazu verfertigte 
Sprige in das beige Schmalz getrieben wird; in einigen Gegen⸗ 
den Straube, 

Das Spriglöder, des —s, plur. ut nom, fing. ein Leder 
an den Kutfchen und andern Wagen, tamitdas Gepäde nicht mit 


Koth befpriger werde, 


- ie, Waffer damit zu ſpritzen, welche, fo fern ſie in Feuersgefah _ 


| ‚ Spr 244 

Der Spriglirig, des— es, plur. die —e, ein nacdter Wurm 

miit Öliedern, miteinem länglichen gleichfam aus zwey Lippen zur 
fammen gefegten Körper, zwey feilförmigen Fühlhsrnern und zwey 

° Dffnungen zum Luftſchöpfen; Teihys Linn. Er hält fi im 
Meere auf und der Meerhafe ift eine Art davon. — 

Die Spritznudel, plur, die—n, in den Küchen, eine Art ges 
bilderer Nudeln, wozu der Teig aus einer eigenen Sprige ges 
trieben wird, ; — 

Die Spritzſchlange, plur. die —n, eine Art Schlangen, wel⸗ 
che ihr tödtliches Gift dem Menfchen entgegen ſpritzen follen; _ 
Speyfchlange. - a 5* 

Der Spritzwall, des —es, plur. die —e, in den nordiſchen 
Meeren, eine Art Walle oder Wallfifche, welche dem äußern Ans 
ſehen nach einem Cachelot gleicht, deu Zähnen in beyden Kinnla⸗ 
den nach aber zu den Delphinen gehöret. Er iſt ungeheuer groß, 
und hat nur Ein Blaſeloch, aus welchem er aber das Waffer höher. 
als andere Malififche heraus fpriget ; Phyfeter Linn. 

Sprock adj. et adv. welches nur im Niederdeutſchen üblichift,we 
es fpröde, zerbrechlich bedeutet, daher eine Art fehr brüchiger Weis - 
den, welche im Biegen leicht zerbrechen, daſelbſt auch Sprodwei: 
den genannt werden. Das Wort iſt mit Broden und brechen 
augenfcheinfich verwandt, S. Sprüde, 

Spröde, —r, — ſte, adj. et adv; welches überhaupt dem ge⸗ 
ſchmeidig entgegen gefeget if. 1. Eigentlich. (1) Raub und 
troden, von Dingen, welche biegfanı, faftig und gefchmeidig ſeyn 
follten. Eine fpröde Haut. Der rauhe Wind macht die Lips 
pen fpröde. Sprödes Brot. (2) In engerer Bedeutung nennt. 
man einen Körper fpröde, wenn die Theile zwar zufammen bangen, 
aber unter fich völlig unbewegbar find, daher er bricht, wenn mar 
feine Figur ändern will; im Mecklenburgiſchen gelfprig, inane 
dern ‚Niederdentfchen Gegenden mit einem andern Endlaute _ 
ſprock, bey den Schmieden von dem Stable gührig. Bas i- 
fen it fpröde, wenn es fich nicht dehnen läffet,, fondern eher 
bricht. . Spröde Roblen , auf den Eifenbämmern., welche dag. 
Eifen fpröde machen follen. Sprödes Holz. 2, Figürlich, (1)- 
Lin ſproder Wind, ein rauber, doch nur in einigen Gegenden, 
(2) Im fittlichen Verſtande ift ſprode Fertigkeit befigend, andern 
mit Ötleichaüiltigfeit und Ungefälligfeit zu begegnen , und darin 

‚gegründet. Sprödefeyn. Jemanden ſehr ſprode begegnen. 
Kine ipröde Antwort. Im engiten Verſtande iſt e3 von dem 
andern Gefchlechte am üblichften, wenn es die Liebfofungen des. 
männlichen mit Kaltfinn oder Ungefäligfeit aufnimmt. Kine - 
fpride Schöne. — —— — 
Anm . Sprode vereiniget die Begriffe des rauhen, Lat. rudis, 
und der Brächigkeit in ſich, in welchem legtern Verſtande eg zır 
Ottfrieds britan, brechen, vielleicht auch zu reißen, Riederſ ri⸗ 
ten, gehöret. Bey dem Kero iſt Prody, Brüchigkeit. Zu der 
figürlichen Bedeutung gehöret fo wohl das Hamburgiſche wreed, 
fauer, herbe, als auch Kero's Preitii, der Stolz, und das heutige 
Englifhe proud, ſtolz. ; RS: 
Die Sprödigkeit, plur.inuf. die Fertigkeit, Eigenſchaft eines 
. Dinges, da es fpröde iſt, in bepden Bedeutungen, Zuweilen auch 
ein fprödes Beträgen, .in der zivepten figürlichen Bedeutung, da 
es denn auch den Piural leider, FAR TER — 

Der Sproſſe, des — n/ plur. die —n, oder die Sproffe,plur. 
die —n; Dimintt. das Sprößhen, Dberd, Sprößlein, in 
Junger hervor fpeoffender Sheil sder Zweig eines Gewäch ſes. Jun⸗ 
ge Sproffen. Bohlfproffen. Auch von Bönmen. Ihre Wur⸗ 
zel wird verfaulen, und ihre Sproffen werden auffabren wie 
Staub, Eſ. 5,24. AG. auch Sprößling.) In weiterer Beden⸗ 
tung bedeuter es in dem zuſammen gefegten Sommerfproffe auch 
hervor fprießende Flecken im Geſichte. 

4 Ann, . 





= 


2 
— 








— — In Miederf. — Spratel, Sprote, im Angelf. 

‘ Spranto, im Engl,Spront. Es fommt von fprießen uud ſproſ⸗ 

fen ber, ift aber mis Reis (von veifen, tiefen, bervor fommen) 

Broſſe, u.f.f. genau verwandt. Das ori iſt beynahe in bey: 

° den Geſchlechtern gleich üblich, obgleich im Hochdeutſchen das 

2 männliche das üblichfle zu feyn fcheinet. 

8 "Die Sproffe, plür. die—n. Diejenigen Steden in den Lei: 

gern und Wagenleitern, welche befonders in den erſtern ſtatt der 
Staffeln dienen, In einigen Orgenden Spreißel, Sprießel. 
2, In den Fenflerrahmen find es diejenigen Hölzer mit einigen 

‚ Öliederzierathen, worein das Glas ſtatt des Bleyes gefeßt wird, 

Anm. Es kann fepn, dag dieſes Wort, wie Friſch will, von 

ſpreißen abftammet, weil die Sproffen gewiffer Maßen auch als 

Spreigen betrachtet werden Fönnen; esfanu aber auch ſeyn, daß 

es mit dem vorigen Eines Gefdjlebte iſt, und einen in die Länge 
- ausgedehnten dünnen Körper bedeutet. ©, auch Sprießel. 

Syroſſen verb, reg. neutr, (außer daß es im Mittelworte lie⸗ 
ber geſproſſen als'gefprefferbat), welches das Hülfswort ſeyn er⸗ 
fordert, und mit ſprießen völlig gleich bedeutend iſt, außer daß 

ſproſſen mehr in der gewöhnlichen, das Oberdeutſche ſprießen aber 

ehr in der dichteriſchen Schreibart gebraucht wird. Keime, Blu⸗ 
men, Pflanzen, welche aus der Erde hervor ſproſſen. Sprof: 
fende Blumen, wenn aus einer Blume eine audere bervor wächfet, 
Zuweilen wird diefeseitivort auch in etwas: mebr thätiger Bedeu— 
tung gebraucht, für Sprofjen treiben, und alsdann befonmt es 
auch das Hülfewort haben. Die Baume fproffen 1950: Der 
Bob! fproffer wieder. So auch dag Sproffen. 

Arnm. Nicderf, fprotten, Jsländ, Iprotta, Engl. to fhroud; 
©, Sprieffen. 

"Das Sproflenbier, des — es, plur.: von: mehrern Arten, 
die—e, eine Art gefunden Bieres, welches ang den Sproffen 

>. der Sproffenfichte, PinusCanadculisMill. bereitet wird, und 
dem Scharboce widerſtehet. 

Die Sprofienfihabe, plur. die —n, eine Art Schaben, welche 
ſich auf den Sproffen nnd jungen Zweigen der Bänme aufhält ; 
Phalaena Tinearamella Lian. 

Der Sproffer, des—s, plur. ut nom. fing, eine Art Nach⸗ 
tigallen,melche keiuen ſo rothen Schwanz haben, und etwas größer 
find, als die gewöhnlichen Nachtigallen oder fo genannten Roth: 
vögel, und vornehmlich die ganze Nat hindurch fehlagen ; der 

Syroßvogel, Nachtſchlager. Etwa als eine Nachahmung ibres 
Geſanges und eines Theils derſelben, und als ein Verwandter 
von rauſchen? 

Ab Sprößling, des— es, plur. die—e, ein Spreffe, hervor 
„gefproffensjungre Gewähs, Keim oder Zweig, befonders von 
jungen Zweigen oder Schoffen der Bäume. Kin junger Sprößs 
ling. Auch figürlich. Ein Sprößling eigennügiger Ehe, Haged. 
Bon fproffen und der Ableitungefolfe ling. 

Der Sprott, des—es, plur. die— e, bey den Fifhern einis 
ger Gegenden , befonders Niederdeutfchlandes, die Larven der 
Srühlingsfliegen oder Maffer - Papilions, welche fih einen 
u Eylinder aus Fleinen Hölzern, Steinchen, u. f. f. mas 
chen, und zur Locfpeife für die Fifche gebraucht werden. ©. 

2. dag folgende, 

Die Sprotte, plur. die—n, wohl auch am bäufigften in Sticder, 
: dentſchland, wine Art Sardellen oder Eleiner Häringe, welche ge» 

räuchert zu uns aus England gebracht werden, Clupea Sprat- 
tus Linn. Ena!,Sprat, Hol. Dän. und Schwed. Sprot, 
Anm. Vielleicht iſt in beyden Wörtern der Begriff der Klein« 
beit, welcher als ein® Figur derBrüchiafeit angefehen werden kanu, 
der Stammbeariff, da deun diefes Wors mit ſpröde Eines Ger 
lechts feyn würde, ©, dajjelbe, 


* en "246 


Das Spronie, des — es, plur. doch nur von mehrera Arten, 
die —e, im Bergbaue einiger befonderd Niederdeutfchen Gegens 

den, ein Nahme des ftrahligen Bleyglanzes, welcher an andern 
Orten Blümchensglanz genannt wird. Ohne Zweifel von dene 
Niederf, ſprotten, fproffen. 

Der Spruch, des— es, plur. die Sprüche, von dem Zeit 
“worte fprechen. "7. Die Handlung des.Sprechens, ohne Plural, 

wo es doch nur in den Rechten von der Handlung des ordentlichen 
oder felbft erwähiten Richters gebraucht wird, nach welcher er im 
-einer Sache ein Urtheil fäller. Eine Sache zum Sprüche brins 
gen. Die Sache fichet auf den Spruch. 

2. Dasjenige, was von jemanden geſprochen wird oder gefpros 

chen worden. (1) Im weiteften Verftande, in welchem es doch 

niur in den Zuſammen ſetzungen An ſpruch, Ausſpruch, Einfpruch, 
CLobſpruch, Machtſpruch, vorſpruch, Widerſprüch, Zuſpruch, 
u. ſe f. üblich iſt. (2) In einigen engern Bedeutungen. (a)* Ein 
jeder ausgefprochener oder auch ſchrifilich verfaßter Sag; eine 
jegt veraltete Bedentung. 

(6) Ein furzer, nahdrüdlicher und merfwürdiger Saß, 
beſonders wenn er eine Lehre enthält. . Salome redere drey tau⸗ 
fend Sprüche, .ı Kön.4, 32., Die Sprüche Salomo, welche oft 
unrichtig Sprichwerter genannt werden, In der Deutſchen Bibel 
kommt es in dieſer Redeutung ſehr häufig vor, welche aber in der 
anftändigen Schreibart veraltet iſt, und aur noch im gemeinen Les 
ben gehöret wird; außer in den Zuſammenſetzungen Denkſpruch, 
Wahlſpruch uf. fe” (c) Ein Satz, eine Stelle aus dir Bibel, 

beſonders wenn fie eine lehrreiche oder wichtige Wahrheit enthält; 
auch nur am häufigften im geineinen eben, Biblifche Sprucpe. 

Der Sauptfprud, Beweisſpruch, Kernſpruch. (0) Der Aus⸗ 
ſpruch eines Richters in einer ſtreitigen Sache, eine Art des Urs 
theils. Einen Spruch thun. Es find in diefer Sache ſchon 
drey Sprüche geſchehen. (e) * Ein Gedicht, beſonders ein aus 
dem Ötegreife verfertiateg und mündlich hergefagtes Gedicht; eine 
gleichfalls veraltete Bedeutung, welche.aber zu den Zeiten der 
Schwäbifchen Dichter fehr gangbar war, und bey den gemeinen 
Reimſchmieden undMeifterfängern mancherGegenden noch zuweis 
len vorfommt. S. Spruchſprecher. 

Anm. Im Niederfähfifhen Sproke, Sprofe. (S. Sprechen.) 
Im Oberdeutſchen wird es auch für Anfprug gebraucht, Siehe 
diefes Wort, 

Das Sprüchbũch, Seo e9, plur. die — bücher, ı. Ein 
Buch, welches lauter Sprüche, d. i. finnreiche Ausfprüche und 
lehrreiche Berhaltungsfüge enthält; eine faft ganz veraltete Bes 
deutung. 2. Ein Buch, welches biblifche Sprüche, d. i.auserlefene 
lehrreiche und zur Andacht reitzende Stellen ‚enthält, 

Der Sprüchmann, des —es, plur, die— männer, oder —Ieute, 
eine veraltete Benennung gefeßter oder felbft erwählter Schieds⸗ 
richter, welche den Ausſpruch in einer flreitigen Sache thun follen, 

Spruchreich/ —er, —fie, adj. et adv. reich an Sprüchen, d. i. 
finnreichen und lehrreichen kurzen Sägen. 

Der Sprucdyfprecher, des—s, plur, ut nom. fing. in einigen 
Reichsſtädten, z. B. zu Nürnberg, ein feilerReinſchmid, der aber 
doch von der Obrigkeit beftätiget wied, und bey feyerlichen Gele⸗ 
genpeiten die Anwefenden mit Neimen aus dem Gtegereife beine 
ſtiget; vondem veralteten Spruch, ein Gedicht. Ein folder 
Spruchſprecher iſt weder mit einem A eifterfänger, noch mit 
einem Bankelſanger zu verwechfeln, : 


Das Sprühwort, ©: Sprichwort. 


Die Sprüde, plur. dien, Diminut, das Sprückchen, auf 
dem Lande einiger Gegenden, 3.3, im Amte Skeuditz, un⸗ 
förmliche Grasflecke, welche cin jeder Nachbar von einem Gemein⸗ 
ſtücke zu feinem Antheile eingeräumt befomme, mit den Haupt 

DD: Rüden 


Sa. _ Sp 4 
fiücen nicht zufammen bangen, aber doch mehrentheils durch einen 


Graben absefondert find. Sie werden auch Brüche, an andern 
Srtten Aber Breischen und Solgen genannt. 


Sprüde, Bruch 
und Sprock find Wörter Eines Gefchlechtes, und bedeuten eigents 
lich abgebrochene figürlich aber auch Beine durch Theilung ent» 
fiondene Stüde. S. Sprock. rl 5 
Sprudeln, verb.reg. neutr. welches Bas Hülfswort haben ers 
fordert. Es ift eine unmirtelbare Onomatopöie , 1. eines heftig 
aufwalenden flüffigen Körpers , er werde uun durch die Hitze, 
oder durch feinen eigenen Druck (tie bey einem hervor quellenden 
Waffe) in Bewegung gefest. Sanfte Entzickungen fprudeln 
aus jeder Quelle/ Geßn. Ihe gleiche dem fiedenden Waſſer, 
das von zu vieler Higeauffpeudele. Wie ſchön ſind die Quel⸗ 
len, wenn ſie aus Klippen ſprudeln, und dann durch blumige 
wieſen ſich ſchlangeln. 2. Eine Bewegung mit dem Munde 
machen, welche diefen Laut nachahmet, und mit einem Ausfpügen 
verbunden iſt; 3.2. wenn man etwas mis Widerwilfen und einem 
. fprudelnden Laut aus dem Dundewirft, 
Vol Begierde biß er zu; 
ganschen, o was ſprudelſt du! Weiße. 

Figürlich iſt ſprudeln / im gemeinen Leben, ſich zu etwas ungeber⸗ 
dig ſtellen. So auch das Sprudein. 

Anm. Der Form nach iſt diefes Zeitwort ein Iterativum von 
ſprühen, fo wie ſpritzen das Intenſtoum daven iſt. Unſer bru⸗ 
deln, prudeln, und das Niederſ. pruddeln aufwallen, anfaugen 

zu fieden, find nur durch den Mangel des Ziſchlautes davon uns 
„terjchieden. ’ — 
Der Sprügel, S. Spriegel. 
Der Sprüſſel, ©. Sprieſſel. 
Spruhen, verb. reg, Es iſt 
worte haben. 
perfönlich. Es regnet nicht, es fpruber nur. 


1. ein eutrum mit dem Hilfs, 


(2) In Tropfen 


oder feinen Theilen mit Heftigkeit um ſich her verbreitet werden. . 


Gluhendes Eiſen fprübet, wenn man Waffer darauf gießt. 
Die Sunken fprühn aus halb verbrannten Sadeln, Weiße, 
2. Ein Xetivum. (I) In unmerklich Fleinen Tropfen ver— 
Breiten. Die Wolfen fprüben Regen. (2) In Tropfen oder 
Heinen feften Theilen mit Heftigfeit um fich her verbreiten. \ 
und woder Mittag Slammen fprubt, Uz. —— 
Man ſah sie Bohlen noch die rothen Sunfen ſpruhen, Zach. 
So auch das Sprühen. 
Anm. Sprüben iſt eine unmittelbare Nachahmung des damit 
verbundenen Lautes und zugleich das Stammwort der Intenfiven, 
fpreiten, fpragen, fprigenu. f.f. In einigen gemeinen Mund⸗ 
arten lautet e3 fpreuen. 


"Der Sprung, des —es, plur, die Sprünge, von den Zeit, 
* So fern daſſelbe einen Riß oder Bruch be⸗ 


worte ſpringen. 
kommen bedeutet, der. auf ſolche Art entſtandene jnd mie dem 
diefem Zeitiworte eigenen Laute verbundene Riß oder Bruch. Das 
Glas hat einen Sprung. : K 

2. Bon fpringen, den Ort mit Erhebung des Leibesund Übers 
ſchreitung der dazwiſchen befindlichen Räume verändern , diefe 
Veränderung des Ortes; ingleichen der Kaum, welchen man auf 
folche Art zurück leget. 

(1) Eigentlich. , Einen Sprung, thun. Sinen Sprung 
zum Senfer hinunter wagen. Lin gefährlicher Sprung. Es 
iſt nur ein Sprungbis dahin. Allerley feltfame Sprünge ma⸗ 
chen. Ein Cuftſprung. Figürliche Arten des Ausdruckes find: 
Huf dem Sprunge fiehen, im Begriffe ſtehen. Jemanden viele 
Sprünge machen, ihm vielgu ſchaffen machen. Femanden auf 
die Sprünge, oder hinter die Springe Fommen, hinter 


„Sehe Schuiche kommen, feine Rauke, Kunſtgriffe entdeckrn. Je⸗ 


(1) In unmerklich kleinen Tropfen regnen, une 


Su 8 


mansen Auf die Sprünge helfen, ibin die nöthigen Kunfigriffe,. 


die Are und Weifebes Verfahrens angeben, Wieser duf feine 
alten Springe Fommen, auf feine vorige Art und —— 
bandeln. Beine großen Sprünge machen kõönnen nichts Wich⸗ 
tiges aus Mangel derHülfsnzittul unternehmen können. (2) Siglire 
lid. (a) Bon großen Thieren, von welchen fpringen für ber 


feuchten üblib ift, iſt der Sprung die Handlung deeBefcuchtend 


Den vengſt zum Sprunge laffen, (6) Ein Bein des Vorderfu⸗ 
ßes andem menfhlichen und tbierifchen Körper, welches ſich als 


eine Örundfäule unter dem Schienbeine befindet, mit feinen fehg 


Stiten an die nahe aelegenen Beine verbunden ift, und dasSprins 


gen erleichtert und befördet ; Talus, Aftragalus, bey einigen , 


der Lauf. Der Hafenfprung, ein ſolches Bein von einem-Da= 
fen. (e) In der Sprungfifcherey iſt der Sprung, oder-in einie - 


gen Gegenden der Sprang, diejenige Angel, welche bey dirfer 
Art der Fijcherey gebraucht wird. (S. Sprungfifcherey.) (d), In 


den Künften und Wiſſenſchaften iſt der. Sprung die ſchnelle Be 


gebung oder Richtung von einem Gegenſtande auf einen andern 
entfernten mit Uberfchreifung der Stufen, oder der dazwiſchen 
zur Verbindung derfelben dienenden Gegenftände, wodurch es von 
Schwung unterfhieden ift. Inder Mufik werden daher alle Ins 


tervallen, welche weiter als eine Seeunde von einander entfeunt 


find, Sprünge genannt, weil in denfelben rin, zwey oder mehr 
Stufen der Touleiterüberfprungen worden. Der Übergang von 


einem Bedanfen, von einem Sage zu einem entfernten, der keine 


fichtbare Verbindung damit bat, beißt gleichfalls ein Sprung. 
Die Natur thut keinen Sprung, alle natürliche Veränderunacr' 
geſchehen nach und nach, durch gewiſſe unmerkliche Stufen, fe. 
daß Frinedavon überfchritten wird. ©. Springen. 


daher die Angel felbft auch der Sprung genannt wird, 


Der Sprungbafer, ©. Springhafer. > re 


Der Sprungriemen, des —s, plur. ut nom. fing. ein brei⸗ 


ter Riemen, welchen man andem Bauchgurte eines Pferdes befe- 


fliget, zwiſchen den Vorderfchenfeln durchziehet und ihmandem 


Zauıne feft mache, damit dns Pferd nicht mit dem Kopfe ſchnellen 
könne; vielleicht auch das- Springen und Bäumen zu verhindern, 


Der Sprungtbaler, des — s, plur. ut hom. ling. in eini⸗ 


gen Gegenden, z. B. im Amte Lüchau im Bremiſchen, eine» Ab⸗ 
gabe nen verehelichter Prrfonen, welche fieden Dlorgen nad) der 


Hochzeit demAnıtmanne fo woblals dem Pfarrer, und zwar jedem 


einen Reichsthaler, entrichten müffen. Man leitet es von fprin= 


gen befruchten, beywohuen der; ‘allein, da im Niederfähfifchen 


dasjeirige Geld, welches Kinder inden Schulen, oder auch andere 


P rſonen bey andern Gelegenheiten, zum Anttitte oder Eintritte 


gebin, das Linfpeingeyteld genannt wird, for kann es andy hier 
den Antritt des Eheftand 

Bermifhen, muß jedes neuverehelichte Paar dem Gerichtsſchulzen 
ein Upfpringel-oter Aufſpringelgeld von 8 Schilling geben. An 
andern Orten har diefe Abgabe, welchegemeiniglich als. ein über⸗ 

bleibſel des Rechts der erſten Nacht augeſehen wird, noch ‚andere 
und oft eben fo zwendentige Rahmen. _ \ 


Die Spucke, plur. car. im gemeinen Leben, befonders Nieder⸗ 


deulſchlandes, der Speichel. Siehe das folgende. 


art Ober⸗ und Niederſachſens üblich if, en Speichel auawerfen, 

ſpryen ſpützen. Auf die Erde Tpucben, 8 au) das Spucken. 
Anm. Spucken, in’einigen enteinen Oberdeutſchen Sprech⸗ 

arten ſpuchen, iſt mit ſpeyen und ſputzen genen verwaudt, welche 


Die Sprungfiſcherey pkur. die—en, diejenige Art der Fiſche⸗ 
rey, da man den Forellen und Aſchen gewiſſe Infecten an die Ans - 
gel bindet, welche fie mit einem Sprunge zu erſchnappen ſuchen, 


es bedeuten. Zu Dannenberg, auch im 


Spucken verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte haben, welches 
gleichfalls nur im armeinen Leben und der vertraulichen Sprech⸗ 


me 





Be er Lg 


—— 
* 


= 


. 


a ir 


J 


A Tin a ae un a rin 


ae 2 Eu m ie 2 a Dad 
—— 





* 





heben verb. reg. recipr. 


Agen ſcheinen 55.8. der Wi 


TS a 


ar im Endlaute davon. eſchieden find. (&, die felben) Den 
 -Rappländifchen f ;oikon und Ungarifchen pököm, fuden, feb⸗ 


let nur dor Ziſchlaut. 


ESprecharten, 
den/ eilen, etwas mit Geſchwindigkeit verrichten, daher denn das 
von auch wohl: Spude die Eile bedeutet. Jin Engl. Speed, im 
Solland. Spoed, im Gricch. wovay, die Eile, fo wie im Enal.'to 
fpeed, eb fpoeden, und iniÖriech. aweudem, amoudadım, 
* iſt. Im Riederſ. iſt ſpodig, eilig, bey dem Rotker Ipuotie 
'go, im Alban. isspeita. Es ſcheinet mit Pfad, dem Niederſ. 
pedden, treten, Pes, pedis, pedire in expedire u. f. f. ver⸗ 


welches nur in den gemeinen i 
beſonders Niederdeutſchlandes üblich iſt, ſich ſpu⸗ 


Pk Kap Nee N RR . 


Spu 250 


Sestue, in welchem das in die Sin —— Waſſer mie 
‚Hafpeln in die Höhe gezogen un& durch Tröge abgeleitet wird; 
der Spulensieher,, ein Arbeiter , welder dos Waffer aus ber 
Spyle ziehet und durch eine Rinne in die Saale givßer. 
Anm. Entweder von dem folgenden Zeitworte fpitlen, oder auch 
mit dem herrſchenden Begriffe dee Bchäfrniffes und hohlen Haus, 
mes, als ein Beripandter von dem Angelſ. Wula, Sugt, Weil, 
ein Brunnen, dem Deutfchen Balg, Balge, ein Zuber, She j 
auch Spule, oder auch wegen des in folder Sammlung befind« 
lichen trüben faulen Waffers, als ein Verwandter von faul, dem 
"Angel. Will, Säuln: Fu.f.w. In dem Salzwerke zu Halle iſt 
fpulig, fo viel wie trübe, fhlammieg. 


wandt zu ſeyn, und —** eine jede ſchnelle Bewegung zu Die Spule, plur.die —n, Diminut. das Spulchen, ein Wort, 


bezeichnen, 


Der Spuk, des — es, plur. inuf. ein nur in den gemeinen 


‚Sprecharfen übliches Wort. ‚1, Lärm, Geräuſch. Einen ent: 
feglichen Spuf machen. Das war ein Spuk. 2, Beſchwer ⸗ 
liche Hinderniffe maucherley Art, Widerfüglichfeit, oder was man 
im gemeinen Leben auch Frumme Sprünge nenuet; vieleicht cine 

Figur der vorigen Bedeutung. - Einem vielen Sput machen. 
3: Eine Erfheinung, einGefpenft, befonders in Niederdeutſchen; 


Niederf. Spof, Holländ. Spook, Spooklel, Schwed.Spok, 


Spöka. Daher iſt im —— vorſpuk, eigentlich eine 
Fin Omen, und dann figüclich auch ein jedes’ Ge— 
Tchöft, ein jedes Ding, welches vor einem andern her gehet, und 
daſſeſbe aleichſam ankündiget. 
Anm. In der erſten Bedeutung des Lärmens gehöret diefes 


Wort allem Anſehen nach zu pochen, dem alten Dberdeurfchen 


Paza, Yanf, Streit, bagen, zanken, und andern ähnlichen, wel, 
ben nieder ohn bin nicht wefentliche Ziſchlaut mangelt, Die 
dritte Bedeutung Finws Gefvenftes Täffet ſich als eine Figur erfläs 
zen, ob fir gleich-auch noch andere nicht minder wahrſcheinliche 
Ableitungen Teidet. Dergfeichen "find z.B. don dem Oberdeutſchen 
ſpaͤhen / ſeben, Lat. ſPPecio. fo daß Spuk eigentlich eine Erſchei⸗ 
nuna bedeuten wücte, oder von dem Augelſ. paecan, betriegen, 
wtf. ze gebraucht in feinen "Schriften Spignip und Ge⸗ 
ugnig mebrmahl? für Scheingrund, Ganfeley, im Engl. aber 
5 Powke, Isrand. Puke, der Teufel, Ubrigens kommt Spuk 
"in dieſer Bedentung mit dem Latein. Species und Spectrum, 
ſehr ſihtbar überein, 
Spuken verb.reg.neutr, mit dem Sülfsworte haben / wel- 
ches am häufisften anperfönlich gebraucht wird, aber nur in der 
festen Bedeutung des vorigen Hauptwortes üblich zu ſeyn ſcheinet. 
Es put, es Yffer ſich in Gefprnft fehen, es gehetum, Figürlich 
ſagi man es ſpukt infeihem Kopfe ev hat Ericheinungen‘, es 
iſt mie ſein in Verſtande nicht allzu richtig. Im Niederdeuts 
ſchen bat man noch andere —— welche die urfprüngliche 
Bedeutung dis Grräufches oder der heftigen Bewegung zu beſtä⸗ 
ein fpufet ibm in dem Giebel, der 
Wein iſt ihm zu Kopfe geftiegen; mit dem Leuer Yon we 
vorfichtig damit umgeben; mit dem Gelde fputen, Geld ver⸗ 
ſchwenden; das fiehet aus, als wenn es ſpukte das ſichet ſelt⸗ 
ſam aus 
Anm. En einigen Mundarten fpüfen, fpuchen, Niederf. ſpo⸗ 
Ten, Schwed. pöok S das vorige) Im Riederf. ift Spoerije 
auch oft altes Gerünpel; ar neue Beftärigung der Bedrutuug 
des Geräufibes, 
x Spulbaum ©. Spinseibeum: 
eSpule, "plür, die —n, eirente in einigen ‚Gegenden, ' 
"Bde Sbrunnen in Halle übliches Wort, einen bided- * 
- ter Graben üintender Erde zu bigeichtten, wodurch. das w:ide W Bafr 
fer abgeleiter wird, Raben ierhen daſelbſt das Spuipaus, cin 


I 


welches in drey dem Anſcheine nach ſehr verfchiedenen, aber 
doch urfprünglich nahe verwandten Bedeutungen gebraucht Wird. 
Mit dem derefchenden Beoriffeder Bewegung um die Achſe, 
ohne duch die folgende des hohlen Raumes anszufchließen, ift die 
Spuleanden Spinnrädern, eine Höhle Röhre, welche an beyden 
+ Enden hıithohen Rändern verfehen ift, den „gefponnenen Faden 
aufzunehmen. Sie Spule voll fpinnen. Eine Spule Garn. 
Bey den Webern ift die Spule-die Fleine Röhre ohne Ränder, 
welche mit dem darauf gewicfelten Garne in das Üeberfchiff ge⸗ 
than wird. und fich in dem ſelben gleichfalls um eine angebrachte" 
Achſe beweget; die Weberfpule, Es wird daher das ganze Weber⸗ 
ſchiff oft nur die Schieffpule genannt. An beyden Bedentungen ig 
Niederf. Spole, Hol. Spoele, Engl, Spool, Schwed. Spole, 
Ital. 8pola, Span. Eipolin, Seanz: Efpaulee, wo auch Pou- 
lie, ohne Ziſchlant, eine Rolle in. Der Begriff der Ründe, der 
ſchnellen Beweguug um die Achfe, Richt Hier merilich vor, daher 
manerbitr als einen Verwandten von dem alten bolen, wal⸗ 
zen, Welle, wölben, "bo, rund, u. f. f. anſehen muß Auch find 
Spule und Spille verwandt, ebgleich die Spille eigentlich die 
"Heine gedrechſelte nicht hohle Welle if, auf welche das Garn ges 
wunden wird, wenn der Weber es ſcheren ſoll. Bon der Spille 
kommt es auf die Spule 2. Mit ben herrſchenden Begriff des 
hehlen Raumes, ohne doch den folgenden der Ausdehnung in die 
Länge ganz auszuſchließen, nennet man den untern hohlen Tbeil 
an den größern Federkirlen, und hernach auch eine jede noch ungee- 
ſchnittene Feder mit ihrem Kiele, eine Spule, Niederf: Spole, 
ingleiiyen Poſe. Sederipulen, Gänfefpulm, Shwanenfpulen 
u.f.f. Bon kleinen nur zum Schließen tanglichen Federn ift es 
nicht üblich. Es iſt hier mit Spike, ein Graben Canal, genau 
verwandt, (Siehe daſſelbe) 3: Brit dem Stammbegriffe der Aus⸗ 
dehnung indie Länge ohne beträchtlich Dicke inaleichen“ ber 
Spise, werden nur bey den Jägern die kleinen Skecken in’ den Hüh⸗ 
ner⸗ und Steckgarnen, welche ſonſt auch Sprießel und Spreißel 
heißen, Spulen genannt. Es iſt Hier nie dem che Niederf.Spile, 
> einzugefpißter Kleiner Stab, auf dasgenauefte verwandt, Eben- 
daſelbſt heißen die zarten fpigigen Kiele an den Federn, ſo lange 
fie noch in der Hant ſtecken, Spider: 


Das Spuleifen, des — 5, /plür. ut nom, fing. ‘das Eiſen, 


welches durch die Spulen gehet, und um weldesfie ih, als um 
ihre Achte beivegein 

Spülen, verb. reg, auf die Spule, und in weiterer Bedeutung 
auch auf dir Siinser Yanfen laffen, Das Garn fpulen, es Auf 
die Weberſpulen bringen. So auch das Spulen: 


Spülen, verb, rez. welches in doppelter Geftalt üblich iſt. 


L. Rs ein Neutrum mir dem Hülfsworre haben, da es Agent ⸗ 
Aich eine Racha hmung eines in diner ſchwanfenden oder wellenför⸗ 
migen Bewegung befi dlichen fü Misc Abryers if , welth· man 
in einigen Gegenden auch durch har ad Seackt. Drötstuß 
Anger. Lie Mauer, beiregt in friner w Arnftnligen Beweguug 
23 % die 


251 sr 


- die Mauer, wofür doch anfpulen üblicher iff. II. Als ein 
Activum, vermittelſt eines in eine ſchwankende oder wellenförmige 
Bewegung gefegten flüffigen Körpers bearbeiten; beſonders auf 
folche Art.reinigen, (wodurch es fich von waſchen unterſcheidet,) 
fire das no üblichere ausſpüůlen. Js ein eherner Topf, fo 
foll man ihn mit Waffer fpülen, 3 Mof. 6,28. Kap. ı5, 12. 
Die Gläfer fpülen. Die Waſche fpulen. . Das Eſſen in den 
Magen fpülen, im gemeinen Leben für teinten. Das Wafler 
bat alles Holz mit weggeſp ület. So aud) das Spülen. 

Anm. Bey dem Norfer fpuolen, im Riederf. fpölen , im 
Böhm, Ipilati, im Wallach. [peln, im Alban, (paljann. Wel⸗ 
Te, wallen, quellen u. f.f. gründen ſich aufeine ähnliche Dnomas 
topdie und unterfcheiden fi unter andern auch durch den Mangel 
des Zifchlautes. Das h iſt in diefem und dem vorber gehenden 
Worte eben fo unnö:big als in dem vorhergehenden Spule, daher 
man e3 obne Bedeufen ſpulen ſchreiben kann. S. die Ortho⸗ 
graphie Th. 1, ©. 257. 

Das Spülfaß, des— es, plur. die —fäffer, ein Fa, in wel: 
chem das gewafchene oder gefchenerte Küchengeſchirr geſpület, d.i. 
ab⸗ oder ausgeſpůlet wird, und welches nach Maßgebung feiner 
Geſtalt, auch wohl die Spülgelte, die Spulftande, die Spül⸗ 
wanne wf. fr beißt. 

Das Spuihaus, des— es, plur. die — häufer,, Siehe ı 

> &pule. 

Das Spülig, oder Spülicht, drs— es, — car, dasjeni- 
ge Waffer, worin gebrauchte Schüffeln, Teller und Töpfe ausge⸗ 
fpület, und von den noch darin befindfichen Überreften von Spei⸗ 
fen gereiniget werden. Das Branntweinfpulicht, der für Men- 
fen untaugliche Bodenfag in der Branusweinblafe, welcher mit 
Waffer ansgefpület wird, 

Der Spuljunge, des—n, plur. die — n, ben den Webern, 

\ ein Knabe oder Lehrling, weicher das Spulen verrichtet, 

Kor Spülkelch, des—es, plur.car.inder Katholifchen Kirche, 
der in einem Kelche befindliche aber nicht confecrirte Wein, wel⸗ 
bir den Eommunicanten anf Verlangen gereichet wird, das con» 
feerirge Brot damit hinunter zu fpülen. 

Der Spülfeflel, S. Shwänfkeffel. 

Der Spülfumm, oder Spülfumpf, des—es, — RR 
ein baldrundes Gefäß, gemeiniglich von Porzellan, die Taſſen 

- darin anszufpülen. (S.2 Rumpf.) Sonft auch der Spülnapf. 

Die Spülmagd, plur. die — mägde, in großen Küchen, eine 
eigene Magd, welche das Küchengeſchirr fpiktet, und oft von — 
Scheuermagd verſchieden iſt. 

Der Spülnapf, des — es; plur. die-—näpfe, ein Napf, an» 
dere Grföße darin auszufpülen, ©. Spülkumm. 

Das Spulrad, des — es, plur. die — rader, eben daſelbſt, ein 
Rad vermitielſt deſſen das gefponnene Garn auf die Weberſpulen 
gebracht wird. 

Die Spulſpindel, plur. die—n, diejenige Spindel, woran die 
Peberfpulen ſtecken. 


Das Spülmafler, — plur. doch nur von mehrern Ar⸗ 


sen, ut nom. ling, Waſſer, worin und womit andere Gefäße aus⸗ 
gefpüler worden, oder aus geſpület werten folfen ; im erfien Falle 
auch das Spuülicht. 

Der Spulwurm, des — es, plur. die —würmer, ——— 
welche verſchie denen nackten und runden Würmern ohne Glied⸗ 
maßen beybeleget wird, um ſie von den Taeniis, oder breiten 
Würmern zu unterfcheiden. 3, Einem länglich runden oder viel⸗ 
mehr fabenähnlichen, und an beyden Enden zugefpigten Wurme; 

"Alcaris Linn, Er hält fi in den Sümpfen und an den Wurs 
zein faulender Bäume, vornehmlich aber in den Eingemeiden der 
Menſchen und Thiere auf. Diegewöhnliche Arc iſt nicht viel grös 


% * 


‘ 
5* 


Spu u 
Ber als eine ‚wie es gie ihrer * auch, Sehe lang 
und den Regenwürmern ähnlich find, Alcaris tumbricoides 
Linn. 2. Einer Act Negenwürmer, welche aber weißer ift, kei⸗ 
nen fo deutlichen King hat, oft Ellen lang wird, und ſich gleich falls 
es den: menſchlichen Sedarmen antreffen läjjet; Lumbricus teres 
nn. 
- Anm, Niederf. Spoolworm, Dän, Spoolorm. One Zweifel 


wegen der langen dünnen zugefpigten Geftalt, von Spule,Spiele, 


Spille, wf.f. Siehe Spule 3, 


1, Der Spund, des— es, plur.inuf. der wäfferige nicht ges 
ang ausgebadene Theil des Brotes, ingleichen der. weißere, weis · 


here Theil des Holzes gleich unter der Rinde, ©, ı Spin. 

2. Der Spund, des — es, plur, die Spünde, von dem Zeit 
worte fpünden, ein aus mebrern zufammen gefpündeten Tbeilen 
befiebendes Werk, eine nurin einigen Fällen übliche Bedeutung, 


So ifim Hürtendane Ser Spund, ein Werk, das Waſſer dep 


den Fludern zu ertragen, welches aus zwey fiarten winfelrecht 
ausgehauenen Bäumen beſtehet, zwiſchen weichen Breiter eins 


geſchnitten werden; wo aber auch die folgende Bedeutung einer 


Rinne, eines Kanales, Statt findet. S. Spinden. 


— 


3.Der Spund, des — es, plur. die Spünde, Dininut. das. 


Spündchen, ein Wort, welches fo wohl eine Offnung, als auch 
einen Zapfen , als endlich auch einen Rand bedeutet. 2. Eine 


Dffinung, wo es von oerſchiedenen Arten derjelben und eines bobien - 
leeren Ranmes üblich ift. Eine Stelle im Dadye nahe an viner - 


Feuermaner, two man das Dachwert inder Geſchwindigkeit weg⸗ 


nehmen ann, um in Feuersgefahr zu der Feuermauer kommen ö 
Die Offnungen der Röhren in 


zu fönnen, heißt ein Spund. 
den Wafferleirungen find unter dem Rahmen der Spimde befannt, 
Im Bergbane einiger Gegenden ift derSpund ein Weiter thürchen. 
Am bekannteſten iſt es von der geimeiniglich runden, zuweilen aber 
auch viereckten Offnung oben in derMiute eines Faſſes, den flüffigen 


Körper dadurch in das Faß zu füllen, und welche oft derspund 


ſchlechthin, oft aber auch zum Unterfchiede von dem darein gehöri⸗ 


gen Pfropfen oder Zapfen, das Spundloch genannt wird. Im 


Dberdeutfchen auch ohne Ziſchlaut, Pundt, Punten, das Bunds 
lein, 3tal. Bondonne, im Franz. Bondon, im mittlern Lat, 
Bondonus, Böhm. Sipunt, Pohln, Szpunt. Es ift in diefer 
Bedeutung mit Sponde, Spind, 2 Spine, Pınte, Wanne, 
Pfanne, und andern Ähnlichen Wörtern genau verwandt, 2, Ein 
kurzer Zapfen, Pfropfen, und was dem ähnlich ift, auch nur in 
einigen einzelnen Fällen. Der hölzerne Pfropjen, womit der 
Spund oder dag Spundloch eines Faffes verfiopfet wird, beißt 
gleichfalls der Spund. In der Arıilferie ift es der. Pfropfen, 
womit die Mündung eines Stückes verwahret wird, damir nichts 
unteines hinein fole ; der Zapfen, Mundpfropfen. _ Bey den 
Drechslern find die Zapfen oder Spunde furze runde Stüdhen 
Holz, welche an dir Spindel befefiiger werden, das zu drehende 
Erüc daran zu befeſtigen. Anden Firchteichen ift cs der Zapfen, 
welchen man heraus ziehet, wenn man das Waffer ablaffen will ; 
und fo vielleicht noch in andern Fällen mehr, 
weder der Begriff der Spige, ‚als ein Verwandter von Sinne, 
Pfinne, Niederf. Pinne, oder der Hervorragung und Ründe, wie 
in Bohne, Wanſt, u. fü. f. 3. Ein Rand, gleichfalls nur in 
einigen wenigen Fällen, 3.8. dry den Holzarbeitern, wo es zu⸗ 
weilen den Rand des Holzes bedeutet. Wo die Fenſterrahmen 
mit Feinen Nuthen ausgefahren werden, da werden fie ander 
auswendigen Seite auf den halben Spund einen balben Zoll 
hoch abgeſtoßen, fo daß die Glas ſcheiben nur an einer Seite 
am Holze anliegen Eonnen. Im Jtal. iſt Sponda gleichfalls 
der Rand. 
Oränge, Wand. 


* Das 


Hier herricht en⸗ 


Beyde gehören zu dem alten Bann und Bank, die 





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Spunöband, $ es — es, plur. die—bänder , ben den 
. Böttchern, dasjenige Band eines Faffes, welches sunächft an dem 
Spunde zu liegen fommt. 

& Spundbaum, des — es, plur. die—bäume, 1. Im Holz 
handel, ein ſtarker Baum, aus welchem flarfe Spundbreter ges 
- fohnitten werden fönnen. 2. An den Waffermühlen und Wehren 

„it der Grund: oder Fachbaum, welcher unmittelbar vor den Ges 
rinnen lieget, auch unter dem Nabmen des Spundbaumesbefannt; 
entweder von Spund, der Rand, die Gränze, weil. er zur Beſtim⸗ 


> 


mung der Wafferhöhe dienet, oder auch, weiler fehr feft verbuns- 


den oder auch gleichfam verſpundet wird. 


" Das Spundbier, des— es, plur. car. an einigen Deren; eine 


Ergeglichkeit an Bier oder Geld, welche den Kleibern gegeben wird, 
"wenn fie einen Boden flechten und das legte Holz —— N und 
gleichfam ein ſpünden. 

Der Spundbohrer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art 
großer Bohrer, die Spinde in den Fäffern damit zu. bobren, 

Das Spundbret, oder Spundebret, des— es, plur. die — 
breter, im Holzbandel und bey den Holzarbeitern, eine Art ſtarker 
Breter, welche einen guten big 14 Zoll did find, damit fie zum 
‚Spünden gebraucht, oder aufden ganzen oder halben Spund aus⸗ 
gezogen werden können. 


"3. Spiünden, verb. reg. act. von Spuns, die obere Offunng 


eines Faffes, den Spund verfchließen, oder zumachen. Ein Faß 
fpünden, wofür doch zufünden üblicherift..  Ingleichen, durch 
Berftopfung des Spundes einfhließen, verwahren. Wenn der 
"Wein gebraufer bat, fo laſſet man ihn fpunden. In weiterer 
Bedeutung gebraucht man es auch zumeilen von der Verſchließung 
des Bodens eines Faffes, fo daß Spund bier jede Offnung ber 
deutet. Wiehl inSäffer fpünden, weilman doch das Mehl nicht 
durch den Spund in ein Faß zu bringen pflegt. S. Spund. 

2. Spünden, verb.reg.act. von Spund, Falz, Fuge, oder 
auch der Hand; ein im Hochdeutfchen wenig mehr übliches Wort, 

3, Vermittelft einer an dem Rande befindlichen Fuge oder Naht 
an und ineinander fügen, in welchem Verſtande es noch zuweilen 
bey den Holzarbeitern von diefer Ars der Verbindung der Breter 

- and Ähnlichen Stücke üblich iff, Breter fpinden, oderin einan⸗ 
der fpünden. (8. Spundbreru, f.f.) - Bermittelft foldher ge⸗ 
ſpündeten Breter überzieben oder befleiden ; räfeln. Er fpuns 
dere dag Haus mit Cedern, beyde oben und an den Wänden, 
ı Kön.6,9,15. Er fpundete den Altar mie Cedern, ®. 20, 
‚Der Zalz brunn zu Halle if unten mit Bohlen geſpündet, 
"Seid varii tract.bey dem Friſch. So aud) das Spiinden. 


Anm. Im Niederf, frunden, im Schiwed. [prunda. Was 


Fricſch i in feiner Ausdabe Bödickers S. 341 von der Abſtammung 
diefes Wortes ſaget, iſt außerſt gesiwungenund weit geſucht. In⸗ 
deſſen läge ſich doch die nächſte Abſtammung mir muthmaßslich bes 
kimmen. Es ſcheinet, daß binden oder verbinden der herrſchende 
e Begriff fen,dec durch den vorgeſetzten Ziſchlaut bier nur mehr Nach⸗ 
druck befommen, obaleich auch Spund, Falz, Fuge, Nuht, Dffe 
. ung, mit in Betrachtung fommen kann, da es denn eigentlich, 
vermittelft einer Fuge verbinden, bedenten würde. Im Pohln. iſt 
ſpinam aleichfalls ich füge zufanımen. 


Der Spünder, ves—s, plur. ut nom. fing. oder volfftändig 


der Bierfpiinder, Weinfpunder, ein verpflichteter Arbeiter, der 
nicht nur volle Fäffer in dieKeller ſchafft, ſondern auch felbiae zur 
gehörigen Zeit sufpunder, und der von der seiten Arbeit gemeinigs 
ich Wein: oder Bierfihröter beißt, 

-Das Spundueld, ses—es, plur. doch nur von Fmebtern Sums 
inen, die —er, an einigen Orten, eine Abgabe, welche der Obrig⸗ 
Teit von dem aus geſcheukten Weine oderBiere entrichtet wird; viele 
‚ leicht eigentlich nur diejenige Abgabe, welche für die von der Obrig⸗ 


Sm! 254 


keit gemachte Taxe des zu verfchenfenden Getränfes gegeben wird, 

wie das mittlere Lat, Foragium, weil dag Getränk dabep vorher 

durch Öffnung des Spundes gefoftet wird, 

Die Spundhefen, fing. inuf. diejenigen Hefen; welche das Vier, 
nachdem es gefaffet worden, zum Spundloche ausivirft, die Ober— 
befen, zum Unterfdhiede von den Unterhefen, oder Stellhefen. 

Der Spundhobel, des—s, plur. ut mom, fing. ein Hobel 
der Tifchler und Simmerleute, womit fie fo wohl den Falz als die 
Nuhr an den Kanten derjenigen Breter, welche gefpiindet werden 
foflen, verfertigen ; weicher Ausdruck denn fo wohl den Falshobel 
als den Nuhthobel unter fich begreift. 

Die Spundlade, plur. die—n, an den Orgeln eine Wind« 
lade, deren Boden ausgemeigelt und hernach wieder derſpündet 
worden. 

Des Spundloch, des— es, plur. dir — läher, der Spund, 
fo fern er ein Loch, eine Offnung bezeichnet, befonders diefe Dffe 
nung eben in der Mitte eines Faffes, um e von Spund, Zapfen, 
Pfropfen, zu unterfcheiden, 

Der Spundnagel, des—s, plur. bir —nägel, 1. In elnie 
gen Gegenden, eine Art Nägel, womit die Sonudbreter, ın’t vel⸗ 
hen ein Boden gefviindet wird, befeſtiget werdeit, und welche von 
den ganzen Bretnageln vielleicht nicht verfchieden find. 2, Höle 
zerne an benden Enden frigige Nägel, zwey Breter damit an eine 
ander zu fpünden. 

Der Spundpfahl, des —es, plur, die —pfähle, ein ineinen 
andern gefvündeter oder gefalgter Wrahl. 

Die Spundfage, plur. die—n, eine Säge Ser Faßbinder, den 
Spund damit auszufchneiden, 

Das Spundftük, des— es, plur. — Im Berge 
baue, winfelrecht ausgehauene Bäume, welche zu se Fludern ges 
brancht, und mit Bretern beffeidet werden, da denn ein ſolches 
Merk ein Spund beißt. (S,. 2.Spunsd.) 2. Auch ein Stück oder 
Sheileines Ganzen, in welchem ſich ein Spund oder die rg 
befindet, 

Die Spundtiefe, ler, Sie —n, die Tiefe eines Faffes ,- wern 
daffelbe dncch den Spund gemeffen wird ; die Mitteltiefe, d. i, die 
Tiefe in der Mitte, 

Der Spundzapfen, des —s, plur.utnom. fing, ein Spuns, 
fo fern diefes Wort einen Zapfen bedeutet, um es von eine 
Spundloche zu unterſcheiden, dergleichen der Spund, oder 
Spimdzapfen an den — if. 

Die Spur, plur. Sie — en, ein Wort, welches überhaupt den 

Begriff eines Einfchnittes, Eindrudes, eier Offnung u. ſf. zn 

— ſcheinet. 

Überhaupt, mp es doch nur noch in einigen einzelnen Fällen 
astich if, So if im Bergbaue die Spur, der Mittelpunet. in 
den Pfännchen, morinn dag Kreuz oder die Spindel herum läuft, 
mo es eigentlich eine Vertiefung, ein Loch, zu bezeichnen ſcheinet. 
An einem andern Verſtande iſt im Hüttenbaue die Spur, ein run⸗ 
der vertiefter Zirfel im Sreibeberde , worin fich das Blickſilber 
fest, ingleichen eine ähnliche Vertiefung in dem hohen Dfen und 
Krummofen, in welcher das geſchmolzene Metall zufummen fließer, 
Die Spur fehneiden, fie indem Herde ausſchneiden. Die Berge 
leute nennen diejenige Kerbe, welche fie bey Bohrung der Schieß⸗ 
löcher machen, gleichfalls die Spur. 

2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeufuna iſt die Spur der 
Eindrud von dem Gange eines Dinges in dem Boden, fo wohl von 
lebendigen Gefhöpfen, als auch im weitern Verſtande von lebloſen 
Dingen; wo eg denn, aemeiniglich colleetive, fo wobl imSinaufar, 
als Pluraf von mehr cn ſolchenEindrücken gebraſicht wird. (1)Ei-⸗ 
gentlich. Die Spur eines Menſchen. Der Spur eines Diebes 
nachgehen, Jemanden auf die Spur ee za auch figfirkich, 

Merk⸗ 


“Be Rn * 


mMkwahle — woraus man ihn * fin —— 
feine Maßregeln entdecken kanu. 
Wenn er — ER ; 
Im feligten Triumphe fahre, — 
Indeß der uber auß auf jede feiner Spuren 
Sin ganzes Sullhorn leert, Nam. 8 
Bey den jagdbarın Thieren wird die Spur aemeiniglich Sie 
Sahrre genanm, obgleich einige beyde noch unterfcheideu, und 
Spur une von beflaneten Thieren gebrauchen, dadegen andere es 
bloß auf das ni,dere Wildbret einfchränfen. Die Spur verlieren. 
„Der sund gebet der Spur nach iſt auf der Spur. Weun es 
aber im Lich wehr beißt: Ein Suche, 
— Der oft mit mehrerm Gluͤck als Rechte 
Der ſchnellen sunde Spur entging, 
wo es vonder Handlung des Spürens gebraucht zu feun fbeinet, i 
ſo ift folches ungewöhnlich und wider den Sorachgebrauch. In 
einem etwas andern Verftaude ift die Spur auch der Eindruck im 
Boden von einem befländigen Ganae. Bey sen Pferdemublen 
-müffen diePferde immer im einer und eben derfelben Spur blei⸗ 
ben. Auch das Geleife eines Wagens wird in manchen Provinzen 
Bäufig die Spur genannt. (2) In weiterer und figürlicher Bedeus 
tung ⸗ iſt die Spur ein jedes Merimabl einer vorhandenen oder 
vorhanden geweſenen Sache, wo fich denn rin doppelter Rebenbe— 
griff mie einſchleicht. (a) Ein Merkmahl einer. vorhanden geweſe⸗ 
nen Sache, ein Überbleibjel derſelben. Des fins noch die Spu: ' 
> zen der ebemabligen Verwüſtung. Man fiebt Feine Spurmehr 
von dieſer ebedem fo großen Stadt. - (b) Ein Merkmahl, ein: 
Erkenntnißgrund einer nicht ſichtbar erkaunten Sache. Spuren 
von etwas baden. Es find Spuren davon da. An den Un: 
fällen und glücklichen Begebenheiten die Spuren der Dorfes 
bung entdeden. 


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A:m, Ju der swepten Hauptbedeutung ſchon bey dem Hitfried -DerÖpicer, des — 8, plur. ut nom. fing. ©. Srürhuns. 4 
Der Spurgang, des — es, plur. die — Hänge, bey den Kür 


und RoiferSpor, im Oberdeuiſchen noch jegt das Spor, das 
Geſpoer, oder das Geſpore, bey dem Wilferam und Stryker im 
männlichen LSeſchlechte der Spor, im Niederſ. Spoor, im 
Schwed. Spär, im Angelf. Spor, im Isländ. Spör. In der er⸗ 
ſten allgemeinen Bedeutung iſt es wohl gewiß, daß 8 den Begriff 


der Offnung, Vertiefung u. f.f. bat, und als ein 555 von Der Spurhoͤrd, des— es, — Sie —e,in Hürtenbane, dere ei 
e F 


bohren angefehen werden müffe. Allein in der zweyten Bedeu⸗ 
tung haben fahren, für geben, fich bewegen, wogsg, Gaug, Sahr- 
te, Serie und. ale diefes Geſchlechtes gleihen Anfpruch auf die 
Verwandiſchaft, fo wie fich- in der figürlichen Bedeutung der 
Begriff des Wahrnehmens, Erfahrens, uf. f. mit einſchleicht. 
©; Spiren. 

Die Spurbiene,plur. n, diejenigen Bienen, welche ein 

Stock, wenn er Schwärmen will, voraus ſchicken ſoll, einen bes 
quemen Ort für den Schwarm auszuſuchen; an einigen Orteu 
Puger. 

Das Syureifen, des 8, plur. ut nom, fing. im Hütten- 
baue, ein. frummes Ei fen. oder Meffer, womit die Spur in den 
‚Hecbe ausgeffhnitten wird, 

Spuren, verb. reg. neuir. die Antvefenheit einer verdorbenen 
Feuchtigleit durch den Geinch verraten, ©, ı. Sparen. 

Spüren, verb. reg. act. welches in einer doppelten Hauptbe⸗ 

deutung vorfomeit, (1: In. mehr thätiger, vermittelft einer oder 
mehrerer Spuven einDing zu erkenner, zu erforſchen ſuchen Nach 

„etwas ſpüren, diegunde Spuren im Walde, fpüren nach. dem 
Milse. Es it bier als sin Neutrum initdem Hülfsworte haben 
und den Vorworie nach am üblichften, wird aber noch häufiger 
inden Zuſamm en ſetzungen aufſpüren, ausfpüren, nachſpüren; 
wrtegebraude, In einigen Mundarten lautet. es in dieſer thä⸗ 
tigen Bedeutung ſpuren. =, In mehr leidender Vedeutung , an 


einer oder ind Spiten oder Deofmaßfen vefeiten, ER * 


gemeiniglich den Rebenbegrtff der geringen — 


der Erfenntuiß aus wenig Merkmahlen bey fich-führet, merken, 
ſchwach emrfiden, 30 feine daß mi der ſerr fegnet ; um 3 


 — bdeinefwillen, 1 M. 30, 27, Es iſt kaum zu. foüven. Ich 


früre nichts. Die Rage fpürer eine Maus, die Bunde fpüren - 


ein Wild. Es if fo Teiche, deß man das Gewicht. kaum ſpü⸗ 


vet, Einen unangenehmen Srruůch fpuren. '&. auch verſpie 
‚zen, welches häufig für das einfache fpüren ‚gebraucht ı — So 


auch das Spuren. ' Mean 
Anm. Schon bey den alten Dberd, Scheififtelern I 


woven das Irerätivnmn Ipurilon bey dem Dttfr, nachdenken, me- 2 
ditari, bedeutet; im Niederf. fpören, in Angelf. Ipyrian, Ipu- 


ran, im Schweb. (pära „im Schottländ. lpeer, im Jeland. 


ſplria, im Engl, to ſpere, alle bald im thätiger Bedeutung für“ 


forfchen, auffnchen, bald. auch in feidender für merten, enipfinde 
Die Abſtammung ift ungewiß, weil mehrere Wörter darauf he = 


- frruch machen können, Da —ren oft ein Merkmahl eines 


vatioi und Inten ſivi iſt kann man es als ein ſolches von ſpã 


“feben, zu ſehen ſuchen, betrachten, und danır würde —— — 
ſpaheren ſtehen. Man kann es aber auch als ein vermittelſt des 


Ziſchlantes von wahr und wehrnehmen, gewahr, erfahren 
u. f.f. abflammendes Wort anfehen, fo daß es eigentlich durch die 


Sinne empfinden bede nten würde, Am wahrfeheinlichften laßt es 


ſich iudeſſen doch von Spur. ableiten, welches theils das aus. dem ur 
entſtandene u glaubfich macht, teils aber auch der — 
der ſchwochen oder dunkeln — ———— ‚ans geringen oder 


Vefügium.ab, welches wiederum Pes, Suß, amd fteigen, aleich⸗ 
ſam Sußtapfe, für feine Stammieörter erfennet. 


gern, ein Gang, welchen man bey einem friſch ‚gefallenen. Schnee: 
thut, um zu feben, was für Sauen oder Wölfe in einem Wege 
oder Flügel wechfeln. GBefgichet ee zu Pferde, fo beißt 2, ein 
Spurritt, 


jenige Raum, in welchem die Spur gemacht wird. 


Das Spurholz des — es, plur. die —hölzer,; eben daſelbſt 


eine dünn geſchnittene häſelne Ruthe, mit welcher man — die 
Spur zu machen pflegte, 


‚Det Spürbund, des — 08, plur. die —e, ein —— wel⸗ 
cher dazu abgerichtet iſt, das Wild anf pe Spur a zuſuchen 


und zu verfolgen, da denn Spurbund, pliver, eine allgennine 
Benennung aller Jagdhunde dieſer Art iſt, wenn fie frey geben 
nnd ſuchen. Wenn ein ſolcher Hund aber an dem Hängefeile gebet, 


elit 
Merkmahlen. Das Lat, veltigare, mit welchem ſpiren in der 
‚tbätigen Bedeutung überein komunt, ſtammet auf ähnliche Art npn 


fo heißt er ein Leithund. Das Wort iſt alt, und * ſc ie 


den alten Baierifchen Gefegen Spurfhunt. 


Das Spurmeffer, des— 8, plur.ut'nom, fing. je Hütten. : 
baue, ein Meffer, womit die Spur in den Schmelzherden — * 


ſchnitten wird; das Spureiſen. 


Der Spurritt, des —es, plur.die—e, S. Spurgan 
Der Spürfihnee, drs —s, plur. car. bih den Fügen, friſch 
gefallener Schnee, fofern es geſchickt iſt — andere — 


shiere in demfelben zu ſpuren. 


Der Spurftein,des— es, plur. See. ı. : Sn der Mineras- 


logie, Steine, an und in welchen man noch die Spuren von ehe⸗ 


mahligen thieriſchen oder vegetabiliſchen Körpernentdecket, wohin 
denn fo wohl die Abdrücke als die Steinkerne grbören. 2.Dime 
Plural, außer von mehrern Arten iſt in dem Hütten baue der spur⸗ 
ſtein, ein noch mit Geſtein und andern Unarten vermiſchtes Kn· 


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5 -wied; vermuthlich weil cs fich in der Spur fammelt. 


Das Spurwiefel, des —s, plur. ut nom.ling. eine Art Aav⸗ 


ptiſcher Wiefel, welche auch unter dem Rahmen der Pharaons: 
DT Maus oder Pharaons- Rage befannt ift, und eine befondere Ge⸗ 
ſchicktichkeit in Kuffpürung der Vögel befiger, daher fie auch im 
Griech. Ichnevmon genannt wird. 
&pügen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, den 
- Speicheb auswerfen, Fefusfpugete und rührete feine Zunge, 
“ Drarc. 7,33. Er fpügerein feine Augen, Kap. 8, 23. Erfputz 
zete aufdie Erde, Joh. 9,6. Es iſt ein urfprünglich Ober deut⸗ 
ſchs Wort, welches im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, aus 
Ber, gumweilen in der edlern und anfiändigern Schreibart, das ges 
meinere Sãch ſiſche ſpucken und härtere fpeyen zu vermeiden, So 
auch das Spugen _ — 
Anm. Im Sberd. ſpöutzen, fpeugen, ſpeyzen, im Angelfächt. 
ſpaetan Spittan,im Hollaud. ſpitten, im Eaghto ſpout &s 
if mic dem Lat. Sputum, Speichel, dem Öried. purrew arrusm, 
ſPputzen, und unſerm ſpeyen und ſpucken genau verwandt, welche 
insgeſammt Onomatopðien des damit verbundenen Lautes find. 
Squenz, ein erdichteter komiſcher eigenebümlicher Rahme, nuter 
welchem Andr. Gryphius in feinem ı 663 heraus gegebenen Luft» 
ſpiele: Ablurda comica oder Peter Squenz, einen abge 


Nahme noch dieErfindung des Stückes von Gryphio ber, fondern 
. geböret dem Shakesfpear zu, welder in einem Zwijchenfpiele, 
foin feinem Summer Nigths-Day eingeſchaltet ift, einen fol= 
den Schulmeifire Rahmens Quince, aufführer, welches Zwi- 
ſcheuſpiel Gryphius bloß nachgeahmes bat. 
St, ein zufanımen gefegter Mitlaut, welcher. aus dem angezifchten € 
oder d beftehet, und deffen Figur in der kleinen Schrift durd ft 
angedeutet wird, Die Ober ſachſen und Oberdeutfchen, welche 
das gelinde f in vielen Fälen gern in den ihnen eigenen Zifcher 


| 
i 
{ 
| 
: 
} 
| 
| 
| 
\ 


verwandeln, fprechen diefes ft zu Anfang einer Sylbe wie ſcht aus, 


dagegen die Niederdeutfchen hier bloß ein einfaches fanftes f hö⸗ 

ven laffen, Siehe S, wo von diefer Aus ſprache und der etymolo⸗ 
giſchen Beftimmung diefes f vor deme ſchon das nöthigſte gefagt 

worden. ö r 


St! ein Zwifchenwort, oder vielmehr nur ein bloßer Laut, welcher 


i “ohne allen Selbſtlaut ausgeſprochen wird, und im gemeinenfeden 
| "und der vertraulichen Sprechart üblich if, wenn man damit ein 
bedeutendes Stilfhweiaen- gebietben will, um auf etwas zu hor⸗ 
chen aulauernnf.f. Se! ich glaubeer kommt. Franzöf.gkich- 

falls St! fonft aber auch chute ! die Riederfachfen gebrautheu 
| dafür tuß tuſſe! die Dänen d'üß, welche mir dein Lat.tace über» 
—* einfommen, ohne eben davon abzuſtammen. Unſer ſt! iſt nicht 
aus ftille! zufammen gezogen, oder davon abgeriſſen, wie einige 

‘wollen, ſondern ein eigener Naturlaut, der in ſtille, ſtehen, aaltere, 
u. a. m. ein eigenthümlicher Laut der Ruhe und der Stile iſt. 
+ Der Staag, S. Stag. 

Der Staar, ein Vogẽl. S. Stahr. 

Der Staar, des— rs, plur. die—e, eine Krankheit des Auges, 
da doſſelbe verdunfelt und zum Sehen unbrauchbar gemacht wird. 

> Der graue Stäar, Cataracta, Suffufio, two der Augapfeleine 
weiße oder graue Farbe befommt und die Kryſtall⸗Linſe völlig 
verdunfelt iſt. Er beftehet oft in einer undurchfichtigen Haut, 
weiche fich in dem Innern des Auges zwifchen der Hornhaut und 
der Kryſtall⸗Lenſe erzeugt, und, wenn das Auge gebeilet werden 

- fol, niedergedrückt, oder heraus gezogen werden muß, welches 

"man den Staar ſtechen nennet. Der ſchwarze Staar, wenn der 

Aungapfel bey einervölligen Blindheit feine natürliche Farbe bes 
- hält, welche Artdes Staares für ganz unheiibar gehalten wird, 
Adel. W. 3.4. Th 2, Auft. 





+ pfer, welches durch die Schmelzung des Schwarzfupfers erhalten 


> 
2 ſchmackten Schulmeifter vorſtellet. Indeſſen rühret weder der 
—J— 


Ste. -. 48 


weil die Netzhaut 802 Auges,eder deffen Nerve alsdann unbrauch⸗ 


bar geworden; Amaurofis, Gutta ſerena. — 
Anm: Weil der Staar in einer Verletzung bes Sternes im 

Auge beſtehet, ſo leitet es Friſch von dieſem Worte her, zumahl 

da ältere Oberdeutſche Schriftſteller diefe Art der Blindheit die 


Staarblindheit nennen. Allein, damit dem Staare behaftete 


Perfonen ſtarr vor ſich Din feben, daher man für völlig blind auch 
fareblind, und in einigen Mundarten ſtaarblind fagt, fo ſcheinet 
diefes mehr Hecht auf die Abſtammung zu haben. Dafin karı 


das verdoppelte x nicht weſentlich ift, erhellet aus dem Niederf 


flieven, mit ſtarren Augen feben, Angelf. Rarian, Isländ.kara. 
Was die Schreibartdiefes Wortes betrifft, fo fünnte man es int 
mer Star oder höchftens Stabr ſchrriben; indeffen ift die Schreib- 
art mit dem doppelten a die gemeinſte. 


Die Stearbrille, plur. die—n, eine Art Brillen für kranke Au⸗ 


gen, befonders für ſolche, welchen der Staar geflochen worden. 


Die Staarnadel, plar. die —n, eine goldne Nadel der Staarſte⸗ 


her oder Deuliften, den Staar damit zu ſtechen. 


Derötaarfiedyer,des —s, plur. ut nom. fing. ein Wundarzt, 


der ein eignes Geſchãft Darans macht, andern den Staar zu fies 


hen, dergleichen: Verfenen fich aber doch Lieber Beulifien oder 
Augenärzte nennen laffen. 


1,* Der Staat,des — cs, plur. inuf., der Zuſtand, die Beſchaf⸗ 


fenheit einer Perfon oder. Sage; eine im Hochdeutſchen völlig 


unbrfaunte, und nur noch in einigen Dberdeutjchen Grgenten ' 


‚gangbare Bedeutung. - In der Seat (Stadt) — da er vormals 
fyn gewohnlichen Stat (Stand, Aufenthalt) und Wefen gehal⸗ 
ten hat, indem Drutfehen Liviusson 15:4. Hanna blieb nach 
ihres Mannes Tode in dem Statt der Wittwen, Kaifersb, bey 
dem Friſch. Sie fragtefleißig nah dem Start ihrer Schweſter, 
eben verf. Sich im guten Star befinden, Cramer iur Ztialiänie 
ſchen Wörterbuche. Im Stat feyn zu reifen, eben daf. Nicht 
imStet fepn, anf;uffeben, eben daſ. In engerer Bedeutung if 
in eben diefen Oberdeutſchen Gegenden Staat ein öffentlicheg 
Amt. Wir pfaffen fuchen einen Stat, daß wir mögen Gore 
dienen, Kaifersb. bey dem Frifh. Es gedenft mancher, war ich 
in dem Stat, oder in dem Stot, und hatte die oder den, fo wär 
miv wohl, eben derf. 

Anm. Es iſt in diefem Verſtande mit Stand gleich bedeutend, 
und ſtammet fo wie dieſes von ſtehen ab... Das Latein, Status, 
Sranzöf. Etat, und Jtal.Stato, Iftato, haben gleiche Bedeu— 
tung, ohne deßwgen die Stanunwörter des Deusfchen zu feyn, 
Im Isländ, iſt Stiet, ein öffentliches Amt, eine Würde, 


2.Der Staat, des —es, plur, die—en, ein Wort, welches ur⸗ 


fprüngli ein Geräufch, ein Getöſe bedeutet zu haben fcyeiner, 


aber nur noch in einigen einzelnen und zum Theil figürlichen Fäl⸗ 


Ten üblich ift. 

rGerãauſch, Wortgepränge,ohne Plural; doch nur noch in der 
N. A. großen Staat von etwas machen, viel Auffebens, Nübs 
men2; im Stal. gleichfalls fare grau. ſtato. Im Hoffänd, iſt 
fiuyten, prahlen, und im $sländ; Stat, Prahlerey. Vielleicht 
gehöret hierher auch die R.A. Staat auf etwas machen, ſich dar- 
anf verlaffen, ingleichen es vermuthen, hoffen. Auf feinen Vater 
konnen fie ſichern Staat machen, ſich fiber auf ihn verlaffen. 
Id habe lange Staat darauf gemacht, es lange auboffet, var⸗ 
mutbet. Die Riederfachfen gebrauchen die R. M Staat machen, 
noch in weiterm Verſtande, für vermuthen überhaupt, Ich ma— 
che Staat, die andere Woche wieder hier zu ſeyn, ich vermuthe 
es. Indeſſen Leider es in diefer Brdeutung auch nach andere Abe 
leitungen, und befonders die von ſtehen. - 


2. Glaͤnzende und folbare Hülfsmittel im gefelifchaftlichen fer. 


ben, fo fern man dadurch feine Meinung vom feinen eigenem hohen 
R Vor⸗ 





259 


. Ben Staat magpen, oder-führen. Einen koniglichenStaat füh⸗ 
‚ven. Beinen Staat machen. Wo dieſes Wort fo wohl ein gro⸗ 
Bes und glãnzendes Gefolge, als koſtbareKleider, prächtiges Haus⸗ 
geräãth u. ſ. fain ſich begreift. Daher Staatswagen, Staats: 


Fleider, StaatsFurfehe, Staats = Liverey u, f. f. In engerer Ber 


deutung iſt Staat, (2) großes Gefolge, doch nur noch in dem zu⸗ 
ſammen gefegten Höfftaat, die fümmtlichen zur Bedienung eines 
Hofes gehörigen Perſonen zu bezeichnen. (2) Prächtige Kleidung 
im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart. Im volligen 
Staate erſcheinen. Seinen ganzen Staat anlegen. Im 
Niederf. aleichfalls Staat, Schwed. Stat, Stät. Engl. State. 
Es [Heiner hier mit Fugen, in Schonen Itatfa, verwandt, und 
eine Figur des Geräufches zu ſeyn, fo wie fih Pracht auf eine 
ähnliche Figur gründet. Bey dem Notfer ift Stata, Aufwand, 
die Koſten. 
3: Eins Menge Volkes, doch nur noch in der engern Bedeu: 
tung, einer zahlreichen Gefelfchaft von Menfchen, welche unter 
dem gemteinfchaftlichen Bande eier Negierungsform fichen, wo⸗ 
durch es fich von volk und ration unterfcgeidet, und eine allgemei⸗ 
sie Benennung ift, weldedie Arten Reich, Republik u. f. f. unter 
fich begreift, aber dech nur von folchen bürgerlichen Gefellfchaf. 
ten von einem gewiffen beträchtlichenlimfange gebraucht wird, in⸗ 
dem manz. B. kleine Frepftädie wohl nicht leicht Staaten nennen 
wird. Man gebraucht es hier theils als ein Abſtractum und ohne 
Plural, 
Staat. Ein Staarsverbtechen. Zum Beſten des Staates Thrils 
ber auch als ein Concretum, eine anf ſolche Art verbundene bürger⸗ 
liche Gefellfchaft, mit dem ihr gehörigen Landeshezirf zu bezeich⸗ 
nen. Die Europäifchen Staaten. Ein Freyſtaat, eine freye Res 
publik. Ein monarchiſcher Staat. Der Rirchenfisat, der 
. Denetianifche Staat, der Sranzefifche Staat. Da rs denn auch 
häufig für Provinz/ Land gebraucht wird, fo fern auch jede Pros 
vinz unter ſich auf gewiffebefondere Art verbundenift. Durch 
jemandes Staaten reifen, Die Preußiſchen Staaten. Seine 
Staaten dermehren. 

Anm. Im Ital. Stato,im Franz. Etat. Es leidet in Biefer 
legten Bedeutung mehr. als Eine Ableitung, Es fann von fieben 
ebftammen, und eine in einer beftimmten Gegend auf eine beffän« 
dige oder. bleibende Art verbundene bürgerlihe®efelfchaft bezrich⸗ 
nen, zum Unterfchiede von einem unftäten, herum fehweifenden 
Volke. Judeſſen fcheiner die Ableitung von dem Getöfe, Geräus 
che, welche eine Menge Menfchen macht, auch ihre und vielleicht 
noch mehr Wahrfcheinlichkeit zu haben, und würde alsdaun 
Staat nur durch den vorgefegten Zifchlaut von dent alten Theut, 
Thiot,Diet, Volk, dem Gothifhen Thiudan, Reich m f. f. 
gedilbetfi fen, Zu der allgemeinen Bedeutung des Lautes Tones, 
Geräufches gehören noch das Schwed. tuta, tönen, das Angelf. 
thuran, heulen, das Oberd, Gethiode, Gethiute, Sprade, 
das, Niederf. düten oder tüten, auf einem Horne blafen,.und an⸗ 
dere mehr, welche insgefammt Onomatopdien eines gewiſſen bes 
ſtimmten Lautes find, 

Die Staaten, ling. inuf. ein Wort, welches überhaupt Stände, 
° Sandesftände bezeichnet, aber nur von den Ständen, d. i. den Abs 
georditeten der vereinigten Riederländifchen Provinzen, üblich iſt; 
Sranz. les Etats. Die Staaten von Holland, und Weſtfries— 
land. Die General-Staaten, die Abgeordneten aus den Staa- 
sen oder Ständen der Provinzen zur Verwaltung, der Angelegens 
beiten der gefammten Republif. Einer von den General: Staa: 
zen. Daber der Staatenrarh uff. 

Anm. Es ſtammet hier, fo wie da< im Deutſchen in andern 

Fallen üblichere Stans von ſtehen ab es müßte dem eine Figur 


Se Be 


Sorgen ander Tag legen will; auch oßme vplaeet hr 5; 


Wiser den Staat veden. Ein Verbrechen wider den 


4 


Öfen vorigen Wortes foen, und Ne Repräfntane eines Staates. 
bezrichnen. S.Stand, 

Die Stagtengefchichee, plur, des, Se Geſchichte offer oder 
doch der vornehmſten Staaten ;von? Staat 3. Die Geſchichte 
eines einzelnen Staates oder niebrerer Staaten als ein — 
betrachtet, heißt die Staatsgeſchichte. 

Die Staatentunde, plur, car. die Kunde, d. i. Kenntnif meh 
rerer Staaten und ihrer innern und äußern Verbältniffe. Die 
Kenntniß eines einzelnen Staates oder mehrererStaaten, * ein 
Ganzes betrachtet, iſt die Staatsfunde. 

Staatlich, S. Stattlich, mit welcher Aue ſorache und Scpreibart 
es am üblichften ift. 

Die Staatsangelegenbeit, "plur. die—en, von 2 Staa 3, 
eine Angelegenheit oder Sache , welche den Staat, d.i. dieunter _ 
einer gemeinfchaftlichen Regierungsform zerbundene — 
Geſellſchaft betrifft; die Staats ſache. 


Die Staato-Dame, plur. die—en,an den Höfen eine Dihir, : 
di. vornehmes Frauenzimmer, weldes zur Vermehrung des 


"Staates, d,i,de8 Öepränges gehalten wird. Im gemeinen Leben 
wird auch wohl ein fehr gepußtes Frauenzimmier zum She sat. 
diefem ahnen beleget. S. 2 Staat e. 

Der Staatsentel, des—s,plur.utnom, fing. von 2 Giants, 
der Schngengel eines Staates oder einer unter einer gemwinchafts 
lichen Regierungsform verbundenen bürgerlichen Geſellſchaft. 

Das Staats geheimniß, des —es, plur. die —e, eine Sache, 


' 


welche den Zuftand einesStaates.beteifft, oder geheim und eerbor⸗ 


gen bleiben fol. 

Das Staatsgefchäft, des — es, plur: die cin Gefgäft, 
welches den Staat und deffen Berwalrung betrifft; von S 

Die Staatogeſchichte, SStaatengeſchicht· 

Das Stantsnmefer, des—es, plur. die —e, ein Geſet/ ſo fern 
es ſich auf die Verwaltung eines Staats und defjen öffentlichen 

Zuftand beziehet. 

Die Staatetanzelley, plur. die—en, in verfebiedenen Staa 
ten ein Nahme derjenigen Kanzelley, welche ſich mir Ausfertigung 
‚der Staatsfachen befchäftiger, nnd deren Vorgeſetzter derStaats⸗ 
Panzler genannt wird ; zum Unterfchiede von einer Hoffanzelley, 
"Lehensfanzeiley, Briegsfanzelleyu.f.f. Bon? Staatz, ! 

Die Staatstlugbeit, plur. car. die Fertigkeit, den Zufammens. 
bang der Staatsfachen einzufehen, und felbige zur Wohlfahrt des 
Staates vortheilhaft zu leiten, mit einem Geiechifchen Runft- 
worte die Politik. Daher Staatsklug, adj. et adv. diefe Kiug« 
heit befißend, ingleichen darin grgründes, Kin ſtaatskluger Mann. 

Der Staateklugler, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige, 
welcher den Zufammenhang Ser Angelegenheiten eines Staates 
aus Vorwitz einzuſehen und zu beftimmen ſucht. S. Mügeln, 

Die Staatsfunde, ©. Staatenfunde. 

Die Staatsfunft, plur, car. die Fertigkeit, die Woblfahrt eines 
Staates auf das vergheilhaftefte zu erbalten und zu befördern, 

Die Staatelutfche, plur. Jie—n, von. 2 Staat?, eine gierliche 
Kutfche zum Stasre oder zum Örpränge, 

Die Staatslehre, plur. die —n, die Lehre von dee Piüiglichen | 
Regierung und Verwaltung eines Staates; welche mit andern 
Nebenbegriffen auch die StaatsPlugbeit, eye und 
Staatswiſſenſchaft heißt. 

Der Staatsmann, des —es, plur. die — mänmer, . Ein ' 
ſtaatskluger Dann, ein Mann, welcher Fertigkeit beſttzet, die 
Verhält niſſe eines Stagates mihrem Zuſammeuhange einzuſehen, 
und zu leiten. 2. Ein Mann, welchem die Geſchafte eines ganzen 
Stagtes wirklich anvertraner find. : ; 

Der Staate- Minifter, des —s, plur. ur nom, fing. ein 
Minifter, fo fern ihm die — ——— eines ganzen Staates 

an⸗ 


—*— 


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2 






* 


‘ rn ge Breite oder Dicke bezeichner. 





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i. andertrauet find, ein Dirgtied des oberft en zur Verialtting der ins 


„, zeen und äußern Auseles geifpeiton € eines Staate⸗ niedergeſetten 
Dr 2 


ei Staatenabt, plur. die —nähre, bey den Sſchuftern, eine 


Hape biuten an den feifenStiefeln Mugfi des Schaftes wel che nur 
balb öuechgenäber wird. Verniuthlich von 2 Stant2. N 

de Staats: Perrüde, plur, die—n, eine Art großer Wertüicen, 

"welche von den Schultern tief auf den Rücken hinabfallen und ehe—⸗ 


bdem eine borzügliche Tracht nidt nur der regierenden Herren und 


Staats-Minifter, fordern auch anderer ea ee a ae 

Staate war. ©, 2 Staat. 

‚Der Staatsrath, des — es, plur. sie — vätbe, ı, Ein Col⸗ 
legium, welches die Angelegenheiten einesStaates verwaltet, und 
zu welchen die Staatsfanzelley geböret. Ju manchen Staaten, 

9 VB: zu Wien iſt es ein Raths Collegium, welches nur die in⸗ 
nern Geſchäfte eines Staats verwaltst. In andern Staaten hat 
man einen geheimen Staatsrath, welcher alsdann das höchſte 

Eollegium diefer Art iſt. 2 Ein einzelnes Mitglied eines ſolchen 

Collegii, deſſen Gattinn alsdann Ste Staatsräthinn beißt! In 


mauchen Ländern iſt es ein bloßer Titel, der fo wie andere ähnliche 


mit keinen Geſchäften BAR: 

Das Staatorecht, des—es, plur. die — e. 1, Die Rechte, 
den Befuäniffe eines Staates, etwas zu thun — zu laſſen, da 
es denn auch collective fo wohl im Sinaufar als Plural allein von 
dem ganzen Inbegriffe diefer- Berugniffe gebraucht wird. 2.-Die 


‚Maßregeln, nah welgen ein Staat regiert werden mng, der _ 
Inbegriff der Gerechtfame des Negenten und der Unterthanen ' 


. gegen rinander ; am bänfigffen colfective, imSingular allein, Das 
Deutfche Seratsret, Ius publicun, So auch die Starte: 
rechtslehre, Staatsrech tswiſſenſchaft u. ſ f. 3. Der Jube egriff 
der Rechte mehrerer Staaten gegen einander, in welchem Ver 
. ſtande es von manchen für volkerrecht gebraucht wird, obgleich 
auf eine unbequeme Art, indem in dieſem Falle Staaten recht rich⸗ 
tiger wäre, 


Der Staats: Roman, — plar. sie—e, ein Roman, 


fo fern deſſen Abſicht iſt, durch eine erdichtete Geſchichte, regieren» 
dr. Herren und Staatsminifter zu bilden. 
Die Staats ſache, plur. die n, ©. Staatsangelegenbeit. 
Di Staats ſchrift, plur. die—en, eine Schrift, welche die Ge⸗ 
rechtſame oder Verhaltniſſe eines Staates betrifft. 


© Die Staatswirthſchaft/ plur. inul die Verwaltung der Ein» 


‘fünfte und Ausgaben eines Staates; zum Unterſchiede von der 
Privat. Wirthſchaft. 


Die Staatewiflenfiaft, plur. inuf. die wiffenfchaftliche, oder 


aus Öründen bergeie, M&rkenntnif- der Einrichtung und Berwal- 


tung eines Staatee. 
Der Stab, des-—es, plur. die Stäbe, Diminnt, dasStabchen, 


Gerd, Staäblein / ein Wort, welches überhaupt einen ſteifen in 


"die Ränge anzgedihnten geraden Körper ohne betr achuiche verhãlt⸗ 
Im wweiteften Verftaude, ‘ohne auf die übrige Figur eines 
fotchen Körpers zu feben, er ſey rund, viereckt oder breit, wo eg 
“A Dehrfchen nur nochiwelnigen einzelnen Fällen übtb if. So 
"werden viereckig gegofjene oder‘ geſchmiedete Stangen Gold /Silber, 
voruehnlich aber Eifen, fo fern daraus andere. Dinge verfertiget 
werden fofen, häufig Stäbe geuaunt; wofür auch die Wörter 
Stange, Barre, und von Gold, Silber u: f.f. Zain, üblich find, 
Niederf. gleihfalsStaff. Sin S tab Eiſen Gold uf f.(©.Stab: 


Seifen.) Im Solzhandel und bey den Böttchern, beſonders Rieder⸗ 
deutſchlaudes, werden die Faßdan ben gemeiiriglich Stäbe ge 


anne, Miedert. Staff, Engl, Staff, Schwer. Staf, in welchem 
Verſtaude es im Oeutſchen im Plural am üblichfien iſt. Pipen⸗ 


a N ; Wweyir - 


Ir a — 
— Sta ‚262 
Böbe,. Tomenabe uf. — Siehe Stabholz) um fo noch im. 
andern Bälen iteht, Im Schwed. iſt Staf, ein Balken, und 
Stabbe eine Säule, 

"2, $n eugererBedentung, ein folder gemeiniiglich Fleinet iu die 
Länge ausgedehnter fteifer Körper von Holz, wenn er Feine andere 


eigene Benennung bat. Bölzerne Stäbe, ‚Ein Gitter aus 


Stäben sufammen feßen, — 
(+) Eigentlich, wo die ſes Wort Befonbers vor ſolchen Hör, 
pern diefer Art gebraucht wird, deren man fich zum Gehen bes \ 
dienet, und in der anffändigen Schreib » und Sprechart fürdas 
gemeinere Stod üblich ift, Der Wanderflab, Reiſeſtab, Sir- 


 tenftad, Spaßierſtab, Bettelſtab u.f.f. An einem Stabe ge- 


ben, n$ aus Alteroder Schwachheit im Geben eines wrapes be» 
diruen. 

Du wer e nel, nuif din Trit 

Zuwtaheleider bi dem Stabe, Winsbeck; 
‚ehrdein wareſt du ſchnell, nun aber ift dein Tritt, leider !zu nahe 
ben dem Stabe. Palämsn bub fich zitternd an feinem Stabe 
auf, Geßn. Seinen Stab weiter ſetzen, finürlich, weiter ger . 
ben. Er iſt der Stab feines Alters, feine Süße. Zuweilen 


: aueh, foferu.ein folder oder chuliher Stab zum Schlagen ges 


braucht wird, für Stod, Stecken. Jemanden mit einem Sta⸗ 


beſchlagen. 


(2) Figürlih. (a) Ein ſolcher Stab, fo fern er zum Meſſen 
gebraucht wird ; der Maßſtab. An manchen Gegenden if 
der Stab ein Längenmag von beffimmier Lunge, In Leipzig hält 
der Stab zwey Ellen oder vier Fuß; in den Tirofifchen Bergiwers 


ken aber Eine Ele, und drey Finger, (6) Bey den Werflcnten 


wird in dee Baukunſt wird ein jedes rundes Blied in den Verzie⸗ 


rungen, welches einen halben Zirkel anzmadt, einStab genannt 


bey dem Bitruv Torus, Sranzöf. le Tore, Stat, il Toro, bey 
dem Goldmann der Pfubl. Man thiiterihnin den ganzen Stab, 
und in den Diertel: Stab, welcher letztere auch Jer Wulf genaune 
wird. Ein foldhtg fleines nach-einem halben Zirkel ausgebogenes 
Glied, wird alsdann and) das Stäbchen genannt, Altragalus, 
bey andern der Ring oder der Reifen. An den Kanonen hat mar 
den Sinter ſtab und vorderſtab, welche beyde eben folche Ver ie⸗ 
rungen find. (ce) Schon von dan älteſten Zeiten ber warder Stab 
ein®inndild der böchften fo wohl eichterlichen als oberher rſchaftli⸗ 
hen Gewalt, und er iſt es in vielen Fallen noch ob er gleich in man · 
ben Fällen in den zierlichern Zepter übergegangen iſt Als ein 
Merkmahl der richterlichen Gewalt iff er noch in den Eriminals 
Gerichten üblich, wo zum Zeichen des unabänderlich gefprochinen 
Todesurtheiles noch der Stab über einen folchen Delinquenten 
gebrochen wird.. Daher bezeichnete man ehedem die höhern Gr- 
richtemitdem Nahmen des Stabes oder der Stabgerichte, od+ 
gleich in einigen Gegenden das letztere Wort nur die niedere' Ges 
tichtbarfeit bezeichnet. (S. Stabgericht.) Unter einem Stabe 
feben, unter deffen Gerichtbarfeit, Der Hofflab, die Gericht⸗ 
barkeit über den Hof. Dev Bürgerſtab, die Eivil» oder bürgerlis 
iüche Gerichtbarfeit. Der Lehensftab) die Iehenshertliche Ge» 
tichtbarfeit, Der Brummfab, (eigentlich, der aneinem&nde ger 
frümmte Hirtenflab, ale ein Sinnbild der bifhöftichen Würde) 
die weltliche Gerichtbarkeit eines Bifchofs. Ju einigen Gegen» 
den der Schweiz b:deuter der Stab das Rathhaus mit der davon 


“ abhängigen Gerichtsftätte.. Auch die bloße befeblhabende Gewalt 


wurde chedem durch einen Stab bezeichnet, welches heutiges Ta⸗ 
gesin vielen Fällen noch geſchiebet. Det Serolsshtab, Mars 
ſchallsſtab, Commando⸗Stab und foferner. Daber iff im Krie 
geswefen der Stab noch jetzt ein Eolectivunt, die höhern befehl, 
böbenden Officier einer Armee, eines. Corps, ja nur eines Krgi- 
ai zu degeichnen, Der Regiments = Stab, Dir fünmtis 

Hu 


* —* 





a 


en höbern Dfficiere von dem Major am, denſelben mit einge: 
ſchloſſen. Der General-Stab, die GensralssPrrfonen, Oft 


‘ 


bedentet der Stab auch nur den commandirenden Dfficier einer 


Anzahl Truppen, fie fen übrigens fo groß oder klein, wie fie wolle,» 
wenn der ſelbe nur wenigſtens ein Major if. "Das Argiment 
liegt auf den Dörfern, der Stab aber befindet fich in der Stadt. 
In diefer ganzen Bedeutung iſt es nur allein im Singular 
üblich. - ’ 
ER — Schon bey dem Ottfried Stab, im Nieder‘, Staff. und 
— im Pincal Stäve, im Schwed. S:af, im Angelj. Sta -F,im Engt. 
Staff, im Alban. Stap. Es iſt wohl außer alleın Zweifel, daß 
der Begriff des Steifen hier der herrſchende ift, fo daß es mit dies 
ſem Worte und deffen Verwandten ‚dem Lat.Stipes,dem Griech. 
gurog, unferm Stubbe u. ff. Eines Geſchlechtes iſt. Zu den fis 
gurlihen Bedeutungen diefes Wortes gehören auch das Schwer. 
Staf,eine Linie,und nach einer noch weitern Figur,ein Buchftab, 
und das Riederf. Stave, Schrift, ohne Zweifel, weil die ältefte 
nordiſche Schrift geößten Theils aus geraden Linien beftand. ©, 
Buhftad, in deſſen letzten Hälfte fichdiefe Bedeutung noch erhals 
ten hatfingleiben Staben. 

Der Stabblod, des —es, plur. die — blöde, im Schiffebaue, 
ein ſtarkes Stüd Holz, ungefähr fechs Fuß lang, welches an den 
Holzsällen, Schüten uud Kähnen auf die Hebung des Bodens ge 
fetzt wird, um diefen mitden Bortplanken zu verbinden, — 
Der Stabeingüß, des —es, plur. die —güffe, inden Münzen, 
eine eiferne Stange mit einer langen rundlichen Rinne, das Sil⸗ 

ber darin zu Stäben zu gießen, 


Das Stabeifen, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quauti⸗ 


> 


täten, ut nom; Eng. Eifen in Stäben, zu Stäben geſchmiedetes 
Eifen, welches man auch wohl Stangeneifen zu nennen pflegt. 
Im engern und genauern Verſtande unter ſcheidet inan noch Stab⸗ 
eifen und Stangeneifen, und verſtehet uuter letzterem, Eiſen in 


langen gevierten Stangen, von ein, zwey und mehr Zoll in das . 


Gevierte,unter erſterm aber Eiſen in Fleinen und kürzern Stäben, 

deren drey ungefähr 22 Pfund wirgen. 

Der Stabel, des —s, plur.utnom. fing, ein nur in einigen 
Gegenden üblich 8 Wort, welches vermirtelft der Ableitungs ſylbe 
el von Stab oder deffen Stammworte ftaben berffammet, und 
gemeiniglich einen Pfahl bedeutet, So werden indem Salgıwerfe 

zu Halle die Pfähle oder Scheite Holz, welche neben der Pfanne in 
die Erde gegraben werden,die Sogbäume darauf zu legen, Stabel 
genannt; wo #3 aber auch das Wort Stapel jeyn kann, indem 
man fi flatt der Pfähte auch Feiner gemanerter Pfeiler unter 
diefem Rahmen bedienet. In einigen Gegenden werden die 
Meinpfähle auch Stäbelgenanut, wo es das provinzielle Dimi- 
nutioum von Stab zu feyu ſcheinet. x 

‚Die Stabelerbfe, plur. die —n, eine Art Gartenerbfen, von 

welchen man eine größere und eine Pleinere Art bat, welche geſtä⸗ 

belt werden, indem man zwifchen zwey und zwey Erbſenpflanzen 
eine Ruthe ſtecket, an welche fie ſich ranken Fönnen; zum Unter, 
ſchiede von den Sruberbfen, Zuckererbſen, Bronenerbfen uff. 

Der Stabelherr, oder Stäbelherr, des —en, plur, die —en, 
ebedem ein vornehmer von Adel; welcher bey den Turnieren den 
Anfang und das Ende des Zurnieres mit dem Stabe zu gebiethen 
Hacte, und auch wohl der Stabelmeifter, der Turniervoge ge⸗ 
nanmt wurde. In den Oſterreichiſchen Erbländern gibt es noch 

angefehene Erbbeamte unter dem Rahmen Erbitäbelmeitter. 
Stabel oder Stabel iſt auch bier das Diminutivum von Stab 
für Sräblein. — 

Stäbeln, verb.reg. act. mit Staben oder Stäblein werfehen, 

fängeln, in einigen Gegenden Kiefeln. Die Erbfen ftäbeln, 
Stäteoder Heine Stangen zu denfelben ſtecken, fih daran zu ran= 


N * “ — = x 2 > — 


ken. Den Wein ſtäbeln, in einigen Gegenden, ihn pfählen; von 
Stab, ein Pfahl. 

Staben, verb.reg. act. ein jetzt im Hochdeutſchen veraltetes 

Wort , welches aber ehedem, beſonders in den Gerichten, ſehr gang⸗ 


bar war, zum Nachſprechen vorſagen oder vorleſen. Jemanden 


einen Eid ffaben/ war ehedem ihm denſelben vorſprechen, fo daß 
er ihn nachſprechen mußte. Daher ein geſtabter, ein auf ſolche 


Art vorgeleſener, Eid, welcher auch wohl ein gelehrter Eid ge⸗ 


nannt wurde, Im alt Frief. fowian, im alt Schwed. hafva, 
fiawa, wo es aber auch lefen überhaupt bedeutet. Allem Anfes 
ben nach von dem noch Rieder. Scäve, Schrift, Sprache, als 
eine Figur von Stab, Linie u.f.f. (Siehe Buchſtab, und Stab 


Anm) Vergl. das Brem. Niederfächf. Wörterb. v. Sıaveumd 


Staven. _ Go — 
Das Staberrad, des —es, plur. die —räder, eine Art unter⸗ 


* 


ſchlachtiger Waſſerräder, wovon die Schaufeln nachdem Radio 2 


des Nades zwifchen den Wangen oder Felgen eingefegt find, und 
welche fi von den Panfterradern nur in der Größe unterſchei⸗ 
den, indem diefe größer find, und zwey Mühlgänge treiben, jene 
Heinern aber nur Einen in Bewegung fegen. Cin ſolches Rad 
mit feinem Zugehör wird das Seaberzeug genannt. Die eigents 
liche Bedeutung des Wortes Staber ift bier eben fo dunkel als 
Pantter in Panfterrad. Vielleicht ſtammet es von Stab ber, fo 
fern es auch, wie in der Bedeutung der Faßdanben, eine Art Bre⸗ 
ter bedeutet, da es denn von einem veralteten Zeitworte fiaben, 
mit ſolchen Stäben verfehen, berfommen würde, ; 


Das Stabgericht, des —es, plur. die —e, ein Gericht, weldhes 
den Stab als das fombolifche Rennzeichen feiner Gerichtbarkeit 


führet, oder auch, welches mit einem Stabe verliehen wird. In 
diefem Verftande wurden ebedem verfohiedene höhere mit dem 
Blurbaune verfehene Gerichte Stabgerichte genannt, wovon 
Friſch einige Beyſpiele anführet. Anandern Orten war Stab: 
gericht eine Benennung der niederen, mit feiner Criminal-Jurls⸗ 


diction verfebenen Gerichte, und in diefem Verſtande kommt dies 


fes Wort noch im Drtingifchen und andern Grgenden vor, Ja 
in einigen Gegenden Meißens werden die Feld⸗ und Dorfgerichte 
Stabgerichte genannt. S.Stabz(2)() — 

Der Stebbalter, des —s, plur. ut nom. fing, ein nur noch in 


einigen Segenden übliches Wort, denjenigen zn bezeichnen, weis 


her zum Zeichen der richterlichen Würde oder der befehlshabens 
den Gewalt Br; 


ter mebrern den Stab träget oder hält; der Prä⸗ 


fident. Bey dem kaiſerlichen Landgerihtrin Schwaben wird der- 


jenige, welcher des Landrichters Stelle vertritt, aus eben der Ur⸗ 


ſache, fo wohl dev Stabbalter alsder Statthalter genannt, S. 
Stabler und Stabträger. a : Ar 


Der Stabhammer, des —s,plur. bie — hammer, ein Hammer⸗ 


werf vder Eifenbammer, wo das Eifen zu Stäben gefehmiedet 


wird; zum Unterichiede von einem Blechhammer. 8 
Der Stabhobel, des —s, plur.ut nom. fing. bey den Tiſch⸗ 
lern, eine Art Hobel, die unter dem Nahmen der Stäbe befanur 
ten Verzierungen damit zu verfertigen, deffen Eifen folglich in 
Geftalt eines halben Zirfels ausgehöhlet iſt. Ye 
Das Stäbbolz, des—es, plur, inuf, ein Eoffectioum, Holy, 
welches zu Stäben, d. i. Faßdanden, beſtimmt oder ſchon aus 
Groben bearbeitetift. ©.Stab ı. ‘ 


Der Stabler oder Stäbler, des —s plur. ut nom, fing. ! 


. 1,Eime zum Zeichen der richterlichen oder befehlshabenden Gewalt 


mit einem Stabe verfehene Perfon, in weichem Verſtande dieſes 


ort nur noch in einigen Gegenden üblich if. So werden die 
Handwerksmeiſter, welche ebedem zum Zeichen ihrer GewaltſStab 
und Heiligen befamen, ‚an einigen Orten noch Stäbler genaunf, 


Ehedem führeten auch die Stabelherren oder Stäbelmeifter, di. 


die 








Fi 


Sta 










— —— N 
. PEN * 
J J N 


‚einen Rheiniſchen Goldgülden gingen. S. Friſchens Wörterb. 


RE NE 


ein Arbeiter, welcherdas Holz inden Wäldern zu Stabholz tei- 
ßet oder ſpaltet; der Stabfchlager.  . \ S 
Der Stabs-Tapitän, des —es, plur. die —e, derjenige, wel« 
eher die dem Eigenthümer eines Negimentes zuftehende Eonipa- 
guie, (die Leib-Compagnie,) commandieret, weil er da, wo der 
Stab fein Stand- Quartier hat, einquartieret wird. 
Der Stabs-Officier des —s, plur. ur nom, fing. im Krieges» 
weſen, ein Officier, welcher zudem Stabe geböret, wozu bep den 
"Hegimentern die Ober- Dffieiere von dem Major an gehören. ©. 
Stab (2) (c) ; 
Das Stabs⸗uartier, des —es, plur. die—e, eben dafelbft, 
derjenige Drt, wo Stab, di, der oder die befehlshabende 
Stab3:Dfficiere, ihr Quartier Haben. 
Der Stabträger,des—s, plur.ut nom.fing. derjenige,welcher 


P 
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—— nu hr, „ZU 20 ig Zaun an 


den Stab als ein ſymboliſches Kennzeichen träger,in welchem Ver⸗ 
0 flande diefes Wortin verfchiedenen einzelnen Fällen üblich ift. 
= So wird z. B. in derfatholifchen Kirche derjenige, welcher der 
4 Geiftlichkeit den Stab oder Biſchofsſtab vorträget, dev Stabträ— 
3 ger genannt. Bey den Schützen⸗Compagnien einiger Drte iſt es 
rin mit einer gewiſſen Gewalt verſehener Ober⸗Officier, der ehe⸗ 
den der General⸗Gewaltige der Geſellſchaft geweſen ſeyn ſoll. 

Die Stabwurz, plur. inul. eine Art Beyfuß mit äſtigen borſti⸗ 
gen Blättern und einem aufrechten ſtaudigen Stamme, welche 
2 den Rahmen von den vielen Städen, Gerten oder Rırtben bat, 
e welche der Stamin treiber, Artemifia Abrofanum Linn. 
” * Gertwurz, Gertelkraut, Abruſch, Aberraute Eberwurz, 8of⸗ 
aute, im Oſterreichiſchen Gürtel, eigentlich Gertel, in den Bons 
9 feeifden Gloſſen Keftiuuurr,Enal.Stabwort, Sie iſt guf den 


unbeſchatteten Bergen des ſüdlichſten Europa einheimiſch, und 


er 


ung inden Härten gezeuget. Die wilde Stabwurz, Artemilia 
campefiris Linn. wohnet auf dürren und undejchatteten Fels 
deru Europens und wird auch Seldbeyfuß, Seldeberreis genannt, 
wo der Nahıne Eberreis, fo wie Aberraute, Abruſch u. ſ. fı aus 
dem Latein, Abrotanum verderbt if. 

Die Stabzange, plur. die —n, auf den Stabhämmern , eine 

» große Zange, die Kolben, wenn fie zu Stäben geſchmiedet werden 
ſollen, damit zu regieren. 5 
Der Stabzehente, des —n, plur. die—n, in einigen Gegen» 
* den, derjenige Zehente, welcher von Wicken und andern Felde 

"Früchten gegeben wird, welche man nicht in Garben zu binden, 

fondern diefen Sehenten mit einem Stabe oder einer Stange, 
welche die Zehentruthe heißt, abzumeffen pflegt ; der Stangen 
zehente. 

Der Staͤchel, des —s, plur. die —n, ein Ding, welches ſticht, 
ein Werkzeug zum Stechen, in welchem Falle viele fpigige Werks 
zeuge und Sheileder Körper,wenn fie feinen andern eigenen Nah⸗ 
men haben, Stacheln genannt werden. Dergleichen find die 
Stacheln an den Waffernüffen, Dornen, Igeln, Stachelſchwei⸗ 
nen, an den Östreidearten, welche auch Agen, Acheln, Gracheln, 
Grannen genannt werden, ingleichen die Stacheln der Bienen, 
Wefpenu.ff. Sprichw. wer Honig leden will, mu; den Sta: 
chel (det Bienen) nicht ſcheuen. Dornen nnd Stacheln werden, 
wenn von fpigigen bofzartigen Auswüchfen an Gewächfen die 
Rede iſt, zwar gemeiniglich als gleichbedeutend gebraucht; allein 
in der Botanik unterfcheider man ſie noch, und nennet Stacheln 
oder Spinas,dergleichen Auswüchſe, welche aus dem Holze durch 





\ 


a rg ne A u an 


4 











wird wegen ihres balfamifchen und gewürzbaften Geruchrs bey 


ee > 


Hie Turnierdögte, diefen Nahmen. 2. Eine vermufblich veral-  dieRinde herbor ragen, Dornen oder Acnlens aber, wenn fie 
tete Art Schweigerifcher und befonders Bafeler Scheidemüngen, 
“ welche einen Bifchofsftab zum Gepräge hatten, und deren 60 auf 


niur an der Rinde befeſtiget find. Fu vieten 
auch ein mit einer fcharfen Spitze zum Strchen verſehenes Werk⸗ 


- zeug: Dabin gehöret der Stachel oder Treibeſtachel, ein’ 
Der Stabreißer, des —s, plur. utnom. fing. im Forſtweſen, 


Sieden mit einem eifernen Stachel dasZugvieh damit antatt der 
Peitſche anzutreiden , eine morgenländifche Gewohnheit, welche 
auch noch in manchen Gegenden Enropens üblich if, Daher die 
bibliſche RA. es wird dir ſchwer werden; wider den Stachel zu 
lecken, (uläden, binten aussufeblagen,) Apofk. 9, 5, Kap. 26, 
4. Bey dem Notker, unider garteze[pornonne, Feiner 
Art kleiner Schlitten pflezt man fich feld mit Stachela d.i, 
Stäben, weiche an einem Ende eiferne Spisen haben, fortzuhel· 
fen, (S. Stachelſchlitten.) Im Hüttenbaue find die Stacheln drey 
Ellen lange vorn zugeſpitzte Eiſen mit hölzernen Stielen den Roh⸗ 
ſtein auf den hohen Ofen damit ab zuſtechen. Auf den Schnelg⸗ 
hütten heißt dieſes Werkzeug das Stecheiſen. Und fo in andern 
Fällen mehr, dagegen in noch andern ein ſolches Werkzeug feinen 
eigenen Rahmen hat. a 


Anm. Diefes Wort ift vermittelſt der Ableitungsfolbe —el, . 
welche hier ein Werkzeug bedeutet, von dem Zeitworte Rechen ge⸗ 


bildet, (S. daffelbe,) ° Im Oberdeutſchen iſt es bäufig weibli⸗ 
den Geſchlechtes, die Stachel, in welchem es auch Hiob 40,21 
vorkommt: kannſt du ibm mit einer St xchel die Baden durch⸗ 
bohren? Welches im Hochdeutſchen im Plural beybehaftene 
Geflecht vermuthlich auch Urſache ift, daß diefes Borg 
in der Mehrheit Stacheln, und nicht wie andere Mafenlis 
na Stapel hat. £ 

Die Srihelähre,plur.inuf, in einigen Gegenden ein Nahme der 
Eſparſette, S. dines Wort, 

Die Sachelbẽere, plur. die —n, die eßbare beerartige Feucht 
der Staddelbeerſtaude, welche im Plural gleichfalls Stachelbee⸗ 
ren genannt wird, und nach dem Linnee, eine Art mit vielenSta⸗ 
chelu verfehener Johannisbeerſtauden if, Ribes Groffularia 
Linn. Man bet ihrer inden Garten verichiedene Arten, dabon 


. hen Öegenden Raubbeeren oder Rauchbeeren, inaleichen Kio: 


Fällen iſt dev Srachel 


X 


die mit großen glatten Beeren in engerer Bedeutung Stachelbee⸗ 
ren, die mit grünen Fleincen und hagrigen Beeren aber in man⸗ 


fierbeeven, Braufelbeeren genannt werden. Beyde Arten heifen 


in einigen Gegenden Grunzel, vermuthlich wegen der grünen ° 


Beeren, Groffelbeere, (Grollularia,) in Baiern Eiterbotzen, 


Anerputzen, von dem alten aiten, ſtechen, brennen, ©. Eiter⸗ 


neſſel, und Botze, Batzen, eine große Beere, runder Körper, im 
Bremiſchen Stidbeeren, im Oſterreich. Ackras, Ygras, viel⸗ 
leicht von dem Ital. Agrelta. 

Die Staͤche lbiene, plur.die—n, ein Rahme der gemeinen Ar⸗ 
beitzbienen oder Bienen fchlechthin , weil fie mit einem Sta- 
chel verfehen find ; zum Unterfhiede voy dem Meifel und deir 
Drohnen. 

Der Stäcyelfifch, des —s, plur. sie—e, ein mie Stachela 
verfchener Fiſch. ı. Ein Feiner Fifch mit drey ſcharfen Stacheln 
auf dem Rücken und drey auf dem Bauche, welcher in den Flüffen 
und Seen wohnet; Engl. Stittle bag, Italiän. Strazzarigla, 
2. Bon einigen wird auch der mit Stacheln verſehene Meer: oder 
Seeapfel, Echinus marinus, mit diefem Nahmen beleget. 
3. Siche auch) Stachelroche. 

. Die Stachelflunder, plur.die —n, eine Art Flundern mit Sta» 
cheln am Kopfe, Pleuronectes pafler Z. 

Das Ste helgras, des es, plur.inuf. eine miteiner ſtacheli⸗ 
gen Hülle verfebene Grasart, deren Stadieln, wenn der Same 
reif ift, von dem Stängel abgeben und ſich an daran rührende 
Menichen und Shiere hängen ; Cenchrus Linn, Esift indem 
mittägigen Eucopa und den wärmern Ländern einbeimiſch. 


R:3 ie 


8a er 


267 


Schaden thun, 


‚Sradelig, ze, —f, ‚adj. et adv, Scaein habend, mit Sta⸗ 


cheln verſehen. Es ſind wohl widerſpenſtige und ſtacheligte 
(tachelige) Dornen bey dir, Ezech. 2,6 Auch zuweilen figüclich, 
fo wie beißend, fpigig. Stachelige Worte, welche eine bittere, 
beißende Emp findung in dem Gemuthe zurück laſſen. 

Der Stacheliarpfen, des — s, plur.urnem. fing. eine Art 
Fiſche, welche den Karpfen völlig aähnlich ſehen, nur daß fie vol 


ſcharfer Stacheln oder Dornen find; Dornkarpfen. Man finder 


fie in dem Comer· See in Ztalien ‚two fir Pigo genannt werden. 
‚Der Staͤchelk ranʒ des — es, plur. die — Fränze, in einigen 
Gegenden, ein ſtacheliger oder mit Stacheln verfebener Kranz, 
welchen die Bräute am zweyten Hochzeit etage anfſetzen, um ſich 
damit gegen diejewigen zu wehren, welche idnea den Brautkranz 
abnehmen wollen, : 
Das Stüneliuzus, des—es, Dlar. inuf, S. Sauheobe, 
Der Stachelmmchn, des—es, plur. inul. eine Art Mohnes mit 
kleinen gelblichen Blumen und ffacheligen Samenhäuptern. 
Staͤcheln, verb, reg. act nur in einigen Gegenden, mit einem 
2 Stachel fiehen. Die Ochſen Hachelm, oder anftacheln. In ante 
dern Gegenden gebraucht man es auch figürlich für ficheln, © 
daffelder 
Die Eacheln uß plur. die ——— ein Nahme der Waſſer nüſ⸗ 
je, wegen der vier entgegen geſetzten Stachelu, womit ſie beſetzt 
find ; Trapa Lwaſſernuß. 
‚Der Stäcyelesihe, des—n, plur. die—n, eine Art Kochen, 
N deffen Rücken mie fcharfen Sracheln veejehen iſtz Raja Fulloni- 
ca Li; Walkerrode, 

‚ Der Stächelfchlitten, ves—s, plur. ut nom. fing. eine Art 
dem Eifr vermittcift zweyer mit eiſernen Stacheln verſebruer Stã⸗ 
be ſelbſt forthülft. 

Die Staͤchelſchnẽ &e, plur. die—n, ein Art Schnecken mit ger 

- wundener Schale, welche ragh und zum Theil mit Siacheln ver⸗ 

ſehen it; MurexL. 

Diestächelfihrift, plur, die —en, ein von einigen für Sätyre 
gebrauchtes Wort, welches aber wenig Beyfall gefunden hat.) 

Der Staͤchelſchwamm, des —es, plur„ die —fchwämme, eine 
Arthorizontalee Schwämme, deren Hut an der niitern Seite mit 
Stacheln verfehenift, und wovon einige Arten eßbar find; Hyd., 

“ numL, 

Das Stächelfchwein, des — 6, plur.sie—e, ein vierzebiv 
ges vierfüßiges Thier, welches einem Schweine gleichet, nur daß’ 
«3 Fleiner, und an feinem Körper mit ſehr langen Stacheln be⸗ 
fege iſt, welche es durch eine beftige Er ſchütterung der Haut auf 
feinen Feind ſchießet; Hyksix L, Es lebt in Affen, und dem 
aördlichen Amerika. Es wird auch dm Stacheishier, und von 
einigen auch Schweinigel genanut, welcher eßt:re Nahme doch 
mehr eine Art Igel bezeichnet, Niederſ. Scharphafe. N 

Das Stachelthier, des—es, plur, die—e, ©. das vorige, 

E as Stader, des—es, plur. die —e, in der Bofeftigungsfunfk, 

eig Reihe Palifaden, mit welcher ein offener Raum vor dem 
Ingauge derwahret wird. Außer dem pflegt man auch einen 
Zastenzaun, d. i.aus nabe an einander gefeßten fenfrechten Latz 
ser beſte heirde Befriedigungen der Gärten; Höfe u. ff. ſehr häu⸗ 
#9 Stackete zu nennen,  Niederf. Stafie, Böhm.'SRacheri, 
aus dem Stal.Stachetta, woher es durch vie Krirgsfunft nach 
Drutichland gefommen, Franz. Kilacade, chedem Ellachette, 
kamitiern Sat,Eftachada, welche wie derum von dem noch Nie⸗ 
der deutſcheu Etaken, tin Pfahl, beſo nders ein kleiuer zugeſpitzter 


Die Stachelhirſe⸗ a inuf. eine Keritßtadeln ober Grau⸗ 
nen verjebener Hirfe, welcher daher auch die Vögel nicht ſo vielen 


kleiner niedriger Schlitten, in welchen man ſich im Winer auf 


— alt Franz. Eliäche, Eſtace, Ital Staggio, abjinnint u. 
Di —— plar. Sie—n, eu nur in einigen Gegenden tökich?s 
Wort. 1. Zu dm Salzwerfe zu Halle werden zwep ımd 
wey Ha — an dem Salzbrunnen, welche gegen einander über 
ſtehen, Stadel genannt, Eben daſelbſt bezeichnet:diefes Wort 
aber auch die ziwey Zuber Sohle, welche allemahl zugleich voll ge⸗ 
zapfet und weg getragen Werden,‘ =. Eine Stätte, Stelle, wo 


vıas geſtanden hat; einemur im Oberdeutſchen übliche Bedeu ⸗ 
tung. Die Burgſtadel, die Stelle, wo ehedem eine Burg geſfan x 


den bat. 3. Ein Schuppen, eine Scheuer, ein Stall, ein Vor⸗ 
rathsbaus oder anderes dergleichen Gebäude, gtichfalls nur u, 
Dberdeutichen. Beyſpiele finden fih bey dem Friſch. 

Anm. Es ſtammet allem Anfcheine nad von ſtehen — — 
welchem Stamme es vermittelft der Ableituugsſylbe —el gebildet 
worden. (5, Statt, Star; Stall, Stehen.) Inmanden Ger ' 
gendenift es männlichen Geſchlechtes; indeffen ſcheinet doch das 
weibliche das gangbarfte 
dela eine Scheuer, \ * 

Die Stadt, plur, Sie Städte, Dikiapr; das Seädthen, Dierd, 
Stüdtlein, welchesim weiteſten aber nur im gemeinen Leben übe 
lichen Berftande oft einen jeden ummanerten,.d.i. mu Mauern \ 


und Thoren umgebenen , undeinigen ftä' Ne Frebheiten vers · 


ſehenen Wohnort mehrerer bezeichnet, fo dag mas oft auch Sle⸗ 
Een mit dem, Nahmen der Staͤdte oder Städechen zu delegen 
pflegt. Im enaftcn und gewöhnlich ten Ver ſtande rfkiine —— 
ein ummauerter Wohnort mehrerer bürgerlich: 2 Famitien, weis 
che mit befondeen Stadt⸗ und Bürgerreihten begaben, und gewiffe. 


befondere Nahrungsge werbe zu treiben befngt find. Zu diefen Ge⸗ 
werben geböret vornehmlich dir Veredelung und Berhandelung 


der Naturalien, deren Etwerbung uud erſte Bearbeitung das Ge: 
ſchãft der Dörfer und des flachen Landes iſt; daher dieſtadt auch 


bäufig dem lachen Lande entgegen gefetzt Dir, befonders inne —— 


Inder Stadt wohnen. In die Stadt zie⸗ 
ben. Eine Stadt delagern. - Eine feite, offene, große Stadt. 
u ſef. Die Hauptftade, Refisens : Stadt, Bundelsfadt, 
Bergſtadt Landiiadt, Reichſsſtadt, Seeſtadt u, f.f. Ein Mann 


:- famminfegunaen, 


bey der Stadt, eirangefehener, zu wichtigen G ſchãften brauch: - ri, 


barer Mann, der gleichfam die Stütze der Stadt if. Fizürlich 

wird es oft auch von den@inwohnern eirer Stadt gebraucht. Die 
ganze Stadt weiß es: So wie auch. befondrre-abgefonderte. Th — 
einer Stadt dieſen Nahmen führen die vor fladt, Alitade —— 
ſtadt, Judenſtadt. 

Anın. Schon bey dem Dyefried und Wileram Stat, weigers.. 
doch gemeiniglich nur von aroßen Städten gebrauchen, kleinere 
aber eine Bueg uennen, Schwed. Stad. Es iſt mit State und 
Stãtte ein und eben daſſelbe Wort, weiches unter andern auch aus 
dem Schwẽediſchen erhellet, wo Sladh, nicht nur eine Stadt, ſon⸗ 
dern auch einen jeden Det, eines andern Statt, oder 
beftändige, Mätise Wohnung, das Ufer oder Gefiade, und endlich, 
auch riuen Theil bedeutet, fo daß die Stadt entweder vorzůgs⸗ 
weiſe den Nabmeu einer Stätte oder eines Detes bekommen, oder 
auch mit ihrem Rahmen aufden br Rändigen, ftatigen Aufenthalt 
geſehen worden. Die Schreibart mit. dt iſt weneon Urſpruuges, 
vermuthlich um dieſes Wort voii Statt zu unter ſcheiden, mit wel⸗ 
chem es doch nur ein nid eden daſſelbe Wort ausaracht. — 

Der Stadtadel, plur. car. ı. Im weiteſten Verſtaude und als 
ein Eolkeetivum, die in einer Stadt wohnhaften oder,aufäßt 
Perfonen von Adel; zum Unterſchie de von dem Landadel. 2,In 
eugever Bedeutung iſt der Stadtadel, fo wobl im Abſtraeto, die⸗ 
jenigeadelige Würde, welche nicht durch Kriegsdienſte ſondern 


durch ———— inden Stadlen und bey deren — 
Diem. 
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zu feon. Aug im — — ER 


telfe, eine 





Pfahl, eine — * Stake, iin ken Car. Stack, Eha- — 


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Bl ra a Le 





r. 

Ei . Meferi —— — als cn: im Coneteto die damit RER 
EN ten en ‚nen ; da denn in manchendteichsſtädten dig obern Stellen 
En) mir vom gemwiffen mit dem Stadtadel begabten Ger - 
" fehledhtern verwaltet werden können, dergleichen Pe rſonen Patri⸗ 
Moder in eimaendteichsſtãdten Geſchlechter genannt wer den. Auch 
bier iſt es als ein Collectivum üblich/ ſämmtliche oder doch mehre⸗ 
e Perfonen dieſer Art zu bezeichnen. 


ber der Stadt; zum Unterfchicde von einem Hofamte. nf. f. 
2, Bon Amt; Amtsbezirk, fo wohl ein Kammeramt, fofirn ee aus 
der gemeinenStadt Gütern beſtehet, alsaud ein landesherrliches 
2 Kammeramt, fo fern es feinen Siß in der Stade hat, und die 
Stadt felbft dazu gehöret. Daher der Stadtamtmann, ‚der eis 
nem ſolchen Stadtamte vorgefi et ift, in beyden Fällen. 
er Stadtanwalt, des — es, plur..sie—e, in einigen Städs 
ei z. B. zu Straßburg, eine obrigkeitliche Perfon in und bey der 
“ Stadt, welche fich vor demBürgermeifter befindet, und da⸗ Haupt 
des innern Stadtrathes iſt. 


ſteus. 


Das Stadtbier, —— Blur, doch nur von — Arten, 


die, 1. Bier, welches in einer Stadt gebrauet wird, zum Un⸗ 

terſchiede von. dem Land = oder. Dorfbiere, 2. Bier, welches 
in der Stadt, in welcher man ſich befindet, gebrauet morden, zum 
Unterfchiede von ausläudifchen Bieren. 

. Das Stadtbüch, des— es, plur, die— bücher, ein Buch, wor- 
ein die Statuten und Privilegien einer Stadt, ingleichen die Ge— 
richesbandlungen, gerichtliche Befkätigungen, Verträge u. ff. in 
derfelben unter öffentlicher Authorität, verzeichnet werden, 


q 


einer Stadt, einer der in der Stadt wohnet, im Gegenſatze der 

Landleute. 

ee Uraltes Zantsoikieier Hütten 

— verſchont der Srädter Stolz und Neid, 

Die Stadtflur, plur. die—en, die zu einer Stadt gehörige Feld⸗ 
flur; zum Unterſchiede von der Dorfſtur. ©. Slur. 

Die Stadtgerechtigkeit, plur. die — en „©. Stadtrecht. 

RB: Stadtgericht, des—es, plur. die—e, das gemeiner 
Stadt gehörige Gericht, fo fern es von derfelben oder dem Raths- 

\ Coflegio,beieget , und in deffen Rahmen verwalter wird, Jnalei- 

chen ein Gericht, welches fid) in einer Stadt befindet, und fich 
über diefelbe und ihre Einwohner erſtrecket, zum Unterſchiede von 

- einem Dorfz oder Landgerichte. In beyden Fälen im gemenuen 

Beben auch wohl in Plural allein die Stadtgerichte. 

j. 

7 


Zu Pe Fe ee u 


Der Stadtgraben, des —s, plur. die — gräben, der Graben, 
melcher zur Sicherheit um eine Stadt geführet iſt. 


Das Stadtgut,: des —es/ plur. die — gürer, ein Gut, weld es 
eeiuer Stadt und deren gemeinem Weſen gehört. 

Der Stadthauptmann, des es, plur. die—leute, —— 
= 

F 


welcher einer Bürger: Compagnie als Hauptmann vorſtehet. So 


auch Stadtfähnvich, Stadt: Lirurenant, Stadt - Maior, wel 


che Stadt: Officiereder Bürgerfchaft in ihren Kriegesübungen, 
ben feyerlichen Aufzügen u T. f. vorftchen. 

Stadtiſch, adj. e! adv. einer Stadt und zu derfelben gehörig,der- 
felben ähnlich, eigen... Städtiſche Gewerbe, --- M 

Mic hat von ſtadtiſchem Gedrange 

. Mein günſtig Gluͤck zu euch gebracht, 115. 

= Das Stadthaus, des — es, plur. die— haufen, in einigen . 

2 Städten ein Nahme des Rarbhaufes. 

} ‚Der Stadtfämmerer, des—s,plur. ut nom. fing, derjenige, 





welcher den Einnahmen and Ausgaben einer Stadt ind ihres ge- 
‚meinen Wefens vorgeſetzt ift und Rechnung darüber führet, (S. 





Sta 


plur. die — amter. 1. Ein Anit ; 


Der Stadtarzt, — plur. die —arzte, Sich: Seadt:pby- 
‚Der Stadt Major, des—s, plur, die —e, ein Hfficier, un.‘ 


; Der Städter, des—s, plur. ut nom. ling. ein Einwohner . 


StR 20 


“ Künmerer,) Daber die Stader ammete⸗ ‚dein Amt und Wil 
de, ingleichen der Dre, wo ſich derſelde mit den ihm untergebe⸗ 
nen Officianten ver ſammelt. 

—* Stadtkeller, des—s, plur. ut nom. fing. ein Wein» 
- oder. Bierfelfer, welcher dem gemeinen Wefen einer Stadt oder 
"ihrer Obrigkeit gehöret ; der Rathskeller. 7: ‘ 

Das Stadtkind, des—es, plur, die—er, eine aus einer Stadt 
gebürstige Perfon ; ein nur im gemeinen Leben übliches Wort, da- 
ber Gottſched in einer feyerlichenHede den großenkeibniß ſeht un- 
ſſchicklich Leipzigs berühmtes Stadtkind nannte. In Danzig 
beißt derjenige , welcher für einen Verſchwender erkläret worden, 
ein Stadtfind, weiler unter der Vormundſchaft der Stadt ſtehet. 

Der Stadtinecht, des—es, plur. die—e, die geringften Die- 
ner der Polizey und Stadtgerichte, . welche die Verbrecher ein. 
fangen, für die Sicherheit der Runde und Gaffen wachen, und ans 
dere niedrige Dienfle verridten, Sie werden auch Safcher, 
Bnenten.f. f. genannt, 

Stadte ündig, adj. ‚et adv.inder hängen Stadt age pur 
Kündig. 


ter dem Befehlshaber einer Feſtung, welcher die Schlüſſel zu den 
Stadtthoren von ihm abhohlet und wieder zu ihm bringet, Ar 
kleinen Feſtungen heißt er der Stadtwachtmeiſter. 

Die Stadtmauer, plur. die —n, eine Mauer um eine Stadt, 
welche zu ihrer Befriediaung und Sicherheit diener.” 

Der Stadt: Muſikant, des—en, plur, Sie—en, die öffentlichen, 
pripilegirien Muſtkanten eier Stadt ;- im gemeinen Leben hr 
Stadtpfeifer 

Die Stadtobrigkeit, plur. die—en, die Obrigfeit in einer, 
Stadt und über diefelbe , deren Gerichtbarkeit fich über die Bür⸗ 
eerund Einwohner erſtrecket. 

Stadtpflichtig/ adj. et adv. der Stadt und ihrer Obrigkeit zu 
Abgaben und zum Gehorſam verpflichtet. Stadtpftichtige Güter, 
weiche alle bürgerliche Abgaben und Beſchwerden tragen müfjen. 

Der Stadt:Phyficus, des—ci, plur. die —ei, ein Arzt, wels 
cher der Stadt und ihrem gemeinen Weſen mit Eid und Pflicht 
verbunden iſt, und alle in feine Wiffenfchaft gehörige Berrichtun« 
senzum Dienfte geineiner Stadt übernehmen muß; in einigen 
Städten der Stadtarzt. 

Der Stadtrath, des—es, plur. die — räthe, ein Collectivum, 
das Raihs⸗Collegium in einer Stadt, das Collegium derjenis 

gen Perfonen ‚weiche entweder die ganze Negierung e.ner Stadt, 

N oder doch die Volizey in derfelben handhaben, der Magiſtrat, 
auch der Rath ſchlechthin, im Schwabenfpiegel’die Stadtherren. 

Das Stadtrecht des—rs, plur. dir—e.,ı. Das Recht eine 
Stadt zu feyn, oder doch die Gerechtſamen und Freyheiten 
derfelben zu befigen, ohne Plural. . Einem Sleden Stade: 
rechte geben oder werleiben,. Ein Dorf hat Stadtrecht, 
wenn es ſtädtiſche Gewerbe treiben darf. > 2. Die Rechte 
oder Gerrchtſamen, weldje einer Stadt, als Stadt zuſte⸗ 

. ben, wo es auch als ein Colleckivum im Singular alein 
üblich ift, 3. Diejenigen Gefege,, welche zu Erhaltung guter 
Drdnungin einer Stadt gemacht, oder derfelben von dem Lan- 
desherren gegeben worden ; auch häufig als tin Collectivum 
im Singular.allein. 4. An einigen Orten wird auch die Ge⸗ 
richtbarfeit einer Stadt, ja ein, Stadtgericht ſelbſt das Stadt: 
recht genannt, 

"Der Stedtriditer, des —5, hlar. ut nom, fing, derjenige, 

“ welcher in einem Stadtgerichte als Richter den Vorfig führer, 

Der Stadtröthling, des—es, plur. die--e, eine Art Nörhlin- 
ge oder Rothſchwänze, welche fih in den Städten aufhalten ; 
zum Unterfchiede von den Gartenroöthlingen 

Et, Der 


eu — Sta | ee Di 


Der Stadtſchreiber des plur. ut nom. fing. derjenige 
verpflichtete Beamte des Stadtrathes, welcher die das gemeine 


Weſen der Stadt betreffende öffentliche Verhandlungen verzeich ⸗ 


net,. und das Protocol über die vor/demStadtrathe verbandelten 
Geſchäfte führet; an einigen Orten der Stadt:Seeretair. ' 
DieStadtfchule, plur.die—n. 1, Eine öffentlihe Schule, 
> welche fih in einer Stadt befindet, zum Unterſchiede von einer 
Dorfſchule. 
deren Lehrer daher auch von ihr oder der Stadtobrigkeit 
berufen werden. ; 


Der Stadtſchuldheiß, des —en, plur, die-—en, ein Schuld⸗ 


heiß in einer Stadt, welcher imderfelben, oder über diefelbe zu ber 
fehlen hat, zum Uuterfchizde von einem Dorft oder Landſchuld⸗ 
beißen; wo in einigen Örgenden fo wohl der oberſte Vorgeſetzte 
einer Stadt in Civil⸗ Sachen, als audi der VorgefegreeinesStadts 


gerichtes, der Stadtrichter, diefen Nahmen führen, welche zumeis 


len auch Stadtvogte genansı werden. ©. Schuldheiß. 


2. Eine Schule, weiche einer Stadt. gehöre, 





s 13 ® Wars —— 


rn 


der Staffel, ſo viel als der Stapel, daher Staffelſtadt, Staffel: 
güter, Staffelbar, Staffelgerechtigkeit, für Stapel, (S. diefes 


Wort.)4. In einigru Gegenden iſt es eine gewiſſe Ader an ⸗ den 
Pferden, weiche auch die Würfelader genannt wird; vermuth⸗ 


lich wegen einiger Abnlichkeit mit einer Staffel. EEE 
Anm. In dem Thruerdanfe und bey audern alten Oberdeut⸗ 
hen Schrftſtellern Stapfel. Es iſt vermittelft der Ableitungs⸗ 


folde —el, ein Werkzeug, Subject, von dem veralteten fiaffen, 


ſtapfen, achen, feinen, fielen, bey dem Ditfricd kafon, wovon 
auch Sußftapfe und Stufe abftammen, Im Oberdeutſchen iſt es 
männlichen Befchlichtes, der Staffel. ' u 


Staffelbar, adj,etadv, im Dberdeutfchen, fähig und verbuns ; & 


den, aufgeftaffele, d.t..an einem Stapelorte niedergeleget zu were 


den, im Dber + uud Niederf. ſtapelbar. Staffelbare Güter, - 


rt 
| Be 
taffeln Auf und über einander fielen, Niederf-ftapeln, ift im 

Odberdeutſchen die oder noch häufiger im männlichen Geſchlechte 





M > an aan uäl nal ee a DL un ann 


welche ben und in einer Stapelſt adt niedergelegt werden müſſen. 
Die Staffelbirn, plur. die —en, eine Art geldröthlicher und ges 
tüpfelter Birnen, mit einer rauhen Haut, und einem fügen, faftie 
gen Fleiſche. — ER AR 
Die Staffeley, plur. die —en,bey den Mahlern, Bildhaneen und E 
Kupferſtechern/ (S. Staffelz.) Ehedem Staffeler. Daberdas 
Staffeleygemabide, ein Gemählde mittlerer Größe, weldes auf i 
der Siaffılen verfertiget wird. 
Die Staffelgeresptigfeit, Staffelgut,n.ff.S.inStapl—. 
‚Der Staffen, des—s,olur. ut nom. ing. beyden Uhemahern,. 
eine Scheibe in dem Neperier« Werke, welche nach der Zahl der- 
Stunden zwölf Abfäge oder Stundenftaffeln hat, welche nach ei⸗ 
ner beſtimmten Abtheifung beftändig tiefer hinab aeben, und das 
Sinfen des Rechen nach ber Anzahl der Schläge jeder Stunde bes 
ffimmen. Gleichfalls von Staff; Staffel, weiles mit folchen Ab⸗ 
fägen verfehen iſt. — — ER 
Das Staffholz, ein Niederdeutſcher Ausdruck für Stabholz. 
Staffieren, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben, mir den nd. 


Der Staͤdtſoldat, des —en plur, die —en, ein Soldat, welcher 

bey einer Giadt in Eid und Pflicht ſtehet, und nur zur Befagung 
7. An derfelben gebraucht wird; zum Unterſchiede von einem Seld- 
foldaten. 

Der Städtvögt, des—es, plur. die —vegte, ein Voigt, Ad- 
vocatus, welcher in einer Stadt oder über diefelbe zu gebiethen 
bat, zum Usterfchiede von einem Landvogte; da es denn nach 
dem verfehicdenen Gebrauche des Wortes Vogt auch verichiedene 
Arten von Stadtvogten gibt. (Siehe das erflere.) Daher die 
Stastvogtey, die. Würde, das Amt eines Stadtvogtes; ingleis 
chen deffen Gebietd, wie auch defien Wohnung: 

Der Strötwachtmeifter, des —s, plur.utnom.fing. ©. 
Stadt⸗ Major. 

Der Stadtwagen, des —s, plur.ut nom. fing. ein zierlicher 
bedeckter Wagen, deſſen man ſich in der Stadt bedienet; zum Un⸗ 

erchiede von einen Reifewagen. Ft 

Die Stafette, plur. die —n, aus dem Ital. Stafetta, Franz, 








Eftavette, Span. Eltafete, eine Auftaft, dadurch einen are 
ſchwinde reitenden Voſt lion, welcher außerordentlich abgeſchickt 
wird, ein oder mehrere Briefe zur nächſten Starivn überbracht 
werden ; baher der StafetenKeirer, dieſer Poſtillion, ver fich 
dadurch binfängfich von einem Courier unterfcheider,und oft auch 
aurdie Staferte genannt wird. Cine Staferte abſchicken. Das 
Italaniſche iſt das Diminurivum von Staffa, cin Steigkügel, 
nud bedeutet eigentlich einen Fleinen Steigbügel; vielleicht weil 
ſich die Voftikions in ſolchen Fällen ehedem derfelben bedienten, 
um geſchwinder forszufommen. 

Die Staffel, plur.die—n. 1. Die Sproffen einer Leiter, noch 
mehr aber die Abfäge an einer Treppe, oder einer-auf ähnliche Art 


eingerichteten Fläche, worauf man diefelbe hinan fleiget; die Stu⸗ 


fen. Auf der erfien,äuf der sweyten Staffel. Die Staffeln der 


fteinernen Treppen werden abgerunder. - Ingleichen figürlich 


für Stufe, Grad, Die höchſte Stuffel der Ehre. Big auf den 
die) Staffel, da das Eıfen gluhend wirs, Altmann von den 
beivet. Eisberg. 2.Beyden Mahler ift die Staffel, oder wie fie 
noch häufiger beißt, die Staffeley, ein hölzernes fchief ſtehendes 
Geſtell, auf welche fie die in Rahmen gefaßte Leinwand, wel- 
che gemahlet werven FON, Füllen, : Ahuliche Staffeln oder 
Stuffetegen haben auch die Bildhaner zu den halb erhabenen Ar⸗ 


beiten, nund die Rupferftecher zu den Fupfernen Matten, Vielleicht, 


weil diefes Geſtell chedem verichteden: Staffeln oder Stufen hats 
te, um das Gemãhlde bach oder niedrig fi. Men zu fönnen, welcher 


Endzweck jegt durch YAöcde erreicht wird, oder duch von deur > 


veralteten ſtaffen, tapfer, Reden, fo daß eg mit Geſtell aleich be- 
deutend if. 3.* Bon dem im Gochdeuſchen ungedräuchligen 


‚ verfeben, Mit Proviant wohl ſtaffiert fegn, Fronsperg, Ber 


thigen Hülfsmirteln, Zugehör u ff. verfeber. Kin Zimmer af: 
fieven, es mir den nöthigen Meublen verfehen, ausrüſten. Je— 
manden mit Geld und Wechfelbriefen ftaffieven, hinlänglich 


ſonders inengerer Bedeutung, mit den aöthigen Kleidungsflüdten 
verſehen. Line Braut ausſtaffieren. Ingleichen von Rfeidungs« 
ftücten, fie mit dein nöthigen Putzwerk und andern Zugehör verſe⸗ 
hen. Ein Bieid haffieren, es mit Treffen, Borten, Schleifen 
u. f. fe anspugen, ingleichen das Futter an den Dberzeng nähen. 
Einen Sut ſtaffieren, das Futter hinein ſetzen, die Treffe herum 
nähen u.f.f. daher eine von den Hutmachern noch verfchiedene Ark 
Handwerker Hurfiaffierer beißen, im Dfkerreich.Gurftepper, Da⸗ 
Serdas Staffieren, und die Staffierung, welches legtere auch 
dasjenige bedentet, womit ein Kleidungsftück ftaffieret wird. , 
Hm. Schon die Endung zeiget, daß diefes Wort ausfändts 
fen Ue ſprunges if. Es ſtammet von dem Franz, elöffer,auss 


eüften, verfehen, Elioffure, Pug, oder dem Jiaf tuffare, aus⸗ 
- züften, her, welches wieder zu unferm Stoff, Franz. Eitoffer, je⸗ 
de Materie, woraus etwas wird, herkommt, daher auch dieSch we⸗ 


den mit Bepbebaltung des o ſtoffera fagen. Unmittelbar von 
Stoffift im Isländ.Itofna, zubereiten, zurüften, Ä 


Die Staͤffier⸗ Naht, plur. die — Nähte, ben den Schneidern, 


diejenige Raht, mit welcher fie da⸗ Futter an das Tuch oder den. 
Zeug nähen. } £ — 


Der Stay, des —es, plur. die —e (im Riederdeutſchen, die - 


Stage,) ein nur in der Schifffehre übliches Wort, disjenigen ftar- 
Fin Taur zu bezeichnen, welch: den Maſt baum vorn feft halten, ſo 


wir es die Wande zu beyden S:iten tun, Der große Stag, weils’ 


cher 


⸗ 
= 


EA OR NE 


; 


E 


| 
| 
} 
| 
| 
i 








E:’ eo un ve en Maft bis zumobern Theile dus Vorderfieven 
| Läuft, woer befeftigerift. Div Stage befommen ihren Nahmen 


Re: 
3 
= 
* 


 godeßaguf.f. Franz. Etai, welches ſo wie Stag zu Tau, Bars 
kes Seil, zugehören ſcheinet. 

Das Staynsl, (ri Stanist,) des —es, plur. car. ben ver⸗ 

ſchiedenen Handiverfeen, zu dünnen Blättern gefchlagenes Sinn, 

* Blattzinn ; aus dem Jtal, Stagnuolo, von Stagno, Sinn. 
Das Staufegel, des —s, plur. ut nom, fing. in der Schiff 
“fahrt, ein dreyecliges Sigel, welches ohne Nahe an den Stag aus⸗ 
1. gefpannet wird. ? 


| 


chen, ein befonders in Niederdeutfchland übliches Wort,eine Pros 
be zu bezeichnen, einen kleinen Theil eines Ganzen, um die Güte 
des letztern daran zu erfennen,. Aus der Niederdeutfhen Mund⸗ 
ast haben es auch einige Hochdentfhe Handwerker beybehalten. 
Se ift bey den Färbern der Stahl ein Läppchen, welches man in 
die Blaufüpe taucht, um zu feben, ob die Brühe den gehörigen 
Grad der blauen Farbe hervor bringt; mo denn auch abſtählen 
fo viel if, als diefen Verſuch machen, Im Nieberdeutſchen iftes 
nicht allein von einer jeden Probe üblich, fondern es bezeichnet da⸗ 
ſelbſt auch das geftämpelte Bley, weiches ein Beweis der Güte 
gefärdter Tucher iſt; Holländ. Staeliot. Stahlen iſt daſelbſt, 
dieſes Bley zum Beweiſe der Güte anhängen, die Wolle ſtählen 
aber fo viel als färben. . = 
Anm. Im Bremifch-Niederf. Wörterbuche wird es von ſtellen 
abgeleitet,diejenige Waare zu begeichnen, welche der Krämer zur 
Probe ausftellet, Franzöf. ẽtaler. Allein es fcheinet vielmehr zu 
Theil, teilen, im weiteften Berfiande des Schneidens zu gehören, 
und ein zur Probe abgeſchnittenes Stück zu bezeichnen. Im mitt: 
lern Lat. ift Dalha, die Sichel, alt Franz. Dail, unddalliare, 
mit der Sichel fehneiden. Zu andern Stämmen gebören die gleich. 
falls Niederdentſchen Staal oderStahl,der Kiel an einer Schreib⸗ 
feder (zu Dohle, Stollen, ein Kanal) Staal oder Stahl, der 
Grund eines Dinges , (zu Stelle, Geftell, Franz. Piedeltal,) 
Stahl, die Sproffe einer Leiter, (zu Stiel,) u. ſ. f. 
2.Der Stahl, des —es, plur. die Stähle. 1. Ohne Plural, ein 
| gereinigtes und dadurch achärtetes, feiner und elaſtiſcher gemach- 


a RE 3 1 an a ala SE te a nn 


WEILTRPTE 


— ee 7— 


— in a Zr ee ee 





tes Eiſen, da denn. der Stahltheils fogleih ans den Eifenerzen 
durch eine beſondere Art der Ausfchmelzung, theils aus dem ſchon 
| werfertigten Eiſen, durch Brennen, d.i. Schmelzen und Schmies 
- "den, theils durch Cãmentiren erhalten wird, zu welcher lestern 
Art auch das mehrmaßlige Glühen und Ablöfchen des Eiſens in 
gewiffen flüffigen Körvern gehöret. Kifen in Stahl verwanz 
deln. So-bart wie Stahl und ifen. Kine Schneide von 
Stahl. 2. Verſchiedene aus Stahl. bereitete Dinge und Werd 
zeuge, da denn nicht nur der Plural Stähle, fondern euch das 


— 











eeetes Werkzeug, die Schneide ſchueidender Werkzeuge durch 
Streihen.darauf zufhärfen, der Wetzſtahl oder Stahl ſchlecht⸗ 
eng ift, Feuer damit. anzufchlagen.. Der eiferne Bolzen in den 
pPplatt⸗ und Bügeleiſen heißt im Oberdeutſchen nur der Stahl, 
An den ehemapligen Bogen, Mmbräften u, f. f. wurde der ſtãh⸗ 
 —_ Ierne Bügel bänfig der Stahl genannt, da denn auch oft das ganze 
Eeſchoß dieſen Rahmen bekam, EEE 
=... Den Stahel fürt vor ewer pruft 
r Gefpannt, darauf ein Geſchos ö 
Denn er hat doch khein Zungel ſchloß Thenerd. Kap. 44. . 
= Bey den Dredsleen werden die Drcheifen zu Bein und andern 
harten Körpern nur Stähle genannt, dagegen dir zum Holze Lin 
fen beißen. Daber der Schlichtſt ahl, Stechſtahl, s akrltahl, 
- 481.%0,3,,.C42. Yu, 


von den Maſten, an welchen fie fich befinden ; daher Befaanftag,. 


1. Der Stahl, des —es, plur. die Stähle, Diminut. das Stähl: 


Diminutivum Stahlchen üblich if. So wirdein aus Stahl bereis 


Bimgenannt, fü wie der Stahl oder Senerfiahl ein folhes Werks 


Sta 274 


Schraubenftahl, Polierkabl, Garbſtahl u. f.f. Zn der höherem 
Schreibart iſt der Stahl oft ein ſchneidendes oder flechendes 

. Werigeng, ein Schwert, Meffer oder Degen. Ach ſoll ein Stahl: 
dieß fehöne Haar verlegen ? Kal. - 

Ynm. Im Oberdeutſchen Stahel, Stachel, im Riederfädhf, 
Staal, im Angelf. Stal. im Engt. Steel, im Schwed. Stä], im 
Popin.Stal. Mon leitet es gemeiniglich von Stachel, techn, ab, 
weil doch die Spigen und Schneiden fcharfer Werkzeuge gemei- 
niglich aus Stahl verfertiget werden; eine Ableitung, welche 
nicht nur durch die Oberdeusfche Ausfpradhe Stachel, (in Baiern. 
hingegen wird. ein: Stachel auch Stahl genennt,) fondern auch. 
durch das mittlere fat. Acer, Franz. Acier,. Ital Acciaro,, 
‚Span, Azero, beſtätiget wird, welche insacfamme Stabi bedeus 

° ten, und von Acies abftammen fönnen. Jndeſſen gibt das roch 
im Schwed. gangbare tel, fteif, hart, ſtarr, einen faft noch bes 
quemern Stamm ab, wozu auch unfer ftols, in der eigentlichen Bea 

deutung des Steifen, und vielleicht auch freil gehören, welche Be— 


» deutung der Starren, Steifen, aud das mittlere Lat. Acer, mit. 


feinen Abksmmlingen leidet. Im Böhm. iſt ſta ly, ſtandhaft, und 
Stalof, die Steife. In dem Oberdeutſchen Stapel würde alfe- 
nur dee gelinde Hauchlaut nach Oberdentſcher Art und Gitte ir 
das ſtärkere ch veränders feyn, weiches daſelbſt mehrern Ähnlichen 
Wörtern widerfährer, - - 

Die Stahlader, plur. sie—n, ein nur bey den Schlöffern Kblke 
Ger Ausdruck. DasEifen batdafelbfi Stahladern, wenn fi 
Körner und Stellen in demifelben befinden, welche jo hart wie 
Stabl find, und weder von der Feile und) von dem Bohrer ange» 
griffen werden. ; 

Der Stahlarbeiter, ses —s, plur.utnom. fing. ein Hand» 


2 


werfer, welcher verſchiedene feine Waaren,befonders Galanteries i 


Arbeiten (nicht ans Stahl, fondern) aus Eiſen verfertiger, ihnen 
dnch das Cãmentiren eine Stahlhärte gibt, und ſie durch die täurs 
ſchendſte Politur derfchönert, _ 

Stahlblau, adj. et adv. der blauen Farbe des angelanfenen: 
Stables gleich. 

Das Stahlbrennen, des —s, plur. car.. in den Stablbütten, 
die Verwandelung des gefhmotzenen Eifens in Stahl, wels 
es durch mehrmahliges Schmieden und Schmeljen gefchie> 
bet. Daher der Stahlbrenner, ein Arbeiter in einer fols 

: chen Stahlhütte. 

Stahlderb/ adj. et adv.inder Mineralogie, fo hart und derb wie 

. Stahl. Man hat daſelbſt firblderbe Kobaldſtufen, ſtahlderbes 
Glaserz / ſtahlderbes rorhguldenes Erz u. f. w 

Stahlen, verb. reg. aot. », Miteiner Schneide oder Spitze von 

Stahl verſehen; im gemeinen Leben auch verſtahlen. Eine Art, 

* eine Sade, ein Meſſer ſtählen. Ein gurgeftäbltes Meſſer. 
2, Sobarrwie Stahl machen, ineinem hohen Örade Perbätten ;, 

“ in der dichteriſchen Schreibart. Loch weiß ich nicht, was für: 
ein Gott sen Muth mir ſtahlt, Weiße. So auch das Stählen. 
und die Stählung, - 

Stühlern, adj. etadv. von Stahl, ans Stahl bereitet. Stah⸗ 
lerne Knopfe, Werkzeugen.f.f. In dem alten Gedichte auf den 
heil. Anno alin, bey dem Strycker felein, im Buche Belial 
von 1472 Hägplin, im Theuerd. fiechlein,, im Oberdeutfchen. noch 
jegi fablin, ©. ern. ; 

Das Stablerz, des —es, plur, doch nur wor mehreon Arsen, 

die —e, ein Rahme, weichen man verfchiedenen reinen Eifenece 
gen beyzulegen pfleget, welche zum Schmelzen der Stable gut 
bequemſten ſind. S. auch Stablitein, befonders einem blauem 
Eifenerze, welches inwendig braun und auf dem Bruche fahlblam 
ausfiebet, viel und gutes Eiſen enthält, ind in Stencrmarf Prinz 

ader Slinz genanug wird ; inglsichen einem weiglichen oder wei- 
© gen 


275 St a 


pen Eifenerze,weldem der DeutſheSiuhi ſeine vente Güte 
zu danken bar, 

Stablgrün, ‚adj..et ER der grünen Farbe des pofierten und im 
Feuer grün angelaufenen Stahles äbulich, 


Der Stahlhbammer,des —s,plur,sie —hämmer,in den Stohl⸗ | 


Hütten, ein Hammerwerk, das gegoffene Eifen durch Asien 
zu reinigen, und in Stahl zu verwandeln, 
Der Stahlhof, des —es, plur. die —böfe, ein Nabme, —— 
‚das Comtoir und die dazu gehörigen Gebäude der ehemahligen 
Gan ſeeſtädte in London führen; von welchen die Städte Lubeck 
‚Bremen und Hamburg noch jegtdie Einfünfte genießen, 
liſch Steel- Yard. Richt, weilietiva die Hanſeeſtädte vielen 
Stahl dahin zum Verkaufe gebracht,fondern, weil dafeldft die Eug⸗ 
LfheuSücher,welhe nach Deutfchland gefhict werden follten,ges 
#abler,d.i.mifblegernen Stämpeln und Zeichen verfehen wurden, 
In der Stadt Soeſt hat man einen öffentlichen Stablgadem, wel⸗ 
ches ein ähnliches Gebäude zu ſeyn ſcheinet. S: ı Stahl. 
Die Stablhürte, plur. die —n, eine Auftalı, wo Stahl in Mens 
ge aus Eifen gemacht wird, welches in Deutſchland durch mehr⸗ 
mabliges Schmelzen und Schmieden geſchiehet. 
Der Stahlknoten des —s, plur, ut nom. fing. in den Stahl⸗ 


bütten, eingewiffer Zufas, um dem Stahle diegehörige Härte zu 


geben, welcher aber gemeiniglich fehr geheim gehalten wird. 

Das Stahlkraut, des —es, plur.inul. in einigen Gegenden ein 
Nahme der Sauberhel, Genilta Ononis Zinn. Ohne Zweifel 
wegen der fpigigen Xurben, von dem Baierifchen Stahl — Sta⸗ 
chel. S. 2 Stahl Anm and gauhechel. 

Die Stahlkugel /plur. die —n, bey den Ärzten, Eifenfeil alt 
Weinſteinrahm zueiner fetten Maſſe gebracht und zu Kugeln ge⸗ 
formnt. 

DieStablmotte,plur. die —n, eine Art Motten oder Nachtfal⸗ 
ter, welche aufden Eichbaumen einheimiſch iſt; Phalaena no- 
ctua quadra Linn. | 

Des Stahlſchießen, des—s, plur. ut nom. fing. an einigen 
Drten, das fegerliche Schießen mit Armbrüften nach einem Zies 


“fe; von Stahl, der flähleene Bogen einer Armbruſt und diefe 


ſelbſt. 
Der Stahlſchneider des —s, plur. ut nom. fing. einKünfte 
lee, welcher allerley Figuren geſchickt in Stahl zu ſchneiden weiß. 
Der Stahlitein, des —es, plur.die —. 1. Im Bergbaue, ein 
Nadine, welhen man allen reinen Eifenfkeinen zu geben pflegt, 
weil fie zur unmistelbaren Bereitung des Stahles aus den Erzen 
am bequemften find; (S. Stablerz.) 2. Inden Bergwerfen zu 
„Goslar ift der Stablitein eine Art Schiefer, welcher bey der 
* Schmelzung des Galmeyes gebrancht wird. 3. Ju den Stahlhüt⸗ 
ten ift es ein gutes klarfpeißiges Eifen, welchrs man erhält, wenn 
man das aus dem hohen Dfen gekommene rohe Eifen nochmahls 
ſchmelzet; vielleicht weil ‘es mit fleinartigen Unveinigfeiten vers 


miſcht if (5, Stein.) Ju den beyden legten Bedeutungen kanu 


der Plurälnur von mehrern Arsen gebraucht werden. 
Das Stahlwaſſer, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten, 
utnom.ling. ein mit zarten Stable oder vielmehr Eifentheils 


«hen gefhtvängertes, mit einem Eifen-Vitriol vermifchtes Waſ⸗ 


- fer, welches, wenn es ausder Erdequillet, auch Sauerbrunnen 
gemannt wird. 

Der Stabr, ein Fehler der Augen, ©. Staat. 

Der Stahr, des —es, plur. die —e, oder des —en, plur. die 
— en, ein Sangbogel, mit einem Fegelförmigen, zugeſpitzten dün⸗ 
nen, gemeiniafich gelblichen Schnabel, und mit einem ſchwarzen 
Körper mit weißen Flecken. Er iſt fo groß wie eine Droffel, bat 
eine zweh Mahl gefvaltene Zunge, und lernt die menſchliche 
Stimmefehr leicht nach ahmen; Sturnus Linn. et Kein, In 


a a lu LEE rt a A 


Enge 


den "gemeinen —— ER und — 


dieſer Vogel Sorehe, wegen feiner geſprenkelten Far Miederſ. 


‚auch Sprinne, Holländ. Spreeuw, im Alemannifen Spra, Ei 
Der Rahme Stabr,. Angelfächf. Staer, Stearn, Engl,Stare, 
tal, Storno, Franz. Etourneau, iſt ſehr alt, uud niedem 





anpes Get gr 


Lat. Sturnus genan verwandt, Vielleicht von fiören, foferneg 


— — — Lerm machen bedeutet wegen feiner Schwatz ⸗ 


haftigkeit. 


Der Stäbe, des —es, plur.die—e, in den gemeinen Spredare 2 


ten, befonders Dberfachfens, ver Widder oder Schafbock. In 


einigen Mundarten auch Stier. S. dag folgende, 


Städten, verb. reg. neutr. welches das Hůlfswort haben erfor⸗ Bi 
dert, aber auch wur in Dberfachfen üblich zu ſehn feheiner, 1.Bon 


dem Stähr oder Schafbod fagt man er ſtaͤhre, wenn er die Schar, 


fe befruchtet. Den Schafbod ſtahren laſſen. 2. Von den Schar . 
fen hingegen gebraucht, ift käbren, nach dem — verlans * 
gen. So and) das Stähren. 


Anm. Ya den gemeinen Sprecharten fiecen. Es feheinet ent.‘ * 


+ weder ein eigenthümlicher Ausdruck der Befruchtung zu feyn,oder 
auch zu ftören zu gehören, fo fern es eigentlich Geräufch und raus i : 


ſchende Bewegungen machen bedeutet. So aub Stier. 
Das Stährlamm, des —es, plur. die —lämmer,eben — 
ein noch ungeſchnittenes Lauum männlichen Geſchlechtes; ein 
Bocklamm. 


eg 


Der Staken, des —s, plur. ut. nom.fing. ein nur im Nieder⸗ R 


deutſchen übliches Wort, einen laugen Stock, eine Stange zu bes E. 


“zeichnen ; im Angelj. Staca, Engl, Stake, Span. Eltaca, 


' (&. Stader, Stod und Steden.) Daher hafen,ausflafen, ber 4 
fiaPen, mit Staken oder ſtarken langen Stöden verſehen. 1 


Das Stafet, S. Stader. 2 


1. Der Stall, des—es, plur. car. von fallen,‘ den rin laſſen, 
der Urin eines Pferdes, oder vielmehr das Stallen, das Laſſen 


deffelben; ein nur in einigen Füllen übliches Wort. So iſt z. B. 
der lauteve Stall,eine Krankheit der Pferde, da das Getränfuns 
verdauet wieder durch den Urin fortgehet. S. ı Stallen. 
2. Der Stall, des —es, plur. die Ställe, von dem Zeitivorte ſtal⸗ 
len, d. i. ſtellen, eine Stelle, und im engern Verſtande, ein umftelle ⸗ 

ter oder eingeftefter, d,i.eingefchloffener und bedeckter Kaum, et⸗ 


. was dahin zu fielen. 1. * Im weiteften Verſtande, wo es ‚chedem # 


für Stelle ſehr üblich war. In dero marterero Stal, an =: 

‚ Märtyrer Stelle, Rotker. Iu finen ſtal, an feiner St 

; den Monfeeifchen Öloffen. In engerer Sedeutung ein eingefd ie 
fener Raum, ConftruxitStallanova in choro, neue Site 


ge, Stühle, bey einem Schriftſteller des mittlern Zeitalters. In⸗ 
gleichen ein Zimmer, eine Wohnung, -Daber war ein Stallbrus 


- der ehedem fovielalsein Kamerad. Im mittlern Lat. i@EBal- _ 

lum, eine Bude, In diefer Bedeutung iſt es veraltet, außer in 
dem zuſammen geſetzten golzſtall. 
cherer Bedeutung iſt der Stall ein eingeſchloſſener und bedeckter 
Kaum Vieh in denfelben zu ſtellen. Der Pferdeſtall, Kübel, 

. Schafkell, Sühnerhall, Sundeftell, Antenſlall, Marſt all J 


2. Ju eugerer und gewoͤhnli⸗ 


wo es deum oft ein ganzes Gebäude dieſer Art, ein Stallgebäuz 


de, oft auch nur einen einzelnen. abgefonderten. Kaum in demfelben 
bedeutet. Figürlich iſt der Stall an Hö en ein Eollectivum, die - 
finmedichen zum Marfialle gehörigen Grbäude mit den darin bee 
findlichen Pferden und den zu ihrer Wartung und. Aufſicht gehör 
tigen Derfonen. Daber das Stallamt, Srall:Serretär, Stalls 
Apotheker, Stallfchreiber, Stall-Chirurgus u. f 

Anm. - Im Riederf, gleichfalls Stall, im Schwed. und Kar, 
‚Stalla,im Engl. Stall,bey den Krainerifihen Wenden Shtalla, 


um Lateiniſchen mit einem andern Endfaute Stabulum, bepdem 


Heſychius von einenn Ochſenſtalle zung. ©: Stalin, - Ei; 


Der. 


— 1" en Et 
” - KERN 





& En mr - Sta | 


“BL — — plur. die ⸗ bã ume, in den Pferde⸗ 
ſtöllen, ein faster Baum, welchen man zwiſchen den are br⸗ 
efnget, damit fie nicht zufammen konnen. 

3, Stellen, verb. reg. neutr. et act. welches im. veften Sale 
das Hülfsivort Haben befommt, barnen, den Urin laſſen. Es iſt 
nucvonden Pferden und Efeln, ben den Jagern aber auch von den 

\ Hirfehen, Wölfen undLeithunden üblich, wofür fie aber auch feuch⸗ 
ten gebrauchen. Ein Pferd ftallen laffen. Das Pferd Fann 
nicht ftallen. Das Pferd ftaller Blur, Go auch das Stellen. 

Anm, Im Schwed. ftalla,im Engl. tale, wo auch Stale der 
Pferdeharn it, im Ital. ftallare, alle zunächft von den Pferden, 
daher die meiften in der Ableitung diefes Wortes anf Stall fallen, 
weil die Pferde gemeiniglih harnen, fo bald fiein den Stall kom⸗ 
men, -Andere leiten es von fiellen ab, entweder, weil die Pfer⸗ 
de dabey eine befondere Stellung annehmen , ‚oder auch fo fern: 
fie im Harnen flille eben. Allein es ſcheint vielmehr, fo. wie 
dieäbnlichen ſchollen, ftrullen u. f. f. eine Onomatopdie zu ſeyn, 
und den Lauteines reichlich abfließenden Wafjers nahzuabmen, 
da es denn zu Doble, ein Graben, Stollen, ein Canal u. ſ. f. ge 
börenwürde, Im Griech iſt Mag, gleichfalls barnen, : 

9, Stellen, verb. reg. weldes mit flellen gleichbedeutend iſt, 

€ aber nur.in einigen Fällen gebraucht. wird,und in doppelter Geſtalt. 

vorkommt. 3 Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, 


— 





nur noch in figürlichem Verſtaude, friedlich bey und neben einan⸗ 
der leben, fich vertragen. Sie Hallen nicht mit einander, füns 
nen fich nicht mit einander vertragen. 

Süchfe Fallen nicht mie Wölfen, Lichtw. 

Wo es auch, obgleich vielcicht. nicht fo richtig, als ein Keciprocum,. 
gebraucht wird, fich Hallen. 2. Als ein Activum. (1) Für 
ftellen in weisen Berflande, woes nur noch. in einigen Zuſam⸗ 
menſetzungen üblich ift. (©. Beftällen, Beilallung.) Im Ober⸗ 
— iſt Stallung auf einen flüchtigen Mifferhäter ma 
hen, ihm nachfegen, nachftellen, ihn zu erhaſchen fuchen. (2): In 


Sta ſtellen beſonders in dem zuſammen gefegten einfiallen,. 
‚Reine Pferde mebr ſtallen önnen, feine Stallung oder feinen 
Siallraum für fie mehr haben. So auch dasStallen und dieStal: 
lung. Siehe daslegtere befonders.. 
"Anm. Im Nieder ſãchſiſchen gleichfalls Hallen. Zu den Pros- 
vinzial ⸗Bedeutungen gehöret auch die, da es in Nirderdeutſch⸗ 
land für gerinnen gebraucht wird, Niederf. ſtallen, Holl. ſtollen. 
‚©. Stellen.. 
Der Staller,, $1s—s, plur. ut nom. fing, ei im Sochdeut⸗ 


ſten Deutſchlandes übliches Wort, welches daſelbſt eine Art eines: 
vornehmen obrigkeitlichen Beamten bezeichnet. So gibt es z. B. 
in der Landſchaft Eyderftädt fo wohl einen Oberſtaller, als auch) 
einen Unterfialier oder Staller ſchlechthin. Jener Hatdie Ober, 
fie Aufſicht in Kirchen⸗ politifchen und ötonomifhen Sachen, die⸗ 
ſer aber ift eigentlich ein Richter‘, und bat das erſte Verfahren in. 
ollen Privat: Sachen der Einwohner. Beyde haben in allen Ges 
sichten der Landſchaft den Vorſitz. Bey den ‚Friefen ift-Staller 

ſco viel wieein Statthalter, entweder nach einer den Niederdeuts 
ſchen ſehr gewöhnlichen Ausfloßung der harten Mitlauser, oder 
auch unmittelbar von Stall, Stelle, für Stellbertreter. Bey den: 

_ ältern Schweden wurdeder Reichsmarſchall Stallare genannt, 
wo es wohl zunähft von Stall, Marftall, herſtammet. Man hat 
daher wicht nöthig, mit Spelmannen, Geifhen und andern diefes: 
ort von dem mittlern Lat. Conflabularius berzuleiten, wels 
dies vielmehr eine ungefchichte Überfegung oder Nachahmung des 
Denuiſchen Staller zu ſeyn feiner... 


* 





ſchen unbekauntes und nur noch in einigen Gegenden des nördlich⸗ 


in einem Stalle,d, i. Raume, Zimmer, bey einander ſeyn; doch 


St a 278 


"Die Stallfiitterung, plur. inuf. in der. Banbrekithfgiaft, die: 
Gewohnheit, das Vieh im Sommer in den Ställen zu behalten. 
und dafelbft zu fütteyn; im Öegenfage des Weidganges, 

Das Stalltgeld, des—es, plur. doch nur von mehreren Sum⸗ 
men, die—er, dasjenige Geld, welches man für den Gebrauch 
eines fremden Stalles entrichtet. So zabhlet man in den Gaſt⸗ 
‚böfen für den Gebrauch eines Pferdeftalles ein gewiffes Stall geid. 
Bon Stall, Bude oder Stelle, ift in Straßburg das Stallgeld- 

- fo.viel wie der Budenzins oder auch der Zins für eine Stelle auf. 
dem Jahrmarkte, das Standgeld; 

Der Stallherr, des— en, plur. die—en, in einigen Oberdeuts 
ſchen Gegenden, z B. zu Rürdh, derjenige Nathsherr, welcher über. 
des Rathes Marftall geſetzt iſt. 

Der Stallknecht, des—es, plür. die— e, ein Knecht, deſſen 
Amt esift,die Pferde im Stalle zu warten, die Reinlichkeit des 

Stalles zu beforgen u.{.f. zumlnterfchiede von einemReitfnechte, 
Suhrfnechte, Ackerknechte u. ſ. fe 

Das Stelltraut, des—es, plur. inul, in einigen Gegenden, 
ein Rahme, 1. der Saubechel, Ononis arvenfis L, und, 
2,de3 Slachs: oder Leinfrautes, Antirrhinum Linaria L,. 
bepde von ı Stallen, harnen, weil beyde Pflanzen eine den Urin 
treibende Kraft haben 

Der Stallfchreiber, des—s, plur. ut'nom, fing. von Stall, 
Marfiall, der Schreiber bey einem Marftalle, 

Der Stallmeifter., des—s, plur. ut nom- fing, ein voruch» 
wer Beamter, welcher einem. Marſtalle vorgefcgerift, und an 


en großen Höfen.nocd) den Oberfiallmeifter über ſich hat. Erbat die 


engerer Bedeutung, oder vielmehr unmittelbar von Stall, in den. 


oberſte Aufficht über einen Marſtall, daber dieBerriter und andere 
. Bediente feinen Befehlen unterworfen find. Im mittlern Lateine 
Conftabularius.. _ 

Die Stellung, plur.. Sie-—en.. Unmittelät von fallen, als 

das. Verbaledavon, ohne Plural, wo es doch nur in einigen Zu⸗ 

ſammenſetzungen üblich iff; die Einftellung, Befallung u. f.f.. 

Stallung auf jemanden machen, im Oberd. (Eiche 2 Stallen.) 

2, Bon fallen, fielen, und. der Abfeitungefplbe ing oder ung: 

if die Stallung :. (1) Im Kagdivefen, ein mit dem einen Zeuge 

eingeftelfter Ort im Walde. (2) Stalltaum, di. Ställe oder 

Raum in denſelben; ohne Plural. Das Gut hat wenig Stal— 

lung, wenig zum Sialle oder zu Ställen eingerichteten Haum.. 

Auf fechs Pferde Stallung haben. In den Wirehebäufern: 

etwas für die Stallung besablen.. 

Der Stamm,’ des— es, plur. die Stämme, Diminnt: das: 
Stammchen, Dberd. Stämmlein. 1. Eigentlich, der Theil ei⸗ 
nes Baumes zwifchen der Wurzel und den Aſten, aus welchem 
diefe letztern entfpringen: Kin gerader, hoher Stamm, Sprichw. 
"Der Apfel fallt nicht weit vom Stamme; die Kinder arten ges. 

meiniglich den Altern nach. "In engerer Bedeutung pfleat man zu⸗ 
weilẽen auch den unterſten dickſten Theil diefes Stammes zunächft: 
an der Wurzel, das Stammende, mar Jen Stamm ſchlechthin 
zu nennen, fo wie manin weiterer, unter Stamm oft den .gans- 

"zen Baum verſtehet, fo fern er um feines Stammeswillen ges- 
ſchãtzet wird. Sunfaig Stamme Bauholz fällen, Auch in den: 
Baum ſchulen werden die jungen Bäume-gemeiniglib Stimme, 
genannt, ohne Zweifel, weil man fie dafeldft um.ihrer Stämme 
willen erziehet, um diefelben nachmahls durch Propfen veredein: 
zu fönnen, ‚Im weiteſten Verſtande, ‚der. aber. nur in der Kräu⸗ 
terkunde am üblichſten iſt, heißt der "Theil einer. jeden. Pflanze: 
über der.Erde, welcher die übrigen Theile träget, dev Stamm; 
in gemeinen Leben der Stängel. An engerer Bedeutung bes, 
kommt dieſer Theil nur den Nahmen des Stammes, Caulis,, 
wenn er Blätter uud Blüthen srägr ; zum Unterſchjede von einem 
Schafte und Strunfe. 
© 2 2digür⸗ 


'279 = Sta 


2. Figürlich. (1) Dasjenige, woraus ein oder. mehrere Dinge 


Einer Art entfpringen. So pflegt man die Sramm= oder Wur⸗ 


zelwörter, woraus andere ent ſpringen, oft nur die Stämme die⸗ 
fer zu nennen. ' Indem lHombre · Spiel iſt der Stamm oder die 
Staͤmmkarte, derjenige Haufe Karten, von welchem die fpielen- 
den Perfonen, nachdem gegeben worden, die zum Spiele nöthigen 
RKarten nehmen. . (2) Diejenigen Dinge Einer Art, welche von 
einem gemeinfchaftlichen Urfprunge berfommen; als-ein Eolfectis 
sum, doch mit dem Plural. (a) Mic dem herrſchenden Begriffe 
‚des gemeinfchaftlihen Urſprunges, wo befonders eine Menge med- 
rerer von einem gemeinfchaftlichen Stammpater hesfommender 
Menſchen ein Stamm genannı wird. Dran gebraucht es hier 
für Gef chlecht, doch nurin einigen Fällen und ohne Plural. Der 
‚ganze Stamm ift ausgeſtorben. Sr iſt der legte feines Stam⸗ 
mes. Seinen Stamm vermehren, fein Geſchlecht. Zuwei⸗ 


Yen gebraucht man es in engerin Verſtande von den Sipeigenoder _ 
Aſten ‚eines Geſchlechtes. Der männliche, der. weibliche . 


Stamm. Am bäufigften aber iſt es von einer aus mehrern eins 
zelnen Häufern oder Geſchlechtern beſtehenden MengeMenſchen, 
fo fern ſelbige von einem gemeinfchaftlichen Bater abftammen ; da 


denn mehrere folder Stämme ein volk machen. So find in der | 


Deutfben Bibel die zwölf Stämme Iſrael bekannt, welche zus 

ſammen genommen das Fudifche volk ausmachten. (6) In einir 
‚gen obgleich einzelnen Fällen verlieret fich dee Begriff des gemeine 
ſchaftlichen Urfprunges, und es bleibt nur der Indegriff der Biel- 

heit übrig, wozu fich noch der dirfen Worte uefprünglich eigene 
Begriffder Feftigfeit und Dauer gefelet, 1. Ein Eapital, eine 
auf Zinſen ausgethane Summe Geldes wird häufig der Stamm 
oder Sauptflamm genaunf. (9, auch Lehensſtamm. Daher 
auch in manchen Arten von Spielen, das im Por befindliche Geld, 
warum gefpielet wird, der Stamm heißt... 2. Eine Menge Bier 
Ges Einer Art, fo fern diefelde auf eine dauerhafte Art der Zahl 
und Gütenacherhalten wird, heißt oft ein Stamm. Das Gut 
bat einen tüchtigen Stamm von Pluft=.und weichhärigen 
Schafen. 3. Im Bergbaue iſt der Stamm eine Zahl von vier 
Kuren; 32 Stamm (nicht Stämme, nach dem Muſter fo vieler 
andern Wörter, welche eine Zahl, ein Maß, ein Gewicht u. ſ. f. 
bedeuten,) ‚machen eine Zeche oder 128 Kup. Jndeſſen fcheinet es 
Bier auch einerandern Ableitung fähig zu ſeyn. 


Anm, Im Schwed, gleichfalls Stamm, im Angelf.Stemne, 


im Engl. Stem, im Lat. Stemma,,alfe in der erſten eigentlichen 
Bedeutung. Inder figürlichen eines Geſchlechtes gebraucht ſchon 
Winsbeck Stam, Rotker aber noch Chumberra, Chumbar- 
ru,vielleicht Chunbarru, von Chunne, Geflecht. Der Bes 
griff der Stärfe, Dicke und "Fefigkeit iſt ſichtlich der herrſchende. 
(&. Stämmen, Stämmig, Stumpf, Stampfen u. f.f. Im 
Griech. iff-eyue, der Stängel, welches zu dem Lat, Stamen, 
n.f.f. gehöret, von welchen Stamm ein Intenfivum ifl, eine grö⸗ 
Kerr Dicke und Stärke zu bezeichnen, 

Die Stamm⸗Aloe, plur. die —n; eine Art Aloe, twelche mit ei⸗ 
nomeigenen Stammeserfehen ift, von melcher es mehrere Gatiun⸗ 
gen gibt, welche zu der Aloe perfoliata Linn. gehören. 

Die Stammsältern, fing. inuf, die erſten Altern eines Stams 
mes oder Geſchlechtes, von welchen derfelbe herſtammet, und. wo⸗ 
bin; fo wohl der Stammvater als die Stammmufter gehören. 


Sofind Adam und Eva Yie Stammaltern des —“ Ge⸗ 


ſchlecht es. 

Die Stammausträge, fing. inuf, Auertäge,); i. ſelbſt erwähl« 
te sue Vflegung der Güte beſt immte Gerichte, fo fern fie bey einem 
Sram voder Gefhlechte bergebracht, bey demſelben von älter 
Seiten her eingeführet ſtud. 





‚Sta I 


Die ———— plur. — im Sat und Zorfiefen, ne 
- Art, womit die Bäume geftämmer, d. i. nahe über der Wurzel 80 
fället werden. 

Der Stammbaum, des es, plur. die bäume; ein in Ge⸗ 
ſtalt eines Baumes verzeichnetes Geſchlechtsregiſter, und in weis 

term Verſtande auch ein jedes verzeichneres Gefchlechtsregifter, 
welches letztere auch eine Seamintajl, ein Stammregifer ges 
niannt wird, — 

Das Stammbüch, 9— — es, — bie bücher. ı, Ein Ge —— 
ſchlechtsregiſter in Geſtalt eines Buches, ingleichen ein Buch, 


welches mehrere Geſchlechtsregiſter enthält; eine ehedem fehr 4 


. gangbare, Bedeutung, welche auch noch jegt nicht ganz veraltet 
iſt. 2, Ein Buch, welches dazu beitimmt if, daß Gönner und 
Freunde Denkfprüche mit ihrem Rahmen eigenhändig in daſſelbe 
derzeichnen; ohne Zweifel, wie ſchon Friſch vermuthet, weil man 
anfänglich nur Anverwandte in ein ſolches Buch ſchreiben in 
laſſen pflegte. 

Das Stammeifen, — plur. utnom. fing. ein Meißel 
der Holzarbeiter, Löcher damit aus zuſtämmen, oder einen —* 
damit abzuſtammen; im gemeinen Leben der Surchſchlaz © 
Stämmen. 

Stammeln, verb. reg, act,et neutr, welches imfeßtern Falle 
das Hülfswort haben bekommt, in Reden die Sylben abgebro⸗ 


hen, oder mit merklichen Zwifchenräumen, nnd mit mehrmabli»r 


ger Wiederhohlung einer und eben derfelben Sylbe ausfpredden, 
es geſchehe nan aus natürlichem Unvermögen, ober aus heftiger 
-Gemüthsbewegung. Das Rind kann noch nicht reden, es Ham: 
meltnur. Mit Hammelnder Zunge. Dann wein ich und. finfe 
* Bin, und ſtammle mein Erfiaunen, dem, der die Erde fi 
‚Gen. Sage ihm daß diefe ſterbende Lippen für fein Wohl die 
legten Gebethe ſtammeln, von Brawe, 


Doch du hörſt auch dasLie, das fromme: Bewundruns 34 


i dir ſtammelt, Zach. 
Daber das Seammeln. 


Anm. In den —— 


landes ſtammern, im Engl.to ſtammer, im Schwed. flamma, 


im Ange se: ftomettan. Friſch leitet es von ſtammen, fleben ma» 
chen, und mit demfelben wie auch ſtottern, von ſtehen, Ihre aber 
von ſtumm, bey dem Ulphilas Tammuua der. Allein es ſcheinet 
fo wie ſtottern eine Dnomatopdie zu ſeyn, weil ſtammelnde Per» 
fonen gern die Buchſtaben m und e zu wiederhohlen pflegen. Übri 
‚gen iſt diefes Wort der Form nach ein Iterativuin,deffen Stammes 
wort noch das Schiwed.Stamma erhält. Skammeln und Stot⸗ 
tern werden oft. als gleich bedeutend gebraucht; indeffen deut - 
das legte doch mehr die Wieberhoblung einer und eben derfelben 
Sylbe aus, ift auch mehr im gemeinen Leben, p wie: Rammeln 
-mebr in der edlern Schreibart üblich. 


Der Stammeler, sufammen gezogen — des —s, 
plur.utnom, fing. eine Perſon, welche ſtammelt. 
‚Stammen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von eis 
nen Dinge, als feinem Stamme oder Urfprunge herfommen, Die 
Succht, dieaus dem unendlichen Bunger und Duck unferer 
Begier den frammet, Mosheim. Perfonen, die nicht mit uns aus 
einerleysßefchlecht fammen, Gel, Ungeheuer, das aus der 
Hölle ſammt! Haml, Indeſſen iſt es in der gewöhnlichen ger 
ſellſchaftlichen Sprechart in den Zufanmenfegungen abſtammen 
und herſtammen am gang barſten, in welchen * nur das * 
bale auf ung üblich if. 
Anm. Es komgit von Stamm bet, fo fern die Ae und — 
ge aus demſelben ihren Urſprung haben, und fo fern derfelbe and 
figürlich einen icde⸗ Urſpruug bedeutet, x 
Stäme 








N Eagı Sta 
——— iR reg. act, welches mit Stamm eines und eher 
deſſelben Urſpranges iſt. ꝛ. Ju mehr eigentlichen Verſtande, wo es 
* eine namitteibare Onomatopdie zu ſeyn, nnd den dumpfigen Laut 
nachzuahmen ſcheint, der mitder Zertheilung eines Stammes;in 
die Quere und vermittelſt der Axt verbunden iſt. Einen Baum 
ſtammen oder abftämmen,in einigen Gegenden für fällen. Einen 
Baum voneinander fFammen, einen gefällten Baum mit der Art 
der Quere nach theilen. Auch gebrauchen es verſchiedene Holzars 
beiter von der, Bearbeitung mie dem Stämmeifen, und Schlägel. 
Ein Loch ſtämmen oder ausſtämmen. Kinen Ai abſtämmen. 
2.Im ſtgürlichen Verſtande, wo die unmittelbare Ouomatopöie 
verſchwindet, und den Begriff des Steifen zurück läſſet. (1) Die 
Süße an die Wand kämmen,' die ſteif gemachten Füße feſt an die 
Wand ſetzen, ſtützen. Sich mit denFüßen anfkammen. Stämme 
dich nicht zu viel, ſträube, widerfege dich nicht zu fehr. Den ER- 
bogen auf den Tiſch ſtammen, feſt und plump auf den Tiſch ſetzen. 
Bomm Lachen, 
Die Zände geſtämmt in Feuchende Seiten, Raml. 
Sich auf etwas Fammen, z. B. auf einen Stock, feſt ſtützen. (2) 
Nach einer noch weitern Figur ſtammet man das Waffer, wenn 
man deffen Abflug hindert, und es folglich an- und aufſchwellen 
maht; es dämmen, fHauchen, Niederſächſ. ſtanen, Schwed, 
fiämma, Jsländ. iyma. Das Waffer ſtammen. Der $luß 
ſt ammt ſich bier. So auch das Stämmen. 

Arnm. Der dumpfige Laut ift ohne Zweifel der Stammbegriff, 
daher es auch mit dumpfig ſelbſt verwandt ifl, bis auf die Verſchie⸗ 
denheiten des Lautes, welche die Vocalen a und u ausdrucken. 
Srtampfen iſt davon ein Inten ivum. Der dumpfige Lant ſetzer in 
vielen Fällen eine dicke, ſtarke uk voraus, daher denn der Ber 
griff de3 Stammes, und ohne Zifchlaut des Dammes, womit ‚der 

Begriff des Steifen wieder nahe verwandt iſt. 

‚Das Stamminde, plur. die —n, das didere Ende eines Stams 
mes oder Baumes zunächft an der Wurzel; im Örgenfage des 
Zopfendes. 

DersStammer, des —s, plur. utnom, fing, eineeiferneStüge 


an dem Wendefchämel eines Wagens, welche die Runge an dem 


Blattedes Schämels befefkiget, ſo daß ſich erflere darauf ſtãmmet 
oder ſtůtzet. 
Der Stammerbe, des —n, plur.die—n, ber Erbe eities Ge⸗ 
ſchlechtes oder Stämmes, welcher die Güter deffelben erbet. 
"Das ORDNER: des — es, plur, doch nur von mehrern Sum⸗ 
men, die —er, 1, In einigen Gegenden, fo viel wie ein Capital, 
der Stamm, oder Zauptflamm, zum Unterſchiede von den Zins 
fen, (S. Stamm.) 2. Im Forfiwefen ift das Stammgels, eine 


. Erfenntlichkeit, welche die Forfibedienten für die Anweifung im’ 


Ganzen verfaufter Stämme oder Bäume befommen, 

Das Stammgut, des —es, plur. die —güter. 1. Ein von dem 
gemeinſchaftlichen Stamme oder Stammvater herrührendes But, 
es mag daſſelbe von einer Beſchaffenheit ſeyn, von welcher es wol⸗ 


le, Erbgut, Stock gut, welche Ausdrüde mit Stammgut oft als 


gleich bedeutend vorkommen, 2, Oft werden auch frene und eigen« 
„ bümlich befeffene Güter eines Stammes oder Geſchlechtes, Alo— 
dial⸗Gücter, mit dem Nahmen der Stammguter belegt, um fie 
don Lehen zu unterfcheiden; weiche Bedeutung aber freylich 
aicht die ſchicklichſte iſt. 3. In der engtenund üblichflen Bedeu⸗ 


‚tung if das Stamm zut ein von einem Gefchlechie oder Stamme | 


ererbtes Öut, weiches bey demſelben bleiben muß, uud nicht vers 
außer werden kann; ein Sidet-Commiß-Gur. 

Das Stammbast, des —es, plur. inal. over die Stamm⸗ 
haare, fing. inuf, grobe und ſtarke— Reife Haare, befonders von 
den Haaren, auswelchen die Wolle beſtehet. Swafwolle, we be 


aus folgen Daaven beſtehet, wird daher Stammwolle, eine cine - 


— Sta 

»  gelne bocke ſolcher Haare aber die Scammlode genannt, Daher 

Stammharig, folde Haare habend. Stammhärige Wolle. 
Stamm har in allen diefen Wörtern den figürtichen Begriff - 
Steifennd Dicke. 

Stammhert, er, —efte, adj,etadv. dick und far, Ge; 
meinen Leben ſtämmig, im Gegenfage des ſchlank oder ge: 
ſchlank. Die fkammhafte dorifche Säule, Die ſtammhafte 
Leibesbefhaffenheit der Alten. Daher die Stammhaftig⸗ 
keit. 

Der Stammhalter, ses—s, plur. ut nom. fing. diejenige 
Perfon männlichen Geſchlechtes auf welcher die Erhaltung unk 
Fortpflanzung eines Stammes oder Sefchlechtes berubet, 

Das Stammhaus, des —es, plur. die haufen, dasjenige 
Haus, derjenige Sig eines Geſchlechtes, aus welchem daffelbe 
herſtammet, und von welchem es, wenn es von Adel iſt, gemeinige 
lich auch den Nabunen Har, 

Das Stammbolz, des—es, plur. inuſ. 1. Dasjenige Holz, 
woraus der Stamm eines Baumes beftebet, ingleichen, Holz, wel⸗ 
es aus dem Stamme gefchlagen oder von demfelben genommen 
worden. 2. Holz, welches zu völligen Stämmen oder Bäumen 

° erwachfen ift, Oberbolz; im Gegenfaße des Bufch- eder Untes= 
bolzes. 

— —er, —fe, adj et adv. 1, Bon Stamm, der 
Stamm eines Baumes, und ohne Comparation, einen Stamm 
habend. Stämmiges Zolz, welcher zu Stämmen oder Bäumen 
exwachfen ift, welches aber noch lieber Stammholz genannt wird. 
un üblichften iſt es hier in denZufammenfegungen hochfkämmig, 

ursftämmig, dunnfämmig, einſtämmig, zweyſtämmig wu ff, 
ieh, ſteif und flarf, Ein ſtammiger Menſch. Wofür doch in 
J anftändigen Sprechart ſammhaft üblicher iſt. 


282 


Die Stammkaxrte, plur. die —n, ©. Stamm. 


Die Stammklafter, plur. die —n, in dem Forſtweſen, eine 

Klafter Holz, welche aus den Stämmen,d, i, Stöden, der. gefäller 
ten Bäunte gefchlagen worden, Bon Stamm, fo fern es zuwei⸗ 
len, obgleich Seltener, den Stock oder — eines gefãlleten 
Baumes bedeutet, 

Das Stammleben, des —, plur, ut nom. fing, ein eben, 
‚oder Lehngut, welches dem ganzen Stamme oder Geſchlechte ges 
Höret, und in welchem die ganze Familie in ihrer Ordnung folgen 
Tann. 

Die Staämmleifte,plur. die —n, an den Rüſt⸗ und Leiterwägen, 
eine karte Stange, welche unten aufder Achfe ſtehet, eden aber 
durch einen Ring. an den £eiterbaum geſteckt wird, damit fich dere 

delbedaran ſtammen und flügen köune. 

Die Stammleiter, plur. die —n, in der Tonkunſt, die Tonleiter 
von e.bis c,nach welcher alle übrigen gebildet werden; die Saupk 
leiter. r 2 

Der Stammiler, S. Stammeler. 

Die Stammlode, plur. sie —n, ©. Stammhaar. 

Die Stammlohde, plur. die —n, im Forfiwefen, Lohden, di. 
junge Schüffe, welche aus der Wurzeln und Stämmen des abges 
banenen Holzes hervor kommen. 

Die Stammmotte, plur. die —n, eine Motte oder Nachtfalter, 

- welcher fich auf den Obſtbäumen Aufpält und auch Shwamm: 
motte genannt wird; Phalaena Bombyx difpar Linn, 

Die Stammnadel,oder Stammnodel, plur.die—n,bey ben 

Schuſtern, eine Art Radeln, weiche vorn dir Grftalt einer Lanze 

mit einem gebogenen Ohre haben, die Überſtämme damit.an das 

Hberleder anzunadeln. Man bediener fich dabey eineg offenen 

Fingerhutes, welcher der Sraͤmmring genannt-wird, — 

S3 — 


28 — 
Der Stammorbe; des—en; plur; die—en; ein och⸗ welcher 


zur Fortpſlanzung feines Stammes oder Seſchlechte⸗ gehalten 
wird; der Zuchtochs, Serdochs, Bulle. 


Die Stamnraupe plur. die—n, eine. Art Raupen, welhe- ‘ 


ihre Eyer an den Stämmen: der Bäume zwiſchen den Schalen. 
“der Aſte und in den Klüften in einen rauhen Schwamm oder Pelz 
Tegenz zum Unterfchiede von den Neſtr aupen undRingelraupen, 
Das Stammregifter, $es—s, plur.utnom. fin& das Ger 
ſchlechtsregiſter, das Berzeichniß der Glieder eines Stammes oder 
Geſchlechtes nach ihrer Abſtammung. 
Der Stammring, des — es, plur. die — e, 6, Stämmnasel. 


Der Stammſchwarm des— es; plur. die— fhwärme, im 


Schwarm oder Bienenſtock, welcher zur Fortpflanzung des Ge⸗ 
Schlechtes gebalten wird ; der Leibkod, Mutterfiod, Ständer, 

Die Stammfprache, plur. Yie—n;, diejenige Sprache, von 
. welcher eine oder mehrere andere abftammen, S,Sauptipracpe.. 


Die Stemmfplbe; plur: die—n; diejenige Sylbe eines Wortes,,, 


welche den Stamm oder.die Wurzeldeffelben enthält, und zu wel⸗ 
cher fich, die übrigenSpliennus: als Zuſatze oder eig abe 
gen verhalten, 

Die Stammenfel, plur.sie-m, eigentlich ein®efälechtsregifier 
in Geftalt einer Tafel ;in weiterer. Bedeutung. ein jeher. Staum · 
baum, eine Gefäslechtstäfel.. 

Der Stammträger, des—s; plur. ut nom: fing. derjenige, 
welcher im Rahmen des.ganzen Stammes oder mehrerer Erben die: 
Lehen von dem Tepensperseniempfängt, and auch der Lehentrager 
genannt wird.” 

Der Stammoater, des—s; plhr. die—bäter, der erſte eines 
Gefchlechts, diejenige männliche. Berfon,. von welcher ein Be» 
ſchlecht herſtammet. 

Das Stammoieb, des—es „plur. car, dasjenige Vieb, welches 
bey einem Grundftücke bleiben und. mit demfelben wieder überger 
ben werden mäß; das Inventarium an Dich, eifernes Dieb.. 
Der viehſtamm hingegen; ift nn ein Haufe bey einem; 
Grundftüce befindlichen Biehes,. S..Stamms. 

T 05 Stammwapen, des—e, plur. ut nom. fing. ein Wapen, 
welches eihenr ganzen Stamme.sderÖefchlechte gemein if, welches: 
dasganze Gefchlecht führet;. 

Die Stam mwolle, plur, car: S. Stammberr.. 

Das Stammwort, des—es, plur. — — 

Wort von welchemein anderes herſtammet. So iſt roth dag: 

Stammwort von errothen. 
Der Stampel, des—s, plur ut nom; fing. Diminut, das: 
Stempelchen, ein Werfzeng zum Stampfen,. daher es im 
Dkerdeutfchen auch StampfelYautet. Eigentlich. 1. Der Stäm: 
‚pel in einem Morſer, welcher doch im Höchdeutſchen lieber 
die Räule beißt: Wenn: du den Narxen im Morſer zerſtie⸗ 
Seit mit einem Stämpfel, Spridw. 27,.22. Die Stämpel 
in den Stampfmühlen ,. welche auch Stampfen genannt wer— 
den, in den-Pochwerfen ; die. Pochſtämpel, bey den. Nadlern 
in der Wippe, die Knöpfe damit anf. die. Stecknadeln zu ſtam⸗ 
fen. u. ſ. f. Die Grobſchntiede haben einen Zufftämpel, 
Schienenſtampel und fo ferner, die Löcher in den Hufeifen, 
Radſchienen und fo Ferner damit zn ſtampen. In eungerer 
Bedeutung iſt der Stampel ein mit einem Zeichen verſehe⸗ 
nes Werkzeug; diefes Zeichen vermütselft eines mit einem Schlage: 
oder Stoße verbundenen Drudes’aufeinen andern Körper abzu⸗ 
Benden: Daber der Stämpelin der Münzen, der Yrünzfiäms- 
pel, der das Gepräge dert Münzen und Medaillen enshäft, Der 
Stampel, vermittelft deffen dag Vapier, die Karten, die Ka— 
leicder u. ſ faeftämpelt werden; ingleichen die ähnlichen Stäms 
xel, verſchiedene Arien Zeuge zum Zeichen ihrer erproblen Giue 


— 


dacnena — Am. orftweſen wird auch die Mablart, ae 


das Waldeifen, der Wa ammer, der — genannt, und ſo 
in andern Fälen mehr, fb wie in ‚andern der Stämpel feinen eige 
nen Rahmen hat. 2. Figürlich, (1) Das mit einem Stämpel aufs 


gefhlagene oder aufgedruckie Zeichen. DerStämpel auf dem Par 


pieren.f. fi (2) Wegen einiger Ahnlichkeit in der Geftalt haben 
einige, Schriftfteller des Kränterreicheg die Piftilla in den Blur 
men &tämpel genannt, welche bey andern bequemer Staubwege 
beißen. (3) Arten von Stügen, welche misÖewalt unter. oder zwi⸗ 
ſchen einen Körper getrieben werden; —* ‚beißen, in manchen Fälen 

. ‚gleichfalls Stämpel. Dergleichen find dieStampel im Bergbaug, 
oder ſtarke Hölzer, weiche zwiſchen die Wandru en und Anfälle 
eines Schachtes getrieben werden, 

Anm. Schwed. Stämpel, im mittleren Lat. Stampilla,. Es 
iſt eigenitlich aus der Riederdeutfchen Mundart. entlebnet, von 
fampen, Rampfen,und zeiget vermittelft der Ableitungsfplie—el, 
ein Werkzeng zum Etampfen an, Die Oberdeutfche Munkartlicht 
Stänipfel, und einige Hochdeutſche folgen ihr; ; indefjen. F np. 
Stämpeldas gewohnlichſte. 

Das Stämpelamt, des—es, plur. die — ämter ein Ant, 
di. Collegium von Beamten, wo Waaren, Papier, Spielfarten 
uff. geftämpelt werden, deffen Vorgeſetzter zuweilen. der Stum⸗ 
pelmeiſter beißt. 






Das Stämpelgeld, des ⸗es, plum doch nur von mehrern Sum⸗ ER 


men diejer Art, die—er, dasjenige Geld, welches für. die. 


pelnng der Waaren, Karten, des Papieres * f. au die Obrig⸗ 


keit entrichtet wird, 

Die Staͤmpelkammer, plur. die—n. 1. Ein Zimmer oder 
Gebäude , wo die Obrigken fie Waaren, Rarten, das Papier u.ſ.f. 
ſtämpeln läffet. 2. Dae Collegium der dazu a rrac 
das Stümpelamt; ‘ 

‚ Der StämpelLüfter,des—s,plur.utnom.fing. Sep den Rabe 
feru, ein verftähltes Stück Eifen, die Stämpel in der Wippe das 


mit gu lüften, d. i, die Gruben in den-Dbet» und. Unteeßänpel de En 


mit zu öffnen, * 

Der Staͤmpelmeiſter, des—s, plur, ut nom, ‚ling. Sihe 
Stampelamt. 

Stämpeln,verb. reg. act. —— Stämpel, 5. i.. ‚eingegta- 
benen Zeichen des Stämpelsverfehen. So werden. manche Ar⸗ 
ten von Zeugen zum Beweife ihrer Güte von einer obrigkeitlichen 

Anſtalt geſtã mpelt, welches entweder vermittelſt eines mit Farbe 
aufgedrucdten Zeichens des Stämpels geſchiebet, oder es wird 

- auch der: Stämpel auf ein Stückchen Bley geſchlagen, und dieſes 


an den Zeug befeſtiget, Das zu einem gewiſſen Behuf beſtimute 


Schreibpapier, die Spielkarten, die Kalender, öffentliche Zeitun⸗ 


gen u, ſo f. werden zum Beweife, daß diedarguf a 
entrichtet worden, in vielen Ländern gleichfalls geftämpelt. Ge⸗ 
‚ fiampeltes. Papier. oder. Sreänpelpapier, m Dberbeutfgen: 

fkampfen.. 


& 


Das Stämpelpapier;drs—es,plur.dod; nur von mehrernArten: > 


oder Quantitäten, die—e, geflämpeltes Papier... ©. das vorige... 

Der Stämpelfchneider,. des—s, plur. ut nom. ‚ fing, ein: 
Künftler; welcher das Bepräge zu den Münzen und Medailſen in 
ffählerne Stãmpel ſchneidet oder grübt. 


Stämpen, verb. regul. act. welches nur in einigen Fällen des * 


gemeinen Lebens für ampfen, Riederf- ſtampen üblich iſt. So 
fampen die Grobſchmiede die Löcher in die Hufeiſen, Radſchieuen 
uf. f. wenn fie felbige mit dem Srämpeleinfhlagen ‚ und ſie here 

nach mit dem Spishammer. völlig ausarbeiten. - 

Der Stamper, oder Stämper, des—s, plur. ut‘ ERS 
“ auch nur in einigen Fällen für Stämpeloder Stampfe. Sy 
haben die Hutmacher — — und bey ven Nadlern werr 
den: 


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3 


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3 
1 
€ 
* 






Jan bie Srämpel in! * ine in Aigen Oegeisen Stämper ge⸗ 
anne, 

Der Stampf, : eos, plur. si —e, aleichfalls nur in einigen 
Fällen für Stämpel oder Stampfe. So ift bey den Boldfchmies 
den der Löffelitampf ein ſtarker eiſerner Stämpel, dem ſilbernen 


* die bleyerne Platte, in deren Vertietung das zu einem Löffel bes 


- genftampfe,Dofenftlampfean. ff. Bey dem Sronsberg heißt der 
> MörferderStampf. Bey andern beißendiefe Werkzeuge rich ti⸗ 
ger im weiblichen Geſchlechte die Stampfen. ©. das folgende, 

"Wie Stampfe, plur>die —n, von dem Zeitworte ſtampfen. 

— — durch das Stampfen, ohne Plural, "Die zir⸗ 
fe in die Stampfe ſchicken, um fie ſtampfen zu laſſen. Noch häu⸗ 
figer, 2. ein Werfzeng zum Stampfen, in fehr vielen Fällen, wels 
ches in einigen-andern der Stämpel, Stamper , »Stampfer, 

Stampf beißt, im Oberdeutſchen Stampfel. Die Krautſtampfe 

iſt in der Hauswirthſchaft ein in der Geſtalt eines Latein. 8 gebor 

genes ſcharfes Eifen mit einem Stiele, das Krautzum Futter für 
das Virb damit zu ſtampfen, d.i. es ſtampfend zu zerſchneiben. 

In vielen andern Fällen bleibe der Nebenbegriff des Schneidens 
108g, und nur der eigentliche Begriff des dumpfigen Stoßens ilb⸗ 
‚wig. So heißen die Stämpeloder Stöde in den Lohe-Walk- Pa- 
pier⸗ und Oblmůhlen, welche durch ihr Erheben und Fallen das 
Stampfen verrichten, die Stampfen. Auch die ſchweren Häms 

‚ mer in der Papiermühle, womit das. Papier gefchlagen wird, 

führen dieſen Nahmen. Auch die Form, worin etwas geſtampft 

wird, beißt zuweilen die Stampfe, dergleichen die Bleyſtampfe 
oder das Bleyſt ampf bey den Goldſchmieden iſt, Franz. Etam- 
pe. S. das vorige. 

———— reg. neutr. et act. welches im erften Falle dag 
Hülfswors haben befommt, mit einem dicken fi chweren Körper 
‚oder auch mit Heftigkeit ftoßen, fo daß der dumpfige Laut erfoigt, 
 welden diefes Zeitwort zunächft aubdruckt, und welcher dafs 
ſelbe von dem allgemeinern ſtoß en unterfcheibet, Mit dem Suß 
auf die Erde kampfen, mit den Füßen ſtampfen. Zornig kampf: 

te der Slußgott wider die Erde, und wo er ——— da ſprudel⸗ 
te eine Quelle an ſeinem Suße auf, Geßu. 

Wie wiehern die muthigen Pferde 
Und ſchlagen und ſtampfen die. Erde, Bernß. 
Ingleichen, durch ſolches Stampfen bearbeiten, Befonders zer⸗ 
ftoßen oder beſtoßen. Go werden in den Lohe⸗ Walk⸗ Papier⸗ 
Sdol⸗und Graupenmühlen die Rinde, der Zeug, der Samen, das 
Getreide geſtampft. Graupen, Sivfe ſtampfen, mit den Stam⸗ 
pfen inder Stampfmühle die Bälge abſtoßen. Im Oberdeutſchen 
gebraucht man es auch von dem Stoßen im Mörſer, wofür im 
Socdeutſchen ſloßen üblicher iſt. Eben daſelbſt ift es auch fo viel 
als prägen. In der Haushaltung wird das Braut geſtampft, 


ſchnitten wird, Die Nadler ſtampfen, wenn fie den Sieckuadelu 
dermittelſt der Stämpel in der Wippe den Kopf anffegen, Die 
Goldſchmiede ſtampfen z. B. einen Löffel, wenn fie dein platten 
Blieche in der Bleyfismpfe mit der Loffelſtampfe die ndihige Vers 
tiefung geben, (©. der Stumpf) ' Und fo in vielen andern ahnli ⸗ 
hen Fällen mehr. Daher das Stampfen, 
Yum. Im Nieder(.ffampen, im 1 Engl, to amp, inSchwed, 

Rampa, im $ranzöj. eltamper, in Ital Rampare, welches 
auch miteinem Groß: drucken bedeutet, Es druckt den dunipfigen 


Inienſtoum, vermittelſt des pf oder p don Stamm, ſammen 
uff und vermittelſt des vorgefeßten Ziſchlauies von dumpf, 
dämpfen, R f. ‚Siehe auch Sumpf u: 


Sf! feine Vertiefung zu geben. Der Bleyſtampf iſt eben dafettft 


ſtimnite Blech alsdann gelegt wird. Eben diefelben baben auth De⸗ 


„wenn es mit der Krausftampfe in den Stampftroge ſtoßend zer⸗ 


mit dem Stampfen verbundenen Laut ang, und iſt ein doppeltes 


ta. 236 - 


Der Btampfer.örs 8, plur.ut nom. fing. 1. Eing mänım 
liche Perſon, welche ſtampft, dai. ein Ding durch Stanıpfen bes 
arbeiter. - 2, Ein Werkzeug zum Stampfen, in einigen Fällen, 
indem in’den meiften Stämpel und Stampfe übliherfind, So 

wird in der Artillerie der Setzkolben oder-Seger, womit die Bas 
duug feſt geſtoßen wird, auch der Stampfer genannt. Einen aͤhn⸗ 
lichen Stampfer haben die Bergleute, das Pulver indem Schicß⸗ 
loche mit Shon feſt zu ſtampfen. 

Ber Stampfgang des —es,plur.sie—gänge, derjenige Bang 
an einer Mühle, in welchen: Körper geſtampfet werden, zum Un⸗ 
terſchiede vbn einem Mahlgange. Werden die Früchte in einem 
ſolchen Bangenur abgefchäler, wies. B. Hirfe, Gerſte zu Braus 
‚pen u, f. feſo beißt er auch ein Schälgang. 

Der Stampfbammer, des —s, plur,die —hämmer, ben den 
Guürtlern, ein fehwerer Hanımer, die zu den Knöpfen rund ges 
ſchnittenen Scheiben in der» Anke damit zu: Kleinen . Keſſeln zu 
ſtampfen oder zu ſchlagen. 

Der StampfFlog,des—es, plur. die —Plöge, ein Nahme / wel⸗ 
chen in einigen Gegenden der Bär oder ſchwere Klotz in einer 
MRamme, der Rammklotz/ fübret. 

Die Stampfmühle, plur. die —n, eine Mühle, inivelcher ges 


wiſſe Körper durch Scämpel oder Stampfen zerſtoßen oder. zuber 


reitet werden. 

Der Stampftrog, des—es, plur. die —tröge, ein hölzerner 
Trog in der Hauswirthſchaft, das Kraut darin für das Vieh mit 
‚der Krautffämpfeftchend zu gerfehneiden, G-Stampfe. 

Der Stand, des—es, plur. die Stände, von dem Zeitworte 
‚Beben. 

1.Das Stehen, die Handlung des Stehens; ohne Plural, 
1) Eigentli, we es doch nur von einigen Fallen üblich iſt. Weiz 

“nen feften Stand haben, nicht feſt ſtehen können, wo aber auch 
die dritte Bedeutung des Ortes Statt findenfann, Am üblichften 
iſt esin den Zuſamnien ſetzungen Stillſtand, Aufſtand u.f:f. Its 
gleichen wird es in manchen Fällen von lebloſen ngen gebraucht, 
"Der hböchfte Stand des Waſſers. Der niedrigſte Waſſerſtand 
des Sluſſes. 

(2) In engerer Bedeutung. (a) Im Gegenſatze der Bewegnug, 
doch nur in einigen figürlichen N. A. Stand halten, fichen biei, 
— nicht fliehen. Aus Scham mußt ih Stand halten, * 

fing 

Als wie ein geld infeiner- Sand 
Geſchwinde Rrirgespfeile rräget, 
Sie aufden karten Bogen leget, 

ER Schnellt los, und hält mit ihnen Stand, Brig, Pr 127, 
Ingleichen ſigürlich. Noch har fie ziemlich Stan) gehalten, 
Weiße; ſie iſt jo ziemlich ſtandhaft geblieben, 

* Wer ihn ben Herren liebe, 

Bey diefen halt ev Stand, Opitz, Pſ.97; 
denen ſtehet er Fräftig bey, verläßt fie nicht. (6) Im Gegenſatze 
des Liegens, auch nur in einigen figärlichen Arten des Ausdruckes. 
Zu Stande Fommen, den gehörigen Grad der Vollkommenheit er⸗ 
‚langen, Etwas zu Stande bringen, e8 zu dem gehörigen Grad 
der Boffommerheit bringen. Piel anfangen und nichts zu 
Stande bringen. Auf diefe Art werden wir niemabls zu 
Stande koͤmmen. Ä 
2Die Art und Weiſe, wie man ſtehet. (1) Eigentlich und ohue 
Plukal nur in einigen Redensarten. Ich habe hier keinen gu: 
sn Stand, ſtehe hier nicht gut. 
(2) Figheligh, der Inbegriff det zufälligen Betimmungen 
‚eines Dinges, 
(a) Im. weiteften Berflande, und öhne Plural, wo es 
oft mit Zuſtand oleich bedeutend ift,mebrentpeiis abet eine mehrere 
Dauer 





287 Be, 0. 


Dauer FR Beftändigkeie diefer zufälfigen Beftimmungen aus⸗ 


druckt, wie das legtere; welches vermöge der Partifel zu stwas 
mehr vorübergehendes zu bezeichnen ſcheinet. Der Umſtand iſt 
eine dieſer zufälligen Beſt immungen ſelbſt. Du wird einen ſchwe⸗ 
ven Stand befommen, wirft viel zuleiden, viel Hinderniffe zu 
Eberwinden befommen. Das wer ein harter Stand N Er ſchien 
sen Stand meines Herzens zu wiffen, den Zuffand. Die Sache 
befindet fich noch indem vorigen Stande. Etwas wieder in 
den vorigen Stand fegen. Etwas im Stande erhalten, in dem 
gegenwärtigen oder auch in dem gehörigen Stande. Kin Haug im 
baulichen Stande erhalten, Im Stande feyn, etwas zu thun, 
die nöthigen Kräfte, das Vermögen, den Willen dazu haben, Ich 
< Bin es nicht im Stande, bin nicht im Stande es zu thun. Br fege 
mich durch feine gar zu große Sparfamfeit außer den Stand 
(beffee außer Stand, ohne Artikel) jemanden Gütes zu hun, 
Sch. DieSinfternif des Verſtandes iſt der Stand der Abwe⸗ 


j 


ſenheit der Zur Beurtheilung — Umftände unentbehrlis - 


Shen Mobrheiten, 
(6) Im engern Verſtande von beſondern Arten ſolcher zu⸗ 
#ifigen Beſtimmungen, da denn von mehrern Einrichtungen Eis 
ner Art auch der Plural die Stande üblich iſt. Der Yiympben- 
oder Puppenſtand eines Infeetes, im Öegenfaße des Standes 
feiner vollkommenheit. Befonders: ı. Inder Theologie wer 
den die auberweſeutlichen Verbältniffe und Veränderungen Chris 
. fi, die zur Verrichtung feines Mittleramtes nördig waren, Stän- 
degenannt. Der Stand der Erniedrigung Chrifti, im Gegen⸗ 
fage desStandes der Erhöhung. Von Menfihen aber gebraucht, 
bezeichnet es die Einrichtung der zufälligen Beſchaffenheit oder 
außerwefentlichen Hinffünde in Abficht auf Gott. Der Stand der 
Unſchuld, der Sünde, der anade, der Knechtſchaft, der herr— 
ſchenden Sicherheit, u.ff. 2. In Anfebung der bürgerlichen 
Geſellſchaft iſt der Stand überhaupt der Inbegriff der zufälligen 
Beſtimmungen in Anſehung des gefellichaftlichen Lebens, welche 
denn wieder von verſchiedener Art ſind. Der lebige Stand, im 
Gegenſatze des Sheſtandes. In den Stand der heiligen Ehe 
treten, . Der Jungfernſtand, der Funagefellenitand, der Wit: 
wenftand. Mit feinem Stande zufrieden ſeyn. In engerer Bes 


deutung find HieSrande die verfchiedenenXrten von Verhältniſſen 


gegen die ganze bürgeriiche Geſellſchaft; wars aber auch eine Fi» 
gur der folgenden Bedruenırg des Ortes ſeyn kaun. Niemand iſt 
mit feinem Stande vergnügt.. Don vornehmen, von geringem 
Standefeyn. Das läffeenicht für meinen Stand. Im Mittel: 
Aandeleben Sin Mann von Stande, elliptifch, für von vor⸗ 
nehmen Stande: eine Redensart, welche Gottſched ohne Roth 
tadelte, weil es saufend ähnliche Ellipfen gibt. Der Sausſtand 
oder Nahrſtand, der bürgerliche Stand, dergeifiliche Stand, 
oder Lehritand, der. Brirgsftand oder Wehrſtand, der obrig⸗ 
Feitliche Stand, der Bauernſtand. Der Surftenftand, Gras 
fenkand, Ritterffand, Adelftand, ſerrenſtand u. ſ.e.f. Da es 
denn zuweilen auch den Inbegriff der Pflichten und Befugniffe im 
gejelfchaftlihen Leben, noch bänfiger aber als ein Coneretum 
and Eollerrivum, alle zu. einem gewiſſen Stande gehörigen Per ſo⸗ 
ae bezeichnet. Siehe diefolgende vierte Hauptbedeusung deſſen 
was ſtehet. 

3. Der beſtimmte Ort/ wo man ſtehet, mit dem Plural, 
Stand in der Kirche, der Kirchenſtand. Seinen Stand auf 
dem Chore haben. Der Stand eines Krämers auf dem Mark⸗ 
te, (5. Standgeld.) Die Stände für die Pferde in einem Pfer⸗ 
deſtalle, die abgetheilten Räume. | Bey dem Scheibenſchießen iſt 
der Stand, der beſtimmte Ort, woman ſich zum Schiegen anftel⸗ 
let, (S, auch Anſtand) Bey den Jägern werden die Drie im 
Raide, wo ſich das Wild gern ſtecket, und wo fich dag Raubgeflü⸗ 


‚Sta. 288 
get de. Abend⸗ einfindet, deſſen Stände genannt. In weiterer 


Bedeutung bezeichnet es auch den Det, wo ein Thier feinen ge» 
wöhnlichen Aufenthalt hat, fo wiees in Gerichtsftend figüirkich 


dasjenige Gericht bedeutet, vor welchem jemand zu Recht ſtehen 


muß, oder deffen Gerichtbarfeiter unterworfen ift, 

4. Da-jenige was ſtehet. (1) Am weiteſten Verftande, doch 
nurin den Zufammenfeßungen Ruck and, Gegenftand, Bey⸗ 
fand, Vorfand u.f.f. (2) In einigen befondern Fällen. (a) Der 
viehſtand, als ein Eolecrivum, eine Anzahl zu einem Brunde 
ftücfe gehörigen Viehes, woflir auch viehſtamm üblich iſt. Bir 
nen anfehnlichen viehſtand haben. Befondere, wein es als ein 
Inventarium zu den Grundflüce gehöret. Der Schaf: Kind» 
Schwein: und Federviehſtand. (b) Ja dem Siaatsrechte, iſt 
ein Stand, eine Per ſon, welche in den Verſammlungen derHänps 
ter eines Landes Sig nud Stimme bat; eine vermuthlich noch 
aus den Älteften Zeiten herrührende Bedeutung, wo die Beraths 
ſchlagungen in dergleichen Ver ſammlungen ſtehend gehalten wur⸗ 


den. Lin Landſtand, eine Perſon, welche auf den Landtagen 


Sig und Stimme hat, und auch nur einStand ſchlechthin genannt 


‚wird. Auch eine ganze Gemeinheit, 3. B. eine Stadt, wenn fie der 


Sandtagen durch Abgeordnete beywohnet, beißt alsdann ein Stand 
oder Landſtand. Der Stand eines Reichs oder Reichsftand,eine 


Perſon oder Gemeinheit, welche auf den Keichstagen Sig nnd 


Stimme hat, und gleichfalls nur ſchlechthin ein Stand genannt 


wird. Indem Dyntfhen Reiche find Stände oder Reichsſtände 
im eigentlichſten Verſtaude unmittelbare Reichsglieder, welche 


Sitz und Stimme auf den Heichstagen hergebracht haben, dage⸗ 
gen in weiterm Verſtande auch folche unmittelbare Reichsglieder 


dieſen Rahmen führen, welde nicht mit Sitz und Stimme verfe- 


Ben find. Der Rahme iſt in die ſein Ver ſtande in dem Deutſcheu 
Staatsrechte nicht alt, ſondern erſt unter dem Kaifer Fridrich IV. 
üblich geworden, da man anfänglich nur die niedern unmittelba= 
sen Keichsglieder mit diefem Rahmen belegte, daher denn auch 
noch jetzt der Ausdruck vorkommt: Churfürſten, Fürſten und 


"Stände des 5. R. Reichs. Der katholiſche Reichstheil behauptete 


einmahl, daß unter dem Nahmen der Stände bloß weltliche un⸗ 


- mittelbare Reichsglieder der ſtanden würden, welches denn eftige 


Streitigkeiten veranlaßte. 

5. Derjenige Theil, woraufman flebet, in welchem Berffande 
doch une de Füße der Auechahnen und Reiher bey den Zägern 
Stände, bsy andern aber Ständer genannt werden, Siehe das 
letzte. 
6. Eine kin: Muſik, man vor einem Haufe oder Fenſter 
ſtehend bringet,ift im Diminutivo unter dem Rahmen desSt ande 
chens bekanut; im Dberd. Stanserlein.. Jemanden ein 
Ständen bringen. 

Ynm. ImEngl.Stand, Stond, im Schwed. Ständ, im 
VPohln. Stan; alle von fieben und deffen Imperf. ich fans. Es 
kommt inden meißen Bedeutungen mit dem Latein. Status übers 


ein. ©. Stehen. 


Die Standarte, plur, Sie —n, ein nur im griegweſen üßlices 


Der: : 


Wort, wo die bey ker Meiterey üblichen Eleinen Fahnen nod) 
Standarten genannt werden. Daher der Srandarsenfchub, die 
Scheide, den nntern heil der Standarieim Tragen darein zu 
ſtecken, bey den Fahnen der Jahnenfpub, Standarteniugfer 


. ein Unter- Dfficier, welcher die Standarte anf den Marſche fühe 


vet; bey dem Fußvolke der Sahnjunfer. Figüirlich ift bey den 
Sägern der Schwanz des Wolfes und 3 Fuchſes uuter dem 
Nahmen der Standarte bekannt. 

Anm. Im Niederſaächſiſchen und andern J—— 
Standare,Schwed,Standar, im Angelf, Siandard, im Franz, 
Eteudard, Es iſt aleın Anſehen nach, ſo wie mehrere a 

» : ges 








7 


- 


Fe 
— 













a Alb: im mittlern Latein. Standardum entlehnet; welches une 

"ter andern auch die Stelung des Bones Beiveifer,, der nicht, 

25 mie bey andern Deutſchen Wörtern auf der Stammſylbe, fon 

dern aufder obnehin ausländifchen Ableituugsſylbe ruber, ob 

88 gleich von dem Deutihen Stand, oder fieben abzuffammen, 

Hr und eigentlich eine ſtehende Fahne, welche in die Erde geſteckt 
wurde, zu bezeichnen ſcheinet, wenn es nicht vielmehr von exs 

tendere gebildet worden, eine lange hohe Fahne zu bezeichnen, 

In den geitieinen Sprecharten nennt man eine lange hagere Pers 

fon figürlich-eine lange Standarte, Das tal. Standardo 

bezeichnet unter andern auch die große Eommando-Flagge auf eis 
ner Öaleeren. Flotte. 

— Standbaum, des — es, plur. die — baume, ein Baum, 

oder flarke Stange, welche in den Pferdeſtällen der Länge nach 
zwiſchen die Pferde befeftiger wird, die Stände damit abzutheilen. 

=. ©. Stand 3. 

Das Standbild, des —es, plur. die — ev, ein fiebendes aus 

, gebanenes Bild; ein Wort, weiches das Lat, Statua beſtimmter 

= ausdrudt, als das gewöhnlichere Bildſäule. 

Der Standblog, des— es, plür. die — blöde; auf ven Schif- 
fen, große viereckte fenfrecht fiehende Blöcke oder Bäume, welche 
„an dent Fuße der Maſten auf der Kielſchwinne fFehen, und bis an 
das Verdeck reichen, Es find ihrer allemahl zwey, welche von den 

WMWaſten, an welchen fie ſich befinden, gertannt werden, und auch 

Rnechte heißen; der große Standblod oder Knecht, an dem 
großen Mafte, and der Sodefnecht.eder Standblock, an dein 
Fockemaſt. Bende haben oben ſtarke Rollen, vermittelſt derfel- 

2 ben die Segel aufzugiehen, oder eizen Daft anfzurichten. 

4 Die Stande, plur. die —en, Diminut. das Standchen, ein 
- bölgernes Gefaͤß aus Böttcherarbeit, welches gemeiniglich drey 
hohe aus verlängerten Dauben beftebeude Füße hat, und unten et» 

- was weiter iſt, als oben. Die Badeſtande, Sahnſtande, Wafs 
ferftande, Spülſtande w.f.f. In einigen Gegenden der Stän⸗ 
der. Vermuthlich auch von ſtehen, ein auf feinen Filßen ſtehen⸗ 
des Gefäß, oder ein Gefäß, worin man etwas fliehen bat, zu bee 

‚zeichnen. Siehe das folgende. 

- Der Ständer, des— 8, plur. ur nom. fing. Diminut, das 


menden Fällen auch ein Ding, worin man etwas ſehen hat, in 
weicher Bedeutung es in verfchiedenen Fällen vorfomnt. (1)Das 
feft angeſchlagene Ende eines lanfenden Zanwerkes heißt in dem 
Schiffsweſen der Ständer, 
So baben die Kramer Baumohlſtander, welde von Zinn oder 
Blech ſind, worin fie das Baumöhl zum Verkaufe ſtehen haben; 
Bey den Papiermachern iſt es ein Faß mit kaltea Alaunwaſſer, wor⸗ 
in das Papier alaunet wird. (3) Ein auf einem Grundſtücke ſehen⸗ 
> des Eapital, wenn esaufdemfelben beftändig haften und versinfrt 
En  Merdenmuß, wird in manchen Gegenden ein Ständer genannt, fo 
—8 wie in andern, (4) die in den Bienenha uſern ſtehenden Bienenſtö⸗ 
Bi "deStinser oder Ständerhisde heißen, zum Untetfchicde von 
den Lagerfiöcken. (5) Ein Feiner Fifhteih, in welchen man 
die Fifche zum taglichen Gebr auche ſtehen bat, heißt gletchfalls ein 
‚Ständer, an anderen Orten ein Zälter. 46) Ein aufrecht fie- 
hendes Stück Baubol; iſt in vielen Fällen unter dem Nabmen des 
Standers befannt, In Riederdeutfchland führer ein jedes 
Stüg gerade ſtehendes Baubolz i in einem &ebäude diefen Rahmen, 
welches in Oberjachfen eine Säule heißet. Befonders auch in 
Dberfachfen eine. hölzerne Säule zur Vermachung der Gärten 
oder Dortgeländer. Ingleichen die aufrecht chende Rinne an 
einem Beiche, vernittelſt welcher derfelbe abgelaffen werden kanu. 
Zauallen diefen Bedeutungen gleichfalls von Reben, 
2 nu: Yoıl W. B. 4. Th. 2, Au. 


ER, gehörige Wörter aus ‚dental: Siandärde, Stendar- 


Standerchen, Oberd. Ständerlein, ein kehendes Ding,-oder in 


(2) Ein Oxrfäß, (Siehe dag vorige.) - 


var 


Der Standerſtock des—es, plur. bie fü. 
Ständer 4. 


2 go 
"Sieh 


Die Standgebübr, plur. inuf. oder vdie Standgebühren „ 


fing. inul. (S. Srandgels.) Standesgebühr hingegen, von 
Stand 2 (2) was jedem nach feinem Stande an Vorzug gebührer, 
find zwey Wörter. 

Der Standesherr, des — en, plur. die — en, ein nur in eini⸗ 
gen Provinzen, 5.8. Schleften und der Lanſitz übliches Wort, ein 
nen Freyherren, Dynaften zu bezeichnen, welcher außer feineneiz 
genen Gütern noch Sub-Vafallen hat. Daher die Standreherr- 
ſchaft, die Herefchaft, das Gebieth eines ſolchen Standesherren, 
worauf diefe: ürde baftet. Entiweder von Stand 4, fo fern eine 
folche Herefchaft und deren Beſitzer das Recht Haben, ein Lande 
frand ihrer Provinz zu ſeyn, oder auch von Stand, ſo fernes ehe⸗ 
dem. in engerer Bedeutung den Stand des höhern Adels bezeichnet 
baben mag. ©. Standesperfon. 

Standesmäßig,adj. et adv. von Stand 2, feinem Stande feir 
nem Berbältniffe und Range in der bürgerlichen Geſellſchaft ger 
wöß. B:e'zebub verfchwand fandsmaßig mit Geſtank, Haged, 

Die Standesperfon, plur die—en, eine Perfon bon Stande, 
d,i. von hohem vornehmen Stande, In engſter und eigentlich⸗ 
ſter Bedstifung gehören dahin nur Perſonen von dem höbern Adel, 
in weiterer aber auch folche, welche ihnen an Würde nahe kommen. 
Im meiteften Verſtande pflegt man, obgleich ans einem Mike 

brauche, oft jede über dem Bürgerſt ande erhabene Perfon mir die ⸗ 
fem Rahmen zu belegen, 

Das Standeswapen, des—s, plur. ut nom.fing. ein Was 
pen, welches jemand vermöge feines Standes, di, feiner Vers 
hältniſſe in der Bürgerlichen Geſellſchaft führet; zum Unterſchiede 
von einem Gefchlechtswapen, Heirarbswapen, Gnadenwapen 
und ſo ferner,” 

Das Standgeld, des — es, plur, doch nur von mehrern Sum⸗ 

mien, die — er, dasjenige Geld, welches jemand von feinem 
Stande oder für denfelben auf dem Markte odsr den öffentlühen 
Gaſſen zur Markt: oder Jahr marktszeit bezablet; die Standge⸗ 
bühr, in einigen Städten das Bohlengeld, Stattegeld, im mitt⸗ 
lern Eat. Efantagium. 

Standhaft, —er —eſte, adj.etadr. +. Dauerhaft, geſchickt, 
lange zu ſtehen und zu danren, beſonders von Gebäuden ; doch nur 
in einigen beſonders Oberdeutſchen Gegenden. Kin Bantbafter, 
dauerhafter Bau. 2. Im Bergbaue brechen die Erze tandhaft; 
wenn fie fich in einer beträchtlichen Weite erſtrecken, und nicht bloß 
in furzen Refteen oder Nieren vorfonmen, Am üblichſten iff eg 
3. im figürfichen Verſtaude, gegen alle Reitzungen zumGegentheil, 
befondersgegen alle Vorfiellungen des Scheingnten und Schein⸗ 
böfen anfaltenden Widerſtand leiftend, die Fertigkeit dieſes Wider⸗ 
frandes befigend, und darin gegründet. Bin ſtandhafter Mann. 
In feiner Enrfchliegung ſtandhaft ſeyn. Standhaft in den 

Schmerzen, wenn man ſich durch die Schmerzen nicht aus feiner 
Gentüthrfaffung bringen läffet, Der unfchuldig Leidende, der 
allen feinen wibrigen Schickſalen eine Randhafte Geduld ent⸗ 
gegen fegt, Duſch. Im Niederſ. ſtandfaſt. Beſtändig bezeich⸗ 
net vermdge,des Zeitwortes beſtehen, eigentlich Die Zeitdauer, 
ſtandhaft aber zunächtt den Widerſtand gegen die Hinderniſſe. 
Sefcbieberdiefer Widerſtand gegen vechtmäfige Hinderniſſe, oder 
gegen VBorftelungen des wahren Guten oder. wahren Böfen, ſo 
beißt es berinädig, halsſtarrig, und in manden Fällen wis 

"derfpenftig. 

Die Standhaftigkeit, plur. inuf. die Eigenſchaft — 
ges, da es fandhaft iſt, beſonders in der lezten ſigürlichen Been⸗ 
tung, die Fertigken, gegen olle Hinderniſſe, gegen er Heigungen 
zum Gegembeil, und beſonders gegen ale Vorſtellungen der 

.& \ Schrins 


⸗or — Sta 


Sdeinguten und Scheinböfen anhaltenden Widerſtand a leiften 


Mit der Standhaftigkeit, mit welcher du unerſchrocken dem 
Tode entgegen ſaheſt, Duſch. > dem n Willer am Statekheit, 
©. das vorige. 

‚Ständig, adj. et adv. fiebend, wo fichet, ein file ſich allein 
mein einigen Fällen übliches Wort, Ständige Spanndienite, 
beſtãudige, welche dos ganze Jahr zu beſtimmten Zeiten fortdau« 
. ern, gemefiene. Ständige Gefälle, beftändige, im Gegenfüge der 


unſtaͤndigen, d. i. zufälligen oder dgränderlichen, ImNiederſãch⸗ 


ſiſchen gebraucht man es auch für geſtandig. Einem etwas fan: 
"Sig feyn, geffändig. Am gaugbarften iſt eg in deu Zuſammen⸗ 
fegungen beſtändig, anftändig, geſtändig, inftändig,. růck⸗ 
fündig, perſtändig und fo feruer. 

Staͤndifch, adj. er adv. welches nur von Stand, ein Land oder 
Reichsftand üblich if, den Land: oder Heichsftänden gehörig, ih⸗ 

men zufommend, Die ſtändiſchen Gerechtſamen, beffer , die 
Gerechtſamen der Stände, 

\ "Die Standlinie, plur.die —n, die Linie, wo mau fichet, eine 
gewiſſe Fläche zu überfehen. So ift 23 im Feldweſen diejenige 
Linie, aus deren beyden Enden inan eine Figur in den Erund legt ; 
Linea ftationis, S. Standyunet. 

Der ‚Standort, des — es, Plur. die —orte, und —örter, 
(S. Orth der Ort mo man ſtehet, befonders in Rüdficht auf ein 
„aus deinfelben vollbrachtes Gefbäft, ler au in Rückſicht auf 
das Verhältuiß gegen andere Dinge, t 


Der Standpunet, des —es, plur: die — e, derjenige Punet, 


in weichen mau ſtebet, aus tbefchen: man einen Öegenfläud be⸗ 
trachtet, oder das Verhältniß eines andern Dinges beſtimmet. 
In der Mathematik iſt es der Punct, aus welden man eine Ents 
fernung miſſet. 

Das. Standquartier, des — es, plur, die e, von Stand , 


Ort des Aufenshaltes, ein nur in demKriegestoefen übliches Wort, - 


„ ein, Det, wo ein Kriegesbeer, ein Regiment, oder ein Theil defz 
felben, auf einige Zeit im Quartier ſtehet, auf,einige Zeit feinen 
Aufenthalt bar; Statiua, 

Das Standrecht, des—es,plur, car. —— 
gezweſen, dasjenige gerichtliche Verfahren, da man einen in. gro⸗ 

.. ben Verbrechen begriffenen Soldaten nach kurzer Unterfuchung for 

“gleich auf der Stelleverurtheilet, Tudicium flatarium, ohne 
Ziwrifel, weildiefes Recht oder Gericht anfänglich ſtehend gehals 
sen wurde, Standrecht über jemanden halten. In das Stande 

recht gehen. 

Die Standrede, plur. die —n, eine kurze Rede, welche ſte— 
hend gehalten und ſtehend angehöret wird; am häufigen in enge⸗ 
ver Bedeutung, vou einer ſolchen Rede, — nach Einſenkung 
einer Leiche bey den Grabe,gebalten wird, wodurch fie ſich von 
einer Parentation unterfcheidet; > 

"Der Standriß, des —s, plur. die —e, ein Rif, welcher 
einen Körper, und beſonders ein Gebäude ſtehend abbildet, oder fo 
"wie es ſich von außen davfteller, wenn man vor deitfelben ſtehet; 
„der Aufriß, zum a ae vbn einen Grundriffe,, Durch⸗ 
ſchnitte u. ſ. f. 

Das Standthier, des —es, — — bey den Jagern, 
ein Wild, weiches ſeinen gewöhnliche Stand’ an einem Drfe 
und in einer Örgend hat, ud ſich nicht weit berwechſelt. 


Der Standvogel, des —s, plur. die — vögel, eben daſelbſt, 


im Grgehfaße der Zugosgel, Vögel, welche fih au einem Orte 
beftändig aufpalten.. In engerer Bedeutung find die Standysgel 
diejenigen Schnarren und Drsffeln, welche fich gewöhnlich in ei- 
sem Forſte aufhalten, und nicht mit dem Striche kommen und 
wieder abgehen, 


» 


- Stönglein. Bon der Artift die Srange ineinem Bü 


Die Stange, im Schiffbau, ©. RE f 


5 a 
J 





Die Stange/ — — Diminut.e Stänglein, NEAR 


Leben der Hochdeutſchen Stangelchen. 1. Im eigentlichſten VBer ⸗ 
ftande, ein jeder in die Länge ausgedehnter Körper ohne beträcht ⸗· 
liche Breite und Dicke, in welchem weiteflen Berftande es doch 
nur in einigen einzelnen Fallın üblich it, wo dergleichen Körper 
mit leinem andern eigenen Rahmen verſehen ſind, der ihre Be⸗ 
ſtimmung nãher ausdruckt. So werden die beyden laugen Theile 
eines Hivfchgeweihes, welche unten die Roſe, oben’ die Krone, 
und dazwiſchen die-Enden tcagen, die Stangen genannt. Ein 
‚Dirfhhat gemeiniglich zwey, felten drey der. vier folcher Stan» 
gen, An einen Pferdegebiſſe find die Stangen zwey auf beſon⸗ 
‚dere Art gekrümmte Stücke Eiſen, welche mit dem einen Ende an 
‚dem Honptg: ftelle, mis dem andern aber an dem Ziel difefliget 
"find, ad das Mundft uck, das Kettchen und die Rinnkerte zwiſchen 
ſich haben. (S. Stangenzgum.) Bey den Handwerkern und, + 
Künſtlern führen viele entweder gerade oder gefrümmte Körper, ER, 
auch wenn fie noch ſo flein find, den Nahmen der. Stangen oder 
— 
welche mit einer Schraube auf dem Schloßbleche befeſtiget iſt einen 
flart hervorragenden Zapfen hat, und die Mittele und Hinterraft * 
räget. (S. Stangenfeder,) Anden Scheren heißt der lange de 
rade Theil zwifchen dem Ringe und dein Schilde die Stange, und 
fo in vielen andernFälen mehr. 2. Im engften und gewöhnlichſten 
Verflande, iſt die Stange ein ſolcher Körper von beträchtlicher aber 
doch unbeſtimmter Länge, ein langer glatter Körper ohne beträcht ⸗ 
Ihe Breite und Dicke, der größer und ſtärker iſt, als ein Sud 
oder Stecken, ‚aber doch Fleiner und ſchwächer als ein Baum. 
"Die Stange an einem Spieße, welche doch lieber der Schaft 
genannt wird. Die Sopfenkange, Bohnenflange, Segelſtan⸗ 
ge u.f.w. - Eine Stange etwas daran zu tragen. Eiſen in 
Stangen, Stangeneiſen. Gold, Silber in Stangen. Je⸗ 
manden die Stange halten, figürlich, ibm beyftchen, Hülfe 
leiften, ibn vertheidigen; eine noch) von den alten Rampf- unb 
"Nitterfpielen übrig gebliebene Redensart, da der Griefwä rtel 
Exeiswãrter) die — unterfchießen mußte, wehn die 
"Kämpfer zu higig wurden, oder auch über den, der zu Bodeır ge⸗ 
fallen war, die Stange hi Bielt, ‚am ihn dadurch vor aller weitern _ 
Beleidigung zu fchüsen, Bey der Stange halten: oder bleiben, N 
ſtandhaft ausbatren, nicht fliehen, jemanden nicht verlaffen ; eine 
vermuthlich auch daher eutlehute Redensart. Ehedeim fagte man \ 
auch, der Stange begehren, d,i. Hülfe begehren. Im Forſt -⸗ 
weſen werden junge gerade aufgeſchoſſene Bäume Stangen ge⸗ 
nannt, Auch ſchwache Bäume, welche vier Zoll im Durchmeſſer | 
did und 15 big 20 Ellen lang find, führen im Holsbandel den. RER. 
Nahmen der Stangen, Zuiveilen werden auch ſehr ſtarke und - 
lange Körper, welche fonft gewöhnlicher Säume heißen, S tangen 
genannt; von welcher Artz.B. die ‚Vogelftangeift, dagegen ne . 
auch eigentliche Stangen den Nahmen der Pi; Be führen, 5.8. 
der Sebebaum. Aufden Schiffen iff die Stange ober a X 
"der obere verlängerte Theil des Maſtbaumes. Figürlich beißt bey - 
deu Fägernder Schwanz des Fuchſes und des Wolfes ſo wohl die 
Stange äls die Standarte : Be 
Anm. Schon.bey dem Ditfried und Willeram Stang; {mies } 
derf. Stange, im Angelf.Stynga, im Jtal. Stanga,im&chwed. 
Stang, im Waltififchen Yliang. Die berrächtliche Ausdehnung * 
in die Länge iſt vdermuthlich der Stammbegriff,‘ fodaß diefeg Wort © 
eitt naher Verwandter von dem Niederdeutfchen Staken it, web -⸗· 
ches fih nur durch den Dlangel des Naſenlantes unter ſcheid et. (5, 
Stock Ste£en, Staken.) Im Niederfähfifchen, bat manuodh, 
die Wörter Schecht Prange, Ri, Wiem u. f. £ welde alle 
eine Stange, obgleich gemeiniglich in beſondern BOCH an 













; De gränget Mae; Ha ut nom, Bag, Dimtnnt: das 
Stanglein, im gemeinen.Leben der Hochdentfchen Stängelchen, 


108 Wort, nur daß es einen Fleinern-in die Länge ausgedehnten 
Körper bezeichnet, als dieſes. Am üblichften if es im engern: 
Verſtande von demjenigen. in die Länge ausgedehnten Theile der 

= eigentlichen Pflanzen, welcher fich über der Erde befindet, die übri⸗ 
n Theileder Pflänze träget , und bey den Bäunnen der Stamm 

5 Be wird... Der Stängekeiner Tulpe, einer Lilie u f-f.. 
Bon den Grasarten iſt diefes Wörtzwar auch üblich, befonders in: 
-Miederdeutfchland , doch nennt man im Hochdeutfchen bier den : 
Stängel lieber Salm, fo wie bey einigen andern Gewächſen die 
Rahmen Schaft, Strunk undStieküblicher find, (S. diefe Wör⸗ 
ter.) Im Riederdeutfchenift es gewöhnlich, auch diejenigen Theile, 
wodurch die Blumen, Blätter und Früchte an dem Stängel oder: 
Stammebefekiget find, Sringel zu uenneu; allein im Hochdeutz- 
ſchen ift dieſe Bedentung ungewöhnlich, indem man bier durch» 
gangig das Wort Stiel gebraucht. . Der Stieleiner Pflaume, ei⸗ 
ner Kirſche, eines Apfelsw.f.f. und nicht der Stängel :Daber- 
auch der ganze Unterfchied, welchen Here Stoſch zwiſchen beyden 
Wörtern in diefer Rückſicht macht, wenigfiens für die Hochdruts- 
ſchen unbrauchbar iſt. 

Anm. Im Schwediſchen aleichfalls Stängel. Gemeiniglich: 

* an man die ſes Wort für ein Dimitrutivum von Stange; in wel⸗ 

chem Falle es denn überans alt ſeyn müßte, weil es das den Ber⸗ 

Fleinerungsmörtern ſo eigenthirmliche ungewiſſe Geſchlecht verlor 

ren und dafür das männliche Angenommen bat... Man ſiehet es: 
dabher richtiger als. ein mit Stange von einem und eben dem- 

ſelben aunmehr veralteten Zeitworte ſtangen, ſich in: die Län⸗ 


vermittelſt der Ableitunss ſolbe el, ein Snbject, Ding, davon: 
. gebildet worden. Be 


 feolen, welche geſtäugelt werden, an Stangen hinauf ranken, 
Steigbohnen; zum Uuterſchiede don den Kriech⸗ oder Zwerg: 
bohnen. 

Die Stäntelerhfen, fing. inufim Gartenbaue; Gröfen, welche 
3 geſtängelt werden, welche man an Statigen oder Stäben vans 

2 Fentäffetz. im Dberd. Stabelerbfen:. 

4 ‚Stängel, verb,reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt 

—J HS ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, Stängel 

"men, in der Landwirthſchaft einiger Gegenden. . Das Korn fans 
gelt, wenn es. einen Stängel oder-Halm treibet,. 2) Als ein. 
ZAetivum, wo es ein Factitivum von Stange if, mit Stangen“ 


Stangeln. 
Das Stanteneifen,- des —.g, plur; ut!nom. f; — 


2.Im Bergbaue, dasjenige Eifen amdem. Kreuze der Künſte, an 
welchem die: Kunſtſtangen befeſtiget find... 
das Stangeneifen in. Fangeiſen für die: Wölfe, Füchſe und 

Luchſe, welches aus zwey Stangen mit Zähnen: und einer Feder 

beſtebet, und einem Tellereiſen gleicher, 

ZN, ‚eine Feder, welche auf der Stange liegt, und diefe in der Raſt ders 

Ruß feft hält.» 

Die Stangengraupe, plur. die n; in den Hefffhen Berg⸗ 


werten: zu eanfenberg, eine Art in den dafıgen Schiefern bre⸗ 
chenden Fahlerzes welches ein mit Erdharz weißem. Sisfe. und: 


— a an Holz fern. falle. 


ein mit Stange von einem und eben demfelben Stamme gebilde⸗ 


‘ge ausdehnen, extendi, abſtammendes Wort an, welches, 


or Stängelbobne, plur. die ⸗n/ Schmintboßnen.oderPha-- 3 


oder. Stänglein verfehens Den: Zopfen, ‚die Bohnen , die: 
Erbſen fängeln;. im. Oberd. fäbeln;: — ©». auch das 


 ftarfen und langen viereckten Stangen geſchmiedetes Eiſen; wo 
der Plural affenfalls nur von mehrern Arten gebraucht wird, . 


3. Bey den Jägern iſt 


— ‚plur. die — n, in den Gewehrſchlöſſern, 


FR — Re 204 


* ———— des ⸗6 — Sie — hammer, Bey: 

den Windenmachern, ein ſchief abgehauener Hammer/ die Süßne: 
ander Stange der Winde damit auszubauen.  -- 

Das Stangenholz, des — es, plur. doch nut von mehreren Ar⸗ 
"ten, oder von mehrern mit folchem Holze bewachfenen Gegenden, 
die —bölzer, im Forſtweſen, zu Stangen erwachfene junge Bãu⸗ 

> me, ingleichen ein mit ſolchen jungen Banmen bewachfenerSchtag,. 

Der Stangentuchen, des — s/ plur, ut nom. fing.in Mei« 


‚gen eine Art Zuckergebackenes, welches an einer runden Stange” 


gebaden Bird, Baumtudın | 

Die Stangentugel, plur. die —n, in der Geſchützlunſt, ganze 

v oder halbe Kugeln, welche durch Stangen mit einander verbunden. 
find, und befonders in dem Seefriege gebraucht werden, die Wãn⸗ 
de, das Tauwerk und die Srgel zu zerreißen. 

Die Stangenkunſt, ;plur. Sie — Fünfte, im Berabane, eine 
Wafferfunft, welche das. Waſſer vermittelft mehrerer. Stangen; 
und. Säbe aus einer großen Tiefe hebt 


‚Die Stangenlaterne, plur. die—n, eine große Laterne, wel⸗ 


che anf einer Stangein der ‚Höhe vorgetragen wird; Niederf ädf. 
Stocklüchte. 
Die Stanuenleinwand, plür,car. eine befondere Yet geimodels 


ter Leinwand mit übergefchlagenen Fäden, welche nicht fo dicht iſt, 


als des Zwillich, und zu Tiſchzeug, Handquehlen uud andern Ge⸗ 
räthe gebraucht wird. 


Das Stangenmaß/ des — es, plur. die—e, beh den Win⸗ IR 
denmachern „ein, mit einem Einſchnitte verſehenes Blech, die-. 


‚Stärfe der Stange i in. der Winde bey dem: Schmieden der ſelben 
damit zu meſſen. 


Der Stangenquaͤrz des — es plur, doch mir von mehrern: , 


Arten, die —e, in der. Mineralogie, Düarz , welcher: in Geſtatt 
der Stangen auf einer Druſe befindlich if; 

Das Stangenpferd, des— es, . plur. die —e; diejenigen. 
Pferde, welche gleich vor dem Wagenan die Stange oder Deich ſel 


geſpannet werden, die Seichſelpferde; 3 zum Unterſchiede von den 


Riemenpferden. 
Das Stangenrecht/ des ⸗es plur. inuf, in einigen. Orden. 


den, zum Bepfpiele im Hennebergifchen, das Recht, die 


: Schuldner abgepfändeten Dinge öffentlichen die Meiſt biethenden 
zu.verfaufen, im Dberd. das Gantrecht ; vermuthlich als eine 
buchfäbliche Überfegung des Latein. Jus Subhaftationis, von‘. 

der alten Art, etwas bey-einem.: — — Spieße zu vers: 
auetioniren... 

Die Stangenrege, plur: dien; bey — Vogelſtellern, ein 


Rege, an welcher der Lockvogel vermittelſt zweyer laugen Stangen 


auf und nieder gezagen wird; die hohe Rege. 


Der Stangenfalveter;des—s, plur. inuf: Salpeter, wetz. \ 


her aus großen Kryſtallen in Geflali der Stangen beſtebet 


Der Stangenſtahl, des — es , plur. inul, Stahl im viereck⸗ 


ten Stangen, ‚wie Stangeneiſen. 
Der Stangenzaum, des — es; plur; ses säumr; eine Art: 
Hferdezänme mitzwey zu bepden Seiten des Mundſtückes bes: 


feſtigten Stangen, woran die Zügel befindlich find, S Stangen... ' 


Der Stangenzehente, des— n, plur, bie —n. ‚Siehe Stab: 
zehente. 
Der Stangenzirkel, des — 3, plur. ut nom. fing. ein Sitfelie« 


Geflalteiner Stange, eine Stange mit zwey ſenkrechten Spit⸗ 


zen an beyden Enden, wovon die eine ER ift, große, Siefek 
damit zu befhrriben, 

Der Stank, des — rs, plür. car: einim Hochbentfehen: größten: 
Theils veralteter Auſsdruck. Er bedeutete, „1. Überhanpt eineua 
jeden Geruch, die Ansflüffe aus den Körpern, fofern fie durch dis 
Reſe eye — ohne zu beſz immen, ob ſie eine augem- 

22. nchurae 


\ 





TR a; 


295 


Aehme oder eiderwäctige Empfindung re; eine valig 


veraltete Bedeutung. Stanck libes ze libe, ein Geruch ders - 


Rebeng zum Leben, Rosker,. -Der Stauk. dines mundesift 
famo.der [uozon Ephelo, Willer.. , Iurengerer Bedeutung. 

. a) Ein angeuehmer Gerud, ein Wohlgeruch; eine gleichfalls 
. veraltete Bedeutung, Der ſtauk dinero Salbonderiltuber 

‚ alleltank unurze, Willer. Suollen Stang tuoe dir min 
gebet, Rotk. (2) Ein ‚übler widerwäctiger Geruch ; in welchem 
Berftande es noch im gemeinen Leben für das üblichere Geltan? 
‚vorkommt, Es wird Stank für. guten Geruch feyn, &. 3, 24, 
Stanf der Leihnamen, Kap. 34, 3. 


Anm. Im Angel, Stenc, im Schwed, Stauk. Esift von 


- ‚Sinfen, ©. daffelbe. 

Wer Stanker des — s, plur, ut nom. fing, ı. Eine flinkehs 
de Perſon der Sache. So wird ein ſtinkender oder einen Geſtank 
michender Menſch ein Stanker genannt. In einigen Gegenden, 


dem Nahmen des Stankers bekannt, fo wie der Iltiß gleichfalls 
wegen⸗ eines Geſtankes hin und wieder dieſen Nahmen führer: 
2, Eine Perfon, welde aus Vorwig alles durchfucht oder durchs 


ftänkert, im verächtlichen Verftands, (Siehe Stänkern.) 3. Eine. 
Per ſon, welche gern unnüge Streitigkeiten anfängt, ein Jänker; 


ingleichen, welche duch Berdegen Uneinigkeiten unter andern 
Fiftet. S. Stänfern. 

Die Stänferey, plur, die— en, 1, Ein erregter Geſtank; obue 
Plural, Bine Stanfırey.anrichten. 2. Die vorwigige Durchſu⸗ 
chung: fremder Sachen; ohne Plural, 3. Ein Zank, unnüger 
Streit, befonders ein unter andern ohne Noth verurfachtes Ge⸗ 
‚zünt, ©, das folgende. 

Stäntern ,.verb. reg. neutr, mitsdem Hülfsworte ‚haben, 
1, Als das Fterativum oder Intenfivum des Activi ſtinken, fo 


. fern es ehedem auch riechen, den Geruch zu empfinden fuchen, bes _ 


deutete, iſt ſtänkern eigentlich, den Geruch mit mehrntahliger und 
heftiger Einziehung in die Naſe zu empfinden, und dadurch zu ent 
decken fuchen, wofürim gemeinen Leben auch fhnobbe:n üblich 
if. Man gebraucht es nur figürlich für, aus Vorwitz durchfuchen. 
»Im Saufe herum ftänfern. Ein Buch durchſtankern, durch⸗ 
fuhen. Etwas aufflänfern, auffuchen. In Weißen lautet es 
in-biefer Bedeutung, und vielleicht richtiger flankfern. 2: Als 
dns Factitivum von ſtinken, einen Geſtank verurfächen, Se auch 
inden Zuſammenſetzungen einſtankern, durchſtankern. 3. Eis 
nen Zank, Streit, Händel anfangen, ingleichen andere zu uunds 
thigen Händeln reigenz alles nur in den gemeinen — 
So auch das Stankern. 
Anm. Im Riederſ.gleichfalls ſankern. Die — Bedeutung 
Füße ſich füglich von Stank, ſtinken, ableiten, es kann aber in 
der ſelben auch vermittelft des n euphonici, welches die Gaumen⸗ 
Laute fo gerne begleitet, von dem Niederſ. ſtaken, aufſuchen, ſtö— 
bern, Hören, abſtammen, wovon man daſelbſt auch ftakeru ſto⸗ 
chern oder ſtöchern hat. Wenigſtens ſtammet die dritte Bedeutung 
am wahrſcheinlichſten von dieſem Worte ab; dem im Niederſ. 
iſt Quadſtaker und Stakebrand, ein Menſch, der duch Verhet⸗ 
zung, Zank, Streit und Händel ſtiftet, und upſtakern, aufhetzen, 
derhetzen. In Schwed. iſt Nuka, cum — ferri. 

Der Stamniol,- ©. Stagnol. 

Die Stenze, plür. die — m bey den Gürtlern, side kurze meſ⸗ 
ſingene oder ſtählerne Platten mit einer Vertiefung in dee Mitte, 
in welcher diejenige Figur gegraben ift, welche ein Stüd Arbeit, 
fo darin getrie ben oder geſchlagen wird,befommen fol. Etwas mit 
tanzen oderinder Stanze treiben, im Gegenfage deg Trei⸗ 

bens qus freyer Hand. Daher der Stanzenfiämpel, ein zu 
jeder ‚Strange geböriger Stämpel, welcher an dem einen Ende 


OR 


— 


Der Stapel, des —s, plur. ut nom. fing. ein ort, welches 


een a 


; etwas rund ifk, das- Blech damit in * zu Häring der 
- Sesnzenbammer, ein ſchwerer Hammer, womit dabey auf dem 
Stampel geſchlagen wird; der. Stanzenbunzen, Bunzen mital- 
lerley erhaben gefehnittenen Siguren auf ihret Spise, die Sianı 


zen Damit auggugierei, 


Anm, Bey den Goldfehmicbeitgeißt diefes Werkzeug die Stam- 
pfe. Es fcheinet, daß auch Stanze von eben der Bedeutung iſt, 


da #8 denn verinittelft des Ziſchlautes von dem alten Oberdeutſchen 


tunfen, tinfen, deinfen, ſchlagen, ffämpfen,tundere, abfiammen. 
könnte; wenn nicht vielmehr die Furze abgeftumpfte Geftalt dee 
Stammbrgeiff if. Im Niederd. iſt Stunzel, ‚ein kurzer, dicker 
Menſch/ und im Schwed. Runt, abgeſtutzt. 


vorzüglich in der Niederdeutfchen Mundart einheimiſch, und aus - 
derfelben auch in die Hochdeutfche aufgenommen worden iſt, in 


der Oberdeutſchen aber Staffel lautel. & konmt in einer dop 
4,8. in Meißen ift der Their’ oder das Wagenfchinier unter - - 


pelten Hauptbedentung vor, 
1. Ein Pfahl, eine Stüge,eine nurin einigen Fällen * Bw. 


‚genden gangdare Bedeutung. So werden inden Salzwerien die - 


in die Erde gegrabenen Pfähle, worauf die Sogbäume geleget wer⸗ 
den, welche die Pfannen tragen, Stabeln, Stapeln, oder tichtie . 
ger Stapelgenaunt, an deren Statt man ſich auch wohl gemauer⸗ 
ter Pfeiler bedient, Aug wenn man die Pfannen reiniget, werden 
fie niedergelegt, und an einer Seite ein Stapel, .d,i. eine Stüge, 
‚antergefegt. Der Hedpfahk, ober derjenige Pfahl, woran das . 
Hed oderdieniedrige Gatterthür in. den Zäunen u, ff. befeſtiget 
ift , beißt in Niederfachfen bänfig der Seftapel. Im Angel, 
iſt Stapul gleichfalls ein Pfahl. Es ift in diefer Bedeutung if 
«dem Latein. Stipes, den Deutſchen Stab, Stubbe, ‚Sioppel, 
Steif, u.f.f. genau verwandt: 

2. Ein Haufe mehrerer Dinge. (1) Eigentlich, in — 
Verſtande es vorzüglich in Niederdeutſchland gangbar iſt; Rie⸗ 
derf.Stapel, Engl, Staple, Schwed. Stapel, und ſchon im Sa⸗ 
liſchen Gefege Staplus. Ein Stapel Holz, ein Holstagel, 
‚ein Haufe ordentlich aufeinander gelegten Holzes. Ein Stapel 
Thaler, in Niederfachfen, ein Hanfe anf einander gefegter Se 
ler. Auf einen Stapellegen, auf einen Haufen, eben daſelbſt. 
"Ein Stapel Volks, ein Haufe Volks. Am Hochdeusfchen höret 
man eg in diefer Bedeutungfelten,_ außer etwa im gemeinem Ler 
ben, Sp feßendie Gärber ihre: Hänte i in Stapel, wennfie fels 
bige in Haufen legen. # 

-(2) An engerer und zum Theil figürlicher Bedeutung. ka) Eis 
Unterlage, ein Geſtell, Gerüſt, worauf etwas ruhet ; vorzüglich 
auch im Niederdeutſchen. Es können zu .diefer Bedeutung auch 
die oben aus den Salzwerken angeführten Arten des Gebrauches 
gerechuet werden. Beſonders iſt es im Schiffbaue die Gruudlage 


— 


* 


oder das Gerüft, worauf der Kiel oder der Boden eines Schiffes 


fo fange daran gebauet wird, ruhet. Daher die R. A. ein Schiff 
auf den Stapel ſetzen, anfangen daran zu bauen, den Grand . 
dazu legen. Es vom Stapel laffen, es in das Waſſer laſſen, 


»welches geſchiehet, wenn der ganze Bau gezimniert und bisauf 


die dritte Planke verkleidet ik,- Ju weiterer Bedeutung wird auch 
„wohl der ganze Platz, wo Schiffe.gebauet werden, der Stapelge- 


ein Stapel. (b) Ein Ort, wo man etwas auf eine Zeitlang in’ 


Saufen niederlegt. Dabrr war golzſt ar el im Niederdeutſchen 
ehedem fo viel als ein Solzkalt. Figürlich wurde ehedem in den 
- nördlichen Gegenden Dentſchlandes eine Meſſe, ein Jahrmarkt. 
häufig ein Staprl genannt, weil die Waaren elsdann in Menge 
‚an einem folben Orte niedergelegt werden; 


Scwed. Stape: Dar 
her die Stapeiiiabe eprdem einejide mit-«einem Jahrmarkte ver⸗ 


ſehene Stadt war. In en — noch jrtzt a Bedeutung ift 


IL REEN 


naunt. Im Schwedifchen beißt auch ein hölzer ner Glockenthurm, : | 


je. 
— 


Pr AT. 
— 


ver — ie 8 geſetzliche Riedetlag⸗ deisiffer. 
+ Waaren an einen Dr, und das Recht, welches gewiffe Handels: 










5. Btupelveche ; daher auch ein mit diefem Rechte verſeheuer Ort in 


wird, Die Oberdeutſchen baden das Wort in diefer Bedeutung 
- and, ſprechen esaber alsdann Staffel aus. Engl. Staple, Ital. 
Stapola, Frauz. Etape, immittlern Lat. Eltapula. (ec) Auf 
der Infel Rügen führer das gu Bergen befindliche Landgericht deu 
- 2 Hahmen des Stapels; vielleihtvon Stapel, ein Jahrmarkt, 
weil es etwa urfprünglich nur anden feyerlichen Jahrmärkten ger 
Halten worden, 


Saufens find in ihrem Urfpeunge nahe mit einander verwandt; 
GS. Stab, Staffel, Stufe, Stifeu.f.f.) Im Lat. if flipare, 
aufbäufen undStipes, ein Pfahl, inBöhm.aber kawiti, ſtellen. 
In der Bedeutung einer er eglichen Niederlage der Waren leiten 
es Friſch und Ihre vordem Lat, Stabulum, ein Stall, Bude, 
Magazin, ber; allein man bleibe mit Wachteen, füglicher bey 
der Bedentung eines Haufens ſtehen. Das Niederf. Stapel, ene 
Seuſchrecke, gehöret zu fapfen, ſchreiten, fpringen. 
Stapelbar, adj. et adv.dem Stapelrechte unterworfen. Sta⸗ 
pelbare Waare, welche, bey ibrem Durchzange durch einen Sta- 
—* deſſen Bezirk, auf eine gewiſſe Zeit zum Verkaufe nie⸗ 
F —2 werden müſſen; Stapelgüter, Stapelwaaren. Im 
Oberd. Kaffelbar. 
Die Stepelgerechtigkeit, plur, inuf. im Oberd. Staffelge: 
rechtigkeit, S. Stapelrecht. 
Das Stapelgut, des — es, plur, die — süter , im Oberd. 
Staffelgut, S. Stapelbar. 
Stapeln, verb. reg. welches im Niederdeutſchen am üblichften 
if, wo es in doppelter Geſtalt gebraucht wird. 1. Als ein Fteu: 
trum mit dem Hülfsworte feyn, mit langen hoch aufgebobenen 
Beinen langfam daher fehreiten. Sehr ernſthaft einher Kapeln. 
Geſtapelt Fommen. Es geböret hier zunächft zu Stapfe / und 
ſtapfen, iftaber doch. mirdem folgenden nabe verwandt... 2. Als 
ein Aetivum und zunächſt von Stapel, ein Haufe, ‚ordentlich in 
— Saufen legen, auf einander legen; Schwed. ltapla, Holz auf 
einander ſtapeln. Es wegſtapeln, es an einen audern Ort auf 
einander ſchichten, damit es wegfomme, Aufſtapeln/ auf haufen. 
So auch das Stapeln. 
Stapelplatz, des — es, plur, die — pläge. ı „Bon Sta⸗ 
pel, Jahrmarkt, Meſſe, ein jeder Händelsplatz oder Hafen, in 
welchem Handlung getrieben wird; in weichem Verſtande es beſon⸗ 
ders in den nördlichen Gegenden Deutſchlandes und Europens üb⸗ 
lich iſt. Beſonders werden in Schweden die vier. und zwanzig 


Ein⸗und Ausführung der Waaren nad) ausländifchen Orten zu 
fahren, Stapelpläge oder Stapeltädte genannt. Da Stapel 
im Oberdeutſchen Staffel lautet, welches mit dem verwandten 
+ Staffel, Stufe, feichtverwechfelt werden Fönnen, fo ift es ſehr 
woaheſcheinlich, daß die Franz. Echelle, ein Handelsplag in der 
" Levante, und Efcale, ein Handelsplag in Afrika, ungeſchickte 
Aberſetzungen des Deutfchen Stapels find, pon welchen Wörtern 
die Franzöfifchen Wortforſcher fo viele ungereimte Ableitungen 
"gränmen, Auch im Ftaltänifchen wird Stapel, Handlung, Nie 
derlage haufig duẽch Scala überfegt. 


tung, iſt der Stapelplag, wenn es eine Stadt iſt, die Sta⸗ 
, pelhast, ein Dit, weicher mit dem Stapelrechte in engerer Ber 
J Deutung A: im Oberd. Staffelplag, —— 


Dun .. frädte baben, nach welchen adedurchgebende Br daſelbſt auf 
=... eine gewiffe Zeit zum Verfaufe niedergeleget werden müffen, das - 


engerm Verſtande ein Stapelplat oder eine Stapelkadt genannt _ 


Ynm, Die Bedeutung eines Pfahles, einer Stüge und eines : 


Städte, weiche das Hecht haben, mit ihren eigenen Schiffen zu 


2, In engerer und. guch ‚im Hochdeurfhen bekannter Bedeu⸗ 


ef | 7.208 

Das Stapeleicht, des — es plur. inuf, 1. * Das Recht, 
„Jahr märkte zu baben, und Handlung gu treiben, vor ganzen Dir. 
tenz eine im Hochdeurfchen unbekannte Bedeutung. 2. Fin eugeru 

Berſtande, das Recht, welches ein Ort hat, daß alle oder doch ger 

wiſſe durch denſelben, oder den ihm augewieſenen Bezirk gehende 
Waaren eine Zeit lang daſelbſt zum Verkaufe niedergelegt werden 
müſſen; de Stapelgerechtigkeit, die Niederlage, das Nieder⸗ 
Tagsrecht, im Oberd. das Staffelrecht, in Cöln das vent-Kecht, 
von dem Lat. venum, feil, oder vendere ‚werfaufen, 

Die Stapelftadt, plur. die — fäsıe, ©. Stapelplag. 

Die Stapelwaare, plurn die — n. 2. ©, Stapelbar. 2, Die 
vornehmſte Waare eines Ortes oder Landes. Wollene Zeuge find 
Englands Stapelwaare. 

*Stapfen, verb.reg, neutr. mis dem Hälfsworte haben, im Ge 
hen feſt aufereten, und in weiterm Verſtaude, geben, fleigen, 
ſpriugen u. ef. ein im Hochdeutſchen veraltetes, ehedent aber ſehr 
gangbares Wort. (S. Fußſtapfen, welches noch davon übrig if. 
Es ift eine Onomatopöte des dumpfigen Lautes, welcher mit dein 
feften Auftreten im Gehen und andern Ähnlichen Bewegungen ver⸗ 

bunden iſt, und muß als ein Verwandter von Staffel, Stampfen, 
Tupfen, Tappen Stumpf, Stufe angeſehen werden. 

Der Star, ©. Staar und Stahr. 

Der Star, der Schafbock, S.Stähr. 

Das Star, oder Stär, des — es, iplur. die —g, und mit eis 
nem Sahlworte, ut nom Ang; ein nur in einigen Oberdeutſchen 
Gegenden übliches Wort, wo es fo wohl ein Maß als auch ein Ge⸗ 
wicht bezwichnet, 1. Als ein Maß erkläret Friſchlin es durch 
24 Simmer. 2, Als ein Gewicht ift es beſonders in den Tiroliſchen 
Bergwerken üblich, wo esmit unferm Zentner überein kommt, ge- 
meiniglich Starlaufer, und 208 bis ı 10 Pfund hält. 

Anm. Huch im tal. ift Stara, ein Getreidemaß, welches Friſch 
mit dem Deusfhen Worte als eine Zufammenziedung des Latein. 
Sextarius, anſiehet, wovon in einigen Oberdeuiſchen Gegenden 
auch Sefter üblich if. 

Stark, färfer, Kärkſte, adj, et adv. ein Wort, welches über⸗ 
banpt dem ſchwach entgegen gefetet if, und eigentlich den Bes 
geiff der feſten Berbindung feinen Theile und der daraus erfolgene 
‚den Härte, Unbiegſamkeit und Unbeweglichkeit hat. - 

1. * Eigentlich „ wo es chedem für hart und das nahe vers 

wandte ſtarr gebraucht wurde, im Gegenfüpe des weich oder 

ſchwach in der erffen veralteten Bedeutungs Stark lo ko Rein, 
Sttfried, fo hart wie ein Stein. Am Schw. iſt Hark, 
ſtarr, unbeweglih. Das Griech. gugeog, sepaag, ſtarr, nud 
dag Lat. durus, hart, dem nur der Ziſchlaut mangelt, ſind 
nahe damit verwandt, 

‚2. Figürfich, wo es non verfchiedenen Eigenfe haften der Dinge 
üblich ift, welche die Harte und Unbiegfamfeit gemeiniglich zu bes 
- gleiten pflegen. (1) Bon der Förperlichen Größe; einen beträcht⸗ 
lichen Uinfang dee Maffe, uud. zwar nach allen Richtungen, befon« 

ders aber der Dicke, habend, wo es oft ein auftändiger Ausdrud 
‚für dick if, ohne doch den folgenden Begriff der Damit verbundes 
nen Kraft anszufchließen. Stark von Gliedern ſeyn. Dick und 
sftarf werden. Ein großer ftarker Mann. Alle Tage ſtärker 
werden, corpulenter, an Maſſe zunehmen, befonders in der Dicke, 
Ein farker Baum, im Gegenfaße eines ſchwachen. Ein Farkes 
Reis. Lin ſtarker Strom. (2) In Anfehung der Zahl oder Menge 
der Theile, aus vielen Theilen oder einzelnen Individuis beftehend. 
Ein ſtarkes Krieges heer, oder zahlreiches. Die Armee iſt hun— 
dert tauſend Mann Fark, Es war eine ſtarke Geſellſchaft da, 
die Geſellſchaft war ſehr ſark. Sin ſtarkes Gefolge haben. 
„Si einen ſtarken Anhang machen. Eine ſtarke Samilie ba= 
ben, Wie ftarf if. die Samilie? Aus wie viel Perfonen be 
33 fiehıt 


Mar: 


< eine fr Seftung, ein ſaarker Thurm. 


Fem Ungeſtüm. Weiße. 


5 209- St © 


Asa? Srarke Auogäben haben, vieler 6) Zu ifeßung: 
der Zeit und des‘ Raumes. Sine ſtarke Meile, eine ſtarke 
Stunde. (4) In Auſehung der Kraft; viele Kraft, d. is viel‘ 
"Vermögen habend, Widerftand zu überwinden; fo wohl von der- 


Bl NR Re A 20 7 aeg f) 


Ste 


—————— in. PR BR sa man, — 
Dohfen häufig einen Stier zu neunen pflegt, (©. Diefes Wort), 
Ralb bezeichnet das Findifche, Stier und Stärke das —— F 
Bub und Ochs aber das mãnnliche Alter dieſer Thiere. } 





Törperlichen Stärke, Förperlichen Widerftand zu überwinden, in Die Stärke, plur, inuf, das Abftractum von dem Bep- und Ne⸗ 


ſtarker Mann. Stark ſeyn, ſtark werden. Das Recht des 
Stardern, das ewigr, allgemeine und ununifchränste Hecht: der 
Eine ſtarke Natur haben. 
Starte Speife, wolche ſchwer zu verdauen iſt. Ein ſtarkes Seil, 
eine harte Leinwand, ein ſtarkes Tuch Eine ſtarke Brücke, 
Das Schiff if ſehr 


Hark: gebauri: Eine fiarfe Hauer, ein ſtarkes Gebäude. 


Als auch von andern Arsen des: Widerflandes,: ‚Lin ſtarker 


Bert Ein ſtarker Deritand, welcher ungeachtet aller Hinder⸗ 


niſſe tief in den Zuſammenhang der Dinge eindringet. Ein ſtar⸗ 


kes Gedaächtniß haben. Ein ſtaxder Geiſt, eigentlich, welcher 
Allen Reitzungen zum Gegentbeil, und in engerm Verſtande, wel⸗ 
cher allen Vorurtheilen Widerſtand leiſtet. Sin ſtarker Be⸗ 
weis’, ‚welcher alle Gegengründe eutkräftet. Stark in einer 
Kun oder Wiſſenſchaft ſeyn, viel Fertigkeit oder Finficht in der⸗ 
filbenbefigen. Ingleichen in einigen engern Bedrutungen. So 
neuner man gewiſſe Arten von Östräufen, welche ſchnell und ſehr 
werklich auf die Rerven wirken, ſfarke Getraänke, Pin far si 
Bier, ein ſtarker Wein, ein ſtarker Eſſige Go wie eine jede Arze⸗ 
ney Fark heißet, wenn fie mit mehr Kraft, als der Widerſrand befißr,, 


mirfet. Starke Ausdruckẽ, welche ſehr merklich auf das Gemuth 


wirken. Ein ſtarkes Gemahlde⸗ welches lebhafte Empfindungen 
hervor dringet. (5) Da es denn oft eine Jutenſton ausdruckt,ei⸗ 
nen hohen Grad der innern Kraft zu. ‚begeichnen; für ‚beftig: Bin- 
farfer Rau, ein / ftarker Geruch, ein fharken Wind, ein 
farfer Regen. Divgunger wardfiarf; "Kön,25; 3. Stark. 
ſchallen, ſtark ſchreyen, ſtark vufen. Eine ſt ark⸗ Stimme, ein: 
ftaͤrker Donner Ein finrfer Schlag: Starke CLeibenſchaften. 
Lin ſtarkes Sieber, Es jind fiarfe Anzeigen davon vor- 
Banden: Bin Farfer Schlaf, ein Bnrfes Seuer, ein fiarferr 
Brand, eine ſtarke Kälte. Lin flarfer Glaub eine ſtarke 
Soffnunge Durch das Geſtrauch reißt ſich das Roß mit ſtar⸗ 
Stark laufen, Sehen, fieden, ziehen, 
fechten, weinen, anklopfen, zweifeln u. ſef. Man redet ſtark 
davon. Sich etwas Hark einbilden. Stark an etwas den=: 
ten. Mimm re dir nicht ſo are zu verzen, fo ſehr. 
i gene: inen Sprecharten ift es bier in vielen Füllen gebrändhlich, wo 
die edle und auſtandige Sprechart es nicht kennet. überhaupt 
kdommt es bier, ſo wie ben den meiſten ähnlichen intenfiven Wör⸗ 
tern anf den Gebrauch am, ob er dieſes oder ein auderes in jedem 
einelnen Fate hergebracht hat. (6) *Im engften Verſtande iſt 


In den 


Sin ſtarker Magen. 


farf, doch nur in einigen Oberdeutſchen Gegenden, fo viel als 


ranzig, von Fett und ferten Dingen; Starke Butter, rauzige. 
Dev Speck ih Jark. Ohne Zweifel don der ſtarken widerwärtigen 
Empfindung, diediefr Eigenſchaft verurſacht. 
Anm; Schon ben dem Aero harch, bey dem Ottfried fkark; 


"in Schwed lark Esifmitfiere, — geoeog, dem Siaben. 


ſtar groß, und andern hnlichen nahe: verwandt. 
Die Starte, oder Starke, plure die — m, ein vornehmlich in 


Riederdentfehland Abliches Wort, eine junge gemeiniglich zwey⸗ 
jabt ige Kub zu be geichnen, welche noch nicht getragen bat, oder; 


zumrerften Mahle irẽ? gtz im Meißen die Särfe und Mofa, Im: 
Hamıpv: Quene in anderw Öegenden die Schelbe/ Kalbe, bey: 
tem Aberus Stollin. 

Anm: Im Niederſ Sterke, im Holänd: Stierick.. Friſch 
laſtet ẽ nou gegsag, Merilisz abftanıme, weil eine: Starke ge- 


nte imiglich noch nicht getragen hat, Alltin es [cheiner vielmehr das 


benwort ſtark welches der Schwäche entgegen ſtehet. 

1. Als ein eigentliches Abftractum, die@igenfchaft eines Dinges, 
da rs ſtark iſt, wo es in alfen Bedeutungen diefes Wortes, außer 
der veralteten eigentlichen gebraucht wird, - (1) Bon dem körper⸗ 
lichen Umfange, defonders als ein anftändiger Ausdruck fürDide, 
ohne doch den Begriff eines beträchtlichen Grades der Kraft aus 
zuſchließen. Die Stärke Ser Glieder, des Leibes. Der Baum: 
halt 20 Zoll in dev Stärfe, (2) Von der Zahl und Menge; 

Die Starke eines Briegesheeres, eines Saufens, einer Samilie- 
"mLh (3) Bon der Zeit und dem Raumes; obgleich felsener.. 
. Die Stärke der Stumde, einee Meile. (4) Am bänfigften von. 
„einem beträchtlichen Gräde der Kraft,. oder einem heträchtlichen 
" Grade des Vermögens, Widerfkand zu überwinden, wiederum in 
allen den Fällen , in welchen das Beywort gangbarift. Leibes= 
H#ärke, Riefenftärfe. An Stärke zunehmen. Kine große: _ 
‚Stärkein den Armen haben, Die Stärke der Seele, vd 
dächtniffes, des vVerſtandes, der Beurtheilungskraft u ſaf. 
Laß dieſen verluſt deine Starke nicht beugen, die Stärke dei⸗ 
ner Seele. Die Gelaſſenheit ziehet ihre Stärke aus dem Be⸗ 
wußtſeyn höherer Güter, als die ſind die wir entbehren, Bell,. 
Ingleichen, die Stärke einer Seftung, -einer Mauer, eines: , 
Zeuges, des Weines u. ſ.f. Da es denn (5) eben ſo oft auh - 
als eine bloße Intenſton, einen Hohen Grad der innern Kraft eines: _ 
-Dinges augdrugt. Die Stärke der Leidenſchaft, des Same * 
zens, des verluſtes u. ſ. fi. | 
2. Der Drt, woein Ding feine vorzligliche, Stätte PER RR 
im Gegenfage der Shwäche. So wird bey vielen Künftleen und 
Handwerkern der dickſte und ſtärkſte Theil eines Dinges deffen 
Stärke genannt, An den Degen und Nappierflingen heißt in 
der Fechtkunſt der Theil von dem Stichblatte big zur Mitte dee: 
‚ Klinge, die Stärke, weil die Klinge- bier mit der- —— 
wirket, welcher Theil denn wieder in die ganze un halbe⸗ 
Starke getheilet wird. Auch in der Ringekunſt bat man ſo wohl | 
am Kopfe, ‚als an den Armen, und dem. keibe die ganze. wu 
halbe Stärke. BR 

3, Was-fark/ d:i, ſteif — doch nur in — Filen 
‚So iſt die Stärke, oder weiße Starke das von feinen alka _ 
liſchen Theilen geſchiedene und getrodinete Weigen oder Dinkel⸗ 
mehl, weil man die Wäſche damit zu färken, d. i. Rleifzu mas 
chen pflegt; Engl; Starch, Schwed. Stärkelfe, Niedergsstin 
vels, Helländ. Styfsel:.. Im gemeinen Leben pflegt man and: 
die klar gerithene bians Smalteblaue Stärke (Niederf. Ylatiels), 
zu nennen, weildie Wäſcherinnen fie unter die weiße Staärke zu pe 
mengen ‚pflegen, der geſt reiften Wãſche daducch ein blauliches 
Anſehen zu geben · 

Anm Als ein Abkraetum ſchon bey Sem Rotke Starchi,im: 5 
"Schwabenfpiegel Sterke für Tapferkeit, —— ðiyrka im⸗ — 
————— — 

Stärken, verb.reg: act. flarf; oder ſtärker machen. 1: Indei: 
eigentlichen Bedeutung diefes Wortes, wo es noch in einigen Fäls- F 
len für ſteif machen oder ſteifen gebraucht wird, So fiarfen die: 
Weber den Aufzug, wenn fie ihn mit einer Art’ Kleifters: Steife: 3 

und Stärfeertheilen, wofür doch in vielen Gegenden ſchlichten 





Ablicher iſt. Die Wãſcher innen ſtarken die Wäfche, wenn ſie ſel⸗ 


bige mit Starke fleif. machen 2. In den fiatislichen Bedeutuu⸗ 
gen des Wortes Bart, () Inden beyden er ſten der Dicke vud 4 
der Zahl enge nach ſtarler madru;. in welchen es aber ver⸗ 
altet⸗ 








— — * — — ie 6 m 


RR  päufgleuifes in der vierten, mehr Stärke, oder einen beträdht: . 
‚chen Grad der Kraft verleihen. Stärkende- Arzeneyen, bey 
den Slczten, welche die ſchwachen Fiebern.des Körpers flärker mar 
hen. Von vielen Dingen, 5. B. dem Weine, ben Gewüugen 
u. ff. fage man, fie ſärken ben Korper, wenn fie nur die Rees. 
ven auſpaunen oder reitzen. br Umgang hat mich in. der Tu⸗ 
gend geſt arket. In engever edentungsift Härken, Zeoft, in⸗ 
gleichen Munterfeie, Thätigkeir'vecleiden. Binen Befümmerten 
t duch feinen Zuſpruch ſtarken. Jemanden im Guten ſtarken. 


Sp auch die Stärkung, nicht allein von der Handlung des Stär⸗ 


tens, doch nur im Agfirlichen Berftaude, weil von der Wäfche 
des Starken üblich iſt; ſondern auch ‚von ſtärkleuden Dingen, J 
gleichfalls nur in der letzten figürlichen Bedeutung. 
Anm. Bey demKero kellarachen, bey dem Notker kerchen, 
Ebedem gebrauchte man es auch für beftätigen. ! 
2.0. Diei anders in der Schrift der: Juden aufgemerket, 


Wird durch Bezeugungen der geiden auch geſtärket, Opitz. / 


Welche Bedeutung aber im Hochdeutſchen veraltet it. Vor Alters 
hatte man zu dieſem Activo auch das Neutrum ſtarken, ſtark wer⸗ 
den, wovon ———— erſtarken noch Im Oberdeutſchen gang⸗ 
bar iſt. 

"Die Starkgeifterey, else inul. ein vor einigen aus dem Aus⸗ 

drucke ſtarker Geift gebildetes Wort, diejenige Fertigkeit zu. be: 
zeichnen, da man die Lehren der geoffenbarten Religion als Vor⸗ 
uͤrtheile zu beſtreiten und zu verwerfein ſucht. 

‚Der Stärffleifter, des — s, plur. inul. ein aus Stärke, be⸗ 
reiteter Kleiſter, zum Unterfchiede.von dem Mehlkleifter 


Das Starkkraut, des — es, plur. inul in einigen Gegenden 


ein Rahme verfchiedener Kräuter, von welchen man — alanbe 
te, daß fie fo machen oder Stärke verjeihen Fönnten. Des 
Orantes odırDorantes, Antirrhinum Orontium — (S, 
ran. ) 2. Einer Pflanze, welche in Lauguedok und auf der Ins 
ſel Creta einheimiſch iſt; Catananche Linn. wo aber. auch. die 
‚Benennung einen andern Grund haben kaun. 


Der Starkmacher, des—s, plur. ut nom, fing.-ein:unzünfe 


tiger Handwerker, weldjer Stärke mächt, oder wielmehrden veges 
tabilifhen Theil des Mehles von dem alfalifchen fheider, da denn 
der erfie den Hahmen ver Stärke bekommt S. Stärke 3. 

DAR Starkmehl, des—es, plur. inuf, das aus der Stärke 
“bereitete Mehl, d. i der eigentliche vegerabilifche Theil des Weir 

eeuns und anderer Getreidearten, in Geftalt eines Mehles; Kraft: 

en mehl, im Dberd, Ammelmehl. S, ‚Stärke 3. 

Die Stärkung, plur. die—en, S. Stärken. 

"Die Stärkwsiche, plur. car. in der Hauspaltung die kleine und 
‚feine Wäfche, d. i. leinenes Beräth, welche nach dem Wafchen ge= 
firker oder ıhit Starke ſteif gemacht zu werden pflegt, S 

"Das Starkwaſſer, des—s, plur. inul, Waffer, in welchen 
Starke oder Starkmehl aufgelöfet worden, Bey den Stärfma- 
chern iſt es die noch mit Waffer vermifchte Stärke, welche in dem 
Tretfaſſe ans dem eingeweichten Weigenfchrote getreten wird... 

Der Starofk, des—en, plur. die —en, Fämwin, die Star 
finng ein eigentlich Slavonifches Wort, welches befonders in Poh⸗ 
Ken üblich ift, einen vornehmen Beamten zu bezeichnen, welcherein 


königliche⸗ Schloß mit dent dazu gehörigen oft auſehnlichen Ge⸗ 


blethe verwaltet, die Gerechtigkeit in dem elben Handhabet u.ſaf. 

und ungefähr das iſt, was ebedem die Grafen in Deuſſchland wa⸗ 
em. Daher die Staroftep, die Würde eines Staroften, noch 

; * mehr aber das Gebieth, über welches ſich deſſen Aufficht und Here⸗ 
ſchaft erſteecket. Die erſte Hälfte dieſes aysländifchen Wories iſt 
das alte Ölavonifibe Star, alt, ohue Zu weifel, weil diefe Würde 
ehedem nur alten verdienten Perſonen auigeisagen wurde, da es 


at ie 


benn auch hierin mit Graf überein Formen wirde, wenn dieſes, 
wie viele glauben, von grau, alt, bejahrt, abſtaumen toller. 

‚Starr, —er,— eſte, adj. et adv. in einem hohen Grade Reif 
und unbiegfam, beſonders von Dingeitwvelche weich und blegſam 
‚entfallen, a, Eigentlich, Die Glieder werden dor Kalte 
ſtare. ginen ſtarren Arm haben. Starr da ftehen. Starr 

„werden, Die Kälee halt den Teig zufammen.und markt ihn 
ſtarr, ſehr ſteif. Starre Leinwand, fleife, -». Figürlich: (1) 

Zemanden ſtarr anſehen, mit offenen underwandten Augen; 
Niederſ. ſtier, Kekel. Ein ſtarrer Blick. Ich hieng ſtarr an 
Seinen Blicken, Dufch. 

Dem arten Zug entfiel der Wehmuth fanfte Zahre⸗ 
Weiße. 

+42), Ein ſtarrer Sinn, eine unbiegfame Gemürhsfäffung, da man 
sallen Gründen hartnäckig widerſtehet, Giche Starrkopf un 
Salsikarrig; 

Anm. In ———— ſturr, im Schweb. kark und flarr, im 

Walliſiſchen ohne Ziſchlant terrig. Es iſt mit ſtorrig nahe ver⸗ 
wandt, und w# aus dem derdoppelten r erbellet, ein Jatenſidum 
von einem. veralteten ſtar, von welchem auch ſtark abſtammet. 
Ehedem war im Oberdeutſchen für ſtarr auch rag üblich, welche⸗ 
augen ſcheinlich zu dem eſchlechte des Lat. rigidus gehöret. 

Stareblind, adj.etadv. völig, ganz blind, im gemeinen Leben 
auch Fow@blind. Smerblind feyn, völlig btind. Bey dem Hang 
Sachs ſtaren blinde, im Riederbeutfchen ſtarblind, Augelf,laer- 
blind, Eugl. und Dän.ltarblind. Man leitet die erfie Sylbe 
grmeiniglich von Staar, Felllanf dem Auge, ber, und will es das 
‚ber auch mit den Niederdeutſchen Karblind oder Haarblind ges 
»fchrieben haben, Allein, da im Hochdrutfchendas.r unlängbar 
doppelt lautet, das a aber kurz iſt, ſo ſcheinet es von ſtarven abs 
zuſtammen, nnd eigentlich die ſtarre Beſchaffenheit eines oöllig 

blinden ‚Auges zu bezeichnen. 

Sie Starre, plur. car.die: fehlerhafte Eigenfhaft eine? Dinges, 
da es ſtarr if, einnur in Zalsſtarre übliches Wort. Sſdaſſelbe. 
Staͤrren, verb, reg. neGer. mitdem Hülfsworte ‘haben, ſtart 
ſeyn oder werden. i. Eigentlich. Die Singer ſtarven mir vor 
Kalte, wofür doch erſtarren üblicher if. Die Adern ſtarren wie 
‚ein Aft, Hiob 40, ı2, leider, welde von Golde ſtarren 
Bor Hochmurh Karren. Kann ich meinem Herzen ‚gebierbin., 
daß es nicht. mehr folast, uns meinem Blue, Der es ſtarrt? 

Weiße. 
Ihm ſtockt fein Blut, bin Haret JasHaar, Wiel. 
DSas chon gezuckte Schwere 
Starrt in des Würgers Hand, eben def. 

. 2, Figürlich, mit ſtarren, unverwandten Augen auſehen. Auf 
etwas ſtarren ‚es anſtarren; im Niederſ. ſtieren, ſtarogen. 
So auch das Starren. 

IE Km. Im eee aren, im Angelf. ſarian, im Island. 
Rara, in Engl. ſtare, von welchen allen unfer Karren und des 

Sihwer. ftirra das Intenfiom fl. - Inden gemeinen Spree 
arten bat man von diefem ein neues Inteuftvum ſtarzen, im ho— 
ben Grade karren, weiches aber der-anfländigern Sprechart uns 
befanne Hi. 

&: arzig, —er, — ſte, adi. et advs ein im Oberdeutſchen 
für ſtarr übtiches Wort. Ein ſtarriger Hals, ſtarriger Sin 
Die Hochdrutſchen kennen es nut in dem zuſammen geſetzten hals⸗ 
ſtarrig. 

Der Starrkopf, des — plur. die ⸗köopfe, eine ſtarre, bals⸗ 
ſtarrige, unbiegfame Grmütbsart, ohne Plural; der Starrſinn. 
Einen Startkopf haben. Jugleichen, eine mit — ſolchen Ge⸗ 
mütbsart begabte Perfon, ‚Ein Stavrkopf.feyn, Im Niederſ. 

Senerkopf, Stieffopp, Sciefnacke. — 

KEN R zer 


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303 S f a 


Starrkopfi, —er, —fe, adj.etady. einen Startkonf, hohen 
Grad. des Eigeitfinnes, der Unbiegfamfeit des Gemürhes habend ; 
ſtarrſinnig, ſtarrköpñg ſeyn. Im Niederfs ſturrkopped, ieh 
kopped, ſtiefnacked Swed. Ayfuackot. 

Die Sterrlenwand, plur. car.in einigen Gegenden für. fatre 
Leinwand oder fieife Leinwand. 

Der Startfinn and Scarrfinnig, ©, Starrfopf und Starr⸗ 
kopfig. 


* ER 7 


‚Die Startfischt, plur. car. bey den Arzten, eine Art der Fig - 


mung eines oder mehrerer Glieder, da feldige ſtarr und unbiegſam 
werden und bleiben; catalepfis. 

Stät, — en, —Hr, adj. et adv. ein mit Staat, State uff. 
von Hrben abſammendesWort, welches nur noch in einigen figür- 
lichen Bedeutungen üblich ifk. 
desunftäe. State Augen. Die Yugen ſlät suf etwas richten. 

Bine hate Zuverficht, Maceab. 15,7. 2.* Sangfam, ingleichen 
ftilf, rubig, eine im Hochdentſchen unbefannte, aber in der Oſter⸗ 
richifhen Mundart ganabare Bedeutung, im Grgenfage des une 
Kit. 3. Seſtändig, anhaltend, pnunterdrochen fetdaueend, Stäte 
——— Ein Hüter Fleiß. Ein ſtäter Regen. 

"* Romm, zeige wir nach langer Nacht 
Des ſtaten Tages helle Pracht, Gryph. 

Ingleichen unverrüct in feine Gefiunungen beharrend, beftäns 

dig. Bin Hätesgert, Opitz; ein beſtändiges. * 


Anm. Ben dem Rotker ſtat für Itabilis, ben dem Winsbeck 


fer. Man hatte ehedem davon andy das Sanptwort die State, 
Beſt andigkeit, Standhaftigkeit, welches noch bey den Schwäbi⸗ 
ſchen Dichtern vorkommt. Übrigens wird ſtat im Hoch dentſchen 
felten gebört, außer etwa in der dritten Bedeutung Es ſtammet 
don Heben ab, nnd wird von vielen auch ſtet geſchrieben; dagegen 
ſtät nicht nur Benfpiele des Alterthums, fondern auch die Vers 


waudiſchaft mit Statt, Stätte u. ff. für ſich hat. S,das folgen» 


de, ingleichen Stets, 

Stätig, —ır, —Ie, ein vermittel®, ber Ableitwirasfplde ig 
von dem vorigen gebildetee Wort, welches mit demſelben die miei« 
fen Bedentungen gemein hat. 
ſtehen will, da es achen follte, wenn man es nicht ven der Stelle 
Bringen fan, Ein HätigesPferd, In den gemeinen Sprecharten 
ſt atiſch / Niederf. ftedis?, Holländ. Hedig. 2. *Fefl,unbeweglich, 
bey dem Ottfried fetig ; eine im Hochdeutſchen veraliete Bedeu⸗ 
tung. 3. Ununterbrochen fortdauernd; ſo wohl (1)dem Raume 
nach, wo doch nur in dev Philoſophie ein. Fätiges Ding, conti- 
nuum, ein anf folche Art zuſammengeſetztes Ding iff, dag deffen- 
heile in unverrücter Ordnung auf einander fo/gen, ohne daß 
man andere in einer andern Ordnung zwifchen ihnen ſehen könne, 

B.die Fläche eines polierten Öfafes. Ein ſolches Glas hat. eis 
nen fätigen Glanz. (2) Der Zeit nah, wic flät. Zin ſtatiges Ge⸗ 
berb, ſtariges Wohlergehen, ein ſtätiger Regen. Ein ſtätiges 

Triefen, Sprihw. 19,13. Wofür doch im Hocdbeutfhen be: 
ſtandig üblicher iſt. 

Anm. Schon bey dem Kero iſt ſtatig, Rabilis, im Riedert 
fledig, im Angelſ. kaedig, im Engl. Reaty, im Schwed. ftadig, 
im Griech graos, sadng. 3 

Die Stätigkeit, plur, car. die Eigenſchaft eines Dinges, da es 
Rätig ift, in allen Bedeutungen des vorigen Wortes, Bey dem 
Kero mit einer andern Ableitungsfplbe Statigii, bey dem Wils 
leram, der. es für Standhaftigkeit gebraucht, Stadekeit,imNies 
derf. Sredigfeie, wo es aber auch die zu einem Geſchäfte nothwen⸗ 
dige Zeit bedenter, die Muße, eigentlich wohl Ruhe. 

T ie Statik, plur. car. fin aus dem Griedh. earıny entbaltenes 
Kunſtwort, diejenige mathematische Miffenfchaft zu bezeichnen, 


1, Feſt, unbeiveglich, int Benenfage 


ı, Ein Pferd it hätig, wenn es _ 


RP Te 


ET 


Sta 


welche von * Gleih gewihee feſter Körper handen, mie Beten. e 
Bewegung fich die Mechanik befchäftigt. 
Die Station, plur, die—en, ans dem Latein. Statio. ı. Im 

Poſtweſen, ein Ort, wo die Pferde gewöhnlich — werden; 
der Poſtwechſel. 2. Eine anſebnliche Bedienung, beträchtliche 
Sielle ; am bäufigffen imgemeinen und geſellſchaftlichen Leben, 
Line einträgliche Station befommen. Von geringen Bebienun, % 
gen und- Ämtern iſt es nicht gebräuchlich, 

Der Statift, des — en, plur. die—en, aus ben mi itfern, 
Eur. Starila; und dieß von Status, Staat, derjenige, wi Ser 
des Staatsrechts,. der Staatswiffenfehaft, Eundig ift. 

Die Statiſtik, plur: die — en, ans de euern Lat, Statipien, u 
1, Die Wiſſenſchaft von der narilidhen und politifchenBerfaffung 
eines Staates; ohne Plural. Daher ſtatiſtiſch, darin gegründer; 
der Starifiifer, der fie verfichet, 2, Ein — worin dieſe Biſ⸗ 
ſenſchaft gelehret wird. 

Das Stativ, des —es, plur. die —e, ans dem Rat. Stativa, x 
ein Geftell, worauf man etwas ſtellet; ein vornehmlich in der Ma⸗ 
theniatik übliches Wort, wo beſonders die Geſtelle, worauf die jum - 
Feldmeßen dientichen Werkzeuge geſtellet werden, diefen — 
führen. 

Die Statt, plur. der doch nicht gebraucht wird, die Stätte, ein 
mit Srätre und Stelle gleich bedeutendes Wort, einen Ort, eine 
Stelle zu bezeichnen. Yrirgends eine bleibende Start baben, 
im Dberdeutfchen, So auch in den Zufamntenfegungen, die Bett⸗ 
ſtatt, Wohnſtatt, Cagerſtatt, Gerichtsftatt,. Wahlkatt, Wer 
fate u. f. f. welche doch im Hochdeutſchen mie Seärte am übliche 
ſten find, außer ettva in zofſtatt, Wahlfiatt, und vieleicht no 
einigen andern, Im Höchdeutfchen, wo dieſes Wort feinem gane 
‚ zen Umfange nach unter die veralteten geböret, gebraucht man es 
nur noch in einigen adverbifchen ——— ohne Artikel und ge⸗ 
melniglich im figürlichen Verſtande. 1. Ohne Artikel. Statt 
haben, bewilliget, zugegen, Shrek werden können. Das 
bat bier Beine Start, ann bier nicht eingeränmet,zugelaffen , 

. verfattet werden. Statt finden, in eben diefer Bedeutung, außer 
welcher es aber auch noch bedeutet, vorhanden oderamög"z fenit. 
Die Demurb kann nicht ohne Gefühl dev Lebe des Shopfers, 
Statt ſinden, Gell. Theils mit dem Zeitworte laſſen etwas 
Skatt finden laſſen, es bewilligen. Laſſen fie meine Bitte, 
meine Lrmabnungen, u.f. f. Statt finden. Ein gut Wort _ 
findet eine gute Statt, gütliche Vorflellungen find felten obne - 
Wirkung. So auch, jemandes Bitten, jemandes Ermahn un⸗ 
gen, Vorſtellungen Stattgeben, fie nit Einfuß auf den Willen 
anbören. Jemandes Start vertreten, im Oberd. deffen Stelle, 
Ehedem foate man auch, der Zufage Statt tbun, fie erfüllen. - 
>Snaleichen fehr bäufig mit dem Vorworte an: an meiner Statt, 
an Kindes Start, und mit Auslaffung des Vorwortes/ State 
meiner, u. ſ. f. SR 
2, Mit dem altenXrtichlo pofipofi tivo, in der deitten Endung « 
„und mit den Vorwörtern von und zu, in den Redensarten, von 
Starten geben, und zu Stetten Fommen. Don Statten ge: 
ben, gefördert werden, einen auten Forigang haben. Die Ar- 
beit gebt ibm gut von Starten, erarbeitet geſchickt und hurtig. 
Das will mir nicht von Statten geben, nicht göiingen. Zu ° 
Starten Fommen, zu einer Abficht nügtich, beförderlich ſeyn. Das 
Geld wird mir heute gur zu Starten kommen. Das Fam mie 
zu dieſer Abſicht vortrefflich zu Statten. Dann wird ihnen 
ihre Gelehr ſamkeif recht gut zu Statten Fommen. In Aichin⸗ 
gers Sorachlehre heißt es, von Starten und zu Starten, hätten 
feinefnaloaie,und folften alfo billig als Ein Wort gefchrieben wers 
den; allein die Analogie iſt unläugbar. Nicht vom Slecke kom⸗ 
men, das gehet ihnen zu Sur, und tanjend andere Ausdende 
; find 


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findeben — —— darin, TR perfon in mehr ögentlichen Berflande eineraibsfähige, weile 


i Statt außer folder Redensarıen im Hochdentfipen veralter iſt. zu einer Sielle im Rathe die nöthigen Eigenschaften bar, AR 
: — — CER iſt ‚Der Statthalter, des —s, plur.ut now, ling, Fämin. die 







































Er mag nit ſtets Pomen darvon Statthalterinn · 1.Überhaupt, eine jede Perfon, weiche einer. 
Sonnder müesein mallmißrarten. . & andern Start oder Stelle vertritt, im mittiern Lat. Locifer- 
Unnd im Ehomen zu vn atien, Theuerd. FR, 85. . © vator, Löcumtenss, Franz. Lieutenänt ; inwelper weir 


Acnm. Schon im Zfidor, Disfeiwd und andern die Stat, bey - ‚tern Bedeutung es doch nur noch in einigen Fallen gebraucht wird.. 
dem Ulphilas Stad, Stads, im Angelf. Styd, Sted, im Engl. Bey dem katſeelichen Landaerichte in Schwaben heiße derjexige, 
Stead, im Schw. Stad. Esift mit Stadt, vrbs, urfprünge -  beudes Landrichters Stelle vertritt, defieni Statthalter. In Pom 
lich ein und eben daſſelbe Wort, von weldem es erſt in den ſpä⸗ mern wird ein Verwalter quf adelichen Gütern, der des Eigeuthür 
. tern Zeiten durch die Bedeutung und Schreibart: getrennt wor« mers Stelle in der Aufſicht über die öfonomifche Berwalsung vers 
- den Weil dieſes Wort im Hochdentſchen nur in adverbifegeh. .  tritt,und der in Meißen einsofmeiſter heißt/ Statthalter genannt; 
Aue drücken gebraucht wird, fo wird es von vielen fehr uubellig mit und ſo noch in einigen andern Fällen mehr. Am üdlichſten ift es, 
einenitleinen R geſchrieben, indem es durch dieſen Gebrauch wel ⸗2. in engerer und vorgüglicer Bedeutung, derjenige, welcher des 
chen es mit fo vielen audern — gemrin hat, nichts von Landesherren oder der höchſten Obrigkeit Stelle in einem Lande 
feinen Gerecht ſamen verhieret. 1(S,aud Anſtatt.) Statten iſt + oder in einer Prodinz vereritt, und welchen man mit anständiichen 
bier nicht der Plural, der in der dritten Endung Stätten beißen Wörtern auch einen vice- Konig, "wenn die höchſtt Eandesobrigs 
müßte,fondern die Endfgldeißt der w ahre Articulus poſtpoſitidus,  Feitein König iſt, noch häufiger aber einen Gouverneur zu neunen 
welchen ſo viele andere Hauptworter annebmen, weun fie ohnr Ars pflegt. ZumsStatthalter ließ der König hinter ibm den Sürfien 
titel gebraucht werden: vonsanden Fommen, abhanden, vor: Andronicum, 2 Dacead.4,31. Im neuen Tefaınente gebraucht 
handen feyn, von ‚Sand, zu jemandes Gunften fpredpen, im  _ Luther dafür das noch Oberdeuiſche Lanppfleger. Dev Statt: 
Sberdentſchen; befonders die auf eine: auf Erden zu Gnaden halter baden vercinigten Niederlanden befleidet eine beynahe Für ⸗· 
" Fommen, und viele andere mehr, obgleich alle a von nigliche Würde, umd versritt die Stelle der General⸗Staaten im 
dieſem angehängten Artitel fchweigen, einiaen Süden, befonvers im Kriege. 
"Die Stätte, plur. die —n; das vorige Mort, nur init dıme Fü Anm Im Schweb: Sıaihällare, Es iſt bon Statt, Ste, 
minino am Ende, der Dit, wo etwas ſtehet, oder geſtanden hat, nunud wird daher von einigen irrig Stadthalter — ——— So 
die Stelle. Gott ſchloß die Stätte zu mie Sleifep,r Moſ2,21. fern ein Statthalter zum Zeichen feiner Würde in manchen Fäls 
Ich gehe hin, euch die Statte zu beyeiten, Joh. 14, 2. 3. Wir “ Ten einen Stab träger, beige derfi !be in einigen Oberdeutſchen 
aben hier feine bleibende: Statte Ebrr 13, ı4.. Esift inder ° Gegenden auch Stabhalter, (S:diefes Wort) Im Schwidi- 
edlern und höhern Schreibatt amoüblichſten, dagegen in der ver⸗ ſchen, un Hollſteiniſchen, in Friesland u. ſ. f. iſt für Statthalter 
traulichern und gemeinen Stelle gangbar iſt sauer i in den Zus auch Staller üblich, velches von vieien als eine Zufahtmengiee 
; fenmenfegungen Bershätre,Byanditgrre, Wohnfl ätte,Öerispts= bung des erflern aügefehen wird, Siehe Staller. 4, 
ſtätte, Schlaftratte Werkſtatte Wohnſtatte, wovon doch einige Die Statthalterey, plur.die—en. . Das einem. Statthalter 
"auch Häufig mit — ſtelle gemacht werden, anvertrause Gebieth, doch nur in einigen Fällen” So find die 
"Anm, Schon im ZfidorStedi,bey dem Dtifried, bey welchem Länder des Biſchofs zu Straßburg in vier Statthaltereyen adr 
es auch eine Stadt bebentet, Steti, im Miederf.Stede,imAngelf. getheilet. Von ganzen Provinzem ift diefes Wort nich übliche 
'Steda, Stede, - Das Niederfähfifche iſt dafeldft archt nur fhr 2, Die Wohnung, der Pallaf eines Statthalters, 
Stelle hehe gaiigbaz, gehe nicht von Statte, auf der Stätte, Die Statthalterſchaft, plur die —en;die Würde ei es Statt⸗ 
auf derStelle; ſondern es bedeutet auch eine Bedienung, Station, halter; zuweilen auch das demſelben auvertrante Shen, y 
ingleichen,Gelegenpeit,.in welchent letzteen Verſt ande auch Stry⸗ Senttlich — er, — ſte, ein von Staat, Pracht; Pomp, abſtam⸗ 
der State, für Belrgenheitgebraucht. Staat, Stadt, Stand, mendes Wort, 1. Prächtig koſtbar; Niederf. aatsk. Statte 
Statt, Stätte uf, faſtammen insgefammt von fieben ab, ſo wie liche Kleider. Startlich gefleider feyn. Binder mir einen rech⸗ 
die Lat. Status, Station. f.f.von Rare, ten fhartlichen Ernsefranz, Weiße. Sin ſtattliches Sreusdenz .. - 
Das Stättegeld, des —es, plur. doch nur von mehren Sum mahl, 3 Marcab. 6,3. Ein ſtattliches Geſchenk. Mine ſtattli⸗ 
mien, die —er, an einigen Orten, eine Abgabe, welche diejenigen, che Hochzeit, ein Rattlicheg Leich en beg angniß, ein ſtattlicher 
die etwas zu verkaufen haben, fuͤr ihre Statte oder Stelle ax die Pallaft, ein Rarrlicher Titel. Senienden ſtattlich bewirthen, 
Obrigkeit entrichten; das Stansgeld, Niederf. Stedegeld, wel⸗beſchenken u. ff 2, In noch. weiterm Verſtande wird es häufig 


ches aber auch den Grundzins bedeutet, für oortrefflich, im hohen Grade vorzüglich überhaupt gebraucht. 
— en verb,reg. act. fleben machen, flellen, ein für ſich al⸗ Ein fateliches Amt, ein anſehnliches, einträgliches. Lin ſtattli— 
lein veralteres Zeirwort, welches noch bey dein Notler vorlommt, ches verſprechen. Ein ſtattlicher Prediger, Nedicus, Muſteus 


der es für das nahe verwandte latuere, jo wobl im eige ilichen u ſaf. Sin ſtattlicher Mann, eine fiattliche grau, von vielen 
als figürlichen Verſtande gebraucht. Wir haben es noch in den Verdienfien und Borzligen. Eine ſtattliche Rede, eine ſtattliche 
.  Bufammenfegungen abſtatten, betatien/ — erſtatten, Antwort. Ein ſattlicher Wein. Einen ſtattlichen Grund in 
eſtatten u ſ . den Wiſſenſchaften legen, im Oberdeutſchen. Stattliche ge⸗ 
Statthaft/ er⸗ —eſte⸗ adj, etadv, ı. Was Statt baben, lehrte Männer, eben dkſelbſt. Stattlige aufgeweckte Gemwe 
=. der finden Fann, d. i. eingeräumt, Sigeaeben, bewilliget, ingleis tber, Ds. Da es denn in noch weiseen Verſtande im Oberdeut⸗ 
chen gefatser werden fang im Öegenfage desunftarehaft. Dier ſehen häufig für febr, im hoben Grade gebraucht wird. Klagt 
fe Einrichtung iſt nicht — —— kaun nicht angenommen wer⸗ Rateli, ſeufzt und ſchreyt, Opitz. Ich muß ja ſtattlih büßen, 
dem Ein ſfatthafter Beweis. 2, Rechtebeitändig, gultig auch... ben derſe 3. Einen: guten Schein oder Auſchein habend, ſchein⸗ 
im Geaenfase des unſtatthaft. Kin ſtatthaftes Verfahren. bar, Unterallerley fHattlichen-Dorwänden. 
Miederſ ſtede. Anm. Jide v erffen Bedeutung im Saal, ftately imSchweb,. 
Anm. In beyden Bedeutungen if es in den Kanzelleyen am fätelie,im söbm. Iirtecny. Die Hochdem ſchen kennen und⸗ 
U ahihfien. In einigen: EEE. eine ſtatthafte gebrsisgu dieſes Wortiauch iu allen dtey Bedentuuten doch nicht 
ac WB 2 No u: Sf 


en A 7 a 1 (Sagen be 3 eu, A A V— 


jr 


fo bäufia als die Hbrrdentfchen, denen es überaus geläufig ift. Es 
ift ohıre Zweifel von Staat, Pracht, Pomp, und viele gemeine 
Mundarten ſprechen es auch fehr richtig faarlich aus, Nicderf. 
ſtautsk. Indeſſen ift im Hoch und Oberdeutſchen die kurze Aus⸗ 


ſprache des a und die Verdoppelung des folgenden Mitlauters die 


gewöhnlichſte, auf welche Art es denn auch am bäufigften geſchrie⸗ 
ben wird. Das Hanptwort die Stattlichkeit iſt im Hochdeut ſchen 
felten, im Oberdeutſchen aber gewöhnlicher. : 

Die Statüe, drepfolbig, plur. die —n, eine: jede in erhabener 
Arbeit und abgefondert adgebildere menfchliche oder. thierifche Fi⸗ 
gur ‚im eigentlichfien Verftande, fo fern ſie ſtehend vorgeftellet 
rd, in weiterm aber auch in jeder andern Stellung; die Bild- 
fäule, das Standbild, weldjes leßtere doch nicht fo gewöhnlich 
ift. Eine Statue von Holz, Marmor; Gyps ‚Metall u, f.f. Es 
iſt zunächft aus dem Franzöf. Statue, deſſenn Ausſprache auch im 
Hochdeutſchen beybehalten wird, Jui Oderdeutſchen hingegen folgt 
man dem Lateiniſchen Statua, und ſpricht und ſchreibt daſelbſt 
Staͤtua, Stätue, nach welchem Muſter auch Gellert fang: 
Ihr ſeht bier Statuen vor euren Augen ſtehn. 

Die Statur, plur. die—en, ans dem Lat. Statura, die Leibes⸗ 
größe, beſonders in Anſehung der Länge, doch ohne das Verhält⸗ 


niß derſelben gegen die Dicke auszuſchließen. Lin Menſch von 


guter Starur, von gutem Wuchfe. Line lange Starur. 
Das Statüt, des—es, plur. die—en, aus dem Zatein. Statu- 
tum, ein Geſetz, welches einer Stadt, oder einer bürgerlichen Ge⸗ 
ſellſchaft gegeben, oder vonderfelben ſelbſt gemacht worden, Die 
Statuten einer Stadt, die Stadtgeſetze; cheden die Willfübr, 
uff. Die Statuten einer Innung, einer Zunft, eines Hand 
werkes. 7 


Der Staub, des — es, plur. car. ein Eollectivum, mehrere ſo 


fehr zert inte Theile eines trockneng Körpers zu begeichnen, daß fie 
zwifcheffden Fingern unfühlbar find, und ſich leicht von der Luft 
und dem Winde erheben laſſen. 1. 3m weiseften Verſtande. Mo: 
ſes machte das gegoffeneRalb sußtaub,5 Mof. 9,2 1,wofür doch. 
jegt fo wie in andern ähnlichen Fällen Pulver üblicherift, Wenn 
Staub in diefem weiteren Berftande allein ſtehet, fo verſtehet man 
darunter gemeiniglich die zarten unfühlbaren Theile, welche ſich 
von allen Körpern abreiben, ſich in der Luft erheben, und ſich wies 
der anf andere Dinge legen’. Voller Staub feyn. Den Staub 
abkehren, ausflopfen. Näbher beſtimmet man einen folchen zer- 
Fleinten Körper durch die Zuſammen fegung : Roblenftaub, Mehl⸗ 
Raub, Spreufiaub, Mühlenftaub, Biumenfiaub, Seiiftaub, der 
diefen Rahmen doch nur uneigentlich fübree u. ff. 2. Inengerer 
Bedeutung ift der Staub zn unfühldaren Theilen zerkleinte Erde, 
oder Sand, welche fich leicht in der Zufe erbeben, Lin großer, 
dicker Staub: Ss erbeber fihein Staub. Der Wind erbe- 
bet den Staub. Staub machen, erregen, diefe zarten Theile 
in die Luft treiben. Ich erwartete nicht, daß fie den Staub, 
den fie mit den Sußen auffloßen,. für Wolfen ausneben’ wiirz 


"den, Weiße, Jemanden Staub in die Augen freuen, figür⸗ 


lich, ihm ertvas Falſches vorbilden, um ihn zu hintergehen. Ich 
weiß, daß er ſich albern ftelle, um ihr Staub in die Augen zu 
werfen, Weiße. Befonders gebraucht man eg in verſchiedenen 
figürlichen Redensarten, den Standder tiefſten Niedrigfeit, der 
Demuth zu bezeichnen. Im Staube Liegen, iu der ticfften 
Miedrigkeit. Femanden aus dem Staube erheben, hervor 
Ziehen. ' 

Denn finft der fihwache Henker, den Srevelthat und 

Glück, 
vom beſſer aus dem) Staub’ erhoben hatte, in feinen 
- | Steub zur uck, Duſch. 


Er 
iefſte Niedrigfeit verlegen. Ich trat dein zitterndes Alier 
Brawe. Sich im Staube krummen, im der tiefften Demuth, 

& £ \ E Teens ir. x 


.3. Man bar von diefem Worte auch das Dimmur. Stäubchen 


Begriffe, da es einäusdeu eines ſtumpfen und dumpfigenStoßrs- 


‚ pierte, daß es ſtaubte. 


” I ra a ar | x 


ER, 


0 


EN ar RE ER 
Sen Staub treten, auf das verächtlichke behandeln, in die 
in den Staub der Dürfrigkeie und Verachtung nieder, yon 


Riedrigkeit, 7 24.00.06 
Und fiebft, wie ich der Stolz _ 

- Der Tyranneyim blurgen Staube Frumme; Weiße, ' 
Inder höhern Schreibart gebraucht man es auch häufig figürlich 
für Erde beſonders wenn deren ®:rächtlichkeit oder Verganglich⸗ 
keit zugleich mit bezeichnet werden ſoll. ER } Yin 

AUnſterdlich, doch des Todes Raub, A 
Sind wir halb Engel und halb Staub, Cron. 


andim Oberdeutfehen und der edlern Schreibart der Hochdent · 
ſchen Stäublein, welches aber nicht eolleetive, ſondern individua⸗ 
liter gebraucht wird, einen eiuzigen ſolchen unfühlbaren Sheit-zw 


bezeichnen. Be ih mir ein Staublein in dag Auge gefommen, 


Das Sonnenftäublein.. Welches Wort deun auch für einuns 
merklich Weniges gebraucht wird. Nicht ein Stäublein, nicht 
das geringfie. Lin Stäublein Salz, ſehr ivenig. Aus dem Friſch 


erhellet, daß Staub, Niederf. Stoff, cheden auf eben diefe Are 


gebraucht worden. . — x. 
- Anm, Bey dem Ufphilas Stub, Stubjus, bey dem Notker 
Stoub, bey eben demſelben aber auch daz Stuppo, Dirfried 


Stubbi, Willer. Stuppe, (welches vermurblich ein Iuteufioum 


von Staub ift,J im wiwlern Lat. Eltopa, im Rieder. Stoff, im 
Din, Stof, im Schwed. Stoft, Stybbe, Martinius, Junius 
und Friſch leiten es von dem Griech zißew, mitden Füßen ſtam⸗ 


pfen, ber, weil dadurch der Stand erhoben wird, Wachter no 
unmwabrfcheinlicher Von @modag, Aſche. Das Griech· außen, kann 


mit feinenBerwandsen ftauperufiampfen, ſtapfen u. (. frallerdings 
als das Stammivort.angefeben werden, doch in demaligemeinften 
if, vermittelfi deffen Körper zermalmet und zu Staub verwandelt 
werden ; wenn anders nicht die Erhebung in die Luft der Stamm⸗ 
begeiff ifi.(S.Stauben, Stäuben und Stieben.) Ohne Ziſchlaut 
iftim Isländ. Dupt, und Schwed. Doft, ter Stand, ©. Duft, 


rl 3 u at N Bahn in Te 


— 
a N * 
Eat af. um ni Ela and en in 5 a. 





aa a a 2 


j 


und mit einem andern Endlaute im Nieder, Duft, Angelf, uud 7 
— 1 


Enol. Duft. — 
Das Staubbehältniß, des — es, plur. die—e, S. Staub⸗ 
beutel. RENT, 
Der Staubbefen, S Staupbefen. nd er 


Der Staubbeutel, des—s, plur, ut.nom. fing, in der Pflans 
zentunde der Reuern, kleine mehreiubeils gerärbte Köpfe in den 


Blumen und, Blürhen, welche aufden Staubfäsen beivftiger find, 
in ihren innerm Behälsniffen oder Färhern den befruchtenden Blu⸗ 


menſt aub enthalten, und das Merfmahl männlicher Blumen 


find ; Antherae, bey einigen Sraubfächer, Staubbebäleuf, 


Der Staubboden,des—s, plur. die -—böden, einekreturs 


E 
2 
J 
; 


ne Bühne oben unzer dem Boden in den Mahimühlen, den Mehl⸗ 


ſtaub darin aufgufaugen. 


Der Staubbrand,des—es, plur.car. eine Art fchädlicbenBran» | 


des an dein Weisen, welcher auch der Steinbrand genannt wird, 
weil er ſich in einer fo lockern Schale befinde, daß fir unter dem - 
Dreſchen zerreißt, und wie Staub in der Scheuer berum flirget, 


Stauben, verb. reg. neutr, welches das Hülfewort haben er⸗ 
fordert aber nur unperfünlich gebraucht witd Staub von fihgen 


2 


ben, voller Staub ſeyn. Es ſtaubt in der-Mühle. Er galop- 


Unm, Riederf. ſtuven. Es iſt das: Neutrum des folgenden 
Activi ſtauben, und von dem irreanlären fiicben, welches aber np 


inmweiterer Bedeulung üblich if, nur inder Mundart ver ſchirde n 


w. 
NN i 
















* F far * Er t ur u 3 
Ne. 2 
> Sndeffen werden Ruben ad fäuben, in den gemeinen Sprechar · 


gen von alten Zren ait ſebe boufig verwech ſelt. So beißt es auch 
2 Mofe 9,9. Moſe ſprenge den Ruf gen Himmel, daß über 
5 ganz Eayptenland fläube. \ * 
Stauben, verb, reg. act. welches die thätige Gattung des do⸗ 
* er ——— — erregen, Rieder ſ. ſtuven, im Oberd. 
ſauben. Staube nicht ſo. Bey den Jagern ſtauben oder ſtau⸗ 
ben, dir wilden Hübner, wenn ſie fich im Sande baden, 2. Als 
Staub fireuen, einen in Staubverwandelsen Körper irenen, Mo⸗ 
ſe zermalmete das goldene Kalb zu Pulver und ſtaubte es aufs 
Waller, 2 Mof. 32,20. Kin wenig Pfeffer auf die Speife 
FHäuden. Gefläubte Tapeten, auf welche fehr fein gehackte Wolle 
ober Seide gefläubet wird, Ju weiterer over ftgürlicher Bedeutung 
Rauben bey den Jägern die Seldhühner, wenn fie ihren Koch 
won ſich geben, wo es aber auch ftieben und üben Tauter, 3. Yon 
- dem Staube reinigen, Niederſ. Föpen, wo man es oft für ab» 
.- Köuben und ausſt auben, gebraucht. Ein Zimmer fäuben. 
- Das Getreide ſtauben, im der Landwirthſchaft, es durch Schwin⸗ 
+ gen don dem Staube reinigen. Die Betten ſtäuben, die Federn 
mit einen Flederwifde in Bewegung bringen, ſo daß die taugli- 
eben auffticden, die untanglichen aber liegen bleiben.‘ So auch das 
Stäuben. RS 
Anm. Bey dem Notker Rouben, für freuen , in dern alten 
Fragmente auf Carln den Großen bey demöchilter lieven, wel- 
des jetzt nur als ein Neutrum üblich if, -bep den Krainerifhen 
‚Wenden [htupan,ic treue. S. Stieben und Stänbern. 
Der Stäuber, des—s, plur.-ut nom, Ting. ı. Bon fäuben, 
eine Perſon, welche ftäuber, beſonders in einigen Gegenden, eine 
Perſon, welcheein Geſchäft daraus macht, die Betten für ans 
dere zu ſtãuben und auszufßßopfen. Inaleichen, ein Werkzeug, da⸗ 
mit zu ſtauben, d. i, von dent Staube zu reinigen, ein Flederwiſch, 
MBedeln.f.f, am häufi gſten in Riederfachfen, 2. Eiw Art kleiner 
‘ Hunde, welche dazu adgerichtet find, das Wild aufzuſtaubern, 
di. duch ihr Bellen aus ſeilnen Schlupfwinkeln zu treiben, in den 
gemeinen Sprecharten ein Stöder, Niederf. Seöver, Schwed. 
7 Stöfvare, welches letztere einen Spürhund bedeutet. Nicht wie 
Feriſch will, weil et das Wild, wie der Wind den Staub, wegblä- 
Feb, noch wie Ihre vermuther, weil er es mir derRafe in demStan- 
be aufſuchet, fondern mit dem folgenden aus einer Duelle, 


© Stäubern,verb. reg.act.et neutr, welches nur in ben gemeinen 
Spgrecarten üblich ift. 2. Stieben machen, als ein Iter ativum 
"von ſtauben, wo es nur im einigen Gegenden üblich ift, und 
Auch Höbern lantet. Das Haus ſtaubern oder auskaubern, von 
bdem Staube veinigen. Noch mehein weiterm Verſtande, auf: 
- lieben — d.i. auf- und fortireiben, über Hals und Kopf 
“ fortjagen. So ſtäubert der Sräuber das Wild auf. Ih 
vwill ihn Häubern, er ſoll an mich gedenken. Jemanden zum 
Haufe hinaus ſtaubern. 2, Begierig fuchen, -.m gemeinen 
Seben und im verächtlichen Verſtande; als ein Neutrum mit 
dem Hülfsworte haben. Im Saufe berum Häubern. Etwas 
7, aufkäubern, aufjagen, auftreiben. So and sag Stäubern. 
>. Arm. In einigen Gegenden, befonders inder erſten Bedeutung 
and faupern (intenfive) und fisbern, im Niederf. fövern. Es 
if ein Zterativum von Fäuben, und ſcheint in der Bedeutung des 
Aufja geus eine Dnomatopdie eines Lautes zu ſeyn welcher mit 
dem, welchen Staub nachahmet, Einer Art if, Im Griech. ift 
= gißeven, gleichfalls ſuchen auffuchen, 
Die Srauberde, plur. dos) nur -von mehrern Arten, dien, 
diejenige, Erde, welche ſich, wenn fie trocken wird, gern -in Staub 
 gerwandelt, und welches die auch ſonſt ſo genannte Mohrerde if, 


at da a — 


u a ir N u ar DD, 
Er m } 





















J welche im naſſen Zuſtande eine ſchwarze Zarbe hat. 


* 
* 


a a 3 

Das Staubfäh, des—es, plur. die — facher, 

beutel. 

Der Staubfaden, des —s, plur. die —fäden, in den Blumen 

der Gewächſe, ein Faden ähnlicher Theil, welcher den Staubbeu⸗ 
telträgt, Famentum L. 

Die Staubfüdern, ling. inuf. in einigen Gegenden, ein Rahme 
der Slaumfesern, weilfie bey der geringſten Bewegung der Luft 
in die Hödr ſtieben. . 

Das Staubgefäß, des—es, plur. die —e, diejenigen Örfäge 
inden Blumen der Pflanzen, welche den Blumenſtaub enthalten. 
der Staubbeutel, x 

Das Stanbbaar, des—es, plur. inuf. oder die Sraubhaarr 

‚fing. inuf. in einigen Gegenden ein Nabme yder zarten 
weichen erfen Barthaare des männlichen Gefchlechres‘; Kies 
derf, Stofhaar, vermuthlih wegen ihrer Üpnlichkeit mit den 
Siaubfedern. 

Staubig er, —feradj. et adv. Staub entbaltend. Lin hau- 


biger Tiſch Haubige Bücher, Esift fehr Häubin, wen ; 
ſtaubt. Riederf. ſtoverig. g, wenn es ſehr 


* 


3ꝛ0 
S. Sranb: 


‚Der Staubfüfer, des — s, plur.ut nom, fing. eine Xrt Kã⸗ 


fer, welche mit einem feinen Staube beſtreut zu ſeyn fheint ;Sca- 
rabaeus pulverulentusL, 3 

Der Staubtamm, des— es, plur. "die — Fämme, 
Kammmachern, ein Kamm, deſſen Zahne ſehr nade beyſammen ſte⸗ 
hen, um damit den in Staub verwandelten Schweiß, Puder uff. 
wegzubringen. ©. Staubzeug. ; 

Die Staublauwine, inder Schiweis, S. Lauwine, 


Die Staublaus, plur. die— laufe. 1. Eine Art fehr Heiner 
Kopflänfe, welche fo Flein wir "Staub, und derinutblich die junge 
Brut der gewöhnlichen find. 2. Bey einigen wird anch die Papier⸗ 

laus, welche ſo klein iſt, daß man ſie kaum mit den bloßen Augen 
entdecken kaun, Termes pulfatorium L, die Spaublaus ge⸗ 
nannt. ER I, 

Das Staubm hl, des—es, plur. car. in den Mühlen dass 
jenige flüchtige Mehl, welches im Mahlen in Geſtalt deß Staubes 

aufſtiebet/ und auch lugmehl und Mehlſtaub genannt wird, 

Die Staubperle, plur. sie—n, im Perlenhandel, die geringfke 
und kleinſte Art Perlen, weldye gemeiniglich nur zur Arzeney ger 


braucht wird. Samenperle, Lorbperle, _ 


Der Staubregen, dee—s, plur. utnom, fing. rin ſehr zar⸗ 

ter Regen, deſſen Tropfen dem Staube gleichen, Er erfolget, 
wwenn die ungere Luft fehr dicht und dick jff, Niederſ. Stofregen, 
Sabberegen,‚Smudbderregen, in Schwaben und in der Schweiz 
Staubeten. 

Die Staubſäge, plur. die —n, S. Staubzeug. 

Der Staubfand, des —es, plur. car, ein zarter feiner Sand, 
deſſen Körner dein Staube gleichen, daher auch leicht wie Staub, 
in die Höhe ſteigen. N 

Der Staubfhywamm, des—es, plur. die — ſchwamme, eine 
Art faſt kugelrunder Schwämme, welche mit einem feinen Samen⸗ 
ſtaube augefüllet find, welcher, wenn der Schwamm auffpringet, 

indie Luft fäuber; Lycoperdon L, &s gehören dahin die 
Trüffel, der Sternfhwanım nebſt noch einigen andern,befonders 
aber der Bofiſt. 

Das Staubfieb, des es, plur. die — e, in der Hauswirth⸗ 
ſchaft, ein ſehr enges Sieb, den Staub damit won dem Getreide 
abzufondern. ae 3 \ 

Die Staubfpinne, plur. die —n die gewöhnliche Stuben fpinne, 
deren Gewebe gemeiniglich mit Staub bedeckt if}; die Behrig- 


fpinne, ; 
Der 


bey den 


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x; “> 3% te San 2” —— ——— —* —* F y — * x BER * VE, a2 3 % EL * u‘ % 
— F * 3 —* — ⸗ DT * * J x e> —* v — Mn 
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Der Staubwig, des —es, plur. die —e, in der Botanik der  dämpftes, in einem berjchloffenen Gefügelangfamgefochtes, Se 
Neuern, gewiffe Speile in den weiblichen Blüthen, welche ans | auch das Stauchen und zuweilen die Stauhung. 





dem Fruchtknoten entfpringen, ſich in eine Spigeendigen, den Anm. Km Niederfächfifchen und einigen —— — 
Blumenftaub empfangen, und dadurch befruchtet werden; Pi · ¶ Mimdarten lautet dieſes Wort ohne Hauchlant fiauen, Engl.to- 
ſtillum, bey einigen dev Srämpel. fiow. Es ah met den mit die ſer Handluug verbundenen Laut ge - - 


Das Staubzeug, des—es, plur. die —e, bey den Kommma- nau nach, welcher Laut demjenigen ähnlich ift, welchen mit andern 
chern, eine Säge mie zwey Blättern, die Zähne in den Staub: Endlauten die Zeitwörter ſtaben, ftapfen, ſtammen, fiampfen, 
Firmen damit einzufchneiden; die Staubſage. Siehe Staub⸗ flopfenu.f. fr und ohne Zifchlant, tauchen, ducken n.f.f.aus 
Tamm. : ; — — —— welche er * 

uch, des —es, plur. die —e, ein nicht überall befanntegs al urt un ick find, ſo wird nad einer gewöhnlichen Figur 

Peer den Mafermühlen fagt man, das Radgebeim.  nmancen Fällen die ſer Begriff allein der herrſchende. (Siebe 
Seauch oder auch adverbifch, es gehe Hau, wenn das Wafler Stau, Sad, Stück u. ſ. f. Der Begriff eines Hanfens grüns 

F fo groß-geiworden, daß das Rad’ nur fehiper berum geben Tann der füch auf eine ähnliche Figur, wohin auch dick, Deich, in der Be⸗ 


\ 


und von dent Waffer gleichfam geffauchet wird; MNiederf, Sram.  Peitung eines Dammes, u. (.f. gehören. —— 
Es hat in diefer Bedentung da es eigentlich einen Zuſtaud brzeich⸗ Der Staucyer, des —s, plur. ut aom. fing, in Schwaben, ein- = 
net, feinen Plural. 2; Im Dberdeusfchen it Stau) oder Stau⸗ Muf,S.Stauh fa ——— 


cher, ein Muff, befonders ein furzer enger Muff, der daſelbſt auch Die Stau hzange ; olu —— Be — —— 


"ein Seug; ein Spliefer genannt wird. Eben dafılbft werben &Ycr Zange, vermutplich das Stangeneifen damitzu fauchen, ©, 


auch die Ärmel, ingleichen eine Art — ass re den: diefes Wort, i - * BE 
Kopf fiedt, Stauche genannt. wovon Friſch einige Beyſpiele as · Die Seguse, plur. die —n, Dimimut. zus Ds 
führet welcher es in dieſer Bedeutung von teen, flechen, in eis — 6 ee em das Stauden, Oberd. 
2 a Shape ei zunächft von dem Zeitworte 
nigen Mundarten ſtauchen ‚ableitet, weil man die Hände, Arme fieben, in welder Vedentung «doch nur ineirigen Rä R 
- , “ 2 g es doch nur imeiigen Fällen von 
„und den Kopf darein ſteckt. Es kann aber auch die ſtumpfe abge⸗ —— . me, 
. Proften oder Sänfenüblich iſt. So werden in den Papiermühlen 
flugte'Gefkaft, um deren Willen ein folcber Duff dajelbft auh —yie reinen Säuten,in und wifchen welchen die Schwingen geben, 
—— G. Stauchen 2 — 
kei Seutz beißt, der Orund der — — — — Stauden genannt, ‚(S. Hinterflaude, vorderſtaude.) Bey an⸗ 
and das folgende.) Im mittleren atein. iſt BEER, dern Handiverfern beißt eine folche Fieine- Säule eine Strudel. »- 
gium, ein Behältniß, Franz. Etui. — 2. Eine Art Gewächſe, welche einen vielfachen Stamm oder 
Die Stauche, plur. sie—n, gleichfalls nur in einigen Gegenden, Stängel augder Wurzel treiben, wo es (2) int weiteften DVerfkate 
In ein igen Hochdeutſchen Gegenden find die Stauchen Feine Bür Ye zuweilen von allen Pflanzen oder Gewächfen diefer Ari ger 
ſchel oder Bündel Flachs, in welchen derfeibe, wen er ausder Braucht wird; melde nicht SieB Ein, (enbern —— 
Roſte genommen worden, zum Trocknen aufgeſetzet wird; in einie treiben, uud welche man zum Ihuteefohiebeoon bentolecnden and 
gen Gegenden werden fie Bofen genannt, Niederf. Bord, weiches -— wohl Stausengewächfe nennt, Indiefem Berflande ilz.B.die 
mit Buſch, Büfchel Eines Geſchlechtes zu ſeyn ſcheinet. Stau: Mielke eine Staude oder ein Srandengewächs, obgleich biervon,fe 
eben beißen fie, entweder, weilnran ſolche Büfchel, indem man fie ©  wievon einigen andern das Wort Stock üblicyerift. (S, Stau: 
bindet,anf die Erde taucher,oder anch fo fern Stauche überhaupt Zentzerſte Staudenkorn / Benauden) (2) In etwas engerer Ber 
etwas Kurzes nnd Mies bedeutet, da t# denn BES, An  dinfungift die Staude, ode’ zum Uuterſchiede von dem folgendeit, 
Klotz, Sumpf, nabe verwandt iſt. Das Niederf, Stufe, welches das Staudengewächs, ein ſolches Gewächs mit mebrern, genieis 
von Stauche nur in der Mundart verſchieden ift, hedeutet einen niglich bolzartigen Stämmen, weiche im Herbſte über der Wurzel 
" Haufen, oder ein jedes Bündel, Kine Stute oder Staude verdorren, im Früblinge aber wieder ausſchlagen; Sutfrutex. · 
Torf, ein Haufe Torf von ſechs Stücken. i —— (3) 2 —— und — find — 
‚ verb.reg. act. melches eigentlich eine Onomatopðie wachſe mir mehrern holzigen Stämmen, welche im Herbſte nicht 
a ae — hauchenden Laut nachahmet, welcher ente © abſterben ſondern fortdauern; Frutex. In dieſem and dent vori⸗ 
Rebe, wenn man einen kurzen diefen weichen Körper gegen einen gen Verſtande find die Stauden das Mittel zwiſchen den größern 
Harten, oder einen folchen feſten gegen einen weichen ſtößet. 1.  -undnuemit Einem Stammeverfehenen Baumen,und den eigehts 
gentlich. Jemanden-mir- dem Sihtern gegen die Wand haus — et a — einen — 
Sich die Sand, den Zuß verſtauchen. Waaren in ein ngel haben. Die Hafelfiaude, Brom beerſtaude, ßzohlunder⸗ 
* in ein Sa Rauchen, fie feſt zufammen fegen, mit den Fü⸗ faude, Wach holderſtaude uff. Staude und Strauch werden oft 
Ben in ein Faß treten; Niederſ. Nauen. Die Schmiede ſtauchen als gleich bedeutend gebraucht, fie find aber verfchieden, Nach g 
“ein Stüd Kifen, wenn fie daſſelbe glühend = ba ber —— Ar — —5 a. F 
mieden, ſo doß es kurzer und dicker werde. Daher iſt im g⸗ ‚Stauden, bie übrigen aber Sträucher genannt. Allein der wahre 
I eine Axt ſtauchen, ſie ausſchmieden. Fignrlich. 6 Den Unterfehied feiner in andern Umftänden zu liegen, Denn ı. iſt r 
ganf Rauchen, in der Landwirthſchaft einiger Gegenden, 38 ° Staude der Riederdentſchen Mundart unbefaunt, welche alles 3 
Hherfackfens, ibn, wenn er geranfet worden, in feine Häufchen Strauch nennet; dagegen das erſtere mehr der Ober deutſchen 
zufammen lehuen, damit er trockne; Hiederfähf. Hufen, von Mundart, und ans diefer der edlern und anftäudigern Schreibart | 
J 


ws 





Ba RE RR Pe cin HE RE N 





Stufe, eine Stauche, ein Haufe, Bündel. Den Llachs ftaus der Hoch deuiſchen eigen ift, daher. man auch in der höhern Schreibe ⸗ 
&ben,ihn nach dent Röſten in ähnliche Dündebauffegen. (Siehe art lieber Dornftaude als Dornſtrauch ſagt. 2 —— 
Stauche.) Das Waſſer wird geffaucyer „ wenn man deſſen Strauch eine mehr oerworrene Lage der Stämme urd Zieige,fe 5 
. Kbftuß hindert, und es dadurch zufie; welen macht; Rammen, wie das gleichfalls nur iur gemeinen Leben übliche Buſch eing mit 
Niederf. Kitten, Bel. lkuare. Einen Sau, einen Bad ſtau⸗ febe viefen nahe an einander ſteheuden orer dick brlanbten Gräitte } 
Gen. (3) Au den Küchen eininer Gegenden ift ftauchen ſo viel men verſchene Staude bezeichnet. Und uin deß willen ift Dorn: 
als yaınpfen, Niederf. köfen, ſor en. Geftauchtes Sleifh, ge ſtrauch Ablicher als Bornſtaude. In manchen Fällen iſt nr * 
to 




















— — allein, FR mit ae gleich ſeht PRO PR 
Roſenſtock und Aoſent aude, Weinſtock, aber nicht wein⸗ 
Raabe. Re; 

Anm. An deröehen Bedeutung ſtammet es mit Staat, Statt; 


Stock invielen Fällen mit Staude gleich bedeutend if, fo ſcheiuet 


Kr mäßige kleinliche Beſchaffenheit der Stämme ausdruckt. 
te Staudelbeere, plur, die —n, ©. Seidelbeese 1. 
er Staudenapfel, des —s, plur. die —apfel, eine Art 


undz wergäpfel, und weil ſie am früheſten reifen, Johannis apfel 
deißen. 

De Staudengirfte, plur. inuf. eine Art zweyzeiliger Sommer- 
gerſte, welche ſich in einem ſchweren uud feuchten Boden fehr be: 
Hauder, di. — Halme treibt. Sie wird auch Blate gerſte 


genannt, * J 
"Das Staubengew, 58, des eg, plur: die —e. 1.Eine&taur 
> de, ein Geivächg, es eine Staude genannt zu werden verdie⸗ 
ner. 2. Ein ®r eich, weldjes einer Staude nur ahnlich ift, © 


Staude 2 (1) (2), 

"Der Staudenhopfen, des —s, car. ein Nahme des wil⸗ 
den Hopfens, vermuthlich, weil er in den Heden und in den Ge⸗ 
fräuchen wächfet, und ich) an die Stauden anranfet; Hedenbo:- 
pfen, Rafenhopfen, Deidenhopfen. 

Das Staudenkorn, des —es, plur. car. eine Art Korn oder 

Rockens, welcher mebrere Halme aus Einer Wurgel treibet, und 
and daher das Anfehen einer Staude hat; in Niederfahfen Stau: 
denrocken, in Meißen Stollforn. 

Der Staudenfhnasper,des —s,plur. utnom. fing. in Ober» 
ſachſen, ein kleiner Bogel von der Größe einer Hanfmeife, wel⸗ 
cher einem Rochichichen aleicht, und wohl auch zn die ſem Ge⸗ 


ſchlechte geböret,. Er läßt fich fchon im März aufden Gipfeln der 
Stauden feben, wo er nad) dem Gewürm ſchnappet, und heiten ; 


in denſelben auf und nahe über der Erde. 

Stauen,®. Saucen. 

Der Stauf, Ses—es, plur. — Diminnt, das Stäuflein, 
ein im Hochdentſchen unbekanntes und nur im Oberdeutſchen gang⸗ 
bares Wort, ein Gefäß bon einem gewiſſen Umfange ingleichen ei⸗ 

nenBecher, einen Kelch zu bezeichnen, Gemeiniglich if ts ein Maß 
flüffraer Dinge, welches mit unfern Stübehen fo wohl dem körper⸗ 
lichen Inhalte, als der Abſtammung nach, genan.überein kommt, 
und in einigen Niederdeutfchen Gegenden Stoff lantet; bey dein 
Notker Stouph, Schwed, Stop, Isländ, Sıaupa, Angelfühf. 
.Stoppa. ©, Friſcheus Wörterbuch und unten Srübayen: 
Staunen, verb.reg.neutr, welches das Hülfswort haben erfors 
dert, vor Berwunderung gleich ſam ſtumm, unbeweglich da ſte⸗ 
"ben, da es denn zur Bigeichnung des höchſten Grades der Vers 
wunderung gebraucht wird, Es ift ein altes Deutſches Port, wel⸗ 
. ches für ſich allein im Hochdeutſchen veraltet if im Dberdeuts 


* 


ge ſchen aber gangbar geblieben, 


Du ſtaunſt; es regt fich Seine Tugend, Sell, 
k Rach dem Veyſpiele Hallers und einiger anderer neuerer Schwei⸗ 
„eriſcher Schriftficller, iſt es auch von den Hochdentſchen in der 


höhern Sihreibart wieder eingeführet worden, da man es bisher 
in diefer Mundart nur in dem zufammen geſetzten Erſt aunen 


kannte. S. daſſelbe, ingleichen Antaunen. = 
— Anm. Auch im Engliſchen iſt unned, betäubt, und Stun- 
vwing das Betãuben. Friſch leiter bag Deutfche von-&tein ber,alg 
wenn e8 eigentlich vor Berwunderung verfeinert werden, bedeus 


tere, Allein man muß den Urſprung allem Anſehen nach höher _ 


3 Stätte u. ff. unfreitig von ſtehen ab. Inder zweyten Bedeutung 
iſt der Stammbegriff nicht ſo deutlich. Wennman erwäger, daß 


es daß es zunäch i, entweder den Umfang in der Dicke, oder auch 


es Baum eine Stande bleibt, daber fie auch Sedenäpfel, _ 


Te u 14 - 


„fuchen, Die Endſylbe —nen iſt bey den Zeitwörtern in den mel⸗ 
fen Fällen sin Zeichen eines Intenſtoi; das Stammmwort müßıe 
alſo ſtauen gelautet haben, wovon ſtauenen, zufammen gezogen, 
ſtaunen, geworden. Stauen, oder Oberd. ſtauchen drückt zwar 
beutiges Tages feinen eigenen Laut und Begriff aus, iſt aber auch 
ſebr nabe mit Heben verwandt, und Farn auch unbeweglich da fie» 
ben und da fichen machen, bedeuten, welcher Begriff mir dem 
Staunen unfkreitiaverbunden iſt. (SG; auch Erflaunen.) Das 
Srans. tonner, ehedem eftonner, iff genau damit versnndt, 

- Der Staupbefen, des —s, plur. ut nom. fing. ein Befen, dit. 
große Ruthe, einen Mifferhäte® damit zu fäupen, in welchem 
Verſtande es noch die große Ruthe bedeutet, mit welcher gewiſſe 

Verbrecher von „dem Henker öffentlich aus geſtrichen werben, 
Den Staupbefen befominen. | Zum Staupbefen verurrheilee 
werden. —— 

Anm. Beſen wurde ehedem mebrmahls von einer Ruthe ger 
braucht, (S. dieſes Wort) Die Schreibart Staubbeſen iſt der 
Abſtammung völlig zuwider. 

1, Die Stause, plur, doch nur von wa Arten, die —n, ein 
nur in einigen Gegenden liches Wort, eine anftedende Kranf« 
beit, eine Seuche zu bezeichnen. Die Staupe befommen,die herr⸗ 
fcheude anfterfende Krankheit, Die Viehflaupe, die Viebſeuche. 
In engerer Bedentung iſt in einigen Gegenden die Staupe, eine 
anſteckende Krankheit der Schafe, da fie den Taumel, und hernach 
den Durchfall bekommen, und plötzlich ſterben. (©. Blurfieupe.) 
Friſch ſiehet dieſes Wort als eine Figur des folgenden an, fo daf 
es jede Laudplage oder Plage bedeuten würde, Allein es ſcheinet 
woblein eigenes und verſchiedenes Wort zu ſeyn, obgleich deſſen 

Stanm begriff ſo deutlich noch nicht iſt. 

2. Die Staupe, plür. die —n. ı.Cine Ruthe, beſonders eitte 
große Ruthe, jemanden damit zu ftäaupen. Ich babe dich ge— 
ſchlagen — mit unbarmberziger Staupe, Jers30,»4. de 
manden die Staupe geben. Im Hochdeurfehen ift es in diefer 
Bedeutung veralser, wo man es 2,nucfirStaupenfchlag, d. i. 
die Strafe der öffentl ichen Zücht igung mit einer großen Ruthe ges 
braucht, und zwar ohne Plural, und in der dem Anſcheine nach 
fondrrdaren R. U, Femansen zur Staupe ſchlagen, d..i. ihn den 
Staupdefen geben, ibn oͤffentlich Näupen, welche R. A. noch in 
den Gerichten gaugbar ift, und Niederdentſchen Urforunges zu 
feyn ſcheinet, wenigftens in die ſer Mundart ſchon ſehr alt iſt. Nie⸗ 
derſ. Stupe. 

Stäupen, verbireg. act. mit Ruthen freichen. Er ‚fäuper 
aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt, Ebr. 12, 6. Ein 

ind ſtaupen. Beſo ders, Sfientlid) mit Ruthen fireichen, wie 
ned jegt zur Strafe geiviffer Verbrecher geſchiehet. Ich bin drey 
"Mahl geftäupet worden, 2 Cor. 11,3, Etliche ſtäupeten fie, 
Marc. 22,5; und foin andern Stellen mehr, wo es auch zuwri⸗ 
Ten figürlich für züchtigen, ſtrafen überhanpt gebrandıt wird. Es 
if deiner Bos heit Schuld, daß du ſo geft upet wirft, Jer. 2,19. 
Es feiner in Oberdeutſchen am gangbarſten zu fenıt, und Dir 
im Hochdeutſchen nur noch inder edlern und anfländigern@chreibe 

‚art gebraucht, dagegen imgemeihen Leben die Ausdrikke, die Rus 
be Heben. von Kindern, "und von der öffentlichen Strafe diefer 
Art an arobe Verbrecher, den Staupbefen geben, ‚zur Staupe 
ſchlagen, mit Rutben fireichen oder ausftreichen, üblicher find, 
So auch das Stäupen und die Stäupung. 

Anm. Im Niederf.ftupen,Bolländ.tuypen, Schiwet.fu PA, 
Xstönd.heypa. Dev Begriff des Schlagen, Haueng ift obne 
Zweifel der herrſchende, der bier urfprünglich durch eine Dinonias 
topdie ausgedruckt worden, und in fofern iſt es auch mit Er 
ertwandt, ob dieſes gleich. micht eigentlich ein Werfzrug zum 
Schlagen bebeutet,ingleichen mirdem Niedetſ. deffen gui Fänften 

— ſchlagen 





£ 315 





TIEREN SEEN, 
Be Be 
ſchlagen Sem Böhmifchen Staupa, ein S:ärupel, Sibhel OR 
Griech. rurrem, ur fHlazen u.a. m. | 
Der Staupenſch ag des — es, plur. Car.die Handfung und 
Strafe, da ein Verbercher öffentl ih — aeſvia 
gen, oder mit Narben geftrichen wird 
Stäupern, ©. Stäubern. 
Der Stechapfel, des —s, plur. die — Apfel, eigenstich bie mit 
- Stachel beſetzte üpfelföcmige Feucht eines gewwiffen Gewächies, 
und in weiterer und gewähnlicherer Bedeutung, doch ohne Pural 
auch diefe Pflauzefelöfi, Datura L. und befonders deffen Da- 
tura Stramonium, Es iſt eigentlich in Amerika einbeimifch, 
wird aber jest in allen Gärten Europens augrftoffen, und von eis 


nigen auch Igelskopf, Stachelnuß Rauch apfel und Sliegenfraue 
genaunt, vieleicht, weil man wit diefem gifligen Gewächfe die 


- Fliegen vergiften Fan, 
Die Stechbahn piur. die—en, die Bahn, das iſt, der lange welche geſtochen wird, ſtehet in der vierten Eudung. 


ebene Platz, wo man mit Lanzen zur Luſt nach einem aufgeſetzteu 
Ziele ſticht; der Stechplag. ; 
Der Steypbaum, seh —e3, plur. Sie — baume, ©, Step: - 


palme, 
Die Stechbeere, plur. die—n, in einigen Gegenden ein Nah⸗ 
me des Rellevhalfes, Daphas Mezereum L, welder auh 


Brennwurz genannt wird. 


Der Stepbeutel,des—s, plur. ut nom. fing. bey denHolgs 


arbeitern, ein Beutel, oder breiter Meißel, zum Stechen, oder.‘ 
das Holz mit der Fauſt geradezu deſto hen, zum Unterſchiede von 
einem Lochbeutel; das Stecheiſen. 8.4 Beutel. ? 

Der Stechdoen, des—es, plur. die—en, ein Rahme verſchie⸗ 

PRO NUR RIES EL MaDE Ache vorzüglich nrit vielen Stacheln 
verfehen find. 1. Des Haffdornes, Hippophae L. wel. 
cher auch ER Weidendorn und Meerkreuzdorn ges 
nannt wird, 2. Des-Rreus = oder W: gedornes, Rhamnus 

„eatharticus L, und 3. dis Chrifisornes, "Rhamnus Pa- 
liurusL. — 

Die Stecheiche, plur. die — nS. Stechpalme. 

Das Stecheiſen, des —s/ plur ut nom. ling. ı. Ein Eifen 
„damit zu ſtechen, doch nur in einigen Fällen, wo ein ſolches Werfe 
zeug feinen eigenen Rahmen hat. Eo wird der Stechbeutel zu⸗ 
weilen auch das Stecheiſen genannt. Im Hüttenbane ſt es eine‘ 

ſpitzige eiſerne Stange mit einem hölzernen Stiele, das Auge in 
dem Schmelzofen damit zu Öffnen oder aufzuſtechen; das Stich⸗ 
eifen. 2. Auf dem hoben Ofen iſt das Strideifen, oder geſto⸗— 

chenes Eiſen, Eiſen, welches fo lüffig wie Wafjer gemacht, und 
hernach abgefiochen worden, wo der Plural nur von mehrern Arten 
üblich iſt. 

®teihen, verb. irreg. if ich Ace, du ſtichſt, er ſticht; 
Conj. ich fteche, du ſtecheſt, er ſtẽche. Juperf. ich fach; 
Eonjunet. ich ſtaͤche. Mittelw. geſtochen. Imper. flich. Es 
iſt in doppelter Gattung üblich, wo es zugleich zwey Hauptbeden⸗ 
tungen hat, welche ſich auf zwey der Sache nach ſehr verfchiedene, 
Sem Laute nach aber ãhnliche Onomatbpoten aründen. 

L. Als ein Neutrum mitten Hilfswortefeyn, den Ort ſchnell 
zerändern;.in welcher Bedrutung es doch nur in einigen Fällen 
ablich iſt. In dem Bergbaue iſt jemanden nachfiecyen, fo viel 
als ihm nachſahren, d.i. hinter ihm her in die Grube fleigen, Er 
kommt angeſtochen, eine im gemeinen Lobvn ſehr übliche Beden» 
Aung,eigeuslich, er kommt mit weiten Schritten oder langen Bei⸗ 
as einher gevangen, welche Ari des Sehens man im Riederfächti: 
Wendush Haken ausdruckt. Servor Rechen, vor andern Diu⸗ 
ae merfrich empfunden werden, 5 2 Hülfsworte haben, 
Der Begriff ſticht merklich hervor. (S. anch Abſtechen) Al 
A ichſten iſt es in der Schiffer ſprahe, F ein Schiff in die See 


A Da BL ——— A a a a, a 
RE RE a N ea El N u 
* er“ —— RAR 
1 


wird, wenn fiein einen Körper dringen und deuſelben —— 


Mo, 15. 


Ihr folle euch Fein Mahl ſtechen, 5 Mof. ı4, ı. 


* men ee — — —— — 





Kertbteibfel der chemadiigen unvolloimmeyn Art der difffabrt | 


iſt da man ſich im Fahrenallein mit langen Stangen forrfchieben 
‚mußte, jo fcheinet es bier fo, wie in den vorigen Hüllen, ein Vers 
wandter von zieben, SHiederf. tehen, oder auch von ſteigen zu ſeyn. 


‚Das erſte würde durch den Ziſchlaut und den verfärken Hauch i in 


ſtechen in ein Krtenfivum verwandelt ſeyn. 
li. Als ein Xetiwum, ‚wo es von, frißigen Dingen — 


2. Eigenilih. Das Subject, welches diefes ıhur, es ſey 
'nun allein oder vermistelfi eines Werkzruges, ſtehet wie gewöhte 
lich in der erften Endung. Die Biene, die Schlange ſticht. Die 
Nadel ſticht. Linfpigiges Meſſer ſticht. Das Werfzeug bes 
kommt als Werkzeug, das Vorwort mit, 
dein Dolche, mit dem Stapel fiechen. Die Perfon oder Suche, 

Jemanden 
todt ſtechen. Die Nadel hat mich geſtochen. Star ſiach ibn 
mit dem Dolche. Die Bienen ſtachen uns nicht. Der Drt, 
dig Stelle, oder der heil au diefern Dinge, „beonmt das Vor⸗ 


Mir der Wadel, mie 


EN: 


— 


wort in, zuweilen auch ein anderes, fo RER Acenfarıo Verdi. ER 


Seifen feiyen, x 
Hi — Sam. 3, 27. Die 


Sich 


Du wirft ihn (nit ihm 
And flach ihn in den 
Sonne fach dem (den) Jona aufden Kopf, Kon.4,8. 


ge: bleibt. 


fon fleben, wenn das Werf zeug oder auch die Wunde, weiche duch 
Gtehen hervor gebracht wich, in der vierten Endung ſt hit. Ri: . 
nem den Dold in das ers ſtechen. Einem ein Low ſtechen. 
Einem den Geck ſtechen, figüelich im gemeinen Leben, (S. GE.) 
Nach jeman- 


den ſtechen.  Figürliche, doch nur im gemeinen Leben übliche — 


ten des Ausdruckes ſind: Das iſt weder gehauen noch gelloch en 


bat von Feiner Sache die gehörige Eigenſchaft an ſich Deu , 


in den Arm ſtechen. Nur dann muß die drute Endung der Per⸗ A or 


x 


x 


" Bigel ſticht ihn, er iſt muthwillig, übermärhig. Bey einem Ei 


Manne, dea noch der Bıgel wie ihn ſticht, Weiße; der 
noch verliebt ift, Der Hafer ſlicht ihr, die guten Tage mas 
chen ihn übermüthig, murhwillig, eine von dei Pferden ent⸗ 
lehnie Redensart. 

So reißt der menſch auch aus, wenn der Safer 

fit, Obitz — 

Sylben Stechen, ſich zu ansſtlich und prdantifcg arit Yıffuchung 
des Wortzerftändes abgeben; ; eine vermuthlich aus den Leſeſchu⸗ 


leu entlehnte Redensart, vo bie Kinder die Sylben mit frigigen. 


Griffeln zeigen. . 
. Dann lachen fie mit Reht, wenn einer Splöenfige, 
Käſtner. 

», Figlelic. 
Bearbeithngen ‚ welche mit einem Stechen 'veronuden find, ‚ddr 
wobep das Stehen den voruebnſten Theil aus macht werden fer. 
chen genannte. "In Kupfer ſtechen; daher der Kupferſtecher, 
Kupferſtich. Ein Bild in Kupfer ſtechen. Ein Petſchaft fies 
"chen. Ein Wapen in Stein, m Stablfiecyen, fo fern es von . 
dein Perfpaftmachern geſchiehet. Semanden den Sta ar eben, 
den Staar im Auge durch eine vermittcift eines Stiches gemachte 
Dffunng beraus ziehen. Ein Schwein, ein Balb Hlechen, ben . 
den Fleifchern, es vermittelfteines Stiches tödten. 
baue wird gehocpen, wern man das Auge in dem Schmelgofen 
mit dem Stecheifen öffnet, damit das gefchmelgene Metall von 
dem Herde ablaufe. Auch twird es in maachen Follen für graben 
gebraͤdcht, befondersin den Jufammenfegungen, abſtechen, aus» 
ſtechen w. ff, ingleichen für fyaufeln, das Getreide wegitechen, £ 


a) Verſchiedene Arten der Handlungen oder *F 


Im Hütten ⸗ 


umſßechen; auch fiir nähen, in betechen, und von andern ähn 


(2) Beſonders war ſtechen shedem für - 


lichen Haudlungen mehr, 


— 






Er 


—* 


—38 EN } h 
Br Ru ey J Denk 5 4 - — 
Ay 32} ET Ne ned ul: i Ka 
ERS Te 
. 


x 


geſtellte bürgerliche Übimaen ein Stechen genannt werden. Wach 


2° einem Ringe ſtechen eine Art vitterlicher- Übungen, Das Ge: 
fellenſtechen Fiſcherſtechen, n. f.f. Von diefem Stechen, fo fern 


es ein Gefecht bezeichnet, ſtammen ohne Zweifel noch folgende fi⸗ 


h —— fehr.aanader, fo fern es mit Bangen geſchahe, da denn 
=" Auch noch jegt ähnliche theils ritterliche, theils bloß zur Luſt aue⸗ 


PEN he N IH: 
—* * * 8* — 4 


ae Ste 


— 


ehedem ein Stecher. An den Orgelbalgen iſt «sein Holz an deur , 
 Dberblatte, welches das letztere in die Hohe flicht oder läßt, wen« 
der Balg gererten wird. "Bey den Hutmachern führen auch die 


Kopffache, weiche den Herzfachen gleichen, und im Walken auf - 


„den Hut geleget werden, den Rahmen der Stecher, und au den - 


Kugelbüchfen wird die Zunge unser dem Schloffe, womit man die 


gürliche Bedrutungen ker, (a) Ju den Kartenfpielen ſticht eine + Büchfe abdrudt, fo wohl derSchneller, als der Stecher genannt. 
y Karte die andere, wenn fie mehr iſt, als diefe, fie überwindet, Der Stewerling, des —es, plur. die-—e, in eintgen Gegen ⸗ 
und daher diegeftochene von dem, der die höhere Karte harte, eins - den, ein Nahme eines Heinen Fiſches mit ſtacheligen Floßfedern; 


er rar is 


de an 


* 





J 


"des erſten, mit Deichfel, Zacke, Niedetf. Tacke, und 
“ perwandt, In dem Schwabenfpiegel fomme es noch fü 


Der Stöcyer, des--s, plur. ü 


MNahmeg nf. f. anf den Lauf Rechen, Stecker. 
% v ein Sagelöhner, welcher den Torfnad) der Länge und, 
“ Breite abfiicht, zum Unterfchiede von dem Gräber, welcher ibn 


onigen‘ 


genommen wird. Das Daus ficht den Konig, der König die 
Dame un. ff. (Siehe auch Abftechen.) (db) Mit jemanden ſte— 


den, eine befondersindem Würfelipiele übliche Redensart, da 


äiven, welche eine gleiche Anzahl Augen haben, noch Ein Mahl 
werfen, welches im Niederfächfifchen Fampen, kämpfen, genannt 
wird. -(c) Nach etwas flechen, d. i. ſtreben, ein im Hochdeutſchen 
unbefannter Ansdend, : 
Die Ruhm: und Ehreſucht, das Gaſthaus der Gebrechen, 
Da Romund Griechenland fo geigig darnach ſtechen, Opitz. 
(3) Einen Schmerz vernr ſachen, weicher dem von fteshenden 
Werkzeugen gleicher, (a) Eigentlich, Die Sonne fticht mid. 
Daß dich des Tages die Sonne nicht ſteche, Pf. ı8ı, 8. 
"Stechen in, der ‚Seite empfinden. Das Sriteniiehen. Die 
Milz ſticht ung, nach einem ftarfen Laufen. Es ſticht mich in 
meinen’ Pieren, 9. 73,23. (b) Fisürlich. Das ſticht ihn in 
die Naſe/ in die Augen, im gemeinen Leben, das reitzt fein Ber, 
tonger feine Begierde, — BEER 
Wir fucyen nicht Sen Heldenrubm , der dir (dich) ins 


Auge ſticht Weiße. . 
Das kleine Lieschen ſticht, ; 
> Dem (den) Siöfler ins Geficht, eben derf. _ 
) Im gemeinen Leben ift fiechen, häufig fo viel als tau⸗ 
fihen, befonders in den Zuſammenſetzungen verſtechen und umſte⸗ 


chen, S, diefe Wörter. 5% 
” (5) Für beflechen, eine. im Hochdentfchen veraltete Be⸗ 


- deutung. Dielelaffen ſich mit Geld ſtechen, Sir. 8, 3. So auch 


das Stechen. Al — 
Anm. Schon bey dem Ottfried Rechen, im Tatian ſtehan, 
im Niederſ. ſteken im Schwed ltika, im Engl. to flich, und mit 


dem Naſenlaute ſtine, im Lat. tigare, welches noch in-in- 
gare üblich if, im Griech geyrw greeiy Es dereinaet den Be⸗ 


geiffder Spise mit dem Bearıffe des Stoßes, und iſt in Rückſicht 
gen mehr 
oßen vor; 
ſtichet ain ochs ainen mar zetode. Stegen und Stecken 
find genau verıwande, und dar Niederf. ſtecken un @chwed. ftıcka 
haben beyderBedenfungens allein im Hochdeutſehen find di Grän- 


jen beyder Zeitwörter genau bezeichnet, ob fie gle ch in der Anwen⸗ 
dung von mandem häufig verwechfelt werden, ©, auch Stachel, 


Stich und Stochern. — 
t nom. fing von dem vorigen 
Beitiworse. ı. Eine Perfon, welche Richt, doch nur in einigen 
Faällen. Derjenige, welcher Geſchicklichkeit im Turnieren und 
‚Steben mit Zangen beſaß, wurde ehedem ein Stecher genannt, 
In den Gewehr⸗ Fabriken heißen diejenigen Arheiter, weiche den 
Im Niedert. HE 
der —— 


‚aus der &ide grabt. Nm üblichſten iſt es in den Zuſammenſetzun⸗ 


gen Kupferſtech er Petſchafiſtecher / Staarſtecher u. ff 2. Ein 


Ding‘, welshrg ſticht, cin Werizeng zum Strchen; auch nur innei⸗ 
—— ‚weil es in den meiſten übrigen einen eigenthümli⸗ 


en Nahmen hat, Eine Art breiter Degen zum Siechen hieß 


Riederſ. Stekerling Stekelffang Stengelftang, Stekelgrinde 
Pen. Im Hochdeniſchea ift er unter dem Nahmen des Stichlin⸗ 
ges am befannteften , ©. dieſes Wort. 


Die Stöchfliege, plur. sie—n , eitie allgemeine Benennung dere 


jenigen Sliegen, welche empfindlich flechen, zum Uuterfchiche vom 


. andern unſchãdlichern Arten, —— 
Der Abch ginſter des—s, plur. ut nom. fing. ein dem Gin⸗ 


fter ähultches Gewächs, welches wie diefer fpigige Blätter hat, 


welche mit Stacheln oerſehen find; UlexL, 
Der Stechgröfchen, des—s, plur. ut nom. fing. an einigen 


Deren, z 3, im Amte Giebichenſtein bey Halle, eine Abgabe von : 
einen Gtofchen, welche eine Witwe, wenn fie wieder heira⸗ 
then will, ber Grundobrigkeit entrichten muß, worauf fie zut Ber 
ſcheinigung der enfrichteten Abgabe cinen Stechzettel oder Stech⸗ 
ſchein erhält, S. Sprungthaler. 


Der Stechhaufe, ves—ns, plur. die — n, bey den Flei⸗ 


fern, ein Haufe zum Schlachten oder Abſtechen beſt imnten 
Birhes, dergl chen Vieh auch Stechvieh genannt wird, Friſch ers 
kläret es nucichtig, durch dasjenige Schlachtvieh, welches die 
Fleiſcher über ipr ordentliches Vieh der Stadt zur Rothdurft ſchla⸗ 
gen dürfen. 


DevStschheber, des—s, plur, ut nom. fing, ein Heber 


welcher unten enger ift als oben, und in dir flüßige Materie gefios 
chen, d. i arftogen wird, daman denn, wenn man die obere Off⸗ 


"nung dep dem Deranszichen mit dem Daumen ver ſchließt, etwas 


von dem flüfjigen Körper beraus ftechen kann. 


Der Stechhelm/⸗ Ses—es, plur. die —e, in den ehemahligen 


Zurmieren, ein ganz verſchloſſener und nur mit einigen Löchern 
verichener Helm, das Geſicht bey dem Stechen mit Lanzen zu vers 
wehren, zum Untevfchiede von den: offenen Turnierhelme. 


Das Stechholz des —es, plur. die —holzer, im Hüttenbaue, 


ein dickes rundes Holz, Einer Ellen lang, über welches der Stich 
durch das Geſtübe in der Oberbruſt des Vorherdes geführet, oder 
das geſchmolzene Metal abgeſtochen wird. 


Der Stehfamm, des —es, plur. Sie — Fämme, bey den Nad- 


teru, ein Werkzeug in Geftalt eines Kammes mit etwa 2 5Spigen, 
die Löcher in das Papier zu den Nadelbriefen damit zu fehlagdı. 


Die Sccchfanne, plur.die—n, in einigen Gegenden, befonders 


Niederdenrfchlandes, ein Maß flüſſiger Dinge, welches ungefähr 


ſo viel wie ein Srübehen ift. In Bremen Hält ein Orhoft Thrau 


2 Tonnen, oder 12 Gicchfannen, eine Stechlanne aber 16 Men⸗ 
gel oder 4 Quart. 


Das Seeyfraut, des—es, "plur. inuf.eine Art des Rrag: 

krautes mit flacheligen Kelchen, wilde: auf den Brahädern 
. Spanieng häufig wählt, Cnıcus Acarnal, 

Das Stichkiiffen, des —s, plur. ur nom. fing, bey den Ku⸗ 


pferſtechern, ein langeundes mit Sande gefülltes ledernes Küffen, 


© woranf fie die Wlarge unter dem Stechen und Radieren legen der 


Santfad, } r 


Das Stechlaub, Ses—es, pInt, car. ©, Stechpalme. 
Der Stech ling/ S. Stichling. 


Der 


\ 


310 — 6&te — 


Der Srechtöffel, des —s, plur-ut no nom, fing, in den Münzen, 
ein Löffel mit. einer Spalte in — — durch welche das 
Stechmeſſer aeſtoßen wird, i 
‚Dee Stechmeſſer, des —s/ plur. ut nom, fing. überhaupt ein 
Meſſer, welches zugleich zum Stehen geſchickt und beſtimmt iſt. 
In den Münzen iſt es eine drey Fuß lange eiſerne Klinge, welche 
in den Formſand geſtoßen wird, die Löcher zu den Sitberzainen 
damit in dem Saude zu machen. 


Die Steppalme, plur. die —r, eine der Palme ähnliche Staus 
de, welche eyförmige ſtachelige fpigige Blätter hat ; Alex Zinn. 


beſonders deffen liex Ayuifolium, welches auch indem mitläs 


Sigen Europa einheimiſch iſt; Stechbaum, Stecheiche, Stab: 


laub, Walddiſtel, Sülfe, Sülfenbaum, Biefebufch, Chriſtdorn, 
Mäufesorn, Myrrbendorn. 

Die Stechpille, plur. die —n, ein längtiches tumdes Stifchen 
Seife, welches man bey Verftopfungen in. den After ſtecket, den 
Stublgang zu befördern⸗ das Stuhlzapfchen. Stech — ſtchet 
bier für Steck 

Ter Stechplatz des — es, plur. die — pläße, ein Pag, worauf 
geſtochen, d.i, mit Langen gefochten und geſtochen wird; die 
Stech bahn. 


Der Stech ſalat, des —es, plur. doch ner von mebrern Arten, 


die — er, inder Hauswirthſchaft, ein jeder Salat, von weldiem 
man int Früblinge die. erſten Blätter abſticht oder abfchuteider, und 
der an hänfigfien Schnittſalat genannt wird. ; 

Das Strchfäraf, des —es, plur, die—e, zum Schlachten oder 
Abfechen beftimmte Schafe, Kuch enſchafe· Siehe Ste: 
baufen. j 

Der Stöchfchein, des—es, plur. die —e, S. Stechgroſchen. 

Der Seihfiglieren, des —;,-plur. ut nom, fing. ein kleiner, 
Schluten, in welden man fh elbſt vrrmittelſt zweyer miteis 
fernen Spigen verfebener Stäbe durch Stechen forthilft; Sta— 


chelſchliet n, Nicderſ. Pricke lede * 


Die Ste xbwalbe⸗ plur. — eine in DR: ifen übliche Bes 
Kennung einet gewiſſen Art Schwalben. 


F 
DE 5 ‚ech fihwein, des —<s, plur. die —e, Schweine, welche 


zum Abſachen, d.i. zum Schlachten befliinint find tum Unter⸗ 
ſchiede von den Zuchtſchweinen. 

Das Stech ſpiel, des —es, plur. die —e, ein Spiel, wobey mit 
Laugen geſtochen wird; eine Art der chedem je üblichen Tur⸗ 
niere, 

Dev Stechſtahl des — es, plur. die —ſtahle, ben den Drechs⸗ 
lern in harten Materien, deren Drehe iſen Stahle heißen, ein fols 
ches Dreheifen, das Bein damit abzuftechen, 

Die Stechſtaude, plur.die—n, in einigen Gegenden, ein Rabe 
me der Stachelbeerſtaude, S. diefes Wort, 

Das Stechvieh, des —es, plur. car, Vich, welches zum Abſte⸗ 
eh, d. i. zum Schlachten beſtimmt iſt; Sdlachtvieh/ — 
Stechhaufen. 

Die Stechweide, plur. die —m,. in. einigen Gegenden ein Rabe 
me der Bergweide mit dem Lorbeerblatte, welche auch Bitterwei— 
de, Schafweide, Sanlweide und Baumwollenweide genannt 
wird; Salix pentandra Linn. 

Die St: hweinde, plar. die —n, ein.ausländifches Gewächs, wel⸗ 
ches der Windr gleicht, nur daß es einen dornigen eckigen Stamm 
bet; Smilax Linn. beiouders deffen Smilax afpera. 


Der Stehmurm, des —es, plur. die —würmer, im gemeine 


Leben,.ein kleines fliegendes Infect von verfd;iedener Rache, wel⸗ 
ches die Soroffen an den jungen Bäumen abfneipt und abfrift; 
Eıripmurm. 


Ter Stichzettel, li plär, ut — Eich Suche 


woſchen. 


Der Stecken, des—s, plur.utnom, fing. ein mößiger oder. 


—— reg. welches in doppelter Geſtalt üblich.ift, A — 








te 


Der — bes —es, plar. — ——— 
Handwerkern, z. B. den Kupferſchmieden ein Anbof, wei · 
wos wenn mai ihn braucht, in einen Fuß oder * eStütze geſteckt 
wird. 

Der Ste@briefides es; plur. dies, in * Gerichten, Keie = 
fe, welche man an andere Obrigleiten ergeben löfjet, worinman > 
einen entwichenen- Übelihäter beichreitt, und felbigen im Berre- 
tungsfall anzubalten nus in Verbaft zunehmen bittet; der Hüfte ⸗ 
brief. Die erfie Sylbe ift von Hoden, in den Stock oder intas 

Gefängniß werfen, wildes auch häufig fieden geſchrieden oder ENT 
gefprochen wurde ; jemanden ſtecken, in Verbaft nehmen, wovon 42 — 

Friſch einige Benfpiele anführet. S. Stöcken. er 

Der Stedelkiel, des —ee, plur. die —e, im Ber gboue ein Biel 
oder kleine Röhre in dem Punıpentverke, in weicher das Ventil ber 
feſtiget wird, und wozu auch Ins Seedelbieg und a — 
fchraube grhöret; der Steckkiel. 








kleiner Stock, und zuweilen auch ein jeder Stock. An« einem 
Stecken geben. Aarons Sted’engrünete und-blühete, 4Mofe er 
- 17,8: Dein Steden und Stabrröfien mich, Pf. 23,4. Auf - x 
einem Steden reiten, wie die Kinder, Llichteinen Srediengoig. 
im Haufe haben. Der Latelieten oder Ladefiod, Saumishem, > E 
ein von einem Sauneabgrbrochener reden. — 
Anm. Im Jtal Steceo, Stecea. Die Nirderdeutſchen runde - 3 
arten und damit verwandern Herdifchen Sprachen ferinen diefeg 3 
Wort nicht, welches daher eigentlich Dberdeusfchen Utſprunges EN 
au feyu feheinet, wo man ee fehr häufig wit Stock als gleich bedeuw 
send gebraucht, Ehen daſelbſt bezeichner es aber auch zuweilen e eis 
nen Pfabl z Rebſtecken für Weinpfabl.. I Hochdeutſchen iſt 
es in den edlern und anftändigeru Spresbarten am üblichſten, ane 
flatt des nisdeigern Stocks, Mit welchem man gemeiniglich den 
Begriff eines Steckens zum Schlagen verbindet, Indeſſen ſtam⸗ 
met es air demſelben aus Einer Quelle ber, indem es nur vern it⸗ 
telſt der Ableiltunge ſylbe en gebildet worden. Der Begriff der 
Kleinheit wird ſchon durch das Feinliche e ausgedrudi, fo Be das 
rende o den Begriffder mehrern Größe bat. 





ein. Reutrum, mit. dem Hülfsworte haben, (im —— 
mit feyn) in eine laugliche enge Offnung hinein geihait: fepn, . zu⸗ 
nãchſi mit der Spige,oder von ſpis igen Dingen, hernach BEAT... 
von alien länglichen und vielem andern Körpern, > 
3, Eigentlich von fpgigen Dingen als das Neutrum von Be. 
ben. Der Hagel ſteckt in der Wand, eriedr feh. Der Bra⸗ ee 2 
ten ſteckt am Spieße. Mr ſchreyet als wenn er am Spiehelled: 
te. Deine Pfeile ſteck en in mir, Hiob 6,4. i 
2. In weiterer Bedeutung, an einen "Srıe Befindfich ſeyn ge⸗ 
meiniglich mit den Nebenbegriffe der Feſtigleit — 
oder des Unbermögrus, dieſen Ort verlaſſen zu können. Im 
Sdlamme ſtecken. Im Boche ſtecken bleiben. Zwiſch en Thür 
un dAngel ſtecken, ſich zwiſchen zuey Gefahren oder — 
ten befinden, von welche man Einewöhlen muß. Es fledt mir 
in allen Gliedern. Es ſteckt ihm auf der Bub. Dem Tode 
im Kachen ſtecken. In Fred, in Gefahr, in Schulten, im _ 
Elende fieden, Jemanden in der Horb, in dem Elende fies 
&en laffen, ibm feine Hülfe verfagen. Du ſteckeſt in deinem 
Unglüd, 2 Som, 16,8... Thorbeir fiedt dem Knaben im ger» © 
sen, Sprihw. 22, 15. Ich weiß nicht, was ihm imBopfe. 
ſteckt. Stecke dich nicht in marcherley gändel, Sit. ıı, 205, 
menge dich wichtdavein, . Alleswer ©br, den Shwägerinnn 
blieb dad Wort im offenen Munde fird’en, Gırmes. : Immer 
in den Wirths hauſern ſtecken, ſich doſelbſt auſbalten. Oift aber 
aud mit dem Rebenbegrifie der Terbergenfein. Da bedt etwas 
* Bus 


* 





a 3. Figürlich. (1) Steden bleiben, nicht von der Sielle . 


- . fortfegen, nicht fortführen können. 12) Die Sachefiedt, wird 
deutfchen lieber ſtocken ſagt. Doch gebraucht man daſelbſt Häufig. 
den Jufinitiv als ein Hauptwort, ins: Steden gerarben, in eben: 
dieſem Berflande. Die Sache it ins Stecken gerathen. 


Anm. Schonbey dem Nötker ecchen, bey andern gleidhzeis 


tigen Oberdeutichen Schriftfielern Rechen, fiecden, und noch; ° 


jegt wird in manchen gemeinen Mundarten diefes Neutrum fles: 
«en mit ſtechen bäuftg-verwechfelt, befonders von den Niederſach⸗ 
fen, bey. welchen ihr ſteken, ſo wohl ſtechen als ſtecken bedeutet. Ver⸗ 
-muthlich rühret es ber; daß 
dieſes ſtecken in niguchen Gegenden irregu lãr abgewandelt wird, 
beſonders im: Imperfecto, — ihfedir: = 
? Ein armer Schiffer ttafin Schulden, Gel; 
Da es, wenn es wirklich ein irreguläres Zeitgport wäre, audit, 
Mittelworte gefted’en-haben müßte, diefeswber nicht üblich iſt, fo 
ſcheinet auch dasivreguläre ſtak ein bloßer aus der Riederſächſ. 
A Mundart herrührendee Miß oerſtand zu ſeyn. : 


e 


U, Als ein Yctivum, ein Ding. in das andere tun, fieden : 


* 


machen. 
pern gebraucht wird, wenn fie in eine enge Offnung gethan werden; 
Sen Braten an den Spieß, die Nadel in das SZemd, den Nagel 
imn die Wand, den Degen in die Scheide den Schluffel in das 
Schlüſſelloch, ein Licht auf den Leuchter ſtecken. JInglei-⸗ 
chen auf ſolche Art befeſtigen. Einen Zettel an den vorhang 
"arken. Oft ſtehet ſtecken abſoluie mit Verſchweigung des Ortes, 
wWeinpfahle ſtecken, in die Erde. "Bohnen, Exbfen,. Melsnen⸗ 
>. gerne, Pflanzen u.f.f. ſtecken, fie in ein mit einem ſpitzigen 
0 MBerfzeuge'geftochenes Loch thun. Jemanden ein Ziel fteden, . 
Ziel und Maß ſtecken. Auch durch mehreres Steden hervor 


beingen oder zubereiten, Sanben fleden. - 

R . 2, In weiterer Bedeutung, auch von andern Körpern, wenn: 
; * fie in eine euge Offnung gethan werden. Das Geld in den Beutel, 
in die Taſche ſtecken. Die Jand-in. den Bufen, in die Taſche 
feten.: Den Biſſen in den. Mund ſtecken. Den Ring an 
- den Singer ſtecken. Einem etwas in die zand ſtecken, heim⸗ 
slim. die Hand geben, wozualeich der Begriff der Verborgenheit 
| bervor ſticht. Jemanden unfer die Bank, oder in den Sad 


fie2en, ihm überlegen feyn. Sich binter jemanden fleden, ihn 


7 zam geheimen Werkzeuge in Erreichung feiner Abfichten gebrau⸗ 
© hen, Die Köpfe zufammen ſtecken, heimlich mit einander reden, 
= Sugleichen in noch weiterm Verſtande. Sich in Schulden ſtecken, 
- Schulden machen, von welchen man ſich nicht leicht wieder befrey⸗ 
en taun. Sich in Gefahr, in fremde Händel ſtecken, im gemeis- 
. «nen Leben. Stede dich nicht in mancherley Hundel, Sir. 21, 10, 
E 3Figürlich. (1), In einen fihern Ort in Verteahrung brin⸗ 
gen. Eine Jungfer in das Kloſter, einen Derbresher in das 
Gefängniß ſtecken. Bon der Einfperrung in ein Gefängnig find 
im gemeinen Leben auch einfted'en und beyſtecken üblich. In: 
einigen Oberdeutſchen Gegenden ift Hedden noch abfolute, für in 
Berhaft nehmen üblich; wo es aber auch eine fehlerhafte Schreibe 
und Sprechart für Kocken ſeyn kann, (S; daffelde,) (2) Sich fe: 
Een, von dem Waſſer, ift im gemeiuen. Leben fo viel als fich 
ſtauchen, dur ein vorliegendes Hindernig im Abfluſſe gehemmet 





gehindert, inibrem Fortgange aufgehalten, wofür man im Hoch⸗ 


* 


Ehentlich, wo es zunächft von fpigigen oder langen Rör "> 


Ste 


werden, Bey den Jãgern ſteckt ich das Wild, wenn es im Trei⸗ 
ben zu enge zuſammen kommt, ſo daß es nicht weiler kann, und 


322 


. gleichfam- ſtockt. (3) In einem andern Verſtande it eben das 


ſelbſt ſich ſtecken, fo viel als fich verbergen, wofür ſonſt verfies 
Een üblich iſt. Das Wild ſteckt ſich, wenn es fi) in die Die 
ckungen verbirgt. (4) Geld in etwas ſtecken, es auf etwas. weite 
‚den. Diefen Profit ſtecke ich in meinen Garten Gel, ver⸗ 


wundern fie fich nicht, daß ich fo viel Geld darein ſtecke 


eben derſ. (5) Jemanden etwas ſtecken, ibm insaebeim Rach⸗ 


richt davon geben. Er hat mir Fein Wörtchen davon geſiecke. 

6) In den Brand ſtecken, anzimden, von großen in Brand 
geſetzten Maſſen. Ein Haus. eine Stadt in Brand fieden. 
©. auch anfteden, So auch das Steden. R 
Anm. Bey den alten Dberdentichen Schriftftellern kecchen, 
Das Niederf, ſteken, Angelſ ficap, Engl, fick, und Schweb, 
Ricka, bedeuten nichtallein ieden, fonderwauc fechen, Beyde 
Wörter ſcheinen urforünglich nur in der Mundart verfchieden zu 
ſeyn, obgleich auch das letztere ein Jutenſtvum des erſtern ſeyn 
könnte; indeſſen find ihre Gränzen im Hochdeutſchen beut zu Tage 
genau abgezeichnet. Stechen bedeutet bloß eine Offnung, die Ver⸗ 

wundung machen, ſtecken das Befeſtigen oder Verbetgen in dies 
felbe. Im Oberdeutſchen iſt erſtecken auch für das Aesivum.ers 

Sſticken üblich: 

— ESglechte Kunſt if Krieg erwecken, 

Shweye Caſt MH Krieg erfiveken, 

Große Rünf iſt Bvieg erfieden,- Logau—. 

ET: ochdeutſchen undbefannt. ©; Ste@flug, 
ige Open: —— und nad ihm Aichinger be⸗ 
Henze Unterſchied in der Aus ſprache zwifchen dem Neutro 

und Aetvo ecken und wollen, daß das erſte e in dem Neutro 
wis ein ä, in dem Artivoraber wie ein ſchatfes e lauten ſoll. In 

der Aus ſprache der Sochdentſchen findetſtch von dieſer Ausſpra— 
che keine Spur, welche allenfalls ein Peovinzial- Gebrauch ſehn 
kbnnte, wenn er nicht gar eine Grille ift, 













* 


Die Stedenerbfe, plur. die — n in einigen Gegenden für Gta— 
bei: oder Stangelerbſen, welche ſich an Stecken oder. Stäbe zw. 


ranken pflegen, i - 

Der Steckenknecht/ des—es, plur. die — ‚ein: Kutecht oder 
Gehülfe des Profoßes in. dem Kriegesiwefen, entweder weiler nur 
mit einem Stecken bewaffnet ift, oder weil er die zur Züchtigung 
der Sofdaten nöthigen Stecken berbey ſchaffen muf; ingemeincie 
Leben. einiger Gegenden ,. Stäbfe, Stäbfen, vor Stab. In 
Dresden werden auch diejenigen Baunknechte, wilche die Aufſicht 
auf die Baugefangenen unter dem Profvße haben, Steckenknechte 
genannt, i 


Das Stedenpferd, ses —es, plur, die e, ein Strden, mit‘ 


einem vorn daran befindlichen Pferdckopf, auf welchen Heine Kine 
der zu reiten pflegen. Figüclich, eine unbedeusende Sache, mit wel⸗ 
her mon ich gewöhnlich zum Vergnügen, oder als zum Vergnü⸗ 
gen zu-befchäftigempflegt.. Auch der firengfte Philofoph bar oft 
fein Steckenpferd. . Be 

Die Steckerbſen, fing.inuf. ein Nahme der Felderbſen, wenn fie 
nicht gefäet, ſondern nach Art der Garteuerbſenin lange ſchmale 


und ſeichte Gruben geſteckt werden; 


Der Steckfluͤß des — es, plur. die — flüſſe, ein Fluß, wel⸗ 


her den, welchen er befällt, plöglich erſtickt; Catarrhus ſuffo⸗ 
catiyus. Bon dem Oberdeutfh.Heden, erſticken machen; daher 
in-vielen Gegenden auch dag mehr HochdeutſcheſStickſuß üblich iſt. 


Der Ste dförfter,des— 8, plur.. ut nom. fing. ein nur ie: 


undum Nürnberg übliches Wort, einen Förfter zu bezeichnen, 
welcher von dem &rbförfter an feine Statt zum Huth des Waldes: 
verorduet wird, 

= Era 


* 


x he; \ 
Das & ern, —E RR im — ———— 


ber Netze⸗ voelche zum Hüh ner oder Lerchenfange gebraucht und 
auf die Erde geſteckt werden; Steck netze / Rlachgarne. 

Der Steckhuſten/des —s, plur. do h nur von mehrern Arten, 

‚ut nom. fing, wie Steckũ uß, von dent Oberd. ſtecken, erſti · 


cken machen, ein Huſten, welcher mit Erſticken drohet, mit wel⸗ 


hen rin Trieb zum Erſticken verbunden it; der Sei@hsften. 
Der @tifiel, S.Steelkiel, 
"Das Ste Ferant, des—rs, plur, inuf, Sr Orant.. 
Die Stedleiter, plur. dier—n, keiteen, (eine Art Garne,) wels 
che an Feine Stäbe gebunden und zu beyden Seiten des Treibe- 
zeuges geſtecket werden; damit auf den Flãgeln nichts RR 
men kann; Laufleitern. ©: Leiter. . i 
Der Steckleuchter, des — 8, plur; ut nom, fing, eine Art 
Keuchter, mit einem kurzen hölzernen Griffe und einer eiſernen 
Spige,ibn in eine Wand u. f.f. zu ſtecken. 
Die Steckmuͤſchel/ plur. die—n, eine Art unenthhtie langer 
Muſcheln, welche in eine ſchmale Spise zufaufen, PinnaL, 


Vielleicyt weilman fie mit ihrer Spitze gemeiniglich- im Sande 


firdend findet. 

Die Stecknadel, plur. die —n, Nadeln mit einen Heinen run⸗ 
den Kopfe, die Theileder Kleidungsftädedamit anzuſtecken; zum 
Unterfchiede von den Ylähnäseln, In Sſterreich und Balern 
nennt man die Stecknadel Spannadel Soandel, Spenel. Franz . 
Epingle, im Böbrkifeben Sspendiik, Spinadlo, mit dem La- 
fein, Spinula, ans. Einer Quelle; imandern Oberden ſchen Be⸗ 
genden Guffe, Gluffe, Klufe, Riufe, Sürfsarg, Seftel, Seftienn, 
ich Niederfächfiichen Rnopfnadel, Bntpnadel, und in einigen We⸗ 

genden aleichfals Spendel, Spenel. 

Der Stödnagel, des — 8, plur. die—-nägel, ein Magel, iwel: 
cher zur Befeſtigung in etwas geſtecket wird, von welcher Art die 
Stednägel im Bergbane find, ‚die Kunſt ſtangen in dent Gefpüge 
zu befeſtigen. 

Das Steͤcknetz, des — es/ plür. dien ©. Ste@taen. 

Das Stedreis, des—es, plur. die--er , cin Reis, oder juu⸗ 
ger Zweig eines Baumes, welchen man unter dem Knoten des vo⸗ 
rigen Jahres abichneider, und ihn zur Fortrflangung in die Erbe 


ſt⸗eckt. So werden die Weiden am häuftgſten durch Steckreiſer 


fortgevflanzt. 

Die Steckrübe plur, die —n, ein Rahme, welchen in einigen 
Gegenden, z%. in Meißen, die Kohlrüben führen, Braffica 
oleraceaNapobraflica Linn: In andern nen vine Art Plei- 
nerer Rüben, welche eine Abänderung derBraffica N apus bin, 
: find, den Nabmen der Steck⸗ oder Sreßelvüben, und zumeiien 
pflegt man auch die ganzkleinen Küden, welche vorzüglich bey der 


Stadt Teltsv in der Mittelmark wachſen, mit diefem Rahmen zu de⸗ 


legen. Von die ſer Art find vet muthlich auch die, welche man in Oſt er⸗ 
reich Scherrübel nennt, weil man fie ſcheren oder ſchaben muß, 

Der Ste &zirkel, des —s plur. ut nom: fing, bey vinigen 
ein Nahme des Reißzirkols, weil man deffen Spigen verwedfetn, 
und bald dieſe, bald jene hinein ſtecken kann. 

Steffen, der Nahme Siephanus in den gemeinen ENG: ©. 
denſelben. 

Der Steft, ©. Stift. 


Der Steg, des — es, plar die r, ein Wort welches über. 


haupt den Begriff eines ſchmalen ſich ih die Lünge dehnenden Kör⸗ 


pers zu haben ſcheinet. 1. Iimmweireffen Verſtande wo es doch 
nur als ein Kunftwort in einigen einzelnen Fällen üblich ifi. So 
find die Stege ben den Buchdruckeen ſchmole lange Hölzer, den 
leeren Raum zwiſchen den Colnmnen in der Form auszufüllen. 
An Bergbaue werden fo wohl die — zwiſchen welchen das 
Felbgeſtãnge ſchiebet, als auch das Quereiſea an dem — 


—— Se amannt; der! tößtere h 


zeru zuſammen gefeßte — 5 — Brücke; fo lange fie nur allein 


iſt der Steg an den Wiolinen und andern ee 


Der Stegebereiter, ©. Steigebereiter; | Ay 
Der Stegekebrer, $es—s, piur.utnom.fing. ein Arbeiter 
in dem Salzwerke zu Halle, weldjer die Stege oder Bohlen, wor⸗ 


Det Stögersif, des — es, pllur, — ein niit ein 


dein Strpdernmd in Schwabenfpiegel Stegraif, Stogeraiß 


von dem Stegeveife nähren, von dem Straßenraube. Die erſte 


Der Stegering/ des — es, plur. die — e, ein Ring an dem 
Der-Stegefgänfler, id Bien ‘ut nom. fing. Siebe 
Stehen, verb. irreg ** hehe, du flehen ch, er — 








Bu. 


———— 
der Rertenfien. Ben dei Tifchlern find die Stege die fchmalen 
 Breser an ben Thjiten, welche die Füllungen — und auf · 
nehmen, Der Steg ander Sage iſt das lange ſchma e. Holz, wel⸗ 
. ches die beyden Armeüber dem Blatte verbindet, und den Span 
ner iräat: Dr Stege oder Sartelftege find ähnliche Hölzer zwis 
fehen den Bäutnen zu bepden Seiten des Sattels. Juden " 
Sänlenordnungtn iſt det Steg die mittelfte Erhöhung zwifcher 
zwey ganzen Schligen an den Dreyſchlitzen der Dorifchen Ord ⸗ 
* ; Femur. Und fo noch in vielen andern Fällen mehr, 
es engerer Bedeutung if der Steg: ein langes ſchmales Holz 
über en Graben oder Fluß, auf welchem Rußgänger über 
dent: deu’ geben fönnen ; ingleichen eine aus mehrern ſolchen Höls " 


für Fußgänger dienet. über einen Strg ‚gehen. Alle — 
und Stege wiſſen. Weder Weg noch Steg wiffen, Auch 
ähnliche ſchmale Brücke, welche man von einem Schiffe an das, 
Ufer lest, heißt im Niederf, der Steg/ ſo wie im Vergbaue, ein 
 folcher Wes, worauf man hin und wieder gehet, oder mit bein — 
Sqhubk arren führer, diefen Nähen Führer, wo es aber imMieder« 
fähfifbenungewiffen Gefchkeibles ift, dag Steg. Figürlich, mes 
"gen einer Ahnſichkeit in der Geſtalt mit folhen fchmalen Srüden sh: 
„ein erhabenes oben halb geründetes Bretchen, welches die Saiten 
** und fie in- der beſtimmten Erhöhung hält. 

- Anm, Im Niederf. aleichfals Steg: Steg, Steig und &tie: F 
ge find freylich nahe verwandt und ſtammen alle drey von dem Zeit ⸗ 
“worte ſteigen ab; Steg aber, allem Anſehen nach, nicht f6 wohl, 
ſo fern diefes Seitwort geben, ſondern vielehr fo fern es nach, 
ſich in die Länge alısdehnen oder erſtrecken bedeutet, fo daß Steg 
mie Stock, Stecken, Stange, und dem Niederf, Staken na 
"verwandt iſt. Indeſſen werden Steg und Steig in den 
meinen Mundarten ſo wobl für ſich alein, als auch in den Fans 
fonmenfegungen Häufig verwechſelt, :obgfeich Ir im — 
ſchen deutlich unterſchieden ſind. 


anf die Seble in die Kothe getragen er) teiniget, der BR K 
ſchẽ: vet 


men an dem Sattel befeftigter Keif, vermittelſt deſſelben * das. 
VPferd z afteigen. und die Fliße im Reiten darein zu feßen. Er J 
jetzt unter dem Nahmen des Steigbügels am bekanuteſten. Bey 


Mit einem fein.Sus er'bearayff » 
Die erd, der annder in Regkrayff \ 
Woch belibe hangen, Thenerd. Hap.ss, > 
Im Hochdeutſchen ifi es in einigemfigirlichen R. ER —— 
Aßen. Etwas aus dem Stegereife thun, auf der Stelle, ohne 
lange Vorbereitung, extempore. Ehedem ſagte man and), ſich 


Solbe ſtammet unmitielbar von dem Zeitworte ſteigen her, daher 
manes billig Steigreif ſchreiben und fprechen follte ; indeffen it 
die obige Ark nicht nur die — ſondern auch noch jetzt Dr * ef 
gemeinſte. 
Sattelſtege, andere Theile daran zu befeſtigen. 
Stegekehrer a 


oder ſteht; Inwerf. * ſtand, (im — Leben a 
unch.. 


* 


BD la Zaun; BES aa Zu sea 


eu nn lau FT 3 Se em ar un 





auf dem Ciſche ſtehen. 


Gerade, aufrecht, ſchief üeben. 


Ausdruck, den höchſten Grad des Schauderne, 


gen, ſtachen und ſchwebenden Ganges, 


beon! Die Uhr bleibt ſtehen. 


ſatze des fließenden: - 


den. 


wvo ihr Alter gleichfam einen Stillſtand macht. 
wenn er mie Eis bedeckt ift, und alſo nicht ſichtbar Flieger. 








* nr 


hund ——— eiien Base) Mt. gelten 


den; Iinperf, febe oder feh. Es iſt ein Neutrum, weldes 
im vochdeutſchen ‚das Hülfswort haben. befowme, nad bedeutet, 


anf feiner Keinen Seite ruhen, in. — ein Körper 
- zugleich die größte mönlihe Höbe bat. 
Eigentlich. Ich babe den ganzen Tag ——— Auf 


feinen Süßen ſtehen, auf dem Kopfe Heben; welches Vorwvort 


> auf geineiniglich auch der Ort oder Naum herkommt, welchen man 


in diefer Stellung einnimmt. Auf der Erde, aufdem Stable, 
Das Glas ſtehet anf dem Schranke, 
‚im Senſter, im Öfen u,fof. Immer auf Einer Stelle fieben. 
Am Ufer, dam Markte fichen, Eine Leiter fimd (fand)iauf 
Erden, Mof. 78,12." Das, Stehen fällt mir beſchwerlich. 
Sie fienden elle um uns 
berum. inter der Chir fchen. Steben bleiben. Jeman— 
den im Wege ſtehen; auch ſigürlich für hindern. Er war ſchon 


Lange der geſchwor neseind des Umgefonmenen, der allen feiz - 


nen Abſtchten iM Wege geftanden harte, Sulz. Etwas ſte— 


hend thun. Stebendes Fußes bingeben, den Augenbiich, auf 


Die Saare fteben mir zu Berge, ein gewöhnlicher 
des mit Abfchen 
‚verbundenen Schredens zu bezeichnen, Das üteffer ſteht uns an 
der Kehle, wir befiöden uns indem Augenblicke der größten Gis 
fahr. Lin fiehender Gang, im Vergbane, der dem Compaſſe 
nach die Stunde won-a2 bis 3 führer. Dem Fallen nad) ift eben 


der Stelle, 


. dafeldft ein ſtehender Gang, welcher gerade nieder, oder doch 


80 Brad nach dem Zirkeibogen fällt, im Gegenfage eines donler 
Stehendes Holz, tm 
Forſtweſen, welches uoch auf dum Stamme leher, noch nicht ges 
fãlet if. 

In alen diefen Fällen wierd Reben entweder ohne Rück ſicht auf 
eine andere Art der Stell ung, oder auch un Gegenſatze des Lie- 


.. gens und. Sitzens gebraucht. Ju fehr vielen Fällen aber wird es 
auch, dein Heben und im weisern Verſtande der Bewegung über: 
banpt entgegen-gejrgt. 


Steben oder ſtille Heben. Und die Trä⸗ 
"ger iunden, nähmlich fill, Zus, 7,14. Sonne ſtehe ill zu Gi: 
Stehendes Waffer, im Gegen⸗ 
Einen füffigen Rörper umrühren und 
Heben laſſen. Etwas ſtehen laffen, es im Stonde der Ruhe laſ⸗ 


fen. Die Pferdewollen nicht Heben. Wie ich gebe und ftehe, 


wie ich gewöhnlich gekleidet bin. Stehendes Tauwerf, auf den 
Schiffen, weiches feſt augeſchlagen iſt, im Gegenſatze des laufen⸗ 


Worauf ſich denn pa verfchiedene figürliche Arten des Aus» 
druckes beziehen. Die Soldaten fieben im Jelde, wenn fie Stand 


i halten, ihren Feind erwarten, um ihm zu wider kehen. DerSeind 
wollte nicht fiehen, war nicht zum Steben zu bringen, Einem 


fieben, ihn erwarten, um ihm Widerftand zu leiften, ihm Rede 


and Antwort zu geben. uf. f. Um diefe Zeit (im 28ſten Fahre) 


find die Frauenzimmer in ihren fiebenden Jahren, Rabeuer, 
in Sluß hebt, 
Bey 
etwas ſtehen bieiben, nihrweiter fortfahren, ſich dabey aufhalten, 


 ingleiden dabey und damit abbrechen. Wir blieben * den drey 
Morgenſegen ſtehen, Gel. er 


2. In weiterer und. figürficher Beseumma. ( * In einigen 


® bob nur einzelnen und beftimmten Fällen wird es von folchen 
“ Handlungen gebraucht, welche mit einem Stehen verkunden find, 
da es denn auch dievierte Endung der Sache be omunt, als wenn es 


ein Activumsväre, Schildwache ſtehen, Gepärter ftehen,, bey 


f jemanden — fieben, im gemeinen Br zu Gevatter 


* * 


Stehende Hebungen eines Gutes, gewif] eEinfünfte, im 
> Öegenfage der ungewiſſ 


—ſteehet bey ihnen, ift inihrer Gewair, Wilfüpr, 





eben. 35 habe Sevatter — Ef, Bey jemanden 
die Jahre Reben, die Lehtjahre bey ihm aushalten und vollbrin⸗ 
gen. ‚Sein Vater und ich haben die Jahre mie einander ger 
. Handen, Weiße; find zu Einer Zeit bey einem Lehrberren in der 
Lehre gewrfen.. »Seinen Mann ſlehen, eigentlich in der Vooiheis 
digung es nit feinsinbegner aufnehmen, demfelden gewachſen fepn, 
and in weiterer Bedeutung, ſich männlich wehren, widerſtehen. 

Opitz ſagt dafür; feinen Wann nach vermögen wehren. Der 
Hund. Acht einen Hafen, div den Figern, wein der Hühner i 
hund ein Wildbret augetroffen und Bor deniſelben ftiffesfteber, 

42) Sehr häufig verkiever ſich der Begriff der Heinften Fläche, 
und da bedeutet ſtehen bloß ſich an einim Drte befinden, oft oda 
neallen Nebeubegriff, oft mit dem Nebenbegriffe der Ruhe, oft. 
aber auch der Dauer, des Doſeyns u. ſ. f. Die Pferde ſtehen 
im Stalle, beñuden ſich in demſelben. Sechs Pferde auf dem 
Stalle ſehen haben. Es ſteht ein. Gewitter am uamoöl. 
Sic Waarchleben im ßauſe. Bon Truppen gebraucht, bedeu⸗ 
tet es, fich eine Zrittang on einem ‚Orte im Stande der Hude 
befinden, Im Loger, in Garnison, in den Winter⸗Ouartieren, 
im Selde eher. Der Stab ſteht in der Stadt. Die Sranzofen 
ſtehen am Rhein. Mein gerz erweitert ſich von einem froͤden 
Stolze, indem eine Thraͤne in meinem Augze lieber. Duſch. 
Und mit der auch nicht ungen öbalichen Verwecfeiuig bes Suͤb⸗ 
jets. Die Augen ſtehen voll Chränen ʒ der. Stall teht voller 
Pferde: Das Würdbret ſtehet in einem Holze, bey ven Ichern, 
weunesfihgrwöhnlich und gern in Dramfeibeu aufhält. Es Heben 
artige Sachen in den Buße. Das ſteht in m äibek Geld 
bey jemanden fteben haben, Geld auf Intereffen eben baden. 
Ein Eapitelauf Grundiiäken lieben baden, - Der Altar stehe 
in der Rirche, der Baum am Waller, das Hıus-auf einem : 
Berger Es fieher mir ein Unglück, bevor, Es Keber noch 
dahin / iſt nos) uugewiß. Zur ick ſteyen müflen, gift gejegt 
werden. Das Haus, die Stadt ſteht noch, iſt noch wirklich 
vorhanden. So lange die Welt ſtehet, wirllich iſt. 

Boſonders urit ollerley Vorwörtern, welche thetis figürlich eRe⸗ 
deusarten bilden hetfen, theils auch dem Stehen allerley Kebenbe⸗ 
griffe erthelen dach jo, daß der Begriff des örılichen Befindens 
immer der hetrſcheude bleidt. (1) Mit an. -goch am Brete 
bey jemanden ſtehen, bey ihm in Auſehen ſtehen. Die Ochſen 
heben am Berge, im gemeinen Leben, wir können wegen eines 
Hinderniffes nicht weiter. (2) Mit auf. Auf dem Sprunge, 
auf dem Puncre fichen, im Begriffe ſeyn. Yufjemandes Seite 
fieben, es nit ibm. halten, feine Parien nehmen. Stehe nicht 
auf deinem eigenen Kopfe, Sir 10, 29, wofür man jetzt beſte— 
„ben. fagt. Auf feiner Suth ſtehen. Das aus ſtehet auf den 


» Sell, im Dberdeusfchen, neiget ſich zun Falle, iſt im Brerif: zu 


fallen. Auf deinen Kopf ſtehet eine. Belohnung. Es eher 
der Galgen, eine große Strafe daran, (3) Mit bey. Das 
Das ficher 
bey Gott, Fommt anf Gottes Williman. Die Zabi der Mon⸗— 
„den ſteht bey Gott, .Hiob.14 , 5. Mein Glüd ſtehet bey 
ihnen, in ihrem Vermögen.  gütte: es bey mir. (in meinem 
Willen) geitanden, fo würde.es nicht geſchehen fepn. „But 
bey jemanden. fiehen, bey ihm in Gunit, in Gnaden fee. 


‚ben. Er ſteht ziemlich ſchlecht bey ihr, ſo ſehr fie ſich 


auch nach feiner Weife zu richten ſcheint, Leſſ. Stehe ich 
bey ihnen noch fo wie ehemahls? Bey jemanden ſtehen Pf. 
94, 9,ihm Beyſt and leiſten, iſt veraltet, weil beyſteen dafür üb⸗ 
licer iſt. (a) Mir fin, Wir ſtehen für. Einen Mann, derices 
ten Die Stelle eines einzigen, bandeln mir vereinigten Kräften, 
Ic) fürbe dafür, bin aut dafür ; um gemeinen Leden, ich ſtehe 
dir gui dafür. Sir eine Schuld ſtehen. Ich mode nicht das 
2 2 fin 


7: = Ste’ 5 a — 


Fu men RE Te RER 
Dein Serz wird für dich ſtehn, dein Wandel für dich 
BE ſprechen? Schleg. 


"für ſtehen, daß er —— ſoltee. wWer ſtünde mir denn 


Wer foll die Koſten fiehen? d,i.tkagen, mit Austaffung des für. 


A57 Mit in, In Gnaden bey jemdnden fteben, in deflen Gunft 
ftehen. (S. mit dem Vorworte bey.) 
tem Selde, if noch ſehr ungewiß. Das ſtehet nichr in meiner 


Maͤcht in meinem Veimögen, in meinen Kräften, in mei ; 
net Gewalt. unſer Schick ſal ſtehet in den Händen der Vor⸗ 


ficht , Gel, Unſre Zeit ſteht im Gottes; Sand, Pf. 31, 16. 
Im Begriffe fichen. In den Gedanken, in der Meinung ſte— 
ben. In Zweifel, im Sure ſtehen. Ich hehe in dem ver⸗ 


dachte, fo wohl ıch hege den Verdacht, als auch andere hegen von 


mir den Verdacht. In gutem dernehmen, in Derbindung.mit 
jemanden fiehen. Im Rufe dev Wahrheirsliebe und Tugend 
fiehen. Wenn es in feinem Gehirne fo richtig ſtünde, als in 
feinem Gewiſſen, ſo wollte ich gut für ibn ſeyn, Schleg. Er 
ſieht in der Blüthe feiner Jahre. 
Du liebſi ihn; doch dein Zerz Hehe mit ſich ſelbſt in 
Streit, Gel, s 


wer nichts unerlaubtes denkt, Ser ſteht fie in.der Gefabr 


zu frey zu reden, eben derſ. In, ver Vereinigung mit Gott 


fieben. © Sein Hetz ſteht jegt nicht in der Verfaſſung, ſich 
deßwegen zu-berübigen. Bey jemanden in der Lehre, in Ars 
beit, in Condition fiehen. In einem offendichen Amte ſte⸗ 
Hen. Das Reich Gottes ſtehet nicht in Worten, a Cor, 4, 20, 
für beitehet, eihe veraltete Bedeutung. - (6) Mit mach: Je⸗ 
anden nach dem Leben ſtehen, trachten. Mit andern Haupt 
wörtern ift es im Hochdeutſchen veralter. In Luthers Bibel kommt 
noch vor, einem nach der Seele ſtehen, Pf. 17, 19. Nach eis 
nem hohern Stande fiehen, Sir. 3, 2°. Mac) der Gerechtig⸗ 
Feit fieben, Nöm-9, 30. Und Opitz fagt no: i 
j Die, fo nach gutem Wandel Heben. 
(7) Mitunter. Unter jemanden leben, von ihm in feinen 
+ Berhalten eingeſchränkt werden, Unter jemandes Gerirhrber- 
keit, gerrſchaft, Gewalt Heben. Er ſteht, ſo wie die meiſten 
YHräuner, unter dem Pantoffel. (8) Mit vor. Vor den Riß 
fieben. Und fo in hundert andern Fällen mehr. N 
Of wird eg auch in noch weiterm Verſtande für ſeyn ſchlechthin 
gebraucht. Sie ſtehen in einer Gleichheit, fie find einander 
gleich. Es ſtehet dir frey, du haft die Erlaubniß die Frepbeit 
dazu. Das Saus, ‘die Thiw ſieht offen. Mein Haus ſteht 
ihnen offen. Zu Baufe fichen, im gemeinen geben für feilfepn. 
Zemanden zu Geborbe ſtehen, bereit, verbunden feyn, deſſen 


' Befehle anzunehmen. Das feher zu ihren Dienften, Was fies 


bet zu ihrem Befehle? Alle Leidenfihaften müſſen der herr⸗ 


ſchenden zu Gebothe ſtehen. 
alechen mit dem Infutitiv, welche Wortfügung beſonders den 


Sbeerdeniſchen ſehr geläufig iſt. Es ſehet nicht zuläugnen, nicht 


abzuſehen. Das Reber leicht zu ermeflen, zu gewarten , zu 


winfchen, zu hoffen, zu überlegen uff. Ohne fein Dorwilz 


fen ſtehet mir nichts susufegen, darf ich nichts binzufegen. Für 
den Leib eher nichts beſſers zu gewarten, als Tod und Ders 
wefuig. Wem nicht zu varbın ſteht, dem ſteht ach niche 
su. helfen. ESTER, N 
19) In vielen Fllen bedeutet. ſtehen auch «befinden ‚-deig än- 
Eern Zuftande, den äußern Umſt änden nach. Wie heben die. Sa⸗ 
ghen $ int was für Umftänden befinden fiefich ? Die Sache ſteht 
aut, ſchlecht. Wie ſtehet es. zu Haufe? Ich weiß ſchon wie 
ich ſtehe, in was fir Umftänden ich mich befinde, Ingleichen 
is einigen Vorwortern. Wie ſehet es mis deinem Bruder? mit 


LG “ ee er 


Das ſtehet nochin weis - 


—— 


fteht es um unſre Sachen ? Sehen fie doch, wie es um mein. 
künftig Gluck ſteht, Gell. REES RATE BEN, 
"Wie folimm wirds um die-Sphären ſtehn? eben derf 


Hingegen, mit jemanden ſtehen/ bezeichnet das Berbäftniß ver=. ” 
ſchiedener Art, in welchem man ſich mit jemanden befinder. Ih 
weiß am beiten, wie ich mit ihm ſtehe. Mit jemanden auf- 


seinem guten Fuße ſtehen, in einem guten Vernehmen mit ihm 


deben. Dev Umgang mit einem Menfchen, 'mit welchem man 


ſo fieber, ift ſehr peinlid. Sich gut fteben, in guten Umſtanden 


des zeitlichen Vermögens ſeyn. Sich gut bey etwas ftehen, Ge 


‚winn, Vorebeil bey einer. Sache haben, x — 
44) Zu ſtehen kommen, deutet in der vertraulichen Sprech⸗ 


art aufden Preis, um welchen man eine Sache hat. Das Gut 
kommt mir (nicht mich) hoch, theuer, nicht hoch, micht ebeuer 


zu ſtehen. Der Spas Fönnte mir fon tbener zu ſtehen kom⸗ 
‚men, Weiße, er fünnte nachtheilige Folgen für mich haben, 
Die Rache kam ihm hoch zu ſtehn, Lichtw. 


(6) Gut ſtehen, gut laſſen, zieren. Das Kleid ſtehet * 
mie nicht, kleidet, zieret mich nicht. Die Ohrgehenke ſtehen 


Ahnen ganz vortrefflich, Bell, Ja, lockigt Saar fehefein, 
Umfränzt mit Rofen eure Scheitel, 
Noch ſtehen euch die Rofen gur ,,Haged, 
- Ihr empfindliches Gewiſſen 
Saſſet, was fo weltlich ſteht, eben derſ. 


Vnd ftatdinrofenkranz dir eben, die Winsbedinn. 
So auch das Stehen, doch nur in der eigentlichen und der er⸗ 


ſten Fgürlichen Bedeutung. .. 2. - R 
Anm. .». Im Oberdeutichen: ift diefes Zeittwort, fa wie figen 

and liegen, mit dem Hülfsworte feyn üblich. Ich felle es dabın, 

ob Budorgis jemahls bier. geflanden fey , Opitz. Das Schl 


äft.chemabls aufdem Eggberge geſtanden, Bluutſchli. Wel⸗ 


ches auch wohl einige Hochdeutſche nachahmen. Das iſt mirim 


Wege geſtanden, Gottſch. Allein die Hochdeutſche Mundare 


keunt eigentlich nur das Hülfswort haben. Diefe und andere 
Beyſpiele haben denn auch wohl einige Sprachlehrer bewogen, d 
sfle diefem Zeitworte bey de Hülfs wörter beplegen, welches doch nicht 


anders als mir Vermiſchung der Mundarten geſchehen Fan. = 
Anm 2, Bey dem Kero, Ottfried und andern Alten, ſugleie 
chen noch bey den heutigen Schweizern ſtaan, ſtandan, im Nie-⸗ 


derf. gleichfalls ſta an, bey dem Ulphilas lkandan, im Aingelfächf, 


ftandan; ltondon, im Schwed. NA, Nanda, im Island Randa, 
im Eugl.to fand, im Böhm. ltati, im Pohln. oĩe, ch ſtehe, im 
Lat. ſtare, im Grieh.sgv, syyar; woraus das hohe Alter uud 


der weite Umfang dieſes Zeuwortes zur Genüge erhellet. Im Ober⸗ 


deutſchen wurde es ehedem auch für ſteigen gebraucht. Tewrdank 


Fund von feim pferdt. Theuerd. Kap. 25. Darumb fo fleet 


ab pald zu fuß, Kap. 30. Diefe mehr thätige Bedeutung fhei- 
net eine der erflen und urfprünglichften gewefen zu ſeyn, ſo dag 
ſtehen oder ſtahn, eigentlich den.Laut nachakmer , welcher mit 
dem Auftreten verbuurden iſt, welches mit andern. Endlanten und 
Härterm£aute auch von ftapfen, Stufe u. f. fs ailt. (S. Staat, 


Stadt, Statt, Stand, Stärig, Stets uf weiche ingger 
fomme von diefem Zeitworte-abflammen.) Das Factisivum von 
ſiehen ift Bellen, fichen machen, 


Steblen, verb. irreg,act. ich fteble, du fichlk,er Michle; 


Imverf. ich ſtahl, (imgemeinen Leben ich ſtohl;) Conjunet, ich 
» fähle, (im gemeinen Leben ftöble; ) Mittelw. geſtohlen; Im⸗ 
perat. ſtiehl. 2, In weiteſten und allem Anfehen nach urfpriing« 


uchen 


deiner Seſundh⸗ie⸗ u fiw. Wie Miebe es mie —— gerims 
Gell. Es ſteht ſchlecht mit ihm, fo wohl der Gefundbeit, als 
auch dem Bermögen, den häuslichen Umftänden nad. Wie. 


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Ne, 








De ne 

















Einen fleifen Hals, feifen Arm haben. 
. wenn es die Örlenfe in den Füßen nicht biegen Fan. Steif da 





ern ee 


fi Satleme etwas in der Stille un mir Seimtichtet hun, 
= es von zen bemerft werde; in welcher Bedeutung es 
naur nech ineinigenFällen und Zufanmenfegungen üblich iſt. Sich 


heimlich aus einer Geſell ſchaft wegfieblen, ih aus dem Haufe 


"fehlen. fich hinaus ſtehlen, unbemerkt binau⸗ fhleichen.. 
. Unfalo der ungetrew man 
Aus dem ſchiff ſich heimlichen fiel, Zbeuerd. — u 
DSDiließ iſt ein Sonnenblid, 
Der mübfam ſich durch eine Wolke ftiehle, Weiße, 


Daher Heißt verſtohlen noch ſehr häufig fo viel als beimlich, 
unbemerkt. ©. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt fteb> 


Ien, eitem andern fein Eigenthum heimlich und wider deſſen Wil- 
len enttwenden ;- durch welche Heinilichkeit es fi von vauben uns 
terfchrider, welches eine -offendbare Gewalt vorausfeget. Einem 
andern etwas fieblen, Geld, Vieh, Menſchen ſtehlen. Es if 
mir geſtohlen worden. SEr ſtiehlt, wie ein Rabe. Rauben und 
ſtehlen. 

Wer meinen Rubm berupft, nit zwar fich ſelbſt nicht 

rei 

mich aber ſtiehlt er arm, Haged. 
Ein Bub ausandern zufammen fteblen, zufanımen fehreiben, 
Sobne die Verfaffer zu nennen. An einigen Fällen verlieret fich das 
> Gebäffige, welches die Entwendungdes Eigentbumes auf diefes 
Wort wirft, Jemanden feine Zeit ſtehlen, ihn unvermerft um 


- diefelbe bringen. Jacob ſt ahl Laban das Ser, U Mof. 31,20, 


feste ſich unbermerkt in Labans Gunſt. So auch das Stehlen. 
S:;auchDiebltahl. 
Anm. Bey dem Ulphilas flilan , bey dem Notker, Ottfried 


u ſaf lelan, im Angelſ. ſtelan, im Niederſ. fielen, im. Engl. 


10 Real, im Island ſtela, im Schwer. fjäla. Ihre glaubt, daß 
es mit vorgeſetztem ft von hehlen, verbergen , gebildet worden, 
indem Riäla iur Schwed. ehedem für verbergen, gebraucht wur« 


"pe, auch in mehrern Sprachen ſtehlen, unläugbar von beblen ab⸗ 


ſtammet, wieinSchwed. fula, von fela, bededen, im Gothiſcheu 
Blitrus, ein Dieb, von hlifan, bedecken. Allein, da der Begriff 
der Heimlichkeit diefem Wort fo ſichtlich anflebet;fo ift es glaublis 
eher, daß es urfprüglich den ſchleichenden Laut einer-heimlichen 
Bewegung nachgeahmet hat, und zugleich das’ Stammwort von 
dem Intenfivo ſtill iſt S. daſſelbe. 


Der Stehler, des —s plur. ut nom, fing, eine Perſon, welche 


ſtiebit; ein ur in dem ſprichwörtlichen Sate: der Gebler in fo 


gut, als der Stehier, uübliches Wort, In audern Fallen iſt dafür 
"Dieb eingiführer, 
Steif, —er, — efle, adj. et adv.unbiegfam; was fih,nicht biegen 


läſſet. ». Eigentlich, wo es fo wohl überhaupt von-diefer Eigen⸗ 


ſchaft gebraucht wird, als auch in engerm Verflande von folchen 


Körpern, welche gewöhnlich bieafam find, Es bezeichnet alsdann 


einen geringeren Brad der Unbiegſamkeit als das intenfive ſtarr. 
- Steife Leinwand, welche mit Gummi ſteif gemacht worden ; im 
Oberd fiarre. Mofisgandeblieben fleif, 2 Mof. 17, 12. Steife. 


Stiefeln. Die Bleiver, die Singer find ganz fleif gefroren, 
Das Pferd if fteif, 


Sehen, In einigen Fällen auch von weichen Körpern, wenn fie 
einenhoben Grad der Dicke baben. Steifer Mas, ſteifer Räfe, 


sin einigen Gegenden ein Nahme des Streichkãſes oder Quarkes. 


Ehedem bedentete es auch frft, unbeweglich, im eigentlichen Ders 


‚Rande; in ‚welchem es aber im Hochdentichen veraltet iſt. 


Diß Ganze hier, der Erden ſchönes gaus, 

Sat er fo ſteif geſeget aus und aus, Obltz. 

Dein Same von mır unendlich ſteif gefeger, — 
— “ Bat ey auch auf ihren duß 


ein ſteifes vVertrauen, ein feftes, 


ſelbige nach dern Färben mit Leim ſteif machen. 


N Be... Ng00 


& ſteif gefegt, daß ihr Grund bleiben muß,eben derf. 
Auf welche Bedeutung firh noch einige der folgenden figürlichen 
beziehen, 2. Figürlich, (1) Steif auf erwas ſehen, mit uns 


‚ verwandten Augen‘, wofür auch ſtarr üblich iſt. Jemanden 


ſteif in die Augen ſehen. Steif auf die Erde ſehen. Es ift 
bier nur als ein Nebenwort gangbar. (2) Standhaft, feſt im 
figürlichen Verſtande, mit anhaltender Auſtrengung des Ges 
müthes. Sich etwas ſteif vorfegen. Steif über etwas hal⸗ 
zen, Er halt ſteif uber den ‚alten Adel, 

Ich bilde fteif mir Gottes Beyftand ein, Opitz. 

Weil alle ſteif auf ihren Sinn behavrten, Gel. 
Befonders in Verbindung mit dem Worte feſt. Steif und feſt 
auf etwas beharren. Es ift feif und feſt Befchloffen, unver» 

‚Anderlich, 

Ich werde ſteif und feſte daran bangen, Opitz. 
Im Sochdeutſchen iſt es auch bier als ein Rebenwort am üb: 
lichſten; in einigen Provinzen bingegen fagt man auch, ein 
fteifer Dorfag , ein feſter; eine fleife Liebe, eine ſtandhafte; 
(4) Auf eine fehlerhafte 
Art unbiegfam und gerade, von Dingen, welche eine ange> 
nehme Biegſamkeit haben ſollten, und in weiterm Berftande, 
‚gezwungen, von Stellungen, Gebecden u. f.f. Er ſtehet fa 
feif da. wie ein Rlog. Kin fleifes Compliment. Die fteife 
Sormlichkeit im Umgange, Die ſtolze Sofdame, welche ih⸗ 
rer Sean eine fleife Verbeugung und ein durglauchtiges 
Lächeln abgeborgt bat. In feinem Betragen ſteif ſeyn.· 
A Kin Sprößling eigennugger Ehe, 

Der ſtolz und ſteif und bürgerlich 

Im. Schmaufen feinem Surften wid, Hash, 

Anm. Im Riederf, ſtief, im Angelf. Kif, im Engt.- Riff, im 
Schwer. fiyf,imYsländ. itfur, im Stich. wupgog, wel ches 
wohl fleif als feft bedeutet. Es⸗ ift allem Anjehen nach mit 
Stab. Eines Gefhlechtes, und ſtammet mit demfelben vermit⸗ 
telft des verändereen Endlautes von fiehen ab, Im Nieder⸗ 
ſäch ſiſchen ift auch ſtavig für Feif äblich, welches feine Abs 
FRammung von Stab, Niederfähf, Stay, noch weniger ver⸗ 
läugnen kaun. 


Die Steife, plur. die — n, von dem vorigen Beyivorte. 1 ‚Die 


Eigeuſchaft eines Dinges, da es fleif if, in allen vorigen Vedeu« 
‚sungen; ohne Plural, Die Steife Ser Glieder. Einem Zeuge 
die Steife benehmen. Die Steife der Stellung, in welcher 
letzten figürlichen Bedeutung noch das Beywort im uſtgewiſſen 
Seſchlechte am üblichften iſt; das Steifg einer zigur, eines Com⸗ 
pliments.. Ju einigen Gegenden wird auch die Lähmung oder ben 
Schlag, fo fern er nur ein oder day andere Slied fteif macht, die 
Steife genannt. Im gemeinen Leben ift für diefes ganze Abfträcz 


‚tum auch die Steifigkeit, in der beſſern Schreibart aber Steifz 


‚beit üblich. 2, Was andere Körper ſteif macht; wo der Plural nur 
‚von mehrern Arten gebracht werden kann. Sp wird die Stärke, 
‚womit man die Wöfche zu fleifen oder zu ſtärken pflegt, häufig 
die Steife, dag Steiffel, Niederſ. Stievels genannt. Bey. dew 
Sutmachern iſt die Steife der Leim, womit man die Hüte ſteifet. 
3. In der Zimmermannskunſt wird eine Stütze, beſonders eine 
ſchiefſtehende Stüge , worauf ſich eine Laſt fteifer, ſo wohl eine 
Stütze, als eine Steife genannt. 


Steifen, verb. reg. act. ı. Steif machen, doch nut in rinigen 
Fällen, : Die Wäfche fteifen oder ſtarken, fie mit Stärfe ‚oder 


Steife ſteifer machen. Die Hutmacher ſteifen die Hüte, wenn fie 
(S. auch Auf⸗ 
ſte fen. Derjenige, melcher dieſes thut, wird der Steifer genannt. 
Figürlich iſt, jemanden in etwas ſteifen, ihm Bewegungsgründe, 
Reitzun gen geben, auf ſeinem Vorhaben zu beharren; ihn in feiner 
*3 Bors⸗ 





er, 


ST BR! Be: 
— in feinem Vorſatze Reifen. 2.Stüsen, Die Leuer⸗ 
baten feifen, fie mir Oabeln fügen, Am häufigften als ein Re⸗ 
eiproeum. Sich auf etwas leifen. Befonders im figüelihen 
Verkande., Sich auf einen Ein wurf, auf einen Grund fleifen. 


3 Fonnte mich weder auf meine Rräfte, noch auf anderer Hülse _ 


fe fieifen, verlaſſen. So auch das Steifen. 


Ann: Im Niederf. Riven, Griech sußsi, verdiden. Im 


Angerj.ift Rifiau, fieif fenwoder werden, als ein Neutrum. 

Die Steifheit, plur. inul: Die Eigerjchaft, da ein Ding fteif 
ift, fo wohl im eigentlichen als figürfirben Verſtande. Man ſie⸗ 
het der überſezung eine gewiſſe Steifheit an. 

Det Steig, des ⸗es plur. die —e, ein Peg, wo es ehedem 
im weiteften Verftande üblich geweſen zu ſeyn feiner, in wel- 
diem es in dee Deutſchen Bibel noch hänfig vorfoimmt, Zei 
‚ge mit und lehrte mich deine Steige, Df. 25, 4. Ich wıll 
"fie fübren auf Steigen, die fie nicht Fennen, Ef, 42, 16. 
Daber ift der Sußfleig, ein ſchmaler Meg für. Fußgänger, ale 
lein. Ya Hochdemſchen if es in diefer weiteften Bedeutung 

deraltet, wo man es zuweilen nur in engerer für Jußkeit 8 ger 
draucht. 


Anm. Im Nicderf. Stieg, im Schwed. Stig, bey im Wphis 


las Staiga, Es ſtammet von ſteigen ber, fo fern daſſelbe ebhedem 
‚and gehen überbaupt bedeutete, wodurch es ſich von Steg und 
Stiege binlänglich unterſcheidet. Ohne Ziſchlaut gebörer and dag 
Sdwediſche Taé, ein enger Weg zwiſchen zwey Zäunen, und 
das Sinnländifche Tie und ErthländifcheTe, ein jedet Weg hierher, 
welche zunächft von ziehen, Niederf. tebenzabzuffanımen ſcheinen. 
Sõo fern ſteigen aufwärts geben bedeutet, war Steig ehedem im 
Oberdeutſchen auch ein Hügel. Dader denn die eigentbünlichen 

2, Mahmen Wieſenſteis Altenſteig, Nieder ſteig u Rf. S. 
Steige 3: 

Der Steigbereiter, des —s, plur. ut nom. 0 von Steig, 
ein Weg, in einigen Gegenden, ein verpflichteter Aufieher über 
dieöffentlihen Wege nud Straßen; der Weges oder — 
beveiter, im armeinen Leben Stegbereiter: 

Die Steigbohne, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nabe 
‚me der Schminkbohnen oder Faſeolen, Phaleolus vulgaris 
Linn. weil fie an Stäben in die Höhe Heigen oder ſich rauken. 

6. :Stängelbohne. « 

, er ©: seigbügel, des—s, plur. ut nom. fing. rin Bügel an 
"einem Riemen, welcher an dem Sattel eines Reitpferbes len 
‚ ift, fo wohl defto leichter anf den Sattel zu fommen, als ſich and) 

deſto feſter in demſelben zu erhalten. Ehedem der Stegereif, (S. 
diefee Wort.) Schwed. Stegbögel. Es iſt von Reigen, weilman 
vermitseift deffelden auf das Pferd fteiger. 

Die Steige, plur. die — n, ein ineiner dreyfachen Bedeutung 
übliches Wort. ı. Von dem Zeitworte Reigen, fo fern es aufwärts 
geben bedeutet, iſt die Steige in vielen Hoch⸗ und Oberdeutſchen 
Gegenden, 'eine Leiter oder Treppe. "Die Hühnerfieige oder Gübs 
herleiter, worauf die Hühnerin den Hühnerſtall ſteigen. Dieel- 
lerſteige Wendelfieige u. f.f. für Treppe, Auch ein erhöhres 
Brei, vermittelft deſſelben über vinen Zaun zu fleigen, im Dberd, 
eine Stiegel. Niederf. Stiege, (S. daffelbe,) 2. Ein ausStäben, 
Sprießeln oder Sproffen beſtebendes vierecfiges Bebäleniß,in Ges 
fait zines Käfiges ‚das Federdreh und befonders die Hübner. dar⸗ 
in zu mäften, beißt in Oberfadfen eine Steige, eine zůhner⸗ 

- feine, im Oberdeutſchen aber-eine &teye, Ital. Sısa, Etwa wer 


[ 


’ 


"gen der Ähnlichkeit mit einer Steige oder Leiter ? Oder audi von | 
fieben? zumahl da man vinefolde Steige auch. wohl einen Hub: 


neriane zu nennen pflege; Im Riederdeutſchen beißt ein ſolches 


- Behältnig ein Bote 3 


einer fenfrechten oder ſchiefen Fläche aufwärts geben. 





an —— — er 
deutſchlandes, z. B. in. Sen, Nürnberg, Ulın, ei Sberſach ⸗ 
fen iſt die Steige eine Zahlvon 20; An Riederde ihlaud Seies: | 
x Eine.Steige Eyer;i Steine, ‚Thaler u, ff. It mitilern Lat. 
teca, Btica. Es ſcheiue t hier tie Mandel und andere ähnliche 
Wöcser urfprünglich eitten Haufen bedewier zu haben, und daher 
zu ſteigen zu achören, fo fern «3 Aufwärts i in die Höhe gehen, be⸗ n 
deutet. ©. Steig, Anm. wo die Oberdenuſche — eines 
Hugels hiermit verwandt ift.. 


Steigen, verb. irreg. ich fleige, du ſteigſt, er hear, Iuperf. 


ich fieg; Mittelw. geitiegen ; Imperat, feig, oder feige, Es # 
ift eigemtlich ein KLenerum, welches das Hüifswortfeyn — 
aber ĩn einigen Zälen mit der vierten Endung auch als ein Reis; 
PH gebraucht wird. Es bedeutet, h 

. Mirdem Stamm» und Brundbegriffe der Höbe, “f) I A 


w — Veeſtande, auf Stufen geben, es fen nun hinaufwärts 
oder hinabwärts, und in noch weiterer Bedeutung, binauf oder 


binab fehrsiten oder geben ‚fo daß die Richtung afemanl durch ein 
Bor- oder Neben wort bezeichnet wird. Von dem Berge herab 
fleigen. Sinauf, hekunter fleigen. Aus: dem Berte,in das 
Bert ſteigen. Auf den Tiſch, von dem Stuble, in das Senken _ 
ſteigen. Don dem Pferde eigen. (5. auch Abfeigen) Wo 


der Begriff der Höhe oft in der blogen Erhebung der Beine liegt, 


daher man auch im Scherze fagt, es Eommejemand angefliegen, 
wenn er mit aufgehobenen Beinen und weiten Schritten feyeriich 
eiubergehes, welches man im Riederi, ſtapeln nennet,*von Stapel 
Staffel, Hier wird es mit ver vierten Endung der Fläche oft als 
ein Yetivnim gebraucht, IH muß die Treppe des Tages zehe 
mahl feigen, fo wohl hinauf, alshinab, ‚Ich Fann Feine Trep= | 
pe mehr fleigen. Mit den Hauptwörtern Treppe, Leiter, 
Stiege iſt es in diefer Form am üblichften ; feltener mie: andern, 


Doch fagt man auch, den Berg hinauf eigen. 


(2) In engerer Bedeutung, vermittelfb der Stufen, ober au 
mit aufgehobenen Beinen- aufwärts oder in die Höhe geben, a En 


! (0) Ei gentlich Auf einen —— auf einen Berg, ef 
das Dach, auf die Kanzel eigen. Wo «8 oft auch gebrauht 
wird, wenn diefe Erhebung duch einen bloßen Schritt, duchäre | 
hebung der Beine geſchiehet. Auf den Stuhl, auf das Pferd, in 


= 
f 
j 


auf den Tritt, in das Bert nf. f; fteigen. k x 


(b): Figür lich. æ) Sich in gerader oder ſchiefrt Kihting a 
aufwärts bewegen, es gefbehe, auf welche Art es wolle ; oft in 
Gegenſatze des fallen. Die Sifche ſteigen im Waſſer, wenn fie 
ſich nach der Oberfläche zu beiwegen. Der” Salke ſteigt in der. 
Luft, wenn er ſich in die Höhe ſchwingt. Die Rackete ſteigt. 


—— 


Das Waſſer ſeigt, wenn es an Maſſe, und folglich auch an Ei 


Höhe zunimmt. Das Barometer ik um zwey Grade geſtiegen, 


» Der Wein flieg mir in den Kopf, das Blut in das —— 


In das Steigen kommen, anfangen zu ſteigen. 
Die Zune, ſteigt, und ſchwirrt von Luſt erregt. 
Saged. 

58, welch ein laute Pdan — von fin — 
Siegen ee 

An mein. entzůcktes Ohr! Kaml, * 

Das Steigen und Sallen der Töne, der Stimme, der Kloten, E 
in der Mut. 6) Sich in die Höhe erſtrecken. Das Steigende, ı 
” 

x 

E 





in Bergbaug, die Erhöhung der Gebirge, Stollen und Steedug . - 
im Gegenfatze des Sallenden.  Befonders in Ber höhernSchrerbs _ 
art, Pall aſte von Marmor fieigen dort hoch an die Wolfen, = 


Gebr y) An Raıg und Würde in der bürgerlichen Geſellfchaft 4 
zunehmen. Er it. in kurzer Zeit fehr boch Zeſtiegen. über 
andere hinweg ſetgen. —* —— 
* Sey 

—3— 

E; 


a 8 


— a“ — mandıer. it — er 
Sn Ipeit'er enefchloffen en Gefahr — 
und durſtig nach der Ehre war, Gell 

Zaunehmen, ſo wohl an Zabl und Menge, obgleich feltener, Line 

„feigende Progreffion, in der Geometrie, wo die folgenden Glie⸗ 





BE TA 





I 


der immer größer werden, in Gegeufage einer fallenden. Wo. 


es befonders von dem Preife üblich ft; Det Preis feige, iſt 
eſtiegen. Die Waare ift im Preife geftiegen, oderjauch nur - 
„ abfelute iſt geftiegen.“ Das Korn feige taglich. Als auch, und 
ar am bãufiaſten, an innerer Stärke. Die Leidenfchaft feige. 
Bir feigende Wutb, Bewünderung,Liebeusf.f. Sein Gluͤck 
. fleigt. ; 
+4 Ehedem war Heizen auch flir gehen überhaupt ſehr gangbar, 
© wo der Begriff der Bewegung in die Länge der herefchende if, fo 
. daß Steg, Ste?en, Staken u.a. m. mit zu der Verwandtſchaft 
gehbren ‚ben dem Ulphilas Reigan, (tiguan, imAngelf. Rigan, 
im Shut. figa, im Lettiſchen Raigath, im Örich, go, 
alle für geben. Siehe auch Stechen, in der Bedeutung der ſchnel⸗ 
len Veränderung des Ortes, ImDeutfchen iſt es, außer im Scher⸗ 
ze, wo es fich alemahl auf die feyerkiche Erhebung der Füße zu be- 
ziehen ſcheinet, in dieſer Bedeutung unbekannt. Nur die Jäger 
\ gebrauchen es noch von dem Bären, Bieber, und der Dtter für ge⸗ 
hen. So auch das Steigen. 
‚Anm. Inder erften Hauptbedentung mit den Begriff der Höhe 


bey dem Kero und Derfried fizan, im Niederf, Negen, im Engl. 


'ebeden fley, fig, lie. Der Steig, fo fern es ebedem einen 
Hügel bedeuteie, dir Steige oder Stiege, eine Zahl von zwau— 


zig, das Ober deuiſche ſtickel, ſteil, u. a. m, find genau damit 


© perwandt. Der Beariff_der Ansdehnung im die Höhe und 
der Erſtreckung in die Länge find in den meiften ähnlichen Wör— 
tern beyfammen, weil fie ſich auf eine und eben dieſelbe Duos 
metopdse gründen. 
Der Sreiger, des —8, plur.ut nom. fingirine Berfon, wel 
che fleigt, ein in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche wenig ges 
bräuchliches Mort, außer etwa in dem forihwörstichen Lehrſatze: 


hohe Steiger fallen tief. Am üblichſten iſt es im Bergbaue, wo. 


der Steiger ein bey einer Zeche befindlicher verpflichteter Bediens 
teift, welcher dienächfte Auffiht über. die Arbeiter und die Bergge⸗ 
Bände bat, und nad) dem Unterſchiede beyder der Kunſtſteiger, 
Pohfeiger, Zimmerſteiger, Grubenfteiger u. ff. beige, ‚Er bat 

— den Rahmen von ſteigen, weil er nicht nur zur beftinmeen Arbeits, 
zeit in die Gruben ſteigen, ſondern auch die feiner Aufſtcht anver⸗ 
"traueten Dinge befteigen, d. i. begeben muß. Im Bobmiſchen ver⸗ 
nuthlich aus dem Deutſchen Stteygiri, 

Das Steigerad des —es, plur. die —räder, in dem Gehwerle 
der Uhren, ein Sperrrad von 30 Zähnen, welches von dem Boden» 
rade umgetrieben wird, undin defen Zähne die Lappen bei Englis 
ſchen Hakens eingreifen. 

Der Steigereif/ ©. Stegeyeif. 
teigern, verb. reg. act. welches das Factitioum von ſteigen ift, 
ſteigen machen. Im Dsnabrücifhen ſagt man noch, ſich ſteggern, 
dei ſteigern, vonden Pferden, für ſich bäumen, welches in Nie⸗ 
derfachfen auch ſich ſeilen heißt. Im Hochdeutfchen iſt ed nurin 

einigen figürlichen Bedentungen übfich, Befonders von dem Breir 
ſe; Niederf. fleagern, Schwed. Regra, Den Preis einer Waare 
“Heigern, fie thener machen. , $ugleihen, jemanden fleigern, ibn 
böber treiben, ihr nöthigen mehr zu bleiben, indem Preife höher 


: “zugeben. Daher verfleigern, im Dberbeusfchen, ‚öffentlich den . 


Maeiſtbiethenden verfaufen. In: sleichen zuweilen auch iutenfi pe 
von den innern Graden der Stärke, Lin Gleichniß bis zur einsm 


artigen Bilde feigern, erhöhen. So auch die Steigerung in - 


allen borigen Fällen, wa es unter andern im Dberdeutfchen ia 


[4 


Kassa er: 


eine Kuckion, d. i. einen Verkauf an die Meifbieigenden Bedeutet: 


Insleichen füt Gradation, die ſtufenweiſe Erböhung oder Sunaf ; 


me ſelbſt, fo fern felbige eine Figur if, nach welder die Morteoder 

Gedanken immer an Stärke gunchmen, 

Um. Die Endſylbe —ern iſt hier das Zeichen eines Kactitivi,- 
Ebedem aber war es auch das Merkmahl eines-bloßen Iterativi 
oder Intenſivi des Neutrius ſteigen; denn Wileram gebraucht lie- 
geren noch für geben, 

Das Sceigerohr, des—es , plur. die—e, oder die Steitte-» 
röbre, plur. die —n, an einem bydrauliſchen Drudiwer- 
Fe, diejenige Röhre, in welcher das Waſſer zum Steigen ger 
nöfhigt wird; zum Unterfhicde von dem Stiefel oder der Stiefel 
röhre. 

Der Steiglitz, des — es, plur. die—e, in Meißen und in eine 
‚gen. andern Dberfächfifchen Gegenden, ein Gerüſt, vonzweySäns 
len und einem Ayerbalfen, welches über einem Fußſteige aufgerich⸗ 
tet wird, damit niemand auf demſelben fahren oder Feiten Far, 
Die erfie Häffte it das Wort Steig oder Sußfteig; wenndie lese 

nicht Wendifchen Urſprungs iſt, ſo gebört fie zu unferm Aige, 

Franz. Liffe, fo fern daffelbe mit Leifte,Larte u. ff. verwandt if, 

einen Baum, "oder ftarfes langes Holz, vielleichtaud eine Grüne 

zu bezeichnen. ©. Stieglig, welches doch in der Bedeutung Ders 
ſchieden ift, 

Der Steigreif, ©. Stegereif. i 

Der Steigriemen, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige 
Riemen am Sattel, welcher Ken Steigbügel trägt. 

Steil, —er, —ehe, adj.et adv.im,gemeinen Leben, ſich geradein 
die Höhe erſtreckend, ſich ſin der Richtung der fenfrechren Linie nä⸗ 
bernd, wofür in der anfändigern Schteibart jähe üblich it; im 
Gegeuſatze des lach, Sanft,im Bergbane donlege, im gemeinenLe⸗⸗ 


ben lehner Ein ſteiler Berg, ein jaher, im Berabaue ei pralliger. . 


Der Weg gehet ſehr ſteil den Berg hinan. Die Stütze ſtehet zu 
ſteil, fie muß mehr geſehnet werden. 

Anm. Im Riederf, gleichfalls feil, inder Schweiz ftibt, im 
Schwed el, welches dafelbft auch ſtarr bedeutet, Es ift mit 
Stelze, Stoß, Stollen u, f.f. Eines Stammes, indem auch hier 

der Begriff der Höhe der herrſchende iſt. Zunähft von Feigen 
und mit einem andern Endlaute lautet Heil im Oberdeutſchen Kid, 
ftider, ſtickel, feiger, im Osnabrück. feggel, fleggev,, im Angelf. 
"Ricol, fiechal, und mit noch andern. Endlanten im Engliſchen 
ſtee ply, und im Oberd ſtog acht iz ſtotzig. Im Niederf, iſt np 
fieilen, von Pferden, ſich bäumen, 

Der Stein, des— es, plur. die—e, Diminnt.das ‚Steinen, 

Oberd. Steinlein, eine harte und feſte mineralifcde Maſſe welche 
fich unter dem Hemer nicht treiben läſſet, und aus verhärteter 

Erde beitebet. Es if in doppelter Geflalt üblich, 

3, Bon der Materie, ale ein Abſtractum und ohne Plural und 
Diminutivum, gemeiniglich.auch ohne Artikel. So hart alsStein. 
Es ik Stein. Zu Steinwerden. Ein großes Stüf Sein. 
Es iſt von Stein. In Stein verwandeln. So auch in einigen 
Zuſammenſetzungen. Marmorſtein, Kalkſtein zwey Stüde 
‚ Bernftein u. ff. Im Hüttenbaue pflegt man die durch Schmel- 
. zung ber Erzeerhaltene Maffe, fo, feru fie noch-mitvirter ſteinarti⸗ 
‚gen Materie und andern Unreinigfeiten oer miſcht if}, in vielen Fãl⸗ 
len Stein zu nennen. (5. Bleyſtein, Kobfeih Stablfein, Ku⸗ 
pferflein.) Wo mau es zwar ofr mit dem Artikel gebraucht, aber 
doch ohne Plural, außer wenn mehrere Arten diefer Materie be⸗ 
‚zeichnet werden follen. 

2. As ein Concretum bon heilen oder Stüden diefer Materie 
‚ oder Maffe, 
(a)*Bon fehr oroßen, zu ſammen hongenden, wo ct ehedem 
für $-Is ſehr üblich war, fon bey dem Kero Steine. Sein “ar 
su 


# 





ee 


"auf einen Stein bauen, auf einen Zelfen, In welcher Beben · 
tuilg es im Hochdensfchen veraltet iſt, ob ſie gleich noch in man⸗ 


chen eigenthümlichen Rahmen der FZelſen bi felfigen Gebirge 
vorkomnit. 

(2) Bon kleinern, da es denn von allen Ycten dieſer Meſe 
ſo fern fie in kleinern Stücken vorhanden iſt, gebraucht wird. 

(a) Eigentlich. Kin Edelffein, Leldſtein, Ziegelſtein, 
Bruchſtein, Senerfiein, Gränzſtein, Kieſelſtein, Blafenflein, 
Gallenſtein uf. f. Stehet das Wort Steinallein ‚fo verſtehet 
man dadurch gemeiniglich die auf und unter der Oberfläche der 
Erde zerſtreueten Stücke diefer Art, welche man fonft auch Feld— 


feine zunennen pflegt. Femanden mit einem Steine werfen, ' 
"Das Feld iſt voll Steine. ‚Ein harter, weicher, durchfichtiger: 


Stein. Figürliche Arten des Ausdrucdes ſind. Alle Steine aus 


"dem Wege räumen, ale Hinderniffe, Einen Stein aufdem Herz . 


zen haben, ein ſchweres Anliegen, Da iftmir ein rechter Stein 
vondemgersen gefallen, mein Herz ift von einem ſchweren Anlie⸗ 


‚gen, von einer. großen Beängftigung befrepet-worden, Kin Stein 


des Unfioßes, eine aus der Deutfchen Bibel entlehnte Figur, eine 
Bade, welche bey andern Anſtoß verur ſacht. Dev Stein der Weiz 
fen,das Geheimuiß Gold zu machen, vermutblich, fo fern das Vers 
wandelungsmittel ebedem die Geftalt und Härte eines Steines 


Hatte. Das möchte einenStein erbarmen, das konute auch die uns - 


empfindlichften Herzen zum Mitleiden bewegen, Stein und Bein 
ſchworen, im gemeinen Leben, etwag mit. vielen Eidfehwüren Ber 
theuren, (S. Schwören.) Suweilen verſtehet man darunter Edel⸗ 


ſteine oder Halbedelſteine. Ein Salsbans von Steinen. Ge⸗ 
ſchnittene Steine. Zuweilen auch Steine, welche ſich in den thie⸗ 
riſchen und beſonders in dein menſchlichen Körper erzeugen, da es 


denn oft die dadurch verurſachte Krankheit bezeichnet, Den Stein 
haben, den Blaſenſtein. Am Steine krank ſeym Jemanden 
$en Stein ſchneiden. Am Steine ſterben. 

(b) Figürlich. a) Ein aus Stein bereitetes Ding ober. 


Werkzeug. Daber der Muhlftein, Leichenftein uf, f welche oft 


nur ſchlechthin Steine heißen. Ehedem wurde auch ein aus Stei⸗ 
nen aufgeführtes Gebäude oder Schloß ein Stein genaunt; welche 
jest veraltete Bedeutung noch in manchen eigentbümlichen Rah⸗ 


men üblich iſt; Konigſtein, Grimmenffein , Friedenſtein ui fi f- 
Der Steinzu Baden, das dafige Schloß, Steinam Anger u. f.fs 
° Die Körper, womit im Breite; ingleichen diejenigen, womit Schach 


gefgiefet wird, werden noch durchgängig Steine genannt „ohne 


diente, Einenguten Stein im Brete haben, einen wichtigen Gon⸗ 
ner haben. In andern Fällen iſt Stein jo viel als ein Gewicht, 
auch fo fern man fich ehedem dazu eigentlicher Steine von gewiſſer 
Schwere bediente. Der Zentnerſtein, Pfimdftein, Lorbfiein ; im 
mittferh Lat, Petra, In engerer Bedeutung ift der Stein ein Ges 
wicht von beſtimmter Schwere, welches gemeiniglich den fünften: 


Tbheil eines’ Zentners, oder obige. Pfund beträgt, aber doch in‘ 


verschiedenen Gegenden allerley Abweichungen hat. Lin Stein 
Bramergewiche, hält in Wittenberg 22, Sleifchergewicht aber 
nur 18 Pfund. DerFleine Stein hat zu Berlin 22, und der große 
22 Pfund. Der große Stein hältin Danzig ’34, und an andern 


Orten Preußen? 33, der Fleine zu Danzig 24, und an anden Die 


sen 20 Pfund, An Hamburg und im Mecklenburgiſ. hatein Stein’ 


gachs 20, Federn und Wolle aber nur 10 Pfund. In Holland 
iff’ein Stein (Steed)8 Pfund. Iſt ein Zahlwort dabey, fo bleibt: 


Stein, wie fo viele andere ähnliche Wörter, im Plural unveräns 
dert; zehn Stein Wolle, nicht Steine. Bey den Papiermachern 
ift der Stein ein hölzernes Faß mit einer Welle und ver ſchiedenen 
Meſſern, den Papierbr2y zu der Pappe darin zu querlen; vielleicht 
auch fo fern es rhedem ein ſteinernes Gefaß war, wenn es bier 


nicht gar zu — — ein Gefäß, wi 


Die Steinauffer, plur. die — n, eine Art Auftern,. melde nur: 


St 


nen. .p) Degen 
der Apntichfeit, fo wohl in der Geſt olt dadie Hoden in den mann ⸗ ö 


" Lichen Zengungsgliedern in vielen Gegenden Steine genannt wer⸗ 


dem. Noch mebe aber in der Häcte, da die feinartige Kernſchale 
in manchen Früchten häufig ein Stein heißt. Ein Kirſchenſte in 
Pilaumenfiein, Ehe Aprikofenftein. (6. &Steinobft.) 
Die in den Fiſchen, Krebfen und andern Thieren befindlichen. 


ſteinartigen Berhärtungen find wahte Steine und. befteben gemei⸗ 


niglich aus einer alk aliſchen oder kalkartigen Erde, daher fie auch 
mit Hecht Steine beißen. 

Anm, Bey dem Ulpbilas Staids, bey dem Kero, Ottfried u 
Stein, im’ Niederf. Steen, im, Engl. Stone, im Angelf. Stan, - 
im Schw. Stea, im Griech. sie, sıos. Im Böhmiſchen iſt 
Stena, wine Wand, Maner. Es flammer ohne Zweifel von 
ftehen ber, fo fern diefes Zeitwort hart, feſt ſeyn, bedeuten, ſo 
daß Stein eigentlich die Härte und Feftiafeit diefer Körper auge- - 
druckt. Im Schwed. ift Rind, Rarr,ftarf. Wegen der Mengeder - 
Seldffeine, dielßeicht auch trgen ihrer Härte ift Stein, in mans, 
Ser Zufammenfeßungen, ein Zeichen einer Intenſion; fleina 


> alt, fteinbave‘, ſteinreich, ſeht alt, hart, reich. Im Schwe. 


fagt man Ienblind,, fendöd (Hokänd. Reendood,) völlig 
Blind , völlig todt. Ob bie Endung des Superlativs — ſte 
Angelf. — fian, anch hierher gehörer, PER, ‚der. befte, wie 
Ihre vermiribet, ſtehet dabin. 


Der Steinadler, des —s, plur.utnom. fing. die größte Ar 


Adler, welche fich gemeiniglich mitten in dein Lande aufhält, wo er. 
gern in den Felfen und Steinhöhlen niſtet; Falco Chryfaetos 


Linn. Landadler, Goldadler, zum Unterſchiede von —— 
adler und Meeradler. 


Die Steinahre, plur. die—n, S.Xhorn Aum ·· 
Steinalt, adj. etadv. im gemeinen Leben ſehr alt. Ein feine 


alter Mann. SStein Aum. 


Die Steinamfel, plur. die —n, ein Rahme der Golsamfe, 


vermuthlich wegen ihres Aufenthaltes in felfigen und gebivgigen — 
Gegenden. 


Det Steinäppich,des— «s, plur. inuß. eine dem Mppich — 


liche Pflanze mit einer enförmigen, geſtreiften und rauchen Frucht, 
wovon die eine Art in Macedonien und | Mauritanien, die andere 


. aber, von welcher das Galbanum oder Mutterharz komm, in 


Athiopien, eicheimiſch iſt BubonLinn. 


„Die —— —— die—n, in einigen. Gegenden ein Nabme 
- Sweifel, weilman ſich inder erften Einfalt da zu bloßer Steine ben 


der gewöhnlichen Aſche, Fraxinus excelfior Linn. vieleicht, 


weil fie gern in einem ſteinigen oder felfigen Boden wächſt. In ei⸗ 


nigen Gegenden führet auch die gemeine ‚Gage: oder. Seeinbuge 
twegen ihres harten Holzes’diefen Rabmen. 


zwiſchen Felfen-gefunden werden.- 


Die Steinbanf; plur. die — banke, im Bergbane und: Bey. den. 


Steinbrechern eine Steinmaſſe in Geſtalt einer- Bank, d, i. 


eine horizontal oder doch faſt horizontal in dee Erde liegende 
Lage Stein. 


Der Steinbau, des — es, plur. car. der Bau, oder das Bauen ' 


mit Steinen; im Gegenſatze des golsbaues.. 


Die Steinbeste, plur. Sie —n. 1.%n einigen. Gegenden. eine 


NRahme der Preifelsbeeren ‚ entweder weil-fie gern in fleinigen 
und felfi igen Gegenden wachen, oder auch, weil fie wegen ihrer 


Sãure eine gute Arzeney wider den Blaſen- und Nierentein find; 


2, Eine Art Brombeeren, welche in einisen Gegenden auch Bru— 
nitſchen heißen, und gleichfalls in felfigen Gegenden wachſen, 
Rubus ſax atilis Lian. 3. Auch ein Rahme der Sandbeere, 


Arbutus uva urſi Linz, welche gleichfalls eine gute Arzeney 
wider den Stein if 
Das 





J 






ei .— 
Sas Steinbein, des—es, plur, die —e, in der Anatomie ein Nah⸗ 
me des Schlaf: oder $elfenbeines am Kopfe. ©. dieſe Wörter. 

. Der Steinbeifer, des —#, plur.ut nom. fing. ı. Eine Art 
2. Heiner Fiſche, welche zu den Schmerfen gehören, und fich mit dem 


5 — * 
— 


Munde an die Steine und Felſen anhangen ; Cobitis Taenia 


Linn. Steinbider. Der Schlammbelßer iſt eine Art davon. 


2, Auch der Seewolf oder Rlippfifch, Latargus Klein. beißt 
I in dennördlichen Gegenden Steinbeißer, 3. Unter den Vögeln iſt 
; eine Art Diefchnäbler, welcher mit feinem digen Schnabel die 
0 Rirvfchfteine mit befonderer Geſchicklichkeit aufzubeißen weiß, 
und daher auch Rirfchbeißer, Kirſchfink, Kernbeißer, Steinbicker 
heiße, gleichfalls unser dlefem Nahmen befannt; Loxia Coc- 
 - » eoihrauftes Lina. Coccothraufies Klein. - 
Die Steinbefgwerung, plur. die — en der Stein im menſch⸗ 
lichen Körper, befonders der Blaſen⸗ und Nierenſtein, als eine 
Beſchwerde betrachtet, 


A 


Das Steinbect, des —es, plur. die —e, im Bergbaue, der 
ebene Plag, auf welchem bey den Eifenfteinzechen der gewonnene 
° Eifenftein zuſammen gefahren wird, 

. Der Steinbider, des—s, plur, ut'nom. fing. ©. Stein: 

beißer s und3. » } % 

Das Steinbier,des— es, plur. von mehrern Arten, die — e, 
Bier ‚welches vermittelft glühend gemachter Steine gebrauet 
wird; dergleichen man befonders in Eurzumd Liefland brauet. 

Die Steinblatter, plur. die — n, eine Arc falfcher Blatter, 
welche mit den wahren nichts gemeitt haben, fondeen in Fleinen 
Erhabenheiten der Haut beftchen, welche mit einer harten Mater 

rie angefüllet find, daher fie au den Nahmen badenz zum Uns 
terfchiede von den Wind: und Wafferblarrern. In Niederfach: 
fen Steinboden. 2 1 — 

Die Steinblume, plur. die — n, ein ausläudiſches Gewächs, 

> welches in’ Athiopien, am Vorgebirge der guten Hoffnung und in 

Perſien einheimifch it; Antholyza Lian. — 

Der Steinbod,des—es, plur. die —bocke, ein einem Bode ähns 
lich es zweyhufiges vierfüßiges Thier, mit großen ſchweren Hör- 
nern, welche gang über dem Rücken liegen; Ibex Linn. der Berg⸗ 

be, Franz. umgefehet, Bouc etain. Er ift olivenfarbia, hat 
einen langen Bart und befißt große Geſchicklichkeit im Springen. 

K: Er wohnt in den fühlichen Gegenden Deutſchlandes und Enropeng 

+ auf hohen und jäden Felſen, daher er auch den Rahmen hat; von 

Stein, Felfen. Stein bock iſt in der Bücherſprache ein Wort 

welches bald überhaupt beyde Geſchlechter Diefes Thieres, bal 


ur ec —— 


ed 


a in Mir ae de u an are 





oder Gais, wird in den Oberdenifchen Provinzen. Jefche; Geſche 
ober Hub, in Tirol die Pofchgais, ein Junges aber Riege oder 
Schuckle genamuf. | — 
Der Steinbohrer, des— 8, plur. üt nom. fing, ein ſtãhlernes 
| Werkzeng mit verfchiedenen Spigen; welches mit den Hammer 
getrieben wird, vermittelſt deffeiben Löcher in einen Grein zu 
-. bohren. * 
Die Steinbradyfe. plur. die — n, oder der Steinbraſſen, 
20,888, plur: ut mom. ing eine Acı Sradien oder Braſſen, 
vermuthlich, weilfie fih at and ziwifchen den Klıppen aufpältz 
Syparus Salpa Linn. — 
Per Steinbrand, des — es plur, car. eine Art des Brandes 
indem Getreide, welcher feſt und hart iſt ſo daß anch die Körner 
Kerner dem Dreſchen ganz bleiben; zum Unterſchiede von dem 
Slrg-oder Staubbrande, BEER 








Arten faft insgefammt auf Nelfen und heben Gebirgen wachfen, 

wo ſie ſich durch die Sigen und Felſen des Geſleines drängen, da- 

Er ber fie auch den Nahmen haben; Saxılraga Linn. Weißer 
} 3uL.W,8.4,Ch,2. Auß. 


aber auch nur das männliche beze ichnet. Das weibliche, die Ziege. 


Der Steinbrecy, des — es, plur. car, 1, Eine Pflanze, deren - 


7% Rn 


n ‚ 

IADER 238 
Steinbrech, zum Unterfchiede bon dem folgenden. Einige Artöm ° 

- berfelben ſollen auch den Stein in dent menſchlichen Körper auflö« 
fen, wie}. 8. die Saxifraga granulata, 2. Derretbe Stein 
brech, ift eine Art der Spierpflanze, wohnet auf den Europãiſchen 
Teiften, und wird wegen der zufammen zichenden balfamifchen 

Kraft jeiner Wurzel in der Medicin gebraucht; Spiraea Fili- 
pendula Lian: 3, In einigen®egenden ift auch die Rebentolde, 
Oenanthe Lira. hunter dem Nahmen des Steinbrechs oder 
Waſſerſtein brechs bekanut, in andern das Srauenhaar Adian- 
tumCapillus VenerisZ, fo wie in noch andern dicStein-Pim- 
pinelle, Pimpinella Saxifraga Linn. Fleiner Steinbrech 
und in andern die Goldmils, Chryfolplenium Zinn. zelber 
Steinbrech beißt; einige wegen ihrer Ahnlichkeit mit ber erften 
Pflauze dieſes Nahmens, andere aber auch wegen ihres Aufent- 
haltes auf Felſen und felfigen Gebirgem, 

Der Steinbrecher des — 8, plur. ut nom. fing. ein Arbeiz ' 
ter, welcher die Steine in ihren Lagerftätten loebriht, Siehe 
das folgende, . 

Z er Steinbruch, des — es, plur. sie — brüche, derjenige Ort, 
wo das in Banken oder Schichten liegende Geſtein von den Stein: 

: bredern los gebrochen wird. 

Die Steinbůche, plur, die — n, in einigen Gegenden ein 
— ver ſagebüche, wegen ihres harten Holzes, S. dieſes 
Wort. 

Die Steinbühfe, plur. die —n, S. Steinſtück. 

Die Steinbütte, oder Steinbutte, plur. die — n, eine Art 

Butten oder Butten, deren linke Seitenlinie ſtachlig iſt; Pleu- 

-rosectes maximus Linn. f 

Die Steinbutter, plur. car. in der Mineralogie, ein gelblicher 
Alaun welcher ganz fett und weich wie Butter anzufüblen ift, und 

in Sibirien aus einem (Hwärzlichen Alaunſchiefer dringt; Axun- 
giafolis: Der Nahme ift nach dem Ruffifchen Kamennoje 
Maslo. ; - 

Der Steindamm, des — es, plur. die— dämme, ein mie 
Steinen gepflafterter Damm, oder erhöheter Weg; der Steinz 
weg. — ——— 

Der Steindeich, des— es, plur.die—e, in den Niederdeutſchen 
Marichländern, ein Deich oder Waſſerdamm, welcher am Fuge 

; mit Steinen befleidet ifk. 

Die Steindrufe,plur.c® in Nahmedes Roges bey den Pfer⸗ 
den, vermuthlich, weil der Answurf ans der Nafe daben zäher - 
und härter if, als biy der wahren Drufe, aus welcher er zu⸗ 
weilen entftebet. ©: Steinrog. — 

Die Steineiche, plur. die — n, ein Nahme unſerer gemeinen 
Sommer: oder Früheiche, vermutblich wigen ihres harten Hole 
zes; zum Unterſchiede von der Coh⸗Roth oder Wintereiche. 

Steinern, adj. et adv. 1. Aus Stein oder Steinen verfertiarr, 
Sin ſteinernes Bild, eine Heinerne Brüde, ein ſteinernes Mef: 
fer, ein ſteinernes Haug, ein ſteinerner Mörfer. 2. Figürlich, 

doch nur in einigen wenigen Fällen, fo hart wie Stein. Ein ſtei⸗ 

nernes Herz baben. s 

Anm. Bey dem. Dftfried- und Notker fleinin, und im Ober» 
deutſchen noch jeg: Heinen, Riederf. ſtenen. S. — Eın. 

Die Steineule, plur. die —n, ein Nahme derjenigen großen 
Nachtealen, welche ſich in alten Mauern und wüſten ſteinernew 

Gebãanden aufzuhalten pflegen; zum Unter ſchiede von deu zorne 
eulen, welche in hohlen Bäumen wohnen, 

Das Steinep, des — es, plur. die— er, bey den Gränzbezie⸗ 
hungen, Syer, d. i. Heine Steine, welche man heben-den Öräug- 
feinen mit einzugraben pflegt. 

Der Steinfalf, des — en, plur: die — em, die kleinſte Urs 
Sperber, welche in altem Ormäner nifter ; der Schmerl. 

2 \ 


4 


Dr 


4 


38 — 
"Der Seeinfall, des — es, plur. die —fälle, im ———— der 
- Einfall oder Einſturz des Örfteines-in der, Grube; 

"Der Steinfern,; des— rs, plur. doch nur von mehrern Arien, 
‚ut nom.fing. ein Rahme aller derjenigen Farnkräuter, wel.be 
auf Steinen.und Felfen, und in Felsrigen wachfen, von welchen 
es drum mehrere Artengibt, Das-Steinfarnmoos, iſt eine Art 
-des Aſtmooſes, welches gleichfalls auf Steinen wohne, Hy paum 

proliierum Linz, 


. 


Der Steinfint, des—en, plur. die — en, in einigen Gegens \ 


den ein Rahme des Steinbeißers, oder Kirſchfinken, S. Stein: 
beißer ». 

Der Steinflachs, des—es, plur, inuf, ein Nahme des Ami: 
Aanthes, weiler zu den Steinarsen gebört, und fich doch wieFlachs 
sheurbeitei laſſet; Bergflachs, Erdfi achs. S. Amianth. 

"Die Steinflechte, plur. inuf. eine Art der Flechte, welche auf 

Cutopäifchen Klippen und Steinen wächſet, und braun färber; 
"Lichen laxatilis Lira. Steinleberfraut , Brunnenfraut, 
Moosflechte, Eichenlunge. 

Die Steinftetſche/ plur. die —n, im gemeinen Leben eini⸗ 
„ger Gegenden ‚ ein Nahme der Grasmüde, welde fih an 
„soifien Orten zwifchen Steinen aufbält; Motacilla Salicaria 

Linn. Außer dem ift es auch. ein Rahme : des Braunkehl⸗ 
chens, Motacillarubetra Linn. bey andern Petronella, 
Grich. wergopidog; Steinpatfihe, Steinſchmatz, Steingall, 
‚alle wegen des ſchmatzenden oder fletfchenden Lautes, welchen 
es von fih gibt, 

Die -Steinfrucht, plur. die —früchte, eine Frucht, deren Same 
oder Kern,mit einer fteinharten Rinde umgeben , diefer aber mit 
‚einem faftigenFleifche umphiller ift, dergleichen die Kir ſchen, Pflaus 
men, Pfir ſichen uff. find. Collective werden dergleichen Früchte 
:Steinobft genannt. 

Der Steingeall, des—es, plur. die — e, in einigen Gegenden 
1. ein Nahme des Männcheng von den Wannenweher, welches 
‚auch Steinfhmad genannt wird. "Die Endſolben —gall und — 
ſchmack ſcheinen fich, wie in Nachtigall, auf die Stimme — 
Bogels zu beziehen. 2.E. Steinfleriche, 

Die Steingalle, plur. die — n. ı. Don Galle, eine Art in 
Pferdekrankbeit, diejenige Krankheit diefer Art, welche ſich in dem 
Hufe oderin den Ferſen der Pferde zriget; zum Unterfchiede von 
der Flußgalle, welche ihren Sig a: #.n Anien bat. Sie beſtehet 
in einer Beule, welche anfänglich weich iſt, aber endlich die Härte 
eines Steines bifommt, DerPluralift bier ungewöhnlich. 2. Im 
-Bergbauefind die Steingallen Stellen harten tauben Gefteines 
in dem. Erze. ©. Galle, 

Der Steingeyer, des — s, plur, ut nom, fing. ein Nabme 
des Geyers, fo fern er feinen Aufenthalt auf und in Felfen 
bat. 

Der Steingraus, des—es, plur. car. Graus, d.i.grober Sand 
von bearbeiteten Steinen, welcher, wenn er Fleinförniger iſt, auch 
wohl Steingries genannt wird, 

Die Steingrube, plur. die —n, eine Grube, in welcherSteine 
gebrochen werden, oder weiche entſtehet, nachdem Steine daſelbſt 
gebrochen worden; der Stein bruch. 

Das Steingrin, "indech, plur. car. bey einigen-ein Rahme 
des Berg: oder Schiefergsün, S. diefe Wörter, 

Der Steingrund/ des — es plur. die — gründe, ein aus Stei⸗ 
nen beftebender Grund; befonders inder Schiffahet, ein ausSteis 
wen beflebender Grund Des Meeres, zum Unterſchiede von dem 
Sandsrunde⸗ Schlick grunde u. ſef. 

Sas Steingut, des—es, plur. car. ein Hahme-feiner irdenet 
Gefäße aus weißem Thone, deren Derfläc verglafer ift; als ein 
Esleerivum.  Kin-Dugend Teller Sieingur Kine Schuffel 


Se 


arbeit Steengood und Steenfig genannt. - 

Der Steinbänfling, de8s—es, plur. die — e,der gemeine grane 
‚Hänfing, welcher ich gern in felfigen Begendeu aufpälr,Linaria 
fera,faxatilisKlein. Graußinfing, zum Unterſchiede von dem 
Bluebänflinge oder Rothhanflinge. 

Steinhart, adj. et adv. ſo hart wieein Stein, fehr Hart ; im ge» 
meinen Leben. Daher die Steinhärte, plur. car. einen hohen 
Grad der Härte zu bezeichnen, ‘ 

Der Steinhafe, des—n, plur.. die —n, Hafen, welche ich 
in Felſen und felfigen hohen Gebirgen aufhalten, und eben 
Feine-eigene Gartung ausmachen, ob fie gleish im Winter ger 
meiniglich weiß werden; zum Unterſchiede von. den Seld: ur 
Landhafen. 


Der Steinhag, bes —en, plur. sie —en, S:Steinzabe.. 


Die Steinbaue, plur. die—n, eine zugefpiste Haue, Steine dar 


mit loszubrechen, oder im fieinigen Grunde damit zu arbeiten, 
Der Steinhauer, des —s, plur. ut nom, fing, ein Haudwer⸗ 
fer, welcher die von dem Steinbrecher gewonnenen Seite bear- 
beiter, um fie zum Bauen und zu andern Bedürfniffen zw gebrane 
„hen; «ser Steinweg. 
Der Steinbaufen, des—s, plar.ut nom. fing. ein 1 Haufen 


unordentlich auf einander geworfener Steine, ine Stadt, einen 


Orr, ein Haus in einen Steinhaufen verwandeln, völlig zer⸗ 
flören, 


30° 


Steingur, Im Niederf. — alle ledene Geſchiere, alle Zöpfer- 





Die Steinhäufungaplur. die—en, in der Raturgeſchichte, eine x 


Maffe, worinmehrere Steinarten außer und neben einander zur 
ſammen gewachfen ind, ingleihen die Art und Weiſe diefer Zur 
fanınenfegung ohne Plural. In der erſten Bedeusung im Berg⸗ 
baue ein Saufwerf. 

Die Steinhirfe, plur. car. in sinigen Gegenden eine Nr dus 
Steinſamens, welcher in den Apothefen gebraucht, und auch 
we Perlhirſe genannt wird; SALEON er oifiernale 

inz 

Der Steinhohlunder,. des —g, plur. inul. Siehe, Sobluns 
der 2 (2). 


Dee Steinbonig, des — es, plur, car. altes verhärtetes de 


ıigin den Scheiben ; Zu erhonig, weil es die Confiftenz des Zur 
ckers befomme. 
Das Steinhuhn, —— plur die — pübner, eine Art Holy 


„Hübner, welche fih in Felfen und felfigen — aufhalten/ S. | 


Schneehuhn. 

Die Steinhummel, plur. die —n, eine Art ganz ſchwarzer 
SHSummeln, welche zwiſchen Steiahaufen wohnt, uud vielen. vonis 
einträgt; Apis lapidaria Linn. 


Steinicht, —er, — ſte, adj. et adv. einem Steine ähnlich. Die 


ſteinichten Bernhülfen des Obftes, Am häufigſten gebraucht ınan 
es im gemeinen Leben für das folgende ſteinig, indem die an ſich 
fehe verfchiedenen Ableitungefplden — icht und —ig daſelbſt ſehr 
häufig verwechfelt werden, (S. dieſelben.) Im Tatian feinacht, 
An Oberdeutſchen noch jetzt ſteinachtig. 

Steinig, — er, —ile,adj.etadv. 1, Steine enthaltend und 


in engerer Bedrutung viele Steine enthaltend, doch nur forfern 


Steine als ein Hindernif oder als eine Unbequemlichkeit angefeben 
werden ;im gemeinen Leben fteinicht. Ein ſteinigerAcker, ein fteis 
niger Weg. 2, Bon dem Abſtracto Stein, aus Steinmaffe * 
fiebend, Die ſteinige Subſtanz. 

Steinigen, verb. reg. act. ‚2. Von dem Steiue reinigen, di 


nur indem Salzwerke zu Halle übliche Bedeutung, wo man de 


 Balzpfannen fleiniger, wenn man fie von den Schepp oder Salz⸗ 
ſtein befreyet. 2.Am häuftgften, jemanden fleinigen, mit Stei⸗ 
‚nen nach ibn werfen, und imengerer Bedeutung, ihn mit Steinen 





x 


= Y — Ste AR 


yo zn Zobe werfen⸗ eine bed den WERTE Ahliche ——— 

daber #8 in der Deutſchen Bibel in diefer Bedeutung mehrmahls 

vorkommt. So auch die Steinigung: 

Anm. Es iſt vermistelft der Ableitungsfolben —-igen, ein, Ste 
rativum oder Intenſivum von dem veralteten feinen, welches 

in der zweyten Bedeutung noch beydem Ditfried vorkommt. Auch 
im Schwediſchen ifi kena, einigen: 

Der Steinfalf, des —es, plur. car. deraus Steinen gebrannte 
Kal, welcher, weil er ſich fireichen Täffet, auch Serrichkalk are 
nannt wird zum Unterfchiede von dem Gypſe oder Sparkalke, 
und den metalliſchen Kallen. 

Der Steinkamm, des — es, plur. die —kämme, ein ſaur im 
Bergbaueübliches Wort, wo dic Ste nwande auch Steinfämme 
genannt werden, ©, Kamm. 

Die Steinbarauſche, plur.die —n, eine Art der Karaufsen 






fieinigen Waſſern aufhalten, 

Die Steinkarthaune, plur.die—n, ©. Steinſtück. 

Der: Steinfaug, des— es, plur. die —e,. eine Art Feiner: 
Kautze, welche fich in ‚alten: Semãuern und ſteinernen Gebãu⸗ 
den aufhält. 

2 Dre Steinfönner, des — sg, — utnom: fing, Fãmin. die 

Steinkennerinn, eine Perſon, welche die Steine nach ihren Ar- 

ten, Gattungen, Eigenſchaften und Beftundrheilen keunet. So 


 valoge und Mineralogie nebrauchen, fo find fie zu enge, weil 

ſich die Mineralogie nit mehtern Körnern als mit Steinen be: 

ſchãftiget. 

Der Steinkitt, Sea, plur; inuf, oder die Steinkitte, ein 

2 Kitt, Steine damit an einander zu Fitten ‚oder zu verbiuden, 

Die Bteintlarfhe, plur. Hie—n, in-einigen Gegenden, 

. " ein Nabe desjenigen Fleinen Vogels, welchrr auch Stein: 
fletſche, Steinſchmack und fo ferner genannt wird, Siebe 

die ſe Worter. 

Der Steinklee, des —s, plur. inufe eine dem Klee ähnliche 
Manze, deren Blumen faſt koͤpfförmig zuſammen gefegt find; Tri- 
folium Melilotus Linn; Beſonders deſſen DU coerulea 
welches auch Siebengezeit und in der Schweiz Schabziegerkraut 
genannt wird, und R M. officinalis, welches im engſten Vers 
ſtande Steinklee,; fonft auch nach dem Latein, Melilote beißt. 
Dader das Steinkleepflafter oder Melilsten-PRafter, wozu nebſt⸗ 
“ andern hrilſamen Kräutern und Harzen — Kraut des Stein⸗ 
klees genommen wird; 

Die Steinkluft, plur. die —klüfte, von Stein; Felſen, eine“ 
Kluftoder Risein einem Felſen; die Felskluft oder velſenkluft. 
Es kommt mebrmahls in der Deutſchen Bibel vor, - 

Die SteinFohle; plur. die — n, ein den Kohlen ——— ſtei⸗ 
niger Körper, welcher ans einem mit Erdyech durchdrungenen Gee 
ſteine beſtehet, welches ſich wegen des erſtern zur —— agebrane 
chen läßt. Man ıheilet fiein Pech⸗ oder. Glanz⸗ und Shiefer: 
kohlen. Im Riederf:Schmiedekohlen, weil die Schmiede fe ſtatt 

der Holzfohlen aebranchen: im mittlern &at-Hulläe, Hyllag;. 


a 3 er a 


— 


a ee a2 


die Skiinfohlenmaffe in Geſt alt vines Flatzes, das SteinFehlen:- 
sebivge, fo wohl ein Gebirge, welches Steinkohlen entbalt, als 

auch die über and ı unter dem Koͤblenflötze llegende Erd? und’ 
Steintgaen. 

Br Steinfopf, ders —es, phir. die koͤpfe in vinigen Ger 

‚genden, 3. Bam Zelle,. eine Art -Ropffalates ;. vermutlich we⸗ 

‘gen der feften harten Köpfe,” 

Die-Steintoft, plur; die en; ‚im Hüttenbane, em Raften oder: 
Brhältnif, worein der gepochte Stein aus den Pochmühlen gr⸗ 


— 
——7 
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4 








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von einer. aſch grauen ———— vermuthlich, weil ſie ſich ri in 


auch die Steinkenntniß. Wenn einige beyde Wörter für Mine- 


Franz, im Licich iſchen Houilles.: Dahber das Stein koh lenſte 


A Slte 342 
ſchüttet wird; 
Raften verderbt. 

Das Steinkraut, des — es, plur. inuf..im einigen Gegenden - 
ein Nahme des Waues, Refedaluteola * vie lleicht weil er 
gern an ſteinigen Deten wãchſet. 

Der Steinkrebs, des — es, plur. die — e. 1. Eine Art dee: 
gewöhnlichen Fluß⸗ oder Bachkrebſe, weiche nachdem Sieden 
weiß⸗ oder bleichroth ausſehen. 2. Auch vberſte iner le Krebſe führen 
in der Raturgeſchichte dieſen Nabmen, worunter die Japaniſchen 
die berühmieſtew ſinde 

Die Steinkropfe, plur. die—n, eine Maſchine, mit weldter 
man große Steine in dem Mittelpuncte ihrer —— ping: 
und in die Höhe ziehet. S. Kropfe. 

Der Steinkümmel, S. Sefeli, 

Das Steinkupfer, des — s, plur: —* in den Meſſingwer⸗ 
fen, Meffinatöener, welche in dem Schaume in. der Grube vor 


dem Ofen beſtndlich find, and mir Waſſer aus demifelben geſchieden 


“werden; vermuthlich weil man vermittelſt derfelben die Gieß« 
feine abzufchleifen pflegt. Kupferſtein in den Schmelgbütten iſt 
etwas anders. 

Die Steinkütte, &: Steinkitt. 

Das Steinleberfraut, des—es, plür. inuf. ©. Steinfechte. 

Die Steinlerche, plur. die — n, ein Nahme der gewöhnlichen : 
geide⸗ oder Brachlerche, ſo fern * ſich in felfigen und gebirgigen 
Gegenden aufhölt. 

Die Steinlinde, plur. die—n.-ı. Eine Art der gewoöbnlichen 
Linde, weiche ein fefteres Holz aber ſchmälere Blätter hat, als die 
Gras: Waſſer⸗ oder Oftlinde; Tilia- cordata Mill. Sie wird 
auch WaldlinseundSandlindegenanuf, =, Ein der Linde ähnliv- 

cher Baum, welcher auf denHiigeln des mittägigen@urova wãch ſet; 
Phillyrea Zinn, - 3. Cine Art des Faulbaumes, deſſen Bfätter 
der Lindenblättern gleichen; Rhamous Alaternus Linn.- 4. - 
Die Hleinevder fchinal."tterigellime, VIlmus miaor Linn.aud : 
wegen Ähnlichkeit der Blätter und Härte des Holzes," 

Det Steinmarder, des — s, plur. ut nom. fing. eine Art 
Diarder, welche ſich inFelfen, Gemäucen und alten Gebäuden aufr- 
bält, und ein dunkleres koſtbareres Fell bat, als der in Wäldern: 
mwohnende Baummarder. Im gemeinen Leben wird er Kuder 
genannt, welches mit Batev Eines Geſchlechtes ift. 

Der Steinmärgel, des —s, plur. inuf, eine Alt Märgek 

welche fo Hart wie Stein iſt, und im gemeinen’ Leben einiger Ger: 
genden Back ſtein genannt wird, . 

Dee Steinmark, des—es, plur-car. ein Rahme, welder ver⸗ 
ſchiedenen Erdarten, als dem Thone, Märgel und der Kalterde - 
gegeben wird, wenn fie indem Innern feſter Steine gefunden wer« 
den nud gleichfam das Mark derfelben vorſtellen; Lithomargä, 

Das-Steinmöbl, des—es, plur:car, 1. Fein pulverifirteßtei- 
ne / oder Steinmaffe in Geftältrines Medles, 25 In den Mühlen 
ift es dasjenige Mehl, welches ziwifchen den Mühlſteinen und 

in den Pänfeırguvtie? bleibet ; -im gemeinen Leben Steingfe, rich 
tiger Steinaß, weil es zum Futter der Schweine dienet; 

Der Steinmeißel, des —s plur, ut nom. fing. 1, Bey den 
Bildhauer, Steinmetzen n.f. fein Meißel, Steine damit zu 
“bearbeiten. 2. Jin Hüstenbane iſt es ein langes Eifen'mit einem 
: Hafen und hinten mit einem’ Stiele, den Blehſtein Hamit-yen dem 

Mer? abzuziehen, 

Der Steinmen, des—en; ‚plar. die Dem ein fir Steinhauer : 
fehr gangbares Wort, einen Handwerker zu bezeichtten, welcher die’ 
zu Gebäuderund andren Bedürfniffen nöthigen Fels, und Bruce 
feine behauet. Bendem Drtfried nur Mez0) int mitttern Bat. 
Macio, daher. das Framyöf,.Maron, ein- Maͤurer/eigen tlich inn 
Stein metz⸗ ©. Metzen. 


— Darı 


Die letzte Hälfte-ift ohne:Ameifel aus Kiſtb oder 


+ 


* 


_ 
3 % 

343 Ste. | > 

Das Steinmoos, des — es plur, inul, ein Rahme der Stein: 
flechte, S. diefes Wort, S Sn 

Die Steinmüfchel, plur. die —n, eine vielfchalige faſt cylin- 

driſche Mufchel, weiche fich in die inn Meere liegenden Steine und 
harten Zelfen hineinfrißt; lange Spitzmuſchel, Pholäs. 

Die Steinnelfe, plur. die—n, invielenÖrgenden ein Rahme der 
wilden Helfen oderDonnernelfen; Danihus Armerialinn, 
vermushlich, weil fie an unfruchtbaren fieinigen Orten wächfet. 

Die Steinnuß, plur. die — nüffe, eine Art Heiner Wälfchen 
Nüffe, mit fteinharten Schalen, weiche auch Grübelnuffe heißen, 
weil man den Kern gemeiniglich heraus grübeln muf. 

Das Steinobft, des — es, plur. car. ©: Steinfrucht. 

Das Steinöhl, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die —e, ein brennbarer flüffiger mineralifcher Körper, welcher in 
der Conſiſtenz eines Ohles aus den Felfen hervor quillet, und auch 

Bergöhl genannt wird. In Tirol Dürſchenöhl von einem gewife 
fen Sürſch, deſſen Entdecker. — 

Die Steinpatſche, plut. die — n, ein Vogel, S. Steinfletſche. 

Das Steinpe ch des — es, plur. doc) nur von mehrern Arten, 
die — e, ein brrunbarer mineralifcher Körper, welcher in der Con⸗ 
fiftenz eines Peches aus Felfen und Steinrigen hervor dringetz 
Bergpeh. Finder man ihn in der Erde, fo wird er Erdpech 
genannt, \ ge DER 

Die Steinpeitfche, plur. die —n, in einigen Gegenden ein din 
ner langer Fifch in Geſt alt einer Peitfche in füßen Riegenden Waſ⸗ 
fern, welcher einen Laut von ſich gibt, wenn er aus dem. Waſſer 
gezogen wird, daher er auch Knurrpeitſche oder Gnurrpeitſche 
genannt wird; Ophidion barbatum Linn. 

Das Steinpeterlein, ©. Stein-Pimpinele. 

Der Steinpfeffer, des —#, plur, inul, in einigen Örgenden 
ein Nahme der Dimpinelle ) — 

Die Steinpflanze, plur. die — n, natürliche Körper, welche Eis 
aenfhaiten fa wohl von Steigen als Pflanzen an fih haben, 


. Spierpflangen, welche ein ſteinartiges Grhäufe bewohnen; Li- » 


thophyta, dergleichen befohders die Rorallen find, 

Das Steinpflafter, des —s, plur. ut nom. fing. ein aus. Steis 
nen befichendes Pflafier, ein mit Steinen gepflafterter Naum, 

Der Steinpilz, des — es, plur. die —e, ein Rahme der befien 
eßbaren Schrwämme oder Pilze, weiche unten von, weißer Farbe 
find; vielleicht, weil fie etwas derb oder hart find, 

Die Stein: Pimpinelle, plur. inuf\ eine Art Pimpinelle mit ge» 
fiederten Blättern; Pimpinella laxifraga Linn. im gemei- 
nen Leben Steinpererlein.. Vielleicht, weit fie gern auf flei- 
nigem Boden wächſet. 

Die Steinpocke, plur. die —n, S. Steinblatter. 


Die Steinpreffe, plür. die —n, eine Preffe der Steinfhneider,‘ 


den Stein, welcher gefäger werden fol, in diefelde einzuilemmen, 

Das Steinpulver, des — 5, plur. von mehrern Arten, ut nom. 
fing. .3n ein Pulver verwandelte Steinmaffe, gepülverte 
Steinmaffe. 2. In dew Apotheken, ein Pulver wider den Stein 
im menfehlichen Leibe, welches aus Saudbeereakraut und Auſter⸗ 
Schalen. beſtehet. 


Der Steinrabe, des— tr, plur. die —n, eine dem Widchopf . 


ähntiche Art Brachvögel von dunkelgrüner Farbe, mitzinem gel⸗ 
ben Ropfennd blutrothen Fleden, weicher ſich in felfigen und ges 
birgigen Gegenden aufbält; Upupa montana Klein. Wald⸗ 
gabe im gem, Leben, Waldrappe, Steinrapp, Waldhof, in der 
Sch weizder Kinfiedler, weil er einfamlebt, Berg⸗Eremit. Die 
Feste Hälfte feines Nahmens deutet auf fein Geſchrey, daher er in 
zinigen Gegenden auch Sch alfer. genannt wird. 

Dir Steinraute,.plur. !nul, ein Nahme der Mauerraute; 
Aplęaium Buta mu rarıa Linz, 


— 


Steinreich, — er, — fe, adj. et adr. 1. Obwohl feltener 


! 


und gemeiniglich nur im Schere, veich an Steinen, viele Stei⸗ 
2. Schr reich, im hoben Grade reich, von Stein, 
ſo fern es oft eine Intenfion bezeichnet, ©, Stein Ann, Ein J 


ne babend. 


fieinveicher Mann. - 
Das Steinreich des— es, 


J 
lur. inuſ. derjeuige Theil dcs 
Mineral Reicheswelcher die 


wire in fich begreift. In weis 


«Steine der vornebmfte Theil deffelben find, 


terer Bedeutung auch wohl das ganze Mineral: Reich, fo fern die, 


Der Steinting, ses— es, plur. die—e, inden Mablmüplen, 


ein eiſerner Ring, welcher un die Mühlfteine geleget wird, 


Der Steinröthel, des — 8, plun. ut nom. ling. oder der ; 


Steintöthling, des — es, plur. die — e, ein Bogelvon der 
Größe der Weiß: oder Zippdroffel, mit einem zarten länglichen 
Schnabel, himmeldlauen Halfe and Bruſt, und ſchwärzlichen 
Rüden und Flügeln. Er nifter in Felfen und alten Gemäuern 


in Oſterreich und Tirol, und wird wegen feines angenehmen Ge · 


ſanges geſchätzet. SS 
Der Steinrog, des—es, plur. car. eine Art des Rotzes dep 
den Pferden, welcher auch der weiße Roy genannt wird; zum 
Unterichiede von dem unbeilbaren gelben oder zirnrotze. Er 
ſcheint mit der Steindrufe einerley zu feyn. * 8 


Der Steinrüß, des — es, plur. inuf. die aus dem ſchwarzen 


Schiefer bey Ottengrün im BergamteBogtsberg bereitete ſchwar⸗ 
je Farbe. F 3 x 


Die Steinfäge, plur. die—n, eine Säge ohne Sähne, Mars 


mor und andere Kalf- und Sandfleine damit zu zerfchneiden, 


Das Steinfalz,des— es, plur. car. ein Mittelfalz, welches “ 
manin und unter der Erde von der Härte eines‘ Gteines findet, - 
wo es theils in Stockwerken, theils in Flögen gebrochen wird 5° 


zum Unterfchiede von dem Brunnenfalze, Seeſalze u. ſ. w. 
Der Steinfame, des—ns, plur. inul. eine Pflanze, deren 


enförmige Samenförner fo hart wie Stein find; und mit fauren 
Geiſtern nicht aufbraufen; Lithofpermum.Linn. Stäkbirfe, 


Perlbirfe, vorbe Ochſenzunge, Schminfwurzel, weil die fri⸗ 
ſche Wurzel roch färbet, wilde Rothwurzel. bi 
Der Steinfand, des — rs, plur. car. ein grobförniger aus klei⸗ 


nen Steinen befiehender Sand, zum Unterfchiede von dem 


Staubfande. . : 
Die Steinſcheide, plur.die—n. ĩ. Von dem Hauptworte Scheis 


de, ein Nabme der Steinmuſchel, (S. dieſes Wort.)2. Im Berg⸗ 
baue iſt die Steinſcheide, von dem Zeitworte ſcheiden, eine Kluft 


in dem Geſteine, weil fie daſſelbe ſcheidet oder treunet. 
Die Steinfcheidung, plur. vor mehrern Arten, die — en, if 


Bergbaue, dasjenige Geftein, welches fich an dem Sapldande ab⸗ 


feßet, oder fich von dem Sahlbande fheider. \ 


Die Steinfchleife, plur. de —n, von Schleife, ein Feine® 


ſchwerer Schlitten, in dem Hüttenbane, eine folche Schleife, deu 
gepochten Zinnfein darauf fortzuſchaffen. Außerdem auch wohl 
eine jede Schleife, große Steine darauf fortzubringen. * 
Der Steinfhleifer, des — s / plur. ut nom, ſing. ein anglinfs 
tiger Handwerker, weicher ein Geſchäft daraus macht, unedle und 


halbedle Steine zu fchleifen, und ihnen einen fpiegelnden Glanz zu 


ertbeilen; zum Unterſchiede von einem Steinichneider,welcher Die 
.bärtern Edelſteine bearbeitet. 

Der Steinſchmack des— es, plur. die— e, in einigen Ge⸗ 
aunden , fo wohl eine Art MWannenweher, als auch rine Aut 
Braunfehlepen, beyde wesen ihres Aufenthaltes tn felfigen und 
bergig.n Gegenden, und wegen ihres Lantes, welchen fie daſelbſt 
"von ſich achen; Stanfpmas, Steinfhmagerle, Stein Fiarfche. 
S. Steinflet ſche. art ’ 


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Die Steinſchmerzen fing. inuf. Schmerzen, welche von dem 
Steine im mienfohlichen Leibe verutſocht werden, 
Die Steinfchnalle, plur. die—n, Schnallen, welche mit ge⸗ 
9 fhliffenen Steinen befegt find. . 
Das Steinf&hneiden, des — s, plür..car. von den Ausdrucke 
Steine fehneiden, die Geſchicklichkeit, Edelfüeiten und Kryſtallen A 
" vermirtelft eines Rades eine requläre Geſtalt zu geben, fie zu vos 

a lieren, und oft auch Figuren in dieſelben zu ſchneiden. 

Der Steinſchneider, des—s, plur. ut nom, ling. Ein 

j  Küuftler, welcher das Steinfohneiden verftebt und ausübet, und 
welcher fo weit von dem Steinfchleifer verfehieden iſt, -als der 
Bildhauer von dem Steinmegen, 2, Ju einem andern Verſtande 

iſt der Sieinfcpneider ein Künftler, welcher Gefäße und Dofen 
sus alleriey harten Steinen verfertider und felbige mit erhabenen 
Figuren ausjieret. 3. Ein Wundatzt, welcher den Stein in dem 
menfchlichen Leibe durch den Schnitt heilet, ihn vermittelſt eines 

Schnittes heraus nimmt; in welchen Verftandees doch feltener . 

gebraucht wird, ? 

' Der Steinfchnite, des — es, plur. inuf, die Handlung des 
Sch neidens des Steines, doch nur in der hirurgifchen Sudentung, 
diejenige Handlung, da der Stein im menfchlichen Leibe durch eis 
nen von anfen gemachten Schnitt heraus genommen wird, ©. 

— Bteinfchneider.: — 

Die Stein ſchraube plur. die —n, in den Meſſingwerken, eine 
Perffemir eier Schraube, die Gießſteine damit zufammen zu 
preſſen. J 

Ser Steinſchreiber, des—s, plur. ut nom. fing, zu Nürn⸗ 

berg ein Schreiber, welcher ein Bersiihnig über die Gräber and 

. Grabfleineauf dem Kirchhoſe Hält, damit man wiffe, wenn man 
eine Leiche wieder in ein altes Grab fenfrn fönne. 
te Steinfchrift, plur. die — en. 1. Eine Auffhrift anf einem 

.. Grabs oder Denfftein, befonders auf einem folchen aus dem Alter⸗ 

thume übrig”gebliebenen Stein. 2,Schriftzüge, welche ehedem 
auf ſolchen Steinen üblich waren, wo der Pluräluur von mehrern 
Arten Statt findet, | 

Das Steinfiprot, des —es, plur. inuf.-Schrot, d.i. unförm⸗ 
liche Stüde, weiche bey dem Behauen der Steine in der Stein» 

grube oder bey den Steinmegen abfallen, 

Die Steinfpule, plur. die — n, bep den Gärtnern, eine Baum 
ſchule, we junge Stämme Steinobft gezogen werden; zum Unters 
ſchiede von einer Rernfchule. 8 

Die Steinſchwalbe, plur. die — n/ ein Nahme der Mauer: 
oder Kirchſchwalbe, weil fie ſich in Felſen und Gemäuern auf 

häalt; ©. Kirchſchwalbe. 

Der Steinſetzer, des —s/ plur. utnom. fing. ı. Eine ver 

pflichtete Perſon, welche die Gränz⸗ und Markſteine nach der Bor» 
ſchrift und dem Herkommen feget. 2. An einigen Orten werden 

- auch die Pflafterer oder Dammfeger mie dieſem Rahmen belegt. 
Der Steinfinter, des — 8, plur. don mehrern Arten, ut nom, 
‚fing, in der Mineralogie, ein Falfartiger Stein, welcher aus 
‚ berab tröpfelndem mit Kalkerde geſchwängettem Waffer erzeuget 
wird; Stalaclites; Sinter, Tropfiiein. 









welche eine zufällige außerordentlihe Geſtalt haben, und auch 
‚Haturfpiele, Sildfene, heißen; zum Unterfhiede-von den ver— 

. Aeinerungen.. Solche Steinipiele find zB. die Adlerfeire, die 

Mogeit> oder Erbſenſteine uff. 

Das Steinfiüf, des — es, plur. die —e, ein Sehe, das if, 
| große Kanone, ame welcher man Steine nudfitineore Kua-In, 
+ Bruccballenu. f.f. fbießr. Sie baden Kammern sole Die Dißrfer 

f nud fiegen bis hundert und ichr Pfund; die Steinfarthaune, 
A — 


Das Steinfpiel,des— es, plur. die — e, eben daſelbſt, Steine, 


2 Ste 346 


das Kammerſtück ehedem Steinbüchfe, Steinwerfer, Schrot⸗ 
ſtuck, Feuerkatze. 

Die Steintaube, plur. die — n, eine Art wilder Zauben, weis 
che in Felfen und alten Gemäuern brütet. 

Der Steintopf, des — es, plur. die —töpfe, Töpfe von Stein⸗ 
gut, welhenicht zum Kochen beffimme find; zum Unterfdiede 
von den Rochtspfen. i - 

Der Steinwälzer,des— s,plur. ut nom. fing, der Rahme 
einer Are Kibige mit Sinem griinen fpigigen Fonifchen Schnabel, 
welcher eine befoudere Geſchicklichkeit befigt, Steine zu wälgenz 
Gaviarofiro virefcente, conico, acuto, Klein. Da alle 
am Ufer ſich aufhaltende Vögel diefe Kunſt, Steine zu wälzen, 
verfishen ; fo wird diefer Vogel im gemeinen Leben auch fehr häd« 
fig mit dee Seelerche verwechſelt. 

Die Steinwand, plur. die — wande, eine ffeinerne Wand, eine 
Mauer als Wand betrachtet, Im Bergbaue führet die jähe fenke 
rechte Seite des Geſteines oder eines Felſens diefen Nehmen; der 
Steinfamm, fon bey dem Stryker Stainwant, S. Wan». 

Die Steinwarze, plur. die — n, eine Art Aftermoofes, welches 
in Geſtalt dee Warzen, oder zäher runzeliger und höderiger 
Körperchen auf Steinen unter dem Waffer wohnet; Tremella 
verrucola Linn. i ’ 

Der Steinweg, des — es, plur. die — e, ein mit Steinen ges 
pflafterier Weg, * 

Der Steinwein, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten 
oder Dnantitäten, die — e, der Nahme eines hoch geachteten 
Frönfifchen Weines, welder auf dem fo genannten Stein bey 
Würzburg wächfet, wo die meiften Berge diefer Art dem dafıgen 
Julius⸗ Spiiale gehören, . 

Das Steinwildbret, des — es, plur. inuf, bey den Jagern, 

‚ein Nahme desjenigen Wildbretes, welches fich auf Zelfen und 
Klippen anfhält; dergleichen dic Steindöce und Genifen mit ihren 
Zbieren und Jangen find. ER 
Der Steinwurf, dee— es, plur. die — würfe, der Wurf eis 
nes, Steines, dir Handlung , da man einen Stein wirft. Roch 
mehr, ale ein ungefähres Maß des Raumes; fo-weit Als mau ei— 
nen Stein werfen kann; Miederf. een Schmet Wiges, im 
Tatian Sieines Vuorf. 

Die Steinwurzel, plur, inuf. eine Art des Farnkrautes mig 
einer ſchuppigen Wurzel, welches in den Risen der Europäi- 
fiben Klippen wohne; Polypodium vulgare Linz, ges 
meines Engelfüß, “ — 

Die Steinzange, plurs die — n, ein Werkzeug in Geſtalt einer 
Zange, die großen Steine im Baunendamit in die Höhe zu ziehen, 
©. Steinkropfe. ". 

Der Steinzeiger,des—s, plur.ut nom. fing. ben ben Pet» 
ſchaflſtechern und Waperfchuidern, Heine eiferne Werkzeuge, 
welche in die Hülfe der Schleifmaſchine eingefegct werden, die Fiz 

guren damit in den Stein auczugraben. Sie heißen nach Maß ge— 
bung ihrer Berfchiedenheit Schneidezeiger, Slachperien , Slach⸗ 
zeiger, Kundperlen, Bolsenzeiger, Spigfipelu. ff. 

Der Steiß, des —es, plur. die—e, Diminut. das Sreißchen, 
in der vertraulichen Sptechart der Hochdeutſchen ber Hintere 
fo wohl au Menſchen, als an Thieren, welder in der niedrigen 
Sotechart der Arſch genanut wird, * 

Ann. Jim Oberdeutſchen ſt dafür Stoͤß üblich, welches beſon⸗ 
ders von den Steißin des Federviches und Geflügels gebraucht 
mird, im Riederfachſiſchen Stier, Stüt, Hol. S.uyt, Schwed. 
Stuls. Dr Begriff ver Hervorcagting, befonders der hervor ra⸗ 
genden Spitze it obne Siveifelder Stamuſpegriff, daber dieſes 
Wort als ein VBerpandter von Stoß, ein Haufen, anzufeben ift, 
Wenn iadein Salzwerke zu Halle dir untere Spige der. Salgförbe 

»3 der 


* 





Wver Steiß — ſo if folches wohl —— ſondern 
vielmehr ein überbleibſel der ältern allgemeinen Bedeutung. 


Das Steißbein; des—es; p 


347 1 


— 


Aur. die — e,, in der: Anatomie, 
ein Bein, welches ans vier bis fünf Stücken beſtehet, und den 
Steiß bildet; Os coccygis, das Gefäßbein, welcher Ausdruck 
doch nur aufdas Bein diefer Art bey Plenfchen paßt, 


Die Steißdrüſe, plur. die — n, eine Dyüfe über. dem Steiße 


der Bögel, aus welchem die langen Schwanzfedern entfpringen. 


Der Steißfuß des—es, plur. die—füße, eine Art wilder Halb⸗ 


änten mit fpigigem Schnabel, deren Füße nabe bey dem Steiße 


" angehänget find, daher ſie nur fliegen und ſchwimmen kanu; Nie⸗ 


derſ. Arsfort, Oſterr. das. Patſcherle — 


Die Stelläfche, plur. die — n, in den niedrigen Sprecharten, 


beſonders Niederdeutichlandes, ein Berüft, etwas darauf zu ſtel⸗ 


Ten, oder. fich darauf zu fielen. 
Sollãnd. Stellaazi,Stellaadje, und dieß von fellen. 


Der Stelboden und Stellbortih, S.in Stellen. 


legen. 


Sie Stelle, plur. sie—n, Diminut,, welches doc nut inr Scher⸗ 


je üblich ift, das Stellchen,der Dit, welchen ein Ding einnimmt 

2, Eigentlich, Sinen Stein, em Buch auf eine andere Stelle: 
Eine Laſt nicht von der Stelle bringen Fönnen. Das: 
pferd will nicht von der Stelle. Nicht von der Stelle wei⸗ 
„sen. Nicht von der Stelle Eommen Fönnen: 
Stelle verftanden wird, in und auf welcher ınan fich befindet. Sei=- 


"ne SteHe behaupten, verändern. Sich auf eines andern Stelle 


fegen. "Ihm. brenne die Stelle unter den Jüßeny oder die 


“ Stelle brennt unter ihm, fagt man von jemandın, der ſich in ei⸗ 
nem hohen Gradeder Ungeduld befindet, 


Räume, bitt ich, bey den Deinen 
Mir ein Stellchen wieder ein, Geyph 


Auf der Stelte, ein figürlicher Ausdruck für, den Augeubltck, 


ohne allen Aufſchub, gleichjanrohne feine. gegenwärtige Stelle zu 
verlafen, bey dem Drtfried intheru ftalla,, in diefem Augen 

blide. Auf der Stelle bingeben, ſoglelch. Im engerer Bedeu⸗ 
tung iſt zur Stelle kommen in der: vertranlichen Sprechart, 


denjenigen Ort kommen oder gelangen, wohin man wollte, wofür 


man noch häufiger ſagt, am Orr und Stelle Fommen, an den: 
Drt, wo man wohnhaftift, wohin man gebörrt, oder’ doch, wo⸗ 


Bin man wollte. Nach einer ähnlichen Einſchränkuug iſt Stelle: 


zuweilen in enaerer Bedeutung, die einem Dingegebährende Stels- 


‚le, das Verhaltniß dei Ortes in der Reihe der neben einander bes: 


ſfindlichen Dinge: Ein Ding wieder infeine Stelle fegen. Seine: 
Stelle einneh men. Das ſteht richt an feiner Stelle, oder an’ 
feiner rechten Stelle:. Jedes Triebrad muß fein verhältniß 
amd>feine-Stele babew, fonft machen fie Fern Gamzes einer 
Miihine Die oberſte, die unterite Stelle,. 

2. Figürlich. (1): Eine Stelle. aus einem Buche, einer 
Schrift, vermuthlich nach dem Latein. Iocus, ein: oder mebrere 


zuſammen gehörige Säße; Bibliſche Stellen, Schriftſtellen, 


Stellen aus’ der Blbel, im gemeinen Leben Sprüche. ine 
Stelle anführen. Ich find⸗ viele Ste Aen in dieſem Briefe 
die mir bedenklich. fe). fe) Das Ver haltniß eines einzelnen: 


. Bliedeg in der. bürgerlichen Geſellſchaft, wo es oft für Bedienung, 


Anıt; usf. we gebrandt-wird,. ine einträgliche Stelfe. Je⸗ 
mandes Stelle bekommen; Eine böhere Stelle erhalten: Ziner 
Felle imRärbehaben:. Die Rarbsitelie; Satiptmannsftelle;. 
Fonsiannsfielön.f.f. Diefe Stelle iEifchon vergehen, Stelle 
in hierin gebr.afaemeiner Ausdruck; der bloß das Verhältnigin: 
Ma fahremebenretnander befrrd ſichen Glirderder.Gefelfcaft: 
sirndt) Al terrelchiſchen wird’ee auch fur einr Drportemeut 
gedrauchet. Ehbeftehrtsig tert Juſtiz⸗· Stelle zu Bien, ang’ 


ra Miente a ver ſchiedr m en AſſſKerem Hofräthen, Gert sege 


verſehen, in eben dieſem Verftande. 


Hiederf. Stellafte, von. dem: 


Wo überall. die 





348. 
sinuff. ) In weiter m Vaa land⸗ TER 2 zuwe Ten den + 
Zufammenhang von Berhäftniffen, worin man fich befiuder, wo. 
auch Statt üdltch ift. Segen ſte ſich an meine Stelle, fkellen fie 
fich vor, fie befünden fich in eben den Verhältniſſen, in eben drn 
Umftänden, worin ich mich befinde, Wenn ich an ihrer Stelle 
wäre, ſo wide ich eg nicht thun. In An die Stelle der. 


Sinnlichkeit seite die verläugnung unſerer angenehmiten 


Empfindungen, Gell. (4) Nach einer noch weitern Figur bie, 


deutet es oft den Zuſammenhang der, Obliegenheiten, zu welchen 


man vermöge dieſes Verhältniffes verbunden iſt Jemandes Stelle 


vertreten, das thun, was er perfönlich thun ſollte es in feinem 


Nahmen thun, es an feiner Stelle chun. Femandes Stelle 
Einen andern an: fiiz 
ne Stelle ſchicken. Ih fihamere mich an ihrer Stelle, für 
fie; in ihrem Rahmen. vaterſtelle bey rinem Rinde vertreten. 
Im DOberdeutfchen und in der. höhern Schreibart — der Zu⸗ 
fammenfesung auch bier Start üblich. 

Anm. Bey dem Notker Stal,im Schwer. Ställe, im Kugeff. 
Stealle, Steale. DieNicderfachfen gebrauchen dafürgtede. Zu 
der Schweiz fagt man noch jegt-die Stahl, und im Mural Sräb- 
le, für Stelle. Ort, Plag, Statt, Stätte und Stelle werden 


ſehr oft als gleich bedeutend gebraucht, und in den meiften Sälen 


kommt es dloß aufden Gebrauch an, ob dieſes oder jenes üblicher 
iſt. Indeſſen finderallerdings ein allgemeiner UnterſchiedStatt 
auch ohne Rückſicht auf die Etymologie, Orr iſt allgemeiner, 
und bezeichnet überhaupt den beffimmeen Theil des Raunies, wel» _ 

den ein Ding einnimmt; Stelle ſcheiuet zunächft, auch wo die ſer 
Begriff nicht deut ich ——— ſticht, das beſtimmte Verhältniß des 

Ortes in der Reihe der neben einander befindlichen Dinge zu ber 
zeichnen, twelcher-Begeiff in dem Zeitworte ſtellen amı merflichften 


> iR. Plag bedeutet die ebene Fläche, aufwelder fih ein Ding mit 


feiner-Brundfläche befindet, und ift, wenn es für Stelle gebraucht . 
wird, mehr dem gemeinen Leben eigen,fo wieStatt und Stätte,mehr 
Oberdentſch und daher mehr in der edlern Schreibart üblich find, 


an: &telfen, verb. reg. act. welches das Faetitivum non heben iff. 


Es bedeutet, 1, im eigentlichſten Verſtande, ſtehen machen, eis 
nen in der Rewegnna begriffenen Körper zum Steben bringen, Im 


Schwediſchen fagt man, ein Pferd ſtellen, Gtälla,) es’ zum Sie ⸗ 


hen bringen, und das Griech «eAAsm bedeutet gleichfalls iltere. 


Im Hochdeurfchen iſt diefe Bedeutung nur noch in einigen Fällen 


amd Öraenden üblich. Ben den Jägern ſtellet der Sund ein . 


Wild, werner es zum Stehen bringet, und das Wild ſtellet fich, 
wenn es vor dem Hunde fliehen bleibt. In einigen Gegeuden Heller 
ntan-die Milch, wern man ſie zum Grrinnen bringet, ImObers 
denifchen fagt mon anch das Blut ſtellen, wofür wir ſtillen ge- 
brauden,. Eben daſelbſt flellet man auch das Waffen, wenn 
man es ſtauet oder ſtauchet, d. i, deffen Ablaß hindert. Er zerthei⸗ 
lete das Meer und ſtellete das Waffer wie eine Mrauer, ‚Bi. 78, 
135 Im gemeinen Leben ſagt man noch, einen Dieb ſellen, durch 


abergläubige Künſte machen, doß er auf der Flucht Reben muß. 


Vermuthlich gehöret dahin anch die in einigen Gegenden übliche 
A. A. das Bier flellen, ber Würze die Häfen geben, und fie zur 
Bäprung in Ruhe bringen, welches in den, Stell bottiche sefhiege, ’ 
der einem beweglichen Boden (der Stell boden) hat. 
2. In weiterer und gewöhnlicherer Vedeutung. ; 
(2) Ein Ding in diejenige Lage bringen, in welcher es fe: 
Ber. (o. Eigentlich; wo es in manchen Fällen mit fegen gleich 
bedeutend iff,. in manchen aber nicht mit demfelben verwechſelt 
werden darf; beſonders wenn vom-Körpern die Rede iſt, an weis 
chen man die Zuſt aude des Stehens, Sigens und Liegens genan 
zu nntertdheißen nflegt!. Sich in das Fenſter, indie Thür, anı 
den fen, vorn en Tfeb,, an den Wrg;, in den Wag ſtellen 
Ei 











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349 RER, ENTE Ah 
+ Sich auf den Kopf Helfen. Einen Verbrecher an den Pran⸗ 
„ger ſtellen. Den Stod in den: Winkel, den Stubl an die 
Wand, ein Dingan feinen Ort ſtellen. Etwas gerade flellen. 
Die Soldaten in Ördnung, eine Armee in Schlachtorsnung. 
fielen. Die Bücher in das Bücherbret fielen. Jemanden 
oben an, in die Mitte Bellen. (b) Zigüriich, in verſchiedenen 
einzelnen Arten des Ausdrudes. Sich zur Wehre ſtellen, wofür 
man auch. fegen fagt. Jemanden zur Rede ſtellen oder fegen, 
Femanden etwas vor Yugen ſtellen, (S. auch vorſtellen.) Ei⸗ 
nen Gefangenen auf freyen duß ſtellen oder ſetzen. Kine Sa⸗ 
che dahin ſtellen, ſie dahin geſtellt ſeyn laſſen, ſie unentſchie⸗ 
deu laſſen, fein Uetheil darüber zurück halten. Jemanden auf 
die Probe ftellen oder fegen. Seine Hoffnung, fein Vertrauen 
auferwas ftellen, beffer fegen. Etwas in Vergeſſenheit ſtellen, es 
vergeſſen, in Zweifel ftelfen,es bezweifeln, in Zweifel ziehen. Jeman⸗ 
sen zufrieden ſtellen, machen / daß er ſich zufrieden gebe. Stellen fie 
ſich zufrieden, geben fie ſich zufrieden. Und vielleicht noch andere 
mehr. - “ ; 
(2) Dft deutet diefes Zeitwort guſtatt des Begriffes des 
Stehens diegebörige und zu der Abficht dieuliche Lage der Theile 
eines Dinges an. (a) Eigentlih. Die Jäger ſtellen den Zeug, 
die Garne, Tücher und Lappen, wenn fie felbige um eine Ges 
gend ziehen und in der gehörigen Lage aufrichten. Line alle 
#ellen, ihre Theile in diejenige Lage bringen, in welcher fich ein 
Thier darin fangen kann. So auch Schungen lellen. Ein Weg 
‚Bellen, Bi.9, 6. Daher die figürliche R. U. jemanden nach 
dem Leben ftellen, ihm nach dem Leben ſtehen oder trachten. 
Einem ein Bein fielen, es ibmunterfchlagen. (S. auch Auf: 
ftellen und FTachftellen.) Das Geſchütz ſtellen, wofür doch rich⸗ 
gen üblicher iſt. Kine Uhr ftellen. (Siehe auch Beftellen und 
Anftellen.) ' (6) Figürlich. x) Ehedem fagte man auch häufig, 
ein Bud, eine Schrift, einen Brief, ein. Teſtament, eine 
“Rede u. ff. ſtellen, ſie entwerfen, verfertigen; vermuthlich zu⸗ 
nächkt, die Theile, woraus fie beſtehen ſoll, die Säge und Worte, 
‚gebörigorduen. Jemanden die Tativität Bellen. Zinen Ba- 
iender ftellen. . Stelle ihnen Rechte und Gejege, 2 Mof.13,20, 
‚2, daß meine Reden in ein Buch gefiellet wurden! Hiob 19, 
23. Derſelbige Prediger fellete viel Sprüche, Pred, ı2, 9. 
Sintemablen fichs viele unterwunden haben, zu ftellen die Ke- 
de von den Gefhichten, Lue. 1,735 zu entwerfen, aufzufegen. 
AIm Hochdeutfchen ift es in diefer Bedeutung veraltet ; weiche doch 
"noch in Briefiteller und Schriftſteller übrig ift. ®) Sich ſtellen, 
‘ven Sheilen feines Körpers eine gewiffe zu Erveihung eine Ab⸗ 
ficht dienliche Lage geben. Sich ungeberdig ſtellen. Er ileler 
fich, als wenn er zugreifen wollte, Befonders ducch fein Außes 
res einen Zuftend annehmen, welchen man nicht wirklich bat. 
Sich krank ſtellen. Sich fremd, luſtig, trauvig fiellen, Sich un⸗ 
wiffend, unſchuldig ſtellen. Er ſtellete fi, als wenn es ihm 
leid wäre, als wenn er nichts davon wüßte, als wenn er 
mich nicht gefeben hätte, Er flelfer ſtch nur fo, es ift nicht fein 
wahrer Ernſt. ©, Geſtalt, Anſtellen, Derftellen und Stellung. 
(3) Zumeilen bedeutet es nur, ohne Rückſtcht auf die vorigen 
Nebenbegriffe, perfönlich gegenwärtig mashen. Femandenftellen, 
ihn gleichfam zur Stelle bringen, Einen Hüchtigen Miffeehäter 
aufhalten und ſtellen. Fedes Dovf muß fünf Mann Receu= 
ten fielen. Binen Burgen fiellen. Zeugen flellen. Einen anz 
dern Mann an feinen Plag fellen. Sich ſtellen, ſich auf Befehl 
Yerfönlich einfinden, S. auch Einſtellen. 

Daher das Stellen und die Stellung, 
sem Orte befonders. . 
Anm. Bey dem Rotfer Rellen, im Niederſ. aleichfalls fellen, 
im Schwed, Hälla, Das Grich.geanss hat vide Bedeutungen 


S. das letztere an ſei⸗ 


— Sit 


mot un erm feffengemein, 4. B. vmasıX heim, verſtellen. Stellt 
gründet ſich entiveder anf eineeigene Huomatopöie des Segens mit 
Nachdruck, oder es ift auch vermitteifl der Ableitungsſylbe —ten 
von fiehen gebifdet ; ſtehelen, ſtehen machen, wovon unſet ficken 
wieder das Intenfivum.ift, aus welcher Form auch ter Begriff: 
der Ordnung und gehörigen Lage der Theile, welcher dieſem Zeit⸗ 
worte in feinen meiften Bedeutungen anflebt‚eeflärerwerden fan. 
In vielen Oberdeutſchen Mundarten ging diefes Zeitwort ehedent 
irregulaär ; Imperf. ich ſtallte Mittelw. geſtallt. Dahor rühren 
noch die Zuſammenſetzungen Anſtalt, Geſtalt, Geſtaltet. 

Der Steller, des — s, plur. ut noin, fing. ein Ding, welches 
fiellet, d. i. die Theile eines andern Dinges in die gehörige Lage 
fest; doch nur in einigen Fällen. So wird der Kechen an dem 
Vorlegewerke der Uhren, welcher zur Abmeffung der Uhrfchläge 
dient, auch der Srelier genannt, 

Der St:Uflügel, des—s, plur,utnom;fing. im Jagdivefen, 
“Sfügel, d.i, breite durch den Wald gebanene Wege, die Zitcher und 
Garne darin zu-fiellen oder aufzustellen, der Stellweg/ Richtweg. 

Das Stellgarn, des — es, plur. die—e, in rinigen Gegenden, 
ein mit doppelten Spiegeln verfehenes Garn oder Neg, welches 
wegen der Schwere des Geſenkes nicht gezogen werden Fan, font« 
dern über den ganzen Fluß geftelles wird, da ſich denn die Fifche 
von felbft fangen, ; 

Der Stöllgraben, des — es, plur. die — gräben, bey den Vo⸗ 
gelfieleru, Pleine Gräben, worein die Stellftäbe eines Vogelher⸗ 
des gelegt werben. 

Die Stellheren, fing. car, diejenigen Hefen, welche fih auf dem 
Boden des Zaffes anfesen, die interhefen ; zum Unterſchiede von 

‚den Öberhefen oder Spundhefen. Ohue Zweifel, weil anderes 
Bierdamit geſtellet d. j zum Gahren gebracht wird. S. Stellen]. 

Stoellig, adj.et adv. welches für. geſtellt nur in den Zuſammen⸗ 
ſetzungen Sinterfellig, Kück ſtellig, Vorſtellig, Werkſtellig u. f. f. 
üblich iſt, S. dieſelben. 

Der Stellkeil, des —rs, plur. die— e, in der Geſchützkunſt 
derjenige Keil, womit ein Gefhüg geſtellet, d.-i. gerichtet wird, 

‚und weldyer noch häufiger der Richtkeil heißt. 

"Die Stellunft, plur. inuf.'ein unſchicklicher und daher auch 
mit Recht veralteter Nahme der Algebra; vieleicht von ſtellen, 
entwerfen, erfinden, verfertigen. 

Die Stellleute, fing.car. im Jagdweſen, Leute, welche außer den 
Kägernzur Stellung des Jagdzeuges gebraucht werden. 

Der Stellmacper, des —s, plur. ut nom. fing. im gemelnen 

Leben, befonders Niederfahfens, ein Rahme des Geſtellmachers 
oder Wagners, weil er die Geſtelle zu den Wagen niacht. 

Der Stellpflod, des — es, plur. die — pflöde, bey den Bor 

gelſtellern, ein Pflock oberhalb des Stellſtabes, womit derfelbe 
vefeſtiget wird. 

Das Stellead, des — es, plur, die — räder, ein Rab inden 
Taſchenubren, diefe damit zu ſtellen, damit fie langſamer oder ges 
ſchwinder gehen, Es.befindet fich auf der Stellfcpeibe, an welcher 
fih auch der Stellzapfen befindet, Die Franzöſiſchen Uhren ba» 
ben außer dem auch noch einen Stellzeiger, ; 

Die Stellfiheibe, plur: die —n, ©, das vorige. 

Die Stöllfcyraube, plur. sie —n, eine Schraube an einer Ma 
ſchine oder einem Infteumente, daffelbe damit zu einer gewifler, 
Ab ſicht zu fellen, oder die Sheilein ‘eine gewiffe Lage zu dringen. 

Der Stellfieb, des — es, plur. die — ſtäbe, dey den Vogel— 
£ellern ‚sein Stab, welcher dag geftellte oder aufgerichtere Garn 
leitet, wenn die Bögel mit der Wand gefangen werden follen. 

Die Stellitange, plur. die —n, im Jaadınefen, Staugen, wo⸗ 
‚mir der Zeug aufgeſtellet wird, welche denſelben im Stehen un: 
terſtützene; die Lorkel. 

Die 


7 








Die Settlung plor, die — en. 2, Mr * Berbafe FIRF ſtellen, 
die Handlung bes Stellens, in den meiſten Bedentungen dieſes 
Zeitwortes. 2, Die Art und Meife, wie mehrere Dinge Enter 


Art geſtellet find, oder das Verbältnif mebrerer Dinge Eine? 


Art, in Anfehung des Ortes, welchen fie einnehmen. Die 

. Stellung der Planeten, die Conſtellation. Die Stellung 
winer Armee, die Art und Weife, wie fie-geftelet oder auch 
gelagsst iſt. 3. Die durch ritte Bewegung hervor gebrachte 
Lage der Theile odet Glieder eines lebendigen Körpers; Die 
Poſitur. Eine natürliche, unnatürliche, angenehme, wider: 
wartige Stellung. Seine — verandern. Eine andere 
Stellung annehmen. 

Der Sttellvertreter, des — s, pIu —— fing. Fãmin die 
Stellvertreterinn eine Perſon, welche einer andern Stelle ver⸗ 
tritt in einigen en der Statthalter, Pisgverwefer, gran. 
Lie utenant, 

Der Stellwir, des — es, plur. die—e, ©, Steüfliigel. 

Der Stellzepfen, des —s, plur. ut. nom. fing. ©. Stellvab. 

Der Stellzeiger, des — 8, plur. ut nom. fing. S. eben daſ. 

Der Stellzirkel, des —s, plur. ut nom, fing. ein Siekel, wel- 
her verimittelft eineran einen: Bogen befindlichen Sehraute in 
einer jeden beliebigen Weite geſtellet werden kann. 

Die Stelze, plur. die—n, ein nur noch in einigen Fällen bu⸗ 
ches Wort. 1. Stangen mit Querhölzern, die Füge darauf zn 
fesen, uud aufdenfelden zu geben, theils um größer zu feinen, 
als man wirklich iſt, theils aber auch ortmittelſt derfelben durch 
einen Bash, durch den Koth u. ff. zu geben, ohne ſich naß zu mas 
hen, oder zu beſchmutzen. Auf Stelzen geben, welche auch 
wohl figürlich bedeutet, ſich hochtraben der, übertrichener Vorſtel⸗ 
lungen und Ausdrücke bedienen. Im Bergbaue find die Stelzen 
kurze Stützen, welche auf dir Schuhe unter die Spießbäume geſet⸗ 
zet werden. 2. Ein hölzerner Fuß, auf welchem man in Ermange⸗ 
Kung oder bey völliger Unbrauchbarleit des rechten gehet. Sinen 
folchen Fuß pflegt man auch wohl einen Stelzfuß zu nennen, wele 
hen Nahmen im verächtlienBrrffande auch derj jeitige b. Oel, 
welcher fi eines folchen Fußes bedienet, 

Anm. Im Niederf.Stelte, imEngt,Stilts, im Schwed Stylia, 
welches ebedem auch eine Krücke bedeutete. Es hat den urfprüng- 
lichen Begriffder Ausdehnung in die Höhe und Länge, und ift ein 
Berwardter von Stiel, Stolz, Stuhl, uud den Holänd. Stijl, 
Grüße. In der Schweiz ift der Stelz sin Stengel, Ein Stelsener 
oder Stel;ner, der anf einer Stelze gehet, ift wur im gemeinen 
Eben üblich In Bachſtelze/ S. dieſes Wort. 

Stemmen, Stempe, Stempel, S. in Stä. 

Der Stendel, des — s, plur. inuf.rine Pflanze; Baker 
Lian. Stenselwur;, Knabenkraut/ Sundsbödlein, wegen der 
zwey runden Wurzeln, in- Geftalt ziweyer Dliven, werauf * 
der Nabme Stendel abzuzielen ſcheinet. 

Die Stinge oder Stänge, plur. tee — n, ein nur in dem. Nic: 
derdentfßben Schiffkaue üblich es Wort, dem odsen zur Verlange⸗ 
rung des Mafidaumes angrfcgten Thcit zu bezeichnen. Die große 
Stenge, der exſte Auffag des Mittilmafter ; die große Bram: 
tenge, der zweyte Aufſatz. Die wor ſtenge oder Sodeflenge, der 
erfie Aufiaßdes vorderfien Miles; die Dorbramfienge, diffen 
zweyter Auffag. Die Kreuzſtenge, die Verlängernug des Be— 
fanmafter. Die Bogfienge oder blinde Stenge, der Anffag auf 
dem Bogſpriet. Es iſt mit Stange ein und eben daffelbe ort, 
and nur im der Mundart von demſelben verſchieden. 

Der Stengel, ©. Stängel. ; 

@ecpbenus, Stephen, ein männlicher Zaufüahme, welcher ans 
dem Griech genxsog Fntjehnes if, und in den RER Mund: 
arten Stetfen kautch, 





ö E a Er 


De Stephan: Römer), Bir. Ina, der‘ Same * Pros 

Kirterfpornen, welche in dem füdlichen Europa wild wachfen 

und deren ſcharfer Same Läufe, Mänfe und: Rasen tödter; 

Delphinium Staphifagria' ‚Linn, Läufekrant, Laãuſeſa⸗ 
men, Mauſepfeffer Speichelraut. 

Das St evᷣbane⸗ Braut, one St. Stephbans- Kraut, plur, 
car.eine Pflanze, welche in’dent erechagen Europa — 
ſet; Circasa gexenkraut. 

Der Stephans Stein des rs, plur, die, in — 

Soder Adern; Gemma S.Stephani, . 

Der Steppdrabt, des —es, plur. inuſ. bey den Scufen; 
Draht, damit zu fleppen. 

Die Steppe, plur, die—n,bey den neueren Crösefeßreibern, in 
aus dem Ruſſiſchen entlehntes Wort, ein hoch Tiegendes chenes 
unbewohntes und unfruchtbares Land von beträchtlichen lirhfange 

zu bezeichnen, * man im Re eine Beide wu * 
nen pflegt. 

Steppen, verb. reg. act, welches nur in der Nähterey ästib 
ift, eine Art des Nähens zu bezeichnen, da nach Abzäplung *2 

oder dreyer Faden, durch an emander hangende Stiche gera 
nien, Blumen, oder Gänge genähet werden. Auf dieſe Art — 
dir Schuſter auch die Schuhe zu ſteppen, wenn fie ſolche zierliche 
gevade Linien in diefelden nähen. Ein gefteppter Rod, in wel⸗ 
chen man, nachdem er mit Haaren oder Wolle unterlegt worden, 
Blumen oder Figuren arfteppet bat. Im der Schifffahrt pflegt man 
auch wohl ein Stüd Segel mit alten Werkenden zu ſteppen oder 

durd zuſteppen, d. i. durchjfichen. So auch das Steppen. 
Anm, Aus dem legten Gebrauche ſollte faſt erhellen, daß dieſes 


Wort zu ſtopfen/ Niederf. ſtoppen, oder dem alten Oberd. ſte⸗ 


pfen, ſicken, gehörete. Da indeſſen im Oſterreichiſchen ſteppen 
auch aufſtutzen, ſtaffieren, bedeutet, daher ein Hutſtaffierer daſelbſt 
Sutſtepper beißt, fo ſcheinet auch der Begriff des Staffiereus un“ 
Steifens mit in Anfchlagzufonmen. 

Der Steoport, des — es, plur. die — e, ein Ort der Sgaller⸗ 
die Löcher bry dem Steppen damit vorzuſtechen. J 

Die Stöphfeide, plur, dar, gezwirnte Seide, wie man fie. zum 

Steppen gebraucht. & 

Der Bteppftich, des — es, plur. die — e, bey In Pitt, 
‚an einander bangende ‚ride, welche das Steppen aige nutich 
ausmachen, ) 

*Die Sterbe, plur. inuf, int Oberdeutihen * — 
Seuche, und beſonders die Peſt; ein im Hochdeutſchen unbe⸗ 
kauntes Wort,. Die Viehſterbe⸗ iſt daſelbſt die Viebſeuche. 5, 
Sterbesrüfe. 

Das Sterbebett des es, plur. inuf. dasjenige, tt, anf 
und in felchenrjenand geſtorben iſt. Noch h 
Bere Krantheit, in welcher jemand geſt orben iſt, oder vielmehr der 
Zuſt and diefer Krankheit ‚im gemeinen Leben auch das Todbett. 

*Die Bterbedcufe, plur. sie— n, von &terbe, die Peſt, eine 
Pbeule; ein im Hochdeutſchen unbekanntes Wort, welches noch 
5 Viofze 8, 2vorlommt. S. Sterbe. 


änfiger frücttch, die’ 


\ 


Der Sterbefall, ses — es, plur. die — fälle, 1.Der Fall, ve = 


jemand ſtirbt. 2. In einigen Grgenden and das Recht bey dem 
Abſter ben eines Leibeigenen, ſich eines Zbeiles der Brriaffenfhaft 
deſſelben anzumaßen; welches an andern Orten der Todfall, die 
Baͤulebung u. ſ. f. und fo fern dieſer Theil das beſte Stück Bieh 
it, Sas Sterbehaupt, genannt wird, ©. Baulebung. : 
Der Sterbefle@en, des — s, plur. die—n, Fleden, welde 
. ein? Leiche. bald nady dem Bode zu befommen pfleat. 


Das Sterbegebich ‚des es, plur; Sie—e, Gebethe für 


Ste rbende oder wilde Sirrbenden vorgelefen zu werden pflegen. 


a ee; — Das 


— 





A 


Gegenden, der Nabme eineg wrißen Achates mit Karen Züpfer es | 


- 


— 


| * | e ” 


F, Deo Stöxbegels, ben — es, plur. dech nme von mehrern Sum- 
: men, die — er, bey den Witwen, Caffen, dasjenige Geld, 
| 
M 





melches den. Hinterlaffenen eines Mitgliedes ; fonleich nach defe 

“fen Abflecben zer Beſtreuuus der Begrabnißkoſten austezab⸗ 
let wird. 

Die Sterbeglode, plur. die — n, Glocken, welche bey der Be⸗ 
erdigung einer Leiche geläuter werden. 

Das Sterbegras, des — es, plur. inuf. S.Brofigras. 





Sterbelehen und Sandlohn. 

. Sterbefall, 

. Das Sterbehaus, des —es, plur. die—häufer, dasjenige Haus, 
worin jemand geftorben ift, da es denn dieſen Nahmen gemeinig- 
lich nur bis zur Beerdigung des Verfiorbenen, oder big zur Theis 
lung feiner. Verlaſſeuſchaft führer ; das Trauerhaus. 

Das Sterbebemd, des — es, plur. die — en, dasjenige Hemd, 
"welches man eineni Brefiorbenen anzulegen, undipn darin zu bes 
graben pflegt. j 
. Der Sterbeberr, Seen, plur, die — n. 1. In einigen 
Gegenden, derjenige@igenthumsherr, welcher den Sterbefall ein⸗ 
zunehnien hat. 2. In manchen Städten, ;. B. zu Soeſt, find die 
Sterbeherren, Rathsherren, welche die Aufficht über die Erb» 
Schafen der Apwefenden führen, und dender Obrigkeit davon ge» 
: bührenden Abzug einfordern. 

Das Sterbehuhn, des — es, plur. die — hühner. ©. Supn ı. 
und Abu. 

Das Sterbejahr, des — rs ,plur. die —e. 1. Dasjenige Jabr, 
in welchen jemand geftorben iſt. So au Sterbetag und Sterbe⸗ 
ftun de. 
Ster bejahr, dasjenige Jabr, in welchem eine Veſt gewüther hat. 

Der Seerbefistel, de8— 8, plur. ut nom. Reg Siehe dag 

h folgeude. 

Das Seörbekleid, ses — es, plur: Sie — er, diejenige. Tange 
Bekleidung, mis welcher eine Leiche in den. Sarg gelost wird; im 
‚gemeinen Leben der Sterbekittel, in einigen Bogenben. der Mark 
die Badek appe. 

Die Setorbelehen / plur. ut nom, fing. oder volftändiger die 
Sterbelehenwaare, plur. die-—n;in einigen Gegenden, dies 

jenigeLehen oder Lehenwaare, welche der Lehrnsberr nach des Er b⸗ 

laſſers Tode aus dem Lehengute bekommt, und welche von der Er⸗ 
var — oder Lehenwaare im ſtrengern Berflan- 
de, welche die Erben bey dem Antritte eines ſolchen Gutrs erle⸗ 
gen / noch verſchieden iſt. In einigen Gegenden, z. B. im Culm⸗ 
bachiſchen, heißt ſie der — — S. Sandlobn in an⸗ 
der die geſammte Leben. 

Das Sterhelied, des — % plur. die — er, tin Lied, welches 

vonm Sterben handelt, und emiehuiglich bey Begräbniffen geſun⸗ 

gen wird, 

Die Seerbelifte, plur, die —n, die Lille, d.i. das Verzeichnig 

B; R von dan Verfiarbeneneimes Ditezoder eines. Bezirkes, wie Ge⸗ 

4 bucselifie, das Verzrich niß der Gebbrnen f.f! 

—3 Sterben, ein Zeitwert, wrichesin einer doppelten Geffalt üblich 

Ai LAls ein. Yerivam, nittegnlärer Eonjugatien : ich fferbe, 

du ſterbſt er ſterbtz Imperf. ich ephte; Dlättelw. ürfterbt ; 

ſſterben machen, d. 1. tödten, umbringen, und figürlich vernichten. 
Sa die ſer ganzen thãtigen Form iſt es tm Sechdeutſchen unbe⸗ 
kaunt, im Oberdeutſchen aber, wenigſtens iu einigen Provinzen, , 

; fehr ganabar, 

Bann Sröfche,Sliegen, Shwalden, Würmer, Schneden, 
Die Raltes Herbie, Warmes wieder wecken, Fogan. 
Sein Weg hat alles ’sSleith, in der erſten Wels verdarbe⸗ 

Ze, MB, 4 Th.2: uf 


"+ Der Sterbebandlohn, des — es, plar, die — loͤhne, Eiche 


Das Sterbebaupt, des #8, plur. die —häupten, Siehe 


2. Bon Sterbe, die Peſt, ift im Dberdeurfehen das. . 


& e 364 


— * durch den Sunbenluß Bott gar recht das 
Steifch gefterbr, eben derf. 
Gecheiltes Berti: Haß, der nimmer wird geſterbt, 
Opitz. 

Se bleibt doch ein guter: Ruhm, 

Den der Tod uns nicht kaun erben, eben derf. 

Bey dem Notkerirflarben, im Engl, to-ftarve, Auf ähnliche 

Art war anch unſer heutiges tödten ehedem alsein Rentrum für : 

ſterben üblich, bey dem Ulphilas gedauthnan, bey dem Ditfried 

douen, im Angelf. dydan, im Schwer, dä,im. Engl. to die,, 
welche alleflerben bedeuten.. 

H. Als ein Sentrum mit iereguläcer Conjugation ; ich ſterbe, 
du ſtirbſt, ev ſtirbt; Imperf. ich ſtarb, vulg. Hurb; Eonj, Hürbes; 
Mirtelw, geftarben; Imperat. ſtirb. Es erfordert das Hülfswortt 
ſeyn, und. bedruter, aufhören zu few; 

1. Eigentlich, vonorganifchen Körpern, aufhören zu leben, 
two es als ein allgemeiner Ausdruck von allen Akten des Todes ge⸗ 
braucht wird ; befonders von Menſchen. Alle Menſchen müffen« 
fterben. Unfer Sveund iſt ſchon gefiorben; eben jetzt flirbe ex. 

Auf dem Berte, auf dem Schlachtfelde ſterben. Mr-ik fehe- 
jung, in der Jugend, ſehr alt, im hoben Alter. geftorben... 
Die Krankheit, welche den Tod verurfacht, befommt das Vorwort: 
an. An einer Brankheit, an dem Sieber, an der Peh, amı 
den Blattern, an feinen Wunden fierben.. Andere Urfachen des 
Zodes erfordern das Vorwort vor. Dot Alter, vor Gram,. 
vor Sorgen, nor Hunger, vor Durſt herben. Mur das Hanptivort: 


. Hunger fann mit Auslaſſung des Vorwortes au, im Gehitive» 


fleben, ſSungers ſterben, d. 6 vor Hunger ; ſchon im Schwa-- 
benfo. Hungarz terben. Weeche Endung auch das Wort Tos. 
befommt, wenn es die Todesart, die Art und Weiſe, wie manı 


ſtirbt, bedgutes. Eines maturlichen, gewaltfamen, fchmäligen,.. 
‚Ichre&ligen Todes fierben, Sie find.eineyley To des geſtorbenc 


Meine Seele ferbe des Todes dieies Gerechten. Wofür man; 
in der böhern Sehreibart auch wohl die vierte Endung gebraucht... 
Bis er mit wenig Edlen den Lohn der Gelden fans, 
Den beiten Tod zu fierben, den. Tod fürs vaterlanð 
Duſch. 


Aber ber Codes ſterben, für ſterben überhaupt, oder gewiß. 


ſchlechterdings terben, wie mebrmabls in der Deutſchen Bir: 
bei gefunden wird, ift ein ‚Hebroismus, der wider die Anas- 
Aogie der Deutfepen  Sprame. if. Uber etwas. fierben, in: 
der Wefchäftisung damit: Auf eiwas flerben, die Wahrheit 
einer Sache bis. an: feinen god behaupten, und durch feinen Tod» 
beffätigen... 

2; Figürlich aufhören zu — beſon ders in der höbern; 
Schreibart. Sein Ruhm wird nice ſterben. Welchem Baus: 
me ent ankt dann dasfierbende Laub auf mein ruhiges Grab ?? 
Getzu. Wie ſchmuckt Ach das. ſterbeade Fahr ? eben var Wis: 
ihm farben ineine Sreuden. ? 

Die Fugend Richt und ihre Freuden erben, Gieſeke. 
So auch das Sterben, melches doch nur überhaupt von dem. 
Aufhören zu Ichen gebraucht wicd,.. An das Sterben Senken... 
Wirt es zum Stetbenfommt. Vom dem Zode einzelner Perſo⸗ 


‚nen ift Abſterben üblich. Mach meinem Aefkirben, nit Stera- 
+ ben. Im gemeinen Leben wird das Sterben auch häufig von ei⸗— 


ner anſteckenden Sranfdeit gebraucht, an welcher viele ſterben Er; 
Fam ein Sterben anter das Volk, unser das vleh. Dass 
vrchſterben. Im Oberdeutſchen die Starba, der Sterbend 
Sꝛerbat. 

Ham. Im Tatian ſter ban, im Niederſ. Farven Es ſcheinet, 
ſo fern das Rentrum dee Form nach am älteſten if, zu danbeza, 
dorren au gehören, wird ein allınähliges Abnehmen nd Berfchini-- 

Zi .... Ya 


BER 28.0 er e 

Sen zu bezeichnen. er das Ketionm Aber älter, ni kann es mit. 

"Werben in verderben verwandt feyn, weldjes im Schwed. nur 
derfva lautet. Im Arab. if taraba, er hat abgeſchnitten, von 


welchem Worte von einigen der Rahme der Paree Atropos ber⸗ 
geleitet wird. Im Hberdeutfchen fagt man fü wich fierbe, ich ſtirb. 


“Die Jãger gebrauchen von Spieren d das Beitwort verenden anſtatt 


ſterben. * 

Sterbenskrank, ady. krauk bis zum Stechen, todtlich krank, 
todkrank. 

Der Sterbeſchilling/ des — es, plur. die —e, in — Ge⸗ 
‚genden, 5.2.im Herzogihume Bremen, ein gewiſſes Geld, welches 

nach dem Tode eines Meiers von deffen Erben dem Guts herren 
vor Sonnen⸗ Untergang entrichtet, und damit die Meierey von ihr 
nen beſprochen wird. 

Die Sterbefohle, ptur.inuf. inden Salzwerfen zu Halle, eine 

” rewiffe Quantität Sohle oder deren Werth an Geld, welche der 

Geiſtliche für die — eines Sterbenden unter den Thal, 

5 leuten erhãlt. 

Sterblich/ adj.etadv. ‘1. Dem Tode anterworfen, eine ſolche 
‚Einrichtung der organiſchen Theile babend, dag man einmahl ſter⸗ 
ben muß ; im Gegen ſatze des unſterblich. Ster bliche meynſchen. 
Der ſterbliche Leib, Daher in der pöpern Schreibart, ein Sterb⸗ 
"Tier oft fir ein Menſch gebraucht wird, fo fern befonders auf 
Biefe Eigenfchaft angefpielet werden fol, obgleich das Wort von 

" pielen zur Unzeit ohne Abficht auf dieſe Eigen ſchaft gebraucht wor⸗ 
"de, Der Erlöfer der Sterblichen, fagt [bon Dpig, Figürlich, 
— befonders in der höhern Screibart; auch für vergäuglich, doch nur 

als ein Bey- und Nebenwort allein. Unſere Freuden find ſterb⸗ 
lich, ſterbliche Freuden. 2. * Den Tod verurfachend, töstlich, 
eine sur im Oberdeutſchen gangbare, im Hochdeutſchen aber unbe⸗ 
"Fannte Bedeutung. Eine fterbliche Krankheit. Doch ſagt man 
"anch im Hochdeutfchen: ſterblich in eine Perſon verliebt ſeyn, 
Bis zum Sterben, fo daß man vor Liebe ſterben möchte, 

Anm. Bey dem Notker mit einer andern Endſolbe, ſtirbig. 
. Ehen derſelbe gebraucht für Herblich in der erfien Bedeutung auch 
todig, der alte Überfeger Jfidors aber dodhlichho., 

Die SterblichFeit, plur.car. ı. Die Eigenſchaft eines organi⸗ 
fchen Wefens, da es einmabl aufhören muß zu leben, da es den 
Tode unterworfunift; int Begenfage der Unſterblichkeit. 
feiner Sterblichkeit erinnern. Ingleichen figürlich, befonders in 
“ der höhern Schreibart die Bergänglichkeit., Dev Tag,. 

an dem die SterblichFeit 
verkehrt wird. in den Sluß der unerfchöpftenZeit,Dpig, 

Ingleichen fürden ganzen Zufammenhang ſterblicher, dem Tode 
and der Vergänglichfeit unterworfener Dinge. So Tange ich 
noch in diefer Sterblichkeit wandere. Aus diefer Sterblich: 

keit abgeforders werden, in der fegerlichen Kanzel und Kanzel 
Lenfprache, für ſterben. Nach einer fehr ungewöhnlichen Figur 
gebraucht es. Dpig auch für Menſchen überhaupt, Sterbliche. 
2, Bey einigen Reuern iſt die Sterblichkeit, die Anzahl der in eis 
nem gewiffenZeitraume in einem Lande oder Drte geftorbenen Pers 
fonen, eine tinfchicfliche nach dem Franz. Mortalite gebildete Bes 

deutung, welche weder Analogie noch Gebrauch für ſich hat, u 
daber billig vermieden werden follte. 

Der Sterbling, des — es, plur, die —e. ı.Ein zeſtorbene⸗ 
Thier, beſonders in den Schäferenen, ein umgefallenes oder ges 
fiorbenes Schaf. Die Woke von Sterblingen. 2. Sterblinge” 
zeugen in Dberfachfen, Kinder, welche bald und frübgeitig ſterben. 
©. — Aing. 

Der Sterlet, des —, plur. die —e, eine Art Fiſche, welche 

zu den Stören aebören, in Rußland gefangen werden, und and) 

" Asviar liefern, welcher dem von den Stören noch vorgezogen wird; 


Sich 


en 


— ee — Linn. Der Nahme MUB UnDE 
deutet vermuthlich einen kleinen Stör. 

Sterling, der Nahme einer eingebildeten Münzart, ‘oder elnee 
Rechnungsmünze in England, welche den wahren Münzarten bey⸗ 
gefüget wird, ihren Grbalt näher zu beffimmen. Kin Pfund - 
Sterling, ein Schilling Sterling. Das Wort ift alt und vers 
muthlich Engliſch, wo nicht gar alt Sächfifch oder Deutſch, deſſen 
Bedeutung und Abͤſtammung aber noch ungewiß iſt. Einige leiten. 
es von dem Örpräge einesSternes, andere von dem Gepräge eines 
Stahres Lat. Sturnus, andere von dein Schloffe Sterling in 
Schottland, Camden von den OÖfierlingern, d,i. Engländern her, 
‚anderer zu gefehweigen. _ 

1. Der Stern, des— es, plur. die —e,derbintere Theil eines 
Schiffes, Angelf. Steor, Engl, Stear, "Stern; nicht als eine 
‚Figur des folgenden, fonderu von Reueen, Angelf, fteoran, weil 

ſich daſelbſt das Stieuerruder befindet. 

2. Der Stern, des #8, plur. die—e, Diminnt. das Stern _ 
hen, Dberd, Sternlein, ein leuhtender Himmelskörper, welcher 
ſich dem Auge nicht in Geſtalt einer glänzenden runden Scheibe, 
fonderu mit ftraplendenSpigen(gemeiniglich i mit ſechs folderSpir 
gen) darſtellet, daher alle leuchtende Dinmelsförper, die Sonne 
und den Mond ausgenommen, Sterne genannt werden... 2.Cie 
gentlih. Sonne, Mond und Sterne. Die Sterne am Sim: 
mel. Der Himmel iſt oder fiebee voller Sterne, wenn viele. L 
Sterne fihtbar find, Die Sternef‘ &näugen fh, (S:Sternputz 
38.) ‚Lin Stern der erfin, zweyten, dritten’ Größe neh 
Weser Glück noch Stern haben, fein Glück haben; eine ohne 
Zweifel noch von der alten Art zu veifen und zu ſchiffen, de man i 
fich des Nachts durch die Sterne leiten lief, übrige R.A. welche 
aber auch von einem glücklichen Sterne oder Glüd’sfierne aunsder 
Aſtrologie herſtammen Fann, (S. auch Unftern.)” Pog, Sternt a 
eine in den niedrigen Sprecharten übliche Formel, einen boßen 
Grad der Berwunderung auszudruden. Der Jrrſtern Sirftern, 
Morgenſtern/ Abendſtern, Sundsflern , u.f, f. Mehrere na⸗ 
be an einauder befindliche und als ein Ganzes betrachtete Sterne 2 

heißen ein Geftivn. 2. Figürlich , wegen einiger Ähnlichkeit in 

‚ ber Öeflalt, wo viele runde mit ansgebenden Spigen verfehene 
‚Körper oder Fignren Sterne genannt werden. Dev Stern auf - 
der Stirn eines Thieres iſt ein rundlicher weißer Fled,mitöpigen, 
Der Stern auf dem Magel eines Fingers, ein ähnlicher weißer 
Fed. Der Stech im Auge, der mittelfte ſchwarze Fled in dem 
Augapfel, oder vielmehr das Loch in dein traubenförmigen Häut -⸗ 
hen, durch welches die Lichtſtrahlen in das Auge fallen ;im gemeie 
nen Leben die Sehe, Nivderf.-die Süne. In welchen Fällen aber. 
auch der Brgriff des Leuchtens, und im fegten des Sehens der J 
herrſchende ſeyn kaun. Inden Gärten iſt der Stern einirumdlie 7 

- HerPlag, ans welchem ſechs Gange nach verfchiedenenNichtungen 
ausgeben. Die Überbleibiel der verdorrten Blütbe an dem Kern ⸗· 
obſte heißen gleichfalls der Stern, und fo in vielen andern ze 
fen niehr. ! 

Anm. Ben dem DitfiiedSterro, bey dem ulbphilas Be s 

im Rigderf‚Steeen, imAngelf, Steorra; ‚imYsländ, und Shwed, 

Stjerna,im Perf. Stär,im Griech &gyp, im Latein. Allrum 5 

und mit einem andern Endlaute Stella, es iſt ungewiß, ob dee 

Beariff des Leuchtens, Glaͤnzens, oder der Begriff der ftrahligen 

Spigen, unter welchen die Sterne dem Auge ſichtbar find, oder 

auch der Begriff dee Sehens, der Unbeweglichkeit, im Gegenfage J 

der Sonne und des Mondes, indem die Sterne dem ungelibten 

Auge ihren Stand wenig.oder gar nicht zu verändern feheinen, im 

die ſem fo alten Worte der herrſchende ift. Das Latrin, Sıdüs, ” 

gehöret unſtreitig zu ſehen, fo fern es ebedem “auch ſcheinen be⸗ 
deuset „daher confiderare, beitachten. Stern mid Stirn find 





4 
; 
4 
3 
; 
4 
3 
h 
























* 






—— und das gkicberf, Steren und Schwed. 

' Stjerna bedeut en beydes; aber doch in det ſchiedenen urſprungli⸗ 
Hin Rüdfiheen. In Stirn iſt der Begriff der Erhabenheit 

der berefchende, welcher mir denn Sehen und Schiinen nabe 
verwandt ift, indem das Erhabene in vielen Fällen am erſten und 
deutlichſten ſichtbar iſt. . 

Die Sternader, plur, die—n, ein Bapıne der Schwanzader 

au den Pferden. 

Der Sternanieß, des — es, plur. inuf. eine Pflanze, welche in 
Japan uud China einheimiſch ift; Llicium Linn. Der Same, 
- welcher zunächfk diefen Nahınen führet, weil er wie Anieß riechet 
und ſchmeckt, iſt aus verſchiedenen — in Geſtalt eines Ster⸗ 
nes zuſammen geſetzt. 

Die Steꝛrnänte, plur. die —n — Art wilder Anten mit brau⸗ 


Ex 


- aufdem Rüden; Anas ttellata Klein, 


ähnliche Frucht eines Amerikaniſchen Baumes, und diefer Bauın 
feldft; Chrylophyilum Cainito Lian. ; 

Dos Sternbild, des—es, plur. die — er, in der Aftronomie, 
mehrere in einer Figue zufammen eingeſchloſſene unter einem 
Bilde begriffene Sterne, ein Geſtirn, eine Conftelstion. In 
der feyerlichen Schreibart Ster nenbild. 

Die Sternblume, plur.die —n. ı. Die einem Sterne ähn⸗ 


Griechiſchen Nabmen After bey uns am bekanateſten iſt, und die⸗ 
fes Sewädhsfeldft ; Alter Linn, 2. Auch ein Rahme der vogel ⸗ 
mild, Ornithogalum Linn. deren Blume HERAN einem 
Sterne gleicht; Glasblume, 

Die Sternbühne, plur. die—n, ©. Sternwarte, 

Der Sternbugen,. ©. die Sternpuge. ; 

Der Sterndeuter, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 
- Sterndeuterinn, eine Perjon, welche die Fertigkeit beſitzt oder 
zu befigen glaube, die zufälligen menſchlichen Schidfalle aus den 
Sternen und deren Stellung vorber zu ſagen; ein Aſtrologe, zu: 
weilen auch der Sternfeber. Daher die Sterndeutung, fo wohl 
diefes Vorherſagen felbfi, als auch die Fertigkeit deſſelben, die 
Aſtrologie, welche man auch im verãchtlichen Verſtande dieStern: 
deuterey zu nennen pflegt. 

Die Sterndiftel, plur. die—n eine den Difteln ähnliche Pflans 
a welche-in England und dem mittägigen Europa wohnet, und 
- deren Blume die Geſtalt eines Sterneshat, Centaurealalci- 
trappa Linn. Stau. Chardon &toile, Wegewalle, Walldi⸗ 
fel, weil fie Häufig an Wegen wächfet. 

> Die Sterndunen, ling.inuf, ein Rahme, welchen im Nieder— 

deutfhen auch die Eiderdunen führen, ©. — Wort. 

Das Sternenbild, S. Sternbild. 

Der Sternenpol, des — es, plur. die—e, bey einigen Dich⸗ 

tern der Himmelspol, und in-weiterir Bedeutung, der große 

Raum der Himmels, in welchem ſich die Sterne befinden. 

vielleicht irrt noch ihr Blie F 
- " Meugierig an dem Sternenpole,. Gel. 

= #Der Sternenfaal, des — es, plur. inuf. eine veraltete poeti⸗ 

ſche Benennung des Steruhimmels. 

Das Stöenfeuer, See—s, plur. doch nur von mebrern Arten, 
ut nom. fing, in der Zenermerstunft, eine Art eines Lufffeners, 
welches, wein es entzündet iſt, eine Dienge Sterne vorfteller. 

‚De Sternfifch, des— es, plur, die —e, eitte Art nadter 
- Würmer mit Öliedern, deren Körper die Geſtalt eines fünfeckten 
Sternrs bat; Alterias Liun. - 

Ber Steingang, des — es, plur. die — gänge, ein Gang in 
einem Garten; welcher die Geſtalt eiues Sterne⸗ va. 


* 


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1} 
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* 


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* 


nem Kopfe, aſchfarbenem Leibe und einem großen weißen Stern 


Der Sternapfel des —s plur. die—äpfel, die einem Apfel 


liche Blume eines ausländifchen Gewächies , welches unter dem 


1 
Ste 358 

Das Sterngebaude, eds, plur. ut hom. fing. 1. Die 
fämmtlichen Sterne am Himmel als ein zuſammen hangendes 
Ganzes betrachtet. 2. Mehrere Sterne, welche fich in ver ſchiede⸗ 
nen Weiten um ihren Hauptſtern als ihre Sonne — * 

Sonnen⸗ Syſtem , 

Das Scern gewoachs/ des — es / plur. die—e, cin Art Sr: 
ferne, welche unter dem Nahmen des Medufen-Gauptes-am bes 
Fannteften ift; Altrophyton, Caput Medulae, : ; 

Der Sterngucker, ©. Sternfeber. 

Sternhell, adj. etadv: von der hellen oder beicern Befhaffengeit 
der Luft zur Nachtzeit; fo daß man die Sterne ſehen kann ſtern⸗ 
Par. Es iſt ſernhell oder Reynklar, Eine ſternhelle Pracht. 

Der Sternhimmel, des— 8, pkur. inuf. der unermeßliche 
Kaum außer der Erde, in welchem ſich die Sterne befinden; zum 
Unterfchiede von dem Lufthimmel und dem Simmel der Seligen, 

Der Sternbut, des—es, plur, sie —hüte, eine Art Fingers 
hüte, welche oben wir Rnöpfehen verfehen find. 

Die Stern-Syacinthe, plur. die —n, eine Artder Meerzwie⸗ 
bel, deren feitwärts befefkigte ker den —— gleichenʒ 
scilla amoena Linn 

Der Sternkegel, des— 5, plur. ut nom. fing. die Borfiels 
lung des halben Sternhimmels mit allen daran befindlichenSter- 
nen in der Geftalt eines hohlen niedrigen Kegels, Coniglobium, 

Sterntler,-adj.etadv. ©, Sternbetl. 

Der Sternklee, des--s, plur. car. eine Art Klees,. Trifo: 
"lium ftellatum Linn, Franz. Faronche. 

Das Srernkraut, des—es, plur. inuf. 1. Ein Rahme der 
Sternblume vdet des Aſters; Aller Linz. wegen der Ahnlich⸗ 
keit der Blumen. 2. Geldes Sternkraut, eine Ark des Alantes; 
Inula britanniea Zinn: Eine andere Art, Inula dylenterica 
Linn, wird Bergſternkraut genannt, »3, Kleines blaues Stern⸗ 
kraut, eine Artdes Walsmeifters, welche auf den Adern. einheiz 
mifhift;‘AlperulaaarvenlfisZinn. 4.Wafferfternfraut; eine 
Art des Zweyzabnes, Bidens cernua Linn; welches and; gel⸗ 
bes Lieberkraut und kleiner gelber a genannt wird, 

- 5. ©’ Sternpflanze.” 

Die Sternkunde, plur. car. die Kunde, ve 1. Kenntniß der 
Sterne und ihrer Bewegung, welche, wenn ſie bis zur Wiſſenſchaft 
erhoben wird, die Sternwiffenfchaft heißt; die Aſtronomie, wel⸗ 

ches von beyden gebraucht wird. Daher der Sternkundige oder 
Sternfenner, der die Sterne und ihre Beweguugen kennet; der 
Aſtrono m ©. Sternfeber. 

Der Sternkürbiß, des — es, plur. die — e, eine * Kürdiffe, 
welche die Geftalt eines Srernes Baben. 

Das Sternleberkraut des— es, plur. inuf.-in rintjen Ge⸗ 
genden ein Rahme des wahren Waldmeiſters/ Afperula odoras 
ta Linn. 

Die Sternmelons, plur. die — n, eine Art Melonen, welche 
die Geftalt eines Stevnes haben, 

Das Sternmoos, des — es, plur. doch nur von meheten Arten, 
die —e, eine Art Moofes, welches die Geſtalt eines — dat, 

Bryum Linn. 

Die Sternpflanze, plur: dien, ein Gabe einer Yflanze, 
welche in den Europäifihen Hainen wächſt; Stellaria Linz, 
Sternfraut , vermutblic auch wegen der Geſtalt ihrer Blumen, 

Die Sternpuge, plur. die—n, im gemeinen geben, Shlige-und 
harzige Dünfte, welche fich in der höchſtenLuft iun einen ſchleimigem 
Klumpen fammeln, ih entzünden und als ein ſchleimiges Weſen 
auf die Erde fallen ; die Sternfchnuppe, die Sternfhnsuge im 
Dberdeutfchen der Steenbugen, weil.der große Haufe glaubt, def 
fi alsdann die Sterne pugen oder ſchnäutzen; in eitigen Be, 
genden der Sternſchud, Stenfall, woil diefer snszündee Drwefk 

- 3" z 4 Er; 


N 


gleicht ; 


39 er 

m Greunterfahien: einem fepießenden oder Falfensen 44 

im Niederſ. Qualſter. Die Feuerkugeln und fliegen» 
„den Drachen find von diefen Sternpugen nur in der Größe vers 

ſchieden. Wegen der Ähnlichkeit in der Geftalt, wird im gemeinen 
Leben auch eine gemwiffe gallertartige Pflanze, Tremella Noitoc 


“ Linn. ig ‚oder Sternſchnuppe — 
Das Sternrad, S. Stirnrad. 


Die Sternſaule, oder der Ste dent‘ aulenftein, . Sternfein. 


Die Seernfchenze, plur. die —n, in der Befeſtigungskunſt, eine 
Schanze, welche aus lauter Scheren zu ſammen geſetzt iſt, daher 
fie die Gehalt eines vier- fünf» bis ſechseckigen Sternes bat.‘ 

‚Die Sternſchnautze ober * Sternſchnuppe, — dien, 
©. Sternpuge. 

Der Sternſchuß, des — a4 plur. die — ſchüſſe ER eben daſelbſt. 

De Sternfeber, des— 8, plur. ut nom. fing. Fämin. die 

Sternfeberinn, plur. die — en, eine Perfon, welche eine ers 

tigkeit. befist, die Sterne zu betrachten, ſo wohl ihre Bewegung zu 

verfeunen, in welchem Fake es ehedem für Sternfundiger üblich 
war, als auch ihre Einflüſſe in die Schickſale der Menſchen zu bes 

Rimmen, da es denn auch für Sterndeuter gangbar war. In 

beyden Fãllen im gemeinen Leben auch Sterngucker, (Riederſ. 

Sternkiker,) welches auch Ef. 47, 13 vorkommt. Bon einem 

Sternkundigen Aſtronom, wird es wenig mebr gebraucht, theils 

weil es zu unbeftimme , theils aber auch, weil es zu niedrig iſt. 

Daher die Sternſehekunſt, welches noch von einigen gebraucht 

r wird, fo wohl die Aſtronomie oder Sternfunde, Sternwiffen= 
Schaft, als auch die Aiirologie, Sterndeutung zu bezeichnen. 

Dex Sternflein; des— ts, plur. die—e, in der Mineralogie, 
platte vier» oderfünfedige Berfkeinerungen, welche auf der Dbers 
and Unterfläche.die Figur eines Sterues Haben; Afteriae, A- 
“Groitae, Kicoiten. Sie find vermurhlich Gelenfe ausden Ar⸗ 
men des Sternfifches, Alterias Linn. Wenn mehrere derfelben 
‚in Geftalt einer Säule zufammen hängen, fo heißt felbige eine 

Sternſaule oder.ein Sternſaulenſtein. 

Die Sternuhr, plur. die — en, ein Werkzeug in Geſtalt einer 
Sonnenuhr, die Stunden der Nacht vermistelft der Sierne zu 
erkennen. 

Die Sternwarte, plur. die — n, eine Warte, oder ein Gebäude 
in Geſtalt eines Thurmes, die Sterne und ihre Bewegung auf 
derfelben zu beobachten ; mit einem Lateinifchen Knuſtworte ein 
Obſervatorium „bey einigen, obgleich mit wenigerm Beyfalle, 
eine Sternbühne. 

Mie Sternwiſſenſchaft, plur. inuſ. S. Sternkunde. 

Die Sterzänte, plur.die—n, eine Art wilder AÄnten , welche 
Klein für eine Abartung der gemeinen wilden oder Märzänte hält. 

Der Sterz, des— es, plur, die —e, oder die Sterze, plur. 
die —n, Diminut, dag Sterzchen, ein Wort, welches übers 
Haupt den Begriffder Ausdehnung in die Länge hat, und einen 
Yanggı Stiel, eine Stange bedeutet, aber nur in einigen Fällen 

‚üblich iſt. Befonders gebraucht manes von einer an dem untern 
oder hinteru Theile eines Dinges befindlichen langen Hervorras 


‚gung. So wied der fiarfe Baum an den Windmühlen, womit . 


mnan dieſelben umdrehet, und nah dem Winde richtet, das Wen= 
deholz, fo wohl der Sterz als die Sterze genannt, Die Pflug: 
Kerze ift ein hinten an. dem Pfluge hervor ragendes Holz, wonsit 


. Derfelbe regieret wirdz>und in einigen Gegendew heißt die Deichſel 


aneinem Wagen die Wagenkerze. Im Bergbaue ift das Ster⸗ 
sel das Holzunter dem Hunde, werauf die Deichſel lieget, Vie 
ſonders iſt Sterz im gem, Leben, vieler Gegenden, der Schwanz 


‚ eines Thieres. Die Kuhſterze, der Subhſchwanz. Den gund 


auf die Sterze oder auf, den Sterz treren, auf den Schwanz, 
Die Rothſterze, ein Vogel, welcher auch Rohſchwanz heißt, 


Seäezen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort fen erfor: 


um ſterzen, herum ſtreichen. Sterzen gaben, in eben dieſet Be⸗ 


Die Sterzſeuche, plur. inuf, in einigen Gegenden, eine Krank⸗ j 


Seit, Stetig, ©. Stat, Stätig.. ; 
©&tets, adverb, ununterbroden fortwährend, im gemeinen Sehen 


wie in einigen Dberdentich. Gegenden and) wirklich gefhiehet, Ins 





Huch der Sintere am Menſchen wird it in den geimeinen Soreharten 
und im Scherze häufig der Sterz genaunt, - 

Anm. Jin Miederſ. Steert, im Angelſ Staert, Steort, im. 
Holländ, Steert, Staart, im Schwed, Stiert, im mittlern Bar. “ 
obne Ziſchlaut Dardus. "Die Ausdehnung in die Länge iffohne 
Zweifel der Stammbegriff, daher diefes Wort als ein Verwandter 
von ſtarren, ſich unbiegſam in die Länge, erfivedfen , angefehen 
werden muß. In Nordengland ift ‚Start, ein langer. Stiel, 
Siehe das folgende. 


EN Wa RN RE RR 


dert, aber near in ben gemeinen Sprech arten Ober s und Nieders. 
deutſchlandes üblich ift, wo es gehen, wandern bedeutet, beſon⸗ 
ders mie dem Nebenbegriffe des Müßigganges. Im Lande hev⸗ 


deutung. 
Wo find die Muſen ſelbſt? Sie haben müffen Kerzen, 
Ihr Sig ti umgekehrt, Opttz. ; 
Daber im Dberdenifchen ein Landfterzer oder Kandförzer, ein. 
Landſtreicher. 

Anm. Im Micderf, ſteerten, Engl, to llart. Nicht mit dem 
herrſcheuden Begriffe des vorigen Wortes in feiner engern Bedeu⸗ 
tung, als wenn es eigentlich bedeutete, den Hintern im Fliehen 
kehreu, mit der allgemeinen Bedeutung Dre Bewegung, von 
welcher die Ausdehnung in die Länge eine gewöhnliche Figur ift, 
Die Endfplde — zen, Niederſ. — ten, verräid ein Imenſtvum, 
welchesvonzinem veralteten feren gebildet worden, wonut ſteu⸗ 
ern und Hören verwandt zu feyn ſcheinen. 


Here des Rinddiehes, wobey der Sterz oder Schwanz gauz weich 
oderwelf wird, fo daß man ihn herum drehen Fann, und woran 
das Vieh in kurzer Zeit ſtirbt; der Sterzwurm. Pr. Erxleben 
hielt dieſe Krankheit für eine Art eines Nervenficbers, 


immer: Meine Augen fehen Hers zum Serven, Pf. 25, 15. 
Dennoch bleibe ich ſtets an dir, Pf. 73, 23. Bey Gütern, 
die wir ſets genießen, wird das Vergnügen endlich wart, | 
Gellert. gleichen zu allen Zeiten, in allen vorfommenden 
Fällen; für allezeit. Wer fein Kind lieb hat, der hält es fiers 
unter der Ruthe, Sir.50, 1. Sie wollen einem ſtets einem 
Muth einſprechen, Gel. 

Ein großer Krieger if nicht ſtets ein großer Mann, Crom, 
Sie widerſprechen mir ia ſtets, Gel. Wir werden ſtets ee 
den, daß Gott es beffer mie den Mtenfchen meint, als es der 
Menſch mit fich meinen Bann, eben derf, 

Kin Schäfer pflegtfich nicht flets an fein Wort zu binden, 
i eben derfi 
Yu einigen Oberdeutſchen Gegenden ſcheint es auch für oft üblich 
zu feyn, in welchem Verſtande es aber im PRADCHIdER under 
kannt iſt. Wenigſtens fagt Opiß 
Schr ſtets hat die Natur beherzet ſeyn * lieben 
In einen hohen Sinn zuſammen eingeſchrieben. 

Ann. Im Schwed. ſtadle, Aüdes. Es iſt ein ans fär gebil- 
detes Nebeniwort, weiches urfprünglich feft, unbeweglich, beden- 
tet hat, welche im Hochdeutfchen veraltese ‚Bedeutung no — 
dem Opitz vorkommt: 

Wer alſo redet, alſo lebt, 
And emſig nach dem Guten fſtrebt, 
Der bleibe auch ſtets und unbewegt. ER 
Um diefer Abftammung willen, ſollte man es billig ſtäts ſchreiben, 





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deffen äft im Kochdeutſch. die — mit inc einmahl ale 
gemein, 








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- ftedelif, ſtedig und geſtadig, welche unfer ſtät und ſtätig find 
Im Sberdeutſchen pflege man wohl noch ein mäfiges all vorzu⸗ 
-..s feßen, allters für ſtets. ©. Stär. 

Das Steuer, des— s, plur. ut nom. fing. ein in der Schiff» 


+ fahrt für Steuerruder üblihes Wort, (S. daffelbe,) Im Riederf. 


Stur,im Angelfi Steore, im Holländ. Stuur, im Schweb, 
Sixre. Es iſt von dem Zeitworte feuern, S. daſſelbe. 

Die Steuer, plur. die — n, gleichfals von dem Zektworte fteu— 
ern. » 1.*Dder Schuß, ohne Plural, eine veraltete Bedeutung. 
Thero Engila Stiura, der Schuß der. "Engel, Ottfried. 
2. *In mehr shätigem Verſtande, Hülfe, Benftand, gleiche 
falls ohne Plural. Bey dem Ditfried Stiuro, bey dem Stry» 


Fer Sture. Darzu dorfft ev ewr Sullff unnd ſtewr, Theuerd. 


Kap. 51. Darvmb gebet mir ewr Stewr mie eim Schaft 
und guten eyfen, eben daſ. 
Komm, uns Armen, doch zu Steuer 
Wider diefes Ungeheuer, Opitz. 
— Das flernenlichte Seu® 
Bommt, wie der ſchöne Hord den Schiffern, mir zu 
Steuer ; eben derf. 
Kommt doch mein Fefus mir zu Steur, Graph. 
Auch in diefer Bedeutung ift es veraltet, doch ſagt man noch, bes 
fonders in den Kangelleyen und Gerichten, etwas zu Steuer der 
Wahrheit ‚bekennen, befcheinigen, zur Unterflügung , Beför⸗ 
derung der Wahrheit. 3. Im engern Verſtande iſt die Steuer, 
seine Bephülfe an Gelde oder andern Vedücfniffen , dem Mangel 
eines andern abzuhelfes. (1) "Im weiteſten Verftande. Line 
Bepfteuer zu erwas geben oder ehun, ‚Darnad bieß er fe eine 
Steuer zufammen legen, 2 Maccab. ı2, 43, Ingleichen ein 
freywilliger Beptrag, welchen man einem Armen gibt. - Don 
der Steuer, die den Heiligen geſchleht, a Cor. 16, 1, Die Hand 
reichung diefer Steuer erfüllee nicht allein den Mangel der 
Heiligen, u. ſ. f.2 Cor, 9, ı2. Da es denn nie bloß von gemein« 
ſchaftlichen Beyträgen mehrerer gebraucht wurde, fondern auch 
in manchen Gegenden noch von einem jeden Almofen üblich ift. 
Jemanden um eine Steuer anfprerhen, um ein Almoſen. Im 
. Hochdeutfchen ift es auch in diefer Bedentung veralter, in welcher 
doch das zufammengefegte Beyfteuer noch gangbar ift. (S. auch 
Ausfteuer und geimfleuer.) (2) Im engern Verftande ifk die 
Steuer ein Beytrag der Unterthanen an Geld oder@eldeswerth zu 
den Bedürfniffendes gemeinen Wefens, eine Abgabe, welche der 
" Dbrigkeit zur Veftreitung der Bedürfsiffe des Staates gegeben 
wird; im mittleren Lat. Steura, und nach einer wörtlichen Über- 
ſetzung Auxilium, Franz, Aide. Steuern und Gaben anlegen, 
EineStener ausfchreiben. Die Steuer entrichten. Da es deun 
faft von allen folchen Abgaben üblich iſt, welche alsdann durch 
allerley Zufammenfegungen näher beftimmet werden, Die Hıns 
deſteuer, zur Erhaltung derFagdhunde, die Kriegsſteuer, zut Füh⸗ 
zung eines Krieges, Fräuleinkeuer, zur Ausſtattung einer 
Prinzeſſinn. Die Nachſteuer, das Abzugsgeld von Erbichaften 
n.f.f. Die Sleiſchſteuer, Brotſteuer, Trankſteuer, welche von 
dem Fleiſche, Brose oder Getränke entrichter wird, die Kopf⸗ 
Beier oder Derfönenfteuer, welche nach ‚den Perfonew und deren 
v Stande gegeben wird, die vermogenſteuer, welche von dem Vers 
*. mögen entrichtet wird nf. f. Im engſten Verftande iſt die Steuer 
ſchlechthin eing folche Angabe von liegenden Öründen, eine Grund⸗ 
* feuer, umfie von dem Kopfr oder Perfonengelde, der Accife 
uf. f. gu enterfcheiden. - Figürlich wird auch rin zu Einhebung 
und Berechnung dee unter dem Nahmen der Steuern ganabaren 
- Abgebenmiedergefegtes Collegium, das Steuer-Collegium, Steu⸗ 


Sn 


an, ſchlechehin die Scewer genannt, welden Habmen dem 


— Im Nieder ſäãchſ. gebraucht mau dafür ſtede, ſtadelik, 


” 


Ste 362 


auch wohl daͤs Gebäudeoder das Zimmer führet, in weichem fi 

dafjelbe verfanmelt. In die Steuer geben. S.Steurm. 

Das Stelieramt, des — es, plar. die —ämter, von Steure 
2 (2). 1. Ein, Amt, d.i. Collegium mehrerer zu Einhebung and 
Berechnung der Steuer nicdergefegter Perfonen; das Steuer 
Collegium, oft auch nur die Steuer ſchlechthin. 2, EinAmtir 
oder bey einem folchen Collegio. 5 

Der Steueranfchlag, des — es, plur. die —fchläge, der Au⸗ 
ſchlag, nach weichem eine Steuer ausgefchrieben und entrichtee 
wird, das Verbältnif, nach welchem das Vermögen, das Gewerbe, 
der Stand u. f.f. der Unterthanen mit einer Steuer belegt wird. 
S.Steuer3 (2)  - Yy 

Steuerbar, adj, et adv. der Steuer 3 (2) unterworfen ; im® Ge⸗ 
genfagedes ſteuerfrey. Steuerbare Güter, Perfonen. 

Der Steuerbeamte, des — n, plur. dle — n, von Steter 3 

(2), ein Mitglied eines Steuer-Eollegii, ingleichen ein jeder, wel⸗ 

Ger von der Obrigkeit zu Einnehmung und Berechnung dee Steu⸗ 

ern verordnet if, Arc: 


" Das Steuerbort, des — es, plur. die— e,in dee Schifffahrt, 


» das rechte Bort, oder die rechte Seite des Schiffes, wenn man aus 
dem Hintertheile nach vorn zu ſtehet; im Gegenfage des Bak— 
bortes oder der linken Seite. Niederſ. Stürboord, Holind. 
-Stuurbord, Engl. Starboart, Schwed. Styrbord, $slänb. 
Stiornbord,. Bermuthlich von Steuer, Steuereuder, weil die» 
ſes ehedem nicht in der Mitte des Hintertheiles, fondern an dee 
rechten Seite angebracht war, wie noch aus den Abbildungen 
der ehemahligen Schiffe auf alten Münzen erhelle« 5 

Der Steuerbörs, des — es, plur. die — böcfe, eine Art Böeſe 
mit ausgehöhltem Kopfe; Perca cernua Linn, In einigen Rica 
derſächſ. Gegenden wird der Kaulbars Steuerbarg oder Stuur— 
*bars, im Lüneburgifhen Sture genaunt. Vermuthlich von dein 
noch Niederf. ſtuur, groß, ſchwer, did, mütriſch, grob. 

Die Steuerbrücke, plur. die — n, auf den Bothen oder Kähnen, 
eine Bohle, worauf der Sieuermann ſtehet, wenn er das Fahrzeug 
ſteuert. — 

Das Steuerbüch, des — te, plur. die — bücher, von Stkeuer 
3 (2), ein Buch, in welches die Steuer, und wie ſie enfrichtee 
worden, eingetragen wird. 

Das Steuet- Collegium, des — gii, plur. die —gia, Siehe 
Steurramt, 

Der Steuereinnehmer, des—s, plur. tt nom, fing. deffen 
Gattinn, die Steuereinnebmerinn, derjenige, welcher dazu -ver« 

erdnet iſt, die Stemer in einer Gegend oder einem Kreife einzu⸗ 
uehmenund den Landesheren zu berechnen, \ — 

Der Steuerer, des —s, plur. utnom, fing. S. Steuermann, 

Steuerfrey, adj..et adv. auch von Stewer 3 (2), von der Steuer 
befreyet, ini Gegenfage des ſteuerbar. Steuerfreye Güter, Pey- 
foren. \ 2 

Steuerläftig, adj. et adv. welches nur in derScefahrrüblich if; 
Zin Schiff geht ſteuerlaſtig, wenn eshinten wach dem Steuere 
ruder zu tief gehet, weiles daſelbſt zu. fehr beladen worden, das 

ſelbſt zu viel Laſt hat; binterläftig, zum Unterfchiede von dem 
vorlaftig. & 

Das Stenerlehen, des — s, plur. ut nom, fing. in einigen 
Gegenden, ein ſteuerbares Lehen, ein Lehengut, welches zu Sten« 
‘ern verpflichtet ift ; eine Art Zinslehen. 

Der Steuermann, dra--es, plur. die — männer, odet—Teüte, 
auf den Schiffen derjenige,. welcher das Schiff Feuert, das 
Stenerrwder-führet, von welchem folatich der gangze Lauf und 
die Sicherheit des Schiffes abhänger. Anf großen Schiffen hat 
man deren zwey bis drey, welche alsdanı durch die Wörter Ober— 
und Anter⸗ unter ſchieden werden. Huf Handelaſchiffen Wird er oft 

83 dre 





363 Ste— 

der Schiffer genannt, fo wie er auf Bothen, Kühnen und andern 

- Heinen Fahrzeugen nur derSteueter heißt. Bey dem Rotker nur 
Stuuro, Ehedem war in den Oberdeutſchen Gegenden fürÖteuer- 

- mann auch Marner und Morner ſebr üblich, welches unter andern 

noch bey den ShwäbifhenDichtern Häufig vorfommt. Daher die 
Steuermannsfusft, plur, Car. die Fertigkeit, das Schiff ſicher 
und geſchickt zu ſteuern, einer der wichtiaften Theile der See⸗ 
fahre. - 

Steuern; verb: reg. et act. und in einigen Fällen — neutr, 
in welchem legtern Falle es das Hülfsmort haben erfordert. Es 
war ehedem ein Wort von einem fehr großen Umfange der Bedeu⸗ 
tung, und iſt es zn Theil noch,indewes urſprüuglich verſchiedene 


Arsen heftiger Bewegungen bezeichnete, in welchen Fallen es größ⸗ 


sen Theils ein Intenſtdum oder Iterativum von hauen, ſteuen heben 
a. fe fi, von welchen das mittlere unter die veralteten gehöret. 
Es bedeutet, 1. *Ungeftüm, mit Heftigkeit verlangen; eine nur im 
Niederſächſiſchen übliche Bedeutung, wo es ſtüren lauter. Auf 
etwas firuecn, erpicht ſeyn. Daher Upftur, eine plötzlich cuts 
ſtehende heftige Begierde, verftüced, anf erwaserpicht, balſtürig, 
frevelhaft, unſtür, heftig ws f. Tauter nur im Niederſachſen gang: 
bare Wörter. Es ſcheinet bier eine Onomatopdie der braufenden 
- heftigen Begierde, und niit Sturm, floren m ff. verwandt zu 
ſeyn. 2: Wehren, abwehren, Einhalt hun, mit der ‚dritten Eu⸗ 
‚dung der Perjon oder Sache. Dem Verderben ſteuern, Ei. 1o,22, 
Du laſſeſt die nicht ſteuern, Jer. 3, 5. Daß Gott den Sims 
‚ dern fieuref, daß fie nicht fortfahren, 2 Maccad. 6, 23." Wit: 
"um feuern fie diefen fchteyenden Grobbeitennicht? Gell. Im 
Niederſ. gebraucht man es mit der vierten Endung ; Gott feuert 
die Bäume, daß ſie nicht in den, Simmel wachfen. Welches 
Sau wohl von einigen in Hochdeutſchen nachgeahmet wird. Im 
 Niederf, küren, Angelf: ftiersan, Shwed.fiyra. Die beyden 


letzten bedeuten auch züchtigen „daher ifFim Augeli; Stiernefle, .- 


die Zucht, undStorre, die Züchtigung. Ohne Hifchlant ift in eis 
nigen Niederfächfifchen Gegenden foren, demLaufe Einhalt ihun, 
im Holänd. deren, überwinden, undbedaren, zähınen, 3. Res 





ee... 


Rügen, veelaffen, 8i mit dem Yem —— — an a 


anſteuern. Steuern iſt hiet uuſtreitig ein Intenſivum von ſt 
ſtehen machen, wohin mit andern Endlauten auch hauen " Bin 
“men, ſtützen u. . f: gehören. : 6. Helfen, unterſtützen, Beyſtand 
leiften ; eine. im weiteften Verſtande veraltete‘ Bereutuug. Mag 
\, gebraucht es nur och im engern, einen Beylrag an Geld oder an⸗ 
dern Bedürfniſſen geben oder entrichten, Den Armen ſteuern, 
‚ein Almoſen geben, imDberdeurihen, we man auch wohl die Beti⸗ 
ter ſagen höret, ſteuern fle uns etwas, Einem etwas zu einem 
Baue ſteuern, ihm einen Beytrag zu den dazu nöthigen Erforders 
niſſen thuu. Zufammen feuern, einen Beytrag zum Behufe eiies 
dritten zuſammen ſchleßen S. auch Ausieuern.) 7. Am büufige 
ſten gebraucht man diefes Seitwort im Hochdeutſchen von der Ente 
richtuug der- Steuern'an die Obrigkeit, (©. die Steuer 3 (eI 


Devigerefchaft, dev Obrigkeit ſteuern, ihr Steuer entrigrem 


Diejes Gut ſteuert nach Selfenburg, entrichtet feine Steuer das 
bin. Kin Gut verfieuern, die Steuer davon entrichten. Hingegen 
bat.es in beiteuermund überſteuern, eine mehr thãtige Bedeutuag, 
mit Steuern belegen. Daß dieſe Bedeutung eine Figur von der 
Bedentungdes Stügens iſt, erhellet unter andern auch aus dem 


Schwediſchen, woſtod, welches unfkreitig von Fügen abftammet, ; 


auch Hülfe, und beſonders Geldhulfe Beytrag bedeutet. Vieleicht - 
gehören ohne Ziſchlaut auch das Griech. dapos, eine Gabe, und das 
Latein. Dos, dotis, hierher. Sd au das Steuern. > 





Anm. Aus dien und mehrerneutweder längtt veralteten, oder vs 


noch in andern Spraden üblichen Bedeutungen erbeller, daß diefes 
Wort anfänglich eine Onomatopdie verfchiedener ähnlicher Arten. 
beftiger Bewegungen geweſen, woraufes eine Benenuung ſolcher 


Handlungen geworden, welche mit diefenroder einem ädulidhenLaur 


te verbunden find; woraus zugleich dieBerwandtfchaft mit Sturm,/ 
flören, sechören, Stern, Stirn, Stevz, ſterzen, ſturzen und ans 
dern mehr erhellet. Die Screibatt ſteuren iſt in-diefem fo pie. 


in andern ähnlichen Fällen nur harten Mundarten eigen; dieHoche 


deutſche gelindere behält das erſte e verbeißt aber das letzte ſteu⸗ 
ern, für ſteueren, wie es eigentlich heißen mäßte, S Ern. 


‚gieren, und zwar, (3) in mehr eigentlichem Verflande, diefichtung Der Steuernagel, des —s, plur. die —nägel, ein Nagel Dinter 


einer Bewegung beftimmen; wo es noch vorn Schiffen und Fahr⸗ 
zeugen üblich Ift, chtenẽauf ben imnmen. Kahne und ähnliche kleine 
Fahrzeuge werden mit einer Stange, größere aber mit dem Steu— 
etruder gefiruert. Der Steuermann fieuert das Schiff. Wo es 
auch abfolute nnd als ein Reutrum gebraucht wird. Nach London, 
nad Cadir. gegen Often, gegen Weften ſteuern, den Lauf des 
Schifres dahin richten, dahin ſegeln. Auch von den Schiffen fagt 
man, dasSchiff ſteuert gut Schlecht, wenn es fich gut oder ſchlecht 
ſteuern läffet. Bey Windſtillen feuern die Schiffe fchlechter , 
-als ſonſt. (2) Figürlich, das freye Verhalten vernünftiger Ges 
ſchöpfe beffimmen, regieren; eine im Hochdent ſchen veraltete Be⸗ 
deutung, welche aber ebedem ſehr gangbar war, und überaus altiff. 
Bey dem Ulphilas ftiuran,imAngefi.fteoran, Reyran,imEngl. 
ſteer, Holländ, ftieren, Riederf. Küren, in Slavan. karam,id 
Reuerr, im Schwet. tyra, im I:länd.iorna; welche alfe fo 
wohl von den Schiffen, als auch überhaupt für #egieren gebraucht 
werden. Auf aͤhnliche Art bedeutete auch ſchalten, chedem fo wohl 
ein Schiff regieren, als regieren überhaupt. Im Riederf. ift be— 
ſturen, einrichten, das Veruͤnderliche an einem Dinge beffimmen, 
4. *Schiden, fenden; eine nur im Niederſächſiſchen übliche Be⸗ 
deutung. Ich habe darnach geſteuert, gefchicht. Einen Bothen 
abſteuern, Waaxren, Güter abſteuern, abſchicken, abfenden. 
3. Stützen; eine nur Bd in den gemeinen Sprecharten einiger 
Gegenden übliche Bedeutung, wo auch eine Stüge die Steuer 
Beige: Ein Jans feuern. Ingleichen als ein Reciprocum. 
Sich auf fsinen Stab Beuesn. Sich auf jemanden ſteuern, 


* 


dem Hintergeſtelle eines Wagens en dem Langwagen hinter der 
Achſe; der Vorſtecknagel. Vielleicht, weil er dem Auseinauder · 
gehen des Wagens ſteuert. 

Die Steuerpflicht, plur. die— en, von Steuer oder Steueren. 
der, die Erhöhung über dem oberften Verdede in dein Hintertbeile _ 
eines Schiffes, welche unter“ dem Rahmen des vinter· Caſteles a am 
befannteften ift. ©. Pflicht. 

Der Steuerrach, des rs, plur. die — räthe von Sure. 
3(2), ein mit dem Set eines Nathes befleideres Mitglied a 
Steuer⸗Collegii. — 


Das Steuerruder, des — s, plur, ut nom, fing. hasjınige - 


Kuder, womit ein Schiff oder Fahrzeug gefeuert, das if, i ‚in. 
“feinem Laufe beftimme wird, und welches auch nur das Steuer 
heißt; zum Unterſchiede von Benjenigen Rudern, welche blofdejs 
fen Fortkonmen befördern. Auf den Donaufhiffen wirdes das 
Kehrruder, an andern Oberdeutſchen Re * der Leimatel 
geuaunt. 
Der Steuerfchein, des — es, ‘plur, Sie —e. 1. Ein Shin, . 


eine Befcheinigung, daß jemand die ſchaldige Steuer abgetragen 


babe, =, In einigen Provinzen find esDbligationen 0d.rSchulds - 
feine über dem Landesherren vorgefhoffene Summen, milde 
aus der Steuer wieder bezahlet werden follen, und wofür dieſe 
haftet. S. Steuer 3(2). 

Das Steuerſchock, des — es, plur. die ⸗e in Sachſen der 
Werth der Grundſtücke nach ehedem üblichen Schaden, nach 
weldim die Steuer entrichtet wird. © — en 


Zie - 


* 





Str Kr 


8% — plar. die—n, anf den Schiffen, von Shot, 


„ein Geil, eine Art Seile an den Ecken der Segel, zum Unterſchiede 


von den Mars ſchoten, Bramſchoten u. ſef. 

Die Steuerſtange, plur. die —n, auf Kähnen und kleinen Fabre 
zeugen, eine Stange, womit die ſelben in Ermangelung eines Sieuer⸗ 
ruders geſteuert oder regleret werden. 


Der Stöven, bes—s, plur. ut nom. fing. im Schiffbau, der 
Nahme zweyer ſtarker aufrecht fiehender Baubölger andenbenden 


Enden des Kieles, wovon der Vorserfleven, dem Vordertbeile, 
der ‚Sinterfieven aber dem Sintertheile feine Geſtalt und Feftiokeie 
gibs. Das Wort ift Riederdeutſch, ift aber mit Stab, in deſſen 
weiteſter Bedeutung genau verwandt, 
RK er Stich, des—es, plur.die—e, Diminut. das Stihlein, 
von dem Zeitworte ſtechen. 1. So fern daffelde eine ſchnelle 
- Bewegung bezeichnet hat, wovon man noch fagt, in See tie 
"en, angeftochen fommen, iſt diefes Hauptwort ‚ohne Piu: 
gol.nur noch in der im gemeinen Leben üblichen Redensart üb⸗ 
Hd, eine Perfon oder Sache im Stiche laffen, fie verlaffen, 
vermuꝛhlich eigentlich, fie im Laufe, in der Bergung, auf 
dem Wege zurücklaſſen. Der Hirte ließ die Kerd’ im Stich, 
Lichtw. Der Dieb entfloh, und ließ einen Theil der Beute 
im Stiche. 
2, Bon flechen, eine Dffnung. ober Wunde mit einem fpißigen 
Werfzenge machen. 
(1) Die Handlung des Stechens mit Einfchfuß der dadurch 
derucfachten Wunde. Huf den Stich Fechten. Auf den Sieb 


und auf ben Stih. Jemanden einen Stich, zwey, drey Sti⸗ 


; che geben, beybringen, ihn ſo oft ſtechen. Die Wunde iſt von 
einem Stiche. Einen Stich in den Leib haben , davon trae 
gen, befommen. Das if ein Skich ins Gerz), figüclich , das 


fehmerzt plöglih und empfindlich. Jedes Wort iſt ein Stich. 


durch mein Herz, Weiße. Welche Stiche fühle mein Herz, 
wenn ich fie ſehe! Ein Stich, der nicht blutet, eine beißende 
Mede. Kin Stich mit det Naͤhnadel Täben, einen, zwey, 
drey Stiche. thun, nicht geben, Das Leder, der Zeug, hält 
nicht Stſch/ wenn beydes im Nähen ausre izt. Vermunhlich rühret 
daher die R. A. Stich halten, ſtandhaft, dauerhaftfenn, bewährt 
‚ ‚Befunden werden, und deſſen Gegenſatz nicht Stich halten. Die 
Soldaten halten nicht Stich, wenn fir nicht Stand halten, ſon⸗ 
dern ausveißen. Die Lüge halt nicht Stich, hat feiner Bes 
fand, Feine Dauer, gewähret feine wahre Hülfe, Alle deine Be: 
weisgründe halten richt Srich, beweifen ben näherer Unterfur 
h chung nicht, was fie beweiſen ſollen. zier halt Fein ZweifelStich. 


Mir fol er gewiß Stich halten, Stand halten, nicht enttwifchen. 


Figürlich ift derstich in einigen Gegenden, beſonders Nieder ſach⸗ 
feus auch fo biel als ein Primer. Nicht einen Stich sehen, nichts 
ſehen können. SEs iſt ſtichdunkel, in einigen Gegenden, wofür 
man it andern ſtockinſter ſagt. Im Niederſächſiſchen hat man 
auch das Nebeuwott ſtick für auf den Punct, geuau. über— 
baupt iſt das Wort Stich in allen den Fällen üblich, wo das 
Zeitwort eine Öffnung oder Verwundung mit einem fpigigen 
Werkzeuge machen bedeutet, Der Nadelſtich/ Slohttip, Schlan: 
gerftih, Dolchſtich n.f.f, Am Hüttenbane ift der Stic), die 
Offnung des Auges in dem Schinelgofen vermittelfi eines Sti⸗ 
ches, (Biche Stichhers, Stichofen, u. f. f.)  Daber über den 
Stich ſchmelzen, oder gubeiten, das Erz in. einem Stichofen 
ſchine lzen, weiches auch das Stihfehmelzen genannt wird. Bey 
deu-R upferfiechern find die Stiche die einzelnen Einfchniste in das 
Rüpfer, Ber Sci mit einem Grabfcheite in die Erie ; einen 
Stich in die Erde thun; Fin Stich Erde, fboiel Erde als man 
‚auf Ein Malt mit dem Gradfegeite ausſticht. Figürlich ift der 
Stich in ven Fiſchtrichen die Grube, worein ſich die Fiſche bey Ab⸗ 


el a VV 


Sti 366 


lafſſung des Teiches zufammen giehen, und woraus ſte nach einan der 
‚gefangen werden; welche Grube auch dieSifchgeube, und JerYulss 
‚zug heißt. Man hat in den Leichen den sauptſtich ttebft einigen 


Beyſtichen. 


(2) Die Art und Weiſe zn ſtechen, wo dee Plural nur von 


miehrern Arten üblich ift. Sp wird in derRäbteren die Art und Weis 


fe des Nähens mehrmahlsder Stich genannt, So find der Bra⸗ 
bantifche Stich, und der Bohmiſche Stich befondere Arten der 
Rahmunahterey. So auch der Kreuzſtich, Bettenftich u.f.f Auch 
die Art und Weife, wie ein Kupferſtecher fliht, nenne man guwei⸗ 
len deffen Stich. 

(3) Was geſtochen —* oder geſtochen worden, am häufige 
ſten als ein Kunſtwort in einzelnen Fällen· Inden Kartenfpielem 
iſt der Stich die mit einer höhern Karte auf Ein Mahl geſtochenen 
Karten der Mitſpielenden. Einen Stich machen, einnehmen. 
Beinen Stich bekommen. Alle Stiche machen. Drey Stiche 
haben. In manchen Spielen iſt dafür das Wort,Lefe üblich. Das 
durch das Ange des Stichofens abgeſtochene Hüflig gewordene Mes 
tall beißt im Hüttenbaue gleichfalls der Stich. Der Abdruck einer 

geſtochenen Aupferplatte wird der Stich, vollftändiger und hãufi⸗ 
ger aber der Kupferſtich genannt. Sin ſchöner Stich). 

(4), Der Det, wo geſtochen worden, beſonders bey den Flei⸗ 
ſchern, wo der Ort am Halfe der Rälber und des Nindviehes, wo 
felbige gemeiniglich geftochen werden, der Stich heißt. Sleifch 
von dem Stiche, 

"> (5) Die Entfernung zweyer Stiche von einander, Sefonders 
bey den Schuſtern, wo die 26 Meinen Abtheilungen an der Maßla⸗ 
de Stiche heißen, Jeder Stich Hält drey Linien, 

- (6) Das Bier, dee Wein hat einen Stich, wenn fie fäuerlich 
ſchmecken, Anfangen fauer zu werden, 

3. Bon ſtechen, taufchen, iſt ohne Plural der Stich die Sands 
lung des Bertaufchens der Waaren, der Tauſchhandel. ImStich 
bandeln, auf den Stich handeln, taufgweife, Stich um 
Sch, Wärre gegen Waare. ' 

Anm. Im Niederf. Steet und Stik, im Engl. SR, im 
Pohln. Sztych. ©. Srecyen. 


Die Stihezxt, plur. die—ärte, eiite Art ie Bimaeeienie; "die 


Sapfenlöcher damit auszufloßen ; die Kreuzaxt, Zwerchaxc 


Der Stihbalfen, des-—s, plur.ut nom. fing. in der Sims 


mermantısfunft,Furze Hölzer, welche anf den Haupthölzern oder 
Platiſtücken deräußern Wände befeftiger werden, damit es feheine, 
als wenn Balken durchgingen. Vermuthlich, fo fern Stich ehe⸗ 

dem auch etwas Pervorragendes bedeutete. Ben. dem Apherdian 
iſt Überflich, der Arker an einem Haufe. Der Stichbalken würde 
alſo einen hervor ragenden Balken bezeichnen. 


Das Stechblatt, des — es plur die —blätter. . Ein Blatt, 


‚oder platter Theil an den Degengefäßen, die Hand vor dem Stiche 

des feindlichen Degens zu derwabren. Figkirlich heißt jemand des 
andern. Stichblatt, wenn er zudeffen Schuß gereicht, oder auch, 
wenn ſich der andere deſſelben zum Vorwande, zur Ausrede, 
zur Vertheidſaung bedienet. %; In einigen. Gegeuden iſt das 
Stichblatt eine Karte in den Kartenſpielen, womit mau acſtochen 
bat, oder welche andere ſticht, ein Trumpf. 


Dor Stichel, des 3, plur. ut nom. ling, ein Werkzeug zum 


Stechen, dach nur in’ einigen Fällen. Die ſtählernen Wertzeuge 
der Kupferficcher und mancher andern Handwerker und Künfligr, 
danıti in Metall zu araben oder zu flechen, heißen Stichel, noch 
Hönfiger abır Grabflibel, Very deu Jägern ift der Stichel oder 
das Sticheleifen, ein ſpitz iges Eiſen mir einem bölzernen Stiele, 
die Löcher’ zu den Stellſtangen und Forteln damit in die Erde zu ſte⸗ 
chen. Notfer werner ein Breceifen Sticchele, . Die End ſylbe 


el zeigt hier ein Werkzeug an, \ 
2 Die 


3% 
” wie geideley, plur. die — Stichele; in der figürlichen 


Bedeutung „ ingleichen eine Stichelvede, - 59: > 
@tilpelbärig, S. Stikelhärig. ‘ 


Seicheln verb. reg. aet. welches das Iterativum und Diminut. 


Ron ſtechen iſt, oft und mit kleinen Stichen flechen, 1. Eigentlich - 
wo es doch nur in einigen Gegenden iblich iſt, wofür in audern. : 


Rachelp gebraucht wird. 2. Figürlich, auf. jemanden ſticheln, 
anf deffen Unvollfommenheiten anfpielen, ihn auf eine verdedte 
Art tadeln; im Oberd.flacheln, ſtochern. Auf Blonde ſtichelſt 
tur Haged. Auf jemandes Geig ſticheln. Sp auch das -Sti- 
cheln. Iemanden anftechen wird auf ähnliche * oebraucht, 
Schwed. ſtick a, Franz. piquer. 


Pie Stichelrede, plur. die —n, eine Rebe, das if, geſprochene 


Worte, worin nian auf jemanden ſtichelt, demſelben feine Unvoll⸗ 


kommenheiten auf eine verdeckte Art vorrüct ; die Sticheley, in 
Franken eine Stocherrede. Stachelrede — iſt von eini⸗ 

* gen für Satyre gebraucht worden, 

‚Der Sticherling, ©. Stichling. 

Der Stichheber, ©. Stecpheber. j 

Der Stichherd, des— es, plur. dien, im m Hüttenbane, ders 
jenige Hecd vor dem Stihofen, worein das abgefischen: Me⸗ 

=, tal von dem obern Herde fließet. 

Das Stichholz, des — es, plur. die — hölzer, eben Bafelbfk, 
ein rundes Holz, über welches der Stich in die Oberbruſt des 
Vorher des geſchiehet. 

Der Stichling, des — es, plur. — ein Diug, wel⸗ 
ches ſticht. 1. Eine Art selber Bruflwenzel wird Stichling 
odet Sticherling ‚geuannt; Motacilla Nava Linn. gelbe 

Baͤchſtelze, Bubfielse. 2. Noch häufiger eine Art Kleiner Fir 
ſche mit ſtacheligen Floßfedern; Stechling, Stecherling, im 
Nieder ſachſ. Stekerling, Stekelſtang, Stengeltang, Ho länd. 

Stekeling, Stekelgrindken; wo mehrere lirine Fiſche dies 
fen Nahmen zu führen ſcheinen. Beſonders iſt der Gallerofleus 
aculsatus Lian, unter dieſem Rahmen befannt, welcher 
gemeiniglich noch, nicht die Länge eines Fleinen Fingers bat, 
und fich in den meiſten Zlüffen häufig finder. 
genden werden auch die Börfe, umd befonders die Zungen 

. „ betfelben Srichlinge genannt. 

2er Stichofen, des — s, pler. die — Sfen, im Hüttenbaue, 

ein Art Schmelzöfen, wo das gefhmolzene Erz duch Dffuuag 


der Borbruft des Oberherdes abgeſtochen wird, damis esinden 


+ Stihherd fließe. S. Stich. 2. 

Die Stichprobe, plur. sie — n, eben daſelbſt, die Brobe, weiße 

aus dem Siich herde von dem durch den Stich abgelaſſenen Werke 
genommen: wird. 

Die Stichfäge, plur. — bey den Sifätern, eine Säge mit 
einem Stiele, wie eine Geile, runde und andere IR damit in dic 
Breter einzuſchneiden. 

Das Seichſchmelzen/ des— s, plur.inuf. im Hüttenbane, 
das Schmelzen auf oder über den Stich; ©. Erich. 

Die Stiywand, plur: die wände, eben dafelbfi, eine Wand, 
di. eimplatier Stein; welcher oben an der Worfsgwand über den 
Herd geleat und ugser velchem der Stich gemacht wird, 

rn: adj. at adv. weldies aur im Oberdeutſchen für heil üb⸗ 

if; 8; dieſes Moprt, 

Pin: elhärig, adj. et adv. im gemeinen: Leben, beſonders 
Nieder ſach ſeus karze Reife und emporſteheude Haare habend; 
Miebwf, ſtick eIharig, bey einigen Hochdeuiſchen ſtichelhärig. es 
iſt von dem Niederſ. Sticke, rin Stiel, 
— Kids, Beil, 


An einigen Ge⸗ 


Stift, oder ana von 





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Sticken, verb, reg. welches in’doppelter Hauptbedeutung üblich - 
ifb.r. Eine Art der fünftliherNäbterep, eine gemachte Zeichnung 
mie Stichen ausfüllen, erhabene Figuren auf etwas nähen ; wo⸗ 

durch ſich das Sticken von dem Ausnaͤhen unterfcheiden Mir 
Seide, mit Ramehigarn „ mit Gold hicken, mit ſolchen 
Fäden, Sine Blume, eine Ligur ſtieken. Sinen Ro ſticken, eine 
geſtickte Wehe, welche mit geſtickten Figuren gezieret if, Nie⸗ 
der. ſticken, Schwed. ieka. 2. *Bernörhigen Luft zum 
Athemhohlen berauben und beraubet werden, fo wohl geuttali⸗ 
ter, als auch active; in welcher Bedentung es im Hocdeut- 
ſchen veratter iſt, feitdem erſticken in beyden Fällen üblicher 
geworden, (©. daffelbe.) Im Oberdeurfhen if für das Asti- 
Dam fticken, in diefer Bedeutung auch ſtecken übfich , erſticlen 

machen, deber man für Stickhuß auch noch Steckſtuß ſagt. 

Anm. Sticken if das Intenfieum von fiehen. Das Hiederf, 
fielen bedeutet über dirfes anch noch anzünden, anfleden. 

Der Stier, dcs—s, plur. ur nom. fing. Fämin. die Site 
sinn, eine Perfon, weiche Ridt, die Kunſt zu fliden. verfichet, 
in der erfien Bedretung des vorigen Zeitwortes. 

Die Stiderey, plur. die—en. 1. Die Auafi zu ffiefen, ohne viu⸗ 
rel. Die Stickerey verfichen, 2. — Arbeit; das Stick⸗ 
werd, ; 

Das Stickſteber, des — s, plur. ut nom. fing. eine Art des 
Fie bers in welchem der Patient mit * Erſticken bedrohet are 
Febris futfocans,, °- 

Der Stiküß, drs— es, plur. sie — if, ©. Suckfluß. 


Der Stickh aſten, des —s, plur. ut nom. at· S Sted> 
"buften. 


Du Stidrahmen, des ⸗ plur, utnom. ‚Eng. ein Bahn, 42 


in welchem Zeuge, welche geſtickt werden (oleh, ausgeſpannet 
werden. 


Dos Stickwerk, des — es, plur. caz,ein Coleetivum, gehiche £ 


Arbeiten pi bezeichnen, 


Die Stickwurz oder Stickrourzel / plur. inuf; er Nahme fo 

obl der Jaunrübe als any der Schwarzwurzel; beyde, weil der 

rohe Haufe fie in Kolifen und Mutterbeſchwerungen, worin 
man mis dem Erfticken bedrohet wird, zu gebranchen pflegt. 


Stieben, verb. regul. Imperf. ich ſtob, Mittel, sefaben, 
Zarer. ftiebe. Es weit von Kauben v Käuben nur in der 
Bundart ab, doch mir dein Unterfehiebe, Bag Kauben.und fauben 
in Gochdeutſchen nar von dem Staube, fliebem-aber nur von an⸗ 
dern Körpern gebraucht wird... Es fin doppelter Geſtalt üblich, 
I. His ein Neutram, wit dem Hülfworte feyn, fich in Geſtalt des 


Staubrns, d.i. in ve der zahlreicher Menge, ſchnell forrbewegen, - % 


Kin Suufe Menſchen Kiebet auseinander, wenn er plöglich aus 
einander getrieben wird. Die Repphühner Rieben auf, wenn fie 
»löglich aufflieaen. Ich weiß nicht, wo er geſtoben und ges 

flogen if, in den gemeinen Sprecharten, wo er fo plötzlich hiuge⸗ 
loumen iſt. 


Die Sunken ſtieben ſelbſt ſchon auf — Sianen, "13 


Lohenſt. 

TE, Als ein Activum oder Factitivum, fieben machen. Sinen 
"Saufen Leinde aus einander. Mlebrm. Sinen Trapp vögel 
auffkieben, Thie molten ufflieben, fen Staub aufkänben, in 
demi alien Fraamente anf Ear!n den Örofen bey dem Schilter, 
Ben den Jägern ſtieben die deldhichner, wenn fie ihren Koth fah. 
ben laſſen. 

um. (S. Stauben und Sräuben.) Statt des Activi find im: 
gemeinen Leben auch die Intenfipe ſtäubern, ſtöbern und Aänz 
BERN, 

Dss- 





Be on 


“.- 


ER er 
En 

Der Stieber, des —s, plur.utnom. fing. 1. Vey den Jügern 

* sin Nahme einer Art Fleiner Hunde, von dem Activo fiieben, 

(S. Stäuber.) 2. In Baiern und andern Oberdeutſchen Ger 

genden wird der Bofft, eine befannte Art Schwämme, welde 

eine Menge Staub fliehen Läffet, dey Stieber oder Stoiber ges 


\ 


nannt, 

Stief, ein für fich allein längft veraltetes Wort, welches nur inder 
Sufammenfegung mit gewiffen Berwendtfhaftsnahmen üblich 

' if, Stiefbruder, Stieffchweiter, Stieffohn, Stieftochter, Stief⸗ 
mutter, Stiefvater, Stieffind u, f. fs durch die zweyte Heirath 
zugebrachte Perfonen diefer Art zu bezeichnen, weiche in manchen 
Fällen auch durch das Wort halb bezeichnet werden, galbbruder, 
Salbſchweſter, Salbgefhwilter,an einigen Orten aud) Halbmur: 
ter; alles im Öegenfage der vollbürtigen, leiblichen Perfonen 
dieſer Art, welche in einigen Fällen durch voll ausgedruckt wer» 
den, der vollbruder, die vollſchweſter, Dollgefhwilter: Siebe 
die mit Stief — zufammen gefegten Wörter. - 


F Anm. Diefes alte Wort lautet ſchon ben dem Naban Maurus 
Ruph, indem alten Gedichte auf den heil, Anno Rif, imSchwa⸗ 
benſpicsel Riuf, im Niederf. fteef, im Angelf, fleop, im Eugl. 
ftep,im Schwed. ſtyl, bey den ältern Schweden fiup und mit 
einem andern Entlaute fiugh.” Dadiefes Wort nie alein vor» ' 
kommt, ſondern nicht nur. im Deutſchen von den älieften Zeiten 
an, fondern auch. in allen jegt gedachten verwandten Sprachen, 
nur in den oben angeführten Zufammenfegungen üblich ift, fo 
bleibt deffen Abflammung noch ungewiß und dunkel, ob fid gleich 
mebrere Begriffe mit Wahrfcheinlichfeit angeben Laffen, welche 
“ in demfelben die herrfchenden feyn können. Hier find.die vor» 
nehmſten Ableitungen dtefes Wortes. 1. Viele, und unter andern 
auch Gramm, fehen es alg.eine Figur von fleifran, und erflären es 
durch hart, firenge, weil Stiefältern fehr oft diefe Eigenfchaft ges 
gen ihre Stieffinder Haben,daher auch Stiefmutter und ſtiefm üt⸗ 
terlich noch in manchen Fällen für hart, lieblos, gebraucht wer» 
den, und Opitz ſagt zu Gott: 5 SE, N 
‚Hor auf und zeuch doch wieder ein. 7 
Dieß ſtrenge Stiefgemürhe. 
Gramm bemerfet, dag man daher in den mittlern Seiten dieſes 
Wort gern vermieden,und dafür nSchwedenFolterfader, Fo- 
ftermoder,Folterfon,u.f. f.gefagt, (vom Angelf,fofler,Nahr 
rung, Schwed. foftra, ernähren, erziehen) fo wie die Engländer 
noch jetzt Father inlaw, Mother in law u. f.f. gebrauden.. 
Allein diefe Vermeidung ift doch nicht fo allgemein, als Gramm 
elaubt,und wenn ftief in einigen obgleich wenigen Fällen den Be» 
griff derHärte hat, ſo iſt es nur ein figürliche, und übergetragenen. 
‘ Begriff, der anf die meiften Zufammenfegungen, z.B: Stieffin= 
der, Stieffohn u. ſ. f nicht paſſet. Zu geſchweigen, daß ſteif und 
ſtief, das Angelf. ſtek und fieop u. ſef. auch im Laute ſehr ver⸗ 
ſchieden find. -2. Wachter leitet es von dem Angelfi low, dee 
Det, ber, und erfläret Stiefoarer m ff. der an des Vaters Statt 
ifi, einen Vire-Vater.. 3. Dietrich von Stabe fällt auf das Zeil“ 
wort fiften, „ordnen, verordnen, ſo daß Stiefvater u. fu f. unge⸗ 
fähr mit dem Engl, Father inlawn. f. f. gleich bedeutend. ſeyn 
"würde. 4. Faft ähnlich if Friſchens Ableitung, dem dabey das 
Bohmiſche Stipeni, Einpfropfung, Ripiti, pflanzen, fäen, eins 
“fällt, und. ihm bedeutet ſtief eine Perfon; welche der andern Hülfe, 
Beyſtand leiſtet; worin ihn die ZittauiſcheChrouik beftätiget,ivo- 
dieficchhenväter oder Kirchenvorſteher Stiefvater, und die Braut⸗ 
jungfern auf Hochzeiten dee Braut Stiefſchweſtern heißen. 
5. Nach dem Junius, deſſen Meinung auch Ibre beypflichtet, iſt das 
Aungelſ. lie pa, berauben, Aſteple, St eopehild, eine Waiſe, das 
Stammwort. Stiefvater, Stiefmutter, würde alſo einen Vater 
Adel. W. 4m Th.2. Il. £ ; 


’ 






en — sr 


— 


Sti 370 
eine Mutter eines oder mehrerer Waifen, und Stiefkind, ein ver⸗ 
waiſetes Kind bedeuten. Allein, zu gefehweigen,daf in jenenStief 
ein Subſtantivum, in diefem aber ein Adjectivum feyn würde, fo 
iſt der Begriff zu allgemein und unbeftimme, und paffet über dieg 
auch auf Stiefbruder, Stiefſchweſter u. ſ. f wicht. Wenn man 
alles zufammen nimmt, fo feheinet fief vielmehr etwas unechtes- 
zu bezeichnen, weldjes dem echt, wahr und völlig entgegen ge» 
fest iſt; ob fich gleich bey dem hoben Alter diefes Wortes, wels 
bes vornehmlich auch daraus erhellt, daß es feit fo vielen Jahr⸗ 
hunderten für ſich allein, in faſt allen befanuten Sprachen verals 
terift, deffen nächfte Terwandten ſich noch nicht haben auffinden 
laffen wollen. Auf ähnliche Art wurde die Lateiniſche Endung 
— after gebraucht, Poetalteru.f.f. Daher das Franz, —ätre 
und Jtal.—aftro, jaunäatre, gelblich, ſelbſt in den Verwandt 
ſchaftsnahmen, welche wir mit Stief — zumachen pflegen 5 die 
Stiefirutter, Franzöſ. Maratre., Ztaliän. Madalira, der ' 
Stiefyater, tal. Padraftro, der Stiefbeuder, die Stieffiuder, 
- der Stieffchwager, Ital. Frätellaliro, Filiafri, Suocera- 
rouf.f. . 
Die Stiefältern, Ang. car. durch Heirath zugebrachte Altern, in 
Aückſicht auf die Stiefinder, und im Öegenfage der reipten und 
leiblichen Altern. ©. das vorige, an 


Der Stiefbruder, des —s, plur. die — brüder ein durch die. 
Heiroeh der Altern zugebrachter Bruder; ein gSalbbruder, halb⸗ 
bürtiger Bruder, zum Untsrfchiede von eineni leiblichen Bruder 
oder vollbruder. : 2 


Der Stiefel, des —s, plur ut nom. fing, oder die —n, Dimis- 
nut. das Stiefelchen, ein Wort, welches, ı. überhaupt, einen 
hohlen, tiefen Kaum, ein Gefäß, Behältnig, bedeutet zu Haben. 
ſcheinet, ob es gleich indiefer weitern Bedeutung, einige wenige» 
Zölle ausgenommen, veraltet iſt. An den Waſſerkünſten, Sprit« 
zen,£uftpumpen u.f.f. wird noch diejenige Röhre, worin die Pump⸗ 
fange mit dem Kolben auf⸗ und. niedergebet, fo fern fie von der 
Steigröhre verfchieden iſt, der Stiefel oder die Stiefeleshre ge⸗ 
nannt. Die Figur müßte fehr feltfan feyn wenn man ber Benetts 

nung einer folchen Röhre Feine nähere Ähnlichkeit als mit einem 
Stiefelinderfolgenden Bedeutung follte haben fisden Fönnen, düs- 
ber diefes Wort ehedem eine jede weite Röhre Bedeutet zu haben: 
feheinet. Das mittlere Lat. Efiiva,und unfer Stauf,Stübchen,. . 
und ohne Zifchlaut au tief, gehören unſtreitig zur Verwandte 
fihaft. Vermuthlich muß auch die in den niedrigen Sprecharten: 
übliche R. A. feinen guren Stiefel trinken, d. i. wacker trinfem: 
können, aus dirfer Bedeutung erfläret werden, fo daß Stiefel, fo. 
wie auch das Dberd, Stauf, ehedem eine Benennung eines weiten: 
oder geoßen Trinkgeſchirres gewesen; ob man gleich diefa N, X.auch 
auf andere vorzügliche Sertigfeiten anszudehnen pflegt. Denn fo 
fagt man wohl, er Fann fernen guten Stiefel laufen, er predigt 
feinen guten Stiefel weg, er arbeiter feinen guten Stiefek 
u. ſ. 2. Inengererund gewöhnlicherer Bedeutung ſind die 

" Stiefel Bekleidungen der Füße, wo Schuhe und Strümpfenue 
Ein Stüc ausmachen, Silsffiefel. Befonders wenn fie von Les 
der find. Bin PaarStiefel, DieStiefel anzieben.. Reitſtiefel, 
Salbftiefel, Keife Stiefelu.f.f. Pelsftiefel, wenn fie mit Pelz 

_ gefüttert find. Spanifche Stiefel,ein Werkzeug zur Tortur, wel⸗ 
es die Waden zunfammenpreffet. 

Anm, In der legten Bedeutung im Riederfächf, Stevel, im 
Schwed.Stöfvel,imItal.Stivale, im Franz, ehedem Stivelg,, 
tm mittleren LateineStivale,Eltivale, Aeftivale. Die legten 
Sthreibgrten habenviele verleitet, es von aelti v um abzuleiten, 
als wenn dieStiefel eine Tracht geweſen, welche man nur im Some 
ser. angelegt habe. Allein, fie haben nicht bedacht, daß die La— 

OEM teinifche 


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teiniſche und die mit berfelßen verwandten Mundarten vielen mit 


einem Mitlaut anfangenden Wörtern gern ein müßigesa odere 
vorzuſetzen pflegen, wovon faufend Beyſpiele angeführet werden 


könnten. Friſch Teitet es von fleif ab, als wenn es urfprünglich , 


‚eine fleife Bekleidung, ein ſteifes Ding bedeutet hätte, Wachter 
aber vermittelft des vorgefegten Ziſchlautes von demfat. Tibiale, 
Allein eg iſt wohl gewiß genug, daß es unfprünglich eine algemeis. 


ne Benennungeines tiefin weiten hohlenHaumes gewefen,zumapl 


da in andern Benennungen der Stiefel eben derfelbe Begriff herr» 
ſchet. Dahin das Schwed. Bota, Franz. Botte, Span. Bota, 
Engl. Boote, im mittlern Lat. Bota, ein Stiefel, welches un. 
flreitig zu unferm Botrich, Burtegehöret. Eben diefes gilt auch 
von Sofe in feiner alten Bedeutung, (S. daffelbej. Der Kegel nach 
muß dieſes Wort, fo wie andere männliche auf —el, im Plural 
die Stiefel haben. Allein imHochdeutfchen fagt man gemeiniglich 
die Stiefeln. 


Das Stiefelbret, des—es, plur. die— er, bey den Schuftern, 


eine Art yon Richtleiſten gu den Stiefelfpäften in Geſtalt eines 
Bretes, ; 

Die Stiefeldtte, plur. die—n, aus dem alten Franzöf. Efive- 
lette welches das Diminutivum don dem veralteten Eftivele, 
sin Stiefel ift, eine Bekleidung der Füße, welche den Stiefeln gleis 
het, nur daß fie Feine Schube hat, fondern über die Schuhe und 
Strümpfe gezogen, oder über felbige gefnöpfet wird, Keinwande: 
ne, wollene, lederne Stiefeletten. Mit einem andern gleichfalls 

aus dem Franzöfifhen entlehnten Worte werden fie auch Cama= 
fchen genannt. — — 

Das Stiefelholz, des —es, plur. die —hölzer, bey den Fir 
ſchern, ein Holz zu benden Seiten der Mündung des Schleppſa⸗ 
ckes die Mündung deſſelben zu ſtiefeln, d. i. feif und offen zu 
erhalten. 

Der Stiefelknecht, des — es, plur. die—e, ein bölgernes 
Merkzeng, ſich vermittelft des darin angebrachten Ausſchuittes 
die Stiefel auszuzieben. S. Bnegpt. Re 

1, Stiefeln, verb. reg. act. welches von fieif, Riederf. ſtief, ab» 
ſtammet, und fleif machen bedentet, aber nur in einigen Gegenden 
üblich ift. Die Bohnen oder Erbfen Kiefeln, Stäbean benfel- 
ben Reden, damit fie fich daran binanf vanfen können, fie‘ ſtan⸗ 
geln ; wo es aber auch aus ſtabeln in eben derfeiben Bedentung 
verderbt ſeyn fann. 

2, &tiefeln,verb. reg. act. van Stiefel, 2, Stiefel anfenen. 
Sich fiefeln und fpornen. Am bäufigften im Mittelworte ge⸗ 
ſtiefelt, mis Stiefeln bekleidet. An Beinen geſtiefelt, Epbef. 6, 
25. Und fchon amgeftiefelten Juß, der filderneSporn Flirt, 

Zachar. 

* Stiefelnonne, plur. die —n, ein Spottnahme der Neoel⸗ 

ſchweſtern, oder Schweſtern vom dritten Orden Franeiſei, welche 
nicht beyſammen wohnen, aber doch klöſterliche Gefetze und Or⸗ 

denszeichen haben, und an Sonn⸗ und Feſttagen zuſammen 
kommen. Fe 

Die Stiefelröhre, plur. die—n, in deriöndraulif, ©. Stie⸗ 


el ı. 

— Stiefelſchaft, des — es, plur. die —fchäfte, der Schaft 
an einem Stiefel, d. i. derjenige Theil, welder das Bein von dem 
Kuöchel an beffeider, zum Unterfcbiede von dem Stiefelfchube. 

Die Stiefgefhwifter, fing, .inuf. durch eine zweyte Heirath 
zufammen gebrachte Geſchwiſter, Perſonen, welche durch die zwey⸗ 

e Seirath ihrer Altern oder Eines Theiles der ſelben in dieſes Ver⸗ 

haãltniß verfegt wordeg; galbgeſchwiſter, zum Unterſchiede von 

vollbürtigen oder leiblichen Geſchwiſtern. Es iſt ein Collecti⸗ 

vum, welches die Stiefbrider und Stiefſchweſtern unter fich des 
greift, S. Stief. IR & 


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Das Stiefkind, des—es „ plur. die er, Bush eine gwepte 


Heirath der Altern oder EinesTheiles derfelben zugebrachte Kin⸗ 
_ der, zum Unterſchiede von den leiblichen Kindern. S. Stief, 

Die Stiefmutter, plur. die — mütter, eine durch die zwehte 
GSeirath des Vaters zugebrachte oder in diefes Verhältniß gefegte 
‚ Mutter, in einigen Begenden Salbmutter ; zum Unterfchiede von 

“der leiblichen Muster, Bey dem Raban Maurus, Stuphmu-- 
ter, Niederf.Stefmpder. Figürlich, weil die meiften Perfonen 
dieſer Art eine Abneigung gegen ihre Stieffinder blicken Laffen,zus 
weilen eine Perfon, welche denen, fo von ihr abhängen , mit Härte 
und Liebl,®zkeit begegnet. Daher ftiefmürterlich, nach Art einer 
folchen liebloſen Stiefmutter, außer welchem figürlichenBerftan« 
de dieſes Bey⸗ und Nebenwort nicht üblich iff. Das ſtiefm ütterliche 
Glück, das Glück handelt an mir ſtiefmütterlich. JIm gemeis 
nen Leben pflegt man auch eine Art Garten » Violen, von deren 
fünf Blättern die oberſten beyden purpurfarbig, die zwey mittlern 
weiß, und das unterſte gelb ift, wegen der Stellung diefer Blätter 
Stiefmürtercpen oder Seiefmutterlein zunennen. In andern 

— heißt ſie Dreyfaltigfeitsblume, grey ſamk raut. Siebe 

tief, ; 
Der Stieffhwager, des —s, plur. die — fchwäger, Fämin, 


die Stieffchwägerinn,Perfönen,welhennrdürch diezwepteheis 


rath in diefes Verhältnig fommen; z. B. wenn meine Schweſter 
nach Abfterben ibres Mannes von neuen beicarhet, fo iſt diefer 
mein Stieffehwager: S. Stief. 


"Die Stiefſchweſter, plur. die—n, eine Perſon weiblichen Ge⸗ 


ſchlechtes, welche durch die zweyte Heirath der Altern oder Eines 
Theiles derfelben die Schwefter einer andern geworden ; die galb⸗ 


ſchwefter, zum Unterſchiede von der leiblichen Schweſter. Siehe 


eben daſelbſt. — 
Der Stieffohn, des — es, plur. die — ſohne ein Stiefkind 
. männlichen Geſchlechts, (S.diefes Wort.) In dem alten Gedichte 
auf den beil, Anno Stiflun. BEER HS 
Die Stieftochter, plur. die —töchter, ein Seieffind weiblichen 
Geſchlechts. S. dieſes Wort. eh 


Der Stiefvater, des—s ‚plur. ie-—väter, ein duch die zwey⸗ 
te Heirath der Mutter zugebrachter Vater, zum Unterfchiede von - - 


dem leiblichen Vater, in : ; 
Der Stieg, S. Steig, welches ketztere der Hochdeutſchen Mund» 
art angemeſſener iſt. Mid “ 
Die Stiege, plur. die —n, einin den Niederdeutfchen Mund» 
arten für das mehr Hoch ⸗ und DberdeutfcheSteige üblihes Wort. 
1. Eine Leiter eder Treppe zu bezeichnen , auf welcher man Auf: 
oder niederfteigef, in welchen Verſtande es im gemeinen Leben der 
Hoc und Dberdeutichen fo wohl für eine jede Treppe überhaupt, 
als auch befonders von einer ſchmalen Treppe ſehr gangbar iſt. 
Zwey Stiegen hoch wohnen, zwey Trepyen boch. Line Schne⸗ 
‚Eenftiege oder Wendelſtiege für Wendeltreppe u. ſ. f. 2. Cine 
Zahl von zwanzig, ©. Steige. ——— 
Der Stieglitz, des — es, plur. die —e, eine Art kleiner bunte 
färbiger Sangvögel; Fringilla Carduelis L. Fringilla 
louis K, Diftelfin®, weil man ihn häufig auf den Diſteln finder, 
in einigen Örgenden auch Rothvogel, im Norweg. Stillig, im 


Böhm, Stehlik; im Pohln. Szezygiel, Dieerfte Hälfte diefes - 


Rahmens kammer ohne Zweifel von ſteigen her, weil diefer Boael . 
eine befondere Fertigfeitim Klettern beſttzet; die legte Sylbe ſchei⸗ 
net Wendifehen Urſprunges, und mit der Deutfchen Ableitungs⸗ 
folbe — ling aleich bedeutend zu feyn. Das Norwegifche Stils 
litz if vermutblich aus dem Deutſchen entlehnet. Figürlich wird 
in Scchfen auch cine kleine Fifchart wegen ihrer bunten Farben 
Stieglitz genannt, e 


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Zaun zuft 
‚Stiel, des ⸗es, plur; die —e, Diminuf. das Sehen, 
ein im einer doppelten Hauptbedeutung übliches Wort, 1, Mit dem- 
- herefchenden Begriffe des Stehens, Stelens oder der Feſtigkeit, 
iſt in manchen Gegenden der Stiebein unbeweglich und aufrecht 
ſiehendes Stück Bauholz, welches unter dem -Nabmen einer 


Saule ambefanntefien ift. Die Stiele an einem’ Gebäude, die 


- Säulen, welche die Balken tragen, Auch dieäßnlichen in die Er⸗ 
de eingegrabenen Säulen an einem Plankwerke heißen in manchen 
Gegenden Stiele. Das Öriech, guXog, eine Säule, erAexag, eim 
Stamm, und andere find nabedamit verwandt. 2. Mit dem herr⸗ 
ſchenden Begriffe der Ausdehnung in die Länge, (1) Derjenige ver 
längerteSheil eines Werkzeuges, bey welchem man daffelbe angreis 
fet und Handhabet, heißt gemeiniglich ein Stiel,, befouders wenn 
er eine beträchtliche Länge bat. Der Beſenſtiel, Hadenfliel,gam: 
merfliel, Löffelttiel, Meſſerſtiel, Pfannenftieln.f.f. Ein Ding 
bey dem Stiele anfaſſen. Kinen Stiel zu feiner Are fuchen, 
einen Verwand fuchen, In verſchiedenen Füllen find ſtatt deffen 

die Wörter Sälm oder gelm, Seft, Griffin. ff. üblich. (2) In 
dem Gewãchsreiche iſt der Stiel der lange diinne Theil eines Ge⸗ 
wächfes, woducch daſſelbe miedem Sramım, den Ziveigen oder der 
MWurzel verbunden wird; Petiolus L. in einigen Gegenden 
au wohl Stängel, In diefen Berftande haben fo wohl die Blãt⸗ 
tes, als die Blumen und Früchte Stiele. Der Apfelitiel, Birn⸗ 
fiel, Pflaumenſtiel, der Stiel eines Blattes, einer Blume, 
einer Beeve u.f.f. 

Anm. Inden beyden lebten Bedentungen im Niederf. Steel, 
im Angelf. Stela,im®ngl.Stele und Stale, im Schwed. icite. 
welches letztere eigentlich ein Dininusioum iſt. DaeStammiwort 
ift fehlen, fielen, ſtehen u. ſ. f. ſoffern fo wohl der-Begriff des Fe⸗ 
fien, des Aufrechten, als auch der Ausdehnung in diefänge in die: 
fen Wörtern der herrſchende ift, Im Zheuerdaufe kommt ſtielen 
noch für ſtellen vor, 

Die Stieleiche, plur. die —n in einigen Gegenden, ein Nahme 

der Sommer: oder Maſteiche entweder, weil ihre Eicheln längere „ 
Stiele haben, als die übrigen Arten, oder auch, weil fie wegen ih⸗ 
ves geraden Wuchfes zu Stielen,d. i. Säulen, in Gebäuden am 
bequemften ift. 

Stielen, verb.reg, act. mit einem Stiele im der zweyten Ber 
deutung verſehen. Bine Arrftielen, 

Macht Blanken in den Zaun, Te Slegel, ſtielt die 
— Hauen, Opitz. 
Stieligz, adj. etady. einen Stiel babend, gleichfalls nur in der 
zweyten Bedeutung diefes Hauptwortes, doch nurin den Zus 
J fammenfegungen langſtielig, kurzſtielig. 
Etier, welches fo wie ſtierig, nur in einigen — 
der Hoch und Oberdentſchen für ſtarr üblich iſt. S,-daffeibe, 
. Der Stier, des—es, plur. die —e, Diminut. das Stierchen, 
Dberd. Stierlein, der Mann oder das männliche Geſchlecht der 
Kühe. So wird der Dann der zahmen Kühe, dev Bulle, Brumm- 
ſerd⸗ oder Zuchtochs in manchen Gegenden noch der Stier oder 
Stierochs genannt. (S. Stieren.) Judeſſen iſt ee doch im Hoch⸗ 
deutſchen von der wilden Art diefes Geſchlechts am üblichften, 
der wilde Stier, oder wilde Ochs, deffen größere Arten Büffel 
und Aurrochfen genannt werden. (Siehe Stiergefecht ): Das 
Zeichen des Stiers, eines der zwölf Zeichen in dem Thierfreis 


fe, wo das Wort Ochs nicht üblich if. In engerer Bedeu⸗ 


tung ift der Stier in manchen Gegenden ein folcher junges zah⸗ 
‚mer. Stier, fo lange er noch nicht drey oder vier Jahre altift, da 
er denn auch wohl diefen Nahmen führet, wenn er gefchnit 
venif. Schon bey dem Ulphilas Stäurk, im Engl. Steer, 


1 plan, die—n, in Meien, eine Stufe über einen - 


si 374 


Stirk, im Üngef, Steor, In manchen Gegenden wird ei 
ſolcher "junger Ochs oder Stier im Diminut. einSrärfen genannt, 
dagegen die Starke oder Starke in Meißen undtieberfachfen eine 
junge Rub iſt. 

Anm, Wenn man den Ziſchlant als einen Soßen müßigen oder 

höchſtens intenfiven Vorſchlag anfiebet, fo ift es eines der älteflen 

. Wörter inder Sprache, indem es in dererften weiten Bedeutung 
im Dän. Tiur, im Schwed, Tarb und Tjur, im Island. Tyr, 
in Grich. und Latein. Taurus, im Phönieifchen Tor, und im _ 
Hebr. gleichfalls 719 lautet. Mit dem Ziſchlaute iſt des Ulphilas 
Stiurk, ein juager Stier, welches das Diminut, von Stiur ifl, - 
das Älteffe, Diefes Hohe Altermacht den eigentlichen Stamm⸗ 
begriff dunkel und ungewiß, indem das eben fo alte llor, in andern 
alten Spracjen tor, groß, das in einigen Gegenden * gangba⸗ 
reftären, ſtieren, fein Geſchlecht fortpflanzen, das alte Celtiſche 
und noch Walliſiſche taruzſtoßen, und andere mehr mit gleichem 
Rechte darauf Anfpruch machen können. DasSchwediſche Tjur, 
bedeutet auch Vieh überhaupt, und iſt alſo auch mit unferm Thier 
verwandt. S,aud Stähr, ein Widder, welches in einigen Gegen» 
den aud) Stier lantet, und Stähren. 

Stieren, verb. rege welches nur in den gemeinen Sprecharten 
üblich iſt. ı. Als ein Activum, ſein Geſchlecht fortpfianzen, vor 
dem männlichen Geſchlechte einiger Thiere, befonders des Stiers 
und des Stähres. Der Ochs, der Schafvock ſtieret die Bub, : 
das Schaf. Aneinigen Gegenden ftahren, (Siehe diefes Wort, 
2. Als ein Neutrum, wo es befonders von den Kühen üblich iff, 
wenn fienahdem Stiere oder Ochſen verlangen, welches auch 
rindern genannt wird. Die Kuh ſtieret. ; 

Das Stiergefecht, des—es, plur. die--e, ein Gefecht, wel⸗ 
ches mit wilden Stieren oder Ochſen gehalten wird, beſonders in 
Spanien und Portugall, wo es eine Art feyerlicher Luſtſpiele iſt, 
da Menſchen mit wilden Stieren kämpfen müſſen. 

Der Stierhammel, des — s, plur. die —hammel, in einigen 
Gegenden ‚ein Rahme des Schafbockes oder Widders, welchet in 
andern der Stahr heißt, 

Der Stieroche, des—en, plur. die —en, ©. Stier. 

Der Stift, des—es, plur, die—e, Diminut. das Stiftchen, 
Dberd. Stiftlein, ein Fleiner, kurzer, vorn zugefpigter Körper, 
ein Feiner Nagel obne Kopf. Der Dorn in einer. Schnalfe 
bie ehedem der Stift... Da ‚Stift, an einem Schnürbande, - 
im Oberdentfchen der Senfelftift. Bey den Schlöffern führen 
alle Fleine eiferne Dorne, andere Theile damit: zu befefligen, 
den Nabmen der Stifte oder Stefte. - Auch der Stumpf eis 
nes abaebrechenen Zahnes heißt deffen Stift, vermurhlich weit " 
er gemeiniglich oben eine Spige bat. Die Stifte (imeinigen Ger 
genden Stiftel) an einer Gans, die zarten noch in der Haut bes 
finslichen Kiele der Federn, in Dber- und Niederfachfen die 
Spielen. Ingleichen folche kleine zugefpigte Körper zum Zei» 
nen, Schreiben und Reißen. Der Schieferſtift oder Rechen 
ftift, ein Stift von Schieferſtein, auf einer Schiefertafel damit 
zu ſchreiben. Der Bleyſtift, ein Stift von+Wafferbiey. Der 
Rothſtift, oder beſſer Röthelſtift, von Röthel. Die Mahler 
baden zum Relßen Larbenſtifte, Kohlenſtifte, Kreidenſtifte 
n. ſ. f. 

Anm. In manchen gezierten Mundarten Steft, im Niedert 
Stift, Sticke, im Vohln. Sztyft. Cs har den Begriff der Spit- 
ge, und geböret zudem Hiederf. Stip, ein Punct, flippen, mit: 
etwasSpigigen berühren, ingleichen zu denoochdenſchen tupfen, 
Tüpfelu,f.f. Siehe Stiften. ı. 

Das Stift, des—es, plur. die—e, in wi gemeinen Sprechar- 
ten —er,. von dem Zeitworte ſtiften, in deffen zwenten Hauptber 
deutung, eine gefliftete Sache, ein gefliftetes Ding, wo es bee: 

Yas- fon» 


- 


„5 Su 


ſonders von einigen einzelnen Arten vorkoumt. Ein Bund, ein 
Bündniß, eine im Hochdeutſchen veraltere Bedeutung, welche nur 
noch in der Dentſchen Bibel vorfommt. Daher die Hütte des 
Stifts, oder. die Stiftshütte, und die Lade des Stifts,) welche 
etztere auch die Bumdegladegenannt wird, Ich will euch fegen 
auf den Bergdes Stifts, Ef. 14,14, Schaue Zion die Stadt 
unfers Stiftes! Kap. 33, 20; wo auf den BundGottes mit den 
:ältern Juden angefpielet wird, 2.* In einigen Oberdeutſchen Ge⸗ 
genden,5.B.in Baiern, iſt Seife nicht alein Zins, Erbzins,fondern 


auch Micthe, vermuthlich auch in der Bedeutungeines feften Ver⸗ 


trages, oder auch inder folgenden,eines beftimmten Geldes, Gu- 
‚ter, welche mitStift und Gülte unterworfen find. Eben daſelbſt 


der Stiftmann oder Innmann, ein Miethmann oder Häusler, wels, 


er auf Stift oder Mierhe wohnet, die Stiftzeir, die Miethzeit 


uff. 3. Ein zueinemgewiffen,befonders öffentlichen Gebrauche _ 


‚gefliftetes, d.i. auf eine beſtimmte, dauerhafte Art ausgeſetztes Ca⸗ 
pital, in welcher Bedeutung doch die Stiftung und in ein igen Ge⸗ 
genden das Geſtift üblicher ſind. Sin Stift machen, ein ſolches 
Capital zu einem gewiſſen Gebrauche auf alle fünftige Zeiten bes 
ſtimmen und verordnen. 4. In engerer und gewöhnlicherer Be- 
deutung. ift das Stift, ein veruritseift Eines folchen Capitals auf 
ewige ZRen zum gortesdienftfichen Gebrauche beftimmtes Ges 
bäude, mit allen dazu gehörigen Perfonen, Auftalten und Güter, 
Man wird eure Stifte vertilgen, Ezech. 6,6; wo von den Götzen⸗ 
tempeln die Rede iſt. Bethel iſt ses KZonigs Stift, Amos 7,13; 
das von dem Könige geſtiftete Heiligthuun. Kirchen, Klöſter, Ars 


menbäufer, Lazarethe, Canonicat- Kathedral- und Domfirchen, 


beißen mit. olen dazu gehörigen Anſtalteu, Perfonen und Grund» 
füden in der katholiſchen Kirche noch beft ändig Stifte oderStif- 
ter, welchen Rahmen fie auch unter deu Proteſtanten beybehalten 
haben, da denn,wenn das Wort Seift allein eher, derZufammen« 
bang entjcheiden muß, was für eine Art gemeiner fey: ein Stift 
oder Urmenfift, ein Hofpital; ein Stift oder Rrankenftift, ein 
Lazareth; einCanonicat: Stift, ein Domitift, Kathedral⸗Stift, 
eine Domkirche, mit allen dazu gehörigen Perfonen.und Gütern, 
ein Bisthum; ein ſochſtift oder Erzſtift, ein Erzbisthum. Da 
auch das ganze zu einer ſolchen Stiftung gehörige Gebieth nur 
ſchlechthin das Stift genannt wird, i 
Anm, Im Riederdeutfchen und auch einigen gemeinen Ober⸗ 


deusfchen Mundarten Sticht, Geſticht, im Schwed. Stift und 


-Stikt, (S. Stiften-3.) Der Befonders in der vierten Bedeutung 
{ehr gangbare Plural Stifter für Stifte,ift befonders den gemei⸗ 
nen Mundarten eigen, S. —er. x 


Stiften, verb. reg. act. welches in einer doppelten Hanptbedeus 


tung üblich if. 1. Mindem herrſchenden Begriffe der Spige. 
(1) * Stehen, oder mit einem fpigigen Werkzeuge ftoßen, berüh⸗ 
"ren, in welchem Verflande es doch im Hochdeutfchen veralter iſt. 
Berwandt find damit das Oberdeutſche ſtupfen, das Niederſ. ſtip⸗ 
pen und Stip, ein Punkt, und unfer-tupfen, tüpfeln und Tüpfel. 
Im Döecdeuiichen iſt Kiften und ſtifteln, mit Puncten verfehen. 
Gefifteltes Leder, Chagrin, Ein filbernes Gefäß ſtifteln oder 
fiften, welches unfere Öoldarbeiter punzellieren nennen, (2) Fis 
güclich, zu etwas reißen, eine nur no in dem zufammengefeßten 
anfiften übliche Bedeutung, (S. daſſelbe.) (3) Bon dem Haupt⸗ 
worte der Stift, iſt fiften mit einem oder mehrern Stiften verfes 
ben. ine Neſtel oder ein Schnurband ſtiften, einen Stift dar» 
an machen. ae 
2. Mit dem Begriff der Ausdehnung in die Höhe, ingleichen 
der Feftigfeit, der Dauer, , (1)* Bauen, ginelängfi veraltete Bes 


deutung,imwelcher diefes Wort ehedem nicht nur Kiften, fondern, 


mit der nicht ungewöhnlichen Berwechfelung dev Hauch⸗ und Bla⸗ 
felaute,in manchen Mundarten auch Richten lantete. (2) Zigürlich 


$ lm A ae al ns ea Kai ie ii 


‘ 


der Grund von dem Da s n eines Dinges auf alle Pünftige Seiten : 


ſeyn. (a) Im weiteften Berftande, wo es nur noch in einigen Fal⸗ 


re 


len üblich iſt. Un welchem Orte ih meines Nahmens Gedacht⸗ 


niß ſtiften werde, 2 Mof. 20,24. Sich einewiges Andenfen, ; 
ein gutes, ein ſchlechtes Andenken fliften. Das erſte Teſta⸗ 


ment ward nicht ohne Blut geſtiftet, Ebr. o, 18. Einen Seyer= 


tag, ein Seft ſtiften, es auf alle künftige Zeiten anordnen und 
einrichten. Ein Reich fiften, esgründen, fick die Unterthanen 


dazu erwerben und fammeln. Lin volk, ein Gefchlecht Hiften,. 


Einen Bottesdienfk, einen Örden, eine Stadt Hiften. Aber ein 
‚ Gefeg ſtiften u. ſ. f. find nicht mehr üblich. (6) In engerer Bes 
dentung ift fiften eine Anſtalt nicht nur anordnen und einrichten, 
ſondern auch zuderfelben Forıdauer die nöthigen Koſten auf eine 
danerdafte und bleibende Arc beftinimen und anweifen. Ein Klo— 


fier, einen Altar, eine Canonie at-Kirche, ein Bisehum, ein 
Armenhaus, ein Lazareth, eine: Univerflcät, eine Akademie, 
eine Schule, eine offentliche Jeyerlichleitkiften. Wo es denn 


auch wohl von dem dazu beftiminien und ausgefegten Vernrögen 


gebraucht wird, - Sein Vermögen zu einem Kloffer fliften, ein _ 


Capital zu einer Spende, zu einem Ylmofen fiften, beffimmen, 
ansjegen und auf alle folgende Zeiten niederlegen. Aber- von 


Perfonen , wie in der Deutfchen Bibel, Priefie, Wahrfager, 


Sänger fliften, iſt veraltet, a Be 
. 3. 3m weiteften Verſtande ift es oft bloß den Grundeines Din⸗ 
ges enthalten, denfelben den Urfprung, das Daſeyn geben, ſo daf 


der Begriff der Dauer und Feſtigkeit großen Theils verſchwindet, 9 


oft aber der Begriff der angkwandten Bemuhung dafür eintritt, 
Srieden zwifchen zwey flteitenden Parteyen fiften. Freund⸗ 


. Schaft mit einander fiften. Lin Bündniß fiften. Line Seivarh 


- zwifchen zwey Perfonen Riften. Aufruhr, Sader, Zanf, Uns ‘ 
heil, viel Bofes, nichts Gutes, viel Gutes fliften. Die irri⸗ 


gen Geifter fliften viel Bofes, Sir. 3a, 11, Ein großes Unz 


glüd ſtiften. Beinen Nutzen mit etwas, vielen Mugen ſtif⸗ 
ten. Aber Lügen itiften, Gir, 7,13, 
23,3 iſt ungewöhnlich, BP 


Daber die Stifrung, nicht allein von der Handlung bes Stife ; 


tens in der zweyten und.dristen Hauptbedentung, fondern auch 
als ein Coneretum von einer jeden geftifteten Sache, Anftalt oder 
Gebäude. So find geffiftete Feyertage, Armenhäufer, Kloͤſter 
u. ſ. f. Stiftungen. Es wird bier auch in weiterer Bedeutung von 
einer jeden auf alle folgende Zeiten verordneten Anſtalt und den 
dazu ausgefesten Einfünftengebraucht, wo das Wort Stife nicht 
gewöhnlich ift, ig A ’ EN 
Anm. Indem alten Gedichte auf den heil. uno if liphten, 


bauen, verfertigen, Griech. reuxgew, im Iſidor fiftan, gründen, 


im Schwed. fifta, fiften, im Angelf. ftigtan. So wie in der ers 


fen Hauptbedeutung die Spige der hert ſchende Begriff if - 


es in den zwey folgenden der verwandte Begriff der Ausdehnung 
in die Höhe und der Fefligkeit, fo daß diefes Wort als ein Vers 
wandter von Stab, ſteif, fHopfen,.n. ſ. f. angefrhen werden muß, . 


‘ı Die Endfplbe —ten dentet auf ein Intenfioum,daher das eigent« 


liche aber fängft veraltete Stamnıwort flifen, fietfen gebeißen 
haben muß, Unter den veralteten Bedeutungen verdienet befons 


+ ders Eine angemerfet zu werden, da es in den Monſeeiſchen Gloſ⸗ 


fen auch für ernähren, und in dem alten Augsburgifchen Stadte. 
vechte für lohnen, den Lohn geben, ingleichen auch für prrmierhen, 
verpachten, gegen Sins, Miethe oder Pacht austhun bedeuten, 
"welches mitin die zweyte heutige Hauptbedeutung einſchlãgt. S. 


auch das Stife u, . ; 


„ Der Stifter, des—s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Stif: 


terinn, eine Perfon, welche etwas fifiet, in der zwenten.und drit⸗ 
ten Bedeutung des Zeitwortes, - Der Sriedensflifter, Eheſtiſter, 
 Umz 


N 


Irrth ümer füiften, Rap. 









ü 
J 
4 





— 


————— der — Kloſters/ einer utadenie, 
‚eines Bis thumes u. ſ. f. 

Dir flehe der forgenvolle Greis, 

O Stifter der Geſchlechter, NRaml. 


Na ch, adj. et adv. ein beſonders in den Rangelleyen üökicjes 


Wort, einem Sfifte gehörig. Die ſtiftiſchen Unterthanen, die 
‚Unserthanen eines Stiftes, d. i. eines Bisthumes. Diefiftifchen 
Lande. Stiftlich würde anftändiger und edler ſeyn, ob es gleich 
"nicht gangbar iſt. S. —Iſch. 

Das Stiftsamt, des —es, plur. bie —ämter, ein einem Stifte 
gehöriges Kammeramt. ‚Ingleichen ein foldes Kammeramt, wel⸗ 
‚ches aus den Gütern eines ebemahligen Stiftes, d. i. Kloſters 
oder Bisthumes errichtet worden, in welcher letztern Bedeutung 
es befonders in einigen proseftantifchen Gegenden üblich * Da⸗ 

her der Stiftsamtmann. 

Der Stiftobrief, des—es, plur, die —e, von Brief, eine Ur⸗ 
ande, Urkunden, welche einem Stifte gehören, defjen Gerechtſa⸗ 
me, Güter und Angelegenbeiten betreffend. Aber Seiftungebrief 
ift eine Urkunde, worin etwas geſtiftet wird. 

‚ Die Scifteftau, plur. die —en, die Frauen oder ordentlichen 
Glieder eines weiblichen Canonicat » Stiftes, welche bey vorneh- 
men Stiftern diefer Art auch wohl Stiftsdamen genannt wer« 
den; die Canoniſſinn. Stiftsfräulein hingegen find junge ades 
lige Frauenziminer, welche in einem evaugelifchen Stifte bis zu 
ihrer Verforgung erzogen werden, Auch in den katholiſchen ade» 
ligen Ronnenflöfiern werden die Nonnen mit einem anſtändigern 
Yusdrude Stiftsfrauen, fo wie in den bürgerlichen Stiftsjung- 
fern senannt. : 

Der Stiftsherr, des —en, plur. die—en, das Mitglied eines 
adeligen Canonicat- Stiftes; dev. Canpnicus,, bey Domftifiern, 
der Domherr. 
vornehme Stifter einer Stiftung oder eines Stiftes. 

Die Stiftshütte, plur. die —n, ben den Altern Juden, ein be⸗ 
wegliches Gebände oder Bezeit, welches vor Erbauung des Zein- 
pels die Stelle eines gottesdienfilichen Gebäudes abi die 
zůtte des Stifts. S. das Stift. 

Die Stiftejungfer, plur. die —n, ein anfländiger Ausdeud für 
Sonne, ein Mitglied eines Ronnenkloſters. 

Der Stiftskanzler, des —s, plur. ut nom, fing. ©, Stifts: 
vegierung, 


Die Stiftafiche, plur. die —n, die Rice eines Stiftes, d.i. . 


eine Collegiat⸗ Kicche ; zum Unterſchiede von einer biſchöf lichen 
oder Cathedral⸗ Kirche, welche die Domkirche genannt wird. 

Stiftsmäßig, adj. et adv, fähig in ein adeligesStift aufgenom⸗ 
men zu werden, d. i. 26. oder 32 Apuen haben), Dahrr.die 
Stiftsmaßigkeit. 

. Det Stiftsprediger, des —s, plur, ut nom. ſing. der Predi⸗ 
ger: an, oder in einem Stifte, befonders an einem ehemãhligen 
Collegiat⸗ Stifte. 

Die Stiftsregierung, plur. die —en, in verſchiedenen protc» 
ſtautiſchen Ländern, eine Regierung, d. i. ein Collegium von Re⸗ 
gierungsrãthen, indem einem ebemabligen Collegiat⸗ oder Dom⸗ 
ſtifte zehörigenLandesbezirle, — * alsdaun der Stifts⸗ 
kanzler genannt wird. 

Der Stiftsſtand, des —es, plur, Base, Landesftände, 
in dem einem Stifte oder Bisthume gehörigen Landesbezirke, wel⸗ 
che ib aufden Stiftstagen ver ſammeln, und in einigen Provinz. 
gen, 5.8. in dem Stifte Merſeburg, ihren eigenen Suiſa⸗ Direetor 
haben. 


Die Stifteftdt, plurssie Nadte einr Stadt, wege zu einem 


Stifte oder Bisthunie gehöret. 
Der Stiftstag, des —ee, ch die —e, ‚S, Stiftsfand, 


> 


Bey einigen auch, obgleich nicht fo Häufig, der ; 


ver 


Die Stiftung, plur. die —en, ‚©. Stiften, am Cube 
Der Stiftungebrief,S. — Wr 
Der Stil, S. Styl. 


Das Stilett, des —es, plur.sie—e, aus dem Fat. Stiletto, 


unddießvon Stylus, einen Dolch zu — ein kleines Ge⸗ 
mehr zum Stechen. 


Still, — —eſte, oder auch Stifte, mit dem eeuphonieo, Lt, 
—fte, adj, etadv. ein Wort, welches eine Abweſenheit fo wohl 
der Bewegung, als des Lautes, des Geräuſches bezeichnet, 
1, Eigentlich, (1) In Abſicht auf die Bewegung, Feine Bewegung 
babend, wo es im ſchãrfſten Verſtande nur alsein Rebenwort übe 

lich iſt, und zwar nur mit folchen Zeitwörtern, welche ohnehür ei» 
uen Stand der Ruhe bezeichnen. Stille ſtehen. Die Sonne fand 
ſtille, Joſ.no, 12. Stille figen, liegen, halten. Mit einem Wa= 
gen,mit dem Pferde ftille halten. Einem ftille halten, ſich un⸗ 

ter deffen Händen nicht bewegen. Im Selde ſtille liegen, von Ar⸗ 
meen, im Gegenfage des Marfchierens. Stille eben, auch 
figürlih, Meine Betrachtung fand bey dem Werfen ftill, wel⸗ 
ces wir die. Seele nennen, verweilete bep demfelben,; um ihe 
nachzudenfen. Aber, bier fiehet mein verſtand ſtille, ift fo viel, 
dos iſt mir unbegreiflich, unergründlich. Jugleichen einer großen, 
heftigen Bewegung beraubt, wo es auch als ein Beywort gebraucht 
wird, aber doch nur in einigen Fällen üblich ift. Das ſtille Meer, 
die Südfee, weil auf derfelben unter gewiffen Breiten die Stürme 
nicht ſo häufig find, als aufandern Meeren, Das leer ward 
ſtill (tılle), Jonsı, 12. 
oder haben tiefe Gründe, von der äußern Stille und Gelaffenheit 
iſt nicht. alle Mahl auf eben diejelde innere Beſchaffenheit zu ſchlie⸗ 
ßen. Wie rein nahm da mein Gemüth jeden frommen Eindruck 
auf, wie ein ſtiller Ser das Bild des reinen Mondes! Hermes, 
Die fille Auft, welche von feinem Winde bewegt wird; bey Hill: 
lem Wetter. Es iſt Windſtille, es gehet kein Bin. 


(2) In Abficht des Lautes, alles Lautes oder Tones beraubt. 
Stille ſchweigen, nicht reden, wo das Mittelwort ſtillſchweigend 
auch als Ein Wort geſchrieben wird, (S. auch das Stillſchwei⸗ 
gen.) Stille ſeyn, keinen Laut von ſich hören laſſen. Warum biß 


373 


du nun ſo ſtille? Alles um mich ber it ſtille. Wir wollen nicht 


reden, ich will ſo ſtille ſeyn als das Grab. 
ſchweigen, nichts davon ſagen. 


Allein ich ſchwieg doch bald von ihren Seblern ſtill, Gell. 
Zu etwas ſtille ſchweigen, nichts dazu ſagen, ingleichen es nicht 
tadelu, nicht ahnden. Stille! eine gewöhnliche Juterjection, 
Stille oder Stillſchweigen zu gebiethen. Stille! er mochte es 
ſonſt horen. Jugleichen alsein Beywort, alles Lauter, Grräus 
ſches von außen beraubt. Lin ſtilles Geberh,weldesnicht durch 
hörbare Worte geſchiehet. Gewiß ging dein zitternder Fuß aus 
der Hütte hervor, im ſtillen Gebethe den Abend zu feyern, 
Geßn. So auch eine ſtille Liebe, eine ſtille Freude, ein ſtilles 
Grammf.f. Leidenſchaften, welche ſich nicht durch Worte und 
Geräufh äußern, Und der Sohn ſahe lange mit ſtiller Freude 
auf den frommen Vater herunter, Geßn. Wir fühlen ung bei 
ruhigt, und mit einem flillen-Beyfalle des Serzens belohnt, 
wenn wir andrer Glück befsrderr haben, Gel. Such deine 
Luft in fiıllern $reuden, ebenderf.. Ein ſtiller Gram war auf 
ihrem Geſichte verbreitet, Sornenf, in fliler Abend, eine 
fille acht, ein Killer Wald u,ff. wo fein Laut, ein Geräuſch 
gehöret wird, . Ihr iıllen Wälder ! Bey fliller acht. Oft bee 
ſucht die Mufe bemooste Hütten, um bieder Landmann fille 
Schatten pflanzer, Geßzn. Bey flillem Abend harte Myrtill 
noch den mondbeglänzten Sumpf beſucht, eben derſ. 

Aa3 


Don etwas ſtille 


Unt 


* 


Stille Waffer find tief, geimden tief, ° 


x 


* 





39 a 





er 


wo es wiirde ausfommen bey dem Landpflegen, wollen wir ibn 






ind warum ſtoh der Heldiegt ftillen Sinnen 16. Sichi in der Stifte trauen Taten. Eine Leiche in der Stiche 
Und wählte für den Streit des Ghlbaums trage Ruhr grabenlaffen. 
Weiße, Anm. Schon bey dem Kero, * es auch für Stillſchweigen 
Ferner, ſtarken Laut, ohne vieles Gerãuſch. Stille geben, gebraucht, Stille, * andern Eudſylben im Niederſ. Stillte 
ſprechen, reden, fingen, beſſer leiſe. Bin fiilles Saufen, im Angelf, Stillida, bey dem Ottfried Stillnils, im Tatian 8 
Köon. 19, 22, einfanftes, Die ſtille Hefe, in der Römifchen Stiltenelle. Im mitileen Lat. iftEftillus, der Schlaf. 
Kirche, oder die Stillmeſſe, welche ohne Muſik gelefen wird, Stillen, verbreg. act. ſtille machen, wo es doch nur in einigen 
Der ſtille greytag, der Charfreytag, die ſtille Woche, die Char⸗ eingeſchränkten Bedeutungen des Wortes ſtille gebraucht wird, £ 
woche, weilmanfich zu diefer Zeit aller ranfchenden Luſtbarkeiten 1, Eigentlid, (1) In Abficht der Bewegung, die Bewegung beme 1 
enthält, dieſe Zeit in abgeſchiedener Stille feyert. Zuweilen wird men, wo manes nur in ver R. A. gebraucht; das Blur fillen, R 
"auch das Neutrum, doch nur mit den Vorworte in, als ein Haupt⸗ den Fluß des Blutes hemmen, wofür man in einigen Gegenden ke 
wort gebraucht; ;im Stillen, fürin der. Stile, ohne äußeres Ge⸗ auch ftellen fagt, welches letztere auch im Dberdeusfchen von ans ö 
rãuſch. Er harmte ſich darüber im Stillen. dern Artender Hemmung der Bewegung üblich ift, (S. daſſelbe); 1 
2. Figürlich, fo wohl in NücfichtderBewegung als deskautes; "woraus zugleich die Verwandtſchaft nicht nur mit ftellen, ſondern F 
6) Ein file Menſch, ein eingezogener, ſitt ſamer, gelaffener auch mit eben erhellet. Die Stillung des Blutes. T mr y 
Meuſch, der wenig Geräuſch macht, auch von heftigen Leidens - bluatfirltualti, das Blut wurde geftillt, fagt ſchon Ottfried, und 
ſchaften frey zu ſeyn ſcheinet. Lin ſtilles Gemüth. Ein filler gleich darauf, tar abſtult brunno thes bluates, da hörete 
Ort, wo wenig Geräufch iſt. Es iſt hier ſehr ſtille, man höret Fluß des Blues auf; wo es als ein Neutrum, für ſtille fiehen, — 
Bier wenig Gerãuſch. Ein ſtilles Leben führen, ein eingezogenes; inne halten, gebraucht wird. To aluæx geArew, fagten ſchon die 
in der Stille leben, Ein Schäfer in feinem ſtillen Sirtenftande, Griechen. (2) In Ab ſicht des Lautes, des Tones, wo esimeie 
Bel. (2) Ruhig. Stille leben. Das ſtille Alter, Den ſtil⸗ gentlichſten Verſtaude im Hochdentfehen wenig gewöhnlich iſt; 
len Sabbath der Ewigkeit feyern. Ein ſtilles volk, Richt. 13, aber in einigen Oberdeutſchen Gegenden ſagt man noch, einen 
27. Die Stillen im Lande, Pf. 35, 20. (3) Es if ganz Plauderer, einenSchwäger flillen, ibn zum Still ſchweigen brin⸗ F 
ſtille davon, man höret nichts davon, es wird nichts davon ges gen, ihn ſchweigen heißen, Auch Matıh, 28; 14 heißt es neh: 4 
BE 


fprochen. Vorher ſprach man viel davon, aber jegt wird es 
wieder flille, 

Anm. Schon bey dem Kero und Otfried Rill, im Nieder» Ans 
gelf. und Engl. gleichfalls Kill, im Schwed. Rilla, im Niederſ. 
als ein Nebenwort auch ſtillken, im Augelſ. ftillice- Es ahmet 
durch feinen Laut eigentlich eine Leife fanfte Bewegungnad , und 
if der Form nach ein Intenfivum, voneinem veralteten Stamm⸗ 
worte, zu weichem auch unfer fehlen zu gehören fcheinet. In eie 
nem hohen Grade ſtille druckt man im gemeinen Leben durch mau 
ſeſtill und ſtockſtill aus. Die härtern Mundarten ſchreiben und 


Sprechen diefes Wort gemeiniglich ſtill; allein die ſanftere Hochdeut ⸗ 
ge Fann bier dag e euphonicum nid füglich entbehren, Für ſtille 


tim Oberdeutfchen auch hoſch, und im Dfterreihifchen taſtg 
üblich, welches letztere augeaſcheinlich mit dem Lat tacere ver⸗ 
wandt iſt. 
Die Stille, plur. car. das Abffnaetum des vorigen Wortes, den 
Zıntand, da es ſtille iſt, in allen vorigen Bedeutungen, hefonderg 
jo fer» frill eine Abwe ſenhrit des Lautes und Geräufches bezeich- 
net, da es denn auch ſehr häufig figürlich die Abweſenheit lärmen⸗ 
dcr und unruhiger Öefhäfte, heftiger Begierden n.f.f. bezrich⸗ 
net. Die Stille des Meeres. Die Windftille. Die Stille der 
Lischt, der Wälder, der Luft: Es herrſchet hier eine große: 
Stille. Einfhwarses Gewitter fiirg fernber auf, ängitliche 
Stille war in. den Wipfeln der Bäume, Gefn. Die Stille 
Ser Nacht und der Kinfamfeit fin) Syeundinnen der Schmer: 
zen, Weiße, Wir leben jegt in einer ruhigen Stille. In 
.  werborgener Stille, bereitet die Warur die Beime ihrer Ge: 

ſcepfe, Sommenf.. Sie wiſſen, daß. mir eine: glüdliche 
Stille. weit. vorzüglicher if, als alles Geräufh, Weiße, ©, 
die Stille der. Seele, wie allgewaltig: verter fie in. allen Ger 
fahren! Die Stille dev. Leidenſchaften. Dieß iſt die Stille 


ſtillen. 
2. Figürlich, eine in ſigürlichem Verflandei in — be⸗ 


{ 


griffene Sache hemmen, ihrer Bewegung ein Ende machen, we 


doch in manchen Fällen auch.der Begriff des Lautes, des Geräus 
ſches mit einteitt, (2) Überhaupt, wo es gleichfalls nur in einigen 
Fällen gangbar if, - Da machte ſich der Rönig eilends auf, 


daß erden Aufruhr fillere, 2 Diacc. 4,31. Daß ich das Mur⸗ ; 


ven der Rinder Iſrael ſtille, a Moſ. 17,5. Sie fiilleren Faum- 
das volk, daß fie ihnen nicht epferten, Apoftelg. 14, i8. Er 


. fiillere das Ungewitter, daß fih die Wellen legten, P. 107, 


29: Die Gläubiger fillen, fie zum Stilfrdeigen oder zum 
Stilfigen bringen. Die Schmerzen flillen, aufhören machen, 
Die biblifchen Ausdrüde Hingegen, den Jorn flillen, dend ank, den 
Hader ſtillen. Hachlaffen ſtillet groß Unglück, Pred. 10, 4, 
find wenig mehr gebräuchlich, aber noch weniger, dieSeele ſtillen, 


Pf. 131, 2, fie ruhig machen. Das Gerz fillen, ı-%ob, 3, 19. 
(0) Von Begierden, fie 


(2) In einigen engern Bedeutungen. 


durch Befriedigung aufhören machen. , Seinen Durſt, feinen 


Bunger flillen, ihnen durch Speife und Trank ein Ende machen. 


So auch , die Begierde, die Brunft, feine Weugier, jemandes. 
Verlangen fillen. () Ein Rind fiillen, von faugenden Kindern, 


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ihm die Beuſt veichen, eigentlich deſſen Durſt fien , daher eine ? 


-Säugamme, zuweilen eine Stillamme genannt wird, Aber ein 
fiillendes Rind, füreinnod) ſaugendes, noch nicht von der Bruſt Y 


entwöhntes Kind, ift wider die Natur der meiften Mittelwörter anf: 


„—end, db es gleich im gemeinen Leben felbft Oberfachfens fehr 


häufig iſt. S. auch die Stillung und das Stillen, 


Anm. Bey dem Ottfrird geltillan, im Schwed. Rilla, im. “ 


Angel, iyllan. ©, Still, Stell und DEBN, a8 welchem leßs. 
tern es gleichfalls verwandt iſt. 


ENTE ee er —— 





Stillgedackt/ im Orgelbaue, S. Gedackt. 

Das Stilllager, des—s, plur. die —läger, der Ort, wo ein 
Kriegesheer eine Zeit lang ſtille lieget. x 

Das Stillfehweitgen, des—s, plur, car. von der R 4. fie RN 


2:8. Grabes! 
Oft denft, wenn wir der Stille pflegen, 
Das Herz im Stillen tugendhaft, Gell. 
Du biſt der Demut) Ebenbild,. 


Die in der Stille wohnt, Weiße; 
In der Stille, ohne vieles Geräuſch. In der Stille, in aller 
Stille davon geben Laſſen fie es: in der Stille abboblen, 


ſchweigen übergeben, Das Still ſchweigen brechen, anfangen 
| ; zu 


ſchweigen, die Handlung, da man ſtille ſchweiget, nicht fpricht, - 
Eintiefeg Stillfchweigen beobachten. Ic willes mit Still: 


u u ach ern ar 








u 


— — das Mittelwort — ——— wich gern als@in 
Wort gebraucht,auf welche Art viele auch Killhaltend,fHillfigend, 
— uff. fhreiben,odgfeich bloße Rebenwörter nicht gern 

mit Beitwörtern Zufammenfegungen machen, einige wenige aus- 


“ —— welche diefes Vorrecht ſchon ſeit langer Zeit herge⸗ 


bracht haben. Etwas ſtill ſchweigend gut heißen, durch unter⸗ 
laſſene Bezeigung feines Mißfallens. Ein ſtillſchweigender Con⸗ 
traet, figürlich wo die Einwilligung nicht ausdrücklich durch 
Worte angedeutet worden, fondern aus andern Zeichen zu ſchlie · 
Ben ift. Übrigens ift Hill in diefem Worte, fo wie in der Nedensart 
file ſchweigen, nur um des mehrern Rachdruckes willen da, ins 
dein ſchweigen den Begriffdes ſtille (don in fich fehlieger. von 
file Liegen, ſtille figen wf.f. gilt dieſes nicht, weil ſtille bier 
feine eigene Bedeutung hat. . i 


‘Der Stillftand, des—es, plar. inuf: die Handlung, der Zuſt and, 


ER: 
Ei: 
8 


inne hält, ihren Fortgang auf eine Zeitlang unterbricht. 


da man ſtille ſtehet - 1, Im eigentlichſten Verſtande. Der 
Stillſtand der Sonne, des Mondes, Der Stillſtand eines 
Planeten, in der Aſtronomie, wenn er einige Tage einerley Länge 
und Breite behältund alfo ſtille zu ſtehen feheinet. 2. Figürlich. 
() Der Zuftend, damen in einer Bewegung, in einer Wirkung 
Einen 
Stillſtand machen. Die Brankheit machte einen Stillſtand. 
E) In engerer Bedeutung if dev Stillſtand oder Waffenttill- 
ftand, die Handlung, da zwifchen ziwen Friegführenden Heeren mit 


den Feindfeligkeiten aufeine Zeit lang inne gehalten wird. Einen 


Stillſtand machen, Schließen. Ehedem der Srietfag. 


Die Stimme, plur, die —n, Diminutivum, welches nur in der _ 


vertcaulichen Sprechart won einer ſchwachen, feinen und angeneh- 
men Stimme üblich if, das Stimmchen, Oberd. Stimmlein, 


der Laut, welchen organiſche Geſchöpfe durch dieLuftröhre von ſich 


* 


geben, lautbar oder hörbar gemachter Athem. 


Im weiteſten Verſtande. Die meiſten Sifche haben Peine 
Stimme, weil die wenigſten eine Lunge haben, welche, zur Stim- 


me unentbehrlich ift. Die Stimme des Löwen, ber Vögel des 


— bare Stimme. 


3 


Himmels, inder Deutfehen Bibel,  Der-Löwehateinefurcht: 
Ein Efel wollt’ — auf öffentlichen Gaffen, 
_ Sein lieblich Stimmchen hören laffen, Eichtw. 
Ehen derfelbe faat von einem Gimpel: ? 
Sein Stimmchen machte fchlechten Staat. 


* Figüielich leget man auch wohl leblofen Dingen, die durch das 


* 


Gehör empfunden werden, in der dichteriſchen Schreibart eine 
® Stimme ben. 
bel. 


Die Stimme des Donners, in der Deutſchen Bir 
Die fchrekende Stimme des Donners fchweigt, Geßn. 
Die Stimme des Getiimmels, einer —— der Trompete, 
der Pfeifen und ſarfen u. fe f. für Laut, Schall, Klang, 
* Taf ſich nur in der dichterifchen Schreibart nachahmen. 
—So ruft die Glode bereits mit ſilberner Stimme ı 
Zu Sem ländlichen Tiſch, Zadar. 
‘2, In engerer Bedentung, die menfchliche Stimme, mo diefes 


h ort eigentlich den durch die organifchen Sprachwerkzeuge höre 


bar gemachten Athem bezeichnet, ber zur Spree wird, menn die - 


Stimme und die einzelnen Laute, die fie umfaffet, Seichen der Em⸗ 
- pfindungen und Gedanken werden, 


6) Eigentlich, Kine grobe, eine feine, eine Plate Stim: 


me haben. Er-fagte mir lauter Stimme, "Seine Stimme 
“erheben, ſinken laſſen. Seine Stimme hören Taffen. Die 
" Stimme verändern. 
miehrmahls gebraucht wird, z. B. Gott erhöre meine Stimme, 
würde es ſich allenfalls noch in der — Schreibart ge- 
Brasıpen laſſen. 


Für Rede, wie es in der Deutſchen Bibel 


. OU, 382 

* An engerer Bedeutung, bedeutet es in der Mußt 
(a) Die Befchaffenheit der Stimme, fo fern fie fih zum Geſaug 
ſchickt. Line gute Stimme haben, «Beine Stimme haben 
Feine zum Öefange taugliche Stimme, Stimme zum Singen ba: 
ben. Die Stimme verlieren. Hier wird der Plural nur, von 
mehrern Arten gebraucht. (6) Die Artender Stimme in An⸗ 
fehung der Tiefe und Höhe heißen in dee Muſik gleichfalls Stim⸗ 
men, Die Difcant: Stimme, Alt = Stimme, Tenor = Stimme, 
Baf- Stimme. Line Stimmefingen. Da denn auch die für 
jede Stimme gefhriebene Noten die Stimme genannt werden, 
In weiterm Verſtande heißen auch die für jedes mufifalifche In⸗ 

ſtrument geſchriebenen Noten Stimmen. Die Diplin= Stimme, 
die Noten für die Violine. ; 

(3) Figürlich. (a) Ju der höhern und dichterifchen Schreib- 
art iſt die Stimme die Wirkung eines lebloſen Dinges auf das 
Erkenntniß⸗ und Begehrungsvermögen. Die Stimme der Natur 
bie Überzeugung, welche durch den Zuſammenhaulg der natürlichen 
Dinge in uns gewirket wird, In einem andern Verſtande iſt die 
Stimme der Natur, der natürliche Trieb. Das große Intereſſe 
des Menſchen Liegt alſo darin, daß er dieſer Stimme der Na⸗ 
tur, die ihn zum Schönen, sum Guten hinruft, gehorſam 
werde, Sulz. In fo weit wir bloß diefer Stimme der Natur, 
die unfre Herzen einander zuführen will, folgen, info weitik 
es noch Feine Tugend, Geh. Die Stimme des Blutes, bie 
Empfindung, welche aus der nahen Verwandtſchaft entfpringet. 
Man hoͤre bey-feiner achtfamen Wahl zuerſt auf die Stimme 
des Herzens, Gel. (6) Die duch Worte oder Zeichen ausge⸗ 
druckte Meinung in der Berathfchlagung mehrerer. Sechs Stim⸗ 
menwaren für, und fechs wider die Sache. Die Stimmen 

- fanmeln. Die meiften Stimmen gelten. Wo esinengerer Be» 
deutung auch die beyfallende, bejahende Stimme diefer Art bedeus 
tet, Er hatte alle Stimmen. : Seine Stimme zu etwas ger 
ben. (c) Das Hecht, in der Berathſchlagung mebrerer, feine 
Stimme zugeben, d. i. feine Meinung, frin Urteil zu fagen, 
das Stimmrecht, ohne Plural. Sig und Stimme im Rarbe, 
in einem Eolfegio , im Bapitel u. f. fi. haben. Jeman⸗ 
den feine Stimme nehmen, (d) An verſchiedenen mufifalifchen - 
Anfteumenten iſt die Stimme ein Theil, welcher den Klang oder 
Tondes Werkzeuges beſticumet. So iſt es ein aufgerichtetes Hölz« 
cher in den Beigen, welches den Reſonanz⸗ Boden in die Höhe häk, 
An den Pauken wird der Trichter über dem runden Loche an dem 
Paukenkeſſel, fo wohl das Schalltud, als die Stimme genanıt, - 

Anm. Schon im dor und bey dem Kers Stimma, im Tas 

tian Stemmi, bey dem Notker oßne Zifchlaut Timmo, im Ries 

derf. Stemme, im Schwed. Stämma, im Angelf. Stemn, und 

mit-andermobgleich verwandten Endlanten im Angelf. Stefen, bey 

Ulphilas Stibna ‚nd im Lappländ. Stiubne, (S.Staben] Das 

Griech. gone, welchesunter andern auch die Stimme bedeniet, ift 
nahe damirverwandt. S. das folgende, 

Stimmen, verb. reg. welches eine doppelte Hautbedeutung hat, 
und zugleich i in doppelter Gattung üblich iſt. 

1, Als cin unmittelbarer Verwandter von dem vorigen Stimme, 

1. As ein Neutrum mit dem Hülfswortehaben. 

(1) Eine Stimme und in weiterer Bedeutungeinen Ton 
von fich geben, mo esim eigentlichen Verftande von mufifalifchen 
Stimmen am üblichften ift, doch fo, daß es fo wohlvon der Sin- 

geſtimme, als auch von dem Klange mufifalifcher Inſtrumente ges 
braucht wird. (ar &igentlih. Zwey Inſtrumente ſtimmen zu⸗ 
ſammen, wenn fie beyde das gehörige Verhältniß des Toges oder 
Klanges haben, wofür man auch nur ſchlechthin faat, fie ſimmen. 
Die Violine ſtimmt nicht zur Trompete, Das Clavier flimmt 
vein, wenn alle Saiten die verhältnigmäfige Tonhöhr haben, In 

den 





333 Sti 


den Eon ſtimmen ihre Klagen, Seufser und Winfche, Herd. 
Siehe auch Anftiimmen, Einffimmen und Beyſtimmen, wels 
ches letztere doch nur non der Stimme des Redenden üblich iſt.) 
46) Figürlich iſt zuſammen kimmen und überein ſtimmen einer⸗ 
fen Inhalt, einerlcy Meinung, und in weiterm Verſtande auch 
‚as gehörige Verhältniß gegen einander haben, überein Fommen. 
Ihr Zeugniß ſtimmete nicht überein, Marc. 14,56, Menſchen, 
die in ihren Meinungen, Neigungen und guten Abſtchten mie 
einander übereinftimmen und überein zu ſtimmen fuchen, Bi. 
Im Ganıen ſtimmen bie Theile nicht gehörig überein, haben 
nicht das gehörige Verhältniß. Der Ausgang immer nicht mie 
meiner Erwartung uberem, ift ihm nicht gemäß. In der 
menfchlichen Seele ſtimmet alles zu weifen Abſtchten zufam= 
men, Gel, Wo das Nebentvort auch wohl ausgelaſſen wird. Wie 
Aimmet Chriſtus mir Belial? 2 Cor. 6, 14. Mutter und Toch⸗ 
4er fimmen nicht fo vechr, find nicht fo recht einig. Diefe Derge: 
bungen dimmen nicht zu der heiligen Miene, dicer ſich gibt, 
ſchicken ſich nicht dazu. Nach einer noch weiten Figur ſcheint 
Svpitz es auchfür gefallen zu gebrauchen, in welchem Verſtaude 
#3 aber im Hochdeutſchen fremd iſt: - n 
Wahr ifis, daß alles Ding nicht allen Menfchen ſtimmt, 
Das 8ochmuth dieß fin das, und das für jenes nimmt. 

2) Bon Stimme, Meinung, Urtheil unter mebrern, iſt 
#immen, diefe Meinung von ſich geben. Sur eine Sache, wis 
der diefelbe ſtimmen. über etwas ſtimmen, die Stimmen darüs 
ber geben. Wir haben noch nicht gefiimmt. Siehe auch Beya 
flimmen. 

Als ein Activum, wird ein muſikaliſches Inftrument ge⸗ 
ſtimmt, wenn man demſelben oder den einzelnen Theilen deſſelben 
die verbältnigmäßige Höhe oder Tiefe des Tones gibt. Ein Cla⸗ 
vier, eine Dioline, eine Orgel fimmen. Lin Inſtrument um 
einen Ton höher fimmen. Ingleichen figürlich. Zarmoniſche 
Empfindungen gleich geſtimmter Seelen, Dufd. ‘Seinen ver⸗ 
Hand ſtets nach der Anleitung anderer ſtimmen, heiße fein Ei⸗ 
genthum verlaffen, um betteln 3u können, Gel, Wir bewun⸗ 
dern die treffliche Anlage diefes Mädchens; fe ſtimmte ſich 
mit ungemeiner Richtigkeit auf jeden Ton, Herm.- Erik im⸗ 
mer auf den prablbaften Ton geftimmt. Jemanden finmen, 
ähm unter der Hand eingeben, angeben, wie er urtheilen und han⸗ 
deln ſoll. Er iſt ſchon geſtimme, et hat ſchon geheime Anweifung 
erhalten. Wo es aber auch eine Figur der folgenden Bedeutung 
feyn kann we 
II. Mit dem herrſchenden Nebendegriffefo wohl der Spitze als 
auch der Feſtigkeit und Dauer, iſt es als ein Activum nur noch in 
verſchiedenen figürlichen Bedeutungen in dem zuſammen geſetzten 
Seffimmen üblich, welches fo wohl bedeutet, die Merlmahle einer 
Sche genau angeben, als auch, feſt ſetzen, eutſchließen u. ſ. f« 
SEhedem war. das einfache ftimmen in eben dieſem Verſtande gang⸗ 
bar. Stimme mir, wenn ich für dich bitten fol, = Mof. 8, 9 


Und Rimmeten einen Tag, da die beyde zu Haufe Fommien föll« - 


sen, 2 Mace. 14, 21, Alfes für beſtimmen. 

So anch die Stimmung. 

nm. "Ander erften Hauptbedeutung iſt es ohne Zweifel eine 
Dnomatopsie der Stimme felbft, der Form nach aber ein Intenfis 
vum von einem veralteten ftimen, wohin auch daskat.aeflimare, 
and obnegifchlaut das alte Gothiſche domjan,nrtheilen,richten, 
mi ff. zu gehören feinen. Die zweyte Hanptbedeutungift wohl 
Feine Figur der erſten, fordern eine eigene, obgleich am Ende 
gleichfalls verwandte Bedeutung. Die meiften Wörter,welche ur⸗ 
ſor inglich einen Laut bezeichnen, bedeuten nach fehr gewöhnlichen 
Figuren auch verfchiedereNzten derBewegungen, Richtungen und 
Sörpermafen, die mit ſolchem Laute verbunden ſind. Stim Ir 


— U AI a es a a hi: 


deutet daher in Stimulus, und ohne Ziſchlaut in Temo, din in 
die Länge ausgedehntes Ding, in Stamm, deßgleichen mit dem 
Begriffe der Feftigkeit, der Diaffen.f.f. Stimmen in Beftim: 
men,die Merkmahle eines Dinges anzrigen ſcheinet eigentlich eine 
Figur des Stechens, in der Bedeutung des Feftfegens aber ein 
Bild von Stamm zu feyn. Aufeben diefelde Art heißt die Stims 
me im Gothifchen Stibna,im Angelf. Stefen,im Lappländiſchen : 
Stiubne, welches zu unferm Stab, Stift, Srupfenu.f.f.geböre. 
Der Stimmer, des —s, plur.utnom, fing. 1.Eine männliche 
Prrfon,welde ſtimmt, doch nur Diejeyige, welche die mufitalifchen E 
Werkzeuge flimmt. 2,An verſchiedenen muſikaliſchen Inftru 
menten, ein Theil oder Werkzeug, diefelben damit zu flimmen. = 
Der Stimmbammer,des—s, plur. die —hämmer,ein Werks, 
zeug in Geſtalt eines Hammers, ein Elavier nnd ähnliche Saiten» -⸗ 
Jnſtrumente damit zu ſtimmen —— * —— 
Stimmig, adj. et adv. Stimme habend, ein nur in den Zuſam⸗ 
menfegungen einftimmig, einhällig, vollkimmig, dreyfiimmig, | 





‚vierftimmig uf. f. übliches Beywort, A 2 
Die Stimmpfeife, plur. die —en, eine hölzerne Pfeife, vermit⸗ 
telft deren die Pfeifen in einer Orgel geftimmt werden, + Fr 


Das Stimmrecht,des —es, plur. inuf. das Recht, feine Stim- | 
me oder Meinnng in einer Verſammlung mehrerer zugeben, ©, 
Stimme. ee { E12 125 DIE 
Der Stingel, des —s, plur.utnom.fing. ben den Fägern eis 
niger Gegenden, der Schwanz anden wilden Schweinen; ein 
une Zweifel von Stangel une inder Ausfpsacheunterfhiedenes 
ort. — ei a 
Der Stinfbaum, bes —es, plur.die—bäume. 1. Ineinigen 
Gegenden ein Nahmedes ſchwarzen Vogelfirfchbaunes,Prunus 
Padus Linn, (S.&lfebeere2.) 2; Ein Baum, welcher inden 
 füdlichen Gegenden Europens einheimiſch iſt, und deffen dreyfache 
_ Blätter, wenn man fie zerdrückt, fo ſtinken, daß ſie auch Kopf⸗ 
ſchmerzen verurſachen; Anagyrisfoetidalinn.  , 
Stinken, verb,irreg. Imperf. ich ſank, im gemeinen Leben 
fiun?, Eonj, ſtänke, im gemeinen Leben fünke; Mittelw. gefun- ⸗ 
Een; Imperat.fin? oder ſtinke, Es kommt in doppelter Gattung 
vor, J.* Als ein Activum, den Geruch empfinden, riechen, eine 
längft veraltete Bedeutung. Habent nafa unde ne flinkent, 
Rotker. II. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, einen 
Geruch von fich'geben, riechen, fo wohl ı.* Überhaupt, eine gleiche . 
falls veraltete Bedeutung. Suazu hethir tinkent, fie riechen 
dir ſüß, gut, Ottfr. Als aud 2, inengerm Berftande, (a)* Wohl, 
gut riechen, in welcher Bedeutung es gleichfalls veraltet iſt 
Thiu diurithera Salba flank inalahalba, die foflbare 
Salbe roch überall Detfr.Stankuuurzo, ift bey dem Willeram 
wohlriechendes Getwürz. (b) Häplich, efelhaft riechen; in welcher 
Bedeutung es noch allein üblich iff. Das flinfe, ein finfendee 
Geruch. Nach etwas flinfen, nach Räfe, nad Knoblauch 
finten. Stinkendes Sleifh. Stinkend feyn oder. werden, 
Kine ſtin kende Lüge, im gemeinen Leben, eine grobe, wofür man 
in den niedrigen Sprecharten wohl fagt, eine erfiunfene. Die 
biblifche Figur, Iſrael ſtank vor den Philitern, David ſtank 
vor feinem Dolfe, in Schande, Unehre bey — 
im Hochdeutſchen ungewöhn ich. Doc ſagt man noch, an 
Fabmen, fein Andenken flinfend machen. Go aud das 
Stinken. N — 
Anm. InderlegtenBedentung imNiederfähftichen gleich falls 
fiinfen, im Angelf. Aincan, ftencan, im Engl, to flink, im 
Shwed.finka. Das Aetivum davon ift Hänfern. Stinfenmwar, 
mie aus obigen erbelfet, fo wie riechen, ehedem ein ganz allge⸗ 
meiner Ausdrud, (S. auch Stanf.) Da die Empfindung des es 
ruches nieht in das Gehör fallt, und daher nicht anders als durch 
— eine 





EA ie Sa <a ln acc au art man 








le 














er eine Figur audgedrudt werden kaun, ſo fcheinet das noch im Schwe⸗ 
diſchen übliche llinga, ſtechen, bey dem Ulphilas figgan, (ſprich 
agan, das Stammwort zu feyu, welches ſich von unferm fies 
hen nur duch den eingefchobenen Nafenlant unter ſcheidet. 

7 förmigen Flügel 


SGeruch bat; Hemerobius Linn. 


7 für fiinFend üblich find ; Niederf, ſtinkerig. Beyde find wider die 
"Analdaie der meiſten Beywörser diefer Art, ſtinkicht aber würde 
noch dazu nur bedeuten, einem Geſtanke ähnlich. Stinkig wer: 
den, beffer ſtinkend. Selle 
"Der Stinkkaͤfer, des— s, plur.ut nom. fing. eine Art glãn⸗ 
gender Käfer, der fich auf dem Lande, in dem Waffer und in ſuni⸗ 
..  pfinen Gegenden aufhält, and einen übeln Geruch hat; Bupreltis 
Linn, a : 
Der Stinfrag, des —es, plur. die — e, in einigen Öegenden 
ein Nahme’des Jltiffes, Multela putorius Linn, wegen feines 
beftig flinfenden Athems. In anders Gegenden wird er das 
E. Stinkthier genannt. 
Die Stinffeyabe, ©. Ersfchabe. 
per Stintfchiefer, des —s, plur. doch mur von mehrern Arten, 
L utoom, ling, ein Falfartiger Schiefer, welcher wegen der dariıt 


Ey 


x x 


- ten Geruch gibt, wenn manihn reibt. ©. das folgende. 


- artiger Stein, welcher angeben derfelben Urfade wie Kagenurin 
‘tier, Lapis [uillus, Schweinfein, Saufein. & 
Das Stinkrhier, des — eß, plur. die—e, ©. Stinkratz. 

Der Stinktopf,ses— es, plur, die — topfe, in der Seſchütz⸗ 
- kunſt, mir flinfenden Sachen angefüllte Gefäße, welche niainehes 
0 dem ans Bomben unter die Feinde zu werfen pflegte. 

Der Stiyt, des— es, plur. die — e, ein. Nahme verſchiedener 
0 Fehr Fleiner eßbarer Flußfifche. 1.Des Salmo EperlanusZinn, 


durchſichtigen Kopf, und violenartigen.aber übel riechenden Ge⸗ 
such, 2. Des nahe.verwandten Salmo Albula Linn. welcher 
gfeichfalls ſtinket, noch kleiner it, und eine weiße Farbe. hat. 
3.Des-Cyprinus Aphya.Linn. der, weil er fi gern im 
Schlamme aufpält,im Niederf, auch Moderliesfen genannt wird. 
Und 4, des Gobiuspaganellus Linn. _ — 
Arnm. In einigen Gegenden lauter dieſes Wort Stinz, indeſſen 
iſt Stine in Ober⸗ und Nieder ſachſen am gewöhnlichſten. Ber: 
muthlich ſtammet der Nahme von ſtinken ab, weil, wo nicht alle, 
doch die meiſten der obigen Arten ſtinken. Ob der Tinca des 
Au ſo mus auch hierher gehöre, und ih im Rahmen nur durch den- 
_ Mangel des Zifchlautes unierjheide, mögen andere unterſuchen. 
Der Stinthbamen,des— $, plür, üt nem, fing. ein enger 


Damen, die Stintedarin zu fangen. 
as Stipendium, des — dii, plur. die ⸗dia, das Latein. Sti- 


üblich iſt, ein vermachtes Geld oder Vermächtniß zum Behuf jun⸗ 
ger Studierender zu bezeichnen. Im gemeinen Leben das Stiz, 
pendien, des — s, plur. ut nom, ling. Baber der Stipen⸗ 


AR geuießet. 

Die Stirn,/ plur. die 
F Stirnlein, der vordere erhabene Theil des Kopfes über den Augen 

— ſsigig vor der Stirn feyn, leicht zornig werden. Es ſtehet Fei- 

3— nem ander Stirn geſchrieben, was ey im 

J 


—— 





Sie Seinkfliege, plur. die — n, ein Inſeect mit vier nackten netz⸗ 
n,. welches einer Fliege gleicht, und einen üblen 


Stinkicht und Stinfig, adj.etadv. welche nurim gem, Leben 


befindlichen fetten und flüchtigen alfalifchen Theile einen elelhaf⸗ 


Der Stinkflein, des — es plur. die —e, ein ähnlicher Falfz - 


Franz. Eperlan. Zıreinigen Gegenden Spiring. Er hat einen | 


pendium, welches doch im Deutfchen nur in engeree Bedeutung 


diät, des — en, plur. die — en, dir. ein ſolches Stipendium: 
— en, Diminut, das Stirnchen, Oberd. 


und zwiſchen den Schläfen. ine. hohe, flache Stirn haben... 
Die Stirnrunzeln, zum Zeichen des Unminthes, des Verdruffes.: 


Lerzen bat. Kine: 


Sti 386 


harte Stirn haben, unsssfchäntt ſeyn, indem die Stien fibon vor 

“ Alters für den Sigder Scham gehalten wurde, Iſrael bat eine 

barte Seien, Ezech. 3,7. Deine Stirn ih ebern, Ef. 48,4. 
. Sigürlich, zuweilen auch der vordere erhabene Theil eines Dik- 
ges, S: Stivnmauer,. Stienrad, Stirnband, Stirnbled. - 

Anm. Die ältern Oberdeutſchen Schriftfieler wie der afteliber- 
ſetzer Iſidors, Ottfr. uff. gebrauchen dafür Andinu undEindo, 
welche unjer Ende zu ſeyn fcheinen, Im Niederfähfifchen lauter 
es Steern, im Schwed. Stjerna, welche beyde aber auch einen: 
Stern bedeuten. Es fcheinet, daß der Begriff der Höhe oder der. 
Servorragung der Stammbegriff iſt, ©. Stern. 5 

Das Stirnband, des— es, plur. die — bänder, ein zierlis 
ches Band, daffelbe vor die Stien zu Binden, ein Ausdruck, wel⸗ 
her mehrmapls in der Deutſchen Bibel vorkomnit. Bey den Kleme 
penern iſt es eine Zarge, welche vor der Thür des Feuerftübcheng 
befeftiget wird, woran fich div Thür lehnet, wenn fie verſchloſſen 
wird; von Stirn, der vordere hervorragende Theil, i 

Das Stirnbein,des—es, plur. die —e, dasjenige Bein der 

Hirnfchale, welches die Stien bildet; Osfrontis. 

Die Stirnbinde, plur. die—n, eine Binde, weiche gemeine: 
weibliche Perfonen in manchen Gegenden zu den weißen Schlep⸗ 
pen um die Stirn zu binden pflegen, 

Des Stirnblatt, des — es, plur. die — Blätter, ein zierliches 
metallenes Blatt, daffelbe zur Sierde vor die Stirn zu binden, 
Bey den ältern Juden war es ein Stück des hoben prieſterlichen 
Schmudes, Bey uns wird noch der breite Riemen an den Pferdes 
gefchirren , welcher um die Stirn des Pferdes gebet , fo wohl 


Stivnblatt als Stivnriemen genannt, 
Das Stirnblech, des— es, plur. Jie—e, bey den Kupfer⸗ 
Schmieden, die Bleche an der fhmälern Seite einer Braupfanne, 
zum Unterfihiede von den Seitenblechen. Bon Stirn der vors 
dere Theil, au Es 7 
Die Stirngegend, plur. die — en, die Gegend des Kopfes, wor 
ee * Stirn befindet, der mittlere und vordere Theil der Hirn⸗ 
ale, € 
Das Stirnhaar, des—es, plur. die —e, oöre collective, Sag: 
Stirnhaar, plur. car, das vor der Stirn befindliche-Haar,.. 
3. B. an den Pferden, ° \ 
Die Stirntranfheit, plur. inuf. eine Kranfheitder Pferde, de: 
fie rothe geſchwollene sriefendeXugen befommen, den Kopf hängen: 
laſſen, nicht effen und viel Hige haben. Sie foll von einer Erhit⸗ 
zung des Geblüts durch übermäßige Arbeit herrühren, \ 
Die Stirnfraufe, plur. die —n, ein gutes don einigen vers 
fuchtes ; aber noch nichrallgemein gewordenes Wort, das Franz, 
Touppe&e zu verdrängen, weil ſich diefe Krauſe gerade über der: 
Stirn befiudet,. —— 
Die Stirnlocke, plur. die —n, Haarlocken an der Stirn, der⸗ 
gleichen 4.8. Bir Merde haben, P — 
Die Stirnmauer, plur. die — n, in einigen Fällen, berdor ra⸗ 
gende Mauern, So werden diejenigen Mauern, worauf die Tonz- 
nengewölbe an bepden Enden ruben, Stirnmauern genanuf ; bey; 
andern Gewölben beißen fie Wiserlagen.. _ 


Das Stienmäushen, Stivnmäuslein, des—s, plur: ut: 
nom.ling. oder det Stirnmuskel, des —s, plur die—n,;, 
in der Anatomie, ein Mäuschen oder Muskel, vermittelit deſſen 
die Haut auf der Stirn beweget oder grrunzelt wird.. 


Das Seitnrad, des — es, plur. die — räser; in der Mecha⸗ 
af, ein Rammpyad, bey welchen die Zähne au der Stirm,.d. ts. 
andem äußern Umfange angebrachg worden, fo dag fie mit-denei 
Durchmeſſer dee Rades eine gerade Ainie ausmachen ; dag Sterne 

ragd, zum Untzefchiede von rinem Bronrase.. 

B6 Zie 


387 Sti 

Die Stirnſchnalle, plur. die — fi, eine Schnalfe , d. i. ein 
Schneller mit dem gebogenen Mittelfinger vor die Stirn; in ans 
dern Sprecharten zirnſchnalle, Sternidel. 

Die Stirnfpange, plur. die—n, in der Deutſchen Bibel, eine 
Art der Spangen, welche bey den ältern Juden zur Zierde an dee 
Stien getragen wurden. Hof. 2,13. ö 

Der Stober, eine Art Feiner Hunde, S. Stauber. 


7 


Stöbern, verb. reg. weldjes in.den gemeinen Sprecharten in 


* doppelter Geftalt üblich ift. I. Alsein Neutrum mie dem Hülfs« 
worte haben. 1. In Geftaltdes Staubes herum fliegen, als das 

Jntenſivum oder terativum des.Rieberf. ſtoven oder ftöben, flies 
ben. Die Jedern fisbern in der Luft herum. 


Noch bat erfrifchender Schnee nicht über Berge geftö: 


} bere, Zachar. 
Es ſtobert, es ift Stöberwetter, 


wenn der Schnee von dem 


Minde in Geſtalt des Staubes herum getrieben wird, Daher das _ 


Schneegrfiöber. 2. Begierig fuchen, (S. Stäubern.) II. Als 
ein Activum, ſtieben machen, befonders im Niederdeutfchen, 10» 
für in der anftändigern Sprechart ſtäubern, intenfive in einigen 
Gegenden au ſtaupern üblich find, (S. diefe Wörter.) Den will 


ich bals atis dem Bette Höbern, flieben machen. Go auch das . 


Stobern. S. Stieben’Stauben, Stäuben und Stäubern, 
Stoberig, adj. etadv. im gemeinen Leben. Es if ſtoberiges 
Wetter, wenn der Schnee in Geftalt des Staubes von dem Wins 
de herum getrieben wird, welches Wetter man auch ein Stöber: 
wetter nennt. i 
Das Stöchas: Kraut, des— es, plur, car. eine ‚Art des La⸗ 
vendels, welcher niedrig wächfet, und fchmale, ſtumpf zugefpigte, 
einander gegenüber ſtehende Blatter hat, Lavendula Stoechas 
Linn. Stochas⸗Blume, vder nur der Stochas ſchlechthin, im 
gemeinen Leben Stoches, Stoches-Braut. Der Rahme ift aus 
dem Griechiſchen gorgag, weil es zuerſt von den drey Inſeln um 


DMarjeille, welche evevem unter dieſem Nahmen befannt waren, 


gebracht worden. Es iſt im ganzen mittägigen Europa einheimiſch. 

Die Stöchelftange, plur.die — n, im Hürtenbaue, eine lange 
Stange mit einem breiten Eifen, das vom Feuer abgehobene Erz 

. damit abzuftochern oder abzuftogen. R 

Der Stödyer, des — s, plur. utnom. fing. ein Werkzeug zum 
Stochern, befonders in dem zufammen gefegten Zahnfiocher. 

Stoͤchern, verb, reg. act. welches ein Intenfivum von ftechen 
ift, mehrmahls in etwas oder an etwas ſtechen, eineim Hochdent⸗ 
fchen unbefannte Bedeutung, welche aber im Oberdeutfchen gangs 
barifi. Die Ochſen Hochern, fie ſtacheln, mit dem Stachel fort- 
treiben, In ein Weinen ftochern, fiören. Das Leuer fios 
chern, mit einem langen oder fpigigen Werkzeuge darin flören; 
Niederſ. fiaken. Inder Hafe ſtochern, arübeln. Auf iemansen 
flochern, ſticheln. Lauter im Oberdeutſchen gangbare Ausdrücke, 
Im Hochdeutfchen gebraucht man eg nur von den Zähnen. Die 
Zahne ſtochern, fie mit einem fpigigen Werkzeuge dor ten dazwi⸗ 
{chen befindlichen Überbleibfeln der Speifen reinigen. So auch 
das Stochern. i — 

Anm. Im Niederf. ſtakern, bey einigen Hochdeutſchen auch 
ſtochern. Es iſt das Intenſibum oder Jterativum von dem Ober, 
deutfchen Kochen, welches zu ſtechen gehöre, und dafeldft mit 
ſtochern, ſtacheln, ſticheln gleich bedentend iſt. 


Der Stock, des —es, plur. die Stöde, Diminut. das Stöck⸗ 


chen, Oberd. Stocklein, ein ſehr vieldeutiges Wort, indem es 
den alten weiten Umfang einer Ausdehnung nach faſt allen Rich⸗ 

tungen größten Theils beybebalten dat, deun ſo wird es, obgleich 
größten Theils nur in eins lnen Fällen von verſchiedenen Dingen 
gebraucht, welche in die Länge, Höhe, Dicke und: Tiefe ausgedeh⸗ 
Ber find, 


a ae 
A Mit dem hereſchenden Begriff 2 in geehnebereägttige 


idee, 
(1) Der Stamm eines Baumes ader Gewächfes, Notker 
„nennt noch den wilden Ohlbaum uniltStocche. Wir gebrauchen 
es im Hochdentfchen nur noch ven einigen Stauden, Der Weins 
‚Ho, dev Johannis-Beerſtock, der Foſenſtock, Roßmarinftock, 
Stachelbeerſtock u.f.f. Der Wein ſchmeckt nah dem Stode, 


Vieleicht weil die Stauden aus mehrern Stämmen befteben;ob ' _ 
es gleich noch uugewiß ift, ob hier nicht vielmehr auf den 


MR 
die Ausdehnung eines ſolchen Orwächfes gefehen wird, (S, ar 
de.) Befonders ſcheinet es auch den Stängel eigenslicher Pflamfer _ 
bedentetzu baben, denn von dem Getreide fagt man noch, es beſto⸗ 
de ſich, wenn es Halme bekommt.  Indeffis gebraucht man es 
bier nur noch von einigen eigentlichen Pflanzen oder®ewächfen, fie _ 
mögen nun ftaudenartig wachſen oder wicht, holzartige Stängel 
baben oder nicht; Jtal.Stecco. Det Biumenfiod, Melkenftod, ' 


Salbeyio®, Lavksjento®, Ladiio® u.f. fe in fchonee 
Stock. Im Schwed. iſt Källiock, ein Kobifirund,. 0 

Hierher feheinet auch die bey den Buchdruckern übliche Bedeu⸗ ; 
fung zu gehören, wo der Stod? oder Buhdruderftod, wine in ; 


Holz, Bley oder Meffing geſchnittene Verzierung zu Anfange und 
Endr eines Buches sder eines Theils deffelden iſt. Man Fönnte 


dieſe Benennung zwar von der Beftalt der hölzernen, meffingenen 1 


oder bleyernen Formen folder Verzierungen herleiten, welche ger 
meiniglich Heinen Stocken, d.i. Klögen, gleichen ; allein, wenn 
man erwäget, daß eine ſolcheVerzierung im FranzöfiichenVignet- ° 
te heißt, welches das Diminutivum von Vigne, ein Weinftod ift, 
Lat. Viricula, fo wird obige Ableitung wahrfchrinlicher, indem 
daraus zugleich erhellet, daß diefe Verzierungen anfänglich. blog 
aus Figuren von Wein und Blumenftoden beffanden, welche legs 
‚tere gemeiniglich noch dazu gewählet werden. Iſt eine ſolche Vers 


sierung in Kupfer geftochen, fo nenner man fie im Deutſchen nicht 


mehr einen Stod, fondern man gebraucht alsdann das Franzöfis 


ſche vignette. Die Buchbinder baden ähnliche Stöcke, welche ſte 


auf die Bände der Bücher drucken. 


(2) Ein Stab, fo fern er ein Langer Theil eines dünnen - i 


‚Stammes voneinem Baumeoder Staudengewächfe iſt, beißt it 

gemeinen Leben häufig ein Stock, in der anffändi va Sprechart 
einStab. Der Rahme eines Stockes komnit ihm nur zu, wenn 
‚er eine gereiffe, aber unbeſtimmte, mittelmäßige Länge bey einer 


geringen Dice bar. Iſt er lang, fo beißt er eine Stange, Nies R 


derf. Stafen ; fehr. lang, dünn und vorn zugefvißt, eine Gerte 
oder Ruthe; iſt er kurz und diek, ein Knüttel, Bängel oder Prüz 
gel; wenn er flein.ift, wird er ein Stecken genannt u. ff. Der 
Ladeſtock, oder Ladefieken, der Spatzierſtock/ Springſtock 
uff. Am Stode geben. Mit Stod und Degen fpagieren 
geben. Femanden mit einem Stode prigeln. 


Stod,Angelf. Stoc, Ital. Stocco. Manche Wortforfcher glaus 
ben, daß bier der Begriff des Schlagens der herrſchende ſey, wel⸗ 
hen Begriff die verwandten obgleich des Ziſchlautes beraubten, zu⸗ 


decken für prüpeln, Niederſ. tageln, das Lat. tax! den Laut 


eines Schlages nachzuahmen, verftatten, der aber doch bier nicht: > 
der herrfchende zu ſeyn fcheinet. Für Stock gebraucht man in vie⸗ 
len Fällen in der anfländigen Sprechart lieber Stab; 3.83. Com: 
mando:Stab, Mafftabu.f.f, Doc find auch bier einige ausge» 
nommen. Der zierliche Stab, woran man gebet, heißt dech faft 
durchgängig dev Stod, obgleid die dichterifche und erbabene 
Schreibart ihn auch den Stab nennen wird. In einigen Gegen» 
den ift der Stock ein Stab von beflimmiter Länge, da es denn als- 
ein Läugenmaß gebraucht wird, 
: Ä ländern 


- 


8 






Den Std > 
bekommen, damit geſchlagen werden. Im Miederf.gleihfals 7 


In den Nederdeutſchen Marſch⸗ | 












# 






re 


2 yon Rhein. Zuß. Lin Stock Torf. In andern Ricderfüchfts 
>, Sehen Gegenden ift Stod fo viel wie Elle. Kin Stod Cein⸗ 
& wand,eine Ele. Zuweilen werden auch ähnliche Körper von grös 
irer Längeund Dicke Stöde genannt. So iſt der $laggenfiod® 
auf den Schiffen, eine ſtarke Stange, welche die Flagge trägt, 
,nd die Stange, oder der Schaft, woran die Fahne defeftiger if, 
wird wohl auch der Sahnenftod genannt. "Fa dem Banwefen 
wird ein feinernes Fenſterkreuz, ein Fenſterſtock genannt, 
.Mu dem herrſchenden Begriffe fo wohl der beträchtlichenLän⸗ 
ge, als der beträchtlichen Dicke kommt es nur in einigen Fällen als 
ein Kunſtwort vor. Ehedem wurde es häufig für Säule, Balken 
n. f.f- gebraucht, von welcher Bedeutung noch einige Fälle üblich 
find, Die Fenſterſtocke oder Stöde eines Fenſters, find die vier 
ſtarken hölzernen oder ſteinernen Maffen, woraus die Einfafung 
eines Fenfters beſtehet. Der Pfeiler auf der linken Seite einer 
Drechfelbank heißt der Stock. Im Schwed. ift Stock, und im 
rich, 304g, ein Balken. Auf äbnlicheArt iſt im Schwed. Stab- 
be, eine Säule, welches mit unferm Stab verwandt iſt. Wenn 
Stock eine Säufe oder etwas fiehendes bedeutet, fo tritt auch der 
Begriff des Stehens, der Feftigfeit mit ein. : 
3. Noch häufiger verfchwinder der Begriff der Ausdehnung im 
die Länge, dagegen der Begriff der Ausdehnung ‚in die Dide zus 
nimmt, wo es denn wiederum in-verfchiedenen befoudern Fällen 
bi 
> 1) Ein Furgesdides Stück oder Ding heißt fehr häufig ein 
Stock, wobey zugleich der Begriff des Stehens, der Feflig- 
keit, Unbeweglichfeit;oft auch eines Stückes, der gefchehenen Abs 
ſtutzung, Abkürzung, mit eitrztritt. Im Schwedifchen ift läcka, 
abfützen, und llackig, furz. f / 
Derinder Erde zurüchgebliebene Sturz oder Stumpf: Eines ge⸗ 
„ fölleten Baumes heißt gewöhnlich ein Stock; Niederf. Stak, 
Stufe, Stubbe. Schwed. Stock. Die Kienſtocke ausraden, 
die Stöde von ae Kienbäumen, . ‚Daher ausſtocken, diefe 
Stöde.ausgraben, Laffer den Stock mit feinen Wurzeln in der 
Erde bleiben, Dan.g,ı2,20. Zrfiehet wie ein Sto@, mit 
dummer Unbeweglichfeit. über Stod und Stein, über Stod 
und Block Iaufen, in der größten Eile, ohne fih durch einige 
Hinderniffe aufhalten zu laffen ; imeinigen Orgenden über Rufch 
and Buſch. ü —— 
Nicht anders laufen fie auch über Stock und Stein, Opitz. 
Eben diefen Rahmen befommt ſehr oft auch ein Klotz oder Block; 
Ital. Zocco, ser zauſtock, Haublock oder Hauklotz. Der Am: 
boßſtock oder Stock fehlechthin, der Klog oder Bloc, worin ein 
Amboß ſtecket. Welchen Rahmen denn auch viele Dinge befoms 
men, welche dic Geſtalt einesKloges haben, oder urſprünglich aus 
einem RoßenStocke beſtanden. Bin Stod zum Almoſen, derAr— 
hin ausgehöhfter eingegeabener verſchloſſener Stock, wor⸗ 
in Almoſen für die Armen gefammelt wird, der, went er in der 
Kirheftehet, auch der Kirchenſtock beißt. , Dev Geldſtock, eine 
Art fchiwerer ſtarker Geldkiſten, welche anfänglich ver muthlich auch 
ein ausgeböblter feſt fichender Klog war. Der Bienenſtock, oder 
Stock ſchlechthin, ein kurzes dies Bebältnif für Bienen, weil 
ſelbiges ebrdem nur ein auggeböblter Klog war, und es zum Theil 
wech iſt, daes dein auch eine Beute genannt wird, Er beißt jegt 
rein Siock auch wenn es ein geflochtener Korb iſt Der Saubens 
} ſtock, Perr uckenſtock ein rundlicher Kloß, die Hanben oder Per» 
rücken darauf zu fegen. Von übneiches Are ift der zutſtock der 
Hutmacer. Das vieredige Zußgeftel einer Säule ober Bildfäule 
heißt im Oberdeutſchen ein Säulenhod, Bildiod, oder Stock 
sage 3 (Siede Suhl) Ir den Waltmühlen iſt der Stock 
. sinansgehöhlter Klog, worin das Walten verrichtet wird, Ein 


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landern iſt der Slock ‚ fo viel als Ruthe, d; i. ein eãngenmaß 


* 


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Amboß wird bey verfihiedenen Handwerkern nur ein Stock er 


nannt, dergleichen der Polierfiod® der Klempener ift. 2, 
Befouders ift dev Stock rin folder Klo, woran die Gefauge⸗ 


nen in den Gefängniffen befeſtiget werden, oft auch ein ausgehöhl⸗ 


ter Klotz, worein fie mit den Füßen geſchloſſen werden. Du haft 
meinen Suß in den Stod gelegt, Hiob 13, 27. Schiwed.Stock. 
Jemanden in den Stock legen oder fchlagen. Da «8 denn auch 
zuweilen für Gefängniß überhaupt gebraucht wird,in welhem Ber» 
Rande es ſchon in dem alten AngsburgifhenStadtrechte von 1276 
vorkommt. Jemanden mit Stod’ und Galgen beleiben, mit 


dem Hechte die Verbrecher gefangen zu nehmen und hinzurichten. 


Im Engl; fagt man für Stod aPairof Stocks. S.Stöden, 
Stock haus, Stodmeilter u. ſ. f. 

Noch häufiger iſt der Stock ein kurzes dickes Werkzeug oder 
Ding ; wo es als ein Kunſtwort in ſolchen Fällen üblich ift, wo ein 


ſolches Ding feinen eigentbümlihen Rahmen hatı So ifb der 


Stock in den Drgeln, das kurze dider ſchmale Bret, worin die 
Pfeifen fteden. Eine Dode der Drechsler heißt zuweilen gleich» 
falls der Stock, wohin der bewegliche Reitſtock geböret. Selbſt 
das Wort Dode gehöret hierher, indem es ſich bloß durch den 
Maugel des intenfiven Sifchlautes von Stock unterfcheidet. Das 
Geftell eines Lichtes, der Leuchter, heißt im Oberdeutfchen ein 
Lichtſtock. Eben dafelbft werden die hölzernen Abfäge an den 


„weiblichen Schuhen im Diminus, Stöck lein, und in gemeinen Les 


ben Steel genanat. In Schraubſt ock, Daumenſtock u. ſaf. 
herrſcht eben dieſer Begriff eines kurzen dicken Dinges, Der Ars 
beitsſtoek der Petſchaftſtecher, iſt ein hohler Cylinder, worein fie 
die Petſchafte befeſtigen, welche fie ſtechen. Das kurze dicke Holz, 

worauf die Wagenwinde befeſtiget wird, heißt der Steck. Der 
Rittſtock der Steins und Glasſchleifer iſt ein kleiner Klotz mit ei⸗ 
nem Stiele, die Dinge, welche geſchliffen werden follen, darauf zu 

kitten. Ahnliche Stocke haben die Zinngießer, die zinuernen Ges 

füße, welcherfie ausdrehen wollen, daran zu befeftigen, Und fo in 

hundert andern Fällen mehr. S. auch Wachsffock 


Dee mittlere Theil eines Hemdes odue Ärmel und Gebren oder 
Zwickel, heißt in vielen Gegenden der, Stod, in andern der . 


Rumpf. SR 
(2) Eine Maſſe ben einander befindlicher Dinge Einer Art, 


befonders fo fern fie dev Grund davon entjpringender anderer Din» _ 


ge eben derfelben Art ift, in welcher Bedeutung in vielen Fällen 
auch Stamm üblich if. Der Eyerſtock, die bey einander befind⸗ 
lichen Eyer in den weiblichen Körpern. Der Eiterſtock inden 
Geſchwüren. Die Stammgırer eines Haufes werden in mancher 
Gegenden Stockgüter genannt, Im Engl. iff Stock, Frangöf. 
Eftöc, Ital. Stocco, dasGeſchlecht, inaleichen der Stamm eines 
Geſchlechtes. Lin Stod Dich, der viehſtock, eine Meng: za 
einem Ötundftüd gehörigen Viehes, wofür doch im Hochdeutſchen 
Stamm, viehſtamm übliderifi; Engl. gleihfalls Stock, Im 


"Englifchen, Holändifhen und Schwedifchen bedeutet Stock fehr 


häufig ein Capital, befonders ein in einer Bank ſtehendes oder zu 
öffentlichen Bedürfniffen Bergelichenes Capital, in welcher Bedeu⸗ 
tung es auch) von einigen. im Deutſchen gebraucht wird, In den 
Kartenfpielen wird der Haufe. Karte, wovon die Spicler die ihre» 
ger nehmen und bekoinmen, in einigen ®egenden dev Stock, Karz 
tenſtock, noch hänfiger aber der Stamm genanıt. 

(3) Ein unföcinlicher Haufe von Dingen Einer Art, doch 


be verwandte Bedeutung. Ein Stod imBergbaue, rin großer 


‚mit Erz ausgerüllter Raum, (9. Stodwerk.). Auf den Kupfer= 


hämmern ift der Stod ein Stoß in einander pafjender Schaktn, 
wofür in andern Fällen Sagüblih iſt. Ein Seuftod if in eini⸗ 
gen Gegenden ein Heuſchober, Heupaufe, und in andern ind 

Bb 2 Mauer⸗ 


w - 


7 


auch nur in einigen einzelnen Fällen ; eine mic der vorigen fehr na= ° : 


— ? & t — 


Mauerſtocke, Ruinen. Im Schwed. iſt Stock ‚gleichfalls ein 
Saufe, Irrländ. Stacadh, Pohln. Stog, Jtal.Stacca, Engl. 
Stack. (S. auch Steig und Steigen , von welchen es in diefer 
Bedeutung ein Intenfivum iſt.) Aus den eigenthümhchen Nab⸗ 
men vieler Berge in der Schweiz und andern Gegenden, z. B. 
Blankenſtock, Eck ſtock, Örefiod u. f-f. erbellet, daß es fo wie 
Steig ehedem auch einen Berg bedeutet habe. Hierher geböret 
auch Stock, fofern esineinigen Gegenden ein Getreidemaf iſt. 
In Hamburg ift ein Stock Gerfien eine Menge von drey Wifpeln, 
In andern Fällen ift dafür Laft üblicher, Wenn es alsdann ein 
Zahlwort vor fich bat, fo bleidres im Plural unverändert, Sechs 
Stoc nicht Stocke. 
Nach einer, auch bey andern Äbnlichen Wörtern, welch 
rine Maſſe, eine Ausdehnung nach allen Seiten, oder auch eine 
Feftigfeit,eine Unbeweglichkeit bedeuten, geiwöhnlihen Figur, ift 
Fo in vielenZufammenfegungen des gemein.Lebens ein gewöhn⸗ 
liches Zeichen der Iutenfion, welches fo wie erz — den Begriff des 
‚folgenden Wortes erhöhet. Der große Haufe der Hoch und Ober⸗ 
deut ſchen kennet von diefer Art die Wörter ſtockblind, ſtockd ürre, 
ſtockd umm, fotfiniier, ſtockfremd, ſtockſteif, ſtockſtille, ſtock⸗ 
fumm, und vielleicht noch einige andere, Im Niederfächfifchen 


fagt man auch ſtocktodt und ſtocknackend. Ben welchen Wörtern . 


man nicht allemahl unmittelbar an einen Stod, Stab, oder an 
einen Stock, Kloß, denfen muß, S. diefe Wörter an ihrem 
Drte, ingleihen Stockbohme und Stodnarr. - : 

4. Der Begriff aller in Einer Höhe oder auf Einem Boden eines 
&:häudes befindlichen Zimmer heißt ein Stod oder ein Stock⸗ 
ziert, fonftauch ein Schoß oder Geſchoß, wo der Plural, wenn 
ein Zablwortvorber gebet , gleichfalls Srod lauter. Ein Haus 


7} 


Der Stockamboß, des — es, plus, Sie—e, Sep, Sen 
fehmieden, ein Amiboß, welcher oben in Geſtalt einer Kugel abges - 


 Geflalt, 8. Stod % 


— 


— — — 
* 





N Fe 
Kupfer⸗ 
ruudet iſt, die runden Böden der Geſchirre darauf zu ſchmieden; 


vielleicht von deweifernen Stocke öder Stade, anfweldiem erin« 


dem Klose ſtecket. 


meinen großen wilden Änte, welche aud) Zorn, Werzänte, Blau: 
änte,Spiegelänte genannt wird; Anas [ylueliris vera Klein, 
Vielleicht iftes die Anas clypeataLinn. weiche gleichfalls die 


Die Stodänte,plur. SHe—n, bey einigen ein Rahme der des 32 


J 


fen Rabmen führer. Virfeicht auch wegen ihrer furzendiden 


Der Stodarbeiter, des — s plur. ut nom. fing, eine Art 


Der Stod - Böhme,des— n, plur. die — n, im gemeinen 


* 


vontzwey, drey Stock. Im erfen ; im zweyten Stode 


wohnen. Im Bohmiſchen gleichfalls Stock, im mittleren Lat, 
Eftaco, Etaga, woher die Franzoſen ihr Etage haben. Der 
Stammbegriff iſt in diefer Bedeutung noch ein wenig dunkel; ins 
deffen fcheinet, ſo wie in Schoß oder Geſchoß, der Begriff der 
Höbe, der herefchende zu ſeyn, obgleich auch der vorige Begriff 
der Maffe, des Inbegriffes mehrerer Dinge EinerArt derStamms 
begriff feyn fann. S. auch Stockwerk. 
5. Endlich finden ſich auch Spuren , daß Stock ebedem 
- Auch einen hohlen Kaum , ein Behältniß bedeutet haben müffe, 
da es denn als ein Verwandter don dem Dberdeutfchen Teichel, 
ein Canal von der-Dode im Schiffsbaue, von dem Holländ, 
Dogger ,eit Tleines Schiff, von tauchen u.f. f. angefehen 
werden kann. So wird 3. B. inden Brauhäufern ein vierediges 
Gefäß in Geftalt eines Kaſtens, worin man das Bier abfühlen 


‚Täffet, und welches auch die Rühle und das Bühlfchiff heißt, der 


Kuͤhlſtock genannt. - 
Anm. Der verdoppelte Gaumenlaut am Ende ift ein Zeichen 
einer Iutenfion, fo daß diefes Wort fo wohl von fichen, fiauchen, 
freigen, ftechen, in der weiteſten Bedeutung der Bewegung, und 
andern ähnlichen adgeleiter werden muß, deren fämmtliche Beden⸗ 
ungen zum Theil in denfelben zufammen fließen. Ju der ganzen 
dritten Hauptbedeutung find di! und Dode, Teig, und andere 
ähnliche als nahe Vertvandte davon anzufehen, indem ihnen 
zum Theil nur der theils zufällige, theils intenfive Ziſchlaut 
mangelt. ©. auch Stoden. 
Der Stockaar, des—en, plur. die—en, oder det Stock⸗ 
aöler, ves— 8, plur. ut nam. fing. eine Art Falken mit 
Ihwarzen wellenförmigen Flecken aufder Bruſt, lehmgelben Für 
Ser und einem ſchwarzblauen Schnabel, Falco palumbar us 
Klein. Taubenfalk weil er heſonders den Tauben nachſtellet. 
Den Nahmen dat er vielleicht von feinen kurzen Flügeln, welche 
ia eine Inrze nad dicke Geſtalt geben, S. Stock 3. 


Stockdunkel, ©. Stoffinfer. 3 
Der Stödel,des—s, plur. ut nom, fing, bey den Nadlern, 


Seiler, welche odue Läufer arbeiten, und verſchiedene Arbeiten der 

andern Seiler nicht verſtehen. Sie ſcheinen eine Art Spitz ar bei⸗ — 
ter zu ſeyn, beyde aber find von den Keiffcplägern unter ſchieden. 
Feifch verfichert, daß fieden Naben daber haben, ‚weil fie ihre 


Arbeit auf einen Knauel, wie einen Wachsftod wickeln, und Er - 


fentveife verfanfen. Dan finder fie Häufig am Rheine, - 


Das Stodband,des — cs, plur. die — bander, ein zierliches 


Band an einem Spazierfiode, ; 


Der Stodböre,des— es, plur. die — börfe, eine Art "großer 


Borfe, zum Unterfehiede von den gewöhnlichen Börſen und Raul: 
börfen. Vermuthlich auch von Stock gt 
Ding, Förperliche Maſſe, bedeutet; 
Stockblind fegn. Ein ſtockblinder Menſch. Bon Stock, * 
fern es ein Zeichen der Jutenſion iſt, S. Stock 3. 4). 


ben, ein dummer, ſtöckiſcher und hartnäcklger Böhme, und in wei⸗ 


term Verſtande, ein jeder Meuſch diefer Art. Da diein der Peibeis 


genfchaft ledenden Böhmen ihrer ſtockiſchen Genfithsart wegen 


3, fo fern es ein gropes 
Stockblind, adj. et adv. völlig blind, im höchſten Grade si d 


dr - 


* 


berufen ſind, ſo ſcheinet Stock hier entweder zu ſtock iſch zu ge⸗ 
böven, oder auch das bloße Zeichen der Intenſion zu fryn, gleich- 


ſam einen Erz⸗Böhmen zu bezeichnen, oder auch von dem inten, / 
fiven od, fehr zufammen gefegfzufepn, weil die Siock⸗ Beh⸗ 


V 


men den Deutſchen Bauern in Böhmen entgegen geſetzt werden. 


©. aud) Stocknarr. 


Stockdickfinſter, S. Stokfinter. i 


Stockdumm, adj. et-adv. im hohen Grade dumm, im gemeinen 


Leben, S. Stod 3 (4). ; 


Stockdürre, adj. et adv. fehr dürre, vollkommen dürte, fo Büren, - 


wie ein Stock, euch nurim gemeinen Leben, S. Stod 3 (4). 


dev eiferne Lauf, worin fich der Unterſtämpel oder Amboß an der 
Wippe befindet ; einohme Zweifel mit Stock, Kloß, gleich beden. 
tendes Wort, nur daß es vermittelt der Endfpibe — el, cin Werke 


zeug, Ding von dem Zeitworte ſtocken gebitder if, 


Das Stödel, des— 8, plur. ut nom, fing. ein im gemeinen fee 


ben übliher Diminutivun von Stock, für Sro@lein. Beſon⸗ 
ders iſt es im Bergbaue das runde Holz über und an dein Ventile 
in-den Pumpen, E $ — 


den meiſten Bedentnngen das Stammwort deſſelben iſt, aber mr 
noch in einigen Fällen feines ehemahligen vermuthlich viel weitern 
Gebrauches üblich iſt. 


I. Als ein Yetivum, wo ee zunächk von Stock gebildet zu fi TER 


fheinet. 1. Die Tuchmacher Baden die Tücher, wenn fie felbis 
ge aufr oder zufanıme-rollen. Vie leicht, weil esaufeinen Stock 
oder Stab gefhicher; wo nicht, fo ſcheinet der Begriff der Maſſe, 
der Dicke, der berrfehende zu fepn, 2. Im Dberdeurfchen ſocke 
man den Wein und andıre Gewöchfe, win man Stocke di 
—— vlabi⸗ 


* 


Pi 


ER . 


* 


Stocken, verb. reg. welches mit Stock nahe verwandt und in x E 


- 

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* 








— Sue oder Seiberutenftsen u: welches man in 
andern \ genden pfablen, flangeln, fabeln, nennet. 3. In 
SEEN, bedeutei e3 die Stöcke oder Wurzeleiiden gefälleter 
. Bäume,austoiten ; in verſtocken aber, hart, unempftadlich dem 
Ge müthe nad, machen, (S. daſſelbe.) Im Schwed. iſt Kocka 
gleichfalls verhäcten. 4. Das Reciproeum ſich Hoden ader fich 
 befioden wird von den Öewächien gejagt, wenn die Pflanze meh⸗ 
tere Stängel oder Haliue treibt, welches man auch ſich beſt au⸗ 
Sen nennen. 
IL Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte baden. . Mit 
dem berefchenden Begriffe des Stehens, von welchen Zeit 
worte es hier ein Intenfivum ift, und den figürlichen Neben⸗ 
begriffen fo wohl der Die, als auch der Unbequemlichfeit. 
6) Aufhören fi zu bewegen. Das Waſſer wenn es 
nicht abfließt. 
Ihm ſtockt ſein Blut, ihm ſtarrt das Saar, Dich: 


Beſonders figüclich. Das Geld ſtockt, wenn es nicht circuliret, 


wenn deffen Uns oder Kreislanf gehemmet iſt. Stockungen in 
dem Umlaufe des Geldes verurfächen. Die Sache ſtockt, will 
nicht fort, wird gehindert. Die Handlung ſtockt jegt überall. 
ngleichen unperfönlich. Es ſtockt mit der Sache. In welchem 
Verſtande man * fagt, in das Stocken oder Stecken gerathen. 
2Im Reden inne halten, weil man nicht weiß, was man fagen 
_ fol, im Reden * Een bleiben. Nach einer kleinen verglei⸗ 
ung fahrt ev mie einem Aber fort und ſtockt; nun ſerr Or⸗ 
gon, was haben fie? was ſtocken fie? Gel. 
Er ſtockt, wenn man ihn fragt, zeigt ein yerfieeut Geſicht, 
Und widerſpricht ſich ſchon, eh’ er sehn Worte ſpricht, 
eben derſ. 
Auf hören fi gu bewegen und dicke werden, wo es beſouders von 


flüſſigen Körpern für gerinnen, geſtehen, üblich iſt. Das Blut 


Hot, die Mild ode. Auch algein Reciproenm. Die Milch 
ſtockt ſich. Im Schwediſchen gleichfalls Mocka , im Latein. 


mit dem n, dem Beg’eiter der Öaumenlante, ftagnare. 2. Trock⸗ 
ne Körper ſtocken, wenn fie von ſchädlicher Feüchtigkeit ohne - 


Bewegung verdorben werden, Die Leinwand jtodt, werin fiean 
- einem feuchten Orte liegt. Stodfledig feyn, duch das Stoden 
Slede befommen haben. Ingleichen unperſönlich. Man muß die 
bolzernen Geſchirre an einem bedeckten Ort Nelken, wo es nicht 
ſtockt, dr. nicht ſtocken mad. 
So aud das Stocken, undin einigen Fällen die — 


Anm. Schwede ſtocka, to ftik. Siche Stock, Steben,. 


Stauen, Stauchen uff. . 

3 Stöken, verb. reg. act. Re Stod legen, $. i. in. Berbaft 
nehmen und mit den Füßen.in einen hohlen Rlog befefligen, und 

in weiterer Bedeutu ig, tn ein hartes Gefängniß legen; ein 

nur im gemeinen Leben üblihes Wort, befondersin der R. U. 
‚jemanden ſtöcken und blöden, inden Stod und Block legen. 
Wenn es Weish. 2, 19 heißt, mit Schmach und Qual wollen 
wir ihn ſtocken, d. f peinigen, fo ſcheinet es daſelbſt in einer 
ungewöhnlichen weitern Bedeutung. iu ſtehen. Im Schwer. 
Stocka. S. Stock 3. \ 

Die Stokerbfe, plur. die —n, eine Art wilder Erbſen, 
welche unter dem Getreide in Europa wächſet; Pilum ar- 

"venle Lian. 

. Das Stoderz, des— es, plur. bo nur von mehrern Arten, 
die — , im Bergbaur, Erz, welches in Stöden oder Stockwer⸗ 
ken bricht, S, Stockwerk. 

Die Stockeule, plur. die — n, in einigen Geaenden, ein 
Nahme der Fleinen Art Eulen, welche unter den Nahmen der 
Kauge am befannuteftenfind, Noctua parua Klein, Biel 
leicht wegen iprer kurzen dicken Geſtalt, von Stock 3, 


as ae 394 


Die Stokfäulung, plar. inuf, indem Weinkauc, das Faulen 
der Weintrauben an dem Stocke, welches weniger aber beſſern 
- Mein gibt, 

‚Die Stodfeder, plar, Sie — n,oder der Stockkiel des —te; 

plur, die — e, der äußerfte Federkiel an einem Gänfeflüget, 
— kürzer und härter iſt, als die übrigen; vielleicht wegen 
dieſer Härte, 
"Die Stockſidel, plur, die — n, S. Stotgeiga, 

Stodfinfter, ad). et ady. im höchſten Grade fiuffer, im gemein 
nen Leben. In Hodfinfteree Mache. Stockdunkel, in der Deum 
[ben Bibel, Hiob 10, 22, mit einer ungewöhnlichen Tavtolodie 
ſtock dickefinſter, in — Gegenden, ſtichdunkel, ſtichtinſter, 


bey dem Hans Sachs ſtick finſter, im Niederf,; ſtickendüſter, von _ 


Stock, den Zeichen der Intenfion, ©. Stock 3 (4). 
Der Stockfiſch, des — es, plur. die — e, ein Nahme gewiſſer 
‚ohne Salzan der Luft fehr hart gedörrter Fifche ‚aus dem Ges 
ſchlechte der Dorfche, befonders aber des Kabeljaues, Gadus 
Morhua Linn. welcher an den Nordamerikaniſch. Küffen gefan⸗ 
gen und zugerichtet wird, ohne Plural; im Franz. Stocfiche oder 


\. Tocfiche, im Böhm, Sstok ws, beydenach dert Deutſchen. In 


engerer Bedeutung befonumt diefer Fifh den Nahmen des Stock⸗ 


fiiches, wenn er an dem Rückgrathe vorher aufgeriffen worden, i- 


welchem Falle er in einigen Gegenden auch Stahfifch beißt; iſt er 
- ganzund ungefpalten gedörret worden, fo wird er Rundfifch ger- 
nannt. Der Klippfifch ift gleichfalls eine Act Kabeljau, der auf 
den Klippen gedörret worden.und nicht fo hart at, als der Stock⸗ 


fifch. In weiterer Bedeutung wird aud) der grüne und lebendige  - 


Kabeljau von einigen obgleich fehr unbilligStockſiſch genannt, Der 
Nahe rühren gewiß nicht, wie, Friſch will, von der Ahnlichkeit 
der zuſammen gebundenen Bündel diefesFifches mit einen Amboß⸗ 
ſtocke eder Klose ber; ſondern entweder, weil.esiauf einem Ge- 
rüſie non Sröden oder Stãben gedörret wird, oder auch wegen 
feiner Ahnlichkeit mit einem Stocke, oder auch wegen feiner Härte, 


lich als eine Anfpielung auf die Steife und Gefühlloſigkeit bepder. 

Wenn ich den ſofmeiſter nicht fortgejagt bätte „ fo wäre ip 

ein SERIE geworden, wieer war, Gellert. 

Stokfiekig,adj. etadv. von dem Stoden verurfachte Fleden 
haben. S. Stodenll. 2. 

StoFrfremd, adj. et adv. völlig fremd, im gemeinen Leben, ein 
ſtockfremder Menſch. S. Stock 3 (4). 

Die Stockgarbe, pluͤr. die —n, in einigen Gegenden, ein er 
bent au Garben, welchen der Eigentdümer eines Holzes dem 
Wald sund Forfiherten für die Ausſtockung oder Ausrottung 
deſſelben entrichtet; die Sorigarbe. - _ 

Die Stofgeige, plur. die —n, eine kleine (male Beige in Ger 

. ftalt eines Stodes oder Stabes, die Stockſidel. 

Das Stockgut, des — es, plur. die —güter. 1. Ein nur in 
einigen Örgenden für Stammgut übliches Wort, (S. daffelbe 4 
"Bon Sto&,gemeinfchaftlihe Dlaffe, Stamm, Geſchlecht. 2. Gü« 
1er, d. i. Grundſtücke, welche durch Ausſtock ung oder Ausrottung 
eines Waldes zu Acker gemacht worden, 

“Der Stodbamen, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen 
Gegenden , ein Fiſchhamen mit einem Stocke oder Stiele, 
Die Stockhaue, plur. die—n,. eine ſtarke Haue, die Stöcke 
. oder Wurzelenden der Bäume damit auszurotten. 

Das Stock haus, des —es, plurf. die —häufer, ein Haus oder 
Gebäude, in welchem fih.Ein oder mehrere Gefãngniſſe zur Ver⸗ 
wahrung der Befangenen befinden.. Bon Stod, ein Klotz in⸗ 
Gleichen Gefängniß. S. auch Stockmeiſter. 

Das StoKholz, des— es, plur. car. Holz, welches aus den 

Stocken, d. i. Wurzelenden — ————— worden. 

Bb3 Stockig 


Figürlich iſt Stock ſiſch ein dummer einfältiger Dienfch, vermuth⸗ 





£ 


— * 
95 2 Ste 5. en 
Stodig, er, —fe, *— et — von ſtocken — Feuch⸗ Die Stocrolle plur. die ⸗n bey den PEN — 
tigkeit verdorben werden, ** Beucprigfei verderben, DieWis rer auf einem Stocke ſtehende Rolle auf Bm abfuheuche ui 
ſche iſt ſtockig. welche ſich der Draht winden muß. —— 
Stockiſch, —er, —te, adj. et adv. von ME, unbeweglich -Die Stodrofe, plur. die—n, eine Art Pappel mit einem ein» 
fenn, ingleichen mitder Sprache nicht fortfommen, aus Bosheit, fachen hoben, arten und rauchen Stode oder Stäng:L, und gro⸗ 
Eigenfinn oder Hartnäckigkeit nicht ſprechend oder antwortend, Sen Auer Hofe ähnlichen, aber geruchlofen Blumen; Alcea rolea 
Stockiſch feyn. Ein ſtockiſcher Menſch inn, Rofenpappel, gefüllte Pappel. — 
Der Stockkiel, des —es, plur.die— er, ©, Stodfeder. Die Storihere, plur. die —n, bey verfchiedenen Handiverfern 
Der Stockkien, des — es, plur.car. Kien,zuelder. “aus Bien: und Künftlern, eine Schere, welche mit dem einen Arme in einem 
ocken di. den Wurzelenden gefälleter Kienbäume geichlagen wor⸗ Stocke oder Kloße, oder einem flarfen Stode oder Stabe undes » 
den; zum Unterſchiede von dem Baum- und vogelkiene. weglich ſteckt, Bleche u. f. f. damit zu zerfihneiden, Solche Stock⸗ 
Die Stockkohle, plur. die—n, Kohlen, weiche aus den Stöden Scheren haben die Schtöffer, Güriler Kartenmacher ee SB 
und Aſten in Gruben gebrannt werden; Grubenkoblen. Das Stodicheit, des—es , plur. die — e, Scheite, welche aus 
Die Stoklaterne, plur. die—n, eine Laterne miteinem unten ° denStocken ober Zurgetenden gefüllten &dume gechlagen worden. — N 
an derfelben befindlichen Stocke oder Stiele, an welcher fieinder Der Stockſchilling, des — es, plur, die —e, von Schilling, £ 
Höhe getragen wird; die Stockleuchte, Stangenlaterne. fo fern es eine Anzahl Schläge bedeutet, (Sdaffelbe.) ı . Schläge, 
Der Stodmeifter, des — 8, plurs utnom. fing. von Stock, mit dem Stode, als vine Strafe, bin nad wirder im gemeinen 
RKlotz im Öefängniffe,, und das Gefängniß felbft, derjenige, wel⸗ Leben; Stockſchlaͤge Einen Stockſchilling bekommen, 2, In 
eher die Gefangenen in feiner Aufſicht bat; in der höhern Schreib- einem andern Verflande iſt der Stockſchilling eine Züchtigung ı aut, — A 
"art dev Kerkermeiſter in Aachen der Grasperwahrer, im mitt» Ruthen oder einer Peirfcheindem Srode oder Grfängniffe. 
lern Lat. Cipparius. Der Stokfchlag,ses—es,plur.die—fchläge, Schläge — 
‚Das Stockmeſſer, des —s, plur. ut nam. fing, in einigen Stocke zur Strafe oder zur Züchtigung. Stockſchlage befom 
Segenden das krumme Meſſer oder die — der Winzer, womit Der Stockſchnupfen, des —s, plur. inuf, ein Schnup 
fie die Weinflöde beſchneiden. welcher oder, nicht zum Fluffe kommen will, zum — 
Die Stockmorchel, plur. die — n, eine Art runder Mor» voneinem fließenden Schnupfen. 
cheln, voller löcheriger Knorren, Ohrenmorcheln, zum Un» Die Stokfchraube, plur. die —n, die Schraube an —— 
terſchiede von den Spigmorcheln. Vermuthlich von Stock, Schraubeſtocke, womit er geöffnet und zugeſchraubet wird — 
ein Klog, Maſſe. Der Stokfdiwamm, des—es, plur, die —Ihwämme, eine Act 
Der Stocknarr, des—en, plur, die en, derjenige, welcher- Feines eßbarer Erdfhwämme, welche aufund anden Srödenger 
ein Geſchaft daraus macht, andere durch feine Narrheit zu beluſti⸗ faͤlleter Bäume, beſonders der Buchen und Echen wachfen; Ss — 
gen, in welchem Verſtande die sofnarren ehedem frbr hänfig pilz. Ob der Amanita faleiculoſa Dillen. — Si 
Stock arren genannt würden. Friſch erkläet den Nahmen von auch Stock ſchwamm beißt, eben derſelbe ift, weißi nicht. ED 
dem hölzernen aufeinem Stode befindlichen Narrenbildg, Franz. _ Stodfteif, adj. etadv. im gemeinen Leben, fehr fteif, fo ſteif ie S 
Marotte, weldhes fie ehedem zum Zeichen ihres Berufes in den ein Stock. Wie du fo ſtockſteif da fiebet  S.Sto& ala. * 
Dänden führten. Allein Stock kann bier auch eine bloße Intenſtou Stock ſtille, adj. eradv.aud) nurim gemeineu Leben, im dochſten 
bezeichnen, uud fo viel wie Erz — bedeuten. (©. Stod 3 (4). Grade ſtille. Er ſchwieg ſfockſtill. Inſtockſtiller Macht. 
Ebhedem ſagte man auch Stoderey treiben, für Poſſen machen ; Niederf. boomfill, baumftill, In beyden iſt die erſte Hälfte a 4 
woraus inan beynahe fchließen follte, daß Stock ehedem aud) ei- Zeichen der Jutenfion. ©. Stod 3 (4). a 
nen Narren oder Hokdummen Menſchen bedeutet habe, fo wie „Die Stokubhr, plür: die — en‘, bey einigen, ein Rapmeeinen 
ſich das Zar. Stultus, zu demGefchlechtedes Wortes Srelfe rech⸗ Stugubr, ©. diefes Wort. 
nen läffer, fo fern es mit ſeinen Verwandten ehedem auch einen . Die Stodwäche, plur. die—n, biyden Reiegesherren und Sole 
Stock, Stamm, Stumpfen, bedeutet hat, daten, die Wache-bey den Gefangenen, von Stock, Gefänanig. . 
"Das Stodpanfter, des —s, plur. ut nom. fing. in- der 59. Das Stokwerk, des—es, plür. die—e. 1. Im Bergbau 
draulit, ein Panſterzeug, wo das Panfterrad auf einem feften La⸗ eine große Maffe in einem Gebirge eingefhloffenen Erzes, in Ge⸗ 
‘ger unberveglich liegen bleibt; zum Unterſchiede von einem Zieh: . _ flalteines großen Alumpens, oder in der Bergſprache, eine große „ 
panfter. Eutweder von Stock, ein Klog, Balken, das feſte Las Menge bey einander befindlichen Erzes, welche weder Hangendes 
. ger eines foldyen Rades zu bezeichnen, oder auch von fioden, uns noch Liegendes hat; der Stock das Geſtöcke, zum Unterfchiede 
beweglich feun.. von einem Gange, Slöge, Gefihtitte, Gefchiebe, und Fleife odıe 


Die Stodpfeife, plur, sie —n, eine wenig mehr gebrätchliche 
Benennungeinerflüte douce sder Flüte ä bec, welche wegen 
des ſpitzigen Mundflüdes auch Sie Schnabelpfeife genannt wird. 
Wegen der Ähnlichkeit mit einem Stocke. 

Der Stodpilz, des —es, plur.die—e, S. Stockſchwamm. 

Die Stockpreſſe, plur. die —n bey den Buchbindern, eine gro« 
ge,gemeinialich eiferne Preffe, die gefalgten Bücher darin zu prefs 
fen. Bon Stock, ein Bled, Klo, 

Der Stodraum, des—es, plur.die —räume, ein ausge 
rottetes und zu Ader oder Wiefen gemachtes Stück Waldes, wo 
die Stöcke, d. 1. Wurzelenden der gefälletenBänme weggeräumes 


‚nem Gange machen würde. 


Niere. . Das Tleſt oder die FFiere iftvon einem Sto@werke nur 
in der Größe verichieden. Ein Stockwerk muß, wenn es diefen 


Nahmen haben foll, wenigſtens fieben Lachter mächtig feyn, und 


feine Streichen in die Länge haben, welches Ießtere daſſelbe zu ei⸗ 
Stod bedeutet Hier eine Maffe, eis 


neu Haufen, Klampen. 2. Aiıden Gebäuden ift der Stock oder 


das Stockwerk, der Inbegriff der über einander auf EinemBoden _ 


befindlichen Zimmer oder Räume, Kin Zaus von einem Stock⸗ 
werke, von zwey, drey Stockwerken. Im erfien Stockwerke 
wohnen. Franz. Etage, das Schoß, oder Geſchoß, im Oberd. 
der Gadem, in einigen Gegenden auch das Gemach Stock⸗ 


werk kann bier, fo wie das Griech Joswrsg, von downg , ein Bal⸗ 
Eon, eine Verbindung tichreter Srode,d. u. Sänten und Balken, - 
Brzeichnen. (9, Stod 4 MNigürlich iſt bey den Perrückenache vn 

das 


werden; Rodeland, Neubruch, Neuland das Geraumte. — 
Die Stockrinne, plur. die —n, eine bö’gerne, aus einem Stöde 
eder Stamme gehauene Dachtinue. 


* * * 








— — das Seftinnunfe: ar der Bänge gu den Hann ; 


-welcyes auf dem Maßſtabe von » bis 20 gebt. 
er des— es, plur. die—zähne, 1.Bes einigen 


ein Rabe aller Badenzähne, welche die von den Hnndsgähnen | 


serfehniftenenBpeifen, zermalmen; vielleicht wegen hrer mehrern 


Größe, Dice und Breite ; von Stock, Klotz, Maſſe. 2. Im engern 
" amd eigentlichern Berflaude wird nur der letzte Backen zahn auf 
jeder Seite der Stockzahn genannt, vielleicht weil er unter allen 
Zahnen amlangfamften und fpäteften und bey manchen wohl gar 


nicht zum Vorfcheine kommt, vorftoden, inne balten, nicht bewe⸗ 


get werden. Weil diefe Zähne gemeiniglich erſt in den Jahren des 
Verſtandes aus ihrer Höhle berans tceten, fo werden fie and Weis» 
beitssabne genannt, 
"Die Stodzenge, plur. dien, eine Fleine Zange dr Schlöſſer, 
aubere Stüde damit anzugreifen. Einige haben auch runde Mäus 


. Tev, faubere Stücke damit rund zu biegen. 


" Der Sto@ziemer, des — 5, plur. ut nom. fing. ein Rahme 


der Meeramfel, S. diefes Wort. 


S Der Stof, in einigen Niederdeutſchen Gegenden, ein Becher undein _ 


beſt immtes Maß flüffiger Dinge, ©. Stübchen. 

Der Stoff, des — es, plur. die — e. 1. Ein gewirkter Zeug, 

. welcher vielfäcbige Blumen durch das Broſchieren erbalten hat ; 
mo der Plural nur von mehrern irren eebraudht wird. W slliner 
Stoff. Seidener Stoff, welcher nur Stoff ſchlechthin genannt 
‚wird, Reicher Stoff, Goldoſtoff, Silberftoff, in welchen Gold 
oder Silberfäden broſch ieret worden. Englifh Stuff. In diefer 
- Bedeutung ift es aus dem Franz. Etoffe entlehnet, welches aber 
einen jeden Zeug bedeutet, 2.Eine jede Materie, aus welcher etwas 
wird, oder werden foll, und in weiterer Bedentung Urfach, Anlaß, 
Gelegenheitzalles in der edlern und bödernSchreibart. Stoff zum 
© Lachen haben. Femanden Stoff sum Weinen geben. Der 
Stoff zu einer Geſchichte zu einer Komodte. Da dieſes Wort 
bier eigentlich eine unbeſtimmte Menge oder Maffeebedenter, fo 
iſt der Plural auch nicht gebräuchlich, obgleich derfelbe von yinigen- 
‚ ‚zerfucht worden. Gedichte/ die in Anſehung Ihrer Stoffe (beſſer 

ihres Stoffes), die nächfte Ahnlichkeit baben. 
Schau, fagte die Hatur, dir Steffe geb' ih dir 
Wiee due brauchen Faunirdes lerne ſelbſt von mir, 
R Duſch. 

Anm. Inder zweyten Bedeutung im Fran; aleichfallsEtoffe, 
ehedem Koffe, im Engl, Stuff, im Span. Kliofa,i im Hollãnd. 
Stoff. Im ten iſt diefes Wort erſt in den nenern Zei⸗ 
gen recht eingeführet, und von manchen, ale ang dem Franzöfi ſchen 

entlehnet, verworfen worden. Indeſſen ſcheinet es doch ein antes 
altes Deutſches Wort zu fen, tiven das NRiederdentfehe Stoff, ſo 
wohl von einem Zeuge, als von einer jeden Materie allgemein 
gangbar, und alfo wohl ſchwerlich aus dem Franzöſiſchen ent 
Ichnet worden it. Man muß eg daher alseinen gleichzeitigen Ver⸗ 


wandten von dem mittlern Lat, Eftoffa, und det rang. Etoffe 


anfehen, welder allen Anfeben nach uefprünglich mitStück gleich 
bedeutend geweſen, und zuStaub, Stufe im bergmännifchen Ver. 
ftande, Staffieven u.f.f. geböret. Auch unfer Zeug, bedeutet 
nicht allein einen —— Zeug ——— manchen Fällen auch 
eine Materie, 
Stoffen, adj. etadv. ans Stoffin der erften Bedeutung, verfertie 
‚get, Ein ſtoffenes Kleid. 
@töhnen, verb. reg, neutr. wildes das Hülfsinert baben er⸗ 
- fordert, anhaltend fenfzen, mit Scufzeu Atdem hohlen, fo wohl 
> zum Zeichen großer Mattigleit, als auch eines heftigen Schmer⸗ 
gene, welches von dem Achzen wenig verſchieden iſt. Scufzen 
ad Stebnen. Bey der Arbeit ſtohnen, vor Mattigkrit oder 
großen Anftcengung. Der Kranke liege im Bette und ſtohnt. 


— ——— —— 


ET R EAN ) 3 2A 


ee 


vor großen Schmerzen ächzen und föhnen: “ auch das 


Stohnen. 

Anm. Im Niederdentfchen und andern gemginen Brundarin 
fiebnen, im Schwedifhen mit einem davon gebildeten Intenfive 
ftanka, %:!änd. Rianka, im Griech gevem. gvaxeır. Daber 


iſt im Griech. aoIevim frank feyn, Böhym,liunatı, wo auhStos 


nani die Aranfheitiji, Ex tff eine unmittelbare Dnemaropbie des 

ſtöhnenden Eantes, und mit tönen verwandt; Statt diefes Wortes 
gebrauchen die Niederſachſen auch kümen, Ditfrivd’kumen, (©. 
Kaum und Rummer,)ingleichen Flöhnen, Schwed. Klanka, (S. 
Klingen, Rlang,) und anfen. Wenn. ehnen oder ftöhnen 
im Niederfächfifhen auch fich Rügen, lehnen bedeutet, Hol. leur 
nen, foiftes alsdann ein vermittelft der Endſylbe nen gebilderes 
Intenſivnm von fteben oder vielmehr fianen. 


Stöhren, ©. Stören, 
Die Stolle, plur. die —n, Diminut. das Stöltchen , das fol. 


gende Wortim weibtichen@eihlechte, i in welchem es in verſchiede⸗ 
nen Fällen von einer Furzen dicken Maffe, und in weiterer Bes 


deutung für Maffeüberhaupt, ein Theil, Stüd, gebraucht wird. . 


Daß es in einigen Gegenden eine Wachsferze, vermutblich eine 


von dicferer Art bedeutet, erbellet aus dem Friſch, eine Wachs⸗ 
folle. In Butterſtolle iſt es in einigen Gegenden für Butter⸗ 
baume oder Butterbrot üblich, d. i. ein mit Butter beſtrichenes 


Stif Brot. Ju einem andern Verſtande iſt in Oberfachfen die 


Butterſtolle eine Art Gebackenes aus Butterteige, welches die Ge⸗ 


falt eines langen an? schmalen Brotes hat, und jo fern daffelbe ges 


meiniglih um Weihnachten gebacken wird, die Chriſtſtolle beißt: 


Wird der Teig zu einer ſoſchen Stolle aus drey heilen wie einZopf 


arflochten, fo befommt fie den Nahmen eines Burterzopfes. Die 


Fierenftolle, ift bey den Köchen der ansgelaffene Nierentalg der , 


Kinder vermurhlich auch wegen der Gefkalt, in welche es geſchmol⸗ 
zen wird. Fa manchen Öcgenden wird auch das folgende Stol⸗ 
len, als tin weibliches Wort, die Stolle, gebraucht. 


Der Stollen, des—s, plur; ut nom.fing. Diminut, dasStöll- 


‚hen, ein Wort, welches in einer SoppeltenHauptbedeutung üblich iſt. 
3, Dir dem Begriffe des Stehens, der Feſtigkeit, Kürze und 
Dicke, der Hervprragungn. ſaf. (1) Eine Stüße, beſonders eine 
kutze dicke aufrecht ftebende Stüge, beißt in manchen Fällen ein 
Stollen, und in einigen Gegenden eine Stolle ; in andern Fällen 
eine Stüge, ein Stubl, ein Suß, eine Pfofte, eine Dode usf. f. 
Die Bettſtollen, die furzen aufrecht ſtehenden Säulen an einem 


Bettaeftelle, die Bertpfoften., In einigen Gegenden werden auch 


die Füße an den Bänken und Stühlen Stollen genannt, Banfz 
fielen, Stubliiellen. "Die Stollen, d, i, kurzen dicken Säulen, 
an den Öetändern, weldye ſouſt auch Docken heißen. Die StoKen, 
Turzen ffarfen Füßr an einem Hafen, (S.Stollbafen.) Auf Stole 
len ſtehen, Stollen an etwas machen. Die Stollen an den 
Hufeifen der Dferde, die Furzen ſtarlen ſenkrechten Theile hinten 
an den Eiſen welche die Stelle der Abfäge vertreten; und foin ans 
dern Fallen mehr. (2) Ein Abjas einer Heroorragung, gemeinig= 
lich auch nur ineinigen Fälen, wo es in manchen Gegenden gleich, 
falls dir Stolle lautet. So wird der Abfas an einem Meffer bey 
ber Angel die Stolle oder derStollen genannt. Figürlich iſt ben den 
Me ifferfängern der Stollenein Abſatz in einem Geſetze, welcher 
aus einigen Verſen beſtehet. Ein Bar. oder Lied befteber bey ibnen 
RR verfchiedenen@efrgen, und ein jedes Geſetz aus zwes Stollen. 

Mit dem verwandten Begriffe der Tiefe, der Anshöhlung, 
Bes hobfen Raumes, in der Srollemim Lergbaue, ein börizona« 


ler Canal, weldyer in dag Gebirge getrieben wird, fo wohl die Waſ⸗ 


fer abzufetten, als Wetter, 8. i. frifche Luft, einzubringen, ur 
Lich auch das Innere des®ebirges zu. erforfchen. Daber der Dafs 
ſerſtollen, Tagefiollen, Wetterfiollen, Suchſtollen; ing eichen 

Erbe 


Erbftollen, uf. — Den Stollen treiben, ibn, gra 
ben und verfertigen; ihn aufnehmen, zu treiben übern hmen; 
ibn faffen, auszimmern; ihn löſen, Schächte oder Lichtlöcher 
auf denfelben niederfenfen ; ihn zuführen, weiter und höher mas 
Senn. ſ. f. In den gemeinen Sprecharten der Bergleute lautet der 
Plural auch wohl Stöllen. Das Schwed. Stola, Engl.-Siulm 
and Böhm, Sstula, bede utet gleichfalls einen folben Stoffen. 

. Anm. In der erſten Hauptbedentung einer Stütze u, ſ f. lautet 
es im Schwed. Stol, im Böhm. Sstula. Im Riederdeutſchen ſt 
Stal, der Grund eines Deiches oder Dammes, ingleichen der Fuß 
eines Tifches, Stellen, Geſtell, Stubl, Stels, Stolz, u: ſ. f. 
find getan damit verwandt ° Ohne Ziſchlant find in Hamburg 
Dullen die Pflocke in dem Borte des Fabrzeuges/ zwiſchen welchen 
die Ruder liegen. In der zweyten Hauptbedeulung gehören zu 
deffen Gefchlechte, doch ohne Ziſchlaut, unſer Dille oder Tülle, 
das Oberd. Doble, ein Abzug, Canal, und das Meißnifche Dölle 


oder Tölle, eine tiefe Stelle im Adler, worin fi das Waſſer 


ſammelt. So ſehr die Begriffe der Tiefe und Hervortagung eins 
ander entgegen gefegt zu fepn feinen, fo nahe find fie doch in 
‚dem Urſprunge der Wörter verwandt, und man wird nicht Teicht 


ein Wort in der Spyache finden, in welchem ſich nicht beyde ver⸗ 


einigten, 
Stollen, verb. reg. act, ein nur no in einigen Fällen übliches 
Wort. 1, Die Weißgärber ſtollen die gar gemachten Selle, 
"wenn fiefelbige auf den Stollpfahle oder Stolleifen ausſtrecken, 
indie Breite dehnen und dadarch ihre Geſchmeidigkeit vermehren; 
welche Arbeit auch ausbvechen und bey den Frangofen ouvrir 
beißt, Vermuthlich von dem Stollpfable, welcher wegen feiner 
Zurzen dicken Geſtalt anfänglich’ der Stollen gebeißen haben mag; 
(S.diefes Wort.) Im Niederfächt. iſt foen, Rügen, und Notker 
gebraucht es für gründen: Du ltollotoli dieerda, du gründe⸗ 
teft die Erde. 2, Mit Stollen, kurzen dicken Stücken oder Abfät- 


zen verfehen. Ein Sufeifen tollen, die Stollen daran fhinieden. 


Sp auch das Stollen. 

Die Stollenarbeit, plur. die— en, von der Stollen, im 
Bergbaue diejenige Arbeit, wei! in und an einem Stollen ge⸗ 
ſchiebet. 

Die Srollenbefabring, plur. die — en, eben dafels, die —— 
liche Befahrung eines Stollens von dem Bergamte, um zu ſehen, 
ob er ſich noch in dem gehörigen Stande befinde, 


Die Stollenbeule,plur, die—n, eine Beule an dem Gelenfe “ 


des Vorderfußes, welche ſich die Derdei im Liegen mit den Stollen 
des Hufeifeng verurfachen; der Stollenfhwamm. 

Die StoHenfirfte, plur. die — n,von der Stollen ?, im Bergs 
baue die Firfte eines Stollens, d. i. deffen obere Fläche, und alles, 
was über derſelben iſt; im Gegenſatze der Stodlenſohle. 


Die Stollengerechtigkeit, plur. die — en; eben daſelbſt, die 


Gerechtigkeit, d. i. das Recht, welches ein Stollen und deſſen 
Eigenthümer auf gewiſſe Befugnifferhat, wohin z. B.der Stollen: 
bieb und die Stollenſteuer gehöret. Auch das Stollen⸗ 
recht. 


Das Stollentgerinne, — plur. — fing. eben da⸗ 


felbff; ein Gerinne an einem Stollen, das Waffer aus demfelben 
abzuführen 


Der Stollengeſchworne, es—n , plur. die —n, eben dar ' 


ſelbſt, ein geſchworner Bergbeamter, welcher einen — in 
ſeiner Aufſicht hat. 

Ter Stollenhaken/ des ⸗8 plur.ut nom. hof: inHüstenbane; 
ein eifernee Hafen an einem langen Ötiele, drffen man ſich bey tem 
Abtiechen des Stiches, wenn die Gänfe gemacht werden, beditnet. 
Welle q⸗ van Stolen, Er Sun furge Maſſe 


‚Die Stollenſteuer, plur. die —n, eben daſelbſt, eine Steuer, — 


Das Stollenwaſſer, des —s/ plur. doch nur von mehrern Qnane 








"st — RER . 440 — 


* — — car, von der ‚Stollene, 1 Ba 
Bergbane, das Recht, welche⸗ ein Stölluer bat, ı wenn er mit feinem Re 
Siollen auf Erz triffrzdafjelbe in einer gewiffen Weite 2 

und in feinen Nıfgen zu berwenden. Den Stollenhieb. baben. . 

Da es denn auch wohl das dadurch ‚gewonnene Erz bezeichnet, 

"Der Stollentarren, des, plur. utnom, ling. eben Dafelbf, > 
ein ſchmaler Schublarren, deſſen man ſich in den en — 
Berge und Erz durch dieſelben zu fuhren.. 

Die Stollenkaue, plur, die—n, eben daſelbſt eine Baut, &i. 
leichte Hütte, über einem Stollenſchachte. A 

Das Stollenm undloͤch, des — es, plur. die — Löcher. h eben 1 

daſelbſt, das Mundloch, das iſt, die Sfuung,, der Eingang; ines 
Stollens, J 

Das Stollenneuntel, des — 8, "plur, ut nom. fing. eb nd 4 
ſelbſt, das Neuntel, oder der. neuute Theil, welcher dem ( 2 
thümer eines Stolfens vonden benachbarten Zehen für den Mur | ? 
zen gegeben wird, welchen fie von dem Stollen haben. - - 

Das Stollenzecst, des — es/ Plus, Sie—e, ©. TEE 4 
rechtigkeit. —— 

Der Stollenſchacht, des — es, plur, die — fhädte, ein 
Schadt, welcher auf einen Stolen gehet, Licht eder friſche uf 
in denfelben zu bringen, 3 

Der Stollenfywamm, des —es, plut. die ſwwanne, = 
©. Stollenbeule. -. 

Die Stollenfohle, plur., — von Stollen e J Bere 

+ baue, die Sohle, d. i.untere Fläche eines Siollens au Untere · € 
ſchiede von der Stollenfirſte. \ 





4 Ya 
— In e 


welche dein Eigenibümer eines Stolens von den. angränzenden 
Gewerken für die Vortheile gegeben wird, welche ihnen durch den 
Stolfen zufliefen; wohin 5.8. das Stollenneunsel gehoret. 


Die Stollenſtrecke, plur. die ⸗¶n/ eben dafelbft, der Kaum, wel⸗ 
chen ein Stollen in der Länge einnimmt; ‚ingleicpen, ein ſich in die 
Länge erſtreckender Stollen. 

Der Stollentraͤger des —s, plur, ut nom fing. von Stolle, 
eine Art Gebackents, ein langer enger. Korb, worin die aus u 
geformte Stolle zum Aufgehen gelegt wird, F # 

Der Stollentrieb, des — es, plur. car. im Bergbaue, die Hand/ 
lung, da ein Stollen in die Länge fortgetrieben oder forigefeget 
wird, 

Der Stollenwagen, ses —s, plur. die—wägen, eben Bath, 
ein Karremanf zwey Rädern, worauf’ das zu einem Spollen.nde"- 
thige Zimmerholz angefahren wird, N 


rg 


titäten, ut nom.ling, eben dafelbft das aus. einem Stellen Ka 
fließende, durch denfelben abgeführte Wafjer. n 

Der Stollhafen, des —s, plur. die —häfen, ein Safen, die 
eine Are Töpfe, welcher mit Stollen oder. furzen. Süpen ‚ders 
feden iſt. 

Der Stollnagel, des — 8, nlur, die— nägel; eine Art Nägel, 
woniit die Sättel befchlagen werden, Etwa, weil ihr Kopf einen. 
Stollen, d. i. einer kurzen digen Ssügegleiht?- 1 


Der Stöllner, des — s, plur. ut nom. ling, von der Sr FR 
2; im Bergbaur,derjenige, weicher einen Stollen auf feine R 
führet und auterhält, der Eigentbümer eines Stolfens, Sun 
ten’ werden auch wehl die Arbeiten in ‚einem ſolchen St 
Stölfner genanut. 


Das Stollort, des —es plur, — eben dafelft-ı ‚Das. 3 
Ort oder ‚Cube eines Stollens,; im Gegenfage des Stolten. | 
mund des, 2 2 ‚Ein Cr, ls —— oder. unterit diſche 

Orisr- 








Gang, eigene bie ande einer Grube nad dem Stollen 
4. Bra ger um mit des ſelben Gemeinſchaft zu befonimen. . 
Ber Stollofahl, des — es, plur. die — pfahle, bey den Weiß⸗ 

garbern ein kurzer Pfahl mit einer oben darauf befeſtigten runden 


ſernen Platte, die gar gemachten Felle darauf zu ſtollen. Die, 


Platte wird das Stolleifen genannt. 

Stolpern verb, reg. neutr. welches das Hürfswore feyn erfors 
Bert, im Geben auftoßen und dadurd) ans dein Gleichgrwichte ger 
bracht werden, in der edlern Schreibart rauchen. Im Geben 
"fsipern. Ps ftoipert auch wohl ein gutes, Pferd, tiber einen 
‚Stein ftolpern. 


— — Mit Beicyen Rolprete der Pferde müder Trab, Yadar- 


Sigleichen ſigürlich, einen Fehler begehen. Sp auch das Stol: 
ern, 

2 Anm. Su den ——— —— fast man für. fiöl- 
pern auch einen Stolprian machen, wo diefes Hauptwort auch 
figürlich einen Fehler bedeutet. Bey dem Pietorius kommt ſtulen 
— für flolpern vor, die Niederfachfen gebrauchen dafür ſtrübbeln, 
frumpeln, Holänd. Arompelen, fulfeln , die Engländer 
Rumble, die Schweden ſtupa, Gapla, die Isländer Aumra, 
welche wohl insgeſammt, ſo wie folpern, Dnoniatopdien des 
Anftoßens felbft find. 

Stolz, —er,— eſte adj. et adv. ein Wort, welches urfprünglich 
den Begriff der Höhe, der Größe, oder Hervorragung über aus 
dere hat, aber nur in eigen figürlichen Bedeutungen üblich iſt. 


2, Andere Dinge feiner Art an äußeren Aufehen übertrefs - 


fend , und in weiterm Verſtande in feiner Ars vortrefflich, 


prächtig, ſchön; eine noch im gemeinen Leben «vieler Gegen⸗ 


\ 


den übliche Bedeutung, Er wer der ſtolzeſte ſchönſte Mann, 
den man von Leib und Grfund finden Foninte, Königshov. 
bey dem Friſch; wo es von dem perfönlien guten Anfehen 
mit Inbegriff vorzüglicher Leibesgröße gebraucht wird. Bey 
den Fägern iſt der Sirſch Holz, wenn er völlig verendet hat, 
weil er alsdann das böcfte und beſte Anfehen bat. Ein Hol 
zes Haus, ein ſtolzes Maschen, ftolse Kleider, noch in 
vielen Gegenden für präßtig. > Im Niederfächfifhen ſagt 
man, einen ſtolzen Thaler Geld bey etwas verdienen, für 
einen fchönen. Riederf. Holt, Schwed. keit. Ihre leitet esin 
dieſer Bedeutung von dem alten Gothiſchen Stilt, ein Feft ber, 
daß es eigentlich feftlich oder feyerlich bedeuten müßte, Allein 
es ſcheinet dem Begriffe der Hervorragung, dee Überteeffens 
‚an derhäftnigmäßiger Größe, der Vorzug zu gebübren. Im 
Wallachſſchen ift Stolida, Zierde, Pu. 
2.*Kübı, dreift, entweder fo fern die Kühnbeit in Erhebung 
fiber andere beſtehet, oder auch fo fern fie aus dem Bewußtſeyn 
eiener Größe und Vorzüge entfpringer , Holländ. Aout, Im 
 Hochdeurfchen ift andy die ſe Bedeutung ungangbar ; in einigen 
Degenden- aber fagt man fich verfolgen, für ſich erfühnen, 

3. In weiterer Bedeutung ift ſtolz feiner Vorzüge bewußt, und 
5 Bewußtfeon durch fein Äußeres verrathend, wo es fo 
wohl in gutem als nachtheiligem Verſtande gebraucht wird, 
() Im guten oder wenigftens gleichgirttigen Verſtande, ih wah⸗ 


rer Borzüge bewußt, und diefem Bewußtfegn gemäß bandelnd. 


Stolz auf etwas seyn, fich deffelben als eines Vorzuges bewußt 
ſeyn. Ich bin ſtolz aufihn. Glückliche Zeiten, da Tugend und 
FE meine Gefpielinnen waren, da ich noch anf mein zerz 


folz feyn konnte! 
Schön, edel, mild, zu flols, durch Bine zu gefallen, 
— nd doch von Hochmuth fern, gefällt Ser Fiingling 


allen, Weiße, 
«2) Im AGcheiligen Berftande iſt man Holz, entireder, wenn die 
? e. zůge / deren man fich bewußt ‚aifeyn ſcheiuecrache wierug vor⸗ 
Adel. W. B. 4Th. 2, Aufl. : 


* 


/ * 


402 


Banden ins, oder wenn man durch feine Handlungen ein höheres 
Gefühl feiner Vorzüge verrärh, als fie verdienen, ingleichen in 
diefer Denfungsarı gearündet; im Gegenfage des befcpeiden. 
Stolz feyn, werden, machen. Einfiolzer Mann. Kine Hole 
Antwort. Stolze Geberden , ſtolze Mienen , folge Augen. 
Stolz. von Greberden, Gel, Reicptbum und Schonbeit machen 
fiolz. Auf dieſe verſtcherung Bann ich eben nicht ſtolz werden, 
Gel, Lucie,mein mannliches Herz zerbricht deine ſtolzen Sef- 
feln. Noch werde der Brieger ſtolzeſte ſagen, Klopft, Zuwei- 
Ten inengerer Bedeutung auch für ubermüchig. _ 

Die ſtolze Siueh (dat ung) verſchwemmet ganz und. gar, 

Opitz; 

in welcher Bedeutung es in der Deutfchen Bibel mehemadi⸗ vor⸗ 


kommt. — —— 


Anm. Im Niederſ. ſtalt, im Schwed. gleichfalls ſtolt, im 
Engl. und Holländ. lout. Es iſt wohl mehr als wahrz 
ſcheinlich, daß der Begriff der ‚entweder wahren oder anger 
nommenen vorzüglichen Größe der Stammbegriff ifl., daher 
diefes Wort als ein Verwandter von Stelje und fleil anges 
feben werden muß. Ein Stolzer ſucht oft auch feine förßerliche 
Höbe größer zu machen, als fie iſt. Ein ſtolzer Menſch beige 
im Niederf. auch ein Steilohr. Ohne Ziſchlaut geböret auch 
das Latzin. tollere hierher. - Diefes Wort verändert in der 
Eompofition feinen Selbftlaut nicht, daher es irrig iff, went 
es beym Hagedorn heißt: tauſend mögen ſtelzer wählen, 
Wenn im’ Prengen die Butter, wenn fie im Winter ſteif und 
ungefchmeidig iſt, ftolz heißt, fo feiner es Feine Figur der 
vorigen Bedeutungen, fondern alsdann ein: Berwaudter von - 
‚Stollen zu ſeyn, fo fern es auch den Begriff der Feſtigkeit 
bat, 


Der Stolz, des —es, plur, car. das Hauptwort des vorigen Bey 


wortes, 1. Das Gefühl feiner Vorzüge und die thätige Erweifung 
diefes Gefühles durch äußere Handlungen. (+) Im guten oder 
doch gleihgültigen Verftande, das Gefühl wahrer Vorzüge und 
deffen Erweifung. Erhöhen eine Nation wahre Vorzüge, welche 
fie befigt, durd das Bewußtſeyn ihres wahren Werthes, fo 


iſt das edler Stolz, Gonnenf. Deine Seele ift — einen 


edlern und gerechtern Stolz zu haben. 

Es hören meinen Stolz, Belt, Donau, Wolga, Rbone, 

Und weichen hinter mich, Naml. 
(2) Im nachtheiligen Berftande, das Gefühleingebildeter, ingleir 
hen dasübertriebene Grfühl wahrer Vorzüge. und deffen. thätige 
Ermweifung. Dielen. Stolz haben. Er Fennet fih vor Stolz 
nicht. Der Stolz iſt nicht etwa nur ein Antheil unverſtändiger 
Seelen und Fleinev Geifter ; er ſchleicht fih in: die beſten 
und. edelften Gemürber ein, Gel. Der Stolz auf feine Ab: 
nen, der Ahnenſtolz; der Srolz auf fein Vermögen, im geniei« 
nen Leben, dev Beutelftols ; der Stolz auf ſchone Bleider, der 
Rleiderſtolz u. f.f. Dev Bauernfiolz, wenn fid) der Stolz auf 
eine ungefittete bäuerifche Art äußert, 2, Ein Vorzug, in deffen 
Befig man fich über andereerhaben fühlt; in der edlern und hör 
bern Schreibart. Ein Mann muß der Stolz feiner Sram, und 
ibre Ehre die frinige feyn, Reſte. Ich deines ſerzens Stolz, 
eben derſ. 

Die Menſchen lieb ich ſtets, der Menſchheit Stolz und 

Ehre, eben derf, 
Bey dem Stryker Stolzheit und in einigen Ober deutſch. Ge⸗ 

genden noch jetzt Stolzheit. Von der letzten Sylbe in ſSageſtolz, 
fiche dieſes Wort. 


Stolzieren, verb. reg. neutr. welches dag Hülfswort baden j 


erfordert, aber nur im gemeinen Schen am bäufioftem:ift, feinen 
‚Stolz durch ein Gepränge im Außen orrrathen. Mit etwas Bol: 
—6 zieren, 


” 7 


“ 


Der Stöpfel, S 
Stopfen, verb. reg, act. einen weichen Körper feft in eine ff⸗ 


Ritz Hopfen. 


Bosheit wird das Maul geſtopfet werden; Pf. 107, 42, 


405. — 


x 


siecen, Damit prangen. Auf etw ieven, darauf ſtolz fep, 
ARE nicht fo gewöhnlich. as hof uf ſtolz fepne r 


Wer gewöhnt ift, fo wie du zu denken, 
Und zur Weisheit feinen Trieb zu lenken, ' 7 
Der ſtolziert nicht auf zerrißnen (zerrißne) Fahnen 
Ruhmwerther Ahnen. Zac. 
So auch das Stolsieren. Es ift vermittelft der ansländifchen 


7 


Endung —iven von ftolz gebildet, und gehört um diefer Zuſam⸗ 


menfegung willen in die Sprache des gemeinen Lebens. (Siehe — 
Teen.) Bey dem Dafppodins Fommt dafür das reinere * im 
Hochdeutſchen —— fremde ſtölzen vor, 

. Stöpfel. 


nung drüden, um diefedamit angufüllen. ı. Eigentlich mit der 
vierten Endung des weihen Körpers. Werk inein Loch, ineinen 
Sedern in das Kiffen ſtopfen. Den Tobak in 
die Dfeife ſtopfen. Den Stöpfel feſt in die Bouteille fopfen. 


Seſtopft voll. Jngleichen mit der vierten Endung der Dffuung 


oder des-Körpers, worin fich dteſelbe befindet, auf foldhe Art ans 
oderausfüllen. Line Pfeife Tobak ſtopfen. In andern Fällen 
iſt dafür zuſtopfen und verfiopfen üblicher. 2,Figürlich. (1) Je⸗ 
manden den Mund, das Maul ſtopfen, ihn zum Schweigen brin⸗ 
gen, es geſchehe auf welche Art es wolle, durch Gründe, durch ein 
Verboth, durch Drohungen, durch Gefchenfe, oder aufandere Art. 

IH will mir meinen Mund nicht ſtopfen laſſen, Pf.40,10. Aller 
Sie 
plauderte beſtandig, nichts Fonnte ihren Mund ſtopfen. 
(2) Ganſe, Kapaunen ſtopfen, fie mit Nudeln, welche ihnen in 
den Mund geftopft werden, fett machen; im Oberdeutſchen ſchopfen/ 
in andern gemeinen Sprecharten frerxen. (3) Ein Loch in einem 
Zeuge, Gewirke oder Geſtricke Hopfen oder zuftopfen; das Loch mit 


kreuzweiſe über und ducch einander gefhlungenen Fäden » asfüllen. 


SEinen Strumpf ſtopfen die Löcher in demfelben auf ſolche Art aus⸗ 
füllen. Im Oberdeutſchen wibeln, zuwibeln. (4) Etwas, das im 
Laufe begriffen iſt aufhalten hemmen; eine im weiteffenBeeflans 
de im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung. Dieſer Ruhm foll 
mir nicht geopfert werden, 2 Eor.11,19. Inder Parforee⸗Jagd 


werden die Sunde gefiopft, weun man fie in ihrem Laufe mit Ges. 
walt auf⸗ und zur ück halt. Im Mieder ſach ſtſchen iſt es in diefer Fer 


deutung noch am gangbarken, wo man eine Winde, ein Tau ſtopft, 
wenn man fie im Abraufen aufhält. Englto ftop. In Hochdentſb. 


gebraucht man es nur in einigen Fall n Ein-Speife Hopft,wunn fie 
die Offnung desLeibes hindert. Einen Duchfall Hopfen, deminen. 


{ 


⸗ 


en 


im Saljwute zu Sell Sisjentgenebeie, wel edas Sa 
ie Wagen laden, Stopfer genannt, —— ch 


fern es ehedem auch für paden üblich war, 2. Ein Werkzeu nr 
Stopfen, Lin Pfeifenfopfer, den ausgebrannten Tobak 

Pfeife damit nachzuflopfen. An der Seefahrt find die En 
Niederſ Stopers, kurze Enden Tane, € andere zerriffene Taue das 
"mit zwergängen, Inandern Fällen, wenn es ein Werkzeug zum 
Suftopfen bedeutet, ift dafür Stöpfel üblicher. 


Die Stopffarbe, plur. die —n, bey den Mablern, eine Farbe 


‚aus Serpentin, Umbra und Firniß, — ————— einem 
Gemählde damit auszubeſſern. 


Das Stopfgarn, des—es, plur. doch nut von mehrern — 


oder Quantiräten, die — e, Garn, die Löcher in den Keidungs- 
ftücken und — damit zu ſtopfen. 


Der Stopfbader, plur.die—n, im Bergbaue, Hadern oder Lap⸗ 


pen, die Wechfel an den Sägen der Künfte damit zu verflopfen, 


Das Stopfbolz, des — es, plur. die—hölzer, im Hüttendane, 


ein rundes mit einem Lehm beftrichenes Holz, NeDfihnne — 
ches Damit zuzuſtopfen. 


Der Stopfmeißel, des — s, plur. ut nom. fing, ein 
emen weichen Körper damit in eine Offaung zu ſtopfen⸗ beten 


mans. B. im Bergbaue bat. 


Die Stopfnadel⸗ plur. die —n, eine ſtarke große Nedradel 


Das Stopfſtück, des — es, plur. die — e, auf kei, Söifen, 


zerriſſene Kleidungsftüce damit zu ſtopfen. 
Stüste Holz, welche mit Pech beſchmieret und mit Werrig ume« 


wunden werden, die in den Schiffen manpeen Löcher * uw“ & 


zuſtopfen. 


Das Stopfwachs, des—es, plur. car. in der Biene 


grober Leim, womit die Bienen die Risen eines Stodes, und gegen 


nsucht, ein — 


— 


den Winter die Flu: alöcher zuftopfen und verwahren, der — 


Pichwachs, Beutenleim, Vorwachs. 


Die Stopine, ©. Stoppine. - 


Die Stoppel, plur. sie —n, die übrig gebliebenen und * der. 


’ 


Der Tobak ſtopft mich, bemmet den Fluß der Feuchtiakeiten durch 


die Nafe. (S. Verſtopft in Derttopfen.) So aud) dag Stopfen. 
Anm. Im Niederf. ſtoppen, in Angclf koppan, im Schwed. 
ſtoppa, im mittlern Lat, flupare, iöpare, imätal. ftoppare, 
im Sranz. eftouper, im Engl. uff, op, im Griech supaw, fö 
wie auch das Lat. Hipare und Griech. gesßemw , verdiden, damit 
verwandt fi nd. Es deceinigen jich in diefem Worte dirBeariffeder 
Spise, des Drütfens, der Dichte und der Unbeweglichteit, ſo daß 
es als ein Berwandter von Zapfen, Stab, fiapfen, Döbel, zu: 
pfen, dem Ital. Toppa,ein Schloß, ingleichen ein Lappen, zum 
Stopfen, und andern mehr angefehen werden muß. Der Form 


nad ifies ein Intenfivum von einem veralteten oben, fionen, 


welches zu unferm ſtauen und dem fchon gebadhyten®tied).geißew, 
gehöret hat. Übrigens ifk für flepfen im Dberdentfchen ſchopfen, 
und im Hochdeutſchen auch pfropfen üblich. - Im weiteſten Vers 
ſtande wurde es ehedem auch für packen gebraucht, wie noch aus 
dem folgenden Siopfer erhellet. 


Der Stopfer, des— 5, plur. utnom.Ting. don dem vorigen 


Zeitworte. 1, Eine männliche Perfon, weiche flopft. So werden 


Erde hervorragenden Enden der Halmen, nachdem das Getreide ab» 
geſchnitten bder abachauen worden. Die Born» oder Roden- 
fisppeln, Gerfientoppeln, Haferitoppeln , Weigenfioppeln , 
Erbſenſtoppeln u. faf. Die Stoppeln verbrennen. Das Dieb 


indie Stoppeln treiben. Wo es auch im Singulätcolleetive ge 


braucht wird ein ganzes Feld voller Stoppeln zu bezeichnen. Das 


Vieh in dꝛe Stoppeln treiben. Die Wintertoppel,Sommerfiop- a 


pel,die Stoppelnvon dem "Wintergerreide, Sommergetreide, "Zus 
weilen wird es auch von andern ähnlichen in Menge bey einander 


befindlichen Aumpfen Spigen gebraucht, indem auch die jungen % 
noch in der Haut befindlichen Kiele des Federviehes bey einigen die 


Stoppeln geuannt werden, 

Anm. Im Oberd. Seupflen, im Niederſ. gleichfalls Soppel, 
im Enal. Stubble, im Schwed. ohue Endſylbe Ftubb, and) in 
elnigen Niedrrdemfchen Gegenden Zalmſtub, im Ital. Stoppia, 
im $ranz. Eliouble, im £atein. Stipula. Die kumpfe Spitze 


ift vermuthlich der Stammbegriff, Baber diefes Wort als ein Ber⸗ 


wandter von Stubbe, der Stod eines Baumes, Stuffe in der 


Bedeutung eines Stüdes, Kumpfu. f.f. afgefeheu werden muß. 


G. Stupfen:) Auch der Begriff der geſchehenen Abb auung fomme 


Die Stoppelbutter, plur. car. inder Hauswirthſchaft, But- - 


mit in Betrachtung. (Siehe Stuffen.) Die Endſylbe —el ift die 
Abieiinngsinibe, ein Subject, Ding, zu bezeichnen, 


ter, welche von folchen Küben kommt, welche > der Ernie i in die 
Stoppeln zur Weide getrieben werden. 


Der Stoppeler, 8, Stoppler. . 


Das Stonpelfieber, des—e, plur, doch nur von meprern den, 


uLnom,fing. S. MariFranfbeit, — 
ie 


— 


EIERN 


ker — 


Danke Se nr 


BT ee re 





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ee 558 x % 


At © 


f 3 J — * 
Die Stoppelgano, plur. die — günſe, in der Hauswirth- 
| —— welche nach der Erate in den Stoppeln geweis 
Das Stoppelgrae, des —«s, plur. inuf. eben daſelbſt, das 
jenige Gras, welches nach abgehauenem Getreide in den Stop- 
er —— 
Das Stoppelkstn, See—es, plur. car. Korn oder Rocken, wel: 





icht Weigen, fondern nur Korn getragen haben ; der Stoppels 


t n. 

Stoppeln verb. reg. act. . Diein den Stoppeln Liegen ge⸗ 
bliebenen Abren zufanimen leſen. Ahren ſtoppeln. Jemanden 
nachſtoppeln. Auch in weiterm Verſtande von der einzelnen Aufz- 

ſammelung anderer zurück gebliebener Früchte. So gebraucht man 
es duch von dem Nach ſammeln der fißen gebliebenen Weintrauben 
in den Weinbergen. Ingleichen figürlich und im verächtlichen 
Berftande, mühfam aber ohne Wahl zufammen leſen oder ſuche n; 
esmpiliven. (S. Stoppler.) in Buch ans hundert andern 
Büchern zufammen fioppeln. 2. In einem andern Verflans 
- de if in der Landwirthſchaft Hoppeln, das noch mit Stoppeln 
bedeckte Feld zum erſten Mahle Pflügen, welches Plügen auch 
Hilrzen genannt wird, weildadurch die Stoppeln umgeftürzet Wer 
den. So auch das Stoppeln. 
Der Stoppelroden, des —s ‚‚plur.car. ©. Stoppelfsen, 
Die Stoppelrübe, plur. die—n, in der Landwirthſchaft, Rir 
ben, welche nach der Ernte in das mit Stoppeln bedeckte Feld, nach 
geſchehener Zubereitung geſaet werden.“ Da man nur die langen 
Küben auf die ſe Art zu bauen pflegt, fo führen in einigen Gegen⸗ 
den auch nur diefe ven Rahmen der Seld: oder Stoppelrüben, um 
‚fie von den Steckruben zu unterſcheiden. In einigen Gegenden 
beißen fie Salmrüben. 
Der Stoppelvögt, des — es, plur. die — vögte, auf großen 


tearbeiter im Felde. > 

ie Stoppine, plur.die—n, Diminut. das Stöppinden, in’ 
der Feneriverferey und Gefchügkunft, eigentlich eine zubereltete 
Bunte, allerley Feuerwerke damit anzuzünden; Zündftrid, In 
weiterer Bedeutung werden auch die anſtatt felcher Lunten einge 
führten Heinen blechernen und mit einem ſchnell brennenden Sage 
angefüßten Röhren, Kanonen und andere Feuerwerke ſtatt des 


meift aus dem Jtal.Stoppina,Stopina,und dieß vonStoppa;. 
Stopa,2at. Stupa,.Werrig, der eigeislichen Materie, woraus 
Solche Lunten bereitet werden.. ; 
Der Stoppler, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige, wels 
cher ſtoppelt; beſonders im verächtlichen Verftande, ein Schrift 
ſteller, welcher feine Gedanken aus andern ohne Wahl undBeurs 
theilungskraft zufammen trägt. BER 
Der Stöpfel, des—s-, plur. ut nom. fing. Diminut, dag 
Stöpfelchen, ein Körper, eine Offnung damit zuzuffopfen, da es 
denn befonders von ſolchen Körpern gebraucht wird, womit men 
die. Öffnungen der Flafchen und ähnlicher Gefäße zu verftopfen 
pflegt; der Pfropfen. Lin Korkſtöpſel. Ein Stöpfel von Par 
" pier, von Sol, von Glas, ein Glasttöpfel. Wegen der furzen 


fen im gemeinen Scherze auch wohl einen Stöpfel zu nennen, 
In einigen Gegenden führer diefen Nahmen auch der Pfropfen in 
- einem Feuergewehre, fo wie in andern auch der Stämpel oder 
Stößel in den Handfprisen. _ 

. Anm. Im Oberd. Stopf, Stöpfel, Stüpfel, welche auch von 
einem jeden Pfropfen and Spunde gebraucht werden, im Engl. 


Stopple, im Pohln. Stypfel, im tal, Stoppone, Stoppag- 


« 


cher in ſolche Somiherfäider gefüet wird, welche das vorige Jahr _ 


Gütern in einigen Gegenden, ein Bugs oder Aufſeher über die Grenz 


Bündpulvers damit abzufeuern, Sroppinnen gehanut. Der Rah⸗ 


dicken Geſtalt folder Stöpfel, pflegt man einen Furgen dicken Mens, 


OR... 


lo, Stöpfel iſt ang dem Niederd. Etsppeh für Fopfen und der 
Ableitungsſylbe —fel zufammen geſetzt, Unmittelbar von ſtopfen 
und zugleich edler iſt das Oberd. Stöpfel, ob es gleich im Hochs: 
deutſchen nicht fo gangbar ift. 


Der Stör, des— es, plur. die — &,rine Ark großer Fifche, wel⸗ 


ehe an jeder Seite ein Luftloch Hat, im Deere und in großen Strös 
*— lebt, und oft 20 und mehr Fuß lang wird; Acipenfer Sturio 

Inn, 

Anm. Im Riederf. gleichfalls Srör, im Angelf. Styria, Styri- 
ga,im Holländ, Steur, im Schwed. Stör, ehedem Styria, im 
Engl. Stourgeon, im Franzöſ. Eltourgeon, im Span. Eftus 
rion, im $tal. Storione, Sturione, im Böhm Sstjir,. im ' 
Pobln,Styr. Klein leitet den Nabmen von igs0y her, weil fein 
frigiges Maul einem Schiffsfnabel gleicht. Frifh von Hören, 
weil er im Schlainme wühlet u. [. f. Allein am wahrſcheinlichſten 
bat er feinen Nahmen von feiner Größe und Stärke, weiler einer 
der größten Fifche if, welche in die Ströme zu kommen pflegen, 
son dem alten for, Nirderf. kur, groß, ſtark, (S. Stier und 
Stark) Die Rufen nennen diefen Fiſch Ofeter, und die Böb- 
men Geleter, Der Saufen und der Fleinere Sterlet find Arten: 
des Störes, : 

Der Storax, des — es, plur.car. der fette gäbe brannrörpliche 

Balfami dee Storaxbaumes, welcher in den Morgenländern ein- 

Beimifch if, und auch in dem ſüdlichen Europa wächfer; Styrax- 

officinalis Zinn. Der Balfam, welder zu uns nur verhärter 

in Geſtalt eines feften Harzes gebracht wird, hat einen ſtarken und 
ſchweren Geruch. Der Hüffige Stovar, welchen-man gleichfalls 
in unfeen Apotheken hat, ift der Balfam eines ganz andern Bau⸗ 
mes. Des Nahme, welcher eigentlich Styrax lauten follte, iſt ſo 
frerud als das Prodner ſelbſt 

Der Story, des— es, plur. die Storche, ein bochbeiniger 

Sumpfvogel mit einem langen, geraden, gtwas zugefpisten Schna⸗ 

bel, weldyer Schlangen, Fröſche u. ſ. fi frißt,fich imAuguft aus un⸗ 

fern Gegenden verliert, und im Frühlinge wieder fommt ; Ardea 

EiconiäLinr.: Der weiße mit ſchwarzen Schwungfedern niſtet 

auf Häufern, Thürmen und abgefappten Bäumen, und wird, weil 

er in feinem Neſte oft mit dem Schnabel Flappert, im genteinen 

Leben auch dev Zlapperſtorch, in der March der Kleppner, BEneppz- 

ner genannt. 

Mit frohem Geklapper 
Seht ih den Storch von dor nichten Fell, Zach 
Mit den Storchen im Prozeſſe liegen, im gemeinen Leben, dun⸗ 
ne Beine ohne Waden haben, wie die Störche. Der Storch, 
Kranich und Reiher ind ſehr nabe verwandt.und Vögel eines Ge⸗ 
fehtechtes, Se 
Anm. Im Niederf.Dän. Schwed. und Engl.Stark, imAngelf, 
Storc. Biele leiten den Nabmen von gogyg, Findliche Liebe ber, 
weil man fchon vor alten Zeiten viele Mährchen von der Liebe der. 
jungen Gtörche gegen die alten erzählet hat; eine Ableitung; deren 
bloße Aufüthrung zu ihrerWiderlegung genug ift.Wahrfcheinlicher 
bat er den Nahmen von feiner Größe oder vielmehr Höhe, von 
den alten ftor, groß, noch jest im Niederf. ſtur, oder auch von 
ftöven, ebedem ſtoren, im Oberdeutſchen noch Horgen, fo fern es 

-urfprüngli eine Onomatopdie des Gerãuſches war, wegen des: 
“ Elappernden Geraͤuſches, welches er mit feinem Schnabel macht. 
Iu Niederdeutſchland ift diefer Vogel unter dem Napmen des 

Bar, im Bremifchen Eber, im Braunſchweig. geilebart , in dee 
Sprignitz Alebar, in andern Gsgenden Aatjebar, iin Hollähb; 

.Oyevaer, befaunf, welche Nahmen dem Wachter zufolge einen 

Sugvogel bedenten follen,. von einem alten celtifhen Ad, Ed. Vo⸗ 

gel, (S. Lidervogel) und fahren, reifen. In einigen Gegenden: 

wird er auch Keinife genannt, vieleigemit Reiher: dns Einer 
&e. 2- b Duelle; 


07 Sto 


Quelle, wegen ſeines — Schnabels — füneehchen Seine, - 


undin andern Hainotter. Im Arabifchen heißt er Al-Koko, 
und in Agypten Wird ‚eine dafeidfteinbeimifche Art Stöche 
wouKupx genannt, welcher Nahıne , dee mit dem Latein, 


Uxonia verwandt ift, entiwrder auch eine Ongmatopdie feines 


Geklappers ift, oder Von köken, ſpeyen, im Malabar, kak 
berfommet, meil diefer gefräßige Bozel das zum Überfluffe ge 
freffene twieder von ficb gibt, daher * der Reiher im Malaͤ⸗ 
bariſchen kokkunbeißt. 

Die Storchblume, plur. die — n, in einigen Gegenden ein 


Nahme dir Korn» oder Klapperrofen , weil fie blühen, wenn > + 


die Störche ſich einzuſtellen pflegen. S. Anemone. 
‚Der Storchſchnabel, des — s plur. die —fchnabel, eigentlich, 
der Tange-fpigige Schnäbel dus Storches. Figürlich, wegen einiger 
" Hönlichkeit in der Geſtalt. 1. Eine Pflanze, von weicher es febe 
viele in allen Weltiheilen jerfirguete Arten gibt, welche den Nah⸗ 
men von der fa tz zulanfenden ſchnabelförmige n Geftalt ihrer Sa⸗ 
menfapfel baben ,‚Geranium Linn, Gichtkraut. 2: EiniHebes 
zeug, mit einen fcbief hervorgehenden fangen Balken, Laſten das 
mit aus undin die Schiffe zu heben, und toelches verimuthlich eben 
daſſelbe ift, welches unter dem Nabmen eines Krahnes an bee 
> Tannteften ift, (5, diefes Wort.) 3. Ein Werkzeug, welches aus 
zweh Parallelogrammen beſtehet, undeinen Riß zu vergrößern 
und zu verfieinerndienet ; Pantogray:hum Parallelogram- 
mum delincatorium,.ser Affe, Franz. Singe. 4. Bey den 
Schmieden find die Storchſchnäbel Zangen mit langen ſpit⸗ 
jigen Kneipen, + 

Der Storchſtein, des — es, plur, di⸗ e, ein Nahme, wel⸗ 
chen im gemeinen Leben einiger Gegenden die Belemniten oder 
Zuchsfleine führen, weil die Störhe fie zuweilen in. ihre Nefter 
tragen ſollen. 

Stoͤren, verb. reg: wel s in doppelter Geftalt üblich ifl. TI: Als 
ein Neutrum mit demhülfsworteheben, wo es, ı „Eigentlich eine 
Ono matop die iſt, eine gewiffedem Lante diefes Zeitwortes ange⸗ 
meſſene Art des Geräuſches zu bezeichnen. In diefer Bedeutung 
iſi es zwar Längft veraltcı, allein es finden ſich doch noch. häufige 


Spuren davon, Ben dem Ulphilas ift Haurran, murren, brum ⸗ 
wen,weldes cin Intenſtvnm davon iſt. Frifch führer verfchiedene 


Stellen ans ältern Schriften an, worans erhellet, daß Storing, 
Storling, Siorin, Lürmen, heftiges Geräufch bedeutet habe. Das 
bin aeböckt auch uaſer Sturm, -und ohne Zifchtant turnieren, 
* machen, das alte Thor, der Donner und andere mehr, 
In weiterer Bedeutung wurde es nachmahls gebraucht, ver» 
——— zu bezeichnen wi —* mit diefem oder doch ei⸗ 
nen ähnlichen Laute verbunden find. 
zu Boden werfen, welches noch. in unſerm zerfiören, und in veu 
Sıtenfivisfernere und ſtůrzen zum Grunde liegt. Ehedem wurde 
Asıen auch für treiben gebraucht; die Winde ſtoren die Wolfen 
zufammen, bey dem Friſch. Daß es vor Zeiten auch für geben, 
wandern gebraucht worden, erhellet auch aus dem noch Dberdeuts 
? fa en Jotenſtoo fierzen, ſtorzen, im Lande herum wandern, daher 
ein Landſtreicher daſelbſt ein Landſtörzer heißt, (S. Sterze und : 


Sterzen) 3 Jetzt gebrauchen wir es in dieſer Form nur noch in der Sterrig vr, — fe, adj. et adv: 


Bedeutung, auf ungebührliche oder unordentliche Act in etwas 

herum fahren. Alles herum ſtoren, unordentlich berum werfen, 

“ ametwas darin zu fuchen, Unter den Büchern bevum ſtoͤren 

In alten Schriften ſtoren, verächtlich für ſuchen In ein Weiz 
penneſt Horen, 

Genug, wer Wefpen fiört, kriegt Beulen ins Sefichr, Ean. 

> es auf eine ungewöhnlichere Art active gebrancht wird. Im 

ser Klafe, in den Zehnen fisven. Jutenſiva und Frequentativa 

devon find in dieſer Bedentung die in den gemeinen Sprecharten 


* 


ren. 


— Er 


Abtiehen fiel, förlen, — — u. ſaf. & ER Kl 
fioven, Ausſtoren m. ff. 4. Dierber gebörer and) die bey den a 


Handwerfern übliche Bedeutung, wo foren fo viel iſt, als ın daſ⸗ 
felbe pfufchen, ein Pfufcher ſeyn, itiebt in der folgenden Vedentung, 
als wenn es eigentlich birße, die guten Ordnungen des Handıwers 


fe, deſſen Borrebieflören, ſondera ‚ohne Zweifel von Hören, a 


fern es chedem auch derum gehen, wandern bedentrte und das 
Stammwort von dem ſchon gedachten ſter zen iſt. Daß diefe Ab⸗ 
leitung die wabrſcheinlichſte i iſt erbellet aus dem bey dem Pietorius 
befi idlichen Hanpıworte Stor, welches er durch die Arbeit iiues 
Handwerkers außerdem Haufe erfläcet ; auf die Stor geben, aus 


ßer dem Haufe arbeiten, eigentlich auf die Wanderſchaft geben. $ 
Weil die Pfuſcher aemeiniglich im Lande herum wandern, oder 


doch außer ihrem Haufe arbeitem fo bat daher. das Zeitworr fören 
die Bedeutung des Pfuſchens befommen. Daher der Störer, im 
Dberd Storger, ein Piufcher, in der Schweiz Schübierz die 
Störerey, in den gemeinen Sprechatten die Vfuſcheren, 

1. Als ein Aetivum. .ı. Die Foridanereiner Sache auf. eine: 
unerlaubte, oder doch unangenehme Art unterbrechen; eine Fi 


der vorigen Bedeutung. Den $rieden, die öffentliche Kube fids 
Störenflie 


Das gute Dernehmen einer Samilie ſtören. 


meine Freude nicht. Kein saug ſtörte die seiner keu der 


Cuft. 


I, fann dem Zweifel nad. der meine Ruhe hört, GM, 


Femansen ftsren, ihn auf eine unangenehme. Art in eine — 


lung unterbrechen. Laſſen ſte ſich nicht ſtöoren. Bier ſört mich 
al-s. Bas Geräufhfiörtemich im Nachdenken Jemanden 
in der Arbeit, in der Ruhe, in dem Schlafe, im Studieren, 
in der Andacht Hören, 2: "Bernichten, den Zufammenhang aller 
Theile eines Dingıs gewaltfam unterbrsben, in welcher — 


tung es veraltet iſt, ſeitdem das zuſammen geſetzte zerſteren d 


üblicher geworden. Indeſſen gebraucht Notker noch foren. 
zerſtören Daher dag Stören, und in der ıhäligen Sedencu — 
w.hl die Störung. 


Anm. Bey dem Notker Aursnundftoren, im Angelf. ‚Aycan, 


für rühren, bewegen. im Enal. firr, im J:läud, furia,ımöhw, 


"Föıöra, im Lat. ohne Zifehtaut, turbare, alle in-der erſten 


thätıgen Bedeutung. Im Engl. ift fir anreigen, antören. 


Der Storer, des —s, plur.ut nom. fing. Fänıin, dieStörer 


rirn.. 1, Ein Pfufcher, (S. dag vorige.) 2. Eine Perfon , welche 
die Forsbaucr einer Sache aufeine unerlaubte oder doch unanges 
nebme Art unter bricht. 
Stirefried. Das Lafter A der Störer der. Abſichten 
Gottes, Gell. 


Daher das Grich. sog, Der Storger, des —s, plur. ut nom. m. Äng: aur-in den- ‚gemele 7 
nen Sprecharien Dberdentfchlandes, ein Pfufcher, und} in ER « 


Berkande, ein Markiſchreyer Quackſalber. 

Man waget den verſuch und baut imnächften Vrt 

Zwo große Sto gerbũhnen auf. 

Apollo hat als Arzt viel herrliches zu Rauf, Haged. 
Bon Hören, im Lande herum wandern, von welchem es das In⸗ 
tenſivum iſt, ſtorgen, für ſtorchen. S. Steren. J. 
1. Unbiegfam, db nur 


im figücfichen und moraliſchen Verftande, für hartnackig hals⸗ 


ſtarrig, in en Gegenden Aarınadig. Ein förriger Menſch. 
Stötrig feyn. 2. Widerfpenflig, Feriigleit beſitzend, der rechte 
mäßigen Gewalt anbaltend zu widerſtehen und darin gegründet, 
von einem demüthigen Retter laͤßt ſich auch das Hörrige Lafter 
am liebfien retten, Gell. Aber mit dem Supino, fie waren 


ſtorrig binauf zu sieben, 4 Mof. 4, 44, ift wider den. Deuts 


fchen Sprachgebrauch. 3. Fertigkeit befisend, andern durch lieblofe _ 
Worse und Geberden ohne ng ER! zu IRRE und: 
darie 


Der Zriedens ſtor er, im gemeinen Leben J 





I 





— ya Ein Mörriger Mann. Bine Förrige Antwort. 
Störrig feyn. Stoͤrrige Menſchen Röim, ı. 315 2 Timorh.: 3, 3+ 
.  woim Griech. das Wor' dseayog. ieblos, ſtebet. 

% Anm. Im Niederf ſturr · g ſturrsk, im Schwed. ftöurfk, im 

Engl. lturdy, im Holland. tuurich. Es iſt von dem im Hoch⸗ 
deuſchen veralteten aber noch in einigen Gegenden üdlichen Sturr, 
das Stammende eines sifälleten Baumes, der Stock, von wel⸗ 
Heim Worte fodig ſtock ſch, verfiodt, in ähnlichen Bedeutun⸗ 
> gen üblich find, "Für ſtorrig in der legten Bedentung gebranchen 
BieRiederfachfen auch nur ſtur, welch s mit dem Latein. auflerus 
- Giberein kommt, wo dir erſte Sylbe ein bloßer müßiger Bocallaut 
zu feyn fcheiner, der im Lateinifchen und Griechiſchen auch in vies 
len andern Wörtern nicht felten iſt. S, auch Starr, welches 
gleichfalls ſehr nahe damit verwandt it, ‘ 

Die Störrigteit, plur’car. das Abſtractum des vorigen Wortes 
in deffen ſammt ichen Bedeutungen. Bittere, friedenlofe, unmus 
thige Storrigkeit, die überall Läftig in/ Hermes; in der letzten 
Bedentung des vorigen Wortes. 


Ber Storrogen des — 8, plur. car. der eingeſalene Rögen 3 


des Stores; im Jtal.Caviaro, Caviar, Ruffifh Ikari. _ 
Die Störitange, plur.die —n, bey den Fiſchern, eine vorn mit 
Filz oder Stücken Leder derſehene Stange, die Fiſche damit aus 
ihren Löchern su fören, und in das Meß zu jagen; die Sifche 
trampe. . 
. Der Stotz, S Sturz. Fer 
Storzen, 9. Sterzen. _ 


F DerStöß, des — es, plur. die Stoße, Diminut. welcher doch 


nur in einigen Bedeutungen üblich ift, das Stoßchen, Oberd. 
Sioðßlein, vondem Zeitwor te ſtoßen. 

Eigentlich die Handlung des Stoßens, eine ſchnelle und bef⸗ 
tige Bewegung eines Körpers auf einen andern. Femanden eis 
nen Stoß mitdem Suße, mit dem Ellbogen geben. Der ge⸗ 
ringſte Stoß wird es fallen machen. Der Stoß des Windes, 
der Win ſtoß. Stößebefommen, im gemeinen Leben auch) für 
ES chläge. Ehedem wurde Stoße, auch- für Krieg; Streit, ge 
braucht. Oft iſt Stoß fo viel alsein Stich mit einen Seitenges 
wehre. Sich auf den Stoß ſchlagen. Auf sen gieb und auf 
‘den Stoß. Jemanden einen Stoßbeybtingen. Einen Stoß 
ausparieren Dev Stoß ging durch das Berg, ‚An einigen 
* Deren wird aud) der Eisgang, d. i. wenh das Eis auf den Flüſſen 

aufgehet, und mit Beftigkeit an die. Gegenſtnde ſtößt, der Stoß 
genannt. Dev Stoß gebt, der Stoß geht auf, der Eis ſtoß. 
Bey den Jãgern iſt der Stoß, ein kurzer Abſatz mit dem Hifthor⸗ 
ne, Figürliche Arten des Ausdruckes find, "Seinem Herzen einen 
Stoß geben, etwas wider feine Neigung thun, ſich Zwang, Ges 
walt anthun. Das wird feiner Gefundheit, feiner Ehre, feiz 
nem guten Nahmen feinem Wohlſtande einen Stoß geben, 
“einen merklichen Nachtheil bringen. 


2, Figiclich, dasjenige, woran man ſtößt, ober woran etwas 


.- Rößt, wo es doch nur in einigen Füllen als ein Kunſtwort üblich 
ift, (+) In mehr eigen lichen Verſtande. Der hintere Theil’ der 
Nabe, wo fie an die Achfe Hößer, heißt der Stoß. Yu einem 
andern Verſtande ſind die Stoße eiſerne Nägel am Wagen mit 
breiten langen Hateh, welche auf jeder Seite des Ringſtockes ein« 
geſchlagen werden, da wo. der Stoßting des Hades an den Trage⸗ 
Ting ſtößt. Bey den Sinsmerleuien iſt es der Ort, wo vineSchwels 
le an die andere gefegt wird. In der Jãgereh if der Stoß oder 
das Sröfneg, ein Netz, in deffen Mitte eige lebendige Taube 
angepflöder ti, Stoßvögel, wein fie anfdie Taube ſtoßen, damit 
zu fangen; bev den Falkenierern wird es die Rinne oder das Rinne 
garn genannt, In einigen Oberdeutſchen Gegenden wird & of 
— der Grönge gebraucht. Der Bodeneines ME bußt 


or 40 
” 

 gfeichfells der Stoß, entweder fo fern er dem Stoße Bes Pulver 
am meiflen ausgefegt ift, oder auch in der folgenden vierten Bes 
deutung des Endes eines Naumes, (S. auch Anſtoß.) Nach noch 
weitern Figuren, iſt der Stoß zuweilen, (2) ein hervor rageudes 
Ding. Sowirdder Hintere an dem Federviede und Geflügel im 
Dberdeutfehen der. Stoß genaunt, wofür in Hochdeutfchen 
der Steiß und im Niederdeutſchen Stüt üblich if, Der Bäls 
berſtoß iſt in Oberdeutſchland eine Kalbskeule, der Stoß 
von einem Schöps , der Schopfenfioß , eine Schöpskeule. 
(3) Ein ſenkrechter Haufe mehrerer Dinge. 30 Stozz und ze 
Hauff, bey dem Hornegf. Lin Stoß Holz, ein Haufe ſenkrecht 
auf einander gefchlichteten Holzes. So auch ein Stoß Papier, 
ein Stoß Bucher. Ein Stößlein Thaler, ein Haufe auf ein» 
ander gefegter Thaler. Daher deunim Oberdeutſchen auch logig, 
ſotzachtig für jähe fteif, gebenucht wird. Ohne Zifchlaut ift im 
Schwed. Dös, gleichfalls ein Haufe, im Walififhen Das, im 
Island. Dys, im Sranz. Tas, wohin aud) das Griech zuarem, 
feßen, ordnen, gehöret. (4) In ähnlichem Verſtande wird es ım 
der Schweiz auch von einer Dlenge, von einer beitimmten Zahl 
‘gebraucht. Ein Stoß Vieh, ift im Canton Glarus, fo viel Vich, 
als der Werth von 30 Gulden beträgt; daher werden bafelbfi @ 
Kinder (nicht 200, wieesim Friſch heißt,) auf Einen Stoß ars, 
rechnet, dagegen 7 Schafe gleichfalls fürEinen, eine Kuh aud für 


Einen Stoß, ein geffanden Pferd aber für vier Stöße gerechnet ”, 


wird. Kin Ulp kann oft 800 Stöße Dieb fommern, den Some 
“mer über ernähren, Tſchudi. Vieleicht bedeutet Stop bier eis 
gentlich Jen Stog der Haufen Gulden von 30 Stüd, nad weils 
hen bier der Werth des Viehes beſtimmt wird. (5) Das Ende 
eines Raumes, gleichfall⸗ nur in einigen Fällen. So wird im 
Bergbaue das Ende eittes Stollens oder einer Grube der Stoß ge» 
nannt, welchen Nahmen daſelbſt auch der Ort beko mint, wo ſich die 
Straßen.enden oder wenden. Eben dafelbfi heißen auch die bey⸗ 
"den fürzern Seiten eines Schachtes, die Stoße. Ein Streifen 
Seuges, womit der Saum der Weiberröcke anf der unrechten Seite 
befeßet und verftärfet wird, heiärgleichfalls der Stoß, entiweder 
auch in diefer Bedeutung des Endes, oder auch, weil er hindert, 
daß ſich der Saum nicht fobald abjtoge, Ju den Mon ſeeiſchen 
Gloſſen it Stozza,der®rund. - 
Anm. Im Niederſ. Stoot, in Engl. ohne Ziſchlaut zu Anfange 
Tofs, S. Stoßen. 

Der Stößaar, des — en, plur, die — en, Siehe Stoßer und 
Stoßvogel. 

Die Stößart/plur. die — ägte, bey den Zimmerleuten, eine Art 
obne Helm zum Stoßen, d, 1. einslangesparalleles Eifen mit einer 
* Schuride, dieWinkelderZapfen mit einem Stoße gleich zu machen. 

Die Stöfbenf, plur. die — bänke, bey den Böttchern ein ſtehen ⸗ 
der Hobel in Geſtalt einer Bank, die Dauben daranf zu beſtoßen, 
danıit fie gehörig. an einander gefüget DIR können; die Sur 
gebanf, 

Die Sröfbühne, plur. Pa im ——— eine Feine Bühne, 
indem Stoße, d. 1. der ſchmalen Seite des Schachtes, baranf ande 
zuruben; bep den Berglenten im Dimimut das Stoßbuhnel: 

Ker Stoßdegen, des — s plur.vutnom.ling, ein Degen mit 
ſchmaler ip Biger Klinge, damit aufden Stoß zu fechteu, zum Hüs 
terſchiede von einem Haudegen, Miedirf — 

Dae Stoßeifen, des —s, plur.ut nom. fing. ». Ein Eiſen 
damir su ſtoßen, oder etwas Kamit zu zerſtoßen. '& wird im 
Bergbauedasjenige&ifenan einem langen ho gernen Sitele, momis 
Die Dfenbrüche ausgeftofen werden, dasStoßetfen fina int. Au 
ein ſcharfes Eifen an einem Stiele, Gewähr, Früden.t.fin, 
einem Troge damit fFoßend zn zrfhuetden. 2, Ein Cifen, woran 
etwa: ſtößet. So führet ein gewißes Eifen an der Ute eines 

Sc - Wagene, 


* 


4 St» 

Wagens ‚ woran die Nabe des Rades ſtoßt, den sen des 
Stoß eiſens. An den Gewehrlänfen iſt es ein ftarfes Blech auf. 
dem Grunde des Ladſtockloches, damit diefer das Loch nicht tiefer 
ausftoße. 

Der Stöfel, des, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug zum 

Stoßen, wo es in vielen Fällen für Stößer üblich if. Der Stö- 
Bel in einemMörfer, die Keule. Auch ein Stämpel der Feuer 
werfer, das Pulver in den Nacketen damit feſt zu fioßen, Zuwei · 
len ſcheinet es auch ein Ding zu bedeuten, welches geſtoßen wird. 
So wird der Vorſtecker, oder Nagel an den: Pflugbalfen,vermit- 
telſt deffen der Pflug ſeicht oder tief gefiellet wird, auch der St oßel 
genannt. An den Kutſchgeſchirten befinden fHStögel mit Schnal⸗ 
Jen. Die Eudſylbe iſt die Ableitungsſylbe, ein Werkzeug zu dee 
zeichnen, 

&tößen, verb. reg. ich ſtoße, du fößen, er ſtößet oder ſtößt: 
Eonj.ich Roße; Imperſ. ich ieß; Mittelw, geioßen ; $mperat, 
fioße oder ſtoß. Es ift in doppelter Oeſtalt üblich, 

1. Als ein Aetivum, ans einer geringen Entfernung (Buell und- 
beftig nach einem Körper zu bewegen, um denſelben aus ſeinem 
Orte zu bringen. 
Eigenlich. JZemanden mit dem Sue, mit dem Ell⸗ 

bogen in die Seite ſtoßen. Der Ochfe ſtoßet mit den Sörnern. 
Zu Bodenfloßen.. Über den Saufenfioßen. Sich am erwas. 
fioßen. Mit dem Suße an eihen Stein floßen. Sich eine- 
Benle, ein Loch floßen. Jemanden von etwas: weg fioßen. 
ihn in den Both, aus dem Haufe ftoßen. 
in den Leib, den Degen in die Bruft ſtoßen. Da esdenn auch 
von verfchiedenen Handlungen gebraucht wird, welche.mit einem. 
Stoße verbunden find,. Mit dem Degenrach jemanden fioßen.. 
Femanden über den Saufen ſtoßen, mit. einem fpigigen Werks 
zeuge ſo fiechen, daß er zu Boden fallt. Einen Pfahl in die 
Erde ftoßen, miteinem Stoße indie Erde ſtecken. Die Tifchler 
ſtoßen einen Leifien, wenn fie ihn mit dem Hobel verfertis 


gen. (S. Abſtoßen, Beſtoßenu. f.f.); Befonders mit Stößen 


jermalmen,. ı Gewürz, in einem Mörfer ſtoßen. Etwas zwi 
Pulver. fioßen, Blein ſtoßen. Pfeffer ſtoßen. Daher die figürz 
° Tichen Redensarten. Femandes Anerbiethungen von ſich oßen,: 
ſie aus Beratung nicht annehmen wollen. Sie ſtoßen alle Phis- 
loſophie über den Saufen, Gell. vernichten fie, heben fie, ihre 
Erweislichkeit und ihren Nutzen auf. Einen König yon dem 
Throne ſtoßen, ibm der Herrſchaft gewaltihätig-berauben. So 
auch jemanden von ſeinem Amte, aus dem Rathe, aus einer 
Geſell ſchaft ſtoßen. In das Gefangniß floßeny werfen. Fer. 
manden vor den Kopf ſtoßen, deſſen Mißvergnügen durch eine 
—— — erwecken. 
SFigürlich. 2... Sich an etwas ſtoßen, ein Bedenken: das 
ben Soßen (S. Ynfoß) Woran höße fich denn dein Serz noch? 
Gel, In einen andern Verftande ift, ſich an etwas fioßen, ſich 
«ein wenig daran Argern,. So wird ev feyn ein Stein des Anz 


fioßens uns ein Jels- der Frgernif — — daß. ihrer viel ſich 


. daran foßen werden, Ei. 8, 15, Aber die Sache ſtößt fi 
noc daran, iſt ſo viel,, fie wird noch dadurch gehindert, aufge⸗ 
halten. Es ſtößt Ab noch .an- eine Bleinigfeit. (2) Zumeilen 
veriieret ich der Begriff der, Heftigkeit, und da iſt zuſammen ſto— 
den in manchen Fällen ſo viel, als zwey Stücke mit den Enden 

“ einander nãhern, ingleichen auf ſolche Art verbinden, in welcher: 

Bedeutung es bey den Schueidern, Tifchlern, u.f. f. vdorkommt. 

Im Oderdentfchen. iſt Geld zuſammen ſtoßen, fo viel, wie es: 

zuſammen fchießen oder legen. 

U. Als ein Aeutrum. 
. In mehr thã tigem Verſtaude, mit dem Hülfsworte baben;. 

An etwas kopen, es. mit einem Stoße berühren... Die Winde 

N ; 


Einem das Meffer 


Der Stößer, des— s,-plur. uenom.liag. 


Sto 


ſtießen an das Baus, 
wenn er mit einem Stoße auf fie niederfährer, (S. Stößer und 
Stoßvogel.) In das Horn, in die Trompete fioßen, einen 
kurzen Sag blaſen. Bey den Zügern fagt man, der Fe wo 
ein gutes Horn, für Hefe, 

42) Iu mehr leiden 
feyn, “gefloßen werden, heftig an einen andern Körper-getrieben 
werden, fo daß der djefem Zeitivorse eigene Laut entſtehe. (1) 
Eigentlich, wo es doch nur felten vorkommt. Das Schiff ließ 
auf den Grund, ift auf den Grund gefloßen. (2) Figürlich. 


40) 3u jemanden ſtoßen, ſich ihm nähern und ſich mit ibm ver» 
‚einigen, von Truppen und Mantıfchaften, 
dert Mann zu dem Regimente, zehn Kegimenter, zur Urme 
ch) Yuf jemanden flogen, ihm unvermuthet begen: 3 


gefioßen. 
nen.  Ingleichen, auf etwas ſtoken, es von ungefähr finden, an⸗ 
treffen. : (c} Berühren, an etwas gränzen. Das Haus flößt an 
den Weg, der Gärten an den Wald, das Seld an den Sluß. 
Deutfchland ſtoßt gegen Abend an Sranfreich, gegen dig 
an die Schweigund Italien. Beyde Selder ſtoßen an — 
der. So auch ‚das Stoßen, ©. auch der Stoß. 

Anm: Bey dem Kero hozzon, bey dem Ottfried fozen, im” 
Imperf. kiaz, ben dem Ulphilas fautan, im Niederf. fiöten, 
im Schwed,. fiöta,im Island. fleytan, im Engl. ohne Ziſchlaut 
tofs, wohin auch das Lat. tud ere geböret, welches anfänglih 
für tundere übfich war. .Es abmerden dumpfigen mit einem Sto⸗ 


fe verbundenen Lant genan nach, welcher dumpfige Laut, theilg, Er 
von dur Befchaffenbeit der einanderim Stoße berührenden Körper. - 


und ihrer Oberfläche, theils aber auch von der geringen Entfers‘ 


nung, aus welcher der Stoß gefchieher , berrübret ; ducch welche 


Umftände ſtoßen, von fchlagen, und andern ähnlichen Haudlun⸗ 


gen unterſchieden iſt. Da es viele Abänderungen des Stoßes in 


Anfehung des damit verbundenen Lautes gibt, fo gibt es in den ge⸗ 
meinen Sprecharten auch eine Menge eigener Wörter, diefe 


änderungen auszudeuden, wohin 3.3. busen, butzen, hurten, e 
hirzen, gnucken, puffen, nubben, ‚nieten, pütfchen u.fuf. ger _ 


hören. Da das o in diefem Worte und allen feinem Ableitungen, 


“Lang iff, fo ift der folgende Ziſchlaut Fein doppeltes f, fondern ein 


eigentliches ß, welches der Mittellgut zwifchen dem s und ſſaiſt. 
Stoffen würde ein vorher gehendes kur zes o voraus ſetzen. 
Eine Perfon, 


welche Rößt, Fämin. die Srößerinn. So ift in den Apotbefen, 


dep den Material-Händlern u. ſ f der-&riger, ein Arbeiter wels 


cher die nöthigen Dinge in dem Mörſer Flein ſtößet. 2. Ein Thier, 
welches flößt. 
mit einem Stoße aufibren Haub falen, Stößer genannt, wo⸗ 


bin beſonders die Weihe gehöret. So auch der Anenſtößer, 
Hafenftöger. (S. Stoßvogel.) In verſchiedenen Gegenden heiße: m 
auch der Springbengfl oder Befhäler, der Stößer Nieder, 
3. Ein Werfgeng, damit zu floßen, in manchen Fällen: 

In dem Bergbaueift eg ein rund gedrechſeltes Dei: n 


Stoter. 
Stoßel. 
Aſche in dem Teſte damit feſt zu ſtoßen. 


Die Stoßfeile, plur. die — m bey den Schlöffern, sine Art tlei⸗ 


ner Feilen, befonders zu den Schlüffelbärten. 


Des Stößgern, des— es, plur, die — e, ben den Fü ägern, ein: — 


Garn, um einer in demſelben angepflödten lebendigen Taube, 
Stoßvögel, wenn fie auf diefelbe ſtoßen wollen, darin zu 


das Stoßnetz, auch nur der Stoß ſchlechthin, S. diefes Wort. 


Das Stößgeberh, des — es, plur. die— e, Diminut, dass . 
Stoßgeberbahen, Dberd. Stoßgebrtblein, ein Zurzes, gleichfam 
miteinem Stoße hervor gebrachtes Gebeth, d. i.eine Furze untere - 


brochene Erhebung des Herzens zu Gott ;im mittlern£at,Oratio: 
iaculata, Precesiaculatoriae,.©. "Stoßfeufser, 


Ben zabiche ftößt —* TR rerben 


dem Verſtande und mit dem Hülfsworte. 


Es find noch bum« 


u 


So werden verfhiedene große Raubvögel, welche 5 4 


gem, 








” 





st 





£ 5 y — 
Br E er dergleichen 5. 


3: Degen, Spiefe und Bajo⸗ 


Sesthächeet, des — 8, — ut nom. fing. in einigen 
Bag ein Nahme des Sperbergeyers, weil e mit einer 
a auf Er "Raub fälle. 

.. Das Stößholz, des — es, plur. die — hölzer, ein Solz damit 
ſtoßen, ein bölgerner Stößer oder Stößel, dergleichen im 
Bergbaue dasjenige Holz iſt, womit dag Geſtübe gemacht wird. 
ee ‚ein Stoß Holz, ift ein auf einander gefchlichteter. Haufen 

olzes, 

Sto * —er,—fe, adj; etadv. geneigt, Fertigkeit beſttzend 

— oßen, beſonders von Thieren. welche mit Hörnern verſehen 
find. Lin ſtößiger Ochſe. Der Ochſe iſt ſtößig. Niederf. 
nietsk, netelsk/ von niten, ſtoßen. 
konmt es in anſtoßig und aufſtoßig ver, 

Die Stoͤßkante, plur. die —n, ein Nahme, welchen im Schiffe 
baue auch die Bark hölzer führen, oder dielangen hölzernen Rãu⸗ 
der, welche in der äußeren Verkleidung des Schiffes um daſſelbe 
herum laufen, vermuthlich um das Schiff vor einem Stoße zu 
fihern. 

Der Stößkeil, des — es, plur. die—e, eben daſelba Reife, 
welche zwiſchen die Stredblöcde uud den Kiel geftoßen BERdeR, 
wenn ein Schiff von Stapel gelaffen wird, 

Die Stoßflinge, plur.die—n, eine ſchmale foisige Klinge, 

. zum Stoßen oder — zum Mnseef@iebe don der breiten 
Bauflinge, 

* Der Stößkolben, des—s, plur.ut nom. fing. ein Kolben, 
damit zu ſtoßen, dergleichen der ift, womit in dem Hüttenbaue der 
Hard gefloßen wird; in der gemeinen Sprache der Hüttenleute, 
der Stoßkolm. 

Der Stoͤßkraͤuel, des — s, plur. utnom, fing. eben dafelbft, 
ein Keäuel, di, zadiger,eiferner Hafen, das Geſtübe damit auf 

und abzuftoßen. 

. Die Stöfnebt, plur.die—nähte, bey den Schueidern undRäh. 

- terinuen, eine Art der Nabe, zwey an einander geftoßene Enden 

ohne Umſchlingung, oder ohne Hinterftiche zufammen zu nähen; 

der Anſtoß, die Anſtoß naht. 

‚Der Stoͤßriemen, des — s, plur. ut nom. fing. Riemen, wo⸗ 
durch der Kutſchkaſten mit den Bäumen verbunden if, damit ders 
ſelbe bey einem Stoße nicht fo fehr ſchwanke. 

Der. Stößring, des— es, plur. die—e, derjenige Ring an der 
Nabe, welcher im Laufe des Rades an die Achfe anftößer; wegen 
feiner Größe auch der Stoßrinken. 


—* 






mit einem Heft, etwas gleich ſam mit einem oder wenig Sıöpen 
Ba abzıtfägen, dergleichen die Beinfäge der Wundörzte iſt. 
Die Stoßſcheibe plur.die—n, lange balb geründete Scheiben 
= oder ſtarke Bleche, womit die Deichſel eines Wagen⸗ vorn beſchla⸗ 
gen wird. 
Der Stoßſeufzer, des —s plur ut nom, fing. ein unters 
brochen zu Gott geſchickter Seufjer, ©. Stoßgebeth. 
Die Stößfprige, plur. die —n', eine große Fenerfprige mit eis 
nem dopyelten Dradiwverke, wo der eine Men ae wenn der 
andere aufgezogen wird, 


— Die Stoßſtange, plur. die —n, im ——— eine lange, 


vorn mit einem breiten Eifen verſehene Stange, DaB‘ von dem Zeus 
er losgebrannte Erz damit loszuſtoßeu. 
De Seößtreil, des — es, plur. die —e,. bey nekfhiedenen 


wichte verfehenen Treils vder Drillbobrers, weil er gleichtam 
Sa einen Stoß in Bewegung gefeßt wird, 


lur. ——— ein Gewehr, 


In andern Bedeutungen . 


“\ fogig, in eben Diefer Bedeutung vorkommen, 


Die Stößfäge, plur. die— n, eine Süge ohne Geſtell und nur | 


Dandwerkern und Künftlern, der Nahme eines mit einem Ge⸗ 


Str 414. 


Der Stoͤßtrog, des —es, plur. die—tröge, ein Trog, Rrän« 
ter, Früchte u. f. f. darin mit dem Stoßeifen, zu zerſchneiden 

Der Stöfoogel, des— 8, plur. die —vogel, ein jeder großer 
Ranbvogel, welcher mit einem Stoße auffeine Beute Fällt, de® 
‚gleichen die Adler, Habichte, Falten u. ff. find; Stößer, Riederf. 


*. Rlemmovögel, weil fie ihren Raub mit ihren karten Klauen klem⸗ 


men, Der Stooßaar und Stoßhächtel find Arten davon. 

Des Stößwerf, des — es, plur.die—e, in den Münzen, 

- eine Maſchine oder Münzpreffe, die groben Münzſorten ver 
mittelft des — Schwunges der Preßſtange zu prägen, 
der Anwurf. 

Stottern, verb. reg. neutr. welches — Hülfswort haben ers 

fordert, im Reden oft anſtoßen, d. i. nicht im der Ordnung fortre⸗ 

den, fonderu unterbrochen reden, mit mehrmahliger Wiederhoh⸗ 

Yung einiger, und Auslaſſung anderer. Solben, es geſchehe nun aus 

einem natürlichen Unvermögen, oder ans Ber virruug des demä> 

thes; zum Unterfchlede von fammeln. Im Reden ſtottern. Zu— 
weilen auch wohl active, Etwas daher ſtottern. Daher ti 

Stottever, welcher aus einem Fehler der Spragwerkzeuge ſtot⸗ 

tert, dag Geſtotter, das Stottern. 

Anm. In den gemeinen Sprecharten ſtattern, Hagen, Hagen, 
fogchen, florzen, ſtatzeln, in Baiern flikerzen, in Schwaben 
Faden, in Steyermark Eifesen, in Schlefien mädern, in Riederf. 
fötern, im Engl,to futter. Es iſt eine Onsmatopdie des Stat 
terns, welche zunächft die mebrmahlige Wie derhohlung des Buch ⸗ 
ſtabens t, fo wie Stammeln die des m ausdrudt. Der Form 
nah, iſt es ein Iterativum und Iutenfivum von ſtoßen, Riedeeſ. 
ſtoten, im Sprechen mehrmahls anſtoßen. 

Der Stotz, des — en, plur. die —en, oder der Stotzen, 
des — s plur. ut nom, fing. in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗ 
den eine Art Gefäße, und ein Maß flüffiger Dinge. In Zürch 
hält ı Kopf 2 Maß, ein Maß 2 Quärtle, und ı Quärtle 2 Stoz ⸗ 
zen, S. Stutz, in der Bedeutung eines Gefaͤßes 

* Stogig, ädj.er adv. welches gleichfalls nur im Hberdeutichen 
für jäbe, ſteil, üblich it, wo auch ſtotzachtig, jäbflogig und jach⸗ 

Stogige Seifen. 
Es gehört zu Stoß in der Bedeutung eines fenkrechten Haufens, 
und ſtammet mit demſelben von foßen ab, fo fern es ehedem auch 
Schnelle Bervegung in ſenkrechter Tiefe — * bat, von weichem 
es das Intenſtvnm iſt. N 

*Strack, — er, — efie, adj. et adv. ein in ſhochder ihn ver⸗ 
altetes und nur noch in den gemeinen Sprecharten übliches Wort, 
welches gerade, bedeutet. Lin ſtracker Weg. Kin ſtracker 
Baum. Der Baum iſt ſehr ſtrack gewach ſen. Straf ma: 
hen, ziehen. Ingleichen figüielich, Steades Sußes hingehen, 
gerades Weges, fosleich, den Augenblick. Ich ging ſtracks We: 
ges zu ibe, Sir. 51,21, gerades Weges, Alſo lief Abimsaz 
ſtracks Weges, 2 Sam. 18,23. Die Weishrit leitet den Ge 
rechten tracks Weges, Weish, ı0, 10. Stracks laufs kamen 
wir gen Samothraeiam, Apoſt. 16, 11, Auf die ſtracke Scun- 
de, diefeldbe Stunde. Lauter nur in einigen gemeinen Sprecar- 
sen üblicheAusdrüde, Es kammer von ſtlecken ab ; was geſt reckt 
ift, iſt auch gerade. Derin dem folgenden ſtracks berrfchende 
Beariff der Geſchwindigkeit iſt eine natürliche Figur der geraden, 
als der fürzeften Linie. 

* Stra@lidy, adj. etadv. welches vermitselft der Ableitungsfolbe 
lich von dem vorigen gebildet worden, imHocddeutichen gleichfalls 
fremd if, aber noch in einigen gemeinen Mundarten im figürli⸗ 
chen Verſtande üblich iſt. . Für plöglicdh, ſchnell. Lin ſtrack ⸗ 
licher Tod, ein ſchueller, plötzlicher. Die ſtrackliche Ankunft, 
ſchleunige, ſchnelle. 2. Punctlich, genau, in welcher Bedentung 
es noch zuweilen in den Hochdeutſchen Rangelenen gebraucht wird. 

Damit 


45 


Be 


Damie diefen Mandaten ſteack ich Feier werde, 
Straͤcklich über einen Befehl halten, 


* Straͤcks adv. weldirs vermittelt des Endlautes g. vou ftur® ge⸗ 
bildet ift, und in allen feinen Bedeutungen in dee-anffändigen 


- bar handeln. 


Schreibart der Hochdeutſchen gleichfalls veraltet if, 1. Gerade, 


Strafen, verb, reg. act, welches 1, "Ucfprünglic), lorperuche 


Da fing an ſich zu erheben von der Stadt ein Rauch ſracks u 


uber fich, Richt. 20, 40. Sie gehet nicht ſtracks auf dem 
Wege ses Lebens, Sprüchw. 5, 6. Lin jeglicher wird ſtracks 
vor ſich daher ziehen, Joel 2, 8. Aber gehe ich num ſtracks 
fir mich Hiob 33, 8. Es kommt im Hochdeutſchen une noch zu- 
weilen in dein zufammer geſetzten fchnurkrads, fehnurgerade 
vor, Das läuft deinem Glüfefhnurira@szuwider-e. Pünct- 
ich, genau, ſtracklich. Darum halte ich ſtracks alle deine Be: 
fehle, Bf. 129, 128. 3. Sogleich, den Augenblid, in den gemei⸗ 
nen Sprecharten, fo wohh Ober⸗ als Niederdeutſchlandes Komm 
Üradis wieder. Er if darum noch nicht ſtracks ein reicher 
Hann, noch nicht gleich. 

Stracks rennet er in vollem Lauf 

Bis an des Haufes Dach hinauf,‘ Saged. 

Die drohende Colonne lag 
Stracks hingeſtreekt in Sand, Gleim. 


— re 


‚eingegeben if zur Strafe u 4 iRerim Sesscuföm 
veralten, 


Beſchadigung, oder körperliche Schmerzen zufügen, bedeutet zu 


baden feiner, in welchen Verſt ande es aber im Hochdeutichen. 
veralter iſt. In Schleß wigiſchen ſagt man noch, einen Baum 


ſtrafen, ihn ausſchneiteln welches noch ein überbleibſel der erſten 
urfpeünglichen Bedentung zu ſeyn fcheinet, ‚Bon der Sufügung 


Förperlicher Schmerzen überhaupt, ſcheinet es auch noch Lucher 
E1.523,7; gebraucht zu haben, da er geſtrafet und gemgrteut 


‚ward, thät ev feinen Mund niche auf. 2. Ju engever und 
gewöhnlicherer Bedeutung ift trafen, cin Über um einer vor« 


ber gegangenen unrehtmäßigen oder doch unweifen — 


willen zufügen, da es denn von allen Arten folder zug: 


—* 


Anm. Im Riederſ ſtrack, ſtraͤcks, im Angelſ. Rrace, im ° 


Engl. raight, im Schwer, Arax. &.Strad. 


Doliegendeit zu flrafen. Das Strafamt der Obrigkeit. Das 
Strafamt des heiligen Geiftes, inder Theologie, die Entdeckung 
der Strafbarkeit des Zuſtandes des Menſchen. 


Straͤfbar, —er, — fie, adj. et adv. der Strafe unterworfen, - 


wertb beſtrafet zu werden. Eine firafbare Handlung. Straf: 
Wer findiger, if frafbar. Sich fur firaf- 
Daher bie Straͤfbarkeit, dir Eigenfchaft, 


bar erkennen. 
da eine Perfon dder Sache der Sırare unters 


der Zufiand, 
mworfen iſt. 


Das Strafbüh, des —es, piur. die Bügger;i in den Gerich⸗ 


ten einiger Provinzen, ein Birch, in welches die auferlegten und 
eingezogenen Geldſtrafen eingetragen werden. 


Die Strafbüchfe, plur, die—n, eine Büchfe, im welche die 


Strafgelder getban , worin fie geſammelt werden, 


Die Strafe, plur. doch rur von mehreren Arten, die — n, im. 


weneſten Berfkande, ein Übel, welches anf eine unrechtmiägigeoder 
unweiſe Handland erfolgt. Wenn jemand eine Biene angreift, 
und vom derfelben geflochen wird, fo fagt man , dag ift die 
Strafe deines Porwig’s. In engerer und gewöhnlicherer 
Bedeutung, iſt es das Übel, welches der Geſetzgeber mit der 
Übertretung eines Geſttzes verbindet, das auf die Übertretung, 
eines Geſetzes folgende Übek Line Strafe auf etwas fegen. 
Erwas bey Strafe, bey hoher, ſchwerer Strafe, bey Leib- 
und Lebensfivafe, bey Gefängnißfirafe ‚bey zehn. Thaler 
Strafe verbierben. Jemanden eine Strafe auflegen , zuer: 
Zennen. Die verdiente Strafe leiden, Jemanden zur Stra: 
fe, zur verdienten Strafe ziehen ibn ſtrafen, ihn mitder 
2erdienten Strafe belegen. Seine Strafe leiden, augfiez 
ben. Das iff die Strafe dafür, das foll deine Strafe feyn. 
Zur Strafe frohnen müffen. Eine Strafe mildern, aufbe: 
ben: jemanden der Strafe erlaſſen, oder ihm die Strafe 
erlaffen; im gemeinen Leben ihm die Strafe ſchenken. Die 
kihlifchen RA. Strafe üben, beweifen, u. f. fı find im Hoch⸗ 
deniſchen wıgewähnlich. In engerer Bedeutung wird es zus 
weilen von einer Geldſtrafe gebrancht. Strafe geben, die Geld» 
firafe erlegen. Jemanden in Strafe nehmen, ihn an Geld fra, 
fen, Bon eitienm Verweiſe, Entdedung der Unvollkommenheiten 
Auch Worte, wier Simoid, 3, 12€: alle Schrift von Gert 


Das Strafamt, des—es, plür, var. das Amt, die übertragene 


Übel üblihift. Feimanden firafen, ihn wegen eines‘ Der) — 
chens, um eines Verſehens willen ſtrafen. Jemanden am 


Leben, am Leibe, an der Ehre, an Gelde ſtrafen; u 2 


weilen fagt man au, ihn um Geld firafen, welches Vorwort 


um -doch denn am bäufigften iſt wenn die Geldfumme ber : 
ler, um vier Grofhen 

firafen, wo dn nicht gebraucht werden kann, Kin Kind mif der 
Ruthe firafen. Mit Gefängniß, mit Sunger firafen.. ‚Gert 
mit Seiter, mie 

Brieg uff. Ingleichen mit der dierten Endung des Verbre⸗ ph, 


—* wird? jemanden um zehn T 


firafer die Menſchen oft mir Blindbeit , 


chens. Den Ehebruch, den Diebftahl, ein Derfehen ‚fivafen. 
Strafe mich Gott! oder Gore foll mi firafen! nähmlich, 


wenn ich nicht die Wahrheit vede; eine in den niedrigen Sprech· 
arten übliche leichtſinnige Berheurung, 
es auch, jemanden feine Mängel und Gebrechen mit Worten Ru 
entdeden, ihm einen Verweis geben. Die Menſchen wollen 


3. Zumeiten bedeutet 


ſich meinen Geift nicht mebr firafen Taffen, ı Mor. 6, 3. Stu 
me Hunde find ſte, die nicht ſtrafen können Eſ. 56, 10.. = 
dein Bruder an die fündigee, fo ſtrafe ihn, Eur, 17, 3, 
des wurde vom Johannes geflvaft, Kap. 3, »9. Wohin auch 


die Redensart gehöret, jemanden Lügen flvafen, eigentlich. der BE 
Zügen, ihn befhuldigen, daß er lüge. Bin ich gut genug, daß 
fie mich ins Gefichte Lügen firafen? Gel, Da es denn inden 


gemeinen Spregarten oft für tadeln übechanpt gebraucht wird, 
Ich finde ander Sache nichts zu ftrafen. Ich kann ihn deßwe⸗ 


gen nicht fivafen, tadeln.- Ich willmeine Wege vor ihm firafen; 


Hiob 13,15; wo es bey Michaelis heißt: ich will dreift meinen 





ſero⸗ 


x 





Wandel vor feinem Angeficht bekennen, So auch das Strafen, — 


Anm, Ju Schwed. firafla, Dän. ſtraffe, Holänd. firaffen. 


Es kommt weder bey den älteſte n Oberdeutfch Schriftſtellern nach 


in andern verwandten Sprachen, außer den ſchon angeführten vor, 4 
ſcheint aber urfprünglich eine gewaltſame Förperliche Behandlung. 


bezeichnet zu haben, und mit freiffen , fo fern diefes ehedem auch 
freichen, peitfchen, bedeutete, ſtraff, dem Schwed, träf, ranh 


- frenge, den Jtal. Intenſtois irappare, wippen, und frappaz- 
zare, und demÖricch. gpspege, verwandt zu feyn. Ohne Ziſchlaut 


gehören auch Nörkers drepa, ıödten, unfer treffen, und das Ni» . 
derfächf. dreffen/ fchlagen , und drapen, züchtigen dahin. Die 


dricte Bedeuting des wörtlichen Berweifes feiner feine bloße _ J 


Fizur der vorigen, ſondern eine eigene Bedeutung zu ſeyn in wel ⸗ 


ec es mit dem vorgeſetzten ſt aus dem alten bey dem Notker, z* 
Ottfried und andern häufigen reflan, mitWorten tadeln, verweise 
fen, ſchmälen, im Niederf. noch vifpen, gebilder worden. Dies 


fes veffan und wifpen iſt ein Jutenſtvyum von einem veralteten 


refen, welches zurufen gehörete, und eine Dupmatopöie nicht nur - 5 g 
der menfchlichen Stimme, fondern auch anderer ahnlich Tautender‘ E | 
Bervegungen war, wieaus reiben, greifen, vaffen u. f.f. erhellet. 


Auf, —— Art iſt ur Lateiniſchen corröpere, verweifen, von 
u 








Dr 





\ rapere, 2 — ie een. Bene Verſtande, 

von prehendere: / — 
— ff ©. nat den Sufammenfegungen mit er 

% ** affau des — eg, plur, die — folle, in den Gerichten, 


Fälle, wo Strafen Statt finden, welche beſtrafet su werden ver⸗ 


dienen. 
— —er — fie, ei adv: in Strafe verfallen, vers 
pl: hier, Sivafe zuieiden, ma es von Perfonen für ſtrafbar ge⸗ 


Braucht wird, Stu affalig ſeyn werden. Wer Boſes thut iſt 


Aaraffallig der Strafe unterworfen. Ingleiche n obgleich feftener, 

bvon Verbeechen und Handlungen, Eine ivaffällige Char, eine 

ſtrafbare. So anch die —— die — — zur 
Strafe. 


Rn ‚Des Strafgeboth/ des 8, plur. die —e, in den Rechten, 


ein Geboth oder Befehl, wo ah bey — Strafe gebo⸗ 
then wird. 

Das Strafgedicht, des —es plur. bie ⸗0 S Siraflied. 

Das Strafgeld, des — es, plur. doch nur von mehrern Sum- 

- men, dier= er, zur Strafe, oder als eine Strafe grlegtes Geld. 

. Die Strafgere heigkeit plur.car. die Gerechtigkeit, fo fern 
fe fih durch Befkrafüng des Böfen äußert, zum Unterſchie⸗ 
de von der — — — Die Swafgerehtig: 
teilt Gottes. 

Des Strafgericht, des 8, 

ir em drrigt,d.i verbürtgtes Ü 
zufehen ift. Die Strafgerichte Gottes. 


lur, die—e, in der Sheologie, 


Sträflih, — er, —fe, adj. eradv. von dem. EBEN ſtra⸗ 


fen. 1. In deffenzwester Bedeutung, der Strafe unterworfen, 
fo wie ſtrafbar und fraffällig, doch in gelindere Bedeutung, weil 
‚die Ableitungsfvibe — lich eigenttich nur eine Ahnlichkeit bedru⸗ 
106, Lin ſiraflicher Menſch, Mräfligge Sandlungen. Du lei⸗ 
Senſ und ich war der firäfliche, Duſch. Es wird in diefer Bes 
——— deutung nur von einigen Neucen, vermuthlich aus Unkunde der 
folgenden gebt aucht, daher manes, Di ßdeutung zu vermeiden, 
in derſelben lieber berme den ſollte, Denn eigentlich ſtammt die⸗ 
es Wort, 2, von ſtrafen in der dritten Bedeutung ber, und bes 
deutet ſo diel wie radeldaft, werth mit Worten beſtrafet, oder ger 
tadelt zu werden; ım Örienfügtdes unfteäflig. in firaflicher 
Stols. Das Tanzen ift unter gew ſſen Umflasten nicht firaf- 
lich· Er iſt fo Bräflich wie du. Dann kann auch Fein Engel 
unſere Derbindung eh Biden, Duſch © auch die Straf: 
"Ticpkeit. 
Das Straflied, des—es.,  plur. $ie— er, ein von ‚einigen vom, 
einer poerifchen Satyre gehranchtes Wort, welches andere ein 


Strafgedicht nennen, weil Laſter uud Zborbeiten darin geſrafet 


werden 

"Die Strafpeedigt, plur. die _en, eine Predigt; worin die Eafler 
‚gefvaft zoerden, de isibre Strafbarkeit gezeiget wird, Jngleichen 
fſgurlich 
zu 2 Strafpredigt? 

Der Straftag; des 6plur. vr in einigen Gegenden. 


‚1, Ein Gerigtsteg in Wald» uud Forſtſachen, auf welchen die 


En und Forſtverbrechen geſtrafet werden der Waldbustag, 


2. Ein Tag, welchen frohabare Unierthanena zur Strafe fröhnen 


mülfen; in einigen Gegenden dev Buͤßtag 

Das Strafübel $es-——s, plur. ut noni. fing, eine Sitafe, 
als ein Übelbetranstet. Die Bewegungegründe eines Grfeges 
müfen Droburgew eines Strafubels ſeyn. 

BRR Steafurtheil, des — eg, plur. die —e, ein urtheil in 


"welchem eine Strafe zuerkannt wid; in ben — de das 


Pona urtheil. 
— B. 4. Th. 20. a 


‚fo fern es als eine — an⸗ 


‚ein weisfäufiger-erufßhafter Braweis, ‚Wie Fomme ich 


e 1 418 


————— tn, —— adj, et adv. wurdig, oder wertb, 


befteaft zu werden, arafbar. Kin frafwirdiges Verbrechen, 
Sp auch die Strafwindigkeir. 


a et eſte, adj. et adr. arf ausgefpannt oder aus» 


gedehnt, in der anfkändigen Sprechart, und im Gegenſatze des 
ſchlaff. Kin ſtraffes Seil.) Line Sehne ſtraff ausſpannen. 


Und die ſinkenden Knie machteſt du ſtraff, Hiob 4, 4, nach 


Michaelis Überfe etzung. 
Anm. In den gemeinen Sprecharten iſt dafür das verwandte 
kramm üblich. Im Osnabrück, iſt ſtref, ren, beftig, in einis 


„gen Yberdeurfchen Gegenden aber wird ſtraff ſi gůrlich für ſtrenge, 


raub, ſtörrig gebraucht. Straffe Geresprigkeie, ſtreuge. Lie 
ſtraffes Semüth, ein rauhes, ſtörriges. Im Schwediſchen⸗iſt 
firäf, rauh. 
Die Straffbeit, plur. car. die Eigenfshaft, der Zuſtand eines 
Dinges da es ſtraff iſt 
Der Strahl, des — es plur, die — en, ein ſich in unmerklich 
ſchneller Geſchwindigkeit in gerader Linie fortbeivegender, ges 
radliniges Ding, wo es von verſchiedenen einzelneg Dingen diefer 
Art vorkommt. 1. *Ein Pfeilbeifti in allen alten Mundarten und 
vielen auch nicht ‚nahe verwandten Sprachen, ein Strahl, bey 
dem Rotker Strala, in Angel‘. Strael, im Schwed. Sträle, im 
Ital Strala, im Wend. Strela, im Dalınat. Strilla, im Aufl. 
Striela , daber daſelbſt fireliti, hießen, uud Sirehiz. eine 
Shügeif. Ein fharpf ralauf demfelben lag, auf. der Arm⸗ 
bruſt, Theuerd. Kap. 44. 
Und het fein todtlichen Sansebogn 
Miteim ſcharpfen ſtral anfgesogen, Hans Sache. 
Bald er zeucht feinen ſchavpfen ſiral, eben derf. X 
In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen Tängft veräl itet. 
Daher wird noch ſigürlich der mittlere Theil in dem Hufe eines 
Bferdes, wegen feiner Ahnlichkeit mit der Spiße eines Dfeiles ser 
Strahl genannt, Bey andern heißt erdie Gabel, 2. Der Blitz, 
euiweber fo fern er zuweilen in gerader Richtung fortsujchießen 
febeinst, oder auch weil fein äußerfles Ende zuwellen in.ver Ges 
fait einer Pieilfpige erſcheinet. Der Blitzſtrahl, Donnerſtrahl, 
Witterfivabl, oder nur Strahl ſchlechthin, weiches Icgtere doch 
im Oderdentſchen dangdaver iſt, als im Hochdeutfchen Er der er⸗ 
flesit Mundart fagt man auch Strablfiveich für Blitz ſtrahl und 
deffen Einſchlagen, Strahlweiter für Donnerwetter n. .f. Eden 
dafelbftift es in dieſer Bedeutung auch, weiblichen Gefchlechtes, 
die Strabl. 3. Ein fig in gerader Linie unglaublich ſchnell forte 
bewegender Lichttheil, wo beſonders die Theile eines: ſehr hellen 
Lichtes unter gewiſſen Umſtänden in Eeftalt ſolcher gerader heller 
Linien geſehen werden, daher diefes Wort auch nur von ſolchen hel⸗ 
lenLichttheilen üblich iſt. Strahlen fchießen, werfen, von fi ge: 
ben., ie Strahlen umgeben. Der. Lichtſtrahl, Soinen- 
‚ Arabl. Die Strahlen derfugen, eines gefchliffenen Sdelſteines, 
die von denfelben zurück geworfenenLichtſtrablen. Daber figürlich 
manche Arten gerader Linien auch unter dem Rahmen der Strab: 
Ten bekannt find. Indem Minerafreiche find die Strahlen lange 
ſchmale gerade Theile, in welchen die Fleinften zufammern/gehäufs 
\ ten Sheile des Foffils abgefondert find, und welche ein Mitsele 


ding zwifchen den afcen und Blätiren ausmachen. (S.Strablig, 


Strablglimmer, Strabhlaypsn.%f.) Die Säbne eines Rommes 


beißen in einigen Gegenden eis falle Steablen, daber ein Kanım 


feibß im Oderdeutfchen ein Sträbl, nnd Fänmenfträblen genannt 
wird, Am Hatindv, ıff Striah: die Staffel in einer. Leiter. Bes 
ſonders werden Strah en in vielen Foellen die aus einem gemein 
ſchaftlichen Meitielpuncke nach allen Seiten ausgehende gevade Li⸗ 
nien genannt, unger welchem Bilde man auch die Sonne vorzuſtel⸗ 


len pflest: 4, Eiu aus eine enge Dfnung in gerader Binie foftger . 
Do trĩe benen 


— 


> 


Ag .&tt 


> stichener flüffiger Kürper ; der Waflerfienbl. Der Strahl des _ 
Waſſers in einem Sprinsbrunnen, aus einer Sprige , u. ff. 
Hiederf. intenfive der Strull, Er, ale 
Anm. Im Schwed. Sträle. Das Wort ift eine Dnomatopsie 
eines ſich in-der größten Gefchwindigfeit in gerader Linie fortbewer 


genden geradlinigen Körpers, An einigen gemeinen Sprecharten - 


üft es in einigen Wörtern ein Zeichen eines Intenfivi, für erz; 
ein Strahlſchelm, eine Steablbere, eine Strablbure u. f. f. 
Der Diurallautet Strablen ; allein in Dreyſtrabl, Lünfſtrahl 
m ff. ein mit fo vielen Strahlen verfehenes Ding ,„ beißt er 
—firahle, eben fo wie mar im Plural fagt die Sechsede ‚von 
Zas Sechseck, und dieß von die Ecke, plur. die—n. 
Die Strablader, plur. die — n, an den Pferden, eine Aber an 
der Spitze des Hufes, welche durch den Strahl gebet, 


Der Strahlasbeſt, des—es, plur. doc nur don mebtern Ars 


ten, die — e, ein frabliger oder aus einen ſtrahligen Gewebe 
beftebender Asbeft, welcher ben den Bergleulen unter dem Rahmen 
des Strablfhörls bekannt iſt. 
Die Strablblende, plur. auch nur von mehrern Arten, die . 
in, eine firablige, aus einem frapligen Gewebe beſtehende 
Blende. i 
Strahlen, verb.reg.act, et neutr. wildes im festen Falle 
das Hülfswort haben erfordert, Strahlen von fich werfen, Strafe 
len ſchießen, fo wohl aus einem Über maße eigenenfichtes; als auch 


von Körpern, welche das Licht in Geſtalt merflicher Strahlen zus 


eüd werfen. Die Sonne hrable kraft ihres eigenen Lichtes, 
In Wohnungen der Schmerzen, 
Wo keine Sonne firablt und Beine greude lacht, Weiße. 
Wie ſtrahlt das Seuer fchoner Augen ! Haged. 


Don Gold und Silber irahlen. Der Diamant: ſtrahlt. Au 


gleichen figürlid. Die Tugend firabler auch im Sinftern. 


Die Jehlen werden fchon und Tugend firablt aus Schwär _ 


&en, Haller. 
Aus ihrem Blick ſtrahlt file Sreude, Weiße, 
Mo man ouch activefagen fünnte, ihr Auge ſtrahlt ſtille zreude. 
Sp auch das Strablen. ©. Strahl. 

Die Strahlenbrech ung plur. inuf. in der Dptif, die Bre⸗ 

Kung eineg oder mehrerer Strahlen, di. die bewirkte Abweichung 

derfelben vor ihren vorigen Wege, welche geſchiehet, wenn fie aus 

einem dichtern Körper in einen dünnern, oder aus einem dünnern 
in einen dichtern übergeben; die Refraction, Refractio; zum 

Unterſchiede von det Zur ückprallung, Reflexio. 

Die Steahlenfrone, plur, die —n, eine Krone oder Kranz von 
Strablen, womit die Mahler die Häupter der Heiligen zu zieren 
pflegen; der Schein, der geiligenfhein, bey dem Zadjariä der 
Strahlenſchein: 

So wie ein Strahlenſchein den Heiligen umflicht. 


Das Strahlgeſchwür, des—es, plur. die — e, ein Geſchwür ’ 


in dem Strahle eines Pferdes, 
Der Strablalimmer, des —s, plur. doch nur von mehreren Ar⸗ 


-ten, ut nom.fing, inder Mineralogie, ein Glimmer, welcher 


aus einem firabligen Gewebe beſtehet. 


Der Strahlgyps, des— es, plur, doch auch nur von mehrern 
Arten, die —e, ein aus einen firabligen Gewebe befichender 


Gyps, welcher auch Sederiperh 
Gyplum firiatum, 
Strablig, Adj, etadv.aus Strahlen beftehend, Strablen babend, 
am häuftgften im figürlichen Beritande, Ein Foſſil heißt Krablig, 
went eg aus Strahlen, d. i, langen und fchmalen einer Fläche 
ähnlichen Theilen beſtehet. (S. Strabl,) Im eigentlichen Ber 
ande iſt ar ahlend üblicher. Strahlicht wiirde nur Strahlen 

ähnlich. bedeuten. 


und Sederweiß genannt wird; 


Das Strahlrohr, des— es, plur. die—e, an 


* 


IE * 


Die Serabfmüfhel, plur. Bie—n, In einigen Gegenden ein 
Nabae der Bammmufgel. Pecten, von dem Dberdeutichen - 





Hi x 


Strabl, ein Kanım, S. dieſes Wort. - 
; den Feuerforis 
gen, dasjenige Rohr, durch welches der Wafferflrahl ausgeftogen 
wird; das Ausgußrohr. . 
Der Strahlfiniel, des —s, plur. inuf, S. Strahlasbeſt. 
Der Strahlſtreich, des — es plur. die —e, amhäufigften im 
Oberdeutſchen, der Blitzſtrahl und der damit verbundeneStreich 
oder Schlag. R $ Eur SM r $ —* 
Die Strähne, plur. die —n, Diminut. das Strähnchen, Ober⸗ 
deutſch das Straͤhnlein. 1. Bev den Nadlern, ein Packet gerich⸗ 
teren Drahtes; eine Strähne Draht. 2. Bey den Spinnerin- 
nen, ein Strang geſponnenen Garnes von einer beſti muten An⸗ 
zabl Fäden. InSachfen beftchet ein Stück Garn aus ſechs Straͤh⸗ 
nen, eine Strähne aber aus 
Binden, oder 800 Fäden, 
Anm. ImBöhmifdien if Struna, eine Schnur, 
Strang genau verwandt, daher für Strähne auch in einigen Ge, 
genden Strang und Streng üblich. In manchen Provinzen ift 
es männlichen Geſchlechtes, der Strabn, » #1 
Stramm, —er, — eſte, adj. etadv. welches nur in den ge⸗ 
meinen Sprecharten für ſtraff üblich iſt S,daffelbe. 
Strampeln, verb, reg. neutr.et.äct, welches im erſten Safe - 
dos Hülfswort haben erfordert, aber nur in den gemeinenGprede 
arten üblich iſt. Es il day Iterativum und zugleich das Diminks 
fivam des folgenden firampfen, und bedeutet die Füße oft zum 
Treten bewegen. viele und ſchnelle Furze Tritte machen. Wis den 
Süden fivampeln. Schlage deine Hände sufammen und frame 
pele mit deinen Süßen, Ezech 6, 121. Bas Kind frampelt im: 
Bette, wenn es die Füße beitig zum Treten beiweget ; eg ſtram ⸗ 
pelt dag Bett zu Schanden, So auch das Strampeln. . 
Anm. Im Dberd, frampfeln, im -Riederf, gleichfalls gram⸗ 
peln, und char Ziſchlaut au trampeln. S. das folgende 


= 


a. 


Steampfen, verb. reg. neutr,et act. welchesimerfien Falle ı 


gleichfalls das Hülfswort haben erfordert, heftig mit dem Fuße » 
auf die Erdetiofen. Die Pferde ſtrampfen, krampfen auf die 
Erde, ingleichen active, doch nur in. der dichter ſchen Schreibart ſte 
ſtrampfen die Erde. Das Roß ſtrampfet auf dem (den) Bo— 
den, Hiob 39,21. Der Wuth auf die Erde ſtrampfen. 
Anm. Im Niederfücht. ſtrampen, im Schiwed. ohne Ziſchlaut 
trampa, und auch im Deutfchen trampen und. iterative trams 
peln, rammeln. Es iſt eine unmittelbare Nachahmung desfaur 


tes, jo wie die verwqudten trappen und traben, welche ähnliche 


Laute austruden, - — 
Der Strand, des — es, plur, inul. die Seite des feſten Lane 
des, wo es an dag Meet oder an div See auftößet, das Meerz 
ober Seeufer, welches in der höhern Schreibart das Gefiade ges 
nanntwird, und bie Außerfie Seite der. Hüfte, &i. des an der 
See liegenden Landſtriches iſt. Es bedentet nicht bloß, wie Gott ⸗ 
ſched und. mit ihm Stoſch behaupten, ein flaches und untiefes, 
fondern ein jedes Seeufer, ohne Rüchficht feiner Höhe. Ein bos 
ber, ſteiler Strand. Ein flacher Strand. Das Schiff wird 
auf den Strand geworfen, läuft-auf den Strand, wenn es 
firandet. Es bleibe auf dem Strande ſitzen. vom Strande 
abfahren. An dem Strande hinfahren. Es kommen Güter 
an ben Strand getrieben. = RE in 
Anm. Im Miederſ. Angelf Engl. Shwed. Däm gleichfalls 
Strand, im Isländ, Strond. Wachter fabe es als eine Zufams 
menfeßung von Salt-rand, Merrrand, an, undFrif nimmt aus 
der groben Niederdeutſchen Ausfprache Strang für Strand, Ger 
Iegenpeit, es von Strang, ein Strick, abzuleiten, Indeſſen iſt 
Par ! der 


N 


zwey Zaſpeln oder. Zaplen, 406 
Geikmie 


x 


FR = \ ; 
zur ne re re et ae 









I. 


J 


= 





FE Das Strardiut, Ws—es, 





der Wei 
anfireftig der herrſchende, und in fo feru Tann es als ein Seitens 


‚verwandter von Strang angefehen werden, welches vermittelſt ei⸗ 


nes andern Endlautes von den Stammworte ſtran abflammet. In 


einigen gemeinen Sprecharten iſt herum ſtreinen fo viel als herum 


freſchen, und Landſtreiner und Seririzer, ein Landſtreicher, wo 


—— Begriff der Bewegung in die Ferne der herrſchende 


AR, von welchem der Begriff ver Seite (imStaspnifchen itStran, 


 Strana,Strona, die Seite,) eine Figur if. Da von mehreren - 


n zu Aufange eines Wortes nuc der letzte zum Stamme 

geböret, fo mug Rand als das eigentliche Stammmort angefehen 
werden, bon welchen Strand mis voraefestem doppelten Juten⸗ 
fibns, Zeichen gebildet worden, InFinnländifhen heißt der Strand 
nurRanda. Das Lat; Ripa gehörer auf Ähnliche Art zu unferm 
Reif, Riederf, Keep, fo wie Littus, zir Latte, Lohden, oder 


auch zu Leiche ii der Bedeutung einer Anhshe. Dee Plural die 


Strände, welcher von einigen gewagt worden, ift ungewöhulich, 
indem Strand eigentlich eine unbeſtiumte Strecke des Seeufers 
bezeichnet. In vielen Begeuden wird es auch von dem Ufer ſtill⸗ 
ſtehender Landſeen gebraucht, da man denn das Meerufer den 

Meer⸗ oder Seeſtrand nenunet; ſo wie es ehedem auch von dem 
Ufer der Flüſſe üblich \var, 

Der Strandbauer, des —n/ * die—n, Bauern, welche 
am Strande wohnen, _ 
Strandbediente, des—n, plur. die —n, in Breußen, 

obrigfeitliche Bediente, welche Nie Auffichtüiber, die Einfammiung 
des bon der Ser au den Strand geworfenen Bernfleines babın ; 
wohin z.B. die St.andreiter gehören. 
Der Strardböre, des— es, plur. die—börfe, in einigen Ges 
. genden ein Nahme des Seebörfes, Perca marina Lian, Wei 
- er am Strunde gefangen wird, 
Stranden, verb. reg. neutr. welches das Bitrswort feyn ers 


Me. 442 


——— in die Länge, ingteichen dor Seite, Die —— plur. die ⸗n, eis ben Larauſchen ãhn⸗ 


licher Fiſch, welcher in der Weſt ſee an dem Dänifchen Strande ge⸗ 
fangen wird, Vieleicht der Labrus rupe firis — 

Der Strandklee, des —s, plur. car, ein dem Klee ähnliches 
Moos, weldhes am Strande wächſet; Fucus lerratus Linn, 
Sceeiche, Meereiche. 

Der Strandfnöterich, des —s, pkur, car, eine Artdes Kuds 
terichs, welche am-Ötrande wächfer; Arenaria rubraLinn. 
Der Strandtohl, des — e8; plur, car. eine Art wilden Kobles, 
welche an der See oder dem Strande wächfet ; Crambe mariti⸗ 

ma Linn. Meerkohl. 


, Die Steandfrabbe, plur. die—n, eine Art Krabben, welde 


fordert, an den Strand getrieben werden. Gefteanderes Holz, 


welches von den Wellen am den Strand getrieben wird. 
gerer Bedeutung, wider feinen Willen aus der Sre an den Strand 


getrieben werden, und dafeldfkfigen bleiben, in weichen Berftaude 


oft Walfifche und andere aroge Seethiere ſtranden. Im engſten 
Verſt aude wird es von den Schiffen gefaat, wenn fir an dem Stran⸗ 
de Schiffbtuch leiden aufden Strand laufen, im Scherze, auf 
den Biel ankern. Das Schiff ih weitrander, Min geflrans 
detes Schiff. Gefivandere Güter, Waaren, vor geflvanderen 
Schiffen Strandgürer, So auch das Stranden und die Stran⸗ 
ung. S. Strand. 
Der Stransfify, des — es, plur. die — e, Fiſche, wel⸗ 
che ſich häufig: am Strande aufbalten, und daſelbſt gefangen 
werden. 

Die Strandgerächtigteit, — car, die Gerichtbarkeit über 
den Strand nad diedafeldft geflivanderen Schiffe, \ 

Das Sttandgrae, des—es, plur. doch nur von mehrern Arz 
ten, die—gräfer , Öras, welches häufig um Strande wächſet. 
Beſonders iſt der Sansbafer, Eiymus arenarius Linn. un 
ser diefem Rahmen befannt. 


&iter, Girer oder Waaren, welche von geftrandein Schiffen an 
den Grund geitieben werden; Nieberf, Sardwurp, Saud⸗ 
wurf. 

Der Strandherr des — em, — die—en, der Oberberr ei: 
neg Strandes, welcher in ——— Gegenden auch der Herr der 
daſelbſt an den Strand geworfenen Güter iſt. 

Die Strandtamille, plur.inuf. oder die Seranstam''Ton, 
fing. inuf, eine Art Kamillen, welde am Straude — 
— Matricaria marit mi Lim ? 


* 


kur, die — guter, geſttandete 


An en⸗ 


ſich Häufig an dem Strande aufhält; Cancer Moenas Linn, 


ok Strimöfreffe, plör. car. ein der Kreſſe äbnliches&ewächs, 
welches gern an dem Strande wächfer ; 
Meerfenf. 

Der Strand. Ladeuf, Jes—es, plur,car. ein dem eattiche ähıte 
liches grünes, Seemoos ; Ulva Lactuca Linn. 


Der Strandläufer, des — 8, plur, ut nom. Ang. S. Sand⸗ 


Täufer. 

Die Strandmelde, plur. doch nur von mehrern Arten, Yen, 
diejenigen Arten der Melde, welche fich Häufig am Strande finden 
boffen, vergleichen dieAtriplex portulacoides, Meerbürzel,) 
laciniatamund litoralis if. 3 

Die Strandorönung, plur, die=en, in Breufen, eine odrige 
Peisliche Verordnung, wie es mit Einfammlung des Berufleines 

am Strande gehalten werden fol. L 

Das Strandreͤcht, des — es plur. die —e. ı ‚Hechtsregeln, 

in Anfehung des Strandes und der an denfelben angetriebenen 

Güter, da denn auch der, ganze Inbegriff diefer Rechte collective 

das Strandrecht genannt werden Lönnte, 2. Das Recht, weis 

ches der Grund» oder Eigenthumsherr eihes Strandes oder eines 

Zheiles deffelben bat, die-an demſelben gefiranscien Güter und 

Per ſonen als fein Eigentbum- anzufehen und zu behalten, das Uſer ⸗ 


= 


dentſchlandes Dünernarfes u.f,f. üblich HF, dagegen an andern 
Orien dafür ein beſtimmtes Bergegeld eingeführenifi ; das Sahrz 
recht die Grundruhr, das Grundruhrrecht, das Kubrrsche, 
weil es Statt ſin det, wenn ein Schiff, ober deffen Gut, eines au⸗ 
dern Erund berühret, im mittleren Lat, Varech, Verilcus, lus 
Var eci, von Lahrrecht. 

Der Straͤndrei iter, des —s, plur ut nam.,fing. ein verofliche, 
teter obrigkeitlicher Bedienter zn Pferde, welcher die Aufficht über 
den Strand bat. Devgleichen Strandreiter gibt es in Preußen, 
welche Acht haben, daß nie mand den am Strande ausgeworſenen 
Berüftein aufjanmelr. 

Das Strandricägras, des — es plur, imuf..eine Art-des 
Riedgraſes welches am Strande bes Meeres wächfet ; "Triglo- 
chm ma:itimum Lian, 

Die Strandſchnepfe, plur. die — n, eine Art Sand- oder 

. Etrandläufer, welche diele Ahnlichkeit mit einer Schnepfe bat; 
Triıgahı polencos Linn. Ingleichen deffen Fringa Tor: 

matus. 

Die Strandfemfe, plur. die—n, eine Art Semfen, welche am 
Strande wohnet ; Scırpus maritimus L. 

Der Strandfpergel. des — s, plur. inuf. eine Art wilden 
Spargels, welcher am Strande einbeinif if; Alparagus offi- 
» einalis maritimus Linn. Meerfpargel. 

Der Strandverwalter, des — , plur. ut nom. fing, iv 
Prrußen, ein obrigfeitlicher Beamter, welcher die Einfimftevon 
dein am Straude gefemmelten Bernfleine berechnet und ver⸗ 


waltet. 
md“ Der 


Bunias Cakile — 


recht; welches alte Recht noch in manchen Gegenden Nieder⸗ 





223 


"Ber Steandbotel, * — ur — a N Male kä 
am Strande aufhalten, und ch daſelbſt von Fiſchen, Du 
ſcheln und andern Seegefchöpfen näheren. 

Der Strandvögr, des — es, plur. die — vögte, in einigen 


ur Dee 


Miederdeutſchen Gegenden, ein Vogt oder beeidigter Aufſeher über. 


die an dein niedrigen Strande aufgeführten Deiche. 

Der Strandwermuth, des — Es, plur! inuf. eine. Art Wer⸗ 
muthes mit breiten Blättern, welcher am Strande einheimifch ift; 
Artemifia coerulelcens Linn. 


Der Strandpfopp ; richtiger, Strandifopp, yes—es, plır. 


\ inul. eine dem Jforpe ähnliche Pflanze, weiche in Europa amı 
Strande undan Salcquellen WER Glaux — Linn, 
mMilchkraut. 

Der Strang, des — s, plur. die Stränge 
Berftande, ein Strid, fo fern derfelbe zum Sieben dienet., Die 
Glock enſtrange, womit die Öloden gezogen werden. -Die Strän: 

"ge am Wagen, an einem Pfluge, woran die Pferde ziehen. Sei: 
nen, Streng ziehen, im gemeinen Leben ‚das Srinige thun, 

“Wenn alle Stränge zerreißen, im höchften Rothfalle. Sie: Fie⸗ 
ben alle Einen Strang, fie arbeiten geueinſchaftlich, find in eis 
ner Sache einig. ⸗ Zuweilen auch ein jeder Strick, doch im Hochs 


deutjchen une noch von dem Stricke womit Übeltdäter gedenfet - 


werden; da es denn auch vonder Strafe des Henkers oder des 
Galgens gebraucht wird. 
Leben zum Tode bringen. Mit dem Strange hingerichtet 

. werden. Jemanden zum Btrange verurtheilen, ihm dew 
Strang zuerfennen, Er bat den Strang verdiene. Jim Nies 

© berfächfifggin wird auch die Nabelfchrur, ingleichen eine Schaur 
Perlen, Granaten u. f. f. unı der Hals fin Strang genannt, jo 
wie im Oberdeurfehen-auchfeiue Serähnedarn ei» Strang beißt, 
Anm. Im Niederſ, Angelſ. Schwed. und Jatänd. Sträng, im 
Engl, String, im Ztal,Stringa, im Slavon. Strona, Struna, 
S Strahne) In der erſten Bedeutung iſt der Begiff des Anz 
ſtrengens oder Ziehens, in der zwedten weitern aber der verwandte 
Begriff der Ausdehnung in die Linge der herrſcheude. Zur erfien 
geböret auch das Lat. tringere, zur zwepten aber Strang, wenn 


28 in einigen Oberden ſchen Gegenden eine Furche bedeutet. Bey _ 


dem Tſchudi und andern Schweizerifchen Schriftſtellern wird es 
auch von.dem Arme eines Sluſſes oder des Meeres — 
S. Strick. 

Stränge, S. Strenge, 

Strangulieren, verb. reg. act. an oder mit einem Strange 
oder Stricke erwütgen, erdroſſeln, fo fern e@, wie big den Türken 
übfich il, auf der Erde, und nicht durch Aufgängung oder Hen⸗ 
Een geſchiehet. Jemanden ſtrangulieren Iaffen. Sich felbſt 
ftrangulieren, duch Zuziehung der Luftröhre vermittelſt einer 
Schnur oder ähnlichen Bandes, Dahee das Strransulieren. Es 
iſt aus dem Lat, Arangulare, Grich. ggayıyareın , iweldhe zu 
anferm Steang gehören. Ehedem gebrauchte man #afüir das 
mehr Deutſche Hrängeln, Engl, to fraugle. Im Riederſ. iſt 
ſtrengen in einen Strang oder Steick verwideln. 

Die Strapäze, plur.die—n, boher Grad abmattender Arbeis 

ten vder Befchwerden ; daher ſtrapazieren, auf ſolche Art abe 
"matten, Beyde find nur im gemeinen Leben üblich und aus ben 
Italien. firapazzare entlehnet, - ‚Für Strapaze fagt man 


in der anſtändigern Sprechartlieber Befchwerde, Befchwerliche 


eit u. ſaf. Indem Mirderf, Bremifchen Wörterbucye wird es 
von dein Engl. Strapp, ein Strick, Holländ, Strop, Schw: 
Stroppa abgeleitet, als wenn es eigentlich bedeute, jemanden 
durch Peit ſchen übel gurichten. Allein es ſcheinet vialmehr ein In⸗ 
cenſivum von ſtreben ſtrauben zu ſeyn, ſo fern beyde in der Bedeu⸗ 
sag giner heftigen — überein lommen, wohin ohne 


1, Sin engflen ; 


Einen Dieb mit dem Strange vom. 


» 





er “ © % — 
gipstane PR treiben geböret, Sm Söpımi m — 
geblagt, und ohne Ziſchlaut trapiti, sth Kr ; 
Die Straße, plur. sie —n, ein Weg, derjenige Kaum, m‘ f 
welchen ſich ein Körper — Orie zum andern brweget. * 
1Im weiteſten Verfiande für Weg überhaupt, in-weldem’es 
doch nur in einigen wenigen Fällen üblich iſt. Geh deiner Sie 
fen, oder geb deine Straße, im geineinen.Leben, gehe fort; gebe, 
deines Weges. Darnach gehet Eure Straße, Kof. ©, 16, er 
ben fie ibrev Straße una laſſen fie ung ungehudelt, Weile, 
So ging ich meine Straße, ich ging davon. Damit rirtenfie 
ihr Straßen, im Thcuerd. Die Mittelivaße, (S:biefes Wort.) ! 
In der Schifffahrt iſt die Straße zuweilen. ‚dee Weg, welchen ein 
Schiff auf ſeiner Fahrt nimmt. 2. Im engeren Verſtande, wor 
von verſchiedenen befondern Arten des Weges üblich if, € ı)Ein = 
breiter öffentlicher Weg, auf welchem jedermann don einen Orte x 
zum andern reiſen kann. Auföffentlicher Straße. Zemanden — 
auf der Straße aufallen. Die Laͤndſtraße, Heerfitaße, Poſt⸗ F 
frage. Die Milhirape am Himmel, (Siehe dieſes Wort) - 
(2) Eine breite Gaſſe in einer Stadt Heißt genieiniglich ee 3 
" Straße zum Untrrſchiede von der ſchmälern Gaffe Ih will 
in der Stadt umgeben auf den Gaffen und Straßen, > 
Hobel. 3, 2: - Befonders in den zufammengefegten eigen⸗ —* 
-"tbämlihee Nabmen folder Straßen 5 die Steinkvape, 
Koͤnigetraße Peters Straße, geufraße wit (3) Eine “ 
Mirringe beißt In der Schifffobrt mehemabls eine Straße 
Die Straße bie Gibraltar, die Straße Davis, die Ma: 
gellaniſche Straße uf. Ebedem wurden auch. —— SE 
Ströme Strapen genannt, wie iu den Bremiichen Worter⸗ 
"buche v. Strate beiwiefen wird. Im Niederfähf. iſt Strom 
Straße, auch der Saumd, da es denn zu unſern Droſſel 
gehöret. J——— 
Anm. Bey dem Dılkeich Strazza, im PIE 
Sraut, im Niederf. Drate, in einigen Mundarten Sreoste, 
im Schwer, Strät, ini Engl, Street, im mittlern Lateim 
Eftrada, im Fran. Efree, im Italien. and ——— 
im Wend. Stiotoe, in Walif. Vſtty d. Die Abſtammeng 
diefes Wortes iſt noch ungewiß, daher ſich aud der herefchene 
‚de Brgtiff in demfeiben nicht beftimmen läſſet. Die gemeinfte 
- Meinung if, daß es von dem Latein. hreta via, ſtrata via· — 
rum, ſtratum, abſtamme, und eig entlich einen gepfl 
og bedeute, welche Bedeutung aber unerweislich iſt, und erſt 
die Abſtammnung als gewiß vorane ſetzt, da doch bey der Als 3 
weſenheit diefes Wortes in fo vielen alten und ‚entfernten: Spra⸗ 2 
hen nicht glanblich ift, daß es aus dem Lateiniſchen follte fenm ere Y 
borget wordet. Dit mehterm Kechte, Läfferes ſich von dem Angel. 
-ftraedan, fternere «bleiten , da es denn-eiten gebabnten 
Weg bedeuten würde, eder von dem noch Riederf. Heiden, ſtreiten, 
oder fchreiten, zu welchem ohne Ziſchlaut auch unſer treten gehö⸗ 
vet, da es dein einen jeden Weg bezeichnet haben müßte, —— 
wenn man das als zufällig anfichet, von reiten fo fern es ehe⸗ 2 
dem veifen übergaupt bedenteje, worum auch daB Fran. Route h 
abfiauımet, : 


Er 


ei ee a 


er Bl Ce Tee 


Der Steagenbereiter,des—s, plur. ut nom. haz. — 54 
keitlicher Bedienter zu Pferde, wolcher die öffentlichen. Strafen 7 
bereitek, und auf bie Siherheit und gute Ordnung auf denſelben = 
ſichet. — 

Der Straßenfahrer des — s, plar: ut nom. fing, in einiaen; U 


* Seeftädten, ein Schiffer,welchrtdned die Straße Bey Bibraltar 

in das mi⸗e llã ndiſche Meer ſchifftt „von Straße, Meerenge. 
Des Straßiengeleit, des. e8, plur. de —e, das. Örleit, fe 
fern es Sicher heit auf den öffentlichen Straßen gewähret, und 

- auch nur das Geleie ſchlechthin grnauni wird, © diefes Wort. 
Das 


€ 


x 









traßengericht ei. die ler in. 
ericht, welches auf öffentlicher Straße gihalten wird, in 
x Seveutung es doch nicht mehr gebrãnchlich iſt. 2. Die 
Abarkeit über die öffentlichen Landſtraßen, wo es noch 
- an mandyen Orten in weiterm Verſtande üblich iſt, die all⸗ 
gemeine Gerichtbarkeit zu bezeichnen, zum Unterfchiede von 
den Zaun» oder Pfahlgerichten , welche fi nur über den 
Bezirk eines Dorfes Eſteeden wo es EM ri allein am 
Ablichſten ift, 
be Straßenraub, des — es, Bar: —— Haub, ki kewate 
ſame Ent vendung fremden Eigenthümes ‚welche auf der öffentlis 
den Straße begangen wird. Zinen Styapenraub begeben In 
3 den Shwabenfo. Strauzraub, 


Der Straßenräuber, des — 8, plur. ut nom. fi ing. Fämin. 


"die Atvaßenräuberinn, eine Perſon, welche eines Straßenrau⸗ 

= "bes. ſchuldig iſt Straſsrouber, in einer Verordnung Kaiſer 
‚Sriedrihs von 1236. Schwed. Bıätröfvare, Daber die Stra⸗ 
Eenränberey, das Rauben auf der öffentlichen Sitafe, firaßen» 
 räubeeifch, nach Art der Steaßenräuber. 

„Dar Stra enröcht, des —es, plur. die — e, ein Recht, wel⸗ 
ches die Obrigkein den Straßen zut Sicherheit und Bequemlich⸗ 
0, Feitder X ifenden verliehen bat. - = 

Die Straßenfünde, plur. die—n, in den echten, Sünden, 

di Verbrichen, weiche anf der Landſtraße begangen werden; 
u B. Berfabrung der Sölle, Berhädigung des Gutes eines 

* andern auf der Strofewf.fi 
Der Serapengoll, des ⸗es plur. die — zölfe, ein Zoll, mel 
er für die Crbaltung der Strafe von den ak aa ERIERDirE 

S wird; das Wegenet®. 

die Sereube, plus Sie Diminut. * Sträubihen; 
Ob rd Steaublein, ein fraubiges, d. i. unebenes mit einer - 
“ höcerigen oder rauhen Hberfliche verfehenes Ding, ingleihen 
eine ſolche Fläche an einem Dinge; ein nur. noch ‚in einigen 
— ‚Fällen ublichs Wort, 1. Der Bart, di. rause Theil an 
seinem Holge, Strden u.f.f. welcher von Schlagen oder Sto⸗ 
sen berrühtet, heißt die Straube, Im Verabaue werden 


ach die kleinen abgeſchlegeuen Stückchen von den vifernen 


Werfzengen Strauben genanmt, weil fie anfänglich ähnliche 
Bärte find. 2, Die Sprigkuchen, beißen in pielen Gegenden 
5 vohl Dbert als Miederdeutfehlandes Strauben Riederſ. 
Struve Schwed. Strufva, dermulhlich ach wegen ibrer ran. 
ben gewundenen oder gerippten Oberfläche: Lat. Strebulum, 
 Ötied), ge F3Ruryg, von gpuXRog; artwunden, Bey den alten Rö⸗ 
4 2 mern wur auch Sirues ame Art Bebadenes. 
- Ynm. Ir Rieder, iſt ſtruuf⸗ rauf, farbig , 5 nnd: fotcich 
y ER Shih S folgende. 
2 en erb.reg. act. ı, Straubig machen, Befonders von 


der Emporrichinng der Haare und Federn. Der Zahn ſtraube 


= feine Sedern, wenn er fie ſenkrecht in die Höhe richtet. Noch mehr 
„als ein Reciprocum, ſich ſirauben Hier ſtraubet ſich der Peg, 
der Bir, KHaged. (©, Scraubhuhn) 
"and Füßen widerfeßen, und in —— Wedenstinh ſich beftig wi: 
derſetzen; nur als ein Reciorocum. Sich wider jemand fräuben, 
j E fich wider alle Zucpt und Ortnung fräüben. Sid) wieein ei: 
Er genfluniges Rind ſtrauben. Dev Trieb der Selbſterhaltung 
 Araube fich gegen Ste Lebensgefahen, Sonuenf, Dawider 
Aröude ip Sie vernunft. Grand das Stränden, 

E Anm By dem Stryker hravpen, im Niederf. Mrüven, im 
! 3 ‚Engl.to firive, Es ſt mit ſtreben verwandt / und bedeutet zu: 
"N nächk.eine heftige toiderfichende Bewegung, wopon der Begriff 

ges Haufen eine Figur if, Im Niederfift fy ns auch ES 
a eg arg —— 


* 





2, Sich mit Händen: 





— en 


9* — des es, bie _ Bühne! -n Eine 
Art Fafanen mit ffraubigen Köpfen, Phahanus crifpusLinns 
- Das männfiche Geſchlocht heißt der EURER, 2. Siehe 
Straußbahn. — 
— —er, fe, adj. et adv. von Mahrgent: Vapaciiio 
benden Theilen rauh oder ‚san, So könnte man einen Die 
felkopf firatbig nennen, Am üblichen E08 indeffen von den 
er ſolche Art uͤnordentlich emporſtehenden Haaren und de⸗ 
dern. 
Das ungebundne Saar ſtoß ſtraubig um das gaupt Leſſ. 
Es iſt don Straube, eine Sammlung ſolcher emporſtehender 
Theile. Bon ſtrauben bat man im Riederſachſiſchen das Ben» 
wort firufs, für fraubig, was fich flräubf, welches aber 
im Hochdeutſchen anbekamt if. Im’ Oberdeutſchen iſt für 
ftraubig auch ſtraubachtig üblich. Im gemeinen Leben Hat 
man davon auch das Sueenfisum Rruppig, ſehr ſtraubig. ©, 
Strobel. 
Das Straubrad, des —es, plur, die — räser, in der Hydra 
TR, ein unterſchlachtiges Wafferrad, an welchem die Schaufeln 
auf der Stirn eingefegt und anden Enden mit Ste den oder Stä« 
ben verwabret werden, zum Unterfchiede won dem Staberrase, 
Kin ſolches Rad mie fünem Zugehör wird indem Müßfenbaue 
ein Straubzeug genannt. Vermuthlich auch wegen Dre ftrau⸗ 
bigen Anſehens eines ſolchen NRades. 
Die Straubſchnecke, plur. die—n, eine Art — ein⸗ 
facheriger Schnecken, deren Schale fich auf der Seite erweitert; 
- Strombus Linn, Gleichfalls weaen der Stranben, oder durch 
"die Windung cutftandenerlingleichhriten, Die Scraubenfchne- 
cke, Turbo, if davon noch unterfhirden, wird aber auch von ei⸗ 
nigen Straubſchnecke genannt, 
Das Straubzeug, des—es, plur. die e, ©. Straußras: 
1.*Der Strauch des — es plur. car. das Herumfirichen, 
ein im Hochdeutjchen veraltetes Wort, S. Strauchdieb 
2. Der Strauch, des — es, plur, die —e, die Handlung des 
Strauchelns oder Stolperns, ein im Hochdeutſchen gleichfalls 
veralteres Wort, 
Das Schwein hieb das Pferd in den Bauch, 
Davon esnahm ein wilden Strauch 
Und todt nieder vielzu der end, Theuerd. Kıp.6 % 
SStraucheln 
3. Der Strauch, des—es , plur. bie Steäuche, in den geniei⸗ 
nen Mundarten Str äucher, Dimin. das Sträudlein, gine ver- 
torren geiwachfene Stande mit bolgigen Stängeln, (©, Staude,) 
wo der Uaterſchied zwiſchen beyden gezeigt worden, Mit Strau⸗e 
chen bewachſen. Raum hatte ce dieſe Worte geſagt als er 
von mir und in die Sträucher (Strauche) eilte, Kaben.- 
. Da fab ich durch die Strauche [Be 
Nein Mädchen bey (an): dem Teiche, Uz 
” Du rufeh zwiſchen Robr und Strauchen, Haged, 
von dem Suckuck. Der Safelfteauch, beffee die SafeMauds, weit 
fie nicht verworren geiwachfen il, Ser Dornkrau, Brombeere 
ſtrauch Wahbolderkrandh, Roſenſtrauch, wenn er. verworten 
getoachſen iſt, u. fe Das Eolleetivum davon: ift Geſtrauch und 
Strauchwerk 
Anm Im Nederſ. Strunk, Madhier leitet eg bon’dem' © 
thiſchen Triu, ein Baum, Enal. Tree, ber, Allein die verwor⸗ 
tene ſraubige Geft al jſt ohne Zweifel der Stammbegriff , daher 
dieſes Wort von Straube, und Strauß nur im Endlaute ver⸗ 
ſchieden iſt. Im Ziel, ift Rovo, ein Straub, Lat. Rubus, wel⸗ 
ches zußtranbrardärer, ſo wieStrauch nad Abgiehung des nicht 
zum Stammegnebörigen ſt zu rauh und rauch gerechnet werden 
auf: Im Nieder iſt Struddik, und obne ſt Ruddick ein nie⸗ 
23: Brig © e 


” 


4 


ſtrauchelt, Pf. 94, 18. 


ee ea 


driges verworrenes Geſträrch delches zu Straub Riederfächf. 
Strunt gebörck 


Die Strauch birke, plur-die—n; einein Sisieien einheimifche 


Art Birken, welche in Gefkalt eines Strauches wãchſt; Betula 
fruticofa Lian, . 


Der Strauchdieb, des —es, ‚plur. die 362 ein herum flreichen» 


“ber Dieb, befonders, fo fern er feine Dieberen auf öffentlichen 
Straßen ansüber, ein Straßenräuber, Im Niederf‚Srruufröver.. 
Alle Wortforfcher feiten es von dein vorigen Strauch ab, und ers 
flärenes, jo wie Buſchklepper, von einem Räuber, welcher in den 


. Sträuchen und Gebüfcben auf dieKeifenden lauert. Allein felbft 
dem Friſch zu Folge war Strauch ebedem Die Handlung des Herz . 


amfiveihens , befouders in Abſicht zu Tauben, daher auf den 
Strauch geben, darauf ausaebew,. und das Strauchreiten, das 
Rauben aufden Straßen zu Pfecde;, fo dag die erfte Hälfte diefes 


Wortes vielmehr zu fireichen, hecum ftreichen, herum ſtreifen, zu 


gehören ſcheinct. 


Straucheln, verb. reg. ueutr. welches das Hülfswort haben 


erfordert, im Gehen auftoßen und aus dem Gleich gewichte kom⸗ 
nen, in der anfländigern Sorechart für das niedrigere ftolperm, 
Ich bätte ſchier geſtrauchelt, Pf.73,2., Mein Suß bat ge: 
Roſſe die nicht Hraucheln, Eſ.63, +3. 
iiber einen Stein ſtraucheln. Ingleichen figürlich, einen Fehl⸗ 
tritt, das iſt, einen Fehler begeben. Der Menſch ſtrauchelt oft. 
Er jiebet, daß er auf der Bahn der Tugend bald mit u 
bald mit ficauchelnden Tritten einher seht, Gel. So au 
das Straucheln. 


Anm. Im Nieder ſ. ſtrükeln, im Holländ. ſtrukelen, im Engl. 


to ſtrugsle, im Ital.ſdruccolare, imWaltififchentrwecio. 
Es iſt das Intenfioum oder Fterativum von dem noch im Ober: 
dentſchen in eben diefer Bedeutung gangbaren frauen. Da 
raucht. fein Roß, Hagen, in der, Ofterreich. Chronik, Sie ha— 
ben gefivaucht uff ebenee Erd. Kaiſersb. Daß er zu der erd 
firauchen tet, Theuerd. Kap. 37. Wo man auch das Hauptwort 
der Strauch, die Handlung des Strauchelns hat, (S. daffelbe.) 
Es iſt mir fireichen verwandt, fo fern daffelbe auch eine gelinde 
Arı des Aufioßens hedeutet, und eine Dnomaropdie deffelben ift. 
Einige Sprachlehrer legen dieſem Zeitworte das Hülfswort ſeyn 
bey , welches aber wider deu ganzen Hoch und Dberdeutfchen 
Sprachgebrauch ffreitet, zumahl da auch die Bedeutung des Anſto⸗ 
Gens mehr Thãtigkeit als Leiden voraus ſetzet. 1 
Spredarten hat man für ſtraucheln auch. die Wörter firunkein, 


Afurcheln, ſftürcheln, firumpeln, ſchuubbeln u. f. f. id 


auch Stolpern. 


Der Straucden, des—s, plur inuf. ein nur in. einigen Dier, 


deutſchen Mundarten für Schnupfen üblihes Wort. DenStraus 
chen haben, den Schnupfen. Vermuthlich als cine Dnomaropdie 
der damit verbundenen rauhen Stimme. 


Das Strauchhaupt, des — es, plur. die—bäupter, in dem. 


Waſſerbaue, ein Haupt, dasift, in das Waffer hinein gebendes 
Bollwerk, welches aus Strauchwerk oder Fafchinen verfertiget 
wird; zum Unterſch iede von einemSteiwhaupte, oder hölzernen 
Gaunpee, 


Der Strauchherd, des — eg, plux. die —e, eine Yet Vogel · 


herde auf freyem Felde, weldje niit grünen Sträuchen und Bü⸗ 
ſchen umfegt werden ;- der Bufchberd. 


Strauchiche, adjser adv, einem Strauche ähnlich, 
Der Strauchklee, des — s, plur. car. eine Art des Klees, 


welche wie ein Strauch wählt, Cytilus. Kirfutus Linn, 


Die Straͤuchmelde, plur, inuf. eine Art Melde, welche ſtrauch⸗ 


artig wäch ſet; Atraphaxis Linn. 


In den gemeinen 


mienſetzungen. 


a — 


Das —— des — es, plur. inuf. ein —E 


mehrere Sträuche und acten derſelben zu PN; das Ge⸗ 
ſtrauch. 


1. Der Strauß, d des eg, plör, die Sträuße, ein Wort, nd» 
dies einen mit elhem Getöfe verbundenen Streit, einen Kampf, 


Handgemruge, ingleichen ein Gefecht, Treffen bedeutet, in welchen 


: Bälleitesxhebem ſehr häufig war, Es Famen aus dem Stsausg 


- die viert Tail chaum heraus, ein alter Dichter in&ccardsScript, 
ben.dem Frifch. IH babe nur die führnehmiten Sträuße und 
Rr iegsthaten angezogen, Wurfifen, Mit einem einen Strauß 


balten, einen Kampf, eine Schlägerep mit — — NE 


gen Steät,' i 
Mit großem: Straus ; Fan RE =. 
Iſt die. gemein alle einpor ; 


Und beit dort aufdem Plag Sarvor, Thenerd. Kap. PP — 


Die Nachbarn hegen Zank und Strauß, Opitz. 


Es iſt im Hochdentſchen nut noch hin und wieder im gemeinen Le⸗ 
ben ubdlich, wo man noch zuweilen höret, das war ein harter 
Strauß, ein harter Kampf oder Streit. Es wird einen bharten 


Strauß ſetzen, Streit. 
Anm. Es iſt von Streit nur im EnSlante — J 
ſcheinet ein Überbleibſel der Ältefien Oberdeutſchen Mundart zu 


ſeyn, welche ſtatt dest fo gern den Ziſchlaut anbeinget. Es ahntet 
urfpeünglich das mit einem Btreite verbundene Grtöfe nach, und - 
geböret nach Abzug der intenfiven Vorlaute zu dreſchen, dröſchen, 
raſen, rauſchem raſch, ruſch u. ff. Ju der erften aus dem 
Theuerdanke angeführten Stelle ſcheinet es noch für — 3 


Getöfe zu ſtehen. 


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— 


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II Ye GEN INGE DEN OR 


» 


2. Der Strauß, des— es, plur. die —e, Obeed — 


plur die — em, der Rapme des größten unter allenBögeln, wels 


her zu.den Sunpfoögeln mit EurzemSchnäbel geböret, unrzwep 


Sehen hat, überaus ſchnell Läuft, hingegen wegen feiner Kleinen 
Flügel zum Fliegen ungeſchickt iſt. Ex ift in Arabien und Afeifa 


einheimiſch, uud lebt vor Kräutern und Feldfeüchten. Strüthio. 


Lian. Befonders deffen Struthiio a es — 


von dem Caſuar, Struthio Caluarius. Deutſch auch 
Straußvogel; Jral.Struzzo, Angelſ Strutha, Schwed Strulfs, 


Enst.Ollrich, Kltrich, Pohln Strus. — —— 


Struthio,Struthius, Siruikiocamelus fommen ſchon bey 


dem Plinius vor; indeffen ſcheinet bie rauf: oder büfchelförmige 


Geſtalt des Schwanzes, deffen Federn wie ein Strauß. empor fies _ 


hen, den Erund der Berrennung zu ‚fenn, (S. das folgende;) wer. 


DE 


* 


—— 


felbige nicht vielwehr in feinem ſchnellen Gange zu fuchen if, da - 
denn das Niederſ ſtryden mitweitenSchritten gehen, in Betrach⸗ — 
tung konunt, fo wie der Engliſche Nabme Ofirich, zunächſt zu 


fireichen, ſich ſchnell fortbewegen, gehören würde. 


auf den Kopf, ©. Goldhahnlein. 


3. Der Strauß, des — es, plur. die Sträuße, im gemeinen £ 


— dieſtraußer) Diminut das Strauß chen, Oberd Strauß ⸗ 


lein, eigeutlich eine ſtraubige Sammlung mehrerer Dinge, einBüs 
ſchel, wo es doch nur in einigen Fällen üblich iſt. Ein Büſchel 
empor firbender Federn, detgleichen manche Vögel beſonders auf 
dein Kopfe haben, wird noch zuweilen ein Strauß und beder⸗ 
ſtrauß genaunt, (S. das vorige, und einige der folgenden Zuſam⸗ 
Am üblich ſten iſt es von einem Büſchel mehrerer 
zierlich zuſanimen gebundener Blumen, ein Blumenſtrauß, oder 


Menu das 
Goldhähnden, in einigenÖegenden im Disıinut. Sträußlein gen, 
nannt wied,fo geſchiebet eswrgen des Straußes oder Federbuſches 


nurStrauß ſchlrchthin, iun Oberd dieSchmecke das Schmeckerle, 


von ſchmecken, riechen, im Niederſ, Kaffe, Franz, Bouques, 
Sträuße winden. Inder Kräuterfunde iſt der Strauß eine aus 
mehreru Blůthen sans die erftern RR 

tãn⸗ 


































ben, vielleicht * nur in Meißen üblich, indeſſen ließ ſich Gott⸗ 

ſched dadurch verleiten, ihn für den einzigen richtigen auszugeben 
uuund ihn wider allen auch noch fo gegründeten Wideripruch zu vers 
u kheidigen, Das von ibm zum Beweife angeführte Steäußermäd: 


= S. auch tt. r D - PR 
Der Strauß-Bafterd, des—es, plur. die —e, ein dem 
Strauße fehr äbnlicher Vogel, nur daß er drey Sehen hat, übt igens 
aber dem Strauße an Größe und Geſtalt nahe kommt, fo wie 
er zum Fliegen gleichfalls ungeſchickt ift;.Struthio-nothus 
Kecxein. Obrfdjwans. Er iſt in Süd Amerifa einheimiſch. 
Der Straußſink, des—en, plur. He — en, eine Act Fiufen, 
mit einem rothen Strauße oder Federbuſche auf dem Kopfe; Frin- 
giilla criftata Klein. \ - 
Das Straußgras, des—es, plur. inuf. eine Grasart, deffen 
- Heine Blütben einen großen, weit ausgebreiteten flatterigen 
Strauß ausmachen; Aprollis Linn. ne 

Der Straußbahn, des —es, plur. die — hähne, in einigen 
2 Gegenden ein Nahme derjenigen Sarıds oder Strandläufer, deren 
mMuaãunchen mit einem braufenden Geräufche beftä.,dig mit einan⸗ 
der Fümpfen, und welche auch Brausdahne genannt werden ; 
> Fringa pugnax Linn. Bow Strauß, Kampf, Streit, fonft 
auch Rampfhahn, Straubhahn, weilfie ſich dabey ſtraubig ma⸗ 
hen. Strauß huhn bezeichnet theils das weibliche®efchlecht,tbeils 
auch das Thier ohne Rück ſicht ſeines Geſchlechtes. 

> Die Straufmeife, plur.dir—n, eine Art Meiſen mit einem 
f bunten Strauße oder Federbufche auf dem Kopfe ; Parus criſta- 
tus Klein. Saubenmeife, gäubelmeife, Schopfineife, Robel: 
£ Ka ; i ; 
Die Strauß-Domeranze, plur. dien, eine Art Pomeranzen, 
> Seren Blätter und Früchte wie in Sträußen oder Büſcheln zufame 
samen wachen. \ En R 
Der Straußtabe, ses—n, plur. die—n, ein dem Naben 
ähnlicher aber fehr bunter Mexicaniſcher Vogel, welcher einen lan⸗ 


— 
— 


— Ratus Klein. * Eat ? x 
Ber Strauffperling, des—es, plur, die —e, gleichfalls ein 
Mexicaniſcher einem Sperlinge ähnlicher Bogel, mit einem berad 

hangenden Strauße oder Federbuſche; Paller in oceipite cri⸗ 


ſtatus Linn. — 
Der Straußtaucher, des —s, plur. ut nom: fing. eine große 


= 30 er S: auch Grebe. nv 

ns ek des — 5, plur. die vögel, Siebe 2. 

+» Steauß. - —— —— 

Der Straußzaucher, ©, Straußtaucher. 

> Die Strebe, plur, die — n. 2. Inder Zimmermannsfunft, elne 

ſchrãge ftebende Stiitze, weil fie durch ide Streben einemanderit 

eörvyer in feiner@age erhält. 2. Die Handlung des Strebeng, 
ehe Plural, nur in einigen Gegenden. Sich zur Strebe fegen, 
ſich widerfegen, ſträuben. Daber er denn ſigürlich zuweilen ‚auch 

, bie fchiefe von der ſenkrechten Linie abweichendeRicheung bedentet. 

\ Bine Stütze zur Strebe fegen, nach ſchiefer Richtung gegen einen 

9 andern Kärper.. Niederf, Streve. 3. In dem Bergbaue einiger 


den felbſt ft nur in der Sprache des gemeinen Lebens einheimifh. 


‚ einem Amte ſtreben. 


gen Strauß oder Federbuſch auf.dem Kopfe hat, Corvus cri- 


Art Taucher mit einem Strauße oder Federhuiche anf dem Kopfez 
. Colymbus majorcriftatus Klein, Seraußz aucher, Kobel⸗ 


„fangen an den Negen und Züchern im Jagdweſen find, 


et 


Gegenden, 5.8. su Eisleben, wird das Unsere der Schiefer Sie 
Strebe genannt, vieleicht auch weil die obern Schiefer darauf 
fireben oder drucken, 


Das Strebeband, des — es, plur. sie — bänder, in der Jime - 


mermannsfunf, Bander, d. i. lange fchräg Legende Bauhölger, 

welche ineinem Hängewerfe gegen den Ständer fireben, um zu⸗ 
gleich das Biegen des Balkens, worauf ſich beyde befinden, zu vers 
bindern ; die Streben, s 


Die Strebefage,,plursdie —n , im gemeinen ben, r. Eine 


Kage, welche fich ſträubet, widerſtrebet, und figüclich eine Perfon, 
welche fi ungebübrlich wider ſetzet. 2, Auch ein Spiel gemeiner 
Kinder und junger Leute, da ein Theil an einem Seile ziehet, und 
der andere mir den Füßen widerſtrebet; ohne Plural, Serebe⸗ 
Bage fpielen, Nach dein Bremifchen Wörterbuche ift es auch fine 
Art Dieflendurgifher und Pommerfchen Münze, welche auf der 
einen Seite den Wendiſchen reif in einer ſtraubenden Stellung 
zeiget, 


Streben, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, alle 


Kröfte zu etwas anwenden, mit Anwendung aller Kräfte wirken, 


zunächſt von de@ftväften des Leibes, in meiterm Veeſtande aber 


auch, vonandern, überall wo Kraft ſtrebt, wo Wirkung er- 
fcheinet, Herd. Dev über die Alltäglichkeit hinweg ſtrebende 
Schwung der Seele. Zimmerm. Befonders einen Widerfland 
zu überwinden, 19 es eigentlich fo, wie das verwandte fräuben, 
von lebendigen Geſchöpfen gebraucht, fich mit Händen und Fügen 
twiderfegen bedeutet. Screbet nicht wider,den Strom, Sir, 4, 
33. As auch durch Anwendung der größten möglichen Kraft 
fih widerfegen, welches bey Leblofen Körpern, zum Theil auch 
ben lebendigen, duch die ſchiefe Richeuug gefchiehet, von wel. 
her Bedeutung noch das Wort Strebe üblich iſt. Ingleichen 
einen Endzweck zu erreichen. . Jeder ſtrebte, zuerſt ans Land 
3u Fommen. k Ki; i 
Du ſtrebeſt gludlicher zu werden, r 

‚Uns fiehft, daß du vergebens irebll, Gel. Lied, 
Beſonders mit denn Borwortenach; nach efwag fireben. Sire: 
bes nicht fonach dem Tode, Weish. 4,12, Strebet mach den 
beften Gaben, ı Eor,. 12,31. Strebet fleifig nach der Liebe, 
Kap. 14, 1. ach Lob, nad Ehre, nach hohern Dingen,nach 
So uch das Streben. ©. auch Beſtre⸗ 
ben, Hachfiveben und Widerfireben, 3 

Anm. Indem alten Fragmente auf Carfn deu Großen ſtreven, 
im Biederf, ſtreven, im Angelf. iraefan, im Schiwrd, Arafva, 
im Engl.to frive, Es iff ohne Zweifel eine Dunometovöie des 
Strebens ſelbſt, undin fo fern mie dem Lar, Intenfivo Arepere 
verwandt. Eine Art des Strebens ift im Niederf, firiven, weite 
Schritte machen, mit weiten Schritten fortgehen, Andelf. kras- 
fen,im Dentſchen noch in einigen Fällen fireifen. Auf ähnliche 
Art bedeutet das Riederſächſiſche ſteiden, fo wohl ſtreiten, als 


ſchreiten, und unſer traben wurde ehedem anch für ſtreben ges 
braucht. Do in mie Ritterſchaft nyemand wider drabt, wider⸗ 


ſtrebt/ Hornegk. Straff, Sträuben wa, m, ſind gleichfalls damit 
vrrwandt. 


Der Strebepfahl, des—es, plur. die —pfähle, ein ſchrãge ſte⸗ 


bender Pfahl, weicher zur Stüge diener, ein Pfahl, fo fern er eine 
Strebe It; 


Der Strebepfeiler, des —s plur. ut nom. fing.einr gemauer⸗ 


ter Pfeiler an einer Futtermauer, welcher nach oben ſchräge an die 


Mauer auläuft, feldigezu verflärken, ein Pfeiler, weicher zur 


Strebe dienet, 


Die Ströbeftange, plur. die—n, eing ſchrage ſtehende Stange, 


ſo fern ſie einem Dinge zur Stüge dienet, dergleichen die Strebe⸗ 


Sired» 


” 





Streckbar — en, — * adj.et adyefähie, aeffreckt Ar ansgi 
debnt pa werden„dehnbar. So auch die Streckbarkeit 

‚ Der Steödblod, des — es, plur. die —biöde, im Bane dee _ 
Kühne und Flugichiffe, die Blöcke, welche zu Unterlagen fücden 
Boden des Kahnes dienen, auf weldheir derjelbe geivedt, dider 
Längenach zufammen geſetzt wird. 

Die Screcke plur. dir—n, von dem Zeitwortekrerken. 1. Ein 


"Werkzeug zum Streden, in einigen Fällen. So if die Strede' Das Stredöngeflänge, des 8, Aldo: ut nom, —— 


= oder. Rode bey den Riemern ein langer Baunı zwtſchen given Do⸗ 
den, wonit dag groͤß Leder geſtrecket oder ausgedebnet wird. Bey 


den Lohgärbern iſt die Strecke oder das Sir Weifen ein rundlie." 
ches Eiſen in einem-Sränder, die Schaffelle damit zu firedın. 


2, Cinfih A: oder ein ausgedehater Raum yon undı- 
ffimmter Grögs, beſonders ein indie Länge Anggedehnter Raum. 
Eine lange Be Dirin, das Streck Hen; wofür zuweilen 
auch Strich üblich iſt. Line Strecke Landes, ein Strich Zander, 

+ Die Pferde liefen eine gute Strecke wieder zurüd, - Es iſt 
noch ene gute Stroke big dahin. Geben fie noch ein Streck⸗ 
hen mit. Srelreten, Strecken oder Köumzaufder Sie. Im, 
Bergbanr find Sie Strecken rer oder horſontale Kanäle, welz 
she wie ein Stollen getrieben werden, aue 86 fie nicht die Lenge 
derfelben baden. Daher die Waſſerſtrecke wenn edicner Wuffer 


abzulafjen; die dor derſtrecke, Berge oder Erzden nãchſten Weg 


an das Fülfort zu brin.enu.ch.. Nwderf, — Engl. BErRIch, 
Shweb’Siräcka. , 

Das Steideifeh,des— s,plur. ut nom.“ fing. ©. dis do⸗ 
tiger 1, 

Strecken verb. reg. "act, heftig oder fehr in die Rürige Ausdeh: 
sion, wie. das wiedrigere recken 1. Eigentlich. Das Leder five: 


Een, bey den Garbern und andern Lederarbeitern⸗es diwch Ziehen 
in die Länge ausdehnen. Bey den Jägern wird der Zeug geſt eckt, 
wenn die Leinen ſcharf augtzogen und die Tücher und RE dadarch 
Die Schmiede ireden ein Sid Kifen, . 


ä ausgedehn vet werden. 
wenn fie es länger und dünner fchinieden, imGrzenfuge der Staus 
dene. Si Hreden, fi dehnen, Inder niedrigen Spiehart ſich 

"reden, in Baierir ch fHranzen. Figürlich, alle Bräfie an etw as 
recken, wofür man doch lieber fagt, alte Rräfte annrengen. 
Ich ſtrecke mich zu dem was da vornen ih, Philr3, 23,5 eine 
"gteichfals veraltete Figur. Sehr oftverlieret ſich Ber Begriff der 
Heftigkeit oder der ſchatfen Anſtreugung, und laſſet aut den Bes 
griff der Ausdehnung in die Länge übrig. Ein fleiß iges Weib ſtre— 

cket ige gandnnach dem Rocken Sprichw. 31, 19. (©, Aus ſtre⸗ 
&en.) Sich in das Gras ſtrecken/ legen, Indeß daß er einfam 
ins Gras geſtreckt mit irrenden Bucken den Simmel durchlief, 


Beßun Sich nach ber Decke ſtreckem ſich nach feinen. Kraäften, 


nad feinem Vermögen, richten. Alle viere von fh ſtrecken, aus⸗ 
geſtreckt da Kegen, im gem, Leben. Der Weg ſtreckt ſich ſehr in 
Die Länge: Daber wird geſtreck zuweilen. für lang gebrandht. 

Min Pferdaſt geſtreckt wenn es eine fhöne Länge bat. 2, In 
weiterer und figürlicher Bedeutung, fo daß auch der Hegriff dee 
Ynsdehnung derſchwindet Die Füge Bvedien das gefchoffene 


Wildhrer, wein fie es auf den Boden der Länge nach binkegen, > 


‚Das Gewehr ſtrecken, es der Länge uah auf den Boden legem, 
Sin Berg bane mird dag Feld geftrecke wenn es der Länge nad 
vermeſſen wird. Wenn Friſch behauptet, daß ſtrecken in einigen 
Dezenden auch pflügen bedeute, fo iſt er ohne Zweiſel durch das 
Niederſ. reken dazu verleitet worden, welches den Acker ſtürzen, 
don zum orfiga Mable pflägen bedeutet, und im Hochdeutſcheu 
wicht reden ſoudern — So auch das Steecken. 

Anw Das dem Kero, 
dle htfall grecken im Schwed. Rräcka, im Angelf. Arecan, 
Aa Cugleba Ireich, Es iſt aeliwöge des — Vannua· 


0 N — 


Der Streich des —es ꝓlur. — von — — ſteei⸗ 


otker u. ff. ſtreceb an, im Niederſ. 














































an ——— von ah und — —— ma 
Be: lechte der Wörter Sig. fra, (Bar. Üiricte,) und ohne 
ifchlaut zu dem Miederſ. trecken, ziehen, und ohne t zu vrdden, 
weichen, ichten uf. Das vorgefegie fHfcpeinst ierein Iutenfie- 
vum zu bejeichnen, Chedem ging es ireegulär, in welcher Zoran - 
es doch in einigen Brgenden uni if, id Mradır, gerad, de 
dem Steyfer ich Rrachte: a 





Berabane', ein Geſtäuge, welches wegen Entfernung des 
Kunſt ſchachtes von dem waffernöthigen Gebäude, durch Areg⸗ z 
welfen uad Arıne in einer borlgentalen Stede rate. 
‚wird, { = Ai 
‚Der Strökhammer, des 5; PEN He der Ham 
mer in Einem Ham nerſverke —— das. —— 
ſtrecket, d.i.indie Länge ausgedehnet wird, ” RE 
Der Stroͤckteich des—es, plur. Sie—e, eine Pr 
teiche worein der swegjährige ‚Baitte geſetzt wird, amit 
ſich darin ſtrecke, vi sur gehörigen Größe wachle, in einigen 
Gegenden der Erſtreckteich; zum Unterfihiede von den s raich 
teiche und Setzteiche 


‚Die Stveck walze plur. die—n, die Watgen in einem St 


werde, zwiſchen welchen die ‚Sitpeigaine eſtrecket Der \ 


werden, 
Da9 Stkistwert, N es, plur. — in den Münze ' 
den Goldfehlägern weh eine Maſchine, wodie Gold u d 


berz une zwifchen geh ſtahlerne we — 
und dünger geyreſſet werdeit,, 8 i 
Die Sttehne, S: Swähne Er 


ben, wo es doch nur in einigen Bebeutuaaen deff thzen 
indem in andern Strich Statt bar, 1. Boa feeiden, 
Zuge, oder einer sichenden. Bewegung dayeır oder Ichlagen, uff 
Streich zuweilen eine folche zichende Beiwrgung. So’ wird z. 
die Bewe gung eines Piedulz, indem es ſich von einem Bun c 
. dem audern ſchwinget/ cm Srieich'gihanur, Zwey ſol her s 
che machen eine Schwingung aue . NH baufide ein mit’ein 
ſolchen Zuge gegebener Schlag sder Hieb. Einen Bopf mit in 
Streiche abbauen; miteinem ‘Hide! Dev Baum! falle a 
den erſten Streich, . Der Sammerfireip, ein ſolder 
mit einem Hammer, Da es denn auch vobhl für Schläge, 
fie eine Büchtigung find, gebraucht wird, fie Werden nun 
Ruthe, mit dee Gxißel, mit dem Socke, nut der Prufbe, 
gegeben, wenn fie nur mie einer ziebenden Bewegun 
den find. Diele Streiche beisen, £uc. 22, 47. Ich babe fünf 
mM⸗hl empfangen vier zig Streiche weniger eins, 2 Eorirı,24 
Du wirft Streiche bekommen, mit der Ruthe oder — 
IJemanden einen Streich geben. Nur der · iſt unglüclt ' 
Ad unter den Streichender Zufalle beugt. Der. Bader veich, 
Stock reich Auch in der Fechitunft fo woht auf den Hub als; 
der bloßen Hand, 'ein folcher Dieb oder Schlag, Jemanden einen 
‚Streich beybringen, Binem Streiche augweicgen, ihn aus; 
rigen. Den Stfei wohl anbringen.  So-auch fiſtreiche 
"Sehlfiveich, Meiſter ſtreich. 2. Eine fönche oder unerio Dei 
füige oder auch nur miurtis llige Handlung wird haufig ein@&treich 
genannt, Pin Avtigek Streich, eine artige luſtige Handlung Fe 
. manden einen Streich ſpielen, ihn ducch eine Liſt Hintergebe —* 
durch eine boshaft e oder muipwtßise Saudlung beleidigen. D 
+ ift ein boshafter Streich. Verliebte Steeiche, Br kann feine 
Streiche nicht laffen. Diebs ſtreich Poſſen ſtroich Schelmen⸗ 
ftreich, Staatsſtreich ſauptſtreich alle i in der Bedeutung lifti⸗ 
“ger, oft auch betruglicher Handlungen; Bubenſtreich Auns 
genfgeich, igbege — — DZ es — a 
— w 
5 5 





wi —— Speeharten oft von einer jeden Begebenbeit gen" 
braucht wird. Denke den verwünfigten Streich, der mir bes 
3 ; — 
Anm. Im Niederſ. Streh, im Engt, Stroke. Das Schwer, 
4 ;  Strek bedeutet fo wohl einen Strid, al seinen Sırcid) oder Bes 
\ teug, daher Idre die legte Bedeutuug als eine Figur von einem 
Fallſtricke anjichet. Allein es feiner, daß unſer Srreicp in ſei⸗ 
er zwepten Bedeutung von dem Ötreichen ver Fed :kunt, beſon⸗ 
’ ders der altern Art derfelben, ſich ohne Geivehr me ver bloßen 
Han) zu ſchlagen, © entlehnet ift, indem ein fo. cher Streich mit Liſt 
2. und Geſchicklichkeit angebracht werden muß. Wenn dieß nice 
wäre, fo önnte man es von triegen und betriegen, Frans. tri- 
cher, Engl, trick, Riederf, betrecken, ableiten, von welhenrs 
mit vorgejegtem $: — gebildet worden. 
Die Streichbank, plur, die —banke, in den Zeug · Manufactu⸗ 
ven, eine Vant, oder ein Tiſch, worauf die Baumwolle gerichen, 
d. 1. gekämmet wird. ‚ 
. Der Streichbaum, des —es, lur.die —baume, 1.8ey ben 
\ Lohgärbern, ein der Länge nach ausgehöhlter Baum, das Leder 
! darauf zu ſtreichen oder zu befhaben, 2. An den Weberfkühlen, 
ein Baum unter der Lade, über welchen der fertige Zeug von 
dem Bruſt baume treicht, cbe er auf den — aufgewickelt 
"wird, 
Das Streichblech, des —es, plur. die —e, anden Tobür ſchlöf⸗ 
fern, das Blech an den Thürpfoften, in deſſen Löcher die Kiegel 
- des Schloffes fallen, vermuthlich, weil die Thür im —— 
daran ſtreicht; ſonſt auch das Schloßblech. 
REN A ai die —n. ı. Ein Nahme der Kain- 
‚ Blume, Gnaphalium Stoechas Linn. (©. Rainblume.) 
2, Eine Art Ramillen, deren gelbe Blumen fhön eitronengelb 
+ färben, und welche auf unbeſchatteten dürren Wiefen fo wohl 
H als auf den Mauern einheimifch iſt; Anthemis tinctoria 
Linn $ärber-Bamille, Gildblume, Rindsguge: 


F 





Ve TE ZEN — 
——— — 


"Das Streichbrit, des—es, plur.die—er, ein an der rechten 


Seite des Pflüges ſchief geftelltes Bret, welches die von dem Bo⸗ 
den abaelöfere Erdfurche auf dle Seite Areicpet ; "in einigen Ge⸗ 
gendendas Ohr, das Pugbret, die Pflugſtürze, welche: init der 
Pflugflerze nicht zu verwechfehrift. 

Die Streichbürfte, plur. die —n, bey den Kattundruckern, eine 

Biürſte, die Farbe auf den Farberahmen damit aus einänder zu 

ſtreichen. 

Die Streiche, plur. die —n. . Ein Werkzeug zum Streichen, 
doch nur in berſchiedenen einzelnen Fällen. Bey den Tuchmachern 
iſt es eine Art Kardätſchen, welche Fleiner als die Krämpeln find, 
"und mit weichen die Wolle geftrichen oder gefämmet,und dadurch 
zum Anieftreichen vorbereiter wird. Sie werden auch Serubeln 
genannt. Die Knieftreiche iſt die feinfteund ſchmäleſte Art Kar⸗ 
dätfchen. Bey den Bädern iſt die Streiche ein Pinſel von Koru⸗ 

äbren, das Brot mit Waffer oder Eygelb zu beſtreichen. Die 

- Streichen der Tuchdereiter find.eine Art Kardärjchen, womit das 

gewalfte Tuch geſtrichen oder gerauber wird. 2. Im Feſtungs⸗ 

baue iſt die Streiche diejenige Seite eines Bollwerkes, welche die 

Faße mit der Cortine verbindet; die Streiplinie, die SIanque, 
vieleicht, weil fie die Cortine Berireicher, » r 


Werkzeug zum Streichen,eine Sireiche von Eifen. DasStr eich⸗ 
eilſen der Lobgärber iſt eine frummeRlinge mit zwey Handgriffen, 
die Hänte damit zu ſtreichen, d.i. die Haare abzuſchaben; das 

aareiſen Schabeifen. Mit einem ähnlichen Sreicheifen Areis - 
- hen die Weißgärber nachdem Walken den Kalk aus den Fellen. 
' DasStreiheifen der Buchbinder hat liec an cines Herzens mit 
* —— B. 4. Th. 2 Auft. 


J 
®. 


te 1 ri aa 1 Ber ar —— 


Zu a 


Das Streicheifen, des —s, plur. ur nom. fing. ein eifeeneg - 


Str. 434. 


einem langen Stiele, geradeinien durch Streichen indie Bücher» 
bände rüizubtennen, 


Streicheln, verb. reg. act, welches das Diminutivum und Ite⸗ 
vatioum des folaemden iſt, oft und fanft mit der Hand fireichen, 
aber nur gebraucht wird, fo fern diefes fanfte Streichen eine Art 
der Liedtoſung iſt. Jemanden ſtreicheln, ihm das Kinn, die 
Baden, die Sand ſtreicheln. Eine Rage, einen Zund ſtrei— 
cheln. So auch das Streicheln. Im Niederſeſt akeln, firaken, 
feiiivafen, im Oberdeniſchen auch tatſcheln. 


Streichen, verb. irreg, Yınperf, ich firich, Mittelw, gefieichen, 


Imperat. reiche oder fireich. Es iſt ur ſprünglich, ſo wie alle 
Zeitwörrer, eine Dnomatopdie, welche einen gewiſſen beſtimmten 
dieſem Worte eigenthümlichen Laut nachahmte, und dernach von 
allen den verfchiedenen Veränderungen oder Handlungen ge⸗ 
braucht wurde, welche mit diefem Laute verbunden find,oder unter 
. beimfelben gedacht werden. Daher kommt es denn, daß diefes 
Wpri,twie fo viele andere,in fo verfchiedenen einander dem Scheine 
nach ſehr unähnlichen Bedeufungen gebraucht wird, Es iſt in 
doppelter Geſtau üblich. 


1, Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, und wenn die 


Bewegung mit mehr — —— verbunden iſt, auch mit 
haben, 


1, Als eine —— einer ſchnellen von oben herab ge⸗ 
ejchteten Bewegung, für niederfabren, ablaufen; einenoch im 
Niederdeutfchen übliche Bedeutung, Niederſ.ſtriken. Daber rufer 
daſelbſt die Arbeitsleute bey dem Auf- und Abwinden ; laß fireis 


; ‚Sen! laß los! laß ablaufeu! Vondiefer Bedeutung rühret noch 


der auch im Hochdeutſchen übliche active Gebrauch Her, die Segel 
fireichen, ©. fogleich im Activo, 
.. 2, Als eine Dnomatopdie einer ſchnellen in horizontaler Linie 
- ohne merklicheZwifchenräume fortgebenden Bewegung, wo * * 
nur in verſchiedenen einzelnen Fällen üblich iſt. 

(a) Eigentlich· Man gebraucht es bier, a, von der fönel- 
len einem Zuge ähnlichen Bewegung der Luft and des Windes, 
Die Luft reicht duch die Zimmer. Der Wind vg dur 
die Senfier bevein. 

Die Lüfte, ſo hier Arabien, 

Sind immer ungefund, Dpig. 

2.Bon dem ſchnellen in gerader Linie gehenden Fuge mans 
er Gügel, Bey den Jögern ſtreicht das Yuergeflügelnach dem 
Geaͤße, wenn es darnach fliegt. 

* Tief um das Schilfgras ſtreicht, 

Die Erdſchwalb und der Spatz, Hag. 

Befonders gebraucht man ſtreichen von denjenigen Vögeln, welde 
gegen den Herbftin wärmere£änder ziehen, und im Früblinge wie⸗ 
der kommen. Die Dögelfireichen oder ſtreichen weg, wenn fie 
wegzichen; fie fireichen zurüc, ſie reichen wieder, wenu fie 
zurück fomnien, Dabet der Strich, der Zup ſolcher Vögel, der 
Wegſtrich, Wiederftrich. ¶ S. auch Abſtreichen.) 3, Von andern 
Thieren und Menſchen für ſchnell gehen, wandern laufen; Nies 
derf. ſtriken, Augelſ. ſtrican, Engt. to firike, Schwed. firyka, 
Asländ, Ariuka. Daber iſt un Schwed, Strok, ein gebahnter 
Weg, eine Straße, wovon vielleicht auch unfer Strauchdieb ab⸗ 
ſtammet. Bey den Shwäb, Dichtern wird riehen mebrmahls 
für veifen,und beftrichen für bereifen gebrau“. 1, Ich bin ver- 
re her geltrichen;gefommen,in dem « ieh ragBnEnte auf Carlu 
den Großen bey dem Schilter. Yin Arczt chom aefkichen, gegans 
a"; Hornegf. Sie ſtrichen hinter ihnen ber im Streit,» Sam. ı4, 
. Streichen gehn, imNiederf davon gehen, Jetzt gebraucht 
—* im Hochdeutſchen nur im verachtlichen Verſtande. Im 
Cande herum greichen, wo es das Hülfswort ſeyn erfordert, Er 
&e iß 


435 | ar 
iſt gehn Jahr herum Beftrichen; aber er hat das ganze Land 
durchſtrichen. Den ganzen Tag auf den Gaffen herum freis 
hen. (S. Landttteicper.) Im Doerdeufgen in diefer verächte. 
fichen Bedeutung auch fhreinen, franzen, Herzen, ſtörzen. Fi⸗ 
gůrlich kommt es auch) in veriireichen, ſchnell vergehen, vor, 

68 urlich, mit dem Hülfsworte baben. 1.S'!h nad 
der Begattung fehnen, und fich wirklich begatten, we es bey den 
Sägen von Händen, Wölfen, Luchfen und Füchfen üblich ifl, 
‚ohne Zweifel als eine Figur der vorigen Bedeutung,fo wie laufen 
and laufiſch fepn, in eben dieſem Verft ande üblich find. Die zün⸗ 
bin ſtreicht, will laufen; fie bat gefreichen, bat fich belaufen, 
Mit einander ſireichen, fi belaufen. Ferner gebraucht man es 
von Fiſchen, wenn fie fich begatten und in und nach der Begat⸗ 
ging den. Samch und die junge Brut fahren laffen, für leichen. 

Die Iſche Rreichen, wenn ſie leichen. S. Streichkarpfen und 
Streichteich, ingleichen Strich. — 

2, Sich In die Länge ausdehnen, ſich erſtrecken, welches 
ſrecken und erſtrecken ein Intenfivum von ſtreichen in die ſer Be⸗ 
Deutung iſt. Ir pris kanfo-hohe ſtrichen, Burckart von 


"Hobenfels, Satin fo hoch reichen, fich fo hoch erſtrecken. Dev Gar: 


ten ſtreicht bis an den Fluß, in einigen Provinzen, Im Hoch⸗ 
deutfchen ift es hier im beramännifchen Verſtande am üblichften, 
wo ein Bang freicht, wenn er fich in die Länge, d.i. nach einer 
der Weitgegenden ausdehnet. Das Streichendes Ganges, oder 
Sein Streichendes, feine Ausdehnung nach einer der Weltgegen« 
den, zum Unterſchiede ven feinem Sallen, d.i, feiner Richtung ges 
gen die Horizontal⸗Linie. Der Gang gewinner ein anderes 
Streichen, wenn er diefe Richtung ändern, Er ſtreicht von Mor⸗ 
‚gen in (gegen) Abend; von Mitternacht in Mittag u. ſef. ©. 
Strich. 3 
42) In der ſchnellen Bewegung die Oberfläche eines ans 
dern Körpers berühren, wo es eine gelindere Berühtung ausdruckt 
als ſtreifen, und eine eigene Onomatopöie diefer Berührung zu 
ſeyn fcheint. Mit dem Bleide, mitder Sand an die Mauer 
reichen. Es leidet hier beyde Hülfswörter ſeyn und haben, je 
nachdem die Berührung mit mehr oder weniger vorfeglihen Thä⸗ 
tigkeit verbunden ift, \ 

(2) Scheinet es ehedem auch eine Drnomatapdie einer. ges 
dehnten oder mit vollem Nunde ausgefprorhenen Nede geweſen zu 
ſeyn; wenigſtens ſetz die folgende thätige Bedentung etwas her⸗ 
aus ſtreichen, mit aufgeblafenen Backen loben, eine ſolche neutrafe 
Bedeutung voraus, ſte müßte denn eine Figur einer andern thäti⸗ 
gen Bedeutung ſeyn. 

IL At ein Activum, wo es beſonders in einer doppelten Be⸗ 
deutungüblichift, welche fich auf zwey beſondere Onomatopdien 
zu gründen ſcheinet. RAN 

1. Bor oben an einem Seile niederfallen laſſen; eine nur 
moch in der Seefahrt Hbliche Bedeutung, wo es das Activnm von 
dem vorigen Neutro fireichen, niederfahren, iſt, eigentlich, nie⸗ 
derfahren machen. Die Slagge ſtreichen, ſie zum Zeichen der 


Ehrerbiethung an dem Flaggenſtocke herunter fallen laſſen. So 


Auch die Segel freichen, fo bald man ſte als ein Zeichen der Ehr⸗ 
arbierhung falle läſſet. Da denn auch das Zeitwort flreichen in 
behhden Fälfen ab ſo lute und allein gebraucht wird: vor einem 
freien, die Segel oder die Flagge. Ein Schiff zum Strei⸗ 
abe zwingen. ; 

2. Mit der Oberflache etnes Dinges auf der Oberfläche eines 
andern in die Länge hinfahren Das Geſicht mir der 5and ſtret⸗ 
ben. Das Papter glaet ſtreichen. Etwas verade ſtreichen. 

Etnem den Bart arerchen. Eine KRatze ſtrrichen. Den duchs⸗ 
Kchwanz ſtreichen einem Andern nach dem Munde reden, imT beuere 
danke den Zalben ſtreichen. ImMNiederf wird ſtriken, ſtrrichen, 


anudhabſelute in die ſen Verf ende gebroucht¶ Er Fann gue frei: 


Zegug ⸗ und Tuchmachern wird die Wolle geſtrichen, wenn fie ge⸗ 


chen, andern gut nach dem Munde deden So fern ftreichen eine 





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Artder Lichfofung if, ift fireicheln das vepfleinernde Zteratioum 
davon.  Befonders werden eine Menge mit einem folcher Streit 
chen verbundene Handlungen oderBearbeitungen nur reichen ges 
naunt, Den Schweiß von.dem Gefichte, den Staub vondem 
Tiſche reichen, ſtreichend von dem Körper wegſchieben. Das 
Geld zuſammen flueichen, einftreichen. Einem Rinde den Bey 
inden Mund reichen. Die Dioline ſtreichen, mit dem Bogen 
aufden Salten ſtreichen. Eine gute Dioline ſtreichen, für ſpie⸗ 
len. Butter auf das Brot ſtreichen; ſo auch von allen weichen 
und flůſſ gen Körpern, wenn fie durch ein Streichen aufder Oober ⸗· 
fläche des andern Körpers ausgedehnet werden, für dad niedrigere 
ſchmieren. Ein Pflaiter flreichen. Eydotter auf das Brot 
ſtreichen/ bey den Bädern. Ziegelftreichen, fie machen, weil der 
weiche Thon inder Form eben geſtrichen wird. Das Meſſer auf 
dem Stahle,aufdem Wegiieine,auf der Thürfchwelle fireichen, 
es zu ſchärfen. Die Senfe freichen,mit dem Streichholze. In 
Niederfachfen wird daggPlätten oder Bügeln Streichen genannt. - 
"Gold und. Silber auf dem Probierftein reichen, an den zurück⸗ 
gebliebenen Theilen deſſen Güte zuerfennen. Das Getreide im 
Scheffel freichen, oder den Scheffel fireichen, mirdem Streich⸗ 4 
holze das Getreide abftreichen, (daß es nicht über den Nanddes 
Scheffels hervor vage. Kin geſtrichener Scheffel.. en 










—R 





kãmmet wird, Die Weißgarber ſtreichen die gewalkten delle, 
wenn fie den Kalf mit dem Streicheifen heraus ſiteichen, dagegen 
dag Streichen der Lobgärber die Haare wegnimmt. Die Hut ' 
macher fhreichen die Süte, wenn fiefelbige in heißes Waſſer tau- 
chen und bernad) mit demſelben die über üfrgegarbe berausfirei 
chen. Die Böttcher reichen die Dauben, wenn fie felbige mit 

dem Schnittmeffer anspöhlen, „Lerchen ftreichen, fie mit Regen 
oder Sarnen, weiche auf der Erde über fie bin gezogen werden, _ 
fangen ; daber das Lerchenſtreichen. (S. Streihgarn.) Mit 
dem Neizegelirichen,fommi ſchon im Schwahenfpiegel 





braucht wird, obgleich daspauptworttreich in diefer Bedeutung 
noch völlig gangbar iſt. 5 a 
3. geraus ſtreichen, gurlingrbühr loben, Etwas heraus | 
ſtreichen. 158. dasvorige Neutrum in der leßten Bedeutung.) 
Fest gebraucht nian es une im nerächtlihen ‚Verftande,.von 
einemungebührlichen Lobe; all ein bey dem Opitz fommteanod 
im edlern für preiſen vor. RER“ —— (a 





Du, des Levi werthes sans, — 
Streich des Herren Lob heraus, Pf.1'95. - 5 
Etreiche loblich aus dem Herren ſeine Werke, eben derſ. — 
So auch das Streichen, von der Handlung. S. auch Streich ud 
“Anm. Im Niederf. ſtriken, im Engl. to Arike, im Schwede i 
Öryka,im Ital. ſtriccate, liriloiare, im Latein, mit deim ein 
HR i geſcho⸗ 





ein En 


— gtöenn fa ER Streten iſt in einigen Bes 
das Intenfivumdanen. 

u Stepper, dee—s, plur. ut'nom. ling. 1. Eineper- 

. fon, welchẽ reiht, Famin. die a Er nur dr einie 

gen Fellen. So werden in den Zeng + Manufacpuren diejenigen, 

weiche die Baumwolle zwiſchen den Kardätfchen ſtreichen oder 

ãmmen, Streicher genannut. S. auchLandflveicher.) 2, Ein Werk: 

zeug zuin Streichen, auch nur inwinigen Füllen. So nennen die 
Sleiſcher den am Bürtel bangenden Stahl, das Meffer daran zur 
reichen oder zu ſch ärfen, den Streicher.⸗ 

. Das Streispfeuer, des —s plur. ut nom.fing. in der Ehy» 
miie, ein Feuer, — — ůͤber einen Körper himtreicht; das 

Reverberier⸗ Leuer. Daher der Streichoefen, ein dazu einge⸗ 

Er. ‚Kichteter Dfen ; der Reverberier: Öfen. 

—— Der Streipfifh, des — es, plur. die—e, ein Fiſch, welchet 
ſtreicht, d. i. leicht, oder im Sirrichen begriffen iſt. Der Streich⸗ 
karpfen, wern es ein Karpfen iſt. 

Des Streich garn, des — es, plur. die —e. ı, Ein anfange 
Staugen gebundenes Garn, welches man desNadies über dasgeld 
ſtreicht, Hühner, Wachteln uud Lerchen damit zuffangen; das 
Streichneg, Nachtg arn, De&neg. 2. Ein großes Fiſchernetz, 
va auch das Suggarn, Schleppneg, die Streichwat he 

eißt. 

Der Streichhamen, des——-8, plur, ut.nom, fing. im Fiſch⸗ 
fange, ein Hamen mit einer. weiten Offnung, welcher auf-ähnliche 
Art auf dem Grunde des Waſſers geftrichen oder gezogen wird, Fir 
ſche darin zu fangen z der Braghamen, 

Das Streichholz,des—es, plur. die —hölser,ein Holz damit 


% 





ein dünnes und. ſchmales mit Theer und grobem Sande überzogenes 
Bret mit einer Handpabe, die Senfen damit zu ſtreichen und zu 
ſchärfen. Das Streichholz der Hütteuleuteift ein. Holz, die Pla⸗ 
nen damit glatt zu flreichen, Auch das lage Holz in der Haus⸗ 
wirthſchaft, womit bey Meffung des Getreides das Gemäß abger 
ſtrichen wird, führetdiefen Nahmen, ’ 
Der Streichtaltydes—es ,, plur, car. ber aus Raltkeinen ge⸗ 
brannte Kalk, Steinfalf, weil er ſich wie ein Muß reichen Läffer, 
- zum Unterfdiedevon | dem Gypfe oder Gypskalke, welcher in der 
Näöſſe bald erhärters 
Der Streichk arpfen, des — s, plur. ut nom, fing. Siebe 
Streichfiſch. 
Der Streichkaͤſe des—s, plur. car. mit Bier oder Milch er- 
i weichter Käfe , welcher fich wie Butter flreichen läßt. Auch der 
Quark oder noch unverhärtete Käfe wird, fo fern er auch in diefer 
Geſtalt aufdem Brote gegefjen wird, in einigen ÖegendenStreich- 


Des Streichfraut, des — es, plur. car, in einigen Öegenden 

ein Nahme des Waues, Saarktautrs oder Särbergrafes, Rele- 
“daluteolaL. 

Das Streiylämmel, 003, plur. ut nom, fing: in den®las, 
hütten, ein Lammel, d. i. eine Mefferflinge, den obeen und un- 
"tern Theil der Gläſer damit zu fhlichten. Lämmel bedeutet in 

- ganz Niederdeutfehland eine Mefferklinge und gehöret zu dem Ger 
ſchlechte des Lat. Lamen, ein. Blech. 

Die Streichlinie, plur. die — n,im Feftungsbane, S. Streich. 

Das Streiymäß, des—es, plur. die—e, ben den Tifchlern, ein 
kleines vierecktes Klöschen, mit zwey Fleinen parallelen am Ende 
mit einem Stachel — ——— — Linien daurit zu 
ſtreichen. 

Der Streihmeißel, des ⸗6 plur. ut nom, fing: im Hütten- 

baue ein Meißel, d, i. langes fpigiges Eifen, die: Schlacken von 
* um Erze damit abzuſt reichen, 


zu flreichen , eine hölzer neStreiche. In der Landwirthſchaft iſt es 


kaſe genannt, 5% 


x Str 488 
Das Streichmeſſer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Meſ⸗ 
fer, einen weichen Körper damit zu ſtreichen. Ben den Mahlern 


wird auch das dünne in Geſtalt eines Meſſers gefehnittine Brer, 
womit die Farbe auf dem Keibefteine zufammen geſtrichen wird, 


das Streichmeſſer genaunt. ©. Streich ſpatel. 


Der Streichmonden, des —s, plur. ut nom? ling. bep den 
Weißgärbern, ein ſtumpfer Monden, die Felle ie. : 
das Streiceifen, ©, Monden. 

Die Streichngdel, plur. die—n, bey den Gold» und Sikers 
arbeitern; Elriue Stangen Gold und Silber von verfchiedener bes 
Fannter Feinheit, ig Geſtalt der Nadeln, fie auf den Probierftein 
zu freien, und die unbefaunseFeinpeit des darneben-geftrichenen 
andern Goldes und Silbers darnach zu erſorſchen; die. Pros 
biernadel. 

Das Streichneg, des —rs, plur. die —e, ©, Stteihgarn.. 

Der Streichofen, des —s, plur.die—öfen, S. Str eichfeuer. 

Der Streichfpatel, des—8, plur. ut. nom. ling, ein Werks 
zeug in Geſtalt einesSpatels, einen weichen Körper damit aus ein 
ander zu ſtreichen, dergleichen z. 3. die Bundärzte zu den Pfla⸗ 
ſterun haben. 

Die Streichftantte, plur. die—n, bey den Maurern, Stangen 
an den Gerüſten, mwelche- ınan quer. über die Schere bindet, und- 
welche fich auf den Negbäumen ſtützen. An einem Kutſchengeſtelle 
werden diejenigen Stangen, welche die Mage. mit der Achſe vers- 
binden, gleichfalls Streichſtangen genannt. 

Der Streichflein, des—es, plur. die —e, bey einigen ein. 
- Nabme des Probierfieines, worauf die Feinheit des Goldes und 
Silbers durch den Strich probieret wird.. 

Der Streichteich, des—es, plur. die—e, eine Art Karpfen⸗ 
teiche, in welche die Streichfarpfen geſetzt werden, damit fie unge⸗ 
bindert darin ſtreichen oder leihen können, der Ceichteich; zum: 
Unterfehiede von dem Streckteiche und Segteiche, - 

Der Streichvogel, des—s, plur, die —vsgel, Vögel, welche 
gegen den Herbfi aus den Fältern Ländern Europens in großen 
.. Haufen in wärmereWelttheileftreichen vder ziehen, und im Früh⸗ 
linge auf eben die Art wiederkommen; Zugvögel, bey einigen auch» 
Strichvogel, von welcher Art die Finken, Zeischen, Lerchen und 
fo ferner ſiud. 

Die Streichwetbe, plur, die —n, ©. Streichgarn. 

Ze Streichwehre, plür. die — n, cine Wehre oder Feſtungs⸗ 
werk, von welcher man die benachbarte Gegend mit Gefchüg bes. 
fireichen und dadurch vertbeidigen fauın,. So könnte man ein Ba=- 
ftion oder eine Baſtey, ingleichen eine Batterie, eine Streich⸗ 

wehre nennen,. In Hamelmanns Dldenburgifchen Chronik wird- 
es von einem jeden Wale ‚gebraucht. eine. Streichwehre um ein: 
Haus ziehen. 

Der Streihwinel, $es—s; plur; ut nom: Bng.imFeftungss- 
baue, derjenige, Winfel, welchen die Streiche mit der Cortine 
macht; Frauz. Angle fanquant,. 

Die Streichzeit, plur. die—en. 1.Bon fiveichen, ſich begatten, . 
diejenige Zeit, da ſich gewiſſe Thiere zubegatten pflegen, .von den⸗ 
jenigen Shieren, von welchen ſtreichen in diefer Bedeutung gefagt: 
wird; von andern die Ranzzeit, Brunftzeic.u. f.. fe 2. Von: 
ben; ziehen, die Zeit, da gewifje Vögel im Herbſte von uns 
weg. und im Früblinge wieder zurück ſtreichen. 

Der Streif, des—s, plur, Sie—e, von’ ſtreifen, fo fern es: 
den Drt fchnell verändern. bedentet, iſt der Streif, ein ſchneller 
Zug mehrerer Perfonen in eiue Gegend, ſelbige zu durch ſuchen. Eis: 

nen Streif thun, vornehmen: In dieſenn Verſtande wird eg! 
fo wohl von Soldaten gebraucht, wenn fie um Beute zu machen in: 

eine Grgend ziehen, als auch, wenn die Diener der Polizey einem: 

Streif oder Zugindie Wälder wm ff sbun, vr dagce⸗ Perſonen, 

Er 2 Wilde 





439 * 
Wilddiede nf. f. aufzuſuchen. Bon Soldaten if im Hochdene⸗ 
ſchen auch S treifzug üblich. Im Theuerdanke lauter es in diefer 
Bedeutung der Strayffen, bey dem Hornegk Strawff. 


‚Der Streifen,des —s, plur, ut aom. fing, bei vielen auch der 
Streif, des —es, plur. die —e, Diminur, das Streifchen, 


Sberd. Streiflein, gleichfalls von dein folgenden Zeitworte, ver - 


muthlich fo ferh es ebedem auch figürlich fich in die Länge er» 
reden bedeutete, ein Langer und ehr ſchmaler Körper, wenn ders 
felbe feinen andern eigentdümlichen Nabmen dat. Ein Stveiz 
fen Papier, Zeug. Ein ſchmaler Streifen Landes, Ingleichen 
dergleichen ſchmale fi fi in die Länge erſtreckende Theile oder Ab⸗ 
änderungen an einem Körper, wenn fie th durch eine andere 


a öder auch durch eine Erhöhung. oder Vertifung von dem 


anzen unterfheiden. Die Streifen an einer Säufe, an gewif- 
fon mineralifchen Körpern u, ſ. f. Ein weißer Zeug mit gelben 
Streifen. 
daran, ı Mof. 30,27. 

Anm, Im Niederf. Stripe,im Engl,Stripe, wo auch Strap 
ein Riemen is Sereif iſt mieReif, Ribbe, Ripaa.f.f. ver 
waudt, fo wie die ähnfichen Strieme (im Riederf. iſt Strämel 
ein Streifen) Streich. u. ff. ſich Bloß im Endlaute unterfcheiden, 
Der Streif iſt im Hochdentſchen nicht fo gangdar, wie der Strei⸗ 
fen, wo die Endipibe —en die Ableitungs ſylbbe if, ein Ding, 
Subjier zu begeichnen. In einiger Dberdentfchen Gegenden iſt es 
-indiefer Bedenung auch weiblichen Gefchlechtss, die Streife, ©. 

Striefe 
Streifen, verbireg. welches ſo wie reichen eine Onomatopdie 

if, nur daß das feine ſcharfere Bewegung und Berübrung im je⸗ 

nemausdruct, ats das ch in Bag 5 Es iſt fo wie diefes in dop⸗ 
pelter Geſtalt üblich, 
1. Als ein Neutrum, welches dag BHütfeworl haben ecfordert 

. In der ſchnellen Bewegung an der Oberflãche hin berühren, fo 

daß ſtreifen eine ſchärfe re Berühru g voraus dest, als fiteichen, 

eine Berührung, weiche oft eine Verlegung der Hberfläche zurück 
Killer. Die Bügel freifte ander Wand hin. Die Bügel hat 
mich nur geſtreift, wo es aud) active gebsaucht: werden Fans, 

Sich ein wenig ſtreifen, ſich an den Kopf, an die Hand ſtrei⸗ 

fen, in der Bewegung an einen andern Körper din Fahren, und 

Kch dadurch die Hast verlegen, (S. Streifwunde.) 2. Den Drt 
ſchnell verändern, von mehrern Perfonen, wenn es in der Abficht 
geſch ehet, eine Gegend zu ducchfuchen, wo es befonders von Sol, 
daten, Krieg führenden Parieyen, Polizey⸗Bedienten nf. f. ges 
braucht wird, Der Scind ſtreifet ibber die Granzen. Die leich⸗ 
ten Truppen haben bis an die Stadt geſtreift, ſtreifen ſchon 
bis vor das Thor. Streifende Parteyen. Die ſreifende Rot- 
ten, d i. Partehen oder Haufen, ı Sam. 4, 15. Streifen, 
ſtehlen und rauben, 3 Eſt. 4,24. Im-Lande herum ſtreifen. 

Durch das Gebüſch ſtreifen, Känber, Wilddrebe, u. ſ. f. aufgufu- 

chen oder zu verjagen. Im Schwed, iſt Gröfva, welches Ihre 

von röfva, rauben, ableitet, ungeachtet es fo wie ſtreichen in 
ähnlichen Verſtande eine eigene Stammbedeutung des Zeitwortes 
ſtreifen zu ſeyn Icheinet, in welcher es zu dem Niederf. ſtreven, 
weite Schritte machen, (S. Streben) arböret. * Der Begriff des 

- HandensTiegtnihtindem Worte. S, Streif,, 
IL Als ein Activum. Mit Streifen verfeben, beſonder⸗ 

im Mittelworte, geſtreift. Geſtreifte Leinwand. Geſtreifter 

Taffet. Eine geſtretfte Säule. Niederf.kripen,Enal.to ſtripe. 

2, Man fireift ein Thier, wenn man demfelben’ die Haut, eder 

sen Bals, ohne fie am Bauche anfzufchneiden, über den Kopf zie⸗ 

bet. Einen Safen, einen Suche, einen Harder freifen, 

Einen Aal reifen. Riederf.firepen und frespen, Ergkto Äripp. 

(S: auch Abſtreifen) 3. Durch eine enge — — 


Jaeob nahm Scäbe und fihälere weiße Streifen 


Sit = SE 


Die Bletter von einem Zweige abfreifen, wenn 
man die Blätter durch dir feft gefchloffenrHant zirher. Daffelbige 
verwiiliet meinen Weinberg und flveifet meinen Seigenbaum, 
Koelı,r. Gekochte Sporen durch den Mund glg © 


auch sas Streifen. 


Anm. Im Niederf. bald ſtripen, bald Krepen, wo man davon 


in der erfien und deitten thätigen Bedeutung auch dasAutenfioum 
ftrippen bat,fo wie im Hochdeutfchen auch. wohl das / verkleinernde 
Itrrasivum ſtreifeln üblich iſt, kleine Streifen machen; geſtrei⸗ 


felte Leinwand, Der Begriff der ſcharfon Bewegung in die Län⸗ 


ge, befondsrs der in derjelden gefchehenen ——— iſt d der 
Stammbegriff. 


Der Streifer, des —s, plur ut nom „fing. an einigen Orten ein 


- 





Y 
= 
> 

% 


} — oder auf und unter der Oberflãche befindlichen &hite 


zu berauben, 


a — — 


Mahme bewaffneter Schergen, welche die Gaſſen in der Nacht Re 


durchſtreifen, um die Sicherheit und Rube zu erbaltei. 


Die Streiferey, plur, die —en, das Streifen der Soldaten BR, 


* 


Streiflicht/ adj», eradv.S. Streifig. _ 
Das Streiflidyt, des —es plur. die —er, in der Mahlerep, cin 


‚üßuticher beivaffneter Haufen, befonders fo fern es in it 2 


geſchiehet, Beute zu mache n. 
Streifig, —er, —fe, adj.et adv. Streifen habend, aus Steei 


fen beftehend. Streifiger Taffet. Indeſſen iſt dafür das Mittels 
wort geſtretft üblicher Won dem verkleinernden Iterativo ſtrei⸗ 


feln, oder vondem Haupiworte Streifel für Streifen, fagtman . 


im gemneinen Leben auch wohl freiflig oder fveiflicpe für areis 
und geſtreift. 


Das Streifjagen/ des—s,; plur.utnom. Bag; diejenige. * 
da mau eur auf das Wild ſtreifet, d. . 
iche ilmſt elluug mit Netzen, 


des Jagens oder der Jasd 
mit Leuten oder 

auf ein Gerathewohl in das Feld ziehet/ und was man anteifft, 
auf eine oder die andere Art füller; das Rlopfjagen. * 


kleines Licht, welches zwiſchen zwey nahen Gegenftänden gleich⸗ 
ſam herein ſtreifet, und einen Theil dieſer Gegenſtände oder einen 
benachbarten Körper erleuchtet. Frauzöſ. Lumiere oder Jour 
Echapẽ. Ein mit ſolchen ————— oeeſchenes Semãblde 
heißt fireifweife erleuchtet. 


Das Streifrecht, des —es, plur. inuf, das Recht auf Übelihü 


ter, befonders auf Straßenräuber zu freifen, fie mit — 
Mannſchaft auf den Straßen ü. ſofr aufzuſuchen. — 


Der Streifſchuß/ des —es, plur. die —fchuffe, ein Schuß, imels 


her nuefireift, wo die Kugel nur reift. Einen Streifſchuß bee 


Formen. Niederſ. Schrammfchste, von ſchrammen, aeg — 


fen verwunden. 


Die Streifwunde, plur.die —n, eine Wunde von einer fireis 


fenden Kugel, oder einem Seitengewehre, wenn felbiges nur ges 
fireifethat. u 


um zu ſtreifen, d. i. Beute zu machen, Übelihäter aufzuſuchen 
uff. 
die Steeiferey. Einen Streifzug thun, vornehmen. 


Streinen, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗ 


ches nur in einigen gemeinen Sprecharten, be ſonders Ober deutſch⸗ 


ET 
abe 


Der Streif, und ivenn ee in der erſt en Abficht geſchiebet, 


⸗ 


Der Streifzug, des—es, plur. die — züge, ein gug mebreter 


landes, für herum fiveichen, ohne Ordnung und regelmäßige Abe F 


ſicht herum wandern, gebraucht wird. Die Jäger gebrauchen es 


auch von denebhunden werin fie nicht vegelmäßig fpüren, fonts. j 


dern obne Abficht herum Laufen und fuchen, da dein ein folcher 


Hundein Streiner genannt wird. ©, Streichen und Strabne, 


Der Streit, des —es, plur. die —e, vonder Zeitworte frciten, 


der Ausbruch der Uneinigkeit unter zen Vartenen. 1. Gigente 
lich, nnd zwar, (1) So fern die Uneiniofeit oder widerſprechende 
Gefianung durch Thärfiggfeiten ausbtaht wo es ehedem für 


Schlä⸗ 


u 


u” 


vie wi.‘ 
Ä Schlägerep, Gefecht Terffen, ja anch für Kriegfehr gangbar war; 







der Oeutſchen Bibel fommt es in diefer Bedeutung noch fehr häufig 
vor. „In den Streitziehen, 4 Mof. 10,9, in das Treffen, und 
. Inandern Stellen für in den Krieggieben. Zum Streit aus zie⸗ 
. ben, Richt, 3, 10, 
4Moſ. 21,24.  DieHelden find gefallen im Streit, 2 Sam, 
1,25. Und fo in hundert andern Stellen mehr. Mit vielen in 
"den Streit, mirwenigen zu Rathe geben. Im Hochdeutfchen 
iſt es in dieſer Bedeutung in dem gemeinen Sprachgebrauche bver⸗ 
altet, ob es gleich noch in der höhern Schreibart in derſelben ger 
braucht wird. Glorreich im Streite für fein vaterland ſterben, 
Sonnenf. , 
Der geld, um den du bebteſt, wann im Streite, 
Wohin ibn dein verhangniß trug, 
Der ebene Donner vonden Bergen ihm zur Seite 
Die deldherrn niederfchlug, Raml. 
(2) So fern ſie durch Worte ausbricht, wo es ein ganz allgemeis 
ner Ausdruck ift, welcher die Heftigkeit ünbeſtimuit und die Sitte 
lichkeit unentfchieden läßt, wodurch es fih von Zank, Hader u.f.f, 
unterfeheibet, die Behauptung widerſprechender Säge, Einen 


ſtreit. Sin unn ützer Streit. Kin Rechtsfreit,ein Streit vor 
Gericht, über eine Rechtsfache, In Streit mit jemanden geras 
then. Einen Streit erregen. Einen Streit mit jemanden an- 
fangen. Urheber des Streites ſeyn. Es iſt ein Streit uns 
- ter ihnen über die Frage, obu.f.f. Mit jemanden im Streite 
liegen, vor Öerichte, Immer im Streite leben, Streit ſu— 
"hen. Kinen Streit Schlichten, beylegen, ausmachen, endis 
gen, Ich mochte die Sache gerne außer Streit gefege ſehen. 
Der Plural wird in diefer und der folgenden ftgürlichen Bedeu⸗ 
‚sung felten gebraucht. =. Figürlich. Der Streit wider die Leis 
denfchaften,dieBemühung ibnen durch klare Begriffe zu widerſte⸗ 
. ben, Der Streit der Pflichten gegen einander, der Widerfpruch. 
0 Das Leben der Ehriften ik ein ewiger Streit, Bemübnug, die 
Sünde und fündliche Begierde zu überwinden, Der Streit der 
Begierden, der Einfluß widerfprechender Vorftellungen auf den 
Willen. Der Streit der Elemente, ihre Bemühung einander 
eufzuläfen oder von fich zu ſtoßen. 


Strid, nud ohne ff atıch nur Rid, ©. Streiten. 
Die Steeitegt. plur.die—ärte,ein ehedem ũbliches Gewehr, wel⸗ 
y ches einer kleinen Art an einem langen Stiele glich, dergleichen ſich 
J die Alten ehedem in den Kriegen und Gefechten bedieneten. 
Streitbar, —er, —ie, adj.etadv. 1. Bon Streit; Kampf, 
3 . Gefecht, Krieg, Treffen, zum Streite geſchickt und geneigt. Ein 
ſftreitbarer geld. Taufend Mann treitbare Leute, Soldaten, 
Streitbare Thiere, weldde Fertigkeit befigen mit einander zu 
kämpfen. Kin fireirbares Volk, weiches zum Kriege geneigt, 
und in densfelben gefchicht ift. Es iſt in dieſer Bedeutung noch 
völlig gaugbar, obgleich Streit in derfelben veraftet ift, dagegen 
wird es von der Fertigkeit zum Streite mis Worten wenig oder 
Zar nicht gebraucht. 2.* Für ſtreitig, dem Streite unterworfen, 
# Die Sache iſt noch ſtreitbar Line ſtreitbare Sache. Eineim 
Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche nur in einigen gemeis 
‚2 





new Dundarten gangbaeif, * 
Die Streitbarkeit plur. car. die Fertigkeit in und zum Streite, 
d. i. zum Kampfe, Gefechte oded- Kriege, in der erſten Bedeutung 


bdes vorigen Wortes. — 

Streiten, verb. irreg. neutr. Jupperf. ich ſtritt; Mittelir ges 
0 feitten; Imper at ſtreite oder ſtreit. Es erfordert das Hülfs- 
R worthaben, 2, * Eigentlich, Förperligge Kräfte anwenden, fich 








In dem alten Gedichte aufdem heil. Anno Sırıt, für Krieg. In 


Das Bud) von den Streiten des Seven, 


Streit mitjemanden haben. Kin gelehrter Streit, ein Wort: . 


Anm, Bey dem Ditfried Strit, im Angelf.Strith,imSchwed. - 





> SE 442 
mit Anftreugung körperlichen Kräfte bemühen, in welcher Beden- 
tung noch lkrit a im Schwed. üblich iſt. Im Hochdentſchen ik es 
in die ſem Verſtande veraltet, und ner das zufanmengefeßte ber 
freien hat denfelben noch zum Theil erhalten, Ohne Zweifel war. : ; 
. es anfänglich eine Dnomasopdie eines lebhaften mit Anfrengung* 
körperlicher Kräfte verbundenen eräufches,und das Niederf. ſtri⸗ 
den, ſchreiten, Engl. ride, Schwed. Aride, ift eine Art dee 
körperlichen Anſtre ngung, fo wie das Schwed, Arid, flark,hefrig, 
eine Figur davon iſt. Ohne ſt gehören auch unfer reifen, reitem, 
reiten in bereiten u. a. m. dahin. 2. In engerer Bedeutung, 
"einen Feind oder Öegner zu überwinden fich bemühen, (1) &is 
gentlich, durch Förperliche Bemihung, two es ein fehr allgemeiner 
Ausdrud iſt, welcher die Arc und Weife, den Grab der Hefrigkei, 
die Art der Waffen u. ff. unentfchieden Läffer, So fireiten zwey 
Thiere, wenn fie ſich ſchlagen, ſtoßen oder beißen,zweg Perfonen, 
wenn fie fi raufen, Schlagen oder fechten, zwey Kriegesheere, . 
wenn ſie ſich ein Treffen liefern u. fe f. Gott lehrer meinegans 
fireicen, 2 Sam. 22,35. Michael und feine Engel figjtten mie 
dem Drachen, Offenb.ı2,7. Die Soldaten Fristen wie bie - 
Löwen, Jür das Vaterland, für die Freybeit reiten. Es 
ift indiefer Bedeutung üblicher als das Hauptwort Streit, befon. 
ders in der höhern Schreibart, doc; gebraucht man eg, um der 
Allgemeinheit des Begriffes willen, nuralsdann, wenn die Art 
des. Strettes nicht näber beffimmt werden darf, (2) Durch Wor- 
te, einen widerfpreipenden Gas behaupten, wo es, fo wiedag - 
Hauptwort Streit, auch ein allgemeiner Ausdruck iſt, der den 
. Grad der Heftigfeit, die Sittlichkeit u. ff. unentfchieden täffer; 
Mit jemanden ſtreiten. Sie ſtreiten, oder fie fiveiten mis ein- 
ander, fie behaupten und vertheidigen einander widerfireitenbe 
Säge. Wider die Wahrheit freiten. Vor Gericht reiten, 
es gefchehe nun fhriftlich oder mündlich. Die Kreitenden Par- 
teyen. Zach langemStreiten ward endlichnichts ausgemacht, 
über den Vorzug fireiten, über einen Sag ſtreiten, Mrfirei- 
tet gern, fucht gern einen Widerſpruch zu vertheibigen. Zutveilen 
gebraucht man es auch im thätigen Verſtande für beftrfiten. Das 
will ich nicht ſtreiten. Welche Form doch nicht fo üblich ifk, al⸗ 
das Reciprocum fich fFreiten, für das Neutrum freiten, Sie 
ſtritten ſich lange, ohne etwas auszumachen. 3. Figürlich, eine 
Hinderniß, einen Widerftand zu überwinden uchen, lit vielem 
Rranfheiten zu reiten haben. Mirsunger, mit Kälte fireie 
ten. Streitende Pflichten, 100 die Ausübung der einen die Asa 
bung der. andern hindert. Dir ſtreitende Rivche, in der Theologe ' 
> gie, die Befelfchaft der noch auf Erden befindlichen Gläubigen, 
im Gegenfage dee triumphivenden, Ingleichen entgegenfepn, 
widerfprechen. Das freiter wide allegefunde Vernunft. Se 
anch das Streiten. — 
Anm. In der engern Bedeutung im Schwabenfpiegel riten, 
im Niederf, Äriden, im Schwed. Hrida, im Grieh,epzreusm. ' 
Ohne Ziſchlaut ift im Schwed.träta, mis Worten fireisen, Trä- 
ta, ein folcher Sreit, und ohne Feben dafeldft Rid, ein Streit. 
Am Niederf. hat man von ſtriden, ſtreiten, das Intenfionm ſtride⸗ 
den, heftig flreiten, zanfen, wonon man In den gemeinen Sprech⸗ 
arten anch das Beywort firittig für fireitig bat. 

Der Streiter, des —s, plur. ut gom. fing. Fämin, die Strei⸗ 
£erinn, eing Perfon, welche ſtreitet, doch nur in der erſten engern 
Bedenfung des Zeitwortes. Ein guter Sryeiter Jeſu Chriſti, 

2 Tim. 2,3, ; —* MER 

Die Streitfratze, plur. die —n, der Sag, worüber mit Worten 
geftritten wird. : 

Der Streitgenöß, des —en, plur. die —n, don Streit, Krieg, 
Gefecht, der, welcher neben einem andern, für eine und eben dieſel⸗ 
be Sache ſtreitet, der Mitieelter ; Philem, v. 2. h 

des S Dar 





443 Str 
Der Streithbammer, dee—s, plur. die —hämmer, einſ ehe⸗ 
mabliges Gewehr, welches in einem Hammer an einem langen 
Stiele befand, deffen man ſich in den Gefechten bediente; der 
Sauſthammer. PD : — ®% 
Der Streitbandel, des—s, plur. die — hänsel, eine flreitige 
Sache, befonders ein Rechtsſtreit, oder Streit por Gericht. 
Der Streithahn, des —es, plur. die — häbne, eine Art 
Strandläufer, deren Hähne mit großem Getöfe beftändig mit eins 
ander firsiten; Tringalpugnax, L, Kampfhahn, Braufe: 
“Bahn, Saystenfel, Streitichnepfe, Streithuhn. 
Streitig, —er, —fe, adj. etadv. im Streite befangen, fo wohl 


von Perfonen für freitend, als auch von der Sache, worüber 


geſtritten wird. Die freitigen Partegen, Theile. Wir find 
noch fireitig dar über. über etwas fireitig werden. Die fireiz 
‚tige Sache, worüber geftritter wird. Bis auf die fireitigen. 
Puncte. Einem etwas flreitigmachen, den Beſitz deffelden be» 
fireiten, Die Sache wird ſtreitig, man fängt an darüber zu 
reiten. In rinigen gemeinen Mundarten, beſonders Ober⸗ 
deutſchlandes ſtrittig, von dem veralteten Jutenfivo ſtrimen, hef⸗ 
tig flveiten, Niederſaſtridden. 

Die Streitigfeit‘, plur.die—en, 1. DieCigenfchaft einer Sa⸗ 
che, da fie flreitig ift, da darüber geftritten wird; als das Abſtrac⸗ 
tum, undohne Plural. 2. Ein Streit mit Wortenund Sägen, 
and der ganze Umfang einander entgegen flehender, und wider, 
ſprechender Säge. Kine Streitigkeit mit jemanden haben. 
Kine Streitigfeit beylegen. 
flott des ungewöhnlichen Plurals von Streit, Theologifche, phis 
loſophiſche Streitigkeiten. 

Streitkundig, —er, —fe, adj, et adv. im Streite, d, i. 
Kriege und Gefechte erfahren ;ein ungewöhnliches nur ı Chrom, 
6, 18. befindliches Wort. r- i£ ; 

Der Streitfolben, des—s, plur. ut nom fing, ein Kolben 


oder eine Käule, fo fern man fich derfelben ehedem alscines Ge⸗ 


wehres im Kriege bediente, 

Streitmüthig, —er, —fte, adj. et adv. welches nur von einis 
gen Neuern gebraucht worden, Neigung mit Worten zu flreiten 
kabend, und darin gegründet. So auch die Streitmürbigkeit. 

Die Streitfäche,plur, die—n, eine Sache, worüber geftritten 
wird, eine flreitige Sache. 

Die Streiticynepfe, plür. die—n, ©. Streithahn. 

Die Streitfchrift, plur. die—en, eine Schrift, in welcher man 
mit jemanden ftreitet, einen oder mehrere den feinigen widerſpre⸗ 
chende Säge behauptet. In weiterm Verſtande pflegt man auch 
wohl eine Difputation, 3. Schrift, worüber difputieret wird, 


eine aFademifche Streitſchrift zu nennen, als eine Schrift, über . 


welche zur Übung geftritten wird, 

Die Streitfucht, plur. car. die Sucht, anhaltende heftige Bes 
gierde zu fireisen, widerfprechende Säßr zu behaupten, So auch 
Streitfüchtig, damit behaftet, und darin gegründet. 

Der Streittag, des—es , plur. die —e, von Streit, Treffen, 
Gefecht, ein ungewöhnliches Wort, den Tag eines Treffens zu 
bezeichnen, welches nur ı Sam, 13, 22, und Sprichw. 22, 31, 
vorkommt. 

Strenge, —r, —fe, adj.etadv. welches im eigentlichſten 
‚Verftande ſcharf angezogen, angefirenget bedeutet. "Eigentlich, 
Schwed. fireng, im Lat. firictus von firingere, eine im Hoch⸗ 
‚dentfchen veraltege Bedeutung, in welcher es doch noch in einigen 

Provinzen üblich iſt. Das Bleid liegt mir firenge an, das if 
gedrange. Arie ae 
2, Zwimeiterer Bedeutung, hart, eine nur noch in dem Hütten» 
baue übliche Bedeutung, wo firenge Bergarten, fitenge Erze dies 
jenigen find, welche für ſich allein gar nicht oder doch ſchwer in 


Am üblichften ift es im Plural, 


4 
2 
ws 


U 


den Fluß zu bringen find, und welche man noch Häufiger ren: 
flüſſig zu nennen pflegt. 3. Figürlich. (1) *Zeft, haltbar; wine 
noch im Oberdentſchen übliche Bedentung. Kin ſtrenger Paß, 
„ein fefter, (S, and; Geſtreng.) (2) *Siark, und nach einer noch 
weitern Figur, tapfer. zeine ebedem ſehr gangbare Bedentung, in 
welcher esgleichfalls vrraltet ift, außer daß es noch in einigen Ge⸗ 
gendru, beſonders Oberdeutſchlandes, als ein Titel adeliger, und 
- der ihnen an MWürdegleihen Perſonen iſt. (8. Geſtrenge.) Nie 
derſ. ſtreng, Angelſ. rang, Engl. firong, Schved. lreug, 
Griech. sonun;, Lat, llreuuus, welche alle theils ſtark, theus 
tapfer bedeuten, — — 
Er hat nicht Luft an Roſſes Stärke, 
Nicht an des ſtrengen Mannes Beinen, Opis Pf. 147. 
(3) Die Hant zufammen ziehend, berbe, ſo wohl dem Geſchma⸗ 
de, alsdem Gefühle nah, rauh. Unretfe Weintrauben fchmer 
Een ſtrenge, in einigen Gegenden. ImHochdeutſchen iſt es beſon — 
ders vonder Kälte üblich, vinen hohrn Grad derfelben zu bezeich⸗ 
nen. Eine ſtrenge Kalte, ein ſtrenger Winter. Daffelb Wetter was 
geſtreng und hart, Shenerd. Kap. 72. Ju Bretagne ifkobne 
Ziſchlaut trencq, herbe, rauh. In einigen Gegenden iſt ein 
ſtrenger Urin, welcher mit Zwange fließt, daher die Sarnfivenge, 
diefe Krankheit, Strranguria. In noch weiterer Figur, mit äue ° 
berſter Entfagung aller Bequemlichkeit verbunden... Lin ſtrenger 
Orden, ein ſehr harter. Sehr ſtrenge falten, eine fivenge Saften. 
Strenge leben, einftvenges Leben. (4) Mit Anftrengung, d. i. 

“ möglichfier Anwendung aller Kräfte, und darin gegründet; 
nur zuweilen als ein Nebenwort. Wem fein Gemüt ſtrengelich 
viff zytlich Gut geneige ih, Buch der Weifen 1501. Strenge - 
arbeiten. (5) Pünctlich,. genau, mit der möglichfien Ber 
folgung der Vorfchrift oder des Vorfages. Ein fivenger Gehör: - 
fam. Ich werde fehr ſtrenge beobachtet. Strenge Diär halten. 
Die fivengfte weibliche Tugend. \ —— 

Ach, ſtrenge Schaferinn, a dein Herz nicht mein? 
| el. NE 


— 


J 


Dt 
TE TEE A ers 


(6) In engerer Bedeutung, pünetlich auf die möglichfie Erfüllung 
der Pflichten dringend, und ihre Übertretung mit der pünctlichften 
Beobachtung der Gefege befirafend; im gemeinen Leben auch 
fcharf, im Örgenfage des gelinde, Ein firenger Herr. Strenge 
regieren. Strenge Servenregieven nicht lange. Sin ſtren— 
ger Rönig, Weish, 1,11. Kin firenges Geboth, Kap. 6, 7. 
Ein fivenges Urtheil. Jemanden ſehr ſtrenge firafen. Eine 
ſtrenge Gerechtigkeit handhaben, die Gerechtigkeit auf dag 
firenafte handhaben. . £ Dr De 
Anm. Schon bey dem Ottfried und Willeram [ireng, im Engl. 
- lrong, im Schwed. fireng. Es ſtammet von dem veralteten 
Seitwort firengen in anſtrengen ber, und iſt mit rad, drangen — 
2. 0, m. nahe verwandt, Um der gelinden Ausfprache des g willen 
Tann das e euphonieum am Ende nicht wegbleiben; fireng müßte 
ſtrenk gefprochen werden, wiein Klang, Gefang. 
DieStvenge, plur. car.dasAbftractum des vorigen Wortes, wel« 
ches im Hochbeutfchen in allen den Bedeutungen üblich ifk, in wel« 
en das Beywort noch gebraucht wird. Die Strenge der Kälte, 
des Winters, des Geborfams. Mit Strenge regieren. Die 
"anßerfie Strenge beobachten. lach der Strenge verfahren. 
In einigen gemeinen Dundarten hat man dafür das ohne Noth 
verlängette Strengigkeis. Befonders wird in einigen Gegenden 
der Schnupfen, fo wohl bey Menſchen als. Thieren, die Strenge, 
oder der Strengel genannt, wo aber der Grund der Benennung 
noch dunfelift. Bey den Pferden iſt die Strenge oder der Stren⸗ 
el, rin mit einem ſtarken Fieber begleiteter Schnupfen, Franz. + 
Morfond ure, da er denn ſehr häufig mit dev Druſe verwechfelt 
‚wird, obgleich bey der letztern die ganze Mafſe des Geblüts, * 
em 














- 


Hein erſten abet nur die Schleimhaut der Naſe und die Werkzeuge 


Strengen, verb.reg. act, jarf anziehen, ein veraltetes und 


“ 


me noch in anfvengen, in figürlichem Verftande übliches Wort, 


©. daffelde, ingleichen Strenge und Strang. 


' Streengfläffte, —er, — ſte, adj.et adv. ſchwer in den Fluß 


2 
® 


zu beingen, ſchwer ſchmelzend, ſtren ge; befonders im Hüttenbaue, 
Serengflüffige Erze. Kinefivengflüffige Bergart. So aud 
die Strensfluffigkei. 
er Strenfel, des —s, plur. inuf. eine Pflanze, S, Gerſch. 

te Streu, plur. die —en, vondem Seitworze ſtreuen. 1. Düse 
jenige, was dem Viehe zum Lager untergeftreuet wird, und dazu 


_beftimmtift, fodag es Stroh, Moos, Laub und Tangeln unter 


ſich begreift,fo fern fie diefem Gebrauche gewidmet find,in einigen 
Gegenden Streuling; ohne Plural, Die Waldſtreu, wohin 
sicht aur das Moos, fondern auch die Laubfireu und Nade häer eu 
gehören. Wenn die Jäger die von feldft adgefallenen Blätter und 
Tangeln Streu und Ströhe nennen, fo geſchichet es vermuthlich 
auch in Hückficht diefes Gebraudes. 2.Ein von ſolcher Streu ger 


machtes Lager DenPferden,denBüben eineStreu.machen. Auf 


der Streu liegen. Sechs Pferde auf der Streu baben, d.i, 
in feinem Ställe, fie eigenthümlich haben. Kine Streu von 


" Stroh, von Moos, von Laubu.f.f. Auch Menfchen liegen zu⸗ 


"werden, 


weilen nur auf einer Streu, welche denn auch diefen Rahmen bes 
hält, wenngleich einige Betten aufuntergeßreutes Stroh gelegt 
3. Der Boden im Stalle, weranf fich das Pferd Legt. 
Die Streu wird gepflaſtert. $ } 

Anm. Bey dem Kero Kaltreuuitiu, gefirenet,undKaftreuui, 


Geſtreu, im Schwed. Strö, im Angelf. Streaw, Lat,Stratum, 


D 


Stramen, In einigen Gegenden fcheint.es männlihen Gr 
ſchlechtes zu ſeyn, wenigftens gebraucht Dufhesfo: 

Die Sorge findt den Streu und findt das Schwanenbekte. 
ie Streubiichfe, plur. die —n, eine oben mit Löchern verfeher 
ne Büchfe, einen gepülverten Körper daraus zu ſtreuen, dergleis 
93.8. die Sandbüchfe, die Zuderbüchfe u. ſ. f. find. 


Streuen, ver b.reg.act. mehrere bey einander befindliche trockne 


Körper mit einem gelinden Geräufche reichlich auf eine Dberflä- 
che aus einander fallen Taffen, wo eg eine unmittelbare Nachah⸗ 


mung det mit diefee Handlung verdundenen gelinden Geräüſches 


iſt wodurch es ſich don den Ähnlichen fprengen, fprüben, fräuben, 
ſprigen ſchutten u. ſf. unterſcheidet. ı.Eigentlih. Stroh auf 
den Miſt treuen. Blumen auf den Weg ſtreuen. Aſche auf 
fein Saupt, Sans in das Zimmer, Zucker, Salz, Pfeffer auf 
die Speifen fireuen:; Geld unter das volk ſtreuen. Jupiter, 


der sirtenſtab' und Kronen aus Einer Urne freut, Raml. 
Elliptiſch bedeuret diefes Zeitwort zuweilen theils füen, eigentlich 
den Samen ſtreuen: fammeln, da man nicht geſtreuet bat, 


Matth.25,24, theils yem Diebe ſtreuen ihm eine Streu machen. 


In noch inem andern Verftande fagt man im gemeinen Leben, 


das Getreide ſtreuet gut, wenn es vieles Stroh gibt. 


lich, verbreiten, reichlich verteilen, in der dichteriſchen Schreibe 
art. Der Greis ton Tejos, auf deſſen heitre Stirn das Alter 
Sparfame Runzeln geſtreuet, Elod. Lodernde Flammen ange— 
brannter durrer Keifer freuten angenehme Wärme in der 


‚Sutteumber, Gen. Aber du Blaue Diole, du Bild des Wei: 
‚fen, du ſtehſt befpeiden niedrig im Graſe und ſtreueſt Gerüche 


umber, eben derſ. O, fo gebe Feiner zur Rube deg Brabes, 
er habe denn füße Srücpte getragen, und er quickende Schatten 
über den Nothleidenden gefreut! eben derf, So auch das 
Streum. - BT 

Anm. Schon ben dem Ulphilas ſtrauan, bey dem Ditfried, im 
Zartan u, ff, Nenuan, Rreuas,im Angelfintenfior Areawi- 


2. Figür⸗ 





u. 


Str 446 


gan,im Engl. to firew, (fptich ſtroh,) im&chived, Arö, bey den 
ältern£at.rao, wie aus Araui,ratum erbellet, bey denältern 
Griechen Späcs, wovon das Intenfioum Spovvuns. Es iſt eine um 
mittelbare Dnnoittatopdie, tveldhe das mit derDundlurig verbhndene 


“ Geräufh ausdendt, welche auch inStroh zum Grunde liegt, nicht 


fo fern es oft zum Streuen gebraucht Wird, ſondern fo feen e in 
—— Handlung eben das Gerkufh macht, welches freuen nach⸗ 
ahmet. 


Die Streugabel, plur. die —n, in der Sauswirtbſchaft, eine 


bötzerne feld gewachfene Gabel, womit den Pferden die Serew 
aufgerüctelt wird ; Niederf, Grepe. 


Das Strengut, des —es, plur. die —güter, in einigen Gegen- 


den, 5.3. im Schleswigifchen, ein. But, welches verſchiedene Her⸗ 


‚ ten hat, unter mehrere Herren verſtreuet oder vertheilet it; das 


Mankgut, von dem Nieder. Mank, Miſchung, vermiſcht. 


Der Streuling, des —es, plur. car. in einigen Gegenden füe 


die Streu, d. i. dasjenige, was dem Viehe zum Nachtlager untere 
geſtreuet wird. 


Das Streupulver, des — 8, plur. doch nur von mehrern Arten 


oder beftimmten Quantitäten, ut nom. fing. bey den Wundärz⸗ 
ten, ein Pulver, welches auf oder in die Wunden geſtreuet wich, 


Das Streurechen, des—s, plur.car. das Reihen der Streu 


im Walde, d. i. die Auffammlung desMoofes, des abgefallenen 
Laubes und der Tangeln niit dem Rechen, um diefe Dinge als 
Streu zu gebrauchen, 


Der Streufand, des —es,plur.car. eine Art grobkrnigen San⸗ 


des, welchen man auf frifch gefchriebenes Papier ſireuet, die Dinte 
damit zu trocknen. 


Das Streuſtroh, des —es, plur. car. dasjenige Stroh, welches 


man dern Viehe zum Nachtlager unterſtreuet. 


Der Strich, des —es, plur. die—e, Diminnt. das Strichlein, 


zuſammen gezogen Strichel, im gemeinen Leben der Hochdeut- 
ſchen and Strichelchen. Bondem Seitworte ftreichen. 

1, Bondem Neutro, fi fehnell forrderegen. 1. Die Haus- 
lung dieſes Streicheng,doch nur in einigen Fällen. Sinen Strich 


. durch ein Land bun, wofür doch im Hochdeutſchen Streif üblie 


der if, Der Strich der Döpel, ihr Abzug im Herdfte, und 
Rückzug im Feühlinge. In einem Feriche, ohne Unterbrechung. 
In tinem Striche weg arbeiten , fchreiben u. f. f. 2. Der 
Weg, die Richtung, welche man im Streichen nimmt; gemeihig« 
lich ohne Plural, aber auch nur ineinigen Fällen. Das Krie⸗ 
gesheer nahm feinen Strich dahin, Steitler; wofür man im 
Hochdeutichen Lieber Weg oder Zug gebraucht. ; 

Ich bin dem geilen Simdenftrich 

Wir eine Sümdinn nachgerenner, : 
fagt Bryphins eben fo ungewöhnlich für Sundenweg. Doch faat 
man im Hochdeutfchen der Strich des Gewitters, der Wolfen, 
der Weg, nach welchem fie ziehen. Ber Strich des Windes oder 
‚der Windſtrich, die Richtung, nach welcher er geber, welchet auf 
den Seefaiten durch gerade Liaten angedeuter wird, welche algs 
dann gleichfalls Striche beißen, Der Strich desgolses,die Rich⸗ 
fung, nach welcher die Holzfaſern gehen; nach dem Stripe, ih⸗ 
nen nach, wider den Strich, huen entgegen. So auch Ser 
Strich eines Zeuges u. ſ. f. in Rleid nad dem Striche, zoi- 
der den Strich bürften, Die Fiſche gehen, wern fie ihre Nab— 


- zung ſucheð alle Mahl dem Strome entgegen, daber man,um fie 


zu fangen, 3u Striche ſtellen muß. 3. So viel Dinge Einer Art, 
als mit einander in Geſellſchaft reichen, wo es doch aur von den 
Dögeln üblich if. Lin Strich Cerchen, Arppbübner uff. 
ein Flug, fo viel alsihrer mit einander fliegen. 4, Bon Rreichen, 
leichen, iſt ver Strip ohne Plural, fo wohl die Handlung des 

Lei⸗ 





447 | —— . u 


Leichens, alg PER die junge Brut, der Leich, ober Sarnen, welcher 


im erſten Jahre der Strich Heißt. 

5 Von dem Activo,an der Oberfläche eines ‚Körpers bh bes 
"wegen. 1, Die Handlung des Streichens, d.i. der Bewegung 
der Länge nach anf der Oberfläche eines andern Koörpers doch nur 

Ah einigen Fällen. Einen Streich mit dem Pinfel hun; Ein 
Mabl mitdem Pinfel auf einen andern Körper ſtreichen. Einen 
Strich auf der Geige thun, mit dem Bogen EinDkabi auf. den 
Saiten ſtreichen; wo Strich zuweilen auch die Art und Weiſe bes 
dcufet, wie man eine Geige reicht: einen’ freyen, leichten, 
ſchweren Strich haben. Der Strich der Lerchen oder noch hau⸗ 

.. figer derLerchenftrich,der Fang derferchen mit dem Streichgarne. 
* =: Strich war gut, ſagt man, went man auf diefe Art viele 
Lerchen gefangen, Den Strich halten, die Handlung des Strei⸗ 
chens anf dem Probierfteine aushalten, d. i. von guten Gebalte 
fepn, von Gold und Silber, welche durch den Strich probierer 
Werden. Figürlich auch wohl von andernDingen,bewährt befun» 


den werden, obgleich bier die R. A. Stich halten üblicher ifi. 


Und fo vieleicht noch in einigen andern Fällen. . 2. Das. Product 
des Sıreichens, bejonters diefinie, weiche entfiebet, wenn mar 
mit einem färbender Körper auf der Oberfläche einesandern bins 
führer. Einen Strich machen. Einen Strich mir der Seder, 
mit der Breide, mit dem Pinfel. Hier macht er einen Strich 
mit Biere, Günth. Einen Strich durch eine Rechnung ma— 
- pen, fie durchftreichen, ingleichen figürlich, jemandes Hoffnung, 
Erwartung, Vorhaben vereitelm Miederf. Streef, Schreve, 


\ von. fchreiben, bey dem Ulphilas Striks, im Schwed. Strek, ” 


Angelf.Strice, Engl. Sıreak. Das Romma wird daher im 
Deutfchen auch der Strich genannt : einen Strich machen, (S, 
auch Strichpunct.) In weiterm Verftande heißen auch mehrere 
Arten von Linien, wenn fie aleich nicht auf die obige Art entfieben, 
" Striche, dergleichen die Striche in den Händen und dem Gefichte 
find, die Linien in der Haut. Bey den Probierern iſt der Strich 
die breite gefärbte Linie auf dem Probierfteine, welche entſtebet, 
wenn man ein Metall auf demſelben ſtreichet oder reibet. Am häus 


figften werden Gold und Silber auf diefe Art. probierer, daman ‘ 


denn von der Farbe des Striches auf die Reinigkeit des Metalles 
ſchließet. Zumeilen ift der Strich auch eine Linie von beſtimmter 
Breite. So wird der zehnte Theil eines Zolles, welcher doch unter 
dem Rahmen der. Linie am befanntefien ift, im gemeinen Leben 
oft der Strich genannt, 3. In weiterer Bedeutung iſt der Strich 
oft ſo viel als ein Streifen, Fial. Stricca. Ein ſchwarzes Pferd 
mit weißen Strichen. 
über den Riiden. Aud ein Streifen Zeüges wird in vielen Fäl⸗ 
len ein Strich genannt, dahin 3. B. die Haubenfiriche des ans 


dern Geſchlechtes gehören. In Thüringen ift das Strichel (nach 


einer verderbtenAnsfpraheStriegel,) im Diminut. ein Stück Fel⸗ 
des, welches ungefähr Eine Ruthe breit, und von unbefiinimter 
Länge ui. Iſt es zwey Ruthen breit, fo beißt es ein Gottel, 


wenn es drey Ruthen hat, eine Dreygette, und wenn es deren 


vier bält, un Gelange. Yu noch weiterm Verſtande heißt ein fi 
in unbeftimmte Länge erfirecfender Theil der Erdfläche häufig ein 
Strip; Angelf.Strice, Engl, Stroak,Streak, Latein. obne 
Ziſchlant Tractvs, im Deutfehen au Strecke. Kin fruchtb a⸗ 
ver Strich Landes. Es iſt noch ein guter Strich dahin, eine 
gute Sırede, Beſonders werden in der Geographie gewiſſe Strei⸗ 
fen der Erd and Himmelsfugel, welche misdem Yquato. parallel 
> gehen, Erdſtriche oder Himmelskriche genannt; Zomae, ben eis 
nigen auch Erdgürtel, Simmelszurtel. 
Simmelsfiriche, Zonae frigidae; die geinafigten,iempera- 
1ae; der heiße Erdftrih,Zona torrida. Wo Strecke nicht 
üblich ift. 4. Was gefirichen wird, dasjenige, woran man ſtreicht, 


Das Strichbret,am Pfluge, S. Srreicpbeet, 2 
Der Strich⸗ Compaß, des —es, plur. die —e, eine PN See⸗ 
Compaß, welche jederzeit die Richtung des Kieles anzeigt; zum 


Der Strichzaun, des —es, plur. di 


Das Pferd bar einen ſa warzen Strich 


Die Falten Erd- oder 


5 S St i S N 3 48 


doch nur im einigen Fällen, Son werden die langen Zitzen an den 


Thiereutern in dev auftändigen Sprechari Striche oder Strichel 


. genannt, vermuthlich weil fie imMeften gefirichen werden 5. Was 


geſtrichen worden, gleichfalls nur in einigen Fällen. So iſt ein 


Strich Zirgel, eine Duantirät Ziegel, welche auf Ein Mahl aus 
fteichen worden. Beronders iſt esin einigen Gegenden rin Maß _ 


twoduer Dinge,nornehmlich des Öetreides,vermurblich eigentlich 


ſo viel ats in. ein geſtrichenes oder abgeſtrichenes Maß gehet. 


So iſt der Strich ein bekanntes Getrede maß in Böhmen, welches 
4 Viertel, ı6 Mäßel, oder 192 Seidel hält. Ein Strich iſt fo 
viel als ı4 Dr sdner Scheffel. Im Schwedifchen ifi lirik a, 
meſſen, deſſen Abſt ammung und Bedeutung Herrn Ihre unbekannt 
war, der es gern von ltrika, polieren, ableiten wollte, Allein 


es ſcheinet eiue Figur des —— des Gemaßes au ſeyn. 8 : 


‚Streichen. 


3 


Unterfchiedevon dem Variatlons-Compaſſe, welder den wirk⸗ 


uchen auf des Schiffes zeigt. 
Die Strichnaht plur. car. eine Arı der Naht oder des Näheng, 
welche einem Geſtricke ädunlich fiebet,daber fie auch die Stricknaht 


heißt. Man gebroucht fie voruehmlich, die Übergüge der Betten 
und die Betttücher zu verbrämen, 


Der Strichpunet, des—es, plur, bie —e, ein von einigen für 


das fremde Semi: Bolon verſuchtes Wort, weil es aus einem 
Stripe oder Komma, mit einem darüber ie Puncte bes 
fichet. 


Der Strichrögen, des—s,plur. — ‚fing. ein Kegen, wib 


cher aus einer. einzelnen vorüber gehenden Wolfe fällt, weil er 


nur einen Heinen Strich eines Landes zu treffen pflegt. Bey an⸗ 


dern iſt er ein Krgen, defjen Feine Tropfen unmittelbar mit eittane 


der veobundenszu ſeyn feheinen und in der Luft: gleich ſam zarte 


Striche vorſtellen. 


Die Strichſchindel, plur. die—n, Sdindeln, welche zur Vers 


meidung der Feuersgefahr mit Lehm überzogen and ſtatt der Zie⸗ 
gel zum Decken gebrauchr werden; Streichſchindeln 


Der Strichvogel, ©. Streigrogel; ix für Streichzeit auch 


wohl Strichzeit üblich iſt. 

3kune, ein Zaun, wel⸗ 
her zu Befeftigung des Ufers in das Waͤſſer gemacht wird; viele 
leicht von den Gerten, welche von dem Iegten Pfahle an etwas in 
das Waſſer Hinein reichen, und gleihfam Striche vorſtellen. 


Der Strick, des —es, plur. die —e, Dininut, das Strick- 


hen, Dberd. Stricleim, ein Furzes Karfes einfach zuſaumen ge⸗ 
drehetes oder aefponnenes Seil, "Wit Stricken binden. Die 
Windhunde an einem Stride fübren, bey den Jägırn, daher 


drey mit einem Sıride, an welchem fie geführet werden, verkuns 


dene Windhunde,aud ein Stri@ Hunde genannt werden, „dagegen 
zwey andere verbundene Jagdhunde eine BuppePpeißen. Die 
Bühe im Stalle mit einem Stri@eanbinden. Die Glocken⸗ 
fieide, welche doch lieber Stränge eigen. Die Siride, woran 
diePferde dei Wegen zieben, werden jegt gleichfalls Strängeger 
nannt, Do ſcheinet noch die fiaürlicheR. A. davon abzuftanınıen, 
wenn alle Stride reißen, d. 1. im böchften Norbfabe, wofür man 
auch fagt, wenn ale Strange reißen. Sich mit einem Strick 
erbangen. Sinem Diebe den Strick um den Sals legen, ibn 
damit zu hängen; daher, im gemeinen Leben auch die Sırafedes 
Galgens dev Strick aenanni wird, in der anftändigern Sorichart 
der Strang. Den Strid verdienet haben, um Lohne be: 
Fommen, den Strang, , Ingleichenein Strick, fo fern er als eine 
Schlinge aufgeftellet wird, saß: AO daran Beyi den ” Gen zu 

angen. 





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Ailteſte Art zu feyn, weil fie die einfachfte if. 


fanamz % —** Stricke ER — Wort Strict 
dee Deurfihen Bibel häufig ſigürlich für Nachftelang, Verfüh⸗ 
\ —*— u ff. gebraucht wird, Eden daſeloſt wird es auch zuweilen 
fur Seikgebraucht. Stricke an die Stadt werfen und ın den 
Bad veißen, 2 Saul. ı7, 13. Die Stricke vom Kahn ab- 
"hauen, Apott. 27,32. In welcher Brdeusung es aber im Hoch⸗ 
deutſchen veralser iſt, außer etwa in den niedrigen Sprecharten 
oder im verächtiichen Verſtande. 

Anm. Im Riederſ. gleichfalls Strick, im Tatian ——— bey 
dem RotterStrigh, bey dem Winsbeck Strik, im Schw, Strek. 
Es ſcheinet nicht von Strang, ſtrenge, ltringere, binden u. ſ. f. 
abzuſtammen, ſondern mit ſtreck en zu drehen zu gehören, von wel⸗ 
chemes ein dobpeltes Intenfivum iſt. "Denn in der Verfertk⸗ 

gungs art ſcheinet das eigenthümliche Unterfheidungsimerfmahl 
eines Strickes zu liegen, Ein Steid iſt eine Seilerarbeit, weiche 


nur einfach zufammen gedrebet, oder aus vier oder acht einfachen. 


‚Faden gefponnen wird, dagegen Strange und andere dauerhaftere 


Seilirwaaren aus gezwirnten Faden beftehen. Und aus-diefer ein» 


fathen und ſchlechte n Be rfertigungsart rühret auch dev verächtliche 
Nedendegeiff diefes Wortesher, Übrigens unterfcheidet fich ein 
Streik durch diegrößeee Dide oder Stärke von einer Schnur, 
‚und duch die geringere Länge von einem Seile eder einer Leine, 
obgleich dieſe zuweilen auch nur aus einfachen Faden, wie ein 
Strick gefponiren werden, Wennin den niedrigen Sprecharten 
ein liederlicher nichtswürdiger Denf ein Strid genannt wird, 
ſo kann ſolches theils eine Figurvon einem Stride zum Hängen 
ſeyn, einen des Ötranges würdigen Menfchen gu bezeichnen, in 
welchem Ver ſtande auch wohl Galgentrick gebraucht wird, oder 
von ſtreichen, Niederſ. ſtriken, einen Landſtreicher zu bezeichnen, 
welcher um das Jade 1482 im Dberdeutjchen noch Strickling 
beißt. Im Riederf, ift Strick auch eine liederliche Weidesperfon, 
"and Huren pflege man doch eben nicht zu Hängen, 
Der Strickbeutel, des — 8, plur. utaom, fing. ein zierlicher 
Beutel des andern Geſchlechtes, das Strickzeug darin bey ſich zu 
“ führen, 
Das Strickbret, des — es, plur. die — er, bey den Jägern 
und Fifhern , ein ſchmales Bret, worüber die Nege geſtrickt 
werden, damit alle Mafchen einerley Weite befommen;, das 


Strick holz, Steidmaß, die Lehre, der Strick ſtock. Die Rd: 


bank iftein folches Holzzu großen ſtarken Degen, 

Striden, verb. er act. welches in einer doppelten Hauptbes 
deutung üblihift. 1. Sunächfkoon Strick, und zwar im deffen 
Bedeutung eines Fall⸗vder Fangeſtrickes, in einen ſoichen Strid 


* verwickeln, damit fangen ; in welchem Verſtande es doch nur in 


den Zufammenfegungen verkriden, beſtricken uud abfiriden 
üblich if. 2. In mehr eigentlichen Verſtande ift ſtricken, Faden 
7 vermittelſt befoaderer Stricknadeln fo in einander fhlingen, dag 


= daraus ein zufammen hangendes Gewirke enıflehe, Jede einzelne 


Umfbiingung heißt eine Mafche. Frege, Garne ſtricken, Strüm ⸗ 
pie, Weſten, Mügen vandſchuhe ſtricken. 
Ein geſtrickter Bentel. Das Stricken der Retze iſt von dem 
Stricken der Heidungsftüde noch unterſch eden, ſcheinet aber die 
Für ftricken ges 
" brauchen die Riederdrurfchen knütten, eigentlich Enüpfen, Där, 
knytte, Ergl.to Knit, Angelf, cnitian, dieSchweizer aber Jirf- 
"men, daher die Ließnaͤdel, bie Sprit nad, weiches zu Lige oder 
bielleicht auch zu ligare zu gehören fheiner, Übrigens gebrand;t 
man das Zuisiwurt‘ friden nur, fo fern diefe Arbeit aus freyer 
"Hand geihiehrt;, geſchiehet fie.aber auf einem bejonders dazu er⸗ 
fündenen Siubte, fo Heißt ſie witfen. So auch das Striker. 
Anm! Divies Zeitwort hat fihi in unfern Älteften Schriften noch 
nicht arfundenzob es aleich win deßwillen nicht a aid jeyn 
YHl.WiB,4.Th, 2, Huf. 


Geftrickte Sofen. 


450 


ſcheinet. Das ckein der Mitte deutet auf ein Jatenfioum, und es 
ſcheinet, daß drehen das Stammwort ſey, woraus mit dem vorgr⸗ 
ſetzten Ziſchlaute und der mittlern Verſtärkung ſtricken 'gebilber 

worden. Dem Franz, tricoter, und Ital. tricare, triecare, 

ſtricken, fehle diefer Ziſchlaut, fo wie dem Lat. Trica, verfchlüns 

gene oder verworrene Faden, Das Striden ift doch wirklich eine 
Artder Verſchlingung oder des Drehens im weiteften Verſtande. 
Inkiefland wird Arien für weben gebraucht, welches gleichfalls 
in einer kunſtlichen Verfhlingung der Faden beftehet. So auch 
Strick, welches mit diefem Seitworte aus Einer Duelle ders 
ſtammet. 

Das Strickgarn, des —es, plur. car. Garn, womit man ſtrickt, 
woraus man Retzze, Strümpfe u. ſ. f. ſtrickt. 

Das Stridaras; des — eg, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — graͤſer, eine Art Gras, welches teils einen rundlichen, 
theils einen dreyedigen Stamm hat; Schoenus Linn. Biel« 
leicht weil ſich Stricke daraus drehen laſſen. 


Das Strickholz, des — es, plur. die — hölzer, S. Strickbret. 


Die Stridleiter, plur. die —n, eine aus Stricken beſtehende Lei⸗ 
ter mit Haken, an Wände, Mauern u.f. f. daran hinauf zu ſteigen. 

Das Strickmaͤß, des— es, plur. die =e, S. Stridbrer. 

Die Strienadel, plur. ie —n, Nadeln, d. i. an den Enden. 
tundlich zugefpigte Stücken Draht, deren man fi bey dem Stri⸗ 
denbedienet, den Faden über felbige zu umfchlingen ; im Niederſ. 
Knuttnadel, in der Schweiz Ließnadel. Bey dem Siricken der 
Nege ift die Stricknadel ein Holz, welches oben eine Zunge und 
unten eine ausgehöhlte Offnung hat, den Zwirn darauf zu winden, 

"Dasjenige Holz hingegen, über welches die Mafchen gefnüpft were 
den, und welches die Stelle der eigentlihen Stridnadeln vers 
tritt, wird das Strickbret oder Strickholz genannt. 

Die Stricknaht, S. Strichnabt. 

Die Strickſcheide, plur. die — n, eine halb hohle Fleine hölzer⸗ 
ne Scheide, welche an dem Leibe befeſtiget wird, im Stricken die 
Stricknadel darein zu ſtecken. 

Der Strickſtock, des— es, plur. die — ſtake S. Strickbret. 

Das Strickverdeck, des — es, plur, die — e, auf den Schiffen, 
ein aus Stricken geflochtenes Reg, welches zuwetlen über dag 
Schiff gezogen wird, umdas Entern zu veriwehren, 

Das Stridzeug, des— es, plur, die — e, das zum Striden 
gehörige Geräth, 3 B. Zwirn, Strigfnadeln, die Sitrickſcheide 
u. ſe f. welches das andere Geſchlecht in dem Strick beutel bey fich 
zu führen pflegt. : 

Die Striefe, plur. die —n, in einigen Mundarten für der 
Streifen,iwo man auch wohl gefirieft, für geftveife fagtı 

Die Seriegel, plur. die—n. 1. Ein gemeiniglich eiferner Kamm, 
mis mebhrern Reihen kurzer Zähne und einem hölzernen Griffe,den 
Schweiß und Staub vondem Körper, beſonders der. Pferde, das 
mit abzufragen oder abzur eiben; Lat. Strigilis, Ital. Striglia, 

‘ Streggina, $ronz.Etrille. Die Pferdeitviegel oder nur Strie⸗ 
gel ſchlechthin, ineinigen Dberdeutfch. Gegenden Roßſtrahl, von 
Strabl, Strahl, ein Kamm, im. Niederſ. Schrape, Schwed, 

: Skrapa, In einigen Provinzen, befonders Ober deutſchlaudes iſt 
es mannlichen Gaſchlechtes, der Striegel. Die Endfpide —el iſt 

die Ableitungsſylbe, welche ein Wertzeng bezeichnet, md beyde 

SGeſchlechter leidet, Das Stammwort iſt frreichen, weil das Sirie⸗ 
geln in einer Art des Streichens beſtehet. 
Hürtenbaue bedeutet der Striegel einen Zapfen, verniuthlich auch 
von Streichen oder Strich, fo fern es eine Bewegung indiefänge 
bedentet, da es denn eigentlich einen länglichen dünnen Körper 
bezeichnen würde, 3. Wenn Striegelin einigen Gegenden. auch 

- ein langes ſchmales Stück Feldes bedeutet, fo # es eine ang Stri⸗ 
ei verderbie — S. Sirich. 

2) Serie⸗ 


2. Ju Berg⸗ und 





* 


das Seriegeln. 


einem Binde zu weich ift, der Plaget feine Striemen,Kap,30,7.  . umd Spießglas beftebet. Gleichfalls von Strippe, — 


— verb. ‚reg. act, von dem vorigen In * — Be⸗ näbet, fe, unfben Sictcie tina ll fiten gu AI FR 
deutung, mit der Striegelreinigen. 1, Eigentlich. Dir Pferde fo vielleicht nod in einigen andern Fällen, Dabder, ein Stück 
‚ Rriegeln. 2, Figürlich, im gemeinen Leben, höhniſchoder bite Leinwand firippen, die Strippen annähen.  . — 
er durchziehen, fo wie man im ähnlichen Verſtande au durhe ., Anm, Bey einigen Striepe, Srrüppe, im Holänd. Sion — 
hecheln, ſcheuern u ſ. fſagt. Jemanden ſtriegeln. In einir im Engl. Strapp, im Schwed. Ströppar, im Plural, im 
gen Gegenden wird es im gemeinen Leben auch für plagen ges Lat. Strepus, Struppus, Strupus,. welche bald ein ge RYTCHEe 
braucht, die Bauern friegeln, und in noch andren für prügeln, auch einen Riemen bedenten, „ Das Wott ift alt; ſchon bey dem 
jemanden rechtſchaffen ſtriegeln. In dem letzten Falle ſcheinet Eivius bedeutet Strupusden Hiemen, woram bie Ruder befeftiges 
es won ſtreichen, mit Ruthen hauen, abzuſtammen. Souih . wurden, und der auch eine Strippe war, bey dem Iſidor Strop- 
 pus, Struppus, In einigen Gegenden iſt Strupf, Stiopf, f 
Im mittlernZat.eftriliare, Franz. etriller, Ktar. firigliare. Strop, ein mit einer Schlinge verfehenes Band oder R 
Die Strieme, plur. die—n, Diminut-dasSeriemchen,Dberd;- ingleichen eine Wiede, das it, ein ſolches gedrehetes bölgerag 
Striemlein, ein Wort, welches fo wie Streifen und Striefe ei⸗ Band, Kat, Stroppa, und feupfen, firopfen, mit einem ſol⸗ 
> ne lange ſchmale Fläche von audrer Farbe bedeutet, Man ſahe cher Bande befeſtigen⸗ Ital ‚firoppare. Es ift in allen 
„einen langen Streimen am Simmel, Bluntſchli. Im Hoch⸗ Fällen oßneZweifel ein Futenfioum von Streifen; Wicberpkhtaen 
dentſchen iſt es vornehmlich in zwey Fällen üblich, Die gefärbten pe. Im Engl. iſt Strapp,ein Sırid, 
und zugleich sehöhten Streifen, welche von den Schlägen mit einer Das Stripperz., des —es, plur. doch nur von mebtern Arten, 
„ Muthe, Geißel oder Peitfche auf dem Körper eytfichen, heigen die — e, im Bergbane, der Nohme einer Art Blevglanzes mit 
. Striemen, ‚Die Geißel machet Striemen, Sir, 28,71, Weg , einem flcabligen Gewebe, welches aus Bley, Schwefel, Silber 





Kin Knecht, der oft geſtaupet wird, ih nicht ohne Striemen, gen feines geſtreiften oder ſtrabligen Gewebes. 
Kap. 23,10. In einigen Gegenden werdeu auch die Rarben Strie⸗ Strittig, ©. Streitig. 
men genannt, in welchem Verſtande es aber im Hochdeutſchen une Der Strobel, .ses— s, plur. ut nom. fing. ein nur in Be 
befannt ift, we man aber die von der Feuchtigkeit in dem nicht aus⸗ gen Gegenden übliches Worr, wo es die Zirbeinuß, Lat. Strobi- 
gebadenen Brote entſt andenen Sireifen Striemen oder Waffere _ Jus, bedeutet, da denn auch wohl ein jeder Tann oder 
friemen zunennen pflegt. >, , — zapfen dieſen Nahmen führet. Von der ſtraubisen oder fir 
Anm. Im Schwed. Strima. Strom, und ohne Ziſchlaut pigen Geſtalt. Daß die erſte Hälfte diefes Wortes nichtum — 
Rabın, Riemen, Rima u. ſ. find gleichfalls damit verwandt und bar aus dem Sat, Strobilus entlehnet if, erbellet aus verſchiede⸗ 
kommen in der Bewegung in die Länge, wovon die Bedeutung eis nen gemeinen Mundarten, i wo der Strobeldorn, ein Nahme dee _ 
ner langen ſchmalen Fläche eine Figur ift, mit einander überein. Artifchode if, ein Strobejfopf aber, einen jottigen franbigen 
Ben den alten Oberdeutfchen Schrififtellern fommt Strabm und Kopf, Strobelitern, einen Kometen, und Rrobelig,frubelig,firaus 
Sirxreim häufig für. Strahl, Sonnenftrabl vor, wo auch ſtromen, big, bedeuten, fo daß Aräuben, als das Stammwort — 
„ firamen und ſtreimen, ſirahlen, Strahlen werfen bedeuten. Mit den muß. 
andernEndlanten gehören auh Strich, Streifen, Streich Strahl. Das Stroh, des—es, plur. car. ein Goffeetivum, die — 
Striezel Strähne, Stria m f.fi zu dieſem Geſchlechte. In ei⸗ des reifen Getreides, befonders Vie Halme, welche. von dem use 
nigen Gegenden ift es männlichen Geſchlechtes, der Striem. gedroſchrnen Getreide übrig bleiben, und in weiterm 
Striemen, verb. reg.act. mit Striemen verfehen, wovon abee auch die übrig bleibenden: Halme anderer Feldfrüchte; Ko: "2 
das Mittelwort geſtriemet, für friemig noch am gangdarfien if. - firob, Gerſtenttroh, Saferfiroh, Dinkelſiroh Weigenfieohb, 





Der Rüden ifgeiriemet von Geißeln, Dpis, Erbſenſtroh, Wickenſtroh, Bohnenftroh u.f.f. Wenn Stroh 
Striemig, — er, — ſie adj. et adv. Striemen Habend, Der allein ftebet, fo verfieherman darunter. gemeiniglichNoagenftrop. 
Rüden if ftriemig. Waſſer triemiges Brot. Schürtendrob, welches aus langen geraden Halmen befteher, un 
Die Seriepe, S. Strippe. | in Schütten gebunden wird; zum Unterfehiede don dem Wirrſir 
Der Striez — plur. die —e, oder der Serie el, Krummſtroh oder Rittſtroh, welches aus zerknickten und ver 


des — $, plur. ut nom..fing. oder sie Striezel, plur. tenen Halmen defiehet, Ein Saus mit. Strob decken. Fer 
dien ‚ein im gewgeinen-Leben vieler Gegenden übliches Wort, dem Strobe fehlafen, auf, bloßem Strohe. Kin Buns@trob. 
- ‚einen länglichen (malen und dien Körper zu bezeichnen, Ein Leeres Stroh dreſchen, eine unnütze Arbeit verrichten. Figür 
in Tänglicher Form gebackenes Brot, beißt in einigen. Gegenden bezeichnet Stroh in einigen Fällen auch eine gewiſſe — 
Striezel, in andern Wed, und in noch andern Stolle. Butters- Menge. So ift in der Landwirihſchaft, Ein Stroh 
firiesel, ein Burtergebadenes in diefer Geftalt, In einem an fünfbisfehs Garben, vermuthlich fo feru ihrer fo viel mit — 
dern Verſtande iſt die Butterſtriezel ein Stück Butter in ähnli⸗ Strohſeile zuſammen gebundeit und zum Vor ſchlagen aufdir 
cher länglicher Geſtalt, ein Butterweck; Ital. Striſcia. Iu getragen werden. In Bremen, Hildesheim und den Ser 
ZSaiern und Dflereeih find. die Striezeln eine Art Kuchen, viels ift Lin Stroh Bück ünge, eine gewiſſe Zahl zufammen in yo 
leicht von aãhnlicher Geſtalt, welche im WendiſchenStruza beißen, gepackter oder mit Stroh zuſammen gebundenerBücklinge, Zwans 
wo es von einigen von ſtrotzen abgeleiset wird, In allen Fällen zig Stroh machen rine Laß Bücklinge. 


ſticht der Begriffder Länas hervor, daher diefes Wort vonStriem, Anm. Schon bey dem Roter Stroh, inden gemeinen‘ Mund ⸗ 
Streifen u.f.f. nur im Endläute verſchieden iſt. arten Strau, im Schwed. Strä, im Angelf. Streow, Streu,im 
Sie Strippe, plur, die m eine Schleife oder zuſammen ges Engl, Straw, im 2atein, mit einem andern Endlaute Stramen. 
legtes Band, weiches an einemandern Körper. befeftiget wird den⸗ Entweder von firetien, weil es von denälteften Zeiten an zum 
jelden daran zu ziehen, oder feft zu machen. Die Strippen oder Unterfireuen gebraucht worden, oder. auch unmittelbar von dem 


Stiefelſtrippen, find furze lederne zufanımen gelegte Riemen, fo Geränfche, welches das Strob in der. Behandlung macht, und wel⸗ 
daß fie ein Ohr bilden, die Stiefeln "daran anzuziehen, Ähnlide ches demLaute ahnlich iſt, welcher mie dem Streuen verbunden iſt, 
ER: von Dindfaden oder Band werden an die Leinwand ger in welchem Falle aa uut Seitenderwaudte ſeyn wine 

m 





i j R — — aus edroſchenem Geireide. 








Leben mancher — von Stroh ee, 
ſidum das Geffrohde fur Strob,oderötrohiallerArt, 


e an 3.3. Schachteln init Stroh ausgelegt! n,.{h 
Strobbalien, des—s, plur. ul nom, ing. (hwadeBat 


belbächeen zu gebrauchen pflegt. _. 

Re Strehband/ des — es, plur. die — bänder, ». Ein aus 
Stroh beſtehendes Band — Seil, dergleichen die ſind, womit 

man die Barben, ‚Steobbunde u. ff. zufammen zu binden pflegt; 

as Strohfeil. 2. In einem andern Verſtande ift das Stroh⸗ 

band oder Strohbandchen eine Art zarten ſchmalen feidenen 
Bandes von offener Seide, welches ſtark mir Gummi geſteifet iſt, 
und von dem —— zwverfchiedenen Arten des Putzes 
gebraucht wird, Vermurhlich, di es in der Breite einem Strobs 
balme gleicht. 

Die Strohblume, plur. a ein Gewäcs, welches bey ung 


> in Gärten gebauet wird, und weiße, pucpurfarbene oder, ‚gelbe 9 


i + Blumen trägt; Xeranthemum Linn, 

Der Strobbudling, des —es, plur. die—e, Bidlinge, wels 
&e in Stroh gepackt und fo verſchickt werden, zum Unterſchiede von 
den ſchlechtern Tonnen dücklingen. Aber Ein Stroh Büdlinge, 

.  jfteine gewiffe Anzahl auf folche Art eiugepackter Bucklinge. 

Die Strohbutter, plur. car. inder Hauswirthichaft , Butter, 
- welche iin Winter gemacht wird, da man das Rindvieh mit Steoh 
zu füstern pflegt; Winterbutter, zum Unterſchlede von der Grass 

oder Sommerbuster. 

Das Strohdaͤch, des — es/ plur. Sie —Hächer, ein mit Stroh 
gededtes Dach, zum Unterfbiede von einem Schindeldache, Zie: 
geldadeu.f-f. Figür lich inder höhern Schreibart, ein geringes 


mit Steob gedecktes Haus. Die‘ Ruhe folget mir zum niedern 


Strobsad bin, U;. . 

Die Strobdede, plur. die—n, eine Decke von Sirob, derglei- 
ben z. B diejenige iſt, mit welcher die Gäriner hin Winter die 

Miſt beete zu bedecken pflegen. 

Der Strohoecker, des —, plurs ut nom. fing. ein Hrbeiser 
‚oder ungünftiger Handiverfer, welcher Strohdächer verfertiget, mit 
Stroh decket; zum Unter ſchiede von einem Shieferdeder, Sie: 
geldecker u. ſf. 

Strohern, adj. et advsaus Stroh verfersiget, 
ſircherner Zut. Sin ſtrohernes Dach. Wofür man doch lie: 
ber die: Sufammenfegungen mie Stroh — gebraucht, Ingleichen 
figürlich, unkrãftig, nnſchmackhaft, wie das Stroh. Es ſchmeckt 
ſo ſtrohern Ein ſtroherner Witz Zinfall, kraftloſer, matter, - 

Die Steohfarbe, plur. car. die „blafigelöe Farbe des Sirohes, 
S. Strobgelb. 

S. eben daſelbſt. 

Due Strohfeuer, des—s,.plur. inuf. ein Feuer von brennen⸗ 

‚= dem Stredz zum: Unterjliede — einem solzfeuer und Bob: 

lenfeuer. 

Die Strohſtedel plur. — ein ———— mußlatifches 
Werkzeng, welches aus dünnen Hölzern beftshet, die, wenn fie auf 
gebundenes Sırob arlegı werden, einiaen Klaug von fich geben, 

, wenn manmit Heinen Hämmern darauf ſchlagt; Jan ee 348 
holzerne Gelaͤchter, Ital. Ribecea. 


—— "adj. et adv. der gelben Rarbe des Strohes afeich, 
"welches eine Slaßäelbe mit ein wenig. töfblich gran vermifchte gar 
beiſt ſtrobfarben oder irobfarbig, Franz. pailie. 


* 
„Der Serobbaln, des —es,, plur. die — rs, Dimin.das Stroh: 
halmen, Dberd. Strobbäliniein, ein einzel ner Hala Stroh von 


Aus ihrer feligen Bube 


— 


—— 


ebeit, plur die ⸗ en/ künſtliche aus Stroh verfere . 


” — ser Baumftäninr, ſo wie maıt fie zu den Stroh⸗ und Schin⸗ 


von Ein 


Str 


geht se Weisheit auf Ymeifen 
Tämpfen, Duſch. 


Die Steobhoczett, plur. die. en, '&. Strohfrans. 





herunier, die um puehbahme 


Der Strobhut, ses — es, plur. die — büte, Diminut, das. 


> Strobhütden? Herd. Steobbitlein, ein aus Stroh geflochtener 
Hut ; wohin die Tirolersgute, Pferdeköpfe, Schaubhute und 
Andere Arten mehr gehören, 

Die Strokbütte, plur.die—n, eine von Strop aufgeführte Hüt⸗ 
te in’ Geſtalt eines Dreyeckes. 

Der Strobjunter, des — s, plur. ut nom. fing. eine verächt, 
liche Benennung eines Landedelmaung, deffen voruchmſte Beſchaf⸗ 
tigung in dem Feldbane beſtehet. 


Die Strohkarte, plur. die — n, bey den Tuchbereitern, Kar⸗ 


ten, oder Diſtelkolben womitdas gewalfte Tuch geraubet wird, 
Der Strohfranz, des — es, plur. die— kränze, ein Kranz 
von Strod; dergleichen z. B. derjenige iſt, woraufinan in den Küs 
hen die Keſſel, Schüffeln u. ſ. f. zu jegen pflegt, und welcher im 
gemeinen Leben die Strohkringe genaunt wird, Ehedem mußten 
geſchwächte Weibesperſonen am Tage ihrer Hochzeit anſtatt des 
Brautkranzes zum Zeichen ihrer verlornen Ehre mit einem Stroh⸗ 
kranze esfipeinen, welcher Gebrauch in einigen Gegenden noch 
inblich iſt Da denn eine folche Hochzeit eine Ztrohhochzeit genanut 
wird, Diefer Gebrauch iſt alt, und kommt auch in Fraͤnkreich 
ſchon im a3ten Jabrbunderte vor, wo man fh an einesScrog. 
Frames auch wohl eines Kranzẽs von Binfen zu bedienen pflegte. 
Auf eiwas ahnliches zielet auch Richard Biſchof von Salisbury, 
wenn er in einer DBerordaung von 1217. bey dem Dur Ftesne V, 
Annulus, fagt: Nec quisguam annulum de luuco, vel 
:quacumquevili materia, velpretiola, iocando mani- 


= 


„businnectat muliereularum, vliberius cum eis for- 


‚nicetur ; ne dum iocari le putat, honeribus matrimg- 
nıalibus fe altringat. Auch bey einer jeden feyerlichen Hoch» 


zeit pfleget.der new vermählten jungen Fran deir andern Dochzeitss‘ 


tag einStrohkranz überreicht zu werden, welches von dem Stroh⸗ 
kranzredner mit. einer ſcherzhaften Sttobrrauzrede geſchiebet. 
S. Strohwitwe. 

Die Strohlatte/, plur. sie—n;fi —— womit oeScrob⸗ 
dãcher benagelt werden. 

Das Strohledwerk, des — es, plur. die — e, in den Salzfies 
derehen, ein Leckwerk, wo die Sohle über angebrachtes Stroh trös 

pfelt, und dadurch gradieret, oder durch die Ausdünſtung in Ges 

halte erhöhet wird, 


Der Strobmann, des— es, plur. die männer, das Bild 


‚eines Mannes Aus Stroh, jo wie man es zu Verjcheuchung der 
Vögel indie Felder und Bärten aufzuftellempflegt, 

Die Strohmatte plur, die — n, eine aus Stroh geflochtene 
Maite, 

Der Strohmilt, des—es, plur, car. Mif oder Dängee vor 
verfauftem Strob, zum Unterfchiede von andern Arten des Miſtes. 

Der Strobſack, des— es, plur, die — ſacke, ein mir Stroh 
gefüllter Sad, dergleichen 5. B. der.ift, welchen man im das Bette 
geſtell unter die Beiten zu legen pflegt ; der worauf die Soldaten 
in den Wachſtuben ſchlafen u, af 

Die Strohſchaube plur, die —n, eine Shaube,b. b Bündel 
langen geraden Strohes von mittefmäßigerStärfe, derafeichen die 

„find, womit die Strohdächer gedeckt werden, und alsdann Dach» 
ſchauben beißen, Ä 

Der Stroͤhſchneider, des —s, —— ut nom. fing, ein Ars 
biirer, welcher das Stroh zu Hädjel ſchueidet; der Sutter fpners 
der Sädfelfehrider. 


Diss Serobfeil, ende bie Ze, ein aus Siroh zus 


Jane getnüpfees, Seil S, Strohband. 


52 


Der 


% 2 1 * Peer 


455 . Str 85 . Ex 


Der Strohſparen, ne, plur.usnom. fing. . Teichte (was 


de Sparen, fo wie fie zu den —— —— gebraucht 
werden. 

Der Strohtoller, des — s — ut nom. fing. ein von Strob 
geflochtener Teller die Teller, Schüffeln und Gläſer zur Scho⸗ 
nung des Tiſchtuches bey der Mahlzeit darauf zu ſetzen. 

Ber Strohwein, des — es, plur. doc nur von mehrern Arten 
oder Quantitäten, die —e, eine Art fügen eines, der den 
Nahmnen von feiner Bereitung hat, weil die Trauben, * man ſie 
preſſet ‚einige Wochen auf Stroh ausgebreiset werden. 

"Der Steobwif ch, des — es, plur. die—e, ein Wiſch von 
Niederf. Strohwiep. 

Die Strohwitwe, plur. die-_n,im Scherje, eine Fran, — 
che ihren Mann auf kurze Zeit verloren bar, fo wie cin Ehemann, 
in der Abweſenheit feiner Gattinn ein Strohwitwer heißt. Am 
Schwed. Gräfenka, von Gräs, Öras, und Eaka, Witwe,wel« 

Yebes Ihre ireigvou gradig, braiecig ‚ ableitet, ‚weil dergleichen 
Perfonen ſich gemeiniglid nach ihren Gatten zu fehnen pflegen, 
Die Benennung iſt ohne Zweifel vine Anfoielung auf den Stroh⸗ 
kranz. In Niederfachfen wurde ehedem eine gefhwächte Weibes- 
perjon eine Gras witwe genannt, d, i. eine. Perfon, welche nach 
einen unredytmäßigen Bepfchlafe ihres Gatten beraubt worden, 
und daher bey einer Fünftigen rechtmäßigen Verheiratbung miteis 
nem Kranze von Stroh oder Gras zur Kirche gehen muß. Stroh⸗ 
witwe bezeichnet dahereine Perſon, welche keinen Gatten bat, 
und doch feine Jungfer iſt. So auch Strohwitwer. 


Strollchen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 


welches im Hochdeutfchen fremd, aber in einigen Oberdeut⸗ 
{ben Gegenden gangbar ift, wo es mit herum reichen gleich 
bedeutend ift. Im Lande herum ſtrollchen, Engl. to Strole, 
Daher Strollchengeande, Landſtreicher. Es gehöret zu us 
ferem Trolfen. 

Der Strom, des— rs, plur, die Ströme, von dem Zeitivorte 
fromen. ı. Der Zuftand, daein flüffigee Körper ſtrömet; ohne 
Plural, Das Meer Fam wieder in feinen Strom, 2 Mof. 14, 25, 
Dem Strome des Waffers burch Damme wehren, =. Ein fitö- 
mender flüffiger Körper, d. i. eine grofe Maffe eines ſich ſchnell 
fortbewegenden flüſſtgen Körpers, beforiders went es in gerader 
Richtung geſchiehet. 1) Eigenelic. Sp nennet man denjenigen 
Sheil eines Fluſſes, Bades u. ff. wo das Waffer einen ſebr ſtar⸗ 
ten Zug bat, den Strom. In den Strom Fommen, Strom 
auf fahren, gegen den Strom, Wider den Strom ſchwimmen, 


auch figürlich überlegenen Hindeeniffen Widerftand leiften wol- 
fen, Ströme im Meove, Daffen Waffer, welche einen ſichtbaren 


Zug nach gewiſſen Gegenden haben. Der Zauptſtrom des Welt⸗ 


meeres gehet Con Morgen gegen Abend. Die berühmte Scolla iſt 


weiter nichts als ein Strom zwifchen den Vorgebirgen Faro und 
Sciglio, Auch in der Siefe gibt es Strome, welche auf der Ober⸗ 
fläche der Seenicht merklich find. Auch geringere aber ſich heftig 
aus einer Offnuig hervor drängende Maffen eines flüffrgen Kör⸗ 
pers beißen nach einer nicht fektenen Vergrößerung zuweilen Stro⸗ 
me. So fagt man, der Wallfi ſch blaſe einen Strom aus ſeinen Luft⸗ 
löchern. In eagerer Bedeutung nentiet man große Fluſſe, zumahl 
wenn ihre Bewegung nach ihrem Ausfluſſe zu ſtark und heftig if, 
Ströme. Solche Serome find die Denau, der Rhein, die Elbe 
u. ff Eigentlich verdienen nur diejenigen großen Flüffe diefen 
Nabnien, deren Lauf vorzügtich ſchuell und veißend it; allein in 
weiterm Berftande gibt mar ihn oft alfen großen Flüffen, fo wie 
mandbingegen auch reißende Bäche im geme in. Leben bäufig Strö⸗ 
me zu nennen pflegt. (2) Figärlich. cch In Rüdficht auf die 
ſchnelle Bewegung. Du wirft deg wegen ben fehnellen Strom 


der Zeie nicht um eme Minute aufhalten, Duſch. Sich von. 


en — — ——— ———— 

Meinungen und Sitten feiner Zeit. Die ehrwürdigen Worter 

Religion und Ebre, Pönnen wider-den Strom des B 

und der Leidenschaften nicpt immer befteben, Sonnenfr (6) 

Anfehung der Maffe, eine große Menge: Lin Stvom von Wor⸗ 

ten, wo zugleich mit auf die Bewegung angefpiclet wird,- Ströme 

Blurs vergießen. Ströme von Thränen. find zu ‚wenig für 

diefen verluſt. 

Y ‚Ein Strom frambarter Mähren a 

ö Sloß von des Alten Angeſicht, Gel, 

Ströme des Segens, der Wohlrharen wf.f- - 


in 


Anm. Im Angelf. und Engl. Stream, im Schw. Ström.. J 


©. Strömen, 
Die Strombabn, plur. die —en, er: eigentliche Sm eines 
jeden fliegenden Waffers, die größte Tiefe deſſelben, mo die flie⸗ 
ßende Bewegung allemahl am frärfften iſt; der Strom. 
Strom bahn eines Fluſſes, eines Baches ſchmalern. 


fen Richtung bewegen, wo es fo wohl mehr Maſſe, als auch mehr 
Heftigkeit voraus ſetzet, als ſtießen. Das Weltmeer ſtrömet von 
Morgen gegen Abend. Bey Guinea firömer dag Meer von 


Weſten nach Olten, bey Sumatra von Süden gegen Vorden. 


Die Donau firömer bey vielen Ländern vorbey. Der Bach 
firsmet von demBerge herunter. Ingleichen ſigürlich, ſich theils 


Die Zeit ſtrömet unaufhaltbar dahin. Bache von Thränen 
ſtrömeten aus ihren Augen. Das Blur ſtrömet aus den 

Adern. Seine Wohlthaten ſtroͤmten auf mich zu, So auch 

das Stromen. 


Strömen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswert haben er⸗ — 
fordere. und eigentlich von flüſſtgen Körpern gebraucht wird, ſich 
in einer beträchtlichen Mengerund mit Heftigkeit nach einer gewife 


nit Heftigkeit, tbeils in aroßer Maffe und Menge fortörwegen.- 


* 


Anm. Es iſt eine unmittelbare Onomatopdie des ffrömenden ; 


Waſſers. Figürlich bedeurete es chrdem auch ſich in die Länge er- 


ſtrecken, daber gebraucht Victorius Strom noch) von vinem Lan» - E: 
——— und Strieme von einem Strahl. Auch unſer Strieme 


in der heutigen Bedeutung iſt eine Figur davon. 


Der Stromkarpfen/des —s, plur.ut nom. fing. Karpfen, “ 
—welche ſich in Strömen oder Flüffen aufhalten; StußFaupfen, rag 


.. zum Unterfchiede von den Sees und Teihlarpfen, 5 
Der Stromforb, des — es; plur. die — korbe 1. "Spieih: 
zulaufende Körbe, welche mit Dornen gefülfet, und an dem Ufer“ 


eines firömenden Waſſers auf den Grund geleget werden, die Ber 


fbädigung des Ufers zu verhindern, 2. Eine Arı Fiſchreuſen ohne 

Kchle, welche vor den Strom eines ®erinnesoder anderer fließen⸗ 

‚den Waffer geleget werden, diemir dem Stron:e Tommenden ger 
che darin zu fangen; Franz. Panier de Bonde. . 

Der Strömling, des— es, piur. die—e, eine Art fleingr Hu 
tinge, welche häufig in dem Borbnifehen Meerbuſen gefangentitd . 
auch wohl Strömminge we werden, Clu Den Harengus 
minor. Linnä : 

Stromweife, adv. nach Art eines Stromes, wie ein Sem - 
Dpig gebraucht dafür das ungewöhnliche ſtrömig. 

Dilie Baͤch der Thranen rinnt 


—Mir ſtromig Tag und Nacht. ; 

Die Strophe, plur. die—n, ein Abſchnitt In einem Gedichte, 
nach deffen Ende die Melodie und die Versart wieder Don vorm 
angefaugen wird; ehedem ein Gefeg. Es ift aus dem Griech. 
Soon, Wiederkehr, fo wie Devs, weiches noch bey geiftlichen Lie- 
dern am üblichften iſt, vom Lat. Verlus, von vertere, 

Der Ströfibaum, des— es, plur. die — baume, im Berd- und 
Hürtenbane, diejenigen ausgegimmerten Bäume an einem Feldger 


Tänge, zwiſchen welchen die Schtwingergehen, Auch in 1. u k 








‚äume, — das’ Seil aus dein - 


pel beſtaden fid 
Schacht im Auftreiben nach dem Korbe zu gerichtet wird, ‚Bere 
> mutplich vom dem folgenden Seroffe, ein Abfae, 
Die Strofle, plur. die—n, ein Abſatz, eine Stufe; ein 
in dem. — Sprachgebrauche veraltetes Wort, welches 
nur noch von den Bergleuten aufbehalıen worden, welthe die 
— oder Stufen, nach welchen zuweilen die Stollen und 
Sange ausgehauen werden, damit mehrere Häuer binter ein, 
ander arbeiten könuen, Stroffen nennen. Im Böhmifchen, 
wo es duch die Deutſchen Bergleute eingeführet worden, 
Strols. Der Begriff. der Erhöhung, der Hervorragung , iſt 
ohne Ziveifel der Stammbdegriff, fo daß diefes Wort ein Fit» 
eenfioum von Strauß, ein Bündel, Büſchel, if. Ohne Ziſch⸗ 
laut ift im Schwed. Drofle, ein Haufe, Angel. Throfme, 
> wobin auch unfer Drufe, Drüfe geböret, In einigen Provinzen iſt 
"ser Stroß, die Gurgel, Droffel, tal. Strozzo, Strozza, 
Niederſ. Strate, Straße. ©. auch Strotzen. 
Der Stroffenbäuer, des —s, plur ut nom, fing. eben daſelbſt, 
"ein Häuer, welcher das Erz firoffenweife aushauet, zum Un 
terſchiede von-andern Arten der Häuer. 2 
Der Ströter, des—s, plur. ut nom. fing. ein veraltetes, 
nur Hof.6, gbefindliches Wort: und die Priefler find wie die 
Stroter, fo da lauern auf die Leute, und würgen auf dem 
"Wege, Das Wort bedeutet einen Straßenränber, Strauchdieb, 
Sandlautetbendem Jeroſchin Struiter, der auch Struterey für 
Straßenränberen gebraucht, Es ſtammet entweder von dem ver⸗ 
alteten Strut, Strauch, her, oder von fiveiten, fo fern es ches 
“dem auch herum ſtreichen, bedeutete, Niederſ. ſtriden. 


Strotzen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, von 


“innerer Fülle im böchken Grade aufgetrieben, aufgeſchwollen 
feyn. Dev Beutel firoger von Gelde, der Bauch von vie⸗ 
Ien Speifen. Ein firogender Beutel. , Bitter man den 
Bäuern, fo trotzet ibm der Baud,. Mattheſ. user, wel: 
"the von Milch firogen. agleichen figürlich,, ‘mit etwas 
überfülfer ſeyn. Predigten, welche. von Griechiſchen Wer 
tern ſtxotzen. Verſe, die von Gedanken Itrogen. Strogene 
"de Wörter, fesquipedalia verba. Sie wurden über die 
wilthende und von Schimpfwörtern recht flrogende Bes 
redſamkeit erſchrecken, Gell. Jugleichen prahlen, ſich mit 
etwas brüſten, im einigen Gegenden; Niederſ. ſfrunzen. Mit 
feinem Gelde, mit feiner Gelehrſamkeit fvogen, So and 
das Strogen. m 
Unm. Dasy inder Mitte deutet anf ein Antenfivum, welches 
von einem veralteten firoten ſtroſen oder ſtroſſen abſtammet, a 
ches in dem Engl. firut, firogen noch, vorhanden iff. Der 
griff der Erhöhung, Ausdehnung ift auch bier der herrſchende, es 
ber di ſes Wort gleichfalls zu Strauß, Stroffe u. (. f. gehöret. 
Im Hannöver, ift ſtrutt, ſtarr, ſteif. Auf ähnliche Arriſt von 
Fair, imeinigen Provinzen ſtarrzen fo viel als regen, welches 
aber nicht das Stammwort des unfeigen iſt, wie Friſch glaubt. 
Der Strudel, des—s, plur, ut nom. fing. ein Wort, deffen 
Stammbegtiff diefchnelle TreisförmigeBetvequng ift, und welches 
noch in einem doppelten Falle sorfommt, ı. Der Ort in einem 
Waſſer, u wo fih das Warfer mit einem Beräufche in einem Kreiſe 
drehet, an ſich in einen auf dem Grunde befindlichen Abgrund zu 
ſtürzen; wodurch ſich ein Strudel vos einem Wirbel unterſcheidet. 
Diefer beſtehet bloß in einer FreisförnigenBemegung, welche auch 
von Klippen unter der Wafferfläche, widrigen Steämen uf. ber: 
wühren kann; jener fegt einen Abgrund voramg, in welchen fich das 
Waſſer mit einer Vreisföcmigen Bewegung ſtůr zet. Ind eſſen werden 


beyde häufig verwechſelt, da man denn auch wohl die kreisförmige 


- Bewegungbes Wafjers unter und wach einem Waſſerfalle einen 


Sr 158: 


— tiennen pflegt. 2. Eine Aet Obadeuſc Diebiſpeiſ⸗ 
welche" aus einem gefüllten Zeige befichet, der in Geſtalt einer 
Wurſt gewicelt, wie eine Schuede zufammen gelegt, und her⸗ 


nach gekocht wird, Böhm. Sttrudle, Opne Zweifel auch wegen 


diefer Freisförmigen Geſtalt. 
"Anm. Die Endſylbe —el bedeutet hier ein Subject, Ding; 


es femme alfo nur auf die Sylbe Strud an. Giche dasfok 
gende, - 


Strudeln, verb. reg. neutr, mit dem Hülfewortehaben. Es if 


eine Dnomatopdie des Lautes, welchen ein flüffiger Röcper macht; 
wenn er heftig aufivallt, mit Heftigkeit aus einee Öffnung fließt, 
oder ſich in eine Offnung ftürzet. Das Waffer feudelt, wenn es 
heftig firdet, Die Duelle ſtrudelt, wenn fie das Waſſer mit Hefe 


' tigfeitderausftößt. Weil im Meere und in den Flüffen,, wenn 


ſich das Waſſer nach vorbergegangener Freisförmigen Bewegung 
in eine Tiefe hürger, ben derfelbe Laut. Statt finder, fo werden 


ſolche Orte, wo diejes geſchiehet, gleichfalls Strudel genannt, 


So auch das Strudeln. 

Anm. Dem Weſen nach iſt es eine Onomatopdie des Lau⸗ 
tes, der mit prudeln nahe verwandt iſt. Der Form nach if 
es ein Iterativum von Aruden; firiden, ſtreiten, welches 
mehrere Arten heftiger Bewegungen bedeua:, (5. Streiten.) 
Pictorius gebraucht ſtrudeln für eilen, ſtrütten und ſtrutteln, 
für wabedachtfam handeln, und in dem Narrenfchiffe ift unter 
einander firudeln, unordentlich unter einander werfen. Unter 
andern bedeutet es auch die kreisförmige Bewegimg, da es 
denn von Kreis nur im Präfico verfchieden ift,, In Wend 
ift Zrodlo, Zrudlo, nach eben derſelben Drtomatopdie, ein | 
ſtarker Duell. . 


Strumeln, verb. reg, act, et neutr. im letzten Falle mit dem 


Külfsworte-feyn, welches nur bey den Kohlenbrennern üblich 
iſt, wo die Zußfcheite ſtrumeln, weun fie an den Enden abbren= 
nen. Es gehöret zum folgenden ſtrümpfen, "weil die Scheite 
dadurch gleich ſam geftrümpfer werden. 


Der Strumpf, des — es, plur, die Strümpfe, Diminuf, das 


Striimpfihen, Dderd. Strümpflein. . Im weiteften Verſtan⸗ 
de, der Stamm oder Hanpteheil eines Dinges nach abgenommes 
nen Rebeniheilen und Emden, der Stamm, undin einigen Fal⸗ 
ten der Rumpf, Strunk. Der Strumpf von dem in Sruden 
zechauenen Widder, 3 Mof, 8,50. Der Strumpf des zerhaue- 
nen Dagons, ı Sam, 5,4. der Numpf. Seyde Ai und Strumpf 
von Jiraelabhatıen, Ef, 9, 145 den Stamm. Weder Aſt noch 
Strumpf follin Egypten fen, Kap. 19, 15. , 

Bleibt alfo nur-allein 

Der bloße Stumpf allda zerſchmettert und 3erfchla= 

gen, Opitz. 

der Rumpf In diefer Bedeutung konmit es im Sochdentſchen 
wenig mehr vor, obgleich noch in einigen Gegenden die Stamme 
enden eines Baumes, und die furzen Enden eines jeden abe 
geichnittenen Dinges Steumpfe beißen, wofür fonft auch 
Stumpf, Stürzel, üblich. iſt, Tannenſtrümpfe, Stanmene 
den von Tannen, im Niederſ. Stübben. Mit Steumf und 
Stiel ausrotten, Taat man im. Hochdeurfchen , d. i. mit dem 
Wurzelende und dem Stamme, ganz und gar, völlig, Dee 
den Bart ſchirt mag die Steumpf nicht heraus fcheren, 
die Strumpflin bleiben darin, Kaifersb, bey dem Friſch. 2.In 


En Dedeutung find die Strümpfe eine Bekleidung der 


welche über das Bein gezogen werden und daffelbe gang 
bie an» und über die Knie bedecken. Unterftrumpfe, Über: | 
" Arümpfe; zwirnene, möllene, feisene, Uderne Strümpfe, 
Cefiridie Strümpfe, um Unter ſchiede von] den gewirkten. 
‘Ein Paar Strümpfe. 


3 Anm: 





wi er es mit, 
ein Stüd, Rumpf u .f..f..habe verwan 
Die zievte Bereutnus; if Hof eine Fiaur der. —— — 

Aus der Geſch chie diefes Kle duugslt uckes erfläres werden muß. 
Anfänglich deitand die Beffeidung „des. Uhterleides, wie noch 
den vielen öfflichen Bolkeru, aus Einem Stüde, und dieß an⸗ 
je Siück hieß die Soſe. Nachmahls ſchuttt man din mutern 
Theil oder die Bekleidung der Füße davon ‘ob, und zog jedes 
Hefonders sam, da denn die Bekleidung der. Diebeine den Nab⸗ 


* der-Sofe.bebiels, die Bekleidung der Beine aber, weil ſol⸗ 


che anfänglich abgeſtrümpfte Stücke waren, den Rahmen der 
—— befam,.- Schwed. Strumpa. Andere Provinzen 
Hingegen, bev weichen Bruche oder weite Unterkleider üblich wa» 
zen, ließen den Strümpfen, als fie jelbige annabmen, den Nah⸗ 
-men,- welche das ganze Kleidungsſtück ehedem führte, daber 


beißen die Strümpfe noch jr dt in Weftphalen Hafen, d.i. Hofen, - 


im Denabrüdirhe u Stumpbafen, -aba:feümpfte Hofen,.in ans 
dern Gegenden Bniehofen, im Seief. Zu ſſe, und im Engl, Hole. 
5, Sofe, Sl 

Das Strumpfband, den. — es, plur, die — Bänder, einBand, - 
womit man die Strümpfe iber oder unter dein Knie feſt zu binden 
pflegt... Niederf zaſenband. 


„ Bwümp 4 


Strumpfen, verb. reg,,act, in einen Strumpf, in der erſten 


weiteſten Bedentung verwandeln, d. i durch die Quere iheilen. Es 


i nur noch in einigen Gegenden üblich, So wird in Thüringen _ 


ein Ver gehrumpft,. wenu men ibn in die Quere tbeilet, da 
denn die dadurch entftebende Theile Strümpfe oder Strümpfunz 
‚gen, der Ort der Ableituug aber das Steumpfgewende genannt 
werden 
Anm. Es iſt ein Intenfiouin von einem veralteten firumen Pr 
welches ein Berwandter von Strom Striemen u, f. f. war, und 
von Bewegungen nach mubr.rn Richtungen gebraucht wurde. 
Strunk, Teumm, Rumpf und anders mehr. gehören gleichfalls 
zur Verwandtſchaft. S. Strumeln. 


Der Strumpfſtricker, des —s, plur.ut nom. fing. Zimin, ; 


die Strumpfſtrickerinn eine Perfon welche ein eigenes, Geſchäft 


"daraus macht, Strümpfe für andere zu ſtricken oder ſtricken zu 


laſſen; beſonders fo fern es ehedem eine Beſchäftigung eigener 
Handwerker war, aus —— Baht die Baretkramer ges 

‚worden find, 

Der Strumnfflubl, des — es, — die — ſtühle, ein We⸗ 
berſtuhl, anf welchem Strümpfe und andere Heidungs ſtücke 
gewirkt, d. i — gewebet werden; der —— 
kerfühl. 

Der Strumpfwirker des — s; plur. utnom, fing. Fämin. 
die Steumpfwirferinn, ein Handıwi ser, welcher Strümpfe und 

andere Kleiturgsfhüde auf den Strumpffinhle wirfer, dei. nach 
Art des Gefrides mu Mafchen webe, 

Der Strunk, des — rs, plur. die Strünke, an den Pflanzen, 
‚ein kurzer und dicker Stamm, befonders wenn ſich andere Theile 
der Pfiunzen unmittelbar daran befinden; zum Unterfehiede von 
einem Stamime in enaerer Bedeutung, einem Stängel, einem 
Ehafteu.f. "Ein Roblfrunf, der. die kurze Stamm des 
Kables. Auch die Schwämmebaben Steunfer Inder Boranik 


ift in engerer Bedıntung der Strunk ein folder Stanım, der mi it 





em Bi: 





obgleich da —E wohl — 
und Dicke er ge Arten yuman 
Arus ‚und dem niedrigen Runks, ein ‚grober, uuger 
ſchiffener Meuſch eines ſchlechtes Ber 





SER. ; a j 


"Der Strung, des—es,.plur. car.ein In Bachsenifen 


Faunees, nur um Mderdentichen gangbares Wort, wo es den do 


‚vier Dreck in allerley Verſtaude bedeuri; Hollãnd. Stront, 
$tai, Sıronzo, Framzei. Eiron, Sci. Strunt. Dabe 
iſt Srruntsäger, bey. den Seefahsern der; Rahme eines 

vogels, der die Kutgegef um ihres Loihes willen verfolgt, © 
Scheißfalt. a; 

+ Die Strunze, plur. die —n, * Ben ———— — J 

groß s ſtarke⸗ Weibsdild, im verächtlichenBerftande. Bine faule y 1 

Strunze. Gewiß nicht von dem vorigen Strunt, als wenn es, 
wie Friſch vs poffierlich genug. ‚erflärt, eine Perfon bedeute, welche 
fib binten unvein häls, fordern von dem Nirderf. Strüne, eine- 
ſtarke große Diene, ven welchem es das Surenfoum if Siehe - 
Steun? Anm. nnd Sträne, — 

Die Steupfe oder Seruppe, plur. — lange raube Rin⸗ 
den, weiche die Pferde an den Füßen befommen, und welche von 
einem vorher gegangenen Reiben oder einer a 

berrühren. Bey einigen wird auch die Maufe, eine Art Ge⸗ 
ſchwüre an dem untern Fuße der Pferde, die Strupfe genanut, 
weil fie zuletzt zu einer ähnlichen Rinde erhartet. Das Wort 
pin zu ſtruppig und druckt das Ranhe der Rinde aus. Strup — 
iſt der Hoch⸗ und Oberdeutſchen — der — — 
Mundart angemsfeiter, 

*Streupfen, verb. reg, welches nur im gemeinen Leben übt 
3. Mir Hefrigkeit ſtreifen, alg.ein Yetivum und das Iuraufioum 
von diefem fveifen. Das Laub von den Bäumen firupfen, 
Im Bergbaue fogeman von einem fehr harten Gefteine, man 
ne nichts berunter - frupfen. 2. Als ein Neutrum mit J 
‚Hülfsworte ſeyn, und als ein Intenfivum non ſträuben — * * —— 
es in einigen Oberdentſchen Mundarten ſehr Harfe Runzeln bee 
Fommmen,befenders durch die Eintrocknung ſchrumpeln. Wenn ein 
Ding gefriert, fo fiebt du wohl, daß es zufammen Arupft, Kaie - 
ſereb. Sein $lefb iſt ganz ringehrupft, Hedion. Derfrupfte > 
Weinbeeren, Pictor. Impocdentfchen iſt es — — 

gang unbekannt. Go auch das Strupfen. 


rn 


1, Die Steuppe, plur, die —n, ©. Strupfe. 
‚2 Die Struppe, plur. die —n, in der Segfabit Srictegefpfite 2 


„den Blättern end Blüchen nur Ein Stuck ausmadyt;Stipeslinn. . 


und in diefem Be: ſtande ‚haben nur die Sdwänme und Farııe 
Iräuter Strunfe, 

Inm, Am Holländ. fo weht Sironk als Tropk, im Ntiebderf, 
gleichfale-Strunf. Der Begriff der eſchehenen Berflämmelung 
nr Strũmpfung iſti in diefer Bedeuiung ch der hereſcheüde, 


" terter Taue, auderen Ende man einen eifernen King vermittelſt 
des Ringknotens befeſt iget, allerley Tanwerk damit zu verlanger 
oder zu. befeſtigen. Es iſt von Strippe nur in der Mundart vo ⸗ 
ſchieden, als welches in vielen Gegenden auch Struppe undsir üp⸗ — 
pe lautst, —. — 
Struppig, — er, —Rr,adj. et adv. ſehr Rranbia, als das Ins — 


sen ſirum don dieſem Araubig. Lin ſtruppiges Haar, ein ſtrup⸗ — N 


„piger Bopf, firuppiger Bart, ſehr firaubig, empor ſtehend und j 
verwiret, befonders von harten Haaren. Ein närrifp haar % 
(baariges)Gefigpt i ineiner Rruppichten(Feuppigen) Perru a. - 
Im Oberdeyrihenift daber auch das Geſtrippe fo viel al⸗ voerwor⸗ 
renes Geſtrauch, im Niederſ. Struddik. 
Die Struſe, plur. die—n,in Preußen und Rußland, ein Rabe 
me geiwifer vlatter Fluß chiffe, mit welchen man in Preußen Holz, J 
Steinfohlen und Stroh auf deu. Flüſſen hinab führet. Die Stru·⸗· 
fen, decer fich die Ruffen auf der Wolga bedfenen, baben die Gr 
ftalt großer Schinen ſind mi Hütten und Bnden_ver fehen, babe. 
Ruder und Segel und. werden auch zum. Kriege gebraucht, : Der 
Nahme it vermuthlich Sfavonirchen Urfprunges. 2 ; 
+ Der Strun, des —ıs, plar. die ⸗e, inden niet rigen größe. — 
arien, ein Reuliug in feinem Berufe, das, was man auf ra — 





* ver 


AR un tuts ‚nenue, > Befonders pflegen die Sorsaren dir 
Heu angeworbenen eine Zeit Lang fo weh! Struge als auch Hopfe 
nennen, Bey dem Pietorius ift feütten, aus Imbefonnen« 
J—— uud — ein — Meet en As 





N . Seriger, S — Ft 5 
. Die ũger, plur.die—n, in einigen Gegenden ein Naßmeber 
* ee day oder geckenkirſche; Lonicera Xylofteum Linn,Etwa 
von Strauß, wegen der Rraubigen Geſtalt? Im Niederfähf: ift 
Struddik, Öefträuch. 
der Stubben, ves—s, plur. ut — — ein nur im 
Niederdeutſchen üblihes Wort, den Stod oder das Stamm⸗ 
ende eines ‚gefälleten Baumes zu bezeichnen. Im Angelf, 
+. Steb, Stybb, Engl, Stubb, Schwed. Stubbe, Es ift 


mit dem Lat. Stipes, Stipula, mit unferm Stoppel, Hapfen, . 


- fumpf u, f. fe nahe verwandt. 
abgeſtutzt. 
Des Stübchen, des —s plur, ut nom. fing. ein Diminutiv 
bvum von Stube, fo wohl in der Bedeutung eines Zimmers,afs auch 
- An der veralteten Bedeutung eines Befüßes.. .Von Stube, ein 


Im Riederſ. iſt kuuf, Rumpf, 


Zimmer welches geheitzet werden kann/ it Stubeben, ein Meines 


Zimmer dieſer Art, Oberd. Stüblein. 2. In der Bedeutung eines 
Behältniffes, Gefäßes, komme es in ver ſchiedenem Verſtande vor, 
41) Eine Seuergiefe wird in vielen Gegenden ein Feuerſtübchen, 
‚ An einigen auch eine Sewerftube genannt, bey dem Apberdign $uß= 
Aüblein. _ Im Niederf. Stave und Stove, Eben dafelbft iſt im 
Diminut Stafken, Stäveken, Stovefen, Eine Fleine Kohlpfanne, 
3. B. zum Räuchern. Es gehöret in diefer Bedeutung gleichfalls 
zu Stube, (2) Von Stauf, Stoff, Stube, ein größeres Gefäß 
von einem gewiffen Öehalte, ift dag Stübchen ein ſehr altes und 
weit aus gebreitetes Maß flüffiger fo wohl als trockner Dinge, wel⸗ 
ches geineiniglich vier Maß Quart oder Kannen hält, und fo wohl 
im Ober: als Niederdeutſchen gangbar iſt; im mittlern£at.Stopa, 
"Stupa, Stu pulus, Eftiva, im Niederf. Stöneken, Störfken, 


von Stoof, Stoop,  2in Stübahen Wein oder Bier, d..t, vier 
. Map: 40 bis 45. Slühchen machen eine Ohm Zu fien ges 
braucht man dafür das verwandte Topf, weldes von Stoff, 


Stauf, ame durch den Mangel des Sifchlautes verfchieden ift, 
. Im Hannöverifden werden auch die Häringe nach Stuben 
j " gerechnet, und dann geben 254 Stübchen auf eine Toune, 
Das Stammwort Stauf, bey dem Notker Stuof, .Stouph, 
iſt in der Bedeutung eines großen Bechers noch im Döerdeut- 
„ fen gansdar, fo wie Stof, Stoff und Stoop noch im Nie 
derdeutſchen, Schwedifhen uf. f. von einem -beffimmten 
Maße üblich find, wo es aber Heiner iſt, als ein Seübchen. 
In Danzig geben 255 Stof auf einen Auker Wein, dagegen 
20 Stübchen ſchon einem Anker, machen. Zehn Danziger 
Stof machen ı9 Hamburger Quartier oder Maß; fo wie r2 
"Hamburger. Stübchen ı7 Holländifche, Stsopen machen. In 
Schweden hält eine Kanne zwey Stop: ©. Stauf und 
- Stübich. 
iS —* Die Stube, phur. bien, Diminut. BasStübehen, Oberdenefch 
Stüblein. 1, Im weiteften Berftande, ein eingefhloffenerXaum, 
ein Det, Wöhnort, ein bedeckter Det, fich darin aufzubalten, und ein 
+ Sbeildeffelben,ein Gemach. Im Angelfiift Stov,Stowa,eine 
+ Wohnung, undein jeder Ort; im Frief, Sto, Step, Stef, eine 
"Hütte, eine Wohnung, ein Haus, daher im Riederſ. Warenſteve 
und Warendſiew, einen Bormund, eigentlich einen Haushofme ſter 
bedentet, Engl. umgekebrt Steward. In dieſer weltern Bedeu⸗ 
‘Kung iſt es im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und nur noch in 
einigen einzelnen Fällen üblich Seitz. B. die Radſtube der 
eingefhloffene Kaum, das Behaltniß/ worin fi das Rad einer \ 


— u * 


‚str. 


Waſſertunft — die Glockenflube, der Det —* Olsen 
"bangen, die Brunnenflube, ein Gebände über einen Brunnen, 
In noch weiterm Verſtande eines Behältniſſes, eines Gefäßes, 
kommit es in Feuerſtube und deſſen Diminnt. Feuerſt übchen, eine 
Feuergieke, vor, und in dem veralteten Stube, ein Gefäß, wovon 
noch das vorige Stübchen üidrigift. 2. In engerer und gewöhn⸗ 
licherer Bedeutung iſt die Stube ein Gemach in einem Hauſe von 
mittlerer Größe, welches vermittelft eines Kamins oder Ofens ge⸗ 
beiget werden kann; bey den Shwäbifhen Dichtern die Stuven, 
im Niederſ. Stave, Stauve, Sruve,im Angelf. Stova,im Engl, 
Stew und Stove, im Schwed.Stufva, im Island. Stufa, im 
Stal,Stuffa, imFranz. Rtuves, im Span, Eltuka, Wenb Stiva. 
Die Wohnſtube, Gaftäube, Putzube, Kinderſtube, Kran— 
kenſtube, Rathsſtube, Schreibeſtube, Studierſtube, Trinkſtube 
wachſtube uff. Beſonderẽ? eine Wohnſtube. Auf der Stu⸗ 
be, oder. in der Stube ſeyn. Immer auf der Stube ſitzen, die 
Stube hüthen. Eine warme Stube haben. Stube und Kam · 
mer. Stube bedeutet eigentlich dasjenige Gemach in eidem Haufe, 
welches man gewöhnlich betwohnet, und weil diefes in den nördli⸗ 
chen Ländern im Winten geheizet wird, ſo iſt es nachmahls von al- 
len ſolchen ema chern, beſonders gemeiner Art gebraucht worden 


daher man in der edlern Sprechart dafür lieber dag allgemeinere ” 


Zimmer oder Wahnzimmer gebraucht. Überdieg wird ein großes 
Gemach dieferArt, wenn es gleich gebeizer merden Fann,nihtStuz 
be, fondern Saal genannt. 3. In noch engerm Verflande wurde 
ehedem eine Badfkube nur eine Stube ſchlechtbin genannt, in wel⸗ 
chem Verſtande ſchon Stuffa bey dent Paladius vorfommt, obs 
gleich die Leſeart bier neh verdächtig ift. Daher warden dieBader 
in den vorigen Jahrhunderten nur die Stübler, Stüberer, Stüb- 
ner genannt, Jetzt werden die Ausdrücke Badſtube und Barbier⸗ 
ſtube noch oft von der®erechtigkeit gebraucht, das Baden und Bars 
bieren als Meifter ausüben zu dürfen, 

Anm. Die zweyte engere. Bedeutung hat die meiſten Worte - 
forfcher verleitet, den Begriff der Wärme für den Stanmbegriff 
anzufehen, und es von dem Riederf.ftöden, in elnem detfhloffenen 

Topfe Fochen, dampfen, und von dem Jsländ. Stoo, ein Fenere 
Herd anzufeben. | Allein, ſtoven ift ſelbſt nur eine Figur von ſtauen, 
Aund hat nichts von dem Begriff des Feuers in ſich fo wie das Is⸗ 
Känd, Stoo, nur eine Ellipſis für Eldlto, Feuerſtütte iſt. Kurz, 
Stube bedeutet eigentlich einen jeden Wohnort,eine jedeWohnung, 
iſt von Statt, Stätte, Stand m.f. f. nur im Endlaute verſchie⸗ 
sen, und ſtammet mitdiefen von fiehen, ad. Im Schwed. ift Sıö 
and im Island. Sto, ein jeder Ort. ©, auch er Stuben 

sound: Stuübich, welde nahe damit verwandt find 

Der Stuben=Urreft, des — es, plur. Kr ‚diejenige Art 
des Arreftes, da man von dem Richter Befehl erhält, nicht von 
feiner Stube’ zu geben; ein etwas ſtrengerer vr. als Sause 
Arreft. 

Der Stubenburſch des — en plur. die—en, ein junger 
Menſch, welcher witeinem andern auf Einer Stube wohnet; der 
Stuben geſell, in der-anffändigern Sprechart, Stubengenoß, bey 
: den Soldaten, Handwerkern n. f.f. der Bamerad. 

Die Stubenfliege; plur. die—n, die gewöhnlichfte Xrt-Fliegen, 
‚welche ſich inden Stuben oder Wohnzimmern suipält; ; Mulon 
“"domelftica Linn, 


-Der Stubenzelebrte, des —n plur. dir—n, 4 Beleheter, 


“welcher feine Wiſſenſchaft bloß auf der Stube,d. i: aus Büchern, 
- erlanges und ausübetz zum Unterfhiedevon demjenigen, welcher 
ſie im Umgange mü der Welt ausbildet und anwendet. 
Der Stubengenöß, der Stubengefell, des —en pl. 
„die—ens. S. Stubenburſch. 
er 








x Dr ET A ne A 4 
x 5 3 

— iR x J 

J 


7 468 = Stu: 2 — 


drucke oft der Calefactor. 


Die Stubenk ammer plur. die —n, eine Kammer an oder nehen 


> „einer Stube zum Unterſchiede von einer Bodenkammer. 


"Das Stubennadchen, des — s, plur. ut gom. fing. ein: 


Dienſtmadchen, welches zu häuslichen Arbeiten auf der Stube 
gebraudt wird, and von der jungen Magd zuweilen noch ver= 
fhiedewiftz in der bärterg Sprechart die Stubenmagd, und 
in der niedern das Stubenmenſch. a. 
Der Stubenofen, des —s, plur, die — öfen, ein Ofen in einer 
Stube, die Stube zu heißen ; zum Uuterfchiede von einem Bratz 
ofen, Brennofen, Backofen, Shmelzofen u. ff. | 
Die Stubenfihabe, plur. die — n, eine Art ſchwarzer Schaben, 
welche fich gern in den Stuben aufpält, underji in den neueren 
Zeiten aus dem’ Driente zu uns gebracht worden; Blaua 
orientalis Linn. die Mehlfchabe, R 
Stubenſtech, adj. et adr. ſiech oder Eränflih vondem Mangel 
: der Bewegung in freyer Luft. Stubenficch ausfehen. 


Die Stubenthür, plur, die — en, die Thür zu einer Stube, zum- 


Unterfchiede von der Rammerrhür, Hausthur u.f.f, ; 

Die Stubenubr, plur.die—en, eine große Uhr, welche man 

“in den Stuben an die Wand zu hängen pflegt; die Wanduhr, 
zum Unterfchiede von einer Taſchenuhr. 

1. Der Stüber, des— s, plur. ut nom. fing. ein elaſt iſcher 
Stoß mit dem an den Daumen gedrückten und losgeſchnellten 
Mittelfinger ; befonders in dem zuſammen gefeßten Raſenſt ü— 
der. G. daſſelbe.) Jemanden einen Stüber geben. Es beden⸗ 
set einen ſtumpfen Schlag oder Stoß und iſt mit ſtauen, ftau⸗ 
chen, fläupenn.f.f. verwandt. 

2. Der Stüber, des —s, plur. utnom. fing. Diminut. das 
Stübercpen „ eine Niederdeutſche Scheidemünze, welche gemein 
niglidy 14 Kreuzer, oder 18 Pfennig hält. Iu Holland machen‘ 
5° Stüber einen Thaler Caffen-Geld, 20 aber einen Gulden; in 
Eleve machen 60 und in Oſtfriesland 54 Stüber einen Reichs 

„baler, Doländ, und Nieder, Stüver, Schwed. Styfver. 
Biele ſehen es als eine Überfegung des Latein. Solidus an, 

‚and, leiten es dom ſteif her; allein es Tann auch von Stufe, 
ein, Stüd , abfiammen , und eigentlich ein Stüd einer größe⸗ 
sen Münze bedeuten, weil man den Didwmünzen ehedem ein 
giefes Kreuz einzuprägen pflegte, fo daß man fieim Nothfalle 
in vier TPeile brechen fonnte, (S. Schilling in der Aum.):da 
denn Stüber urfprünglich ein Stüd einer folden größerit 
Münze war. j ; 

"Der Stubich oder Stübich, des— es, plur. die — e, nur in 
einigen Oberdewtfchen Gegenden, ein Pad oder Schlaafaß. Die 
Waaren in einen Stübich packen. Die Endſylbe iſt das Suffi⸗ 
zum, ſo daß cs ohne Zweifel zu Stube, Stübchen, Stauff unſef. 

gehdðret, und ein Behältniß bezeichnet. 

Das Stück, des — is, plur. die—e, Diminut. das Stück⸗ 
ben, Oberd. Studlein, ein in doppeltee Haupebedeutung übli⸗ 
ches Wort, — — 

Ein Theil eines Ganzen, wo es eigentlich won einen eirgern 
Umfange der Bedeutung iſt, als Theil,und ein abgefondertes aug 


Einer Maffe beſtehendes Theil eines Ganzen bedeuten, die Abſonde⸗ 


zung fen unn geſchehen, auf welche Art fie wolle, Sinen Rörper 


in Stüce ſchneiden baum „brechen, fügen, veißen u. ff. 


In zwey⸗ ſechs Stücke ſchneiden Ein abgebrochenes, abge⸗ 
riſſenes Stud. ‚Ein Süd Brot, Sleiſch, Buchen, gob, 
Grein, Bindfaden, Gold u.L.f Wo dus Gange oder die Ars 


Bir — Be Ta WE A Et « 


—* * 


anderändert laſſen, eines ungebauten Stuck Landes; beſſer 
eines ungebauten Stückes Land. Go auch ein Britt We⸗ 
ges, wofür man auch nur ein Stück ſchlechthin jagı, Er 
ging ein gut Stück Weges. oder ein gut Stud mir. «Sehen 
fie noch ein Stückchen mit, Sie gingen noch ein. guies 
Stüde, (Stüd,) Gell. Be — 
Ex ſchalt, und lief ein gutes Stüde 
Dem böiem Schwurme zu entfliehn, eben derſ. 
Wo es aber auch diefolgende Bedrutung eines auggedebnien Dins . 
ges leidet, und mit Strecke und Strich gleich bedeutend iſt. Im 
Tatian fommt Stuk von einem Naume vor, Iugleichen ein Theil, 
"worang ein förperliches Ganzes zufaninıen geſetzt ift. Kine Hlöte 
von ſechs Stüden. Eın Strumpfſtuhl beſteht aus faft unzäbli 


vielen Stücken. Das Kopfft ick Mundiüd , Mittelſtück u. ſ. f. 


Das Gartenſtuck, Baumſtuck, Cuſtſtück, Raſenſtück uff 
In weiterer Bedeutung wird es auch, odgleich nur in einigen Fäl⸗ 
len, von den Theilen eines unkörperlichen Ganzen gebrancht. Ein 
Stüd aus einer Rede, aus einre Schrift, Die Side Eſther, 


in der Deutfchen Bibel, die Fragmente von ihrer Geſchichte. Et⸗ 


was von Stüd’ zu Stüd erzabien,, im gemeinen Leben... Die 
Srageſtücke, Fragen über einzelur Säge, auch nurnoch im geimtie 


nen Leben und in den Rechten, Ehedem fagıe warn aud die Glan: 


bens ⸗ Stücke, für Glaubens» Artifel. Aus allem erhellet, daß 
Stüd in dieferBedentung eigentlich nur von Förperlichen Eeiten 
gebraucht wird, eg mag ein Ganzes darein zerleget werden, oder 
‚daraus zufommen gefeget ſeyn; wodurd) es ſich von Theil wel⸗ 
ches von einem größeren Umfange ift, hinlänglich unter ſcheidet. 





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3 ah ae Sa 


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— de le a TE ee ee Ba 


.2, Ein zufammen hangendes®anzes; fo wohl, Eigentlich da | 


es denn zunächft von einem Förperlichen Ganzen, als eineund eben 
die ſelbe zufammenhange Maſſe betrachtet, gebraucht wird, Es 
ift aus Zinem Stide. Eine Slöte, eine Säule aus Linem 
Stücke. In weiterer Bedeutung fagt man auch wohl: in Einem 
Stüde fortsrbeiren, ununterbrochen. - Der Weg gehet in Eis 
nem Stüde fort. Wofür man auch wohl Streck e und Strich 
gebraucht. : RSS A Fe RAT 
(2) In engerer Bedeutung, ein Individuum, entweder fo 
fernes als ein Theil der ganzen Art oder Oattung betrachtet wird, 
oder, welches noch wahrfcheinlicherift, ſo fern es c* iu: 
tes Ding ausmacht. Die göttliche Voriehung gehet nicht bloß 
auf ganze Arten der Dinge, fondern auch auf einzelne Stirn - 
de einer jeden Art. Befonders: edle! 
(a) Bon lebendigen Grfchöpfen, mo es von Thieren aller 
Art am üblichfien ift,sam bäufigften von dem Viehe und Wild⸗ 
bret. Ein Stuck Wild. Zehn Stud vieb. Sundere Stud Och ⸗ 
fen. Zwanzig Stück Schafe. Bon andern Thieren gebraucht 
mian es nur, wenn die Art oder Gattung nicht beſtimmi wird, ſon⸗ 
dern bloß die Zahl der Individuen angegeben werden fol. Dies 
Stü, nabmlich Raupen n.f.f. Es bleibe hier, wenn es mit einem 
Zahlworte verbunden wird, im Plural gemeiniglich unverändert, 
wie fo virle andere Wörter, welche eine Zabl, in Maß, ein 6% - 
wicht u, ff. bedeuten, Sechs Stlick, nicht Srüde: Von Men: 
febgn iftes für Perfor in einigen gepteinen Mundarten fo wohl 
Ober⸗ als Niederdeurfchlandes gleichfalls gaugbar. ERs waren 
ſechs Stück in der Geſellſch aft Allein in der anftändigen Hoch⸗ 
densich. Mundart iſt esin diefer Bedentn»g unbefannt, Doch fügt 
man noch zuweilen ein Weibesftüß, im verachtlichen Verſtande, 


für Weibsspevjon, Ingleich en es if ein bapligss Siü# von f 


einem 


———— 





— Stu BR 


2 einen Weiße. Im Neserfächt. — im engern Veeſtadde 


ein Stud Diebes, ein Stück ek “ni, ein arger Dieb, 


; ein arger Schelm. 


- (6) Vou teblofen Dingen, wor, ı, In weiteſten Ver⸗ 
"landeven allen leblofen Körperngebraucht werden Tann, welche 
" pon mittelmäßiger förperlicher Größe find, wenn fie als bloße Ine 


dividuna bezeichnet werden ſollen; wo der Plural, wenn ein Zabl⸗ 


wort daben if, gleichfalls Srüc lautet. Sechs Sıük Rücher. 


Zehn Stüd; e3 fey nun Bücher, Ducaten, Bäume, Steine, Pflans 
zen u. {. f. Aber von fehr großen Maſſen, z. B. Gebäuden, Siad⸗ 


ten, Bergen, Simmelskörpern u. ſ. f. iſt dieſes Wort — üblich. 


2. In engerer Bedeutung, von einzelnen Arten lebloſer 


Individuen. a) Ein Grundſtück, iſt ein unbeweglicher Theil des 


Vermögens. Die Acker beete werden in manchen Gegenden Stüz 


cke genannt, in andern heißen fieRüden; wo aber auch die Bedeu⸗ 


tung eines Theilos Statt findet. in Stud Wein, iſt fo, viel als 
ein Stückfaß, (2. diefes Wort.) Sieben Stück (nit Stücke) 


S Wein, 8) Ein an einander Hangendes Geipinnft oder Gewebe 


heißt ein Stüd. Ein Stück Zeug, oder ein Stud Zeuges. Ber 


" fonders, wenn es. von eier deſtimmten Größe iſt, da es denn mit 


einem Zahlworte im Plural gleihfalls Stück für Stücke hat. Ein 
Sei baumwollen oder wollen Garn hält in Sachen 4 Strähn, 


‚oderr2 Zahlen oder Zafpeln ; ein Stüd leinen Garn aber 6 


Sträbn, jede zu 2 Zaſreln. Ein Stüd Tuch hält gemeiniglich 22 
bis 32 Ellen und wirdan manchen Orten auch ein Tuch genatint. 
Au dee Leinwand, dem Kattune, den feidnen Zeugen u. ſ. f. find 
die Stücke von verfchiedener Länge, ) Ein Werk der Kunft, 
beißt als ein Werk derKung, oder als cin künſtliches Individuum 
betrachtet, häufig ein Stu, Franz. Piece, Ein ſchönes, ein 
vortrefflihes-Stud. Ein. RBunßtü®, ein Meiſterſtück, ein 
Stück Arbeit fertig machen. Befonders ein Werk der bildenden 


" Künfte. , So werden Gemählde, mufifaliihe Compofitionen, 


Brufiſtuck, Knieſtück, Nachtſtück von Gemäblden, 


J 


Adel. W.B, 4. Th.2. %ufl. 


Gedichte, Schaufpiele u. ff. febr häufig Stude genannt. Ein 
Ein mus 
ſtkaliſches Stück, ein Diſeant⸗Stück, ein Singeſtück von muſika⸗ 
liſchen Compoſitionen. Voltärs Zaire iſt ein vortrefflich esStück. 
Eine mit Lift verbundene Handlung, wofür auch Streich üblich 
iſt; im Diminut.dag Stückchen. Das war ein vortveffliches 
Stüd. Er hat mir ein boſes Stückchen geſpielt. Boſe Stücke 
vornehmen, 5 Moſ. 19, 20. Sie geben mit böfen Stücken um, 
3 5,28. Gewinnft ſuchen durch böfe Stude, Weish. 15, 22, 
see Schelmfid, Sechtertüd, Von einer jeden 
fung auch im guten Berfiandeift es im Hochdeutfchen ver- 


& —* e) Ein Individuum von Geld⸗ und Münzforten; Franz. 


Pitce. Zehn Stück, entweder Pfennige oder Groſchen, Gulden, 


Thaler. Bin acht Grofchen Stück, ein zwey Grofchen Stück 


u, f. f. eine, Münze, welche acht oder zwgp Grofchen gilt. Ein 


SGoldfſt ück, eine goldne Münze ; dagegen man nicht fagt, Silber: _ 
Ki und Rupferftüd. Lin Stud von Achten, eine Spanifche. 

Munzſorte, (S. Acht. Ein Srüc Geld oder Stück Geldes bes 
deuten auch hãuftg eine unbeſtimmte Summe Geldes, 


Ein gut 
Sti Geld bey erwas verdienen. 2) Ein Individuum des groben 
Geſchützes, eine Kanone, wurde ehedem häuftg ein Stück genannt, 
in welcher Bedeutung es zwar noch nicht ganz veraltet iſt, aber 
doch für ſich allein im gemeinen Leben häufiger gebraucht wird, als 
in der. edlern Sihreibart, wo das ausländifche Kanone üblicher 
geworden; die Zufammenfegungen Leldſt ick, Bammerſtück, 
Steinftuck ausgenommen, Franz. Piece, im Böhm. Delo, wel⸗ 
ches zu unferm Theil geböret. Die Stüde laden, Ioshrennen. 
Unter die Stücke Fommen. Ehedem gebrauchte man dafür auch 
das Geſtück. 4) Endlich wird diefes Wort aud) häufig für Sache, 
Umſtand gebraucht. — Stüdehafler der. Serr, Sprichw. 6, 


i 


"RR 466 
16; file U Noch fufiger für Umſtand, Sache, Ich babe. 
audi in die ſem Stücke Dich angefeben, ıMof. 19,29. Galte dich 
in allen Stüden vern imftig, Sir. 31, 18. In diefem Grüße 
muß ich ibn Ioben. In dieſem Stüde bin ieh mir dir nicht 
Einer Meinung. Don freyen Stüden, aus eigener Bewegung, 
äns eigenem Antriebe, wofür man chedem auch fagte von freyen 
Dingen. Sie fingen von freyen Studen davon an zu reden. 
Mit ser Tugend werde ichs von freyen Studen niemebls ver: 
derben, Orgon beym Geil. Auch die im gemeinen Leben übliche 
RA. große Stude auf etwas halten, viel auf etivas halten, 
ſcheinet zu diefer Bedentung zu gebören, für große Dinge. 
Anm, Bey dem Notfer Stucchiu, bey demStryker Stuck, ir 
den gemeinen Mundarten Ober-und Niederdrutfchlandes Stuck, 
im Augelf. Stiece, im Scdiwed.Stycke, im Pohln. Sztuka, Es 
iſt wohl gewiß, ob es gleich noch von nienianden bemerfet worden, 
dag in den zwey Hauptbedeutungen dieſes Wortes zwey verfchtedene 


“Begriffe zum Grunde liegen. In der erften herrſcht der Begriff 


„der gewaltfamen förperlichen Theilung, und da fommt es von 
ſtuck en oder ſtücken ber, fo fern. es ein Intenfivum von ſtechen iff, 
welches im weiteften Berftande mehrere Arten der förperlichen 
Theilung bezeichnet, In der zweyten Bedeutung, iſt der Begriff 
der Ausdehnung der herrfchende, wonon der Begriff eines einzel⸗ 
nen ausgedehnten Dinges, eines Individul “eine Figur iſt, und da 
gehöret es zu Stock, inder Bedeutung einer Maffe, dick, deihen, 
in gedeihenu.f.f. Im Riederf. ift Stufe‘, fo wohl ein Haufe, 
als auch das Stammende eines Baumes, ein Stiod. Wenn die» 
ſes Wort ein Judividuum im weiteften Verftande bedeutet, und 

ein Zahlwort bey ſich bat, fo lautet es im Plural nicht Stücke, 
fondern Stud, wie fo vieleandere Wörter, welche eine Zahl, Maß, 
Gewicht n.f.f. bedeuten. Der Plural die Stücken ift eben fo 
provinziell als der Oberdeutſche die Studer. 


Der Stüdgrbeiter, des—s, plur, ut nom, ing, ©. Spig« 


arbeiter und Stückwerk. 


Die Stüdbettung, plur. die— en, S, Stuckwall. 
Stüdeln, verb. reg. act. welches das Diminut. des folgene 


den ift, und in beyden Bedeutungen gebraucht wird, fo wehl in viel 
Heine Stücke zertheilen, befonders in den zufaıninen gefegten zer— 
früdeln ; ale auch aus kleinen Stüden zufammen feßen, befon» 
ders durch Nähen. So auh das Stüdeln. 


Die Stückelſchere, plur. die —n, in den Münzen, eine Schere, 


womit die Gold «oder Silberzaine zerſtüchelt, d. i. zu Schrötlein 
zerſchnitten wer den. 


Stüden, verb, reg. act. 1. In Stüde theilen, «3 geſchehe auf 


weiche Art es wolle. Er faffete fein BRebsweib, und Hüfte fie 
mit Bein und mit alleminzwölf Stücke, Richt. 19,29. Am 
üblichften-ift es: in dem zufammen geſetzten zerſt ücken. 2. Ein 
Ganzes, welches eigentlich ein zufammen hangendes Ganzes feya 
folte, aus Stücken zuſammen fegen; befonders bey den Nähterin⸗ 
nen und Schneidern. Lin Kleid ſtücken. Das Tuch lange nicht, 
man muß ftücken. Noch etwas daran füden. Zufemmen 
ſtücken. S. auch Anſtücken. Sp aud das Süden. ; 


Anm. Bey dem Notker indererften Bedeutimg ſtucchen. Es 
ift hier eigentlich ein Insenfivum von Auchen, ſtechen, fo fern es 
‚ebedem auch ſchneiden, hauen u. f.f. bedeutese, daher fagt man 
noch in der Schweis, die Bäume füden, d. i. föpfen, die Gipfel» 
zweige abbauen. In der zivepten Bedeutung ſcheinet es von 
Stück gebildet zu ſeyn. 


Das Stüuckfaͤß, des — es, plur. die —fäffer, ein Rahme eineg 


großen Faſſes, von beſtimmter Größe, beſonders an dem Rhein⸗ 
- Reome,wo ein Stück faß Rheinwein, 15 Fuder, oder 74 Ohm, 
oder ı5 Eimer hält. Ein folches Faß wird auch nur ein Stud 


6s {Slot 


467 Stw 4 
ſchlechthin aenanut. Anch in Frankreich hat man eine Art eines 
Heinern Weingebindes, welches Piece beißt. Yudeffen feheinet, 
daß indem Deurfihen Worte der Begriff der Ausdehnung , * 
Größe, der herrſchende fen. 
Das Stütgeftell, ves— es, plur. die—e, ein Geftel, wors 


auf ein Stud. d. i. eine Ränoie lieget, wofür aber das ausländis 
the Laferte üblicher ift. 


Der Stückgießer, des--8, plur. utnom. ing, ein Sandwers 


Fer, welcher Stücke, d. i. Kanonen gießer, und welcher, fo fern er 
auch Glocken gießet, der Glockengießer genannt wird. 

Tas Stück gut, des —es, plur. die —güter. ı. Inder Hanse 
- Inng, Güter oder Waaren, welche ans mebrern einzelnen Stüden 
beſtehen. Ein Fuhrmann, ein Schiffer, führet Stückgüter, wenn 
feine Fracht aus verfhiedenen Waaren beſtehet, welche einzeln an 
ihn zue Ladung abgegeben worden. 2. Eine Mifchung von Kupfer 

und Zinn, woraus die Stücke, d. i. Kanonen und Glocken gegoſ⸗ 
fen werden; ohne Plural. Glockengut. 

Die Stüdpufe, plur. dsie—n, in der Landwirthſchaft einiger 
“ Gegenden, ein Theil einer volftändiaen Hufe oder 5 auptbufe, es 
fen nun die Hälfte oder ein Viertbeil derfelben. Der Befiger einer 
ſolchen Stückhufe wird alsdann eingalbbüfner, oder-viertelshufs 
ner genannt, 

Der Stuckjunker, des —s, plur.ut nom. fing. ben den Ar» 
meen, ein junger Edelmann, welcher fich bey den Stücken oder 
dem Artillerie, Corps zu der Stelfe eines Dfficiers tüchtig macht; 

wie Sabniunfer. 


Die Stück?ohle, plur. die —n, diejenigen Steinfoblen, welche - 


in großen barten Süden brechen; zum Unterfchiede von den 
Grusfohlen, 

Die Stückkugel, plur. die—n, von Stück, eine Kanone, eine 
Ranonenfugel, um Unterfchiede-von einer Flintenkugel. 

Das Stüdfüffen, ses — e, plur. ut nom. fing. auf denSchifs 
fen, diegroße Unterlage auf der Lafette, welche das Bodenftüc eis 

‚nes Stiid’es, oder riner Kanone trägt. 

Die Stükladung, plur. die—en, die — eines Stüdes, 
d.i, einer Kanone, 

Die Stück⸗ Lafette, plur. die —n, in engerer Bedeutung, 
eine Art Lafetten für die Stüde oder Kanonen auf den Schifs 


fen und in den Feftungenz zum Unterfdiede "von den Selde 


Laferten. 

Stucklich, fkil, S. Sticklich. 

Das Stükmeffing, des—es, plur. inuf. anf den Meſſinghüt⸗ 
sen, beſonders zu Boßlar, eine Art Meffings, welches aus Grüße 
Fupferund friſchem Galmey verfertiget, und zu groben Arbeiten an 
die Gürtler verfauft wird; zumlinterfchiede von dem Tafelmef- 
fine und det Mengepreffe: 

Die Stukncffel, plur. inuf, if einigen Graender ein Nahme 
einer Art Roßvoley, toelche auch unter dem Mahmen Bienenfaug, 


Brötenfraus und große ſtinkende taube Neſſel bekannt ift ,Sta= 


chys[yluatica Linn. 

Der Stitofen, des — s, plug die—öfen, eine Art Schmelze 
öfen für den Eifenftein, welche nur felten gebraucht wied, weil fie 
nur wenig Eifen auf Ein Mahl verfchmelzen kann; Dlaaofen, rich 
tiger Blanofen. 

Die Stückpforte, plur. die —n, aufden Schiffen, die Pforten 


oder Offnungen an den Seiten des Schiffe, aus welchen man. die 


Stüde oder Kanonen abfeuert. Gie find auf dem Schiffe das, 
was die Schieß ſcharten auf dem Lande, find. 

Des Stükpulver, des—s, plur. dody nur von mehreren Arten 
oder Quantitäten, ut nom. fing. ein grobförniges Pulver, wos 
mit die Stüde oder Kanonen geladen werden; Rartbasınen: 
Pulver. 


— 





Der Seucring des ⸗ es plur. diem & —— 


—— welche um die hölzernen Röhren ber Kunſtgezeuge gelegt 

werden, ; 

Die Stüdfäne, plur. Sie—n, eine einfache ans Einem Stüde 
beftehende Säge; vieleicht die, welche unter dem — der 
Stichſage am bekannteſten iſt. 

Der Stück ſäger, des —s, tur, utnom, Rap. eine Act Vs ⸗ 
gel mit einem egelförmigen hnabef, deffen bende Hälften fang 
und ansgezadı find, und einer Stuck ſage gleichen; Säger, Säge: 
fehnäbler, Plotus Serrätor Klein, 


Das Stück ſeil/ des es, plur, die—e, euf den Schiffen, eine 
Art Seile, welche zu den Stufen oder Kanonen des Shifies ı ae, 


braucht werden, 
Der Stüd-Vifierer, des — 5, plur. ut nom. fing, in dere» 


fhügfunft, ein Werkzeug, die Seele eines Srüces damit zu vifier - — 


ven, d.i. zu uaterſuchen, ob es vollkommen rein gebohret worden, 
fo daß feine Gruben darin befindlich find, 


Der Stůckwall, des—es, plur. die —wälle, ein voneinigen 


für Batterie verfuchtes Wort, wofür dochStuckbettung id 
ter und ſchicklicher iſt. 

Stüdweife, adv. in einzeinen Stücken, von Stück. —— 
Waare fück weiſe verkaufen. Eine Sache flůckweiſe er — 
Jegt erkenne ichs fckweiſe, ı Cor. 13,12. Etwas fu weife | 
beweifen, einen Sag nach dem andern, 

Das Stückwerk, des—rs,_plur. inuf, ı, Von Sir, 
Arbeit, welche ein Handwerfer dem ——— welcher damit 


BR; 


a r 


banteit, ſtůck weiſe dringt; daher ſolche Handwerker oderZabrifan- 5 4 
ten auhStüdarbeiter und St ück urrkor genannt werden. 2.Bon ° > 


Füßen, aus einzelnen Stüden zuſammen fegen, iſt Stüßwerk 
eine folde unvollkommene Arbeit, welche, anftast daß fie ang einem 

Ganzen befiehen follte, aus einzelnen Stücken sufammen gef 

iſt. Ingleichen figiirlich, eine unvolfommene&rfenntniß, woman 


nur einzelne Umftände oder Verhältniſſe von einer Sache erfennet, ; 


Unfer Wiffen ift Stůckwerk, ı Cor. 13,9. 20, 

Der Stüwifcher, Ses—s, plur. ut nom. fing. in der Ge 
ſchützkunſt, ein Wifcher, die Stude oder Kanonen nad dem Abs 
feuern damit auszumwifchen, 

Die Stubel, plur. die—n, ein Wort, welches eigen 
eine Säule bedeutet, aber im Hochdentſchen nur noch bey ei» 
nigen Handiverfern von. Fleinen Säulen, oder erhabenen em⸗ 
por fichenden dien Theilen üblich ift. So wird in den Sclöffen | 

die Krampe, worin. der Niegel gebet, die Studel genannt, Auch 
in den Gewehrfehlöffern gibt es eine Studel, deren ‚Kappen, die 
Nu bedeckt. 

Anm. Die zwehte Sylbe if die Ableitungsfolbe, and — 
dieſelbe iſt bey dem Daſypodius auch Stud, eine Säule, Egg 
ſtammet mit Stüge, Stadel, Statt, Statua, u. ff. von 


fteben ab, und bedeutet ein fiebendes Ding, Au einigen u - 


aenden ift es männlichen Befchlechts, Her Strudel, Die Thüirpfos 
ften werden in manchen Oberdeutſchen Gegenden uoch jetzt Thür⸗ 
ſtudel genannt. 

Der Student, des — m, plur. die —en, aus dem mittlern La⸗ 
teiniſchen ltudens. derjenige, welcher ſich auf einerllniverfität oder 
hoben Schufe den Wiffenfchaften widmet; zum Unterfchiede von eis 

nem Schüler undGymnaftaften, EinStudent ſeyn oder werden. - 
Es bat das Wort durch den häufigen Gebrauch etwas Allrägliches 
befonmer, daber man inder edlern Sprechart einen. folchen den 
Wiſſenſchaften fich widmendenJüngling lieber einenStudierenden 
oderStudiolum nennt,dagegen in der vertraulichen Sprechart auf 
UniverfitätendasWort Burfeh dm Hblichften iſt, Auf den Nieder⸗ 
fähbfifchentiniverficäten hießen dirStubenten ebedem Papen, Pfaf⸗ 


Kar die Pennäle oder Füchſe vorn Selbpapen. In Geßlers 1506 » 


gedruck⸗ 


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23 


——— — BER die —— Soc ſchüler genannt. 
In den karholiſchen Schulen, beſonders in den Schulen der ches 
mahligen Jeſuiten, befommen auch die Schüler der niedern Schu 
len den Rahmen der Studenten. 

Me Studenten-Blume, , plur. sie—n, eine bochzelbe Slume 
von widrigem Geruche, welche in dem nördlichen Afrika einheis 

Br miſch iſt; Othonna palultris Linn. 

Fe Seudtexen, verb.reg.act. etneutr. welches im legten Falle das 
Sulfswort haben befonmt. Es iſt aus dem Latein, ſtudere ent» 
lehnt, und bedeutet: 1. Nachſinnen, die Art und Weiſe einesDins 
ges zu erforſchen oder zu etkennen ſuchen. Auf etwas ſtudieren, 

88 zuecförfchen ſuchen. Auf eine Antwort, auf eine Entfchuls 
digung, aufeinefvindung, aufMittel undWege findieren. Auf 
„eine Predigt, auf eine Rede ſtudieren. In den Propheten 
“ fiudieren, Sir. 39,1. Jngleichen als ein Xerivum, eine Sache 
fuderen, fie deutlich zu erfennten ſuchen. Ich ſtudiere 1egt mein 
gerz mehr als jemahls. Die Gemuthsarten anderer ſtudieren. 
Jemandes Mienen, Gebehrden ſtudieren, ihre Bedeutung zu 
ee ſuchen. Das Mittelwor: ſtudiert, eine ſtudierte Ant⸗ 
wort, fudterte Predigt, worauf man ſtudiert bat, iſt zwar ſehr 
gewöhnlich, aber nicht fprachrichtig, weil man nicht fagt, eine Ant⸗ 
wort, eine Predigt ſtudieren/ fondern auf eine Antwort oder 
Predigt ſtudieren. 2, In engerer Brdeutung iſt ſtudieren, 
gelehrte Wahrbeiten zu erfennen , Gelebrfanfeit zu erlangen 
fuchen; als eiu Neutrum. Den ganzen Tag fiudieren, au 
der größte Gelehrte darf nicht aufbören, zu fudieren, ſich 





tung iſt ſtudieren, ſich den gelehrten Wiſſenſchaften widuen, 
beſonders jo fern es auf Univerſitäten geſchiehet. Seinen 
Sohn ſtudieren laſſen. Luft zum Studieren, haben. Zu 
Leipzig, zu. Göttingen ſtudiert haben. Ingleichen, als ein 


Iogie, die Rechte, die Arzneywiſſenſchaft, die Weltweisheit, 
die Mathematik ſtudieren, wofür man in einigen Dberdeuts 
ſchen Gegenden fagt, in der Theologie u f. f. fudieren. Ein 
Studierender, welcher aufUniverfitäten Wiffenfchaften zu er= 
©  Iernen fucht, im-gemeinen Leben ein Student. Der große Haufe 
pflegt auch wohl einenGelchrien einenStudierten zu nennen. Auf 
einen Advokaten, auf einen Doctor u. f. fusieren, ſich die 
"dazu nöthigen Wiffenfhaften auf Univerfitäten erwerben, iſt nur 
im gemeinen Leben üblih. 
Die Studier:Stube, plur. die —n, diejenige Stube eines Ge⸗ 
febrten, auf welcher ev gewöhnlich in der Ertenninß gelehrter 
Wahrheiten zu wachſen ſucht. 


Oberd. Stüflein, ein nur noch im Bergbaue übliches Wort, wo 
fiein eingehauenes-oder‘ eingefchlagenes Zeichen heißt dafeibft 


RAUM, die Markſcheideſtufe, die Erbfiufe, Sas Stufengeld 
Urt "Ein abaehauenes oder abgefchlagenes Stüd Erz 
oder Sein; ein Sandflein, Die Ersfiufe, Goldſtufe, Sil- 
berſtufe u. f.f. 1 her 

‘ Anm. Im Böhmifh. Shuffa: im Wend.Stowp. Es ſtammt 
von dem Seitworte flufen ber, ©. daffelde, 


Stuflein die Abſẽtze an einer Fläche vermittelſt derfelben hinauf 


die Sproffen einer Leiler nit Stufen beißen, ob fie gleich im 
Oberdeutſchen Staffeln genauni werden. Die Sturfen einer Crep⸗ 


* 


nad Wachslhum in der Erkeuntniß gelehrter Wahrheiten zw ' 
— befireben, Sur fi Aiudieren. 3. In noch eugirer Bedeu⸗ 


Activum mit der vierten Endung der Wiffenfchaft. Die Theo: 


. Die Stufe, ‚plur. die—n, Diminut. das Stüfchen,, S 
es in einer doppelten Bedeutung vorfomnit. 1. ‚Ein in das Ges 


eine Stufe,» Stufen fchlagen, ſoſche Zeichen. Daher die Ge⸗ 


2.Die Stufe, plur. die—n, Diminut. das Stüfchen, Oberd. 


oder binab zu ligen, für das mehr Oberdentfche Staffel. 1. Eis’ 
‚gentlid, wo es nur von Flächen diefer Art gebraucht wi cd, Saber' 


Er x \ 


WR 0 


pe. Zehn Stufen hinunter fallen. Stufen in einen Berg 
hauen. "Die Stufen zum Altar. Es geben schn Stufen zum 


Altar hinauf. 2. Figütlich, das fleigende oder. abnchmende 


Verhaltniß, wo es doch nur von einem foldheh Berhältuiffe in 
einigen äußern Umſtänden üblich ift, dagegen das aus dem La> 
teiniſchen entlehnte Grad, und das Oberdeutſche Stöffel, in 
einem weiteren Umfange der Bedeutung üblich find. "Die Stus 
fen des menſchlichen Alters, (S. Stufenjahr.)  Befonders 
von dem äußern Verhältuiſſe in der bürgerlichen Gefelfchaft. 
Mach der hoöchſten Stufe der Ehre, des Anſehens fireben, 
Welche wohl dienen ‚ die erwerben ihnen (fich) ſelbſt eine gu⸗ 
te Stufe, ı Timoth⸗ 3, 43. zu einem höhern Anite. Sic der 
Armuth rechtſchaffener verwandten und der niedern Stufe 
ſchämen, auf der fie ſtehen, iſt nicht bloß, Stolz; es iſt zus 
gleih Grauſamkeit, Gell. Die Stufen der Erniedrigung 
und der Erhohung Chriſti, in der Theolsgie, Begebenheiten 
derfelben in Auſehung des ſteigenden Verhältniſſes, in welchem 
fie auf einander gefolgt find. -Dagegen ſagt man nicht, Stu— 
fen des Reichthumes, "der Gefundheit, der Wärme, des Zor— 
nes u: fi f. ſondern Grade, Doc haben einige Sprachlehrer 
die Grade der Bepwörter Stufen zu nennen verfucht, und in 
Stufengang wird es ohne Anftoß in weiterm Verſtande ges _ 
braucht. An einigen Obsrdeusfhen Gegenden werden auch die 
Grade eines Zirkels Stufen genannt, wodurch bermuthlich Luther 
bewogen worden, die Abrheilungen.an dem Sonnenzeiger Histiä, 
‚2 Kön. 20, 9, gleichfalls Stufen Zu nennen, ob es gleich imHoch⸗ 
deusfchen i in diefer Bedeutung nicht gangbar ift. 

Anm. Es flammet mit Staffel von dem veralteten Zeitworte 
Rufon ber, welches noch bey dem Ottftied für heigen, aufwärts 
er ee und don welchem unfer ſtapfen ein Juten ſi⸗ 

vum i 

Stufen, verb, reg. act. welches nur noch in Bergbauefi ir fchlas 
gen, oder vermittelfi des Meißels hauen, üblich ıft. Ein Zeichen 
oder Gewer? in einen Stein fiufen, fehlagen oder hauen, Siehe 
auch Verfiufen. Daher Abſtufen, mit den: Schlägel und Eiſen 
—— zerſtufen, in Stücke ſchlagen oder hauen. So auch das 

tufen, 

Anm.. Es ift allem Anfehen sach ein fehr altes Wort, welches 
den mit einer gewiffen Art des Schlagens oder Hauens verbunde⸗ 
nen dumpfigen Laut nachahmei. 

Der Stufengang, des — es, plur. die —gänge, die fortdau⸗ 
erude Bewegung oder Veränderung nad einem fieigenden Vers 
bältniffe, die Gradation. Der Stufengang des menfchligen 
Lebens, der Sinnlichkeit, der Zeidenfchaft. 


"Das Stufengeld, des — es, plur. doch nur von meßrerhßuns - 


men, die —er, im Bergbaue, dasjenige Geld, welches die Ge⸗ 
ſchwornen für das Einhauen der Stufen oder Beiden indas Ges 
fein befommen. 

Das Stufenjabr,.des—es, plur. die— re, jedes fir benfes 
Jahr des menſchlichen Lebens, weil in demfelben allemahl 
eine merflihe Veränderung in dem Körper vorachen fol, das 
ber an ſolche Zeit von ſieben Jahren auch eine Stufe genaunt 
wir 

Der’Stufenpfalm, des es, plur. die —e, in der Deutſchen 
Bibel, gewiffe Pfalme, welche bey den ehrmahligen Juderan den 
hoben Feſten anf EOPOBIBER Stufen abgefungentwurdeu,oder nach 
andern, weil man die Stimme dabey nach und ach oder Hufen 

weiſe erhoben; ;Pfalmigraduales, £uther nenne fie Lieder i im 
hohern Chor. 

Der Seufenfhact, des — es, plur. die ⸗ſchochte, im Berg⸗ 
baue, ein in einen de gehauen Schacht, welcher ſtatt der 
el n e% ——— verſehen äft, 


Stu⸗ 


— 





471 Sn 


Stufenweife, adverb, nad Artder Stufen, oder Abfäge, einer 
Treppe, d.i. nach einem fleigenden oder abnehmenden Verhältniffe, 


Wenn die Rräftedes verſtandes ſtufenweiſe duch Mühe und _ 


Ynwendungfleigen, Gel. : 
Das Stuferz, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder 
Duantitäten, die — e, im: Bergbaue,.Erz, welches fo rein iſt, 


daß es nicht gepocht, fondern nur geſtufet werden darf. In einem 


andern Verſtande nennt man in einigen Gegenden ein aus ganzen _ 


Stufen eder Stüden beftebendes Eifenerz Stuferz; zum Hnter- 
ſchiede von dem Fleinern Bohnerze. 
Das Stufwerk, des — es, plur, inuf. eben dafelbft, Stücke 
reines Erzes, welche in den Gängen mit unter brechen, und nur 
geſtuft, oder ausgefchlagen, nicht aber:gepocht werden dürfen. 


Der Stuff, des — es, plur, car.ein veraltetes Wort welches fo 


oielals Staub bedeutet, und noch A Esdr. 8, 2 vorkommt: ein 
wenig Stuff, daraus Gold gemacht wird ; Goldſtaub. Es iſt 
von Staub nurin der Mundart verfchieden. Fin dem Latein, 
erte ſteht parvum pulverem. £ 
Der Stuhl, des — es, plur. die Stühle, Diminut. das Stühl⸗ 
chen, ein noch in verfchiedenen Bedeutungen übliches Wort, 

1. Ein ſtehendes Ding, wo. es mit Stiel von ſtehen abftammet, 
aber nur noch in verfchiedenen einzelnen Füllen gangbar iſt. 

(1) Eigentlich, Eine Säule hieß ehedem ein Stuhl, Griech. 
ur, surog, im Epirot. Stula, im Alban. Sitjula, wohin aud 
unfer Stolle, in der Bedeutung einer Furzen dicken Säule gehöret. 
Es ift in diefem Verſtande im Hochdeutfchen veraltet, außer dag 
noch eine Säule, d. i.ein fenfrecht ſtehendes Stück Zimmerholz in 
einem Gebäude, in einigen Gegenden ſo wohl ein- Stiel, als ein 
Stuhl genannt wird. Pe 2 


(2) Figürlih. (a) Ein ſtehendes Geld, wird noch zumeilen » 


ein Stuhl genannt, daber ein ausftehendes Eapifal in einigen Ge» 
genden noch der Zauptſtuhl beißt, zum Unterfchiede von den Zin- 
few, Shwed.Hufvudltol. Es ſcheinet, daß bier der Begriff 
des Srebens der herrſchende iſt, ob gleich auch der. folgende der 
Maſſe Statt findet. Denn, (b) in einigen Fällen ſticht der Be⸗ 
geiff dee Menge und der Maffe ſehr merklich hervor, In den 
Schmelzhütten macht das Erz einen Stuhl, wenn ſich imSchmet- 
* zen ein Erz auf das andere fegt, wo es aber auch zur folgenden 
Bedeutung gehören kann. Eine Menge mehrerer Dinge Einer 
Art, heißt im Islãud. in einigen Fällen Stol; fo ifi Heraftol oder 
Stolaher das Kriegsheer, Skipaflol, die Flotte. Unfer Stock 
wirdauf ähnfiche Art gebraucht. In Boxborus Gloffen il Stual, 


die Laft. Bermuthlich gehöret hierher auch der in dem Salzwerfe 


gu Halleübliche Gebrauch, wo die Salzbrunnen in Stühle ge- 
„theilet werden. Der Deutfche Brunnen hält dafelbft 32 Stühle, 
ein Stuhl 4 Viertel oder Quart, und ein Quart ı2 Pfannen; wo 
esvielleicht eigentlich auch eine Menge oder Maffe bedeutet, 
2. Ein Geftell, etwas darauf zu ftellen, etwas daranf zu feßen, 
etwas zu tragen. 


(1) Im weiteſten Verſtande, wo es gleichfalls nur noch in 


einigen Fällen üblich ift. Der Dachſtuhl iſt inder Zimmermanns-. 


Funft ein Geftell von Zimmerholz, das Dach zu tragen, oder zu 
unterflüßen ; der Glockenſtuhl, das Zimmerwerk, welches die 
Gloden ttäget; der Stuhl oder Weberftuhl , das Geftell des 
Webers, oder Wirkers. Der Zinkſtuhl, in den Goslarfchen 
Schmeljhütten, das Geftel von Stein, worauf der Zinkſtein 
in dem Schmelzofen gefegt wird. (S. auch das Gefühl.) In dem 
Salzwerke zu Halle wird auch der Hafpel der Stuhl genannt, da« 
her der Oberſtuhl und der Unterſtuhl, der obere und der untere 
Hafpel. In einigen Niederſachſ. Gegenden beißt das Holzwerk 
eines Heuſes bis unter das Dach, der Stuhl. Ein Haus bremne 


alsdann bis aufden Stuhl ab, wenn nur das Dach abbrennt. , 8 


* 3 2 ei 
ve NO, 





\ 


* 


(S. Stublgeld.) Im Schwed. gleihfasStol, im Epirotiſchen 
Stula. Im Schwed. iſt Stol auch die Bank, woraufdie Krämer ® —⸗ 
ihre Wancen austegen, im mittlern Lat. Staulus, Stallus, da ° - 
ber das Franz. Etaler, und inden Slavon. Mundarten heißt ein 
jeder Tiſch Stol, Stul, fo wie im Böhm, Stül au das Bett 


geftell if. - - ie er De 
ein Geſtell in und auf demfelber 


cr, ur NV 


(2) Ih engerer Bedeittung, en. 
zu figen. Linen Stuhl in der Kirche haben, einen beſtimmten 
eingefchloffenen Drt, wo man in derfelben figen Fann, Die Bir . 
chenſtühle, wenu es gleich nur Bänke find. Beſonders indem 
Zuſammenſetzungen Beichtſtuhl, Bethftuhl, Lehrſtuhl Katheder, 
Predigeftubl, Kanzel u. f. f.wo es aber auch. oft eine Figur der 
folgenden Bedeutung ſeyn Fann, indem dergleichen Arten von” 
Sigen ehedem bloß aus beweglichen Stühlen befanden haben - 


a a A 












— 


köonnen. 
(3) Inder engfien Bedeutung, ein ſolches bewegliches Gef, 
daranf zu fißen. # —— 


Ein zierliches bewegliches und erh abenes Geſtel 
Eine Pet ſon darauf zu figen, wodurch es ſich von Bank, Kana⸗ 
peh/ Schamel u. f. f. unterſcheidet; ſchon ben dem Ottfried Stual, 
im Niederf. Stool, im, Angelf. Stol, im Engl Stool, bey dem 
Ulphilas Stols, im Schwed. Stol, im Wallif. Yiiol, imSlenem. 
Stolek, im mitsl, Lateine Stolium, daher Faldıltolium, ein 
Stuhl der zufammen gelegt werden kann, movondas Franz. Fau- 
teuil gebildet ift. "Entweder auch von Stuhl, Geſtell, Ver auh 
von Stuhl, Säule,fo fern ein folcher Sigin denerfien Zeiten der 
Einfäle, eine bloße Furze i 
war, F & 
1, Eigentlich. Bin Feldſtuhl, ohne Lehne, welcher zu⸗ 
ſammen gelegt werden Fann, ihn auf dem Felde, und im Felde mit 
Eh zu führen; Armſtuhl, Lehnſtuhl, Sorgeſtuhl, Badenfubl. 
Ein gepolſterter odet gefürterser Stuhl, im Oberd. ein Seffel. 
Sich aufeinen Stubl fegen. Femanden einen Stuhl reihen. 
Dom Stuhle auffieben. Don dem Stuhle fallen. Figürih, 
Sich zwifchen zwey Stühle fegen, vonbeydenniches befommen, 
‚von zwey Dingen, welche man haben könnte, feines befommen, 
Jemanden den Stuhl vor die Thür fegen, plößlich alle Bers 
bindung mit ihm aufheben, eigentlih, ibn aus dem Laufe 
— Seht doch, gleich den Stuhß vor die Thür geſegt! 
el. EN 
2. Figürlich, der Sig eines geiftlichen oder weltlichen 
Regenten, ingleichen eines Richters oder eines Gerichtes, Fomme 
noch bäufig unter dem Nahmen eines Stubies vor. Schon Duff. 
und Notker. gebrauchen Stual und Stuol für Thron, und in “ 
. der Deutfchen Bibel kommt es in diefer Bedeutung mehrmahls 
. nor, da.esdenn zugleich die Fönigliche Würde bezeichnet, Der 
Stuhl des Röniges, ı Mof; 41,40. ı Kön. 1,46, DerSeubl 
des Herren, des großen Gortes, 2 Mof. 17,165 PE9, 5,8. 
Gott. wird Chrifto den Stuhl feines Vaters David geben, 
Luc. 1,32, Die Stühleder Gewaltigen Kürzen, Weish.6, ı, 
Im Hocdpdentfchen ift esin die ſer Bedeutung veraliet, wo man es 
nur noch von den Thronen derigeiftlichen Fürften gebraucht. Der 
pöpſtliche Stuhl, oder der Stuhl zu Rom,d. i. fo wohl der Häpfte 
liche Thron, alsauch der Papſt mit feinem Hofe, der päpftliche 
Hof. Zuweilen auch noch von Erzbifchöfen und Bifchdfen, Dee  , 
erzbifchöfliche oder bifcpöfliche Sruhl. Der Stubl zu Mainz, 
der Erzbifchof gu Mainz mit feinem Karitek Auch ein Geridye 
oder Gerichtshof wird noch zuweilen ein Stuhl genannt. . Der 
Zreyſtuhl, Lantfiubl, ein Freygericht, Landgericht. Dar Gey 
richtsſtuhl, Rechtsſtubl, Scheppenſtuhl, Dingeſtuhl. S.aud 
einige der folgenden Zu anmenſetzungen. EN 
(6) 3a. Te 


A 


9 


Säule, eine Stolle oder ein Stock F 







geben, Richt. 3, 20, auf den Stuhl gehen, im mittleen Latein, 


aufden Abtrittgehen. Figürlich iſt der Seuhl in der anfländigen 
- Spredhart theils der Stublgang, die Entladung des Leibes durch 


gehabt haben, es gehet Blur durch den Stuhl mit ab; tbeils 
auch die Excreuente felbft, Ein blutiger Stuhl, Füffiger Stuhl, 
harter Stuhl. 2 ) 
Der Stublerbe, des —n, plur. sie —n, von Stuhl, Thron, ein 
wenig mehr gebräuchliches Wort; einenShronerben zu bezeichnen: 

Stublfrey,adj. et adv. ein nuc in einigen Gegenden übliches 
Wort. Im Amte Weıter in der Graffhaft Mark gibt es gewiſſe 
Frey güter, welche ſtuhlfreyeGüter, und ihre Befiger Stuhlfreye 
genannt werden. Vieleicht von Stuhl, Gerichtsſtuhl, weil fie 
von einem gewiffen Gerichte befreyet find, oder auch von Stuhl, 

8 Sitz Wohnung, wie gFreyſaß. S.Stuhlgeld. 

Der Stublgang, des — es, plur, die — gänge, von Stuhl, 
Machtſtuhl; ein anfändiger Ausdruck fo wohl der Dffnung des 
Zeibes, als auch der Exeremente; in beyden Fällen au nur Stuhl. 
Beinen Stublgang haben. Den Stuhlgang befördern. Ein 
dünneree und öfterer, Stublgang , als gewöhnlich ‚heißt ein 

» Durchfall. Daher fich befiuhlgäangeln, im Scherze, ſich im 

Stublgange verunreinigen. 

Das Stublgeld,des— es, plur. doch nur von mehrern Sum» 

men, die —er, in einigen Gegenden, 5. B. im Dsnabrüdifchen, 
dasjenige Geld, welches der Käufer eines Gutes dem Verkäufer 


fegn ſcheinet, Vielleicht von Stuhl, das Zimmerwerk des Hau- 
R fes, und ſigürlich das Haus feldft, S. Stuhl 2, 

Der Stuhlgenof,des— en, plur, Sie —en, von Stuhl, Gr 
eichtsbof, in einigen Gegenden, diejenigen, welde einen und eben 
denfelben Gerichts » oder Diugeſtuhl haben. — 

Der Seuhlherr, des — en, plur.die — en, von eben dieſer Be⸗ 
deutung, und auch nur in einigen Gegenden, der Gerichtsherr, 
der Eigenebumsherreines Gerichtsſtubles. 

DieStuhlkuppe, plur, die —.n, Kappen oder Überzüge, welche 

So man über. die gepolkerten Gige der Stühle zu Rreifen pflegt. 

2 Das Stuhlknie, des — es, plur. die —e,an den Flußichiffen, 

ER ein Sheildes Steuerruders, welches inwendig im Schiffe ſtehet. 
Der Stublrichter, des — s, plur. ut nom. fing. in einigen 

- Begenden, der Präfident eines Gerichtsftubgg2, der Richter, 
Die Stuhlfäule, plur. dien, von Stuhl, Geftel, eine Säule 

in einem ſolchen Stuhle, z. B. in einem Dachſtuhle, Gloͤcken⸗ 

N finble a, tk. — 

Der Stuhlſchreiber, deg--s, plur. ut nom. fing. 1:%on 

Subl, Berichtsftubl, in einigen Gegenden der Gerichtsfchreiber. 

2. An einigen Orten werden auch die Schreib- und Kechenmeifter 

Stuhlſchreiber genannt ; etwa, fo fern fie.uefprünglich wirkliche 

* Gerichtsfchreiber waren ? 3. An andern Orten ift es derjenige, 
welcher die Auffücht über die Kirchenſtühle hat, ein Verzeichniß 
“darüber hält, und fie vermicıber, 
Der Stuhlzapfen,des— s, plur. utnom. fing. noch häufi- 
gerim Diminut. das Stuhlsapfehen odrr Stublsäpflein, Zäpf⸗ 
chen von Srife, Talg oder andern Dingen, welche man im den 
After ſteckt, den Stuhl oder Stuhlgang zu befördern; Stechpille, 


Wachtpille. 
Der Stuhlzwang/ plur. car.rin Zwang oder heftiger Trieb zum 
Stublgange, wobry doc) wenig oder nichts abgehet; der After⸗— 
. zwang, Leibzwang, Tenesmus. ; 








. DerStubrbare, ©, Steuerbats. 


: adfellare; welche R. X. auch oft überhaupt fo viel bedeuten, als 


den After : Beinen Stuhl haben, feinen offenen Leib, drey Stühle 


bey dem Abzuge entrichtet, und eine Art eines Schlüſſelgeldes zu 





Stu 


*Die Stuce, plur. die— n, ein nur im Miederfächf, bekanntes 
Wort, wo es theils das Stamniende eines gefälleten Baumes 
mir dee Wurzel, den Wurzelflog, oder Stock bedeutet, theilg 
auch einen Haufen, ein Bündel gewiffer Dinge, So wird ein Hleie 
ner Haufe Torf von 6 Stüden, eine Stuke genannt. Die zuge⸗ 

ſpitzten Haufen, in welche der Buchweitzen, wenn er gemäbet wor⸗ 
den,-auf dem Felde ausgefeßet wird, beißen im Ealenbergifchen, 
Holfteinifchen u. f.f. Stufen. Es ift mit dem Hochdeutſchen 
Stauche, Stock und Stück in ähnlichen Bedeutungen nahe 
verwandt, \ ea r ö 

Die Stülpe, in einigen Öegenden/Stulpe, plur. die — n, von 

dem Zeitivorte ftulpen. 1. Ein Dedel, doch am häufigſten nur ein 
beiweglicher, erhabener hohler Deckel, ivelcher auf einen Topf, 
Gefäß uf. f.getülper wird, in welchem Verftandees im Nieder- 
deutichen am üblichften ift, dagegen man im Hochdeutfchen einen 
folden Dedel eine Stütze nennet. 2. Ein umgeftülpter, das iff, 
umgeſchlagener Sheileines Dinges, im Hochdeutfchen nur in einie 
gen Fällen. So wird der aufgefchtagene Rand eines Huteg, die 
Kraämpe, in einigen Gegenden auch die Stülpe oder Hutftülpe 
genannt, Das fleife Knieſtück an einem Stiefel, welches gleich ſam 
umgeſchlagen iff, führer gleichfalls den Nadmen der Stülpe. An 
den Thürſchlöſſern ift die Stülpe, oder wie es auch bey einigen 
lautet, der Stulp, die umgebogene Seite des Schloßbleches, durch 
welche der Riegel hinein und hinaus gebet. Anden Gewehrſchlöf⸗ 
fern hingegen iſt es ein vierediges vorfpringendesStüct auf der in. 
ern Fläche des Schloßbleches, weichesdas Schloß in der gehöri⸗ 
gen Entfernung von dem Holze hält ; entiweder auch, fo fern es atte 
fänglich ein bloßer umgefchlagenerZheil war,oder auch vonStulp, 
fo fern es von Stolle, Studel u. f.f. nurim Endlaute verſchieden 
ift, und auch eine Eleine Säule bedeuten Faun, Im Wendif, iſt 
Stolpa, ein Pfeiler, und Stolpien, eine Stufe, FZußftapfen. 

Stulpen, verb. reg. act. welches nur inden gemeinen Sprech⸗ 
arten, befonders Niederdeutfhlandes, üblich ift. 2, Einen bo- 
ben hohlen Deckel auf etwas legen, befonders in den Zuſammen⸗ 
ſetzungen zuſtülpen, aufitulpen, abftülpen, im Hoch- und Oberd, 
ſturzen. 2. Umkehren, von Gefäßen oder andern Körpern mir” 
breiten hohlen Flächen , im Hoch und Oberdeutſchen ftürzen. Bi- 
nen Topf, einen Scheffel umſtülpen. Ein Butterbror zufam- 
men ſtülpen, daß die obern beftrichenen Flächen auf einander zu 
liegen fommen, 3. Umfchlagen, anfichlagen, befonders in dem zus 
ſammen aeſetzten aafitülpen, abftülpen. So auch dag Stulpen. 

Anm. Im Riederf. fulpen, im Schwed. Rjelpa. Es ift allem 
Anicben nach eine Dnomatopdie fo wohldes Bedeckens eines hoh⸗ 
len Raumes nit einem hohlen Dedel, als auch der Amfehrung ei- 
nes hohlen Gefäßes, & 

Stumm, —er, —fte, adj. etadv. der Sprache beraubt, ſprach⸗ 
los, Stummfeyn, aus einem natürlichen Fehler nicht ſprechen 
können. Stumm werden, eim Stummer. Stummer, wie 
ein Sifch. Figiielich, theils ans Vorſatz oder Schüchternheit nicht 
reden wollend. Star iſt in allen Befellfchaften ſtumm. Theils 
feinen Lant von ſich gebeud, ich durch keinen Laut offenbarend. 
Eine ſtumme Bewegung. Stumme Buchſtaben, diejenigen 

ſtitlauter welche vhncHülfe eines Selbſtlauters nicht ausgeſpro⸗ 
chen werden Fönnen, zum Unterſchiede von den flüſſigen. Mein 
Herz war fumm und thränenlos. Stumme Seufzer, ſtumme 
Thraͤnen, ſtumme Blicke. Wird dein Auge beſtändig gegen 
mich ſumm ſeyn, und mir niemahls die Worte ins Herz reden, 
die ich dir mit jedem Blicke begreiflich zu machen ſuche? 
Koni. Theat von S. Stumme Sünden, in der Theologie ‚- wel⸗ 
che ohne Iuziehung einer andeen Perfon begangen werden, befors 
ders folche Sünden der Unseinigleit, Weisb, 14,26, Im Nie 

©g3.. . det» 





475 em 


derfüdsfehen ——— auch den Wein ken; u wenn er fo ſehr ; — deren ſich jemand rühmet, —— BER nu: 


geſchwefelt ift, daß er darüber‘ den Geifk verloren bat, Engl. 
fium, Holland. fom, in andern Gegenden dumm. 


Anm. Bey dem Ottfried Aumm, imftiederf.gleichfalle FR m, 


im Holfänd. ſtom, in Schwed, flum, ben dem Ulphilas ohne 


Ziſchlaut dunibs, im Angeli; dumb, dumba, im Engl. dum, 


im Dän. und Schtwed, gleichfalls dum? imWBallif, mud, welches 
mit den Zat, mutus verwandt if. Stumm und dumm find ges 
nau verwandt, und ein Stummer ift im eigentlichften Berftande 
dumm. Stumm ift allem Anſehen nach eine Onomatopöie des ei« 
nem m ähnlichen Lautes, welchen ffumme Perſonen gemeiniglich 
won ſich zu geben pflegen, daher es im eigentlichftenBerftande auch 
aur von natürlich Stummen gebraudir wird. Der Form nach iſt 

=. 28 wegen des doppelten m ein Jırtenfipam von einem veralteten 

-#um, oder füm, von welchem noch ungeſtum herſtammet, ©. 

daſſelbe. * 

Der Stümmel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminuit. dns 
Stunmelden, ein nur in den gemeinen Sprecharten für der 
Stumpf; oder der Stumpfen übliches Wort, ein kurzes abge, 
ſchnittenes, abgebrochenes oder übrig gebliebenes Ende zu brzeich⸗ 
nen. Ein Stümmel Licht, einübrig gebliebenes Stück. Der 
Stümmtel von einem Zahne ‚ der Stift oder Stumpf. Ein 
Stimmel von einem Baume, ein übrig gebliebenes Ende. ‚In 
Thüringen werd en guch rurze Stücke Acker, welche am Ende oder 
zwiſchen andern inne liegen, Stümmel genannt. Die Endſylbe 

begeichuet ein Ding, ein kurzes dickes abgeſondertes Ding. ©. das 
folgente; ingleichen Stumpf, Stumpfen. 


- Stimmeln, verb. reg. act.ineinem Stümmel verwandeln, d.i Di 


ein Ding fürzer und Fleiner machen und dadurch verunftalten, der - 


zur vollitändigen Geſtalt gehörigen Theile berauben , ſtümpfen. 
Femanden die Naſe, die Ohren ftümmeln. Geftümmelte 
"Glieder. Die Worteftünmeln. Im Hochdeutfchen ift es ins 
defien in dem zuſammen gefegten verkiimmeln, welches die Ber 
unſtaltung noch näber bezeichnet, am üblichſten. (©. — So 
auch die Stümmelung. 
Anm. Die Endfolbe deutet aufein Intenfioam, fo daß das ei⸗ 
gentlicheSta mmwort, Aummen, gelauret baben muß,welches aber 


löngft veraltit ift. Es hat entweder den dumpfen Lantnachges - 


ahmet, welchen ein Furzer abgeftümpfter Körper in manchen Fäls 
Ien von ſich gibt, oder auch fehneiden, hauen, ſtechen u. ſ. f übers 
haupt bedeutet. Das Schwed Stum, Griech supog, einStüm- 
mel, find noch Überbleibfel davon; im Tegıern alle aber gehören 
unſer fimmen in befimmen, Stimulus, u. a, m. zur Verwandt 
ſchaft. Stumpfund ſtümpfen find ähnliche Intinfivadavon,aber 
rad einer antearnForm. Im mittlern Lat;ift Ellema,Extema, 
Stema, die Verfiümmelung eines Glieder, 

Stummen, verb. reg. neutr, mir dem Hülfeworte ſeyn, von 
dem Beyworte ſtumm, ſtumm ſeyn, wovon. aber nur das zuſam⸗ 
men geſetzte verſtummen, ſtamm werden, üblich iſt, ©. daſſelbe. 

Die Stummheit, plur. car. das Abſtraetum des jetzt gedachten 
Beywortes, der Zuſtand, da man ſtumm iſt. 

Stumpeln, Verb. reg, act, welches nut bey den Roblenbrentieen 
üblich ift, welche einen Meiler ffiimpelnoder ausftunf ein, mein 
fiedie Zwiſchentäume zwifchen dein großen Holze mit Seimmeln 
pdertleinen Holze ausfüllen. Vermuthlich von dem Micderfäch., 
Stumpel, ein Stünmel, Stumpf: In einigen ‚gemeinen und» 
arten fagt man auch Fümpeln für fumpern, S. daffelbe. 

Der Etimper, des —s plur! ut nom. fing. derjenige, welcher 
das, was er zu fönnenund zu wiſſen vorgibt, iur ſehr unvollfums 
men kann und weiß, und feine Arbeit daher gleichſam verſtüm— 
melt ober verdichr; zunächftvon Förperlichen Urbeiten, hernach 
aber insverächil chen Veeſt aude von alleu gertigkeisen und Wiens 


* 


Ein Handwerker iſt ein Stümper, wenn er die zu feinem Hand⸗ 
werte gehörige Fertigkeit nicht hat,, und daher das, was er macht, 


ungeftaltet nnd gleichfam verffüuimelt liefert, , 

- Anm. In einigen Mundarten auch Stümpler, Schwed, ‚und 
Island. Stympare, von dem Niederf. fumpen, fümmeln, vers 
fümmeln, Shiwed,iympa, Auf ähnliche Art nennet man einen 
Stümper in einigen Gegenden auch Zümpler, von hammeln, 
bummeln, verflugen, verftünmeln, Übeigens ſind dafür auch die 
Aus drücke Sudler/ Pfufcher u. f. f. und im Nieder, Prülker, 
Prudler, Maddeler, Rnilfiker u. ff. übtich, 


"Die Stümperey, plur. die — en, ungefcjidte, unvoll£omtiene 


Arbeit oder Fertigkeit; in einigen Gegenden Stümplevey. 


Stümperbaft, — er, —efle,adj. et ady. nach Art eines Stüm⸗ i : 


pers, unvollkommen und ungefchidt. 


. Stümpern, verb. reg. act. et meutr. im letztern Falle mit dem Re 
Hülfsworte haben, aus Mangel der nörhigen Fertigkeit, auf eine 


unvollfommene oder ungeſchickte Art verrichten, zunächft vonDine 


gen, welche eine Fertigkeit voraus feßen; in einigen Öegenden 
flümpeln, Hümpen, von welchem letztern es das Jutenfivum- iſt, 
und daher eigentlich oft und ſehr verſtünmeln bedeutet, Von ei⸗ — 


nem ungeſchickten Sandwerker der Künſtler ſagt man, er u 
pere, Ich Hümpere einwenig auf dem Claviere, Weiße. So 


auch das Stiimpern. 


Stumpf, er, —efte, * et adv. von dem Zeitworte Aump: — 


fen oder hümpfen. , 2. Eigentlich, geſtümpft, abgekürzt, und 


dabher feiner gehörigen Länge beraubt ; Sin welcher Bedeutung — 


doch wenig mehr gebraucht wird, ob. man gleich noch fagt, ein 
ftumpferScpwanz,welder nichtdie gehörige oder gewöhnlichefän. 


ge bar; ein ſtumpfer Befen, welcher geſtümpft, oder abgebauen iſt. 


2, Fu engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, der Schärfe und. 
Spige beraubt, im Gegenſatze des fcharf und fpigig. [6 Eigentlich” 








) 


von derförperlichen Schärfe oder Spige, ſo wohl überhaupt,nicht 2 


ſcharf, nicht fpigig. Ein ſtumpfer Winkel, welcher üher 90 Gras 


‚ behält, im Öegenfagceines fpigigen. Als auch vornehmlich, von." 3 ; 


Dingen, weldefcharf oder ſpitzig feyn ſollten. Eine ſtumpfe 


FM 
Be en 


Vafe, weldpe nicht die gewöhnfiche Srige har, (8. Stumpfnafe) 


Kine Humpfe Schneide, ftumpfe Spige. 


feyn, machen, werden. 
was man imfigürlichen Berftande Scharf und fpigig zu nennen 


. pflegt, (a) Die Zähne werden ſtumpf, wenn fie von einer berben 
Säure die gehörige Kraft zum Beiffen verlieren; Lat. fupidus, 
blennus, Die väter haben Herlinge gegefen, und dev. Binz \ 


der Zähne find ſtumpf worden, er.31,29.30, In einigen. 
Gigeuden ſagt man dafür, die Zähne find aufgeflanden; in 
. Sranfen gebraucht man für ffumpf, elger, wo derZahnelger auch 


die ſtumpfe Beſchaffenheit der Zihneift, Stupor dentium, im 


Meigen eilend, in Tiederdeusfchland. ichlehe, flee, Ital. ohne 
Ziſchlaut legaro. (b) Der Wein it kumpf, wenn er nicht die 
gehörige Schärfe hat, im Riederf. ſtumm, und im Hochdeutſchen 
von andern Köcpern, 3-8. dem Salze, and dumm. Lin — 
fer Geſchmack“ (ec) Bon den Sinnen, dem Verſtande u. f. f. 


der gehörigen Schärfe, Durchdringlichkeit, Lebhaftigkeit u. fe 


beraubt. Stumpfe Sinne haben. Ihr ſerz und ihre Sinnen 
ſind durch das Laſter ſtumpf geworden, Sonuenf. - Bey jedem 
frumpf, ‚Zimmern, > in ſtumpfer Beobagytungsgeilt, Ver⸗ 
fra. - 32, fle fingen, aber unfer Ohr if zu tumpf das feine 
Eoncert zu vernehmen, Geßn. 
wenn fieniche mehr ma der gewöhnlichen Schärfe feben. 
fagt, es werde jemand fumpf, weni vor Alter oder Schwach⸗ 


heit 


Das. Mefer, die 
Art, die Säge it ſtumpf. Lin humpfes Meſſer. Stumpf 
(2) Figürlich ‚im Gegenfage deffen, 


Gegenſtande unferer. Leidenfchaften wird zuletzt der Kopf 


Die Augen werden tumpf, 
Den 


ER EEE S 


EN: WE 















| NO - 
gen ah * Sie gehörige Lebbaftigkeit — oder des 
Leibes zu agree bat, Ein flumpfer wis, fumpfer 


— Linfall, 
Anm. Im diiederſ. und Schwed. ftump. (S.Stümpfen.) Im 


„ Nieder. ift dafür auch ſtuuf üblich, fo wie im Schwed. fiufva, 


fümpfen if. Es fehler derDeutfhen Sprache ein Hauptwort von 
- diefem Beyworte, denn Stumpfheit, —— das ſchicklichſte wär 
re, ift nicht eingeführet. Y 

Der Stumpf, des—es, plur. die Strümpfe, oder der Stumpe 
fen, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das Stümpf- 

chen, Dberd. Stümpflein, ein abgefchnittenes oder übria geblie⸗ 
benes kurzes dickes Stüid voneinem Ganzen, für das gemeinere 
Stümmel. Ein Stumpfen oder Stümpfchen Licht. Der 
Stumpfen voneinem gefälleten Baume, das Wurgelende, der 
Wurzelſtock, Schwer. Stum, welcher ain häufigften der Stock, 
Niederf. Srubbe beit, Zuweilen auch das Ganze, von welchem 
ein Theil weagenommen worden, wenn esdadurd ein ſtumpfes 

An ſehen befommen, oder verunfkaltet wordeir. Der Stumpf eines 
abgebrochenen Zahnes. Der Stumpf, der überbliebene heil des 
Borderarmes nach abgehauener Hand. Zunächſt von ſtumpf, 
nennen die Käger die abgerundeten, ſtumpf gefretenen Spitzen der 
Hirſchſchalen Stümpfe. In einigen Oberdeutſchen Gegenden wers 
den auch kurze dicke gefälleteSährStumpfe genannt. EinStumpf 
Wolle, ein fo cher mit Wolle gefüllter Sad. Ein Stümpf oder 
Stümmel Geld, ein folcher Bentel mit Geld. Im Riederf, Engl. 
und Schiwed. Stump. ©. das folgende, 

Stümpfen, verb. reg. act. ı. Der Spige ER ORG, und dar 
durch ein ſtumpfes Anfehen geben; in welcher Bedeutung es. doch 
im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. Die Bäume ſtümpfen, 

‚in der Schweiz, wofür man im Hochdeutfchen kappen, Föpfen 
oder Hugen fast, 
-derf,Rumpen, auch nur in einigen gemeinen Mundarten. Das 
Meſſer ftumpfen. Berbes Obſt ſtümpft die Zähne. So au 

* das Stümpfen. 

Arnm. Das pf am Ense ift ein Zeichen‘ eines Antenfi vi, wel⸗ 

ches von einem alten ſtumen, oder ſtimen gebildet worden, weldhes 


“unter andern auch ſchneiden, hauen, bedenter hat, doch zunächſt 


wohl fo, daß ein Körper dadurch ein ungeftaltes ſtumpfes Anfeben 
befommt, zu welchem Zeitworte, dach mit veränderten Endlauten, 
auch das Niederf, fiuven, ſtuppen, Schwed. ftufva, der Spise 


ER berauben, ſtutzen, Stubbe, Stock, Stoppel, Stipula, Stipes, 


ftupidus u,f.f.gebören. Ehedem hatte diefee Zeltwort nebſt ſei⸗ 
nen Verwandten verſchiedene figürliche Bedeutungen, welche aber 


Bi insgeſammt veraltet find; z. B. Stumpf, für Schimpf, ſo wie 


Schande und Lafter , eigentlich auch Förverliche Berunftaltung 
bedeuten fümpfen, ſtumpfieren, fliheln, frotten, two der "Ber 
4 der Spitze der herrſchende iſt, wie in dem Rat, Stimulus; 
fumpf, ſchnell, Aumpflich, eilend ,unverfcheng u. f. f. 
Der Stumpfbafer, des —s, plur.car. eine Art des Hafers, 
welcher kurze, dicke und nmpfe Köener bat, welche faſt der Gerſte 
gleichen, und das beſte nnd meiſte Mebl geben. 


R: - Die Stumpfnafe, plur. d8ie—n, eine fiumpfe eingedrngfte 


Nafe, welche nicht die gehörige Entfernung vom Geſt chte und 
Spitze bat; inafeichen im verädhtlichen Verſtande, eine mit ei⸗ 
ner ſolchen Naſe verfebene Verſon; im Oberd. Kumpfnaſe, im 
Niederſ. Stuufn aͤſe. Daher ſtumpfnaſig, mit einer ſolchen Na⸗ 
HUREN verfeben, 

Der Stumpffchmanz, des — es, plur. Siem (mans, ein 
ſtumpfer oder abgeſtümpfter Schwanz ein Schwauz, welcher fürs 
zer und am Ende dicker iſt, als gewöhnlich. Jugleichen ein Thier 


mit einem ſolchen Schwanze; z. B.ein geſtutztes Pferd. Niederſ. —* 


Stuufſteerd Daber ſtumpfſchwanzig. 


ſtanden und erklaret. 


Riederſ. fumpfen. 2. Stumpf machen, Nie⸗ 


- Stundon fbinu, ficden Mahl fieden;im Jſidor. 


.. St 478 


Stumpfwinkelig, adj. et adv. einen fFumpfen Winkel habend⸗ 


im Gegenſatze des fpigwinfelig. Bin kumpfwinfeligerTriange 


Die Stunde, plur. dien, Diminut. das Stündchen, Oberd. 


’ Stündlein, ein Wort, welches urfprünglich einen kleinen abge» 
fonderten Theil eines Ganzen bedeutet zu haben fcheinet, da es denn 
noch befonders in zwey Fällen üblich iſt. 

1. Ein kleiner Theil eines größern Raumes. In dieſem Ver⸗ 
ſtande wird bey den Markſcheidern ein Zirkel ſtatt der in der Gere, 
meivie üblichen 360 Grade in 24 Stumden oder gleiche Theile ges 
theilet, welche nach der’ unveränderlichen Mittagslidie beftimme 
werden, welche daher die Stumdenlinie beißt; fo daß man von 
Mitternacht duch Morgen, Mittag undAbend bis wieder zu Mit⸗ 
ternacht zählet. Daher ift die Stunde des Ganges , deifen 
Stteichen in Anfehung der Weltgegenden, fo fern felbiges aufdiefe 
Art beſtimmt wird. Dev Gang fallt aus feiner Stunde, wenn 
er von feiner befiiinmten Richtung abweicht. Kine Stunde abſte⸗ 
"Een, die Richtung des Ganges am Tage mit Pfählen bemerken, 
welches man auch nennet, die Stunde aus der Grube zu Tage 
ausbringen. Frifch hat es in diefer Bedentung ganz unrecht vers 
Bey dem Detfried iſt Stunto, ein jeder 
Raum oder Drt,allen ther flunton, an allen diefen Orten, wel⸗ 
che⸗ vermuthlich auch zu dieſer Bedeutung gehöret. 

In gewöhnlicherer Bedeutung, ein kleiner Theil der Zeit. (1) Im 
weiteſten Verſtande, ein kleiner Zeittheil von unbeſtimmter Dauer, 
eine kleine Weile, ein Augenblick; eine ehedem ſehr übliche Be— 


deutung; welche auch noch jetzt ſehr gangbar iſt. Bey dem Kero 


iſt Stunthuuilu, ein Augenblick, eigentlich eine Stundweile, 
ſume Stunt, bisweilen, Willeram, noch jetzt im gemeinen Leben 
unter Stunden. In churzer Stund, bey dem Horneaf, furz 
darauf. Im Riederf. ift upftund, jeßt. Von Stund an, im 
gemeinen Leben von Stunden an, von demſelben Augenblide an, 
ſogleich, Niederf. anftund. Theurdank von fund ſtündt ab 
zu fueß, flieg ſogleich ab, Theuerd. Zur Stunde, den Augen« 
blid, Ich weiß es noch dieſe Stunde nicht, dieſen Augenblick. 
Ih weiß die Stunde noch nicht, was das für ein Ding iff, 


für, diefe Stunde. NichtSine guteStundebey jemanden haben. 


Reine gefunse Stunde haben, ununterbrodjen frank feyıt. Eine 
beifere Stunde,. wo meine Standhaftigfeit alle diefe Kinder: 
niffe überwunden hat. Bange, unglüdlicye Stunde, o fey 
noch fern! Wo es überall einen kurzen Zeittheil von unbeſtlwinter 
Dauer bedeutet. Figürlich fagt men: er iſt ihrer alle Stunden 
werth, ich bin es alle Stunden im Stande, u. f. f. zu allen 
Seiten, vollfommen, Ehedem war es auch für Zeit eerhaupt fehr 


‚ üblich, in welcher Bedeutung v3 bey dem Ottfried und feinenZeits 


genoffen mebrmahlg vorfommt. Bey dem Kero heißt diegwifchens 
zeit, Untarftuntu, Hierher geböret auch die im Höchdeutfchen 


‚veraltete aber noch in einigen Provinzen übliche Bedeutung für 


Mahl. « Andrera Stunt, bey dem Kero, zum- andern Mahle. 
TrizzugStunton dehtnn ‚drengig Mahl zehn, Dttfried. Sibun 
(2) In enges 
rer Bedeutung, ein kurzer Zeittheil von beftimmter Dauer, d. ie 
der 24fte Theil eines natürlichen Tages... Tag und Macht beſte⸗ 
bet aus 24 Stunden. Die Jtaliäner zählen vom Unfergange der 
Sonne big wieder zum Untergange, 24 Stunden, und diefe Art 


die Stunden zu zöblen, beißen Italiäniſche Stunden; dagegen 


andere Europäifcdhe Nationen-von Mitternacht bis Mittag zwölf 
Stunden, und von Mittua bis wieder Mitternacht, wieder zwölf 
Stunden zählen. Yon einer Stunde zur andern, von Stunde 
zu Stunde. Ich warte ſchon zweyStunden. Die uhr ſchlagt 
Stunsen. Es iſt noch keine Stunde ber. Vor einer Stunde. 
Kine halbe Stunde, viertelfunde. Ss it eine ſtarke Stunde 
bis dahin. Beine Stunde Ruhe haben. Ich will ihnen > 

h [4 





* 
⁊ 


479 Stu. 


es vergnügtes Seündchen machen. Es i# um ein böfes 

Stundchen zu thun. An Feine Stunde gebunden ſeyn. Wenn 
die Zahl der Stunden nach der uhr beſtimmt wird, ſo gebraucht 
man das Wort Stunde nicht mehr, ſondern Uhr; es iſt zehn Uhr, 

oder es iſt zehn, nicht, es iſt die zehnte Stunde, welche veraltete 
Are des Ausdruckes indeſſen noch in der Deutſchen Bibel vor- 
Tommt. Figürlich, ift Stunde häufig ein Unterricht, welcher 
Stuhdenweife gegeben wird FJemanden aufdem Clavier, im 
Zeichnen, im Tanzen, im $echten, in einer Sprache, Stunde 
geben. Stunde bey jemanden haben, nehmen. In die Stun: 
de geben, in den ünterricht, welcher nur eine Stunde dauert. 

” Stunde halten. Die Stundeilkaus, iſt zu Ende, So auch. 
Die Fechtſtunde, Tanzſtunde, Schreibeſtunde, Sranzöfifche 
Stunde u. ſaf. Im gemeinen Leben wird nach einer andern Figur 
auch das Stundenglas nur die Stunde ſchlechthin genannt. 

Anm. In diefer engern Bedeutung ſchon bey dem Detfried 

Stunta, im Riederf. Stunde, imSchwed.Stund. Da im Schw, 
noch ſtunt, abgekürzt geftugr, und ftunta, fingen, Kim 
„fen, bedeuten, ſo leiter Ihre es fehr wabrfdeintich von diefem 

Zeitworte ber, ſo daß Stunde eigentlich einen,abgefonderten Fleis 
nen Theil bedeuten würde. Das im Deutfchen längſt veraltere 
Stammwott ſtunen oder ffunden, abkürzen, iſt alsdann von ſtüm— 
meln, fümpfen, fiugen, dem Riederf. ſtuven, und andern diefer 

Art, nur im Endlaute verfchieden. Im Niederdeurfchen ift Stun: 
zel noch ein kurzer kleiner Menſch. Übrigens gebrauchen Ottfried 
und feine Zeitgenoſſen für diefesStunde im engern Ver ſtande auch 
Zito, Zeit, und Wilu, Weile. Ta fint binoti zuelif dago 
ziti? Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Ottfr. 

Stunden , verb. reg, act. welches nur noch hin und wieder in 
den Kanzelleyen üblich ift, wo es zuweilen auch gefunden lautet, 
Zeit und Frift geben. So auch die Stundung. 

Das Stundenbret, des — es, plur. die— er, in der Schif 
fahrt, eine bölzerne Scheibe, worauf die32 Windftriche verzeichnet 
find, und welche der Steuermann am Mafte bangen hat, die Zahl 
der Stunden, wie lange der Wind eine und eben,diefelbe Kichs 
tung bebalten hat, daran zu bemerken; bey den Holländern das 
Uhrbord. 


Das Stundengebeth, des —es, plur. die—e, ein Gebeth, 


weiches zu gewiſſen beftimmten Stunden gebetbet wird, befonderg 

in der Nömifchen Kirchedie fo genannıen Horae canonicae, 
Das Stundenglas, des — es, plur. die—gläfer, ein mit 
“ feinem Sande gefülltes Glas, durch deffen Auslaufen die Dauer 

einer Stunde zu bemerken ;. die Sanduhr , im gemeinen Leben 
nur die Stunde. 


Das Stundenfreuz, des— es, plur. die— e, in den Gnomo⸗ 


nik, eine Sonnenuhr in Geſtalt eines Kreuzes, welche, ohne Hülfe 
eines Zeigers, durch ihren eigenen Schatten die Stunden zeiget. 
Stundenlang, adj. et adv. eine oder mehrere Stunden dan⸗ 
ernd. Stundenlang auf etwas warten, Ein fundenlanges 
Gebeth. 
Der Stundenlehrer, des —s, plur. ut nom, fing. ein Leh⸗ 
ter, welcher feinen Unterricht nach Stunden bezahlt befonmt. 
Die Stundenlinie, plur. die — n. 2. In der Önomonif, diejes 
ge Linie, welche ber Schatten des Zeigers einer Sonnenubr zu eir 
ner gegebenen Stunde erreichen nıuß. 2. In der Markſcheidekunſt 
wird die Mittagslinie die Stundenlinie genannt, weil die Stun⸗ 
den oder Theile des Sirkele von derfelben an gezähler werden. 

Der Stundenting, des— es, plur. die—e, an den Uhren, 
‚der Ring oder Kreis aufdem Zifferblatte, in welchen die Stunden 
werzeichhet werden. | 

Det Stundenrufer, des — s, plur. ut nom, fing, derjenige, 
velcher die Stunden des Tages, befonders aber des — abru· 


v 


fet; in welchem letztern Falle es eine anffänbige Seneunnug ice 
Nachtwãchters x 

Der Stundenfund, des — es, plur. car. Sand, Sn et in 
den Stundengläfeen gebraucht wird; Uhrfand, y 

Die Stundenfäule, plur. die — m in der Gnomonik, eine Sour 
nenubr in Geftalt eines Cylinders. $ 

Die Stundenfcheibe, plur, die —n, bey den Martſcheidern, 
eine meſſingene im 24 Stunden oder Theile eingerheilte Scheibe, 
das Streichen eines Gauges in Anfehung der Weltgegenden damit 


zu beiimmer; die Eiſenſcheibe, vermuthlich, weil fie ebedem ; 


‚von E:fen war. 

Der Srundenſchuh / des ⸗es plur. $ie— e, in der Afttonos 
mie.ein Schuh, oder der dritte Theil von der Länge eines Pen» 
dulg, welches feine Schwinguug in einer Secunde zu Ende bringt. 

Der Stundenfeiger, des — s, ©. Stundenzeiger. 


Der Stundenftab, des — es, plur. die — fläbe, in der Snomo⸗ 


nik, ein Stab, auf welchem eine Sonnenuhr verzeichnet iſt 
Die Stundenftaffel, plür, die —n, an den Schlaguhren, eine 
in zwölf Theile oderStaffeln nah Schueckenzugen ausgefößnittene 
Scheibe, durch welche die zwölf Uhefchläge abgemeffen werden, 
Die Stundentafel, plur. die—n, in der Aftronomieund Sciff- 


fabrt, berechnete Tafeln‘, aus der beobachteten — die 


Stunde jedes Tages zu finden. 
Der Stundenzeiger,des— s, plur. ut nom. fing, A, Der 


. 


Zeiger an einer Uhr, welcher die Stunden zeiger, zum Unterfhiefe . 


von dem Minuten und Secundenzeiger. 2. Im gemeiiten Les 
ben auch ein einfaches Werfzeng, welchrg die Stunden jeiget ‚da 


"denn fo wohl die Sanduhren, als auch dieSonnenzeiger Stunden ⸗ 


zeiger, und in einigen BegendenStundenfeiger genannt werden, 
3. In der Mathematik iſt es eine runde Scheibe, 
Einer Seite die. Stunden; aufder andern aber diezu ihrer Er⸗ 


kenntniß nöthigen Zirkel der Himmelsfugel — find; Ho- ® 


rofcopium. 

Der Stundenzirkel, des —s, plur. ut nom. fing. in der 
mathematifchen Geographie und Aftronomie , zwölf Zirkel, wels 
che durch die beyden Welt Pole gehen, und den Äquator in 24 


gleiche Theile theilen, und zugleich die aſtronomiſchen Stunden 


„bezeichnen; Circuli horarii. 


Stündig, adj. etadv. eine Stunde Sauernd, welches — ie - 


denZifammenfegungen zweytindig,dreyfündigu. ff. üblich ift, 
Stündlicy, adj.et adv.zu allen Stunden, ingleichen von Stunde 


auf deren 


z 


zu Stunde, Wir erwarten ihn ſtundlich. Das Fündliche Geberb. 


Die Stunze,plur. die — n, ein nur in einigen Gegenden übliches 
Wort, eine Art eines Gefäßes zu bezeiihnen, welches dermuthlich 


eben daffelbe it, welches unter dem Naben einer Stande - 
am befannteften iſt, (S. diefes Wort.) Im Niederſ. iſt Stüns ken, 


ein kleiner Zuber. 


*Stupfen, verb. reg. act. welches aber im Hochdentſchen unbe 


Fannt, und nur im Hberdeutfchengangbar iſt, mit einer ſtumpfen 
Spige ftoßen, ingteichen mit einer jeden Spige fiechen. Er ſtupfte 
den Bönig, 3 Maec. 5, 1223 er ſtieß ihn mit dem Finger oder der 
Hand an, ihn aufjuweden, im Griech. svufe. Ein Pferd mit 
der Spießgerte ſtupfen. Einen Ochſen fupfen, mit dem Stachel 
anflogen. Mit Nadeln ſtupfen, ſtechen. Lauter im Ober deut ⸗ 
ſchen übliche Redens arten. Daher der Stupfel, ein Treibeſtachel, 
Stiwulus. Es if mit dem Riederſ. ſtippen, und dem Hochdeuts 


fen supfen und tippen genau verwandt und ahmet zunächfi den 


Laut des Stoßens oder Stechens mit einer ſtumpfen Spitze nad. 
Der Sturm, des — es, plur. die Stürme, ein. Wort, welches 
ein heftiges mit Gewalt verbundenes®etöfe durch ſeinen Laut nach ⸗ 


‚ ahmet, und daher auch ehedem von einen jeden heftigen Getöſe, 


ia von einer jeden heftigen Bewegung gebsancht wurde, wie es 


deaa 


Bar. — — —* — 
Fern 7.7. 708 
denn noch in den Monſeeiſchen Gloſſen durch motus und ſtrepi⸗ 

tus gegeben wird. Noch jetzt iſt es in dieſer Bedeutung gangbar, 
einmit heftiger Gewalt verbundenes oder von derfelben verur⸗ 
ſachtes ®etöfe zu bezeichnen, Die Herde Saͤue ſtürzte ſich mit 
einem Sturmeindas Meer, Mattb. 8,32. Min Sagelturm, 
Dafferiduem, Ei.28, 2; braufender Hagel, tobendes Waſſer. 
„Mit einem Sturme gelaufen fommen, befonders von mehrern, 
Jial. Stormo. Aus beiliger Stille auf die Stürme der niedri⸗ 
- gen Erde herunter feben, Duſch; auf das unrubige Getümmel. 
Befondert, 1.Ein hoher Graddes Windes, deſſen nächfter und 
böchſter Örad ein Orkan genannt wird; ein Sturmwind, in 
einigen Öggenden au Windſturm, obgleich diefes eigentlich nur 
einen heftigen Anfall, Stoß vder Sturz des Sturmes bedeutet; 
bey dem Stryker Sımerm, Riederf. Angeli, Eugl. Schwed. 
Storm, in Bretagne Storm, im Irländ. Sturrim, im Isländ. 
Stormur, im Pohln. Szturm, im Wallif. Yitorm, im Lat. 
ohne Zifchlaut and mit einem andern Endlante Turbo. Ein gro» 
Ber Sturm, ein heftiger Sturm. Es enıfland ein Sturm, es 

- erhob ſich ein Sturm. Die Stürme toben, wüten.  Jugleichen 
figürlich. Der auffahrende Sturm einer Leidenfchaft. Ein 
Herz, welches vondem Sturme einer getheilten Liebe bin und 
ber getrieben wird. Wodurch wollen fie den Sturm abwen: 
den, der uns bedrohet? Sonnenf. Wenn es niemand wagen 
will; fih dem Sturme Preis zu geben, fo will ip es thun, Gel. 


"Was für einfinfiver Sturm droht meiner ZarrlicpFeit 

er Weiße. 
2. Das Gerlinnmel mehrerer in heftiger und gewaltſamer Bewe⸗ 
gung befindlicher Perfonen. Da fich aber ein Sturm erhob der 
Beiden undder Jüden, Apoft. »4,5. Sturm läuten, mit einer 
Glocke das Zeichen eines entftandenen Feuers geben, nm alles 
"zur eilfertigen Löſchung dadurch aufzufordeen, kurmen. Der Haus 
fe rannte mit einem Sturme daher, fürmte daher. Mit eiz 
nem Sturm an die Mater Taufen, in dee Deutſchen Bibel. 
In einigen Dberdeutfchen Gegenden ſagt man aud), ein Sturm 
Leute, Buben, ein Haufe in heftiger Bewegung befindlicher Pers 
> fonent, wohin ohne Zifchlaut auch die fat. Turba und Turma ge> 
bören, Eden daſelbſt ift ein Sturm Vögel, ein Flug oder Strich, 
fo viel als ihrer zugleich auffliegen. 3. Befonders, der mit einem 
ſolchen Getöfe verbundene gewaltfame Angriff mehrerer. Daber 
war Sturm ehedem auch fo viel als der Krieg, ingleichen ein Ge⸗ 
fecht, Treffen. Zu Sturme reiten, in das Feld, in den Krieg, in 






. alt Engl. Stour, in Bretag. Stourm,im Isländ. Styr. Jetzt 
gebrancht man es nur noch von dem gewaltfamen Eindringen in 
einen feften und dersheidigten Ort. Sturm laufen, ſtürmen, eis 
nen feſten Ort oder einen Theil deffeiben gewaltſam zu erfteigen 
und zu erobern fuchen; Ital. Stormo, immittlern Zar. Turma- 
tus. Eine Stadt mit Sturm einnehmen oder erobern, mit ſtür⸗ 
mender Sand. Die Belagerten fchlagen den Sturm ab, wenn 
fiedie Stürmenden zwingen, abzulaffen. Sturm fehlagen, bla- 
fen, oder zum Sturme Tchlagen, blafen, das Zeichen zum Stur⸗ 
me mit dev Trommel oder Trompete geben. Die bibfifche R. 9. 
den Sturm anlaufen iſt nicht üblich. Jugleichen figürlich. Was 
für einen Sturm haben fie aufmeine Seele gerham? was für 
einen heftigen Angriff ? ©. Stürmen. N 





2 fer, vorn mit Eifer befchlagener Balken, deſſen man fich vor Er: 
findung des ſchweren Geſchũtzes bediente, bey und in dem Stur m⸗ 


aufen die Maueru damit einzuſtoßen; Aries, der Mauerbre— 
en, Die letzte Sylbe gehöret nicht zu Bock, hircus, ſondern 
ar zn Bock, win Werfzeng zun flogen vobs pochen. 


Adel. W. 5, 4. Th, 2. uf. i 





3. dr N le A er a EI , A r “# 


dem alten Gedichte auf den heil. Anno, im alten Sranz.Eftour, 


Der Sturmbock, des —es, plun. die —böde, ein fehwerer gror 


' 

| Stu 482 

Die Sturmbrücke, plur. dien, eben daſelbſt, bewegliche höl⸗ 

„gerne Thürme, welche man nahe an die Mauern ſchob, und her⸗ 
nach eine Brücke auf diefelben fallen lie, die Mauern auf ſolche 
Art zu erfleigen; f i * 

Das Sturm daͤch, des —es, plur. die — dächer , eben daſelbſt 
ein bewegliches Dach, unter deſſen Schutze ſich die Starmenden 

den Mauern naheten. 

Der Sturmdeich, des — es, plur. die —e, in den Niederdeut⸗ 
fen Marfchländern, ein Deich, das Binnenwaffer bey einem ent» 
fiedenden Sturmwinde abzuhalten, daher erinnerhalb des Haupt⸗ 
deiches angeleget wird; Landdeich, Bienendeich. 

Stürmen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt üblich iſt. 
I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. ı. Ein heftiges 

‚ von gewaltfamer Bewegung herrührendes Getöſe machen, welches 

dem Laute diefes Zeitwortes gleicht. An die Thur ſtürmen, 
mit Gewalt anpochen. In das Zimmer hinein ſtürmen, mit der 
größten Heftigfeit und dem ſtärkſten Getöfe, Die Treppe hinauf‘ 
fluemen. Auf jemanden hinein flürmen, ihm mit ungeffümer 
Heftigkeit zufegen. Alles ſtürmte auf ihn hinein. Kiferfuche 

‚und fehlgeſchlagene Liebe ſtürmten fo auf fie ein, daß u. f.-f- 
Sturmende Leidenfchaften. 2 

Belinde ließ nunmehr dem Zotne freyen Lauf, 

Und Klagen kürmten bin und Thränen hörten auf, Zah. 
Befonders von demim böchften Grade bewegten Winde. Der 
Wind fiirmer; ingleichen unperfönlich, es Kürmt. Wenn der 
Winter um unfere' Hütte ſtirmt, Geßn. In der dichterifchene 
Screibart, auch wohl in der thätigen Form. Der Oſtwind ſtürme 
ibn aus feiner Stelle, Hiob 27, 21. nach Michael. 2. Sturm, 
läuten, d, i. durch das Schlagen an die Glode, das Zeichen zums 
Alarm geben, es fey nun in Fenersgefahr, oder bey einem ein» 
dringenden Feinde. ©. Sturmglode. 

11. Alsein Activum, mie ungeflümer Gewalt und einem heftie 
gen Lärm zu vernichten ſuchen. Die Bilder ſtürmen, fie auf 
folde Art aus den Kirchen seißen und vernichten, Ingleichen auf 
folche Art zu erbrechen oder einzunehmen fuchen, befonders, went 
esvon mebrern gefchiebt. Jemandes Zimmer ftürmen. Lin 
Baus ſtürmen. Eine Stadr; eine Leſtung fürmen, Sturm 
laufen, mit Gewalt in diefelbe einzudringen fuchen, Eine Se 
fung mit Hucmender Sand einnehmen, in Sturm, mit Sturm. 
Die Mauern fkürmen. Das Thor. flürmen. So au das; 
Stirmen. 

Anm. Bey dem Notker iſt flutmon, toben, und im Tatiam: 
ſich empören. Es ifi eine Nachahmung des ungeftiimen Getöſes, 
welches es ausdruckt, und mit hören und ſterzen, ſtürzen u.a. m. 
nahe verwandt, deren abgeänderter Laut und urſprüngliche Be» 
deutung durch die Endlaute beffimmt wird, Mit veränderten Vor⸗ 
lauten gehören auch Turbo, Turba, 6 gun, ein heftiger Anfall, 
und fo ferner Hierber.. ; - 

Der Stürmer; des —s, plur, ut nom. fing. eine Perfon, wel» 
che ſtürnit, doch nur in einigen Snfammenfegungen; z. B. Bildere 
ſtürmer, Selfenlürmer. Bon Sturm laufenden oder zum Stur« 
me commandirten Soldaten ift es nicht ubli 9, wobl aber von ei 
nem ffürmifhen Menjchen, Vler Stürmer (fürmifhe Renome _ 
miften) böx ich ſchon, nach Siffem Saale Heigen, Zachar. 

Die Sturmfahne, plur, dir—n, von Sturm, Gefecht, Trefr 
fen, ebeden: dıejenige Fahne, mit welcher die Truppen in das Grm 
fecht grführer wurden. Des Reichs Sturmfahne, welche ehedenn 
die Grafen von Würtemberg führeten. 

Dee Sturmfaß, des — es, plur, die— fäſſer, Fäffer, worim 
ben einem Sturme, d. i. Senerlärme, das zum Löſchen nöthige 
Woher angefahren wird; die Sturmkufe, S. Seuerfaß- 

Der Starmfnk, des — en, plur, die — 1, 9,Surmmeun 

ob a 


Die 





488 Si⸗ 


Die Stuͤrmflaͤſche, plür. die —n, thonerne Flaſchen welche man 

— —— F füllen, und fie von en, und Wäls 

Ten unter die Sturmlaufenden Truppen zu werfen pflegte; Sturm⸗ 
hafen, Sturmfrüge, S. auch Seuerropf. 

Die Sturmfluch, plur. die—en, eine durch den Sturm höher 
als gewöhnlich aufgetriebene Fluth des Meeres. 

Des Sturmmatter, des— 8, plur. utnom. ing. ein Nabe 

der Fallgätter in den Thoren, weil fie vornehmlich alsdenn nieder» 

- gelaffen wurden, wenn der Feind das Thor ſtür men wollte. 
Die Sturmglode, plur. sie — meine Ölode, mit welcher man 
- das Zeichen zu einem Fenerlärme zu geben pflegt; die Sewerglos. 
de, Lörmglode, Die Sturmglode angiehen. An die Sturm: 
slodefchlagen. 1775 2” 
nr Sturmbafen, des — s, plur. die—hafen, S. Sturm⸗ 
afche: ; : 

Det — — des —s, plur.ut nem, fing. ein Nahme 

der Feuerbafen, fo fern fie bey einen Sturme oder Feuerlärme 
zu Einreigung der brennenden Bebäude gebraucht werden. 

Det Sturmbefpel, des —s, plur. utnom. fing. ein Rahme, 
welchen auch die Friefifchen oder Spanifchen Reiter führen, vers 
muthlich, ſo fern fie zu Abhaltung eines Sturmes von einer bela- 
gerten Stadt dienen, 

Die Sturmbaube, plur. die —n, ein Selm, ‚vermutblich, weil 


man den Kopf damit indenSrürmen, d. i. Gefechten und Treffen - 


zu ſichern pflegte; ebedem auch die Bickelhaube. Figürlic , 
wegen einiger Ahnfichfeit in der Geſtalt. 1. Eine Art Nachtvss 
ael, PhalaenaBombyx Libatrix Linn, 2. Eine einfchälige 
gewundene Schnede mit fihtbaren Bindungen, niedrigen Spits 
zen, einem gewölbten Rücken, einer engen Spalte und einem aufs 
vechte fichenden Hintertheile ; Calfis Linn. Sie ift eine Art der 
Begelichneden, Conus Linn. i 

Der. Sturmbut, des — es, plur. die — büre, ein Wort, wel⸗ 

ches ehedem auch eine Sturmhaube, oder doch eine Art derfelden 
bezeichnete, Figürlich, wegen einiger Abnlichkeit in der Geftale 
der Blumen, eine giftige Pflanze, welche in den gebirgigen Gegen⸗ 
den des füdlicheen Enropa einbeimifch it, Aconitum Linn. bes 
fonders der blaue, Aconitum Napellus, welcher auch Eifen: 
bürlein, Bappenblume, Narrenkappe, blaue Teufelswurz und 
blaue Wolfswurz genannt wird. 

Stürmifch, —er, — te, adj. et adv. mit einem Sturm, d. i. 
ungeffümen gewaltfamen Getöfe oder Lärmen verbunden. Ss if 
ftürmiſches Wetter. Die fürmifhe See. Lin ftürmiſcher 
Wins, beffer ein furmender, Lin ſtürmiſcher Menſch, wels 
her in feinemBetragen mit dinem gewaltfamen Ungeftüm handelt, 
Eine fürmifche Gemüthsart. Stürmifche Zeidenfcpaften. 

Und doch Fann ich, o junger Thor! 
SH Dein fHürmifch Gerze (Herz) nicht regieren , Gel. 
Der Sturmkolben, des—s, plur. ut nom. fing. ein ehe⸗ 


mahliges bey den Sturmlanfen übliches Werkzeug, welches in eis 


nem Kolben oder Vrügel beftand, ‘der mit brönnbaren Sachen um⸗ 
wicelt, angezindgt, und auf die Gegenſtände geworfen wurde, 
welche man in Bränd ſtecken wollte; Sturmprügel. 

Der Sturmkrug, des — es, plur. die — krüge, S. Sturm⸗ 
flafche. % j — 

Die Sturmkufe, plur. die —n, S. Sturmfaß. 

Die Sturmleiter, plur.die—n, Leitern, auf welchen bie zum 
Sturme beffimmten Teuppen die Wälle und Mauern zu erfteigen 

‚ pflegen, Zuweilen werden auch die Feuerleitern, deren men ſich 
ben "einem Feuerlärme oder bey einer Feuersbrunſt bedienet, 
Sturmleitern genannt. 

Die Sturmmede, plur die —n, eine Art deeszebiger Vatſch⸗ 
fuße, welche einer Meve gleicht, von ſchwarzer Farbe iſt, und ei⸗ 


re AT 
en bevorſtehenden Scurm veefiinfiget ; Plautus'minimus 


* 





— 88 * 


Procellarius Xein Siurmfink / kleiner ſchwar zer Sturm · 2 


vogel, Engl. Stormfink. 6, Sturmuogel. 
Der Sturmpfabl, ses—es, plur. die — pfähle, ein Rahme, 
weichen ebedem die Pallifaden führeten, ehe diefes Frangöftfche 


Wort gangbar wurde, weil fie zur Abhaltung des ſtürmenden Feine 
>" deg dienen, FR $ ——— 
Der Sturmprügel, des — s, plur. ut nom. fing. S. Sturm⸗ 


Folben. . 5 


Der Sturmreif oder Sturmring, das — es, plur; die ⸗ 


ein ehedem üblicher hölzerner Reif, welcher mit Feuer fangenden 
Sachen ummwunden und. brennend unter den fürmenden oder des 
ſtürmten Feind geworfen wurde. —— 


Der Sturmſchlag, des— es, plur. die — ſchläge, ein Schlag * 


an die Glocke, fo fern derſelbe das Zeichen zu einem Feuerlärme iff, 
Des Sturmfögel, des —s/plur ot nom. fing. ein viereckte⸗ 

Segel der Tartanen und Galeren, welches fie nur im ſt ürmiſchen 

Vetter führen, : —— 


‚Der Sturmfpief, des — es plur. Sie, eine Art Spieße 


deren man ſich ehedem in dem Sturme auf eine Stadt bedienete, 

und welche mit einer Feuerkugel, und einem mit Schlägen und 

bleyernen Kugeln gefüllten Sade verfehen waren, S. Seuerſpieß. 
Der Sturmtopf, S. Seuertopf. RT — 
Der Sturmvogel, des— 8, plur. die—vögel, eine Art Waſ⸗ 


fervögel, welche einen bevorftehendrn Sturm verfündigen, Pro- = 


cellaria Linn. bey denHoländifhenSchiffern Mallemucke der 


bey einem bevorftebenden Sturme auf die Schiffe fliegt. Siehe : 


auch Sturmmeve, welches eben derjelbe Vogel zu ſeyn feheinet. 
Der Sturmwind, des — es, plur. die —e, tin ſtürmender 
Wind, di. einein fehr bohem Grade bewegte Luft, deren höchſter 
Grad ein Orkan genannt wird, auch nur Sturm ſchlechthin, im 
Oberd. Windfturm, S. Sturm, n 3 


Der Sturz, des—es, plur. die Stütze, ‚von dem Zeitmprte 
fürzen. 9. Der Zuſtqud oder die Handlung, da man ſtürzet, 
und zwar fowohl da man plöglich und mit Heftigfsit in die Ziefe 
Femanden im Sturze auffangen. Einen Sturz tbhun 


fällt. 


oder nehmen, beffer Hürzen. Daber der Umfurz. Al⸗ auch . 


eine heftige mit Gewaltſamkeit verbundene Veränderung des Ortes. 
Nun brechen Einwendungen hervor wie Waldweffer; mit 


furchtbarem Sturzefiürzen ſie daher, Lavat. Alles mit einem 


Sturzethun, mir dem heftigſten Ungeſtüm. Daher Blutſturz. 
Ingleichen ein plötzlicher ungeftümer Anfall, der auch wohl ein 
Sturm genannt wird, obgleich dieſes Wort einen geringern Grad 
der Heftigfeitund Beſchwindigkeitbezeichnet. Es wird noch ei⸗ 


nen heftigen Sturz ſetzen ungeſtümen Streit, Sturm, Strauß. 


Sat ſich der Sturm des Meeres gelegt! _ 
Antte, Noch nihtz nur nod ein Sturz, alsdann iſt es vor⸗ 
ar bey, Weite, — 
2. Ein Ort, wo man ſtürzen kann. So wird der jäße, ſenkrechte 
Abhang eines Berges oder Felſens in vielen Gegenden ein Sturz 
oder Abſturz genannt, 3. AmBergbane iſt der Sturz oder ins 
- weiblichen Geſchlechte die Stürze, der Ort, wo die Erde und 
das taube Öeftein geftürzer, oder auggefchütter wird, der Sturz⸗ 
ylag. Der Roblenfurs, der Det, wo die Kohlen abgeſtürzet 
werden. 4. Dasjenige, was geſtürzt wird, doch nur in einigen 
einzelnen Fällen, (1) In den Blcchbämmern if ein Sturz, ein 
- Maar unverjinnter mit den flachen Seiten auf einander liegender 
Bleche, Ein Saufen Blech befieher aus 66 bis 68 Sturjen, 
d.i. Daat Bleche. (2) Der obere überdangende Theil eines Dins- 
ges beißtin vielen Fällen der "Strunz, zum Unterſchiede vonder 
Sohle oder Schwelle, So wird dieöbere Ache eines Feuſters, 
einer Thür u. ff. fiefep min horigontal oder gewölbt, und der 


u En Da MM ZU an 


% "Körper * bir 


IN 







27 et, ur , = 
ss Rörpen, welcher dieſe Fläche bildet, der Sturz genannt, zum Un⸗ 
terſchiede von der Sohle, Schwelle u,f.f. Der Fenſterſturz, 
Thürſturg. Bey den Schlöffeen heißt auch die -Stange Ei- 
fen, welche einen gemanerten Sturz hält, der Sturz. Der 
Mantel über einem Herde wird nicht nur der Schurz , fondern 
3 auch der Sturz genannt, und zwar letzteres, weil er überhängt. 


Rahme des Sturzes bey den Papiermachern,, d. i, desjenigen 
kupfernen Bleches, welches auf allen vier Leiften dev Form berum 
vgenogeltwird. 3. Ein abgefchnittenes Stück, ein langer Körper, 

von welchem etwas abgeſchnitten worden, wodurch derfelbe verkür⸗ 

get iſt; ineinigen Fälen, dagegen in andern Stumpf üblich. if. 

Der Sturz, der Borderarm nach abgehauener Hand, dev Stümz 


+. zelenden, im Niederf. Stubben. Bey den Jägern wird der furze 





Sturz genannt. ı Auf den Blechhämmern find die Stürze oder 
Stürzlein kurze zwicfad zufammen geſchlageneStückeEiſen, wel⸗ 
che aus dem Deule gehauen, und hernach zu Blech geſchmied et wer⸗ 
> den; wo aber auch der Begriff des ZuſammenſchlagensStatt finder. 
Dasjenige Endeder Faſchienen, wo. ſelbige abgthanen worden, 
3 heißt der Sturz oder das Stürzende, zum Unterfchiede von dem 
> WBipfelende. (S. auch Stürzel,) 6. Ein Gefäß, entweder fo fern 
83 dienet, etwas hinein oder heraus zu ſtürzen, oder auch -in dem 
. weiteften Verſtande eines jeden Gefäßes; doch nur in einigen Fäl⸗ 
len. So haben. die Seifenfieder ein gewiffes Gefäß, welches fie 
+ Sen Storz oder Sturz nennen, und welches unten enge ift, fich 
nach oben zu.aber immer erweitert, — 
Anm. In der erſten Bedentung ſchon bey dem Notker Sturz. 
Dieſes Hauptiwort hat noch verſchiedene Bedeutungen, welche ſich 
dem erſten Anfcheine nach nicht aus den bentigen Bedeutungen 
‚ des Zeitwertes ſtürzen herleiten Laffen, daher man zur Einficht 
iihrer Begreiflichfeit zu dem alten Worte ſturen, zurüc ‚geben 
muß, von welchem ſtürzen nur ein Jatenſivum ift, und von 
. welchem unfere feuern und foren: Überbleibfel find, Dieſes 
bezeichnete, fo. wie alfe ähnliche Zeitwörter der Bewegung , 
» mehrere mit einerley, oder doch ähnlichem Laute. vesbundene 
» Handlungen, unter anderg auch des Verkürzens, Stutzeus, wo⸗ 
don. in zerfiören noch etwas Ähnliches if, der Bewegung in die 
Eifenff 
Der Stürzader, oder Sturzader, des —s, plur, die —-äder, 
in der Landwirthſchaft, ein Acker, welcher geftumzer, oder nach der 
Brache zum erfien Mahle gepflüger worden, 
Der Stüurzbaum, des—es, plur. die — bäume, ©, Purzel⸗ 
baum. 





mern, eine Art fehr ſtarker eiſerner Bleche, wovon 8.bis 16 Stück 
‚einen halben Zentner.wiegen.. Etwa, weil ſie vornehmlich zu eis 
fernen Stürzen verarbeitet werden ? Aber ein Sturz. Blech, find 
2. dafelbft ein Paar zufammen geflürzter oder mit den Oberflächen 
auf einander gelegter Blechtafeln. . f — 
Die Stürzbühne, plur. die — n, im Bergbaue, diejenige Büh—⸗ 
Ä =. ne am Schadte, wo die Tonnen ausgeffürzer werden, 
Die Stürze plur. die—n, Diminut. des Stürzchen, Oberd, 
Seurzlein. - 2. Von dem Zeitworte ſtürzen. (1) Der Ort, wo 
im Bergbang die Erde hingeſtürzet wird, und welcher auch der 


ihn auf oder über ein Ding zu ſfürzen. Die-Stürze.auf einem 

Topfe. Dan hat auch zierliche blecher ne Stürzen, ſie auf Teller 
un Schüffeln zu ſtürzen. Niederſ. Stulpe. 2. Die Sterze 
an einem Pfluge wird aush- in vielen Mundarten die. Sturze ge⸗ 
aaunt, in welchem Falle es aber bloß eins verderbte Ausſprache 
on ” N i " \ 


* 


+ Vielleicht grümder ſich auf den Begriff des Uberhängens anch ber 


, mel, Stumpf. Die Stürze gefälleter Bäume, die Stöde, Wurs - 


Schwanz des Rothwildes, weil er wie abgeſtutzt ausſtehet, der: 


Das Stürzblech, des—es , plur. die — — den Blechham⸗ 


Sturz heißt, (S. dieſes Wort.) 2. Ein bober erhabener Deckel, 





a a Pc a 


— Stu 486 


des erſten iſt, obgleich auch diefes mit von. Auren, Hören ab. 
ſtammet. 
Der Stürzeböcher, des —s, plur.ut nom. fing. eine ſcherz⸗ 
bafte Benennung cines.dem Seunfe ergebenen Menfchen, welcher 
gleichſam eine vorzügliche Fertigkeit befiger, die Bechet zu fürzen, 
d. ie suszuleeren, daes dein auch wohl als ein eigent hümlicher 
Nahme eines ſolchen Trinkers gebraucht wird. Wenn ader das. 
Niederſachſiſche Stortebefer, einen Menſchen bedeutet, welder 
alles ig; Sturze, oder mit Ungeftüm verrichter, einen Stürmer, fo 
mag es wohl eineAnfpielung auf den berüchtigten Niederſ äch fiſchen 
Seerãuber des 1aten Jahrh. ClausStortebekor ſeyn. An eben dies 
‚fer Mundart iſt Stürz becher auch ein Becher mit einer Stürze. 
Der Stürzel, des — s, plur. ut nom, ſing. wie Sturz 5, das 
zur ückgebliebene kutze Ende, nachdem das längere abgeſchnitten 


J 


worden. Go werden die. Stoppeln in einigen Gegenden Stürzel 


genanut. Jin Weinbaue heißen die in vorigen Jahren verfürzten- 
‚Reben, fo wohl Stürzel, als Bnoten, Ranken und Schenkel, 
Es fiammet vermittelſt der, Endfy!be--el von kürzen ber, fo fern 
es. ebedem auch verkürzen, ſtutzen bedeutet hat. Wenn Stürzel 
in einigen Oberdeutſchen Örgenden einen jeden Stängel bedeuiet, 
fo gehöret es zu dem verwandten Sterze. 
Stürzen, verb.reg. welches: in doppelter Geſtalt üblich iſt. LATE 
ein Neutrum nit dem Hülfsworte ſeyn. 1. Plöglich und. mit gro⸗ 
„Ber Heftigkeit fallen, Das Pferd ſtürzt. Mic dem Pferde ſir⸗ 
zen, von dem Reiter. Zu Boden ſtürzen. Der ſirſch ſtürzt, 
bey den Jägern, wenn er von einem empfangenen Schuffe zu Bo⸗ 
den führ, wu das Zeitwort fallen mit dem Weidemeffec beftraft 
wird. Star ſtolperte im Laufen und ſtürzte hin. Von dem 
Pferde, von dem Thurme, aus. dem Senfter kürzen. 
jenem Tage, da dem jungen Aleris zwo Ziegen von der. $elz 
fenwand ſtürzten, Geßzn. Schade, fprach er, folltef du 
‚ Baum in das wilde Waffer ftürzen, eben der Das Waſſer 
ſtürzt vom. Berge herab. In figürlichem Verſtande, von einem 
bohen Grade des, Anſehens, der Ehre, der Macht u. ſe f. plötzlich 
in einen niedrigetn, verächtlichern Zuſtand gerathen, der Stolze 
ſoll ſtürzen, Jer. 50, 32, iſt es im ßochdeutſchen nicht gangbar, 
obgleich das Activum in der dazu gehörigen thätigen Bedeutuug 
noch völlig üblich iſt. 2. Sich mit großer Heftigfeit und Geſch win⸗ 
. digfeit, gleichfam ſtürzend, fortbewegen, Er Hürstein das Jim⸗ 
mer. Tobend ſtürzt die Fluth daher. Das Blue Hürzte aus: 
der Wunde, ausdem Halfe uff. Daher Ser Blutſturz oder 
„Lie Blutflünzung. ; £ 
AI. Als ein Activum. 3. Schnell und mit geoßer Heftigkeit 
„von einem höhern Orte fallen machen, als das Factitivum des vor 
‚rigen Reutrius, (1) Eigentlich. Femanden von dem Thurme, 


Sid; in das Weffer, in den Abgrund, aus dem Senfter, von: 
dem Thurme ſtürzen. - (2) Figürlich. 

Grade der bürgerlichen Ehre, des Anfebens, der Macht plötzlich in 

einen. niedrigeren Zuftand verfeßen.. Jemandes Mac ſtürzen. 

Einen Konig von dem Throne ſtirzen. Die ßoffahrt wird 

ihn ſtürzen, Sprihw. 29,23. Sinen Miniffer Kürzen, Mit 
kaltem Setzen wird er den Glücklichen ſtürzen, welcher ſeiner 

Erhebung im Wege ſteht, Duſch. 

Auf fich.den Haß der Miedern laden, 

Dieß ſtürzet oft den großten Mann, Gel, 
Sugleichen ini weiterm Berftande, plötzlich in einen unvolfommer 
nen Zuftand verfegen. Jemanden im das Derderben, in Uns 

gluück, in Elend, in Armuth ſtürzen. Sic in Laſter, in Un⸗ 
glud', in Schande, in das: verderben fürzen.: Die lange 
‚Meile ſtürzt uns in eine gedanfenlofe Unthätigkeit. (D) Gera 
de unter ſich, ſeukrecht nieder geben, am haͤufigſten im Bergbaue, 
ee ET 


Seis . 


von einem Selfen, in den Abgrund, aus dem Senfter Hinzem.. 


(4). Bon einem hoben. 





— 


487 Stk 


won der ſenkrechten Richtung des Gannet. Der Gang fürse ih 

ins Liegende, wenn cc aus feiner vorigen Nichtung fenkrecht nie⸗ 
der zehet. Daber wird derjähe Abhang i in einigen Gegenden auch 

der Sturz and der Abiturs genannt. 

2. Schnell und mit großer Heftigfeit fottbewegen machen. 
Die Geläufigkeit ihrer Zunge ſturzt alles vor fi heraus, 
was ih in ihrem Wege findet. 

3. Blöglich umkehren, fo daß das oberfte zu unterft komme. 
(1) So dag das darin befindliche plöglich und in Menge heraus 
falle, Eine Tonne ſtürzen, d. i. umffürzen, befonderg im Berg» 
bane, um das darin befindliche auszufihlisten. Das Erz aus der 

- Tonne in den Barren fürzen. Einen Barren kurzen, (S. 

Stürzkarren.) Die Gläfer, die Becher kürzen, figürlich wa⸗ 
rer gehen, (S. Stürzebecher.) Daher Ausſtürzen und Um— 
funzen. (2) Ohne den Begriff der Ausfchüttung. Einen in das 

Waller gefallenen Menſchen ſtürzen, ihn auf den Kopf ſtel⸗ 
Yen, damit das eingeſchluckte Waffer von ihm abfliefe, Wo oft 
der Siamimbegriff der Heftigfeit und Geſchwindigkeit verſchwin⸗ 
det, fo daß ſtürzen nichts mehr fagt, als das unterftezu oberſt 

kehren. Einen Vorhang kurzen, ihn fo aufmachen, daß das une 

terſte oben komme. Geſtürzte Eyer, in den Küchen, hart gefot- 
gene, ‚gefüllte und umgewandte Eyer. Das Getreide funzen, 
es umfhaufeln, umſtechen. Ju einem andern Verſtande if 
ſtürzen in der Landwirthſchaft, den Brachacker zum erflen 
Mahle pflügen , weil dadurch die Stoppeln umgeftürzet werz 


den, welches Pflügen auch koppeln, brachen und felgen genanut‘ 


wird. Auch fagt man von zwey Körpern zuweilen, daß man fie zus 
fammen ftürze, wenuman die Oberfläche beyder auf einander 
Legt. Butterfihnitten zufammen flürzen, beyde mit Butter bes 
ſtrichene Oberflächen. 

4. Mic einem hohen hohlen Deckel bedecken; entweder als 
‚eine Figur der vorigen Bedeutung, fo fernein folher Dedel als 
ein ungeflürztes Gefäß betrachtet wird, oder auch als eine eigene 
DOno matopðie des mit diefer Art der Bedeutung verbundenen Lan⸗ 


ces. Nieder. Hülpen. Den Deckel, die Sturze, auf den Topf, 


diber den Topf ſtürzen. Die Baube über den Bopf, auf den 
Bopf Hürzen, fie nachläffig und in der Geſchwindigkeit auffegen. 
Die Perrucken aufſtürzen, eben fo. In einigen gemeinen Munde 
arten wird es indeffen ‚für bedecken überhaupf gebraucht, daher 
auch in der Scheiz Eine Art Bleches, womit die Dächer befchla- 
gen werben, der Stürzer heißt. So auch das Stützen. 
Anm. Bey dem Notfer im Neufro lturzan, fo wie noch jetzt 
in einigen Oberdeutſchein Gegenden das Reuteum ſturzen lautetz 
im NRiederf. ſtorten, im Schwtd. Rörta, dagegen im Engl. art, 
fo wohl anffpringen, auffahten, als auch thätig, aufjagen ift. Die 
Endſylbe zen verräth ein Intenfivum, fo daß dieſes Zeitwort von 
ſtaren, Hören, ſteuren, Huren u. ff. abgeleitet werden muß, fo 
feru fie ehedem verfchieden- Arten heftiger Bewegungen bezeſch⸗ 
neten, und deren Laut nachahmeten. Bey dem Ditfriedift nidar 
Karen, fihuiederfüden, welches das nächſte Stammwort von 
 unferm Fürzen iſt; im Angelf-Hyrian, fo wohlbewegen, als auch 
umkehren, Franz. ohne Sifhlauttourner. Das Lat, ſternere, 
geboret auch hierher, nırd unterfheidet ſich bloß durch einen gleich 
Hedentenden intenſiven Endlaut von einem andern Laute. In be⸗ 
ſtürzen hat ſtür zen noch rine audere jetzt in dem einfachen Zeit⸗ 
worte veraltete Bedrutung, wo es eigentlich ſtarr, ſtutzig machen 
zu bedeuten, und nah dem Lei. coulle rnere gebildet zu ſeyn 
ſcheint, im mittl. Latein, ltsrdire, Franzöf. Eto urdir, ehedem 
eou die S auch Sturz, weilches noch ein ige er jetzt ver⸗ 
‚altete Bedeutungen aufbewahret. 


a a aan a und 


BE a Fi —— 


ER 


Der Stürzet, bene; plur, ut nem. fing. 
baue, diejenigen Arbeiter, welche am Shaste ſtehen und das 


betauf.gegogene aus den Tonnen inden Kasren ſtürzen. ®, Eine = 


Art Yleches, S. Stürzen IT. 4. 

Des Stürzgut,des—es, plur. die — güter, ein Colleetum, 
welches entweder im Singular allein, oder auch im Plural allein. 
gebraucht wird, in der Schifffahrt, diejenigen Süter, welche weder 
Fäffer noch Ballen erfordern, fondern ohne felbige in den Raum 

geſtürzet werden, 5. 8. Salz, Getreide, Kohlen. uff 

Der Stürzbaten, des— 5, plur. ut nom. firig. im Bergbaue, 
ein Hafen an einer Kette über em Schachte, womit die Sonnen 
gefangen werden, damit fie fih umftürgenfönnen,  - 


Der Stürzkarren, des—s, plur.ut nom. fing, ein — 


mit zwey Rädern, deſſen Kaſten man bey dem Abladen hinten nie⸗ 


derläſſet, damit die Laſt heraus ſtürzeʒ derSchuttkarren, Riederſ. 


Stortekare/ Wuppe. 

Der Stürzplatz, des — er, plur. die — plätze, im Betobame; 
der Der neben dem Schachte,, wo die herauf gezogenen Tonnen 

ausgeſtürzet werden ; der Sturzvaum, die Stürze. 

Die Stürzſtatt, plur. die — frärte, bey den Jägern, be@lan, - 

. oder dev Det, wo ein angefchoffenes Wild geſtürzet iſt. 

Der Srürzerog, des — es, plur. die — tröge, im Hürtenbang, . 
eine hölzerne Mulde, womit der Schlich in dei Brennofen ger 
-fliirzet wird, 

Die Stute, plur. die—n,ein Pferd weißlichen Sefcbledhtes, 
im Gegenfage des Hengftes ; ein Mutterpferd. Kine Stute 
veiten. Eine Stute belegen laſſen, fie von dem Bengfte bes 
fruchten laſſen. 


Anm. Schon bey dem Winsbed Stuot, im Engl. Steed, i im 


Schwed. Stod, im Isländ. Stedda, Das Schwer. Stod bedeu⸗ 
tet indeffen au theils eine Herde Pferde von 12 Stück, theils den 
Hengſt, welcher auch im Angelf, Steda, bey dem Du Fresne 
Stuot eißt; in welchem legtern Falle der Nahme vielleicht von 
fioßen berffammt, indem man einen Sengſt von demſelben auch 
ſehr Häufig den Stoößer, Niederſ. Stöter zu nennen pflegt. Bey 


x 


So. weiten Bebrauche des Wortes Stut und Stute iſt dejfen - — 


Abſtammung und erſte Bedeutung ungewiß, und Opitz nemmt.fo. 
gar eine Ziege, eine Stute, undim Schwed. ift Stutz Dän. Sted, 
ein Stier. In einigen Riederf. Gegenden heißt eine Stute, Täre, 
vermuchlich von dem alter Tada, Mütter, und da könute unfer 


Wort leicht durch den vergefezten Ziſchlaut devon’gebilder ſeyn. 


‚Übrigens iſt die Schreibart Stutte unrichtig, weil das u gedehut 
ift, und das e nur einfach lautet. - 


Der Stutenmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. der Bor 


geſetzte oder Aufjeher über-eine —— in einigen Gegenden 


der Geftutmeifter wildmeifter · Bey einigen Stutereyen heißt 


der Borgefegte derfelben der Stutereyverwalter, und alsdann ift 


der Stutenmeiſter ein ihm RACE Bedlenter an % 


die Aufſicht über die Stuten hat. 


Die Stuterep, plur. die — en, eine Anfkale, wo Stuten: — 


Fortpflanzung ihres Geſchlechtes in Menge Sehalten — 
das Geſtüt. 


Der Stutereyknecht/ des ⸗ es; plur. die—e, Anechte, weie 


die Pferde in einer Stuterey zu warten haben, 
Der Stuterepverwalter, des —s, plur, ut aom. fing. 
Siehe Stutenmeiſter. 





1. Im Borg- 


* 


—— 
x 


Das Sturfüllen vver Srurinfüllen,des—s, plar. utnom. 


fing. ein Füllen weibfiben Geſchiechtes, ein Mutterfülen; 
zum Unterſchiede von einem zengtfüllen. 
Der Stun, des —es, plur, die — #, ton dem Beitworte Runen, 


4. ©9 feet eg ehr Intenfioum von Fopen fill der Scug, ein befe 


03 Skurzende, plur. Ben aröhe Sotbbien, das untere 
—— tiger auit einem Widerſtaße derbunde ner Step, Schwed. a 


Eid ‚in Begeufage dee Wipfekendes, Ex Suurʒ. 









© in welchem 








elchem Verſtande es doch wenig gebraucht wird. Doch fast 
man in einigen, age figürlich, von der mit einem ſolchen 
" Stoße verbundenen Gefigwindigfeit, auf den Stug, für plöglich, 
ſogleich, anf der Stelle, in andern gemeinen Mundarten, auf 


"pen Plug. Bey dem Notker ift Auzzelingen , vor ungefüpr. 
2. *Bon der veralteten Bedeutung, hartnädig, widerfpänftig 


fepn, welche vermuchlich eine Figur der vorigen ift, iſt der Stug 
ohne Plural, in einigen Gegenden Widerfinnigkeit, Hartnädigs 
* Zeit. Er thut es aus Stug. Es iſt lauter Stug und Trug in ihm. 

— Daber der Stutzkopf, ein Starrkopf, und jtugig, balsftarrig. 
Im Sochdeutſchen ift esindiefer ganzen Bedeutung fremd. 3. 


Bon hugen, fürzer machen, iſt der Stug, Diminut. das Stutz⸗ 


chen, Oberd. Stuglein, ein abgeſtutztes, abgekürztes Ding, oder 
auch ein Ding, welches eine Fürzere Geſtalt hat, als andere feiner 
Art, Sp werden eine Stugbuchfe, eine Stutzuhr, eine Stutz⸗ 
perrüucke auch fehr häufig nur Stuge ſchlechthin genannt, wofür 


in vielen Gegenden mit der Endſylde —er auch Stutzer üblich, 


if, (S.daffelbe.) Bey dem andern Geſchlechte find die Stugchen, 
Sandſchuhe ohne Finger, welde nur bis an die Knöchel geben. 
Dabin gehöret and das Wort Stug, wennes ein Furzes niedriges 


Grfäß bezeichnet, welches fürzerift, als andere feiner Art, in wel ⸗ 


em Verſtande es in einigen Gegenden Stütze lautet. So bat 
‚man in der Hauswirtbfchaft niedrige bölgerne Fäffer, 5.8. zur 
Siede für das Birch, welche Stuge genannt werden, Zu Zürch ift 
der Stogen, ein kleines Maß flürfiger Dinge, deren zwey ein 
Zürcher Quart, vier ein Naß, und acht einen Kopf machen. 4. Von 
flugen, gerade und ſtarr in die Höhe ſlehen, war Stutz ehedem 
ein zur Zierde empor fiehender Federbuſch. Daher der Helmftüg 
oder Ritterſtutz, ein folcher Feder buſch, welcher von den Hittern 
zur Helmgierde getragen wurde, Franz. Cimier. Noch jest ges 
braucpen die Feder ſchmücker diefes Wort. Die Sedern zu Stug 
bereiten, wenn fie in die Höhe ſtehen follen, zum, Unterſchiede 
"von den Plate liegenden Federn, z. B. den Hutfedern. S. Stugen. 


Der Stugäenel, des— s, plur, ut nom.fing. furze abges 


ſtutzte Armel an den Aleidungsftüden, befonders des, andetn Ge: 


ſchlechtes. 
Das Stünband, des — es, plur. die —bänser, ben den Zim⸗ 


„merleuten, kurze Bänder, welche in einen Sränder und in ein 
* — darüber frey liegendesHols, oderin die darunter liegende Schwelle 
eingesest werden; um felbige zu flügen, und mit tragen zu helfen; 

>, Tragebänder. ; 

Der Stugbart, des — es, plur. die — barte, der an der Dders 
lippe abgefürzte oder abgefchnittene Bart, - 

Die Stutzbüchſe, plur. die —n, eine kurze dide Kugelbüchfe, 
welche fürger it, als gewöhnlich, das Srugrohr, der Stug (im 
Oberd. der Stugen), ingleichen-der Stuger. 

1. Die Stüge, plur. die—n, in einigen Gegenden, 3. ®. in 
Baier, ein Nahme eines hölzernen Gefaßes von Böttcherarbeit 
eine Bierſtütze, Waffertrüge. Es lauter dajelbft auch Stige, 
und iſt entweder mit Srug, in der Bedeutung eines ähnlichen Ges 
füßes, ein und eben daffelbe Wort, oder auch mit Stande gleich 

> bedeutend, da es denn fo wie diefes gleichfalls von ſtehen abſtam⸗ 
‚men würde, 

2. Die Stüge, plur, die —n, Diminuf. das Stützchen, Oberd. 

-Stüzlein, von dem Zeitworse ſtüßen, ein Ding, weldes ſtützt, 


de 1. ein ſteifer Körper, welcher unter oder an eine Laſt geſetzt 


wird; den Fall derfelben zu verhindern; in vielen Fällen auch eine 
Steife. So pflegt man Stägen ah die Hänfer, unter, und an die 
Bäume u. f. f. zu fegen, den Einfall: oder das Umfallen derfelben 
In verhindern. Figürlich nenne man eine Perfon oder Sache eine 


Stuite, wenn ſie ugs hr einen unvollkommuern Zuflaud zu geras 


then biadert, Bin Mann iR eine Stüge Ira Srautes, der Kirche, 


* 
z 





Stu 490 


‚einer Familie u. ff. werner deren Verfall hindert, fie in ihrem 
Wohlſtande aufrecht erhält. So manches Serz, das (melde) 
auf der Bahn der Tugend zu wanken anfing, bie an dem 

" Sreunde eine Scüge gefunden, Gel. Jugleichen Das if feine 
Stüge, er gründet, beruft, verläßt fich darauf. 

Anm. Bey dem Ulphilas Stud, im Niederf. Stud de, Stutte, 

im Angelf. Studu, Stuthu, im Engl. Stud, im Din, Styttels, 
im Schwed.Stod, welches im weitern Verſiande auch eine jede 
Hülfe, ingleichen einen Beytrag an Gelde bedeutet. ©; Stügen, 

Stugen, verb. reg. weldes in doppelter Geftalt üblich iſt. 

1. Als ein Neutrum mit dem: Hülfsworte haben. ı. Deftig ſto⸗ 
gen, und zwar fo, daß von dem geftoßenen Körper ein Wicdere 
floß erfolge; wo esder Forın nach ein Intenfivum von ftoßen, 
Riederf. hören, dem Werfen nach aber eine genaue Rachahmung 
des mit dieſer Artdes Stoßens verbundenen Lautes iſt. (1) Ei⸗ 
gentlich, wo es doch im Hochdeutfchen wenig gebraucht wird; Italk 


» cozzare. In verfchiedenen Provinzen aber gebraucht man es vor * 


Ochfen, Siegen, Böden, wenn fie floßen, wo es auch die thäs 
tige Form leider. Matihefius erflärer ſtutzen, durch Stirnſto— 
gen wie ein Bock. Schon bey dem Ulphilas iſt Rautan, flogen. 
Im Hochdeutfehen fagt man noch zuweilen, mit den Weinglüfern 

' fiugen, fiean einander ſtoßen. In einigen gemeinen Mundarten 
find für die ſes ſtutzen auch hugen und bugen üblich, welche ähn⸗ 
liche Onomatopdien find. (S. auch Aufftutzig, welches auch noch 

etwas von dieſer Bedeutung enthält, (2) Figirlich, wo es in 
einigen Srgenden, z.B. in Hamburg, für raufchen gebraucht wird. 

“ Hit einem. genen Getreide ſutzen. Eine Waare verkugen, 
vertanfchen. Stoßen wird oft in eben derfelden Bedeutuug ger 
braucht; Waaren umfloßen, ‚verfioßen, d. i. umfegen. 

2, Bey Empfindung eines unerwarteten unbefannten Dinges 
plöglich ſtille ſtehen, wo es einen getingern Grad der Empfindung 
ausdrudt, als beſtürzt werden und fich entfegen. Im Schwed, 
gleichfalls utfa, dagegen (don Kerv Rozzon für fürchten ger 
braucht. Ein Pferd ſtugt, wenn es unvermuthet etwas Fremdes 

erblickt, und noch unfchlüffig iſt, ob es fortgehen foll oder nicht. So 
auch von Menfchen, feine Befremdung fiber etwas Unerwartetes 
durch ein plößliches Stille fichen, oder Iunehalten inter Bewer 

gung, in der Nede, im Denfen, an den Tag legen: ſtutzig werden. 
Uber etwas,fugen, es ſey nunein Übeloder etwas Angenehmes, 
wenn es nur unerwartet if. Bey diefen Worten. ugte er. Es 
ift bier ein Antenfionm von Reben, welches in Statt, Hatten, 
u. ſ. 1. fchon ein bat, wo das Plötzliche durch das g ausgedruckt 
wird, man müßte denn diefe Bedeutung lieber als vine Figur der 
vorigen Bedeutung anuſehen wollen, indem dag Stugen auch als 
eine Art eines plöglichen Zurückſt oGens oder auch Zurüdweichens 
üngefchen werden kaun. Auf ähnliche Art ift aub im Schweb, 
hirta, flußen, welches zu unferm hirten, hürten, ſtoßen, geböcer. 
3. Prangen, Staat. machen, im äußern Gepränge andere zu 
übertreffen fuchen, im Schwed. gleichfalls Autla, Mir prächtigen 
Kleſdern Fugen. Jetzt Fann er fiugen, Tas fluge! das 

pranget, dasfält in die Augen. 

Das Menſch gefallt auch ungepugt, . 
r Trog mancher, die in Slirtern tust, Hagrd. 

(S, Stutzer.) Es gehöre hier zn Staat, iſt aber alleni Anfchcine 
nach gleichfalls ein Intenſtvum von ſtehen, und ſcheinet eigentlich, 
fid; iider anbere zu erheben, größer ſeyn wollen, als andere, zu ber 
deuten; Holtieren, von fols, erbaben. In Stutz nnd Yuffugen, 
iſt diefe Bedertung derErhebung , des Emporftehens, noch ir 
mehr eigentlichen Verſtande üblich. Auf ähnliche Art find butzen, 
fioßen, der Bugen, erwas-Hervorrägendes, und pugen, gisren, 
verwandt, Am alt Franzöf, Filiauceure, jeder Pus oder 
Staat in Kleidern, und eltautier,pugen, Latpıntiet leiter es 


9563 von 





491 "Stu. 


i Efawramentum ab; allein es ſcheinet RATE — 
zen zu gehören. (S. auch Stüge) Im Holländ, iſt das mehr ein« 

. fashe fin yien,prangen, prahlen. 
A. As ein Activum. ‚ı, Empor ſtehen madhen, oder vieleicht 
auch, alsdas Activum der vorigen Bedeutung, -prangen machen, 
Boch nur in dem zurfammen-gefegren Aufſtutzen. (S. daffelbe, in» 


: Fürger machen, und dadurch ein kürzeres Anſehen geben, als eine 
Sache gewöhnlich Hat. Sinem Pferde den Schwanz, einem 
Bunde die Ohren ſtutzen. Die Haare iugen, fie der. Länge nach 
beſchneiden. 
abbauen; , Den Süuhnern die Slugel, den Schwanz ſtutzen, (S. 

; Bug, Stuger und viele der folgenden Zufammenfegungen,) So 

auch dag Stugen. 


Anm. Das g in der Mitte des Workıs deutet auf ein Inten⸗ 


firum, deſſen Stammwort bald open, Rirderſ. töten, bald ſta⸗ 
den, ſtatten, von ſtehen, bald auch ein veraltetes Fusen, kürzer 
„machen, iſt, welche, ſo verſchieden fie auch ihren Bedeutungen nach 
find, ſich doch aufähnliche Onematopdien gründen. Für ſtutzen, 
fürzer machen, gebrauchen die Niederfachfen fluven, welches zu 
“Rumpf geböret. 
&tüten, verb. reg. act. eine Laſt, welche fonft fallen würde, 
durchlinter- oder Anſetzung eines fieifen Körpers ftehend erhalten, 
in Saus, einen Baum, eine Mauer fügen. Sich auf. den 
Sillbogen fügen. , Sich an einen Baum fügen. Ingleichen 
ſigürlich. Sich auf etwas ſtützen, ſich darauf verlaſſen, ſich 
darauf gründen, cs als den Grund feiner Erwartung, feiner 
Berficherung anfehen. . So auch das Stügen, felten ‚die 
Stützung. 


Anm. Am Riederſ. ſtud den, ſtutten, im Schwed. lödja. ‚es 


ift das Activum oder vielmehr Factitivum von Augen, eıhpor fies 
«ben, und bedentet eigenilich empor ſtehen machen. Das einfachete 
Rudan, welches unmittelbar von ſtehen abſtammet, gebraucht 


ſchon — für gründen, Ohne Ziſchlaut gehöret * das Griech 


Is mit zur Verwandtſchaft. 

Der Stuger, des —·5 plur. ut nom.ſtug. von dem Beitworte 
fugen.: 1, Von fugen, in Kleidern prangen, if Stuger, derjenir 
98, welcher andere feines Standes in zierlichen Kleidern gu über: 
ireffen ſacht. Fämin. die Stugerinn, Lin Stuger feyn. (©: 
Grugen,) 2. Vonflugen, abfürzen, iſt Stuger, ein abgefürztes 
Ding, doch nur im figürlichen Verſtande, ein Ding, welches eine 

.. Eürgere und gemeinliglich auch dickere Geſtalt har, als andere feiner 
Art; Dininat, Stutzerchen, Oberd. Stugerlein. So werden eis 
ne Stugubr, eine Stugbuchfe, zuweilen. auch eine Stutz⸗ Perr ů⸗ 
.Ee, häufig nur Stuger, und obne Ableitungsfylbe in, einigen Ges 
genden nur Stuge genannt, Auch eine Art Weingläfer niit einem 
Eurzen ſtarken Fuße, beißen fo wohl Stuggläfer als Stuger, ent⸗ 
weder auch wegen diefer kurzen Geſtalt, oder auch weil fie wegen ih⸗ 
zer Stärke zum ſtutzen, oder anftoßen, bequem find, 

. Wenn Eintracht, Luft und Darf, mie vollen Stutzern 
winken, Haged. 


Am Htrteurfihen wird auch ein Feiner enger Muff, fo wohl 


Stutz, als Stugen and Sruger genannt, vermufhlich, weiler. 
einen abeefußten Armel ähnlich ſiehet, In sandern Ober⸗ 
deutſchen Gegenden heißt er Stau, Stauchen ——— 
Schliefer. 

Das Stunglas, des — es), 'plur, die — gläfer, ein Weinglas 
mit einein furzen Zuße, ©. das vorige. e 

Das Stutzdut, des — es, plur. die — güter,im Churfächfie 
fihen eine Art lehnbarer Bauergüter, welche⸗verſtu get, das iſt, 
fo wohl getheileg, als auch vertauſchet werden können. Von ſtut⸗ 
sen, tauſchen. 


gleichen Stutzen. 2. Im entgegen geſetzten Verftande iſt ſtutzen 


Einen Baum ſtuten, den Wipfel abſchneiden oder 


—— — ehr 


Der Seünbaten; des, — utnom. fing. bey den Su 
Br — Art Sbürhafen, unter welchen eine rd Stütze ange⸗ 
racht i — 


Stutzig, —er, —fe,adj.et adv. von Augen, 1." Bonflugn, 


flogen, oder auch ſtehen bleiben, ifi Augig in einigen Gegenden fo 


‚viel als bartnädig, widerfpänftig. in Augiger Ropf, welchen 


man dafelbfi auch wohl einen Stugkopf neunet. 2.* Ir andern 
Gegenden bedeutet es uneins, freitig, auch von fügen, flogen, 
Da ward er mit dem Raifer ſtugig, Spangend, $ürft Wil» 
beim von Senneberg if mit Biſchof Conrad zu Würzburg 
Nugig geworden, eben derf. wofür er an einem andern Orte 
auffiugig fagt, (S. diefes Wort.) In bepden Bedeutungen 
iſt es im Hochdeutſchen unbefannt. 3. Von ſtutzen, I. 2, ben 


Empfindung einer unerwarteten Sache plöglich fteben bleibend, 


oder inne haltend.  Stugig werden. Das Pferd wird fugig, 
wenn es etwas ——— erblickt. Dieß machte mich 
ſftutzig 


Der Stugkopf des —es, plur. die — kopfe, Siehe das - 


vorige. 

Die Stügleiter, plur. die — n, eine Leiter mit Scigen, dr 
gleichen z. B. die Baumleiternder Gärtner find.  * 

Der Stüsler, des —s, plur.ut nom. ling, ein im —— 
ſchen undekauntes Wort, welches nur in einigen Gegenden N: 
ift. Haus: und Stadrftugler find bey dem Beſold nah dem 
Friſch Polizey- Auffeher, welche für die Beobachtung guter Site 
ten und der Polizey — An andern Orten werden die Feld⸗ 
und Flurſchutzen oderFeldwãchter Feldſt ützler genannt. Es ſchei⸗ 





*8 


net von ungen Abzuflamınen, fo fern es ehedem auch herum geben, 


herum wandesn, bedeutet haben mag, welche Bedeutung es ‚gar 
wohl leidet. 


Der Stutzohr, des — es, plur. die — e, ein Thier, beſonders = 


ein Pferd mie geſtutzten oder abgeürgten Ddren; Niederf. 
Stufohr. 

Die Stug:Pertie, plur. die-n, eine kurge Perrüde, melde 
nut bis in den Nacken reicht, und ginen ganz lockigen Kopf — 
ahmet; ein Stug, ein Stuger. ; 

Des Stutzrohr, des —es, plur. die e, ©. Stugbücfe. 

Der Stutzſchwanz, — Iur. die — ſchwanze, ein Thier, 
beſonders ein Vferd mit einem ge Buchen Niederſ Stuf⸗ 
ſchwanz. 


Die Stugubr, plur. die — en, eine große —————— welche 


man in einem zierlichen Gehãuſe aufden Tiſch feet; ein Seug,, 
“oder Stutzer. Entiveder auch, wegen der Fürzen abgeſtutzten Ge⸗ 
ſtalt des Gehãuſes, oder auch von ſtutzen, ſtehenn, eine ſtehende 
Taſchenuhr zu bezeichnen. Eine Stuguhr und Tafeluhr ſiud nur 


darin unterſchieden, daß Bey dieſer die Stirnräder fenfrecht, —* 
— jener aber horizontal liegen. 


Der. Styl, des — es plur. doch nur von mehrern Arten, — 
aus dem Griech. —*8* Stylus, die Art und Weiſe, wie man, 
feine Gedanfen ordiiet und vorträgt; zunächft ven dem Vortrage 

‚ derfelben durch Worte, Sie Scpreibart.. Daher der männliche, 
der kraftige, der ſchleppende, der weitfhweifige Styl; der 


profaifche, dex poetiſche Styl, der Brief-Stpln.f.f In weir 


. teten Bedeutung, auch von den übrigen bildenden Künfteni- 
So ſchreibt man einem Eomponiften, einem Mahlerar, fi f. einen. 
Styl zu, fu fern fie durch ihre Werke gleichfalls ihre Gedanken 
ausdrucken. Daher har man in der Mufif den Kirchen⸗Styl, 
Theater⸗ Styl, u. f. fe Von dem Style eines Mahlers und 
Bildhauers läßt ſich Has Deutfhe Wort Schreibart nicht für 


Styl gebrauchen ; wohl aber von dem Style des Eompomften.. 


Um die. Mitte des 1 4ten Jahrh. ah‘ dae Lat. —— * 
Ticht uberſetzt. ? 
Der 


E 





"Au 


4 












Un, ses —⸗en, plur. die — en, von dem vorigen Wor⸗ 


Kr Der Got, engerer Bedeutung, eine Perfon in Anfebung ir 


ungebundenen Styles, welden fie ſchreibt. Man fagt, 


ſey jemand ein guter, ein ſchlechter Styliſt, wenn ee » - 


ungebundener Nede gut oder ſchlecht fchreibt. Von der ge« 


bundenen Schreibart wird diefes Wort nicht gebraucht. Das 


. Beitwort fiylifiven, feine Gedanken ordnen und durch Worte 


‚vortragen, ift tue noch in der niedrigen Sprechart üblich. 


Die Suade, (forich Shwabe,)plur. car, aus dem Lat. Suada, 
“die Fertigkeit andere mit Leichtigkeit zu überreden, 

Das Subject, des — es, plur. die —e, aus dem Latein. Sub: 
jeetum. ı. Dasjenige, von welchem etwas gefagt wird, zum 
Unterfchiedbe deffen, was von demfelben gefagt wird, oder des 
Prädicates; inden meiften Fällen im Dentſchen der@egenfand. 
2, Im gemeinen Leben pflegt man einen Meuſchen, in Anfehung 
feiner Säbigkeit oder Tüchtigfeit zu etwas, häufig ein Subject zw 
nennen, 

Bublimiren, —— reg. act. aus dem Lat. fablimare, in die 
Höhe treiben, in der Chymie, die feften Theile eines Körpers duch 
das Feuer in die Höhe treiben; zum Unterfchiede von dem Deftils 
Tieren, we nur die flüffigen Theile in die Höhe getrieben werden. 

" Daher das Sublimat, des — es, plur. die—e, dasjenis 
ge, was auf ſolche Art in die Höhe getrieben worden, welches, 
wenn es aus leichten und zarten Zeilen beſtehet, Blumen ge: 
nannt wird, 

Die Subfidien, (dierfolbig,) fing.inuf. —— Sat. Subfidia 
‚Sülfsgelder , S. diefes Wort. 


Das Subftantiv, des —es, plur. die— e, in der Sprachtunft, 


©. Sauptwort. 

Die Subſtaͤnz, plur. die —en, aus dein Latein Sublantia, 
1, Als ein Abftractum und ohne Plural, das Werfen eines Dinges, 
(S.Wefen) In engerer Bedeutung nennet man die nährenden 
Kräfte eßbarer Dinge, ingleihen den wefentlichen Inbalt einer 
Rede oder Schrift, Sie Subſtanz. Daher fubftantics, diele näh⸗ 
rende Kräfte habend. 2. Als ein Coneretum, ein für ſich beflehen- 
desDing, inder Philoſophie. In der erſten Bedeutung indem Iſi⸗ 
‚dor, vondem Weſen Gottes, Spuodi, bey dem Kero Eht, und 
den dem Rotkee Vuiht, wofür inden fpätern Zeiten Wefen üb 

‚ich geworden, 4 

Subeil, — er, — fe, adj,etadv. aus dem Latein. fubtilis, im 
‚gemeinen Leben für fein, zart, bebende, lifig. Mine Kıbtife 
v Spige, Eine Sache febrfubtilanfangen. Lin fubtiler Bot: 
tesläugnev, im Gegeufage eines groben. 

Subtrabiren, plur. ut nom, fing. ans dembLat. fübtrahere, in 
‚der Rechenkunſt, eine Zabl von einer andern gleichartigen weanch- 
min, um zu erfahren, wie viel Einheiten die eine mehr bat, als die 
andere ; abziehen, Daber die Subtractiõn, fo wohl diefe Hands 
' Tung, als auch der Sheil der Rechenfunfk, welcher fie lehret, der 
- Inbegriff der dabin gehörigen Regelu. 

Succediren, verb.reg.neutr. mit dem Hülfsworte feyn, im 
gemeinen Leben, für nachfolgen oder folgen, d. i.’in einem Amte, 
‚einee Würde, oder dem Beſitze eines Dinges auf jemanden folgen, 
Linem fuecedieren. Daher der Suceefor, welcher auf einen 
- andern in einem Amte, einer Würde, oder indem Befige ines Dins 
ges — der Nachfolger; die Suecerſſion, dieſe Folge, oder 

olge, 

Die Süche, plur. die—n, von dem folgenden Seltworte, befon 
‚ders bey den Kägern. 1, Dar — des Leithundes, die Hand» 
‚fung, da er ſucht; ohne Plural. Der Zund het eine richtine 

Suche, wenn er- "gehörig fucht. Dem gumde eine gute Suche 

machen, Da dein oft die Naſe des Leithundes, ingleichen die 





4 * 
Sup. 494 
‚Seit, da mit bem Leithunde auf den Hirſch geſucht wird, uãhmlich 
von Ende des Maimonathes bis zum Eude der Brunft, umer Dies 
fem Worte verffanden wird, 2. Eben dafelbſt führer in einigen 
egenden auch die große Kammer, oder dag Hinterjagen, men das 


Wild, welches auf dert Lauf vorgejaget werden fol, im hohen Ben 
ge flehet, den Nahmen der Suche. 
Süchen, verb.reg. act. etwas, deſſen Det unbekannt ie, Au ſin · 
den oder zw entdecken ſich bemühen, beſonders fo fern es duch Bin 
und her ſehen geſchiehet, ſo, daß es als ein Intenſtvum von fi * 
betrachtet werden kaun. 
1, Eigentlich. Etwas ſuchen und nicht finden. Das ver 
lorne ſuchen. Eine Sache in allen Winkeln, auf dem Wege, 
indem Sande, im Waffer u. fif. ſuchen. Der Leithund fucht, 
wenn er ein Wild vermit elſt der Spur zu finden bemüber if, 
Jemanden fuchen. Ich babe ihn gefircht und nicht geftin 
den. Wo ſoll ich ihn fuchen ? Ich fuchte dich bey dem Seeuns 
de. Das hatte ich in ihm nicht gefucht, von ihm nicht vermu⸗ 
thet. Die groben Seelen ſuchen ſich fo wie die feinen, beinik« 
ben fich einander Fennen ju lernen, miteinander in Verbindung zu 
Tommen, - 


2. Figürlich. (8) Was haft du hier zu ſuchen? zu thun, 


zu verrichten. Ich habe da nichts zu ſuchen, nichts iu dere 
richten. 
Wenn er nicht Hiehen will, was ſucht er bey den Sch a⸗ 


fen? Schleg. 
(2) Was fucht er darunter ? was hat erdabey für eineverber- 
gene Abſicht? IH weiß fhon, was du darunter ſuchſt. 
(3) Er ſucht etwas darin, fegt,eine Art vor. Ruhm, von Vor, 
zug darin; eigentlich eineeliptifhe R.A. er ſucht einen Ruhm 
darim Br fucht etwas Sarin, feinen Derdruß merken zu Taf- 
- fen. (4) Das Mittelmort gefucht von Werken des Verflandes, 
bedeutet oft, die Mühe, welche es dem Erfinder gekoſtet, verra⸗ 
thend, von Dingen, welche diefes fichtbare Mühfame nicht haben 
folten. Die Wendung, das Gleichniß, der Ausdruck ik zu 
gefucht. Der Anlas zu. eingeflveufen Betrachtungen muf 
nicht gefucht feyn „ fordern aus der Materie felbit hervor 
dringen. Ein geſuchter — der nächſte Grad nach einem 
gezwungenen. 


3. An weiterer Bedeutung, ſich bemühen etwas zu erlangen, 
oder eine Abſicht zu erreichen, es geſchehe auf welche Art es wolle. 
So wohl mit der vierten Endung, ° Den Schatten fuchen, in der 
Scatten aehen oder treten. Femandes Mugen, andrer Beßtes 
fuchen. Jemandes Glück, Schaden, Derderben fuchen. Ur: 
face zu etwas, einen Vorwand fuhen» Schur bey jeman⸗ 
den, Hülfe ſuchen. Ein Capital Suchen. Line Gelegenbrie 
ſuchen. Ein Amt, eine Verforgung fuchen. Bey andern 
Mitleid, wo niche Stärkung, Troft, wo nicht Sülfe ſuchen. 
Seine Ehrein etwas fuchen. Ich bin den Ligen gram, ich 
ſuche Feinen Zwiſt, Haged. Er ſucht feinen Reichthum nicht 
in dem überfluſſe, ſondern in dem Gebrauche deſſelben, Gel. 
Indeſſen läljet es fich nicht mit allen Hauptwörtern gebrauchen. 
8.8. die biblifchen Ausdrüde, die Sünde, das Hofe, ieman⸗ 
des Befehle, Demuth und Gerechtigkeit, ein Zeichen, die Sluche 
fuchen ‚laffen fih im Hochdeutſchen nicht nachahmen. Befonders, 

such Bitten, Anbalten, Gnade, Vergebung: fuhen. Die 
abe erlangen. Da denn inden Kanzelleyen auch 
das Suchen für Geſach gebraucht wird... Da diefem Suchen 
‚gefüget worden. Jemandes Suchen abfihlagen. Inden Zu⸗ 
fammenfesangen anfuchen, er ſuchen nnd Geruch iſt diefe Bedeu⸗ 
tung.nedh merfficher, Ingleichen mit dem Juſinitiv und dem Wört ⸗ 


den zu, für Mühe anwenden, fi bemühen, überhaupt. Jeman- 
den 





SE 


495 Sud 

den zu fchaden, zu nügen fügen. 
ihm auszuweichen,, ihn umzubringen ſuchen. Ich ſuche es 
dahin zu bringen, dapm.f.f. Erwas zu befchleimigen , zu 
verzögerh, zu hindern ſuchen. Suche ihr Muth eimzufpre- 
een, Feder fucht meine Entſchlüſſe auszuforſchen. So auch 
"das Suchen. 


Anm, Indem Ifidor, ep dem Kerou. ſef. füahhan, bey dem 


Ulppitas lokjan, im Niederſ. fofen, im Angelf. lecan, im Engl, 
to feek,im Schwer. löka, im Vohln zukam. Wachter leir 


tet es von Auge, Ihre aber von Cyres,ber, Allein, in der ers 


fien Bedentung ſcheinet der Begri des Sehens der herrſchende 
zu ſeyn, daheres dafelbfi füglich als ein Zuienfivum von fehen 
betrachtet werden Tan. Die folgefide weitere. Bedeutung läßt 
ſich als eine Figur der erſten anfeben, indeffen ſcheint doch, daß 
in derſelben mehrere dem Auſcheine nach verwandie Begriffe 
zu fammen kommen. Denn da die meiſten Zeitwörter urfprüng- 
lich Dnomatopdien find, fo geſchiehet es oft, daß ein Wort meh⸗ 


rere gang verſchiedene Wirkungen oder Handlungen bezeichnet, 


welche mit eben demfelben Laute verbunden find, oder unter dem⸗ 
- felben gedacht worden. Die verfchiebenen Bedenungen, weiche 

bey dieſem Worte noch im Betrachtung kommen, find: 1.Des 
Sehens oder Ziehens. Se fechten den Wolkenſtein, ſie zogen da⸗ 
Hin, in der Stiftifchen Febde bey dem Friſch. Das Lat. lequi 
iſt damit verwandt, und im Lettiſchen ift lekku, ich folge, Auch 
unſer befuchen leiderdiefe Bedeutung. Ja es fonmen Spuren 
vor, daß es ebedem noch mehrere Arten körperlicher Berweguns 
gen bedeutet bat. Friſch führer verſchiedene Stellen an, wo es 
für plagen, plündern fichet. 2. Des Kedens, Sprechens, befon- 
ders mancher Arten der Rede, Noch jest wirdes für bitten ges 
draucht, Bey dem Kero iſt Kefuahhidda, Unterfuchung, in» 
gleichen Streit. Bey andern alten Oberdeutſchen Schrifiſtel⸗ 


Kern ifi [uachon, fordern. Das Lat. quaerere bedeutet fo 


wohl fuchen , als fragen, und queri, flagen, und das Hebr. 
pyi, rufen, ſchreyen. Unſer fagen gehöret gleichfalls dahin. Die 
Riederdeutfchen haben von ſuchen ein neues Intenfivum fuffen, 
welches aber nur von den Hunden gebraucht wird, 

Der Sucher, des— s, plur. ut. nom. fing. ı. Eine Perfon, 

° welche ſucht, Fämin, die Sucherinn, am häufigften in.einigen Zus 
fammenfegungen. 2. Bey den Wundärzten ift der Sucher, Franz. 
Sonde, ein Werkzeug, die Wunden und deren Tiefe zu er⸗ 
forſchen. 

Das Suchort, des — es, plur. die örter, im Bergbaue, ein 
Det, welches von einem Gange abgeführet wird, andere unbes 
Farınte Gänge zu ſuchen. 

zer Suchftollen, des—s, plur. ut nom, fing, eben dafeldft, 
sin Stollen, welcher vornehmlich geführet wird, am die Befchaf- 
fenbeit des Gebirges damit zu unterſuchen, einen verlornen Bang 
zu fuchen n. ſ. f. 

Die Sudıt, plur. die— en. 1. Ein Wort, welches ebedem cine 
jede Krankheit bedeutete, fie fey von welcher Arı fie wolle, in wels 
chem Verftande.es ſchon bey dem Ottfried vorfommt. Auch das 
alte Gothifche Saulıt, und Schwed. Sjuka bedeuten eine’ jede 
Krankheit. Befonders gebrauchte man es, wie Seuche, ehedem von 
anftedenden, gefährlishen Krankheiten, daher die Peſt noch jegt 
in ‚einigen Gegenden dig Sucht genanut wird, Im Hoch deut ſchen 
if es in diefer weiter Bedeutung veraltet, indem es ſich nur noch 
in einigen Jufammenfegungen und Nabhmen einzelner Kranfhei⸗ 
sen erhalten har. Die fallende Sucht, (©. Sallen,) —— 
fonft auch das bole Weſen, das ſchwere Gebrechen, der Jam⸗ 
mer, in Preußen das v öch ſte, in andern Gegeuden die Lollſucht; 
Sie gelbe Sucht oder Geibfucht, die Schwin dſucht/ die Lungen= 


Fucht, Tobſncht, Waſſer ſucht u. ff. Im einigen Gegenden ſagt 


Zemanden ʒu gefallen, 


- 


273 EN vr 
= 1 
man auch Sauprfucht; für Kopfweh, Blutſucht, für —— | 


oder Blutſturz n. f.f. Es gehöret zu fie und. Seuche, von wels 
den e2 ein Intenfivum ifl. 2. Ohne Plural, eine anbaltende oder 
berrfchende ungeordnete Begierde, eine zur Fertigleit gewordene 
ungeordnete Begierde, Die Neigung zum Spielen iſt bey ihm zu 
einer Sucht geworden. Die Liebe zur Sucht werden laſſen. 
So auch in Zufammenfegungen z. B. Ehrſucht, Eiferſucht, 
Ruhmſucht, Servfchfucht, Geldfucht, Rach fuhr, Spieifucht, 
Taselfucht, Zankſucht u, ik. In welchen es iusgefammt eine, 
heftige ungeordnere Begierde bezeichnet, das einzige. Sehnſucht 
ausgenommen, welches den naciheiligen Nebenbegriff wicht bat. 
Anm. Gemeiniglich fiebet man die letzte Bedeutung als eine 


Figur der erſten an, und fie fönıtig es ſehr füglich ſeyn, udem ans | 


baltende heftige Begierden wirklich als eine Krankheit der Seele 
angefehen werden Fönnen. Indeſſen Faun es auch bloß ein Seitens 


| 


verwandter des erften feyn, und unmittelbar vor dem noch Nies 


derdeutſchenSucht, ein Seufzer, und ſuchten, ſeufzen, abftammen, 


Angel. ican und icettan, Engl. ligh, Holänd, zughten, 


Schwed. lucku, welche alle jeufzen bedeuten, Siechen und deſ⸗ 


fen Intenfiriim ſuchten, bedeuteten eigentlich ſeufzen, figüclich - x 


aber fo wohl vor Kranfheit, als auch vor Verlangen, A beſtiger 
Begierde, ſeufzen. S. Seufzen. 
Sührig,—er, — ſte, adj. et adv. ı, Bon Sucht, grank⸗ 


heit, iſt ſüchtig überhaupt, ſo wobl krank, ls auch Krankheiten» 


verurfahend, ungefund, Allein im Hochdeurfihen gebraucht man 
es nur im engeren Berflande, fo wohl nach und nach Schwaren und 
Wunden verurſachend. Die Nagel an dendingern find füchtig, d. 
i. wenn man fich damit verwunder, fo heiter die Wunde nich: leicht. 
ſondern ſchwäret. Eine füchrige Saut haben, welche nicht leicht 
heilet. Als auch die Krankheit nach und nad) vermebrend. Wol⸗ 


x 


. len Zeug if füchtig. Schon bey dem Kero ift [uhtig, fiech, Fran, , 


In den Sufammenfegungen ſchwindſüchtig, lungenfügptig, 
gelbfüchtig u. f. f. hat es diefe allgemeine Bedeutung noch. 
2. Von Sucht, heftige anhaltende Begierde, ift es nur in Zuſ * 
menſetzungen üblich, und zwar in allen, welche Sucht am 
haben, da dern auch Hanptwörter auf keit davon gebildet — 
konnen, die Fertigkeit der Sucht zu bezeichnen; ‚Ehrfucht, ehr: 
füchtig, Ehrfüchtigkeir, Gewinnfucht, sewinnfühnig, Se: 
winn ſůchtigkeit u. ſ. f. 
Das Suchtkraut, plur. car, ein Rahme des eerandorne, 
Stachys arvenfis Linn, 
Der Sud, des — eg, plur. die Süde, von dem. Seitivorte fieden,. 
3,Der Zuftand, da ein Körper fiedet. Das Warfer fiedet in 
einem Sude fort, ununterbrochen. 


Sude effen. Einen Topf zum Sude bringen. Eigentlich lei⸗ 


det es bier als ein Abſtractum feinen Plural; allein man gebraucht 


ihn im gemeinen Leben doch, fo fern diefer Zuftand zuweilen als 
ein Eoneretum angefeben werden Fany, Das Waffer noch Einen 
Sud, ein Paar Sude thun laſſen, es noch Ein Mahl, ein Paar 
Mahl anfſteden laſen. 2. So viel als von einer Sache auf Ein 
Mabl grfotten wird. Lin Sud Biry, ein Gebräude, in einigen 
Gegenden. Fedem Bürger iſt erlaubt, drey Süde zu thun, 
Ein Sud Seife, Meth u. f.f. Ein Sup Sifche, ein ——— 
Im Niederfächfifchen in beyden Behrntungeir Sode, Si, © . 
Sieden, | 

Der Süd, des— is, plur, car. ı. Biejünige: Siminehigegend, 
von welcher die warmen beißen Winde berfommen, oder welche 
ung zur linken legt, wenn wir Morgen in däckent, und Abend vor 
ung Faden; Mittag. Es wird bier nur ohne Attikel und gemeigige- 
lich auch ohne Declination in Geſtalf eines Hebenwortes gebraucht. 
Der Wind it Sid, fonimt von Mittag. Noch häufiger wird für 
eg Hauytwori ve⸗ ſolgrude Rebenwort * en — Der 
u den 


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u - Alk Si 


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Etwas fogleih aus dem. 








a RE Tau 


| Sud 





Dichtern gewagt worden, 
Bi; ; 20 ip nicht jimgſt, als er von fernem Süden 
ER Sen Riefen aus der Mittenaht, 
| Sein Heer entgegen riß, u. f. f. Raml. j 
Ro ließe fich vieleicht auch behaupten, daß diefes WortSüd, 
; Südens, Süden drelinieret werden müßte, und daß das folgende 
= Mebenwort Süden bloß diedritte Endung fen; welches denn auch 
von Oſt, Öiten, Nord, Norden, und Wer: Welten gelten würde, 
N g, Einausdiefer Gegend fommender Wind, für Süswind, doch 
9 nur in der dichteriſchen und höhernSchreibart. In die ſer Bedeus 
tung hat es ohne Widerſpruch im Genit, Südes oder Suds, im 
Dat. Sud; obgleich diefe Endungen feltner vorfommen, fo wie 


auch der Plural,-den diefe Bedeutung gar. wohl verfigtier, nicht 


gangbar iſt. 
und den gefährlichen, Süd, den Vater wurgenser Seu⸗ 
i den, Gieſeke. 

Anm. Im Angelf- Suth,im Engl.South,im Franz. Sud,im 
Wallif.Su, Bey den ältern Dberdeutfchen von@aris des Großen 
und Rabani Dlaurigeiten an Suut, welches noch) in einigen eigens 
thüinfichen Nabmen übrig ift, 3.8. Sundgau. Sımsbeim rn ff. 
Diefes Sund ift mit Sonne unftreitig Eines Geſchlechtes, fo wie 
unfer heutiges Süd allem Anfehen nach zu ſteden gehöret, diejenis 

ge Gegend zu bezeichnen, in welcher die heißen Länder liegen, und 
aus welcher die warmen Winde fommen. Indeſſen gilt diefes nur 
von nnferer Hälfte der Eröfugel;denn in denjenigen Ländern, wel⸗ 
he auf der andern Hälfte Liegen, iſt unſer Nord iht Süd, weil fie 
‚ihre warmen Winde von dem Aquator ber, die Falten ſtürmiſchen 


Suder. 
Der Sudel des—s, plur. utnom. fing. ein nur in einigen Ge» 


Prüge, einen Pfubl, eine Lache zu bezeichnen. Lin miffusel, 

- eine Mifipfüge, ©, Sudeln. 

DasSudelbüh, des —es, plur. die —bücher, ein Buch, worein 
man die täglichen Vorfallenheiten ohne Ordnung und Neinlich- 
Reit verzeichnet, um fie daraus hernach in das Reine zu fohreiben ; 
bey den Kaufleuten auch die Kladde, das Klitterbuch, und mit 
einem Staliänifchen Sunflworte, die Strage, vun Beate, 
Straccia. - 

. Der Budeler, ©. Sudler. 

Die Sudeley, plur. die —en, eine uttreinliche, fEmusige Art zu 
"arbeiten, und dergleichen Arbeit felbft. Niederf. Solerije 

Der Sudelkoͤch, des —es, plür. die —Föche, ein ungefchichter 
Koch, welcher ſchmutzig und unreinlich mit den Speifen umgehet, 
welche er bereitet. Fämin,die Sudelt ochinn. 

Sudeln verb. reg. act. etmeutr. welches im letztern Falle das 
Hülfswort haben befommt, unreinliche naffe Arbeit verrichten, 
In der Büche fudeln, wohin z.B. das Aufwaſchen des Geſchir⸗ 
rei gehöre, Am häufigften bedeutete, unreinlich und ungeſchickt 
mitetwas umgehen. Der Boch fudele, oder fudele die Speifen 

. nur fo bin, wenn er mit ihrer Zubereitung unreinfich und unge⸗ 

ſchickt umgehet. Die Waſcherinn fudele mit dev Wäfche, weun 
fie felbige duch ungefchicte Behandlung nicht gehörig rein tvä- 

ſchet, oder fie inder Bearbeitung von neuen befhmuget. Juglei⸗ 
hen, ſchlecht und unreinlich ſchreiben. So auch das Sudeln. 

Siehe auch Beſudeln. 

Anm. Im Niederf. ſuddeln, im Schw. fadda,fuddla. Es 

ii if entweder ein Intenfioum, welches vermittelft der Endſylbe 

— —eln von einem veralteten ſuden gebildet worden, oder es ſtam⸗ 
met auch unmittelbar von Sudel ab,welches vermiftelft der Ablei- 


A, W.8,4. Th. 2. %ufl. 





ER Eisen, die mittägige Gegend, Kr ig, iſt nur von einigen ; 


aber von dem Sidpole haben, Siehe auch Ofi,ingleihen Süden, _ 


genden übliches Wort, eine Sammlung unreinen Waffers, eine - 


tungs ſylbe —el, welche —— — 


Sub 1.498 


Sud gebildet worden. In einigen Gegenden bedeutet Suste noch 

‘ Jet eine Dfüge, Kothlache, und das noch nicht ganz veralteteSoß, 
Brühe,gebhöret gleichfalls hierher, fo daß in die ſen Wörtern eigent- 
lich der Begriff der Flüffigkeit berrfcht, Im Hüttenbane fudere 
man den Eifenilein,wenn man ihn mit lehmigen Waffer begießet, 
— ſudern von ſudeln nur ſehr geringe verſchieden iſt. Mit 
andern Endſylben Heißt ſudeln im Niederd.nuch ſubbeln, in eini⸗ 

gen Oberdeutfchen Gegenden fulwern, fulzen, fulchen, foldhen, 
welche ähnliche Intenfiva von dem noch Rirderdeutſchen folen, 
füblen,bey dem Ottfried Salon, bey demUlpbitas laaljan, im Ans 
gelf.[ylian,im Engl.ſoĩl. ſully, imFtanz. louiller im Schwed. 
löla, im Jial. logliare ſind, deren. Slaumwen noh im Franz. 
fale, ſchuutzig, und im Engl. Soil, Koth, übrig iſt. EsTäßt fi 
daher nicht ſagen, daß unferBochdeutiches fudeln dur Einfchal« 
tung desd. aus dem Niederf. folen gebildet worden. Siehe auch 
Siblenund Sauen. 


Süden, ein Nebenwort, welches nur miteinigen Borwörtern üblich 


ift,die füdliche Himmelsgegend zu bezeichnen, ob es gleich auch die 
dritte Endung don Sud feyn kann. Der Wins Fommtvon Si: 

‚den. Gegen Süden fegeln, fahren, Liegen, wohnen. Aud 
die Schweden haben das Nebenwort lunnan gleihfalls, Man 
ſchreibt es fowie Öften, Nor den und Werften gemeiniglic, mit ei» 
nem großen Buchftaben, Entweder, fo. feen fie wahre Hauptwörs 
ser der dritten Eudung find, oder auch, weil man fie von Alters 
ber als eigenthümliche Nahmenangefehen, Siehe auch Ofen, 
ingleichen Süder. 

Süder, ein Beywort, von Bus, die mitfägige Gegend, welchesfür 
ſich allein veraltet,und fo wie Ofter, Norder und Weiter nur noch 

- in einigen Sufammenfegungen für füdlich üblich iſt; im Schwed. 
föder, im Zeländ. [udur. ©. diefolgenden, 

Die Süderbreite, plur.die —n, inber Aftronomie und Geogras 
phie, die füdliche Breite, d. i. die Entfernung eines Ortes von dem 
Südvole, 

Das Suöerfrenz, des— es, plur. inuſ. in der Aftronomie, ein 
Sternbild, nahe am Südpole, welches aus vier kreuzweiſe fer 
henden Sternen beftehet, und den Seefahrern in den füdlichen Ge⸗ 
wöäjjecn eben das ift, was der Eleine Bär in deu nördlichen iſt; das 
füsliche Kreuz. 

Suödern, verb. reg. act. im Hüttenbaue, ©. Sudeln Anm. ” 

Der Süderpol, des—es, plur. inuf. ©. Südpol. z 

Das Südland, des —es, plur. die —länder, überhaupt, ein 
ung gegen Süden gelegenes Land,in welchem Verftande man Star 
lien in Rückſicht Deutfchlandes ein Süderland uennen-fönnte, 
Sndeffen gebraucht mai es nur in engerer Bedeutung von einem 
anf der ſüdlichen Hãlfte der Erdkugel gelegenen Lande,und in noch 
engerer Bedeutung und am hänfigften, von den auf diefer Hälfte 
dem Südpole am nächften liegenden Ländern, wohin z. B. Neu- 

Guinea w.a.m. gehören. Daher der Suüdlander, Fämiu. die 
Sißänderinn, ein Einwohner aus einem ſolchen Südlande. 

Der Sudler, des —s, plur. urnom, fing. Fänin, die Sudle- 
rinn, von dem Zeitworte fudelt,für Sudeler,eine Perfon, weldhe 
fudelt, ungeſchickt und unreinlich mit einer Sache umgehet, z. B. 
ein ungefchickter unreinlicher Mahler; ingleichen eine Perfon,wels 
he zu unreinlienArbeiten beftimmt ift, in welchem Verſtande ein 
Küchenjunge zumeilen ein Sudler,undeine Spülmagd in den Kür 
en eine Sudlerinn genannt werden. 


Süölich, —er, —fe, adj. etadv. von Süd, gegen Süden oder 


Mittag gelegen: ine füsliche Gegend. Die füdliche Seite, 
* die Süd ſeite. Jtalien liege uns ganz füdlich. 
Süssft, adj. indecl. eradv. die Gegend zwifchen Süd’ und Oſt 
zu bezeichnen. Das Land liegt Sudoſt. Der Sidoftwind, wel⸗ 
- her leßtere bey dem Rahan Maurus Suntoltroni heißt, 
Sr Dir 


499 Sud 


Der Sübdpol, ses—es, plur, inuf, inder Affconomie, der fühs 


che Pol auf der Erd- und Himmelsfugel, bey. einigen, obgleich‘ 


nicht fo häufig dev Suderpol; zum Unterfopiede von dem Nord⸗ 
oder Norderpole. * ERBETEN 
Die Südfer, plur. car. der Nahme des großen Weltmeeres zwĩ⸗ 
fpen Amerika und Aßen, ohne Zweifel, weildeffen füdliche Hälfs 
te vonden Europäern am erſten erfanıt und befahren worden; bey 
einigen die Süderfee, fonft auch das ſtille Meer genannt, 
Südwärte, adv. nad Süden wärts.oder hin. Subwärts reis 
‚fen, liegen. In der Schweiz ſonnenhalb  - ER 
Das Südwaffer, des—s, plur. car. inder Schifffahrt, ein 
Rahme, welchen man einem gewiſſen Strome des Weltmeeres 
gibt, welcher das Waffer in demfelben von dem Südpole gegen 
Mitternacht ziehet; der Südſtrom, zum Unterſchiede von dem 
Nordwaſſer oder Nordſtrome. 
BSüdwelt, adj. indeclin. et adv. zwifchen Sid und Werft. Der 
Wind it Südweſt, Südweſt fegeln. Der Susweftwind, bey 
- dem Raban Maurus Sundweltroni.- — 
‚Der Südwind, des — es, plur. die —e, ein Wind, welcher 
aus Süden font, dev Mittagswind, inder höhern Schreibart 
der Sid. Bey dem Notfer Suntuuint, bey dem Willeram [un- 
dene Wint, in Boxhorns Gloffen Sundar Wint. Ju der 
Schweiz nennet mar ihn den Föhn, Föhnwind, die Pfähn, ver» 
wuthlich weil er wegen feiner Wärme Eis und Schnee ſchmelzen 
macht, für Shauwind, von $en, Sinne, Suhne, Waſſer. 
Die Suhle, plur. die — n, S. Suhllache. 
Duhlen, verb. reg. act. welches nur in einigen Gegenden, ber 
fonders bey denNiederfachfen, wenn fie Hochdentfeh reden wollen, 
für ſudeln üblich ift, fo wohl, fo fern es ſchmutzige Arbeit verrich- 
- en,als auch, weun es unreinlich mit etwas umgeben bedeutet, Jırs 
gleichen fich fühlen, ſich im Kothe wälgen. So aud das Süh⸗ 
Ten. Es iſt von dem Niederf. fülen, S. Suseln. 


Die Suhllaͤche, plur.die —n, eine Pfüge, ein Sumpf, befone: 


ders, fo fern fich das Wild in demfelben im Sommer zu fühlen oder 
gu mälzen pflegt; in einigen Gegenden eine Suble, ein Sudel. 
©. Sudeln. 


“Die Sühne, plur.die—n, die Beylegung ſtreitiger Gändel, 


der Verträg, ein im Hochdeutfchen veraltetes "Wort, ©. 
Suhnen, | —— 
*Süuühnen, verb. reg. act. welches in dieſer Form gleichfalls ver» 
alitet iſt, S. eben daſelbſt, ingleichen Verſühnen. 
Das Sühnopfer, S. Sühnopfer. ; 
Der Suicent, (ſprich Schwizent,). des—es, plur. von mebrertt 
Ar em die—e, eine Art des Virginiſchen Rauch⸗ Tobackes, aus 
dem Engl, Sweet-Scent, 
Die Sulze, plur. dien, ein im Sochdentſchen nicht durchgängig 
befanntes Wort, 1. Eine Salzledewirdin vielen Gegenden eine 
Sulze genannt, es ſey nun die mit Salz vermengse Maſſe, woran 
das Vieh oder Wild leckt, oder auch der Ort, wo man ihnen diefelbe 
binſtellet. 
Salzlecken anlocken, um es zu fangen oder zu ſchießen. 2. Ein 
Salzwerk, d. i. eine Anfalt, wo Salz aus Sohle gefotten wird, 
Heißt in manchen Begenden eine Sulze oder Sülze, da denn die 
Arbeiter isn einer ſolchen Anftalt, weiche im Saalkreife Halloven 
heißen, daſelſt Sülzer, und ihr Borgefegter der Sulzmeiffer ges 
nannt werden. 3. Eine ſalzige gufasumen geronnene Brühe,z. B. 
die erkaltete Fiſchbrühe; in weiterer Bedeutung, auch, eine jede 
- getonnene durchfichtigegieternde Subflanz, welche man aus thie⸗ 
riſchen und vegetabiliſchen Körpern mit Waſſer ausgiebet und vor 
der üderflüßigen Feuchtigkeit befreyet, vermuthlich-wegen dee 
Ahnlichkeit miteiner ſolchen geronnenen falzigen Brübe ; die Gal⸗ 
Texen, wehhes Wort im vochdeutſchen ublicher iſt. 4, Ju einigen 


— 


gigen Europa und im Morgenlande einheimiſch, wie d 


Die Summätien, (vierfyldig). 


meln uud fo ferner. ! ER ER 
1, Summen, verb. reg- act. zn einerSumme zuͤſammen zählen, 


chen Summe werden, G. dafielbe, 


Daber ift alsdanııdas Wild fulsen, esduch folhe Summen, verb. reg. neutr, mit Bem Dllfeworte Dabensmels, 


"263 Bel. Das Iutenfivum davon ift fumfen. Der Laut, wels- 





Gegenden heißt alles, was inSalzbrühe oder Eſſig eipgeleat wich 


Sulze oder Sülze, Rieder. Sulte, Schwed. Sylta ; befonders 


ein gefochter yon den Knochen abgelöſeter und in einem Suche ges 
preßter Sciveinskopf, welcher hernach in Salzbrühe oder Effig 
verwahret, und im Hochdeutſchen aud) Preßkopf genannt wird. 
Es kammt voit Salz her, ©, daffelbe, 0 ARE TCHTE Taylen 
er Sumady, des—es, plur.. Sie—e, ein Baum, deſſen zuſam ⸗ 
men ziedende Rinde nicht nur gelb färbet, fondeen auch ſtatt der 


Lohe zum Gärben gebraucht wird, Rhus L, beſonders deffen 


Rhus coriaria; im gemeinen Leben zu ammen gegogenSchmad‘, 
Smack, ſonſt auch Särberbaum, Bärberbaum, Er iftim mittä« 


si | | au 
fein Nahme morgenländifch zu ſeyn ſchine. 
ummatie i fing. inuf. aus dem mittlern 
£at. Summaria, ein wenig mehr gebräuchliche Wort, den kurz⸗ 
gefaßten Zuhalt eines Abſchnittes in einem Buche oder einer Schrift 
zu bezeichnen; der Inhalt. 


Summärfch, adj. et adv,aus dem fpätgen Lat. [um marius, 


in das Kurze gefaßt, in den Rechten und im gemeinen Leben. Der 
: fummarifche Inhalt. Etwas fummarifch erzäblen, dem kurzen 
Zuhaltenach. Der fummarifhe Prozep, wenn eine Sache bloß 


nad) Maßgabe derHauptumfiände ohne Schriftwechfel, Aufſchub, an: 


Appellation u. ſ. f. unterfucht und abgethan wird, 5 


Summariſch 
verfahren, auf ſolche Art. ER 


Die Summe, plur. dJie—n, aus dem £at, Summa, eine arößere * 





Ze 


Y 
% 


Zadt, welche entſtehet, wenn mehrere Fleine-zufammen gezäblet 


werden, Dasifinun die Summa (Summe) zu der Wohnung 


des Zeugniffes, 2 Moſ. 38,21. Mehmet die Summa der gan⸗ 
zen Gemeinde der Rinder Ifracl, 4 Mof. ı, 2. ine große 
Summe, eine große Zahl, Sirben it die Summevon vier und 
drey. Imengerer Bedeutung ift es eine unbeftimmte Zabloder 

. Menge Grid. Kine, Summe Geld, oder Geldes, ein Stüd 

' Geld. - Eine große Summe für etwas biethen, nähmlich Geld, 
Mo denn auch wohldas Diminut. Simmehen von einer kleinen 
Summe gebraucht wird. Mit der Lateinifchen Endung %,. wiees 


r 


noch Luther gebraucht, iſt e veraltet, außer, wein es im.gemeir 
nen Leben noch adverbifch gebraucht wird, für, mit Einem Worte, 


"Furz, oder alles zufammen genommen, ein Kefultat aus dem voris 
gen zu begleiten. 3 
“ Summa, Gottes Werke Fann man nicht alle erzählen, Kap. 38, 
8. Summa, durch fein Wort beſtehet alles, Kap. 43, 28. Wo⸗ 
für man auch wohl die völlig Lareinifchen R. A. inSumma, und 
"Summa Summgrum gebraucht. Das Lat, Summa, auswels 


* 


em diefes entlehnet iſt, geböret zu unferm fammen, ſammt, ſam _ 


wofür doc fummieren üblicher ift, Man gebraucht es nodin - | _ 


dem zufommen geſetzten Reutro aufiummen, zu einer beträghtlis 


ches den eintönigen dunmpfigen mit einigem Bifchen verbundenen. 


- Bart genau nachahmet, weichen es bezeichnet, von welcher Art der 


ift, welchen die Bienen, Werpen, Hummelnn. ſ.f. machen. ‚Die 
Weipen fummen. Es ſummt mir etwas vor dem Ohren. 
Auch der Laut, den ein verworrenes dumpfiges Geröfe, beſonders 
in einiger Entfernung macht. Das f ummende Getoſe der Stadt. 
Sollte er glauben, daß das Verlangen nach äußerlichen Gü— 


gern die fummendenWMünfche eines Menſchen ausmachen könne 


hen diefes Zeitwort nachahmet, gleichet dem welchen wir ſonſt 
auch mir hummen und humſen, die Lateiner mitbombitare, 
bambilare, diegtaliäner mit bömbare, bombilare, ZUR 

pr; m — are, 


“ 


+ 


a 0 he 


. 
j 
J 


Summa, fütchte den Herren, Sir 7,33. * 






$ J J ⸗ 
bare rombolare, unſef ausdrucken. 
Wenden iftShum, dasCcräuf. Wenn in einigen Oberfächfifchen 
Gegenden einBienenflod einSummer heißt,fo laun es fo wohl zu 
Be? diefemgeitworte gehören, als auch zu dem Oberdeutſchen Simmer, 
Sein Mas ſo fern es überhaupt ein Gefäß oderBepältniß bedeutet, 
005 indentesin einigen Ösgenden auch Suͤmmer und Simmer und 
Sumer lautet, 
Das. Summer, ein Maf trocner Dinge), S, Simmer. : 
e Summieren, verb. reg. act. aus den fpätern Sat, fum- 
X mare, zit einer Summe gufannsen zählen, Swey Zahlen ſum⸗ 
— mieren. So auch das Summieren. 


3 .Der®&umnf, Sra—es, plur, die Süimpfe, Diminut. das Sumpf⸗ 


weichen moraſt igen Boden ſtehenden Waſfers, und der Ort, wo 

das Waſſer flach über einem weichen moraſtigen Boden ſtehet. Sin 

Canb welches voller Siümpfeifl. In einen Sumpf gerathen. 

In einem Sumpfe Heden bleiben. 2. Ju weiterer Bedentung, 

E eine jede Sammlung Waffers von feinem beträchtlichen Umfange, 
Br und ein Warferbebältniß, bepdes nur noch als ein Kunſtwort in 
# einigen einzelnen Fällen; (1) Eine Sammlung Waſſets. So wird 
im Bergbaue das Waffer, welches fig in der Grube fanmmelt,wern 
es nicht abgeführer werden Fanın, ein Sumpf genannt. Daher 
= das Wafler zu Sumpfebalcen, es vermittelft einer Woſſerknuſt 
aus⸗ſchöpfen. Eine Grube, ein Bergwerf zu Sumpfe geben 
aſſen, oder fie zu Sumpfe treiben, durch Nachlaſſigkeit das Waſ⸗ 


J Sen, Oberd. Suͤmpflein. 3. Cine flaͤche Sammlung über einem 


und unbrauchbar wird, (2) Ein Behältnig mit Waffer. An dem 
Bergbaze iſt der Sumpf fo wohl der Trog, in welchen das Waſſer 
vonden Wafferfünften ausgegoffen wird, als auch ein geboblter 
Graben, durch welchen der Schlauim bis in die Fluth geleitet wird. 

In der Bergfchmiede wird.die Sonne mit Waffer, worin dasEifen 
zu Stahl gehärter wird, gleichfalls der Sumpf: genannt. Bey 
den Ziegelſtreichern if der Sumpf oderdasSumpfloch, ein vier» 
edig aus gebohltes Loch, in welchem der Thon eingefumpfer, d. i. 


Sump bedeutet auch einen Fifchhälter. 
Anm. Bey dem Derfeied in der erfienBedeutungSunft, Friſch 
muthma hte ſchon ſehr wahrfheintich, daß es in der er ſten Bedeu⸗ 
tung von ſincken, ſenken abſtammen möchte, weil main einem 
Sumpfe, wegen des unter dem Maffer befindlichen weichen 
Erdreiches, leicht unterſinket. Dieſe Ableitung wird durch das 
veraltete verfümpfen, verfinfen, gar fehr beftätigef, als welches 
noch hey dem Kaifersberg vorkommt: es haben etliche geirrt,und 
gemeint, es Fonne ein Menſch Gott fo inbrünſtig lieben, daß er 
als verſümpft würde in Gott, daß er mit Gott Ein Weſen hett. 
Um deßwillen heißt ein Sumpf intAngelfähfifhen auchð amp, 
Jir der zweyten Bedeutung ſcheint es Waſſer über hanpt zu heben 
ten, da eg denn vo See, Salum, Suns mt. f. alle in der Bedeu⸗ 
tung des Waſſers, nur im Endlante verfchieden fepn würde, 

Der Sumpfandorn, des —es, plur, inul. in einigen Gegen⸗ 
den ein Nahme des Wolfs fußes, Lyco pus EuropaeusL,weil 
- er dem Andorne ähnlich iſt; und gern an Zeigen und Sümpfen 
wächfer ; Wafferandorn, Sparfaden. 

Die Sumpfbinfe, S. Sumpfſemſe. x 

Die Sumpfdiftel, plur. die—n, eine Art Diſteln mir herunter 
laufenden gezähnten Blättern, welche auf den fumpfigen Sieſen 
wãchſet; Carduus palultris L. 

Das Sumpfeinblatt, des--es, plur. inuf, eine Art deeCin⸗ 
Blattes, welches an Sümpfen und feuch ten Drien wãchſet; Par- 
nallia paluftris Li 

"DasSumpferz, des—es, plur. doch nur von mehrerndleten ober 
RA die—r, Eifenerz, welches in —— Gegen⸗ 





Be den Reainerkfchen 


fer überhand nehmen Taffen, fo daß die Grube dadurch verderbt 


mis Waſſer begoffen und durchgeardtiter wird. Das Schwedifge 


7 D F Sum 502 


Knie dem Waffer-befindlich if; Secerz, Moraſterz⸗ Mo⸗ 
dererz. 

Das Sumpfhabichtkraut, des—es, plur. inuf. eine Art des 
Habichtkrautes, welches in. den fumpfigen Hainen des mitterwäch- 
tigen. Europa einbeimifc) ift, Hieracium paludofum L. 

Der Sumpfbabnenfuf, des —es, plur, doch nur von mehrern 
Arten, die-—füße, eine Art desHadnenfußes,der in den fumpfigen 
Gegenden wächfe: Ranunculus palulirisL, von weichem es 
wieder mebrere Unterarten gibt, 

Die Sumpfbeiselbeere, plur, die—n, eine Art der Heibelbees 
ten, welche in den feuchten Gegenden des mitternächtigen Europa 
angetroffen werden; Vaccinium uligioofum L, 

Sumpfig, —er, fe, adj. et adv. viele Sümpfe enthaltend, 
Kin fumpfiges Land. AIngleichen einem Sunipfe gleich oder ähns 
ich, d. i. aus einein min Waſſer vermifchten weichen Erdboden bes > 
ſtehend, in welchen man leicht einfinfer, da es denn mit moraftig 
beynahe gleich bedeutend iſt, obgleich nicht völlig, Ein fumpfiger 
Boden, ein ‚fumpfiget Ort, eine fumpfige Gegend. Am Oberd. 


 fumpfechrige 


Das Sumpf! Bannenktaut,des—es, plur. inuf, eine Art des 
Kannenkrautes, welches in den. — Gegenden Europens 
einhemiſch iſt; Rquiletum paluſtre L. 

Der Sumpfkiel, des —es, plur. — e, im Bersbaue, die 
unterfte Röhre aneinem Kunftgezenge oder einer Pumpe, welche 
fi unmittelbar in dem Sumpfe oder Grubenwaffer befindet; die 
Schlungröhre. 

Der Sumpfklee des—s, plur. inul. ©. Sieberflee, 

Der Sumpfkohl, des—es, plur. inuf,; eine Oſtindiſche Pflanze, 
welche vonden Einwohnern, wie ein Kohl gegeffen wird, und au 
fumpfigen Orten wächfet „Pontederia haftata L, 

Der Sumpflorb, degs—es, plur. die — Förde, im. Vergbaue, 
ein Korb von Baſt, worin der Sumpffiel ſtehet, damit nichts von 
Erdeoder Stein in die Nöhre komme. 

Das Sumpfkraut, des— es, plur. die — Bränter, Eine 
jede Pflanze, welche in Sümofen und an ſumpfigen Orten ein⸗ 
heimiſch iſt. 2, In engerer Bedeutung und ohne Pural iſt eg eine 
Pflanze, melde an den überſchwemmten Drten. des nisternächtie 
gen Europa wãch ſet; ‚Limolella L.. 

One Sumpflabiraue, des—es, plur. rd eine Art deäfads 
end welches in und au Wafjern wächfer ; Galium palu- 

Te 

Das Sumpflöh, Jes—es, urn bie-—lächer, bey den Siegele 
ſtreichern, S. Sumpf 2, - 

Der Sumpfporf: ch, des — es, plur. inul, der gewöhnliche 
Porfch, welcher in Deutichland und in dem mitteenährigen Euros 
pa in.fumpfigen Gegenden einheimifeh if, Ledum —— 
"©, Porſch. 

Die Sumpfranke, pftır. inuf, eine Herder Manke, welche in 
Sünpfen wohnet; sh, mbrium, palulire L. 

Der Sumpfſchlamm, des—es,. plur, inuf. der Schlamm 
aus einem Sumpfe, Im — iſt es der Schlamm oder 
Schlich welchet in dem Sumpfg, d. i. ausgehohlten Graben 
hefindlich ift. 

Die Sumpfſemſe, plar. die —n, eine Art der Senife, welche 
ſich nur in wäfferigen Gegenden — Seirpus — L. 
Sumpfbinfe. 

Die Sumpffilue, plur. inuf, eine Art der Silge, weldhe in er 
a des mitternächtigen Europa wãchlet; Selinum palu⸗ 

re 

Der Sumpftorf, Ses—es, plur, doch nur von mehrern Arken 

- oder Quantitären, die—e, Torf, Ber ans Sümpfen. oder 
fumpfigen Orten geſtochen wird, 

Si 3 Die 








“ u zen m. #, 
—* er * 


—* 


x 


505,» Sum 


Die Sumpfoiole, plur. die—n, eine Art kammiofer Biolen, 
welche in den Sümpfen desfältern Europamwächjet: Violapa- 


lultris Linn. i z 
Der Sumpfvogel, des —s, plur: die —vögel,eine Art Vögel, 
welche einen Fänglich runden ſtumpfen Schnabel haben, und fich 
in fumpfigen Gegendeu-aufbalten, Grallae Linn, bey wels 


chen fiedie vierte Ordnung der Vögel ausmachen. Die Liffels 


gang, der Kranich, die Schnepfe, der Kibig, der Trappe und der 
Strauß gehören dahin. : —— 
Sas Sumpfwaſſer, des —s, plur. inuſ. Waſſer aus Sims 
pfen, d.i. flachen Sammlungen ſtehenden Waſſers, welche Feine 
merkliche Tiefe haben, und wohin das Moorwaſſer und Moder⸗ 
waſſer gehören. — 
Der Sumpfweiderich, des —s, plur. inuf. eine Art Weide⸗ 
richs, welcher in den feuchten Gegenden Europens wächſet; Epi- 
lobium paluftire Linn. 2 
Das Sumpfwerk,des —es ‚plur.inuf. imHüttenbaue,der zu ei⸗ 


nem zarten Schlich oder Schlamm gepochte Zinnzwitter; zum Un⸗ 


terjchiede von dem Gerinnſte ine undJafenwerfe,oder Pochmehle. 
Summfen oder Sumſen, verb. reg, neutr, mit.dem Hülfs⸗ 
worte haben, welches das Intenfivum von < Summen ift, und 
oft ſtati diefes Zeitwortes gebraucht wird, Was fur ein lieblis 
ches Summfen ſchwarmt um mich ber, Geßn. Die Bienen 
ſummſen fröblich umber im blumigen Anger, eben derf. 
Sand, in Gefund, S. diefes Wort, ”. 
Der Hund, des —es, plur. die —e, ein Wort, welches über» 
Haupt eine Meerenge bedeutet, aber nur als ein eigentbümlicher 
Rahme einzelner Meerengen üblich if, 3.8. Der Ore:Sund, 
oder Sund ſchlechthin, die Merrenge, welche Schonen in Schwer 
din bon der Inſel Seeland trennet, und die Oſt⸗ und Nordfer zur 
- > fammen hängt; Smiths ⸗ Sund, iſt eine Meerenge bey Zriedrichtr 
hall, der Sund von Teva uff. 
Anm. ImEngi.Sound,iniHolländ.Sond,imSchwed,Sund, 
Dasß diefeg Wort fich ehedem weiter erſtreckt haben müffe, erbellet 
ausdem Nahmen der Stadt Trapssunt, welche gleichfalls an ei« 
nem Sundelag. Zrifch leitetes ſehr unwahrſcheinlich von ſieden 
ber, weil das Meer in folchen Engen gemeiniglich febr unge ſtüm 


— 


zu feyn pflegt, andere von ſondern, Ihre aber von dem Angelfächf. 


fundan,fhwimmen, Iständ.Lynda, fo daß es eine Wafjerdreite 
- bedente,über welche man bequem ſchwimmen Fönne: Allein, wenn 
es nicht überhanpt den Begriff des Waffers hat, da es denn von 
See, Salum, Sumpfu. f.f. nur im Endlaute verfchieden ſeyn 
würde, (S. Sindflurb,) fo ſcheinet es vielmehr zu dem veralte» 
ten finan, findan, (S. Gefinde und Senden,) reifen, den Ort 
verändern, zu gehören, da denn eine Meerenge um eben deßwils 


len ein Sund genannt feynfann, um weßwillen fie noch jeßt zur _ 


weilen eine Straße heißt. — —— 

Die Sünde, plur, die —n, ein Wom, welches ehedem eine jede 
Übertretung des Geſetzes und die Handlung, durch welche daffelbe 
übertreten wird, bedeutet hat, in welchem jegt veralteten weitern 
Verſtande e3 bey dem Stryder und andern alten Oberdeutſchen 
Sch riftſtellern noch mehrmahls vorkommt. Auch in den Monfeei⸗ 
ſchen Gloſſen wird Sunta durch crimen überſetzt. Etwas davon 
iſt aoch inSimder übrig. (S.daſſelbe.) Jetzt iſt es nur noch in enges 


ver theologiſcher Bedeutung üblich,eine Übertretung des göttlichen 


Gefeßes und die Handlung, wodurch felbiges übertrefen wird, zu 
bezeichnen. Kine Sünde thun oder begeben. Sic) einer Sün⸗ 
de ſchuldig machen. Etwas für eine Simdebalten. Das iſt 
Feine Sünde, Temansen zur Sünde verleiten. Sein Brot 
mit Sinsen verdienen. Sich der Finde fürchten, in oder 
bey einer Sache fich eine Sünde zu begehen fürchten. Die wirk⸗ 


liche Sünde, zum Unterſchiede von der £rbfunse,. Da es denn 


Das Sündenübel, des —s, plur.ut nom, fing, bie Sünde 


% NET Be el, 3 1% * 
"17 3 ? n —— 


in ber Deuiſchen Bibel au häufig als einAbftract — de 
Unzecht der Gott mißfalligen — rn ae I 
auch die fündjiche Gott mißfällige Beſchaffenheit ſelbſt ausdrudt. 


Anm. Schon im Jfidor Sunda,bey dem KeroSunta,bepdem 


Ottft ied, Willeram u, [.f, Sunta, Sunto,im Angelf,Syane,im ‘. 


Engl.Sin,im Schwed.Syud, im Lappländ. Suddon. Dietrih 
von Stade, Friſch und andere leiten es von fübnen, ſohnen, ber, 


‚ weil die Sünde verföhner werden müffe. Allein es ſcheinet, fo 
wie Lafter, Schande, und andere äbuliche Wörter, eigentlich kör⸗ 
perliche Verunſtaltung bedeutet zu haben, zumahl da inden Mons 


ſeeiſchen Gloſſen Sunta auch durch infirma und macula übers 


fegt wied, fo daß mau es als einen Verwandten von dem Griech. 
amaw, (baden, und vielleicht auch von Schande ſelbſt anfeben 


kann. Das Lat. (ons gehöret gewiß zu deffen Familie, opneeben 
das Stammwort zu ſehn. — 


Des: Sindenfell, ses —es, plur. die —fälle, die vorſetzliche 


Verſündigung gläubiger Perſonen. In engerer und gewöhnliche⸗ 
rer Bedeuiung und ohne Plural, iſt der Sundenfall oder der Sal 
Asams, die dorſetzliche Brrfündigung Adams. 


als ein Übel betrachtet, 


Der Sünder, des —s, plur. ut nom, fing. Fämin. die Sün- 


derinn, bon dem veralteten fimden für fundigen.. 1, Ein Vers 
brecher,eineim Ganzen veraltete Bedeutung, welche une noch. in 
einigen einzelnen Fällen vorfommt. So pflegt. man einem zum Tor 
de verurtheilten Verbrecher noch einen armenSünder zu nennen. 
Auch im Scherzeift ein Sünder noch zuweilen eine Per ſon welche 
fih eines Vergebens oder eines Fehlers fehuldig gemacht hat. Da 
fieht nun der Sunder und ſagt kein Wort! Auch im Stryder 
fcheint es noch etwas Ähuliches zu ‚bezeichnen: Seingewinne 
ein Sunder oberhant; wenn egda nicht vielmehr einen Seis 
gen, Kranken u. f.f, bedeutet, indem in den Monfeeifchen Gloffen 
Sunta auch infirma heißt. Für einen Verbrecher uberhanpt 
kommt es in der Deutfchen Bibel noch mebrmabls vom 2. Zu ges 
wöhnlicherer und engerer Bedeutung if der. Sünder, ein jeder 
Übertreter des göttlichen Öcjeges, da denn in Rückſicht auf die 


Erbfünde alle Menſchen Sünder, arme Sunder beißen, = 


Anm, Bey dem Noıfer und Strycker Sundar, Sunder, Es 


iſt vecmittelft dee Ableitungsfylbe —er von dem veralteten Zeit⸗ 


worte funden, fündigen, gebildet. Kero, Ottfried und andere 
gebrauchen dafür Suntigo. / 


Die Sindflucb, plur. die —en; eine jede große und heftige Übers 
ſchwemmung eines ganzen Landes oder eines großen Theiles dese 
felben ; in welcher Bedeutung es noch bin und wieder porfommt. ' - 
Die vollſte iniſche Sündfluth. Die Thüringiſche Sünsfluh, - 


vom Jahre 1723. An engerer Bedeutung verfleher man unter‘ 
Sindflueh ſchlechthin, diejenige großeüberfchwenimung zu Toah 


Zeit da die ganze Erdfugel unter Waffer gefeger gewefen ſeyn foll, 


Anm, In diefer legteen engern Bedeutung ſchon bey dem Not⸗ 
fer Sintfluote, Sinfluote,in einer alten Bibel-Überfegung von 


...1462 die Sintweg, von Wag, Woge, Meer, Welle, bey andern 


Dberdeutfchen eben diefes Jahrhundertes Synfluß, Sindfluß. 
Gemeiniglich leitet man die erfte Hälfte von dem vorigen Sünde 
ab, und erfläret das Wort durch eine um der Sünden der Men» - 
ſchen willen veranſtaltete Überfehwenmung. Indeflen iſt wahres 
ſcheinlicher, daß das Wort Sind hiek von Sund, Waffer, Ser; 
abſtanimet, fo dag Sundflurh eigentlich mit Waſſerftuth, gleich⸗ 
bedeutend ſeyn würde, ; f i 


Sündhaft, —er, —efte, adj.et adv. zur Sünde geneigt, ingfeis 
chen mit Sünde behaftet, wiefundig.  Diefunshafte Unvoll⸗ 


kommenheit deg Verftandes. Ein ſuͤndhafter Menſch, ein füns 
diger, So auch die Siindhaftigkeit. — 
BSündig, 


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SE De ae De u Kl — 








sun . 


indie, er Me, adiretadv. mit Sünde behaftet, elu aus 
05 Ber der biblifhen Schreibart größten Theils veraltetes Wort, 


Fertigkeit zu fündigen befigend. Owehe des ſündigen Dolfes ! 
&f. 1,4. Die Augen des Seven ſehen auf ein fündiges Rönig: 
reich, Amos 9,8. Das vaffere er mit feinen fündigen Sanden 
. binweg, 2 Maccab, 5,16; two es für verbrecherifch, laſterhaft, 


zu ſtehen fheinet. Aber für fündlich, wie Röm.7, 13,aufdaf 


dieSinde würde überaus ſündig durchs Geborh, iſt es völlig 
ungewöhnlich. . So auch die Sündigkeit, welches indeffen noch 
feltener vorkommt. ER np \ nr 
‚Anm. Dieſes Wort ift fehr alt, und Älter als ſündhaft und 
fünslicy, indem es ſich fhon bey dem Kero, Ottfried u. f. f. finder, 
die aud) Suntigo, als ein Hauptwort für Simder gebrauchen, 
welches auch noch 4 Moſ 32, 14, vorkommt, der Sundigerfind 
deſto mehr, aber jegt gleichfalls veraltet iſt. x 


. &ündigen, verb. reg, neutr. mitden Hülfsiworte haben, Süns 
de begehen, in der engern theologifchen Bedeutung diefes Haupte 


wortes, Bein Menfch if, der nicht fündiget, ı Kön. 8, 46, 
Wider Bott, wider feinen Nächſten fühdigen ; ingleichen an 
Bott, am Herrn, an feinem Nächſten, an feinem Leibe, für wels 


che biblische R. Alınan doch lieber fagt, fid an Gott, anjemanz 


den verfündigen. Am Gefeg fündigen, Röm. 2, 12; beffer 
wider das Geſetz, oder noch beffer, das Geſetz übertreten. Bierin 
haft du gefündigee, eine Sünde begangen. Zuweilen, obgleich 


felten, und nur mit einigen Fürwörtern wird es auch als ein Actio 


vum gebraucht, Was habe ich. gefündigee? Er hat nichts ge: 
ſündiget. In weiterer Bedeutung, einen Fehler begeben. Wi⸗ 
der das Zeitmaß der Sylbenfundigen. So auch das Sundigen. 
Anm. Dieſes Zeitwort iſt ein Jutenſtvum von dem veralteten 


finden, welches ehedem in eben diefer Bedeutung üblich war; bey 


dem Kero und Ottfried [unton, im Schwed. [yoda, im Enge 
liſchen tur finn, N 

Sindlih; —er, — ſte, adj,etadv, dem göttlichen Geſetze zur 
"  wider,gleichfam eine Sünde feyend. Kine fundliche Sandlung. 
Sinsliche Gedanken, Begierden, Scherze. In der Deutſchen 


. Bibel wird es mehrmabls für fündig, mir Sünde behaftet, Fer⸗ 


tigfeit zu fündigen befigend, gebraucht; z. B. ein fündlies 
“ DolP,%ob,13,6, das fündliche Fleiſch, Röm. 8,3... In welcher 
Bedeutung es aber ungewöhnlic) it. Im Schwabenfp.[untlich, 


Die Sun dlichkeit, plur. car. die Eigenſchaft einer Handlung, nad 


welcher fie fündlich iſt ihre Abweichung von dem göttlichen Geſetze. 


- Das Sündopfer, des —s, plur.utnom. fing. in der Deut⸗ 


re ET —— 


‚Sf 1506 


riſchen Kirche bat mandiefes Wort, fo wie die Würde bepbehats 
ten, und da iſt dey Supetintendent ein voruchmer Geiſtlicher, 
welcher die Aufſicht über die Geiſtlichen und Pfarrherren eines ger 
wiſſen Kreiſes oder Bezirkes hat, füß dieſe die erſte Inſtanz iff, 
feldft aber unter dem General:Superinsensenten der Provinz, 
oder auch unter einem Ober⸗Conſiſtorio ſtehet. Erift in der 
evangelifchen Kirche ungefähr das, was ein Bifchof in der Römi⸗ 


ſchen ift, und wird in einigen Gegenden auch Dechant, Decanus, 


Senior u. fe f. genannt. In manchen Ländern hat er noch Ins 


. fpeetores oder Prapoſitos unter ſich, welche die nächſte Auffiche 


über einen ihnen angewiefenen kleinern Bezirk haben. 


Superflug, adj.et adv. von dem Lat. luper, und nur im ge» 


meinen Leben, übermäßig flug, d. i naſeweis. 


:- Die Suppe, plur.die —n.. 2, Eine warme Brühe, welche für 


ſich allein mit dem Löffel gegeffen wird, Diminat. sasSüppchen, 
Dberd. Süpplein. Die Bierfuppe, Weinfuppe, Milchſuppe, 
Berbelfuppe u.f.f. Eine Suppe kochen, anrichten, auftva: 
gen, effen. ‚Einen Löffel Snppe effen, ein wenig Suppe, Fir 
gürlich ift, jemanden auf einen Löffel Suppe, oder auf eine 
Suppe einladen oder bitten, ihn zum Effen, auf eine Mahlzeit 
bitten, In Brautfuppe und einigen andern bedrutet es gleich⸗ 
falls eine Mahlzeit, befonders fo fern die Suppe der vornehmfte 
heil derfelden it. 2. Im gemeinen Leben wird es zuweilen fo. 


‚wie Brühe von einer jeden dicklichen Feuchtigkeit gebraucht. Die 


tothe Suppe, verächtlich und in der niedrigen Sprechart, das 
Blut, Die Grundfuppe, der untere dickere Theil eines flüffigen 
Körpers. Jemanden in der Suppe figen laſſen, id einem ſchlim⸗ 


men Handel. 


Anm. In einigen Oberdeutſchen Gegenden auch Sauf, Soof, 


‚Seuf, im Rirderf, Soppe, im Schwed.Soppa, im Engl. Sop, 


Soop, Sup, im $ränzöf, Soupe, Souppe, woher auch lou⸗ 
per, zu Abend fpeifen, ift, im Jtal, Suppa, Zuppa. Es iſt von 
dem noch Dberdeutfchen fupfen, fehlürfen,lorbere, welches eine ' 
Dnomatopdie des Schlürfens ift, weil die Suppr mit deu Löffel 
gleichſam eingeſchlürfet wird, daher auch ein$runf oder Tränkchen 
im Oberdeutſchen eine Suppe oder Saufe beißt, in welchen Ver⸗ 
ftande es im Hochdentſchen nicht gebraucht wird, Übrigens ites 
mit Saufen, Saft, Nieberfähf. Sapp, Seif, uud andern mebe 
verwandt, ; 


Suppig, —er, —fie, adj. et adv. einer Suppe ähnlich, di. aus 


dünner Brühe beftehend, wenn es dicklicher ſeyn follte, imgemeis 
nen Leben ; wo es doch eigentlich fuppicht heißen ſollte. 





ae 


;S ſchen Bidel und bey den Ältern Juden, ein blutiges Opfer, welches 
4 zur Ver ſöhnung Gottes für eine begangene Sünde gebracht wurde, 
$ daher es auch das Sühnopfer und Schuldopfer genannt wurde, 
Der Unterſchied, welchen einigeAusleger zwifhen&undopfer ı nd 
Schulsopfer machen, daß jenes für Bergehungs: diefes aber für 
Unterlaffungsfünden gebracht worden, ift noch ftreiti. 
>... Dee Sündwafler, des —s, plur. inuf. ein nur in der Deuts 
ſchen Bibel befindliches Wort, ein Waffer zu brzeichnen, welches 
. bey den älteren Juden zur Reinigung von einer begangenenSünde Wachters Ableitung die ſes Wortes iſt viel zu gelehrt; es (heint 
7 gebrancht wurde ; an defien Stelle in der katholiſchen Kirche das vielmehr aus den Worten, Sufe ninne fufe, momit die Animen 
Weihwaſſer getietenift, 4 Mof.,7. , und Wärterinnen die Kinder einzufchläfern pflegen, gebildet zu 
Superfein, adj etadv, deffen erfie Hälfte das Lat. fi uperift; ſeyn, und welche alem Anfehen nach bloGe Zöne ohne Sinn find. 
außerordentlich fein, von der beſten Art,doch nut im gemeinen Les (S. Säufeln.) Ju einenvalsen zu Magdeburg bifindlichen Wörs 


Die Supplif, plur. die—en, aus den Franz. Supplique, die 
demüthige fehriftliche Bitte an einen Höhern, befonders An die 
höchſte Obrigkeit. Daber fupplieiren verb. neutr, mit haben, 
anf folche Are bitten, der Supplicant,deg —en, plur.die —en, 
derjenige, welcher auf ſolche Art bittet, Fam. die Supplicantinn. 

* Das Sufeninne, des —s, plur, inul, ein veralteies Wort, ein 
Wiegenlied zu bezeichnen, welches tur noch in Luthers altem Kir⸗ 
dentiede, vom Simmel buch da Fomm ich ber, befindlich iſt. 


— ben, befondens von Waaren, N terbuche, welches Hr. Diac. Kinderling in meinem Magaz. B. 2, 
B Der Superintendent, des —en, plur. sie —en, aus dem Lat. St. 1.8.78.f. befaunt gemacht hat, beißt rs: F fienunine 
E Superintendens,denjenigen zu bezeichnen, welcher die Aufficht dieuntur carmina, quäe nutrix contat eirca puerum 


über andere bat. In der katholiſchen Kieche waren es ſchon vor movendo cunas; weiches Faftenunine mie fouft nicht vor» 

Alters gewiffe Anffeher über die Griftlichen einer Didces, welche gefommen ift. 

unter demBifchofe ſtanden, und mit den an andern Orten üblichen Si, — er,— eite,adj. et adv. den höch ſten Grad der angenchmen 

0... Desanis oder Dechanten einerlep zu ſeyn ſcheinen. Zu der Luthe Empfindung auf die Nerven des Geſchmackes machend, y [2 
| | 37 tan 


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307 
dein von — Empfindung durch den Berhmat — 
wird, welche eigentlich dem ſauer, oft aber auch dein ſalzig und 


bitter entgegen gefegtift. ı. Eigentlich da es ſo wohl von der 


‘Empfindung, als auch don den Körpern, welche diefe Empfindung 
: verarfachen, gebraucht wird, Süß fhneten.’ Ein füßer Ge: 
ſchmack. So ſuß wie Honig, Zuteriu. ff. Süßer Wein. 
Siße Kirſchen. Da es deun in wellerm Verſtande nur oft nicht 
fauer, nicht gefänert, inaleihen nicht ſalzig oder nicht gefülzen bes 
“deutet. Süßes Bror, wigefüuertes. Süße Milch, im eg 
“ fage der fauern, Simes Waffer, im Gegenſatze der Salzſoble 
ſo wohl als des gleichfalls ſalzigen Seewaffers. Süße Buͤtter, 
ungeſalzene. 2. Ju weiterer Bedeutung, ei nen bohen Grad der ans 
- genehmen Empfindung durch andere Simie veruc ſachend. ) Im: 
"Anfehung des Gehöres, dem Gebore im hohen Grade angenebm. 
Kine füße Stimme, füße Tone, füge Lieder, in der Deuifihen 
Bibel; in welchem Verſtande es doch in der dicherriiben Schreib 
aetaı bäufisften vorfommt. DieSprache der Liebe it im Leite 
der Aachtigallen ſüßer Geſang, und im Winkel der Kage Ze—⸗ 
tergeſchrey, Herd. Das ſüße Gezwitſcher der Schwalben. 
Bein Mißton ſtort die ſüße Harmonie, Bew, Die Liebe iſt 
ſchlauer als die sreundſchaft, ihr füßes Pfeifchen ſchlafert 
wohl einen Argus ein, Weiße, Die füge Stimme der dreu—⸗ 
de, eben derſ, wo es aber auch oft angenehm üserhaupt bedeuten 
fann. : (2) Von dein_Öeruche, diefem Sinne im hoben Gra« 
de angenehm. Suazo fie thir Itinkend, Oitft. fie riechen dir 
angenehm. Bin füßer Geruch, in der Deutſchen Bibel. Indeffen 
»-Fonumt es im diefer Bedeutung, die dichtertſche Schreibart etwa 
- ausgenommen, jetzt am wenigſten vor, 3. . Figüielich, der. innerit 
Empfindung im hohen. Grade angenehm. - Ein ſußer Schlaf. 
"Süß ſchlafen. Sanft umfängt die Macht ihn mit ſaßem 
Shlummer, Geßn. Meingerz fhmilst in füßer Wehmuth, 
IH ſchame mich der füßen Schwachheit nicht, Gel. Ach, 
wie füR ie mir, an diefer Quelle zu ruhen! Geßn. Mit dir 
sft jedes Glück mir füßer, eben derf, Sein füßefter Zeitvertreib, 
eben derſ. Die füßefte Liebe der Hatur, Gell. Ss if ein fir 
Ber Gedanke für Tugendhafte, wenn fle fih ſchmeicheln Fine 
nen, daß ihr Tod beweint wird, Duſch. Du ſüßer Wobnplatz 
Ailler Freuden, Weiße. Ich babe dir meine ſüßeſten Wünſche 
anvertrauet, eben derſ⸗ * 
Uns denkt mie ſüßer Luſt an ſeinen erſten Reigen, Zadar. 
Jemanden etwas ſußes, tauſend ſüße Sachen vorfagen, et⸗ 
was ſchmeichelhaftes. Ein ſußer Gere, welcher ein Geſchäft 
daraus macht, dem andern Geſchlechte etwas füßes vorzuſagen, 
demfelben zu ſchmeicheln, oder zu gefallen ‚im Franz. Petit mai- 
tre. £in füßer Serr kriegt nie verſtand, Gel, 
Anm. Im Iſidor luuozsf, bey dem Kero, Ditfried u. f. f. 
fuazza, im Riederf. ſůt, im Schwed, [öt, im F:läud. ſaet, im 
ngelf.iwete, [waes, im@ngl. [weet, womit auch dag Latein. 
fuauis nud Gricch, 4dug verivandt find. "Die erſte eigentliche Be⸗ 
deutuug dicfes fo alten Wortes iſt unbekannt; vieleicht bezeichnete 
es anfänglich etwas ‚ das dem Gehöre angeiehm wer, durch Nach⸗ 
ahmung eines angenehmen fantrs, wie etiva faufen, ſauſeln, ders 
gleichen etwas auch im Hebr; Ey , fich freuen, hervor zu flechen 
ſcheinet. Daß auch ſüß und ſanft nicht fo weit ensferntfind, als 
es anfänglich fcheinen möchte, erhelfet aus dem Schwed. [yfia, 
füß machen. Das n ift oft ein müßiger Begleiter der Hauch + und 
Blaſelaute, ſt aber und $ find —— 
Der Süßapfel, ©, Sonigapfel.- 


Der Süfbaft, des—es, plur, car. ein Rahme des Belterhalfee, 


Daphne Mezereum L. ©, Rellerhals. 


Die Süße, plur, inuf. ein veralteres Hauptwort für Süßigkeit 


big dein Ditfried Suazi, 





er 


Die Süßelep, ———— — —— ein efelhaft 
oderwiderwärtig füßesBetragen, dergleichen WIRTH 5 
cheleyen u. ſ. f· Aſthetiſche Süßeleyen, F 

er verb, reg. neutr, mit dem. Hürfsworte haben, — 
haft ſüß riechen und ſchmecken, wie maage Raser bey undin — 
Fãulniß zu thun pflegen. 

Süßen, verb, reg. ı. Neutr. mit baben, feine Sügigfeit eis 
‚nem. andern Körper mittheilen. Der feine Zuder -füßer beſſer 
als der grobe. 2. Act. füß machen, doch nurin einigen ®egenden, 
Kine Epeife, eine Yrzeney fügen, © auch das Süßen. 
Siebe and vVerſüßen. 


Das Süsbolz, des es plur, inuf bie Kolgige Wurzel einer Ai 


Pfianii, weldye gelb von Zarbeit, einen angenehmen Geruch und 
fügen Yerhmac Bat, und die Pilange ſelbſt; Glycirrhiza L. 
Die Staude wäãchſt in Franken und, d 


 füße Wurzel dei fehwargen Erve, Orobus.niger L. wird in eis 


Aigen Gegenden wildes Süpyolz genannt. Br 


Die Süfigkeit, plur. Sie — en. ı, His ein Abſtraetum — we — 
Plural, die Eigen ſchaft eines Dinges, da es ſüß ift, in allen ‚Bes 


Deutungen dieſes Bed wortes. Die Züßigkeit des Zuckers, des 


Honiges, des Schlafes u. ſaf. 2. Ein füßer Körper, ſüße 


Ding, und in figürlichem Verflande, bober. Grad. der angenebmen u 


Empfindung ;mit dem Plural. Eine Fleinediene — ſog Sußige 


dem wärmern Europa; aus h } 
ibrer Wurzel iwicd der Lakrigenfaft geſotten. Diegleichfals 














a 


7 h 


Feit aus allen Blumen, Öleim, gleichen, obgleich feltener, Kir 


ne Schmelcheley. Sie jagen ihr bey. aller Gelegenpeit Süpige- 
keiten vor, Weifie, 
Anm. Bey dem Kero, Ottfried und —— mit andern Sud - 


- folben Suazzi, Suoze, Süße, in Schwaben noch jetzt Sit, 3 


Suaznifli, 

Der Süßtlee, des—s, plur. car. eine dem Klee ähnliche — 
ze, welche auch Türkiſcher Blee und Honigklee ——— wind; 7 
HedyfarümL, 

Suͤßlich —er/ſtee/ adj. et adv. ein wenig fü. Ein Fü 
cher Geſchmack. — 

Der Süßling, des—es, plur. — 1. In einigen — 
den ein eßbarer braunröthlicher Feldſchwanm, welcher eink füge 
weiße Milch gibt; Brätling. 2. Ein füßer Her, S,Süp. 

Die Sylbe, plur. $ie—n, Dininur. das Sylbchen, ein einzelner 
Laut/ welcher mit Einer Offnung oder Zuſchließ ung des Mundes 
hervor gebracht wird, und aus einem Gelbfis oder Doppellaute 
und einem oder mehr Mitfauen beſtehet. Beſonders, ein 
folcher Laut, fo fern er einen Theil einer vernehmlichen Rede aus⸗ 
macht. Eine Sylbe iſt ein etnzelner, ein Buchſtab aber ein einfa⸗ 
facher Laut. Nicht eine Sylde hervor bringen können. Ich 
verſtehe keine Sylbe davon. Die Sylben ftechen, (©. Stechen.) 

Schon bey dem Diffried Syllaba, bey demRoifer Sıllabon. Es 
ift ausdem Örich. und Lat. Syllaba, daher es voıf einigen, ierig 
&ilbe gefchrieben wird.Hingegen ift das doppelte lt unnötpig,nach- 
dem im Deutfchen der mittelfte Selbſtlaut weggeworfen worden. - 


Das Sylbenmäß, des—es, plur. die—e, das Zeitmaß der, - 


Sylsen,d. i.die Zeitdauer, mit welcher jede derfelben ausgeſpro⸗ 
chen wird: init einem Lateiniſchen Kunſtworte die Ouansität. 
Nachdem Sylbenmaße find die Sylben entweder lang oder Fuss, 
oder unbeſtimmt. Derjenige Theil der Sprachfunft, welcher das 
Spibenmaß lehret, heißt die Profodie oder Tonmeffung. 
Die SpIbenftödyerey, plur. die — en, unnüse und pedantifhe 
Unterfuchung der Sylben eines Wortes, und in weiterm Verſtande 
unnütze und thörichte Auffuchung des. Wortverflandes ; von der 
RL. Sylben ſtechen, (S.Stechen II. So auch der Sy benſtecher 
Sylbig adj, et adv. Sylben habend, ein nur in den Zuſammen⸗ 
ſetzuugen einfglbig, tige vielylbig u.f.fübliches Fo 








lien ul an rain ae eng" ei an bu 1 2 rn 


—ß— Zr a 1. 20 2 = 


' 


SELTENER RER EERYDE 





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Spltäbifd,ad; ——— Sem Selen. Lyllabicus, befonders 
in der Mufif, wo der ſyllabiſche Gefang diejenige Art des Sins 


geus iſt, wo zu jeder Note eine Sylbe gefpochen oder gefungen 
wird, wie 5. B. bey den Kirchengefängen und Kecitativen üblich 





e 


Shſt | "510 


I fpınparbiffeen mie jemanden, wenn tie Ähnliche Empfindungen 


ilt; zum Unterfchiede von dem melismatif: chen Geſange, wo zwey 


and mehr Noten auf eine Sylbe geſungen ——— wie in den 
Arien u.ſ. f. 


Der Sylphe, des—n, plur. Sie—n, ein aus un. Griechifchen 


entlehntes Wort, eine Art poerifcher Luftgeiſterchen zu bezeich⸗ 
onen, welche Abt von Villars in feinem Comte de Gabalis 


‚ Wieder in Bewegung brachte , wok auf Pope fir in feinem Locken⸗ 


raube nuste. Die Gnomen find ähnliche Erdgeifterchen, die Nym⸗ 


phen ſolche Waſſergeiſter und die Salamander ſolcheFeuergeiſter. 


Ein ſchon geputzter Geiſt, bunt, wie ein Regenbogen, 
Den Gabalis erſchuf und Pope groß gesogen, 
SEin Sylphe — Zadar, 


Bee adj. etadv. aus demfätein. [ymbolicus. 1.Bon 


Symbolum,ein ſinnliches oder bildlihes Erfenntnißgeichen eis 
"nes andern ähnlichen Dinges, da. alles dasjenige fymbolifch ge— 
nannt werden Tann, was ein anderes Ding vermittelft einiger 
Ahnlichkeiten abbildet oder bezeichnet. In engerm Verſtande ift 
ſymboliſch/ was ung eine unförperliche Sache unter einem finns 
ichen Bilde vorſtellet. Die ſymboliſche Erkenntniß, von welcher 
Art eigentlich unſere ganze Erkenntniß ift, befonders, fo fern fie 
auf Worten beruhet, indem jedes Wort ein ſinnliches Bild enthält. 


Im engſten Verſt aude unterſcheidet man die ſym boliſcheErkennt⸗ 


niß, oder die Erkenntniß durch Worte, von der anſchauenden. 
2. Bon Symbolum, einÖlanbensbefenntniß, ift ſym boliſch/ was 
dazu geböret, in demfelben gegründet ift, Die fymbolifchen Bü⸗ 
Ser, diejenigen Bücher und Schriften, welche das Glaubensber 
kenntniß einer Kirche ausmachen, 

Anm. Das Gried. und Latein. Symbolum, wird von einem 
Sfaubensbefenumniffe nur noch zuweilen von einigen ältern Bes 
kenntuiſſen dee chriſtlichen Kirche gebraucht, 3. ®. dag apoſtoli⸗ 
ſche, das Athanaſiſche Symbolum, wofür doch auch Glaubens 
hekenntniß ſchon üblicher iſt Notker gebraucht dafür Geuuerf; 
welches eine buchftäbliche, Überſetzung des Griechiſchen Ausdru⸗ 

-. des ift. Bon einem ſigürlichen Erkenntnißzeichen wird es noch we⸗ 
niger gebraucht, wohl aber bezeichnet es im — gebe noch 
bäufigeinen Wahl: oder Denk ſpruch. : 


Die Spmmett’e, (drenfpldig) plur. "doch nut don mehreren Ars 


ten, Se-—n, (vierfplbig,) aus dem Griech. und Lat.Symmetria, 
dir gehörige-Ubereinftimmung oder das gebörige Verhältniß der 
Theile eines Dinges fo wohl unter einander ſelbſt, als auch gegen 
das Gange, In engeem Verſtande ift die Symmetrie das ‚gebörige 
Ver hältniß der Theile zum Ganzen, diegarmonie aber, das gebö- 
& rige Verhaltniß der Theile unter einander. Nach einer noch andern 


“ Einfhränfnrg ift, z. B. in derBaufunft, dieSymmetrie oder Ev 


U ryehenie,bieAfntilhtn t der Seiten bey einem unähnlicyen mittlern 
Theile. Daher ſymmetriſch/ te Verhältniſſe gemäß, darin ger 


- 2, gründen ; ; 
» Die Sympathie, (drepfoibig,) plur, sie—n, (virefplbig), aus 


dem Griech. und Eat. Sympathia, ‚welches eigentlich Mitleiden 
bedentet, im Deutſchen aber in folgenden Fallen üblich iſt. 1. Die 
Eigenſchaft eines lebendigen Weſens, vermöge welcher die Vor⸗ 
ſtellung des Zuſt andes eines Dinges ähnliche Empfindungen i 
uns hervor bringet, und diefe Äbnlichen Empfindungen felbft : 
beſonders in engerm Verftande, ſo fern fie auf uudeutliche Begrif⸗ 
fe gegrüudet iſt, oder aus uns undefannten Gründen berrühret. 
Ir die reundſchaft zugleich die Sympathie der Natur / der ver⸗ 
nunft und der Cugend/ fo kann für den empfindlichen Menſchen 
aichts ſchagbarers und nuglichers gedacht werden, Gell. Wir 


mit ihm haben. 2, Die Neigumg zu einem Dinge, befonders fo fern 
fie auf dunklen Begriffen, oder ung unbefannten Gründen berubet, 

imGegenſatze der Antipathie; in welchem Berftande man auch leb⸗ 
loſen Dingen eine Sympathie gegen einander zuſchreibt. Ju 
weiterm Verſtande gebrauchen die, Mahler dieſes von den Far- 
ben, wenn fie in der Vermifhung eine angenehme. dritte Farbe 
hervor bringen, wie 3.3. Blau undGeld ; dagegen, zwifchen Blau 
und Zinnobereine Antipathie herrfchet, weil beyde eine undnger 
nehme harte Farbegeben. 3. Die Wirkung eines Föcperlichen 
Dinges in ein anderes entferntes ohne ein merkliches dazwiſchen 

kommendes Mittel; da man denn im gemeinen Leben Sympa- 
thien oder fympatbetifihe Wirkungen bat, befonders folhe 
Heilartenu. f.f, Wenn eine folche Wirkung obne alles dazwi⸗ 
fchen befindfiches begreifliches Mittel bervor gebracht werden fol, 
fo ift fie ein Unding, nicht aber, wenn das Mittel une gröbern 
Sinnen unmerklich oder unemipfindbar ift, wie 5. B bey fympa« 
thetifhen Dinten, bey dem Magnete u.f.f. 

Symphonie, (drenfoldig) plur. die—n, (pierfglbie,) aus dem 
Griech. und Lat. Symphonia im weitefken Verſtande, zus 
fammen klingende Töne, befonders in der bögern- Schreibart. 

Ungewohnte Symphonien 

Schlagen mein eniz ücktes Ohr, Raul, 
In engerer Bedeutung, iſt de Symph onie in der Muſik ein gewiſſes 
muſikaliſches Stück, welches allein mil Juſtt umenten aufgefüprer 
wird, 

Der Spndicue,des—ci,plur. die-—ci, dasLat. undGrich.Syn- 
dieus,derjenige, welder einer ganzen Gemeine, oder einer auſehn⸗ 
lichen Seſeuſdefe Nath ertheilet, und fie in gerichtlichen Sachen 
vertritt ; im Oberdeutfchen ehedem, Schaffner, Sürfprech, Fried⸗ 
dinger. Dader dag Syndicät, —— plur, die ⸗e/ das Amt, 
die Stelle eines Syndici, 


"Der Syntäg, des— es, plur. die +—e, aus dem Griech. und 


— 


at. Syntaxis, S. Wortfügung. 

Der Sprup, des —es, plur. doch nur vor mehrern Arten, die —e, 
ein mit Zucker zur Honigdicke eingekochter Saft, dergleichen man 
aus den Decocten oder Aufgüffen wieler Pflanzen, Blumen und 
Früchte hat, Ingleichen derjenige Abgang von dem Zucker, welcher 
durch die Spigen der Formen abfließt. Im Engl, Sirro p, im 
Italianiſchen Sirupo, im Lareinifehen Syrupus, Das Wort ift 
fo wie die Erfindung morgenländifh, und lauterim Arabiſchen 
Serup, und im PerfifchenScherbet, 

Das Spftem, des —es, plur. die—e, aus dem Griech. und Latein. 
Syftema, ein Zufammenbang vonDingen einerlepArt undEins 
richtung, und die Ordnung, nach welcher fie unter einander verbun⸗ 

„den find, Das Welt⸗Syſtem, Syltema mundi, die mit einander” 
zu einem Ganzen verbundenen“ großen Weltfürper, das Weltge: 
baude; ingleichen die Ordnung, in welcher fie neben einander bes 
fudlich angenommen werden, Daber das Ptolemäifche, das Ty⸗ 
onifche, dag Copernicanifche Spfiem, die von dem Ptolemäus, 

Tycho und Eoperuicus angenommene Ordnung und Verbindung 

der Himmelskörper. Man nehme den Hang zur Grefelligfeir aus 

‚LemSpfteme unſerer Neigungen heraus, Gel: Ingleichen ein Zu⸗ 

fanımenhang von Wahrheiten einerleg Art und Einrichtung ; dag 
Lehrgebäude, Daher werden die fürnmtlichen ımter einander vers 
bundenen theologiſchen Wahrheiten das theologifche Syſtem ges 
nannt. So auch von Wahrheiten aHerArt: Ingleichen ein Zuſam⸗ 
menbang practiſcher Wabrheiten oder moralifherAusübingsfäge, 

Ein Syſtem derTugend,desLafters, dergeucheleyu.ff. Das ſey 

ihr höchſtes Syſtem derEhre und Nacheiferung, Gell. Daher ſy⸗ 


ſtem at iſch, von Dingen einerley Art und Einrichtung, in eine begreif⸗ 


— gebracht; und dadurch u einem Öanzen verbunden, 
T, der 


— — — — 











der fechzehnte unser den Mitlautern, welcher mit an die 
N] Zähne gelegter Zunge und ſchnell und Fark ausgeftoße- 
\ em Athen ausgefprochen wird, wodurch er fich von dem 
d unterfcheidet, welches mit einem langfamern und gelindern 
Drude der Lunge begleitet wird. Um diefes fchnellen und ſtarken 
Drudes willen, iſt diefer Buchſtab auch der eigentliche Ausdruck 
ähnlicher Hörbarer Beränderusigen in der Natur, daher er denn 
auch fehr ſchicklich ift, ein Zeichen der Intenſton abzugeben, befons 
ders in folhen Fällen, wo der uefprüngliche Laut durch ein d oder 8 
ausgedrudt wird. Daberifl das g, wo es vorfommt, gemeinigs 
lich ein im hoben ®rade verflärktes s,nb es gleich auch in manchen 
Fällen ein durch den härteſten Ziſchlant verſt ärktes d und t iſt. 


Da ſich die Ober und Niederdeutſchen Mundarten, beſonders 


durch das Harte und Weiche in der Ausſprache unterſcheiden, ſo 
wird dieſer Unterſchied vorzüglich in den Fällen ſichtbar, two ein 
und eben derfelbe urfprüngliche Lauf nach verfchiedenen merflis 
chenStufen derHärte oder Gelindigkeit aefprochen und gefchrieben 
werden fann. Daher hat die weichere und fanftere Niederdeutfche 
Diundart in den. meiften Fällen ein d, wo in der raubern und här⸗ 
tern, zu lauter Intenfionen und harten Nachdrücken geneigten 
Oberdeutſchen das t herrſchet. Die Niederfächfifchen dadeklik, 
Dag, Dans, Dapper, daven, Deeg, Dook, deigen, Dütſch, 
u. f. f. lauten im Hoch⸗ und Oberdeutſchen eharlich, Tag, Tanz, 
tapfer, toben, Teich, Tuch, tilgen, Teutfh, Die Hochdentfche 
Mundart,welde in niefen Fällen das Mittel zwiſchen beyden hält, 
folgt zwar bier größten Theils der Oberdeutfchen, bebält aber doch 

‚ in manden Fällen das Niederdeutfche d; 3. B. Dacht oder Docht, 
Deich, ein — 52— ſo f- welche im Dberdeutfchen Tocht, 
Teich, tichten lauten. In vielen Fällen ſcheinet dag fo sweyden- 
tige tb, feiner urfprünglichen Beftimmung nach, ein Mittellaut 
zwifchen dem weichen Niederdeutfchen d und harten Dberdeutfchen 
1 zu ſeyn, wovon an feinem Orte befonders, 

Von dem Ubergange des tin s ift bey ©. 3, (1) ſchon etwas ges 
fagt worden, Ein mehreres würde bier zu weit führen. 

Die diefem Buchftaben eigene Härte ift oft ein bequemes Mit 
tel. in der Zufammenfegung und Ableitung der Wörter, die uns 
angenehme Weiche zufammen treffender flüſſiger Meitlauter zu 

‚wermeiden; welches befonders alsdann Statt findet, wenn von eis 
nem Jufinitiv oder einem andern Worteauf —en, ein Wort auf 
lich und ni gebildet werden fol, wo um des Wohllautes willen 
gern ein  eingejchaltet wird; Kenntniß, Erkenntniß, Bekennt⸗ 
niß, Fenntlic,eigentlich,wefentlic, öffenelich,nabmentlich, ge: 
fliffentlich, ordentlich, gelegentlich, wiſſentlich, wöchentlich, 
flehentlich, freventlich, hoffentlich u. f. f. wofür man ehedem 
nur fagte, Bennniß, öffenlich, eigenlih n.f.f. In manchen 
Billen geſchiehet diefes auch vor einem Hauch- und Blaſelaute; 
allentbalben, deffentwegen, Penntbar,meinetwegen, deinethals 
ben, um feinetwillenu. ff. Ineinigen Oberdeurfhen Gegen» 
den gehet man noch weiter, und ſchreibt und ſpricht daſelbſt zwi⸗ 
fchent, hebent„diefelbten u. f. f. für diefelben, zwifchen, neben. 
Eben fo gebraucht man diefen Buchſtaben im Franzöfifhen in 
manchen Fällen den Hiatum zu vermeiden; fera-t-il? für 
ferail? ©. auch Antlig und Ene— ’ 

Bondem sh fiehe au feinem Drte befonderg, 


der zwanzigſte Buchſtab des Deutſchen Alphabetes und 





Tabak, S. Tobak. — RE 

Die Tabelle, plur. die —n, aus dem Lat. Tabella, ein Verzeich⸗ 
niß, wo Individun, oder auch die Arten, Gattungen und Unter» 
arten Fürzlich unter oder neben einander gefeget werden, ſo wie 
fie auf einander folgen, oder auseinander fließen. Bine genenlos 
gifche, hronologifche Tabelle. Daber tabellarifch, in Geſtalt 
einer Tabelle, A Sr F 

Das Tabernaͤkel, des —s, plur. ut nom. fing. aus dem La⸗ 


tein. Tabernaculum, in der Römiſchen Kirche ſo wohl eine mit 
Säulenund Giebeln gezierte Bilderblinde, in Geſtalt eines klei-⸗ 


‚ nen Altares, Bilder und Heiligthümer dahin zu fegen, als auch 
wird. — 
* Die Taberne, plur. die —n, aus dem Lat. Taberna, ein noch 

bin und wieder in Obers und Niederdeurfehland übliches, im poch⸗ 


deutfchen aber undefanntes Wort, ein öffentliches Wirthshaus, — 


eine Schenke zu bezeichnen; im Oberd. ehedem Tafern, Tefern, 
Tüferey, im Niederf. Taverne, Engl.Tavern. Daher Tas 
verner, ein Gafts oder Schenfwirth, In einigen Döerdentfchen 
eigentbümlichen Rahmen ift es in Zabern verändert werden; 
Bergsabern, Tabernae montanae, #lfaßzabern, Taber- _ 
nae Alfatiae, Xheinzabern, Tabernae Rhenanae. .. _ 
Das Tabulat, des —es, plur.die—e, aus dem Lat. Tabula- 


ER 


GE 


das gezierte Behältniß, worin die confecricte Hoftie verwahrer' 


& 





tum, ein noch bin und wieder, befonders in den Klöffern üblihes N > 


Wort, einengediehlten Boden oder mit Bretern belegten Gang 


zu bezeichnen.  _ 


Die Tabulatur, plur. inuf. -». Inder Mufil, die Art die To· 
ne an Statt der Roten mft Buchflaben und darüber geſetzten Stri⸗ 


. hen zu bezeichnen. 2. Bey den Meifterfängern bezeichnet es den 


Anbegriff der Regeln und Gefege, nach welchen fie ihre Gefänge 
verfertigen und abfingen mußten , daher ift im gemeinen Leben 
nach der Tablatur noch fo viel, als nach der Drdnung. Es ift 
in beyden Fällen ohne Zweifel von einem mittlern Lat. Tabula- 
tura,welches wieder von Tabella abftammer, ungeachtet erſt eres 
bey den Lateinischen Schriftſtellern des mittlern Zeitalters noch 
nicht gefunden worden.“ — — 
Das Tabulet, des —es, plur. die —e, ein aus leichten Bretern 
gemachter Kaften oder ein ähnliches Behältniß, worin gewiffe 
berum wandernde Krämer ihre Waaren am Halfe hängen haben. 
Daher ein Tabulet:Brämer, ein herum wandernder Krämer, | 
welcher feine Waaren auf folche Art mit fi berum trägt, Franz. . 
Col-porteur, von Col, der Hals. Es ift aus dem mittlern 
Lat. Tabuleta,welches einen Fleinen Tiſch bedeutet, vermuthlih, _ 


I: wa nz Ci ah ua A 





"weil fie ihre Waaren oft auf einem folchen Fleinen Tiſche m. F 2 
ee | 


bangen haben, Er heißt Reffträger, wenn er fiein einem R 
auf dem Rücken herum träger. 
Der Tact, des—es, plur. die—e, aus dem Latein. Tactus, in. 
der Mufit und Tanzkunſt. . Die gehörige und beſtimmte 
Dauer eines jeden ones und einer jeden Geberde, als ein Abs 
firactum und ohne Plural; das Tonmaß. Nach dem Taecte fin: 


gen, tanzen. Den Tact fehlagen oder führen, diefe Dauer. mit‘ - 


der Hand bezeichnen, von welcher Bewegung der Hand eben die 
Benennung bergenemmen ift, " Tact halten, diefe Dauer beobs 
achten. 2. Befonders die beſtimmmte Dauer derjenigen Noten, 
welche auf dem Papiere zwifchen zwey Strichen eingefohloffen * 

un® 










a y 

ER U TS 
ee En ff 
- 15 * 


unnd dieſe Noten ſelbſt. Minen Taet , zwey Taete, drey Taete 





re Fa a ee le ale Te Se 


2 


ee" ni 





- Ein ganser, halber Tacı, ein Dreyviertel-Tact und fo ferner, 


3, Diejenige Note, welche einen ganzen Tact bezeichnet, dieganze 


” Facts Mote, x R ' b 
Tactfeſt, er, —efte, adj, et adv. Fertigkeit befigend, den Taet 
. oder das Tonmaß gehörig zu beobachten, und darin gegründet, 

Daber die Tactfeſtigkeit. 
Der Tactführer, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige, wels 
cher bey großen Muſiken den Taet führer, d. 1. das Tonmaß durch 
"Aufhebung und Niederfhlagung der Haud anzeiger, 


Tactmaßig, adj. et ady. dem Tacte oder Tonmaße gemäß. 


Der Tadel, des —s, plur.utnom. fing. 1. Eine förperliche 
und in weiterm Verftande, eine jede Unvollfommenheit, ein ehr 
» fer. Reiner unter feinen Knechten iſt ohne Tadel, Hiob 4, 18, 

— BinDing, an dem Fein Tadel iſt. Einen Tadelan erwas fin- 
“ den, Kinemjedeneinen Tadelanhängen, etwas an ihm zu tas 
deln finden, „Der Plural kommt zwar feltener vor, allein, er iſt 
doch der Sache gemäß, daber man nicht, wie von einigen Sprach⸗ 

lehrern gefchiehet, fagen kaun, dag diefes Wort feinen habe, Dies 

le Tadel an etwas finden, iſt eben fo richtig als viele Makel, 

° 2, Die Entdeckung einer ſolchen Unvollkommenheit duch Worte, 

anı häufigiten auch ohne Plural. Sein Tadel iſt mir unerträg- 

li. ge dich meinen Tadel beſſern. Das verdienet keinen 

Tadel. 

Anm. Im Daniſchen Sadel, in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗ 
den Zadel. Die Niederſachſen kennen diefes Wort nicht, und auch 
bey den älteſten Oberdeutſchen Schriftſtellern hat es ſich bisher 

noch nicht finden laſſen. Indeſſen ſcheinet es doch ein altes Wort 

zu ſeyn. Die Endſylbe bezeichnet ein Ding, ein Sübject, daher es 
nur auf die Sylbe Tad ankommt. Es ſcheinet, daß dieſes körper⸗ 
liche Verunſtaltung, Verſtümmelung, oder auch Befleckung bes 
deutet habe, da es denn entweder zu dem Holländ. Todde, Fetzen, 

Lumpen, Engl, Tatter, Niederf, Talter, oder auch zudem Js⸗ 
länd. Tad, Koth, und vieleicht au zu unferm Sudel gehören 
würde, Mit einem andern Endlante iſt im Schwed.tälja, fo 
wohl fhneiden, theilen, als auch radeln. Lafter, Shande, Man⸗ 

gel, vielleicht auch Sünde u, a. m. bedeuten alle zunächifförpers 
liche Berftümmelung. ©. indeffen auch Tadeln, 

Der Tadeler, S. Tadler, — 

Tadelhaft, —er, —eſte, adj. etadv. 1. Mit einem Tadel oder 


Fehler behaftet, werth geiadelt zu werden. Eine tadelhafte Auf⸗— 


fuhrung. Das gleichbe deutende tadelig, (nicht tadelich, indem es 
alsdann tadellich beißen müßte) iſt nur in dem Gegenſatze unta= 


delig üblich. 2. Neigung, Fertigkeit befigend, Tadel oder Fehler 


an etiwag zu finden; nur in einigen Gegenden, 
Tadelbaftigkeit. ; 
Tadeln, verb. reg. act. die Tadel, d. i. Mängel, Fehler, Unvolle 
— fommenpeiten an Einer Perfon oder Sache-beinerfen oder anzei⸗ 
gen Kine Waare, jemandes Arbeit, Berragen, Sitten, Ge: 
fihtzbildung tadeln. Etwas an einem radeln. Ich finde 
nichts hieran zu tadeln. Man hat das an ihm getadelt, daß 
uff Immer etwas zu radeln haben. Ich tadele dich nicht. 
Gott tadeln Hiob 39,25. So auch das Tadeln. 
Anm. Am Schwed,tadla. Im Riederfähfifchen und bey den 
Altern Dberdeusjchen Schriftſtellern fonmt. es fo wenig vor, als 
das Saurtwort Tadel, Indeſſen zeiger ſich ein doppelter Weg,die 
Yodammungdiejes Wortes anzugeben. ı. Von einem veralteten 
Tad, Berftüinmelung, oder auh Schmusfleden,fo daß das Zeit⸗ 
wort tadeln, eigentlich von dem Hauptiworte Tadel abttanımen 
win de S. as etztere.) 2. Von dent noch in den geme inen Sprech ⸗ 
artenmender Gegindenüblichen taddeln, Niederf. tateln, planz 
teen, ſchuattern, als eine Onomatepdie, und welches in eugerer 
Adel.W. Br 4: Th. 2, Huf 


So aud) die 


Taf 514 


Bedeutung auch ſſchelten, Mängel nnd Fehler ungeſtüm durch 
Worte entdecken, bedeutet hat. Bey den Krainerifchen Wenden 
iſt tadlam noch jegr, ich ſchelte. Allein, da dag Deutfche radeln 
weder den Begriff des Ungeftünes,noch der Schwaßhaftigfeit bey 
fich hat, ſo fcheinet die erſte Ableitung die wahrfcheinlichtte zu ſeyn, 
und da würden unfer tadeln, und das gemeine taddeln, ſchwatzen, 
eben fo zufällige Onomatopölen ſeyn, als das Angelf. taellan, 
‚Engl, tell, erzäblen, und unfer theilen; und-das Schwed.tälja, ' 
tadeln, und talja, fehneiden, theilen. Die Nicderfachfen gehraus 
hen für tadeln;mäfeln, laken u. ſ. f. 
Die Tadelfucht, plur, car, die Sucht, 8. i. ungeordnete anhal⸗ 
tende heftige Neigung oder Fertigkeit zu tadeln, d.i. Mängel und 
Fehler an andern Dingen zu bemerfen, 
Tadelfichtig, —er, —fe, adj. etadv. mie der Tadelfucht ber 
haftet, und darin gegründet, Go auch die Tadelfüchtigkeie, die 


© Zadelfucht als eine Fertigkeit, ein Zuſtand betrachtet, 


DerTadler,des —e,plur. ut nom, fing, Fänun. die Tadlerinn, 
eine Perfon, welche eiwas tadelt,  Ingleichen in engerer Bedeu— 
tung, welche Neigung und Fertigkeit befißt, an andern Dingen 
Mängel zu bemerken und zu entdecfen. Momus warein großer 
Tasler. Wer am Wege bauer, hat viel Tadler, 

Die Tafel, plur. die —n, Diminut, dag Täfelchen, Oberd. Ta- 
felleın. 1. Im weiteſten Verſtande, ein jeder gemeiniglich vier» 
eckiger ebener Körper, welcher ungleich länger und breiter, als dick 
iſt; am häufigften nur in foichen Fällen, wo ein folcher Körper 
feine audere eigene Benennung bat, denn Blatt, Platte, Bret 
u. ff. find im Grunde auch Tafeln. Line Tafel Spiegelglas. 
Glas in Tafeln, eine Olastafel. Meſſing in Tafeln, (S. Ta— 
felmeffing,) Morſellen in Tafeln oder Taͤfelchen. ine Tafel 
Chocolate. Bey den Tiſchlern find die Tafeln zwey oder drey an 
einander geleimte aud auf der einen Seite glart gehobelte Brerer, 
womit die Fußböden und Wände der Zimmer geräfele, d. i, bes 
Eleidet werden, Kine Tafelvon Marmor, eine Marmortafel. 
Einen Stein zu Tafeln ſchneiden. Indeſſen ift von fteinernen 
und meraffenen Tafeln das Wort Platte in den meiften Fällen üb⸗ 
licher. In einigen Gegenden werden auch die Scheiben vder War 
ben in der Bienenftöcden Tafeln genannt, ; 

2, Befonders, fo fern ein folder Körper dienet darauf zn fehreie 
ben. Line Schiefertafel, Rechentafel. Die Gefegtafeln, ſtei⸗ 
nerne Tafeln, auf welchen die zehn Gebothe des Sitifigefeges der 
Juden gefehrieben wurden; daher die zwey Hauptarten des gött⸗ 
lichen Sittengefeges noch jest diezwey Tafeln genanat werden. 
Die ſchwarze Tafel, von Holz, mitder Kreide darauf zu ſchrei⸗ 
ben. Die Schreiberafel, eine oder mehrere Tafeln, von Elfen» 
bein, eine befondere Art Pergamentes u. f. f. ſolche bey ſich zu 
tragen und darauf zu ſchreiben. Die Geſchlechtstafel, cin Ges. 
ſchlechtsregiſter, fo fern es eheden auf eine eigentliche unbeugſa⸗ 
me Tafel verzeichnet und aufgehänget wurde. Um eben deffeiben 
Willen pflegte man auch ehedem die Landkarten Landeafeln, und 
Gemählde gleichfalls Tafeln, Franz Tableaux,) zu nennen, 
in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutfchen veraltet ift, wo 
man das Wort Tafel nur noch von feſten unbiegſamen Flächen 
erbracht, die pergamentenen Schreibtafeht etwa ausgenommen. 
©, auch Tabelle, ’ 

3. In engerer Bedeutung, ein jeder aroßer Tifch, er fey viereckt, 
oder rund, oder lang, oder von welcher Geſtalt er wolle ; ehne 
Diminutivum. Der Schneider fchneider die Kleider auf einer 
langen Tafelzu, (S.Tafelfihneider.) Die Beilfentafel,. Bes 
fonders, (1 ) ein ſolcher großer Tiſch, daran zu fpeifen, (a) Eis 
gentlich, wo ein jeder großer Tifch, woran viele Perfonen Platz 
haben, der Nabmen einer Tafel fübret, "Line Tafel, woran 
zwanzigPerſonen fpeifen Finnen, An einer runden Tafel fpetz 

Ka; 5 ö fen, 


* 





TEN? De ca en 


sı5 | Taf 


fen. Die runde Tafel, ER Table — ein EIER al⸗ 
ter Roman. Bine ovale Tafel. Die Tafel decken. 
vornehne Perfonen gemeiniglih zahlreiche Tiſchgeſellſchaften 


haben, fo iſt es in dieſer Bedeutung beſonders von ihren Speiſeti⸗ 


ſchen üblich. Es wurde an vier Tafeln geſpeiſet. Die Speis 
fen auf die Tafel fegen. 16) Figürlich, eine foiche mit Speifen 


befegte Tafel, ingleihen eine Mahlzeit, ‚fo wohl eine ‚fenerliche 


Mabizeit mehrerer Perſonen, als auch die gewöhnliche Mahlzeit 
vornehiner Perfonen, wie man von geringern ineben diefem Vers 
flande das Wirt Tiſch gebraucht, ohne Plural. Sich zur Tafel 
fegen. Zur Tafel gehen. Noch bey der Tafel figen. Nach 

“ der Tafel. Jemanden mitzur Tafelnebmen. Tafel halten, 
d. is fpeifen, ingleichen, eine zahlreiche Geſellſchaft zu Tiſche ha⸗ 
ben. Offene Tafelhalten, öffentlich fpeifen. Freye Tafel hal⸗ 


> gen, wo jedermann voneinemgewiffen Staude Zutritt hat. Lanz. 


ge Tafel halten, lange bey Tifche figen. von der Tafel aufſte⸗ 
ben. Die Mittagstafel, Abendtafel. Es iſt heute große Ta: 

fel, es fpeifet heute eine zahlreiche Geſellſchaft bey Hofe. Je⸗ 
manden zur Tafelziehen, einladen laffen. Zur Tafel blafen. 
Zur Tafel Fommen, bey der Tafel erfcheinen. Die Tafel bey 
Bofe haben, gewöhnlich bey Hofe fpeifen. _Eine gute Tafel füh— 
zen,’ gut fpeifen. Iaderdichterifhen Schreibart auch wohl die 
Speifegefellfhaft. 

‚ine muntere Tafel, von leichten Schersen umflatsett, 

Schmaufte den langen Nachmittag durch, Zadar. 
(2) Eine ſolche Tafel, fo fern die Ölieder eines Öerichtes.oder eis 
ner Berfammlung an derfelben zufammen kommen, daher in eini⸗ 
gen Provinzen und Ländern ein Gerichtshof noch die Tafel ge⸗ 
nannewird; daher die Landtafel, das Landgericht, die Lehuta⸗ 
fel, die Lehenistangellen u. ſ. f. 

Ynm. Schon bey dem Notker und Willeram Tauelo, Ta- 
bilo.im Shwed.Tafla,im Wallif. Tafall, Gemeiniglich leitet 
man es von dem Lat. Tabula her; allein, wegen feines hoben Al⸗ 
ters, ſcheinet es vielmehr ein Seitenverwandter,als ein Abkömm⸗ 
ling deſſelben, zu fepn. Die Endſylbe —el,Lat, —ula, bedeutet 
ein Ding, Oudject. Das eigentlide Stammwort Taf, feheint 
entiveder den Begriffder Ausdehnung in die Fänge und Breitezu 


Haben, und mit Tapete, Teppich, Daube, vielleicht aud) mitStab, 


derwandt zu ſeyn, dder auch zu einem veralteten tafen, in Blätter 
ſchneiden, zu gehören, weiche Bedeutung das Wallififhe tafella 
noch bat. Übrigens lauter diefes Wort in einigen gemeinen Mund⸗ 


arten auch Zabel, Zagel, daber Schachzabel, das Schachbret, 


Wurzabil, bey dein Raban Maurus die Wurftafel. 

Das Tafelbier, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die —e. 1,Eine anftändige Benennung des Coventeg, oder dün⸗ 
nen Bieres, welches man ehedem gern über der Tafel oder wäh⸗ 

eend der Mablzeit zu trinken pflegte. 2. An den Höfen, dasjenige 
Bier, welches von der Herrfchaft bey der Tafel getrunken wird, 
zum Unterfchiede von dem Sofbiere, ! 

Die Tafelbirn, plur. die —en, ı. Eine elgemeine Benennung 
aller ſchmackhaften Birnen, welche man auf die Tafel zum Nach⸗ 
eifche aufzufegen pflegt; gum Unterſchiede von den wirthſchaft⸗ 
lichen Birnen, welche gekocht, oder gebacken werden, 2. Eine bes 
fondere Art diefer ſchmackhaften Birnen, welche auch zerrenbir⸗ 
nen, Bönigsbivnen, und im Oberdeutſchen au Pfeffenbirnen 
genantıt werden, 

Der Tafeldecker, des—e, plur. ut nom. ing. an den Höfen, 
and inwornehmen ‚großen Haushaltungen, ein Bedienter, deffen 
Amt es iſt, die Tafel zu deden, nnd das leinene Tiſchgeräth in ſei⸗ 
ner Aufficht zu haben. 

Die Tafelgeider, livg. inuf, Gelder oder Geltfummen, welche 
einem voruchiin Herten zus Beſtreituug feines Tafel, uud in 


x Safel annimmt; 


und beſtimmt find. 

Das Tafelgemäch, des es, — die — macher, das Gemach 
eder Zimmer, worin ein dornehmer Herr gewöhnlich Lafel bãlt, 
oder fpeifet. 

Das Tafelglas, des—es, plur.dod; nur von Ihebeern Arten, . 
die —gläfer, Glas inZafeln, d. 6. platten, viereckten Flächen. 


gen und Gemählden, diejenige Linie, welche man unten längs den: 

die Grundlinie, “ 

Das Tafelgur, des —es, plur. die —güter, 1. Güter, welche 
dem Landesberren zur Beftreitung der Tafel und des gangendofe 
ſtaates von dem Lande ansgefegt find; Franz, Domaines, 
Bammergüter, Brongüter, wenn der Landesheter ein Kö 


2. In dem Salzwerte zu Halle wird der vierte Sheilter Sohle, | 
. ‚welche ebedem zur Unterhaltung der lern Tafel der — 


ſtintnit war, Tafelgut genanut. 

Der Tafelkranz, des —es, plur. die —Fränse, 4 nerucher 
Kranz oder Ring, die Schüffeln auf der Tafel heacea ns. 
der Schüffelring. 

Das Tafelleben, des—s,plur. ut nom. fing, in ecigenkBen = 
genden, ein Lehengut, deffen Einfünfte zur Unterhaltung der Tu 
fel und des Hofſtaates eines ——— beſtimmt ſind. Siche 

Tafelgut. 

Das Tafellicht des —es, plur. die —er, große und beffere Side 
— ter, fo wie fie nicht nur aufden Tafeln, fondern auch in den a 
mern gebrannt werden ; zum Unterfchiede von den Fragt: und 

- Rücpenlichtern. 
Das Tafelmefling, des —es, plur. inuf. auf den Seffingbüts 


ten, eine Art Meſſing in ſtärkern Plattenoder "Tafeln zum Unter⸗ “ 
ſchiede von dem Rolmeffinge, Stüd'mefinge und.der — 


preſſe. 
Tafeln, verb. reg. ı, Neutr, mähaben, Zafel Halsen, DE. fpeis- 


fen, doch nur in gemeinen Leben uud im Scherze. Lange tafeln, 


nach Art der großen Herren lange bey der Tafel fiben, 2. Act. 
bey den Zärbern, die übrige. Brübe von den gefärbten ‚Zeus 
gen ablaufen laffen, vermuthlich, weil es auf. einer Tafel ge⸗ 
ſchiehet. 

Täfeln, verb.reg.act. mit Tafeln, d.i, mit wey ober Dreh eb 
fammen geleimten Bretern zierlich befleiden. Einen Sußboden - 
töfeln, welches, wenn eg ganz einfach mit-an einandes gefügten 
Bretern gefchiebet, dielen oder ausdielen genanut wird, Die 


Miinse- eines Zimmers täfeln, wo man diefes Wort auch ge 


braucht, wenn gleich die Bekleidung aus rinfachen an einander ges 
fügten Bretern beſtehet. Und räfelteden Boden des Zauſes mie 

‘ _Tännenbretern, ı Kön.6, 15: 
Jer 22,14, So anch das Tafeln und die Täfelung, die Da - 
ne Bekleitung ſelbſt, das Tafelwerk. 

Der Tafelriß, des—es, plur.die—e, bey großen und feperlie 
chen Tafeln oder Mablzeiten, ein Bf, wie die —— auf die 
Tafel geſetzet werden müſſen. 

Der Tafelſchiefer, des —s, plur. doch nur von PARSE Arten, 
utnom, fing. eine Act Schiefers, welche zu Rechentafeln und 
Rechentiſchen verarbeitet wird ; zum Unterſchiede von dem dach⸗ 
ſchiefer. 

Der Tafelſchneider, des 6 plur. ut nom, fi ing. bey den 
Schneidern, ein Geſell, weicher nah Abſterben eines Meifters 
deſſen Stelle in der Werkſtätte vertritt ; weiler an deffen Statt 
Kleider auf der Tafel zuſchneidet. Ben den Schuſtern wird er der 
Bretmeiſter oder Bretſchneider genanut. 

Die Tafelfeide, plur. car. in den Seiden Fabriken, eine Art der 
Or gauſin Seide⸗ welche aus 4 Di 5 Süden beſtehet, ae & 


en 7: weiterer Behrutung, zur Sißcung fin Serfaus anein 1 
14 ex 


Der Tofelgrund, des — es, plur. die — gende, bey Seichnune 





1 
k 


Ein Haus mit Cedern rafeln, 











j 





bag 03 Add Buell 1 = ED 











Das Tafel-S:rvieß,des—es, plur, die —r, ein Colleetivum, 
dasjenige Grath an Shüfeln, Tellırı u f. f. weiches zur Se 
0 Jeßung einer gudedfien Sael nöchig iſt Die legte Hälfte- iſt das 
.. geamgöl.Servion ; Be — 
Der Cafelſtein des —es, plur. die—e im Juwelenhandel,ein 
.  diiner Diamant in Geſtalt einer Heinen Tafel, indenr er unten 
‚and oben Kap geibüff.n it, uud an den Satten unr eine Ride 
L Faßetten bat. Zumllaterſchiede vvn den Roſetten undBrillanten. 
Der Tafelteller, des — 8, plur. an nom. ag. Tcder, welche 
anf den Tafeln vornehmer Perſonen gebraucht werden; von gerin⸗ 
gern Perſonen Tiſchteller· Beydes zum Unterſchiede von den 
Bäxchenteller n. EN \ 
Das Tafeleuch, yes — es. plur, die —ticher, ein großes fei- 
"nes leinenes Tuch, eine Tafel, das iſt, einen großen Speifetifch 
damit zu decken; zum Unterſchiede son dem Pleinern und geringern 
2 Tiſchtuche. — 


von einer Wand: und Taſchenuhr· S©.Stugube: 
Das Täfelwerk, des es plur.inul. die aus Tafeln, d. i, 
"zufanmen geieimten Bretern, beftehende zierliche Sekleidung des 
Fus bo ens uud der Wände; die Tifelung, im Niederl. Panele, 
Engl. Pannel. R 
Das Tafelzeug, des—es, plur. inuf; das leinene Gerãth, 
welches zu Beftellung einer Latel, oder eines großen Gpeir 
ſeuſches nöth'g iſt, wohin das Tafeltuch nit den Servieren 
"gehöre. Das Tiſchzeug, beziebis ſich auf kleinere gewöhnliche 
Speifetifhe. — ‘ 3 
Das Tafelzimmet, des —$s, 
g8gemnadb. oh - 
Die Taferne, ©. Taberne. E 
DerCäffet, Jes—s, plur, doch nur von mehrern Arten, die—e, 
die leichte ſte feideneZeugart, welche unter allen die wenigften Ker⸗ 
tenfäden hat, daher die gewöhnliche Art oder der fo genanttteleich- 
te Taffet nur mir zwey Kämmen und vier Fußſchämetn, ‘der 
Schwere aber mir acht Kämmen und zwey auch vier Zußichämeln 
gzewebet wird, Dev Quadrille⸗Taffet erhält durch den Einfchlag 
vielfärbige Streifen; der Brillant.: Taffet, iſt ein Taffet mit Fi⸗ 
guren, deffen Figuren indeffen doch nur Brillanten, d. ı Steine 
oder Quadraie find; der Spiegeltaffer beftcher ans Länglichen 
* Quadraten vonanderer Farbe als der Grund u, f.f, Im gemeinen 
Leben auch wohl Taffent, Tafı,im Frauz Taffetas, im Ital. 
Taffeta. Der Nahe if ohne Zweifel morgenländifch, denn 
ſchon im Perſiſchen lautet er Dakteh. Die Nabmen Tobin und 
Tabinet, welche Arten gereäfferten Taffets bezeichnen, ſcheinen 
eben deffelben Urfprunges zu ſeyn. 
Das Taͤffet baͤnd des — es, plur. sie —bänder, eine Art ſei⸗ 
denen wie Taffet gewirkten Bandes. 
" Täffeten,.adj. et adv. von Taffet. Ein tafferenes Bleid, oder 
taftenes Kleid. * — 
Der Taffet weber, des —s, plur. ut nom. fing. ein Seiden⸗ 
weber, welcher allerley Arten Taffet webet. — 
Der Tag, des — es, plur. die —e. . Die Anweſenheit des 


plur. ut nom, fing.S Tafel; 


r 
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J 
E; 
N 
4 
# 
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RR. 
—* 
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auch diefes Licht ſelbſt; beydes ohne Plural und im®egenfage der 
Nacht. Dev Tag brichtian. Mit anbrechehdem Tage, Es wird 
Tg. Zeil noch nice Tag. Es iſt fchon heller Tag. vor Ta⸗ 
ge aufſtehen Noch bey Tage zu Berte gehen. - In den Tag 
hinein ſchlafen, bis an den hellen Tag ſchlafen. Daber vermuthlich 
auch die im gemeinen Leben üblichen R. A. mo in den Tag hin⸗in, 
“fo viel als unbeſonnen, ohne UÜberlegnug bedeutet, Siehe aber 
auch die gleich folgende veraltete Bedeutung der freyen Luft, In 





Die Tafeluhr/ plur. die— en, einellör, welche ineinem Ger 
bäufe auf-die Tafel oder den Tifch gefte ler wird ; zum Unterſchiede - 


Sonnenlichtes über der Oberfläche der Erdfugel, und zuweilen 





Kae 
— * 
Li 


Tag 
den ig hin⸗ein leben. Man die ſerzen jegs nicht foi 
as binei nicht foin - 
den Tg hinein weg, Leff. In den Tag hinein ſchwagen. 
Die Welt lebt in den Tg, begebrer nichte zu wiffen 
Don Zicht und $rommigkeit, Opitz. 
Stwas bey Tage beiehen. Ich habe zu früh Tag gemacht, 


518 


\ 


ef. bin zu fruh aufgetanden. Der Tag ſcheint durch die Ris 
* das Sonnenlicht, Fı einigen Prooinzen gebraucht man diefeg 
Wort in mehrern Fällen für das Licht des Tages. Einem den 
"Tigbenehmen. Linem in dem Tage ſtehen, im Lichte. Gehe 
mirausdem Tage. Weiche R. A. doch im Hochdeutfäen unge 
wöhnlich find. Doch ſagt man daſelb ſt im figüslichen Verftande s 
Es liege am Tage, oder iſt am Tage, es ift Plar, deutlich. Sei— 
ne uñſchuld liegt amTage. Alsdann ik ja unfer Betrug am 
Tage Erwäs an den Tag dringen, eine verborgene Sache far 
und deutlich „machen, Simmel, bringe es an den Tag, wer 
ein Betrüger ifi, Gel, An den Tag Fommen, bifaunt werden, 
‚von geheimen, verborgenen Dingen. Dein Betrug wird ſchon 
anden Tag kommen. Etwas an den Tag oder zu Tage les 
gen, es äußern. Seine Gefinnung zu Tage legen. Er legte- 
bald fein Mißvergnügen, baldfeinen Beyfall an den Tag, 
Gell. Zu einigen Oberdeutſchen Gegenden wurde es ehedem häufig 
für die freye Luft, den Luftraum gebraucht. Ein Rüftbaum Iag 
noch indenTagfrey hinaus, Sheuerd. Kap. 28. gern, fo 
trett auf difen plock do, unnd meſt (meffet) hinaus in freyen 
tag anderhalb ſchuch in der wag (im Gleichgewichte) eben daf, 
Tewrdank ſich bald aus feiher Kraft fchwang mit Jen füllen 
in.den tag, durch daſſelb ev gewann die Wag eben daf. Kap. 56. 
Fgürlich gebrauchen die Bergleute dieſes Wort häufig von dee 
Doerfläche der Erde, im Begenfage der Grube, "Erz am Tage 
antreffen, auf oder nabe unterder Oberflache. Etwas zu Tage 
ausfördern, es aus der Grube auf die Oberfläche fchaffen. Das 
Waſſer fließt zu Tage aus, Hundert Kachter unter Tage, 
unter dee Dberfläche der Erde. Eine Ortung zu Tage bringen, 
bey ven Markſcheidern, einen in der Grube angenommenen Punct 
in einer ſeigern oder fenfrechten Linie am Tage, d. irauf der Ober». 
fläche angeben. Und fo in tauſend Fällen mehr, S. auch einige 
den folgenden Zuſammeuſetzungen. ; 
2, Diejenige. Zeit, da die Eine Hälfte der Erdfugel yon der 
Sonne erleuchtet wird. Plur. die Tage, im Dberd. die Tage. 
(1) Eigentlich. (a) Im engſten Verſtande, die Zeit von Mor⸗ 
gen bis zum Aubruche der Nacht, die Zeit, wenn die Sonne über 
unferm Horizonte ſichtbar iſt; im Gegenſatze der Nacht. Der 
turzefie Trg. Der langſte Tag. Ein trüber, heller, war— 
mer Tag. Den Tag mit etwas zubringen. Tag und Nacht 
arbeiten. Die Zeit, wenn Tag und Macht gleich find, Die 
Tag: und Rachtgleiche. Es iſt noch hoch am Tage, der Bag gebt 
fo bald noch nicht zu Ende. Es iſt ſchon hoch am Tage, es iſt ſchon 
lange Tag geweſen. Dev Tag gehet zu Ende, Dev Tag neiget 
. fi, in der höheren Schteibart. ; 
"Und gleichwohl neigt fi ſchon der Furze Tag, Weiße, 
Des Tages nur Ein Mahl effen.. Den Tag vorher, sder Tas 
* ges vorber; den Tag hernach, Tages hernadh, Don Tag 
zu Tage warten, vonrinem Sage zumandern, Tag fur Tag, 
(nit vor,) alle Tage, einen Sag wie den anderi. 
Du weißt, daß Tagfür Tag dein alter Dater keift, Roſt. 
Tag vor (für) Tag, muß ich es feben, Dpig. 
Guten Era !der gewöhnlige Grup,iwenn man einander am Tage 
begegnet. Jemanden einen guten Tag bierben, ihn mut dieſer 
Formel grüßen. Linen Tag zu etwas zu beiimmen, fegen, 
"Sich einen guten Tag machen, einen Sag zu feinem Bronügen 
anwenden. Gute Tage haben. Müpige Tage haben. Mor— 
gen des Tages, imgemeinen Leben, nachdrucklich für morgen 
si2 ; ſchlecht⸗ 





“rTT. wur Te 
5 


59 Tag 


ſchlechthin, nicht morgendes Tages. — * Tages fade 
ich ihr den Dienk auf, Weiße, Tagund Mache, wird oft für 
snunterbrochen, unaufhörlich gebraucht. Tag und Nacht figen 
und fudieren. Tag und Nacht ift auch eine im gemeinen Leben 
übliche Benennung verfchiedener Pflanzen, (S. Glasfraut und 
Kuhweigen.) Ein Bleid auf alle Tage, ein Alltagskleid, im 
Gegenfage eines Sonntagsz oder Seyertagsfleides, (S, AL.) (b) 
Da der Tag eigentlich die zu Geſchäften beſtinmte Zeit ift, fo 
wird er auch febr häufig von der ganzen Zeit gebraucht, in welche 


fich die Erdfngel Ein Mahl um ihre Achfe drehet, fo daßer als⸗ 


dann auch die Nacht mit in ſich begreift, und eigentlich für Tag 
uud Nacht, oder eine Zeit von 24 Stunden ſtehet. In einigen 
nördlichen Gegenden gebraucht man das Wort Nacht aufeben 
divfelbe Art, Wenig Tage hernach. Vor drey Tagen. In ein 
paar Tagen. Esift nun der dreyzehnte Tag. Acht Tage, eine 
gewöhnliche Benennung einer Woche, ob fie gleich eigentlich nur 
aus fieben Tagen befiebet, dagegen vierzehn Tage, eine Zeit von 
zwey Wochen bezeichnet, - In acht Tagen, vor acht Tagen, 
nach acht Tagen. Heute vor acht Tagen. Morgen über acht, 
über vierzehn Tage, Geitern vor vierzehn Tagen. Nächſter 
Tage, d.i.nächflens. Dieſer Tagen, richtiger diefer Tage, d. i. 
nenlich, vor wenig Tagen, Zr war diefer Tagebier. Geſtrigen 
Tages, wofür doch im Hochdeutfchen geitern oder am geftrie 
gen Tage üblicher if. Jahr und Tag, in den Rechten, Ein 
Jahr und 45 Tage. Das Bibliſche welches Tages, für wenn, 
oder an welchem Sage, ift im Hochdeutfchen noch weniger 
gangbar. 

(2) Fiaürlich. (a) Ein zu einem gewiſſen feperlichen Be: 
fhäfte beſtimmter Tag. Im gemeinen Leben, befonders Ober, 
dentfchlandes, wird jemandes Nahmeng- oder Geburtstag häufig 
deffen Tag genannt. In den Berichten bedeutete es ehedem häu⸗ 
fig den Bag oder die Zeit, da jemand vor Gericht befchieden war, 
Sugleichen eine auf einen gewiffen Tag beſtimmte feyerliche Ber» 
fammlung. Einen Tag halten, ſich fryerlich verfanimeln. ‚In 
diefer Bedeutung iſt es nur noch in den Zufartmenfegungen Kreis: 
tag, Landtag, Reichstag, Wabltag, EChurfürftenteg, Städte: 
tog, Grafentag u. ff. üblich, eine Verſammlung der Kreis- 


Land» Keichsftände u. ſ. f. zu bezeichnen." (b) Die Lebenszeit eines - 


Menſchen, indem der Tag die merflichfte Abtheilung der Zeit iſt, 


in welchem Verſtande es doch nur im Plural allein gebraucht 


. In meinen alten Tagen, in meinen höhern Alter, 


% 


wird, reine Tage, oder häufiger mein Tage, ein im gemeinen 
Leben fehr üblicher Ausdruck für in meinem Leben. Das habe ich 
mein Tage nicht geſehen, in meinem Leben nicht. 
Tage auch häufig für jemahls, und mein Tage nicht, für nie— 
mahls gebrandht wird. Das ift der unverfchämtefe Menſch, den 
ich mein Tage gefeben habe. Das babe ich mein Tage nicht ge: 
wußt. Es ih mein Tate nicht gut, wenn die Binder willen, daß 
die Altern Geld haben. Ich Fann das Tanzen mein Tapenicht 
leiden. So weiß man doch mein Tage den Morgen nicht was 
den Abend wefcheben wird, Weiße. In unfern Tagen, zu unſe⸗ 
ter Zeit. Die Tage Mofis, Meſſtä, zu ihrer Lebenszeit, In 
feinen beiten Tagen feyn, wofürman doch im Hochdeutfchen lies 
ber fagt, in feinen beſten Fahren, in feinem beften Lebensalter. 
‚Was ihn 
angetrieben bar auf feine alten Tage (in feinem hoben Alter) 
noch zu beivarhen. Werden fie mir auf meine alten Tage, 
oder in-meinen alten Tagen nicht noch eine Sreude machen? 


Befonders kommt ed in der Deutfchen Bibel in diefer Bedeutung “ 


bäufigvor. Deine Tage find aus, ich wıll deiner Tage vie! ma= 
gr ff. Ingleichen in der böhern und dichterifehen Schreibe 

dee Hochdentfchen. So floſſen mein: Tage fill und ruhig 
Gabe. Seine Tage befchließen, ſterben. 


Da denn mein 





Tag 
Zwar will ich mich jugendlich 
Meiner Tage freuen, Weiße, \ 
Line Tugend, die ehedeſſen meine Tage heiter, wie dir — 
des Srüblings machte. - 
Seil uns, daß unfer Morgen in die Tage A 
Des einzigen Monarchen fiel, Raml. ’ 
Murre nicht, wenn Zevs unter deine Sand voll Tage auch 4 
be Stunden miſchet, Geßn. Im Srühlinge meiner Tage babe 
Ihr Muſen nie mich unerbört gelaſſen, eben derf, 
auch für eineunbejlinmte Zeit überhaupt, fo wie das Hebräifche 
Jamim. Sentzu Tage, oder heutiges Tages, zu unfeen Zei- 


ten, Nachſter Tage, nächftens, in wenig Tagen, Befondersin 


der höbern Schreibart undim Plural, "Die Tage der Zukunft, 
die fünftige Zeit. ©, daß es dir gefalle, wenn meine Mufedie 
fingt,wie in der Jugend der Tage (in dem erften Alter der Welt) 
ein Sive die Gartenkunſt erfand, Gefuer. 


"Ein Brandmahl wird er euch, worauf i in fpäten Tagen 


Ein beßrer Enkel flucht, Raml. 
Anm. Im Iſidor Dagh, bey dem Kero Tac,bendem Ottfried 
Dag, im Niederſ. Dag, im Angelſ. Daga, bey den alten Schwan. 
den und im Dänifchen Dag,-und mit andern Endlauten bey den 


Kraineriſchen Wenden Han, im Frieſiſchen Dy, im Irländiſchen 


Dia, im Engliſchen Day, im Lat. Dies, und in einigen R, A. 
div. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, dag der Begriff des Lichtes in 


dieſem Worte der erſte und herrſchende iſt, ſo daß es zu dem Go 
ſchlechte des Arabiſchen daa, er hat geleuchtet, gerechnet werden 
muß. (8. Tagen.) Auf ähnliche Art fheiner das Hebr. Iund‘. 


Griech. ypegx, mit unferm Schemen (Schein) und — 
verwandt zu ſeyn,/ 


Die Tagearbeit, plur, die —en. 1, Eine Arbeit, welche am. 


Tage oder bey Tage verrichtet wird, zum Unterfchiede von der 
Klabtarbeit. 2, Diejenige Arbeit, welche man den Tag über zu 
verrichten bat, das Tagewerk. F Eine Arbeit, welche nach 
dem Tagelohn bezahlt wird; zum Unterſchiede von der Stüd: 
arbeit, 


Das Tagebüch, des—es, plur. die —bücher. ı. Ein Vuch in 
welches man die gewöhnlichen Borfallenheiten jedes Tages ver⸗ 
2, Diefes Verzeichniß der täglichen Vorfallenheiten 
ferbft, Abenden Fällen nach dem Franz, auch ein Journai, und 


zeichnet, 


im £at, Diarium, 


Der Tagedieb, des —es, plur, die—e, ein Müßiggänger, eine 


Perſon, welche Gott undder Zeit gleihfam die Tage Riehlet, fie 
mit Müfiggangezubringet, > - 


Der Tagedienſt, des —es, plur: die—e, in einigen — * 


ein Nehme des. Frohn⸗ oder Hofdienſtes, weil er nach Zegen ge · 
leiſtet wird. 


Die Tatgeerde, plur. doch nur von mehrern Arten, sie —n, im 


Meinbaue, die obere Erde, fo weit fie von der Sonne und dem Re⸗ 
gen Ducchdrungen, und auch die Thauerde, die Dammerde ges 
nannt wird; von Tag, die. Oberflächeder Erde, 


Das Tageirz, des —es, plur. doch nur von mebrern Arten, die 


—e, im Bergbang, Erz, welches am Tage, d, i, auf und nahe uns 
terder Oberfläche der Erde bricht, 


Die Tatge fahrt, plur. die —en, ein im Kochdeusfchen veraltetes 


Wort. ı. Die Sagereife, (S,diefes Wort.) 2, Ein in den Ge⸗ 
richten, oder zu einer gerichtlichen oder verbindlichen Handlung 
beſtimmter Zeitpunet, ein Termin; in welcher Bedeutung es im 
Dberdeutfchen noch amüblichften iſt. Wenn es ein beſtimmter 


Zeitpunet iſt, zu welchem gewiffe Gelder bezahlt werden müffen, 


fo ift daf ür auch Tagezeirüblid, ©. auch Tapefrifi. 


Der Tattefalter, des —s, plur. ut nom. fing. ein Nahme der- 


jenigen Zweyfalter, welche ſich bey Tage fehen laffen, und unter 
’ dem 





(6) Zumweiten. 














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—— — 


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hal, af 


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— — 
— 





dem Nabmen der Schmetterlinge am bekannteſten find; Papi- 
-  Jiones Linn, Zum Unterſchiede von den Nachtfaltern. 
* Die Tagefriſt, plur. die — en, ein im Hochdeutſchen unge 


wöhnliches Wott, einen beftimmten Tag, befonders einen Termin 


zu degeichnen, 
Weil du mein Shug gewesen biſt, 
“Mein Heil zu jeder Tagefrift, Opig Pf. 59. 
©; auch Tagefabrr. 2, h , 

Die Tagefrohne, plur. die —n, Frohnen oder Frohndienſte, wel⸗ 
he bey Tage oder am Tage geleiftet werden, zum Unterfchiede von 
den Hachtfrohnen. j 

Der Taygegang, des—es, plur. die —gänge, im Bergbaue, 
Gänge, welche nahe unter der Oberfläche der Erde angetroffen 

‚werden, oder gar am Tage ausgehen, und nicht in die Teufe oder 
Tiefe fortfegen, ; * 

Das Tatgegarn, des —es, plur, die —e, bey den Bogelftellern, 

« ©, Tageneg. 

Das Tagegebäude, des — 3, plır.ut nom, fing, Berggebäude, 
welche auswärts amTage,d.i.auf der Oberfläche der Erde befinds 
lich find, zum Bepfpiele Poch⸗ Wäſch⸗ Huthhãuſer, Kunftgezeuge, 
Schmieden n. f. f.zum Unterſchiede von den Grubengebauden. 

Das Tagegehänge, des—s, plur. ut nom. fing. eben daſelbſt, 
Gebänge, oder Klüfte, welche ſich am Tage, oder gleich unter der 
Dammerde befinden; die Tagekluft. 

Die Tagekluft, plur. die —Flüfte, S.das vorige. 

Die Tagekohle, plur. die—n, eine Art gegrabener Holzfohlen, 
welche am Tage, d. i.nahe unter der Dammerde gefunden und 
auch Erdkohlen genannt werden, zum Unterfehiede vonden Pech⸗ 
und Steinfohlen, welche in einer größern Tiefe brechen, 

* Der Tayel, des —s, plur. utnom, fing, ein Riederdeutfches 
im Hochdeutfchen unbefanntes Wort, ein Ende eines Strickes 
zum Prügeln zu bezeichnen. Daher tageln, mit einem ſelchen 
Werkzeuge prügeln, ingleichen prügeln überhaupt. Es ift mit dem 
Hoch und Oberd. Zagel, Zahl, ein Schwanz, verwandt, (S.daf: 

ſelbe;) noch mehr aber mit dem Lat, tax ! der Onomatopöie eines 

Schlages: tax,tax erittergotuo, ©. ı Tafche, 

 # Die Tageleiftung, plur. die —en, einim Hochdeutfchen verals 
tetes Wort, eine Verſammlung mehrerer in öffentlichen Angeles 
genheiten an einem gewiffen beftimmten Tage zu bezeichnen, einen 
Kreis⸗ Land: oder Reichstag. 
deutende Tagef‘ — noch in der Schweiz vor, 

Die Tagelilie, plur. die —n, ein Nahme der Asphodel- oder 
Affodill-Cilien, weil ihre Blumen über einen Tag nicht offen 
bleiben. 

Tageln, S.Tagel. 

Des Tagelohn, des —es,plur. doch nur von mehrern Summen, 
die —Johne, der Lohn für die Handarbeit, fo fern derfelhe nach 
Tagen bezahlet wird; im Gegenfagedes Gedinges. Das Tagrr 
—* mit einrechnen, 3 Mof.25, 50.53. Alm Tagelohn ars 
"beiten. 

. Der ETagelöbner, des —s, plur, ut nom. fing, Fämin.die Ta⸗ 
gelohnerinn, ein Handarbeiter, welcher um Tagelodn arbeiter. 

. 3m Schwabenfp. Tagewerker, chedem auch Liedlähner. Is.ens 
gerer Bedentung iſt es ein unzünftiger Handarbeiter diefer Art, 
indem man Maurer, Simmerleuten. f. f. wenn fie gleich auf Tas 

gelohn arbeiten, eben nicht Tagelöhner zu nennen pfleat. 

Die Tageluft, plur, car. im Bergbane, die auf und über ber Ers 


de befindliche Luft, zum Unterfchiede von der didern Grubenluft, 


Bon Tag, Oberfläche der Erdr, 5 

Taxen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt. I. Als 
ein Neutrum, mit dem Hülfswerte haben, Tag werden, von dem 
Aubrechen des Tages ; ambäufigfien perſönlich. So tagetes 


ee ae Be 2 a a Er AA a a a ae Tu Bi ii ee u a 


Es kommt, fo wie das gleichbe⸗ 


Ing 522 

in dem herzen min, Heine. von Morunge. Alsbald es wird 

MAR tagen, Theuerd. Kap. 18, Wenns aufgehöverzu tagen, 
Pie“ 

Kaomm, ſchöner Morgenſtern, Fomm, komm, und laß es 


⸗ tagen, eben derſ. 
Er ging zum Kirchhof hin, und zwar fo bald es enger, 
— Gellert. 


Dann, Gottinn, laß es ſpäte tagen, Kleiſt. 
In den Thalern tagt es feäter als auf den Bergen. Zuweilen, 
obgleich feltener, und amhäufigften nur bey den Dichtern, auch 
perfönlid, Min villiebe [unnen diu mir fo wunnekli- 
chen taget, Heinr. von Morunge, wo es für ſcheinen, leuchten, 
zu ſtehen ſcheinet. 

Diß iſt das Licht, das auch in Japan felbfferfchien, 

Und tagt nun fort und fort bis an Chinea bin, Opiß, 
Die Tage tagen noch, brechen noch an, dauern noch fort, Sculket, 
So bald ser Morgen tagt, Michael, Hiob 24,27. 

IL, * Als ein Aetivum, einen Tag fegen, zu etwas beftimmen, 
ingleichen auf einen beftimmten$ag vorladen,eitiven, eine im Hoch⸗ 
deuifchen veraltete Bedeutung, Jemanden tagen, ihn vorladen, 
eitiren. · Betagen und vertagen waren ehedem in eben dieſem 
Berftande üblich. Das Mittelwort betagt bat über dieß noch eine" 
andere Bedeutung, ©. daffelbe. i 

"Unm.. Inder erften Bedeutung ſchon bey dem Notfertagen, 
im Niederf. dagen, im Angelſ. daegian, Die Bedeutung des 
Leuchtens, Scheineng, iſt auch bier, fo wiein Tag, vermuthlich 
die urfprünglihe, Dien ze tagenne, ihnen zu leuchten, zu 
ſcheinen, heißt es bey dem Notker. Im Mecklenburg. bedeutet 
dagen auch zaudern, fich Zeit nehmen, ; 

Das Tageneg, des—es, plur. sie —e, eine Art Lerchennese, 
welche bey Tage auf Forkeln geftelet werden, um dieferchen des 
Abends darin zu fangen. Tagegarn, Klebegarn, Klebeneg, zum 
Unterfchiede von den Nachtgarnen oder Nachtnetzen. { 

Der Tagepocher, des —s, pluk.ut nom. fing. indem Hütten« 
baue, diejenigen Arbeiter, welche das Pochen der Erze bey Tage 

beſorgen, zum Untepfchiede von den Jachtpochern. 

Die Tattenumpe, plur.die —n, im Bergbaue, eine Pumpe, wel⸗ 
che von Tage, di. vonder Oberfläche der Erde in die Grube ges 
richtet iſt, und ihr Waffer auch am Tage wieder auggießt; zum 
Unterfshiede von folhen, welche es in die Stollen oder Streden 
ausgießen, i 

8 Tatterenifter, des—s, plur.ut nom. fing. ein Regiſter 

— der Borfallenbeiten nach der Heibe dor Tage, an 
welchen fie ich zurragen ; am häufigfien ein Tagebuch, 

Die Tagereiſe, plur. die —n, eine Reife von Einem Tage, d.i. fo 

viel Weges, als man in Einem Tage bequem zurück legen kann; 
bey den alten Oberdeutſchen Scrififtellern Tagewaidi, Da- 
geweidi,Tageweite, Tagefabrt. Es find drey Tagereiſen von 
bier. Die Art, die Entfernungen der Orter nach Tagereifen zw | 
befiimmen, ift außer Europa am gewöhnlichen, und alsdann ver⸗ 
ſtehet man darunter gemeiniglich fo viel Weges, als ein Fußgän⸗ 
ger in Einem Tage bequem zurück legen Fantı ; in den Morgens 
Ländern aber auch, fo viel als ein beladenes Kamehl den Tag über 
geben kann. Starke Tagereifen thun. 
ie Tatte-Konbe, plur.die—n, indem Krieasivefen, die Ron⸗ 

— bey Sanegefciehet, zum Unterfdiede von der Nachte 
Ronde. 

Die Tareröfche, plur. die —n,im Bergbane/eine Röſche, welde 
am Tage oder über der Dammerde geführet wird, i 

——13 Die 





523 ru 


Die Tarf atzung plur. die Sen ‚ein im 6ochdentfigen verals > 


tetes Wort, ein zu einem feperlichen Gefchäfte, befonders zu einer 
"öffentlichen Berfammmtung-deftinuneer Tag, und noch mehr diete 
Verſammlung jelbft, ein La id oder Reichstag. Es forms fo wie 
Tageleiſtung noch in der Shiwriz voß, 

Der Tageſchacht/ es—rs, plur. Siefhägptei im Bergbane, 
ein Schacht, welcher von Tage, d.i. von der Dasımerde an in die 
Grube gebet; zum Unterfibiede von ſolchen Schächten, welche ſich 
An der Grube ſeibſt beftuden. - 


Die Cageſ hicht plar. die—en, eben daſelbſt, dijenigeSchicht, 


d. i. abgerbeilte Arbeit, welche bey. Sage geſchiehet zum Untere 
ſchiede von der Aachtſchicht. Von der Ardeit der Bergleute am 


+ Tage, d. i.aufer der Grube, zum Unterfchiede von * Gruben: . 


Schicht, konmt es nur felten vor, 
Der Tagefinicyter, des—8, plur. ut nom. fing. eh daſelbſt, 
ein Ardeiter, welcher die Tagearbeit verrichtet, des Tages arbeitet, 
und dem Nachtſchichter entgegen flebet, i 

Der Tageſchlafer, des—s, plur. ut nom fing. ı, Ein Vogel, 
(5. Nachtrabde) 2. Auch ein Nahme der Rellmaus, welche cine 
Art Haſelmãuſe oder Eidhöruchen ift, uud bey Tage befländig 

ſchlaft, ©, Rellmans, 

Der Tagefiplüger, ses—s, plur. ut nom, fing, ein Nabe 
der gewöhnlichen Rachtigallen, welche nur bey Tage ſchlagen, 
und in einigen Gegenden auch Rothvogel und Dorlinge ars 
nannt werden; zum Unterfchiede von den — oder 
Sproſſern. 

Dus Tage-Signäl, des— es, plur. die—e, änfdeh Schif⸗ 

"fen, Signale oder Zeichen, welchebey Tage mit den Flaggen und 


Kanonenfchüffen gegeben werden, zum Uaterſchiede von den 


Macht : Signalen. 

Die Tageslänge, plur. die—n, die Länge dus Tages. 

Die Tageszeit, plur. die—en,die Zeit des Tages. ein Theil eines 
Tages. Die vier Tageszeiten, Morgen, Mittag, Machmittag und 
Abend. Bey fruber Tageszeit. Siebe auch Tagezeit. 

Der Tageſtollen, des —s, plur. ut nom,linz, im Berabaue, 
ein Stollen, welcher zur Ableitung der Tagewaffer diener. 


Der Tagevogel, des 8, plur, sie—vögel, Vögel, welche bey- 


Tage herum fliegen und ihrer Nahrung fuchen, dergleichen denn 
die meiften find; zum Unterfchiede von den Hachrtvögeln. Auch die 
Tagefalter werden von einigen Tagevögel genannt, 

Der Tatewähler, des—s, plur. ut nom. ling. derjenige, mel- 
cher aus Aberglauben gewiffenFagen vor andern einen Vorzug zur 
ſchreibt, Fämin.die Tagewählerinn ;ein Wort, welches mehr⸗ 
mahls in der Deutfchen Bibel vorkommt, 3.8.3 Mof. ı9, 26,5 
Dof.ı8,1;&f.2,6; Kap. 57, 3. Daher die Tagewählerey, 
die Einbildung größerer Vorzüge gewiffer Tage. 

Das Taygewafler, des—s, plur. von mehrern Quantitäten, ut 
nom. fing. im Bergbaue, Waffer, welches vom Taxe, d.i. von 
der Oberfläche in die Gruben dringet, und dem Grubenwaffer, 
welches ausdem Innern der Erde kommt, entgegen gefegt wird, 

Das Tatgewerk, des — es, plur. die —e. 1. Diejenige Arbeit, 
welche jemand den Tag über zu verrichten bar ; am bänfigften ohne 
Plural. Sein Tagewerk verrichten. Befonders die Handarbeit, 
welche Tagelöhner und Fröhner jeden Sag zu verrichten haben, da» 
ber dieerftern alsdann auch Tagewerfer genannt werden. Bey 
den Bergleuten ift das Tagewerk, dasjenige, was einem Haͤuer 
in einer Schicht herans zu ſchlagen, aufgegeben wird. Sein Tas 
gewerk heraus ſchlagen. 2. Su viel Arbeit, als ein Handarbei- 
ter in Einem Tage verrichten Fann,gemeiniglich nur in einigen ein» 
zelnen Fählen.Ein Tagewerf Heu, in Niederdeurfchland, fo viel 
Hei , als einer in Einem Tage abgemäber bat. Daber, denn auch 


Tagewerk invielen Gegenden ein gewiſſes Feldmaß iſt, ſo viel 


Adler ‚oder Wiefe zu —— it —* in einem — — 
beiten kann welch s Maß in auder n Ge genden ein2cker oder mMor⸗ 
‚gen beißt, va denn dieſes Wort ehedem auch Trgewand, Tage 
wan Tagwen lautete, woraus in einigen ®egenden das noch uhr 
verunſtaltete Thauen geworden iſt; im mittleen£at. De: wer ka, 
D urnum, Dıuturna, in einigen Gegenden Fran'rıichs Jouir- 
nai. 2ın Tagewer® Ader, fo'vich, als Ein Plugin Enen Tage 
"bearbeiten kann, ein Morgen, Lin Tagewerk Wiefe, wo es in eis 
nigen Gegenden auch Tagemahd, Tagematt / Frieſ Dagmat lau⸗ 
tet, fo viel Wieſe, als jemand in Einem Tage adınad.n kann, 
Mannsmahd, Mannsmatt, Mannwerk. Auch im Torfgra⸗ 
ben if das Tageweif ein gewiſſes Muß fo wohl des -abzugradens 
den Torfgrundes, als auch des geftochenen Torfes felbft. Das erſte 
wird ein Tagewerk im Grunde genannt, und iſt im Grünlande 


6 Fuß breit, 4 Zuß tief und 96 Zußlang ; im Morafkodergohe 


moor aber 9 bis 10 Fuß breit. 5 Fuß tief und 48 Fuß la 
Das zwente, weiches ein Tagewerf uber, der Erde bei 
Niſt im Öränlande 7 sg bo, ı3 bis 14 Klemm ee und * 
Fuß lang. 
Tatzewerken, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsamte haben, 


weldheg aur in einigen Gegenden üblich ift, auf Tagelohn arbeiten. — 


Die Tagewirkung/ plur. die —en, im Bergbane , Arbeit, wel⸗ 
he am Tage, oder über der Erde geſchiehet. Es gibt 
Fungen, fogt man daſelbſt, wenn, das Ba) nahe am Tage liegt * 
in keine geofr Teufe ſetzt. 

Die Tagewürzel, plur. die —n, en den Qäumen mb 
bejonders an dem Weinſtocke diejenigen Wurzeln, welche auTxge 

oder in der Dammerde nicht weit vonder Ober flache der Erde zur 
Seite auswachfen, und auch Tyauwırzeln genannt werden, weil 
fie nicht tiefer wachfen, als ungefähr der Thau in die. Erde zu deine 
gen pflegt; zuin Unterſchiede von den Waflerwurzeln, und der 
Pfeil: oder Serswursel, 


en ptür. die —en i. Für Tageszeit, im gemeinen : 


Leben, (S. diefes Wort.) 2. Fir einem andern Verſtande ſind die 
: Hageseiten, gewiffe verglichene Friſten oder Termine, an weichen 


gewirz 


eine Summe bezablet werden muß. Ein Gur auf Tagezeiten 
“ bezahlen, dir Kauf Summe nicht auf Ein Mapı, fondern in ges 


wiſſen verglichenen Bi minen, bezahlen, 
Der Tageziriel, des —s, plur. ut nom. fing. in der Aſtro⸗ 
nomie, eis Zirkel, welcher von einem jeden Puncte der beweglichen 


* Fläche derWeltkugel an der unbeweglichen beſchrieben wird; Cir- 


eulus diuraus, 

Der Tagezug, des—es, plur. — bey den Darkicheie 
dern, ein Zug, d.i, eine Vermefjung und Abzeichnung, welheam 
Tage, d. in über der Erde geſchiehet; zum Unterſchiede von dem 
Grubenzuge. 

Tagig, adj. et adv. Tage enthaltend oder danernd,ein Tore den 
Zufammenfeßungen eintägig, zweyıagig, dreyeägig, mitsägig, 
uf. f. übliches Wort. 


Taglich adj.et adv.mwas alle Tage iſt ober geſchiehet. Ih frbe - 


ihn taglich, glfe Tage. Die tägliche Arbeie. Die täglichen 
Kleider. Dortäglichen Grfabven beben, Dietäglihe Hab: 
rung, weldeman alle Tage zu ſich nimmt oder bedarf, Das 
lehrt die tägliche Erfahrung. Das ift meinerägliche Plage. 
Allt aglich ſonntaglich feyerräglich, Hındes Nachdrudes wil⸗ 
len pflegt man im gemeinen Leben auch wohl das Wort Tag voran 
zu frgen, tagtäglich, zuberläßig alle Tage. 
Anm. Ber dem Hero tagalıh, bey dem Ditfried tagelich, 
dagalıh, im Angelſ. daezlie. 
Tehlen, S. Dablen. ? 
Die Taille, (ſprich Talje,) plur. von mehrern — dien, . 
das Franzoſ. Taille, die —— im Verhaltniß ge⸗ 
* gen 


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7 


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engerer Bedentung ift die Taille, die Län ge des Leis 
bes le den Hüften und der Bruſt; Niederf. Basp. Eine 


kurze, einelange Taille haben, 


Anm. Das Franzöf.Taille ſtammet ohne Zweifel von dem 


alten noch Niederf. Tall, die Höpe, Länge, ber, welches zu wajeei 


Zahl gehöret, S. daſſelbe. 


—* Tafel, des —s, plur, ut nem. fing. ein nur inder Söift 


fahrt üblihes Wort. 1. Dasjenige Hedezeug zu bezeichnen, 
welches man auf dem feften Lande den Seilund Kloben oder den 
Zlaſchenzug nennet. 2. Werden auch ale Schiffsfeile, alles 
Tauwerk auf einem Schiffe collertive fo wohlim Singular des 


. Tafel, als auch im Plural die Tafel, noch häufiger aber das Ta⸗ 


kelwerk genannt. Engl. Tacle, Holliud. Takel, Schwed. 
Tackel; Ihre leitet es von dem Wallif. tacclu, zieren, 
ausrüften her; allein es fcheinet vielmehr von ziehen, Niederf. 
tehen, —— herzuſtammen, und mit unſerm Tau, Schwed. 
Tog, Eines Geſchlechtes zu ſeyn. Das Niederſ. Tafel, Lum⸗ 
pengefindel ift vermutlich eine Figur davon, 


Der Tatelmeifter, des —s, plur. ut nom: fing. im Schiffer 


baue, derjehige, welder das Sakelwerf an einem neuen Schiffe 
beſorget. 


Cabkeln verb. reg. eben dafelbft, ein Schiff mit dern nötbigen Ta⸗ 


kelwerke verfehen. Eugl. to tacle, wofür aud) wohl die Zus 


fammenfegunaen betafeln und auftakeln gebraucht werden. Das 


her ein Schiff abtakeln, das fämmtliche Talelwerk von einem 
Schiffe nehmen, Damit es nicht verderbe. 


Das Tatelwer?, des—es, plur. inuf. ein Eollectivum, bie 


ſämmtlichen Sciffstaue oder Schiffsſeile zu bezeichnen, wefäg 


man in den Niederdeurfehen Sergegenden a nurdas Wort 


-Tafelgebraudt. 


Der Talür, des —es, plur. die —e, aus dem Sotein, talaris,oder 


vollſtãndig veltistalaris, ein bis auf die Ferſen reichendes lan⸗ 
ges Kleid zu bezeichnen, Man gebraucht es noch von der fegerlis 
chen einem Mantel ähnlichen Kleidung diefer Arı fürfklicher Pers 
fonen. Der Raiferlihe Talar, ‚Ein gemöhnlicheres Kleid diefer 


Art, beſonders bey dem andern Geſchlechte, heißt ein Schleppkleid 
oder langes Kleid. 


Die Talem üf⸗ e, plur. die —n, ein wohl nurin Meißen übliches 


Wort, eine Art Bustergebadenes zu bezeichnen, welches mit Kü« 
ſefülle gefüller wird,und die Geſt alt einer Jefuiter- Dlüge mit drey 
Hörnern hat, daher es auch eine Fefuirer-Müge genannt wird, 
Das Wort ift vermuthlich Wendifchen Urfprunges, von. wels 


‚her Sprache in Meigen noch mehrere Überbleibfel vorhanden 
find, 


Das Talent, kes: eg, plur. die—e, aus dem Sat. Talentum, 


nach deffen neuern Bedeutung, natürliche Käbigkeit zu bezeichnen, 
Ein Mann von vielen Talenten, Gaben, Fähigfeiten. ‚Bein | 
Talent zur Muſik haben. "Ein hoher Grad der Fähigkeiten Eis 
ner Are macht das Genie aus. 


Der Tales. des — es, plur. car. eine Act des thieriſchen Fettes, 
„weiches eine mehrere geftigfeit hat,als das Schmalz oder Schmeer, 


befouders, nachdem es gyſchmolzen und gereiniget worden; in 
vielen Gegenden fo wohl Ober⸗ alsRiederdeutfeblandes Unſchlitt, 


im Osnabrück Ungel, welches letztere ein Verwandter von V m» 


guentum zu ſeyn ſcheinet. Schörppfentalg, Rindertelg, Sırle - 
talg. In weiterer Bedeutung pflegen die Jäger alles Fetteoder 
Feiſte an dem Hirfeh- und Rothwildbrete Talg zunennen. 
Arm.‘ Im Riederſ Friel. und Schwed. gleichfalls Talg, im 
Dän, Talge, im Engl, Tallow,im SiunifgenTali, Es ſcheinet, 


% 


end die were; ie Wuchs, nl Kietma, im ie 
Sid, ben. den Pferden der Leiſt· Eine gute Taille 


Sur “ 526 


daß der Begriff dee weichen Lefehaffenbeit in die ſem Worte bee 
herrſchende iſt, da es denn zu dem Angelſ. telgan, ſchmieren, zu 
dem in einigen gemeinen Sprecharten üblichen talken etwas Weis 
bes drucken, und vielleicht auch zu dem Wallif. deilliow, flie⸗ 


> fen, gehören würde. Das Lat. Sebum, Talg, ift mitunferm 


Seife verwandt. (Siehe auch Talk.) Viele, befonders härtere 
Diundarten, ſchteihen und fprechen diefes Wort Talk, welches 
aber wider die Hochdeutfche Ausfprache iſt. Wasdas Gefchleche 
dieſes Wortes betrifft, fo ift es in manchen Gegenden in dem unges 
wiſſen gangbar, obgleich das männlihein Oberfachfen am meis 
fen geböret wird, 

Der Talgbaum,plur. die bey den Schrififteleen des 
Pflangenreihs, eine Art, des Eroton, welcher in China einhei⸗ 
miſch ift, unſeret Zitterpappel ähnlich ſiehet, und einen Samen ie 
der Größe unferer Erbfen trägt, welcher mir einer. dünnen weißen 
Talghaut unigeben ift, aug welcher die Chineſer eine Ark Lichter 
„bereiten, 

Der Talgboden, des —s, plur, die —bösen, geſchmolzenes und 


geveinigtes Talg in Geſtalt einer dicken runden Scheibe, Siebe 
Boden. 


Talgen, verb. reg. L Als ein Hasen ndı baken; Talg in fi 
enthalten und geben, Der Ochs talger nicht gut, wenn er, 

nachdem er aefchlachtet worden, nicht viel Talg gibt. 2. Als ein 
Aetivum, Talg oder Fett verurfachen, von Speifen; in einigen 
niedrigen Sprecharten. ine Speife talget, wenn fie fett oder 
feift macht, Zumeilen auch mit Talg fett machen. Kine Sups 
pe talgen. 


Talgicht, adj. et adv. —er, fie, dem Talge ähnlich, mas 
leicht gerinnet und fo feſt wird, wie Sala; ingleichen, dem Ge» 
tue und Geſchmacke nah, dem Talge äbnlich. Talgiche 
Schmeden. 

Talgigg/ —er, te, adj. et adv. mit Talg veßhmiert, Talgige 
Singer haben, Sic talgig machen. 

Das Talglicht, des —es, plur. die —e, und —ey, ein aus Talg 
bereitetes Licht; iu vielen Begenden ein Unſchlittlicht sder Un— 
ſchlittkerze, zum Unterfchiede von einem Wachslichte. 


Der Talk, des —es, plur. doch nur von niebrern Arten, die —e, 
eine thonartige Steinart, welche aus glängenden Schuppen von 
ungleichen Flächen beſtehet, und ſich fertig wie Talg anfüplen 
läſſet; dev Talkſtein. Man findet ihn von verſchiedener Härte . 
und Farbe, Der Goldtalk iſt goldfarben, fo wieder Silberfalf, 
filberfarben. Dran bat aber euch grauen, rothen, grünen, 

ſchwarzen u. ſ. f. 
Anm. Im mittlern Lat. Taldım, auch im va Talcgq, 
Talchum,. Es ſcheinet, daß diefes Wort urfpriinglich in Aſten 
‚einheimifch ift, indeſſen ik es doc) unftreitig mie unferm Talg vere 
wandt, mit welchen diefe Steinart nicht nur dem Gefühle, fone 
dern auch oft der Farbe nach, viele Ähnlichkeit Hat. 


+Ealten, verb.reg.neutr. mithaben,: welches nur in einigen 
niedrigen Mundarten üblich if, 2. Unvernehmlich fprechen, als 
wenn man Brey im Munde hätte, wo 68 eine Onomatopdie diefer 
widerwärtigen Sprechart ſelbſt iſt. 2. Etwas Weiches druden, 
ängleichen, unceinlich und efelbaft mit einem weichen Körper um⸗ 
geben. Mit etwas talken. In weicher Bedeutung es mit Talg 
aus Einer Quelle berflammet, 


Das Taltohl, des —es, plur, doch nur von mebreen Arten, die 


ir, ein flüffiger Körper, welcher für rin aus dem Talke oder Talk⸗ 
fleine deftillietes Ohl ausgegeben wird, und eine ſchöne Haut ge⸗ 
ben fol, aber eigentlich nichts als Weinfeinöbl, oder ein an dee 
Luft si flofjenes Vrinfkeinfalz if. 
Der 


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Be Re 


Der Talkſtein, des —es, plur. die ⸗e/, der Sa, als eine Stein 


arı betrachtet, S. Tal, 

Der Talmud, des —s, plur, inuf. ein Hebräifches Wort, mit 
welchem man das Gefegbuch der neuern Juden zu bezeichnen 
pflegt. Im eigentlichſten Verſtande führer nur die Miſchna dies 
fen Rahmen, ob man gleich in weiterm Berftande auch die Gema— 
ra oder beyde zufanımen mit diefem Nadmen zu belegen pflegt, 
Daber talmudifch, in diefem Gefegbuch gegründet; der Talmuz 
diſt, des —en, —— die —en, eine Perfon, welpe in dem als 
mad und deſſen Lehren erfahren ift. 


‚Der Talpatſch, S. Tollpatſch. 


DieTamarınde,plur.die—n,oder derlamarinden: Baum, 
des —es, plur. die —bäume, eininden beißen ſüdlichen Welt⸗ 
theilen einheimifceher Baum, welcher eine theils fanre, theils füß: 
lichere Hülfenfrucht träger, welche in unfern Apotheken gleich. 
fals unter dem Rahmen ter Tamarinde bekannt iſt; Tama-, 
rindus Linn. Daber das Tamarinden-Mark, in den Apothe⸗ 
fen, das Mark der innern Hülfe mir dem Samen in Waſſer ge 

"Focht und mit Zuder zu einem Muſe verdidt, Pulpa Tama- 
rindörum. Der Rahme ift morgenländiſch. 

DieTamsriste,plur,die —n,oder der Tamariefen- Baum, 
die Tamaris ken⸗-Staude einStaudengewächs, welches oft zu 
der Höye eines Baumes wäch ſet, in den wärmern Ländern Euros 
pens einheimifch ift, ein feines, den Eppreffen ähnliches Laub, und 


eine gewürzbafte Rindeund Wurzel at; Tamarix Linn. bes - 


fonders deſſen Tamarix gallica. Eine gröbere Art wächſt 
auch indem füdlihen Deutfchlande. 


Der Tambour, des —s, plur. utnom. fing. ı,* Eine Trom⸗ 
mel oder Paufe, eine jest im Deutſchen veraltete Bedeutung, in 
welcher es aber ehedem häufig war, und alsdann auch Tamber, 
Tabur und Tubur lautete.» Das Franzöj. Tambour hat dieſe 

Bedentung noch. 2. Ein Trommelſchläger, in welchem Verſtande 
es im Deutſchen nur noch allein gangbar iſt, und in welchem es bey 
dem Königshofen Tauber lautet. 

Unm. Ungeachtet dieſes Wort in einer von beyden Bedeutun⸗ 
geh im allen Europäiſchen Sprachen angeiroffen wird, fo iſt es 
doch, fo wie das Werkzeug felbfi, allen Anſehen nach morgenläns 
difchen Urfprunges. Im Perf. Heißt die Tiommel gleichfalls 

"Tambourch, und im Malabärifchen it Tamburu und im 
Andofthanifhen Thanbura, ein ähnliches kriegeriſches Inſtru⸗ 
ment. Das Latein. Tympanum ift genau damit verwandt, 


Da das m vordem Blafelaute oft zufällig if, fo geböret auch dag: 


Hebr. 1N, eine Trommel oder Pauke, mit zur Berwandtfchaft, 
zumabl,da in deu ſchon angeführten ältern Deurfchen Ausdrücken 
das m gleichfalls mangelt. _ 5 
Der Eand, des —es, plur.car. 1,Ein Geſchwaãtz, eine grund⸗ 
loſe Rede, Alter Weiber Tand, Pick. Ben andern Oberdeut⸗ 
fen Schriftſtellern kommt Tandm ähre in eben diefer Bedeutung 
wor. 2. Eitele unnüge Dinge, als cin Collectivum. Menſchene 
tand, Irere meuſchliche Erdichtungen, wo aber auch die vorige 
Bedeutung Statt findet. Narrentand, Nartenpoffen. Binder: 
tand, Kinderpoſſen, Kindereyen. Das iſt weiter nichts als 
Tand. 
Hein Geiſt ſoll fi fi dem Tand der Srde fühn eniſch win⸗ 
gen, Kleiſt. 

Anm. Im Niederſ.gleichſalls Tant, und im gemeinenLeben da⸗ 
ſelbſt wir der auch in andern Fällen nicht ungewöhnlichen Verdop⸗ 
pelung Tanterlantent, im Schwed. Dant: Wachter leiter eg 
von dem Arab. und Ital. Dad, ein Würfel, Pelletier in feinem 
Bretagnifchen Wörterbuche, von Dant, ein Zahn, Dens, Friſch 
zontantı dir; welche leßtere Ableitung wohl die fonderbarfis iſt. 


Tan 


Die erſte — des Beſchwahes hat ni in manchen — 
nen Mundarten ihre Verwandten, wo danten, Niederf. tantern, 


ſchwaten, Franzöf. dandiner, Tander, ein Schwätzer, und 


Tanderey, Geſchwätz iſt. Es ſcheinet in dieſer Bedeutung eine 


Onomatophie des Schwägens zu ſeyn, und mitzu Ton, tönen zu 


gehören, Wenn die zweyte Bedeutung feine Figur der erſten iſt, 


wie ſie es denn nicht zu ſeyn ſcheinet, ſo ift fie wieder eine eigene 


Divomatopöieder fpielenden Bewegung, und in diefem Falle ein 
Verwandter von tanzen, Im Oberdeutfcheirbedeutet Tand, auch 


\ alte leider und Hausratb, Tändlerey, Tändelkvam. Daher iſt 
. Tndler, Tändlerfrämer, Tändlermann, dafelbfl ein Trödlee - 


oder Trödelmann, der — der Lrödelmarkt. Siebe 
Taändeln. 


Die Tande, plur. die—n, ein nur in einigen Mundarten üblis 





- bes Wort, eine Klaue odereinen Hafen zu bezrihnen, So were 5 e 


den die Klauen oder einem Hafen Ähnlichen Schaufeln an den 
Dreg » Ankern dafeldft Tanden genannt. Das Wort ift mit 


Zahn, Nicderf. Tan, Dretapı, Dant, Lat, — nahe ver⸗ 


wandt. 


Die Tündeley, plur.die—en. +. Untüge, Bloß zum Zeitders 


teeibe oder zur Vergnügung vorgeneinmene Beivegungen, und 

weiterer ‚Bedeutung jede Beichäftigung diefer Arı mit unecheblis 
den Kleinigfeiten oder unnutzen Dingen, und dir Neigung dazu; 
in diefem legten Falle ohne Plural, das Getändel. Die Sranz 
ofen find mehr zum Tändeln geneigt, als die Deurfihen. Das 


find Tändeleyen. 2. Ohne Plural wird es auch wohl für das 


\ 


Zaudern gebraucht, vermuthlich auch nur, fo fern daffelbedie _ 


Belhäftigung mit unnügen oder unerheblichen Dis verur⸗ 


ſacht wird. 


Der Tandeler ober Tansten, des plur. ut nöm: fing. 


Fämin. die Tändlerinn, eine Perſon, welche tändelt, welche Nei⸗ 
gung oder Fertigkeit zum Tändeln befigt. - Zuweilen auch, eine 


Perſon, welche aus diefer Neigung in ernſt haftern Verrichtungen 


zaudert oder zögert, Im Oberdeutſchen bedeutet es auch) einen 
Trödler, S. Tand, Anm. 


zum Fändeln befigend und darin gegründet. Ein tändelhaf: 
ter Menſch. Tandelhafte vandlungen. Daher Sie Tandelhaf⸗ 
tigkeit. 


Tändelig, oder Tündelich, (eigentlich tändellich,) er, —fe, 


in der vorigen Bedeutung. Ein tändeliger Menſch. 


Tändeln, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben. 1.Eir 


gentlich, leichte Bewegungen bloß zum Vergnügen oder Zeitvees 
treibe machen, in welcher Bedeutung v3 doch jegt mit der folgens 


Tändelhaft, —er, —efie, adj. etadr. Reigunz ——— 


den weitern zufammen gefloſſen it. Ein Kind auf dem Schooße 


tanzen laſſen, heißt in diefemeigentlichen Verſtande noch im Nies 
derf. dendeln, demken im Engl. to dandle, in Schlefien tillats 
zeln. 2. %aweiterm Verftande, ſich zum Zeitvertreibe oder zur 
Belufligung mit unecheblichen Kleinigkeiten oder unnügen Dins 


gen befchäftigen; fpielen. Das beißt nurgetändelt, Mit 5 


nem Kinde tändeln. Er tändelt gern. Den ganzen Tag m ie 
Tandeln zubringen. Mit einem Stauensimmer tändeln, in eis 
nigen gemeinen Mundarten dahlen. 3. andern, zögern, in eis 
ner Sache mit unnüger Lang ſamkeit verfahren, vermuchlich zus 
nächſt, fo fern diefe Zangfamteit von unnötbiger Beſchãftigung 
mit Kleinigfeisen Bervühret; im gemeinen Leben in Niederdeurfche 
land rinseln.. So aud) das Tondeln. 

Anm. Im Engl. to dandle, im Franz.dandiner. Bey dem 
Hornegk lauter dieſes Wort mit der ausländifhenEndung—iren, 
taãndellieren. Es iſt überwiegend wabrfeheinlich,daß leichte, fviels 
hafte Bewegung dir herrſcheude Begriff in diefem PR 


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y daß es von tanzen, denken/ in ſeiner urſprlinglichen Bedeutung, 
nd dem Sawcd. danka,herumfhweifen, nur im Eudläute ver⸗ 

ſchieden if. Die Sylbe — eln bedeutet theils eine Wiederhoh⸗ 


\ 


ten Bedeutung gebrauchen die Niederfachfen auch dammeln, 
E draueln, daueln, feſteln n.f.f. * 

Die Candelſch urze, plur. die — n, bey dem andern Geſchlechte, 
— eine kleine kurze Schürze, mehr zum Zierath, als zur eigentlichen 
F Abſicht einer Schürze; im Niederſ. Dammelplate, vebelplate, 


von hebeln, fpielen, tandeln. — 
Die Tandelwoche, plur. die — n, die erſte Zeit nad der Hoch⸗ 
> zeit, weil dieſelbe gemeiniglich mit Tändeln und tändelhafter Liebe 
zugebrache wird; die Flitterwoche. 
Der Tändler, S. Tandeler. RE 
Der Tantz, des — es, plur. car. ein in nördlichen Ländern Euros 
pens üblicher Nahnie einer Art Seegrafes oder Seemoſes, welches 
fehr häufig aufdan Grundedes Meeres wächſet, und feine Spit- 
zen bis auf die Oberfläche des Waffers treibet; Zoflera Linn. 
Seetang Meertang, Weergras, Sergras, Schwed. Ting. 
Die Tangel, plur. die —n, ein: Art runder foigiger Blätter an 
gewiſſen Böumen und Sträuchen, welche wegen der Ähnlichkeit 
ihrer Geftalt, auch NRadeln genannt, und den: Laube uud Blärs 
tern in engeter Bedeutung entgegen gefegt werden, Die Tannen, 
Fichten, der Wachholder u. ff. haben ſtatt der Blätter ſolche Lane 
gein oder Nadeln, daher fie auch Tangelbolz genannt werden. 
Die nadeifürmige Spige iſt ohne Zweifel der Grund der Venen» 
nung, fo daß tiefes Wort als ein Berwandtervon Zahn, Niederf. 
Tan, £at. Deus, dünn, anzuſehen ift. a 
Des Tangelbolz,des— es, plur, die — hölzer. 1. Eine Holz 
ort, deren Stämme ſtatt der eigentlichen Blätter mit Tangeln bes. 
kladet find, wo der Plural nur von mehrern Arten üblich iſt; Tas 
deibols, zum. Unterfchiede von dem Laubholze. Dahin gehören 
dir Tannen und Fichten mit ihren Unterarten, der Lärchenbaum, 
der Sarug, der Eibenbaum und der Wacholder. 2. Ein mit folchen 
Holzarten bewachfener Platz oder Bezirk,ein Gehölz von Tangelholz. 
Taͤngeln, ©. Dengeln. 
Sie Taͤnlake, plur. die—n, ein nur in einigen Gegenden üblicher 
Nahme der Aalmutter, Multela vinipara Linn. In einigen 
Gegenden wird die Quappe oder Yalcaupe, Lota Linn, Lake 
genannt, : 


% 


BaS > 42 = ran sheet 142 — 


Ba 





Die Tanne, plur. sie—n, eine Art Fichten, im weiteften er. 
ſtande diefes Wortes, deren Nad:In einzeln wachfen ‚und wohin 
wiederum die Weiß : oder Edeltanne, welche auch nur Tanne 
ſchlechtbin heißt, und die Rorhranne gehören; Abies Linn. der 
Tannenbaum. (©. Sichte,) wo der Interfchied zwifchen die ſer Art 
Bäumen gezeiget worden, Der Nahme kann entweder von dem 
alten Europäifch. Tan, Feuer, wovon unfer zünden, Zunder, Lat. 
candere, cendere u.f.f. Überbleibfel find, weil das Holz diefes 
Baumes leicht Feuer fängt, oder auch von Tangel, Radel, wegen 
der ſpitzigen Blätter, oder auch von andernlimftänden berftanmıen. 
Tannen, adj.et adv.ausdem Holze der Tanne bereitet. Tanne: 
‚ne Bretev, In der Deutſchen Bibel Fautet es tannen, welde 
Form aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt. 
= En Tannenbaum, des— es, plur. die — bäume, S. Tanne. 
4, DieTannenblatter,plur.die—n,TleineBlaitermoderBenlen une 
ter der finde der annen,iwelchr wer n manficriget,das weiße durchs 
ſichtige und faſt wie Zitronen ⸗ Schalen riechen de Tannenharz geben, 
Teer Tannenfink, des — en, plur. die — en, eine Art Finken, 
mit gelbem Schnabel und bunten ſtaarartigen Farben auf dem Kopfe 
und Rücken, weicher auch den Winter über bey uns bleibet; Fringil- 
lahyberna Klein. Montifringilla Linn. Schnesfint, Win⸗ 
erh, Waldfin?, Quäfer. Zum Unterſchiede von ben Buchfinken. 
- Adel. W. B. 4. Th. 2. Aufl. J 


En‘ 











1} 


X 


hung, theils auch eine Verkleinerung. Fir tändeln in der zwey ⸗ 


Der Tannapfel, des —s, plur. die — äpfel, S. Tannzapfen. 





2 


Tau 530 
‚Der Tannenhäber, des —s, plur. ut.nom.: fing. eine Art 
Soher/ weicher am Bauche ſchwarz und weig gefprengt, und auf 
> dem Rücken von dunkelbranner Farbe ift, ſich auch gern in den. 
Tannenwäldern aufhält, Tannenkrähe, zum Unterſchiede von 

dem Hußbaber, welcher in Laubhölzern wohnet. 

Der Tannenbain, des— es, plur. die — e, ein mit Tannen 

bewachſener Hain. 

Das Tannenhärz, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die—e, ein jedes Harz, welches aus den Tannenbäumen fließt, da 
man derin auch wohhdas Harz der Fichten « und Kienböume mit 
diefem Rahmen zu belegen pflegt. In engerer Bedeutunug iſt eg 
das weiße, wobltichende durhfichtige Harz aus den Tannenblats 
tern, weiches and) Weißharz genannt,wird, 

Die Tannenträbe, plur. die — n, ©. Tannenhäber, 

Der Tannenmarder, des—s, plur.utnom. fin. eine Are 
Marder, welde fih in FihtensoderSannenwäldern aufhält, und 
auch Sichtenmarder genannt wird, 

Die Tannenmeiſe, plur. die—n, eine Art Meifen mit ſchwar— 

zem Kopfe, weißen Scheitel, grauem Rücken und weißemBauche, 

welche in den Tannenwäldern wohurr;, Motacilla Regulus 





* 


— 


* 


Linn. Waldmeiſe, kleine Kohlmeiſe. S.golzmeife. > 

Die Tannenmotte, plur. die —n, eine Art Morten oder Racht⸗ 
falter, welche fich aufden Fichten oder Saunen aufkält; Phalae- 

. naBombyx Pini Lira, Sichtenmotte, » 

Der Tannenpapanep, des— es, plur. die — e, in einigen 
Gegenden ein Rahme des Rreusfepnabels, Loxia curvirolira 
Linn, weil ex fi geen auf Tannenbaumen finden läffer, 

Der Tannenpilz, S. Birkenpil;. 

Der Tannbiriis, S. Dambirfch. — 

Der Tännling, des — es, plur. die — e, in einigen Gegenden, 
ein Nabme derjenigen Schiw ãmme, weldhe an den Tannenbaumen 
wachſen und auch Tannenſchwamme genannt werden. 

Das Taͤnnwild, S. Damwild. — 


Der Tannzapfen, des — 8, plur.ut nom. fing. das aus lißee 
‚einander liegenden holgigen Schuppen beffchende Samendehänfe 
der Tannen, welches die Geſtalt eines Zapfens, oder auch eines 
ovalen fpigigen Apfels hat, daher es auch Tannenapfel, Tann 
apfelgenannt wird, Tannz apfen, Lichtenapfel und Bienapfel 
erden oft eben fo ſehr verwechſelt als Tanne, Sichteimd Kien 
baum. In einigen Begenden beißt der Tannzapfen Tange, in 
Schleſien Schurfe, in andern Provinzen Pufelke, Pugelkühe, 
Zutſche. 

Die Tannzapfenmotte, plur. die —n, eine Art Motten oder 
Nachtfalter, welche fich auf Sanrzapfen aufhalten; Phalaena 

Tinea Sirobitella Zinn. —— 


Der Tanz, des —es, plur. die Tanze, Diminut. dag Tanzchen, 
Dberd. Tänzlein, eine Reihe aneinander Hängender Bewegungen 
des Leibe, fo feru fie ein Ausbruchder Freude oder des Vergnü⸗ 
gens find, und nach einem gewiffen Zeitmaße beffimmt werden, 
Einen Tanz, ein Tinschen mitjemanden machen. Eine Per: 
fon zum Tanze aufziehen, auffordern, Den Tanz aufführen, 

+ führen. Jemanden den Tanz verfasen. Mir an den Tanz 
müſſen, figüclich, mit daran müſſen. Iugleichen das Tanzen, 
als eine Handlung, ohne Plural. Zum Tanze geben. Einen 
Tanz halten, anftellen. Wie auch das mufifalifche Stück, ra 

welchem geianget wird. Einen Tanz fpielen. In. der weiteften 
Bedeutung wirdes zuweilen, obaleich wohl nur im Scherze, von 
einer jeden heftigen Beweaung gebraucht. Das war ein Tanz! 

Ynm, Bey dem Strpfer Taniz, im Niederf. Dans, im Engl, 
Dance, im Franz. Danle, im Ital. Danza, im Böhm, Ta- 
nec.Tance, im Pohln. Tanieo, fo gar imArabiſchen Tantza. 

S. Tanzen. : 
ei Der 





nt ie) (a * * 


381 u DR ee ee. 
Der Tanzbir, des—en, plur. die—en, ein Bär, welcher zum Tapeziren, verb, reg. act. mit Tapeten berfeiden, Ein Zim- 
© Tanzen abgerichtet worden. L "mer, eine Wand tapesiven.. Eine Stube austapesiven, alle , 


Der Tanzboden, des—s,plur.sie—böden, ein Boden oderSaal, 
auf welchem im Tanzen Unterricht gegeben wird, zuweilen auch ein 
jeder Orizan welchem beſtãndig Unterricht im Tanzen ertheiler wird. 

Tanzen, verb;reg. act. etneutr. welches im legtern Falle das 
Hülfswort haben erfordert, Eigentiich, anhaltend der zu wieder 


hohlten Mahlen fpringen, fich fchnell auf und nieder bewegen; in _ 


welcher vermuchlich urfprünglichen Bedeutung es noch bin und 
wieder vorfommt, Die Sonnenfirablen tanzen in den STurben. 
In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt tanzen, fein Ber» 
guügen durch abgemefjene Bewegungen des Leibes an den Tag les 
gen, Tanzen und fpringen. Mit jemanden tenzen, Einen 
Reiben, eine Mlinuet, eine Polonoife tanzen. Auf dem Seile 
tanzen. Nach jemandes Pfeife tanzen müffen, figürlich, ihm 
gehorchen müffen. In weiterer Bedeutung iſt tanzen nicht felten, . 
finuliche Gegenftände durch abgemeſſene Beweguug des Leibes vor⸗ 
fielen. Daher das Tanzen. x 
Anm. Im Riederf. danzen, im Frauzöf. danfer, im Schwed. 
-danfa, imEngl.to dance, imBretagn.danfa, und ohne Naſen⸗ 
laut bey den Dalefarlen dafla, und im Hebr. YIT. Die Endſylbe 
gen oder vielmehr das z in derfelben iſt ein Zeichen eines Inten ſivi, 
And es iſt mehr als wahrfheinlich,daß die Bewegung der herrſcheu⸗ 
de Begriff in dieſem Worteift, ſo daß es als ein Verwandter von 
tändeln, dem Schwed. danka, herum ſchweifen, unferm denken 
in der erften Bedeutung, dem Grirch. Sonyasg, heftige Bewegung, 
u. f.f. angefehen werden muß. ’ f — 
Der Tänzer, des — s plur, utnom, ling. Fämin, die Tänze: 
rinn, eine Perſon, welche wirklich tanzet; ingleichen welche tanzen 
kann. Der Tanzer eines Svauenzimmers, welches mit demfelben 
tanget, oder getanzet hat. 
Die Tanzkunft, plur. car. die Kunſt geſchickt zu tanzen, der In⸗ 
begriff der dazu gehörigen Regeln— — 
Der Tanzmeifter, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, 
welcher ein Gefhäftdaraus macht, andere in der Tanzkunſt zu 
unterrichten, . 
Der Tanzplag, des— es, plur. die — pläge, derjenige Platz, 
auf welchem getanzt wird. 
Der Tanzſaal, ses— es, plur. die—fäle, ein Saal, in wel⸗ 
chem getanzet wird. 
Der Tanzſchuh, des — es, plur. die—e, leichte Schuhe zum 
Tanzen. U 4 
Das Tapet, des— es, plur. die—e, ein Teppich, oder. eine 
gewirkte Zifchdede, aus deuwrtat. Tapes, undFranz Täpete;zein , 
N dm Hochdeutfchen veraltetes Wort, welches nur noch in der RA, 
vorkommt, etwas auf das Tapet bringen, eine Sache als den 
Gegenſtand eines Gefpräches, oder einer Ber athſchlagung aufdie 
Bahn bringen, eine ohne Zweifel von dem Teppiche auf dem Tifche 
einer Ratheverfammlang entlehnte Figur. , 
Die Tapete, plur. die—n, eine jedr gierliche Belleidung der Wand, 
ſie beſtehe ann aus gewebten oder gewirkten Zungen, oder aus Re 
der, Papier u.f.f. Kin Zimmer mie Tapeten verzieren. Leis 
nene, feidene, lederne, pdpierne Tapeten, Gleichfalls aus dem 
Rat. Tapes. S. au Teppich. Re 
Der Tapetennagel, des—s, plur. die —nägel, eine Art klei⸗ 
ner Rägel; womit die Tapeten befeftiget werden. ? 
Der Tapötenwirker, des—s,plur.ut nom.fing.eitt unzünftiger 
Handwerker, welcher fünftlichegapeten aus Wolle oder Seide wirket. 
Die Tapezerey, plur. die — en, atisdem Franz. Tapillerie, 
ein Eollectivum, mehrere sufammen gehörige Tapeten , oder auch 
Zaperen verfchiedener Ars zu bezeichnen. Die Tapezerey eines 
Zimmers, die Tapeten in demfelben. 


3 


en — en 


Mände mit Tapeten befleiden, „Daher die Tapezirung, fo wohl 





bas Tapeziren, als auch die Tapeten ſelbſt, und die Arc und Weile - - | 


des Tapezirens. Es iſt aus dem Franzöf. tapiller. 


Der Tapeziret, des — s, plur. ut nom. fing. ein Hansıwer» 
Per, deffen vornchmites Geſchäft es iſt, die Zimmer zu tapeziven. 


-Tapfer, — er, —fe, adj.et adv. 1, Fertigkeit befigend und 

zeigend, die Hinderniffe nur zu mehrerer Anffrengung feiner Kräfte 
in Überwindung dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet: wel« 
he Bedeutung unſt reitig eine der erſten iſt, weiche noch hänfigun 
gemeinen Leben gebraucht wird. Tapfer arbeiten, Du mufe 
tapfer zulaufen. Er kann tapfer gehen. Tapfer eben. 
Tapfer aushalten. Halte dich eapfer! welches man in einem 


* 


jeden Falle gebraucht, wo Auſtrengung der Kräfte zu Überwintung 


der Hinderniſſe erfordert wird. Daher es innody weiterm Vers 
ſtaude im gemeinenLeben auch noch häufig für fehr gebraucht wird, 
Jemanden tapfer ausprägeln. L 
cherer Bedeutung tft tapfer, Fertigkeit beſitzend und zeigend, alle 
Gefahr bloß zu mehrerer Anfteengung feiner Kräfte im Wiserfkanz 
; de dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet; im Gegenſatze des 
feige. Ein tapferer Manm Tapfer ſeyn. Beſonders im Kriege 
- und im Gefechten. Kin tapferer Soldat, ein tapferer geld, 
Sich tapfer wehren. Kine tapfere That. Sich tapfer halten, 
I diefer Bedeutung fommt es mit herzhaft in der engern Bedeu⸗ 


tung überein, außer, daß es etwa einen höheren Grad bezeichnen, r 


fo wie es auch zuweilen für herzhaft in weirerm Verſtande, von 
der pflichtmäßigen Mäßigung aller Furcht gebraucht wird, im Ges 
genſatze des furchtſam. 3. In weiterm Verftande bedeutete dieieg 
Wort ehedem fehe häuftz, den zu feiner Abficht gehörigen Grad 
Kötprlicher Stärke befigend. in tapferes Pferd, ein braves, 
Kin tapferer Arbeiter, ein guter Und in noch weiteriußer ande, 
von jedem vorzüglichen Örade der gu feiner Abficht nötbigen@igen> 
f&haften. Ein tapfever Mann, ein nüglicher, brauchbarer. Eine 
tapfere Urfache, eine rechtſchaffene, hinlänglich gegründete, Ta— 
pfere Früchte, reife, gute. Ingleichen für derb, fer, Harp, 
Kin tapferes Gebäude, ein hartes, Bluntichli, Die Brüflin- 
follen an den Jungfrauen Plein fein und tapfer, Buch der Nas 
tur von 2483, d,i. derb. WelcheBedeutungen och hin und wieder 
im Oberdeutſchen gangbar,)im Hochdentſchen aber veraltet find, 
Anm. In den gemeinen Ober⸗ und Mederdrutſchen Mundarten 


dapfer, dapper, im Engl. dapper, im Schived.tapper, By" 


unſeru älteften Oberdeutſchen Schriftfiellern Fomint diefes More 
nicht vor, indem ſie in deffen zweyten Bedentung degen, mannfef 
mannhaft, frommu.f.f. dafür gebrauchen. MWachter, Belft 

und andere leiten es von dem Slavon. dobry, gut, ber, ohne gn 
bedenken, daßdiefe Bedeutung, welche zu.der angezeigten dritten 


gehöret, bloß eine Figur einer ältern eigentlichern ift, Daher dag, 


Slavoniſche Wort wohl einSeitenvermandter, Feines Weges aber 
das Stammwort ſeyn Faun. Da Förpaeliche Stärfe und deren Era 
weiſung überall der hereſchende Begriff in diefem Worte iſt, fo iſt 
es mehr als wahrfcheinlich, daß es urfprünglich eine Dnematopsie 
einer heftigen Leibes bewegung geiwefin, und mit toben, dem Pros 
vinz. rabben, tubben, fchlagen, tappen u.% f. verwandt it, fo 
fern auch diefe den Laut heftiger Bewegungen nachshiner. 
Die Tapferkeit, plur, inuf. das Abfiracmım des vorigen Wortes, 
« die Eigenfchaft, Fertigfeit und darin gegründete Berchaffenheit zu 
bezeichnen, wo es doch im Hochdeurfehen nur noch. in der zwehten 
engern Bedeutung üblich ift, Die Fertigkeit alle Gefahr zu mehrerer" 
Anfvengung feiner Kröfte im Widerftande dagegen zu geßnuchen, 
und die darin gegründete Befchaffenpeit. Sich mir vieley Tapfer- 
x Feig 


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2. In engerer und gewöhnli⸗ 


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Tapferkeit e einem That. 


Berftanders nur im geineinen Leben von einer Handim verächtli⸗ 
chen Verſtande üblich iſt. Seine Tappen überall baden, feine 
Hände, Angleichen ein breiter Vorderfuß, wo eg gleichfalls i im vers 
ähtlichen Berſtaude von dem menfchlichen Fuße, in einiaen®egene 
den aber auch von den breiten weichen Füßen mancher Thiere ges 
braucht wied, dergleichen 5.3, die Bären, Affen, Hagen u. f. f. ha⸗ 
ben. Alles, was auf Tappen geher unter den Thieren, ſoll euch 
unrein ſeyn, 3Moͤſ. 1,27. Wofür doch i im Hochdeutſchen Tat⸗ 
ze üblicher iſt, S. des, J— 
Tappen, verb. reg.neutr, mit dem Hütfawort haben; welches 
eine Ouomatopöie desjenigen Lautes iſt, welcher entficher, ſowohl, 
wenn man mit der flachen Hand plump und ungeſchickt auf etwas 
rühret, als auch, wenn man mit unfichern oder plumpen Tritte ein⸗ 
* ber gebet, daher es fo wohl für plump berühren,als auch für plump 
einher gehen, i im Gehen plump auftreten, gebraucht wird. Im Sin- 
fievn tappen,, mit der flachen Hand umher fühlen. Uns wirft 
tappen im Mittage, wie einBlinder tappet im Dunkeln. 5 DHf, 
28,29. Wir tappen nach der Wand, "wie die Blinden, uns 


tappen evtappen,zutappen. Tappen, mit weichen Füßen unge; 
ſchickt einher geben, ift um gemeinen Leben nicht ad So auch 
das Tappen. * 

Anm. Im Schwed. tappa, im Franzöf. tapper,, Im Hebr. 
iſt 207, tappend einher geben, von den Füßen, daher der Bär 
dafelbjt 317 heißt. Unſer ftapfen ift das Inter ſtdum davon, fo 
" wie Tage, taften, Franzöf. täter, toucher, £at.tangere, Ta- 
‚ctus, nur im Endlaute verſchieden find. Zu eiitigen gemeinen 
Mundarten ift noch jegt taden, für tappen mit den Händen 
üblich. 

Tappiſch, —er, —te, adj. et adv. plump, ungeſchickt in feinen 


7 plumpen Menſchen auch wohl einen Tapps zu nennen pfleat. 
Die Taräntel, plur. die —n, eine Arı Spinnen mit acht Füßen, 
; deren Augen in drey Lirtien flehen, und deven Gift wahnfinnig 
machen ſoll, fo dag diefe Krankheit. bloß durch die Muſik gehei⸗ 
let werden könne; obgleich diefes Vorgeben noch ſehr verdächtig 
ift. Der Nabme ift ans dem Zraliänifchen Tarantola, und rüh⸗ 
et von der Ötadt Taranıo ber, um welche diefe Spinnen debr 
J hãäufig u 4 ; 
+ Taras, S Tarras. 
Der Tarif, des — en, ‘plur. die —e, eininder Handlung ib» 
liches Wort, dag Verzeichniß deſſen, was Waaren mancher Art für 
* Zoll und andere Abgaben zu entrichten haben ; aus dem Ktaliän, 


ſchen Tari£, 


welches auch das Trappelier-Soiel genannt — Tarock fpie- 
len, trappeleven. Doher die Tarock⸗ Kaͤrte. Der Nahme iſt 


deutet. 
Die Tarnickel, plur. $ie—n, ein nein einigen Gegenden übti- - 


ches Wort; eine Ari Heiner Pflaumen zu bezeichnen , welche in 


: net aus'ändifh zu feyn- 
. Der Tarraf, des— es, plur. inuf, ein gepilverter Stein, ober 


= Saudes zur Bindung des Kaltes, befonders in dem Woſſerbaue 
gebrauchen ; ingleichen die Steinart aus welcher diefer Stefnſtaub 
bereitet wied, der ein Toph⸗ oder Duckſtein, nach andern aber ein 


ren — ER Seine Tepferkir zeigen. Die 
Die Tarp plur. dien, eine breite pfumpe Hand, in welchem 


tappen als die Peine Augen haben, Ef. 59, 10. So auch in be=- 


Dewegungen; im gemeinen ben, wo man sinen ungefchicten, 


Tariffa, nnd dieß aus dem Morgenländ: fejen beſonders Perfir 


Das Tarsd, vs r8, plur. car. eine Art eines Rartenfpieleg, i 


aus dem Jral. "Tarocco,. weiches eine Tarock⸗Karte ber 


andern Gegenden Turkelchen genannt werden, Der Nahme ſchei⸗ 


Steiuſtaub, welchen die Maurer in manchen Gegeuden ſtatt des 


x > N 


f TUE * 


Sandſtein iſt, welcher um Frankfurt am Mapn, im Darmkäbtir 


Then und der Werterau häufig gefunden, und an dem reflern Orte‘ 
von den Züchtlingen gefioßen wird, - Im gemeinen Leben au 
Tras. Das Wort ift allem Anfeben nach fremden,vielleichtgranz 
zöſiſchen Urſprunges. In einem andern Verftande war Tarraß 
ehedem ein Erdwal,, eine Baftep, da es denn aus dem Franz, Ter- 
ralle gebildet war, 


Die Tartäng, plur. die—n, eine Art Feiner Schiffe auf der mit⸗ 


teländifhen See, welche ein Lateiniſches Segel führen, Fleiner als 


Die Polakern find; einen Maſtbaum und eitıe Fode Haben und uns 
gefähr zehn Diann führen. Der Nahme ift zunächft Italläniſch, 


ſcheinet aber morgenländifchen Urfprunges zu ſeyn. 


Der Tärtar, des— 8, plur. die—n, Fäinin, die Tartarinn, 


eine Perfon von derjenigen zahlreichen Völkerſchaft in dem nöordli⸗ 
chen Afien, welche bey den Alten unter dem Rahmen der Scythen 
befannt war, von welcher die eigentlichen Tartarn nur ein brfons - 
derer Stamm waren, Jugleichen ein Pferd. aus der Tartarey, ein 
Tarsarifches pferd. AleMorgenländer, Ruffen und Pohlen ſchrei⸗ 
ben und fprechen diefes Wort Tatar, und fo lautet es auch in den 
niedrigen Deutſchen Mundarten, woman die Zigeuner Tatarn zu 


nennen pflegt. Indeſſen ift in der anftändigern Schreib: und 


Sprechart die Lareinifche Form diefes Wortes einmap! allgemein. 


Daher die Tarıarey, das Land, welches von Tartarn bewohnet 
wird, tartärifch, u. ſef. Die Sprechart, der Tartar, mit dem 


Zone anf der legten Sylbe, welche nach dem Franzöfifchen gemo⸗ 
delt iſt, iſt größten Theils veraltet. S,aud) Tatar. 


Die Tartſe che ‚plur. die — eine ehemahlige Art langer halb run⸗ 


der Schilde, deren man ſich noch ziemlich lange nach dem bereits 
erfundenen Feuergewehre bedienze,da man fie denn fo ſtark machte, 
daß fie einen Schuß von einem Doppelhafen aushalten konnten. 
Dry hundert Tartſchen vom beiten Golde, je drey Pfund Bol: 
des zu einer Tartfche, ı Köu.. ro, 17. Rüſtet Schilde und 
Tartfchen und ziehet in den Streit, Jer. 46,3. Und werden 
dich — mit Tartſchen, Schilden —* Selmen, Eh. 
23, 2 \ 

"Das ev ranndt feinen widertayl 

Zu der linfen feit ins. Gefäg binein, _ 

Under den Kürriß Tartfchen feyn, Thenerd. Rav.sz, 
Wo es einen Theil des Harniſches in Geſtalt eines Schildes zu bes 
zeichnen ſcheinet. Aus einigen bey dem Friſch angeführten Stel⸗ 
Ien erhellet, dag man eigene Sturmtartſchen gehabt, welche ver» 
muthlich größer. und-flärfer waren, als die gewöhnlichen, daß eine 
andere Arı Hoher Tart chen mit einer langen eifernen Spige in die 
Erdr geſteckt und Setztartſche und Paffefun genannt wurde, da fie 


"denn die Stelle der heu igen Schanzköcbe vertraten u. f. f, Se 


iſt das Wort mit der Sache felbft veraltet. 

Anm. Im mittlern Lat. Targia,im Franz, Targe, i im Ital. 
Targa, im Pohln. Tareza, im Böhm, Tarts. ‚Es Hat: alles 
Anfehen eines fremden Wortes, wie denn mehrere Theile der Dent- 
{hen Kriegskunſt unbRrie ‚gr rüſtung der mittlern Zeiten ausla ndi⸗ 
ſche Erfindungen find. Schon in: Arab. it Tarka und Darka, 
ein Schild, ingfeichen on im Ehalbärfgen. 


Der Tartüffe, es—n, plur. sie—n, ein Scheiubeiliger, 


aus dem Franz. Tarıuffe, welches Wort Moliere bildete, und in , 
feinem Luſtſpiele dieſes Mahmens verewigte. Die Veranläffung 
dazu war folgende, Ex befand fich bey dem pär ſtlichen Nuntius, 
wo auch zwey Ordens aeiſtliche gegenwärtig wären, nud ihren Ro⸗ 


ſenkranz dem Scheine nach ſehr audächtig betheten. Indeſſen kam 


ein Savoyard welcher Drůffeln zu verfaufen hatte, worauf die Be⸗ 
ther ſogleich voller ———— austiefen:. OSignore tartuffi, 


tartuffi 


81.2 ; : Die 


535 7 ar 
Die Tartuffel, oder Tarxcüffet, — die⸗ —n 1, Ein — 


der Teüffeln, (©. diefes Wort.) 2. Der Bartoffeln, Solanum ‚s 
tuberolum Lian. welche in einigen Gegenden auch Erdeuffeln - 
. genannt werden, (S. Exrdapfel:) Der Rahme foheint aus dent 


Stal. Tartufo, Tartuffo, Tartufulo entlehnt zu ſeyn, weil 
die ſes Gewächs eher in Italien als in Deutſchland gebauet wor⸗ 
den, und erft zu Ende des 16ten Jahrhundertes durch den päpftli« 


hen Geſandten im Holland befannt geworden fenn fol, Alsdenn .- 


kann der Italiänifche Nahme fo wie das gleichfalls darans entſtan⸗ 
dene Bartoffel, wohl nicht, wie gemeiniglich gealaubt wird, aus 
‚dem DeutfchenErdapfelverderdt fepn, fondern. if vecpusblich mit 


- dem Gewächfe felbft aus Nordamerifa nach Europa gebracht. 


worden, 

Der Tärz, des —es , plur. die— e, in vielen Gegenden, das 
Mannchen des Sabichres, welches kleiner und ſchwächer iſt, als 
das Weibchen. 

1,Die Taͤſche, plur, die —n, Diminut, das Täſchchen, Oberd. 
Taſchlein, ein Schlag, doch nur mit der Faden Hand oder einem 
flachen Körper auf einen weichen Körper. Jemanden eine Taſche 


geben, eine Maulſchelle. Daber Maultafche, ein Schlag auf das - 


Maul. Das Diminut. Tafchlein, ein fanfter gelinder Schlag aus 
Liebe, it. befonders im Oberdeutfchen fehr gaugbäar, mo man auch 
das Zeitwort t aſcheln, aus Liebe fanft mit der Hand Elopfen, bat. 
Ein Kind t aſcheln. Femanden auf die Baden täfcheln, klopfen. 

Anm. Es iſt in diefer Bedeutung eine unmitteldare Onomato⸗ 
pöte diefer Art des Schlages.felbfi, und flammet von einem vers 


alteten Zeitworte tafchen, ſchlagen, ber, von welchen noch das. 


Niederſ. daſken, drefhemübrig ift, S. Drefihen Anm, 
3, Die Taͤſche, plur. die —n, Dimimut.Töfchchen, Oberd. Täſch⸗ 
kin, ein Wort, weldheseine Erhöhung, etwas Erbabenes bedeu⸗ 
x." get, aber nue noch in einijen wenigen Fällen vorfomme.  Lederne 
mit Hamen ausgeftopfte Kugeln, das Waffer damit vermittelſt 
" einer Röhre aus der Tiefe zu beben, werden noch Taſchen, fonft 
aber auch Bäuſche, Paternoiter genannt. (Siehe Taſchenkunſt, 
An dem Hüttenbaud einiger Gegenden iſt die Tafche ein Klump 
Lehm, in. Geftalt einer halben Semmel, welcher bey den Schlei- 
Ben oder großen Garmachen bey der Form auf die Herdfohle gelegt 
wird, damit das Gebläfe daran ſtoße. 

es das Auge genanut, 

Anm. Im Schwed. ift Taſſel, ein Quaft, Das Franz. Tas, 
ain-Haufen, iſt gleichfalls damit vertvandt. (S. Tag.) Da fait alle 


Mörter, welche eine Vertiefung bezeichnen, auch zugleich eine &rhüs 


bung bedeuten, fo erhelfet daraus auch die Berwandtfchafe mit dem 
folgend 

3. Die Tilye plur. die—n, Diminut. das Taͤſchchen, Oberd. 
Taſchlein, im gemeinen Leben Täfchel, ein Wort, in welchem der 
Begriff der Dffuung, desBehältniffes der herrſchende iſt, welches 
aber nur noch in einigen beſondern Fällen gebraucht wird. 1 Ein 
gemeiniglich vierediger oder halbrunder Beutel, Geld nud andere 
Bedürfniffe darin ben fich zu tragen, herßt eine Taſche, fie ſey guu 

* in einem‘ Kleidungsftüce feſt gemacht oder nicht. Die Kodtafche, 


Weſtentaſche, Hofentafche. Etwas indie Taſche ſecken. Aus 


der Taſche ſpeiſen. Die Gaukeltaſche, Reittaſche, Satteltas 
ſche/ Jagdt aſche, Patron⸗Taſche, Bügeltafchen. ſ. f.. woronei: 
„wige Arten beweglich find, und an⸗ oder übergehãuget werden Das 
Wort Taſche iſt die allgemeinfte nnd üblichfle Benennung diefer 
Art Beuteloder Bebältnif, Im Dberdeutfchen.nber beißt fie anch 
Ser. Sad, Schubſack, das Sadel, int gemeinen Leben der Hoch⸗ 


deutſchen die Side, (von: Fach, oder ſicken, ſtecken, in Franken 


der Waãtſchger Naſer im Niederdeutſchen Schrap, (Engl. 
:Shrip,) Grep, Köke, Kipſack, Intfche, ben dem Ottfried 
Malahae, bey dem — Malch, Molch, im Tatian Kyulla, 


übliche Bedeutung. Halt die Taſche! Jemanden eines auf die 


Der Taſchentrebs des —es, plur. die—e, ein Rahme der 
Die Taͤſchenkunſt/ plur, Sie Fünfte, eine Waſſerkunſt, wo das 
In andern Hütten wird 
Das Taͤſchenmeſſer des —s, plur, ut nom.fing. ein Deffr, 

Der Taͤſe Henpuffer des —s, plur. ut nom, fing, ein kleiner i 


Der Tafchenfpiegel, des—s, plur. ut nam. fing, ein. Heiner 


Der Tälchenfpieler, des—s, plur.utnom, fing. Fämin die 


Die Tafchenubr, plur, die — en, eine Feine Uhr, welche man 


Das Taͤfthenwerk, des — es, plur.die— e,S. Taſchenkunſt 
Der Täſchner, des —s, plür,. ut nam, fing. ein: zünftiger 
Sandwerker, welche ehedem die rauchen Jagd⸗ und Reiſetaſchen 


— 


vom Micderf. Buble, Brube, im Schweb. Poffe , Franzsf. 
Pocheu.f.f. 2. Das Maul, befondersei ses weites auf, - 
eine nur in den niedrigen Sprecharten im —— Verſtande 






Taſche geben. Die Plaudertafche ein plauderhaftes. age 
und eine folde Perfon, s 

Anm. In der erften Bedeutung fchon bey dem Ottfried Dasgv, 
im mitgleen Lat. und Ital. Tafca,im Riederf. Taffe, im Hol» 
länd. Tas, Tafch, im Schwed. Tafka, im Pohln, Tafz, im 
Böhm. Tallka, Es gehöret zudem alten Franz. Desquet, ein - 
Korb, zudem neueren Franz. Tafle, und andern mehr, in welchen 
der Begriff der Vertiefung, des Bepältuiffes gleichfalls der herr⸗ 
fchende ift. S. Taffe. 


Das Täfcheltrant, ©. Taſchentraut. 3 
Das Täfchenbüch, des— es, 'plur: — —— ein Feines — 


Buch, welches man bequem in der Zaſche bey ſich tragen kann. 
Jugleichen ein Buch, welches man beſtandig in der Safe bp... 
Aführet. | | 


Das Taſchendaͤch, des — es, plur. Sie — dacher / bey eini⸗ 


gen ein Rahme einer Art Dächer, welche nur auf der andern Seite 


abhängig find, und am häufigſten Puledächer genannt werden. 
Der Taͤſchengucker, des—s, plur. ut. nom. fing, ein furges 


b: 
"Fernglas, oder Perfpee:iv, welches man bequem in der Safche bey 1 
fi tragen kanu, und, fo fern- man daffelbe. am häufigſten in den 4 
> Opern gebraucht, aud) ein Opern: Gucker genannt wird, : 
4 


Das Tifihentraut, des— es, plur. inuf. der Rahme einer 


Pflanze, deren Rahme die Geſtalt einerHirtentafche hat; Thiafpi 
Burfa Paftoris Linz. Taſchelkraut, Hirtentafche, Bank — 
Fraut, Täfchel. 


größten Art Krabben oder. Seefrabben, wegen ihres runden 
‚tafchenförmigen Leibes. 


Waſſer vermittelfi an einander gereiheter Tafcyen, d. i. lederner 
mit Haaren ausgeſtopfter Bäufchen oder Kugeln in die Höhe ge⸗ 
dracht wird, welche auch eine Bauſchel⸗ oder Büſchelkunſt, in⸗ 
gleichen ein Taſchenwerẽ/ Paternoſter⸗ Werk genannt wir, S: 
2 Tsſche. 





welches man zuſaimen legen kann, um es in der Taſche bey ſich 
zu tragen; das Einlegemeſſer, Sin ſchlagemeſſer. 


Puffer, welchen man in der Taſche bey fich tragen kann; das Ter⸗ 
zerol, im Oberd. die Sack⸗ Piſtole. 


Spiegel in einem Futterale, ihn in der Taſche bey ſich zu tragen. 


Taſchenſpielerinn/ eine Perfon, welche, vermittelt der Geſchwin⸗ 
digkeit und der Spieltafche, und aus derfelben leichtgläubigen Zus- - 
- febauern alferley Blendwerke vormadht ; eine Art Gaukler. Das 
Taſchenſpiel, diefe Art der Gaukeley; die Tafepenfpielerey: 


bequem inder Taſche bey fich tragen Fann ; im Oberdeuuſchen eine 
Sackuhr. 


derfertigten, heutz.: Tage aber vornehmlich die Koffer überziehetn, 
Stühle polſtern und dergleichen, und wegen der Gränzen ihrer 

‚Arbeiten mitden Beutlern und Gürtlern häufige Streitigkeiten 
baden. In einigen Oberdeutſchen Gegenden werden fe auchſack⸗ 


lex geuanut. 
Ser 





“ —⸗— T 
SER) 
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- Der Tafß,des—rs, plur. die e, ein im Hochdeueſchen unbe⸗Der Tätar, dee —s,"plur. die —n, ein Nahme woinit rar 
kanntes und nur ineinigen gemeinen Mundarten übliches Wort. in den gemeinen Sprechatten fo wohtdieTarrarn, als auch die Zi⸗ 
72, Ein Haufe, befonders ein Haufe Stroh, Garden oder an- geaner zu betegen pflege. In dem Bremifchen Wörterbuche witd  _ 
0 derer Feldfcüichte. Daher taſſen, auftaffen, aufbäufen. 2. Den vermuthet, daß es in dleſer letzten Bedeutung nicht von der erften, , 
' Ratım zu beyden Seiten Mder Scheuer ‚in welchen die Barben fondern von dem Engl, Tatter, Lumpen abſtamme, und daher 
‚gelegtwerden; Sie Banze. Daher eintaffen, das Getreide in eigentlich Lumpengefindel bedeute. Allein Tater Fönnte alsdanı 


IH 
EN 
A eo 

“ 


"die Banzen legen, einbanzen. - F 
Anm, Im Franz. ift Tas gleichfalls ein Haufe. (5. 2 Tafche.) 


In der. zwenten Bedeutung kann es auch zu 3 Taſche und zu dem, 


folgenden Taffe gehören, einen hohlen Raum zu bezeichnen, Die 


zwar Lumpen, aber niemahls Lumpengefindel bedeuten, weil nichts 
da ift, wodurch der Begriff des Geſtndels ausgedruckt werden löng⸗ 
te, Über dieß ift eriweislich genug,daß man die Zigeuner, als fie an⸗ 
fänglich nach Eutopafamen, fat überall für wirkliche Tartarn ge- 


halten babe, ©. Tattar und Zigeuner. 

Mer Täg, des — en, plur. die — en, in den gemeinen Ober⸗ 
deurfchen Mundarten, der Sehente, da es dern aus dem Lat, 
Decem oder Decimus, verderbt if, In Wien befinder fich ein 

‚ gemeiner Stadt Wien Tatzamt, welches aus einem Tägamts- 

Adminiſtrator und verfchiedenen andern Beamten beftchet, ; 

Die Taxe, plur. die —n, Diminut. das Tägchen, Oberd. Tig- 


“Begriffe der Erhabenheit und des hohlen Raumes fitd genau mit 

. einander verbunden, und befinden ſich bey taufend Ähnlichen Wörs 
teenbeyfamien. ° BER 

Die Taffe, plur. die — n, Diminut, das Täßchen, Oberd. Täß: 

lein, Peine Schalen, woraus man Thee und Kaffed zu trinken 

pflegt, und deren gemeiniglich zwen zufaminen gehören, wovon die 

©berraffe Flein und tief, die Untevtaffe aber groß und flach iſt; 





im Oberd, das Schaichen, Theeſchalchen, Raffebfchalcpen. 
Anm. Das Wortift aus dem Sranzöf. Tafle, und mic der 
Sache ſelbſt aus Frankreich zu ung gebracht worden. Im Ital, 
lautet es Tazza. Beyde feinen zunähftaus den Morgenläne 
dern berzuffammen, aus welchen beyde Arten Getränke bey ung 
bekannt geworden. Im Perfifhen ift Tas, ein Becher, Yudef 
© fen ift doch auch dieſes mit nuſerm Taſche in der weiteſten Bedeu⸗ 
tung eines hohlen Raumes verwandt, ; 
Taflen, verb. reg. act. ©. Taf. 
"Taflen,'verb, reg. act. et neutr. im letztern Falle mit dem 
Hülfsworte haben, mit der flachen oder ausgefpaunten Hand füh⸗ 
‚ Ienoder berühren. Nach etwag taiten, greifen. Taſtend ges 
ben, im Dunfeln um ſich ber greifen, wofür doch imHöchdeutſchen 
tappen üblicher ift. Nun nehme der Blinde noch das taftende 
langfam umfpannende Gefühl zu gülfe, tafte die Zuckungen, 
er fühle den Bruch der leidenden Mafchine ganz u, f.f. Herd. 
Darnac Fann zwar ein Menſch wohl tafien als die Bline 
x “den, Dpiß, 
So auch in Antaften und Betaften. Daher das Taften. : 
Anm. Im Riederfähfifchen gleichfalls raten, im Holländifh, 
taften, im Franzöf, talter, täter, im Italianiſchen taftare, 
im Shwed.tafta, Es ift ohne Zweifel eine Onomatopdie des 
“ Safteng oder Angreifens mit voller Hand ſelbſt, und daher ein Ver» 
mwandter von 1 Tafche, ein Schlag, und dem Dberdeutfchen tä— 
ſcheln, ein fanfter Schlag. Im Niederfähfifhen, wo Taſt gleich⸗ 
falls eis Schlag ift, hat mian von diefem Worte mehr Zufemmens 
fegungen, z. ®. eineaften , binein greifen, durcptaften, durchs 
fühlen, durchgreifen, mißtaften, fehl greifen, zurafien, zufübs 
den, zugreifen, umteften u. ff. Tappen bedeutet auch mit der 
flachen Hand berühren, bat aber außer dem noch einen merk⸗ 
lichern Begriff der Ungeſchicklichkeit und Plumppeit bey fich. 
©.Tage .. 
Der Tafter, des—s, plur. ut nom. fing. ein Zirkel, deffen 
Schentkel und Spigen gegen einander krumm gebogen find, die Dis 
cke eines erhabenen und bauchigen Körpers damit zu meffen , der 


Tafterzirkel. Dee Nahme ſtammet von dem vorigen Worte ber, ' 


daber ein folcher Zirkel von einigen auch Greifzirkel genaunt wird, 
weil man einen runden Körper damit. betaftet, oderumgreifet. 
+Tatta oder Tarte, ein Wort, mit weldem in einigen niedrigen 
Mundarten Ober und Niederdeutfehlandes die Kinder ihren Va⸗ 
ser zu belegen Pflegen, daesdenn Auch wohl. als ein allgemeines 
Sauptwort gebraucht wird, der, Tatte, des — n, plur. die—n, 
der Vater. Im Haundv. end Frieſ. Teite, im Pohln. Tata, Ta- 


‘ tus, im Epitotifchen Tata, und fegon bey den alten Theſſaliern 


‚wsera, S. Atte, weldes genau damit verwandt ft. 


Tein. ». Der breite mit baarigen Klauen verſehene Fuß mancher 
Shiere, befonders, fofern fie felbigen zum Zagreifen gebrauchen. 
So hat der Bär im eigentlichen Verſtande Tagen, welde auch 


Kappen und Branten genanntwerden: Aber im gemeinen Leben 


ſchreibt man auch wohl den Löwen, Hunden, Kagen u. if. Tagen 
zu. - Etwas mit der Tagc angreifen. 
beißt daher der Bär, vrlus, Tegbär, zum Unterfhiede non dem 
Eber, der daſelbſt gleichfalls Bär genannt wird, 2, Eine plumpe, 
breite Menfchenhand, im verächtlichen Verfkande, da es denn im 
einigen Mundarten auch woh! Tatſche lautet. Es ſcheinet aber, 
daß es ehedem auch Hand überhaupt bedeutet habe, wenigſtens 
werden die Handkrauſen oder Manſchetten im Sſterreichiſchen 
nod im Dimin. Tätzlein, Tagel oder Sandeäglein genannt, 
Anm. Im Schwed. Talſe. Inder erſten Bedeutung, vermuth⸗ 


lich als eine Onomatopdie des Ganges auf ſolchen breiten haarigen 


Füßen, indem im Schwediſchen tafla auch langſam einher geben 
iſt. Inder zweyten fcheinet es vielmehr von taften, Franzöf. 
täter, abzuffammen, twelches ſich duf eine ähnliche Onbmalophie 
gründet... Huch tappen wird daher in beyden Bedeutungen 


gebraucht. 
Das Tau, des — es, plur. die—e, ein ſehr ſtarkes odet dickes 
Seil, in welchem Verftande ale ungewöhnlich frarke Seile Taue 


‚genannt werden. Beſonders auf den Schiffen, wo mau daher 
Anker⸗ oder Rabeltaue, deren ſtärkſtes das Zaupttau genanut 
wird, ſSißtaue, Salstaue, Spriettaue, Raktaue Windetaue 
u. f.f bat. Takel und Taue, alle ſchwachen und ſtarken Seite 
auf einem Schiffe. Das Sährtäu, woran eine Fähre gebet. 


8. Tauwerf, ; F 
"Anm. Im Riederf, gleichfalls Tau, im Holänd. Touw, im - 


Engl. Tow, im Schived. mit einem andern Endlante, Tog, im 
Isländ. Tog, Taug, Es ſtammet unfreitigvon ziehen, Nice 
‚deri, teben, Gngl.to tow, ab, fo. daß es eigentlich. cin Seit, 
ſchwere Laften damit zu ziehen, bedeutet. Das Schwed. Tog beflü» 
„tiget diefe Ableitung, zumahl, d4 in eben diefer Sprache toga gie⸗ 
ben bedeutet. Im Niederf. ft Tau und Tautüg, Tauzeng, au 
dar Geſchirr am Wagen, befonders die Stränge mit ihren Zuges 
«hör, alles, vermätselft deffen der Wagen gezogen wird. Weun 
‚aber in eben diefer Mindart-Tau, Tou und Geton auch das Ges 
rãth, ingleihen einen Weberſtuhl bedeutet, fo gehöret es alsdann 


"sicht hierher, fondern zu unferm Zeug, Niederf. Tug, bey den 


Bergliuten Gezah. 


Taub —er, —ele, adj. et ady. ein in einer doppeften Hauptbe⸗ 


‚deutung übl hes Wort. 2.*200, unfinnig ; eine veraltete Bes 
„deutung, von welcher noch die Tobfucht in manchen Grgenden 
Die Taubfucht genannt-wird. 2. Drs Örböres beraubt. (1) Eis 

213 genilich. 


Im Oſterreichiſchen 


X 


539. Er au. 
— Bon einem tobenden Larmen 5 Getdſe dus dentfichen, 
Gehöres beraubt; in welchen eigentlichern Verfiande man noch 
fehr Häufig von einem heftigen Larmen oder Scha : fagt, das er 


nnssaub mache oder beräube. In theilsweiterer, daß engerer 
Bedeutung ift taub, gehötlos, sicht hörend, es geſchehe nun aus 


Vor ſatz: gegen eines Blagen, gegen eineg Bitten taub feyn. = 
Ewas mit tauben Ohren anhören. Ober aus einen Fehler in _ 


den Werfzrugen des Gchöres, des Vermögens zu hören beraubt, 
Taub ſeyn, werden. Ein tauber und fummer Menſch. Ki: 
nem Tauben das Gehör wieder verſchaffen. (Siehe Taubheit.) 


Ben dem Ulphilas daubata, beydem Motker tonb, im Niedert, . 


doep/ im Angelſ. und Eugl. deaf, im Schwed. zt in einigen 
gemeinen Oberdentſchen Mundarten töberich. In der Ehwrizfb 
dyppel ſo wohl taub, als auch biind, in weicher legterm. Bedeutung 
‘es Auf.eine merfwürd’ge Art. mit dem Griech. ausd-g Hberzin 
Kommt. (2) Fügürlich. 
gangbare Beventiung, Tauses Sindrüten. In einigen Gegen⸗ 
den nennt man ein Gfied saub, wenn man feine Empfindung in 
deniſelben hat. Niederſ. toop. Ein tauber Schmerz, welcher 


mit einer halben Unrmy ſindlichkeit verbunden ift, -ImSswed.  flogenes Holz täuben. Im Nicderf. Hoden. = auch Bas 
iſt dö”, dumm, fo wie dumm in der Schweiz auch taub bedentet. Täuben. 8, Tb, 
) —— cine veraltete Bedentung, in welcher douen bey dem Der Caubenaprel, Ds — 8, plur. die —äpfel, eine Kräfte 


-Mötfer für Rerben vorkemmt,. Vielſeicht hat e⸗ diefe Bedintung 


auch in folgender Stelle des Kriften von Hamle, eines Ebiwäbir 
ſchen Dichters: 

Swaelag vieltoub diu Heide 

Da-dihtman fihone ou zenweide; 


wors aber auch leer bedeuten Tann. c) Kraftlog, der gebörigen ° 


Kraft berandt; eine nur noch in einigen Fellen übliche Bedeutuno. 
Taufe Ko bien, ansgebrannte nud gedäinpfer, (S.Taubfohle.) 


ben, die wilden Tauben, Seldtauben , Kröpftauben, Lach: 
tauben, Pfautauben, Turteltauben u.f.f. gebören. Tauben 
balten. Wenn diefes Wort ohne allen Beyſetz gebraucht wird; 
fo dry ichnet es die gewöhnlichen zahmen Tauben. Su einer "an: 


weit u — | * — 


a — 


BE kebentef Taube Viefes hier ohne RE auf 
„das Geſchlecht. Sell aber dieſes näher beſtimmt werden, fo wird 


das männliche derTauber oder Täuber, ii im gemeinen Lehen Tau⸗ 
bert, Täuberich, Riederf. Duffert, Duvert,. dag weibliche aber _ 


» entweder die Taube infhgerm Bere, ober auch die "Töokinn. 


‚genannt. 


Auf dem moflehten Dach giert fon der Sublende Tauber 


Um die Geliebte herum, Zachar. 

Anm. Bey den Otfried Dubu, Diuba, bin dem Rocter Tu- 
bu, im Nederf. Duve, im "Dän. Düe, im-Angelf. Duva, im 
Engl. Dove, in Schsed. Dufya, bey dem iliohitaslJubo. Es 
ift mehr als wahrſcheinlich dieſes Wort eine BER 
der ähnlichen Stimme des Tauıbers ift, weicher Noikers. Tub 
und das Niederſ. Duve, näher kommen, "als unſer Behr 
ſches Taube, 


0) Sinnles, unempfindlich; eıne wenig Tauben, verb.reg.act.taub machen, in welchem Verfinnde — 


fo wohl eigentlich als fizärlich nur in dem zufanmen gefeßten, ber. 
täuben üblich iſt. Judeſſen iſt eäuben in einigen gemeinen, Mund 


‚arten auch, fo viel wie däirpjen unterdrücken. Funges ange 2 


Die Fchannisäpfel werden auch rothe Taubenapfel genannt, 


Franz. pigeoüs TRUE Etwa von der einem Saukenboife übe 
‚Tichen Farbe ? 


Der TaubenfalE, — ‚ plud die—en, eine Art a 


fen mit wellenfäcmigen ſchwarzen Flecken auf der Bruß und 


dem Bauche, lehmzelben Füßen und fhwarzblanen: Shnas 


bel, welcher den Tauben ſebr balsftarrig nachiieler, Falco 
palumbarius Klein.et Linn. Stodzar, — 


lichkeit der Biumen, ein Hasme des Eiſenkrautes oder Tauben: 
Frauteg, Verbena Linn. Zugleichen des Erdrauchs, KFumn- 


ria Linn. welchet anch al genannt —— EErde⸗ 


rauch und Ackerraute 
Der 





Ein tauber Schall, ein leerer, kraftloſer. Taube Veſſel, mel Eine audere Art iſt der Butſchwanzel oder Carslinifche 
che nicht brennet, Lamium Lian. d) Des gehörigen Gehaltes Taubenfalf, Falce Carolinienfis palumbarius Are J 
beraubt, lrer an dem nörhigen Gehalte; am baͤnfgſten aus rar welcher vinen bunten langen Schwanz Sub: furze Flügel bat, J 
ineiniacn bereits angenommenen Fällen. Tube Nuſſe, Terre, Sand Taubenbadt, 
welche keinen Kern haben. Taube Ähren, welche keine Körner Die Taubenfarbe, plur. inuf. eine dene: bte Zain, in. wel⸗ 

_ enthalten, Tauber Zafer, (S. Tanbhafer.) Taube und leere ber roth, blau nad grün unter einander fpieien, oh dir Hardı tie hr 
Bergerten, im Bergbane, welche fein Erz enibalten. Ein tan: _ nes Tanbenhalfes; Franz. Colombin. Bader taude farbig, J 
bes Geb rge, eben daſelbſt ini Gegenſatze des haltigen. Ein tau⸗ auch wohl taubenbalfig. g 
bes &y rin Windey. Im Niederfächfifken beteutet ee Teer im Der Taubenfuß drs —eg, plur. inuf, eine Art des Storch⸗ — 

\ weit ſten Verſande: ein tauber Graben, ein leerer, ausgetrock⸗ ſchnabels, deſſen Blätter einige Ahnlichteit mit ein m Saubenfuße — 
ueter. Ein tauber Dunſt, ein leerer. Sie machten die Lande baben; Geranium rotundifo'ium Linn. 4 
coube leer, Jeroſchin. Aus welchem weiteen Umfange man bey» DerTaubenhabicht, des— es, plur. dir—®, ©. Taubenfilt, 3 
safe vermithenfollte, daß es in diefer Bedeutung der Mecenidt - Taubenhalftg, adj. et adv. S Taubenfarbe. | 
ſe zu taub, gehörlos, «8 vielmehr tief geböre, fo fern Das Taubenhaue, des — rs, plur. die — häufen, € ein eigenes “ 

: Ba ſelbe überhaupt einen hohlen, leeren Raum bedeutet hat. freyfichendes Gebäude, in welchem die Feld⸗ und Flu tauben ger 

Anm. Da alle Wörter urſprünglich Dasmatopdien find, und. halten werden, und welches von einem Taubenſchlage ai ver⸗ 
vigentlih ſolche Verã aderungen bezeichnen, welche unmitteldar in ſchieden ift. Im Oberd. Taubenkobel. 
Gebor fallen fo iſt 95 ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes Wort Der Tauben hacht des—es, plur. die —.e.\in einigen Gerens 
Ehr genau mit toben veripande iſt, und eigentlich von einem to: den ein Nahme des Mäufegeyers, welcher auch auf Zant Be ; 
Senden Eekoſe beraubt bezeichnet. Andere ſeben Lie Bedeutung ftößt, und vielleicht mie dem Taubenfalken einerley iR. Sicht 3 

der Leere als dir ecfte an, Fönnen aber alsdann weder cinen Grund bedeuret fo viel-als Habicht, 3 
diefer Bedentung, noch auch eine wahrſcheinliche —— Der Taubenkerbel, des — 5, plar. inuf. S. Taubentropf, 3 
„derfelben mit der Gebörlofigfeit angeben. 20 Taubenktraut, des — es, plur. inul, ı.Eine Dflarze, 

Fir Laube, an einem Faſſe, S. Daube. von welcher verſchledene Arten an denFlüſſen und Sümofen Euros - eg 

ir Taube, plur. die —n, Diminut. das Täubchen, Oberd. pens einbeimifh find; Lyfimachia Linn. 2. EinNahmedes, , 
Täublein, eine Arı Vögel, mit einen Fegelförmigen zugefpigten Zifenkrautes, VerbenaLinn. S.diefee Wort... E 
Schnabel, und offenen und nadten Rafenlächern, von welchen es Der Taubentropf, des— e8, plür: die — Eropfe.. 1. Eigent- 3 
mirhrere Arten gibt, dahin die zahmen Tauben, oder Schlageau: Lich, der Kröpfeiner Taube. 2. Figürlich , wegen einiger Ahn— 4 





— A BZ a 2 


ver Be 


Nat} 





* 





3 


2 


be — a, er inuf, in NER ERDE 


if Thüringen, ein Rahme des Bannenfrautes, Equis - 
— etum Linn. Der Grund der Benennung iſt mir unbefannt. . . 
\enruf, des —es, plur. die —e, bey den Jagern eine 


"DE 
‚ Heine Pfeife, die gg —* wilden Tauben damit —— 
— an ſich zu locken. Xuf. 


NR TERN, des—es, plur. die ⸗ſchlage ein Ben 
° 2 bäftniß-untee dem Dache eines Gebäudes, dirzahınen Tauben 
darin zu halten, - Schlag beißt es, weiles gemeintalich mit einer 


Eleinen Schlay oderFalktbür. verfchloffen werden Fanır.. Sprichw. 


Br geht davon wie die Bage von dem Taubenfchlage, er. 


* frhleicht fich mit einem ſichtbaren böfen Gewiſſen Davon. 


. Der Taubenvögt, des — es, plur, die — vogte, in großen 
 Hausbalrungen , derjenige, welcher die Auf ſicht über die Tauben 


hat im Dberd. Tauber, Taubener. 


—— Taubenzebnte, des — n, plur. die —n, der Zebole, wel _ 


cher. von. den Tauben gegeben wird, 

‚Der Taubfifch, des—es, plur: die—e, ein Nohmedes Brampf: 
fiſches, Torpedo Linn deſſen Berührung eine Art eines tauben 
Schmerzens berur ſacht. S. Krampffiſch. 

Due Taubbafer, des— s, plur. inuf, ein Nahme verſchiedener 
Gewächſe, welche dem Hafer ähnlich ſehen, deren Samenkörner 

aber eaub, d.4.Kicht niehlreich find, 
fecalinus Linn. (S.dieiesWort,) 2.Auena paniculara. Lin. 
welcher auch Singbafer, Windhafer, Mäufehafer; Gsuchhafer 
genannt wird. 

A Taubheit, nlur: car. der Zuſt and, da man taub iſt. Mit⸗ 
tel wider die Taubheit. Niederſ. und Dän, Doobes, im Ans 

. geff, mit bem e.abftracte, Deafe. 

Die Taubiohle, plur. sie —n, eine Art Erdlohlen, welche aus 
einem in der Erde verſchlänunten und mit einer, öhligen Erdſäure 
durchzogenen Holze beſtehen; —— im Seanate der fer 
ſtern und Fräftigern Steinfohlen. 

en Taubfern, des —es, plur. car. ein Nahme des lebs, 
Lol:um Lina, weil es dem Korne ähnlich fuhrt, aber taube, d. i. 
mehl⸗ und PernlofeSamenförner bat. In manchen Gegenden wird 
es Dovten, Twalch, Tauſch, Tower genannt, 


Der Taubling, des — es, plur, die mc, eine Art efbarer _ 


. Schwänme, welche «in ſehr weißes, trocknes und zerbrechliches 
Fleiſch, dicke walzenförmige Stiele, dicke Samenklätter, und el⸗ 
nem Nabel ähnliche Vertiefnugen der Hüte haben, welche letztern 
‚übrigens von verſchiedenen Farben find, Fungi umbilicum re- 
ferenies C. Bauh. in einigen Mundarten Tauberling. Der 
Grund der Benennung dirfes Schwanmes ift mir noch dunkel. 
. Eine Art deſſelben welche nicht eß ar iſt, indem fie Speyen er- 

wert, beißt in: Öfterreich Speyeöubling. 

Die Taucyänte, plur.die—n. 1. (9. Tauger.) ?. Auch eine 

- Are wilder Änten, welche am ganzen Leibe ſchwarz ik, undeinen 
weißen Unterleib hat; Mooränte, Schuppsänte, wird in eittis 
gen Örgenden, obateidh i ierig, Taucpänte genanı, 

Tauchen, verb, reg. act. 1, Mit vorn nieder gebengtem Kopfe 


fih in und unser einen füffigen Körper begeben, um bäufigften.als - 


ein Reciprocum. Sich in das Waffer tauchen. Die Äntenund 
verſchiedene andere Waffrtoögel tauchen fih. In weichen Zäl- 
len man doch fieber das zufanımen gefegte Intertauchen gebrancht. 
2, In weiterm Verſtande ift tauchen in einen flüſſſgen Körver 
thun oder ſtecken, wo es verghalich in der höheen Schreib⸗ und 
Sporechart theils für tunken, theils aber auch für ſtecken üblich 
A. Ein glühendes Eifer in das Waffen taugen, ſtecken, er 
‚sen. Der mit mir in die Schufel tauchet, Matth. 26, 
Das äußere feines Singers ins Waſſer tauchen, Luc. — 
Die Sonne tauchte ſich bereits ins Meer, Kleiſt 


1. Der Trespe, Bromus: 


: Tan 
a tauchet den Pinfel » = 
. Indie Sarben des Morgenroths ein, dich würdig zu 


mablen? Zach. 

So — das Zauden. 
Anm. Ben dem Rotker tunchen, im Niederf.in der erſten Be⸗ 
deutung ducken, im Engl.to duck, in Dän. dycke, im Schwed. 
dyka,im mittlern Lat, docare. &s feiner, daß der Begriff der 
Beugung/oder Erniedrigung in dieſein Worte der herrſchende iff, 
> denn im Niederfound den gemeinen Sprecharten iſt ducken über« 
Haupt, den Kopf: mit eingezogenen Achfeln vorn niederwärtg beu⸗ 
gen, Holl.duiken, Das Schwed. duka bedeutet beydes, fo wohl 
deprimere afsemergere, in welchem letztern Falle man im 
Deutſchen aufduden, und, wenn von der Erhebung im Waffer die 
Rede-ift, auftauchen fagt. Übrigens find ‘tauchen, taufen, tün⸗ 


2 


hen, tunken und das Niederf, kippen, fehe nahe verwandt. Tun⸗ 


Een iſt nur vermittelſt des zufälligen Nafenlautes und des intenfis 
ver kaus tauchen gebildet, Notker gebraucht für eauchen aus 
drücklich tunehren, Taufen ift nur im Endlaute verfchiedenzdenn 
tauchen heißt im Jtal.tuffare, und im Böhmifch. topiti,. Das 


Niederdeutfche fippen, für tauchen in der zweyten Bedeutung, iſt 


eindoppeltesgutenfivum davon. Vieleicht ift Hecken ein ähnliches 
Jutenſtvnm von tauchen. 

Der Tauiher, des—s, plur. ut nom. fing. ı. Ein Menſch 
welcher Fertigkeit befitzt, ich unter das Waſſer zu — und eine 

‚Bei: Tang auf dem Eruude deſſelben auszuhalten. Im Niederf, 
Dufer. 
das Waffer tauchen, wo im weiteften Verſtande alle Bänfe, Auten 
u. ſ. f. Taucher find, Allein, man gebraucht es nur im engern 
Verſtande von einer befondern Art diefer Vögel mir befappten Fal⸗ 
bala⸗ Zehen, welhefich indas Waſſer tanchen, eine gefehene Beu⸗ 
te aus dem ſelben zu hehlen, und bald. mie derfelben wieder zum 
Borfcheine formen; Mergi Lin, Inweiterm Verſtande pflege 
man anch die, welche unter dem Waſſer schwimmen und nach einis 
ger Zeit wieder empor fauimen, Colymbi.Lizn. Taucher zu neu⸗ 
nen, Klein begreift beyde Arten unter dem letztern Mabmen. Im 
gemeinenteben theilet man dieſe Tancher nach ihrer Ahnlichkeit mit 
andern Vögeln ein, und da gibt es Tauchänten: oder Taucher: 
änten, Tauchganfe, Tauch ſchwane und Tauchhuhner. Siehe 
diefe Wörter, 
Anm. In vielen gemeinen Mandarsen Täufer diefes Wort 

Tauber. 

Die Taucherglocke, pluri die —n, eine Göfzerne Maſchine in 
‚Geftalt einer Glock vermittelfb deren ſich die Taucher unter das 
Waſſer laſſen, und eine Zeitlang daſelbſt aushalten, 

Die Taucyerfäge, plur. die —n, eine Art Taucher oder Tauch ⸗ 
vögel, mit einem fügeförmig gezähsıten Schnabel; MergusSerra- 
tor Linn. 

Das Taucherſchiff / des —es, plur, die — #, eine in den neuern 
Zenen erfundene Art Schiffe, welche unter Dem Waſſer gebet, 

Die Taͤuchgans oder Cauchergans, plur. die — gänfe, eine 
Ars Taucher oder Tauchvõgel, welche fo groß als eine mirtelmäßice 
Bansift, und einen ſchmalen gegähnsen Schnabel hat, Mergus 
‚Merganler Linn. 

Das Tauch huhn oder Taucherhuhn, des — es, plur. die — 
huhner, Taucher in Geſtalt der Hühner, welche am häufigften 
Waſſerhihner genaunt werden. ©. dirfes Wort. 

Der Tauv ſchwan, des — es, plur. die ¶ſchwane, den rinis 
gen ein Rahme ter Nobrdonmel,- wegen einiger Ahnlichkeit mit 
einem Schwane. 


2, Eine Art Wafferpögel, welche mit beim Kopfe unten 


’ 


*Tauen, verb.reg.act. welches nue in denfticerbentfien Munts 


arten üblich iff, wo es für gerben, Leder betriten, gebraucht wird. 
‚Leder tauen, bessien, gerben. Daher dev Tauer oder Apder: 
eaueg, 


* 


sauer, der Gerber. Im Oenabruck eswwen, im Holländ. tou- 


wen, im Angelf. tawıan,inEngl.totaw, bereiten, Entweder 


von dem mit die ſer Arbeit verbundenen mehrmahligen ziehen, Nies“ 


derf.teben, (S. Tau) oder auch von dem fchor bey dem Ulphilas 

befindlichentaujan, machen, tbur, vor weichen Worte vermuth⸗ 
lich auch das Niederſachſ. Tom; Ton, Werkzeug, Zeug/ Gezäh, 
abſtammet. 


Das Taufbũch, es— es, plur. die — bücher, in den Pfarren . 


und beyden Kirchen, dasjenige Bud, in welches die Getauften 
von dem Kirchendiener eingetragen werden, das Kirchenbuch. 
Der Taufbund, des — es, plur. car. in der Theologie, dag 


Bündniß, weiches der Täufling in der Taufe mit Gott errichtet. 


Seinen Taufbund halten, brechen. 

Die Taufe, plur. die — n, vondem-folgenden Zeitworte taufen, 
von welchem es doch nur in engerer Bedeutung üblich iſt. 1. Die 
gottesdienftliche Reinigung vermittelſt des Waffers; in welchem 
Berftande die Taufe ſchon bey den Ältern Juden üblih war. In 
engerer Bedeutung in der chriſtlichen Kirche, die facramenfliche 
Reinigung mit Waffer und damit verknüpfte Aufnahme in die Ge⸗ 


ſellſchaft der Ehriften, in welchem Verftande die Taufe das erſte 


Sacrament der Kiccheift, welches man denen ertheilet welche 
man zu Chriften macht, daher fie ehedem auch die Ehriftenbeit, 
im Niederf. Kerſtening, Franz. ehedem Chretiente, tanfen aber 
Sriftenen, Nieder. karſtenen, kaſtenen, im franz. chretienner, 
im Angelf, criftnian, im Engl. to chrifien, genannt wurde, 
Das Saerament ver Taufe, Einem Menfchen, einem Binde 
die Taufe errbeilen. Die Taufe empfangen, getauft werden, 
Kin Rind zur Taufe bringen. Ein Priefier verrichtet drey Tau⸗ 
fen, wenn er drey Kinder tauft ; außer welchem Falle der Pfural 
nicht gewöhnlich ift. In einigen gemeinen Mundarten bedeutet 


es cuch den Taufftein. Daher die auch in der anftändigen Sprech⸗ 


arı noch gangbaren R. A. ein Rind aus der Taufe heben , oder 
über die Taufe halten, deffen Pathe oder Taufzeuge ſeyn. In 
der Deutfcher Bibel bedeuterdiefes Wort auch figürlich die reich⸗ 
liche gotiesdienftliche Mittbeilung einer Sache. Daber dir Seuer: 
tanfe; Matth. 3, 17, d, 1. die reichliche Mittheilung des beit. Geis 
fies, zum Unterfchiede von jener Taufe, welche alsdaın die Waſ⸗ 
fertaufe beißt. 
weihung durch Eintandung oder Abwafchung mir Waſſer, beſon⸗ 
ders , wenn felbige mit Ertheilungeines Rahmens verbunden iſt; 
ein aus der vorigen ſacrameutlichen Taufe entflandener Mißbrauch. 
An der Ratbolifchen Kirche werden auf ſolche Art Glocken, Schiffe, 
Kanonen u.f. f..gerauft. Bey den Seefahrern ift es ein poſſen⸗ 
bafter Gebrauch, diejenigen, welche zum erſten Mahle die Straße, 
den Wendezirkel, unddie Linie pafficen, auf eine fryerliche Art in 
das Waſſet zu tauchen, und fo in andern Fällen mehr, befonders 
bey den Handwerkern. 

Ans. Beydem Ditfried fo wohlthie Doufa, alg auch) ther 
Douf, im Iſidor Daufi, bey dem Willeram Toife, bey dem 
Sirpter der Touff und die Touffe, und noch in der Schweig 
und andern Oberdeutfch. Gegenden der Tauf,im Niederſ. Döpe, 
welches daſelbſt gleichfalls den Taufſtein bedrutet. ©. das folgende. 

Taufen,/verb. reg. act, 1.*Eigentlih, in das Waffertaudyen, 
wo es mit tanpen aleich bedeutend und. von demſelben nur im 
Endlaute verfchieden ift. Line hölzerne Seuerfugel in Pech und 
Sarz getanft, Fronsb. Beffel, das Seuerwerf darein zu tau— 
fen, eben derf, Naem an taufte ſich im Jordan ſieben Mahl, 
3 Rön, 5.14; wo es für baden ſtehet. 

Der Stymen, 
In den der Kranche Heer die krummen Sedern täuft, Opitz. 
Am Socl deutſchen ſt es in diefer Bedeutung veraltet, wo man es, 
2, nur im engern Verſtand e gebraucht, auf eine gonesdienfiiiche 


2, Zn weiterer Bedeutuug, die feyerliche Eine’ 
Der Täufling, des — es, plur, die — e, diejenige Verfon, wels 


Der Taufſtein, des— es; plur, ie, i in den auchen, ein zier· · Fi | 





re. 
®_ * 
et in dat Woſſer tauchen «e). Im engſten Verf — 
ſaerameniliche Art mit Waſſer reinigen und dadurd) in die Gemein⸗ 
ſchaft Gottes und der Kirche aufnchmen, Ein Bind, einen we 

wichfenmraufen. Taufen laffen, fein Kind zur Taufe befür · 

dein. Im gemeinen Leben auch mit der vierten Endung des Nah⸗ 

mens, welchen man in der Laufe erbält, Er iſt Sans getauft 

Daper es zuweilen einen Nahmen geben bedeutet. Man tanf 

ibn, wie man will, ich heiß ihn Benjamin Roſt. In der 

Deutſchen Bibel bedentet es figürlich zuweilen im reihen Maße 

mittheilen. Mit dem heil, Geiſte gerauft werden, Apofl. 2, 5. 

(d) In weiterm Verflande, anf eine feyerliche Art mie Wafier 
reinigen, und daducdeinweihen, befonders, wenn dabey jzugleich 
ein Rabıne ertheilt wird. Inder Römiſchen Kirche kauft — * 
noch die Glocken. Ehedem taufte man da ſelbſt and Schifie, Ku 
nonenn.f.f. Der Wirth tauft den Wein, wenn er Wa 
darunter miſchet; ein. im ‚gemeinen Leben» üblicher Scherz. 
auch das Taufen. \ - 

Anm. Inder engern Bedentung bey dem Ulphilas — 
bey dem Diifr. dodfan, im Rieder. döpen, im Schwed. Op. 
im Angelf. depan, dyppan, i im Engl. to dive, im Sum, N 
dupu,: im Pohln.topie, Esift ein altes Wort, welches von x 

tauchen nur im Endlaure verſchieden iſt, indem die öltefte Art der 
Taufe ein wahreg Eintauchen oder Baden war; daher euch Ottft. 
- noch badan für taufen gebraucht. Jurtar.ift iufiare,im&ried. 
" Zurruis, und.im Hebr. y3D, gleichfalls eintauchen, woraus das 

hohe Alter diejes Worteserhellet. Das Niederf. fippen, — 

iſt ein doppeltes Jaten ſtoum davon, J 
Der Täufer, des —s, piur, ut nom. fing. derjenige, och N 

die Taufe handhabet, wel@er tauft, ein für ſich allein nur in dee 

Deutfchen Bibel übliches Wort, wo Johaunes, der Vorlanfer Ehrie 

fi, zum Unterfchiede von dein Evangeliften Johannes, der Täus 

fer genannt wird, (bon im Tation Toufar, Gaugbarer iſt es in 
dem zufammen geſetzten Wiedertaãufer. 

Der Taufgefinnte, des—n, plur. die —n ‚ eine Beneunung 
der Wiedertäufer oder Mennoniten. S,Wicedertäufer. 

Die Taufenade, plur. car. ‚in der Theologie, die in und mitder 

Taufe ertheilte göttliche Gnade, In der Taufgnade bleiben, 7 

feinen Taufbnud halten, 


⸗ 


—— oder getauft werden foll, fie fiy nun erwachſen F 


oder nicht. N 
Der Taufnabme, des— ns, plur. d ie—n; derjenige Rahme; En 
welchen man inder Saufe.erhält: der Vornahme, zum Under MB. 
ſchiede von dem Zu: oder Geſchlechtsnabhmen. — 
Der Taufpathe/ des — n plur. die — n, Fämin. die C Pr 


tbe, plur. die — n, bey einigen auch Taufpathinn, eine Perfon, 
welche eine andere aus der Taufe debet, der oder die Pathe— * 
in der anſtändigen Sprechart der Taufzeuge; im Oberd. Taufe ⸗ 
gotti. Zu vielen Gegenden wird auch der Zäufling in Rüdfine 
der Zaufzengen Taufparhe genannt. ©. Pathe. 

Der Tauffchein, des —es, plur. die —e, 
niß aus dem Kirchenbuche, dag jemand getauft iR von Bach 
Altern gezenger iſt 

Der Tauffipmaus, des — es, plur. die —fömäufe, — 
Schmaus, welcher bey Gelegenheit einer Taufe gehalten wird ; 

das Taufmabl, Taufeffen, im —— Leben auch nur die 
Taufe. Kindtaufe. 


liches ſteinernes Behältnig in Geſtalt eines Brnuncks oder gro⸗ 

» fen Örfäßes, an und über welchem die Kinder getauft werden; 
" inngemeinen Leben vieler Gegenten die Taufe, in andren Ser. 

—— ini Riederſ. auch die Shnte, von bem Lat. Fons. 

f Ibr⸗ 








. Miller, 


X "aber duch nur mit der Berneinung vorfomint, 
auge, Nöm.ı,23. Es taugt nicht, daß wir ſte in Getteskaſten 
Ehedem bedeutere es auch ſich ſchicken, ge⸗ 


Tauglich, —er, he, adj. et adv. brauchbar, 


8 


Ibte bemerketl — Font, * in * un 
chen der Alten wirklich ein Brunnen befindlich gewefen, aus wel- 
chem man das Waſſer zur Taufe gehobier, und über weichen denn 
vermuhlich diefelbe auch verrichtet worden. Dieſen Brunnen 
feinen unjere heutigen Zauſſteine oorzuſtellen. 

—— des — es, plur. die — tler, ein fauberes Tuch, 
‚welches man an einigen Drien über das geraufte Kind deckt, und 
es darin nach Haufe trägt. 


Dab Taufzeug,drs —.s,plur. inul, ein Goleetionm,bie fänmts 
 Inchen Rieiduugsftücke zu begeichnen,in welchen ein Kind zur Tau⸗ 


fe gebracht und getaufi wırd. 

r Taufzeuge, des—n, plur, die —n, diejenigen Berfonen, 
welche den Täufling zur Taufe dardringen, und die ſe Handlung bes 
zeugen; die Pathen, undin Biziehung auf die Altern des Kindes, 
die Gevattern. 

Taugen, verb. reg. neutr, welches das Hülfswort haben erfore 
dert. ». Brauchbar zu etwas ſeyn, die erforderlichen Eigenfchafr 
ten zu Erreichung einer Abſicht haben ; in welder Bedeutung es 
jest am gangbarjten it. Der Zeug taugt dazu nicht. Die Jeder 
taugt nich:s mebr, ift nicht mehr zu gebrauchen. Der B-weis 
tauge nicht. Das taugt nicht, diefe Art zuwerfabren ſtimmt 

"mie der Abſicht nicht überein. Er taugt zu keinem Thürfieber. 
Die Holländer taugen zu Waſſer, aber nicht zu Lande. Was 
ins Seer zu ziehen taugt, 4 Mof.ı,3. Ich tauge nicht zu 
predigen, Ier. 1,6. Does ‚gleich bier bejahender Weiſe nicht 
galız ungewöhnlich iſt, fo wird es doch am häufisffen mit der 
- Berneinung gebrauch:, welches aber dloß dem Gebrauche zuzu⸗ 
ſchreiben iſt. 2. Rützlich feyn, nüsen. Was tohta unsthaz, 
In welcher Bedeurung es noch im gemeinen Leben und 

ver wäfferigen Poeten vorfommt.  _ 

Das Fann Achillens Yugen 

Auch bey der Sochzeit ſelbſt zur Luſt und Sreudetaugen, 

Goitſch. Iphig. 

Ingleichen gut, dem Geſetze gemäß und übereinftimmia feon, in 
welcher Bedeutung es gleichfans nur noch im gemeinen Leben, 

Thun, das nicht 


legen, Matth. 27,6. 
ziemen, Soız dohta, Dirfried, 
Anm. Ben dem Ottfried dohan, Hochan „bey dem Wilferam 


toukan,im Riederſ. dögen,iin Schwet. doga duga,im Angelf,. 


dugan, im Dän, due Tugend und tüchtig ſtammen unftreitig 
von diefem Worte her, welches urfprünglich zu gedeihen, Niederf, 
dijen, dick u. f. f. gehört, und nöthige förperliche Stärke beden. 
tet zu haben fcheinet, Im Niedteſ. ift doger, fihr. Es ging ehe⸗ 
dem irregulär und lautete im Jufinisiv und im Plural deg Prä⸗ 
feus tügen, welche Form noch in der Deutſchen Bibel vorfommt, 
Die Thoren tügen nichts, Pf. ı 4,1. Wein Gebet müffe vor die 
tügen, Pf. 141,2. Nun han wir nyemandf dee do tug (taugfe) 
zu demfelben, Sheuerd, Da tochte ich ze freuden weder 
wibenoch manne, Kaiſer Heinrich, . 

na Taugenichts, plur. ut nom. fing, ‚eine Per‘ on, welche gu 
"nichts tangt, zu nichts brauchbar iſt. Er iſt ein Taugenichts. 
Alle diefe Trugenichts. Bey einigen auch der Taugenicht, da 
es denn im Plural von einigen irrig Taugenichte gebilder wird, 


indem alle am Ende, mit Adverbien und Partifeln zufanımen ger 


feste Wörzer indeclinabel find. Im Riederf. — Dügenir, 
Undogt,im Dän, Bogenige, im Sranzöf. un Vaäut-rien,Vaut- 
neant, 


Wittel erwaͤhlen. Kintauglicher Zeuge Das if mir nicht 
taualich, in dazu nicht GEBR Ich Fonnie nichts sauzlis 
Adel. W. B. 4. Th. 2 Aufi. 


Tausliche 


— * 

Tan 546 „ 
des antworten. Das if Peine taugliche Entſchuldigung. 
Niederſ. dögelik, zufammen gezogen dölk, wo m Aa * 
et auch fromm, tugendbaft bedeutet. So auch das verwandte 2 

üchti 

Die Tauglichkeit, plur. inuf. die Brauchbarfeit, die Anweſen⸗ 
heit der zu einer gewiffen Abjicht unentbeprlichen Beſchaffenheit. 

Der Taumel, des —s, plur. car. der Zuftand, daman tanmelt, 
Eigentlich von einem Schwindel oder Haufe, Minen Tgumel 
haben, einen Rauſch. Rtwas im Taumel thun. Figürlich aber 
auch von einem hoben Grade der Leidenſchaft, in welchem man 
Feiner deutlichen Begriffe fähig ift, Im Taumel der Steude, Im 
Hiederf. Tümel. 

* Der Taumelbecher, des —s, plur.ut nom, fing. und der , 
Taumelkelch, ses —es, plur, die —e, zwey nur in der Deuts 
{chen Bibel im figürlichen Verſtande übliche Wörter, ſolcheGegen⸗ 
ftäude zu bezeichnen, welche einen bohen Grad des Mangels des 
Bewußtſeyns und der deutlichen Begriffe veranlaffen. Ich wilf 
Jeruſalem zum Taumelbecher zurichten, Zach. 12, 2. Dieges 
fen des Taumelfelchs haft du aus getrunken, Ef. 5 1,17. 

Taumelig, —er, —te, adj. et adv. einen Taumel babend, mit 
ſchwerem Kopfe hin und der wanfend, Taumelig werden, 
ſeyn. 


Der Taumelkäfer, ses —s, plur. ut nom, fing. eine Art Käs 


fer, mit fadenãhnlichen furzen Fühlhörnern, Shwimmfüßen und 
gedoppelten Augen, welcher im Gehen gleichſam ‚gu taumeln 
ſcheint; Gyrinus Linn. 

Der Taumelk lch, S Taumelbecher. 

Taͤumeln, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte bahn: und 
wenn der Ort ausgedrudt wird, mit feyn, im Gehen mit ſchwe⸗ 

" rem Kopfe bin und ber wanten, als wenn man fallen wollte, der» 

gleichen in einen hohen Grade Trumfene, vom Schwindel befalle: 
ne zu thun pflegen. Daß fie taumelten und wanferen wie ein 
Trumfener, Pf. 107,27.  Taumelndgeben. Zur Thur bins 
aus taymeln. Zur Erde taumeln; er iſt zur Erde getaumelt. 
Das arme Rınd befam eine Maulſchelle, daß es taumelte. In⸗ 
gleichen figuclich, ohne Bewußtfeyn und deutliche Begriffe hans 
deln. Ein leichtfinniger junger Menſch, Ser no in den Lüren 
berum taumelt, Weiße. Nach einerandern, obgleich ein wenig 
hart fcheinenden Figur, auch von der heftigen Bewegung leblofer 
Dinge, 
Gewäffer taumelnjegt in Strömen von den Hohen, Dufch, 

So auch das Taumeln. 

Anm. Im Niederf. tumeln, im Engl, tümble,; im Shwed, 
tumla, Die Endſylbe —eln ift ein Zeichen eines Jterativi oder 

- auch eines Diminurivi, und oft bey des zugleich... Es ſcheinet das 

ber, daß diefes Wort mit dem Franzöſ. tomber, dem Jtal. to- 
mare, tomolare, tombolare, fallen, verwandt ifl. Im 
Angelf.iftumban, fpringen, tanzen. (©, auch Tummeln.) In 
den niedrigen Sprecharten ift für taumeln auch torkeln üblich, 

“welches aber eigentlich einen noch ſtärkern Grad des TSaumelns 
bezeichnet. 

Der Taͤumler, des— s, plur.utnom. fing. eine Art Schlag» 
tauben, welche im Geben taumeln,. ©, aud Tummiler, 

‚Die Taupel, plur. die —n, in der Fiſcherey, ein dierrckt geſtrick⸗ 
tes oben offenes, unten aber mit einem geſtrickten Biden verfebes 
nee Netz, Karpfen nnd andere Fiſche darin zu fangen. Es wird 
mit feinen Wänden an zwey Freuzweife über einan\er jeitagmach- 
te Biigel gebunden, und vermittelfi einer laugen Siange in dag 
Waſſer gelaſſen und wieder heraus gezogen. In einigen Greenden 
heißt es die Senke, das Senfgarn, der Tauchpeern oder Tauch⸗ 
bern, von Peern, Bärn, ein geſtrickter Sad, Letein. Pera 
Fri leitet Taupel gleichfalls von sauchen ab; indejjen bedeutet 

Mm biefes 


847 I; an SR 
die ſes Wort in einigen gemeinen Mandarten auch eine Taſche, da 


es denn zu tiefgebören würde, Im —— iſt Tob olka 
gleichfalls eine Taſche. 


Tau 1 


Im Hochdentfihen kommt es nur ft, und — — im 
gebäffigen Verſtande vor, dagegen in den ſchönen Nünften das 
Wort Tauſchung üblicher iff, 


Der Taufh,des— es, plur. die— e, bie Handlung, da man Der Tauſchhandel, des—s, plur. car. diejenige Art des Han⸗ 


eıne Sache oder Waare gegen eine andere überläßt;, zum Unters 
ſchiede von dem Baufe, woman Geld für Waaregibt. Linen 
Taufc mit jemanden treffen, machen. Einen Taufch Schließen. 
Der Tauſch iſt gemacht. Bey den Kaufleuten ift dafür auch das 
Wort imfag, und in einigen Gegenden Umfchlag üblich, fo wie 
in einigen gemeinen Mundarten der Taufch die Kaute, und im 
Siederf. die Büte, Butebüte heißt. 

Laufen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, ein 
Diug gegen das andere, oder Waaregegen Waare geben, Mit 
jemanden taufchen, ihm ein Ding für ein andevesgeden. Mit 
den Sücen taufchen. Ich wollte niche mis ibm taufchen, au 
figüvlieh, ich wollte nicht an feiner Stelle, in feinem Berdältuiffe 
ſeyn. So auch in den Safamnenfegungen auataufchen, ein⸗ 
tauſchen, vertauſchen. Daher das Taufchen. 

Anm. Im Niederſ. tuſchen, tuusken. Die Abſtammung iſt 
dunkel; aber gewiß iſt das Dauß in der Karte nicht das Stamite 
wort, wie Friſch wähnet, weil man im Kartenfpielei immer die 
Blätter verwechfelt. Andere fehen den Begriff des Betruges als 
den herefchenden an, und rechnen es zum folgenden saufchen, da 
doch nicht die geriugſte Spur eines folchen Begriffes in dem Worte 
anzutreffen ift, ſondern dee Tauſch vielmehr die älteffe und ehr⸗ 
lich ſte Art der Handlung iſt. Übrigens ift für tauſchen auch um⸗ 
ſetzen, utzen, und in einigen gemeinen Mundarten Bauten, Nie⸗ 
derſachſiſch küten, buten, Fütiebuten, eigentlich küten und büten 
üblich. 

QTäufihen, verb. reg. act. gerechte Erwartungen unbefriedigt 
Laffen, Schein für Wahrheit geben, Er hat mich getäufcht, tınd. 
nun zehnmal meinen Lohn verändert, » Mof. 31,7. Meynet 
ibr, daß ihr ibn täufchen werdet, wie man * Menſchen 
täufchet ? Hiob 13, 9. Die Sinne täufchen ung nicht ſelten. Die 
Binder mir dem Recht Ruprecht räuftpen. Wenn mid der 
Spiegel nicht täufcht. Die Einbildung täuſchet fie mit une 
möglichen Dingen, Eine getäuſchte Liebe, 

Durch falſchen Schein getauſcht, eil ich Ihm nachzuwan⸗ 
dein, SGellert. 

Der Geld, der dreymahl Srieden beifche, 

Bevor ſein ſchwerer Arm durch fieben Donnerwerter 

Der Sürften Raubſucht tauſcht, Raml. 

In engerer Bedeutung iſt in den ſchönen Künſten täuſchen, die 
Sinne auf eine angenehme Art hiutergehen, verurſachen, daß die 
ſinnliche Empfindung das Übergewicht über die Vorſtellung bes 
kommt, und die Täufhung, angenebmer Betrug der Sinne. 
3. B. wenn ein Gegenftand fo geſchickt nach dem Leben gemahlt 
iſt, daß der Beobachter alles dag dabey empfindet, was er ben ber 
Natur feldft empfinden würde, wenn er die Copie für das Urbild 
ſelbſt hãlt. 

Anm. Auch bey dieſem Worte iſt der Stammbegriff dun kel, zu⸗ 
mahl, da es weder hen unfern älteften Schriftſtellern, uoch in den 


dels ober der Handlung, da man Waare gegen Waare gibt, zum 
Unterfciede von dem Raufbandel, 


Der Taufend ‚ein Hauptwort, welches nur im gemeinen Leben in 


der erfien und fünften@ndung üblich iſt, wo eg ein verdeckter Ause 
druck für Teufel iſt. Daß dich der Taufend! Der Taufendt 
feine Berwunderung an den Tag zu legen, Es iſt one Zweifel 
. ausdem alten noch Niederſ. Duus, der Teufel, welches ung ar 
div Dulios der alten Gallier erinnert, gebildes, und, um deffen 
Härte zu mildern, dem folgenden ähnlich gemacht worden, fo wie 
man in eben demſelben Berftande auch wohl der Deutſch, oder der 


Deutfcher höret. Im Niederſ. bedeutet au Dur, ineinigen ante _ 


‚dern Mundarten der Deufer, und im Engl. Dewce, den Teuft 

Taufend,eine Geundzahl, welche zehn Mahl Hundert oder bundert 

Mahl sehen Einheitenausdrudt,und alseinunabänderliche 
wort unverändert bleibt, wenu fieipröauptwost bey fich hat. Sin 
taufend Thaley, sehn tauſend Mann, zu viel tauſend Mahlen, 
vor taufend Fahren. Für ein tauſend iſt im gemeinen Leben 
um-der Kürze willen nurtaufend üblich. Taufend Mann, Ste⸗ 
bes diefes Zahlwort ohne Hauptwort,, fo nimmt es in der. dritten 
Endung noch ein —en an. viel taufenden wohl tbun, Jerem. 
32, 18. Unter taufenden faum einen, Sir. 6, 6. Ich fürchte 
mid nicht vor viel taufenden, Lreund, den ich mir unter 
taufenden erwahle. Der Genitiv taufender iſt hart und unge⸗ 
wöhnlidh, ob er gleich noch in raufenderley vorfommt. Taufen- 


der Lob wide mich nicht rubren, beffer das Lob von tauſen⸗ 


den. Aber in der erften und vierten Endung taufende für tauſend 
su fagen, iſt ein Fehler, 

Was liege Monarchen ob, die taufende regieren? Haged. 
Oft fichet es auch als eine runde Sapl für fehr viel. Ich babe 
esdir fhon taufend Mahl gefagt, fehr oft. Taufend gutes 


wird oft an einem Menſchen nicht bemerkt, dagegen ein ein» ⸗ 


ziger Lehler leicht alles in ‚Bewegung fegen ann. Sonnenf. 
Wir wollen taufend Spaß mit ihm baben, 
Umftände Iaffen es vermurhen. Das ift eine taufend Luß, 
im gemeinen Leben , für taufendfache Lufk, 

Anın, Bey dem Ulppilasthufund, in den Saliſchen Befegen 
thocond, bey dem Ottfried thu Cont,bep dem Willeram dufent, 
im Niederf. dufend, im Angelf.dufend, imEngl, thoufand,im 
Schwed. tulend, im Pohln, tyfiac. Schon Notker leitete es von 
dem gemeinen Earein, des-cent, für decies centum her, wel 


che Ableitung im Grunde richtig wäre, wenn er dabey nur mehr - 


Rück ſicht auf feine Mutter ſprache genommen bätte. & iſt übers 
wiegend wahrſcheinlich, daß dieſes Wert ans zehn, Miederf. rain, 
In einigen alsen Mentarten duis, und dem alten bunt, hundert, 
centum zuſammen geſetzt iſt; indem taufend doch nichts anders 
alszehn Mahl hundert ift. Im Isländifchen heißt daher taufend 
noch jegt thushundrud, zehn hunders, und bey dem ulphilas 
noch vollftäudiger tigos hund,taihuns hund, 


verwandten Sprachen vorfommts Es ſcheinet indeffen, daß ed Das Tauſend, de—s, plur, die —e, die vorige Grundjabl, 


eine Onomatopöie einer geſchwinden Bewegung, befonders mit der 
Hand. ift, und eigentlich jemanden durch die Geſchwindigkeit bins 
tergeben, bedentet bat, da es deun zu dem Franz. toucher, be⸗ 
rühren, gehören würde, r 
Die Taͤuſcherey, plur. die —en, finnlicher Betrug, und Betrug 
überhaupt. Weiffaget ung Täufcherey,Ef.30, 20. Täufche- 
rey, damit fie ung erfchleichen zu verführen, Epheſ. 4, 14, 
Daß nie der Sımde Täufcherey 
© :fährlic deinem Rinde ſey, Cram. 


als ein Hauptwort gehrandht, eine Dienge vor taufend Einheiten 
Einer Art zu bezeichnen. Das erſte tauſend taugte nichts. An 
manchen Gegenden hat man ein doppeites Taufend, fo wieman 
dafelbft auch ein aedoppeltes Hundert hat. Bin gewöhnliches 
oder Fleineg ranfend hält aledann 1000, ein großes Taufend 
aber 1200 Einbeiten. 


Das Tanfendblatt, des —es, plur. inuf, in einigen’ Ösgen- 


den ein Nahnie der Schaafgarbe, Achillea MillefoliumL, 
S. dieſes Wort. 
Der 


Tauſend kleine 








* 








Ei be En nn iarcz 








Tau 


Der Tauſender des ⸗8, plur. ut nom. fing. 


> 


in der Rechen, 


funft, eine Zifier oder Zablfigur, welche fo viele taufend bedeutet, 


als ihre Figur anzeigt, eine Zahl, welche unter mebrern in der 
vierten Ötelle von der rechten Hand zur linken ſtehet; zum Uns 
terſchiede von den Zundertern Zehnern und Einern. 


Tauſenderley, adj. indecl. et adv. von taufend verföhiebenen 


Arten und Befhaffendeiten, wie hun derterley, zehnerley u. ſ. f. 
Die erſte Hälfte iſt der fonft ungewöhnliche Genitiv tauſender. 
©. Taufend. 

Tauſendfach/ adj. et adv. welches ein vermebrendes Zablwort 

Ah, tauſend Mahl geuommen. Tauſendfache zrucht brin⸗ 
gen. Einen tauſendfachen Lobn bekommen. In einigen 
Gegenden wird der Blättermagen oder. der dritte Magen des 
 Bındviehes , wegen feiner vielen Falten, das Tauſendfach 
genannt, 


- Tanfendfältig, adj. et adv. welches ein mit dem vorigen gleich 


bedeutendes vermebhrendes Zablwort ift, nur daß es in der edlern 
Schroibart zu veralten anfängt. Taufendfältige Frucht bein: 
gen. Gott wird dirs taufendfältig belohnen. 

Der Taufendfüß, des — es, plur. die — füße, eine Art Kel⸗ 
ferwürmer, Oniſci Linn. weil fie hundert und mehr Füße haben. 
Sie werden in den Apotheten unter dem Rahmen Millepedes 
gebraucht. 


Bas Toufenduüldenfraut, des—es, plur. inuſ. eine Art 


des Enzianes ; Gentiana Ventaurium L. Sieberfvaut, Erd⸗ 
galle. Es hat den Nadmen, der eine Nachahmung des Lat. Cen- 
-taurium ifl, von feiner heilfamen Kraft in den Wechfelfichern 
und dem Podagra. Eine Art glockenblume, welche auf den Al» 
pen und in der Tartaͤrey einbeimifch ift, Centäurea Centau- 


reum L,Hff unter dem Nahmen de3 großen Taufendgüldene 


krautes belaunt. 
Tanfendjäbrig, adi. et adv. tauſend Jahredamrnd. Das tau⸗ 
fendjährige Reich, bey den Öottesgelehrten, 


Das Taufendtorn, des—es, plur. car. in einigen Gegenden 


ein Rahme des Bruchkrautes, Herniarıal. 


Der Taufendfünftler, des—s, plur.uinom.fing, Fämin, 
die—inn, eine in dieleriep Künften und Kunftgriffen erfabrne 
Perfon. Im härtern Verſtande wird der Teufel, wegen der ihun 
Schuld gegebenen vielfachen Runftgriffe nnd Ver ſuche gurBerführ 
rung der Menſchen, ſchon bey den Kirchenoalern uugserexperng 
genannt, ’ 

Taufendmahl, adv. richtiger tausfend Mahl, zu tanfend vers 
fibiedenen Mablen, und figürlich ſehr oft. Daber taufendmablıg, 
adj. was zu taufend Wablen geſchiehet. 

Das Tauſendſchön, des—es, plur. inuf. ein Rahme verſchie⸗ 
dener Gewähr, wegen shrer fhönen Blumen, >. Die Aaßlies 
ben oder Gänfeblumen werden in vielen Örgendei Tauſendſch on 
und Tauſendſchẽnchen genannt. 2, Am gemenſten iſt diefer 
Nahme von dem Ymarantı, Amaran'hus L, deflen Blumen 

ſchont dohe Karben beben urd ibrraus lange dancrn ; wohin denn 
auch die GomphrenaL, gehöret , Welke von den ältern Kräu⸗— 
terfunkigen gleichſalle den Ar arantben gerechnet wurde, 


Teufendfie, adj. weldes die Ordunugszahl von tauſend iff, 


Der tauſendire Theil, Dos bundersäe ım das wufendle ve: 
Sen, alles chin Drdiang uhiereinander, - Das weiß der tau— 
fendie nicht, 0.7, unter saujeud'nigpt einer. Ben vielen nur 


taufende, oder richtiger tauſendie, weiße denn au bunderte _ 


fügen. , Dog; laffen fir uns nicht das hunderte in das tauſen de 
fhwagen, Leſſ. Der Taufende Theil Sch, Allein da die 
D orungszablen von zwanz.a aufleit des te insgeiarmt fe au⸗ 
nehnten, ſonſt diejes unſtreitig auch hier das rich tigſte. 


* 


Zei 550 


"Das Taumwerk, dre—rs, plur. inuf, rin Eollestivum, mans 
Serien Tane und Stride, das fümmtliche Zugehör, an Tauen und 
Seien, befonders auf den Schiffen gu bezeichnen. 

1.Der Tax, ein bier, S. Dachs. 

2, Der Tax, ©. die Tare. # 

3 Der Cax, des — es, plur. ih, ober der Tarbaum, 
des — es, plur. die-—bäume, derim Ho - und Riederdeuge 
ſchen übliche Rahme des Fibenbaumes, welcher ausdem Latein, 
Taxus entlehnet ift,in welcher Form derfelbe auch wohl im Deut⸗ 
ſchen üblich iſt. Im Böhmifchen hrißt er Tis, ©, Eibe, 

Die Taxe/ plur. dien. 1. Der beftiinmte Preis oder Werth 
einer Sache, befonders der von der Dprigfeit beflimmte Preis, 
Eine Taxe machen. Die PolcTare, Lebens» Tare, gleifch: 
Tore, Brot:Tareu. ſ. f. 2. An einigen Driem begeichuer es 
auch eine Auflage, vermutblich, fo fern fie nach dem beftinumten 
Wertbe beweglicher oder nubeweglicher Güter entrichterwird, Es 
iſt aus den mittleren Lat. Taxa, und dieß aus dem Sriech wagıg, 
Drdnung, Befiimmnag. In einigen, befondere Oberdentfpen®er 
genden, iſt es im männlichen Gefchlechte üblich, der Tar. 

Tarieren, verb. reg. act. aus dem mitilern Lat. taxare, de 
Werth oder Preis einer Sache beftimmen, fchägen, windigen. 
Stwas ſehr bob, geringe taxieren. Daher die Taxierung, 
ingleichen die Tararion. 

Die Tar-Örönung, plur. die—en, eine obrigfeitliche Berords 
nung ‚ worin der Preis oder Werth einer Soche beſti anit wird. 

Die Tazeette, plur. die —en, eine Art Rarziffen, mit einer viel 
blümigen Blumenfcheide, deren Blumen ein glodenförmigeg abe 
seftumpftes Honigbebältnig haben; Narcillus Tazetiä L, 
Dan hat fie. ſo wohl'gefüllt, als einfach, und von ver/chiedeurn 
Karben, Sie wohnen am Meerfirande ir Languedoc, Spanien und 
Portugal, wo au der Nahme derzuftammen ſcheiuet. 

Die Tehſe, plur. die — n, in ben Salzhürten, ©, Döſe. 

Der Teich, ein Erddaumi, oder Erdwall, S. Deich. 

Der Teich, des —es, plur. die —e, ein gegrabenes Waſſerbe⸗ 
hãltni veffen Wafftr abgelaſſen werden kann. Der Mühlteich, 
bas zu einer Waffermühle nöthige Waſſer darin zu ſammelu. Be⸗ 
ſonders, fo fern Fiſche in einer ſolchen Sammlung Waſſers gehal⸗ 
ten erden, Bin Fiſchteich, Karpfenteich, Forellenteich u. ſ. f. 
Einen Teich graben, ablaſſen, fiſchen u. ſ. f. Kin See it 
größer als ein Teich, welcher legtere überdieß allemahl ein Werk 
der Runft zu ſeyn feheinet, dagegen ber er ſtere ein Werk der Dasus 
iſt. Der Einfag oder Ziſchbälter iſt Fiqguer als ein Teich. 
Anm. Im Niederf. Diek, im Dän. Dige. Ba Teich allemahl 
ein gegrabenes Behaltuiß zu ſeyn feiner, fo ſtammet es mit dem 
Niederf,Deih, ein Erddamm, ohne Zweifel von dem. Angel. 
ditan, eraben, ſtechen, her, mit welchem letztern auch das Kat. 
Stagnum, verwandı zu ſeyn ſcheinet. (8. Dei.) Im Angelf, 
ift daber Die, im®ngl,Dich,Ditch und inSchwed. Dike, rin 
Graben, (Siebe Teichel) Am. Dberdentfchen if für Teich auf 
Weiber üblich, Das Oriech doxy, bedeutet gleichfalls eine Sanun ⸗ 
Inna Waſſers. 

Teichamt, u. 1.f.Teihen, ©. nm, 

"Der Ceichel, des 2s pur· ut nom.Äing. ein im Sochbentſ hen 
freindes und mır im Sberdeutſchen üdliches Wort, einen Canal, 
eine Roͤhre zu bezeichnen. ‚Das Wafler dur Teichel in die 
Stadt leſten. Im mittlern Lat. ugale, Doa, Moga, Doc- 
cia,Dacaria, Ductus. Entweder auch vondem alten dıcan,. 
teichen, graben, eine aegrabene oder aurgehöblee Kınne zu bezech⸗ 

nen, oder auch owinzieben , Niederts teben, ducere,leuen, weil 
das. Maffer Dadurch abgelente wird. Dir Endiplbr —el ift die 
Ablertunssinibe theils ein Wetzeug / thei. aber auch ein Subjeet, 
Din zu bezeichnen, 
Era! Leit 


Teicheln, verb. reg. act. welches bey den Bärtreen, befonders 
Oberdeutſchlandes, üblich iſt, eind Art des Deulierens oder Au⸗ 
gelns zu bezeichnen, S. Köhrlen. 

Das Teichfeniter, des —s, plur.ut nom, fing. in einigen Ge⸗ 
genden, die Offnung in einem Teiche,durch welche das Waſſer ab» 

.  gelaffen wird 5 dee Ablauf. ’ . 

Der Teichfiſch, des —es, plur. die —e, Fiſche, weldemanin 
Zeichen zu dalten pflege, zum Unterfchiede von den Slußfifchen, 
Seefifhenw ſ.f. k x — 

Die Teichfifcherep, plur. inuf. die Kunſt Fiſche in den Zeichen 
zu erziehen, zu erhalten, und zu fangen; die zahme Sifcherey, 
im Gegenfage der wilden, zu welcher wieder die Fluß ⸗ und Seefi: 

erey gehören. - 

2 Teidyforille, plur.sie—n, Forellen, welche in eigenen Tei⸗ 
hen gehalten werden; zum lnterfchiede von den Wald: oder 
Bachforellen. 

Der Teichgraber, des —s, plur. ut nom, fing. ein unzünftie 
ger Arbeiter, welcher fein Gefchäft daraus macht, Teiche zu gras 
ben. oder anzulegen, 5 

Der Teichkarpfen, des —s, plur. ut nom. fing, Karpfen, wel, 
he in Zeichen gehalten werden; zum Unterfepiebe von den Sees 
und 3lußFarpfen. , 

Die Teichkolbe oder der Teichkolben, ein Sewãchs, S. Rohr⸗ 
Polbe. in 
er Teichmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige,wels 

R —— Landgütern die Aufſicht über die Fiſchteiche hat. 

Die Teichm ünze, ein Gewähs, ©. geldm imze. 

Die Teichordnung, plur. die—en, eine obrigleitliche Verord⸗ 
nung in Anſehung der Fiſchteiche, welche nicht mit einer Deich⸗ 
ordnung zu verwechſeln iſt. 

Der Teichrechen, des— 6, plur. ut nom. fing, ein großer Re⸗ 
chen, welcher von Pferden gezogen wird, die Teiche von dem darin 
befindlichen Schlamme zu reinigen; in Thüringen die Roßkrücke, 

onft auch Moderrechen, Schlammrechen, Moderkrücke. 

Der Teig, des —es, plur. doch nur don mehrern Arten oder 
Quantiräten, die —e, mit einem ffüffigen Körper zu einer weichen 
dicken Maſſe gemachtes Mehl oder anderer ähnlicher fefler gepül⸗ 
verter Körper, Pillenzeig, woraus die Pillen verfertiget werden. 
Zu einem Teige machen. Befonders diejenige Maſſe aus Mehl, 
woraus Meblipeifen, Brot, Kuchen u.f. f, bereiteg werden, vor 
dem Kochen oder Baden. Brotteig, Burterteig, Ruchenteig, 
Pafterenteig, Oblatenteig, Sauerteig u.f.f. Den Teig anma⸗ 
chen, Mehl vermistelft eines flüffigen Körpers in Teig verwan⸗ 
dein, DenTeig fäuern. Den Teig geben laſſen. Den Teig 
Eneten. In die Teige der Egyptier kamen Fröſche, 2 Moſ. 8,3. 

Anm. Ben dem Steyder Taik, im Niederſächſ. Deeg, im 
Schwed.Deg, im Dän. Dei, im Augelſ. Dah, im Engl.Dough, 
Die meiften leiten eg von deihen, Niederf. dien, aufquellen, 
Wachter aber von dem Angelf. deagau,anfenchten,ber, Allein, 
es ift wahrjcheinlicher, daß der Begriff der weichen Befchaffens 
heit dee herrſchende äft, und daß Teig ur prünglich einen jeden 
weichen Körper von einer gewiffen Feſtigkeit bedeutö*hat. Im Js⸗ 
Find. ift deigr nochjegt wei, und teyga,fneten, im Yugelf, 
mit einerandern Endfylbethavian. Um eben deßwillen bedeu⸗ 
tet auch im Wendifchen tuch, fett. 

Teigicht, —er, fie, adj. et adv. dem Teige ähnlich. Teigichte 
Birnen, welche fo weich wie Teig find. Teigig hingegen bedeutet 

 Seig enthaltend: Teigiges Brot, welches nicht ausgebacken if, 
Wenn man indeffen den Begriff der Weiche überhaupt als den 
Stammbegriff anftehet, fo kann man aud) teigige Birnen ſagen. 
Am Oberdeutfchen lautet es nur teig, teige Mifpeln, Birnen; 
welches die urfprängkiche Bedeutung befrätiget. 


Be, | 3 = 
Die Teigfrage, plur, die—n, bey den Bädern, ein Werfgeng, 
den Teig damit ausdem Backtroge zu fragen. 


Das Teigmahl, des—es, plur. die—e, oder —mähler, Fle⸗ 
den, welche einem getrockneten Teige ähnlich ſehen. In der Land⸗ 


wirthſchaft find die Teig mahle eine Kraͤnkheie der Kälber, welche 
fi wie ein trodner Grund oder getrockneter Teig aufder Ober⸗ 
fläche der Haut zeiget, K; 


Das Teigrad, des—rs, plur, die —räder, Diminur, Teich⸗ 


rädchen, Oberd. Teichrädlein, ein kleines mit Spitzen verſehe⸗ 

nes Rad an einem Stiele bey den Köchen und Kuchenbäckern, dem 

Kuchenteig damit abzufchneiden, - 
Die Tele, plur.sie—n, ein nur in den gemeinen Sprecharten 


übliches Wort, eine Fleine Vertiefung auf der Dberflächeder Erde _ 


zu begeichnen,in welcher ſich das Waſſer farnmelt ; in einigen Ge⸗ 
genden die Tülle, der Cümpel. Es iſt mit a Dille und Thal ge⸗ 
nau verwandt, ©. auch das folgende: r 


Der Teller, des —s, plur:ut nom. fing. Diminut. das Teller: 


chen, Oberd, Tellerlein, ein Geſchirr, die Speifen bey der Mahl» 
zeit auf demfelben zu gerfchneiden. ſolzerne Teller, welche aus 
ganz ebenen runden Bretern beftchen, ehedem aber viereckt waren, 
Irdene oder ehönerne, porcellanene, zinnerne, ſilberne Teller, 
weiche eine flache Vertiefung haben. Suppenteller, in welchen 
dieſe Vertiefuug größer ift, zum Unterfchicde von den flächern 
Speifetellern. Ingleichen wegen der Ähnlichkeit in der Geſtalt, 


der Präfentier-Teller, Spielteller u. f.f. Um eben diefer Ahn⸗ 
lichkeit willen, pflegt man auch wohl die bohle Hand, den Sande 


teller zu nennen, — 

Anm. Im wittlern Lat. Talierium, im alt Franz. Tailleor, 
im Ital. Tagliero, im Böhm. Taljre, in Dän. Tallerken, int 
Schwed. Tallrick, im Finnländ. Talricki, im Ruſſiſchen Ta- 
relka; welches letztere insgeſammt aus dem Deutſchen Teller= 
hen, Niederſ. Tellerken, entlehnt zu ſeyn ſcheinet. Wenn die 
Teller von Anfange an eine flache Vertiefung gehabt hätten, fo 
würde dieſes Wort ſehr wahrſcheinlich mit dem vorigen Telle von 
einem veralteten tel, tief, niedrig abgeleitet werden Fönnen, (Siehe 
Thal.) Allein, da fieuefprünglich flache und zwar viereckte Bre⸗ 
ser waren, wig diehölzernen Teller oft noch find, fo mug man wohl 
das Zeitwort theilen/ fpalten, fchneiden, Franz. tailler, tal, 
tagliare, alsdas Stammmwortanfehen, und zwar entweder, fo 

fern die urfprünglichen Seller gefpaltete Breter waren, oder auch, 


fo fern man die Speifen auf denfelben zu zertheilen oder zu zer⸗ 


ſchneiden pflegt, daher ein Teer im mitelern Lat. auch Scillo- 
rium genannt wurde, 
dirfes Wort ungewiffen Geſchlechtes, das Teller. Übrigens if 
dafür in einigen Gegenden auch Plendel üblich, fo wie die hölzer⸗ 
nen Teller im Niederd, Briden, Breter, genannt werden. 4 


Das Tellereifen, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art Fang _ 


eifen, welches anf allerley Kaubtbiere geftelles wird, und aus ei⸗ 
ner Mafhine mit zwey Federn, zwey Biegeln und einem Tellex 
von breitem Bleche beſtehet; das Tritteifen, FR 
Der Tellerhammer, ders —s, plur. die —hämmer, bey den 
‚ Kleimpeneen, ein Hammer, mit einer polierten runden Bahn, ble⸗ 
cherne Teller und andere Vertiefungen damif zu fchlichten. 


Der Tellerleder, des—s, plur. ut, nom. fing, Fämin, die . 


Tellerleckerinn, ein Schmarotzer welcher durch niedrige Schmei- 


cheleyen von den Tellern eines andern lebt, einem audern um einer 


Mahlzeit willen niedrig fehmeichelt; Ital. Lecca- pianti, 

Hiederf. Pannlicker. ‘ ä — 
Der alles ſucht und wahlt, was Tellerlecker äger, Hag. 

Die Tellermüge, plur. die —n, eine Art flacher Mützen, in Ger 

ſtalt eines Telers. An einigen Orten tragen die Juden ſolche 


Drüsen, welche alsdann auch Judenteller genaunt werben, Bey 
a dene» 


* 
—326* 


558 K 4 


Vin ni a ine 


In einigen Oberdeutſchen Gegenden ik 

















f 





r Ar 
—— 


* 


em weiblichen Geſchlechte if es eine Art flachet Mügen gemeis. 


aier weiblicher Perjonen, weiche im Oberdeutſchen auch Tellerz 
hauben genannt werden, — 5 
Die Telerrübe plur. die —n,eine Art großer weißer runder Nüs 
ben, welche auch Mayrüben genannt werden; Rapa ſativa ro⸗ 
tuuda radiee candida Bauh.eine Art der Brallica Rapa 
Das Toͤllertuch, des — es, plur. die —tücher, Diminut. dag 
© Tellertüchlein, ein Wort, wildes noch im Oberdeutſchen am 
gangbarſteniſt, eine Servierte zn bezeichnen, d. i. ein Tuch, wel⸗ 
ches man bey der Mahlzeit auf-den Teller legt, fih während ders 
felben daran abzuwifchen. —* 
Der Tellerwärmer, des —s, pi nom,fiag. ein Kuften 
"oben mit einem Rofte und inwendig mir einem Koblenfener, die 
Teller darauf zu wãrmen. 
DieTehmufgel, plur. die—n, 
Muſcheln, welcheden Miesmufcheln gleichen, nur daß fie ſchmä⸗ 
ler und 
des vorigen, zunächft ausländiſch iſt, aber doch entweder zu une 
feem Telfe, oder auch zu Teller gehöre Verſteinert werden fie 
Tellinicen genannt, —— 
Die Temnitz, plur. die—en,ein nur in einigen Gegenden, beſon⸗ 
ders Oberfachfens, übliches Wort, ein Gefängniß zu bezeichnen, 
weiches win Überreft der Slavoniſchen und Wendifchen Sprache 
“#6, Ruf. Temoitza, Wallach Temnize., Im Böhmifchen 
bedeutet Dymnice, ein dunkles, finfieres Loch, dergleichen z. B. 
* ein Rauchloch ift,temny aber finfter, und Temnod, Dunkelheit, 
welche Wörter doch insgefamme zu dem Geſchlechte unfers däm= 
mern sgebören fcheinen. a 
- Der Timpel,des—s, plur. utnom. fing. ein zum öffenzlichen 
Gmesdienfte gewidmetes Gebäude, da es denn von einem fehr 
weisen Umfange ift, und eigentlich ein jedes Gebäude dieſer Art 


bedeutet, es mag nun der wahre Gott, oder auch falfche Bötter 
and. Bögen darin verehret werden. Der Tempel Salomonis. 


Dei: Tempelzu Jeruſalem. Kin heidniſcher Tempel, ein Got⸗ 
sentempel, Wegen des Tempels der ehemahligen Inden werden 
"auch noch die Synagogen oder Verſammlungsörter ver heutigen 
den im gemeinen Leben Tempel oder Judentempel genannt. 

$o afgemein nun auch die Bedeutung diefes Wortes ift, fo iſt es 
"doch von den gottesdienftlichen Berfammlungsbäufern der Ehri« 
fien in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche nicht gangbar, indem 
 $elhige Birchen genannt werden, fo wie die ähnlichen Gotteshäu⸗ 
fer der Türken unter dem Nahmen der Moſcheen befannt find,obs 
gleich in der höhern Schreibars auch beyde Tempel genanttit wer⸗ 
den, Esfcheinetdaher, daß Tempel eigentlich ein ſolches gottes⸗ 
dienftliches Gebäude bezeichnet, in welchem die Gouheit unter ei⸗ 

- „ner fichtbaren Geftalt vershret wird, welches denn auch von dem 

_ Zempel der älteren Juden galt. 

Anm. Schon im SfidorTempil,im Tatian im ungewiſſen Ge⸗ 
ſchlechte ihaz Tempel, Es iſt alem Anſcheine nach, ans den 
Griech. und at. Templum in die Deutfehe Sprache gekommen, 
welches Stufely von spayog, ein abgeſonderter Ort ableitet, 
Merkiwürdig ift indeffen, daß im Niederf. Tempe] eine Kammer in 
der Höhe,tempeln,auftempeln, auftbürmen, hoch aufbänfen, ı:$ 
Tempeltoorn, einen hoben Haufen bedeuten, welche wohl ſchwer⸗ 


ich füriguren des 2a. Templum gehalten werden tönnen,. &: 


ſcheinet daraus vielmehr zu erbellen, dag Tempel ein alics Euro» 
‚päifches Wort gewefen, welches einen hohen Haufen, ein hohes 
Gebäude, ein in der Höhe befindliches Ding bedeutet bat, und dag 
Stammwort desLat. Templum geweſen, wo es befonders ein ho⸗ 
Hes gottes die aſtliches Gebãnde bezeichnet bat, welche Bedeutung 
Sengn nachmahls auch wieder in das Deutſche aufgenommen more 


- 


eine Art flacher zweyſchaliger 


cher find; Telline, welcher Rahme fo wie die erſte Hälfte 


Teu 354 

den, Ein Berwandter in dieferBedeutung deoHsbeiff Damm. (S. 
daſſelbe, ingleicheu Tempelſtock.) Ber den Tuchmachern und Atr 

laß⸗ Webern peißt die Spereruthe der Tempel, Böhm. Templ,. 

Der Tempelbörr, des —en, plur. die —en, ehemablige geiftliche 
Ritter, welche dem Lande Paläſtina zum Beſten, und befonders 
gurBefreyung des Tempels zu Jeruſalem aus den Händen ber Mas 

' bomedaner zu Anfangedes ı aten Jahrhundertes geitiftet, zu Aue 
fange des 4ten aber wieder ausgerotter und aufgehoben wurden; 
im Niederf. Tempeler, im mittlern 2at, Templarii, Daher der 

Tempelorden, der Orden diefer Tempelperren; der Tempelhof, 
die Wohnung eines Commandeurs dieſes Ordens, welchen Nabs 
men noch jest manche Schlöffer und Häufer führen, weil fie ehe⸗ 

dem Wohnfige der Commandeurs diefes Ordens waren. 

Der Tempelftod,des —es,plur. die —föde, inder Landwirtts 
{haft einiger Provinzen, z.B. in der Mark Brandenburg, ein 
rundes Stück Eifen an dem Pfluge, welches vor das Sohlband ges 
ſteckt wir!, damit es nicht.abgehe. Etwa von dem Niederſ. Tem⸗ 
pel, etwas Erhabenes? S. Tempel Aum. 25 

DaslEemperament,des —es,plur, die —e, aus dem Lat. Tem- 

„ peramentum, ı.Ein gemäßigtes Mittel, zwiſchen zwey füßere 
fen; im gemeinen £eben. in Temperament treffen. Daher : 
auch eine Bermittelung, ein gütlicher Vergleich zwifchen zwey 
flreitigen Perfonen zuweilen ein Temperament genanntwird, 

2, Die Miſchung der feften und fläffigen Theile, in einem thieri⸗ 

ſchen, defonders menſchlichen Körper, Lin gutes Temperament 
haben eine gute Natur,gute Leibesbefchaffenbeit und Befündheit. 
“ Befonders 3, in engerm Berftande, diefe Miſchung der feften und 

füffigen Theile des Körpers,in Rückſicht auf die dadurch beſtimm · 

ten finnlichen Vorſtellungen, Begierden und Neigungen, An dies 
fem Berftande nimme man vier Haupt » Temperamente bey den 

Menſchen an, das phlegmatifche, fanguinifche, cholerifche und 

melancholiſche. Wer eifrigfte Enthuſtasmus in der Freund⸗ 
ſchaft, der ih nur auf gleichfeitige Teigung des Tempera: 
ments grumder,sft an und fürfich Feine Tugend, er iſt ein bloßer 

Naturtrieb, Gell. Das beite gez hat feine Fleinen Sehler der 

Erziehung und des Temperaments, eben derf, 

DerTemper-gafen,des—s, plur.die—häfen, S.Temperofen. 

+Tempern,verb.reg.iwelches nur in einigen gemeinen Sprechar⸗ 
ten üblich ii. 1.* Als ein Activum, mifchen, mäßigen, wie das Lat, 
temperare. Schon Kery fagtin diefer Bedeutung tempron. 

15 der luft mit [unnen vuire 
Wartgetempert und gemilchet, Burfart v.Hobenfels. 
In diefer Bedeutung iftes im Hochdeutſchen veraltet. 2. Als ein 
Deutrum mit dem Hülfsworte haben, zaudern, duch) tändeln die 
Zeit verfäumen oder verlieren ; nur im gemeinen Leben Meißeus, 
wofür in andern Gegenden tändeln, trändeln, trödeln m f. f. 
Yüblich find. So au das Tempern. 

Arnm. Inder erften Bedeutung ift es vermuthlich ang dem La⸗ 
ten. enulehnet, welches denu ſchon ſeht früh geſchehen ſeyn muß. 
Allein, in der zweyten feheinet es ein echtes Deutſches Wort zu 
ſeyn, welches indeſſen mittempus und dem mittleren Lat. tem- 
porilare, $ranz. temporiler, Zeit zu gewinnen fuchen, aus 
Einer Quelle herſtanimet, wenn es anders nicht fo einen Ähnlichen 
Stammbegriff der Spielerey bat, ale sändeln, rrahdeln uud ans 
dere diefer Art, Im Engl. ifttamper gleichfalls zaudern. 

Der Temper⸗Ofon, des —s, plur. die —ofen, in den Glashüt⸗ 
sen, ein Nahme des Kühlofens, in weichem die geblafenen und ver⸗ 
fertigten noch glühenden Gtäfer in großen Töpfen, welche Tems 
per- Safen brißen,abgefühlet werden. Aus dem Lat.temperäre, 

ae Tenätel, des —s, plur.utnom,fing. ans dem Latein, 

Tenaculum, bey den Buchdruckern, ein längliches mit Papive 
‚äbergogenes Hol; das Manufeript,welsges abgedruckt werden foll, 
Mm 3 darin 


555 — 
darin feſt zu kleirmen; der balter, ——— Der Buch⸗ 
halter des gemeinen Lebens iR demſelben ähnlich. 

Tingeln, ©, Drngein. E 

Die Tenne, plur. die — n, Diminut, das Tenngen, ein ges 
ebneter und feft gefihlagener Theil der Erdfläche, gewiffe Verrlch⸗ 
tuagen Darauf vorzunehmen, wo es doch nur in einigen einzelnen 
Fällen üblich iſt. Die Saustenne, im Oberdeutſcheu, der Haus» 
flur, das Borbaus, derPiag imsraufe gleich an derHau⸗thür. Die 
Vogelienne, in einigen Oberdeutſchen Gegenden, der Vogelherd. In 
den VPochwerken wird der Fußboden, welcheriſouſt iur Bergbaue 
die Sohle heißt, gleichfalls die — genannt, Am üblich ſteu 
iſt es um Hochdeutſchen, denjenigen geebnesen und feſt gefchlagenen 
Fußboden zu bezeichnen, auf welchem das Getteide ausgedroſchen 
wird, wo es iu der ediern Schreibart für das gemeinere Dieble 
gebraucht wird; die Dreſchtenne, Niederſ. Dreſchdiehle; die 
Scheun⸗ oder Scheusrtenne, wenn eine foiche Tenne ein Toeil 

einer Scheuer ift, zum Unterfchiede von einer Seidtenne. Die 
Tenne ſchlagen, durch Fefifcplagung der Erde over des Lehmes 
eine Tenne berciren. 

Anm. Schon im Tatian Tenni, beym Rottker der es im uh⸗ 
gewiſſeu Geſchlechte gebraucht, 
ſchen Mundart vorzüglid eigen, indem die Riederdentſche dafür 
ihr Deble, Dichle gebraucht, Dis Abftammungift ungewiß. Wenn 


man aber das eben gedachte Riederdeutſche mis zu Rarbe zieht, fo, 


feines der Begriffder Niedrigkeit, vielleicht auch der ebenen Be⸗ 
ſchaffenheit der herrfchende zu feyn. Im erftich Falle würde es 
niit den Anzelf. Den, Lagerflätte, Engl. Den, eine Höhle, Stube, 

Stel. Tana, und dem Franz. Tanierr, eine Höhle, eine Lager» 
far wider Shiere, Eines Geſchlechtes ſeyn. In den gemeinen 
Drundarten ift esin alen drey Geſchlechtern, ini Hoch deut ſchen 
"aber nur im weiblichen üblich,» 

Zer Tennenmeifter, des —s plur. ut nm. fing. in der Lands 
wirihſchaft einiger Öegenden, derjenige unter den Dreſchern, weils 
her, die Aufficht über die andern hat, und an andern Drien der 

Scheunknecht genaunt wird, 

Der Tenoͤr, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, die 
— e, in der Mufif, die dritte unter den vier Sutzeſtimmen, wel⸗ 
She dietiefere Mittelſtimme zwiſchen dem Alte und Baſſe iſt. Den 
Tenor fingen, Daber der Tenor iſt, des —en, plur. die—en, 
der den Scnor fingt; die Tenor: Stimme, fo wohl die Art der 
Erim:me, welcheder Teaor genannt wird, als auch die für Diefeibe 
gefegien und ausgefchriebenen Roten. Das Wort ift aus dem 
Ital. Tenore, welches wieder von dem Latein. Tenor abſtam⸗ 
met, wril, wie man glaubt, in den alten Moteteu dee Juhalt ves 
Stuckes gemeinigiich im die ſer Stimme angedracht wurde, 

Der Leppis, des — es, plur, die —e, eine jede zierliche, bes 
fonders gewirtte Dede, wvomit die Wände, Fußböden, Tiſche, Si⸗ 
Be, Altären. f. f. zut Zierde befleiver werden. Teppiche an der 
Sitte deg Stiftes , 2 Moſ. 26, 1; womit die Wände defkidet 
wurden. Densimmel, wie einen Teppich ausbreiten, Pf, 204, 2, 
Die Winde des Zimmers mit Terpicgen behangen. Lederne, 
ferdene, wollene Teppige. Der Wandteppich, Ciſchteppich, 
Suß reppich, Airarteppip u. 1. f. Das Wort ift im Oberdentſcheu 
am gangbarſten, indem die Wandtoppicbe im Sochdentſchen unter 
dem Habmen der Taperen am befannifteu finds Doch gebraucht 
mai vs bier noch von dergleichen zierlidhen Beded ungen per Tiſche, 


Fus böden nf. f, Mir einer Perſon auf den breiten Teppich 
tireten, hgürtieh, mit ihr copnliert werden, weib-dergieichen Ver⸗ 


ſonen on manchen Drien während der Trauung auf einem Teppi⸗ 
Hefiehen, Im Dberdeigichen fagt max und, erwas auf Jen 
Teppich bringen, wofür im Pocherutſchen das Wort Tapet üblich 


az Teune,.&s iſt der Oberdeut ⸗ 


Ter 


AR dietelih i in dee Gettentba der Teppich ringrfr te 


ſeuſtück, welches wie ein Teppich mit Blumen beſetzt wird. 
Anm, Schon in denMonfeeiihen Slogen und imGchwabenfi, 
Tepih. Dos gleiehbedeutende aber durch den Hochdeutſchen 


Sprachgebrand eingefchränfte Tapete ii unftreitig aus dem kat. | 


Tapes entlehnet; diefer Teppich aber ſcheinet, feiner völlig Dent ⸗ 
ſchen Gefiait wegen,ein echtes Dentfhes Wort zu ſeyn, welches 
mit dem Latriniſchen aus Einer und eben devfelben altern Quelle 
herftammet, und eine jede Decke bedeutet zu baden feiner. In 
den zu Baſel 1523 gedrudten neuen Teſtamenie wird es als ein 
unbekauntes Wort durch Gautter, Golfer, Sergen erkläret. 
Der Tippiywirker, des—s, plur. ut nom. lag. e ein Hands 
weifer, weicher Zeppichr vder Tapeten wirfer, wor iu Hochdeut⸗ 
fen Tapetenwirker üblicher ift, Yu der Deutſchen Bibel heißt. 


er Teppichmacher. Jun Dberdeusfchen wird dee Tapezierer auch F 


Teppich? Staffierer, Capezerey aber Teppichwerk genannt, > 
Die Terbutte, plur. die —n, eine Art Schollen, weiheaud 
- Butreund $lunder genannt wird, ‚Pleuronectes llefus &, 

Aus dem Engl. Turbot. i 


‚Die Terebrätel, pluc. die —n, eine Art jwepfchafiger Muſchela 
mit einer glänzenden Schale, welche den Gienmuſcheln —*— 


find, und an ihrem gekrümmten Ende ein kleines Loch haben. 
bat fie nur noch verfeinert gefunden, Der Rahme ift aus dem 
Lat. Terebratula, 

"Der Terling, des— es, plar, die —e, cin nut in einigen ge⸗ 


meinen Mundarten übliches Wort. 1. In einigen Gegenden, de⸗ 
fonders Niederdentſchlandes werden die Korneltirfhen Terlinge _ 
und Tierlen genannt; daher der Terlingbazum, der Cornelkir⸗ 





ſchendaum. 2. Im Niederdentfigen ift Tari, Carrel, Tarling, | 


Teerling und Terling ein Würfel, ingleichen ein vieredfigerBale 
len Waare, befondersigin folder Ballen Tuch von einer gewiſſen 
Zahl — vᷣblland. Teer liug· Daher iſt tarlen, mi Würs 
feit fielen. 

Der Termin, des —es, plur. bie — ein zu einem gewi 
Geſchafte, beſonders zu einer gerichtlichen Handlung beſtim 
Tag. Einen Termin anfegen, Den Termin abwarten, ver» 
faumen. Eine Summe Geldes in zwey Terminen beza 
in zwey $chien, Tagezeiten, Tagefriften, im Oberd. auch Zielen, 
Zielen, Es ‚ft mit dem Römiſchen Rechte aus dem fat. Ver- 


minus in die Rechtsſoracht aufge noume n worden, od es gleich den 


alten Deut ſchen necht an Wörtern mangelte, dieſen Segriff ause, 
zudrucken, wohin, außer den ſchon gedachten, beſenders Tagefahrt 
und Tageſatzung gehöreten. 


"Dice Terminey, plur. sie—en, auch aus dem Pat, Terminus, 


ein in feine Öränzen eingefplofiener Bezirk, ein Srbieih, Beyiriz 


ein im Hochdcutſchen veralietes Wori, weiches une och beh den 


Bertelmönchen, befpaders Oberdentſchlaudes, üblich ifi, wo es 


eigentlich den Bezirk bedenter, in weldjem ein Derteirtofter zum | 


Kuterhalte feiner Ordensglieder Almofen einſammelu darf . Fi⸗ 


gürlich wird dajetbfl auch die ſes Betteln ſelbſt, und das dazu de⸗ 


flimmie Haus, die Terminey genanne, Daher terminiren, in 
der Terminen Almofen ſammeln, und bernach anık beiteln übers 
baupt, dev Terminirer „der von einem Klofice Settel⸗ Ordens sw 
ESinſammlung der Almofen ausgreſchickt wirb,uud hernach in wein 
term uud veracht ichem Berftande, ehr icder im Lance hetun mans 
dermder Bettler. Siehe grſcheus Wertexb h, v. 

Der Terpenthin, des—es, plur. doch u Fur mehrern Aeten, 
die—e, ein Hüjjiser Harz, oder harziges Dit, welches aus vers 
ſchiedenen Arten des Rad⸗ holzes erhalten wird, r, Der. cchte 
oder Cypriſche Terpenthin, komme von einer ärtPiliacten, weiche 
daber Errpetebinbrum gran wice, 
wusL, wrider ın den Imeägigen Ee rpa dem norelich en afri⸗ 


Pıltavia Tersbin‘ hie: 














Ter 


ka und Oſtindien einheimiſch iſt. Er hat eine weiße gelbliche, in 
das Grune oder Hellblaue ſpielende Farbe, einen angenehinen bal⸗ 
ſam ſchen Geruch und ſcharfen, bittern mud harzigen Geſchmack. 
Weil er jehzt ans haufigſten zu Verfalſchung anderer Balfame ges 
‚braucht wird, fo iſt er ſelten mehr rein zu haben, 2. Der dene⸗ 
tianiſche oder Denedifche Terpenehin if ein ähnliches harzlges 
Sdbl, welches durch Ciuſchnitte in den Lärchenbaum, Pinus La- 
rix L, erhalten wird, und anfänglich gelblich weiß, und fo 
dünne, wie Waffer If, fich aber hernach berdicket und eine Eitronz 


—X 
RE — 5 K 
557. 


Farbe annimmt, Cine noch edlere Het, weiche vor felbft aus dem 


Ranme rinnet, wird in Frankreich Bijon genannt. 3, Der ges 
meine Terpentbin ift ein Product der gemeinen Fichte jo wohl, als 
auch der Weiß⸗ und Rotdtanne, woraus durch die Deftilation fo 


wohl das Terpenthin = Ghl, als auch der Terpenthins Geift be⸗ 


reitet werden. TE 
> Anm. Der Rahme ift ausdem Lat. Terebinthina, der wie⸗ 
der aus den: Griech. wegßIyun; repuımsuun, entlehnet iſt. Daß 
aber auch diefes in den Morgenländern einheimifch ift, erhellet 
aus den Perf. Terbentin,welcpes gleichfalls diefes darzige Ohl 
bezeichnet. In einigen Gegenden iſt es ungewiffen Geſchlechtes, das 
Terpenthin. Ehedem nannte man den Terpenthin im Deutſchen 
auch Pullpech, von pullen, quellen, fließen, und den Baum Pull⸗ 
pech baum. rs 
Der Terpenthin:Baum, des — es, plur, die — bäume, ©, 
das vorige. u ER ur? 
Der Terpentbin=@eift, des—es, plur. inuf. das. flüchtige 
ärherifche Obl, welches durch die Deftiflation aus den: genieinen 
Serpentbine erhalten wird; Spiritus Terebinthina. 
Das Terpentbin- Gbl, des --es, plur. inuf. ein ſtarkes hie 
Biges, flüchtiges und durchdringendes Obl, welches gleichfalls aus 
dem gemeinen Terpenthlne bereitet wird. Ein geringeres äbnli⸗ 
es harziges Ohl wird in den Vechhütten aus den Kienſtöcken und 
Wurzeln geſotten, und fo wohl Terpenthin⸗Ghl, als Kienöhl 
genannt, 
Die Terraffe, plur. die —n, ansdem Franzöſ. Terralfe, ein 
zierlicher erhabener Platz von Erde, befonders in einemLuftgarten. 
Ehedem nannte man von eben diefem Worte eine Baitey, ingleie 
hen einen Erdwall Tarras, — 
Die Terrine, plur. die —n, eine zierliche Swpenſchüſſel von 
ungewöhnlicher Tiefe und Höhe; eine Tieffehüffel, Es ift aus 
dem Kranz. Derrine, welches von Terre, Erde, abſtammet, und 


eigentlich dergleichen irdene Schüffeln bezeichnet zu haben ſcheinet, 


aber fe6t von allen Schüffeln diefer Art gebraucht wird, fic mögen 
von Porcelan, Zinn oder Silber fepn. 

Der Tertiän, des—es, plur. die —e, ausdem Lat. Ter- 
tianus, bep den Orgelbauern, ein Drgeb Kegifter, deffen größte 
Pfeife von zwey Buß, die größere Tertia, und die kleinſte eie 
ne Duintegibt, Bey den Ärzten wird das dreyränige Sieber 
mit einem halb Lateinifchen Worte andy das Tertians Sieber ger 
nanat. $ 

Die Tectie, Orepfolbig,) plur. dien, im gemeinen Leben, die 
Terz, plur. die—en, aus dem Lat, Tertia. 1. Inder Dür 
fit, ein Ton, welcher um drey Stufen von einem andeen Tone ent 
fernet ift, wenn diefe beyden Töne mit gezählet werden, ſo daß 


eine dazwiſchen liegende Note nicht gedöret wird. So iſt in cde,. 


der Son e die Fertievonc, 2. Inder Marhematif iſt die Tertie 
der Softe Theil einer Secunde, nah dem Lat. Minutum ter- 
. tum, 3. In verfhiedenen Kartenfpielen wird eine auf einander 
folgende Heide von drey Blättern in Eine Farbe die Tertie ge⸗ 
nanut. 4, In der Fechtfunft bedeutet es eine gewiſſe Arr des Gips 
Bes, eigentlich die dritte Art des Stoßes in der angenonimenen 
Heide künſtlicher Sröge. ä 


* 


Teſt 58 


Das Terzerst, des —s, plur. die —e, aus dem Ital. Ter- 
zaruolo eine kleine Piſtole zu bezeichnen, welche man in der 
Taſche ben fich tragen kanu; eine Tafchen-Pürtole, im Ober, ein 
Sad: Peſtol, fonft auch ein Puffer, Sadpuffer, Tafchenpüffer, 

Das Terzett, des—es, plur. die—e, aus dem Italien. Ter- 
zetto, in der®tafik, eine Arie für drey Siugeſt immen; wieDuert, 
Quartett, Quintett u. ff. 

Die Tefipine , plur. die—n, eine Art {chöner gegogerer und mit 
Bley verfehener Büchfenröhre, melde in der Stadt Tefiden in 

Ober⸗Schleſten gemacht werden, wovon fie auch den Rahmen has 
ben. Man hat deven fo wohl lange als kurze, welche leßteun be» 
fonders von denlingarn gefucht und von ihnen Teſchinken genannt 

. . werden ‚welche Form denn auch, wohl im Deutfcheu gangbar if, 

Ehedem wurden diefe Tefchinen Häufig nacpLiefland nndEurland - 

verſchickt. ie 

1. Der Teft, des—es, plur. car. ein Rahme, welcher in eini⸗ 
gen Begendeu dem Waſſerbleye, Reißbleye oder Bleyſchweife ge⸗ 
geben wird. Da dieſe dem Bleye in der Farbe äbrliche, aber taube 
und nichts metalliſches enthaltende Bergart ſchon lange für eine 

Unreinigkeit oder bergmãnniſche Unart angeſehen worden, fo ſchei⸗ 

net dag Oberdentſche und beſonders Baleriſche Teft, dicke, zäbe 

Unreinigkeit, das Stammwort zu ſeyn. So pflegt man daſelbſt, 

3 B. die aus Schweiß, Puder und Pomade beſtehende Un: einigkeit 

des Kopfes einen Teſt zu nennen, welches ohne Zweifel das Böhr 
miſche Telto, Teig, Maſſe iſt, 
2, Der Teft, des — es, plur. die —e, ein nur im Hüttenbaue 
übliches Wort, ein flaches irdenes Gefaß zu bezeichnen, worin man 
das Silber fein beenuet und zum Blicken bringet, welches auch 
dir Kapelle genannt wird. Eben dafelbft führer diefen Rabmen 
auch die elſerne Schüffel, worin der Teſt geſtoßen oder verfertiget 
wird, So fchr auch diefes Wort dem Lat. Telta, Teltula, äßn- 
lich iſt, fo fcheinetes dach nicht unmittelbar von demfelben abzu ⸗ 
fanımen, fondern vielmehr ein Seitenverwandter deſſelben zu 

ſeyn, indem (don Notker Telti, für Scherben, gebraucht, da e⸗ 

denn mit 3 Taſche Eines Befchlechtes ſeyn wärde. ’ 
Das Teltament, des — es, plur. die —e, aus dem Lat. Te- 

ftamentum, +, Jeder letzter Willeeines Lebenden aufden Fall 

feines Todes, nnd in engeren Bedeutung, die Verordnung eines 

Sterbenden über fein Elgenthum, und die Urkunde, worin dirfer 

Auffas enthalten iſt. Sein Teſtament mahen. Ein Teſtament 

eröffnen. Daber der Teſtaments Erbe, welcher Kraft eines Te⸗ 
fiamentes eines andern Vermögen erbet ; der Teiaments = Säls 
ſcher, der ein Teſtament verfälfchet, u. ſ. f. Ehe dir ſes ausläns 

Bifche Wort mit dem Römiſchen Rechte in Deutſchland eingeführet 

wurde, hatte man verſchiedene Deutſche Ausdrücke, den Begriff 
deſſelben anszudrucken. Rotker gebraucht dafür Beneim! erift, 

Beneimeda,vor beneimen, ernennen, Erbefcrift ;derSchwas 

ben ſp. Gefchaeft, von fehaffen, verorduen; andere Airere Ober⸗ 

dentſcheSchriftſteller Erbſchrift, Erbgemächt, Erbfagunr. Im 

Oberdentſchen neunt man es noch jetzt das legrwillige Geichaft, 

im Sochdeutſchen aber den legten Willen. 2. Fig ürlich gebrauchte 

man den Lateiniſchen Ausdruck in den mittlern Zeiten von dem fo 
* genannten göttlichen Önadenbunde mit den Dienfden, daber esin 
der Theologie und der DeutſchenVibel noch felgeude Bedeutungen 

Bat. (1) Die Zeit der verſchiedenen Hausbalinuugen die ſes göttli⸗ 

chen Gnadenbundes, und der dahin gehörige Zuſtaud der Kirche 
"unter demſelben. Das alte Teſtament, die Kirche Doties vor 
der Geburt Ehrifti, und befonders unter dem Moſaiſchen Gefeße, 

im Gegenfage des neuen. (2) Die Sammlung der zu jeden: fol» 

ben Zeitpuncte gehörigen Bücher der nähern Offenbarung Got · 

tes, Dag alte Teſtament, im Gegenſatze desnetien. In diefer zwen · 


ten Hauptbedeutung kommt dafür im Iſidor vor ai 
em 


559 Th 


dem Kero Kin; bey dem DitfriedE, (8, @be,) und Urchim- 


de, bey dem Rotfer Kourchunde, Ea,; alter Beneimedo, 
das alıe Teftament u. ſ. f. y 

Teftamentarifch, adj. et adv, in Form und nach Art eines Te⸗ 
ffamentes, d, i, legten Willens. 


* Der Teitamenter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin, die 


Teiiamenterinn, diejenige Perſon, weiche ein Zeitament macht, 
oder gemacht hat; ein im Hochdeutfchen veraltetes Wort, wofür 
man daſelbſt das Lat. Teitaror,zumeilen auch Teftierer gebrauchts 
Epedem Hatte man dafür die Wörter Erbfeger und Erbſchreiber. 
Teſtamoͤntiſch, adj.et adv. im der gwepten Bedeutung des 
Hauptwortes Teftament, zu einem der bepden Teftamente gehö⸗ 


rig, darin gegrüudet, daher es nur in den Zuſanunenſetzungen altz - 
teſtamentiſch, und neu: ted amentiſch üblich iſt, wofür dech das 


Wort teftamentlich ſchicklicher wäre. 

Das Teflforn des —es, plur. die -Förner, von? Tefi,im Hüts 

° . tendaue, diejenigen Silberkörner, welche ſich hin und wieder in 
dem Teſte anfegen, 

Die Teftfugel, plur, die —n, eben daſelbſt, — Kus 
gel, womit die Teſte glatt gerieben werden, 

Der Teuchel,ein Canal, 9. Teichel. 

Die Leufe, plur.die—n, ein von Tiefe bloß in der Mundart 
verſchiedenes Wort, weiches noch ım Bergbaue gäng und gäbe ifk, 
wo es überall für Tiefe gebracht wird. Die Erbteufe, Erzteufe 
n.f.f- Line allzu große Teufe macht die Gebäude ſchwerh al⸗ 
tig. Es iſt in diefer Geftalt nicht blogden Berg:euten eigen, fons 
dern auch in einigen gemeinen Mundarten üblich. Bey dem Not 
Ber lautet es Douti. 

Die Ströme gehn mit ſtürmender Gewalt, 
Und reifen mich hinunter ın die Täuffen, Opitz Pf. 69. 
Daher fie von den Bergleuten nur aus einer andern Mundart 
bey behalten worden. 

Der Teufel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut das Teufel⸗ 
hen, in der Theologie, ein übelthätiges Weſen höherer Art, wel⸗ 
ches fein Hauptgeſchaft ausder Verführung der Menſchen machen 
fol, daher ihm auch alles fittliche, und von dem großen Haufen 
oft auch alles natürliche Übel zugefchrieben wird, Durch des- 
Teufels Neid iſt der Tod in die Welt gefommen, Wrish. 2, 14, 
Dem Teufel dienen, in der harten Schreibart für fündigen, ae 
dem Teufel,von dem Teufel befeffen feyn. Den Teufel austrei- 
Sen, bannen. Der Teufel hat mich verblendet, verfuhrer, eine 
gewöhnliche Entihuldigung des großen Haufens. Man ges 
braucht das Wort Teufel bald vondem Hberhaupte aller vonder 
chriſtlichen Kirche angenommenen böfen Geifter, welches in der 


Deutfchen Bibel auch der Satan genanat wird, bald aber au : 


von jedem böfen Geifte oder gefallenen Engel. 
Die Neigung des großen Haufens, alles fittliche ind das meifte 
xby ſiſche Böfe ans Bequemlichkeit einem bösartigen Weſen zuzu⸗ 
ſchreiben, bat eine Menge figürlicher Ausdrücke veranlajfet, Wels 
He doch ins gefammt nur in den niedrigen Sprechartei üblich ind, 
8.3. dem Teufel ein Hein abfepwören, heftig ſchwören, inglel⸗ 
shen ſehr leicht zum Schwören zu bewegen ſeyn. Du wir in des 
Teufels Küche kommen, du wirft übel anfommen, Das müßte 
mit dem Teufel zugeben, mit Hülfe des Teufeld. Wohin auch 
die Speüchwörter gehören: wenn man vom Teufel fpricht, fo 
kommt er; man darf den Teufel nicht an die Wand mahlen, 
er kommt "ohnedin wobi; an armer. Leute Hoffare wiſcht 
der Teufel den Sintsen; wie dein Teufel geboren ward, ging 
der meine ſchon an Banken; der Teufel iſt fein, ‚aber er 
feiens grob, u. fe fe Ingleichen die Ausdriiche, einen hoben 
Grad zu bezei hnen. Er wehret ſich wie der Teufel; er arbeiz 
Ber wie der Teufel; er iſt ein Teufel im Arbeiten; es ſtinkt 


des Unwillens, der Verwunder 


« » v ar HE DET EN Te 
= Hy r 





Mein Serr, fie werden mir ein ander Carmen machen, 

Das taugt den Teufelnicht, Zachar. 
Es taugt gar nichts. Ferner, wo es als ein — Ausdruck 
u. ſ. f. gebraucht wird. Was, 
zum Teufel! haſt da gethan. 
ſeyn! Leſſ. Was, den Teufel! —— ich für ihre Tugend nicht 
genug bezabler + 

Der Teufel! feht, das war ein rechtes Rad! Gel. 


Und endlich die niedrigen Arten zu ſchwören, fluchen und verwün⸗ 


ſchen. Ich will des Teufels ſeyn! der Teufel hohle mich !Sobl 
ibn der Teufel! Gehe zum Teufel! Imaller Teufel Nahmen! 


Ich danke dirs mir dem Teufel, Und andere Blumen mehr, wos 
von die niedrigen Sprech arten voll ſind. — 
1. Einen im höchſten Grade bösartigen und bos⸗ 


Figürlich. 
haften Menſchen nennet man ſehr häufig einen Teufel, Ein 


Menſch iſt des andern Teufel, Sie iſt ein boſer Teufel, ein 


Teufel von einem Weibe,ein eingefieifchter Teufel," So auch 
der Zankteufel, Eheteufel uff. 
dem im gemeinen £cben üblichen, ein armer Teufel, 


Br 
rent ee Teufel; ich frage niche 
den Teufel darnach, nicht das mindeſte. Er se⸗ den Teufel 
davon. 


Den Teufel mag das Spaß 


Richt fo hart lautet edin 
‚ ein armer 


Menſch, ein narrifcher Teufel, ein poffenbafter Menich, 2.Eine 


Art vierfüßiger fünfzebiger Thiere, welche in Dfkindien einheis 


mifch find, Ameifen, Würmer und Eidechfen freſſen, und mit 
Schuppen bededi find, werden Teufelchen,fonft aber auch Arma⸗ 


$i.is genannt; Manis Linn, Vielleicht, weil fie ſich fehr 
ſtrãuben, wenn man fieerzürnet, 3. Der Cartefianifche Teufel, 
oder Terrfelchen, gläſerne hohle Figureit, welche ſich, jo wie man 
will, im Waffer untertauchen, und wieder hervor kommen; Tau: 
erden. 


Anm. Schon Afidor uhd bey dem Kero Diubil, bey dem Ott⸗ 


fried Tiufel, Diufal, bey dem Notker Tievel, "Tiefel, bey 


dein Willeram Diuuele, in Oberſchwaben nod) jest Dinfal, im _ 


Hiederf. Diwel, im Angelf. Deofl, im Engl, Devil, im Walıf, 


Diafl, Diafwl, im Dän. Diävel, in Schwer. Diäfwul, im 


Böhm. Dabel, im Franz. Diable, im Stat, Diavolo, im 
Syan. Diablo; alle von dem Lat. Diabolus und Griech. dicc⸗ 






a —— 2 
LER 6 
24 y 
a El x * 
* —2 


Borag, ob es gleich Wortforfcher gegeben bat, welche es baldvon - 3 


Deuve,ein Diebſtahl bald auch von dem Holländ.d’Übel,derBös 
ſe, berleiten wollen, Bey dem Ulpbilas ift diefes Wort dem Gries 
chiſchen noch am ähnlichiten, woes Diabuiaüs lauter. 
- lich genug, und der damaͤhligen Seit ſehr ähnlich, iſt die Ableitung 


des Sateinifchen Wortes, welche fi in der Gloſſe zu den Dectes 
talen ®. ı befindet, wo es heißt: Diabolus deriualur a dia, 
quodeft duo, et bolus, quod eli morfellüs; quia duos 
bolos tantum decorpore etanima quaerit facere. Die 
gewöhnliche Ableitung iſt von SraßxAAew, verleumder, fo dag 
Teufel eigentlich einen Berleumder dedeuten würde, Allein, da 


im Türliſchen Diofs,böfe Geiſter, beißen,und das Perf Diuw, 
und das Syriſche vn gleichfalls den Teufel bedeuten, fo ficher es 


dahin, ob diefes Wort mieder Sache (lb nicht vielmehr aus dem 
Drorgenländifchen herſtammet. Notker uberſetzt das Lat Dia- 


wenig glimpflichere Ausdrücke dieſes mãchtigen bösartigen Wer 
ſens find, der boſe Seind,der bofe Geift; in gemeinen Leben, der 


arge Wicht, der Arge, der Bofe, der Geyer n.f.f. — 


Das Wort Teufel iſt erſt mit der chriſtlichen Religion in die 


Sprache und den Lehrbegriff der Deutſchen gefommun, Yudıfın . 


kanete man ſchon zu den Zeiten des Heidenthumes a: wilfrbögärti.e 
Weſen, deren Nahmen fh noch bir aufnnfere Zeiten unter dem 
gisfendanfen schalten Haben ;von weichem fie haufig als berſteckt⸗ 

oder 


* 


Poſſier⸗ 


bolus ſehr buchſtäblich durch Niderfaile, Niderrife, Ein 








— a En at 


Saar 











Erz 


oder gelindere Rabmen Br6 Teufels gebeankißt — Kar 


ben finds der Tauſend, der Deutſch, der Deutjcher, im Schwer. 
-  Tuffe, im Isländ. Thurs, im Engl.Dewce, ım Btiederf.Duus, 


> bey ven alten Galın (don Duliusz der Deufer oder Teufer, 


Rivcerf. Düer, Dur; Engl, Dickens; der Hammer, dev Ba: 
‚gel. Bejonders die N cd-rdeutfchen Oalant, Dander , Rnımel, 
Srammbeker Rrammwyre, Drummel, Budde, Nicker, Engl. 

the old N: ch, Dros, Hoffänd. Drocs, und die Schwediſchen 
Puke, Scottländ. Powke. Dolgur, Draugur u. \f. 

Sie Teufeley’*plur. die — en, eine anuuttelbare Wirkung des 

Teufels, und was dafür gehalten wird, Jagleichen figuriäy, bos⸗ 

bafte, lofe, verwirrte Händel, Lauter Teufeley anfangen. 


- Teufelifin, teufliſch, — er, — te, auject. 1,Bon dem Teufel 
berrührend, in demfelden gegründ.t, Moch mehr, 2 figurtich, im 


— Grade lafterhaft und bo haft. Teuftiſche Gedanken. 
Ein teufiſcher Anſchlag. Eine teufliſche Bos heit. Ein teufli⸗ 
ſches Mittel, Im Angelſ. deotlice, r 

Der Teufelsabbiß, ses — fles, plur. inuf, eine Pilanze, wel» 
che auch Teufelsbig genannt wird, S. Abbiß. 

Dae Teufelsauge,des —s, plur. die — n, ineinigen Gegenden 
- ein Nahme der Ydonis Blumen, Adonis Linn. welde auch 


Seuerrofen genannt werden. In andern des Bilſenkrautes. 


Das Teufelsdanb, ©. Orant. 
Der Teufelsbanner, des — s, plur.ut nom, fing. derjenige, 
> welcher den Teufel bannen zu Fönnen vorgibt. 


Die Teufelsbeere plur. dte—n, in einigen Gegenden, ein 


Nahme der Tolifirfihen oder Schlafbeeren, welche auch Teu⸗ 
fels kirſchen genannt werden, Atropa Belladonna Linn. 
In endean werden dieBerren des Geißblartes oder der Wales 
lilie, Perielymenum Lian. weıl fi e nicht zum Eſſen taugen, 
Teufelsbeeren genannt. 


Der Teufelsbif; ©, Teufelsabbiß. 


Der Ceufelsdred, des — es, plur.iguf. eine ——— Be⸗ 
deutung des widerlich und wie Knoblauch riechenden kleberigen 
.  Darzes einer Act des Gartenkrautes, welches in Perfien einheir 
miſch iſt, Ferula Allafoctıda Linn. Das gelbe, weißröth⸗ 
liche glänzende und- durchſiſchtige Gummi diefer Pflanze; wird 
aus ihrer Wurzel gefammelt und Lat. Alla foetida genannt. 
Die Teufelsfarbe, plur. inuf. din Nahe, mit welchem in der 
zweyten Hälfte des 1 6ten Jahrhundertes der Judigs belegt wurde, 


und unter welchem man ibn ſelbſt in mrehvern Reichsgeſetzen ver ⸗ 


both, weil man ihm Schuld gab, daß er die Zeuge zerfreſſe und 

>” mürbe mache, 

Der Teufelsfegel, des — s, plur. ut nom. Rap: in einigen 
Gegenden, ein Rahme der Belemniten oder Luchsſteine, wet der 
» ‚große Haufe mandperiep alberne und alergläubige Meinungen 
vonibrem Ürfprunge und ihrer Wirfung hat. 

Das Teufelstind, des — es, plur. die — er, in dem harten 

Kanzelſtyl, ein verflocdter Sünder, Im gemeinen Leben and 
wohl ein derchtriebener, im böchften Grade leichtfertiger Menſch. 
An manchen Drten wird alıch wohl der Iltiß, tbeils wegen feiner 
Schãdlichkeit, theils aber auch wegen feines heftigen Geſtankes 


- . mit diefem Nabınen belegt. 


Lie Teufeloklrſche, plur. die —n. (1.6. Teufels beere) 2, 
In audern Grgenden ift es ein Nabme der Zaunrube, weiche 
Auch gundskirſche und Kür biskirſche genannt witd; Bryonia 
alba Linn. 

Die Tewieisfigue, plur. inuf, ein Nahme des Bärlappıs, ©. 

; dieſes Wort. 

Der Teufelskopf des— es, plur. inuſ. in einigen Grgenden, 
ein Rahme des Eirinen — mit ſchmalen —— Plan- 
tago Jubia ! inn 


Arel W, B. 4. Th.2. Kuh, 


Tel, 8. Theil, 


zb 562 


Die Teufetemile, plur. car.ein Nahme einer Pflanze, welche 
einen ſchadlichen Milchſaft in ſich hat, und auch Wolfsmild und 
Eſelsmilch genannt wind; ;Euphorbia heliofcopia Linn, 
Die a. ewourz, plur. car. ein Nahme des blauen Slurm⸗ 
butes; Aconitum Napellus Linn, 


Die Teute, ©. Düte, 

Der Text, des —es, plur. die — e, aus dem Latein, Textus, 
die Worte eines Shriftfielers, zum Unterfchiede von der Ausle⸗ 

gung derfeiben, ‚oder fo fern fie zum Örunde einer Erklärung die- 
nen; in welchem Verſtande, befonders dir bibliſchen Stellen, über 
welche gepredigt wird, Terte beißen. um, weiter in den Tere! 
weiter in oder voü diefer Sacpe. Zu dief in den Text kommen, 
zu viel von einer Sache reden. Femanden den Text Jefen, ibm 
eine ernfthafte Vermahnung, rinen ernſthaften wörilichen Vers 
weis geben, wofür man auch ſagt, die Epiſtel, den Leviten leſen; 
lauter von den Texten der Prediger entlebnie R. A. 

Der Teyanker des — 8, plur. ut nom. ling. auf den Schiffen, 
ein Feier Anfer, welpen man auswirft, damit ein Schiff nicht 
von bene Strome oder der Fluth fortgetrieben werde; der Gabel⸗ 
anfer. Der Fluthanker und Ebbeanker find Arten diefes Aus 

kers Das Wort ift Niederdeutſch nud Lauter daſelbſt Tyanker, 
vermuthlich vowTide, Tie, Holländ, Tye, die Zeit, und figürs 
lich Ebbe und Fluth. ‘ 

TH, der Figur nach ein zu fammen gefegter Buchftab, welcher indeſ⸗ 
ſen doch mur einen einfachen Laut bezeichnet, einen Laut, wilder 
der t gleicht, nur daß er der Kegel nach gelinder feyn, und das 
Mittel ziwifchen dem weichern d und härtern t halten ſollie; Theil, 
Theer, Thau, Muth, Berhen, Werth; 

In den neuern Zeiten bat diefer Buchftab von ſolchen, welche 
ſich zu Sprachverbefferern aufwarfen, und die Verbeſſerung der 
Sprache immer mit der Rechtſchreibung anfingen,weil du das Beſ⸗ 
ſern am leichteſten und bequemften ift, vieleegner befommen. Die 

-fhwächften darunter verfannten feinen wahren Werid und jene 
Beſtimmung, und glaubten, dag das h bloß zur Bezeichnung eines 
gedehuten Selbſtlautes da jey, und aus Unfunde in den vorizen 
Seiten von-ieiner rechten Stelle verfegt und den t angehängt wor⸗ 
den, Unter der Zahl diefer befand fih au Mosheim, deffen ans 

-derweitige Gelchrfamfeit und Verdienfte viele any feine Seite | 

“ zogen, welche alanbten, ein gelehrter Mann müſſe gerade in allen 
Wiſſenſchaften und Theilen derfelben gleich gelebrt fen. Bender 
irrigen Borausfegungen zu Folge fhrieben Mosbeim und feine 
Nachfolger Noht, rabten, Wehrt, Teibl, tuhn, Tiebr, Tuhrm, 
teuher u, ſ. f und alanbten, fich ein großes Verdienft erworben zu v 
haben, daß fiedas h ihren Gedanfen nach wieder an jeine wcchte 
Stelle gebrachthatten, Allein, es war ſehr leicht ibnen zu zeigen, - 
daß das h, wenn es dem'tzugefellet wird, Fein Zeichen eines ge⸗ 
dehnten Selbftiantes, fondern vielmehr eines gelindern Lautes 
dest fen, und diefes geſchahe befonders von Gottſched in den krit. 
Beytr. Th. 5 ©. 57 17 und in feiner Sprachkunſt, od er gleich kei⸗ 
nen andern Grund anzugeben mußte, als weildie Miederdeutichen 
in den Fällen, wo wir ein eh fehreiben, ein d gebrauden; welches 
aber viel zu viel. beweifer, indem auch das bärtefte t der Hoch» und 
Dberdentichen in eben fo vielen Fällen im Niederdeutſchen ein d 
ift- Dis Mosbeim find die Feinde diefes Buchſtabens nicht abge- 
forben, fondırn es baben ſich auch noch in den neuejten Zeiten 
verfchicdene fo genannte Spracyverbefferer gefunden, weiche das 

h verbannet wiffen wollten, weil fie feinen bestein we⸗ Nutzen 
von demſ⸗e ben einfaben, 

Dir Sriechen hatten eine eigene Figur, den Mittellaut zwiſchen 

dem ⸗ und anzudeuten, nähmlich das g oder I, weiches abrr mit 
einigem Ziſchen ansgefprochen wurde, Die Lateiner, welchen es 

Na “ au 


563 een. 
aun eier eigenen Figue fehlte, wählten dafür das ıh, welches fie 


beſouders in ſolchen Wörtern gebrauchten, welche unmitt Ibar aus 
dem Griehifchen herffammeten und dafelbft ein oO hatten. Die 


. » gängern fand, ob man es gleich in der 


ältefien nordifchen Völker Hastenden Laut des th gleichfalls und 


ihre Runen hatten dafür ein eigenes Zeichen, das g, welches aber 


erweislih aus dem Griechiſchen H entlehnet it, Auch in der Spra⸗ 


che der Augelſachſen befand fi ein Mittellaut zwiſchen dem d und 
t, welcher noch dazu wie das Griechiſche 9 mit einem gelinden Zi⸗ 
ſcheu ausgeſprochen wurde, und ihr Alphabet hatte das B denfelben 
zu bezeichnen, wofür ihre Nachkommen, die heutigen Engländer, 
als fie das Angelfähfifhe Alphabet Mit dem Lateinifchen vers 
taufıhten, das Zar. th annahmen, welches fie noch jetzt mit einen 
gelinden Zifchen ausfprechen, : SCH ? N 

Die alten eigentlichen Deutſchen hatten kein eigenes Alphabet; 
fondern nahmen mit@inführung des Chriftenehung dasPateinifche 
an. Es iſt undrfannt, obin einer ihrer alten Mundazten ein 9 
gewefen, welches wie das Englifhe ih mit einem Ziſcher ausge- 
ſprochen worden, Aber es ſcheinet doch, das fie den drepfachen Un⸗ 
serfchied des t fehr lebhaft gefühlt, daber fie aleriiy Verſuche 
machten, den mittlern aus duch Buchſtaben auszadrucken. Der 
uubefannte Überfeger eines Stückes des Jfidor, welcher für den 
ätteften Schriftſteller gehalten wird, ſchreibt erdha, dhuo, (a,) 
dhanne, uuwardh, dher, dhiz, dhurah, u. ff. Indeſſen 
hangt er nicht einem jeden d das h an, fündern er fchreibt: auch 
miitungardes, garuuida, abgrunidiu, herduom un. f.f. 


Das th kommt bey ihm feltener vor, doch fchreibt er anthlutte, - 


Auslig, anrhlühhan, eröffnen, "Sein nächfter Nachfolger Kero 
hat weder dh nod) th fondern ſchreibt Teil, — um, tuan,tbun, 
tat, That u ſef. Mein, Ditfried, welcher über feine Sprache 
mehr nachgedacht zu haben fchrinet, macht einen beftimmten «Ges 
“ brauch von demeh, welcher doch von dem heutigen ſehr abweicht, 
indem er das Hochdeutſche d häufig dadurch ausdruckt; thu, du 
ıhaz, dag und das, thiu, die, thanne, dann, u.f.f. Es würs 
de unnöshig ſeyn, diefem Buchſtaben in den folgenden Jahrhunder⸗ 
ten zu folgen, indem doch nichts weiter daraus erhellen würde, als 
daß man denfelben zu ollenZeiten für nothivendiggehalten, daß mar 
aber in deffen Anwendung febr unbeſtimmt und ungewig geweſen, 
entweder, weil der Unterſchied im der Ausſprache ſchon anmerflich 
oder ſchwankend getvorden ; oder weil jeder Schriftſteller der 
Mundart folgte,.in welcher er ſchrieb, welches bey allen Schrift: 
ſtellern deg mittleren Zeitalter der Fall iſt. ag 
So viel if gewiß, daß in unferm heutigen Hoch« und Oberdeut⸗ 
ſchen die alte wahre Ausfprache des ch verloren gegangen, und 
dag wir heut zu Tage feinen Mittellaut zwifchen dem d und t mehr 
Haben. Theil lautet nicht anders als Teil, Thau nicht anders 
els Tau, Ruthe nicht anders als Rute, u.f f. Ein Mittelaut 
zwifchen dem d und e bloß in der Härte oder Weiche ift vieleicht 
ein bloßes Hirngefpinft, eine Grille; das geziſchte g und th.aber, 
der Griechen und heutigenEngländer haben wir in unferer heutigen 
Sprache nicht ; ob es gleich fehr wahrſcheinlich ift, daß die Augel⸗ 


ſachſen und übrigen verwandten Germanifchen Völker es gehabt. . 


Andeffen ſtehet es noch dahin, ob unſer ch wicht urfprünglich ein- 
Überbleibfel rauher Oberdeutſcher Mundarten iſt, welche das t mie 
einem anklebenden Hauche aus der Gurgel aus ſprachen und zum 
Theil noch jetzt ausfprechen, welche Ausſprache denn die älteſten 
Oberdeutſchen Schriftſteller, welche ſichs zur Pflicht hielten, ihre 
rauhe Mundart nach allen ihren Schattierungen zu ſchreiben, durch 
Buchſtaben ſo gut auszudrucken geſucht, als ihnen möglich war. 
Das h war dazn am geſchickteſten, weil es in der Schrift der alten 
Dberdeutfihen Schriftfieller die Stelle des ch vertrat. Als ſich in 
der Folge die Sprache verfeinerte, oder vielmehr, als feinere 
Mandarten in den Schriften die Oberhand befamen, behielt man 


” 


81 


— 


das th verunthlich Bloß darum Bey, weil man es beb feinen Vor⸗ 


* 


* 


unterſchied. 


ſonſt feinen erweislichen Nutzen hat ? Ich glaubenicht. So un⸗ 
beſtimmt und ſchwankend auch deſſen Gebrauch in den vorigen Zei⸗ 


‚sen war, fo iſt der ſelbe dech ſeit ungefahr Einem Jahrhunderte durch 
die ſtill ſchweigende Bereinigung der ganzen Nation hinlänglich be⸗ 


finmi und gewiffer Maßen zu einem orthographiſchen National 
Sefige geworden, Ganz Deutfchland ſchreibt Thal, That, 
thun, theuer, Werth, Ruthe, roth, vertbeidigen u. f; f. und 
eine Neuerung würde nicht den mindeflen Nugen, wohl aber viel 
Verwirruug und Mißverſtand verurfahen. InunfhädlichenDin- 
gen ift die allgemeine übereinſtimmung des Volkes einHeiligthum, 


} welches jedeu einzelnen Mitgliede ehrwürdig feyn muß, Aber es 


gehet unferer Sprache heut zu Tage wie der Neligion. So viele 


"arbeiten öffentlich und insgeheim daran, fie uns aus den Händen , 


Eu 


zu winden, ohue etwas befferes dafür verſorechen zu Fönuen. Maut 


ſehe die Bemühungen unferer neuern Sprachverbefferer an, und 


er 


” 


die meirten Stimmen für fich bat. 
weislih, daß es mit dent Berlängerungs h verwechfelt, uud von - 


urtheile, ob denn ihre Neuerungen, wenn fie auch allgemein were: 
‚den önnten, vor dem bisherigen Sprachgebrauche dns geringfle 


voraus baden. ö FRE NE 
Dieß voraus gefeßt, wird man nicht erwarten, daß einige Re— 
geln gegeben werden könnten, wo man-ein th oder. eine fchreiben 


müre. . Es kommt bier bloßauf den Gebrauch an, und diefer iſt 


zum Glücke fo übereinffimmig, als man es von irgend einem Punce _ 
te der Drthographie nur erwarten kanu. Einige wenige Fälle find 
zweifelhaft, z. B. bethen, biethen, Geboth, two aber doch das th 
In einigen Fällen iſt es er⸗ 


ſeiner wahren Stelle verdrängt worden, So ſchreibt man richti⸗ 
ger Draht, Naht, Jahre, als Drath, Nath, Sarth, weil fie 
von drehen, nahen, fahren abſtammen. Buche hingegen kann 
fein eh behalten, weil eh hier ſtatt der Ableitunasfpibe de ſtehet. 
Wollte man Blühthe oder Blubte ſchreiben, fo mirgtemandas h 
auch in Blut, Blumen.f.f. einführen, weil fie insgefammt von 
blühen herkommen. ; | —— 


Das Thal, deo — es, plur. die Thäler, Diminut, das Thäls 


hen. 1, Eine zwifchen zwey Bergen oder Anhöden liegendeSiefe. 
Ein fchones, ein fruchtbares Thal. Über Berg und Thal, 
Sprichw. Berg und Thal Fommen nie zu ſammen, wohl aber- 
gute Freunde. 2, Zu Haleim Magdeburgifhen wird derjenige 


„Theil der Stadt, in welchem fi die Salzkothen befinden, ‚nur 


ſchlechthin das Thal genannt, weil er fich in dee Tiefe an der 

Saale befindet. Daher einige der folgenden Zufammenfegungen 

aus diefer engern Bedeutung erfläret werden müſſen 
nm. Bey dem Detfried Dal, bey dem Notfer und Willeram 


Tal, bey den Ulphilas Dalei, im Angelf.Dael, im Engl.Dale, 


im Schwed, Dal, im Isländ. Dalur. Es kommt we ı.dem alten 
Mebenworte dal, nieder, niederwärts her, bey dem Ulphilas da- 
lath,im Slavon, dolu, im Wend. dele, welches noch im Nie⸗ 


derdeutfchen gänge und gebe iſt; fich dal ſetzem niederſetzen u. ff. 


Ob es glei im Hochdentfchen veraltet iſt, ſo ſcheinet es doch noch 
in einigen Gegenden Oberdeutfchlandes üblich zu ſeyn, wenigfteng 
Fonmeim Theuerdanke zutab und zutall häufig für nieder, nies 
derwärts vor. (©.2 Diele) In der Deutſchen Bibel lautet der 
Plutal vfi Thale; auserwählte Thale, Ei. 22,7; alle Tale 
follen erhöher werden, Kap. 40,4. Welches doch einebloße vers ⸗ 
altete Oberdeutſche Form iſt, welche nicht, wie Herr Stofch vors _ 
ſchlögt, zu einigem Unterſchiede in der Bedeutung gebraucht wers 
den kaun, indem eine bloße Verſchiedenheit der Mundart feine 


7 


2 —* abi 


pinen or 
Ausfprasbe nichtvon deme t 
* Sollten wir aber um deßwillen das ch ausunferer Schrift ver ⸗ 
bannen, weil es in der Ausſprache nicht gegründet iſt, und auch 





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— Th J— 
’ Absnverung inter Bedeut ung machen Fat, es anch völlig unge 


0 wöhnlich ill, ein Ding überhaupt, und ein fruchtbares bewohntes 


————— ——— —— Es 
—— 8 


J 


"männlichen Gefhleches, der Thal. 
Die Thalbüuche, S. Brühe, 
Than, tändeln, ©. Dnhlen. 
Der Thaler, des—s, plur.utnom, 
welche in Oeutſchland von gedoppelter Art iſt; der ganze Thaler, 
© harte Toaler oder Speeies Thaler, welcher die ältefte Arc iſt, 
wieget zwey Lorh und gilt 32 ante Groſchen, dagegen der Reichs» 
thaler, welcher auch nur Thaler ſchlechthin genannt wird,am häu= 
figſten als eine Rechnungsmünze befannt ift, welche 24 gute Öro- 
"schen, 30 Raifergrofchen, 36 Marien-Grofchen, ı 8 gutcoder 2 2 
leichte Basen, 7? gute oder 90 leichte Kreuger gift. Ein halber 
Thaler, d.i, eine Rechnungsmünze von 12 Grofchen, (Siebe auch 
Ortsthaler.). Im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprech» 
art wird Thaler als die gangbarſte Nech uungsmünze, befonders in 
dem nördlichen Deutfeblande, dagegen in dem füdlichen die Rech⸗ 
nnng nah Gulden häufiger if, für Geld überhauvt gebraucht, 
Sie Friege nach ihres Vaters Tode einen feinen Thaler Geld, 
Gell. Sie Fönnten einen anſehnlichen Thaler Geld dabey ge: 
winnen, Weiße. Das Dininurivum Thalerchen iſt nur imScher⸗ 
ze üblich. Bin Paar taufend Thälerchen. 
F Anm. JIm Niederſ. Dahler, im Dän. und Schwed. Daler, im 
- Engl, Doller, im Ital. Talero. Dieſe Münʒſorte hat den Rah⸗ 
- men von der Bergſtadt Joachims-Thal in Böhmen, wo die Gras 


vw 


* 


zwar nicht zuerſt, aber doch ſehr häufig And ant fchlagen fioßen, 


genannt wurden. Schon vorher hatte man ähnliche harte Silber, 
miüngzen, welche aber nicht Thaler, fondern dicke Groſchen, Gul: 
dengrofchen,gedoppelte@uldengrofchen genannt wurden, Weil 
die Böhmifchen Schlickenthaler von guten Gehalte waren und in 
großer Menge gefchlagen wucden, fo fanden fie fo vielen Beyfall, 


den Gehalt der Böhmifchen zu Binden; daher entſtanden die Dick⸗ 


pfertbalern. f.f. In Ruß land beige ein Thaler, dem Frifh zu 
Folge, Jephimock , von Jsechim. 
Das Thalzebänge, des s, plur. ut nom. fing. dir abhän⸗ 
gige Seite eines Berges oder einer Andöbe, wo ſich diefelbe in das 
Thal neiget; auch die Thalhange, der Abhang. Daher thalhän: 
gig, abhängig. Toal iſt in diefer Zuſammen ſetzung ver muthlich 
das veraltete, noch Miederdeutfche Rebeuwort thal dal, niedrig, 
welches hier die Stelle des Borivortes ab vertritt. , 
Das Chalgericht, des — es, plur. die —e, zu Halle in Sach⸗ 
fen, dasjenige Gericht, deffen Gerichtbarkeit fich über das Thal, 
dei. die in Grunde liegenden Salgwerke erſteecket; zum Unteefidies 


der Stadtgeböret. Jetzt find beyde vereinigt, und werden alsdenn 
das Berg und Thalgericht genannt. 

Das Thalgut, des — es, plur. die — gurer, eben daſelbſt, in 
dem Thale, oder in den Salzkothen gelegene Grundſtücke, an Kv- 

then, Hänfern uf. f. ra 
Die Thalhange, plur,die—m, ©. Thalgebänge, — 
Die Thalleute, ling. car. zu Halle im Magdehnrgifchen, diejeni⸗ 
gen, welde zudem Thale, d. 1. don Salzwerken gehöcen, und mit 
ihrem eigenthümlichen Nahmen Zaloren genannt werden. 

Die Thalord ung, plur. die — en, eben dafe bi, eine obrig⸗ 
eituche Verorduung für das Thal, 8. i. für die Siulgwerke, 

Der Thalfhöpp>, "des — n plur die — n, eben daſelbſt, ein 
Schöppe oder Beyfiger in dem Shalgerichte, ; 


- 


fing. eine Sitbermünze, 


daher fie anfänglih auch Schlickenthaler und Joahims: Th ler” 


de von dem Bexggerichte, unter welches der höder arlegene Theil : 


7 Ding auf foldje Art zu uaterfche den. In eigen Gegenden iſt es 


fen vonSchlick ſolche harıeSiibermüurgen von zwey Loth um 1318 


⸗ 


daß man fie auch in andern Ländern nachahmete, ohne ſich doch an 


thaler, Laubthaler, Philipps-Thaler , die Schwediſchen Ku⸗ 


a DR & 

Tha 

Die That, plur, die —en, von dem Zeitworte (hun, und deſſen 

vergaugenen Zeit, wo es doch nur inengerm Verſt ande gebraucht 
wird, eine durch Überlegung außer ſich hervor gebrachte Berändes 
rung zubezeichnen. 1. Im weiteften Berftande, eine jede foiche 
Vränderung, ohne Rück ſicht auf ihre Befchaffenpeit, oder Wich⸗ 
tigkeit. Kann man mir Zufriedenheit in die Reibe guter Tha⸗ 
ten zurück bliden, wenn man da eine Lude fiebet, die fo 
leicht ausgefüllt werden Fonnte ? Hermes. Indeſſen wird es in 
diefer weitern Bedeutung ihrem ganzen Umfange nach, im Hoch⸗ 
deutfhen wenig mehr gebrauch:, indem Sandlung dafür üblicher 
ift, obgleich diefes eigentlich einen weitern Umfang hat. Gangbas 
ter iſt es in den Zuſanmen ſetzungen; Gutthat, geldenthat Fre⸗ 
velthat, Wohlthat, Miſſethat, Mordthat, Schaͤndthat, 
übelthat, wunderthat, Unthat uf. f. Doch gebraucht man 
es noch mehrmahls in Geſtalt eines Abfkeacti und im Singular als 
lein, obgleich auch Hier. nur am häufigſten in einiger bereits einge⸗ 
führten Arten des Ausdruckes, befonders im Gegenſate deviDorte, 
Zur That ſchreiten, zur Ausführung. Jemanden mir Rich uns 
Thar beyſtehen. Er bat den Habmen mit der That. mit 
der Char und nicht mit Worten. Mach der That Fommt der 
Rath zu ſpat. Wer jedem Rathe folgen will, Fomme nie: 
mahls zur Chat. Wohin auch der figüs liche und adverbiſcheAus⸗ 
drud geböret, in der Char, wirffih, wahrhaftig. Ih weiß cs 
in ser Chat nicht. Esverhält fich in der CTharfo. Ich fuh— 
le die Kraft ihrer Gründe in der That nicht, Gel. Die 
Sreundfcpaft Scheine mir in der Thar beſſer, ebenderf Iſt er 
denn in der That geitzig? 2. In einigen engern Bedeutungen. 
(1) Eine wichtige That oder Handlung, beſonders eine tanfere 
Handlung. : Große, herrliche Thaten thun.. Die Thaten Got— 
tes, in der Deutfhen Bibel. Eine tapfere That, Leben und 
Thaten Kaiſer Carls V, 
böfe Handlung, ein Verbrech · . Ling Thar begehen. Wach 
vollbrachter That. Auf friſcher That ergriffen werden. Die 
That leugnen, gefteben, bereuen. Leben und Thaten Ackel 
Liſts. Ju welder ganzen Bedeutung vs für Miſſeth at, Unt hat 
oder Frevelthat ſtehet. 
Ann. In Kero Tad, bey dem DttfriedDat, imAngelf.Dacd, 
im Engal. Deed, im Schwed Dad, Dad. Ehedem war dafür 
auch Gethat üblich. ©. Thun. 

Der Thäter, des—s, plur.ut nom, fing. Fämin, die Tha— 
terinn, der eine That verrichtet oder verrichtet hat, i. Im wei⸗ 
teften Verſtande. Seyd Thater des Worts, Jac ı,baf, Tha— 
ter des Geſetzes Kap. 4, 11, Außer den Zufammenfegungen 
Gutthater, Woblehäter, Wunderthater u, f.f. kommt es in dies 
fer weitirn Bedensung im Hochdeutfchen wenig meht vor, wo man 
es 2, une noch in der zwehten engern Bedeutung von dein Urheber 
einer böfen Shat, von einem Verbrecher gebraucht. Dem Thäter 
nachforfchen, ihn auffuhen. Man hat die Thäter entdeckt. 
Ich bin die Thäterinn. j 

Dir Chathandlung, plur. die —en, ein nur im Oberdeutſchen 
übliches Worr, eine gewaltthätige Handlung, Bewalttbätiafeit zu 
bezeichnen, von Tyar, gewaltfame, böfe Handlung. Einige Neuere 
haben es mit wenig Überlegung für Sacrum zu gebrauchen ange 
fangen, ©. Thatſache. 

Thaͤtig, —er, adj. et advy. von dem Gauptwort That, 
1. Im weiteſten Berflaude, fein Dafıyn ducch die That, d. i. 

durch Verändernügen außer fih, an den Tag legend, nnd derin 
gegründet. : Der Gfaube, dev durch dir Liebe thatig wird, Bat, 
56... Das thätige Eyriftenthum, welches ſich durch Handlirne« 
gen äußert. Der thatige Glaube. "Der thät ge Beborfam, 


566 


im Öegenfage des leisenten. Thatige Sunden, Brgchmuasfünr- - ’ 


den, im Gegenſatze der Unterlaſſungs ſunden. So auch u den 
'Nn2 Zuſam⸗ 


(2). Eine gewaltſame, ingleichen eine 


X 


367 2 en 


——— —— wohlthatig, wunderthätig, 
werkthaͤtig, gewaltthätig u. ſ. f. 
” (1) Fertigkeit beſitzeud viel zu thun, d. i. viele pflichtmäßige Ver⸗ 


2. In engerer Bedeutung. 


änderungen außer ſich hervor zu bringen, im Gegenſatze des ums 
thatig. Bin ehätiger Mann. Sehr thatig feyn. Im Dberdeut- 
ſchen gebraucht man es auch in weiterer Bedeutung für wirffam. 


Eine thätige Arzeney. (2) In einigen ©: ‚genden wird ehärig auch 


für zuehätig gebraucht. So wird ein Pferd, ehe es auf- der Reit ⸗ 
bahn zugeritten wird, zuvörderſt thätig gemacht, damit es zu einem 
Menfchen ein Zutrauen bekomme. 


Die Thätigkeit, ‚plur. inuf.der Zuftand, die Eigenſchaft, da ein 


Ding thätig ift, in allen Bedeutungen dieſes Wortes. Das Be⸗ 


Aſreben zu wirken, undinengerer Bedeutung, viel zu wirken. Die 


Thätigkeie des Gehorſams, der Seele. Erfindfamkeit und 
Sleig beſtreben füch um die Werte, den Staat in eine heilfame 


Thaͤtigkeit zu fegen. Femanden außer Thätigkeie ſetzen, ihm 


eine Gelegenheit benebmen, diefes Beſtreben zu äußern, 


e * Thatkundig, —er, — fe, adj. et adv. ein nur im Oberdent⸗ 


ſchen übliches Wort, durch die That befannt, und befannt über» 
haupt. Die Sache ift tharfundig, it befannt, 


Thatlich —er, — ſte, adjret adv. 1.*Durd die That, ver- 


mistelft einer That, wie tbatig 2; in welcher Bedeutung es doch 
im Hochdeutſchen veraltet iſt. Das ebätliche Chriſtenthum, der 
tbätliche Glaube, im Ober dentſchen für thätige. Alfo find wir 
thatlich überfuhrer, Opitz; ducch die Thar, thätig. 2. Fürthä- 
tig 2 (1)*, auch mur im Oberdeutichen. Ein ebätlicher Menſch. 
ein tbätiger. 3. Bon Thar? (2), eine gewaltfame That, ae- 
walrtbätige Hantlung, ift chärfich fo viel wie gewalttbätig, ne= 
walıfam. Jemanden thätlich mißbandeln. Thãtlich verfah⸗ 
von. Thatlich Hand an jemanden !egen. 


Die ThätlichFeit, plur. die —en. ı. Alsdas Abſtractum des 


vorigen Wortes, und ohne Plural, wo es doch im Hochdeutichen 


nur noch zuweilen in der dritten Bedentung des Beywortes vor 


kommt. Die Thätlichkeit eines Verfahrens, Noch häufiger be- 
zeichnet es, 2. eine gewaltfame, gewaltthätige; „feindfelige Haude 
lung felbft. Thärlichfeiten verüben. Don allen ThätlichEeiten 
abſtehen. Sid; aller ChärlichFeiten enthalten. 


Die Thatſaͤche, plur. die — n, ein von einigen Reuern verſuch⸗ 


tes Wort, das Lat. Factum, eine gefehehene Sache, eine gewirkte 
Beränderung anßer ſich zu bezeichnen. Das find Thatſachen, 
find wirklich geſchehene Dinge, Begebenbeiten. Die herrlichſte 
Offenbarung Gottes erſcheint die jeden Morgen als That⸗ 
ſache, Herd. Andere gebrauchen dafür Thathandlung. Beyde 
Wörter ſind nicht nur unfchichlich und wider die Analogie zuſam⸗ 


men. gefest, fondern auchder Mißdeutung unterworfen, indem 


ein Oberdeutfcher fich bey Thathandlung und Thatſache bey dein 
erften Anblicke vermurblich nichts anders als eine Gewaltthätig- 
feit, eine Thätlichkeit gedenfen wird, welches * erſtere daſelbſt 
wirklich bedeutet. 


Der Thau,des — es, plur. doch nur zuweilen von mehrern Ar⸗ 


ten, die — e, eine Menge zarter wäfferiger Dünfte, welche, fo 
wohl in Abiwefenheitder Sonne, als auch des Morgens bald nach 
ihrem Aufgange, unvermerkt aus demDunflfreife auf die Oberflä- 
he der Erde fallen, Der Thau ifk ein zäcterer und dünnerer Dunſt 
als der Nebel, welcher aus verdidien Dünfi® beſtehet. Der letzte 
findet fo wohl bey Tage als bey der Macht, der erſte aber nur von 
dem Untergange der Sonnebis zu ihrem Anfange Statt, Der 
Than fallt, wenn ſich diefe Dünfte auf der Oberfläche der Erde in 
zavte Tropfen auflöſen. Auch die Heinen Waffertropfen, welche 
man nach einem gefallenen Thaue auf den Blättern der Pflanzen 
und Berrächfe findet, führen den Rahmen des Thaues, ob fie gleich 
nicht allemahl von dem Thaue herrühren, fondern auch oft des 


E 


RR, ERFESN 02 
7 


ee — 
Nachts ans bi garten —— der Pflanzen reif bereor föwi 
gen. S. auch Honigehau und Mehlthau. 


Anm. Ju dem Iſidor Dau, bey dem Rotker Tou, bey | dem“ 


Wilieram Toiune,i im Niederſ. Deu, mit andern Endlauten im 
Angelf. Deawe, im Engt.Dew, im Dän. und Holldud. Dug im - 
Scw.Dagg,imFsländ Diogg,im@riech.dg070g, ımPat..R os; 
‚womit dasSlaven, und Wend. Rola überein oma. S. Thauen. 


Die Thaubeere, plur, die —n, eine Art der Himbeeren, welche 


in den ſteinigen GSegenden Enropens-wächfet, und auch Rragbeere 
genannt wird ; Rubusldaeus laevis Linn. An andern Orten 
iſt es dieBergbimbeere, | Rubus ChamaemorusLinn. welche 
auch We »IEenbeere, Kratzbeere, Pautkenbeere, Tetinbeere heißt. 
Es ſcheinet, daß in einigen Gegenden auch die Heidelbeeren diefen 
Nahmenführen, Vieleicht, weil ale diefe Beexen mit — 
ten Feuchtigkeit, wie mit einem Thaue überzogen find, 

Der Thaubogen, des —s, plur.ut nom.fing. in der —— 
ſchichte, ein Vogen, welcher entſtehet, wenn ſich die Strahlen der 
Sonne in den Dünſten des Thaues brechen, 
und Nebelbogen ſind weiß und ohue alle Farbe, wodurch ‚fie f ” 
von einem Regenbogen unterfcheiden. 

Die Thaue, plur. die —n,ein Feldmaß, S. Tagewerk. 

Thauen, verb, reg. neutr. welches das Hülfswort baben — 
dert, und unperſönlich am üblichften iſt. Es kommt in einer dop« 
pelten Bedeutung vor. ». Es thauet, wenn die geftornen Feuchtige 

keiten von der — Märme derLuft anfangen zu zergeben und 
aufgelöfet zu werden, Es hat gethauet. Es wird bald thauen 


(S. Thauwetter.) Die Riederſachſen gebrauchen dafür lüen, die 
Oberd. leinen, die Upländer mit vorgeſetztem Blaſelaute ia, 


welches nicht unm.tteldar von dem Öriech.Ausw, auflöfen, ber» 
ſtammet, fondern zu dim alten Lan, Leine, Waſſer, gehöret, in- 
dem bier, fo wiein ehauen,derBeatif der$tüffigfeit der herrfchen- 
deift; vbgleich das Lat. lenis, und das Griech. Aus, im weites 


in diefer Bedeutung im Schwed, 16a, im Angelf, thavan, im 
Engl. thau, im Dän. rse, im Isländ. mit einem andern Endlante 
tidna. In aufrbauen leidet es auch eine thätige Bedeutung.‘ 
2. Bon dem Hanptworte Thau fagt man, eg thauet, fo wohl 


wenn der Luftkreis mit den zarten Dünften, welche man Thau 


nennet, erfüllet ift, als auch, wenn fi diefe Dünfte in zarte Tro⸗ 


pfen auf den Körpern auflöfen oder zufammenfegen. Es muß we 
Es bat diefe Made 
gerbauet. Inder dichterifhen Schreibart wird.es zuweilen au 
Mich entzüde der ebauende Morgen, Geßu. 


der thauen noch regnen, 2 Sam, ı, 21; 


tbätig gebraucht, 
Welche g Form ſchon alt iſt. So touuon himila, Rotfer, 

Da ſtat nu gruener kle 

Er to uwet an dem morgen, Heinr, von Beldig; 3 
wo es doch wohl mir bedentet, er wird vom Thau beneßrt. 


Anm. In diefer zwepten Bedeutung im Niederſ. dauen, im ' 


Angelf.deawian, im Dän, dugger. Bende Bedeutungen find 
ſehr nahe verwandt, indem der Begriff der fanften, allmähligen 
« Flüffigfeit in bey den der berrfchende zu fegn fchrinet, daher diefes 


ort als ein Verwandter von dem Öriech. Fever, naß machen, 


tem Wallif. taud, und Bretaa, teuzi, ſchmelzen, angefeben wer⸗ 


den muß. Einen ähnlichen Begriff gewähret das Latein. Ros, im - 


Stavon. Rofa, welches zu unferm röhren, rieſeln fanft rinnen, 
gehöret. Diner. in verdeuen, gehöret nicht hierher, fondern bat 
vermutblic den Stammbegriff des Heibeng, Bereitens, als ein 
Verwandter des Niederf. tauen, bereiten, gärben, ©. daffelbe, 


Die Tbaverde, plur. doch nur von mehrern Arten, de —n,im 


Weindaune, die * Erde, ſo weit ſie von dem Thaue und den 


Sonnenftrabfen durchdruugen wird; die Engerde, Moorerde, im 


Bergbaue die Dammerde, &. Thauwursel, , 
Thauig, 


Der Thaubogen . 


flen Umfanae damit verwandt ſeyn fönnen, Unfer thanuen lautet . 





4 





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re TE Il en EN: 


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* Thauin,a et adv. mit Thau benetzt. Towigrofe, Schenk 
- Ulrich von Winterfetten. Die thauichte (thauige) Flur, Zadar. 


‚edler die berhaute. S.-Thaufchlägig. 


Die Thaumade, plur. sie — n, beyeinigen der Negenwurm. 


Die Thaufaat, plur. car. in der Landwierbfchaft, diejenige Art 

‚and Weiſe zu fäen, da man dag Getreide des Abends bey Son» 
nen» Untergang fäet, es die Nacht im Shane unbedeckt liegen 
Läßt, undes des Dlorgens vor Sonnen Aufgange unterpflügt. 


Der Thaufchlatt, ses — es, plur, car, ein befonders im Forfle - 


und Jagdweſen üblihesWort, gefchlagenen d. i. gefallenen Than 
zu bezeichnen. -- Sährten, worin zu viel Thaufchlag liegt, Die 
- Rälte des Thaufchlags dämpft die Witterung in der Fährte. 
Nach den Friſch bedeutetes auch die Fährte des Wildes, welche 
. man im Shane fiehet, BAR 
Thauſchlagig oder Thauſchlächtig, adj. et adv. vom Thau⸗ 
ſchlage beregt, thauig. Wennes die acht ſehr chaufchlägig 
gewesen, ment es ſtark gerhauet hat. Kine chaufchlächtige 
Nacht. 

"Die Thaufchnerre, plur. die—n, in einigen Gegenden, z. B. 
in der Mar? Brandenburg, ein Nahme des Gras- oder Wiefen: 
läufers, Rallus Linn. (8. Ralle.) Bermuthlich wegen ihres 
Gefchreges des Morgens im han, 

Das Thauwetter, des —s, plur. car. diejenige Witterung, 


da esthauet,d.i.da Schnee und Eis zergehen. Im Niederf. Linz, 


weder. ©. Thauen 1. ’ 
Der Thauwind, des —es, plur. die—e, ein Wind, aus 
- einer warmen Gegend, bey welchem es thauet, d. i. ben weichem 
Schnee und Eis zergeben. * 
Die Thauwurzel, plur. Sie — n, im Weinbaue, die Seitenwur⸗ 
zeln des ———— welche in der obern oder Thauerde liegen, 
und nur die Säfte vom Thau und Kegenan ſich ziehen; die Ta— 


gewurzeln, Waſſerwurzeln, zum Unterſchiede von der Pfeil: 


wurzel. 


Das Theäter,des—s, plur. ut nom. Äing.aus dem Griech. 


und Latein. Theatrum, der Schauplag,die Schaubühne, und 
„alles was dazu gehöret. (S. diebeyden Deutfehen Wörter.) Dar 
ber der Theater = Stylinder Mufif, welcher fenrig, ausdrückend 
undinmanden Stellen mablerifch it, aber dagegen weniger ges 
— bunden ſeyn, und weniger Kunft der Harmonie anwenden darf; 
zum Unterfchiede von dem Kirchen: Style und Rammer-Style. 
Der Thee, (einfpldig,) des— s, (zweyſolbig,) plur. doch nur 
von mehrern Acıen, die Thor, (zweyſylbig,) das getrodnete fris 
ſche Laub einer in Japan und China einheimiſchen Staude, welche 
die Thee:Staude, der Thre-Strauch, von einigen and) dev Thee⸗ 
baum genannt wird; Thea Zinn. Der braune Thee, oder Thee= 
Bobe, Thee-Boy, im gemeinen Leben Thee-Bub, Thea Bohea 
Linn, zum Unterſchiede von dem grünen Thee, Thea viridis, 
Man macht von diefen Blättern einen Aufguß mit heißem Waſ⸗ 
fer, welcher denn nleichfalls Thee genannt wird. Thre trinken. 
Eine Taffe There. In weiterer Bedentung, werden auch. andere ges 
trocknete Blätter und Pflanzentheile, deren Nufgüffe man anf ähne 
liche Art trinket, und diefe Aufgüfſſe felbft, Thee genannt. Daher 
Kräuter: These, Brut:Thee u. ſef. Der Nahme ift Ehinefifch, 
and mirden Blättern felbft aus diefem Lande zu uns gebracht wor⸗ 
den. Daber die Thee-Büchſe, oder Thee⸗Capſel, ein geweinig · 
lich viereckiges Bebältnif, den trocknen Thee darin zu verwahren; 
die Thee-Kanne, ein Geſchirr, ven Aufguß darin zu bereiten ; der 
Thbee⸗ Beffel, das Waffer zudem Aufauifr darin zu foren; das 
 heesKöpfchen,dasTher-Schalchen,die Three Schale oder Ther: 
‚Kaffe, den Aufguß daraus zu trinfen. Das Thoe: Rraur, iſt eine 
Art des Öänfekrantes, welches in Mexico einheumtſch iſt, Che- 
vopodium Ambrofioides Linn. welches gleichfalls wie ein 


| ge N 570 


Thee getrunken wird, und weil es befondets durch den Jeſuiter⸗ 
Orden bekannt geworden, auch Jeſuiter⸗Thee genaunt wird. Der 
Gebrauch des Thees iſt in China ſehr alt, indem deſſen ſchon von 

den zwey Arabern, welche im oten Jabrhunderte das ſuüdliche Aften 
b reiſeten/ Meldung geſchiehet/ wo die ſes Getränk und die Pflanze 
Chah und Tchah beißt, woraus unſer Thee geworden. 

Der Theer, des — es, plur. doch nar von mehrern Arten, Sie 
—/ ein harziges dickliches Ohl, welches an einigen Orten aus der 
Erde quillt, da es deun Bergtheer genannt wird, am bäufigften 
aber aus den Harzbölzern und deren Wurzeln vermittelt eines 
langfamen Feuers gezogen wird, welches man Cheer brennen, 
im Niederf. Theer fchweblen nennet. Radtbeer, welcher. zum 
Schmieren der Achfeir eines Wagens gebraucht wird, und körnig 
iſt, zum Unterſchiede von dem Schifftbeere, und andern Arten. 
Der erfte wird im Hochdentfchen auch) Wagenfchmier undim ge 
meinen Leben Schmiere genaint, welche Wörter aber von weite» 
ver Bedeutung find, und auch die Seifeund andere Arten des'Tet- 
tes unter fich begreifen, wontit die Achfen der Rader gefchmieret 
werden, In einigen Gegenden heißt der Theer Laßpech, in an⸗ 
dern, obgleich irrig, Pech. : 

Anm. Im Niederfächfifhen, wo diefes Wort einheimiſch zu 
ſeyn ſcheinet, Tar, in gröbeen Mundarten Teier, im Holländ. 
Tarre, Terre, Teer, im Angelf. Tare, im Engl. Tarr, im 
Schwed. Tiära, im Isländ. Tiora, im Bretagne. Ter,.Taer, 
Tear, im Finniſchen Terwa. Wohl nicht von Zähre, Niederf. 
Tor, weil es mie Zähren heraus rinnet, fondern, wie die mei⸗ 
ſten ähnlichen Wörter wegen der weichen, flüffigen Befchaffen- 
beit, von den Holländ. taer, weich. Verwandt find damit das 
Angelf. Tyr, Tyrve, Harz, Pech; das Schwed. Torr, Pech, 
und Torrwed, nnd Tyre, Harzholz, und ſelbſt das Hebr. 1%, 
Tfari, Baumbarz, Balfar, Dabin geböret vermuthlich auch 
das Schleswigifche Terrig, welches dafelbit eine weiche Torf⸗ 
oder Moorerde unterdem Kleyboden -bedentet, woraus Salz 
bereitet wird, und welche auch Kleen heißt. Es iftim Oberdeut⸗ 
{ben im ſächlichen, im Niederf, und Hochdeutfchen aber im 
männlichen amgangbarften. ir 

Die Theerbücyfe, plur. die—n, ein bölgernes cnlindrifhes Ge⸗ 
fäß, worin die Fubtleute den Radtheer auf der Keife bey fich füh⸗ 
ven; die Theerbutte, in andern Gegenden die Schmiecmäfte, 
Pechmälte, das Schmierfaß. ? 

Der Cheorbrönner, des — 8, plur. ut nom, fing, derienigr, 
welcher Theer aus den Harzhälzern und ihren Wurzeln brennet ; 
in NRiederfachfen der Theerfchwehler. 

Die Theerdode, plur, die—n, in einigen Häfen, eine eigene 
Dode, wo die Schiffe getbeeret werden, 

Theeren, verb. reg. act, mit Theer befchmieren, beſtreichen 
So werden die Schiffe und verſchiedenes Holzwerk getbeeret, wenn 
fieder Fäulniß widerſtehen ſollen. Gerheertes Tauwerk. Hinge⸗ 
gen gebraucht man von einem Wagen oder vielmehr deſſen Achſen 
nichteheeren. ſondern ſchmieren; den Wagen ſchmieren. 

Die Theergrube/ plur. die —n, Gruben, aus welchen natirs 
licher Theer, oder vielmehr ein mit Bergtheer oder Bergöbl durch⸗ 
zogener Sand aus der Erde gegraben wird. 


Die Theerhütte, plur. die —n ‚ein Gebäude, in welchem Theer 


ausdem Harzbotzeund deſſen Wurzeln gebrenner wird, - 
Theertig, — er,» - fie, adj.et adv. mit Theer beſchmust. Sich 
theerigmachen. Theericht würde bedeuten dem Theere ähnlich, 
Das Theerkraut, des— cs, plür. inuf, ı. Anginigen Dre 
ten eine Art Silene, welchebreite Blätter und rotbe Blumen bat, 
uud in Franfreich, England und Dönemark einheimiſch iftz Si- 
lene Armeria Linn. ?. An andern führet die Pechnelfe, 
Theernelte, Lychuis vilcaria Lira, diefen Nahınen. 


Mu 3 Die 


sr u 


Die Theerndl®e, plun Sie—n, ©. das vorige, 

Der Theerofen, des —s, plur; die — öfen ein Hfen , worin 
der Theer durch ein langſames Feurt aus dem Harzbolze and deſ⸗ 
fen Wurzeln gezogentwird; der. Pechofen, fo fee hajeioft zugleich 
Beh bereitet wird, 

Die Theerquelle, plur, Sie, eine Ducle, wo ber Vergtheer 
mit dem Waſſer aus der Erde quilfer. 

Der Theerſand, des —es plur.car, ein mit Vergtheer oder 
Beraöhl durchzoͤgener Sant. 

Der Theerichwrhler, ©: Theerbrenner. 


Die Theertonne, plur. dien, eine Sonne, worin der cheer 


aufbehalten wird. 
Das Theerwaſſer, des — 8, plur.inuf. ein MR reinen Theer 
gegoffenes und von demfelben geſchwãngertes Waffer, welches vor 
einiger Zeit ſehr häufig als. eine Mode: Eurgebraucht ward, 
Theidigen, ein erraitutes und nur noch in deur zuſammen gefegten 
verrheidigen übliches Wort, &: duffelbe, und das folgende, 
* Die Theidung oder Theiding, piur. die, richtiger — en, 
ein im Hochdeutfchen gleichfalls veraltetes Wort, welches ehedem 
in verfchiedenen Bedeutungen üblich war. ı, Eineverglichene oder 
beffimmie Zeit zu etwas, e 


jemand im Gericht erſcheinen mußte; der Termin, Ingleichen 


zuweilen für den Gerichtstag überhaupt. Daber war theidigen, 
theidingen, und vollftändiger dagedingen, tagedingen, veuflagen, 


Bor Gericht fordern, und in weiterer Bedeutung, proseffiren über⸗ 
baupt. 2; Dazjenige, was an einem ſolchen beſt imuten Tage vor⸗ 
genommen wurde; befonders ein Vergleich, er fey nun gerichtlich 
oder außergerichtlich. Daher tagedingen, und zuſaumen gezogen 


tädigen, theidigen, ſich vergleichen, ingleichen einen Vergleich 


bewirken. Ferner 3 Neden, wodurch man vor Gericht feine 
Unfchuld oder die Rechtmäßigkeit feines Verfahrens zu beweiſen 


fuchte, von welcher Bedeutung unfer vertheidigen och im weites, 
fen Verftande übrig iſt. Weil’dabey viel aunfisıs Gefchwäg - 


vorfiel, befonders nach dem Deutſchen Rechte, wo alles mündlich 
behandelt wurde, fo wurde diefes Wort, 4 auch fehr häufig für 


Sefhwäg überhaupt gebraucht. Weibertäding Weibergefchwäß, 


bey dem Kaifersberg: Lravrentheiding, Narreugeſchwätz, undin 
weiterer Bedchtung, Narrenpoffen, bey Lathern und feinewZritges 
noſſen. Und in diefem Verftande kommt es noc in der Deutſchen 
Zibel vor. 
Diod 3516. Hofe Theidinge, Jer. 23,32. Ezech. 22,8, 
Anm. Wenn diefes Wort ehedem nicht fo bäufisTigeding, 
sagedingen, nnd im Nivderf. Dagding, Dageding, Dagedins 


gen, u. ſ. fageſchtieben würde, fo lönute man leicht in Berfuchung 


geratben, die Spibe rheid, alseineeigene Stammſylbe anzuſehen. 


So abrr iſt es wohl unläugbar ans Tag, und den alten Ding , 
Bericht, Vergleich uf. f. zuſammen gefegt, S. das letztere, iuglei⸗ 


den Friſchens Wörterb Iy.2 ©,360, Haltaus Gloflar. und 
das Bremiſche Wörterb, Ch, 1-©, 210, 

"Die Eheidungsleuse,ling.inul.ein gleichfalls veralte tes Wort, 
Schied⸗leute oder Schiedsrichter zu bezeichnen, welches noch 2 


Mof. 21,22 vorkommt; ven Theidung, Vergleich, Vertrag. 


Der Theil, des — es, plur,die——e, Dimivnt: das Cheilchen, ° 


2, Eigentlich, eines von denjenigen verfchisdenen Dingen, ang 
weichen etwas beftebet, welche Dinge ih wire von einander 
trennen laffen, ſo dag nach der Trennung die übrigen noch forts 
dauernzaußer einander befindliche Dinge, welche ein Ganzes ans⸗ 
maher,, Ya diefemengern Berfande nennet man dasjenige zu⸗ 
fınımen gefeer, was folche Theile hat, und einfach; was nicht 
#3: Theilen beſtehet. 


eine Friſt, ein Termin. So wurde 
es ehedem ſehr häufig gebraucht, denjenigen Tag zu bezeichnen, da 


Und gibt fiolze Theidinge für mit Unverſand, 


Die Theile eines Ganzer find entweder : 


wistlich pen einander. udenpon dem Ganzen getrennet, oder man zuStangen verſchmiedet wird, Es iſt In die ſer Bedentung gleichfalls 


* — — in Gedanken, PR Rss Sarke, — Me 


chem diefe Theile achören, entweder ein wirkliches ‚pbufifches oder 3 
duſammen hangendes Ganzes, oder mar verbindti mehrere Dinge” 
einer Artin Gcdanfen zweinem Ganzen, In allen dieſen Fillen 
‘ findet das Wort The Hart, welches ſich Sur diefen weiten Ume 
fang feiner Behentung binläglich von Stuck untericheider. Ju 
noch weiterer Bedeutung wird and jedes von en Manniafaltigen,- 
welches man fich bey vinen Sache vorſtellen, und in Gedanken von 
den übrigen Dingen, mit welchen es verbunden ift, abfondern kann, 
ein Theil genannt. Kite Erbfchaft indrey Theile theilen,wo je» 
der Speil wieder aus verfehiedenen Stücken beflehen fan. Der 
größte Theil dev Welt, dev Menfchem Jedem feinen Theil ge⸗ 
ben. Der Menſch beſtehet auszwey Theilen, wovon die Seele 
der vornehmſte iſt. Binen Körper, oder ein Ganzes in viele Thei⸗ 
le theilen; z. 3, eine Summe Geldes, einen Haufen Gerreide. IE 
‚es ein zufammen hangendes Gauzes, welches anf ſolche Art körper⸗ 
uch getheilet wird, fo entſtehen darans Stücke, welche aber auch 
eile genannt werden können. -Die Theile einer Wiſſenſchafe 
einer Predigt. Ein Tyeil von einem Buche , oder m 
ches, welcher von dem Berfaff: rherrühret, und mehr Bände ent ⸗ 
halten, fo wie ein Band aus mehrern Thetlen beſtehen Fan, 
Seinen Theil zu etwas geben, Runen Tpeil von etwas ve. 
Fommen, S, auch Ant heil. 
Daher auch verſchiedene figürliche Arten des — 
* guter Theil, oder ein gut Theil, ‚eine ee 
‚ Anzabl. a 
ß Wir wären * gewiß ein * Ten fi plechter von, } 
Willam. — 
ins Helen fehlechter; Er bat feinen Theil befommen, erhal Ru 
Schlägegenng, den gehörigen Berweis, dieverdientr Strafe bes 


kommen. Br bat feinen Theil gelebt, er bat lange genug welebr, 
Zum Theil, einem Theile nad), in etwas. Es ih mir zum Theil 


lieb. Zum Theil Fann ich ihn wohl leiden. Theil an etwas 
haben, ohne Artikel. Er bat keinen Theil an diefer Sahe,am- . 
diefem Verbrechen, bat auf feine Art dazu mirgemirkt. ‚Theilen 
etwas nehmen, auch ohne Artikel, ſchon bey dem Kero teilnemen, 
Dielen Theil an jemandes Glůck, Unglück, Kummer, Wohl⸗ 


‚ergehen u. ff. nehmen, dabey mit empfinden, (S. Au Antheik) 


Jemanden zu Theil'werden, in feine Gewalt gerathen. Den —* 
Thieren zu Theil werden, Eſ 46, 1. 

Ingleichen in der zweyten Endung. Großen Teils, größten” 
Teils, einem großen, oder dem größten Theile aach Sie Sa⸗ 
che ift größten Theils vorbey. -Der Ekel gegen die Tugend, 
rühret gröfsen Theils von der ſchlechten Art her, wie man 
-fle andern beybringet. Meiſten Eheils, mehren Teils, wel 
che beyde am häufigſten zuſammen gezogen werden mehrentheils, 
meiftentheils, dem mehreſten, meiften Theile nach. Guter Theile, 


einem guten, d. i, beträchtlichen, aroßen Thrile nach. Im Ober⸗ 


deurichen ſagt man auch übrigen Theils, für ubrigens. Yines 
Theils — andern Thrils. Eines Theile wundere ich mich 


ſelbſt, daß — andern Theils bereue ich es kaſt. Aus biete“ 


Genitiv ift denn and) das Nebe nwort theils geworden, von wein £ 
chem an feinem Dete. \ 5 
2, In einigen engern ind zum Theil Aatietichen —— 
(1) Im Bergbaue iſt ein Thail oder Bergtheil ein beftimmtrr 
Theil einer Zeche. Eine Zeche Hat dafelbſt 32 Theile, ein Theil 
aber vier Kure. Wo es gemeinigfich augew Fon Schlechtes if, 
das Theil. oder Bergrbeil.  (ePP Auf den boden Ofen und den 
Blechhammern ift Theil, ein von der. Ganze ab: undeingefiinelge 
tes Stück, ein Klumpen Eifen welcher zu mehrerer Reinigng aus _ 
den Gängen’oder Friſchſtucken noch mahls geichmelzer,nnd hernach 


un⸗ 





ee | The 574 
9 umgeiwiffen Gefchtechtes, und lautet in der Mundart der Hütten» -- find. Go nennet man ein Stüd Fleiſch theilbar, wenn man viele 


leute gemeiniglich Deul oder Teul. Judeſſen iſt es unſtreitig unfer Portionen daraus ſchneiden kann. 
Theil, weil es wirtlich ein Stud der Gans, oder beſſer der Ban Die Theilbarkeit, plur. car. das Abſtractum dee vorigen Wor⸗ 


* 


"5 38, das iſt, des Ganzen, iſt. (3) Mehrere in gewiſſen Abſichten 


= in ziwen oder mehrere Theile oder Haufen getheilte Perſonen, wer⸗ 
‚den häufig Theile genannt. So find zwey ſtreitige Perfonen, oder 
zwey frreitine Haufen, zwey Theile, welche inden Rechten auch 
die beyden Parteyen genannt werden. Man muß beyde Theile 
hören. Der klagende, der beklagte Theil. Der Gegentbeil. 
Sich mit Feinem Theileeinlaffen. So aud in andern Fällen, 
wo nur irgend eine Artdes Öegenfages Statt findet. Ich an mei: 
nem Theile, was mic) betrifft, ih von meinerSeite. Ich an mei— 
nem Theile Fenne Feine größere Marter als die, wenn Vor» 

. würfe, die man ſich härte erfparen Fonnen, zu ihrer Zeit ung 
peinigen, Hermes. Sie befördern jedes_an feinem Theile die 
häusliche Wohlfahrt, jeder fo viel ihn betrifft, fo viel iu feinem 
Vermögen ift. Wir müſſen an unferm Theile unfer Beſtes 
thun. Wo man auch wohl die zweyte Endung gebraucht. Ich 
meineg Theils. Wirunfers Theils, Er ſchmeichelte ihr fei: 
nes Theils au, von feiner Seite, 2 
Anm. Bey dem Kero Teil, beydem Ottfried Deil, im Nie⸗ 
derſ. Deel im Anaelf. Dael, deydem Ulphilas Dail, imSchwed. 
© Del, im Engl. Deal, im Böhm. Dil, im Pohln. Dzial; Siebe 


Theilen. Das Geſchlecht iſt in den DeutfhenMundarten,imane 
zen genommen, nicht einförmig, indem in vielen Oberdeutſchen Ge⸗ 


genden das ungewiſſe das herrſchende iſt, weiches auch in vielen 
Siellen derDentfhenBibel vorfommu; z.B. 1 Mof.ız 10. Egech. 
48, 8.9 12. 22. Suc.10,42. 
männliche gebraucht wird. Indeſſen iſt das einfache Wort imHoch⸗ 
deutſchen im männlichen®efchlechte am gangbarfien, einige einzel: 
ne RA. eiwa ausgenommen, in welchen fi) das ungewiffe aus dem 
Oberdent chen erhalıen bat, Rur in den Sufammenfegungen iſt 
das Geſchlecht auch im Hochdeutfehen getheilt, und weng man im 
männlichen faat, der Ancheil, Bottandeheil, Nachtheil, der 
vortheil, fofagt man hingegen, das Hintertheil, das Dorder- 
#heil, dag Erbthbeil, das Bergeheil, das Vatertheil, das Mut⸗ 
tertheil, das Diertheil, das Sunftheil w. ff Gegenrheil ift 
In verfchiedenen Bedeutungen fo gar in beyden Sefchlechtern übe 


lich. Diefer Unterſchied gründer ſich nicht auf einen Unterichjed, 


in der Bedeutung, fouderiträhret bleß daher, dag einige Wörter 
que folchen Dberdeusfchen Gegenden angenonmmen worden, welche 
dicfes Wort im ungewiffen Gefhlechte gebrauchen. 
Wenn diefes Wort Zahlwörterniangehänger wird, fo bildet es 
Hauptwörter, welche einen Theil nebftdrffen Verhältniſſe zu dem 
Ganzen bezeichnen, welche Hauptwörter aleichfalls unge wiſſen Ge⸗ 
ſchlechtes ſind. Man nimmt dazu die Ordnungszabhl, welche aber 
die Endung te verlieret, oder fie vielmehr nur mit theil zuſam⸗ 
men ſchmelzen läſſet. Das Zweytheil, wofür aber die. Halfıe 
üblicher ift, Drirtheil, Diertheil, Zehutheil u. f. f.füc der dritte, 
»ierte, zehnte Theil, wobey das Wort theil zugleich den Ton 
verlieret und denfelben anf das Zahlwort zurüc wirft. Jim ge⸗ 


‚meinen Leben und der vertraulichen Sprecdhart wird diefes theil 


gern in tel verfürgt ; ein Drittel, drey Viertel, ein Simftel, vier 
Sechſtel, ein sundertſtel, Tauſendſtel u. ff. 


Dagegen in andern Stellen dag: 


tes, die Eigenfchäfteines Dinges, da es theilbar ift ; im Gegenſatze 
der Untheilbarkeit. 


Das Theileifen, des — s, plur. ut nom, fing. im Hürtenbaue, 


ein Eifen in Öeftalteines halben Mondes mit einem kurzeuStiele, 
das Brandſilber damit zu theilen. 


Theilen, verb. reg. act. was in Eines beyſaumen ift, oder bey⸗ 


fommen ‚gedacht wird, vabfondern, Dinge, welche ein Ganzes ante 
machen oder als ein Ganzes gedacht werden, trennen ; ıwo diefes 
Wort von fehr weiten Umfange der Bedeutung if, und die Ars 
und Weiſe der Abfonderung oderZrennung völlig unbeſtimmt läßt, 
Feder Körper läßt fich theilen, in Stück Hol;, ein Std 
Brot. u. ff. in drey Theile theilen. Bunächf bebeutet es die 
Theile eines Dinges förperlich trennen, fo daß jeder einen eigenen 
Kaum einnimmt, hernach aber auch jedes Diug, weiches als ein 


+ Ganzes betrachtet werden fann, in mebrere&ange abfondern,follte 


es auch nur in Öcdaufen ſeyn. Wenn die Zahl der Theile nicht 
aus gedruckt wird, fo bedeutet theilen für ſich allein oft, ein Ganzes 
in zwey Theile theilen, - Ein Brot theilen, in zwey Hälften. 
Die Beute theilen. Der Seind muß- feine Macht theilen, 
Sier theiler fich dev Weg. Eine Erbfchaft unter die Leben 
theilen. Die Einfünfte eines Gutes unter mehreye theilen. 
Etwas mir jemanden theilen, ihm einen Theil davon abtreten, 
widerfahren laffen, Gedoppelt glüklich ift der, der fein Glück 
mit einer Battinn theilt, Geßu. Die Arbeit mit einem theilen, 
Sich in.etwas theilen, es unter fish vertheilen. . Sich in jeman-« 


des Dermögen, in eine Arbeit teilen. So auch die Theilung, 


plur. die —en, die Handiung des Theilens, ©, aud) Abtheilen, 
Eintheilen, Vertheilen und Zertheilen. 

Anm, Schou im Iſidor deilan, bey dem Ulphilas dailan,im 
Niederf. deelen, im Alt-Frief. talia, in Angelf. daelan, im 
Schmed. dela, im Wend. dejlim, im Böhm, deliti, im Briech. 
dehsiy Die nächſte Bedeurung, welche in der jegigen herrſchen⸗ 
deu zum Grunde liegt, ſcheinet die des Schneidens zu ſeyn, da es 
denn unmittelbar zu dem Schwed. tälja, dem mittfern Lat, tal» 


are, den $tal,tagliare, und dem Franz.tailler, ſchneiden, ge⸗ 


hören würde; wenn anders diefe nicht Unterarten der Hauptbedeu⸗ 
sung find, (S. Diehle) Indeffen fommen doch ben diefem Worte 
noch zivep andere gleichfalls urfprüngliheBedeutungen mit in Be⸗ 
trachtunz, welche ich auf ähnliche Dnomatopdien verfchiedener 
Sadengründen: ı. Der Menge, Vielheit, Zahl, Riederf. Tall. 
Daher ift im Riederſ. Tall, nicht nur ein Sheit, Antheil, welches 


ſonſt auch Deel beißt, fondern auch die Zahl, die Menge, die Hö- 


be, Franzöſ. Taille; daber unſer Theil in den Redensarten ein 
Theil, ein gut Theil, ein großer Theil, fo viel als Dtenge bes 
deutet. 2. Der Rede, ber Sprache, wovon noch viele Beweife 
vorhanden find, - Zählen bedenter in erzahlen fo etwas, ehedem 
im Niederf.tellen, Engl. tell, wildes das Iutenfivum von their 
len iſt. Im Schwed. it Delas auch Streit, Prozeß, und dela, 
ffreiten, zanfen, Tal, die Klage, and 1&'ja, nicht allein ſchnei⸗ 
den, fondern auch erzählen undtadeln, Unſer ertheilen, Urtheil 
und ureheilen feheinendiefededeutungnoc beubebalten zu baben, 
obgleich die beyden letztern bequem als Figuren von theilen, diui- 


dere, angeſehen werden förrnten, wenn nicht Die weitere Bedeu⸗ 
£ung des Sprechens erweislich wäre. 

Der Theiler, des — 57 plur, ut nom. fing. in der Rechen⸗ 
funk, eine Zabl, mit welcher eine andere getheile wird ; der 
Divident. 

Der Theilbaber, des— 8, plur.ut nom, fing. Fämin, de 
Theilbaberinn, sine Perfon, welche an etwas Sprilbat, doch une 


Theilber, —er, — fie, alj.etadv. ».as getheilet werden 
 Faun, und darf. Die Materie if theildar. Gott if un- 
tbeilbar.- Hingegen ebeilbare Güter, Güter, welche ohne Une 
terſchied unter die Erben gerheilet werden dürfen, uud auch wal: 
zende Güter heißen, inf Gegenſatze der uneheilbaren. 2, Im 
gemeinen Leben iſt ebeilvar auch zuweilen, was fich in viele Theile 
‚sestheilen Täffer, wofür an andern tbeilhafe und theilfam üblich 





.575 The 
im engerer Bedeutung, welche ein Ganzes mit andern gemein, 
ſchaftlich befiget. Die Theilbaber eines Gutes, Seldes, Zus 


weilen auch der Theilgenof: 
: Theilbaft,adj. et adv. ». Die das folgende beilbaftig, (©. 


dafjelbe.) 2, Im gemeinen Leben ifi theilhaft oft, was fi ber » 


quem oder vortheilhaft in mehrere Theile ıhriten läßt, wie theilbar 
und theilfam. In welchem Falle nicht nur die-Compararion, 
theilbafter, theilbaftefte, fondern auch das Hauptwort die Theil: 
haftigkeit gefraucht werden. 
Theilhaftig oder theilhaft, —er, — Re, ädj.et adv. Theil an 
etwas habend, mis der zweyten Endung der Sache. 1, An dem 
Beſitz und Genuß einer Sage Theil habend; wo doch die Eoınpar 


ration felten vorfommt. Einer Sache theilbaft oder theilhaftig 


werden, den Befiß oder- Genuß derfeiben überfonmen. Semanden 
einer Sache theilbaftig machen, ıbm felbige mitibeilen. Ihr 
feines Wunſches theilhaftig machen. In der Deutſchen Bir 
bel kommt es in dieſer Bedeutung bäufig vor, außer dem aber iſt 
esim Hochdeutfchen in derfeverlicheh Schreibatt-am üblichen. 
2.An der firtlichen Befchaffeubeit einer Sache Theil habend, ber 
fonders an der Schuld böfer Handlungen. - Sich fremder Sün⸗ 
den sheilbaftig macyen, « Yim. 5, 22. Svemder Lafter theil- 
bajtig- werben. 
Anm. Im Dän, deelachtig In beyden Bedeutungen, beſon⸗ 
ders aber der letztern iſt im Hochdeutſchen theilhaftig üblicher als 
theilhaft. Das Hauptwort die Theilhaftigkeit kommt ſeltener 
vor, ob es gleich nicht ganz ungewöhnlich ift. 

Der Theilbaten, des—s, plur.ut nom. fing. anf den Bleche 
bänmern und hohen Öfen, ein langer eiferner Hafen an einem 
Stiele, das Theil damit vor dem Herde zu ziehen, im gemeinen 

Leben Teulbaken. S. Tbeil 2. (2). 

Die Eheilnehmung, plur. die — en, vonder. U. Theil an et⸗ 
was nehmen, die Handlung , da man Theil an einer Sache 
nininit; fehon bey dem Kero Teilnumft und Zeteilnufti. Bon 


eben diefer R. U. bat man auch die Hanptwörter der Theilnehmer 


and die Theilnehmerinn, Perfonen zu N Ai u, — an et⸗ 
was Theil nehmen. 

Theilitz, adj et adv. 1. Theile habend, doch nur in den Zuſam⸗ 
menſetzungen eintheilig, zweytheilig, dreytheilig u. ff. 2. In 
den Zuſammenſetzungen nachtheilig, gegentheilig, vorurtheilig 


u. ſef. mo es zuweilen ar die Eomparation verſtattet. ©. diefe . 


Pörter. 

Der Üheilrichter, — plur. ut nom. fing. in einigen 
Örgenden, z. B. im Würtembergifchen, ein Mahme der Berfiger 
eines Pupillen » Coleait oder Vormundfchaftsamteg, welche die 
Aufſicht über die Erbtheile der Unmündigen Haben. 

Theile, adverb. welches aus dem Hauptworte Theil gebildet ift. 
3, Für einige, in Geffalt eines unabänderlichen Beywortes, wel⸗ 
es doch mur im gemeinen Leben üblich iſt. An tbeils Orten, 
aneinigen. _ 

Theils Leute nennen ihn zum Sport den Unverfland, Eron, 
2. Theils — theils, wird alg ein Rebenwort, oder. wenn man 
Keber will, als ein diejunctives Bindewort gebraucht, wenn fich die 


lieder eines Satzes theilen, und getheilt neben einander ſtehen. 


Theils warm, theils kalt feyn, zum Theile oder einem Theile 
nach warın, einem andern nach aber kalt feyn. Sein Vermögen 
befiehet Theils in baarem Gelde, theils in Wechſeln, theils in 
biegenden Gründen, sbeils endlich (theils aber) auch in unge- 
wiften Schulden. Wo das theils fo oft wiederhoͤblet werden 
Tan, ale die Eintheilung es erfordert. Mrillionen verichiede: 
ner Bewohner, tbeils-Miegen von Blumen zu Blumen , ıbrıts 


kriechen und laufen umher in Labyrinthen des Grafes, Geßn. 
wo es aber das vorige Bey » oder Fürwort iſt, und für einige und. 


Die Theilung, plur. die — en, das Berbale des Zeitwortes thei— 


Der Cheilzirtel,des—s, plur, utnom. fing. ein ftopmedes . 


Die übeologie, plur, die —n, aus dem Griech. uud Lat, Theo. 





— — PT 


© andere Meet, Wenn die lieder einander — daß eines 
ifl,das andere aber nicht iſt, fo wird eichtiger, oder wenigſtens 
mit mehr Deutlichkeit entweder — oder gebraucht. Man muß 
diefes Nebenwort nicht mit ven-adverbifchen R.A. meines Theils, *‘ 
großten Theils, Eines Theile u. [.f. —— wo — der * 
wahre Geunitiv des Hauptwortes iſt. u 


P2 





Die Theilfiyeibe, plur. die—n, bey RETTEN eine füufts. 


liche Scheibe, die Zähne der Rader vermitseift — aufm u 
chaniſche Ark einzuideilen. 7 


Der Cheilſchilliag, des—es, plur. — an einigen or⸗ 


teu, ein Schilling, d.i. ein beftimmtes Geld, welches dem Ger # N 
rihisberren vonden Erbichaften oder Erbtheilen entrichten wird, _ ; 


ben, vie Handlung des Theilens in alten Bedeutungen des Zeits 2 
wortes Bey dem Detjsied mir dem u (jeßte) abſtraeto — 
Die Theilung einer Er ſchaft, einer Linie, eines Wortes u. ſ f. er 


Daher das Tbeilungsg.ıed, in der Logik, ein Begriff, welcher te  _ h; 
Ars der Haupi⸗Idee, von welcher man eine Eintheilung macht, au⸗ 3 
zeigt, membrum dıuicens; das Theilungsrecht, das Recht 
die Befugniß, em Ding zu theilen, bejonders ein Grundftüd unter ’ 


die Erben zu t eilenz das Theilungszeichen, in der Sprachkunſt, 
vermittelſt deſſen die Theilung eines Wortes angezeiget wird, ber 
fonders am Ende der Zeiten , (-oder 9 bey den ua denarra 
der Divis. 


Das Cheilvoehe, des — es, plur. — airden reichen Ras — j 


‚ nälen, Flüſſen u. ſ. f. ein Mehr, vermittelſt —5 nur der über ⸗ 
flüſſige Theil des Waſſers abgeleitet oder das Waͤſſer ai er 
wird; der Abſchlag, Wafferabichlag. ; \ 


Stellzivfels, weiler befonders zu Eintheilungen vequeim ifk, indem 
er ſich nicht wieder verrücen läßt, = 
* ja. 1. Im w eiteften Verſtande, der Lehrbegriff von. einem s 
mebtern göttlichen Weſen; in welchen weiteſten Berfiande: u 
; nz auch deu Heiden eine Theologie zufchreiber, weiiedod, fo 
fern fie ſich auf Vielgötieren ründet, däufiger und richtiger die 
Goͤrtterlehre genannt wird. 2. In engerm Verflande ifi es die * 
Lehre von dem wahren Gotte und unſerm Verhältaiſſe gegen ihn; 
die Gottesgelehrſamkeit. Die natürliche Theologie, im Ges 
genfaße der geoffenbarten ; welche legrere 3: ii no engerm Ver⸗ 
ſtande und am gewöhnlichſten die Theologie ſchlechtbin genaunt 
wird, Theologie Husieren, ſich der Theologie widmen. Das — 
ber Theologe, weicher fi dieſem Theile der-Gelehrfamkeit ge i 
widmet bat, felbige verfebet 3 ein Gottesgelehrter, im gemeinen Be 
Leben ein Geiſtlicher. Theolõgiſch, was dahin gehöret, in der 
näbırn Dffendarung Gottes gegrtinder iſt. Theolsgifche Wahr— 
beiten. 4. Im engfien Berfiande ift es derjenige Sheil die 
geoffenbarten Theologie, welcher die Lehre von Gott, feinen \ 
fen, Perfonen und Werfen enthält; zum Un Merfdiede — 
Anthropologie, oder der Lehte von dem Berbältnife der Men⸗ 
ſchen gegen Gott, 
Die Übeorbe, plur. die — n, ein mufi Hfalifches Jnſtrument, wel. 
dies einer Laute gleicht, nur daß es größer ift, und einen ſlärkern 
und tiegeen Ton hat. Dem Kircher zu Folge, iſt diefes Werkzeug 
von rinem Reapoltamihen Marfuicbreger erfunden worden, der 
es aus Scherz nach einem Gefäße benannte, worin er feine Quack⸗ 
ſalbereyen zubereitere, Ein Deutſcher Edelmann, Sieron. Caps⸗ 
berger hats nachmahls zur Bolltommendeit gebracht. 
Das Ühesrem „des — 8, plur. die — e, aus dem Griech. und 
Latein. Theorema ,- ein theoretucher Satz, defjen Wahrheit 
man nicht eher erkennen kann, nis bis.er erwirfen worden; der x 


Lehrſatz. T 
eo: 











Tssoniifi, m —; adj. etadr. weh ei, — 

Einſicht allgemeiner Wahrheiten gehöret, im Gegenſatze des 

pre Theorerifche Wahrbeiten, theils allgemeine Wahr⸗ 

“heiten, Aheils auch actiſch· Wahrheiten, wenn fie bloß allge⸗ 

am Erlangung der gebörigen Erkenntniß und Einfi — 
vorgetragen werden. 


— ———— rcvſolbig/ plur. die —n (vierfolbig,) ans beim. 


Sriech. und Latein Theoria, 1. Die Ein ſicht allgemeiner Wahr⸗ 
‚heiten; ohne Plural, und im Gegenſatze der Praxis oder Ausü⸗ 
bung. 2. Ein Zuſammenbang allgemeinet Wahrheiten Einer 
Her, mit dem Plural; der Lehrhegriff. ; 
Die Therbutte, ©. Terbutte .·. 
Der Theriäk, des —es, plur. docinueve von mehreren Arten, die 
e, eine aus gewiſſen gepüfverten Pflangentheilhen mit Honig 
"zu einer Latwerge verdichte Arzench wider das Gift. Der gemei⸗ 
ge Theriat, Theriaca Diatellaron,wird aus der Enzianwur> 
— zel, der wahren Oſterluzey warzel, Lorbeeren, Wachholderbreren, 
Myrrhen und Honig bereitet. Man hat indeſſen verſchiedene Ar, 
= teen, wovon einige für Thiere, andere aber auch für Menſchen ge- 
FERN braucht werden. Daher der Theriaks-Krämer, eine Art Hauſie⸗ 
ter, gemeiniglich aus Ungarn, welche den gemeinen Theriaf für 
das Vieh herum tragen, und im mittlern Lat. Experimentato- 
+7 res, im mittlern Franz. aber Efprouueur beißen. Das Theri⸗ 
aks⸗Kraut, ineinigen Gegenden, ein Nahme des gemeinen Bal⸗ 
drians, weil es mit zu dem Theriafe genommen wird. Das The⸗ 
riak⸗Waſſer ein ausTheriaf, Eitronen- Schalen, Hautenblättern, 
Angelit, Dptam, Giftwurzel u. f.f. mit Weingeiſt und Wach⸗ 
bolderwaſſer deſtilliertes Waſſer. 

Anm. Inden gemeinen Mundarten Driakel, Trijakel, Ip: 
riakel, Triachel, Triafos, im Engl. Treacle, im Franz. ſchon 
‚2409 Triacle. Der Rahme ſtammet aus dem Griech. von dem 

> Worte @ygros her entweder, weil es urfprünglich eine Arzeney für 
das Vieh war, als auch, weil anfänglich auch Vipern dazu genom. 
mien wurden, welche im Griech. and) Inpex aenanııt werden, Diefe 
Arzeney if alt und ſchon von A ndromacho dem Altern, welcher 

unter dem Nero lebte, erfunden; und in einem eigenen Gedichte 
beſungen worden. Er nannte dieſe Arzeney yaryyav. Séwohl 


wider das Gift. Sie unterſchieden ſich theils dadurch, daß zu dem 


letztern an die 60. Species, und unter andern auch Vipern und 


Opium, zu dem erflern aber nur einige dreyßig Species kamen. 
Das Thermomiter, des—s, plur. ur nom. fing. aus dem 

Griech und Lat. Thermometrum, eine Art MWettergläfer, 

welche die Abwechſelung der Wärme * Kälte in der Luft zeigen, 


zum Unterfchiede von den Barometer, Sygromerern.f.f: Das 


Wetterglas, im engſten Berftande, bey einigen Reuern der — 


memeſſer. 
"Der Thörpenthir, ©. Terpenehin. 


CTheuer, theurer, (für tbeuerer,) theuerſte, adi. et adv. ein 


ort, welches jetzt nur nod) in einigen figürlichen Bedeutungen 
übrig ift, ebedem aber deren noch mehrere hatte. ı.* Groß; wel⸗ 
ches vermuthlich eine der erſten Bedeutungen war, in welcher es 
aber lãngſt veraltet if. In einigen Schwedifchen Mundarten if 
- dertnoch jegt groß. Das alte tor, tur, for, groß, und viele 
Keicht auch Thier, find genaudamit verwandt. 2,* Stark, eine 
Ber erften Figuren der vorigen Bedeutung. Auch Diefe Bedeutung, 
iſt veraltet, indeffen war es chedem, da die Sapferfeit hauptſäch⸗ 
lich in der Geärfe des Leibes beftand, für tapfer ſehr üblich, in 
x. welcher Bedentung es noch in den Hbeibeutfchen Söriften br 
asten Fahrbumdertes häufig iſt. 
Der Held thet als ein tewrer Man, 
Es ſchry die fchifleuf tapfer an, Theuerd. * * 
xdel. W. B. 4. ch. 2 — 


der Mithridat als Theriak waren urſprünglich bloße Gegenmittel 


‚zbe 378 
Darvmb fol ein yeder tewrer Man >. 
Sich Rheiner abenthewr unnderſtan 
Aus Hochfart und eyteler eer, Kap. 115. 
Warlich dev möge werden gezelt 
Lůr tewrlich, freysig und mannhaft, Kap. ı6, 
{ Ein geld frey R 
‚Der frumb und teurlich fey, eben daf, 
Uud fi inandern Stellen mehr. Unſer fark und Sürfen ſtud al⸗ 
lem Anſehen nach nahe damit verwandt. 3. In einem heben Gra- 
de werth undlieb; ohne Zweifel eine Figur der vorigen Bedeu⸗ 
tung, Das theure Wort Gottes, Ein theurer Mann. Mein 
theuerker $reund Sein Leben nicht theuer achten, Apofi. 20, 
24; nicht werd, Sein Ruhm if mir theuer und werth. 4. Ei⸗ 
nen hoben Preis habend; im Gegenfage des wohlfeil. Eine 
sheure Waare. Die Waare iftfehr cheuer, Das Getreide wird 
theuer. Ein theurer Rauf. Das iſt mir zu theuer. Seine gaut 
theuer verfaufen, ſich tapfer wehren. Hier if guter Rath theu⸗ 
er, welches aber auch zur vorigen Bedeutung gehören kann. Das 
wird Sir theuer zu ſtehen kommen, auch figulich, du wirſt dafür 
viel Unangenehmes empfinden müſſen. Es iſt hier theuer zeh— 
ven, wenn dia Lebensmittel theuer find. Jugleichen figürlich. 
Die theure Zeit, da die Lebensmittel und beſonders das Getreide 
ſehr felten und in einem ungewöhnlich hohen Preife ift, (S. Theu⸗ 
rung) Ein theurer Mann, der ſeine Waaren gern theuer vers 
kauft. Sie ſind mir zu theuer. Da es dann im weiteſten Ver⸗ 
ſtande auch von dem Preiſe überhaupt gebraucht wird. Wie theu⸗ 
er iſt das? was koſtet es ? oder was ſoll es koſten ? 5. Feyerlich, 
bey allem was theuer, d. i. koſtbak und werth iſt, in welcher Bes 
deutung es beſonders voit Eidſchwüren, Verſicherungen und Ver⸗ 
ſprechungen üblich iſt. Theuer ſchwören, Ezech 21,23. Theu— 
ve verheißungen, 2 Petr. 1,4. Einen theuren Eid ſchweren. 
Am bäufigften gebraucht man es im Hochdentſchen als ein Neben⸗ 
wert, und in Verbindung mit dem Worte hoch. Etwas hoch und 
theuer verfichern. Daher das Biitwort berbeuern. 
Anm. Bey dem Kero tiurir, bey dem Detfried dinr,diurlih, 
“bey den Oberſchwaben noch jetzt diur, tuir, im Mederſe dur, im 
Dim Schwed. und Isländ, dyr, im Angel. deor, diore, im 
Enal. dear; welche alle theils £oftbar, theils aber aud) im Boben 
Grade werth und lieb bedeuten. Es feheinet, daf der Begriff der 
Größe und der Stärke einer der erfien und urfirünglichfien ges 
weien. Zu der Beit, da die Sprachen ausgebildet wurden, war 
Förperlihe Stärke das ſchätzbarſte und edelfte, was man fannte, 
und da wäre denn der Übergang von dem Begriffeder Größe und 
Sarke anf den Begriff der Hochſchätzung und des Werthes fehr 
leicht begreiflich. Es müßte denn feyn, daß in den heutigen Bes 
deutungen die ſes Worses mehrere ähnliche anfänglich verfehiedene 
Wörter znfammen gefloffen wären, Das Schwed. dyr-wird 
gleichfaRs in unfever sten Bedeutung von Eidſchwüren und Ver⸗ 
ficherungen gebraucht. - Eben daſelbſt it Dyrd, Majeftät, Herr» 
Ichteit, Wenn dtefes Wort am Ende waͤchſet, und auf das rein 
Selbſtlaut folgt, fo wird um des Wohlklanges willen, bald das 
vorher gehende, bald aber auch das nachfolgende, wenn aber ein 
Miraut folgt, ale Mahl das folgende everfihlungen. Thenter 
Steund, für cheuerer. Betheuern für berheuven. Die theuer⸗ 
‘fen Waaren, für eheuczefen oder theureſten. 
Theuerdank, —es, ein erbigtersr eigenrbünlicher Rahme, ans 
=. ger welchen KüiferMeorimilian Lfeine eigenen tapfern und asführe 
licheu Thaten beſchrieb welche Geſchichte nachmahls Held. Pius 
zing in Reime brachte, oder doch ausbeſſerte und heraus gab, Die 
Unfunde der wahl nBedeutiung dirfes Wortes verleitete den Bits 
eentins Placeins esdurh Caraegrates, Cari- Gratius ode 
Rarigratiusgu überfegen, Allein, theuer bat hier die veraliese 
De Der 


579 Ä The. neh e ; 


Bedeutung des tapfer, kühn, gefäßlich; Dan aber ſcheinet bie 
gleichfalls deraltete Bedeutung eines Preiſes zu haben. Theuer⸗ 


dank würde alſo den durch tabfere Thaten errungenen Preis be⸗ 
zeichnen, Weil die erſte Ausgabe dieſes Gedichtes zu Rürnb. 1517 
mit einer ganz neuen und zierlichen Art von Schrift gedruckt wur⸗ 
de, welche aber nicht, wie faſt allgemein geglaubt wird, in Holz 
geſchnitten worden, ſondern eine wahre gegoſſene Schrift iſt, wie 
aus einigen verkehrt ſtehenden Buchſtaben erweislich gemacht 
werden kann: fo wird dieſe Act von Schrift noch jetzt bey den 
Schrifsgiegern und Buhdrudern Theuerdanf genannt, 

* Die Theuere oder Theure, plur, die—n. ı. Der Zufland, da 
ein Ding theuer-ift, doch unr in der vierten Bedeutung diefcs 
Wortes, und ohne Plural. 
einee Waare. Im Hochdeutfcher iſt es veraltet, oder wird doch 
dafelbft wenig gehöret. =. Im Oberdeutſchen gebraucht man es 

S auch für das folgende Theuerung, ©: daffelbe. 

Die Theuerung, plur. die —en, von dem veralteten Zeitworte 
; tbeuern, theuer machen, welches noch in vertheuern üblich iſt, 
oder vielmehr unmittelbar von theuer und der Ableitungsſylbe 
— ing oder ung, Es iſt nur in der.vierten Bedeutung des Bey⸗ 
wortes üblich. 1, Der Zuftand, da eine Waare theuer ift, d.1. 
in einem hohen Preife bezahlt wird, welches von ihrer Seltenheit 
herrühret. Die Theuerung einer Waare. Im Oberdeutfchen 
die Theuere. Am üblichften iſt es, 2, in eugerer Bedeutung, 
den Zuftand und den Zeitpunck zu bezeichnen, da die nothwen⸗ 
Sigfien Lebensmittel, und befonders das Getreide und Brot, we⸗ 
gen ihrer Seltenheit in einem drückenden hohen Preife ſtehen; 
im Hberdeusfchen gleichfalls die Theure, Line Theurung ma: 
hen, verurfachen. Inder Cheurung, zuder Zeit, wenn uff. 
Die Dürre macht felten, überflüfiger Regen aber allezeit 
Theuerung. Der höchfte Brad der Theurung iff-die zungers⸗ 
noth. : 


* Das Thienenholz, des —es, plur. car, ein in Dentſchen un · 


gewähnliches Wort, welches nur Hffenb.ı8, ı2 eine Art auslãu⸗ 
diſchen wohlriechenden Holzes zu bezeichnen, vorfemmt, Luther 

bat das Wort aus den Griechiſchen Beywort Suiro⸗ bepbehalten, 
deſſen Hauptwort Sua lautet, welches der Nahme des Baumes 
iſt. Man hält es geineiniglich für eine Art Zedernholzes. 

Das Thier, des —es, plur, die —e, Diminut. das Thierchen, 
Oberd. Thierlein. 1. Im weiteſten Verſtande, ein jedes lebendi⸗ 
ges Geſchöpf, ein Körper, welcher der Empfindung und freywilli⸗ 
gen Bewegung fähig ift. Ein unvernunftiges Thier, zum Unter⸗ 
4erfchiede von dem vernünftigen, welches doch unter dem Nab- 
men des Menſchen am bekannteſten iſt. Es wird hier nur als ein 
allgemeiner Ausdruck gebraucht, die Claſſe oder das Geſchlecht zu 
bezeichnen. Wenn ſich der Menſch zum Geſchlecht der Thiere 
rechnen muß, fo kann er doch auch in mancher andern Abſtcht 
feinen wahren del und Vorzug erweifen, dieihm auf einen 
höbern Rang ein.gegrimdetes Recht geben. Wenn man im vers 
traulichen Scherze oder aus Verachtung seinen Menfchen ein 
Thierchen oder ein Thier nennet, fo ift es ohne Zweifel eine Fir 
gur einer der folgenden engern Bedeutungen. ‚Sie ift ein-hapli- 
ches Thier. Er ift ein freudenvolles und.gramlofes Thier, 
2. In eugerer und gewöhnlicher Bedeutung führen nur die unvers 
nünftigen Thiere, oder mit bloßer Sinnlichkeit und freyen Bewer 
gung verfebene Körper den Rahmen ver Thiere. Und da Batman 
zahme und-wilde Thiere, laſttragende Thieve, vierfüßige, ge— 
ftederte, kriechende, ſchwimmende Thiere, wovon die mehreſten 
Arten wieder eigene Gefchlehtsnahmen haben. 3, In noch en⸗ 
gern Bedeutungen. (a) Oft verſtehet man unter Thier ſchlechthin 
ein vierfüßiges auf der Erde lebendes Thier. Ein wildes Thier. 
So auch in den Zuſammenſetzungen Rennthier, Murmelthier, 


7 


ThiuDiuri, Ottfr. Die Theure 


Elendchier ji Panterthter Tiegerchier Mraufebier — 
(b) Mit diem andern Nebeubegriffe werden die — — 
großen vierfüßigen Raubthiere nur wilde Thiere ſchlechthin ger 


nanut. Den wilden Thieren vorgeworfen werden. Mit wil⸗ 
den Thieren kampfen müſſen. (c) Ein Maulthier heißt in der 
Deutſchen Bibel nur ſchlechthin das Thier. Er hub ihn auf 
ſein Thier, Luc. 10, 34, Wie man denn im gemeinen Leben dieje⸗ 
nigen zahmen vierfüßigen Thiere mit welchen man am meiſten 


umgehet, in manchen Gegenden noch Thiere zu nennen pflegt, . 
H,ImengfienBertande iſt beyden Jügern das Tier, das Weib⸗ 
chen des Roth» und Damwildes, welches von dem irſchgeſchlech⸗ 
te auch die zirſchkuh, das Wild, die Sindinn, von dem Rehbocke 
aber dag Reh genannt wird, Im Engl. Deer. Das Schwed, 
Djur bedeutet auchden Hirſch. ——“ 
Anm, Im Rotker Tier, im Willeram Dier, im Riederfächf. 
Deert, im Angelf. Deor, im Engl. Deer, im Dän. und Jeland 
Dyr,im Schwed. Djur, im Griech Sup, Augıos. Da das Wort 


in fo mancherfey Eiuſchrãnkungen gebraucht wird, und fich jeßt * 


nicht beftimmen läßt in welcher Bedeutung es am erſten ger 


braucht worden, fo läßt ſich auch deffen Abflammung nicht mie 
Gewißheit beſtimmen. Wenn nur große Thiere anfänglihmie - 
diefem Nahmen belegt worden, fo würde vielleicht nur das alte 


tor, ur, for, groß, als das Stammwort angefehen werden kön⸗ 
nen. (8, Theuer ı.) 


allgemeine Benennusgdeffen, waslebt und fich beivegt, gewefen, 


fo ſcheinet der Begriffder Bewegung der herrſcheude zu ſeyn der 2 HE 
denn eine Dnomatopdie einer Art der Bewegung feyn,und zudem 
Hollãnd. tieren, wachfen, gedeihen, dem alten Getier, Beiwe⸗ 


gung, Lärmen u, fi f. gehören würde, 
Der Thierärzt, ©. Dieharze, —“ 
Der Thiergarten, des —s, plur. die —gärten, ein Garten, 
d. 1. eingefchloffener Plag, in welchen wilde vierfüßige Thiere un« 
terhaltgu werden, U 
Das Thiergefecht, des —es plur. die —e, ein Gefecht, wel⸗ 


ches von vierfüßigen, gemeinialich wilden Thieren, zum Bergnüs 
‚gen der Zufchauer veranftaltet wird; bey einigen der Thier⸗ 


kampf. — 
Die Thiergeſchichte, plur. die —n, die Naturgefchichte der 


Thiere, derjenige Theil der Naturgeſchichte, welcher die Thiere 


beſchreibet und eintheilet; eigentlich ohne Plural, der aber Statt 


findet, wenn mehrere Bücher oder Lehrgebaude diefer Art begeiche 


met werden folen, 
Thierifch —er, —te, adj. et adv. 
- tung des Hauptivorteg, zu einem Thiere, d. i. mit Empfindung und 


freyen Bewegung begabten Gefchöpfe, gehöria, indeffen Befhaf 


fenbeit gegründet. Das fhierifche Leben, das bloß finnliche, im 
Örgenfage ; theils des vegerabilifchen, theilg aber auch des 


vernünftigen.  Thierifche Eigenfchaften, welche einem Körs  " 
per als einem Thiere zukommen; 5.8. finnliche Empfindung, - 
2. Ju gewöhnlicherm Verſtande, in der 


freye Bewegungu. f. f. 
zweyten Bedeutung des Hauprwortes, Fertigfeit zur möglichften 
Befriedigung finnliher Triebe, mit VBernachläffigung böherer 
Einfidten und Bewegungsgründe, habend und darin gegründer ; 


im Gegen ſatze des vernünftig. Ein thierifches Leben fuhren. 
Thierifche Triebe, Vergnugungen. Der höchſte Grad des Thies 


riſchen iſt vichifeh, wohey das gefellichaftliche Leben der Dien- 
{chen völlig unterbrochen wird, — 
Der Thierkreis, dea—es, plur. die —e, in der Aſtronomie, ein 
Kreis in der beweglichen Fläche der Weltkugel, innerhalb deſſen 
ſich die Planeten beivegen. Seine Breite beträgt 10 Grad anf je⸗ 
der Seite der Ekliptik, und wird auch, wie dieſe in zwölf Theile 
oder ſo genannte himmliſche Zeichen getheilet, welche aus Stern⸗ 
* r bildern 


AT 
De $ Ey 
Pu a 
Sg ah Sg J 
NE 
} ‚580 
—— 


Wenn es aber ur fpeüngli fhon eine 
: 


sur 


1. In der weiteſten Beden⸗ 2 { 





TEN N GE 


“ 


ir 





— Silben PR, nnter — man Ri {bon von ben: — 
— Zeiten her gewiſſe Thiere gedacht hat, wovon er auch den Rabmen 
© hat, nennet ihn den Bilderbogen, andere haben dafür 
das Wort ZeichenPreis vorgefchlagen. 
Die Thierpflanze, plur. die—n, eine Art natürlicher Körper, 
halb einem Thiere und halb einer Pflanze gleichen, d. i. 
— welche in der äußern Geſtalt, der Fortpflanzung und dem Wachs⸗ 
ii» thume den Pflanzen gleichen, aber wegen ihrer willführlichen Nah⸗ 
xung / rãaumlichen Bewegung und Empfindung wirklich zu den 
Sbieren gehören; Zoophyta Linn. Bey einiaen Pflanzen: 
=. tbiere, Dahin gehören z. B. die Polypen, der Bandwurm, die Ro⸗ 
ſenkränze und fo ferner, 
"Die Thöle, plur. die—n, in * niedrigen Sprecharten Nieder, 
ſachſens, theils einen jeden großen Hund im verächtlichen Ber» 
Mande, theils aber auch eine Hündinn oder Petze zu bezeichnen, 
Schon im Griechiſchen SMeu, das Weibchen. ©. Bete. 


Thomas, ein männlicher Taufnahme, welcher aus dem ebr. oan, 


Zwilling, herſt ammet, einen Zwillingsbruder bedeutet, und aus 
der Deutſchen Bibel beybehalten worden. Im gemeinen Leben 
wird er bald in Thoms, bald in Maß verkürzet, welches aber mit 
Mag, Mathias, nicht verwechfelt werden darf, — 

Ser Thon, Topus, S. Ton. 

Der Thon, des—es, plur. doch nur zuwe ifen von —— Ar 
ten, die——e, beſſer Thonarten, eine zäbe, fhlüpfrige und fette 
Erdart, welche an der Zunge klebt, im Waffer zu einem Teige 
«wird, der ſich aufder Scheibe drehen läſſet, mitden Säuren im 

\ Waſſer aufbraufet, und.in dem Feuer erhärter, daher fte fehr be» 
quem ift, allerley Gefäße daraus zu verfertigen, (S. Töpfer.) 
Man finder den Thon von allerlep Farben, welche von den beyge⸗ 
mifchten metallischen Theilen bercühren, Weißer,grauer, blauer 
Thon, n.f.f. Pfeifentbon, Porzellan-Thon, gemeiner Töpfer: 


wc? 


— —— — — 
F Y 


genannt wird, 
Anm. Das Wort ift wohl nur im Dberdeutfchen einbeis 
- mifh , indem. e3 in den Niederdeutſchen Mundarten und den 
© ,.° mit ihnen verwandten Sprachen nicht ‚befindlich zu ſeyn fcheis 
J net. Die Dänen nennenden Thon Leer, die Engländer. Clay, 


def es mit, dem. Giich. Ir, Erde, verwandt ſey; allein, 
da es in dem zu Augsburg 1483 gedrusten Buche der Nas 

„sur aus drucklich Tahen lautet, foficher man wohl, daß er ven 
Nahmen von feiner Dehnbarkeit hat, und zunächtt mit dem 

Intenſivo dehnen, und deſſen veralteten Stammmorte.dehen 
verwandtif, (S. Debnen und Dohne.) Um deßwillen wird 
es im Hochdentſchen auch mit einem th gefchrieben, obgleich ans 
dere es mit einem D fohreiben,, Frifch aber gar Tohn daraus 

machte. 

Thonartic/ —er, —— adj. et adr. die Art, d. i. Ratur, 
Beſchaffenheit des Thones an ſich habend. Thonartige Erden, 
Steine u ſf 

Der Thonbefchlag, des —es, — die — ſchläge, ein Bes 
ſchlag, oder ‚Überzug von Thon, dergleichen mıan 4. B, über 
die alüfernen Retorten zu machen pflegt. 

Der Thenerabt, des — 28, plur, die—e, bey den Töpfern, 
ein dünner Meffingdraht mit zwey Griffen am abe⸗ den Thon 
damit abzuſchneiden. 

Die Thonerde, plur. doch. mir von mehrern Arten, die —n 

. In der Chymib, die Beſtanderde des Thones welche mit der Vi⸗ 
triolerde den Alaun ausmacht. 2, Eine jede Erde, welche dem 
Thone gleicht, d.i. ſchlüpfrig und fett anzufüblen ift, ſich im Waſ⸗ 
fer auflöfenlöffer, im Feuer erhärtet uud mit den Säuren nicht 
— thonartige Erde; 





thon welcher letztere auch Letten, und in Riederſachſen auch Dwa 


und eihige Niederdeutſche eleichfals Kley. Friſch glaubte, 


582 


Thönern, adj. etady. aus Zon ‚bereitet ;. — ‚Thönerne 
Gefäße, Pfeifen, Schüffeln, Teller u. ſef. 

Die Thongrube, plur.dsie—n. 1. Eine Grube, aus welcher 
Thon gegraben wird; 2, Bey den Töpfern, ein Behältnif, den 
vorrätdigen Thon darin anfjubevaßeen, 

Thonicht, —er, — fie, adjı et adv. dem Thone ähnlich, Ei⸗ 

ne thonichte Erde. 

Thonig, —er, fe, adj, etadv. Thon enthaltend. Kin tho— 
niger Boden oder Acker. 

Der Thonſchlaͤgel, des — 5, plur, ut nom. fing. bey ben To» 

pfern, ein vieredigter Klotz mit einem Stiele, den Thon dansit 
zu runden Klumpen zu ſchlagen. 

Die Thonfchneide, plur.die—n, eben daſeloſt, ein wie ein hal» 

ber Mond gedogenes Eifen mit zwey Griffen, den Thonklumpen 
damit zu dünnen Blättern zu fchneiden. 

1, DasChor, des— es, plur. dir—e. ı. Im weiteften Ver ſtan⸗ 
de, eine jede große Thür, in welchem Falle es doch nur noch in ei» 
nigen Fällen üblich il. Das Scheuerthor. Auch in großen Palr 
läften und Kirchen pflegt man die Eingänge noch zuweilen Thore 
zu nennen, wenigftens fagt man in einigen®egenden fürRirchtbür 
beftändig Kirchthor. 2. Am üblichſten ift es von den großen Ein 
gängen in den Ningmanern oder Befriedigungen eines Raumes; 
daes denn bald vonder Dffuung, bald vonder aus Bretern oder 
Bohlen befiehenden beweglichen Verwahrung diefer Offnung oder 
den Thorflügeln „ bald aber von dem ganzen Gebäude, deffen 

Saupttheil diefe Offnung iſt, gebraucht wird. Das Gfrtenther, 
zum Unterfchiede ‚vom der Fleinern Gartenthür; das Söfther, 
welches auch der Thorweg , die Thorfahrt genannt wird ; dag 
Schloßthor, in der Ringmaner eines Schloffes. Etwas ane 
‚feben, wie die Kuh das neue Thor, mir unwiffender Verwun⸗ 
derung, Am üblichften ift es von den großen gemeiniglich gewölb⸗ 
sen Eingängen. in den Ringmauern der Städte, Fefiungen und 
Sleden, für Stadtrhor, zum Unterſchiede von denkleineru Pfor— 
ten oder Pförschen. Durch das Thor fahren, gehen. Zum Tho— 
re hinein, hinaus fahren. . Die Thore fperven, ſchließen. 
Zum Thore hinaus laufen. Vvor das Thor geben, d.h inden 
Kaum zunächft außer dem Shore. Inder Deutfchen Bibel bedens 
tet es figüclich, theils dieStadt felbft : dein Same fol beſitzen die 
Thore feiner Seinde, ı Mof. 22, 17. Kin Sremdling; der im 
deinen Thoren if, 2 Moſ. 20,10. ' Theils aber auch den Ort 
des Gerichtes, wril man inden Diorgenländern ehedem unter der 
Sporen Gericht zu haften ‚pflegte, wie in. mandıen Gegenden 
noch jest gejchiebes. Streitige Sachen in deinen Thoren, 5 
Dof. 17, 8 Dieim Thor figen, wafchen von mir, Pf.69,13, 
Der MNarr darf feinen Mund im Thor — aufthun. Sprichw. 
24,7: 

. Anm, Im Iſidor Dor, = dem Roiter Tore, bey dem Ul— 

shilas Dovr, im Riederf: und Engl. Door. 2 ift mit Thür 

auf bes genewefle verwandt, nur daß der Begriff der grögern Off⸗ 
nung bier durch das breitere o ausgedruckt wird. S. Ch üy: 

Der Thor, des—er, plur. die—en, Fämin,die Thörinn, - 

2,.* Eine des gefunden Berfiandes beraubte Perfon, ein Wahn⸗ 

finniger, welchen man in härtermBerftande auch wohl einen Nar⸗ 

ven zunennen pflegt, Die Thoven werden nicht irten, Ef. 35,8. 

Zn diefer Bedeutung iſt es jetzt imHochdeurfchen veraltet, allein, 

chedem inar. es in derfelben fehr gangbar. Am Oberdentſchen ſcheĩ⸗ 

net diefeßcdentung no üblich zu fepn. Ain Tore, im Schwa- 
benfpiegel, Ju einem alien Voeabulario von 482 if bäber toren, 
wahn ſinnig fen, raſem. 2. Im engern uud gewöhnlichen Ber« 
fände ift ein Thor derjenige, welcher. entweder oh Abſicht han⸗ 
dels,oderAbfichten ohne Mitielſoder durch untangliche dl ictel zu er⸗ 

reichen ſuchtz im Gegenſatze fo wohl des Rlugen, als des * 

Oe 2 


Ye} .r * — 


53 _ 7) 


Es iſt in dieſer Bedeutung ſo wohl ein — als er glimpfli⸗ 


Derer Ausdruck für das hartere und niedrigere Harı. Ich muß: 
e wohl ein Thor ſeyn, wenn ich das thate. Die edelſten un⸗ 
‚der den Menfchen haben den Beyfall der Thoren verachtet und 
entbehret, Gel. Die Wiffenfchaft, zu rechter Zeit ein Thor 
zu ſeyn, iſt noch bie einträglichſte unter allen, - 3. In der 
Deutſchen Bibel hat diefes Wort noch die Bedeutung, eine! 
Gottloſen, Maieehafeen ‚ welche aber außer besfelden nicht 
gebräuchlich if. 

Anm. 
Door,mwo auch ſich doren chöricht handeln ſich betriegen, und där, 
dar, albern iſt, im. Schwed. Dire, im Slavon. Durak. Entwe⸗ 
dei mit dem herrſchenden Begriffe des Hafens, Tobeus, weil die 
Bebertung eines Wahnfinnigen doch eine der erſten ift,da es denn 
zu unferm Aören, Sturm, dem Griech. Ingag, ungeſtüm, turnies 
renu.a.m, gehören würde, In einem alten Bocab. von 1482 
wird toren wirklich Mech raſen erkläret. Oder auch mit dem 
Herrfchenden Begriffe der Dummbeit, Beftürzung u. f. f. als ein 

+». Beriwandter vonbeftürzen,dem Niederf. verſt ört, dem alten noch 
bey den: Jeroſchiu befindlichen vertoren, erſtaunen, dem kadu- 
oran, verwirrt, befhänt, inder Monfeeifchen Gloſſe, und dem 
alt-Seanz.daurne, beffürzt, tonrdi, Da die Endiaute oft nur 
Beſtimmungen derStammfylde find, fo fcheinet das Schwed.DA, 
Wahnfinn und Unbewußtſryn, das Stammwort zu ſeyn, von wel. 


chem mit verfchiedenen Endtauten, fo wohldie Schwed. dan ra⸗ 


fen, aalg, närtifch, däfna, nicht geſcheut ſeyn, Däre, und 
Däfe, cin Thor, als auch unſer Jamifip, das Lat. demens, und 
andere mehr abftammen, 

Die Thorfahrt, plur. die —n, ein Thor oder große Thür, weidk 
Hof für Wägen beftimant if, damit feldige dadurch fahren fönnen; 
der Thorweg. ' Dergleichen Thorfabrten gibt es befonders auf 

' den Lande fo wohlaufden Höfen, als auch anden Hänfern. ı ©, 

» Thor: 


Der Thorflügel, des —s, plur. ut nom. fing. die aus Bretern 


oder Bohlen beſtehende und.auf der Angel bewegliche Verwah⸗ 
rung eines Thores oder Thorweges, fie beſtehe nun ang ei⸗ 
nem oder zwey Theilen. Die Thorflügel zumachen. Siehe ı 
Ehor. 

Das Thorgeld, des—es, plur. doch nur von mebrern Sume 
men, die —er, Geld, welches in dem Thore erleger wird, und bes 
fonders dasjenige Geld, welches man für den Einlaß nad bereits 
gefperrten Stadtthoren entrichtet, das Sperrgeld; der Thor: 
greofchen, wenn daffelbe in einem Groſchen beſtehet. 

Die Thorgloke, plur. die—n. 1. Eine Glocke, welche aufoder 
Aber einem Shore hänger. =. Eine Glocke, mit welcher das Zei- 
hen der beverfichenden Sperrung oder Schließung der Stadt- 
thore gegeben wird; die — — 

Der Chorgeöfihen, des * plur, utnom,lfing. S. Thore 
geld. 

Die Thorheit, plur. die ie, vone Thor 1. Der Buftand, da 
jemand ein Thor if, ohne Plural. In der erſten Bedeutung des 
Wabnſinnes, der Tollheit, iſt esim Hochdeutſchen gleichfalls vers 

altet, indem es nur in der zweyten Bedentung gebraucht wird, den 
Zuſtand zu bezeichnen, da man entweder ohue Endzwecke Handelt, 
oder Endzwecke ohne Mittel oder durch untaugliche Mittel errei- 
chen will, oder auch die Fertigkeit zur nurichtigen Beſtimmung 
des Guten und Böfen und die Stufen derjelben, im Gegenfageder 
Zlugheit und Weisheit. In noch weiterer Bedeutung wird es 
in_der Deutſchen Bibel Häufig von der Gottloſigkeit gebraucht, 
2,Eine in diefem Zuftande gegründete Handlung; nrit dem Pluraf, 
Sine Thorbeir begehen. Das wäre eine große Thorheit. Es 
wäre eine Thorheis, daran zu denden, Diefürzeften Thorheis 


au 


Bey deu Schwäßifgen Dichteru Tor, im Niederſ. 


‚sen — beften. Ein * PARE Ser — — ; 


wo gar feine begreifliche Abficht zum Grunde liegt. ; 
Anm. Bey dem Hornegk in des zwepten Bedeutung To 
werd, welches aber auch Poffen bedeutet, i im Nicderf: Dorije, 

Der Thorhüther, S. Thorwärter, 

Thöriche, —er, —fe, adj. et, ady. einem Sporen — 
Thorbeit gemäß, eine Thorheit enthaltend und darin gegründet, 
in der zwepten Vedentung- des Wortes Chor, Kin thörichter 
Menſch. Thöricht handeln. Sein Geld auf eine thorichte Are 
durchbringen. Thörichte Anſchlage. Ehedem gebranchte man 
es auch für unſiunig, toll, und duoch jetzt pflegt man einen tollen 
Hund, in einigen Öegenden einen tborichten und zu nennen, 
Im Riederſ. dorlik, im Schwabenfpiegel mit einem andern Ende 
‚laute toerlch, gleichfam thöriſch. Thoricht fleber für tborach« 
tig, wie es in einigen Oberdeurfcehen Gegenden wohl noch lautet; 
‚folglich ift die Schreibart thörige unrichtig, zumabl,daes ohne 
Bin feine Endſylbe ige, wohl aber icht gibt; thörig aber ıwürde > 
richtig fenn, wenn nur Thor nicht eine —— ſondern einen — 
ſtand oder eine Handlung bedeutete. 

*Thörlich, adj. et adv, welches mit dem vorigen steichgebeutend 
ift, und in der Deutfchen Bibel mehrmahls vorkomnit, aber 
Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht wird. 


Der Thorriegel, des —s, plur. ut nom. fing.-von a. Toon 


der Riegel, womit ein Thor verfchloffen wird, 

Der Thorſchließer, des —s, plur.ut nom. fing —— 
ſen Pflicht es iſt, das Thor ober die Sboregu gehöriger Zeit, aufs 
und zuzuſchließen. 

Der Thorſchluß, des —ſſes — inuf. die Handlung, da die - 
Stadtibore Abends gefchloffen werden, und die Zeit, un welche 
ſolches zu gefcheben pflegt. (S. Thorfpetre.) Por Tora, 
indie Stadt Fommen. j F 

Der Thorſchlüſſel/ des—s, plur. ut nom. fng. ber PPFAIE 

ſel zu einem Shore, 

Der Thorſchreiber, des —s, plur, ut nom. fing. ein obrigfeit- 
licher Unterbeamter, welcher die zu dem Shore ein⸗ oder — 
heude Waaren oder Perfonen aufzeichnet. 

Die Thorſperre, plur. inwi. die Handlung, da die Seabrthore 
gefperret werden, inafeichen die Zeit,da daffelbe gewöhnlich zu ges 
heben pflegt. Die Thorſperre gehetgemeiniglich vor dem Thor⸗ 
ſchluſſe vorher, und geſchiehet mis dem Anfange der Dämme⸗ 
rung. 

Die Thorwäche, plur, die —n, die Wache in einem Shore, beſon⸗ 
ders in dem Stadtthore. 

Der Thormärter, des — 3 ur. ut nom. fing. derjenige, 
welcher dazu beſtellt iſt, in den Thoren aufdie ein und ausgebens 


* 


den Perfonen Acht zn haben, dergleichen Shorwärterssinden, - 


Sie werden auch Pfortner und Thorbücher ges 
m Chor: . 


Klöftern gibt. 
nannt. Inden Städten if der Thorwärter oft mit 


fchveider einerlcy, zumeilen aber * noch pon demfi ben der⸗ # 


ſchirden. 


Der Thorweg, des —es, plur..die — ‚eigentlich ein Fabrweg — 


durch ein Thor, oder ein Thor; fo fern es zu Verſchließung eines 
Fahrweges beſtimmt iſt. Am hänfigften gebraucht manes ſo wie 


Thorfahrt von ſolchen Thoren, welche bloß und aßein für Wagen ⸗ 


beftinunt find, befonders anf dem Lande, auf-den Höfen und am 
den Hänfern, welche aber auch Thore genannt werden. Im Nies 
derf. Diürweg, welches von dör, dür, durch, abzufammen, und 
eine Durchfahrt zu begeichnen ſcheinet. 

* Der Thram, des —ens, plur. die —en, ein Dberdentiches, im 
Hochdentſchen unbekanntes Wort /einen Balken zu bezeichnen. Er 
legte Thramen außen am Sauſe umher, Kön. 6,6. Das 
Dort it mit dem Lat. Trabs nur im — deeſdichen, ohne 

eben 


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oben von beimfelben abzuſtanmen. Esift mit unſerm Trumm und 
Deüummel verwandt. S. auch Tram. * 
Der CThran, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder 

thran. Thran brennen oder fieden, durch Zerlaffung oder Sie— 
bung des Fifchfettes Thran hervor bringen. Speckthran, Thrau 
boon Wallfiſchen; Robbenthran, von Seehunden Leberthran 
oder Berger-Thran, ans den Lebern gewiſſer Fiſche und Seethie⸗ 
re, welches zu Bergen in Norivegen beveitct wird, 

7.2 Anm: Im Niederfüchl. Traan, in Schwed. Tran, im Engl. 

0 Trainoil, Die Ableitung von dem folgenden Thräne und thra= 

N d. nen, in der weitern Bedeutung des Tröpfelns, würde alle Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit haben, wenn'diefes Wort nicht, wie von einigen vers 

ſichert wird, mit der Sache feldft zuerfi aus Rußland zu ung ger 
kommen wäre, In einigen Öegenden ift es ungewiffen Geſchlech⸗ 
tes, das Thran. — 

Det Thranaicher, des —s, plur. ut nom. fing. in den Thran⸗ 

5 brenneregen, ein Geſchworner, der die Shranfäffer aicht oder die 

fierer, damit fie alfe gleiche Größe haben, 

Die Thrandreinerep, plur, die —en, eine Anftalt, 'wo der 

Sbeck dir großen Seeft ſche zu Thran zerlaffen wird, die Thran⸗ 
„ Focherey, Thranfieserey, Thranbürte. * 

1.* Die Thräne, plur, die—n, ein nur im Riederdeutſchen üb⸗ 
Aiches Wort, die ungeführ wen Soll langen Locken an den Eiche 
bäumen zu bezeichnen, weiche im Srühlinge die Blüthen mir gelr 
ben Füferchen enthalten. 


Eiche 5 Katze. ; ee) 

2. Die Thräne, plur. die—n, eine Art Bienen, welche größer 
und ftärfer, ale die gewöhnlichen Arbeitsbienen find, und deren es 
in jedem Stode eine gewiffe Anzahl gibt. “Sie find von vielen, 

 ebgleich ohne Orund, für dir Männchen der Birnen gehalten wor⸗ 
den; gewiſſer iſt, daß fie nur zur Ausbringung oder Ausbrütung 
der Jungen beffimmt find, weil fie nach VBoßendungder Zeugungs⸗ 
© 2 Seit von den übrigen Bienen ünmtlich bingerichtet werden; 
Selmbienen, Waiferbienen, Brutbienen Sie baben ihren eiges 
nen Thranenweifer, weicher feine eigentlichen Bienen, ſondern 
niur Thränen zeugt. (©. auch Afterthrane.) Der Nahme wird 
im Hochdeutfchen bald Thräne, bald Threne, im Nieberdeutfchen 
‚aber richtiger Drohne geſchtieben, weil er wufteeitig von dem 
Miederd. droöhnen, einen hellen, hohlen, zitternden Schall von ſich 
geben, abſtanunet, indem ſich diefe Are Bienen durch ihr beſonde⸗ 
zes Sumſen von den übrigen unterſcheiden, daher fie in einigen 

2 Gegenden auch Summeln, und im Franz. Bourdons heißen, 
In Engl, beißt eine folbe Thräne Drone, im Angalf. Draen, 

Dran, im Shwed. Drön, Prönje, im Latein. Fuci, Sire- 

nes, im, Griech zypuueg, o jggas, und bey dem Arifioteles «ss- 

© Yggen „ revIgydev, welche beyden letztern mit dem Deutſchen 
Thrane genun perivandt find, 

8. Die Thräne, plur. die —n, Diminct das Thränchen, Oberd. 

* Thranlein, ein einnender Tropfen. Das tropfenweiſe aus den 

Dichten und Kienbäumen rinnende Harz beißt bey dem Stumpf 

Thranpech Thräupech Die Tropfen, welche aus den beſchnitte⸗ 
nen Heben des Weinſtockes inı Frühlinge rinnen, find in: Wein⸗ 
Baue unter dem Nahmen der Thranen und Rebthranen befaunt, 

Im Ricderdenrfchen wird es in noch mehrern Fäßenfür Tropfen 
gebraucht. Ju engerer und gemwöhnlicheror Brdeutung, die aus 

din Ansen in Tropfen rinnende wäfferige Feuchtigfeit, Wenn 
man das Auge drunter, fo geben Thranen heraus, Eir.er, 23, 
Much der Aiuch verurfacher Thranen. Thränen Ser Sreude 
oder Sreudentbränen.- Befonders, fo fern ſie ein Metkmahl des 
Schmerzens, des Graiurs, der Wehmuth find. Thränen per⸗ 








J 


Quantitãten, die—e, flüſſiges oder ausgelaſſenes Fiſchfett, Sifche 


halten, oder zurück halten. 


In andern Gegenden beißen die ſo ges 
nannten Rägihen an den Walſchen⸗ und Haſelnüſſen Drönen. 


2.77: 386 


‚gießen, weinen. - In Thränen zeichen, fchr heftig weinen. 
‚ Bittere Thrärien weinen, in einem hoben Grade des Schmerzen, 


" des Kummers. Jetzt weinte er Thränen, die nicht birterer ſeyn 
konnten. Etwas mit Chränen ſehen, hören, lefen. Dir Thr— 
nen fihoffen ihm in die Augen · Er konnte die Thranen nicht 

In Thranen und laute Blagew 

ausbrechen. 

Und ganzen Sauren 
Lockt er die Thränening Geftche, Gell. 
Mein Sreundiftfore! 
Und meine Thränefließe umfont, Weiße, 
Wo es collective anflart des Plurals feht. Etlich⸗ Chränden 


© aus ein Paar fo fchönen Yugen konnen bald die Slammen eis 


nes erzürnten Shemannes auslöfchen, Weiße, Dein Staar' 
bat mich manches Thrändengekoffer, eben derf. Diebiblifchen 
Wortfügungen,, die Augen rinnen mir Chränen, Ser, 9, 18, 
die Augen fließen mie Thränen, Kap. ı3, 17, find fehr harte‘ 
Figuren, ob fie gleich von unfern neuern Dichtern Häufig nachges 
ahmet worden, } 

Anm. Bey dem Notker Trane, bey andern Oberdeutfchen 
Schriftſtellern im Plural Treben, Treber, in iefland Trahn, 
im Plural Trane. Friſch fahees fehr gezwungen als ein aus dem 

gletch bedeutenden Zähre, Miederf. Tare, durch die Verfegung 
der Bnchſt aben Achilderes Wort an. Wachter hingegen leiteterg 
von dem Grlech Igyrew, weinen, wehklagen, ab, und wollte dar 
"ber dieſes Wort bloß auf Thränen des Schmerzeng eingefchräns 
tet, von andern Arten aher Zähre gebraucht wiſſen. Sofehr dies 
fe Einfhräntung. twider allen Sprachgebrauch flreitet, fo unrich⸗ 


Ai iſt auch die Ableitung, worauf ſie ber uhet. Von zivey Mitlauıs 


tern zu Anfange eines Wortes ift der erſte allemahl ein Präfirum, 
Nimmt man das t von diefem Worte weg, welches hier vielleicht 
eine Intenfion oder andern äßntichen Umſtand bedrutet, fo bleibe 
Rän,Räne übrig, welches unftreitig zu unfern Intenfive rinnen 
gebörzt; zumahl, da Thräne in.mehrern Fälſen von einem jeden 
vinnenden Sropfen gebraucht wird, Das GrichSe4vem, ifl, 
weun der Begriff des Weinens in demſelben herrſchet, in Geitene. 
verwandter von dem unfrigennichtaber der Stamm; wennes 
aber urfprünglich winfeln, wehilagen bedentet hat, fo Fatın eg zu 


, dem Niederdentichen drönen gerechnet werden. (S. 2 Thräne,) 


Übrigens find Thräne, tiefen, Tropfen n, fs f. nur im Endlante 
verfopieden, - Ju einigen Oberdeutſchen Gegenden iR diefes 
ort männfichen Gefchtechtes : 
Rein Thrän iR, der umſonſt von Mannes Yugen fälle, 
Dpie, 


Thränen,verb.r2g. veutr. mit dem Hülfsworte Haben Thräner 


einnenlaffen. Der Weintigd ebränt, went er im Frühlinge ans 


den Sturzenden der beſchnitte nen Heben den üiberflüffigen Saftin 


Tropfen rinnenläfet welche: aud) weinen genannt wird. Befons 
dere vonden Augen. Die Augen ehränen, wennder Rauch, der 
Schmerz u. f f.jemandin Thränen erpreſſen. Mit trenenden 
Gugen, in den alien Gedichte auf Carln den Großen bey dem 
Schilter. Aber mein Auge thranet zu Gott, Diob 16, 20, 
Grein Yuge, dns nach dir unddeiner Anmurbibräner, 
ü Gryph. 
Es wird ale Mahl von dem Arge, nicht aber vonder Perſon ge⸗ 
braucht, So auch das Thränen. 
nm. In einlgen Oberdeutſchen Gegenden träben, im Nie⸗ 
derf.eranen, Eben daſelbſt hat man auch das Dininut. trän- 
#en, ein wenig worinen, welches auch sippeltränken und finpel- 
tranen genannt wird. Eben da ſelbſt ft Tranange, rin Triefauge, 
ttrenoged/ iriefaugig/ une Uven-Trang, Eine triefängige, inglei⸗ 
hen eine auf weibiſche Art winjelnde Perfon, - 
D»3 Wer 


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* —— 


J — 


.587 


Der Thranenbaͤch — plur die — — * der dich 
teriſchen Schreibart, ein reichliches Maß von Thränen, deren 


noch gtößere Menge ein Thränenfluß, Thränenguß, ein: Thra . 


nenfirom genanntwird, 
Das Toränenbein, des — es, plur. die —e, in der Anatomie, 


zwey Beine der Hirnfchale, welche den vorderften und mitt 


lern Theil der Orbitae einnehmen, die Thranengruben und 
den Thränengang zufammen fegen belfen, und einem Nagel am 
Finger gleichen, daher fie auch Nagelbeine genannt werden, 

Tas Thränenbrot, des—es, plur car: in der- dichter iſchen 
Schreibart, Brot, d. i. ſparſame Rahrung, welche man in betrüb⸗ 
sen Umſtänden und unter Vergietzung häufiger Thrãnen zu ſich 
nimmt. Du ſpeiſeſt fie mit Thranenbrot, Pſ. 80, 6. 


Die Thranenbrut/ plur. car. von 2 Chrane, diejenige Brut 


inden Bienenflöcden, woraus Thränen werden ; riehriger Diode 
nenbrur.. 

Die Thränendrüfe, plur. die—n, in der Anatomie, zweh 
Drüfen im Auge, welche diejenige wäflerige Feuchtigkeit abfon- 
dern, welche, wenn fie tropfenmweife heraus rinnet, Thränen ges 
naunt werden; Glandulae lacrimales.- Die eine lleinere 


wird auch das Thränenfieifch, die andere größere aber die - 


angenannte Drüfe, Glandula innominata genannt. 

Ser Thränenfänger, vonz Thräne, beſſer Drohnenfänger, 

- >&, Summelfänger. 

Die Thränenfiftel, plur. die —n, von 3 Thräne, eine Fiftel, 
oder höhlenartiges Geſchwür in dem Shränenfadedes inneren Au⸗ 
gempintels, 

Eos Thränenfleifch, des —es, plur. ‘car. ©, Thränen: 
drufe, 

Der Thränenflüß,des—fes, plur, die — flüſſe. 2. Die häu⸗ 
fige Vergießungder Thränen,. ohne Plural. 2: Häufige Thränen 
ſelbſt. S. Thranen bach. 

Der Ühränengang, des — es, plur. die — gange, in der Ana⸗ 
tomie, zwey Gänge oder zarte Röhren am Thränenbeine in der in⸗ 
nern Augenhöhle, welche die Thränen aus der Thränendrüſe in 
dag Auge führen, 

FieTbrönengrube, plur. sie—n, S. Thränenbein. 

TerChränengüß, des— er, plur. die—guffe, S. Thrünen: 
bad. 

Thränenleer, —er, — fir, adj. et adv. leer von Thränen. 
Wenn die einennügige Schmeigpeley mit tbranenlecren Yugen 
ein prahtiges Denkmahl über die Gebeine des vergeffenen 
Torten sufrichter, 

Thri 'nenlos,. —er, — eſte, adj. etadv. der Thränen beraubt, 
wie dag vorigei, hart, unempfindlich. Ihr thranenlofen Sun: 
der bebr, Raml. 

zer Thrimenpunct, des—es, plur. die— e,in der Anatomie, 
zwen Löcher am Randeder Augenlieder neden dem innern Wins 
Feldes Auges, welche einen. Theil der Thränen durch die Nafe 
abführen ; Pubrtalacrimalia. 

Die Thränenguelfe, plur. die—n, in der dichterifchen Schreib⸗ 
art, das Ange, fo fern es hänfige Thränen vergießt. Ach, daß 
meine Yugen Thränenquellen wären, J:rem. 9, . 

Der Ehränenfad, des —es, plur, sie —fade, inder Anatomie, 
ein Behaltniß am Innern Augenwinkel, welches die Thränen 
enthält, 

Die Chränenfcheibe, plur. die — n, von 2 Thräne, 
Wachs ſchriben in den Bienenflöden, welde für die Thrüs 

nenbrut barımme find; beſſer Drohnenſcheiben, Nieder, 
Dronenmrarte. 

Thranen voll —er, —fle, adv. et — vol Thränen, Wie 

ge Dt thränenvolles Auge verbarg, 


Er ME N, 


— — 


Der Thränenweife, des — 
Thräne, der Weiſer der Thränenod: 
finde ;beffer Deobnenweifer. . 

Die Tranbütte, Thranfiederey, ©. 7 


ir ut nom, Eng, von® 


Thranicht, —er, — fie, adj. et adv. dem Shraneäbnlih, 16 — 


Thran ſchmeckend; Toranig hingegen Thran e enthaltend. 
Die Threne, S.2 Thräne.. R 
Des Threför, des— es, plur. die—r, Diminpt. das Tore. 
forchen, ein zierliches Simswerk oder Geſtell, welches an 
der Wand befefliger wird, das Thee⸗ oder Kaffeh⸗Zeug, Gläſer w.ſ. 12 
„darauf zu ſtellen. Zutweilen ift es ein ſanberer Schranf anf einem 
gierlichen Poſtemente zueben demfeiben Gebrauche. Nicht, wie 
. einige wollen, von dein Franz. Trefor, der Schag, fondern von 
Drefloir, und dieß von dem miitlernLat. Dreiforium, ein Det, 
. etwas in Ordnung daranf zu fielen, daher man im Denufhen 
auch das ch beybehalten hat. ©. auch Trefefammer. - . 
E Thron, des — es, plur. die—e, im-biblifchen Sinne, 
—en„einfeperlicher erhabener Sig, fo ferner das feyerliche Un⸗ 
terfcheidungsmerfmahlder fürftlichen, befonders aber der tönigli⸗ 


hen und Faiferlichen Würde iſt. Auf dem Throne ſitzend Au⸗ 
Der König von Hinive fund auf von feinem - 
Thron, Fon, 3,6. Ju weiterer Bedeutung wird egauchvonere 


dienz geben. 


habenen Sitzen geringerer Perſonen bey fenerlichen Gelegenheiten, 
z. B. eines Stetthalters, Bifchofes u.f.f. gebraucht. Figürlich be⸗ 
deutet es ſehr häufig die höch ſte obrigkeitliche Winrde and Gewalt, 


wo es von der kaiſer lichen, königlichen und pöpſtlichen Würde amn 


gewöhnlichſten iſt, von der fürſtlichen ſeltener, und vometner ger 
ringern gar nicht gebraucht wird, (©, auch Stuhl.) Den Thron 


bejleigen, auf den Thron gelangen. Sich auf den Thron 


fhwingen, Jemanden von dem Throne ſtoßen, ibn aufden 
Thron fegen. Seinen Thron befetigen. Kinem Könige auf 

- dem Throne nachfolgen oder folgen. Indemnenen Teſtamente 
werden gute Engel höherer Art einige Mahle Thronen genannt, 
vermntblich ‚ fo fern fie vor den andern mit vorzüglicher Auete 
nnd Gewolt bekleidet find, 


Anm. In dem alten Fragmente auf CarInden Großen rommt 


dieſes Wort zuerſt vor, wo es aber von der Kirche gebra ucht wird, x 


Die ältern Schriftfieller bedienen fich dafür anderer Ausdrücke; 
der alte Überfeßer Afidors Hochletli, Kero und Norter Stuol, 
and Wilerem Herltuol. Es iſt alſo aller Wabefcpeinkichteit nadg 
ang dem Lat. Thronus in die Dentihe Sprache Aufgenommen 

worden, Der Plural Thranen ift bloß bibliſch. 


Thronen, verb, regul. neutr. mit dem Hülfs worte haben, den 
„Thron bekleiden, herrſchen. Gott thronet im Simmel, An 
akeridem Verſtande auch, ſich an einem Orie, wie auf einem 
Throne befinden, 
Wie thront auf Moos und Rafen: 
Der sirt in ſolzer Ruh! Hager, : \ 

Der Thronerbe, des—n, plur die—n, der Erbe eines‘ Shros 

nes, d,i.der föniglichen oder Faiferlichen — im —— Falle 
der Kronerbe. 

Der Thronfolger, des—s, plur. ut nom. fing. —— 
welcher beſtinimt iſt, einem andern auf dem Throne zu folgen; Fa⸗ 
min,die Thronfolgerinn. 

Der Thronbimmel, des-— 3, plur, ut nom. fing. ein Sim⸗ 
mel, d. i. zierliche ausge ſpannte Dede, über einen Thron, und in 
weiterer Bedeutung oft-ein jeder felcher. Himmel, worunter bey 
frenerfichen Glegenheiten vornebme Perfongn ſtehen oder fißen,“ 
(S. Simmel, Prachthimmel, Baldachin) Wenn ein folcher 
Himmel über gewijjePerjonen getragen wird, fo pflege men ibn 
auch wohl einen Tragehimmel u nennen. 


ä \ Dee 


Beobnenin einem ceienen · 


N. 





— 





ur 


a 


— Thum,eln jest für ſich alein im Hochdeuiſchen veraltetes Wort, 


g. derjenige, 


. welchesnurnochals eine Ableitungsſylbe gebraucht, und gewiſſen 


- »Bep- noch mehr aber Hauptwörtern augehanget wird,neueHaupts 


wörter daraus zu bilden. Diejenigen Wörter, an welchen daffelbe 
befindlich ift, bedeuten: 1. Eine Gerichtbarkeit, ein Gebietb, ei⸗ 
nen Bezirk, Dergleichen find Kaiſerthum, zerzogthum, Marks 
grafthum, Fürſtenthum, Burggrafthum, Bischum, das. Ges 
Biech oder Landesbezirk eines Kaifers, Herzogs, Markgrafen uff. 
Das Witthum, daseiner Witwe zu ihrem Aufenthalte und Uns 
terhalte ausgeſetzte Grundſtück. Ehedem fagte man auch König- 


thum, Angelf. Cynedome, Engl: Kingdom, Holländ. Ko- 


ningdom, für Rönigeeih. In andern ift dafür das Wort 

— ſchaft üblich, z. B. Grafſchaft. Alt⸗Frieſ bedeutete Dom, 
Sabe, Gut, wovon noch das Niederſ. Ingedom, Ingedömte, 
Hausrath, gleichſam innere Habe, herſtammet. Imfnittlern Lat 
kommt Doma mehrmapls für Adler, Landgut vor. 2, Es ſchei⸗ 

net, daß diefes Wort auch zuweilen als ein Collectivum gebraucht 
worden, alleunter devierfien Häfftedes Wortes begriffene Indi⸗ 
viduazu bezeichnen. Diefe Bedeutung, welche genau aus der. vos 
eigen fließt, iſt zwar jegt größten Theils veraltet, allein man fin» 
det noch Spuren davon in Seidenthum, die ſämmtlichen Heiden, 
das Alterthum, dir ſämmtlichen zu alten Zeiten Sebenden Men- 
fen, Has Papfithum, fo wohl der ganze Theil des Erdbodens, in 
- weichem die päpftliche Religion heerſchet, als auch die fämnukis 
hen Bekenner derfelben. So auch das Judenthum, Chriſten⸗ 
tbum, CLutherthum. Allein, es kann diefe Bedeutung auch eine 
Figur der folgenden vierten ſeyn. Indeſſen gebrauchte noch Logau 
> Menfchenehum fürdas menſchliche Geſchlecht: “ 
Wurdig bit du, daß dein Ruhm L 
Bleibt, weil bleibt das Menſchenthum. 

3. Die Würde, Macht; eine mit den beyden vorigen fehr genau 
verdundene Bedeutung, tvelche die Sylbe ehedem in fehr vielen 
Wörtern, welche aber un Hochd. größten Theils veraltet find, hats 
te. Noch jetzt ſagt man das Priefterebum, für die priefterliche 

Würde, Das veermeiſterthum, die Würde eines Heermeiſters. 
Allein, ehe dem hatte man auch das Schultheißenthum, das Zoll⸗ 
nerthum, das Mlünzmeiftertbum u, ff. Bed dem Ditfried iſt 
Todesduam, die Macht des Todes, Auch Papiithum, Kaiſer⸗ 
thum, Serzogtbum, u. f.f. wurden ebedem fehr Häufig von der 

‚bloßen Würde gebraucht. Im Schwed.ift Döme, Macht, Ge⸗ 
richtbarkeit, und das Lat. Dominus, ift one Zweifel damit vers 
wandt. 4. Roh häufiger Hilft diefes Wort Abſtracta bilden, einen 

> Bnftand,eine@igenfchaft zu bezeichnen, welche durch die erfiedälfs 
te des Wortes näher beffimmet werden. Das Eigenthum, der Zu⸗ 


ſtaud da jemand ein Ding als fein eigen beſitzet, das Alterthum, da, 


ein Ding alt iſt, der Reichthum, da jemand reich ift, dev Wachs⸗ 
tbum, da ein Ding wächfet, das Chriſfenthum, da jemand ein 
Chriſt iſt. Ehedem hatte man weitmehrere Wörter diefer Art, 
welche jetzt theilg mit den Ableitungsfplben — ſchaft, —lichFeit, 
und-—igkeit,theils mit andern üblich find, Beyfpiele find. : Leib⸗ 
eigenthum, Leibeigenſchaft, Magdthum, Jungferfchaft, Herz 
thum, Herrlichkeit, Mejeflät, Süßehum, Süßigkeit, Wißthum, 
Weisheit, Todesthum, Sterblichkeit u. ſ.f. 5. Nach einer bey 
ſolchen Abſtractis ſehr gewöhnlichen Figur, werden diefe Wörter 
oft wieder gebrandht, Concreta zu bezeihiten, von welchen diefer 
Zuſtand, obgleich in verfchiedener Rückſicht, gefagt werden kaun. 


— Das Alterthum, ein Ding, welches einhohes Alterthum beſitzt, 


der Beweisthum, ein Sag, welcher einen Beweis abgibt, dag 
Eigenthum, ein Ding, welches jemand als cigen befiget, über 
welches er. das Eigenthum hat, das seiligthum, ein heiliges Ding, 


“ 


—f 


3— 


— x 


zw 590 
ein heiliger Ort der Reichthum, ein Ding, welches reich nrachı, der 
Irrihum, u. für. Auch Chriſtenthum, Papthum Fubentbum, 


Se.dentbum, Cutherthum ſcheinen hierher zu gibö.en, wenn 


fie die chriſtliche, päpſtliche u. ff. Religion bedeuten, ob je gleih 


"auch aledanı zurvorigen Bedeutung gerechnet werden Fönıten, 


Anm.. Dieſe alte Ableitungsſylbe iſt heutiges Tages im Hoch⸗ 
deutſchen von einem eingefchränften Gebräuche, das heiße, es fie 
het nicht in jedes Deutſchen Gewalt, neue Wörter daniit zu bilde, 
welches vielleicht nur in überaus wenig Fällen erlanbt feyn dürfe 
te. Die meiften damit verbundenen Wörter find ungewiffen Ge⸗ 
ſchlechtes; Beweisthum Irrthum undReihthum ausgenommen, 
welche männlich find, Es laſſen ſich auch von den damit gemachten 
Wörtern nicht leicht andere ableiten, Kigenchümer,eigenchume 
lich, KigenthümlicpFeir etwa ausgenommen. Welches alles den 
eingefchräuftenGchrauch diefer Eudſylbe im Hochdeutſchen zeiget, 
Anm. 2. Wenn man dieſe Sylbe in ihrem ganzen Umfange 
nimmt, ſo bleibet faſt Fein Zweifel übrig, daß te nicht von dem 
überaus alten Dom, Dum, Gericht, abſtammen folfte, welches in 


. Allen mit der Deutfchen verwandten Sprachen angetroffen wird; 


x 


aber alsdann in feiner uefprünglichen weitern Bedeutung genom⸗ 
men werden muß, in welcher es Macht und Herrfchaft überhaupt 
bedeutet hat. Das alte Oberdeutſche Duom, Thuom, das An- 
geiſ. Dame, Dome, des Ulphilas Duomi, und ſelbſt das Rufe 
ſiſche Dum, bedeuten Gericht, fo wie im Talian Thuomo, und 
im Augelj, Dema, ein Richter, im Dänifchen Dom, ein Urtheil, 


‚ und noch jegt im Niederf. domen, ein Urtheil fällen iſt; welche 


Bedeutungen insgeſammt Figuren vonder erſten Bedentung der 
Macht oder Herrfchuft zu feyn feheinen, fo dag auch das Griech 
Berg, unddie Lat. domare und Dominus,mit zur Verwandt 
[haft gehören. Aus dieſer Abſt ammung erhellet zugleich die Noth⸗ 


wendigkeit des th; weil alle alte Mundarten und Sprachen in 


deinfelben ein weiches d haben, welches im Hochdeutſchen ſehr oft 
durch ein th ausgedruckt wird. 


Thun, verb. irreg. Präſ. Jad. ich thue, du thuft, er thut; Conj. 


— 


ich thue, du thueſt, er thue; Imperf. ich that (in einigen Gegen⸗ 
den ich thate;) Conj. ich thate; Mittelw. gethan; Imper.chue, 
thu. Es iſt bald ein Activum, bald ein Neutrum, welches aber 
—* im letz tern Falle das Hülfswort haben erfordert. Es ber 
eutet, 
2, Jun weiteſten Verſt ande, eine Veränderung, beſonders eine 
eigene Beränderung verurſachen, fie ſey nun eine äußere oder eine 
innere, wobey es oft dem Leiden, oft dem Laſſen, oft aber auch lut 


‚engerer Bedentungdem Sagen entgegen gefeßt wird. Es iſt hier 


von einem überaus weiten Umfange der Bedeutung, und bezeich⸗ 
net den eben angezeigten Begriff ohne alle näbere Beftimmung 
der Art und Weife,des Oldesu.f.f. Es ſtehet 

Entwrder ganz unbeſtimmt. Man muß nicht allein reden, 
fondern auch thun. Sagen und thun ind zweyerley. Thun 
lehret thun. Du willſt mich betriegen, wie du fchon andern ges 
than haſt. Arbeitet, wie ich thue. Es iſt Ein Thun, im gemei⸗ 
nen Leben, es iſt einerley. 

Oder auch mit Partikeln, die Art und Weiſe zum Theil zu be⸗ 
ſtimmen. Dawider thun, handeln. Wider das Geſetz thun. 
Recht thun, übel thun. Sie haben recht getben. Das iſt 
ſehr wohl gethan. Daran thun ſie wohl. in Menſch, Ser 
nicht gut thun will, im gemeinen Leben, der das pflihtmäfige, 
gehörige Verhalten nicht beobachten will; welches Opitz noch in 
der höhern Schreibart gebraucht : Die Heiden, die nicht aut ge: 
than. Das thut nicht gut, figürlich,dastwird Feine guten Folgen, 
feine gute Wirkung haben. Die manufacturen thun bey uns nicht 
gur, fommen bey uns nihtfort. Kund thun, ein: zunächſt aus 


dem Oberdeutſchen herfkanımende R. A. für befanne MER. Der 
ae 


„ 


Be, et Er —— 
Sache zu ET zu wenig eban. 
thun, ihm Unrecht hun, 

Oder mitder vierten Endung der Neränderung, oder Auch der 


Reihe von Veränderungen, Ich habe es ſchon gethan. Ks ift 
ſchon gethan. Thue, was dir gebühret. Thue das Deinige, 


FRE jemanden zu viel 


Thue, was ich dir heiße Er weiß nicht, was er thun ſoll. Er 


weiß nicht, was er thut ‚Das will ich gern tum Wenn ſichs 
thun laſſet. Das will ſich nicht chun laſſen. Ss ansern gleich 
thun wollen. 


Er thut nichts als eſſen und trinken. Thun ſie mirs zu Lie⸗ 
be,. zu Gefallen’. Jemanden etwas zu Leide thum Aber, 
fh ein ‚Zeides thun, iſt im gemeinen Sehen, Gm an fich-felbit 
legen. 

Befonders mit  Haupwörieen. Seine Pflicht,feine Schuldig⸗ 


keit thun. Sein Amt thun. Femanden Unrecht shun. Seine 


Eine Reiſe thun, reifen, 


Poſſen thun. 


Trunk, einen Schluck, einen Zug thun. 


Ar beit thun, ve: richten, Gutes, Boͤſes thun. Jemanden einen 
Thue ihm feinen Willen, thne, was er derlangt. 
Jemanden einen Gefallen cbun. : Einem Sandreihung hun. 
Einen Weg run Jemanden thun. 
thun. Bey Louten, dienicht ſcharf denfen, thun wigige Blende 
Boerke oft gute Dienfte, Gell. Da denn die ſes Zeitwort das riges 
ne bat, daß es ni. einer Menge Hauptwörier verbunden werden 
Tann, das gleichbedeutende Zeitiwort auszudrucken. Einen Blick 
auf jemanden thun, aufibn bliden, , Eine Bitte tbun, bitten, 
Jemanden Schaden thun, ibm ſcha⸗ 
den. Ihm vorſtelluns thun? Melsung, Erwahnung thun, 
melden. Abbitte, Lufeffveiche, fein Gcherb ebun: Feman: 
den eine Ehre, eine Gnade thun. Eine gute Mahlzeit, einen 
Einen Schrigt, ei: 
nen Gang; einen. Sprung, einen Fall thun. Einen Riß, dis 
nen Schnitethun. Kinen Schuß, einen Shreyebum. Buße 
tbun. KRechnung thun, ablegen. Kin Gelübde thun. Wi: 
derſtand hun, leiſten. Wunder tbim. ine Predige hun, 
Halten. Gute Wiünfche für-iemanden thun. Seine Wir: 
Fang thun. Sünde then, fündigen, Sine Frage an ieman: 
Sen thun, ihn fragen, Bine reiche Seirath thun. Einen Ein— 
fall in ein Land ehun, einfallen. Den Angriff thun, angreifen. 
Und fo in vielen andern Fällen mirhr. So zahlreich un die 
Haupımwörter diefer Art find, mit weichen thun folchrr Geſtalt 


verbunden, und ſtatt der gleich bedeutenden Zeitwörter gebraucht 


wird; fo gehet doch folches nicht mit aller am, indem der Ger 


‚Brauch hier Ziel und Grängen vorſchreibt. So laſſen fich die di 


blifchen Ausdrüce, einem Befehl hun, einem Verheißung rhun, 
am Hocdentfchen nicht gebrauchen, ob man gleich ſehr wohl ſcgen 
kann, einem ein verſprechenthun 

Endlich wird dieſes Zeitwort auch imSodbrutfihen,obgleich nur. 
dr einigen wenigen Fällen, mit dem Jufinitiv eines Zeitwortes 
and dem Wörtchen zu verbunden. Femanden etwas zu wiſſen 
thun es ihm betannt machen, fund thun. Allein in den gemeinen 


Mundarten wird es mit dem bloßen Jafinitiv ſehr häufig ge⸗ 


braucht, und zwae in einem gedoppelten Falle, (1) So bedienet 
man ſich deſſelben im Niederdeutſchen und Hollẽndiſchen ſtatt des 
Zeitwortes laſſen. Bereiten thun, bereiten laſſen. 
hun, machen laſſen. Jemanden geben thun, ıhn gehen laffen, 
Nach welchem Mufter die Franzofen ihre ähnlichen Kusdrüdemit 
Baire gebiltger zu haben feinen. Im Hochdeutfchen iſt diefe Be⸗ 
Buıtung oöläg unbekannt. 42), In den niedrigen Soch⸗ und Ober» 
den ſchen Rundarten gehet man in dem Gebrauche dieſes Zeitwor⸗ 
ME und Meiter, worsalsein wahres Hülfswort gebrauch: wird, 
” Hr Zeworter, auch Neutra damit zwconjugieren, fen chin, 
Man Ich that gehen, ich ging. Ich wit ſchreiben ehun, ſchrei⸗ 


Etwas aus Andacht aus Ge eiz aus Eigennutz 
chun. Sein Beſtes, fein Moglichſtes ein übriges thun. 


Jemanden gute Bienſte 


Machen 


geben fe ſich nicht mit ihm ab. 


— 


— — 


ben. — Chun geben, jeden. ———— 


diefe Worefügung fo ane in der edleen Sopreibart. 5 Br 
— Ein fettes sſ aſelhuhn/ — 


Darnach die Bürger fonfi die Singer lecken abun. 5 “ & 2 


Ton Unfall von mir wenden, eben derſ. 


Im Engliſchen ift die ſe Art des Ausdrudes gleichfalls völlig * 


bar. 1do believe, ich glaube, How.do you do, wie befin« 


den fir ſich, eigentlich, wie thut ihr hun. Diefer Gebrauch it 
freylich ſehr bequem, ‚weil man nur das Seitwort thun darf cons 
jugieren fönnen,, um alle übrige Zeitwörter damit abzuwandeln, 


daher er auch von einigen mic Recht alsdann empfohlen worden, 
wenn die leichtefte Sprache erfunden werden ſollte. Aleini im. 
Sochdeniſcheũ klingt es überaus niedrigund widerwörtig, 
In dieſer ganzen weitern Bedeutung iſt die ſes Zeitwort ſo 
als Beränderungen, und beſonders Veränderungen außer fich,und 
in noch engerm Verflande, ſolche Veränderungen mis Überlegung 
bervor bringen. Allein, es bezeichnet diefe Veränderungen bloß als. 
Beränderungen. 
feines weiten Umfanges ungeachtet doch nicht ohne ale&infhrän. 
kung gebraucht wird, 


mung beyder Wörter zu liegen feheinet, davon in der Anmerfung. 
So fern es Veränderungen überhaupt verurfachen brdiutet, iſt es 
dem Jeiden entgegen geſetzt; wenn es Veränderungen außer ſich 


bezeich net, fo ſtebet es Cem laſſen oder unterlaſſen, und in einigen 
Faͤllen auch dem fagen entgegen, welches letztere im ERBEN —— 


ben für keine aufßere Veränderung gehalten wird. 
2. Wied dieſes Zeitwort auch fehr häufig in engerer und igur⸗ 


licher Bedeutung gebraucht, beſondere Arten der Berä — 


bezeich nen. Die vornebmſten find etwa folgende, 
(1) Mir Ernſt mir Anſtrengung handeln oder thun; in ei⸗ 
nigen bereits eingeführten Fällen. Die Arbeit will gerban ER 
ſie erfordert Auſtrewguug. Man muß zur Sache thun. Wir 
wollen je eher je lieber dazu thun den Anfang bemit mäthen. 
Sie müffen nurdazu tbun, und ibn fortfpie®en. Mit ſich ſelbſt 
genug zu thun baben, - 
viel zu ſchaffen. 
(2) Die Urſache einer Wirkung ſeyn; 
„gölen. Sunders Thaler thuns nicht, richten es nicht ang; Waf: 


“ferthuts freylich nitht Er kann viel bey der Sache tbun. Ich 4 


kann nichts mehr in dieſer Sache thun. 
thun. 
nicht ausgerichter. Wenn meine Wartung nicht thate, er wäre 
lange todt. Ja, wenn ihr nicht thätet, ich glaube, ich wäre Pe⸗ 
tern wieder gut, Weiße. Es thuts ibm wohl was ſchlechters, 
er kann wohl mit etwas ſchlechterm zufr ieden ſeyn. 

(3) Gemeinſch aft, Umgang, Befhäftigung mit etwas haben, 
mit dem Zeitivorte haben. Ich mag Richts mit dev Sache zu 
thun haben, 
bindung fiehen. 
Perſon, mit welcher ich rede, welche ich vor mie ſehe. Jugleichen 
mit machen. Sich mit jemanden zu thun machen, fich mit ihm 
abgeben, unterhalten, Machen fie ſich mit ihm nichts zu thin, 

Am gemeinen | Reben it mit einer 
Derfon zu thun haben, cin anffändiger Ausorud dcr unerlaub⸗ 
sen Benwohnung. 

(4) Pflichtmãaßige Veränderungen hervor Bringen, Berufs- 
geſchäfte verrichten. Den ganzen Tag nichts thun. Nechts zu 
thun haben. Jemanden etwas zu thiun geben. Ju thun bes 


Die Menge muß es 


kommen. viel zu thun haben. Ich babe jetzt zu thun, habe 


Cr 


* 


Und daher rühtet cs vermuthlich auch, daß es 
Gewiſſe Boränderungen find mis andern 
Zetwörtern üblicher, So werden zB. diejenigen Veränderuns 


\ gen, welche in einem körperlichen Werke b: «ftehen, nicht mit hun, 
fondern mitmachen ausgedruckt, wovon der Grund in der Abfranıs 


Dieſe Sache macht mir viel zu thun/ 


auch ur in einigem 


Es iſt damit nicht nethan, es reicht nicht zu, es iſt damit 5 


Mit jemanden an thun haben, mit ihm in Ver⸗ 
Mit wen babe ich es zu thun? wer iſt die 


wi, * In 
BE SE Bu 3 un 0 Ba cn ZU ann Ce 4 ui. 








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nu. a a 
a eh N 3 


—— 


a 


5 


Berufsgeſchufte. tm ſechs Uhr muß alles gethan ſeyn, verrich⸗ 
det ſehn. Was habt ihr da zu thun? Du haft hier nichts zu 
tbun. Beſonde 3 wird es bey den Kaufleuten von Handelsges 
fchäften gebraucht. Ein Baufmann thut viel, wenn ex viele 

nutzliche Gefchäfte bat, 


6) Es iſt mir darum zu thun, ich fuchees zu erlangen, es liegt 


mir am Herzen. Es iſt hm nur ums Geld zu thun. Es iſt mir 


am deine Wohlfahrt zu thun. Es it dem Junker viel (d. is 


nichts) um feinen Kammerdiener zu thun, fondern nur um ſich. 


An weitern Berjtande bedeutet diefe Redensart aber ohne Für⸗ 


- wort fo viel als betreffen, auf etwas anfommen. Es iſt um dein 


Slük zu thun, es betrifft dein Gliick. Es iſt noch um Einen 
mMonath zu thun, esfonmt noch auf Einen Monath an, es ift 


- daze nur noch Ein Monath nöthig. Es iſt um ein böſes Stunde 


een 36 thun. 5 
(6) Es it um diefe Sache gerhan, oder es iſt mit ihr gethan, 
- fie ift verloren, Bevr, es iſt mit mir gethan, Gryph. es iſt aus 
mit mir, ich bin verloren. 
Es wär’ um ihre Gunſt und um mein Glück gethan, Gell. 


(7) Den Ort eines Dinges verändern, mit ausdrücklicher Dielo 


dung des Ortes, als ein allgemeiner Ausdruck für fegen, legen, 
„bringenn.f.f. bl in die Lampe, Waffer in den Wein chun. 
gießen. Die Hände in die Tafche thun, fieden. Das Pferd 


in den Stall thun. Salz andie Speifentbun. Eine Sache 


bey Seiterhun. Etwas davon, dasuthun. Geld aus dem 
Beutel tbun. Etwas aus der Hand thun, legen. Schuhe 
an die Süße thun. Den Mantel umthun. - Ein Rind in die 
Schule, einen Knaben auf ein gandwer? thun, derdingen, 
Einen Bedienten von fih thun, ihn abdanfen. Dabin aud die 
figürlichern Arten des Ausdruckes gehören. So du aber dich bey 


>. 2 Zeit zu Gott thuſt, Hiob 8, 5. ihn fucheft, dich um feine Gemeine 


fihaft bewirbefl.._ Warum thuſt du dich nicht von mir? Hiob 
7,293; entferneft dich nicht von mir. So ihr euch nur zu eu⸗ 
ven Brüdern freundlich hut, Matıb. 5,17. Sich zu jeman⸗ 
den thun, naheum ihn ſeyn, ſich feine Gunſt zu erwerben, baber 
fi zuthun, zuthatig. Sich hervor thun, anderegu übertreffen 
fuchen. In mehr eigentlichen Verftande gehören hierher auch 
die Zufammenfegungen aufthun, abthun, anthun, austhun, 
binthun, wegthun, zuthun u, f. f. welche insgefammet eine 
Veränderung des Ortes bezeichnen. Im Niederf,ift doon auch 
fo viel als geben, reichen: thue mir das Buch, reiche mir es 
. ber... Die meiften Fälle diefer Bedeutung find indeffen nur im 
gemeinen Leben üblich, und werden in der anfländigern Schreib» 
art gern vermieden, _ ; 
(8) Seine Empfindungen durch Geberden und andere äußere 


. Merfmahle anden Tag legen. Sehrnac etwas thun, im gemei« 


nen Leben, fein großes Verlangen nad) etwas durch Geberden, 
- Bitten und Worte, merklich machen. Sehr um jemanden 
thun, ihn beflagen, bedauern; 
— Wie ſehr wir nad ihm rennen, 
Wie fehr wir nach ihm thun, Dpig. 


Wie mußteft du thun, wenn du es garnicht härter! Thun fie 


doc), als wenn ihr Rörper eine Spinnewebe wäre, fie fiellen, 
geberden ſich ſo. Schru, blöde, furchtfam, vertraut, bekannt 


Ss mff.tbun Sehr ängſtlich, ſehr gefährlich thun. Klüger 


thun, als es ſich für feine Jahre ſchickt. 

"Wenn du ſo böſe thuſt, ſo bin ich ohne Sorgen, Roſt. 
Meiner JZahre wegen konnte ich in der Kleidung roch ſehr jung 
tbun, Gel. Mit einem Sranenzimmer fon thun, fie liebe 
Fofen. \ 


Ih fürchte, daß Damöt mit vielen. freundlich thut, Gel. 


Großthun, prablen, es ſey nun durch Worie oder andere äußere 


Adel. W. B. 4, Th. 2, Auſt. 


Thu 594 
Zeichen. In allen diefen Fälen, welche doch nur in der dertrau⸗ 
lichen Sprechart einheimiſch find,begeichner das Zeitwort bloß die 


äußern Zeichen und Geberden, und läßt es unentfeieden, ob der 


Gemüths zuſtand damit übereinftimmet oder nicht, 

(9) Aber in fehr vielen bedeutet es ausdrücklich fo viel als ſich 
fielen, Empfindungen äußern, welche man nicht wirklich bat, 
Boͤſe thun. Er that fchr gleichgültig. Beſonders mit der 
Partikel ale. Er thus, als wenn er krank wäre Thun fie, 
als wenn fie meine Muhme nicht wären, Gel. Ich muß 
alſo thun, als ob ich gar nichts wußte, eben derfelbe. Aber 
das beiße ich nicht bethen, das heißt nur hun, als ob man 
bethen wollte, eben derf. 

Ich that, als wollte michs verdrießen, eben derf. 

Hoc that ich als ſchlummert' ich, Weiße, 
Aus einer andächtigen HöflicpFeit thut man zuweilen fo, als 
babe man fein Amt von Bott, Naben. . 

(20) Sinuliche Empfindungen verurfachen, mit den Neben⸗ 
wörtern wohl, weh,gut, fanftu. («f. Das thut mir wohl, Das 
thue mir ſanft. Das wird dir gut thun, figürlich, wird die 
wobl befommen, wird dir heilfam ſeyn. Es wird ihm auch gue 
thun, wenn er einen feinen Thaler Geld mit Friege, wird ihm 
angenehm ſeyn. Wehe chun, fehmerzen. Kin Lobfpruch, den 
ich mir wegen feiner Größe nicht zueignen Zann, thut mir we= 
ber, als ein verdienter Verweis, Gel, Jemanden web hun, 
im Schmerzen, Kummer verurfachen, auch figüelich, ihm zu 
nahe, zu viel thun. Es thut mir leid, es iſt mir leid, Im ges 
meinen Leben einiger Gegenden ſagt man auch, es thut mir and, 


für, es iſt mir bange. 


1) Böſes thun, ingleichen Schaden thun, beleidigen, Was 

babe ich getban? nähmlich Böſes. Ich will dir nichts thun, 

will dich wicht perfönlich beleidigen. Was hat er dir denn gez 
than, daß du ibm diefe Ehrenicht auch erweifeft ? Gell, 

Du ſiehſt recht ſauer aus, hab’ ich div was gethan, Roſt. 
Das thut mir nichts, kann mir nicht fhaden. Es thut nichts, 
wenn man dich auch auslachen folfte, es ſchadet nichts, hindert 
nichts. Noch habe ich Feinen Brief, aber das thut nichts, fcha« 
det nichts. - } 

(12) Es thut von Köthen, es thut norbig, beffer und gewöhn⸗ 
licher, es thut Horb, für, esift nörhig. Jetzt thate es Noth, man 
bedankte ſich noch dazu, wenn man feine Reigungen einem 
Undanfbaren überläßr. > 

Es thate wirklich Noth 
Du ließefi eg gefchehn, und würdeſt niemals roch, Roſt. 
Es thut mir Korb, ift im gemeinen Leben jo viel, als ich werde 
von der Natur zum Stuhlgange genöthiget. 
(13)* Befchaffen feyn, in welcher Bedeutung gerhan feyn, 


. ebedem fehr üblich war, Nun was es dergeftalt gethan, umb 


diefelb hol, Theuerd, Kap, 48. fiewar fo befhaffen, Die Geburt 
Chrifti war alfo gerban, Matıb. 1,1835 ging fozu. Im Hoch⸗ 
deutfshen ift &s in diefer Bedeutung veraltet, wovon die Oberdeuts 
ſchen noch ihr fo gethan oder forhan haben, In ſothanen Um— 
ſtanden, in ſolchen. 

(14) In den gemeinen Mundarten dat dieſes Zeitwert noch 
manche andere Bedeutungen, don welchen Hiereinige nur über⸗ 
baupt angeführer werden folfen. Im Niederdeurfchen wird es oft 
für gelten, Foften gebraucht. » Was thur der Roden, wie ſteht er 
im Preiſe ? Er hates mir gerhan, er hat mich bezaubert, behert; 
im gemeinen Leben, wo thun auch ein yöfficher Ausdruck für feine 
Norhdurft verrichten iſt. Sprichw. Es if ein bofer Vogel ‚der 
in feineigen Neſt thut. 

(+5). Endlich wurde diefes Zeitwort ehedem auch fehr häufig 
für — ein körperliches Werk, und in weiterm Berfiande, 

p sin 


= 


jr 


MR 
ein Werk hervor bringen, gebraucht, Duomes mannen, laßt 


uns Menſchen hervor bringen, im Iſidor. Zu Vuine getan, 
zu Mein gemacht, imZatian. Dine hende tatenmih, mad» 


zen mich, im Notker. Diefe Bedeutung, welche eine der erften 


zu ſeyn fiheines, iſt imHochdentfchen längſt veraltet und dem Zeit⸗ 
worte machen eigentbünilich überlaffen worden. Das Dänifche 
danne, bilden,und Danlighed, die Geftalt; ſcheiut ein Intense 
ſivum davon zu ſeyn. 
Daher das Thun, ©. ſolches gleich hernach. ⸗ 
Anm. 1, Ich that, Für ih that, du thateſt, u. ſ f. im Jin 
verf. Zudic. iſt eine alte Oberdentſche Form, welche im Hochdeut⸗ 


{chen veraltet iſt, und nur noch zuweilen in der komiſcheuSchreib⸗ 


Art gebraucht wird, RE 
Die Drachen thäten auch galant. Gött, Muf. Amar. 177°. 
. ‚Anm, e Imgſidor chiduon,dey demfKero ketuonsgiduan, 
Auen, bey dem Ditfried duan, bey dem Ulphilastaujan, im 
Niederf,soon, im Angelf. don, im&ngl.do, im Griech. Iemwaa, 
> Wenn man vorans fegt, wie denn bey einer gründlichen Keinen: 
des Urfpranges der Sprachen voraus gefege werden ninß,daß alle 
Zeitwörter ur ſprünglich Nachahmungen natürlicher Laute find, 
folglich anfänglich eine fehr individuelle Bedeutung hatten, und 
nachmahls auf mehrere Handlungen und Erſcheinungen ange 
wandt wurden, welche mit einem ähnlichen Laute verbunden wa⸗ 
sen, oder doch unter dentfelben gedacht wurden: ſo iſt leicht zu ber 
weifen, daß thun ehedem eigentlich eine Art Förperlicher, mit ei» 
nem gewiffen merflichen und eigenthümlichen Laute verbundenen 
Verrichtung oder Handthierung bedeute haben müffe. Eine Spur 
iſt davon unter andern noch in dem Englifben vorhanden, wo to 
do,tfun, the Do oder Doo aber, Geräuſch, Lärm ift, wovon 
mit andern und zwar einen böhern Grad bezeichnenden Endfpihen . 
unfer toben, taub, Getos, ebedem Tos, u. ff, abſtammen, (S. 
auch Ton und Eönen.) Das oben gedachte Niederſ ãchſiſche doon, 
geben, reichen, hat. eine merfwürdige Übereinftiinmung mit dem 


& Zar. dare,geben, nnd donare, ſcheuken, Donum, ein Geſchenk, 


und allen ihren Verwandten, 


Das Thun, des—s, plur.car, der Infinitiv des vorigen Wor« 


tes, als ein Hauptwort, befonders in der erften weitern Bedeutung 
and als rin Eolectivum , die Handlungen eines vernünftigen Ge⸗ 
ſchöpfes zu bezeichnen, wodurch es fih von That unterfcheider, 
welches von eingelnen Handlungen gebraudt wich. Um eures 
Thuns willen, ward der Serr erzürnet, 5Mof. 4,21. In al: 
lem Thun weislich handeln, Kap. 29, 7. Des Serien Augen 
eben auf des Menſchen Thun, Hiob 24, 23. Gottes Thun 
as Fündigen, Pi. 9, 12... Alles Thun ik vol Mühe, 
Pred. ı, 8. \ “ # 

Der mein Thun zu meiftern denkt, 

Predigt tauben Ohren, Haged. 
Ingleichen die pflichtmäßigen Haudlungen eines Menſchen. Sei⸗ 
nes Thuns warten, Sir. 10, 30, ImKochdeut ſchen fängt es an 
zu veralten/ wo man es noch am hãufigſten mir dert Worte Laſſen 
gebraucht; das Thunund Laffen eines Menfchen, dirHandlun- 
gen, welche er verrichter und unterläßt, zu bezeichnen. 


Der Thunfifh , Ses—es,:plur. dire, eine Art Mafrelen, 


welche oben und tinten acht Afterfinnen bat, ungefähre fieben Fuß 
laug ift, und fich häufig in dem Atlantiſcheun und mittelländiſchen 
Meere aufhält, wo er gefangen und eingefalgen wird; Thynnus 
L. woraus auch der Deutfche Nahme iſt, im Ital. Tonno. 
hunlich, —er, —fie; was ſich thun, d. i. als Veränderung her⸗ 
‚wor bringen, wirken laßt, im weiteſten Umfange diefer Wörter, und 
zwar fo wohl abfolute, für. möglich, als auch und zwar noch häufi- 
ger, den Huifländen nach, für rathſam, leicht u.f. f. Die Sache ift 
nicht thunlich, läßt fh nicht 1hun. Noch if es nicht thunlich 


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ik untbunlich. FEW j 
Die Chunlichkeit, plur. car. die EigenfchafteinesDinges 





gewefen, absüreifen. Eine chumiiche Sache. De 
0 A BP a 2/7 


ſenkrecht auf ihrer Angel ftehenden beweglichen Fläche —— 
ung zu einem verſchloſſenen Raume, um zu demſelben zu 
Tommen , unddie Fläche, womit diefe Offnung geichloffen wird, 
In diefer weiteen Bedeutung hat man ®fenrbiren, Schrankthüe 
ven, Thüren an den Bratröhren, Jeuermauern, Dogelhäufern 
u. f.f. wo bald die Offnung, bald aber auch die bewegliche Flache 


von derfelben denNabmen der Thür führer. Der fenfrehreStand 


unterfcheidet eine Thür von einem Dedel , der fenfrechte Stand 
auf der Angel von einer Klappe, Falle oder allthüre, und die 
Abſicht, um zu dem eingeſchloſſenen Raume zu kommen, von eis _ 
nem Senfter, und andern Offnungen, weiche andere Abſichten ha⸗ 
ben. 2. In engerer Bedeutung iſt die Thůc eine ſolche Hffiung, um 
in einen umfchloffenen Raum zu gehen, wo wiederum bald die - 
Dffnung feibft, bald aber auch die Fläche, womit fie verichloffen 
wird, die Tour beißt. Die ſausth ür, Stubenthür, Bam: 





ne 


N 


merehür, Sineerebür, Llebenebür, Gofebiie, Treppentbie, 


Stalkthür, Rellerehür, Gartenebür, Kirchenthur u. Kfe Die 


Thür aufmachen, zumachen auffpließen, zufchlichen, An 


die Thür klopfen. Vor der Thür fieben. In die Thür treten. 


An der Thürfteben. Zur Thür hinaus, hinein gehen. Vor Ä 
der Thür, im dem Raume anperhaib der Thür. Bein Brog,- 


vor den Thüren ſuchen, von Haus zu Haus betteln. Den La- 
fern Thür und Thor aufthun, ihnen den ungehinderten Eingang 


verſtatten. Daher auch die figürlichen Arten des Ausdrudes, in 


welchen Thur zum Sheildas Zimmer und das Haus bedeutet, 
Femanden die Thür weifen, ihn fortgeben heißen. Die Thur fu: 
hen, fih in der Gefchwindigfeit fortmahen. _ Sich nach der 
Thür umfeben, zu entfommen fuchen, Binter dev Thür Ab⸗ 
fchied nehmen, ohne Abfchied fortgehen. Mit der Thür ins 
Haus fallen, ungeſtüm zuplatzen. Zwifchen Thür und Angel 
Reken, aus zwey Üben Eins erwählen müffen. Man ſucht 
niemanden hinter dev Thin, wenn man nicht felb dahinter 
gewefen ift, das Bewußtfegn eigner Schuld macht, daß man ans ⸗ 
dere in gleichem Verdachte hat. Bor fremden Thiiven Febren, 
und feine eigenenicht rein halten, an andern Fehler entdecken 


‚und feine eigenen überfehen, Vor der Thür, nabe, fo wohl 


von dem Orte, alsder Zeit. Dev Seind it vor der Chür, iſt nabe, 
iſt nicht mebr weit. Oftern ifkvor der Thür. Seine Befferung 
ift vorder Thür. Es ift ein Brieg vor der Chür. Wenn ben den 
Tuchberertern ein vierecfiges Bret , welches man über die Tucher 


legt, wenn fiegepreft werden, die Preßthür beißt, fo gefchtes - 


het es vermuthlich um der Ahnlichkeit willen, oder auch, weil 

man ſich dazu anfänglich wirklich einer Thür bedienethat./ 
Anm. Im Iſidor Duri, beym Hero Tur, bevm Willeram 

Ture, bey dem Notker Dura und Ture, in Oberfchwaben no 


‚jest Diwa, im Niederf. Dör, im Schwer. Dör, im Dänifchen 
Dor, im Jeländ. Dyr, im Engt.. Door, bey dem Uphilas 


Daur, im Böhm. Dwere, bey den Sorben⸗ Wenden Duri, im 
Alban. Dera, im Epirotifhen Derene, im Perf. Der, im 
Griech. Sup, im Chald. yon, (Tera) ; woraus das hohe, Als 


‚ter diefes Wortes hinlänglich erhellet. Es ift, wie ſchon vonder 


meiftenSprachforfchern bemerket worden, ſehr wahrſcheinlich daß 


der Begriff der Offnung und derBewegung durch dieſelbe in diefene 7 


Worte der herrſchende iſt und daß es alſo mit denr Vor morte durch 


auf das genaueſte verwandt iſt. Dieſen weiteſten Begriff der 
ein Na⸗ 
delöß 


Offnung beftätigen nioch Ulphilas Thairko net hlös, 


/ 


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er a N ir — — 
ee selbe, Gey den Kraineriſchen Wenden beißt Urata, die Thür, 
welches mit anferm Hhr Verwandt ift,) und das Ancclf. Thyrl,® 
ein Loch Naes-Thyth, das Rafenloch, welches eigentlich das 
Diminurivumvon Thürift. Das Lat. obturare, ein Loch aus» 


füllen, ſcheint auch hierher zu gehören. S. auch Einthüren, wel 


Bee den Müllern üblich ifk, die Offnungen ver Mishleuflügel 
mit Schindeln ausfüllen, — mE 
Viele fehreiben diefes Wort Thüre, unter dem Vortwande, weil 
es weiblichen Geſchlechtes ift. ı Allein, fo fehlerhaft diefes ein 
‚Spur, Slur, Mauer, und hundert andern Ähnlichen ſeyn würe 
de, ſo unnöchig ift es auch hier. 


©. Die Thürangel, plur, $ie—n, die Angel, oder der Haken, 


worin die Thür hängt, dev Chürhaken, Niederſ. die Sange, die 
Säfpe. Ne x % 3 
Das Thürband, ses—es, plur. Sie— bänder, dag eiferne 
1. Band; vermittelit deſſen eine Shür auf der Angel hängt, 
Das Chürfeld, des — es, plür. die—er, das vonder Zarge 
eingefchloſſene Feld der beweglihenTbärflägpe,welches unter dem 
Kahmen der Füllung am üblihftenift. 
Der Thürflügel, des—s, plur.ut nom. fing. die bewegliche 
Zläce, womt die Thürsffnung verfchloffen wird, befonders, wenn 
fie aus zwep gegen einander über ficbenden Flächen befieber. 
+. Das Chürgerüft, des— es, plur, die —e, in der Zimmers 
manuskunſt, des Viereck von Hoiz, welches die Thüröffnung eine 
ſchließt und ſelbige alsmacht, das Thürgelell, im Osnabrüuck. 
das Weeg; zum Unterſchiede von einem Thürgewende, wenn 
dieſes — von gehauenen Steinen iſt — BR 
Das Thürgefims, ses — es, plur. die — e⸗/ ein Gefims über 
— Regen — von dem Thürgerüſte oder 
Thürgewende abzuhalten. — ER 
Das Thürtteftell, des —es, plur. die—e, S, Thürgerüf. - 
Das Thürgewende, des —s, plur. ut nom. ling. ©. eben 
bafelbft, | ? 
DerChichafen, des—s, plur. ut nom, fing. ©, Thür⸗ 
“angel. - y 
Der hacher des — 8, plur. utnom, fing. einBedienter, 
welcher die Aufficht über. eine Thür hat, und die Aus- und Einges 
beuden beobachtet, dev Thin warter, von welchem der Thürficher 
eine Art iſt. Des Reichs Erbthürhüther, welches Bier afen von 
Werther find. - In manchen Gerichten und Difafterien find die 
Thirhüther mehr zum Einlaß der Parteyen und zur Ausrichtung 
der, Befehle des Gerichts, als zur Betvachung der Thür beftimmt, 
daber fiein einigen Gegenden auch Thurheber genannt werden, 
Die Thürknechte find die geringfte Art der ſelben. Im Tation 


PDuriuuarta. REN » 
Der Thürknecht, des —es, plur. die—e, ©, das vorige, 
DerTchurm, des— es, plur, Sie Thürme, Diminus. das 
Thürmepen, Oberd. Thürmlein, ein hohes Gebäude, deffen 
Höhe, die Breite und Länge weit uübertrifft. Bin fpigiger 
Thurm, im Gegenfage eines. frimpfen. . Ein bölzerner 
Thurm, zum Unterſchiede von einem feinernen oder mafz 
fiven, Der Kirchthurm, Glockenthurm, Schloßthurm, 
Palverthurm, Wachthurm, Leuchtthurm oder Leuerthurm 
n.f.f Aufden Thurm ſteigen. Dev Babylo iſche Thurm. 
Auch ein ſolches Gebäude auf einem andern, da manche Häufer 
und Gebäude Thürme oder Thürmchen haben, Da die 
Shürme fo wohl an den Rathhäuſern als auch über den Tho- 
ven häufig zu Gefängniffen gebraucht wurden, und noch jegt 
gebraucht werden, ſo wird Thurm fehr oft für Gefängnif ge⸗ 
’ braucht, auch wenn es fich eben nicht mehr in einem eigent- 
Fichen Thurme befindet, Jemanden im den Thurm ficden. 
Aber, ihn auf den Thurm ſetzen, u... ſetzet ein Gefangniß in 
* > > 


BP: 


598 


Thurme indem Schach⸗ 


. er! * X 
Thu 
einem wahrenThurme voraus, Bon dent 
fpiele ’ &, 2 Rode. ? 
Anm. Bey dem Notker Turre, im Speuerdant Turen, im 

Niederd. Tooen, Tabren, im-Angelf. Tor, im Engl, Towr, 
Tor, im Shwed, Torn, im Isländ, Tura, im Irländ, Tor, 
im Franz, Tour, im Bretagn, Twr, im Pohln. Turma, im 
Sat. Turris, im Griech. Tupass,im Hebr. 9% und Tao, Tzur 
und Sohar,) weil s und t fehr leicht in einander übergehen, im 
Spr. Tur. Es iſt wohlgemig, daß der Begriff der Höhe indie» 

fen Worte der Stammbegriff iſt, und daß cs von dein alten tbor, 
tor, groß, bob, abſtammet, welches aus dem Zeitworte ehürs 
men noch deutlicher erhellet. Daher bedeutet im Engl. Tor, wicht 
ungeinen Thurm, fondern auch einen hoben Selfen. Die om 
Thurn für Churm if im Hochdeutfchen veraltet, fo wie derspfa» 
ral die Thür mer für Thürme nur in einigen gemeinen Mundar⸗ 
ten üblich iſt. 

Der Thurmbau, —es, plur. inuf, der Ban eines Thurmes. 
Der Babyloniſche Thurmbau. 

Thürmen, verb. reg. act. in Geſtalt eines Thurmes aufhan⸗ 
fen, zu einem hoben Haufen machen, deſſen Höhe die Örundfläche 

weit überteifft, befonders im der dichterifchen Screibert, dage⸗ 

gen in der proſaiſchen aufthiwmen üblicher iſt. 
©, daß die Sonnenur, die mir jetit heiter ſcheint, 
Um dieſen May des Glücks 
Nicht ein Gewolke thürmt! Weiße, 

Anm. Ju dieſem Zeitworte und deſſen ausländiſchen Ver⸗ 
wandten iſt der Stammbegriff der Höhe unläugbar. Im Engli⸗ 
ſchen iſt to towr, ſich in die Höhe ſchwingen/ hoch in die Luft flie⸗ 
gen, zo wring, hochfliegend, und figürlich hochm üthig; im Wal— 
ff. it dwyre, aufſtehen, lurgere, welches Lateinifhe Wort 
DEE erfien Syle nad nebft Lurfum uff. gleichfals hierher 
gehöret. — 

Der Chürmer, $r8—s, plur.ut nom. fing. der Wächer auf 

. einem Shurme, welcher auf die Feuersdrünfte in der Eradı Acht 
zu geben und zuweilen auch die Stunden dureb den Glodenfchlag 
anzudeuten hat; derChurmwächter, an einigen Drtey der Sausz 
menn. 

Der Churmfalk, des —en, plur. die—en, ein Nabme dee Wans 
nenweders oderKuttelgeyevs, weilengern auf Thürmen horfier, 

Der Thuemfiſch, bee—es, plur. die — e, in einigen Öraen» 
den ein Rabe des Döbels oder Sanddobels Cyprinus Do- 
bula L, welcher in andern Gegenden Giebel beißt. 

Der Churmberr, des -en, plur. die—en, an einigen Orten, 
wo die öffentlichen Gefangniſſe fd in einen Thurme befinden, wie 
3. B. zu Straßburg, zewiſſe Beamte der Stadt, welche die Auf: 
ſicht über dieſe Befängniffe haben. In Eöln am Rhein, wo das 
öffentliche Gefangniß der Frankenthurm beißg, find die Thurm- 
herren oder Thurmmeiſter zwey im Rathe figende Perfonen, mel» 
He einen eutgezogenen Verbrecher in die Inquiſition nehmen, und 
ihn hernach an das Schöffengericht abliefern. 

Der Thurmkohl, des—es, plur. car. eine Pflange mit langen 
digen Schoten, welche auf den Triften Europens wächft, and 
auch Thurmkraut, Thurmſenf genannt wird ; Turritis L. 

Der Thurmmeifter, des — s, plur. utnom.fing. Siehe 
Thurmherr. 

Die Thurmmühle, plur. die—n, eine auf einem Fegelartigen 
Thurme flebende Windmühle, eine Solländifhe Windmühle; 
zu m Unter ſchiede vonden Deutſchen Bodmublen. _ 

Die Thurm ſchwalbe/ plur. dHie—n, eine Ari Schwalben⸗ wel- 
hr.arößer ift, als die Haus ſchwalbe, ſich ern um Steiufelfen un» 
hohe Thürme aufhält, uud ein ſtarkes Geſchrey has, Vielle cht iſt 
fie nie der Mauerſchwalbe einerley. 

By z J Ks? 


Thu 2 * 


5099 


Der Thurmſenf, des —es, plur. inuf, S. Thurmkohl. 

Die Thurmuhr, plur. die —en, ein großes Uhrwerk auf einem 
Thurme, die Stunden zu zeigenund zu ſchlagen. 

Der Thurmwärter, S. Thurmer. —— 

Der Thuͤrnagel, des—s, plur. die —nägel, im Hüttindaue, 


diejenigen Nägel, womit das Ventil au die Pumpe genagelt wird, _ 


weil diefes daſelbſt auch das Thürlein genannt wird, 

Thurnier, Churnieren, n.f.f, S. Turnier. 

Die Tpurofofe, plur. sie —n. 1. Diejenige Pfofte an dem 
Shürgerüfie, worin die Thür hängt. In weiterer Bedentung wars 
den auch bende Thürſtocke wohl Thürpfoſten genannt, 2. Von 

pfoſte, dicke Bohle, dergleichen Bohlen, woraus ftarfe Thüren 

=. verferfiget werden. „ UNE 

Der Tbürriegel, des —s, plur. ut nom. fing. ein Kiegel, eine 
Thür damit zuzuriegeln, oder zu verſchließen. — 

Die Thürſchwelle, plur. die —n, die Grundflãche der Thüröff⸗ 
nung und der Balken oder das Balkenſtück, welches felbige and» 
macht. Zumeilen wird auch der Sturz, oder das oderr Salken⸗ 
ſtück die Oberſchwelle genannt, da denn jene die Unterfchwelle 
beißt. — 

Der Thürſteher, des —s, plur. ut nom, fing. eine Perſon, 
welche an der Thür ſtehet, felbige zu bewachen, eine Art 
Thürbüther. So baben vornehme Perfonen Schweizer oder 
Heiducen, welde fo wohl an der Haustbür, als auch an 
den Zimmerihüren ſteben, felbige zu beiwachen, und auch 
wohl Schweizer genannt werden, Dee Bammertbürfieher 
it an den Höfen eine angefehene Perfon, welche gleich auf 

den Kammerdiener folgt. 

Der Thürfto,des —es plur. die —ſtöcke, die beyden ſeukrech⸗ 
ten Theile eines Thürgerüftes, welche auch wohl Thürpfoften ge⸗ 
nannt werden, zum Unterfchiede von den Thürfchwellen. 
muthlich um der Ahnlichkeit willen, werden im Bergbaue die fenf: 

"rechten Banbölger in der Berzimmerung eines Stollens, woranf 
die Kappen liegen, Thürftöde genannt. ©, Stock. R 

Di: Chtieverkletdung, plur. die —en, das Leiftenwerd, womit 
das Thürgerüſt beffeidet wird. 

Der Thirwärter,S. Thürhüther. > 

Die Thymber-Pflanze, plur. die —n, eine in dem mittägigen 
‚Europa einheimische Pflanze, movon eine Art befondersin Mace- 
donien einbeimifch it; Thymbra Linn. aus weldem Griechi» 
{chen Nabmen auch der Deutſche gebildet iſt. 

Der Thymian, des —s, plur. inuf. eine gewürzhafte Pflauze, 
welche auf den dürren und bohen Gegenden Europens einhei miſch 

und ſehr magenſtärkend iſt; Thymus Linn. woraus auch der 
Deutſche Nahme iſt. Der Quendel iſt eine Art davon, indeſſen 
werden beyde Nahmen oft für einander gebraucht, und der Thy⸗ 
mian Kömifcher Quendel genannt. Jin Engl. Thym, Franz. 
Thym, Der gewöhnliche Thymian wird in Ofterreich Wäls 
fches Kuttelkraut genannt. ; 

Die Thymſeide, plur. inul ein Rahme der Slachsfeide, Cu- 
feuta Linn. fo fern fie auf und an dem Thymian wächfer, 

Tichten, ©. Dichten. Ä 

rei act. efneutr, im lestern Fallemit den Hülfs- 
worte haben,mit der. äußerften Spige des Fingers oder mit einem 
andern fpigigen Werfzeuge gelinde berühren. Daher der Ti, 
diefe Berührung, antiken, anrühren w ff. Dasit ie ber 
Mitte zeige fchon, daß diefes Wort ein Intenfivum iſt; die <irt- 
fachere Form iſt noch in Ulphilas tekan, berühren, Franz. tou- 
cher, Engl. touch, und-in dem veralteten Lat tagere, tigere, 
wofür nachmahls mit eingefchaltstem Nafelautetangere üblich 
ward, vorhanden. Das Niederf, tippen, Hochd. tupfen wird in 
ähnlichen Verſtande gebraucht. ; 


Bere x 


— 





— 
x —9* 


* 


Tief —er, ⸗fie, adj. et adv. weldes einen relativen Vegriff be⸗ 


zeich net/ und in verſchiedenem Verſtande gebraucht wird, 1. Ei⸗ 


gentlich, unter der angenommenen oder doch gewoͤhnlichen Hori- 
zontal-Linie, oder näher nach dem Deitteipunete der Erde befind» 
lich, im Begenfage des hoch; wo es theils ab ſolute gebraucht 


das Hauptworfdes Maßes am gewöhnlichften in der vierten En. 


dung ſtehet, wie bey den Wörtern hoc), lang, Breit, weitu.t.f. 


Der Brunnen if zwanzig Elien tief. Wietief it der Schacht ? 
Antw. Sunfzig Blafter. Drey Suß, ſechs Zoll tief. Wofür im 
Ober deutſchen auch die zweyte Endung üblich if, Dieler Ellen 
tief. Jugleichen ohne Beyfag des Maßes, wo tief weit von der 
" Dorigontal» Fläche, oder doch weiter als gewöhnlich von der ſelben 


wird, das Maß diefer Entfernung zu beftimmen, in welchem Falle 


entfernt, bedeutet, Iſt die gewöhnliche Horizontal⸗Fläche der Ber - 


griff, worauf ſich tief begiehet, fo ſtehet es dem hoch entgegen, in 
andern Fällen aber auch dem Nach, feicht u. f.f._ ine tiefe Ge» 
gend, welche unter der HorizontalsLinie liegt, Das Landliege 

> sief, im Öegenfage des hoch. Kin tiefer Graben, tiefer als ge⸗ 
wöhnlih. Dev Graben iñ nicht tief. Lin tiefer Fluß. Das 
Meer iſt bier ſehr tief. Ein tiefer Abgrund, ine tiefe Wun⸗ 
de. Die Wurzeln geben tief. Tief graben. 


Schüffel, im Gegenſatze einer Nahen. Ks liegt ein tiefer 


Eine tiefe . 


Schnee, d.i, bober, vieler Schuee;, wegen der weiten Entfernung 


von feiner Oberfläche dis zum Grunde, So auch tiefer Koth, in 
welchen man tief einſinkt. Tiefe Wege oder Straßen, wo vieler 
und tiefer Koth liegt. z Ye 

2, In weiterer Bedeutnug wird es in vielen Fällen auch von der 


horizontalen Entfernung gebraucht, umd zwar fo wohlabfoluremit _ 


Beſtimmung des Maßes. Das Haus if zwanzig Ellen rief, d. 3, 
vonder Vor derſeite dis zur hinterſten Maner, Als auch ohne Bes 


Punete in horizoutaler Richtung entfernt, Tief indas Land hin⸗ 


ein geben. Sich tirfin sen Wald hinein wagen. Ergingtief : 


in das Gebirge, Tief indie Sohle hinein gehen. Wie tief 
in dev Seldfeplacht ferbend ein Gortesläunner ſich wälst, 
Klopft. Es iſt zwar alsein Nebenwort am üblichften, doch ift das 
Beywort auch nicht ganz ungewöhnlich. Ein tiefes Haus, wel⸗ 
des von der Vorderwand bis zur Hinterwand einen beträchtlir 
HenKaum einnimmt. Und fabe ungefehn in die tiefe verſamm⸗ 
lung, Klopft, —— 

3. Figürlich, 
Derbeugung machen. Und nach einer noch weitern Figur, Sich 
fehr tief erniedrigen. Die tieffle Erniedrisung. Tiefe De— 
muth. Diezügellofe Liebewird. zur Brunft, die den Menfchen 
tief unter das Thier erniedrigt, Gell. | 
Ele, im Gegenfag der hoben, Tieftrauern; mit fehr dunfeln 


ſtimmung des Maßes, für weit, weit-von einem angenommenen , 


* 


(1) Sich tief vor jemanden neigen. ine tiefe 


(2) Tiefe Sarben, duns - 


Farben, oder auch als eine Figur der vorigen Bedeutung. (3)Von 


den Tönen; ein tiefer Tom, derjenige, weichen eine dickere, län« 
gere oder ſchwächer geſpaunte Saite bervor bringe; im Gegen- 
fage des höhern. Ein Inſtrument tiefer fimmen. Die tiefe 
Baßſtimme (3) Bis in die tiefe Nacht hinein, weit indie Nacht 
hinein, von der zwenten engern Bedeutung. Die tiefſte Mitter⸗ 
nacht ift durch dich belle, Weiße, : 
Denn tiefe acht deckt vor uns her die Tage, 

>». Die jeber noch durchwandern wird, U}. k 

Wo ſich auch der vorige zweyte Begriff der Dunkelheit mit Hinzu 
gefellet. (5) Pin tiefer Schlaf, aus welchem man ſchwer zu er⸗ 
wecken iſt. Im tiefften Schlafe liegen. So auch in tiefen Ges: 
danken figen, Heben, begriffen ſeyn, wofür man auch wohl fagt, 
tiefin Gedanken figen, u. ſaf. Im tiefer Betrachtung ver= 
funfen. Tief in Schulden fieden, viele Schulden haben, wo» 
für man im gemeinen Beben nur fagt, tief ſtecken, ſehr tief 


fieden, . 


fe 











er Bl f - gi ” Fr 
— — — * * ce 


” Aeen.- (6) Verborgen, uneraeindlich. Pin tiefes Geheimnig. 


Die tiefe Weisheit Bortes. Tiefemyfifche Beweife ergeubeln, 
5. Roc häufiger, (7) Gründlich, fubjective, deutliche Begriffe von 


‚allen Merkmablen eines Dinges habend, und dacin gegeünder, _ 


- Eine tiefe Erkenntniß. Lin tiefer verſtand. Tiefdenfen. 
‚Ein tief denfender Mann, Geſetzt, ich ſähe bier nicht tief 


‚genu . Se { ” 
Wir ſehn nicht tief genug, was diefes Herz empfand, Weiße. 
48) Tief Arhem boblen, gleichfam von den unterften Theilen der 
Bruſthöhle heraus. Einen tiefen Seufzer laſſen. Tiefieuys 
"sen, - (9) In manchen Fällen iftes ein Zeichen einer Jutenſton, 
eines hohen Grades, Bin tiefes Stillſchweigen beobachten. 
Es herrſcht bier eine tiefe, die tiefite Stille, Wo man aber 
nicht mit dem Nebenworte fagen kann, tief ſtillſchweigen. 
Sich erwas tief einprägen, tief in das Gedächtniß prägen. 
Es bleibt im tiefen Andenken. Lin tiefer Schmerz, der nicht 
nur Rack, fondern auch dauerbaft iſt, und in der Stille empfun« 
“den wird. Der Schmerz eines Weifen iſt tief, aber ohne Ge: 
räuſch und mit Majeftät befleider. Du ſcheinſt einen tiefen 
Gram zu verbergen. ! 
Anm. Ben dem Ulphilag diup, beydem Ottfried dinf, im 
Nieder. deep, im Angel. deop, im Engl.deep, im Schwed. 
diup, im Wallifchen dwfn. Es iſt mit taufen nahe verwandt, 
S. daffelbe. Fe —— 
Das Tief, des —es, plur. die —e, ein beſonders in der Schiff⸗ 
fahrt übliches Wort, den tiefften Theil oder Drt einer Waſſer⸗ 
menge zu bezeichnen. Befonders wird das Fahrwaſſer, welches 
die gehörige Tiefe für die Schiffe hat, zum Unterfihiede von deu 
feichtern Stellen das Tief genannt In den Niederdeutſchen 
Marfchländern führet diefen Nahmen der Hanptivafferzug, worin 
alle Zuggräben zufammen fließen, Niederf, Deep, - 
‚Tiefäunig, adj. et adv. tief, d.t. weit in den Kopf hinein lier 
gende Augenbabend. : 
Die Tiefe, plur. die —n. 1. Alscein Abſtraetum und ohne Plus 
ral, außer von mehrern Arten, oder von dieſer Beſchaffenheit in 
mehrern Individuis, die Eigenſchaft eines Dinges, da es tief, d. i. 
unter der angenommenen oder gewöhnlichen Horigontal-Linie, bes 


findlich iftz ingleichen die Entfernung unter diefer Horizontal 


SLinie. Die Tiefe eines Brunnens meffen. Eine Tiefe von 
zwanzig Ellen. Line grundlofe Tiefe. Auch ineinigen Fällen 
von der berizontalen Entfernung, Die Tiefe eines Saufes, deſſen 
‚Breite von der Vorderwand gerechnet bis zur Hinterwaud. Die 

"Tiefe eines Zimmers, deffen Länge, 
figürlichen Bedeutungen des Wortestief. Die Tiefe des Schla- 
fes, der Erniedrigung, der Sarben, der Töne. Die Tiefe der 

"Weisheit Gottes, ihre unergründliche Beſchaffenbeit. Die 
Tiefe der ErFenntniß, diejenige Eigenfchaft, da ale Merfmahte 
einer Sache zue Deutlichkeit gebracht werden. 2. Ein tiefes 
Ding, ein tiefer Ort, als ein Concretum. (1) In mehr eigentlis 
chem Verſtande, wo man einen jeden tiefen, d.i. weit unter der 
Horigontal-Linte befindlichen Ort oder Raum, eine Tiefe uenner. 
ine grundlofe Tiefe;ein Abgrund. Aus der Tiefe rufe ich zu 

sie, Pf. 130, 1. Gewiß, das Serz eines Srauenzimmers ift eine 
unergründliche Tiefe, Kia. Befonders wird ein tiefes Waffer, 

> und der tieffte Theil einer großem Sammlung Waffers ‚die Tiefe 
genannt, AufdieTiefefahren, aufdas bobe Meer. -» Es war 
finfter auf der Tiefe, ı Mof.ı,2, Indie Tiefe des Meeres 
verfenfen. In die Tiefe kommen, gerathen. Wie Gott die Er— 
de auf Tiefen lanert, Herd. -- ä ' 

ri Als ich urploglich einen Drach n 

Aus blauer Tiefe ſteigen ſah Namt. 
(2) In verſchiedenen ſigürlichen Bedeutungen· Beſonders uner⸗ 


Ingleichen in den meiſten 


zie, 602 
gründliche Befchaffenheit,unerforfchlicheBefinuung. Die Tiefen 
der Gottheit, 2 Eor. 2,10. Tiefen des Satans, Dffend, 2,24 

Der Schönen Herz har unergrundte Tiefen, Gell, 

- Anm. Bey dein Ottfried Piufi, im Tatian, der es auch vor 
dem hoben Deere gebraucht, Tiufi, bey dem Willeram Toife, 
in Oberſchwaben noch jest Diafi, ben den Bergleuten Teufe,(S, 
dieſes Wort,) im Dän, Dyb, im Riederf. mit der Eudſhlbe —te, 
Diepfe, Derpte, bey dem Ulphilas Diupita, im-Holländ, 
Diepte, 

Tiefen, verb. reg act. tief, oder tiefer machen, welches aber nur 
in den Zufammenfegungen auftiefen, austiefen, vertiefen üblich 
iſt. (S. diefelben.) Im Niederf. iſt dipen die Tiefen meffen. 


‚Der Tiefbammer, des—s, plur,die—hämmer, ben ver- 


ſchiedenen Metallarbeitern, 4.3. den Boldfhmieden, Kupfer 
ſchmieden u. f. f.ein Hammer mit einer großen bauchigen Bahn, 
mit feinen langen Enden bis auf den Boden der tiefen Geſchirre 
damit zu langen und ſelbigen damit zu bearbeiten, 

Der Tiefhoͤrr des —en, plur. die —en, an einigen Drten, 5. 8, 
su Hamburg, zwey Rathsherren, welche für die Austiefung des 
Hafens und des Fahrwaffers zu forgen haben, Bon dem Beutro 
das Tief,das Fahriwaffer, 

Die Tiefordnung, plur. die —en, eben da ſelbſt, die obrigfeitti. 
he Verordnung, wiees mit dem Tiefe, oder dem Fahrwaſſer, und 
deffen Austiefung gehalten werden ſoll. 


Tieffhäftig, adj.etadv. ii der Weberey. Tieffchäftige Ta: 


peren, Tapeten, welche duf einen Stuhle gewebet werden, wo die 
Kette mit iheen Schäften, wie bey andern Zeugen, horizontal 
liegt, zum Unterſchiede von den hochfchäftinen Tapeten, wo fie 
ſenkrecht liegt. Im Franz. Balleliffe und Hauteliffe, welche 
auch im Deutfchen angenominen find. So auch ein tieffchäftiger 
Stubl, zum Unterſchiede von einem hochſchäftigen. 

Der Tieffinn, des —es, plur.car, x. Derjenige Zuftand des 
Gemüthes, da esimtiefen Gedanken begriffen tft, and die Fertig⸗ 
feit Diefes Zuftandes. Femanden aus feinemTieffinneerweden. 
In Tieffinn gerathen, in die Fertigfeit diefes Suflandes, 2.Dies 
jenige Zertigfeit, da man von den Merkmahlen eines Dinges drut⸗ 
liche Begriffe bar, die Deutlichkeit der Begriffe bis anf meh— 
rere Grade erfiredet. Scharfſinn entdeckt nur das Mannig⸗ 
faltigein einer Sache, und bleibt bey Einem Grade der Deutlich⸗ 
keit ſteben. Line Wahrheie mie vielem Tieffinne erforschen. 
Ju beyden Fällen auch die Tiefünnigkeit; obgleich im ſchärf 
len Beeftande diefeg die Fertigkeit, Tieffinn aber den bloßen Zur 
fand bedeutet, = } 3 

Tiefimmnig,—er, fe, adj, et adv. Tieffinn enthaltend, in dein» 
felben gegründet, in beyden Bedeutungen des vorigen Wortes, 
ı. Tieffinnig ſeyn, in tiefen Gedanken begriffen feyn, eud die 
Fertigfeit diefes Zuſtandes. Tieffinnig werden. 2. Bon den 
Merkmablen eines Dinges deutliche Begriffe habend, und darin 
gegründet. Lin tiefjinniger Verstand. Tiefinnige Wahrher- 
ten. Nirderf, indeepsk. 

Die Tieffinnigfeit, plur. innf.S. Tieffinn. 

Der Tiegel, des—s, plur. ut, nom. fing. Diminut das Tie- 
gelchen, Dberd. Tiegellein. 2.Der Nabmeeines Gefãßes, wa 
es doch nur in einigen einzelnen FüHen vorkommt. (1) Das flache 
Gefäß eines Lampe Heißt im Oberdentſchen der Lampentiegel,das 
ber eine Lampe eben daſelbſt noch bin und wieder ein Tiegel ges 
nannt wird, wovon Frifch eindaarBepfpiele aus dem Kaifersberg 
anführen, (2) Der Schmelstiegekoder Gießtiegel, in der Me— 
tallurgte und Ehymie, ift ein irdenes Gefäß in Geſtalt eines run⸗ 
den und unten ein wenig zugefpißten Bechers, Metalle und andere 
Mineralien darin zu ſchmelzen. Oben iſt er off drey⸗ oder bier⸗ 
eig. (3) In den Küchen und der Hauspaltungift der Tiegel ein 

Sr 3 N floh 


Der Tiegelbrep, des —es, plur. inul. in den 


ac rundes —— irdeues — mit drey —— Set 


darin zu zerlaffen, Speifen darin aufzuwärmen urſef. der Boch 


tirgel. Einen ähnlichen Leimtiegel von Eifen oder Rupfer haben 
die Buchbinder und Holzardeiter.. Im Oberdrutſchen wird ein 
ſolcher Ziegel ein Rain genannt, hingegen führet (4) daſelbſt ein 
jeder irdener Napf den Nahnıen eines Tiegels. 2. Anden Buche 
druderpreffen iſt der Tiegel eine ſchwere meffingene oder eiferne 
Platte, welche vermittelft der Preſſe auf den Bogen gedruckt wird, 
und den Abdruck der Leitern auf demſelben eigentlich verrichtet. 
Anm. In dererften Bedeutung bey dem Notker Tegel, im 
Niederf, Degel, im Schwed. Digel, im 3sländ. Deigul, im 
Pohlu. Tygiel, im Jial. mit einem andern EndlanteTegame, 
 Tegamino, 
beißt, fo glaubt Ihre, daß ein ſolches hohles Gefäß von diefem 
> Zateinifchen Worte, aus eben der Urſache Tiegelgenannt worden, 
‚ans weicher. andere Ähnliche Gefüge Scherben und Tefte genaunt 
werden, Judeſſen ſcheinet es ein altes Deutſches Wort zu feyn, 
welches zu Teich und deſſen Berivandten gzböret, ein Gefäß, einen 
hohlen Ramm zu bezeichnen... Die Ableitungsfplbe —el bedeutete 
fo wohLein Werkzeug, als auch ein Ding oder Subjeet. In der 
zwenten Bedeutung, wo der Tiegelder Buchdrucker nichts ahnli⸗ 
ches mit rinem Gefäße bat, fondern cine ebene Platte ift,- iſt es 
wohlunftceitig aus den Latein. Tigillum, ein Balke, entlebuet; 
es müßte deun ſeyn, daß diefe- Platte von dem in der Mitte befind- 


lichen fählernen Pfännchen, worin fich der Zapfen befindet, den 


Nahmen bekommen hätte, welches doch eben nicht fehr wahrſchein⸗ 
lich iſt. Die Buchdruckerkunſt hat mehrere Kunftwörter aus dem 
Lateiniſchen angenommen, und es iff glaublich, Daß diefer Tirgel 
in der Kindheit der Kunft ein wahrer Balfen gewefen iſt. 

üchen, eine 
Urt Breyes, von Mehl, Gries, Hirfe, Reiß u, ff. welcher mit 
Milch nis Butter in einen Ziegel bereitet, und auch das Tiegel⸗ 
mus genannt wird. 


Die Tiegelprobe, plur. die —n, in dem Sürtendaue: und den 


Münzen, die Probe, welde mit Erzen und Merallen in dem 
Schmelztiegel augeſtellet wird, und in weiterer Bedeutung, eine 
jede Probe, ein jeder Verſuch mit Erger und Metallen, welcher 
im Kleinen gemacht wird, 


Der Tieger, oder Tiger, des —s plur. ut nom, fing. Di 


minut. Tiegerpen, Oberd. Tiegerlein, ) Eigentlich, ein vier⸗ 
füßiges fünfzehiges überaus wildes Raubthier, welches ſo groß 
wie ein Löwe ift, über den ganzen Körper büfchlige oder ftreifige 
Flecken bat, und häufig in Aften und Afrifa angetroffen wird; das 
Tiegerthier. 2) Figürlich wird auch ein jedes anderes Thier, wel⸗ 
ches getiegers, d.i. wie sein Tieger gefledt ift, 5. B. ein Pferd, 
ein Hund, eine Kaße,ein Tieger genannt. Der Rahme ift aus 
dem Briech. und Lat, Tigris. 
Der Tiegerfüß, des —es, plur. inuf; in der Botanik, eine 
Art Trichterwinde, mis handfürmigen Blättern, welche die Ge⸗ 
ſtalt eines Tiegerfußes haben; Ipomoea Pes Tigris LSie iſt 
in Dfindien eiuhrimiſch 
Der Tiegerhund, des—es, plur. die —e, Fin getiegerter, d. i. 
mit Flecken, wie ein Tieger, verfehener Hutıd, 
Die Tiegerkatze, plur. die — n. ı1)Eine Artwilder — in 
Amerika, welche eine fleckige Haut, wie ein Tieger hat, und fo 
wild yud grauſam, wie dieſer iſt; Catustygrinus K. 2) Auch 
eine gebe Sauskatze, wenn fie wie ein Sieger gefleckt iſt. 
Die Tiegermotte, plur.sir—n, eine Art Motten oder Nacht. 
faiter , Phalaena Bombyxlubricipeda L. 
© segern, verb, reg; act. mie Flecken, wie ein. Sieger verfehen. 
Seien! — Rlce worie der — — Ein getieger⸗ 
tes Pferd 


— 


Das Tiegeithier denen, plur. R —t, ©. Ticger, 
Die Tiene, plur. 


Da Tigel, in Angelf. ein Ziegel, Tegula, 


Be es en 


ie—n, Diteinut. dag 


mit einem Dedel, allerley Vorrath darin gu verwahren. An ans 
dern Orten wird ein größeres onales, einer Wanne ähnliches Ge⸗ 


fäß zum Waſchen, die Waſchtiene oder Tiene ſchlechthi genannt, ei 
Und, wenn ich nicht irre, fo wird auch eine&tande oder ein Stän⸗ 


der, d.i.ein rundes hölzernesÖefäß mir deeygüßen,in einigen Ge⸗ 
genden eine Tiene genanut. 

Anm. Im Schwed. Tina, im Ital. Tina 
Das Wort iftalt und Tina war fon den Römern befanut.wie 


aus dem Feſtus, Varro und Apicius erhellet. Im Griech dog, 
eine Art eines Bechers. S.Tonne, welches das Intenfivum as 


von zu fepn, und eine große Tiene zu bezeichnen ſcheinet. 


Die Tiffe,plur. die—n, ein nur in einigen gcıncraen ira 
- übliches Wort, eine — ober Pogr zu ———— * Pege 

Der Tiger, ©. Tieger. 

Tilgen, verb. reg.act, ı) Eigentlich, vernichten, des — 


berauben, verwüſten, zerſtören; ; eine im MB 
Theils veraltete Bedeutung, in welder vertiigen nod in einigen _ 


. Fällen üblihift. S auch Yustilgen.) Eine Seuersbrunft EEE 


gen._ Das Ungesziefer if niche su Hilgen. Das unttaut wi 


ſich nicht tilgen laffen, * — 


Damit er in tilgt von der weist, Sheuerd. Kap. 79. 


- 2) Zur figürlichen Verſtande, der Zurcchnung und den Sein 


nach aufheben. Tilge meine Sünde, Pf. 51,3. Ic; tilge de 
übertrerung, Ef. 43, 25. Die Almoſen tilgen die indes 


12,9. Auch in diefer Bedeuinug koͤmmt es außer der biblifchen 
Schreibart im Hochdeutfchen nerht mehr vor, wo man e 4 noch 
chuld⸗ 


theils von der Austöfchung einer bezahlten Schuld in de 
buche, theils auch von Bezablungder Schuld ſelbſt gebraucht. Ei⸗ 


ne Schuld tilgen, fo wohlfiein dem Buche auslöfchen, als auch 


fie bezahlen. Ehedem gebrauchte nianes auch in andern Fälen für- 


‚anslöfchen, ausftreichen, Aus sem Buche der Lebendigen tilgen, 


2 Mof.32,32. Pf.69,29. SoanhdieTiigung. - 

Anm. Bep dem Rotfer tiligon, im Riederf;delgen, welches 
auch verthun, verſchwenden, praffen, bedeutet, imAngelf.diigian, 
im Dän. dolge. Die legte Sylbe —gen zeige: fen, daß diefeg 
Mori ein Iterativum oder Jaten ſidum iſt, deſſen Stammivort 
dilon , dilan, für tilgen, noch im Iſider und bey dem Dutfried 
vorfomint, und auf eine merfwürdige Art mit dem Lat. delere 


‚überein finmet. Es kann fepn,, daß diefes Wort mit theilen, 


Niederſ. delen, bey dem Ulphilas dailjan verwandt iſt, aber cs 


"Fatın auch eine eigene Onomatopöie einer Art des Vernichtens und - 


Zer ſtörens ſeyn. Im mutılern Zar. iſt Tala, Verwüſtung und 


Talator, ein Zerwuſter, im Niederſ. REINER, ein — 


Verſchwender. 


Die Tille, ©. Dille ” * P “= 
Die Tinct ur plur. die—en, aus dem Latein, Tinctura, und 
dieß von Lingere, färben, cin gefätbter flüffiger Körperz-befoh= - 


ders in derEhpmic undMedicin, ein Fiffiger Körper, aus welchem 
Sie leicht auflösliehen und entwickelten wirffamen Theile einer 
Subſtanz durch geiwiffeXufd/ungsinittel ausgezogen worden;zumg 


Unterſchiede won einer Effenz, welge —* ——— ante $ 


hilft, 


8 te Tine, ©. Tine, > RN 
° Die Tinte, plur. doch nue von mehrern Arten oder Quantitäten, 


die—n. 3) Ein ge aebler Rüfiaee Körper, damit zu fchreiben. 
Rothe, grüne, geibe, blaue Tinte. Schwarze Tinte, welche 
 gemeiniglich der ftanden BERN wenn mia. Tine ſchlechthin nennet. 

: —— 


iench⸗n, ein indie 
lenGegenden übliches Wort, eine Art Hölgerner Gefäße zu bigei® - 
nen, welches doch nicht überall von einerfen Geſtalt und Größe ——— 
u einigen Riederdeutſchen Gegenden iſt es rin kleines Fäßchen 





Ds 










Ne 


* 


* 
ru 2 


mr 
” 


Wo 


+ 


ı für Brühe, Farbebrühe zu ſtehen fcheinet, welches Wort in diefem 


alle gleichfalls gebräuchlich ift, In dev Tinte figen, ſich in Ver ⸗ 


 Jegenbeit, in einem übeln Handel befinden, 2) In der Mablerey 
wird von einigen jede fünftliche oder zufammen gefegte Farbenach 


“dem $tal. Tinto, und Franz. Teinte, die Tinte genannt. Die 
„> ganze Bunt des Colorits beſtehet in der Wiſſenſchaft der Tin Die Tifane, ©. Ptifane, 

senund halben Tinten, . Diefe Bedeutung iſt aus dem Fraliänis _ Der Tifch, des—es, plur. die—e, Diminut. das Tiſchchen, 
' Dberd. Tiſchlein. T, Eigentlich, ein erhöhetes Blatt oder ebene 


ſchen entlehnet; könnte auch. gar füglich entbehret werden, weil 
Diefes Wort nichts mehr fagt, ale Farbe. 
Anm Bey vielenDinte, welches doch fo wohl der Hochdeutſchen 
Ausſprache als der Abſtammung zuwider ift, Luthers mehrmah⸗ 
liges mit Dinten, für mir Dinte oder Tinte, if eine Oberdeutfche 
Form, nach welcher dafelbft mehrere weibliche Wörter auf edeclis 
niret werden, Ich weiß nicht mit was für Grunde von vielen 
behauptet iwerden können, „Tinte fey ein altes Gothiſches und 
Deutfches Wort, welcher vonden Deutſchen nad Ztalien und 
Spanien gebracht worden, wors Tinto und Tinta, lautet. In 
: — Donfeeifchen Gloſſen lautet dieſes Wort ausdrücklich noch 
"Tincta,und da auch einige Oberdeut ſcheGegenden für Tinte noch 
Tinke ſprechen, fo iſt wohl erweislich genug, daß es von dem mitt⸗ 
lern Lat Tincta, d.i, Tinctura, ein gefärdter flüßiger Körper, 
gebildet worden, wovon auch das Ital. Tinto, das Span. Tinta, 
und das Franz. Teinte, ringarbenförper, eine Farbe abſtammen. 
Überdieß iſt unfere heutige Art zu ſchreiben keine Deutfche,fondern 
auslandiſche Erfindung, welches denn die. Beybebaltung eines’ 
fremden Wortes bey einer fremden Sache noch wahrſcheinlicher 
macht. Die Riederdeutſchen kennen diefes Wort nicht, ſondern ge⸗ 
brauchen dafiir Black, welches eigentlich ſchwarz bedeutet, aber 
auch vonrother, geüner inte u.f.f. gebraucht wird. Auch die 
"mit dem Niederdentfchen verwandten nordifchen Sprachen haben 
ur die ſes Black. —— 
Die Tintenbẽere, plur.die—n, ein Rahme verſchiedener ſchwar⸗ 
zer Beeren, welche einen ſchwärzlichen Saft haben, 1)EinerArt 
Siefcjen, welche auch Steinweichfeln genannt werten; Prunus 
- MahalebL. 2) Der Beeren’ dei Rainweide oder des zart⸗ 
- giegels ;Liguftrum vulgareL, 3) Der Beeren des Kreuz⸗ 
e dormes/ RhammuscatharticusL. * 
Das Tintenfaß, des — fiss, plur. die —faſſer, ein Gefãßz, die 
Zinte zum Schreiben darin vor ſich ſtehen zu baben; Niederf, 
Black horn Iſt es von Horn, fo daß man es.heb ſich tragen kann, 
ſo wird es auch wohl im Hochdeutfchen das Tintenborn genannt, 
Eine Flafıbe oder Bonteille hingegen, die Tinte darin anfzubes 
» wahren, heißt die Tintenflafche, Tinten: Bouteille, 
-" Der Tintenfilch, des — es, plur. die —e, einnadter Wurm 
mit Gliedmaßen, welcher fih im Deere aufhält ; Sepia Loligo 
Linn. Er bat den Rahmen von dem fchwarzen viner Tinte ähn- 
lichen Safte, welchen er von fih läßt, wenn man ihn verfolgt, 
” das Waffer dadurch undurchſichtig zu madıen. ; 
Der Tintenflöd, des —es, plur, die —e, ein Fled von Tinte 
befonders von ſchwarzer Sinte. : 
.. Das Tintenhorn, des—es, plur. die—hirner. ©, Tinten: 


faß. | 
Der Tintenklede, des —es, plur. die — e, ein Klecks von 
Tinte, ein ans Berjehen verſchütteter Zropfen Tinte, 
-. Der Eintenwein, des—es, plur. die—e, rin Alicanten: Wein 


fieeinen dunfelvothen Saft haben, fo genanur, 


Tipfen und Tippen, ©. Tupfen 
Tiraͤnn/ S, Tyrann. ES he 


| unſichtbare, ſympat eeifche Tinte, Bu wir in die Tinte Der Tiraf, des ⸗es plur. Sie—e, beo den Yägeen, ein vier⸗ 
- Fommen, im gemeinen Leben, du wirft übel anfommen ‚woTinte - 


bey Tiſche ſeyn oder figen. 


bey ibn speifen wollen. 
-, Bon vornehmen Perſonen wird auch bier das Wort Tafel ge» 


0 won fehrwarzeother oder fchwärzlicherFarbe,wie Tinte. $tal,Vino . 
> tinto, Indrſſen werden auch andere Arten Weintrauben , weun 


if 606 


x 


eckiges Garn von ſtarkem Zwirn, daffelde überHühner, Wachteln, 
Schnepfen undLerchen zu ziehen, und fie auf ſolche Art gu fangen; 
Daher tivaffieven, auf folche Art decken oder fangen. Es iſt aus 


‚dem Franz, tirer, Stal.tirare sieben, und bedeutet ein Zug- 


garn, weil es über das auf dem Felde bifindliche. Geflügel ger 


zogen wird, 


Släche, vor derfelben lebend oder figend allerhaud Gefchäfte dar⸗ 


auf vorzunehmen. Lin Aufſchlagetiſch oder Klapptiſch, ein Bett⸗ 


tiſch u. ſef. Beſonders eine ſolche erhöhete Fläche auf einem Ge- 
ſtelle. ERin hölzerner Tiſch, Marmortiſch, Schiefertiſch, 
Rechentiſch/Schreibetiſch Werkeifch,oder Arbeitsciſch Schenk⸗ 


. tifch, Spieltiſch, Speiſetiſch oder Eßtiſch, welcher auch oft nur 


der Tiſch ſchlechthin genannt wird. Sich an den Tiſch ſetzen. 
vor dem Tiſche ſtehen, ſtzen. Jemanden unter den Tiſch 
ftecken, im geneinen Leben, feiner mächtig werden; ibn unter 


‘den Tiſch trinken, ihn darnieder trinken. Wenn von einem Speis 


fetifche die Rede ift, fo wird diefes Wort nur von den gewöhnlichen 


“ Heinen Flächen diefer Art für Fleinehäusliche Gefelfchaften ge⸗ 


braucht; eine größere heißt eine Tafel. - (©. diefes Wort.) 
2, Figürlich. 1) Die Handlung des Speifeng vor einem Tiſche 
obne Plural; wo es auch nur von dem Speifen Feiner Häuelicher 
Geſellſchaften oder geringerer Perfonen üblich ift,zumlinterfchiede 
von der Tafel, welches in eben die ſem Verſtande theils von feyer⸗ 


lichen Mahlzeiten, theils von vornehmen Perſonen gebraucht wird, 


(S. diefes Wort.) Es wird bier nur ohne Artikel gebraucht. 
Sich zn Tifche fegen, um zu ſpeiſen. Zu Tifche gehen. Noch 
Dom Tifche aufſtehen. über 
Tifche, während der Mahlzeit. - überTiſche wollen wir weiter 
davonreden. Bis aufden Abend bey Tifche fol du Zeit has 


ben, Gell. Zu Tische, nicht zu Tifche Fommen, zur gewöhnli⸗ 


hen Mahlzeit. Vom Eifche wegbleiben. Nach Tiſche wolf 
wir davon reden. Er Fam noch vorTifche, Zu Tiſche läuten, 
jemanden zu Tifche rufen. Semanden zu Tifche Iaden, bitz 
sen. Er wollte mich zu Tifche behalten. Machen fie, dag 


wir bald zu Tifche Fommen, Gel. Bey jemanden zu Tiſche 


bleiben. ‚Der Tifch des Zerren, in der Deutſchen Bibel, das 


Abendmahl, welches im gemeinen Leben auch Gottes Tifch ges 
nannıt wird. Fu Gottes Tifche geben, edler zum Tiſche des ger⸗ 
ren. 2) Die gewöhnliche Handlung des Speiſens mit Inbegriff der 
Speifen, wo e3 gewiffer Maßen als ein Collec idum und gleichfalls 
ohne Plural gebraucht wird, Der Mistagstifch, der Wbendtifch. 
Einen guren Tiſch Führen, gut fpeifen. Bey jemanden an den 
Tifch neben, gewöhnlich bey ibm fpeifen ; den Tiſch bey ihm ha⸗ 
ben. Iveyen Tiſch bey jemanden haben. Den Tiſch bezah⸗ 
len. Zemanden sen Tiſch auffagen, nicht mehr gewöhnlich 
von Tiſch und Betr geſchieden fepn. 


brancht. 3) Indem Worte Nachtiſch wird es auch für eine gewiſſe 
Art Speifen gebtaucht, (S,daffelbe); in welchem Verſtande Nach⸗ 


tafel nicht eingeführer ifl. 


Anm. Bey dem Octfried Disg, bey dem Roter Diske, Filch, 
bey dem WilleramDilk, im Sirderf. Disk, im Schwed.Dilk, 
im Engl. Defk ein Schreibetifih, im tal. Delco, ein Rechen⸗ 
tiſch in mistlern Sat, Difcus und Deis, Wen es nicht mit dem 


. Rat. Djfcus, weiches eine jede Platte oder runde Scheibe , und in 


eugerm Berftande einen Tyler bedeutet, won einem gemeinfchafte 
lichen Stamme her konimt / fo iſt es vermusblich ans dem felben eut⸗ 
‚Lohnet ; indem das Schwed. Difk, und das Engl. Diih, fo wie 

7} 


607. sit. 


das Latein. noch jegt einen Teller bedenten.. Nach der älteflen Art 
zu fpeifen, faß jeder Speifender allein, und hatte eine runde oder 
viereckte Scheibe vor ſich liegen, welche ihm die Stelle fo wohl eis 
nes Tiſches, als auch einer Schüffel und eines Tellers vertrat. 
Bey Einführung mehrerer Bequemlichkeit blieb daher der Rahme 
bald den Schüffeln und Tellern, bald aber auch der Fläche, worauf 
fie gefegt wurden. Es ſcheinet auch, dag das Wort Tiſch vor Ott ⸗ 
fricdg Seiten nicht im Deutfchen befannt gewefen ; denn in dem 
Saliſchen Geſetze kommt dafür Beod, Bind, Bettvor, welches 
aus der Älteften Art zufpeifen erflärer —— muß, und bey dem 
Kero Mias, weiches lestere zu dein Lat, Menſa gehöret. Übri—⸗ 
gens nennen die Niederfachfen einen Tifh auch Schive, Scheibe, 
und die Dänen Sfiffue, welches mit den Lateinisch » Deufcher 
Tisch im eigentlichften Verftande gleich bedeutend ift. 

Das Tifopbier, des —es, plur. dod nur von mehrern Arten 
oder Duantitäten, die —e, eine Art ſchwächern oder geringern 
Bieres, defjen man. ſich über Zifche oder während der Mahlzeit 
bedienet, 

Dee Tiſchblatt, des—es, plur, die —blärter,die ebene Fläche, 
welche der wefentlichfte Theil eines Tifhesift; zum Unterfchiede 
von dem Schelle oder Suße. ©. Blatt. 

Der Tiſch burſch, des — en,plur.die —e, junge Perfonen mäntts 
lichen Geſchlechtes, fo fern fie an einem Orte oder bey jemanden 
ihren gewöhnlichen EN baben, gewöhnlich bey ihm fpeifen ; in 
der anftändigeen Spredart Tifchgänger, Rofiganger, und col⸗ 
lective die Tiſchgeſell ſchaft. 

Tiſchen, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, weldhes 
noch im gemeinen Leben, befonders einiger Gegenden, üblich ift. 
2) Den Tiſch deden, bereiten und mit Speifen beſetzen. Es if 
nicht für dich getiſchet. (S. auch Auftifchen,) 2) Bey Tifche fite 
gen, fpeifen, wofür man im Hochdeurichen auch tafeln gebraucht. 
Sehr lange tiſchen. Gut tifchen, gut fpeifen, eihen guten Tiſch 
führen, im Dberdeutfihen, 

Der Tiſcher, ©. Tijchler, 

Der Tiſchfreund, des—es, plur. die—e, Fämin. die Tiſch⸗ 
freundinn, Perſonen, welche nur um einer guten Mahlzeit wils 
len, oder fo fange fie Wohltbaten und Nahrung von ung genies 
Gen, unfere Freunde find. Etliche Tifchfreunde halten nicht in 
der Noth, Sir. 6, 10. 2 

Der Tiſchgänger, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die 
Liſche angerinn, Perſonen, welche bey einer andern an den Tiſch 
gehen, gewöhnlich bey ihr ſpriſen, beſonders, wenn es für Geld 
geſchiehet, in Beziehung auf diejenige Perſon, welche den Tiſch 
hält; der Röffgänger, ©. Tifchgenoß. 

Das Tifchgebeth, des —es, plut die —e, Dimin, das Zifih- 
gebethchen, Dberd, Tifepgeberblein, ein Gebeth, welches man 
vor oder nah Tiſche, d. i. vor oder nach der Mahlzeit zu bethen 
pflegt; im Oberd. auch der Tiſchſegen. 


Das Tiſchgeld, des —es, plur. doch nut von mehrern Summen, 


die — er, dasjenige Geld, welches manfürden Tiſch, dr. die ge⸗ 
wöhnliche Kofi, oder die gewöhrtiche Speifung bezahiet; das 
Koſtgeld. 

Der Tiſchgenoß, des —fen, plur. die — ſſen Perſonen, welche 
eines gemeinfchaftlichen Tiſches genießen, d. i. gewöhnlich mis ein⸗ 
ander ſpeiſen, eigentlich in Beziehung auf ſich ſelbſt; im gemei⸗ 
nen Leben auch Tiſchgeſell. Oft aber auch in Beziebung auf dies 
jenige Perſon, welche den Tiſch hält, für Tiſchgänger. 
des Tifchgenoß ſeyn Das gemeine Tiſchburſch wird gleichfalls 

in beyden Beziehungen gebraucht. 

Das Tiſchgerath, des —es, plur:inuf. alles Geräth, was zur 
Bereilung des Tiſches zu einer Mahlzeit norbwendig ft, 3.8. 
Schüſſeln, Teller, Meſſer, Gabeln u. ſ. f. Im engerer und ge⸗ 


Jeman⸗ 


a 


wohnlich erer Bedeutung verſtehet man darunter das. — 


tung eines Tiſches gehörige leinene Serath an Liſchtüchern und 
Servietten; das Tiſchzeug. 


Der Tiſchgeſoͤll des —en, plur, die —en, eini im Sehbrutfgen: 5 


veraltetes Wort, S. Tifogenoß. 
Die Tiſchgeſellſchaft, piur. die —en, ein Golectivum, die 
fänmtlichen an Einen Tiſche — 5 — Perfonen zu bezeichnen, 
Das Tifchgeftell, des — es, plur. di ee, datzeaige Geſtell, 
worauf das Tiſchblatt ruhet. 


Der Ciſchkorb, des — es, plur.. die eerbe, in ber Haushals 


tung, ein Korb, das Tifhgeräth au jedesmapligem Gebrauche 
darin zu verwahren, 

Das Tiſchlehen, des —s, plur.utnom. ng. ein Lehengut, 
deſſen Ertrag zur Beftveitung des Tiſches oder der Tafel des Le⸗ 
bensherren, oder des damit Belichenen, beſt immt if, und noch 
bäufiger Tafellchen, Tafelgut genannt wird, 


Der Tiſchler, des —s, plur. ut nom. fing. ein zünftiger Halbe — 


werker, welcher Tiſche, und andere? feines Hausgeräch aus Holz 
verfertiget; deffen Battinn, die Tifchlerinn. Im gemeinen Les 
ben der Hochdeutſchen Tifcher ; im Oberd. Schreiner, von den. 
Schreinen oder Schränken ; ehedem Schnittger, von fehnigen, 
fchneiden ; 
tilger, von dem Franz. Chatoulle; im Pohlu. Telzarz, dage- 


in der Schweiz Tiſchmacher; im Osnabrüd. Scha: 





gen im Böhm. Telar, fo wohl einen Sifchler als Zimmermann - 


bedeutet, Die Form Tifcher iſt freylich der Analogie gemäßer, ob 
fie gleid) in den gemeinen Mandarten an bäufigftenift, Tiſchler 


fheinet von einem verafteren Zeitworte tiſcheln, Tiſche maden, 


dent Frequentatidum von tifchen, abzuftemmen. Km gemeinen 


Leben hat man das Zeirwort tifchern, Tiſchlerarbei verfereigen, ® 


wiefchneidern, ſchuſtern u ff. 


Das Tifchmeifer, ses—z, plur. utnom, fing. ein Meffer,defe ® 


fen man ſich bey Tiſche, oder bey den Mahlzeiten bedienet; von 
vornehmen Perfonen Tafelmeffer. Zum Unterſchieden von Diefe 
fern anderer Art. 

Die Tifchrede, plur, dien, aufgeweckte Neben, wie fie etwa 
bey Tifche oder während der Mahlzeit vorzufallen pflegen. Luz 
thers Tifchreden find befannt genug. 


Der Tiſchtrunk, des—es, plur.car, ein Zrunt, d.i. Getränk, 


deſſen man ſich gewöhnlich bey Tifche, d. i. bey den Mahlzeis 


ten bedienet, es ſey nun Tifcpbier, oder Tiſchwein oder a 


Waffer. 


Des Tifchtüch, des —cs, plur. die —tücher, ein leinenes Tuch, 


welches bey den Mahlzeiten über den Tiſch gedecket wird; von 


.. 


großen Lifchen und den Tiſchen vornehmer Perfonen,das Tafele 2 


tuch. Am Schwabenfpiegel Tılthlahen, im —— 
Dislaken. 

Der Tiſchwein, des —es, plur. doch nur von —— Arten, die 
4 derjenige Wein, deffen man ſich gewöhnlich über der Mahl⸗ 
zeit bedienet, 
Wein, fo fern er zu eben diefer Abficht aebraucht wird. 

Die Ciſchzeit, plur.inuf. diejenige Zeit, da mangewöhnlich zu 
Diſche zu geben, oder zu fpeifen pflegt, Es iſt ſchon Tıfchzeit, 
. ‚Die Tiſchzeit verfaumen, Um Tiſchzeit, gegen eh 
wieder kommen. 

Das Tifchzeug, des —es, plur, inuf.©. Tifchgeräth. 

Die Tiſch zucht, plur, car. das firtliche Betragen beu Tiſche. 

Der Titel, des — s, plursutnorm.ling. Diminut. des Titel- 
chen, Oberd. Tırellein. 1) Ein Punct, kleiner Strich im Schrei⸗ 
ben. Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zerges 

° ben der kleinſte Buchſtab, noch ein Titelvom Beleg, Matth. 
5, 18, Luc,16, 17. Es if in diefer Bedeutung veraltet, außer 

daß im gemeinen Leben und bey gemeinen Schreibmeiſtern das 
Pa 


#3 x 


In engerer Bedeutung, ein geringer.oder leichter 


N 











N aD er 


Punet, Sdeeiben ——— Ba jutbelten“ ein 


Titel und nad) einer unrichtigen Schreibart Tüttel genannt wird. 


2)Die Überſchrift oder vielmehr Aufſchrift, doch nur in engerer 


Bedeutung, die Aufſchrift eines Buches, einer Schrift, oder bes 
trachtlichen Theiles derſelben; die Yuffchrife. Ein Buch mit 
einem zotben Titel. Ein langer. Tisel, Ber Haupt: Titel, 
Schmug- Titel, Am üblichften iſt es alsdann, wenn diefe Ans 
jeige des Hauptinhaltes eines Bucher oder einer Schrift ein eige⸗ 
nes Blatt einnimmt. 


Titel einer Säule, eines Grabesu.f.f. welche aber im Hoch⸗ 
deutfchen veraltet find, wo man Mile lieber Yuffchrift oder über⸗ 
ſchrift gebraucht. Auch für Titel eineg Briefes ift dafelbft das 
erſte üblicher. ° Von den Titeln oder vielmehr Überfchriften der 
Palmen gebraucht Notker Obelcrift, Forezeichin, Zei- 
chenfcrift. 3) Eine Benennung, welche jemandes Würde und 
Hang in der bürgerlichen Geſellſchaft bezeichnet. Einen vorneb: 
men, langen,'großen Titel haben. Sich den Titel eines Bofra= 
thes kaufen. Nur den Titel eines Roniges führen. Jemanden 
ſeinen rechten Titel geben. Die Ehre beſtehet nicht in Titeln, 
ſondern in verdienſten. 4) Ein Rechtsgrund, Vorwand, doch 
nur noch hin und wieder im gemeinen Leben. Etwas unter 
einem andern Titel ſuchen, Rechtsgrunde. Ein leerer Titel, 
Vorwand, £ 
Anm. Schon der alte überſetzer Jfidorshat das Wort Titulo, 
Es ift ohne Zweifel aus dem Lat. Titulus entlehnet, obgleich. die- 
fes im Grunde mit nnſerm Seitworte deuten Eines Geſchlechtes 
zu ſeyn ſcheinet. Die Latein. Endſylbe — ulus kommt mit uns 
ſerm —el überein, ein Werkzeug, Ding, Subject, zu begeichnen. 


Das Titelblatt, ses— es, plur, die — blätter, von Titel 2, 


dasjenige Blast eines Buche: oder einer Schrift, welches den * 
tel derſelben enthält. 

+ Die Titfche, plur. die — n, ein nur in den niedrigen Sprech⸗ 
arten übliches Wort, eine Tunke zu bezeichnen, wo auch titſchen 
tunken iſt. ©. Tunken. 


Titulaͤr, aus dem Latein, Titularis, welches mie verſchiedenen 


Hauptwörtern des Ranges, der Mürde verbunden wird, ſolche 
Würden zubezeichnen, von welchen jemand nur den Titel führer, 
ohne das damit fonft verbundene Amt zu befleiden. Der Titular: 
. Bifchof, Titular⸗ Fuͤrſt, Titular-Rarh u. f.f. welcher nur den 
Titel eines Bifhofes, Fürſten, Nathes führet , im Gegenfage 
eines wirklichen Bifchofes u. ſ. f. Das Tirular : Buch hingegen 
ift ein Buch, welches die gewöhnlichen Titel vieler in öffentlichen 
Amtern ſtehender, oder mit Titeln verfehener Perfonen enthält, 
Titulieren, verb. reg. act. ausdem mittlern Lat, titulare, in 
der dritten Bedentung des Hauptwortes Titel, jemanden ben ei: 
nem Titel nennen ; im. gemeinen Leben, Jemanden Hofrarbtitus 
lieren. 
Der Tobak, — plur. doch nur von mehrern Arten oder 


Quantitäten, die — e, eine in Amerifa einheimische Pflanze, , 


deren getrocknete Blätter fo wohl gefchnitten und geraucht, als auch 


. gepülnertund geſchnupft werden, in.welchen beyden Fällen fie auch 


nur Tobaf fihlechthin beißen , Nicotiana Linn. Tobaf raus 
hen, daher Rauchtobak, welcher geranchet wird, zum Unters 
ſchiede von dem Schnupftobake. Tobaf fpnupfen. Der Tobak 
ward zuerfi 1530 in Portugal befannt, worauf Johann Lricor, 
Franzöſiſcher Geſaudt r in Portugal, ihn 1560 feinen Landesleuten 
kennen lehrete, daher er auch von ihm im Latein. Herba Nico- 
tiana oder Nicotiana ſchlechthin heißt, Man priss ihn zuerſt 
als eine Arzeney an, gebrauchte ihn aber noch dem Muſter der wils 
ken Amerikaner gar bald, den Ieeren Kaum der Gedanken damit 
ausznfüßen. Es iſt ein. gemeiner Ircıhum, daf man den Nahmen 
Adel. W. B. 4. Th. aaa 


Doch wird Columnen? Titel auch von der - 
Überfprift der Eolumnen gebraucht. Ehedem fagte man auch der 


Tob 610 


dieſes Krautes von der Inſel Tabago ableitet, Labar lief. ihn 
eben fo ungegründet von der Stadt Tabaſko in New Spanien ab» 
ſtammen. Beyde Ableitungen gründen ſich auf eine zufällige Ähn- 
lichkeit der Nahmen. Gewiſſer ift es, daß die Spanier diefeg 
Kraut und deffen Gebrauch fon unter dem Columbus bey Ent: 
deckung der Infel Hifpaniola hiftorifch Fennen lerneten. Die Ein, 
gebornen auf dirfer Infel nannten es Cobiba, das Gefäß aber, 

woraus fie felbigesrauchten, Tabaco, welches Wort die Spanier 
aus Unkunde der Landesſprache zum mahmen desfrantes machten. 

In Braſilien wurde er Petun genannt, welcherahme in Frank: 

reich Tange üblich geblieben ift, fo wie noch jest eine Art Rauch⸗ 
tobafs unter dem Nahmen Petum befannt iſt. (S. Charlevoig 
Hiſt. deS. Domingo, %h. 1.6. 41.) Übrigens legt man in ber 
Ausſprache den Son bald auf die erfte, bald. aber auch auf die legte 
Sylbe. Die Schreib, und Sprechart Tabak klingt im Hachdeut- 

ſchen gegiert, ob fie gleich der Abſtammung nach die richtiatte ift. 

Die Tobaksbüchſe, plur. die —n, eine Büchſe, fo wohl der 
Hauch» als Schnupftobaf darin zu verwahren, 

Die Tobaksdoſe, plur. die — n, eine Dofe, fo wehl den Rauch⸗ 
als Schnupftobak zum täglichen Gebrauche darin bey der Hand 
zu haben. 

Das Tobakoklyſtier, des— es, plur. die — e, eine Art Kly⸗ 
ftiere, da Tobaksrauch in den Maſtdarm gebracht wird, 

Die Tobakspfeife, plur: die — n, eine Pfeife; d. i. Röhre wit 
einem Kopfe, Tobak daraus zu rauchen; auch nur die Pfeife 
ſchlechthin. 

Der Tobakoſpinner, des —s, plur. ut nom. fing, ein unzünf⸗ 
tiger Arbeiter , welcher die getrockneten Tobakgblätter zu Stans 
gen ſpinuet. Daher die Tobaksſpinnerey, die Auſtalt, wo dafe 
felbe in Menge gefchieher. 

»Der Tobel,des —s, plur.ut nom. fing,ein im Hochdeutſchen 
fremdes, nur in der Schweiz und Oberdeutfchland nbliches Wort, 
ein Thal zu bezeichnen. Bey dem Notker Getubel. Esftammer 
von tiefher, indem b und f fehr leicht in einander übergehen, die 
Endſylbe —el aber ift die Ableitungsſylbe. 

Toben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfstiwprte haben, 1) Einen 
boden Grad des ungeftiinen Lärmens verurfachen. Ein Zorniger 
ober, wenwer ungeffüm ſchreyet, mit den Füßen ſtampft u. ſ. f. 
Warum toben die Heiden? Die Tiefen toben, Pf. 77, ı7. Die 
Windertoben, Sir. 39,34. Und wenn er noch fo tobte. 
Das tobende Meer. Der Moft tobt in den Säffern. - Die 
tobende Leidenfcheft- 

Wenn über feinem Saupe der Wellen Donner sobt, Kleift. 

2) Ehedem wurde eg inengerer Bedeutung häufig für unfinnig, 
des Berftandes beraubt fenn, raſen, gebraucht, weil diefesoft mie 
einem eigentlichen Toben verbunden ift.Maniger fpreche leht 
er tobt, Heinrich von Veldig. Daher ift im Tatian Tobunga, 
die Raſerey, im Oberdeutfchen noch jest tobiche, vafend, unfinnig, 
und Tobfischt, die Raſerey. So auch daa Toben. 

Anm, Schon ben dein Notker toben, im Niederſ. daven, im 
alt Engl. to raven,im Öried). Jowrrew. Esift eine Nachahmung 
einer Art eines ungeflümen Geräufches, wie etwa das Stampfen 
mit den Fügenu.f.f. if, Im Niederf, iſt dubben, Elopfen , und 
davern, das Intenſivum vondaven, toben, erfchüttert werden, 
ſchüttern. (S. auch Taub.) In dergemeinen Mundart der Meifr 
ner hat man vermistelfeder Endſylbe — fen davon dasIntenftenm 
tebfen, unangenehmies Geräufh machen, nnd Tebs, ein foiches 
Seräufch, Lärm; Mit andern Endfyfben.gebören dabin das Miro 
derſ. döhlen, lärmen, töben, das alte Dos, Tos, für Getöſe, 
toll u. ff. 

Tobias, ein aus dem alten Teſtamente benbehalterer Taufnabme 
männlichen Geſchlechtes, welcer von Any, gut und m, Heer, 

Qq abgeleiter, 


6 a 


abgeleitet, und durch einen glitigen Heren, oder Güte des Herten, 
erfläret wird. Im gemeinen Leden Sauter diefer Rahme Tobirs, 
Tobbe. — 

Der Tebias:gıfch, des — es plur. die—e, in einigen Gegen⸗ 
den ein Rahme des Sandaales; AmodytesTobianus Linn. 
im gemeinen Leben Tobies, Tobieschen. Doch wohl nicht, weil 
man ihn für den Fifch hält, mir deffen Herz, Galle und, Leber 


N 


Tobias glückliche Curen verrichtete, denn dieſer wird als ein großer - 


Fiſch beſchrieben, der ihn zu verſchlingen drohete. 


Der Tobin, des — es, plur. doch une von mehrern Arten, 


‚die e, eine Art gewäfferten Saffers. 
Die Tugend ſelbſt erfchien in einem weißen Bleibe, 
Dem Atlas und Tobin nicht zu vergleichen if, Gryph. 
Im Franz.und Ital. Tabi. Dem Menage gu Folge hieß dag 
Wort ehedem eigentlich Zatabis. Es iſt vermurhlich in Oſt in⸗ 
dien einheimifch, aus welchem Lande die meiſten Arten ſeidener und 
baumwollcner Zeuge mit ihren Rahmen zuung gekommen find. 
Die Tobfucht, plur.car. einim Hochdeutſchen größten Theils 


veralteres Wort, Unfinn, Raſerey oder Sollheit, d.i: den VBerluft 


des Verſtandes und der Empfindung mit Bewußtſeyn, zu bezeich⸗ 
nen. Bon toben 2. N 
Die Tochter, plur. die Töchter, Diminut. Töchterchen, Oberd. 
Tochterlein, ein Kind weiblichen Gefhlechts, eine Perfon weib⸗ 
lichen Geſchlechts, fo fern fie ide Weſen durch unmittelbare Mit⸗ 
theilung vor einer andernempfangen hat, wie Sohn eine folche 
Perſon männlichen Geſchlechts bwzeichuet. 1. Eigentlich in Bes 
ziehung auf die unmittelbaren Altern. Jemandes Tochter feyn. 
Kine. Toter ausfiatten, verbeivarben. Mit einer jungen 
Tochter nieder Fommen. Der Schweſter Tochter, oder die 
Schweſtertochter, des Bruders Tochter. 2. In weiterer und 
fizürliher Bedeutung. ı) Eine Perfon weiblichen Geſchlechtes in 
Bezichung aufeine andere, fo fern ein ähnliches Verhältniß der 
Erziehung, der Erhaltung, des Unterrichtes u. f. f. zwifchen bey» 
den Statt findet. Kine Pflegetochter, Stieftschter, Schwie⸗ 
gertochter, Beichttochter. In einigen Oberdeutſchen Gegenden 
wird eine Pathe auch eine Tauftochter genannt, 2) Ältere Perfos 
nen pflegen daber jüngere Perfonen weiblichen Geſchlechtes welche 
den Jahren nach von ihnen abſtammen fönnten, in der vertrau⸗ 
lichen Sprechart meine Tochter augureden. 3) In der Deutſchen 
Bibel werden die weiblichen Perfonen eines Landes oder eines Ortes 
häufig deren Töchter genannt, welche Figur auch noch jeßt in der 
höhern Schreibart üblich if, Die Töchter des Lanses, ıMof. 
27,46. Die Töchter Jerufalems, Babels, Zions a.f.f. Nach 
‘ einer Ähnlichen Figur nennet die höhere Schreibart.eine Perſon 
oder auch ein Ding weiblichen Gefchlechtes, welches auf irgend eis 
ne Art in einem andern Dinge gegründet ift, deffen Tochter. Liebe, 
du Tochter der Hatım! Die Mufik iſt eine Tochter des Vergnü⸗ 
gens. 4) Nach einer andern Figur beißt oft eine jede jungeun- 
verheirathete Perfon eine Tochter, befonders im Plural, Thun, 
was jungen Töchtern nicht geziemet. : 

Anm. Ben dem Ulphilas Dauthar,im Xfidor Dohter, bey 
dena Willeram Tohter, bey dem Ottfried Hohter, im Rieder, 
Sochter, im Augelf. Dohtor, im Engl. Daughter, im Dän, 
Dotter, im Schwed. Doter, im Böhm. Dcera, im Perf. Doch- 
ter, im Griech Soyaryg ; woraus das hohe Alter und der weite 
Umfang diefes Wortes hinlänglich erhellet, Die letzte Sylbe iſt 
die Ableitungsſylbe —er, welche eine Perfon, ein Subject bezeich⸗ 
net, Dietrich von Stade und Wachter leiten diefes Wort mit dies 
her Wahrfcheinlichkeit von zeugen, alt Sächſtſch tügen, bey dem 

ulphilas tinhan, ab, fo daB Tochter, eigentlich eine von einer 
andern unmittelbar gezeugte Perfon bedeuten würde. So wie 
manvon Sohn ahedem im weiblichen Geſchlechte die Sohninn 


N 


2 NR N 


— — 


oder Söhninn fagt, fo ſcheint Tochter ehedem auch im mänkthen 
Geſchlechte für Sohn üblich gewefen zu ſeyn; wenigſtens verſtat ⸗ 


ten ſolches fo wohl die Endfpibe-ats die Abffammung, Indeſſen 
muß diefer Bebrauch längit veraltet ſeyn. Im Dberdeutfchen iſt 


der Dichter, Diechter oder Tiechter noch jegt fo wohl ein Enkel, - 


als eine Enkelin, Urtiechter, ein Urenkel oder eine Urenkelinn, 
der. Tiechtersmann, der Ehemann der Enkelinn, die Tiechters— 
frau, die Ehefrau des Enkels u. f. f. welches mit unferm Tochter 
unftreitig ein und eben daffelbe Wort iſt. 


Des Tochterkind, des—es, plur. die—er, ein Kind der Toch⸗ 


ter, es ſey männlichen oder weiblichen Gefchlechtes, zum Unter 
ſchiede von dem Sohnskinde; ein Wort, welches das Wort Enkel 
und EnPelinn auf der einen Seite näher beſtimmt, aber dafür 
auf der andern das Geſchlecht unbezeichnet Läßt. — 


Die Tochterk irche, plur. die —n, eine Kieche, welche einer 


andern eingepfatret iſt, zum Unterfhiede von diefer andern, oder 
der Mutterkirche; die SilieleRicche,, in Oberdeutſchland Bey⸗ 
kirche. Ein zu einer folchen Kirche gehöriger Pfarrbezirk heißt 
bie Tochterpfarre, zum Uuterfchiede von der Mutterpfarre, 


Der Tochtermann, des— es, plur. die— männer, ein in 


vielen Gegenden, felbft im Hochdeutſchen für Schwiegerfohn übe 
liches Wort, } RR 


‚Die Tochterpfarre, plur. die — n, S. Tochterkixche. 


Dau Tochterrecht, des — es, plur. die — e, Gerſchtſamen, 


welche einer Tochter als Tochter gebühren. Ingleichen collective 


und ohur Plural, der ganze Umfang dieſer Gerechtſamen. Das 


Tochterrecht an einer. Tochter thun, 2 Mof. 2ı, 9, 


Die Tode, S. Dodr. 
Tokieren, verb. reg. act, aus dem Jtal.toccare, welches nur 


in der Mahlerey üblich iſt, fette und fee Striche machen, nach 
Art einer Skizze. Ein tockiertes Gemaͤhlde, welches aus ſolchen 


freyen, ſtarken und kühnen Strichen befteher. 


Der Tockmaäuſer, S. Duckmäuſer. 
Der Tod, des — es, plur.inuf, 1. Eigentlich, das Ende des 


natürlichen oder thierifchen Lebens, der Zuſtand und der Seitpunct 
der Trennung der Seele von dem Leibe, welcher in der Theologie 
der zeitliche, leibliche oder natürliche Tod genannt wird, ums 
ih von den folgenden geiftlichen und ewigen zu unterſcheiden; 
im Öegenfaße des Lebens. 
Femanden von dem Tode erretten. Jemandes Tod bewei- 
nen. Don dem Tode übereilt werden. Kin herrlicher Tod 
nicht auf dem Roſenbette der weichlichen Muße, nicht gleich= 
gültig dem Vaterlande, noch unberühmt bey den künftigen 
EnEeln. Der natürliche Tod, auch im Öegenfaße eines gewalt- 


"> famen. Zinesnatürlichen Todes erben, aus erfchöpfterfebeng- 


; plöglichen Todeg fierben. Welche Wortfügungdes Zeitwortes _ 


“ 


° für fterben völlig gangbar. 


kraft. So.auch eines gewaltfamen, ſchmählichen ſchrecklichen, 


fterben mit der zweyten Endung diefee Hauptwortes alsdauın ichs 
tig ift, wenn die Todesart ausgedruckt werden fol. Das biblifche 
des Todes flerben aber, fürfterben, oder den Tod Jeiden, iſt ein 
Hebraismus. An der dichteriſchen Schreibart drückt man die Ark 
und Weiſe auch mit der vierten Endung aus. Den Tod fürs 
vaterland fkerben, "Den Tod der Helden, den Tod der Sum 
der erben. — Dem Tode unerfihroden entgegen gehen. 
Todes verbleichen, verfahren, im Dberdeutfhen und in dee 
feyerlihen Schreibart der Hochdeutfchen, für ſterben. Mit Tode 
abgehen, rheden Todes: halber abgehen, iſt im Hochdeumihen 
Ich bin des Todes, ich möchte mi 
zu Tode erfchreden, verrvundern, ärgern w.f.f. : Ich wäre des 
Todes, wenn er es wüßte. Ich möchte vor Ärgerniß des 
Todes feyn. Voch bin ich des Todes für (dor) Schreden, 
Zachar. Yuf den Tod darnieder liegen, — 
todtrau 


Sich vor dem Tode fürchten. - 


£ - \ . *2 
rn TEE ic nnd eu Dee 





— — 


BE ende 3, 2 








; 


ie hr S 


ne.) Pe 

todkrant feon „auf den Ts liegen. Mir dem. Tode ringen. 
Süt jemand in Sen Tod gehen. Die R:anfbeit it nicht zum 
Ts, nicht gefährlich. Div Tod ſigt ihm ſchon anf der Zunge, 
erift bein Zodenahe. Sich zu Tode trinken, arbeiten, lachen, 


grämen u f.f. Man mochte ſich darüber zu Tode, oder todt 


Jachen. Das ift mir big ın den Tod, oder in den Tod zuwi: 
der, im böchften Grade, —— 

Es iſt eine ſehr alte und gewöhnliche Figur, den Tod als ein 
für ſich beſtehendes Weſen zu betrachten, welche fo wohl im gemei⸗ 
nen Leben als in der höhern Schreibart fehr gewöhnlich iſt. Der 
Ted läuft mir. übers Grab, fagt man, 3. B. wenn man einen 

plöglichen Schauer empfindet, ohne deffen Urfache zu wiffen. - - 
Das Wort Tod wird in allen diefen Fällen entweder überhaupt 


-von dem Ende des thierifchen Lebens , oder von diefem Zuffande 


bey einzelnen Perfonen gebraucht. In dem legten Falle ſind von 
vornehmen Perfonen und in der feyerlichen Schreibart, Todesfall, 
Abſter ben, Ableben, tödtlicher Hinerite u. f. f, üblicher, 

Alle obige Arten des Ausdruckes ind von demnarürlichen ode, 
und dem meifien Theile nad) von dirfen nur allein üblich. Auf 
einen-gewaltfamen.$od beziehen fich folgende. Semanden den 
Tod zuerkennen, ihn zum Tode verartheilen, zur gewaltfamen 
Bıraubung des Lebens.  Femanden zum Tode führen, beglei: 
gen, zur Hinvibtung. Den Tod leiden, erdulden, ausftehen. 


Femanden den Tod anthun, wofücrdoch binrichten üblicher iſt. 


Sich ſelbſt den Tod anthun, ſich gewaltthätiger Weiſe um das 

. Zeben bringen. Jemanden vom Leben zum Tode bringen, 
nah Urtheil und Recht hinrichten. Auf den. Tod gefangen 
figen, oder uur ſchlechthin, auf den Tod figen. Den Tod ver: 

 $iewt haben. - — 

2) Figürlich iſt in der Theologie der geiſtliche Tod, die Berau⸗ 
bung des geiftlichen, und der ewige Tod, die Beraubung des 
ewigen Lebens. 

3) Am gemeinen Leben, befonders. Niederdeutfchlandes wird 
der verdorrete Überreſt der ehemahligen Blüthe an den Aofeln und 
Birnen der Tod genannt, welches Wort von dem Niederſächſiſchen 
doen, ſterben und vertrocknen, abdoen, abdorren, abſtammet. 

> Anm, 1, Ungeachtet der. Plural bey andern ähnlichen Wörtern, 
befonders von mebrern Arten, nicht ungewöhnlich iſt, fo Elingt er 
Bier doch allemahi vorzüglich fremd und widerwärtig, fo oft er von 
einigen gewagt worden. Nicht deine brüllende Tode ſchrecken 
mich, Schlacht, Klopft. Alle Tode der Binder Ydam zu 
fehen, ebend. Luther machte ihn irrig Tode; ich wollte eher 
zehn Tode leiden. 

Anm. 2. Ben dem Ulphilas Dauths, im Iſidor Dodh, 
bey dem Kerv Tod, bey dem Ottfried Doih, im Niederf. 
Sood, im Angelf. und Engl. Death, im Schwed. Pöd, im 
Isländ. Daud. Es ſtammet von dem im Hochdeutſcheu ver⸗ 

“glseten Zeitworte toen, toden, ſterben her, welches noch im 

; ——— und allen damit verwandten Sprachen gangbar iſt; 

Niederſ. doen, Dän. doe, bey dem Ottfried douen, im Angelf. 
evdan, im Engl. die, bey dem Viphilas gadauthnan; wovon 
nochunfer Faet tivum tödten, ſterben machen, abſtammet, dage- 
gen das Griech. Ivan, und das Franz. tuer, gleichfalls eine thä⸗ 
tige Bedeutung baben, In einigen Riederdeutſchen Gegenden 
wird.der Tod/ fo fern er als ein für ſich beſtehendes Wefen betrach⸗ 
tet wird, der Hel genannt, (©. Ssue,) daher iſt daſelbſt selheß, 
das drepbeinige Pferd, worauf dev Tod bey Peſtzeiten herum 

„seiten fol. s g 

Das Todhett, des—es, plur. die —e, figürlich die legte Krant- 
beit eines Kranken, woran er ſtirbt oder geftorbeu ift, ſchon im 
Schwabenfriegel Totbeite; das Sterbebett. Das wird dich 
einmahl auf deinem Todbette gereuen 


Tod 61 4 

Die Tobdesangft, plur. car, die Augſt eines Sterbenden, beſon⸗ 
ders eines, der einen gewaltſamen Tod leidet, und figirelich, der 
bochſte Grad der Angſt. Todesangſt aus ſtehen. 

Die Todesart, plur. die —en, die Art und Weiſe des Todes 

dei. der Beraubung des natürlichen Lebens. vungers ſterben ik 
eine der fchmäblichiten Todesarten. . 

Der Todesfall, des — es, plur, die—fälle, ein Fall, da 
jemand geſtorben, mit Tode abgegangen-if,  Femanden der 
—— feines Bruders berichten. Ein ſchmerzhafter To: 
desfall. — 

Die Todesgefahr, plur. die —en, die Gefahr, d.i. nahe Möog⸗ 
lichkeit, das Leben zu verlieren, die Lebensgefahr, im gemeinen 

‚ Leben auch die Tosesnorh. 

Der Tobestampf, des — es, plur. die — kämpfe, der fchein- 

„bare Kampf, der mit der Trennung der Seele von dein Leibe ver, 
bunden it, das Widerſtreben der. Natur wider den nahen. Tod. 
Ad, wie ift mie gefhehen! War das nicht härter als der 
Todeskampf, Weiße, j s 

Die Todesnotb, plur. die —nötbe, der doch nur mit einigen 
Vorwörtern in der dritten Endung gebraucht wird, Toderzefahr 
als eine Roth, als ein Unglück betrachten. Ganz Iſrael war 
in Todesnöthen‘, Efib.2 , 8: Ich bin oft in Todesnothen 
geweien, 2 Cor. 11,23: Ein befonders bey wäfjerigen Dich- 
teen um des bequemen Reimes willen beliebtes Wort. 

Der Todesfchweiß, des — es, plur. inuf, der falte Schweiß 
eines Sterbenden, ingleichen der Höchfte Brad des Anaftichweißee. 
Ich will ihm die Hölle jo heiß machen, daß er Todesſchweiß 
ſchwiten fol. 


Die Todesſtrafe, plur. die —n, eine Strafe, welche in der 


- Beraubung des zeitlichen Lebens beftcher. : 

Die Todesftunde, plur. die—n, die Stunde, in welcher jemand 

ſtirbt, oder geſtorben iſt. So auch Todestag und Todesjahr 

Das Todesurtheil, des —es, plur. die —e dasjenigt Urtheil, 
worin jemanden die Todesſtrafe zuerfanıt wird. 

Der Todfall, des— es, plur. die —fälle, in manchen Grgens 
den ein Nahme der Baulebung, oder dasjenige Kecht, da der 
Grundhere bey dem Abfterben des Unterthanes deffen beſtes 
Stück Vieh, (das ſSauptrecht,) oder deffen beſtes Kleid, (der 
Grwandfall,) oder auch einen gewiffen Theil’ von der ganzen 

Erbſchaft, (das Büseheil,) erhält, Todfall iſt eine alte Forın 
für Todesfall, daher die Schreibarten Todtfall und Todtenfall 

nnrichtig find, und Feinen begreiflichen Verftand geben. Daher 
Tosfällig, diefem Rechte unterworfen, ©. Baulebung. 
Der Todfeind, des— es, plur. die —e, Fämin. die Todfeins 
dinn, eine Perfon, welche eine andere bis auf den Tod haſſet, 
den höchſten Grad des Haffes und der Feindfchaft gegen diefelbe 
beget. So auch die Todfeinsfhaft. Gemeiniglich fehreibt mar 
diefes Wort Eodtfeind, als wenn die erfte Hälfte das Beywort 
todt wäre, welches hier aber feinen begreiflichen Verſtand ge⸗ 
währet. Schon im Schwabenſpiegel Todeveint. 

Der Todkauf, des — es, plur. die — Faufe, in den Deutſchen 

Rechten der mirtlern Zeiten, eine Ark des Kaufes unbeweglicher 

„Güter, welcher bis zum Tode, di. Abgang der ganzen Familie, 
gültig bleibt. ©. Tostheilung. 

Todkrank, adj. et adv, bis auf den Tod krank, fehr gefährlich 
feanf; wofür man im gemeimen Leben auch wohl todſter benskrank 
ſagt. Todtkrank, welches auch in der Deutſchen Bibel vor— 
Jonunt, als wenn es von dem Beyworte todt wäre, gibt keinen er⸗ 
trãglichen Verſtand. 

Todlich, —er, — ſte, adj. et adv. Y In dem Lode dein 
det, zu demſelben gehörig, ohne Comparativn; eine veraltete 

Bedeutung, in welcher in der feyerlichen Schreibars ıtar noch der 

gs stur 


Tod. 


tödliche Zintritt, für das. Abſterben, den Todesfall, i uüblich if. 
Auch tödliche Seindfchaft, für Tosfeinsfchafr, kodlicher Sap, 
jemanden tödlich haffen, für bisaufden &od, find im Hochdeut⸗ 
schen wenig mehr gebräuchlich. 2. Den Tod verurfachend , oder 
doch mit Todesgefahr verbunden. Kine rödliche Krankheit, eine 
todliche Wunde; Toͤdlich Frank feyn. Femanden todlich ver⸗ 
wunden. Ein tödlicger Schrecken, der höchſte Grad des Schre⸗ 
diens, bey. welchem man des Todes fegn möchte. Tödliches Ges 


615 


ſchoß, tödliche Waffen. Etwas tödliches trinten, Mark. 16, 


18. Das iſt mir ge beinget mir den Tod. 

“Anm. Bey dem Stryfertotleich, im Airgelf. deadlic, im 
:Dän. dodelig, im Shwed. dödlig. Da die erfte Hälfte bier ala 
lem Anfeben nach das Hauptwort Eos, und nicht das Beywort 
todt ift, fo muß diegewöhnliche Schreibart tödelich für unvichtig 
‚gehalten werden, Todlich ift nach deu Mufter von letalis gebils 
det, welches von Letum, der Tod, abſtammet. 


Die Tödlichkeiz, plur. car. in der zweyten Bedeutung des Bey⸗ 


wortes, die Eigenfchafteiner Sache, da fie tödlich if. "Die. — 
lichkeit einer Krankheit, eines Giftes. 


Der Todſchlag/ S. Todtſchlag. 
Die Todſande, plur. die —n, in der Theologie, — der 


»Römifchen Kirche, Sünden, welche den ewigen Tod, d. i. die 
Verdammniß nach fi jichen,und deren man dafelbft fichen zähler, 
im Segenſatze der Erlapfünden. In dem proteftantifchen Lehrbes 
griffe find fie unter dem Nahmen der Bosheitsfünden oder vor— 
-feglichen Sunden befannt, 


Todt, —er, —eie, adj, etadv. welche Grade doch nur in eini⸗ 


gen der figürlichen Bedeutungen üblich find, dagegen in der. «i- 
geutlichen die Natur der Sache fienicht verſtattet; des Lebens 
beraubt, geſtorben. 

1, Im eigentlichſten Berftande, desnatürlichen oder thierifchen 


"Lebens beraubt, von-Körpern, welche mit demfelben begabt .wer- 
‚ den; im Öegenfaße des Iebendig. Todt feyn, halb todt feyn, 


noch nicht. ganz todt fepn, vollig todt ſeyn. Sin todter Koör⸗ 


per, ein todter Leichnam, Ein todtes Thier. Man fagt ihn » 


1092, manfagt, daß er geftorben, nicht mehr am Leben ſey. 
Es fagte ohne alle Gnade 
Die ganze Stadt Nigrinen todt, Leſſ. 
Todt niederfallen. Sich todt fallen. Hingegen ſagt man in 


andern Fällen unicht ich todt arbeiten, ſich tost trinken, u. ſ f 


ſondern ſich zu Tode arbeiten, zu Tode trinken. Sich tode 
lachen und zu Tode lachen, ſich todt grämen und zu Tode gra- 
men, ſich todt ungern und zu Tode bungern, find bey nahe 


aleih üblich, obgleich der Gebrauch des Beywortes der Sprache - 


des gemeinen Umganges am gewöhnfichften if. Jemanden todt 
ſchlagen, ftechen, schießen u. fs f. wofür doch die mit er zufame 
men gefeßten Zeitwörter edler find, wenn.man ihrer anders bat; 
jemanden erfchlagen, erftechen, erſchießen, erhenken, erwür: 
‚gen. Todt Schlagen und zu Tode fchiagen, find auch noch ver- 
ſchieden; er ſteres bedeutet mit einem oder wenigen tödtlihen Schlär» 
gen des Lebens berauben, Iegteres aber fo lange ſchlagen, bis man 
Ficht,. Tode machen, im gemeinen Leben, gewaltſam tödten, 


befonders von Thieren und Inſecten. Ingleichen, als ein Haupt- - 


wort, ein Todter, eine -geftorbene Perfon, welche in Abficht des 
Begräbmiffes eine-Leiche heißt. Dieſes Sauptwort. wird nur von 
verftorbenen Menſchen gebraucht, da ed denn als ein Maſeulinum 
von beyden Geſchlechtern üblich iſt. Einen Todten im Haufe 
haben, eine vor kurzen cefiorbene Perſon. Kinen Todten be⸗ 
graben. Einen Todten wieder ausgraben. Wenn die eigen— 
nügige Schmeicheley ein prachtiges Denkmahl über die Ge⸗ 
beine des vergeſſenen Todten aufrichtet. Don den Todten 
auferſtehen, eine bibliſche nach dem Griechiſchen gebildete R. A. 


E73 


von dem Tode ERDE — der Analogie der Deuſhen 
Sprache augemeſſener. 


616 


Figürlich, wo es theils Se lebendig theils dem lebhaft 
in ihren figürlichen Bedeutungen entgegen gefeget wird, (1) In 


der Speologie iſt geiftlich code, des geiftlichen Lebens beraubt, 
und darin gegründet, Tode in Sünden feyn. Todte Werke, 


fündlihe Handlungen. (2) Des segetabilifigen Lebens berandt. . 


Ein todter Baum, ein abgeflorhener ‚ vertrodfneter. In einem 
etwas andern Berftande hat man auch tödtesßleifch in den Wun⸗ 
den. (3) Zuweilen wird es auch von Dingen gebraucht, weiche 
Fein eigentliches £eben haben Fönnen, für leblos. Kin fodtes 
Bild, ein todtes Holz. (4) In einem andern Verfiande wird 
im Forfiwefen das Radelholz todtes Holz genannt, weiles, wenn 


eseinmahlabgetrieben worden, aus dem Stamme und den Wur⸗ 


zeln nicht wieder ausſchlägt; im Gegenfage des lebendigen oder 
Laubholses, (5) Eine todte Befriedigung, welche aus einer 


Mauer, einem Zaune, einer Planfe u, f. f. beftehet, im Gegen⸗ 


ſatze einer lebendigen, d. i, einew Hecke. (6) Eine todte Sprache, 
welche nicht mehr die gewöhnliche Sprache einer ganzen Völ⸗ 


kerſchaft iſt, wie z.B. die Hebräifche, Alt-Griechifche, Lateinifhe 
(7) Das wahre Rothe _ 
Todte, im Bergbane, eine röthliche völlig taube Erds oder Stein» » 
art, welche die Grundlage der Flößgebirge ift, und den urſprüng⸗ 


u. f. f. im Gegenſatze einer lebendigen. 


lichen Boden ausntacht, auf welchem ſich die Schichten der Flötz⸗ 
gebirge angefegt haben. (8) Die todte Zand, in dem Deutſchen 
Staats- und bürgerlichen Rechte, ein Nahme immer fortdauern⸗ 
der Stiftungen und Anſtalten, doch nur in Rückſicht auf We unde« 
weglichen Güter, welche fir befisen, und ohne Plural; im mietlern 


2at.Manus mortua, Eiwas an die todte Sand rerin-fm, 


an eine Kirche over an ein Klofter. Vermittelſt diefes Ausdruckes 


werden dergleichen Anſtalten lebendigen Perſonen entgegen geſetzt, 


weil die an fie veräußerten Grundſtücke nie wieder zur -Veräußes 
rung oder in Handel und Wandel kommen; folglich für den 
Staat todt und abgeſtorben find, daber der verkauf zur todten 
Hand oder an die todte Sand in den meiften Ländern weislich ein⸗ 
gefchränfet ift (9) Todte Aſche, todte Kohlen, 


(+0). Eine todte Sarbe, eine matte, welche weder Glanz noch Leb⸗ 
‘haftigfeit hat, im Gegenſatze einer lebhaften. Todte Augen, 
matte,'welche weder Geift noch Leben verfündigen. (11) Lin 
todter-Örr, woes ſehr flilfe und einfam iſt, im Gegenfaße ei⸗ 
nes lebhaften. Es if hier ſehr todt. Eine todte Gaſſe. Wie 


todt iſt die Stille! (12) Eine todte Kraft, in der Mechanit, 
welche von -einer an⸗ 


‚welche feine Bewegung hervor bringet, 

dern in der Anhe eehalten wird; zum Unterfchiede von der le— 
-bensigen. (13) Eine todte Erkenntniß, todte Wiffenfchaft, 
‚welche Feinen Einfluß auf den Willen Hat. Ein todter Glaͤu— 
‚be, welcher ih nicht durch Werke thätig beiveifer, Bendesim 
Segenſatze des lebendig. (34) Ungültig, unfräftig, nur noch 
«zuweilen ‚ befonders in den- Rechten, Die sandſchrift ſoll todt 
„und ab ſeyn. . 

Anm. Bey dem Kero tot, bey dem Ditfe, dot, im Niederf.. 
dood, im Angelſ. dead, Es ifk das Mittelwort der vergatigenen 
Zeit von dem vergfteten noch im Niederdeutſchen gangbaren Zeits 

worte toden, doden, flerben, fo daß es ans todet zuſammen ges 
zogen iſt, und-eigentlich gefterben bedeutet; woraus zugleich die 


Nichtigleit des de erhellet. Dadiefes Beitwwort hedem auch toen, 
Niederſ. doen, lautete, fo läßt fi auch die alte Schreibact tat, 


für toet rechtfertigen. Die Zuſammenſetzuugen mit diefom Werte 


. werben mit den, wo das Hauptwort Tod die erfte Stelle einnimnt, 


nicht bloß im gemeinen’ Leben, fondern ſelbſt von Sprachlehreri. 
‚häufig verwech ſelt, obgleich nur wenig Aufmerkſamteit nöthig iſt, 
die 


im Gegenſatze 
der glühenden, die man auch wohl: lebendige zu nennen pflegt. 


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bie wehre Schreibatt zu ſinden. S. Todfeind, Tobkrant cs 
Lich, Todfiplag. ° NE - 

Tödten, verb, reg. act. des Lebens berauben, 1. Eigentlich, 
wo es ein allgemeiner Ausdeuc iſt, welcher die Art uud Weife, 


ingleichen die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit völlig uns 
er läffer, Die Mäufe tödten. Die Raupen, das Unge⸗ 


ziefer todten, im gemeinen Leben, todt machen. Femandenmit 


Gift, ih durch Hunger tödten. Das Schwert wird dic) 
esdten, Nahum. 3, 15.. Don einem herab gefallenen Ziegel 
gerödter werden; im gemeinen Leben, todt gefchlagen wer: 
den. Du ſollſt niche eödten. In dem gemeinen Sprachge— 
brauche kommt esin diefereigentlihen Bedeutung wenig mehr vor, 


Ri weil man dafeldf eine Menge anderer Wörter hat, diefen Begriff 


mit den jedesmahligen Nebenumftänden näber zu bezeichnen. 
Am üblichften ift es noch in der edlern und höhern Schreibart. 
#. Figlielich, (1) Queck ſilber tödren , ihm feine Bewegfamfeit 
benebmen, es figiven; ſo auch in andern Fällen, der wirkfamen 
Kraft beranben. Einen Contract tödten, aufheben , ungültig 
madjen, Sein Sleiſch tödten , feine Lufe,, feine Begierden 
eödten, in der Dentfehen Bibel. Die Kürfhner tödten die Haare 
an den Fellen, welche fie färben wollen, wenn fie felbige mit einer 
fcharfen Beige anftreichen, um ſie ihrer natürlichen Kraft, ſich der 
fremden Farbe zn widerfegen, zu berauben. (2) Ducch ein ger 
‚ waltfames Mittel aufhören machen, wofür in einigen Füllen dam⸗ 
pfen üblich iſt; befonders in der höheren Schreibart. Mangel 
und Blend tödten auch die ſchönſte Leidenfchaft, Weiße. 
Stolz und Geringſchatzigkeit todten die Liebe, Gell, 3) Die 
Zeit tödten, eine von einigen Neuern aus dem Franz, tuer le 
teims entlehnte Figur, die Zeit verderben, jemanden m die Zeit 
bringen, (4) Das Gefeg tödter den Menſchen, in der Dents 
ſchen Bibel, wenn es ihm feinen geiftlichen Tod, feine Strafbars 
keit, entdeckt. So auch die Tödtung. = 
.» Anm, Bey dem Sttfried dottan, im Schwahenfp. toeten, 
bey dem Ufphilas gadauthjan, im Schwed, döta. Unfer tod⸗ 
sen iſt ein vermittelft der Endſylbe ten gebildetes Factitivum von 
dem veralteten Neutro toden, ſterben, welches noch im Rieder⸗ 
ſüchſiſchen gaugbar iſt, wo doen, ſterben, döen aber tödten bes 
deutet, eigentlich döden, womit auch das Franz. tuer und 
Strich. Aue übereinfommt, S. Tor. 


Der Todtenader, des — s, plur. die — ader, in einigen 


Gegenden ein Nahme des Gottesackers oder Kirchhofes, weil 
die Todten darauf begraben werden. 
Das Todtenamt, des — rs, plur, inuf, in der Kömifchen 

Kirche, ein Amt, d,i, fegerliche Meffe, oder Umfang mehrerer 
Meffen, für einen Verftorbenen , eine Artder Seelmeffen, 
Die Todtenbabre, plur. sie — n, die Bahre oder Trage, Lie 
Todten darauf zum Vegräbniffe gu tragen; bey dem Pictorins 
“ Kodtenbaum, Seelenbaum. BE 
Das Todtenbein, des — es, plür. die — e, Beine oder Ans: 
chen von verwefeten menfchlicden Körpern; im gemeinen Leben 
auch Todtenknochen. Figlirlich bey einigen Neuern der Rahme 


eines Oſtindiſchen Baumes, deſſen Fruchtſtiele den Todteubei⸗ 


nen gleichen, Crataena Tapia Linz, 

Die Todtenbeliebung, plur. die — en, bep den Handwerkern, 
eine Beliebung, d. i. freywillige Auſtalt, arme Mitglieder ihrer 
Zunft auf gemeinfchaftliche Koften brerdigen zu laſſen; eben das 
was inandern Fällen eine Leichen-Caffe, Begräbnig-Eaffe beißt. 

Der Todtenbitter, Ses— 8, plur. ut nom, fing. in einigen 

" Grgenden ein Nahme des Leichenbitters. 


Die Todtenblume, plur. die — n, an einigen Orten, geiwiffe 


Blumen, womit man das Grab eines Verftorbenen zu beſtreueu 


of R ; 


’ 


zo. 518 


Die Tobtenen'e, plur.die—n, eine Het Nachteulen, deren 
Möglices Geſchrey einen, bevorfiehenden Todesfall bedeuten 
foll; Strix funerea Linn, die Klage, Klagefrau. 

Der Lodtenfall, S. Todfall. 

Die. Todtenfarde, piur.car, die bleiche ober gelblichblade Farbe, 
eines Zodten oder Verftorhenen ; die Leichenfarbe. Daher tod: 
tenfarbig, leichenfarbig. 

Die Todtenflagge; plur. die — n, in der Seefahrt, eine Flagge, 
welche zum Zeichen, daß eine vornehme Leiche auf dem "Schiffe 
ik, auf die Hälfte des Maſtes geſteckt wird. 

Der Todtenflek, des — es, plur, die — e, gelbliche, grünliche 
oder blauliche Flecke, welche fich zum Zeichen der angehenden Ver⸗ 
weſung bey einem Verſtarbenen einznfinden pflegen. Asch ähn⸗ 
Liche Flecke an gefunden lebendigen Berfonen, welche vom einee 
Stodung des Beblütes entſtehen, piöglid zum Borfchein Forms, 
men, und oft eben-fo bald wieder verachen, 

Das Todtengeleit, des — es, plur. die —e, das Beleit einer 
Leiche durch ein fremdes Gebieth,.und die dafür beſtimmte Abgabe⸗ 

Das Todtengeräth, des — es, plur,inul. das ſämmtliche zur 
Beerdigung eines Sodten gehörige Geräth; das Leichengerärh. 

Das Todtengeripp, bes — es, plur. die — e, im gemeinen Le⸗ 
best, das Beripp von dem Verflorbenen; das Geripp, Skelett. 

, Das Lodtengerüft, des— es, plur. die — e, im gemeinen Les 

ben für Leichengerüft. 
Das Todtengeſpräch, des —es, plür. die — e, ein Befpräch,; 

in welchem Verflorbene mit einander redend eingeführer werden, 

ein Gefpräh im Reicheder Todten. — 

Die Todteng locke, plur. die — n, der Klang der Glocken, fo 
fern ſelbige einen Todesfall oder ein Begräbniß verkündigen. Mit 
lauſchenden Ohren höre ich, die Todtenglocke der mir geſtor⸗ 
"benen Stunden, 

"Das Todtengrab, des — ke, plur. die — gräber, ein im Hoch⸗ 
drutſchen ungewöhnliches Wort für Grab, welches noch Luc, ı.4, 
44 boriomimt, h 

Der Todtengräber, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige, 
deſſen Pflicht es iſt, die Gräber für die Todten zu-verfertigen und 
fie begraben zu helfen ; ehedem Grabprüchel, im Riederf. Ru: : 
lengräver. In der Hatnrgefchichte ift der Tobtengräber eine 
Her Käfer, welcher mit den Borderfüßen die Erde ſehr geſchickt 
aufioählen Fan, und tobte Mäuſe und Maufwürfe begräbt, um 
feine Ever datein zu legen, damit feine Jungen fogleich Nab- 
eung finden; Silpha Linn. 

Die Todtenband, plur. die — hände, die Hand eines Verflor« 
benen, Inder Naturgefhichte wird, wegen einiger Ahnlichkeirin 
der Geftalt, eine fnorpelartige Thierpflanze, welche zu ben Aleyo⸗ 
nien oder Meerneſtern geböret, die Todtenhand genannt. 


Das Todtenhemd, des — es, plur. die —en das lauge Hemd, 

‚iu welches man einen Verſtorbenen zu kleiden und ihn darin zu bes 
graben pflegt; das Sterbehemd, im gemeinen Leben der Todten= 
kittel, dev Sterbekittel. 

*Die Todtenklage, plur. inuſ. die fenerlihe Klage um. einen 
Sodten, ein mitder Sache felbft im Deutſchen veralteies Wort, 

geimlich inagſt du feufzen, aber Feine Todtenfiage führen, 
Ejedh, 24, 17. 

Das Todtenfleid,des— es, plur. die — er, das Kleid, Wels 
ches man einem Verftorbenen auzulegen pflegt „ ihn darin zu bes 
graben; das. Sterbefleid, im Osnabrück. Zeinenkleed, verderbt 
Gemdelleed, richtiger Zünenkleed, vorgline ein Todter, Es iſt 
von dem Todtenhemde zuweilen noch verjchieden, 


‚Der Todtentnöcen, des — s, plur. utnom.fing, S. Tod⸗ 
‚ senbein, 
DIS Der 


n 


en 


Ser Todtenkopf, des — es. plur. die —Pö Sp. 1. ei. anti, i 


die von allen weichen Theilen entblsßte Hirnſchale eines todten 
Körpers, mit den dazu gehörigen übrigen Knochen. 2. Figüielich, 
megen einiger Ähnlichkeit in der Gſtalt. (1). Das Mutterforn 
wird im gemeinen Leben einigerGegendenderTodtenfopf genannt, 


2) Eine Art Affen, deffen Kopf einem Todtenkopfe gleicht. - 


(3) "Eine Art Seeapfel oder Echinus; Hollànd. Doots Hooft. 
44) Auch ein Infect, Sphĩ ax Atropo; Lian. (5) Wenn in der 
Ebnmie das Caput moruum in der Retotte von einigen der 


Todkopf genannt wird, fo ifi felches eine eben fo uugeſchickte über ⸗ 


fegung des Lateinifchen Ausdruds, als diefer eine ungeſchickte Be: 
nennung der Schr ift, 

Der Todtenframpf, des — es, plur. die — krämpfe bey 
‚den Ärzten, die Frampfartige Erftarcung des ganzen: Körpers; 
Tetanus, 

Das Lodtenfraut, des — es, plur. inuf. in einigen Gyprns 
den ein Nahme des Sinn grünes, welches im Winter und Som⸗ 
mer grün bleibt, daher man es cheden anf die Gräber der Ber: 
ſtorbenen pflanzte auch verſtorbenen Jungfrauen Krängsdavon 
wand. 

Das Todtenmaͤhl, des — rs, plur. die —e oder — mahler, 
eine feyerliche Mahlz it, welche bey dem Begräbniſſe eines Ver» 
ſtorbenen gegeben wird, wie an einigen Oeten noch üblich iſt; das 
Leichenmabl, das Trauerm ahl, im Niederſ. Bigraft. 

Das Todtenopfer, des —s, plur.ntnom.fing, bey verſchie⸗ 
denen heidniſchen Völkerſchaften, das Opfer fürcine nVerſtorbenen. 

Die Todtenorgel, plur.die—n, eine ſi zürliche Berennung, une 
ter welcher auch die Karrenbüchſe, d. i. diejenige Mafchine der 
Fannt ift, welde aus mehrern Slintenläufen beſtehet, um auf ein» 
mabl viele Schüffe damit zu thun. 

Der Todtenfchein, des—es, plur. die —e, der Schein, 
d. i. das ſchriftliche Zeugniß, daß jemand nicht mehr am Leben, 
daß ev bereits geſtorben ift. 

‚Ber Todtenſchlaf, des —es, plur. car. der höchſte Grad eines 
feffen, nnerweclichen Schlaͤes. Einen Todtenſchlaf haben, 
ſeht feſt fehlafen. 

Der Todterfonntag, des — 
genden, eine Benennung des Sonntags —— weil man an 
demſelben noch an manchen Diten, einem alten. Gebrauche zu 
Folge, den Tor hinans zu treiben, und in Geſtalt eines ſcheus⸗ 
Uchen Bildes in das Waffer zu werfen pflegt ; von welchem alten 
Gebrauche Hilfcyers und Zenners alademifche Streitfchrife mit 
mehrerm handeln, . Todten Rıbet in diefer Zuſammenſetzung für 

"Todes, 

Der Todtentanz. des— es, plan. die —tänge, eigentlich, ein 
Tanz der Todten oder B: tflorbenen. Am üblichften iſt es. von 
einer ſinnbildlichen Vorſtellung, wo der Tod Perfonen von allen 
Ständen, Alter und Geſchlechte zum Tanz auffordert, die Wahr» 
beit der unvermeidlichen Sterblichkeit aller Meuſchen dadurch an- 

ſchauend zu machen. 

Der Todtentopf, des — es, plur, die — tepfe, im gemeinen 
Leben ein Nahme der Urnen oder derjenigen Töpfen, werin man 
vor Einführung desChriftenthrung die Afche einer verbranıften 
« Reiche nebſt einigen andern Fleineen Gerãthſchaften zu vergraben 
oftegte, auch wohl die Todtenurne. 

Die Todtenuhr, plur. die —en, eine ſtgürliche Benennung’ des 
gelzwurmes, ©. dieſes Wort, 

Sie Todtenurne, plar. die — n, ©, Todtentopf. 

Der Todtenvogel, des—s, plur. die — vögel. +. Ein 
Nahme eines Schmetierlinges, Sphinx Atrapos Zinn, der-aud; 
Todtenkopf genannt wird, 2. Eine Art Bruſtwenzel oder Gras⸗ 
ade, mitmweißlich gefüumtga Federn, von welcher man glaubt, 


— es, plur, die —e, in einigen Ges 


es Sof. 


Syluia p:ftilent. 'alis Frifoh. Peſtilenzvogel Noſſeſũnk. 
Die Todtenwache plur. die — n/ im gemeinen Leben, ie, 
Nachtwache bey einer Leiche; die Ceichenwache. 
Der Todtfall, S. Todfall. 
Todtfeind, ©. Todfeind. 
Todttrant, ©. Todkrand, 0 rn 
Todtlich, © Toslic. ER U ; 
Der Todtſchlag, des —es — der 93 felten ———— die 
—fpläge, bie unbefugte gewaltthätige Beraubung des Lebens 
eines Menſchen, ſie geſchehe nun vorfeglich,oder unvorfeglich, oder 
mit welchem Werkzeuge fie wolle,ob es gleich im a r⸗ 
ſtande die Beraubung des Lebens durch einen Splag be yon 
Einen Todtſchlag begehen; nicht thun, wie es einige Dahl 
der Deutſchen Bibel heißt. . Ein vorfeglicher ——— 
unter dem Nahmen des Mordes am befanuteften iſt, zum inte 
ſchiede von einem sufalligen und unvorfeglicen. In eng 
Bedeutung iſt Todtſchlag die unvorfeßliche Eutleibung —9— 
dern, man mag nun gar nicht Willens geweſen ſeyn, ihm Sr 
zuʒufügen, oder man mag die Abficht gehabt haben, ihm zu fe 


+ * 


ohur doch ihn des Lebens zu berauben, wie 5.3, in. einem Ju ; 


Fampfe; zum Unterſchiede von einem Morde, welcherei: einen bo, 
ten Borfag voraus fehf. (S. Mord.) Schon ben dem Sirpte- 
Totl!ac, bey dem Ditfried und in den folgenden Seiten auch 
Manflahta, im £at. Homicidium, Die N. A. todt ſchlagen 
wird von vielen ſeht unrichtig als Ein Wort geſchrieben wic auch 
in vielen Ausgaben der Deutſchen Bibel geſchiehet. S. Todt. 
Der Todtſchläger, des —s, plur. ut nom. fing, Famim. die 
Tostichlagerinn, eine Perfon, welche einen Todifchlag begebet 
oder begangen hat; zum Unterfibiebe von einem Mörder, obgleich 
auch diefer in der Deutſcheu Bibel mehrmahls ein Todiſchlager 
genannt wird. 
Die Todttheilung, plur. sie—en, in dem Deutſchen Staats 
rechte, befonderg der mittlern Zeiten, diejenige Theilung eines 
Landes, da es. mit Aufhebung aller Gemeinſchaft unter die Erben 
oder Ölieder eines Geſchlechtes fo getheilet wird, daß jeder feinen 
Antbeilfür ſich und alle feine Erben bis auf den Tod, d.1. Abgang 
der Linie, eigenthümlich befigetz; zum Uuterfchiede von einer Theis 
lung mit beybehaltener Gemeinf&haft. (S. Todkauf.) Es ifk 
indeffen noch die Frage, ob die erfte Hälfte diefes Wortes wirklich 


unfer Tod ift, obgleich die Zuſammen ſetz ing ſich fo wie in Todkauf 


ganz ertraglich erklaͤren läſſet. Friſch führet eine Stelle aus Bo⸗ 
thens Chron, pictur. ai, wo geſagt wird, Herzog Albrechts von 
Brauuſchweig drey Söhne hätten das Sandi in drey Todem unter 

ſich getheilt; 
geformet iſt. Wäre Tostheilung gleichfalls aus diefem Lateinie 
ſchen Worte zuſammen gefißt, fo ließe es ſich darch eine gängliche, 
völige Theilung mit Aufhebung aller Gemeinſchaft und Abhän— 
gigkelt, erkllären, welches das weſentlichſte Unierſcheidungsmert· 
mahl dieſer Art von Theilung iſt. 

Der Tof, des — es, plur. doch nur von mehreen Arten, Sie—e, 
oder der Toſſtein, des — es, plur. die—e, eine kalkartige 
fehr poröſe Steinart, welche einem verfteinten Schwaͤmme gleicht, 
und gemeiniglich viele Überbleibfet von Schalthieren in ſich hält, 

Ju weiterer Bedrutung wird auch wohl eine jede poröfe Steiuart, 
auch wenn fie fandartig iſt, Eofkein genannt. 

Anm. Im acmeinen Leben Tuf, Tuffein, Duft, Duftkein, 
Tugfiein, Tuchsſtein, Dudfein, (S. viefes Wort) im Latein. 
ben dem Plinius und Vitrnving Tophus oder Tolus, imFrauʒ. 
Tuf. Er hat den Rabareu vermurblich von feiner löcherigen Be⸗ 

fchaffenheit, da denn Tof, Tuf, mit Tiefe, und dem Oberd. To— 
bel, ein Lbeil, verwandt zu ſeyn ſcheint; oder auch hg = 
ur 


— F En Dr — na ca = : ä K 
are: BEE T  ERFR 
$ r — 9— 

5 


Bat: Huf: in dir —— eine VPeft — — 


wo Todem unſtreitig aus dem Lat. totus, tota, 








Wr > Talea 


durch eben diefe Löcher verurfachten Erhöhungen, denn das Lat, 
”  Tophusoder Tofus bedeutet auch eine Schwiele, Beule, 10 wie 
hasSchwed. Tufva, einen kleinen Erdhügel, bebeutet.  Diejes 
nigen, welche das Deutfche Wort unmitteibar von drm Latein. 
Tophus ableiten, (welches aber eben ſo oft auch To fus gefunden 
wird) ſchreiben es Toph und Tophſtein, thun aber dadurch der 
Ausſprache Gewalt und geben Gelegeuleit dieſen Tophſtein mit 
dem gauz verſchiedenen Topfſtein zu verwechſeln. Tof ſchrinet its 
deſſen ein alles Etꝛropãiſches Wort zu ſeyn, welches mit denn Bateie 
uiſchen in der Seitenlinie verwandt iſt, nicht aber von demſelben 
abſtammet. SE * 
Die Toferde, plur.die — n, eine kalkartige mit kleinen Schals 
thieren vermifchte Erde, aufgelöferer oder verwitterter Tofttein. 
Das Töft, des—es, plur, die--e, ein nur in einigen Nieder 
deutſchen Gegenden, 4.8, im Holſtein. übliches Wort, ein einge: 
friederes Stüg Feldes von geringer oder mittelmäßiger Größe na⸗ 

he an einem Haufe. Liegt es nicht an dem Haufe, fo heißt es eine 

© Lüde, und wenn esgroßift, eine Boppel.  _ - i 
Toll, —er, —efte, adj. er adv. ein Wort, in welchem der Be 
geiffeiner Art eines ungeflünmen Geräufches der herrſchende zu 
ſeyn ſcheinet. Es bedeutet überhaupt ein ſolches ungeſtümes betãu⸗ 
bendes Gerãuſch verurſachend und darin gegründet. 1, Im weite⸗ 
ften Verſtande, wo man es im gemeinen Leben noch in allen den Fäls 

" Jen gebraucht, wenn jemand ehne Noch ein brtäubendes Geräufch 
:  verurfacht, es geſchehe aus welchen Bewegungen es wolle. Ein tol⸗ 
Ter Menſch. Ein toller Larm. In den gemeinen Spredarten 
mancher Gegenden hat man auch das Zeitwort tollen, einen bes 
taubenden Lärmen verurfachen. 2. In einigen engern und theilg 
°  finürlichen Bedeutungen. (i) Aus Zorn oder Trunkenheit unge⸗ 
ſtüm tobend. Kin roller Ropf, welcher leicht in einen ungeflil« 
men Zorn geräth. Du wirft mich noch toll machen, ungeſtüm 
zornig. Da es denn in der vertraulichen Sprechart oft für zornig 
überhaupt gebraucht wird, befonders alsein Nebenwort. Da dick 
der Rinig horse, ward er toll, 2 Mace 7,39. Jh bin fo 
toll anf ihn, daß ich ihn prügeln möchte. Toll und vol 
ſeyn, im höchften Grade betruken. Etwas toller Weiferbun, 

uin der Trunkenheit. (2) Aus Beraubung des Verſtaudes und Ber 
wußtſeyns tobend und raſend. in toller Zund, ein raſender, 
wüthender. Toll werden. - Tolle Perfonen, welche man eins 
ſperren oder an Reiten legen muß. Toll verbindet hier nebft dem 
Begriff des Wahnſiunes auch noch den Begriff des ungefFümen und 
mitBeſch ãdigung feiner und anderer begleiteten Tobens. (3) Fi: 
guürlich. (a) Des gehörigen Gebrauches des Verſtandes und Bes 
" wußtfenng beraubt, ohne den Nebenbeariff des ungeſtümen Lär- 


mens, daher alsdann auch der harteftebenbeariff wegfällt. Jemanz 


den mit Schreyenden Kopf toll machen, zum vernünftigen Be⸗ 
wußtſeyn unfähig. Der tolle Pobel, derrunvernünftige, ungeftü- 
ine Pöhel. Bit du toll 3 des gefunden Verftandes: beranbi? (6) 
Seltfam, wunderlid, in der vertraulichen Sprechart, Ein tolles 
Bleid. Ein tolles Beträgen, Das wäre doch toll. 

Anm. Im Riederf, dull, wo auch Dulleriaan, die tolle Laune, 
ein Anfall von Wuth und Zorn ift; im Schwed. mit vorgefegtem 
Ziſchlaute Rollig, wo Stolle, ein Rare, toller Menſch il, wor- 
aus zugleich die Verwandtſchaft mit demfar.ftolidus und Aultus 

erhellet. Das doppelte I deuter anfein Intenfivum, DasSchwed, 
d Aig, das alteGorhifhe-dwala,und das alteDfeifche dalivus, 
wahnfiunig, haben noch die einfachere Form. Es ift wenigftens 
ſehr wahrfcheinlich, daß der Begriffdes ungeftümen Lärmens der 
Stammbegriff iſt. Verwandt find damit das Engliſche doleful, 
sraurig, Schwed. d Alig, unddas Lat. Dolor, vermutbiich, fo 
fern der laute Ausbruch des Grames der Grund der: Benennung 
Ab. Bey dem Pictovins bedeutet soll auch Rumpf und dumm, 


% Tot +23 


weiß, Vrorulung auch das Engl, Aull hat. Wenn aberineinigen 
gemeinen Oberdeutſchen Mundarten, einem etwastoll machen, 
fo viel ift, als es ihm rauben, fo ſcheinet vs Alsdann ein eigenes 
Wort zu fenn, welches ein Intenfivum von denn Stammworte nıte 
fers tilgen, delere, feyır könnte. Mit andern Endlauten find 
mitunferm toll auch toben ‚, welches gleichfalls -son der Beraus 
bung des Verftandesgebraucht wied, Thor, Tos in Geröfe and 
andern mehr verwandt, 

Der Tollapfel, des— 5, plur.die—äpfel, die einem Apfel ähnlis 
je rundeFrucht einer Art des Nachtſchattens unddiefePflange ſelbſt, 
Solanum infanum Linn. Die Frucht hat ein narkotifches Gift, 
welches bey ihrem Genuffe unter andern auch Tolfheit verurfacht, 

Die Tollbeere, plur. die—n, ein Nahme der gemeinen Wolf: 
“ Pirfehen und der Prrange, welche diefe den Kirfchen ähnlichen Bee« 

ren trägt, weiche ein ähnfiches narkotiſches Gift enthalten; Atropa 
Bel'a Donna Linn, Tollkirſche, Schiafbeere, Teufelsdeerr. 

Die Tolle, plur. car. ©. Tollheit. N 

Das Tollbaus, des —es, plur. die — häuſer, ein Haus, tır 
welchem tolle, d. i. des Verſtandes bis zum ſchädlichen Toben und 
Wüthen beraubte Perſonen, eingeſperret und von der meuſchlichen 
Geſellſchaft abgeſondert werden. 

Die Tollheit, plur. die-—en, von dem Beyworte toll. Als 
ein Abftractum und ohne Plural, der Zuſtand, da ein Ding toll 
ift, befonders in der erſten und zwentehengern Bedeutung. (1) Der 
Zuſtand der Berandung des vernünftigen Bewußtfeyns aus Zorn, 
Srunfeoheien. f.f, im gemeinen Leben, Etwas in der Tollheit 
tbun. Abernicht, in Tollheit gerathen, welches nur in der 
folgenden Bedeutung üblich if. (2) Die Beraubung des Berftan« 
des und Bewuhtſeyns, mit dem Beftreben gu toben und Schaden 
zu thun verbunden, wodurch ſich die Tollheit von geringeren Graden 
des Wahnftunes unterſcheidet; in einigen Gegenden die Tolle, 
ſonſt ou die Wuth, und im Oberd. die Tobfucht, die Toll ſucht. 
Die Tollheit eines Zundes, eines Pferdes, eines Menſchen. 
In Tollheit gerathen. 2. Von toll, ſeltſam, ungereimt, wer» 
den im hohen Grade ungereimte, ſeltſame Handlungen in der ver« 
traulichen Sprechart zuweiled Toll heiten genannt. 

Anm⸗ Schon der alte Verfaſſer des Gedichtes auf den Beil. Anne 
braucht Doleheit, für Wahnſtun, Thorbeic. 

Der Tollkechel, des — s, plur. inuf. in einigen Gegenden, 
ein Nahme desSchierlinges, gleichfalls wegen feines narforifchen 
Giftes, daber er in andern auch Tollkraut genannt wird, 


"Die Tollkirfche, plur. Sie—n,- ©.Tollbeere. 


Der Tolltopf, des — es, plur, die—Föpfe, im gemeinen Bes . 
ben, die Gemüthsfaſſung, da jemand Leicht in einen ungeſtümen 
Zorn geräth, und eine ſolche Perfon ſelbſt. 

Die Collkörner, ©. SifchFörner. 

Das Tollfraut, des — es, plur, die — kraäuter, ein Nahme 
verſchiedener Kränter, welche wegen ihres Giftes durch hren Ger 
nuß Tollheit und Raſereh verurſachen. 1. Des Shierlinges 12. 
dieſes Wort.) 2. Der Wolfskirſchen, (S. Tollbeere.) 3. Der 
fonders des Bilfenfrautes, Hyolcyamus Lian. welches daher 
auch wehltolle Bilfe geitannıt wird. . 

Tolltühn, — er, He, fadj. et adr. kühn mit Unvernunft, d.i. 
alfe mögliche und erlaubte Vermeidung der Gefahr unterlaffend 
und darin gegründet. Lin tollFübner Menſch. Eine eollfühne 
That. Wandere nicht mit einem Tollfuhnen, Sir. 8, 18. 


Die Tolltühnbeit, plur. die — en, die Eigenſchaft und Fertig. 


feit, da ein Ding tollkühn iſt, als ein Abftractum und ohue Pins 
ral. Ingfeichen eine tolfühne Handlung mit dent Plural, 
Der Tollwurm, des—es, plur. die — würmer, ein längli- 
cher Wurm, welchen die Hunde unter der Zunge haben follen, und 
welrper, wenn er ihnen nicht genommen wird, die Tollheit verur- 


ſachen 


"Aachen foll; ein altes Mäbechen , welches ſchon zu 


Der Tolpel, des—s; plur. ut nom. fing, 


623 Tot 
Plinii Zeiten 
gangbar war, Die Griechen nanntenihn Aurra oder Avasa. 
Klügere halten ihır für einen Nerven, ob es gleich eigentlich ein 
Muskel ift, der den Hunden zur * der Zunge nothwen⸗ 
dig zu ſeyn feinen, egens ihnen von der Natur nicht umſonſt 


gegeben iſt. 


— ——— — en, plur. die—en, ein Ungarifches 


Mort, womit eine Art Ungarifher Soldaten zu Fuße beleget wer⸗ 
den. Figürlich pflegt man im gemeineh Leben grobe härene Schus 
be, weldeman im Winter über die gewöhnlichen Schuhe ziehet, 
Tolpatſchen zunennen ; vermuthlich, weil man den — 
derſelben von jenen gelernet hat. 

% Eigentlich, 
ein Kloß, das Wurzelende eines gefälfeten Baumeg; eine veraltete 
Bedeutung, wovon aber noch ein Paar figürliche R. A. übrig find, 


über den Tölpel fallen, aus Ungefchicklichkeit einen Fehler bes - 


_ gehen, eigentlich über einen Klog fallen. Jemanden über den 
Tölpelvwerfen oder floßen, einen Dummen, oder Ungeſchickten 
Bintergeben. Wie fehen ſie mich über den Tiipel ſtoßen will, 
Leſſ. d. i. ausfragen. Daber übertsipeln, in eben-diefer Bedeu» 
gung. 2.Figürlich, eine aus Menge körperlicher Maſſe, aus Schwer⸗ 
fülligfeit, und hernach au aus Dummheit angefbichtePerfon,im 
höchſten Grade plumpund ungeſchickt; vonPerfonen beyderley Ge⸗ 
ſchlechtes. Ein geober, ein ungeſchickter Tslpel. Weil die ſes Wort 
einen fo hohen Grad der plumpen Ungeſchicklichkeit bezeichnet, ſo 
iſt es auch nur in den harten und niedrigen Sprecharten üblich. 
Anm. Im Schwed. ohne Holeitungsfplde nur Tolp, Tylp, 

auch in einigen Deuiſchen Mundarten, 3.3. ben den Hans Sachs 
nur Dolp , im Mellenburgifchen De im Böhm. Telpl und 
Tulpa, im Engl. mit einem andern End-Eonfon. Dolt, Friſch 
batte den fonderbaren Einfall, dieſes Wort von dem Niederd. Durz 
pel, Schwelle, abzuleiten, welches er felbfk an einem andern Orte 
von Thürpfabl abſtammen läffer. Allein, ivenn gleich Pictotius 
Dorpel, Terpel, Turpel, fürträge, plump, uüngeſchickt braucht, fo 
ſtammet doch unfer Tölpel gewiß nicht davon ab. Daß die Endſyl⸗ 
be —el hier bloß die Ableitungs ſylbe iſt, alſo nicht zum Stanıme 
** — und noch weniger aus Pfahl verkürzt ſeyn kann, erbellet 
aus dem ſchon angeführten Schwed. Tolp, Tylp, und Deut ſchen 
Dolp und Delf. Allem Auſehen nach iſt der Begriff der Maſſe, 
der Größe, Dicke und Unbeweglichkeit, der Stammbegriff, worauf 
es in engerer Bedeutung einen Klotz, und figürlich einen plumpen, 
ſchwerfãlligenKörper bedeutet hat. Dieſe Figur iſt nichts ſeltenes. 
Blog wird in beyden Bedeutungen gebraucht. Das Lat. llupi- 
dus ift allem Anſehen nad; mit dem Niedırf, Stubbe, Wurzel 
ende, und das niedrige Runks mit daem Car. Truncus, vers 
wandt, anderer Benfpielezu gefchweigen. Berwandte von Tof- 

' pel find, das Engl. dull, ſtumpf, ſchwer, tölpiſch, das Finnländ, 
tolwana, fftumpf, und unfer Stolle, Dolde, Stulpe u. f.f. 

Die Tölpeley, plur. die en, ein tölpifches Betragen, in. den 
niedrig u Sprecharten, 

Tölpelhaft, — er, — ſte, adj. et adv. einem Tölpel in der 


zweyten Bedeutung äbnlich,gemäß, in deffen ihwerfälligen Unge⸗ 


ſchicklichkeit gegrüudet; tölpiſch. Kin solpelhaftes Berragen. 
Ein tölpelbafter Menſch. 
Tolpeln, verb. reg. neutr. mit dem Hälfsmworte haben , ſich 
töfpelhaft, d. 1. im höchften Grade ungeſchickt, betragen, ; 
Tolpifch, er, — fe, adj. et adv. von dem veralteten Tölp, 
für Tolpd, wie tolpelhaft, aus Schwerfälligfeit oder Dummheit 
ungeſchickt. Mein tsẽlpiſcher Mann, Sell. Uufere Bauern 
freude it mit unter etwas solpifch; aber fie fließt aus dem 
Herzen, ODotter. 
Denn was solpifch dauert lange, Logan. 


Ton 


280 es noch in en eigeutlichem ——— f ür ſlact un h 


fteket, Engl. dolpilh, doltifh. 


Tombud, S. Domback. 


Der Ton, des —es, plur. die Tine: 1. 2m eigentlichften Ber- 


ſtaude. (2) Urſprünglich ſcheinet diefes Wort eine Art eines Alan 
ges bedentet zubaben, und zwar einer ſolchen Art, welche durch 
diefes Wort und das Zeitwort tönen genau nachgeahmet wird, 
Rock jetzt gebraucht man es zuweilen für Klang. Der Ton einer 
Glode, ihr Klang. Zinen Ton von ſich geben. Der Ton 


. einer Pofaune, 2 Mof. 19, 36; der Schall oder Klang. (2) In 


engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt der Ton ein Klang in 


audernuntsrfcheiden und mitandern vergleichen Läßt; in welchem 
Verftande 12 beſonders in der Mufif ublih iſt. Kin tiefer, ein 
hoher Ton. Kin ganzer, ein balber Ton. 
in den rechten Ton ftimmen.- Aus einem unrechten Tone anz 
fangen. 2. An einigen engern und zum Theil figüelichen Beden⸗ 


tungen, (1) Inder Muſik wird es oft für Tonare oder Tonleis > 


ter gebraucht, da es denn ein Eollectivum ift, mehrere mit einan⸗ 


der verbundene Töne zu bezeichnen, und daher auch wohl nicht 


% 


Beziehung anf andere Klänge, ein Klang, welcher fich deutlich von 


tin Inſtrument 


leichtim Plural üblich ift. Aus welchem Tone geht das Stück? 


(2) Die Melodie eines mufitalifchen Stückes; eine größten Theils 


sur voch im gemeinen Leben übliche Bedentung. Der Ton eines 
Liedeg, deffen Melodie. Aus dem Tonefommen, aus der Mies 
lodie. Endlich kommt er in. den Ton, in die rechte Melodie; 
ingleichen, figürlich, er Fommt. auf. die Spur, er ſpricht wie ee 
ſprechen ſollte. (3) R Ehedem ward es auch häufig für ein Gedicht, 
ein Lied gebraucht. Die Schwäbifchen Dichter und ihre Enkel, die 


Meiſter ſäuger, pflegten ihre Lieder oder fingebaren Gedichte bäufig 


— 


Done oder Töne zu nennen, In einigen Niederfächfifhen Pros 


vinzen beißt Döhnken noch jegt ein Liedchen. (4), Die Art und 
Weife, wie mandie Stimme im Reden erhebet oder ſinken Täfferz 
ohne Pinral, (a) Eigentlid, Den Ton verändern. In einem, 


hoben Tone reden. Er fagtedieß in einem nachläffigen Tone. 
Etwas in einem befeblenden, bittenden, Fläglichen Tone u, 
fe f. fagen. Immer: in einem. Winsrchin, eintönig, (6) Fi⸗ 
gürlich, wo es 1. oft vonder Arı und Weife des Ausdeudes, ins 

gleichen vondem Inhalte der Rede gebraucht wird. In einem 
hohen Tonereden, gebierberifch reden, ingleichen fordern, hoch 


binaus wollen, Das iſt nicht dew Palte Lehreon, das if der " 


Ton der Begeiſterung. 2. Ju noch weiterm Verſtände ift der 
gute Ton nichtallein die gute Art und. Weife-fih in der Geſell⸗ 
ſchaft auszudrucken, fondern auch das ganze Äußere Betragen in 
der menſchlichen Geſellſchaftz der Ton der guten Geſellſchaft. 
Biſt du ſo neu in der Welt, daß du nicht weißt, daß das Lreye 
jetzt der gute Ton iſt? Ein junger Menſch, der durch den 
Umgang mit Perſonen vom guten Tone noch nicht gebildet 
if. (5) Inengerer Bedentung wird in der Sprachkunſt die Er« 
hebung der Stimme auf einer Sylbe der Ton und miteinem La⸗ 
teinifchen Worte der Yecent genannt; auch ohne Plural. So hat 
in dem Worte Vater, die erfte Spibe den Ton, die legte aber 


bat feinen. Der Ton ift entweder ein merBlicher, welchen nian _ 


auch den ganzen Ton nennen fönnte, sder.einunmerflicher oder 
halber, In Vaterland bat die erfte Sylbe den ganzen oder vol⸗ 
len Ton, welches auch nur der Ton ſchlechthin genannt wird, die 
legte aber deu halben, weil die Erhebung der Stimme bier nicht 
fo merflih if. Der Ton ift von dem Zeitmaße oder der Länge 
und Kürze der Spiben fehr weit unterfchieden, obgleich beyde, 
ſelbſt von Sprachlehrern, häufig miteinander verwechfelt werden. 
(6) Endlich wird.in der Mahlerey das. Wort Ton auch von den 
Farben und deren Verhältniß gegen einander gebraucht, mo es dach 
uur von sinigen Neusra nach dem Vorgange * gran. Ton 

gingen 





Zul = EB kn TE ——— 








ET. ** 


a 


ee | 
57 


—— 


des mittlern Zeitaltersbeftändig dönen lauter, 





AR. 


im ee andere, als auch collective, von allen Farben 
eines Gemäbldesgebrancht ,. in welchem letztern Falle der Plural 


 amgemöhnlich. iſt. Der ſchone Ton eines Gemähldes, weicher 


' fo wohl von einem guzen Gebrauche des Helldunfeln‘, als von dev 
Fteundſchaft und Feindfchaft der gebrauchten Farben abhanget. 
= Sinnober und Blau machen einen unangenehmen Ton. in 
. Sumpfiger Ton, ein heller, ſchwarzer Ton, nachdem dirfe Far⸗ 
ben mehrt oder weniger herrſchen. Die wenige Abwechſelung in 


den Tönen des Colorıtsifi gemeiniglich ein Fehler der Schüler. 
im Angelſ. Dyn, 
im Enal, Tone, Tune, Liu, welche doch Töne verſchiedener 


Anm. Bey din Schwäbifchen Dichtern Don; 


Art aus drucken; wobon dev Grund i in * —— o/ u und i 
‚liegt. S. Tönen. 


Die Conart/ plur. die — en, in bei Mut, die Art und Vbeife 


des in einem Güde herrſchenden Sones, welches auch nur der 
Ton ſchlechthin genanut wird. Eine harte Tomate, dur, zum 
Unter ſchiede von der weichen, moll. 

Tönen, verb. reg. ».Alsein Seuteum, mit dem Hülfsworte 
baben, einen Ton von ſich geben, in der erften eigentlichen Be— 
deutung des Hauptwortes. Ein tönend Er}; ı Eur, 13, ı 

© Deine Empfinsung töne deinem: Geſchlechte einartig, Herd. 


Da fürdie verfchiedenen Arsen der Töne eigene Zeitivotler übli h 


find, felbige näher zu beſtimmen, fo wird diefes Wort in dem ge= 
" meinen Sprachgebrauche feltener gebraucht, als in der Löhera 
Schreidart; wo man es häufig für die. eigentlicheen Zeitwörter 
findet, Unfer Gefang töner dann weit umber, Gen: fürfgals 
let. Munterkeit und Sveude tönt jege durchs Thal, ben 
— 
gr Tont in meinen Lobgefang, 
Wellen, Selfen und Geſtade, Raml. 
00 Tönen der Morgenglode, 
‚ jauchzen, blafen u. ſ. f. iſt im Hochdeutſchen ungewöhulich. Das 
volk tonete laut, daß man das Geſchrey ferne herete, Efra 
3, 11, 13. Da riefen die Binder Aaron laut, und blieſen mit 
Trommeten und töneten laut, Sir. 50, 18. Ich will fie wie 


eine erde mit einander in einen fehen Stall thun, def es 


‘von Menfehen tönen ſoll, Mich. a, ır. 2, Asein Werioum, 
mit den Tönen oder vermittelfi der Söne zu erfennen geben; doch 
nur inderhöhern. Schreibart. Alle Thiere bis auf den ſtum— 
men diſch tönen ihre Empfindung, Herd. Wer Bann Geſtal⸗ 
sen veden? Wer Fann Sarben tönen? Herd. 
* Töne fanfte Leyer, z 
Zone Luft und Wein,.Leff, 
So auch. das Tönen. Mi 
Anm. In dem alten Gedichte auf den beil, Anno diunan, bey 
den Schwäbifh. Diehtern, welche es auch für fingen, gebrauchen, 
dönen, im Niederf, donen Es, ift eine unmittelbare Nachab⸗ 
nung des tönenden Lautes, welcher fich durch feine andere Worte 
beſchteiben läßt. Das Lat. Tonus und Sonus, fonare, fittd 
auf das genanefte damit verwandt. In andern Sprachen bejeich« 
net es auch fäcfere und zum Theil widerwärtige Arten des Schals 
les, wie das Schwed. dona, rauſchen, braufen, Griech. rom Lew, 
und dasfat. tonare, donnern, fo wie unſer donnern ein iteratives 
Antenſirum davon iſt. Auch das — tinnire, bedentet eine ge⸗ 
wiſſe Art des Tonens. 
Der Analogie nach ſollte Hiefes Wort Then und hör geſchrie⸗ 
ben werben, zumahl da es bey den Oberdeutſchen Schriftſtellern 
Allein , theils 
um es von Thon, Argilla, zu untericyeiden, theils aber auchi in 
der irrigen Borausfegung, daB es von dem gar, Tonus abftamme, 


+ Afinden neneen Zeiten die Scpreibart opue h allgemein geworden. 
Adel. W. S.4. Th. 2. Yu > 


ee Es wird hier fo wohl von eütgeliän Farben 


Der bibliſche Gebrauch für - 


* Era; 
Ion ‚626 
Dir erſte Grund iſt unbedeutend, wie ſchon bey mrhrern Gelegen⸗ 
heiten gezeiger worden, und der gweyte unrichtig. Das Tönen iſt 
eine fo auffalende Art des Lautes, daß jede Sprache denſelben 
nahahwen muß, und nicht erſt zu einer fremden ihre Zuflucht 
nehmen darf, daher wird man diefes Wort in einer oder der an⸗ 
dern Geſtalt auch in allen Sprachen der Welt finden, Ehedem ges 
; branchte man Sönen auch für donnern, tonare, wofür wır jegt 
das ſchon gedachte abgeleitete donnern haben. 
Die Tonkunſt, plur. car. ein für das Griechiſche und Sateinifche 
Muſik eingeführtes Wort, doch nur fo fern daſſelbe Kenntniß und 
9 Wirfenfhaft der Töne und ihres Verhältniſſes gegen einander bes 
zeichnet. Die Tonfunit verfichen, die Mufit. Daher der Ton: 
künſtler, der Muſicus, der diefe Kunfi verſtehet, und ale Kuuſt 
ausüderz weiches doch noch nicht fo vielen Beyfall gefunden, 
ais das erſte. 


Die Conleiter, plur, die — n, in dee Mufif; eine Reihe in glet⸗ 


chen Entfernungen auf- oder abfleigender Töne; nach den Lat, 
Scala. Auch die Linien auf und zwiſchen welchen die Töne durch 
Noten angedenter werden, führen zuweilen dieſen Nabinen. 


Die Tonmeſſung, plur, die—en, ein von einig Sprachlehrern 


für Proſodie angerommenes Wort, wofür andere lieder Tonfpres 
ung baben wollen. Beyde Ausdrücke find unrichtig, undrübeen 
von dei fo gewöhnlichen Verwechſelung des Tones und des Zeitz 
maßes der Sylben ber. Die Profodie beſchäftigt ſich mit dum letz⸗ 
tern, aber nicht zunächft mit dem erftern. ©. Ton 2 (4). 

Das Conbret, im Bergbaue, ©. Donbret. 

Die Tonne, plur. die —n, Diminut. das Tonnen, Oberd. 
Tonnlein, ein Nahme, welden in vielen Fällen ein großes Zap, 
oder ein Faß, welcher mehr alseinen Eimer hält, führer, obgleich 

: auch bier in manchen Fällen das Wort Faß beybehalten wird, 
Eine Seetonne oder Hate, eine arte Tgnne, welche in der See⸗ 
Fascı anf dem Wazfer schivintinend her wird, das Fahrwaſſer 
damit zu begerehiten. ri Mühlenbaue werden eine Yen horizonta⸗ 


ler Waſſerrãder, vet muthlich wegen ihrer Abhnlichkeit Tonnen ger 


nannt, um ſie von denntuſchelradern zu unterſcheiden. Beſouders 
ein großes Faß, fo fern cs ein Brhältniß verſchiedener Dinge it, 
da er denn feine beftimmte Größe hat, welche aber nach Maßße— 
burg des Ortes und der Waare Grefeßießen it, Eine Lonneßier, 
iſt in Sachſen ein Viertheil oder 99 Kannen. In der Mark Bran⸗ 
denburg geben zwey Tonnen auf ein Fatß Ber, und Eine Tonne 
hält daſelbſt vier Ahmchen oder 96 Quart oder Maß. In Weſt⸗ 
phalen beſtehekeine LonmeBier, aus 27 Beertelu oder Stübchen, 
oder. 308 Kanu; Hingegen hält in Edin eine Tone, fo fern fie 
ein Maß eines flüſſigen Körpers ift, 160 Viertel oder 640 Maß, 
Kine Tonne El bält in Sachſen 100 Kannen, Eben daſelbſt 
* wird auch der Meißniſche Laudwein nach Tonnen berechnet, deren 
jede gleichfalls 100 Kennen enshält. Kine Tonne Häringe dir 
ſtehet aus 1005 bis 1200 Stück. Auch Butter, Schmalz u. ff. 
‚werden nach Tonnen gerechnet. In vielen Niederdrutſchen Gegen⸗ 
den iſt die Tonne auch ein Getreidemaß, welches in Oſtfriesland 
3. 2. Vier Verps oder zwey Schäffel Hält, da denn auch wohl der 
Elächenizhalt der Felder darnach beftimmt wird; eine Tonnesels 
des, d.i. fo viel Feld, als eine Tonne Getrride zur Ausſaat ers 
fordert, In der Seefahrt if die Tonne ein Maß, ſo wohl dr 
Förperlichen Raumes eines Schiffes, als auch der Schwere ; im 
erſten Falle bezeichnet fieeinen Raunı von 42 Quadıat» Fuß, im 
letzten aber eine Laftvon 2000 Yfund oder 20 Zentner. Zwey 
‚Sonnen machen eine Laft oder Schiffs laſt. Eine Tonne Goldes, 
eine Summe von 100009 Thalern oder Gulden, nachdem nach ei— 
ner oder der andern Münzforre gerechnet wird. 
Anm. Im Riederf. Tunne, im Enal. Tun, im Angelf Tun- 
ne, im tal. Wend. und Irländ. Tonna, im Schw. Tunna, 
Ar im 





Ton — 
im Böhmifchen Tuna, im Frang. Tonneau, im Spaniſchen 
Tonel. Aus den doppelten.n erhellet, daß es ein Intenfivum 
iſt, und zwar allem Anſehen nach von Tiene, eine große Tiene zu 
bezeichnen. : % » 
Der Tonnenbojer, des—s, plur. ut nom. fing. in Rieder⸗ 
deutſchland, ein Bojer oder Art Schiffe, womit im Frühlinge die 
Balken oder Sertonnen in das Fahrwaſſer gelegt werden, 
Das Tonnenfah, im Bergbaue, S. Donfad. 
Das Tonnengeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Sum: 


627 - 


men, die— er , iu den Geeflädten, eine Abgabe von den zur 


See gehenden Kaufmannsgütern, die Koften zur Erhaltung der 
Baken oder Seetonnen davon zu beſtreiten; das Bakengeld. 


Das Tennentewölbe, drs—g, plur. ut nom. fing. in der 


Banfunft, ein Gewölbe, welches ganz nach einem Bogen fortge⸗ 
führer wird, und einem Stücke von einen ausgehöhlten Cylinder, 
oder einer der Längenach durchſchnittenen Sonne gleicht. 
Der Tonnenhecht, des —es, plur. die — e, eingefalgen: und 
hr Tonnen aufbewahrte Hechte. N; 
Das Tonnenbontg, des—es, plur. car. dasjenige Honia, wel⸗ 
ches nad) der Ausbrechung mit den Scheiben in Tonnen geffampft 
wird, und auch Rauchhonig heißt; zum Unterfchirde von dem 
Seimbonigr. ; 
Das Tonnenholz, des— es, plur. inuf. 1. S. Donholz.) 
aus welchem Worte es im Berabaue oft verftümmelt wird, 2. Im 


Hofzhandel wird auch das Faß holz, oder dasjenige Holz, welches‘ 


an die Küfer und Bötticher zu den Fäffern und Tonnen verkauft 
wird, ineinigen Gegenden Tonnenhols genannt, 


Das Tonnenpech, des — es, plur. jnuf. eine Art Peches, 


welches in Tonnen gegoffen und: verführet, und auch Schu: 
fierpech genannt wird; zum Unterfdiede von dem Schiffpes 
dent. f. Rz 528 

Der Tonnenftab, des — es, plur. die — ſtäbe, Stüde Stab» 
holz fo fern die Dauben zu den Zotinen daraus gemacht werden; 
mie $Saplab, 2 a 

Der Tonnenftein, des — es, plur. die — e, in dem Preußi⸗ 
ſchen Bernfleinhandel, Stücke Bernftein von der zweyten Größe, 
vermuthlich weil fie in Sonnen gepadt und verführet werden ; zum 
linterfchiede von den größern Sortiment-Bteinen und den klei⸗ 
nern Knöbeln. 


Das Tonnfach, Tonnholz, im Bergbaut, Siebe Donfach 


Donhbolz. 

Die Tonſprechuntt, S. Tonmeffung. 

Die Tonſylbe, plur. die —n, diejenige Sylbe eines Wortes, 
welche den Ton hat, oder worauf der Ton liegt. In menſchlich 
iſt z. B. die Spibe menich die Tonfslben "> 

Das Tonzeichen, des —s, plur. ut nom ſing. 1, Inder 
Grammatil, tin Beiden, den Ton der Sylben damit zu bezeiche 
nen. 2. Ju der Muff, Zeichen des mufifalifhen Tones, derglei« 


chen beut zu Tage die Noten find, — 


Top, S. Topp. | 

Der Topäs, des— es, plur. dir—e, ein Edelſtein von gelber 
Zarbe, welcher nach dem Sapphier der börtefke ift, und in den nıeie 
ſten Gegenden der alten und nenen Welt gefunden wird. Der 
Zopas, welder zu Großen. Dören im Vanzfeldiichen gefunden 
wird, ‚if indeffen mar ein Setenit, fo twie der Böbmifhe After 
Topas oder Rauch-Topas zu den Kroſtallen gehöre, Dir Nab⸗ 
nie iſt aus dem Griech. und Lat. Topazius, welchen dieſer Stein, 
dem Plinius zu Folac, vonder Juſel Topazo haben fol, Lu⸗ 
thers Topaſter für Topas iſt veraltet. 

Der Topaͤs-gluͤß, des — ſſes, plur, die — Slüſſe fo wobl ein 
durch die Kunſt nachgemachter Topas, als auch ein dein Topas an 
Farbe ahnlicher Kryſtall. ©, Fluf. 


1. 


iſt die Düpfe, eine Pfanne obne Stiel, 


xet. 


Der Topf, des— es, plur. Sie Töpfe, ein Wort, 3 weldes 
den Begriff der Erbabendeit, der erhabenen Ründe und des-Gie 


pfels hat, aber im Hochdeurfehen wenig gebräuchlich if. Im Nie _ 


derbeutfchen, wo es in dieſer Bedeutung am gangbarften iff,Lentet 
es Topp, und da pflegen die Niederfachfen, wenn fic Hochdeutſch 


reden wollen, es zuweilen in Topf zu verändern. So iſt im vielen 


Riederdeutſchen Begenden Topp oder Topf einegewiffe Auenkirät 
Flachſes, welche aus 40 Riſten beftcher, wo es den Begriff der 
Maffe, eines Bündels u. f.f. Hat. S. Topp und unfer Zopf, 
welches gleichfalls nahe damit verwandt if, ; r 

Der. Topf, des—es, plur. die Töpfe, Diminut, Töpfchen 
Oberdeutſch. Topflein, ein hobler, befonders halbkugeliger oder 
epfindrifherXaum, fo wohl einen andern Raum damit zu bedecken. 


‚als auch etwas darin aufzubehalten. +. Im weiteften Verſtande 


wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen gangbar if, Ein Hohl 
kreiſel beißt in Franken und andern Oberdentſchen Gegenden Topf, 
oder Dopf/Engl. Top, Franz. Toupie, welches aber wohl nicht, 
wie Friſch will, von Turbo abftammet. In andern Gegenden 


ift die Spülgelte unter dem Nabmen des Wafchtapfes befaunt, 


Ju Schwaben heißt dieDülle in dem Leuchter der Topf oder Dopf. 


Der Thee-Topf, eine kleine Thee Kanne, den Thee darin firden gu 


laffen, fönnse auch hierher gerechner werden, wen nicht glanblich 
wäre, daß man fich dazu ehedem eines Eleinen Topfes in der fol⸗ 
genden Bedeutung bedienet habe. Am üblich/ten iſt im dieſer Be⸗ 
dentung das Niederf. Dop, welches nicht nur ſehr oft einen Deckel 
bedeutet, ſondern auch in vielen Fällen gebrancht wird, wo im 
Hochdeutſchen das Wort Schale üblich iſt. Der Pfeifenbop, ber 
Deckel auf einer Tobakspfeife. Der Dop, der Dedel, auf einer 


Thee⸗Buüchſe. Auch im Hochdeutſchen wird daher dasoberffe Eude \ 


der Hauptröhre an den Baffons der Topf genannt, ohne Zweifel, 





weil es einen ähnlichen Dop oder Dedelbat. Die Eyerſchal⸗ heißt 


im Niederf. Eydopmnd auch wohl in einigen Oberdeutichen Ger 


genden der Eyerdopf. ee, W der erftern Mundart die 
halbkugelige Schale, worin die Eichel deckt. 2. In engerer Ber 


deutung führer ein eylindrifches irdenes oder metallene? Gefäß im 


Hochdeutfchen am gewöhnlichfirn den Rahmen eines Topfes, und 
da bat mar Blumentspfe, Nachttẽxfe, Kochtopfe u tif. welche 
letztern am haͤufigſten Topfe ſchlechthin genannut werden, in’ 
zinnerner, kupferner, eiſerner Topf, welcher tete and wohl 
ein Grapen heißt. Im engſten Verſtande iſt Topf ſchlechthin ein 
ſolches irdenes oder thönernes ©:fäß, fo Wohl etwas darin aufzu⸗ 
halten, als auch darin zu kochen. Den Topf an das Seuer ſetzen 
oder zum Feuer ſetzen. Da es deun auch wohl figürlich von dem, 
was darin befindlich iſt, gebraucht wird. Der Topf ſiedet, läufe 
über u. f.f. In einigen Gegenden ift es auch ein beſtimmtes Maß 
fo wohl flüſſiger als trockner Dinge, in welchem Falle es nach dem 


Muſter fo vieler anderer ähnlichen Wörter im Plural nnverändert 


bleibt. So hält in Schlefien ein Eimer 20 Topf, ein Topf aber 
vier Duart, Im mittlern Lat. it Olla, und imRiederf. Port 


gleichfalls ein Maß, , . ö 

Anm. In einigen gemeinen Oberdeutſchen Mundarten Duppen, 
Tupp, Dupfe. Es iſt gewiß nicht, wie Wachter, Friſch und 
Ihre glauben, durch Verſetzung der Sylben aus den Riederf.Por, 
oder die ſes aus jenem entſtanden, von weicher Berfegung die Bey⸗ 
fpielein afen Sprachen äußerft felten find. Es gehöret vielmehr 
zu unſerm tief, von welchen eg ein Jntenſivum zu fegn feheiner, 
Im Niederf. iſt in der ziwenten engern Bedeutung dafür. Pore 
üblich, (S. dieſes Wort,) dagegen in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗ 
den ein Topf Aul grnannt wird, welches zu dem Lat Olla gebö⸗ 
Der Toͤpfen für Topf, Hiob 41, 72, ii eine veraltete 
Oberdrutſche, befonders Fränkiſche Form, 


Der 


Bey dem Pietoriut 















Pr verTrTS An: ” 
{ ı «0: .. * 
x 





Top 


Der op plur. car. ein nur in einigen Gegenden 
Oberdeutſchlandes übliches Wort, geronnene Milch nad abgelau⸗ 


y 


fenen Molken zu bezerchnten, welche an andern Orten Rafe, Quark, ; 


7 sgenanntwied, Es ſcheinet zu ı Topf und Topp zu gehören, und 


den Begriff der Maſſe, der Dichte zu baben, welcher in mehrern 


Füllen mit dem Begriffe dev Hervorraguug verwaudt iſt. 
Der Töpfer, des — s. plur. utnom. fing. ein zünftiger Hand» 
weerker, deſſen vornehmſtes Geſchäft es iſt, Töpfe und andere Ge, 

füße aus Thon zu verfertigen; deſſen Gattinn, die Topferinn. 
Im Tatian wird er nod) Leimc wurtho, Lehmmirker, genannt; 
im Oberdeutſchen heißt er Safer, vor Hafen, eine Art irdener 
* Grfchirre, im Stiederf, Portjer, Pottbecker, Hol. Potibaiker, 


von Pott, Topf. r 5 


Die Töpferarbeit, plur. inuf, dasjenige, was der Töpfer durch 


feine Arbeit bervor bringet, irdene Geſchirre, irdene Dfen n. f. f. 
imgemeinen Leben Töpferzeug, und, fo. fern es als Waare bir 
trachtet wird, Töpferwaare. 

Die, Töpfersvde, plur. doch nur von mehrern Xrten, die — n, 
dijenigen Erdarten, deren fiih die Töpfer zu ihren Arbeiten bedie— 
„nen, wohin Lehmen, Thon und die Porzellan: Erde gehören. 

Des Töpferbandwerk, des— es, plur. die— er. ı) Obue 

Plural, das Handwerk des Töpfers, die mechanifche Fertigkeit 

allerley iedene Geſchirre zu verfertigen. 2) Die ſämnulichen mein 

Saudwerk, d.i. eine Zunft vereinigten Töpfer eines Ortes; die 

Topferinnung, Topferzunft. 

* Töpfern, adj.et adv. welches im gemeinen Leben für tbnern 
oder irden üblich iſt, ein topferner Ofen, aber unrichtig it, auch 
wenn man es, bon dem Töpfer Eereitet, erfiären wollte, indem 

- bie mit dem n von Hauptwörteen gemachten Beywörter nur-eine 
Materie bereichen könuen. : 7 

Der Copferoken, des — 5, plur. die —ifen,ein Ofen, worin 
"bie Söpfer, de aus Thon bereiteten Ardeiten brennen, um ihnen 

die gehörige Feſtigkeit zu geben. 

Die Töpferfineibe, 'plur. die —n , die bewegliche Schribe, auf 
welcher der Töpfer bie runden irdeuen Gefäße drefetz auch nur 
die Scheibe ſchlechthin. > 
Der Topferthon, des —es, plur. doch gur von mehrern Arten, 

die —e, der gemeine mehrentheils blauliche Thon, deffen fich die 

Töpfer zu den irdenen Gefäßen bedienen, Niederf. Pottjerlehm; 
zum Unterfchiede von dem Pfeifenthon, Porzellanthon, Serben: 

bon m... * 

. Das Topferzeutz, des— rs, plur.car. ©. Töpferarbrit. 

Der Topffäfe, des — s, plur. car. in einigen Gegenden, alter 

Käſe, welchen man in einem Topfe gãähren und ſcharfwerden laͤßt, 

wor auf er durchgefnetet wird, und ih wie Vuiter ſtreichen läßt; 

Streichkaſe, Niederf. Pottkeſe. 

Mer Topfkuchen, ©. Aſchkuchen. RR 
Der Topfmaͤrkt, des — es, plur. die — märfte, ein Markt, 

wo Topfe verfauft werden, fo wohl von ber Zeit, als dem Orte. 

Der Topfſtein, des — es, plur.inuf, ein thonartiaer Stein, 


v 


ober eigentlich, ein mit Glinimer vermiſchter Seifenftein, welcher 


fich ſchneiden und drehen läßt, und daber in manchen Gegenden 
häufig zu Töpfen uud andern ®efäßen verarbeiter wird, welche aber 
hernach in Blechernen Büchfen in einem Töpferoſen gebrannt wer⸗ 
- den mäffen ; Lavetztein. Man mug diefe Steinart nicht mit dem 
Tofflein verwechfeln, welcher von einigen auch Tophſtein geſchrie⸗ 
- ben wird, und dalfartiq if. i 
Toph, Topbftein, S. Tof, Tofftein. Er 
Topp! eine Interjection, welche noch im gemeinen Leben fehr häufig 
ift, die Gültigkeit einer Wette oder eines mit dem bloßen Hand, 
schlage geſchloſſenen Vertrages auszudruden, Topp! es gilt. 
Topp! wag gile die Werse ? Hart du Lufi zu werten? Topp! 


Top 630 


deie es giit.ich halte dich bey deinem Worte, Im Niederf. fast 
man auch Topp oder Tipp halten, Wort halten, die Werte bel- 
ten, Eben daſelbſt hat man auch das Seitwort toppen, wetten, 
Sranz.toper, bey welden tope! eben fo wie unſer ropp gr» 
braucht wird, ; e 

um. Im Schwed gleichfalls topp ! Menage leitet in feinem 
Franzoſteſchen ely mologiſchen Wörterbuche das Franz. tope !von 
dem Hebr. 319, gut, her. Dreyer aber, der in feinen vermiſch⸗ 
ten Abhardl. p& 900 von diefem Worte bandelt, ſithet es als eire 
Sufammenziehung von to hoop an, Die erfte Ableitung warhr 


ſcheinbarer feya, wenn man fon ft nur die geriugſte Spur hatte, daß 


top in irgend einer@uropätfhen Sprache gut bedentet hätte, Rich» 
tiger erfläret man diefes Wort ausder alten ehedem in Deutfch« 
land und den mitternächtigen Ländern üslichen Gewohnheit, bey 
einer Wette oder cinem jeden andern mündlichen Vertrage, fratt 
des noch übligen Handfchleges die Daumen zufammen zu halten, 
oder viehmebr zufammen zu ſtoßen, von welcher Gewohnheit Drey⸗ 
er am augeführten Orte handelt. Bey dieſer Zuſammenhaltung der 
Daumen ſagte man das Wort topp, welches ohne Zweifel zu dem 
Niederſe tippen, mit der Spige des Fingers berühten, abſtam— 
met, zumahl, da man für topp im Rieder. auch tipp fagt. Toppen 
bedeutet vermöge des ründerno eine ſtärkere Berührung als tip: 
per, (S. auch Tippen.) In Bretagne lautet diefe Juterjection 
toca,touca, welche uuſtreitig zu dem tal, toccare, Franz. 
toucher, £atein. tangere, berühren, und zu unfermeiden, mit 
der Spige berüßven, g’bötet, - Wegen des obgedadhten G.bran» 
es, vermittel® Zuſanmenſtoßung der Daumen zu werten, heißt 
dieferginger noch in einigen Pix derdehtfehen undHolländiſchen Ge⸗ 
genden der Wödenfinger oder Wönlert, nicht von Wodan, dem. 
Herkules der nordifchen Bölfer, fondern Bon woden, wetten. Bon 
einem Neichen fagt man daher uoch in Weſtphalen, daß er etwas 
vorden Daumen zu fihieben babe, oder viel verwetten könne. 
©, Teppſchilling. 

Der Topp, des — es, plur. die —e, ein altes nur noch im 
Mirverdeurfchen hbliches Wort, weiches thrils dae oberfte, den 
Gipfel eines Dinges, theils ein fpig zulanfendes, Frgelförmiges 
Ding: tbeils au einen Büſchel bedeutet, da es kenn von einigen 
Niederdeutfhen, wenn fie Hochdeutſch reden wollen, nicht ſeltru 
in Topf verwandelt wird, obgleich Zopf der eigentliche aleichlaus 

. tende Hochdentfche Ausdruck if. Im Angelſ. Engl, Schwedu ff. 
bat Topp eben diefelben Bedeutungen. IJmRiederfiift der Topp. 
eints Berges, deffen Gipfel, der Topp eines Baumes, der 
Wipſel, Zopf, der Topp des Maſtbaumes, deffen Spige, ein 
Basıropp, ein Haarzopf. Das Perf. Tab hat faft eben dieſelben 
Bedentwigen, (S. Zorfund Zipfel.) Im Miederdeutſchen ift ein 
Topp Slachs, Eine Quantität von 40 Riften, wo zugleid der 
Begriff der Maffe mie einzutreten ſcheinet, (S.T:pfen.) Wenn 
bey en Schuſtern Toppeben einen hölzernen Keil bedeutet, welcher 
auf dein Dbertheile des Fußes unter die Unterlage hinein getrieben 
wird, fo bat es hier vermuthlech die Bedentung eines fpigigen 
Dinges. 

Das Toppeh, des — es, plur. die — e die erbaben gekamm⸗ 
ten oder erhaben gefränfelten Haare zunächſt über der Stirn, Dar 
ber das Topprheifen oder die Töppehrange, eine Zange mit zwey 

langen Schnäteln, das Toppeh damit aufzubiraen; dasSchnabelz 
eifen. Es if ans dem Franz. Toupet, und köunte, wenu mar 
dafür ein Deutſches Wort a brauchen wollte, durch Stirnhaar 
gesehen werden. Das Franz ſiſche gebörer aleich ſalle zu dem rorie 
gen Topp. Am Isländifchen werden die Stirnhaare der Pferde 
Toppurgencan, Enal. Tuft, Schwed. Tofs. Grmeiniglic 
fhreipt man dieſes Wort Tor pe oder Topf ec beſſer hängt man 
ci ham Unde an, das (dia ‚e betonte e m beseichuen, welches 
Kr deſte 








vr 


631 "Top 


deko eher gefchehen Fan, da dieſes Wort feitte Fron ſoſtſche Form. 


und Ausfprache ohnehin fihon verlosen hat, auch eigentlich aus 
dem Deutfchen berſtammet. i 


Er 
Der Toppenant, des— es, plur. die—e, ein Hollüntiiches 


Hiederdeutfches nur in der Seefahrt übliches Wort, gewiſſe Taue 
zu begeichnen, weiche von dem Marskteuze und dem Eielshaupte 
beeuntergeben, an den beuden Enden der Segelftauge über Rels 
Ienlaufert, und diefelbeim Gleichgewichte erhalten. Ohne Zweis 
fel auch von Topp, der Givfel. 
Der Toppreif, des — es, plur. die—e, eben dafelbtt, ein flars 
"Fee Tan, welches an den großen Maft und die Focke befeſt igt wird, 
Kanonen und andere ſchwereLaſten damitin das Schiff zu winden, 
Vermuthlich, weil es an den Topp oder die Spitze des Maſtbau⸗ 
mes befeftigt wird. . 
Der Toppfchilling, des —es, plur. die—e, ein noch im Nie: 
derdeutſchen übliches Wort, dasjenige Handgeld zu bezeichnen, 
welches zur Verfiherung eines Kaufes oder Vertrages gegeben 
wird. Von der Interjection topp. ; re, 
Das Toppfegel, des—s, plur. ut nom. fing. in er Schiff⸗ 
fabrt , das oberfie Segel an dem Topp, oder der Spigedes Mails 
baumes, welches auch das Bramfegel genannt wird. Engf. Top- 
fail, Holländ. Topzeyl. : 
Der Torf, des — es, plur. die—e, in einigen Gegenden auch 
Törfe. . Ohne Plural und als ein Ausdruck der bloß die Mate 


(4 


rie bezeichnet, ı) Ein Rafen, und die aus Brasiwurzeln und Erde 


beftebende oberſte Decke derErdfläche, ein nur in einigen Gegenden, 
beſonders Niederdeutſchlandes, übliches Wort, im Sehwed. 
Torf, und mit andern Endlauten im Walliſ. Tywarch, und im 
Böhmifchen Drn. 2) Eine brennbare Erde, welche geme niglich 
aus den Wurzeln verfchiedener Pflanzen beſtebet, oft aber auch mit 
einem Erdharze durddrungen iſt, Torfgraben. Torf brennen. 


(8. Blöttertorf, Dapiertorf, Pechtorf, Sandtorf.) Daher. 


Torfarche, Torfkoblen, Torfhige u. f.f. 2. Ein einzelnes 
Stüc Torf, in der letzten Bedentung, in woldem Verſtande es 
nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich iſt, und alsdanır 
den Plural leider. Die ausgeftschenen unterſten Torfe oder 
Törfe, d.i. Torfſtücke. Ein Tagewerk Torfhält 2048. Duadrate 
Fuß, aufjeden Quadrat: Fuß vier Torfe, alfo 8192 Torfe. 
Anm. Inder Bedentnng einer brennbaren Erde, ſchon in den 
Hrentannifhen Geſetzen Torft, bey andern alten Dberdeutichen 
Schriftſtellern Zur ufft, Zurb, Zurf, Zurbe, Turben, im Nie ⸗ 
dert Schwed. und Jsländ. gleichfalls Torf, im mittlern Latein, 
Curffodi, Turba,tim Franz. Tourbes, im Ital. Torba, im 
Angelf. Tyrb, Tyrf, Turfe, im Enaf, Turf Die Abſtam⸗ 


mung diefes fo alten und weit ausgebreireten Wortes iſt noch unge ⸗ 


wid. Menagebieltes für ein urfprünglich Arabifches Wort; al- 
fein, da weder erweistich noch alaublich ift, daß die Europäer den 


Gebrauch dee Torfes von den Arabern gelernet haben follten, fo iſt 


das Arabiſche Wort, wenn es anders mit unferm gleich lautend und 
aleich bedeutend iſt, mebr als ein Seitenverwandter deſſelben zu 
halten, als für die Duelle anzuſehen. Andere find auf das Jel An⸗ 
diſche torfa agefallen, welches fo wohl graben, als brennen bedeus 
tet‘; welche Ableitung febr wahrfcheinlich fenn würde, wenn nur 
Torf nicht ven einem fo weiten Umfange wäre; denn im Schwe⸗ 
diſchen bedentet es auch dick ſtehende Saat. Es fcheinet daher, 
daß der Begriff der Verwickelung, Dicke, Vielbeit, der E. "chende 
und folglich auch der Stammbegriff iſt, welcher ſich auf Torf in 
olen feinen Bedeutungen ſehr gut auwraden läſſet. Alsdann 
würde eg mit nnferm Dorf, den Lar. Turba, Menge, den 
alten Sothiſchen tharih, zotig, rau, dem Islend. Thar, 
Schilf und andern, wrwandrfeun. Ührigcne wirdder Torf in eis 
nigen Gegenden auch) Modt, und inder Lauſitz Loh genannt, 


Der Torfbosen, des, plur. die — bösen. ») Ohne Pin, 


val, «der Boden, d.t. Oberfläche der Erde, fo fern die ſelbe Torf - 


enthält, aus Zorf beftehet, , 2) Ein Boden, Torf darauf zu 
verwahren. - — x BT \ kN 

Torfen, verb.reg. act. welches nur in einigen Gegenderüblich 
— Einen Acker torfen, ihn mit Torf und Aſche von Reisholz 

üngen. — 

Die Torffoble, plur. die —n, Koblen von ausgebranntem Torfe. 
Jugleichen nach der Kunſt verkohlter oder zu Kohlen gebrann⸗ 
ter Torf. 

Das Torfmohr, des—es, plur.die—e, ein Mohr, in wel⸗ 
Gem Torf gegraben wird, oder gegraben werden Fann. 

Die Torfſemſe, plur, inuf, eine Art Semſe, welde in Euro, 
päifhen Sümpfen wohnet, und dafeldft den Torf erzeugen hilft; 
Scirpuscefpitofus Lian. Be 

Die Torkel, plur.sie—n, ein im Hochdeutfchen ungewöhnliches 
und nur im Oberdeutſchen gangbares Wort, dir Kelter oder Weins 
preſſe zu bezeichnen. Schon Bey dem Notker Torcula,Torcile. 


Es iſt obne Smweifel mit dem Weinfkoce und der Behandlumgdes 


Weines ans dem Lat. Torcular nach Deutfhland gefommen, 


Das Latein. ſtammet von torquere ab, weiches mit dem folgen» 


den verwandt ift. 


Torfeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte baben, weldjes 


fee Wort.) Da kriegt er eins ans Ohr, daß er übern 


nur in den niedrigen Sprecharten für taumeln üblich if, N Ya 
fen 


torkelte, Weiße in der Jaad. f 
Ihm wird der trunfne Kopf zu ſchwer, j 
i Er ſinkt und torfelt auf Sie Erde, Haged. 
Ce icheint eine Onomatophie des Taumelns, der Form nad) aber 
mittorquere, jtürzen, dem veralteten Tortiche, eine gedrebete 
Fackel u. f. f. verwandt zu ſeyn. Ben dem Jeroſchin iſt das 


Tepwort turg, ungewif, und das Hauptwort Turg, Abwei⸗ 


ung. - \ 

Die Tormentill, plur. jauf, eine Pflanze, welche auf den trock⸗ 
nen Wiefen und in den Wäldern Europens wohnet, und wegen ih⸗ 
ver zuſammen ziehenden Kraft fchon lange als ein Heilkraut bekanut 
it} Tormentilla Lira. woraus au der Dentfche Rahme ge- 
bilder ift, außer weichem fie auch Blutwurs, weil fie das Blut ſtil 
let, Seigwnvz,Rotbwurs, Rubrwurz, Seilwurs, Burfwurz und 
Siebeufingerkraut gchannt wird. Den Lateinifchen Rahmen bat 
fie, wegen der ihr angefchriebenen Kraft, die Tormina, d. i. 
die Schmerzen im Unterleibe zu ſtillen. \ 

Der Tornifter, des — s, plur. ut nom. fing, ein vornebm⸗ 


ah: 
* 


2 9 4 


lich bey den Soldaten abliches Wort, ben aus gegerbten Fellen ver» 


fertigten Reiſeſack zu bezeichnen, worin fie ihre Wäfche, Brot 


Wort iſt ohne Zweifel aus einer fremden Sprache aufgenommen 
worden, ob fihgleich diejenige Sprache, welcher es eigentlich zus 
gehöret, noch nicht beſtimmen läßt. Die Muthmaßung, daß es. 


aus dem Jtal, Caneliro, Brotkorb, verderbt worden, ift in Ans ' 


ſehung der erften Sylbe ſehr unwahrſcheinlich. Noch eher Fönnte 
das Ungariſche Tar, ein Vorrath, and Tarifznya, ein Vorz 
ratheſack in Betrachtung foınmen. Indeſſen bedeutet fchon das 
mittlere Pat. Turnicella etwas ähnlidee, = 
Die Torfche, plur. die—n, eine mr im Oberdentfchen übliche 
Benennung ter@rdrüben, welche oft irrig mit den Kohlrüben 
verwech ſelt werden. Vermuthlich wegen des Fangen Stängels oder 
Stennkes der Pflanze, welcher ine Let. Thyrfus, in eintaen ges 
meinen Mundarten aber auch Dors, Torfch beift. Inder Done 
ſeciſchen Gloſſe wird Repatorfum dur Thyrfo erflärer. 


"Der Tort, des — es, plur. inuf, ein nur im gemeinen Leben 


aus dem granz. Tort, mit Deutſcher Ansfprache, entlchntes 


Work, 


u. f, f. auf dem Morſche auf dem Rücken ben Fch fragen. Das. 








EEE EEE 


— 
— 


* 


3 





Pr di — — A 


Ben 


wWort Wachtbeif, zu begeichnen.. Kr hat mit dien FERNER 


'tban. Das wird dir Tort thun. 
Die Torte, plur. Sin, Diminut. das Torten, Dberdeurfäh 


Tortlein, in den Küchen, ein Gebackenes, welches gemeiniglich 


aus einem Butterteige in einer eigenen Pfanne bereitet, und her⸗ 
nach in einem Backofen gebacken wird. Man hat ſie gefüllt und 
ungefüllt. Äpfeltorte, Pllaumentorte, Kirſchtorte, Mandel: 
torte, Brottorte, Markstorte u. f. fe Ehedem wurden auch 
die Paſteten Torten genannt, indem in Schilters Gloſſ. S.68in 
dem Jahre 1446 auch dergühnertostengedacht wird. DasWort 
iſt auslãndiſch, fo wie die Sache ſelbſt. Es iſt aus dem mittleren 
£at. Torta, Ztal.Torta, woher auch die Franzoſen ihr Tourte, 

‚die Engländer ihr Tart, die Schweden ihr Toorta, und die Wal⸗ 
liſer ihr Torth baben. Man leitetes von torrere, törren, ab, 
weile eigentlich eine Art unter der Aſche gebadenen Brates * 
Kachen bedeutet haben ſoll, — in Bretagne noch jetzt 
Tors genannt wird, 

Der Tortenbäder, des —s, — ut nom. fing. Fömin. die 
- Tortenbäderinn,, eine Perſon, welde ein vorzügliches Gr 
fchäft daraus macht, Sorten fiir andere zu baden. 

Das Tortenblödy, des — es, plur.die—e, blecherne Formen, 
die Torten darin zu backen, eder auch nur flache Bleche, worauf 
fie gebaden werden, 

Die Tortenpfanne, plur.die— u, eigene Pfannen, die Totten 

arin zu backen. 


Die Tortür, plur. die—en, diejenige Marter oder förperliche 


Schmerzen, womit man einen Verbrecher belegt, ibn zum Ger 
Händnig oder zur Beftättgung der Wahrheit zu dringen. Seman: 
“den auf die Tortur bringen. Ihm die Tortur zuerkennen. 
' Die Tortur ausſtehen. Es iſt aus dem mittlern Lat. Tortura, 
weldjes wieder von torquere abflammet, Im Deutſchen hat man 


+ ‚dafür die Yusdrücke peinliche Srage, Marter, welches nur noch 


> in einigen Gerichten üblich ift, Folter, welches doch nur eine befon- 
' dere Are der Tortur if, Ebedem nannte man fie Unvornunft, 
als den Gegenſatz des veralteten Dornunft, mündliche Befragung 
oder Unterſuchung. 

Tos, ein veraltetes Stammwort, welches noch in Getöſe üstich if, 
E. daffelbe). In einigen gemeinen Mundarten gebraucht man noch 
toſen, lärmen, ein Beröfe machen, in Meißen tebfen, woTebs, 
ein Getöſe ift, 

Das Toupe, S. Torpeb.| * 


‚Der Tourmalin, des —es, „lat; die — e, einbrauner, glass — 


artiger, Halb öurchfichtiger Stein, welcher unter die Edelfteine 
‚gerechnet wird, und durch die Erwärmung eleftrifch gemacht wer» 

den ann, da er denn einen anziehenden und zuriick ffoßenden Pol 
bat, Der Rahme ift aus dem Franz. Tourmaline, außer wel- 
chem er auch Tripp und Afchenzieher — wird, weil er’ die 
Aſche an fi ziehet. 

Das Tournier, ©. Turnier. 

1. Der Trab, des— es, plur.car. eine Kranfheitder Schafe, 
bey welcher fie fich nicderlegen und mit dem Maule an den Füßen 
Beißen, oder ſich dag Knie reiben, und endlich verlabmen und ſter⸗ 
ben: Sie iſt eine Art der Auszehrung. Das Wort lautet in den 
‚gemeinen Sprecharten auch Drap und Trap. Vielleicht kammer 


+71 88 auch von traben ab, den binfenden Gang folcher Schafe zu 
begeichnen, oder bon treffen, wovon der Tropf oder Tropfen“ 


im gemeinen Leben mancerrgenden häufig die Lahmung und den 
Schlagfluß bezeichnet. 

2. Der Trab, des— cs, plur, doch nur don meßrern Arten, 
die — e, vondem Zeitwortetraben, die Handlung des Trabens, 
and diefe Act der Bewegung Iebendiger Geſchöpfe, welche in 
einer durch‘ — wech felſeitige Bewrgung der Füße bewirlten 





ta 

x 64 
FEED des Orts beffebe Am üblichen iſt es von vie, 
füßigen Thieren, und unter diefen don den Verden, den ſchuel⸗ 
fen Bang zu brzeichnen, welcher in der gefhwinden abwechfeln, 
den Bewegung zweyer in dag Kreuz gegen einander über befind- 
licher Füße beſtebet; wodurch fich der Trab von dem Schritte 
und Sprunge, oder Galoppe unterſcheidet. Das Pferd gehet 
den Trab, gehe einen ſanften, einen harten Trab, Min 
Pferd in den Trab reiten. Den Trab reiten, von dem 
Neiter. 

Anm. Im Niederf. Drav/ im Schwed. Traf, und miteinem 
andern Endlaute auch der Trott, Ital. Trotto. (&. Traben.) 
So fern diefes Zeitwort ehedem ſchnell gehen überhaupt bedeutete, 
wird es in den Zufammenfegungen vortrab und Nachtrab von 
dem vorderften nud hinterſten Theile eines. Kriegsbeeres ger 
braucht, wofür aber Die Frauzöſiſchen Avant-Garde und Ar: 
riere⸗ Garde im Kriegsweſen üblicher find. 

Der Trabant, des — en, plur. die—en, eine Art Leibwache 
zu Fuß vornehmer Herren, bewaffnete Bediente zu Fuß, fürſtliche 

Perfonen zu bewachen und zu begleiten. An manchen Höfen bat 
man gof Trabanten, Leib-Trabanten, Schweizer-Eraban« 

ten u,fif. Figürlich werden in der Aſtronomie diejenigen Planes 
tein, welche ſich zunächft um andere Planeten bewegen, Trabanten 
der logteen genannt. "So baden der Jupiter und Saturn ihre Fra« 
banten, Der Trabant der Erde iſt unter dem Nahmen des 
Mondes am befannteften, welcher Nahme auch wohl den Era: 
banten der übrigen Planeten beygeleget wird. 

Anm, Im Shwed.Drabant, in Böhm. Drab anti, im Jial. 
Trabante. Berelins leitet diefes Wort von draga, tragen, und 
Fant,Laft, ber, und erffäret es durch einen Laſtträger, Ihre von 
deu Perf. Derbaan, ein Thürfteber, Borborn von dem Verf, 
Satrapa, andere von dem Griech Sagmwoyreg, noch Anderer zu 
gefhweigen, Der, Ton auf der Ableitunasfplde iſt ſchon ein 
Beweis, daß wir dieſes Wort aus einer fremden Sprache ent⸗ 
lehnet haben rund. diefe ift unfkeeitig das tal. Trabante, 
Diefes aber ſtammet der größten Wahrſcheinlichkeit nach wier 
derum von unferin traben, in deffen ältern weitern Bedeutung ab, 
fo dag diefes Wort eigentlich mit Ladey alvichbedeutend if, und 
einen Bedienten zu Fuß, oder auch einen Wächter zu Fuß bedeutet. 
Aus dem Fronsberg erhellet, dag der Profoß ehedem bey denTrupr 
ven ſechs Trabanten batte, welche ihm belfen mußten, die Ver: 
brecher in Verhaft zu nehmen. Nachmabls iſt diefes Wort gu eis 
ner edlern Art Fußwächter erhöhet worden, Im Meklenburgiſchen 
ift erabandeln, herum gehen. 

Traben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 1. 
ben, treten, mitdem Hülfsworte feyn , eine jetzt veraftete Beden« 
fung, welche indeffen noch in einigen ®egenden üblich iff, mo man 
noch faat, die Bedienten traben ihrem Zerren nach, für treten 
ihnen nach; dem Seeve nachtraben, hinter den Heere marfihies 
wen, daber noch die Zufammenfeßungen vortrab, Nachtrab, der 
vor oder nach dem Hauptbeere marfhierende Haufen. Eben das 
ſelbſt ſagt man au prächtig einher traben/ für treten. Daber 
war figürlich, hoch traben, boch einher gehen, fiolz einher gehen, 
—* fich ſtolz betragen überhaupt, 

Der darf fo hoch nicht traben, 
Der ſolchen Freunden dient, die ibm zu fohaffen.(gu beſeb⸗ 
len) haben, Obis. 

Mir baben noch davon das Mittelwort hochtrabend, für ſchwül⸗ 
fig, {S. dafjelbe.) Werdt (wäret) ie darüber gemelig ttapt, 
laiablich gegangen, Theuerd. Es iſt in diefer Bedeutung eine 
Unmittelbare Nachahmung des durch Auftreten verurfachten Lau⸗ 
teswovon das Intenfivun trappen iff, und das Stammwort vor 
Trabant, Treten iſt davon nur am Endlaute unter ſchieden. 2. Lau⸗ 


Ar} few, 








ſchiede von dem Geben im Schritte und dem Galoppieren. Das. . 


’ 


Die Träber, fing. inuf, dieHälfen von dem ansgebraneten Malze, 


wurde, in welcher Bedensung es aber veraltet iſt 


‚ber oder Sochreaber genannt, 


das Pferd den Trab gehen iaffen. 


a : 


SEN 


fin, auch als eine Mac Abmung bes durch ſchnelles Auftecten im 


Saufen vernrfachten Schalles. 1) Im weiteflen Berftande dieies 
Wortes, daesıhedem auch von Menfchen für laufen gebraucht 
2?) In engerer 
Bedeutung von vierfüßigen Thieren, ohne Springen lanfen, mit 
freie abwech ſeinder Bewegung der Fiße über das Kreuz den 
Drrverändern. Im Traben erhebt das Thier den rechten Bordere 
und linken Hinterfuß, oder linken Vorder⸗ und rechten Hintrrfuß 
zugleich. Alle vierfüßige Thiete traben, wenn fir auf. dieſe Art 
laufen. A, 
Cangſam trabet ——— er girſch mit ſtolzem Geweihe 
über die Heide zum Forſt, Zach. 
Befon ders von die ſem ſchuellen Gange eines Pferdes 2, zum Untere 


Pferd traben laffen. Ein Pfers trabet hoch, fihwer, leicht. 
Ein Pferd, weldyes hoch oder ſchwer trabet, wird: daher ein Era 
Die ſtarken Roſſe traben daher, 
Ingleichen von dem Reiter, den Trab reiten, oder 
Der Reiter trabt. 
Sietrabtentangfam über manche Reinige, Ebnen, Sad. 
Dater das Traben. S auch der Trabi 17 2 
Anm. In der zwepten Bedeutung indem alten Fragmente auf 


Jer 47,3. 


Carln den Großen bey dem Schiiter thraven, bey dem Stryker 


draben, im Niederſ. draven und traffen, inSchwed.thrafwa, 


im Engl.totrap. Es ift in biyden Bedeutungen eine Nachah⸗ 


mung des Lautes. Schon Dtifried gebraucht das nahe verwandte 
drephap, fürgehen, und unfer treffen felbft hat davon noch eini⸗ 
ge figüieliche Bedeutungen. Das Jurenfioum von eraben ift trap⸗ 
pen. Im Riederf.iftdravaljen, gefchäftig hin nnd her laufen, wel« 
che Bedeutung das vermuthlich davon abftammende Franz. tra- 
vailler, arbeiten, anfänglich gleichfalls hatte. Übrigens iſt für 
traben auch trotten, noch mehr aber trottieren üblich, welches ein 
Yntenfivun von treten iſt. - 


welche im gemeinen Leben, befonders Niederdeurfchlandes,; auch 
&Sej, Seibe, von feiben, und im Dsnabrüdifchen Ant, Aat, 
genannt Werden. _ In manchen Gegenden ift diefes Wort in weis 
term Verſtonde von den Überbleibfeln aller ausgepregten Dinge, 
3. 3. den Weinhilfen nad ausgepreftem Weine, (S. Trieſter,) 


den Überrefien der ausgepreßten Dpibzeren, (S.Drife)adff. 


üblich: 

Anm. In einigen Gegenden die Eraben,-im Nie derf. Draf, 
im Holfänd, Drafund Drabbe, im Schwed. Draf. Es feheinet 
von traben, in der veralteten Bedentung des Tretens abzuſtammen, 
ilberbleibfel von ausgetretenen Dingen zu bezeichnen, oder auch 
yon treiben, fo fern diefes anch von einem ſtarken Preffen und 
Drüsen gebrancht wird, und alsdaun läßt fi auch dir Schreibart 
Treber rechtfertigen, obgleich das a um drs in den verwandten 
Sprachen und Mundarten befindlichen a willen amrichtigften zu 
feon fohrinet. Mit andern Endlauten find damit das Franz. 
Drague, das Eugl. Dregsund Draines, dag mittlere Latein. 
Druscus, und unfee Druſe und Triefier verwandt, 


Die Eräberarube, plar. die — n, in den Brauhänfern, eine 


gemauerte Stube, die Scäber darin zu fammeln, und zu erbalten, 


Die Trad)s, plur. die—en, von dem Zeitwortesragen. ı. Ein 


Ding, welches trägt, doch nur in einigen Fällen. Ein Schulter⸗ 
joch, Eimer mit Waſſer und andere Laften daran zu tragen, heißt 
in Nicderdeutfchland eine Tracht, Niedert. Dragt. Ingleichen 
in der Baufunft: Yan muß dem Balken mit Trägern zu Hülfe 
Zommen, oder ihm fonft binlänglicde Teachı verfchaffen, wo 
es doch ein Abftractum zu ſeyn, und deu Zuſtaud, da etwas getra- 
gen wird, zu bezeichnen ſcheinct. e. Was gerrogen wird, oder 


r vlelmehr fo vier ale auf Ein Mabl getragen wird, in Bet i 


Eine Tracht gols, fo viel Holz, als ein Meuſch auf Ein 


nen Bedeutungen des Zeitwortes tragen... 3) In der eigen: 


tragen fan -Zwey Trachten Waffer, in Meißen zwey Sahrten, 


” Eine Teacht Schläge, Prügel, ſigürlich, fo viel ats jemand 


“BR 


tetraten kann. Ju engerer Bedenung iſt eine Tracht Speiſen 
nicht ein Bericht, wir es ia einigen Wöorterbüchern erlläret werd, 
ſonderm ſo viel Gerichte, als anf Ein Mahl anfgetragen nnd aufs 


geſetzet werden, wofür auch dis Wort Gang üblich iſt. 2) Bon 


tragen, ſchwanger, trädiigjepn, if eine Tracht kinger Thier e, 
fo viel Fuge, als ein Thier auf Ein Mahl wirft, oder zur Welt 
gebieret. 
den ſagt man and) die Tracht eines Ackers, fo viel als er trägt, 
deffen Erivag. 3. Die Art und Weiſe, wie man ſich trögt d. i. 
fire. Kine bequeme, befpwerliche, alberne Trage. Die 
großen Reifrede find eine abenteuerliche Tracht. Die. Pobl- 
niſche und morgenlandiſche Tracht if der Nafur — 
als die Fran oſtſche. Die Trach: der Altenburgiſchen Bone 
Da es denn anch wohl für das Franzöſiſche Mode gebraucht wi 


Vleue Trachten erdenken. 4. In einigen Gegenden wird auch die 


Ferfe en dem Pferbehufe die Tracht, Niederf. Dragt genannt; 
welches- gleichfalls hierher zu gehören ſcheinet. — 


Anm. Tracht ſtammet auf eben die Art von tragen ab, ie ; 
Schlacht von ſchlagen. 


Die Niederdeutſchen ſchreiben es mit 
dem g, Dragt, ind die Schweden Dräzt, dagegen im Hoch⸗ 
dentſcher um des gefchärften Tomes w len das gin das ch überge⸗ 


Abſtraetum von dem Zuſtande gebraucht, ©. diefe Wörter, 


Trachten, verb.reg. acı. et neutr. weldjes im letzten Falle das 


Häülfswors haben erfordert, -1,* Beobachten, denfen, erwägen, 


fi das niannigfaltige an einem Dinge vorſtellen; lauter längft - 


veraltete Bedeurungen, von welchen die letzte noch in betrachten 


übria if, (S. doffelbe,) Ottfried gebraucht drahton noch häufig - 


für betrachten und bemerfen, Drahta für das Nacht euken. In 
der Parän, Lir, fommt Trahtu für Gescufen ver. 2, Dis, Auc 


ſtrengung fi feiner Leibes und Gemüthskräfte zu erlangen. fuchen, 


zum Ziele feiner augeſtrengteu Bemühungen machen, wie freben 


und zuweilen auch fingen, doch unter axdern Bildern. Es fommt 
in diefer Bedeutung auf gedopoelte Art vor. 
mit der vierten Eudung. Trachte nicht Boſes wider Seinen 
Sreund, Sprichw. 3, 29. 
Boſes und verkehrtes in feinem gerzen, Kap. 6, 24. 


fowobl mit dem Infinitio, oder einer Partifel. Saul trachtete 
David zu ſpießen, Sam.19, 10. 
thun, Pf. 35. 20. Sie trachteten, wie fie Jeſum greifen 
möchten „ Matth.21, 46. Wir müſſen das einheimiſche Laſter 
der Samilie am eifrigken zu verbeffern trachten, Gell. Als 


auch mit dem Hauprivorte nd den Vorworte nach. Nach etwas 


rrachten. Wach Ehre, nach Reichthum, nach einem Ame 
trachten. Jemanden nach dem Leben trachten. Unſere 


Eigenliebe rachtet mit allen brünſtigen Wänſchen nach einen 
ununterbrochenen Sveude, Duſch. Ebedem gebrauchte man cs 
auch mit dem Vorworte auf, welche Form aber im Hochdentſchen 
veraltet iſt 
Wer auf übrig Reichthum erache, — 
Der wird weiter nichts gegreben Logan. 
So aud; das Trachten. 
Anm. Im Schwed. tragta. Gs iſt ein vermicschk der Sud» 
folbe —ten, gebilderes $: tenfivnan von fragen. wir ſchlach ten 


von fchlagen, wo dene der Uber zaug des ardednten a ig 887 > 


uoth· 


ſcharfte dir Verwandelung des gelindern gay dos härtere & 


eo ' 


Eine Tr acht Sunde, Ragen. 3) In einigen Orgen: 


“Ein lofer Menſch trachtet allezeie 
In die ⸗ 
ſer GNalt iftesim Hohdeurfhen veraltet, 2) Als ein Neutrum, 


Sie trachten Schaden zu © 


windig 





* 


gangen iſt. In Eintracht und Zwietracht wird er — als ein 


tigen Activum BE 














* 


ft 


———— Dieſe —— in —— der Grund des - 


Begriffes dev Anſtrengung, der mit diefem Worte verbunden iff. 
‚Unter andern veralteten Bedeutungen des Zeitwortes tragen wur⸗ 


—— ſehen, und ſigürlich für denfen, bedenken, wollen, 
Tragbar, — er, — ſie. adj.et aiv. von dem Zeitworte tragen, 


gen und andere Wirkungen des Geiſtes gebraucht. Auf ähn⸗ 
Iche Au iſt ſehnen der Form nach ein Jutenfidum, der Bedeutung 


<ra | 638 


indem wäcmern@nespa einbeimifchen Traganth⸗ Staude ſließet 


Aliragalus Tragäcantha Linn. welche auch Bocksdorn, ins 


abernad) eine Figur von feben, Tragen ſelbſt ift eine Art eines | 


Jutenſivi von einem ältern trahen, Lat, Lrahere, welches noch in 
sen Schwed. tra, verlangen, übrig iſt von welchen die Zneen- 
ſiva träga, trängta und tragta, kiönti ch verlangen und trach: 
tendedeuten. S. Tragen, 8* 


 Traptig, —et, — fie, adj, etadr. welche Grade, doch nur in 


der veralteten erſten Bedeutung üblich find, von Tracht, in der 
veralteten Brdentungfo wohl des Ertrages, als auch einer Bürde. 
) Fruchtbar, tragbar; eine im Hochdentſchen veraltete Bedeu⸗ 


* tung, welche noch im Oberdeutſchen gangbar iſt. Den Erdboden 


wähtig machen, fruchtbar. Ein trächtiges Geländ, Bluntſchli, 
ein — Land, Die trächtigen Jeider des Rheins, Opitz. 
Man höre mit Rümmerniß die beſe Zeitung fügen 
Im trachtigen Peru, eben derf, 
2) Mit Leibesfrucht ſchwanger ſeyn, vor den Shieren, wofür in 
ber edlernSprechart tragbar und tragen? üblich iſt. Kine träch⸗ 
tige Sundinn. Trächrig ſeyn, werden. Da denn auch wohl 
das Sauptwort die Trachtigkeit von dem Zuftande üblich iſt. 
"Anm, Im Riederf. drägtig, Schwed. drägtig, Es iſt von 
Tracht, eigentlich Tracht habend. In einträchtig, zwieträch⸗ 
tig, niederträchtig, hat es noch andere Bedentungen. 
Ds Tractamẽnt, des —es, plur. die — e,. aus dem mittlern 
Lat. Tractamentum und Franz. Tractement, ein ne im ge 
„meinen Leben und den niedrigen Sprecharten übliches ? Mort. ı) 
Die Begegnung, Behandlung. 2) Ein Schmens, Min Tracta⸗ 
ment ausrichten. 3) Das Mosathsgeld eines; Bedienten. 
„Der Tractät, des — es, plur, die —e, ausdem fat. Tracta- 
tus. 1), Eine gedruckte Schrift oder Abhandlung, ein kleines Buch, 
Franz. Traite. 2) Ein Vertrag, Vergleich. Einen Tractat 

mit jemanden fließen. 3) Unterbandlungen, doch nur im Pius 
ral allein, welcher alstann die Tractaten hat. Mit jemanden 
in Tractaten fichen, mit ihm uitter handeln. Die Sriedens⸗ 
Tractaten abbrechen, die Friedensbandlungen. 

Tractieren, verb. reg. act. aus dem Lat. tractare, nur im ge⸗ 
meinen Leben. 1) Behandeln. Der Thon läge ſich gut tractier 
ven. Femanden niederträchtig tractieren, behandeln, begegnen. 
2) Unterhandlungen rflc gen, uiterhandeln; als ein Nentrum. 
Mit jemanden tractieren. 3) Mir einem Schmanfe beibiriben. 
Semanden bewirthen. Abſolute und als ein Reutrum bedeutet 
es aucheinen Schnians geden, 

"Die Trad, plur. die —en, ein im ———— fdemdes und 
nur in einigen Provinze n, befonders Oberdeutſchlandes, übliches 

> Wort. 3) Die Spur, beſonders eines Wagens, das Geleiſe; in 

" welcher Bedeutung es in dir Jülichiſchen Polizey Orduung bey 
dem Frifch vorkommt. 2) Eine Viehtrifft, daher find die Teadſtei⸗ 
ne daſelbſt die Gränzſteine einer ſolchen Trifft. Es ſtammet don 
treten ab, wird aber deſſen Ungeachtet richtiger Trad alt Trat oder 
Trate geſchrieben, indem der Eudbuchſtab in der Ausſprache febe 
gelinde lautet, 


weglicher Altar, welchen man auf der Reiſe bey ſich führen, oder 


von nem Drie zum andern ragen kann, dergleichen in der Hör 


mifchen Kirche üblich find. 


Ber Traganth, des— es, plur. inuf. ein weieliches Gummi 


ohne Geruch , von einem füßlichen unkeäftigen Geſchmacke, welches 
zãher und ſchleimiger iſt, als das Atabiſche Gummi, und aus der 


Der Tragaltaͤr, des — es, plur. Sie —öre, ein tragharer, ber 


vgleichen Traganı | ſchlechthin genaunt wird, DrrDeniiche Mab- 
me iſt aus dem Griech. undLat. Tragacantha zufammen gezogen. 


doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben. 1.%u dee gewöhnliche 
ſten, was ſich tragen [äßt, getregen werden Fan, Ein tragba— 
ver Kitav, Tragaltar. Jemanden eine tragbare Laft auflegen. 
2: Bon tragen, Frucht bringen, Frucht dringend. ) Von dem 
Boden und Gewachſen, für feuchebar. Ein tragbarer Acker, 
welcher im Stande iſt, Früchte zu tragen, im Gegenſatze einecs 
noch nicht urbar gemachten; ingleichen ein fruchtbarer, im Gegen⸗ 
ſatze eines unfruchbaren. Sn engften Berftande ift ein tragbar 
ver ler, welcher wirflich Feüchterteägt, im Gegenſatze eines 
Brachackers. Ein tragbarer Baum, welcher wirklich Früchte 
trägst, 2) Von Thieren iſt tragbar in der anſtändigen Sprech⸗ 
art jo vielals trächtig im gemeinen Leben, Kine tragbare Bud, 
—— u, f 

Zur Riederſ. miteiner andern Ableitungeſyolbe dragſam, ches 
dem auch berig, berhaft, von baren, trauen, 


Die Trate, plur. d Sie—n, ein Werkzeng, eine. Laſt darauf zu 


tragen, doch nur in einigen Fällen. Am üblichſten iſt es don cinem 
- bäustichen Werkzeuge, welches ang zwey ocmeiniglich- etwas ge⸗ 
krümmten, und mit Querſproſſen verbundenen Stancen beſtehet, 
Holz, Steine, Miſt m ſ. fi darauf zu tragen, welches in den ge⸗— 
meinen Sprecharten, beſonders Niederdeutfiblandes die Bahre 
genannt wird. Die Miſttraze, Holztrage, Steintrage u/f. f- 
Sie Leichen⸗ oder Tostentrage, iſt ein Ähntiches Geſtell, welches 
ſich vornehmlich durch tie hohen Füße, womit es verſehen iſt, ums 
terſcheidet. Anch die Tracht, d. i. ein Ach ſeljoch, ein Paar Eimer 
Waſſer daran zu tragen, führst in einigen Gegenden dieſen Nahe 
mer. In andern heißt fie die Schande, GS. dieſes.) Bey den 
Färbern iſt die Trage eine hölzerne Leiter über der Blaufüpe, ben 
gefärbten Zeug zu Fragen. 


Träwe, — u,— fir, adj. etadv. Abneigung von der Bewegung 


habend, beſonders, fo fern diefe Abneionng in der. Einpfindung 
Fö:perlicher Maſſe oder Schwere gegründet iſt, und i® weiterer 
Bedreutung, Abueigung zur möglichen Anwendung feiner Kräfte 
babend und darin gegründet; im gemeinen Leber faul, Trage 
ſeyn. Ein träger Menſch. Zur Arbeit träge feyn. Träge 


arbeiten. 


Was ſchlummerſt du? die träge Raſt 

Schickt fich für zelden nicht, Gleim. 
Daher wird es zuweilen auch für ſchläferig, müde, gebraucht, fo 
fern dirſer Zuſtand kit einer Neigung zur Ruhe, oder Abneigung 
vonder Bewegung verbunden if. Im Riceder ſachſiſchen bedeutet 
es auch abgemattet, entfrüfter, in welchem Verſtaude es aber. im 


Sochdeutſchen ungewöhnlich if. S. auch Trägheit. 


Anm. Schon bey den Arrotraga, bey dem Otifried drage, 
im Riederſ. und Holländ. trgag im ei hwed. trög, im — 
tregur. Friſch fand, dag er Eſel, weiter zuiTragen gebrancht 
wird, bey einigen Atern Sch: — Tregel genonnt wurde, 
ad daher kam er anf den filtjanten Einiäll,unfer träge bon dire 
fem Worte abzuleiten, weil div Gränheit eine befannte Eigenschaft 
des Eſels iſt. Erträglicher m ürbe dir Ableitung von dem Schwede 
dryg, groß, ſchwer, Jelãud deiugt, feya, indem die Trägbeit 
eine Wirkung der Empfindung korperlicher Maſſe oder Schwere ff, 
Allem, alle verwandte Sprachen baden noch das Zeitwort, welches 
dasnächfte Sammmwort unſers Beh vortes iſt, und diefes iſt das 
Schwed dröga, zaudern, wi Ylind.trega, im Jal tregare, 
im Schottländ. d-eiche,iufat. mit vorgeiegtem Ziſchlante firi- 
gare, woron denu das mitsieig £ar.tricare, zaubern Ada 

indern, 














639 i Im 


fr hindern, Bas Foeticivum if. Dat dieſ⸗ Beitwörter * unſerm 


tragen adſtammen, fofern es ehedem auch zichen, Lat. trahere, 
bedeutete, iſt bdochſt wahrſcheinlich indem zwiſchen beyden Ber 
griffen mehr als eine Verbindung Statt finde. Daher wird das 
Frauz, trainer, (ededen traigner,) auch für zaudern gebraucht, 
und die gemeinen Deutſcheu Rundarten haben von dem alte tra⸗ 


gen, zaudern, das doppelte Intenſivum druckſen. Das Larein.. - 


tardus fcheinet auf ähnliche Art von einem det alieten taren) zie⸗ 
ben , abzuffommen, woden unfer zerven, Niederf. terren, ein 
Iteralivum if. 

Die Trarebahre, — die —n, eine, Bebre zum Tragen, et» 
che man auch nur ſchlech din die BSahre ode Trage nennet, Sabre 
ſtrhet Hier im weiteften Berfrande, eines jeden Werkzeuges, eine 
Laſt forizufhaffen, daher Tragebabre kein Plebnasmus ift, ſon⸗ 
dern den Unterſchied von einer Rarchabee oder einem Schubkar⸗ 
ven beftinmt, 

Der Üragebalten, des — s, plur. ut nom. fing. cin jeder 
Baltken, jo fern er beſtinmt iſt, eine Loft zu tragen, da er den 
in der Zimmernraunsfurſt inter dem Rahmen eines Trägers am 
befanntefien ift. Im Schiffbaue find die en 
Dragtbalken, fo wohl birjenigen Balten, welche das Verde 
ragen, als au die Balken längs dem Berdede, worauf diefe 
suben, 

Zoo Trageßand, des — es, plur. die — bänder, ein jedes 

Band, eineLaft vermitreift deſſen zu tragen , dergleichen 5. B. 
au ten Trageförben find. In der Simmermannsfanft find die 
Lragebander kurze ſchieſſtehende Baubölzer, eine Laſt tragen zu 
helfen, weiche, ſo fern fie zugleich flüsen, auch Stüngbänder, und 
jo gern ihre Wirkung zunächfi in einem Streben beftehet, Strebe: 
bender nad Streben beißen, 


Der Eragebaum, des—es, plur. die — bäume, ein Baum 


‚oder forte Stange, eine Laſt vermictelft deſſelben zu tragen. 

Das Eravebett, des — s, plur. die —e,und — en. ı) Ein 
Bert, di. Lirgeftätte, jeinanden liegend darin zu tragen, derglei⸗ 
chen z. B. die Palanfins der Morgenländer find. Im Plural 
die — e. 2) Ein großes weiches Küffen, zarte Kinder darin zur 
Taufe oder von einem Orte zum andern au tragen, beißt ‚gleiche 
falls ein Tragebett, plur. die — en. 

Der Tragebock, des — es, plur. — ein — 
Bock, inwas zu tragen. Einen ſolchen Tragebock ſetzen die Fär⸗ 
ber auf die Kupe, die gefärbten Zeuge darauf zu legen, damit die 
überflügige Brühe von denfelben ablaufen könne, 

Die Traͤgebüche, plur. die — n, in einigen Gegenden ein Rahme 
der gemeinen Kotybüche, weil fie allein die zuc Maſtung dienlichen 
° Qucheichein trägt, und in fo fern tragbar iſt; zum Unter ſchiede 
von der Zage⸗ oder Steinbůche · 

Der Tragehẽbel, des — s, plur.ut nom. fing, in der Mecha⸗ 
nit, eine Art Hebel, vermittelſt deſſen die Laſt getragen oder auf⸗ 
erhoben wird; zum Unterſchiede von einen Druckhebel. 

Ter Eragehimmel, des — s, plur.ut nom. hing. ein beiveg- 
licher Pragptbimmel over Baldachin, welcher überPerfonen oder 
Sachen getragen wird, S. Thronhimmel. 

Die Crageknoſpe, plur. die — n an den Sewẽchſen die grucht⸗ 
oder Bluthknoſpen, zum Unterſchiede von den Blätterknoſpen. 

Ter Trazekorb, des — es, plur. die —Förbe, ein Korb, eiwas 
darin zu tragen, doch nur in engerer Bedeutung, eine Laſt darin 
auf dem Küden zu tragen ; zum Unterfiede von einem Hand: 
Forbe, Sebefyrbe, Marktkorbe u. ſ. f. ebgleich felbige in weis 
term Verſtande insgrſammt Tragekorbe find, 

Traͤgen, verb.irreg.ich trage, du trägſt, ex trägt, Conj. ich 
trage; Imperf. ich trug, Kon. ich trüge; Mittelw. geriagen; 
Imn per trage. Es iſt ſo most als ein Actwum, als auch als ein 








— 


Reuttum — mat Falle das — 
Ü 


erfordert. Es war chedein von einem überaus weiten 
> der Vedentung, wodon aber manche Bedeutungen uın der Biel 
deutigkeit willen veraltet find, und jegt nur noch theils aus den 
Ableitungen, tbeils aus den verwandten Sprachen erkannt werden 
Tonnen, Die vornebniften drey Bedeutungen dieſes Wortes, deren 
jede wieder verſchiedene fisürtiche als Wiiterarten hatte, find: 
1.* Sieben, eine'im Hochdeutſchen veraltele Bedeutung, in 
welchẽr die ſes Wort im Angelf. dragap, Isländ unSchwed. 
draga, im Engl. dragg und draw, im Franz. trainer, eher _ 
bein traigner, dem Intenfivo vermitttelffdesn n, und imLAr. tra- 
' here lauter. Das noch Nieverf. trecken, ziehen, ifrein Irtenfir 





vum davon, Figürliche Bedeutungen waren davon wrıter andern DI 


.») Reifen, Schwed.draga. Unſer ziehen: und das Zar, gue 
find ih äbniichem Verftande iblich. 2) Zaudern, (ST .väg 
Auf ähntiche Art iſt unfer zögern, ein Jterkivun von zteben, 
wicdes güieinedrudfen von drudch und tragen. 3) Sinte 
geben, Schwed. draga. Wir fagen dafür jegt triegen und bei 
gen, die Franze trahir. Jemanden beziehen iſt in eben dieſe 
Ver ſtande üblich. Vielleicht gehörer hierher 4) auch die Bedeutung , 
des Sehens, Erwägens, Wollens u. ſ. f. woron wie noch an? 
tenfiva betrachten und rrachten haben. Im Schived, bedeuree 
dragduch zweifeln, und daß es auch artheilen bedentet haben 

-müfe, erbeilet aus dem ws * gauz veralteten Aubtras und 
austragen.“ 

2. Drücken, eine lãngſt —— Bedeutung, bey dem ulddilas 
threihan, im Augelſ hreagan, im Schwed. truga. — 
drucken, drängen und dringen ſtammen noch davon ab. ii 






3. Dur) feine Kraft unterflügen, die einzige noch ga Be 


eigentliche Bedeutung, in welcher es fo wohl als ein Beuivum, as 
auch als ein Nentrum gebraucht wird. 
. a) Als ein Aetivum, einen Körper durch RER Kraft antöre 
fügen, es gefchebe nun mit oder ohne Weränderung des Dries, 
(a) Eigentlich, Kine Laft tragen, fowohl im Stande 
der Ruhe, als auch der Bewegung. Die Säule trägt das Dad, 
‘der Balken die Wand. Kin Bind auf den Yrmen, eine Lah . 
auf 2 Ncfel, auf Sem Bopfe, einen Stein in der : Band, 
" Geld in der Tafche ragen. Etwas in der Taſche bey fi iva= 
gen. Kine Leiche zu Grabetragen. Jemanden in der Sinfte 
tragen. Sich nach Haufe tragen lafiım Krwas auf die 
Geffe, aufden Boden, vor die Thür, auf das Ser, in den 
Wald tragen. Briefe herum tragen Etwas feil tragen, 
zur Schau tragen. 
viel, kann fo viel tragen, 
Daber auch die figirlihen R. A. Jemanden auf den — 
tragen, ihm Alle nur mögliche Pflege und Wartung erweifen, 
Sein Serz aufder Zunge tragen, fo teden, wie man deukt. Du 


trägft dein gutes Herz inden Augen und auf der Zunge, obne , ' 


daß du daran denk, Gell. Auf beyden Achfeln ragen, zweyen 
widerwortigen Perfonen zu Gefallen reden, den Mantel nach dem 
Winde hängen, (S. Achſelträger.) Sich nad Haufe tragen, di 
nad Haufe gehen, ift nur im gemeinen Scherze üblich. — 

Zuweilen wird es auch hier abſolute und in Geftalt eines Neu⸗ 
tring gebraucht· Das Eis rägt, wenn es Peefonen oder. ER: 
trägt, ohne zu brechen. 

(6) In engererund figürlicher Brbentung, 3) Die Erde 
wägt Srüchte, wenn Früchte auf ihr wachſen. Der Adler träge 
RBoin, Weigen. Der Acker fol dir Dornen und Dilleln trae 
Ben Sandige Jelder tragen nicht alle Fahre. Ingleichen von 

Gewechſen. Der Baum srägt Früchte, trägt viele Apfel; 
Der Same tragt hundertfaleig Wo es auch abfolnte gebraucht 


wird, Dev Baum trägt dieſes Fahr nie. Von vierfügigen 
Thieren 


“ 


Das Schiff tragt 500 Laſt, führer fo 


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4 














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— 1% 
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7 Tr En * ⁊ 


— ee imber anfländigen Syrechart für eraͤchtit ſeyn 
dedraucht. Die Bub träge. Line wagende Ruh, im gemet: 


i "nen Beben eine wächtige.. Jugicichen von feblofen Dingen, wie 
Re; "bringen undeintvagen. Ylugen tragen, bringen, "in Gurt, 


© welches nicht viel trägt, d.i. einrägt,. Gewinn bringt, Das 


# 


* Eapital träge 6 pro Cent, beingt fo viele Zinfen ein. (2) Ws 


ein Gewehr, noch mehr. aber alsein Kleitungsflüc an ſich haben, 


Einen Degen tragen, Was, die Waffen wagen Fann. Die 
I. MusPete tragen, au, ein Musferier ſeyn. ine goldene 
N" Rerte an dem Halfe, einen Ring an dem Singer tragen, 
|. #ine Perrüde tragen. _ Sein eigenes’ Haar tragen. Schuhe, ' 


Strümpfe, Stiefel wagen. Ein fchwarzes Kleid, einen fei- 
denen Rod, einen groben Rittel cragen. Den Beanz mie 
Zhren tragen. Wo tragen bald von dem Zeitpuncte, ven wel: 
chem man fpricht, bald auch von der gewöhnlichen Kleidung ges 

.. braucht wird. (S. Tracht.» Ingleichenals ein Reciprocum, ſich 

wagen, gewöhnfich gekleidet ſeyn, mit näherer Bezeichnung der 
Artund Weife, Sich prächtig,.einfach, vornehm, gemein tra— 


gen; Sich ſchwarz tragen. Du wirfdich bald wie eine Dame 


u tragen wiffen, Weiße: Wer fich trägt, wiedie Alten gingen, 
"der iſt ebrbar und fittfam, Gell. Eben dirſes Nesiprocum wird 
‘ zuweilen andy. von dem Zeuge oder Kleidungs ſtücke gebracht. Der 
"Zeugträgt fih gut, wenn er, indem man ibn trägt, micht ſchlech⸗ 
ter wird. (3) Erwas tragen, es über ſich ergehen laſſen, erduls 
‘den: Die Roftentragen. Biefeifeköften zur Hälfte fragen. 
Jemandes Schuld tragen, für eines andern Vergehen büßen. 
Der Sohn foll nicht fragen die Miſſethat des Vaters, Czech, 
18,20, Des Tages Laff und Hige tragen. Bein Kreuz ger 
duldig tragen, Ingleichen Vermögen, Neigung baden, etwas 


zu dulden oder zu erdulden, wie ertvagen.. Das Land Fann bie 


"Auflagen nicht tragen. Ihr könnets jegt nicht fragen. 
"Joh, 16,12, Der Wohlſtand ift off ſchwerer zu fragen, alg 
der Unfall, Gel. Der Shwacen Gebrechen reagen, dulden, 
Sprich bey dir. ſelbſt, Gott trägt die Srechen, Bell, Gore 


g .. wolle nicht, daß er.mir je fo begegne, ich würde das nicht 


“tragen Fonnen. (4) Bon dem Körper. und einigen Theilen deſ⸗ 
ſelben gebraucht, iſt tragen fo viel ale halten. Den Kopf hoch 
tragen, ihn in-feiner gemöbnlicher&tellung hoch balten. Den 
Ropf fhief tragen. Die Hafer hoch tragen. Seinen Leib 
"geräte tragen, Inglelchen als ein Reciprocum, von der ganzen 
. Stellung, Er trägt ſich febr gerade. Wie geſchickt träge er 
fih nicht ! Gell. In noch writerer Bebeutung wird fich betragen 


° auch von den Handlungen aebraucht. Das Tragen der Stimm‘, 


inder Mufit, nach dem Ztaf, 31 Portamento di voce, tie ges 
naue und fanfte.an einander Schliefungder Töne von dem Sins 
ger, daß fie nur ein einziger lang gedehnter Hauch zu ſehn ſcheinen. 
Der Sänger weiß die Stimme gut zu tragen. (5) Davon 
‚tragen, erhalten, befommen. Den Sieg davon tragen. Ehre, 
Schimpf, Schande davon tragen. Derbe Stöße „eine Tracht 
"Schläge davon tragen, Narben, Wunden davon tragen. 
(6) Kinen Gedanfen mit ſtch herum tragen, demfelden unun⸗ 
" teebrochen nachhängen. Man: tragt ſich mit einem Gerüchte, 
88 gehet ein unbeſtimmtes Gerücht... Er bat ich ſchon large 


‚mie der Sache getragen, Bat die Sache ſchon lange im Sinne: 


gehabt. (7). 3n einigen Fällen wird es auch für einſchreiben, 


verzeichnen gebvandht; Etwas in cin Buch tragen, verze.chnen,. 
Bine, Summe. in die Rechnung tragen: Jemandes Nahmen 
auf die Lifte tragen: So auch Eintrayem.. (8) Iagleiden für 
führen, haben, doch zur in einigen Fällen. Jemandes Nahmen 


teagen, babeh, führen. Gewalttragen,baben, befigen. Lim 
Am tragen, beffeiden. Rraft meines tragenden Amtes;,“ein 


ſchon von andern gerügter Mißbrauch des thatigen Mittelwortes 
Adel. W.D. 4Th. 2. Aufl. 


nung des Ortes. 


a5 d J 


⸗ 


Tra 642 


fur: Kraft des Amtes, welches ich trage; indem das Amt Bier 


wicht trägt, fondern geträgen wird, (9) Moch häufiger wird eg 
von fat allen Gemüchsbewegungen und Meigungenfür haben 
gebraucht, wo es zwar die vierte Endung zu ſich nimmt, aber 


doch im Paffivo nice üblich ift- Liebe zu oder gegen jemanden ' 


tragen. Diele Achtung, Sreundfchaft für jemansen fragerr, 


Haß, Seindſchaft gegen jemanden tragen. Tragſt du Peine 


Scheu, mich fo zu beleidigen Die Sorge, welche ih für 
„Dich trage. An ſolchen Dingen trage ich keinen Gefallen. 
Ich ſage es ihnen, daß ich eben den Gehorfam gegen fie 
trage, den ich meinem Vater fhuldig bin, Gel, @rel für 


- was tragen. Hingegen ſagt man nit Bram, Traurigkeit, 


Freude, Berrubniß tungen; ausgenommen zuweilen mit Bezeich⸗ 
Der Gram, welchen ich in meinem gerzen 
trage. Hierher gehörer ohne Zweifel auch die R. A Leidum 
etwas tragen; um etwas trauern, Öram darum empfinden , und 
felbiges äußern ; obgleich folche von andern als eine Fin des 
Tragens der Kleider angefehen, und durch Erauerfleider tragen; 

erfläret wird. N . | 
Der Büfche traurig Grün, fcheine Leid um mich zu 

tragen, Eron, 

2) Als ein Neutrum mit dem’Hälffworte haben, wobon 


‘ Boch die meiften- Fälle ſchon im vorigen angeführet worden, Hise 


fol nur derjenigen Bedeutung gedacht werden, in welcher trage 
zuweilen für reichen gebraucht wird, weiches Wort felbft damie 
verwandt zu ſeyn ſcheinet. In dieſer Bedeutung gebraucht man es. 
theils von allen Schießgewehren, theils auch von dem Sehen in die 
gerne, und alen Werfzengen deffelben, Die Kanone träge nicht 
fo weit, die daraug gefchoffene Kugel geht nicht fo weit. Dre 
Gewehr träge hundert Schritt. Weine Yugen tragen niche 
fo weit, ih kann nicht ſo weit in die Ferne fehen. So weit nur 


der Blick trägt. Das Setnglas ragt ehe weit. 


So aud) das Tragen in allen Bedeutungen des Aetivi, und im 


einigen wenigen auch wohl die Tragung: s 


Anm. In dirfer dritten Hauptbedeutung fchon tin Iſtdor dra- 
gan, bey dem Kero tragan, bey dem Drifried druagen, (vun: 
welcher veralteten Form das irreguläre Imperfectum herrühret,) 
ingleichen dragan, im Niederf. drägem, im Anaelf: dragan:. 
Die Bedentung des Ziehens ſcheinet eine der erflen Bedeutungen: 
diefes Wortee gewefen zu ſeyn. In den Sufammenfegungen aus— 
"ragen, betragen, fich zutragen u.f.f. bat es noch werfdjiedene: 
andere Bedeutungen, welche in: dem einfachen Zeitworte veraltck 


find. GS. auch Trachten.) Die Latein. ferre und portare, find 


ohne Zweifel: mit dem im Hochdeutfchen veralteten; aber noch im 
Miederdeutſchen üblichen bahven, ‚heben, . trageır, verwandt.. 
Da das g in die ſem Worte gelinde lautet, fo Fönnen die Zuſam⸗ 
meafegungen deſſelben im Hochdeutſchen das e euphonicum nicht 
entbehren; Trageband, Trageftollen u. ſ. fe Tragbar und träg= 
lich ausgenommen, welche diefes e nicht leisen, 


‚Der Träger, des s, plur. ut nom, fing. 1). Eine Perfon; 


welche etwas trägt, in den eigentlichen Sinne der dritten Haupt» 
bedeutung. Daher der Briefttäger „ Sadelträger , Leichens 
tiger, welche anch nur Träger ſchlechthin heißen, Sanftentra⸗ 
ger, Sacktraäger, Schwertträger u.f. f. Fämin, die Trage: 
tinn.. Daher der Trägerlobn, für gemeine Träger, 2) Ein: 
Ding, welches etmas trägt. So wird in der Zimmermannsfunft 
ein Balfen, welchen man in tiefen Simmern, entweder quer unter 
andere Balken zivher, oder auch über diefelben legt, und ſelbige 
daran befeftigt, damit fie ſich nicht dienen, ein Träger oder Durch— 


zug, und wenn er unter dem Balken lieat, ein Untersu genanng,, 


melde: Nabmen des Tragers auch wohl die ſchief ftedenden Trae 
gebalken bekommen, (G,.diefps Wort.); Inder Anatomie ifä 
S# der⸗ 


N e. u ur N 


Sa 5E BL 


der —— das erſte⸗ PER des — welches den 

Kopfträger; Atlas. Und ſo in andern Fallen mehr, wenn das⸗ 

jenige, was eine Laft trägt, * eigenen Nahmen ‘bat, 
Das Tragereff, des — 8, plu r. die — e ein Reff, d. i. höl-⸗ 
zernes Geſtell, eine a Bari auf dem Rüden zu PER: 
S. Ref. 
Der Tragerint, — plur. die ⸗⸗ oder weil er groß 
iſt, der Tragerinken, des — s, plur. ut nom. fing. an den 
— Lafts und Leiterwagen ein Rinken oder großer Ring, dernuttelſt 
deſſen der Rungſtock auf die Achſe geſteckt wird. Auch ein Ring 
von Stroh, Laſten auf dem Kopfe zu tragen. 
Das Eragefchaf, des — es, plur. die—e, in der Landwirth⸗ 
ſchaft, ein weiblihes Schaf, welches bereits getragen oder gelam⸗ 
met hat, ein Mutterſchaf. 
Das. Tragefeil, des — es, plur. die— e, ein Seit, vermittelft 
deffeiden eine Laſt zu tragen. 
Der Tratgeſeſſel, des—s, plur. ut nom. 1. fing. ein Seffel, da. 
gepolfterter zierlicher Stabl, ſich darin tragen zu Taffen, und wels 
"her fo wohl vou dem Trägeftubl, als auch von der Sänfte, nad 
unterſchieden ift. Die letzte iſt ein ver ſchloſſener Trageſeſſel. 
Die Treagefprige, plur. die —n, Feuer prigen von mitielmäßi- 
ger Größe, welche man dahin, wo fie nöthie find, tragen fanır, 
; zum Unterfchiede fo. wohl von den großen Seuenfpriget als auch 
von den kleinen Handfprigen. * 
Der Trageſtampel, des —s, plur. ut nom. fing. Stãmpel. 
di. aufrecht ftehende.Bänme in den Sdacun die Querhölzer 
u tragen, 
ze Teagekige,: plur. se—n, in der. Simmermannsfunftund 
„andern Fällen, eine Srüge, ſo feru fir: augleich eine Laſt trägt oder 
tragen hilft. 
Das Tragewerk, des 8, plur. die — e, im Bergbau, ein 
- hölzernes Gerüft von Bretern, welches.in einem Stollen eine hals 
be Lachter vonder Grundfläghe aufgefübret wird, auf demfelden . 
eine und auszufahren. Die erfie Hälfte diefes Wortes ift dunkel. 
Denn träge bier von dem: Niederf. dragen, fragen, iff, fo kann 
es fo. wohl ein Werk oder Gerüſt bedenten, welches getragen wird, 

. ale auch, worauf etwas getragen oder. gezogen wird; weil auf die⸗ 
fer Art Brüde die Erzeund der EI aus dem Stollen geführet 
werden, 

Die Trägbeit, plur. inuß von dem Beyworte träge, ) Der 
DZuſtand und die Fertigkeit, da man aus Empfindung eigener 
- Schwere die Bewegung ſcheuet, nnd in weiterm Verftande, da 
man die mögliche Anwendung feiner Kräfte in feinen Gefchäften 
‚anterfäßt, Unluſt zur Bemegung und zur. Anwendung ſeiner Kräf⸗ 

- te; im gemeinen Leben die Samlheit.: Zur Trägbeit in den Armen 
„einer wollufigen Muße gewöhnt. . 

der Theologie, die Abneigung, feine Kräfte zum Gnfeu gu gebrau⸗ 
„chen. 2) In der Phyſtt iſt die Trägheit oder die Kraft der⸗ 
‚Trägbeit, Vis inettiae, diejenige Kraft eines jeden Körpers, 
mit welcher er auf das, was ihn ih Bewegung oder Ruhe fegen 
will, zurück wirkt, und welche noch von der Schwere unterfchie- 
den wird, die Difpofition eines. Körpers. in ſeiuem Zuſtande zu 
bleiben. 
Anm. Bey dem Notker Dragheite, im Niederf. Traagbeit, 

- bed dem Ottfried mit einer andern Ableirungsfplbe Druagi und 
noch ineinigen Dberdeutfchen Gegenden, die Trage. 

Treagifh, — er, — te, adj. etadv. Mitleiden und. Betrübniß 
erwedend, traurig, aus demẽLat. tragicus undgranjtragique. 
‚Bine tragiſche Begebenheit, ©. Tragödie, 

*Traͤglich —er, — fr, adjsetadv., ein im Sochdentſchen ver⸗ 
alteres Wort für ertr aglich was ſich ertragen läßt. Es kommt 
aoch mehrmghls in der aan Slbol vor Dem Lande der 


denn ſolcher Stadt, Matid. 10,15, 


Die geiftliche Trägheit, in 


ET da — am inside, 
— — — —— 
Die Tragödie, (vierſplbig) plur. den, ws‘ hem —— 
Rat. Tragoedia, ein Trauer ſpiet, zum Unterfchiede von einer 
Bomödie oder einem Lukfpiele, (S Teauerfpiel.) Ingleichen 
figüelich, im gemvinen Leben , eine trantige Begebenbeit. Das 
Gricchifche Wort iſt von ga yog wird Wäy, ein Befang, zufammeit 
geſetzt. Es iſt eiune alte, aber um degwillen nicht minder alberne 

Meinung, dieerite Hälftediefes Wortes für das Hauptwortrger ' 
yog,einBod, zu halter, und es bald durch einen Gefang zuer# 


klaren, welcher dem Bacchus bey dem Dpfer eines Bockes gefungen — 


wurde, bald durch rin Schauſpiel, welches dem Erfinderinit einem 
Bode belohnet worden ; eine Ableitung, welche ſich bloß darauf 
gründet, ‚weil jeder wußte, daß ryayag, im Gr iſchen einen 
Bock bedeutete, aber nicht, daß es auch traurig, begeichuete, wo« 
von das Lat tragicus, ein deutlicher Beweis iſt, welches fonft- 
eigentlich bockiſch heißen müßte, Heſychius erflärt'enrguyed 
ausdtücklich durch awornu las, aro Sonue, er weinet. Ibſt u 
alten Sberdentſchent ii xc0, der Schmerz, im Niederfs ä 
malt, traurig, und im Sckwediſcheu träga, trauern, 
Träge, Gram; welde alle mit dem Griech. rgayınag | BD 
Feryog verwandt find. Tragoͤdie b bedeutet alfo eigentlich ein 
riges Lied, wie Bomödie ein Inftiges. Daß aber Tpayog imÖries 
ifcben fo wohLtraucig, als einen Bor bedeutet hat ‚'ift eben — 
gufälig,. als wenn im Deutſchen Bamm fo RM einen Be 
ein Geräuſch bedeutet. Betz 
Trahn, 8. Thran. 7 Tr & — 
Traille, ©, Tralje. 
Trakeln, verb. reg. act. welches nur — — * 
gen Gegenden , beſonders Niederteutſchlandes üblich. 
Futter mit weitläufigen Stichen an das Oberzeng feſt — mn 









-mit e3 obne Falten glatt anliege; im Hochdeutihenanfhlagen. 


Ri träckla, welches Ihre von Träd, ein Saden,Drabe 

ableitet, 

Die Tralje, plur. die—n, ein Bitter, daber Traljenwerk, ein 
Bitterwerf. 
zöfifehen Treillis, Treillage, und da im Deatjchen fihen der 
erſte Bocal verändert worden, fo kann man füglich dag ganze Wort 
nach Deutſcher Art fhreiben, katt der fonft gewöhnlichen Schreibe . 


‚art Traille. Das Franzöſiſche ſcheinet von einem veralteten Deuts 


- {ben Worte abzuffammen; wenigffens werdenim Vergbauedie 
.Eifen, worauf die Muffel in dem Probier-Dfen zu ftehenfommt, 
Tratzeln oder Trahlen genannt, wenn anders diefes wicht dm. 
tragen abſtammet, oder gar aus dent Franz. verderbt iſt. 
Trallern, verb. reg. act, et weutr. im letztern Falle mit dem 
- Hülfsworte haben, eine Melodie ohne Worte mir nichts bedeu⸗ 
tenden Sylben ſingen. Im-Saufe herum trällern. Jungfer 
Philippine mag den Tanz trällern, Gel, Es iſt eine Dnemaz, 
topöie der Sylden tra und Ia, mit welchem eine ſolche Melodie“ 
geſungen wird, und mit trilfern verwandt. Im Sat. iftlallare, _ 
auf ähn'he Art bey deu Wiege fingen, und im’ Niederdeutſchen 
trallallen auf eine wüfte Art laut und ohne Bewußt ſeyn ſiagen. 
Der Tram, dee — es, plur. die — e / ein nur ia den gemeinen 
Sorechatten Ober⸗ und Riederdeutfchlandes übliches Wort,wels 
bes einen Balken oder ſtarken Baum bezeichnet. Was fiedellu 
ein Dorn in dem Aug deines Bruders, aberden Tram.in deis 
nem Aug merkeſtu nicht, Kai 
fächfifchen beißen die beyden Balfen oder Tvageflatigen an einem 
Schubkarren Trame, welchen Rahmen auch die Sproffen einer. _ 
Leiter dafelbft befommen, Fu der Deutſchen Bibellauteseg ı Kön. 
6,6. Thram, (S.diefes Wort) Im Böhm und Pohln dleichfalle 
ram, Es iſt ein ſehr altes Wort, indem ſchon bey dem Pape 
. J * | — 


— 


‚Im Hollãndiſchen Traali. Es iſt aus dem Fran⸗ 


— 


vb, bey dem Friſch. Im Nieder⸗ 










> \ * 
Be 
* * Kr; 
— 
45 






I 5. gleihfaßls einen Balken, und macht den Übergang ın das Lat. 
00 Frabsaus In noch weiterm Verſtande mit der herrſchenden 
> Bedeutung. der Ausdehnung in der Länge bedrutete es ehedem auch 
dan Einſchlag eines, Gewebes, (S; Tramfeide,) ingleichen den 
. Stroh eines Fiuſſes, und unfer Strohm ſelbſt iſt nur vermittelff 


‚Der Trambaum, des —es, 'plur, die—bäunie, von dem doris 
gen Worte, im Hürtenbaue bey den Pochr und Schimiedehämmern, 
ein flarfer Baum oder Zimmerholz acht Ellen lang und drey Vier⸗ 
heil Elfen ins Gevierte, welcher die Tramſaulen, auf welchen er 
rgt, zuſammen hält, = 
. „vorigen Tram, ein kleiner Bauın oder Balken, ein Knüttel, ein 
3, Scheit oder ähnliches kurzes dickes Holz; beſonders im Ober⸗ 
deutſchen. Se BER j 2 
Der Traminer, des—s, plur. doch nur von mehrern Arten, 
ut nom. fing. eine Art:Weintrauben und, Weinflöce, deren es fo 
wohl weiße, als rothe gibt. Der weiße Traminer wird wegen 
‚der Gfkalt feiner Blätter auch Gänfefuß genaunt, "Der vothe 
Traminer gibt einen fügen, wohlſchmeckenden Wein, welcher aber 
doeoch mehr weiß, als roth iſt. Lat, Vitis Aminea, von der Lands 
ſchaft gleiches Nahmens in Campanien, welche wegen ihres ſchö⸗ 


-_ nannte leberrothe Wein Drumin genannt, 
Die Trampe, plur,die —n, eine Stange zum trampen/ d. 1. 


* am bekaunteſten iſt. ©. daſſelbe, ingleichen Trampen. 


— der Ableitungsfolbe —el, ein Subject, ein une in den niedrigen 
 Sprecharten übliches Wort, eine grobe uugeſchickte Per ſon, be ſon⸗ 
ders weiblichen Geſchlechtes zu bezeichnen, welche aus Ungeſchick⸗ 
- lichkeit hart auftritt und alles mit Plumpheit verrichtet, und wel⸗ 
che man auch wohlein Teampelthier zu nennen pflegt. 


welches das Iterativum don trampen, aber nur im gemeinen Les 
ben, befonders Niederdeurfchlandes, üblich ift, zu wiederhohlten 
Mahlen mit den Füßen trampen oder ſtrampfen; in einigen Drunds 
E arten and firampeln. > 
2 Die Trampeltonne, plur. die —n, bey den Kürfchnern, eine 
=. 2. Sonne, in welcher die mit Ohl oder Buster eingefchnierten Felle 
durch Trampeln oder Steten geſchmeidig gemacht erden, 
Traͤmpen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben; in 
den gemeinen Sprecharten, beſonders Miederdeutfehlandes, derb 
mit dem Fuge auf die Erde Höfen; als eine Dnomatopdie dieſes 
Sltoßens. Bey einigen Hochdentfchen trampfen,nod) häufiger 
aber firampfen, (S. daſſelbe.) Einher trampen wir ein Bauer, 
— Im Schiwrd.trampa. Trappen iſt genau damit 
derwandt, und gleichfalls eine Ond matopðie die ſes Lautes, ©. 
daſſelbe. BERNIE ‘ 
Das Tramrecht, des — es, plur. inuf. von Tram , ein Vals 
en, ein im Dberdentfchenfür Salkenrecht üblihesWort, (S dafs 
> felbe.) In einigen Mundarten verderbt Traumrecht. 
Die Tramſaule, plur. die —n, im Hüttenbaue, S. Tramz- 
2... baum. e ee 
. Die Tram:Beide, plur. inuf. in denSeiden-Wtanufacturen dies 
jenige Seide, weiche zum Ein ſchlage der feidenen Zeuge gebraucht, 
= nnd nice fo feft gezwirnet wird,als Bir Organſtn⸗ Seide / oder Sei⸗ 
de der Kette, Dieerfte Hälfte iſt das Ital. Trama, der Einſchlag 
des Webeus. 
Der Txran, S. Thran. 


pr 


— —— 
—F— J * — * 


0 Bes vorgefegten intenſtven Ziſchlautes daraus gebildet. Siehe die 
5, folgenden Zuſammenſetzungen, ingleichen Trumm und Trümmer. 


Ei Der Traͤmel, des —s, plur: ut nom, fing. gleichfalls von dem 


nen Weinbaues bekanut war. In Böhmen wird der ſonſt fo ge⸗ 


flogen, ein Wort, welches in dem zufammengefegten iſchtrampe 


. Der Trampel, des—8, plur. utnom,fing, von trampen und“ 


0 Teampeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,“ 


‚ Und=tränfer ihn mie gutem Traubenblute,.5:Mof, 32, 1%: 


EU Be 646 


A las Thramszein Baum ift, Soas Griech. Srappy- Bedeutet Trändeln, ‚verb. reg. Heuitr, mit dem Hhlfsworte haben, ‚mit 


unerheblichen Bewegungen oder Bemühungen zaudern oder jöe 
gern, wie tandeln, trodeln und das Meißnifche tempern, (©. diefe 
Wörter.) Esift von dem Niederf, Tyant, Kinderey, Unerheb⸗ 
lichkeit, wie tandeln von Tand. \ ’ 


Der Trank, des— es, plur. die Tränke, Diminut das Trints 
"ben, Dberd. Tränkkein, 


1..Derjenige flüffige Körper, welchen 
man zu Stillung bes Durftes zu ſich nimmt oder teinfet; als sein 
Collectivum ohne Plurafund Verkleinerung, Waſſer if der na⸗ 
türlichtte Trank. Gott ſey Dank fir Speis und Trank! Es 


iſt in dieſer Bedeutung imHochdeutfchen wenig mehr üblich, indem 


Geträn?,; und im gemeinen Leben auch Trunk, dafür gangbarer 
find,. außer wenn es mit Speife zuſammen gefegt wird; Speiſe 
und Trank, die ſämmtlichen feften und flüßigen Nahrungsmittel, 
In engerer Bedeutung iſt ser Trank in einigen Gegenden, beſon⸗ 
ders Niederdeutfehlandes, ein für die Schweinchefiimmtes dick⸗ 
liches Getrãnk, welches aus dem Spühltwaffer ber Küche und an; 
dern untauglichen Überreften und Abgängen der Speifen, beſtehrt. 
Daber die Tranftonne, worin .derfelbe gefammelt wird. Im 
Schwed.iftlDrank, Bodenfag,Hrfen, welches Ihre vonDrägge, 
Hefen und dem Griech. veu£ ableitet. - 2. Eine flüffige Arzeney, 
welche gerrunfen wird, wo es fo wohl den Plural, als auch die Ver⸗ 
Heinerung leidet, - Ein Bräutertvanf, Bruſttrank, Larivo 
Trank, Wermuthtrank, Liebestvanf, Gifttrank, Solstsan, 
Der Umſtand, daß diefe Arzeney getrunfen wird, unterſcheidet fie 
don den Tropfen, Tincturen u. f. f. der Umſtand, daß fie als 
Arzeney getrunken wird, vondem Gerſtenſchlein und andern zur 
StilfungdesDurfeg verordneten medicinifchen Arten desßeträtte 
kes, und dee Begriff der Flüſſigkeit der Arzeney felbft. vom medici⸗ 
nifchen Thee und andern Aufgüſſen. 

"Anm, Bey dem Ulphilas Draggk, (fprich Drank,) bey dem 
Kero Dranch, bey dem Notker Trang, im Engl. Drench und: 
Drink. Es ſtammet von trinken ber, Sdaffelbe nnd Trung, 


Die Traͤnke, plur. die—n, der Ort, wo das Vieh gewöhn⸗ 


lich trinkt, oder getraänket wird. Die Schafe, die Kühe zur. 
Tranke führen, Iugleichender Trog, aus weichem das Vieh 
getränferwird. Rebecca goß den Brug aus in die Tränke, 
#Mof. 24,20, —— 


Die Trankelbeere plur. die — n eine Act wilder Beeren 


welche den großen Heidelbeeren gleihen;aber größer uud blanlicher 
find, auch auf höhern — —— wachſen. Man findet ſie an 
einigen Orten des Sächſtſchen Bebirges.. 


Tranken, verb. reg. act. welches das Factitivum von dem Neu⸗ 
tro trinken iſt, trinken machen, zu trinken geben. 1, Eigentlich, - 


wo man diefes Zeitwort in der Sprache des täglichen Umganges fo’; 
wohl von Thieren als Menfchen gebraucht. Thlere teänfer man, 
wenn man fie entiveder zur Tranke führet, oder ihnen auch. das 
Getränk zum Mund bält ; im Niederſ. ſopen. In die ſem letzten 
Verſtande iſt es auch von Menſchen üblich, Eine Muͤtter tränket 
ihr Rind, wenn ſie ihm die Bruſt reicht, wofür auch ſtillen üblich 
iſt. Man tranket jemanden, wenn mar ihm das Getränke ein⸗ 
flößet, oder zum Munde hält, Hager füllete die Slafche mie 


Waſſer und tränfte den Knaben, a Möf. 2 1,29,.3n weiterm 


Berftande,das Geteänf darreichen. oder geben, komnit es nur noch v 
zuweilen in der höhern Schreibart vor, indem: in der Sprache des 

täglichen gImganggs-zu trinken geben, daftir übliherift. Inder : 
Deutfchen Bibel findet es ſich in diefer Bedeutung niebrmahls, :. 


Sie gaben. ibm Brot, daß er aß, umd tranften ihn mie Wa" 
fer; ı Sam. 31, 14, : Dürfter ihn, fo tränke ihn, Röm, 12,20, ' 
Und ſo in andern Stellen mehr, . 2. Figürlih. 1. Die Erde mis 
a fie mit Waſſer verforgen ;: die Wieſen tennken, 

84,2% far 


x 


047 ra 
Fie waſſern; mit wollat an TÜhränen, mit Wermueh uLh 
"sränfen, in der Oeutſchen Bibel, im reichen Maße veranftalten. 
- Alle diefe und audere ähnliche Arsen der Ausdrücke find nur in der 
höohern und dichterifhen Schreibart üblich. 2. Im gemeinen ke⸗ 
ben trãuket man auch einen troßnen Köcper, weni man ihn von 
‚einem flüffigen durchziehen läſſet. Folz mie Leim tranken, Leim ⸗ 
waſſer darauf ſtreichen und es einziehen laſſen, um die Luftlöcher 
damit auszufüllen, welches auch gründen genannt wird, Papier 
mit Hhl, Leder mit Thran, einen Sue mit Leim tränken. Mic 
‚bl gerränktes Papier. 3. Ebedem wurde es auch für ertrinfen 
‚machen gebraucht, wofür jegtertränden üblich ift. Im Theuer⸗ 
„danke kommt es in diefer Bedentung noch vor, — 
So auch das Tranken. 
Unm. Bey dem Detfeied drenkan, bey dem Rotker drangon, 
im Angelf. drencan, im Engl. to drench. Es iſt von trinken 


z — * 


‚gebildet, wie ſenken von ſinken, henken son bangen u.ſef. 


Siehe Trinken, 

Der Trankherd, des — es, plur. dir & A den Vogelſtel⸗ 
lern, ein Vogelherd mit einem kleinen Brunnen, wo die Vögel, 
„wenn fie teinfen wollen, gefangen werden; in einigen Gegenden 

> die Tranftenne. 

Das Trankopfer, des — s, plür. ut nom. fing. bey den ältern 
Juden und in der Deutfchen Bibel, ein Trank oder Getränk, fo 
fern es Gott zum Opfer gebracht wurde, ein Opfer, fo fern es 
aus einem flüffisen Körper, befonders Wein beſtand. 

Die Tranfrinne, plur. die — n, eine hölzerne Rinne, woraus 
das Vieh getränket ivird. ĩ Dtofi 30,38. 

Die Trankſteuer, plur. die — n, in verſchiedenen Provinzen, 

z. B. in Sachſen, diejenige Steuer, welche dem Landesherren von 


Weinſteuer gehöret. Daher das im gemeinen Leben übliche Zeit« 
wort vertrankſteuern, die Traukſteuer von einem Öetränfe ent» 
richten. 

Die Tränftenne, plur. Sie—n, 8, Trenkherd, 

Die Tranftonne, plur. die —n, 8. Tranf ı. 

Der. Transport, des— es, plur. die —e, eusdem Franzöfie 
ichen Transport, 1: Die Fortſchaffung eines Dinges.von einem 
Drte zum andern; ohne Plural, Dev. Transport dev Waaren, 
es gefchehe nun zu Waffer oder zu Laude. Der Transport eines 
Gefangenen, deffen Fortſchaffung unter einer Bedeckung. Daher 
das Zeitwort transportieren, don einent Orte zum andern ſchaf⸗ 
fen. 2. In einigen Fällen, z. B. im Kriegs weſen, iſt der Trans: 
port auch dasjenige „was unter einer Bedeckung forigefhaffet 
wird, es ſeyen nun Lebensmittel, Kriegsbedücfniffe, Öefangene 
und fo ferner, Einen Transport aufheben. 

Der Eranspotteur, des—s, plur..ut nom, fing, aus dem 


Frauzöf. Trausporteur, in der Mathematik, ein. Werkzeug, ‚ 


eisen Winfel nicht nur zu meffen, fondern auch ihn auf eine andere 

Flache zu übertragen; der Winfelmeffer. Er beftehet gemeiz 
nigfich aus einem halben Zirkel, deffen Umkreis in 180 Grade 
‚getheilet iſt. 

Das Transpdrt - Schiff, des—es, plur. die—e ‚ ein Laſt⸗ 
ſchiff, fo-fern es dazu gebraucht wird, Truppen, M erde und 
Kriegsgeräth aus einem Hafen in den andern zu bringen. 

Trapp, eine Interjection, das derbe Anftreren im Gehen, noch 
mehr aber den mitsdem Laufen verbundenen Laut ıflchzuabizien, 
wo es doch nur im gemeinen Leben üblich ift. Mein Funfer kam 
den Berg berunzer geritten, trapp, trapp, trapph Weiß. Es 
ift eine unmittelbare RNachahmung des Lautes und das Stammivort 
fo wohl von traben, als deſſen Intenfivo trappen. (Siebe diefe 
Wörter. Jur gemeinen Leben einiger Gegenden gebraucht man es 
auch — als ein Hauptwors, der Trapp, der derbe Sri, 





” 0 Ve nd 
“gr a 68 
Der Trapp, Sees, — die ⸗en/ — in einigen 

Oberdeutſchen Gegenden Übliches Wort, die S’iele der Weinbee⸗ 
ren an der Weintraube zu bezeichnen, welche unter dem Nehmen 

der Kamme am befannteften find. Es wird alsdann auch wohlim 

. Singular cofective gebraucht. Es Kummer wohl nicht von traps 

pen, trefen, austreten, bev, wie Friſch wiß , wozu Fein begreife 

licher Grund vorhanden iſt, ſondern ſchemer von dem Franzöf. 

Grape, Jtal.Grappolo, nusin dem Votlaute verfchicden zu 

ſeyn. 

Die Trappe, plur. die— m, von dem Zeitworte tr appen. 1. Bon 
rrappen/ treten, werden die Tritte, das iſt die Spuren des Gans 
‚ges im gemeinen Leben häufig Trappen genannt ; ;.in der edlern 
Sprechart Tritte, Die Trappen eines Efels, eines Löweis u, - 

Sf bey den Jagern, die Fährte, 2, *Von trappen, ertappen, 
bedeutet e8 noch in einigen gemeinen Mundarten eine le, cin 

Werkzeug, ein Thier damit zu ertappen; ſchon im Saliſchen 

Befege Trappa. Im Sochdeutſchen iſt eg in dieſer Bedeutung 

unbekannt, Jũt Ital. Trappola, im Aurgelf, Trapp, im Engl. 

Trap, im Franz. Trape. 

Der Trappe, des—n, plur. die —n, eine Art Sumpfoögel mit, 
kurzem Schnabel, einem langen grauen Halfe, einem mit ſchwarz⸗ 
grau undroth gefprengten Rücken, vinem weißen Bauche, hohen 


ſtarken Füßen, und buntem Schwanze; Otistarda Linn. & 


iſt die größte Art unſers Geldgeflügels, bat die Größe einer Gans 
und wird auch Trappgans aenannt. Wegen feiner Größe Fann er 


nicht nur ſchwer auffliegen, fondern ee bat auch, einen ſchweren * 


auten Gang, wovon er auch den Nehmen bat, a mlich von dem 


folgenden Zeitworterrappen. Einige arnnen ihn im weiblihen 
Gecſchlechte die Trappe; doch ift das männliche dag gewdbnlichte. 
* Getränke entrichtet wird, und wohin ſo wohl die Bier sals _ a 


Im Böhmifchen heißt er Droff. 

Die Trappel, plur. die — n, bey den ——— Breter 
mit Löchern, die Stangen oder härenen Stricke, worauf die Bogen 
getrocknet werden, darin zu befeſtigen. 

Trapren, verb. regul. welches in doppelter Gattung üblich J— 
. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, im Geben derb 
auftreten, wofür zuweilen auch wohl tappen gebrau .tiwird, Ger - 

trappt fommen. Die Treppe herauf trappen. 2,* Als cin Ae⸗ 
tivum, durch Gefchwindigfeit in feine Gewalt befommen, eigentz 
lich durch. txaben oder-fchnelles Gehen erwiſchen; eine im Hoch⸗ 

“dentfoher veraltete Bedeutung , wofür man jeßt ertappen ges 
braucht. ImStiederd, ift es noch völlig gangbar, Angelf.treppan, 

Die Franzofen haben davon ihr attraper. S. auch die 
Trappe 2. So auch das Trappen. 

Anm. Im Niederf. gleichfalls trappen, im Griech. raw. 
Es ift das Intenfivum von traben, (S. daffelbe.) Im gemeinen 
Leben hat man davon das Iteratldum trappeln , und die verklei⸗ 
nernden träppeln und trippeln, ſchnelle aber Kleine und kurze 
Schritte machen, ingleichen ohne Veränderung des Ortes, oft 
und kurz mit den Füßen auftreten. S.auch Treppe. 

Die Teappenbichfe, plur. die —n, eirlanger, wie eine Flinte 
gefhäftetes Rohr, welches auf einem eigenen dazu verferfigten 
‚Wagen gefahren wird, auf Trappen daraus zu ſchießen. 

Die Trappgans, plur. die — gänfe, ©. der Trappe. 

DerTrär, Steinftand, STarraf. 

Traflieren, verb. reg, neutr, mit dem Hüffeworte, haben, aus 
dem mittlecn Lat. trallare, und dieß von trahere, ein nur im 
der Wechſelhandlung übliches Wort. Auf jemanden traffieren, 
einen Wechſel auf ihn ſchreiben, daß re denfelben auszable, waftt . 
man auch auf jemanden ziehen ſagt. Daber der Traſſterer, 
derjenige, welcher auf einen andern traffieret oder ziebet; der 
Traſſat, des —en, plur. die —en, derjenige, auf welchen ges 
sogen wird, der Traffant, welcher die gezogene. Summe von 

dem 


Fa Se Ale 


844° a 
Go 7 
‚der We 


BER: 
. Yar 
- 





em Sraften  Enfans nimmt; Sie Tratte ‚ plerbie—n, 
der Wechfelbrieffeibkt, aus dem Ital. Tratta. MER. 
— tauf. ein nur im gemeinen Leben für Trauung, 


SET 
& 





i übliches Wort, $ 
- un beute führt, man mich zur Trau 
0... Und morgen bin.ich eine rau, Öleim 
: ©. 1, Trauen. \ ; 
" Die Traube, plur. die — n, Diminnt. das Träubchen, Oberd. 
Traublein. 
Menge mehrerer nahe beyſammen befiudlicher Dinge. Im 
Sochdeutſchen ift.diefe Bedeutung zwar veraltet, allein, fie ift noch 
aus ihren Ableitungen.und den verwandten Sprachen eriweislich, 
wo die es Wort theils eine Menge mehrerer einzelner Dinge, theils 
j auch einen Klumpen, eine Maſſe bedenter. Zum erſten Falle gehö⸗ 
— zei unſer Iutenfivum Trupp, das im gemeinen Leben übliche 
R Trippel oder Trüppel , das Augelf. Drafe und Schwed. Dreif, 
B: . ein Haufe Menſchen, und andere mehr. Im Niederſ. ift Druffel 
F ſo wohl eine kleine Traube, als auch eine Mehrheit nahe bey einan ⸗ 
—* der befindlicher Dinge, Ein Deüffel Birnen, ein kleiner Zweig 
— mit nahe bey einander ſitzenden Birnen, Driuffel-Apfel, welche 
nahe bey einander ſitzen ZurBedeutung des Klumpens, der Maſſe 
gehöre das Schwed. Drifva, ein Schneehaufe, eine Trift 
Schnee, das Böhm. Trapel, ein Erdffos, und uaſer Traube in 
Teaubenbohrer, ingleihen Trüffel, 2, In engerer Bedeutung 
iſt eine Traubeein Zufammenhang mehrerer nabe bey einander 
‚befindlicher Blumen oder Beeren, welche vermittelt furzer Stäne 
gel an einem gemeinfchaftlihen Hauptftiele befeftigt find. Kine 
! Blumentraube. In engeritund gewöhnlichern Verſtande wich 
— es von ſolchen bey einander Beeren gebraucht. Eine 
7⸗ohannis⸗Beertr aube, Weintraube u. f. f, In engſten Ver⸗ 
E ſtande ſteht Traube ofi für Weintraude. Die Trauben find 
h noch nicht reif. Difteln tragen Feine Trauben, Trauben les 
2 fen. Der Saft der Trauben, in der dichterifchen Schreibart, 
E50" 20er.Mein. .*, NER 
Anm. In der ziwenten Bedeutung bey dem Ottfried Trubo, 
bey dem Nosfer Drubo, im Niederf. Druve, im Dän, Drue, 
in Schwed. Drufva, und mit einem andern Endlaute in einigen 
‚ gemeinen Mundarten auch Trauch, (S.Traubenbohrer,) im Js⸗ 
land. Druga, und ist Griech. rau. Es ſtammet «Dem Anſchei⸗ 
; ne nach von treiben ad, indem die Bedentung der Menge und 
Maſſe in mehreren Fällen eine Figur der heftigen Bewegung iſt. 
Treäubeltirfche, Träubelweigen, u. ff. ©. Trauben — 
2.5 Die Traubenbeere, plur. die— n, bey einigen, obgleich feltener, 
| die Weinbeeren. x 
Das Traubenblut, des — es, plur. car. eine außer der dichte, 




















riſchen Schreibart ungewöhnliche Benennung des rothen Moſtes 


oder Weines, welche 5 Mof. 32, 14 vorfommt, : 
Der Eraubenbohrer;des—.s, plur. ut nom.fing. ein Boh⸗ 
ver, welcher fich an einem gekrümmten Helzeoder Eifen umdrehen 
u »  Iüffet, wenn man auf die am untern Ende befindliche Traube mit 
— der Bruſt oder Hand drücket; bey einigen Trauchbohrer, von 
x rauch, Traube, bey andern’die Bruſtleyer. Traube hat hier 
entweder noch die allgemeine Bedeutung eines Klumpens oder Klot⸗ 
zes, weil ſich am Ende.eines folchen Bohrers ein kleiner Klotz bes 


findet, oder es hat diefer ehedem auch die Geſtalt einer Traube . 


gehabt, | a 
Die Traubenbräme, plur, bie —n, in einigen Gegenden, eine 
Art Neiner Bramen oder Brombeeren, welche in langen Ranken 
niedrig am der Erde fortivachfen, und Ihre Beeren vermuthlich in 
. * Trauben bringen. 
Der Traubengamander, ©. Traubenkraus. 





PEN F —A —— > — — 


1.9 Im weiteſten und eigentlichen Verſtande, eine 


— — 


— 650 


"Das Traubenuebirge, des—s, plur. ut nom, Ang. iu dee 


dichtertiſchen Schreibart , ein Weingebirge, 5 
Der Traubenhagel,des —s, plur. inuf, ein Rahme derjenk 


gen Cart atſchen, welche in der Geſtalt eines äbgekürgten Krgels 


miteinse Schnur umwunden werden, und faſt die Geſtalt einer 
Traube Baden, , 

DerTraubenbolder, plur. inuf. in einigen Gegenden ein Nap- 
ime des Berg⸗ oder zirſchholders, deffen Blumen und Beeren 
uicht Doldenmweife, fordern in Geſtalt einer Traube ftehen. 


. Die Trauben-Syacinche, plur. die —n ‚eine Art Hyacinfben, 


- deren Blumen die Geſtalt einer Traube haben; Hyacinthus 
racemolus Lnn 
Die Eraubenkirfige,plur. die — n. 1. Eine Art Kirfehen, wo 
ihrer mehrere an Einem Hauptſtängel figenz; Traubelkirſchen, 
Traubelkirſchen. S.auch Elfebeere, 
Das Traubenkraut, des — es, plur. iaul. . Eine Art des 
Gäuſefußes, welcher inden ſandigen Gegeuden des mittägigen 
Europa wächſet, deſſen Blumen in Trauden nabe bey einander 
ſtehen; Chenopodium Botrys Linn, Turkiſcher Beyfuß. 
2. Eine Artdes Gamanders, gleichfalls wegen feiner tenubenför- 
‚migenlüthen; TeucriumBatrys Lian, Teaubengemander. 
3.Die Stabwurz, Artemilia campeltris Linn. Seldbeyfuß, 
Die Trauben - Perrüde, plur. die-—n, eine Art Prrrüden, 


weiche Hinten uuter der Banbfchleife etliche Reihen Locken über 


einander führen; im gemeinen Leben ein Suhsjchweif, 

Der Traubenfchimmel, des —e, plur. inul. der gemeinfte 
ſchwarzgraue Schimmel, deſſen Samengefäße Trauben vorfkel, 
len, wenn man fie ducch ein Vergrößerungsglas betrachtet; 
Mucor Lian. 


Der Traubenſtrauch, des — es, plur. die — fräuge, ein 


Oſtindiſcher Strauch, deſſen zahlreiche eßbare Beeren in Trau— 
‘ben wachſen; Uvaria Linn. £ 


' Der Traubenweigen ‚des — 8, plur. car, eine Art Weigens, 


deffen Ahre von vielen kleinen Ahren in Geſtalt einer Traube um- 
geben iſt; Traubelweigen, Träuibelmeigen, Reichweigen. 


Traubig, adj. et adv.eine oder mehrere Trauben enthaltend; ein 


Wort, welches nur felten gebraucht wird, 
Traublich, — er, — fie, adj. et adv. einer. Traube ähnlich. 


Der Erauchbohrer, S. Traubenbohrer, 


1, Trauen, verb, reg. aut. welchesin einem doppelten Verſtande 
uͤblich iſt. 
Niederdeutſchen aber Rod völlig gangbare Bedentung. : Eine 
Witwe trauen. Ihrer viel wollen freyen aber nicht frauen. 

Er hat getraut, gebeiraihet, 2. Als ein Factitivum, Heirathen 
machen, d. t. ein verlobres Paar priefterlich einfegnen, es copulis 
‚wen. Der Priefter trauet ein Par, wenn er es copuliret, eher 
lich zuſammen gibt, Sich mit einer Perfon trauen‘ laffen. 
Getraut, nicht getraut jepn. Daber die Trauung, ‚die Copus 
lation, die Trau. 

Anm. Im Niederdeutſchen tronen. Es ſcheinet nicht, daß die⸗ 
f3 Wort mit dem folgenden unmittelbar verbunden iſt; indem es 
ſchwer fallen wärde, einen leicht begceiflichen Vergleichungsgrund 

wiſchen bepden anzugeben; man müßte denn annehnten wolen, 
Haß die Bedeutung des Vertrauens eine Figur der Liebe, der 
‚Sreundfchaft fey, welcher Begriff in diefem Worte aHeım Anfeben 
nach det herrſchende iſt. Sofern die erſte noch Niederdeutſche Be⸗ 
“deutung, wie cs fcheinet, die ältefte iſt, fo ſcheinet dieſes trauen 
von freyen, Heben, beirathen, Freund, Frau, und vieleicht auch 
von Braut nur in dein Vorlaute verſchieden zu ſeyn, indem von 
zwey Anfange-Confonanten der.erfte felten zum Stammegeböret, 
Siehe auch Traut, welches gleichfalls zu dieſem Worte zu gebören 
‚Scheitter. 


Ss 3 2. Trauen, 


1.*Heirathen, eine in Hochdentſchen veraltere, im 


N * 


6 Spa RE ee 


‚4 Txraiten, verb.. reg. neutr, mit dem Hütfsworte haben · 


Glauben, jemandes Worte für wahr, halten, mit der dritten 
» Endung dee Perfon, Ein, noch gangbare ‚Bedeutung, ‚welche 


aber in den meiſten Fällen mit der folgenden zufaumen ſchmilzt. 
Trauen fie: 


Weder Gott no Menſchen trauen, olauben. 
meinen: Worten. Wer leicht traut (glaubt,). wird Teiche ber 
mogen. 2. In engerrer uud theils ſigürlicher Bedeutung. 


ten, die Leiſtung eines, Gutes mit Zuverſicht von ihm erwar⸗ 
"det. Auch mit der dritten Endung, Es iſt niemanden zu trauen, 
Sprich. trau, fhau, wen. Ich traue ihm nicht recht. 
Alan Fann ibm ſchon trauen. 
Trauen ſie doch der Dorfehung, Gell. Die Wortfügung mit 
auf kommt jest, im Hochdeutfchen-feltenen vor. Ihre Götter, 
dgrauf fie traueten, 5 Mof.32, 37. Auf Gott trauen. Pf. 
18,3. 
delt nicht auf triegendem Sumpf, Geßn. (2) In noch weis 
. terin Berſtaude auch von Teblofen Dingen, fich verlaſſen.· Der 
Suchs trayet den Kife nicht. Es iſt dem Wetter nicht zu 
trauen. Die Vortfügung mit anf iſt hier noch feltener- Traue 
nicht auf das Drrmögen, Sir. 16, 2, 
ſich trauen, Fähiafeit und Kräfte, zuweilen auch Recht zu 
etwas za haben glauben. Ich traue mie nicht, dieſes zu un⸗ 
ternehmen. 
Sich nicht frauen zu verantworten, Weish, 1712. 
iv euch trauen dieſem Ritter anzufygen Thenerd. Kap. 77. 
Aus den vorigen Bedentungen erhellet ſchon, daß. diefes eins 
fache Zeitwort auch bier die dritte Endung baden müſſe; daher 
es irrig iſt, wenn einige die vierte gebrauchen: ich traue mich 
nit, ibn ‚enzuveden, Fdeffen, iſt diefe Bedeutung num, 


noch im gemeinen Leben gangbar, indem in anfländiaern Spreds- 


arten getrauen üblicher if. (S. dafelbe.) So auch das Trauen. 
Anm. Schon bey dem Ulphilas thravahn, bey dem Notker 
thruusen, im Niederf. trouen, im Angelf. treo wian, inEngf. 
“ ietrow, in Schtven. tro,imJ:länd.trua, Wachter leitete diefeg 
ort fehr unſchicklich von Sapgesuher, welches cher mit dürfen 
und dem veräfteten dürften , fich unterſtehen, verwandt ſeyn 
könnte. Es fcheinet, dag die Heutige Bedeutung diefes Zeitworz 
tes vine Figur der Ruhe iff, daher es dermittelſt des intenfiven 
Borlautes € von diefem Worte .gebilder feyn kann, Auch Troft 
ift allein Anfehen nach damit verwandt; Siehe daffelde, noch 
nichr aber Treue, 
ı Die. Trauer, plur.inuf, von den Seitworte trauern. 
gentlich und als ein Abftractum, der Zuftand, da man trauert oder 
tranrig iſt; eine nur noch zuweilen in der höhern Schreibart übli⸗ 
che Brdentung, indem Traurigkeit in allen übrigen Füllen defür 


gangbarer iſt. Dein Ange verrath die Trauer deines Herzeys. 3 
2, Fiaiirlich, die Trauerkleidung/ diejenige Kleidung, durch welche 


man ſeine Traurigkeit aber einen Verftörbenen an den Tag leget ;- 
alsein Epflectioum. Die Trauer anlegen, ablegen. In der 
Trauer ſeyn oder geben, Die. Trauer tragen. Die tiefe- 
Trauer, zum Unterſchiede der Teichten, 
man die große und Fleine Trauer, die Zoftrquer, Kammer⸗ 
trauer u. ſaf. Die zur Traner gehörigen Kleidungsſtücke werden 
"gleichfalls ‚mit dieſein Worte zuſammen geſetzt Trauerflor, 
Trauerhut, Trauerkappe, Trauerfchabe, Trauerfleid, Trau⸗ 
erdegen u, ff. : 


)" 
2 Kemandes Tirforehungen und Berficherungen für. wahr. hals - 


Es iſt nicht wohl zu tvauen. . 


Wer vedlich it und auf. die Götter. traut, der wan⸗ 


(3) Als ein Heciprodum,. . 


Er trauete fich nicht, die Augen aufzuſchlagen, 
Dorft‘ 


1, Eis ö 


An-den Höfen bat. 


Im Dfterreichifchenift dafür das Wort Blage 





 gre a 
„ die — * Gefolge der übrigen geringen Bene nd — 


—— 
Anm. ImRie —— Sauptwort iſt vermuen der 

Ableitungs ſylbe er von dem‘ Di Banaon tranen,imZatian 

thruwen, leiden, Schmergen empfinden, eigentlich die. Schiners 


zen durch fein Befe rey und Wehflagen verratben, gebildet; von _ 


welchem unfer heutiges trauern das Ju teuſivnm ww ſeyn ſcheinet. 
(5. dafelbe.) Inder Bedeutung der Tranerkleidung iſi Trauer in 
einigen wenigen Gegenden männlichen Geſchlechtes, der Trauer. 
—* Trauerbaum, des — ı: 
© neuernöchriftlellern dis Pfl anzenveishes der Rahme eines Oftin⸗ 
diſchen Bauuies, welcher zu den Nachtblumen gebötet, toeil er nur 
des Nachts blühet, mit dem Anfgange der Sonne aber feine Blu» 
men fallen läffet, Nyctanthes Arber triltis Zinn, 

Die Trawerbinde, plur. die—n, eine Binde um den Arm/ mit: 
welcher main um einen Berftorbenen tranert, ©. Florbinde, 
Die Trauerfabne, plur. die —n, eine ſchwarze Fahne, welche 

bey vornehmenkeichenbegängniffen binter dentSranscpferde,fo wie 
die dreuden fahne hinter dem Freudenpferde, getragen wird. 
Der Trauerfall, des — es, plur. die —fälle. Überhaupfein 7 


jeder tranriger Zufall, 2. In engerer und gewöhnlichererBedens —— 


tung, ein Todesfall, ſo fern er betrauert zu werden verdie net. 


Der Trauerflor des—es, plur. von einzelnen Stücken, die L 


— flore, ein Süd ſchwarzen Flores, mit welchem man umeinen 
Verſtorbenen trauert, Zuweilen wird. auch diejenige Art. ſchwar⸗ 


zen Flotes, welche zu diefer Abſicht gebraucht wird, materialiter * 


Trauerflor- genannt. 
Das Trauergedicht, des— es, plur. die —e, ein: teäuriges 
Gedicht, worin der Dichter um einen Verluft trauert. Inengerer 
und gewöhnlicherer Bedeutung, eingeichengedit, worin man um 
„einen Verſtorbenen trauert. 
Das Trauergeläut, des — es, plur die—e, das Geläut oder 
Läuten mit den Glocken, fo fern es ein Zeigen der Trauer um 
einen vornehmen Berflorbenen: iſt. 
Das Trauergeprenge, des —s, plur. inuf. das — ———— 
pränge, das Ötpränge bey der Beerdigung eines Verſtorbenen. 
Der Trauergefang, des— es, plur. sie—fänge, ein Gefang 
bey der Beerdigung eines. Verflochemen; das Träuerlied, ; 
Die Tranergefchichte, plur. dien, eine traurige Geſchichte 2 
oder Begebenheit, und deren Erzählung. _ & 
Das Traͤuerjahr, des — es, plur die —e. r, Ein Jahr,” fe 
fern man f- lange um. einen verfforbenen nahen Verwandten 
„trauert, 2, Im engerer Bedeutung iſt es’ das erfie Jahr nad) * 
“dm — eines Ehegatten, theils fo fern die Witwe ſich 


während deffelbeit nicht zum zweyten Mahle verheirarhen dasf,. 


theils auch fo fern fle während deffelben die Befoldung ihres vers- 
- florbenen Mannes entweder ganz oder zum Theil geniefet; in weis. & 
chem letztern Falle es auch das Gnadenjahr genannt wird, 
Das Teauerkleid, des — es, plur. die—er, sin Kleid, in 
. welchen ınan um. einen Verflorbenen trauert. 
Das Trauermahl, des— es, plur. die—e,-in der anfändigen 
Sporechart, ein Nahe derjenigen feperlichen Mapfzeit, welde 


aneinigen Drten ben dem Begräbniffe eines Verſtorbenen den Leis ⸗ 


chenbegleitern gegeben wird; im gemeinen Leben das Leideſſen, — 

Begräbnißſchmaus, Leichentrunk u. ſ. f. — 
Der Trauermantel, des — s plur; die-mäntel, eigentlich 

ein ſchwarzer Mantel, fo fern man in demfelben um einen Vers - 


‚ plur, die— baume, bey den °.- 


übichz die Sofflage, Bammerklage, große Rlage uud fo fer⸗ 
ner. Im Riederdeutſchen bedentet diefes Wort auch das Leichenge⸗ 
Folge, und ale dann iſt In Breiten die enge Trauer, das-Örfolae - 
der nächften Verwandten des, Verſtorbenen, die kurze Trauer, 
das Gefolge der Bornehmen, welche Feine Berwandien ſtud, und 


. ftorbenen tranert,: Figürlich auch der Nahme eines Schmetter in⸗ 
ges, welcher ſich auf Birfenbäumen aufhält, Fapilio ed 
phalis) Antiopa,.l.Morio Linn... 
Die Trauer: Mufft, plur. die— en, eine traurige Mufit bey. 
dem .Leichenhegängniffe eines Verſtorbenen. * 
Trauern 


— 








Er BR neutr, mit RN Bulfeworte — 


— — 


————— Rn, Traurigkeit oder Gram empfinden, und durch 





1 ‚über. - Hiemand ‚wird ‚um deinen Schaden trauern, 





ae 3,09. über einen Todten trauern, Git.92, 20, Tiach 
achen kommt Trauern, Sprichw. 
BDeutung am hãufigſt en in der edlen und höher n Schreibart 
gebraucht, indem in der. Sprache des gefellfchaftlichen Umganges 


er Straurig. ſeyn, ſich grämen, kraͤnken u. ſ. f. üblicher find, ob⸗ 

‚gleich tesuern einen etwas höhern Grad zu bezeichnen fcheinet,als. ., 
trauvig feyn, wovon der Grund: in. der Form dieſes Zeitwortes 
ieget, indem es eigentlich ein Jutenfivum iſt. Dein Derdub-it 


“+ werth, daß du um denfelben trauerſt. Wenn ein verlornes 
Gut der Gegenſtand der Traurigkeit iſt, ſo ſtehet das Vorwort um, 


in andern Fällen über ; indeſſen erhellet ans den angeführten bibli⸗ 
ſchen Stellen, daß es niche: allemahl ſo genau genommen wird, 


In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, feine Traurigkeit 


Am einen Sohn trauert man hier nur ein halbes Fahr, 
trauern, mit gaug ſchwarzer Kleidung, „Leicht trauern. So auch 


alten Feagmente auf Carlu den Großen. bey dem Schilter fonmt 


meinen Verſtorbenen durch eine befondere Kieidung au den Tag 
Tegen,, am haufigſten mit dem Vorworte um, ſeltener mit über, 
m gemeiien Leben auch mit wegen. Um feinen Dxter trauern, 
Tief 


das Trauern. 
Anm. Bey dem Ottfried in der erſten Bedentung: druren; bey 
ten Shwäsifden Dichtern truren, im Riederſ. tvoren. Indem 


es thätig vor. für befranern, einentroren, und im Angelfächfie 
ſhen Haste man davon das Factitivum dryrmian, traurig mas 
chen, Trauern iſt ein vermirtelft der Endſylbe ern gebildetes Ju⸗ 
‚tenfivum von dent veralteten trauen, thruwen, weldes noch im 
‚Fatian, dep den Shwäbifchen Dichtern u. ff. vortemmt,-und fo 
mihkleiden, Schmerz einpfinden, als auch, und zwareigentiih,fele 
‚bigen durch äußere Merkmahle an den Tag legen, bedeuter. Dieſer 
Seste Begriffift unfkreitig aud) der Stammbegriff, ſo daß erauern 
: eigentlich Fläglich ſchreyen, wehklagen, bedeutet hat, und vermit⸗ 
ei des Vorlautes t von Ditfrieds riuwan, heulen, weinen, ab- 
"fammet, (S. Reue und Röhren, ſchreyen.) Unſer bervube, das 
Holl,troef, und das Lat. triltis, unterfcheiden ſich nur durch die 
Endlaute, Unſer trauern im der zweyten Bedeutung iſt noch.ein 
Überbleibſel der fehr.alten Gewohnheit, feinen Schmerz um einen 
Berftotbenen durch ein trauciges Klagegeſchrey au den Tag zu ler 
„sen. Die Schreibart trauren für. trauern iſt tur harten Mund— 
and Sprecharten eigen, auch unrichtig, indem die intenfive-Ens 
bung ern und. nicht vemlautet, obgleich traurig, wie andere ähn⸗ 
liche Wörter, wenn ein Bocal folge, das. vorher. gehende, e 


ausfloßen. , 


Des Trauerpfecd, — plur. die — e, bey —— 


adeligen Leichenbeg angniſſen ein ſchwarz behangenes Pferd, welches 
traurig hinter des Leiche hergeführet wird, Zum Unterſchiede von 
dem Sreudenpferde. 


Die Trauerrede, plur.. die—n, eine jede Nede, welche. dep 


einem rauerfalle, di, bey jemandes Abfterben oder Leichende- 
gättgnif gehalten wird, da denn auch die Leichenvpredigten diefen 
Nahmen bekommen. Ju eugerer Bedeutung pflegt maneine Pas 
vehration im Deutſchen auch wohl eine Trauerrede zu nennen, 
Daher der Trauerredner, der eine ſolche Rede hält. 


Be Trauerfpiel, des — es, plur. die —e, die dramatifche 


Die T 


Nahahınung einer menfeplicpen Handlung, Furcht und Mir 
"Leiden zu erregen, mit einem Öriehiigen Aus drůcke die Trasoͤdie; 
ehe von den Lufkfpiele oder der Romödie, - 

tauerzeit, plur. inul, die Zeit der. Trauer, diejenige Zeit, 


in welcher man die Trauer für einen Berflorbenen trägt, 


— 55 EI, 
a RER Ne S 


mapte an den Tag legen, mit den Borwörtern um 


14,23. Es wird in 


len baden, 


Das Traufrecht, des —⸗es un iau. S. Traufe. 


F 654 - 


Der Terufböhrer, Sileanbinbohrer töten es derdecbt iff. 
‚Die Traͤufe, plur. dien, von gem Zeitwocte trauſen oder 


»sräufen. 1. Eigentlich, das von einem höhern Orte herab teäus 


. Sfeinde oder tropfeude Waſſer, beſonders das bon den Dücera, dry 


einem Regen oder ſchmelzenden Schnee, tropfende Waſer, wo der 
Plural nur vor diefem Waſſer an mehrern Orten oder vol nehrern 
Dächern üblich iſtz der. Tropfenfall, im Niederſ. Gbſe. Unter 


Sie Traufe gerathen. Sprichw. Aus dem Regen in die Traufe 
kommen, aus einem kleinen Übel in ein großes gerathen. 2. Der 
er Det aufder Erde, auf welchen das von ben Dache tropfende Waſ⸗ 


ſer fällt, da denn auch der Raum von der Örundmaner bis.an dies 
ſen Detpdie Teaufe genaunt wird. Daber das Traufrecht⸗ ſo 
wohl das Recht, kraft deſſen fein Nachbar fo nahe an des auderu 
Traufe bauen darf, daß dadurch der Abfluß des Waſſers gehindert 
werde, als auch das Recht, feine Traufe auf des andern Dach, 
oder in des andren Bezirk zu leiten; das Dachrecht. 3. In 
x. einigen Gegenden führet auch die Dachrune, welche dich Waſſer 
auffäuget und ausgießet, den Rahmen der Traufe. In weiterm 
Verſtande if die Traufe eine Rinne um die Bütte der Papierma⸗ 
der, in welche das-überfüffige Waſſer von der Forin abtrieft 
©, Traufen. 


Traufeln, verb, re 8. welches das verfleinsende Iterativum von 


traufen iſt, nud ſo wie dieſes in doppelter Gattung gebraucht 
mird, . Als ein Teutrum Mit dem Hülfsworte haben, in vie ⸗ 
ten und. kleinen Tẽopfen herab fallen. Der träufelnde Thai, 
Don ben Bergen träufeln gutthätige Waſſer, Gell. 2. Als 
ein Yetivum;, folche Tropfen fallen laſſen, iu folchen Tropfeu falz 
Träufelt the Simmel; Eſ. a5,8. O traufle Troſt 
auf ihn herab, dar; zu dem ſich mein ſSerz voll Ungeduld auf: 
ſchwingt! von Brawe. 


— Ihr Wolken fenkt euch aus der Ah 


‘ Un’ traufelt Salfam auf vie Wälder, Gryph. 

‚Su beyden Gattungen it es in der edlern und böfern Schreibarta 
sam gangbariten, indem iu der Sprache’ des geſellſchaftlichen Hate, 
ganges trönfeln dafür üblicher ift, 


— verb, reg. welches in doppelter Gattung vorkommt. 


“Als ein Neutrum mit ven Hülfsworte haben, kan 
— ‚oder. fließen: 
IE dieß — Hut, das für die Sreybeir ränfe: ’ 
Schlig. _ 
Ju diefer Form kommt es am feltenften vor; ſie iſt auch alleın %n- 
»fehen nach diefem Zeitworte nicht angemeffen, indem das Nentruen 
eigentlich traufen oder.eviefen lautet, wie faufen und füufen , 
»tränfen und teinken u.f.f. +2. Als ein Aetivum oder Jactitt- 
- vum, teopfenweife fließen oder fallen Leffen, «als das Activum von 
triefen. ‚Ein deitter Theil won einem Sin Gl auf is Sem⸗ 
melmehl zu treufen, Ejech>46, 24. 
- Dieß Maul, das Zrevel träuft Schleg. 
In der Dentſchen Bibel kommt es, fo wie träufeln, mebrmahlsin 
der ſonſt gangungewöhnlichen Figur des Drohens, Strafeus vor, 
-Du Menſchenkind, ereufe- gegen dem Mittage und weißage, 


urſe f. Ezech 20,46: Weißage nicht wider Iſrael, und treufe 


nicht wieder * * Iſaac, Amos 7, 16. So auch das 
Träufen. 

Anm. Dieſes BASE Zeiwort kommt, ſelbſt in der thätiaen 
Form, im Hochdentſchen ſelten vor, indem es döchſtens noch in 
der dichteriſchen Schreibart gebraucht wird. Ju dem gemeinen 
Sprachgebrauche find dafür tropfen und tröpfeln gangbar. 
Traufe, das veraltete traufen, trobfenweiſe rinnen, eraͤufeln, 


triefeln und Ale: find ale Zeitwörter Eines und eden deſſel⸗ 


ben Urſprungs. S. Triefen und Tropfen. 


Der 


N Te 


Der Traum, des — es, plur. die Träume, fo wohl im Abſtraets 


und ohne Plural, der Zuſtaud verworrener Vorftelungen im . 


Schafe, ein mittlerer Zuftand zwifchen Schlafen nnd Waden. 
Im Traumereden. Rs Fam mir im Traume vor. "Wie im 
Traume herum geben, obne deutliches Bewußtſeyn, im Stande 

yerworrener Borkelfungen, Es iſt mir noch wie im Traume, 

Femanden atıs dem Traume helfen, fo. wohl eigentlich, einen 
* Sräntenden erwecken; noch häufiger aber figürlicher, feine uns 

deutlichen und verworrenen Begriffe deutlich machen, ihm zurecht 

weifen, feine Zweifel heben u. ff. Als auch die vermorrene Bor: 
fiellung felbft. Mit fhweren Trnumengeplagefeyn. Angſtliche 

* Träume haben.‘ Minen Traum haben. Bey Traum bedeutet 
nichts Gutes; Linen Traum deuten, ned Mehr auslegen ; 


#8. Traumdenter.) Huf Träume halten, fie für Anzeigen Tünfs 


tiger Wirklichkeiten halten. Da geber mir mein Traum aus, 
imgemeinen Leben, er wird damit erfüllet, wahr gemacht. Wer 
weiß, geherdein Traum nicht heute aus, Weiße. Figürlich wer ⸗ 
den andy wohl verworrene Vorſtellungen eines Wachenden, Eins 
Bildungen, Meinungen, welche dem gewöhnlichen und nothwen⸗ 
- digen Zufanımenhange der Dinge widerflreiten, Träume genannt, 
8, Träumer. i 


rm. Schon bey drin Kero Traum, bey dem Otifr. Droum, , 


im Niederf. Droom, im Engl. Dream, im Schwed. Dröm, im 
Isländ. Draumur. ©, Träumen. 

Das Traun:bich , des — es, plur. die — bücher, ein Buch, 
' ir weldrem Träume auggeleget; ihre vermeinten Bedeutungen 
angegeben werden. - 2 
Der Traumdeuter, ders — 5, plur. ut nom. fing. Fomin. die 
Traumbdeuterinn, eine Perſon, welche ein Geſchäft daraus 
macht, die Fräumeanderer zudeuten, eder auszulegen. Gehor⸗ 
her niche euren Traumdeuterh, Fer. 27, 9. 


dafüe FTroumlceidere und Troumfeceidt, 
Teiumen, verb, reg. act. et neutr, welches im letztern Falle 


das Hülfewort haben erfordert, ı. Schlummern, in einent leichtem - 


Schlafe liegen, als ein Neufrum ; eine im Hochdentfiben unbe⸗ 
fannte Bedeutung, in welcher aber im Niederk, fo wohl drömen, 
als daß verklein erude trõmken, üblich find, Mit einem: andern 
Endlaute iff eben daſelbſt auch drufen üblich. 2. In engerer und 
gewöhnlicherer Bedeutnag,, im Schlafe reden, und im weitern 
Berftande,verworzene Vorftelfungen im Schlafe haben. Es wird 
auf einedoppefte Art gebraucht. (a) Ms sin perfönliches Zeitwort, 
"mit der erſten Endung der Perfon , folde Vorſtellungen im 
Schlafe baden. Man fast, es träume jemand, wenn er im 
Schlafe redet: Ich babe dieſe Nacht viel getraumet, babe 
die ganze Pacht geträumer.. verhüllet im Dampf, ver= 
graben in Sedern, träume er den Morgen vorbey, Zac, 
Am üblichften if es in dieſer Geſtalt, im. figürlichen Verſtande, 
verworrene Vorflelungen’und Begriffe haben. Ich glaube ‚du: 
eräumf Er. traumt von lauter Glückſeligkeit. 
die größten Beitter fo entfeglich, daran irrten, fo heillos dar⸗ 
über traumten, Herd. (6) Als ein unperfönliches Zeitwort oder 
doch wertigftensirrder dritten Perfon, mit berdeitten Endung ber 
Perfon, Demo-daz traumet, Rotf. Imtraum ein.traume 
fwere, Steyfer.. Und ihm träumere, und Heben ff, ı of. 
28,12. Hörer, was mir gerräumer har, Kap: 37, 6. Was 
in das fir ein Tram „dee die geträumet hat? V. 10, 
Gleichwie einen Hungrigen träumen, daß: er effe, Ef 29, 8. 
Es hat mir nichty davon geträums, auch figürlich, ich babe: 
nichts weniger als das vermushet. Es träumte mir, er wäre 
aeftorben. Zap dir Sas nicht teäumen, fgüclch, ſtelle dir 
303 nicht vor, Welche Bey ſpiele nebſt der Analogie ähuficher Seitz 


So auch die 
Traumdeutung, die Auslegung eines Trauıngs. Notker gebraucht 


Wenn ſich 


Bir Ira F 


eh 


wdorter infänglidh genug find, zu betseifeni, daß bie vierte Endung) 


mit welcher diefesZeitwort von manchen verbunden wird, es trau⸗ 
’ met mich, unrichtigund fehlerhaft it. So auch das Tränmen. 


Anm. Im Dberd, tranmen, im Riederf, dremen und 


drommen, im Schwed. drömma. Viele fchen es als eine Ver- 
feßung von dormire an, Cafaubonns leitete eg von Iprpe , einr 
‘ Fabel, ab, und Ihre von dem Celt. Drem, ein Geſicht, Erſchei⸗ 
uung. Das letzte ſcheint allerdings damit verwandt zu ſeyn, kanu 


aber nicht als das Stamn wort angefehen werden. Es ſcheinet, 


daß träumen eine Nachahmung des unbernehmlichen letfen Res 
dens im Schlummer iſt, dass denn nach Abzug des Vorlautes zu 


veimen, vühmen u. f.f.gebören, wenigftens, fo wie fie y einen ges _ 


wiſſen Ähnlichen Laut nachahmen würde, 2 
Der Träumer, des — s, plur.utnom.fing-Fänin, die Tran⸗ 

merinn, eine Perfon, welche eine Fertigkeit in verworrenen Bor- 
ſtellungen, in unwahrſcheinlichen und dem befannten Zuſammen⸗ 


bange der Dinge widerfprechenden Meinungen hat. Seht, der 
Traumer Bommt,ı Mof. 37,19. Daß nicht jeder neue Träus - 


mer feine Brille erfinnen Ponnte, Herd. - 
Die Träumerey, plur, die—en, das Träumen imfigärlichen 
Verſtande, und ohne Plural, der Zuſtand verworrener Vorſtellun⸗ 


gen. Aus der veiterkeit der Seele folgt eine angenehme Trau⸗ 


merey; die Seele iſt ſich deſſen was fie empfindet, nicht mehr 
bewußt, Sulz. Ingleichen dergleichen Vorſtellungen ſelbſt. 


Träumerifch, adj. eb ady, dem Traume und deſſen Zuſtande ͤhn⸗ 


lid, Traumer iſch einher geben, als wenn man träumte, Juglei⸗ 
hen in der figürl. Bedeutung des Zeitwortes träumen in verworte⸗ 
nen Borftellungen und unwahrfcheinlichen Meinungen gegründet, 
Der Traumgott,des— es, plur. inul. in der Mythologie dee 
Alten, eine erdichtete Gottheit, welche die Träume regieren und 
austheilen ſollte; Morpheus. — 
Traun, eine Partikel, welche als ein Nebenwort der Verficherung, 


der Berheurung gebrancht.wird, und entiweder zu Anfang eines 


Satzes, oder auch nach einigen Worten firhet. Das Hebräifche 
volk iſt traun nicht zu verachten, Judith 10,20, Es it traun 
wahr. Im Hochdeutſchen iſt dieſe Partikel in den gemeinen 
Sprecharten veraltet, obgleich die Riederſachſen ſie noch baben, 
wo fie trouen lautet. Sie ſcheinet im Oberdeutſchen, wenigſtens 


in einig n Gegenden, am gangbarſten zu fehn. Gottſched und an⸗ F 
dere Sprachlehrer rechnen ſie zu den Interjeetionen; allein dieſen 


Nahmen verdienet ſie mit nicht mehrern Rechte als wahrhaftig, 

ia, gewiß und andere verfichetnde Nebenwörter.- - x 
Anm, In dem Heldenbuche und bey dem Kaiſersberg entrawen. 

Daß dirfes Wort von trauen, oder vielmehr von Tren abſtawmet, 


ift wohl gewiß, obglrich die Form oder Ableitnngsart xoch ein we · 


nigdunfelift, Judeffen hat war im Schwer, rine ähnliche Par: 
titel, welche tr lauter, aber mehr zu Berwünfcänngen gebrannt 
wird ;trä mig ! wofür der Deutſche Pöbel hohl mich ! fagt ; trä 


dig!hehldich! Ihre glaubte, daß diefes trä urfprüngfich der > 


Nahmie eines böfen Geiftes fen, zumahl da der Tenfelim Islandi⸗ 
ſchen noch jegt Thraenund Tramen aenanut werde, Ob dies 
fes tra und anſer traun einander zur Erläuternng dienen fönnen, 
mögen andere unterfichen. — 
Die Traurede, plur die —n, die Rede des Geiſtlichen bey der 
rauuug, die Trauungsrede. SEN 
Traurig, — er, — fie, adj. etadv, von dem Hauptworte Trauer 
in der edſten weitern Bedeutung, und der Abfeitungsfplbeig. 
2, Trauer, d. i. einen merflichen Grad des Unlnſt über ein gegen⸗ 
wärtiges Übel, befonders über ein verlornes Gut empfiudend, 
uud folche am den Tag legend. Traurig feyn, werden. Se: 
manden traurig machen. Eine traurige Perfon: Kine traus 
rige Miene, Das traurige und eingefchränfte Weſen, welches 
man 


3 












man —— — SM. Big: tetich key von tb 
lofen Dingen, 
Borde der Schale berunser, Geßn. 
oder Noch fähig, felige zn er wecken. 
Ein traut iges Ende nehmen. Muß man denn dieſe traurige 
Pine (die Liebe) fühlen? Gell. Die beſten Ab ſichten 5 
oft einen traurigen Ausgang, eben derf. Wie traur g wird 

. das Ende dieſes Tages für mich! ‚eben derſ. ©, das iſt 
traurig! 


An. Bey dem Moifertiureg, ben dem Bisdir trau- 


Trausen.- 

Die Traurigkeit, plur;car. das Abftackim des vorigen Wor⸗ 
18, doch nur in der erſten Bedentung/ der Ztand, da man trau⸗ 
rig iſt. Bey dem Noiker r mit einer andern AbteitungsfplbeTra- 
xꝛige 

Der Trauring, des —es, plur. sie —e, von dem Beitworte 
trauen, cöpulieren, derjenige Ring, womit zwey Perfonen ge 
trauet, oder ehelich verbunden werden, 

Der Trauſchein, des —es, plur. die —e, von eben diefem Zeie⸗ 
worte, ein Schein oder fehriftliches Zeugniß von dem Geiſtlichen, 
oder der Dorigkeit, daß Ein Paar Perfonen wirklich) getrauet oder 
ehelich verbunden worden. Zuweilen auch, z. 3, ben den Solda- 
ten, ein Schein des Borgefegten, daß ſein Untergebener von ihm 

die Erlaubnif babe, fi) tranen zu laffen; VBollmacht für den 

Geitlichen ein Paar zu trauen. 

rauſchen, verb. reg, neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel, 

2 ches nur im gemeinen Leben einiger Gegenden als ein under ſöuli⸗ 
ches Zeit vort üblich iſt, heftig regnen. Es träufcht. Im Ital. 
croſciare und Arofciare, wo auch Trofeiaein Regenguß iſt. 
Es iſt eine un mittelbare Nach ahmung des Lantes und in fo fern 
nmit dreſchen verwandt, welches einen ähnlichen Laut, obgleich ei⸗ 
ne ganz berſchiedene Handlung bedeuter, 

Dev Trauf Yling, des—ss, plur, die —e, im einigen Gegenden 

nr ee Nahme einer Art Shwänme, welche unter dem Nahmen des 

geiderlinges am befannteften iſt; im einigen 


Drüſch, welches von Traube und Trauch une im Endlautever- 
ſchieden iſt, und fo wie diefes mehrere nabe ben einander befindlis 
J — "Dinge bezeichnet, weil dieſe Schwänme in Tranben bey eins 
2 ander wachſen. 
Traut, adjsfehegelicht, werd. : Sphraim iſt mein trautes Eins, 
Jer. 31,20. Lin teauter Sreund. Zuweilen auch im-Superlas 
tivo, erautefte Madame, In den gewöhnlichen Sprachgebraus 
che der Hochdentſchen kommt es jest foltener ver, dagegen es im 
Ober⸗ und Riederdentfchen gang barer zu ſeyn ſcheinet. Niederf. 
truut, truten, wo es ein Schmeichelwort geliebter Verſonen iſt. 
Im Walliſiſchen it drud gleichfalls zärtlich geliebt. Es ſtam⸗ 
met ohne Zweifel won ı Trauen ber, jo fern es eheden lieben bes 
deutete, welche Bedentung aus dem Miederdentfchen am erwris⸗ 
lichſten ik, Am ram ik daber Drudp rin Bühler, Liebhaber, 
So fern der Begriff dir Sreue eine Figue der. Liebe it, war traut 
ehedem auch fo viel wie astien. Ünttes druter, dir Bott gerren 
iſt, Ditfried ; wo aber auch der Begriff eines Grliebten Statt 
finder . In diefer Bedentuſsg wirdes jeat icht mehr gebraucht, 





ungewöhnlich it. In Alt⸗Frauz. in d «d,getven, und Druriey 
die treue S: ı-Toanen. 
‚Die Trauung, plur. die — en von dem Zeitworte trauen, copu⸗ 
lieren, ehelich zuammen gebem diefe Sondiu 3, nr rinem Las 
—J einiſchen Knaſt vorie die Copulation. S. ı Trauen · 
— ‚Die Trobar, ©. Träder, 
— Abel.w. 8.4. = 2. Aufl. 


Trauvig und blag bängen die Biumen am - 
2, Diefe Unluft erweckend, 
Kine traurige Gerichte. 


- rich, t- aurık, im Riederf, trorig, FM: dreorig, Siehe 


manden einen Treff geben, 


- fchen it Dry pa gleichfalls ein Schlag. 
Treffen, verb.irreg. act. ich rreffe, du triffſt, er trifft; Con, 


Mundarten 
Srufchling. Ohne Zweifel don dem provingiellen Teauſch, 


ſo wie es denn auch in der erfenBedentung in derAdverbial Rorın 


ER 658 \ 


7, Treckband, des —es, BR. die —band ⸗r auf den Ham⸗ 


mermünzen, cin eifernes Werkzeug anf einem fbarfen Bans 
de, die Zähne oder Seine zu dein Beinen Gelde vernuttelſt 
deſſelben zu trecken oder gleich zu siehen ;- das Ziehband, 
5, das folgende, 


* Treͤcken, verb. reg, act, etneutr, welcher i im letzteen Falle 


das Hülfsdort haben erfordert. Es if im Hochdeutſchen unbe⸗ 
kaunt, dagegen aber in ganz Niederdeutſchland für ziehen Üdlih, 
in deſſen fämmtlicen Bedeutungen es dafelbft gebraucht wird, 

bier aber zur um einiger Kunftwörige willen einen Plag finder, 


Es iſt ein Intenſivum von tragen, fo fern es ehe dem auch ziehen 


bedeutete, und von dem Latein. trahere, In einigen gemeine 
DOberdeutfchen Mundatten lautet die ſes Wort trächten, trochen, 
trahen. Auch reden if damit verwandt, (S. beyde.) And im 


Bersbaue Ober» und Niederfachfens ift wecken, Berge oder Erz 


aufden Stollen une Strecken fortzieben, daber dir Kaaben, wel 
he dazu beftimmt-find, Treckjungen genannt werden. 


fand, eine Art Schuten oder Fahrzeuge, welche auf den Kanälen 
und Flüffen von Menſchen oder Dferden fortgerreder oder fortaer 
zogen werden, Die Straße zn bey en Seiten des Ufers, auf wel 
cher⸗die ziehenden Menſchen oder Pferde geben, wird der Tre: 
weg, das Seil ader, vermittelft defjen das Sahrjcug fortgezogen 
wird, dag Treck ſell genaunt, 


Der Treff,des —es,plür.die —e, ein nur inden gemeinen Sprech⸗ 


arten übliches Wort, welches einen berben Schlag bedeutet. Je— 
Es ift, fo fern es urfprlnglich eine 
Snterjection if, welche deut Last eines derden Schlages nach ab⸗ 
met, das Grammmort des folgenden Zeitwortes. Im Schiwedis 


ich treffe, du tveffetu.g.h, Imperf. ich traf; Con). ich trafe; 


Die Troͤckſchute, plur. die —n, in Niederdentſchland und Hols _ 


Mittelme. gerroffen; Amperat.triff. Es if-eine unmiiselbare - 


Nayahmung eines gewiſſen Lautes,.daber es ebedem verfchieder 
ne Handlungen bedeuttie, welche mir diefem Laute verbunden 
find, oder doch unter demſelben gedacht wurden. Es bedeutet 
daher, 

2.3." Gehen, und in weiterer Bedeutung, den Drt verändern, 

‚bey den älteen Oberdeutſchen Schrifiſtellern drephan,treflan. 
Es ſcheint in diefer Bedeutung ein Intenfivum von trabem, oder 
wie es ehedem lautete, erawan, trafan, ſchnell geben, zu ſeyn, 
and eigentlich derb und ſt ark geben, bedeutet zu haben. JIndeſſen 
iſt es in diefem Verſtande, vermuthlich um der Vieldeutigkeit 
willen lãngſt veraltet, obgleich unſer eintreffen, fo fern es an⸗ 
kommen bedeutet, noch davon übrig iſt. Siehe Traben und 
Traͤppen. 

2. Mit einem Schlage, Stoße, Wurfe oder einer andern Ähits 


lichen beftigen Bewegung berübren, als eine Nahahmuug des 


Zantes, mit welchem eine olche Berührung verbunden it. 
(2) Eigentlich. Tach jemanden ſchlagen und ihn nicht tref⸗ 
fen. "Mit der Schleuder'groffen. Richt 20, 16. Jemanden 
- das Gerz, oder ihn in das Herz treffen, es fen man mitelnem Stie 
hr, Soße, Schuſſe u,f.f. - von einer Rugel getroffen wers 
der. von dem Donner, von dem Bligiivable getroffen wers 
den, Er hand, wie von dem Bonter netroffen. Neben dem 
Ziele treffen, Zas Zieltreffen. - Wer oft ſchießt, trifft end⸗ 
Alp einmabl: Das Gelent im Zerlagen treffen Der wWwund⸗ 
arzt hat die Ader nicht getr off: n.' Wo id das Zeirwart bald 
auf das Werkzeug, bald auf die Per ſon, werde fich deffeiben bes 
dient, brzivber, Im Agürliben Verſtaude, fühlt man ib ger 
troffen, wenn man einen Ansfpruch auf fish anzuwenden Ur ſache 


. det, . ⁊ 
— 4 . Dar 


>. getroffen, 


* ae 

— wurde es chedem auch ſehr * De lagen ofen 
und zuweilen auch für ſchießen gebraucht, daher denn Treff im ges 
meinen Leben auch einen Schlag oder Stof bedeutet. Den Mad: 
Een treffen, dag er flirbe, 5 Mof. 19, 5. untreu trifft (fchlägt) 
feinen eigenen Serven, Wit dem Seinde treffen, mit ihm ſchla⸗ 
‚gen, ihm eine Schlacht, ein Treffen -Tiefern. Von fraffen, von 
nitoen, mit den fynden, in dem verdeutfchten Livius von 1514, 
Daß er ff der Spten treffen ſolt, angreifen, eben BAIKIUIR, 

Er het geren 

don fund an detroffen mit in, Theuerd. Kap. 90, 
Ju die ſer Bedeutung ift es jegt veraltet, doch wird-das Hauptiport 
das Treffen noch in derſelben gebraucht. Im Schwedifhen ift 
drabba und dräpa,imiAngelf, thrawan,und imArab.darab, 
gleichfalls ſchlagen. 

(2) Figürlid.. a) Jemanden treffen, ibn an einem Drte pers 
fönlid gegenivärtig finden. Ich babe ihn geſucht, aber ich 
 Fann ihn nirgends treffen... Jemanden zu Haufe treffen, 
Wenn er dich bier treffen wird, Mein Brief har ihn niche 
(S. aud) Antreffen , welches gewöhnlicher ift.) Ehe⸗ 
dem gebrauchte man es in noch gewöhnlich.rm Verſtande für fin 
den üßerhaupt, welche Bedeutung das Ftal,trovare, und Franz, 
_trouvernod haben. b) In weiterm Verſtande bedeutet es oft in 
einen gewiſſen Zuſtand gerathen, gleichſam von einer Sache als 
mit einem Schlage getroffen werden Die Reihe trifft dich. Wenn 
mich die Reihe treffen wird. Wen wird die Reihe in unſerm 
Saufe treffen, mich oder meine Tochter ? Gell. Am hänfigfien 
von Dingen, welche als ein Übel angefchen werden. Was ich ge- 
forget, hat mich troffen, (getroffen) Hiob 3, 25. Ihn trifft 
Plage und Schande, Sprichw. 6,33. Die Sluth wird uns 
nicht tveffen, Ef. 28, 10. Das Unglüt trifft mich. e) Das 
Gefuchte oder das Verlangte von ungefähr oder durch Verfuche, 
durch Muthmaßung ausfündig machen. Den rechten Weg treffen. 
Rathen und nicht treffen. Getroffen! Die vechte Melodie 


‚eines Liedes treffen. Inder Mufik ift daher treffen, die Noten 5 


ind ale duch diefelben vorgefchriebenen Intervalla ‚genau nnd 
richtig ausdrucken. Der Mahler trifft, wenn er einen Gegenſtaud, 
und beſonders die Geſichtszüge einer Perfon genau nachahmet 
und ausdruckt. Ein treffendes Band, welches ſich genau 
zu den Umſtänden ſchickt. Das iſt nice treffend, ſchickt ſich 
Hierher nicht. d) In einigen Fällen bedeutet es auch ſo viel wie 
veranfaltun, oder vielmehr sine verlangte Abſicht durch feine 
Veranſtaltung gleichfam als von ungefähr- erreichen ; wo⸗ 
doch die Hauptwörter, mir welchen es in diefer Bedeutung ges 
braucht, werden kann, bereits duch den Gebrauch: beſtimmt find, 
Eine Seirath-treffen, harathen. Kine gute Heivarh, rine 
gute Partie treffen. - Eine. Wahl’treffen, wirklich wählen. 
ine gute, eine Schlechte Wahl treffen. Line Allianz, ein 
Bindniß, eisen Vergleich, einen. Waffenſtillſtand treffen. 
Anftalten zu etwas treffen,machen. Nicht fo häufig jagt man auch 
eingh Srieden treffen, d. i. machen oder ſchließen. e) Berühren, 
eine im Deutſchen veraltete Bedeutung, in welcher es noch bey dem 
Mötfer vorfonmt: Die Shwedifchen trefva und treffa, und 
das Pohlnifhetrafiam, haben dieſe Bedeutung gleichfalls noch. 
Meitdem vorgefegten Zifchlaute bezeichnet unfer-freifen eine * 
des Berührens, So auch das Treffen 
Armı' Bey’ dem Nosfer Ireffan,-im Niederf. drapen. Dis 
Hechjerusfche ſcheinet, vermöge des flarfen verdoppelten Blafelaus 
8e3, ein Intenfivum eines veralteten einfacheren Wortes zu ſeyn, 
welchee in unſerm traben noch zum Theil vorhanden ift. Da alle 
Zeit xxrter Nachahmungen beſt immter Laute find, ein und eben 
— —— mehrern ganz verſchiedenen Handlungen eigen 
Ar) Fe tſich darans die. außer dem ſeltſame Erſcheinung nicht ner 


J RR" ri X 4 


„zahlreichen Haufen gebraucht wird, 


ER Te EN 
X 


— — — 


- 


* nie Binden abe auch Ineller&paden ———— — 


rere ganz verfchiedene Dinge mit Einem und eben dewmf:lben Zeit⸗ 
worte bezeich net worden. So find unfer traben, triefen, treffeng 
ſtreifen treiben (iraben machen) ‚die fremden trouver, Trabs, 
und hündert andere lauter fehr ahe mit einander berwandte Laute · 
und tönende Zeichen fehr verfchiedener Dinge. . 


Das Treffen, des—s, plur. ut nom. fing. ı, Ein Gef, 


die Handlung , da zwey gegenfeitige Parteyen mit einander hand⸗ 
gemein werden; wo cs, ohne Rück icht auf die Stärke beyder Para 
seyen, oder auf. bie Art des. Gefechtes, üblich iſt, und daher noch 
zuweilen von einzelnen Perfonen gebraucht wird, ob es gleich. von 
zwey ausmehrern Per ſonen beſtehenden Parteyen am gewöhnliche 
ſten iſt. Ein Treffen halten oder liefern, welches befonders von 
Das Treffen gehr an. Eis 
nem Treffen ausweichen. Es auf ein. Treffen anfommen laffen, 
Es kommt zum Treffen, zum Gefecht, zur Schiägerey. Als cs 


zum Treffen Bam, auch figürlich, als es zur Sache feibft fam, © 


Wenn von Kiegeshecrendie Rede iſt, fo find Schlache und: Trefz 
fen von einem Gefechte zwifchen zwey zahlreihen Heeren am übe. 


lichſten, dagegen man von einzelnen Haufen derfelben die Wörter 


Gefecht, Scharmügel u. fs f. gebraucht. Im gemeinen Leben 
bingegen wird Treffen in feiner alten urfprünglichen Bedentung 
noch von einem jeden Gefechte gebraucht. 2; In dem Kriegesinge 
fen wird auch eine aus drey oder mehrern Reiben Soldaten bee 
ftebende und in Schlachtordnung bifindliche Linie Soldaten, ein 


“ 


Treffen genanut, Das Dordertveffen, das Sintertreffen® 
welde man mitdem vortrabe ‚und. Nachtrabe nicht ——— — 


muß. Das erfte Treffen, das zweyte Treffen und ſo ferner. 


Anm. Es ſcheinet nicht, daß dieſes Wort der bloße Inftnitio 


des vorigen Zeitwortes ſey; es hat vielmehr alles Anfeben eines 


eigenen vermittelft der fubftantiven Ableitungsfplbe —en gebilde 
ten Hanptwortes. Der Stammbegriff iſt nicht fo wohl der Begriff 
der Begegnung, desauf einander Treffens, als vielmehr des. 
Schlagsns, welder auh in dem Wort Schlacht herrſchet. 
Wenn diefes aber mehr von großen und blutigen Gefechten, Tref⸗ 
fen aber von minder großen gebraucht wird, fo ſcheinet ſolches da⸗ 
ber zu rühren, weil Schlacht ein Intenſivum von ſchlagen iſt. 
Ehedem waren für Treffen auch die Wörter volkwig, Puneife, 
(pugna, pugnatio,) Streit Volkoſtreit u, j.f. üblich, 


und in Sotterien übliches Wort, ein Los, eine Nummer, welche 





Der Treffer, des—s, plur.ut nom. fing. ein nur im Spielen } 


trifft, d. i. einen Gewinn erhält; im Gegenfage eines Sehlers, ; > ne 


oder einer, Niete. Ob ihr Los unter den Treffern oder Schlen . x 
fieben wird, Gel; _ 


Trefflich, —er, —fRe, adj.et adv. von dem Beitworte — 


1. *Eigentlich, nähmlich als ein Nebenwort; eine im Hochdeut⸗ 


ſchen unbekannte Bedeutung, in welcher die Niederdeutſchen ihr J 


dreplik gebrauchen. Es ſcheinet hier von treffen, den rechten 
Gegenſtand berühren, abzuſtammen. 2. Einen hohen Grad der 
ãußern Würde, des äußern Glauzes und Vorzuges habend. 


(1) Eigentlich. Kine treffliche Geſandtſchaft ‚welche aus oor ⸗ 


nehmer und vielen Perſonen beſtehet. Ein trefflicher Glamz. 
Ein treffliches Haus, ein prächtiges. Eine treffliche Schonbeit. 
Eine frefflihe Summe, Zach 11. 13. 

Nicht bloßmit Schein und Sarben prangen, 

Die nur der Pöbel trefflich heiße, Haged. 

(2) In weitern und figir ichem Verftande, 1, Einen hohen 
Grad des innern Vorzuges, der innern Bütebabend. Mremann, 
der Syrer, war ein trefflicher Mann vor feinem Seven, Kön. 
IL Ein trefflicher verſtand. Lin trefflicher Kopf. Eine treffli= 7 
che Arzeney. Es hat mir trefflich gefallen. ©, das iſt treff lichl 
iu einem boben Grade vorzüglich, Dir Manterkeit und Lebhaf⸗ 


z eig? 


247 





er 

5 ———— 
SR er 
Y EL 


— 


dteie des weiblich 
Eernſte des mannlichen, Gell. Sich trefflich halten. 2. *Wich⸗ 
tig, eineimHochdeurfhen veraltete Bedeutuug, wofür daſelbſt 


= rifeig abuch it. Sine ernſthafte und treffenliche Sache, 





Saken, ehedem wichtige Klageſachen, Criminal: Sachen. 3: In 


eeinen jeden hohen Grad, eine Intenfion zw bezeichnen. 
an Wie ofehat bach ihr Murren und Geluͤſten 
Be Ihm trefflich ſehr erbitgerein der Wulten, Opis Pf. 78. 
In welchem Verftande es zwar noch nicht veraltet ift, aber gemeis 
Aniglich nur in Gcherze gebraucht wird, mis Anfpielung auf den 
Begriff der vorzüglichen Güte. Trefflich ſaufen Fönnen... Je: 
manden trefflich ausprügeln. Du bit trefflich mit dem Maule. 
Man fſing an, ſie trefflich anzu gaffen. Salmaſtus mache 
uber dieſe Stelle einen trefflichen Wirrwarr, Leſſ. 
Anw. Im Oberd.treffenlich, im Niederſ. dreplik, bedreoplik, 
im Sch vediſchen, wo es aber aus dem Deutſchen angenonmen 
feyn ſoll, dräpelig, dräpelig, dreflig. Das es vongreffen 
abftanıne, ift wohl gewiß „aber nicht fo gewiß ift die Bedeutung 
diefes Seiiwertes, welche die Figur veranlaſſet hat. Wachter leir 
tebes von treffen, taugen, tüchtig fepn, und erkläret trefflich duch 


noch unerwiefenift, fo ift in ihr fein Grund von dem hohen Grade 
bat, Es iſt auch nicht wahrfheinlich, dag trefflich ans vortreff⸗ 


ohne Zweifel äfterift. Mir ſchrint es wahrfcheinlicher, daß treffen 
in der Bedeutung des ſchnellen und heftigen Berührens ehedem be⸗ 
ſenders von den Lichtſtrahlen gebrancht worden, das Auge ſchnell 
und heftig rühren da denn der Begriff des Glanzes, des äußern Au⸗ 
ſchens der Staumbegriff ſeyn würde, Auf ähnliche Art iſt 
prächtig von brechen, glänzen, gebildet. Übrigens wird trefflich 
int Hochdeutfchen in alleu den Bedeutungen, in welchen es noch 
ar iſt, nicht. fo haufig gebraucht, als das verlängerte vortreff⸗ 
Lich; welches eigentlich einen noch böhern Grad bezeichnen folkte, 


S, auch Triftig. 
"Die Treffuchk eit, plur. die —en, das Abſtractum des vorigen 
Wortes. 3, Die Eigenſchaft eines Dinges, da ee trefflich iſt, 
ohne Plural ‚doch nur cheils von dem äußern Glanze und Anſehen, 
theils von Einem hohen Grade der innern Güte, 2. In einem 
- hoben Örade vorzügliche Eigenfhaften, Der Selden Trefflich⸗ 
keiten. Haged. * 
Sr iſt durch eigne Trefflichkeiten 
won vorurtheilen frey, eben derf, 

Was Treibebeet, des es, plur. die —e, bey den Gärtnern, 
ein Bert, ie Gewäcfe in demfelben zu treiben, d.i. durch vers 
frärkte künſtliche Wärme zum: ſchnellern und volliommnern 
Mahsthume zu Bringen, da denn bald ein jedes Miſtbeet, bald 
aber auch nur ein Glas beet, oder mit Fenſtren verfebenes Miſt ⸗ 

— > Beet, ein Treibebeet ‚und fo fern es in Beftakt eines Kaſtens ums 

2 ſch oſſen ift, ein Treibekaſten genannt wird. 

es Das Treibeblatt des—es, plur. inuf. in einigen Gegenden 

E “ ein’ Nahme einer Pflanze, ©. Katzenklee ; 

N DerTeeibebogen, des—s, plur. ut aom: fing. bey den Gold: 

L. arbeitern, ein Bohrer, welcher vermiftelft eines Bogens artrieben 

G : oder in Bewegung geiggt wird; bey den Goldfsginieden Bogen: 

so greife ; x . ! 2 EI; 8 
Der Treibebrief, des — es, plur. Sie, bey dan Handiver- 
“ feru, Briefe, oodurch wider ſpenft ige Geſelle buy ben Handwerks, 
ginoffen anderes. Drienanrüchtig grmacht and dadurch vertties 


4 








8 Gr PY, N X * * * 
—— * 
—— — 

* — 
* _ — 


en Charaktere ſchickt ih wefich'su dem 


Blanſſchli Imden Miederdeutfchen Gerichten, waren drepelife 
noch weiterm Berſtande wurde es ehedem ſehr häufig gebraucht, 


tuchtig; allein zn geſchweigen, daß die Bedeutung des Taugens 
der Büchtigfeitgu finden, den trefflich in allen ſeinen Bedeutungen 


Tich oder dem alten übersrefflich verkürzt ſeyn ſollte, indem jenes . 


abergemeiniglich mit trefflich als gleichbedeutend angefeben wird. 





ER, "662 
den werden in dem fie alsdann von krinem Meiſtet in Arbeit ges 


nommen werden können. 
in dem Wafferbane, eine 


Die Treibebühne,, plur. dien, 


Act Bühnen, d, i. von dem Ufer aus iu den Sttongeführte Werke, 


die Strombahn zu Tenfen ; zum Unterſchiede 

re 54 ſchiede von den bloßen 

Der Treibebunzen, ©. Bunzen. j 

Das Treibefäß, des—ffes, plur. die-—fäffer, bey den @ärbern,. 

- ein Faß, worin. die Felle getrieben, d. i, mit Lohe gar gemacht 
werden. k — — 

Das Treibegatn, des—rs, plur. die—e, 

beſonders bey dem Nachtſiſchen, in welches die Fiſche getrieben 
werden, das Klebegarn, Blebeneg. 

Der Treibehbammer, des—s, plur. die —bämmer , bey ver. 
fHiddenen Metallarbeitern, ein Hammer, ein Metal damit zu 
treiben, d. i. entweder in die Länge oder indie Ründe ausgudch- 
nen. Einen folchen Treibebammer mit runder Bahn Haben die 
Klämpener,, ein gerades Stück Blech rund heraus zu fchlagen. 

Das Treibehaus, des—eg, plur. die—häufer, ein Hans zum: 
Treidei, etwas darin zu treiben. ı. Im Hüttenbaue wird 
das Gebäude, worin dag Erz getrieben wird, fo wohldie Treiber 
hütte, als das Treibehaus genannt, 2. Bey den Gärtnern iſt 


es ein Örbäude.oder nur ein Theileines Gebäudes, die Gewächfe' 


duch Fünftiche Wärme zum fchnellern und Velfkändigern Wachs» 
thume zu bringen, als ohne diefelbe möglich ſeyn wilde; das Glas⸗ 
haus, weiles vorniganz mit -Ölasfenfiern verfeben iſt. Es ſt 


bon einen Gewachsh auſe/ worin die Öewächfenur vor der Wins 


terfälte verwahrer werden, noch verfchieden. 

Der Treibeherd, 'des—es, plur. die—e, im: Hüttenbäue, 

ein Herd, auf welchem getrieben ,d.i.das Silber vondem Bleye- 
geſchieden wird, S>Treiben. ‘ 

Der Treibeberr, des—en, plur, die—en, ebeu daſelbſt, der 
Herr oder Eigenrhümereiner Sreidhütte oder eines Treibepaufeg, 


Das Treibeholz,des-—es, plur. car. ı, Ebewdafelbfk, dasa 


jenigelange Scheitbolg, womit der Herd bey dem Treiber oder 
Scheiden des Silbers von den Bleye, gebeiger wird. 2, Holz, 
welches auf dem Waſſer daher getrieben kommt, da denn fo wohl 
dasjenige Holz, welches die See und reißende Flüffe an manchen 
Orten wegpühlen und an einem andern aufegen, als aud) dasjes 
nige,twelches in einzelnen Scheiten in eimen Fluß geworfen wird, 


um es an einen beſtimmten Ort zu flößen, Sloßholz,) dieſen Nahe - 


men führer.\3. In den Küchen iſt es eine Heine hölzerne um einen: 
Stock bewegtiche Walze, Kuchen⸗ und andern Teig damit zu freie 
bein, d: 8. zu dünnen Blättermiauszudehnen, das Walgerhol; ;. im’ 
welchem Falle es auch den Plural, die —bolzer, leider, 

Der Treibehut, des —es, plur die — bite, im Hüttenbaue, 
eineiferner mit Lehm ausgefchlagener Deckel, welcher bey dem: 
Treiben über den Herd geſetzet wird, und die Stelle einer Muffel 
verteitt.., Ä } 

Dr Treibebütte, plur. die— n, eben dafelbft; eine Hütte, d.i. 
leichtes Gebäude, in welchen ſich der Treibeherd Befinder , welche 
wenn fie bauerhafter gebauet ift, das Treibehaus genannt wird. 

Das Treibejagen, des—s, plur. ut nom, fing.indeirfrad- 
mwelen, eine Art der Fagd, wenn das Wild aus einem ganzen Her 

viere zufammen und in den Zeug getrieben wird ; die Treibejapd, 
das Hanptiagen, die Sauptjagd, zum. Unterſchiede von einem, 
Belatigungsizgen. 

Der Treibefeften,des—s, plur. ut nom, fing.S. Treibebeer, 

Dias Treibetorn, des—es, plur, die —Förner, im Hütten 
bane diejenigen Körner, welche bey dent Treiben des Silbeds ab⸗ 
fertigen, und fich in den Herd verbergen; ſerdkorner, Sahne, ©; 
Bahn ı. 2% 

ER % Eier 


eine Yet Fifchernege, 


= er RE RÄT EN a nn a Be nn a kirche 


— 


⸗ 


An} 


: Ste N — 


Ei 


© Die Treibeleute, fing. inuf, im Zagkıwefen, biejenigen andlen ⸗ 


te, welche bey einem Zreibejagen das Wild aus einer Gegend in 
den Beug treiben müflen ;- die Treiber, fi 


Lreiben, verb. irreg. ich treibe, du treibſt, er. treibt w. ff, Im⸗ 


-perf.ich trieb; Mittelw. getrieben ; Imper. treib. Es iſt, wie 
‚alle Zeitwörser, urſprünglich eine Nachabmung eines gewiſſen 
Lautes, und da fih einerlen oder doch ein ähnlicher Laut bey ſehr 
verfchirtenen Handlungen befinden tann, fo rühret es daher, daß 


Auch diefes Zeitwert, fo wie manche andere, in mehreren dem Aus 


ſehen nach fehr verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, und 
den Sinn des Planderns, Trabens, Treffens, (welches ein Antenne 


fivum davon zu ſeyn fcheinet,) in ſich vereiniget, wozu in Ältern , 


Seiten noch manche andere Bedeutuugen fommen,die man ader-im 


-. Deutichen vorlängft bat verältenlafen, vermuthlich die Vieldeu⸗ 
> gigfeir zu vermeiden, Es ift in doppelter Geſtalt übfich. 


L Ms ein Neutrum, welches fo wohl mit haben, ala mit feyn, 
verbunden wird, RE 
1, * Plaudern, befonders von einem zum andern plaudern, 
klatfchen, welches ebenfalls ſo wohl die Bedeutung. des Plau⸗ 
derns als des Schlagens barz) eine im Hochdeutſchen ungewöhn⸗ 
liche, aber im Niederdeutſchen völlig gangbare Bedeutung, wo 
Srieve, plaudern, klatſchen, Drive, ein plaudethaftes Weib, Dri⸗ 
verie, Klatſcherey, und Drivehus, ein ſolches Haus iſt, wo über 
andere geklatſchet wird. ; 
2, Sin aeben, obue Zuriſel, als eine Onomatopdie des ats 
fen und ſchnellen Ganges. j OP 
(+) Eigentlich. Dan ſagt noch im gemeinen Leben, müßig 


herum treiben, er hat den ganzen Tag müßig herum getrieben, 


wofür man auch thätiger Weife faat, ſich herum treiben, müßig 
herum geben; außer welchen Falle es im Dochdeuffi hen nicht 
mehr gehöret wird, indem in ander Fällen traben dafür üblicher 
if, welches nur in der Mundart davon verihirden if Im 
Schwed. iſt drifva,gleihfalls müs herum geben. Das Nie⸗ 
dert. drivends bedeutet im Laufe, md figürlich nubefonnen; eben 
dafelbft ift Dreve der Gang, Siehe au Trifft und Streifen, 
welche gleichfalls davon abſtammen. 5 & 

(2) Figürlich, wo es befonderg von lebloſen Körvern gebraucht 
wird, wenn fie obne fichtdare änfere Gewalt langſam fortbewiget 
werden, a) Eigentlich, Der Sund, der Schnee treiber, wenn er 
von dem Winde in großen Maßen oder Haufen forcbeweget wird, 
(8. Triebfand.) Daher in manchen gemeinen Pundarten Drifft, 


Trifft, Shwed. Drive, ein folder Haufen von dem Winde forts . 


gewalzien Schnees oder Sandes ifL Die Wolken treiben, wenn 
fiefih in Menge in der Luft fortwälzen, Das Schiff treiben 
Taffen, es dem Winde nnd den Wellen überlafien. Es kam ein 
Schiff ohne Maien getrieben. Es Fommt Holz getrieben, ge⸗ 
fowommen, Es feiner, daß es in allen Fällen, wenn fein Ort 
bezeichnet wird, das Hülfswert haben erfordere; wird aber der 


‚ Umitand des Drtesausgedrudt, fo befommt es, wie verfchiedeue 


andere Nentra, das Hülfswort ſeyn. Das Schiffift von sem 
Ufer getrieben. Es ift Hols an das Land getrieben. Die 
Schiffe find aneinander getrieben. Auch im Hüftenbaue ges 
braucht man die ſes Wort als ein Reutrum, von dem mit dem Sil⸗ 
Fer vermifchten Bleye ; das Silber treiber, wenn es auf dem 
Treibeberde in den Fluß kommt, und fid) ven dem Bleye fehrider, 
(Siehe gleich hiernach in dem Activo.) b) Gewächſe treiben, 
wenn fie merklich ſtark wachſen. Die Bäume haben fehr ſtark 
getrieben. ©; auch Trieb. F Ar 

11: 18 ein Ketiynm oder vielmehr Factitivum, treiben ma- 
‘Ken, in der sion fen Sauptbedeutung des vorigen Reutrius durch 
unwiderſtehliche Bewegunasariinde den Ort verändern nıadıen, 
Da dirfe un widerſtehlichen Beweg ungs gründe von ſehr vielfacher 


+ = 


— 


dor — Tre RE. , 


x 


et feon konnen/ fo witd dieſes Zeittsort auch in einem verfhier 


dersin Ver dande gebraucht, 


. 1. Fir eigentlicyiten Merfande, durch ſchlagen oderfloßenden 
Der veränd.rn machen. Einen Nagel in den BalEen,einen Reif 


an das Jaß, einen Pfahl in die Erdr, einen Beil in den Spalt, _ 
einen Kreiſel mit der. Peitſche treiben; wo es alle Mahl ei⸗ 
ve unwiderſtehliche törperlich· Gewalt bezeichnet. Daß dieſes 
Zeitwort ehedem auch ſchlagen, ſtoßen, bauen n. ſaf. überhaupt 
bedeutet babe, iſt fehrleichrermweislih. " Im Niederſ iſt driven 
und im Schwer. drifra, noch jetzt ſchlagen, floßen, todriven, ei« 
nen Schlag geben ; im Hollãud. bedeutet Dreve, eine Ohrteige. 
Ufer Treffen, fo ferır es eigentlich auch ſchla gen bedeutet, iſt das 
Intenfieam davon, fo wie das Lat. Tribulum,ein Deeichwagen, 


gleichfalls damit verwandt iſt. Bey den Ulphilas bedeutet drei·· 
ban auch bauen, Hlaibagradaban us Steina, ein Grab 
aus Stein gehauen. Ja engerm Verſtaude iſt treiben, in vielen 


Filen durch Schlagen, Stoßetn oder Drücken ausdehnen. In 
den Küchen wird der Teig getrieben oder aus einander getries _ 


. ben, wenn vr mit dem Trridebolge ausgedehnet wird. Roc hau⸗ 
figer kommt es in diefem Verftande bey den Metallarbeitern vor, ' 


wo tveiben, von außen erhabene Figuren durch Schlagen von in⸗ 


. nen bewor bringen. „Siguven in Silber,in Rupfer reiben. Man 
treiber auf Bley oder Rütse, wena man das Metall, weldes auf 


folde Art getrieben werden fol, auf Bley oder Kütte legt. Ge— 
dreiban. in ; —— 
2. In weiterm Verſtande treiber man, fo oft man einen Körper 


gung brinat, oder feine Kraft zur Thaätigkeit beliimmt, 
() Im weiteſten Verſtande. Dev Wind treibt das Schiff, 

die Mühlen flügel. Das Waſſer treibt das Rad. Arzeneyen, 

welche den Schweiß, den Urin, den Stein treiben. Dis Ge: 


wicht treibt die Uhr. Ein Beil treibt denandern. In den Uhr⸗ 
werfen treiber ein Rad das andere. Undfoin yielen andern. .„ — 


Fällen,wo für die bewegende Kraft und ibre genanere Beflimmung 
nicht eigene Wörser üblich find, wohin 3. 
u.t.f. gehören, er 2a EN, 

2) Im engern Verſt ande, wo die ſes Wort in verfchiedenen 


B. sichen, fhieben 
ER 


J 





Fellen des bürgerlichen Lebens als ein Kunftwort-üblih if, 


4a) In demHütterbaue beißt e: eiben, das mit dem Silber vermüch, 


te Bley durch Schmelzung der ganzen Maſſe in Teſten vermittelſt 


des Windes der Bälge zur Verglaſung bringen, und ſacher Ge⸗ 
Reit von dem Silber fheiden, da denn das Silber in der Höhlung 
des Teſtes als Blid ſilder zur Heißt, das in Glatte verwan⸗ 
delte Bley aber von dem Winde zu einer Öffnung gerrieben, und 
durch diefelbe abgegegen wird. (Siehe Treibeberd, Treibeofen 
Da das durch das Treiben erhaltene Silber. noch nicht 
vollfommen rein ift, fo wird es durch das Feinbrennen von allen 


noch dabın befindlichen Unreinigkriten befreper, . Als ein Haupte 
wort gebraucht, if ein Treiben fo viel Erz oder vermifehtes Mer 


tall, als auf Ein Mabl getrieben wird, welches gemeiniglich ger 


Zentner find, (hDiePapiermanber treiben den gefhöpftenZeug, 
wenn fie ihn imder Form fchütteln, damit dieBogen überall gleich 


dick werden. (e)In dem Gartenbane werden die@ewächfe getries 
ben, wenn man durch Fünftliche Wärme ihren Wachsıhum bes. 
ſchleumget (d) Die Lohgärber treiben die Rıindehäufe, wenn fie 
felb ge in die Farbe oder Beige legen, bis fie aufangen aufzu ſchwel⸗ 


„twiebene Arbeit, Schon Uphilas gebraucht in diefem Verfiande 


duch unwiderfiehliche phnfifche Mittel in eine merfliche Bewe⸗ Re Ä 


* 


len und locker zu werden. (E) Ins Bergbaue gebraucht man diefeg * 


Zeit wort noch in einem andern Terſtande als in den Härtenbauez . ' 


denn dort iſt treiben ſo viel, als Rerge und Erze vermittelt deg 

don Pferden gezogenen Göpels ons der Grube zichen. Erz oder 

Berge tweiben, voftändiger, aus der Grube treiben, Nachdem 
ER das 








2.5 das Treiben in die Tiefe geberund fchwertreibig ift, find zwey 
bies dier Pferdenorbig. Und fo noch in andern Fälen mehr. 
32In noch weiterm Verſtande, durch Furcht und Drohung 
amd audere dringende und unwiderſtebliche Bewezungs gründe zur 
VBerxanderung des Ortes bewegen, und in weiterm Berftande, zu 
einer Veränderung beftimmen; da denn nur allein Iebendige Ge⸗ 
ſchspfe getrieben worden fönnen, REST, ’ 
SE - 1) Eigentlich, durch Furcht ober Drobungen fort brives 
gen, zur Beränderung des Ortes beflinimen; fo wohl von Men⸗ 
ſchen ale Thieren. Ein hoher Grad des Treibens, wo die Bewe⸗ 
gung noch mehr beſchleuniget wird, beißt jagen. Das vieh auf 
die Weide, von der Weide, in den Stall, vor ſich her treiben. 
» Kiren und aus der Stube, die Vögel von der Saat treiben. 
0 Tbiere an einen Ort sufammen treiben. Och ſen, Schweiz 
one, Eſel treiben, ihren Weg durch Furcht vor der Strafe befkin- 
men. Bey den Fägern treibt der Seiß dock die Geiß, weun er 
in der Brunft iſt, und fie verfolget. Eben dafelbſt ift treiben auch 
‚eine Art der Jagd, wenn das MWildbrer, welches man jagen will, 
J durch Furcht an einen Ort zuſammen gebracht wird; auf welche 
Art denn nicht nur das Roth⸗ und Schwarzwild, ſondern auch 
* ———— ‚getrieben wird. (S. Treibejagen, Treibezeug.) 
Sugleichen von Menfhen. Jemanden in die Llucht treiben. 
Den Seind ausder Stadtrreiben. emanden aus den Haufe, 
aus dem Befige feiner Güter, non einem Amte treiben. Fe: 
manden in die Enge treiben, figürlich, ihn in einen Stand ver- 
ſetzen, wo er fich nicht, vertbeidigen oder verantivorten fann z eine 
I; vermuthlich aus dem Jagdıw fen entlehute R. A. wo das Wild bey 








Jemanden zu Paaren treiben, ihn in Ordnung bringen, inglei⸗ 
chen, ihn überwältigen. 
— 2) Ju weiternt und figürlichem Verſtande. (a) Durch 
dringende Bewegnngsgründe zu einer. Veränderung oder deren 
Seſchleunigung beffüimmen. Ein hobder Grad durch Anwendung 
» -Ängerer Gewalt heißt zwingen. Jemanden an die Arbeit trei— 
ben, durch Befehl, Furcht, dringendes Erinnern. Einen ſaumi— 
gen Schuldner zur Bezahlung treiben Jemanden treiben, 
durch Erinnern, Befehlen, ungeftümes Bitten ihn zur Beſchleu⸗ 
os miqung bewegen. Wer treiber euch ? Jemanden aus-einem 
Pachte treiben durch ein höheres Geboth. Die Noth treibt mich 


dieſem Ziele unſerer Wünſche. Eine Sache treiben oder betrei— 
ben , ſte durch dringendes Anhalten zu befördern oder zu beſchleu⸗ 
nigen fuchen. (6) Sigürlich, Etwas weit treiben. Meingere, 
fie treiben die Sache weit, Gell. Den Spaß zu weit treiben. 
Eine Sache auf das Außerfie treiben. Das heiß’ ich die Zäre⸗ 
Tipfeir, die Verläugnungn, f.f. weit treiben. Eine Untrefus 
chung bis zur Sundfluth hinauf treiben, (ce) Nach einer au: 
dern Figur iſt eine Sache treiben, fie oft und viel ausüben, wo 
es fo wohl im nachtbeiligen Verſtande, von der mebrmabligen 
Ausübung unerlaubter Fertigkeiten und Neioungen gebraucht 
wird. Surerep, Unzucht, Blutſchande treiben, Poffen, Kurze 
weile, Unfugtreiben. Einen Spott mir etwas reiben, Wu—⸗ 
Ger, G’winntreiben. Das Diebesbandwerk treiben. Muth: 

Rn ‚willen treiben. 
as weiben. Scherz mit erwastreiben, damit fherzen. So oft 
= wir Worte ohne deutliche Begriffefaffen, treiben wir mit un: 
ſerm Gedachtniſſe den unnatůrlichſten · Gebrauch, Gr. Be⸗ 
ſounders von Berufsgeſchäften. Kine Kuuſt treiben. > Sande 
lung treiben, Handeln. Die zandlung im Großen treiben, 
Baufmannfchaftteeiben. "Die Studig treiben. Kin Hans: 
werk treiben, Wirthſchaft treiben Was wunderſam it, ſey 
es noch fo unnöthig, Euklio wribtes, Gell. übt es, bej.häftige 





* — 


dazu. Uns alle treibt ein natürlicher Trieb zu dem Glücke, 


Als auch im gleihgültigen Verſtande. Scherz - 


- einem Hauptjagen zulegein die Enge zufammen arteieben wird. . 


Te 656 


ſich damit. Andeffen gebraucht man es in dieſer unfchädlichen Be⸗ 


deutung in der anſtändigen Schreibarı nicht gern mehr, wegen des 
antiebenden Rebenbegriffes eiuer laſterhaften Fertigkeit Sebſt 
mit die ſen Nebenbegriffe iſt es im Hochdeutſchen nicht in allen 
Fällen mehr gewöhnlich. Die diblifchen, boſe Stücke, zo fahrth 
Stolz, übermuth, Salfchbeit, Morden und Schlagen, Schalk⸗ 
beit, Bssheit, Geig, Wolluf, Raub, Gewalt, Überfluß uf. f. 
‚treiben, find veraltet. Noch weniger würden fich folgende Ans⸗ 
drücke nachohmen laffen. Sie trieb ſolche Worte täglich, ı Moſ. 
39,20, Das Evangelium treiben „ Epbef, 16, 15. Das 
Werk des Seren treiben, ı Eor, 16,10, Oft ſtehet es indigfer 
nachtheiigen Bedentung abfolute, Sie treiben es zu arg, machen 
es zu arg. Sie habensja gerieben genug, Weiße. Sie treibens 
mehr denn die gegen den Auſtang, und find Tagewähler, &, 
2,6, Wie mans treibt, ſo geht es Wo es unerlaubte Fertige 
keiten aller Art ausüben bezeichnet, Das Schwed. drifva wird 
in eben diefer figüclichen Bedeutung gebraucht ; aber es iſtaru⸗ 
nöthig, es in derſelben als ein eigenes verfchiedenes Zeitiwort au⸗ 
zuſehen, und es mit Ihrevon dem Isländ. Aryggia, ausüben, 
abzuleiten, Der Übergang von dem Dringen;Vefördernoder Br 
f&leunigen der Bewegung, zur niehrmahligen Ausübung, iſt ſeht 
natürlich und faglich ; daher die Faur nichts ungewöhnliches 
bat, die fich fchon indem Lat. agere findet, welches fo wobl trei⸗ 


ben, alsansüben, und in noch weiterm Verflande than bedeuten, 


und unfireitig mit unſerm jagen verwandt uf. 


So auch des Treiben, welches ſehr Häufig als ein Hauptwort 


/ gebraucht wird, 
nm. Schon im Iſidor driban,dey dem Dirfried und fiinen 
> Beitgenoffen triban, bey dem Ulphilas dreibon, im Riederſ. 
driren / im Angefächf.dryfan, im Engl. to drive, im Schwed— 


drifva,im Griech.rgißer>, den den Kraiueriſchen Wenden der- 


vim, Es iſt mit Traben, treffen, Teupp, und weru mai den 
Vorlauf abreihnet, welcher hier ein Jatenſivum zu macen ſchei⸗ 
‚net, auch mit zeiben u, f. f. verwandt, Das Pat. trud ere, untere 
ſcheidet ſich nur im Endlante, fo wie Gladius md Gleve, Jau- 
dareundlobenn.f.f. Dadasbindieiem Zeitworte fehr gefitte 
de lautet, ſo kann es auch in den Bufammenfesunnen, beſonders 
wenn fich das folgende Wort miteinem Mitlante anfängt, das € 
euphoneum nicht entbehren wenn eg nicht wider den Gebrauch in 


ein p übergeben fol ; obgleich harte Mundartsu Treibiagen, ı 


Treibknospen u, ff. ſchreiben und ſprechen. Alte Zufammen- 
fesungen mir Ableitungs ſylben ſtud auch bier, wie in andern Fal⸗ 
len, ausgenommen, wie Treibling,. S,aud) Trieb und Trifft. 


Der Treibeofen, des —s, plur. die —Öfen, im Hüttenbaue, ein 


Dfen, worin das Silbergetrieben, d. i. durch den Fluß von dem 
Bieye nefchieden wird, und der auch der Treibehexd beißt. — 
Das Treibepedh, des —es, plur, die—e, bey den Goldſchmie⸗ 


‚den, ein Kumpen Pech, Goldund Silber daranfzu treiben; die - 


Pechkugel. 

Das Treibepferd, des —es, plur. die —e, im Jagdtweſen, ein 
abrerichteres Pferd, weiches nah dem Willen des Jägers ven 
Kopf beftändig auf die Erde hält, als wenues grafete, auch ſich 
von demfelben nach jeder Seite treiben läſſet hinter demfelben das 
Wilobret zu er ſchleichen, und Demfelben Einen Schuß anzubrin 
gen, das Schießpferd. 


Der Treiber, des —s, plur. ut, nom. fing. Fämin, die Trei⸗ 


berinn, eine Derfon, welche treiber, faſt in allen eigenil ichen und 
weitern-Bedenrungen-des Aetivi. Im Jagdweſen, werden die 


Treibeleute, im Hürtenbaue die zum Treiben des Silbers gehöti⸗ 


gen Hüstenleute, im Bergbaue diejenigen, welche das Erz vermit⸗ 
fett des Gövels aug der. Grube treiben, Tueiber genannt, und fo 
in anfern Fallen mehr, So auch Eſeltreiber, Schweinstreiberz, 

DRAN} Plug: 


J 6 er 


Er — —— 


He — 


Pilugtreibern.f. L. — ie re 
mit Gewalt zur Arbeit treiber, iſt im Sochdeutſchen unger 
wöhnlich. ; $ 
DosTreiberad, des — es plur. Sie—räser, imHüttenbaue, 
"dasjenige Rad, weiches bey dem Treiben des Silbers die Bälge 
treiber, 
Köryer in Bewe gung foget, dag Triebrad genannt, 


Der ——— Teiebfand. 
‚Ber Treibefchyacht, des—es, plur. die —f@ächte, im Bergbaue, 


ein Schacht, vermittelſt deffen das Erz aus der Erde: BERN 
d.i. von Pferden heraus gezogen wird, 


Der Treibeweg, des —es, plur, die—e, ©. Te, 


x 


 Teinnbar, —r, —fe,adj, ei adv. fähig getrennet zu werden: 


Das Treibewerf, des—es, plur. inufiti im Hüttenbaue, das⸗ 
jenige Bley, welches das Silber auf dem hohen oder Siichofen an 
ſich gezogen het, und hernach dur das Treiben wieder von dem« 
ſelben gefchieden wird. 

Das Treibezeug, des —es, plur. die—e, im Jagdweſen ein 
Garnſack, der vorn weit und Hinten enger ifk, die Kepp- und Feld- 
hůhner in dinfelben Re treiben und fie beruach zu füngen; der 
Samen. 

Der Treibling, des —es, plur. * — e, in der Bienenzucht, 
diejenigen Bienen, welche man aus vollen Körben in ledige treitt. 
Die End ſylbe iſt die Ableitungsſylbe —ling. 


In andern Fällen wird ein folches Rad, welches einen 


Treideln, verb. reg. act. welches nur in der Schifffahrt auf 


Ztüffen einiger Gegenden üblich iſt, und fo viel als ziehen beden⸗ 
get. Lin Schiff tweiseln, es mit Seiten fortzieber. Geſchiehet 
folches auf der See durch kleinere Fahrzeuge und Ruder, fo wird 
es bugſteren genannt. Im Rivderf. tveueln, im Holänd. trey- 
len. Es iſt von trecken, von tragen, fo fern es ebedem auch 
sieben bedeutete, und von traf ere, nurim Endlaute verfibizden, 
Ir einigen Gegenden ift daher Treil, ein in Zichfeil, und Treiler, 
der ein Schiff anı Seile fortzichet. i 
Tremmen, verb. veg. act. welches nur in den Pfeifen, Manu⸗ 
faetuten üblich iſt, den überflüßigen Thon von der geformten 
Pfeife mit dem Meſſer wegſtreichen. Daher der Tremmer, 
derjenige Arbeiter, welcher dieſes thut, und der Tremmknopf 
ein von Horn gedrehter Pfropf, der runden Mündung des Pfei— 
fenkopfes nachzuhelfen. Es geböret ohne Bweifel zu dem alten 


nioch Riederdeutſchen und Eugliſchen trim, gepußt, geſchmückt, 


trimmen, Engl. to trĩm, putzen, ſchmücken, betrimmed, ger 
putzt, Enol.trimmed, trimly, 

Der Trempel, es — s,.plur. ut nom. fing. bey dem Minie⸗ 
zen, eine Stüße oder Strebe, wider ein Bret, welches gegen einen 
Kiumpen Erde giftellet wird, daß die Erde nicht herunter falle; 
Ex gehöret zu dem Dberdeutfhen Tram, ein Balfe, und dem in 
den demeinen Sprecharten üblichen Trämel, Tremel, ein ing 
tel, Hebebaum. 

Die Tremſe, plur. die—n, ein nur im Niederdeutſchen isticher 


Nehme der blauen Kornblumen, weicher in einigen Gegenden der 


Trems, die Trem ffe lautet. 


Der Tremulaͤnt, des en, plur. die—en, aus dem Latein. Die Treenfe, plur. die —n. 3) Eine runde Schunr, eine Kunde ’ 


tremuläre, ein bebender Ton, gin langfamer Triller. Befonders 
iſt Jer Tremulant over Tremulanten = Zug. in den Orgeln, ein 


Bug, den Pfeifen bey traurigen Muſiken einen melaucholiſchen 


bedenden Son zu geben. 
Trendeln, ©. Trandeln. 


So auch die Trennbarkeit. 

Tonnnen, verb, reg. act, den Zuſammenhang der Theile eines 
Körpers, uud in weiter Verftande, die Verbindung zweyer oder 
mehrerer Dinge aufbeben. Im eigentlichften Verfiande von der. 
Beperlichen Berbindung,, es geſchehe übrigens anf welche Artes 


— 


wolle, — ar eine Band —— 


wir ſich das Waſſer trennet, 1 Ehron. 15, 13. Der dieWafle _ 


trennete vor ihnen be, &f. 63, 12. Dem Kopf mit einem Bier > 


be von dem Rumpfen trennen.Da esein ehr alfarmeines Zeitwort 
if, welches die Art und Vrife unefimme läßt, fo_ wird es in. 
‚biefem. eigenslühften Verſtande nur ſelten gebraucht, "außer im 


ſolchen Fällen, wo Fein näper beſtimmen des Zeitwort bergebracht 
iſt; die Glieder det Soldaten, eine Schlagrordrung trennen. 
Am engerh Derfiande iſt es bet den Schneider und Räbiertimen 


üsfich, die Fäden einer Maht nach einander auffcinciden,  Zwey- 
sufammengenähete Stucke von einander trennen. Eine Habt 
‚trennen oder auftrennen (©. Auftrennen, Abtrennen, Zerr . 
sonen.) Figurlich dieBerbindung, zwifchen zweh oder mehr Din: 
gen. aufheden. Befonders die Verbindung in Anfehung des Dieses‘ 
"und der Zeit. Die Rinder vonden Altern trennen, $reimdr, 
die fchon viele Jahre von einander getrennet find.” Der Tor 
rennt Leib und Seele von einander, if eine Trennung des 
Ceibes und der Serle. "Aber auch in weiterm Verftande, von. 
jeder Art der Verbindung, der Gemeinſchaft. Kin Bindnige 
frennen. Kin Paar Ehelente trennen, wofür doch ſcheiden 


ublicher iſt· Es ſoll uns nichts F Be ——— & 
andelten nun En —* 


trennen ſich, wenn fie” gemeinſchaftl 

dieſe Verbiudung aufheben. 

Doch — — Re (die Eintracht) der Bosheit Sölen: 
212 af, Dagedi 7 RER 


W⸗ es in engerer ————— für uneins machen: — — ag | 


die Trennung inallen obigen Fäen. 

Anm: Diefes Wort kommt bey dem Stryfer zuerſt vor, 07 
dem entrant, getrenuet iſt. Viele Oberdeutſche, 3.3. Opitz ge⸗ 
brauchen es in eben derſelben irregulären Form, ich trannte, ger 
trannt, welche aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. Eine andere 
veraltete Form hat ſich noch in abtrunnig erhalten. Da dieſes 
Wort weder in der Niederdeutſchen noch in den derwandten Spra⸗ 
chen vorkomint, foläßt ſich deffen Abſtammung nur waheſchein · 
Lich beftimmen. Das vorauſtehende t ſcheint eine Jutenfton zube⸗ 
zeichnen, oder auch ein Aetivnm ans einem Neutro zu bilden ; wer 
nigftens gehöre es nicht zumSt am nie Es bleibt alfo —— 
meiches das noch jetzt Be che zu ſeyn feheinet, und zwar 
ifdem weiteften Umfauge det Bebintung, da es urfprit aglich et: 
» Dnomatopdie ver ſchiedener deftiger Bewegzungen war, und mit“ 
dem Shweb.remna, berfien, deu 2er, Rima, Spalt, u. f. f.. 


verwandt ift. (5. Rennen): Daher Fommt vermuthlich auch die, -. ; : 


Üpnlichfeitin der irregulärenForm; ich rannte / ich trannte Das: 


Franz trancher, ſchnelden, zerfhneiden, Ital. trin ciate ſcheint 


danon abzuffammen. Ehedem war trennen auch als ein Neutrum 


uüblich, ſich abfondern, oder getrennet werden, Es hanget eine 





PR’ 


ee 


(Schuppe) an der andern, daß ſie nicht von — — — 


Hiob 4, 8; woflie jegt das Keeiprocum fich trennen üblich ft. ©... 
au Sipridem, aus deffen Zufangnenhaltung mie bien Seitwör« 
te.fich der Unterfchied beyder * beſtimmen läſſet. 


ſchnur / Litze; eineim Hochdeutſchen unbekaunte Bedeutung, wel⸗ 
ce aber ihn Niederdentfchen noch völlig gangbar ift. Auch im: 
Schwed iſt Trens, einerumde Schnur: 2) Ein leichter Dferde>- 


zanım, deffen Mandfüd ohne Stangen ifk , ohne Zweifel, wsilman. . 
fich ſtatt deſſelben anfänglich; einer dloß en ſtarken Schnur oder ei⸗ 


ues dünnen Strickes bediente. Lin Pferd an derTienfe oder mit 


der Teenſe reiten. 


Anm In der legten Sohcutungt im N ederf; gleichfalsTeenfs 


im Schierd. Trens, im Holäyd. Trenfle. Es iſt mitStrebne . 


verwandt, . Im Nieder ähftfihen iſt auch das Zeitwort trenſen⸗ — 
‚zähnien, zahm mahen, üblip,. 


—7 


ie = 


Teinfan, Sr 





Die Treppe, plur. die—n, Dimin. das Treppchen, Oberd 


er A 4 
Ban) 9 


372 2 


— 


— 


— 








 Teönfen ver 


N 


reg. neutr. mit dem Hilfsworthaben, Welches 
nur bep den Kägern von dem Hirfche üblich iſt. Der birſch teens 
Set, wenn ee nicht aus LautemH alfe (hreyer,fondern ſich nur dann 
und wann hören läſſet. Auch das ſchwache Schreyenfunger Hir⸗ 
ſe rd trenſen genannt; Es ifbeine unzıa selbare Nachahmung 
diefes Geſchreyes. Im mittlern Lat. kommt drenfare von dem 
Eeſchrey der Schwäne, drindire, drinolarennd drinorare 


" ‚aber, (tict drivorare,) von der Stimme der Wieſel oder Mar⸗ 


der vor. 


Teendeln, S. Trandeln. 
Der Trepän, des — es, plur. die —e, ein Bohrer der Wund⸗ 


ärzteiu Geſtalt einer Rennfpindel, die Hirnſchale in Berwundun ⸗ 
gen des Kopfes damit zu durchbohren. Der Nahmie iſt aus dem 
Franz. Trepan, Ital. Trepano, welche wieder von dem Griech. 
rguavon abſtammen. Im Deutſchen könnte man ihn Schädel- 
Bohren. oder Kopfbohrer nennen. Das von einigen verſuchte 
girnbohrer iſt unſchicklich . 


Trepplein, eine aus mebrern Stuffen beftehende Anftalt, darauf 
indie Höheoder in die Tiefe zu fteigen, welche in den gemeinen 


Mundarten ge Steige oder Stiege beißt. DieStufen nnterfcheir 
en eine Trepve von einer Leiter, welche nur Sproffen hat, Line 


‚Heinerne, hölzerne Treppe. Die Bellersreppe, Bodentreppe, 
Schneden- oder Wendeltreppe, Freytreppe. Die gebrochene 
Treppe, welche mit Ruheplätzen verfeben iſt. Die Treppe hin: 
auf, hinab eigen, geben oder Iaufen. - Im Hochdeutfchen erfor» 
dert eine ‚Treppe viele Stufen, daher man daſelbſt nicht fast, 
die Altartreppe oder Throntreppe, wie in einigen Provinzen 
üblich ft, fondern die Altarſtufen, oder die Stufen zum Altar, 
zum Throne, oder des Altares, des Thrones 

Anm. Im Niederf. gleichfalls Treppe, im Schwed. Trappa, 
in: Holänd. Trap. Es ſtammet von Trappen her, fo fern es ches 
dem. treten oder ſteigen überhaupt bedeutete, _ wie Steige oder 


- Stiege von fleigen. Im Pohlm, ift Drab, Drabina, die 


Reiter. N 


2 Das Trefihäf, des—es, plur, car, eine Art des Karterfpieles, 


welche befonders unter dem großen Haufen üblich iff, und im 
rang. Breian lautet, Treſchat fpielen, welches auch wohl tre— 


ſchaken genannt wird, Da hier der Ton wider die Gewohnheit al⸗ 


lee Deutfhen Wörter aufder Ableitungsſylbe Tieget, fo erhellet 


ſchon daraus, daß es in einer fremden Sprache zu Hauſe ift, ob ich 


afeich dieſelbe jetzt nicht nãher beſtimmen kann. Die gemeine Nie⸗ 
derdeutſche Mundart hat noch das Zeitwort treſchaken, trifchifen 


REN welches daſelbſt für prügeln gebraucht wird, welches 
abe 


r auch den Ton auf die ausländifche EndfpibeaEen bat, und 
daher gleichfalls entichnetän ſeyn ſcheinet, obgleich die erſte Hälfte 
unftreitig unfer dreſchen iſt. h 


7 


Die Treofefammer, plur.dsie—n, nur in einigen Gegen, 


den. ein Rahme einer Shagfammer, ingleichen der Sacriſtey 
an den Kirchen, oder desjenigen Dites, wo die Schätze, Ge⸗ 


räthichaften der Kirche verwahrer waren, "und endlich eines 


Archives, weil man die Urkunden ehedem mir dem Schage 
an Einem Drte, oder als einen Schatz, verwahrete. Zur 


der legten Bedrutung eines Archives ift es noch iin Hamburg, 


gieiſter oder Kämmerer · 


von einer Saeriftey aber , am mehreren Orten üblich. ir kie 
nigen Gegenden verderbt Trewesfimmer, Trewenskammer. 
Die erfte Hälfte ift das veraftere Threſo, ‚Tres, Tris, Dres, 


- in Lipfii Gfoffen Trife, ein Schatz, welches entweder von dem 


$ranz. Trefor, und mit demſelben yon dem Lat, Thelaurus, 


abſtammet, oder doch mit denfelben Einer Quelle angehöckt. Am 


mittlernẽat. Trifcamer a,dahır Trifcamerarins; der Schatz⸗ 


\ 


A £ EEE A W 





* 


—— 6 


Re | 
Die Cröfge, plur. car. ein Nahme welcher nicht all · in in Schrife 


ten, ſondern auch im gemeinen Leben einer vierfachen Art eineg 
unterdem Getreide wild wachfenden Unkrautes Beygeleger, und 
dadurch viele Verwirrung vernrfachet wird, ı) Dem Wind: oder 
‚Taubbafer, Avena paniculata L. 2) Dem Kiven, Agro- 
ftema Githago L. 3) Dem Schtwindelhafer oder Colch, 
Lolium L. welder auch Doreen, Twalch, Tewer, Tauſch 
gerannt wird. Und endlich 4) dem Bromus fecalinus L. dre 
dieſen Nahmen vielleicht mie dem meiſten Rechte führer, ob ex 
gleich auch in vielen Segenden dem Lolche beygeleget wird, Die 
ſes Unkraut fieher dem Hoden ähnlich, und viele Landwirthe bes 


baupten , daß er in cinem feuchten naffen Boden aus dem Rocken 


entſtehe, und in einem trocknen und guten wieder in denſelben 
übergebe. Der Nahme lautet, nachdem die Mundarten find; batd 
Treipr, Drefpe, bald auch Trebs, und in Shüringen Dreff, me 
manaber den Lolch darunter verſtehet. . \ 


Die Treffe, plur. die—n, Diminut, das Treßchen, ein aus Gold⸗ 


und Silherfäden , zuweilen auch aus Seide gewebter Streifen 
in Geſtalt eines Bandes, womit man die Händer oder Rähte ver— 
ſchiedener Kleidungsſtcke einzufaſſen oder zu befegen pflege. Die 
Bandtreffe, Lahntreſſe, durchbrochene Treffe, goldene, filbers 
ne Treffenuf.f. in Bleid mit Treffen beſetzt, ein Treffen: 
Pleid. Lin mir Treffen befegter Ste, ein Treſſenhut. Mit 
Treffen befege, wofür auch das aus dem Frangöfifhen entlehnte 
bor diert üblich ift. 
Anm. Es iſt ohne Zweifel aus dem Franz. Treſſe entlehnet, 
indem die Sache ſelbſt eine Franzöſiſche, wenigſtens eine auslan⸗ 
diſche Erfindung iſt. Das Franz, Treſſe bedeutete ehedem ein 
jedes geflochtenes Band, und ſcheinet echt Dentſchen Urſprunges 
zufenn, und von dem Niederſ. Traſſe, Trosje, ein dünner Strick 
anfden Schiffen, eine Leine, abzuſtammen, welches wieder von 
einem verolteten traffen, ziehen, (ehedem tragen, Miederſ. tre⸗ 
&en, Latein. traherg; Jtal,tralfare,) abffammet, von welchem 
WortoTriegeinmanden Riederdeutfchen Gegenden eine Wins 


de bedenrer. (©, auch Trenſe.) Das Franz. Drefle, wovon auch 


nufere Perrückenmacher ihr Dreffe Haben. (S. diefes Wore,) 
ſcheinet mehr von dreller abzufammen, welches mit unferm rich⸗ 
ten vertwandt ift. Einige Dberfachfen fehreiben und forechen dies 
fes Wort irrig Dreffe. j 


Die Tröfter, fing.inuf. die unbeauchbaren'überbleibfer eines aus⸗ 


gepteßten oder ausgefochten vegetabilifchen Körpers, welche im 


münden Fällen anch Traber und Drufen genannt werden. Yır . 


engerer Bedeutung find die Treſter, die von den ansgepreßten 
Weintrauben übrig gebliebeneHülfen und Kimme; die Weintre⸗ 
fier, Weintväber. Daber der Trefterwein, ein fchlechter Mein, 
derverniiztelft aufgegoffenen Brumenwefirs aus den Treffern 
ausgepreffer twird ; Nachwein, Lauer, in den niedrigen Sprech⸗ 


arten Lurke. 


> Anm. Schon ben demRotfer Treſter, in den gemeinen Sprech⸗ 
atten Triefter, Troſter. Es iſt von Druſen, fo fern es 
gleichfalls ſolchen unnügen Uberreft bedeutet , und unſerm 
Thaber une im Endlaute unterſchieden. Traͤber und Tree 
ſter werden nur im Plural gebraucht, nnd dieſer Plutal fer 
tzet einen veralteten Siugular voraus, ‚welcher Trab oder 
Trab und Treſt gebeigen. Hat aber der Singular, wie, 
mahrfeinticher if, Traber oder Trader und Trefter ger 


lautet , fo follte der Plural billig ein 'n befommen: Sie - 


Trabern, die Treſtern. 
wöhnlichſten. 


Indeſſen iſt es doch ohne n am ges 


Tröten, verb. irreg. ich trete, du trittſt, er tritt, wir treten 


nf. fe Imperf. ich erar ; Mittelw, getreten; Imper, write. Es 
iſt in doppelter Geſtalt üblich. , 
L %s 


— * 


671 


1.41: ein Aleatrum, nit dem. EN — 


* 


1, Eigentlich in der Bewegung des Zußesmit deſſen untern 
Fläche berühren, wo es auf verſchiedene Art gebraucht witd. Abe 


ſolute und als ein Reutrum, von der Art und Weine des Ganges. 
Leiſe treten, ſanft treten, im Gehen leiſe oder fanftauftrutem: 
Der Ort ader das Ding, welche man auffolche Art berühren, wind 
bier wit einem Borworse ansgeseudt, Im Geben derb auf den 
Boden treten. Auf etwas treten. In den Koth, in Oas Waf: 
fex,indiePfuge treten. In emandes Lußfapten treten, auch 
figirligp feinen Benfprete folgen, ibaı nahabmer. Auf ein Bret, 
auf den Stein treten. Dfr degieber fih die Präpofition auf en 
Fuß, oder deffen Thrite. Auf die Süßerveren, d. i, auffleben, von 
einem Sitzenden oder Liegenden. Ich trat auf meine düße, Ezech. 
— Auf die Zehen treten. 
2. Ju weiterer und figürlicher Bedeutung. +) Für Geben, 
doch nur, wenn eine Veränderung des Ortes vermttielſt Eines 


oder weniger Tritte oder Sceitte bezeichnet werden ſoll. An das 


Senſter, auf die Seite, vor den Ciſch, um Altar treten 
jemanden treten. 
ben. Bey Seite treten. 
ten, ſteigen. Serein treten, in das Zimmer treten, in die Thür 
treten. ſervor treten. Zuſammen treten, auc- ſigurlich, 
fich verbinden, verrinigrn. Dader die figürlichen KU. Fer 
mandes Ehre zu nabe treten, ſeſne Ebyre kräuken, beleidigen. 
Der Wahrheit, der ſeyuldigen Achtung zu nahe treren. Auf 


Zu 


jem andes Seite treten, feine Partie nehmen, ibn pertbeidigen, . 


es mit ibm balten. Ins Mittel tveren, zwep ſtreitige Verſonen 


zu vereinigen fuchen. Un jemandes Stelle treten. -Angkliche 
Träume traten an Lie Stelle frober Gedanken. 2) Au weite 


ter Bedeutung, auch von lebloſen Dingen, wenn ſie obne äußere 
fihtbure bew egende Kraft den, Det verändern, Imsruhling, 
wen der Saft In die Baume sr Das Waſſer trier in die 
Rohre, der Wein tritt in den Arm des Heberr. 
Sonne in den Stier tritt. Die Geſchwulſt trat imm er weis 
ter, Gell. Die Thranen traten ibm in die Augen. 3) Figür⸗ 
lich, ſich in einen Zuſt aud begrben, zuweilen auch in einen Zufand 
ge: asben ; doch nur in einigen Fällen. In ein Amt treten, ein 
Amt antreten. Bey jemanden-in Dienfletresen. In jeman- 
des Dienft treten. meinen ®rden, in den Eheſtand treten. 
In das funtzigfie Fahr feinesAlters treten. Zu einer Religion 


treten. Der sirſch tritt in die Brunft, wenn er anfängt zu 
brunfien, ; 
11.918 ein Xctivum mit der vierten Endung. Sich einer 


Dorn, einen Hagel in den Sup treten, im, Sehen oder Treten in 
den Fuß ſtoßen. Etwas entzwey in Stucke treten. Die Schu⸗ 
be ſchief treten. Etwas in den Koth treten. Jemanden mir 
Süßen treten. Etwas unter die Süße treten, and) figurlich, eg 
viröchtlich behandeln und bintan ſehen. Die Gefege der Orde 
nung urter die Lüße treten. Jem anden treten. ihn mıitder Fußs 
foble Roßen eder drücken. Ihn auf den Fuß treten. Einen 
Wurm treten. Auch das friedlichſſfe Würmchen beißt, wenn 
man es treten will. Beſonders durch Treten bearbeiten oder ei⸗ 
He Xrıder Zurichtung sehen. Die Topfer treten den Than, die 
Garber dieselle.. Die Weintrauben oder den Wein treten, im 
Oberdeuſchen anch frotien, den Saft mit den Füßen ausguiet- 
fl en, eine Art des Kelterus. Die Balge de Orgel, oder die Or: 
ge} treten, die Blafebälge durch Teeten in Bewegung feßen, Das 
DR Eher kurten, haüstic, würfie auf der Öaße herum sehen, (S. 
Pfaftertreter.) Ju der dichteriſchen Schreibart wird die ſes Aeti⸗ 
vum zuweilen für betreten gebraucht, 
Der Staub, don ich ictzt trete, der Staub war ihr Gebein, 


Duſch. 


Ser 


Einem unter die Augen treten, fich ibm na⸗ 
Don ferne treten. Ans Land itre: - 


Wenn die - 


ie 3 





Beyeiöneteinem ie: sen —— | Er 


Sum Seiligchim der — beit, den er — ann, 
ER —— 


— ve ben Moden rear, —— — 


‚Lip, ei viele⸗ und syacinben imSupeirurite, 
a) Ham, 


Fiaielich — man diefes Leitoum ehe Benfig' von dem 
männlichen Grfistebte ber Vögel und olles Federviehrs — 
- fruchten. Der gas tritt die Zenne der Tauber die Taube. Im 


mirileen Lat. fomsı cabeat e gleichfalls ſur coire vor 1m 


Sp und) das Treten, 
menſetz ungen Abtreten⸗ Antreten, Auftreten, Yustveten, Be⸗ 
treten Beytreten, Eintreten, Nachtreten ————— * 
‚ten, Zutreten, Zertreten nf. f. 

. = Anm. Schon bey dem Uphilas trudan, dep Demo 
dretan und (intenfive) drettan,bey dem Noufer = 
ton, im Jnipsrf. trettoto, in Ober ſchwaben uoch je gt 
‚im Sſter reich. tretten, (woven trirrund trittſt herfiammen,) am 
Rbein trotten, im —— treden, zuſammen gezogen treen, im 
Fritreidsen, im Angel.tredan, im Eugl. to tread, im Jeland. 
t:oda, im Gchwed. träda, geben, ſchreiten, und träda, treten, 


Sau Tritt, ingleicgen die Zuſam⸗ = — 


calcare, in Lat, tero, tritum. Dader it im Wehfiihen 


Trout und Trud, und im Zrlind;Troith, der Fuß. Treten 
ift eine Nachahmung des Kanies, welcher durch das Riederſetzen 
des Fußes verut ſacht wird, und ben Laute des Stampfens und: 


Stoßeus ähnlich iſt, daher treten ehedem auch ſtoßen bedeutete, F 


rdaere, welche Bedeutuug das Niederdentſche treiten mod dat. 

"Der dem andern fin vihe trett mit ſinem wagen, quet oder 

„ Kößer, indem. Angsburgifcen. Stadtbuche aus dem ı 3ten : 
bunderie. (S. auch Keiten in Reittenne und Rreiten in Beiveie 

ten.) Die Niederfachfen haben von treten das Iterativum trede 


den, eft und ange treten, Oberd. tretten. Ebendafeibfl bedeusete - 


treden ehedem auch detrefjen, angeben, wo es für treffen. ſtehet, 
von welchem es, fo wie von traben, (im Lat. hat das Perf, vonte- _ 


ro, trivi, und das Sup. iritum,) ingleichen von — ee: 


peu. ſaf· nut im Eudlaute verſchieden iſt. 
Der Treter des —s,plur. ut nom, fing. Fäniit. bie Trererinn, 
eine Perſon, welche tritt, am bänfigften in den Zufe, 
gen, Oxgeltverer eder Bälgentreter, Keltertreter oder Wein: 
treten, Pflaſtertreter, Leiferretev, Yustreter, Nachtreter/über 
treter w.f.f. In engerer Bedeutung, find die Treter, im Ober ⸗ — 
deutſchen Trottfnechte, diejenigen, welche die Weintranben mit 
den Füßen zertreten, um Ro Moſt von den Hülfen und Kauunen : 
„abzufondern, : 


Des Tretend, des —es, plur. die — ein Rab, weiches u 


durch Tresen umgedreher Wird, weiches entweder von innen oder 


von außen / entwrdervon Menfchen oder von Thieren, gefhichet; LER: 


in einigen Gegenden das Trittvad, Krahnrad. 
Der Troͤtſtock des —es, plur.die — ſtocke, ben den ien 


% 


= 


a 


. eine Sonne auf rinem Eurpfernen drepbeinigen Keffel, die Pelze 


darin mit Sägefäsen rein gu treten... Eine ähnliche Tonne heißt ® 
‚bey den Bärbern die Tram peltonne, . — 
Treu, —er, —eſte adj, et adv, ein inperfichenen Bedeukuns 
‚gen üblihes Wort, wofür au getren gebraucht wird, ohne daß 
ſich genau beftimenen ließe, welchem von bry den der Vorzug acbiuhs 
ret, indem fie bende gleich üblidegn fenıfheinen, ‚Sofern gerrem. 
länger, nnd daber zur Erbhaltung der Hände. der. Rede beques 
mer ift, wird es dem. tren in Dev antänd: gen Schreib⸗ uud 
Sprechart oft, obgleich nicht, alle Mas], vorgezogen. 
bedemet, 
1. Der Wahrheit völlig grmäß; im @rgenfüßs — eu. 
Kin treurs Gemahlde eine treue sone, eine F 4% 
rift 


E 









# 


“ws. Se 


SE 





a: PR ; — —9 

J ſchrift. Ein treues Bekenntniß. Jugleichen Fertigkeit befigend, 
3, Äh ‚mit Dorfage nie.von der Wahrbeit zu entiernen , und 
hg 


W e 


Doc in dieſer ganzen Bedeurung iſt getreu übliper, (5. dass 
jelbe.) Ju Eugliſchen it true, wahr, wabcdaft. nr 
i 2, Mit ununterbrochener und möglicher Anftrengung feiner 
2 Fäbigkeisen und Rröfte, und darin gegründet, Jede Dem üthi⸗ 
gung, die treu genug wird, iſt dielegreibier Art. Die Tu: 
„gend war ſchon außer deu Ehe der Beruf ihres Gewiſſens, 
2 sem fie treu folgten, Gell, Der event Gebrauch der veroröner 
“ten Gnadenmittel und verliebenen Gnadenkräfte. In diejer 
Bedeutung st treu üblicher als getreu. (S. auch Treulich.) Das 


3 en 


* 


treueiferig, treufleißig, treugehorſam u. f. f. in welchen das 
Wort treu die ſe Bedeutung bat. 
3 In engerer Bedeutung, befländig Ind mit möglich ſter Anwen⸗ 
beföedern, und darin gegründet; in welcher Bedentung man ſo 
wohl treu als getreu ſagt. Jemanden treufeyn, bleiben. Ein 
treuer vater greund, Sohn, Bedienter. Es treu mit jeman⸗ 


Setreu bleiben, alle Verletzung der ſelben geflijjentlich vermeiden, 
Seinem vorhaben, feiner Abſicht, feinem Vorſatze treu blei⸗ 
ben, fiemit gefliffentlicher Anwendung ſeiner Krafte anszuführen 
ſuchen. Ob ich mich gleich gegen fie verſtellte, fo blieb ich mix 
dooch ſelbſt treu. 
£. Beftändiaund mit möglichſter Anwendung friner Kräfte bes 
mühet, feine Pflichten zu erfüllen, und darin gegründet ; wo fo 
wohl freu als getreu üblich find. >) Im weiteſten Verſtande. 
Ein treuer Arbeiter. Treu in feinem Berufe ſeyn. Jemanden 
treu ſeyn, bleiben. 2) In einigen eugern Bedentungen. (a) Bes 
ſtãndig und gefliſſentlich bumüher, dem Verſprechen, in welchem 
man ſich zur Beförderung des Beſten eines ‚andern anheiſchig 


treu, im Gegenſatze des untreu und treulos. Seinem erren, 
der Obrigkeit treu ſeyn Ein treuer Unterthan. () Beſtändig 
und gefliſſentlich bemühet, die einer Perfon andern Geſchlechts 
verſprochene Liebe nicht zu verlegen, und darin gegründet; fo 
wohl treu als getreu, im Gegenfage des ungreu. Einer Perfon 
treu feyn, bleiben. Bin treuer Liebhaber. Ju engurer Bedeu⸗ 
“tung fihd-verepelichte Perfonen einander treu, wenn fir ale Bey⸗ 
wohnung mit andern Perfouen gefliffentlich vermeiden, - (c) Ber 
fländig nnd gefliffentlich. bemüber, alle Entwendung des Eigen: 
thums anderer pflichtmäßig zudermeiden, und darin gegrüudet; 
im Gegenfaße des untreu. In diefer Bedeutung wird getreu nicht 


ohne Zurchi der Ertwendung anvertrauen fan, 

Ynm.. Bey dem Ottfried drud, welches zu unferm traut ges 
böret, boy dem Uſphilas mit einem andern Endlante iriggwa,int 
} MNiederſ. row, im Angelf,treowa, triwe,truwa, im Engl. 
I »..5 true; im Dän, fro, im Schwed. fo wobl tro als tryzg, im Js⸗ 

„ länd.trurundtryggur. S. rund? Trauen, von welchen Zeit 

» wörter diefes Wort abfiammer. — 

"Die Teeue,plur.car, dus Abflractuin des vorigen Wortes, 1:Die 

Eigenſchaft einer Sache, nad welchet fie der Wahrheit völlig ge⸗ 

vs mäß iſt. Die Treue eines Gemähldes, einer Abſchrift. Roch 

haufner iſt eg die Eigenſchaft oder Zertigfeit einer Verſon, da fie 

ich der Wahrheit mie Anwenduug aller Kräfte zu befleißigen ſucht; 

doch auch nurin einigen Fällen, Die Treue vines Mahlers, ei⸗ 
nes Geſchichtſchreibers. ER 

2, Die Fertigkeit des befländigen und möglichen Gebrauches 

h feiner. Kräfte. Seine Bräfte mie möglichfier Treue gebrauchen. 
Ft KW. Aual. a 








darin gegründet, Pin treuer Geſchichtſchreiber, Mahler u ſ. f. 


her die befonders in den Kanzelleyen üblichen Zufammenfigungen - 


Sung-feiner Kraäfte und feiner Zeit bemühet, jemandes Beftes zu 


„den meinen. Figuürlich fast ınan auch dev Wanrbeit treusder 


gemacht, aus allen, Kräften nachzuleben; fo wohl treu, als ges . 


leicht gebraucht. Treues Grfinde, welchem man fein Eigenthum 


Bor, u: 





«< 


Sre 64 
A ‚ Die Treue eines Arbeitens, Sich deu Treua beſteiß igen. Je⸗ 


wanden mit allet Treue pflegen und warten. . 
3.30 engerer Bedeutung, diefe Fertigkeit in Beförderung des , 
Beflen ‚anderer, man mag dazu verpflichtet ſeyn oder nicht. Im 
erſtern Falle geböret es eigentlich zus folgenden vierten Bedeu, 
tung. Treue an jemanden beweifen, jemanden viele Treue er: 
» weifen, DieTveue einesgundes, Sid jemandes Treue befeblen, 
4. Diefe Sertigfeit in Erfüllung feiner Pflichten. 1) Im weir 
tefien Berſtande. Jemandes Treue auf die Probe fellen, 2, In 
einigen engern Bedeutungen. (a) Diefe Fertigkeit inpflichtmäßis 
ger Beförderung des. Beſten anderer, in welchem Verſtande die 
Treue eine Pflicht der Unterthanen gegen ihre Obrigkeit, der Ber 
dienten gegen ihre Herren u-f.f.ift; im Gegenfage der Untreue 
‚and der Treulofigkeie. Die Treue halten, eine veraltete N. A, 
Die Treue verlegen, brechen. Zuweilen wied auch diefes feyer⸗ 
liheBerfprechen derdreue gegen den£andesberren und die. Obrig⸗ 
feit die Toeue genannt. ( S. Sandrreun) Der Obrigkeit Treue 
und Pflichtleiften: (6) Dirfe Fertigkeit in unverlegter Erhaltung 
der einer Perfon andern Geſchlechtes verfprochenen Liebe; im Ges 
genrfage der Untreue. Die Treue eineg Liebbabers. In engerer 
Bedeutung ift die ebeliche Treue, die Enthaltung von aller Bey- 
wohnung fremder Perſonen. (c) Diefe Fertigkeit in pflihtmäßi« 
ger Haftung und Beobachtung feines Verſprechens, die Wahrhaf⸗ 
tigken in. Auſehung feiner Zuſagen; in welcher Bedeutung das 
Beywort treu nicht gewöhnlich iſt. Seine Treue sum Pfande 
ſetzen. Treu und Glauben. Das iſt wider Treu und Glauben. 
Huf Treu undGlauben handeln. Bey meiner Treu! Auf mei— 
ne Treu! eine imgemeinen Leben übliche Art dev Verſicherung, 
mea fide, $ranz.ma foi..() Diefe Fertigkeit alle Entwendung | 
des Eigentums anderer pflihtmäßig zu vermeiden; im Gegen 
fage dev Untrene. Die Treue des Geſindes. Jemandes Treue 
auf die Probe fiellen. Seine Treue iſt mir verdachtig 
Anm. Ben dem Willeram Trusuna, bey deustoifer Triuua, 
im Riederf, Troue, welches daſelbſt aber auch eine Eheverfprer 
hung, ‚ein, Verlöbniß, ingleichen, ein Brautgeſchenk bezeichtet. 
(S. + Trauen,) im Anacif.Treova.. im Schwed. Tro, im Epi⸗ 
rot, Droe. -Treu. Treue, ı uud. 2 Tranen, Toau and Traut, 
find insgefamme Wörser Eines Befchlechtes ; allein alle ihre heu⸗ 
tigen Bedeutungen find-figürliche, indem die eigeniliche veraltee 
ift, daber fich diefelbe fo wohl als das Band zwifchrn diefen figlier 
lichen Bedeutungen nur muthmaßlich ercarhen läſſet. (S, Trau⸗ 
en.) Daß Treue ehedem auch Zutrauen bedeutet haben müſſe, er⸗ 
hellet unter andern auch aus dem folgenden treuherzig. Das e an 
‚dem Hauptworte Treue, als das Zeichen des Abſtracti, wird im 
gemeinen Leben oft verbiffen, befonders, wenn ein Selbſtlaut folatz 
Treuund Glauben : Im Oberdentſchen pflegt man diefes Wort 
ſtatt der dritien Endung des Singulars gern in die driste Endung 
des. Plurals zu ſetzen; mit Theuen. Dieich mit Triuwen 
minne, einer der Schwabiſchen Dichter. Auf Recht und in 
Treuen, Dpiß.: 7% - 
Luc, euch wirder und eurer Binder Schaan 
Mit allen Treuen meynen, eben derſ. 
Das volk das du regier eſt, 
DSDas dich mit Theuen megnt, eben derf. 
Das zeig ich euch an aus Trewen, Theuerd. Welche Fot u aber 
im Hochdeutſchen unbetannt iſt. 3 
+Treuge, —r, —fe, adj, etadv. ein proninzielles, nur in eis 
nigen genteinen Mundarten, beſonders Meißens und Niederſach⸗ 
fens, für sroden übliches Wort, Das Meer treuge machen, 
Rabum rd Die Waffen werden treuge werden, ER, 19,6, 
Meine Schafchen ſind im Treugen, Leſſ. So auch das Zeitwort 
treugen / für trocknen. Die Wäfche treugen. Daher der Treu⸗ 
un gering, 


- 








2675 Otte 


geplag, ein freher Plag, wo die Waſche getrocknet wird, der 
Trockenplatz. Aus dem Niederf. dröge, drögen, weiches eigent» 
lich das Stammiwort des davon gebildeten intenfiven trocken und 
trock nen ift ; indeffen find doch diefe in der anfländigen Sprechart 
derHochdeutfchen üblicher geworden,und Haben das ältere Stamm- 
wort den gemeinen Sprecharten der Ober » und Niederfachfen 
überlaffen. S. Troden. 
Treuberzig, —er, —fe, adj. et adv. eigentlich Zutrauen zu 
- einem andern habend, doch am hänfigften nur noch in engerer Bes 
deutung, aus überwiegendem Zutrauen zu einem andern vertrau⸗ 
lich in Entdeckung folcher Dinge, welche von ihm übel empfunden 
werden fönnten, und. daringegründet. Treuherzig feyn. Kin 
treubersiger Menſch. Wachen fle ihn treuberzig, Bin treuber- 
ziges Bekenntniß. Daber die Treuberzigfeit, diefe Eigen: 
ſchaft ohne Plural, und zuweilen auch ein ſolches Vetragen, mit 
dem Plural, 

Anm. Esift aus treu und Herz zuſammen gefeßet, ein treues 
Herz habend ; wo treu noch eine jegt veraltete Bedeutung bat, 
Zutvauen zu jemanden habend. 

Treulich, adv. welches von ereu und der Ableitungsſylbe — Lich 
‚zufammen gefeget ift, auf freue oder getreue Art, in allen Bedeu⸗ 
tungen des Beywortes. ı) Aufeine der Wahrheit gemäße Art, 
Es iſt mir treulich leid, Theuerd. Treulich nach dem Leben 
gezeichnet. Etwas treulich befennen. 2) Mit pflichtmäßiger 
Anftrengung aller Kräfte. Treulich dienen, ı Mof. 30, 26, 
Treulich arbeiten. Ein Amt treulich verwalten. 3) Mit an- 


baltender Bemübung jemandes Beftes zu befördern. Es trenlih 


mit jemanden meynen. Jemanden treulich pflegen und war: 
ten. Ihn treulich warnen. Ihm treulich helfen oder beyſte⸗ 
ben. Treulicy fürjemandenforgen. 4) Mit anhaltender Be⸗ 
mühung feine Pflichten zu erfüllen. Treulich Wort halten, 

Sein Derfpreihen treulich erfüllen, ? i 

Anm. Bey dem Detfeied driulih und drutlicho, im Nie 
dert. troulik und troulifen, auch. wohl bey einigen Oberdentſchen 
treulichen. MancheSchriftſteller gebrauchen es auch als ein Bey» 
wort, in welcher Beftalt es doch im Pochdeutſchen feltener vor⸗ 
kommt; wohl aber gebraucht man für ereulich oft das verlänger- 
te getreulich, 

Treulos, —er, —efe, adj. et adv. der Treue beranbt, dach 

nur in engerer Bedeutung, der pflihtmäßigen oder angelobten 
Treue beraubt, und darin gegründet, wofür auch wohl das gelin- 
dere untreu gebraucht wird, welches aber übrigens von weiterer 
Bedeutung ift. Man ift oder wird treulos, wenn man die jeman⸗ 
den fchuldige Treue bricht. Kin trenlofer Ehegatte, Unterthan, 
Soldat, $reund u.f.f. Treulos an jemanden handeln. An 
feinem Serven, oder auch feinem Heven treulog werden. . Ein 
treuloſes Betragen. Daber die Treuloſtgkeit, diefe Eigenfchaft, 
ohne Plural, zuweilen auch eine treuloſe Handlung, mit dem⸗ 
elben. 

Anm. Im Schwaben ſpiegel triuuueloz. Es iſt von dem 

Gauptworte Treue. Notker gebraucht dafür zurtrinuue, 

Die Treufche, S. Aalraupe. 

Der Treufhling, ein Schwamm, S. Träufchling. 

Der Triangel, des—s, plur, ut nom. fing, eine von drey 
"Linien oder Seiten eingefchloffene Figur. Aus dem Lat, Trian- 
gulum, wofür im Deutfehen Dreye üblich if. Bey einigen 
verderbt Dreyangel. 

Tribuͤlieren, verb. reg. act. durch unnöthige und gleichfam zur 
Luft verurfachte Befhwerden beunruhigen und plagen; plagen, 
placken, inden niedrigen Spredarten ſcheren. Man tribulierer 
jemanden, fo wohl durch anhaltendes befhwerlihes Bitten, als 
duch Verur ſach ung anderer annöthigen Beſchwerden. Im Ital. 


U 


Ru 


—— tribulare, aue dem ———S tribulare, und 


bieß nicht von Tribulum, ſondern als ein Iterativum eines au⸗ 
dern Zeitwories, welches mit unferm treiben Eines Seſchlechte⸗ 


iſt. Ben dem Hornegk ift Triblian, Plage, Qual. r 


Das Tribunäl, des — es, plur. die— e, ben einigen 7 
die —nale, aus dem at. Tribunal, ein Gerichtshof, da deun 


in einigen Provinzennur die ‚böchften Gerichtspöfe oder Gerichte 
diefen Nahmen führen, - 


Der Tribüt, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten ober 


Summen, die —e, eine von einem höbern aufgelegte Abgabe, wo 
diefes Wort fo wohl von ſolchen Abgaben gebraucht wird, welche 
man über haupt den bezwungenen Völkern oder@efellfchaften obne 
befondere Beftimmung derjenigen Dinge, wovon fie gegeben were 
den, aufleget, Den Heiden Tribut geben, Hof. 8,9. Als auch 


von denjenigen Abgaben an der Landesherren, welche theils von 


den liegenden Gründen, theils auch von den Perfonen, gegeben 


werden, wofür doch in den meiften Ländern Steuer, —— 
u, ſof. üblicher find. Dem Könige Tribut bringen, Jeſ.4, 6, 
Einem Tribut auflegen. Den Tribut einfordern, bezahlen. 
Daher tributbar, dem Tribute unterworfen, Ingleichen figürlich, 
was man von andern als eine Schuldigkeit zu fordern berechtigt zu 
ſeyn glaubt. Der Stolse würde trofilos feyn, wenn die Welt. 
nur einen Theil feiner Mängel fahe, und gleihwohl fordert er 
* der Welt den Tribut der Ehre und Bewunderung, 

Es ift ausdem Lat, Tributum, wovon ſchon im Tatian Tri- 
buz vorfonmt, 


Trichterehen, Oberd. Trichterlein, ein hobles Werkzeug in Ge 
fralt’eines Kegels, mit einer weiten Dffnung und engen Röhre am 
Ende, fiüffige oder auch aus Fleinen Theilen beftebende feſte Kör⸗ 
per dadurch in ein Gefäf zu bringen. Durch einen Trichter gies 
Ben oder fehütten. Bin blecherner, gläferner, bölzerner Trich- 
ter. Der große bölgerne Trichter in den Mühlen, das Ges 


treide dadurch auf den Stein zu ſchütten, ift unter dem Nah— 
mendes Rumpfes am befannteften, fo wie man einen großen 
Trichter von einer andern Gefkait in den Brauhäufern auh 


das Züllfaß nennet, weil er aus einem oben offenen Faffe mit 
einem boblen Fuße beftehet, das Bier dadurch in die Fäſſer zu 


füllen, Figürlich it der Teichter oft eine kegelförmige Offnung, 


deren Spiße nad) unten gekehret iſt; z. B. in der Jugenieur⸗ 
Funft, der Trichter einer Mine, die kegelförmige Offnung oder 
Gruft, welche die gefprungene Mine duch den Auswurf der 
Erde verurſacht, welche auch wohl der Auswurf San 
wird, 

Anm. In einigen gemeinen Mundarten Trächter, in Riederf, 
Trechter, inBöhm, Trychtyr, imYsländ. Trekt, im Schwed. 
Tratt. Einigebaben vs fehr gezwungen von demRat. Traiecto- 
rium abgeleitet, Die Endfsibe — er iſt die Ableitungsſylbe, 


welche fo wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject, bedeutet, . 


Das vorher gehende £ kann ein Zeichen eines Jutenſivi fen. Trich⸗ 
ter fcheinet entweder überhaupt den Beariffeines hohlen Raumes 
oder Gefäßes zu haben, da ed denn mit Truhe und Trog verwandt 
ſeyn würde, oder auch ein Werkzeug zu bedeuten, durch welches et 
was läuft, da es denn von triefen fih nur im Endlaute, und von 


durch das vorgefeste vermurhlich intenfive oder factitive t unter⸗ 
ſcheiden würde, In einigen Gegenden iſt Rechfer ein Sieb, wel« 
es zu Räder und 2 Reiter geböret, S. diefe Wörter, 


Trichtern, verb. reg. act. welches nur in dem zuſammen ge⸗ 


ſetzten eintrichtern, und auch vr nur im figürlichen Verß ande 
üblich iſt. — 
ie 


Der Trichter, des —s, plur. ut nom. fing. Diminnt, das | 


dem veralteten richan, fließen, laufen, ruere, regen, fih nur . 


% 





sun Dia a r 


de mit einer — Blumentrone; lpomaea L. 
Der Trieb, des—r8, plur, die—e, das Abftractum. des Zeit 
-  wortes treiben, welches in verſchiedenen ————— deſſelben 
gebraucht wird, y 
746 Bon dem Neutro treiben, find bie Triebe, die jungen 
Schöplingeeines Baumes oder Gewãchſes, welche der Same oder 
das Gewãachs feit furzen getrieben hat. Die jungen Triebe vor 
dem Diehe verwahren. 
2, Bondem Activo treiben. ı) Die Handlung des Zreibens, 
.  gemeiniglich ohne Plurat und. nur in einigen Fällen, So ift der 
Trieb des viehes, die Handlung, da man das Vieh auf die Weide 
treibt. Ben den Zägern iftder Trieb zuweilen das Treiben oder 
Treibejagen. Den Trieb blafen, mitdem Hiefhorn das Zeichen 
zur Fortfegung des Treibens geben. In Abtrieb, Antrieb, Bes 
trieb, vertrieb, Fommt diefe Bedeutung noch in mehrern Fällen 
vor, In engerer Bedeutung iſt es auch das Recht zu treiben, 
befondersin der Land⸗ und Hauswirthfchaft,das Recht, fein Vieh, 
fo wohl durd) einen Ort anf die Weide zn treiben, derDurchtrieb, 
als vuch, es auf des andern Grund und- Boden zur Weide zu treis 
ben, der Viehtrieb, dag Triebrecht, die Huch, die Weide, die 
Trifft. Ohne Plural. Ingleichen der Drt, fo wohl dureh welchen 
das Vieh auf dieWeide getrieben wied, wofür doch Trifft üblicher 
iſt, als auch, anf welchen das Vieh zur. Weide getrieben wird; 
die Trifft, die Weide, die 5urb, im Dbderd, die Trat. In diefer 


doch nur in einigen Fällen. So iſt ein Trieb Ochfen, Schafe, 

- fo viel alg zugleich getrieben werden, eine Herde, 3) Das» 
jenige, was ein anderes Ding zreibt, oder deffen Kraft zur Thä⸗ 
IE -  sigfeit beftimmt ; Niederf, Drift, Auch nur in einigen Fällen, 
| So wird das Treibrad oder Triebrad, >. i. dasjenige Nad, wels 
—J. ches ein anderes treibt, zuweilen der Trieb genannt, fo wie das, 
i welches getrieben wird, das Betriebe beißt. in moralifchen 
Berftandeiftesin Antrieb üblich. 4) Der Zuftand, da mar 
iR treibt, opne Plural, und auch nur in einigen ivenigen Fällen. in 
Schießgewehr hat einen guten Trieb, wenn es gut treibt, oder 
die Kugel weit treibt, 5) Der Zuſtand, da man getrieben wird, 
auch ohne Piural, Inden Trieb Fommen, welches oft auch in 

. weiterer Bedentwug fo vielift ,alsin den Gang, indie Bewegung 
kommen. Inlangen Banonen oder Laufen verlierer die Ku— 
‚gebeinen Theil ihres Triebes, ebe fie zur Mündung kommt. 
Im Niederf. Dreve, Trift, auch bey einigen Hochdensfchen Trifft. 
13 Friſch fübret aus dem Pictorius an: ich bin auf dem Triff dir 
Be Gutes zu tbun, im Beariffe, im Triebe, in der Laune. 6) Die 
Beflimmung der Krafteines lebendigen Gefhöpfes ‚ nach welcher 

— fie wirkſam zu werden ſich bemüber ; eine Figur der vorigen fünf 
ten, vielleicht auch der dritten Bedeutung; ;daesdenn fo viele Ar⸗ 

- ten von Trieben gibt, als es Arten der Kraft oder auch der Beſtim⸗ 

“ munggibt. ar Miederf. Drift. In Anfehung der letztern 
veoerſtehet man gemeiniglich eine folche Beſtimmung der wirkenden 
Kraft, welche nicht bloß von unſerm Vorfage herrühret. Außert 
ie ſich ohne deutliche Erfenntniß, fo beißt fie Inftinet, Natur⸗ 

4 srieb, wovon die Kunfttriebe der Thiere eine Art find. Einen 
* Trieb zum Seuhlgange, sum Schlafen, zum Beyſchlafe empfin= 
* den. Uns alle treibt ein natürlicher Trieb zu dem Glücke, 
diefem Ziele unferer Wiinfche. Der Trieb der Shambaftigfeie 

Ex des Gewiflens. Beinen Trieb zu etwas haben, Einen Trieb 
17% Dey fich empfinden. Es gibt daher auch Triebe, welche aus Ies 
z bendiger Erkenntniß überwiegenderBeweaungsgründe berrübren, 
Etwas aus eigenem Triebe oder Antriebe tbun. Trieb wird 

\ in diefer ganzen Bedentung fo wohl von dem unbekannten Etwas, 
4 welgpesunfere wirkende Kraft zut Thatigkeit beſtiumt, als auch 











ie — FOUR dien; eine Yet ausländifäier Win, 


Bedeutung mit dem Plural. 2) Dasjeniae, was getrieben wird, _ 





Se 678 


von diefer auf folche Art beflimmten Kraft fetöft, gebraucht. Die 
Heigungift eine Beſtimmung des Wollens, und Triebeine Be⸗ 
Rimmung der Kraft. Beyde werden indeffen häufigmit einander 
verwechjelt, befonders, wenn der Wille oder das Wollen als eine 

* wirfende Kraft angejcehen wird; woraus zugleich erhellet, daß 
Trieb eine flärfere Beftimmung bedeuten muß, als Neigung Um 
der Bequeinlichkeit des Reims willen, wird Trieb bey den Dichtern 

häufig imengften Verſtande für Liebe gebraucht, 

Sutdecke Sylvien die Regung deiner Triebe, Gell. 

Die Triebe, plur. die—n, nur in einigen Provinzen, z. B. in 
Meißen für Trieb 2. 2), oder Trifft, da es denn in einigen Gegen» 
den auch, Trobe und Treibe lautet, 

Der Triebel, des —s, plur. ut nom.fing. von dem veraltes 
ten trieben für treiben, ein Werkzeug zum Treiben, doch nur 
in einigen Fällen. Bey den Börtichern iſt es ein Werkzeug, die 
Keife damit anzutreiben. Au den Spuhlrädern iſt der Triebel 
der krumme Arm an derr Welle, diefelbe, und mit ihr das Rad 
umzudreben ; in andern Fällen der -Drebling, die Rurcbe, Zu 
einigen Obredeutſchen Gegenden iſt der Criebelmeiſter, fo viel als 
Seidel: oder Bienenmeifter, und das Triebelgeriche, fo viel als 
Beidler- oder Zeidelgericht zin welchen Fällen es aber allem Ans 
fehen nach zu einem audern Stamme, oder doch zueiner andern 
Bedeutung des Zeitwortes treiben gehöret. 

Die Triebfeder,  plur, die—n, eine elaftifche Feder, fo fern fie 
die Theile einer Maſchine zur Bewegung beſtimmt. So find die 
Uhrfedern wirkliche Triebfedvern, Am bänfigften im figürlichen 
Berftande, eine jede VBorftellüng, ein jedes Ding, welches die wir, 
kende Kraftin uns zur Shätigfeis beftiinme ; von einer Vorſtellung 
auch nach einer ähnlichen Figur det Bewegungsgrund. Der@eifi 
des Mißtrauens, der Lift, des Betruges, haben alle Triebfe: 
dern der Seele entwicett. Der Gewinn if Sie große Triebfe- 
der dersandlung. Kin Weltweiſer kann ſich nicht edler als 
mit der Unterfuchung der Triebfedern der Natur beſch äf— 
tigen. 


Das Triebrad, des — es; plur. die —räser, ein Rad, welches 


eine Maſchine treibt, oder ihre wirkende Kraft zur Thätigfeit ber 
ſtimmt, in einigen Gegenden der Trieb, Niederf. Drift, 


Der Triebfand,: des —es, plur, car. von dem Neutro treiben, 


ein treibender, d. i. unftäter, lockerer oder flüffiger Sand, welchen 
die Duellen, Flüffe und Winde von einem Orte zum andern trei⸗ 
ben, in welchen man hinein ſinket, weil er Feine Feſtigkeit har. 
Niederf. Quickſand, Unellfand, Siuupfans, Drieofand, Loop: 
fand, Suugfand. Der Slugfand ift eine Arı davon, 

Der Triebfihworfel, ©. Tripſchwefel. 

Das Triefauge, des— s, plur.die— n, ein gewöhnlich trier 
fendes Auge , und im verächtlichen. Verftande, auch eine Perfon 
mit folchen Augen, Thränenauge, Rinnauge., Daher sriefäu: 
gig, folde Augen babend. 

Teiefen, verb. reg. etirreg. im letztern Falle, ich triefe, du 
eriefit, (Oberd. treuf,) er trieft, (Oberd treuft) ; Imperf. ich 
troff ; Eonj. er öffe; Mittelw, getroffen ; Imperat. trief, (Oberd, 
treuf). Es iſt ein Neutrum, welches das Hülfswort haben ere 
fordert, in langſamen Tropfen herab fallen, da es denn eigentlich 
undzunächft von dem Körper gebraucht wird, welcher auf folche 
Art herab fällt. Das Blur trieft ans der Wunde. Die Thräs 
nen troffen (bey einigentrieften) ibm. aus.den Augen. Der 
Regen trieft vonden Dächern. Der Regen troff nicht mehr 
auf Erden, 2 Mof. 9, 33.. Aber auch von dem feften, aus oder 

von welchem der flüffige trieft. Die Augen triefen. Es vegnete, 
daß die Dächer troffen. Dur binläffige Hände wird das 
Haus triefend, Pred, 20,18 ;d. i.esregiier überall hinein, eine 
ungewöhnliche Art des Orhraugr, Wenn der Hüffige Körper 
Un 2 dabey 





* 


a 


\ 


679 zei | | 
vabeh alrdgkbendt wird ſo geſchieher foldhes vermittelfß bes Bor- 
wötted'son. Die Bleider triefen von dem Rrgen, die Augen 
„oh Chräneh. Deine Sußfispfen zriefen von Sert, DE 65, 2. 
Hit mie, wie in andern Siellen der Deutſchen Bibel Der 
Simmel und 
Berge triefen mir ſußen Wein, Joel 3, 18. Welche Wortfü⸗ 
ging um Hochdedrfchen jo ungewöhnlich iſt als es die bidliſchen 
figürlichen Bedeutungen des Zorrdauernsu.f.ffind, So auch 
das Triefen. | 
Anm. Bey dem Wilferam trieffen, truiffen, im Ettgl. to 
drip, im Schwed. drypa. Traufen, träufen, triefen und das 
veraliete trofen oder eroffen, wovon noch das Imperf. und Mit 
telw. troff, getroffen abflammen, find eigentlich uur in der Mund⸗ 
art verſchieden; obgleich traufen und triefen mehr als Neutra 
üblich find, traufen aber mehr als ein Activum gebraucht wird. 
Zn Berriefen kommt jenes aber auch als ein Activum dor. 
Tropfen ift das Intenfivum von bepden, oder vielmebr von dem 
-geralteten troffen, fo wie tropfeln wieder das Diminutivum jenes 
Intenfioi iſt. AllediefeZeitwörter find unmittelbareStachadınun. 
gen des Lautes, welches ein mit treffen verwandter Laut ift, daher 
drypa, triefen im Schwedifchen auch fallen überbaupt bedeucet, 
S. Tropfen, Triefein,bas Diminutivum von Triefen,ift im Hoch⸗ 
deusfchen wenig gangbar.), Die Schafe fchutteln den Regen von 
der triefelnden Wolle, Gaßn. Leden, ſekern, Mieder(. fiepen, 
fiepern, fappen, bezeichnen befoudere Arten des Triefeus. Die 
irreguläre Conjugation iſt im Hochdeutſchen am übkichften, obs 
gleich einige Schriftfteller es vegulär gebrauchen. Es triefte, bat 


detrieft. Im Dberdeurfhen verbindet man +8 gern mit dem - 


Hülfsworte feyn ; welches aber im Hochdeutſchen ungewobnlich 

äft. Die Ouomatopöie ſticht in diefem Worte nodymerflich vor, 

und alle Neutra, weldje eigentlich einen gemwiffen £aın von fich ger 
ben bedeuten, erfordern das Hülfswort haben. 


1.* Triegen verb. reg. recipr. weldes nur in einigen Gegen⸗ 


den üblich iſt, Ach auf etwas triegen, ſich darauf verlaffen, 
Als die noch zarte Weit lag gleihfam in der Wiegen, 


dle Wolken srisfen mir Tau, Hiob 33,28. Die. 


* 


SE > 680 


> Anm. aeg m ii thäier gientiriegen, I ih 
lern Lat. mit eineni andern Endlaute trufare, im Xrat. truffare, 
Da faſt alle Zeitwörter, welche eine Hintergebung bedehten, Fir 
guren der geſchwinden Bewegung find, durch weich. foldje am ers 
ſten und gewöhnlichten bewerfftelliget wird, fo feiner triegen 
veru:ittehff des vorurjegten intenfiven t von regen gebildet zu fepnt, 
Das Hauptworrlautit Trug; viele haben die fes als das Stamms 
wort angefeben, und wolien daher wider alle Ausfprache und Ges 


wohnbeit srüigen, berriigen, Betrüger u f.f, gefchrieben wiffen, 


Allein, die Hauptwörcer ſtammen ale Mahl von Zeit vörtern bee 
und nicht uingefebre, und diefes Zeitivorr wird im Deutfchen ſehr 
beſtimmt triegen geſprochen. Die Selbſtlaute findin den Wör⸗ 


tern keinen Regeln unterworfen, und gehen in der Abſtammuung 


und Bergung dur alle Schottierungen durch. Wie man fügt, 
triegen, trag, Trug, fo ſagt man auch, ſchließen, ſchloß Schluß; 


hießen, Hoß, Stuß; iehen.Hob, Suche; feieben,fcpob, Schub; 


ſtechen, Sucht; ziehen, zog, Zucht u. f.f. 


Die Triegerep, plur. die —en, Einfür Betriegerey und Bertug- 


im Höchdeutfchen veratteres Wort, welches noch zuweilen son den 
Dichtern gebraucht wird. Ihre Trugerey (Briegeven) if eitel 


er 219,118, Die Anfchiäge der Gottlofen And Trüs . 
tin. 12,5. So fügte man ehedem aug) Trieger für 2 


gerey, 
Betrieger. 


Triegliy, —er, —fie,adj.et adv. von dent Neutro eriegen, je⸗ 


mandes Erwartung zu deſſen Rachtheil nicht erfüllend Das Eis, 


iſt betrieglich üblicher, obgleich trüglich in die ſer Bedeutung noch 
in der Deut ſchen Bibel vorkommt. Trüglich handeln, Rom. 3, 
13. Trügliche Arbeit, 2 Cor. 11, 13. So auch die Trieglich⸗ 


keit. Dieſes Beywort fann fo wohl von dem Zeitworte triegen, 


als von dem Hauptworte Trug abſtammen, (S. —CLich) daher 
laffen ſich beyde Schreibarten vertheidigen. In de ſen läßt es fich 


. in dee neutralen Bedeutung beque mer von triegen, in der activen 
‚aber beffer von Trug ableiten, Daher man auch lieber betr üglich 


als berrieglich pricht und ſchreibt. 


5 


"die Hoffnung, das Werrer ih rrügkich. Won dem Active triegen, 


Triettrappe ©. Grielerappe, 
Triefter, ©. Treſter. 


Die Triege, plur.die—n, nur in einigen Ocgenden, befonderg 


ag 


Durft einen fich auf nichts als auf die Unſchuld triegen, . 
Eanig, 


Im Hochdeutfchen ift es fremd, Es gehöret unmittelbar zu trau⸗ 
en, und ſcheint ein Intenſivum davon zu ſeyn; wenigftens haben 
rauen, Treue u. f.f, in mehrern Sprachen und Mundarten ei- 
nen harten Hauchlaut in der Mitte, 


2. Triegen, verb, irreg. ich triege, du triegfl, Oberd. treugſt,) 


er triegt, (Dberd. treugt;) Imperf. ich erog ; Con. ich tröge; 
Mittelw. gerrogen; Jinpet, triege. Es bedeutet überhaupt, 
jemandes Erwartung oder Vertrauen zu defien Nachtheil uners 
füller kaffen, und ift indoppelter Geftalt üblich. : 


1) Als ein Keutcum, mit dem Hulfsworte haben, wo es ab ⸗ 


folute uad ohne Meldung der Prefon, deren Erwärtung unerfüls 
det bleibt, gebraucht wird, auch nur von Sachen üblich iſt. Das 
Eis triegt, man kaun ſich nicht darauf verlaſſen. Das Wetter, 
die Zoffnung triegt. Die Sinne triegen oft. Wer redlich iſt 
und auf die Sotter traut, der wandelt nicht auf triegendem 
Sumpf, Geßn. 

=)Als ein Aetivum mit der vierten Endung der Perſon jeman⸗ 
den triegen, deſſen gegründete Hoffunng zu deſſen Schaden hiuter⸗ 
geben, oder unerfüllet fäffen, jo wohl von Perfonen als Sathen. 
An diefer Bedeutung ift es um Hechdeutfchen veraltet, wo Betrie⸗ 
gen dafür üblicher ift, (S. daffelde.) Man gebraucht es nur noch 
gumeilen als ein Reciprocum, ſich triegen, fihirren. Trieg ih 
wich, oder. hör ich den zarteſten Geſang? Gepn, 
Se auch das Triegen. — 


! 


Nirderdeutfihlandes, cine Role, Scheide oder Rad, eine Faft über 


dieſelbe in die Höbe zu ziehen ; ingleichen eine Winde, Laſten dars 


an aufguzieben. Daher triegen, vermittelſt einen ſolchen Schei⸗ 
be oder Holle aufziehen. Es ift das Intenfivum von dem noch bin 
und wieder im Niederdeurfchen üblichen dryfen, tryffen, winden, 
vermittelft einer Rolle oder Winde ziehen; welches wieder von 


dem alten trahen träfere, tragen, Franz. traller,zieben, oder 


auch von dreben abfkämmer. Im Niederf. iſt Trifel,ein Wirbel, 


Krauſel, und erifeln, fihim Kreife umdrehen, Eben dafelbft ifk- 


Trye, das eine Rad in der Winde, 


um welches das Seil läuft. 
©. Treſſe une Tragen. — uff 


Trieb im Ganzen gleich bedeutendes Wort, ob es gleich im Hochs 


Die Trift, plur. die —en, von dem Zeitworte treiben, ein mit 


deutſchen nur in einigen Fällen angenommen ift. ı.Der Zuftand, 


ba ein Körper getrieben, zur Bewegung beitimmt wird,ohne Pius 
ral; im Hochdensfchen gemöhnlicherder Trieb. Die Trift einer 
Bugel, ihe Trieb. Figütlich iſt es im Miederdeurfchen auch was 
Gang, Gebrauch im Hocdentfchen iſt. Eine Sache iſt in der. 
Trife, wenn fie im Gange, in der Bewegung if. 
MWäfche it in der Trift, wenn es zum gewöhnlichen Gebrauche 
angemandı wird. 2. Dasjenige, wag treibt, die beidxgende Kraft 
zur Thätigkelt beffimmt, nur in einigen gemeinen Sprecharten. 


ı Sm Stiederfächf: it die Trift das Triebrad einer Viajchine, Im 


Bergbaue iſt es der Baum im Göpel, welger quer durch die 
Spindel 


Ein Stuck 











2» 
Fl Em ER, .. 


Spindel gebt; und mit Docken verfeben if, den Schwang gu ber 
fördern; der Schwingebaum, 3) Was getrieben wird, doch 
nur ſo viel Vieh, als zuſammen aus, oder fortgetrieben wird; ein 


— Ort, woraufgetrieben wird. 2) In der Landwirtbfchaft iſt es ein 
breiter gemeiniglich eingeſchloſſener Weg, auf welchem das Bird 
auf und von der Weide getriedenwird, in welcher Bedentung es 


© m Hochdentichen am gewöhnlichften iſt; die viehtrift, der Vieh: 


weg, Treeibeweg, in Oberſachſen auch Treibe Triebe, Tröbe. 
2) Der Dit, anf welchen das Vieh zur Weide getrieben wird; der 


Teieb, die zuth, im Dderdentfehen Trat, Trott, in Obrrfachfen, 


Treibe, Trebis: In weiterer Bedeutung wird jeder Dit diefer 
Art eine Trift genannt; in engerer aber nur das Brachfeld, fo 
fern es dem Viehe zur Weide diene, zum Unterſchiede von der 

Weide, 3) Ohne Plural, auch das Recht, fein Bich, fo wohl 

über des andern Grund und Boden auf die Weide zu treiben, alg 

auch, es aufdrsandern Brachfelder zur Weide zu treiben; das 

Triebrecht, Triferecht, die Trifegerechtigkeit, der Weidegang, 


— piegutbu.tf. 5. "Endlich wird Teifeim Niederdeutſchen auch 


. für Trieb, in der lesten und figürlichen Bedeutung für Beftim- 
mung des Willens zur Thätiakeit gebraucht, in. welchen Verftande 
es aber im Hochdentichen unbefannt iſt. Seinen böfen Triften 

- folgen, Erieben. | 
Anm. Trieb ift mehr der Oberdeutſchen, Trift aber mehr der 
Niederdeutſchen Mundart eigen, wo es Drift oder Drive lautet, 
und vermittelft des evon driven,treiben, abgeleitet il wieSprift, 
von fchreiben, Riederf. ſchriven, Blufe, von klieben, Riederſ. 

kloͤven uf f. ———— 

Das Triftgeld, des —es, plur. doch nur von mebrern Sum- 
mien, die—er, von Trift 4.2) und 3), dasjenige Geld, welches 
man einem andern für die Trift auf feinen Grundſtücken bes 


zahlet. — 


Die Triftt erechtigkeit, plur.car. oder das Triftrecht, das Recht, 


ſeig Vieh fo wohl über eines andern Grund und Boden, als auch 
auf demſelben zur. Weide zu treiben. (S. Trift 4) Im legten 
Falle auch die Zuthgerechtigkeit, das zuthrecht. 

Teiftin, —er, —ite, adj. et. adv. rigentlich Trife babend, 
ı)* Bon dem Riederf. Trıft; Trieb, audaltende Beſt inmung der 

Kraft zu wollen, ift triftig in diefer Mundart fo viel als eifrig, 
beftia, mit lebbafter Anſtrengung der Kraft zu wollen. Eine trif- 
tige Brzietde, heftize. Triftig arbeiten, mit Eifer. Im Hoch⸗ 
deutfchen ift 8iefe Bedeutung unbefannt, wo man in einigen Fäls 
len dafür auch berriebfam gebraucht, Hiederf. bedrichif, bedre— 
vern. 2) Was treibt, oder dringet, d. i. lebhaft aufden Willen 

wirtt oder doch wirken kann. Triftige Urſachen, Bewegungs» 


gründe zu etwas haben. Der Grund iſt triftig. Daher die 


Triftigkeit, dieje Eigenſchaft. 


Das Triftrecht, des —es, plur. inuf.&, Triftgerechtigkeit. 


Der Triftichäfer des—s, plur. ut nom. liag. in der Land⸗ 
wirchſchaft/ ein Schäfer, welcher feine ganz eigene Trife oder 
Herde Schafe bat ; zum Unterfchiede von einem Lohn- und Setz⸗ 
ſchaͤfer. 

Der Triftſtein, des —es, plur. die —e, Steine, fo fern fir die 
Gränzen der Trift, in der vorigen Bedeutung bezeichnen; Dberd. 
Tratitein; Trottſtein, Triebſtein. 

-Der Triglyph, aus dem Öricch. und Lat Trielyphus, in dee 
Baukunſt, das große Glied inder Dorifchen Ordnung, welches 
mit drey Schligen gezieret iſt; im Deutſchen der Dreyſchlitz. 
Die Trigonelle, plur.die—n, aus dem Sriech. und Lat. Tri- 

nella. ı) In der Botanif, eine Pflanze, wovon Eis 


ne Art in Sibirien, zwey andere aber in dem mittägigen. 


h Europa einheimifh find; Tigonella Linn. Bas Bodar 


P3 


‚ Trieb, Gere. Lin TrifeSchafe, Schweine, Kühe. 4.Der 


In, 682 
born, T.foenum Graecum Zinn. i#elne Art davon 3) Jar 
Zhierreiche ift es eine glatte zwey ſchalige Mufchel, an welcher je= 
de Schale in drey Lappen getheilet iſt. Man Eenmer fie vorneh m⸗ 
lich verſteinert, 

Die Trigonometrie,plür.inulanger von mehrern Lehrbücheru, 
die —trien, zweyſylbig; von dem Griech. und Lat. Trigono- 
metria, eine matbernatifche zunächft zur Geometrie gehörige 
Wiffenfchaft, welche aus einigen befannten Theilen eines Trian⸗ 
gels, die übrigen ducch Rechnung finden lehrer. Daper trigorios 
meteifch, dazu gehörig, in derfelben gegründet, . 

Teillen, von drehen, ©, Drillen. 


Der Triller, des —s, plur, ut nom, fing. Diminut, des Tril⸗ 


lerchen, in der Muſtk, die mehrmahlige geſchwinde Abwechfelung 
zweyer Töne. Einen Triller fohlagen, im gemeinen Leben grils 
lern. 

Anm. Im Schwed. Drill, im Italiän. Trillo. Es iſt 
ohne Zweifel eine Nachahmung diefer ſchnell abwech ſelnden Tö⸗ 
nefelöft, und daher mit Trällern zwar dein Laute nach verwandt, 
in der Bedeutung aber fehr von demſelben verfehieden, S. das⸗ 
felde. 

Die Trillerkette, plur. sie —n, eben daſelbſt, mehrere mit Tril⸗ 
lern verfehene Töne hinter einander, gleichfam eine Kette vor 
Trillern. 

Tr Tlich, S. Drillich. 

Der Trilling, ©: Drilling. 

Die Trillton, plur. die —en, aus dem mittlern Lat. Trillio 
Franz. Trillion, in der Rechenkunſt, eine Zahl von taufend 

. Mahl taufend Billionen, oder eine Million Billionen, 


Trinkbar —er, —ſte, adj. etadv. was ſich trinfen läßt, ge- 


teunfen werdentann. Das Gold trinkbar machen. Trinkbares 

SGold, Trinkgold, Gold» Linetur, Dev Wein iſt nicht mebe 
teinfbar, wenn er [hal ober verdorben iſt. Daber die Trink⸗ 
barkeit. * 

Trinken, verb. irreg. ich trinke, du trinkſt, er trinke; Imperf, 
ich trank; ons: ich tranke; Mittelw. getrunken; Imperat. 
trink oder trinke. Es wind fo wohl als ein Aerivum, als auch ab⸗ 
ſolute und’ als ein Reutrum gebraucht, in welchem legtern Falle 
es das Hülfswort haben erfordert, einen flüffigen- Körper durch 
den Schlund in fich ziehen. Ich habe fehon getrunken. Wir ha⸗ 
ben noch nichts getrunfen. Three, Raffeh, Waſſer, Wein, Bier 
trin?en. Ein Glas Bier, zwey Gläfer Wein, eine Taſſe Thee 
trinken. Jemanden zu trinken geben, ihm ein Getränk zu 
Löſchung ſeines Durſtes darreichen. Sich voll trinken, ſich in 

‚einem ſtatken Getränke beranſchen. Aus einem Becher, aus 
einem Glafe, den Wein aus Kelchgläfern trinken. Femandes 
Geſundheit trinken, wo das Vorwort auf ausaclaffen iſt. Vie— 
lerley Geſundheiten trinken. Sich ein Herz trinken, durch ſtar⸗ 
tes Gettänk Much zu befommen ſuchen. Das vieh trinken laſ⸗ 
ſen, dem viehe zu trinken geben, In den gemeinen Sprecharten 
gebraucht man von allen Thieren das niedrigere ſaufen, dagegen 
die Jãger von den Hunden friſchen oder ſich friſchen ſagen. In 
einigen eugern Bedeutungen, +) Einen flüſſigen Körver als fein 
s:wöhnliches Getränk zu ſich nehmen. Waſſer eritken, Wein, 
Bier rrinten, Den Brunnen trinfen, die Brunnenfur gebrau⸗ 
den, 2) Fertigkeit oder Gewohnheit befißin, ſtarke Getränfe 
reichlicher, als die Notbdurft es erfordert, zu fih nehmen; als 

ein anftändigerAnsdrnd für das nirdrigere faufen. Bibax trinkt. 
Start meinten. Sich auf bag Trinken legen, fih das Trin— 
Pen angewöhren. Branntwein, Wein, Bieverinfen, . (Siehe 
Trunken und Betrinken.) Figürlich 1) Braierie in ich zieben, 
in der dichteriſchen Schreibast. Und ihr, ihr Blumen, ihr trin⸗ 
Bu 3 ter 





683. zu 


Fer meine Thranen, wie Thau, Gefn. 
freyere Luft des heiteen Abends, Zac. 
Es trinken dieSelder  - 
Seitzig das fegnende Licht, das fo wohlthätig fich aus: 
’ sieht, Zach. 


Fego] trinkt er die 


O, welch Entzüden 


Trinkt mein erlofchnes Aug aus diefen fanften Bieen, 


Weiße. 
Sier trinkt nicht mächtig Unrecht des Schwachen Blur 
— und Schweiß, Duſch. 
2. &n eben dieſer dichteriſchen Schreibart auch zuweilen ‚Für ſehr 
benetzet werden. 


überſchritten oirh bind davon bie eure Saufbaus und: 


Saufgäfte üblich, 


Das Trint lied des — es plur. die — er, ein feößliches Sich, 


fi damit bey dem Trunke aufzubeitern. Lin Sauflied beißt “s 
wenn das Maß der weiſen Fröhlichkeit dabey überfchritten wird. 


*— plur, die—n, eine Stube welche vornehmlich 


dazu beſtimmt ifk, fich in derfelben bey dem Trunke zu vergnügen, 
Auch auf den Katkhäufern und in andern Collegiis gibt es noch 
Stuben diefer Art, in welchem ſich die Rathsherren, Beyſitzer u. 
ſ. f. bey fehr langen Sitzungen durch einen Trunk Wein zu erfri⸗ 
chen pflegten. In Frankreich, wo es dergleichen Stuben in allen 
erichtshöfen und Colleglis gibt, heißen ſte Beuvettes. 


Der Dolch bier, ſiehſt du ibn? trinkt bald der Prinzen Das Trio, des —s, plur.ut nom. ling. aus dem Jial. Trio, 


- Blur, Weiße, 
Daher das Trinken, welches im gemeinen Leben auch das ge: 
wöhnliche Getränf bezeichnet, - 


inder Mufit, ein mufttalifhes Stück mit drey concertierenden 


Stimmen. Befonders eine Sonate diefer Art. — 


Der Trip, S. Tripp. 


Anm. Bey demOitfried drinkan, bey dem Notker Mönchen, Der Tripel, des —s, plur. inuf, eine feine Erde in Geflalt eis 


bey dem Ulphilas driggkan, (feri drinkan,) imAngelf.drin- 
can, im Niederſ. drinfen, im Engl, to drink, im Schwed. ohne 
Naſenlaut dricka, undim Isläud. drecka. Um dieſer Form 
willen leiten Wachter und Ihre es von dem alten tragen, zieben, 
trahere, Riederfächf. trecken ber, zumal, da man Zug, ziehen, 


nes Steines, welche von einigen für alasartig, von Audern aber 
für einen zarten eifenfhüffigen Lehm gehalten, und zur 
fefter Körper gebraucht wird. Sie foll den Nahmen von der Stadt 


Politur 


Tripolis haben, wo man fie zuerfi gefunden, daher fie im Lateis 


nifhenaud terra Tripolitana genannt wird, 


undim Frauz. Trait, auch von der Handlung des Trinfens ger Tripel, ein nur in einigen Sufammenfegungen übtiches Zund aus 


braucht, wovon denn auch zechen, das Sutenfivum ift,. Das _ 


Franz. trinquer und Stal, trincare, in der zweyten engern Bes 
deutung, find aus dem Deutfchen entlehnet. Tobak trinken, für 
Tobak rauchen, vermuthlich auch wegen des an ih Ziehens, ift nur 
in einiger Provinzen gangbar. Die biblifche Wortfügung mit der 
zweyten Endung des Weins trinken, ı Diof. 9, 21. iſt im Hoch» 
deutfehen veraltet. Tranken if das Activum von Trinken. Siehe 
auch Trunk und Trunfen. { 
Der Teinfer, des — s, plur. ut nom, fing. $ämin. die Trin⸗ 
kerinn, eine Perfon, weiche trinke, doch gemeiniglid nur im 
Scherze, und in den engern Bedeutungen, Ein ſchlechter Crinker, 
der wenigtrinft. in Waffertrinker, deffen gewöbnliches Ges 
tränf Waffer iſt; fo auch Biertrinker, Weintrinfer u. ff, 
Sngleichen in der zweyten engeren Bedeutung, eine Perfon, welche 
Fertigkeit befiget, ſtarke Getränke über die Nothdurft zu trinfen, 
ein Zecher, in der. niedrigen Spreshart ein Säufer, 
- 8, fchame dich 
Ein Trinker hat ein gut Gewiſſen, Eeſſ. 

Der Trink gaſt, des —es, plur. die—gäfte, S. Tinkhaus. 

Das Trinkgeèld, des —es, plur. doch nur von mehrernÖummen, 
die —er, ein kleines Geſchenk, welches man geringen Perſonen 
für eine geringe Bemübung gibt, eigentlich ſich dafür durch einen 
Trunk zu erquicken. Fernanden ein Trinfgeld geben. Im ges 
meinen Leben auch Biergeld, im mitilern Lat, Biberagium, 
Stal, Beveraggio, S. auch Nadelgeld. 

Das Trink geſchirr, des—es, plur. die—e, Geſchirre, aus 
welchen man das gewöhnliche Getränk zu fich zu nebmen pflegt; 
aush, obgleich nicht fo Hänfig Trinfgefäß, ı Kön.ıo,2ı, 

Das Trinkglaͤs, des —es, plur. die — gläfer, ein gläfernes 
Grfäß, das gewöhnliche Betränf daraus zu fi zu nehmen, wohin 
denn die Weingläfer, fo wohl als Bierglafer gehören. 


Das Trintgold, des—es, plur. car. S. Trinkbar. 


Tas Trink baus, des —es, plur. die—häufer, ein Haus, mo 
menfih für Geld beym Trunfeerbeitert. Pred. 7,3. Fer. 16,8. 


‚dem fat. triplus entlehntes Wort. Daher dieTripel-Sufe, in einis 
gen Oegenden, 5.3. in Pommern, eine dreyfache Hufe, welche 


aus drey Hafeuhufen oder. 45 Morgen beſteht. Der Tripel:Tace ° 
in der Mufil, ein drepsbeiliger, aus drep — beſtehen · 


der Taet. 


Das Trip⸗ Madame, des—es,plur.car. eine Art besSedums 


mit pfriemenförmigen opne Ordnung Rehenden Blättern, welches 
als ein Salat gegeffen wird; Sedum reflexum L, Der 
Nahe ift aus dem Franz. Tripe- Madame. 


1,Der Tripp, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, die 


—e, eine Art Zeuges, welches einem feinen Falbel gleicht, deſſen 
Aufzug aus leinenem Garne,die Pohle aber aus rober Seide bes 
fichet ; Trippfammet. Im Ital. Trippa, woraus auch * 
Deutſche Nahme entlehnt iſt. 


2. Der Tripp, des—es, plur. die —e, ein Nahme, welchen 2 


jenige plagartige Stein in einigen Gegenden führet, welcher un« 
ter dem Nahmen des Tourmalins oder Afchenziehers am bekann ⸗ 
teften ift. Auch bier fcheint das Wort fremdenlirfprunges, zu ſeyn. 


Der Trippel, ein kleiner Haufe, S. Trüppel. 
Teippeln, verb. reg.neutr, mit dem Dülfsworte haben, viele 


und kleine Schritte machen , fo wohl im Gehen, als auch die Füße 


im Stehen kurz und oft aufbeben, ohne von der Stelle zu fommen. 
Am Angelf. dripan, im Dän, drippe, Schwed. trippa.' Das 


„in Deutfchen nit ganz unbefannte trippen, iſt das Verkleine⸗ 
rungswort von trappen, wovon trippeln wieder das Iterati⸗ 
vum iſt. 


Der Trippet, des —s, plur. ut nom. fing. ber Nabme is. 


ner Krankheit, weldye aus unreinem Beyſchlafe entfpringer, und 
in einem anhaltenden Tröpfeln des verderbten Samens beſtehet; 


im Griech. und Lat. Gonorrhoea, die Gonorrhee. Es ſtammet 
aus demRicderdeurfchen her, wo diefe Krankheit Drupper beißt, 
von druppen, trovfen, daher das Wort richtiger Trüpper ge⸗ 
ſcht ieben und 9: fprochen wird. Jndeſſen haben auch das Dän. 
Drippert, der Trüpper, und das Angelf. dripan, tropfen, ein i. 
©. auch das folgende. 


Mohtn denn fo wohl die Bier- als Wein = und Branntweinhäus Der Treippfchwefel, des—s, plur, doch nur von mehrern Ar⸗ 


fer gebören. Im gemeinen Leben die Schen?e. Diejenigen Perfo- 
nen, welche dahin fommen, nm zu trinfen, werden Trinkg aſte ge⸗ 
nannt. Wenn das Maß der Fröhlichkeit in einem folchen Haufe 


ten, ut nom. fing. im Suttenbaue, derjenige Schwefel, welcher 


bey dem Nöften des Bleoerzes aus dem Erze tropfet, und ſich 


wie Eis zapfen an dein Roſte zufammien ſetzet; bejjer — 





“ . 


E 





ERBE 


| 


fel. Gleichfalls von dem ungewöhnlichen teippen, dem Verkleine⸗ 
rungsworte von tropfen. 


Das Trifenet, des— es, plur. die—e, aus dem Franz. 


+ 


Der Tritt, des — es, plur. die—e, 


' Trifenet, bep den Ärzten, ein gröblich zerfloßenes Pulver, In 
den Küchen hingegen ‚beftchet das Trifener aus gebäberen Sem⸗ 


melfchnitten, welche mit Wein begoffen,und mirCrifenet: Pulver, 
d, i. gröblich geſtoßenem Gewürze befiveuet werden. 


Der Triftachel, ©. Dreyfiacel. 
Die Triterne, plur, die —n, aus dem mittleren Lat. Triterna, 


bey den Buchdrudern, eine Lage von drey in einander geſteckten 
und mit Einer Signatur bezeichneten Bogen ; wie Duerne, Qua⸗ 
gerne n. ſ. f. Sr 


von dem Zeitworte ereten. 
1. Die Handlung des Tretens, jede einzelng Bewegung der Füße 
im Treten. Ich böre feine Tritte. Einen Trier thun. Einen 
falſchen Trite ebun, (S. Sehltriet). Auf dem Eiſe bat man Fei: 
nen gewiffen Tritt. Ingleichen die Entfernung der beyden Füße 
don einander im Treten, fo wie Schritt von ſchreiten. In die⸗ 
fem Verſtande ift der Tritt eine Länge von zwey bis dreh Schub, 
da denn zwey Tritte auf einen Schritt geben. Zuweilen auch cols 
leetive von der Art und Weiſe, wie man im Geben auftritt. Einen 
leifen, fchweren, harten Tritt haben. 2. Die zurück gebliebene 
Spur des Tritte, der- Eindruck des Fußes in dem Boden; der 
$ußtritt, die Spur, die Fußſpur, die Fußſtapfe, bey den Jägern 


P2 


die Sahrre, die aber auch das Wort Tritt von dem Hirfche ge- 


brauchen, Daber der Schlußtritt, Kreuztritt, Beytritt und 
Blendetritt, lauter Arten der Fährte des Hirfches, wo Tritt auch 
im Singular colective gebraucht wird. 3, Dasjenige, worauf 
man tritt, doch nur im einigen Fällen. Eine Heine Erhöhung über 
dem Fußboden, um daranf zu treten, z. B. vor einem Fenfter, 
beißt ein Tritt. Eben diefen Nahmen führer auch ein bewegliches 
Werkzeug von zwey oder mehrÖtufen, darauf zu treten, um etwas 
aus der Höhe herunter zu langen. Kerner der Theil an einem&ifch- 


deſtelle, worauf man die Füße fegt; der Theilan einem Wagen, 


toorein man tritt, wenn man aus⸗ und einfteiget ; ein Bret, wor» 
auf man tritt, eine Mafchine dadurch in Bewegung zu feßen, der⸗ 
gleichen Tritte an dem Weberſtuhle, an einer Drebbanf, an einem 


Sbpinnrade, Schleiffteinen.f.f. find. 


. Anm. Bey dem Winsbeck Trit, im Niederf. Tredde, im 
Engl. Tread, In Abtritt, Antritt, Auftritt Austritt, Bey: 
tritt, Eintritt, Zutritt u. ſ. f. bat dieſes Wort noch mehrereund 


zum Theil figürliche Bedeutungen. 


Das Tritteifen, yes—s, plur.ut nom. fing. ein Fangeifen 


für Raubtbiere, worin fie gefangen werden, wenn fie auf einen ger 
wiſſen Tpeilder Maſchine treten, S. Tellereifen. - 


DasTrittrad, 9. Tretrad. 
Der Triumph, des—es, plur. die— e, aus dem Lat. Trium- 


phus. ı. Ein hoher Grad frohlodender Freude, Befonders die 
frohlockende Freude über einen erfochtenen Sieg. Die Entdeckung 
eines Wortes, das ein fußes Gefühl der Seele ausdruckt, war 
für fie ein Triumpb, Weiße, 2. Ein wichtiger, herrlicher Sieg, 
befonders in der höhern und dichterifchen Schreibart. 3. Das feye 
erliche Gepränge des Siegers nach einem erfochtenen Sieger, oder 
einer volbrachten rühmlichen Handlung. Einen Triumph balten. 
Im Triumph in die Stade ziehen. Daher der Triumnbbogen, 
"ein Ebreubogen oder Eprenpforte ‚durch welche der Sieger feinen 
Zug hält; der Triumphwagen, worauferfist. ... 
Der Wagen des Triumphs mag ihn zum Simmelbeben, 
Wir fehen doch das Blur an ſeinen Lorbern Fleben, Weiße, 


Teiumpbieren, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, 


1. Über einen erhaltenen Bortbeil frohlocken. über etwas 
triumpbieren. Mit triumnbierendemgobne auf jemandes Un⸗ 


—Tro 686 


glück herab ſehen. Befonders über einen erſo hlenen Sieg froh⸗ 


locken. 2. Siegen, einen herrlichen und wichtigen Sieg erlangen, 
liber den $eind triumphieren. 


Der Trochlit, des—en, plur. die—en, aus dem Grich, und 


£at. Trochlitus, ein Nahıne einer verfteinten, gewundenen, ein 
füherigenSchnede, welche eine fräufelförmige, faſt dreyeckige Ge⸗ 
ſtalt bat ; die Kräuſelſchnecke. 


Teoden, —er, —ſte, adj. et adv. weldjes überhaupt dem 


feucht und naß entgegen ſtehet. 1. Eigentlich, anf der Dherflär 
che der Feuchtigkeit beraubt, nicht naß. Trockene Sande haben, 
Die Srode iſt ſehr trocken. Das Gefchriebene trocken wersen 
laſſen. Hinter den Ohren noch nicht trocken ſeyn, figürlich, 
im gemeinen Leben, noch ein Kind, noch nicht mannbar ſeyn. 
Der Weg iſt ſehr trocken. Trockene Farben, welche ohne einen 


flüſſigen Körper gebraucht werden, Trockne Witterung, da es 
nuicht regnet oder nebelig ift, im. Gegenfaße der feuchten oder naf- 


fen. Einck ockne Cuft. Eintrodner Sommer. Troden figen, 
im Trodenen figen, vor der Näffe bedeckt fisen. in trockner 
Graben, der Fein Waſſer hat. Augleihen, in einigen engern 
Bedeutungen, Mit trocknen Augen, obne Thränen. Trockenes 
Brod eſſen, ohne Butter, Line trockne Mahlzeit, wobey wer 
nig getrunken wird. Eine trockene Meſſe, in der Römiſchen Kits 
che, welche nur der Prieſter hält, wobey nicht communieiret wird, 
Ein trockener Sufen, der mit feinem Auswurfe verbunden iſt. 
Trocken beziebet ih zunächft, auf die äußere Fläche, dur re aber, 
welches ohnehin einen [ehr hohen Grad der Beraubung der Feuch⸗ 
tigkeit bezeichnet, auf die innere Beſchaffeubeit. Trockne Luft, 
trockne Witterung, gebören mit zuden Ausnahnsen, 2, Figürlich. 
(1) Trodnes Dieb, inder Landwirthſchaft, weiches feine Milch 
gibt, geltes, güſtes Vieh, im Gegenfage des Melkviehes. Kine 
Ruh ſteht trocken, wenn fie feine Milch gibt. (2) In vielen Fäl⸗ 
len iſt trocken ein Fehler des geſellſchaftlichen Umganges, der 
dem munter, aufgeweckt, augenehm, entgegen ſtehet. Sehr 
trocken in der Geſellſchaft ſeyn, nicht unterhaltend. in trock⸗ 
ner Menſch. Eine trockne und langweilige Erzahlung. Wie 
oft erweckt man uns in den eriten Jahren durch trockne und 
langweilige Erklacungen einer Glaubenslehre, einen Ekel an - 
der Religion! Gel, Oft iſt trocken, fo viel, wie ernfthaft, 
doch in verfehiedenen Beziehungen. (1) Femanden twoden die 
Wahrbeir fagen , ohne gefällige Einfleidung, gecadezu. Ferner; 
(2 ) gebraucht man trocken bey Scheren, wenn jemand bey einem 
Scherze eine eenfibafte Mine oder Stellung auninmf. Bey ei: 
nem Spaße fehr trocken ausfehen. Ein trock ner Scherz, der mit 
einer eenfthaften Mine vorgebracht wird. In einer andern Ein- 
fchränfung iſt trocken der freundfchaftlihen®efälligfeit beraubt. 
Jemanden ſehr troden begegnen, Falt und ohne Freundfchaft. 
Eintrodner Empfang. Ein trocknes Compliment. Ben den 
Mablern ift trocken, Härte in dem Übergange von dem Lichte zu 
dem Schatten babend, wenn Lichter und Schatten zu nahe eben 
einander leben, oder ohne Halbfchatten verbunden find. Troden 
mablen. Zine trodne Manier. In der Bifdhauerfunft ift ein 
Merk trocken, wenn ihm das Weiche, Zärtliche, Markige fehlt. 
Es fcheint, daß diefe ganze Figur von trocknen Speifen hergenom⸗ 
men ift, dieeiner ſchmackhaften Brühe beraubt find. Dürr wird 
ineinigenäbnlichen figurlichen Fällen gebraucht. 

Anm. Benden Rotfertruehen, und im Oberdeutfchen noch 
jegteruden, truchen. Es ift ber Formnach ein Intenfivum von. 
dem noch im Niederdeutfchen üblichen droge, im gemeinen ‚Leben 
der Doerfachfen treuge, trocken, womit aud) dasAngelf,drugoth, 
(mit dem Endlaute —er,) und dag Engl, drought, und noch 
einfacher dry, verwandt find, Es ſcheint von einem veralteten 


Zeitworte drogen, drögen, oder ohne Vorlaut vegen, abzu- 
flammer, 


687 Be, 


ſtammen, welchet teden wiſchen, Gebeutethat, und mit der nicht 

gewöhnlichen Verſctzung des r noch indem Eatein. tergere, 
übrig iſt. Im Griech. iſt epuryets, gleichfalls trocknen. Das 
Lat. hecus ſtammt von ſtegen in verfiegen. ©. Trocknen. 

Die Trockene, plur. car. ein im Hochdeutſchen nur gelten ges 
bräuchliches Abſtractum des vorigen Wortes, für Trockenheit. 
Im —6 auch die Trockene. 
reichs. 

Die ocenheit plur. inuf. der Zuſtand eines Dinies, da es 
crocken iſt, in allen Bedeutungen dieſes Wortes. Dir Trocken⸗ 
heit des Erdreichs, der Witterung, der Luft, Eine Trocken⸗ 
heit im Halfe empfinden, Die Landleuteflagten uber Tro ken⸗ 
heit und zulegt gar über Dürre. Auch in den figürlichen Bes 
deutungen. Jemanden mit vieler Tı ockenheit begegnen, mit 
Kaliſinn Gleichgüftigfeit. Wick in der Theologie ift die Trocken⸗ 
beit des Gemütbes der Inbrunſt entgegen gelegt, wo fie gleich» 
falls in der gleichgültigen Unempfindtichfeis befte ® 

"Der Trockenplatz, des —es, plur. die —pläge,ein a freger Platz, 
die Wäſche daſeldſt zu trocknen, im gemeinen Leben der Ober ſach⸗ 
ſen Treugeplatz. 

"Die Trockentrommel, plur. die —n,bep den Perrüicdenmachern, 
ein Fäßchen ohne Boden mit einem Deckel, inwendig mir einem 
Netze, die Kräufehöiger daraufzu trocknen. Franz. Etuveo 

"Der Trodenwein, des —es, plur. doch nur vou inehreen Arten, 
die —e, eine Art Ungarifchen Weines, welcher ans faft trocken 
ge vordenen Beeren gepreffet wird; vollftändiger Trockenbeer⸗ 
wein. Erif die beſte Art des Ungarifcen Weines. Man bereis 
ter ähnliche Weine ach in Italien und andern Ländern, da denn 
ein ſolcher Wein Secco genahnt wird, S. Sect. 


Trocknen, eigentlich trockenen, verb. reg: welches indoppelter 


Genalt gebraucht wird. 
1. Als'ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, trocken wer⸗ 
den, d.i. die.auf der Oberfläche habende Näſſe oder Feuchtigkeit 
verlieren, fo fern es durch Ausdünſtung derfelben geſchiehet. Bey 
feuchtem Wetter will nichts trocknen. Die Gaffen find fchon 
wieder getrodner. Kine geſcheuerte Stube trocknen laffen. 
In den zufammen gefegten Zeiten fomımt es feltener vor, ©. Ab⸗ 
trocknen, Austrocknen, Sintrocknen, Vertrodnen. 

2. Als ein Aet ivum, trocken machen, d. i. die auf der Oberflä⸗ 
she befindliche Räffe oder Feuchtigkeit wegſchaffen, es geſchehe 
auf welche Arteswolle, durch Ansdünftung, Abwiſchung u. ſ. f. 
Die Sonne trocknet die Erde, Gir.43,3. Sie fing an, feine 
Suße mit den Saaren ihres Hauptes zu trocknen, Lue. 7,38. 
Jeſus trocnete ihre Süße mit dem Schurz, Joh. 13,5. Die 
Waſche trocknen. MHafe Kleider an dem Seuer, an der Son: 
ne troͤck nen. Brauter ander Lufttrodnen. Diefes Zeitwort 
bezicher ſich anf die äußere Fläche, fo wir dorren und darren auf 
das Zunere. 

Daher das Trocknen und die — doch letzteres nur 
in der thätigen Bedeutung. 

Anm. Die Endfolbe —nen zeiget, daß grodnen ein Iterati⸗ 
Baum von dem veralteten trocken iſt, welches wiederum das In⸗ 
tenfivum. von dem gemeinen Dberfächfifchen treugen und Nies 

derfächl. drögen it. Im Angelf. ft das Neutrum von dem Aeti- 
vo verfchieden; jenes lautet drugan,dirfesdrygan, Im Eng-" 
liſchen lauten bepde dry. Jim Doerdenrfchen fagt man für trock⸗ 
nen auch truckeln. 


Die Troddel, plur.die—n, ein herab hangender Faden oder — 


derer ähnlicher beweglicher Theil. So werden bey den Webern ei⸗ 
niger Gegenden, die Fäden am Weberſtuhle von dem am Ende ab⸗ 
sefänittenen Gewirke, woran der Aufzug desfünftigen Gewebes 
geiniimffwird, Troddeln genannt. An den meiften Gegenden hei⸗ 


De Trodene deg Erd: . 


Ba > 1 0 ET a A a a re a 


— 


Aro 


Ber ſie Trumme, Ruderl —* Die hervor —— 
Fäsen an manchen Arten des Bewirkis, de B. an Bügen ud 


- Steümpfen, beißen. aleichfalle Troddeln; die Troddelmüge; 


Troddelſtrümpfe. Roch hãufiger find Sie Trosdeln Heine Qua⸗ 
ften von Kuöchien, Schmelz, Korallen uff ver ſchiedene Arten 
Kleidungsſtücke damit auc zuzierent. 

Anm. Der Grund der Senengung liegt ohne Zweifel in der 
Beweglichkeit, fo daß man die ſes Wort als etnen Berwandten von 
rütteln anfchen fan,  Indeffen kann auch das in einigen gemeis 
neun Sprechperten übliche ausdrötteln, für ansdriefeln, die Füs 
den eines Gem! fes,ansgieben, mitin Betrachtung kommen. Die 
Schreibarten Trottel oder Drottel, find wider die Hochdeutſche 
Ausſprache. Im Riederf. heißt eine Troddel Toft.Eugk, 
welches den Begtiff der Verbindung, der Maffe hat, und. um 
Kranz. Tas, ein Haufe, gehöre. S:auch Teufen. - 

Der Trödel, des — 8, plur. ut vom. ſing. der öffentliche Pag, 
wo die Srödelleute alte Kleider und Geräthſchaften feil en 
der, wenn es ein Marktplatz iſt, der Trödelmarft heiße. 
Oſter reich ſchen dev Tindelmarkt, Goampelmarkt, een 
pelmarkt/ inandern Gegenden die Dendite, aus dem Latein. ven 
dere, im Riederf. der Kleerwinkel, für Rleiderwinfel, in Dans - 


“ 


zig die Tagnete, “aus dem wre. tanj, wohlfeil. S,3 Ted: 


deln, 

Der Trödeler, znfammen gezogen Tess ler, derjenige, meiden ft Pi 
delt, 1. Bon trödeln, jaudern, iſt der Trödier. Fämin. die Trob⸗ 
lerinn, in manchen Gegenden, eine Perſon, welche in tihren Ber, 
richtungen auf eiue feblechafte Art zaudert oder jögers; P Nieder. 
Dröreler, in andern Gegenden Tandler, Trändler, in Meißen 
Temperer. 2. Bon trödeln, mit alten Geräthfhaften handeln, 
iſt Trodler eine Perfon männlichen Geſchlechtes, deren Gefchäft 


dieſer Handel it, nach häufiger der Tro delm ann. Kür das weibs * 
liche Trodlerinn, fast man in diefer Bedeutung heber Trödel: 


frau. oder im verädhtlichen Verſtande Troselweib: Im Oſter⸗ 


reichifchen heißt ein Trödelmann, Tandier, von Tand, Trödels 


waare, Grampler, für Gerumpeler, in Nürnberg Altgewand- 
ler, au andern Oberdeutſchen Orten Sonnenkrämer, weil fie oft 
unter freyem Himmel feil’haben, im Niederſ. Piunkenkramer, 
von Plunken, Lumpen, Plunder. In großen Städten, wo fi 
folche.Kcämer über die niedrige Elaffe des Volkes zuerbeben ſu⸗ 
Gen, und wo ihnen dee Nahme Trödeler, oder Trödelmann, zu 
gemein it, pflegen fie fi mit dem Franzöfifchen Napmen —— 
leurs zu nenden. 

Die Trödelfran, plur. die —en, S das vorige. 


Trodelbaft, — er, —efie, adj. etadv, von Trödel, gundern, 


im gemeinen Leben, für zauderhaft. 

Der Trodelkram des —es, plur.car. .Der Kram, 
Handelnuir alten Gerätkfchaften, 2.Trödelwaaten, alte 
ſchaften, als cin Gegenſtand diefes Handels; als ein ek 
etivum. 4 

Der Trödelmann,des—es, plur. die — männer, — 
(S. Trodeler) Trodelleute wird auch von mehreren Verfonen 
beyderlen Geſchlechts gebraucht. 

Der Trodelmarkt, zee e plur, die —mäche, Siebe der 
Trosel. 

1. Trodeln, verb. reg. act. —— nur ineinigen Gcgenden für 
- ziehen üblich iſt. S Treideln 

2.Crödeln,verb.reg.neutr, mit dem Hülfsworie haben, — 
nur im — —— mancher Gegenden für zaudern, zögern, 
gebraucht wird. Niederſdroteln in anderu Hochdeutſcher Gegen⸗ 
den trandeln, tändeln, temperh, (S.diefe Wörter.) 
leitet es von trotten, trotteln, lanafanı gehen, her, welches cine une 
mittelbare Dnomatopöie des Gehens ifi;' vielmehr ſcheinet es * 

em 


— 


Wachter 






* - 


To. 


deln, ziehen, eine Figur zu ſeyn; 


a ———— 


— u Er 
685 Ih \ 28 


3 2 5 demvoligen käbeln, ‚fo wie 


zögern ud zaudern von ziehen abſtammen. “ 
3. Teödeln, verb.reg.meutr. gleichfalls mit haben, mit alten 
Gerthſchaften handeln. In vertrodeln hat es auch eine thätige 
Bedeutung. Im Oberdeutſchen rändeln, trändeln, treideln, 
grämpeln, von Gerümpel. Daberdas Crödeln. 
Anm . Viele Sprachlehrer leiten es vontragen ber,andere von 
trahere, ziehen, ehedem auch tragen, da es denn Krämer bedeus 
. gen würde, welche ihre Waaren herum tragen, und damit herum 
ziehen. Allein, Feiner von beyden Begriffen paßt genau anf 
das Trödeln. Es fcheinet vielmehr von dem Laute entlehnet zu 
feyn, welchen alte Berähfchaften machen, wenn man damit hand» 
> dbieret. Solche alte Beräthfaften pflegt man im geineinen Les 
ben noch jet im verätlichen Berftande Trudel zu nennen, &ez 
rümpel, Riederf, Rummel, eine andere Hromatopdie, bat eben 
dieſeibe Bedeutung, und ift das Stantmwort des Diterreichifchen 
grempeln oder grampeln, trödeln -Grämpelmarkt, Srödels 
markt u. (fund des mitılern Lat, Rumbula, ein Trödelweib. 





: Die Trödelorönung, plur. die —en; eine obrigfeitliche Ver» - 


ordnung, wie fich die Srödellente beydem Einfaufe alter Geräth⸗ 
ſchaften zu verhalten haben. _ ; F 
Das Troͤdelweib, des—es, plur. die —er, S. Trodeler 9, 
Der Trog/ des —es, plur. die Troge, Diminut.das Trögelchen, 
| Oberd. Tröglein, imgemeinen Leben Trögel. 1.*Im weiteften 
| Verſtande, in welchem es ehedem einen jeden Kaften, eine Kifte, 
Seinen Schrank bedeutet zu haben feheinet, und ineinigen Dber« 
deutfchen Gegenden noch bedeutet. Alle geſchloſſene Gemäcer 
und Tröge öffnen, alle Schriften daraus zu nehmen, Wurſtiſen 
bey dem Friſch. Gewandtrog, bey dem Pictorius, ein Kleider 


— kaſten. Bin Reifetrog, ein Koffer oder Neifekaften, Stettler. 


An Hochdeutfchen ift diefe Bedeutung veralter, im Oberdeutſchen 

ift dafür in den meiten Gegenden auch Truhe üblich, (S. daſſelbe.) 

2, In engerer Bedeutung, ein längliches Behältnig, gemeiniglich 

7 Sbalb wund, oft aber auch ins Gevierte, gemeiniglich aus Einem 

‚Stüde gehauen, oft aber auch aus mehrern zufammen gefeßt, Im 

Bergbaue werden die Mulden,worin man Erz und. Kohlen herbeh 

trägt, noch Troge genannt. In andern Fällen iſt der Trog nur 

ein fehr langes Bebältnik diefer Art, es fen übrigens halb rund 

| ausgeböblet, oder and) ing Gevierte gearbeitet, es beſtehe aus eis 

H nem Stüde, oder aus mehrern, Daber der Badtrog, Waſch⸗ 

| trog, Lohtrog, Stampftrog, Wafferrrog, viehtrog, der in 

manchen Fällen auch die Brippe heißt, Sifchtrog, Stoßtrog, 
Tränftrog, 

Anm. Im Niederf.Angelf. und Schwed. gleichfalls Trog,in 

-  Angelf, auhTroc und Trige, im Ital. Truogo,Truogolo, 

' Trogolo, im Zsiänd. Thro, im Engl. Trough, im Böhm: 

Truky. Bey dem Willeram ifi Trugelin, ein Kanal, Es bat 

ehedem wohl den allgemeinen Begriff des Bıhältniffes, des hohlen 


Raumes, gehabt, fodaf es mit dem Franz. Trou, ein Loch, febr 


nabe verwandt iſt. S. aud) Truhe. : 
s. Vie Trogfcherre, plur. die —n; ben den Bädern, eine eiferne 
} breite Minge an einem gefrümmten Stiele, den Bachtrog damit 
auszuſcharren und zu reinigen, . 

Die Troderplur. die —n, einein den niedrigen Spredhatten Ab» 
liche verädhrliche Benennung einer groben, plumpen Xbribesper- 
fon. Eine faulevder grobe Trolle, Voncrollen, plump einher 
traben. 

Trollen, verb.reg. act. et neutr. im letzten Falle mit ſeyn und 


Sautes iſt, und daher in allen den Fällen gbraucht wurde, in wel» 

‚hen diefer Laut Statt finder, 1. * Eine Artwiderwärtigen Ge⸗ 
chreyes erheben, in welcher Bedeutung es nur in einigen gemei⸗ 
5 Adel. W B.4 Th. 2, Auf, f / 


PL ur 


haben, welcher eine Onomatopdie eines rollenden oder trollenden 


| Treo. ı 690 


nen Sprecharten vorfommt, in welchewsrölen auch zanfen, ha⸗ 
bern iſt als ein Nenscum mis haben, Jm Griech ifl guAAog, 
Gemurmel,und YuAAsım, murren, Daher bedeutet ohne Siweis 
felim Schwed.trolia,beheren,bezaubeen, nach dem mittlern Lat, 
incantare, $tanz;enchanter, eigentlich befehreyen, berufen, 
und Troll, eine. Here, ingleichen ein Gefpenft. 2.* Hin uud ber 
wanfen oder wackeln, eine veraltete Bedeutung, wovon Troll in 

Baierwfür Troddel üblich iſt. 3. Wälzen, einen ſchweren cunden 

Körper duch Umdrehen fort bewegen, nur in einigen gemeinen 
Sprecharten, Niederf, trulen, Engl. to trowl, Franz. rouler, 

im Deutſchen zuweilen auch vollen. Daher vermurhlich auch das 

in einigen gemeinen Mundarten üblicheryoll, groß; Trollbirn, 

‚eine große Birn, ein-Trollmaul, ein großes herabhangendes 

Maul. Ob Troll,der Ramm an den Weintrauben,in einigen Ges 

genden, in andern Trapp, Grappe, auch hierher gehöret, Fanın ich 

nicht beſt immen. 4. Mit furzen plumipen Schritten einher traben, 
eine -Dnomatopdie diefes Ganges, befonders auf einem hohlen 

Raume; als ein Hentrum mit feyn. In diefer Bedeutung iſt es 
im gemeinen Leben noch fehr häufig, wo es gemeiniglich im vers 
üchtlichen Terfiande für geben gebraucht wird, Er Fomme daher 

gewollt. Er iſt fortgetrollt. Ingleichen als ein Reciprocum ſich 
trollen, wo es zunächft cine Figur der vorigen Bedeutung zu feyn 

ſcheinet, fi gleich famfortwälzen. Trolle dich !- pade dich fort! 

Sig forttrollen. = 

Er trolkte ſich mit vielem Pochen, Haged. er machte ſich fort, 

So, daß fih Wirch und Gaſt urplöglich rollen müffen, 
ebeun derſ. 

Die Jäger gebrauchen trollen nod in dem mehr eigentlichen Ver⸗ 
‚Rande für furgeinber.traben, da fie.cs denn fo wohl von den Wok 
fe als Hirfche gebrauchen. Dev Wolf srolkt, irabt. Im Englir- 

ſchen iſt totroll, hetum gegen, im Niederſächſtſchen aber Trul⸗ 

te, ein plumper Fuß. — 
Das Tromm, S. Trumm. 
Die Trommel, plur. die —n, ein Werkzeug, auf welchem derje⸗ 
nige dumpfige und zitternde Laut hervor gebracht werden kann, 
welchen die ——— trom ausdruckt, deren es daun verſchie⸗ 
dene gibt. Die Maultrommel, ein Kleines eiſernes Werkzeug, des 
ren elaſtiſche Zunge dieſen Laut hervor bringet, (S. dieſes Wort.) 
Die Pauke wird in manchen Gegenden noch die Keſſeltrommel 
genannt, weil fie einem Keſſel gleicht. In engerer und gewöhnli⸗ 

cherer Bedeutung iſt es ein friegerifches Werfzeug, weldes aus 
einem hohlen Enlinder beſtehet, deffen offene. Enden mit einenr 
ſcharf geſpannten Prrgamentüberzogen werden, worauf man mit 
Klöppeln fchlägt, da es denn einen ſehr ſtarken und zugleich dum⸗ 
pfigen und zitternden Ton von fich gibt. Die Trommel ſchlagen 
oder rühren. Der Trommel ober. dem Balbsfelle folgen müſſen, 
ein Soldat werden müffen. 

Daß, weil er nicht gehorchen wollte, 

Zohann der Trommel folgen-follte, Gell. ’ 
Sprichw. ev bleibt bey feinen Worten, wie der Hafe bey der 
Trommel, von einem Dienfchen, welcher bey der geringfien Ver⸗ 
anlaffung von feinen Worten und Berfiherungen abweicht. In der 
Anatomieift die Trommel eineHöhle des Ohres, welche mit einem 
dünnen trocknen Häuschen überzogen ift, und vermirtelft es dazu 
gehörigen Hammers die Empfindung des Gehöres verurfacht. Im 
weiterer und theils figürlichere Bedeutung, werden verfchiedene 
hohle splinderförmige Bebältnife Trommeln genannt, zumahl, 
wenn fie in der Handthierung einen ähnlichen Laut von ſich geben, 
In Niederſachſen heißteine jedegroßeblecherneBüchfe eine Trom⸗ 
mel. Eben daſelbſt führer dieſen Nahmen au diejenige blecherne 
Röhre, welche das Waſſer von. Dächern ableitet, In den Küchen 
ifi die Trommel ein blechernes Gehãuſe um den Braten, dieHige 

£r A 


Be ER — a A Zu, a Ta a A TE ar 


651 Tes 
En 
zufuminengu dalten, El Ele eener Hofer Cylinber, den Kaffed 
darin zu brennen, wird ebendafelöft die Kaffe htrommel, bey einis 
‘gen die Raffebpaufe genannt. Bey den Uhrmachern iſt die 
° Trommel ein kleiner horizontaler Eplinder, über welchen die Ge⸗ 
“ wicpefehnue guf und nieder geher. Bey deu Siehmachern ift es der 
hölzerne Cyiinder, welcher das Sieb einſchließt und auch der Lauf 
Fenannt wird. Nach einer noch weitern Figur führe ben den 
Zagern ſo wohl der Garuſack, worin die Stahredes Nachts mit 


einen Lichte aufden Teichen gefangen werden, als auch derjenige 


eigene Sad mit einem Reifen auf dem Boden, worin die ger 





ſchladen üblicher ift; Seuerläcm, Alaein, Zapfenfkvrihnf.f. 
ſchlagen. ©. ee N fenſtreich ff 


Anm. In den gemeinen Spredarten trummeln. Es iſt daß 
Intenſivum oder Iterativum des im Hochdeniſchen veralteten 
trommen oder trummen, welches noch in dergemeinen Dinude 


arten üblich iſt. (S. Trommel) Diefes Zeitwort und der Schall 
welchen e3 bezeichnet, find mit vitm meln und rumpeln febr nahe 
verwandt; das vorgefegte € druckt die Intenfion des rober des 
sitteenden Laufı gang. erg 2 


braucht twich, Feuertarm teommeln z wofür aber das Zeitwore 


Der Eronmelfihleg, ses—rs; plur. Sie—fhläge 1. Ein 
Schlag aufdie Trommel, 2, Collective und obne Plural, das 
"Rühren oder Schlagen der Trommel, Nach dem Trommelfchla- 
ge,nachden die Trommel serührt worden, Etwas bey cffentli⸗ 
chem Trommelfihlage bekanut mache. 0. 
DerTrommelfchlägel,des—s, plur ut nom. fing. Schläger 
oder Stäbe, womit die kriegeriſche Trommel geſchlagen wird ; im 
gemeinen Leben auch wohl Trommelſtock. Ri. 1% 
Der Trommelfchläger, des—s, plur.ut nom, fing. derje⸗ 
Rige, welcher die Er egerifche Trommel zu fchlagen verficht, deffen 
Pflicht es iſt, fie gu fehlagen ; devrTambur, (S.diefes Wort.) By 
- we 


fangenen Hühner nach Hanfe getragen werden, den Nahmen der 
Trommel. — 
Am Inden gemeinen Mundarten Trummel. Die Endſolbe 
it kein Zeichen einer Berfleinerung ‚wie viefe glauben, ſondern 
die Ableitungs ſylbe, welche ein Werkzeug, ein Subject begeichnet. 
Sie Trommel bedeutet ein Ding, welches den Laut trom oder 
trum hervor bringe. Andere Mundarıen und Sprachen Haben 
audere Endlaute, oder laffen ſie gar weg, wie das Dberdeutfche 
Tromme, Trumme, das Niederf. Trumme, das Schwed. 
Trumima, welches Trommel und Trompete bedeutet, das Englis 
fe Drumm, Die Trommel ift das älteſte muſik aliſche Werke 
na beſonders fürden Krieg, welches die Spanier bey Entdes 
dung von Amerika fogar ben den dafigen Wilden antrafen; es iſt 


den Schwäbifchen Dichtern Trumbunere, — 
Die Trommelfucht, Blur. car eine Art der Windſucht, zumeie " 


aber auch von jeher von verfchiedener Geſtalt und Einrichtung ges 


wefen, und da alsdanıt auch der Laut, welchen es hervor briuat, 
feine Abanderungen leidet, fo bat es auch noch verfchiedene andere 
Rabmen defommen, welche doch alle den ſtarken, dumpfigen urd 
girreruden Laut ausdrucen. . Dahin gehöret das alte Oberde at⸗ 
{de Tamber. Mich froewet nihtder Tamber noch diu 


Gize, Scheu? Ulrich von’ Winterferien. Wovon das Franz. 


Tambour, und das Ital. Tamburro abffammen. DasGrich. 
indLatein. Tympanum fomme damit genau überein. ¶S. Tam⸗ 
bur.)- Bey dem Hornegk heißt die Trommel Sumpper, und noch 
in einigen Oberdentſchen Gegenden Sumber ; im Riederf. aber 
Bunge, Da die Trompete einen äbnlihen Laut von ſich gibt, fo 
Gar fie auch einen ähnlichen Nahmen befommen. Figürlich bat 


bernach diefes Wort dazu dienen müffen, in vielen Fallen den Bes. 


griff des hohlen Naumes, der Kürze und Dicke u. ſa f. auszudruden, 
weil folche Körper inder Behandlung vinen ähnlichen durapfigen 


- Raut von fiih geben. (S. Trumm.) It Anfehung des zitternden. 


Lautes gehöre auch tresmere mit, zur Verwandtſchaft, wo aber 
Das helle e das Dumpfige ausfchlieft. 

Das Trommelblech/ des—es, plur. doch nur von mehrern Ars 
gen, Hie—e, eine eigene Artnieffingenen Bleches, woraus bie jeßt 
üblichen Soldatentrommelnverfegfiget werden. 

Das Trommelhaäutchen, des—s, plur. ut nom. fing, in 
her Anatomir, das dünne trockne Häufchen, welches fich über dee 
Trommelbhehledes Ohres befindet. S. Trommel, 

Trommeln, verb..reg. neu'r, mit dem Hülfsworte haben, den, 
jenigen ſtarken ind zirteenden Laut hervor bringen, welchen die 
Sylbe irom bezeichnet. Auf den Tifch trommeln, wenn man mit 
— Fänften fehne hinter einander auf den Liſch fehlögt, Eben 
Biefe ſchnellen abinechtelnden Schläge auch ‘anf andern ‚Körpern 
marden,nennet aran fehroft gleichfalls trommeln, weun gleich fein 
Hninpfiger und zitternder Schall hervor gebracht wird, So trom⸗ 
melt der Hafe, wenn er anf den Hinterlänfen fißend, die Vorder⸗ 
Täufe auf ind nieber bewegt,“ In rigentlicherm Verſtande trom⸗ 


meleeine Act Tauben, wenn fie mit der Bruft und Kehle einen 


diefem Worte ähnlichen Lant bervor. bringen. (Siehe Trommels 
raube.) Ari engſten Verſtaude ift srommeln , das nnter-deim 
rudarıı det TeomitelSefannee muftfalifche Werk zeug ſchlagen. 


Es wii ygeirommele Da es denn auch wohl als ein Activui ge⸗ 


2 


Die Trompete, plur, die —n, Diminut. das 


Ten auch der Wafferfucht, bey Mrenfchen und Thieren, woben der 
Unterleib, wegen des darin eingefchloffenen Windesoder Waſſers 
wie eine Trommel gefvanne if, Miederf, die Bungenſucht dou 
Bunge, die Trommel, Zuweilen find Winde und Maffer mit - 


nanıtiwird, - 


einander vereinigen, da fie denn auch die Windwaſſer ſucht ger 
* EL | “ 
Die Trommeltaube, plur, sie—n, eine Art Haustanben; wels 


che vine Stimme von fich gehen; die dem Trommelſchlage ähnlich 
iſt; Columbatympäniftal. Sie find ftärfer als die Feldtaus 
ben, haben Buſchel auf den Köpfen, und werden, weil ſie alle Mo⸗ 
natbe Eyer legen und brüten, au) Mondtauben oder Monaths⸗ 
tauben genannt, : r A 
vrompetchen 
Dberd. Trompetlein, ein mafikalifcbes Werkzeug zum DBlafen, 
welches mie dee Zunge regicret wird, und ang einer langen drey⸗ 
fach ziſammen gelvgten Röhre befteber, welche unten eine weite 
Offnung hat. Auf der Trompete blafen, beſſer die Trompete bla⸗ 
fen. In die Trompete ſtoßen Mit Pauken und Trompeten. Ju 


den Orgeln iſt die Trompete oder das Trompeten: Werk; ein 


eigenes Regiſter und Schnarrwerk, welches wieeine Trompete 
Plinget. Figürlich, wegen einiger Ahnlichfeit in der Geſtalt, wer» 
den in der Anatomie gewiffe Bänge in der Gebärmutter Mutterz 
trompeten genannt.‘ S,diefes Work, — 
Anm, In Oberd Trummoet, in Luthers Bibel Drommete, iun 
Niederſ. Trumpete, im Engl. Trumpet, imIsländ. Trameta, 
Die Verlegung des Tones auf die Ableitungs ſylbe zeiget ſchon daß 
dieſes Wort, fo wie eg da iſt, fremden Urſprunges iſt. Es iſt aus 


Mk SEIFE — 


dem Frauz. Trompette entlehnet, welches das Verffeinerungs- 5 


wort von Trompe ift, welches jest nur noch figürlich den 
Rüſſel des Elephansen bezeichnet; Trompe aber im Deutſchen 


ehedem Trumbe, in Lipfii SIoffen Triumbo, Drumbo, im 


SatianTrumbu, war ehedem ein Ähnliches,aber allem Anſcheine 


den und zugleich dumpfigen Tone, ſo wie die Trommel, den Rab, 
men haste. Im Ital. heißt daher die Trompete nod Trompa, ı 


iin Engl. Trump, im Bretagnifhen- Trumpil; im Schwed. 


Trumima, welches aber auch eine Tromniel bedeutet. Weil dier 


fer dumpfige zitlernde Ton ehedem mehreren mufſtkaliſchent Werk 


jeugen gemein war, fo bedeutete Teumpe chedem and eine Laute 


‚nach größeres Juſtrument, welches von feinem ſtarken fehmertern» - 


ad = 





> 
3 

1; 
J 


ud pr einem Pante 
en ‚na Saturn » 


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74, — — 
— o 
fen. die Tromb⸗ iſt ein noch nicht 
en melches auf einer ſtarten 
befontern Lade aussefpannten Saite beſtehet, welche 
——— wird,und wie eine bedeckte Heeres 
aufe Jautet, Die Tromp ete rharine ift ein Ähnliches Juſteu⸗ 
—J Ey einer einzigen großen Darmfaite, welche aber mit einem 
n"gsfteichen wird,und alsdanı ein Schnarren, wie eineTrons 
 pete, mecht. Sie iff aus dem Teummfcheit eneftanden, (©. dieſes 
86 chief: Werkzeuge baten,fo wie die Trommel hren Nah⸗ 
‚men von den Lante trom, welchen fie herbor bringen. Der Laut, 
“ welcheit dieTrompe tein manchen Fällen hervor bringt,lauter fchon 


- "ben dem Enniur Taratanrera, 
txmniten, verb. regul,act. et neutr. im legten Falle mit 


dem Hälfsworte haben, auf der Zompete blafen, in die Frompete 
" fioßen, Wenn ihr trommaeret, [5 follen die Läger aufbrechen, 


"AMof.1o,5f.lins lien teommeren, ı Mace. 5, 33. ud fo in 


andern Siciken wehr Trenimesen ür romperen ift im Hodh» 
Scurfehen veraltet. Aber auch das legte wird nur noch tbeils im 


mente gebraucht, indem ſtatt dieſes Zeitwortes in die Trompete 
ſto gen, oder die Trompete blajen üblicher find, ERinen Marfch - 
* grompeten, beſſer Anen Marſch auf ber Trompete blafen. 


\ Der Trompstenf.tal, des —es, plur. car, der Schall oder 
 Lant derigeblafenen Tronwere. 


Erwas dey Trompetenfihall bes 
Panne machens; int gemeinen £eben, es austromperen. 


Der Trompsöter, des — 2, plur, ut pom, fing. ver bie Trom⸗ 
„Fete: ‚nad den Regeln der Kunſt zu blaſen verfteber, noch mehr 
aber, der ein Geſchäft daraus macht, die Ftomdereim dei nöthteen 


Fallen zu blaſen. Ber Seldtromberer, welcher auch nur der 


; Trompeter feihtb n beißt, der Softrampeter, Her St.idtreöm- 
Bi erer.. Am Oberd. Trumerter, Trommeter, Im Tarı an wird - 
i 


bicen dur; Trumbar üderfegt. 


E - Der Teompetergäng, &es—es, plur. die — gönge, ein Pleis 


ner Gang von einem Gebäude, oder auch um einen Thurme, von Wropfen, v'rb. 


welchem der Trompeter in den gewöhnlichen Fällen das Seichen 
“ mit der Tromprer gibt ; 5. B. an Höfen,” von einem ſolchen Gange 
zur Tafrl zu biaſen 


— Tromveterſtu kchen des ⸗ plur. ut nom. fing. ein 


kurzes muffalifches Stüd, fo. v-wie es auf einer Trompete geblafen 
‚werden fat. 


2,"Der Topf, &es—en, plur, car. oder derTropfen, des—g, 


plur, car. ein im Hochdeutfchen veraltetes, nur noch im Ober, 
übliches Wort, welches daſelbſt diejenige Krankheit bea 


zeichnet, welche unter em Nabmen desScplages odersſchla gffuſ⸗ 
ſes am bekaunteſten iſt. Richt, wie Friſch will, weil die ſe 


Kranfheit von gewiſſen Tropfen, guttis, — —— die von 
dem Bebirn fallen, obgleich das Ztaliänifche Gotta und mitt’ 
Icre Lat, Gutta, der Sphlaafkuf, aus elicr ähnlichen Miß⸗ 
deutung entftanden zu ſeyn feinen ,. fondern «le das In⸗ 


“ senfionm von treffen, ſchlagen, wie Schlag von ſchlagen ab» 


fammet. Im Schwrd, iſt Diyp ‚gleichfalls ein Schlag ©... 
Treff und Treffen, 


ee. 694 
Anm. Die meiſten Morsforfeher ſehen and diefe Bedeutung 
als eine Figur non Tropfen an, und, Frifch erflärt es fehr feltfam 
und gezwungen von einem Menfcben, der fich nicht cher Führt, als 
bis vr nach der Schwere, wieein Tropfen, abfällt. So künſtlich 


pflegen die Erfinder der Sprachen das Vergleichungsmittel nie⸗ 
mahls aufzuſuchen. Da indeſſen der Begriff, welchen man mit dies 
‚fein Worte verbinder, fo ausgemacht noch nichrift, fofäßefich auch 


die Abſtammang nur muthmaßlich beſtimmen. Ift es der Brgriff 
der Fauldei, dir Unbepülflichkeit, fo Fonn e8 ein Intenfiomn 
von Traube fps, fofern es überhaupt eine Mafje bedentrt, Rlog, 
Risg und andere ähnliche Wörter werden in ähnlichen Figuren 
gebraucht. Iſt aber der Benriffzeines leidenden, bülfloſen, trüb⸗ 
ſeligen Menſchen, der hereſchende, ſchrinet es zu trüben in 
betriben, zu den alten Alemanniſchen thruwen, feiden, dulden, 
im Angoiſ. throvian, wo auch Trowere, ein Märivrer if, 
zu gehören, von welchem es gleichfalls das Intenfioim fenn 
würde. Bohmiſchen iſt ‚Fraup > ein ng dropet 
aber, wenig. 


Echerze theils voneim ungefbicten Blafın auf dieſem Inſtru⸗ Das Tropfoad, des—es, plar. die — büder, bey den Gesten, 


eine Artdes Bades, damen ein flüſſiges Arznepmittel von einer 
— tropfenweife auf den kranken Theil herab fallen !äffet; Ein- 
rocatio, 


Tröpfeln, verb. reg. welches dag Verkfeineringstoort ven dei 


3: wortr tropfen ift, und fo wie diefes in dopp her Geſtalt ge⸗ 
brancht wird. 1. Als ein RNeutrum mit dem Hülfsworte haben, 
in Heine —— herunter fallen. Das Blut tropfelt aus der 
Wunde, Es wird regnen, denn es tröpfelt fehon. 2. Algein 
Yerivum, in Geſtalt Feiner Tropfen fallen laffen. Eine Arze⸗ 
ney auf Zucker trepfeln. Mit Fett betröpfeln. So auch das 
Tropfeln. 
Anm. Im ficderf. druppeln, druppeln, im Engl. to tribble.,' 
Es iſt das Intenfivum von traͤufeln, wie.tropfen von traufen. 
©. diefe Wörter, 
reg. welches in doppelter Geſtalt vorkeinntt,. 
1. Als ein Neutrum, nit dem Hülfswertababen, in Geſtalt der 
Tropfen herabfallen, von flüſſigen Körpern, Das Blut tropft 
aus der Wunde. Es wird regnen, denn es tropfet ſchon. 


- Spridiw. wenn es auf die gerren regnet, fotropfet eg auf die 


,Knechte. Da es denn nad) einer gewöhnlichen Figur.auch von 

den Köcper geſagt wird, von welchem der fläffige tropft. Die 

Därher tropfen. Die Naſe tropft ibm. Die Reben tropfen! 
StR am zärtlipften Reb tropft noch die blutende Wunde, 


Zach. 
2. Als in Geſtalt der Tropfen fallen laſſen. Arze⸗ 
ney auf Zueer , in Waſſer tropfen: Sett auf: den Braten 
tropfen. So auch das Tropfen. 

Ann, Ben dem Motfertrophen, im Riederf. — im 
Schwed. dry pa, im Islaud, dropa, im Angelf. dy pan. Es iſt 
das Antenfingm von traufen und triefen, und mit demſelben eine 
Onomatopðie des Herabfallens eines Tropfens ſelbſt. Mit ans 
dern imenſiven Endlauten kommt bey dem Willeram troffezen, 
und in riniaen Oberd. Gegenden trofnen noch jest für tropfen vor, 


2, Der Tropf des — en, plor, die— en, eine mitleidige Be⸗ Der Tropfen, des —s, plur. ut nom, fing. Diminut. das 





senning, einıg armen eihfättigen. Menſchen, welcher fid) in einer 
Nerlegenbeit weder zu vatben noch au beifen weiß. Kin armer 
Tropf; Ein elender Teopf Sleich weint er mit, der arme 
eier Weiße 
biefe (Gottes Kraft) wir du mm, elender Tropf; 
—* entgottert, Gryph. 
Sberd eut ſchen iſt auch das weibliche Geſchlecht Tröpfinn, 
ich, welche aber im Ho deut (chen ungangbar iſt; die faule 


 Eröpfinn,, Maktbef. ven 


— — — — * — * yet u. 


Tröpfchen, Oberd. Tröpflein, ein kleiner Theil eines flüſſigen 
Körpers, welcher die Geſtalt einer Fleinen Kugel annimmt. Ein 
Wropren Tau, wenn fich die Feuchtigfeitdes Thanes in Mein 
Kugeln aufden Gemäbten vrreiniget. Lin Tropfen Waſſer, 
Wein. Es regnet große Tropfen. Figürlich achraucht man 


dieſes Wort, 1. rinefebr geringe. Quamitãt eines. füſſigen Kör⸗ 
pers zu bezeichnen, Ich babe heute no keinen Tropfen getvun⸗ 


Fern. Es if kein gefunder Tropfen Blut in ibm. Bin Tröpfipen: 
Wein trinfen, ein wenig. 2. Die Tropfen un Plural begeichnen: 
— ⸗ rin 


a Er Feen 


er 


- 3 x e 


605 Kr | 
eine flüffıge Arzeney, welche tropfentweife eingenommen wird. 
„Tropfen einnehmen. Magentropfen, Bruſitropfen u. ſ. f. 
Anm, Bey dem Rotfer Fruphu, im Tatian Tropho, im 
MRiederf. Druppe, im Angelf. Dropa und Drype, im Engl. 
‚ Drop, im Dänifhen Draabe, von welchem leßteru das Deutfche 


das Intenfivum iſt. Es iſt nicht der Infinitiv des vorigen Zeit» 
= wortes, fondern von tropf und der Ableitungsfolde en zuſammen 


gefegt, ein Ding, welches im Heradfallen den Laut tropf vernt- 


facht. Einige gemeine Mundarten gebrauchen ee auch ohne End- 

folbe, der Tropf. Ein Tropfim Eimer, Ef. 49,15. Welde 

Faorm aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt. 5 

Der Tropfenfall, des —es, plurinuf. ı.Die Traufe, der Fall 

der Waffertropfen von dem Dache; Riederf. Druppenfall. Den 
Tropfenfallin des gudern Sofbaben. 2. In manchen Gegen 
den iſt es auch für Traufrecht üblich, S. diefes Wort, 

Der Tropfbabn, des —es, plur. die —häbne, inden Gradier⸗ 
werfen, Hähne mit ihren Tropfzapfen, durch welche die Sohle, 
welche. gradiert werden foll, aus dem Tropftrogetropfet. 

Tropfnag, adj.et adv. fo naß, daß es tropfet. Tropfnaß feyn. 

Der Tropffchwefel, des —s plur. inuf. in dem Hüttendaue, 
derjenige Schwefel, welcher bey dem Röften desBleyerzes am Ro⸗ 
fe zuſammen tropfet; verderdt Tripfohwefel, Triebſchwefel. 

Der Tropfftein, des —es, plur.die—e. 1. Inder Mineralo- 
gie, eine alfartige Steinart, welche entflebet, wenn mit Kalferde 
gefchwängertes Waffer in den unterirdifchen Höhlen herab tro⸗ 
pfet, und nach Abdunftung des Waffers dir Kalkerde in Geftalt 
eines Steines zurück läſſet; ohne Plural und ne von der Art, 
Sinter, Steinfinter, Stalactites, 2. Auch der Filtrierſtein, 
und ein darans bereitetes Gefäß, das Waffer zum Trinken da- 
durch zu filtrieren, wird in einigen. Gegenden Tropfitein ger 
napnf. — 

Der ER des —es, plur, die —tröze, in den Gradier⸗ 
Häufern, ein Trog, ans welchem die Sohle auf die Dornwände 
tropfet * 

Der Tropfwein, des —es, plur. inuf. verdorbener Wein; wel ⸗ 
cher aus dem Hahne oder Zapfen eines Faſſes tropfet; Leckwein, 
in einigen Gegenden Ausbruch, in Oſterreich Spanwein; 

Der Tropfzapfen,des —s,plur.ut nom;fing. in den Gradier⸗ 
Häufern, ©. Tropfhabn. i - 
Das Tropfzinn, des —es, plur. doch nur von mehreren Arten, 
die —e; ſehr reines Zinn, welches auf den Brenudrtern ans dem 
Sinnerze tropfet, und von einigen für gediegenes Ziun ausgegeben 

wird, u 

Die Trophee, (dreyſylbig, plur. die —n, aus dem Franzöf.Tro- 
phẽe, und dieß aus den Griech. und Latein. Tropaeum, ein 
Siegeszeichen, zum Zeichen des Sieges ausgeftellie Kriegsgerä⸗ 
the und Waffen. 

j Wo Wanderer Tropheen eines Dalfs, - .. . 

Das für die Tugend fiel, mit Schaudern fehn, Weiße, 
Tropp, ©. Trupp. ER 
Der Troß, des —ſſes, plur. inuf. ein Wort, welches eigentlich ei⸗ 

ne Menge, einen Haufen mehrerer Dinge bedeutet, es ſeyn nun 
Sachen oder Perfonen, Daher war Droffe ehedem ein Haufe, 
im Schwed. noch jest Drofle, In einigen Begenden iſt Trieſte 
ein Hanfe Getreides ‚(der an andern Diten ein Jeimen heißt. 
Das Holländ, Troßs — * ein Bündel, Pack. Im Hochdeut⸗ 
ſchen gebraucht mar das Dort nur noch von dem ſchweren Ge⸗ 
packe der Armee, und den dazu gehörigen Perſonen, z. B. Pad- 
knechte, Reitknechte, Marketender u. f.f. Sich bey dem Troſſe 
aufbalten. Dem Troſſe folgen. Indeſſen fängt es auch in dieſer 
Bedeutung im Deutfchen am zu veralten, indem Bagage und Ge- 
pack dafür üblicher find. In einigen Gegenden ifi devTroßwagen 


RE EN 


fich bey dem Troſſe der Armee nur die geringften und feigften Pers 
fonen eines Kricgsheeres aufhalten, fo wird Troß zumeilen im 
verächtlichen Berflande von einem Gefolge unnüger licherlicher 


6° 


nochein Bag agewagen und das Teoppfers, ein Yadpferd. Da | 





Leute gebraucht. Daß es in diefem ganzen Verſtande ein Collecti⸗ E 


vum iff, fiebet man von felbft. Indeſſen gebraucht Opitz es auch 
individuel von einem verächtlichen — * 
Jetzt fegt ein kahler Troß, der in dem vortheil liegt, 
DSen beſten ſelden ab. ra 
In welchein Verftande es aber im Hochdeutfchen unbekannt if. 
Anm. Auch im Schwed. iſt Trols, das Gepäd, im Wallif. 
Trwfia, im Bretagnifchen Tres, Im Isländ.ift Truts, ein 
Bündel, und im Franz. Troufle, das erhabene Hintertheildes 
Pferdes, das Kreuz. In einigen Deutfchen Provinzen hat man 
auch dag Zeitwort troſſen, paden, auftroffen, auffaden, Franz. 
troufler, Engl. to truls. - Der Begriff der Bröge, der Meng: 
ift der Stammbegtiff. S, x Droffel, Kiefe, Reifen. 
Der Troͤßbube, oder Trößjimge, des—n, plur. die—n, ein 
Bube, 2. i. junger Menfch geringen Standes, der fich bey dem , 
Troſſe eines Kriegsheeres aufhält, z. B. als Packkuecht, Reit⸗ 
—* Marketenderknecht u. ff. doch nur im verächtlichen Ber 
ande. £ ER 
Der Troßjuͤnge, ©. Teoßhube. er 
Das Tröfßpferd, des —es, plur, die —e, S.Trof, 


Der Troͤſt, des —es, plur. car, ein ort, welches urfpeiinglich ; 


Stärfe des Leibesund Geſundheit bedeutet, wie das alte Schwed. 
throafi,gefund werden, daher noch in den gemeinen Mundarten 
betroft, fo vielwie gefcheut, bey gefunden Berftande iſt. Nach 
einer gewöhnlichen Figur bedeutet es daher auch Dreiftigkeit, 


Kr 


} 


Kühnheit, Zuverficht, welche Bedeutung noch in-der Deutfhen 


Biber vorfemng Seinen Troſt auf die Leute fegen, feine Hoffs- 
nung, feine Zuver ſicht, Ddad.v.7. Beinen Troft auf Bote fiel- 
Ien, 2 Maccab. 7,14. 
Seinen Troft an etwas haben. In allen diefen Bedeutungen iſt 
es im Hochdeurfchen veraltet, wo man es nur noch in engerer Bes 
deutung don dee angenehmen Empfindung eines gegenwärtigen 
oder fünfsigen Guten im Leiden gebraucht. 1 Eigentlich, von die- 
fr Empfindung ſelbſt. Troſt von etwas haben, empfinden. Troſt 
ausctwasfihörfen. Jemanden Trofigeben. Noch mehr aber, 
2. von demjenigen, was diefe Empfindung im Leiden gewährer, 
es ſeyen nun Votſtellungen, oder. Sachen, oder Perfonen, Te. 
manden Troſt zuſprechen. Einem allen Troft benehmen. Es 
hilft Bein Troſt bey ihm, er nimmt Feinen Troft an, . Das Sie: ' 
net mir zum Trofte. Das if ein ſchlechter Troſt für mich. Ich 
ſage dir das zum Troſte. Du biſt mein Troſt in meinem Leiden. 
Willt du meinem Rummer nicht den Trofi des Schlafes gon⸗ 
nen ? Dort reicht ſie der Armuth Troft und jedes Tages Hab: 
rung, Geßn. 


Ferner Freude, Vergnügen überhaupt, | 


4 


Anm, Schon bey dem Ditfeied Throlt und Droft, beydem ° ' 


Notfer Trolti, im Niederf. Trooſt. Wäredienoch übliche Hochs, 
dexiſche Bedeutung die einzige und ältefte, fo Fönnte man diefeg 
Wort bequen von Rast ableiten, zumahl da man für troſten auch 


berubigen jagt. Allein, da die Bedeutung der Suverficht ereiss 


Lich die Ältere iſt, fomuß man e8 mit getroſt, dem Griech. Ipr- 


evg, dem Schwed. Tröft, Zuverficht, Verirauen, obne alen 


Zweifel zu unferm dreift rechnen, ( S. daſſelbe) Der Begriffder 
Zuverfict, der Kübnbeit, iſt wiederum eins Figur der Stärke, der 


Geſundheit, und viefe vetmuthlich eine Figur der Größe, ſo daß 
wir am Ende wiederum auf Troß, Riefe, und viele andere dieſes 


Geſchlechtes zurüd fominen, (S. auch Trauen) Dadiefes Wort, 
ſelbſt wenn es individuel gebrancht wird, keinen Plural hat, ſo ge⸗ 
* braucht 














RT —* * * Re | 


ER: 697 Tro 


P 


brauchtman dafür, wenn ja diefer ausgedruckt werden fol, oft ben 
Plural von Tröftung, S.daffelbe. + Te 
Das Tröftamt,des —es,plur. die — ämter ‚ein nur in dee Theo⸗ 
Togie übliches Wort, wo das Troffamt des heiligen Geiſtes, das» 
jenige Gefchäft deffelben ift, nach weldjem er die Dienfchen in 
Widerwärtigkeiten und Leiden aufrichtet. : 
Teöfibar, —er, fe, adj. et adv. wer ich tröften läßt, doch a 
hãufigſten in dem Gegenfage untroſtbar, wofür doch untröſtli— 
her üblicher iſt. 

Der Troͤſtbrief, des —es, plur. die —e,ein Brief, worin man jes 
manden Troſt zu ertheilen fucht ; das Troftichreiben. 
- Teöften, verb.reg. weldes, wenn man die jegt veralteten Arten 

des Gebrauches zufammen nimmt, ehedem in doppelter Geſtalt 

‚Ablih war. — - x 

I, * Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, fich erküh⸗ 

nen, fi} unterſtehen, erdreiften, ferner dürfen, eine längſt verals 
tete Bedeutung. Se 
IL, Als ein Activum, eigentlich dreift, Fühn, muthig machen, 
fo wohl überhaupt, als in verfdiedenen engern Bedeutungsn. 
v1, Durch Abwendung oder Verminderung der Gefahr Muth, Zus 
verſicht machen; eine veraltete Bedeutung, in welcher es unter 
andern auch für Sicherheit geben, firher Geleit geben, ingleichen 
die Gewähr für erwas keiften, üblid war, Einen des Libes trö⸗ 
fen, Königshov. ihm ſicher Geleit geben, die Gewähr für fein Le— 
— ben übernehmen. 2.* Durch Hoffunng Muth und Zuverficht ma- 
chen; eine gleichfal[s veraltete Bedentung,in welcher es auch als 
ein Keciprocum, fich eröiten, für hoffen, üblich war. Trofte dih 

‘ze Gotes, Rost. hoffe auf Gott. In diefer Bedeutung des Hof⸗ 

fensift noch getr oſten üblich. (S. da ſelbe.) 3. Freude, Vergnüs 
gen gewähren, Auch dieſe Bedeutung iſt veraltet, außer, daß der 
große Saufe Bey Erwähnung eines Verſtorbenen noch die Formel 


bepzufügen pflegt: trötihm Gore! wofür andere fagen, Gott - 


habe ihn ſelig! Mein feliger Mann, tröſt ihn Gott! war ein 
großer Shöpps! Weiße. 4. Durch überwiegende Vorſtellung 
eines Guten die unangenehme Empfindung im Leiden überwinden; 
bie einzige noch übliche Bedeutung. . Linen Betrübten, Nieder⸗ 
geſchlagenen, Traurigen u. f.f. tröften. Jemanden in feinem 


Leiden, in feinem Kummer, in feiner Traurigkeit treſten. Er 


‚will fh nicht eröftenlaffen. Einen Kranken tröſten. 
— Mich empfängt die trößende Freund ſchaft 
Und lachelt jegliche Runzel hinweg, Gieſeke. 
Die Sache oder die Vorſtellung, womit man die unangenehme 
Empfindung zu überwinden ſucht, bekommt das Vorwort mit. 
Sich mitetwas tröften. Tröfter euch mit diefen Worten unter 
einander, ı Theff. a, 18. Troſte dich mie deiner Unfehuld. Im 
Oberdeutſchen auch mit der zwepten Endung, welche aber im 
Hochdeutſchen weis mehr gebraucht wird. Ich tröſte mich mei⸗ 
nes guten Gewiffens. Weß folf ich mich tröſten? Pf. 39, 8. 
Sr troöſtet ſich diefes guten Lebens. Pf. 49, 29. Die.virlorne 
» Sache, deren unangenehme Empfindung man durch eine angenehs 
me übertwiegen will, befommt im gemeingg Leben oft das Vorn drt 
wegen... Semanden wegen bes Todes feines Sreundes tröften, 
In der edlern Schreibart aber das Vorwort uber. Jacob wollte 
ſich nicht troſten laſſen über den Derlun Fofepbs, ı Mof47,35. 
So auch das Tröften und die Troſtung. Se das legte an ſeinem 
Orte beſonders. ar, s 
i Anm. Schon bey dem Kero troftun bey dem Ottfried dro- 
„Ren, im Riederf. tröſten, im Schwed. Trölta, wo es aber dreifk, 
miuthig machen, bedeutet. S. Troſt. 
Der Tröfter, des —s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Trö- 
fevinn, eine Perfon, welche teöftet, auch nur roch in der leßten 
Bedeutung bes Zeitwortes, Beinen Troöſter haben, Pred. 4, ». 


Tro 698 
Ihr ſeyd alle leidige Tröſter, Hiob 16,2, Deine Tröffer veb⸗ 
führen dich, Ef.3, ı2. 

Wo biſt du bin, du Tröfter in Befchwerde, 
Mein goldner Schlaf? Haged. 
© Laura, du bift eine leidige Trofterinn! Weiße, Ihr Schöe 
nen, ihr folfter Tröiterinnen der Männer ſeyn! Wenn man im 
gemeinen Leben ein altes Buch im Scherze und verächtlichen Ber» 
Rande einen alten Tröſter nennet, fo ſcheinet dieſer Ausdend zur 
nächft von einem alten Gebethbuche, dem Tröſter dee Andächteley, 
entlehner zu ſeyn. n 
Anm. Ehedem bedeutete diefes Wort auch theils einen Bin 
. gen, in welchem Verftande esin alten Urkunden vorkommt, und 
noch inder Schweiz üblich iſt; theils einen Beyſtand, einen Fürs 
fprecher vor Gericht, in welcher Bedeutung der heil, Geiſt noch in 
der Deutfihen Bibel der Tröſter genannt wied, das Griech. arx- 
exxAurog anszudenden. Im Tatian heißt der heil. Geikin dies 
fer Bedeutung Fluobareri, im Angelf, aber Frefrigenc‘ 
Frefriend, frofre Gaf. , 

Der Tröftgeund, des —es, plur. die —gründe, eine Bow 
flellung, wodurch man eine unangenehme Empfindung, be 
fonders einen: Kummer oder Bram, bey fich und andern zu 
überwiegen fucht.- % 

Tröftlih, —er, —fe, adj. et adv. welches ehedem in verſchie⸗ 
dener Bedeutungen üblich war. 1. * Bon Trof, Zuverficht, 
Dreiſtigkeit, war tröſtlich ebedem für dreift, kühn, beberzt, üblich. 
Marggraf geinrich ſtellte ſich troſtlich zu dem Kriege, in Men⸗ 

kens Script. Th. 2. S. 17 40. JIn dem alten Liede, Nun lob 
mein Seel den Herren, ſingt die chriſtliche Kirche noch, ihm 
tröſtlich thun anhangen, ohne e3 gehörig gu verſtehen, weil viele 
dafür ganslich eingefchoben haben, da es dach zuverfichtlich be-_ 
deutet. Der tröflichen Hoffnung leben, der zuverfichtlichen, 
fommt auch noch hin und wieder vor, 

Es hoffte tröſtlich jederzeie 
Iſrael aufdes Herren Macht, Dpis Pf. 131. 
2. In der noch jeßt gangbaren Bedeutung der Wörter Troſt und 
tröſten, ift tröftlih. 1) Der ſich tröften läßt, Troſt annimmt, 
tröſtbar; in welchem Verſtande aber anr der Gegenſatz untr öſt⸗ 
lich üblich iſt. 2) * Neigung und Fertigkeit beſitzend, andere gu 
tröſten; eine jetzt veraltete Bedeutung. Freundlich, hülflich 
tröſtlich ſeyn, Opts. 3) Von Sachen und Vorſtellungen, die uns 
angenehme Empfindung im Leiden überwiegend, und darin ges 
gründet, in welchen Verſtande es doch im gemeinen Leben am 
häufigften ift. Eine teöftliche vorſtellung, Predigt, Erzahlung. 
In weiterer Bedeutung war 28 ehedem für angenehm,erfreufich 
überhaupt gangbar, in welchem Verſtande es auch noch imgemeis 
nen Leben üblich iſt. Das iſt nicht ſehr tröſtlich, nicht ſehr ange. 
nehm. Sie konnen ſich vorſtellen, welche troſtliche Sigur ich in 
diefen Umftänden gemacht babe! In der Deutſchen Bibel kommt 
es in dieſer Bedeutung noch mehrmahls vor, 
Schon bes dem Notker troßlich, So aud die Tröftlichkeie. 

Teoftlos, —er, —efle, adj. etadv. des Troſtes beraubt, Ein 
troſtloſer Menſch, welcher nichts bat, womit er fich in feinem Lei⸗ 

den tröſten kann. Ein troſtloſer Zuftand, Troſtlos ſeyn. Un— 

troöſtlich iſt der, welcher ſich wicht tröften läßt, Feinewt oft an⸗ 

nehmen will, dee alfo nicht ale Mahl troſtlos if, Ben dem 
ttfried (don droftolos, 

Die Tröftlofigfeit, plur. inul, der Zuſtand, da man troſtlos iſt 

Die Tröffquelle, plur. die —n, die Quelle des Troftes, d.i. das⸗ 
jenige, woraus Troſt im Leiden hergeno mmen werden kaun. 

Teoftreich, —er, fe, adj. et adv. reich an Troſt, vielen Troſt 
babend und gewährend, im hohen Örabetröftlih. Lin trofireiz 
cher Zuſpruch. Line troſtreiche vorſtellung. 

ir Das 





699 ! — * — 


* brief. 


Die Tröfifchrift, plur. die—en, eine Särift, worin man je⸗ 


manden tröſtet. 
Die Troſtung, ‚plur. die —en, von dem Zeitworte eröftn und 


3 — Er ; 


Das ——— des —s. plur, ut nom, 2 &,Trofi: TEN Teorten. 


Der Crottknecht/ des — rt, ai: — im ia or 
wohl diejenigen, weiche tie Weintrauben vordemAnspreffen der⸗ 
- felben mit den Füßen zertreten; dir Treter · Als auch diejenigen 
Acheter, weidienachmantsdas eſſen verrichten, — 


der Ableitungsfnfbe — ung. Die Handlung, da man tröflet; Der Trottmeiſter, des—s,plur.utnom. fing. verjeiiige, sel» > 


als das Verbale biefesgeitwortes , eine ungewöhnliche Bedeutung, 


‚her die Aufſicht über die Trottfnedte Sat; der «ltermether. ’ 


wofür das Teöten üblicher iſt. *) Der Zuftand, da men Troſt Die Trottfpindek, plur. sie—n, an det Trotte oter Kelrer die 


-ernpfindet. Wer aber weiſſaget, der redet den Menſchen zur 
Befferung und sur Ermabnung, und zur Trötung, ı Cor, 14, 


große fenfrechte Schraube, Bermineift weſcher dae Kelwın ober 
Preſſen geſchiehet; die Kelterſpindel. 


* 


3. Eine ungewðh liche Bedentung, wofie Tro üblicher iſt. Der Trotz, des—rs, plur. car. ein Wort, welches die — 


3) Bae jentde, was Troſt gewaͤbret. Auch beit Troſt üblicher, 
außer, wenu menden Plural nörhig findet, weichen Diefes HAnpie 
wort nicht leidet. Sollten®ottes Trönungen fo gering vor dir 
"gelten! Hiob 15,11. Das Elend desandern Jury Liebe und 


Tröhungen zu verfußen, Gell. Der Engel der Liebe mı — 


feine lieblich en Troſftungen auf dich berab ſchütten, Weiße. 
Das Troͤſivw ort, des — es, plur. inul. ned mehr aber, Sie 
Troftwerte, ling.inul, eine tröflliche, Troſt gewehrende Aede, 
als ein Colleciium. 
Der Trott, des—es, plur. car. von dem Britworte trotten, tra⸗ 
ben. 1) Der Trab, beſonders don dem Trabe der Pferde, von 
welchem man ſo wobl das Wort Trab als Crott gebraucht. Das 
Pferd gebet den Trott. Den Trott reiten. Jral, Trotto, 


<> Engl, Erot, in minlern Lat, Troctus, 2) In einigen Ober ⸗· 


deutfchen Gegenden wird der Trieb oder die Triſtgerechtigkeit, 
fo wohl der Trott als die Trat geuanut. ©. Erotten. 

Der Erortbaum; des--es, plur. die — bänne,im Ober 
deutschen der ZRER in einer Trotte oder Kelter; der Reiter: 
baum, - 

“ Das Trottbett, des— es ‚plür, die —e chen da elbſt der vers 
tiefte Platz inder Kelter, in welchen die Tcauben zu tiegen kom⸗ 
men ;das Bert, Kelter bett. 

Die Lrotte, plur, die—n, ein nur in eigen Ober dout ſchen Ge 
genden üdliches Wort, eine Preffe,und befonders eine Weinpreſſe 
oder Kelter zu bezeichnen. Daher wird eine Dblniühte ehen daſelbft 
auch eine hhltrotte genannt, S. Trotten m 

Die Trottel, So Trodoel. 

Trotten/ verb. reg. welches das Jutenſivum von treten if, und 
in doppelter Geſtalt varfommt.. 1) As ein Activum, von treten, 

fo fern es ebhedem auch ſtampfen, ſtoßen bedeutete; in welchem 
Verſtande trotten noch in einigen Oberdeutſchen Gegenden für 
preffen fo wohl als ſtampfeu, üblich if, Den Wein trotten, ibn 
keltern. Da diefee vor dem Preſſen auch häufig von Menſchen mit 
den Füßen geſchirhet, fo könnte man diefes trotten füglich als ein 
Jutenſivnm der gewöhglichten®edentung des Zeitwortes anfehen, 
wenn nicht erweistich- wäre, daß tresen ehedem auch Rampfen, 
fioßen, bedeutet Hätte, “Daher man den Wrin trotter, es mag 
Sur Breten oder Vreffen gefcheken, Im Oberdeutſchen fagt man 
auch bi zrotten für fFampfen, und im Niederdeutſchen iſt trei⸗ 
ten ah träten die Hanf⸗ und Flachs ſtã ngrl vor den Brechen ent⸗ 
zwey ſtoßen, und Treite das gereifelle Bret, womit ſolches geſchie⸗ 


bei. 2) Als ein Neutrum, mit dem Sülfsworte haben, von der 


ublichſten Bedeutung des Zeitwortes treten, mit ſchnellen und kur⸗ 
zen Schritteu einher laufen, wie traben, ob es gleich eigentlich 
ein bärtereg Auftreten, wie dieſes, zu bezeichnen fcheinet. Das 


Pferd trotter hart. Daher getrottet Fommen, auch von dem 


menſchlichen Gange, plump daher arfanfen kommen. Indeſſen iſt 
im Hochdeutſchen dafür traben, bey vielen aber auch trottieren 
äbl:ch, welches wieder. aus dem Jtaliär. trottare, und Franz 


irotter, traben, ennehnetiff, nnaeachtet dtefe von dem Deutſchen 


reiten abfiammen. So auch das Trotten 2, 


/ 


der Zuperficht, des Drobens, des muthigen Wiverflandes, und 
der Herausforderung in fich vereiniget, undweniaften.g in 
Fällen ein Intenfioum fo wohl von Troftimder veralieten® 
tuna der Zuverfitund Kuhnheit, als auch von Drehen if u 
b deutet. 


Beywori trutzlch für kühm, verwegen, md heuerdanke vorfonnme. 
Wenn ich ewrs geleuyen wer Er 
vhnd in ſolchem groffen gelud — 
So wolt ich beſtan ein truglich ſfück Kapıss. 0 
2) Huber Grad des Vertranens auf eigene Vorzüge oder fremde 





zart 


muthig ent egen zu gehen; in welchen Verſt ande ſich in dem 

tze Zuvet ſecht/ Stolz und Knbnhert vereinigen, > &ie ver! 

auf ihren Saririfcy und find voll Trotzes  Maoce. 8, 18. 
.. Ih will mit edlem Trotz — Weg der Tugend 


e Sr es denn in der böhern Schreibartieich wohl fiat 


genftand der feſten Buverficht bezeichnet. Derzerr Pe 

Sprichw. 3, 26. Der Weg des Gerren ih. des; ßdrommen Trog, 

+ p. 10,29. Worauf verläffer er fich, wer in fein cros? 
ir. 34, 18. 

3) Zu vielen Fälfen {6 mireiniger Abänderung — die 
herrſcheude Neigung mir Beyſeitſetzung aller glimpfit en zn 
tegein, einem andern fo wohl öffenilich Widerftand ; zu leiſten ‚als 
auch ihn zum Widerfiande gegen unfere Beleidigungen & ıfor= 
der. Pine Trog beweifen, eine vrraltete Fr ar 
man Heber fagt, trotzig gegen ihn ſeyn⸗ oder in manchen Fällen 
au, ihm Trog bietben, fo wohl durch offenbaren Wider and, 
als auch durch deeifte AÄusforderung zum Widerftande. Trotz ſey 
dir gebothen Er Biecher aller menſchlichen Gewalt og. 
Femandes Trotz demüchigen. Jemanden etwas zum T 
thun, mit offenbarem Widerſtande gegen deſſen Willen, Mi 
uff. Der ganzen Welt zum Trog, ‚wenn ‚gleich ve 
Belt anders will oder denkt. - 

Da es denn oft auch als eine Partikel zur ea 
offenbaren Widerftandes oder einer offenbaren Ausforderumg ge⸗ 
braucht wird, Trog! und mache ſich einer an Iacob! 2 Sum. 
20, 13; d. i. Troß ey dem gebothen, der ſich an Jacod macht. 

Am übtichfen iſt es in die ſem Verſtande mit der dritten Endu 
der Perfon, Trog den, ders beſſer mache! Trotz dem, ver 
widerfegt! Kr bleibt, Trotz aller Gründen, bey feinen * 
nung / mit Verachtung aller Gründe, angea chiet aller Gr 

Der, Trotz der Schärpe, die ertrug, 
Nicht weiſer war, als der, den er vernünfeig feplug, om 
Ste ftebt, Trog feiner Mummerey, ‘ 
Daß alles eit⸗ ſey, Uz 
d. i. ungeachten An welch er Vebentung (fö fern esnäßmtic für. 
ungeachrer ftebt,) die zweyte Bedeutung noch üblider iſt Trog 
aller Einwendungen, für Trotz allen Cinweniungen Di 
wirft den Prozeß Trog Beinrs vielen Geldes/ füt Trotz dei⸗ 
RT nem 


u: 


— * 


Ki et der feſten Entſchließung, allen Omdern ſen 
nic, — 
be 





AR AaR 


F 


1, *Rühr ‚heit, eine veraltete Bebenmid,äi wide N 








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3 





nem — TERN Nach viger noch weitere 
‚Figur bedentes diefes in ein Swifchentvort umngeformte Tro — 
- weirernichts als, eben fo gut, da es aber nut allein die dritte 
dung selbe, — — einem Läufer, fo gut a * 
Läufer, 
rs Trog, eineb älter (wage urſin Haged. 


* Krallen dirfen Fällen ift die R. A. elliptiſch ‚und — 


Tron ſey dem gebothen, auflöſen; woraus zugleich erhellet, dag 
die dritte Endung die richtigſte it, außer wenn es die Geſtalt 
eines Vorwortes annimmt uud für ungeachtet ſtehet. Hin deß⸗ 
willen wird diefes Trotz auch am richtigſten mit ei Es großen Ü 
geſchrieben, indem es ein wahres Hauptwort ift, went es gleich 
durch den elivtifhen Sebrauch die Geſtalt einer Partilel aunimmt. 

Die Hanptwörter Glück, Heil, Dank ff. werden in ähnlichen 
Elipfen gleichfalls allemahl mit einen: großen Bucftader ges 
füorieben. Glůck dem Rönige!geildir! Ei har die Krantbein 
Dank feinem guten Arzte, glück lich überſt anden. 

4. Endlich iſt der Trotz auch ıhätige -Erweifung herefchenber. 
Widerfpenfigkeit, da es denn oft auch in engerin Verſtande von 
derthätigen Erweifung der herrſchenden Abneigung von der Ver⸗ 
ſöhnung gebraucht wird. Der Trog eines Rindes. Jemandes 


- Trogdemürhigen. 


Anm. Zn einigen alten Mundarten Trittz/ welches iu bein, 
im Hochdentfehen aber auchfeltenen, Trutz bündniß, ein Bünde 
aß zum Angriffe, im Örgenfage eines‘ blogen Shugbindnilfes, 


gangbar iſt. S. das folgende 
CTrotzen, 


verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. Ei⸗ 
a ee Grad der Kühnheit befigen, und ſolchen thätig erwei⸗ 
fen; eineim Sochdeutſcheu völlig veraltete Bedeutung, 2. Einen 


er bohen Grad des Vertrauens auf eine Sache begen, und ſolchen 
mit Beyſeitſetzung alles Glimpfes thätig eriweien ; mit dem Vor⸗ 


worte auf. Die ſich verlaffen auf ihr Gut und trogen aufibren 


. großen Beichtbum, Pf. 49,7. Sie trotzen auf den Gott Iſrael, 


&f.48, 2.1 rpbarad trotzete auf feine Macht, Judith ı, 5 
- Trotze nicht auf dein Amt, Sir, 10,31. 
Ein Midas trogt auf den Befig der Schäge, Haged, 
Auf etwas pochen , wird in Äbnlihem Verſtande gebraucht. 
3. Oſt berſchwindet ein Theildes Begriffes der Zuverficht,und da 
ftir die chätige Erweifung am ſtärkſten vor, und alsdann iſt tro⸗ 
gen, tu hohen Vertrauen auf ſich oder anbere, mit Benfeitfegung 
alles Glimpfes, fo wohlzum thätigenWiderftande bereit ſeyn, als 


auch andere dreift zum Widerftande ausfordern, wie Trog Dies _ 
then; da es denn auch, fo wie dieſe R. A. die dritte Endung der Per⸗ 


‚fon erfordert. Einem trotzen. Allen Gefabren trogen. Trog 


Bierhen. Biete, befonders OberdeutſcheSchriftſteller gebranchen 


'esin Diefer Bedeutung mit der vierten Endung. . Wegwegen fie 
fi) entiiploffen, — und das fonft unerbiteliche Kecht der 


 Sräberzu trogen, Öropb. Den Serren trogen, Ier. 50, 24. 


ı Cor, so,22. Wolle ihr mich trogen? Joel 3,9. Man trotzt 
die Sterblichkeit, Gin, 
2 “ Saft du in ihrer Bruft ein deuer angefacht, ı 
"Das die Gefahren trutzt? Schleg. SE 
Sie trodte gar die Shwachheitsfünsden, Haged. 
Diefe im Hochdeutſchen Fehlerhafte Wortfügung ſcheint im Ober⸗ 


deutſchen einheimiſch, und aus Verwechſelung mit dem in einigen 
Provinzen gangbaren fragen, zum Zorne teigen, entfländen zu 


feoa, welches aber allem Anfeben nah nicht hierher gehöret, fon 
dern ein Intenfiyunvon veigen üb, auch den Begriff des dreiffen 
Ungeftümes nicht bat, welcher mie tro tzen verbunden iſt. Da dies 


ſes im Hochdeutſchen Fein Activum, fondern ein Neuirum iſt, und 
man daher nicht ſagen kaun, ich werde gerrotzt, fo kann man 
= ng u. einen rogen. Die ähnlichen R. A. einem 


Tara 


pochen, einem Sroben, einem wiserteben ff deren Beariffe 
ſich in trotzen vereinigen, Leiden gleichfalls nur diedritse Endung, 
4. Seine herrſchende Abneigung von der Verſöhnung auf thätige 


Art an bei Sag fegen, wo es abfolute, und höchſtens mit dem’ 


Boriworte mir gebrauchtinird. Min Kind feogt, wenes feinen 
Widerwillen gegen den eingebilderen Beleidiger-aufeine berethen» 


de Art ait den Tag legt. Mit jemanden trugen, im glinpffichern 


Berflande, mie ibm zii mei, in den niedrigeren Sprecharten, mit 
ihmmanulen. ©. and das Trogzen. 

nm. In einigen Oberdeutſchen Mundarten trugen, bey dem 
Rotker trotzen, im Shwed. trotla, im Isländ. tratzast, Im 
Riederſ. iſt trotſeren, ſtolz und trogtg hun, und in der Schweiz 
trageln, (impfen, welches aber, fo wie das Baieriſche tragm, 
reisen, nicht biecher, fondern gu eigen zu gehören fchriner, Tro⸗ 
ten Reber für trotſen, und zeiget ſchon dadurch, daß es ein Ju⸗ 
tenffonm von einem andern Zeittworte iſt, vielleicht von treten, 
Oberd. trotten, da es denn vor Trotz auf die Erde ſtampfen bes 
deuten würde. Noch mahrfcheinlicher iſt es ein Intenſtvum fo wohl 


obun drohen, als auch von trauen und Troſt, in der alten Beden⸗ 


tung der Snverficht, indem alle diefe Begriffe in diefem Worte zus 
ſammen fließen. Am Angelſ. tft Threata, Engl. Threat, Dros 
Bung,nudthreatian, Engl, threat, drohen, woraus mit anges 
bängter Ableitung sfplbe —fen, leicht trogen werden fönnen. Im 


„einigen gemeinen Mundarten wird auch progen in manchen Fül⸗ 


Trogig, —er, 


Der Trogkopf, des ⸗es 


Trübe, —r, — ſte, adj. et adv. 


len für trotzen gebraucht. Die Zar. trux und atrox, das Frang 
brusque, das Stat. bravazzare, trotzen feinen gleich fall⸗ 
damit verwandt zn ſeyn. 

—fe, adj, et adv. Trotz an den Tag legend, in 
dem Zroße gegründer, doch nur in der dritten Bedeutung des 
Hauptivortes, Ein trotziger Menſch. Kemanden ſehr trogig 
begegnen. Eine trotgige Antwort Kin rrotziges Betragen. 
Im gemeinen Leben bezieher ſich trotzig oft bloß auf die Mienen. 
Trogig ausfeben, einen mürrifchen Ernft Durch feine Mienen ver» 
rachen. Luthers trogiglich fire das Nebenwort trotzig iſt im 
Hocdeutjchen verattet, 


jueg, ingfeichen eine Perſon, welche Trotz befißet oder äußert, 
tod am häufigſten nur in der vierten Bedeulung fd wohl des 
HauptwortesTrog, als des Zeitwortes trogen. 

2. Am eigentlichften Bere 
fiande,in denjenigen Zuftand verfest, da die Durchſichtigleit eines 
Korpers durch in Bewegung gebrachte-Eleine Theilchen gehindert 
wird; in welchen Verſtaude es befonders von flüffigen Körpern 
gebrauchtwird, im Gegen ſatze des hell und klar. Das Waſſer, 
der Wein, das Bier iſt trübe. Das Waſſer iſt trübe. Im 
trüben Waſſer fifchen, oder im Trüben fiſchen, da man mebr 
Fiſche bekommt, weil alsdann die Fiſche ihre Gefahr nicht gewahr 
werden; figürlich, fich einer allgemeinen Verwirrung zu feinem 
Bortheile zu Nase machen. Trübe Luft, teuber Zimmel, trübe 
Witterung: Aber auch, ein Spiegel it tribe, wenn deffen 
Durchſichtigkeit durch darauf befi noliche fermdartigeTheile unter« 
brochen wird, In weiterer Bedeutung wird erübe auch von glän⸗ 
zenden Körpern gebraucht, wenn ihr Glanz durch darauf befindli 
Ge fremdartige Theile unterbrochen wird, Trube Augen haben, 


wenn der Glanz derHornhaut durch eine daranf befindlichegeuch: 


tigkeit verdunfelt wird, Ku diefer eigenilichen Bedeutung gebrau⸗ 


chen die Mederfachfen zwar auch druub, noch mehr aber, von 


flüffigen Körpern Hoom, gloom, Engl, gloom, von dem Him⸗ 
mel und der Luft bevenfchemig, von Seven, Dimmel, ud 
fhemig, fehaitig,; dußig, düſtz, munkelig. 2. Figürlich. 
1) Trůbe ausſehen, im Gegenſatze des heiter. Trube Gedan⸗ 
ken, im Gegenſatze der muntern oder heiten: Ju beyden Fällen 
ER 


plur. de —Böpfe, eine Gemüthsfaf⸗ 


ne N 


708 .. | 


bezeichnet es den erfien Grad det Unluſt über ein gegenwärtiges 


Übel, welcher Grad oft nur in der Abweſenheit der Munterkeit 
oder Heiterkeit des Öemürbes beſtehet. 2) Nad)riner weitern Fi⸗ 
gär wurde es ehedem auch häufig für das einen höhern Brad der 
Unluſt bezeichuende betrübt gebraucht, in welchem Verſt ande die 
Nieder ſachſen noch dröve ſagen. 

Ir lutter fpiegelvarwesleben — 

Kan trueben herzen froeide geben, 

Markgr. Drinrich von Meißen, - 
In welcher Bedeutung e3 aber nur noch zuwrilen bey den Dich⸗ 
tern gebraucht wird, 
Anm. Bey dem Noiker troube, im Niederſ. druuve und 

dreve. S. Trüben. 

Der Trubel, des —s, plunutnom.fing. ein im gemeinen es 
beu noch häufiges Wort,eine geräufchvolle Verwirrung, eine Men⸗ 
ge gerãuſchvoller Ge chäfte, Unruben, ſ. f. zu bezeichurn. Es if 
ein großer Trubel iff einem Haufe, wenn eine Menge geräuſch⸗ 
woher Gefchäfte indemfelden vollbracht werden. Auf den Meſ⸗ 


fen it immer viel Trubel. Der Briegsrrubel,der Lärm, das Ge-⸗ 
zäufch des Krieges, Im Stanz. Trouble, Wenn einigeim Plus - 
ral die Kriegs Trubeln mit ginemmn fügen, als wenn das Wort. 


weiblich wäre,foiji es alsdann eine bloße Nachahmung des Frauz. 
Troubles. Trubel iſt sin altes gutes Deutſches Wort, welches 
vermittelſt der Ableitungsfplbe —el ein Ding, Subject, von dem 
} folgenden truben, trüben, Verwirrung, Unruhe verurfachen, ab⸗ 
Gammer. Schon im Kero ift truabaler, unruhig turbidus, 
In den gemeinen Mundarten har man anch das Zeitwort trubeln, 
untuhige, gerãuſchvolle Gefpäfte verrichten. 
Trüden/ verb.reg.act, trübe machen. ı. Eigentlich, von flüffi» 
gen Dingen, Such Auftreibung oder Anfrührung fremdartiger 
Theile ihre Duech ſichtigkeit unterbrechen. Das Waſſer truben, 
Ezech 32,2, Im gemeinen Leben fagt man im figürlichen Vers 
fiande, av hat Fein Waffer betrübt, für getrübt. Am häufigfien 


iſt dieſes einfache Zeitwort noch in der dichteriſchen Schreibart, 
indem im geſellſchaftlichen Umgauge trübe machen gewöhnli⸗ 


cher iſt. 


Wenn die getrübte Fluth bis an die Wolfen —— Opis. 


Daß keiner 
Dir trübe deinen Sluß, eben derſ. 
Wenn Boreas die Lüfte übe, Uz. 
— im Zimmer zufrieden mit ſich, Surchlebte fie 
Tage, 
Nicqh vom Neide getrübt, Zadar. 
— Sn weiterer Bedeutung auch von der Oberfläche olänjenbee Höre 
ger, wenn ihr Glanz dur fremdartige Dinge unterbrochen wird. 
So hart’ ich nicht Thränen geſehn, durch die — 
Liebe 
Dein blaues fiegendes Auge getrübt, Zarhar. 
2. Figürlich. 1) Durch Verur ſachung eines Grames bie Heiter- 
leit der Geſichtszüge unterbrechen, au nur in der dichteriſchen 
Schreibart. Sie trübte Feine Rlage. 2)* Betrübt, traurig ma⸗ 
en, eine veraltete Bedeutung, in welcher jegt berruben gewöhn⸗ 
lieber iſt, (S. daſſelbe) So auch das Trüiben. 

Anm. In der erſten Bedeutung auch im Riederf. dröven. Es 
ſcheinet, daß es indiefer Bedeutung znnächft von treiben abſt aum ⸗ 
met, and eigenilich das Auftreiben frembdartiger Sheile in einem 
Hüffigen Körper bezeichnet, indem dieſes Zeitwort ehedem einen 
fiörkern Begriff der heftigen Bewegung bey fish hatte, Bey dem 
Kerv ift Iruabpen, und. bey dem Rotkex getruoben, iu Unrn⸗ 
he,iinordanng, Verwirrung bringen, turbare, Sdgußew, wel» 
ches mit verſetztem v gleichfalls hierher gehören, und mit turba, 
Haufr, Menge, eben ſo derwandt iſt, als treiben und trübon mie 





7% r 





Teure, = Teabin Hadtrab, Dortead, In den Monfeeifihen — 


triebene Meer. 


So ſchön auch biegiur der Betrübniß vonder trüben Befchafr ‚ 
fenheit durchfichtiger Körper iſt, ſo iſt fie doch für die rohen Zeiten, 


in welchen die Sprache gebildet und gemodelt wurde, zu fein und 


ſchön, und die Wabrfpeinlichkeit derfelben verliere fih ganz, - 


wenn man diefem Norte in feinem Alterfhame nachfpürer. Man 
findet dafeldft zen bieshergehörigeBeitwörter ; das vorige Aeti⸗ 


vum truoben, druaban, trüben, turbare, welches, fo wie 


treiben, and) plagen, Schmerz und Unrube des Gemüthes verur« 
ſachen, bedenter, bey dem Ulpbilas draiban, im Angelj, rin 
Lat, turbare, und welches unſer trüben in betrüben iſt und 


das Neutrumthrunen, getrieben oder geplagt werden, leiden, 
Angelſ throyian, wovon unfer Iutenfivum trauern. Man 


muß alfo die Bedeutungen vielmehr fpordnen: . 


Traben, Treffen, Treiben find Ausdrüce ähnlicher ante 
=. heftiger Bewegungen verfchisdener Art. 





Treiben, ; Er 
ud — Gewalt in eine beftige Bewegung — 
verſet en. 5 

— — 

1, Daduchvers 2, Dadurch une — Grau 
wirren, tur · durch ſichtig ma⸗ verurſachen; daher be⸗ 
bare, eine chen; daher uns trũbt, betvüben, und 
veralseteßer fer trübe und das Neuteumerauerm, 
deutung trüben. Gran empfinden, lei. 


dem . 
Hieranserbellet zugteich,daß auch die fcheinbarfte Ableitung wicht 
ale Wahl die wahre iſt, und wie behutbfam man in einer jedem 
Sprache ſeyn müſſe, nicht jeder auch noch fo auffallenden Ähnliche 
Feit ohne weitere Unterfuchung zu trauen 5 wenigfleng muß man 
die rohen Zeiten, in welchen die Spraden: gebildet wurden, nicht 


SGloſſen ift —— die Fluth, Welle, eigentlich das il I 


dabey ang den Augen fesen. Der Begriff der Betrübnig würde - 
fite unfete Zeiten eine vortreffliche Figur von der trüben Befbafs 


fenheit durchſichtiger Körper ſeyn; aber für das Knabenalter dee 


menſchlichen Geſellſchaften, wo Nerven, Empfirdungen und 
Sprachwerfzenge eben fo roh waren, afs Ser Boden und dir Le⸗ 
bensart, ift fie zu fein und zu küuftlich. S. auch Tauern. 


Die Trübfal, plur. die—en, oder das Trübfal, des —s, plur. 


die —e, von trüben, in der veralteten fgürlichen Bedeutung, Leis 
den verurfachen, und dem Suffigo —fal, ı) Derjenige Zuſtand, 
da man Leiden, oder einen hohen Grad ter Unluſt über ein unvers 
seidliches Übel empfindet, ohne Plural, Sein Leben i in Trüb⸗ 
ſal zubringen. ver Trübfal vergeben. Gott erh oret mich ur 
Zeit meiner Trübſal, ı Mof.35,3. Ir andern Stellen ſteht es 
Dingegen im ungereiffen Sefchlehte, Laffer euch diefe helfen zur 
Zeit eures Trübfals, Richt. 10,14. Dev Tag Yes Trübfals, 
Eſ. 37,3. 


der Betrübniß empfunden wird. ach fo vielen. Trübfalen, 
Dorum Fomme nun diefe Trübfal über uns, ı Mof.42, 21, 
Aus fechs Trubfalen wird er dich erretten, Diob 5, 19. Wen 
Triübfalda it, fo ſuchet man dich, Kap. 26, 16, 


Anm. In beyden Bedeutungen föngt dieſes Wort in der — 
Schreibart an zu veralten, Am ungewoͤhnlichften iſt es im Hoch⸗ 


deutſchen im ungewiffen Befchlechte,indem man eg da, wo es noch 


vorkommt, amliebften im weiblichen gebraucht. Ob dieſes Wort 


. gleich bey unfern alten Schrififtelern nicht verfenimt, auch den 


verwandten Sprachen unbelaunt iſt, ſo Ins es doch alleuAnſcheiu 
eines 


2) Dasjenige, mas diefen hohen Grad der Unluf vers 
urſacht, ein Übel, welches mit einem hohen Gnade des Kommers EA: 









N y änes {fe 5 ories. 
rvuven leiden, ber, und daber konumt es, daß eskinen höhern 
" Grad der Unkuft bezeichnet, als Bervubniß, und ungefähr mit 
- Elend, Toth gleich bedeutend it. Bon der Ableitungsfplde, ©. 
Seh. BE 
en Teübfeli mer, te, adj. et adv. Trũb ſal habend oder emipfin- 
=. bend,ingleichen darin gegründet. DenCTrübfeligen Sendreihung 


ER 


" sbun, ı Sim. 5,10. Toübfelige Zeit, Dan. 12,2. Trirdfelige 





Engel, (8. - Selig) Das Hauprrort dieTrübjehigfeie, für 
Trübſal in bepden Bedeutungen, ift im Hochdeutſchen au, 
. gaugbar. ja N 
Der Teübfinn, des —es, plur. car. anhaltende, oder zur Fertige 
feit gewordene Traurigkeit des Gemüthes ; der erfie Grad der 
Schwermuth oder Melaupolie, ob es gleich mit beyden Wöorlern 
oft auch gleich. bedeutend gebraucht wird. Daher trubfinnig, 
—er, —fie, damit behaftet, darin gegründet, und die Trubz- 
“finnigfeit, plur. car, diefer Zuftand, der Zrübfinn, £ 
Der Truch ſeß des ⸗ſen, plur.die—ffen. 1) Ein Bedienter, 
deffen Amtes ift, dieSpeifen bey feperlichen Vorfällen auf die 


alten Höfen, als auch bey feyeslichen bürgerlichen Gaſt mahlen, 


v haben Trucpfeffen zu neunen pflegt. 2) Ju engerer und höherer 
75 Bedeutung, an fürſtlichen Höfer und bey geiſtlichen Stiftern ein 

vornehmer Hofbeamter, welcher die Auffichtüber die Küche und 
*  Zafel feines Lehensherren bat, und jegt gemeiniglich der Ober. 
xrxrñchenmeiſter genaunt wird. Man gebrancht es nnr noch von den. 


‘erblichen Würden diefer Art an fürftlichen Höfen und bey geiftlie | 


$ hen Stiftech,da-denn diejenigen, welche damit befteidet find, auch 


© ben) feyerlidjen Gelegenheiten die Speifen-auf die Tafeldesten 


Anm. Diefes Wort kommt fo, wie es jegt lauter, alem Auſe⸗ 


bensberten ſetzen, der Erz-Truchfeß, Erb-Truchſeß. 


"8 ben nach zuerſt im Schwabenfpiegel vor, wo es Kap. 51 beißt: 
Diu gaiſilichen und diu uueltlichen fürflen ampt, diu 


— Riat von erlien geftiftet mit fürflen ampten,mit ainem 
+. Kamrer,mit einemTruch[aezzen und mit ainemMar- _ 


fchalk. Ein halbes Jahrhundert darauf lautet esin Oberdeutſch⸗ 

land Drugtfag,bey dem Königshof. Trofeffe,imRiederf.im Sach⸗ 

fenfp.Druste. Die Böhmen haben diefes Wort auch, vermuthlich 

“von den Deutföen, angenommen, und balautetesTrucklas, 

» Das Schwed. Drottlät Jedeutere ehedem gleichfalls einen vor⸗ 

nehmen Hofbeamten, der gunächft die Tafel des Landesherren zu 

Beforgen hatte, außer dem aber der zweyte nad) dem Könige war, 

. und daher auch zu andern wichtigen Neichsaefchäften gebraucht 
wurde; in ältern Schwed. Urkunden Trockezes.. 3 ih 

Sie Abſtammung diefes alten und dunkeln Wortes Bat mancher⸗ 

ley Meinnugen ver anlaſſet, wobon aber Peine befriedigend iſt. Ich 

will nur diepornebmften anführen, 2) Schilter ſabhe die Schwe⸗ 

diſche Form Drotifät, als die echte und wahre an, und leitete es 


"von dem alien Druht, Drukt, Herr, und Set und Sez, ein 


Geſetzter, Vorgefegter, ab, underfläreie es durch einen Vorge⸗ 
"festen fo wohl drs königlichen Pallaftes, als auch einer Provinz, 
Allein, dawider ſtreitet theils, daß das Hauptwort Saf, Seß, 
Niederſ. Sat, in. Zufammenfegungen von eiinm Sigenden, aber 
‚nie von einem Öefogten, gebraucht wird, zB. Beyſaß, Land: 
ſaß, Sreyſaß, Borfap u. ff. theils and, daß diefe Ableitung kei⸗ 
gen Begriff von der Auftragung der Speiſen gewähret, welcher 


D 


E doch in diefem Worte der herrſchende zu ſeyn ſcheinet. 2) Wachter 


war von dieſem Begriffe ſehr wohl iberzrugt, und ſahe es daher, 
Adel. W. B. 4. Th 2, Huf. : f 





Es flamines won dein veralteten “ 


" Gedanken, traurige. Jugleichen, im Scherze. Trübfelig aus⸗ 
- feben,läglich. Du fprichfl in mit einer fo rrüibfeligen Stimme, 


Safel zu tragen; in welchem Verſtande man fo wohlan einigen. N 


gewiſſe Bedienten mutlerer Art, welche diefe Berrichtung auffi 


OR, "706 


5 5 
wie ſchon andere vor ihm gethan Hatten, als eine Zufantmengiehung 
der RA. er trugs Eſſen an, da es denn zugleich eine buchftäbliche 
} Überfegung des Latein. Dapifer feyn würde, Dasifb denn nun‘. 


weohl aller möglicher Zwong, welchen man einen Worte anıpun 


kann, und ein Dann, wie Wachier, hätte wiffen Fönnen, daß we⸗ 
der die Deutſche, noch irgend eine andere Sprache aus foldhen- 
ganzen Redeusarten Wörter zu bilden, oder Nedensarien in der 
„gegenwärtigen und vergangenen Zeit in einem einzigen Hauptwor⸗ 
te zuſanmen zu zieben pflegt. Hätten diefe Begriffe in Einewg: 
Worte vereiniggs werden follen,fo würde das Wort nach der Ana⸗ 
logie der Drußſchen Sprade Eſſentraͤger haben lauten müffen,- 
wenn auch erwiefen werden Fönnte, daß Zffen für Speife, oder: 
Gericht, fo altift, als Truchfeß. Uber dien iſt noch nicht ausge» 
macht, ob Truchſeß nach Dapifer gebilder ift, oder ob nicht viel⸗ 
mehr diefes fpätere Lateiniſche Wort nach Truchſeß geformer wor⸗ 
den. 3) Ottfeied überfeßt B.e. Kap.8.%,75.Triclinium durch 
‚Thriofezzo,and dieß gab Friſchen Öelegenpeit,diefes Otiftie⸗ 
diſche Wort alg das Stammwert von Truchſeß angufeben. Allein, 
fo ſcheinbar diefe Ableitung bey dem erſten Anblicke iſt, ſo unbe» 
deutend wird fie bey einer genauern Unterſuchung. Dutfried pflegtt 
in mehrern Fällen Wörter, für welche er in feiner damahls noch; 
ärmenSprache feinen gleichghltigenAusdruf wußte,buchfi üblich 
zu überfegen.. Die iſt auch dev Fall mit feinem Thriolezzo,, 
welches er buchſt ãblich nad Trielinium modelte,ohne vielleicht: 
ſelbſt erwag dabey zu denken. Iſt es nun mohl glaublich, dag man: 
eindon einem unbedentenden Mönche ausgehecktes Wort ſogleich 
in die Sprache aufgenommen, uud eszur Benennung vornehmer: 
Hofbeamien gebraucht haben fol? 4) Ibre endlich hält fein: 
Drottfät,für eine ZufenmenfFung von Drost,Herr,undSät, 
Sof, und erfläcet es dur nen, der inden Verſammlungen zus 
" nächft neben dem Lande. 9erten fißet ;. indefjen iſt er noch ungen 
wiß ob dirſes Worery ihm einbeimifch iſt, oder. aus einer freime 
den Spradetingernbret worden _ 


Menn man ⸗ies zuſammennimmt, fo wird man leicht einr ãu⸗ 
men, daß pw dirfem Worte noch Feine genugthuende Ableitung; 
aufgefunden worden, Des Begriff der Aufiragung der Speifen: 
ſcheinet allerdings der Stammbegriff zu ſehn, zumal, da im mitt⸗ 
lern Zat.dee Truchſeß Dapifer, Dilcophorus, Diſciſer, und 
noch früher in demSalifchen Geſetze In ler tor, (nicht, wie es indes 
rolds Ausgabe heißt, Infeftor,) genanntwird. Daß diefe Benen⸗ 
nung nachmahls auch einem vornehmen Hofbeamten beygeleget 
worden, darf man ſich nicht befremden laffen, indem Marſchall, 

Schenke Richter, Kanzler, und hundert andere in ähnlichem alle: 
find, Esift außer allen Streit ein zufammen geſetztes Wort, wels- 
ches unter andern auch daraus erweislich if, weil beyde Syiben 
den Ton haben, Da fi nun, diefer Begriff aus der. Deutſchen 
Sprache auf Feine leichte und ungezwungene Art herleiten laſſen 

will, ſo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes Wort im Deutfchen: 
fremd, und bey dem aufleimenden Luxus mit der Sache ſelbſt vom 
einem fremden Volke entlehnet worden if. Es ift auch nicht wahr⸗ 
ſcheinlich daß das Niederdeutſche Droſt, Amts: oderfandeshaupte 
mann, Holländ. Droſſaert, mit unſerm Truchſeß einerley ſep, 
indem diefer mit der Auftragung der Speiſen nichts zu thun hatte 
ob man gleich in der Schwedifchen Sprache deu Truchfef, als 
man ibn dafelbft eıngeführer, mis dem Drotlätoder Droſt vers 


* wechfelt, und ihm den Rahmen des legtern beygelegen babeıt fanır,, 


dadenn das ältere Schwed. Trockezes,ans Untundeder Bedeu⸗ 
nung, mitdemDrottät zufammen ſchmelzen fönnen, Deun do 
dirfrs nefpräuglich einen Eratıbalter in der Provinz bedeutet bas;, 
nachmahls aber auch) für Truch ſeß gebraucht worden äft aus Ihrer 
Glof: v. Drattiuxiängbar. Viellricht finder ſich dieſes Wort: 
rinmahl in einer der morgenläudfehen Sprakum. 

2% : . Das 


HK 


797. Ten. 


Der Trudel, des —s, plur, car. ein im gemeinen Leben übliches 
Collectivum, abgenugte unbrauchbare®erächfchaften, Kleidungs⸗ 
ſtücke u. ff. zu bezeichnen, S, Troddel. 

Die Trüffel, plur. die — n, ein Ars eßbarer Staubfhwänme, 
welche in runder Geſtalt, ungefähr in der Größe Wälfcher Rüſſe 
uuter der Erde wachſen, übrigens aber, als eine Pflanze betrach⸗ 


tet zugleich Wurzel, Stängelund Frucht find, indem ihte innere _ 


‚Subftanz von allen Seiten aufſchwillt, und fich auf diefe Art ent 
wickelt. Wenn fie einen gewiffen Grad der Reife erlanger Haben, 


fo verrathen fie fich ducch ihren ſtarken faſt urinhaften Geruch. X 


Lycoperdon Tuber‘L.ineinigen®egenden Erönuß, inzrane 

Ben Erdmorch, Erdmorchel, Lorch, im Oberdeuiſchen Grüb⸗ 
ling. ; 
Unm. Der Rahme Tautet im Engl. Truff, Truffle, im 
Jial. Triffolo, Tartuffo, imfran;. Truffie, Er ſtammt von 


deu Niederdeutfchen Druffel, eine kleine Traube, öder mehrere‘ 
‚in Geftalt einer Traube bey einander befindticher Dinge ad, weil 


die Teüffeln gemeiniglich bey einander gefunden werden,S.Trau 
be und Trupp. n . * 

Der Trüuffelhund, des — es, plur. die — eeine Art kleiner 

abgerichteter Pudelhunde, welche die Trüffeln an ihtem Geruche 


über der Oberfläche der Erde auszuſpüren wiſſen. Die beſten daun ⸗ 


de dieſer Art kommen aus Piemont, 

Die Trüffeljägd, plur. die—en, eine uueigentliche Benennung 
des Auffuchens der Trüffeln durch abgerichtete Hunde oder 
Schweine, Die fih damit befohäftigen, nennen ſich Trüffeljäger, 
obaleih die wahren Jäger ihnen nur den Rahmen Trüffelfucher 
zugeſtehen. 

"4, Der Trug, des —es, plur,car, ein nur in dee Bienenzucht 
einiger Gegenden übliches Wort, fo wohl dasjenige gu bezeichnen, 
was in den Vienenftöcfen auf den Boden fällt, und wasin andern 
Gegenden das Grießig, der Gruß, Bay Afterigheift, alsand 
was von dem Rooß oder deu ledigen Walscafeln, wenn fie auss 
geſchmelzet worden, nach der Dreffe Übrigbleie, Wife, Bienen» 


„toift, Bienendreck. Die Ahnlichkeit des Käugeswit dem folgen⸗ 


den Worte ifk bloß zufällig, indem diefes unſteeitig zu dem 
Schwer. Drägg, Hefen, unnüger Überreft ausg 
ausgepreßter Sachen n.f.f. Eugl. Dregs, Grieh.rguß; viel⸗ 
leicht auch zu Dre gehöret, und von Drufen, Träfter u. [. f. nur 
im Endlaute verfchieden ift. 

. Der Trug,des—es, plur. car. diejenige Handlung, daman 
die gegründete Hoffnung anderer mit böslichem Vor ſatze unerfüller 
läſſet, die bösliche Hintergehung anderer, Sein Mund iſt voll 
Trugs, Pf. io, 7. Er wird ihre Seele aus dem Trug und 
Srevel erlöfen, Pf 72,14. Es iſt eitel Trug mit den Narren, 
Sprihw. 14,8. Das Wort Trug druckt dieſe Handlung all 
gemein ohne Rückſicht auf einen per ſoönlichen Gegenftand aus; da 
dieſer aber felten davon ausgefchloffen werden Fan, fo wird auch 
Trug wenig mehr gebrancht, defto häufiger aber Betrug, welches 
diefe Beziehung anf einen gewiffen Gegenſtand näher beſtimmt. 

- : Man hört es noch am häufigften in Gefellfchaft mir Lug. Es if 

lauter Lug und Trug, vorjegliche Unwahrheitund bösliche Hin 

tergehung anderer, - 


Anm, Bey den alten Dberdeutfchen Schrififtellern Troh, - 


Trorc, im Riederf. Drog, mit einer Ableitungs ſylbe bey dem Not: 
ker Triugeheit. Es ſtammet von triegen ab, (S. daffelbe.) Im 


Niederdeutſchen bedeutet das Hauptwort Drog, Trog, Trug, - 


and einen Berrieger, einen Schal. Er iffein feiner Trug: 
Trügen, Trügerey, Trüglich, S. Triegenu. ff. 
Der Teimsfchliß, des — ſſes, plur. die—fchlüffe, ein von eis 
nigeun eingeführtes Wort, einen ivrigen feblerhaften Schluß zu ber 
zeichnen. Da Trug allemapl im harten Verſtande von eines dis» 


und ° 


zen ! 78 | 


TichenHinteraebung gebraucht wird/ fo it SerAuifdene? nicht glück⸗ 
lich gewähler. Zoar hat eriegen diefen Nebenbegriff des böslichen 


Vor ſatzes nicht; aber alsdenn müßte es Triegefchluß beißen. Am 


ſchicklich ſten wäre, wenn man ja ein einziges Wort haben wollte, 


Sehlihluf. . 


Die Teude, plur,die—en, Diminut.Trühlein, Trübel,ein im. 


- Hoch: und Riederdeutfchen unbefannses, nur im Oberdeutſchen 
gangbares Wort, einen Kaften , gemeiniglih einen verfdloffenen 
Kaften, eineKifte,Lade, gu bezeichnen. Daher if dieBetterube, da⸗ 
ſelbſt eine Beitlade, die Gelderube, ein Geldkaſten, die Todten- 
trube, ein Sargu. ſ.f. In den Oberſächſiſchen Bergwerken ifk 

‚ ‚die Trube, oder mit einem andern Eudlaute Trubne, cin längli- 
cher vierediger Kaften, die Zwitter darin fortzubriugen, fowie in 


den Bohmiſchen Bergwerken die Truche eiu Kohlenmaßz it, we { 


‚zo Füullfaß hält. In Leipzig nennet man eine Wäfpfifte mit 


wölbten Dedeleine Truhne. 


Anm Ju den gemeinen Oberdeutſcheu Mundarten Truche, 
Druche, Druho, im Diminuf. auch Trückle, im Böhmiſchen 
Truhla, Im Poblniſchen ift Truna, ein Sarg Es iftmit Trog 
genau verwandt, S. daffelbe, ESTER 


r 


Das Crumm, des — es, plur. die Trimmer, · — 


Trümmchen, Oberd. Trümmlein, eigentlich ein kurzes dickes 
Stück eines Ganzen, und in weiterer Bedeutung ein jedes von ei⸗ 
nem Ganzen abgeriſſene, abgebrochene oder auf andere Art abge⸗ 
fonderre Stüd,einSeue, Lin Trumm oder Trümmehen von ei⸗ 
nemLihte, ein Stumpf, Stümpfchen. in Trumm von einem 
Seile oderStricke, voneinem Faden, von einen Stüde Zeuges u. 
f.f. Ein Trumm abſchneiden. Bey den Webern werden bieübrig 
gebliebenen Zäden des Aufzuges won dem abgefchnittenen®ewirde 


in vielen Gegenden eollective dasTrumm genannt, Engl. Thrum, 


Niederſ. Deum / Drahmt. In diefer ganzenBedeutung iſt es in den 


gemeinen Mundarten ver ſchiedener Begenden , beſonders Ober⸗ 


deutſchlandes, am gang barſten, wo es denn zuweilen auch fo, wie 
unfer Seid, von einer beſtimmten Länge gebraucht wird; vier 
Trümmer Spigen, nicht abgeriffene oder abgefchnittene Enden, 
fondern ganze Stücke von einer beftimmten Ellenzahl. Anandern 
- Deten bedeutet es auch das Ende, das Außerſte einesKörpers, und 
nach einer noch weitern Figur‘, das Ende einer Handlung, einer 
Beitdauer. Bis an des Ertereiches Drum, in einem alten Deuts 
(hen Gedichte bey dem Eccard nach dem Friſch. Don Ort unz an 
das Trum, von Anfang bis zu Ende, ebendaf. Alles fparen bis 
auf das legte Trum, Narrenſchiff, bis an das Ende des Lebens. 
Das Schlachten nahm ein-Drum, ein Ende, Jerofhin, 
Indem Bergbaue ift dirfes Wort befonders in einer doppelten - 
Bedeutung üblich. 1) Eine Erz oder Steinart, welche fi in die 
Längein Geflalteines Bandes durch das Geſtein erſtreckt, Heißt 


daſelbſt ein Trumm, und wenn eg fehr dünneift, einTrimmehen. 


- Das Sablerz fege Trümmerweife durch den Schiefer. 2) Ein 
Trumm eines Ganges if, wenn ein ſchmaler in einer andern Rich⸗ 
tung fommender Gang fih mit einem Hauptgange vereiniget; 
gleichfam rin Arm oder Aſt eines Hauptganges. (S. auch Gegen⸗ 


trum.) Oft theilet fich ein Gang in dren, vier und mehr Trum⸗ 
mer, welche fich oft wieder mit dem ange vereinigey,oft aber auch 


nit. Ju keinem von benden Fällen werden fie Gänge, fondern 
Trümmer, genannt. Man_fieberleicht, daß auch bier inbeyden 
Bedeutungen der Begriff eines Endes, Übercefleg, einer kurzen 
Ausdehnung indie Länge der herrſchende iſt. | 
Ju Hochdeutſchen iſt dieies Wort in Placal am üblichften, und 
da find die Trümmer Sur von einem zerbrochenen oder zer⸗ 
ſchlagenen feften Körper, Brurhfküche, und in weiterer Bedeufung 
auch wohl allelberreſte eines zerſtörten fe ten Körpers. Die Trüm⸗ 
mer von einem Öbafe, zerbrochenen irdınen Gefäße, von einem 
2 Gebäude, 


— u u 2 2 A Te 
a « — ——— 











lg + 
> Oebäube, (Nie Ruinen). Die Trümmer eines geſcheiterten 


2, follte ſchon die Welt zu saufend Trümmern gehn, Opitz. 


Daß noch der Staat nicht ganz zu Drummern geht, Cau. 

Wo die Figur untadelaft iſt. Wenn es aber Hof, 10, »4 heißt: 
zur Zeit des Streits, da die Mutter über den Binden zu 
Trümmern ging ; foift fie zu hart und ungewöhnlich. j 

WVerſchiedene Schriftfleler ‚ denen der wahre Nominativ diefes 

Wortes nicht befannt war, glaubten , er heiße der Trümmer, und 


Br wiachten daber deu Plural auch Trümmern, Beydes iſt unrichiig 


und wider allen Sprachgebrauch⸗ 
Bann ich fie nicht auf dieſem Trümmer retten, 
So fterb ih wenigkens mit ihr, Zachar. had 
Von welchem Nominativ man fonft wohl nicht leicht ein Beyſpiel 
wird anführen können. 3 j 


Anm. Im Nısderf. Droom, Drum, wo Drümmel auch ein 


Prügel, Knüttel, Oberd. Drämel, Trämelift. Schon im Sriech. 
iſt Spumz, ein Stüd. Im Schwer, ift Tram, Trum, ein 
"Steunt, Island. Trumba, und im Angelſ. Trume, der&tamm, 
Der ſtumpfe dumpfige Laut diefes Wortes-drudt den Begriff der 
Kürze und Dice ſehr beſtimmt aus ‚entweder, fo fern ein fo 
befchaffenesStüd inderHaudhabnng oft diefen Laut von fih gibt, 
= „der auch fo fern das Serfchlagenoder Zerbrechen mancher feften 
Körper mit diefem Laute verbunden iſt. Trumm ift eigentlich 
ein Jntenſivum von dem noch Niederd, Droom, Drum, wo der 
einfache Lippenlaut und das lange u oder nicht fo ſtumpfe o den 
Bestiff einer geößern Ausdehnung in die Länge gewähren ;wohin 
- denn and das Dberd, Tram, ein Balken, gehöret, (S. daſſelbe), 
ingleichen Teumpfen tund Strumpf, s 
Die Trummel, n.f.f. S. Trommel, - ” 
Teimmern, verb. reg.act. in Trümmer oder Stüde brechen 
. oder ſchlagen, welches doch nur in zertrümmern üblich iſt. Es 
ſcheint nicht von dem Plural Trümmer abzuffammen, fondern 
vielmehr das Intenfivum des veralteten drumen, trummen, ‚in 
Siucke fehlagen, zu ſeyn, weldjes noch bey verſchiedenen alten 
Schriftſtellern vorkommt. Bey den Jeroſchin ift verdrumen, 
ſtutzen, abſtumpfen. 
Das Trummerz, des —es, plur. body nur von mehrern Arten, 
die —e, im Bergbaue, Erz, welches in Trümmern oder Trüm⸗ 
mierweiſe bricht, in bepden bergmännifhen Bedeurungswdes Wor⸗ 
‚tes Trumm, — one 
"Das Trummfcheit, des —es, plur. die—e, ein mufifali” 
ſches Inſtrument, welches ausdünnen Bretern zufammen gefegt, 
in die Länge zugeſpitzt, und oben mit Einer oder auch wohl meh⸗ 
rern Saiten bezogen ift, welche mit einem Bogen geſtrichen wer« 
den, da es denn den Klang einer oder mehrerer Trompeten nach⸗ 
- abet. Es ift aus dem Mönochordo entfanden, welches den 
Deutſchen Rahmen Trummſcheit zuerſt geführet zu haben ſchei⸗ 
net. . Es hat den Rahmen von Scheit, ein Bret, weil die 
Saiten anfänglich: vermuthlich nur auf ein einfaches Bret. ge⸗ 
feannet wurden, und den dumpfig n zitternden Laut rum, 
welchen es mit einer Trommel und Trompete gemein hat, 
Die Trimpelböere, S. Trunkelbeere. 
Der Trumpf, des — es, par. die Trümpfe, Diminut. das 
> Trimpföen, Oberd. Trump flein, inden Karteufpielen, diejente 
ge Farbe, welche. alle übrigen ſticht, obne Plural; ingfeichen ein 
Blatt aus dieſer Zarbe, fin Trumpfblare, mit dem Plural. Ca» 
regu in Trumpf, Drey Trumpfe haben. Trumpf bekennen, 
anf den ausgefpielten höhern Trumpf einen geringern zu geben, 
Mit einem Trumpfe ſtechen. Einen Trumpf auf erwas fegen, 
auch im gemeinen Leben figürlich, einen harten, gemeiniglich, mit 


einem Schmãhworte verbundenen Aus ſpruch Aber 


welchen man trinft. 


Ten 9718 


etwasıtkuns; 
ingleichen mit einem Fluche befräftigen, * 


Anm, Ja Niederdeutſchen und Schwed. Frumk, im Engl. 
Trump, im $ran;. Triomphe, Unfir Trumpf foprimet nicht. 
ſo wohl von dem letztern und dem Latein. Triumphus eutlchnet. 


zu ſeyn, als vielmehr von dem noch nicht gang veralteten trums. 


pfen, hauen, ſchlagen, ſtechen, abzuffammen. ©. das folgeude, 


1. Trumpfen, verb. reg. act. verfürzen, abftımpfen, ein:nur- 


noch bin und wieder in einigen Fühlen übliches Wort, So trum- 
pfen die Zimmerleutein manchen Gegenden einen Balken, wenn 
fie ihn abkürzen. Es gehöret in die ſer Bedeutung zu Trumm, 
und nach vorgeſe tztem Ziſchlante zu Steumpf,,ftriimpfen, ingleis 
chen mit veränderten Endlauten zu truncare, Strunf, n. ef. 
In weiterer Bedeutung ift trumfen im Schwediſchen bauen, 
ſchlagen, Reben, trumfa upp en, jemanden ausprügeln ; wos 
von unfer Trumpf und trumpfen in den Kartenfpielen noch ein. 
Überbleibfel zu ſeyn ſcheinet. Br 


2, Trumpfen, verb. reg. act. in gewiffen Karten ſpielen, mit ei⸗ 


nem Trumpfe ſtechen, wo es doch nur unter dem großen Haufen 
üblich iſt. Jem anden abtrumpfen, ihn abſechen, ihn übertrums 
pfen, mit einemböhern Trumpfe ſtecheu. Figürlich, doch auch nun 
im gemeinengeben,ift jemanden trumpfen, ihm eine derbe Antwort 
geben, ihn aberumpfen, ihu durch eine derbe Antwort zum Stils 
ſchweigen bringen, _ 


Der Trunk, des—es, plur, car. von dem Seitworte trinfen,. 


1, Die Handlung des Trinkens; das Trinken. ı) Eigentlich, 
SJemanden im Trunfe hindern. Einen guten TrunP tbuns 
Auf Einen Trunk. Da trinken eigentlich einen flüflıgen Körper - 
mit florfen Zügen in ſich zieben bedeutet, fo äußert fich dieſe Be⸗ 


- deutung (vermutblich, um des u willen,) in diefem Worte noch 
- deutlicher ; indem man wohl fagt ; einen Trun? Waſſer, Bier,. 


Weintbun, von Brantwein, Thee, Kaffed, u.f. f. aber lieber 
das Wort Schlud gebraucht. 2) In engrter und fig ir licher Bes 
deutung. (a) Die Handlung, da man fich durch griftige Geträuke 
aufzumunsern ſucht. Etwas bey dem Trunke verabreden. Zum: 
Trunke zufammen fommen. (b) Die Handlung, da men im 
Srinfengeiftiger Öeirönfe das Mag der weifen Fröhlichfeit über, 
ſchreitet. Sich dem Trunke ergeben. Zum Trunfe geneige 
feyn. Sich vor dem Trunfe hüthen. Jemanden den Trun® 
abgewöhnen, 2, So viel als man auf Ein Mahl trinkt. Feman- 
den einen Trunk Waſſer verfagen. Du haft uns einen birtern 
Trunk Weins gegeben; Pf. 60, 5. 3. - Ein Hlüffiger Körper, 
Der Herr, unfer Gott, wird uns helfen. 
mit einem bittern Trunf, Jer.8,14. Won flüffigen teinfbaren 
Arzʒeneyen gebraucht man jegt daf ür das Wort Trank, von flüfs 
ſigen Dingen aber, welche man zur Stillung des Durſtes zu ſich 


nimmt, Getrank. Doch ift Trunk in diefer legten Bedeutung. 


noch nicht genz veraltet. Man kann in diefer Stadt Feinen gutem 
Trunfbefommen, Fein gutes Getränf, Ein Saustrunf, ein Ges 
teänf, welches man zu feinem gewöhnlichen Gebrauche ſelbſt ber 
weitet, oder doch wenigſtens im Haufe hat. Der Schlaftrunk was 
man vor Schlafengehen zu ſich nimmt; doch aber auch eine Arze⸗ 
ney, welche ſchlafen macht, ein Schlaftrank. 

Anm. Bey dem Stryker Trunch, im Böhm. Trunk, im: 
Pohln, Trunck.. ©, Trinken. 


Die Trunfelbeere, plur, die—r, in einigen Gegenden, ein 


Rahme der auoßen Heidelbeere, weil fietrunfen macht, daher fie 
auch Raufchbeere genannt wird. S. Heidelbeere 2. 


Trunken, —er, —fe, adj. et adv. von trinfen, doch nur in deſ⸗ 


fenengerer Bedeutung, im Trinken, das Maß der Notbdurft oder 

weifen Fröblichfeitüberfchreiten. 1) Vonunmäßig zu ſich genonn⸗ 

menen geiftigen Getränfen.inden Zuftand verworrener Beariffe 
Yy 2 ver⸗ 


werfegt, vom Wein trunken werden, um. 9,20, Caumeln, 


wie ein Trunkener, Pf. 107, 27. Jedermann sibe, zum erſten 


guten Wein, und wenn die Gäfte erunfen worden, den gepine 


‚gern, 30h. 2,30. - Dan gebraucht es in diefer Bedentung nur 
noch zuweilen in der höhern Schreibart, indem außer dem’ bes 
trunken dafür üblicher ift. =) Figürlich iſt trunken au, duch 
andere heftige Empfindungen in den Stand undeutlicher und vers 


. worrener Begriffe verfeßt, und datin gegründet; mit den Vor ⸗ 
vor Schlaftrunfen feyn, oder ſchlaf⸗ 


wärtern vor und von. 
erunken feyn. Eine trunfene Betäubung ſcheint fie fühllos ge: 
macht zubaben. Befonders durch heftige Leidenſchaften. Trun⸗ 
“ Pen vor Dergnügen, Gel, 
Unglüdliher, der ſchon von Hoffnung trunken, 
Des Oeeans Gebiether if, Raml. 
Welch Aus ſicht offneſt du der — trunknen Blicken! 


Alles lachelt entzückt von trunkner greude ert 


Zadar. 
In welcher ganzen figürlichen Bedeutung betrunken nicht ge⸗ 
wohnlich iſt. 
Anm. Schon bey dem Kero, Willeram, Notker trunkan ‚dep 


» 


an) 
und trop, zu Biel, und mit verfeßtem x, Dorf, Turba wtf. 


gebören alle mit au dee Yin &, Trab, Traben und 
Treiben. 


m2 — 


Die Truppe, plur. si in, * eoft — neueſten Zeiten une 


mittelbartaus dem Franzöfifchenla Troupßpe entlehntes Wort, 


eine Gefelfchuft Schaufpieler zu bezeichnen, feirdem das Wort ı 
Bande für Schaufpieler von beſſern Sitten und Fähigkeiten zw 


niedrig geworden, Allein, warum zog man das ohnehin ſchon 


übliche weit beſſere Geſellſchaft nicht wor, zumahl, dadas Fräns 


zö ſtſche Trouppe feinen edlern Begriff gewãhret, als Bande 2 ; 


und Erupp ? 


Die Truppen, fing. inuf, ein gleichfalls ans dem Frangöfifchen 


lesTrouppes, aber bereits feit langer Zeit, entlehntes Eollectir 


"vum, Kriegsölfer zu bezeichnen. Truppen werben. Die Trup: 


pen ausrüden laffen. Die Truppen in Schlachtordnung fel- 


len. Die Reichstruppen, Breistruppen, Sulfstruppen. Die 


vortrupyen, der Vortrab, die Nachtruppen, der 
Man gebraught es alle Mahl, entweder ſehr unbeſtiumt von - 


Kriegsvöllern überhaupt, oder von der gefaummten Kriegsmacht eis 


nes Herten, oder doch von einem beträchtlichen Theile derfelben.. 
Kleine Haufen Soldaten befommen, wenn fie beftimme bezeichnet 








dem Dttfeied drunken, im Schwed. druck, 9, Trinken. 

Der Trunfenbold, des —es, plur, $ie—e; fo wobl ein trunfe- 
nee oder betrunfener Menfch in einzelnen Fällen, als auch derje- 
nige, welcher eine Fertigkeit defises, geiſtige Getränke biszue 
Unmäßigfeit, oder bie zur Beraubung dee Vernunft zu ſich zu 
neben; bendes in battem und verächtlichem Verftande ; ein 
Siufer. Taumeln, wieein Trunfenbold, Ef. ı9, 24. "Die « 
Zrunkenbolde werdendas Reich Gottes nicht ererben, ı Cor. 
6,10. Bon dem außer dieſer Zufammenfegung veralteten Worie 
Bols, S. — Bold und Bald Ann, 

Die Trunkenheit, plur.car. ı) Der Zuffand, da man trunken 


werden ſollen, den Rahmen der Truppen nicht, Übrigens iſt dae 
Franz. Trouppes gleichfalls von — Trupp. 

Der Trüpper, S. Tripper. 2 

‚Die Teüfcye, oder Trüfche, pler. ie —n, ein nur —— 
Oberdeutſchen Gegenden —2** Rahme der Aalraupe, (S. die⸗ 
ſes Wort) im Franz Truite, im mittlern Lat. Trutta — 
auch in einigen Deutſchen Gegenden Tzpete genannt wird. 

Der Truͤſchling, ein Schwamm, S S. Pufling. F 
Der Truthahn, des —es, plur. die —hähne, Fämin. die True 
; benne, plur. die —n, eine Act ausländifcher groger Hühner, mar 
von der Hahn viele Stüce Fleifh an dem Kopfe hängen bat; 


iff, fo wohleigentlich, wofür auch Betrunkenheit üblich iſt, etwas 
in der Trunkenheit chun; als auch in der figürlichen Bedeutung, 
in welcher Betrunkenheit nicht gebraucht wird. 2) Seltener, 


doch nicht ganz ungewöhnlich,die Fertigkeit, geiftige Gctränfe bis 


zur Beranbung der Vernunft und der Sinne zu ſich zu nehmen, 


in welcher Bedeutung Betrunkenheit gleichfalls nicht üblich iſt; 


Die vollerey, der Trunf. Sich der Trunkenheit ergeben. 


Anm. Schon im achten Kahrhunderte Druncanheidi, Ke ° 


eo gebraucht dafür Vbartrunckapnd Opitz Trunkenſchaft. 

Der Trupp, des —es, plur. die —e, Diminut, das Truppchen, 
Oberd. Trüpplein, im gemeinen Leben Truppel, ein Haufe bey 
einander, befindlicher lebendiger Gefchöpfe. Es ſtehet ein Saufe 
Menſchen auf einem Trupp, nahe bey einander; wenn der Hau⸗ 


Gallina Meleagris Zinn. Im gemeinen Leben nennt man den 


Huhn au) True, die Henne aber Crute. Truthühner im Plural 
aber wird von beyden Befch'echtern diefer Thiere, ohne Beſtim—⸗ 


mung des®efchlechtes, gebracht, wo aber derSingular dasTrut: ⸗ 


huhn nicht ſehr gewöhnlich iſt. DerTahme Trut iſt eine unmittel⸗ 
bare Nachahmung des eigenthümlichen Lautes welchen dieſe Thiere 
von ſich geben, wenn fie ihre Jungen locken, daher man auch dieſe 
im gemeinen Leben trut, trut zu locken pflegt. Ihre Stimme hat . 
indeffen, fo wieihr muthmaßliches Vaterland, noch mehrere Bes 
nenmungen derfelben veranlaffet. (©. Calecut.) Zudendafeldft 


v ‚bereits angeführten kann man noch Binzu fegen,daß fie inPreußen 


RKurren, in Dfterreich und Ungarn Pock erle, in Siebenbürgen 
Kartſchhühner, in Liefland Kalkuhnen genannt werden. 


fe klein ift, im gemeinen Leben auch auf einem Trüppel. Kin 
Trupp Reiter, von unbeflimmiter Anzahl. Chedem war es fo viel 
als eine Schwahrone, fo wie man vou den Fußvölkern das Wort 
Trupp auch wohl für das heutige Bartallion gebrauchte. Ein 


‚Die Trutte, in einigen Öegenden ein — der — ſiehe 
Truſche. 

Trug, S. Trotz. 

Der Ticjerper, des —s, plur. ut.nom. fing. ein aur bey den 


Trupp Wildbret, bey den Jägern, wo auch die Wörter Kudel 


and Schaarübli find. Ein Trupp vogel, ein Flug, ein Haus , 


fe. Truppenweiſe kommen, in Haufen, fo daß mehrere bey⸗ 
fammer find. 
Ann, Juden gemeinen Sprecharten, in welchen diefes Wort 


Überhaupt noch am üblichſten if, auhTropgp, im Schwed. T' ropp, 2 


ſchon in dem MemannifhenÖrfese Troppus;in:Ftal, Tru ppa, 
im $ranzöf, Trouppe. Es iſt ein Inıerfioum von Trab, in 
Vortrab ind Nachtrab, ingleichen von Trift, und ſtammet mit 


Deujelben von traben und dem Neutro treiben her, fo daß dor _ 


durch die Bewegung inehrerer bey einander beftndlicher Dinge, be⸗ 
fouders lebendiger Gefchöpfe, ausgedru dt wird. \ Mufer Traube, 
Zriffel, das Lat, Tribus, das Srang.Trouppeau, eine Herde, 


Oberſãchſiſchen Bergleuten übliches Wort, ein großes Meffer zu 
bezeichnen, Bey ihnen ift der Grubentſcherper ein großes berg⸗ 
männifhesMeffer, welches ſie in der Grubentaſche bey ſich age 
das Gezimmer inder®rube damit zu beftschen, um zu feben, ob 

es noch gut.oder faul ift. Der harte den Deutſchen — 
Ziſchlaut tſch zeiget ſchon, daß dleſes Wort in einer det Slaviſchen 
Mundarten zu Hauſe gehöret, da es denn vermuthlich ein überreſt 


der ebemahligen Wenden in Oberſachſen iſt. Im Vobln. iſt 


Szärpacz jerffüdeln,zerfchneiden,im Ruffifehen aberSerp,eine 


Sichel, wohin aud dog Franz, Serpe und Griech. ag, eine. 


Sichel, gehören, Das eſch, als ein einfacher Laut, iſt den Beute 
ſchen eben fo fremd, als der einfache Laut tz; denn wo fie vorkom⸗ 
men,da find fie bloß — zufällige Zufammenkunft der “pi 

fp!be 


a — 











Au 


foise und Ser Ableitunge ſylbe fen, sen; ober ſchen entffanden ; 


——— feer—sen u. f.f. - Daher Popowitſcheus 


undande rſchlag, ein eigenes Schriftzeichen für das. tſch auch 


im Deuiſchen einzuführen, nicht nur unnöthig iſt, indem wir diefen 
Saut, als einen einfachen Stammlant, nicht haben, fowdern auch 


nachtpeilia, weil folches die Ableitung er ſchweren und verwirren 


würde. S.aub Tz. 


er Tſchockel, des —s, plur. ut nom. fing, gleichfalls nur bey 
den Dberfüchfifchen Bergleuten, der Nahme eines andern großen 
Dieffers, womit die Späne geriffen werden, woraus man die 


Bergkoode zu flechten pflögt. Auch diefes iſt ein WendifchesWort, 


welches aber, wenn man den bartenSlavifchen Ziſchlaut tſch mil» 
dert, zu unſerm Sichel, und zu lecare, gehöret. $ 


Der Tubel, in einigen gemeinen Mundarten, eine Art Weißfifche, 


©. ı Dobel, woraus es verderbt ifl. 


Bi Tuch 4 

in die ſem Verſtande ohne Unterſchied der Größe, besonders in fol 
chen Fällen, wo ein ſolches Stück Feinen eigenen Nahmen bat, da 
deun deffen nähere Beſtimmung durch die Zufammenfegung bee 


zeichnet wird. Lin Altartuch, (von Wolle, Seide, Sammt oder 
Leinpand, geſtickt oder ungefticht,) Has Betttuch, bon Leinwand 


Tiſchtuch, Handtuch, Regentuch, Windeltuch, Schnupftuch, 


wiſchtuch, Salstuc, Kopftuch, Nachttuch. Seidene Tücher, 
Schnupf ⸗ oder Halstücher. Die haben mit dir gehandelt mie 
ſeidenen und geſtick ten Tüchern, geh. 27,24. Etwas durch 
ein leinen Tuch ſeihen, durch ein vierecktes Stückchen Leinwand; 


Etwas mit einem Tuche abwifchen. Sich mit warmen Tüchern 


reiben. Ein ſolches kleineres Stück beißt im NRiederdeutfchen 
gleichfalls Doof,ein größeres aber, dergleichen ein Tiſchtuch oder 
Beittuch iſt, Caken. Im Jagdweſen find die Fagdtucher oder 
auch nur ſchlechthin Tücher Wände von ſtarker Leinwand, womit ' 


Die Tuberöfe, plur. die—n, ein Swiebelgewäcs, welches auf bey dem Beftätigungsjagen ein Revier im Walde umftellc: wird, 
I einem hohen Stängel viele nahe beyſammen ſtehende, in fünf Their und welche auch collective der Zeug beißen, ‚Man hat daſelbſt 
7. Jegefpaltene weiße Blumen trägt, welche etuen durchdringenden hohe Tücher, Mitteltücher, Lauftücher u. ſ. f. An einigen, 
J angenehmen Geruch haben; Polyanthes Linn. SHerbfi: obgleich nur wenigen Fällen, iſt Tuch auch der Nahme eines Klei⸗ 
2 Spacinehe, weil fie fpäc im Herbſte blüher, und die Blumen einige dungsflüces; 5.3. ein Brufttuch. Im Oberdeutfchen ift Vortuch 
E Üpnlichfeit mir den Hyacinthen Haben, Indianiſche yacinthe. die Schürze, Ineinigen gemeinen Hberdeutfchen Mundarcen if 
h Sie iſt in Oſtindien einbeimiſch, und von da nach Jralien ges tücheln fo viel wie Eleiden. Die Eine Frau warhubfch getiichler, 
J kommen, aus welchem letztern Sande fie nebſt ihrem Rahmen in Stettler. * 
— Deutſchleud befanntgewordenift. - > 3 Anm, Schon ben dem Derfriedit Duaho, Leinwand, und 
Rx Das Tuͤch, As —es, plur. die Tücher, Oberd. Tuche. ı.Ein . Duah, ein Kleid. Jin Tatian lauter diefes Wort Tuoch, im 
vn Gewebe, ein Gewirf, es ſey won welcher Aer oder Materieed . Schwabenf;. Tuch, im Schwed, und 3sländ. Duk, welches da- 
Ir "wolle; wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht wird. In felbft ein jedes grobes ſtarkes Gewebe bedeutet. Waͤchter leitete 
2 diefer weiteften Bedeutung, wenn es anders dieſelbe jemahls ge- . diefes Wort von tegere, deden, her, wovon auch Toga abſtam⸗ 
habt hat, fo daß es mit dem verwandten Zeug gleich bedeutend ger met, Frifch aber. von Tunica, (im Dän. iſt auch Dung, Sud) 
wefen ſehn würde, iſt esjegt veraltet, indem man es nur in enge⸗Beyde Ableitungen haben ihre Wahrfcheinlichkeit,erfhöpfen aber 
rer Bedeutung von einigen Arten feſt oder derb geſchlagener das Ganze uicht. Es ſcheinet bielmehe, daß ſich zufalliger Weiſe 
ER, Seugergebrancht, ») Eine Art feft gefchlagener Leinwand. So zwey verfchiedene aleichlautende Wörter in unferm Tuch vereiniget 
75 wirdeitefehrfeine, zu Cambray gewirfte, aber ſehr feftgefchlas baden; Eines, welches mit Dede, tegere, Toga, Tunica, 
J gene Leinwand Kammertuch genannt, Am üblichſten iſt es in die⸗ Eines Geſchlechtes iſt und wohin unſer Tuch in der dritten Bedeu⸗ 
ferVedeutung von einem groben, ſtarken feſt geſchlagenen Gewrbe, tung, das Niederſächſtſche Dook, ein Tuch, döfen und doken, 
n welches gemeine Leute zuHemden tragen, und in Ober ſachſen nicht mie einem Tuche bedecken, und das Hebr. PT, Such, Dede, Bora 
N ‚Leinwand, fondern Tuch genannt wird. Keinen Tuch weben, bang, gehören, (S. auch Zeug,) und Eines, welches ein dickes, 
‘ 2) Eine Art wollenen Geiwebes, welches derb und feſt gefchlägen derbe und feftes Gewebe bedeutet, . Von den letztern findet fich 
— wich, und hernach die volle Walke bekommt; ein dies Bewebe, : dag geitwort noch bey dem Ditfried, wo duachen,conllipare, 
$ wo die Wohle des Einſchlages den Faden der Kette bedeckt, und comprimere, filzen, und giduahit, verfilzt if, welches das 
5 durch die Walke auf derfelben ineinen zarten Filz verwandelt wird. Stamniwort unſeres Tuch in der erſten Bedeutung, und ein Bere 
6- Dadurch unterfcheider es fich fa wohl vondenFeugen, welche unge, wandter vor dick zu ſeyn ſcheint. 
3— Dat bleiben, oder nur die halbe Walke befommen, als auch von Tüchartig, adj.etadv. dem wollenen Tuche ähnlich, Tucharti— 
den eu hartigen Zeugen, welche mehr oder weniger gewalkt, und ge Zeuge, S.Tud. - 
2.0 Habunch dem Suche ähnlich gemacht werden, auch ale Mahl ihre Der Tuchbeteiter, des—s, plur.ut nom. fing, ein zünftiger _ 
T > eigenen Rahmen Haben, wohin der Barfey, Perpetuell, Molton, Handwerker, welcher das gewebte und gewalfte wöllene Tuch in 
S[anelt, Frieß u. f.f. gebören. Zur Verfertigung des eigentlichen : der engeren Bedeutung diefes Wortes bereiter,d.i, ihm durch Rau⸗ 
Tuches gehören dreherley Arbeiter, der Tuchmacher oder Tuch- ben, Scheren und Preffen ein gutes Anfeben gibt, wohin auch die 
y - weber, der Walker und der Tucpbereiter, welche doch nur eine Tuchfriſterer und Tuchſcherer gehören, Niederf. Wandbereder, 
‚einzige Zunft ausmachen. Jtu Riederſ. wird dieſes Tuch fowopl Dusgiheren SA, 
Caken als Wandgenannt. vor Tüchen, adj, etadv. von wollenem Tuche bereitet. Kin euchenes 
2. So viel eines ſolchen Gewebes, als auf Ein Mabl — Kleid, : 
wird. An diefen Verftandeift es nur in einigen Gegenden üblich, 3 Baur f 7 
* Pe 3 — fehen In Nürnberg Der Tůcherknẽcht, Tücherläppen, S. Tuchknecht und Tuch⸗ 
halt Ein Tu 32 Ellen. An andern Orten iſt Ein Tu Lein⸗ * Ar RR ah Tee ae 
: i achſe M i o } e [2 „des —s, X N 
3 wand (in Ober ſachſen ein Stud, eine, Webe) 50 Ellen, Der —— her unffärher wei fie befonbers auch wollenen $&- 


Plur al lautefeisdann, nach dem Mufter fo vieler anderu Wörter, 
welche eine Zahl, Maß oder Gewicht bedeuten, entweder under⸗ 
ändert Tuch,fechs Tuch, oder auch nach Dherdeutfher ArtTuche. 

3. Ein gemeiniglieh vierecktes Stuck aewirftenZenges, es fey 
von welcher Materie oder Art es wolle, Diminur Tüchlein, im 
gemeinen Leben Tuhelspen, Dberd. Tüchek. Man gebraucht es 


bern ſchöne helle und dauerhafte Farben zu geben tviſſen. 

Der Tüchfrifierer, des —s, plur. ut nom, fing, eine Aut 
Suchbereiter, welche diejenigen Tücher und tucharfigen Zeuge,auf 
welchen die Wolle frifieret, d.i. in Trauje Kuölchen verwandele 
werden foll, beveiten, & ; 

953 Der 


m 


Das 66 
j 
— 


715 Tu 


Der Tũchhaken, des ⸗ plur. ut nom. fing. ® den Färs 


bern, ein eiferner breiter Hafen mit einem kurzen Stiele, das 
Tuch in der Blaufüpedarauf nad) der Breite zu ziehen, ; 

Die Tüchbälle, plur. die-—n, an einigen Orten, eine Halle, 

oder überbaueter Gang in welchem die Tuchbändler ihre; Tücher 
feil haben. In EöIn tft es auch ein Gericht, welches die Streitige 
kelien, die in dem Kaufbanfe entſtehen, ſchlichtet. 

De; Tücjbändel,des—s, plur, car. der Handel mit wollenen 

üchern. 

Der Tuchhändler, des —s plur, ut nom. fing, Famin. die 
Tuchhandlerinn, ein Kaufmann oder Krämer, welcher init wolle» 
nen Tüchern handelt. Wenn er fieansfchneidet, d. i. Ellenweiſe 
verkauft, fo.wird er an einigen Orten auch Gewandfihneider, 

Nieder, Wandfnider, Weandrierer, genannt, und alsdann ift 
der Tuhhändler inengerer Bedeutung, der fie nur in ganzen 
Ballen oder Stücken verfauft.. 

Das Tuücjhäus, des — es, plür, Sie-—hänfer, an einigen Or⸗ 
ten, ein Gebäude, in welchen diewollenen Tücher öffentlich vers 
Fauft und aufbewahrer werden. In Nürnberg hingegen ift das 
Tuchhbaus ein Amt oder obrigkeitliches Collegium, welches aus 
vier Ratbs-Deputierten, einem Caffierer und Gegenfchreiber bes 

‚ Rebet, und die Abgaben von dem Getreide und Malze einnimmt; 
vermuthlich, weil es feine Sitzungen in dem Tuchhauſe hält, oder 
doch urſprüns lich gehalten hat. 

Der Tuchknaͤppe, des —n, 


plür. die — n, ein Nahme, 


welchen noch au vielen: Orten die Geſellen der Tuchmacher führen. 


©. Bnappe, 

Der Cuchknoͤcht oder Tücherknecht/ des —es; plur. die —r 
im Jagdweſen ein Arbeiter oder -Bedienter, welcher die Jagdtü⸗ 
ber von dem Wagen wirft und ſelbige aufftelen Hülft; der drug: 
knecht/ an andern Orten Plahenknecht. 

Der Tuͤchlaͤppen oder Cũcherlaͤppen, des—s, plur. utnom. 
fing. eben daſelbſt, Lappen oder Streifen von grober Leinwand, 
welche an Leinen genäher, und im Roihfalle anftart: der Tücher 
gebraucht werden, 

Der Tühhmacher, des —s; plur. ut nom, fing. Fämin. die 
Tuchmacherinn, ein zünftiger Handwerker, welcher wollene Tüs 
cher und tuchartige Zeuge webet, und mir den Tuchbereitern und 
Walkmüllern nur eine Zunft ausmadtz der Tuch weber, Nie- 
derf. Wandmaker. 

Die Tůchnadel, plur.die—n, fehr ſtarke und dicke Stednadeln, 
die wollenen Sücher, wenn fie zum Trocknen aufgehänget. werden 
follen ‚damit anzufieden und auszufpannen;, RBartunnadeln. 

Die Trichpreffe, plur. die —n, eine große Preife derTuchbereis 

terr, in welcher die fertigen wollenen Zürcher ziwifchen zwey erhitzten 
eifernen Platten gepreffet werden, um ihnen Seeife und Glanz zu 
ertheilen. Cine andere kleinere Preffe , worin die Tůcher kalt ger 
prefjet werden, heißt die Stichpreffe. 

Der Tüchrabmen, des—s, 
oder Geftel, worin die Zuchbereiter. die ‚Tücher fpannen, 
wenn fiefelbige trocknen, ausfpannen und fireichen, Niederſ. 
Wandraam. 

Der Tührafdy, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die—e, eine Art Raſch, welcher fuchartig ift, und auf der rech⸗ 


ten Seite wie Tuch gewalket undgefehoren wisd; Walkrafch, 


Tuchſarſche, Borar oder Bourat, vermuthlich von dem Grang. 
Bourre„grobe ——— 

Die Tũch ſchere, plur. die —n, eine große Schere der Tuchbe⸗ 
reiter und Tuchſcherer, womit die gewalkten und geraubeten Tücher 

geſchoren werden. 

Der Tirbfcherer, des—s, plur, ut nom.. ing. eine geringe 
Art Zuchbereiter, wege nur die — — ſcheren, aber 


ur. ut:nom. fing. ein Rahmen 


TE Rn 


tue 716 


die Kunfl nicht verfichen, tuchartige * andere Zeuge gu appretie⸗ 
ten, wie jene; Niederſ. Srogſcherer, von drog / trocken. 
Tüchtig —er, fe, ad). ‚et adv. 1. Die zu einer Abficht 


erforderliche Stärke und Förperliche Feſtegkeit habend; einein der 


gewöhnlichen Sprache des täglichen Um ges noch völlig gang⸗ 
bare Bedeutung, Lin tüchtiger Batim, der die verlangte Größe 
and Stärke hat. Lin tüchtiger Menſch der die zu einerhficht vr, 
forderliche Größeund Stärke hat; 
sroßesund ſtarkes. Daher es denn im gemeinen Leben noch 
hãufig für groß und ſtark überbaupt gebrancht wird, Ein tuch? 
tiger Menſch, von vorzüglicher Größe und Stärfe, Ein tuchtiges 
Stud Brot, ein großes und dickes. Nach einer noch weitern 
Figur wird das Adverbium im gemeinen Leben bäufigfür Sehr ge⸗ 
braucht, eine Intenfion zu begeichnen. Jemanden tuchtig durch⸗ 
prügeln, Tüchtig arbeiten, effen, trinken Fonnen, bean, febr, 
viel. 2. In weiteren Bedentung, auch andere erforderlichen Ei⸗ 
genſchaften zu einer Sache im vorzüglichen Grade habend, ſo daß 
tüchtig einen böbeen Grad bezeichnet, als tauglich, von welchem 


es ein Intenfivumift. Gott gibt ihr zu Zeiten einen tüchtigen 
Regenten, Sir. 10, 4. einen geſchickten. Tüchtige Mittel zu et⸗ 
Lichts rüchtigee (taugliches, zur ' 


was anwenden, saugliche. 
Sache dienliches,) Vorbringen, Es iſt in diefer Bedeutung als 
ein Beywort nur noch imgemeinen Leben üblich ;von Perſonen ge⸗ 


braucht man Fieber gefchießt, vermutplich, um die Se eydeutigkeit 


mit der erſten Bedentung der Förperlichen —8 vermeiden. 
Als ein Nebenwort hingegen wird es auch hier häufig ohne Anſtoß 


gebraucht. Tüchtig zu erwas feyn, im@egenfage des untüchtig, 


von allen zu einer Sache erforderlichen Eigenfchaften. Nicht, dag 
wir tüchtig find, Ser zu finden, 2 Cor. 3, 5. 

E tũch tig gemacht, wtf. V. 6. 
Anm. Schon bey dem Ditfried dohti,deres aber auch für gut 


Ein üichtiges Meffer, ein \ 





Gott hatuns 


gebraucht ‚im Niederf, Ai im Engt.dougthy,. im Shwed. 


dugtig. Es iſt ver der. Ableituags ſyibe — ig von dem 
- alten Tucht gebildet, welches eigentlich förperliche Stärke, und 
bernach auch Tugend, dienliche Beſchaffenheit, bedeutete, Die ſes 


Tucht iſt ein Jurtenfivum fo wohl von digen, dihen, deiben, - 


© (©. Gedeihen,) förperliche Größe erlangen, wovon auch dicht ab» 


ſtammet, als auch von taugen, die nörhige Größe nnd Srärfezu 
etwas haben; und daher kommt es, dag tüchtig int eigentlichen \ 
Berftande noch den Begriff der körperlichen Größe und. Stärfe 


bat, im zweyten aber auch mehr ſaget, alstauglich. Einfaches 
te Formen diefes Wortes finddieMisdetf; degen, ücheig, — 
ger, ſehr. S, auch Cugend. 


Die Tüchtigkeit, plur. inufit, die Eigenfaft,. = ein Ding 
tüchtig ifl, inbepden Vedentungen. Doch wird in. der zwebten, 
wenn von Petſonen die Rede if, und ide bloß körperliche 
Größe, und Stärfe angedeutet werden fol, lieber Gefchi liche 


Reit, Lähigkeit ober ein anderer Ausdruck gebraucht. Im 


Niederſ. Dögt, für Dögbeis, —— aber auch Tugend ber 
deutet, i 

Der Tuchweber, S. Tuchmacher. 

Der Tück, des —es, plur. die—e, eine lücktſche — 
ein übel, welches man einem andern verinittelff eines vortheilhaft 
ſcheinenden Verhaltens zufügt. &ie wöllen mir einen Tück be⸗ 
weilen, Di. 55, 4 Daß die Seinde nicht unwerfebens ihm. 
einen Tu beweifeten, 2 Macc. 14, 22. , Die Tüdde werden zu 
Schanden, Sprihw, 12,8. Der Bortlofen Tüde find Feine 
Rlugheit,Sir. 19, 19. Ob dir vergeben werden möcht der 


Tui deines Herzens, Apoſt. 8, 2% Aus eim balſchen Did; 
Theuerd. Kap. 7», 


Wo kuhne Tücke ſbleiden Ua. 


Sm 


















nn 








Tuck 
# —— * dieles Wort wenig gebraucht, am ——— 


ig ſten aber imSingular, indeın dafür enfweber.das folgende Tür 
- de oder auch ein tůckiſcher Streich üblich ift, 


Anm. Es iſt ein altes Wort, welches in den denne Ober⸗ 
deutſ ben Mundarten Duck, Tuck, Tucks lautet und im weitern 


e auch einen jeden liſtigen oder heimlichen Betrug bedeu⸗ 





ser. In  Hebräifchen ift 7 und im Bricd, wurros gleichfalls ein 
‘folder Betrug. Im gen, Leben hat man auch das Wort duckeln, 
welches befonders betriegliche‘ Handariffe mit den Händen machen 
bedeutet, Das Eifffchon ein Merkmahl eines Autenfivi; das 
einfachere Stammwort iſt noch i in dem Niederf. Tog, ein böfer 
Streich, Poffen, vorbanden, Nachdem man den Begriff des 
Schleichens, der Verdorgenbeit, oder auch den Begriff der Ges 
ſchwindigkeit, als den Stammbegriff, annimmt, läßt fi das 
Wort auch auf verfhiedene Act ableiten. Im erſten Falle würde 
es zu dem alten toug, taug, geheim, verborgen, tougen, ver⸗ 
" Borglir, im legtern Falle aber, zu ziehen Niederf. teben, Zug. 
Nieder. Tog, Jutenſ. Tu — indem man * liſtig betrie⸗ 
gen auch beiehen, Niederf. betrecken, ſagt. ©. auch⸗ Duck⸗ 
mauſer. 
Die Tüde, plur. die —n, das Abſtraetum des dorigen Wortes. 
1.Die Gemürhsbefchaffenbeit, Fertigfeit, jemanden vermittelſt 
* eines vortheilhaft fheinenden Verhaltens zu hintergeben oder zu 
(Haden, wo die Tüce eine Art des Berruges ift; ohne Plural. 
Ich kenne feine Tücke ſchon. Er bat feine Tees Jemanden 
hinter feine Tütefommen. Des Narren Tide ift Sünde, 
- Sprich. 24,9. Im gemeinen Leben wird es anch wohl von den 
heimlichen, mis Stillſchweigen verbundenen Widerwillen oder 
Zorn gebraucht, „weldhen mar in der niedrigen Sprechart das 
"AM anlen, inder vertraufichen aber das Schmollen neunet. (©. 
CTuckiſch) 2, Eing tücifche Handlung, ein Übel, welches man eis 
nem andern vermittelft eines vortheilh aft fcheinenden Verhaltens 
zufügt; ein Tuck. Femanden eine Tücke fpielen, 
Und freut fich dev gelungnen Tüte, Haged. - 
Obgleich diefe Bedeutung den Plural Leider, fo iſt der ſelbe doch 
im Hochdeutfhennur wenig gebräuchlich. S. auch Seimtüde, 
Tieifch, —er, —Ie, adj, et adr. 1, Tücke habend und darin 
gegrundet. Pin tückiſcher Menfh. Kin tüdifches Pferd. 
Tusifh handeln, verfahren. Tackiſch ausfehen. Ein tüdi- 


ſcher Streich. Lin tůckiſches Geſtcht baden. Siehe auchseim⸗ 


tickiſch. 2. Im gemeinen Leben auch heimlich zornig, doch nur 
als ein Rebenwort. 


Tückiſch auf iemanden teyn, heimlich 
zornig. 


Ber Tumäufer, S, Dutmäufer, - 
Der Tuf, Tufftein, S. Tof. 
- QTüsen, S. Taugen. 


Die Tugend, plur. die —en, ein Wort, welches ineinem ver 


ſchiedenen Umfange der Bedeutung gebraucht worden, und aa 
—— 

. *Rörperliche Stärke, Kraft; eine veraltete Bedeutung 
aA indeffen doch die erfte und urfgeiiugliche iſt. Im Niederfäche 
ſiſchen iſt tauger noch ſtark, muthig, und bey dem Pietorius 

+ Bon noch Tucht fůr Kraft und Macht vor. In eng erer Bedeu⸗ 
tung wurde es chedem auch häufig für Tapferkeit gebraudht, in 
wrelcher Bedeutung es zleichfalls veraltet iſt. 
2 In engerer Broeutung, Kraft, Fühigkeit gewiſſe Verände⸗ 
cungen beſonders heilſa me Veränderungen, hervor zu bringen ; 


‚eine geößıen Theils auch ſchon veraltete Bedentuug, in welcher 


die Tugenden eines Brautes, einer Yrzenep, ehedem ihre Heils 
Eröfte waren, 
3. Flaürlich iſt die Tugend. 
re Zuftand, da ein Ding die zu feiner Beflinmung 


zug 718 


wöthigen Eigenfchaften befist ‚wo es wider anf doprelte Art ge⸗ 
braucht wird, (a) Als ein Abſtractum und ohne Plural, die Be⸗ 
Sihaffenpeit eines Dinges, da es alle zu feiner Beftimmung nördie h 
gen Eigenfehaften befige. Die Tugend eines Saufes, eines 
Pferdes. Auch dirfe Bedeutung gebörer in der edlern Schreibart 
zu den veralteten, od man gleich noch im geineinen Leben von der 
Tugend eines Meſſers, eines Werkzeuges u. ſ. f. höret, deffen 
Tauglicpfeit oder Tüchtigkeit zu bezeichnen, Miederf, Done, 
In engever und böbererBedeutuug wat Tugend ehedem auch Bor» 
——— und dieſe Bedeutung hat es ber muthlich noch 2 Pet. 
2,9, wo es heißt: Ye Tugend des, der euch berufen bat, im 
Griedh.xgerm _(b) Als ein Eoncretum und mit dem Plural, ein⸗ 
‚gelne der Beſtimmung gemäße oder brauchbare, gute Eigenſchaften. 
Bin Pferd von vielen Tugenden. DieTreue it die vorsüglichfie 
Tugend eines-Hundes, die Leichtigkeit und Bequemlichkeie, 
die Tugend an einem Werkzeuge. Der Rheinwein bat die 
Tugend, daß er nicht fo leicht vaufcht, als der Franz oͤſiſche. 
Ehedem ſprach man and) von den Tugenden des Derfiandes, di. 


“ nüglichen Fähigfeiten deſſelben. 


(2) Inengerer moralifcher Bedeutung iſt die Tugend dee 
Zuſtand, da ein'verwünftiges Gefhöpffeiner Beffimmung oder 
Abſicht gemäß handele; wo es wieder in verfehledenen Einfchräns 
kungen gebraucht wird, (a) Ms ıin Abſtiraotum und ohne Plural, 
fo wohl von der ganzen pflihtmäßigen Beſchaffenheit, vonder 
Übereiuffinnmung bes motafifchen Zuftandes mit demÖefege odee 
der Beftimmung, als auch von der Fertigkeit zur inöglidhften Leis 


ſtung feiner Pflicht. Etwas ausTugend thun. Jemande s Tugend 


fir zweydeutig halten. Wir haben EeinZeichen der Tugend bes 
weiſet Weih. 8,14, Sich der Tugend befleißigen. -(b) Als 
ein Coueretum und mit dem Plaral, einzelne in diefem Zuſt ande 
gegründete, daraus herfließende Neianngen und Fertigkeiten, 
jede pflichtmäßige and Iohenswürdige Neigung oder Fertigkeit. 


Zargerliche Tug enden Fertigkeiten, die bürgerlichen Gefege, die 


Pflichten der menfchlichen Gefellfchaft zu erfüllen. Natürliche 
‚Tugenden, deren Bewegungsgrund der natlieliche Erfolg der 
Handlungen if, zum Unterfchiede von den chrifklichen, welche ih⸗ 
Te Bewegungsgründe aus der Neligiou hernehmen. Maßigkeit, 
Verſchwiegenheit, Fleiß, Treuen. ſ. f. ſind Tugenden, Aus der 
Noth eine Tugend machen. Sie Tugend ſtehet hier der Untue 
gend, iugleichen dem Laſter entgegen. 

(3) In der engſten Bedeutung wird die Keuſchheit oft 
nur Tugend ſchlechthin genannt, Die Tugend einer Perfon im 
verdacht ziehen, Was derTugend eines Srauenzimmers nach—⸗ 
sbeiligift. Si hat tugent und ere, einer der Schwäbifchen 
Dichter. Und diefe Bedentung Hat das Wort vermuthlich auch, 
wen es in einigen Neichsftädten alsein Abftractum, ein Titel ade⸗ 
liger Frauenzimmer if. In Rürnberg z. B. werden die Zrauenziune‘ 
mer aus parsicifchen Geſchlechtern Ihre Sarpadetige Tugend ges 
naunut. 

Anm. Faſt in allen Sprachen iſt der engere moraliſche Be⸗ 
griff der Tugend eine Fig ir der Leibesſtatke Virtus, von Vis, 
Vires, Kraft, Bewalt, &gern von ons, Rark ; nicht, weil dieTus 
„gend. moralifche Kraft gegen einen Wderfländ, gegen ſinaliche 
Kraft ift, fondern, weil in den rohen Jugendalter der Welt und 
"der Nationen Leibesſtärke und darin gegründete Tapferkeit, die 
einzige bürgerliche Tugend, wenigfteng der einzige bürgerliche Bor« 
zug war, 

Anm. 2. Diefes Wort kommt in feiner heutigen Geſtalt zuerfk 
in dem alten Gedichte auf den heil, Anuıo vor, wo eg Dugint lau⸗ 
tee, ir Wall ſiſchen Digonianıt. Ältere Sprachen und Munde 
arten haben ſtatt der Sy!be —en®, die Sylbe de oder et wie Wile 
lerams Togede, Rotfers Tuged, das Angelſ. —— We 

Nieder 


u 


719 RS 


- Hicderf.Dägs,das Schwer. Dycht, das Bittink Deugt. Aus 
diefem Tugde ift ohne Ziveifel, dur Einſchaltung des müßigen 


Naienlanies, Tugend eutfianden, fo wie aus ungde auf ähnliche. 


: Art Fugend geworden ift. Tugde und Tugend ſtammen odırtans 
gen ber, fo fern es ehedem urfprünglic) ſtark feyn bedeutete, 
and zudem veralteten degen, groß, ſtark, tapfer, gebörete, von 
welchem Worte Theganheit bey dem Ditfried noch für Cugend 
sorfonmt, Das Niederf. Bozt bedeutet nicht allein Tugend, 
fondern auch Tůchtigkeit, fo wie Döge dafelbfl die Zaualichkeit iſt. 
©. DiE, Deiben, in Gedeiben, Tüchtig n. ſ. f. 

“ Der Tugendadel, des—s, plur. car. derjenige Adel, welcher 
durch Tapferkeit erworben wird, zum Unterfchiedevon dem Krb- 


und Runfiadel; ; von der veralteten — des Wortes Tu⸗ 


gend. 
Tugendhaft, —er, —efte, adj. et adv. welches ehedem in allen 

Bedeutungen des Hauptwortes Tugend üblich war, jegt aber nur 

noch in der engeru moralifohen gebraucht wird, Tugend habend, 
beſitzend, und in derſelben gegründet, im Gegenſatze des laſter— 
haft. Ein tugendhafter Mann. Tugendhaft fepn. 


hafte Perſon. 
Anm. Schon bey den Schwäbiſchen Dichtern tugendhaft, 


ben. dem Notfer mit einem andern Eudlaute Ingedig, int Hier 


derſ. degelif, ehedem dögetbeue. 
Der Tugendheld, des—en, plur. die —en, Fämin. die Tu: 


gendheldinn, eine Perfon, welche ſich auch durchden flärffien - 


Widerfland nicht von der Ausübung der Tugend abhalten läſſet. 

Die Tugendlehre, plur, doch nur von mehrern Büchern diefer 
Art, die —n, ein von einigen für Moral und Sittenlehre auge⸗ 
nommenes Wort, die Lehre von der Tugend, d. i. den pflichtmäßi⸗ 
gen Fertigkeiten des Menfchen, zu bezeichnen. 

Tugendreich, — er, —fe, adj.etadv. reich an Tugend oder 
Zugenden, im hoben Grade tugendhaft; ein vorzüglich noch in 
den Titeln weiblicher Perfonen übliches Wort, 

Tugendfam, —er, —fie, adj.etadv. wierugendhaft, Ein 
sugendfames Weib, Ruth 3,21. Es iſt in der. edlen Schreibs 
art veraltet, und wird auch nur noch bin und. wieder in den Titeln 
weiblicher Perfonen gebraucht. In Niederfachfen 5a >fam, wo 
dugdſam auch Fräftig, flarf, Bedeutet, Eben diefe Bedeutung 
hatte ehedem auch unfer tugendfam. Han er ilt [o tugentlam, 
Er kan.heilen alle wunden, für kräftig, Brud. Eberh. von 
©Sır. 

Der Tugenöftolz, des—es, plur. car. der Stolz auf das Ber 
wußtfeyn feiner Tugend oder pRihtmäßigen Veſchaffenheit. 

Die Tülle, ©. Dille. 

‚Die Tulpe, plur. die—n, ein Zwiebelgewachs, welches wegen 
feiner ſchönen großen kelchförmigen Blume geſchãtzt wird; Tuli- 
pa Linn. In der gezierten Sprechart Tulipane. Der KRahm⸗ 
iſt Zürkiſch, und lautet daſelbſt Tulban, wegen ihrer Ähnlichkeit 
mit einem Turban. Sie iſt in Cappodocien einheimiſch, und iſt erſt 
3559 von da nach Europa gebracht worden. 

Der Tulpenbaum, des —es, plur. die —bäume, ein Amerifas 
niſcher Baum, -deffen. Blüthen einige Ähnlichkeit nut den Tulpen 
baben ; Liriodendzon Tulipifera Linn. 

Tumm, S Dumm. S 

Der Tummel, des—s;. plur. i inuf. dag Intenfivumvon Tau⸗ 
mel, ſtatt deſſen es im gemeinen Leben fehr häufig ift, fo wohl ei⸗ 
nen Schwindel, als auch einen Rauſch, zu. bezeichnen, 

ummel baben, fo wohl ſchwindelig als auch beraufcht fenn ; wo 
man im Scherze auch wohl das Diminutivnm braucht, fich. ein 
Danmelchen iz inen, in Räuſchchen. Niederſ. Time), Tum: 


Ein tu⸗ 
gendhaftes Gemüth. Tugendhafte Zandlungen. Oft auch in 
der dritten engſten Bedeutung für teufß, fittfam. Eine tugend⸗ 


Linn 


mel, Es iſt mit dem eatein ———— a Peine A 

rauſcht, der. Raufch, verwandt. (S. Tummeln.) 
Wenig oder tummelicht, im gemeinen chen —— Siepe 
daffel 


Das Tümmelchen, des — plur. ut gom. ſing. in einigen 


Gegenden, ein Rahme der te runden Bechertaffen, oder. klei⸗ 
nen Becher in Geſtalt einer halben Kugel; in andern Gegenden 
* Tummler, Engl. Tumbler, Schwed. Tumlare. Es iftdas 
Diminntivum eines veralteten immel,tweldhes ein kurzes gleich» 
fam abgeftumpftes Gefäß bedeutet baden ning, vnh mie Ranef 
und ſtümpfen verwandt geweſen iſt. 


Tummeln, verb. reg. welches eine NRachabmung eines heftigen 


dumpfigen und angeflümen Lautes ift, und daber in mehreren, dem - 


Anfcheine nach fehr verjchiedenen Sälen gebraugt wird, Esift 
in doppelter Geftalt üblich, - i 
1. Als ein Neutrum mit dem Hülfgworte baben. 1.* Im 


Gehen mit ſchwerem Kopfe von einer Seite zur andernwarfen, 
in welcher Bedeutung esaber _ 
im Hochdeutfchen fremd, und nur in einigen ı gemeinen Mundarten - 


als ein Intenfivum von taumeln ; 


dangbar ift. ‚Niederf.tümeln,Engl.totumble,Schwed.tumla, 
2.* Einenfärm, Getiimmel verurſachen. Und find von dan⸗ 
nen beraufgesogen mit Sveuden, daß die Stadt tummelt, 
1 Kön. 1,45. Was tummelt und weiner ihr + Das Kind ik 
nicht geſtorben, Mare. 5,39. Auch in dieſer Bedeutung iſt es 
im Hochdeusfchen veraltet, indeffen ſtammen Getimmel und Eur 
mule von.derfelben ab, \ 
IL, Als ein Xetivum, fo wohl taumeln mödhen, als. auch mit 


einem Getümmel heftig bewegen, - doch nur noch in einigen befons 


dern Fällen. 1. Jemanden tummeln, ibn fich heftig bewegen ma⸗ 
chen, befonbers um ihn dadurch abzurichten. So tummelt man 
ein Pferd auf der Reitbahn, wenn man es im Kreife galoppieren 


lehret; wo doch diefes Wort nur im gemeinen Leben üblich if, 


indem die heutige Reitkunft dafür ausländifche Kunfkwörter ans 
genommen bat. Der Soldat muß gerummelt und ausgearbei- 
tet werden. Sich mit jemanden herum tummeln, fo wohl ſich 


x mit idm balgen, als andere heftige Beivegungen ı mit m vom 


nehmen, 
Drum tummle fh im Thalder Poſſe, x 

Wer ſich nicht hoher fchwingen Fann, Gottſch. 

Der Soldat tummelt ſich um die Ehre, 


fo viel ich kann. Tummle dich mit dem Eſſen! made, daß da⸗ 
Eſſen fertig wird! So auch das Tummeln. 

Anm. Im Riederf, gleichfalls tummeln... Es iſt ein intenfives 
Kterativdm von einem veraltetey tumen oder rumben, venwels 
dem das Franz. tomber, fallen, das Angelf. tumban, tanzen, 

Springen, dasGriech, Supog, Wurh, und andere mehr abſtam⸗ 
men; woraus denn wohl deutlich genug erhellet, daß der Heftige 
dumpfige Laut der Stammbegriff iſt. Im Engl. ifktumble hin 
und her werfen. S. auch Gerimmel und Tumult. 


Der Tummelplag, des—es, plur. die—pläße, ein Mlag,wo 


Dferde und Reiter getummelt, de i durch heftige Bewegungen ab> 
gerichtet werden.: Ingleichen, ein Plag, wo fich zwey Marteyen 
gebalget, geraufet, geſchlagen, mit einander ſcharmutz ieret, ge⸗ 
fochten haben; am bäufigften i im gemeinen Leben. + 

Der Tummelfattel, des —s, plur. die —fäitel, eirte Art Sir ; 
tel auf der Reitbahn, welche deu Pferden — werden, wenn⸗ 
fiegetummelt werden ſollen. 

1. Der-Tümmler, —— plur.ut ER ag: S, das Time 
melchen. 


Der ‚. 





Daber it 


2. Sich tummeln, iſt 
auch fo viel wie eilen, eigentlich ſich heftig bewegen, feine Bewe⸗ 
gungen beſchleunigen. Tummle dich! Ich will mich tummeln, 








- 





= ER 





* e welche ſich mit großer Geſchwindigken im Waſſer her⸗ 


um aummelt, wovon er auch den Rahmen hat; Delphinus 
. Delphis Linn. Risderf. Tümeler, „Er gehöret mit dem Meer⸗ 
: fowiine zu Einem Geſchlechte, if aber von demfelben noch ver- 
,_ Perüm werfen, oder tummeln. > 
Der Tümpel oder Lümpfel, S. Dümpel. | 
"Der Tum uͤlt, des—es, plur. die —e. 1. Das Öetümmel, eis 


2 ,gentlich, der laute dumpfige Ton einer heftigen Bewegung wider 


einander flreisender Körper, und dieſe heftige Tewegung ſelbſt. 
Der Tumuleder Gefhafte. 
— In dem Tumult des Aufruhrs feinen Arm 
0. 36 Blurzubaden, Weiße. - : 
Ach, wüßten fie, wel ein Tumu 
„ wärtiger Bewegungen diefe Bruſt zerreißt! von Brawe. 
. 2, In engerer Bedeutung ift der Tumuledie ungeffüme und unor⸗ 
dentliche Verſammlung mebrerer, befonders ſich wegen einer Bes 
Ieidigung Recht zu verfehaffen ; ein hoher. Grad des Auflaufs. 
Einen Tumulf erregen, anfangen. Den Tumult ſtillen. Es 
erhebt ſich ein Tumult. Die datmit verbunde ne Unordnung und 
das Getummel unterſcheidet den Tumult von einem Aufftande. 
Der Aufruhr iſt eine gewaltſame Auflehnung mehrerer gegen die 
nterobrigkeit; Emporung und Rebellion aber gegen den Lan⸗ 
desherren. EEE 
Anm. Der Ton auf der Ableitungsfpibe beweifet ſchon, daß 


dieſes Wort zunächft aus dem Lateiniſchen Tumultusentlehnet 


äft,obgleich diefes mit unferm Getiimmel und tummeln zu Einem 
Seſchlechte gepöret, Eben daher find auch tumultuiren, ‚einen 
, „zumult oder Auflauf erregen, der Tumultuant, des —en, plur. 
> die —en, Verfonen, welde tumultuiren, tumultuariſch, auf 
eine ungeſtüme und unordentliche, geräufhvolle Art, und in weis 
terer Bedeutung, im höchſten Grade unordentlich und ungeſtüm. 
— Tumultu ariſch verfahren, mit Beſeitigung der gehörigen Ord⸗ 
— = m 
. Die Tünche,plur. doch aureiwa von mebrern Asten;die—n,dag« 
jenige, womit gefündhet wird, der flüffige Körper, welcher auf eis 
nen andern gefteichen Wird, doch nur noch in engerer Bedeutung, 
. „eine weiße aus Kalfund Waffer bereitere Farke, die Wände und 
- Manern damit zu beſtrelchen, Die Tusche fallt ab, der als Tüns 
he aufgetsagene Ralf, 
Anm. Schon ben dem Notket Tunicho,im Böhm. Dyncho- 
. wani,imPohln. Tynk. $u einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt 
es männlichen Geſchlechts, der Tünch, in welchem es auch in der 
Deutſchen Bibel vorfommt. Der ſchone Tünch an Her ſchlech⸗ 
sen Wand, Sir. 22,20, ©, das folgende. 
Tünchen, verb.reg. act. eigentlich, mit einem flüſſigen Körper 
> überftreichen, Es ift indefjen nur noch in engerer Bedeutung gangs 
bar, eine Wand oder Mater mit fiiffig gemachten: Ralfeüberfireis 
een, welches in gemeinen Leben weißen genannt wird. Die ges 
" sünchte Wand, Apofl. 23,3. Wo ifi numbas Getünchte, das 
Ihr getuncht habe? Ezedh, 73, 12, Mir Belftunden, So 
auch das Tünchen. —— a, 
Anm. In den Monſeeiſchen Gloſſen tunichen, im Pohl, 


tynkowae, in einigen Niederdeutſchen Gegenden dönfen Ente 


weber als ein Berwandter von tingere,wenn es nicht gar mit der 
Sache ſelbſt aus diefem Laseinifchen Worte enslehnetift, da es 
deun ein Verwandter von tunken fenn würde; oder auch mit dem 


Aden 0.3.4, Ch 2, Aufl, | 


mie, des—s, plur.utnomsfing. ‚1; EineXst . täfeln. AmHebe.ift NiD, fündhen, welches zunad ſt zu De®r, 
/ 


fbieden, 2. Eine Art Heiner Tauben, welche fih im liegen oft 


It, welch ein Kampf wider: 


herrſchenden Begriffe des Bekleidens Bedeckens. Bey dem Kero 
iſt in dieſer legten Bedeutung Tunihhu, und bey dem Ottfried 
Dunichu, cin Rod, Sat, Tunica, Im Dänifehen iſt dynnicke, 


zup 998 


Lat. Toga, zu gehören fcheinet, 

Der Tüncher, des —s, plur. ut nom, fing. derjenige, welcher 
üncht, ingleishen, der ein Befcköft daraus macht, die Wände 

und Manern zu finden, da denn diejenigen Maurer, welche fin 
vornehmlich mit dem Tünchen abgeben, diefen Nahen befonimen; 
im gemeinen Leben Weißer! Die lach mahler und Zimmer:Po- 
lierer find einebeficre Are Tüncher, , 

Die Tünchfcheibe, plur.die—-n, bey den Tünchern, ein Bret 
miteittem Griffe, den Kalk zum Verſchmieren vor den. Zünchen 
darauf inderlinfen Hand zu Halten, r 

Der Tüngel, des —s, plur. inuf. in einigen Gegenden, beſon⸗ 
ders Niederdentfchlandes, ein Nahme eitier doppelten Art Un- 
Trauses, welches theils unter der Gerſte, theils aber auch in ten 
Heden und an den Wegen wächfet, Galium Aparine,undVa-- 
lantiaAparine Linn. Beyde werden auch Kledekraut genannt, 

weil der rundliche Same an den Kleidern kleben bleibt, worin viele 
leicht auch der Grund des Nahmens Tungel liegt, der ale dann zw 
tündhen, tingere, gehören würde, | £ 

1. Die Tunfe, plur. die —n, eine in die Erde gegrabene, und oben 
mit Balken und darauf gefchlitterer Erde bedeckte Grube, deren 
man ſich in Nothfalle ſtatt eines Kellers bedienet; ingleichen in 
weiterer Bedeutung / ein jeder ungemölbter Keller, ein Balfenfel- 
ler, weil er flatt des Gewölbes oben mit Balken belegt wird, 

Anm. In andern gemeinen Diundarten Tun. Es feheinet 
eine Tiefe, eine Grube überhaupt zn bedeuten, und vermittelft des 
zufälligen Rafenlantes von Teich abzuftanımen. (Siehe daffelbe.) 
Tauchen und tunken find auf eben die ſe Art verwandt, 

2.Die Tunfe, plur. doch nur von mebtern Arten, die —n, eine 


flüffige aber d ckliche Speife, andere fefiere darein zu tunen oder 


‚zu tauchen, wodurch fiefich,von der füffigernBrühe unterfcheider. 
Senf, Meervettig, mit Wein zerrührtes Kirſch⸗ oder Pfaumen« 
mußu,f.f. find folcheTunfen. In den niedrigen Sprecharten 
wird eine Tunke Titſche oder Tütſche genannt, von tütfchen, tun» 
Ten; Niederf, Stippels; ns 

Tunken, verb.reg. act. in einen-flüffigen Körper halten oder 
ſtecken/ wie das edlere tauchen. Tunket den Büfchrl Ifopp in 
das Blut, = Moſ. 12, 22. Er ſoll mit feiner reden in das 
Ghl unten, 3 Moſ. 14, 16, Tunke deinen Biffen in den Eſſig, 
Ruth 2,14. So wirſt du mich doch tunken inden Koth, Hiob 
9,32. Die Sederin die Dinte tunken, eihtunfen, So au 
das Tunfen, i 

Anm. Im Satianthuncan; bey dem Notker tunchen. Es 

ſtammet don dem im Oberdeutſchen, ingleichen in der höhern 
Schreibart üblichen tauchen ber, Won tauchen hieß das Inten⸗ 
fivum tucken, duden, woraus durch eingefchalteten Nafenlant 
tunfen ward, In den niedrigen Sprecbarten ift dafür tirfchen 
oder tütfchen, im Niederſ. aber Hippen üblich. S. Tauchen. 

Die Tunfform, plur.die-—en, bey den Lichtziehern, das tiefe 
ſchmale Gefäß, worin fich der gefehmolzene Talg befindet, in wel« 
Gen man die Dochte tunkt, un fie zu Lichtern zu ziehen. 

Der Tüpfel,ves—s, plur. ut nom, fing. Dimin. das Tüpfel⸗ 

"Sen, Oberd. Tüpflein, ein Punet oder Eleiner Fleck in Geftalt 


eines Punctes. Im Sochdeutſchen wird eg wenig mehr gebraucht, 


wo dafür Punet oder Fleckchen üblicher find. Am wenigſten iſt es 
don einem Punete imSchreiven oder Zeichnen üblich,obaleich auch 
dieſet im gemeinenLeben fo wohl Tüpfel als Tuttel genannt wird, , 
Es iſt kein Diminutidum, wie viele, glauben, ſondern vermittelſt 
der Ableitungs ſylbe el, ein Subject, Ding, von tüpfen gebildet, 
Die Niederfachfen gebrauchen dafür Stipp und Tipp, welches 
letztere aber auch ‚die Epige eines Dinges begeishnen. Eiche 
Tipfen, 

84 — Tupe 


- 


> Pr 


Töpfelig N — ER adj. et u . nes Det uttentobf deee⸗ ‚plar.pte— Rohre, 3% 


flen innger 


„sen oder Fleinen Flecken verfeßen, gerüpfelt; am hauft 
- meinen Leben. 


Tüpfeln ‚verb,reg. act. mit Tupfeln, d.t, Punelen oder kleinen 


a verfehen, das verfleinernde Jterativum vom füpfen. Die _ 
niatur⸗ Mahler upfeln die zig uren velche fie mahlen, d.i, 


ſie punctieren fie, oder verfertigen fie. vermttelſt kleiner Puncte, 


daher des Miniatur» Mahler in einigen gemeinen Mundartch auch 
der Tüpfelmabler genannt wird. 


genden eine figücliche Benennung einer Art Ki ce, w — 5 
Pfebe genannt wird; ;Cucurbita PepoL. Wegen — 


iichkeit mit einem Türfifhen Bunde, Sn Öfterröigifhenwen: 
"den fie Pluger genannt, 


- Das Türkenfpiel, —— Bene He 


les, welches mit 36, mic Sücki guten bemahlten Bi 


gefpielet wird, welche daher auch — — — 


Esift befonders unter den — 


Tůpfen umdTupfen, verb: reg. act. et neutr, ir Tegtecn alle Die Tiürkey, plar. inuf, das Gebiech ———— KRaifers, | 


mitdem Sülfs worte haben, mit der. Spitze eines Dinges ſtoßen 
oder berühren, BDupfen, tupfen und tüpfen, welche‘ doch im 
Sochdeutſchen nur felten gehöret werden, fi find nicht ganz einer ley, 
wovon der Grund theils in dein hartern oder weichern Pitaut, 
cheils in dem breiteren u oder fpigigeen ti liegt, Dupfen heißt mit 


einem ſtumpfen oder weichen Körper leicht anftogen, oder berühren. 


tupfen ſetzt eine Rärkere Berührung, tüpfen aber nebdft derfelben 
ein fpißigeres Werkzeug oder rinen fpigigern Theil eines Dinges 
voraus. DieWundärzte dirpfen mit angefenchteter Baumwolle 
auf eine Wunde, fie bedupfen den Beinfraf mit Scheidewaſſer. 
Die Kupferſtecher tapfen auf die hintereSeite der Kupferplatte, 
wenn ſie mit deut Ballen der Hand darauf ſtoßen, damit ich der 
Firniß auf der polierten Seite feineben ausbreite. Andere bedie⸗ 
‚neh ſich ſtatt dpffen eines Tupfballens, Frau. tampon, Man 


Türkiſch, adjreradv, Zu den Türfen — "ang ven 


tupfet oder tipfet jemanden, wenn man ibn.mit der Spige des , 


Singers, oder einem andera fvigigen Wertgeuge, anftößt. Tüpfeln 3 


iſt davon das Iterativ um. 
Anm. Alle drey find Rechabinungen des verſchiedenen eigeits 
thimlihen Schalles, daher man nicht.eigentlich fagen kaun, daß 


B 


De Türtiß, des — es, plür, die—e, ein fleinartiges Mine» ⸗ 
vol, welches gemeiniglich ker bie @belfleine gerechnet wird, aber 


eins von demandern abſtamme. Für füpfen gebrauchen die Nies 4; 


derſachſen tippen und ſippen welches letztere and tunken beden⸗ 
tet, die Engländer totip, und die Schwed. tippa. Tappen bes _ 
zeichnet eine weit gröbere Art deg Berühreng, wovon der Grund 


in dem breitern g und fläckern Blaſelaut liegt. 


Der Tuphftein, S. Tof. 
Der —55 des — es, plur. die —e,- ans dem Verffihen 


"Dylbent, daummollener Zeug, ein Kopfſchmuck des männlichen ° 
>. Gerfi echte⸗ unter den Türken und andern Morgenländern, wel⸗ 
cher ans einem um eincfteife Müsein gemeiniglich kugelicher Ge⸗ 


ſialt gewundenem Zeuge beſtehet; der Bopfbuns, Turkiſche oder 
mor genlandiſche Bund. DasLiffhier, wie in mehrern BR 
oe in das deriwandter übergegangen, Ftaliänifch Tur-'- 


antennd Tulpante, S. Tulpe.) Bey den —— der 


Turban Sarik, d i. wijuden. 
Turf,S; Torf. 

Der Türk, des—en, plur, Sie—en, Fänin, die Liekinn, 1, Ei⸗ 
gentlich, ein Individunm derjenigen Nation, welche anfängli > 
zwiſchen dem ſchwarzen und Kaſpiſchen Meere mobnete, ſich aber 
nachmahls nicht nur des ganzen weſtlichen Afiens, ſoudern auch 
des Griechiſchen Reiches bemachtigte. Lat, Turca, Riederſ. 
Tork. Der Rahme iſt alt, und wird am wahrſcheinlichſten von 
dem alten faft in allen Sprachen befindlichen Tor, Berg, Bebirge 
abgeleitet, weil diefe Nation urfprünglich.die gebirdigen Ösggenden 


zwifchen den gedachten beyden Meeren bewohnete. Der Tuk oder . 


Groftürf, eine nur zoch im geiheinen Leben übliche Benennung , 
des Groß⸗ Eultanes oder Türkischen Kaifers. 2. Fienclih (Hy In - 
gemeinen. Leben Wird oft ein jeder Mapomedaner ein Eure ges 
naunt, weil ſich die ſe unter allen Mahomedanern den Europäern 


am furchtbarſten ——— haben.“ (2) Nach einer andern Figur 


HE Türß, aber auch nur im gemeinen: Leben „. ei: barbaris 
ſcher Wenfh , ein Menſch von rohen, wilden und grauſamen 
Eitten, : > 


+ 


* 


Die Europ aiſche Tintey, deffen Gebiethin Europa, zum Untere 
ſchiede von der Xfiarifepen. U > 





key gebürtig, in den Sitten und € räuchen der Tirken g 


" Das Türfifche Reich. Der 9 Kalſer · Der. Turfifche 


Bund, auch figürlich eine Art Lilie dit zuruc gerollten 
kronen LiliumMartagonL, gerstilie, — 80 
Fafeolen, Tuͤrkiſche Hühner, Truth 
Efparfette. Türkiſche Rreffe, ‚Trope 
Weigen, (S.Weigen) Und fo werden mehrere — deep 





Naturreiche, welche aus der Eevante zu uns gekommen, unbe IE 


Worte Tinkifch bezeichnet. Die — 


terinnen, welche anf beyden Seiten recht ee N . gigl % 
€ —* 


(1) Mahomedanifch,, doch nur im gemeinen 


kiſche Glaube. Die Tirkifhe Religion. (2) Sarda ‚örate 
ſam. ale — Türkiſch mit jemanden um+ 


gehen. 


nachdes la Brofe und Neaumür — — 
rift, feine ern . 


Zahn eines noch unbefanntenSeethieres ift 








Gewebe nach, einen Knochen völlig ; ähnlich nimmt indefjen eine =. 


‚Politur an, undift von weißer, € gelber, ‚grüner- "und ‚grtinblaulie — 
cher Farhe, Türcoides. Der Dentſche Rahme ſt ausdem Jial. 
rurcheſa eutlebnet, weil man fie zuerſt ans dem Turkiſchen Ge⸗ 


biethe zu ung gebracht. Derjenige Edelſtein, welchen Luther in 


der Deuiſchen Bibel Türkiß nentet, beißt bey Michaelis, doch 


nur ati, Chryfolith; im Bebräifgen a er : Tar- 
fchifch‘ 


Das Turnier; des — es plur. die De/ eine ſehr afte Benennung 


feyerlicherRitterfpicle, beſoaders fo fern fie in kriegeriſchen Ubun⸗ 
"gen beftanden, wohin befonders dasLanzendrechen, Ringrennen 


u. 1. f. gebörete, in welcher Bedeutung an den Höfen noch jetzt zu⸗ 
weilen Turniere angeftelt werden. Daher ein Roß-Turnier, 


zum Unterfehiede von einem Suß-Turn er; ferner, die Turniers 
— Turnier Ordnung, SerLurnier Play, das Turnier: 


„Pferd, "der Turnier: Helm, der TurniersBvagen, bee Turniere 


Richter odervogt „u. ff. 

Anm. Im Deutfchen ehedem Ts; u bemgrang Tour- : 
noy, im Atal. Torneo, im mittlern Lat, Torneamentum; 
im Engi.Turnament, Turney,im&dwed. Törney.Ben dem 
Sornegk kommt anch jest das veraltete Tyoſtewr von einem Tur⸗ 
niere vor, welches vermuthlich zu dem alt Franz. Joulte, Jauſte, 
‚im mittlern Lat. Iufta, ein folches Luſtgefecht zwiſchen einzelnen 
Per ſonen, gehöret. ©. Tuxnieren. 


Turnieren, verb. reg. neutr. mit dem Hüffeworte, haben, 


„welches nur imgemeinen Leben: üblich iſt wo es lärmen, raſen, 
toben, bedeutet. Kö turnieret in einem Saufe ‚wenn ein Ger 
fernft darin lärmet-. Das Wortiff aub im Wendifchen bekannt, 
it aber, feiner ausländifchen. Endung ungegchtet,, gewiß feine Fi⸗ 

gur des folgenden, oh es glei) in der — nit dem felben vers 
wandt iſt. In Wendiſchen iſt —— und a 
* 















FE ere ER eg. act. ein Zucnier Halten, im Turniere 
ehren; sein Wort, welches noch mebe-veraltefift, als das Haupt» 
u: — auslandiſche Endung zeiget, daß diefes Wort 


BEE wine Sat.torneareifl, DieFurniere find in Deuiſch⸗ 
and eine fremde Erfindung, obgleich viele‘ fie aus übertriebenem 
—— ür Deutſchen Ueſprungs balten. Indeſſen iſt doch 
J——— diefes fremden Wortes im Deutfehen zu finden. Die 
meiften leiten es von dem mod im Rotker befindlichen turnen, 
“ Teufen, wenden, Franzöf, tourner ‚ber, Augelſ. turnan, tyr- 
‚nan, Engl. turn ; als wenn dieTurniere vornebmlich um degiwils 
fen angeftellet worden, die Ritter und ihre Pferde in geſchickten 
" Wendungenund Lenkungen zu uben, Im Ricderf. iſt tornen, im 
Laufe aufdalten zein Pferd tornen, es aufdalten ; Ach tornen, 
figüelich, fich faffen, fich begeeifen, Allein, es ſchenet vielmehr, 
daß es von dem d, torna,fechten, ficeiten, Island. turna 
2 Kr indem die Turn ece wahr Gefechte, obgleich zur 4 
And zur Übung waren, In dieſer Bedeutung [if torna, eine Fi⸗ 
gur don. dem vorigen t turnieren ‚lärmen, weil Krieg und Öyfechte 
ihren Rahmen in den — HER von dem damit verbundes 


- nen Geräufh und Betöfe habe. 


Die Tuenipfe, plur. Bie—n, in einigen Segenden. ein Rahme 
gewiſſer großer weißerNüben, vonwelchen oft acuu bis zehn Stück 


einen Zentaer wiegen; Runkelrüben, Susterrüben, weil ſie nur 


67 das Bieh-gut find. Der Rahme Turnipfe ift aus dem -Englis, 


den Turnep, eine Xübs, plur. Turneps, 

br —— 
welche auf üben etivas bräuner und am Bauche weißer if, 
als die, — ;.Columba Turtur L. Bas Mänuchen- 


„beißt der Turteit uber. Ben den Willeram Turtultubp, Die, 
erſte Hälfte des Madmeus aft eine unmistelbareMachabmung ihres. 


eigenthumlichen Lautes, welchen man im gemeinen Leben noch 
darch turteln ausdruckt. Ftal.tortorare, daher die ſe Art Tau⸗⸗ 
ben fhon in xat Turtur, im Ital. Tortora, Tortörella, im 
Engl. Turtle, im Wallachiſchen Turtura, in r- 
tul, genanntwird. In einigen —— beieſ fie Kirre, inglei⸗ 
chen Srauentaube: 

Die Tuͤſche, plur. doch nur von mehrern Selen, Sie—n, ein 
Nabe, welchen ehedem alle trodne Farben und Farbenftifte, wos 
nit man trocken zu mahlen pflegt, arführet zu Haben Heinen. 
Jetzt ift es nur noch von einer ſchwatzen feſten Farde üblich, 
welche leicht im Waffer gerieben, mit einen Pinfel aufgetragen 
und verwafsben wird, und welche zuerſt aus China zu ung ge⸗ 
kommen, daher fie auch Chineſiſche Dinte genannt wird. Ins 
deſſen bat man auch ädnliche Farbenkörper von andern Farben, 
welche auf eben dieſelbe Art gebraucht werden. Wenn der 
“ Nabme nicht mit der Sache ſelbſt ans China zu uns ges 
kommen, fo feheinet er aus dem Franz. Touche und tou- 
cher entlehnet zu fon, weil diefe Farbe mit einem gelinden 
Reiben fo wohl zubereitet, als auch vertrieben oder verwa⸗ 
ſchen wird, 

1, Tirchen, verb. reg. act, mit Tufche — oder mahleıt, 
Sin getuſchtes Gemäblde. Inzlelchen in weiterer Bedeutung, 
Wofferfarden flach auftragen und mic dein in Waſſer getauchten 
Pinfel vertreiben ; Franzöf. laver, ehedem vieleicht toucher, 
daher diefe Art zu grichnen oder mablen noch im Ital taccare, 
beißt, Im gemeinen Leben ift dafür and) tufchieren üblich, welches 
‚in den niedetzen Sprecharten auch nöd die Bedentung einer ges 

ingen, aber doch empſundenen Beleidigung hat, von dem Franz, 


Ws, 
5 ae 


ven; te * — Zorn, Siebert, Tom, geböset 
x8 Pen Lärmens, PH, gleichfalls der —* 


chſt aus einer fremden Sprache entlehnet iſt welche das Jtal. 


BR, plur. . die — nn, die kleinſteArt wilder Sauben,, 





Lug 


ET ‚726 


— anrühren — eben daſelbſt der Tuſch Es eing, hl 
in ifi. 

uͤſchen verb. reg,act. welches; im Sochdeuiſchen aue in ben 
 Zufammenfegungen versufchen und untertuſchen, und auch bier 
nur im gemeinen Leben üblich iſt, wo es in der Stile verbeugen 
und unterdrücen bedeutet... (S. dieſe Wörter.) Auch im. Arabis 
‚(den it dallcha, er patverborgen, In einigen gemeinen Mund» 


arten tüſchen, tütſchen. E⸗ iſt das noch im Niederdeutſchen gang⸗ 


bare tuſſen, mit Geberden und, Worten glimpftich zum Still» 


ſchweigen bringen, und in weiterm Verſtame, glimpflich Einhaͤlt 


thun, Daniſch tyfſe Schwed. tylta, welche wiederum von der 
gleichfalls noch im Nie der ſãch ſiſchen üblichen Interjection tuß! 
tuffe ! abſt ammen, womit man einen Redenden oder Gerauſch mas 
chenden zur Sti 
oder im gemeinen Leben auch ſchlüblich iſt. Daher iſt im Schwed. 
"ty, Zeland. thus, fhweigend, womit auch das Franz. pader 
und Far. tacere verwandt find, — 

Die Tute oder Tüte, S. Důte. 

Die Tüte, ein Vogel, S. Gütvogel. 

Tüten, S Düten. 

Die Tutig, (fprihTusia,). plur. car.im Hüttenbaus, ein araues, 
ſchweres und dichtes Product, "welches bey dem Schmelzen des 
Zinfes in die Höpe fleigt, un) eine Art Zinkkalk iſt. Das: Pom⸗ 
pholix, der weiße Nicht und die Zinkaſche, find, ibmiche aber 
Rod) verſchiedene Produete. Der Nahnie iſt Morgenlandiſch und 
lauter auch im Perſiſchen Tutia. Die gemeinen Hüttenleute 
fprehen ihn Tugi,aus, . Im Diebmarfifchen iſt Tuutz, eine 
Kröte, in andern RIOFEDEUEIDER ——“ uge, drey» 
ſolbig. ER, 

Tütſche Tütfyen,S, Tunke, Tunteh. 

Der Tutrel, ein Punct, ©. Titel. 

DerTwald,. des-—es, plur. car; in finigen gemeinen, beſon⸗ 
ders Riederdeutichen Dundarten; ein Mahmedes Schwindelha⸗ 
fers oder Lolipes, Lolium L. der in ndern Gegenden Tower, 
Dorten, Tauſch, Taubkorn IR man auch‘ Trefpe genanne 
wird, ©, Dorten. 

Die Twäre, plur. sie —n, in — Gegenden ein Nahme der 
Erdgrille, welche in andern Werre und Werle genannt wird. ©. 
Lrdgrille, 

Die Trviefelbeers, plur.. dien, im Miederdeurfchen für Zwie: 
jelbeeve, S solzkirſche. 

Dir Tyger, S,Tieger. 

Der Tymf oder Tympf, des-— es, plur, die — e, der Nab⸗ 
me einer Poblniſchen Silbermünge, welche auch in Schleſten gang- 
bar iſt, und daſelbſt s Silberg roſchen oder. 18 Pohln. Groſchen 
silt. Sie hat nach Lengnichs Pohln. Geſch. S. 274 den Rahmen 
von einem Münzmeifter Tymf, der fie zuerſt geprãget. 

Die Tpne, ein hölzernes Gefäß, S. Tiene. 

Der Tyrann, 8e5—en, plur, die—er. 
nach ein jeder Landeshert, La idesfürſt, befonders unabhängiger 

Fuürſt oder Herr, in welcher Ze deutung es aber im Deusfohennicht 





vr 


e er wofür im Hochdeutichender Laut! . 


1, Dem Urſprunge 


üblich it, obgleich ungeſchickt Aberſcher es oft da bey zubebalten 


pflegen, wo das Lareinifhe Ayrannuıs nah: Griedifhe Ou⸗ 
gamyog, in. dieſer Bedentung worfommeit. 2. Ein Landesherr 
oder Fůrſt, welcher ich auf vdrrrechtlich ke der Hereſchaft be⸗ 
mächtiget, ſich zum Nachtheil des redhemäßigen Herren zum Res 
genten aufgewotfen hat; eine fm Deurfchar: umder Mißdeutung 
willen, gleichfalls feltene Bedentung. Weilvergleichen Negenten 


geineiniglich granfam und gewaltth.itig zu regieren pflegen, fo ift. 


3.tm figurlichenBerflande der Tyrann, ein Regent, welcher feine 

. Gewalt zur Branfanfeit und Gewaltthätigkeit mißbraucht ; der» 
gleihenTyrannendie alte und neue Geſchichte Hitufig genug auf⸗ 
332 * zu⸗ 


727 x Tyr % 5 FR ; 


weifin bat, Nah eiuner nach weitern Figur iſt Tyr ann, 4. ein 


jeder, welcher graufam gegen andere verfährer, oder im hohen _ 


Suade hart und fühllos gegen das Übel anderer ift,ein Wiicherich, 
In einigen Gegenden wird der Zaunkönigim Dimixut. das Tys 
rannchen 8 nannt. S, Goldhähnchen. 

Anm. Es iſt aus dem Griech. und Lat. Tyrannus, welches 
wieder von dem alten tor, eyr, groß, ſtark, mächtig, abzuſtam⸗ 
men ſcheinet. Ottfried gebraucht dafür Goteuuote,wo die legte 
Hälfte zu unfeem würhen geböret. Am gewöhnlichften wird dies 
7 fes Wort von beyden Gefchlechtern gebraucht, indeffen Hat doch 

Klopflod die Tyrannin gewagt, welches wenigftens eeträglicher 

it, als die Tyranne eines andern Schriftflellers, - 

Die Tyrariney, plur. die —en, mir in den beyden Ießten Beder⸗ 
sungen des vorigen Wortes. 2, Der Mißbrauch feiner Stärke 
oder Gewalt zur Grauſamkeit und Gewaltthätigkeit gegen andere 


und diefegertigkeitz ohue Plural, Es wird fo wohl von Negenten, _ 


als Privat-Perfonen gebraudt. 2. Einzelne Handlungen diefer 
Aet, Öraufamfeiten;, in welcher Bedeutung es dach am wenigften 
vorfommt, Es iſt aus dem mittlern Ext. Tyranniıa für Tyran- 
nis, Kero gebraucht dafür Rihhidom und Rihehida, 


Tyranniſch· —er, —te, adj, et adv. inder Eyrannep gegrün⸗ 


det,im hohen Grade gewaltthätig und graufam. Tyrannifch ver⸗ 

fabren,regieren. Einetyrannifche That. 
Tprannifieren, verb. reg. act. etneutr, im legten Falle mit 

dem Hälfsworte haben, aus dem mittleen Lat. tyrannizare, 
tyrannifch [verfahren, Ich Habe mir nichts vorzuwerfen, als 
daß ich mich vom Anfange von ihnen ſo af ge geh 
laſſen, Weiße. 

Der Tyraß, S. Tiraß. 

Tz /ein zufammen gefegter Buchſtab, welcher in der Reihe dee Buch⸗ 
ſtaben gemeiniglich an das Ende verwieſen wird, ob er gleich, 
wenn mar ihn ja mit aufführen wollte, ‚gleich nach bem £ ſtehen 
ſollte. Vermuthlich wieß ihm das Vor urtheil / daß die ſerBuchſtab 
ein 33 vorſtelle, diefen Platz an, wodurch auch einige Reulinge ſich 
serleiten laſſen, ſtatt deſſen eutweder ein zz oder auch nur cin ein⸗ 





— Vog 
' . un * —* 
— 
— * t 
‚ wo 3 | 


„gen anrathen und vereheidigen. Es erhellet darausz 


Sens getreuer geblieben 


TREE 
a a U A 
wis 4 2 
+ 
Rx 


kachesz gu förelben, Das Iepte Ukoffenbarwiber Siettuefpende, 
indem der vorher gehende Hefchärfte Vocal ſchlechterding⸗ einen 

doppelten Mitlaut fordert; beyde Arten aber ſtreiten wider den er⸗ 
weislichen Urſprung diefes Zeichens. Es iſt in einzelnen Fällen 
ſehr leicht zu zeigen, daß das dem £ angehängte 5 aus einemg 
entftanden, und zwar in den meifien Fällen aus einem intenfiveit 


8, welches in Zeitwörtern in die intenfive Endung, —fen oder 


nach einem eindas härtere zen, im Riebeef.—ten übergebet, 
daher auch alle Wörter, in welchen dieſer Buchſtab vorkommt, In⸗ 
tenſiva find. Platz ſttzen, fegen, hegen, ſchwigen, fhügen, 
rigen, Schag, pugen u. [.f. zeigen ſich bey einer ern Unterſu⸗ 
hung alle Mabl als Abkömmlinge eines ältern Plat, fiten, ſeten, — 
beten, ſchwiten u. f.f. welche durch das angehängte Zeichen dee 
Intenfion s oder fen ihre gegenwärtige Geſtalt erbalten haben. 
Man fchlage die einzelnen Wörter nach, worin das g vorfomme, 
fo wird man davon übergeuget warden, Man wiirde die Aus⸗ 
ſprache und Ableitung beleidigen, und die Aufſuch ung des Urſprun⸗ 
‚ges erſchweren, wenn man das 8 verbannen oder es durch andere 
Zeichen erfegen wollte,und bloß Unwiffenbeig der erſten Anfangs⸗ 
HeüindederAbftanmung Deutſcher Wörter kann ſolche er 
uglei 2 

man da Fein g fehreiben dürfe, wo fich der Laut sicht in € und s 
auflöfen läffer ; Hertzog Srangofe, tangen u, f.f. find unrichtig, 


weil weder Ausſprache noch Etymologie hier etwas von einem _ 7 


wiffen, Wenn die Alten ſtatt g ez fchrieben,fo war das e wohl eit 
übel gebildetes 1, oder vieBfeicht begten fie auch die ierige Meinung, 
daß g ein doppeltes z ſeyn ſolle und dag man das erfte um der Ber 
ueinlichfeit willen durch eincausdruden könne. Die Nieder ⸗ 
deutſchen druden die Intenfiva flatt des Oberdeutſchen — — 
durch t und ten aus; daher heißt ſitzen bey ihnen ſitten, Sch 
Schatt u. ſ. f. in andern. Mörtern aber, wo die Onomatopdie mi 
zu Auffallend it, haben fie auch das %, wie in plagen, bligen 
u. ſ. f. -» Die Holländer ſchreiben in alten folchen Fällen, wo ich 
nicht iere, t/, und find dadurch dem — ai 




















— 


der ein und zwangigfte Buchſt ab des Deutſchen Alphabe⸗ 
tes, und der fünfte oder vielmehr fiebente unter den Selbſt⸗ 





vr, Selbſtlauter mitgegähfet werden, Er wird aus der Kehle 
>” "mit einer runden Öffnung des Mundes ausgefprschen, und iſt da⸗ 
ber;fo fern es eine unmittelbareRahahmung der. tönenden Natur 
ift,ein Ausdruck des tiefften und dumpfigffenfautes,der noch in fo 
‚vielen Wörtern unläugbarift; $. B. kurz, dumm, kumm,umpf, 
Trumm uff. Seine Aus ſprache batin den reinen Mundarten 
FeineSchwierigfeit,indem das Deutſche undNordifche u, den heu⸗ 
tigen Lateniſchen u, dem Franzöſifchen und Griechiſchen an böl⸗ 
lig gleichlautend ſind. Allein in den gemeinen Mundarten gehet es 
durch eine Menge von Schattierungen. Beſonders pflegt man ihm 
in einigen Oberdeutſchen Gegenden gern ein e nachſchleichen zu 
laſſen; Brueder, Muetter, (dreyſylbig) guet, Suef, Tuch, 
(zweyfplbig,) für Bruder, Mutter, gut, zuf, Tud. In am 
dern dehntman es wie no; Buoch, thuot, Muoreer u. f. f. 
welches beſonders in Oberſchwaben uud amDberrheine gefchiehet, 
Das u if, wie alle andere einfache Selbſtlaute, bald. gedehnt, 
bald gefhärft; gedehnt in Buch, lud, Suhn, hun u. ſ. f. 
gefhärft in Lufl, Mund, Hund u.f.f. Die Verdoppelung des 
a, wenn es gedebnt ift, iſt nicht eingeführet, wohl aber wird dem⸗ 
felben in manchen Fällen ein h angehänget, 


Das u und folgende ü geben in der Veränderung ber Wörter 


häufig in einander über, Gut und Güter, Bruder ued Bril⸗ 
der, Suß, Sußchen und Süße, Durft und Hürften, Brunft und 
brünſtig, Wunfh und wünfchen, dumm, dümmer, dummfte, 
Plug, Klüger, Blugfte, ich ſchlug, daß ich ſchlüge. Unfere 
Sprachlehrer druden diefes fo aus, daß das u in der Veränderung 

\ der Wörter oft in u verwandelt werde; weiches in Anfehung der 
egion richtig iſt, aber nit in Anfehung der Abſtammung. Die 
eitwörter find in den meiften Fällen eher dagewefen, als die das 


von abflammenden Hauptwörter, Man hat eber gedürftet, ehe . 


man das Abfiractum Durfi gebildet, eher gehuthet, als man das 
von die Such gemacht u.f.f. Hier Läßı fich nicht fagen, daß u. 
in H verwandelt worden, aber auch Richt, daß ii in u Übergegans 
gen, Es find in diefen Fällen, fo häufig fie auch find, vielmehr 
zwey Mundarten, durch die unaufhörlicheBermifchung ber Natior 
nen zuſammen gefloffen, eine raubere undtiefere, und eine zärtlie 
ehere uns fanftere, Eben daber rührt es auch, daß ie und wie 
Wörtern Eines Geſchlechtes fo oftin einander übergehen; fließen, 
Slug und flüſſig; ſtechen, Sucht und ſuchtig; fliehen, Sluche 
und flüchtig; triegen, Trug und trũglich. Manderaube Obere 
deutſche Mundarten laffen ftatt des Hochdeutſchen ü noch jegt ein 
' Sieferes u hören; Ruden für Küden, Kuche für Küche. 
Imschreiben oder vielmehr in der@urrentfchrift ſetzt man über 
Bas u einen gekrümmten Oberſtrich oder auch einen ſenkrecht ſte⸗ 


lautern, wenn nähmlich ä und 5, wie. billig, als eigene 





—— 


F 


allen Seiten uud beh allen Ab ſchreibern gleich, und es ſcheint, baß 


anan dabey ſehr willkührlich verfahren. Sehr haufig ſetzte man 
fiber das u einen völlig runder Zirkel und darans haben einige den 
Schluß maden wollen, diefer Zirkel ſey aus dem o entftanden, 
welches manche gemeine Mundarten, wie (dom gedacht, dem u 
aachſchleichen Laffen, welches man denn darüber gefchrieben, an⸗ 


ſtatt daß die Griechen und Frangofen das tiefe u durch ein vorgefeg« 


des o ausdeuden, or und ou. Allein diefee Gebrauch war nicht 
shgemein. In vielen Handfchriften eher gar Fein Zeichen über 
dem u; in andern unterfchied man es durch ein Paar fchräge ſte⸗ 


hende Punete von dem n, wie ſolches Schöttchen in einem Pros 


gramm von einer.altfn Überfegung der Sprüche Salomwnis von 
wingefähr 1400 bemerkt. Noch häufiger ſchrieb man nach Art der 
alten£ateiner ſtatt des wein v, und in den fpätern Beiten.oft gar ein 
ao, welche beyde Jegten Arten auch noch in den gedruckten Büchern 


des fechzehenten Jahrhunderts häufig vorfommen ; doch ſcheint 


es, daß man das» am häufigften zu Anfange eines Wortes,tund dag 


0 in Doppellauten gebraucht; und, Ssawen, thewer. Unfer Ew. _ 


für Euer iſt noch ein alter Überrefdanon. Vermuthlich ſprachen 
die alten Lateiner ihr u eben fo, wiemwir qus. Bey deu Griechen 
lautete es wie bey den heutigen Franzofen, wie u; da fie num 
doch das tiefere u in ihrer Sprache hatten, aber Fein eigenes 
Schriftzeichen dafür kanuten, fo wählten fie ein zufammen geſetz⸗ 
tes, und druckten dem tiefern Laut des u durch ein vorgefeßtes ties 
fes o aus; ou und ou. Wer nun um des zufatunen gefegten Zei⸗ 


chenus willen dag u gleich für einen Doppellaut haften wollte, wür« 


$ benden Eircumfleg,um es von dem n zu unterfcheiden, weldemes - 


fonft in der Figur gleich ift. Diefer Gebrauch erfiredt ſich bis über 


kr das drepgebnse Jahrhundert hinaus,und wurde in den handſchrif⸗ 


. sen, auch in der fo genannten Mönchsfchrift, beobachtet, indem 
; auch hier das n dem u fehr gleich ſahe. Allein, das Zeichen, defe 
fen man ſich zum Uaterſchiede des letztern bediente, war nicht gu 


— — 


ein einfacher Selbſtlaut, welcher die achte Stelle unter den Deuts 


* 


de eben fo flach urtheilen, als wer unſer ã, 5, u das Schwediſch & 


2. ſaf. umdiefer Zeichen willen in die Reihe dee Doppellaute ſet⸗ 


gen wollte, : 

Das u und v find ſchon dadurch weſentlich don einander untere 
f&bieden, daß eines ein Selbſt laut das andere aber ein Mitlaut iſt. 
Die ãlteſte Römifche Eapita» Schrift hatte für beyde nur ein eins 
sigesZeichen, vielleicht, weil fie in der Ausfprache anfänglich nicht 
verfchieden waren ; daher ſchrieben ſie auch nachmahls, da beyde 


‚Laute bey ihnen hinlänglich unterfchieden wurden, beyde in ihrer 


großen Schriftmit einem U, Zn den fpätern Seiten führten fie in 
der Fleinern Schrift das ein, welches deun auch von den Deuts 


ſcheu mit in ihr Alphabet aufgenommen wurde. Nichts defto wer , 
niger iftin den neuern Zeiten von einigen Halblateinern,aus einer 


glavifhen Nachahmung, die übele Gewohnheit wieder aufgebracht 
worben,in der alpbabetifchen Stellung dee Wörter, die mit u 
und v anfangenden unter einander zu werfen, und Vater, übel, 
üben, Der, Ufer, uhr, Un, vor u. {.f. als Wörter Eines Buch⸗ 
ſtabens anf einander folgen zu laffen, Dan follte faum glaus 
ben,daß einfo edörichter und widerfinniger Einfall Beyfall finden 
Fönnen, und doch finder man ihn fait in allen Wörterbüchern und 
Kegifteen angewandt, Ich Habe es für Pflicht gehalten, der Ratue 
sind Vernunft, diebepde Buchftaben wefentlich getrennet haben, 
getreu zu bleiden, und fie in diefem Wörterbuche gleichfalls von 
einander abzuſondern. > 
ſchen Selbſtlauten verdienet, ob er gleich, fo wir feine Brüder ä 

und ö,von den meiften Sprachlehrern davon ausgeſchloſſen —* 


343 eh 





en 


den, die ſie bald Zalb⸗ voeal⸗ bald — Selbſtlaute, bald zar 
Doppellaute nennen, ohne mit einer von diefen Benennungen 
einen befimmten und deutlichen Begriff zu verbinden. Er if, 
wie das Frangöfifeheu, ein Mittellant zwifchen demi und u, wird 


aber-in den Provinzen bald wie ein völliges i ausgefprochen, wie. 


das Minze, ibel, fir, Wind, hibſch der Schleſter und Pfälzer; 


bald-aber auch wie das tiefere u, in dem Schuler, Zeugnuß, Ru= 
een u ff. vieler Oderdeutfchen, deren raubere Mundarten fkatt 


“ des Hochdertfchen u gern ein tiefes u hören laffen.. Daß er ein 
einfacher Selbſtlaut und. Fein Doppellaut ift, erhellet unter andern 
auch daraus, weil er bald gedehnt,, bald gefchärft iſt -erftereg in, 
Mrübe, buißen, füß, trüben. („f.leßteres aber in mifen, Stufe, 
Guffe, kurzer, Büheu. ſ. f. 

Da das Deutſche von den Lateinern erborgte Alph adet Fein 
Schriftzeichen daite, dieſenLaut ays zudrucken/ fo mußte man feine 
Zuflucht zu einem zuſamnien gefeßten nehmen, Man wählte das u 
und fegte das idargeben, oder auch wohl darüber, anzudeuten, daß 
808 rein Mittellaut zwiſchen beyden wäre; andere aber bedien⸗ 
ten fi ſtatt des i, zu eben dem Ende des e, Ent daher fchrich man‘ 
dasıhalduf ‚iu, h, bald ue, bald 1, und in der größern Schrift: 
bald ui, bald Ve. Alle diefe Schreibarten baden den geoßen 
, Haufen der Sprachlehrer, die über das Äußere hinweg zu fehen 

nicht im Stande waren, verleitet, diefen Selbſtlaut füreinen Dop⸗ 
pellaut auszugeben, weil fein Zeichen aus zwey Zeichen zuſammen 
geſetzt war. 
- fie Ausländern und Unkundigen die Ansſprache ungewiß machen, 
weil ui leicht w'e der Schwäbifhe Doppellaut ui, z.B. uich für 
eich, welchen doch die-Hochdeutfihen nicht kennen, gelefen werden 


kann. Ami ſchicklichſten wäre esdaber, wenn das u mitzwen 


Pancten fo wohlin der größern als kleinern Schrift allgemeiner 


geina ht iwirrde, welches durch die Schriftgießersnen fehr leicht ge⸗ E 
Sherin den zu Ulm 1483 gedruckten Buche 


ſchehen fönnte, 
Kelila und Dimma ift das umit ziwey Steichlein über dem u Anz 
gedeutet, 
Selbfitauten gefagt worden. 


Ursel, —er, —fe, adj. et adv. überhaupt dem Willen eines vers 


nünfrigen Öriftesgumider, und darin gegründer, da es denn bald 
dem wohl, bald auch dem gut entgegen flehet, In engerer Be⸗ 
deutung. ı) Man ſagt, es iſt mir bel, wenn man eine unange⸗ 


nehme Neigung zum Exhrechen empfindet, wo es nur als ein Re⸗ 


benwort gebraucht wird; im gemeinen Leben ſchlimm. Es wird 
mimübel, (S. übelkeit.) In weiterer Bedeutung iſt ſich übel ber 


finden, übel auf ſeyn, dem wohl befinden, wohlauf feyn,, en⸗ 


„gegen gefegt, d. is ſich nicht völlig ge ſund fühlen.“ Warum flebeft 
eu fo übel, du biſt lja nicht Fran? ? NMebem. 2, 2. 2) Den 
Sinnen, der Empfindung unangenehm, two eg dem wohl, zuiveis 


len auch dem gut entgegen ſtehet, und auch durch ſchlecht aus⸗ 


gedruckt wird, Es riecht übel, nicht gut, Es ſchmeckt ſehr 
nel, Der Wein ſchmeckt nicht übel, iſt nicht übel, iſt erträg» 
lich, leidlich, Es ſteht, kleidet ihm übel, nicht. übel, (S. übel⸗ 
fand.) | Übel lauten, klingen, unangenehm 


ben, fowohlungefund, als auch nicht (hön. Sie ſleht nicht 


übel sus, fie fiebt erträglich, leidlich aut, aus,“ Er fchreibefehe - 


übel. Semanden ıibel balten, ihm übel begegnen. Auch bier iſt 
es als ein Rebenwort am hãufiaſten doch wird es auch zuweilen 
als ein Beywort gebraucht. Ein übler Geruch, rin übſer Ge: 
ſchmack, ein ſchlechter Zine uble Geftalt. Er bharfein"ühles 
Geſicht. Eine üble Yusfprache haben. Ein ubler Traum, 
ein uugugenehiner, . Eine üble Begegnung. —3) Mit Bes 
ſchwerlichfeit verkaüpfet und darin gegrüntet, eine For fegung 


* BEER ——— Rebel, — 


Sie haben aber auch noch die Unbequemlichkeit daß 


° wird, Ubels von jemanden reden. Jemanden übels w 
. eine größtenTheils veraltete Bedeutung, theits als ein Hebenwort, 


; ‚Hanptiwort, 
Siehe auch, was ſchon bey dem Aund 5 non diefen 


Das wird ibm . 
nbeb gefallen, wo es doch mit der Verneinung noch üblicher if, 
das gefällt mir nicht übel, gefällt mir fo ziemlich. - übel ausfes . 






ie 


auch durch fchlecht ansgedrudt wird. ijbel hören, nicht gut, 
ſchwer hören. _ übel zu Suße feym, nicht gut,.mit Befhiwerde 
geben,“ Ich fige bier ſehr übel, fehr ſchlecht, {ehr unbequem, 
"Ein übler Sig, ein übler Weg, auf welchen nian nur ſchwer forte 
‚totmmenfaun. Lin übler Bezahlen, ein böfer, ſchlechter Bes 
sahler, der mühfam sur Bezahlung angehalten werden muß. Eine 
üble Nacht haben, eine unangenehme, beſchwerliche. 4) Der 
Abficht, der Beſtimmung nicht gemäß, ihr zuwider. Es iſt mir 
> nighs übel gerathen. Etwas iübel auslegen, eine widrige Abſicht 
daraus folgern. Das war ſehr übel angebracht. Ihr ver⸗ 


trauen konnte nicht üblev angebracht feyn. . Etwas übel “= 


ben, widerdie Abficht des Redenden. Pr bat vielleicht 

Sher; machen wollen, denn du übel verfiauden haft, Ge 
Er hat nicht übel gewãhlet. In, manchen Fällen auch als ei 
Behwort. Kine üble Wahl treffen. 5) Den Regeln der Klu 
beit nicht gemäß, im Gegenfage des gut. < übel in einer Sa: 
verfabren. Sein Geld, feine Zeit fehr übel anwenden. 
üble Gewohnbeit. 6) Dem Willen zuwider, wider‘ 












doch une noch in der R. A, er mag wohloder übel wollen, d.i. - 


er mag wollen oder nicht wollen, Ich wollte wohl oder übel, 
mußreihu.f.f. 7) Dembücgerlichen Wohlſtande zuwider, { 


gemeinen Leben auch ſchlecht fhlimm; im Gegenfaße des woh ' 


und gut. Am bäufisften alsein Nebenwort, aber doch auch su 
weilen als ein Beywort. Es gehet ihm ſehr übel, Es wird di 


ubel bekonmen. übel von jemanden forechen. ‚Ir einem ER: 


übeln Rufe feyn. Wo auch wohl das Beywort ist ungewi 
ſchlechte und ohne Artifel als ein Hauptwort fürBöfes. ‚gebe 






Einem übels gönnen, Pf. 40, 15.:.8) Dem Gefeße 
übel handeln thun ‚inder Deutfhen Bibel, Theils auch als ein 
übelsthun; auch nur in der Deutſchen Bibel, 
" 9) Ehedem wurde es auch für u niwilig gebraucht, in welcher 
deutung, die viefleicht eine der erften iff, ben dem Alteuſteig, uhe 
auf jemanden ſeyn ſo viel ift, als unwillig auf ihn fepn, a 


rübret vermutblich noch die R.A. etwas übel nehmen, oder ; 


übel aufnehmen, umwiflig darüber werden, erwas übel augles 
gen, fo daß man daribey unwillig werden Fönnte. Etwas für 
übelnehmen, oderhälten ‚fir es übel nehmen, ift nur in. 


niedrigen Syrecharten aangbar. ha ei. 


Welt ſolchs nit alſo frübelban, Shenerd. Kav. 75 und 54, Er 
. Dabin geböret auch das gemeine einem etwas für übel halten, 
os ihm übel neh men, ihi drfivenen tadeln, obgleich übel bier n 
eigentlich unwillie, fondern der Abſicht, dem Anſtaude, der 
ligfeit zun ider bedeutet. Wenn fie an meiner Bell 
‚zweifeln, fo balteichs ihnen für übel, daß ſte noch Ei: 
gehen, Gel. Warum halten fie miva denn für ibel,. daß 
Sceybeit bochfchäne ? eben beri. 10) Ebedem wurd e auch das 












Neben wort übel. haͤufig, als eine Intenflon einge —— 


Veränderung gebraucht, firfebe, im bohen Örase; fo wieie 
gemeinen Leben auf ähnliche Art baplich üblich ſt. "Die fe 
ten mich übel, #f: 31, 14. Gie zevplagten den moſe üb el, 
Pf. 156, 82. Welches fie gar übel verdroß, RR 12, 7. 53 


> welcher Bedeutung es ader veraltet ik, 


Anm. Schon im Iſidor, beo dem Kevn u. B f, ubil, ben En ut, n 
philas gleit — ubil, im Rieder, öpel, im Auselt Yfel, im 
Enzlevil, Er ifedinfebe alles More, deifin eutigeBedeukuite 
gen nur franmente einer Ältern algemeinern ft, die ih aber. wer; 


- gen des hohen Alters diefes Wortes nicht mit CM vißbeit beftime 


men läffer. Die Endfplbe —el, iſt die Ableituugs ſolbe, velche eine 


Art, Weiſe, Subjeet u. ff. bedeutet, 5 kommt a nur aufdie, 


. ee 





ee 











— 
— 









Beſch affenheit zugehören, und hier etwas, das von dem, 
ie wolles, oder als gut erkennen, abweicht , zu bedeuten 
einet, Dieß wird dadurch beftätigt, daß übel eigentlich einen 
> gelindern Begeiff des unangenehmen und widrigen gewährer, als 
 Opofe, feblecbe, fpfimm, welche oft für daffelbe gebraucht werden. 


j Sp 
ne 

BETON 
 mwasır 





“ae 





nehmen Empfindung abweicht, denfelben nicht gemäß iſt, als et⸗ 
"was, das felbige beteidigt, ihnen zuwider iſt. Sollte indeffen eine 
"mehr heftige Veränderung der Stammbegeifffepn , jo würden die 
erſie und neunte Bedeutung als die urſpünglichſten augeſehen wers 


- Wörter gibt, welche eine unangeneh ue förperlihe&mpfindung be⸗ 

‘zeichnen, wie dag alte Celtiſche Avel, Sturm, Griech. ade, 

° Schwed, Acta, die Hebr. baz, Mage, Traurigkeit, Fan, Eitels 

" Foie, bar, Schmerz, und han, er Hat zu Grunde gerichtet, Bey 

den Malabaren ift Iblis, der Feufel. Das Engl, und Schwed, 

ill, $sländ. iltur, Dan ild, übel, ſcheinen nicht ausdiefem Wor⸗ 

— te zuſammen gezogen/ſondern doneinem andern Stamme gebil⸗ 

bei, und mit dem Griech oudog, ouAsog , verderblich, —R 
ich verderbe, verwandt zu ſeyn. 


Uben oder das Übel als eine Strafe betrachtet, das Sünden: 
s übelnff. ER $ 
07 Yrm. Schon bey dem Kero, Ottfried u.f.f. thaz Vbilo, 

= Man muß diefes Wort nicht mir dem Neuteo des vorigen berwech · 
fein, wenn daffelbe fubitantive gebraucht wird, 

Die ubelkeit, plur. die—en, gleichfalls von dem Nebenworte 
übel, aber nur in deffen er ter Bedeutung, die Empfindung einer 
7 Meigung zum Erbrechen, Ich bin den ganzen 
waltigen tibelfeiten befepwerrgewefen, Geh. Am gemeinen 

Leben oft irrig übligkeit. ; / 

g viibeltlang, des —es, plur, die — länge, von der R. A. 

=. jibelklingen. ı) Der üble,d.i. unangenehme Alang eines Din« 

2 ,ges, ohne Piural, und im Gegenſatze des Wohlklanges. 2) Ein 

3 Abel Elingender Ton, mit dem Plural, ce 

Der jbellaut, dses—es, plur. inuf, der Zuſtand, da ein Ding 
übel lautet, oder auch der unangenehme Laut einesDinges felöft ; 

im Oegenfage des Wohllautes. — 

Der jibeltand, des ⸗es/plur. Hie—fände, von der dt A. übel 
 fieben, der guien Geftalt eines Dinges nachtheilig ſeyn dasje- 

U nige, was übel ſtehet, die änfere Geſtalt eines Dinges unvell⸗ 
 Fommmer macht, der Mißſtand; beydes im Gegenſatze des 

Wobtttundeg.. Etwas faueres in feinem Betragen zeigen, if 






— 


— — — 


ein übeldand in einem Haufe, 
Fraucht. 


= Im Plural wird es ſeltener ges 
— Die iibeltbat, plur. die—en, von übet in ‘er engern Bekins 


* 


Übel bedeutet mehr etwas ‚das von unferm Willen, unferer ange⸗ 


‘den müffen, zumahl da es in andern Sprachen mehrere ähnliche. 


örgen mit ge⸗ 


3 „ein üibeltandfür ein Srauenzimmet. Dunkele Treppen find ' 


%r 





r Ube 734 


— [x * Sr — > in AR “ ; ” | 
b ober ib an, welche zu ab, aber in det Bedentung einer tretung der bürgerlichen oder göttlichen Geſetze, fo saß übelhier 


und indem folgenden einen härtern Begriff gewäbret, alsesi 
X 1 20 — 
den meiſten andern Fähen hat; die Mifferhat, das — 
Es iſt beſſer, daß ihr von Wohlthat wegen keider, denn vom 


übelthat wegen, ı Petr, 3, 17 ; wo doch Wohlthar als der Gr. 
> genfag von ü belthat veraltetift. Beine übelthat an —— 


finden, Dan,6, 4. Im Angelſ. Yfeldaed. 


Der jjdeltbäter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin.sie 


übelthätesinn, eine Perfon, welche die bürgerlichen und aättlis 
chen Geſetze, befonders, fo fern die erſtern bie — * 
betreffen/ vorſätzlich und freventlich übertritt; Her Mifferhärer 
verbrecher. Im Tatian Vbilwurhto, Das Bey; undRebens 
wors übelehätig, fehon-bey dem Notker ubeltatig, wird wenig 
mehr gebraucht. - * 


Uben, verb,reg. act. 1) Plagen, eigentlich, durch heftige und 


gewaltfame Bewegungen unangenehme Entpfindungen erwecken; 
eine veraltete Bedeutung. Meine Tochter wird vom Teufel 
gefaget, erüberfie, fie ſchinnet uf. f. heiße es noch bey dem 
Kaiſersberg. 2) Ju weiterm Verſtande, durch mehrmahlige Be⸗ 
wegungen Einer Art, und in noch weitekm Verſtande, durch nehr⸗ 
maplige Handlungen Einer Art, Fertigkeit darin verſchaffeu— 
Die Truppen in den Waffen üben. Geubte Solyaten. Sich 
in etwas üben... Sich im Reiten, Sechten, Tanzen u. f. f. 


üben. Seinen verſtand üben, durch mehrmabliges Nachdenken. „ 


Inden Sprachen geübt feyn. Im Unglüd geübte Menfchen 
find gemeiniglih die brauch barſten und “hülfreichfien,, Gel, 
Es if gut, daß fie fich beymir in den Liebeserflärungenge: 
geübt haben/ ebend. 3) Dft verliert fich der Begriff der Abfiche, 
und da bleibe nur Tie Borftellung der mchrmapligen Wiederhuh- 
lung einer Handlung übrig. Kine Kunſt, eine Wiſſenſchaft, 


ein ſandwerk üben, im gemeinen Leben treiben. Mit andern 


Seine Macht, die er geübt (gizeigt) har, ı Kön: 16, 27. 


Hauprwörtern wird esin diefem Verſtande ſeltener gebraucht; 
denn die bibliſchen Zochmuth üben, allerley Boabeit üben u, f f. 
find veraltet. 4) Ehedem verlor fich auch der Begriffder mehr- 
zmahligen Wiederhohlung, und da fagte üben weiter nichts, als 
tbun, merklich machen. Noch jest fage man zuweilen, Rache 
ar jemanden uben, fid) an ihm rächen; allein in den meiſten 
übrigen Füllen iſt esauch Hier veraltet, “"Ther finan uuillon 
uabit, Ditfried, Wohin auch folgende bibliſche Stellen gehören, 
Der Herr hatte an ihren Göttern Gericht geübt, 4 Mof. 33, 4. 
Wo er ich binwandte, da tibte ev Strafe, ı Sam. 14, a7. 
haft Gewaltim Lande geübt, Hiob. 22, 8, Wenn en 
fo übt ihr euren Willen, Ef. 58.3. Ihr fahrer fort mir Mor 
den und über Greuel, Ezeh. 33, 26. Und fo inandern Stel« 
len mehr. rüber großen Sleiß, Dpig, Der gerechtes Urcheil 
uf, ebend,. Die. zufammen geſetzten ausüben und veruben 


. haben noch etwas von diefer weiteften Bedeutung. 


Daher die übung, ©. ſolches au feinem Orte befonders, in, 
gleichen üblich). A ER, 
Anm, Schon bey dem Diefried, Notfer und andern uoben, 
vaben, im Angelf. ywan, imfiederf,öven, in Schwed ofva, 


im Dün. öve. Die Bedeutung der heftigen Bewegnug fcheiner 


bier der Stammbegriff zu ſeyn, und in ſo fern kann es auch mit: / 


übel vertvande ſeyn, wenn diefe Brdentung gleichfalls als die 
berrfchende,in demfrlben angenommen wird. Das Lat. Opus ope⸗ 
rari, und unſer oft find unſtreitig damit verwandt, (S. Oft.) 
Bey dem Notker kommt auch ‚das Iterativum uoberen, oft 
üben (operari,) vor, welches aber langſt veraltet iſt. 


Uben / ein Nebenwort des Ortes, für auf der andern Seite. Es iſt 


nur mit den relativen Nebenwöriern hin. bier und dar üblich : 


büben, 


ing, dem Geſetze zuwider, ein: dor ſatzlich oder freventliche Uher -⸗ hinüben, auf jene Seite bin, bierüben, im gemeinen Lehen 


— 


ME 


auf jener Seite, 


Ube 
hüben, "aufdiefer Seite darüben, zufänmen aezogen Srüden, 
Hinühen, bierüben und hüben kommen im 


Soch deutſchen feltener vor, dagegen drüben in Fr geſellſchaftli⸗ 
Shen und vertraulichen Sprechart völlig gangbar ift, - (©. diefe 


“ Wörter.) Es iſt das Nebenwort von dem folgenden Vorworte, 


wie ‚oben, unten, außen u. ſ. f. von ober, unter, außer. 


T ber, eine der älteften Partikeln in der Sprache welche überhaupt 


drndt. 
Aber der Erde erbaben iſt. Waſſer Rehrs über den Yergen, 


den Umſtand der Höhe, in Beziehung auf ein darunter befindlich es 
Ding ausdruckt. Es iſt in doppelter Geſtalt üblich. 

1. Als ein Nebenwort, wo es doch in den meiften Fällen eine 
Ellipſe des folgenden Vorwortes iſt. 


gen fprichwörslihen R. A. üblich iſt. Es gehet Alles bunt über, 
es gebet alles verworren, unordentlich zu; wo es nicht als die 


Ä age zu geben gehörer, fordern für fich allein abo 
fieht 


In andern Fällen hingegen, z. B. das Glas läuft rn. 
iſt es nicht das Adverbium, ſondern die trennbäre Präpofition von 
äberlaufen. Hierher gehöret auch das im gemeinen Leben übliche 
iber und über, eine Intenfion des einfachen über zu bezeichnen, 


ſelbſt wenn es zu dem Seitworte gehöret. Das Glas läuftüber - 


and über, läuft gar ſehr über. Es if über und über voll, 
völlig vol, aufder ganzen Oberfläche voll. über und übernaf, 
ãber den ganzen Leib, über die ganze Oberfläche. 2,.Chedem wur» 
de es auch nicht felten für das zufammen gefegte vorüber, vorbey, 
gebraucht, auf welche Art fchon Willeram uvre gebraucht. 

Ja, wärder Thränen erſter Yusbruch über, Schtee. 
Mo es doch nur um des Sylbenmaßes willen gebraucht zu ſeyn 
ſcheinet, indem es fonft für die anſt ãndige Schreib» und Sprechart 
zu niedrig ſeyn würde, Im gemeinen Leben ſagt man nur noch, 
es ift über, fr verüber, vorben, ” 


II. Als ein Vorwort, welches wiederum entweder für fi fid als. 


Sein mit feinem Nennworte, oder auch in der Sufanımenfegung 
mit andern Wörtern vorfommt, 

2, Für ſich alein mit feinem Nennworte, wo es bald die 
dritte, bald. aber auch die vierte Endung erfordert... 
DeutfhenSptache nicht leicht ein Vorwort, welches in Anfehung 
der Endung, diees erfordert, fo unbeftiimme wäre, oder viefmehr, 
wo in der Anwendung fo häufig gefehlet würde, als eben diefes, 
Die Sprachlehren, deren Pflicht es eigentlich ift, diejenigen Fälle 
genan zu beſtimmen, wo uber diefe und Feine andere Endung ers 
fordert, gehen, wiein den meiften ſchweren Fällen, ſehr leicht über 
die Sache weg, und fertigen uns mit der kurzen nichts bedeutens 
den, nichts fagenden und oft ſo trüglichen Kegel ab, über neh⸗ 
we auf die Frage wohin, den Accuſativ, und auf die Frage 
worin, den Dativ zufih, Man urtheile aus dem folgenden, ob 
Biefe aus den Lateinifchen Grammatiken erborgte Kegel verdiene, 
ferner noch einen Augenblick in einer vernünftigenSprachlehre zu 
fieben, Ich werde mich bemühen, die Fülle, in welchen es die 
dritte oder vierte Endung erfordert, fo genau als möglich zu bes 
ſtimmen, will aber nur noch überhaups bemerfen,daß diefes Vor⸗ 
wort eigentlich und urfprünglich den Suftand eines in der- Höhe 
kefindlichen Dinges, in Beziehung auf ein darunter befindliches, 
andente, von welcher eigentlichen Bedeutung alle übrige — 
find, Es erfordert aber dieſes Vorwort, 


») die dritte, Endung oder den Dativ, 


Es. Bali 
alsdaun 


(a) Einen „Stand der Ruhe in der Höhe, in Beziehung 


auf ein darunter befindliches Ding, im Gegenfage des unter; wos 
durch) es fich von auf unterfsheider, welches, fo weit es hierher ge⸗ 
höret, den Stand der Ruhe auf der Oberfläche eines Dinges aus« 
Es Tiege über der Thür. So weit det Himmel 


-Mf. 184, 6. 


„2. Auf der Oberfläche eines - 
Dinges bin und jenfeit derfelben, wo es für fich allein nur in einia 


. oder hervor ragen die Beiregung zur Erhöhung bervor füi 


"3, 16. 


Aſte, Geßn. 


Es iſt in der 


—* 
* 


un. 


— bleibt übe im; — 
Das Lit feine nicht mehr oben über ihne * Eis, an 

Kr wehnt über mir. Es fiehetein Gewittex er der Stadt. 
Indeſſen gibt es auch einige Fälle, wo über in diefer Bedeutung 
mit der vierten Endung gehraucht wird; z. Ber ſteckt in Schulz. 


den bigüber die Ohren, wo der Xecufativ fhon fa allgemein if, 


daß man dieſe, und vielleicht noch einige andere ähnliche Redeus⸗ 
arten, mehr für Ausnahnen von der Regel, als für Sprachfehler, 


halten muß, Wenn es aber Mare, 15, 26 und Luc. 23,38 heißt, 


oben über ibn wargefehrieben, fo ift ſolches ein Bebler für ube 
ihm. Eben fp, Kira ragete eos alles DoH, Nehe x 


mi 
für, vagete über allem volke hervor, Wenn aber invagın  - 






lüßt ſich auch der Accuſativ rechtfertigen, (S.imFolgend 
aber über in die ſer Bedeutung figürlich einen Vorzug br 
ſo wird — durchgängig mit der vierten Endung sebraugt, Sit 
Folgen ERS 
(b) Eine Bewegungoder Henblangi im Stande der: 
in Bezichung aufein darunter befindliches Ding; im! jenfage 
des unter. Jacob richtete ein Mahl auf über ihrem ‚Grade, 
ı Moſ. 35,20. Der Simmel that fi auf über ihm, Marıh. 
Der Gere wird über ihnen erfcheinen, Zach 9, 14 
Ders —— ſchlaͤgt ibm über dem Kopfe zufammen, Pf.69,15 * 
Es ſchwebt ein Unglück über deinem Saupte, über der Stadt: 
Das Ghl hwimmt über dem Waffer. Das Haus brannte 
ihm über dem Ropfe weg. Die Schafe empfingen über deu 
Stäben, ıMof. 30,39. Dieihr euch über mir wölbt,flanfe 
über fegtindiefer Bedeutung voraus, daß das in. 
dev Bewegung oder Hanblang begriffene Ding, die Brängen des 
darunter befindlichen nichrüberfehreite. Da diefer Umftand zur 
weilen unbeſtimmt iſt, oder doch nicht fo genau beftimme werden 
fol, oder auch der Begriff der Bewegung des Seitwortes am meie 
fien bervor flicht, fo gibt es Fälle, wo das Vorwort fa wohl mit 
der dritten, old mit der vierten Endung verbunden wird, Daber h 
fahren, wie Slammen iiber den Sto pein, Weish. 3, 7,w 
auch der Accuſativ Reben Fönnte,wenn die Flamme entweder : über ai 
die Stoppeln hinaus fahren, oder anf fiezu fahren, in welden 
Fällen über zu zwey der folgenden Bedeutungen gehören würde, 
Sp auch: über welchen dufehen wirft den Geiß herabfabren, 
oh. 1,33. Die Sande über dem Bopfezufammen ſchlagen, 
Jer. 2, 373 und,fie uber den Bopf zuſammen — — 
Sonne fol über den Propheten untergehen, Mi. 3,6 
dir gehet auf der Gere, &. 60,2,3, Ich fühlezu Fehr, daß· 
die Sonne nie wieder über mir aufgehen wird, Duſch. Mehr 
als einzelne Tage werden über mein Grab und deinen Rum= 
mer aufgeben, ebend. Wo die Veränderung des, Eafus eine 
Folge des veränderten Nebendrgriffes iſt. 
de) Den Gegenftand einer Befhäftigung, doch Thor m, 47 
Stande der Kube, denn, fo bald das Zeitwort einige thätige Bee 
wegung oder Handlung bezeichnet, fo wird die vierte Endung dfore 
dert; eine Figur der erſten Bebeuung, Sleißig über der Arbeit si 
fegn. Über dee Arbeit begriffen ſeyn, in der Arbeit,- Ich war 
eben über dem Schreiben, als er Lam, war eben im Schreiben 
begriffen. Immer über den Büchern ſitzen, liegen. Lange 
Zeit über erwas zubringen. Du biſt über wenigem getreu 
gewefen, Mattb. 25,21; welche R. A, elliptiſch iſt. Wenn aber 
das Zeitwort uefpränglich eine Bewegung bedentet, fo ſteht die 
vierte Endung; 5.8. über viele gefegt feyn. In der Deutfchen 
Bibel kommen mehrere. hierher gehürige R. A, vor, welche aber 
theils ungewöhnliche und harte Ellipſen enthälten, rheils anfich 


ungewöhnlich find, und daher nicht nachgeahmet werden dürfen: 


Der Staa hat. feinen Engeln bei oblen über Pu, Pl. Aus ’ 
. . wer 


* 
* 












ref, 


—— 


‚ame fo fern angedeutet werden ſoll, daß etwas geſchehen, indem 


1 


% 


⸗ 


* 








— EE 


737 


"Dativ von diefein Vorworte berrübrer. 





2 ——— 
RZ \ A 
Sp Eee Mt h F = 
u : nee 


— iS % * * 
über einer Gedanken haben, Dan. 4,2; wo richtiger 
ee weil Gedanken haben doch fo viel ift, als 
das chalige denken. über ihnen wir) die Weißagung erfüller, 
Matth. 13, 14 - & * > 
0) Die Zeit der Befchäftigung mit einer Sache, dab 


man mit einer gewiffen Sache befchäftiger gewe ſen; wofür auch 


während, bevund unter üblich find. Wenn aber über die volle 


Zeitdauer ei Dinges bezeichnet, fo erfordert es die vierte Enz 
dung. Es Fam fie hart an über der Geburt, ı Mof. 35, ı7- 
Laffer die Sonne nicht über euren Zorn untergehen, Erpra,263 
während eures Zornes. Mit einem andern Nebendegriffe findet 
anch die vierte Endung Statt, (©, die vorige zweyte Bedeutung.) 
über der Mahlzeit trinken. über dem Lefen, dem Geberh, 
der Arbeit einfchiafen. Der Sanle ſtirbt uber. feinen Wün— 
fchen, Sprichiv, 21,25. ber dem Bethen gab er feinen Geiſt 
auf... tiber der Tafel ging nichts merfwürdiges vor, Gel. 
über Tiſche. Ungewöhrtich hingegen find: Du ſollſt dich nicht 
Schlafen legen über feinem Pfande, 5 Moſ. 24, ı2; fo lange du 
fein Pfand bey dir haft. Ihr habe noch nicht bis aufs Blut 
wideritanden über dem Bämpfen, Hebr. 12,4; in dem Kämpfen. 


— Hort beſchert es wohl über acht, in der Nacht. 


' (e) Befonders, wenn der Begenftand der Befhäftigung 
fo wohl die Zeit einer Veränderung,als auch die VBeranlaffung, dte 
wirkende Urface derfelben iſt. Sie vergeifen meines Mahmens 
über ihren Traumen, Yer.23,27 5 während der Befchäftigung 
mit ihren Träumen und am derfelben willen. Sig uber dem 

» Beben etwas verrenken. über einer langen Rede (vonlangen 

Reden) heifer werden. Unfere Kleider ſind alt worden über 
diefer Fangen Reife, Jof. 9, 13. Sich über einer Sache auf: 
halten, bey derfelben und um derſelben willen, fo ganz etwas ans 

ders iſt, als ſich über eine Sache aufhalten. ber einem Larm 
erwachen. über sem Lefen Effen und Trinfenvergeffen. Es 
wird mir ſehr leicht ſeyn, über ihrem Herzen das Glüd zu 


” pergeffen, Gel. So ächerlich fie uber dieſer Bemühung 


wird, ebend.. Es läßt fi daher diefe Wortfügung, dem heutis 
gen Sprachgebrauche nach, nicht anwenden, wenn nicht die wir. 
kende oder veranlaffende Urſache zugleich, der Begenftand der Be, 


* 


ſchaftigung iſt. Ehedem gebrauchte man es ſehr hänfig mit der — 


dritten Endung, ſo wohl eine Urſache zu bezeichnen, warum etwas 


gecchiehet, ale auch einen bloßen Gegenſtand; in welchen Fällen 


doch eutweder wegen oder tiber mit der vierten Endung ſtehen 
muß. So kommſt du nicht in Angſt und Noth über (wegen) 
feiner_Chorbeit, Sir. 22, 16. UÜber ſolchen Reden entlund 
en Lärm, wegen ſolcher Reden, oder über ſolche Reden. Moſes 
Rebe über dieſer Rode, wegen, Apoſt.7, 29. über einer Wohl- 
that gerichtet werden, Rap. 4,95 wegen. Willſt du dich über 
diejemlübrr dieſes hierüber,)von mir richten laſſen? Apofl.25,9. 
Wenn ihr über zeitlichen Gütern (über zeitliche Eüter) Sachen 
Drozeffe) habt, ı Eor, 6,4, Und taufend andere Bepfpicke mehr, 
wovon noch im folgenden einige vorfommen werden, 
= (H Zenfeit, einen Zuftand oder eine Handlung zu be- 
zeichnen, welche auf jener Seite ift und geſchiehet. über dem 
Zluſſe wohnen, jenfeit deffelben. Die Stadt liege über dem 
Strome. fiber der Granze wächt Fein Wein. Sr iſt ſchon 
über der Gränze. Dabin gehöret aud) dag gegen über, wo der 
Er fand gegen mir 
„uber, Die Stadt liegt gegen dem Berge über. (S. Gegen.) 
Sobald aber die geringfieBeivegung Tängs der Oberffächeimit eins 


" ‚tritt, iſt die vierte Endung nöthig. Ich bin noch nicht über den 


$luß, wir find, noch nicht über alle Berge; wo wirklich eine 


noch dauernde Bewegung voraus gefegt mad, 


Adel, 8.4. Th. 2, Aufl. 


% r. 
4 * 


uUbe 738 

2) Wenn diefes Vorwort aber diewierer Endung oder den 
Yecujariv erfordert, jo hat es folgende Vedenzungen, ’ e 
* (a) Eine Bewegung zur Erhöhung, in Ruckſicht eines 
darunter befindlichen Dinges ; im Gegenfage des unter, Etwas 
über ‚die Thür legen. Das Unsere über fih Febren. Die 
Hände über den Kopf zuſammen fehlagen.  Brfente feinen 
Stuhl über die Stühle der Bönige, 2 Kön. 25,28. Mr erho: 
bet mein Satıpt über meine Seinde, Pier, 6. Heine Sin- 
den gehen über mein Saupt, Pf. 38,5. Sunfsehn Ellen hoch 
ging das Waſſer über die höchſten Berge, ı Mof.7,2. Kr 
laßt feine Sonne aufgehen über ie Boſen uns über die Gu— 
ten, Matth. 5,45. (©. die zweyte Bedeutung des Dativs.) Liber 
einander. berfallen. über Hals und Kopf. über den ganz 
fen werfen, fallen, fioßen. Sic über andere wegfegen. 
Er glaubt, daß fein Adel ihn über diefe Pflicht werfege. Bis 
daß der hohe Sinn dich über Berge trägt, Dpig. - Uneichtig 
ift es daher alle Mahl, wenn in diefer Bedentung die dritte En» 
ge gebraucht wird, Sich über den volkern erheben, Weish. 

‚3» \ . 

(0) Eine Bervegung oder Handlung in der Höhe,in Rück⸗ 
ficht aufein darunter befindliches Ding, fo daß fich die Handlung 
längs der Dberfläche dieſes Dinges erſtrecket, und das bandelnde 
Ding nicht im Stande der Ruhe angefehen werden Fann, Du 
foll eine Dede machen über die Wohnung, 2 Mtof. 26, 7. 
Sefus hub feine Augen auf über feine Junger, Luc, 6, 20. 


‚Über das Haus Dayid will ich ausgießen meinen Geift, Zach. 


12,10. Diesand über jemanden susitreden, Gir. 50, 22, 
Der Wind bläfer über die Erde, über das Meer. Sich über 
etwas ausbreiten. Line Sinfterniß über das ganze Land, 
Luc. 23, 44. Streue Bohlen über die Stadt, Ezech. 10,2. 
Femanden über die Achfeln anſehen. Einen Schleyer über 
den Kopf hängen. über die Berge Flettern, Iaufen. über 
alle Berge ſeyn. Wir ſind noch nicht über den Berg; wo ein 
Zeitwort der Bewegung darunter verflanden wird. Den Seiten 
über etwas ſprechen. Achtzig Fahre waren fhonüber fein 
Saurs bingelogen, Geßn. ber Stock und Stein fpringer. 
Den Stab über jemanden brechen. Kine Stürze über einen 
Topf Der Herr ſtreuete die Wachrein über das Lager, 
4Mof,ı1,31. Noch ein wenig zweifelhaft find die Fälle, wer 


“aber jemanden figen oder gehen fo viel bedeutet, Ms ibm zue 


rechten Hand; indem der Gebrauch bier getheilt iſt, obgleich die 
Hegel die dritte Endung erforderte, weil hier ein Stand der Nuke 
iſt. Er ſaß ubermir. 
Ich empfinde fall ein Grauen, 

Daß ich, Plato, für und für, 

Bin gefeffen uber dir, Opitz | 
Indeſſen ift im Hochdeutichet der Accuſativ am zewohnlichſten; 
vieleicht weil es eigentlich ein Beftreben zur Höbe bedeutet, daber 
über, wenn es einen Vorzug bedeutet, ale Mahl die blerte En⸗ 
dung erfordert, (S. die folgende: Bedeutung.) Nicht, das ern 
Bauer follteüber einen Sürften figen, Luth. Der Meinigegebt, 
* ein Rechnungsführer, doch allezeit über den ihrigen 

ell. 
(e) Oft tritt noch Ser Nebenbegriff mit ein, daß ſich die 


. Bewegung ober Handlung vis jenfeit der Gränzen des darunter 


befindlichen Dinges erfitedie, da denn der Begriff der Höhr'w't 
verſchwindet, und über mitt andentet, daß fich di Bewegung niet 
nur fängs der obern Flache eines Körpers bin, fondern and bis anf 
die andere Seite dejjelben erfireife. über den Fluß geben, fab- 
ren, ſchiſfen, über denſelben der Breite nach, Bis aufdas andere 
Ufer. : Laß dein Bros über das Waffer fahren, Pred. 11,1, 
über den Markt gehen, reiten, fahren; Es lief ein Gafe uber 

Aa a den 


735 = a SENT 


Feen Der. über das Zielfchreiten. über dte Schnur bauen. 
tiber einen Graben frgen. über die Gaffe Iaufen. tiber 
einen, Stod, einen Graben, einen Stein fpringen. über die 
Klinge ſpringen laffen. über einen Stein fallen. ° jiber eine 
Brite gehen, reiten, fahren, iiber die Schwehe treten. 
iiber Land gehen, reifen, reiten, fahren, und üben $eld ges 
ben, veiten, fahren, wo der Artikel nicht gewöhnlich iſt. Siehe 
Land und Seld. 
Dir Kunſte nehmen Dasals Stern — 
Und Fommen über Meer und Land 
Arie Hebezeug und Rädern 
In ihrer bartengand, Raml. 
über die Gränze entweichen. Etwas nicht über das Serz 
dringen Fönnen. Wo der Accufativ bleibt, wenn gleich das Zeit- 
wort einen Stand der Ruhe zu bezeichnen ſcheinet, weil entweder 
eine wirflich noch fortdauernde Beftredung Statt findet, oder ſol⸗ 
—oche doch als ebenjegt erft vergangen gedacht wird. Wir find noch 
zicht über den Fluß. über diefe Pedanterey ift ev Iange bin« 
aus oder hinweg. Sie find über ihre funfzig Jahre hinaus, 
Bey den eigenthinnlichen Rahmen der Städte, Flecken, Dörfer, 
und Anfeln, wern angedeutet werden fol, daß fih-die Bewegung 
dutch einen Ort erſtrecke, wird Fieber. uber als durch gebraucht. 
über Caſſel nah Amferdam, . uber Samburgnadh Kopenha⸗ 
gen, über Kom nad Sicilien: reifen. 
Sifpaniola. Die Nahmen der Länder aber befommen durch, 
Duch Frankreich nach Spanien, durch die Schweiz nach Ita⸗ 
lien reiſen. 


d) Int der vorigen Bedeutung bezeichnet über eine 


Bewegung längs der horizontalen Oberfläche, beſonderz der Brei⸗ 

re nach; allein, oft verliert ſich auch dieſer Begriff, und es bedeutet 
alsdann überbanve, daß ſich die Bewegung, die Handlung oder 
auch der Zuftand längs der äußern Fläche eines Dinges, und oft 
Eis jenfeit der ſelben erſt recke. Dadurch unterfcheidet es ſich hin⸗ 
lãnglich von auf. Die Gaare bangen ihm ‚über die Ohren, 
Aattern über die Schultern. Einen Scleyer über das Geſicht 
ziehen. Einen Schuh über einen Leifien ſchlagen. Der 
Schweiß lief ihm über das Geſicht. Einem das Jell über die 
Ohren ziehen. Einen Mantel über fich werfen. Helle Thräs 
nen floffen über ihre Wangen herab. Etwas über fich neh⸗ 
men, imfigürlicheit Berftande, es auf fich nehmen, fich zu deſſen 
Bewerkſtelligung andeifchig machen. Wo der Aceuſativ bleibt, 
wenn gleich das Zeitwort einen Stand der Ruhe zu bezeichnen 
ſcheinet, indem der thãtige Begriff der Erſtreckung, der hier nicht 
ausgeſchloſſen werden kann, die vierte Endung fordert. über der 
ganzen Leib wund fepn. über den ganzen Leib naß, bekleidet 
feyn. Daher über und über, über die ganze äußere Fläche. 

«e) Dft verkiert fih auch der Begriff der Erſtreckung über 
die äußere Fläche, und da begeichnet über figüclich bloß eine An⸗ 
nãherung und Berührung, doch mit einem merklichen Grade des 
Machdrucks, als wenn ih das nähernde gleichfam über die ganze 
Flãche des andern erſtreckte, daher auch hier der Accuſatio noth⸗ 
wendig bleibet. Es gehet alles über mih. Etwas über ſich 
ergehen laſſen. Der Segen kam uber mi, Hiob 29, 13. Der 
heilige Seit wird über dich Fommen, Luc a, 35. Indeſſen 
bat uber jemanden kommen jest den harten Begriffdes Unger 
ſtümes bey ſich. Wenn ich über dich kommen werde! Laß 
m ich tiber dich Formen ! dich zu züchtigen u fe fe über etwas 

befallen. Wiebift du darüber gerathen? Zr kann über 
alles, er kann zu allem fommen. Br Pann uber das Geld. Er 
darf nicht über das geringe. Es geht fo fehr über das Geld, 
wer den Beutel, es wird viel Geld erfordert, Es gehet über 
. ans her, es wird nachıpeilig vonjuns gefprgchen. In welchen 


Die Reife gehet uber 


— 


unter. 


Begriffe der Gewalt mit einſchleicht. 





be: 


und alichen R DR ſich doch immer eis von. dem —— 

{F) Häufig bezeichnet es auch einen Sorzug, fo feen dere _ 
felbe als eine höhere Stellung in Beziehung auf ein niedriges 
darunter befindliches Ding angejehen wird; im Gegenfage des 
Das Vergnügen gebet über den Reihehum. Das 
gehet bey ihm über alles, Die Surcht Gottes’ gehet über alles, 
Sir, 24,15. Wo auch der Accufativ bleidt, wer gleich das Zeit⸗ 
wort einen Stand der Ruhe zu begeichnen f&eine., indem wirklich 


eine Beſtrebung zur Höhe darunter verborgen liegt. Der Jünger 


‚über deine Brüder, ı Diof, 27, 29, 


it nicht über feinen Meiſter, Lue. 6, 40. Kr iſt noch weit 
über ibn. Sott in über alles. In diefen Fällen, wo man es 
in diefer Bedeutuäg hedem gebrauchte, wähle man jegt Fieber an 
dere Ansdrüdedafür. Er war herrlicher gehalten über alle, 
ı Divf, 34, 19 als alle. Der Herr hat mich erwähle über alle 
Volker, 5 Moſ. 20, 15 ;vor allen Bölfern ; wenn es aber Kap. 
7, 14 beißt, geſegnet wich du feyn über allen Völkern, fo iſt 
der Dativ hier unrichtig. Ich liebe sein Geborh über Gold und 
über fein Gold, Pf. 119, 227 ; mehr als. Wir follen Gott 
uber alle Dinge lieben, mehrals. Dein Gore bar dich gefal: 
ber über deine Genoffen, Hebr. 1,9; mehrals. Ein geplag: 
ser Menſch übmalle Menfhen auf Eisen, 4Mof. 12,35 um 
fo in andern Stellen mehr. a7 
(No häufiger Gegeießnes es einen Gegenſtand der 
Gewalt, Herrfihaft, Auffiht, Aufmerkfamkeit undBeobachtung ; 
als eine Figurder vorigen ztVepten Bedeunung. Sy ein Sere 
ein zerr über alles. 
über jemanden bereichen, vegieren, tyrannifieren. Den Sieg 
user feine Seiwde erhalten. fiber feine Seinde flegen, trium⸗ 
phieren. Die Oberhand uber jemanden behalten. über an— 
dere zu gebierhen ‚zu befeblen haben. &in Oberfier über 
hundert, ein Yuffeher über andere. Die Sorge über erwas 
auffich nehmen. Ich will über ſie wachen, Jer. 44,27. Je⸗ 
manden zum Auffſeher, Siürften, Richter uff über an⸗ 
dere ſetzen. 
Und wenn in dieſer Macht Sort über mich gebeuth, Set. 

(6) Ferner, den Gegenſtand einer®emürhsbewegung und 
deren Äußerung, fo daß dee erſte zugleich die Beranlafjung oder 
wirkende tirfache der lesternift, Sich uber eine Sache: ärgern, 
freuen, erzurnen, aufhalten, beflagen, beichweren, erbarz 
men, entfegen, entruilien, verwundern, befümmern, betrüben. 
Fränfen, geämen n.f.f. über eine Sache erſchrecken, be: 
ſtürzt, feob, luſtig böfe, müreifch, traurig, — 
duldig u. ſ. f. ſeyn oder werden. über eine Sache murr 
klagen, fluchen, zürnen, zanken, ſeufzen, ſpotten, ſcher⸗ 
zen, weinen u . ſ. f. Machen fie mir Feine Vorwürfe date 
über. Ich werde noch den Tor über dich Friegen, Gel. In 
der Deutfhen Bibel und bey andern Schriftftellern findet man 
es in diefer Bedeutung hãufig mit der dritten Endung ; vermuth⸗ 
lich aus Verwechſelung derfelben mit der vorigen fünften Beden- 
tung des Dativs, obgleich beyde merflich genug von einander der⸗ 
[Sieden find, 
31,4. Sie werden fröhlich feyn über dem, das ich fehaffe, Kap. 
65,20, Und werden fich verwundern und fich entfegen über als 
le dem Gute, und über alle dem Friede, Jer.33, 9. Und po in hun⸗ 
dert Stefen mehr, worunter ſich auch viele befinden, in welcher 
der Gebrauch des Vorwortes über überhaupt ungewöhnlich nud 
veraltet iſt; z. B. Unſere Side ekelt über diefer lofen Speife, 
4 Moſ. 21, 5; beffer'vor. Es reuete den Herrn über dem 
übel, 2 Sam. 24, 16 zes venete den Herrn das Übel u. ſ. f. Daf 
in allen ſolchen Fällen, ‘wo über in dieſer Bedeutung gebraucht 
werden ie die vierte Endung —— wird, erhelfee unter 

andern 


Wie der Lowe brüllet über feinem Raube, Eſ. 








rn 


EN. 


{ —— weil diefe Vedeutung, fo wir die ‚vorige und 
2 folgende, eine Figur der vorigen zwenten if. 


(ij) In voch weiterer Bedeutung, einen Gesenhand einer 


\ Berhäftigung oder Handlung des Geiſtes und deren Üuferung, 


ſo daß diefer Gegenſtaud dabey gleich ſam zum Grunde Liegt, und 
feinen Theilen nad) entwickelt wird ; welcher Begriff dod) wieder 
mancherley Stufen bat, die, wu nit zu weitfäufta zu werden, 
hier nicht entwickelt werden Fönnen. ber einen Spruch, uber 
eine Wahrbeit predigen, welches mit dem Predigen auf etwas 
und von etwas nicht verwechfels werden darf, Tiber das Evan: 
gelium, die Epiftel predigen. Eine Auslegung uber ein Buch 


"machen. Gich über erwas befinnen, über etwas nechdenten, 


feine Gedanken über erwas daben. Ein Urtheil über etwas 
fällen. Seine Meinung übereine Sade ſagen. Jemanden 
‚über etwas um Rath fragen. Sich über eine Sache unser: 
veden, berathſchlagen, vergleichen. über den Punct habe 


ich eigentlich noch nichts befchloffen. fiber etwas nachdenken. 


Kin Buch über eine Materie fehreiben. Ib will mich noch 
über diefe Sache bedenken. über den vorzug ſtreiten, beſſer 
um. Anmerkungen über en Buch machen. Auch bier wird 
es häufig mit der dritten Endung verbunden, welches aber um 


deßwillen nicht minder unrichtig iff, als bey der vorigen Bedeu⸗ 


tung. liber einer Sache Gedanten haben, Dan. 4, 2. Es 


erhub ſich eine Srage über der Reinigung, Job, 3,25. über 


dem Evangelio Fampfen, Phil. 4, 3; beffer wegen deg, oder 
für das. Indem aber Petrus ſich befinnet über dem Ge: 
fichte, Apoft. 20, ı9. Ich beſprach mich mit ihnen über dem 
Evangelio, Gal. 2, 2. Sich rin Gewiſſen machen über be: 
fimmten Sepertagen, Eol. 2,16, Und fo in vielen ander uStel⸗ 
len nr 

() Eine größere Ausdehnung dee Raumes in Beziehuug 
auf — endern kleinern Raum, und nach noch weiterer Figur, 


auch eine größere Zahl, ein größeres Maß, Gewicht, eine über⸗ 


treffung an Kraft, Vermögen ‚ Fähigkeit u. f. f. als eine Figne 
der vorigen erfien jo wohl als dritten Bedeutung, woraus zugleich 
die Nothwendigkeit des Accuſativs erbellet. Wo du andere 
Weiber dazu nimmſt siber meine Tochter, 1 Mof.26, ı ; außer 
meinen Tochtern. über Vermögen verſucht werden, * Cor. 
20, »3, jiber fein dermögen, über Macht effen, über dern 
Durf trinken. 
Sie liefen über Macht nach dem Gebüſche zu, 
£effing. 

Das ik über mein vermogen. über die gewöhnliche Zeit 
ausbleiben, über die Gebühr, uber die Billigkeit fordern. 


SEr bet uns über die Maße viel Gutes gethan, Tob. 12, 3. 


über alle Maßefchön. Erift über vierzig Jahr alt. Ks if 
ein vieriel über zehn. Leif ſchon über vierzehn Tage, daß 
ich ihn nicht gefeben habe. Sie haben ſich ſchon über eine 
Stunde gezankt. fiber drey Singer breit. über ſechs Ellen 
Tang, über zehn Pfund fehwer. Es find ihrer über funfsig. 
Das macht über tauſend Thaler. Das it über Menſchen 
Gedenken. fiber die Halfte. “ jjber ein Fahr bleibt der Wein 
nicht gut. Das gebet über meinen verſtand, über meinen 
Begriff. Es gefchahe über Derboffen, über vermuthen, ohne 
daßman eg hoffte. fiber dir gewöhnlichen Koſten mußten noch 
zehn Thaler besable werden. Das if über die Natur, über 


dievernunft, was aus den bekannten Raturkräften nicht erflärer, 


ans den befannten natürlichen Wahrheiten nicht erwiefen werben 
ann. Was über die gewöhnliche Speife gereicht wird. Noch 
über die geforderte Zahlliefern. Jiber feine Schuldigkeit tbım. 
Ye der über alles sig if, mehr als alles. Gott über alles 
hie en. 


"Schmerzen, Otfried. 


Joſ. iI, 11. 


Bet... We 


Dabin gehören auch noch folgense Feten des Sebreuches, Ein - 
Mahl über das andere, mehrere Mahle ſchnell Einer einander, 
Liob brachte eine traurige Bosbichaft über die indere, Kine 
Sünde über die andere häufen, Ef. 30,1; Eintr enf@ünte 
bänfen. Er balt mich einen Tag über den andern auf, mel« 
tere Tage hinter einander. Kine Schuld über tie andere ma- 
hen. Sie befommt Line Ohnmacht über die andıre. ie 
gleichen, in eben dieſem Verſtande mit Wirderkchlung des Happı, 
worte im Plural, außer wenn esein Cokectivum if, Sieke: 
kommt Ohnmach ten über Ohnmachten, mehrere, ſchnell hinter 
einauder. Mrilt ler ubar fer, ic empfinde Echmerzen üter 
Jemanden Briefe über Briefe, Bothen 
über Borben fpiden, Schulden über Schulden machen. 
Geld über Geld biethen. : 


Ferner, das fo gewöhnliche über Sie, über diefes, über das, 


„ Praeterea, wo das Vorwort fehr häufig, obglıich eben fo irrig, 


mit der dritten Endung verbunden wird. fiber das alles if 
heute der dritte Tag, Lur.24,21. Liber diefes that er noch 
hinzu. Es ift ſchon an und für fi billig; über dieß wir 


du mich, dadurch fehr verbinden. Der Seind war uns überle= 
„gen; über dieß wurden wir auch von unfern Bundergenof 
. fen verlaffen. Wenn es Joh,4,27.beifit und über dem la— 
„men feine Jünger, fo Rebtbier der Daziv ganz richtig, weil eg 
‚ fo viel bedeutet, alg fie kamen darüber zu, über feinem Gefpräche 


mit der Somariterinn. _ Gen einiglich ſchreibt mar über das und 


Über dieß als Ein Wort, überdieß, überdag, cher eben fo Ds 


richtig,als werin man außer dem, nach die ſem, es ifi an demu.t.f. 
zufammen ziehen wollte. Wir haben der Auicmn.rı.teßungen obs 
nehin ſchon fo viel, daß man fie eher zn vermindern, als fo ganz 
ohne Noth und Grund zu vermehren ſuchen follte, 

Eine Fortfegungdiefer Bedeutung ff, wenn über mit Beyr 
wörtern verbunden wird, ein Übermaß derfelben zu bezeich nen, da 
denn die Zufammenziehung .eber zu vertheidigen iſt; übergroß, 
überreif, übermactig, übermütbhig, überreich, überkech, 
überrheuer, wo es oftnur ungewöhnlich groß, mächtig, tbeuer 
u. ſof. bedeutet, 

h Wenn diefes Vorwort in der. vorigen Bedentang 
von einer Zeit gebraucht wird, fo bezeichnet es alemahl einen 
unbeftimmten Überſchuß, ein unbeftinmtes Übermaf der Seit ; 
es find ſchon über drey Wochen, daß er bier war, mehr 
ols drey Wochen. Allein es. wird mit der vierten Endung 
auch noch in einem doppelten Falle von einer etwas befiimmiern _ 
Zeit gebraucht. 

€r) Für das Vorwort nach, auf die Frage wenn ? eine 
Zeit zu bezeichnen, welche inzwifchen verfließen wird, Heut übre 
acht, morgen über vierzehn Tage. Yeut über drey Woder- 
über drey Tage werdet, ihr über diefen Jordan yeben, 
üiber vier. Wochen bin ich ein glüdlicher Mann- 
Allemahl über den andern Tag, je den dritten Sag; allemahl 
über den dritten, vierten Tagu.f.f. - Am bäufigften gebraucht 
man es bier, wenn der Seitpunct, von welchem man an rechnet, 
beſtimmt, oder doch als befannt doraus geſetzt wird; uber vier⸗ 
zehn Tage, d.i. bent über vierzehn Tage. übers Jahr Fomme 
ich wieder, heute übers Jahr. Wenn ich übers Jahr no lebe. 
lbermörgen, den dritten Tag vou bente an, den nähftentag nach 
dem morgenden, „ Doch ſagt man auch im gemeinen Leben, 
über eine Weile, nach einer furzen Zeit, über lang. eder Furs, 
nach einer unbeftimmten längern oder fürzern Zeit, Geſetzt cs 
ſollte ihnen über lang oder" kurz einfommen , ihr diefe Sache 
vorzubalten, Gel. fünftig einmabl. Im Theuerdanke brißtes: 


“ nieht mber lang darnach eslgeſchabh, Kap. 72, niet Tange ber; 


Ans 2 tt) 











Ne - — — * x 
. = 
’ 


743 z uUbe . R 
nach. Dpiß gebrauchtes noch ungewöhnlicher non einer vergan 
‚genenlangen Zeit: Ente 


und daß nun uberlang — 
Der angeborne Lauf behält. den langen Gang, 


Feit langer Seit. Wenn der Zeitpunet a quo nicht fo beſtimmt 


oder deutlich iſt, gebraucht man lieber andere Vorwörter. über 
acht Tage waren abermablfeine Junger drinnen, Job. 20, 25; 
at Sage darauf, ach acht Tagen, Es begab ſich uber drey 
Fahre, ı Kön. 2,39; drey Jahredarnad. Darnach uber drey 
Fabı Fam ich gen Ferufalem, Cal. 1,18; drep Jahr darauf, 


. bernacb. liber ein Bleines, Job. 16, 16. für in kurzen, iſt ganz 


ziraitch 
(2) Eine ganze oder völlige Zeitdauer zu bezeichnen, 
auf die Frage wie lange? über Nacht aufdie Gaffe bleiben, 
2 Vlof. 19,2; die ganze Nacht hindurch. Außer diefer Nedensart 
ſtebet es in diefer Bedeutung faſt alleMad! Hinter dem Hauptwor⸗ 
te. Es wird keinmann bey dir bleiben dieie Nacht über, Sur. 
9,7. Den Sabbarh über waren fie ffille, Luc, 23,56. Die 
ganze Predigt über fehlafen. Was haſt du die ganze Zeit 
uber gerban? Ich werde den Sommer über bier bleiben. 
Die Mahlzeit über, die ganze Mahlzeit hindurch, welches von 
dein über der Mabizeit, während derfelben, fehr verfchieden ift. 
Das Jahr über. Den Tag über. Im gemeinen Leben gebraucht 
man es fo wohl vor als nad) dem Hauptworte in einigen Fällen 
gern mit der zweyten Endung. Des Tages über, den Tag über. 
Der Landmann wird über Winterd oder Winters über feinem 
veeh wenig zu Gute thun Fönnen. Sommers über, über 
Sommers. Aber nicht Zahrs über, der Mahlzeit uber uf. f. ' 
(m) Endlich gehören hierher auch die Fälle, da dieſes 
Vorwort in Ansrafungenvor Berwunderung, Unwillen und Ab» 


ſcheu mit der vierten Endung gebraucht wird, < Liber den niederz - 


teächtigen- Menfchen ! ‘über sen Flugen Mann! Weiße. über 
den infamen Kalender, daß ein ſolcher Tag darin flehr! 
ebend. Wo es eigentlich eine Fortfegung der vorigen achten Bes 
deutung ift, einen Gegenftand der Berwunderung, Des Unmwillens, 
des Abſcheues zu bezeichnen. 

2. In dir Zufammenfegung mit andern Wörtern. Diefe Wörs 
ter find, 

1) Partikeln, wo das Vorwort bald voran ſteht, wie in 
überaus, überall, überein, uberhin, baid nachfolgt, befonders 

* mit den relativen Partikeln, darüber, bierüder, hinüber, her⸗ 
über, vorüber, worüber. überdas, uberdieß, übereinans 
ander, gegen über, gleich über, querüber, werden richtiger getheilt 
gefprieben. überley aber, überſeits, überwärts u.a. m, find 
im Hochdeutſchen unbekannt. Ein Febler iſt es wenn man das 
mit den relativen Partikeln zufammen geſetzte Vorwort auflöfen 

will. Ich bekam über dieſes einen Streit, für darüber. 
über was konnen ich zwey Schweſtern auch ſouſt zanken? Leſſ. 

fur worüber. ©: Da II. 

2) Mit den Rennwörtern, wo es fo wohl mit Bey» als Haupt⸗ 
wörtern verbunden wird. Mit Beywörtern bezeichnet es theils 
ein übertreffen, wie in übermenſchlich, übernatürlich, über— 
wichtig, übermäßig, überzählig u. f. f. theils einen ungewöhn⸗ 
lichen hohen Grad des folgenden Beywortes, wie überreif, über: 
groß, übertheuer, überpoll, übermüthig, überlaut u, ff. 
In überfichtig aber ſticht noch Sie mehr eigentliche Bedeutung des 


BSorwortes hervor, . Mit Hauptwörtern, das tiberbein , ber 


iberflug, übermuth, Übergewicht, lberreft, tiberfchrifen. ſ. f. 


In manchen Hauptwörtern iſt dafür ober üblicher, wie Oberbett, 


die Oberhand, wo doch das Nebenwort überhand noch gangbar 
iſt; andere werden mit Ober: und üher zugleich gemacht, wie 


1) 


N Dr 
1 


ee: 


. Oberso@ und überroe, Oberkrümpfe und überfeiimpfe, wo 





überbleiben, beſſer übrig bleiben, überfließen, überlaufen, 
überhangen, ũberſchnappen, überfippen u, ſ. f. Dieſe haben 
das gewöhnliche Augment ge, und im Infinitiv tritt das zu zwi⸗ 1 
ſchen dem Vor⸗ und dem Zeitwort. Es hat oder it ubergefchnap= i 
per,uberzufehnappen; das Waifer if ühergelaufen, Das Bor 2 
wort ift hier zugleich eine trennbare Partikel, welche in dee Con» | 
jugation hinter das Zeitwort tritt. Esläuftüber, nihtesübe: + 
läuft, es hangt über. BE — 
Andere, und zwar die meiſten, find Activa, oder fie haben 

i 





duch die vierte Endung der Sache bey fih, und in diefen liegt der ” | 
Ton auf dem Seitworte: überantworten, überdenten, ſich 4 
übereilen, jemanden überfallen, ihn überlaufen, fih uber: 
beben uff. Jnu diefen ift das Vorwort untrennbar, dei. es 
verläßt fein Zeitwort die ganze Conjugation hindurch nicht; er 
übereilet ſich, ich iberlaufe niemanden. Dieſe Zeitwörter be⸗ 


kommen in den vergangenen Zeiten das Augment ge nicht, und im 4 
Sufinieiv nimmt das zu feine Stelle vor der ganzen Zufanımene — 
feßung: ich babe es fchon Aberlegt, er ik überrafche worden, 


nicht übergelegt, übergeräfcht. Es ifinoch zu überfiehen, zu 
überfehen, nicht überzufteben, 2 ; — 
Einige wenige Ausuahmen gibt es auch hier. übernaͤchten 
und überwintern haben den Ton auf dem Zeitworte, da er doch 
der Regel nach auf dem Borworte liegen ſollte. Einem überhel⸗ 
fen geböret niche zu den Ausnahmen, weil hier der Dativ, nicht 
aber der Accuſativ, ſteht. übere in ſtimmen und überein kom— 
men, gehören gar nicht hierher. ’ ' 2 
Ein Fehler aber iftes, wenn man das Vorwort in denjenigen 
Fällen, wo es untrennbar ſeyn ſollte, als ein trennbares behandelt. 
Laß, Theuve, dich nicht deiner Schwachheit über! Schleg. 
für überlaß dich n cr. ee, 
Den?’ alles, was du glaubt, noch zehnmahl ernſthaft 
2 über, Ouſch. 
für über denke allesu.f.f. So wie es ein Fehler iſt, das trenn⸗ 


bare Vorwort in ein untrennbares zu verwandeln, Altes, alles 


glänze in reifer Schönheit, alles überſtrömet in-vollem Gar 


‚gen, Geßn. für, es Arme in vollem Segen über. Oder gar - 


ein zufommen geſetztes Zeitwort zu gebrauchen, wo doch nur das 
einfacheZeitwort mit dem Vorworte Statt finden fann, Das Der- 
gnügen zu fammeln übergeht alles andere Vergnügen, Gottſch. 
für, gebt über alles andere Vergnügen. — 
Von den Bedeutungen der mit diefem Vorworte zuſammen ge⸗ 
festen Zeitwörter will ich bier nichts ſagen, um dieſen Artikel 
nicht zu weitläufig zu machen ; fie Laffen fich indeifen alle Mahl 


auf eine der vorigen zurüdführen, von welchen fie mehr oder mer 


niger Figuren ſiud. eh 
Ynm.ı. Man iwende nun die in unfern Sprachlehren gegebene 
und ſchon oben gedachte. Regel, daß über auf die Frage wohin? 
bie vierte, und auf die Frage worin? die dritte Endung erfordere, 
anf die obeu angeführten Bedentungen an, und febe, wie weit _ 
man damit komme. Diefefegelift ganz aus den gemeinenLateini⸗ 
ſcheu Sprachlehren entlchnet,wo man fuper un&-fupra auf die ſe 
Art unserfcheiden lehret. Allein das Deutiche Vor wort hatmebr _ - 
Bedeutungen als diefe beyden Lateinifchen; #3 bedeutet and. 
trans, vltra, inter, plus, praeter, per, poft, de,ad, ex, 
amplius, 





—* 


ww. We 


: aaplind; hierm uff. umbaufdie meiften dieſer Bedeutun⸗ 


gen läßt ſich die ſe Regel nicht anwenden. Wollte man ja eine kurze 


Hegel haben, ſo würde ſie ſo lauten. Wenn fich bey über eine Tha⸗ 


tigkeit, oder auch nur ein Beſtreben zur Thätigkeit, gedenken läfe 


fet, fo erfordert es die vierte, außer dem ader die dritte Ei 


dung, — 
Es gilt auch von diefemVortworte,iwäs man bey allen Vorwör⸗ 
teen, fo wohl in der Deutſchen als andern Sprachen, nie aus den 


= Augen verlieren muß, daß zwar ihre verfchiedenen Bedeutungen 


angezeiget, und deren Grängen beſtimmt werden fönnen, daß aber 
deßwegen ein Vorwort nicht in allen denFällen gebraucht werden 
önne, welche fich unter eine oder die andere Bedeutung ziehen 
Laffen, Der Gebrauch hat ſeine Tyranuey vornehmlich an den Par⸗ 


‚tifeln, und unter dieſen am ſtärkſten an den Vorwörtern ausgeübt, 


und viele Bedeutungen eines Votwortes nur auf eine beſtimmte 
Anzahl von Ansdrüden eingeſchränkt, dagegen in andern voll» 
kommen äbnlichen Fällen ein anderes Vorwort üblicher ift. So 
iſt über in der zehnten Bedeutung des Accufativs imHochdeutfchen 


ſehr eingefchränft. : Für, Efeu nahm uber die Weiber, die er 


zuvor ‚harte, Mahalat, wird man lieber fagen, außer den 


.Weibern. über die gedachten zwey Güter befiger ernohu.fif. 


außer den. RN 


fiber wird, wie audere Ähnliche Borwörter, im gemeinen Les 


ben und dee vertraulichen Sprechart in einigen Fällen. gern 


mit dem Artikel znfammen gezogen; übers, übern, überm, 


für über das, über den, über dem. Laß dein Bror übers 
Waffer fahren. übern Saufen werfen. Die Wolke fiebt 


: Ude 746 
Sadıe und ber dritten der Petfon, eines andeen Bef:ober Ge.. 
wahr ſam —— übergeben, 
überantworten, Kit. 3, 18. Dev gere wird did in mei. 
ne Sand überantworten, ı Sam. ı7, 46, Des Men⸗ 
ſchen Sohn wird überanmworter (nicht übergeantwortet) 
werden, Matih; 20, ı8, Daher die überantwortung, die Über: 

. gabe, Ehedem war dafür nut dag einfache antuurten üblich, 
ihaz fiinan gote giantiuurtiten, daß fie ihn Gott überges 

ben, im Tatian. Es if das alte antivercen, darftellen, (S. 


Antwort) Es fängt an, im Hochdeutfhen zu veralten, ; 
übergeben dafür üblicher ifk, 3 en, indem 


Überärbeiten, verb.reg, act. Mittelw. überärbeiter, 1.8- 


was, ee noch Ein Mahl bearbeiten und verbeffern. 2, Sich 
überarbeiten,über feine Kräfte arbeiten und ſich dadurch Schaden 
zufügen, Einen Hund überarbeiten, bey den Zägern, ihn b 
der Arbeit zu ſtark angreifen. 3. Jemanden überarbeiten, ihn in 
. der Arbeit übertreffen, ift ungewöhnlich, ob es gleich in bielen 
Wörterbüchern angetroffen wird, . 


lberaus, adv. einen Hohen Grad zu bezeichnen, : überaus. 


fündigen,Röm.7,13. Jetzt iſt es im Hochdeutſchen vor den Zeitz 
mwörtern nicht mehr gewöhnlich, wohl aber vor den Bey und Ner 
benwörtern, einen ungewöhnlich hohen Grad derſelben zu bezeicher 
nen, Üüberaus ſchön, überaus haplich. Es ift uberaus Falr. 
Kin überaus böfer Menſch. Line überaus große Sige. La 
ift überaus viel. Schon aus war ehedem eine verftärfendePar- 


titel, daher auß er ſt noch jege in diefem Verftande gebraucht wird. 


Mit der verftärfenden Partikel ift überaus fo viel als der Super» 


überm Haufe. Die beyden erſten find noch am erträglichfien; lativ auß erſt. Im Niederf, ift dafür avergeven üblich. 
tiberm aber beleidigt das Ohr zu ſehr, als dag esfich entfchuldi- Der — des —es, plur. der aber ungewöhnlich ifl,— baue, 
gen ließe. i 1, Der obere Theil eines Bebäudes, fo fern er über den umern 


Anm. 2. Diefesalte Vorwort lautet fchon bey dem Ulphilas 
afar, ufar, im Iſider ubar, im Riederſ. over, Sver, äwer, 


> im Angelf.over, im Schwed. yfver, ofar, öfver, ivir, ivi, 


im Perſ aber, mit vergefegtem j bey dem Kero juber, mit dem 
Hauchlaute im Griech wrreg, und mitdem Ziſcher im Pat. luper 
und fupra, im Franz. fur. Das hohe Alter erhellet fchon aus 
dem Hrbr,J2Y, trans, über, Die Endfplbe ift die Ableitung?» 
folbe einen Umſtand zu bezeichnen, vieleihtein Ding, Subjerr, 
Daber war es ehedem anch ohne dieſe Endſylbe üblich. Froide 
ob aller froide, einer der Schwäbifchen Dichter, für, Freude 
über Sveide. Auch div Niederfachfen gebrauchen up, und die 
Oberdeuntſchen ob, fo wie die Schweden of, &, noch oft für über. 
Das Lat. ob, wegen, gehüret gleichfalls hierher. (S. Auf und 
ben, welche fehr aenau mit diefen Worte verwandt find.) Das 
Beywort von tiber beißt ober und in einigen Fällen übrig. Es 
fcheint,daf in unferm bentigen über zivey verfchiedene Bedeufuns 
gen zuſammen aefloffen find, die Bedeutung der Höhe, da es denn 
snnächft zu atıf gebörer, und die Bedeutung der borigentaign Bes 
wegung, da es mit üben verwandt fenn würde. Beyde Bedeus 
tungen laſſen fich indeffen auf die allgemeinere Stamnibedentung 
der Bewegung überhaupt zurüc führen. Im Schwed. ift of 
ſehr, (S. unfer Öft Jund obar, vortrefflich. . 


übera&ern, verb. reg. act, inder Landwirthſchaft. Kin geld 


bervor raget; dergleichen in manchen Städten an alten Häufern 
noch angetroffen wird, - 2. Ein Gebäude über ein anderes Ding ; 
auch nur ſelten. überbau der Jınperat.) eine Siche und fieh, 
wie durch die Zweige ihr Harfes Vermögen empor irebt; dein 
überbau fürzt zu ihrer Wurzel. 


Yiberbauen, verb. reg. act. Mittel, überbauer, zu uberbauen, 


.ı. Ein Gebäude über ein anderes Ding aufführen, Einen Bel- 
ter, ein Grab uberbauen. 2. So bauen, daß ein Stocdwerf 
über das andere hervor vage; Niederf. averſchelken, von Schalk, 
ein Träger, Balkenkopf. uber bauete Zauſer, welche einen über⸗ 


bau haben. 3. Sich überbauen, fi arm bauen, mehr bauen, 
als jemandes Vermögen erfragen kann. 


Yberbehälten, verb,irreg. act. (©. Behalten,) welches nur im 


nochmahls überadern, das ganze Feld noch Ein Mabhl pflügen. 


Mittelw. überackert. 


gemeinen Leben üblich iſt, für übrig behalten... 2x behielt noch 
erengs uber, Sir 47, 25. 


Das jiberbein, des—es, plur.die —e,rine fehlerhafte Ethaben⸗ 


heit an den Händen und Füßenben Menſchen und Thieren, wel⸗ 
che in Auswüthfen oder Verhärrungen an den Sehnen, oft aber 
auch anden Knochen beftehet. Zi gemeinen Leben glaubt man, 
def alsdann cine Sehne übergefprungen fen. Das Beinge: 
wachs, im Dberd, Grutfneten, Knirzel, im Riederf, Wehne, 
Angelſ. und Engl. wenn, 


Yberbietben, verb. irreg.act. (S. Bietben,) überbothen, zu 


überbietben, 2. Jemanden tberbierhen, mebr biethen, als er. 


Einem das Gefchen?: 


’ 


* 


2.Sich überbiethen, mehr biethen, als man wellte, oder als man 

‚ohne Schaden geben fann, 

iberbinden, verb.irreg.act. (S. Binden,) uherbunden, zu 
überbinden, Etwas, ein Band über daffelde lagen eder winden, - 


fiberall, adv. an alten Orten, allenthalben, wo uber die Adüit- 
s tihe Bedentung der Anienfion bat." Es it überall bekannt. 
Bott iſt überall. ijber all berrfcpernichre als die hitrerfe Ar: 


IF murb. Ich bin überall naß an allen Theiten des Lribes, im doch nurfelten. ‚Daher die überbindung. i 
'# gemeinen Leben über und über. ‚Schon bey dem Oitfried und‘ Uberblattern, verb. reg. act. überblattert, zu überblättern. 
I. „Morferubaral,uberal, 1. Bine Stelle überhlärtern, „fie iin Durchblaͤttern überſehen. 


Uberaͤntworten, verb. reg. act. mit der vierten Endung der 2, Ein Buch überblätsern, wofür doch durchblattern beſſer iſt. 


Yaaz ilber: 


-r 











—— Ube 
berbleibem verb. irreg. neutr. mit Ayn,” (8. Bleiben, 


übergebliebert, überzubleiben. Es ifinur imgemeinen Leben . 


für übrig bleiben üblich. In der Deutſchen Bibel kommt es bäus 
figvor. Daes ein Neutrum if, und den Ton anf dem Vorworte 
bat, fo follte es im Mistelworte das Augment nicht verfieren. Als 
fein, man findet es häufig ohne daſſelbe. überbliebene nach 
der Wahl der Gnaden, Nöm. 11, 5. Er iſt allein überblie- 
ben, ı Mof. 42,38. Die Überbliebenen, die Hinterlaffenen eines 
Ver ſtorbenen. 


Das überbleibſel, — nom. ſing. dasjenige, was 


von einem andern Dinge übrig geblieben iſt, der Net, überreſt. 
Die jiberbleibfel von den Speifen. Die überbleibſel einer 
Stadt, nicht füglich für Trümmer, Ruinen. Paſeal nenne 
den Trieb nach Rube ein giberbleibjel der urſprünglichen 
Erhabenheit des Menfchen, Zimmermann; Ehedem war dafür 
- Mberlap üblich. 

Der jiberbli, des—es, plur. inuf, Ein von — neuern 
Schriftſtellern für jberficht eingeführtes Wort. Da neue Wör- 
ter nicht ohne Roth, wenigffeng nicht ohne einen fruchtbaren Res 
benbegriff eingeführet werden dürfen; überblick aber nichts mehr 
und nichts weniger fagt, als überſicht: fo läßt fich diefe Neuerung 
„nicht billigen. 

Überblüben, verb.reg.reciproc, überblüber, zu überblüben. 
Der Baum überblüher ſich, wenn er ſtärker blühet, als cr unbes 
- fhadet feiner Kräfte thun follte, 

Der jiberbrand, des — es, plur. inuf.im Hättenbaue, dieje⸗ 
nige Feinheit des Silbers, da esüberden gewöhnlichen Grad, d. i. 
über 15 Loth 3 Quenthen fein gebrennet wird. _ 
Überbrechen, verb. irreg, act. (©. Brechen,) überbrochen, zu 
überbrechen, imBergbane, dag Seld überbrechen; es ganz bis 
an die Marktſcheide abhauen, und gleichfam durchbrechen. Kin 
„überbrochenes Selb. 

Üiberbreiten, verb, reg. act. übergebreitet, überzubreiten. 


Line Dede überbreiten, fieüber etwas breiten. - jiberbreiten, 


(der Ton auf dem Zeitworte,) z. B. einen Tifch, eine Dede dat» 
über breiten, iſt nicht gewöhnlich. 

überbrennen, verb. reg. et irreg. act. GS. Brennen, ũber⸗ 
brannt und überbrennet, zu überbrennen, im Hüttenbaue, 
Des Silber, es über den gewobalicheuSrad {em drennen, Siehe 
jberbran?. 

zjberbringen, verb. irreg. act. (©. Bringen.) 1. überbrin- 
gen, überbracht, zu überbringen, an einen amdern bringen, 


Seinem Sreunde einen Brief überbringen. Kine Nachricht 


überbringen. > Daher bie ji berbringung. 

"2, fberbeingen, übergebracht, überzubringen,; über etwas 
bringen, Ich kann es nicht überbringen. 

Der jjberbringer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 
überbringerinn, eine Verfon, welche etwas überbringt. Der 
überbringer eines Briefes. 

Überbrüden, verb. reg. act. überbrückt, zu überbrücken. 
Den Sluß, eine Brücke überdenfelben fchlagen, Es wird nur fels 
ten gebraucht. Daber die überbrüdung. 

überdas, S.über I.ı. (2) (). 

Die Überdecke, plur. die—n, eine Dede, welche über etwas ges 
deckt wird. Die Oberdecke hingegen iſt Kine obere Dede zum Un⸗ 
terſchiede von der Unterdecke. 

uͤberdecken, verb. reg. act. ibersedt, zu überdeden, Etwas 
mit Etwas, es ganz darüber decken. 

jberdem, S. über U. ». (2) 0). 

1; berdenfen, verb. irreg. act. (5, Denken.) Heesaßt, zu 
überdenfen, Bine Sache überdenken, ſich das Mannigfaltige 
an derfeiben in Gedanken vorfießen, das Verhaltniß mehrerer ver⸗ 


ſchiedener Theile an — erwen. eſſen fle mid Wein 
SGlüůck erſt Hecht überdenken, Gell Ein reiflich üÜber&achter Ene: 
ſchluß Ein Fehler iftes, wein da⸗ Vorwort ‚bier als treunbar 
behandelt wird: 
Dent’ altes, wasduglaußf, no zehnmahl ernfbaft über, 
Duſch. 
für über denk alles. Daher die übersentung. 
Überdief, S. übrll. . JH. . - 
liberdrefchen, verb.irreg. act. (©. Drefchen,) —— 
zu überdreſchen. Das Getreide oder die Garben, Ein Mehl 
über diefelben hin drefchen, fo daf nur die reifften Körner ausſprin⸗ 
‚gen. Sich überdrefchen hingegen würde bedeuten, über eine 
‚Kräfte drefchen. 
Der überdruß, des—ffes, plur. car, diejenige Anruf, melde 
> ausderlange anhaltenden Empfindung Einer Art eutſtehet. Man 
mochte vor liberdruß vergeben. überfluß mar üüberdruß. Im 
Willeram, vermushlich zufammen gezogen, Urdrieze, 
Überdrüfig, —er, — ſte, adj. etadv. Überdrnß emipfindend, 
mit ber zweyten Endungder Sade. Liner Sache überdrüffig 
feyn, werden. Entzeuch deinen Luß som Haufe deines Näch⸗ 
fien, er möchte ſonſt deiner uberdrüffig werden, Spridiw.25, 17. 
Ich bin des Gewinfels überdrüffig, Weiße, Unrichtia iſt es, 
wenn diefes Wort von einigen mit dır vierten Endung verbunden 


z 


wird. Sie wurden mich überdrüſſig, Rab. richtiger, meiner. » 


Für unwillig, verdrieglich, mit det Vorworte über iſt es veraltet: 
Der gerr fing an überdrüffig zu werden uber Iſrael, 2 Kön. 
10,3%. Das Hauptwort die tiberdrüffigkeie wird auch noch zus 
teilen gebraucht; alsdann bezeichnet es eigentlich den Zuſtand, 
überdruß aber die Empfindung. - 

Anm. Im Oberdentfchen ehedem urdrütz, und nodhjegt in’ 
einigen Gegenden urdrüſſig. Ir peder ward ir bal vrdrütz, 
Hans Sache. Zu Handt der jung ward vberüg der weldt, 
eben derf, ©. Derdrußund verdrießen. 

Übersingen, verb, reg. act, überdüngt, zu überdüngen. 
‚Einen Aer, 1. den Dünger über deılfelben verbreiten. 2. . Jon 
zu viel, zu ſtark düngen. So auch die überdi üngung. 

libere®, oder jjbere ce, adv. von einer Ecke zu der ſchief gegen 
über fFehenden andern, nach der Diagonaf Linie, diagondliter, 

übereignen, verb. reg. act, übereignet,zu übereignen, zum 
Eigentbum übergeben, in den Rechten. So auch die übers 
eignung. 

Übereilen, verb, reg. act, übereilt, zu. übereilen. —ı, Dur 
angewandte größere Eilfertigkeiteinboblen ‚fo wohleigentlich als 
figürlich. Eilet, daß ung Abfalon nicht übereile, 2 Sam. 15,14. 
Eure Verfolger werden euch übereilen, Ef. 30. 16. Don dem 
Tode übereilet werten. Die ſchnellen Slügekder Seit übereilen 
den Sturmwind, Dufch, 

Du haft mich oft an Waffern und an Büfchen 

Sanfı übereilt, Haged. an den Schlaf. N ; 
von einem Sehl übereiler werden, ®al.6, ı ;einem Fehler has: 
ben; ehe man Zeit gehabt, denfelben alsFehler zu erkennen. 2, Et⸗ 
was übereilen, ungebührlich eilen, fo daß die Sadıe dadırb ver- 
dorben wird, Wir wollen die Sache nicht übereilen. Ein 
übereiltes Derfsbren. Sich ubereilen, zufebreilen. übereile 
dich nicht, Sich in oder mit etwas übereilen, etwas thun, 


ehe man die Zeit genommen, es gehörig zu — Sich im 


Reden, mit einer Antwort übereilen. 
Im Niederſ. averhaſten, verhaſten. 

Die übereilung plur. die—en. 1. Der Suffand, da man ſich, 
andere oder eine Sache übereilet ; ohne Plural, 2. Eine fehler: 
bafte Handlung, welche aus ala, großer Eilfertigfeit vorber nicht 
gehörig — worden. Sich vieler übereilungen ſchuldig 


machen. 











Ey. ih 


Bu” machen: "ibereilungsfünsen, übereilungsfeblen, welche aus ; 


Aurje der Zeit, aus Mangel der gehörigen Überlegung begangen 
werden. A 


R + — « 1 * = 
überein, adv. einförmig, einerfey Beftimmungen babend. über⸗ 


em Bommen, einförmig, einfiimmig ſeyn. Das Fommt damit 
nicht überein. überein fimmen, einerley Ton, einerley Inhalt 
haben, Ihre Yusfagen ſtimmeten nicht überein, Menfchen, 
bdie in ihren Meinungen, Weigungen und guten Abfichten mie 
“einander überein ſtimmen und überein zu flimmen ſuchen, Bell. 
Es iſt mit dieſen beyden Zeitwörtern am üblichften. Allenfalls 
ſagt man noch überein lauten, überein klingen, ſich überein 
kleiden, auf einerley Art, gleichförmig ; allein mit, andern 
Ben es nicht gewöhnlich, wie z. B, folgende Stelle im 
pitz: ah — 
Alſo werden fie Gott preifen - 
Uns auf Sion Ehr erweifen, 

Ihn erheben überein, Pf. 102; 

Anm. Ein ſtehet in diefer Zufammenfegung für einförmig, ei» 
nig, welche Bedeutung durch das Vorwort tiber hier noch erhöhet 
wird, Da überein nichts weiter als ein MTebentvort ift, fo ift es wi⸗ 
der die Analogie, es ift mit dem Zeitworte als Ein Wort zu ſchrei⸗ 
ben ; übereinffimmen, richtiger überein ſtimmen. Die davon ges 

. bildeten Rennwörter aber find wahre und regelmäßigeZufammens 
feßungen; jibereinkunft, übereinffimmig u ſ. f. Auf ähnliche Art 
werden mehrere Ninnwörter aus ganzen R. A. gebildet ; Dazwis 
fchenfunft, von Jazwifchen Fommen. Gottesvergeffenheit, von 

Sottes vergeffen ſeyn u. ſef. S. die Orthographie. 

UÜbereinander, richtiger getheilt über einander, ©, über Il. 2, 

Die bere inkunft, plur. car, der Zuſtand, da zwey oder mehr 

Dinge mit einander überein kommen. — 
ilbereinffinmig, —er, —ſte, adj. et ady. von der Redens⸗ 
art überein ſtimmen, mit einem andern Dinge überein ſtimmend, 


= und darin gegründet ; einſtimmig. Man erwartet von der Na⸗ 


tur zu viel, wenn manglaubt, daß ſte die Gemüths arten der 
Derwandten gleichfam durch das Blut übereinfimmig machen 
fol, Gell. übereinſtimmig mit jemanden denfen, eben fo wie 


er. Für übereinſtimmigkeit ift entweder Einſtimmigkeit oder 


auch übereinſtimmung üblicher. 

Sie jjbereinftimmung, plur. iauf, Der Zuftand, da zweo oder 

miehr Dinge mit einander überein ſtimmen. Die übereinſtim⸗ 

mwung der Gemürher, 

UÜberefſen, verb. irreg. recipr. (S. Eifen,) übereſſen, (öfter 
bergeffen,) zu übereffen. Sich übereffen, über fein Vermö⸗ 
gen effen, mehreffen, als mar verdauen kann, in den niedrigen 
Sprecharten überfveffen. Schon im achten Jahrhunderte ubera- 


zan, für freffen.. Bey dem Kero iſt ÜUberazzalii und Übera- 


„zalii, der Rauſch. 

llberfabren, verb. irreg. (S. $ahren.) 1. überfahren, verb, 
> neutr. mit feyn,übergefahren, uber Zu fahren, über etwas fah⸗ 
ren, abfoluie ohne Meldung der. Sache. Alſo Fehreten die 
zween Männer wieder, und gingen vom Gebirge und fuhren 
uber, Joſ.e, 23; überden Jordan, Es ward Mache, daher 
konnten wir nicht überfahren. Sie fuhren an das andere 

"Ufer über. k 
‘2, jiberfähren, verb. act, überfahren, zu überfabren, 
1. Über etwas fahren, fodaßdie Sache, Über welche man führer, 
‚in der vierten Endung ſteht. Den Adriatiſchen Meerbuſen über: 
fahren, über deufelben faßren. Es war zu fpät, denSlußzu 
überfahven. Jur Bergbaue überführt man einen Gang, wenu 
man einen Gang der Breite nach durcpbricht. überfahrene Gan⸗ 
"ge, welche dev Breite nach durchbrochen find, Für übertreten, wie 


%of.7,15: daß er den Bund bes gerch überfahren hat, iſt es 


ube 2 750 


veraltet. 2, Mir einem Fuhrwerke überfähre man ein Kind, 


"ein Thier u. ff: wenn man über etivas fährt, über weldes man 


nicht fahren ſollte. 3. in Bret mit Leimwaffer über 

Bu an gelinde a der ganzen Oberfläche Apr 
aber die überfahrung, welches doch allenfall— i 

ie A ch allenfalls nur in der letzten 
Bey den Ditfriedift ubarfaran fo vielals transcendere. 


Diefjberfahrt, plur.die—en. 1.Diedandlung des Überfaßrens, 


oder da man über etwas fähret; ohne Pincal. Femansden die 
überfahrt verbierhen, fo wohl über einen Fluß oder Waffer, als 
auch mit einem Wagen über einen Ader. 2, Dee Der, wo mar 
überfähet, wo man über einen Fluß oder überein Waſſer fährt. 
Zuweilen auch der Ort, wo man außer dem ordentlichen Wege 
über den Acker führt, 


Der jiberfäll, des — es, plur. die — fälle, diejenige Handlung, 


da man einen andern wider deffen Vermuthen überfällt, oder vor 
ihm überfallen wird. Jemanden etwas durch einen überfalt 
nehmen. Eine Stadtdurch einen überfall einnchmen. In 


n einigen Gegenden beißt das Zäpfchen im Halfeder überfall. 
Uberfällen, verb, irreg, act. (S. Sallen,) überfallen, zu über: 


fallen, wides eines Dinges Vermuthen über daffelbe herfallen, 
oder plöglich auf daffelbe zufoımmen. Jemanden im Schlafe über: 
fallen. Den Seind in der Nacht überfallen. Abrabam überfiel 
des Hachts die Jeinde, 1 Mof. 14, 25. Im Schere wird 
man au von einem Befuche überfallen, wenn die Befuchenden 
unvermutbetfommen., Schrecken überftel ihn, s Mof,ı5,ır, 
Mich harüberfallen die elende Zeit, Hiob 30, 27. Dft ae 
braucht man es auch für befallen, ohne daß der Begriff der Ge. 
ſchwindigkeit fo merklich hervor ſteche. von einer Krankheit 
überfallen werden. Mich überfiel ein heftiger Froſt. Don 
dem Schlafe überfallen werden. 


iiberficniffen, verb. reg. act. überfienigr, zu überfieniffen, 


mit Firnig überfahren oder überftreichen, 


lberdöshten, verb.irreg. act, (S. $lechten,) überflochten, zu 


überflechten, miteinem Flechtwerke überziehen. Kine Slaſche 


i überflegten, Daher das überflechten und. die liberflechtung. 
U berfliegen, verb, irreg. (S. Sliegen.) ı. überfliegen, als ein 


Meutrum mit feyn, übergeflogen, uber zu fliegen, über etwas 
fliegen. Die Mauer iſt zu hoch, die Hühner Fönnen niche über- 
fliegen, über die Mauer, | 

2. fiberfiiegen, als ein Netivum, für über etwas fliegen, mit 
dev vierten Endung dieſes Etwas, wo e3 doch feltener, und hier nur 
in der dichterifchen Schreibart gebraucht wird. 

Weit die Dernunfe des Greifes überfliegend, Schleg. 
diefelbe übertreffend. Schon Notker gebraucht uberlliegan für 
das einfache fliegen mit dem Vorworte über. 


i beefließen, verb, irreg. neutr. (S. Sliegen,) mit dem Hülfs- 


worte feyn, über das gefeßte Ziel fließen; überlaufen. Im 
Srühlinge, wenn die Ströme überfließen. - Dex Wein fliege 
über, überden Nand des Gefäßes Hinausr Der Brunnen ließe 
über, das Waffer flieget über den Rand des Brunnens. Auch 
figüelich in der dichterifchen Schreibärt. Mein Herz fließt von 


‚ Dankbarkeit und Freude über, nicht uberfliehet von u. ſ. f. 


Schon in dem Tatian ubarfluizan, S. auch überſtuß. 

berflůgeln verb. reg. act. überfügelt, zu überſtügeln, in 
der Kriegskuuſt, die Flügel feines Heeres über die Flügel des Ge⸗ 
gentheifes hinaus dehnen. Den Seind überflugeln. Daher die 
überflügelung. 


Der jrberfluß,des—fes, plur. ber doch feltener gebraucht wird, 


sie—Hüffe, von dem Zeit vorte überießen, in figürlihem Ber 

ſtande, ein weit größeres Maß, ein welt größerer Vorrath von 

einer Sache, als man zu einer Abſicht gebraucht. Einen 8 
u 





75% uber - 


Außan Wein, an Getreide, an gols u.Lfchaben. "Bier gibt‘ 


«s Wein, Getreide, Wildbrer u. ſ. f. im lberfluffe. An allem 
‚einen überfluß haben. Zu engerer Bedeutung ift der überfluß, 
sin größerer Vorrath an zeitlichen Gütern, als man zur Noth⸗ 
durft und Bequemlichkeit bedarf, Im üiberfiuffeleben. Die 
” Anfchläge eines Enselichen (Hurtigen) bringen überfluß, 
"Speihw,21;5. Euer überſtuß diene ihremiltangel,2Cor.8,14. 
Suweilen au für Pracht, Lupus. ı Mit Berten überſluß tveis 
ben, Amos 6,4. Zum überſſuß aber, adverblaliter, begeichnet 
- etwas, das nicht eigentlich nothiwendigift. Ich ermahne euch 
aber zum überftuß, folches zu thun, Ebr. 13,29. Schon bey 
dem Kero Vbarfluat, imNiederf. Överflood. 
Überflüfig,—er, —te, adj.etadv. 2. Im eigentlichften Ber 
ftande für überfließend ; eine veraltete Bedeutung, Ein übers 
Rüfiges Maß, Luc. 6,33. 2. Im überfluſſe, ſehr reichlich ; am 
hanfigſten als ein Nebenwort, Es it Wein überluflig da. Ich 
babe überflüffig, überiuffig genug. 3. Unnöthig, was nicht ge⸗ 
braucht wich, oder nicht gebraucht werden kanu. Alles das if 


überflüfte. Das find überflüffige Worte. Seine überflüſſigen 


Gedanken an den Tag geben, — 

Anm. Schon bey dem Kero ubarfleozzida. Es iſt nach dem 
Lat. ſuperlluus gebildet. 

Die überfracht/ plur. die —en, dasjerige, was über die beſtimm⸗ 
te Fracht iſt. 3.8. wenn ein Reiſender auf den Poften für fein 
Gepäck 50 Pfund frey Hat, und daffelbe wieget 80 Pfund, fo des 
zahlet er 30 Pfund-Überfracht, 

iberfrächten, verb. reg. act. überfrachter, zu überfrachten. 

" Ein Schiff, einen Wagen, fie ſtärker befrachten, als gewöhnlich 
oder rathfamift, ſtärker als das Fahrzeug oder Fubrwerk tragen 
Tann 

Jiberfreffen, verb.irreg.act, (©. Freſſen, überfreſſen, zu über: 
freffen, S. übereſſen. 

liberfrieren, verb. irreg, (©. Sriexen,) überfroren, zu übers 
frieren, welches nur in der paffiven Bedentung üblich ift, auf der 
Oberfläche mit Eis ühergogen werden. - Der Sluß uberfrierer, 
it überfroven, 
Ton aufder erften Sylbe haben, und im Mintelworte übergefro⸗ 
zen lauten, Allein, es geht überall nach dee Regel der Actis 
vorum. 

\ Die jjberfubre, plur. die —n, die Handlung, da man etivas 
über einen Fluß oder Waſſer führer, doch une felen; die überfahrt. 

I berführen,verb.reg. act. ı. überführen, übergeführe, über 
zu führen, über etwas führen, es geſchehe aun durch Leiten oder 
vermittelft eines Fubrwerfes. Reiſende fir das Geld übers 
führen, über einen Fluß. Ich mußte mic, überführen laffen, 
über den Steg leiten laffen. Im gemeinen Leben auch mie ans» 

drücklicher Beyfügung der. vierten Endung, : Getreide nach St: 
eilien überführen, wofür man doch lieber fagt, hinüber führen. 

2, tiberführen, überführe, zu überführen, mit unläugbaren 
Beweisgründen zum Geftändniffe oder zum Beyfalle bewegen, wos 
durch es fih von überweifen und überzeugen unterfcheidet. Je⸗ 
manden überführen, daß er geirret babe. Ich bin vollkom⸗ 
men ihrer Meinung, denn fie haben mich binlänglich überfüh⸗ 
vet. Jemanden mit einem Briefe, mit einem Beweisgrunde 
überführen. Mit der zwenten Endung der Sache, jemanden 

des Geitzes uberfübren, ihnüberführen, daß er geigig fen, iftes 
im Oberdeutſchen am häufigften, im Hochdentſchen aber feltener. 
Daher die Überführung. / 

Anm. In die er ſigürlichen Bedeutung im Schwed. fullföra, 
woraus zu erhellen ſcheinet, daß über hierrine verſtärkende Be⸗ 
deutung bat, führen aber ſchon etwas Ähnliches mit beweiſen be⸗ 
zeichnen müſſo 


Da es ein wahres Neutrum iſt, ſo ſollte es den 


u I N 





uberfüllen, verb, reg, act. überfüllt, zu überfülfen, ibee das 


gehörige Maß anf üllen. Bin Gefäß überfüllen, überfüll⸗ dich 


nicht mit aller niedlichen Speife, Sir. 37, 32. Bleanchwird 


mit der Zeit fo gierig, daß er nicht mehr mit dem or \ 
Mase von Leckereyen zufrieden it; ev muß ſich überfüllen, 
um fich aus feiner Unempfindlichfeitau reißen, Och, So auch 

„die überfüllung. — * X 

Uberfüttern, verb. reg, act. überfüttert, zu überfürttern, über 
das gehörige Maß füttern, Das vieh überfüttern. Daher die 
überfütterung. \ a EP 

Die Ijbergabe, plur. doch nur felten, die —n, von dem Zeitwor⸗ 

te übergeben, diejenige Handlung, wodurch der Beſitz einer Sa⸗ 
che förmlich und völlig in die Gewalt eines andern gebracht wird. 
Die übergabe eines Gutes, wodurch es völlig in den Befiß des 
andern Fommt. ‚Die übergabe einer Feſtung, der Gefangenen. 
° Mit dem Seinde wegen dev Übergabe einer Stadt unterhans. - 
deln. Die übergabe an Bote, inder Theologie, die tätige &r- . 
nebmbeltung des göttlichen Eigenthumes über ung, die Wufopfe= 
tung feiner felbft an Gore. Von fich übergeben, fi erbrechen, 
ift es nicht üblich. a — 

bergahren, verb. irreg. recipr. (S. Gaͤhren,) übergobren,su. 
ubergahren, über das gesörige Mag gähren, zu viel gäbren. Des 
Teig, dag Bier hat ſtch über gohren. 

Der übergang / des —es, plur, die —gänge, von dem Zeitworte 
übergeben. ı, Die Handlung des Überaehens, ohne Plural. 
41) Die Handlung, da man über. einen Fluß, üser ein Waſſer, 
über eine Brücke gehet. Der übergang über den Fluß. Dem 
Seinde den Übergang fiveitig machen. (2) Die Begcbung von _ 
einem Gegenftande zum andern. Der übergang zu einer anz 
dern Partey, zu einer andern Kirche ober Religion, Der. 
fihnelle übergang aus der Wärme in die Balteit ſchäblich. 
Der willfübrliche Übergang zu andern Grundfägen. 2: Das- 
jenige, vermittelſt deffen man vonzinem Gegenſtande zu dem atı» 
dern übergehet, in den Wiffenfehaften und ſchönen Küuſten; im 
Grgenfage des Sprunges. In einer Rede ift der übergang ders 
jenige Vortrag, vermittelt deffen man von cinem Sage zu dem 
andern übersehet, Die meiften Stellen find mehr Sprimge als 
leider fchaffliche Tibergange oder Steigetungen der Einbil= 

dungskraft. In der Mablerry beißen die ver fchiedenen Zinten 
der Farben, vermitteift deren man vondem Schetten zu den Lich⸗ 
tern übergehet, jibergänge, Franz. Pallages. Die jibergänge 
müffen unmerklich ſeyn. 3. Eine bald vorübergehende Verände⸗ 
rung. Es iſt nur ein Übergang, fagt man von einem Regen, 
der nicht lange anhält, Befonders eine bald vorüber gehende Ems 
pfindung, Entfchliefung. Bey ibm ift allesnur ein übergang, 
Leſſ. Ich weiß nicht, warum es mit meiner Seiterkfeit immer 

nur ein Übergang ift. — 

Ubergaͤttern, verb. reg, act. übergattert, zu übergattern, 
in der Zeichnungskunſt, ein Stück, weldes man eopiren 
wil, mit einem Gatter eder Gitter überziehen, d. i. es in 
Eleine Vierecke theilen, um die in jedem Vierecke befindlis 
chen Theile der Figur im andere Vierede von ähnlichem 

. Verhältniffe zu übertragen. 2 2 

libergaufeln, verb, reg. act. übergaufele, zu übergaufeln. 
Jemanden, ihn durch Oaufeley überraſchen, bintergeben. Diele, 
die ihre Sachen zu Flug anfangen wollen, werten don ihrem 
Wire ubergenkelt ER 

üdergeben, verb: irreg. act. (S. Geben,) übergeben, zu über⸗ 
geben. ı. Ein Ding förperlich und förnilich in die Gewalt eines 
andern geben. Jemanden einen Brief, die. Schlüſſel, ein an⸗ 
vertrantes Gut, ein Pfans übergeben. Die Gefangenen über: 
geben. Sich Gottübergeben, (©. Übergabe.) — von 

iegen 







it fr en, in, 
‘ — — —* BE 








G 


ki) Über bie —— Inden. rin un. — * 
—J—— ‚Körpern, wofür doch überläufe en, uberlieken i Bear: 
fe Wie: das Waller, Tigeis, wenn es übergeber im Lenzen, 
x ©ır. 24,35. Die Reiter werden mit Mofkübergeben, Sprichw. 
28, 10; welche Wortfligung mit mit, noch ungewöhnlicher iſt, 
F aſſer, 5 Moft in der Kelter wird übergeben. ‚Eden fo fremd iſt 

im. Sochdentſchen die Mersfügung mit der zweyten Endung: 

r ws das Herz vollift, Sep gebt der Mund über, Matıb. 12,34 
Am üblichiten it das Zriwort i in diefer Bedeutung im Hochbeuts, 
fen, in dee R A. die Augen geben ihm, über, die- Thränen' 
Argien. ihm in die Auggn, sigentlig die Augen laufen ihm von 
? Shränen über. ‘Eine fi fo. traurige Geſchichte, daß allen Zur 
Be: ‚börern die, Arnrgen übergingen. Der Rauch macht, daß einem 
‚die Augen. ee! Uns. allen find die Er überges 

— ganzen. — 
— — die Gewalt —— Herrfhaft, — Beft $ rines äh 

"dern geben. Zum Seinde übergeben, wo diefes Zritwort. die 

mäßigfeit oder Unrechtmaßigkeit des Überännges nnent ⸗ 
ʒen läſſet. Zu einebandern Partey, zu —— 
o — Die Stadt iſt übergegangen, ift an den. Sein 
— ae — ‚Sie wird bald an den Feind übergeben, wo 
£ das rt nicht Start, finder. Nach einer noch weiteen Fir 
— en tan Shan gerarben, doch nur in einigen Sälen, und 
- mit dem Vorworte in. ‚In die Säulmiß übergchen. 

-(3) Vor etwas vorbey geben, wo es doc) vielmehr das — 
pori bet gehen iſt. Daß, wenn ich das Blut ſehe, ich. vor euch 
 älbergebe, beffee, über gebe „-gerhrilt,) a Mof. 22,13. Im 
gemeinen Leben fagt man indefjen tod, es wird — über geben, 
Fi vorüber, vorbep” ‚gehen. 

12 er 2. übergeben, ich übergebe, übergangen, zu übergeben, \ 

Br ‚mit der vierten Endung ber Sache. 

fa) Auf der ganzen Oberfläche h gehen. 9 Eigenitich, in 

Bi ‚geld übergehen, es begeben ‚über der ganzen Oberfläche hin 

geben, beſonders es zu befichtigen, Acht darauf zu haben a. f. fh. 

ine. nneim Oberdeutfhen übliche Bedeutung, von welchen der 

0 gibergeber dafelbft fo viel als ein Auffoher geringer Art ift, welcher : 
ben Gegenfland feiner Anfficht beaeben muß. Wenn er denfelber 

x bereitet, fo beißt er im Oberdeutſchen ein überreiter, im Soch⸗ 





en geber , Kehmwägenübergeber , Bauibergeher u. ff. b) Fi⸗ 
> gürfihes: Die Ober ſlache eines Dinges bearbeiten, in vielen 
= Säflen ben den Künkleen und Handwerkern. Wenn der Mabler 
auf Holz mablen will, ſo übergehet (überziehet). er zuförderſt das 
olz mit heißem Leim, reibt, wenn es trocken, die zu drarbeis 
J ende Seite nachdrücklich ab, und übe gehet fie bernach mir Krei⸗ 
Br.  Bengenad, der wie der mit Ohlfarbe bergangen wird: Die drey 
“ Dverationenin der ſchwarzen Kult, wodurd; die Kupferplatte; 
e gubereiter wird,nennet- man gleicfadfs übergeben, und mifeinent 
Saubtworte den Übergang; Soll eine Patte recht ſchwarz und 
einformig ſeyn, fi ſo muß man fie wohl zwanzig Mahl überneber, 
da. die erſten drey Operationei u swangig PAARE 
Erz 4. Thl. 2. Bi 










\ 





Se Und SH — andern gitten mehr. &. Überfehen, dudch ſeben. Eiue 
— übergeben, ſie durch ſehenn, ob ſie richtig ifk, 


= (2) *über etwas her geben, d.ianfalfen, befallen, überfal⸗ 
in, eine im Hochdeutſchen ungewöhntiche Bedeutung. Der 


Sorn übergebet mich, übereilet mich, im Oberdeutſchen. 
“Ein Menfih, der, öfters wird mir Prügeln übergangen, j 


Wird endlich fohrägefaul, Opiß, * 
Was meinſt du, was mich hier für Unmuth — —3 
Günth. 


(3) Über etwas Binaus geben, eine Bedeutung, welche im 


Sochdeutſchẽn gleichfalls veratiet iſt. Du haſt ein Ziel gefeßt, 
‚das wird er nicht übergeben, Diob 14, 15; wofür man jetzt 


überſchreiten ſagt. Daber folgende figürliche Bedeutungen. 


a) Winen Befehl, ein Geſetz übergeben, eine alte, aber im 


Hochdeutfchen auch veraltete Bedeutung, wofür manjegt über- ’ 


treten fagt, Schon in dem alten Gedichte auf den heil, Annd 
übirgehen, Warum übergehet ihr alfo das Wort des Zerten? 
aMof. 14,41. So konnte ich doch — dar Wort 
— Kap.22, 18,, 

Du ſchilteſt ob er ſtolzen Leute Shar, — 

Die dein Geboth fo irrig übergangen, Opitz, Pf. 119, 
BE) Eine Sache übergeben, die gewöhnfiche Zeit derſelben vorbeh 
geben laſſen, ohne die Sache zu üben. Das Aderlaſſen übers 
schen ; das Eſſen ven Schlaf übergeben. Nach aoch weiterer 
Figur übergehet man eine Lormalität, einen Umſtand, wenn 
ua fie wicht beobachtet, Etwas im "Lefen übergeben, es nicht 


. mit Iefen, In der Erzählung einen Umſand übergeben , vers 
4 ſchweigen. Etwas mit Stillſchweigen übergeben, nichts davon 


melden, fagen, erwähnen. ©) In engerer Bedeutung ubergebge 
man etwas, wenn man über etwas weggehet, ohne es zu beuier 
keit, So übergehet der Leithund die Sährte, weniter aug großer 


Sitze oder Nachläßigfeit darüber Hin fchießet. . 


Aa Sich übergehen, iſt zuweilen fo. viel, als über feine 
Kräfte, über fein Bermögen geben, mehr oder fiärfen schen, als 
— —— geſchehen kann. 7 / 

Sp aͤuch das Ubergehen, und in — Fällen die been. 


— ER ©. auch übergang. 


Anm. Da dieſes Zeitwort, wenn e8 "sen Ton auf dem 
Haupifvorte hat, allemahl ein wahres Aetidum if, fo ift es 
ein Febler, wenn es von manchen mit dem Hülfsworte feyn, 
verbunden wird, Daß ey die Sreundschaft in diefem verſtan⸗ 
de ubergangen if, Leaf, für hat. Wie können fie es ibm 
verdenten, daß er diefes übergangen if? eben derf. Das 
gegen derjelbe ait einem andern Örte richtig fagt: fie haben 


‚nur eine Fleine Formalitat übergangen. Eben fo. fehlerhaft 


ift es, wenn andere. das Vorwort im diefem Falle als trenme 
baranfehen. Jch gehe ——— über, für, ich über⸗ 
gehe mit Stillſchweigen. 


deutfchen aber ein Bereiter. Im Hferreihiichen batıwan Wehe Der ijbergeher, des — 5, plur. nt. nom.. ‚üng. ©. das vorige, 
übergeher Pflaſterübergeher Holz: Wald⸗ und Sorſtüber⸗ Das t1bergewicht, des —es plur. ĩnal. 3. Dasjeniar, was 


über ein beffimmtes Gewichtift. Es hat zwey Pfund überge⸗ 
wicht, über den Zentner. Noch häuſtger ift 2. das libergewicht 
haben, das Übergewicht über etwas baben, ein größeres Ge⸗ 
wicht, und figürlich größere Macht, größern Nachdrud haben, 
als ein anderes Ding. Deine’ Beweis gründe befommen das 
Übergewicht, Dort erliegen Gefege und Orönung unter dem 


lbergewichte der Lafer, Gel. viele [el erhalten ihr nie⸗ 
derſchlagendes Übergewicht von der Gewalt * Einbildung, 


‚eben derſ. 

Ibeegießen, verb. irreg. act. (8. Giefen.) ». tibergießen, 

A bergieße, übergöffen, zu übergießen, auf der, ganzen Dders 

fläche beaweßen, Fruchte mit Huber übergießen, üdergoffene 
bh . Sruchte, 


* 


— 


— 


— 


wre 


Srüchte. Daher der übergupp womit auf folge Het ein anderes» 
Ding übergoffen wird. - 
2, übergießen, ich (gieße über, üibergegoffen, überzugießen. 


. So gießen, daß etwas überlaufe. 2:Die Pflanzen —— 


fie zu fehr begießen. 

Ubergolden, verb.reg.act. übergolder , zu übergeiden, nit 
dünn gefchlagenem Golde überziehen, wofür doch vergolden übli⸗ 
cher iſt. übergüldete (übergoldete) Gegen, Bar. 6,56. Der 
Meiſter geußt (gießt) wohl ein Bild, und der Goldſchmid 

‚ubergülder (übergoldet) es, Ef.40, r9. So auch die übergol⸗ 
dung. Schon bey dem Notker ubergultun. - 

) dlbergroß, adj. etadv, außerordentlich groß,im gemeinen. Leben. 
‚Eine übergroße Bälte, Theuerung uf. f. 

Dev jtberguß, des— fies, plur. die güffe, S.übesgießen 1, 

jbergus, adj.et adv. ‚außerordentlich gut, im Hocdeutfchen 
nur im gemeinen Leben. 

Ganz übergut iſt deine Güte, Opitz Pf. 109, 

Ubergypſen, verb. reg. act. —— zu übergypſen, nrit 
Gyps ũberziehen; etwas. 

Aberhalb, S. Oberhach. 

Aberhaͤnd, adverb. fo ſtark, mãchtig oder viel, daß mansdemfels 
ben nicht mehr Einhalt thun kann. Wenn die Gerechten über— 


band haben, ſo gehts ſehr fein zu, Sprid.28, 12; wennfie 


der herrſchende, größte oder mächtigfte Theil-find. Unfere Zunge 
ſoll überhand haben, Pf. 12,5. Daß Menſchen nicht aber: 
hand Erfegen, Pf. 9p20. Der Seind bat überhand vekriegt, 
Klag. 1,26. 
Geh, fag’ ic, eh mein Schmerz noch überhand ge: 
‚winnt, Gottſch. 
Mit allen diefen Zeitwörtern iſt es im Hochdentfchen veraltet, wo 
man es nur noch mit dem Zeit worte nehmen. verbindet, überband 
‚nehmen, an Zahl, Menge oder Stärke auf eine überlegene Art zus 
zihmen. Das Unfraut ‚nimmt in dem Garten überband. 
Das Gewäfter nahm —— 3 Mof.7,18,139. Der Sun 
ger nimmt, uberhand, Jer. 52,6. Das $euer, die Krankheit, 
Die Lafer, der ſchlechte Geſchmack, die Hige, die Rälte u. ſ. f. 
nehmen überhand. Am häufigſten ven Dingen, welche man as. 
ein Übel, betrachtet. Seltener im-entgegen geſetzten Sale. Des 
gerren Wort nimmt überhand, Avofl. 19,20, 

Anm. Die fehlerhafte Ausfprache des großen Haufen mancher 
Gegenden, der Zang für Sand, und überhang-für überhand 
#richt,. vgrleitete Frifchen, -diefes Nebenwort von dem folgenden 
überhang abzuleiten. Das Hauptwort die Oberhand, isı den 
R. A. die Dberhand haben, bekommen, gewinnen , und die⸗ 
fes überband, gehören genan zufammen, und das legte iſt ohne 
Sweifel aus dem. erften gebildet. Beyde bedenten entweder über⸗ 
legene Macht, indem Sand zumeilen auch figürluhfür Macht ges 
braucht wird, oderuberhand bedeutet, fö wie die Oberhand hier 
eigentlich_die Stelfe zur rechten Hand, und figürlich überlegene 


/ 


Macht und Anzahl. Die legte Erklärung hat das Schwediſche 


ver fih, wo höger hand, fo wohl die rechte Hand, a auch 
überhand, bedeutet. 

Der itberbang, des — es, plur, Sie — hänge f von kin Zeit⸗ 
worte überhangen und überh angen. ı. Der Zuſtand, da ein 
Ding überhängt, ohne Plural, =. Dagjenige, was überhängt. 
1) Aſte und Früchteeines Baumes, welche über eine Befricdiguug 
auf des andern Bezirk bangen, heißen collective und ohne Plural 
der liberhang. Der üherhang geböret dem, -in deffen Ligens 
chum er überhangt. (2) Der überhangende Theil eines Ge— 
Bäudes oder andern Dinges. Soswird ein Arker in einem obern 
Stode, welcher über den untern hervor raget, in einigen Gegen⸗ 
den der Üherhang: genaunt. (3) Eine, Decke, Stück Zeuges, ſe 


* 


he — oder: a wird, worte. in. Hnigen Füßen 


auch vorhang üblich iſt. 

ilberhangen, verb. irreg. neutr. ©. — welches: dae 
Hülfswort haben erfordert, es hangt über, übergebangen), 
überzubangen, über etwas bangen, über feine oder eines andern 
Dinges Grundfläche beraus bangen. Dieß alfte an den Teppichen 
‚folt su laſſen über hangen an der Sitte, 2 Mof.-26, 12. Das 
Saus hangt über , wenn es ober über der: Grundfläche hervor 
ragt. 

Überbängen, vorh: reg. act, u ‚überhängen, ich hänge: 
“über, ı übergebänget,. übersubängen, über etwas hängen, Ein 
‚Tuch, überhängen, über ſich, über den Kopf. 

2. Überbängen, ‚ich überhange, überbängt, zu überbängen, 
auf der ganzen Oberfläche bebängen, doch nur felten. Die Bäume. 
‚fanden mit reifen Srüchten überbangen (übecpäugen) im ſchon⸗ 
fien Ge — Geßn. 

überhaͤrſchen, verb. reg neutr. mit dem Hütfsworte feyn; 
überbarfht, zu überbarfchen, auf der Oberfläche mit einer fei 
Rinde überzogen werden, Die Wunde ift fchon uberbar 
Das Waſſer fängt an zu überharſchen, auf der Oberfläche * 
frieren. Als ein Neutrum ſollte es den Ton auf dem Vorworte 
haben ; allein, es gehöret fo, wie mehrere, wo über eine Beräns 
berung auf der ganzen Oberfläche begleitet, zu den Ausnahmen. 
Üderhäufen, verb. reg. act. überhäuft, zu überhäufen, im 
Überfluffe mit etwas verfehen. Sich mit Waaren überbäufen. 
‚Sie überhäufen mih mit Wohlthaten. Er überhäufte mid 
mit Vorwürfen, Mir Gefchäften überhäufi ſeyn. Wo das 
Mittelwort überhäuft auch wohl als ein Beywort für fehe viel 
gebraucht wird. Uberhaufte Gefchäfte haben mich bisher abs 
gehalten. Wenn Opitz ſagt: er (Ehriflus) überbäufet ein Wun⸗ 
derwerk mit dem andern, für, thut ein Wunderwerk über das 
andere, -fo iſt das ganz wider den Hochdeutſchen — 
Daber die überhaufung. 
Überhäupt, adverb. welches dem infonderheit entgegenfleßef, 

. In allem, alles zufammen genommen, Kine Waare über⸗ 
Bat kaufen, ohne nterſchied der dazu gehörigen Indididnorum. 
Es waren ihrer überhaupt fünfe, in allem. überhaupt iſt es 
ſchwer, die Sache ſo genau zu beſtimmen, alles zuſammen ges 
nommen, alles erwogen, Jemanden verſchiebene Dinge über⸗ 
baupt empfehlen. Lines aber inſonderheit. -2. überhaupt da⸗ 
von zu reden, in allgemeinen Ausdrüden, Etwas nur über: 
baupt ergählen, ohne Berührung der befondern Umftände, 

Anm. Im Oberdeutfchen überhaupss. Die Schweden fagen 
gleichfalls äfverHufvud. Haftaus glaubte, dieſes Wort fey aus 

über Haufe eutſtanden; allein das Wort Haupt gibt, fo fern es 
fo wehl das Vornehmſte bedeutet, als auch fo fern es ehedem das 
Ganze beteutet haben kann, einen bequenen Xbleitungsgrundan 
bie Hand. ‚Über dieß find Haupt und Haufe, Niederſ. Hope, 
inshren !rfprüngen fehe nahe verwandt, 
Uberheben, verb. irreg. act. (S. eben,) überheben, zu übers 
beben. %, Sich überheben, als ein Neciprocum, ſich über die 
 Gebührecheben , eine höhere Meinung von ſich thätig erweifen , 
als ſich gebühret, Antiochus überbub (überhob) ſich ſehr 
2Mare.5,27. Die Sache, worauf man diefe hohe Meinung grüns 
det, bekommt im gemeinen Leben das Vorwort wegen, im Ober- 
beutfchen-und der höhern Schreibart aber die zwente Endung, Auf 


daß ich mich nicht der hoben Offenbarung. überhebe, if mie 


gegeben ein Pfahl ins Sleifch, 2'Eor, ı2, 7. Dep überheber 
ſich dein Herz, 2. Aön.ıs, 10. überhebe dich deiner Gewalt 
niche, 2 Macc. 7, 34. 
‚Wie Fonne: ich mich, o Gott, des Guten überheben, 
Und meines ſchwachen Lichts? Gel, Lieder. a 
net E_ 9 





* 


I“ 


* 


rt; 


} 


— 





% 
Endung der Side; ihn mit einer unangenehmen Sache ver⸗ 
* ‚machen, daß er ſich ihr nicht unterziehen dürfe, Das 
mit der König dev Mühe iherhaben (überhoben) wäre, Dan, 


6, 2, Man foilte uns dieſes Leidens und Schadens uber: 


(überhoben)‘ baßen . Apofl.. 27, 27, überhebe mich 
ER  Siefes Kelches, Marc.14, 36. Wie vieler Unruhen und 
Martern überhebet uns nicht die Demuth, Gel. © auch‘ 

die überhebung. 

Anm. In der erffen Bedeutung fon bey dem Notker fir 
aberheben;; in der zweyten im Dberdentfehen einen von et— 
was‘ entheben, im Nieder verhefen, 

\ AUberhelfen, verb.irreg. neutr. (©. gelfen;) mit RR Hütfes 

E wege baben, ich helfe über , übergeholfen, überzubelfen , 

„ Über etwas belfen, mit- Berſchweigung diefes Etwas. Ich 
Kim niche über den Bach / helfen ſte mir über... Ich habe 
ihm übergeholfen. 2. Figürlich hilft man einem uͤber, 
wenn man ihn enefhufdige oder mit Worten vertheidiget, ſei⸗ 
ze Vartey mie Worten nimmt, am häufigften in einer unrech⸗ 
ten Sade, Wenn ein Reicher nicht recht gethan hat, fo 
Aind viele, die ihm überhelfen, Sit. 13,26. Die Mütter 
pflegen den Söhnen gern überzubelfen.- Einer hilft dem’ anz 
Bern tiber; 
‚Anm, Irrig verbindet man dieſes Wort oft mit: der vierten En⸗ 





den Ton nicht auf dem Bor» fondern auf dem Zeitwort baben.. 
Eben fo-fehlechaft iff es, wenn es Apoft. 7, 24. heißer Moſes 
> fahe einem‘ unvecpt leiden, da überhalf er, für, da balf er 
ihm über ;- zw gefchweigen, daß-diefes Wort von der Vertheidis 
gungineiner guten und gerechten Sache nicht üblich iſt. 


der Band überber fahren, darüber, darüber her, 
& Du gabeſt ihr (der Erde) das bodenlofe Meer 
* Sum Mantel um; fein Schaum ging überher⸗ 


PM. ER 
über sie Ede 
A— adv.  r.Borüber, vorbeyz * — Bedentung es 
doch im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. Ein Wettev, das 
überhin gehet, Sprichw. 10,25. 
Schnee und Eis find überhin, 
Sturm und Regen find vergangen, Opitz. 
Ihr Trutz geht uberbin, eben derſ. 
aß es iber hin eben derf, laßes feom, berühre es nicht, beküm⸗ 
mere dich nicht darum. _2. Über dieß, eine im Hochdeutichen 
fremde, und nur im Dberdeutfeher übliche Bedeutung. 3. Über 
stivashin, auf Ver Oberfläche deffelben hin, auch nurim Oberdeuts 
ſchen. Bücke dich, daß wir überhin geben, und lege deinen 
Rüken zur Erde, daß man überhin Iaufe, Ef 512, 23; für 
darüber Bin. Er härter die Weller und gehe mit trocknen 
ssußen überhin, Dpis, hinüber, darüber bin, Im Hochdent- 
> schen gebraucht man es nur noch zuweilen, 4, figlirlich für oben⸗ 
Bin; Eiwas nur überhin tbum, obenhin nicht mit ber ge» 
börigen Anftrengung „ den gehörigen Fleiße, 
überhin leſen 
AUberhoͤbeln, verb. reg. act, überhobelt, zu überhobehr, auf 
der ganzen Oberfläche bebobeln. Ein Bret überhobeln. 


’ 


ingleichen hoher als nöthig iſt. 


Mberhöhlen , verb. ‚reg.. act. iberhohlt, zu ——— 
+. Einhohfen, an Geſchwindigkeit übertreffen ; eineim Hochdeuts 
ſchen felsene Bedeutung, DR Augenblicke überhohlen Gedanken 


* 
5 
Kg 
Be. 





— — ae überbeben, in mit * zweyten 


dung. Wenn es dieſe litte, fo wärees ein Activum und müßte‘ 


BF nor adv. welches im Hochdeutſchen undefannt iſt. gie 


Lin Buch nur 


Aberhoch, adj. et adv. An gemeinen Eben, ‚über die — 


Ube 758 
in ihrem: Sluge, Duſch, ꝛ5* Übertreffen ; ; eine iin Hochdens. 
ſchen völlig fremde Bag: 

2 Damit follt du den Ruhm und Lobw - 

Der tapfern Ahnen überbohlen, Gunh. 
verdiente mManner fi 

Die fo, wie er, 


Die Mißgunſt überhohlen können, 
ehen derſ. 


> 


Sp auch die überhohlung. Das Niederf, averhalen, bedeiter 


theils noch überreden, auf feine Seite ziehen, theils auch einon 
Verweis geben, mit Worten ſtrafen 

Das Überholz, beſſer Oberhols, ©. daffelde. 

isberhören, verb»reg,act. überhört, zu überböven: 
Mangel der Aufmerffamfeit nicht hören ;- verhören. Ich: babe 
es uberbört; m einer andern Einfchränfung, thun, als wenn- 
man es nicht böre, wie man in’ ähnlichem Verſtande überſehen 

> gebraucht. Dasmir von Gedanken iſt als unmallen we.. 
Des uiberhoere ich vilund duon als ob ich das’ nicht 
verfte, Reimar der Alte. Wer geduldig iſt, der iſt ein kluger 
Menſch, und if ihm ehrlich, daß er Untugenden überhören 
kann, Spridw.. 19, v1, Figürlich wurde es ehedem auch für 
ungehorſam feyn, und überhörig fir ungehorſam gebraucht, 
welche veraltete Bedentung fich auch im Augelfächſiſchen und 
Schwediſchen findet. 2. Einen überh oren, einem etwas üͤberhö⸗ 
ven, ihn etwas herſagen laſſen, um zu hören, ob er es auswendig 
könne, ſich etwas überhörem es herſagen, um zu erfahren, ob 
man es auswendig könne. Sie find aus ihrem Concepte ges 
kommen; ich bass... ſie thaͤten wohl, wenn fie ſich noch Kin 
Mahl überbörten, Hermes. Binem feine Lection überbövem 
Daher die überhorung. : $ 

Überhüpfen, verb. reg. =, jlberhbupfer, ich. hüpfe über, 
übergehüpft, über zuchüpfen, als ein Neutrum mit feyn, über 

* etwas büpfen, für darüber, binilder oder her über hüpfen. 

2. jberbipfen, iciberbüpfe, -überbüpft, zu überbüpfen, 

als ein Activum und mitder vierten Endung im figürlichen Vers 
ſtande. Erwns überhupfer, 8 im Leſen, Erzählen, Herfagen 
u,f.f. vorbey laffen, es nicht mit ausdrucken, es gefhebe nun 
mit Fleiß oder aus einem Verſehen, mie übergeben. Eine Stelle 
tin Lefen, einen Unftans im- Erzählen, eine Horte im Singen 
uberbüpfen; 

iberbücben, verb. reg, aet. überdirber, zu überbürhen, in 
der Landwirthſchaft. Die Saar überhüthen, wenn die Saat zu 
fett ſtehet, die Schafe flüchtig darüber treiben, damit fie sinen 
Theil dadon wegfreſſen. 

Überjagbar, adj.et adv. bey den Fügen, ein überjagdbarer 
girſch, welcher über acht Jahr altiF und auch altiagdbar, ingleis 
Gen ein Haupte oder Capit al⸗ girſch beißt, . “ 

Überjäten; verb: reg, act. überjagt, zu überjagen. 1. Uns, 
gebührlich heftig jagen. Die Pferde überjagen, ſchneller reiten 
ever fahren, als die Pferde ausſtehen können. 2.Durch Ge⸗ 
fehwindigkeit einhohlen, sine im Hochdeutichen fremde Bes 
deutung. 

Obwohl ein‘ Sahıner‘ biey den fihnellen uberjäger, füber- 
jaget,) Opitz. 

Aberjahrt sd. adv. mehr alt die gewöhnliche Anzahl Fahre 
alt; ein im Hochdeutſchen unbefannses Wort. Was überjahret 
iſt/ das ift nahe bey feinem Ende, Ebr. 8,13. 

Überivöif, ch, adj etadv.über der Erde befindlich, im Gegenſatze 
des indisch und unterirdiſch. In dev Geifterlehre des großen 
Haufenz find Sie überirdifchen, eine Art Luftgeifter. In einem 
etwas andern Verſtaude ift iberivdifch zuweilen Über das, Irdiſche 
erhaben, d:i. binimlifch, 
sr Bbhz . Uber⸗ 


v. Aus 


— 





ie mt. er 


jibertdufen, *—* reg. tecipr. übern zu. ——— 


im gemeinen Leben, ſich uberfaufen, fo wohl zu beuer kaufen, als Kr 


auch mehr faufen, ale man bequem bezahlen fanı,  " 

Die überfehr, plur, car. inter: Land wirthſchaft, die jerfehlage, 
nen Ahren, Stürzelu n. ff. welche von denn gedrofchenen nud ab⸗ 
gerechten Getreide mit einem on einein Stabt gebundenen Fleder⸗ 

diſche abgekehret werden; in einigen Gegenden das MBRSEeUtiB, 
im Niederſ. Rep, .Bort, (das Furze,) Riefing. 

— en, verb. reg. act. überkebrr, zu vartehren eben 
daſelbſt, das Getreide, es auf der Oberſtache nie einem ſol⸗ 
Gen Flederwiſche reinigen, : 

Überfippen ,verb. reg. tr. iberfippen, als ein ———— 
mit ſeyn, ich kippe über, übergekippt, iber zu kippen, ſo 

Tippen, daß es vorn über ſchlägt. Dev Tiig, der Schrank 
kippt über... 


2. überkippen, alse ein Aetivum/ ich überfippe, überfippr, 


zu überkippen, fo, kippen ‚tthätig,) daß es vorn über falle, 
» Einen Stein überfippen. Im ‚gemeinen, Leben überfippein, 
überföpeln, 


” Miberklafterig, adj. etadv. Ein überPfafseriger Baum, im 


Forſtweſen der mehr als Eine Klafıer Br unpolg gibt. 


ee a reg. act, überkleibt, zu überfleiben, mie 


Kleiben überziehen. Eine Wand uberfleiben; fie ganz mit Lehm 
bekleiben. Zuweilen auch vermittelſt eines flebeuden Diuges übers" 
sieben, wie üherkleiſtern. 


Das jiberkleid, des — es, ‚plur. die — er, und Hol Hähfiper. Aare, adj. etadv, übrig fang, — ats nöthig iR, nur im — — 
der überrock, ein Rock, velchen man um der Kälte oder übeln 


Witterung willen über die gewöhuner Mleidung ziehetz wor 


darch derfelde von dem Oberkleid oder Oberrocke noch vers 


fchieden iſt. 

Uberkleiden, verb. reg. act. "überBleidet, , 50, iberbieißen, 
mit Kleidungsftücen aufder Oberfläche verfeben; wofür doch 
beEleiden üblicher ift. Uns verlanget, daß wir damit überklei⸗ 
det werden — ſintemal wir wollten lieber nicht entkleidet, 
ſondern überkleidet werden, 2 Cor, *6 So auch die über: 
kleidung. 

Überkleiſtern, verb. reg. act. überkleiftert, zu überBleiftern, 
mit einem Kleiſter, oder auch vermittelft deffelden überziehen, 


Uberklug, adj. et adv_die Klugheit zu weit treibend, mehr Klug- Überlanden, verb, regul. 1 .überlangen, als ein Neutrum mie x ni 


bheit an den Tag legend, als dem sefelifchaftfichen Anflande oder 
der Vernunft gemäß if, und darin gegründer, Ein überfluger 
„ Tarb; Mein überkluger Seve Bruder, Weiße, 
:Überfochen , verb, reg: 
 ubergefodt,. über zu kochen, im Kochen Kberkäufen. 
Waller kocht über. 
tiberkommen, verb, irreg. ı. überfommen, als ein Neu⸗ 
rrum mit ſeyn. Ich Fomme über, übergefommen, uber zu 
"Fommen, (1) Über efiwag kommen, di, biniiber oder herüber. 
Der Sluß iſt zu breie, ich kann nicht überfommen, hinüber, 
EGS. uberkunft.) 
ibm vergleichen, einig mit ihm werden; eineim Hoch deutſchen ver⸗ 
altete Bedeutung, wofür ınan jegt überein Fommen gebr>ucht, 
Daher ift noch im Oberdeutſchen uͤber kommniß ſo viel als Ver⸗ 
gleich, Bertrag, Übereinfunft: In Aachen hingegen iſt über⸗ 
reommſt, ein. Schluß des Naths, ein Rachsſchluß 
. 2, überfönmen, als ein Aetivum mit der vierten Endung; 
ich uberfomme, überfommen, zu überfommen., (1) Für bes 
kommen eine Bedemtung weldpeim Hochdeutfchen nivdrig zu 
‘werden und zu veralten anfänat. Du babe fo große Mache 
überfommen, Ejeh.23, 4. Ih überfam noch größere Here 
Uchkeit, Dau. 4,33. Er hatte dies Amt mit uns über om⸗ 
men, — — 


Das 


Kr ee 


— im Hoch deutſchen veraltete Bedeutung, 
er 
& der Riederdeusfcheh, der BR Kranz 


Die jiberfunft, plur. car. die Ankunft m affer oder \ ar 
"nen Swifchenraum; vor feiner“ üͤbert unft ide 


berfücten, verb, ‚reg. ‚act. überBuste, zu — in 
Uberladen verb, irreg. act, (©. Lasen,) iberladen, 


 überladen,. Kugleichen figürlich. Sich mir Ge 


Die jjberlage, plur. die—n, dasjenige, was über ein anderes f 


* fıberläng, adj. ei adv. und die tjberlän a — ee 


neutr, mit haben, es kocht über, 


N 


(2) Mit jemanden überfommen, fih mie 


was man librig. läßt, 









in * At Ka 
. tin — ne ns u ee EN 
-(2)*Femanden een the iberfüheen, überhifing fie 2 
überkranz, ven, plar.' — —— im Deichbaue 
et Rand eines —— 

oder Dammes, wach dem Waffer zu, welcher otrnäs erhabener iſt. 


überlom⸗ 


S 
= 
2 4 


men ı,.(t), 


Bergbaus, S. Rutten. x 5 
laden, mehr Laſt auflegen, als ein Ding oder eine — 
tragen kann. Einen Wagen uberladen. Das Bin erd iſt 









Magen mit Speifen überladen. ih Ser3; weldes mit 
beit uberladen it. So auch die überladung, von wo 
und dem Zuftande, Der Ekeli iſt der sewiſſe Gefährte alpine 
loſer überladimngen. 

Ding gelegt wird, doch tur ineinigen Fallen. So find. in in dem A 
Satzforhen‘ die überlagen, gefmiedete, Eifen, welche über die 

. Shlren und. andere Off nungen gelegt werden, bie Mauerfkeine — 
zu unterftüßen, Fk R 





gemeinen Leben eimger Gegenten, Es iſt mit über lange 2 ie x 
in fanger Zeit, nicht zu verwechfeln, S. uber. ; 


zwer im Hochdeutſchen unbefanute Wörter, übrig, ingleiche } 
was übrig if, ten Überihuß, den Überreſt, zu beseihnen. eld, 
das überläng iff, über hre Zahl, 4 Mof. 3, 48. egeid, 
das uberläng war über der-Zeviten Zahl, V. 49. Das über: se 
länge an den Terpicpen der Sınte des Stifts, 2 of. 26, 12, 
Die überlängen der Erſtgeburt der Kinder Jfrael üben. der 
Teviten Zahl 4M. a, 45. Es if entweder von dem a Erd 
oder. auch durch eine verderdte Ausfpeace ans dem folge wen. ; 
"überleg entſtanden. 








haben; ich lange über, ubevgelangt,, über zu langen, über - ER 


etwas ‚lange, di. I e— iſt zit breit, ich kanns — 


überlangen, hinüber, darüber Laugen. Es langt übe, reiht: 3A 
—J— u — 
Abe slängen , mit-der bierten Endung, ich —— 
ey zu uberlangen, ſigürlich für ubergehen, — 
‚chen, eine im Hoditentfben veraltete Bedeutung. 
Kr bat dag.Reich empfangen 7.0 ° 
‚Don Gott, und wird das Reich Gott — überfane — 
gen, Opitz. 
Uberlaſſen NER irteg. act. (S. Laffen,) 3, Überlaf 
laſſe über, ubergelaffen, über zu laſſen. (1) Fir ubrig laf⸗ 


* 


' fer, eine im Hochdeutſchen i in der edlen Schreibart beraltete Be⸗ vo 


deutung, Und folle nichts davon überlaffen, 2Mohızıo, 
Es fol nichts übergelaffen werden, bis an den Horgen, Fr 
3 Moſ. 7,15. Und in andern Stellen mebr. Da es bier cin 
wahres Rebenwort iſt, fo fhreibe man es auch, fo wie in ‚den übri⸗ 


gen Fällen, wo esfür ichrig ſtebet, richtiger geheilt, über la ſſen 4 


Im gemeinen Leben einiger Gegenden ift dev überlag, dasjenige, 
‚was übrig, bleibt, (2) Für binuber vder | 
berüber laffen. Man wollie uns nicht uberlaffen, über den 
Fluß, Yu bier wird. es ai ein Neben vort buffer getheilt ge⸗ 
ſchrieben, und alsdann machen auch " Wire, wo uber ur 
Re 















































in “ und — Be 2 Kir 
dag, wenn die mit über zufanımen geſetzten ‚Seite 
a find, der Ton auf dem Zeitworte lie get. 

en, icy überlafe, überlaffen, zu überlaffen, mit 


ir 


erlaſſen fie mir ihren Garten, verkaufen ſie ihn mir. Er 
ae mir fein Pferd überlaffen, verkauft oder vertaufihr. 2) In 
ineiterer Bedeutung, den Befiß, den Willen, die Leisung eines 
andern in Rückſicht auf ein anderes "Ding wicht hindern. Kine 
Acmee uberlaßt ein Land, eine Stade dem Seinde, wenn fie 
ch zurück zieher, und ihn ſeldige ohne Hinderniß in Befis nebmen 


mic meinem Schickſale. 
ihrer Leitung, ibrem Nardr. Ich will mich jedem Vergnügen 
überlaffen,, womit die‘ wohlrhätige Yarur die dornigen 


: guverrichten, dafür zu forgen, ı 


des Beſttzes. Die überlaſſung eines Gutes. 
I. > nm DasSpibeninaf führer unfere Dichter oft in Verſuchuug, 
das Vorwort in dem legten Zeitworte als trenubar zu behandeln. 
Laß diefe Bleinigfeie den wiggen Böpfen iiber, Biefeke, 
Doch ibm zu ſagen/ == das laß mir uber, Schleg. 
— Ich ließ zu lange, >, 
Ne Theuerke einfamen Thränen über, ebent, 
Alle ſehr febterbafe für überlaß, ich überließ. 
— ůberlaſt, plur,;inuf, ») Dasjenige, was über Sie Seftimmte 
et En gehörige Laſt iſt doch nurfelten. 2) Figür lich iſt fiberlaf, 
—— 


ihn ungebührlich beſchweren, drücken. Sie — 

BR der Phonieiſch mgiberlaf, Dapper. * 

8 . {Gort) Diese über den die treuegandzu halten, ' 

= Dem überlaß und Unrecht wird gethen fl: PL 103. 

—— überlaſtig. nn: 

} Übertögen, verb, reg, act. überlafter, zu überlafien, Ye 
Laſt auflegen, ſtärker beladen, als ein Ding wagen fann. & 
Schiff überlaften. R 
berläftig, —ery — fie, adj. er Zar 1) Zu fehr belaſter 
‚beladen. Lin Schiff iffuberläftig, bey einigen nicht fo richtig 

. oberläftig, wenn es entıpeder zu ſehr beladen‘ oder zu ſtark von 
Hol; ift, fo daß es zu tief in, den Waſſer debet. 2) überlaſt, 

J J Befchwerde, verur ſachend, beſchwerlich; doch nur im gemel⸗ 

Tr nen Lebe. Jemanden überläfig feyn, beſchwerlich. Ein 

en überlätiger Beſuch, ein beſchwerlicher. Daber die überläftige 

ei... Fer, die Eigenſchaft eines Dinges, da es überläftig oder be⸗ 

füwerli if, r 


fen wird das oberfig Verdeck der Überläuf ‚ beyieinigen, auch der 
Oberlauf genannt; entweder, weil er ſich längs.der Oberflache 


das ganze Schiff bin gehen Faun 2) Von der KA, jemanden 

* überlanfen, if der. liberlaufobne Plural⸗ der Zaſtand, da man 
won andern überlaufen, 8.1. aufeine —— Art A — 
beſucht oder verlangt wird. * 

verb, irreg. SCaufen.)n. überlänfen, ich taufe 

über, ubergelaufen, über zu laufen, als ein Neutrum sit 

5 dem Hülfsworte ſeyn. -1) Überdas gefeßte Sielder -Höbe laufen, 

. 200 fügen Körpern, Dev Strom lauf? uber Dir Brunnen 


ierten Endung der Sache und der dritten der Derfon. Durch: 
Kauf oder Taufh inden Befigrines andern kommen laſſen. 


laſſet. Sich einer Leidenfchaft, ſich dem Grame, der Freude 

a f.f überlaſſen, ſich ohne Widerfkand von ihr beherrſchen laſſen. 
Jiberlaffen fie ſich nicht dein Ungeitum ihres Serzens . jiberiaß 
Ich überieffe mich ihnen ganz, * 


Dfade des Lebens befireuer. überlaffen fie das mir, zu thun, 
Daher die überlaſſung befonders für Verkauf oder Abtritt 


— —— überlauf/ des — es, plur! gie —Täufe, 1) Auf den Scif- 


des Schiffes erſtrecket, oder auch weil mansanf demfelben über. 


nur m gemeinen Leben, unbillige Beſchwerde, Beſchwer⸗ 
Aichfeit, Bedruckung Niederf. Averkaſt. Einem fiberlaft thun, 


PP 





— au b e 
Hefen ber, 35 Glas if suoolhiy es wird ———— "Die 
Galle läuft ihm über , tritt ihm zu häufig in den Dlägen, di 
er wird zornig. Die Augen laufen mir üder, fie geben über, 
- fig werden mit Thränen augefüllet. Dev Diamant blendet mich 
ganz, und macht, daß mir die Augen überlaufen, Gel, 
2) Zum Seinde, zu einer. andern Pavtey, zu einer anderm 
Religion überlaufen, böslich zu einem andern übergehen, wo der 
achäffiae Nebendegriff durch das Laufen ausgedrudt wird. Es 
liefen täglich viele Soldaten zu dem „Seinde über. Doneinem x 
uberlaufen, iſt ungewöhnlich. 
wie ſchwerer wird von dem dann feine Pflicht verkauft, 
. Der von dem guten Gott muthwillig iſderlauft⸗ Opitz. 
©. übeylaufers 
"2, jiberlaufen „ich überlaufe, übenlaufen, Mr “überlaufen, 
als ein Aetidum mit der vierten Endung. 2) Bon flüffigen Kör⸗ 
pern für überſchweinmen; eine im Hochdrutfchen —— 
Bedeutung Das Land Tollganz, wie mit einem Waſſer über— 
Iaufen werden, Amos, 8, 8, 2) Im Laufen über den Haufen 
vennen. Bin Rind übeelaufen, ‚3) Ungeftüim auf etwas zu lau⸗ & 
fen, (a) Eigentlich. - Temanden mit dem Degen überlaufen, - 
mit dem Degen in der Hand auf ihn zulaufen, um ihn anzufallen. 
6) Figürlich überläufe man jemanden, wenn man ihm durch 
“oft und vieles, oder auch durch ungeftümes Kommen beſchwerlich 
wird. Man wird an den Landfivaßen immer von Bertlern 
überlaufen. Jemanden mit Bitten, mit vielen Fragen übers 
"laufen. Der Arzt wird.von Patienten überlaufen. 
Unzäblig if der Schmeichler Haufen, 
5 Die jeden Großen überlaufen, Haged, _ 
4) Huf der ganzen Oberfläche Hin laufen, doch nur in den fiafir- 
lichen Redensarten. Es überläuft mich ein Schauer, ein Angitz 
ſchweiß. An einem andern Verſtande ſagt man auch wohl im 
gemeinen Reben, eine Rechnung überlaufen, fie ſchnell und fũ ch⸗ 
"tig durchſehen, fle durchlaufen, übergeben. 5) Im Laufen an 
Geſchwindigkeit übertreffen. Der Sund uberlief Jen Hafen, 

Der iberläufer, des-——8, plur. ut nom. fing. Famin. die 
lberläuferinn, derjenige, der jemandes Partey böelich werlöffer, 
und zu deffen Gegentheile überläuft, befonders im Kriege, , Der 
Ausveißer oder Defertenv iſt derjenige, derfeine Fahne dislich 
verläſſet; gehet gr zum Feinde über, fo wird, er eın überläufer, 
Au diejenigen, weiche böslich oder.aus Leich tſinn vor einer Reli⸗ 
gion zur andern hbergehen, pflegt man fiherläufer zu nennen. 

Uberlaͤuſchen verb. reg. act. überlauſcht, zu überlaufchen, 
ein ſeltenes Wort für belaufch en und überfallen. Damit ja 

N nicht ein gefährlicher Gedanfe meine Ffeigung überlaufchen 
möchte, Weiße. 

Überlaut,adj. et adv. febr laut, fo daß es von jedermann gehö⸗ 
ter werben kann. überlaut rufen, ſchreyen, lachen. Seltener 
kommt es als ein Beywort vor, “Ein überlautes Gelächter. 
Schon ben dem Ottfr. ub arlut, im Schwed. öfverljudt. über 
bat bier die in hohem Grade verſtärkende Bedeusung, gehet aber 
darin von der Analogieab, daß es den Ton auf dem Benmwortehat, - 
dagegen derſelbe in den übrigen aͤhnlichengallen auf dem Vor wor⸗ 
te liegtz übergroß, uͤber hoch überteif, überreich u. ſ. f. Das 
Zeitwort überlauten, ſtãtker lauien als ein anderes Ding, vor⸗ 
„lanten, ifE ungewöhnlich. , 

Leben, verb. reg, act. überlebt, su überleben, über die _ 
ner eines andern Dinges binaus Tebın länger leben als ein an« 
deres Ding dauert, Jem anden überleben, länger leben als er, , 
" Ylledie Seinigen überleben. Ich werde ihn nicht lange über 
leben. Den Schmerz werde sch gewiß nicht überleben. Ich 


762 


* 


J begreifenicht, wie ich ſolchen Schrecken babe überleben Fonz 


men. Diele Jahre überleben, Fred, 6,3; zut iitt legen. Der 
8663 — Krante 


768 


Br 


Kranke wird kaum diefen Tag überleben. Ich muß das Los 
haben, oder ich überlebe die Mache nicht, Gel. 
Der jiberlegebaum, des— es, plur. die —bäume, bey den 
Mebern, derienige Baum, welcher über den Stuhl gelegt wird, 
„ und woran die Kolben bangen, worin die Räderchen geben, 
liberlegen, verb. reg. act. ». überlegen, ich lege über, übere 
gelegt, über zulegen, über ein anderes Ding legen, ohne Nens 
nung diefes andern Dinges. Ein Pflafer überlegen, über die 


Wunde. Ein firafbares Rind überlegen, über den Stuhl, um > 


es zu züchtigen. 

2. überlegen, ich überlegte, überlegt, zu überlegen. ») Zu 
ſtark belegen, mehr eins oder auflegen, als ein Ding tragen oder 
ertragen fan. Bin Haus mit Einquartierung überlegen. Die 
Untertbanen find mie Abgaben überlegt. 2) Bon einer jegt 
veralteten Bedeutung des einfachen Zeitwortes legen, wovon fich 
aber doch noch einige Spuremfinden, (S,daffelbe,) iſt eine Sache 


Die yiberlieferung, plur, die — en. 


BER RES N 


a u 


Pr A 


Abecliekern — reg. bet, teliefher, zu ‚übertiefeen, för 


perlich in den Befig eines andern liefern, übergeben, Seinem 
Sreunde einen Brief, den Gefangenen der Wade, jemanden: 
ein. anvertrauetes Gut überliefern. 

ı) Die Handlung de⸗t 
Uberlieferns. 2) Eine von ———— von dem Vater auf den 
Sobnusf. f. fortgepflanzte Rachricht von einer geſchehenen Sache, 
im Gegenſatze einer ſchriftlich aufbehaltenen Begebenheit; mit eis 





nem Lateiniſchen Kunſtworte die Tradition, Durch die Sortpflane a 


zung von ältern Zeiten ber, unterfcheidet fich Sie liberliefer 
von der Sage, welche unter zugleich lebeuden Perſonen mündl 
fortgepflanzet wird. 


Überliften,. verb, reg. act, überliftet, zu überliffen: —— 
“den, einen Liſtigen durch Lift hinter gehen, ſo daß man ihn an Liſt 


nbertreffe; ingleichen in weiterm Verſtande, jennanden durch iR | 
überrafchen, berüden, Daher die überliftunge — 


überlegen, figürlich, fie ſich in ihrem ganzen Zuſammenhauge Fbermachen, verb. reg, act. übermacht, zu’ übermächen.. 


vorftellen, um fein Verhalten darnach zu beftimmen, durch- welche 


letzte Einſchränkung es fich von überdenfen, nachdenken, be: 


trachten u. ſ. f. unterfcheidet, aber mit erwägen fo ziemlich gleich 
bedeutend. iſt. Ich habe die Sache veiflich überlegt. Man 
muß es beffer überlegen. tiberlegen fie meine Umſtände. 
Niederf. averleggen. Siebe überlegfam, überlegt und über⸗ 
legung. 

Ziberlegen, an, ad; et adv. mehr ‚Kräfte, Macht, 
Födigfeiten habend, als ein anderer, mit der dritten Endung der _ 
Derfon und den Vorwörtern an und in. - Ein volk wird dem 
andern überlegen ſeyn, ı Mof.25,23. Sie werden mir und 
Sir überlegen feyn, » Sam. 10, 11. Jemanden an Tapfer⸗ 


Feit,an Macht, an Stärke, an Anzahl überlegen -feyn; ibm 


im Singen, im Tanzen, im Keiten überlegen feyn. 


1) Auf und über der ganzen Oberfläche bearbeiten, doch nur im 
gemeinen Leben, wo esauc zuweilen für überfleiden, übertünchen, 
u. ſa figebrandit wird. 2) Einem etwas übermaden,. es ihm 
überfenden, überfehiden. Ihm Waaren auf der Poſt über- 
maden. "Geld an jemanden übermachen. Es wird am bäns 
fioften von Dingen von einiger Größe gebraucht. Einen Brief 
wird. man nicht leicht übermachen, fondern überfchicfen, „3) Bin 
übermachtes Zwingen ‚ iſt bey den Jägern diefenige.Art der 
Fährte, wenn der Hirſch mit dem Bintern Fuß genau in den vor _ 
dern eintritt, : 4) * Übertreiben; eine im Hochdeutſchen veraltete 
Bedeutung. Sie habens übermacht, 
Boden gehen, Jer 48,36. Und verderbte dag ganze Land. 
ohne Barmbersigfeit, die es mit Sünden übermacht hatten, 
Sir. 16, 10. So auch die übermachung. — 


Anm. Im Shwed. öfverlägfe. Es iſt eigentlich Das Mittels Die jibermacht, plur. car, die überlegene Macht. Sich —E— 


wort des veralteten Zeitwortes überliegen, auf oder über einen 


andern liegen, und ſcheinet eine von dem Kämpfen oder Ringen 
entlehnte Figur zu feyn, da der Stärfere oder Gefchichtere über 
den Überwundenen zu liegen fommt. 


jemandes Übermacht fürchten. Zuweilen auch ein allzu großer, 
ſchädlich großer Grad der Macht. 
macht, welches doch, wenn es im Hochdeutfchen gangbar wäre, 
von übermacht noch unterſchieden werden könnte. 


Die tiberlegenbeit, plur. inuf. von dem vorigen Worte , bee Übermächtig, — er, —fe, adj, et adv. die Übermacht dabens, 


Zuftand, da man einem andern überlegen iſt. Die überlegenheit- 

. des Seindes, welche.noch von deffen übermacht unterfchieden ift, 

indem man dem andern, beffen Übermacht ungeachtet, an Klug» 
„ beit, Liſt; Erfahrung, Tapferkeit u. f. f. überlegen ſeyn Fann, 


: Uberlegſam, —er, — fie, adj. et adv. von überlegen 2), 


Fertigkeit befißend, jede Sache im Zufammenhange zu überdens 
Ten, um fein Verhalten darnach zu beflimmen. Lin fleigiger 
überlegfamer Mann. 
diefe Fertigkeit, 
Überlegs, adj.et adv.von eben diefer Bedeutung desgeitwortes, 
deffen Mittelwort es eigentlich iſt, feinem ganzen Zuſammenhange 
nach überdacht ; im Gegenfage desunuberlegt, in überlegter 
Entſchlaß. Sehr. überlegt bandeln, wo das Mittelwort der 
vergangenen Seit für die gegenwärtige Zeit überlegend ſtehet. 
Die überlegung, plur. inuf. von überlegen 2), das Überdenfen 
einer Sache in ihrem ganzen Zufammenbange, feinBerhalten dar: 
nach zubeffimmen, Ohne überlegung handeln. Sich erfi nach 
reif icher Überlegung ensfehließen. Im Niederf. Averleg. 
überlefen, verb.irreg. act. (&, Lefen,) überlefen, zu überle: 


Daher die überlegfamfeit, plur. car. | 


überlegen mächtig, ingleichen allzu mächtia, 


libermablen, verb. reg. act. übermable, zu überm, 


Lin Bemählde, es von nenen mahlen, oder die ſchadbaften 
Stellen mit feifchen Garten ausbeffern. Dede dag ie 
mablen.. 


Übermannen, verb. reg. act. übermannt, zu übermannen , 


durch überlegene Kraft oderMacht überwinden, Jemanden über: 
mannen. Sich von einer Leidenfhaft ubermannen laffen, 
Daber die übermannung. Schwed, öfvermanna, von Mann, 
ein ſtarker, tapferer Mann, oder vielleicht von einem veralteten 
Zeitworte mannen, ſtark, mächtig ſeyn. 


Das übermaß des — es, plur.inuf, 1) Dasjenige, — 


das deſtimmte Maß iſt. Weun eine Ohm 62 Kannen balten ſollte, 
und fie hält deren 70, fo find acht Kannen ijbermaß. 2) Figur 
lich, ein mehr als gewöhnliches Maß, ein ungewöhnlich boher 
Grad einee Sache, Das übermaß ihrer Güte gegen mich. - 
Ich glaube dadurch alles im übermaß erfüllet zu haben, im 
Oberdeutſchen für im Überfluß, überflügig, Das übermaß ihrer 
Schmerzen, bat ihren Geiſt iberwältiget. 


fen. Etwas überleſen, es flüchtig durchleſen. Nachdem FA Die jibermafe, plur. inuf. das Abſtraetum des vorigen Wortes, 


der überleſe, was ich geſchrieben babe, finde ich, daß i 
Thẽt inn bin. 

tülberley, adv,mwelches nur in den gemeinen und niedrigen Spredis 
"arten für das Rebenwort übrig üblich iſt. Es if etwas überley 
yeblichen, Du haſt Kecht überley, Gell. S. — Ley, 


me 


dasjenige Verhältniß, da der gehörige oder gewöhnliche Grad der 
innern Stätfe gegen die Natur ber Sache fehr weit -überfchritten 


wird; ſo wohl im guten als nachtheiligen Verftande, In folder 


übermaß (Übermaße) wird die Liebe zum Leben Leidenfchaft, 


Gell. Ras — und die uüͤbermaße ſiud eben ſo * 
eu, 


darum müſſen ſte zu 


Im Oberdeutſchen die Ober 


| 
| 


; 
| 
1 
| 





N RR — Sun 
den,als das Maß und die Maße, (S. diefe Wöter,) 'obgleich 
0 Hbende Wörter bäuftg mit einander verwechſelt werden, 

Übeemäßig, —er, —fte , adj, er adv; Üdermaß enthaltend, 
; di. af 
darin gegründet. Line übermäßige Größe, 
- . feyn, ungewöhnlich reich. Am haͤufigſten im nachtheiligen Vers 
. flande. übermaßig eſſen und trinken. Eine übermäßige 
0 Seeuder Sich übermäßig freuen, Unmäßig zeiget einen noch 
„ böbern Grad.an, wo gar Fein Verhältniß Statt finder. 
Ubermeiftere, verb. reg, act, übermeiftert , zu übermeitern, 
durch überlegene Macht, ingleichen, durch überlegene Fähigkeit 
überwinden, Jemanden übermeiftern, fein Meiſter in einer 
Sauce ſeyn, ihm darin überlegen ſeyn. 
Übermönfchlich, adj. et adv. was aus ben befannten menfchlis 
chen Kräften nicht erfläret werden Tann, diefelben überfteiget. Im 
gemeinen Leben auch voneinem fehr hoben Grade. fibermenfch: 
lich Taufen Fönnen,unglaublich geſchwinde. Unmenfchlich iſt ganz 

„etwas anderes, ; x 

uͤbermeſſen, verb. irreg. act. (S. Meffen,) übrumeffen, zu 

übermeffen, das Maß eines Dinges ungefähr, nur obenhin zu eve 
forfben ſuchen. Einen Saufen Getreide übermeffen. Ein $eld, 
ein Baus u, fef. übermeifen. So auch die übermeſſung. 

Übermegen, verb.reg. act. übermegt, Zu übermegen: Der 

" Hrühler übermegt die Mahlgaſte, wenn er mehr meet, als ihm 

erlaubt ift , mehr von dem Getreide nimmt, als feine beſtimmte 

Wege ausmacht. — 

Übermögen, verb. irreg. act, (S. Mögen,) übermocht, zu 

übermögen, durch überlegeies Vermögen überwinden, ein im 
Sochdeutſchen feltenes Zeitwort. Der Mann fahe, daf er den 
Zoeob nicht ubermogte, ı Mof. 32,5. Siehe zu, womit wir 
ibn den Simfon) übermögen, Richt. 16, 5. Sie haben mich 
nicht übermocht, Pf. ı29,2. Sprichw. Wer den.andern über- 

‚mag, der ſteckt ihn in den Sad. Doc bald von Amorn 

Abermocht, Wiel, a } } 

Ubermorgen, adv.der Zeit, den Tag, der zußächſt auf den mor⸗ 
‚genden folgt, zu bezeichnen, den dritten Gag von heute an. über— 
morgen ſollſt du es erfahren. Schwed. Öfvermorgon. 













zungen des Wortes Muth, auch in verfchiedenen Fällen vorfommt. 
‚3)* Ein übertriebener oder an dem unrechten Orte angebrachter 
Grad des Muthes; eine veraltete Bedeutung, welche noch bey den 
Oberdeutſchen Schriftfelern vorfomnıt, wo fibermurb Hartnä⸗ 
igfeit, Widerfpänftigkeit bedeutet. Im Iſidor iſt ſchon ubar- 
muodic, bartnädig. 2) Der Mißbrauch der übertriebenen Vor⸗ 
ſtellung von feinen Vorzügen zum Nachtheil feiner oder anderer; 
zum Rachtheil anderer angewandter Hochmuth. Dein Iibermurh 

ift vor meine Ohren herauf gekommen, 2 Kön. 19, 28, Jem an⸗ 
des übermuth dem üthigen. Die bibliſche R.A. übermuth trei- 


3) So fern Muth auch Munterkeit des Gemüthes, Luſtigkeit be⸗ 
deutet, iſt Üibermurh, übertriebene Luſtigkeit ſo fern fie zum 
Schaden ſeiner oder anderer angewandt wich, befonders, fo fern 
fie aus dein Genuſſe des Überfluffes berrübret, da es mit Muth— 
. wille und Frevel ziemlich gleich bedeutend iſt. Niederf. Averdaad. 
Sxyrichw. Gut macht Muth, Murh macht übermuth, Übers 
| muth thut felten gut. y So. 
2. Anm. Revo gebraucht esim weiblichen Geſchlechte, die Uber- 
muat, für zochmuth, in welcher Bedeutung es bey den ältern 
0, Geoprififtellern nicht felten iſt. i = * 
AUbermüthigg, —er, —ſte, adj. et adv. übermuth habend, vers 
Bi rathend und darin gegründet, in deu beyden letzten Bedeutungen 


des Kauptwortes. Kin üderminhiger Menſch. übermithig 


örige oder gewöhnliche Maß weit überfchreitend, und ' 
übermäßig reich 


Der 1jbermutb, plur.car.weldjes,nach den verfcjiedenenBedeus 


Ube 766 


ſeyn. Lin übermürbiges Betragen. Line ubermürbige Ant⸗ 


„wort. Bey dem Kero ift ubarmuoti, ſtolz, hochmüthig. 

Übernachten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben , 
die Nacht an einem Orte zubringen, über Nacht an einem Orte 
Bleiben, Auf freyem Felde, in einem Wirthehauſe übern ach⸗ 
ten. Den der Wiusbeckinn benahten, im mittlern Lateine 

„hocturnare. 

Ubernächtig, adj.etadv. 1)" Was nur eine Nacht wäßrer ; eine 
veraltete Bedeutung, in welcher ubernehtig bey den Schwäbis 
ſchen Dichtern vorfommt, 2) Was die Nacht über ſtehen bleiber, 
So oft das Pfend übernächtig wird, über Macht fiehen bleibt, 
übernägptiges Bier, was die Nachtäiber außer dem Keller geſtan⸗ 
den hat, und alfo nicht mehr srinkbar iff, 

Die übernahme, plur. die —n, die Handlung, de man etwag 

„ übernimmt. Die übernahme eines Gutes, eines Capicklen. 

Ubernatürlih, —er, —fe, adj. etadv, was aus den bekann⸗ 
ten Naturfröften nicht begreiflich odererweisfich iſt, und mit uns 

natürlich und wihernatürlich nicht verwechfels werden darf, 

Übernehmen, verb. irreg. act. (S. Yebhmen,) übernommen, 
zu übernehmen. 1) In Empfanguehinen, es fey nun für ſich 
oder für einen andern, Man gebraucht es am bäufigften vor 
einem aus mehrern Stücendeftehenden Ganzen, So iibernimme 
man ein Gut, wenn man, dafelbennebft allen dazu gehörigen eine 
zelnen Stüden in feinen Befig eder feine Oewahrfame /ninumt, 
Ein Capital übernehmen. Die Waaven fir einen. andern 
übernehmen. 2) Aufoderüber fih nehmen, ſich zu etwas freys 
willig anbeifchig machen, Eine Lieferung, eine Arbeit, ein Amt 
übernehmen. Die Regierung übernehmen. DasLeiden, ein 
übel freywillig übernehmen. 3) Sich übernehmen , zu viel 
auf oder zu ſich uehmen. Sich mit Eſſen und Trinken übers 
nehmen, zu viel davon zu fih nehmen. Sich mis Arbeit über— 
nehmen, zu viefübernebmen.. 4) Jemanden übernehmen ‚zu 
viel von ihm nehmen oder fordern. Die Unterthanen mit Abe 
‚gaben übernehmen. Der Derfäufer übernimmt feine Runden, 
wenn er fie übertheuert, zu viel für feine Waaren von ihnen fore 
dert oder nimmt. 5)* Femanden eines Dinges übernehmen, 
ihn deffen überzeugen, eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung, 
6)* Sich.einer Sache übernehmen, ſich derſelben überheben, zu 
ſtolz darauf ſeyn; auch nur im Oberdeutfchen. 7),Überwäitigen, 
übermonnen, Sich den Zorn, oder von dem Zorne übernehe 
men laffen. Der Trunk bat ihn übernommen. 

‚Drum laß di ferner nicht den Argwohn überneh— 
men, Gott. : 
Auch diefe Bedeutung iſt im Hochdeutfchen felten. 
So auch die überne hmung, und in der.erfleu und zweyten Be⸗ 
„deutung die übernahme. 

irberpfeffern, verb. reg, act, überpfeffert, zu überpfeffern, 

zu ſehr pfeffern. Die Brühe überpfefern, 


ben, Pf. 30, 2, für übermüthig fepn, iſt imHochdentfchen veraltet, Alberpoölftern, verb.reg. act, übecpolſtert, zu überpolſtern, 


„mis Polftern überdeefen, überziehen, 
Überpürzels, verb. reg. recipr. Sich überpurzeln, fo purzeli, 
„daß der untere Theil über deu obern wegfält. 
Alberauer, ©. fiberswerd, f 
Aberrappen, verb.reg. act; überrappt, zu. überrappen, bey 
den Maurern, eine Wand, ihre ganze Oberfläche berappen, 
Uberraͤſchen/ verb. reg. act. überrafcht, zu überzafchen, durch 
Raſchheit oder Geſchwindigkeit auf etwas zus oderäbefjemanden 
Tommen; für das niedrigere überrumpeln. „Seinen $reund ins 
Bette uberrafihen. Den Seind überraſchen, da er ſich es am 
‚wenigiten vermuthen war. Einen Dieb überraſchen. Sich 
von dem Zorne, von. einer Leidenſchaft überraſchen laifen, 
Man wird überrafeht, auch wenn man ühereilt un ie 
u 








—— — ——— 


Be We 


ſchiuſſe bewo gen wich, — Zeit achabt, denſelben are — 


rig zu überlegen. 
So auch die überraſchungt Das Iutenfioun ea, 
iſt aur im zemeinen Leben üblich. 

Uberraͤſpeln verb, reg. act. ubertäfpelt, su übertafpeln, anf 
"der ganzen Hberfläche betaſpein Ein Stüd Holz noch ein 
Mahl überrafpeln. 

Jiberreihen, verb: reg. act. ——— gt Übereepen. Ein 


Stück Land im Garten, ee auf der ganzen Oberflachẽ mit dem 


Rechen ebenen. 


Uberre hnen, verb: reg. act. ——— zu —— 


eine Zahl nach allen ihren Theilen ducchrechnen. bervechne, 


was eine Sache werth ic, Apoſtg. 19, 29. Die Roften einer 
Unternehmung iberrechnen. Seine Einnahmen, feine Schul: 


‚den überrechnen. 
errecht, adv. überflüffig recht, welches nur in gemeinen Le ben 
ublich iſt. Erlaubt, er babe überrecht, ev babe noch Recht 
‚übrig. Drey beißt ſonſt überrecht, Günth. 
Überreden verb, reg. act, uberreder, zu · iberreden/ eigentlich 
durch Worte oder Reden überwinden, durch wörtliche Borftellung 


zum Beyfalle oder zu etwas bewegen, zu et vas bereden. üderre⸗ 


de deinen Mann, daß er uns ſage das Rathſel Rirdt, ı4, 13, 
Sie übertedete ibn mit vielen Wörten und gewann ibn mit 
“ihrem glätten Munde, Sprihw. 7,21, 83 fehlee nicht viel, 
du überredeſt mich, daß ich ein Chritt würde, Apofta. 25, 8. 
Er iſt niche zu überreden. Auch mit der zwenten Endung der 
Sache. TJemanden einer Sahe überreden, hu dur FBorre 
‚bewegen, fie zu glauben. Ich kann mich deſſen nicht überreden, 
Was man gern will, deffen uberreder man fich leicht. Am 
Hochdeutſchen zuweilen auch mieder vierten Endung der Sache: 
ich Fonnte ihn das nicht überreden, welche Wortfügung aber 
freylich nicht die befte ift. In engerer Bedentung überredet man 
" jemanden, wenn man, ihn durch bloße wahrfheinliche Gründe 
zum Bepfalle, oder auch zueiner Handlung beiweget, wodurch es 
- fi) von überführen, überweifen und überzeugen unterſcheidet 
ob es gleich urſprünglich und eigentlich eine Bewegung, Überwinz 
"dung duch Worte im weiteſten Berftande bedeuter; daber es 
ebedem auch für, überführen, überzeugen gedraucht wurde. 
Wird er des mit Recht überredet, rechtlich überführet, in einer 
Urkunde von 1280. So auch die überredung 
AUberreichen verl. reg. 
mie dem Hülfsworte Haben, ich reiche über /übergereicht, uber 
„zu reichen; über etwas reichen, mit Verſch veigung diefes Etwas, 
im gemeinen Leben überlangen. Die Stange-if zu vurz, fie 
reicht nicht tiber, über den Graben. 


e überzreichen, ald ein Yetivum, ich überveiche, überreicht, 


zu überreichen, in jemandes Hände reihen, wo es mehr Sever: 
lichkeit voraus fegt als übergeben, aber nicht allemahl den rigen- 
sbümlichen Beſitz mit einſchließt. Jemanden ein Gedicht wer⸗ 
zeichen, Welches man auf ihn derfertigt hat, ein Buch welches 
man ihm zugeſchrieben hat. Dem Landeshereeneing Bittſchrift 

üiberreichen. Jemanden einen Teller bey Tiſche, ein Gla 
Wein überreichen, wenn es aufeine fegerlihe oder doch der Wohl⸗ 
aaftändigfeit gemö te Act geſchichet. So auch die überreichung. 

ilberreif, dj et adv, allzu reif, Teifer als adthig und dienud iſt. 
überreifes Obſt Von Feldfruchten iſt ineinigen Gegenden auch 
Aber taadig üblich Das Hauptwort die Üiberveife, — car. 
iſt auch nicht ganz fremd. 


Merreiten, verb.irteg, (&. Reiten.) 1. Überreiten, ats ein’ 


Neutrum mit ſeym ich veite über, übergeritten, über zu wei \ iderfäen, verb.reg. act. üherfäer, zu überfäen. . 


ten, über etwas reiten, mit deſſen Berfhioeigung. Die, Brinke 
it zu fiymabl, id Fann nicht überzeiten, 


2) iberreihen, als ein Reutrum 


au 







— als RE mi Ber oieten Bub ! 
* he übeetitten, zu überreiten, ) Ein Bind, e ent 
einen Menfchenuberteiten, fie über den. Haufen weiten, 
dem Feinde überritten werden En Jemanden —— 
im- Reiten zuvor Formen, Br überreitet 3 beſten Kor — 5 
3) Ein Pferd überteiten es im. Reiten zu for "Alle Such 
“4 Im Oberdeutſchen fagt man auch, die Mige,: eixen Wald, 4 
ein geld u. |. fr uberreiten,, zu Pferde die Amſicht —— fübe ® si 
ven; fie ziı Werde berihtigen, wofürim ie nr 
hdlich if, Daher find dareldft Die nberreiter, folde — —J 
beriuene Verfonen, welche über gewirfe "Gegeäftände bie Auf 
führen, und im Hochdeutſchen Bereiter beißen. & uca fie nur 
su Fuße, fo beißen ſte daſetſt üibergeher.. — ai 
Sſterreichiſchen Safzubergeber undSalzüberreiter, De: 
veiter, Wigedereiter, Wald: und Sorftüberreiter de 
x ‚Wien bießeh gewiffe Numorwächter zu pferde gieschjulls i 
reiten, S. auch Landreiter, er a 
Überrennen, verb. irreg. act. (&. Rentten,) Terran 9 
übsrrerinen, 1) Über den Haufen rennen. in Bins,ch in Thien * 
—— tennen 








9 Jemanden überrennen, es ihm imn 
zuvor EHER! y — 
— ————— des Des plür, die Be⸗ —E mas von —— 
’ Seinem Dinge übrig Bleibt, und welches man auch nucden Ref 
nennen pflegt. Der) Uberrefi der —— u, der Mr x 
j „von dem Zeuge u. ff. 
| Zwar fihien von SHam ei Heiner beten * 
—Ihn noch zu vorben, Shleg * 
— verb, irreg. neutr, (S. -Rinnen Zmig dem PU 
"worte feyn, ich rinne ider, üdergesonnen,, über zu rim rien, > 
über das gefeste Biel der böher rinnen, wie überfiegen und 
aberlaufen, BIER 
Der Uberrock, des — rs, plur, die ER, ein * gerhtäte 
"rer Art, welchen ne die ordentliche Kleidung her, eds 
wahren. 



















durch vor der Witterung, oder ſich vor der ‚Kälte zuv 
der alfo von dem Oberrocke noch berfchieden iſt. Der Regen 
Sureous, Caputt uff. find foldhe Übersee, . , 
Das jjberruk, des —es, plur, die — 6, in einigen G⸗ ende 
‚das gedrechfelte Holz an der Gpindel, worum der Flache ge ‘ 
delt wird. Bepdes zufammen gibt den Roden. NR 
Iberrüds, adv. welches fo. wje bintrerüds, mr im — — 
Leben üblich it, über den Rucken. zemanden überrüch: - 
fehen, über die Sad Den Sals überrücs biegen, 4 
iberrufs liegen, auf dem Rüden DI 
Übereumpeln, verb, reg. act, überrumpele, zu — — 
welches mit überrafcpen und überfallen der Sache nach alei — 
deutend iſt, nur daß überrumpeln ein größeres Bepolter ih 
töfe mit einfbließt, und win diefer Onomatopdie willen i im ge 
nen Leben häufiger it, als in der edlern Bu En ERBEN — 
art Den Seind, eine feindliche Stadt überrumpeln, fie une Er 
vermuthet und durch Geſchwindigkelt überfallen. Jem anden uber: 
rumpein, ibm unvermuthet fiber den Hals fommen, auch wenn 3 
es in freundſchaftlicher Abſicht gefcht che. Wir werden überrums i 
pelt, wenn man ung zu etwas bewegt, ohne uns Zeit zu leſſen⸗ 
die Sache zu überlegen, in welchem DBerftande übertölpehn, noch 
niedriger fl. So auch die überrumpelung. 
Üsekrüften, verb.reg. neutr. mit haben. Im Bergbaue — —— 
man über, wenn man das Berüft zu dem Hafpel über einen 
Schacht aufrichtet. Der Müller rüfer über, wenn erben Numpf 
mit feinen Zubehör auffeget, im Gegenfage des Abrutens. 
„ı) Wir bea u 
faen, über der ganzen Oberfläche mit Samen betreuen, fo wohl 
eigentlich, als ſigürlich. Den Acker uberfäen, beſcen I 
Blatter ⸗ 





⸗* 
— ER 











: Blue “2) Den Acker Übefäen, zu sieten. 
en adenfelbeh fürn. So auch die Uberſaung. 

‚Über Fen verb. irreg. act. (Ö.-Salsen.) überfalzen, zu 

— zu ſehr, zu viel ſouen vaſaizen Die Speien über: 


— aß, dee —es, plur. die —— von dem Zeitiworte 
 überfegen. Dasjenige, was über ein anderes Ding geſetzet 
wird/ doch nur in einigeli Faͤllen, weil in den meiften übrigen uf: 


fag üblicher iſt. In der Schifffahrt, werden diejenigen Theile 


ober Stücke, welche über einander gefeget werden, und alsdann 
den Maftbaun ausmachen, mit einen allgemeinen Nahmen Auf⸗ 
„füge, noch häufiger aber überſatze genannt. Indeſſen dat jeder 
derſelben wieder ſeinen beſondern Rahmenz der erſte überſatz des 
Mitte lmaſtes N die große Stenge, der zweyte die große 
Bramfienge; der\erfte UÜberfas des Fockmaſtes beißt die vor— 
enge oder Joditenge, und der zweyte die Vorbramſtenge; der 


Überfag, des Befanmafses die Rreusfienge, und des Bugſpriets 


die Bugitenge oder Blindftenge, blinde Stenge. In der Baus 
kunſt iſt der überfag, ein niedeiges Geſchoß zu oberfl unter dem 


Dache, Franz, l’Attique. 2, Bon überfegen, zu viel aufs oder. 
anfesen ift über ſatz, ohne Plural, 3) Was zu viel aufgeſetzet 


tz eine im Hochdeutjchen unbekannte Bedeutung. 
Hein Tisch, der darf mich nicht um überfag verklagen. 
* Der Gurgsleß ich nicht, ich. eſſe nur dem Tagen, Logau. 
2 es denüberfluß aufgefegter oder aufgetragener Speiſen bedeu⸗ 
2) Bon der R. A. jemanden uberfegen, ihn im Preiſe 
—— zu viel Gewinn von ihm nehmen, iſt der überſatz 
undbilliger, übermäßiger Gewinn. Du ſollſt nicht Wucher von 
deinem Bruder nehmen, oder überſatz, 3 Moſ,.25, 86. Du 
‚folltibm dein Geld nicht auf Wucher thun, noch deine Speife 
auf überſag aus thun, B. 37. Wer fein Gut mehret mie Wu⸗ 
— und überſatz, Sprichw. 23,8. wucher und uberſas neh⸗ 
mein, Geech as .. 
Vberfchallen, verb. reg. act. überſchallt, zu überfepaflen, an 
. Tautem Schalfe übertreffen, mit der viertePEndung der Sache, 
Die üiberfcher, im Bergbaue, (S, Oberſchar.) Wenn ober oder 


uber bier etwas bedeutet, das übrig bleibt, fo iſt uͤberſchar die 


richtigſte Sprech⸗ und Schreibart. 


Überfharf, adj.etadv, übermäßig ſcharf, allzu ſcharf. Das 


Meſſer iſt überſcharf. 
Ub erſchaͤt teh, verbi reg. act, iberfchattet, zu überfehatsen, _ 
= gang mit ni feier Schätten bedecken, welchae mehr ift, als beſchat⸗ 
ten. Eine Wolke überfcpattete fie, Dratth. ı7, 5. Sein Schatz 


ten überfchattere ihrer etliche, Apofl. 5, 15. Die Cherubim 


aberfhatterenden Gnadenſtuhl, Ebr. 9, 5. Fisurlich heißt es 
Luc. 1,35, von der Empfãngniß Chrifti: die Kraft des zöch⸗ 
fen wird dich überfichatten , ihre Gegenwart in dir auf eine 
merkliche Weife offenbaren, * auch Sie überſchattung. 
Überfchauen, verb, reg. . „ Überfihauen, ich ſchaue über, 
"nbergefhaug, über zu —— als ein Heutrum ait haben, 
Aber etwas [hauen oder fehen, im Dberdeutfchen, zuweilen auch 
in der höhern Schreibart der Hochdeutſchen. Die Mauer iſt zu 
hoch, ich kann nicht überfihauen. 
. 2, Überfchäuen, als ein Xetivum mit der vierten Endung, 
dh überfcpaue, überfehaut, Zu überfehauen, wie überfehen 2, 
im Dberdeutfchen und der höbern Schreibart der Hochdeutfchen. 


„ Die weire Ebene ift nicht zu uberfhauen. ‚Feder, der. fein Le⸗ 


hen bedacht ſam überſchauen will, RER Daber. die über: 
ſchauung. 
———— verb; irreg.(S. — 1) überfäjeinen, es 
fcheiner über, uͤber geſchir nen, über zu A Föhn, als sin Neu⸗ 
Ade w 3.4.%. 2 Sul 





Be u ude — re 


erum nit haben, über etwas (heinen, den Schein über etrans, 
der ee nad, werfen; obgleich. nur felten, 


2; liberfcpeinen, uberfeheint, überfchienen, zu überfcheinen, 
als ein Activum mit der vierten Endung, mit feinem Scheine 
bedecken, auf dev ganzen Oberflaͤche etleuchten ; gleichfalls nur 


‚7, felten- 
Uberſchicken, verb. reg. aet. ich überſchicke, ibefaier, 31% 


überſchicken, an einen andern ſchicken, in der edlern Schreib» 


art iberlenden. Einem einen Brief, Waaren, Geld uf. f. über= 


ſchicken. So auch die überfepidung. 

Überfchießen, verb, i itreg, 1. überfcpießen, ich ſchieße über, 
ubergefchoffen, über zu ſchieß en, als ein Neutrum mit dem 
Hılfewortehaben. 1) Über etwag ſchießen, mit deſſen Ver⸗ 
ſchweigung. Die Wand iſt zu hoch, man kann nicht überſchie⸗ 
Ben, beſſer darüber. 2) Der Leith und ſchießt über, wenn er aus 


Sitze über die Fährte hin ſchießt oder eilt, ohne ſolche zu bemerken, 


Wird aber die Fährte ausgedruckt, fo fat dee Ton aufdas Zeit 
wort, und alsdann überfchießt der zund die Fahrte. 3) Außer 
der beſtimmten Anzahl binzu ſchießen oder thun. Der Buch 
drucker ſchießt uber, wenn er mehr Bogen abdrucken Läffet, ala ° 
beſtimmt worden, wo der Ton auf dem Worworte bleibt, wen 
gleich die Zahl in der vierten Endung ausgedruckt wird. » Sunfe 
zig Crempläre überfchießen. ©: auch überſchuß 

2. übexrſchleßen, als ein Yetivum, ich überfchieße,uberfchof: 
fen, zu überjchießen, 1) Über etwas Bin fchießen, mit. deſſen 
Meldung, doch nur bey den Jäger. . Man überfchießer ein 


. „Wild,wenn man darüber hin fchießet,ohne es zutreffen, 2) Sich 


überfehießen, mit dem Leibe über den Kopf Bin ſchießen oder fal⸗ 
len; im gemeinen Leben ſich überpurzeln. 


Aberfchiffen, verb. reg 1. überfchiffen, ich fhiffe ibm, iber⸗ 


geſchifft, über zu ſchiffen. 1) Über ein Waſſer ſchiffen, mit deſ⸗ 
ſen Verſchweigung⸗ als ein Jeutrum mit den Hülfsworte ſeyn. 
Auf einem Jagdſchiffe nach England uberfehiffen. 2) Zu Wafs 
fer über einen Fluß oder Waffer ſchaffen, als ein Activum mit der 
vierten®ndung der Sache. Waaren überfehiffen, über den Fluß. 
Perfonen nach England übrrfchiffen, über den Canal, 

2. überſchiffen, ich überfchiffe, überfchiffe, zu uberfchiffen, 
über ein Waſſer ſchiffen, mit deſſen ausdrücklichen Meldung. Eine 
Meerenge, einen Sluß überfihiffen. 


Überfchlächtig, S. Oberſchlaͤchtig. 
Der überſchlag des—es, plur die —ſchlage, von dem Leite 
» worte überfeplagen. , 2, Der Suftand, da ein Ding überfchläor, 


doch nur in einigen wenlgen Fälen und ohne Plural. "So oflees 
man zuweilen die Neigung der Zunge in der Wage nach riner&eite 
Gin den überſchlag zu nennen. Noch häufiger 2. dasjenigr, was 
überſchlagen wird, ) Gewiſſe umg Nagene Theile an den 
Kleidungsſtücken ven bäufig überſchläge genannt, Binfikev- 
fhlag am Bragen. Die überſchläge auf der Yrmeln, welche 
noch häufiger Kuffchläge beißen. 2)Ein feuchtes Arzenepinistel, 
weldjes über einen kranken Theil geſchlagen oder gelegfivird,heißt” 
ein ljberfchlag. Warme überfchläge über ein Glied machen. 
3) In der Bauknuſt iſt der überfchlan ein gerades Glied, weiches 
etwas größerift als ein Riemen, undein dbeu weiter berdpr fprine 
gendes Stück oben ſchließet. > 


ÜberfchLagen, verb. irreg. (S, Schlagen.) ». Überfihlegen, 


ich fchlage über, übergefchlagen, über zu ſchlagen. 

») Als ein Neutrum mir dem Hülfgworte feyn, (a) Sih | 
mit dem oberen Theile ſchnell nad; einer Seiteneigen, Die Wage 
fchlagt über, wenn fid) diegunge nach einer Seite neiar; (6) Mie 
dem obern Sheile plöglich hinten über fallen, Ein fehendes Stick 
Bauholz fehiäge über, wenn es mit dem obern Tbeile faͤllt. Dos 
Kind ſchlagt über, wenn es der Aaume Fürftings Don dem Arut 

IR; Arm 











FIR. 


File. Das Pferd if mit Sam Reiter übergefchlagen, venn es 
Eich bäume und hinten über füllt. Go bald.rs hier aber ein Neciz . 
proeum wird, ſich überfiplagen, gehöret es zu dem folgenden Zeit 
worte. BE — Zee 
2) Als ein Xerivum, doch fo, daß dasjenige, worauf ſich das 


iber eigentlich bezichet, verfchwiegen werde. (a) Mit einent 
Sheiledes Endes oder Außerften den andern Theil bededen, Das 
Betttuch überfchlagen. Die Ärmel am Bleide überfhlagen, 
auch aufichlagen. (d) Über erwas fhlagen, d.i. legen. Wer: 
men Wein überichlagen, übeceintranfes Glied, 


2. fberfchlagen, ich überfchlage, überfchlagen, zu übers | 


ſchlagen. — 

1) Als ein Neutrum mit dem Sülfsworte ſeyn. (a Mit Schim⸗ 
‚mel überſchlagen, überzo gen werden, mo doch beſchlagen übdli⸗ 
cher iſt. Am haufigſten gebraucht manes, (b) von falten: Kör⸗ 
gern, befonders flüſſiger Art, wenn fiedie empfindliche Kälte dere 
Tieren. Das kalte Waffer din wenig überſchlagen laſſen, ehe 
manes trinfe. Der Wein überfihlaat ſchon, in ſchon übers 
Schlagen, weun er die empfindliche Kälte verlierer. überſchlage— 


es Bier. Iu vielen Gegenden ift. dafiir auch verſchlagen üblich, 


Niederſ, verflaen, T 
2) Als ein Aetivum, wo es nach Maßgebung des einfachen 


Zeitwortes wieder verfhiedene Bedeutuugen bat. (a) Zu ſehr, zu 


wiel ſchlagen. Einen Sund überfchlagen, ben den Jägern, ihn 
durch alzu viele Schläge ſcheu und furcht ſam machen, wofür duch 
‚ weriiplagenüblichift. - Ein uberfhlagener Hund, -(b) Sig 
. überfiplagen, rücklings über felen. Das Pferd hat fi überz 
" Shlagen, iberſchlug fih mit dem Reiter, (9. das vorige jibers 
fiplagem) (9 Im Nachſchlagen übergehen, Line Stelle in 
‚einem Buche überfchlagen, fo wohl ir.mRachfhlagen oder Auf 
suchen wider Billen überfehen, als auch fiemit Fleiß vorbey laſ⸗ 
ſen. En Paar Blätterüberfgplagen. Das wollen wir übers 
ſchlagen, nicht mit Tefen. überblaättern Lommt in Ähnfichern 
Borftaudevor.' (d) Die Größe, Schwere, Anzahl u.f.f. unge 
fähr beſtimmen. in Leld mit der Mepkette überfchlagen, es 
nur ungefähr gusmeſſen. Tewas auf der Wagſchale uberfihlas 


gen, es ungefährwägen. Ferner ungefähr berechnen. Die Bo⸗ 


Ken zu einer Unternehmung überfihlagen. Wer if unter 
auch, der einen Thurm bauen will, und figt nicht zuvor, 
und überfhiägt die Kot, (die Koften.) ob ersbabe hinaus zu 
£ihren ? Luc. 14, 28. Den Gewinn überfohlagen. (9: über- 
ſchlag.) Zu noch weiterer Bedeutung für erwägen, überlegen, 

sdenken, iſt es im Hochdeutfchen veraltet, ? 

Sr liege die arme Seel in Pein und überfplägt 
Ganz traurig, daß fie ſchon ihr Urtheil mit ſich trägt, 
4 ak Opitz. 
Das Hauptmoet ‚die überſchlagung, iſt nur in einigen Fälen 
des Aetidi üblich, befonders, ‚wenn der Son auf dem Zeitworte 
liegt; in andern gebraucht mon das überſchlagen, and: in einem 
Der ihre plag. —— 

Aberſchleichen, verb. irreg, (S; Schleihen,) überfchlichen, 
zu überfchleiihen, ſchleichend übereilen, Übereafhen, bes 
Ichteichen. er Ka 
Iq ließ mich oft von ihm nachlaſſig überfchleichen, Gell. 

Merſchleyern, verb. reg. act. überſchleyert, zu überfchleyern, 
mit einem Schieyer überdecken, am häuftgfien in der dichterifchen 
Säreibdart, : y 

"2 Durch Anfebn — ser Jrrthum den Betrug, 
2 nf. ; 

Aberſ⸗ chlichten, verb. reg. act. ũberſchlichtet, zu ũberſchlich⸗ 
sen, bey den Klempenern, auf der ganzen Oberfläche ſchlichten, 
Bi, mit dem Schlichthammer glatt ſchlagen. 


uüberſchlingen werb.irreg. act. S. Shlingen,) Übsrffun: 
- genau uberfoplingen, bey den Räbterinnen, eine Arı zu ea 
liberfihmieren, verb. reg. act. #) jiberfemier.n, ich ſchmie⸗ 


Släche. Einen Ofen mit Lehm iberſchmeren. 
Überfihneppen, verb. reg.neutr. mit demHütfeworte feyn, es 


s geDörigen Gebrauches feines Verſtandes beraubt wird, 
Überfchnellen, verb. reg. act. überfchneile, su überſch nel⸗ 


ſchen unge wöhnlich iſt. Bei ; 3 
Uberſchneyen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsiworte feyn, fo ° 


Überf: hnüren, verb. reg. act. überſchnürt, zu uͤberſchnür en. — 
a) Mit Schnüren oder einem Schnurwerke überzichen, Etwas 


„rung. — — 
Uberſchreiben, verb.irreg. act, (SSchreiben.) 1, überſchrei⸗ 


über ſchreiben. 


„Brief überſchreiben, bie Aufſchrift darauf ſetzen. Die Brands 


keiten überfchreiben. 


Überfipre ten, verb. irreg. (©. Schreiten.) 3) dbitärden. 
deſſen Verſchweigung. Der Bach iſt zu breit, man kann nicht 
— 


ſchritten, zu überschreiten, über etwas ſchreiten, mit deffen Diele 


 Überfi dhreyen, verb.irreg. act, (S.Schreyen,) ich über ſchreye 





ER | DEREN 









N 


— 


ve über, übergefehmiert, über zu fiymieren ‚ über eıwag fehmie« 
ven, mit deſſen Berjchweigung, Gbl überſchmieren, über eine 
Wunde, uff —J—— ee 

“ 2) ůberſchmieren, ih überfchmiere, überfehmiert, zu über: 
fhmieren, auf der obern Fläche berchmtieren mis Miefdungder > 


ſchnappt über, übergefehnappt, über zu ſchnappen, fehnappend 
oder miteinem ſchnappenden Lauteüber etwas fahren oder forin- ⸗ 
gen. Ein Schloß ſchnappt über, wenn der Riegel über den 
Hamm des Schlüffels fähres, odne zu ſchließen. Figürlich füge 


man in gemeinen Leben, es ſchnappe jemand über, wennerdeg- 


len nden überfchnellen, ihm durch Gejchwindigfeirgufeie 
nem Nachtheil zuvor fommen, ihn überliften, berücken, Niederſ. 
verſnellen, im Hochdeutſchen and wohl befchnellen oder fepnellen 
ſchlechthin. Ebedem bedeutete es auch übereilen, nicht die gehörige 
Brit zu etwas laffen ; in welchen: Berftaude es aber im Sochdeuts 


doch une in den zu ſammen gefegtenZeiten üblsch iſt, überſchneyet, 
zu überfchneyen, mit Schnee bededer, überzogen werden, Die 
$elder jind ganz Überfchneyer. BIER TE 
überfchnäven. 2) Mitder Schnur nur ungefähr meſſen über ⸗ 
ſchlagen. Ein Faß überfihnüren, So auch die uüberſchni 


ben, ich ſchreibe über, übergefchrieben, überzufepceiben, über 
erwas ſchreiben amit Verſchweigung diefes Etwas ;befier, dar⸗ 

2. jiberfchreiben, ich überfehreibe, überfehrieben, gu.übeen “ 
ſchreiben. 1) Mit einer Auf oder Überfchrift verfehen, Einen 


iber siberichreiben, im Hüttenbaue, darauf fchreiben, aus wel« _ 
her Hütte fie find.. Das Buch ift überfchrieben: der goldne 
Spiegel; beffer die Auffchrift, der Titel des Zuches heißt 
u.ff (9. Überfchrift.) 2) Jemanden etwas überſchreiben, 
es ihm ſchriftlich befannt machen. Seinem Sreunde erde 


Sp and) dir Kberfreibung. 


als ein Reutrum mit dem Hülfsworte feyn, ich fchreite über, 
übergefchritten, zu überfchreiten, über etwas fchreiten, mir 


überföpreiten, beſſer darüber fihreiten. > 


— * 


2) überſchreiten, als ein Activum, ich überfchreite, übers 


burg. Das gefegte Ziel überfihreiten. Am bäufigffen figärfich. 
(a) Ziel und Maß überfchreiten, nicht das gehörige Maß beob» 
achten. Die Granzen der Mräßigung, der Selbſtvertheidi⸗ 
gung überfihreicen. Die Schranken der Ehrbarkeit über: 
ſchreiten. Die Billigkeit überfchreiten. (6) Femandeg Be: 
fehl, ein Gefeg überfchreieen, dawider handeln, es überereten, 
ebedem übergeh en. So auch die überieeitung. s — 


überfoprien, zu überſchreyen. 1) Yım Geſchrey übertreffen, 
——— Ba —— ſtarker 


+ , —— 
— — 
—— 
8 De 1 Se 








Ahnen Ding. Femanden"überfchrryem 
Die Schallmeyen überföpreyen die Diolinem .2) Zu fiarf 
 köreden, Kine überfcpriene Stimme, welche durch vieles 
Schreyen verderbt worden, ; 

Sr plur. die—en, eine kurze Schrift, welche über: 
"ein anderes Ding gefegt wird, wodurch fie fich von der Yuffchri®t, 










ſchrift einer Yrinze, welche über dem Bilde ſtehet. Weß iſt 
das Bild und die Überschrift? EMatıh.22, 20. Die überſchrift 
am Kreuze Chriti, einer Säule, eines Grabmables u. .f. 
fo feen fie über der Hauptfigur ſtehet. Die Überſchrift eines 
Briefes, beffer, die Aufſchrift. Die überſchrift eines Capitels; 
"einer Abtheilung in einem Buche ‚allein, von dem Bitel des By⸗ 
ches ſelbſt, iſt Aufſchrift üblicher. "Bey dem Notker Obelerift.- 
Auch ein kurzes Sinngedicht, über einen Gerenftand, ein Epiz 
gramm; pflegen einige im Deutjchen eine überſchrift zu nennen, 
DE Uberſchůß/ as — ſes, plur. die — ſchüſſe/ von dem Zeit⸗ 
worte überſchießen. 1) Dasjenige, was über die beſtimmte Zahl, 
uber das beflimmte Maß oder Gewicht if. Auf taufen® Thaler 
zehn Thaler Überfipuß haben. Den überſchuß berechnen. 
2) In einigen Gegenden pflegt man aud) ein über das untere“ 
Stockwerk hervor ra zendes oberes Stockwerk, den überſchuß zu 
nennen, welcher ſonſt der überbau heißt. 3) Im Bergbaue iſt 
der überfchuß, ein Flötz von verhärterent Thone, vermuthlich, ſe 
fernes ſich über einem nutzbareren Flötz befindet. 


> wortein der Bautunſt, die Übergießung eines Gewölbebogens 
mis lüffigern Kalte, und Ne womit es übergoffen wird, 
ſelbſt. 
en verb, reg. 1.überfhürten,- ich ſchütte über, 
übergefehürtet, über su fchütten, fo ſchütten, datz etwas übers 
laufe, mit Verſchweigung der Granze, worüber es läuft, Das 
Bier überfepütten, übergießen, 

» 2, überfihinten, ich uͤber ſch üt te, „über ſchüttet, zu uberfhütz- 
gen, über etwas ſchütten, mit deffen Meldung in der vierten En⸗ 
3 dung. ) Eigentlich. Etwas mit Sand, mit Erde überfchürz 

m Sie haben mein Haupt mit Waſſer überfihürtet, Klagel. 
0.089,54. 2). In überaus reichem Maße mit etwas verſeben, eine 
darie und großen Iheils veraltete Figur; überbäufen.. 
werden mit Sueche überfchurterrfeyn, Eye. 7, 18. Mir 
Schande und Sohn müſſen fie überſchüttet werden, B.rı,13; 
Wie hat der Herr die Tochter Zion mit feinem Zorn uberfchütz 
erlAfngeli 2,1. Du überichütteft ihn mit’ Segen, P.21,4.- 
’ Femanden mit Wobieharen überfepütten, —— So —2 
> de überſchüttunsg · 
üÜberfihwängern, werk reg. ach hehe zu über⸗ 
ſchwängern, ſtärker in reiherm Maße ſchwängern oder ber 
f&wängern, als dem Laufe der Natur gemäßift. Cine Perfon,. 
welche mitdrep Rindern niedesfommmt, heißt: Ib chwängert. Se 
auch die über ſchwangerung. 


car. ein im Hochdeutſchen unbekanntes Wort für überftuß. ‚Ihr 
Uüberſchwangdiene eurem Mangel, 2 Cor. 8, 14 ©. über: 
ſchwanklich .· 

be ſchwanten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte Haben, 
es ſchwankt über, übergefchwanft,'über zu ſchwanken. ı) Sich 
fehwanfend überetwas beivegen, befonders von flüffigen Körpern; 
Ein allzun volles’ Glas ſchwankt über, Läuft üben. 2) Sich 
„mir dein obern Theile ſchwankend herüber neigen, 

über! wanklich adj, et adv.vondemvorigen Seitiworte über: 
fehwanten, eigeutlich fo), daß eeüberfchwanket, ih teibem Maße 
— Es vird indeſſen nur. in ſigerlichem⸗ BVeerſtande fi 


Znuſchrift, Beyſchrift nud Unteufchtife unterfepeibeti Die übers - 


Ber überſchutt, des — es, plur. inuf, von dem folgendengeit-- 


et 


"per fberfchwang, (richtiger überſchwank) Ses—eg, plur,. 


ube rt. „4 


wie übertlfig gebraucht, in übrraus veichem Mafe, ob ea gleich 


auch hier im Hochdeutſchen wenig meßegebrandtiwird, Die Ger 


rechtigkeit kommt überſchwãuglich, Eſ. 8, 22. ber ſchwang⸗ 
licpe Klarheit, 2 Eor. 3, 9. 10, Die über fdjwängliche Groͤße 
der Kraft, Ephef. I, ı9. Der über ſchwangliche Reichthum der 
"Gnade Wortes, Kap.2,4, Und ſo in andern Stellen mehr, vo 
es ein ungewöhnlich eeichliches Maß bedeucit. - Da dieſes Wort: 
don überfchwanten berfommt, fo fichet man bald, daß divSchreibe 
Arten überfchw anglich und überfchwenglich anrichtig find. Roi 
Fer gedrandht dafür uberluerig,von ſchweifen, fhwanfen, 
Uberſchwatzen verb,reg. acı. ibref@ftoägr zu überſchwatzen, 
ein inm Hochdeutſchen ungr wöhnliches Zeuworr für beſchwagen, 
überreden Die haſt du überfipwägt, (ůber ſchwatzt) Opitz. 
Die Ü berſchwelleʒ beſſer Ober ſchwelle (©. diefes Wort.) Das 
erſte komme einige Mahl in der Deutſchen Bibel vor. 


UÜberſchwem nen, verb. reg... act. ich i berſchwemme, über⸗ 


ſchwemmt, zu überſchwemmen, mit ſltark anftleßendein Waſ⸗ 
fer bedecken, unter Waſſer ſetzen. Ber ausgetretene Siuß hat: 
das ganze Land uͤberſchwemmet. Die Zluth brach durch die 
Dämme, und überfhwemmete die ganze Gegend. Daher die 
überfhwemmung, plur. die —en, der Zuftand;.da ein Dri oder 
eine &egend von dem Waffer überfchwenmet wird. 
Uberſchwer, adj. et adv. überfüffig ſchwer, —“ als 
nörhig und gewöhnlich iſt 
Uberſchwimmen, verb.irreg. neutr. (S. — mit 
dem Hülfswerte feyn, ih ſchwimme über, bin ũber ge ſchwom⸗ 
men, über zu ſchwimmen, über ein Waſſer ſchwimmen, nie dei 
fen Verſchweiguug Der Sluß iſt zu breit; man wird nicht leicht 
uderfhwimmen konnen, beſſer, hinüberſchw immen ,. und in au 
deen Fällen darüber, herüber 


liperfegeln,. verb: reg. act. 1, überfegeln, ich fegele über, 


übergefegelt, über zu fegeln, welches doch felren gebruncht iwird,” 
über ein Waffer ſegeln, mit deſſen Berfgweigung, Yus Holland 
nach England überfegeln.- 

2. AÜber ſegeln, ich überfegele, überſegelt, zu: überſegeln, 
) über etwas ſegeln mit der vierten-Endung des Gewäſſers, allen 
falls in der höhern Schreibart:- Ganze Weltmeere überſegeln 
durchfegelm 2) UÜber den Haufen fegeln, Ein Schiff überſe⸗ 

geln Daher die Überfegelumg: 3) Im Segeln zuvor kom⸗ 
mei, ſchneller fegelm. Die Jagdſchiffe überfegeln die meiſten 

andern Schiffe. 

Überſehen, verb irreg. (S. Seben.) 1, jiberfehen, ich ſehe 
über, übergefeben, uber zu fehen, als ein Keutrum mit: 
baben, über etwoas höheres ſehen, mit deffen Verſchweigung, woe 
für dach darüber, hinuber, herüber ſehen, richtiger und onrkäns 
diger find, 

2. berieben, ich überſehe, üderſehen, zw ae: mit: 
ausdeüchicher Meldung deſſen, worauf RB das Borwort beziehen, 
in der Vierten Endung:. 

Nüber etwas wegſeben, weil man höber geſtellet if, ale 
dieſes Etwas, wo es doch nur in fiakrlihem Berftande üblich if. 
Der Erößrreüberfieberrden Bieinern, der Neichere den. Armen, 

der Grsßere hät mehr Macht ad der Meine, der Reiche mehr 
Vermögen. Wennjemand mehr Gelebrfäinteit befiset, als ein 
anderer/ fo fagt man, er überſehe ihn jehr weit; Sergleichen 
Kle inig keiten ſind Teicht zu überfeben, ohne beſchwerliche Em⸗ 
pfindung zu ertr agen. Eine ſolche Summe kann ich nicht überſe⸗ 
ben, nicht ohne Beſchwerde eitdehren. 

2) über die ganze. Oberfläche eines Dinges hin ſe hen. (Ch 
gentlich, beſonders auch, jo fern man höher geſtellt iſt. Dom 
diefem: Berge kann man de ganze Gegend, ven diefenm 
Thurme dig ganze russ), überfehen. Bine Ebene, welche 

&er 2 nicht 








7 


m 


nicht zu überfeben if. O wie reißt das Entzüden mich bin, 


wenn ih vom boben Sugel die weit ‚gusgebreitete Gegend 
überfehe! Geßn. Anch in weiterer Bedeutung. Du wirſt dein 
Unglüd nicht überfeben Fönnen, (6) Figürlich. Et was über⸗ 
ſehen, es flüchtig durchfehen. In den Küchen überfichet man 


den Salat, das Gemiife, wenn man es ducchfieher, um das uns 


taugliche anszulefen. Eine Rechnung, eine Arbeit überfeben, 
fie durchgehen, durch ſehen, ob fie richtig fen. 
der Druckerey überſehen, ob fie wichtig find. , Eine Schrift 
überfeben, fo wohl ſie flüchtig dukchleſen, als auch fiedurchlefen, 
um fie zu verbeffeen; in welchem Verftande aucheimigedaspaupt: 


wort überſicht gebrauchen, S. daſſelbe.) Seine Lection über 


fehen, fie durchlefen, un fie zu lernen. Nach einen noch wejtern 
Figur bedeutete eg ehedem auch die Aufſicht über etwas haben, 
wie noch das Engl, overlee, in weichen Ber fiande es aber im. 
Hochdeutfchen veraltet iſt. 


3) Über etwas weafehen, ohne: 28 gewaht zu werden eiwas 


sticht ſehen, was man doch ſehen konnte oder wollte, (a) Eigente 


Lich, fo fern es aus Übereilung oder Mangel der Aufmerkſamkeit 
geſchiehet. Das habe ich überfeben, bin ich nicht gewahr gewors! 
den, Im Lefen zwey Zeilen überſehen. In der Zahlung mehz' 


zerer Dinge drey Stüde überfehen. 4b) Figüclid. (1) Arme 
Derfonen werden immer uberfeben, nicht geachtet, man bezeiget 
feine Aufmert ſamkeit nicht für ſie. Darum, daß ihre Witwen 
siberjehen wurden in der täglichen Sendreichung, Apofl.6,n; 
Ubergäugen wurden. (e) Etwas -uberjeben, thun, als weun 


man es nicht führe, es nicht merken laffen, daß man es wahrgenoms i 
men bade, befonders Fehler und Vergehen, fie ungeahndet laſſen. 


Bort bat die Zeit der Unwilfenheit überſehen, Apoftelg.17, 39: 
Ic babe ihm viel überfehen, werde ihm aber Fünftig. nichts 
mehr uberfeben, Wenn fie nur ein gutes Sevz bat, fo will 


ach ihr. die Unrichtigkeit in_ ihren Meinumgen gern überfehen, - 


„Bell, Ein Schlev des außerlichen Wohlitandes wird an dem 
Zinde oft hart beflraft, und eine feine Unwabrbeit überfiebe 


man ihm, edend. Mit der dritten Endung der Perfon und der 


Verſchweigung der vierten Eudung der Sache iſt es veraltet. Ich 
at meinem Volk Iſrael nicht mehr überfeben, Amos 6,8. Kap, 
8, 2; wofür nachfeben üblicher ift, - (3) Ehedem ſagte man 
auch, jemanden überfehen, ihn verfchonen, feiner ſchonen, — 
Bedeutung aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. 

Das Hauptwort die überſehung iſt nur in einigen Fällen üb» 
ch, ©. auch überſicht. 


nNberſenden verb, reg. etifreg. Act, (©. Sensen,) überfane 


det oder überfande, zu überſenden, ‚welches in der edlern 


Schreibart für dag gemeinere über ſchicken gebraucht wird. Je⸗ 


manden einen Brief, Waaren Geld iberſenden. Pilstus über: 
ſandte Sefum ʒu sſserodes, Pur, 23,7: So auch die über ſen⸗ 
dung. 

AÜberfetzen verb. reg. 

1, jiberfegen, ich fege über, übergeſetzt, — mit 

Berſchweigung des zu dem Vorworte gehörigen Hanptwortes, 

») Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, über ets 

was fegen, d. i. ſpringen. Der Graben if fo breit, daß Fein 

Reiter überfegen-Eann, beffer darüber fegen. Bey den Jag⸗ 

. den müffen die Tücher von fölcher Höhe feyn, damit die gir⸗ 

ſche nice überfegen Fönnen 5 in welchem Falle die Jager auch 

die Zeumwörter überfallen und überflieben gebrauchen. - Wir 

zogen überfegen, über den Fluß fegen, d. 5. fahren, Figürlich 

Key im Bergbaue ein Bang über, wenn NER Ban 
durchſchaeidet. 

2) Als ein Aetivum. la) Über etwas feßen, (thätig,) 

BA über der Oberfläche Hin bis jenfeit derſelben. Truppen uberz 


Die Drobebogen 


“ eine Schrift überfegen, fir aus‘ einer Sprache in die andere üben ⸗ 


\ 


es mit mehr Meiſtern bejest iſt, als die Nahrung des Ortes er — 


‚ganze Oberflãche beſetzen eine wenig gangbare Bedeutung, wofür 


und überſeßgen einander, Kap 22, ı2, 


Derfiberföger, dee —s, — — — — 


Die Uberſetzung / plur, die —en 


Die LÜberſicht, plur. car. diejenige Handlung, da man eines 


Überfichtig, adj.etadv. von übe ſich —9 Fa 


diefer Fehler. RUN. 
iiberfieden, verb. i irreg. act, (8, Sieben) a) Überfiesen, ob Katz: 
füeder über, übergeforten, über: zu fieden; im Sieden überlaufen; b € 


flberfilbeen, verbereg. act. überfilbere, zu überfilbern, mit 


Überfingen, verb.irreg. act. (©. Singen,). —— su 


* man fie treffe, oder ohne Anfioß fingen Fönne, 





Aegenzfe auf en —— Ei Son Ebene: 
enge, über einen Arm des Meeres führen. Sich nad Engl 
‚überfegen kaffen, überfoiffen, überfahren. 6 Einen 
nen Keſſel überfegen, über das Feuer, 

2, üiberfegen, ip überfegezübevfegt, en: DD 


‚befegenübliherift. 2) Über einen Raum auf die andere Seite 
fegen, wo es nur imfigürlichen Verſtan de üblich iſt. Lin Bud, 


tragen, fo daß alle in der einen Sprache befindlichen Haupt» und 
Nebenbegriffe, fo viel möglich mit gleich dedentenden Wörtern _ 
ausgedruckt werden, zum Unterſchiede von dem umfchveiben, ei- ⸗ 

- Blärenw.f.f. - Aus dem Griechiſchen in das Lateinifce, aus 74 
> dem Svanzöfifchen in das Deuriche, aus dem Soländifchen in 
das Englifche überfegen. Im Riedert, umferten. über ſetzen 
wird am hãufigſten von der ſchriftlichen Uberſetzung gebraucht; 
von der mimdlichen iſt auch dolmetſchen und verdolmetſchen üub - 
lich. (S. die beyden folgenden.) 3) Zu viel fegen, mehr fegen,als 
nõthig und dienlich iſt. (0) Einen Berg mie Weinſtocken überz 
fegen, mehr Weinfiöce daronf ſetzen, als Raum und Nahrung Ye 
baden fönnen. Das ſaus mic Leuten, einen Brt mit Truppen 
überfegen.: Das Handwerk iſt mit Meiſtern Mberfege, wenn 


trãget. (b) Jemanden überfegen, zu vielm Gewinn von ibm 
fordern und nehmen, nichr, Als ůbtich und oilig if. Der nit 
wuchert, der niemand uberfegt, Ejech. 18,8. Sie wuchern 

uber: 
feger den Bänfer, wenn er einen udbillig boben Preis nimm — 
oder fordert. a 


figerinn, nur in der zweylen Bedertäng 5 Zeitworses übers j 
“ fegen,, eine Perfon, welche eine Rede oder Scheife aus einer“ AJ 
Sprache in die andere überträgt, : 7 
1) Die Handlung — 
fegens, ohne Pluralz beſouders in der zwehten Bedeutung die⸗ 
ſes Zeitwortes. 2) Eine aus einer Sprache ieine audere aͤber⸗ 
fogte, oder. übertragene Rede oder —— Eine überfegung 4 
aus dem Sranzsfiihen.. .': Se 


überficher, die gauge Dberflägpepeffäbenhetranhtet, auch Anden 
Abficht, daffelbe zu verbeffern. 


Augen zu bezeichnen, da fie feinen Gegenſtaud deutlich erkennen 
Fönnen, wenn ſie nicht ‚über fich gekehrt ſind; Niederſ. avers 
averglẽpſch, von glupen, glopen. 'liberfichtig feyn. in ubes: Re 
ſichtiger Menſch. So ud die über ſichete keic DIOR * — 


doch nur ſelten. 
2) überſleden, ich überfiede, süberfotten, zu ‚ überfieden, is 
viel, zu fehr fieden. Der Koch bat die Brübe überfotten... 


dünn gefchlagenenStberblättchen überziehen, wofür doch verfilz 
hevn üblicher ft. - überſilberte Bögen, Ef. 30,22. So auch 
die überſilberung. Schon bey dem Roter uberſilberen. 


überſingen. 1Eine Arie aberſingen, ſte fingen,umguerfa en, ob 
-2) Sich überſtn⸗ 
gen, durch zu vieles oder ſtarkes Singen feiner Stimmefchaben, 34 
3) Semanden überfingen, flärker, ingleichen deffer fingen, — 
als 79 4 


l 
) 


x... üben 















Ex 





* 
— 








nien. 


rn 


— (©. Sinnen) ——— su Ah 
gebräuchliches Zeitwort für überdenken, 


übern, ve ‚reg. act. überfintert, äu überfintern, ® wit 


Sinter überzieben. Balfartige Waffer — die Gegen: 
worauf ſte teöpfeln. Daher die überſinterung. 


n Sommer übererhalten, wie J— ob es gleich nieht 
fo gewöhnlich iſt. 


Uberſpannen, verb.reg. ı „Überfpannen, ich fpanne über, 
übergefpannt, über zu fpannen, über etwas fpannen, mit Ver⸗ 
* fehweigung biefes Etwas. Ein. Tuch überjpannen, über den 
Rahmen, 
m fiberfpännen, ich — — zu überſpan⸗ 
1) Mit der Spanne die ganze Oberfläche bedecken. Ks 
iſt zu breit, ich Bann es nicht überſpannen. Figürlich, über 
eine Oberfläche bin reichen. * Sauptbalken, welche das ganze 
Dach überfpannen und tragen. 2) Zu ſehr fpannen. Ein 
Seil überfpantien, es zu ſtarf feannen. Den Bogen überfpanz 
nen ® 
zungen überfpannn, viel zu teel erwarten. Chor beiten einer 
‚ überfpannten Santafie. überfpannte Begriffe von der geift- 
lichen vollfommenbheit treiben Schwarmer in die Einfamteis, 
Simmerm, So auch die jiberipannung. ' 
— verb.irreg. act. S. Spinnen,) überſponnen, 
zu überfpinnen, mit einem Sefpinnflebededen.  Seidenesäden 
nit Gold. überfpinnen. 'giberfponnene Säden, Daher die 
überfpinnung. - 


Uberſpringen verb.irreg. (S. Springen.) ı „überfpringen, 


ich fpringe übe übergefprungen, über zur fprüngen, über et» 
was fpringen, mit defjen Verſchweigung. Die Mauer if nie 
"bed, man Fann leicht überfpringen, darüber, Es iſt eine Sch: 
nr übergefprungen. 


ERIR überfpringen, ich überfpringe, überforungen: zu über= 


' feringen, 1). Über etwas hin fpriugen, mit deffen Meldung, 
doch nur-im figurlichen Verſtande wo es zuweilen für überbupfen 
gebraucht wird, , Im Lefen eine Zeile, im Singen ein Paar 
toten uberfpringen. - 2) Sich überfpringen, fih durch wiels 
oder beftiges Springen Schaden thuu. s 
"Schon bey dem NRotfer uberfpringen, 
Der überfprung,öes-—-es, plur. die >fprigege, 1) Die Hands 
"fung des Übtrfpeiugens, da man über etwas ſpringt. Einen 
2)Eiwas, das überfpringt,. So werden 
ey den Fägern die Sprenkel zum Vogelfange auch überſprunge 
genannt. 3) Ein Dri, wo man überfpringt, oder ein Ding, über 
welches man ſpringt. So werden im Jagdwejen die Stangen, 
welche quer durch den Lauf gerichteriwerden, damit dag Bil 
über diefelben fpringen müffe, Überfprünge gehännt. 
Der jiberftamm, des —es, plur. die —Rämme, bev den Schur 
Feen, zwey Streifen Leber, melde andem Rande des Dberlederg 


um den Fuß herum gleichfam als ein Unterfutter gefeßt worden. 
Überftändig, adj. etadv. wag über: die.gehör'ge oder beſtimmte 


" Zeit geſtanden hat, gemeiniglich nur als ein Kunftwort in einzel⸗ 
nen Fällen, Überreifes Berreide,werches zu lange auf dent Halme 
fiebet, wird in der Landwirrhfchaft auch überſtändig genannt. 

- giberftandiges Erz iſt im Bergbaue gleichfalls überzeitiges, wel⸗ 


ches ſchon wieder zu verwittern oder auf elsſet zu werden an⸗ 


fngt. überftandige Hölzer, in Forſtweſen, alte auẽ gewach fene 
Hölzer, weiche mehr abs als zunehmen. In einem andern Ber 


fflande find dafeldft überfändige Schläge,weldhe bereits über die - 


Schonzeit geftanden haben, und daher gehauen werden Fönnen. 
iur ſe in ag Fallen mehr _ 


fände, 
————— verb,reg.act. überfommert, zu überfommern, - 


ar Die Schweizer pflegen ihr Dieb aufden Ylz 
gen zu überfommern, Daber die überfommerung. 


Figüelich, übertreiben, zu. hoch treiben, Seine Erwars 





. be 
jiberfächen, verb. irreg, act. (&,Steihen,) in den Rartenfpies , 
len ; jemanden überfiepen, höher ſtechen alser, einen geſtoche⸗ 


„nen "Sig mit einen böbern Trumpfe ftechen, ibn abſtechen. 
Uberſteben, verb. irreg. (S· Steben;) ich überſtehe, über tanz 


778 


den, zu überſtehen. ı.* Länger, als wötbig vder gewöhnlich ift, 
leben; eine im Hochd eutfchen ungewöbiliche Bedeutung, von 
weldjer inde ſſen uberkändig noch ein Überbleibfel ift. - 2. Eine 
gewiſſe Seit über oder hin durch ſtehen. 1) * Eigentlich, in welcher 
Brorurung es doch nur noch im Riederdeutſchen üblich iſt. Die 
Predigt uberſtehen, wofür man im Hochdentſchen getheilt ſagt, 
die Predigt über ſtehen. 2) Figütlich hat man ein übel iber⸗ 
ſtanden, wenn man da ſelbe eupfunden bat, und eg nunmehr vor⸗ 
über iſt. viel Un lack überſtanden haben. Der Kranke wird 
die Krankheit ſchwer ich uberſtehen, ev bat fie glücklich über: 
ſtanden. Eine Gefahr Werſtehen. Dich, welches die Diebfeus 
che überhanden bat. 3 
tiberfteigen, verb, itreg. (9. Steigen.) ı. Überfieigen, ſch 
ſteige über, übergefließen, über zu fteigen, über etwas fleigen, 
mie deffen Verſchweigung. Die Mauer if niedrig, man Fann 
leicht überſteigen, darüber. 

2, jiberfteigen, ich überfieige, überſtiegen, zu überſteigen, 
über etwas Reigen mit deffen Meldung. .ı) Eigentlih, Einen 
Berg überſteigen. Es find noch nicht alle Berge überfiegen, - 
Die Mauern einer Seftung, die Seftungswerke überfieigen, er⸗ 
ſteigen. Daber die überſteigung. 2) Figüelid. (a) Ein 
Sinderfißı uberfleigen, esüberwinden. Es find noch nicht alle 

» Schwierigkeiten überfiiegen. = Unüberſteigliche Sinderniffe, 
Schwierigkeiten. So auch die überſtzigung. E) An Anzapl, 
Werih, Kraftund Intenfirät übertreffen, Dieß überſteigt meine 
Rräfte, mein Vermögen, meine Sinſicht. Die Roften überflei: . 
gen den Mugen fehr weit. Seine Verdienfte überfieigen alles 
£55. 1 Im Hberdeutfchen gebraucht man es auch in noch weiteren 
Berftande für übertreffen nbechaupr, 

wWie hoch die Leipziger sen Nachbar überfeigen, Güuth. 

Welcher Gebrauch aber im Hochdeutſchen feendift, Schou bey 
dem Dttfried-ubarlieigan; i 
fiberfteigern, verb. reg, act. überkeigerr, zu überſteigern, zu 


ſehr fleigeen, den Preis einer Waare undillig Boch sreiben. Die 
Lebensmittel uberfleigern. Daber die fiberkeigerung, 
überjiellen, verb, reg. act, überftellt, zu uberftellen. Kinen 


Sluß mit Netzen überftellen, Durch dejjen ganze Breite Nege aufs 
ſtellen. Daher die überfielung. 
ilberffimmen, verb.reg.act. überffimmt, su uberftimmert, 
1, Durch überlegene Anzahl derStimmen über jemanden die. Ober, 
band gewinnen. Femanden überſtimmen. Inder Schweiz uber- 
mehren, (S. ehr.) - 2. Ein mufifalifches Initeumene über- 
flimmen, es zu ſehr oder zu hoch ſtimmen, ift wohl eben nicht a6, 
bräuchlich. So auch die überſtimmung. 
jiberftolz, adj. et adv, übertrieben ſtoiz. Die übevolgen Rot: 
ten, Opitz. 
jiber&oßen, verb. irreg. S Stoßen.) 1. überogen, ih fioße . 
über, übergeftoßen, über zu ſtoßen, ein Diugüber etwas floßen, 
mit Berfhweigung diefes € was. 
2überſtoßen, ich überſtoße, überfioßen, zu überſtoßen, auf 
der ganzen obern Fläche beſtoßen. So überſtoßen die Gärber 
ein Fell, wenn fie es beſtoßen, die Haare von demfelben wegzu- 
ſchaffen. 
— verb. reg. act. überſtrahlt, zu überſtrahlen. 
Auf der ganzen Oberfläche beſtrahlen, in der dichteriſchen 
Shreibart, Die Sonne überftrablt dießluren. 2.An ſtrahlen⸗ 
dem Glanze übertreffen ; auch nur inder höhern Schreibarr. 
Der aller andern Glanz hochmüthig uberfirablte, Zach. 
Ceca yiberfizeichen, 





x 


* 


779: ude 


Aberſteeichen verb.irreg, (©. Streichen) * Überfeeichen, 
ich reiche über, übergefrtchen, über zu reichen, ein Ding über 
etwas fFreichen, mit Ver ſchweigung diejes Etwas, 


hen, auf der ganzen obern Fläche „Deftreichen ; befturichen. 
Die Leimrutben mit Krim überreichen, ein Bret mit. Ghl⸗ 
firn iß. 

Überftreifen, verb. reg. act. ich ſtreife über, übergeftecift, 
über zu jireifen, ein Ding fiber ein anderes reifen, mit Ver⸗ 
fchweigung dief.s ander. Wenn daffelde ausdrücklich beffimme 
wird, jo braucht man ſtreifen mit dem Votworte uber geheilt; 

Überfireiien, verb. reg.act. überfirent, zu überſtreuen, auf 
der zanzen Oberflache befkrenen. - 

„Die £intrache treuer serʒen die jede Kaubigkeit 
Ber Pagewafpaft des Lebens niit Blumen ——— 
Duſch. 

Een, — reg. act. überſtrickt, RER IR mie - 
einem Striefwerfe, geſtrickten Retze überziegen, Einen Ball 
überfeiden. - Daher dir — 

A berſtro men verb, reg. act, 1, iderffeömen, ich — 


über, ubergeſtr õmt, uber zu —— ſtrömend überfließen, das Übertragen, verb: irreg, act.(&, Tragen). — > 


Ziel der Höhe Arömend. überfisreiten mit Verſchweignug diefes 
Ziele?. Die Donau ſtrömet über. Wie ſtrömten mein Gerz 
und meine Yugen vor Sreude und Zärtlichkeit über, Duſch. 
und Sorten frömen über, Gell. Lied. 

. überfteöinen, ich überffeöme, überikeomt, zu — 
men, Ab Frömend über die Dberfläche eines Dinges ergießen, 
Wenn der Jlup die Sehder überfirsmer. Auch über dus geſetzte 
Diel der Höhe fhrömen Dex Auß überfiuomer fein Ufer, So 

ad die überſtr mung 
berſtudieren, verb, reg. act. uberſtudiert, zu überſtadieren, 
welches nur im gemrinen Leben üblich iſt. 1. Etwas uͤber ſtudie⸗ 
vom, esüberdenfen, allen Unſtanden nach ertwägen. Auch ks übers 
‚lernen, es auswendig zu festen (ucben ®, TORE —— 
dieren,. es ihm im fleißigen Studieren: zuvor thun. 2. Sich 
überſtudieren, all zu virl ftudieren. 
Überftülpen, verb. reg. act. ich ſtülpe über, über geülpt 
über zu fFülpen, über etwas flillpen, mit deffen Berfchiweigung, 
wofür in dei anftändigern Sprechart überſtür zen üblich ifl. Den. 


Seckel überhülpen, über den. Topf. Die Saube überihulpen, id - Tbertreffen, verb, irreg,(&. Treffen) ich übertzeffe, übertraf, 


in der Eile über-den Kopf kürzen. 

Uberflürzen, verb.reg, 2. überfürsen, ich fürze er, übor⸗ 
geſt urzt, Aber: zu ſtürzen. (1) Wie das vorige, (S. daffelbe,) 
(2) Ein Ding will überflürsen, als ein Neutrum mit ſeyn, 
wenn es plotz lich oben iber fallen will. 

überſtur zen, ich überfürze; überflürst, si überflüegen.. 


Sic überfliezen, fa: niederftürgen‘, daß der untere Theil über ” 


n 


dest obern we afaͤllt. Auch ein Pferd uberkiüi uvze fich, wenn cd 


ſich überfiplägt:. \ 

— adj, ei adv, allzu füß, fügee als nötbig ober ange 
nehmi 

A bertafeln, verb. reg. act. übertãfelt zu übertafeln mie 
einen Täfelwerke überzichen. Eine Wand Wertafeln. Daher. 
die üͤber tãfelung: 

Übertäuben, verb: reg, act..ich.übrreKube, übertäubt,zu üßer- 
sauben,. Died vieles und lautes Reden gleichfam taub macben,. 
oder durch viele und laute Worte,, durch eine gleich ſam tobende 
Beredtfamkeirzum©rillichweisen bringen; Ich will.diefe Wit- 
Aevetten, auf daß ie nicht zulegt komme und übertaube mich, 
Lire. 28, 55 mit: ihren Klagen. Daber die fiberräubung. Im: 
Nieder. bat man davon das Intenfioumorers! weln, Schwed. öf-, 
werd; ui weiches mit: dem Teufel). — — Ag 


Übertheier, adj. er adv. allzu theuer, unmäßm cheuer.. 
3, überreichen, ich, uberfreiche, überreichen, zu überftreiz. Tibertbeuern, verb, reg. act. überfheuert, zu Hehe 


Übertö'p eln, verb. 


. über, berüber oder darüber tragen üblicher find. Doch fagtman & 


an Seuchtbarkeit. 


“ überteiffe ſis alle, Sprich. 31,22. Die Weisheit: übertrifft die 


Soreibart der obb⸗ uiſchen unbekannt 





= m 


feßaffen dar; wie Ihre — — heine wen 
der der Bedeutung noch Abſt ammung nach bierher, 


Femanden iherrhruern, ihm eine Waare zu cheuer kiethen — 
verka ufen; ihn mit dem Preife überfegen.. 
reg. act, ubertolpelt, zu Dre 
welchẽs nur in den niedrigen Sprecharten üblich if, Man über⸗ 
tolpelt jemanden, wenn man ibn entweder dur grobe Überras © 
ſchung, oder duch Gründe, welche auch nicht einmahl einen mer ⸗ 
lichen Grad der Wabrfcgeinlichkeit haben, bintergebet, ober zu et ⸗ 
‚was bewegt, wenn Mau einen Dummen anf eine dumae * 
grobe Art hinter geeet. Wer weiß, bärte ihn nicht Clel 
feiner Seucheley übersölpelt ; Weiße, Daher die überr 
Jung 9% a 
a, Bon Tölpel, (ofen es ebedem einen a: 
fagt man noch im gemeinen Lehen, jemanden über den Tolpel 
werfen, einen Dummen oder Unvorfichtigen durch Überzafehung 
biniergeben, uud von die ſet R. A. iſt ohne allen Sweifel das Zeile 
wort überrätpeln gebildet, es 


wage üder, übergetragen, über zu tragen, über einen Raum, - > 
überetwas:trageu, mit diffen Ver ſchweigung, wofür doch hin ⸗ 
noch im Kechnungsiefen ſig ůr lich⸗ eine Poft, eine Summe, eine 
Rechnung aus einem Buche i in ein anderes übertragen. 

2 uübertraͤgen ich übertrage, ertragen, zu übertragen, 
welches nur im figüelichen Verſtande ublich ift. » (1) Man über 
trägt jemanden, weru man-an feiner Statt die Koften träge, für 
ibn dezahlt. Jemanden inden Steuern übertragen, die Stenern 
für ihu bezahlen. In einem etwas andern BıFtande fagtman. 
and wohl, eine Sache übertrage nicht die Roften, wenn fie nicht 
mehr einsrägt, als die Koften betragen. (2) An einem andern 
dulden, wofür doch erfragen gewöhnlicher iſt. Wenn ig. ige 
aus Ehrfuchribre Schwachheiten übertrüge. 

"Und ůbertragt des Nochſten feine Schuld, Opitz. —— 
Der es auch für erdulden, ertragen überhaupt gebraucht, in wel⸗ 

Gem Verſtande es im Hochdrutſchen noch ungewöhnlicher fe = 
duch die Übertragung. 


übertroffen, zu — welches nur im fig uͤrlichen Verſtan⸗ 
de gebraucht wird, Zemanden übertreffen, ihm in einem&tüde 
überlegen fegn, ein Prädicat. in einem höhern Grade befigen, als 
derſelbe welches Präbdicat, wenn es nicht fo deutlich iſt, daß es kei 
ner Nnfübrüng bedarf, das Vor wort an, und wenn es der Jyfini⸗ 
tiv. eines Zeittvortesift, in befommt, Die Peterskirche zu Rom 
überrriffedie zu London an Größe ſehr weit; Rom — 
alle andereBrädte in der Welt, an Alteethum, oder anRubm uff, 
Daniel aber übertraf die Furſten alle, nähmlich aͤn Weis heit und 
Verſtand Dan. 6,3. Italien übertrifft bie nördlichen Länder . 
Jemanden an Anfehen, an Ehre, am 
Keichehum, an Laſtern ut. f übertveffens ibn im Singen, 
im Tanzen, im Scherzen übertreffen... 2. In engerer Be⸗ 
deutung, für beſſer ſeyn, vorzuziehen ſeyn. Sin tugen dhaft Weib 


Thorheit Pred. 2, 183. Doch diefe Bde nun if in der edlen: 


Anm. Dir bibtifßen Worıfügungen mit erwasübertreffem _ 
5 Mace.5,16,nd nach etwas übertreffen, » Cor, 15, 41,. für‘ 
as, findvsllig ungewöhnlich; Das Hauptwort: die übertreffung 7 
und das Beywort übertwefflich für, vortrefflich, find gleichfalls 
nicht ublich. Dir ſes Zeitiwgrt lamtt ſden bay: dem. lie Far 

£ a u a x 





A .781- na R EN 
übertreffen, SE efeihfae £ öfvertreffa, Unter 


= biejeuige bierper zu gehören, da es rhedem geben, traben bedeutete, 
ſo daß ubertreffen, eigentlich vor geben, es im Geben eitem 





0 auch öfrerga fügen. 
0» praeltare, antevenire, und das Frag. turpalfer, gründen 
 fich anf ähnliche Figuren, Siehe auch vortreffich. 
. Übertzeiben verb, irreg. (9, Treiben.) ı. überrreiben, ich 
teeibe über, ubergetvieben, uber zu treiben. (1) Über etwas trei⸗ 
> ben, der ganzen Oberflühe nach, und mit Verſchweigung dere 
 feiben. Das Vieh übertreiben, her das Feld, tiber die Saat. 
(Über ein gejeßtes Zielder Höbe treiber, oder ſteigen machen. 
So treiber" man in der Chemie einen Körper über, wenn man 


die Höhe des Helmeg zu fleigen und abzufließen, 


gu ſehr treiben, (1) Eigentlich Das vieh übertreiben, es ftär- 
Fer treiben, als deffen Kräfte verfatten, Wenn die fäugende 
Ruhe einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze 
Serdefterben, 1-Mof. 33,13. Kinen Arbeiter, wine Arbeit 
übertreiben, zu fehr ereiben, (2) Figurlich überrreibt man etz 
£ a8, Denn man in der Intenficät dir Orängen der Wahrhelt, der 
Klugheit, der Billigkeit, des Üblicyen u. f. f. überſchteitet. Man 
übertreibet ineiner Erzählung etwas, wenn man es größer, 
wichtiger, gefährlicher n. f. ‘, vorträgt, alg es inder That iff. Eis 
a” neStrafe übertreiben, ſchärfer ſtrafen, als es das Verhältuiß des 
Berbrechens erfordert. Man ſagt, jemand überereibe alles, wenn 
er alles zu weittreiber, in fiinem Stück: die Gränzen der Wabre 
beit, Klugheit u, f. f.drobadhtet. Man hat die Lobfprüce der 
Sreundſchaft oft auf Koften der allgemeinen Menſchenliebe 

- übertrieben, Gel. Lin Mahler übertreibt das Eolorit, wenn 
es an Farbe zuboc if. Daher das Mittelwert “übertrieben, 
als ein Bey: und Nebenwort. Das it übertrieben. üÜbertriebene 


‚.meine Gute und Gefälligfeit nicht übertrieben werde, und 

felbft in einen Sebler des Zerzens ausgrte, Gel, Daher die 
. Übertreibung am bäufigfien in diefer letzten figürlichen Bu 

deutung, 
Übertreten, verb. irreg, (©. Torten) 1, Übertreten, ich tre: 
te iber, übergerreten, über zu treten, als rin Neutrum, mit 
Berichtweigung. des Hauptiwortes, worauf fich über beziehet, und 

dem Hülfsworte feyn. (1) Über etwas tyeten, im eigentlichen 
Verſtande. Das Pferd if übergetreten, wein eg über den 
- Strang geiretenift. In einem andern Werftande fast man auch, 
die Schuhe übertreten. (2) Der Sluß trier iiber, if überger 
„teten, wenn fein Waffer über das Ufer tritt oder fchreitet, 
43) Zu jemanden übertveren, zu ihm übergehen, feine Partey 
ergeeifen, ‚obne Beftimmung der Rechtmäßiafeie oder Unrecht⸗ 


2%06,0.9. S.übertritt, er 
2, Jibertreren, ich über trete, übertreten, zu übertreten, wels 
> Ges nur im figürlichen Verftande üblich iſt. Ein Gefeg, einen 


dentſchen übergreifen, überfahren, übergehen. Ich) babe deine 
Gebothe noch nie ubertreten Luc, 15,29. Der bibliſche Gebrauch, 
da dieſes Zeitwort abfolnte und mit Verſchweigung des Accufas 
 tinsfürfündigen gebraucht wird : des Zevrn Volk übertreten ma: 
pen. ı Sam. 2,74, Traurigkeit und Armuth übertritt,Sir, 38, 
20, undinandern Stelfen mehr, iſt ungerwöhntich , und wider die 
+ Analogie der mit uber verbundenen Zeitwörter; wo der Ton auf 
—X* — Roch ungewohnlicher iſt die gleichfalls buliſhe 


fa. * 





den drehen Bedeutungen des einf achen Zeitwottes treffen, ſchtinet 


or thun, bedeutet, zumaf‘, da die Sch beden für übertreffen 
Die Sateinifchen anteire, antelfa re, 


ibn deftiflicer, indem man feine flüchtigſten Theile nothiget, in 


2. übertreiben, ich ubertreibe, übertrieben, zu inbertreiben, - 


Lobeserhebungen. Damit feine (des rl ac allge: - 


mtäfigfeit, wie übergehen. Wer zuden Irrlehrern übertritt, 


Befehl, eine Dorfchrift übertreren, dawider handeln ;im Ober⸗ 


übe 8 


Morkfligufig wider jemanden übertveten, ı Kön. 3,50 €, 39, 

13, Daher die üͤbertretung, Soſolches hernach. 

Der Übertreter, des—s, plur. ut nom, fing. Fämin. die 
übertreterinn, von ber vorigen Bedeutung, eine Perfon, welche 
ein Geſetz, einen Befehl übertritt. Der übertreter eines Geſetzes 
An der Deutfchen Bibel wird es auch häufig abſolute für S’iuder 
gebraucht. Der übertreter, mit dem Lone auf dem Vorworte, 
eine Perfon, welche zu jemanden übertritt, iſt ich, ſehr gewöhu⸗ 
lich, weil der übergetretene dafür üblicher iſt. 

Die jjbertretung, plur. die—en, diejenige Handlung, da man 
ein Gefeg überteitt, Die übertretung eineg Gefeges. Im 
fibeveretungsfall, Abſolute für Sünde, unrehtmäfige odir g ge 
 Fewideigepandlang-ift es aut in der Bibel und bibliſchen Sthreike 

art ũblich. 

Die u bertrifft, plur.die — en, von dem Seitworte übertreiben, 

ie Handlung, da man das Vieh über einen Acker sreibt, und 
sn Recht, fein Vieh über des andern Acker zu freiben ; ohne Pärr 
cal, und in einigen Öegenden auch übertrieb. 2. Die Trifft, 
i. der Viehweg über einen Acker, obgleich feltener, 

Übertrinten, verb. irreg.recipr.(S, Teinen,)ichübertein- 
Fe, übertrunfen, zu überteinfen. Sich übertrlnken zu viel trine 
fen, miehr trinken, als man vertragen kannz fich betrinken. Schon 
im achten Jahrhunderte — 

Der jjbertritt, 8es—es, plur. inul. von dem Seitworte über 

‚ treten, dieHandlung, da man zu jewanden, zu einer Partey uber. 
tritt der (Übergang. Der übertritt von einer Kirche, von 
einer Religion zur andern. 

Übertrümpfen, verb. reg. act. — — zu übertrum⸗ 
pfen. Femanden übertrumpfen, im Kartenfpiele, das von ihm 
mit einem Trumpfe geftochene Bları mit einem höheren Trumpfe 
ſtechen, ihn niteinem Trumpfe überſtechen. 

Üsertünchen, verb. ‚reg. act. übertüncht, Su übertinchen, mit 
Sünche überzieben, Eine Wand übertünden, fie tünchen. 
übertünchte Gräber, Mattb, 23,27. Auch im figlirlichen Vers 
ſtande. Du weißt nicht die Wahrheit, der ſaß meiner Ders 
wandten hat fieubertinche, Weiße, 

Übervoll, adj. etadv., allzu voll, übrig voll. 

ilberosrtheilen, werb. reg, act. übervortheilt, su übervors 
theilen, eigentlich, in Suchung feines Vorrheiles jemanden über» 
legen ſeyn, feinen Bortbeilzum Nachtheil eines audern zu beför⸗ 
dernfuhen, Dom Safan uberportbeilewerden, 2 Eur. 2, ıı. 
hintergangen, überlifter, gateudr auch Titus ubervoncheiler ? 
Kap. ır, 18. Amöfterften gebrauchtmenes noch im Handelund 

Wandel, wofür aber doch auch bevortheilen gewöhnlicher ift. Bei= 
ner fol übervortheilen feinen Bruder, 3 Mof. 25, 14.17. Se 
„auch die übervortheilung. 

Übermachfen, verb, irreg. (©, Wachſen.) x. —— 
ich wachfe uber, übergewachlen, uber zu wachfen, ein Reu⸗ 
gium mit ſeyn, im MWachfen über etwas beevorcagen, mit deffen 
Berfchiveigung. Bin Baum wärhfer iiber, wenn ec fih 58. 
sm Wach ſen über und jenfeit einer Mener-ausbreitet, 

2. überwachfen ih überwachfe, üb erwachſen, zu uberwach® 
fen, als ein Aetivum niit der vierten Endung. dr) Jemane 
den oder ein Ding überwachfen, größer oder ſchneller wäch ſen. 
Das Getreide überwärhfer das Gras, ein Rind das andere, 

- C) Im Wachen über etwas hervor ragen, mit dem Accus 

° -fariv diefes Elwas. Die Dornen überwachſen den Zaun. 

» 43) Auf der Oberflache bewachſen. Das Gras uberwärft die 
Erde. Alsein Reutrum, die Erde überwächſt mir Gras, Die 
Wisfeh überwachfen mit Rräutern, iff es ungewöhnlich. Doch 

 fagt man, das Sleifch iſt mir dett überwachſen. Die Wunde 
 älberwärpft mit Sleif, 

giber- 


fi: 
* 
| 
7 
‘ 


ar 


ee 


fiberwägen, S, — r 

iiberwalfen, verb. reg, act. überwalfe, 31 en. 
1. Über der ganzen Oberfläche walten, Ein Tuch zwey Mahl 
uberwalken. 2. Zu viel walien, Den Zeug überwalfen, So 
auch die überwalkung. 


— verb. reg. neutr. mit dem Sülfswortefeyn, wals 
h Eis- 


— Iend.überlanfen, über das ge fegte Biel der Höhe wallen, 
gentlich. Ein Topf wallt uber, wenn er überkocht. 2 ‚Zigürlich, 
— bey den ntuern Dichteen, wie überfirgmen. 
Überwallend Ban yeenden und fanften Empfindungen, 
i Klopftod. 
lberwältigen, verb. reg. act. überwältige, zu uberwältigen, 
anier feine Gewalt bringen ‚ duch Gewalt überwinden. «Die 
Seinde follen fie nicht uberwälßßgen, Pf. 89, 20, Die vom 
Teufel, uberwältiger waren, Apofl:10,38. Seine Leidenfchaf: 
ten überwältigen. So auch die überwäßtigung.-. 
Anm. Bey dem Notker irualten, im Riederf.serwelßigen, 
im Bergbaue auch gewältigen. 

Überwätmen, verb. reg. act, überwärme, zu überwärmen. 
2. Aufder ganzen Oberfläche wärmen, 2.8u ſehr wärmen, Das 
Bett uberwarmen. : 

* jjberwärte,adv. welches im Goßbeutfien wenig mehr gehöret 
wird. “2. Über ih, Der Weg des Lebens gene überwärts, 
Sprichw. 15,24; in welchem Falledoch aufwärts üblicher iſt 
2. Auf der obern Fläche, wofür oberwärts gewöhnlicher und 
—— iſt. Dev Brandopferaltar fol überw aͤrts vier Sorner 
haben, Ezech, 43, 15, 


Überweben, verb. reg. act. überwebt, zu überweben, miteie i 


nem Gewebe überziehen. - 

Der jjberweis, des—es, plur. die — ein im Soseufpen 
unbefanntes Wort für Beweis, 

> Wohin fie immer jehn, hoch, niedrig, nab und weit, 


Dg iſt ein ü berweis und Bild der Goͤttlichkeit, Opis. 
©, überweiſen. 


Überweife, adj. etadv, allzu weife, mehr Klugheit verrathend 


als der Wohlauſt ãndigkeit gemãß iſt, wie überklug. 
Überweifen, verb, irreg. act. S Weifen) 1. überweifen, 
* ich weife über, übergeiwiefen, über zu weifen, ein im Hochdeuts 
Shen wenig gangbares Wort für affigtiren, zum Empfange eis 
nee Zahlung fhriftlich aneinen andern weifen. Femanden an 
einen uberweifen. So auch Sie überweifung, die Affignatiom. 
2, überweifen, ich überweife, überwiefen, zu überweifen, 
durch den Augenſchein, und in weitsrer Bedeutung, durch einen 
jeden Beweis zum Seftändnig oder zum Beyfalle bewegen, Man 
überweifet, 3.8. einen Dieb, wenn man das Geftohlne bey ihm 
antrifft, und ihn dadurch zum Gefländniß der Wahrheit nöthiger, 
Wenn ein anderer das Dafepn eines Dinges nicht glauben will, 
und man weifet oder zeiget ihm ſolches, fo überweifer man ihn, 
Durch dieſen Umſtand des Augen ſcheines unterfcheidet ſich über: 


weiſen von überzeugen und überfübren,obgleich alle drey haufig 


füreinandergebraucht Weiden. Andeffen wird überweifen unter 
allen diefen dreyen am wenigften niehr gebtaucht. Wenn es zum 
Geftändnig oderBefenntniß bewegen bedeutet, fo befommt es die 
zweyte Endung der Sache. Femanden der Untreue überweifen, 
Die Diebfiahls überwiefen feyn. So auch Sie überweiſung. 
liberweißen,verb. reg. act. uberweißt, zu überweißen. ı.Auf 


der ganzen Oberflãche weißen, wofür doch das einfache weißen üb⸗ 


licher if. Kine Wand überweißen, iin Oberd, übereunden, 
2, Über ein anderes Ding weißen, Ein Gemälde ubermweißen, 
es mit Tünche bedecken. So auch die überweißung. 

berwerfen, verb. irreg. act. (S. Werfen) 2. üiberwerfen, 
ich werfe uber, — orfen, über zu =. beinen Man⸗ 








übe: 


tel neh febzign; In der Eil — —— — 
(2) Die Bãcker Berfen den Teig über, wenn fie deuſelben in 
Stüden an das andere@nde des Troges werfen, um die darinbee 
feindliche Luft in Bewegung zu ſetzen. Sinen Stein überwerfen, * 
“über den Flug, über die Dauer, beffer hinüber oder darüber ee — 
fen. ©, auch überwurf. 
2. UÜberwerfen, überworfen, zu welches nur in 
figürlichem Verſtande üblichift, Sich mit jemanden überterz 
fen, ſich mit ihm sanfen, uneins ınit ibm werdei,umd ſolches durch" 

Worte ausdrücen. "Sie haben ſich mie einander überworfen. | 
So auch die überwerfüng. Obgleich diefem Worte fein harter - k 
Nebenbegriff anklebt, fo ſcheint es doch eigentlich ſich balgen be⸗ * 
deutet zu haben, von welcher veralteteh Bereuinng bie neh ühlie 
che eine Figur if. } 

Überwichtig,- —er, fe, adj. etadv. mebr iwiegend, als.nds 
thig oder erforderlich iſt, das beſt immte Gewicht überfteigend, 
Ein überwichtiger Dufaren. So auch die überwichtigkeit. gl 

ilberwideln, verb. reg. act. überwidelt, zu —— 
1, Auf der Oberfläche bewickeln. 2, Über etwas anderes 
So auch die überwickelung · RER ; 

Überwiegen, verb. irreg, act. (©. Wiegen,): ih ——— 
überwogen, zu überwiegen, mehr wiegen, ſchwerer feyn, 4 

‚ein anderes Ding, 1. Eigentlich. Diefer Stein überwiegt a: a 
weit, iſt weit ſchwerer. Noch mehr, 2. ſigürlich. ¶) drewältis 
gen, übermannen. Zanke nicht mit einem Reichen, daß er dich A 
nicht überwäge (überwiege), Sir. 8,2. Dom Schlafeüberwo- 
gen werden, Apofl.20,9. In diefer Bedentung 
veralten. (2) Mehr figürliches Gewicht, d. i. mehr Kraft, Ver⸗ 

- mögen, Fähigkeit. f. f haben; wie übertreffen. — 
de, welhedirgegenfeisigen weit überwiegen. Das v ergnůgen 
überwiegt diefen kleinen Schmerz ſehr leicht. —— 
gendes Vertrauen, welches die Gegengründe überwiegt, ſtärk 
iſt, als fie. Kine überwiegende Neigung zu — — 
überwiegende Gründe zu etwas haben. Cajus wird am Ver © 

ſtande von Sempronio überwögen, 3) * Überdenten, eine ver⸗ 
altete Bedenfung, wofür jetzt erwägen üblich iſt. Denn wer fe 
überwiegt, der ſteht u. f.f. Opitz. — 

Das Zeitwort — iches noch in der Dentſcon gie 
bel vorfommt, iſt im Hochdeutfchen ungewöhnlich. * 

Uüberwinden, verb. irreg. S. Winden,) ich überwinde, ee * 

wunden, zu überwinden. 1. Von winden, ſila glemerare 

aufdergangen Oberfläche bewinden. Eine Stange Rappeh mie 

Bindfaden überwinden. 2. Bon winden, winnen, feite Krä 

anſtrengen, durch Anſtrengung feiner Kräfte einen Woerſtand aus. I 

dem Wegeränmen,die Oberhand über denfelben gewinnen. Sei⸗ 

nen Feind in einem Treffen überwinden. Wenn ein Stäufes 
rer ihn überwindet, Luc. 21,22, Ein Sinderniß überwinden. 

Laß dich nicht das Böſe überwinden; fondern überwinde das 

Boͤſe mit Gutem! Röm 12,21. a — Be. 

Verfwchungen ich überwinden müffen! Kurz, ich w 

überwinden, und mich freundlich ftellen, meine Empfurdlichfeie 

unterdrüden. Man bat überwunden, wenn man allen Widers 
ſtand, alle Hinderntfe aus dem Wege geräumet, alle Schmerzen 
uber ſtanden at. So auch die libevwindung. Es wird mir viel“ 
überwindung Foften,eheich mich dazu werde entſchließen kon⸗ 
nen, viel Rampf gegen meine Neigungen. = 
Anm. Inder zwertenBedentung ſchon bey dem Kero /Ottfried J 

Willeram u. ſ.f. ubaruuinden, uber uninten, ubarunin- 

nan, im Rieberf. nur winnen, Angelj.wiunan, im Engl.to 

winn, im Schwed.vinna, welches einfache Wort ehedem theils 
kämpfen, —B—— auch her er 
gen, — bedeutete. Er 


Fat 


Via 


N 






x 


EST EL RENE b Pr —— — 











winderiun, eine Perfon, welche überwindet, — 

in der zweyten Bedeutung. ° 

ti, 'Adj.et adv. was überwunden ı FRE zein 
Wort, welches feltener gebraucht wird, als der Gegenfag unüberz 
windlich. 8 auch das Hauptwort die überwindlichkeit. 

ne verb, reg. neutr. mit den Hülfsworte baden. 
An einem Orte überwintern, den Winter dafelbft zubringep, 
 Ein- Safen, wo Schiffe bequem überwintern Fönnen. As cin 


es gehört, wie übernachten, zu den Ausnahmen, In der thätis 
© gen Bedeutung, duch den Winter bringen‘, ein Gewachs über: 
wintern , iſt auswintern “üblicher. So auch die überwin⸗ 
cerung. 
ae — — fe, adj. — au wigig, ingleichen 
allzu Plug, fo wie uberk lug. ©. daffelbe, ingleichen Aberwitz. 


worfen wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Ein leichtes 
bequemes Dberkleid, welches man ohne viele Mühe über ſich wer⸗ 
- fen kann, heißt in manchen Gegenden, befonders bey Kindern, An 


Siegung am Hintertheile über dem Steuerruder; welcher die 

Geſtalt eines Gewölbes hat. Bey den Wundärzten wird der Per 

lik au zum Ausziehen der Zähne auch der ũberwurf genannt. Und 

fo in andern Fällen mehr. 

Die überzahl/ plur. die— en, Sicjenige Baht, welde über-die 

geſetzte oder beſtimmte Anzabt ift. 

* tzählen,verb, reg. act. ubersäble, su übengäblen„durh- 
len, mehrere einzelne Dinge zblen. Sein Geld überzäblen: 

Eime Herde vieh — ſie zählen. Daher Sie uͤber⸗ 

‚sablung. a R 

— zen he, 


K f 


adj. etadv. über der gewöhnlichen 


ſo iſt der fechfte überzäblig, ader ein überzähliger Theil des 

Rötrers. Angleichen über die beſtininie Anzabl euthaktend, Die 

. Truppenfind ubersäblig, wenn fie nicht allein volzähfig find, 

Sondern auch noch a eutpaltem So auch Sir Uberzah⸗ 
licht eit. 

Der ‚überzabn, des— eg, plur. die — sähne, ein feblerhafter 
über einen andern gewachſener Zahn. 

Überzäumnen, verb. reg. act. —— zu ——— 
Ein Pferd, es zu ſehr, zu bed jäumen, 
zalmung.. . 

Üderzingen, verb. reg. "act. überzeugt ‚szu überzeugen, eis 

gentlich, durch das Zeugnif anderer zum Gefkändniffe der Wahr: 
heit oder auch jun Beyfalle bewegen. Man überzeuger iemanz 
den, wenn mar ihm Zeugen darſtellet die dasjenige, was er ber 

Tonnen oder für wahr halten ſoll, geſehen oder empfunden haben. 
Dohi feinem Gewiffen überteuger werden. Die Sache wird zur 





der zweyten Esdung aue edruckt. Zemanden des Diebfiahles, 
einer Unwahrbeit überzeugen. In weiterer, Bedeutung durch 
- anmitselbare Empfindung bewegen, etiwag zu geſtehen oder für 
wabr zu balıen, wir überweifen. Ich will mich deffen (davon) 


Erkenntniß des Zufammenhb anges einer Sache oder der Beweis⸗ 
— gründe etwas für wahr zu halten bewegen, wie überführen. Kin 
& . überzeugende Beweis, Ich bin nunmehr völlig überzeugt, 
— Daher iſt die überzeugung ſo wohl die Handluug des Übet zeu⸗ 
— F mm: Empfindung , daR es ung unmöglich iff, ein Ding anderg 
N zu beareifen, als wir es begreifen; — —— nach Bess: 
er — 4. U. 2. Auſl. 





er, es 8 Ahr. ut nom. fing. Zömi. ‚die 


Neutrum follte es den Ton billig auf den: Borworte haben; allein, ' 


’ Der überwurf, des — es, plur. die — wirfe, mas überge: 


 überwurf. Anden Schiffen if es ein vorfpringender Theil der. 


oder beſtimmten Zahl da jeoend, Wenn jemand ſechs Finger bat; ' 


& ud. die über⸗ 


werke mitdem Uprworie von,in der edlern Schreidart aber mit 


dwurch den Augenſchein überzeugen. Jugleihen durch deutliche 


dens, als auch, und zwar noch häufiger, die kiare und ber 


* 


Ude 785° 


ſchiedenheit der ——— Perſon, entweder durch dag Zoug⸗ 

niß auderer, oder duch eigene unmittelbare Empfindung, oder 

auch durch deusliche Erkenntniß des Sufammendanges, bewir⸗ 
ket werden kann. 

Anm. Im Schwaßenfpiegeli inder erfien eigentlichen Bedens 
tung uberziügen, im Niederdeusfihen Avertügen, vertigen, 
Ehedem gebraucpte man dafür auch überſagen, — 
zeugen. 

lüberzieben, verb, irreg. (S. Ziehen.) 3. übern, ich ziehe 
über, übergezogen, aber zu ziehen. (1) Bon’ ziehen, trahere, 
iſt überziehen, über, etwas ziehen, mis deffen Verſchweigung, 
wofür do h in manchen Fällen herüber und dariiber ziehen riche 
tiger find. (2) Bon ziehen, reifen, wandern, als ein Neutrum 
mit feyna (a) Über einen Ort ziehen, mit deffen Verſchweigung. 
In viejem Verſtande ſagt man, der Hirfch ifi Abergesogen, oder 

if hier übergezogen, wenn er an dirfem Orte über einen Weg 

gezogen iff. (b) Vorbey ziehen. Die Tochter werden vor Moab 
Arnon aiberzieben, &fs 16, 2; wo doch das Zeitwort wicht 
überziehen, fordern getrennt — ziehen lautet. 

2. ‚überziehen, ich überziebe, überzogen, zu überziehen, 
) Bon ziehen, trahere, iſt überziehen, auf der Dberfäche 
ziehend mit etwas dedrcken, welches denn wiederum auf mancher⸗ 
ley Art, fo wohl im eigentlichen als figürlichen Verfiande, geſche⸗ 

- ben Faun, Man überziebet ein Bett, wern man einenllberzug über 
daſſelbe ziehet. Ein Kleidungsſtuck neu wbersieben, weis 
Oberzeug auf daſſelbe fegen, Dev Simmel überzieher ſich mie 
Wolken. Der Himmel ifi ganz. überzogen. Mit Gold, mit 
‚Silber überziehen, wo die Dede von Gold oder Siber flürfer 
iſt, als bey dem bloßen vergolden oder verſilbern. Mit Zucker 

überziehen. überzogene Mandeln. Kine Wand mit Gyrs, Y 
die Degenfcheide.mit Leder überziehen. Aber mit Edelfteinen 
übrrzieben, wie 2 Chrom 3,6, für befegen; if ganz wider den 
Sprachgebrauch. (5, Überzug.) (2) Bon ziehen, veifen, wan. 

“dern. (a) Auf diefe Art bedecken, beſonders mir ziehenden Trup⸗ 
pen bedecken. Ju diefem Verſtande überziehet man ein Land. 
mit Truppen , mit ‚einem Briegsheere , ivenn man mit einem 
feindlichen Kriegsheere indafjelpe einrücket. Ein Land mit Krieg 
überzieben, daffelbe bekriegen. riemand durfte Iſrael uber» 
ziehen, Judith 16, 30. (b) Ju dem Jagdweſen überzieber man 
eine Sahrte, wenn man aus Mangel der Aufmerffamfeit" über 
diefelbe weg ziehet, ohne ſie gewahr zu werden; welches auch über: 
gehen und überſchießen⸗genannt wird, P 

Statt des Hanpiworses die Übersiehting iſt in den meiſten 
Fallen das überziehen üblich. 

Überzinnen, verb, Te: act. übersinnt, zu übdrzinnen, auf 
ber obern Fläche init Zinn überziehen, wofür in manchen Föllen: 
auch verzinnen üblich if, Daher die überzinnung. R 

UÜberzückern, verb. reg. act. überzudert, zu überzuckern 
mi Zucker überziehen. Daher die überzuckerung. 

Der Uberzug, des es, plurs die — züge, dasjenige, womit 

ein anderes Ding überzogen wird, gemeinigiich nurin einigen.-bes 
reits eingeführten Fällen. Der überzug eines Beries, Küſſens, 
Polfters, diejenige teinliche Bekleidung, weiche über das Julied 
gezogen wird; im gemeinen Leben die Zuge, Zeche, im Digderf, 
die Bühre. Ben den Hutmachern iſt der Uberzug eine dünne 
Lagı des ausgefuchteften Haares, womit der gröbere Filz bedeckt 
oder überzogen wird. Ein Kıttel, welchen gemeine Leute über die 
ordentliche Rleidnug zu ziehen pflegen, brißt in manchen Gegenden 
gleichfalls der Überzug. Auch’ das Dberzeug eines‘ Meidunges- 
füdes, im Orgenfagedes Futter‘; beißt.bey manchen der über— 
zug, bey andern überzeug, beſſer Oberzeug, Und: ſo in andern 
Follen mehr. 

Ddd 


= "u 


qjber: 
{ 





7 — — — 


—— beſſer über en: (über ein Nebenwort, nach 
derjenigen Richtung, welche die Länge nach einem fchlefen Win’el 
ourchſchneidet· Die Wege geben überzwerch, durchfchneiden rin 
ander, gehen übers-Arınz. 

. Liäus feige vom Wagen ab, 2 
Und firauchelt überzwerch und lachet, Haged. 
Bey einigen, obgleich nur wenigen, überquer, beffer. über quer, 
{welches von quer uber noch unterfchieden ift)weil hier keine Roth⸗ 
wendigkeit der Sufammenziihung Statt findet. Jin Oberdentfchen 
ſagt man dafür entzwerch mit der zweyten Endung. Entzwerch 
des Berges; im N ederf.dwaß, aver dwaß, ©. Zwerch. 
berzwingen, verb. irreg. act. überzwungen, zů über zwin⸗ 
gen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches. Zeitwort für bezwin⸗ 
gem-überwinden, welches indeffen bey dem Opitz und andern Ober⸗ 
deutſchen mehrmahls vor kommt. 

ͤblich er, — ſte, ad et adv. von dem Zeitworte üben, was 

geübet, das ift, von den meiften oder doch von vielen wiederboblet 
wird, Line Bedeutung eines Wortes ii in einem Lande oder 

reiner Zeit ül lich, wenn das Wort von den meiften oder doch 


von vielen in diefer Bedeutung gebrauch kwird; gewöhnlich, ger. 


bräughlich. © Diefe Bleidung ift bey uns, zu unfern Zeiten, 
wicht mehr üblich, - Lin fehr üblicher Gebrauch. In engerer 
‚Bedeutung ift das übliche in den Künften, Ital. Cuflume, die 
Übereinffimmung.einer Borftellung mit den Sitten, der Denfs 
art, den Gebränchen u. f.f. des Landes und der Zeit,.in welcher 


die vorgeftellte Handlung vorgefallen iſt. Daher die üblichkeit, 


plur. car, die Cigenfchaft eines Dinges, daes üblich iſt. 

Die jjblichEeit, mit ſehr gelinder Ans ſprache des 9, beſſer übel⸗ 
Feit, S. daſſelbe. 

Übrige, adj.etadv. was außer der gemeldeten oder beftimmten 
Quantität eines Dinges eben derfelben Art noch da oder vorhandın 
iſt. 1. Eigentlich. Es iſt alles aufgegangen, ich babe nichts 

„ mehr davon übrig, - Das übrige Geld, was von einer beſt imm⸗ 
ten Summe übrigift. © Die übrigenTage meines Lebens, außer 
den bereits gelebten, Drey feiner Schnefind gut verforgt wor⸗ 

= den, die übrigen find geftorben. 
Gamilie übrin. Iſt nicht noch einige Hoffnung für ung übrig? 
tm bleibt mir nichts weiter übrig, alszu geben. ; Noch wer 
nig Tage find mir übrig. lbvig haben, mehr als man zur 
Nothdurft und Bequemlichkeit bedarf. Im übrigen, oder übri⸗ 
gens, was noch zu ſagen oder zu thun übrig iſt. Er hat den 
Fehler der Schwatzhaftigkeit, im ubrigen, oder übrigens if 
er ein rechtſchaffener Mann, d. i. außer dem, außer diefem 
Fehler. 2, In einigen theils engern, theils weitern Bedeutungen, 
(+) Mit dein Nebenbegriff desunnötbigen, für überflüffig. Das 
if übrig, iſt unnöchts, entbehrlich, überflüffig; im gemeinen Les 
Ser. Lin übrigesthtn, etwas zum Überfluße. "Ich will gegen 
ihn ein übriges thun, Leſſ. (2)* Übermäßig; eine im Hochs 
deutfchen veraltete Bedeutung, Übriger Zorn, unmäßiger, übers 
mäßiger, in dem Buche der Natur von 1483, 
Sache übrig ſeyn oder. werden, ihrer. ifberboben feyn oder wer⸗ 
den, welche Bedentung im Hochdeutſcheu gleichfalls veraltet ift. 


(3) * Einer 


J 


Ich allein bin noch von der 


Er uuirt fin mit reht uuol überig, bleibt deſſen überhoben, 


Am Schwahenfp. Kap. 60. 
Sie heifchen ferner Rath, durch was ſie doch für Sachen 
Die ungeſtüme See geneigter können machen, Ä 
Und Sterbens übrig ſeyn, Opitz. 


<4) Im weiteſten Verſtande wird, es felbft in Hocseutfchen oft . 


für dag Wort ander gebraucht, das, was anfer einem beſtimm⸗ 
ten Dinge eben derſelben Art iſt zu bezeichnen. Sechs ftarben, 
die übrigen warden gefund. Sagen fie der übrigen Geſell⸗ 
Schaft nights von der ER Gel. 


Übrigens, ein Nedenwort für im übrigen, was noch davon zu zu für 
Die 


> feligeit, Handlungen Einer Art, welche mehrmahls wiederhohlt 


Erz ©. Ufeley. 






ae he. uf € 
Anm. Im Riedert, — in Sen — — — 
ley. Es iſt vermittelſt der Ableitungsfylbe —ig vonder Partitel 
über gebildet, welche als ein Nebenwort auch wohl ſelbſt für 
übrig gebraucht wird; überlaffen oder über wo. — vV—— 
. oder über bleiben. ’ 

Übrigen, verb. reg. act. von dem vorigen Sep und Nrbenworte, 
1. Übrig behalten, wo es doch nur in dem zufamuten gefegten er= 
„übrigen üblich iſt. 2. Überhoben feyn, mit der zwepten Endung, 
Auch diefe Bedeutungifkt im Sochdeutſchen fremd, wo man allen⸗ 
- falls entübrigen bafürgebraucht. Welches Teil meinesLebens 

iſt der Marter geübriger worden? Opitz. 


gen übrig iſt; iugleichen für außer dem. S. übrig S 
jidung, plur. die — en, das Verbäle des Zawortes 
die mehrmahlige Wiederhohlung einer und eben der elben Hand» 
lung. Etwas in libung bringen. Die offeneliche übung einer 
Religion. Beſonders, um darin eine Fertigkeit zu erlangen ; 
da es, wenn es einzelne Handlungen bedeutet, auch den Plural lei⸗ 
- det, Etwas in fheter iſbung haben, es befländig üben oder thun. 
‚Sein Gedächtniß, die Truppen in beftfändiger bung erhalten. 
Bey der Bunft muß die Übung das Beſte ebun. - Die übu 
des Geberbs, dev Geduld, der Demuth. - übungen jer Bott re 


werden, fich eine Fertigkeit in der Oottfeligfeit zu eriverben. Ritz 
terliche übungen, Durch übungen wird der verſtand Bart, 
Gell. / Daher die übungslehre, eine practifche Lehre ; üb 
fäge, practifche Säge, welche zeigen, daß und wie etwwas ger! 
- werden fell, $ 
Anm. Schon bep dem Rotker Vobunga, und mit einem an⸗ 
dern Endlaute Geuobeda, ©. üben. f R 

*Die Uchſe, plur. die—n, ein im Hochdeutſchen —— nur 
im Oberdentfchen gangbares Wort, die Höhle unter der Achfel zu 
bezeichnen, für welche man im Hochdentfchen Fein eigenes Wort 
bar. G. Achſel) Es hat ohneZweifel den herr ſchenden Begriff 
der Tiefe, der Höhle, und in fo ferh alle Wörter; welche eine 

‚Tiefe bedeuten, auch zugleich eine Höhe bezeichnen, iſt es auch mit 

Achſel verwandt, - welches ſich vornehmlich durch die Splbe—el 
davon unterfcheidrt. 

*Die Ucht, plur. inuf. ein fehr altes, aber im Bochdeutſchen 
gleichfalls veraltetes Wort, welches we im Niederdeusrchen am 
gangbarften iſt, die Dämmernng zu bezeichnen, Bey dem Rotfer 
Uochto, bey dem Ulphilas Uhtwo, imAngelf. Uht,Uhrtide, 
im Holänd. Uchtend, Ochtend, in Isländ.Outa, o es theils 
die Dämmerung überhaupt, theils die Morgendänmerun ing bes 
fondere, & bedeutet... Es ſcheint mit dem Griech. dadey, frübe, 

derwande zu feyn. Ohne Zweifel wird daher VER > 
in einigen Öegenden bie Ucht blame genannt. ; 


Das Ufer, des—s, plur. ut nom. fing, Diminut. das Ufer 
chen, Dberd, Uferdein, der Erdrand eines Waffers auf der Erde, 
‚es ſey von welcher Art es wolle, Das Ufer des 5 erg 
22,27; wofür doch Kite, Strand, und in der häbern S 

art Geitade üblicher find. Das Ufer eines Sees, Tei 68, * = 
fes, Steomes, Grabens u.f. f. Ein hohes, flaches, ſandi— 
ges Ufer, An das Ufer fahren, ‚Erwas aus ne "Waffer 
an das Ufer sieben. Das andere Ufer eines Sluffes, 4 gegen 
über liegende. 8 
Anm. Im Riederſ dver, im Xngelf, Ofer, im Afeie 
Owera,im Dün. Aabreb. Friſch glaubt, es fey aus überfabe 
zufammeg gezogen, und bedeute, eigentlich denjenigen Ort eines 
Ufers, wo man über ein Waſſer faͤhrt. Wicht im Oſtftieſ. Lande 
vechte hingegen,- leitet es von sem aiten * * — je 

: - ehr, 


| Ufe 
ER \ 
—— Allein, obgleich im ——— m 


Anfar und Urfar, das Ufer, wo man anfähret; Sie Schiffslände, 
‚bedeuten, fo iſt es doch unnöthig, feine Zuflucht zu fo kůnſtlich en 


{be, welche hier ein Ding, Subject, bedeutet, die 
Stammſylbe Uf aber, gehöret t zu auf, und ob in oben, einen er⸗ 


— alemapt höher iſt alsdie Wafferfläche. Auf ähnliche Art ſtammet 
= das Öriehifhexwry , ein luſtiges Ufer, von Ak, boch, — 
und der Endſylbe rg, de, ber. ; 

as Uferane, des — es, plur. die— äfer, ein Jufect mit netz⸗ 






Untergange der Sonne bis zu ihrem Aufgange lebt, da eg häufig 
am Waffer herum flattert, undandern Infecten zur Nahrung die: 
net, wovon es andh den Rahmen hat; Ephemeris Linn. Baft, 


Fiſchern führer die Larbe diefes Inſectes, welche einige Jahre vor 
ihrer Berwandlung in dem Waſſer lebt, den Nahmen des Ufer: 
anfes, vornehmlich ‚weil fie als Aas oder Lockſpeiſe für andere 
Fifche an die Angel geftedt wird, und alsdann bekommt dag ver: 
wandelte Infect den Mahmen der Uferaasfliege. 

Die Uferbaufunft, plur. car. ein Theil der Wafferbaufunft, 
welche ich mit Befeftigung des Ufers wider die Gewalt des Waſ⸗ 
fers beichäftigt. 

Der Uferkibig, des— es, plur. die —.e, eine Art Kibige, 

welche ſich am Ufer des Meeres und der Seen aufzuhalten pflegt, 

Er ſcheint mit der Seemornelle oder Serlerche, Gavia littora- 

© his Klein. ein und eben derfelbe Vogel zu ſeyn. €. 

> Das Uferrecht, ©, Strandredt. 

"Die UÜferfchwalbe, plur. die —n, eine Art Schwalden mit 
einem weißen Ringe, welche fih an der Seite des ſteilen Ufers 
Löcher gröbt, in welchen fie überwintert; Hirundo riparia 
"Klein. Erdſchwalbe/ Sandfehwalbe, Rheinſchwalbe, Waſ⸗ 
ſerſchwalbe. 

Die Uhr, plur. die — en, Diminut. welches doch nur in der zwey⸗ 
ten Bedeutung üblich iſt, das ührchen, Oberd. ührlein. 1. Eine 
Stunde, doch nur, wenn von den Stunden einer Uhr in der fol⸗ 
— Bedeutung mit einem Zahlworte die Rede iſt, da denn das 


ein Maß oder Gewicht bedeuten, unverändert bleibt, Es iſt ſchon 

. Sechs Ubr.: Um neun Uhr will ich Fommen. Ks bat fchon 

Ein Uhr, zwey Uhr u. ff. geſchlagen. Wie viel Uhr iſt es? 
die wie vielſte Stunde des Tages iſt es ? Wo mit einem Zahlworte 

- auch das Hauptwort wegbleiben kann. Es iſt fchon fechs. Ih 
Fomme um neum Es hat ſchon neun geſchlagen.  Indeffen, 

da man ſich im Niederdeutfchen des Wortes Glocke auf ähnliche 
Art bedienet, es iſt ſchon Glock ſechs, ich Fomme Glod neun; 
man auch nicht ſagt, ich habe ſchon zwey Uhren gewartet, fondern 
zwey Stunden, ſo kann es in diefer ganzen Bedentung auch eine 
elliptifche Art zu reden ſeyn, und-fo viel bedenten, als, es ift 
ſchon ſechs an der Uhr, um neun an der Uhr will ich kommen, 
wie viel iſt es an der Uhr u. ſ. f. welche R. A. auch nicht ganz 
ungewöhnlich ſind. Daß aber Uhr deſſen ungeachtet ehedem auch 
eine Stunde bedeutet.babe, erhellet aus den Niederdeutfchen , wo 
‚man ehedem ſagte; wenig Suren finder verloopen, für Stuns 
den. 2. Ein Werkzeug, welches die, Stunden angeiget, und von 
verſchiedener Art iſt. Eine Sanduhr, Waflerubr, welche bloß 
die Dauer Einer Stunde und ihrer Theile, nichtaber die Zahl ders 
ſelben anzeiget. Die Sonnenuhr, der Sonnenzeiger, Sons 





zelget. Eine Räderubr, welche auch nur die Uhr ſchlechthin ges 
hanutwird, zeiget beydes, vermittelt eines Näderwerfes, und 


N 


. 


BEE nehmen, Die Eudfolbe —er ift die Abs 


 babenen, ‚hervor ragenden Theil zu bezeichnen, indem das Ufer. 


2 förmigen Flügeln, welches nur einige Stunden, und höchſtens von 


der Auſt, weil es im Auguſt zum Vorfchein kommt. Bey den 


Wort Uhr, nach dem Mufter, fo vieler anderer, weldeeineeit, | 


nenweifer, welcher beydes vermittelft des Schattensder Sonne ' 





2 | Ute 790 


hat wieder vielerlep Unterarten, wohin die Thurmube, Stuben: 

br, Wanduhr, Tafchenubr, Spieluhr, Pendul⸗ Uhr u. f. f. ger 
bören, Die Uhr gebe richtig, unvichtig! Die Uhr aufziehen. _ 
Nach der Uhr ſehen. Die Uhr fchläge u. .f. 

Anm, Im Niederdeutſchen ehedem Sure, im Schwed. Ur, im 
Engl, Hour, im Franzöſ. Heure, im Walliſ. Awr. Rudbed 
leitete es von dem altenSchwedifchen yra, ber, ſich herum drehen, 
daher Yrfel, der Schwindel, (S. Irre, welches dahin gehörer,) 

Allein, es ift wahrfcheinlicher, daß wir diefes Wort aus dem Bat, 

Hora entlehnet haben, Die Eintheilung des Tages in fo kleine 

Theile, als eine Stunde ift, iſt eine Erfindung folcher Völker, 

welche es’in den Künften und in der Feinheit der Gitten fdjon 

ſehr weit gebracht haben, wofür man unfere nördliche Sprach 

erfinder nicht halten Fann, Das Wort Hora felbftift nicht:eins . 
mahl bey den Lateinern und Griechen einheimifch, fondern mor- 

gehländifehen Urfprunges, fo wie faſt alleunfere Künfte und Wiſ⸗ 
ſenſchaften. 

Der Uhrmacher des —8, plur. ut nom. fing, Shin. die ®. 
Uhrmacherinn, cin Handwerker, oder vielmehr ein Künffler, wel⸗ 
her Kiderupren verfertiget, aus ihrer Verfertigung fein Hauptge⸗ 
ſchäft macht. 

Der Uhrſand, des —es, plur. car. ein ſehr feinkörniger Sand, erh 
deffen man ſich zu den Sanduhren bedienet. ‘ 

Dus Uhrwerk, des — es / plur. die—e, ein Näderwerf , wel. 
ches dent in einer Raderuhr ähnlich ft, d. i. ein Räderwerk, 
welches entweder von Betwichten oder von —— Federn 
in Bewegung gefegt wird, 

Der Ubhrzeiger, des—s, plur. utnom, n. fing. vesäle an eis 

ner Uhr, befonders an einer Rädernpr ; ; der Zeiger, Weifer. 

Der udn, des — eg, oder des —s, plur. ut nom. ling. (nicht 
Uhus, wie Heynag lehret, welcher Plural ganz Niederdeutſch ift,) 
die größte Art Nachteufen, mit großen Ohren und einem feuerco» 
the Körper, ’Ulula Chalcis Klein. bey andern Bubo, Ohr⸗ \ 
eule, Sorneule. Den Uhu ſollt ihr nicht eſſen, 5Mof. 14,16.195 2 
dagegen er 3 Mof. 11, 17 Huhu beißt, Da es ınehrere Arten 
großer oder Dhreufen gibt , fo werden in engerer Bedeutung, bes 
ſonders die zwey größten Arten, welche oben gefprenfele, röthlich 

und ſchwarz, unten aber röthlich find, Uhu PERS Die Adler⸗ 
eule geböret gleichfalls dapin, 

Anm. Bey dem Notfer Huuue, inden gemeinen Mindarten “ 
guhu, Sun, Hu, Hau, Urhub, Buhu, Bubeule, Auf, 
Gauf, im Niederf, Schubut, im Schwed. UF, imFranz. Hibou, 
im Sat. Bubo, auch bey den Kalmiuden Uhu ; alle, fo wie Eule 
feldft, als eine Nachahmung des eigenthümlichen Geſchreyes die⸗ 
fes Vogels, welches bey dem Uhu Uh-ho-khu lautet. S., auch 
Eule. 

Die Ukaͤſe, plur. die ⸗¶n, ein ang dem Kuffifchen entlehutes Wort, 
einen Befehl, eine Verordnung des Nuffifchen Monarchen zu be+ 
zeichnen; ein Mandat; Bon den Wend, und Ruſſiſchen Kalanı, 
kafu, id) befehle, Wend. Kalani, Ruſſ. Ukafa, der Befehl, 
welches wieder mit unfern heißen und Fiefen, letzteres in weiterm 

Verſtande genommen, vekwandt iſt. 

Die Ukeley, plur. die—en, ein beſonders in der Mark Bran- 
denburg üblicher Nahme einer Art Weißfifche, deren untere Kinn« 

lade länger als die obere, die Fiime am Hintern aber, mit 20 
Strahlen verfehen if; Cyprinus Alburnus Linn. Ju einigen 
Gegensen wird diefer Fiſch Blüthe, Blicke, Weidenblatt , alles 
dreyes vermuhlich wegen feiner weißlichen Farbe, Breitliny, 
Stresmling, in Deißen aber Ochelbeze genannt, Diefer leute 
Rahme ſcheinet mit Ukeley, im gemeinen Leben riniger Gegenten 
Akeley, verwandt zu ſeyn, beyde aber feinen —— Ur 


fprunges gu ſeyn. 
Dho 2 Uker⸗ 


791 R u 


Aterwindif uns Uberwalf ©. — 
Bie Ulme, plür. die—n, oder der Ulmbaum des — es, 
plur. die — baume, ein hoch ſtãmmiger Baum, welcher in ganz. 
Europa wild wächſet; Um us Zinn, In einigen Gegenden lautet 
dieſes Wort Ilme, Ilmbaqum, im Niederdeutſchen und Ober ſach ⸗ 
fen Hingegen iſt die ſe Baum unter dem Nahmen der Kuſter, am 
bekannteſten. Die gemeine Feldulme oder breitblatterige Ulme, 
Ulmus campeltris, heißt in der Pfalz Effer, Effenbaum in 
andern Örgenden Fliegenbaum, weil ſich die Fliegen in auß eror⸗ 
dentlicher Menge auf demſelben aufbalten, Lembaumz; die 

ſchmahlblatterige aber, Ulmus minor, Jper, Steinlinde, im 
Niederf. Wicke, Steck wieke, Baſtwieke, in andern Gegenden 
Wieger. Die Baßilme oder Lindbaſt, und. die Bechjlnte fol» 

. len noch ein ige befendere Arten ſeyn. 

2 Anm. Im Angelf. und Enst. Elm, im Shweb. Ulm, im 
.. Dän.-Alm, imJsländ. Almur, im Sat. Ulmus, im Ital. Olmo, 

im Sran;. Orme, Ormeau. Da diefer Baum im-ganzen Eu— 

xora einbeimifch ift, fo iſt nicht glaublich, dag fein Nahme aus 

dein Lat, Ulmusunmittelbar. follte ſeyn entlehnet worden, wohl 
aber, daß alle dieſe Wörter aus einer gemeinſchaftlichen ältern 

Duelle herftanmen ; welches diefe aber ift, läßt füch nur vermu- 

„then, Wenn diefer Baum der Fäulnig vor. andern unterworfen 
wäre, fo fönnte man. das Nieder. Ulm, Olm, Fäulniß, drfon« 
ders im Holze/ulmen, ins Holz faulen; modern, ulmig, faul, für 
das Stammwort anfiyen, Da diefer Umſtand aber wegen des 

feſten harten. Holzes diefes Baumes nicht wahrſcheinlich if, fo, 
fcheiner der ſchnelle auſehnliche Wuchs, der bey diefem Baume 

... vorzüglich in die Augen fällt, der Grund der Benennung zu feun, 
und da würden des Lat. Alnus, unfer Eller , Erie, (Erle, für 
Eine, wie Franz, Orme, für Ulme,) und Ulme, zu dem alten 

Stammworte al,el, hoc, groß, gehören, SAY}, Elle, Pie 

phant und fo ferner, 

ulm, eine freye Reichsſtadt in Schwaben. Daber, dei Ulmer, Fü: 
min. die Ulmerinn-, eine, Perſon, welche aus Ulin gebüerig ift; 
ingleihen das unabänderliche Beywort Ulmer, daher geblirtig. 
Das Ulmer Brot, in den Küchen, eine Art Bebadenes,meldhes 
aus feinem Mehl, Rahm, Eyerdettern, Zucker u. ſaf. in Geftalt 
Peiner Brotegebaden wird, Die Ulmer Gere, die feinfte Art 
Perlen Graupen, weil fie befonders in Ulm vorzüglich gut bereitet 
werden, 

Mirich, einalter Deutſcher männlicher Nahme, welcher auch als 
ein Zaufs und Vornahme gebraucht wird, und von Huld oder auch 
von Adel, abgeleitet wird, Ulrich für hüldreich, oder adelreich; 
im mittlern Lat. Udalricus, Adalricus, Ulricus, Fämin. 
Ulrica. In den gemeinen: Mundarten wird diefer Nahme oft 
in ig, in der Lotharingifchen —— aber in Ouali, ver⸗ 

Fürzt, 

Dos Ulttamarin, dss— es, plur.car, der Nahme einer febr 
Foftbaren blauen Farbe, welche ans dem Laſurſteine verfertigt wird. 
Er iſt aus dem Italiänifhen Oltramarino, im mittl. Lateine 
Ultramarinus, weil dieſe Farbe ehedem aus Aſien zu uns ges 
bracht wurde. 3 

Um, wine Partifel, welche in drenfaher Geſtalt üblich iſt. I. Als ein 
vorwort, weldes allemahl die vierte Endung, oder. den Accu⸗ 
ſativ erfordert/ und in verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, 

1. Die Richtung einer Bewegung oder eines Zuſtandes längs 
der ganzen äntern Fläche eines als feufreht Zangenonmienen 
Diuges, längs deſſen Umfanges, zu bezeichnen ; wo diefes Vor⸗ 
wort auch Start findet, wenn fir die Richtung auch nur längs 
des größten Sheils dieſes Umfaages erſtreckt. 

+) Eigentlih. Um die Stade gehen. 
ganz um das Haus. Um den Tiſch treten. 


— 


Der Graben gehet 
Sich um die 


FR Iageen. Kine Spürte Ber Leib’ Hinden. Cine 
die Senfter. 


. Rebenwörtern herum ‘und ber verbunden, wo von das erfte 


. Nevenwörter rund und rings hinzu, Der Graben sebet gings 
um die Stadt herum. Rund um die Stadt berum veiten. 


zu bezeichnen. 


in welchen bepden letztern Fällen der Genirio nicht von dem Vor⸗ 


* 


‚ des ungefähren zuweilen verlieret, fo daß um ſechs Uhr, fo viel 


Zeit bedeutet. 


weiſe, einer nach dem andern. Lines um das andere, 


; (r) Eine befondere Art des Ausdruckes if, wenn in einem ganz 


- worte um ausgedruckt wird: Es iſt eine fchone Blume um eine 
Roſe, für : eine Roſe iſt eine fhöne Blume. Es if eine wun⸗ 


freylich nur in ſolchen Fällen argebet, wo das Prädicat die gute 


andern Tag, wo auch über üblich ift. Das \gieber kommt im- 2 





Mantel um fich nehmen⸗ Ich bin den ganzen Tag um ihn, 

in feiner Gefelfehaft, in feiner Nähe, Keinen Sreund um 

baben. Der Weinſtock wolbe fi wie eine Fühle Laul 

Dort, wo. eine unverwelk liche * * 

—— gaupter blü hen fol, Weiße. Mir Swablen um fein 
aupt, > 

Den: Nachdruck PR —— wird da⸗ Vorwort oft — 


de geneinenLeben⸗ das legte aber vorzüglich der höhern Schrelb⸗ 
art’, eigen iſt. Um die Stadt berum-gehen. Der Grabn 
gehet ganz um das Scus herum. Um mid ber ſehe ich niges 
als Wildniß, Sie ſtanden alle um ihn her, um ihn herum. 
Deine Wahrheit iſt um dig ber, Pf. 89,9... Der Engel des 
Herren lagert fih um die her; die ihn ürchten,“ 91.348, 9. 
Dein Weib wird feyn, wie ein fsuchtbarer Weinſtock um dein 
Haus herum, Pf. 128, 3. Und wenn der. ganze Umfang 

beſtimmter ausgedruckt wenden fol, fo feget man wohl nochdie _ 


» 


Befondere Arten des Ausdruckes find. Iemanden 
Hals fallen, ihm umarmen. Er warf fi ihr mit J 
Zärtlichkeit um den Hals, Du weißt nicht, wie mir um das. 
Serz oder ums Gerz iſt du weißt nicht, was ich empfinde, wie 
mie zu Muthe iſt. Ich rede, wie es mirums Herz if, — 
denfe, wieich empfinde, KR. 

(2) Figürlid, eine ungefähre Räte des Ortes und — geile 
(a). Des Ortes. Er muß um diefe Gegend 
wohnen, ungefähr in dieſer Gegend, Mohin auch bier bevum, 
in diefer Gegend, da herum, in der dortigen Gegend, gehören. 
(b) Dir Zeit, eineungefähre Nähe der. Zeit zu begtichnen, Es 
it um fechs Uhr, ungefähr fechs Uhr. Um Mittag wollen wir 
kommen. Er kam erſt um Mitternacht zu Haufe: Um Öfern, 
um Pfingfien, um Wichael , um Michaelis, um. Iohannis; 


men 






worteum, fordern von dem ausgelaffenen Hanptworte Feſt ber. 
vübret. Um oben diefelbe Zeit gefchahe es, Wo fichder Begriff 


als gerade, wenn es ed⸗ iſt; und um diefelbe Seit, zu Berfetben 


©. Für nach, wo es Be Figur * — Bebeufunggn kn 
ſchrinet, aber nur in eini gen Füllen üblich Ft. Allemahl um. deu 


mer um sen dritten Tag. Einer um den andern, ne = 
a fang 
Iſrael diefes Lied, und fungen um einander über dem Bruns 
nen 4 Moſ. 21,7; wo aber um einander, für. einer um den , . 
andern, veraltet if, wie Eſ. 14,20, daß — aue um 
einanserreden: i 
$; Eine Scgenfand, doch in verſchiedenen ciaſchrantungen.⸗ 





einfachen Satze, wo das Zeitwert feyn die Cor ulam ausmacht,das 
Subject, anſt att in der erften Endung zuftchen, mitdem Vor ·⸗ 


derliche Sarhe um den Appetit. Es iſt ein Pigliches Dingum 
das Lob, Es iſt ein mißliches Ding um unfere Reige Es 
iſt doch eine verzweifelte Sache um die liebe Tugend, Weiße. 
Es it eine edle Sache um den Saugfeicden. Welches doch 


oder böſe Eigenfchart er. ne in Geſtalt eines Hauptwor⸗ 
tes ausdruckt. 
) Mit 


N 





Tr A 


druden. 





* EEE —— wird bieſe⸗ Vorwort 4 ei 


—— gebraucht, einen Gegenſtand überhaupt aus zu⸗ 
Ponders mit dem Zeitworte heben. Wie ſtehet es 
am euch. ?ı wie befinder ihr euch? in wasfür Umſtänden befindet 


Äbreuh? ‚Wie fieher es um unfere Sache? Es ficher ſchlecht 


um euren Bruder, Wie würde es alsdenn um mein Der: 
Sprechen fteben ? Gell. Sehen fie doc , wie es am mein 


Pimfeig Glück ſtehet, eben derf. Oft auch mit dem Zeitworte 


ausſehen in eben derſelben Bedeutung. Es ſiehet ſehr miß— 
— um ihn aus. Aber wie ſieht es um die Ehre aus? 


Beyde Zeitwörter leiden in eben demfelben Verſtande auch das 
‚Vorwort mit, Wie ſtehet es mit euch * Es ſtehet mit * Sa⸗ 


che ſchlecht aus. 
(3) Einen Gegenffand des Berluffes; doch auch nur mit eini⸗ 


"gen Zeitwörtern. Um etwas kommen, "seffeiben verluftig wer⸗ 


sen, ohne Beſtimmung der Art und Weiſe. Jch bin um meine 
uhr gefommen, fie ſey num verloren oder gefiohlen. Um ein 
Auge, um einen Km, um fein Vermögen, um feinen guren 
Nahmen Eonimen. Man kommt um fein Geld, man weiß 
nicht wie, auch durch minder nothwendige Ausgaben. 
darum gefommen. Um dag Leben Fommen, es znfälliger Weife 
auf eine gewaltſame Art verlieren, umkommen. Jemanden 
um das Leben bringen, ihn feines Lebens berauben, ibn um: 
“bringen: Femanden um fein Geld bringen, Urfache fepn, daß 
“er deffen verluftig sche. Ich bin darum, eine elliptifhe R. A. 
für, ich bin darum gefommen. Es iſt um ihn gethan oder ge: 
ſchehen, er iſt verloren, unglücklich, geſtorben. Es ſey darum, 


oder, es mag darum ſeyn! eigentlich , es mag verloren ſeyn; 


 Migüelih, es iſt nichts daran gelegen, Nach dem Mufter des Zeit» 
wortes bringen fiehet es auch bey andern thätigen geitwörtern, 
eine Urſache oder Veranlaſſung eines Berluftes zu bezeichnen. Ich 
Bin darum berrogen worden. Sie plaudere ung um die Zeit. 
Sie beibet uns oft um das Mitragseffen, Gel. i 
(4) Einen Gegenitand des Wiffens, doch nur mit dem Seit- 
worte wilfen, für von. Willen ſte etwa auch um die Sache ? 
wiſſen fie etwas mitdavon? Ich weiß nichts darıım. Er weiß 
nm alle meine Geheimniffe. Rhein Wort er vmb die bürger 
weit, Sheuerd, Kap. 94. 


(5) Einen Gegenftand einer Gemürhsbewerung; doch Rue mit, 


einigen Zeitwörtern, befonders ſolchen/ welche eine unangenebme 
Empfindung wegen des erlittenen oder zu beforgenden Verluſtes 
"eines Dinges bezeichnen ; wodurch es ſich von über in der ähn⸗ 
lichen Bedeutung unterfepeidet. Sich um etwas betrüben, be 
kümmern, Pränken, bärmen, grämen. : Um etwas weinen, 
* böfe werden, Flagen, trauern, zürnen u. ſ. f. 
Der Schmerz um ihn iſt für mein Sevs 
Selbft noch ein angenehmer Schmerz, Gel. 


Sließet ihr Thränen um den vedlichhen Sreund. Bümmere 


Sich niche um die. verwelkten Blumen. Semanden um etwas 


-"beneiden. Um dieß vergnügen muß mich ein Prinz beneiden, 
Gell. Es iſt mie nicht leid darum. Sehr um etwas thum, 
im gemeinen Leben, deffen Berluft ſehr betrauern, 


(5) Einen Gegenftand der Bemühung, des Beſtrebens, der 
Bewerbung ; auch nur mit einigen Seitwörtern, Um etwas ſpie⸗ 


+ Ien, fpielen, wer den Befig einer Sache erlange. Sich um etwas 
 kemüben, bewerben. Femanden um erwas, bitten, Reben, an— 
flehen. Um die Ehre Fechten, Fampfen. 
ſich um etwas Sanfen, fireiren, um den Befißeiner Sade, Um 


Um etwas hadern, 


‚etwas lofen, würfeln. Sich um dir Oberilelle sanken. Der 


3 Soldat tummelr ich um die Ebre. Ich will darum ſchreiben. 
A Sich Mühe um etwas geben. 
be Re 


Ihr Herz, um das du flehſt, 


” \ 


I Mt 1 


Ich bin’ 








Um 7 


Yon falten Screen blaß er jeder tum fein deden, 
eiße. 
Durch — und Schmeicheleyn warb er um meine 
Bunfi, eben derf, 

Um ein Amt, um eine Gnade, am eine Derfon (zur. Battinn) 
anhalten. Er Fomme um Brot. Ss ift ihm ur darum ze ' 
sbun. Es it ibm nur ums @eld, um die Ehre zu thun. Fer 
manden um etwas fragen, es von ihm zu erfahren, Jeman— 
den um Rath fragen. Um Rüde rufen, ſchreyen. Bäne 
Thräne feiner Unrertbanen ruft wider ihn um Rade, Er 
bat mich ſchon lange darum geplagt. Ich werde ſehr um eıne 
Antwort geplagt. Daß es ſich bier nicht in allen Fallen gebran- 


- Chen laſſe, iſt ſchon erinnert worden. Im Oberdeutichen fagt man, 


um jemanden ſchicken, um den Arzt, um den Beichtvarer 
ſchicken; wofür im Hochdeutſchen nach üblich iſt. Ingleichen, 
ich will darum gehen, darnach. 

(7) Hierher gehören auch diejenigen gälle, wo um eheden 
den Gegeuſtand eines Kaufes oder Tauſches begleitete, anft att 
für. Ehedem ſagte man: hundert Thaler um das Sans geben. 
Jetzt ift esin diefer Bedeutung, im Ganzen genommen, veral- 
tet, nur das relative darum wird noch zuweilen in diefem Vers 
ſtande gebraucht, Ih gabe viel darum, wenn ich es haben 
Fonnee , dafür, Br nahme nicht viel Geld darum, dafür, ” 

(8) Defto häufiger wicd es indeſſen noch gebraucht, den Preis 
einer Erwerbung oderden Lohn einer Bemühung auszudeuden, 
vermutblich auch, fo fern derfelbe im Grunde der Gegectſt aud der 
Beſtrebung iſt. (a) Eigentlich, den Lohr einer Bemßhung. Um 
Lohnarbeiten, dienen. Arbeiter um Lobn dingen. nt 
Tagelohn arbeiten. - Fege hüthe ih um ſchlechten Lohn hier 
diefe zwey Ziegen, Geßn. Ums Bros arbeiten. Br ward 
mie den Arbeitern eins-um einen Groſchen, Matib, zo, 2. 
Ums Geld arbeiten. , Was tbur man wicht ums liebe Geld. 
Um viel Geld wollte ich das nicht thun. Um alles in der 
Welt beginge ev diefe Niedertrachtigkeit nicht. Um nichts 
und wieder nichts, imgemeinen Leben, fie gar nichts, Hierher 
ſcheinet auh die. %. zu gebören, um die Werte, fo fern Were 


® bhier das aufgeſetzte Geld, den Preis des Wetteifers bezeichner, 


„Um dir Wette aubeicen, fehr eifrig, andere in fleißigem Arbeiten 
zu übertreffen ſuchen. 
In Cuba war ein Papagey, 
Den neckt ein jeder um die Wette, Haged. 
(5) Das Bezahlumgsmittel und den Preis, anſtatt fir. Um 
Geld, um bar Geld kaufen. Noch häufiger von dem Preife, 
Ich habe es um zehn Thaler gefauft. Um wieviel halt vu das 


But gefaufe? Im Hochdeuifchen wird es in diefer Bedeutung 


wenig mehr gebraucht, weil für in derfelden am üblichften iſt. In 
den Kanzelleyen pfleyt man bende Vorwörter um des Nochdrucks 
willen zu verbinden: CajusFauft dis Faus um und für tau⸗ 


‘ fend Thaler. Dabingehöret auch der Gebrauch mir dem Zeit 


worte Hrafen, doch ur, wenn von ‚einer beſtimmten Geldſtrafe 
die Rede iſt. Jemanden um zehn Cooler. ſtrafen, ihm eine 
Strafe von zehn Thalern auflegen. 

(0) Endlich gehören noch verſchiedene einzelne Arten des 
Ausdencks hierher, wo um Gegenflände anderer Art bejeiche 
net. Ich lobe dich darum , für ‚defivegen; ob man gleich 
nicht mebr fagt: ich Iobe dih um deinen Sleiß, mm deine. 
Tugend, fondern wegen. Sich um jemanden verdient me= 
chen. Habe ichdas um dich verdiene? Derdiene ich das um 
‚dich, meine Julie? Weiße. Sich um erwas befümmern,- 
darnach fragen, Theil Daran nehmen‘, weiches doch eigentlich 
eine Figur des Zeitwortes befümmern in der vorigen fünften 
Bedeutung iff. 

Dvd 3 Alle 


05 um 

Yllejest angeführte Fälle, wo um einen Gegenftand begleitet, 
find Überbleibfel, einer ältern allgemeinen Bedeutung, wo um faſt 
ein jedes Object bezeichnete. Das Schwediſche om hat noch jegt 
diefe allgemeinere Bedeutung, indem es unter andern auch de, 
von, bedeutet; von jemanden reden, om. Das Griech. mit 
"9m "pertoandte as wurde auf ähnliche Art gebraucht. 
4. Einen Bewegungsgeund, eine Urſache. Sie prriferen 


‚Gott um alles, das fie gehöre und gefeben hatten; Luc. 2,205 . 


für, wegen, Der Herr wird ſtrafen alle Gottlofen um alle 
Werke ihres gotelöfen Wandels, Br. Jud. B.1r5. Im Ganzen 
iſt auch die Bedeutung veraltet, nur daß die relativen warum 
und darum noch im ganzen Umfange derſelben üblich find. 

Auch gebraucht man esin diefem Verſtande noch in®erbindung 
mit dem Hauptiworte Willen, einen Bewegungsgrund, eine Urſa⸗ 
che, zu begeichneu, da denn die zweyte Endung der Sache von dies 
fem Haupfworte, nicht aber von dem Vorworte, herrühret. Ich 
thue es um zweyer Urfachen Willen, um. eben der Urſache 
Willen. Um Gottes Willen, um unfrer Willen, um des Sim« 
mels Willen. Es geſchiehet um Lebens und Sterbens Willen, 
um der böfen Nachrede Willen. Um fein felbft Willen, Um 
seiner, meinet Willen. 
Fürwörtern Dein I. Ehedem gebraucht man dafür yon — Wil: 
len, durch — Willen: von mebrerer Sicherheit Willen. 

Das Hauptwort Willen wird zuweilen weagelaffen, Ich will 
das volk heim ſuchen um ihrer Miſſethat, Ser. 25, 12. DaB 
wir um diefer beutigen Emporung verflagt mochten werden, 

‚Apofi. 19, 40. Wo die zweyte Endung gleichfalls von dem ansgee 
Iaffeıtn Hauptivorte berführet, welche Auslaffung doc im Hoch= 
deutfchen einige Härte har. Hoch mehr aber, wenn ftatt der zwey» 
ten Endung die vierte gebraucht wird : ich befchwöre ſte um unfve 
Liebe, machen fie meine Ahndungen eitel. ° Sie willum ſim⸗ 
mel und um Hölle nicht weiter gehn, Michael. der Dichter, 
Am härteften und ungewöhnlichften ift die Weglaffung des Wor⸗ 
tes um. 

Auch wo das Römer volk der fchönen Bäder Willen 
In voller lippigkeit die lange Zeit vollbracht, Dpig. 
Die ähnlichen Wörter wegen und halben werden nicht mit dem 
um verbunden, und wenn ſolches ja von einigen gefchiehet, ſo ift 
es ein unangenebmer Fehler, Um meiner Jahre wegen Fönnte 
ich in der Rleidung noch fehr jung thun, Gel, 


Siehe von diefer R. A. befonders mit 





———— 


um 


nen auch ſolgende Arten des Ausdruds gu gehören, Um ein — r. 
Es if nicht um ein Saar größer, im geringſten nicht. In⸗ 
gleichen, wenn es fo viel als bey nabe bedeutet... Um ein Saar - 
wäre ich gefallen, es fehlte Fein Haar breit, fnff. Es ik 
um zwey Tage zu thun, fo iſt der Schmerz vorüber, es Tomme 
nur auf zwey Tage on, Es it um hunder. Thaler zu tun, ſo 
haft du es. Wo zu thun auch wohl verſchwiegen wird. 
Es iſt um wenig Schritte, fo hohl’ ich dir dieß Band, ‚Sell. 
Hierher gehören auch die adverbif gen R.A.da um fo viel den 
Comparasivis vorgefegt wird, Er wird es nicht gefichen, geſte⸗ 
bet ex es aber, fo iſt es um fo viel beffer fin ihn. _ 


ſchränken wirft; oder, jemehr du deine Bedürfniffe einfcheän: 


. Ten wirft, um fo. viel glücklicher wirkt du feyn. Ss if mie 


um fo viel’ lieber, wenn er nicht kommt. 
um ſo viel ür deſto fleht, 


Ju welchen en ’ 


Nur vermeide man den 


diefes um fo viel flatt des kürzern und üblichern je und deſto su S : 


gebrauchen, Um fo viel größere Ehre der Sohn bat: dann der 


Diener, um fo viel größere Ehre bar Chriſtus dann Mofes; — 
beſſer je — deſto. 


Auch iſt es fehlerhaft, wenigflchs ein in ——— Fallen ſehe 


unangenehmer Pleonasmus, diefes um dem defio vornſegee 


Ic melde dieſes um deſto Lieber, da uf. f. Gottſch. Diefes 
ift mir um deſto gewiffer, ‚da u. (f. ebend. ; 
daß er nicht ſchwort, um deſto mehr kannſt du auf fein Wort 
bauen, Gel, - Ich babe es nicht gewußt, daß fie zugegen ' 
waren, um deſto aufrichtiger iſt mein Bekenntniß, eben. 
Wo um deflo nichts mehr fagt, als deſto allein. 2 i 
II. Ein Bindewort, da es denn dem Infinitiv mit dem Wöcthen 

zu zugefellet wird, - eine Abſicht zu bezeichnen, 
Sprachlehren wird um mit unter den Bindewörtern aufgeführet, 
vermufblich , weil man fich nicht überreden Eonnte, daß ein Vor. 
wort zugleich ein Bindewort ſeyn könnte. Allein faſt alle unſere 
Partikeln werden auf mehrere Art gebraucht, und umiftindiefee 
Verbindung fo gut ein. derurfachendes Bindewort, als daß,da: 
mie, weil u.ff. Es iſt hier eine Fortfegung der vorigen vierten 
Bedeutung. Ich babe nicht in die Lotterie gelegt, um veich 
zu werden, fondern um andern Gutes zu thun, ‚Gel. 

Und erblidet einen Shügen, 5 

Der ſein Rohr auf ihn gericht, 


uwirf 
„um fo viel glücklicher ſeyn, je mehr du deine Bedürfniffe einz 


Das if ran, za 


Zn feinerunferer * 


Um ihn auf den Pelz zu blitzen, Lichtw 


Um daß für weil iſt im Hochdeutſchen ſehr veraltet, und wird 
Da der Zufinitiv mit zu diefe Abficht ſchon allein ausdrudt, J— 


nur noch in einigen gemeinen Mundarten gebraucht. 





Was weint ihr Mütter viel, um daß euch durch den 
Streit 

Die Söhne find erlege in ihrer jungen Zeit, Opitz. 

Ich muß mit Danke Gott erheben, 

Um daß er feine Gütigkeit ’ 

Euch mitgetheilt zu dieſer Zeit, ebend, 


Wenn um mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu gebraucht 


wird, eine Abficht zu bezeichnen, fo iſt es eigentlich Fein Vorwort, 
fondernein Bindewort, ©, es im folgenden. 

5. Einen Unterfchied der Zeit, Zahl, Größe und der Inten- 
front zu bezeichnen.  Das-Senfter it um. zwey Juß höher, als 
die Thür. Cajus ift um drey Zoll Fleiner als Titius. Das 
ift um ein gut Theil beffer als jenes. Ich bin um zehn Jahr 
älter alsdu. Etwas um eine Sandbreit enger machen. Die: 
fes Haus ift um hundert Thaler theurev als jenes. Hm die 
galfte dider, Sich um zwanzig Thaler verrechnet haben. 
Sr den meiften diefer Fälle kann um auch verfchwirgen werden, 
Er ift einen Bopf größer, für um einen Kopf. Er if hun⸗ 
dere Thaler theurer. Nur fagt man nicht, ſich Zwanzig Thaler 
verrechnet haben, we um nicht wegbleiben kann. Hierher fcheis 


fichet das um bier eigentlich überflüffig, und diefer Überfluß wird 5 


oft ein Übellaut, befonders in folden Fällen, wo die Verbindung . 
der Handlung und ihrer Abficht ohne bin ſchon deutlich iſt. Sie 
thut ſich alle Gewalt an, um bewundert zu ‚werden, Gell, 
Soch Fann die Ründe und Bolftändigkeit der Rede oft das um 
nothwendig machen. Ich lebe nicht um zu effen, fondernih 


effe um zu Ieben, wo der Nüude erwas fehlen würde, wenuman 


das um als überflüffig verfchweigen wollte, 
Am häufigften und ſchicklichſten ſtehet das um, weun die Abſt 
den Sag anfängt, da es denn nicht leicht verſchwiegen werde 
Fann, wenn die Rede nicht mangelhaft werden fol. Um die Bene 
Welt zu erobern, mußte man die Einwohner, austorten, und 
um ihre Stelle wieder zu'erfegen, mußte man Negern Faufen, 
Um diefe Starke su zeigen, muß unfere © duld durch manche 
Salle geübt ſeyn, Duſch. Um dich zu berubigen, babe ich die⸗ 
ſen Entſchluß gefaßt. Um nicht zu weitlaufig zu werden, 
muß. ich abbrechen. 
Ein fehr unangenehmer Fehler iſt es, wenn um in bieſe Ber ; 
bindung gemiß braucht wird, noch andere Bedentungen, als die Ab⸗ 
ficht einerHandlung, zu bezeichnen, wozu ſich viele durch das Frau⸗ 


zoſiſche 








s rk * » a * 5* g Ka n® 
— 797 —— — Um 
ſiſche pour verlelten laſſen. So vorſichtig ein anderer Rich⸗ 
ter iſt, um zu verbergen, daß er ſich babe beftechen laſſen, 

Naben, Wenn ich innere Rube genug hätte, um mein ers 


* 


den vergnügungen des Hevzens zu öffnen, Zimmerm. 

Doc große Herzen — um hier zu leiden, 

1 * ron. 

Mo um am unrechten Dite ſtehet, weil hier kein eigentliches Ver» 

daltniß einer Handlung gegen ihre Abſtcht Start fürder, Fehler 
ddieſer Art fommen überall fehe häufigvor, 

Noch widerwärsiger find die Oberdeutſchen Arten des Gebrauchs, 

= woumfür als daß geſetzet wird, Die Sache redet zu Mar, um 

don jemand mißkennet zu werden. Ss iſt ſchon mit ſolchen 
triftigen Grinden- beſtarket worden, um es einer fernern 
Ausführung nicht zu bedürfen, daß es — nicht bedarf. 
. Beiftzurugendhaft, um nicht ein Chriff zu feyn, Cron— 
II. Ein Webenwort, wo es wieder in derfchiedenen Zellen 
vorkommt, welche insgeſammt Figuren der erften eigentlichen Be⸗ 

> deutung des Vorwortes find. * 

Im gemeinen Leben wird um als ein Rebenwort häufig 
dem geradeften und fürzeften Wege entgegen gefegt. Der Weg 
if um, führet um, wenn er uns nicht in der geradeften und fürs 

 geften Richtung nad) dem verlangten Drte flihret. Von Leipzig 

. nach Beriin über Dresden zu veifen, if fehe oder viel um, 
Daber die Zufammenfegungen umgehen, umfahren u. f. f. welche 

> vielleicht richtiger getheilet werden, indem um bier das Nebens 
and nicht das Vorwort iſt. —— — 

Zu Ende, vorbey, das Ende einer befimmten Zeitdauer 

2 vg bezeichnen; am häufigften auch nur im gemeinen Leben. Die 

Stunde, die Woche, da8 Jahr iſt um. Wenn meine Zeit 
am ik Wenn ich fie eher, als das Jahr um if, fortiage, 
- fo muß ich ihr dag ganze Lohn bezahlen, Gel. 

- 3. Umund um, für auf alenSeiten, Um und um mit 

wWeaſſer umfloffen ſeyn. Die Stadt iſt um und um mit Ber⸗ 

"gem umgeben. - Deine Sände- haben mich geärbeirer, und 

2... gemacht alles, was ih umundum bin, Hiob ı 0, 8. Wenn 

2 um und um kommt, wenn ſich die Sache völlig eutwickelt, 

wenn man fie genau, aufallen Seiten, betrachtet. ; 

5 Weifer Damon, deilen Haupt 

* CLorber um und um belaubt, Kleiſt. 

Da? im gemeinen Leben noch hin und wieder übliche um und an, 

,. Meinder anfländigen Schreibart veraltet, ob gleich Opitz es noch 

= häufig alseine Art einer intenfiven Partifel gebraucht, 

, - Der Tod begehrt nichts um und an; 
gar nichts, im geringften nichts, — 
Er wird die volker um und an 

Wie xrecht um billig iſt, entſcheiden, Pſ.96,73; 

in allen Stücken, volfommen, 

Ach ſo iſt es um und an 

unm die ganze Welt gethan, Grypb. 

Anm. 1, Dieſes Beywort kann nie anders als mit der vierten 
Endung gebraucht werden, daher es ein Fehler iſt, wenn man es 
zuweilen mit der dritten findet. Die um Tyro und Sidon woh⸗ 

nen, Mare. 3,8, Die wir um Paulo waren, Apoſt. 21, 8. 

E Wie dünkt euch um Chris, Mattd. 22,42; in welcher letztern 

Stelle um für von zugleich veraltet iſt. 

Anm. 2, Diefes Wörtchen wird mit allerley Wörtern zufams 

° men gefegt, und bekommt alsdann auch mancherley Bedeutungen, 
> welche fich doch insgefammt aufeine der vorigen zurück führen laſ⸗ 

fen. Diefe Wörter find, a) Partifeln, wo es theils voran, theils 

2 hinten, ſteht: 3.8. umber, umfonf, ringsum, herum, rechts ⸗ 


Ra; 





E 


J 





Reſf. 


"wird, 


‚wm, Iinfsum, Burzum ; wohin auch die velativen darum und - 
warum gehören, Ju wiederum hat es die außer demoeraftere 





sin ; 2 Bi Eee 
/ Uma 703 


Bedeutung einer Wiederbohlung, welche noch in dem Schwed. orn 
angetroffen wird; lefa om, von neuen leſen. 5) Nennwörter. 
Umkreis, Umfand, Umweg, Umriß, Umgang, umganglich 
c) Seitwörter, da denn die mit diefee Partikel verbunde« 
nen Zeitwörter, fo wie die, welche mit durch, über. und unter 


"zufammen gefegt find, den Ton bald auf dem Zeitworte, bald auf 
dein. Nennworfe, haben, 


Auf dem Vorworte liegt der Ton, wenn das Hauptort, wel⸗ 
ches von dem um regieret, werden follte, nicht ausdrücklich da 
ftebet ,; welche Zeitwörter oft, obgleich nicht allemapl, Neutrg 


find, In dtefem Falle ift das Vorwort trennbar, di, es wird im 


der Konjugation hinter dem Zeitworte geſetzet. Es gehet indem 
Saufeum,. Dev Weg gehet weit um. Drehe es um. Ich 
kehre um, Dieje Zeitwörter haben dag gewöhnliche Augmentum 
ge, und im Infinitiv eritt das zır zwifchen dert Bor» und Zeite 
worte: umgedreber, umzufehren. Manmuf bier den Accuſa⸗ 
tiv, der von dem Zeitworte regieret wird, nicht mit dem verwech⸗ 
fein, welchen das Vorwort haben follte/welcher aber verſchwiegen 
Sir ein Ding umkehren, umdrehen, ummenden, um: 
ftoßen, u. ſa f. wird der Accuſativ don den Zeitwörteen Fehren, 
drehen, wenden regieret; dagegen der zu um gehörige Accufativ, 
um fi felbfl, um feine Seite u. f. fi verſchwiegen wird, 
Wenn hingegen das zu um gehörige Hanpfwort ausdrücklich da 
ſtehet, fo ruhet der Ton auf dem Zeitworte, und aledann if das 
Vorwort untrennbar, das heißt, es bleibt durch die ganze Conju⸗ 
gation vor feinem Zeitworte ftehen, Wir umfabren die Welt, 
Die ganze Geſellſchaft umringte ihn. Das Augment bleibe im 
diefem Falle weg, und im Infinitiv tritt das zu vor die ganze Zu— 
fommenfegung. Mit Blumen umkranzt, nicht umgekränsr, 
Mit zimmels glanz zu umfrahlen. . Einige Ausnahmengibt es 
auch hier, welche an ven gehörigen Orten vorkommen werden. 
Die Bedemungen der mit um zufammen geſetzten Zeitwörter 
laſſen fich insgefamint gu einer dee ſchon bey’dens Bor- und Neben» 
worte angeführten Bedeutungen rechnen ; wohin denn auch die ger 
böret, mo es eine Wiederhohlung einer (dom gethanen Handlung, 
aber auf andere Art, (bezeichnet, welche Bedeutung, außer der 


-Zufammenfegung, veraltet iſt. Die Zeitwörter, in welhem dies 


felbe Statt findet, haben den Eon insgeſammt auf dem Vorworte, 
teil der ganze Ausdrud figürlich und elfiptifch ift, und der zu dem 
Vorworte gehörige Accuſativ eigentlich verfchiwiegen wird; mm: 
arbeiten, etwas im ſchreiben, umfhmelenmf.f. 

Die höhere Schreibart der nenern hat viele neue Zeitwörter 
diefer Art, wo der Tom aufdem Zeitworteliegt, eingeführt, und. 
es Tönnen deren, wo es nöthig ift, noch mehrere geivagt werden, 
wenn dabey nur der Wohllaut und die Analogie wicht aus den 
Augen gefeget werden, Umglanzen, umftrablen, umfranzen 
u, ff. find untadelhaft; aber umlorbern iſt art, weil wir kein 


Zeitwort lorbern haben, 


Ynm.3. Diefealte Partikel lautet ſchon in dem Iſtbor, bey 
dem Kero und andern miteiner unnöthigenEnd ſolbe u mbi,umbe, 
welches fich nebſt dem Blafelaute, ats dem Begleiter des m, auch 
in dem Griech. aa Ps, und zum Theil auch in dem Lat, amb, wel⸗ 
ches doch mır in einigen Zufammenfegnngen vorfommt, befindet. 
Im Angelfächfifchen lautet es umb, ymb, im Schwed, om, im 
%sländ, um, im. Wallififchen am, im Däniſchen omme, und felbft 
im Finniſchen umbi. Bir Begriff des.limfchtweifes, im Gegeu⸗ 
fage der Fürzeften, geradeften Linie, iſt ohne Zweifel der Stammi= 
begriff , welcher auch noch in allen übrigen Bedeutungen zum 
Grunde liegen, 


timadern, verb.reg. act. id ackere um, umgeadert, umzu ⸗ 


ackern, eigentlich, ſo ackera, daß dag unterſte zu oberft fomme; 
umpflügen, und da, wo mon fir adern chren fagt, umähren. 
PS Ein 


— 





799 Uma. 
"Ein geld, ein Seid Landen umadein. Indem ößnlichen 
Verſtande ackert oder plůgt man eine Pflanze, eine Staude 
um, wen man fiei im Adern umreißet, umpöfet. So auch die 
Umackerung. 

qımäbgen, verb. reg. „act, S.das vorige, 

zımandern, verb. reg, aci. ich änderenm, umgeändert, um: 
zuändern, völlig ändern, völlig anders machen, © auch die 

Umanderung. 

lmerbeiten, verb reg. act. ich arbeite um, um ge arbeitet, 
umzuarbeiten. 1) So bearbeiten, daf das unterfte der Theile 
zu aberft fonıme, am bäufigfien,als ein allgemeiner Ausdrud für 

‘ @madern, umpflugen, umgraben, umbaden ut.f. Einen 
Weinberg. umarbeiten, umbaden. Ein Stud Landes im 


Garten, es umgraben Einen Saufen Getreides, ihn uinſch aue 


fein, 2) Von neuen bearbeiten , eine Arbeit wiederhoblen, un 
fie anders 'zu machen oder zu verbeſſern. Eine Schrift, einen 
Kuffag umarbeiten. So ouch von Hand und mechaniſchen 
Arbeiten. Daher die Umarbeitung. 

Umarmen, verb. reg. act. ich umarme, umarmt, zu umar⸗ 
men, mit den Armen umfangen, umfaſſen. Einen $reund bey 


feine Rackkunft umarmen. So auch die Umarmung. Figür Almbringen, verb. irreg. act, S. Bringen,) ib einge, 


tich find beyde Wörter iu der edlern Schreibart anftändige Aus⸗ 


drücke der ehelichen Benwohnung. Verbot hene Umarmungen. 
Einige Eſſener enthielten ſch der gebeimen Umarmung ihrer — 


Weiber, fo bald dıefe\ zur Lortpflanzung überftüſſig war, 


z 


Simmerw, Kera gebraucht dafür kıhalfen, und in Liefland und 


im Niederdeutſchen iſt noch halſen und umbalfen für umarmen 
üblich, 

Umbehalten, verb.reg. act. ich bebalte um, umbebalten, um= 
zubebairen, im gemeinen Leben, ein Kleidungsftüch, welches man 
um bat, um fich eder feinen Leib behalten, es nicht ablegen. Dan 
Mantel umbebalten, * 

Amber, ©. Umbra. 

timbiegen, verb, irreg. det. (S. Biegen,) ich biege um, ums 
gebogen, umzubiegen, etwas, das gerade ift, nach einem Wins 
fel biegen. Auch wohl, erloäs, das ſchon gebogen iſt, nach einer 
andern Richtung biegen. Ep auch die Umbiegung. In der 
edicen und höbern Schreibart würde man umbeugen fägen. 


umbilden, verb. reg. act. ich bilde u, umgebilder, umzug Bruch, oder neben demfalben hin in einem feſtern Stein, und ein 


bilden, was ſchon gebileetwar, nochmahls bilden, um es anders 
zu machen; am hänfigfien inder edleru Schreibars, Jemandes 
Character umbilden. : Sp auch die Umbildung,, 

Umbinden, verb. irreg. ac. (S. Binden.) ı.Umbinden, ich 
-binde um, umgebunden, umzübinsen. 1) Um fid oder ein 
anderes Ding binden, Ein Tuch umbinsen, nähmlich um den 
Kopf. Einem Binde ein Tuch umbinden. Die Schurze ums 

«binden, um den Leib, 2) Was ſchon gebunden war nochmahls 


binden um es anders zu binden. Die Garben umbinden. Min 


Bud umbinden. So auch die Umbindung. 

2, Umbinden, ich umbinde, um bunden, zu umbinden, um 
etwas binden, mit dem Accuſativ diefes Etwas. Einen Baum 
mit Werk umbinden. Es fommt ſelten vor, weil in den meiſten 
Fellen nmwinden dofür-üblicher rft. 

Umblafen, verb irreg,. act, (S. Binfen.) "ı)limblafen; ich 
blaſe um, umgrblafen, umzuhlafen, durch Blaſen unfloßen 
oder umwerfen. 2) Umblafen, ich umblafe, .umblafen, zu 
umblafen, von allen Seiten anblafen, ein Wort, welches nur 
felter vorfimmt. Von den Winden umblafen werden. 

Die Umbra,plur.car. oder die Umber⸗Erde, plur. doch nur 
yon mehrern Arten, die —n, einedunfelbraune fette Erde, welche 
auf Koblen einen aſphaltiſchen Geruch, und bey der Deſtillation 


zit Erhöpl, gibt; Bertbraun. Man gebraucht fiezum Mahlen, druckern. Daher die Umdruckung. 


Umbrechen, verb. iireg, 46 


€ Hauptwörter, die Umbringung und der Umbringer, I indie 


Umösrnen, verb. reg. act, id umdorne, umdornt, zu ums 


ad 


* die ſo genannte Cölnifche erd⸗ — Art Herfben. De. 4 
Nahme ift aus dem Lar. Terra Vmbriae, Cretä Vmbria, 
Be fie in der as en RR Umbeien zuerſt endet 
worden, 9 
“ (©. Brechen) ib: breche um, 
umgebrocen, umzubrechen. 1) Dutch Brechen umbicgen, ſo 
umbiegen, daß es breche; dochnur felten. Zinen Baum um. 
brechen. 2).So brechen, ey as unterſte zu oberſt konnmie; wo 
es doch nur in einigen Fällen für 
wühlen u. f.f. üblich iſt. Beſonders bedeutet an einigen Orten 
„einen Boden umbrechen, ein noch nie gebanetes Feld nrbar 
Maden. Die wilden Schweine brechen den Boden um / bey 
‚den Jägern, wenn fie ihn unüblen; ergleichen Drt ein Su 
bruch genannt wird. 3) Was ſchon gebrochen war, nochmahle 
brechen, um es jü Ändern oder anders zu brechen. Gebrochene 
Serviesten umbrechen. Die Buchdruder brechen die geiegte 
Schrifttum, wenn ſie einen Theil der gefegten und ſchon in der 
Eofumne fiehenden Zeilen von derfelben ——— und m 
andern feßen.. 
Daher die Umbrechung, in einigen Fällen, 


umgebracht, umzubringen. -ı) So fern um eine Wiederhob⸗ 
lung einer ſchon geſchebeuen Sache mit einiger Veränderung. bes 
deutet, iſt umbringen in manchen Fällen, ſo viel alsumardeiten. 
Se wird im Bergbaue ein Roſt umgebracht, wenn das in des 
Röftefhon Ein Mahl gebrannte Erz auf rin anderes. euer ge⸗ 
A wird. 2) Um das Leben bringen, des Lebens vauben, 

Sich felbft umbringen. Jemanden mit Gift umbringen. Sb⸗ er 
gleich diefes Wort fo wohl die Art und Weife, als anch die. Rechte 
mäßigkeit uud Unrechtmaãßi keit der Beraubung des Lebens, un⸗ 
entſchieden läſſet, fo wird einer techtmäßigen oder rechtlie 
en Handlung dieſer Ark jetzt nicht leicht mehr gebraucht, we— 
man alleufalls noch ſagt, von dem Leben zum Tode bringen. Die 


% - 


ſer Bedeutung nidyt üblich, ob fie gleich in manchen Wörter büchern fr 
aufgefübret werben. ; 
Der ͤmbruͤch, ges —es, plur. die — brüche, im Bergbane, a, 
die Führung eines Ortes in Geftalt eines Stollens um einen | 


auf diefe Art gefüheter Det ſeibſt. € flammet von umbreden- 
ab, in der ſonſt ungewöhnlichen Bedeutung, im Brechen einen 
Umweg nehmen. Böhm. ‘'Umproch, weiches aber aus dem 
Dent ſchen entlehnet ift. 5 

Umdecken, verb, reg. act. ich dede um, umgedeckt, ums 
deden, nochmahls decken, um es anders ja decken. Den Tiſch 
umdecken. Das Dach umdecken. Daher die umdeckung a" 
dornen, mit, Doruen umgeben, allenfalls in der: — 
Schreibart. — 

Uns-brich die Roſen aller Sreusen, 
Dir keine Reu umdornt, Us. 

‚Umdteben, verb. reg. act. ich drehe um, re umzʒu ⸗ 
drehen. 1) Nach der entgegen gefegten- ‚Richtung drehen: Den er 
Hahn am Saffe umdrehen. Der Wind har fi uimgedtebet, ? 
Sich nach je manden umdrehen, Einer Taube den Sals ums 
drehen, 2) Im Keeiſe, um feine Achſe drehen. Kin Rad ums 
drehen. ‚Die Büel drebet ſich N 

So auch die Umdrehung. 

iimöruden, verb, reg. act. ich drude um, umgedtuct, an 
zudruden, was fehon gedrudt war, nochmahls druden, um es 
anders zu druden. Einen Bogen umdrucken, bey den Buch⸗ 


Umöuften, 


se 


x 
+7 





pflügen, umgraben, um ⸗ 













).reg. act. ih —— umduftet, zu umduft 


Duſch. 


* wel en im Oberdeutſchen fiir umfangen üblich iff. Umfabe 


auf den Seven hoffet, den wird die Güte umfaben, Pf. 32, 10. 


‚vorkommt, ift esim Hochdeutfchen veraltet. 


. Dülfsworte feyn, im Fahren einen Ummeg nehmen, nicht den 
- möglihft- Fürzeften Weg fahren. Wir find viel umgefabren. 


fobren, Ein Rind, e einen Baum umfabren. 

2. Umfähren,ich umfabre, umfabven, zu umfahren, umet» 
was. herum fahren, mit demAccufativ diefes Elwas; befonders 
zu Waffer für umfegeln oder umſchiffen. Eine Fnfel, umfahren. 

- Die Erdfugehumfabren. Ein Vorgebirgeumfabren. Daher 
die Umfabrung, i in diefer legten Bedeutung, 


nicht zu berwechfeln,) der. Zuftand, da ein Ding umfällt. -Der 
AUmfall eines Baumes. Auch der plöglihe Tod eines Stückes 

Biebh, ingleichen eine anſteckende Krankheit unter dem Bird ift 
„unter dein Nahmen des Umfalles betont, 


ſeyn, ich falle um, bin umgefallen, umzufallen, aus dem fte- 
benden ſtande in den liegenden fallen, Der Baum , die 
“ Mauer ıft umgefällen. In Obnmacht ſinken undumfallen, 
Figurlich wird es von den Viehe und großen Thieren für ſterben 
gebraucht Es ſind dem Sch üfer hundert Stud Schafe umge- 
fallen. . Es it ihm ein Pferd, eine Kubumgefallen. Wofür 
‚in der anſtändigern Sprechart das einfache fallen üblicher iſt. 
 Ymfalzen, verb. reg. act. ih false um, umgefalst, umzufal- 
"2.0, bey den Buchbindern, anders falzen, Einen Bogen: um: 
hi -falzen. 

in 


N 
Ir 







2) Der, Kaum, welcher einen Körper anf der Seite einſchließt. 
Die Stadt balteine balbe Meile im Umfange. Der Umfang 
‚des Gartens beträgt taufend Schritt. Der Baum halt zwey 
Klafter im Umfange. Figürlich iſt eine Sache von einem 


iiige Folgen bat, (©. auch Umkreis) 2) Der Umfchweif. Der 

0 Elephant. kann fih nicht wenden, obne einen großen Umfang 

zunehmen, , Ingleichen figürlih. Etwas mit —— Um⸗ 

fange vortragen, Umſchweif. 
* — —— verb. irreg. act. (©. Sangen,) ich ——— um⸗ 
fangen, zu umfangen, aufallen Seiten einſchlicßen. 1) Etwas 
mit einer Mauer -umfangen, Ezech. 42,7; wofür umgeben, 
einfchlisßen üblicher il: 2) Mitden Armen, wofür man lieber 
umar men gebraucht; bey dem Dttfried iuifiangen, bey dem Bits 
leram umbegriphan. Sie umfingen. und Füffeten ſich zu gu⸗ 
ter legt, 3 Mace..5, 46. N mit feinen Armen 
die Erher, St. Efih, 4, 8. -3) Umgeben, in welcher Bedeutung 
es noch zmveilen von den Dichtern um des Neimes toillen ges 

braucht wird; bey dem Notfer umbefangen. Es hatten mich 





= Suriht umfangen... 
66 Oberdeutſchen iſt in allen dieſen Fällen auch umfaben 


4 A WB. 4 Ta Kal, 


geben, in der dichteriſchen Shreibart, Ihr 
bt mic umdufter, Geßn. A 
— Gmduftet) von Gerüchen des jungen May, a 


verb. reg. act. ich umfahe, umfahen, zu umfahen, 
‚deine Rinder, 4 Efr. 2,32. Umfahet Zion, Pſ.as, 18. Wer, 
Außer der höhern Schreibart,in weicher es doch auch felten mehr ' 
f AUmfahren,verbiirreg. (S. $abren.) 1.limfabren, ih fabre 


um, umgefabren, umzufahren. ı. Als ein Heutrum mit dem - 


F 7 2) Alsein Aerivum, ‚im Fahren umſtoßen, umwerfen, zu Boden 


Der imfall, des —es, plur. inuf, (welches Wort mit Unfall } 


3 — verb.irreg. neutr. (©. Fallen,) mit dem Hülfsmorte 


> Der Umfang, des —eg, plur. obgleich feltener, die —fänge, . 


* großen Umfange, wenn fie ſich febr weit Eifiredkt, viele und wich % 
-Umführen, verb. reg, act, ich führe um, umgeführet, umzu⸗ 


umfangen die Schmerzen des Todes, 2 Sam, 22. 5: von | 


‚üblich, e 


| Umg 808 
Umfärben, verb. reg. act, 1) 1imfärben, ich farbe um, um⸗ 
‚gefärbt, umsufarben, anders'färben, Ein Stu 3 Zeug umfaͤr⸗ 
ben. Daher dir Umfärbung. / 
2) Umfärben, ih umfärbe, —— zu umfärben, auf allen 
Seiten färben, inder dichteriſchen Schreibart, 
3 Ein glübend Rorhumfarbtefeine Wangen, Haged. 
Umfaffen, vetb, reg, act, 1) Umfaſſen, ich faffe um, umge: 
faßt; umzufaffen, anders faſſen. Zinen Schmud’ von Brillan⸗ 
ten umfaßen laſſen Daher die Umfaſſung. 

2. Umfäffen, ich umfaffe, umfaßt, zu umfaffen, ein Ding fcis 
nem Umfange nach fafjen oder einfließen. Eigeutlih mit der 
Hand, "Erwas mie der Hand umfaſſen. Es iſt zu dick, ich 
kann es nicht umfaſſen. (©. auch Umfpannen.) Suweilen auch 
mit den Armen, obgleich nur in einigen Fällen. Ich umfagte 

dem die Knie, den ich verachtete, Duſch. In andern Fällen 
ift dafür umarmen üblicher. Jugleichen figürlich, auf allen Geis 
ten untgebent, einfchließen, auch nur in einigen Fällen. Das Tiebs 
liche Blau des alles umfaſſenden Simmels. In andern Fällen 
ift umgeben üblicher, 


Umflättecn, verb. reg. act. ich umflattere, umflattert, zu 


‚ Umflartern, um etwas herum flattern, es flatternd ungeben, in 
der dichterifchen Schreibart. Umflattere Zephyr deine Uyms 
phen, Geßn. 

Umfleihten, verb.irreg act. (& Slechten, ih umfledte, um⸗ 
flochten, zu umflechten, auf alfen Sriten beflechten. Daher die 
Umfehrung. 

Umfliegen, verb.irreg. act. (©. Sitegen,) ich umfliege, um- 
flogen, zu umfliegen, um etwas herum fliegen, beſonders in der 
dichteriſchen Schreibart. 

Umfließen, verb.irreg. act. (S-$liegen,) um etwas herum flie- 
gen... Das Meer umfließe die Infel, der Stuß die Stadt, Mic 
Waſſer umfloffenes Land. 

Umfonftumfloß der gimmel mit Sternen überfar, 
Ihr hingebůcktes Antlitz in heller Majekät, Duſch. 


Umformen⸗ verb, reg. act. ich forme um, umgeformt, umzu⸗ 


formen, anders formen. Daher die Umformung. 

Die 1imfrage, plur. car, die an mehrere gleichfam im Kreife 
berum-gethane Frage... Im Dorfe Umfrage halten, die Ein⸗ 
wobner nach der Reihe herum befragen. Befonders bey Samm⸗ 
lung der Stimmen, welche nach der Reihe berum geſchiehet. Um⸗ 
frage halten. Etwas in Umfrage bringen." 

Umftagen, verb. reg.neutr. mit dem Hülfsworte haben, ich 
frage um, umsefragt, umsuftagen, nach der Reihe herum fra— 
gen, Umfrage halten, ©. das vorige. 


führen, durch einen Ummeg führen, - Des volt umfübyen, 
„2 Mof. 13,18, — 
Umfüllen, verb.reg, act. ich fülle um, umgefüllt, umzufüls 
len, anders fülle n. Das Bier umfüllen, es auf ein anderes Ge⸗ 
füß füllen, Daber die Umfullung. 

Umfurteln, verb, reg. act, ich furfleum, umgefurkelt, um⸗ 
zufurkeln, bey den Jagern, die Furkeln anders ſtellen. Daher 
die Umfurfelung. 

limaaffen, verb. reg. recipr. ich gaffe um, aumgegafft, um⸗ 
zugaffen.. , Sic umgaffen, ſich mit aufge[perrtein Munde ums 
ſehen. 

Det Umtang, des —es, plur. die —gänge, von dem Zeit 
worte umgeben, ı 1. Die Handlung des Umgehens, in verfchies 
denen Bedeutungen diefes Zeitwortes. 1) Der Zuftand, da ein 
Ding umgehet, d. i. fich um feine Achfe drehet. Der Umgang 


.. eines Rayes, Lin Rad thut drey Umgänge, indem ein ans 


deres ihrer neun volbtinger oder verzichtet. Kin Ras inden 
Eee Umgang 





x 


0 


* ⸗* 


808 


Umgang beingen, in hen Gang. 2) Diejenige Handlung, da 


man herum gebet, oder um etwas herum gehet. In diefer Bes 


deutung wird beſouders eine feyerliche Proceffion mehrmab:s ein . 


Umgang genannt. Einen feyerlihen Umgang halten. Die 
Umgange in der Römifhen Kirche, die Proceffionen. In eini⸗ 
sen®egenden find auch die feperlichen zu gewiffen Zeiten angeſtell⸗ 
sen Befihtigungen der Grängen und Marken unter dem Nahmen 
fo wohl dev Umgänge als auch der Untergängebefaunt. (S_Um- 
gänger.) 3) Einen Gang, fo fern er auf einem Umweg gefhieher, 
und dem geraden, möglichft fürgeften Weg entgegen geſetzt uf, Piz 
nen Umgang nehmen, wofür doch einen Umweg nehmen üblicher 
iſt. Dit dem Rebenbegriffe, dag man durch einen ſolchen Umgang 
dem auf dem geradeften Wege befindlichen Dinge ausweicht, iſt 
Umgang nehmen oder haben, obne Plural, etwas vermeiden, deni⸗ 
felder ausweichen, umbin könneu, wo es ſo wohl mit der vierten 
Endung, als auf, und befonders im Oberdeutſchen, mit der zweh⸗ 
sen verbunden wird. Brröchen fie, wenn fie es oder deffen wicht 
Umgang haben, oder nehmen Fönnen, wenn ſie es nicht vermeis 
ben fünnen, Eines Dinges Feinen Umgang haben Fönnen, es 
nicht vermeiden, auch wohl eg nicht entbehreu können, es unum= 
gänglich nöthig haben. Ich habe feinen Umgang nehmen wol: 
Ten, dir ſolches zu berichten, wird auch zuweilen für Anftaud, 
Aufſchub nehmen, gebraucht, im Dberdeutfchen Feinen Umtrieb 
nehmen. 4) Bon der R. U. mit jemanden umgeben, ift der 
Umgang gleichfalls ohne Plural, eine mehrmahlige geſellſchaft⸗ 
Kiche Gegenwart oder Zufammentunft zwifchen zwey Perfonen, wo 
Umgang allerdings mehr fagt, wis die bloße Bekanntſchaft. 
Perſonen, welche kit einander in einem und eben demfelber Col⸗ 


legio figen, haben Befanntfhaft mit einander, ſtehen auch auf 


mancherley Art mit einander in Verbindung ; allein daraus folgt 
noch nicht, daß fie eben Umgang mit einander haben müffen „wozu 
gefelichaftliche Verbindung gehöret. Umgang mit jemanden ha⸗ 
ben, wir ihm umgehenn. Starken, vielen Umgang mis verdäch- 
zigen Perfonen haben. Ich babe Feinen Umgang mit ibn, 
Allen Umgang mit jemanden aufheben. Mit jemanden Um: 
gang halten, für haben, iſt nurim gemeinen Leben üblich. 

Wer mirniemand Umgang halt 

Schilt auf die verdorbne Welt, Lichtw. 
Da es denn auch wohl collective von denjenigen Perfonen des 
braucht wird, mit welchen man gewöhnlich umgehen. Dielen Um⸗ 
gang haben. : 5 

2. Ein Bang, anf welchem man um ein Gebäudeoder Stock⸗ 

werk herum geben Tann. Zinen Umgang an der Wand des 
Haufes rings umberbauen, ı Kön. 6, 5. 
em Tempel, Sir. 50,2, Gott wandelt im Umgange des Himz 
mels, Hiob 22,14. Im Riederbeutfopen wird dev Kreuzgang in‘ 
den Klöftern der Umgang genaunt, 


Der iimgänger, des—s, plur. ut nom. fing, aneinigen Orten 


auf dem Lande, geſchworne Perfonen, welche die Gränzen und 
Markſteine umsehen, und die darüber entffandenen Streitigfeis 
ten als Richter entfcheiden ; an andern Orten Untergänger. 

Umgaͤnglich, —e, —fe, adj, et adv. Fertigkeit befisend, 
geen wit jedermann umzugehen, und darin gegründet. Kin ſehr 
umgängliher Mann. Zinumgängliches Betragen. Daher 
die Umgänglichfeie. Bon umgänglich , deffen man Umgang has 
ben fann, deſſen man entratheu kann, ift nur der Gegenſatz un: 
umgänglich üblich, j } 

Umgeben,verb.irreg. act. (S.@eben,):.umgeben, ich gebe um, 
umgegeben, umzugeben. 1) Anders geben, obgleich nur 
felten. Die Barren umgeben. 2) Jemanden den Mantel umge: 
ben, mic der dristen Endung der Perfon, ihm den Mantel ums 
hängen, ; 


AUmszeben, verb. irreg. (S. Gehen.) 1. jimgeben, ich gebe u; E 


gur ſagt man im Hüttenbaue, die Hütten geben um, wenn ia 


“ mir um, wenn es fich im Kreife herum zu drehen ſcheinet 


- figürliche Bedeutungen einer unbekannten eigentlichen, oder, wo j 


Oben der Umgang 


erlaubte oder gleichgültige Sache if. Doch fagt man noch mie 













umg NR 804 


2. Umgẽeben, ich umgebe, üngeben, zit umgeben, anf allen 
Seiten einfchließen, Line Stadt mit einer Mauer, einen Gar: 
gen mit einem Graben umgeben. Mit Waffer umgeben Yeyn. 
Die Sodomiter umgaben Lors Haus, ı Moſ. 19,4. Es haben 
mich umgeben Leiden ohne Zahl, Pf. 40, 13. Auf allen Seis 
ten mit Gefahr umgeben feyn. . 


umgegangen, umzugehen, ein Neutrum mitdem Hülfsworte, 
ſeyn. En N 

ı) Um feine Achfe geben, fi um feine Achfe drehen. Das 
Radgeht um. Figürlich iſt es im gemeinen Leben einiger Örgene 
den fo viel als zu Ende gehen, um feyn. Wenn das Fahr umge: 
gangen iſt, beffer zu Ende gegangen iſt. Nacheiner andern Fir 


benjelben geſchmelzet wird. — 
2) Herum geben, umher gehen. (a) Eigentlich; wo es doch 
in der edlen Schteibart veraltet iſt. Schon bey dem Notker um- 
begaan. Ich will in der Stadt umgehen auf den Gaffen, 
Hohel,3, 1. Die Wächter , diein der Stadt umgeben, 8.3, 
Timm diegarfe. gehe in dev Stadt um, Ef. 13,16. (b) Figür -· 
lich fagt man im gemeinen Leben, es gehe in dem gaufe um, 
wenn fi Geſpenſter in demfelben vermerken inffen, woesaber 
das Hülfswort haben befommt. ER 
In meinem Beller felöfigebesum, 7 
Ich hör’ oft ein Gefaufe, Leif. ; > 
3) Im Kreiſe herum geben, (a) Eigentlich. - Gofageman ° 
noch, wenn man fhwindlich iſt. Das ganze Zimmer gebermie . 


(6) In engerer Bedeutung ift umgehen, im Gehen einen Umweg 

nehmen, nicht den geraden und möglichft Fürzeften Weg gehen, 

Mir find eine ganze Meile umgegangen. + 
4) Mit etwas, mit jemanden, auf etwag umgehen, Tauter 


* 


wenigſtens das Mittel der Bergleihung dunkel if, Da die 
Deutjche Sprache viele Ausdrücke nach dem Lateinifchen gemos 
delt, und oft buchftäblich überfeg: hat, fo ſcheinet es faſt, daß ums. 
geben bier nach dem Lat. verlari gemodelt worden, welchesman  - 
von vertere abgeleitet, da denn diefe R. A. Figuren der vorigen 
britsen oder auch der erſten Bedeutung feyn würden. Das Schwed. j 
omgä haı eben diefeiben Bedeutungen. (a) Mit etwas umge 
ben, ſich damit befchäftigen, damit zu tbun haben; doch eben auch 
nicht in allen Fällen. Mit Wolfe, mit Slachs, mit Jedern um: 
gehen, Womit man umgeht, das Flebteinem an. Es find 
Leute, die mit Dieb umgehen, ı Mof, 46, 32. Mit Lügen, 
mit Ränfen, mit böfen Streichen umgehen, Fertigkeit befigen, 
ſich ihrer zu bedienen. Stets mit Gottes Wort umgeben, ſich 
damitbefhä tigen, Sir. 14,22. Mit Weißagen und Zaubern 
umgeben, 2 Kön.ı7,ı7. iſt ungewöhnlich, indem umgehen 
nur alsdann üblich zu fepn feheinet , theils, wenn der Gegenſtand 
ein eigentliches Hauptwort ift, theils auch, wenn derfelbe eine uns 





der Wahrheit umgeben, die Wahrheit reden, ı Mof. 42, 165. 
are nicht mit Rechtfcheffenheit, mie Tugend umgehen. 
(b) Wir oder auf erwas umgehen, bedeutet oft auch, es vor: 
beben, es auszuführen fuchen, auch nur von entweder gleichgüls 
ticen, oder unerlaubten Dingen, WLit einer Reife oder aufeine 
Reife umgeben, fieing Werk zu richten fuchen. Sein Gerz ge: 
het mit Unglück um, Ef.32,6. Ich weiß, worauf der Junz 
Fer umgeht, Weiße, Auf große Dinge, oder mit großen Din® 
genumgeben, auf Krieg umgeben. Hingegen fagt man nicht, 
auf eine gute tzandlung, mit einem guten Werke u. f.fı 1 
wingehen. (c) Mit jemanden umgeben, meprmapls in gefelle 

i ve ſchaftlicher 


Br 


umg 


en zufammen kommen ER mit ihm 
haben. Mit vielen Perſonen um gehen. ur mit rechtſchaffe⸗ 
nen Leuten umgeben. Es iſt nicht gut mit ibm um gehen. (S, 

Umgang.) (9) In einem andern Verfiande gedrandht man diefe 

8,9. die Art und Weife der perfönlichen Behandlung oder Bes 

. gegmung zu bezeichnen. Gücig, freundlich, gelinde mit je— 
nanden umgeben, ibn fo behandeln. Am bäufigfien von einer 
nadiheiligen Behandlungsart, Hart, graufam, fhimpflich mit 
jemanden umgehen. Der Zerr wird wunderlich mit dir um— 

geben, 5 Mof. 28, 59. Sie gehen fhandlid mir miv um, 
» Ehron,. 12,4. | 

2, Umgeben, ich umgebe, umgangen, zu umgeben, ein Ye: 
tivum, umetwas herum gehen, mit deffen Meldung in der vier» 

ten Endung, +) Eigentlich, Eine Stadt, einen Wald umge: 
ben, rings umdiefelben herum geben. Man kann die Stadt in 
einer Stunde umgeben. In engerer Beiiutung umgehet 
man die Granzen, oder eine Slur, wenn fie von den dazu verord⸗ 
neten Gefchwornen befichtigt, werden, wofür an einigen Orten 
auch untergehen üblich ift, (S. Umgang und Umgänger.) 
2) Figürlich fagt man, man Fonne etwasumgeben, fo wohl, 

. wenn man es vermeiden, demſelben ausweichen kann, wenn men 
umbin Bann es zu tdun, als auch zuweilen, wennman es ent= 

behren kann. : Ich Babe nicht umgeben Pönnen, dir folches zu 

melden. Indeſſen iff dafür im Hochdeusfchen Umgang haben 
oder nehmen üblicher, S. diefes Wort. 

Tas Umgẽeld/ S. Ungeld. 

Umgiefien, verb. irreg. act. (©. Gießen.) 1) umgießen, ich 
gieße um, umgegoffen, umzugießen, anders giegen. Ben 
Wein umgießen, ihn auf ein anderesGefäß gießen, : Eine Bild: 
fäule umgießen, fie anders gießen. 

2. Umgießen, ich umgieße, umgoffen, zu umgießen, eis 
nen flüffigen oder flüffig gemachten Körper um einen andern herum 
gießen, Etwas mit Zuder, mit Wachs umgiepen. 

Amngraben, verb, irreg. act. (S. Graben.) ı) Umgraben, ich 
grabe um, umgegraben, umzugraben, fo graben, daß das untere 
zu oberſt komme. Ein Stück Land in den Garten — 
Daher das Umgraben. 

2. Umgräben, ich umgrabe, — N zu umgeaben, um 
etwas herum graben. Einen Baum umgraben, Daber die Um⸗ 
srabung, 

Umgraͤnzen, verb. reg. act. ich timgränse, umgränst, zu ums 
granzen, anf allen Seiten mit Bränzen einfchließen, befouders 
° indem Mittelworte: begränzen. Ein Land, weldes mit Ber: 
gen, mit Waffer umgrängt if. Die Ausdehnung der Rörper 
iſt umgränzt und eingeſchrankt. Daher die Umgranzımg. 

Umgreifen, verb.irreg. act. (S. ®reifen,) ich umgreife, um: 









— En 


ganz umfaffen. Noch laßt ſich der Baum umgreifen. 
ÜUmgsden, verb. reg.recipr. Sich nmguden, fi umſehen. 
Ih gucke mich am, umgegudt, „umsuguden. 
imgürten, verb.reg. aet. r. imgutten, ich gürte am, um⸗ 
ggegürtet, umzugurten. ») Als einen Öure oder vermittelft eis 
nes Öurtes um ein Ding befeffigen, mit Verſchweigung dieſes 
| Dinges. Einen Degen umgürten. 2) Anders gürten, 
F 2, Umgireen, ich umgürte, umgurter, "zu umgürten, wie 
dag vorige, nur baf bier das zu um gehörige Sauptwort in der 
vierten Endung ausdrüdlich da ift. Laffer enre Lenden umgurret - 
K feyn, Luc, 12,35. Mir Striten umgürtet figen, Bar. 6,47, 
Auf ihren Safın sehen fie mit Sacken umgutter, Ef. 25, 3. 
6 Die junge Stirn umgürtet mir einem Lorbeerfrang, Duſch; 
wo doch die Figur ein wenig hart ift. Daher dis Hmgüytung, 
Schou "m dem Oitfried umbigurtan. 








griffen, zu umgreifen, mit dem Griffe, mit der innern Hand 





umb 806 


Ahmbaben, verb, irreg. neutr, (& gaben,) mit haben, ich 
babe um, umgehabt, umzuhaben, um ſich haben, doch nur vor 
Kleidungsfücen ‚welche man um fich legt oder nimmt. Einen 
Mantel umbaben, Rein ſalstuch umhaben. Der Scharla⸗ 
cken (Scharlach,) den fle umhaben, Bar, 6,71. 


Umbaden, verb.reg. act. ı.umbaden, ih hacke um / umge⸗ 


hackt, umzuhacken. 2) Durch Hacken oder Hauen umwerfen, 
zu Boden hacken. Einen Baum umhacken, beſſer amhauen. 
2) Mit Hacken amasbeiten, fo hacken, daß das untere zu oberſt 
fomme, Die Erde umbaden. Die Berge umhacken, Ef. 7,27. 

2, Umbäden, ich umbade, umbadt, zu umhacken, auf allen 
Seiten bebaden ‚doch nur felten. Einen Baum umbaden, die 
Erde rings herum aufhacken. 

Umbalfen, verb. reg. act, ich umbalfe, umbalfer, zu umbal: 
fen, welches nur imgemeinen Leben für umarmen übli iſt, (S. 
dafelbe.) Bey dem Kero kihalfen, bey dem Ottftied ud Shwäs 
bifchen Dichtern hellan, Niederf, halfen. 

Der aimbeng, des —es, plur, die—hänge, dasjenige, was 
um ein Ding herum gebönger wird, wie Dorbang, was vor dafs 
felbe gehänget wird, Der Imbang eines Bettes oder um ein 
Bert. Du folls auch der Wohnung einen Hof machen, einen 
Umhang von geswirnter weißer Beide, 2 Mof. 27,9. Im 
Schwabenſp. Umbhenge. 

Umbängen, verb. reg. act. z. Umbange ‚ich bängeum, ım= 
gehängt, umzubängen. ı) Um ein Ding hängen, mit deſſen 
Berfchweigung, oder mit deffen Meldung in der dritten Endung, 
Keinen Mantelumbängen, nähmlich um fih,. Der Bild ſaule 
einen Mantel umbängen. 

Baum hatte noch des Schneiders Sans 
Dem Affen ein erflickt Gewand 
von bunten Flecken umgebangen, Gell. 


-, Mo das Neutrum irrig fir das Aetidum umgehangt ſtehet Un⸗ 


hangen von dem Neutro hangen iſt nicht gewöhnlich. 2) Anders 
hängen. Die Rleider indem Schranke umhängen. 
2,Umbängen ‚ich umbänge,umbangt, zu umbänger, auf 
allenSeiteu behängen, am häufigften in der dichterifchen Schreib» 
art. Kin Bere mit Sammer umbängr. Seltener für um fi 
hängen, 
So ſang Callispe, die voll Entz icken 
Uimbängt mit ihver golönen Tuba Fam, Han, 
ipmbaten, verb. irreg. act. (S. ſSauen,) ich baue um, umge: 
hauen, umzuhauen, abhaueu, damit es umfalle. Einen Baum 
umbauen, ihn fällen, ini gemeinen Leben ‚ihn umbaden. Ei— 





ner Wald umbauen, alle Bäume in Sen: Walde, Daher die 


Umbanıng 
 Umber, adv. weldes von um und her zufanmen gefegetift, nnd 
in der anftändigern Schreib: undSprechart für herum gebraucht 
wird, Man gebraucht diefes Nebenwort, wenn das Haupt » oder 
Fürwort, welches von um regiert werden folfte,nicht ausdrücklich 
da ſtehet; ex abe umber. 
fo ſtehet es zwifchen um und hev in dee Mitte, welche alsdann 
nicht mehr Ein Wort find; er fabe um fih ber. Umber bedeu⸗ 
tet: x) Die Richtung längs des äußern Umfangeseines Dinges; 
im gemeinen Leben herum, rings oder rund herum. Umher 
mis Golde eingefaßt, = Mof. 28, 1. Die Leiten umber, 
Kap. 25,25. 2) In unbeſtimmter Nähe oder Ferne nm einen Oe⸗ 
genftand ; im gemeinenfeben herum. Alle, welche umber fanden, 
berum, amihn oder ung ber. Jeſus fabe fie alle umber an, ur, 


6,10, Sein Gerücht erfchall bald umber in die Gränze Gas ' 


Hlda, Mare. 1,28. Die Eiche befchatter yas Land weit umher. 
Sieb, die Blumericrer fid auf; von bligender Perlen 
Cacht fie ſchöner umher, Sa, 

Eers So 


Iſt es aber ausdrücklich vorhanden, 





\ \ ; —* 
So and umher ſprengen, umher legen, umher liegen u. ff. 
3) Ohne beſtimmte Richtung der Bewegung, befonderg, wenn 
eine ſolche unfläte Bewegung gewiffer Magen im Kreife gedacht. 
werden kann; im gemeinen Leben herum. Umher laufen, ſchwei⸗ 
fen, geben, irren, fiegenu.f.f. i 3 
Die phantafierenden Sinnen R \ 

. Schweiften in goldnen Träumenumber, Zah. 
Ohne Retter ire ich umher, Raml, — 
Ynm. Da dieſes Wort ein wahres Rebenwort iſt, fo iſt es 
nicht alein unndtbig, fondern auch wider den ganzen Sprachge⸗ 
Brauch, es mit den Seitwörtern, denen es beygefellet wird, als Ein ’ 
Wort zu ſchreiben, umberftehen; wie don vielen geſchiehet. Man 

ſchreibt ja nicht nabefteben, weitliegen u. ſ. f. + 

Wenn das Hänptwort, worauf fich das um in der Zufammene 
fesung beziehet, ausdrücklich ausgedruckt werden foll, fo muß 
demfelden ein neues um gorgefeßek, werden. "Warum wandert 
der arme Gedanke traurig um ihte Gräber umher ? 

Almbin, adv. von um uud bin, um etwas Din, wofür man auch 
wohl im gemeinen Leben hinum ſagt; gleichfalls mit Berfchwei-, 
gung deszu um gehörigen Hauptwortes. Umhin gehen, um et⸗ 
was herumundfortgeben. Wird das Haupswort ausgedruckt, fo 
fichet es zwiſchen um und hin in der Witte, Um das vorge⸗ 
birge hin fegeln. Um den Berg bin gehen. Indeſſen if umbin von dvey Mann nicht umklaftert werden Fönnen, Daher 
in diefem eigentlichen Verſtande im Hochdeutfchen veraltet, wo UmBiafterung. ° DEP REE 
man es wit dein Zeitworte Fönnen uur noch im figirlichen Ber-. Umklaͤmmern, verb. reg. act, ih um?lammere, umflammert,- 
fkande gebraucht ; befonders mit der Berneinung. Hichtumbin. zu umklammern,mit feſt eingeſchiagenen Klauen oder felt ange. 
Fönnen, nicht vermeiden, nicht Umgang baden fönnen. Jch Fatın. ſchlagenen Händen müfeffen; ein nur im gemeinen Leben übliched 


7 5 


umdrehen und umwensen Eommen in diefer Bedeutung derSache. 
nach mit einander überein, find aber doch noch in manchen Neben» 
umftänden verfehieden. 2) Figürlih. (a) Semanden umfehten,  \ 
ihn anderes Sinnes machen. Er iſt ganz umgekehrt, eriftgang 
anders beſchaffen, als ehedem. (b) Es kehrt fich unı, es finderdag \ 
Gegentheil Statt, RER, RR EN RO Aa 
Sreunde, Waffer macher fumm, we. Ar 
Ler net dieſes andenSifchen;, 
Doch beym Weine kehrt fihs um, - ; 
Diefes lernt antınfern Tifchen, Lee F 
(ec) Alles umkehren/ in die änßerfte Verwirrung bringen. (dIEine 
Stadt, ein Land um kehren, von Grund aus verwüften. Gore 
hat der Seiden Land umgekehret und zu Grund verderber, Sr. 
10, 19, : h3 s j - — 
Daber die Umkehrung in der Bedeutung des Activi. Das 
Zeitwort lautet ſchon bey dem Ottfried umbikeren,,: 
Umkippen, verb.reg.ich Fippe um,umgefippt,umzufippen, Es 
wird ſo wohl als ein Neutrum mit ſeyn, als auch als ein Activum 
gebraucht; fo kippen, daß es falle. Der Wagen kippt um 


J 


umgekippt. Die Arbeiter kippten den Stein um. EEE 
Umklaͤftern, verb. reg, act. ich umklaftere, umklaftert, zu 
umFlaftern, mit ausgefpannten Armen umfangen. Bäume, — u 

1 f » f} 


nicht umbin, dir diefes zu berichten, Ich Fonnte nicht umbin, Mort, obgleich Kleiſt fingt: . ee 

mich deß halb zu beflagen. ne vn Sie die Büre) ſchwommen ala 
Umbören, verb, reg. recipr. ich höre mich um, umgehört,um: Zum nahen Walde mit Schnauben,umflammerten Tanz 

zuhören, um ſich ber nach etwas hören, wie ſich umfeben. , Es iff nen und Eichen. 


5— 
Umkleiden, verb reg. act. ı) umkleiden, ich Fleide um, um: 
gekleidet, umzufleiden, anders aufleiden, am häufigſten alsein, 
Neciprocum. Sich umkleiden. ! var ER 2 
2)UmPleiden, ich umPleide, umkleider, zu umkleiden, auf 


ur im gemeinen Leben für ſich erfundigen üblich. Man muß fih 

dar nach umbören, daruach erfundigen. 
Umbüllen, verb. reg.act. ip umhulle, umhüllt, zu umbüllen, 

auf allen Seiten verhüllen. Sein Haupt mit $lor umbullen. 


Wann du mich nicht liebt, dann umbulle ein dicker Nebel die 
ganze Gegend, Geßn. Daher die Umbullung. 

Umhuͤpfen, verb.reg, act. ich umbüpfe, umbüpft, zu umbüs 
ofenz um etwas her hüpfen, in der dichterifchen Schreibart. 

SDu kleiner Zephyr, der du mich umbüpfelt, Geßn. 

Die umkehr, plur.car, von deut folgenden Zeitworte, die Hand- 
Lung, daman auf feinem Wege umkehret; am Häufigften im fi gür⸗ 
Yichen Verftande, fittliche Befferung, wovon die Bekehrung eine 
Art iſt. Ich bin feiner Umkehr fo gewiß, daß ich ihn ſchon im 
voraus darum liebe,Leff. , =. 


Umkehren, verb. reg. ich Behre um, umgekehrt, umzukehren, 


welches in doppelter Geſtalt üblich ift. 1. Als ein Neutrum mie 
‚sem Hülfsworte ſeyn, die Richtung feiner Bewegung ändern, um 
fie nad) der entgegen gefegten fortzufegen. Wer von Oſten nach 
Weſten gebet, Fehret um, wenn er diefeftichtung ändert und. von 
Weſten nah Oſten gebet,woher er gefommen war. Auf dem We: 
ge umkehren. Wir find bald umgekehret. Ich will wieder um: 
"Fehren in meingaus, Matth.ı2,44. Figürlich zuweilen feine fitt- 


"liche ai lee bekehren. Daß ihr. umkehrer und- 


werdet wiedie Binder, Matth. 18,3. S. die Umkehr. 
2 Asein Aetivum, um feinen Schwerpnnet kehren, fo kehren, 
dag das unterer oben, das vordere binten komme. a) Eigentlich, 
"Den Spieß, den Stod, den Griffelumfehren.. Den Wagen 
umkehren, fo daß das Vordertheil dahin gerichtet werde,. wohn 
"vorber das Hintertheif gefebret war... Den Rock umfebren, daß 
das Futter oden komme. Kin Blatt / in einem Buche umfehren, 
beſſer ummwenden. Sich im Berte umkehren. Umfebyen, 


" allen Seiten befleiden; nurinder dichteriſchen Schreibart. 
Umtommen, verb.irreg, neutr, (S. Bommen,) ich Fomme 


„um, umgekommen, umzufommen, Es erfordert das Hülfes 


"41, 9, für vergehen, ausgerottet werden, find veraltef. 


wo es für umkehren, zurück kommen, gebraucht wird, ir 


woͤrt feyn, und iſt ausder N, A. um das Lebön Fommen zuſam⸗ 


nen gefegt, fein Leben außer dem von der Natur gefegten Ziele- 


anf eine zufällige Art verfieren, es geſchehe nun auf eine eigent» 


liche gewaltfame Art oder nicht, Vor Rälte, vor Hunger umz: 


kommen. © Der Rranfe mußte, aus Mangel der. Pflege, auf 


eine elende Art umkommen, Im Seuer, im Waller umkom⸗ 


men. In der Schlacht, vor sem Seinde umfonmen, mo», 


doch bleiben üblicher iſt. Das bibliſche durchs Schwert umkom= _. f 


"men, wird allenfalls noch in der höherwoder dichterifhen Schreib» ' 


art gebraucht. Zuweilen auch figürlich, von Teblofen Dingen, une, ⸗ 


"gebraucht verderben, Sammlet die. übrigen Broden, daß - 
‚nichts umfomme, Job. 6, 12., Lichts umkommen laffen.. 


Allein diebiblifchen Bedeutungen, ihr Gedächtniß ſoll umk om⸗ 

men, Pf. 9,75 der Gottloſen Erbgut wird umfommen, Sir. 
bedeutete es auch zu Ende fommen, das iſt, zu Ende geben, um - 
ſeyn. Da dag Jahr umk am, 2 Sam.rı,ı. Welde Bedeutung 
aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich ift, fo wie die Nieder deutſche, 


Anm. Wachter glaubte, daß das einfache Zeitwort Fommen, 
ehedem auch vergeben, perderben, bedeutet habe, allein er bedachte 
nicht, daß dirfe Bedeutung bloß in dem Vorworte gegründet iſt. 
umkom men ift in der heutigen gangbareıt Bedeutung, entweder _ 
ans um das Leben Fommen jufammen gezogen, oder auch 104 

S R m 


N 


el in nal 2 ze rn nase ul En aD Sn BU ae 


’ 


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Die: SS Gem Eile: interire gebildet. Ulphilas —— *— fraqui- 
. man, gg Schweden förkomma, und die Niederdedt- 
‚2 "N * amen. 

—* — rampen, verb. reg.act. ich Prämpe NET ei ums 

Br ae etwas als eine Krämpe umlegen. 

UmEränzen, verb. reg. act. ih umfränge, umfränsr/u ums 

5 Pränzen, miteinem Kranze umgeben, am häufigſten in der dichtes 

riſchen Schreibart. Ib will mein Fables Haupt umfränzen, - 

EA Umkranzt mir Rofen eure Scheitel, 

Nlooch fieben euch die Rofen gut, Haged. 

"Der imfreis, des —s, plur. die e—e, eigentlich "die Frumme 
Linie, welche eine Zie kelflãche ein ſchlietet ‚die Zirkellinie, Peri- 
pheria.. Dev. Umkreis eines Zivfels,enes Rades,einer Kugel. 
In weiterer Bedentung, die Linien, welche eine Fläche, oder die 

— welche einen Körper einſchließen, zuſammen genommen, 

ey Umfang, Perimeter. Die Infel, die Provinz haltzebn 

Meilen im Umkreiſe. Das Lan) har einen. großen Umkreis. 

Ani üblichften if es, wenn das Maß diefes Uinfanges beſt immt 

wird. Kin Baum, welcher vier Klafter im Umkreiſe hält. 

=» Kero gebraucht dafür Umbicirch,in einigen Gegenden noch jegt 

AUmbezirk, Ottfried Umbiring. Am Tatian hingegen iſt U mbi⸗ 
werkt, der Erdkteis. 

Umladen, verb. irreg. act. (S. Caden,) ich lade um, umge: 

laden, umzuladen,anders [aden. Linen Wagen umladen. Ach 

\ eine Laſt von einem Wagen oder Fahrzeuge auf ein anderes lar 
den, Daher die Umiadung: 

‚Umlagern, verb.reg, act, ı)Umlagern, ich Ka um, um: 
” gelagert, umzulagern, anders lagern; doch nur felten, 
2) Umlägern, ich umlagere, umlagert, zu umlagern, auf als 

. Ten Seiten belagern, in der dichterifchen Schreibart, 

Umlägert (umlagert) bin ich hinter mir 

"Und fornen an zugleich vor. dir, Opitz. 
— kehupliche Mächte umlagern. mid von allen Seiten. 
Daher die Umlagerung. - 

Der Umlauf, des —es plur. die —länfe, t von dem folgenden 
Beitworte.- ı. Der Zuſtand, dieBewegung, da ein Ding ums 
‚läuft; ‚ohne Plural, 1) Does um feine Achfe läuft. "Der Um= 
lauf des Rades. Bon einzelnen Betvegungen, fo fern durch jede 
derſelben der Umkreis Ein Dahl vollendet wird, iſt auch bier der 

Alural üblich. Das Rad macht in einer Minute zehn Umläufe, 

drehet ſich zehn Mahl um feine Achſe herum, 2) Die Bewegung 
eines Körpers in einem Kreife; der Kreislauf. Der jährlicpe 

. Umlauf der Sonne, ihre fcheinbare Bewegung nm die Erde, In 
weiterer Bedeutung. Der Umlaufdes Blutes, deffen Kreislauf, 
Eirculation. 

-% Ein Schreiben oder eine Schrift, welche man umlaufen läffer, 
d. i welche einer dem andern zuzuſchicken verbunden iſt; eine Cur⸗ 
rende. Einen Umlauf berumgeben laffen. Etwas durg) ei: 

= nen Umlauf bekannt maden. 

Umlaufen, verb.irreg. (S. Laufen.) 'ı. ——— ich Igufe 
‚um, umgelgufen, umzulaufen. ı) As ein Aetivum, im Laufen 
umwerfen. Ein Kind, einen Stuhl umlaufen, 

2) Als ein Heutrum mit den Hülfsworte feyn 





(a) U feine 


um. Des Marten Gedanken laufen um, wie die Habe am 
Wagen, Sir. 33,5 Ein umlaufendes Rad, ? Maccab. 3, 5. 
(6) Im Kreife Laufen, defonders in einigen figüelichen Bedentuns 
gen. Das Geld lauft um, wenn eg cirenlieret, oft aus einer 
Hand indie andere geht. S. Ummauf 19 Ein umlaufendes 
Schreiben, welches von einem zu dem audern geſchickt wird. 
(S, Umlauf?) (6) Herum taufen„obue beſtimmte Richtung und 
Abſicht hin und * jan, eine im dochdemſchen veraltete Dedeu- 





— 
„> . 


4 * * 


ſuchen und doch nicht finden, Amos 8, 12. 


Umlegen, verb, reg. 


ſtande in den Fiegenden legen oder dringen, 


“ Eine goldene Kette, den Degen umlezen. } 
Die Seringe inder Tonne umlegen, add aus einer Tonne in die 
andere legen. Die Waarenumlegen. Die Soldaten umlegen,: 


Der Umlauf des Geldes im Handel und Wandel. 


Ach ſe laufen, ſich ſchnell um feine Achfe drehen. Das Rad läuft. 


Umm 810 

Atung. Daß fie ih u und ber — und des Serren Wer 
Auf den Gafen 
umlaufen, 2 Mäcc. 3, 19. _ Auch der Umläufer für Gevumläu- 
fer ift im Hochdeutſchen ungewöhnlich. (d) Zu Ende Taufen,auch 
nür im gemeinen Leben einiger Gegenden. Das Jahr ift umge: 
laufen, ift zu Ende,iftum. (e) Einen Umweg laufen. Der 80: 
the ift viel umgelaufen. 

2 Umlaufen, ich umlaufe, umlaufen, zu umlaufen, um et⸗ 
was laufen, mit deffen Meldung, doch nur dann und waun in 
der höhern Schreibart. 
laufen. 
umzulegen. ı)Alsein Xesivum, (a) Aus dem ſtehenden Zus 
Einen Schrank: um: 
legen. Das Schiff legt ſich um, wennes ſich milder Seite auf 
das Waffer legt. (6) Aus dem geradelinigen Suffande in den 
gebrochenen verfegen, umbiegen. . Ein Blatt Papier umflegen.. 
Die Schärfe eines ſchneidenden Werkzenges legt fih um, wenn 
fie ficb biegt, "Eben fo legt ſich eine Nadel eine Spitze um. Das 


Schiff umlegen, in der Schifffahrt, nach einer andern Richtung 


feuern oderlenfen, 
fo heißt es umwenden. 


Iſt diefe der vorigen ganz entgegen gefeßt,. 
Eben daſelbſt ſagt man auch, der Wind, 


das Schiff lege ſich um, wenn fie eine andere Richtung nehnien, 


() Um ſich, oder um etwas legen,f Einen Verband umlegen, 


.anrein krankes Glied. Auch von ſolchen Kleidunasttücken, welche 


man un ſich tbut, legt oder bindet. Einen Mantel umlegen. 


(d) Anders legen. 


fie in andere Quartiere legen, 
2) Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, wo 


es nur in der Schifffahrt für das vorige Reciproeum ſich 


umlegeh üblich. ifk, 
drehet, eine andere Nichtung nimmt. 
wenn es fi drehet. 

2, umlegen, ich umlege, umlegt, zu umlegen, um ein Ding 


Der Wind legt um, wenn er ſich 
Das SHiff lege um, 


ber legen, mit deffen Meldung in der vierten Endung. Den Raus 


einer Schuffel mie Zyern umlegen. Eine Stadt mic Truppen 
umlegen, tings um freber Truppen legen. 
So auch die Umlegung von dem Aetivo und die Umlegung. 


imleiten, verb.reg. act. ic) leite um, umgeleiter, umzulei⸗ 


ten, einen andern Xen leiten. . Das Waffer umleiten. Daber, 


die Umleitung. * 


Umlenken, verb. reg.act. ich lenke um, umgelenket/ um zulen⸗ 


ken, nach einer andern Nichtung lenken. Den Wagen, die Pferz 
de umlenken. Mit dem Wagen umlenFen. 


Umleuchten, verb. reg. act. ich umlen hte umleuchtet, zu ARE 
' Ieuchten, auf allen Seiten erleuchten, mit einem ichte umgeben. * 


Mich umleuchtete ein Licht vom Simmel, Apoſt. 9, 3 


Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet ——— 
Umliegen, verb, irreg. neutr. (©. Liegen,) ich liege um, 'um= 


gelegen, umzuliegen, umber liegen, in uırbeftimmter Nähe oder 
Ferne um etwas her fiegen, wo doch nur das Mittelwort umlie⸗ 
„gend üblich if. Die umliegenden Dörfer, Städte, Selver.. 
“Das umliegende Land,Euc. 4,37. In den andern Modis ger 
braucht man dafür umber liegen, oder im gemeinen Leben herum, 
liegen. Umliegen, profratumfäcere, iſt nur in den niedri⸗ 
gen Sprecharten üblich, 


Ummachen, verb.reg.act. ih mache um, umgemacht, umzu⸗ 


machen, welches nut in den gemeinen Sprecharten üblich iſt. 
Für unthun. Die Schürze ummachen, umbinden. 2) An 
ders machen, umarbeiten. Das Bert ummachen. 

Eee3 uͤmmaͤuern 


* 


Die Stadt umlaufen, um die Stadt 


1. uͤmlegen, ich lege um, umgelegt, 


' 


\ / g * x 


Sıı . Hmm 


Ummaͤuern, verb. reg. act.ichummauere, ummauert, Zu _ 


ummetern, mit Mauern umgeben. Eine Sta t ummauern. 
"Almmeffen, verb, irreg. act. (©. Weffen,) ich meffe'um, um⸗ 
gemeffen, umzumeffen, von neuen. meffen, anders meflen. Zinen 
Saufen Getveides, ein Stück Jeldes ummeffen. Daher die 
timmeflung. E Bee 
Ummünzen, verb,reg, act. id münzeum, umgemünzt, ums 
zumünzen, von neuem Münzen, Ubfegte Geldforten um: 
munzen: R 
Umnahen, verb, reg. act. ic umnähe, umnäber, zu umnaben, 
-zings herum benähen. Etwas mit Blumen umnaben, 
Amnebeln, verb. reg. act. ich umnebele, umnebelt, zu umne⸗ 
bein, mit einem Nebel umgeben, fo wohl eigentlich als figürlich. 
Dieverdrießliche Gehalt, die fie fih von.der Ehe gemacht hat, 
- umnebeltihre Liebe, Gel. 
Doch meinen. Dichtergeift umnebeln Teichte Träume, 115. 
imnehmen, verb. irreg. act, (S. Fiehmen,) ich nehme um, 
umgenommen, umzunebimen, um fich nehmen, Einen Mantel 
‚ umnebmen. Ein Betttuch umnehmen, es un fich Hängen, ſich 
„ barein verhüllen, ; : \ / 
Umniethen, verb. reg. act. id nierbe um, umgeniethet, um⸗ 
sumierhen, die hervor ragende Spige eines Nagels umfchlagen. 
©, Fiethen. So au die Umniethung. 
Umpacken, verb.reg.act, ı. Umpaden, ich packe um, um⸗ 


gepadt, umzupaden, anderspaden. Waaren umpacken. Das 


‚ ber die Umpackung. 


2 Umpaden, ich umpade, umpackt, zu umpacken, auf allen 


Seiten einpaden oder bepacken. 
Ampaͤnzern, verb. reg. act, ich umpansere, umpansert, zu 
umpanzern, auf allen Seiten mit einem Panzer umgeden, in der 


dichterifchen Schreibart. 


AUmpfüůhlen, verb, reg. act. ihumpfäble, umpfähle, zu um⸗ 


pfäblen, mit Pfählen uingeben. Einen Graben umpfäblen. 
Umpflanzen, verb. reg, act. » umpflansen, ich pflanze um, 


umgepflanzt, umzupflanzen, anders pflanzen, welches von ver- . 


planen noch perfepieden iſt. Die Bäume im Garten ums 
pflanzen. ‘ 

“2, Umpflänzen, ich umpflanze, umpflanzt, zu umpflansen, 
auf allen Seiten, rings ‚herum, bepflangen. Einen Teich mis 
Bäumen umpflanzen. ? 

Die uͤmpflicht, S-Unpfliht. N 
iimpflügen, verb, reg. act. ich pflüge um, umgepflügt, umzu⸗ 
pflügen, ſo pflügen,, dag das obere zu unterſt fomme,. durch 
P lügen ummvenden, Die Erde, ein Stück Leld, Garten umz 
„pflügen. ; n * 
Umpragen, verb.reg. act. ip prüge um, umgeptagt, umzu— 
prägen, anders prägen, mit einem andern Gepräge verſehen. 
eine Mimze umprägen. Auch figüclich. Die Sitten Faffen ih 
immer noch f@weter umprägen, ala die Worte, Weiße. 
Umrandern verb. reg. act. 1. Umrandern, ih vandere um, 
umgerandert, umzurandern, anders rändern, wit einem an⸗ 

dern Rande vergeben, 5 

2, Umrändern, ich umrändere, umtänsdert , zu amrändern, 
rings um rändern, mis einem Nande verfeben, defonders bey ben 

Rupferftechern, welche eine Platte, wenn fie radiert werden foll, 
umrändern, di. fie init einen Rande von Wachs ver ſehen. 

YUmräumen, verb. reg.agt. ich raume um, nmgerdumt, um: 
zuräumer »- An einen andern Drtbinräamen Die Waaren 
umräumen. 8. Alles umraumen, gleichfam das untere zu obesft 
zünmen ;im gemeinen Leben umftoren. ; 

Umxeiſen, verb, reg.act.ich umreife, umreiſet, zu umre ſen, 
um eiwas herum reiſen. Die Welt umreiſen. Umreiſen, diu⸗ 


die Umrührung. — 


* 2 
2 
* 


ur gu 


» 


einen Umweg nehmen. Wir find viel umge ⸗ 


‚gegen im Neifen 
reiſet. 
Umreißen, verbirreg. act, (S. Reißen,) ich reife um, umge- 
riffen, umzureißen. ı. Su Boden reißen, aus dem fiebenden 
Zuftande in den liegenden reifen, Altere, Gögen, Mauern, 
Haufer.umreißen, in der dentfehen Biber, - 


Waſſer reißt wohl Eihen um, Leſſ. — 


2. Das untere zu oberſt reißen, wo es zuweilen fg umpfligen 
gebraucht wird. Kin wüfes Grundfüd umreißen, Ingleichen 


Waaren umreißen, fie ungefchidt durch ſuchen, fo daß das untere - 


oben komme. 3. Den Umriß einer Figur machen, als ein Neu⸗ 

trum, eine ungewöhnliche Bedeutung ‚von weicher dach noch Um: 

riß üblich iſt. Kane EN RE! 
Umreiten, verb. irteg. (S. Xeiten.) ı. imreiten, ich reite um 
umgeritten, umzuteiten. (1) Ein Neutrum mit feyn, einem 
Umweg teiten. Wir find heute vielumgeritten. (2) Ein Acci⸗ 
vum, ju Boden reiten, im Reiten umſtoßen. Lin Bihd ums 
reiten. R : we 

2. Umreiten, ichumveite, umeitten, zu umreiten, um elwag 
‚herum reiten. Das Lager umreiten. 
einer Stunde umveiten. 


Alan Fann die Stadt in 


limtennen, verb. irreg. act. (©. Kennen,) ich venne um, ums 





1 


sche re ee ee u u 


gerannt, umzurennen, zu Boden vennen, im Reunen umfloßen, 


Ein Rind umrennen. — 
Umringen, verb. reg. act. ich umringe, umringt zu ums 
ringen, eigentlich mie einem Ringe umgeben, Am bäufigften auf 


allen Seiten umgeben, fo daß die freye Bewegung dadurch gehin⸗ 


dert wird. Waſſer umgaben mich bis an mein Leben, die Tiefe 
umringete mich, Jon, 2, 6. Kine Stadt mit einer Mauer, 
mit einem Graben umeingen, für umgeben, iſt ungewöhnlich, 
weil dabey der Begriff desHinderniffes der freven Bewegung, nicht 


Statt findet. Am üblichften ift es von lebendigen Geſchöpfen. Serte - 
Sietimringten . 


Ochſen haben mich umringet, Pf. 22, 13. 
Benjamin, Richt. 20,43. Die Jünger umringten Paullum, 
Apofl. 14,20; flelleten fich um ihn berumt, Den deind mit der 
Reiterey, eine Stadt mit Truppen umringen. Daher die Um⸗ 
ringung. 


Unm. Schon im Iſidor umbiringan, bey dem Notfer.um- 


beringen. &s fiammet von Ring, und dem veralteten Zeitworte 
ringen, Treifen, fich im Kreife bewegen, ber, nicht aber von 
ringen, feine Kräfte auftrengen ; daheres irrig iſt, wenn es einige 
noch dem Muſter des letztern irrrgulär abivandeln, umrungen für 
umringet. ER — 
Der Umriß, des —ſſes, plur. die —e, in der Zeichenkunſt, ein 
Rip, welcher bloß die äußern Linien einer Figur, die Linien des 
‚ Umfanges darſtellet. - 0 i 
Umrübren, verb. reg. act. ih rühre um, umgerübrt, um=_ 
zurübren, eigentlich, im Areife rühren, fo rübren, daß alle Theile 
durch einander kommen, mit einander vermifcpet werden, Daher 


4 


Umfeden, verb, reg.act. ich fade um, umgefadt, umzu⸗ 
ſacken, aus einem Sade in den andern thun, Das Getreide um: 
ſacken. Daber die Umſackung. Sg 

Umſagen, verb.reg. act,ich fageum, umgefagt, umzufagen, 
die Reibe herum, im Kreife fagen, - #twas umjagen laffen, fo 
daß es einerdem andern die Reihe herum füge. 

Umfägen, verb. reg. act, id} umfäge, umfagt, zu umfagen, 
rings herum befägen. Einen Baum umfägen, Aber ihn ums 

; fügen, ihn durchſägen, dos er umfalle, . 

Um ſalzen, verb.reg.act.ich false um, umgefalst, umsufalsen, 
anders falgen, Die äsringe umfalzen, * 

Umfat: 


A 


PER, 








|’ 
; 
2 
— 















qsmfatteln, verb. reg. act. ich fastle tum, umgefattelt, um zu⸗ 

atteln, den Sattel von einem Pferde auf das andere legen. Die 

Pferdeumſatteln. Figürlich und im gemeinen Leben fartelt je: 

mandum, wenn er eine andere Lebensart, eine andere Religion 
ergreift, auch wohl überhaupt, wenn er ſeine Entſchließung Ändert. 

So auch die imfattelung. Niederfi umfadeln. - 

- Der iimfat, des—es, plur. inuf. von dem Zeitwort umfegen, 
die Handlung, da man etwas umfeget ‚doch am häufigften nur fiir 
Vertaufhung. Der häufige Umfag der Waaren, ihre Vertaus 

.  fehung. Die Lintracht, die mit des Lebens Sreuden fo reichen 

. Bmfag halt, Dufch. Bey den Meperdingsgütern in Nieder ſach⸗ 
fen, wird jede Veränderung des Befigers durch Verkauf, oder auf 
andere rt, fo wohl der Umfag als aud) die imfahre genannt, 

.  welhen Rahmen denn auch wohl die in folden Fällen übliche 

Lehnwaare bekommt. 

Umſchaffen, verb. irreg. act. (S. Schaffen,) ich ſchaffe um, 
umafchaffen, umsufchaffen, von fchaffen, creare, anders 
{Haffen. Das Niederdeutfche umfchippen wird in weiterm Ver⸗ 

-  fande fürumbilden, anders bilden, gebraudt. _ 

Umſchalen, verb. reg. act. ich ſchale um, umgefchalf, umzu⸗ 
ſchalen, im Hüttenbaue, die Schalen der Probieriwage um: 
wechfeln. 

Umſchaͤnzen, verb.reg. act, ich umſchanze, umfchanst, zu 
umfchanzen, ein größten Theils veraltetes Wort, mit einem Walle 


umgeben oder einſchließen. Eine Stadt umſchanzen. Sp auch 


die Umſchanzung. 

Umſcharren, verb. reg. act. ih ſcharre um, um geſcharrt, um⸗ 
zuſcharren/ zu Boden ſcharreu. Jagleichen fo ſcharren, daß das 

+ „untere oben komme. 

Umfchätten, verb, reg. act. ich umſchatte, umfchatter, zu 

umfchatten, aufallen Seiten beſchatten, mit Schatten umgeben. 

Daher die Umfchartung. 2 

Umſchattig, adj. inder Geographie, die Einwohner derjenigen 
Erdgürtel, weder Schatten innerhalb 24 Stunden ganz um fie 
herum gehet. Die Einwohner nabe an den Polen, wo die Sonne 
in geiviffen Jahreszeiten gar nicht untergebet, fondern fich in 24 
Stunden um fie herum drebet, heißen daher Umfchattige. Es ift 
sach dem Griech. Perilcii gebildet, wie unſchattig, zweyfchattig, 
„uff. Andere gebrauchen dafür Freisipattig. * 
Umſchauen, verb. reg. recipr, ich ſchaue um, umgefchauf, 
umzufchauen. 1. Sich umſchauen, fih umfeben, im Dberdeuts 
ſchen und in der böhern Schreibart der Hochdeutfchen. 2. Bey den 
Handwerkern Läße fich ein reifenderHandiwerfsburfch auf derpers 
berge umfchauen, wenn er fish bey den Meiftern deffelben Ortes 
nach Arbeit umfehen, um diefelbe bewerben läffet. 
So aud) die Umſchauung, und bey den Handiverfern auch die 
Umſchau. Das Zeitwort lauter fehon bey dem Ottfried umbi- 
° Icgnuon, : i 
imfchaufeln, verb.reg. act. ich fhaufeleum, umgeſchaufelt, 
umzuſchaufeln, mit der Schaufel das untere oben, und das obere 
unten bringen ,umfleden, Das Korn umfchaufeln. | 
Umfcheeren, verb.irreg. act. (S, Scheeten.) ı. Imfcheeren, 
ich Äcpeere um, umgefchoven, umzufcheeren, anders ſcheeren. 
Ein Stuf Tu umfceeren. 
2. Umſcheeren, ich umfcheere, umfchoren, zu umfcheeren, 
rings herum beſcheeren. 

Umſchetnen, verb. irreg. act. (S.Scheinen,) ich umſcheine, 
umfchienen, zu umfcheinen, zu gleicher Zeit, auf allen Seiten 
beſcheinen. * 

ümf. bien, verb. reg; act. ich ſchicke um, umgeſchickt, umzu⸗ 
fchi@en, welches aur im gemeinen Erben für herum ſchicken 
üblich iſt. —— 


Umſ— 814 


Umſchiffen, verb. reg. x. umſchiffen, i iffe um, umge: 

ſchifft, umzuſchiffen. (1) Einen Umweg en ein Hei 

trum mie dem Hülfsworte feyn;, umfegeln, umfahren. Dawir 

umfchiffeten, Pamen wir gen Region, Apofl.28, 13. (2) Waa- 

ven umſchiffen, als ein Activum, fie aus einem Schiffe in das an- 
dere bringen. j > 

2. ümſchlffen, ih umſchiffe, umſchifft, su um ſchiffen um 

etwas herum ſchiffen. Die Welt ‚eine Infel umſchiffen. Das 
vorgebirge läßt fich nicht umfchiffen. 

Der umſchlag, des —es, plur. die — fchläge, von dem folr 

genden Zeitworte, 

1. Der Zuftand, die Handlung, ohne Puraf, e 

(1) Bon dem Neutro umſchlagen, wo es nur im figüirfichen 
Verſtande von einer entſcheidenden Veränderung einesDinges üb- 
lich ift ; doch mehr in manchen Provinzen, ale im Hochdeutſcheu, 
wo es in dieſem Verſtande ſeltener vorkoinmt, Der Um ſchlag des 
Windes, des Wetters, eine völlige Veränderung deſſelben. Der 
Umfchlag des Gludes. In Umfchlag gerathen, fich plötzlich 
verändern, Der Umſchlag des Bieres, des Weines, der mid, 
wenn fie plöglich verderben, In einigen Gegenden wird eine frühe 
geitige Geburt der Umfchlag genannt, 

(2) Bon dem Activo umfchlagen, die Handlung, da man ete 
twasumfchlägt. a) Die Handlung, da man etwas umfchlägt, d.i. 
auf die andere Seite wendet. Der Umschlag einer Spielfarze, 
da man fie umſchlägt, daß die Figur oben komtae, wo denn auch 
wohl die umgeſchlagene Karte dieſen Nahmen bekommt, in wele 
chem Falle es auch den Plural leider. b) So fern umſchlagen 

ehedem für umfegen, Waaren vertaujchen, üblich war, ifi derlim- 
Schlag noch im Niederdeutfchen nicht allein der Umſatz der Waaren 
und des Geldes, fondern auch ein jeder Handel. Sein Uwſchlag 
hat nicht viel auf ſich, fagt man in Niederfachfen,d.i. ſein San⸗ 
bel. Daher wird in einigen Riederdeutfchen Städten ein großer 
Jahrmarkt, eine Meffe, wo Waaren gegen Waaren umgefegt wer» 
den, noch jegt deriimjchlag genannt, in welchem Falle es auch den 

Plaral leidet. Der Rieler Umfchlag, der Güſtrowſche Umſchlag. 
©) In einigen Gegenden ift Umfchlag auch für Sing, Wucher, Ger 
winn üblich. So werden im Bergbane jede Intereffen der Um⸗ 
Schlag genannt; in der Frankfurter Reformation aber führen nur 
die ungebührlichen Zinſen von Zinſen dieſen Rahmen. Vielleicht 
nad) eben der Figur, uach welcher Aufſchlag eine ãhnliche Ber 
deutung bat. 

2. Datjenige, was umgefchlagen wird, doch nur in verfchiehen 
nen einzelnen Fällen ; mir dem Plural. . 

(2) An den Kleidungsflüden ift der Umfchlag, ein unge 
ſchlagener Theil am Ende, womit der Hand bededer wird, und der 
in manchen Fällen auch der Bragen heißt. Aufſchlag und übere 
fchlag bezeichnen ähnliche Theile, 

(2) Im Deichbane werden große Krümmnugen an den Deis 
en, wenn fie z. B. um einen großen Deichbruch herum gefchlar 
‚gen oder geführet werden, Umfchlage geitannt, 

(3) Dasjenige, was um etwas herum geſchlagen, d. i. gelegt, 
locker befeftigt wird ; befonders in zwey Fällen, a) Dasjenige, 
was locker umein Ding befeftigt wird, demſelben gleichſam zur 
Dede dienet, Der Umfihleg um eine Waare. Bey Tücheen, 
Zeugen u. f.f. bedeutet es anch die äußere Lage derfelben, wels 
che von betrüglichen Verfäufern zuweilen beffer verfertiger wird, 
alsdas inuere. Dee Umfchlag eines Journals, das Blatt Pas 
pier, welches zu deffen Schonung locker und nur auf einige Zeit um 
daffelbe befeftige wird, Der Umſchlag eineg Briefes, mit einem 
Franzöſiſchen Yusdende das Convert; Ju der Botanik iſt der 
Umnſchlag, Lat. Prupa, eine leicht abfallende Haut, worin die 


Hrüffegewidelt find, by Bey den Arzten und Wundärjten iſt der 
; s Ume 


- 





! ER 
gür chen Berfiante,plöglich eine entſcheidende Veränderung ſei⸗ 


and in walerer Bedeutung haudeln; 


ern — | = um Er 


- 


Umſchlag, Cr. Epithema, ein fußerliches Hıgeneömice, wel⸗ 


"ches zu Shen Leinwand gelegt, oder womit die Leinwand befeuchtet 


„ wird, worauf man felbige um den kranken Sheil legt oder ſchlägt. 
SEinen Umſchlag von warmen Wein machen. Breyumſchlaã⸗ ge, 


Uataplafmata. 


iimf&hlagen, verb. irreg. S Schlagen,) 4 ſchlage um, um⸗ 
geſchlagen, umzuſchlagen welches nach den verfchiedenen Bedeu» ⸗ 
tungen des.einfachen Zeitwortes ſchlagen auch in verſchiedenem 


Verſtande gebraucht wird. 
1, Alsein Neutrum mit dem Sülfsworte fegn, von ſchlagen, 
ylöglich fallen. 1. Eigentlich, plöglich zu Boden ſchlagen oder 


faßen,plöglich um feinen Schwerpuuet, aus der®rundfläde fchlas 


gen oder fallen. ° Der Wagen fhlugum, che man es ſich verfa= 


be. Ein Menſch/ welcher vlöglich eine Ohnmacht defomms und“ 


untfäls, ſchlagt um. 2. So fern um aud) eine andere Richtung 
bezeichnet, iſt umfchlagen plöglich eineandere Richtun nehmen. 

& fagt mau von dem Winde, daß er umfchlage, wenn er ſich 
hund merftich drehet. Noch hänfiger gebraucht man es im 


* Zuſtandes erleiden, beſonders in ſolchen Fällen, wo uns 
die Urſache dabon unbekannt iſt. Sas Wetter ſchlagt um, 
wenn es z. B. fi plötzlich aus dem Froſtwetter in Thauwetter, 
oder umgefehrt, verändert. Kine Krantheit iſt umgeſchlagen, 
wenn ſie plötzlich eine enrſcheidende Veränderung erlitten hat, fie 


gereiche nun zur Befferung oder zur Verſchlimmerung. In engerer 


Sedeutung wird es von ſolchen plötzlichen Veränderungen zur 
Verfhlimmernng gebraucht, ‚Das Bier, der Wein ſchlagen um, 
wen fie plöglich faner werden, Die Milch ſchlagt um, wenn fie 
plöglich gerinnet. Jemandes Glick ſchlagt um, wenn es unver: 
mutbet aufböret. Ein gefchloffener Rauf, ein grmachter San: 
del ſchla gen um, wermn fie fich unvermutber gerfchlagen. Binder 
ſchlagen um, wennfic aus der Art ſchlagen, nuger athen werden. 

Ihr ſeyd umgefplagen und entbeiliget meinen Rahmen, Ser. 

"34,19. 


derfomme, wein fie aborricrer. S. Umschlag. — 


11, As ein Yerivum. 2. Um einen Puncet ſchlagen, fo daß ein 


vorher gerades Ding einen Winkel befomme, (1) Eigentlich, mit 
Schlagen umbiegen, 
Zum Umfchlagen des Bleshes baden die Rlämpener ein eigenes 
Umfihlegeeifen, welches wie ein Meſſer in einem Kloße ſteckt, 
Blech daran umzubiegen. » (2) Bon fchlagen; ſchnell legen, ift 
umfchlagen in manchen Fällen fo vielalsumlegen, jo wohl, fo 
fern folches mit ders Umbiegen verdunden iſt, in welchem Ver ſtan⸗ 
de mauche äußere Theile an deu Kleidungsſtücken umgefchlagen 


= werden; (©. Umfcplag,) als auch, fo fern es bloß bedeutet, aufdie 


andere Seite legen. \ Ein Blatt in einem Buche umfchlagen, 
amwenden,, Bine Barte umfchlagen, eine Karte, welche vers 
drettiag, umfegen, fo daß die Figur oben komme. 2. 1m etwas 
ſchlagen, locker um etwas beſeſtigen. 


Saupwort der Umſchlag gangbar ıf, (5, daſſelbe.) Nur von me⸗ 
diemmifiben Umfchlägen ſagt man, warmen Wein, Milch, Rräu: 
ter. um ſchlagen, um ein krankes Glied. 3. Waaren vertanfcben, 


wenigſtens im Hochdeutſchen woron indeffen im Niederſach ſiſchen 
noch der Umſchlag üblich iſt (S. daſſelbe) 4, Durch den Trom⸗ 
an fehlag rings umber befannt. machen; nur in einigen Gegenden. 
Einen Diebfiabl umſchlagen laſſen 

Des Hauptwors, die Umichlagung, lommt wenig vor, häufi⸗ 
ger das Umſchlagen. S. auch Umſchlag 


unſchleſheren irreg, act. 16, — | 


‚Amfchleyern, verb. reg.act. ib ———— —— Ara 


Umfomeihen, verb. irreg. (6. Schmeißen,) ich fchmeiße um 


Almfchmelzen, verb;reg.etirreg.act. (©. — FR 
Eine @lode umfehmelzen. , 


In einigen Gegenden fagt man and, eine Schwan: ' 
gerſchaft fhlage um, wenn eine fehwangere Perjon zu fsiih nie= . 


Einen Nagel, ein Blech umſchlagen. 


Einen Mantel umſchlagen, 
um ſich hn (nd umschmen.” In anderil Fällen gebraucht man ' 
ı Fieber darum oder herum fchlagen, felbft in ſolchen, wo das 


eine veraltete Bedeutung, 






he, umſchlichen, zu umfchleichen,um etwas. herum ſchleichenbe⸗ 
ſonders iurderdichterifchen Schreibart. ‚Unmutbsvolle Gedan: 
ken umfchleighen dich. - 


umfchleyern, auf allen Seiten mit einem RR verpüflen. 
Daber.die Umfoleyerung. “ z 
Umfchlicten, verb. reg. act. ich fälichteum, near: A 
umzufcplichten, von fehlichten, in Drdnung legen,anders ſchlich ⸗ 
ten, Holz, Steine, Waare umſchlichten. 

Umfhlisßen,verb. irreg.act, (S.Sließen,) ihumfhließe, / 
umfcloffen, zu umſchließen, auf allen Seiten einſchließen. 

- Einen Plag mit einer Mauer, umfcpließen. —— die er 

- fplitgung. ENTE 
— verb.irreg. act. (©. Sälingen,). ums. S 
fchlinge, umfclungen, zu umfcplingen, mit einer Schlin⸗ 
ge umgeben, in welden Verſtande die Nähterinaen” eine 
Naht zu umfohlingen pflegen. Ingleichen ſich un etwas 
berum ſchlingen oder winden. Wie der Epheu die Bien 

die Weinrebe den Pfabl umſchlingt. — 

Dort liegt der-Sirt beym nahen Waſſerfall, — 


— — 


vom fanften Arm der Schäferinn umfhlungen, Keil. 


v2 


umgefchmiffen, umzufchmeißen, welches im gemeinen — 
umwerfen üblich iſt; ſo wohl als ein Neutrum, mit dem Wagen 
ummwerfen, ohne deſſen Meldung, als auch als ein Yerioum, ‚ein. 

Ding umſchmeißen, es zu Boden ſchmeißen. — REN 
; Wafler reißt wohl Eichen um, | Er 2 —— 
Und har geuſer umgejchmiffen, Leſſ. 


ſchmelze um, ſchmelzte um, umgefchmelzet, anders ſchmelzen. 

Auch figürlich, für völig ändern, * 

umarbeiten überhaupt. al Preiseier den Staat umzu · 
fepmelzen, Weiße, 

Umfepmieden, verb.reg. act.. a umföieden, ih ſhmirde 

um, umgefc;miedet, umzufchmieden, anders fdmieden, durch 
Schmieden eine neue und andere Öeftalt geben. — es # 
ſchmieden. —— — 
2, Umſchmieden, ich umfchmiede, In zu — re 
ſchmieden, Eiſen um ettoas herum Iörnipden ;, obgleih. ur. u 
felten: * — 

Umſchmieren, verb. reg. act. om ſchmieren, ic ſchmiere 

um, umgeſchmieret, um zuſchmieren, anders ſchmieren. 

2, Umſchmeren, ich umfchmiere, umfchmiert, zu umſchmie⸗ 
ven, um etwas herum fehmieren, Die Bienenftöde mit Lehm 
umſchmieren. 

Um ſchnallen, verb. reg. act. ich ſchnalle um, umgefnalle, ; 
umzufchnallen. 1. Anders fchnallen. Die Schuhe umfchnallen. : 
‘2, Um etwas fchnallen, vermittelft einer Schnalle um etwas befe⸗ 
fligen.: „Das Degengehen? umſchnallen. So auch die um⸗ 
ſchnallung. 

umfon⸗ ben erb irreg. act. (©. Schneiden,)ib umfänei- 2 
de, umfepnitten, zu umfchneiden, rings herum — 
einfchneiden: - 

Almfchnüren, verb.reg. act. ı. ———— ih fhnüreum, * 
umgeſchnurt, umzuſchnüren. 1) Anders ſchuuren. EIm 
‚etwas ſchnůren/ ohne em des Hauptwortes, — zu um 
geböret. — 

e Umſchnuͤren, ich fchnüre um, umfhnirt, zu umſchniren, 
rings heruin befchnücen, Einen Ball um ſchnüren. 

Umſchraͤnken verb, reg..act, ich um ſchranke, umſchrãnke/ 

* u mſchranken/ rin “ —— —— un geben. Einen 


pla 


A 





änfen, 

EEE in — Thun Fein — Baar 
J Senkt anders, ‚als der Staub, den er befeelte, denkt, 
ni ER Sieſecke. 
| imfchreiben, verb, irreg. act.(&, Schreiben.) 1, Yimifepkeie 
7 ben, ih ſchreibe um, umgeſchrieben, umzuſchreiben, anders 





* umſchreiben. 

2, umſchreiben, ich umſchreibe, umſchrieben, zu umſchreiben. 

Be (1) Um enpas berum ſchreiben. Line Münze umfchreiben, eine 

Schrift um diefelbe fegen ; eine feltene Bedeutung ‚wonpn doch 

i Bmfrift zoch üblich it, (2) Dunkele Worte oder Ausdrücke mit 

‚mehrern Worten deutlich machen, Bine Stelle in einer Schrift 

amfipreiben. Daher die Uimfihreibung. 

De Umfhrift, plur, die — en, eine Schrift, welche um etwas 

berum gejegt wind, 5. B. die Schrift um den Rand einer Münze ; 
wodurch ich die Umſchrift von der üderſchrift, Inſchrift, Auf⸗ 
ſchrift m. ſaf. unterſcheidet. S. das vorige. 

umt Hroͤten, verb, reg, act. ich umſchrote, ——— zu um⸗ 
ſchroten, rings umher beſchroten, in einigen Fällen des gemeinen 
Lebens, befonders. fo fern ſchroten daſelbſt auch für nagen ge⸗ 
braucht wird. 

um chrzen verb. reg. act, ih umſchürze umfehurzt, zu 
umfohirzen, mit einem Schurze umgeben. Sich umſchürzen, 

in der dichteriſchen Schreibart. 

Umſch utteln/verb. reg. act. ich ſchůttele um, umgefehüttelt, 
umzuſchütteln, duch ſchütteln unter einander dringen, in 
Glas Arzeney umicpütteln. So auch die Umſ⸗ chuttelung. 

Umſchütten, verb. reg. act. ı. Umfpütten, ich fhutte um, 
umgefhüttet, u umzufehutten. (1) Anders ſchatten, von neuen 

ſchutten. (2) Aus einem Gefäße in das audere fhütten, (3) Um⸗ 

ſtoßen uud verfhürten, Lin Glas Bier, ein Glas Wein um- 
ſch ütten. (4) Durch ſchütten oder ſchütteln anter einander zu 
bringen fuchen, am hãufigſten von flüffigen —— — 
teln. Ein ‚Glas Tropfen umſchütten. 
2. umnſchutten, ich umfchürte , umfiplitter, zu umfepütten, 
- gings herum beſchütten. Einen Baummit Erde unſchutten. 
er unſchweif, des — es plur. die —e, von dem folgenden 

* geitworte, ein-Ding, weldhes im Kreife am etivas herum geher. 
An Borborns Gloſſen bezeich unet Umbifueift, die weiten Bein- 
kleider nach alter Art. Bey den Siebmachern if Umſchweif oder 
Umfchweifeld 
zu liegen fonmt, Am hänftgiten ift Umfchweif ein weiter Umweg 
um etwas herum. Einen Umfchweif nehmen, weit um etwas 
herum geben. Einen Umſchweif machen. Auch figürlich, diejes 
ige Art zu verfahren, welche der möglichſt kürzeſten weit entge« 
gen gefegt ift. Einen Lernenden mit vielen Umſchweifen eumüs 
den. Einen Prozeß mit vielen Umfchweifen führen. Inglei⸗ 
hen eine folche Art der Rede‘, da man dem. Gegenftande durch 
Worte auszumweichen fucht, gleifami weit um denfelben herum ger 
ber. Reden fie nicht fo duch Umſchweife mit mir, Gell. Wer 
’ wollte fo viele Umſchweife machen $ Schon im Angelf, Ymp- 
- fuape ‚im Schwed. Omfvep. Für Umſchweife machen ge 
braucht Ottfried noch das veraltete bagen, welches ſehr nahe 
mit dem Lat. Ambages verwandt iſt, ung deffen Soſter Um⸗ 
ſchweif gebildet zu ſeyn ſcheinet 





Umweg nehmen, weit um etwas herum gehen; eine jetzt veraltete 
Bedeutung, wovon noch das vorige Hauptwort übrig iſt. = ‚Ohne 
‚gewiffe Beflünmung umber ſchweifen/ wofür doch herum — 
fen oder see ſchweifen ia en ift, 

Adel. W. » 4. Ch. 2. Aufl, 


+ 


" fihreiben, Einen Brief, sin Stuck Acten, einen Yufiag, 


nige Theil eines Siebrandes, worauf der Wulſt 


Umſonſt, adv. 


habe es nicht umſonſt, ohne Geld. 


daß ihr frũh auffteber, Pf. 127, 2 
J ee verb. reg. neutr. mit haben: 1.*Einen geoßen 


“Zeit iragt das Schwert nicht umſonſt, Nam. 23,4 Ich 
ff iR 


— umf 918 


Um ſegeln, verb. reg. act, 1. uͤmſegeln, ich fegele um, un. 


gefegelt, .umzufegeln. (1) Als ein Neutrum mit feyn ; eich 


Umweg fegeln; umfchiffen. Das Schiff ii umgefegelt, (2) Als { 


ein Activum, zu Boden fegeln, im Segeln umfioßen , wofür in 
der Seefahrt doch überfegeln üblicher if, Ein Sabrzeug um: 
fegein. 

2, Umfegeln , ich umfrgele, umfegelt, zu umfegeln, um et 
was herum fegeln, mit defjen Meldung ; umſchiffen. Ein vor⸗ 
gebirge umſegeln. 


Umſehen, verb.irreg, recipr. S. Seben.) 1. Sich umfehen, 


das Geſicht odir die Augen rüctwärts drehen, etwas, das hinter 
ungift, zuerblicten. Sie lieben, daß fie ſich auch nicht umſe⸗ 
ben, Jer. 46, 5. Sich nach jemanden, oder nach. etwas umfes 
ben. Imn Yugenblide, ebe man fich ümſtehet. 2. Um fich 
ber ſehen, hin und her fehen, um etwas zu erblicken ſuchen. Sich 
in dem Zimmer umfehen, etwas zu fuchen. Sich nach etwas » 
umfehen. Auch figürlich, fich an einem Orte umfehen, alles da- 
feldft befindliche oben hin befehen. Er will ich ein wenig in’ der 
Weltumfehen, Schon bey dem. Ottfr. tunbifehan. Im Ober: 
deutfchen iſt dafür auch umschauen, im Niederdeutfopen umkiken, 
und in der vertraulichen Spredart ver —— umgucken 
üblich. 


Umſetzen, verb. reg. act. ı. lmfegen, ich fege um, umgefege, 


umzufegen. (1) Anders ſetzen, an einen andern Drt din ſetzen. 
Bäume umfegen, fieaneinen andern Det fegen, weiches theils 
mit verfegen gleich bedeutend ift, theils noch von demſelben unters 
fhieden merden Fan, Die Gläfer, die Stühle umfegen, fie 
anders fegen. (2) Des Wind ſetzt fich um, wenn. er ſich uns 
decbet, aus einer entgegen -gefegten Richtung komtut. (3) Für 
umwechſeln, wird es noch im Handel und Wandel gebraucht. 
Waaren umfegen, Waaren gegen Waaren vertauſchen. Geld 
umfegen, eine Geldſorte gegen die andere auswechſeln— Nieverf. 
umleggen. ©. Umfag. . 

2, Umfegen, ich umfege, umfegt, zu umfegen, rings herum 
beſetzen. Einen Ted, einen Garten mit Bäumen umfegen: 


Almfinfen, verb.irreg. neutr, (S. Sinfen,) welches das Hülfs», 


. wort feyn erfordert , ich finfe um, umgefunken, umzufinfen, 
zu Boden finfen, finfen und umfallen. In Ohnmacht fallen 


‚und umſinken. Erif vor Schrecken umgeſunken. 
Umſinnen, verb.irreg: neutr. (S. Sinnen,) mit dem Sulfs⸗ 


worte haben, ich inne um, umgefonnen, umzufinnen, welches 
nur in einigen Gegenden für herum finnen, — ft, ah et⸗ 
was umſinnen, herum ſinnen. 

mſitzen, verb, irreg,neutr. (©. Sigen,) iiiedem Hülfswors 
te feyn, ‚ein ungewöhnfiches Wort für herum ſitzen. #ın 
Seucr, da man umfigen mag, Ef. 47, 14. ” 

2, Eigentlich, ohne Eopn, ohne Vergeltung, Fe: 
manden etwas ärnfen geben. Linem umfonft dienen. Ib 
Ich mag niches umſonſt 
baben. Umfonft habt ihr es empfangen, umfoni gebr es 
auch wieder, Matth. 10,8. 2, In weiterer Bedeutung, oh⸗ 
ne Rußen , ohne die ‚verlangte Wirkung hervor zu bringen, 
vergebens. Umfontt iſt ihre Arbeit, Weish. 3,21, Es iſt um ſonſt, 
Das. follfi du mir. nicht 
umfonft gefagt haben, uicht obne —5 — Es ift alles umſonſt, 
es hilft nichts mehr, Die Thränen ihres Sohnes fließen 
alle umfonft, Duſch Umfonft ging Siefolgende Sonnefür uns 
auf, umſont hatten wir diefen Tag hergeſeufzet, eben derf. 
Es ift umfonft, Gegenliebe erzwingen zu wollen, Er würde 
zu bedauern ſeyn, wenn er eine fo weite Reife umjonft hätte 
thin follen, Gell. 3. Zuweilen auch, obne Abfıdr, Die Obrig- 


babe 


819 Umf 

babe das nicht umfonft — nicht — Abſicht. In der 

Welt iſt nichts umfont und ohne Nugen. 
Anm. Ju Schwabenfpirgel, wo diefes Wort zuerfl vorzukom⸗ 
men fSeinet, umblult, Riederf,umfus.. Schwed. omlonlt. 
Water hatte den felriamen Einfal, ſonſt ſey in diefer Zuſam⸗ 
menſetzung aus foni if zufammen gezogen, 
dem Franz. fans, Jtal.lenza, der, fo. dag umſonſt jo viel als 
um nichts bedeute; allein, ohne uud nichts find zweyerley : wenn 


aber ja ver Begriff des ohne bier in Beirachtung fommen muß, {0 


iſt unſer fonder, wovog ſonſt abſtammet, näher. Ihre glaubt, 
das Wort habe ebedem ohnſonſt, unfonft gelautet, und bie letzte 
„Hälfte fey das alte Sone, bey dem Ulpbilas Sauns, Vergeltung. 
Was diefe Ableitung einiger Maßen beſtätiget, ik, daß umfonft 
bey dem Notker ungemiete, ungelohnt, im Tatian uzan mieta, 
und im Angelf. on-ceapunga lautet. Allein, fo lange die 


Schreibart umfonit nicht bewiefen werden kann, müffen wir wohl . 


bey unſerer Partikel ſonfſt bleiben, welche eigentlich eine Abfonder 
zung bezeichnet, und ehedem auch wohl fo viel wie nichts bedeutet 
haben kann, fo wie man für umfonft im gemeinen Leben noch jest 
um nichts fagt. 
unfonft gleichfalls umſus. 
Um ſpannen, verb, reg. act. 1. timfpannen, ich fpanne um, 


umgefpannt, umgufpennen, anders ſpanuen. Die Pferde um— 


fpannen, die eingefpannten Pferde ummwechfeln ; auch die vor ei⸗ 
nem Wagen befindlichen Pferde vor den andern fpannen. 

2, Umfpännen ‚ip umfpanne, umfpannt, zu umfpannen, 
mit der Spanne, d, i. mit den ausgeſtreckten Fingern von der 
Spige des Daumens an bis zur Spige des Fleinen Fingers umfafs 
fen. Den Simmel umfpannen, Ef.48,13. Man fagt, einePerfon 
fe fo gefchlanf, daß man fie mit beyden Händen umfpannen kon⸗ 
ne. Wenn einige diefes Wort von der Umfaffung mit ausgeftrediten 
Armen, für umklaftern gebrauchen, wovonStofch in feinen gleich 
bedeutenden Wörtern h.2, ©. 106 einige Beyſpiele anführet, fo 
ift ſolches fo wohl wider die Abflammung, als auch wider den 


Sprachgebrauch. Wohl aber bedeutet es zumeilen, mit einem - 


ausgefpannten Seile, Schnur, Netze u. ſ. f. umgeben, da es denn 
unmittelbar mit fpannen zuſammen geſetzt iſt. Daher die Um ⸗ 
fpanzung. 

Amfpinnen, verb. irreg, act. (S. Spinnen,) ich "umfpinne, 


umiponnen, zu ıtmfpinnen, rings herum beſpinuen. So pflegen: 


” die Spinnen ihren Raub zu umfpinnen. 
Ymfpringeh, verb, irreg. act. (S. Springen,) ich fpringe um, 
umgefprungen, umzufpringen, 1. 3u Boden fpringen, im 


Springen umſtoßen. Ein Gefäß umfpringen. 2. Jin gemeinen: 


Leben wird-diefes Zeitwort häufig für umgeben im figürlichen 
Berftande gebraucht. Er weiß damit umzuſpringen, damit 
amzugehen, weiß, wie man bie Sache behandeln ſoll. Er ſpringt 
damit um, als wenn es ein Raub ware, er gebet ungeffüm one 
Schonungdamit un, wo man imder legten Hälfte auch wohl fagt, 


als die Rage mie der Maus, woranserheller, dag umfpringen, - 


hier fo viel. bedeutet, als herum fpringen. Iſt es wohl er: 
laubt, fo mit. einem umzufpringen ? umzugehen, einem ſo zu 
begegnen. 

Der ümftend, des — es, plur, die — Kände, von * Zeit 
worte umfieben. 1.*Umftehende Perfonen, als ein Collectivum, 
eine un Hochdeutſchen ungewöhnliche, aber doch in einigen Dbers 

deutſchen Öegenden übliche Bedeutung, Im einer Nachricht der 

churpfãlziſchen Akademie der Wiſſenſchafien zu Danheim hieß es: 
Die Akademie hielt ihre Derfammlung unter einem fo vorneh⸗ 
men als zablreigen Umſtande. 


2. Figürlich it der Umfiand eine zufällige Beſtimmung eines . 


Dinges (2) Eigentlich, wo es folche einzelne zufällige Beſtim⸗ 


Friſch leiteteg von, 


Diefes fonf heiße im gemeinen: Leben fus und FR 


— nf 
mungen bezeichnet, deren Inbegriff In enden — 


der Stand, in andern aber der Jußand genannt wird. Es wird 
auf die Umſtande ankommen, ob der Friede zu Stande Fom- 


men wird, auf die zufälligen Beſtimmnungen. Die Umfände 
wollten es nicht verfiatten. Es bat fich ein Umftand ergeben, _ 
der ſehr günfig für uns if. Es war ein-ubler Umfane . 
für ibn, daß fein Gönner gerade zu derfelben Zeie Hard. 
Nachdem fich die Umnaͤnde fügen werden. Kine Gefhig 
te mit allen Umftänden erzählen. Der Umfiand des Or⸗ 
tes, der Zeit, der bandelnden- Perfonen, f 
frey oder nicht, fo wird er allezeie das feyn, wozu ihn der 
Zufammenfluß der Umftande gemacht bat. (2) —— 
engern Bedeutungen. a) Der äußere Zuſtand eines Menſchen, bes 
fonders fein Vermögensftand, feine zufälligen Beftimmungen in 
Anfehung feines äußeen Bermögeng werden häufig dıffn Umfiän= 
de genanut, in weicher Bedeutung der Singular nicht üblich if. 


Id möchte wohl wiffen, wie feine Umfiände find. Sich in J 
Sid nach jeman ⸗ 


ſchlechten, in guten Umſtanden befinden. 
des Umftänden eyfundigen.  Überiegen fie meine Umſtände 
wohl, Gel. - Wenn fie fein ander Besenfen haben, als ibre 
Umiftände, fo bin ich gludlich, eben derf. b) Mach einer ans 

dern Einfchränfung find die Umſtände (auch nurimPfurai allein) 
Meitläufigfeiten, Umſchweife, Förmlichfeiten, ſelbſt folhe, welche 


die Wohlanftändigfeit des bürgerlichen Lebens vorfehreibt. Mihe 


_ viele Umftände machen, gerade zu gehen, nicht viele Eomplimen= 
- temadhen, feine Zörmlichkeiten beobachten. Machen fie doch 
Feine Umſtände mit mir. Ich gebe ohne weitere Umfände 
50 Thaler an die Armen. Soll’ ich ibnen fegen, wie mirg 


ums Herz iſt, ohne Umfändessu machen? Gel.‘ Sich ohne 


alle Umftände zu. Tiſche fegen. Ein $reund, mit dem es * 
ner Umſtaände braucht. 

Anm. In Schwed. Omfiändighet. Das Wort feiner fo 
gar alt nicht zu ſeyn. Es iſt nach dem gleichfalls nicht alten Lat, 


Circumftantia, fo wie diefes nah dem Griech. wegisueıg ge: 


bilder. Alle bedeuten eigentlich ein um der Haupiſache bu feyens 
des Ding, 

Umftänslih , —er, —fe, adj. et adv. 
doch den meiften Umftäuden. Line Sache fehr umfändlich er— 
zählen. Eine umftändliche Erzählung. 2. Im der Iegeem - 
engern Bedeutung, geneigt, viele Umſtände ORTEN 
zu machen. 

Die itmftändlichkeit, — inuf,die Eigenſchaft einer Errab⸗ 
lung oder Perſon, ale oder doch die meiſten Umſt ände zu berühren, 
zu erzählen. Die Umſtandlichkeit einer eſchichte ‚eines Ge 
ſchichtſchreibers. 

Umſtechen verb,irreg. act. (S. Stechen,) duch Seedentum. 
wenden, 
andern Ähnlichen Dingen, wenn fie. mit der Schaufelumgewandt, 
umgefchaufrlt werden. Das Getveide umſtechen. Daher die 
Umfieung. N N, 

Umſtecken, verb.reg. act. 1. umfteden, ich ſtecke um, um⸗ 
geſteckt, umzufleden, anders ſiecken. Ein Kopfzeug ums 
ſtecken. 

2. Umſteẽcken, ich umdede, ‚umfede, zu — rings 

herum beſtecken. Mit Rofen- umſtecken, Hohel. 7,2 

Die Zremden beffer- zu erfreuen, 
Umfiedt der milde Wirth den Tiſch mit dichten 3 
Mayen, Haged. 
Schon bey dem Willeram umbeflecchen. 
Umſtehen, verb. irreg, act. (©. Stehen ) mit dem Hülfte 


worte feyn, welches doch im Ganzen veraltet ift, indem dafür her⸗ # 


um fteben, und in der edferu Erpreibart umher ſtehen — 
v 


* 


J 









Der — 


1. Mit allen oder J 


Dan gebrauct es ar bäufigfien von dem Getreide ode 





ng unt | Umt 822 


ki es nur noch in ei Mittelinorte en umſtürzen, “ irreg, ih hürze um, umgeſt ürzt, umzu⸗ 

Zeit; die Uinfiehenden Perfonen , dielimiehenden, fhürzen, welches fo wie fHürzen in doppelter Geſtalt üblich iſt. 
ran Bu Bey bem Notter umbellandeni, 1, Als ein Neutrum mitdem Hülfsworte feyn, zu Boden flürzen, 
Umſtellen verb reg· aet. ı. uͤmllellen, ich ſtelle um, um⸗ ne dem ſtehenden Zuftaude in den liegenden füürzen, Der Baum 
Ps) Bombe Want, anders ſtellen. Die Bücher in dem Bü: ih umgeſtürzt. DasHaus, die Mauer wird bald umſtürzen. 
cyerbrete umſtellen. Der Wagen fürste um. Daher der Umſturz. 2. Als ein Ace: 
— "©, Umftellen, i umfielle, umfelle, zu umſtellen, mit gee tivum, umfürjen machen, zu Boden flürzen, Kine Mauer 
. fießten Dingen umgeben, Den Tiſch mit Stühlen umſtellen, umitürsen Die Gortlofen werden umgehüvzt, Spricdw. ı 2,7, 
Am häufigſten im Jagdıyefen, Einen Wald mit Megen umitel- in einer nicht mehr gangbaren Figur. Auch oft für umkehren, bes 
len, oder auch nur ihn umſtellen ſchlechthin, mit Netzen umgeben. fonders ein Gefäß umkehren, daß die Offnung unten fomme, Ein 


Daher de Umſtellung. Gefäß umſtirzen, Niederf. umſtülpen. Daher die Umftürzung. 

Umſtimmen, verb. reg. 2. As ein Neutrum iſt umſtimmen, Umfuchen, verb. reg, act. ich fuche um, umgefucht, umzur 
die Stimmen in der Reihe herum geben. Es iſt nom nicht um⸗ ſuchen, im Suchen die obern Dinge unten kehren. Alles um: 
gefimmt worden, » Die Verfammlung wird bald umfimz ' fuchen, im gemeinen Lehen umfören. 
men. . 2, Audees Rimmen. Die Orgel, das Clavier ums Der Umtauſch, des—es, plur, dod nur fekten, die—täufcbe, 
ſtimmen. Figürlich fimmet man jemanden um, wenn man ihn von dem folgenden Zeitworte, diejenige. Handlung, da man ein 
bewegt, feine Entſchließuug, feine Meinung zu ändern. Er it Ding gegen das andere vertauſcht. Einen Umtauſch machen. 
ganz umgeflimme. Umtauſchen, verb. reg. act. ih taufche um, umgetauſcht, 


3— Umſtoren verb. reg. act. ich ſtore um, umgeſtört, umzu⸗ umzutauſchen, Dinge Einer Art gegen einander vertauſchen, wel⸗ 
fören, ſo flören, daß das unterſte zu oberſt tomme. Alles im ches mit andern Nebenbegriffen vertauſchen, aus tauſchen, ein: 
Haufe umflören, aus Vorwitz oder unerlaubter Neugier durch⸗ tauſchen genannt wird. Die Kleider umtauſchen. 


juchen, Umtbun, verb.irreg. act, (©. Thun,) ich thue um, umgethan, 
Umſioßen, verb.irreg. Yo (S. Stoßen.) ich floße um, um⸗ umzuthun. 1. Um etwas thun, d. i. legen, beſonders von ſol⸗ 
> gehoßen, umzuloßen. ı. Anders ſtoßen, doch nur ſelten. chen Kleidungsſtücken, von welchen das Vorwort um üblich iſt. 


2. 3u Boden ftoßen, fo Reken, daß etwas umfalle. Den Tifch, Den Mantel umthun, umnehmen. Jemanden den Mantel 








den Stuhl,ein Glas umſtoßen. Figürlich ſtößt man ein Teſta⸗ 
ment um, wenn man deffenGültigfeitlängnet, oder ſtreitig macht, 
Alber ein Gefeg, ein Recht umitoßen, für aufheben, abſchaffen, 
widerrufen, find nur im gemeinen Leben üblich. So auch die 
Umſtoßung. 
Umſtraͤhlen, verb. reg. act. ich umſtrahle, umſtrahlt, zu um⸗ 
ſir ahlen, mit Strahlen umgeben, beſonders in der dichteriſchen 
Schreibart. Sein Haupt mit Glanze des simmels umſtrahlt. 
Daher die Umſtrahlung. 
Umſtreichen, verb. irreg. (S. Streihen.) 1, umſtreichen, 
ich Hreiche um, umgeftrichen, umzuſtreichen. a Um etwag 
‚herum ſtreichen, mit deffen Verſchweigung. (2) Anders flreichen, 
‚Kin Pflaiter umſtreichen. (3) Bon ſireichen, vagari, ifi um: 
fireichen. ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, wofür aberim 
Hochdeutſchen herum reichen oder umher reichen gewöhnlis 
sher iſt. 


2. Uniretchen, ich umſtreiche, umſtrichen, zu umſtreichen, 


rings umher befreichen, mit deſſen Meldung. Einen Baum mit 


vogelleim umſtreichen. 


Umſtreͤuen, verb. reg, act. ich umſtreue, umfreuet, zu ums 


fireuen, rings herum beffreuen. Den Rand einer Schüffel 

‚mit Zimmer umſtreuen. Er die Umſtreuung. 

Umſtricken, verb. reg. act. ı. uͤmſtricken, ich ſtricke um, 

umgefivict, umzuſtricken, — ſtricken. 

Umãr icken, ih umſtricke, umſtrickt, zu umfiriden, mit 
einem Strickwerk umgeben. Einen Ball umſtricken. Von 
Strick, Fallſtrick, iſt es in der edlern Schreibart auch mit Retzen 
oder Fallſtricken umgeben. So auch die Umſtrickung 
‚Amftrömen,verb. reg. act. ich umſiröme, umſtrömt, zu um⸗ 
ſtro und rings um etwas ſtrömen, in Geſtalt eines Stromes 
nmge Der Rhein umſtromt die Stadr. Daher die Ums 
—— 

Der Umſturz, des —es, plur. inuf, von dem folgenden Neutro 
umlürzen, der Zuftand, da ein Köcper umſtürzet. Der ms 
fiurz eines Baumes, einer Mauer, .eines Zauſes. Auch figür- 
ch, der Umſturz eines Reichs, deſſen völliger und gänzlicher 

"Bntergang, 


umthun, ihm denfelben umlegen. 2, Sich nach etwas umthun, 
nur im gemeinen Leben, es zu überfommen ſuchen; ſich darnach 
umfehense Sich nach einem Logis umthun. Thue dich nach 
einem Bedientenum. 3. Die Niederfächfifcehe Bedeutung, fich 
umthun, fid) in Anfehung feiner Sitten ändern „.ift im Hoch deut⸗ 
{ben fremd. 

Umtönen, verb.ı reg. act; ich umtone, umtont, zu umtonen, 
um etwas her tönen, in der dichterifchen Schreibart. Hier, wo 
mich die Gefänge der Dögel umtönen. 

*Umtragen, verb, irreg. act. (S. Tragen,)ich frage um, ums 
getragen, timzutragen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches 
Wort für herumtragen. Wirtragen um allezeit das Sterben 
des Herren Jefu an unferm Leibe, 2 Cor. 4, 10, 

Umtreiben, verb, irreg. act, S. Treiben,) um feine Achfe trei⸗ 
beit, Das Waſſer treibt das Rad ums Der Töpfer muß die 
Scheibe mit feinen Süßen umtreiben, Gir.38, 32. Ingleichen, 
obgleich feltener, im Kreiſe herum treiben. Die Pferde in der 
Mühle umtreiben. Daher die figürlichen biblifehen Ausdrücke, 
Der Zerr wird dich umtreiben, wie eine Kugel auf weitem Can⸗ 
de,&f. 22,18. Donunfanbern.Beiftern umgetrieben werden, 
£uc. 6, 28, herum getrieben werden. Wolken vom Windwirbel 
umgetrieben, 2 Pet. 2,17. ©. "auch Umtrieb. 

Umtreten, verb. irreg. (©. Tyeten,) ich trete um, umgetveten, 
umzutreten. 1, Ein Activum, fo treten, daß etwas unıfalle, 
oder wingebogen werde. Das Getreide, junge Pflanzen umtre⸗ 
ten. 2. Auf die andere Seite treten, doch nur figüelich, feine 
Entfchliegung, feine Meinung ändern, als rin Neutrum mit dem 
Hüifsworte feyn. Er iſt umgetreten. 

Dee itmerieb, des — es, plur. inuf, der Zuſt and, da etwas 
aungesriebenwird, am bänfigften figlielich, Der Umtrieb des 
Blırres, deſſen Umlauf, Eiceufarion, Kreislauf. Dev Umtrieb 
des Geldes, der Zufland, da es oft aus einer Hand in die andere 
getrichen wird der Umlauf, der Kreistauf, Bine Waare kommt 
in Umtrieb, wenn fie Hark gefauft und wieder verfauft wird. 

Der Umtritt, des — es, plur. inuf. von umtreten, feine Mei⸗ 
ira ähdern, die Anderung feiner Meinung und Entjchließung, 
dos) mur-ireinigen Örgenden, 


Fit Umüfern, 


ne 


: iR ‚825 
— BER ei act. ib — amnufert, zu um⸗ 


a 


ufern, mit einem Ufer erh: ss nur in vr — chen 
Schreibart. MEER —* 


Umwachen verb. reg. act. ich — —— ——— zu — 


wachen, rings herum bewachen, auch nur in der dichteriſchen 
Schreibart. 
So vubig, — Bad, ‚der unter finftern — 
von hohen Bäumen ERKENNEN 
Sters ungerunzelt lacht, Hz. } 
Umwaͤchſen, verb: reg. act. (©. Wachen.) ich umwachfe, 
umwachſen, zu umwachſen, vings herum bewachien. Der 
Weinſtock umwachſt die Laube. Sleiſch, welches mit Sert ums 
wachſen iſt. 
ee verb, reg; act. ich wälse um, umgewälst, um- 
 zuwälzen, um. feinen Schwerpunct wälzen. 2inen Stein 
umwälsen. - So au die Umwälsung, welches von einigen 
Neuern auf eine ſehr ungefchichte Art für Revolution gebraucht 
wird, von welchem es odnedief nur eine buchſtäbliche Überfegung” 
ift, Beffer wäre Umwanslung. 
limwechfeln, verb. reg. ich wechfele um; umgewechfelt, um: 
zuwechſeln. 1. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte baben. 
Mic jemanden umwechfeln, feine Stelle einnehmen, feine Bere 
‚richtung übernehmen, and dem andern die feinige übertragen, 


* Zwey Sänger, zwey Schanfpieler wechſelu mit einander um, 
2Als 


wenneiner des audern Stimme oder Rolle übernimmt. 
ein Activum, etwas umwechſen, die Stelle, den Gebrauch 
zweyer Dinge verändern, ſo daß eines an die Stelle des andern 
kommt. Man wechſelt die Schuhe um, wenn man den Schuh 
des rechten Fußes an den linken, und den des linken Fußes, an 
den vechteir giehet. Der Landmann wechfelt die Selder um, 
wenn er alle Jabr mit der’ darauf gefäeten Frucht ändert, Die 
Gelehrten wechfeln ihre Syſteme um , wie die Rinder ihre 
Spielzeug, nicht, weil cs beſſer, Tondeen; weil es ein ande⸗ 


resift. Auch hier mis dem. Vorwort mitz mir den Schuben, 


mit den Seldern, mitdem Spielzeuge umwechfeln. So auch 
die Umwechfelung. 

4 Der imweg, des — es, plur.die —e, ei igentlich ein Weg, wel⸗ 
her in der Krümme um, einen Gegenfand herum gebet, daher 
diefes Wort befonders dem Fürzeften und geradeften Wege erige- 
gen gefestift. Einen Umweg nehmen, nicht den möglich Fürzer 

ſten Wea nehmen. Bon Le'pzig nach Wien über Frankfurtreifen, 
ift ein Umweg. Auch figürlich, wie Umfchweif, welches eigent⸗ 
“lich einen weiten Umweg bedeutet. Umwege fuchen, — 
Shne Umwege zu feiner wohlfahrt führen. 
AUmweben, verb. reg. act. 1. Umwehen ich wehe um, um⸗ 
* sgewehet, umzuwehen, zu Boden wehen, durch wehen umfloßen, 
‚Der Wind bar den Baum umgeweher. 


/ 


2, Umweben, ich umwehe, umwehet, zu umwehen, auf 


allen Seiten anwehen. Dev Wind umwehet das gaus. 


Umwenden, verb. irreg. act. ih wende um, BInBemandE, ums. 


zuwenden, um fich fish, um feinen Schwerpunct weuden,d.i. 
ſo wenden, daß das obere unten, das vordere hinten komme. Den 
Wagen umwenden, daß das votdere hinten fomme, Das Ge⸗ 
* treide, das Heu, ein’ Blatt umwenden, daß das obere unten, 
und das untere chen fomme, Eine Perſon wendet ſich um, 
wenn ſie ihrem Körper eineder vorigen entgegen geſetzte Richtung - : 
gibt. Jeſus wandte fih um, Luc. 7, 9. Sich im Betieums 
wenden. Dee Wind wendet fich, wenn er aus der entgegen 
arfeßten Richtung fommt. Wie man eine Hand umwendet. 
Die Sanduhr ummwenden Umgewandte Schuhe, bey den 
Schuftern, welche anfänglich fo gemacht werden, daß die inwendi⸗ 
ge Seite aufwärts gekehret ift, worauf ſſte umgewandt werden. 


ee im 4 


Fur/ um ſeine fe — if umstehen wochee Daskasisich 
nicht umgewandet, fordern umgedrehet, eb man gleich i vielen 
Gegenden fagt, den. Braten am Spiefeummwenden oder ; Dei 
_ für umdrehen. (S. auch Umfebren.) In manden Fällen fiebet 
diefes Wort abſolute mit Verſchweigung des Yccufative, da es 


denn die Geſtaͤlt eines Neutriug bekommt. Der Suhrmann, der 


Rurfcher wender um, wenn er die Pferde umlenket, damit der. 
Wagen umgewandt werde. Aber als ein wahres Neutrum mit dem 
Hülfe worte ſeyn, für das Neutrum umkehren; deine Schwage⸗ 
rinn iſt umgewandt zu ihrem volk, Ruh ı, 15, eg im voch ⸗ 
deutſchen ungewöhnlich. Figürlich wendet man jemanden um, 
wenn man ihn zu eutgegen geſetzten Meinungen oder Entſchließ nu⸗ 
gen bewegt, Von einem ſolchen ſagt man, er ſey ganz umge: 


wandt / welches man auch in folchen Fällen gebraucht, wo jemand 


feine Sitten auf eineder vorigen gang entgegen gefeßte ar * 
dert hat. Daher die Umwendung: 

Umwerfen, verb, irreg. (S. Werfen,) ich werfe um, umge: 
worfen, umzuwerfen. ı..Umfich werfen. Einen Mantel ı ums 
werfen, ihn ſchnell ammehmen, umthun. 2. Sich pfötzlich um⸗ 
wenden, als ein Reciproeum, in welchem  Verflande es doch nur. 
bey den Jãgern üblich zu fenn{ehkint. Der virſch bar ſich umge 
worfen, werner fi) ploͤtzlich nach einer andern Richtung gewandt “ 
bat. 3. Zu Boden werfen, anch in der weitern Bedentung des Zeit⸗ 
worteswerfen, imgemeinen Leben umfehmeißen. Der Wind bae 
den Baum, die Hutre, das Gefäß umgeworfen. Tiſche, 

- Stühle und Banke umwerfen. Einen Baum uͤmwerfen, im 

Forſtweſen, auch ihn fällen. Wauern, Wände, Altäre um⸗ 
werfen, in der Deuſchen Bibel, fie eurteißen, zerſtören. ‚Das 

Waſſer wirft Saufer um. Figürlich fagt mar, der Kutſcher, 
der Fuhrmann werfe tum, oder werfe die um, welche er fährer, 
wenn er duch feine Ungefchietlichkeit oder Nachläpigkeis 
Urſache wird, daß der Wagen im Fahren umfällt, Daber ‚man 
im gemeinen Leben umwerfen auch figürlich und abfolufe in mans 
eben Fälen von jemanden gebraucht, dem fein uUnternehmen miß ⸗ 
lingt. Ein Redner wirft um, wenn er in ſeiner Rede ſtecken bleibt, 

Daber die Umwerfung, am hänfigfien in der dritten Bedeu 
tung, 

Umwideln, verb, reg, act. .ı. uͤmwickeln, ich wickele um, 
umgewickelt, umzuwickeln. (4) Anders wideln. Ein Rind 
umwideln, esumwindeln. Die Seide umwieeln, fie anders. 
wideln, (2) Um etwas wideln, mit deffen Verfchweigung,. Die 
Binde umwickeln, um das Franke Glied. * 

2 Umwickeln, ih umwickele, umwickelt, zu umwideln, 
rings umbır bewickeln. Einen Baum mit Stroh umwickeln. 
Daher die Umwickelung. 

Umwindeln, verb. reg. act. ih windele um, umgswindelt, 

“ umsuwindeln,anderswindeln, Lin Kind umwindeln. Daher 
die Umwindelung. 

‚Umpineen, verb.irreg. act. (&. Winsen.) 
ich winde um, umgewunden, umzuwinden. 
winden Das Gern umwinden. Sinen Strauß, einen Branz 
umwinden. ’ (2) Um etwas winden, mit deſſen Berfchweigung. 
Das Bans umminden, am den Strauß. 

2. Umwinden, ih umwinde, umwunden, zu umwinbin; 
anfallen Seiten bewinden , mit deffen Meldung. Den Baum mit 
Werkumwinden. Das Zaupt mit. Lorbern ummunden, - 

Umwölfen, verb. reg. act. ih umwölke, ummälkt, zu ums 
wölken,, ‚mit Wolfen umgieben. Der Simmel umwolkt Adi 
Analeichen figütlich i in der bößern Schreibart. 

Od König, weich ein Gram umwolket dein Geficht! Neiße. 

Was fagt die trůbe Stirn? Was die umwölkten Blues 

eben derf. 


; — 





FRE 


(1) Anders 


ü 


dlmwüßlen, 






‚verb. reg. act, ich — — ums 
fen, fo wühlen, daß das. ‚nutere oben fomme, Die 
| eine wühlen den Acker um. Alles umwühlen, figürlich, 
—* Rind ungeffüne Arı ducchfuchen, unfören. 
— ‚'verb. reg. act. ich zähle um, umgesähle, umsu= 
len. ı, Von neuen zählen, nochmahls zählen.- Das Geld 
 umzäblen. 2. In der Seibe heruni — Die —— um⸗ 
ahlen. ; 
er — verb, reg. act. ich umsäune, umgäunt, zu um⸗ 
zaunen, mit einem Zanne umgeben, Ein Seld „einen Acker 
umzäunen. Daber die umsäunung® 
zechig, adj. et adv. ein im Gochdeutfigen völlig, unbefanns 
+ tes Wozt. Sieiffen wohl, ihre Berrfchaft über mich ft um: 
zechig, Leff. mehrere Perfonen üben ihre bereſchaſt über mich nach 
der Reihe herum aus. S. Zeche. 
 Umzeichnen, verb. reg. act. 1,-mzeichnen, ich zeichne um, 
» umadzeichnet, umzuzeichnen, anders zeichnen. Die Waaren 
umzeichnen. Auch eine Sigur umzeichnen, von zeichen, mit 
Einien abbilden. 
Umze ichnen, ih umzeichne⸗ umzeichnet zu umgeichnen, 
- rings umher‘ bezeichnen, 
"Umziehen, verb. irreg. (©. üben, yı. 1pmsichen, ich ziehbeum, 
x umgezogen umsuzieben. (") Bon ziehen, in Menge oder mit x 
’ feinem Gepäde den Detverändern, iſt umziehen ein Neutrum, 
weiches das Hülfswort ſeyn erfordert. a) "Fir umber ziehen, 
one wandern, mit Berfshweigung der vierten Endung des Or⸗ 
“tes; eineim Hochdeutſchen veraltete Bedeutung. Sie ‚sieben um 
"in der Witten, Er. 16, 85 fie zieben derin herum, Er ift in der 
Welt umgezogen, herum, oder umher. 6) Seine Wohrung ver» 
> ändern, aus einer Wohnung in die andere, aus einem Orte in deit 
andern’ sieben, , Auch das Gefinde ziedet um,. wenm es feine 
* Herefchaft verändert, zu einer andern Herrſchaft ziehe: : 
(2) Bon ziehen, trähere, als eitt Activum. a) Su Boden 
‚ziehen ; am häuflgften im gemeinen Leben. Einen Baum um: \ 
"ieh. 6) Bon Kleidungsſtücken, von welchen man das Wort 
ziehen oder anziehen gebraucht, ifl umziehen, ſolche Mleidungs- 
“ füde umwechfeln. Die Schuhe, die Strümpfe umziehen, fievon 
# demeinen Fuße anf den andern gieben. Aber ſich umsieben, iſt 
im gemeinen Leben, andere Kleider anlegen; ſich umkleiden, 
) *Für herum ziehen; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung, 
in welcher e8 in einigen Gegenden im figürlichen ı Berftande üblich 
ft, Jemanden umziehen, ihn durch verachliche Hoffnung aufs 
> Halten. Yufziehen, hat eine ähnliche Bedeutung.“ ’ 
8," Umszieben, ich umziehe, umzogen , zu umziehen. . 
{Bon ziehen , reifen. a) Um etwas herum ziehen, mit der 
vierten Endung des. Drtes, folglich ein Aetivum. Wirumsogen 
das Gebirge Seir, 5Mof,2, 1. Wir umzogen das Land der 
= Byomiter, Richt. 11,128. b) *Herum oder umber zieben, auch 
als ein Yetioum mit der vierten Eudung des Ortes; eine im Hoch⸗ 
deutſchen veraltete Bedeutung. Wehe euch Schriftgelehrten und 
Pbariſa üern, die ihr Land undWaſſer umziebet, Mattbh. 23,15; 
die ihr zu Lande und Waſſer umher ziehet. Aber? Sam, 24,8, und 
zogen das ganze Zand um, iſt das vorige umziehen mit diefem 
“gerwechfelt, weil es bier um des bengefügten. Accufativg vbillen 
+ heißen müßte, und umzogen das ganze Land." (2) Von ziehen, 
trahere, nn etwas ber ziehen, mit deffen Meldung inder vierten 
Endung. Einen Wald mit Netzen umziehen. Das Bert mit 
vorhangen umziehen. Der Simmel umziehet ſich mit wolten/ 
a mie Wolken umzogen. 
gier, wo der Belt, mein Rolberg zu verfhonen, 
Mir Dimen fein Geſtad umzieht, Naml: 
bier a icplanfen — eure —— zu amziehen. 


ae 


* 


— 
Un 
Umzingetn, verb. FR act. ich untingele, irmsingelt, st wine 
“ singeln, mit einen Kreife umgeben, Eine Stadt wit einem 
Walle umzingeln, wofür doc) umgeben iiblichoer iſt. Am haufta⸗ 
ſten gebraucht manes wie umringen. von Zuſchatuern umzin⸗ 
gelt werden. Wit Gefahr umzingelt, umringet, umgeben. 
‚Umzitten, verb. reg, act. ich tumsirke, umzirfe, zu umzirken, 
mit einem Bezirk umgeben, einfließen ; nut in der dichteriſchen 
Schreibart. 
Die Dorficht, dieden Lauf der Sterblfgen amzitke, Käſtu. 
Der jimzug, des — es, plur. die — Züge, von dem Zeitinsete 
umziehen. ı. Die Handlung des Umziehens, obgleich nur ſelten, 
und vielleicht nur im einigen einzelnen Fällen, 2. Dasjenige, has 
um etwas her gezogen wird. Der Umsitg eines — die Bor⸗ 
hãnge, welche um daſſelbe gezogen werden. 
Un, eine Partikel, welche in dieferGeftalt nur allein np in der Zus 
+ fammenfesung üblihift. "Sie iff aus obne entſtanden, welches 
noch außer der Zufanmmenfegung, als ein eigenes’ Vorwort ges 
braucht wird, Was, 

1. Ihre Bedeutung betrifft, fo iſt fie ſeht einfach, indem fie eine 
verneinende Kraft bat, und eigentlich die Abiwefenpeit desjenigeie 
Begriffes bezeichnet, welchen das Wort, mit. weichem ‚fie zuſam⸗ 
men gefegt iff, ausdruckt, h 

() — Der Wörter diefer Art fid etiie große Dienge, 
Ungern, uicht gern, unzahlig, was ih nicht zählen täffer, un⸗ 
tauglich, nicht tauglich, un ſerblich unsunftig, untein, un⸗ 
tbeilbar, untayelbaft, unreifuf.f. 

(2) Eben fo groß ift-aber auch die‘ Anzahl derjenigen Wörter,‘ 

- wo dit Partikel nicht bloß eine Abweſenheit, ſondern vielmehr. das 
Segentheil, dic entgegen gefegte Befchaffenbeit des folgenden Be- 
ariffeg bezeichnet; von welcher Art beſonders die Hauptwörter 
Undank, Ungeduld, Unverſtand, Unfinn, Unding, Unehre, 
Ungemach,Ainmurb, Unluf, Unfegen, Unzucht Unheil, Un: 
gli, Untugend, nebfl ihren Beywörtern, ingleichen die Bey⸗ 
wörter, unfelig, ungereimt u. f. f. gebörem, 

Dahin gehören denn auch diejenigen Wörter diefer Het, wo dag 
mil un zufammen geſetzte Nen nwort inengerm Verſtaude von ei- 
nem gufen oder gebörigen Dinge feiner Art gebraucht wird, defjeu 

Gegenſatz oder Gegentheil denn das mit un zuſammen geſetzte Wort 
ausdruckt; z. B. Unart, fehlerhafte Art oder Gewobndeit, Un: 
that, Unfall, Ungewitter, unmenſch, unchriſt, Unthier, 
Unrath, Unzeit Unkraut, Ungeheuer, Unboch, in einigen 
Gegenden für Mißgeboth, Unehe, ehedem für Concubinat, Un: 
fug, tenformlich ungeſtaltet ungeberdig urſ. fe welche Wör⸗ 
ter oft einen härtern Nebenbegriff haben, als man bey dem erſten 
Anblicke ons der bloßen Zuſammenſetzung vermuthen ſollte. 

In einigen, obgleich nur wenigen, ſchleichen ſich noch andere 

MNebenbegriffe mit ein z. B. Untiefe eine unergründliche Tiefe, 
das Niederſ. Unmihe, auusthige Mühe, unſer Unkoſten, unns⸗ 
thige, oder vielmehr laſtige Kofken, wernes nicht in diefen Wör⸗ 

“tern, fo. wie in Ungewitter, nach dem Muſter des Lat. in —kis 
ne verſtärkende oder intenfive Bedentung har. 

Dan he derjenigen Wörter, mit welchen diefe Partikel zuſam⸗ 
men gefeget wird , find nunmehr veraltet, und nur noch in diefer 
Zufammenfesung üblich ; 42: Unflach , Unrath, ungeſtüm, 
Ungeziefer, uff. . . 

2, Was diejenigen Wörter betrifft, welche mit diefer Partikel 
iufaimmen gefi get werden fönnen, und wirklich sufammen geſetzet 
worden, ſo ſind ſolches der Form nach, 

(1) Eigentliche Nebenwärter, welche nicht als Beywdrter 
gebraucht werden. Diefer find fehr wenige, 3. B. ungern ‚ uns 
längf; unweit, unſchwer, welche vieleicht die einzigen diefer 

Art find, welche der Gebrauch eingeführet und gerechtfertiget bar, 

.Sffs daber 






827 } un 


daher aud) ihre Sat nicht willk ühelich —— werden darf 
Dagegen können alle Beywörter, welche mit un — üblich ſind, auch 
als Rebenwörter gebraucht werden, 

) Seitwötter, Daß thedem au Zeitwörter mit diefer 
Partifelzufanmen gefegt worden,erhellet noch ans vielen bey dem 
Otifried, Rotker, in den Monſeeiſchen Gloſſen u, ff, befindlichen 
Überbleibſeln; z. 2. ungazunftan, uneinig feyn, unliuntlaf- 
ton, verleumden, unwi rligen, zürneu u. f.f. Siunerent fh, 
der Herzog von Anhalt. Die heutigen Oberdeutſchen, bey melden 
ohn oft für un gebraucht wird, haben noch manche Zeitiwörser die⸗ 
fer Art aufbehalten, 3.8. ohnermangeln, ohnverhalten, obn= 
verfangen u. fif. welche aber doch auch me im Jufiwitio üblich 

au ſeyn feheinen. Im Hochdeutſchen find diefe Zeitwörter völlig 
——— und un wird dafeldft niemahls mit Zeitwörtern zus 
fammen gefeger. Doch find das mit be zufammen gefeßte beum= 
zubigen, ingleigen verjchiedene mit ver— ausgenommen, vers 
unehren, verunseinigen, verunglimpfen, verunglücken; ver 
untreuen, verunſtalten, verunzieren, melche aber am Ende 
doch größten Theils von ben Neunwörtern ‚unvubig, Unehre, una 
ein, Unglimpf, u.f. f. gebildet worden, verunzieren etwa aus⸗ 
genommen, welches aber doch nur in den niedrigen Sprecharten 
üblich iſt. — 

Wenn daher un, wie ſo gleich bemerket werden ſoll, ſich ſehr 
gern zu den Mittelwörtern geſellet, fo geſchiehet es nur, in ſo fern 
fie als Nennwörter betrachtet werden, 

Da fich alfo diefe Partifel, mit Zeitwörteen als Seitwörtern 
niemahls verträgt, ‘fo können auch die Infinitivi, wenn fie gleich 
alsHauptiwörter gebraucht werden, felbige nicht annehmen. Wenn 
daher einedbwefeuheitdes in denfelben herrſchenden Begriffes vers 
mittelfl einer Zufammenfegung ausgedruckt werden foll, fo wählet 
man flatt des un, Lieber die Parsifel nicht; das Wichtwollen, 
Nich twiſſen, Nichtthun u. ff. obgleich auch nicht ale Infinitivi 
diefe Snfammenfegung leiden, 

(3) Rennwörter, welche das eigentliche Feld dieſer Partikel 
find, auf welchem fie fih ihrem ganzen Umfange nach zeiget. Da: 
bin gehören nun fo wohl Hauptwörter, wovon ſchon oben einige ante 
geführet worden, als auch Beywörter; unbändig, unachtbar, 
wnachtfam , ungütig, unficher, unrein, unfauber u. f. f. 
Selbſt folche, die ſchon mit einer andern Partifel zuſammen gefegt 
find; unabbrücig, unabhängig, unaufmerffam, unumgang= 
Lich, unüberlegt, unverdroſſen, unanfländig u. f. f. Ja die 
Gerechtſamen diefer Partikel erfiredden fich fo weit, daß fie, ver- 
mittelſt der Ableitungsfülbe Lich, febr viele Beywörter von dem 
Aufimitiv der Zeitwörter bildet, welche außer der Zufammenfegung, 
mit un nicht ablich find; unaufhorlich, unaufläslig, nnabbitt⸗ 
lich, unausbleiblich, unausforſchlich, un auslöſchlich, unaus⸗ 
fprecplich,undbezwinglih,umdurchdringlich,umverbefferlichu ff. 

Die mit un zuſammen geſetzten Hanpt- und eigentlichen Bey— 
wörter haben indeffen ihre Gräuzen, und es ift nicht ohne Ein- 
ſchränkung erlaubt, deren nah Gutdünfen neue zu bilden. Am 
‚wenigften dat man dieſeFreyheit, wenn man andere eigene Wörter 
Yat,die Abweſenheit oder den®rgenfag eines Begriffes auszudrue 


den, Mon fagt nicht Unliebe, Unhaß, Unneigung, Unfchwere, ' 


Unaroße, nicht unſchon, unfpröde, unbert, unboch, unbell, 
unfchnell, unlich, unandädhtig, u.f.f. weil fir alle dieſe Begriffe. 
igene Wörter vorhaaden find. Nurdie Fälle find ausgenommen, 
wo mauwohl Wörter hat, den Gegenſatz einer Eigenſchaft auszus 


drüden, man aber aus Ölimpf ſtatt deren lieber die bloße Akwer | 


ſeuhen andenten wid, da es denn in mauchen Fällen ‚aber auch 
wicht allemahl, erlaubt iſt, Wärter mit un zu bilden, einen harten 
Beariff auf eine glimpflichere und gelindere Art auszudendden. Auf 
kiofe Are find die Wöeter ungütig, ungimſtig, Unfei , un+ 


Aeipig, unfeeumdtic, — —— 4 f entflanden 


den härtern Ausdrüden graufam , gehäſſig, Saulheit, faul. 
_ mierifch, treulos u. ff. auszuweichen. 
Ct vwas mehr Frepheit hatman, befowders bey zuſammen geſetz ⸗ 
ten Zeitwörtern, vermittelſt der Sylbe lich neue Wörter mit un 


zu bilden, ſelbſt in ſolchen Fällen, wo eben. die ſe Worter ohne die 


Verneinung nicht gewagt werden dürfen, Doch müſſen Analogie, 
Geſchmack, und ein gutes Gehör die wiaiBeisnup zu. uenen Wot⸗ 
tern auch hier einſchrãuken. 


Zun den Beywörtern gehören auch diem ttelwörter, — 


geſellet das un ſich zu ihneu nur, in fo fern fir Nennwörter find, 
Brit den Mittelwörtern der gegenwärtigen Zeit verbindet es fich 
indeffea niemahls, vermuthlich, weil das eigene des Zestwories 
bierin doch zu fehr vorfticht: und obgleich einige unferer neuen Dich» 
ter dergleichen Zufammenfeßungen gewagt haben, mit uner m iden ⸗ 
demsleiße, unbegränzendusf.f. fo it doch ſolches nuc aus Uns 

kunde der eigenthümlichen Art der Deutſchen Sprade geſchehen, 
iudem man nicht leicht ein allgemein gausbare⸗ gutes Wort 
Art aufweiſen wird. 

Deſto mehr ſiad dieſer Partikel die Mittelwörter der vergangenen 
Zeit angemeſſen, indem nicht leicht ein einfaches oder zuſammen 
geſetztes Zeitwort ſeyn wird, mit deſſen Partieipio paſſivo es ſich 
nicht verbinden ließe, wenn anders die Bedeutung und Sache ſelbſt 
eine folheZufammenfegung verfkatten. Es bedeutet alsdann alles 
mahl eine Abweſenbeit oder Verneinung des folgenden Begriffes. 
Ungekiebt. Ungegeffen zu Bettegeben. Unangemeldet, unauf- 


geräumt, unbefle&t, unausgebildet, ungeahndet, ungeſtraft, 


unverdauet, unbefohlen, unbegraben, uneingefehranft, uns 
überfegen. ſa f. Ausnahmen finden theils in ſolchen SälenStatt, _ 
wo der Wopllaut leiden würde, 5.9. wenn das Zeitwort fchon mit 


zwey Partlkeln, oder auch mit einer zweyſylbigen Partikel zufams 


men gefeßt iff, unwiedergebracht , unniedergefallen, theils bey 
manchen mit folchen Partikeln zufanmen gefrsten Zeitwörter, 
weiche eigentlich Nennwörter find, oder es doch ehedem waren; 
3: B. unwahrgefagt, unmißgehandelt, unhausgebalten u.frf- 
weiche diefe Partikel gleichfals nicht vor fich dulden. 
Da die Menge der Mittelwörter dieſer Art indeffen immer ſehr 
groß, und ihr Begeiff ſehr einfach iſt, indem fie eine bloße Vers 


‚ neinung des folgenden Mittelwortes bezeichnen, fo werde ih fie im ' 


folgenden übergehen ; ausgenommen in folchen Fällen, wo ein fols 


ches Wort etwa mehr als Eine Bedeutung haben, oder um einer 


andern Urfache willen, eine befoudere Stelle verdienen folkte, 


nm. DiefeDartitel hat in der Zufammenfesung allemahl den 


Ton, und zwar um deßwillen, weil ſie aus dem langen ohne zu⸗ 
ſammen gezogen iſt. Zn vielen Oberdeutſchen Gegenden lautet ſie 
noch jetzt ſehr merklich und gedehnt ohn, und in den Kanzelleyen 
wird fie. noch fo gefchrieben , ohnentgeldlich, obnevmangeln , 
ehnverfänglich, ohnmöglich, obnweigerlig. Wir Hochdentſchen 
haben davon noch immer unfer Ohnmacht; allein, ohngefähr und 


ohngeachtet Haben beffere Schriftſteller unter uns fhon feit geram ⸗ 


mer Zeit mit dem richrigern — und ungeachtet vertauſcht. 
Dieſe Partikel lautet ſchon bey dem Ottfried und ſeinen eit⸗ 
genoſſen un — im Lat. ĩn — im Griech. &s— und mit weggewore 
fenem Nafelaut &, welches denn das fo genannte # priuatiuums 
iſt. Auf ähnliche Art verkürzen die Niederdeutſchen es in manchen 
Fälten in a, amächtig, awies, für ohnmächtig, unmigig, d. i. 
albern. Bey den Schweden lautet fie gleichfalls nur o, und bey 
den Dünen undJsländern u. (S.Hbhne,) aus welchem Vorworte 
fie verfürzeift, In vielen Fällen bedienen ſich die Niederdeutfchen 
fast diefer Partifel des Wörtchens wahn ; Wahnbopr, Verzweis 
felung, Wahnorder, Unordnung, wahnlövisk, ungläubig,wehne, 


mwödig, unmurhig u fund die Engländer ihres Wan, Waa- 


mete, 


« 





— 








——— —— 


 Mnabfebbar, —er, 


une 


* 


* BEP —— unganz un ſ. f. S. Wahn, Intel 


_ Wahnfinnig und Wahnwig. 
Unabänderlicy, —er, — fit, adj. et adv. was ſich nicht abs 
.  änderw oder Ändern läffet. Daher die Unabänderlicpkeit, 
Unabbrüchig adj. et adv: welches in den Oberdeutſchen Kanzel⸗ 
leden als ein ebenwort nud in figürlichem Verſtande am gewöhn⸗ 


lichſten iſt, keinen Abbruch oder Rachtheil gewährend, da es denn 


fo wohl mit der giwenten als dritten Endung verbunden wird. Un 
abbrüchig feines Rechtes oder ſeinem Rechte. Die veinere Hd» 
deutſche Schreibart kennet diefis Wort'nicht.  S. au Abbruch. 


— Unabhaͤngig, —er ‚— fie, adj. et ady. der Gegenſatz von ab⸗ 


hangig, doch nur in der figürlichen Bedeutung, in einem Dinge 
wicht gegeündet, deffen Hülfe zu deut, was man iſt, nicht bedürf- 
tig, demfelben nicht unterworfen ; mit einen Lateiniſchen Ausdrus 


cke independent. Don jemanden anaopangig Teyn. So auch die . 


Unebbüngigfeit. 


Unabläflig, —er, — fe, adj. et.adv? ofne abzulaffen, oder 


nachzulaſſen, und darin gegeündet. Kin unabläffiges Weinen, 
Am häufigfien als ein Nebenwort fir unaufhorlich. Unabläſſig 
arbeiten, weinen u. ſ. f. Die Sonne brannte ihn unabläflig 
auf den Kopf, Hermes. So auch die Unabläffigkeit. 


‚ Unableglich, adj.et adv. welches nur ineinigen Fällen von abs 


legen üblib iſt. Ein unablegliches Capital, welches nicht abges 

legt oder abgetragen werden fann , welches beftändig auf einem 
Grundſtücke ſtehen bleiben muß, ein eiſernes. Unablegliche Zin⸗ 
fen, Leibventen u. ſ. f.deren Capital nicht abgelegt werden Faun, 
unablösliche. So aud) die UnablrglichFeit. 

—fe, adj.etadv. was ſich nicht abſehen, 
deſſen Ende ſich mit dem Auge nicht erreichen läßt. Schwarz 
liegt das unabfehbare Meer vor ung, Geßn. So auch die Un- 
abfehbarkeit. 

Unabfondeylih, adj. et adv, was fid * abſondern läßt. 
Daher I, Unabfonderlichkeit. \ 

Unacht, S. unecht. 

Una chtbar und Unachtbarfeit, zwey tin pchbenen unge 
> wöhnliche Wörter, welche von einigen als Öegenfäge von achtbar 
und Achtbarkeit gebraucht werden. 

Unacht ſam — er —⸗ ſie, adj.etadv. Mangel der Acht, d.i. 
der Aufmerkſamkeit an den Tag legend und darin gegründet, als 
der Gegenſatz des nicht fo gebräuchlichen achtſam. Unachtſam 
feyn, werden. Ein unachtſames Berragen. So au die Un: 

acht ſamkeit. Das Nebenwort unschtfamlih für unschtfam ift 
im Hochdeutichen völlig veraltet. - 

Unadelig adj. etadv. nicht adelig, bürgerlich, von unadeliger 
Geburt ſeyn. Unadelige vaſallen, im Gegenſatze der adeligen. 

Unaͤhnlich —er, —ſte, adj, et adv. nicht ähnlich, verſchiedene 
Uuterſcheidungsmerkmahle habend. Sie find einander ſehr un 
aͤhnlich. So and) die Unähnlichkeit. 

Unangenehm, —er, — ſte, adj. et adv. nicht angenehm, und 
in weiterm Berfande, wasmis Widerwillen empfunden wird, und 
darin gegründet. Das iſt mir fehr unangenehm. Line unan- 
genehme Witterung, ein unangenehmer Geſchmack, Arbeit 
a.f.f. Das Unangenehme, was mie Widerwillen d oder Abnei⸗ 
gung empfunden wird, 

Unangeleben, adv. welches nur in den Kanzelleyen üblich iſt, wo 
es ſo wie unerwogen, unermeſſen, und ähnliche Blumen mit 
der zweyten Endung gebraucht wird. Unangeſehen ſeines Alters, 
d.i. obne.auf fein Alter Rückſicht zu nehmen, ungeachtet. 

Unannehmlich, —er, —he, adj, et adv. nicht aunehmlich, 
fo wohl in eigentiichem®Berftande. Bin unannehmliches Geboth, 
welches nicht angenommen werden kann. Als auch für unans 
genehm. So auch bie Unannehmlich keit. 


- 


Une 830 


unanfäflig, adj.et adv; nicht anfäffig oder angefeffen. Dahee 


die Unanſäſſigkeit. 


Unanſehnlich — er, —fe, adj. et adv. nicht anfehnlich, kein 


gutes äußeres Anjeben haben. Bin unanſehnlicher Menſch. Das 
Pferd iſt ſehr unanſehnlich. Daher die Unanfehnlichkeit, 

Unenftändig, —er, — fie, adj.et adv. nicht anftäudig, dem 

> richtigen VBerhältniffe mic den Bollfommenheiten und dem Stande - 
einer Perfon nicht gemäß. Kin unanffändiges Betragen. Das 
iſt einem Sürften unanftändig. Angleichen in weiterer Bedeur 
tung, dem äußern Wohlftande nicht gemäß. 

Die Unanſtändigkeit, plur. die — en. ı) Die Eigenfchaft einer 
Handlung, da fie unanftändig iſt; ingleichen von Perfonen, die 
Fertigkeit dergleichen Handlungen zu begeben, die Fertigfeit dem 

Wohlſtande zuwider zu handeln, alles Urtheil anderer von feinem 
Berbalten bey Seite zu fegen; ohne Plural, 2) Unanftändige 
Handlungen, mit dem Plural. 

Unanftsftg, —ır, —ſte, adj. et ady, nicht anftößig , feinen 
Anſtoß verurfachend und darin gegründet, Ein unanftöpigesvVer- 
halten. - Daber die Unanftöpigkeir. 

Die Unart, plur, die — en, von Art, gebörige, gute Art oder 
Beſchaffenheit, doch nur in einigen engeren Bedeutungen. Dans 
gel der guten fittliden Art oder Befchaffenheit einer Perfon, ohne 
Plural. Die Unart eines Kindes. 2) Bon Art, zufällige, au⸗ 
genommene Befchaffenheit oder Fertigkeit, ift die Umart, als ein 
Coneretum, folglich mit dem Plural, eine unanfländige, dem ans 
genommenen Wohlftande zuwider laufende Fertigkeit. Ein Rind 
bat viele Unarten an fich, menu es viele folche Fertigkeiten anger 
nommen bat. Da man denn auch wohl laſterhafte Fertigkeiten 
im«gelinden und glimpflichen Verſtande Unarten zu nennen 
pflegt. In einigen Dberdeutfchen Gegenden ift dafüe Unförm 
üblich. ©.$orm, 

Anm. Der Unart, ein unartiges Kind, eine unartige Perfon, 
if nur in den gemeinen Sprecharten, befonders Niederdeutſch⸗ 
laudes, gangbar. 

Unartig, —er, —fe, adj. et adv. eine Unart enthaltend, und 
darin gegründet; fowohl den aufen Sitten, angenommenen Ber 
griffen der Wohlanfländigkeit nicht gemäß, Bin unartiges Be- 

tragen. Ein unartiges Bind. Als auch im glimpflichen Ver— 
ſtaude für die härtern laſterhaft, handlich u. f. f. in welcher Be» 
deutung es auch + San, 20, 30. Apoft, 2, 40. und 2 heff. 3, 2 
“vorfommt. Daher die Unartigkeit, welches zuweilenfür Unart 
in bepden Bedeutungen gebraucht wird, 

Ynaufbörlich, adj. et adv.obne Aufhören, ohne aufzuhören. 
Kin unaufhoͤrliches Geſchrey, Geſchwatz. Es regnet unaufber- 
lich. Ich quale mich unaufbörlic mit dieſen nagenden Por: 
würfen. Die Quelle fließet unaufhörlich fort. Daher die Un— 
aufhorlichkeit, ſo doch ſeltener gebraucht wird. 

Unaufloslich, —er, —ſte, adj. et adv. was nicht aufgelöfet 
werden kann. Ein unauflöslicher Roten. Befonders im figiits 
lichen Verſtande. Unaufloslich mit jemanden verbunden ſeyn. 
in mmauflösliches Band. Daher die UnaufisslichFeir, 

Unausbleiblich, —er, —fe, adj. et adv. was nicht ausbleibt, 
gewiß koumt oder geſchiehet. Ich komme unausbleiblich. Ein 
unausbleiblichesverserben wird dich uberrafchen. Die Strafe 
it unaus bleiblich. Daher die UnausbleiblichFeit. 

Unausferſchlich, —er, fe, adj. et adv. was nicht ausgefor⸗ 
ſchet werden kann; in der edlern Schreibart unerforſchlich. @cr= 
tes Derftand ift unausfocfilic, a 40,28. Go auch die Une 
aus forſchlichkeit. 

Unaus führlich, —er, — ſte, adj. et adv. nicht ausführlich, mie 
„einige Ungerfcheidungemerkfmahle enthaltend, in unausfübr- 
licher Begriff. So auch die Unausführlich keit. 

’ Unaus⸗ 


* 


2 Une ES 





un 4 se 


neuere, adj. et adv. was nit ausgefeßet, Bekändig A fe, adj, et ädv. * Vedlngung m 


fortgejeget wird. Min unausgeſetztes Gebeth. Ungusgeſetzt bes 
then, arbeiten. Es vegner unausgeſetzt fort, ohne auszufeßen, 
unaufhörlich. 

Unausloͤſchlich, adj, et adv. was nicht ansgelöfcht werden fann. 


Kin unaus loſchliches geupr. Lin unausloſchlicher Schimpf. 


Daͤher die Unausloſchlichkeit. 

Unaus ſprechliceh —er, — fe, adj. et adv. was fi 6 nicht aus⸗ 
fpeechen, ingleichen fi ſich nicht durch Worte ausdrucken läſſet. Die 
Groͤße des Herten iſt unausſprechlich , Pf. 145, 3. Paulus 
yo ete unausfprechliche Worte, 2 Er: 12,4. Bine unaus⸗ 
ſprechliche Sreude, Betrübniß. Sich unausfpredhlidh bertüben. 
Daber die ung ůs ſprechlichkeit. Bey dem Kero unerrah- 
hotlih. 

Unbändig, —⸗er, — fie, adj. et adv. PR ſich nicht Känkigen, 
und in weiterm Verſtande, was fich nicht in der gehörigen Zucht 

» erhalten läßt. in unbändiges Pferd. Unbändig feyn. Lin 
unbändiges Weib, Sprichw. 7, 11. Unbändig lachen , laufen 


u; f,f. auf eine ansfhweifende, jügelofe Art; Daher die Un⸗ 


bandiskeit. 


Unbarmberzig, —er, — fe, adj.etadv, nicht barmberzig, di. Re 


Gertigkeit befigend, ans anderer Moth Feine Unluſt zu empfinden, 
daben unempfindlich zu feyn, und darın ‚gegründet. Lin unbarm⸗ 
Bersiger Rider. Hmbarwberzig feyn. Ein undarmberziges 
Bemüth.: Unbermbersig mit jemanden umgeben. Ein un 
barmherziges Betragen. Daher die Unbarmberzigkeit. Lu: 
thers unbarmherziglih, Ezech. 23, 25 iſt veraltet. 

Unbareig, — m, — fie, adj, et adv. feinen Bart habend. Ein 
unbartiger Jüngling. Daher die Unbärtigkeit. 

Uinbaf, S. Unpaß. e 

Der Unbau, plur. car. der. Mangel des Baues, ein nur in einie 

geu Gegenden übliches Wort. Ein Seldin Unbau Fommen lafz 
{en, es berwildern laſſen, es nicht gehörig bauen. 

Unbeantwortlich, — er, — ſte, adj. et adv. wag fich nicht be⸗ 


antworten Läffer. £in imbeantwortlicher Cinwürf. Daher die 


Unbrantwortlichkeit, 

Unbebadt, adj. et adv, der Grgenfag von dem Bey-und Reben: 
worte bedacht, ohne gehörige Anfmerffamfeit anf feine Handtuns 
gen und deren Kolgen, und darin gegründet, wofür doch unbedacht⸗ 
Fam oder imbesächtig üblicher find. "Sehr unbedacht handeln. 
Ein unbedäachter Menſch. Eine unbedarhte Antwort. 

Der Unbedacht, plur car; der Gegeuſotz von dem Hanptworte 
Bedecht der Mangel der pflichtmäßigen Überlegung oder Aufr 
‚meiffomfeis auf ſeine Handlungen und deren Folgen, die Unbe: 
dachtſamkeit Etwas aus Unbesacht hun, 

Des Lichtes Glanz in dunkler Macht 

Reigt einer Mucke Unbedacht, Weiße. 
Morans zugleich erhellet, dag diefes Wort wicht bloß im der dritten 
Endung vork ommt, wiein einigen Sprachlehren behauptet wird. 

Un bedachtig, -- er, — ſte, adj. et adve wie das Beywort uns 
bedacht , im Gegeuſatze des bedägptig. Unbedächtig handeln, 
ohne Bedacht. 

inbedächtfam, —er, — Re, adj. etadv. in eben diefen Vers 


fände, im Grgenfage des bedachtſam. Bin unbedachtſamer 


Menſch. Eine unbedachtſame Sandlung. Unbedachtſam ant— 
werten. Daher die Unbedachtſamkeite 

Unbedeckt, — a, — fie, adj. etadv, nicht bedeckt, ohne Bede⸗ 
ckung, im genteinen Leben bloß. Mit unbedecktem Haupte. 


Hinbedeutend, — er, — fe, adj. et adv. feine Bedentung ha⸗ 


bend, nichts bedeutend. Hoch mehr im figürlichen Verſt ande, 
fie anmwictie, unerheblich. Der — iſt ſehr unbedeutend 
Kin unbebenrenäee Einfrik 24° ; 


” 


gürlich, unumfchränft, Bott verdammer niemanden — — 

obne Rückſicht auf fein freyes Berbalten, Die unbetingte Gnade 

Gortes. Einen unbedingten Gehorſam von jemanden for— 

dern, einen annmſchräntten Go fern Singen auch irregufärab» -⸗ 
gewandelt wird, lautet dieſes Wort auch unbedungen, Derum, _ 
besungene Rathſchluß Gottes von unferer Seligkeit; obaleih 
die reguläre Form die gemöhntichfteift, Daher die Unbedingt — 
beit; Unbedungenheit aber iſt nicht gewöhnlich. 

Unbeerbt, adj. er adv.der Gegenfatz donbeerbt, feine rechtmã - sm 
Fige Leibeserben, d. i. feine Sinder | eh oder binteeläffene. Um a 
beevbtfegn, Unbserbrftegben, 

Unbefangen, adj: et ady, auf feine nacsiheilige Art einges 

‚Fhräuft. Ein aufgeklärtesumd unbefangenes Gemüth, wels - 

ches von feinen Vorurtheilen oder Leidenfchaften. zingefgräntt: — 
wird, einunbefangenes Bewiffen, nicht. in reines — 
ſondern ein aufgefläctes, welches durch Feine irrigen Grund 
aufeine zu ängfkliche Art eingefchränfet wird, ‚Es iſt von dem, 

Beitworte befangen, welches ehedeni mit einer Befriedigung um · — 

fangen oder umgeben, figürlich aber auch auf allerley Artein 

fhränfen, bedentete. Ehedem fagte iran, vor Gericht ‚oder mie 
einem Prozeſſe befangen feyh, mit einer Brantheit, mitS, Slaf 

befangen ſeyn, befallen; mit Liebe gegen eine Perſon befa · 

gen ſeyn, Liebe gegen fie empfinden. — 

Unbefleckt, — er, ⸗ſie, adj.et adv. der‘ Gegenfaß von Gele, — 
nicht befleckt anch im figürfichen Verftande. Ein unbeftecktesßs 

: 


— 









Gewiſſen, welches ſich feiner vorfeglichen Schuld bewußt it. Ein. 
unbefleter Wandel. In engerer Bedeutung, von feinen Ben . 
‚gedungen wider die Keuſchbeit befleckt. Selig in die Unfrucht⸗ 
bare, die unbefleckt in, Weisb. 3 13. Dir Shebett unbefledt 
erhalten. Im figüklichen Verſtande ſchon bey dem Kero und. 
Notker ungelecchot. Baber die Unbeſtecktheit. —— 

‚Die Unbefutgniß, bey einigen das Unbefugniß —— Ra 
plur. inul,der Grgenfag von Befugniß, der Mangel des morde l 
ůſchen Verinögens oder des Rechtes, etwas zu thun oder zu laffen. 

Unbefunt, — er; — fir, adj. er.adv. nicht befugt, feine. Befag⸗ 0 

niß zu etwas haben, Du biſt unbefugt, die ſes zu than. ine 

ſehr unbefugte Handlung, wozu war keinen Zug, kein Recht 9— 

bat. Daher die Unbefugtheit, der Zuſtand, Ta eine vn ner 

Handlung undefage iſt h —— 

Unbegreifiich / — er fie, agh. ei adv.ser. Begenfag von ber 4 
greiflih, was nichtörgeiffen, wovon feine anfehauende Erkennt . 
niß erlanget werden kann. Das ift mir unbegreiflich. Lin une - 
begreifliches Geheimniß. unbegreiflich klein. DAR die Un: 

begreiflichkeit. Die Unbegreiflichkeit Gottes... 

Unbehaglich — er, —fe, adj, etadv. der Gegenſatz re bes 
baglich. Das ift miv unbehaglid, unangenepin. So auch die 
unbehaglichkeit. 

Unbeherzt — er, —fle, adj.etadv. der Degenfag RT 
Mangel an Herz oder Beherztheit haben , ein glimpflicher Aus-⸗ 
druck für das härtere-feige, Daher die Unbeberztbeit, . — 

"Unbebülflicy, —er, — fie, adj, et adv der Öegenfaß von ber 
bülflicp. ») Unfähig fich ſelbſt zu helfen, wo es doch nur in en -⸗· 
germ Verſtande von einer ſolchen Unfähigkeit gebt aucht wird, 

welche entweder von der Maſſe des Körpers, oder von dem Man⸗ 
gel der Leibeskraͤfte herrüßren, Bin alter Mann it unbehülflich, 

- Gel, Ir Siefer Bedeutung wird der Gegenfüß behülflich nit 

leicht gebraucht. 2) Fertigkeie befigend, andern die nörbige und 
mögliche Hülfe zu verweigern, und darin gegründet: Sehr un⸗ — 
behülflich ſeyn. Ein neidiſcher, unbehülflicher Mont. Ein 
unbehülfliches Benagen So auch die — in 


beyden TORTEN 
Undeburhfam, „ , 
— 








8833 Um | 3 
3 « * 1 . 
uUnbehuthfam, —er, —fe,adj. et adv. der Gegenſatz von be- 
J huth ſam/ auf eine tadelhafte Att unbemühet, ſich vor Fehlern und 
Gefabr zu huthe ‚und darin gegründet. Unbehuthſam feyn. Sin 
unbehuthſamer junger Menſch. unbehuthſame Reden. Ein 
unbehuthſames Betragen. So auch die Unbehuthſamkeit. 
Unbekannt, —er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von bes 
0 Bannt, ) Was man nicht kennet, was viele nicht fennen, Ein 
unbefannter Menſch. Unbekannte Thiere. Zr ifimir ganz 
7 unbefannt geworden, ich Fenneihn faſt nicht mehr, Sin unbe: 
"Fannter Wer, einunbefanntes Land. 2) In weiterer Bedeu⸗ 
i "tung, wasman nicht weiß, Das ift mir undefannt, id wriß 
nichts davon. Bas iſt mir nicht unbekannt, ich weiß etwas da⸗ 
von. Der alte überſetzer Iſidors, Ottfried und feine Zeitgenoſſen, 
‚gebrauchen dafür unchund, unkund, unfündig, welches jegt 
"nur fubjective, nicht aber objective gebraucht wird. ; 
Unbekümmert, —er, —efte, adj, et adv. der Gegenfag von 
herfiünmert. Umerwas unbefummert ſeyn, fich nicht darum ber 
fümmerp, fo wobl feine Bekummerniß oder Sorge deßivegen eitts 
pfinden, als auch im weitern Verfiande, nicht darnach fragen, 
Feine Aufmerkfamfeirdaraufrichten. Unbefumfnert um ihren 
- - Vorzug, handelt fie (die Demuth) fregmucbig, Gel. Darum 
laſſen fie ſich unbeFümmert, befünmern fie ſich nicht darum, fra- 
‚gen ſie darnach nicht. Pa = ; = 
Ainbelebt, —er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von belebt. 
1) Eigentlich, Fein phyſiſches Leben habend, wofür doch leblos 
„üblicher iff. Ein unbelebter Stein. Mein Schmerz durchdringt 
den unbelebten Zain, Cron. 2) Figürlich, der nöchigen gefells 
fhaftlichenLedhaftigkeit auf eine fehlerhafte Art beraubt,und dar⸗ 
in gegründet, Lin unbelebter Menſch. Sehr unbelebt feyn. 


heit gebraucht, 

Anbelefen, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfaß von beleſen. 
In einem Suche unbelefen ſeyn, nicht viel darin geleſen haben. 
Auch) abfolne, fehr unbelefen feyn, nicht viele Bücher gelefen 
baden. Kinunbelefenes junges Srauenzimmer. Go au die 
Unbelefenbeit. g ; 

Das Unbelieben, des — 8, plur. car. der Örgenfaß von Belie⸗ 
ben, Wißbelieben, welches doch fon einen etwas färfern Grad 
ausdrucdt, Mangeldes Gefallens an oder mit einer Sache. Un⸗ 
belieben an etwasempfinden. 

Unbeliebig.—er, —fe, adj. et adv. nicht beliebig. Das iſt 
mir nicht ſehr beliebig, beliebt mir nicht, ift mir unangenehm. 

7, Ein unbrliebiges Verfahren, welches uns Unbelieben verurfacht, 

Unbemerkt, adj. etadv. wasnichtbemerft wird. Konnte dir 

} dieſer Gram wohl unbemerke bleiben ? 

Unbenannt, adj.etadv. der Öegenfag von benannt / auch in der 
Rechenkunſt, wo unbenannrezahlenfo viel als unbeſtim mte find, 
wo zivar die Menge der Einheiten, nicht aber die Art derfelben bes 
zeichnet wird. ä 

i Anbenomm:r,adj.et adv. nicht benommen, welches indeffen ala 

J ein Rebenwori am üblichften iſt, für ungehindert, unverbotheu. 

#3 bleibe dir ſolches zu thun unbenemmen. 

Unbequem, —er, — ſte, adj. et adv. nicht bequem. Unbe⸗ 
quem figen, liegen, wohnen, Das it mir unbequem. ine 

unbequeme Wohnung. Zuweilen auch für unangenehm, was 

zur unbequemen Zeit.gef&ichet. EN RE 
- zier wird Fein unbequemer Befucher, 
Und Feiner, welcher Fein Freund if, gefehn, Gieſeke. 


quemlichkeit. 1) Der Zuftand, da ein Ding unbequem iſt, ohne 


> Mural, Die Unbequemlichkeit eines Grtes. 2) Ein unbeque⸗ 


U 4r1W.3,4.C0.2.Yulı 


AIu welchem Verſtande man auch das Hauptwort die Unbelebt- 


Die Unbequemlichkeit, plur. die —en, der Öegenfag von Be: 


— — F 


uns 


mer Umflend, eine unbequeme Eigen(haft, 
Feiten dev Reife. 


834 


Die Unbequemlich - 


" Wnberathen, adj. etadv: nicht berathen!. 1) Ohne Rathgebung 


anderer; eine im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung. Lehler, 
die die Menſchen berathen und unberathen an ihrer Geſundheit 
begeben, Berl, Bibl. 2) Bon berathen, ein Kind ausftatten 
iſt unberatben unausgefkattet, und in weiterm Verſtande, Andere 
heirathet, befonders von Töchtern, weldje Bedeutung im Hoch. 
deusfchen gleichfalls felten mehr verfommt, Pine Tochter, die 
noch unber athen if, Sir. 42,9. 


Die Unberedfamteit, plur. car. der Dangelder Beredſamkeit. 
Das Beywort unberedfam, für unberedt ift nur noch hin und 

wieder im gemeinen Leben üblich. 

Unberedt, —er —efte, adj. et adv. der Gegenſatz von beredt. 

' Jemand ift unberedt, welcher wenig fpricht, befonders, wo er 
mehr fprechen ſollte. In engerer Bedeutung iff man unberedr, 
wenn man der Gabe wohl zu reden beraubt iſt. 


Unberitten, adj. etadv. nicht beritten, 1) Ein unberi 
> Pferd, welches nord nicht zugeritten iſt. i Fu ee: 
Ver ſtaude iſt jemand unberitten, weun er mit keinem Pferde vers“ 
ſehen iſt, wo er es doch ſeyn ſollte. Unberittene Dragoner, Reis 
fer, Sufaren, welche feine Pferde Haben. 
Unberufen, adj. et adv. der Gegenfag von berufen. 1) Ohne 
den gehörigen Beruf zu etwas habend. Sich anberufen in etwas 
mengen. 2) Keinen üblen Kufbabend, doch nur in einigen Ges 
genden, befonders Miederdeutfchlandes ; unber üchtigt. 
Unberühmt, er, —eſte, adj. etadv. nicht berühmt. Br if 
nicht unberübme, hat einigen Ruhm. 
Unbefchadet, adv. von dem veralteten befchaden, befchädigen, " 
welches nur als einRebenwort mit der zweptenEndung gebraucht 
wird, da es fo wohl vor als auch, und zwar am häufigften, Hinter 
dem Genitiv ſtehet, ohne Nachtbeil. Das Fann deiner Ehre un: 
befi chadet geſchehen, ohne daß deiner Ehre dabey ein Nachtheil wi⸗ 
derführe. Unbeſchadet ſeines Anſehens / ohne Nachtheil deſſelben. 
Unbefchädigt hingegen iſt als ein ordentliches Bey⸗ und Ne- 
zn Ds 7a erlittenen Schaden, 
er iinbefcheid, des —ıs, plur.car, ein ii 
völlig veraltetes Wort. — — — 
Zu leugnen dieß, was fie —— jederzeit, 
— — * —— Lehr, iſt lauter Unbeſcheid, Dpiß,' 
ür Unverfiand oder au Unwi i ) i 
: e —— ch Unwiſſenheit zu fieben ſcheinet. 
nbeicheiden, —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenſatz von dem 
Bey⸗ und Nebenwortebefcheiden, in deffen Pe Bedeus 
tongen,befonders fertig und geneigt, fi ungegründete Rechte oder 
Freyheiten anzumaßen, und darin gegründet. Unbeſcheiden in 
feinen Sorderungen, Bitten-u.f.f. ſeyn. Eine unbeſcheidene 
Bitte. Eine un beſcheidene Antwort, welche mit Verlegung der 
dem andern gebührenden Achtung ertbeifet wird. 
Die Unbefcheidenbeit, plur. die —en, der Gegenfag der Bes 
ſcheidenheit. ) Die Eigenfchaft, der Zuſt and, da eine Perfon 
oderSache unbefcheiden ift,ohnePlucal. 2) Unbefcheidene Hand» 
lungen, Ausdrüde u. f.f. mit dem Plural. 
Unbeſcholten, —er, —fe, adj. etadv. der Gegenfaß vor be: 
ſcholten, frey von öffentlichem entehrenden Tadel. in unbe: 
fpoltenes Leben. Ein unbefcholtener Mann, welchem von fei- 
nen eitgenoffen Feine eutehrende Boripücfe gemacht werden. 
Unbelchreiblid, —er, —fe, adj. etadv. was nichtbefchrie, 
ben, durch Worte feinem ganzen Umfange nach nicht ausgedruckt 
werden Faun, _ Unbefchreiblich viel, groß, ſehr u. ff. Linder 
— Schmerzenempfinden. Daher die Unbeſchreiblich⸗ 
88 keit. 


Si 


ax 
835 
keit. Unbeſchrieben hingegen ift, was noch nicht ————— iſt/ 
ein un beſchriebenes Papier, Land. ff 
Unbeſchwerlich, adj. et adv. ohue Beſchwerde zu verurfachen ; 
ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches Wort, obgieich der Gegen⸗ 
\ fag beſchwerlich volfommen üblich ift. Ich habe mich in allen 
‚Suiden euch unbeſchwerlich gehalten, 2 Cor. 1%, 9., 
Unbefchwert, — er —eie, adj. et adv, nicht beſchwert. 
Sin unbefchwertes Grundſtück, welches mit Abgaben, Schul⸗ 
den w.fsf, nicht beſchwect iſt. Beſonders wird dieſes Wort in 
der höflichen Sprechart des gemeinen Lebens als ein Nebenwort 
gebraucht, odne ihnen Beſchwerde za verurfachen, da es denn 
als ein höfliches Flickwort wit in die Rede eingeſchoben wird. Ge⸗ 
ben ſie mir unbeſchwert das Bud, wean es ihnen feine Be, 
ſchwerde derur ſacht. Wollen fie unbeſchwert die ſen Punet le⸗ 
ſen? Gel, In der anſtandizern Sptechart find dafür andere 


Ausdrücke üblich. 


P 


iinbefonnen, —er, — fie, adj. et adr. der Öegenfas von dem 


im Hochdeutſchen größten Theils veralteten befonngen, ohne pflicht⸗ 
maßlae Aufmerkſamkeit des Geiftes, und darin gegründet. Un— 
befonnen handeln, veden. Lin unbefonnener Menſch, wel 
her eine Fertigkeit beſitzet, die pflichtmäßige Aufmerlſamkeit feis 
nes Geiſtes bey feinen Handlungen zu unterlaffen. Eine unbefon= 
nene Antwort. So auch die Unbefonnenbeit, fo wohl von dem 


. 


Zuftandeundder Fertigfeit,obne Plural, als auch von unbeſon⸗ 


nenen Handlungen mit dent Pluxal. 

Anm. Da unbefonnen eigentlich ohne pflichtmäßigen Gebrouch 
‚ feiner Sinne bedeutet, fo erhellet ſchon daraus, daß es etwas mebr 
 fagt, als unbedacht oder unbedachtfam, oder einen größern und 
bärtern Grad diefer Unterlaffurg ausdruckt. n 


Der Unbeſtand, des— es,-plur. car. der Gesenfag von »- 


Beſtand, doch nur in einigen Bedeutungen diefes Wortes, 
1) Derjenige Zuftand, da ein Ding nicht beftehet, Feine lange und 
unverlegte Zorsdauer har. „Ich febe den Unbeſtand unferer 
Syeundfchaft vorher. Der Unbeftand eines Vertrages, eiz 
nes Raufes. - Jugleichen in engerm und figüelichen Vers 
ſtande, diejenige Eigenfcheft, da rin Ding wegen des Mangels 
der Rechtmäßigkeit oder der Wahcheit feine lange Fortdauer ha. 
ben kann; in welchem Verftande es befonders in den Gerichten 
und Kanzelleyen, als ein glimpflicher Ansdenc für Ungültigkeit, 
ingleichen Unwahrheit, üblich if. Der Unbetand eines Bau = 
fes, deffen Ungültigleit. Der Unbehand eines Dorgebens, 
deſſen ungegründete Beſchaffenheit, Unwahrheit. 2) Die Fer 
tigkeit, feine Enefchließungen und Neigungen ohne gegründeielle» 
ſache zuändern, die Unbeſtändigkeit; befonders, um des Syl- 
benmaßes willen, bey den Dichtern. 

Unbeftändig, —en,—tie, adj,etadv. Unbeftand habend, der Ge⸗ 
genfag von beftändig, doch nur in einigen Bedeutungen deffelben, 
2) $nder erjten Bedeutung des vorigen Hauptwortes, nicht fange 
aufeinerlep Art fortdanernd, Wir baben ſehr unbeitandiges 
Werter, fehr veränderliches, Unbeſtändige Farben, weiche leicht 


verfchirßen. 2) Geneigt, und Fertigkeit befigend, feine Neigun⸗ 


gen und &ns(hlüßungen ohne gegründetellrjache zu ändern ; ver⸗ 
anderlich. Unbeftendig feyn. Das unbetändige Glüd, 

Die Unbeſtandigkeit/ plur, inufit, die Eigenſchaft, da ein Ding 
unbeſt andig ik, deſonders inder zwenten Bedeutung, wie Unbe⸗ 
fand 2. Die Unbeſtandigkeit des Wetters, der Sarben. Die 
Unbeftandigken einer Perfon. 

Unbeftehlicdh, —er, —Ite, adj. etadrv. unfapig, beſtochen zu 
— Die unbeſtechliche Treue, Daher die Unbeſtechlich⸗ 


— adj. et adv. micht beſtehend, ein imHochdeutfchen 


angewodaliches ort ‚welches über Heß wider die — der 


Uns Er — 


——— Soreche if⸗ wo un eidht leicht mit Mictelwseten J 

; gegenwärtigen, Seit zufanımca gefeßt wird, 
— Auch vielen hat beliebt, aus unbeftebenden Sadıen 
Lieb, Ehre, Tugen», Glü und Sieber Gott zu machen⸗ 
—* Dpis. 5 * 
Unbeflimme, er, —efts, adj. etadv, der Begenfaß von bee 


uns — 


ſtimmt. ı) Wovon Ferne oder doch nicht die nöthigen Dertmahle 


angegeben find, und darin gegründet. Die Zeit unbefiimme laſ⸗ 


fen. Ein unbeſtimmter Ausdruck. Sich fehr unbeſtimmt aus— 
drucken. Eine unbeſtimmte Zahl, (©. Unbenannt.) 2) Hit 
fo zu etwas bewogen, daß das Gegentheil moralifch, unmöglich. 
werde, So auch die Unbeſtimmtheit. 

Unbetrübt, —er, —eſte, adj.’ et adv. der Grgenfag von bes 
trübt, nicht betrübt, 

Unbereüglich, —er, —fe, Adj. et adv. der Begenfaß von ber 
trüglich, unfere Erwartung nicht zu unſerm Rachtheile borfe 
lich unerfülle laſſend, ine underrügliche Hoffnung, welche Bi: 
nicht betrieget. Im paffiven Verſtande, 5.8. Gott it unbetriige 
lich, kann nicht bintergangen werden, iſt es um der Imepdeutigkeit 
willen, veraltet. So auch die unbetrůglichkeit. Siebe auch un⸗ 
trieglich. 

Unbeweglich, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenfaß von bes 
weglich. ı) Was fich nicht bewegen läffet. -Bewegliche und 
unbewegliche Güter. _ Das vordertheil am Schiff blieb unbe⸗ 
wenlich ſtehen, Apoft.27, 43. Auch was fich jeibft nicht beiwegt. - 
Unbeweglich da figen. 2) Figürlich iſt * unbeweglich, 
wenn er ſich durch nichts von feiner Entſchließung abbringen läfs 
fet, und inengererBedentung, wenn er fich durd) nichts bewegen, 
d. i. zu Empfindungen des Mitleidens bringen läſſet. So auch 
die Unbeweglichkeit. Die bibliſche Bedeutung, ein unbewegli- 
ches Reich, für unvergängliches, Ebr. ı2 1% 28, iſt im Hoch⸗ 
deutfchen ungewöbnlich. 

Unbeweislich, —er, Ae, adj. et adv. wi nicht bewie feu 
werden kann, wofür doch unerweiglich edler und gewöhnlicher iſt. 
So auch die Unbeweislichkeit. 

Unbewohnbar, adj. et adv. —er, fe, as nicht bewohnet 
werden fann. Daber die tinbewohnbarfeit. 

Unbewußt, adv. der Gegenſatz von bewußt, weldes doch PRRLTFE 
ein Rebenmwort gebraucht wird, Alles das in mir unbewußt. 
Es iſt mie unbewußt, was damit gefcheben it. Es in mie 
nicht unbewußt, sich weiß es, es iſt mir wifiend, Auch füt nicht 
eriunerlich mit ſeyn als ein Neeiprocum und der zweyten Enten 
des Rcunworted, _ Er war fich feiner unbewußt, nicht bewußt. 


Aber für, ich bin mir dieſes dehlers unbewußt, fagt man füber, _ 


nicht bewußt. Seiner unbewuße, obne fein Wiffen ift im Hochs 
deutſchen nicht gewöhnlich. Das Hauptwort dev unbewußt , der 
Zuſtaud des nicht Wiſſens, als der Gegenſatz von der — 
wird ſelten gebraucht. * 

tnbezeugt, adj. etadv. welches hoch feltener vörfommt, durch 


J 


fein Zeugniß befannt gemacht, als der Gegenſatz von bezeugt. 


on bar fich felbfi nicht unbezeugt gelaften, Apoſt. a4, 7. 
» Iaer, zu deffen Liche Fein irdiſch Auge feigt, R 
— keinem Sterblichen fein Weſen unbezeugt, Gieſeke. 
Unbezwinglich, —⸗er ſte adj. er adv. was nicht bezwungen 
werdet kann. Eine unbezwingliche Leidenichaft —* 
Und ein v⸗rliebtes Serz allen 


Solltunbezwinglichfeyn? Gell. — i 2% 


Daber die Unbezwinglichkeit. 

Unbiegfam, —er, — fie, adj. et adv. der ——— bieg⸗ 
ſam, Pas ſich nicht oder doch ſchwer biegen läßt. 
lichen Verſtande. Ein unbiegſames Gemüth. So anch die —* 
biegſauteit, Bey dem Ehe a 

‚*Das 





Auch im flolier 





J Dee un 





nugewöhnliches und nur im Oberdeutſcheu ubliches Wert, eine 
ungoſt altete Ziour, eine abſcheulich e Geſt alt zu bezeichnen wo un 
einen febr arten Nebenbegriff bezeichnet, wiein Ungeheuer u.ſ. f. 
. "Die inbilds; plur. die—n, ein gleichfalls nur im Oberdeuts 
fen uches, im Hochdeutſchen aber ganz fremdes Wort, Unbillig- 
keit, Unrecht zu bezeichnen. Wir wollen die zugefügte Unbilde 


der allgemeinen Ruhe gern aufopfern, in einer Dberd, Staalse 


ſchrift— Bey allen bisher getragenen Unbilden, ebendaf. In ei⸗ 
nigen Gegenden das Unpily, die Unbiil. Es iſt von dem veralte⸗ 
ten Bill, dem Stammworte von billig, S. Billig, 
Unbil dlich —er,— fe, adj. et adv. der Gegen ſatz don bild: 
lich, Fein Bild enthaltend, befonders. im figürlichen Verſtande. 
Ein unbildlicher Ausdruck, der fein ſtunliches Bild enthält. 
Andillig, —er, —fe, adj. ei adr. der Gegenſatz von billig, 
1) Dem unvollfonmenen Rechte anderer zuwider und darin ger 


" geünder, Unbillig mis jemanden umgehen. Eine unbilligeStra= 


fe. Ein unbilliget Preis. Jemanden unbillig baffen, ohne recht · 
mäßige Urfadie, Unbiliger Weite. 2) Geneigt, Fertigfeit ber 
figend, den unvolikommenen Rechien anderer zuwider zu handeln. 
“ Bin unbilliger Mann. 
Die linbilligkeit, plur. die— en. 1) Die Eigenfchaft, da ein 
Ding oder eine Handlung unbillig iſt, ingleichen die Fertigkeit, den 
unvollfommenen Kechten anderer zuwider zu handeln, ohne Plus 
 yal. 2) Eine unbiffige Handlung feldft, mit dem Plural. 
Unblutig, —er, —ſte, adj. etadv. nichrblutig, befonder® von 
Dingen, welche gewöhnlich blutig zu ſeyn pflegen. Bin unbluti⸗ 
ger Sieg, welcher mit feinem Blutvergießen verbunden iſt. Kin’ 
unblutiges Opfer, mit welchem Ausdrucke die Opferung des Leis 
bes Ehriftiin der Meffe der Römifchen Kirche belegt wird, 
Des Unborb, ‚des — es, plur. die —e, von Both, ein gebothes 
ner Preis, ein unannebmliches Geboth; ein nurimgemeinen Les 
ben einiger "Gegenden übliches Wort, wofür in der anftändigern 
Sprechart Mißgeboth gebraucht wird. 
Unbrauchbar, —er, —ſte, adj. et adv. was nicht gebraucht 

werden kaun. beine fepn, werden. Unbrauchbave 
—*— 

Wo die Gewalt unbrauchbar ik, 

’ Bedient ein Weifer fich der Lift, Haged. 
Daher die Unbraucpbarkeit. 
Unbußfereig, —er, —fie, adj. et adv. der Gegenfag von buß- 
fertig im theologiſchen Berftande, von der Buße vorfeglich abge⸗ 
.. neigt. Ein unbußfersiges Gemüth. Dede die inbußfertig- 
Eeit. 


— un Pre. 
8, ee, — — ein ĩm — Die Uncke, S. Unke. 


“ hören, deine Thränen nicht fehen. 


$ Und 838 


— 


Und, ein Bindewörthen, und — das einfachfte in der ganzen 


Sprache, welches bloß das Dafenn eines Dinges neben dem ans - 
‚dern bezeichnet, Es verbindet aber, 5 

4, Einzelne Wörter, Begriffe und Umftände, da rs denn aller 
mahl zwifchen den bepden Wörtern oder Begriffen gefegt wird, wel, 
che es verbindet, und ſich auf Wörter aller Art erfireden Groß 
und fchwer. Sin Fluger und gelebrter Mann... Bönige und 
Surfen, Weife und Unweife, Arme und Reiche. Ich und 
du, wir und ſie. Ehre und Gut aufopfern, Heute und morr 
gen.’ Sin und ber gehen. Eſſen und trinken. Seben und 
bören. Da die Häufung der Bindewörter in der edlen Schreibart 
in den meiften Fällen veraltet, und, eines vermeinten Nachdruckes 
wegen, nur noch im Oberdeutſchen und in der Beredfamkeit der 
Kanzelleyen üblich ift, fo wird es aud) im Soch deutſchen nicht gern 
mehr in diefem Falle gebraucht, daher man ein nachdem und all 
dieweil und ähnliche Blumen gern den Kanzelleyen überläßt. Wohl 
aber laſſen ſich in manchen Fällen Borwörter durch diefe Partikel 
verbinden. Er Fam von und aus Frankfurt. Mit und aus 
der Hans eſſen. MWelches denn doch nur ‚bey Borwörtern Statt 
findet, welche einerley Endung regieren. Durch und aus dem 
Haufe laufen, beleidigt Analogie und-Wohlklang. Befonders 


. wird ein und eben daffelbe Vorwort fehr häufig wiederhohlet, und 


alsdann mit und verbunden „da esdenn die Geſtalt eines Neben- 
worteserhält. Durch und durch, ducch die ganze Maſſe. über 
und über, über die ganze Oberfläche. Nach und nas⸗ allmãb⸗ 
lig. Das veraltete für und für u. ſf. 

Daß diefe Partikel nureinerley Caſus bethinden. könne, der 
Glanz der Sonne und der Sterne; daß fie, wenn mehrere. auf 
einander folgende Wörter verbunden werden follen, nur allein 
zwiſchen den beyden letzten ſtehet; Religion, Tugend, Pflicht und 
Gewiſſen verachten; ein — gelehrter, rechtſchaffener 
und überaus gewiſſenhafter Mann, ift ſchon in allen Spraͤchleh⸗ 
ren angemerket worden. 

Indeſſen wird, um eines Nachdruckes willen, auch wohl das 
und in ſolchem Falle mehr als Ein Mahl wiederhohlet. Religion, 
und Tugend, und Pflicht, und Gewiſſen verachten. Noch 
bäufiger wird es in der nachdrücklichen affeetvollen Schreibart in 
folden Fällen ganz verſchwiegen. Der großeCorneille ſtarb arm, 
voll derdruß, voll unmuth. Man wird dein Gefchrey niche 
Wie wird man die Tu- 
gend lieben, fie ehren, wenn alles, was wir leſen, alles, 
was wir feben, fie unter die Suße getveten, unbelohnt, un⸗ 


geachtet, im Staube der vergeſſenheit zeigt Wo die patheti⸗ 





— Uncatholiſch⸗ ©, Unkatholiſch. ſche Sprache ein dreymahliges und verſchwiegen hat. Indeſſen 


muß man ſich hier hüthen, daß man, indem man dag Schleppende 


E Der Unchriſt, des—en, plur. die—en, im Gegenſatze eines 


Chriſten, einjeder, der Fein Chriſt iſt, im weiteften Verſtande 
diefes Wortes, wo doch inengerer Bedeutung Mahomedaner und 
‚Heiden, welche ihren Neligionsbegriff durch Grauſamkeit der Ge⸗ 
müshsart verhaßt gemacht haben, am bäufigften Unchriſten ge= 
nannt werden ; da man denn auch wohl unmenfchliche, graufame 
Perfonen, wenn fie ſich gleich äußerlich zur chriſtlichen Religion 
befennen, mit diefem Nabmen zu belegen pflegt. 

Unhriſtlich —er, —ſte, adj, et adv, im Gegenſatze des chrift⸗ 

lich. 1) Den Rahmen Chriſti nicht befennend. Unchriſtliche 

Hationen, Welche ſich nicht zur hrift!ichen Religlon befennen ; in 


welcher Bedeutung es doch am feltenfien gebraucht wird, 2), Der 3 


fu Ehrifti nicht gemäf ; am häufigften im engern Berffans 

de, auf eine den Lehren Chriſti zuwider laufende harte, unbillige 
und granfame Art; Unchriſtlich mit jemanden umgeben. Eine 
unchriftliche Begermung. In weichen Verſtande man auch wohl 
das — die Unchrillichkeit gebraucht. 


des mehrmahligen und vermeiden will, nicht in den entgegen ge- 
ſetzten Fehler des allzu abgebrochenen und nicht zuſammen hangen⸗ 
den verfalle, welcher bey fo vielen unſerer neuern Schriftſteller, 
wenn Ge empfindfam ſchreiben wollen, durch’ eine widermärtige 
Härte Ohr und Geſchmack beleidigt, 

2, Einzelne Säge einer Periode, und zivar, 

ı) Eigentlich, auf bieeinfachfte Art, fo daß blog das neben 
einander Seyn derfelden ausgedruckt werden foll, da denn das Zeit⸗ 
wort, wenn es fich auf ein und eben daſſelbe Subjeet beziehet, fein 
Nenn oder Fürmwort verlieret. Cajus kam und weinte. Ich 
ſtehe bier und warte, Er liegt da und ift krank. Mein: 
Sreund Fam und hohlte mich, ad. Gehe bin und thue deß— 
gleichen. Aber auch mit veränderten Subjecten,. da fich denn defe - 
fen Gebranch fehr weit erſtrecket. Nur die Erziehung unter den. 
ſtadtiſchen Zitten, und die Gefellfchaften deiner Freunde has 
ben dir ein vorurtheil für das Landleben eingeflößt. Sie 

gg? ſagte, 


ae Te A Te a rs 


839 2 


fagte, fie wäre unruhig, und das war eben ſchlimm, Gel. 
Hier wirft du unter den fanften Tonen der Nachtigall ein= 
fchlummern, und wenn du ruhen wirſt, wird der Mond mit 
#illem Schimmer in dein Gemach fcheinen. Die Sterne glanz 


zen in der Yacht weit heller als am Tage, und in der Sinfterz" 


niß des Grabes leuchten die Derdienfte weit heller, als wenn 
fie- das Licht deg Lebens verdunfele, Weiße, Indeſſen ver: 


zehrt fich meine arme Julie, und ich verzehre mid mit ihr, 


dem Vorhergebenden denken läffet. Die wichtig 


ebend. Da fand fie, das füge Mädchen! ſchluch ge, —Füßte, 
mi, — ſegnete mid; — und ich habe dir in Seinerlegten 
Ungft Feinen Troft zugefprodyen 2 ebend. 

2) Andeffen wird es auch zuweilen in. folchen Fallen ger 


— —— mebr als eine bloße einfache Verbindung zwiſchen deu 


Sägen angedeutet werden fol, da es denn oft zierlich die Stelle 
anderer Bindewörter verteitt. Beſonders für fo, eine Wirfung 
oder Folge einer vorher gegangenen wirkenden Urfache zu bezeiſch⸗ 
nen,in der affectvollen Schreibart. Sarre, und du wirft ſehen, daß 


die Übel zu Deinem größern Glücke dienen, Gel.für: fo wirſt 


du ſehen. 
Beſtreu den Weg mie Gold, 
Und Ehrgeiz, Lieb an Ruhm find deinen wonſchen hold, 
Weiße, _ 
In einigen Fällen dient * manchen Vorwörtern zur Beglei⸗ 
tung, doch nur alsdann, wenn ſich eine einfache en mit 
en Thaten find 
mie Wolken bededt, und doch wird einalffluger Geſchicht⸗ 
Schreiber den Romanfchreiber verachten. 
- 3. Ganze Perioden. Obgleich. eine Periode eigentlich ine voll» 
fändige für ſich beſtehende Rede ift fo Fann fie doch auf maucher⸗ 
Ten Are mit dem vorber gehenden verbunden werden, und dieg ift 


eigentlich das Amt der Bindewörter, Unſer und verbindet indefz . 
ſen eigentlich nur die einzelnen Wörter, Begriffe und Säge einer 


Periode, aber nicht Leicht ganze Perioden, ansgensnimen in einie 
sen Fällen. 

Beſonders in Fragen, Einwäefen und Sefprääidn, wenn eine 
Derfon ihre Rede unmittelbar mit der vorher gegangenen Rede des 


„andern verbindet. Ich habe dir recht viel zu fagen. -— Und was 


r 


denn? 
Dor. Gefaͤllt es dir nicht auch ? Iſts nicht ein ſhones 
Band? 
Splo. Ich ſeh nichts fchönes dran? 
‚Dor. Und Fommt von Damons Sand! 


Er iſt nichts weniger als mein Sreund. — Und fe haben ihm 


doch ſo viele Wohlthaten erwiefen. Sie find ein fo reicher 
Wann, — und wenn ich.es nun auch ware ? 
Welches denn in manden Fällen auch in den Reden einer und 


eben derſelben Perfon Statt findet, mo, befonders in der pertrau= 


lihen Sprechart, ganze Perioden auf diefe Art mit einander. ver- 
bunden werden, Und höre nur, dein guter Freund u. ſ. f. Gell. 
Und wenn die Liebe nichts ifi alg eine Pfliche,fo wundert michs, 
wie fie fo viele Gerzen an ſich sieben kann, Gell. 

Welche derbe grobe Speife! 

Und ihr zankt euch. noch um fie ? Mich ael. der Dichter, 

Als die Sprache ſich noch mehr in ihrer rohen Einfalt undEin- 

förmigkeit befand, war es fehr gewöhnlich, in der erzählenden 


Schreibart die Perioden oder heile der Erzählung vermittelft die- 
fer Partikel mit einander zu verbinden. Diefe Berbindungsart ifk 


richt nur noch in den niedrigen Sprecharten des geoßen Hanfens 


- anzutreffen, fondern berrfchet auch in der Deutfchen Bibel, nach 


dem Mufter des Hebräifchen, welches fo, wie faft alle alte unaus⸗ 
‚aebildete Spracdhen,diefe Berbindungsart aleichfung hat. Amin: 
fange ſchuf Gott Simmelund Erde. - Und. die Erde war wülle 


* und Teer; und cs war RR auf der Tiefe, uns sr FR ; 
tes ſchwebete auf dem Waffer. Und Gott hreduff 


lein, feitdem der gute Geſchmack mehr Wohlflang und Abändes 


rung auch in die Sprache und Schreibart eingeführet har, hat mau ? 
diefe Art, die Perioden zu verbinden, völlig verbannet, welches. 
deſto nothwendiger war, da das und zur Verbindung 5, 
ter-und einzelnen Säge der Perioden ohnehin nur bäufig genug. 
vorfommt, 
Su fehr nachdrücklichendteden kann bieſepoentker auch alsdann 
eine ganze Rede anfangen, wenn dieſe als die Fortſetzung der vor⸗ 


ber gegangenen Empfindung und Beſchäftigung des Gemüches _ 


vorgeſlellet wird. So fängt Günther fein befanntes Gedicht, an 
feinen erzüenten Vater, mit diefer Partikel an: 
Und wie lange ſoll ich noch dich, mein vater felbft su 
ſprechen, 
mit ver geblichem BSemühn, soffnung, Glüd! und Bräfte 
Shwigen! 
Anm. 1. Da diefe Partikel unmittelbur verbindet, fo leidet fe, 
‚wenn fie zue Verbindung einzelner Wörterdienet, das Komma fo 
wenig vor fich als nad id, Simmel und Erde; veich und- gone 
ex faß und ſchlief. Wohl aber wird fie, wenn fie zur Becbin⸗ 
- dung mehrerer Sätze einer Periodedienet, von dem vorher geben, R 
den Sage miteinem Komma abgefondert. Sier wollen wir im 


Schattenuns lagern, und im weichen Grafe dem Gefange der 


vogel zuhören. Nur dann, wean diefes und in ziner pathe⸗ 


&ifchen Rede die Stelle eines audern Bindewortes — leidet 


es zuweilen auch ein S mir Kolon vor ſich. 


Anm.?. Diefes alte Bindewort lautet fhonin dem After, dep 


dem Kero u. f.f. endi,enti, inti,unte, unde, im Argelf, und 
Engl, and, im Isländ, er d, im Riederf, um, Bey den Kraineris 
(hen Wenden inu, jen. Da dasn ofteinzufülliger, den nor⸗ 
diſchen Mundarten vorzüglich eigener Maſenlaut iſt, ſo ſcheinet 
das Latein. ct und Griech era damit verwandt zu ſeyn, bey dem 
Kero kommt wirklich Ein Wiabbedofür enti vor, wenn es fein 
Schreib⸗ vder Diuckfehler iſt. Die älteſten Schriftſteller ge⸗ 


brauchen dieſes und nicht fo häufig, als wir heutiges Tages, ſon⸗ . 
dern laſſen daſſelbe ni. dem veralieten oh, welches mit auch ver⸗ 


wandt zu feyn feheiner, abwechſeln. Ottfried gebraucht häufiger 


ioh, ale und; Kero.aber verbindet germ beyde enti joh, inti - 


joh, imti noh, für und. Das Las, eriam; Manszweh üpuli 
chen Partifeln zufammen gefegt. 


Der Undank,dses—es, plur. car. eigentlich Mangel, Awefens : 


heit des pflichtmäßigen Danfes; ingleichen im härtern Verftande, 
die dem pflichtmäßigen Danke entgegen gefegre Gemüchsbefchafs 
fenbeit und Handlung zu bezeignen, Beleidigung des Woblthäters 
anftatt des jehuldigen Daufes. Und geher bey ihnen unter ein= 
ander ber, Blut, Mord, Diebſtahl, — Undanf, u. f.f. Weish, 
. 14,26, Undank ift der Welt Lohn. Undank iſt das greßte 
* Lafter. Man diene, wie man will, ſo hat man Undank das 
vom, Wo es fo wohl von der Gemürhsbefhaffenbeit, für Un: 
dankbarkeit, als auch von den darin gegründesen Handlungen 
gebraucht wird. Schon indem alten Fragmente auf mu 
Großen bey dem Schilter Unthang. 


Undantber, —er, Re, adj, et adv. der Öegenfag von Sant. 


.. bar,geneigt und Fertigfeit befigend,empfangene Wohlthaten nicht 


mit thätiger Liebe zu erwiedern, und darin gegründet, Undank⸗ 


. bar feyn. Kin undankbares Gemüth, Undankbar handeln, 
Sich gegen jemanden undankbar erweifen., Ein Undankbarer. 


So auch diendanfbarfeit,plür.inul, diefe®eminhsberchäffene 
heit, Fertigkeit. Schon bey demNtotfer und imTat an undanch- 
par,unthancpar. Undanfbarlich für undankbar iſt veralt 


er Wör⸗ 


*Die 








Be 














und Wa, 


— ——— — car. ein in bee anfländigen Sprechatt 


veraltetes Wort, den Mangel der Berdanung, die Schwäche des 


Magens, da er die Speifen nicht gehörig verdanen Fann, zu bes 


elchnen, weiche von der Unver daulichkeit noch ver ſchieden iſt. 

Undenkbar, —er, —ſte, adj.etadv. was ſich nicht denken läſ⸗ 
fet, wovon man ſich keinen Begriff machen kann. Die undenkba⸗ 
ve Ewigkeit. So auch die Undenkbarkeit. 

Undenklich, —er, —fie, adj. et adv. nicht fo wobl, wa⸗ ſich 
nicht denken läſſet, als vielmehr in engerer Bedeutung, woran man 
ſich wegen Länge der Zeit nicht mehr erinnern kann, was über un, 
fer Bedenken iſt; im Oberd. unfurdenFlich,imdtievderf.undechtig, 

imOberd. ehedem überdachtig. vor undenklichen Jahren. Vor 
undenklicher Zeit. So auch die Undenklichkeit, 

Undeutlich, —er, —ie, adj. etadv. der Gegenfag von deut: 
lid. Undeutlich veden, eine undeutliche Stimme. Etwas 
nur undeutlich feben. In engerer Bereutung iſt in der Logik 

- etwas undeutlich, wenn wir zwar eine Sache flar erfennen, aber 
die Merkmahle derfelden andern nicht angeben Fönnen. Von den 
Farben, Tönen, von dem Geſchmacke, Öeruche u. f. f. haben wir 
undeutlichedegriffe, (S. Deutlich.) So auch die Undeu lichkeit. 

Undeutſch —er,—elte, adj.et adv. der Gegenfag von Deutſch, 
doch nur in engerer Bedeutung, nicht guses oder reines Deui ſch. 
Undeutſch reden, ſchreiben. Figürlich iſt undeutſch oft fo viel 
wie unverffündlid. So ich nun nicht weiß der Stimme Deu⸗ 
tungs, werde ich undeutſch ſeyn, dem, der da redet, und der da 

redet, wird mie undeutſch ſeyn, ı Cor. 14, 21, 
Undienlich,⸗ —er, —ſte, adj.etadv. nicht —— in deſſen 
fäntmelichen Bedeutungen. Alles Undienliche wegfchaffen, was 
„ zu einer gewiffen Sache nicht nothwendig oder tauglich iſt. Un— 
> dienliche Speifen, im geringen Örade ungejunde, Das febeint 
mir nicht undienlich zu ſeyn, kann nicht ohne Nugen geſchehen. 
Daher die Undienlichkeit. 
%* Der Lindienfl, des —es, plur.die—e, ein im Hochdentfehen 
5 angewöhnliches, nur im Oberdeutfehen gangbares Wort, als der 
Grgenfagvon Dienſt, nügliche Handlung, da denn Undienſt, eine 
einem andern nachtheilige oder unangenehme Handlung bezeich⸗ 
net.» Jemanden einen Undienſt thun. 

Undienſtfertig er, —fe, adj.et adv. der Gegenſatz von 
dienfifertig, abgeneigt, anderu in billigen Dingen zu dienen, und 
darin gegründet; im Oberdeutſchen undienfibaft, undienlich. 

Sehr undienſtfertig ſeyn. So auch die Undienſtfertigkeit. 

Des Unding, des — es, plur. die —e, im Gegenſatze eines Din: 


ges, entis, etwas, das nicht wirklich vorhanden iſt, und in weiter 


rin Bedeutung, was nicht vorhanden ſeyn kann, nicht möglich iſt. 
Ein vierfeitiges Dreyed, ein hölzernes Kifen find Undinge, 

. weil fie unmöglich find. _Gefpenfter werden von vielen für Un- 
Ir gehalten, fo ER es wirklich Feine gibt, ob ſie gleich möglich 
ind 


Un durch dringlich —er, —fe, adj. et adv. was nicht durch⸗ 


drungen werden kaun, fo wohl im eigentlichen phyſtſchen Verſtan⸗ 
de. Ein Korper it undurchdringlich, wenn ein anderer Körper 
„nicht durch deſſen Zwifchenräume dringen fann. Am firengften 
. Pbilofopbifchen Verſtande iſt ein Börper undurchdringlich wenn 
er ſeinen eigenen Raum-einninmt, ſo daß kein anderer Körper zur 
. gleich in densfelben Raume feyn fan, und in diefem Berftande ift 


die Undurchdringlichkeit eine weſentliche Eigenfchaft eiteg jeden 


„Körpers, Als auch figürlich. Lin undurchdringliches Geheim⸗ 
niß einunerforfchliches. I: ſeinen Entſchließun gen undurch⸗ 
dringlich ſeyn, unerforſchlich So auch dieUndurchdringlichk eit. 
Undurchſichtig, —er, —fe, adj. et adv, der Begenfag von 
durchſichtig, Feine Lichtſtrahlen dur chlaſſend. Salz, Steine, Me⸗ 
talle find undurchſichtig. Daher die Undurchſichtigkeit. 


DEE EN 


842 


uniben,—, —fe, adj. etadv, der Gegenſatz v bon eben." PER ' 


gentlich. Sin unebener Ort. Däs Land iſt ſehr uncben. 
So auch die Unebenheit. 2) Figürlich, unfern Abfichten, unferm 
Wohlgefallen nicht gemäß, in welchem figüclichen Verſtanded der 
Gegenſatz eben veraltet iſt. Der Gottloſe wird ein Ende neh 
men, wenns ihm uneben iſt, Hiob 15, 32, ungelegen ; auf welche 
Art es doch im Hochdeutfchen ungewöhnlich if. Dan gebraucht 
es dafelbft nur ohne den Dativ dir Perfon und mit der Vernei⸗ 


27 


-nung. Das iſt nicht neben, iſt mie nicht miffällig, ift zu dee . 


Abſicht nicht undienlih, Ingleichen als ein Bepwort. Er if Erin 


unebener Menſch/ſo wohl in Anfehung feiner äußern Geftalt, als - 


auch feiner Siten, feiner Fähigfeiten u. ff. nachdem die Abſicht 
ift, nach welcher wir ihn beurtheilen. Es if Fein unebener 
Rath. Der Kath iſt nicht uneben. Meine Tochter iſt kein un⸗ 
eben Ding, Weiße. Sie ſiehet nicht uneben aus, leidlich, mit · 
telmäßig. Freylich wäre dir Eintheilung nicht uneben, Gel. 
Im Niederf, uneffen. In dieſem Verſtande iſt die Unebenheit 
nicht gewöhnlich. 

Die Unebene, plur. dir —n; eins nur bey einigen für das ges 
wöhnlichere Unebenbeit gangbates Wort, in der eigentlichen Bes 
"deutung des vorigen,fo wohl von der Eigenfchaft, obue Plural, 
als auch von der unebenen Stelle eines Dindes mit dem Plural, 


Unecht, —er, —efte, adj. et adv. der Gegenſatz don echt, nicht ” 


echt, nachgemacht. Unechte Steine, nachgemachte Edrifteine, 
Unechte Treffen. Unechter Wein. Unechte Perlen. Im gemei⸗ 
nen Leben einiger Gegenden iſt es auch noch fr unehelich üblich; 
unechte Binder, uncheliche. 
Unedel, —er, —ſte, adj, et adv. der Gegenſatz von edel, fo 
wohl im wigentlichen Verfiande, wo aber unadelig üblicher iſt. 
Don unebeler Serfunft, von unadeliger, Als aud), und zwar 


am bäufieften, in weiterer und figürlicher Bedeutung, feine rübtme, 


liche Vorzüge enthaltend nnd darin gegründet, Unedle Metalle, 
alle Metalle, welche kein Gold und Sitöer ſind. Unedles Erz, im 
Bergbaue, welches zwar Merall enthält; aber nicht reichhaltig ift. 
Unedle Gänge, eben daſelbſt, taube, welche. fein Erz führen, 
Unedle Steine, im Gegenſatze der edien, oder Edelfleine, Des 
-Unedle vor der Welt hat Gorterwählet, ı Cor, ı, 28. Nach 


einer noch weitern Figur im mo:alifchen Verſtande. Unedel han - 
deln, ſich unedel betragen, als cin glimpfliher Ausdrud für das- 


härtere niedrig, und noch härtere niederträchtig. Eine unrdle 
Denfungsart. Du mußtnod viele ſchöne Thatenthun, wenn 
du dieß Gewebe yon unedlen Handlungen vertilgen will. 

* Die Linebe,plur. die —n,ein im Pochdeutſchen veraltetes Wort 
für Conenbinat. In der Unehe leben. Da wir für das fremde 
Concubinat fein-völlig gangbares Deutſches Wort haben, index 


Kebsehe gleichfalls veraltee ift, fo follte man Diejes gute Work - 


wieder in Umlauf zubringen fuchen, 

Unebelicyadj.et adv.im Öegenfagedes ehelich was außer der 
Ehe if. Der uneheliche Bryjchlaf, Weish 4,3. Wir find 
nichtunebelich.geboren, Joh. 8, 41. Unebeliche Rinder, na⸗ 
türliche, ix der härtern und niedrigern Spredart Baſtarde, Ban⸗ 
karte, Surkinder. 

Unebrber, —er, —fe, adj. et adv. der Begenfas von ehrbar, 


doch nur in deſſen zweyter Bedeutung, ſo wohl den guten anſtändi⸗ 


gen Sitten im hohen Grade zuwider, als auch ſelbigen zuwider 
handelnd; als ein glimpflicher Ausdruck für das weit härtere 


ſchandlich/ ob es gleich eiwas mehr fagı als unanſtändig. Unehr⸗ 


bare Handlungen. Sich unehrbar betragen. Ein unehrbarer 
Menſch. So auch die Unehrbarkeit, ſo wohl von der Eigenſchaft, 
Fertigkeit, ohne Plura!,aisvon unehrdaren Handlungen niit dems 
felben. Nichts ſchützt die Ebve des andern Geſchlechts, ſo bald 
nur eine offenbare Unehrbarkeit da iſt, Hermes. 
6993 Die 


⸗ 


843 


Die ifnehre, plur. car. der ange! * Ehre, oder dee guten“ 
Urtheiles anderer von unſerer rechtmäßigen Beſchaffenheit im 


geſellſchaftlichen und bürgerlichen Leben, wo dieſes Wort noch als - 


ein alimpflicher Ausdrud für das härtere Schande gebraucht 
er Unehre von erwashaben. Schon bep dem Oitfried und 

oifer Unera, Uneri, welche es aber zum: Theil für —— 
Seit, Under ſchanu heit gebrauchen, 

Unebrelich, —er, ' —ite, adj. etadv. der‘ Gegenſatz von ehr⸗ 
li, auch nur in einigen Bedeutungen deffelben, 1) Dem änßern 
Woyiftande, der Neinigkeit der Sitten nicht gemäß, eine im Hoch⸗ 
deutſchen größten Theils veraltete Beventung. Daß nichts um: 
ehrliches anghr erfunden ward, Hifi. Suf. 0,65, Die uns dun⸗ 
Ben die unehrlichſten zu ſeyn, ı-Eor, ı2, 23. 2) Den einges 
führten Begriffen von der bürgerlichen Ehre nicht gemäß, in wels 
em Verftande ehrlos einen höhern Grad des unehrlich aus⸗ 
druckt. Unehrliche Handthierung treiben, Zim, 3,3. Jemanden 
für unehrlich erflären, für ehrlos, aller bürgerlichen Ehre und 
» orzüge verluſtig. So auch die Unehrlichkeir. ; 

Unebhfe, ©. Ehs. 

Unsigennügig, —er, —fie, ad). et adv. nicht eigennützig. 
Uneigennugig feyn, handeln. Ein uneigennügiges Betragen. 
“Daher die Uneigennügigfeir. 

Uneigentlich, —er, —ite, adj. et adv. nicht eigentlich, befons 
ders in der zweyten Bedeutung dieſes Wortes. Die uneigentliche 

"Bedeutung eines Wortes, welche demſelben nicht weſentlich iſt, 
fondern fich auf eine bloße Ahulichkeit gründet, und wovon die 
weiteve, die engere, die figürliche Bedeutung, Arten find. So 
auch der uneigentliche verſtand der Rede, welcher nicht durch 
die erſte eigentliche Bedeutung der Worte, ſondern durch Verbin⸗ 
dung andererähnlicher Gedanken mit derſelben verurſacht wird, 
Uneigentlich reden, figürlich. 

Uneingedenk, adv. nicht eingedenk, mit der zweyten Endung der 
Sache. Einer Sache uneingedenk ſeyn. 

Uneinig, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenſatz von einig, doch 
nur in der figürlichen Bedeutung, nicht einerley Meinungen und 
Neigungen habend, und dieſe Verſchiedenheit äußernd; am häu« 
fiaften als ein Nebenwort. Uneinig feyn. 


den. über etwas uneinig werden. 


Die Uneinigfeit, plur. die—en. 1) Der Zuſtand da manums, 


einig, d. i. verfhiedener Meinung iſt, noch mehr aber, da man wes 
gen folcher verfchiedener Meinungen und Neigungen mit einem 
andern im üblen Ver ehmen lebt; ohne Plural. In Uneinigkeit 
leben. Aus ſolcher Uneinig keit wurde viel Unrechts kommen, 


2 Mace. 4,4. 2) Der Ausbruch diefer Geſinnung durch Worte 


und Handlungen, mit dem Plural, 

Uneins, adv welches fo wie uneinig gebraucht wird, verſchiedene 
Meinungen habend. In einer Sache uneins ſeyn, uneinig. 
Mit ſich ſelbſt uneins ſeyn. Ingleichen verfchiedeneßefinnungen 
babend, und ſolche důrch Worte and Handlungen äufernd. Zwey 


. Perfonen werden uneins, wenn fiein ein übles Vernehmen zu- 


gerathen anfangen. Mache ihre Zunge uneins, Serr/ und laß 
fieuntergeben, Pf. 55, 10. Kin Derlaumser wachet dürſten 
uneins, Sprichw. 16,28, 
Unempfanglich, —er, —fe, adj, et adv. nicht empfänglich. 
Sich der göttlichen Wohlthaten unempfänglich machen. So 
auch die Unempfanglichkeit. 

Vnempfindlid, —er, — ſte, adj. et adv. der Gegenſatz von 
empfindlich. ) Unfähig etwas zu empfinden. Ein unompfind⸗ 
liches Glied, woran man feine Empfindung hat. 2) Unfähig, 
fib Dusch Empfindungen beſtimmen zn Faffen, und darin gegrüns 


det, Ein unempfindlies Gemüth, welches unfähig iſt Empfin⸗ 


SUNEs —— 


Sehr uneinig le⸗ 
ben, in einem üblen Berftändniffe, Mit jemanden uneinig wer» Unentſinnlich, adj. et adv. deſſen man fich nicht entfinnen fann. 


Bungen bet Sin zens, —— des Sornes, her Sisbem 


haben, und ſich —— su beftim immen. Se aud) die Unempfind: 
lipfeit, 5 

Unendlich, adj. et adv. der Gegenfag: ‚von endlich, was fein En» 
de hatzewig. Die unendliche Dauer Gottes. Jugleichen, was 
feinem Wefen, feinem Umfange nad nicht eingechränft it. Die 
unendliche Größe, Güte, Macht Gottes. 
tif iſt eine unendliche Größe, welche man nicht beſtimmen Fan. _ 
Im gemeinen Leben wird es ſehr oft für ungebruer, unbegreiflich, % 
groß, viel, fehr u. f.f.gebrancht. Unendlich viel, groß, fehr, 
ſchön uf. fe IH danke ihnen unendlich für, diefes Geſchenk, 
überaus ſehr. 
liche Schmerzen empfinden, Daber die Unendlichkeit, die Ab⸗ 
weſenheit alles Auf hörens, uud in weiterer Bedeutung, die Abwe⸗ 
fenbeit aller Einſchränkung. Schon bey dem Rotker Unentlih, 


Unent behrlich, —er, —ie, adj. et adv. was man nicht entz 


behren kann. Das iſt mir unentbehrlich. Si jemanden un= 
entbehrlich machen. Ein unentbehrlicher Menſch Daher die > 
- UnentbebriichFeit. 

Ynentfallen, adv. nicht egtfalfen, doch nur im figüclichen Ver 
ftande, für unvergeffen, 2 if mir noch unentfallen, ich Dabei. 
noch im Andenken. 

— es iſt ihm unentfallen, 


Wie, daß wir nichts als Staub und Aſche Ans, Ste, 


Unentgelölicy, adj, et ady. ohne Entgeld, ohnr Geld, umfonft. 

Unenthaͤltſam, —er, —Ike, adj. et adv. det Gegenfag von 
enthaltfam, unfähig fich zu enthalten, d. i. feine Begierden zu 
mäßigen, und darin gegründet. Unenthaltſam feyn. Daher die 
Unenthaltſamkeit. 

Unentſchieden adj. et adv. nicht entſchieden. Die Sache ik 
‚noch unentfepieden, Kin unentfehiedener Streil. Wit wolz 
len es unentfchieden laffen. 

Unentſchloſſen, —er, —fle, adj. etadv., nit ensfäplaffen, - 
Noch unentſchloſſen feyn, ſich noch nicht entfchloffen haben, noch 
unfchluſſig fegn. Ingleichen, unfäl ähig, in zweifelhaften Fällen 
einen gehörigen Entſchluß zufaffen. Lin unentſchloſſe nermenſch· 
Daher die Unentſchloſſenheit. 


Don unentfinnlichen Zeiten, beſſer, von undenklichen. 

Unentwickelt, adj. et adv. noch nicht entwickelt. Unentwidelte 
Anlagen zu großen Vollfommenbeiten haben. > 

Unerachtet, S. Ungeachtet. 

Unerbietuich —er, —ſte, adj. et adv. der ſich nicht —— 
laßt. unerbittlich ſeyn. So auch die Unerbittlichkeit 

Unerfahren, —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenſatz ven erfabz 
ten, feine Erfahrung habend. In etwas unerfahren feym Sin 
junger, unerfahrner Menſch, der noch wenig in der Welt erfab⸗ 
ren hat. Ihr Unerfabrnen, kommt ju mir in die Säule, 
Sir. 51, 31, Daher die inerfahrenheit, 

Unerfindlich, er, —fit, adj.etadv. was ſich nicht erfinden 
Täflet. Bon einer veralteten Bedeutung desgeitwortes erfinden, 
da es auch für beweifen gebraucht wurde, iſt unerfindlich im Ober» 
deutfchen noch für unerweislich, ungegründer, üblich. Kin uner⸗ 
findlicpes vorgeben. Eben dafelbft wird es auch zuweilen für 
unbegreiflich gebraucht. Es iſt unerfindlich, wie man ſolches 
behaupten kann. In beyden Fallen iſt es im Hochdeutſchen unde · 
kannt. So auch die Unerfindlich keit. 


Unerforfchlich, —er, ⸗fſte/ adj, et adv. was ſich nicht erfora 


ſchen fäffee. Ein unerforfchliges Gebeimniß. Kine unere- 
forſchliche verſchwiegenheit. Unerforfeplih ſeyn, ſich nicht 
ausforfchen laſſen, unausfor ſchlich kon. So auch die ner⸗ 


forſchlichk eit. 
er: Unerfreutich, 


Zu der Mathema⸗ 


Er lieber fie unendlich, über alle Maße. Unende“ > 


\ 








he ne a ac 








Horrfieulic, et, * adj.etadv. nicht erfroulich. Kine 
unerfreuliche Nachricht. 

Unerg anzlich, —er, —ſte, adj, et * v. was ſich nicht ergängen 
> fügt. Daher die Unergänzlichkeit, < 

Unergeundlic, —er, —fe, adj,et adv. wad ſich nicht ergrün» 
den läffer. Eine unergründliche Tiefe. Auch figürlich. Ein un: 

ergrundliches Geheim niß. Man iſt unergrundlich, wenn man 

unerforſchlich iſt. Daher die Unergründlichkeit. 
Unerheblich⸗ —er —ſte/ adj, et adv. der Gegenſatz von erheb⸗ 
lich, unwichtig. Line unerhebliche Sade. Daher die Uner⸗ 
heblichkeit. 

Unerböct, adj. et ady. der Gegenſatz von erhört. 1) Eine Bitte 

it unerbhört, wenn fie nicht erhöret wird, 2) Bon erhören, 
"durch das Gehör erfahren, iſt unerhört, wovon mannod nichts 
gehört hat, doch am häufigffen ir weiterer Bedeutung, für außers 
ordentlich, ungewöhnlich. Dasift etwas unerhortes. Das iſt 
unerhirt, . Eine unerbörte Graufamkeit. Unerhort graus 
famfeyn. - 

 Unerinnerlich, adv. welches fo, wie deffen Gegenſatz erinnerlich, 
als ein Beywort nicht üblich iſt. Das iſt mir —— 
nicht erinnerlich. 

Unerkenntlich, —er, he, adj, et adv, der Gegenſatz von er: 
Fenntlich, genoffene Wohlthaten nicht erfeunend und darin ges 

. gründet, da denn diefes Mort sinen geringern Grad diefer Unart 
bezeichnet, als undankbar. Gegen jemanden erkenntlich 
feyn. Ein unerkenntliches Betragen · So auch die unerkennt⸗ 
lichkeit. 

Unerklarbar, —er, —fe, adj. et adv. was ſich ——— 
läßt, auch wohl unerklarlich. Lin unerklärhares Betragen. 

- So auch die Unerklärbarkeit und Unerklarlichkeit. 

Unerlaubt, —er,—efie, adj, et adv. der Gegenſatz von erlaubt. 
in unerlaubtes Verlangen. Das iſt dir unerlaubte, - 

Wnerleidlich, —er, —ſte, adj, etadv, was ſich nicht erleiden 
läßt, unerträglich. unerleidliche Schmerzen. 8 auch Un⸗ 

eidlich. 

Unermößlich, —er, —fig, adj. etadv. was ſich niche —— 
d. i. ausmeſſeun, feiner Größe nach beſtimmen läßt, doch nur von 
Dingen, welche ſich wegen ihrer unbeſchränkten Größe nicht aus⸗ 

“ merjen laſſen. Dev unermeßliche Raum des Himmels. . Gote in 
unermeßlich. Im gemeinen Leben auch häufig für unbegreiflich, 
außerordentlich. Unermeßlich viel, ſehr. So auch die Unermeß⸗ 

„lichkeit, Ditfeied gedraucht dafür unmezlich, Notker aber 
unmazig, welches legtere jegt eine ganz andere Bedentung bat, 

Unctmüder, —er, —fte, adj. etadv. nicht erinüder, nicht müs 
de geworden... Unermüdet feyn, arbeiten. Mit unermüdeten 
Sleiße. Bey dem Rotker unmuodendo, 

Unermüd lich ⸗er ⸗ſe, adj. et adv, was ſich nicht ermüden 
laßt. Mit üneemüblicpem Sleiße. Daber die Unermüdlich- 
feit, ; ! 

Ynerfätelich, —er, —fe, adj, et adv; nicht ‚zu erfättigen. in 
unerjärtlicher Huriger. Eine uner ſattliche Begierde, Uner= 
fattlich ſeyn. Daher die UnerfüttlichFeit," 

Unerfihöpflich, —er, —fke, adj. et adv. was fich nicht erfchö« 
pfen läßt, fo wohl eigentlich, als figürlich. in unerfchopfi- 
‚ her Reicyehum, Vorrarb, ws uff Daher die Unerihöpf- 
lichkeit. 

Unerfihroten, —er, — adj etadv, nicht erſchrocken. Er 

blieb untrſchrocken. Jugleichen Fertigkeit beſitzend, vor nichts 
gu erſchrecken, und darin gegründet. Kin unerſchrockener Muth. 

Unerſchrocken ſeyn. 

her die Unerſchrocken heit. 
J— 


Sich unerſchrocken verantworten. Da⸗ 


uf 846 - 

Unsrfiäjtoten; adj. et adv. welches uur im Bergbaue üblich if, 

“Em unerfshrotenes Seld, welches noch nicht er ſchroten worden; 
wo noch fein Bergban getrieben worden, 

Unerſchütterlich, —er, —fe, adj. et adv. was fi & nicht ers 
ſchüttern läßt. Auch im figürlihen Verſtande. Ein unerſchi üt⸗ 
terlicher Muth. So auch die Unerſchütterlichkeit. 

Unerfeglich, —er, —ſte, adj. et adv. was ſich nicht er ſetzen 
läßt. Ein unerſetzlicher verluſt, Schade. Daper die Uner⸗ 
feglichkeit. i 

Unerſteiglich —er, —fe, adj, etadv. was fich nicht erfleigen 
fügt. Eine unerfeigliche Höbe. Daher die Unerſteiglichkeit. 

Unerträglich, —er, —fe, adj. et adv. was fi nicht ertragen 


lãſſet. Eine unerträgliche ige, Kalte, Caſt u.t.f. Das iſt 
mir unertraglich. Ein unerträglicher Menſch, deſſen Sitten 


die geſellſchaftliche Wohlanſtändigkeit im "hoher Grade beleidigen. 


Soll ich dir Jein hartes Schie®fal noch unerträglicher machen ? 
Daher die Unertraglichkeit. Bey dem Norfer unertragenlih, 
imNicderf. undräglif,welches aber aud) unvertcäglich bedeuter, 

Unerwartet, —er, —efte, adj.etadv. was man nicht erwar⸗ 
tet, zu der Zeit nicht als wahrfheinlih geglaubt Hat, Das 
Fommt mir ganz unerwartet. ine unerwartete Nachricht. 
Ein unerwartetes Glück, Unglück. 


Unerwẽecklich/ —⸗er⸗⸗ſe, adj. etadv. was ſich nicht erwecken 


läßt, unerwecklich ſchlafen. So auch die Unerwecklichkeit. 

Unerweislich, —er, —ſte, adj, et adv. was ſich nicht erweiſen 
läffet, für das minder übliche un beweislich, und das Oberdeutſche 
unerfindlich. Unerweisliche Beſchuldigungen. So auch dier 
Unerweislichkeit. 

Unerwogen, adv. welches beſonders im Oberdeutſchen als ein 
Rebenwort mit der zweyten Endung. für ungeachtet üblich iſt. 
Alles deffenunerwogen, ungeachtet.” Unerwogen alles billigen 
Erdbiethens. In der edlern Schreibart der Hochdeutſchen ifi es, 
fo wie deffen Gegenjag anerwogen, unbefannt. 

Unerzogen,i—er, —fe, adj. etadv. noch nicht erzogen, oder 
groß gezogen, doch ſo, wie das Zeitwort erziehen, nur alein von 
Kindern. "Sie farb und hinterließ drey unerzogene Kinder, 
minderjäbrige, die noch dev mütterlichen Erziehung bedurften. Un= 
gezogen hingegen wird nur von der Bildung derSitten gebraucht, 

Unfäbhie, —er, fe, adj. etadr. dee Gegenfaß von fähig. 
Zu etwas unfähig ſeyn. Iugleichen mitder ziwepten Endung dee 
Hauptwortes. Einer Sache, eines Verbrechens, einer. That 
unfähig ſeyn. So auch die Unfabigfeit, plur, die —en, al⸗ 
der Grgenfag von Sähigkeit. 

Der Unfall, des —es, plur, die—fälle, von galt, doch nur fe 
fern es eine unerwartete Begebenheit, einen Zufall bedeutet, da 

eun Unfall einem günftigen oder angenehmen Falle entgegen ges 
* iſt, und eine widerwärtige unglücliche Begebenheit bezeich- 
net. Es möchte mich ein Unfall anfommen, ı Mof. 19,19. Euer 
Unfall wird wieein Werter über eu Fommen, Sprich. 1, 27 ; 
euer Unglück. ı Es iftibm ein Unfall begegnet, Einen Unfall 
befürchten. Sein Leben war weiter nichts, als ein Gewebe 
von linfällen. Nie hat ein Unfall un’ere Bäume verderbs, 
‚Gef. DieSchmerzen, weldhe aus den Unfällen des Lebens. 
aufuns eindringen, Gell.. Zu Unfall Fommen, Sir. 31,6, iſt 
nur noch in den gemeinen Sprecharten üblich, fo wir der biblifche 
Gebrauch, wo dieies Wort mehrmahls, als ein Adſtraetum von 
einem ung!’ Eichen Zuſtande, fir Unglück gebraucht wird, im 
Hochdeutfchen arößten Theils veraltet ik, daher auch das eheniah⸗ 
lige Bey und Rebenwort unfallig, für unglücklich, dafelbft wicht 
“mehr gehöres wird, Die ältern Oberdeutfchen Schriftfiekler ars 


brauchten für —— un has hier fo wie in * 
Unthat 


- Untbat. f. f. nicht bloß eine verneinende Bedeutung, fondern es 
bejeichnet etwas Widerwärtiges, Unangenehmes, 

Unfehlbar, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfag von fehlbar,, 
was nicht fehlen kann. 2. Bon fehlen, irren, ift jemand unfehl⸗ 


" bar, wenn er nicht irren kann. In der Römifchen Kirche wird 
der Pabſt it Sachen, welche den Glauben oder Lehrbegriff betref⸗ 


geſchehen, iſt unfehlbar, was aller moraliſchen Möglichkeit nach 
gefchehen muß, unausbleiblich, wo der Öezenfag fehlbar nicht 


“gewöhnlich ift, Judeſſen wird es bier am häufigſten als ein- 


Nebenwort gebraucht. Er kommt unfehlbar. Es wird un: 
fehlbar gefcheben. So auch die Unfehlbarkeit, in beyden Bedeu⸗ 
tungen. 5 

Unfern,- adj.etadv, welches der Öegenfag von fern, weit, iff, 
und für unweit: gebrausht wird, ‚Anfen von bie, nicht weit 
von bier. 

Unfereig, —er, Re, adj. et —— welches nur im Oberdeut⸗ 
ſchen und in einigen Hochdeutſchen Kanzelleyen für leichtfertig, 
muthwillig, gebraucht wird, Unfertige Sandel anfangen, ©. 
Sertige' 


Der Unflarh, des —es, ‚plür. doch in der een Bedeutung allen - 
falls nur von mehrern Arten, die —e. 1. Efelhafter Schmutz 


Efei erweck nde Unteinigfeit,wo es in der harten Schreibart auch 


wobl für Schmug überha upt gebraucht wird. Alle Tifche find: 
vol Unflaths, Eſ. 28, 8. Denn wird der ſerr den Unflach Ser, - 
Tochter Zion waſchen, Kap.a,4. Ihr werder fie wegwerfen, 


- wie einen Unflarb, Kap. 30,22. Das Abthun des Unflaths 
am Steifch, + Betr. 3, 22. 2. Eineim hoben Grade unreinliche 


und ſchmutzige Per ſon, nach einer weiteren Figur auch wohl eineim 


höchſten Grade laſterhafte Perfon ; beydes am häufigſten in den 
harten und niedrigen Sprecharten. 


Anm. Dieſes Wert fommt bey unſern itteften Sch riftſtellern 


nicht vor, iſt auch feiner Abſtammung nach noch nicht ganz ausge⸗ 
macht, indem es fich mit faſt gleichem Grade der Wahrſcheinlich⸗ 
feit auf mehrere Arsen ableiten läſſet. So-fern un bier eine bloße 
verneinende Bedeufung bat, fo wird es von dem Frifch von flau⸗ 
ben, wachen, abgeleitet, und.alsdann würde Unflarh etwas unge- 
wafchenes, oder einen umgewafchenen Zuftand bezeichnen. Mit 
mehrerer Wahrſcheinlichkeit Läffer es ſich in diefem Falle als den 
Gegenfaß von dem veralteten Niederd. SIate, Augelf.W hliete, 

- Bus, Zierde, Reinfichkeit, ableiten, welches zunächft wigder von 
dein noch Niederdeutfchen fleijen, in Ordnung legen, pußen; zies 
ren, abflammet, and mit unferm flechten und pflegen verwandt 
feyn kann. Allein, alsdann bfeibi der harte Nebenbegriff, welcher 
Diefem Worte anfieht,und der doch auch in der Abſt ammung feinen 
Grund haben mug, unerffärbar. Ungeputzt ift noch Lange nicht 
unfläthig. Es [Heiner daher faſt wahrſcheinlicher, daß un hier 


eine derſtärkende Bedeutung hat, und daß das längſt veraltete 


Sach, Roth, Schmug, bedentet haben müſſe. Im Wend. it BIo- 


do, Ploto, Korb, im Riederf. flätsk, unfläthig, und Släg, ein . 


grober, ungefitteter Menſch. Übrigens wird für flätsk, unflä- 


sig, im Niederfächfifehen auch unnask gebraucht, wo un eine 


&b Tiche Intenſion zu bezeichnen —— von dem Engl. nally, 
garſtig, ſchmutzig. 

Der iinflätber, des—e, plur. utnom. fing, eigentlich, eine 
im höchſten Grade,auf einerkelhafte Art beſchmutzte Perfon,beys 
derley Geſchlechts. Am hãufigſten im figürlichen Verſtande, eine 
Perſon, welche den Sünden der Unkeuſchheit im höchſten Grade er» 
geben iſt, die ekelbafteſte Unkeuſchheit durch Worte oder Handlun⸗ 
gen an den Tag leget. In weiterm Verſtande, vomeinem jeden 
groben daſtern ergehenen Menfchen, wie Br. Jud, v. 12. Die 


* 


fen, für unfebldar gehalten. 2. Bon fehlen, ausbleiben, nicht 


— 


inte — von aus Ztmofn, we es anite mehr ge 
raucht 


Die Unflätherey, plur. die —en, fo wohl eigentlich, eine efels 
bafte ſchmutzige Handlung im harten Verſt ande, als auch ftgilrlich, 
Worte oder Handlungen, welche eine Neigung z jur efetpafifln £ 


oder gröbften Unkeuſchheit verrathen. 


Unfläcbig, —er, —fe, adj. etadv. Unflath enthaltend. Sich 


unflatbig machen. Ein unfläthiges. Rleid, Ef, 64,6. Ein 
unflärhiger Menſch, der anf ekelhaſte Art ſchmutzig iſt. Zuwei⸗ 


Ten auch figürlich, groben Ansdrüchen der Unkeuſchheit r eben S 


und darin gegründet. » Unftathige Worte J Scherze, Inden 
niedrigften Sprecharten iſt unflächig, fo wie häßlich abſcheu⸗ 


fehru. (cf. 


„Die tnfläthigkeit, plur. die—en. 1. Dir Zufland, da ein 


Ding unfläthig iſt, ſo wohl eigentlich, als figürlich, und obne Plus £ 


ral. 2. Unflatboder — mit dem Plural, ſo wohl ei⸗ 


gentlich, als figurlidh. 


Der Alnfleiß, des —es, plur, car, der Gegenfag von glei, 
dev Mangel des Fleißes als ein glimpflicher Ausdrud fürdag 


härtere Saulbeit. —— zeigen. Line Sache aus Unfleiß vn : 
fäumen, 


Unfleißig, —er, —— adj. etadv. Unfleiß babend und — 


gegründet, als ein glimpflicheres Wort für das bärtere faul ‚tin 


unfleifigen Yrbeiter, Unfleißig feyn. Ein unReipiga 


Sprihw. 12,4. 


Die Unform, piur. er —en, der Gegenfag von gorm, doch nur 





lich u. ſ. f. oft ein Ausdruck der Jutenſion: unfläthig viel, groß, * 


in deſſen engern Bedeutung, gehörige, verh altnißmäßige Form, eine 


fehlerhafte, dem gehörigen Verhältniſſe zuwider laufende Form 
oder äußere Geftale zu bezeichnen ; wofür. UnfsrmlichFeie im 


Hochdeutſchen noch üblicher if. In einigen Oberdeutfchen Grr _ 


genden ift die Unferm, eine der äußern — —— 
der laufende Sitte, eine Unart, Ungezogenheit. 


Unform lich, —er, —fe, adj, etadv.der Gegenſatz von förm=' 


lieh, die gehörige Geſtalt abend, nicht förmlich. Ein unförmli⸗ 
ches Haus, deſſen Theilen dag gehörige Vechältnig fehler, Uns 
förmlich lang, groß, breit. Behr unformlich — feym 
Das unförmliche Gefihrey der Wilden. 


Lie Unfoörmlichkeit, plur,die—en. 1. Die: Eigenfihaft eines 


Dinges,da es unförmlich ift,nicht das gehörige Maß oder Verhält⸗ 
niß in ſeinen Theilen hatz; ohne Plural. Eine unförmliche Geſt alt, 
in Concreto, für Unform, auch ein unförmlicher Theil an einem 
Dinge z mit dem Plural. 


Der lnfreund, des es, plur. die —e, der Gegenfag von 


Sreund,als ein glimpflicher Ausdruc für das härtere Seind. Es 
ift im gemeinen Leben, und zwar im Plural am häufigſten, üblich, 
wo man ofthöret,daß zwey Perſonen unfreunde geworden ſind⸗ 
wenn ſie ſich eutzweyet haben. 


Unfreundlich —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenfaß von - 
. freundlich, nicht freundlich. 1, Eigentlich, Feine vortheilpafte 


Neigung gegen andere durch fein äußeresBetragen an denFag le⸗ 
gend,und darin gegründet. Unfreundliche Worte,ein unfreund: 
liches Betragen. Semanden fehr unfreundlich abweifen. Auf 


eine unfreundlichefrt mit jemanden timgehen. 2.Figlirlich,den 
äußern Sinnen unangenehm,befenders den Gefichte und dem Gr. 
fühle zuwider, Im erſten Falle find in der Mahlerey unfreund- - 


liche Sarben, twelche dem Befichte unangenehm find. Im zwepten 
Falle iſt un freundliches Wetter, rauhes, unangenehmes Wetter. 
©, ſey immer unfceundlich, Winter, meine Slöre fol doch nicht 


‚befaubein der Zütte bangen, Geßn, — 
Die Unfreundlichkeit, plur. die —en., 1. Die Eigenfchafe 


eines Dinges, da. es unfreundlich iff, in allen dl Bedeiitungen; ohne 


Ru: 


« 


2afreundliche Worte oder Handlungen, mis dem Plural. 

Die Unfreundfipeft, plur. Car. in nur im gemeinen Leben übe‘ 
, Kiberglimpflicher Ausdrackfur 568 härtere Seindfchaft. In Un⸗ 
freundſchaft gerathen, in ein Mißoerſtãudniß Sie gingen in 
Unfreundſchaft aus einander. Pa 
Unfreundfhaftlih, — er, — fe, adj. et adv. auch am bäus‘ 
> figfkenimgemeinen- Leben, nicht freundſchafllich, härtere Aus⸗ 

drucke zu vermeiden. 5 
Unfrep, — er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von frey, nicht 


% gentyunsrechte anderer nicht befrenet, wo es doch nur ju noch en» 
germ Verſtaude von Prrfonen und liegenden Gründen gebraucht 


leibeigen,eigenbebörig und ahdere Arten der Einfhränfung der” 
" Frepen Gewalt über feine Verfon unter fi begreift. Unfreye 

Bauergüter , deren Beſitzer durch den Befig derſelben Unfreye⸗ 
werden. ah 

er Unfriede, des — ns, plur, can. der Gegenſatz von Sricde,- 
ſo fern diefes Wort ghtes-VBernehmen,, Eintracht bedeuter, da 
denn Unfriede für den Zuftand der Uneinigkeit,der Mifhelltgkeit, 
des Sireites gebraucht wied. Da ik immer Zorn ‚Eifer, 
; Wiserwärrigkeit,, Unfriede m ff. Sir. 40, 4: Wo ih ers 
wa ein Unfall zuteüge und Unfriede würde, 2 Mace. 9, 24. 


0 


anvichte, / Ebr. ra; 15. Sprichw. Friede ernahret,/ Unfriede 
verzehret! —— 


lich. Unfriedlich mie einander laden. Dichts unfriedliches be⸗ 
ſorgen, ⸗Mace. 124. Daher die Unfriedlichkeie 
Unfruchtbar —er — ſte adj, et’advi der Gegenſatz von’ 
fruchtbar, nicht fruchtbar, in deſſen ſämmtlichen Bedeutungen. 
SEin unfruchtb aves Land, Sarai war unfruchtber, Mof.a ı,, 
36. Eine unfruchtbare Materie, von welcher ſich nicht viek lehr⸗ 
reiches ſagen läßt. So auch die Unfruchtbarkeit. Bey dem Ott⸗ 
fried unbera, von hären, tragen; bey. den ſpätern Schriftſtelleru, 
unbatig, unberent, unberhaftig, und für Unfsuchtbarfeit, Uns: 
2. Berebäfti,.Mabiegin ER En 
Der Unfug, des — es, plur. car, der Gegenſatz von Fug, doch 
nur in einigen Bedentungen deffelben. 1.°Des Gegenſatz vongug, 
Recht, Befuaniß; eine im Hochdentſchen neraliete Bedeutung. - 
Etwas mit Unfug thun, behaupten, ohne Recht oder Grund 
in Oberdentſchen = *Unbequemlichfeit zaine gleichfalls veraltere 
Vedeutung. SER — * 
Ihr habe bisher mit ewrm vnfug EN 
Deſchir met wol mein land.ond Iewe, Theuerd. Rap, 237%; 
3. Rummer, Sram, Unmurb/melthe gleichfalls nicht mehr gang⸗ 
bak iff. In diefem BerflandefommtUnfuöge,nohdiy Walther 
von der Vogelweide vor. 4, "Unonfändigfeit, beydem Wins⸗ 
bed. Auch dirſe Bedeutung iſt veraltet, und man gebfancht Un⸗ 
* fag im Hocdentfchen, 5. nur noch von einem vnanfländigen Bes 
tragen, von unbefugten Handlungen, berönders, fo fern fe mit Ge⸗ 
Ir Käufch verbunden find, wefich in dem Worte Sup die Begeiffeder 
u Mohlaufiändigfeisiund des Rechtes zu ofreinigen feinen. Aller⸗ 
& Ieplinfug anfangen, Färm; Verwirrung, lichifertige Händek, 
{ni Unfug reiben, Jemanden allen Unfug gefratten. Roren ſent en⸗ 
Unfug. Im Niederſ. Ungevoch Im Schwed. iſt Ofog Unrecht. 
r 48. ug.) Im Ober deutſchen gebraucht man'cs auch ir Plural, 
— der aber im Hochdeut ſchen unbelanut iR, : ; 
U WB A Hu 


« 














frey, doch nur in deſſen zimspten engsch, Bedeutung ‚von dem Ei⸗ 


Daß nicht etwa’ eine bittere Wurzel aufwachſe und Unfriede 


Unfeiedlich, er, — fr;adj. et adv. der Gegenſatz von feiche” 


v * a rd * 
2 < \ re 


: ung — 


Plural. viel unfreumdlichkeit gegen: jemanden blicken laſſen · Unfüglich, — w, — Re, adj. et adv, ber Gegenſatz von fügs 
Er wurde mit- einer fiolzen Unfreundlichkeit abgewiefen.: Lich, nicht füglich , in deffen figürlichen Bedeutungen. Ein un: 


fügliches Verlangen, welches nicht bewilliget werden kant Am’ 
bäufigften als ein Nebentwort. Das iſt unfüglich, iſt zu der Abſicht 
ic geſchickt, den Umſtänden nicht gemäß. So auch die Unfüg:' 
lichkeit 


Unfugfam, ee) — fie, adj. erradv. 1.8 ber Gegenſatz 
von fugſam, wo es im Oberdeutſchen für unfüglich gebraucht 


wird. 2. Von fügen, jemanden zu Willen feyn,ift unfugfam; 
abgeneigt, eines audern Verlangen oder Neigung in billigen Fäle 
len zu erfüllen, wo es doch im Hochdeutſchen nur felten gebraucht 
wird. Ein unfugſamer Menſch, fo wohl ein ungehorſamer, 


‚nicht folgfamer; als auch ein uugefälliger. So auch die Un⸗ 


fugſamkeit. 


dird. Unfreye Per onen iin Oegeufüge der fieyen, wehde auf” Unf uͤrdenk lich, Sundenklich 
eine oder die andere Art dem Eig humsrechte dines andern unter- Unfurſichtig, S. Unvorfictig.- RER 
worfen find ; da denn unfrey der allgemeine Ansdrud if, der das =wling, eine, fo wobl in der Deutſchen, als den damtt ver vandten 


Sprachen, ſehr alte Ableitungsſylbe, welche au verſchirdene Wör⸗ 
te, geſetzet wird, Hauptwörtet daraus zu bilden, - Diefe Wörter: 
d & J 


1, Mennwötter, und ztödr, (1) Beyworter, deren Anzahl doch 


die kleinfteift, wo ung thrils eine Gegend zu bezeichnen ſcheinet, 


wie in Sceyung , von frey, eine befreyete Gegend, theils einen‘ 
Zuftand, wie Chenrung, von eheuer; thetls ein Ding, ein Indi⸗ 
viduum, wie Quittling, von quitt. Indeſſen können auch diefe? 
und die ihnen Ähnlichen Worter diefer Att von den Zeitwörtern 
freyen, theuren, quitten u. Ffaabſtammen. (2) Hauptwörter, 
und bier begeichner fie, (a) Eine Gegend, einen Raum, Wal⸗ 
dung, eine urit Wald bewachſene Gegend; ßolzung, eine mit! 
Holz bewachſene Gegend zůthungz ein zur Such beſtimmter 
danm; Seldung, eine aus Feldern beſtehende Grgend ;- Stats’ 
lung, ein hie Seallen bebaueter Ort; die Maßkung, eine zur 


Mark oder Flur gehörige Gegend; das bergmämmifehe Lofung; 


ein leerer Raum, (Sr. Lofung.) (6) Ein Ding, Judividuum; 
von welchem die erfte Hälfte der Infamntenfegunggefagt wird;- 
Hörnung Maſtung, was Maft gibt; die Mimdung, nem‘ 


die ſes nicht von einem veralsesen Zeitworteimünden abfFummet zi 


das Dberdeutiche Mebrung, ein Canal, welches aber auch die - 
Ableitung von einem Zeitworte mehren teidet/ u.f.f.- > 
2: Zcitwärter, uAd zwar deren Infinitiv, Abſtracta daraus zu 


bilden, d.i. eire Handlung und den darin gigkündesen Zuſtand zu: _ 


bezeichutn, Der Wörter dieſer Art iſt eine große Menge, indeffen 
laſſen ſich dach nicht von allen Zeitwörtern ſolche Hauptwörter 
auf ung diden. Sie Abkürzung Anderung, Yifeheung, Anz _ 
führung Bandigung, Befeſtigung, Befreyung, Begnadi— 
sung, Bekräftigung, Belohnung, Bemäntelung, Beſtellung, 
Beßrafung, Entſchuldigumg, Erziehung, SEroberung, Sande 
Yung, Rrönung, Prüfung, Salbung, Warnung u fi fi von: 
abfuivsen, ändern , ahfechten, anführen, bändigen uf. f; 
Es wird in ſolchen Fällen mir die eigenthumliche Sylbe des Inf 
nit ſos en oder n wegge vorfen, und dafür ung angehäfiget. Einige⸗ 
wenige baben och einige andere Veränderungen erlitten; wie 
Nahrung von näbren, oder vielmehr von einem veralteren Feit⸗ 
worte nühren, ſSandlung für zandelung, Lohnung von Tohe: 
nen. Der Sprung gehdret nicht hierber, zumahl da v3, wider 
die Natur aller die ſer Wörter, männfihen Geſchlechtes iß 
Die nãchſte und eigentliche Bedeutung dieſer von Zeitwörtern 
"gebildeten Hauptworter ift die Handlung des Zeitwortes, als ein 
Jadibiduum zu bezeichnen, Es ſcheinet aber, daß dieſe Bedeu⸗ 


lung wiederum eine Figur der Bedeſtung eines Dinges, eines 


Sudivtdii iſt, welche noch. in vielen Wörtern die ſer Ars die herr⸗ 


fhendeit.- 
277 Ham 


F 


— 


* 





“\ 


851 RR — Un 8 ” 
Anm. Ale diefe nit ung zufammen gefeste Worter find weiß: 
lichen Gefchlechtes; denn der Sprung gehöres, wie ſchon bemer⸗ 
Fee worden, nicht hierher, _ ET MR 
Dieſe Ableitangsfolbe ung ift mit der Solbe ing ſehr nahe 
verwandt, und allem Anfehen nach von derfelben nur in der Mund⸗ 
art verfchieden. Daher werden —ing und —ung noch jegt in 


einigen Mundarten häufig verwechfelt, Was die Böttcher in.cinis - 


gen Öegenden die Bimmung nennen, beißt in andern-die Kim: 
ming. Die Tabrung heißt im Dünifchen Näring. Doc) findet 
ſich in den Ableitungen von Zeitwörtern die Forin ing nur felten, 
am häuftgiten ung, dagegen Nenniwörter eben fo oft ing, als ung 
an ſich nehmen, 
welche Ableitungsſylben gleichfalls mit dieſer verwandt zu feun 
ſcheinen, indem der Naſelaut oft nur ein bloßer müßiger Begleiter 
der Gaumenlaute iſt. RE 
Ungangbar, —er, —fe, adj. etadv. nicht gangbar, 1. Was 
nicht im-Gangeift, Ungangbare Minze, welche nicht im Han- 
del und Wandelumgebet. Ungangbare Worte, ungewöhnfiche, 
welche nicht in dem gemeinen Sprachgebraude im Gange find. 
2.Wo man nicht gehen fann, Ein ungangbarer Weg, welches 
aber auch 3.einen Weg bedeuten kann, wo nicht viel gegangen wird, 
So auch die Ungangbarfeit. HR - 
Unganz / adj. etady. ein nur in einigen Fällen des gemeinen Les 
bens übliches Wort für nicht ganz. So nennen die Schöfer dag 


Eiſen unganz, wenn es kleine Riſſe hat, und nicht gut zuſammen 


bängt. 


Yngern, —s, der eigenthümliche Nahme eines zu benden Seiten 


der Donau in Oſten Deutfchlandes gelegenen Landes, welches feir 
nen Rabmen von denzunnen haben foll,daher es nach dem Muſter 
‚des Lat. Hungaria, von einigen auch zungarn gefhrieben und 
gefprochen wird, obgleich die Schreibart ohne h jetzt die gewöhn⸗ 


Kichfke itf. Daher der Ungar,des —n, plur. bie—n, Fämin,, 


die Ungavinn, ein Individuum derjenigen Natiön, welche diefes 
Land jest in Vefig bat. Ungarifch, aus diefem Lande her, in 
demfelben gegründet. Das Ungarische Waſſer oder Schlagwaf- 
fer, welches aus Roß marinblüthen und Weingeiſt deſtillieret wird, 
und von einer Königinn von Ungarn, Nahmens Eliſabeth, erfun⸗ 

den feyiogell, die damit ihr Leben auf 32 Jahr gebracht bat, wel⸗ 
ches denß wohl Carl Hoberts Gemahlinn und Ludwigs I Mutter 
gewefen ſeyn muß. Ungarifches Leder, alaungares Leder, welches 
auf Ungarifche Art gar gemacht wird. Die ungarifche Krankheit. 
©. Siefieber: ar 


Ungeachtet, —er, — fe; adj, et adv. nicht geachtet. 1. Eine, , 
ungeächtete Waare, welche nicht geachtet, nicht gefchäßer wird, 


Kin Ungeachteter wird auffommen, welchem die Ehre des 
Königreichs nicht bedacht war, Dan. 11,21, 

> 2, Sehr häufig wird diefes Mittelwort als eine Partikel ge⸗ 
braucht, von achten, in Erwägung ziehen, da fie denn fo viel be— 
‚deutet, als folches nichtin Betrachtung gezogen, Feine Rückſicht 
darauf genommen, und Auf doppelte Art gebraucht wird: So wohl 


nit einem Hauptivorte, welches alsdann in der zweyten Endung - 


‚ficher. Ungeachtet des übeln Wetters ging die Neife dennoch 
vor fi, d. j. ob es gleich übles Wetter war. Ungeachtet ſeiner 
Seſchiek lichkeit, iſt er doch übergangen worden. In den mei⸗ 
ſten Fällen iſt es dem Wohlklange gemäßer, diefe Partikel dem 
Neunworte nachtteten zu laffen. 
‚Deines Alters ungeachtet, wirſt du der Strafe nicht entgehen. 
Welches beſonders von Fürmwörtern gilt, welche allemahl voran 
ſtehen. Deſſen ungeachtet; alles deſſen ungeachtet. Im Ober⸗ 
dentſchen wird ſie häufig auch mit der dritten Endung verbunden, 
feinem Fleiße ungeachtet ; welches auch wohl einige Sochdeutſche 
nachabmen, befonders mit dem Fürworte, dem oder dieſem unge: 


Pr 


Siehe Ing, ingleichen — Ich und — Ip, 


Seines Lleißes ungeachtet. 


demungeachtet, demun rachtet oder wohl gar demohnerachtet. 


Die dritte Endung iſt in diefem Falle einmahl im Hochdeurfchen 


fremd und ungeiwößnti, ygies ſi Fein Grund vorhanden, ungez 
acpter gerade mit dem Füriorte in der eitten Enbung, in andern 


Fällen aber mitder zwehten zu gebrauchen. Der Einwurf, welchen 


irgendwo jemand gemacht bat, dieſes alles ungeachtet klänge doch 


nicht, beweifet nichts, Der Übelffangrühret bier theils von dee -- 
- siwepmahligen Endfpfbe e8, theilg daher, weil nichr deutlich wich, . 


ob diefes alles nicht die vierte Endung iff, Am ſicherſten wich, 
der Übelflang durch Veränderung des Fürwortes —— —* 


les deſſen ungeachtet, iſt doch wohl eben das, als dieſes alles uns 


geachtet. EN Ba 

Die zwente Art, diefe Partikel zu gebrauchen, iſt mit dem In⸗ 
dientiv.des Zeitwortes, da es denn die völlige Befkalteir.eg Bindes 
wortes annimmt, amd für obgleich Reber, _ Es macht, daß inden 
zuſam men gefeßtenZeiten das Hülfswort hinter das Zeitwort tritt. 


Pa 2 
$ * rn 
* 
—— 
Ei 852 { 
nn B 
j 


achtet, welche andere noch tn sefchichtee als Ein Wort ehreiben, 





- 


R = 


Kr that es doch, ungeachtet ich es ihm verbotben hatte. Zur 


neft du noch, 
Das Fonnte eu nicht, ungeachtet er fo groß ih, Die Wortfüs 
— dem ee daß?! ungeachtet, saß er folch vorha⸗ 
en fo. oft geändert harte, 3 Macc, 5, 39, if im deutfchen 
ungewöhnlich. BR a : " 4 * Br 
Im Oberdeutſchen, wo un noch fo.oft ohn lautet, wird diefe 
Partikel ſehr Häufig ohngeachtet gefchrieben und gefprochen, wels 
ches ſich auch noch ben vielen Hochdeutfehen erhalten hat, aber von 


Schriftſtellern, welche auf die Reinigkeit und den Wohlklang der 
Sprache aufmerkſam find, billig vermieden wird. Ungeachtet iſt 
von dem Mittelworte des Zeitwortes achten, fo fern esin Erwäs : 


gung, in Betrachtung ziehen, bedeutet; erachten hat eine andere 


; Bedeutung, welche bier nicht ſo ſchicklich ift Es if daher nicht fo 


richtig, wenn mandennerachter oder wohl gar obnerachter dem 


ungeachtet vorziehen, welches fich leicht begreifen läffer, wennmean. 


die Bedentungen bender Zeitwörter mit einander vergleicht, Im 


‚Dberdeutfchen bat man mehrere ähnliche Ansdrücte, welde da- 


Felbſt ſtatt diefer Vartifel und auf eben diefelbeXrr gebraucht wer« 


‚den; 4.3. obngebindert, obnz oder unerwogen, unangefeben, 


unermeffen u. fi fi weiche aber im Hochdeutfchen ins geſammt 


frenid ſind. — 
Ungeahndet, adj. et adv. nicht geahndet ,-d.i. nicht beſtraft. 


Etwas ungeahnder hingehen laffen. Es iſt ihm ungeabndek 
hingegangen, iſt richtan ihm geahndet worden. ih unge ahn⸗ 


detes verſehen. Schon bey dem Notker ungeahndot, ! 
Die Ungebörde, plur. die— u, ein im Hochdentfchen felten 
gervordenes Mort, eine widerwärtige, unanfändige, übel lafe 


fende@rberde fr bezeichnen. Dastroug ich fo das min unge- 
berdefach luitzel jeman ReinmarderAlte, wo es doch figürs 
veraltetifl, \ 
Schaw wie fürwig hüpfe bin umd bee 
Und bat mancherley ungeper, Er 
Hans She, : 


lich Sram, Verdruß, dezeichner, weiche Bedeutung jegt völlig 


Ungeberdig, —er, — fr, adj. et adv. übel Taffende, der 
.Wohlanftändigfeir zuwider laufende Beberden machend, befonderg 


fo fern felbige ans Zorn, Verdruß u. ff, becrühren. ich unge: 


‚berdigfieilen.. Aber fle möthigen ihn, big daß er id unge 
bertig fiellere, 2 Aön, 2, 17. Dieliche Heller fich nicht unge . 


berdig, ı Cor, 13, 5; du welchen biblifchen Stellen es doch auf 
eine jest. veraltete Art für ’zornig, unmillig überhaupt ges 
braucht wird. 
felten vor, 


ungexchtet ich es dir fchon abgebethen babe! ER, 


* 


Das Abſtractum die Ungeberdigkeir, fommt 


« 


RL? 








3 








En 


; Ang: : „—er, fe, adj. et — richt gebräuchlich. 
er —— Worte. Eine Tracht, welche ſchon lange uns 
gebräuchlich if. ‚So auch die Ungebräuchlichkeit, A 
Die Ungebühr, plar. Ani Are von Gebühr, doch nur, 
; fo fern diefes Bir im weitefien Verftande ehevem. alfes beteus 
dere, was ſich gebühret, fich ſchickt, was den Gefegen, der Bil⸗ 
N Higfeit, den Umftänden und der guten Sitten gemäß iſt, da denn 
5 deſſen Gegenſatz bezeichnet. Kine Ungebühr bege: 
‘hen. Kine Ungebühr begebven, etwas, dus ſich nit gebühret,— 
Gh nicht bewilligen läſſet. x u einer — beſchuldigt 
worden. j 
Was Boſes man uns thut mir andern Böfeh rächen, 
"Halt Ariftoteles gav nicht für Ungebtihr, Dpis. 
Da es denn auch wohl-als ein Abdfiraerum.vom den Zuftande ges 
* braucht wird, da erwas ungebührlich if, für Ungebührlichkeit. 
* Der Sachen Ungebühr.vorfiellen. In allen dieſen Fällen wird 
es im Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht, wo es nur noch in eini⸗ 
gen einzelnen KH. a wird. Semansen mit Ungebuhr bes 
gegnen, aufeineungebü 
bübrin Geftalt eines Nebenwortes üblich. Erwas zur Ungebühr 
vergrößern, auf eine ungebübhrliche Art, mehr, als ſich gebührer,. 
Semanden zur Ungebibr Toben, mehr ,-als er verdienet und 
-als ſich geziemet. Etwas zur Ungebühr"veracpten. Zur Un: 
gebühr mit etwas groß thun. 


3 2 Urgebübrend, —er, fit, adj. et adr. fich nicht gebührend, 


wie ungebührlich ; eines von den fehr wenigen Mittelwörtern der 
gegenwärrigen Zeit, welche das un vor fich Teiden. Lin ungebüh⸗ 
rendes Betvagen, Semanden ungebübrend begegnen. 


Ungebührligy, —er, —ie, adj. et ady, wie das vorige, und 


als der Gegerfag von-gebührlich, dem Rechte, der Billigfeit,» den 

- Umftänden, den guten Sitten nicht gemäß. Bin ungebübrliches 

Betragen 

ungebührlid anmirgehandelt. Daber dietingebuhrlichkeit, 

wofur im Oberdeutſchen auch das und die Ungeb ü hrniz oblich iſt. 
Die Ungebührniß diefes Unternehmens. 
— — —er, — ſte, adj. et adv. wicht gebunden, 
. Eigentlich, " Ungebundene Bücher, rohe. 2. Fighrlich. 
* Die ungebundene Rede, die ungebundene Schreibart, die 
proſoiſche, im: Gegenſatze der gebundenen oder portiſchen. 
(2) Im firtlichen Verſtande ift ungebunden, ſich an feine Ein« 
[Hränkung der Geſetze und guten Sitten bindend, Eis; ungebuns 
denesLeben, ein ausſchweifendes, zügelloſes. Ungebun ene 
Begierden. In einem etwas audern Verflande ift ungebunden 
oft, durch Feine Eiuſchränkung gebunden, d.i. gehindert. Koch 
“ungebunden jeyn, Daher die Ungebundenheit, welches doch 
nur in diefem zweyten figürlishen Verſtande üblich iſt, und auch 
wohl im Eonereto und mit dem Plural, von Ausfchweifwrgen ,- 
zůgelloſen ————— unenfländigen Handlungen gedraucht 
wird. 

Ungedrungen, —er, —ſie, adj. et adv. nicht gedrungen, wo 
es befonderszumeisen für ungeszwungen gebraucht wird, Etwas 
ungedrungen thun, freywillig, ohne daß man dazu gedrungen 
wird. Ju welchem Falle denn au) wohl das — die Un⸗ 
gedrungenheit gebraucht wird. 

Die Ungeduld, plur. car. der Gegenſatz der Geduld, fo fern Pr 

die tugendhafte Mäßigung des Widertwillens im Leiden bezeichnet, 

da denn Ungesuld den Mangel der Mößigung, oder unmäßigen 

Unwillen im Leiden, und deffen Fertigkeit bezeichnet. Etwas aus 

ungeduld thun. Auch zuweilen nur Unwillen über langes War: 

ten, ıhärige Abneigung fich zu gedulden, als der Gegenſatz von 

Geduld. 1. Dolly Ungeduld feyn. "Bey dem Ottfried nur 

‚Unthulti,. 


iche Art. Am hänfigften ift zur Unge: 


Jemanden ungebührlich Beyegnen.:  Ei’bat ſehr 


— — 


Al, g 854 
Ungesuldig; —er, ER adj.iet adv. Ungeduld verrathend, 
und darin gegründet, in beyden Bedeutungen des vorigen. Man 
if oder wird: ungeduldig, wenn man feine Umluft oder feinen Uns 
willen über langes Warten oder Harzen an den Tag legt, Kin 
ungebuldiger Menſch, welcher nicht gern Lange harret, auch 
nicht lange an einem Orte Goduld hat. Im engern Verfiande ift 
ungeduldig, Unluſt oder Unwillen über unangenehme Empfinduns 
gen an den Sag legend, amd darin gegründet. Ungeduldig im Lei⸗ 
den ſeyn. Daher die Ungeduldigkeit, der Zufiand, da mamunges 
duldigift, fo wie Ungeduld zunächft den ausbrechenden Unwilen 
ſelbſt bezeichnet, ı Bey dem Ottfried undulti, 
Ungeehrt — er, — eſte, adj, et adv, nicht geehrt, 
feyn, Ein ungeehreer Mann. 
Ungefähr, adj, etadv. welches befonders in einer dreyfachen Be⸗ 
deutung gebraucht wırd. 
vu Dis man nicht wahr genommen, mas unnerhäntheb ift und 
geſchiehet. Ein ungefährer Tod, ein-unvermutheter. -Die\ 
ungefähre Ankunft eines Sreundes, die unerwartete, undermu⸗ 
there. Ein ungefäbrer Zufall, Doc diefe Bedeutung iſt im 
Hochdeniſchen veraltet ,'ob fie glei) noch in einigen Provinzen 
gangbar ifk, 
- 1, Imengerer, Bedeutung» nennet man eine Begebeibeit unge⸗ 
fahr, wenn uns ihre Urſachen unbekannt find, zufällig, daher 
wir fie auch nicht vermuthen können, da es denn in noch engerer 
Bedeutung oft dem vorſetzlich entgegen geſetzet iſt. Ein unge⸗ 
fahrer Stoß/ ſo wohl, ver ohne Vorſatz geſchichet, als auch, deſ⸗ 
fen Urſachen uns unbekaunt find,dahrr wir uns nicht davor binhen 
lönnen. Ein ungefährer Sal) Am häufigſten als ein Neben⸗ 
wort für zufalliger Weiſe. Es begab ſich obngefär, (uuugefähr) 
daß ein Prieſter diefelbige Straße binsog, Luc. vo,rgı, Got 
har ihn laſſen ohngefär in ſeine gande fallen, 2 Mofa —— 
Wenn er ihn ohn gefär foßet, 4 Mof, 35, 22," Er Fam unge: 
fahr dazu. Wenn es fi ungefähr zutragen ſollte. Wo man - 
doch im Hochdeutfchen noch gern das von beyfufügen pflegt. Ich 
ſahe ihn von ungefähr; von’ ungefähr erblickte ich ihn. 
Er vedete als von ungefähr und * Abſicht mis ihm 
davon. 


ungeehrt 


Bis der Gaſt von ungefähe 

über fih was Sremdes fiehet, Lichtw. 

Da denn auch; das Ungefahr bäufig als ein Hauptwort gebraucht 
wird, doch ohne Plural, fo wohl eine ungefäbre Begebeirheit zu be⸗ 
zeichnen, es war ein Ungefaͤhr; als auch dasjenigetunbtfannte 
Weſen, von welchem nach der Philoſophie des geoßen Haufens die 
zufälligen Begebenheiten, d. i. die deren Urſachen uns unbekannt 
ſind abhãngen follen, und welches auch wohl der blinde Zufall, 
das: Schick ſal genannt wird, 

Durchs liebe Ungefähr, das manches Glücksſtern if, 

Michael. der Dichter. 

3. Endlich) wird diefes Mori oft dem genan beſt immt eritgegen 
gefcßet, und da bedeutet es etwas, das nicht genau beffimme iſt; 
beynahe. Die ungefähre Weite nehmen. Am hanfigſten auch 
hier als ein Rebenwort. Es waren ungeführ ſieben Ellen, nicht 
genau, etwas darüber oder darnnter. Es iſt ungefähr vierzehn 

Tage her. Wir warteten ungefähr eine Stunde. Ungefähr 
ſechzehn Groſchen. Etwas nur ungefähr meſſen, ohne das 
Maß auf das genaueſte zu beſtimmen. 

So groß, als ungefahr mein Daumen, Weiße. 
Daswur es ungefahr, was ich fagen wollte... Die Lebhaftig⸗ 
keit des Geſſtes iſt in der Seele ungefähr das, was die Ge— 
ſchwindigkeit i in dev Bewegung eines Borpersifl, Etwas nur 
ungefähr wifien, nur obenhlu, nicht genam, 

See. - * Anm. 


“Kam. Die erſte Sylbe iſt die Vor ſylbe un welche zu Ober⸗ 
deuiſchen gern in ein ohn gedehnet wird, daher auch dieſes Wort 


Llbſt noch von Dielen Hochdeutſchen ohngefar geſchrieben und 


deſprochen wird, welches doch der Analogie der übrigen mit un zu⸗ 
ſemmen geſetzten Wörzer zuwider iſt das einige Ohnmacht / eawe 


‚ausgenommen, Die zweyte Hälfte iſt das alte gefahr, welches für 

gewahr.gebrauchtiuucede, oder vielmahr aus diefem letztern gebil⸗ 

) det ift,. fo. daß ungefähr eigentlich anwahrgenommen ‚bedeutet: 

Zu erfabsen iſt dieſes w gleichfalls indas nade verwandte f über» 

"gegangen, Hieraus erhellet zugleich, die Nothwendigkeit, dieſes 

MB ort in der legten Sylbe mit einem-h zu ſchteiben. Gefgr.für 
boſer Vorfag, kommt noch in dem Theuerdanle vor, eg 


Es ift warlich nicht Mit gefer > wi 


Geſchehen, das ich wider aus — 

Den ſcheff bin gangen beim zu Balıs. 

Ich bett vergeffen ein groß fach. Kap. 43. ° 
Wo es aber auch unfer heutiges Gefährde ſeyn kann, welches 
nicht hierher, ſondern zu Gefahr gehsret. Ungefähr laute: bey 
den ältern Oberd. Schriftſtellern auch on geferd, ungefer— 
lich, angefer. Die Liederdeutfchen gebrauchen daf ür in der zwey⸗ 
zen Bedeutung ungeſchicht, van Ungefhichr, van Wahnſchich⸗ 


ten, indem Unſchicht und Wahnſchicht auch als Haupswörter, 


das Ungefähr, den Zufall bedeuten; in der dritten Bedeutung 
aber hente, henter, hinzu, es iſt hente acht, ungefähr acht. 


Angefallig, — er, — fie, adj. et adv, der Degenfas von ® 


gefäflig. «2; Keinen Gefallen erweckend, don-Saden,. Ein 
Gott. ungefälliges verhalten. Das it mir,ungefällig. Miß⸗ 
fällig fagt etwas mehr. 2. Abgeneigt, andern einen Gefallen zu 
erweiſen, und,darin gegründet. Du biñ ein fehr ungefalliges 
Geſchöpf. ‚Lin ungefälliges Betragen. Daber die Ungefälligs 
keit, doch nur in der. zwepten Bedentung. 

Mingefärbt, adj. et. adv. nicht gefarbt, d.5. entweder weiß, oder 
‚hoch mit fäner natürlichen: Farbe verfehen, Figutlich iſt unge: 
färbt zuweilen ſo viel,.als unverfichlt, ungebeuchelt, Die un ge⸗ 
‚färbte Liebe,2 Cor. 6,6. Bin ungefärbter Glaube, 2 Zim.ı, 
5; in welchem Berflande gefärbt nicht üblich iſt. 

AUntegeſſen adj. et adv. ». Nichrgegeffen; in welcher eigentli⸗ 
‚hen Bedentuug es doch nicht leicht gebraucht wird, Ohne ge⸗ 
geſſen zu haben, doch nur als ein Rebenwort; eine Brentung, 
welche beyden Mistelwörteru der vergangenen Zeit mit der Vor: 
iolbe un auch nicht ſehr gewöhnlich ift. Ungegeffen zu Berte ges 

ihen, Die Latein. impranlus nd incoenatus werden in eben 
demſelben Verſtande gebraucht. 

Ungegründet, — er, — ſte, adj. et adv. der Gegeuſatzz von ges 
gerundet, beſonders in deſſen Kaürlichen Bedeutung, auf feinem 
guten Brunde berubend,, ‚der Wahrheit, ber Sache nicht gemäß, 
als ein glimpflicher Ausdrud für das härtere geundlos. Kin uns 
gegründetes Vorgeben. Sich eine ungegeündere Hoffnung 
marhen. Die Warhricht if ———— 

Ungehab, ©. Gehab. 


Ungehalten, —.er, fe, adj. 3 adv, x. Kid gehalten, in } 


den eigentlichen Bedeutungen des Activi halten, und ohne Coni⸗ 
‚paration, ob es gleich in dieſer Bedeutung weunis gebraucht 
‚wird, 


äußere Handlungen an den Tag tegend, wo es mit unwillig und 
verdr üßlich ziemlich gleichbedeutend iſt über etwas ungehalten 
werden. Der perſönliche Beaenfand. befommt.auch das Vor⸗ 
wort auf. Auf jem anden ungehalten feyn,werden. Werden fie 
nur nicht ungebalten aufmich. Es iſt hier als ein Rebenwort 
am üblichſten, feltener ol ein Beywort. Lin ungehaltener 
Menſch, auch wahl im weitern Berftande, der unfähig.ift, feinen 


Es blieb ungebaken, und mußte alfo wobl: fallen. 
2, Figürlich iſt ungehalten, feinen Unwilen durch Worte und 


\ e F N Ang 
‚Hinmwillen niße Surd; äußere Merkmahle ——— nenn 
Gegenſatz gehalten iſt zwar in dieſer Bedeutung nicht gangbar, 
deſſen ift ungebalten doc) ohne Zweifel von der Bedeutung de 
Seitwortesentlehnet, da es an ſich halten, ſich —— 

deutet, feine Empfindungen undGedaı ‚nicht ausbrechen laſſen 
er konnte ſich nicht mehr halten, nicht mehr an ſich halten. 

Ungeheißen adj. er adv. nicht geheißen, durch fein Geheiß be- 
fohlen. Ein ungeheißenes Betragen. Noch mehr, alsein Res 
beuwort. Etwas ungeheifen thun ohne einen Geheiß Kan bes 
kommen zu haben. 

Ungeh euchele, — er, — eſte adj.et adv. der Grheufaf, von 
rende Eine ungeheuchelte Treue. Ein ungeheuchelter 
Geboriam. Ungeheuchelt die Wahrheit fagen. 

AUngeheuer, — er, — fie, adj.etadv, der Gegenſetz vom dem 
‚im Hochdeutſchen veralteten geheuer, ſo fern es befonders grıges 
nehm, ſanftmüthig, zahm u. ff, bedeutete, Ungeheuer wied 

ett im Hochdeutfchen nech am hãufigſten von Dingen gebtaucht, 
swelche wegen ihrer Menge, Größe und Intenfion Furcht, Schre 


* 


CE⸗ 
den und Erftaunen erwecken. Das ungeheure Meer, Der un: 
«gebeure Raum des Simmels, Ungeheuer groß, viel, fehr. Ein 
‚ungebeuver oder ungeheuer größer Berg. - Ein ungeheurer 
Menſch der außerordeutlich grag iſt. ungeheure Schmerzen 
‚empfinden, ungewöhnlich heftige. Ungeheure Thiere und, vo— 
‚gel, Jer. 50, 39 ; wenu es anders dafeldft nicht in der veralteren 
-Bedeutung für wild, furchtbar überhaupt gebraucht wird. Lie 
‚ungeheure Lüge, außerordentlich große, , Ungeheuer laufen, 
‚zugerordentlich ſchnell, im gemeinen Leben, Figürlich wird.es, 
doch am häufigften nur im gemeinen Beben, nod für. wild, uubäns 
dig, ſcheußlich gebraucht. Pin ungeheurer Menſch, ein unbäns 
diger. Riederſ. unge hür. Ebedem. bedentetees auch häufig uns 
glücklich, widerwärtig, widrig, als der Gegenfag von gebruer, 
‚angenehm. 
Apoſt. 28,6. Da deun Ungeheuer uud „Ungrbeuvigfeis Ya 
‚auch wohl für Unglüd gebraucht wurde, 
Das im khein Leyd noch Vngehewr 
Durch mein Anſchlag geet zu handen, —— 53% 
- Dem mag nichts übels oder ongeburigfeit zugefügt werden, 
Gartender Gefundb..r) 2499. S. Geheuer. i 
Das Ungeheuer. des —s, plur. ut nem. fing..von dem vori⸗ 
gen Bey und Nebenworte. 1, Ein Dina, welches wegen, ſeiner 
Größe Fur cht nud Eutſetzen verurſacht, in welchem Verſtaude 
man ſehr große und ungewöhnliche Thiere, einen ungewöhnlich 
großen Menſchen u. ſ. f. Ungeheuer zu neunen pflegt. Der Ne 


venbegriff der Furcht und des Enıfrgens if Dear Hauprworte no i 


wefentlicher, als dem.vorigen Beyworte, daber man Dinge, iv 
he wegen ihrer Größe nur Bewunderung erweden, 3. D. bie, Him⸗ 


- „meldtörper, nicht Ungeheuer nennen Papa. 2. Ein Ding, heſon ⸗ 
ders ein lebendiges Geſchöpf, welche? wegen feiner Ungeflaltbeit, 


— Mildbeit, Grauſamkeit, und von Menſchen auch wegen des vᷣd⸗ 


ſen Grades laſterhafter Beſchaffenheit, Ekel, Abſcheu / Furcht und 
Entſetzen erwecket. So neunt man eine Mißgeburt, welche we⸗ 


— mit einem Menſchen hat, ein Ungeheuer. Nero, 


Aaligula, Damien, waren —— wegen ibter Laſter und J 


Verbrechen. 

Ungehindert, —er, „Er, adj. "et adv. ohne gehindert zu 
werden. Etwas ungebindert, thun. 
‚Sertarbeiten, Im Sber deutſ hen und den Hochdeutſchen Kanzel⸗ 
leyen wird es hãufig als eine Partikel für ungeachter gebraucht, 


und alsdaun fo, wie diefe, mit der zweyten Endung verbunden. — 


Ungehinderteſeiner Wachfamkeit, oder feiner Wachfamfeit un: 
gehindert, ward er doch überfallen, ungeachtet. Wofür andere 
auch wohl ohnverhindert — gebrauchen. 


Unge⸗ 





Es ſoll euch nichts ungeheures widerfahren, 


‚Hier kannſt du ungehin⸗ 












Ban 
ung 
— zig, nicht gehörig, ‘1. Das it dazu ungehörig, gehöret nicht 
2 Dazu Mu) in weiserer Bedeutung, obgleich nur felten, für us 
A erlaubt; ungiemlich, in welchem Berftande es mehrmahls bey 
dem Hpis vorfommt Ein ungehoriges Verhalten. 2. In 


. Iens dem befbörig entgegen geſetzt. Lin ungeböriges Gut. 
(9. Hofbörig) So auch die Ungeberigkeie, welhes Haupt 
2 Sort ndeſſen noch ſeltener vorfonmt, als das Bey » und Ne⸗ 
enwort. i ih R 
\ Ungehort‘ am, —er, — fie, adj, etadv. nicht geborfam, thätig 
abgeneigt, fein Berbelten.nach den Befehlen eines andern, beſon⸗ 
ders eines Obern zu beftimmen, und darin gegründet, Ungehor⸗ 
fan feyn, einem ungeborfam feyn. Imgehorfame Untertha⸗ 
» nen, Binder, Schüler u.f.f. Ein Ungehorfamer. Bey dent 
Kero unkoriam, RE 
Der Ungeborfam, des — es, plur. car. der Gegenfag von Ge: 
borfam, die thãtige Abneigung, fein Verhalten nach den Befehlen 
eines Dbern nicht zu befimmen, verpflichtende Vorfcheiften vor 
ſetztich gu übertreten, In der Schweiz die Ungehorfame, und 
fon bey dem KeroÖnkorlamy. — 
- Ungeiftlid), — er, — ſte, adj. et aav. ein nur in der tbeolegiſchen 
Schreibart übliches Wort, Fertigkeit beſitzend, ſich nach ſiunlichen 
Eindrüden zum Nachtheile des Geiftes, d.i. vernünftiger Vorſtel⸗ 
Aungen zu beſtimmen, und darin gegründet, ſinnlich und zuweis 
len auch laſterhaft. Den Ungeiſtlichen it das Gefeg gegeben, 
2 Tim, ı,9, ungeiſtliche Sabeln, Kap. 4,.7. Ungeiftliches 
‚Gefhwäg, 2 Sim. 2,16. So auch die Ungeiſtlichk eit. Geift: 
lich in dem Begenjagediefer Bedeutung kommt nur einige Mahl 
inn der Deutſchen Bibel vor, iſt aber außerdem veraltet. - 
Das Uingeld, des— es, plur. doch nur von mehreren Summen, 
die — er, ein altes aber jege nur noch in einigen Provinzen "üblie 
ches Wort, eine Abgabe oder Accife von dein Gerränfe zu -bezeiche 
neit, wo-esianrbänfigften ban demjenigen Getränfe gegeben wird, 
‚welches einzeln verfauft und verfchenkt wird, obaleich An manchen 
Drien auch diejenige Abgabe, welche von dem Getränke in ganzen 
Fiäffern entrichtet wird, diefen R-hmen führet. In einigen Pro⸗ 
vinzen ift es auch eine Abgabe, weiche von manchen, vielleicht nur 
naſſen Waaren, nah Schiffs: und Wagenlaften entrichtet, und 
von dein afgemeinern Zolle noch unterſchiede wirdz ja es ſcheint, 
‚dag ehedem, ivenigftens in manchen Gegenden, Ungeld, ine jede 
Auflage und Abgabe, befonders in den Städten beeichnet Habe, 
Anden es in dem mittleren Lateine fo oft durch tributum erkkaret 
wird.; Ungelta veltributum., 


Umgeld, Umbgelb, Omgelt gefchrieben und geſprochen, welche 
letztere Schreibart Wachtern, Friſchen und viele andere bewoger 
Hat, die erſte Sylbe von Ohm, Abm abzuleiten, und diefes Wort 
durch eine Abgabe zu erflären, welche von dem Getränfe nach der 
ik VOhme entrichtet wird, in welchem Falle mandenn freylich Ohm⸗ 
geld ſchreiden und fprechen müßte, Allein , diefe Ableitung ver 
— lieret ihre Wahrſcheinlichkeit, wenn man ſiehet, daß diefes Wort 
in den mittleren Zeiten, fo oft und häufig von einer jeden Abgabe 
gebraucht, und dabey auch weit häufiger Ungeld, alsliprtgeld oder 
Whmgeld, geſchrieben wird, weiche Tegtere Schreibart entweder 
ein Provinzialfeblec ift, ober aus einerworaus.gefenten irrigen Abs 
leitur· a entſtanden fenn konn. — die eigentliche Bedeu⸗ 
tung der Part kel un bier fo gar deutlich noch nicht. So fern dieſes 
J Wort ehedem auch die Schagung in den Städten bedeutete, erfläe 
et Friſth es durch Umgeld / weil eine ſolche Schatzung die Reihe 
herum, vou Haus zu Haufe gegeben wurde; welcher Ableitung, 
außer deu unnatürlichen Zwange, auch die weit ältere und häufi ⸗ 
gere Schreibart Ungeld eutgegennſtehet. Es ſcheinet daher die Ab⸗ 





* 





— untehorig / ⸗ er, —fe, adj. et adv. bee Gegenſatz von gehö⸗ 


engerer Bedeutung iſt ungehorig in einigen Gegenden Weſtpha-⸗ 


Anm. Diefes Wort murde ebedem und noch jetzt häufig auch⸗ 


— 


„Ang 858 


keitung, welche f don Gaſſar in Annal. Augsb. beym Vienfen 
Script, Saxon. Th. 1.©, 1509 davon gegeben, die wabrfchein, 
lichſte zu feyırTribufa feu colleciae, quas plebs [uo idia- 
male Vngeltam,hoceltindebitum appellare confve- 
‚wit, Delingulistam negociationum mercibus, qua 
de potionum frumentorumque generibus etc. Noch 
—— es in der Synode zu Aſchaffenburg 1292 in Harze 
heims Concil. Th.4. S. 25: Novas etiam exactiones, 
quae vulgo.Ungelt dicuntur, nulla civitatum inftituat. 
Bir Teste Hälfte Geldt iſt bier nicht fo wohl unſer beutiges Gelb, 
pecunia, als vielmedrdas alte Belt, eine ſchuldige Abgabe, bes 
fonders eine Geldſtrafe, von gelten in der veralteten Bedeutung, 
zu. thun oder zu zahlen ſchuldig ſeyn. Ungeld, oder vielleicht 
‚ „eichtiger Lingelt, würde alfo eine Abgabe bezeichnen/ zu welcher 
man nicht verpflichtet iſt, Tutz, eine freywillige Geldgabe, Ec 
iſt aus den mittlern Seiten befannt, daß, bey den ehemahligen 
eingeföhränften Hoheitsrechten der Landesherren, faſt alle Ab⸗ 
gaben· nur bittweiſe gefordert, und freywillig entrichtet wur— 
den, ‚welche Freywilligfeie oft ſelbſt durch die Rahmen derſel⸗ 
ben aufbehalten wurde; 4.8. Bethe, Riederſ. Bede Preca- 
riae u. ſ. f. Ungelt bedeutet alſo am waͤhrſcheinlichſten eigente 
LU eine jede freywillige Äbgabe, und kommt darin mit tin= 
pflicht überein, welches. im ähnlichen VBerrtande gebraucht 
wurde, (S.daffelde,) Jin Schwed. find-Omgelder, Antoftey, 
welches Ihre als eine buchſtäbliche Überfegung des Lat. Im. 
penfae anfiehet, wo aber Om au ine intenfive Behentung 
haben Fann „wie in unferm Tinfoften , weiche Bedeutung fi 
denn allenfalls, auch auf unfer. Ungeld anwenden ließe. Die 
Niederſachſen haben diefes Ungeld auch, aber außer dent ift bey 
Ahnen auch Ingeld, Sing, Intereffe , welches aber fo viel als 
Eingeld, Einkünfte zu bezeichnen, feheinet. Im Schwer, ift om- 
‚geläa, eine Geldſtrafe bezahlen, welches Ihre duch und- 
‚gelda, #utgelten,, erflärer. Übrigens ift von unferm Ungels 
_ in einigen Oberdeutſchen Gegenden, dev Ungelder oder Un— 
"elter , eine verpflichtete Perfon, welche das Ungeld einnimmt, 
and verungelden oder serungelten, das Ungeld von etwas 
‚entrichten. | Eee s 
Ungelegen, —er,— ffe, adj. etadv. der Gegenfag von gele⸗ 
R gen. 1, Nicht wobl gelegen, unbequem, oder entfernt liegend. 
Die Anfurt wer zu wintern ungelegen, Apofl. 27,22. Dee 
‚Der if für ung zuungelegen. 2. Unfeter Beguemirhkeit, unfes 
rer anne nicht gemäß, befonders von der Zeit. Es iſt mir heute 
Fehr ungelegen. Sie fommen mir ſehr ungelegen, zu unge⸗ 
»legener , unbequemer, Zeit. Wenn es.ihnen nit ungelegen 
iſt, jeßt nicht unbequem iſt. C 
Die lingelegenheit, plur. die — en/ der Gegenfaß von Gele: 
genbeit, doch nur in einigen Bedeutungen. 1. Der Zufland, de 
‚ein Ding nngelegen ift, in benden Bedeutungen des vorigen Wors 
‚tes ; obne Plural. Die Ungelegenheit eines Ortes, deffen under 
queme Lage. Etwas mit feiner Ungelegenheit thun. 2.Un⸗ 
angenehme Empfindung, fo wobl überbanpt/ als beſonders, fo 
‚fern ſie von ung ungelegenen Sachen herrühret; mit dem Plural. 
Machen fie ſich meine twegen nicht die geringſte Ungelegenheit, 
Mühe, Beſchwerde, Jemanden viele Ungelegenheiten verur⸗ 
ſachen. Ber Bediente möchte ſonſt bey feinem ſerrn Ungele⸗ 
genheit davon haben, Gel, Verdruß. RR 
Angelebrig, — eu, —fs, adj. et adv. nicht gelehrig, unfüihig 
“md ungeneigt, fich lebeen zu Laffen, Lehren anzunehmen. Binen 
‚ungelebrigen Bopf baden, wegen Mangel der Fösigfeir. Mar 
Fonn aber auch aus bloßem Fehler des Willens-ungelebeig ſeyn. 
Im Dberdeutfchenift dafür ungelehrſam, und in den niedrigen 
Sprecharten ungelernig üblich. Daher die Ungelehrigkeit, und 
im Oberdentſchen die Ungelebrfamkeit, welches letztere, ale der 
5463 Segeu⸗ 


— 


OR 
Begenfag der im — zangbarſten Bedeutung des Wor- 
tes Gelehr ſamkeit nicht üblich ift. 

Ungelehrt, — er, —fie, adj. et adv. der Gegenfag don ge⸗ 
lehrt. 1. Ju deſſen zweyter Bedeutung, nicht gelehrt, nicht uns 
derrichtet. 

Allein noch ungelehrt, fih niedrig zu verfiellen, 
Glaubt er dem Mortimer, Weiße. : 
2. Inder eugern wa Bedeutnng, Feine Gelehrſamkeit beft zend, 
und in diefen Mangel gegründet, a ju dem, was man 
eigentlich Gelehrfamkeit nennet, nichtgebörig. Kin Ungelehrter, 
im weiteften Berftande, welcher nicht ſtudieret, fich Feine gelehrte 
Keuntuiß erworben hat, Kin ungelehrees Bud. Die unge: 
lehrte Erkenntniß, die gemeine im Gegenfäge der gelebiten. 
Daher die Ungelehreheit, welcheszumeilen von dem Mangel der 
gelehrten Kennsmiß gebraucht wird, 

Ungelen?, —er, —efe, adj. et adv. nicht gelenf, fo wohl, was 

Äh aus Mängel der Gelente nicht leicht beidegen lãſſe, als auch 
Überhaupt, was ſchwer zu lenken und zu biegen if, Man fagr, 
jemand fey ſehr ungelenf, wenn er — — 
gungen uubehũlflich iſt. Aber im figürlichen Verſtande iſt uns 
gelenk, abgeneigt, ſich von andern lenken zu laſſen. In beyden 
Fällen bey einigen auch ungelenkſam uud ungelenkig. So auch 
die Ungelenfbeit, ingleiden die Ungelenkſamkeit. i 

Ungeloſcht, adj. et adv. nicht geldſcht. Befondersvon dem Kal⸗ 
fe. Ungeloſchter Ralf, lebendiger, 

Ungelt, Ungelter, S. Ungeld. 

Ungemach —er, —fie, adj. et adv, ein im — 

völlig deraltetes Wort, als der Gegenſatz von gemachz bey dem 
Oitfried (don ungimah, unangenehm, beſchwerlich. Es Fommt 
noch bey Tem Opitz vor, ; 

Daß etwas fo beſteht in ungemachen Werken, 
In-Angf und Todesnorh. 
©. Ungemädlig. EB 

Tas Ungemach, des—es, plur. Car. ber. Gegenfäg des im 
Hoch deutſchen größtentheils veralteten Gemach ı,.chwas zu be⸗ 
zeichnen, was mis Beſchwerde und ſtarken Keigungen zu mange⸗ 
nehmen Empfindungen verbunden iſt; Beſchwerde, Leiden u ſ. f. 
Ungemach leiden, Ebr. 11,25, viel Ungemach empfinden aus - 

feben. Jemanden taufend Ungemach verurfachen. Das Unge: 
mach des Krieges empfinden. Zuweilen auch vondem Zuftande, 
da man Huigemach eınpfinder, Mit Ungemach umher geben, Ebr. 
23,37. Zu meinem größten Ungemache kam auch der alberne 
Stars Sazı. Schen bey dem Dttfriedif ungimahu und Ungus 

„maha, Beſchu erde, Leiden. > 

üngemänlig, —er, —fte, adj. etadv. dem Ungemache äͤhn⸗ 
lich, und darin gegründer, Daher 23 einen geringeren Grad der 

unangenehmen Empfindung ausdrudt, als das Hauptwort, und 
das veraltete Beywort ungemach; mit einigem Ungemad) verbun⸗ 
den, unbequem, Ungemächlich figen, uubequem, beſchwerlich. 
Ein ungemächlicher Stuhl. Daher die Ungemädlichkeit, for 
ohl die Eigeuſchaft, da ein Ding ungemächlich iſt ohne Plural, 
als auch ungentächliche Dinge ſelbſt, Unbequemlichkeiten, mit 
dem Plural. 

Ungemaͤß, —exr, —efte, adj; et ady. nicht gemäß, in der noch 
sangdaren Beventüng diefes Wortes ,nicht fo, wie es das Berbälts 
niß der Sache erfordert, mit der dritten Endung diefer Sache, 
Dieſes deiner. Pflicht Sehr ungemaße Betragen. Das Haupt: 
wort. die Ungem aß heit wird weuig gebraucht, 

Un gemein, adj.et adv, der Öegenfaß von gemein, der doch nur 
in einigen figürlichen Bedeutungen deffelben gangbariſt 
dem größeren Theile der Dinge Einer Art nicht zufoıimt; am häu⸗ 

J Falten als ein Nebruwort. Ein Ubel, das unſern Standesleu⸗ 


x 


1,28a3 


A 


Mn — 
ten ungemein in, Soig; ; nicht 2, S feiner Art 
vorzüglich, ſelten und vorzüglich, Das ift etwas ‚ungemeines } 
etwas vorzüglich fhönes. Er it ein ungemeiner mann, ein über⸗ 
aus angenehmer, vortrefflicher. Eine ungemeine Tapferkeit, 

_ einefelteng, 3. ge! 
ungewägulich groß, fe 


r, viel, Du machſt mir ja ein ungemeis 


"nes Vergnügen, Gel: Ip erſchrack ungemein darüber, Uns 


gemein groß, fehr, viel. Ungemeine Schmerzen empfinden. 
Indeſſen iſt es als ein Beywort auch in diefer Bedeutung in der 
vertraulichen Spredart gangbarer, als in der edlen, 

Unger effen,. — er, — fie, adj. et adv. nicht gemeffen, fo ; 
im eigentlichen Verſtande, als auch in einigen figürlichen, Unges 
meffene Srohndienfte, unbeflinimte, welche der Grundherr nach 
Gutdünken auflegen fat, im Gegenfage der gemeffenen oder be» 
ſtimmten. Zuweilerauch für uneingefhränft. Eine ungemeffene 
Zreyheit, eine uneingeſchräukte. Jemanden eine ungemeffene 
Commiffien geben, ohne ihm Maf, Biel, Preis u. ſ. f. abe 
vorzufchreiben, 

Ungeneannt, adj. etadv, nicht genannt. 
Sache ungenannt feyh.- Ein ungenannter Schriftleller,, 

welcher ſich wicht als den Berfaffer genannt hat, umd welchen 
-man, doch nicht ohne Zweydeuti ‚auch einen nabmlofen 

s Schrifiſteller nennet. Die ungenannten Beine, in der Ana⸗ 
tomie, diejenigen, weiße das Beden in Unterleibe 

„bilden, 

Ungeneigt, —er, —efe, adj, etadv. — —— Keine 
Neigung zu etwas haben, am häufigfien als ein Nebenwort; ab⸗ 
geneigt. Ungeneigt zu twas feyn. ‚Seine Leute bewieſen 
fi ſehr ungeneigt, ihm zu gehorchen. 
tung,feine Neigung, und in weiterer Bedeutung, Abneigung” bar 
bend, des andern Glück gerir zu fehen und darin gegründet; abe 
geneigt. Ungeneigt gegen jemanden feyn, auch einem unges 
neigt feyn. Ein ungeneigtes Gemüth gegen jemanden, haben, 
So aub die Imgeneigtheit. 


Ungeniepbar, —er, —fe, adj. etadv. nicht geniefbar, was * 


ſich nicht genießen läge. So auch die Ungenieß barkeit. 
‚Der Ungenoͤß, des —ſſen, plur. die — ſſen, Fämin. die unge⸗ 
noſſinm der Öegenfag von Genoß, fo wohl eiue Perſon zu de⸗ 
zeichnen, welche mit der andern nicht gleiches Standes ift, als auch 
eine Perfon, weiche Fein Glied einer gewiffen Geſell chaft it, Es 
iſt im Höchdeutfchen fremd, und nur in einigen Dberd eutſchen Ge⸗ 
gendengangbar, Daher ift im Ottingen Walerfiginifhen der 
Ungenofjenthaler, oder au das Ungenoſſen, eine Abgade,welche _ 
ein-neu verehligtes Paar, dienicht Genoffen, d.i. völlig gleiches - 
Standes find, jondern, wo z. B. der eine Theil leibeigen, der 
- andere aber frey iſt entrichten müfjen, welche’von einigen re vers ” 
fanden worden,als wenn fie pro redimendo yfu virginitätis 
gegeben werden müßte, est, nach aufgebobener Leibeigenfchaft 
im Wallerfieinifchen, wird der Ungenoſſenthaler von allen me. 
verebligten ohne Unterſchied gegeben, 
‚lngenofien, adj. et adv. nicht genoſſen. Ju deri im gemeinen 
Leben üblichen R.A. das wirdihm nit ungenpffen ausz oder 
bingeben ‚ nicht ungeahndet , ſtehet ungenoffen allen Anſchei⸗ 
ne nach irrig für genoffen z-daß aber dieſes nicht ſo wohl zu ge⸗ 
nießen, als vielmehr zu geneſen, gehörkt, iſt ſchon bey Genie⸗ 
Ben 2. (3) bemerkt worden, Vermuthlich leitete man genoffen in 
dieſer R. A. von genießen ab, und da es alsdann Feinen begreifs 
lichen Verſtand gewaäͤhrete, fo nahm man den Gegenfaß ungez 


nofien, als wenn es fo viel bedeutete, das wir du gewiß genies , = 


Ben mußen, 


Ungenugfam, —eır, —fe, adj. etadv.der Gegenfag von ge⸗ 


nügfem, aus verfaunter Hiulanglichtei einer Sache mit deren 
Mende 


häufiger als-ein verſtarlendes Wort, für 


Ich will bey dieſer |. 


x 


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t 


N, 


#, In engerer Bedeu⸗ — 








ie 


TE 2 


ara Antenfiät nicht sufrieden, 
* in ungenügfamer Menſch. Sp auch die Ungenugfamkeit. 
Ungerade, adj. et adv. der Gegenſatz des Bey⸗ und Nebenwortes 


gerade, in deſſen ſammtlichen Bedeutungen. Eine ungerade 
. Linie, welche nicht gerade iſt, eine krumme. Am häufigſten von 


den Zahlen. Kine ungerade Zahl, welche fich nichtin zwey gleich ° 


große ganze Zahlen theilen Füße, im Gegenſatze einer. geraden. 
Inden Bedeutungen des gevade, ſo fern es ein Nebenwort allein 
iſt, iſt ungerade nicht üblich. 


- Ungeratben, —er, —ie, adj. et adv. nicht —— doch 


nut, fo fern es dem wohl gerathen, d, i. wohl erzogen, entgegen 
geſetzt ift, eine Perſon zu bezeichnen, welche aus verachteter oder 
. nicht befolgter Erziehung böfe oder laſterhafte Sitten erworben. 
Ein ungerathener Sohn. Kine ungerathene Tochter. ‚In 
welchem Berftande es ſchon im Schwahenfpiegel vorfomme. 
Yngerechner, adj.et adv. nicht gerechnet, am häufigften als ein 
Nebenwort, Alles diefes: ungerechner, nicht mit in Anfchlag 
gebracht, nicht mit ertvogen, 
Ungerecht, —er, —efte, adj, et adv. der egenfaß von gerecht, 
. doch nur in deffen vierter, und einigen Fällen der fünften Bedens 
tung. 2) Dem Rechte, dem Befugniß, der Billigkeit nicht 
gemäß. Einen ungerechten Verdacht wider jemanden haben, 
einen unbilligen, ungegründeten. Ungerechte Anfprüche machen, 
Eineungerehte Sache haben. 2) Fertigfeit befigend, die Er⸗ 
füllung feiner fittlichen Pflichten zu unterlaſſen; doch nur in der 
bibliſchen Schreibart, wo die Ungerechten den Gerechten entgegen 
geſetzet werden. Ingleichen in dieſer Beſchaffenheit gegründet. 
3) Dem ſtrengen Rechte gegen andere nicht gemäß, ingleichen ab⸗ 
geneigt, die Pflichten dieſes ſtrengen Rechtes zu erfüllen, geneigt 


‚und Fertigkeit beſitzend, das Recht anderer zu kränken, und darin 











gegründet, Ungerecht gegen feinen Nächſten ſeyn. Einunges 
rechter Richter. Ein ungerechtes Urtheil. Das if ſehr un⸗ 
gerecht. 


Die Unteröchtigteit, plur. Sie —en. 1) Der Zuſtend, die 
Eigenſchaft, da eine Perfon oder Sache ungerecht ift, i in allen vori⸗ 
gen Bedeutungen / in der zweyten aber nur in der bibliſchen Schreib⸗ 
„art: ohne Plural. Die Ungerechtigkeit eines Verdachtes. Die 
Ungerechtigkeit eines Richters. 2). Eine ungerechte Handlung, 
‚in der zweyten Bedentung gleichfalls nur in der biblifchen Schreibs 
art; wo alle Simden und unrechtmäßige Handlungen fo beißen, 
Lin Richter, welcher fich vieler Ungerechtigkeiten ſchuldig ger” 
macht hat. 

: Ungereimt, -=er, —efe, adj,et adv. der Gegenfatz von ge: 
reimt in reimen. 1) Nicht gereimt, d. i. am Ende der Zeilen 
feinen ähnlichen Klang habend, wofür man doch, um der Zwey⸗ 
deutigfeit mit der folgender Beyeutung wilfen, lieber, reimios ges 

braucht. Ungereimte Verfe,ein ungereimtes Gedicht, ein reim⸗ 
loſes. 2) Bon ſich reimen, ſich ſchicken, einem andern Dinge 
gemãß ſeyn, iſt ungereimt der Gegenſatz davon, wo es doch nur 
in engerer und härterer Bedeutung gebraucht wird, einer offenba⸗ 
‚ven Wahrheitwiderfprechend und darin gegründet. Erwas un- 

; gereimtes fagen, vornebmen, thun. Das war ſehr ungereimt. 
Ungereimt handeln. in ungereimter Menſch, welcher rine 


2 Fertigkeit befist, wider offenbare Wahrbeitenzu handeln, Iſt 


etwas der allgemeinen Emöfindung vom Schönen und Häßlichen 
ausider, fo beißt es abgefhmadr.. Das Riederf. unriemsk be> 


9 Beutet and wabnfinnig. Aber das eben batibk übliche Unrabsı 
ein Irrthum, Wahnfien, ſcheinet vielmehr von Rabm, ein Biel, 


herzuſtammen. 


Bie Ungereimtbeft, p plur. die—en, welches nur in der zwey ten 


“Bedeutung des vorigen üblich if, 1) Der Zuſtand, die Eigen: 
ſchaft, da ein Ding ungereimt iſt, einer bekaunten oder offenbaren 


Ungen ügſam feym, % 


Un 


Wahrheit wider ſpricht; obne Pfural. 
Satzes, eines Dorgebens, 2) Ein ungereimter Sag, eine uns 
gereimte Handlung mit dem Plural. Ungereimtheiten von 
der. erſten Größe. 


863 


Ungern, — er — fie, adv. mit berefchender Unkuff, ale dee 


Gegenfaß von gern. Erwas ungern. thun.  Femanden febe 
ungern feben. Ich fchreibe ſehr ungern Briefe, am ungern 

ſten aber Complimenten « Brisfe. 
Sir. 29, 10. Die allgemeine Menſchenliebe, zu welcher wir 
uns fo ungern verliehen. Er bey dem Ottfried und Not⸗ 
fer ungerno. 

Ungersihen, adj.etady. nicht gerochen, da esdenn fo wohl von 
riechen als rachen feyn Fann, ob es gleich von dem erſten Seit. 


worte nur ſelten, von dem letztern aber am hänfigfken gebrauchte " 


wird, Ich will ihr Blut nicht ungerochen laſſen, Joel 3, 26, 
Will man die Zwendeutigfeit vermeiden, fo kann man auch unge⸗ 
vachet gebrauchen. (S. Rächen) u in Borhochs Öloffen 
unkirochan: 


Ungefäumt, —er, —effe, adj. etadv. melde Comparation dach 


nur in dar zweyten Bedeutung üblich ift. 1) Bon ſauman, einen 
Saum maden, ift ungefäumt, nicht. gefäumt, Ungefäumte 
Schnupftücher. 2) Bon fich fäumen, faumfefig feyn, zaudern, 
bedeutet es ohne Sãumniß, mit aler nur inöglichen Geſchwiu— 
digkeit, 
"Verfahren. 


Ungelepeben, adj.et adv. nicht ge ſchehen, am bäufigffenals ei 


Nebenwort. Was geſcheben if, kann nicht ungeſchehen ge— 
macht werden. Deine guten ‚Handlungen. haben nunmehr 
deine böfen ungefchehen gemacht, figürlich, haben ihre Wirkun—⸗ 
gen und Folgen aufgehoben. Etwas als ungefcheben anfehen, 
als wenn e8 nicht gefcheben wäre. 
Ungeſcheid, —er, —fe, adj.et adv, der Gegenſatz von geſcheid, 
ohne hinfänglichen Brund, noch häufiger, Fertigkeit befißend, von, 


feinen Handlungen feinen zureichenden Grund anzugeben, und 


darin gegründet, Linrtgefheider Mann. Ein ſehr ungelheis 


der Einfall. Etwas Ungefcheides fagen, was feinen begreiffie 


chen Grund hat. So auch die Ungeſcheidheit. S. Gefcheis, 
Unsefcheut, adj.etadv. von fehenen, ohte Schen zu Haben, 
» Sich ungefcheut verantworten. ar ohne die gehörige Scheu 
und Ehrerbiethung. ; 
ae —er — ſe, adj. et 2 welches als der Gegen⸗ 
ſatz von dem alten geſchick lich nur in der. \z ten Bedentung des 
üblicheen gefchiet ‚gebraucht wird, Mangel an der gehörigen Leich⸗ 
iigfettin feinen Handlungen habend; wofür doch auch ungeſchickt 
üblicher it. Das Hauptwort die Ungefchid lichkeit hingegen iſt 
gangbarer, dach am hänfigiten auch nur vondem Mangel, gewiſſe 
Bernegungen mit Leichtigkeit zu vollbringen. 
Ungeſchickt, adj. et adv. der Gegenſatz von gef, hickt, in deſſen 
fimmtlichen Bedeutungen. Am bänfigtenin den zweyten engern 
‚ Bedeutung, diezu einer Abficht nörhigen Eigenfchaften des Geiſtes 
nicht habend. Zu einem Amte ungeſchickt ſeyn. Er if darıe 
nicht ungeſchickt. Ingleichen in der dritten Bedeutung, unfähig, 
feine Beivegunger und Handlungen mit vorzüglicher Leichtigkeit 
zu vollbringen. Ungeſchickt feyn, tansen, mablen n.f,f. Kine 
ungefchi@te Bewegung. Binungefhieter Nenſch. Zumeilen 
„and, den Umfänden nicht gemäß. Lichts ungefehidtes tbun, 
Be. 23,41, Wofür doch unſchicklich üblicher iſt. Das Haupm. 
wort. die Ungeſchicktheit kommt wenig vor. e 
Untefchlacht, ern, ee, adj.et adv. der Gegenſatz von ge⸗ 
ſchlacht, welcher im Hochdeutſchen gewöhnlicher iſt alsdas letztere, 
von übler Art, beſonders für ranb, wild, ungebildet. Kine vanbe 


und ungefehlachte-Luft, Opitz. Ein ungerplaen Hans, rin 
raubes 


D’ellntereimtheit eines 


Mancher leihet ungern 


Ungefäumt kommen, antworten, Kin ungefäumtes 


‚865 um g" 


ranhes fo woßl, als ein —— ein wildes. Ein unge⸗ 
ſcchlachter Boden, der nichts trägt. Ein ungeſchlachter — 
ein rober, wilder, ungebildeter. y 
Die Keldentugend fener Zeit ' 
5 Ruhr nicht auf ungefchlachten —5 Ur 

FE "So. auch Ste ingefchlacheheit. 

« Ungefihliffen, — er, — fie, adj. et adv. abe gefehtiffen , f6 
wohl im eigentlichen Verſtande. Ungefoliffene Edelſteine. Ein 
Eifen, das an der Schneide ungeföhlffen bleibt; Need. 10, 10, 
Als auch im igürlichen, im höchſten Grade ungefittet, und darin 

gegründet, wofür man im gemeinen Leben auch ungebobele ſagt. 

_ Ungefehliffene Reden. Kin ungefiplitiener Menſch. Siehe 
Suleifen. 


Die Ungefhliffenbeit, por. die — en, nur inder figimlichen 


Bedeutung dag vorigen. 1) Der Zufland, da eine Verfon oder 
Sade im höchſten Grade ungefitirtift, oßne Plnral, 2) Unges 
ſchliffene Ausdrůcke und Handlungen, misdemfelben, 


Angeſchloſſen, — en, — fe, adj;.et adv..nishe gefchloffen, in E 


den meiften Bedeutungen diefes Mittelwortes. Ein ungeſchloſſe⸗ 
nes Land, welches Güter enthält, deren Befiser dem Laud esher⸗ 
ren nicht unteeworfen find, im Genenfaße eines geſchloſſenen. 


Ungeſchmack — er, — fie, adj. et, adv. der Gegenſatz von dent 


„im Hochdeutſchen veralteten gefchmack, fo wohl feinen&sfhmad, 
» alsauch in engerer Bedeutung, keinen angenehmen Geſchmack 

: dabeud, da es denn etwas weniger fagt, als abgeſchmack. Ins 
seihmad fegn. Ungefhmades Bier. Was ungrfalzen if, if 
ungefchmae. So auch die Ungefmadbeit, welches doch weni⸗ 
ger gebraucht witd. Ungeſchmackt iſt foirrig, ale geſchmackt. 

Ungefhmeidig, — er, — fie, adj. et adv. nicht gefehmeidig- 
So aud) die Ungefchmeidigkeit, 

Ungefhoren, adj. et adv. nicht geforer:, in dem’ niedrigere 
Sprecharten als ein Nebenwort auch im figürlichen Verſtande. 
Femanden ungefehoren Faffen, ibm feine unnöthige Mühe, Bea 
ſchwerde und Bewegung verurſachen. 


’ Uingefellin. — er, — fir, adj. et adv. der Segenfas von gefel= 


fig, abgeneigt, mit andern im Verbindung zu leben, abgeneigt, 
zit ihnen in Geſell ſchaft zu ſeyn, und darin gegründer, Sp auch 
die Ungefelligkeit. 

Ungeſittet, — er, — fe, adj. et adv. der Gegenfag von wohls 
gefistet, Mangel an guten Sitten habend, ingleichen üble unan⸗ 
fändige Sitten andich hobend. 

Wie wenig gleichem wir Sen Yitent 
Was wir fir ungefirtet halten, — 
Sieß ihnen Mannlichkeit, Ußz. 
Das Heupiwort die Ungefitterheit iſt noch weniger — als 
Sefitterheit, ob man gleich ſolcher Hauptwörter ſehr öft benöthi⸗ 
get iſt. Die Alten fagten dafür fittig und unſittig (ſchon Drtfried 


unfitig)und fonnten davon leicht die Hauprwörser Sittigkeit 


und Unfeigfeir bilden. * RENTEN 
rach ig, — er, — fir, adj. er adv. nicht gefprächtg,.abe 
—— er andern durch Seforẽche zu unterhalten, uud darin 
"gegründet... So auch die Angeſprãchigkeit. 
Unge lalt und Ungeftalses, — er, — fie, adj. etadv,der es 
genfaß von wahl gefiait oder wohlgeftalter, eine in hohen Grade 
übl: uud widrige Geſtalt babend. Sebr-angeftalefeyn, Dan. ro, 
6. Ungeſtaltes Dein, Weish: v7, 8. Pin untzeſtalteter Menfih, 
Hiedenf wahnſchapen. Angefaie ift ohne Zweifel von einem 
neraltesen Bryworte geſtalt, ungeflaitet aber vor dem Zeitworte 
geffaiten. Bow dem erfiern hat man auch das Hauptwort die 
Angeftaltbeit,fomohl dir Zuſt and, da einDing ungeſt alt iſt, ohne 
lxral, als aucheing jede Abweichuug von ber natürlichen oder 
sehör igen Grfiakt, ke 


En 14 a Ri 
IE h 


| ug 
Undeffim, ne, di. et — — — 


äußernd, Beſonders in Anfebung der Bermegund, Das Meer 
; Das ungeffüme Meer, 


wird plöglich ungeflüm, Siob 26, ı2,. 
Pf. 89, 10. Ein ingeflümer wind Es in ungeninnes Wer— 
ter, wenn ein heftiger Wind gehst. 
welcher alles mit ungewöhnlicher‘ Deftigfeit verrichtet. Ungeſtüm 
um etwas bitten. Ungeſtüm anklopfen, rufen, regen 
uff. Gleich einem Strome J den fein Reich thum wugem 
macht / Duſch. 
Anm. Schon bey dem Willeram if Ungefluome, ein beftiges 


Ein angefumer Menſch, 





Geräuſch. Das einfachere geftim muß langſt veraltet ſeyn, wer \ 


nigfteng bat es fich bishernoch bey feinem Schriftfieller wollen 

E> laſſen. Dieß macht zugleich die Abſtammung er 
achter hält das Schwed, imma, lärmen, toben, Stym, ei 

sobender Haufe, für das Stammwort, welches wit unfeem Olims 

me verwandt iſt, in welchem Falle un eine intenfive —— 


haben, un geſtüm aber eigentlich heftig lärmend nud ſchallend be⸗ 


deuten würde, Friſch hält das veraltete ſtüm für einen Verwands - 


sen von ſinmm. Gehiim würde ibn zu Folge ſtill, gelinde, auft, 


ungeſtüm aber deffen Gegenfag bedeutet haben. “Zudeffen bat die 
erſte Ableltung mehr Wahrfche iulichkeit für ib, befonders wenn 


- Betrachtung ziebet, da denn ungehüm nad dem Muſter des Lat, 
Impetus, impetuofus, gebifbet feyn, und eigentlich Sreftigs - 
keit im Stoßen bedeuten kaun. Die Niederdeurfchen her 
Sen dafür unffür, welches eine äßnliche dopnerte-Ableisung Teidet, 
fo mobt von fur, groß, heftig, mit den infenfiven un, als auch von 

ſteuern, mäßigenzeinfchränfen, da es denn ungemäfigs, unbãn⸗ 


° dig, bedeuten würde. ©. auch ingerhum, welches noch in einigen - 


Begenden ein Geſpeuſt bedeutet und gleichfalls mis, unferme \, 
Worte verwandt iſt. 
Der — üm, (ineinigen Gegenden das Ungefüm,) des —es, 
plur. car. eine ungewöhnliche Heftigfeit der Bewegung, Gore 
4 Kirzre die Egydter mit Ungehim, 2 Mofı r4, 25. Er‘ fübun 
über mic) mit Ungeftüm, Siob 9, v7. Ungeſtüm wird ihn von 
\ feinem. ®rr treiben, Kap. 27, 21. Da erhub fh eim groß Uns 
geftum im Meer, Matıb.8, 24, überlafen fie fich nicht dem 
Angeſtüm ihres Serzens.. Jegt- da ich meinen Ungefiim mie - 
Gewalt gedampft habe, Bann ich wieder vernünftig denken, 
Hermes.  Verfchonen fie * mit dem ungenum ihren. Di 
ten, Weite, 
Surch —— reißt ſich das Rp. 
Mit Harkem Ungeftum,ebend. 
Anm. Im Niederf. Unfür. (S. das vorige.) a rt 
wird in allen drey Geſchlechtern gefunden; in einigen Gegenden 
iſt es im weiblichen üblich, die Ungeftim oder Iingeftimme, im ' 


andern im ungewwiffen, das Ungetum.. Im vochdeuiſchen iſt das 
männliche das gangbarfte; 


Uingefund, — er, —efie,adj, et adv. der Gegenfag — 


ſo wohl ſubjective als objective. Tin ungefunder Menſe 

geſunde Speiien. Sin ungefunder Ort. —— 
—“ oft auch das Lerz an, Wege So auch nn 
fundheit.. 


Das Untetbüm, des —ez, phır, bie er, "Here ane 


im gemüinen Leben einiger Provinzen übliges Mort, inOefpenfk 
zu bezeich neu. 
So manches Ungerbüm mit Blauen ans mir Shwin 
, Zen, Barhar. eo 
Doch für da⸗ ungehüm a al Rund zu Kama 


Anm. Der Gegenfag Gethũm ift * ſo unbekannt und er 
wöhnikh, als der Gegeuſatz vo unge va; > Inbefjen ſcheinet Un⸗ 
gethüm 


man die verwandten Deutſchen fämmen, ſtampfen u. ſ. famit m 


Ne 


J 


’ 
* 





— SL 


gerbii vu — Worte verwandt zu ſehn, und zu dem 

ter Tummult, Getümmelu. ſ. fi zu gebören, ſo 
daß lngetbüm eigentlich einen Poltergeifrbedeuten würde, 

ne „er, — efie, ad). et adv. nicht getreu, in allen Bes 
dentungen dieſes Gegenſatzes. Jemanden ungetteu ſeyn, wer⸗ 

„den, Ein ungetreuer ag ar — — —— 

— auch Untreu. 

Angewiß ef, ad. et adv.der — von gewiß, 
fo fern es ein Benwort if, da es denn in allen Bedeutungen defr 
ſelben gebraucht werdenfann, außer in der letzten fiebenteir nicht, 


(S. Gewiß.) Einen ungewiſſen Trist haben. Ungewiß eben, - 


Ed. 7,17. Ich laufe nicht als aufs Ungewiffe, ı Cor. 9, 26. 
Die Sache ift noch ſehr ungewiß. -Ungewiffe Zinfünfte. 
un gewiſſe Glůck. Lin ungewiffes Herz iſt ein bülflofes Schiff 
auf der Höhedes Meeres. Das ungewiffe Geſchlecht, in den 
Deutſchen Sprachlebren, das Genus neutrum der Lateiner auszus 
denken, eine ſehr unſchickliche und unbequeme Benennung, welche 
einen itrigen Begriff von dieſem Geſchlechte gewãhtet, daher man 
"es lieber das fächliche nennt. 
 Ungewiffenbaft, — er, — efie, adj.et adv. der Gegenſatz von 
. gewiffendefe, ven Gebrauch des allgemeinen Gewiffens, befons 
ders des vorher gehenden, vorſetzlich unterlaſſend und darin ges 
“gründet, Ein ungewiffenbafter Mann. in ungewiffenhaftes 
——— Daher die Ungewiſſenhaftigkeit. 
Dieungewifbeit, plur. die en, der. Beginfag von Gewiß⸗ 
beit, in deffen ſammtlichen Bedeurungen, fo wohl vondem Zur 
ſtande, der Eigenfehaft , ohne‘ Plural, als auch von ungeiviffen 
* Dingen und Überzeugungen, mir dem Plural. Die Ungewißheie 
"einer Sache, objective, In der trauitigfief Ungewißheit leben, 
— welche Zweifel und Ungewißpeiten herrſchen da 
ni 
Das —— des — 8, If ut nom. fing. ein im hohen 
Srade ungeſtümes Wetter, in welchem Verſtande auch ein heftiger 
Sturm ehedem mit dieſem Rahmen belegt wurde. Am gewöhn⸗ 
Tichften gebraucht man es jetzt von einem heftigen mit Sturm vers 
bundenen Gewitter oder Donnerwetter. Es erhub fich ein gro: 
Pes ungewitter auf dem leere, Jon, ı,4,12. Tach dem Unge⸗ 
witter läſſeſt du die Sonne wieder fcheinen, Tob, 3, 23. Es 
entſtehet, es Fomme ein Ungewitter. Wir hatten geftern ein 
Ungewitter, Warum brauſen deine Ungewitter, v Kae, 
er immer von fern? vonBrawe. 
" Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker Vhgkduikir; Vn- 
geuuittere. Un verſtãrkt entweder hier die Bedeutung, fo dag 


„Ungewitter ein heftiges Gewitter bedeutet, oder das legte ftebet _ 


hier auch für angenehmes Wetter, deffen Gegentheil Ungewitter 
iſt. Das legte wird aus einer Stelfe in dem Notker wahrſchein⸗ 
lich, wo esheißt !ergemachota daz Vngeuuitere ze We= 
tere, er verwandelte den Sturm in fhöneg Werter, Die Nieder 
fachfen fagen nur Unweder und Aneweder, welche beyden Wörs 
ter nicht allein Ungewitter, fondern auch ein jedes unangeneh⸗ 
mes, ungeffüntes Wetter bedeuten, fo tie das noch einfachere 
Wetter im gemeinen Leben in eben: diefer Bedeutung üblich 

iſt. Hornegk nennt ein Ungewitter aud) widerfrais 

Der Ungewittervogel, des —s, plur. die — vögel,ein Vogel, 
welcher durch ſein Geſchrey ein bevor ſtehendes Ungewitter ver⸗ 
Akuündiget. Beſonders eine Art Sperlinge, welche ſich um die brau⸗ 
ſenden Wellen der See aufhält, ſich aber, wenn ein Gewitter 
kommen ſoll, den Schiffen nähert; Procellaria Linn. Die 
Schiffer nennen: ihn &. Peter, andere Pervell, weil et, wie Pe⸗ 

* trug, aufden Wellen zu geben ſcheinet. 

3 Die Untewohnbeit, p * car. der Gegenſatz der Gewohnheit, 


doch nur fo fern dieſes * Abſtraetum iſt, der Mangel der dertis⸗ 


U W:B. 4.%5.2.Yuf, 


Das 


Ung 866 
OR freyen Veränderungen Einer Art, ohne Vawnheſeyu der 
Beſtimmungsgründe. 

Ungewohnlich — er, ⸗¶ſee adj. et adv, nicht gewöhnlich, was 

in den meiften ähnlichen Fällen nicht ift oder geſchiehet. Eine un: 

gewöhnliche Kleidung. Einungewöhnliches Wort, 4 

Diellngewöhnlichfeit, plur. dar. die Eigenſchaft eines Din⸗ 
ges, da es ungewöhnlich iſt. 

Ungewohnt, = er, — efie, adj. et adv, welde Comparation 
doch nur in der Adverbial - Form am üblichften ift, der Gegenfag 
vongewohnt,'als dem Mittelworte des Neutrius gewohnen, 
Feine Fertigfeit zu. gemwiffen Empfindungen und Handlungen einer 
Art ohne Bewußtſeyn der Beflimmungsgrlinde Babend, Mit der 
zweyten Endung des Hauptwortes Der Arbeit ungewohnt ſeyn. 
Eine der Schmerzen ungewohnte Seele, Jusleichen objective, 
Ungewohnte Arbeit verrichten. 

Ungezähmt, — er, —efte, adj, et adv. nicht gegäßnnt, fo wohl 
eigentlich ale figürlich. Gleich einem ungez ahmeen Roffe, - Die 

“7 ungezähmte Begierde, 

Das Ungeziefer, des — 8, plur. doch nur von mehrern Aeten, , 
“ut nom: Iing,ein Collectivum ſchãdliche Thiere kleinerer Ars, 

befonders Inſeeten und Gewürin, im verächrlichen Berfkande zu 
bezeichnen , vornehmlich folche, welche durch Beißen und Nagen 
beſchwerlich fallen/ und in Menge bey ſammen gefunden werden, 

Das Ungeziefenderderbtedas Land, 2 Mof.syaı f. "Da man 
© den Auch wohl Mäufe, Fledermäufe, Hagen, Fröfche, Kröten, 
u. ſ. fi wenn felbige gleich weder zu dein Gewürm noch zuden Ins 

ſeeten gehören, mit diefem Nahmen zu belegen pflegt. % 
Anm. Das einfache Ziefer ift als ein Schmähwort noch in 
Baiern üblich, und Läffer fi) ang dem Niederdeutſchen erftären, 
wo Zäfer, einen Käfer bedeutet. Z und R werden in den Mund⸗ 
‘arten fehr häufig mit einander verwechfelt, daher es mehr als 
wahrſcheinlich ift, daß Zafer und Ziefer mit Käfer gleich bedeu⸗ 
tend find, undein nagendes kleines Thier bedeuten, Die Sylbe ge 
bildet hier ein Eolfectivum, daher Gesiefer noch bin und wieder in 
einigen gemeinen Mundarten üblich ift, fo daß die Sylbe un in 
dem Hochdentfchen Ungeziefer bloß eine verflärkende Bedeutung 
zu haben ſcheinet. In einigen gemeinen Oberdeutſchen Mundar⸗ 
ten fagt man nur. Ungiefer, und gebraucht es alsdann vermuthlich 
auch von Individuis. Dieſe Ableitung iſt wahrfheinliher und 

. natürlicher als Frifchens feine, der Ziefer von Zucht und sieben 

- ableitet, und Ungesiefer duch fchädliche Thiere erklärt , welche 

man nicht. aufziehet, fondern vielmehr. tödtet. ‚Die Niederfacifen 

.. nennenzwar das Ungeziefer auch Uneüg und die alten Friefen 
Ubntiug, allein diefes ſtammt nicht von sieben und Zucht ab, fon« 

dern von Zeug, womit man oft.mehrere verachtliche Dinge Einer 

Art zu benennen pflegt. 

Ungesiemend, fe agj. et ady. nidht-gegieniend ; eines 
von den wenigen Mittelwörtern der. gegenwärtigen, Zeit, welche 

das un vor ſich leiden. Binungesiemendes Betragen. 

Ungezotgen, — er, — fie, adj. et ady. der Gegenſatz von gezo⸗ 

gen, dem Mittelworte von ziehen, beſonders im.figüeliden Ver⸗ 

ſt ande aus Mangel der gebörigen Zucht oder deren Anrahme mit 

; unanfändigen Sitten.verfeben uud darin gegtündet, Ungezogen 

ſeyn. Ein ungesogener Menſch. Ein ungezogenes Betragen, 

ein unanſt and ges, ungefittetes, - Der Gegenſatz gesogen iſt in 

diefer figürlichen Bedeutung beralter, kommt aber ben den Ober⸗ 
deutfchen Schriftſtellern der vorigen Jabhrhunderte vor, 2 

Die lingezogenbeit, plur. die —en. )Die Eigenſchaft, da 

eine Verfon oder Sache ungezogen oder den guten Sitten zuwider 
iſt; ohne Dlural, Die Ungezogenbeif eines Scherzes, eines 
mMenſchen. =) Eine ungezogene Handlung oder Site; = dem 

Plürdl: Ungesogenheiten beheben. 
ii 


— 


Unbe weifele 


Bet Pr, Le, wo 


867 Ung 


Ungezweifelt, adj,et adv. der. Begenfag von. ——— woran Ungleich — fe, adj. et adv. welches PROBE. vo 


man richt zweifelt, oder wobey Fein Zweifel Stait findet. Eine 
ungezweifelte Hoffnung. Nicht ohne merkliche Härte wird es 


son manchen fubjectivefür nicht zweifelnd, Feines Sweifels fäbig, 


‚gebraucht, So iſt inder Theologie einungesweifeltes Gewiffen, 
‚conlcieptiaipdubitata, die Abwefendeit von Zweifeln bey dw 
Aus ſprüchen des Gewiffens, zum Unterfohiedevon dem unzweifelz 
baften,indubitabili, welches. mehr als das.erfte ift, und die 
Überzeugung von der Nichtigkeit undErweislichkeit. einesAusfprus 
ches des Gewiſſens bezeichnet. 

Angezwungen, —er, — fie, adj. et — nicht gezwungen. 
Etwas ungezwungen thun. Jugleichen figürlich. Eine freye 
und ungezwungene Stellung. ©. Zwingen, 

Die Ungezwungenbeit, plur. car, die Eigenfchaft eines Dins 
ges, da es ungezwungen ift, beſonders in dee zwehten figürlichen 
Bedeutung. 


Der Unglaube, des —ns,plur. car, der Gegenfag von Glaube, - 


doch nur in einigen Bedensungen diefes Wortes. 4) Die Abnei⸗ 
‚gung,einen Sag um des Seugniffes eines andern willen für wahre 
zu halten. Semandes Unglauben ‚überwinden. In feinem 
Unglauben beharren. Noch mehr aber, 2) an einigen engern 


Bedeutungen in der Theologie, wo.e3 den Glauben. iu allen den. 


Fällen, in welchen er in der Gottesgelebrfamkeit gebraucht wird, 
entgegen ſtehet. Es bedeutet alsdann bald die Abneigung , die 
Erfüßung der Zufagen Gottes um feinesgengniffes willen als un⸗ 
‚ausbleiblich zu erwarten, bald die Abneigung, alle göttliche Auss 
fprücheund Verficherungen für untrüglich zu halten, oder die Fer⸗ 
tigfeit, Übergeugung von götrlichen Wahrheiten gu: verbinden oder 
zu. unterdrüden, bald die Abwefenheit der übernatürlichen Sertig« 
keit vechtmäßiger Beränderungen,bald endlich auch dieAbneigung, 
Die geoffenbarteXeligion ı um des Zeugniſſes Gottes willen für wahr 


zu halten; in welchen ſämmtlichen Bedeutungen es jo wohl in der 


Deutfchen-Bibel, als auch in ‚den Soeu⸗ der Gottesgelehrten, 
ãufig gebraucht wird. 

Anm. Schon bey dem Oaeied Ungiloubo, im Riederf. Une 
> [ove, Unglove. In der Parän. Zirol, fommt es in der jetzt vers 
alteten Bedeutung einer falfehen Religion vor, 

- Mngläubig, —er, —fe, adj.etadv. in den Bedeutungen des 
vorigen Hauptwortes, umb als der Gegenſatz von gläubig. 1. Ab⸗ 
‚geneigt, eine Sache um des Zeugniffes eines andern willen für 
wahr zu halten, und darin gegründet; in welcher Bedemiung der 
Gegenſatz släubig nicht üblich iſt. Ungläubig ſeyn. Ein uin— 
glaubiger Meuſch, oder ein Unglaubiger. 2) Im engeren theo⸗ 
Aogifchen Verſtande, fo wohl abgeneigt, Die Verſicherungen Gottes 
am feines Zeugniffes willen für untrüglich zu halten, als auch abe 
geneigt, buch Genehmbaltung der Heilsorduung, die möglichfte 
Beſſerung feines Zuftardes von Gott zu erwarten, als endlich auch 
im weiteſten Verſtande, abgeneigt, die geoffenbarre-Religion um 


des göttlichen Zeugniffes willen für wahr zu halten, in welchem 


letztern Verſtande Mahomedaner und Heiden noch Häufig Unglau- 
bige genannt werden. 

Anm. Bey dem Ottfried ungiloubig, bey dem Notker 
“ ımeloubig, im Iſtdor unchrlaubene, im Oberdeutfchen un⸗ 
glaubig, welche breitere Form auch in der — Bibel die 
herrſchende iſt. 
Uns laublich, —er, —fie,adj. et adv. der Gegen ſatz von glaub⸗ 
Lich, was ſich nicht glauben läſſet, keine wahrfcheinlichen Gründe 
por fih dat. Eine unglaubliche Sache. Unglaublich groß, 
viel, fehr. Daher die Unglaublichkeit, fo wohl von dieſer Eigen. 
ſchaft, ohne Plural, als auch won einer unglaublichen Sage, mis 
&emfelben, x 


2) Figürlich, 


Die Ungleichheit, plur. die—m. 


. ift, aber nicht in allen Bedeutungen deffelben — wird. 
eilt, - 
LEin Bey⸗ und Stebentwort, wo es faſt in allen. Bedeutungen 
des gleich demfelben entgegen gefeßet werden kann. 

3, Richt gerade, 
auch für Frumm gebraucht wird, noch häufigeraber von der Ober— 


fräche für uneben üblich. iſt, merkliche Erhabenheiten aufder Ober» — 


‚fläche Habend. Der Boden if fehr ungleich. Ein ungleisher 
Boden. "Was ungleich if, foll gleich werden, Ef. 40, 4, 

(a) Sich nicht in allen feinen Theilen ähnlich. 

Das Blur fließer ungleih. Die Uhr geht ungleich. Die un⸗ 
‚gleide Aus dünnung der Erde. (b) Dem Rechte der Billigteit, 

and in weiterm Verſtande, der allgemeinen Menſchenliebe nicht 

‚gemäß, wo es oft als ein glimpflicher Ausdruck für ungerecht, 
unbillig, hart, unfreundlich, nachtheilig, gebraucht wird. 
AUngleich von jemanden urtheilen. Sich ungleichen Urthei— 

len a age Etwas ungleich aufnehmen, auslegen, deu⸗ 

‚sen, übe 


3, Richt eineriey Wefen, Beſchaffenheit und Umfände be 
‚hend ; wo es in allen den Schattirungen gebraucht. wird, in wels 


chen der Gegenſatz gleich ‚üblich iſt, welches hierbey nachgefehen 
‚werden muß, ‚auch fo wie dieſes, als ein Nebenwort „ die dritte 
‚Endung der Perfon.erfordert, Su ungleicher Zeit ankommen. 
Einem ungleich feyn. In ungleihem Alter Reben, jemanden 
‚an Alter ungleich fegn. Ungleides Maß. Ungleiche Perſo— 
‚nen, welche ſich nicht demStande nad) gleich find. Eine ungleiche: 
Ehe/ fo wohl, wo die Perſonen fi am Stande, Vermögen, Mier 


u. ſ. f.ungleich find, als auch, wo fie ſich aus Mangel der Über - 


einſtimmung der Öepüther nicht für einander ſchicken Aus Ge⸗ 
horſam gegen die Altern wird man oft einer ungleichen Ehe 
aufgeopfert, Gell. Ein ungleicher Streit, ein ungleiches Ge 
fecht, wo die ſtreitenden Theile einander an Anzahl u. f.f.. ſeht 
‚ungleich find, völker, welche fi an Sprache und Sitten frbr 
ungleich find. Eine ungleiche Zahl, welche mehr oder weniger 
‚Einheiten hat, als eine. andere, In einem audern Verſtande iſt 
‚eine ungleiche Zahl, welche mit 2 dir idiret nicht aufgebet; ‚wafür 
doch ungerade üblicher if. 

1l, Alsein Nebenwort allein, wo es nur in * erſten Bedeu⸗ 
‚tung des Örgenfages glei gebrauch: ‚wird, und auch hier mar im 
engern Verſtande als eineerhöhsude Partifel mit den Comparati⸗ 
vis, für weit. Paris ifſt ungleich volkreicher als Berlin. Die 
Alpen findungleich böber als die Apenninen. Eine uusleich 
ſchwerere Strafe wartet auf dich. 

Denn bore mich nur einmahl an, 
Wie ungleich zierlicher ich fingen kan, 
Villa, 


1) Eigentlich, wo es, obgleich nur ſelken, 


Anm. Bey dem Ottfried ungilih, der au miffilich, ig, i 


aleich, ineben bemfelben Berftande gebraucht. 


Ungleichartig/ —er, —fe, adj. et adv. nichteinerfeg Art und 


Ratur habend, fremdartig, und mit einem Griechiſchen Auedrucke 
heterogen; im Gegenſatze des gleichartig, (S. daſſelbe. Bene 
die Gleich artigleit. 


Ungleichfosrmig, —er, —fie, adj. et adv.der Oraeufas von. 


. gleihförmig, nicht einerlep Form, -Art und Weiſe babend, in- 
‚gleichen, dem gebörigen Verpäliniffenicht.gemäß: Sp aud dir 


Ungleichföumigfeit, ' 
1) Das Abſtractum des 
Beywortes ungleich, und der Gegenfag von Gleichhett, ohne 
Mural, in den fämmilichen Bedeutungen des Behwortes. Die 
tingleichheis des Bodens, der Stimme, der Gemüther, des 
Standesuff 2) NONE heile an einem Dinge, u * 
ral 














\ ung | 


"Plural, Die Ungleichheiten der Bodens. Orrhogsaphifge 
Ungleicpbeiten. 

Der Unglimpf, des—es, plur. car, ber Gegenſatz des Glim⸗ 
pfes, die Abweſenheit der nöthigen Mägigung in dem Betranen: 
"gegen andere, abgeneigt, andern ale unaugenehme Empfindungen, 
 foriel möglich, zu erfparen ; als ein gelinder Ausdrud * Härte, 
Strense uff S. Verunglimpfen. 

Analimpfiic), or, fe, adj et adv. der Beaenfas von’ 
glimpfich, abgeneigt, andern alle unangenehun Empfindungen, 
fo viel möglich, zu erſparen, und darin gegründen ——— 
mit jemanden umgehen. 

Das Unglück, des — es, plur. car. der Grgenfag von — 

imn deſſen fä nmtlichen Bedeutungen es gleichfalls üblich iſt. 1) In 
der engern umd.bermutblich 'eigeutlichen Bedentung, derjenige 


ümnfland , da ung unfer Vorhaben durch eine Verfnüpfung uner« - 


-warteter Umfhände nicht gelinget; in welchem Verſtande es doch 
am ſeltenſten vorfomme; 2). Einejede Verknüpfung nachtheiliger 
Umſtände, welche wir nicht vorher fehen können, oder nicht in 

unſerer Gewalt zu haben glauben. Ms ſtehet dir ein, Ungluck 

bevor. Im Ungkide leben. 3) Ein Umſtand, eine Sad, 
wodurch unfer Zuftand in einen hohen Grade verfchlimmert wird, 
mit allen Schattiruugen diefer Bedeutung, fo daß es auch den‘ 

"ganzen Zafammenbang der Umftände bezeichnet; wodurch unfere‘ 
Unvollfommenheit im hoben Grade bewirfer wird. Ein Unglud 

haben, erleben. Lines Glüd iſt des andern Unglück. Es 

Zommt ein Unglück uber das andere. Jemanden in Unglück 

‘ftürgen. Sic) ein Unglück zuziehen. Es iſt mir ein großes 
Unglü begegnet. So ſehr auch der Plural, wenn dieſes Wort 

von ehrffelnen Umſtänden und Begebenheiten gebraucht wird, der 

Sache gemäß wäre, fo ungewöhnlich ift er dech, fo wohl bier, als 

ßen dem Gegenfage Glück, wenn gleich Leſſing fügt: Unglück 

uber alle Unglucke! 4) Da es denn oft auch ein gewiſſes Werfen‘ 

Bezeichuet, von welchem der üble Erfolg unferer Unternehmungen 

and Wünfche abhangen ſoll. Das Unglück hat es fo gewollt, 

Anm Jur Schwabrnfpiegel Ungelüke, im Hiederf. Unlüf, 
“ S Glück. 

Unglücklich, —er, —fte, adj. et adv Unglück habend, in dem 
Unslüde gegründet, im Gegenſatze des glücklich, deffen ſammt⸗ 
liche Bedeutungen auch hier Statt finden, daher ſelbiges hier nach 
zuſehen. Unglüdlich ſeym werden. Bin unglüdliher Menſch 


Zur unglücklichen Stunde: Im Spiele, in feinen Unterneh⸗ 


mungen unglück lich feyn. Es wird unglüdlich ablanfen. Opitz 
und andere ältere Dberdentfhe Schriftſteller gebrauchen dafiir 
auch ungl ückh aft, welches aber im Hochdeutfchen unbefannt if. 
Der Unglücksbaum, ses—rs , plur. die— bäume‘, bey den: 
neuern Schriftſtellern des flangenreiches, eindtabm⸗ eines Sſtin⸗ 
difhen Baumes, welcher eine Art des Glücksbaumes iſt, deffen- 
Blumen einen- ——— haben; —— — in- 
'  ‚$ortunatum Linn. 
Der Unglüdsbotbe, se—n, ‚plur. dir — derjenige, ade 
‚her eine unglückliche Karhricht übsrbringet, 


YUnglüdfelig, er, —fr, adj.etadv.ein Work, von welchem 


alles das gilt, was bereits von deffen Grgenſatze glücfelig- gefagt 
worden, und welches eigentlich mit ımglücklich aleich bedeutend 
iſt, auch noch häufig (hatt die ſes Wortes gebraucht wird, wenn 
man dem Begriffe einen merklich hervor ſtechenden Rachdruck geben 
will, entweder wegen der Zweydeutigkeit der Ableitungsſolbe 
—felig, oder Eloßuur, weil ungluck ſelig um eine Sylbe länger 
iſt, als ung lůck lich. Daher bedentet es am bäufigften, den höch⸗ 


N 


‘ 


Ung , 870 


Die Unglückſeligkelt, plur. die—en, von dem vorigen Worte, 
7) Der Zuffand des höchften Unglückes, der höchſten Unvollkom⸗ 
menheit, deren man unter gewiffen Umftänden fühig iſt; ohne 
zn a) Dasjehige, was * Zuſtand gewahret ; mit dem 
lural. 

Ber Untlücksfall, des — es, — die —falle, der Gegen ſatz 
von Glucks fall ein unvermutheter unglücklicher Zufall, welcher 
mebr von den Umſtãänden außer uns,als von uns ſelbſt abhängt. 

Das Unglückskind, des —es, plur. die — et, in der, vertrau⸗ 
lichen Sprechart, eine Perfon, welcher mehrsre nnerwartete Un⸗ 
glücks fölle widerfahren. 

Der Unglücksſtifter des — 3, plur.ut nom. fing. Fänin, 
die — inn, eine Perfon,: welche Unglück anrichtet. 

Der Unglücksvogel, des—s, plur. die —vögel: >) Eine 
Art Raben oder Kräben, deren-Gefchren von dem großen-Haufen 
für unglücklich, oder Unglück verfündigend,gebalten wird, Coruus 
infauflus Zinn. In einigen Gegenden iſt er auch unter dem 
Nahmen des Gertrautsvogels befaimt.. 2) Eins Perfon, welche 
Unglück fi ter und anrichtet.- 

Die Ungnade, plur.inul-außerin’einigen Fällen, beſonders de⸗ 
gemeinen Lebens, wo der Plural Ungnaden ohne Artikel gebraucht 
wird. Es iſt der Gegenſatz von Gnade, und wird gleichfalls ‚Kur 
noch in engerer Bedentung von-dem Miffallen der erregten thäti⸗ 
‚gen Abneigung einesHöhern gegen einen weit®eringern gebraucht, 
Dir Ungnade Gottes gegen die Sünder: Gott zur Ungnade 
steigen. Bey feinem Landesherrceh in Ungnade falten, gera- 
sben ‚ fich deffen Ungnade zuziehen, bey: ihm im Ungnade 
feyn. In Ungnade kommen. Jemanden in Ungnase brins 
gen. Dass denn zuweilen auch den Zuftand bedeuter, da jemand 
bey einem Höheren in-Uingnadeift., Andere mit in feine-Ungnade 
verwickeln. Ben diefes Work ohne Artikel gebraucht wird, fo’ 
Fautef es im gemeinen Leben häufig Ungnaden; welches entweder 
der veraltete Plural, (©. Gnade,) oder auch der Articufug poſt⸗ 
poſttio us iſt/ von welchem fi) im Deutſchen mehrere Spuren fin» 
den, als man genteintglih glaubt: Bey jemanden: in Ungnaden 
fieben: In Ungnaden Eommen „bringen. Der Herr har fir 
aus ihrem Lande gefloßen mielingnaden, 5 Mof.29,28. Ich 
will mich erbarmen über die, fo in Ungnaden war,.Hof.2.23.- 
Ehedem bedeutere es Mißfallen, Abweigung, Widerwillen geger 

andere Perſonen über haupt, wovon bey den Shwäßifcher Dich⸗ 
tern, und andern jüngeren Oberdeutſchen Schriftſtellern noch Häus 
figeBeyfpiele vorfummen. ©; Gnade, 

Ungnädig, —er, —fe, adj, et adv. Ungnadebegend, und Serie 
‘ gegründet, als der Örgenfag von anadig, uud fo wie dieſes und - 
das vorigenur von Höhern gegen weit Geringere. Auf jemanden. 
ungnädig feyn. Seltener mit der dritten Endung der Per ſon. 
"Wenn der Serr ungnädig iſt, Sprichw. 22,14, Gott wird 
ihren Seinden ungnadig ſeyn 2Macc. vo, 26, Ein ungnädis 
ger Blick. 

Ung oͤttlich, —er, —fe, adj.etadv. 7) Gott nicht ähnlich, 
in dein göttlichen Weſen nicht gegründes; in welcher Bedeutung eg 
doch am fetteriftenvorfommt. 2) In weiterer Bedeutung wird 
es in der Deutſchen Bibel und bibliſchen Schreibart bänfia für Gott 
mißfallig, dem göttlichen Geſetze zuwider, ingleichen vom Gott, 
nicht herrührend, gebraucht. Ungöttliche Opfer, Weisb.ı2, 5, 

Ungoͤttliches Weſen, Timoth.2, 6. Ein ungöttlicher Wan⸗ 
deh Aber, ungottlich mie den Sauf ſchlagen, Ef. 58,4. für 
abſchenlich, graufam, iſt veraltet. \ 

Zie Ungöttlichkeit, plur. car.die Eigenſchaft einer Sache, de 


flew Grad des Unglücks empfindend und darin gegründet. Du — -fienngötrlich iſt, in beyden Bedeutungen des Beywortes. 


ungdück ſelige, 4 Ef. 25, 59. Bin — TOR Zur 
wuglüd | eligew Stunde, 


Der Ungrund, des — es, plur. car. der Örgenfüg von Grund, 
doch nur tık einer einzigen figürlichen — deſſelben, fo feru 
ii? Grund 


* J * 
97 J er 8 ie 
— die ME RR mit der ‚Sode fetöR, die —— 


bezeichnet, da denn Ungrund den Mangel der Übereinftinmung 
eines Sages mit dee Sache ſelbſt bedeuter, und als. ein glimpfs 


licher Ausdruck für Unwahrheit gebraucht wird. Den Ungrund - 


eines. Dorgebens, einer Derfihgeung, eines Satzes zeigen. 
Ungültig, — er; — ſte, adj.etiadv. nicht gültig, fü wohl im 
bürgerlichen, als fittlichen Verſtande. Eine ungültige Münze, 
Uspguültige Urſachen. 
ungultigserflären.- 
Die Unguültigkeit, plur. car. die Eigenfcaft einer Sage, sn fie 
ungültig iſt. Die Ungultigketteines Beweifes;' + 


Die Ungunſt, plur. car. der Gegenſatz der Gunſt, thätige Abwe 
ſenheit der Neigung, audern Gutes zu erweiſeu, wo es ein gelin⸗ 


der Ausdenef für Widerwillen, Unwillen, uf f. er Das du 
nicht Ungunſt erlangeſt, Sir, 3r,20, ; 
Ungünfig,— er, — ſte, adj. et adv. Ungunſt gegen —— 
habend und darin gegründet. Jemanden ungünſtig ſeyn Ein 
ungünſtiges Betragen. Jugleichen fgürli, unſern Abſichten 
“Bad Wünſchen nicht gemaß. Eine ungünftige —“ * 
ereignete ſich ein uns ůnſtiger Umſtand. 
Ungtgut, adj. et adv. welches eigentlich der Gegenſatz von gut 
aber nur noch in einigen Fällen der ſiebenten figürlichen Bedeü⸗ 


tung, und auch hier im Hochdeutſchen nur inder niedrigen Spreche 


art üblich iſt. Am häufigfien gebrauchtmanes Hier in dee R.A. 
etwas in ungutem vermerken, esübelnehmen, übel deuten, uns 
gütig aufnehmen, wofür der große Haufe auch wohlfagt, es für 
ungut nehmen. Im Oberdeutſchen ſcheint escüblicher zu ſeyn, 
wenigſteus kommt es bey den Schwäbiſchen Dichtern, Opitzen 
undandern, ſelbſt neuern Schriftſtellern, für unwillig, ingleichen 
ungünſtig, unaängenehm überhaupt, mehrmahls vor; Hader ſich 


auch Breitinger in ſeiner kritiſchen Dichtkunſt Th. 2, Sa0. 


vie.e Mühegibt, es zu vertheidigen. Allrin da dieſes Wort im. 

Hoch deutſchen nur noch von der niedrigſten Claſſe gebraucht wich, 

fo werden demſelben ale Schutzſchriften die einmahl verlorue 

Wür de nicht wieder gebewfönnen, zumahl, da wir für deſſen Be⸗ 

griff Wörter genug haben, welche ‚für NR — 
angeſehen werden fönnen. 


Die Ungüte,vlur. car. thätige Anwefenheit der Güte, oder Aufen 

jr Öefinzung gegen jemanden, ein.im Hochdeutſchen gleichfalle unge» 
wöhnliches Wort, welches nur no von einigen für das vorige 
ungutinder R. A. gebraucht wird, etwas in Ungute vermer⸗ 
Ben, es übel nehme. ’ 

Ungütig, — er — fe, .adj.et adv. bet Gegenfaß von Ar 
‚sbösige Abneigung habend, fo wohl jemandes, Beſtes zu befördern, 
als auch im engern Verfiande, ihm Wohlthaten zu erzeigen, und 
darin gegrüudet; als ein gelinder Ausdrud für. hart u. f. fi Ge- 
gen jemanden ungütig ſeyn, fich ungütig gegen ihn beweiſen. 
Ungütig mit jemanden umgeben, Ein —— Berragen, 
Etwas ungütig aufnehmen. - 

Die Ungütigkeit, plur. die — en, die Eigenſchaft einer Verfon 
oder Sache, da fie ungütig iſt; ohne Plural. Jugleichen ungütige 
‚Handlungen, mit dem Piural, i 


Unbaltber, — er, —ie, adj. etadv, den Gegenfig von halt: 

u bar. "1. Bon dem Neutro halten, ift unhaltbat', obgleich fel- 

x teuer, was nicht hält, feine Haltung bat. Ein unhalibarer Zeug, 
der nicht lange hält. 2, Von dem Activo halten. ı) Unhalt baͤ⸗ 
res Erz, im Berabaue, Erz, welches fein oder wenig Metall ent: 
bält. Unhaltbere Bergareen. 2) Was ſich nicht baften, d. 1. 
feiften läfjer ; nur felten. Bin unhalebareg Derfpr echen. 3) Was 
ſich nicht Dalten, d. t.mit Waffen verrbeidigen, läffıt, Ein uns 
haltbarer Ort. Eine unhaltbare Feſtung. 


3 


Ein Geles ungülcig zen: Etwas. - 


— 6 


| S 878 
"Die Unhaltbarkeit, — inuf. die igenfaft cine: Se, da 


fie unbaltbar-ift, in.allen vorigen Bedeutungen, 
Das Unheil, plurscar.derÖegenfag von Se enſchůch Glud⸗ 


—* 


ſeligkeit oder Wohlfahrt, da denn Unheil, eſſen Be oder. 
ein jedes Übel bedeuten würde. Daraus, wird-ein Unheil. ‚entz 
ſtehen, ein Übel, ein Unglüd.. Linem Unbeile abhelfen, Nichts 
alg Unheil anricpten, Unglüd, Unfug.  Xey dem Exipfer und 
andern Schwädiichen Dichtern fonımt Unhail für Ungtüd 
mehrmahls vor, i 


Anbeilbar, — er, ER adj.etadv, wae ſich nicht heilen tagt, 


der Öegenfag von heilbar. Ein unbeilbaver Schade, Eine uns 
heilbare Wunde, Krankheit. Daher die Unpeilbarkrit, Bey 
dem-Ditfried unheili, 

Unheilig, — eu, — fle, adj.et adv. der Segenfag von Beilig, 
sicht heilig, in deffen fammtlichen noch gangbaren B 
diefes gleichfalls gebraucht wird, aber jenes bierbey nachzufeben, 
Was heilig und unheilig ıft, 3 Mof. 10, 10. Sühre,meine Gas 
che wider das unheilige.Dolk, Pſ. a3, 1. Unter Seiligen umd 
Unbeiligen Feinen Unterfpicamag,en, Czech 22,26% Den Un⸗ 
heiligen ıft Fein. Gefeg gegeben, ı-Sim. #, 9. Dis fell. unbetz 
lig feyn, Ezech. 48, 25, zum gemeinen Gebrauche dienen, Kin 
unbeiliger. Wandel. Ein unheiliger Ort, der zum gemeinen 
weltlichen Gebrauche beftimumt ift, zum. — Aw einem 
beiligen, oder gottesdienſtlichen. 


= 


Dielinpeiligeeit, plur, inul, die Cigenfäcft einen Sxefonadie % 


- Sache, da fie unheilig iſt, in allen Bedeniungen des vorigen Wor⸗ 
“eg, befonders von der Fertigkeit der a Liebe zum 
Söfen und Abgencigtheit vom Guten. 


Cr 


Unhoflich/ — er ⸗ſte, ad. et ady, ein nur im Bergbane 


übliches Wort, alsder Gegeuſatz von + Seflicy, da. denu unbofs 
lich in keinem guten Zuſtande befindlich, bedeutet. Unhoflche 

Gebäude, in welchen die Stollörter mangeln. ©, ı zöflich. 
2. inbörlidy, —er, —— adj.et adv, der Begenfüg von 2 Höfs 
lieh, abgeneigt, andern in feinem -Betragen gegen fie dirjenige 
Ebrerbierhigfeit zu erweifen, welche die geſittete Wohlanſt ͤndigkeit 
erfordert, und darin gegründer, Ein hoher Grad des unheflichen 
"heißt grob, Ein Tarrrüdtseinemanbeflig>auf,Sir. 18, 28, 
Einunböflider Menfhi Eine unhöfliche Unwort, ein uns 
böfliger Scherz. Femanden Fehr unhoflich — =. 

mittlern Lat. incurialis. ©. Höflid. | 

Die Unböfltchkeit, plur die — en, von dem. — Work, 
1) Diejenige Eigen ſchaft einen Perſen oder Sache, nach welcher ſie 
unböftich iſtz ohne Plural, 2) Unpöftiche Handtungen oder Wor⸗ 
te, mit dem Plural. Kine Unböflicpfeis begeben. Jemanden 
un hẽflichkeiten ſagen. 
Unbold, — er, eſte, adj. et adv. der Gegenfaß bon‘ do, 
befonders in deffen heyden erſten Bedeutungen, abgeneige, des an⸗ 
dern Beftes gern zu fuchen, und zu befördern, und darin gegrün⸗ 
det. Femandenunbold fegm Kine‘ \unbolde Antworn Im 
—— iſt dafür auch abhold üblich 
Der Unbolde,des—n, plut. die—n, Famin. die Unbelsinm, 
"der Gegenſatz von den veralteten olde, rin Freund, daher Unz 
holde, ehedem ſeht Häufig einen Feind, befonders einen [hadlichen, 
Böfen Feind, und in engerer Bedeutung dei Teufel bedeutete in 
"weicher leßtern Bedeutung Thon bey dem Ulphilas Unhuliho 
vorkommt, von Hulths, ein Freund. 
hold gleipfälls ein Feind, bey den Schwäbifchen Dichtern aber 
Fommt Unhölde von einem Mörder, Böfewichte vor. Im Hoch⸗ 
deutſchen iſt es in dieſen Bedeulungen veraltet, wo man nur noch 
zuweilen Zauberer and Zauberinnen, fo fern fir andern Schaden 
zufügen, mit dieſem Nab men zu belegen pflegt, wo Unholde, plur. 

Un holden auch oftvon NER — — 
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en. 


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Im Angelfäf. iſt Un- - 





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® den noch, die Königskerze, Verbalcum Thapfus 

— fübret, weil fie ehedem gu zauberiſchen Künſten gebraͤucht 
wurde, Bey andern heißt fie unboldenkraut, oder auch wohl Un⸗ 
holden ſchlechthin. 

Das lUnboldenkraut, $es— es, plur. 5 — kraãuter, Kräuter, 

2... Deren ſich die vorgegebenen Unholden oder Heren zu ihren Here: 

je reyen zu bedienen pflegten. In engerer Bedeutung, führer bey 
einigen fo wohl das vorige Gewächs, als auch der Disander, Ne- 
rium Oleander Zinn. diefenRabmen, 

Die Univerfitit, plur, die — en, aus dem mittleren Lat, Voi- 

. verlitas, eine mit verfehiedenen Frepbeiten begabte bobe Schule, 
anf welcher alle Arten freyer Künfte und höherer Wiſſenſchaften 
gelehret werden, welche man zumeilen auch wohl eine Akademie 
‚gu nennen pflegt, obgleich diefes Wort inengerer Bedeutung noch 
eine Anftalt anderer Art bezeichnet, Das Gymnaftum zu Altorf 





1622 jueiner — erhoben, ©. des Du Fresne Gloll. v. 
 „Vaiverlias, wer ; 
\Unjegöbar, - m, fe, adj; etadv. ve Gegenfag von jagd⸗ 


Größe und Volllommenheit noch nicht erlangt bat, ſo daß es mit 
Nutzen gejagt werden fünute, unjagdbar beit, Daher die Un- 
jagdbarteit. 

Unkatholiſch, adj. et ‚adv. ein Wort, welches die Hömifch- Ras 
tholiſchen aus Glimpf von den Proteftanicn gebraucben, weın fie 
ihnen den harten Nahmen der Roger nicht beplegen’dürfen ‚ fie 
aber auch nicht Evangeliſche nennen wollen. Im Lat, Acatholi- 
cus. Jndeſſen ifidiefee Ausdruck nur in, Privat Schriften üb⸗ 
Ho; inöffentlichen Verbandlungen ift er nicht erlandt, und als 
der Badenſche Geſandie denjelben bin dem Lbrfiphälife en. Fries 


ſchen Geſandten wider ſprochen. 
Tie Unke, plur. die —n, tin altes, aber nur in ——— Gegen⸗ 
den übliches Wort, +) Eine Schlange, in welcher Bedeutung es 
ſehr alt ift, indem Unc ſchon bey dein Raban Maurus inderjelben 
vorlkommt. Bey dem Notker ift Unch der Baſilisk. In einigen 
Gegenden auf dem Lande wird noch eine Art fleiner unſchädlicher 
Hausſchlangen Unke genannt. In diefer Bedeutung iſt es ohne 
Zweifel mit dem Las. Anguis, dem Grich, Exegu.f.f. vedtwandt, 
ohne eben von denfelben- abzuſtammen. 2) In andern Gegenden 
werden diejenigen Fröſche, welche ſich in Waſſer mic einen diefem 
Worteeigenthümlidien Zone hören laſſen, Unken, Waſſerunken 
genannt, in welchen: Falle es eine numittelbare ——— die⸗ 
ſes Tones zu ſeyn ſcheinet. 


Um ennt lich/⸗ er/ſe, adj. et adv. der Gegenfaß von Eenne- 


unter ſchieden werden Fann, bey einigen auch unfennbar, oder un⸗ 
Fenntbar. Ein $reund wird ung unfennelig, wenn er fi ın 
einer langen Adwefendeit in feinen Geſichts zügen betr ochtlich 
. verändert bat, Daher die Unkenntlichkeit. Das € in der Mute 
iſt das teuphonicum, S. T. 


doch auch nur noch in deſſen engeret Bedeutung, Neigung undFer⸗ 
tigkeit zum unrechtinäßigen Gebrauch des natürlichen Triebes 
zunmi⸗ Beyſchlafe befigend und darin gegründet z>drffen. höherer 
Era unzugrigift. Ein unfeufcher Menſch. B-Peufche Wor: 
28, sand ungen uff. weiche dieje Grfinnung vertüthen- So wie 
keuſch hedem inweitern Verſtande fitrfam, ehrdar, anftändig des 
Dantste, fo wor unkeuſch in demälteen Seiten auch unanfländ'g 
überpaupe. Epivemharıe man davon auch das Zeitiwori unkeu⸗ 


ni rze, —— ein Nahme, welchen in eini⸗ 


‚Unklar, —klärer = Plörfte, adj. et adv, 
wurde durch kaiſerliche Privilegia 1578 zu einer Afademie, und > ' 


bar, bey ven Jägeen, wo alles Wild, welches die gehörige Güte, - 


densſchlüſſe gebrauchen wollte ‚. ſo ward ihm vonden — 


lich, was nicht erfannt,.d. i. von andern Dingen feiner Art nicht 


Ainteufe, — er, — efte, adj;etadv. Ser@egenfas von —— 


Um 874: 
fen, — Beyſchlaf üben, welches aber, fo wie alle 
‚mit un zuſammen gefegten Zeitwörter, veralleriſt. 

Die Unkeufchheit, plur. car. die Eigenichaft, da eine Perſon 
‚oder Handlung unkeuſch iſt, die Neigungund Fertigkeit zum uns 
erlaubten Beyſchlafe und die darin -gegründere Befchaffenheit, 
deren höhere Grade Unzucht, Geilheit u. ſ. f. find. Ja den ältern 
Dberdeutichen Schriften, au) der Unkeufch. Bey drin Kero iſt 
Vochuschida, Schmutz, Unflath, Unreinigkeit, im eigentlichen 
‚Berftande, ©, Beufa. 


*Dielintlage, plur. die — n, ein im Hochdeutſchen veraltete, 


nur noch in den Rechten einiger. Provinz igur Höliches Wort, eine 

feevelhafte, ungegründere Anklage zu brjeichuen, r 

ein auch nur im ge: 

meinen £eben einiger Gegenden als der Gegenſatz von klar irbli⸗ 
ches Wort, befonders in der engern Bedeutung, nicht: begreiftich, 
nicht verftändlich ; undeutlid, Die Sache ifinoch unklar, iſt 
noch dunkel. 

Unklug, üger, — klügſte, adj. et adv. der Gegenſatz von 
‚Plug, welcher ım gemeinen Leben oft. als ein glimpflicher Aus— 
druck für dumm, thöricht, narriſch u. f. fi gebraucht wird, fo wie 
in der edlern Schreibart dafür unweife welichift,. Ein unfluges * 
Unternehmen. Daher das Nebenwort unklüglich, auf eine une 
Fuge, unweiſe Art, und das Hauptwort die Unztlugbeit, welches 
doch feltener gebraucht wird. 

Unförperlidy, adj.etadv. mit-Feinem Körper verfehen, Teinen 
Körper habend, im Gegenſatze des Firperlich z mit. einem Lareis 
niſchen Ausdrucke imm ateriell. Daber die Unkorperlichkeit, die 
IAmmaterialität. Rotker gebraucht dafür unlichamin, von li- 
chamip, förperlih, ©. Leihnam. 

Die linkoften, ling. car. unwöthige, beſchwerliche, den ring 
verringetnde Koften, aber eben fo.oft auch) in weiterer Bedeutung 
für Roftenüberhaupt, den baren Aufwand zu bezeichnen, welchen 
man zur Erreichungeiner Abficht machen muß. Der Prozeß er= 
fordere viele Unfotten. viele Mühe und Unkoſten an etwas 
wenden. Jemanden die Unkoſten wieder evfegen. Sid viele 
Unkoſten machen. ‚ein. Schiff auf feine Unkoſten (auf fine 
Koſten) bauen, bi viele Unkoſten machen, ſich in Unfoften 
fegen. i 

Anm. &o fern Un einen feptehteen, geringegn Grad, des fol⸗ 
genden Hanptwortes bezeichnet, find Unkoſten, wie Friſch be⸗ 
bauptet, freylich unnöthige, überntäßige Koften. Allein, daes 
oft auch bloß zur Verfiärfung diener, fo fönnen auch alle’ Koften 
Unkoſten genannt werden, ob.es gleich. in diefim Falle. nit fo 
-edeläft, als das einfachere Roften, Im Kiederf. it verkoften, 
Koften oder Unfoften aufwenden. 

Unkraͤftig, — ee, — fie, adj. etadv. der Gegenfaß von kräftig, 
keine Kraft habend odev.äußernd, mit einem geringen Nidenber 
griffe anderer Art auch kraftlos. Unkvaftige Arzeneyen " Die" 
Arzeney ıF unkräftig geworden. "Unfraftige Speifen. ‚ses 
mandes vorſtellungen unfräftig machen. Ben dem Notfes 
unchreftig. Daher die Unkräftigkeit, welches doc nur fetten 
vorfummt. Im Dderdeutichen bat man auch das Hauptwort die 
Unfräfte oder Unfräften, welches dafelbft nur allein sm Plural 
üblich zu ſeyn feiner, Ohnmacht, Schwäche, befonders des Leis ' 

bes zu bezeichnen, weiches aber den. Sochdeutfchen unbekannt iff. 

Das Unkraut, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die Unkrauter, eigentlich ein fchädliches, oder doch unnützes, uns 
brauchbares Kraut, In engerer Bedeutung pflege mandiejenigem. " 

„wilden, uns feinen Nutzen beingenden Gewächſe Unkraut zu nene 
nen, welche ſich wider unfern Willen unter den zahmen Gen äcfen 
einfbleiben, denen fie Nahrung und Wacerhum entziehen; wo 
es jo wohl diſtributive iblich if, das iſt ein Unfraur, das find 

Si 3 a zwey 


875 m; 


zwey — als auch, und zwar am hãufigſten, — 
nd ohne Plural, das if Unkraut. Figürlich pflegt man nicht 
nur böfe und der bürgerlichen Geſellſchaft ſchädliche Menſchen Un⸗ 
Fraur zu nennen, ſondern anch unrichtige Neigungen, Begierden 
u. f. f. welche zum Rachtheil der rechtmäßigern entſtehen, und ſel⸗ 
bige erftichen. Sollte der Stolz niche ein Unkraut feyn, das 
welches) von einem Leinde der — Natut auf unſer 
Gerz geſaet worden? Gel. - 

Anm, Die Borfplde un, — hier Awa⸗ von ſchlechterer, 


ſchinmerer Art, (5. Un.) In der Schweiz witd das Unkraut auf “Die Unluſt, plur. car. der Gegenſes von Luf. 


äbnliche Ars Unfamen genannt, 

Die Unkunde, plur. car. der Begenfag von Runde, ber Mangel 

‚ der Kemtniß, der Mangel einer klaren und deutlichen VBorftellung 
von einer Sache, wo es noch als ein glimpflicher Ausdrud für das 
härtere Unwiffenbeit üblich iſt. Seine Unkunde in einer Sache 
verratden. Im Nisderf. gleichfalls Unkunde. 

Unkundig, —er, — ſte, adj. et adv. feine Kenntniß, d. 1. klare 
nd deutliche Vorſtellung von einer Sache habend, als der Gegen» 
ſatz von Fundig, and mit der zwepten Endung des Dauptwostes, 
Einer Sprache unfundig feyn. 

Unlängft, ein Nebenwort der Zeit, nicht längſt, d. i. vor kurzer 
Zeit, vor Burgen. Un verneiner bier nicht bioß, fondern es bes 
zeichnet das Gegentheil. Schon Ottfried fagt in der erfien Staffel 
unlango, und noch jest ift im Dberdeurfihen unlang für kurz, 
von der Zeit, üblich. Ohnlangſt für unlängit if eine fehlerhaft 
gedehnte Husfprache des um. 

Unlaͤugbar, er, —ie, adj.et adv, was nicht geläugnet wer- 
den kann, als der Örgenfag von dem ungewöhnlidden läugbar. 
Es iſt unläugbar. ine unlaugbare Sache. Daher, die Uns 
käugbarkeit. Es iſt nicht von laugnen, fondern von deffen ver» 
alteren Stammmwortie augen. ©. Läugnen, 


Unlauter, —er, fie, adj.etadv. der Gegenfag von lauter, 


in deffen meiffen Bedeutungen es gebrauds wird. Unlauteres 

- Waffen, umzeines, nicht helles, Ingleichen figürlich, mit unrich⸗ 
tigen Nebenadfichten verbunden. Eine unlautere Liebe gegen 
Gott, weldye aus Eiaennus un. f.f. herrühret. Unlautere Ybfich- 
ten bey einer Sache haben. Sn aud die Unlauterkeit. 

Unleidlich, —er, — ſte, adj.et adv. der Örgenfag von leidlich, 
der doch von weiterin Umfange iſt, als diefes. 1) In intranſiti⸗ 

„ver Bedeutung ift unleidlich, auf unbefugte Art abgeneigt, langes 

, mad) za erleiden, auch wenn es nothwendig iſt. Kin unleidlicher 

Menſch. Unleidlich ſeyn. Im gemeinen Leben einiger Gegen⸗ 
den unleidig unleid ſam· 2) In paſſider Bedeutung, was ſich 
nicht erleiden oder ertragen läfferz unerleidlich, unausſtehlich. 
Ein unkidliher Stand, = Maceab,9,r0, Kine unleisliche 
Rälre, Kin unleidlicher Schwater. Das iſt unleidlich 
bitter. 

Die Unleidlichkeit, plur. car. die Eigenſchaft, da eine Perſon 
odes Sache unleidlich iſt. ») Die unbefugte Vermeidung alles, 
auch nothwendigen Ungemachs, und die Fertigkeit dieſer Abneis 
gung. In einigen Gegenden die Unleidigkeit, Unleidſamkeit. 2) 
Die Eigenſchaft eines Dinges, da es ſich nicht erleiden oder ertra⸗ 
gen läßt, Den Tod aus Unleidlicht eit der gegenwartigen Trüb⸗ 
ſal verlangen. 


Unleiſtbar, adj, et adv. was nicht geleiſtet werden kann. Daher 
die Unleiſtbarteit. 


Untleferkich, —er, —⸗ſe adj. et adv. was fi äh leſen läſſet. 
unle ſeslich ſchreiben. Mine unleferlidye gand., Ben einigen 
vnleslich unlesbar. Bon dem er in der Mitte, (Sr Leferlish.) 
Daher ‚Lie Unleſerlichkeit. 

Hulzugber, S. Unlangbar- 


\ 5 * ai I 2 — 

A : Unm 876 

unlieblich, ef, ad). et ady. nicht Keßtie, welches et⸗ 
was weniger ſagt, als unangenehm. ‘Eine unliebliche Stimme, 
Der Wein ſchmeckt unliebjich. Daher dieUntieblichkei. 

Unloblich/ adj, et adv. nicht löblich, als ein glimpflicher Auts 
druck für die härtern fchindlihug.f. Daber die Unloblichkeit. 

Der Unlscherer, des—s, plur, ut nom. fing. der Rahme 

° einer befondern Secte unter den Senflern, welche die Stifie mit 
einem Drahte feſt machen, zum Unterfchiede vor den Locherern, 
welche fie mit einem Loche befeſtigen. 

* Bon CLuſft, 
anſchauende Erfeuntniß des Angenehmen, wo es doch wicht bloß 
einen Maugel der Luſt, fondern eine anſchauende Erkenntuiß deg- 

Unangenehmen, einerUnvollkommenheit bezeichnet, und gebraucht 
wird, entweder den erſten und geriugern Grad diefer Empfindung 
oder dieſe Empfindung überhaupt, ohne Bezeichnung der Stärke 
oder Schwäche, aus zudrücken. Der Gerechte macht uns viel 
Unluſt, Weish. 2, 12. Es if keine Unluſt um ſie zu ſeyn, Kap. 
‚8,16, Unluſt ——— 2) Mangel der Luft, oder des ſinn⸗ 
lichen Berlangens; eine im Hechdeutfhen felten gewordene Bes 
deutung. So pflegte man den Mangel des Appetites zum Effen 
Häufig die Unluſt, und im Dberdeutfchen den Unluſt zu nennen, | 
Unluf haben etwas zu Faufen. ! 

Anm. Zu der veralteten Bedeutungen diefes Wortes gehören 
auch die, da es ebedem Lärmen, Öctöfe, Steit leichtfertige 
Händel, ingleigen Ugrarp, Yusfepricht und Önlien Kusıwurf » 
bedeutete, 

Unluftig, —er, —fe, adj.et adv. von dem vorigen —— 

2. So fern es anſchauende Erkenutniß des Unangenehnien oder der 
Huvolkommenbeie bezeichnet, iſt unlıntig, »)diefe anfehauende - 
Erkenntniß oder Einpfindung babend und äufernd, und darin ges - 
gründet.- Unluſtig ſeyn. Eine unlüfiige Perſon. Unluſtig 
aus ſehen. 2) Diefe Empfindung erweckend, wo es in einigen 
Gegenden für unangenehm gebraucht wird, im Hochdeutſchen aber 
wenig vorkommt. Es iſt unluſtiges Wetter, unangenehmes 
2. Von Unluſt, Mangel der Reigung oder des Verlangens zu und 
nach einer Sache, iſt unluſtig, doch auch nur in einigen Gegen⸗ 
den, feine Luft zwetiwas habend. Unluſtig zu etwas ſeyn. 

Anm. Unter allen drey Bedentungen iſt im Hochdeutſchen die 
erſte ami gangbarſten, ob ſie gleich auch hier am meiſten in der 
wiſſenſchaftlichen Schreibart vorkommt, wenn man dief: Einpfin⸗ 
dung überhaupt bezeichnen will, ohne die Grade der Stärke und 
Schwäche derfelben anzudeuten, } 

Unmannbar, —er, — ſte, adj. et adv. noch nicht. mannbar, 
Kine unmanndare Jungfrau. Daber die UInmannbarkein 

Unmaßseblich, adj. et adv. ohne Mag und Ziel, ohne die Art 
und Weiſe vorzufcpreiben, ats der Gegenſatz des ungewöhnlichen 
maßgeblich ; ohne Maßgebung. Kin unmafgeblicher Vor: 
ſchlag, ein Vorſchlag, welchen man thut, ohne doch dadurch dem 7' 
andern etwas vorzufchreiben. Diefen Punet wollen wir unmafs 
geblich gleich in Richtigkeit bringen, Gel. Im Oberdeutſchen 
obnmaßgeblid. (S. Arapgebung.y Als ein Bepwortiftesvon 
einigergetadelt worden, allein obne Roth, wenigfteus iſt fein 
Grund vorhanden, warum es niche als ein Beywort — ge⸗ 
braucht werden können. 

Unmäßtg, —er, —fle, adj. et adv. der Segen fatz von mie 
fig 2. 1) Das richtige Verhältniß gegen die Hatur der Sache 
weit überfchreitend , wo es noch etwas nicht fagt als übermäßig 
obne alıs Maß. Sic unmäßig freuen. -Kine unmäßige 
Ireude, Unmapig Inufen. An engerer Bedeutung, in dem Ge⸗ 
nuſſe der Nahrungsmittel das richtige Verhaltniß gegen ihreu End⸗ 
zweck weit überſchreitend. Unmaßig eſſen, trinken. Unmäßig 
im Trinken ſeyn. Ein unmaßiger Trinken, 2) Das Maß des 

Grwöhns 














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in m 


| 2 Sewößnlicen weit überfteigend; vo Pr beſonbers im gemeinenfes 


ben alsein Bergrößerungswort febe üblich if. Ein unmäßiges 

Vermögen haben. Unmaßig viel, unmäßig groß, unm aßig 

ſehr. Im Spiele unmäßig gewinnen. 3. *Deffen Maß ſich 

wegen det Sröße oder Menge nicht beftimmen läffet ; eine imHoche 
deutſchen veralteteBedentung, wofür jetzt unermeß lich üblicher iſt. 
Das Gerärh von Erz war unmäßig, Jer. 52, 20. Die uns 
mäßigegöbe des Himmels; Sir. 17,31. Gottes Barmher⸗ 
sigkeit it unmäßig, Geb. Man. v. 6, Die Weisheit it unmas 
Gig hoch, Bar. 3,25. In der erfien Bedeutung bey dem Sttfried 
.ummeze, 

Die Unmäßigfeie, plur. inuf. die Eigenſchaft, daein Ding un» 
mapig ift, im Hochdeutſchen nur in den beyden erften Bedeutun⸗ 
gen, befonders aber in der erftern, die Überſchreitung der Schran⸗ 
Ben der Verhältniffe eler Dinge gegen ihren Endzwed , oder die 
Natur der Sache. Die Unmäßigfeit im Schlafen, in der Are 
beie, im Studierenu. ff. Befonders in dem Genuffe der Mab⸗ 

rungsmittel. Sid der Unmäßigkeit ergeben. Bey dem Kero 
Unmezzigii. 

Unmeidlich, —er, —be, adj. et adv. ein im Hochdeutſchen 
veraltetes Wort für unvermeidlihd. Unmeidliche Worb, 

Weish. ıy, 17. 

Ser Unmenſch, des — en, plur. die —en, der Gegenſatz non 
Menſch, fo fern es inengerm Verſtande einen geſitteten Menſchen 
in der bürgerlichen Geſellſchaft bedeutet, wo das un einen ſehr har⸗ 


ten Örgeniaß bezeichnet, ein Menſch, der die Pflichten der allge⸗ 


. „meinen Geſelligkeit und Menſchenliebe auf die geöbfte Art verlet= 
det. Ein graufamer, ein im böchften Grade harter Menſch wird 
bäufig ein Unmenfch genannt, : 


Unmenſchlich, — er; —fie, adj. et adv. der Gegenſatz von 


menſchlich 2. (2), den gefeifchaftlichen Zuftand gefitteter Mens 
ſchen im hohen Grade verlegend,, und darig gegründet, Uns 
menſchlich mir feinen Nächſten verfahren. "Im gemeinen Les 
ben wird es auch häufig in weiterer Bedeutung gebraucht, die 
Kräfte gewöbnliherMenfchen überfchreitend, Unmenſchlich lau⸗ 
fen, trinken können. De es denn wohl gar als ein allgemeines 
Vergrößerungswort gebraucht wird. Mnmenfchlih viel, fehr, 
groß. Ä 
Die UnmenfhlichEeit, plur. sie —en. ı. Die Eigenfchaft, 
da eine Perfon oder Sache die Pflichten der allgemeinen Gefellig- 
keit im hohen Grade verletzet; ohne Plural, 2. Solche unmenfchz 
liche Handlungen mit dem Plural. ; 
Alnmerflidy, —er; —ie, adj, et adv. was fi nicht merken, 


defien Dafeyn ‚oder Wirkung fih ang gewiffen Merfmahlen nicht 


ſchließen läffet, im Gegenfage des merklich. Gleich einem Bache, 
deifen Waſſer unmerklich dabin fließet, fühlet die Seele ibre 
eigene Gefchaftinkere nicht. An einem unſchuldigen Serzen 
werden die Eleinen Sebler unmerklich, Gel. Daper die line 
mexrklichkeit. 
Unmeßlich/ — er, — te, adj. etadv, deſſen Maß ſich wegen 
der Größe oder Vielheit nicht beſtimmen läßt; ein im Hochdeut⸗ 
ſchen ungewöhnfihes Wort, wofür unermeßlich üblicher iſt. So 
auch die Unmeßlichkeit. Sr 
Unmilde, —r, —Re, adj, et adv. der Gegenſatz von milde, 
beſonders in deffen fiaürtichen Bedeutuugen. So auch das Hatipts 
wort die Unmilde. Bey den Shwähifhen Dichtern unmilte, 
Unmittelber, —er, fe, adj, et adv, der Gegenfag von mit⸗ 
telbar, ohne gebrauchte Mittel, oder-andere wirfende Urſachen 
als ſich ſelbſt, inaleichen ohne Dazwifchenfnnft eines dritten Din⸗ 
ges. Die unmittelbare Zulfe Gottes, wobey ſich Bott nicht an⸗ 
derer Perſonen und Dinge ats Mittelurſachen bedienet. Si uns 
mittelbax an den Landes hexren wenden, fo wohl ſich ſelbſt uud 


— Unm 878 


nicht durch andere an ihn wenden, als auch, ſich an deſſelben elgente 
Perfon, und nicht an ein Collegium u, f, f. wenden. Wir nennen 
alle Gegenfände fchön, welche der Einbildungsfraft oder dem 
Derfiande unmittelbar gefallen, Sulz. - Der unmittelbare 
Derftand einer Rede, der zunächft durch die Bedeutung der Worte 
beraus gebracht wird, und auch der buchſtaͤbliche Wortverßand 
beißt, zumUnterfchiede von dem miteelbaren oder, figürlichen 
Derftande, Unmittelbere Keihsitände, welche Feinen audern 
Reichs ſt anden, fondern allein dem Kaifer und dem Reiche unters 
worfen find. Daher die Unmittelbarkeit, plur. car. die Eigen- 
ſchaft, da ein Ding unmittelbar iſt oder geſchiehet. 

Unmöglih, —e, —fe, adj. etadv, der Örgenfaß von mog⸗ 
lich, fo wohl im ſchärfſten Berftande, was einen Widerfpruch in ſich 
enthält, als au in weiserm Berftande, was einen Widerſpruch 
mit den Rräften und Fähigkeiten der handelnden Perſon, ingleichen 
mit der Zeit, der Gelegenheit, und andern Umſtänden in fich faſſet. 
in Jedernes Zifen ift im ſchärfſten Verſtande unmoglih. Ele 
was für unmöglich halten. Etwas unmeglicpes verlangen. 
Ein Ding iſt moralifch unmöglich, wenn es durch ein vorher ges 
gangenes Geſetz verbothen ift. Im Tatian unodi; in einigen 
veralteten Sprechärten unmüglig. 

Die Unmoglichkeit, plur. die —en. x. Die Eigenſchaft, de 
ein Ding unmöglich it, ohne Plural. 2 Ein unmögliches Ding, 
mit dem Plural, Line UnmöglidFeit verlangen. Das if eine 

Unmimdig, —er, fe, adj.et adv. dee Gegenfag von müns 
dig, noch nicht zu dem Alter gefommen, welches nach den Geſetzen 
zur Befreyung von der Gewalt des Vaters oder Bormundes.erfors 
dert wird; minderjäbrig, minovenn. In einem andern Vers 
fande, sverden auch diejenigen Perfonen, welche den Gefegen nach 
beftändig der Gewalt eines Bormundes unterworfen find, ohne 
Rückſicht des Alters, unmündig genannt, z. B. blödfinnige Perfos 
nen, weibliche Perſonen u. fi f. fo wie man im engſten Verſtaude 
mit unmündig oft den Begriff eines zarten Kindes verbindet, 
Zus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge haſt du dir 
ein Lob zubereiter, Matth. 22,16. S. Mündig. 

Die Unmündigfeit, plur. car. die Eigenfchaft, da eine Perfon 
unmündig ift, Ä 

Der Unmuth, des—es, plur. car, der Gegenſatz von Much 
Boch nur inder veralteren Bedeutung der Fröhlichkeit, dev Frende, 
wo Unmuth deren Gegenfag bezeichnet, d. i. lebhafte unanges 
nebme&mpfindungen eines Übels,befonders einer fehlgefchlagenen 
Abficht, für Desdruß, wo es einen etwas ſtärkern Grad als Unluſt 
zu bezeichnen ſcheinet, übrigeng aber auch oft gebraucht wird, 
diefen ganzen Zuftand des Gemüthes, ohne nähere Bezeichnung 
des eigentlichen Grades ber Stärke oder Schhäde, auszus 


denken. i 

unm meinen Unmuth zu zerfireun, Gel. 

In unmuch binzieben, ı Kön, 20, 45 in Zorn und Verbruß. 
Durch Murren und Hnmurb feinem übel felbft ein größeres 
" Gewichnzulegen, Gel. Hatein Unmuth jemich bis in deine 

Arme verfolge, der nicht wie ein Srüblingsnebel vor der 


" Sonne verfihwand? Geßn, Meine Brut klopft mir voll 


Unmuth, daß mich die Natur nicht weiblich {huf, Weiße, 
Wo es oft in eirgeree Bedeutung für Unwillen, verdruß ges 
braucht wird, Die biblifhe Wortfügung Unmuths feyn, werden, 
für urffhurbig, ift im Hochdeutſchen veraftet, Dein Geiſt iſt fo 
AUnmuths, a Kön,2ı, 5. Des Böniges Herz war Unmuths, 
2 Kön,6, 11, Ein reicher Menſch war Unmuths über Jeſu 

Rede, Marc, 10, 22, 
Anm. Bey den ältern Oberdeutſchen, befonders Schwähifchen 
Didsern Ungemuoie, im Biederf, Unmood, wo een 
? 8 113 


879 um 


ehedem Ungenigfamfeit, Unenthaltſamkeit bedeutete. &. Much 
und Sochmurh ı. } a re 
Unmuthig, —er, — fe, adj, etadv. Unmuth habend oder em⸗ 
»findend, Unmurbig ſeyn. Ehedem gebrauchte man für dag Ne- 
beawort unmutbig das veraltete Unmurbs, Unmuthsvoll iſt als 
> ein Bey⸗ und. Nebenwort gebräuchlicher, ; 
Unnachahmlich — er, —fe, adj. et adv. der Geaeirfaß von 
dem ungewöhnlichern nachabmlich, was fih nicht nach ahmen läſ⸗ 
ſet. So auch die Unnachahmlichkeit. ge 
Unnachbarlich, adj.et adv. der Gegenſatz von nachbarlich 2, 


den Bflichten eines friedlichen und getrenen Nachbars zuwider, . - 


‚ and darin gegründer, Lin unnachbarliches Berragen. _ 

Unnechtbeilig, — er, — fie, adj.etadv. nicht nachtheilig, mit 
der dritten Endung der Perfon. Das it mir unnachtbeilig. 
Daher die Unnachrheiligkeir. — 

Unnetürlih, — ev, — fe, adj. et adv. der Gegenſatz von na⸗ 
türlich, doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben, welches daher 
hierbey zu vergleichen. 1. Der Veränderungskraft des Marinig- 
faltigen eines Dinges zuwider. Kohlen und Spinnen find uns 
natürlicheSpeifen für den Menfchen. Den narürlichen Brauch 
in sen unnarürlichen verwandeln, Nöm, 1,26, 2, Den Nas 
turfräften einesDinges nicht gemäß, wo es im gemeinen Leben zur 
weilen für ubetnativlich gebraucht wird, 3. Figürlich iſt unna⸗ 


sürlich oft fo viel als gezwungen. Eine unnatürliche Stellung. 


©, Natur und Harurlich. 

Die UnnatürlichEeit, plur. inuf. die Eigenfchaft eines Dinges 
oder einer Sacht, da fie unnatürlich iſt, in den vorigen Bedeu⸗ 
zungen, . 2 F „ 

Unnennbar, — er, — ſte, adj, etadv. was fi nicht nennen 
läßt, wofür. man feinen Nahmen hat, -Unnennbare Empfindun⸗ 
gen. Daher die Unnennbarkeit. BER 

Unnothig — er, — fe, adj.etadv. nicht nöthig, im zweyten, 
objectiven Berftande diefes Wortes, d. i, zur Erreichung einer Abs 
fiht, gut Hervorbringung einer Veränderung nicht erforderlich, 

"Das ift fehr unnsthig. Viele unnötbige Worte machen. 
Sich unnötbige-Sorgen machen. - Daher die Unnsthigfeit, 
Int Theuerdanf onnor. Bey dem. Detfried iſt unnotag, ohne 
Nothwendigkeit, Das Niederf, unnode, ungern, gehöret nicht 
bierher., * — 

Unnus, —er, — eſte, adj. et adv. nicht nüß, d.i. keinen Rutzen 
babend oder bringend, zu feiner Abficht brauchbar. Ein unniges 
Gefhwäg, 1 Tim.ı, 6, Unnüge. Worte, Matth. ı2, 36. 
Unnütze Sragen,2 Tim. 2, 23. Das iſt hierzu unnüs, nicht 
brauchbar, Einunnüger Menfch, der zu nichts zu gebrauchen 
iſt. Figürlich iſt unnüg, +. nichtswürdig, ingleichen nicht die 
gehörige, erforderliche Befchaffenheit habend ; eineim Hochdeut- _ 
{hen ungangbar gewordene Bedeutung. Ein unnütziger Got⸗ 
tesdienft, Fer. 3, 19. Bine unnuge Lehre, einefalfche, Df. nı 9, 
37. 2. Sich unnitz machen, in der vertraulichen Sprechart, fich, 
weil man befeidigt zu feyn glaubt, mit Dreiftigfeit vertheidigen, 
In welchem Berftande man auch wohl fagt, jemanden unn ütze 
Worte geben. Das bibliſche ſich unnütz machen, Sir, 18, 15, 
hat einen ähnlichen Verftand. i * 

Bey dem Notker, im Tatian u. f.f. unnuzze, unnuz. 

Unnäglich, —er, — fie,.adj. et adv. welches, vermöge ber 
Bufammenfeßung, eigentlich dem, was tinnüß ift, ähnlich, bedeu⸗ 
ten, alſo etwas weniger fager follte, als unnug, aber, wo es 
noch vorkommt, mit unnüg gleich bedeutend gebraucht wird, 
Seine Kraft umſonſt und unnuglich zubringen, Ef. 49, 4. ' 
Sich unnuglicher Weife bemühen. Indeſſen ift es als ein mit 


unnütz gleich bedeutendes Wort im Hochdeuffhen größten Theils u 


veraltet; auch um fo viel eher zu enthehren, weil wohl nicht Teicht 





ein Fall vorformiten wird, mo der eigentliche ſchwãchere Sepciff 


we 


ſchlechterdings nothwendig wäre, Wenn esin Breitingers kriti⸗ y 


ſcher Dichtkuuſt Th. 2, ©. 127 heiße, ünnüg ichließe allen mög» 
lichen, unnüglid aber nar einen befonders vorher gefehenen 
Nugen aus, fo if diefer Unterſchied fo wohl wider den Gebrauch, 
als.auch wider die Abläitung, Eher läßt fich das Hauptivort die 


Unnüglichfeit vertheidigen , weil man von unnüg fein Haupte - 


wort bilden fann. 


Unordentlich, —er, —fie, adj. et adv. der Gegenſatz von 


ordrnelich, doch nur in einigen Bedeutungen, 1. Der Übereins - 


ſtimmung des Mannigfaltigen in der Folge der Dinge nach und 
neben einander zuwider und darin gegründet, Es liegt alles 
fehr unordentlich unter einander, in Anfehung der Folge der 
“ Dingeneben eirfänder. Line unovdentliche Erzählung, etwas 
fehr unordenelich erzählen, in Rückſicht aufdie Folge der Din⸗ 
ge aufeinander. Pin unordentlicher Zaufe Menichen, 2. Im 
moralifhen Verſtande, der gehörigen übereinſtimmung unferer 
Handlungen mit der Volfommenbeit unfers äußern und innern 
Zuftandes zuwider, und darin gegründete. Ein unsrdentli 
Leben fuhren. 
dentlich leben. 


Anm. In der Deutfchen Bibel kommt noch einige Mahl das 


Unordentliches Weſen, Epheſ. 5, 8. Unor⸗ 


veraltete unordig vor, unordig wandeln, 2 Theſſ. 3,6, 17, 


unovdiges Wefen, ı Petr, 4, 4. welches von dem veralteten 
‚Hauptiorte Ord, Orden, Drdnung if. Wenn einige dieſes 
- Wort für icfeguläc gebrauchen, fo wohl im eigenelichenWerfande, 
als auch figürlich, durch Feine Kegel eingefchränkt, fo iſt olches 
"ein Mißbrauch. ERTL ENTE ar 
Die Unorönung, plur, sie — en, der Grgenfag der Ordnung, 


doch auch nur in einigen Fällen. 1. Objective, (1) Der Mängel . 


der Übereintimmung des. Mannigfaltigen, in der Folge aufund 
nebeneinander; ohne Plural, Die Truppen gerathen in Un— 
ordnung. Line Bibliothek, welche ſich in der größten Uns 
ordnung befindet, In allen ſeinen @efcpäften herrſcht nichts 
als Unordnung. Ingleichen figürlich, Mangel der gehörigen: 


Übereinfimmung in der Folge der Handlungen, Dielnordnung 


in dem Verfahren. Ingleichen Mangel der Übereinffimmung uns 
‚feree Handlungen mit unferer innern und äußern Volfonmens 
beit, (2) Eine unordentliche Veränderung, mit dem Plural, 


Es gibt Unordnungen in dem menſchlichen Bötper, in der R), 


“Luft, in den Slementen. 2. Subjective, die Gewohnbeit, 
wider die Übereinſtimmung des Mannigfaltigen in der Folge 


der Dinge auf und neben einander, zu handeln; ohne Plural. = 


* 


Die Unordnung diefes Menſchen iſt groß. Im mittlern Latein. 


‘ Deordinatio, Exärdinatio, N 
Unpertepifh, — er, — te, adj. etadv. der Gegenſatz von par⸗ 
teyiſch. ı. Keiner Partep zugetban, es mit feiner von zwey oder 


mehr widrig gefinnten Parteyen haltend, wo es zuweilen ffir neu * 


tral gebraucht, doch um der Verwechſelung mit der folgenden Be» 
deutung willen Tieber vermieden wird. Parteylos würde in dies 
fen Falle eber zu empfehlen ſeyn. 2. In engerer und gewöhnli⸗ 


cherer Bedeutung, geneigt, fich inder Beurtheilung anderer undin - 


feiner Öefinnung gegen fie durch Feine-außerwefentlichen Umſtan⸗ f 


de beftimmen zu Laffen, und darin gegründet. Unparteyiſch 
von der Sache urtheilen, Sin unparteyifcher Richten. Sehr 
unparteyifch feyn. 


Unparteplich, — ev, — fe, adj. et adv. weldesmit dem vori- 


gen gleich bedeutend iff, und um der dem Gehöre unangenehmen 


Ableitungsſylbe —ifch willen, dein vorigen Worte in der edlern - 


Schreibart vorgezogen wird, audy noch den Vorzug bat, daß davon 


parteylich urtheilen. Dev unpaveeylichfte Richter, 


ein Hauptort gebildet werden kann, die Unparteplichkgit. Une 


ie 


et Din Se ee ee 


TEN 












ee. a 


Die BE plür.inuf,» Die Eireifhatisine * 


fon od 
> Unparseplichfeit eines Urtheils, 


 Alanfände zubeuctheilen, allein nach befter Einficht des überwie⸗ 

ir genden Rechtes zu handelt. 
— * npaͤß, adverb. welches der Gegenſatz des veralieten Nebenwor. 
ees paß iſt, einigen Anſtoß ander Geſundheit habend, ſich nicht 
völlig wohl befindend, ohne eben Frank zu feyn, als welches mehr 
* faget. Unpaß feyn. Im Hochdentſchen wird die ſes Wort in der 
edlern Schreibart felten mehr gebraucht, öfter noch das folgende 
unpaßlich. Wachter und die meiften Sprachforfcher nach ibın 
Yeiteten diefes Wort von dem veralteten Comparative baß, beffer, 
ber, und wollten es daher wider alle Ausſprache unbaß gefchrieben 


diefem Worte gehöret, fo fern daffelbe im Niederdeutfchen den 
gehörigen Zuſtand der Gefundheit bezeichnet, As ein Beywort 
wird es im Sochdeutſchen nicht gebraucht, indem dafür das fols 
gende unpäßlich üblich iſt. Aichinger nnd einige andere Sprach · 
Ichrer nennen es ein unabänderliches Beywort, welches nur in der 
erffen und vierten Endung üblich fey ; ich weiß nicht, mit welchem 
Grunde, indem es ein wahres Adverbium iſt. Im Schwedifch, iſt 
‚opalslig gleichfalls unpaß: eben daſelbſt aber iſt Impals, eine 
Beſchwerde, ein Hinderniß, welches Ihre vondem Ital. Impac- 
cio herleitet. 
AUnpaßlich, — er, — ſte, adj, etadv. welches eigentlich ein we⸗ 
nig unpaß bedenten ſollte, aber in der auſtäudigern Sprechart für 
unpaß überhaupt gebraucht wird, beſonders wenn dieſes als ein 
Beywort ſtehen follte. Unpäßlich feyn. Lin unpäßliches Rind. 
‚Die Unpäßlichkeie, plur. die—en. ı, Der Zuftand, da 


fundheit, welcher noch Feine Krankheit genannt zu werden ver⸗ 
„dient; mit dem Pluräl, Huffen, Schnupfen, Flüge if. f find 
"Hergleichen UnpäßlichFeiten. 

Unperſoͤnlich, adj.etadv,der Gegentag von perfönlich. 1. Reis 
ne eigene, für ſich beftehende Perfon ausmmachend. So nennt man 
in der Theologie die menfchliche Natur Chriſti unperfönlich weil 
fie niemabhls eine eigenefür fich beftehende Perfonausgemachtbat. 

2. In der Sprachkunſt find unperfonliche Zeitwörter, Imperlo- 
nalia, welche kein perfönliches, fondern nur ein fehe unbeikintm- 
tes Fürwort vor fich leiden, und nur in der dritten Perfon ge: 
braucht werden. Auch diefe unbeſtimmten Fürwörter pflegen einige 
unperfönliche zu nennen, im Gegenfaße der perfönlichen, Du 
ber die Unperfonlichkeit, in beyden Bedeutungen, 
Die Unpflicpt, plur. die— en, der Gegenfag von Pflicht, doch 
nur in engerer Bedeutung, fo fern diefes Wort die Verbindlichkeit 
eines Unterthanes gegen feinen Grund⸗ und Oberherren bezeichnet, 
wo es auch nur in einigen Gegenden üblich ift, aber in verſchiede⸗ 
nem Berftande gebraucht wird, 3, In einigen &rgenden find Un- 
pflichten, Berbindlichkeiten der Unterfbanen, welche nicht zu ges 
wiſſen beftimmten Zeiten, ſondern nur bey außerordentlichen Ges 
legenheiten geleiſtet werden, 3.8. Kriegesfuhren, Verfolgang und 
Auffuchung der Übelchäter u. f. fr Sie haben vermuthlich diefen 
Kahınen, weil fie anfänglich nicht als eine Pflicht, fondern als 
eine Gefälligkeit gefordert twurden, 2. Ju andern Gegenden find 
Unpflichten, ungebührliche, ungewöhnliche Abgaben, welche über 
die Gebühr gefordert werden; imo un die Bedentung eines be⸗ 
fhwerlichen, ungebührfichen Dinges bat. 3. Moch häufiger wer⸗ 
den in manche Gegenden alle Abgaben und Steuern dee Uuter⸗ 
thanen an die Obrigkeit Unpflichten genannt, entweder auch aus 
denm vorigenGrunde, oder auch, weil fie ae ah nur freywillig 
und aus Befälligkeit sewilliger wurden. Butgerliche Unpficpeen, 
el. w. B.4. Th.⸗ Kuh 


Vo Te Te TE ———— 
* EN 7 , —* + . 


\ 


‚oder Sache da fie unparteylich oder unparteyifch iſt. Die 
des Richters. 2. Die Nei⸗ 


gung, die Fertigkeit, andere ohne Abſicht auf außerordentliche 


imn welchem Berftande es doch felten mehr. vorfomme, 


toiffen, Allein, bey. ı Paß ift bereits gezeiget worden, daß es zu 


- man unpößlich ift, obne Plural. 2. Ein leichter Anſtoß der Ge⸗ 


ne 882 


bürgerliche Abgaben. Niederſ. Unpligt. (S. auch Ungeld, wel, 
ches im ähnlichen Verſtande gebraucht wird.) 4.Chedem war Uns 
pflicht ohne Plural auch Übertretung feiner Pflicht , Untreue, 
in weicher Bedeutung es aber.veraftet ift, 

Anpfligtig,— er, — ſte, adj. erady. 1, Su Unpflichten vers 
bunden, in den drey erfien Bedeutungen des vorigen Hauptwortes; 

2. Pflicht ⸗ 
vergeſſen; eine veraltete Bedeutung. 3. Als der Gegenſatz von 
pflichtig, zu gewiſſen Pflichten verbunden, iſt unpflichtig we 
len, zu feinen Pflichten gewiſſer Art verbunden.’ So ſind z. B 
unpflichtige Unterthanen, welche dem Grundherren zu feinen 
Frohndienſten u. ff verpflichtet ſind. Sp au die Unpflichtig: 
keit, ohne Plural, von dein Zuſtande. 

Der Unrath, des— es, plur. car. der Gegenſatz von ı und 2 
Rath, doch nur noch in einigen, zum Theil veralseren Bedeutun⸗ 
gen. 1, Unnüge Dinge, welche aus - oder weggeworfen werden, . 
wie Kebricht, ingleichen Korb, Unflatd uf, f. Der Unrath des 
Heeres, Unreinigfeiten, weldge das Meer auswirft, Wo. gller 
Unrarh ausser Stadt zufammen fließt. Dev Unrath sus 
der Naſe, aus den Ohren u. ſ. f. Von dem Rothe und audern 
Unreinigfeiten iſt es am gangbarften, wenn ınan aus Höfi: hteit 
haͤrtere Ausdrucke vermeiden will. Es ſtammet ohne Zweifel von 

2Kath, ein Werkzeug, und im weiteſten Verſtande, ein branch⸗ 
bares Ding ber, fo daß Unrath, eigentlich etwas Undrauchbares, - 
Unnüges bedeutet. 2. Verwirrung, Unorduung, Verdruß, Uns 
einigkeit uf, f. eine nurnoch bin und wieder im gemeinen Leben 
übliche Bedeutung, Der Here wird unter dich fenden Unfall, 
Unverb und Unglück in allem, das du vor die Sand nimmik, 
5 Moſ. 28,20; wo es doch im engſten Verſtande dem gerathen 
entgegen geſetzt zu ſeyn, und für Mißrathung zu ſtehen ſcheinet. 
Onanias ſahe, daß viel Unraths aus ſolcher Uneinigkeit ent: 
ſtehen würde, Mace. 4, 4. Vermuthlich auch von 2 Rath, 
fo fern es gehörige Act und Weiſe bedeutet hat. Bey dem: Ott⸗ 
fried iſt anarati, Verderben Unheil. 3. Unrichtiges Verfahren, 
Unrichtigkeit; ohne Zweifel von eben derſelben Bedentung. Man 
gebraucht es nurnoch im gemeinen Leben ohne Artikel in “der R, 
A. Unrarb merken, eine Unrichrigkeie entdecken, und im weiter 
ſten Verſtande, ein bevorſtehendes übel wittern. Er mag ſich 
an Lenen rächen wollen, denn er glaubt Unrath zu merken, 
Weiße. 4. Eine verſchwendrriſche Handlung, don ı Rach-, ii 
der R. A. etwas zu Rathe halten , fparfam damit ungeben, [o 
daß Unvarh eigentlich Mangel der Haushältigkeit und weiten 
Sparfamkeit in einzelnen Fällen bedeutet. Wozu dienet dieſer 
Unrarh? Matth. 26,8, Und was foll doch diefer Unrath? 
"Mare, 14, 4. Dasif Unrath/ unnüger Aufwand, unnüger 
Überiuf. 5, ı unde Rath. 

Unrächli, — ev, — fie, adjsetiady. der Öegenfaß von räth- 
lich ı1,den Regeln der weifen Sparfamkeitnicht gemäß. Unräth— 
lich mit etwas umgehen. So and die Unvarhlichkeit. 

Unrecht, adverb. weldyes der Gegenfüs von dein Nebenworte 
recht iff, aber nur in einigen. Bedeutungen deffelben gebraucht 
wird, 1. Mitder Sache felbft, mit der Wahrheit nicht übereinfkims 
mig; unrichtig falſch. Etwas unvecht verftehen. Bine Sache 
unrecht erzählen, vortragen. Unrecht ſehen, unrecht leſen. 
Du biſt ſehr unrecht berichtet worden. Inder edlern Schreibart 
find dafür unrichtig und andere Ausdrücke üblicher," 2. Der 
Abficht, dem Endziwede, dev Beſtimmung nicht gemäß; doch ag 

- in einigen Fällen des gemeinen Lebens, Jh Fomme bier wohl 
unrecht, ih komme wohl an einen andern Drt, alsan welchen ich 
wollte, Figürlich fage man im gemeinen Leben, man kommt bey 
jemanden unrecht an, wenn ınan wider Vermuthen feine bt e 
bey ihm nicht erreicht, Unrecht sehen, | irre geben, fehl geben, 

sr i Das 


* 


} 


* 


‚288 


"Dis it fo Enid nicht, ift der Abſche fo en gemäß. Der Atntedhemäfig, ne fe, A Fr adr. der Begunfag vor 


Einfall if nicht unrecht, ift zu brauchen, zu nußen. - Seine 
Sachen fehr unvecht anfiellen. 3. Dem Gefege, dem Rechte, 
der Billigkeit nicht gemäß, ihnen ‚zuwider. ‚Unrecht handeln. 
Du haft ſehr — ran gerban. An engerer Fedeutuug für 
ungerecht. Femanden unrecht thun, wo es aber auch das 
Hauptwort feyn fann. Es iſt unrecht, einem andern einen Theil 
des ihm gebührenden Lobes zu entziehen. (S. Recht.) Sowohl 
diefes Nebenwort, als das folgende Bepivort werden fo wenig com- 
parieret, als ihr Gegeuſatz recht. 
Unrecht, adj. welches der Gegenſatz des Bepwortes recht if, 
ap: auch nurin einigen Bedeutungen deffelben gebraucht wird, 
. Mit der Sarbe felbfi, mit der Wahrheit nicht übereinffünmigz 
für unrichtig⸗ falſch Die unrechte Bedeutung eines Wortes. 
Etwas aus dem unrechten Seſichts puncte anſehen. 2. Der 
Adficht, dem Endzwecke,/ der Beſtimmung, den Umftänden nicht 
gemäß. Die ungechten Mittel zu etimas wählen. Auf unrech⸗ 
sem Wegefeyn. Die unrechte Seite eines Tuches, die linke. 


Das iſt der unterhte Schlüffel, es iſt wicht der, welchen ich verz - 


Tangte, Jem anden zur unrechten Zeiefommen, zur ungelege⸗ 


‚rechtmäßig, sinem Geſetze zuwider, und in weiterer Bedeutung, 
den Abſichten und deu Endzwecken einer Sache nicht gemäß. Die 
unvechtmäßige Gebrauch der Geſchöpfe Gottes, der ihrer wah- 


reu Abfichtnicht gemäß ift. Unvechtmäßige Sandlungen, welde 


einem Geſetze widerſprechen. Etwas unvechtmäfiger Weife att 
fich bringen, befigen. So aud die Unvegptmäßigteit, von die ſer 


Eigenſchaft, ohne Plural. 
Unredlich ⸗er, —fe, adj. et adv. nicht redlich in den noch 


jest gangbaren Bedeutungen biefes Wortes, ı. Nicht mil der ge⸗ 
Wiſſenhafteſten Befolgung feiner Pflicht, und darin gegtünderzin - 
welchen Verſtande es am feltenfienifl, Die Befagung wehrete 
fi ſehr unredlich. 2. Abneigung befigend „fein äußenes Bezrir. 
gen gegen andere ‚feiner,innern Gemüthsart gemäß einzurichten, 
und dacht gegründet; alsein glimpflicher Ausdruck für das härtere” 
falſch. Unredlich mit jemanden umgeben. ‚Lin.u er 
Mann. 3. Abgeneigt, das, was recht und billig iſt, bloß dar⸗ 
am zu thun, weil es recht und billig iſt, und darin gegründet; 
nicht rechtfehaffen. Unredlich an jemanden handeln. Soaug 
die Unzrälichkeie in allen Bedeutungen, * 


nen;unbequemen. Das liegt am unrechten Orte, nicht an den Alnregelmäßig, —er, — ſe, adj.et adv. der Gegenſat — 


gehörigen, Ich bin an den unrechten Mann gekommen. Der 
Brief iſt in unrechte Hände. gekommen, an eine Per ſon, für 
welche er nicht beſtimmt war. Dle unrechte Kehle, eine im ge⸗ 
‚meinen Leben-übliche Senennang der Luftröhre. 3. Dem Geſetze 
ůuwider, unrechtmaßig; am hãufigſten in einigen Faãllen. Das 
‚geht mie unrechten Dingen zu, auf eine unerlanbte Art. Auf 
untechten Wegen ſeyn, verbothene Abfichten begen. 4. Dem 
Rechte, der Billiakeit zuwider, ‘für ungerecht, anbillig, auch 
nur noch ja einigen Fallen. Spridin. unrecht Gut gedeibet 
Ahr, auf ungerechte Art erworbenes Gut. Ju der DeutſchenBi⸗ 
bei kommt es in dieſer Bedeutung noch mehrmabls vor, wo mar 
unrechte Wage, für falfche, unvechte Leute, unrechte Gelege, 
unxechtes Urtheil u, f. f. für ungerecht, unbillig mehrmahls fine 
det. Bey dem Oufried unrehteo, 

Tas Unrecht, des-— es, plur. car. der Zuſtand, da etwas un 
recht ift, und dasjenige, was unrecht iſt, als. der Gegenfag von 
dem Rechte, doch nurin einigen Bedeutungen deffelben, 1. Der 
Zuſtand, da jemandes Worte oder Handlungen mit der Sache ſelbſt, 
oder mit der Wabrheit nicht überein ſtimmen; nur in einigen R. 
A. und ohne Plural. Unrecht haben, aus Jrrihum nicht der 
Wohrheit oder Sache gexrliß urtheilen. Jemanden Unrecht ges 
ben, urtheilen, und geflehen, daßer Unrecht habe. 2. Der Zus 
dand, da eine Handlung in den Gefegen, in dem Rechte, der 
Billigfeit nicht gegründet iſt deufelben zuwider Länftz auch nur 
noch in einigen Füllen, wo man gleichfalls fagt, Unrecht haben, 
and jemanden ü 
daß man Unrecht habe, Unrecht thun, wider die Vorſchrift des 
Geſetzes handeln. Eewas mit Unrecht an ſich bringen. Un: 

vecht leiden. Temanden Unreche thun. Mir geſchiehet Un⸗ 
xecht. Wo es oft auch unzechtmäßige Handlungen bedeutet, ohne 
um deßwillen den Plural zu verffatten, Im weiteſten Verſt aude 

bedeutet es in der Deutſchen Bibel mehrmahla fo wohl den von dem 
Geſetze Gottes abweichenden Zuſtaud, als auch die darin gegründe⸗ 


tenandlungen. 3. Ehedem wurde es auch hãufig fürunzerechtig⸗ 


keit, Unbilligkeit gebraucht, welche Bedeutuug jetzt größtenTheils 
peraltet iſt. Jemanden Unrecht thun, ungerecht gegen ihn 
- Handeln, Ein Kaufmann kann ſich ſchwerlich hüthen vor Un— 
recht, Sir. 26,28, Mir Unrecht verdammt Gott niemanden, 
HGiob 34, 12. 
Schon bey dem Kero Unrecht, der es auch für Goctloſigkeit, 
Boeheit gebraucht, im Iſtdor Unrehd. 


* 
I 


nrecht geben. Sein Unrecht gefteben, gefteben, . 


gelmäpig, der Regel, der Vorfchrift des freyen Verhaltens nicht 
gemäß; irvegular, wofür doch vegellos üblicher und wohin, 
„genker iſt. So aud) die Unvegelmäßigfeie, 


Unreif; —er, —fe, adj. et adv. der Gegenſatz vortteif, in ſei⸗ 


en beyden Dedentungen. Unreifes Obſt. Das Getreide iſt 


noch unreif. Bin unreifes Gefhwür, Kin unreifer BAR |, 
‚welcher nicht gehörig überlegt: worden, 


Die Unteife, plar. car. der Zuftand, da ein Ding. unzeif 


‚Die Unreife der Fruchte. 


fAnreimiſch —er, —te, adj.et adv..ein siedriges ame in 


den gemeinen Ricderdentfchen Mundarten für ungereimt, albern, 
übliches Wort, welches oft auch für wahnwigig gebraucht wird. 
Es ſtammet eben fo wie ungereimt von Reim und reimen, in * 
figürlichen Bedeutung des vernünftigen Zuſammenhanges ab, S 
Reimen. 


Unrein, et, —fie, adj. et adv. der Begenfag von. ein, der 


in —— jämmtlichenBedentungen üblich if, daher diefe dort nahe 
zuſehen find. Das Glas iſt umvein. -Unveine ßände haben, 
‚Unveine Schafe, fräßige Unreine Thiere bey den äftern und 
neuern Juden, welche ihnen zu eſſen verbothen find. Bine im 
seine Schreibart. Line ungeine Stimme: Schon bey dem 


Ottfried unrein. 
Die Unzeinigkeit, plur. Sie—en, der Gegenſatz von Reinig⸗ F 


keit, der doch nicht in allen Bedeutungen des Wortes vein übe 
lich iſt 1. Als ein Abflractum und ohne Plural, 
Rand, da ein Ding uncein iſt, wo es in’den meiften Bedeu ⸗ 
tungen des Benwortes gebraucht werden Bann. 2, Dasjenige, 
was andere Di,pie unrein macht, mitdem Plural; beſonders in 
der ‚eigentlichen Bedeutung, wo allerley Arien des Schmuges 
Häufig Unveinigfeiten genannt werden.- Ju figürlichem Ver⸗ 
fiande werden befouders grobe Vergchungen wider die Keuſch⸗ 
beit Unrein gkeiten genannt, ſo wie in der Deutſchen Sbel 
f wohl der ganze fündliche Zuftaud des Menſchen, als auch 


eine fündlihe Handlung Unter dem Nahmen der — 3 
‚boriommt. - yo 
Unveinlich, er, —fie, adj.et adır. der Begenfag von reinlich. 


. Den, was unrein iſt, äbulich. Ein unveinliches Zimmer, 
* ſteht hier ſehr unreinlich aus. 2. Der Reinigkeit nicht be⸗ 
fliſſen, abgeneigt, alles, was unrein und ekelhaft iſt, auf dag. 
möglichfte weazufchaffen, oder zu vermeiden, und darin gegruudet. 
Unreinlich mit ben Speifen umgeben, Ein unreinlicher = 

— a 


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der Zu 





IN 


N 





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In den gemeinen 
nrichtig tig/ Er 
gen firhet, nnd befonders als der Örgenfuß in deffen 2er, Ater, 
0 sten und Öter Bedeutung gebraucht wird, Die Uhr, die Pol 
. ogehrunrichtig. Line unrichtige Zahl, Rechnung: Kin uns 


a  wihtiges Verfahren, weiches der Regel, der Vorſchrift zuwider iſt. 
[8 unrichtige Zeitwörter, in der Sprachfunft, irreguläre, welche 
in der Abwandelung von der allgemeinen Regel abweichen. Kin 
unrichtiges Gewiſſen, ein. irriges, deſſen Urtheil mit der Sache 
ſelbſt und dein Geſetze wicht überein fFimmer.: Rue : 

Die Unrichtigfeit, plur. die —en, der Begenfag der Richeig⸗ 

eit. 1, Als ein Abfkractum und ohne Plural, die Eigenfchaft 

eines Dinges, da es unrichtig iſt, in allen Bedeutungen des Ge⸗ 
genfages. Die unrichtigkeit einer Rechnung, der Uhr, eines 
verfahrens, der Zeitwörter m. ſ. f. 
d. is folche Umfkände, welche ſo wohl von dev Ordnung, der Ein⸗ 
förmigkeit, der Übereinffimmang, als auch von der Vorſchrift oder‘ 
Kegel, als endlich auch von der Wahrheit abweichen; mit dem 
Plural... Unrichtigkeiten im der Rechnung. Sifforifihe Unrich⸗ 
tigkeiten, Abweichungen vonder ſtrengen Wahrheitin den einzel⸗ 
nen Umffänden dev Begebeuheiten, weiche darum noch nicht gleich 
Irrthümer ſind. — 

Die Unruhe, plur. die —n, der Gegeuſatz der Ruhe. 1. Als 
ein Abſtractum und ohue Plural, wo es beſonders in den fünf weis 
tern Bedeutungen des; Abſtracti Ruhe üblich if. - Die Unruhe 

leben, den Zuffaud heftiger Bewegungen, beſchwerlicher Ge⸗ 
ſchaͤfte, vielen Streites und Geräufhes, heftiger Gemüthsbewe⸗ 
gungen... Unruhe anrichten, Streit und Mißbhelligkeiten unter 
mebrern, 2 

Ah nicht unfere Unruhe fchen, indem wir fie einem Sreunde 

. Magen? Geil. unfere beſchwerliche unangenehme Empfindung. 
3. Ein in einer beffändigen Bewegung befindliches Ding, mit dom 
Oluralʒ in welchem Verſtande man doch nur den Perpendikel an 

’ gittee Uhr ‚eine Unruhe zu nennen pflegt, Im engfien Vers 

‚ ftanse führet wur ein horizontaler Werpendifeh, und die runde 

“ Scheibe, welche m den Zaſchenuhren deffen Stelle vertritt, die⸗ 
fen Nopmen. ——— 

Bey dem Notker Unrauna, im Nieder ſachſ. Unruſt, Unraue. 
©. Ruhe. 


x 


in den fänmelicher Bedeutungen des Hanptwortes Unruhe, beſon⸗ 
ders von der Anweſenheit Heftiger ermüdender Bewegungen, leb⸗ 
baften®eräufhes, Stregtes und Wißverftändniffes, beſchwetlicher 
Empfindungen der Ungewißbeit u. f. fi » Unruhig ſchlafen. Ein 
anrubiges Leben führen. Ein unrubiger Menſch, welcher Fer 


als auch unaufhörlich Streit und Zank anzufangen. Es iſt aufder 
Gaſſe ſehr unruhig. Unruhig in feinem Gemüthe ſeyn, bes 
ſchwerliche Empfindungen baben. Ich bin heute unrubig und 
"im der Unruhe Fönnse ich mich leicht UÜberreden laſſen, Gell. 
Femanden unruhig machen, beſchwerliche mit Ungewißbeit ver: 
‚  bundene Empfindungen in feinem Demüthe hervor bringen. Im 
miederſ. unrauig, untuflig,ungeruf, wo man auch das Haupt 
wort ein Unraſt, ein marubiger Menſch, hats | 
2 Unrühmlich, er, tie, adj. etadv. der Gegenſatz son rübm: 
»  Lich,Feinen Ruhm dringend und. gewährend, ein gelinder Aus— 
druck fürdas härtere ſchimpflich. Kine unruhmliche Slucht. 





Une, diesrite ind vierte Endung des perfänlichen Flirwortes der 
wiehyern Zablwir,. Uns ſollte ſo etwas widerfahren? Gage 


¶ Soreharten unrendiich/ S.Neinlich.) So duch 


—fe, adj.et adv, welches dem vichtig entge⸗ 


2Unrichtige Umſtäude, 


Das ganze Haus war voller Unruhe. Mindert 


# ; Unruhig, —er, —fe, adj. et ade. der Grgenfaß von ruhig, 


uAgkeit beſitzt, ſo wohlin beſtändiger heftiger Bewegung zu feyn,. 


So unr ühmlich fallſt du dahin in der Blüthe des Lebens, 


uUnf. 886 


es upos. Alle haben uns verlaffen. Diefesalte Fürwort lautet 
ſchon bey dep Kero uns, bey dem Ditfged uns, und im Dativo 
mit einer veralesen Endung unfih,, ben dem Ulphilas gleichfalls 
uns, tn Hofändifchen ons, im Angelfächfifchen und Englifchen 
ohnemmur us. Es ift fehr wahrfcpeinlih, daß es mit und, unter, 
inter und nosperwandtift. Daß es ebedem für wie auch in der 
erften Endung gebraucht wurde, erhellee theils aus dem Ulphilas, 
wo uns noch für wir ſtehet, theils aus der zweyten Endung unſer, 
welche noch davon abſtammet. S. Unſer und Wir, wo mehr 
don die ſein Fürworte vorfonimen wird. 

f Unſacht, —er, —rür,adj. et adv. ein nur im Niederdeutſchen 

für unſanft übliches Wort. S. Sacht. 

Unfaglid), —er, —ſte, adj. et adv, was ſich nicht ſagen d.ĩ. 
nicht durch Worte ausdrucken uud beſchreiben Täffet, als derGegen⸗ 
ſatz des veralteten ſaglich. Unſaglich find Gottes Gerichte, 
Weish, ı7, 1. wofür doch unausſprechlich üblicher iſt. Am bau⸗ 
figſten gebraucht man es noch in figürlichem Verſtande, eine über⸗ 
aus große, unaus ſprechlich große Jutenſton zu beze ichnen, in wel⸗ 
chem Falle es denn auch die Comparation leider: Unſäglich viel 
Menſchen erwirgen, 2 Mage. 12, 26, Unfägliche Angſt em⸗ 
pfinden‘ Er fabe fie mit unfäglicher Verachtung an. Inder 
geineinen Mundarten wird es-häufig in unfälich oder unſelig zu⸗ 
ſammen gezogen, welche Form noch in der Deutſchen Bibel vor⸗ 
kommt. Unfäalige Mübe, Erd, 1,123  Diefes Wort ifk alt, 
denn (honftotken gebraucht unlagelich für unausfprechiih, und 
das jetzt veraltete Hauptort die Unlagelichu, für Unermeß ⸗ 
lichkeit. Daher die Unſaglichkeit, beſonders von der Eigenſchaft, 
da ein Ding unausſprechlich groß, klein, heftigen. CF. if, 

Unfanft, — er, —cike, adj et adv. der Gegenſotz von fanfs,dee 
ſich in deſſen fümmtlichen Bedeutungen gebraucherläffer, und jege 

nur noch die Abweſenheit des Sanften bezeichnet, und vornehmlich 
alsdann gebraucht wird, wenn man hart, Hark, heftig und ans 

dere harte Ausdrücke vermeidsa will. Unfanfe figen, hart. Fe 
manderunfenft angreifen. Eine unfanfte Bewegung, Che 
dem wurde es auch für die Bärterngchmerzhaft, empfindlich, hefe 
tig. u. ff. gebraucht. Der ich lo gar unlenfteclich enbir, 
deren Abwefenheit mir fo fchmerzbaft fälßt, Kaiſ. Heinrich unter 
den Schwäbifchen Dichten. Unſanft zerſt öger werden, Mid. 
2,10; mit Hefsigkeit, Wuth. r 

Untsstig, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenſatz von färig, 

welcher doch wenig mehe gebraucht wird, ». Nicht fürtigend, 
„ Unförtige Speifen, welche nicht leicht fait: madgen.. 2. * Nicht 
zu fättigen, eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt nmerfätrki 
üblicher iſt. Dev Menſchen Augen find unfärtig, Sprihiw.\ 
27,20. Kin smfattiges Sraß. Sir.31, 19, So auch dielin- 
Aattigkeit. Ri: 
Unfauber, —er,— fe, adj. et adv, der Begenfag vonfanber, 
indegen finmtlichenim Hochdeutſchen gangbaren Bedeutungen,‘ 
außer welden es auch noch als sin glimpflicher Ausdruck für uns 
rein, ſchmutzig schraucht wird. Pin anfaubeses Glas, welches 
nicht von Schuinge befrepet iſt. Un ſaubare Waſche, ſchmutzige. 
Kine unſaubere Arbeit, welche weder fein noch zierlich iſt. In⸗ 
gleichen figürlich in der Deutſchen Bibel, der unfaubere Griff, der 
anveine, böfe Seifl, Schon bey dem Kero, im Tatlan nnd bey dem 
Roıfer unlubro, unfubar, 8, Sauber. . 

Die Unfauberfeis, plur, die—en. », Der Sufland, da ein 
Ding unfauder iſt; ohne Plural. Die Unfauberfrit dev Wäſche, 
eines Blafes, einer Arbeit n.f.f 7 2. Dasjenige, was andere 

‚Dinge unfanberrmacht, mit dem Plural; wo fo wohl Schmutz, 
der die Reinigkeit hindert, als auch alles, was der Feinheit und 
Zierichkeit entgegen ſtehet, zuweilen eine Unſauberkeit genannt 


Lu Unfpäs: 


X 


887 A 


Unſchaͤdlich, —er, — fie, adj. et ER —— —S 
„ich, fo wo iu einzelnen Fällen keinen Schaden briugend, als auch 
überhaupt, nicht fühig Schaden zu bringen, die Vollkommenheit 
eines andern Dinges zufindern, Unſchãdliche Speiſen. Kin 
unſchadliches Thier. Das in dir unſchadlich. So auch die 
Unſch adlichkeit. 
Unſchattig, ©. Ohnfhaitig, weiches doch nicht fo richtig iſt. 
Unſchätzbar, ey —fe, adj. et adv. was nicht geſchatet wer⸗ 
„ben kann, keſſen Werth nicht verhältnißmäßig in Abſicht anderer 
Dinge beflintme werden kann. Das ift unfpägbar! Unſchäg— 
bare Reichthümer. Unfipägbare Verdienſte. So auch die 
nich ügbarkeit, Der Gegenſatz hägbar kommt in diefer Bedeu⸗ 
‚tung wenig vor, 
Anſcheinbar —er, —fe,adj.ei adv. ber@egenfag von ſchein⸗ 
bar, doch nur in der engern Bedeutung, keinen Glanz, fein, gläns 
‚sender, lebhaftes Anfeben bgbend, von Schein, Glanz, Ichhaftes 


ihre jrifche Lebhaftigkeit verlieren, Unfpeinbare Treffen. So 
auch die Unſcheinbarkeit. * 

Unſchick lich, ⸗ er —ie,adj,et — der Gegenſatz von fchie®: 
lich, was ſich nicht ſchickt, der Sache und ihren Unfänden nicht 
«gemäß iſt. Eine unichielihe Antwort: Zur unſchick lichen Zeit. 
Des Unſchickliche der Liebe in tugendhaften Herzen if eine 
Erſcheinung, die defto merklicher ift, je feltener man tugend= 
bafte Herzen antrifft, Herniet. So au die Unſchicklichkeit, 
weiches quch zuweilen von unſchicklichen Dingen gebraucht wird, 

und alsdann auch den Plural leidet. 2 

Unſchiffbar, — ev, — fte,adj. et adv, was nicht mit Schiffen 

> befahren werden ann, im Grgenjage von fchiffbar, 
ſchiffbarer Strom. Sp auch die Unfohiffbarkeit. | 

AUnſchlachtig / — er, — fie, adj. et adv, welches im Hochdeut⸗ 

ſchen veraltstäift, und fo viel wie das gleichfalls felfene ungez. 
ſchlacht bedeuten. Ihe ſeyd unfträfiich mitten unter dem uns 
ſchlachtigen uns verkehrten Geſchlechte, Dhil.e, 15. 

Das Unſch litt/ des—es, pur. car. ein nur in manchen Sprech⸗ 
arten, befonders Dberdeurfchlandes, üßliches Wort, den Talg zu 
bezeichnen. Daber das Unſchlittlicht, ein Talglicht. Das Un⸗ 

ſchlittamt zu Nürnberg ift einobrigfeisliches Amt, welches aus 
drey Abgeorönvren des Rathes, einem Amtmanne aus den Patris 
eis, einem Schreiber und einem Unſchlittſchauer befteber, und 

in weldiesdie Fleiſcher alles ihr Unschlitt oder Talg liefern, die 
Kichtzieber and Seiſenſieder aber ihr Bedürfuiß von demfelden 
aehmen müffen. Das Wort wird in den gemeinen Mundarten fehe 


Ein uns 





— 


Ana Fällen als auch — — von der Fertigkeit ——— 


gels. Unfchlüffig ſeyn, ſich nicht eutſchließen können, ſich noch 
nicht entſchloſſen haben, welches letztere eigentlich unentſchloſſen 
iſt. Ein unſchlüſſiges Betragen. Daher die Unſchlüſſigkeit. 


Unſchmackhaft, — er, — eſte, adj. et ady. der Gegenſatz von 


ſchmackhaft, feinen Geſchmack habend, was nicht durch den Ge⸗ 


ſchmack empfunden werden kaun. Das Waſſer ift unfchmadbaft. > 


Ingleichen feinen angenehmen Geſchmack habend, von Dingen, 
welche denfelben haben follten. In beyden Fällen auch figürlich 
Dir Gewohnheit macht die Süpigkeir der Güter, welche man 
beſitzet, unſchmackhaft. Das verlängerte unſchmackhaftig iſt 
Aberflüßig, außer ſo fern man ein Hauptwort, die —E—— 
tigkeit, davon bilden kann. 
Unfmerzbaft, — er, —efle, adj. ‚etadr. der Gegenfag von 
ſchmerzhaft, der doch felten vorkommt, nicht fchmerzbaft, - 


Die Unſchuld/ plur. car. eigentlich der Öegenfag der Schuld, Ü 
Anjeben, Ein Gemählde wird unſcheinbar, wenn die Farben - 


doch nut in einigen Bedeutungen drffelben. 1, Derjenige Zuftand, 
da man feine Schuld bat, d. i. nicht die wirfende oder veranlaſſen⸗ 
de Urfache eines- Verbrechens oder Vergehens ifk, ur einzel · 


nen Fällen. Seine Unſchuld beweiſen, beweiſen, daß man an 


einer verbeißenen Handlung nicht Schuld iſt. Sich auf feine Un⸗ 
ſchuld berüfen. Wo esinengerer Bedeutung auch den Mangel 
des Bewußtſeyns eines Verſehens bedeutet, Ich trat in aller 
AUnſchuld in das Zimmer: Sie fagte-in aller Unſchuld uf. — 
ohne ſich dabey eines Verſehens bewußt zu ſeyn. (2) Fir weiterer 
Bedeutung, der Zuſtand, da man überhanpt keiner groben Vers 


gehungen ſchuldig ift, wo die Unſchuld in noch weiterm Verſtande 


oft auch die Kenntniß ſolcher Vergehungen ausſchließt. Die Uns 
fchuld ohne verſtand ik ein ſehr mirtelmäßiger Schatz, Gel, 
unſchuld lachelt ſanft auf ihren Wangen, Geßn. Thränen . 
im unſchuldvollen Auge, eben derſ. Man verbringe ſeine 
Jugend in Unſchuld, Geh. Im eugſten Verſtande iſt die Un— 
ſchuld derjenige SuflanddesGemütbes, da es nicht allein von aller 


Untenfchbeit frey iſt, fondern_auch von den Vergehungen diefen 


Art feine Kenntniß bat. Die Unſchuld eines Kindes argern. 


(3) Figürlich bezrichnet dieſes Wort auch häufig, beſonders in der 
 edlern Schreibart, unfehutdigePerfonen, und zwar in allen voris. 


gen Fällen. Wo übermuth herrſcht da finder die Unſchuld 
wenig Schutz. Dielinfhuld atgern. 2. In weiterer Bedeu⸗ 
tung wird es oft für Unſchädlichkeit gebraucht denjenigen 
Zuſtand zu bezeichnen, da ein Ding zur Verminderung der 
Bollfommenbeit eines-andern nichts beyträgt. Die ſcheinbare 
unſchuld des Spieles verleitet manche zur Sicherheit, 


verſtellet, indemes bald Unſchlitt, bald Unfhlidt; Inſchlicht, Unſchuldig, — er, — ſte/ adj.et adv, weldes zwar der Ge⸗ 


Inſchlitt, Inſelt, Infel, Angelf. Infil, und in einigen Gegeu⸗ 
den, z.B. int Osnabrückiſchen, gar Ungel lautet, nach welcher 
Form auch bey dem Apherdian Ungelkerze ein Balglicht iff. Diefe 
Unbeſtãndigkeit in der Ausfprache macht die Abftammung ſchwer 

und ungewiß. Judeffen iſt am wahrfcheinlichften, dag die Form, 
Ungel der Quelle am nächften fommt, indem diefelbe mit unge- 
re, Unguentum, verwandt iſt und einen fetten ſchmierigen 
Körper bedeutet. Die Gaumen» und Ziſchlaute werden häufig 
nit einander verwechfelt, daher Ungel und Jnſel nur als verſchie⸗ 
dene Mundarten eines uud eben deſſelben Wortes angeſehen wer⸗ 
den müffen, woraus denn in härtern Mundarten Unſchlitt, Sn 
ſchlicht geworden. Dieſe letzte Form has den Friſch verleitet, es 
für ein aus Ungel und Licht zufammen gefegtes Wort zu hal⸗ 
sen, und es eigentlich durch ein Talglicht zu erflären, welches 
Daber wider allen Sprachgehrauch if, Im Daniſchen iſt Iſter, 

Schmalz. 

Unfcylüfig, er, ⸗ſte adj. ei adv, Mangelan dem Vermds 


ger un zu eutſchließen Yabend, un derin gegründeg, fp wohl in 


genſatz des ſchuldig iſt, aber nur in den Bedeutungen des vori⸗ 
‚gen Hauptwortes gebraucht wird. ı. Keine Schuld anf ſich ha⸗ 
bend, d. i. weder die wirlende noch die veranfaffende Urſache 
eines Verbrechens oder Vergebens ſeyn. Go wohl in rinzels 
zen Fällen, wo diefes Wort nicht, wie der Gegenſatz ſchul⸗ 
dig, mit der zweyten Endung des Bergebens ‚gebraucht wird, 
fondern dag Vorwort an erfordert, Unfhuldig ſeyn. An 


‚ einem Verbrechen, an einem Morde, an dem Salle eines 
Unfe.:idiger Weife ver: Z 


. andern u, f.f. unſchuldig ſeyn. 
dammet werden. Unfchuldiges Blur vergiefen. Ich wilf, 
unſchuldig an dem Blute dieſes Gerechten ſeyn, Matth. 27, 
24. Einen Unfchaldigen binvichten. Für anſchuldig er= 
klaͤret werden. . Als auch überhaupt, Feiner wiſſentlichen und 
vorfeglichen groben Vergebung: theilhaftig.- Unfchuldig wan⸗ 
deln, Pf. 26, 4, Unfhuldige Kerzen, Weish, 4, ı2. Ein 
unſchuldiges Kind. Wofür doch auch ſchuldlos üblich iſt. In⸗ 
gleichen iu keiner böfen Abſicht gegründet. Ein unfhuldiges 
Wort. 2 Sn welterm Veſtaude, zuweilen für ie 
as 





du le ae Den de 7 


et 






2 5 eben fo gemeine unbefchwert gebraucht, wo es denn au 


* 


ER TEE 





pn — der — Eintgrän Atunenefir ia — 


uldige Bewegung. Eine unſchuldige Speiſe. 


EN an bey dem Notker uafeuldig, im Augelf, unscildig, 


u adverb, ı. Nicht ſchwer, leicht; einein der edfern 


Schreibart der Hochdeutſchen veraliete Bedeutung, welche nur 
noch) im gemeinen Leben gangbar iſt. Sie werden ſich unſchwer 
vergleichen. Das ifi unſchwer einzuſehen. 2. Ju der Höflichkeit 
des großen Haufens wird diefes Nebenwort auch häufig für or 
wo 
Shnſchwer lautet. Geben fie mir es unſchwer her, unbeſchwert, 
wenn es ihnen Feine Mühe macht. S. Unbeſchwert. 


Der Unfegen, des—8, plur. inuf. der Gegenfag von Segen, 


doch nur inder figüelichen Bedeutung der Bervielfältigung des 
zeitlichen Vermögens und der Glücfeligfeit überhaupt, da_denn 
der Unſegen die von höherer Hand als eine Strafe vbranflaltere 
Verminderung des zeitlichen Vermögens, und in weiterer Bedens 
tung.der zeitlichen Glückſeligkeit überhaupt iff, welches mir einem 
bärtern Ausdrucke au wohl der Siuch genannt wird, ver! Une 
fegen wird über dich kommen. 

Ainfelig, für unfäglid, ©. diefes Wort, 

Unfelig, — er, — Ile, adj.etadv. der Gegenſatz von felig, w 
nur ineinigen größten Sheils veralteten Bedeutungen diefes Wor⸗ 
tes im böchfien oder doch Hohen Gräde unglüdlich, und darin ger 
gründet. Werdie Weisheit verachtet, der ift unfelig, Weish. 
3, 23. Unfelig müſſen ſeyn, die div Leid gethaͤn haben, Bar, 
- 4, 31, Kin unfeliger Einfall, höchſt unglücklicher. Ja fie fal- 
Ten, die unſeligen Hüllen, die meine Augen bisher gefangen 


pielten, von Brawe. Am bäufigften miſcht fih in diefe Beden - 


sung auch etwas von der folgenden mit ein, indem man einen tus 
> gendbaften oder ohne feine Schuld unglücklich gewordenen Dann 
„wohl nicht leicht unfelig nennen wird, 2, Im höchſten Grade 
enchlos, laſterhaft und boshaft, und darin gegründet , ohne den 
vorigen Begriff auszuſchließen, vermuthlich als der Gegenſatz von 
felig, in der Gemeiuſchaft mit Gott gegründet. Du unſeliger 
Menſch/ 3 Mace. 5,34. Unſelige und teufliſche Gedanken. 
weichẽ unſelige vertraulichkeit herrſchet nicht inter den La= 
‚ Reen! Gel, So auch die Unſeligkeit, plur.. car. in beyden Des 
Deutungen, 
- Anm, Schon bey dem Rotker unfalig, bey den Schwäbifchen 
Dichtern unfelic, wo es häufig für unglücklich überhaupt vor⸗ 
kommt, als der Gegenſatz von ſelig, glücklich. (S. diefes Wort.) 
Im Schwed. wird dieſes Wort häufig in ufel und ylell zu⸗ 
fammen gezogen und alsdann wohlgar in vefal und willel ver- 
derbt , welche eiend, arm bedeuten. Daher ift eben daſelbſt 
Yräld, das Elend, und Island. volall, elend, Velold, das 
Elend, und ufäll, arm, 
3. Anfer, die zweyte Eudung des perfänfichen Fürmwortes wir. 
- Gedenke unfer im beßten. Erinnern fle fih noch unſer? 
Man bat unfer ganz vergeffen. Unfer aller zerr. Unſer 
einer, Perſonen meines-vder unferd Standes, von unferer Be⸗ 
—— oder Deutnugsart, Leute, wie ih, wo es denn oft 
auch für das bloße ich gebraucht wird. Glauben ſie denn nicht, 
daß unſer einer auch fein Abenteuer baer : 
Und unfer einen made dabey gan feplechte Sprünge, Hoff, 
Anm. Es ift vermitselft der Ableitungsfylbe er, von uns ges 
bildet, welches in den feübeften Zeiten für wir üblich gewefen ſeyn 
* 
eo unferoro alla zala, unfer aller Gefahr, Wenn aber 
noch einigeMenzrediefen Genitiv, und den Genitiv ewervon ibr, 
unfter und eurer machen, gedenken ſe unſrer im begten, unſrer 


auer vater: * iſt ſolches eine offenbare — FR, 


Ehedem lautete es eroro, daher beißt es noch bey dem \ 


Ra ung. 890 


Infer, ein —— poſſeſſivum oder ——— Furwori der 
en vielfachen Perſon, von uns. Es wird auf gwegerlcy Art 
— 
1. Als ein Conjunctivum, oder in Geſellſchaft feines — 
wortes, wo es auf folgende Art abgeändert wird: 
Singular; 


Nowin. Maſe. Unſer, Fämin. unſere, contr, unſre. Reuter, 


tinfer. 

Geiit. Mafe. Unferes, contt, unfres, beffer unſers Fämin unfer 
rer, contr, unfter. Reutr. wiedas Mafeul, = 

Dat. Mafe. Unferem, contre, ımftem,.beffer unferm, Fämin, use 
ferer, contr. unfrer. Neutr. wie das Mafeul. 

Accu. Maſe. Unferen, conte, unfven, beffer unfetn, Fam Unfere, 
contr. unſre. Nentr. unfer, 

Plural, 
Nomin, Unfere, contr. unſre. 


Genit. Unferer, contr. unfrev, 


Dativ, Unferen, contr, unfven, beffer unſern. 


Accuſ. Unfere, contre. unfve 


Die zufammen gezogene Fort unferg, unferm, unfern; iſt 

moblflingender als die Form unfres, unfrem, unfren, welche viel 
Härte bar. Das zufammen gezogene unfre und unfrer wird um 
eben diefer Härte willen in der edlern Schreib » um Spredart 
gern vermieden. Der große Haufe 7 unſerer wohl gar in un⸗ 
fer zuſammen, unſer lieben Frauen Mantel. 
Es begleitet ein Hauptwort, welches der erſten vielfachen Per⸗ 
fon gehöret, mit ihr in Verbindung ſtehet, oder ich ſonſt auf eis 
nige Art auf diefelbe beziehet. Unſer Datey, —— Stadt. 
Unfer Daterland, Das find unfere Sachen.‘ Er it unfers 
Standes, unſers Gleichen ‚welches letztere ſehr unſchicklich 
von einigen zuſaumen gezogen und unfersgleichen geſchrieben 
wird. 

Diefes Fürwort ſtehet, fo wie alfe poffeffiva, der Regel nach 
vor feinem Hauptworte. Sur dag einige Dater unfer in dem ges 
wöhnlichen Gebethe Biefes Rahmens weicht davon ab. Diefe frev⸗ 
lich undeutſche Form, die aber durch die Gewohnheit ihr Wider⸗ 
wärtiges verloren le iſt von einigen ohne Grund Lutheen zur 
Laſt gelegt worden, Allein. fie. iſt weit älter, als Luther, indem 
fie von den erften Lehrern des Chriſtenthumes in Deutſchland her⸗ 
rũhret, welche das Pater nofterfo felavifchüberfegten, daß auch 
im Deutſchen das Fürwort hinter feinem Haurtworte ſtehen 

mußte, und e3 auf diefe Ark dem gemeinen Volke beybrachten. 

‚ Daher fängt fich diefes Gebeth ſchon bey dem Oitfried und Rotker 
Faterunfir an. Da diefe Form nun zu Luthers Zeiten unter dem 
großen Haufen ſchon vollig allgemein war, fo würde er fiein der 
Überfegung der Bibel und in dem Katechismus ohne Anfoß nicht 
haben ändern fönnen. 

Mit den Hauptwörteen Halbe, Weg, Wille wird es gern zu⸗ 
ſammen gezogen, ſo daß das n in ein t übergebet, und der ganze 
Ausdruck zu einem Rebenworte wird; unſerthalben, un ſertwe— 
gen, um unſertwillen. G.2 Dein, wo bereits das nothwendigſte 
davon geſagt und zugleich bemerket worden, daß die ſe ganze Foras 
nur in der vertraulichen Sprechart gebraucht wird, 

IH. Als ein Abſolütum, wit Auslaſſung des Hauptiwortes, wo 
es auf N Art gebraucht wird. 

Als ein Nebenwort, fo daß das ungewiſſe Geſchlecht 
unſer er gebraucht wird, Das Gut iſt unſer. Wir 
wollen niemahls glauben, daß die Schuld unfer ſey. „Und 
mit der Juverfion, einen Nachdruck zu bezeichnen, Uhjer iſt 

das Land. 
2. Außer der Adverbial⸗ Form, fo, daß es ſich auf vorher 
gegangene oder darunter verfiandenesPerjonen beziehet, da es drum 
sei 


891 uf 


in derDeclination von dem vorigen RR —— abweicht, 


daß das Maſculinum in der erſten Endung des Singularis einer, - 


das Reutrum aber ein es/ oder zuſanimen gezogen ein s annimnit. 
Es iſt nicht euer Zaus, es if. unfers in der edlern Schreibart, 
das unſrige. Das iſt nicht ihre Sache, eg iſt unſere. Er if - 
nicht allein euer Sreund, er it nr unferer; wofür man im ger 
meinen Leben Lieber verfürzt unfer, in der edlern Schreibart aber 
der unfrige jagt. Man tagte es nicht euern Leuten, fondern 
unſern. 

Bey dem Kero unleriu ——— unſern Herzen, im Tatiau 
unſa cumidu, unſere Schmerzen. Engl. our. Es iſt ver⸗ 
mittelſt der Endſylbe von uns se welches in den, alteſten 
Zeiten für wir gebraucht wurde, 

Der, die,das Unſerige, contr. Unſrige, das Abfkedetum des 
vorigen Poffeffivi, welches allemabl den beſtiumten Artikel erfor, 
dert, und ohne Hauptivort gebraucht wird, ſich aber doch auf ein 
-Hauptwort beziefet. Es if nicht ihre Schul), fondern die 
unſrige. Mañn lobte eueen Fleiß, aber warum nicht auch 
den unfrigen? Da es denn in der edlern Schreibart gern für 
das vorige abfolute Poſſeſſivum gebraucht wird. Oft gebrandt 
man es auch als ein Hauptwort. 


unfer@igentbum, Die Unfrigen, unfere Angehörigen. Wir 


wollen das Unſrige thun, unfere Pflicht, mit Anftrengung aller 


unferer Koäfte. 

Dft wird diefes Abſtraetum wieder in unfere oder unfve sufam- 
men gezogen, oder vielmehr diefes unfere ift ein eigenes, vermit⸗ 
selft der Endfplbe e von unfer gevildetes Abffractum. Bon dem 

‚Unfern werdet wir nehmen, zum Dienft unſers Gottes, 

2 Mof. 10,26; von. dem Unferigen. Das iſt eure Schuld und 
nicht die unfere. Welche Zuſammenziehung bey den Dichtern 
noch am öfteriten vorfommt, 

Ein Febler ift es, wein diefe@ Abfteactum in einigen, befonders 
Dberdeutfchen Mundarten fürdas@onjunctivum unfer gebraucht 
wird, - Die unfeigen Leute, für unfere Leute. 


Das Uinfrige, unfer Bermögen, . 


Die Unſichtbarkeit, plur. car. die Eigenfchaft, da ein Ding mit, 


eine eSachebate 2. unſichtbar — wenn ea oma 


den iſt, fo daß man fienur ſparſam zu ſchen befomme. 


Bey dem Ottfried ungilewanlich, bey dem Notker unge. 
finnlich ‚ungefihtig, bey denScwäbifeDihwen unähtie, 
und noch in einigen Oberdeusfchen Begenden unfihtig. - 


dem Geſichte nicht empfunden merden Fann. 


Der Unſinn, des—es, plur. inul, der Gegenfag des Haupfwors- 


‚Ewigkeit, Blicke ſta 


tes Sinn, doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben. ı. Bon 


Sinn, Bewußtſeyn und Verſtand, iſt Unſinn/Mangel die ſes Be⸗ 


wußtſeyus ingleichenBeraubung desBerftandes, wo es gemeinige 
lich einen harten Rebenbegriff hat, und einen hoben Grad der Bes 
tanbung des Verſtandes bezeichnet. Mit einem eben fo harten 
Nebenbegriffe wird es noch bänfiger von dem unterlarfenen Be 
brauche des Berſtandes in einzelnen Fällen gebraucht. Welch ein 
Unfinn treibt dich? Es in Unfiun, mehr auszugeben, als 

einzunehmen. 2 Bon Sinn, ber Verſtand eines — 
Rede, if Unſinn in einem harten Verflande, die Adwefenheie 
alles begreiflichen und geralinftigen Betflondes,- nah dem 





; 
.# 
2 
Y 
j 


Non-Senle ; vo denn auch wohl dergleigen Ausdrüfe, weile. 


feitten Berntinftigen Begriff gewähren, Unftnn beißen. Die Aus⸗ 
drüde, Züge zum — ————— die diamantuen Jlügel der 
ein, der Wald liſpelt lacheind uf de 


find wahrer Unfinn.: Unſtun fagen. 


Unfinnig, —er, fe, adj. et ady. Uafinn babend, und Bat 


Unfertbalben,, Lnfertwegen, Unfertwillen, Siebe in. 


Unſer. 

Unſicher, —er, —fe, adj.etadv, der Segenſatz von ſicher, 
in den meiften Bedeutungen diefes Wortes. 1. Richt außer der 
Gefahr, der Sefahr ansgefegt.” Wir ſtehen bier fehr unficher, 
Das Capital ik in die ſem Salle unfiher. 2. Deffer man fi 
nicht ohne Gefahr bedienen fann, Ein unfidgerer Weg, ein un⸗ 
fiherer Ort, im engfien Berftande, wo man vor Dieben, Räu—⸗ 
bern und Geſpenſtern nicht ſicher iſt. Es iſt allenthalben un= 
-fiher vor dem Schwert des Seindes, Jer. 6, 25. Ks if 
unficher davon zu fepreiben. 3. Der Gefahr zu irren ausgefegt, 
Kine unfiepere Sand, eine ungewiffe, in den fchönen Künſten. 
4. Der Gefahr des Gegentheils ausgefegt; für ungewiß, ine 
fehe unfichere Hachrieht, auf welche man ſich nicht verfaffen 
Tann. Unfigere Merkmahle. Kin unfiherer Beweis, 
Mit den Solgen ſteht es ſehr unfiher aus. Im Niederf, 
unſeker. 

Die Unficyerheit, plur. inuf. die Eigenſchaft, darin Ding un⸗ 
fiher if, in allen vorigen Bedeutungen, 

Unſi icpeber, —er, —fir, adj. et adv. nicht ſichthar, was duch 
Bas Geſicht nicht empfunden werden fan, Ein Geiſt iſt unjicht- 
bar, Kine unſschtbare Sonnenfinſterniß, welde unter gewiſ⸗ 
Ten Umfländen auf einem Tpeileder Erdkugel nicht gefehen werden 
kann. Sich unfihtbar machen. Die unfidtbare Rice, in 
der Theologie, derea Vereinigung innerlich und geiftlich ift, im 
Segenſatze der Achtbaren. Figürlich iſt unfichebar werden, fi 
ſchned nad unbemerkt entfernen, Des Schuldner wird unfichtz 
bar, wenn sr austcitt, In einem andern Verſtande ſagt man, 


gegründet, als der Gegenfaß des jegt veralteten intig. 


1.%n, 


der erſten Bedeutung des vorigen Hanptiwertes. (1) Seines Vers - 


flandes im’hoden Grade beraubt. Unfinnig ſeyn werden. 
Kin unfinniger Menſch. David ſtellete ſich unfinnig,r im. 
12,10, Du wirſt unfinnig werden, 5 Mof.28,34. (Sau 
Wabnfinnig. ) (2) Im hoben Grade undernůnftig, der gef 


Vernunft im höchſten Grade widerfprechend,. Es winde unfinnig 


fegn, dergleichen vorzunehmen, in unfinniges Berragen. 
Ein unſtnniger Menſch. 2.Von Sinn, der begreifliche Ber» 
fand eines Wortes, oder einer Nebe, wär unſinnig, alles ſolchen 


beg reiflichen Verſt andes beraubt, in welcher Bedentung es aber 


doch wenig gebraucht wird, wenigſtens flleßt fie faſt in en 


„ mis der vorigenzufaminen, 


Anm. Die Wörter Unfinn —— kommen i in der 
erſten Bedeutung ſchon im Schwabenfpiegel vor, und find mit 
dem £at. Infania und infanus ſehr nahe werwande- Im 


Niederdentfchen iſt für unfnnig, Efannis obſinnig, üblich, 
©. Sinnig. 


Die Unſinnigkeit, plur. die —en. ‚Der Suftand, die Eigen« - 


ſchaft, da eine Per ſon oder Ding unftnnig iſt, inden beyden —* 
Bedeutungen des Beywortes, und ohne Plural; indem Un 
sunächft den Ausbruch diefes Zuftandes bedeutet, ob es gleich. fehe 
bäufig duch für das Abftractum Unfinnigfeit gebraucht wir 
2. Unfinnige, im höchſten Grade der gefunden Vernunft w 
ſprechende Handlungen, mis dem Plural. 


Unfierig, —er, —hr, adj. et adv. der Begenfag von — 


guter äußerer Sitten beraubt, nicht ſittſam; ingleichen ungefüm, 
unfanft. Daher die Unſtttigkeit. Bepde Wörter find indeffen 
im Hochdeutſchen chen fo felten BEN als ihre veralteten Ge⸗ 
genfäße Attig und Sittigkeit. 


Unforsfam, —er, —ite, adj. et adv.der Gegenſatz von ſorg⸗ 


ſam, Mangel der ernſthaften Richtung des Gemuthes auf die vor ⸗ 


kommenden Dinge und arfer Verbältnig gegen diefelben hevend, 


und darin gegründet, Es wird, ſo wie der Gegenfag forgfem, \ 
im Gochdeutſchen nur felten gefunden, Sp auch die, Unforgs, 
ſamkeit. 


Unſrig, S. Unſerig. 


Unſtan⸗ 


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genden für-nicht beftändig dauernd üblich if, als der Gegeliſatz von 
dem eben foeingefepränften kändig. Unftändige Gefälle, unbe 






25 Ständige; gufälige. So auch die Unfändigkeie.. kei 
Unſlat, —er, — eſte, adj. et ad®. der Gegenfag von flät, auf 
0 eine fehlerhafte Arı beweglich, unruhig, Peine lange Daner an 
——— einem Orte habend, Ingleichen unbefländig, und darin gegründet, 
uUUunſtut und ſtüchtig ſollſt du ſeyn auf Erden, ı Mef. 4,12; 
du ſollſt keine danerhafte Stäre haben. Unſtät find der Huren 
Tritte, Sprichtw. 5,6. Ein unſtäter Menſch/ fo wohl der Feine 
bleibende Stäte hat, als auch überhaupt ein veränderficher, uns 
beſt andiger. 
Anm. Schon bey dem Ottfried unltat, unfati, im Nies 
derdentfchen, wo es aber auch für das folgende unſtatthaft 
gebraucht wird, undede, im Griech agarag. Ben den Schwäs 
biſchen Dichtern fonmt Uoltetekein, für: Undeftand vor. 
©. Star. & 
Die Unftäte, plur. die —n, in dem Aberglauben des ‚großen 
Haufens, ein ausverborgenen Urfachen unficherer oder gefährlis 
cher Dit, wo jemanden ein Unhell widerfähret. über eine Un» 
ſtãte geben. e 
Unſtatig, —er, —fie, adj.etadv. welches ehedem für unft ät 
. „febrgangbar war, aber wenig mehr gebraucht wird, außer jo fern 
„. mandas Hanptivort Unftärigkeir davon bildet, die Eigenfchaft zu 
oc bezeichnen, nach welcher ein Ding unftät iſt. 
Das Unftärkraut, des—es, plur. car. in einigen Gegenden ein 
‚Rahme der geogen blaßgelben Wiefenraute, welche aud) Zeilblate 
genannt wird; Thäalictrum flauum Linn. 
Unſtatthaft, —er, —efie, adj. et adv. der Gegenſatz von ftatt⸗ 


der geftarter werden kann, und darin gegründet. Unſtatthaſte 
Entſchuldigungen. Ein unitarthaftes Verlangen. 2. Ungüls 
«ia, nicht rechtsbefländig. Kin unſtatthaftes Verfahren. So 
i “auch die Unftatthaftigkeit. Se ; 
Unſterblich, —er, —Re, adj. etadvi nicht fähig zu erben, 
{ und intweiterm Verſtande, nicht fähig aufguhören, von lebendigen 
»Mefen und Ihren Eigenfchaften. Gore if unſterblich, fo fern 
fein Wefen unmöglich vernichtet werden kann. 
Seele iſt unſterblich. Der Menſch iſt nicht unſterblich, Sir. 
‚37,28. Figürlich wird es oft für ſehr lange dauernd gebraucht, 
Ein unſterblicher Nahme. Sich einer unſterblichen Ruhm er⸗ 
werben. Dein KRuhm iſt unſterblich. 
Anm, Bey dem Notker unflirbig, ingleichen untodig, dahe 
‚er auch VndotheitundVntodigi für Unſterblichkeit gebrancht. 
Die Unſterblichkeit, plur. inuf, die Eigenſchaft, da ein Ding 
unſterblich ift. E x ? 
Der Unſtern des—es, plur. inuf, ein unglüdlicher Stern, 
eo es noch häufig figürlich ven einem widrigen Schickſale, ingleis 
Ken, nach einer noch weitern Figur, von einzelnen unglücklichen 
Begebenbeiten gebraucht wird. Mein Unſtern bat es fo gewollt, 
mein widriges Schick ſal. Sich bey dem kleinſten Unfern ſchimpf⸗ 
lich erniedrigen, bey dein kleinſten Unglücke. 
Hat mein Unſtern ſich verſchworen, 
Daß ich ſterbend leben fol? Cauitz. 
Opitz ſagt: dag Ungeſtirn der Zeiten, 
Unſträflich, —er, — ſte, adj. et adv, ber Gegenſatz von fräf- 
Ach, do am häufigflen mare in deffen zwehter Bedeutung, mag 
nicht gefraft „di. getadelt werden Fan, Feines Tadels fäbig. 
Des Seryen Werke find unfivaflic, 5 Mof. 32,4. Am häufig 
ften im engern Berftande, wegen der Übereinftimmung mit dem 
Geſetze feinem Tadel unterworfen. in unfräflider Mann, 


©" UniväßidIeben. SBinunfrälices Lehen führen. So auh 


- 


baft. ) Was nicht Start haben, nichteingeräumer, bewilliget 


Die menſchliche 


* PR, Tee —— 4 ee. 
* A / Bl re 


4 


894 


die Unkrärlichkeit.. Ottfried gebraucht baftie uhlaltarbarig 
und unhone, der Riederdeutſche aber unbeklaged, ; 

Unfireitig, —er, —fe, adj, et adv. der Begenfag von fireitig, 

doch nur im engeren Verfiande, feines Streites fähig, fo Far und 

deutlich, daß darüber weder wirklich geffcitten wird, noch mit Zug - 
‚geftritten werden kann; in einigen gemeinen Mundarten unfttrie- 
bar,im Oberdeutſchen unſtrittig, obnäcittig. in unfveitz 
ges Recht zu etwas haben. Mein Recht Sarauf iſt unfreitig 

Eine unſtreitige Wahrheit. Wo es denn im Nebenworte oft als 
ein bloßes Verſicherungswort gebraucht wird, Es if unſtreit ig 
guößer, Daher die UnftreicigPeir, 

Unfündlic, —er, —fe, adj.et adv. der Gegenfag von finde 
ih. 2) Keine Sünde fegend, dent geoffenkarten Geſetze Gottes 
nicht zuwider. Unſimdliche Handlungen, 2) Richt wit Sünde 
behaftet, Fein Bernögen zu fündigen habend und darin gegründet, 
für das ungewöhnlicher unfündig. Gore if unfündli, im 
ſtrengſten Verftande, fo fern er unmöglich fündigen Fann, Bein 


Menſch iſt unſündlich. Go auch die UnfündlichFeir, die Eigen 


ſaft, da eine Perſon oder Sache unſündlich iſt. 

Untadelhaft, —er, —efle, adj. eradv, der Gegenſatz von ea⸗ 
delhaft, doch nur in der erſten Bedentung, mit Feinem Tadel bes 
baftet, nicht fähig, "mit runde getadelt zu werden ; unkräflih. 
Untadelhaft leben. "Eine untadelhafte Arbeir. Untadelhafe 
feyn, Das verlängerte untadelhaftig iſt in der edlernSchreibare 
veraltet, und dienet bloß, ein Hauptwort für diefen Begriff zw 
bilden , die Untadelbaftigkeit.' 

Untadelig,. —er, fe, adj, et ady welches mit dem vorigen 
gleich bedeutend, und der Gegenſatz des ungewöhnlichen tadelig iſt. 
Unradelich (untadelig) in allen Gebothen Gottes gehen, Luc, 
1,87. Ein Biſchof ſoll untadelich feyn, Til. ı,6.7. Untase- 
liche Worte, Kap. 2,8. Diefes Wors iff vermittelt der Apleis 
tungsfplbe ig, fo wie daß vorige mit haft gebildet, welche in dem 
Gebrauche Häufig für einander ſtehen. Es erhellet daraus zugleich, 
daß die fo gemwineSchreibart untadelich unrichtig iſt; denn wenn 
auch dieXbleitungsfolbe Tich hier Statt finden follte, fo müßte das 
Wort menigfteng mit zwey Luntabellich gefhrieben werden, Auf 
eben fo fehlerhafte Art ſchreibt man häufig adelich für adelig. Sir 
Hanptivort iſt von diefem Beyworte nicht üblich. 

Untauglich, er, —fe, adj. etadv, der Gegenſatz ron taug⸗ 
lich, zu einer Abſicht nicht die nneutbehrliche Beſchaffenheit h 
bend; auch wohl im weitern Verſtande, zu keiner Abſicht drauch⸗ 
bar. Untaugliche Arbeit. Zu etwas untauglich ſeyn. Wei- 
denholz iſt zum Bauen untauglich. So auch die Unta ug⸗ 
kichkeit. 

Die Unte, plur. die—n, ein nur bey den Strumpfwirkern üb— 
Tihes Wort, wo die untern Platinen oder gefpaltenen Plärtchen 
diefen Nabmen führen. Da der Strumpfwirkerſtuhl eine neuere 
Englifche Erfindung des fießgehenten Jahrhunderts iſt, welche her- 
nad ingranfreich verbeffert worden,fo iſt wahrſch einlich,daßdiefes 
Wort aus einer fremden Sprache entlehnet iff, denn daß man ca 
als ein neues Hauptwort von unten gebildes haben follie, ift nicht 
glaublich ⸗ 

Unten, ein Rebenwort des Ortes, der Oberfläche der Erde oder 

hrem Ditrelpuncte näber als ein auderes Ding, auf welch:s ſich 
bieſes Nebenwort bezieber, in Gegenſatze des oben. 

1. Eigentlich, wo es oft die der Oberfläche oder. ihrem Mittel⸗ 
punete nächfte Fläche eine? Dingeg bezeichnet, Unten aufden 
Boden des Waſſers. Unten am Berge. Der Kaffen foll una 
ten einen Boden haben, ı:Mof, 6, 16. Von unten an bis, 

oben aus. Unten iſt der Boden troden. Sin wenig unten 
einſchneiden. Einen Weinſtock unten anbinden, an dem untern 
Theile des Stocles. Von unten an, von unten auf, Unten 


der 


895: u 


ber, an der untetn Fläche her, PR unten Sin an der. unterm | 
Zläche hin, welche von vielen ohue Noch zufammen gezogentver- . 


den, untenher und untenhin. Etwas unten her befchneiden, 


"unten her důnne machen. Unten bin geben, unter der Brücke, 


unten an dem Berge, - Unten liegen, figürlich, den Fürzern zie⸗ 
: Heu, der überivundene Theil ſeyn, im gemeinen Leben, 
2, Figürlih. 1) Was niedriger-Fiegt, oft aud) nur, war au 
einem entfernten, folglich dem Scheine nach tiefer liegen den Orte 
befindlich ifk, heißt oft unten. Unten am Marker. Die Stadt 
Liegt beffer unten an dem Sluße, näher nach der Mündung zu. 
Don unten her. Fommen, ans einer niedrigen Gegend, 2) An 
dem geringern, nicht fo vorzüglichen Blase, im Örzeufaße des 
oben; am häufigften mit einigen Fürwörtern, Unten an geben, 
Heben, figen, zur linken Hand. Don unten auf dienen, die 
niedrigern Stellen einer Art befleiden,, um ſich zu den obern 
geſchickt zu machen. 
Anm. Ben den ältern, Sberdenuſchen Scheiftfelkern — 
im Niederfächfifchen mit einer andern Endſylbe under, Es ift 
von dem veralieten unt, und der adverbifchen Endfplbe en zuſam⸗ 
“ men gefost, welches auch die Nebenwörter innen, außen, oben, 
binsen, vornen u.f.f. bilden Hilft. 
gat.infra, inferior, find der Abſtammung ihrer erſten Syl⸗ 
ben nach ohne Sweifel ſehr nahe verwand:, Im Schwed. iſt 


undap, vor, ante, welches aber allem Anſehen nach zu einem 


andern Stamme gehöret. 
Untenher and Untenhin/ &.das vorige. 


1. Unter, der, die, das Untere, das Beywort des vorigen Ne⸗ 
benwortes, Comparat. der doch weırig gebraucht wird, untererer, 


zuſanimen gesogen unterer, Superl. unterfie. 

1, Eigentlich. wo es den der Oberfläche der Erde der ihrem 
Mittelpuncte gewöhnlicher Weife nähern Sheileines Dinges bes 
zeichnet, im Gegeuſatze des ober. Die untere $läche eines Din: 
ges. Der untere oder unterſte Stv imsaufe. Die umtern 
Zimmer. Der unfere ger unterſte Mublikein. Sp auch die 


Sufammenfegungen: Untertheil, Unterbett, Unterheftell, Unter: 


bemd, Unserfleid u. ſaf. Ingleichen von Ländern und Eed⸗ 


flüchen, näher nach dem Ausfluſſe der Flüſſe oder dem Meere zu; —, 


tiefer liegend; wofür auch wohl nieder üblich iſt. Der untere 
Teich, Ef.22,9. Das-untere Thor. Das untere Deutſch⸗ 
land, Niederdeutfhland. Inden Zufammenfegungen iſt in 
den meiften Fällen nieder üblich. lieder : Ungarn, Nieder⸗ 
Sachſen, Hieder-Schlefien, Fieder-Laufig, der Lhieder-Rhein, 
Vieder-Baiern m.f.f. Doch fagt man. Unter: Italien, Un 
ter: Oſterreich, die Unter: Elbe u. ff. alfes im Gegenfag der 
mit obes zufammengefegten Nahen gleicher Art. 
Der größte Haufe der Deuſchen Sprachlehrer hat ſich durch die 


Endung —er yerieiten lagen, digfes Beywort für den Comparativ 


eines Wortes zu halten, dem die erſte Staffel fehle. (S. Hinter, 
Lieder, Ober ‚) wo.diefer Irrthum bereits widerleget worden, 


Es iſt ein eigenes vollſt andiges Beywort, welches ehedem Über: _ 
haupt niedrig bedeutete, und alsdann des Eomparativsund Sur - 
perlativg eben fo ſehr fähig war, als diefes. Jetzt, da es nur im 


engern Verſtande von dem dem Mittelpuncte der Erde nächften 
Sheile eines Dinges gebraucht wird, fallen die beyden folgenden 
Brade der Ratur der Sache wegen größten Theils: weg, und es 
fcheinet, daß man den Superlativ unterfte nurum des. Nachdru⸗ 


des willen behalten bat, obgleich unter den antern Dingen aller» \ 


dings noch Grade Statt ſin den, in welchem Falledenn der Com⸗ 
parativ, um des Wohlklanges willen, in den Primitiv zuſammen 
gejogen wird, S. Ober, wo eben diefes bereits angemerfes worden, 
Diefev Superlativ iſt es aber auch allein, welcher in der adver- 
biſchen Form gebraucht werden kann, od er gleich auch bier nur im 


nicht üblich; 


Unten, binten und das - 


ee 


gemeinen Tuben üblich iſt. Das — ʒu unterft Pebcen,. * 
unten kehren. Zu unterſt auf dem Boden, indem Keller, 
ganz unten. In den übrigen Staffeln if’ es als ein Rebenwort 


rige Präpofition. 
2, Figürlich. 2) Der Wurde dem Range nach, im Orgen 


ſatze des ober, wofür in vielen Fällen aber Auch nieder üblich it, 


Die untern Elaffen in der Schu e, die niedern; im Gegenfaße 
dev obern. Die untere Gerichtbarfeit, wofür nieder üblicher . 
iſt. Die untern Schulen, häufiger die niedern. Die untevfie 
Stelle bekleiden. Die untern Götter, in der Mptbologie der 
Griechen nnd Römer , im Gegenfaße der oben. D Die unten 
Kräfte der Seele, zum Unterſchiede von den obern. Wobin auch 
viele Zufammenfegungen gehören, eine Perſon oder Sa 
zeichnen, welche von geringerm Range oder Würde if, a eine 
andere gleicher Art, wo nieder nicht fo gewöhnlich, iſt. Dev Un⸗ 


teramtmann, Unterfiatthalter , Unter Lieutenant, Unter 
richter u. f. f. im Gegenſatze der mit Ober zufammen | 








Wörter diefer Art. Der Unterfonig, der Vice. König, Franz 
Vice:Roy. 2) Der Gewaltnad, befonders in dem fubfka, 
ven Ausdrucke die Untern, Perſonen, welche andern unter, 
find, deren Verhalten der Einfchränfung anderrr — 
im Gegenſatze der Obern. Hart gegen die Untern ſeyn, gegen. 
die, weichen man zu befehlen hat. Der Singular ift in dieſer 
‚Bedeutung feltener, 
An der Deutfchen Spielfarte ift der Umtere, der Bediente, Fran. 
Valet, ineinigen Gegenden der necht, male in der, — 
zöſtſchen Karte der Bube heißt. 
Anm. Diefes Beywort iſt von dem — unt, und sn 
jectivifchen Endung — er, gebildet, welche auch die Beymwörter 
"obere, hintere, äußere , vordere, niedere ur f. 
welche von den meiften Sprachlehrern, denen diefe Adteitunge- 
ſylbe unbefaunt ift, fälſchlich für Comparative gebalten werden, 


2, Unter, eine fehr alte Partikel, welche überhaupt deu immftand" 


der Tiefe, in Beziehung Auf ein darüber befindliches Ding ans» 


druckt; im Gegenfage des über. Es ift in doppelter Geſtalt 


üblich. Y — 
"I. Als ein Nebenwort, vo es doch nur in dem im gemeinen x 
Leben üblichen Ausdrucke mit unter vorkommt. Es muß mit. 
unter. gehen, mit unter laufen, es muß unter andern Din - 
ſchon mitgehen, mitlanfen, wo es nicht die zu den Zeitwörtern 
. gehörige Präpofition ift, und daher mit deufelben auch nicht als - 
Ein Wort gefchrieben werden darf. Ingleichen figürlich, zuweilen, 
gu manchen Zeiten, bin und wieder, Wir hatten fchon Wetger, " 
mit unter regnete eg ein wenig. Mit unter gibt es noch ehr⸗ 
liche Leute, Sie haben Scenen ‚mit unter, die m. ff Le 


Man fiehet leicht, daß diefe R. A, eigentliche Elipfen find, we die - - 


zu dem Vorworte gehörige Endung weggeläffen worden, da denn 
jenes die Geſtalt eines Nebenwortes befommten hat. Mit unter 


fiehet für, unter andern mit. Inter ber und unter him, oder, 


wenn man lieber will, unterher und unter bin, file Ve * 
hinunter, find im Hochdeutſchen verafter, 
Er finze plöglich unterbin, Opitz. 
IT. Als ein vorwort, welches wieder in einem. doppellen 
Sa betrachtet werden kann. Es ſtehet etweder für ſich allein, * 
und hat fein Rebenwort bey fs, oder es wird mit andern Wor⸗ 


tern zuſammen geſttzt. * 


1, Für ſich allein/ in Begleitung feines Rennwortes mo im 
Ganzen auch von diefem Vorworte dasjenige gilt, was bereits beh 
deſſen Gegeuſatz⸗ iiber angemerket worden, daß nähmlich der Ge⸗ 
brauch diefes Wortes in den Sprachlehren äußerfi mangelbaft nu⸗ 

unbeſtimmt 


enn da, wo das Gegentheil Statt zu finden ſcheinen 
möchte, z. B. er ſank unter/da iſt —“ dem Zeitworie gehö⸗ 


von einem Untern übertroffen — 


ff. bilden hilft, 





v 


ai? 
> 








unbeftinmt — wird, Die gewöhnliche Hegel bey Siefem 
—— wortern, welche gdeherley Endungen zu ſich nehe 
en, ift, daß fie anf die Frage worin den Dativ, auf die Frage 
* I wobin? aber den ecufariv erfordern. Ob dadurch der Gebrauch 
dieſes Vorwortes einem Unwiſſenden nur einiger Maßen erleich- 
den föune, wird aus der Bergleichung mit den folgenden 
— Wie finden dieſes Wort jo wohl mit dem Genitiv, als 
mit den Dativ, als endlich aud) nik den Aceuſativ. 
nr Mr) Dit dem Genitiv oder der zweyten Endung, in bei 
RA unter Weges, unter deſſen, unter Eſſens uff. Doc da 
dieſe Fälle der Bedeutung nach mit zu der folgenden a 
- gehören, fo ſollen fie dors erwogen werden. 
2) Mit der dritten Endung oder dem Dativ. 
tet alsdann 
(6) Einen Stand der Ruhe, oder Handlung im Stans € 


‚Er beden- 


x 


— 


der Ruhe, in Beziehung auf ein re befindliches Ding, im ı_ 


« Orgenfage des uber. 
*) Eigentlich. 

(4) Einen Stand.der Kupei in * Tiefe, in Bes 
siehunf; aufein darüber befindliches Ding, einen Stand der Ruhe 
swifgen einem höhern Dinge und dem Mittelpuncte der Erde oder 
ihrer. Oberfläche ; im Öegenfage des über. Es liegt untey dem 
Tiſche. Unter einem Baume ſitzen. Die vögel unter dem 
Simmel, Das Fenſter unter dem Dache. Unter dem freyen 
. Simmel ſchlafen. Er wohnet fiher und ruhig unter feinem 
" friedlichen Dede, Gefn. Du mit dem bedeckten Antlige, 
unter deiner Hülle if graues Haar, 

Wohin denn auch ver faicdeie ſprichwörtliche und figlicliche 
Ausdrüce gehoͤren. Mit jemanden unter. einer De ke liegen/ mit 
ihm an einer böſen Sache geheimen Antheil haben. Das ganze 
Land lehet unter Waffer, iſt mie Waſſer über ſchwemmet. Un: 
ser der Hand, heimlich, unvermerkt, in der Stile. Unter der 
‚Hand ließ ich es ihn errathen. Jemanden etwas unter der 
Send zuſtecken. 
(Eine Bewegung oder Haustung i an Stande der 

Rube in Beziehung anf ein barüber befindliches Ding ; im Gegen» 
ſatze des über. Es geſchiehet nichts neues unter der Sonnen. 
Alle, die wir unter dem Monde leben. Mein Rind, das ich 
neun Monathe unter meinem Zerzen getvagen.habe; ? Macc. 
7,28. Etwas unter dem Arme, unter dem Mantel tragen. 


— 


unker jemandes Sahne ſtreiten. Unter dor Caſt ſeufzen. Die 


Erde that ſich unter feinen Süßen auf. Mein gerz hebt ſich 
mühſam unter einer drückenden Laſt, Duſch. Sier ſchwank 
ic) unter der.geliebten Laſt, Raml. Etwas unter den Hanz 
den haben, daran arbeiten. 
vs ö (3) Einehorigontale Bewegung in Beziehung auf 
ein darüber Sefindliches Ding, Unter der Bank beruor ziehen. 
: Unter dem’ Regen bin laufen. Unter. der Brüde bin geben, 
Unter dem gewolbten Gange fpazieven geben... Unter dem 
Weiler fhwimmen, gehen. Sies. auf dem Gipfel des Berges, 
w tief unter mir furcht dare Gewitter binsiehen. Das Vor- 
wort uber erfordert in einigen ähnlichen entgegen gefegten Fäls 


den die vierte Endung. Ein Dedel über den Topf, ein Geftell 


unter den Tifch. Der Unterfchied rühret von den verſchiedenen 
Nebenbegriffen her, von welchen bey dem Vorwerte über bereits 
das nöthigfte gefagt worden. 
ep) Figürlich. 
R (1) Sehr oft bezeichnet es dasjenige Berhättnif, Sa 
einDing von einem andern böhern oder mächtigern eingefhränfet 
iſt, eine Unterwerfung, Untertbäuigfeit , im Örgenfaße des über. 
Ich babe unter miv Kriegsknechte / Matth. 8,9. Ein- 
das unter dem Manne iſt ’ Rom. Ten 
ASIEN: * *Th. 2 Auf, 


\ 


Weib, h 
Unser dem a ' 


leben. 


Ex 





: Un 898 


ſeyn⸗ Gall. 4,3, 5. Unter dem Joche ſeyn, leben. Unter 
dem Zwange, unter ber Auffiht, unter Jem Geherfam fliehen, 
Unter einem weifen Monarchen leben. Unter ibm 
wirds wachfen, Zachar. 6, 12. Unter den Waffen fchweigen 


. 


die Gefege, wenn die Waffen die Oberhand baden. Unter dem 

Aufſehen und dem Schuge des großen Serven der Welt feyn. 

Sich unter der Leitung der Magnetnadel auf das ungeheure 

Weltmeer wagen. Alles unter fi, unter feinem Beſchluſſe 

haben, Alles Geld unter feinen Händen, unter ſeinem Schlife ' 
fel haben, Wenn ich es auch unter zehn Schloſſern hätte, fo 

wollte ich es bergeben,. ivenn es auch mit zehn — ver⸗ 

wahrt wäre, 

(2) Angleichen $as Berhältniß des —— Ran⸗ 
ges in Beziehung auf etwas Vornehmeres; im Gegenfatze des 
Aber... Er ſaß unter mir, mir zur Linken Hand, Der Raths⸗ 
herr gebet unter dem Doctor, gehet ihn zur linfen Hand. Im 
gemeinen Leben auch das Verhältüiß des geringern Werber, 
Du bill weit unter ihm, kotmnſt ihm. an Derdienfien u. ſ. f. 


nicht gleich. 

(3) Das Verhältmig einer geringern Zapf, eines 
geringeren Preifes, Unter zehn Thalern kann ich esnicht geben, 
nicht geringer als für, zehn Thaler, Line Witwe unter ſechzig 


> Fahren, ı Sim, 5, 9. welche noch nicht fechzig Jahre alt itt. 


Unter zehn Tagen werde ich nikht fertig. Binder’ unter zchn 
Jahren. Unter drey Monathen wird er nicht wieder Föm: » 
men, Line Waare unter dem gewohnlichen Preife verkaufen, 
woblfeiler-a'8 der gewöhnliche Preis iſt. Gotffched haste ſich 
durch den Fehler des großen Haufens, ich gebe es nicht unter 
funfzig Thaler, verleiten laffen, dem Borwerie in diefer Beden⸗ 


- fung die vierte Endung zuzuſchreiben, welcher Jerthum aber wohl 


keiner weitern Widerlegung bedarf. 


Merkwurdig iſt indeſſen, dag über in den Gegenſätzen die ſer 
drey letztern Bedeutungen allemahl die vierte Eudung erfordert. 
über andere herrſchen; unter einem ſtehen. Sey ein Serr 
über deine Brüder; demüthige dich unter ibm. Der Fun: 
ger if nicht über feinen Meiſter; du biſt weit unter ibm,“ 
über einen Sürften figen; unter einem Bauer gehen. über 
vierzig Jahre alt; ein Mann unter vierzig Jahren. Ich 
komme über vierzehn Tage wieder; unter vierzehn Tagen 
kann ich nicht wieder kommen. Welches denn doch wohl nur 
den verſchie denen Nebenbegriffen zuzuſchreiben ##, unter wel— 
Gen man ſich anfãnglich dieſe Fälle gedacht. 


(4). Die Art und Weife, doch nur in ſolchen Fal⸗ 
len, wo das Bild eines darüber befindlichen Dinges Statt findet. 
Sich unter einer Maske in den Tansfal‘ einfchleihen. Jeman⸗ 
den unter der Larve der Sreundfchaft hintergehen. Jeman⸗ 


„den feine Gedanken unter Bildern vortragen, in der Geſtalt 


der Bilder. Im Winter fällt die Natur unter einem drohen 
ben fhredlihen Bilde in die Yugen. Unter dem Nahmen 
des Dergnügens liegt oft firafbare Ausſchweifung verborgen. 
Bine Yrzeney, welche unter dem Nahmen des Theriakes be= 
Fannt if, Bnter feinem Nahmen, Röm. ı, 5. Unter der Be: 
dingung, unter dem Scheine, unter dem vorwande. Unter 
folbem Schein, Jer, 2,23. Unter der Geftalt eines Engels 
erfcheinen, beffer in der Geſtalt. Ich glaube unter gewiffen 
Sällen das Grgentheil, beffer in gewiſſen Sällen. Unter feiner 
eigenen Hand und unterſchrift. 

(b) Ein Daſeyn, ein Mitbefinden zugleich it andern 
Dingen dem Orte nad, gleichfam i in der Mitte derſelben. Wenn 
es aber eine Bewegung, eine Bemühung zu diefer örtlichen Eos 
eriftenz verenn, fo erfordert es die vierte Endung, 

en a) Eigentlich, 


.\ 


899 Me > —— 


a) Eigentlich. Einer unter ihnen, Unter welchem 
iſt zymenaus und Philerus; Timoth. 2, 17. Der Gläubigen 


dt wenig unter den Menfchenkindern, Pf. ı2, >. Der da 
wandelt mitten unter den ſteben Leuchtern, Offenb. 2, 1. Un⸗ 
einigfeit unter Eheleusen, Das iſt ſo unter uns üblih. Zr 
war mit darunter. Unter den Zufchaueen figen. Du biff 
dev fehönfte unter den Mienfchenkindern, Pf 45, 3. Der 
größte, der weiſeſte, der gelebrteftennrer allen. 
Ducaten war nur einer zu leicht. Unter allen Speifen ift diefe 
die gefundelle. Unter andern Urfachen iſt auch diefe su beden» 
ken. Wo das zu andergehörige Hauptwort oft verfchwiegen wird, 


Unter andern ſagte er auch dieß. Es gefdahen viele Wun⸗ 


devzeichen; unter andern vegnete es auch Blut. 
alles unter einander. 
Ien. 
Iet, ı Sam. 16,1. Sich unter mehreren das Beſte ausſuchen. 
Einen Unterſchied unter mehrern Dingen machen. So lange 
- der Erde ein Bins iſt, fo iſt unter ihm und einem Knechte 
kein Unterſchied, Galat.4, 1. Wo es denn oft auch eine Hand⸗ 
fung im Stande der Ruhe unter mehrern Dingen bezeichnet, 

Dahin gehöret au das in der verfranlihen Sprechart übliche 
unter uns. Das foll unter uns bleiben, außer uns foll es nies 
mand erfahren... Unter ung geredet, gefprochen, fo, daß es 
außer uns niemand erfahre, Unter ung gefagt. Bekennen fie 
nur unter ung, daß fie lieben. 

Unter bezeichnet in dieſem Verſtande bloß ein Mitbefinden in 
der Reihe mehrerer Dinge, ohne weitere nähere Bekimmung des 


Es liege 
Unter zweyen übeln das Fleinite wäh⸗ 


Platzes, als daß ſich ein Ding gleichfam in der Mitte anderer ber. 


finde, .gleichfam mit denfelben vermenge fey.- Um des Nachdrucks 
willen feßet man oft noch mitten dazu, Er war mitten unter 
uns. Näher beftimmediefes Mitbefinden das Vorwort zwifchen, 
welches im Hochdeutſchen allemahlein Daſeyn oder eineHandlung 
im Stande der Ruhe in der Mitte oder gleichſam in der Mitte 
zweyer Dinge bezeichnet. Deſſau liege zwifchen Magdeburg 


und Berlin... Es ift ein Unterfchied zwifchen. mir und dir. _ 


Hingegen fagt man auch, es iff ein Unterfchied umter weiß und 
ſchwarz. Inden Niederdeurfchen Mundarten wird zwifchen ſehr 
bäufig für unter gebraucht, welches and) den aus Riederdeutſch⸗ 
Fand gebürtigen Hochdeutfcher Schriftftellern anklebt. 

Unter fommt in diefer Bebentung mit den Lat. inter genau 
überein, fr wie bryde in derfelben mit in verwandt find. Viele 
unferer Wortforfcher haben-diefe Bedeutung getadelt. Warhter 
fagt, das ganze Alterthum habe fie nicht gefe int, und wir könnten 
fie auch jetzt füglich entbehren. Ihre behauptet, das Schwedifche 
in gleicher Bedeutung übliche under fey von unwiſſenden Dolmet⸗ 
ſchern nach. den Pateinifchen inter gemodelt , und Stoſch feßt noch 
binge, daß diefer Gebrauch oft Mifidentung‘verurfache. Allein, 
es läßt fich doch noch manches zurBertheidigung derfelben anbrins 
gen, Wahr iſt es, daßunter in diefer eigentlichen Bedeutung 
bey alten Oberdeutſchen Schriftſtellern noch nicht angetroffenwors 
den; aber es kommt doch in den folgenden figürlichen häufig genug 
.. vor, woraus denn erbeller, daß auch diefe eigentlichere ihnen nicht 
unbekannt geweſen ſeyn müſſe, wenn fie gleich. in den wenigen von 

ihnen noch vorhandenen Überreften nicht angetroffen wird, Esift 
alfo eine bloße Vermuthung, daß unter nach dem Lateinifchen 
ihtergebildet fey, welche eben fo unmahrfcheinlich iſt, als wenn 
jemand behaupten wollte, in, aus, über u. f.f. wären aus in, 
ex, fuper,entlebnet. Unter ſcheinet in diefer Bedeutung viel» 
mehr ein von dern vorigen ganz verſchiedenes Wort zu fepn, und 
zu und und mit demfelben auch zu in gu gebören, in welchen der 
Begriff der Verbindung der herrſchende iſt, der. auch hier der 
Stammbegeiff zu feyn ſcheinet. Die von Stoſch vorgegebene Viel» 


Unter sehn . 


Unter feinen Söhnen habe ih mir einen Köntg erwah⸗ 


ah 1.908 


deutigkeit wird ſich ſehr verlieren, wenn men nur auf den Bw 


*8 
— 


ſammenhang achtet. Es war mit Seide geftickt und Bold dar⸗ 


Gold unter der Seide gelegen habe, und von derfelben bedeckt 
gewefen, In der R. Maber, ce iſt weit unter ihm, und en 
gehört unter die großen Gelehrten, erhellet der Unterſchied der 
Bedeutung fehon aus der verſchiedenen Endung. Allenfalls würde 


“unter, wird fich alsdann gewiß nicht fowerftehen Laffen, dafdas* - 


unter diefe Vieldeusfgkeit mit allen übrigen Vorwörtern gemein 


baben, deren jedesmahlige Bedentung unter fo vielen in den 
meiften Zälen aus der Verbindung des Ganzen erfehen werden 
mug. Es iſt daher gar nicht abzufehen, wie wir dieſe Partikel 


entbehren Fönnten, da wir Fein anderes Wort haben, diefen Bu 


griff aus zudrücken; deun daß wir das Nicderfächfifche mank da- 
für aufnehmen follten,- wird wohl im Ernfte niemand anrathen, 
gefegt es wäre auch beffer als jenes, wie doch unerweislich ift. 


In Hochdeutſchen iff es ſchon darum verwerflich, weiles diefer = 
- Mundart fremd iſt. —8 — Er 


E) Sigürlih, EEE Nah 

(01) Den Umffand der Zeit, doch nur fo fern am 
gedeutet werden fol, daß etwas erfolger, indem ein anderes Ding 
geſchehen, eine Eoepiftenz der Zeit nach, fo wie in der vorigen Bes 
deutung eine Eoeriftenz des Raumes, wenn man nur das Wort 
Eorrifienz in beyden Fällen nicht in dem weiteflen Umfange feiner 
Bedeutung nimmt, Es drudt in diefem Verſtande eden den Bes 


griff aus, welchen man fonft auch durch über, während, nnd zur _ 2 


weilen auch durch bey und in zu bezeichnen pflegt. Unter der 
Arbeit einfchlafen, indem ınaw arbeitet, über der Arbeit, wo 
über nur noch den Nebendegriffder Veranlafjung bat, Unter dem 


Tumultenacp Saufe eilen. Unter dem Eifen, unter dem Les 


fen, Unter der Gemeine, ı Cor. 14,34; wofür manjegt lieber : 


fagen würde, während der Verfammlung. Unter der Srunde 
des Räucherns, Lue. 1,21. Meine Haare find unter Sreuden 
grau geworden, Geßn. Durch diefe Denfungsere if unter 
lauter. Srenden mir das ſaar verbieicher, Kleiſt. Dieſer 
große Gedanfe muß deine Seele unter ihrem Grame mad: 
tig gufrichtem, wo es aber auch eine Figur der erſten Honpts- 
bedeutung ſeyn Fan, Sie ging unter Vergießung vieler Thrä= 
nen. nad Saufe. — MEN. 

Auch unter ſchlauen Scherzen et, 

Bleibt doch die Liebe Shen, Weiße,“ 
Unter der Zeit, während derfelben, indeffen. x 

Ehedem wurde es in diefer Bedeutung häufig mit dee zweyten 

Endung verbunden, und in manchen Mundarten und Fällen iſt fole 
ches noch üblich, doch nur ohne Artikel. Inter Effeng, im ges 
meinen Leben, für unter dem Eſſen. Unter Tages, bey Tage 
daesnoch Sag iſt, im Gegenfage des unter Nachts, während 
der Nacht, 
weges, und iin gemeinen Leben unterwegene lautet, über auch 


wegen. Figürlich ift unter Weges laffen und bleiben, im ges 


Unter Weges, auf dem Wege, welches auch unter⸗ | 


mit der dritten Endung üblich iff, unter Wegen, oder unters 


meinen Zeben fo viel als unterlaſſen und unterbleiben. Beſon⸗ 


ders gehöret hierher unter pe? oder unterdeſſen, zuſammen 
gezogen unterdeß, welches als eine eigene Partifel von einem be⸗ 
teächtlichen Umfange der Bedeutung ift,aber in der edlern Schreib: 
art gern mit indeffen verwech ſelt wird, (S.diefes Wort, wo br: 


reits das nothwendigſte davon gefagt worden.) Unter Lichts bin» * 


‚gegen, welches in einigen gemeinen Mundatten für in der Däms 
merung üblich ift, geböret nicht bierber, weil unter bier auf eine 


im Hochdeutſchen ungewöbhnliche Art fürzwifchen ſtehet, gleichſam 


zwiſchen zwey Lichtern, wie mon auch im Niederdeutſchen ſagt. 
Dieſe Wortfügung ilt alt, denn ſchon bey dem Stryker kommt 
indor des er das ſprach vor, Ditfried aber gebraucht dafür 

—— innan 











thes, indeſſe — d leich daß unter in 
dieſer Janpt edeutung den Alten nicht fo unbekaunt war, 
Bo Es iſt fehr wahr ſcheintich, daß diefer Genis 
- ai ‚fo wohl von dem Vorworte, als vielmehr von einem aus⸗ 
_gela fenen Hauptworte, 3. 8. Zeie, u.f.f, berrühre. 
Im gemeinen Leben wird unter in diefer Bedeutung gern mit 


* demzielh bedrusenden während verdunden: unter währendem : 


Sebꝛethe, unter dem Gebethe, während des Gebethes; welches 

 Saber ein Pleonas mus ift, welcher If der anftändigen Sprech. uud 
Echrribart vermieden werden muß, wenn aleich auch Opitz ſagt; 
unter wührendem Geſprache. 

I (2) In engerm Berftande, in Verbindung mit dev 
vorigen Bedeutung der Herrſchaft, der Gewalt, der Regierung; 
. während der Negierungeines Dbern. Unter der Regierung Rais 
fer Carl VI, Unter gem Kaiſer Elausio, Apoſt. 13,28. Une 
ter Pontio Pilato, ı 3m. 6,13. Unter ihm wich wachſen, 
Zachar. 6,12, Unter Zeineich VU. ward Nordamerika ent: 

derer, inäheend feiner Regierung — Unter dem Bürgermeifter 
Cajus. 

3) Wenn dieſes Vorwort mit der vierten Eudung oder 
dem Accuſativ verbunden wird, fo bezeichnet es: 

x ta) Ein Berhälmiß der Tiefe im Stande der Bewes 


“ gung, in Beziehung auf ein darüber befindliches Ding, im Ges 


genfige des über. ; 
«) Eigentlich, eine Bewegung in die Tiefe, oder 
bloß eine Bewegung in einen Naum in Beziehung anf ein dars 
über defindliches Ding: Sich unter einen Baum ſetzen. Etwas 
unter die- Treppe werfen... Sich unter das Waſſer tauchen. 
Sich unter ein Faß berſtecken, wo das — gleichfalls die 
Richtung der Bewegung mit andeutet. Das Licht unter einen 
‚Schäffel fegen. Er machte sween güldne Rinken unter den 
Kranz, 2 Moſ, 37, 27 5 100 machen gleichſalls die Richtung der 
Bewegung mit ausdruckt, weil ſonſt die dritte Endung ſtehen 


müßte. Ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gebeft, 
Math. er 8. Romme ih wieder zurück unter mein ruhiges” 
Dach, 9, wie entzuckt mich da deinr bolde Geſchäftigkeit, 


mid zu ade! ! Befn. Es iſt zugtoß, es gehet nicht dar⸗ 
unter. Seide anter das" Kleid füttern, Unter das Joch 
bringen. Sich unter den Adel feines Weſens erniedrigen. 
Zemanden unter die Laube laden. Die Henne verſammelt 
ihre Küchlein unter ihre 3tüugel. Sich unter jemandes Herr- 

ſchaft begeben. . 

Iungleichen in den theils fprichwörtlichen theils figürlichen Re⸗ 
“ sensarten. Lin Land unter Waffer ſetzen, es überſchwemmen. 
 Femanden etwas unter diegand, unter den Süß geben, ihm 
ins geheim Nachricht von etwas, einen Auſchlag zu etwas geben, 

” Ein Gefeg unter dieSuße treten, es mit vorfeglicher Verach⸗ 
tung übersreten. Unter Segel gehen, die Segel aufipannen und 
fortfchiffen. Jemanden unter die Yugen fehen, ibm gerade in 
das Geſicht ſehen. Zemanden unter die Augen treten, kom⸗ 
‚men, in feine Gegenwart kommen. Komme mir nie wieder 
amter de Augen! Jemanden Grobbeiten unter die Augen fa: 

gen, fie ibn ungefchent perfönlich ſagen. Jemanden erwasuns 
ter die Mafe reiben, in den niedrigen Sprech arten, es ihm vor⸗ 
rücen, vorwerfen, - Jemanden unter die Eyde bringen, fo wohl 
eigenitich, ihn beerdigen, im gemcinen Leben, ale auch figürlich 
° Schuld an feinem Tode ſeyn. Will ey mich vor der Zeie unter 
die Erde bringen 2 Bell. Viele Kopfe unzer einen Sur bringen, 
- fie. eines Sinnes machen. 

A) Figürlich, eine Bewegung NETTER ſo fern 
dadurch ein Ding der Gewalt eines andern übergeben oder ausge⸗ 
ſetzet wird; im Örgenfage des über, Dee Amtmann befahl 


BB 


902 
ibm unter feine Sand alle Gefangene, ı Mof. 39, 22. Der 
Serv. gab fie unter die Sand dev Midianiter , verkaufte fie 


unter die Hand Cufan u. f. fs welche bibliſche R. U. mit dem 


% 


Worte gand fir Gewalt ungewöhnlich find. "Die vernunft un= 


ter den Gehorfam Chrifti gefangen nehmen, 2 Eor. 10, 5, „Linz 


ter das Gefeg gerhan, Sal. 4, 4, 
unter dag Joch bringen. 

(5) Eine Bewegung oder Hausfung nach der. Mitte 
mebr.rer Dinge, gleichfam ein Ding mit andern zu vermengen ; 


Etwas unter feine Gewalt, 


' fo wohleigentlich als figürlih. Unter die Todten gerechnet wer: 


den. Jemanden unter feine Sreunde rechnen; zählen. Sich 
unter die Tänzer einfohleichen. Alles unter einander werfen, 
mifchenu.fef. Er gehöret mie unter die wenigen Rechtſchaf⸗ 
fenen.. ‚Das gehsrer nicht darunter. Unter Mörder gera— 
then. Mitten unter das volk gerathen. Es veißen viele 
üble Gewohnbeiten unter fie ein. Das es nicht weiter eins 
reiße unter das volk, Apoſt. 4, 17; two doch mit dem Zeitworte 
einveißen, die driste Endung üblicher iſt, weif die Handlung hier 
auch im Stande der Rube betrachtet werden Fanırz.es iſt unter 
ihnen eingeriffen. + Die Beute unter ich theilen. Was it das 
unter fo viele? Den überſchuß unter die Armen austheilen, 


"Den Sauerteig unter das Mehl, Spreu unter das Getreide 
thun. Thue ein wenig Salz darunter. Die Landmilig unter 


die regulären Truppen federn. 
Sprichw. Wer fih unter die Traber mengt, den freifen die 


Unter die Soldaten geben. 


Schweine, Menge, miſche es darunter. Etwas unter die 
Leute bringen, es befannt machen. Es kommt unter die Leute, 
im gemeinen Leben; es wird befannt. Jemanden etwas unter 
vier Yugen ſagen, im gemeinen Leben, e3 ihm allein, ohne alle 
andere Zeugen ſagen. Es gibt Belehrungen, die nicht unter 
vier Augen gehören, Hermes, 

Menu in einigen Fällen, deren doch nur wenige find, beyde Ens 
dungen, fo wohldie dritte als vierte, üblich find, fo rührer ſolches 
daher, weil die Handlung bald int Stande der Ruhe, bald auch 
im Stande der Betvegung, betrachtet wird. Fehlerhaft aber find 
folgende Stellen: Des find die Erbtheile, die Eleaſar, und 


Joſua unter den Gefchlechtern austheileten, für, unter die Ger 
Lin Fluper Knecht wird unter den Brudern das‘ 


ſchlechter. 
Erbe austheilen Sprichiv, 17,2; wo der Dativ eine ganz fal⸗ 
ſche Bedentung veranlaſſen könnte. Sle begruben ihre Gebeine 
unter dem Baum, 2 Sam, 31, 135 wo der Dativ ungewöhnlich 


iſt, ob gleich die Natur der Sache denfelben verſtattet. Er ließ ſei⸗ 


nen Leichnam unter dem gemeinenPobel begraben, Ier.26,23;5 
für unter den, Dagegen ſtehet 2 Chron. 24, 16. ganz richtig, fie 
begeuben ibn unter die Rönige. Unter den Kindern Gortes 
kommen, Diob 2,6, Rap. 2, 1. Und fo in andern Stellen mehr, 


2, Was die Zufammenfesnung Biefes Wortes mit andern 


Wörtern betrifft, ſo läſſet es ſich zufammen frgen, 

1) Mic Partikeln, wo das Vorwort bald voran Nehet, 
wie in den Oberdeutſchen unterhin und unterher, für hinunter 
und herunter, unterwärts, unterhalb, dem gleichfalls Ober⸗ 


‚deutschen untereinf für unterdeffen ; bald. nachfolgt, wie in darz 


unter, bierunfer , berunter,, hlnunter, worunter. - Daß die 
Auflbfung der mir der velariven Partikeln da und wo zufamnien 
geſetzten Borwörteroft ein Fehler wird; iſt ſchon bey Da Il. ans 
gemerkt worden, 
2) Mit Nenuwörtern, wo fo wohl Bey als Hauptwörter 
diefe Zufammenfegung leiden. Zu den erſtern gehören unterth a⸗ 
nig, unterwur ig n, f. f. welche doch größten Theile von Haupt⸗ 
oder Zeitwörtern abgeleitet find; gu den letztern aber Unteracht, 
unterblatt, Untergang, Untergericht, Unterholz, Unterlap, 
Unterhalt, Unterthan, Unsterlippe, Unterleib, Unterpfend, 
£lla —— 


* 


903 a nt 
ein Ding, welches unter zweyen einer Art das untere iſt, theils 
etwas, welches dee Gewalt, der Würde, dem Rauge nach einem 
andern nachſtehet, beydes im Gegenfage der mit ober— zufam⸗ 


wen gefeßten Wörter gleicher Art, In manchen ift die eigent« 
liche Bedeutung des Vorwortes nech dunkel, welches auch won vire 


- ben der mit diefer Vartifel zufammen gefegten Zeitwörtern gilt; 


ob gleich manche deutlich genug nad) den mit Inter zuſammen 


geſetzten gleichbedeutenden Lateimſchen Wortern gebildet zu ſeyn 


ſcheinen. 


bipalten, bald auf das Zeitwort werfen, 

Dicjenigen, in welchen der Ton auf der Partikel Steibe, baben 
das gewöhnliche Augment ge, und im Infinitiv tritt das zu zwi⸗ 
ſchen das Vor -und das Seitwort. Überhaupt iſt das Vorwort 


"bier eine trennbare Partikel, welche in dre Eonjugation hinter 


das Seitwort tritt. Der Landmann ackert den Samen uner. 
Die Sonne it untergegangen. Ps unter zu ſchieben. Die 
Zeitvörser diefer Act find bald Yeriva; wie unte ackern, unters 
arbeiten, unterbreiten, unterbringen, untevegen, unterfüt— 
gern, unterlegen, unferpflügen, ungerfegen, unterſtecken, un⸗ 
terſcharren/ unterfchieben, unterſireuen. Bald Nentra, wie 
untergehen unterfommen, unterFriechen ‚ unterliegen, un= 
terfinfen,untertauchen. 

An andern liegt der Ton anf dem‘ einworte, In diefen-ift 
dag Vorwort untrennbar, daher es die ganze -Eotjugation dor 
demfelben ſtehen bleibt, Das Augmens füllt in. den pergangenen 
Zeiten weg, und im Jufinitiv tritt dag zu vor-die ganze Sufom- 
menfesung. Wer wntgrhält ibn? Es iſt noch nicht unters 
fehrieben. Seine Abfichten zu unteritügen. Dahin gehören 
die Aetiva: unterbauen, unterbinden, unterbrechen, untere 
driien „ unterfangen, yürerfreffen, unteraeben, untergras 
ben, unterhalten, unterh andeln, unter ſochen, unterlaffen, un: 
terminiren, unternehmen, unterrichten, unterfagen, unter= 
ſcheiden, unterſchlagen, unterſchreiben, unterſtegeln, unter⸗ 
ſtreichen, unterſtütgen, unterſuchen, unterweiſen, unterwer— 
fen, unterwinden, unterzeichnen, unterziehen. Audfeichen die 
Steufra, unterbleiben, unterreden, und das Reciprocum ſich uns 


' gerftehen. 


In einigen ruhet der Ton nach dem Unterfchiede der Bedeutung 
bald auf dent Bor- bald aber auch auf dem Zeitworte; weiche denn 
auch auf bey derley Art conjugiret: werden, Intevfleben, das if, 
unter ein Obdach treten, und fihunterkehen; die Hand unters 
halten, und jemanden unterhalten; ; einen Balken Umteesieben, 
und fh einer Sache unterstehen. 

Man fichet ſchon bierans, daß die Regeln bier nicht anzuwen⸗ 
den find, wach weichen ſich die mit durch, um und über zuſammen 
geſetzteu Zeitwörter in den meiften$älen beitimmen lafjen. Weder 
die active und neutrale Form, nod) die Bedentung liefert etwas, 
welches zu einer Kegel dienen Fönnte; daher man es bier bloß aus 
dem Gebrauche erfeben muß, ob der Ton auf der Pattifel oder 
anf dem Zeitworte haftet, 

Anm. 2, Im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart 
wied diefes Vorwort gern mit den Artikeln, dem, dem und das 
zuſammen gezogen ; unterm, untern und untere für unter dem, 
unter den md umer das. Die anſtändige und edle Schreibars 

vernieidet diefe wie alle ähnliche Zuſa mwenziehungen. 

Anm, 2. Dieſe Partilel lantet ſchon bey dem Ulphilas undar, 
im Iſidor, bey dem Hero, MWileramm.f.f. unda, untar, un- 
ter,im Holänd,'onder, um Niederſ. Schwed. Jsland. Dan. nnd 
Angeif-under; im Walififchen aber wrih. Go wie in deffen 


* 


Untertheil, vielen — Diefe Worter Gegeichsten ehrt 


g) Mit Zeitwörtern, da denn diefes Vorwort mit zu den 
‚wenigen gehöret, welche in der Zuſammenſetzung den Ton bald : 





—— über Alles — kai — 5 Bedencun· 
gen zuſammen gefloſſen find, die Bedenrung der Höhe und der ho⸗ 
rizontalen Richtung, fo finden auch bey diefem. ziwen Hanptbedeu- 
tungen Statt, die der Tiefe in Beriehung auf ein oberes‘ Ding, und 
die des örtlichen Mitbefindens in der Mitte mehrerer Dinge, wels 
Ge mit den Begriffe der Verbindung febr genan zufanmen ban⸗ 
get, ſo daß unter in diefer Bedeninng-als ein naher Verwandter 
votz und, in nf. f. angefehen werden muß, gumahf do die Endfplbe 
er sine bloße Ableitungsfulbe iſt. Das Lat. inter iff nicht fo wohl - g 
. die Quelle, als vielmehr ein gleichzeitiger- a ep 3— 
Deutſcheu, fo wie in der erſte Hanptbedeutung i fra. U 7 
manchen der folgenden Zuſammenſetzungen erhelle daß * 
Wort ehedem noch mance jept unbekannte Bedeutungen gehabt, 4 
haben müffe, h 

Die imterabtheilung, gr. — fernere Abteilung er 8 
nes bereits abgetbeilten Dinges; Lat. Subdiuiio, J— 

Die Unteracht plur.car, ein geößten Theils veraltete Wort, h 
diejenige Acht zu bezeichnen, welche von einem Unterrichter dere 
bänget wird, und ſich nur auf feinen Gerichtsbezirk erfiredet; zum. 
. Unterfchiede von der Ober acht. 

Unteradern, verb.reg: act. durch ern oder Bflügen 

= die Erde Bringen ; unterpfiüger, in Thüringen A a 
Dünger, den Samen unterackern. Dahır das Unteradern. 

Der Uder Admiral, des ⸗ es /plur. — ©. ‚Ober:, ⸗ 
Aamiral. .- — 

Das unteraͤmt des — es, — ie—ämter, cin eine, andern 
Amte alei her Art untergeordnete s Amt. ©, ©berame. 

Unterarbeiten, verb.: reg. act. dutch Arbeit, pflichtmäßige An⸗ 
firengung der Kräfte des Leibes unter ein anderes Ding bringen, 

Die Unter rche, plur. die —n , bey den Jägern, die —— ir⸗ 
che oder Leine an dem Jagdzenge die Unterleine; zu ter⸗ 
ſchlede vonder Überarche oder Oberleine. S. Arche. 

Die nterartiſch oͤcke plur. die — n ©. Erdapfel. 

Der Unterbalken, des—s, plur. ut nom, Sing. der untere 
Ballen unter mehreren, im Gegenfüge des Oberbalkens, In der 
Baufunft iſt es der unterfte Theil des Heupiasfimfes, welches ei» 

"ren Ballen verfiellet, der auf den Säulen liegt. ur Epify- 
lium, tal, und Franz, FArchikave; daber auch neh im 
" Deutfeben der Architrab. 

Die tinterbanf, plur. die — bänße, die unterfie Bank unter. 
mehrern. Jugleichen figürlich in verſchledenen Ver ſamm lun⸗ m. 
gen, der Dit, wo die lieder geringerer Art fißen, da denn 
diefe Glieder geringerer Art auch wohl coleckive die unter⸗ 
bank genannt werden, Alles im Graenfoge dev Oberbant, 

Ter interbeu, des —e, plur. inuf,der Bau unter der Erde, 
fo fern derſelbe die Lraung des Grundes zu einem Gebande bertifft, 
und auch der Grundbau genannt wird; im — ———— 
baues. 


Der unterbauch, des — es, plur. — bauche, * untere, ‘ 
‚Theil des Bauches; im Grgenfage dee Oberbaudjes, — 

Unterbauen verb. reg..act. ein Gebäude oder einen Theil dee 
felben, durch einen darunter anfarführten Ban unterflüben, is 
nen Arker neu unter bsuen. Daher die Unterbanung. Der Ge⸗ 
genfag könnte überbauen ſeyn. ‚ 

Der iinterbereiter, des —e, plur utrom. fing, Beeünteifle 
Bereiter unter zweyen, im Oegenfage de? Gberbereiters. 

Der Iinterbergmeifter, des —s, plur. ut nom. fing, ein dem L 
Oberbergmeifter uintergeordnerer Bergmeifler. < 

Das Unterbett, des — es, plur. die — en, dasjenige arofe 
‚Stüd Bett, weldes unter dem Körper — zum Unterſchiede 
von dem Deck⸗ * Oberbeue. 

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ir. — n, PN der Vlenen zucht die unter fe 

Bo ee oder. eines hölzernen Bieuenſtockes; zum Un⸗ 

biede von der ©berbeute. j 

& inden, verb.irreg. act. (S. Binden) 1. dmterbinden;« 
F — binde unter, unter gebunden, unterzubinden; nnter ein 

‚anderes Ding binden, mit deſſen Verſchweigung. Ein Tud 

unterbinden Daher das unterbinden. 

2) unterbinden ‚ich unterbinde, en zu unta® 

Su "Binden; ein Band an den untern Theil eines Dinges legen, mit 
dem Accufativ diefes-Dinges, Die Tabelfopnur unterbinden. 

Daher die Unterbindung. 

De interblart, des — es, plur, Sie — Blätter, Diminut, 
das — blättchen, das unterſte Blatt unser zweyen, im Gegen⸗ 
fage des Oberblartes. Bey einigen twied auch die unter den durch⸗ 
fihtigen Steinen zur Ertbeilung der Farbe oder Erhöhung ihres 
Glanges gelegte Soliedas Unterblättchen genannt. _ 

+ Unterbleiben, 'verb. irreg. neutre S. Bleiben;) welches das 
‚ Hülfswort feynerfordertz ich unterbleibe, unterblieben, zu un⸗ 
terbleiben ; ungefihehen bleiben, gleichſan unter Weges bleiben, 
woraus eg yufammen arzogen zu fenn fcheinet, Dashatte unter- 
bleiben Fonnen. Die Sage in unterblieben. Daher das. Uns 
‚tepbleiben, zuweilen auch die Unterbleibung. 

—— plur.die—n, in der Schifffahrt, Bou⸗ 
netten oder Beyfegel, welche mit Maſchen an die untern ©. gel 
angehãauget werden. 

Der uͤnt erboͤrnmeiſter/ des — 8, plur., ut. nom. fing, Siehe 

: ‚ Vöerbornmeifter. 

Unterbeöhen, verb.irre2. act. 1.8. Brochen;) ich unterbrecbe, 
unterbrochen, zu unterbrechen; die Fortdauer eines Dinges auf 
Veinegermwiffe Seit hindern. Eine Bewegung unterbrechen. Je⸗ 

manden in der Arbeit unterbrechen. Lin Gefchäft unterbre- 

chen,  Ambäufisften von der Rede und deren Forifegung. Kin - 
Seſprach unterbrechen. Jemanden unterbrechen, ibn nicht 
ausreden laſſen, anfangen, ehe enzu reden aufgehöret hat. Daher 
die Unterbrech ung. In diefeg legten Bedeutung (hof bey Wins- 
becken unterbrechen, Es f&eint nach den Latein. interrum- 
„pere und interfringere gebildet zu fen; wenigfteus ft in 

- beyden die Figur gleih dunkel. 

Ansrheiten, verb.reg. act. ich breite unter, unfergebreiter, 

.. "unter zu breiten, unter ein anderes Ding breiten, IAmanden ein 
e Tuch unterbreiten. 

Unterbringen ‚ verb. irreg. act. (S. TE 1,*Untere 
bringen ; ih unterbringe, unterbru.cht, zu unterbringen; 

5 unter das Joch bringen, unter fich bringen, eine im Sochdeutſchen 

veraltete Bedeutung. Das Land iſt — iChron. 23, 18, 

So auch die Unterbringung. 

2. uͤnterbringen; ich bringe unter, untergebradht, unter 
zu bringen. 1) Eigentlich unter ein Obdach briugen, woraus es 
zuſammen gezogen zn ſeyn ſcheinet. So fagtein Gaſtwirth, ex 
konnte feine Gäftemicht alle unterbringen, wenn er ihnen weder 

"hen ſich noch bey andern uortierverfebaften fanıt. Ein Pferd 
unterbringen, es nach angewandterMüßein einen Stall! ringeng 
2) In weiterer Bedeutung in vielen Fällen, auch an einen. fichern 
Sri bringen, beſonders, wenn ſolches auf einige Zeit geſchiehet. 
Ein Capital unterbringen, es auf Intereffen ansthun, sleichfam 
es an Mann bringen. Am baufigſten von Perfonen und. in An⸗ 
febung der Verforgung. Jemanden als einen Bebienten bey 
einem Zerven unterbringen. Seine Kinder gut unterbringer, 
es fen durch Heirath, oder durch — anderer Y.& 
auch die Unterbringung. 
© 


Underdeſſen S. Unter und Indeſſen. ER 





— Pau 


fUnterdienſtlich,/ adj, et adv. ein fekefames Wort, weldsesim 


bohen Grade dienftwillig, zum Dienfte bereit, bedenign. foll, und 
ſo wie das gleich bedeutende unterdienſtwillig nur noch in einigen 

‚gemeinen Schreibarten, befondersin den Unterſchriften der Briefe 
arbraucht wird. Unter fol bier verninthlich die Bedentung ver⸗ 
‚ ffärfen, wie per in perofliciolus, welches aber wider die Natur 
dieſes Vorwortes it, 

Unterdrůcken, verb. reg. act. ich unterdrüde, untersrüdt, 
zu unterdruden, ı 1) Die Ensftehung, den Ausbruch, die Fort⸗ 
daner einer Sarhe niit Gewalt hindern; am hauſigſten mit dere 
‚Nebenbeariffe, daß dieſe Hinderung ins geheim, oder doch. ohne 
großes Geräufch geſchehe. Das Unkraut unterdrücken. Kite 


Scuersbrunft unterdriicken. Man fprach offentlich davon, 


„allem es wurde bald unterdrudt. ‚Seinen Derdruß unters 
drücken Einen Gedanfen,.einen Yrgwobnbey ſtch untoer— 
drücken... Das Gewiffen unterdruden, deſſen Gebernch und 

Wickungen hiudern. 2) In engerm Verſtande unterbreitet mar 

andere, wenu man geriggere Perſo eu au der Erlangung deſſen, 

was fie nach Recht und Billigkeit ferdern können, bindert. 
Armen, die Fremdlinge den Elenden unterdrucken, in der 

Deutſchen Bibel. Wir werden untergedruckt, (sichtiger unter⸗ 
druckt,aber wir kommen nicht um, 2 Eor..4,.9« 7. 

Anm. In der legten Bedeutung mit eineandern Vorworte 
firdrucchen,werdrüden. uͤnter drucken, mit bett Tone auf dem 
Vorworte kom mt noch zuweilen iu eigentlichfien Verftande vor, 

Der Unterdruder des — 8, plur. ut nom..ling, derjenige, 


welcher geringere Ver ſouen unterdrückt, in der letzten Bedeutung 


des Zeitwortes; doch au“) bier nur zuweilen in der dichterrſ chen 
Schreibart. 


Die Unterdrückung, plur. inuf, die Sansfung des Unserdriis 


ckens; imbepden Bedeutungen des Zeitwortes und ohne Plural, 
Ben beim Notker Firdruccheda, 

Der, die, das lintere, ©. 1. Unter. 

unteroͤgen ‚verb, reg. act. ich ge unten, untergeegt, unter 
zu egen, unter die Erde egen, Den Ggmen.unteregen. Daher 
das Unteregen. 

AUntereinander, Beffer untex einander, ©. Einender und Unter, 


*intereinft, Untereinften, Unt erein ſtens, ein unı-im Ober⸗ 


deutſchen fiir unterdeilenoder indeffen übliches Wort, velches im 
Sochdeutſchen unbefanntift, SG. Einſt und Indeſſen, 
Der Unterenke S. Enke. 


Unterfaͤhren, verb. irreg. act! — ) ih.unterfahre, 


unterfahren, zu unterfahren. Es iſt nur.ip Bergbaue üblich, 
wo die Erze unterfahren werden, mern man mit den Stollözr⸗ 
tern big unter die Erze kommt. So auch die Unterfabrung, 
Ynterfängen, verb. irreg. (8. Sangen,) welchesein Hecipros 
cum ift, ich unterfange mich, habe mid unterfangen, mich zu 
„unterfangen, und die zweyte Endutig der Sache erfordert, ı)*Im 
weitefien Berftande ibie unternehmen, etwas zu bewerkſtelligen 
‚anfangen; eine im Hochdeutfchen peraltete Bedeutung. 2) Im 
engern Verſtande/ etwas Schweres, etmas Wich tiges unternehr 
men oder anfangen, Sich eines großen Baues unterfangen. 
Sich unterfangen, etwas auszufuhren. Auch diefe Bedeutung 
" Fommt felten mehr vor, indem diefem Worte am bäufigften, 3) ım 
der eugſten Bedrutung der Nebenbegriff eines verwegenen oder 
verbo henen Unterurchmens anflebt; wie unterſtehen. Wer biek 
ee dir, dich folder Singe zu unterfangen? Daher das Unterfanz 
gen, auch, doch .ohne Plaral, von einer verwegenett oder ver bo⸗ 
thenen Handlung. 
Anm, Schon bey dein Sufn ried untarfahen, der es aber euch 
für auffangen, intercipere,-gehraucit, Einige Dberdeutfche 


Gegenden ſagen noch jegt app Taben Sahen und fangen. bedne 


8113 sen 


Die 


u 


7 


a 
ten in dleſer Zaſammenſetzung ſo viel wie faſſen, greifen, fo daß! 


unterfan gen eigentlich bedeutet, unter etiwas greifen, es aufzu⸗ 


heben, wovon denn die heutige Vedentung des Anfangens die 
" Figur iſt. Eben dieſe Figur herrſchet in unſern unterneymen, 
unterfichen, unterwinden, in dem Lat. fuleipere, in dem Engl, 
ondertäke, u. f. f- Hin und wieder gebraucht man es auch init 
der vierten Endung, befonders mit dem Relarivo es; er hat es 
ſich ‚unterfangen, für deſſen. * 

Des Unterfaͤß, des— ſſes, plur, die —fäffer, | im Hürtenbane, 
S. Oberfaß. 

* Der Unterfelbhauptmann, des —ıs, * die —männer, 
oder —⸗leute, derjenige, welcher unter denn Feldhauptmanne das 
Fuß dolk bey einer Armee anfuhret; ein oeraltetes Wort, wofr 
in den neuern Zeiten das Franzöſiſche GeneralsLieurenant üblich 
geworden, fo wie der Zeldhauptmann. jegt General von der 
' Infanterie heißt. 

Der Uinterfelöherr, des — en, plur. die—en, derjenige, wel» 
her unter dem deldherren eine Armee anführet ; cin im Deutſchen 
gleichfalls ungewöhnliches ort. Nur Pohlen undfitthauen hat⸗ 
ten ehemahls ihre Großfeldherren, wovon ein jeder feinen Uhter: 
feldberren unter ſich hatte. Dieemaplinn eines folchen wird als⸗ 
dann im Deutfchen die Unterfeldherrinn genannt: : 


Der Unterfeld⸗Marſchall, des—es, plur. die — fälle, der⸗ 


jenige, welcher dem Feld⸗Marſchalle bey einer Armee untergeord» 
net if, und am hänfigffen nach dem Framo ſiſchen Feld⸗ mu chall⸗ 
Lieutenant genannt wird. 


Die Uinterfläche, plar. die—n, dieuntere Flãche Abel Dinges, 


welche unter dem Nahen der Grundfläche am befannteften ift; 
im Osgenfage der Oberflache. 


Das Unterfutter, des— 5, plur. doch am häufiaffen nur von 


mehretn Arten, ut nom, ling, dasjenige, was unter einen Zeug, 
befonders unter ein Kleidungsſtück gefuttert, und au nur das 
Sutter ſchlechthin, im Dberdeutfchen die Doppelung, bey den 
Schneidern das Dobblier, von dem Franz. Doublure, genannt 
wird, Es iſt dem Niederdeutfchen Avervoor, Dberfutter, d. i. 
der Überzug eines Kleides, entgegen geſetzt; da wir aber diefes im 


Hochdeuntſchen nicht Fennen, fo könnten wir ung auſt att des Gegen⸗ 


fages auch gar wohl mit dem einfachern Surter behelfen ‚welches 
bey uns von dem Oberzeuge nicht üblich iſt. 

Unterfuttern, verb. reg. act. ich futtere unter, untergefuttert, 
unter zu futtern, als ein Futter unter dem Dbergeug eines Klei⸗ 
dungsftüdes ſetzen. 

Der Untergang, des — es, plur. doch nut inder dritten Beden⸗ 
sung, die — gange. 1) Eigentlich, die ſcheiubare Bewegung, 
eines Himmelskörpers unter den Horizont eiffes andern; der Nie⸗ 

dergang, obgleich nicht fo häufig; ben den ältern Dherdeutfcien 
Sedelgang. Derlintergang der. Sonne. Por, nad Sons 


nen⸗ Untergang. Der Untergang eines Sternes, deſſen Ver⸗ 


fchwindung unter dem Horizonte, Von der Himmelsgegend, wo 
die Sonne unter zu gehen ſcheinet, iſt es veraltet; indem Abend 
und Wert dafür üblicher find, 2) Figürlich iſt der Untergang, 
das Aufbören des Dafeyng eines Dinges, ingleichen diegerfförung, 
der zwechmäßigen Orduung der Theile eines Diuges; Lat, Interi- 
tus. "Dee Untergang einer Stade, fo wohldie Zerftörung derfeks 
den, als auch das Aufhören ihres Woplfiandes. Das Keich ik ſei⸗ 
nem Untergangenabr, Die Sandlung von dem Untergange er— 
rettem 


andern Orten der über gang, ingleichen der Umgang beißt, der 
Untergang genannt, SEinen Untergang halten, die Feld» und 
5 arzränzen befichtigen. Da denn eine folche Befichrigung der 
S:adifelder d er Döeruntergang, der Dorffelder aber dey Un— 


Der Untergänger, RR — at nom. fo. an Buuft 


3) In einigen Gegenden wird die don breidigten Perfonen 
unternommene Befihtigungder Feld» und Flurgrãnzen, weldye an 


er Bauer; J BR wa — 


* — ——— 


une 


tergant — fo des anditas teßtere das hr —* 
diget. Die Bedeutung des — iſt in diefen Fade dunkeh, - . 
©. Untergeben, 


Orten eine beeidigte Perfon, weiche die Brängen und Matkfleide 
zu untergehen, und die darüber entſtandenen Streitigtriten, nach 
‚Masgebung derfelben, zuentfcheiden har; au audern Orten der 
"idergänger, Umgänger, Siebner, martſteinſeger, Land⸗ 
ſcheider, Gränzfepeider, 4.46% “ 

lintergingliy, adj. er adv. weldes gleichfalls nur au einiges — 
Orten üblich iſt, in dein Untergange der dritten Bedeutung gearüne. 
det. Ein ungergänglicher Schluß, ein Schluß, Ausforach der 
- Unrergängen. Das umtergängliche Recht, das Rechr Antergänge 
zu halten, Flur⸗ und Markſteine zu fegen, 

Das Untergebäude, des —s, plur. ut nom. fing. das un ⸗ 
tere Gebäude, oder ber untere Theil eines Gsbäuber; 5, Segen, 
füge des Obergebäutes, 

tintergeden, verd, irceg.äct.(S, Seen;) ich unter gebe · uns 
tergeden, zu untergeben, unter etwas geben, am dantgſten dm 
figürlichen Verſtande der Zucht eines andern übertragen. Pin 
Kind einem Lehrer untergeben, nicht allein zum Unterrichte;fi 
dern auch zur Zucht Bildyng der Sitten. Von der Herefihaft,; 

ſich einem Landesherren untergeben, gebreucht man lieber, ſich 
unter ihn begeben, ober noch beffer andere Ausdrücke, z.B. ih 
ihm unterwerfen. Daher die Untergebung und»der Unrerges. . 
- bene, welcher dem Untereichte und der Zucht, zuweilen auch der 
Herrſchaft eines andern untergeben iſt; im Gegenſatze des vorge⸗ 
fegten.. Das Zeitwort lautet ſchon bey dem Kero untarkeban. h 

Untergeben, verb. irreg. (S. Geben.) 1. Untergebenzihun: ⸗ 
tergehe, untergangen, zu untergehen, ein Yerivum, welhes 
nur in einigen Gegenden üblich if. Das geld, die Markung 
untergehen, fiebefichtigen, um die Gränz⸗ und Martfkeine und 
ihre Befchaffenheit in Angenfchein zu nehmer ; welches au andern - 
Drten begehen, umgehen und übergehen beißt. ©, uncerg ans 
und Untergänger. 

2. untergehen; ein Neutrum mit dem Hulfeworte — ich 
gehe unter, bin unfergegangen, unter zu geben, anter etwas 
geben, mit deffen Berfgweigungs 1) Eigenrtich, wo es nurnoch 
in einigen wenigenYällen üblich ifl. Die Sonne, der Mond. 
schen unter, nähmlich unter den Horizont, wenn fie ih unter dem. 
Horizonte zu verbergen foheinen. -Ein Stein gehet unter, iw 
eben demfelben Verſtande. Ein Schiff gehet unter, nämlich une. · 
ter das Waffer, wenn es unter die Dßecfläche des Waffersgerä 4 
und verfinfet. Bey den Apberdian kommt es noch Inder im 5 
deutfchen veralteren — des Schlafengehens vor, — 
unter das Deckbett gehen. 2) Figürlich, aufhören, vernichtet, 
ingfeichen der Drdnung feiner Theile nad) zerſtäret werden; eine 
Figur von dem Untergeben eines Schiffes, Lat. jnterire. Yıles, 
was auf Erden iſt, ſoll untergeben, ı Diof. 6, 17. Golfen 
wir denn garuntergehen? 4 Mol 17,13, Warum ſoll denn 
unſers Vaters Nahme unter gehen? Rapı 27,4 Sie geben. 
unter und nebmen ein Ende mit Schreken Pf. 73, 19% Ye 
——— Redar ſoll untergehen/ Eſ. 20, 16, und ſo in alte 
dern Stellen mehr. Es fänatindiefer Bedeutung anzu veraltem, 
“indem vergehen, vernichter werden ı. ſ. f. und im gemeinen 
eben zu Grunde gehen dafür üölicher find. Doch fagt man noch 
die Welt wird untergehen. Aush gebraucht man es noch in der 
eblern Schreibart, wenn eine Yofplebng auf, Hr antergehende 
Sonne Statt. bat. ; 
S. auch Untergang —— 

Untergehorigg/ adj. et adv. welches nur in einiaen Begenden, 

beſonders Niederdentfchlandes, Bblih Hi. Im Sckeswigifken 
find 
2 \ 








* 
— 
u 
⸗ 
1 
€ 


I 
ſind die untergehsrigen ‚eine Art Bauern und Kothſaſſen/ welche 
‚ihre Hufen oder Kothe von einem Kloſter fetten, d. i. zu Lehen 


ehmen müffen, und daher auch Feſtbauern, d.i, Lehensbauern, 
oder Canſten heißen, uud alſo von den Eigenhorigen und Leibz 






a hörigkeit. 

Sas Untergericht, ses—es, plur, die Be/ S, Obergericht. 

—5 — Untergerinne, des—s, plat. ut nom, fing. im Hüt⸗ 
tenbaue ein an und unter dem Schofgerinne augelegtes oder 
fortgefeßtes Geriune, zum — von dleſem Schoß ge⸗ 

rinne. 

Das Untergeſchoͤß, des fee; plur. Sie—e, das untere Ge⸗ 

ſchoß eines Gebäudes über der Erde, das Bodengeſchoß ;. zum 


KRellergeſchoſſe. 

Fer Untergefpan, — 8 2. Gefran. 

Des Untergeftöll, des— es, plur. die—e, der untere Theil 
eines Geftelles, zum Unterfohiede von dem Obergeſtelle. Das 
Untergeſtell an einer KRutſche, der age zwifchen den Rädern 
und dem Kaften. 


ein Rahme des Pallaſches odes Seitengewehres ; zum Unterſchie⸗ 
de von den Obergewehr. min®bers und Untergewehr, in völlis 
ger Kriegsrüftung. 

‚Untergeäben, verb. reg, act, ich unternvabe, untergraben, 

j zu untergraben, unter etwas graben, befonters, am deffen Ein⸗ 

i ſturz zu bewirken. Lingaus,- einen Berg untergraben, Die 

| Mauern follen untergraben werden, ‚Ber, 51, 58 Figürlich 

untergrabt man ein Geſetz, das Wohl des Staates, jeman- 
des Glück ſeligkeit u. ff. wenn man insgebeim und nach und nach 
an ihrer Zernichtung, an ihrem Umſturgz arbeitet, So auch die 
Untergrabung. 

Das Anterhaar, des— es, plur. — die untern Haare, 
auch als ein Eolfectivum, fo wohl im Singular allein, als im Plus 
ral allein. Bey den Perrüdenmacern wirddasjenige Haar, wel⸗ 
ches. die. Gegend des Nackens bis gegen die Ohren bedecket, das 
unterhaar genannt. 

*uAunterhaben, verb,irreg. act, (S.Saben,) ein ungewöhnliches 
ans der R. A. unter den Zanden haben zuſammen gezogenes Zeit⸗ 
wort, von welchem man in einigen Kanzelleven- nur das Mittels‘ 
. worsder gegenwärtigen Seithat, die unterhabende Sache, d. i. 
die Sache, welche ich unter Händen babe; ein unverzeihlicherMiß: 
brauch des Mittelwortes der gegenwärtigen Zeit, wenn auch die 
Eltipfe nicht zu bart und zu ungewöhnlich wäre, 
 Ünterhalb, ein Mebenwort des Ortes, auf der untern oder auch 
tiefer gelegenen Salbe oder Seite, im Gegenfage des ober, 
harb. Es erfordert die zwente Eudung des Nennwortes. Un⸗ 
N 5— der Stadt, der tiefern Lage der Erdflache nad. S. 1. 
«lb 2 
Der tinterbalt, des ⸗es plur. car. von dem Zeitworte unter: 
‚halten, doch nur in der engern Bedeutung diefes Wortes, 1. Die 
Handlung des Unterhaltens, wofür doch Unterhaleung üblicher 
— iſt. Femandes Unterhalt über ſich nehmen. 2. In gewöhnlicherm 
WBerſtande, alles, was zur Erhaltung des phoſtſchen Lebens, d. i. 
zur Nahrung und, im weitern Verftande, auch zur Reibung und 
Mohnung eines Thieres, und, in engerm und getwöhnficherm Vers 
fande, eines Menfchen gehöret. Lür jemandes Unterbält for: 
gen. Jemanden den Unterhalt geben. Keinen Unterhalt 
haben. Was zum Unterhalte dienen, Der tagliche tinterhalt, 


— 





Ableitom, im Niederdeutſchen KEN Livesbarje, 
von — bergen, erhalten, 





ra noch ſehr weit unterſchieden ſind. Daber dae Unterge⸗ 


Unterſchiede, fo wohl von dem Vberseſcheſſe als auch von dem 


Das Untergewehr, des — plur. die—e, ben den Soldaten - 


In einigen Oberdeutſchen Gegenden Aufenthalt, bey dem Kero 


Unt 910 


Anterhalten, verb. irreg. act. (S. Salten,) 1. unterhalten; 
ich halte unter, untergehalten, unter zu halten; unter etwas 
"Halten, nıtt Berfhweigung diefes Etwas. Ein Gefaf unterhals- 
fen, unter das herab tröpfeinde Waſſer. k Die Sände uneerhals 
ten, etwas herabfalendes aufzufangen. Daper das Unter- 
halten. . 

2. Unterhälten, ich — —— unterhalten, zu unterhal⸗ 
ten. (1) Eigentlich, unter etwas halten, oder ein Ding an der 
untern Fläche halten, damit es nicht falle, mit der vierten Endung 
Diefes Dinges und Verſchweigung des Werfzeuges. Aron und 
Hur unterhielten die Sande Moſts, die er gen Zimmel aus: 
ſtreckte/ 2 Mof.ıy, 12. Indeſſen ift diefe eigentliche Bedeutung 

im Hochdeutfchen größten Theils veraltet, (2) Figitelich. a) Die 
Fortdauer einesDinges oder einer Veränderung deffefben erhalten, 
durch thätige Bewährung der dazu hörhigen Hülfsmittel brwitkenz 
wie das Lateinifchefullinere,. Jemandes Ceidenſchaft, Liebe, 
Kühnheit, Sep m.f.f. unterhalten, durch Gewährung der zu 
ihrer Fortdaner dienlihen Vorſtellungen. Ein Gebäude, einGur 
unterhalten, in gutem Stande erhalten, 

fchlede unterhalten. Kin Seuer unterhalten, 
gung, ein Geſpräch unterhalten. In engerm Verſtande, die 
Fortdauer des phufifchen Lebensdur Reihung der nöthigen Nah⸗ 
rung, und in weitermBerftande, auch der Kleidung und Wohnung 
bewirken. viel vieh unterhalten, wofür doch das einfache hal⸗ 
ten üblicher iſt. Befonders von der Erhaltung des menſchlichen 
Lebens. Jemanden unterhalten. viele Bedienten, eine 
Menge Truppen, eine Armee unterhalten, wo oft auch nur 
halten allein üblich iſt. Sich mir Berteln unterhalten. Sich 
uneerhalten Iaffen, im enaften Verſtande, ein Soldat werde 

‚oder freytwilligfeyn. 5) Oft bedeuteres auch die Seit verkürzen, 
two die Figur freplich-ein wenig dunkel iſt. Femanden unterhal« 

"ten, ihm mir Gefprächen die Zeit verfürgen. Ihn mie Mufir, 
mit einem Spiele unterhalten, die Zeit verfürzen, Sich von 
etwas unterhalten , zur Verfürzung der Zeit davon ſprechen. 
Daes deun zuweilen auch wohl für unterreden überhaupt ges 
braucht wird. Sich mit jemanden unterhalten, ſich zur Verkür⸗ 

zung der Zeit mit ihm unterreden. ‘ 


Die Unterhälsung, plur. $ie—en, von en vorigen Beitworte 
unterhalten. 1. Die Handlung des Unterhalteng, in allen Be- 
deutungen des —— außer der erſten eigentlichen, welche 
gleichfalls veraltet iſt; ohne Plural. Die Unterhaltung einer 
Bewegung, eines Gartens, eines Menſchen, vieler Truppen 
uff. ‚Zur Unterhaltung mit jemanden\fprechen „ fpielen 
u, f.f. ihm die Zeit zu verkürzen... 2. Dasjenige, was zur Er⸗ 

haltung des phyſiſchen Lebens dienet, wofür, noch der. Unterbale 
üblicher iſt. Ihm ward flets feine Unterhaltung gegeben , 
Jer 52, 34. 3. Dasjenige, was zur Verkürzung der Zeit ,. zur 
Vertreibung und Zerſtreuung der langen Weile dienet, wo der Plu⸗ 
ral von mehrern Arten am üblichſten iſt Das Spiel, das Tan— 
zen, die Muſik And unſchädliche Unterhaltungen. Beſonders 
ein Geſpräch zur Verkür zung ber Zeit. Unſere Unterhaltung be: 
traf, wie gewöhnlich, das Wetter, Sich mit jemanden im 
eine Unterhaltung einlaffen. 


Unterbandeln, verb.reg. Act. et neutr, weldjes im letztern 
BalledarHülfsıwort haben erfordert, fireitige Abfichten oder Fors 
derungen durch Vorſtellungen zu vergleichen fuchen, wofie oft nur 
daseinfachere handeln gebraucht teird. - Mit jemanden unter« 

handeln, als ein Rentrum, fo wohl wegen eines noch flreitigen 


Preiſes, (im gemeinen Leben handeln,) als auch wegen der Sache. 


eines dritten u. f, fi Einen Frieden unterbandeln, durch gütliche 
Belegung ſtreitiger Forderungen beit Frieden herzuſtellen fuchen. 
So 


Der Gatten wird 
Bine Bewe=r. 


Rn 


* 


m Une 
* RE einen vergleich, einen: Woffenfiltens, eine * 


rath u. f.f-unterhandeln. 

Anw. Das Wort ſcheinet mit feinen.abgeleiteien eine neue Zus 
fammeunſetzung zu feyn, wodas Vorwort unterdie Handlung oder 
Verhandlung unter mehrern zu begeichnen ſcheinet. 

Der Unterbändler,des— 8, plur, utnom, fing. Fämin, die 
Unterhaͤndlerinn, ‚eine Derfeihr. ‚welche ſtreitige Abfichten oder 
‚Forderungen winter zwey oder mehrern Perjünen zu: vergleichen 
oder zu vermitteln ſucht. Der Unterhaͤndler bey einem Kaufe, 
bey einer eivarb, bey einem Vergleiche u ff Eiw as durch 
Unterhändler verrichten. - Chriſtus der Unterhändler, des 


menſchlichen Gefcplegptes bey. Gott, in der Drutfchen Bibel der > 


Mitrier, welches außer diefem Zalı veraltet iſt. Ein ſolcher Un⸗ 
terhãudler wird im gemeinen Leben eine Mittelsperſon, in der 
‚edlernSchreibart aber zuweilen ein vermittler Snannt. In man⸗ 
chen Fallen bekommt er eigene Rahmen. Diejenige Macht, welche 
einen Frieden zwiſchen zwep Krieg führenden Theilen zu unterhan- 


deln ſucht, heißt die vermittelnde Macht, ſelten der Vermittler, 
häufiger mit einem Franzöfijchen Ausdruce Mediateur; der Un⸗ 


terbändler der Kaufleute in Handele- und Wechfelgefepäften, der 
Makler oder Senſal; der Unterhandler einer unerlaubten Liebe, 
der Buppler u. ſef. Die Niederſach ſen auchen für Unterhänd⸗ 
ler nur das einfache Händler. „In einigen Gegenden wird ein 
Sandels mann gerittger Ars, z. Bd, ein Koruhändler, Weinhändler 


u. ſ. f. ein Unter hůndler genannt, ‚we aber unter ein Ding — 


ringern Rauges andeutet. ©, unte aufler. 

Die Ueterhand lung, plur. die — en, div Bemühung, ficeitige 
Abſichten und Forderungen gütlich zu vergleichen, es geſchehe nun 
‚für ſich, oder zwiſchen zwey ſtreitigen Theilen. Unterbandlung 
Megen, unterhandeln. Sich in Unterhandlung oder Unter hand⸗ 
Jungen über etwas einlaſſen. 
chen. Die unterhandlungen haben ſich zerſchlagen. Friedens⸗ 
unter handlungen, oder Türzer, Sriedensbandlungen, die Un; 
terköndlungen zu Bewirkung eines Ftiedens. 

Unterhaͤuen, verb. irreg. act. S. Zauen) ich umerhaue, 
unterhauen, zu unterhauen, den antern Theil vom etwas 

weghauen; cin nur im Bergbaue übliches Wort, des Erz un⸗ 


ten weghauen, ſo daß das — oben übechängt, Eat: ER 


hauene Wände, 


Ter Unterhauptmann, —— plur. die— männer, oder 


— hute, der zweyte Haupfmantı dem Range nach, welcher den . 
Oberha u ptmann untergeordnet ift. Paulus rief zu ſtch einen 
von den Unterhauptleuten, Apoſt. 23, 17. Bey unſrem heuti⸗ 
gen Kriegs ſca iſt das Wort völlig veraltet, — er Franz. 
Lieutenant dafür allgemein geworden iſt 

Das Unterhaus des es, plür. die Bäufer. 
era Theil eines Paufes, ingfeichen, ein tiefer- oder niedriger gele⸗ 
genes Haus; beydes wur felten, und im Gegenfage des Oberhau⸗ 
fes: 2, Yu dem Parlamente in England ift es die Verſamm lung 
der®cmeinen, und dee Dre, wo fie ſich verfammeln, das Haus‘ 
der Gemeinen, dasiinser - Parlament; gleichfalls im Begen- 
ſatze des ©berhanfes, 


Die Unterhefen, fing. wrMf. diejenigen Hefen welche ſich wäh⸗ 


vend der Bährung des Bieres auf den Boden ſetzen, und auch 
Stell hefen beißen; zum Unter fchiedevon den Oberhefen oder 
Spundhefen welche es oben ausflößt, 

Der interheimbürge, des —n, plur. sie — n, der, werte 
Heimbürge dem Range nach, welcher dem Oberhrimbiegen un⸗ 
——— iſt. ©, Seimbiürge. 

Des IUnterhemd, des — es plur. die — en, im gemeinen Le⸗ 
ben, die — er, dasjenige Fe welches unter den übrigen 
Kleidungs ſtücken anmisteibar auf dem Körper getragen wird, 


3 eines Hofes, zum Unterfchiede von dem Oberhofe.. 


‚Die Unterhandlungen abbre⸗ 


1, Der une ⸗ò 


I R —— ——*—— E 
unt 


—— 


hemd. 


Der Unterherd/ de se, plur. d ie —e, der nlebeiger: — 





* untetſchiede #0 von dem oberhemde. Im Eichen: | b % 


‚ne Herd, ingleichen der untene Theil eines Herdes; brydes nur 


ſelten, und alsdanı im Gegenfage des Oberherdeg. In einigen 


Nieder ſäch ſiſchen Gegenden führet eine — — | R 


den Bauerbäufern diefen Nabmen, n 


"Die Unterberrfchaft, plur. je * As. ein Abſtroenm DL 


und ohne Plural, die untergeordnete. Herrſchaft, oder Gewalt zu: 


gebiethen und zu verbietben ; im Gegenfage deu Oberherrſchaft 
und Lahdesberrfchaft. =. Eine Perfon, welche — 
‚einem Höhern untergeordueten Herrſchaft betl er —— 
Sereſchaft, ein mit dieſem Titel begabter Land 
der untere Theil einer ſolchen Herrſchaft, der ——— 
untere Serrihaft grgannt wird, zum AUntachude are. 
obern. sh 


Unrerbin ein im —— veraltetes Rebenwortdes de: 
tes für hinunter, welches unter andern mehrmahls bey dem 


Dpis vorkommt. / N FRE 
+4 20..0n. ben Belker unterbin. J ne i 
| will er, mich zum Meine führen. 
Der Unterhof, des — es, plur. die — böfe der — 


Unterhoͤhlen, verb. reg. act. ich unterhöhle, unterhoͤhlet zu 
unserböblen , unten — Die Kaninchen bei 

die Wände. 

Das tintorholz, — u die— hoͤler 1, 5 
weſen, und ohne Plural, Holz, d. i. holzartige Gewäch ſe, wi en 
zu feinen hohen Stämmen wachfen , wie Stauden und Sträus 
cher, im Gegenſatze des Oberholzes. Es gibt in einem 
viel Untevhols, wenn er viele Sträucher und Büfche enepält. 
2. Das untere Stück Holz, oder der untere.aus Holz verfevti 

Theil eines Dinges in manchen einzelnen Sälen; * im 
genſatze des Oberholzes. 

Der Unterholʒgraf, ©. solzgraf. 

Die Uinterjagd, ©, Hiederiagd, welches genäpnliherif, — 

Unterjoͤchen verb, reg, act. ich unterjoche, ungerjsht, 

unterjechen, uinter das Joch dringen im figürlichen Verſtan 


Me 


de. 


— 


4 EEE 


iur; 


T 


Lat. lubiugare, * Ein Dolf,"eine Stadt unter jochen. ‚Die — 


unterjochte Natur, Zimmerm. 
Und unterjochten beyde das menſchiiche J—— da. 
Daher die Unterjochung. 


Unterirdiſch, adj. etadv. unter der Oberflache ber Eide beſnd⸗ 


lich; im Gegenſatze des überirdiſch. Das unterirdiſche Reich, - 


eine unbequeme Benennung des Mineral-Reiches. Unterir diſche 

Gänge, Guͤuge uuter der Erde. Die unterirdiſchen Götter ; in 
‚ber Mythologie der Alten, welche unter der Eede herrſchen. In 
der Geiſterlebre des großen Haufens gibt es noch jeßt dienfkgare 
E unterir diſche Geiſter, welche von ——— die unterirdiſchen 
genannt werden. 


Der Unterjunge, des—n, plur. die—n, in dem Hütteu⸗ 
baue, Kuaben, welche zu Auswapung der untern Plauen be⸗ 
ſtimmt find. 

Die Unterkammer, plar. die —n, die untere Kammer in einem, 
Hauk, im Örgenfage dee Oderfammer. A “ ’ 

Der Unterfämmerer, des— s, plur: ut nem. fing. der 
zweyte Kämmerer dem Nange nach, —— Ob erfämmeren 
untergeordnet if, ©, Kämmerer. 

‚Der Unterfammerherr, des— en, als — der 
zwepte Kammerbirn, wüne Den —— über 
ſich bat, —— 

Der 

















— nzler, ‚ie FR —— ut nom, fing. der zweyte 
anzler dem 
net ift, und — * der Diee-Banzfer genannt wird, 
er Unterfäufer ‚ oder Unterkäufler, des —s, plur. ut 
—— ‚ein nicht aller Orten bekanntes Wort. . Ein von 
Sbrigkeit beſtellter Unterhendler in Kauf ⸗ mnd 
Sen der Handelstente, welcher an den meifien Orten ein Makler, 
&enfaln. (.f.genannwwird, ————— ſagt Rabe indiefem. 
Verſtande, u. —— 
Ihr unterkaufler falſcher Ehre. 


—* ge Krämer und Handelsleute, z.B; Korabändter u. ſe f. Unter— 

— raufler, Unterhandler genaunt; wo unter etwas geriugeres der 
Wuürde nach bezeichnet. 

Die Iinterfehle, plur. die—n, Dininut. das Unterfeblchen, 
der äußere fleifchigeTpeil unter dem Kinne, welcher au wohl das . 
" Ynterfinn,inden gemeinen Sprecharten aber der Bader, Schno⸗ 
zel, die Wamme oder Wampe genannt wird. * 


Das Unterkinn, des —es, plur. die —e, S. Unterkehle. 


Der Unterkiefer drs—s, plur. ut nom, fing. der untere Kies 
fer,im Brgenfage des Oberkiefers. 
Das Unterkleid, ses —es, plur.die —er.  r. Ein Kleid oder 
Kleidungsflüch, weicher man unter einem andern träge; in wel 
chemVerſtande die Weſte und das Bruſttuch unterkleid er find, im 
Gegen ſatze des Rockes oder Oberkleides. 2, Ju engerer und ger 
wöhnlicherer Bedeutung werden die Hofen oder Beinkleider im der 
anſtãndigen Sprechart auch die UnteyFleider genannt; wo es 
nur alle in im Plural üblich iſt. 


Aleinenfe. 


Eneter,?_" 

I Der imterdöc, des —es, plur. die —koche, an- den Höfen, ein 
od welcher die deringen Hofbedienten fpeifet; zum Unterfchiede 

von dem Mundkoche und Ritterkoche. 


Hürfswore feyn erfordert ; ich Fomme unter, bin untergefomz 
— men, unter zu Fommen. Eigentlich, unter ein Obdach kom⸗ 
men, am häufigen in der vertraulichen Sprechart. Ein Reiſen⸗ 


kann. In weiterer Bedeutung auch ſeine Ber ſorgung finden,in eis 
nin Dienft fommen. Ein Bedienter kann nicht unterfommen, . 

‚wenn erfeinen Dienft finden kann. Das Artivum von bepdenift 
ö unterbringen. Daher das Unterfommen. 


Verbo, welches Ein Mahl in der Deutſchen Bibel für unterbrechen 
vorfommt,iftim: Hocbeusfgen vollig veraltet, Ayfias untrrfgm 
das, nähmlich, was die Juden wider Paullum angrbeadis hatten, 
‚Apofl.24,7. 

et Unterfönig, des —es, plur. die. 2, ein ER Be 
aumter eines Kötiges, welcher in einer Provinz deſſen Perſon vor⸗ 





Golverneut üͤblich ind; oder vielmehr, es Kud im Demſchen 
* J mir föniglicher Pracht vorfislte. 
iter verfeben. Kine Wunde, ein Gefowür. beißen i in a 


Verflande unterkörbig. ©, Borh Anm, und Rothlg. 
————— Kun Full, t 


e nach, welcher dem Großkanzler untergeord» 


Unterkommen, verb. irreg. neutr.( S.Bommen,) welches das: 


Anm. Das Beitwort. unterfommen, mit dem Tone auf dem 


fellet, und diefelbe unter ibm in ‚feinem Nabmen tegierer, Man 
„sflegt das Franzöf. Vice-Roy. zuweilen mit diefeim Torte zu ges « 
beu ; ‚denn imDenifben Reiche iſt es als ein Rabmeriner Wi irde 
unbekannt, indem dafür di eAnsdrüdeSratthalter oder daszrai. 5 


— — — 


2.An andern Orten werden Victualien-Händler und —— gerin⸗ 


Der Unterk necht, des * plur, die —e, S. Oberknecht und 


Der Unterknẽter, des * plur. ut nom, fing. Siehe Ober: 


‚ser kann nicht unterkommen, winner feine Herberge finden 


„Feine eigentliche Untertönige üblich, welche die werten, eines Köni⸗ 


5: Förbig,—er, —fe, adj. et adv. —— Dierkäce mit. 


914 
uinteefsiechen,verb irreg. neutr. (©, Briechen,) welches dad 


‚Hülfswort ſeyn erfordert; ich krieche unter, untergekrochen, 


unter zu friechen; unter etwas friechen, mit deſſen Berſchweigung. 
Die Maus ıft untergekroch en, unser den Schrank u. ff. Im 
Bergbaue Friecht man unter, wenn man mit dem Baue unter der 
Erde den Anfang macht. Eben dafelbft ſagt man auch von einem 
Gauge, ev krieche unter, wenit er unter ein ae indie Tiefe 
fintt. So auch das Unterkriechen. 

Die Unterlade, plur. die —n, bey den Kubas der untere 
Theil der Lade an dem Weberſtuhle, welcher aus dem ſchweren 
Anſchlage beſtehet. 

Die Iinterladung, plur. die —en, die untere, in dem unterſten 
Raume befindliche Kadung. So pflegt man zuweilen den Ballaſt 
in den Schiffen mit diefem Worte zu benennen, Siehe auch Un: 
terlaſt. 

Die Unterlage, plur „bie—n, dasjenige, was man unter ein ans 
deres Ding zu legen pflegt, damit es höher zu fiehen oder zu liegen 
komme, befonders fo fern es feinen andern eigenen Rabmen hat, 
Die Unterlage unten dem Safe, gu Stück Holz unter demfelben, 
damites nicht unmittelbar aufder feuchten Erde liege, Die Un: 


terlage unter dem Zebebaum, damit er nach einem fpigigern 


Winkel wirfe, Griech. und Latein. Hypomochlium. Im Hüte 
tenbaue werden die diden eifernen Platten auf dem Boden des 
Pochtroges Unterlagen genannt. ©, auch Unterleger 

Das Unterland, des es plur. die —lander, der untere, dt, 


tiefer oder mäher nach dem Ausfluffe der Flüffe und dein Meere Re 


. gelegene Theil‘ eines Landes, welcher auch das Niederland ge⸗ 
nanut wird; im Gegenſatze des ©berlandes, * 

Der linterländer, des —s, plur.ut nom. fing. Fämin. die 
‚ Unterländerinn, eine Perfon, welche auseinem Unterlande ge⸗ 
bürtig it; welche doch noch häufiger ein Pliederländer genannt zu 
werden pflegt, 

Unterlandiſch/ adj. etadv. aus einem Unterfande gebürtig, da⸗ 
ber fommend, darin gegründet; niederländiſch. 


Der Unterlaͤß, des —ffes, plur. car. derjenige Zuſtand, da die 


Fortdauer einer Handlung oder eines Zuſtandes unterbrochen 
wird; Ein nur allein.in der viertenEndung mit dem Borworteobne 

übliche Wort, Obneunterlap arbeiten, Ohne aufzußören,unab+ 
loͤſtse Ich gedente euer ohne Unterlaß, Röm. ı, 9. Die 
Schmerzen halten obne Unterlaß an. In den — übrigen 
Fällen, wo. dag Vorwort ohne nicht Stait finder, ift dafür Un⸗ 
terlaffung üblich. Schon bey dem Kero Umarlaz. 


Unterläffen, verb. irreg. act. (©. Laffen ;) ip unterlaffe, uns. 


teviaffen,zu unterlaffen; etwas nicht thun, welches zu thun man 
einige Beftimmungbatte ; mit dem Infinitiv der Zeitwörter und 
dem Worichen zu, Warum haft du unterlaffen, mir Nachricht 
davon zu geben? Ich babe nicht unrerlaffen wollen, ihnen 3u 
Treiben. Ingleihen mit dem Infinitiv als ein Hauptwort, 
Unterlaffe das Lrinfen, das Spielen; wo im gemeinen Leben 

‚ oft das einfache laſſen üblich iſt. Sebr auch mit dem Dee» 
ciproco es. Ich Fonnte es unmöglich) unterlaſſen. Warum 
haſt du es unterlaſſen, mir Vagqticht davon zu geben? Wir 
hatten beſchloſſen zu verreifen "atleın wir unterließen 18. 
Bon andern Paupswörtern außer den Infinitivis laſſen ſich geıneis 

‚ atglich nucdicjenigen ıhit waterlaffen ausdrudfen, welche ig dem 
Gegenfage mit thun ausgedrüdt werden können,“ ©o fagt man, 

- feine Pflicht, Seine Schultigkeir, fein Geberb, eine Sandlung, 


eine Sıunde, ein verbrechen unterlaſſen, weil man ſagt, ſeine 


+, Pit, feine Schuldigkeit u. f.f. hun. ‚ Einige Säle machen 
auch bier Ausnabnirn;, ‚eine Gewohnheit, einer Gebrauch, das 
Geberh unterlaflen, ob men gleich nicht gern mehr jagt, eine 
Gewöhnbeit, ‚einen Gebrauch das ii Hbün. - Alfein, 

: mM m m Gottes 


7» 


915 1 RE 
terlaffen, Aboſt 6, 2 ; eine Gelegenbeit, einen Tag unterlaffen, 
für vorbey laſſen u. ff. find zu Harte Ellipſen, als daß ſie ſich 
versheidigen ließen. i 

Ann. Schon bey dem Ottfried untarlazzen. Wachter hält 

es für ein elfiptiiches Zeitwort, und erflärer es duch, unter andern 

unerheblichen Dingen, bey Seite laſſen. Allein, es kann auch ei⸗ 

„ne bioß buch täblich ei ber ſetzung dastat.intermittere ſeyn, von 

bvelcher Act mehrere mit die ſen Voriworte zufammen geſetzte Zeit⸗ 
wörter find. i ) 

Die Unterliffung, plur. doch nur felten, die —en, ber Zuftand, 
da man etwas nicht ihut, welches zu thun man einige Beftinumung - 
bat, Die ünterlaſſung des Schreibens, einer Pflicht, des Ge⸗ 
berbesu.f.fe. Daher die Unterlafungsfünde, die ſtrafbare Une 
gerlaffnng einer befohlnen Handlung , die Übertretung eines Fob⸗ 
dernnasgefeßes ; im Öegenfage der Begehunggfunde, die Über» 

+ treiung eines Berbothes. 

Die Unterlaft, plur. inuf. als ein Coliectioum, den Ballaſt zu 
bejeichnen, S. Unterladung und Öberlaft. 3 

Der Unterlauf, S. Unterversed, , 

tnterlaufen, verb. irreg, act. et neutr. (S.Zaufen.) 1. Ins 
terlaufen, ich laufe unter, bin untergelaufen, unter zu Zaufen 5' 

"alsein Neuteum mit dem Hülfsworte feyn; unter etwas laufen, 
mit deffen Verfhweigung , in welchem Verſtande es doch nur 
felten gebraucht wird. In der figürlichen R. A. mir unter laufen, 
fich mit unter andern Dingen befinden, ingleichen, unter mehrern 
beffern Dingen eben derfelben Art unbemerkt bleiben, fchreibt man 
es lieber getheilt, fo daß unter nicht.fo wohl das Vorwort, als 
pielmehr das Nebenwort, if. 

. 2, Unterläufen, ich unterlaufe, unterlaufen, zu unterlaus 
fen, alsein Actioum, unter etwas laufen, mit defjen Meldung 
im Aceufario, wo es doch auch nur imeinigen bereits eingeführten 
Fällen üblich if. (1) Jemanden den Degen unterlaufen, uns 
ger den gezogenen Degen eines andern laufen oder fpringen, und 
ihn dadurch wehrlos machen, eine ſchon lange übliche Bedeu⸗ 
tung. 

Sy wolten gleich geſchoſſen han, 

Da übereple ſie der theuer Mann 

vnnder lieff in alle ir wer (Gewehr), Theuerd. Kap. 87. 
Die Zäger unterlaufen den Auerhahn, wenn fiein der Balz, ins 
dem er auf dem Baume figet und ſchleifet (eine Art feinerStimme), 


tb 96 & 


Görte Yun uneerlaſſen, ı Mof.ay,ı4; Gottes Wort un: lope, von to interlope, ſich unbefugt in eine fremcbe Handlung 


miſchen. 


4 


Dae Unterlider, des—s, per. utnom. fing. das untere Stüdt 


Leder im Begenfage des Oberleders. 


Die linterlefze, plur. die—n, im Oberdeutſchen und zuweilen 


Pe?) 


u 


‚auch in der aufkändigen Sprechars der Hochdeutfchen die untere 
Lefze oder Lippe, im gemeinen Leben die Unterlippe; zum Unter 
ſchiede von dev Oberlefze oder Oberlippe. An den Flöten i 
es das Fleinere miedergedrücte fhräge Feld unter dem Auf⸗ 
nterlegen, verb. reg. act. ı. jinterlegen, ich lege unter, 
untergelege, unter zu legen ; unter etwas legen, fo wohl abfolus 


se mit Verſchweigung die ſes Etwas. Dev Schranf eher nicht fell, 


man muß etwas unterlegen. - Holz unterlegen, nahmlich unter 
den Keffel. Etwas unterlegen oder darunter legen, unter ein 
anderes Ding, damit es Höber zu ſtehen komme. Einen Tere 
unterlegen, näbmlich unter die Noten, d, i. zu einer alten Come 
pofition einen neuen Tert verfertigen. Als au) mit Meldung dies 
fes Etwas in der dritten Endung. Einem Kranken ein Bett 
unterlegen, für, ein Bett unter den Kranken legen. Dem zuhn 
Eyer zum Bruten unterlegen. Ineinem andern Verſtaude ſagt 
man, einem Pferde unterlegen, noch bäufiger aber ‚mit unter: 
gelegten Pferden reifen, mit in gewiffen Eutfernungen in Bereite 
ſchaft gebaltenen frifchen Pferden, Daher dag Unterlegen, 

2. Unterlegen, ich unterlege, unterlegt, zu unterlegen ; uns 
ter etwas legen, mit Meldung diefes Etwas im Acenfativ, Ein 
Stück Zeuges, einen Theil der Rleidung unterlegen, bep den 
Schneidern, eg durch eine Unterlage verfiärken, -Die Schrif⸗ 
ten unterlegen, in den Buchdrudereyen, Späne unter die 
niedrigen Schriften legen, damit fie höher zu ſtehen fommen, Se 
auch die Unterlegung, und zuweilen auch das Unterlegen, 

Schon bey dem Kero unterleccen. | 


Der Unterleger, des—s plur. ut nom. fing, ein für Untere 


Jage in einigen Füllen übliches Wort, So wird in der. Zimmers 
manngeunft, ein furzer Balken oder Klotz, worüber die langen. . 
Legebalken gelegt werden; ein Unterleger genannt. 


Der Unterle hensfall, des —es, plur. die—fälie, im Lebens 


wefen, ein Lehensfall, welcher fich in der untern Hand ereignet, 
d. i. eine Veränderung des Lehensmannes ; im Gegenſatzze des 
"Oberlehmsfafles, _ en 


Der tnterlebrer, des—s, plur. ut nom, fing. der untere, 


unvermerkt unter ihn laufen oder fpringen, umihm mit dem Schuſ⸗ 


fe behzukommen; welches auch unterfpringen,ingleichen abfprin= 
gen genannt wird. (2) Die Haut iſt mie Blur unterlaufen, wenn 
fich ausgetreteues Geblür unter die Haut verbreitet hat, Die 
Striemen find mit Blut unterlaufen. . 

Anm, Ehedem fagte manaud einen Streit unterlaufen, fi 
darein Legen, ihn fhlichten ; vermurhlich, als eine Figur der vori⸗ 
gen erften Bedensung, 

Der Unterläufer, des —, plur. ut nom, fing, ein nur in 
einigen Fällen üblicpes Wort. ı. Ein untergeordneter, einem 
andern nahgeordneter Läufer; in welchem Verſtande in dem Salz⸗ 
werke zu Halle gewiſſe Knechte, welche im Nothfalle anſtatt der 

Gerenl hnet die Sohle in die Kothen laufen oder tragen, Unter⸗ 
laufer genannt werden. Figüuelich iſt in einigen Gegenden, bes 

z fonders Niederdeutſchlandes, ein Unterlänfer derjenige, der ſich 
unbefugt einer fremden Handlung anmaßer, ſich unbefugt unter 
andere Handelsiente und in Handelsfachen miſchet, da denn auch 
wohl ein Schleich handler, ingleithen ein Schiff, welches verbo⸗ 
thene Handlung teeibt, ein Unterläufer genaumt wird. Es ift 
in diefee Bedeutung nach dem Engl. Interloper gebildet, welches 
in eben dieſem Verſtande ublich iR, Svang.Enterlope oderEutre« 


andern nachgeordnese Lehrer ; der Unterlehrmeiſter. Bey mare - 
chen Akademien der bildenden Künſte iſt derunterlehrer den Pros 
fefjoren und Mitgliedern nachgeordnet. j 


Der Unterleib, ves— es, plur. die— er, der untere Theil 


des Leibes von der Bruſthöhle an, Tin arftändiger Ausdruck für 
das niedrigere Hauch oder Schmerbauch; im Örgenfage des 
Überleibes, | 


Die Unterleine, plur. die —n, im Zagdiwefen, die untern Leinen 


an den Jagdtüchern und Negen, die Unterarchen ; zum Unter⸗ 


- 


fchiede von den Öberleinen oder Oberarchen. ; 


Unterliegen,verb.irreg.neutr.{(S,Liegen,) welches das Hülfsr 


wort baben erfordert, » 

1. Interliegen, ich liege unter, unter gelegm, unter zu 
liegen ; unter einen andern Dingeliegen, noch mehr figürfich, 
überwunden, unterdrückt werden, und zwar abfolute, mit Ver 
{Kweigung der Perfon oder Sache, von welcher man überwuns 
den worden, Er mußte unterliegen, zog den Kürzern. Ze iſt ein 
Geſchrey derer, die obliegen und unterliegen, = Mof, 32,18, 
Wenn ich unterliege, fo hilfe ee. mir, PL. 116, 6. Am häufige - 
ſten ift es in diefem Verſtaude im Infinſtiv und Conjunetio, d. k, 
in folchen Fällen, wo das Vorwort vor dem Beitworte m, 





E 


rn 


- Yan, ‘Die Sransofen Tagen bey Roßbach unter, Befeidigt daB 

Dor ; die Sranzofen mußten bey Roßbach unterliegen, kliugt 

pr er. Einige Schriftiteller formen, diefen Mißklang zu 

. permeiden, diefes Zeitwort nach Arı des folgenden, als wenn der 

r Son auf dem liegen haͤfte; fie unterlagen, Klopſt. welches aber 

Anden abfoluten Verſtande ohne Dativ wider den Sprachge⸗ 
brauch iſt. 

2. unterliegen; ich unterliege, habe unterlegen, unter zu 

°  Fiegen ; in der vorigen Bedeutung, nur daß hier die Perfon oder 

Sache, vor welcher man gleichfam zu Boden Fiegt, d.i. von wels 

er man überwunden wird, ausgedrudt wird, da fie denn in der 

dritten Endung ſtehen muß. Einem unterliegen, von ibm bes 


unterlag der Laſt der Berrubniß. Der Argliſt und Verftellung 
unterliegen müffen. 

Laßt eure gexzen nicht dem Unglüd unterliegen, Eron, 

Der König unterliegt in Eurzem feinen Plagen , Weiße. 

Schon bey dem Kero untarlicken, in dem alten Fragmente 
auf Earln den Großen bey dein Schilter underzeligen, Lat. 


Hülfsworte feyn, welches auch manche Hochdeutfche nachahmen; 
er iſt den Schmerzen unterlegen. 

Die Unterlippe, ©. Unterlefze. 

Der linter-Lieutenent, des — es, plür, die —s, bey einigen 
Truppen, ber zweote Lieutenantbep einer Compgnie dem Nange 
nach, zum Unterfchiederon dem Ober: Lieutenant. Bey andern 
Truppen find dafür die völlig Franzöf. Premier: Lieutenant und 
Second: Lieutenant üblich. Be 

Der Untermann, des —es, plur. die — manner, oder — leute. 

2 "Ein Lehensmann, Bafall, ingleichen ein Elient; eine im Hoch⸗ 

»  „‚beutfihenveraltete Bedeutung. 2, Bey den Truppen iſt der Un= 
termann, derjenige, welcher einen andern in Reihe und Gliedern 
zur linfen Hand ſtehet, zum Unterfchiede von dem Obermann, 
bi . der ihm zur rechten fiebet. 
Die Untermark plur. die—en, ‚1, Der untere Theil eines 
unter dein Nahmen der Mark befanuten Landesbezirfes. . Ingleis 
hen dieumtere Drark ‚d,i. Bränze ; bepdes zum Unterfchiede von 
h der Obermark. 2, An den Halsgehängen iffes, dem Friſch zu 
= Folge, ein Zierath, welcher fich unter, d.i. zwifchen zwey andern 
fe Zier athen befindet. 
Det Unter⸗ Marſchall, ses—es, plur. die —ſch alle, der einem 
andern Marfchalle der Würde nach üntergeordneteMarfhall, der 
zweyte Marfhalder Würde nach; zum Unterſchiede von dem 
Ober-Marfchalle, 


SR Das Untermäß, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten, 


de —p, in zinigen Gegenden für Einmaß, Fruchtſchrumpf, 

uf. f. das iſt, dasjenige, was das Getreide undandere Waaren 

‚ durch Eintrocknen oder Einſchrumpfen an dem vorigen Maße ver 
tieren, ‚ —— 

Untermaͤuern, verb. reg. act. ich untermauere, untermauert, 

zu untermauern, an dem unter Theile mitDlauerwerk verfeben, 





mit dem Acenjarid, Kine Wand untermauern. 
Das Untermeierding, S. Obermeierding. 
Der Antermeiſter, S. Obermeiſter. 
Untermengen, verb. reg. act. ich untermenge, untermengt, 
zu untermengen, unter ein anderes Ding mengen, Das Mehl 
mir Bleye untermengen. Am häuftgften im Mittelwort. Es 
> Giede Untermiichen, i 
 Unterminiven, verb. reg. act. ich unterminire, unterminirt, 
zu unterminiven, den unten Theil duch Miniren aushöblen; 
untergraben. Die Mauern, ein. Feſtungo werk unter mini— 


a En ne 


zwungen, unterdrückt werden, Dem Seinde unterliegen. Er 


fuccumbere, Die Oberdeutichen verbinden es allemal mit dem - 


Muntermengt, es it Gutes und Schlechtes unter einander. - 


ER Unt 98 
ren. Daher das Unterminiven, zuwellen andy die Unter” 


minirung, | ; 

Untermiſchen, verb. reg. act. ich untermiſche, untecmifcht, 

zu untermiſchen, unter ein anderes Ding mifchen, Den Wein 
mit Waffer untermifchen. Es iſt untermifcht, auch wohl für 
untermengt, es ift nicht alles von einerley Güte, 

Unternäben, verb, reg, act. idy unternähe, unternäbt, zu 
unternaben ; andem unsern Theile benäben, Daber das Un 
ternaben, s 

Diellnternabt, plur. die—nähte, eine Art der Raht bey den 
Näbterinnen, zum Unterſchiede vonder Obernaht. Bepde machen 
die überwendliche Habt aus. 

Unternehmen, verb.irreg. act. (©. Nehmen) Jh unterneh: 
me, internommen, zu unternehmen, fi, etwas Wichtiges zu 
bewerkſtelligen, aube ſchig machen, etwas Schweres zu thun vors 
nehmen, ingleichen daſſelbe wirklich anfangen, ſo wohl mit der 
vier en Endung der Sache, als auch mir dem Infinitiv des Zeit⸗ 
wortes und dem Wörtchen zu. Kinen Bau unternehmen, Biel 
unternehmen und wenig ausführen. Ich unternehme es nicht, 
ihn darin zu enefhuldigen. Ein unternehmender Mann, in en⸗ 
germ Berftande, weicher Neigung und Fertigkeit befißt, ſchwere 
und wichtige Dinge zu unternehmen. Daher das Unternehmen, 
anch von einvr ſolchen unternommenen Sache, wofür. doch das fol» 
gende Unternehmung üblicher ift. 

Anm. Diefes Zeitwort ſcheinet nach dem Lat. luſcipere gebile 
det zu ſeyn, oder vielmehr,.es liggt in bepden, fo wie indem Franz. 
entreprendre, einerley Figur zum Brunde, welchedas Angreie 
fen eines ſchweren Körpers an den ungern Theile ift, um ihn aufzu⸗ 
heben. Es kommt darin mit fi unterwinden, unterfangen 
und unterſtehen überein, nur daß die beyden leßten am haufigſten 
don verwegenen und verdothenen Dingen gebrancht werden, uns 
sernehmen aber die Vernunft oder Rechtmäßigkeit unentfchieden 
Käffer, übernehmen gründet fich auf eine ähnliche Figur. Im Obere 
deutjchen wird es auch als ein Neciprocum mir der zweyten Eu⸗ 
dung ber Sache verbunden, ſich eines Dinges unternehnten, uud 
alsdann oft mit dem Mebenbegriffe des Verwegenen oder Uner⸗ 
laubten für unterfangen oder unterſtehen gebraucht. 

Die Unternehmung, plur.die—en, von dent vorigen Zeitwor⸗ 
te. 1. Die Handlung des Unternehmens, ohne Plural, 2, Eis 
ne ſchwere oder wichtige Sache, zu deren Bewerkſtelligung 
man ſich entſchließt; das Unternehmen. Es gelingennicht alle 
Unternehmungen. - Franz. Entreprife, im mittlecn Lat, 
Amprihia. 7 . 

Der Unteroberfte, des — n, plur. die —n, der zweyte Ober⸗ 
fe bev einem Reginiente,welcher dem Oberſten untergeordnet iſt, 
wofür aber jetzt das halb Franzöſiſche Oberfi: Lieutenant üblis 
cher aſt. 

Die Unterobrigkeit, plur. die —en, die einer höhern unterges 

. ordnete Dbrigfeit, eine jede Obrigkeit, fo fernfie der pöchften 
Lansesobrigkeit untergeordnet iſt. £ 

Der Witer = Officer, des —s, plur. ut nom, fing. oft au 
die—g bey den Truppen, der unterfte oder niedrigfte Befeblsha⸗ 

ber, welcher zwifchen en Ober ®fficieven, oder den Officieren 
im eugften Verſtaude, und den Gemeinen in der Mitte ſtehet, und 

„oft auch zu diefen gerechnetwird. ; } : 

Unterordnen, verb. reg. act. ich ordne unter , unrergeorb: 
net. untersu ordnen, unter ein auderes Ding ordnen, d. i. 
in Anfehung der Gewalt und Würde einem andern Dinge nahe - 
fegen und demfelben unterwerfen; Lat. fubordinare, Je: 
manden untergeordnet fepn, Die untergeordnete Obrigkeit, die 
Unterobrigfeit, weiche in Anfebupg der Gewalt und Würde 
der böbern nachſtehet, von ihr abhängen In der rigentlichen 

Mmm2 . Bedeu⸗ 





nr 


& deutung, uiiter ein aiberes Ding, in Ordnung fell, if 
nicht üblich. 
Die Unterorodnung / har; Siem; eine Drdnung;, weldein 
einer andern gegründet, und derfelben nachgeſetzet ift, aus ihr 
hergeleitet wird, und die auf ſolche Art geordneten Dinge einer 
Al Jugleichen als ein — für — — ————— 
tion, # 
* Unter-Parlemens, des es, plur. die — febe Unter: 
aus. 3 
Das Unterpfagd, des —es, plur. die —— ein Pfand, 
ſo fern es einem andern zur Sicherheit ‚einer ihm ſchulbigen 
Verbindlichkeit gegeben wird. Jemanden einen Ring zum’ 
Unterpfande.geben. ch fege meine Shre zum Unterpfande. 
Ein Gut zum Unterpfande verſchreiben. Ehedem war es 


ee, 


gewöhnlich, Perſonen zum Unterpfande der Treue zu 


geben. 
Anm. I Schwed Uaderp ant, in 
im wittlern Lat. Subterwadium und Subpigaus, ade nach 


Angelf, Undervedde, 


dem Grich.uroiny, Syporbef. Da das einfache Pfand bereits 


ein zur Sicherheit eier ‚eingegangenen Verbindlichkeit gegebines, 


But bedeutet, fo könnte das verlängerte Unterpfand unnöthig . 


und füberflüßig fheinen, Allein, es findetdoch zwiſchen beyden 
noch ein Unter ſchied Statt. Wolf, Haltaus und andere nennen ein 
zur Sicherheit übergebenes bewegliches Gut ein Pfand, ein uns 
bewegliches aber, welches nur verſchrieben oder Ründlich einge⸗ 


ſetzt wird, ein Unterpfand; allein diefer- Unterſchled ifk in dem. 


Sprachgebrauche nicht gegründet, _ Unterpfand iſt vielmehr in 
‚ weitermlimfange der Bedeutung üblich, ald Pfand, indem es auch 
von Perfonen und unbeweglichen Dingen gebraucht wird, von 
welchen Pfand nicht gewöhnlich iſt. Uberdieß iſt es edler als 


Pfandi in den meiſten Fällen, vermuthlich nur, weites durch den 


‚gemeinen Gebrauch noch nicht fo ſehr berab gewürdigt morden,als 
dieſes. Im ı sten Jahrhundert fommedafür im Ober deutſchen 
auch Furphant vor. 


Unterpfändlich, adj.et als ein Unterpfand oder Pfand, 
von welchem letztern Hauptworte kein Beywort üblich ifk, Etwas 
unterpfändlich beſitzen, als ein Unterpfaud, 

uͤnterpflügen, verb. reg. act. ich pfluge unter, untergepflügt, 
unter zu, pflügen, duch Pflügen unter die Erde bringen... Den 
Samen, den Dünger unterpflügen,. Daher das Unterpflügen; 
©. Unteradern. 

Anterreden, verb. reg. ih unterrede, unterredet, zu unterre⸗ 
den, 1. Als ein Reciproeum, mit jemanden reden, ſich wegen ei⸗ 
ner Sache mit ihm beſprechen. Sich mit jemanden unterreden. 
Sich von etwas unterreden. Wir unterredeten uns perſchie⸗ 

dene Stunden auf, die angenehmſte Art. Das Zeitwort iſt in 

dieſer Bedeutung elipsifch, fo dag das Vorwort, wie in unterhal⸗ 
ten, eine Handlung unter oder zwifchen mehrern bezeichnet. 
2.* Als ein Aetivum, eine Rede unterbrechen, darein oder dazwi- 
ſchen «reden ; eine im Hochdeutſchen unbefannte, nur un Ober 
deutſchen gangbare Bedeutung... Es if untervebet worden,ducch 
die Rede eines andern unterbrochen worden, 

Die, Ünterredung, plur. die — en, der Suffand, da man fich mit 
einem andern untercedet, ohne Plural, und- zu veilen anch das 
Geſprach ſelbſt, mit demſelben. Sich mit jemanden in eine 
Unterredung einlaffen. Unfere Unterredung dauerte nicht 
lange, berraf auch nichts wichtiges. Die Untervedung, ab⸗ 
brechen. DER. A. eine Unterredung halten, und mit jeman⸗ 
den eger, fommen im Hochdeutſchen aus dem Gebrauche; eis 


ne Unteyredung mit jemanden haben, veranſtalten nf. f. find _ 


üblicher 1 t 


* 


"A 4 * * ik, 3 
— r * 
— * 


es unterrichte des —es, PR inuf bie Sanstung, IR —* — 


nen auderu unterrichtet; und don ihm unterrichtet wird, wofür 
auch die Unterrichtung gebraucht wird; ingleichen, 





und Begriffe, welche man einem andern —— | 


ein Eollectioum. Jemanden Unteveicht ertheilen, ihm Unterz 
richt geben, ibm Untevricht in einer Sprache, im Tanzen n im 


Reiten, in einer Wiſſenſchaft ertbeilen. Jn-den Untrreicpe 


gehen. Unterricht bey jemanden haben, - Jemandes ee 


richt genießen, Im ———— if es weiblichen Öeflechtes, 
die Unterricht. 


Unterrichten, verb. "reg. act, 4 mterrichte uneeetichert, 


zu unterrichten. x, Einem andern Keuntniſſe und Be, 
bringen, welche er nicht hat. Einen Knaben unter 
Jemanden in einer Wiffenfchaft, in der Religion, im 
im Tanzen, im Singen unterrichten. Semanden unte 
wie ex ſich in einer Sache verhalten fol, Aber uiteinem dop« - 
pelten Acenſativ, wie Nehem. 8, 13.5; daß er ſte die Worte des 
Geſetzes unterrichtete, für Iebrete, ingleichen mit der zweyten 
Endung der Sache, wie Luc, 1,45 der Lehre, welcher du un⸗ 
terricptet bi, iff-es im Hodhdeutfchen völlig ungewöhnlich. 
2, Semanden von etwas unfgerichten, ihm von einer 
nen Sache Hapricht ertheilen, damit er fein Beträgendarna 
befimmen Fönne, in welchem Falle das Hauptwort 

nicht üblich it, Unterrichten fle mich davon, fagen fie mir, 
was und wiees gefchehenift. Ich din davon noch nicht unters 

richtet, ' 

Anm. Im Schwed, underrätta, Fi batin Diefeegus 

fammenfegung noch die alte Bedeutung des Erzähblens, in welcher. 
es chedem rahhon lautete, Angelſ. recca Schwed. ratta, 
welche Bedentung auch noch in berichten und Nachricht herr ⸗ 

ſchet. Unter ſcheinet auch bier zwbrzeichnen, daß die Sache. uns 
ter mebrern Perfonen vorgehe, fo daß unterrichten urfprünglich 
nit unterveden gleich bedeuiend geweſen feyn muß, obgleich diefe 
Bedeutung laugſt veraltet it. Ehedem waren anflatt dieſes Wor⸗ 
tes auch entrichten und: ae übt, ER * Untere 
weiſen. 


Der uͤnterrichter/ des —s, plür. ut nom, fg, * untere, 
einsm böbern untergeordnete Niger, im Örgenfoge des — 
richters. —* 

Die Unterrichtung, li; auf, von beim Zeuworte anterich⸗ 
ten, die Handlung, da man jemanden unterrichtet, — 
Unterricht üblich iſt. Einen Rnaben jemanden a — 
tung übergeben. ‘ 


Die Unterrinde, plur. sie —n,dieuntere Rinde, im Seeger 
der Öberrinde. 

Der Unterrock, des—es, plur. die —röle, ein Rock 
chen man unter einem oder mehrern andern zu tragen pflegt. 
Es iff nur von det weiblichen Kleidung üblich, denje 
Hoc zu bezeichnen, welcher unmittelbar über den Hemde gei var 
gen wird, 





— 


Der Unterrocken, des —s, plur. car, in der Eantwirtöfgaft, 


die unfern niedrigern Halme des Rockens, m untetſchiede 
dem Saupthalme. 

Unterfägen, verb.reg. act. ich Unterlage: unterfant, zu un: 
terfagen, welches mit verbierhen gleich bedeutend ift, Kinem 


etwas unterfagen, Die Aus fuhre des Getreides unterſagen. 


Daher die Unterfagung. Es ſcheinet nach drm Lat.interdicere 
gebildet zu ſeyn. Wachter Hingegen hält es für eine Ellipfe, und 
erfläret es unter Bedrohung der Strafe fagen oder verbietben, 
allein, dann müßte fagen auch verbierben bedeutet haben, welches 
* unerwristich iſt. Erträglicher vi fi andere —— 

an 


* * 


m 










indet, fort 


hes noch in 
— 


Der Unterfag, des —es, plur.die—fäge, dasjenige, was uns 
ter ein anderes Ding gefegt wird. 1. Eigentlich, wo es in vielen 
» einzelnengällen gebraucht wird,wo ein ſolches Ding feinen eigenen 
Rahmen Hat,zum Unter ſchiede von-einem Yuffage,zumeilen au 
von einem jiberfage. Sp iſt in den Säulenordnungen der Unter: 
fag die vieredie Erhöhung zwifhen dem Säulenfuße und dem 
Säulenfinhle; Franzöf.Elcabeau. Bey den Schlöffern find 
die UinterfageStüdegeftähltenCifens von allerley Geſtalt, welche 
man in die Schraubftöde ſpaunet, und. darauf allerley Zierathen 
auftiefet, und auch Dodengenannt werden. Was unter einen 


ein Unterfag; und fo inaudern Fällen mehr. 2. In der Logik 
iſt der unterfatz derjenige Vorderfas-eines Schluffes, worin das 
Subject oder Borderglied (Terminus minor) mit dem Pit 
 telgliee( Terminus.medius) verglichen wird, Sat. Propofi- 
-  tio minor; zum Unterfdiede von. dem Öberfage, unter wel, 
chent er der natürlichen Folge der Säge nach flebet. 
Die Unterſchale, plur.die—n, die untere Schale, zum Unter» 
chiede von der Oberfchale. Die Unter-Taffe wird oft nur im 
Diminutivo das Unterſchalchen genannt. Bey den Fleifchern in 
Ober ſachſen if es dasuntere Stück Ziem, von der Keufeeiggs Rin⸗ 
„des, auch im Gegenſatze der Oberſchale. 


ſcharrt, unter zu ſcharren, unter ein anderes Ding ſcharren, mit 
deſſen Verſchweigung. So anch dieinserfiharrung, 

Der Unterſcheid, S. Unterſchied. EA 
F neutr. ($. Scheiden,) 


Unterfcheiden, verb. irreg. act. et 
; _weldes. im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert; ich 
Anterſcheide, unterichieden, zu tnterfcheiden, zwey oder mehres 
re Dinge durch ein drittes abfendern oder ſcheiden. . Im eigentli⸗ 
chenVerſt ande/ als ein dazwiſchen konimender dritter Körper / zwey 
oder mehr Dinge oder Raume von einander abſondern. 


beyde Jelder. In diefer eigentlichen Bedeutung iſt es im Hoch⸗ 
deutſchen veraltet, wo man daflir entweder das einfache fcheiden, 
‚oder abfondern, trennen u. f.f.gebraucht. Doc bat das Haupt, 
wort der Unterfchi2d diefe eigentliche Bedeutung no erhalten, 
welche auch noch in denzufamıen gefegten Unterfcheidungszei= 
chen Start finder. — 
2, Figärlich, ein Ding durch Ertheilung anderer Eigenſchaften 
und Befkiinmungen von andern merklich nahen, und diefe anderen 
Eigenſchaften und Beftimmungen gewahr werden, 


‚ flimmungen, als ein eigenes für fich beftependes Ding bephnen 
"and merklich machen ; als ein Actionm. - Die Weisheit des Herz 


alle Menſchen aus der Erde gefcheffen find, und doc) der 
Zerr fie unterfchieden hat, — und bat mancherley Weife uns 
ger ihnen geordnet, B. 11. Der Mond muß die Monathe uns 
erſcheiden, Rap. 43,6. Auch indiefer Bedeutung fängtrs an 
> zu verälten, verinutplich um bie Verwech ſelung mit der folgenden 


Flären: fagen, daß etwas unter „ 


Bienenflod gefest wird, denfelben zu erhöhen, beißt gleichfalls 


Unterſcharren, verb. reg. act. ich ſcharre unter, unterges 


Die. 
"Mauer unterfcheidet beyde Häufer. Die Granze unterfcheidet 


(1)Ein Ding durch Eiutheilumg anderer @igenjchaften und Bes 


pen bat die Tage fo unterfehieden, Sie.33, 8. Gleich wie- 


Fa. Ya, 1 _ * . Au Fi 


Unt 922° 


gangbarern Bedeutung zu vermeiden, Häufiger gebraucht man es 
von denjenigenGigenfchaften und Umfländen, welche ein Ding als 
ein Wefen anderer Are. bezeichnen. Beyde Ducasen find durch 
nichts als durch den ſchwachern Glanz des einen unterſchieden. 

Die Farbe unterſcheidet beyde Körper hinlanglich. Auch da⸗ 
Mittelwort unterſchie den iſt ſo wie verfchieden,als ein Bey. und 
Nebenwort noch völlig in derſelben im Gange. Zwey Dinge and 


unterſchieden, wenn das eine etwas has, welches das anderenicht 


bat... Diefer Ducafen if von jenem gax nicht unterſchieden, 
iſt in nichts von ihm unterfihieden, wenn alle ſichtbare Umiftände 
an bayden einerley ſind. Da es dent, fo wie verschieden, oft 
auch in weiterer Bedeutung für mehr gebraucht wird. -Untev- 


fchiedene Wrfachen haben mich gehindert, mehrere, Berfchichere. 


Es kamen unterichiedene Perfonen, mehrere, einige. Obgleich 
die edlere Schreibart diefe weitere. Bedeugung gerir vermeidet, ©, 
auch Unterſchiedlich. — 


(2) In engerm Verſtande iſt uneerfi cheiden even oder mehrere 


Dinge, Umftände, Eigeufchaften u. f. f. als Dinge anderer Arc 
erkennen, sad dadurch von einander abfondern, einen Unterſchied 
unter ihnen gewahr werden ; wo es nur als ein Neutrum mitdem 
Hülfsworte haben üblich if. Man kann zwey Derfonen nicht 


von einander unterfcheiden., wenn man am Feiner eiivas ger _ 


wahr" wird, was am der anders nicht anzutreffenwäre, Alan 
unterfcheidet die Dinge durch Flare Begriffe, welche man ton 
ihnen hat. In der Dunkelheit kann man nichts unter ſcheiden⸗ 


nichts als für fich beftehend erfennen. Ein einfacher Gegentand, 


worin ſich garnichts unter ſcheiden laͤſſet. Durch oder vermit⸗ 
telſt der Farbe unterſcheidet man ein ſchwarzes Schaf von ei- 
nen weißen. In engerer Bedeutung, unterſcheidet man rin 
Ding von dem andern, wenn man es nicht nur als venfhieden, 
. von dem andern erkennet, ſondern auch als für fich beftehend, von 
dem andern abgefondert betrachtet. Yran'muß in dem Bönige 


den Menſchen von dem Monarchen, in dem Sausvater dem, 


Ehemann von dere vater unterſcheiden. Nach einer andern 
Einſchränkung bedeutet es anch den Unterſcherd unter mehrere 


dan 


"Dingen im Rückfieht aufihreGüte,ingleidpen in Rückficht auf fein - 


Verbalten zur Beſtimmung feines Verhaltens bemierfen, Damit, 
daß er nicht unterſcheidet den Leib des Herren, ı Cor. 11,29. 
Einem wird gegeben, — Geifter zu untenfcheiden, Kap. 12, 10, 


Die Zeiten unserfcheiden. Wofür man doch jest lieber fagt,eiz _ 


nen Unterichied machen, “ 


Anm. Bey dem Rotfer undirfceidon, ben dem Hero aber 
xeſcheidan, gefcheiden oder fcheiden, Das Zeitwort ſcheinet 
» elliptifch zu ſeyn, und ein Scheiden oder Xbfondern unter oder 

zwiſchen mebrern Dingen zu bezeichnen ; Lat. dilcernere. ©. 
Unterfchied. 


2 


Dieltfiterfcheisung, plur. die —en, das Verbale des vorigen 


Wortes, welches die Handlung des Unterfcheidens bedeutet, aber 
wenig gebraucht wird... Man hat es noch in eintgen Zufammenz 
ſetzungen; die Unterſcheidungskraft, die Kraft der Seele, fo 
= wohlden Unterſchied unter den Dingen, als auch das Mannigfal⸗ 
tige an einem und eben dem ſelben Dinge zu benerlen, welche mit 
der Beurtheilungskraft nahe verwandt aſt. Das Unterſchei— 


dungs zeichen, in der Sprachkunſt Zeichen, wodurch die Theile ei · 


er Rede von einander unter ſchieden, d,i, abgeſondert werden; imo 
aber Unterfheidung moch die geößten Sheils veraltete Bedeu⸗ 
tung derörtlihen Abfonderung hat, 


Ser Unterſchenk, des —en, plur. die —en, an den Höfen, ber 

 zwepte untere Schenk dem Range nach, im Gegenſatze des Ober⸗ 

ſchenken. S. Schenk. .. 
Mum3 


Der. 


8 127 


Der Unterſchenkel, des—s, plur. utnom.fing, ber antere 
Theil des Schenkels zwiſchen dem Knie und dem eigentlichen Fuße; 


„tm Gegenſatze des Oberſchenkels. HR 
Unterſchieben, verb.irreg. act. (S. Schie ben Ich ſchie be un⸗ 
ger, untergeſchoben, unter zu ſchieben. 7. Eigentlich, unter 
etwas fchieben, mis Verſchweigung diefes&twas, in welchem Ver⸗ 
ſtandees doch wenig gebraucht wird. Einen Wagen unterfchie- 
‚ ben, water ein Obdach. 2. Figürlich Hiebe man erwas unter, 
wenn man etwagunechtes oder falſches undermerkt an die Stelle 
des echten und wahren bringt oder ſetzet, unter dem Schrine des 
wahren einſchiebt. Lin falfches Teſtament unterfäpieben, es 
Hheimlich an die Stelle des wahren legen. Ein Kind unterſchie⸗ 
‚ben. Zin untergefpobenes Kind, untergeſchobenes Teſta⸗ 
ment. "Ingleichen mit der dritten Endung der Perſon. Jeman— 
des Worten einen falſchen verſtand unterſchieben, ibm eine 
irrige Meinung unterfchieben. 
Anm. In einigen Gegenden beyfchieben. Schieben veranlafe 
fet den Begriffdes Unvermerkten, der Heimlichkeit, Unter ſchei⸗ 
net hier entweder den Begriff der Richtung nach und unter mehrern 
Dingen zubaben, gleichfam etwas uuechtes unter das echte ſchie⸗ 
Ben, oder auch die Art und Weiſe zu dezeichnen, unter dem Scheine 
des Guten einfchieben. In bepden Fällen ift der Ausdruck elliptiſch. 
In vem Lat. [upponere, [uppolititius liegt eine ähnliche Fi» 
gur zum Örnnde, 


Der Unterfäyied, des—es, plur. die — e, von dem Seitworte 
2, Dosjenige, wodurch etioas im zwey dere 


‚unterfcheiden. 
ſchiedene Dinge unserfhirden oder abgefondert wird. (1) Im 
eigentlichften Berflande, wo man dasjenige, wodurch man einen 
Kaum in zwey verfchiedene Räume theiler, noch. einen Unterſchied 
zu nennen pflegt. Daß euch der, vorhang ein Unterſchied ſey 
zwifchen dem Seiligen und dem Allerheiligſten, < Mof. 26,335, 
Ss werde eine Veſte zwiſchen den Waffern, und diefep ein Un: 
zerfchiedzwifcgenden Wafjern, ı Mofi ı, 6. Einen Unter⸗ 
fchied in einem Stalle, ineinem Zimmer maden. Da mar 
denn auch wohl einen anf folche Art abgetheilten Raum einen Uns 
rerſchied zunennen pflegt. Es liegt in diefem Unterfchiede, in 


diefer Abtheilung des Schrankes. Ader von dem Raume, weiber _ 


nwiſchen zwep Drtern befiadlich ift, der Unterfchied der Grter— 
für Entfernung, ifiesim Hochdrutſchen veralset. (2) Figürlich, 
dasjenige, as da macht, daß ein Ding von anderer Art ift, aks 


sin anderes, wo doch diefe andere Eigenfchaft, dieſer audere Um-⸗ 


Fand allemahl nah Maßgebung des Zufammenbanges ver ſtanden 
werden muß, indem im eigentlichften Verſtande alle Dinge 
voneinander unterfchieden find. Es iſt Fein Unrerfchies unter 
ihnen, in Anfehung des Umſtandes, welchen man vor Augen hät, 
der Farbe, der Größe, der Güte u.f.f. Der Unterfchied des 
Standes, welchen der verfchiedene Stand mat” Alten Untere 
fchied der Srände aufheben. Der gänze Unterfchied beftche 
darin. Zwifchen die und ibm iſt darin Fein Unter fchied. So 
‚ ‚ein großer Unterſchied herrſchet unter den Dingen! Der lin: 
rterſchied der Fahigkeiten, auch, und vielleicht noch beftimmter, 
zwifchenoder unter den Fahigkeiten. Das iffeben der Unter: 
ſchied. Aber, nicht Unter ſchied wiffen, was recht umd finf Hr, 


Yon. 4, 2, für, rechts und links nicht zu unterfcheiden wiffen,ift ; 
 angewöhnlid. Inder Rechenfunftiftinder Subrrastion un bey 


den Proportionen der Unterfchied, oder die Differenz, diejenige 
Zahl, aus weicher erbellet, um wie viel, Einheit n die eine größer 
iſt als die andere, Go ſt 3 8er Unterfchied zwifchen und 8. 
So angemeffen dee Plural in diefee ganzen erflen Bedeutung der 
Sache ſelbſt iff, entweder vonmehrern Arten, oder yon mehrern 
Indibidnie fo ſelten Pommes er doch vor. 
ige ibm die Unserfchiede der Weſenleiter ab, Duſch. 


735.8 * 


"a, Derjenige Zufl and des Gemüthes, A Handlung j 
der Seele, da ſie den Unterſchied zwifchen zwey Dingen bemerfer, 


von unterſcheiden e (3), und ohne Plural; wo es doch nur in 


der engern Bedeutung diefes Zeitwortes üblich iſt, ieBemerfung 


diefes Unterfchiedes zur Beſtimmung feines Berhaftens zu bis 
zeichnen, um einem von den bey den Dingen den Vorzug zu geben, 
18 nach Maßgebung des bemerkten Unterfchiedes zu debandelit, 


Die durch Gewohnbeis haben geübte Sinne, zum Unterſcheid 


des Guten und Bofen, Ebr. 5,14. Alles ohne Unterſchied 
tadeln. Ohne Unterſchied der Perſonen. Alle Gerüchte 
ohne” Unterſchied für wahr annehmen. Mit interfchied re⸗ 

den. Ju eben diefer Bedeutung wird auch die R. 9. einen 
Unterſchied machen, gebraucht, velche um deßwilken mit uns 
terſcheiden nicht gleich bedeutend iſt. Einen Unterſchied ma= 
hen, unter dem, was befoblen, und was bloß erlaubt if, 
Sie halten unter dem geiligen und Unbeiligen feinen Une 
terſchied, Ezech. 22, 26 ; wo doch einen Unterſchied halten, 

‘ für machen, eben fo ungewöhnlich ift, als haben, Sprichw. 
5, 2: daß dein Mund wife Unterfchied zu baden 


Anm. Schon imJfidorUndaricheit, bey den Motker Under- ı N. 


fkeit, in einigen gemeinen beiten Mundartın noch jegt Unter⸗ 
ſcheid/ welche Fori auch in der Deutſchen Bibel Häufig vorfonunt. 
Im Oberdeutſchen iſt es weiblichen Geſchlechtes, die Untere | 
ſchied. Unterſchied bedeutet eigentlich das, was zweh Dingevon 
einander unterfcheidet, Verfchiedenheit aber eheilg ‚den Zuſtaud, 
da mehrere Dinge unterfchieden find, theils auch dasjenige über⸗ 
haupt, was an, einem Dinge von anderer Ars if, als an 
andern, — 
Unterſchiedlich adj. etadv. welches nur im Pofieio üblich 
von dem Mittelmorte unserfchieden abgeleitet iſt, aud fo _ 
wie diefes mne im weitern Verfraude gebraucht wird, miehe 
rere von einander unterfchiedene Dinge zu begeichnen. Es 
gibe unterſchiedliche Arten ſich auszudrücken. Unterſchiede⸗ 
liche Stimmen, ı Cor, 24, 5, mehrere, verſchledene. Un⸗ 
terfchiedliche Arten der Thiere. Wo es denn oft für die 
Beywörter mehr und manch überhaupt gebraucht wird. Ih 
babe dir noch unterfchiedlices zu fagen, mandes. Ins 
gleichen im Nebenworte. Das Brot wird unterſchiedlich 
zubereitet,' auf berfchiedene Art. Es iſt in den gemeinen - 
Sprecharten üblicher als in der edlern; verfchieden ift ia 
den legtern gangbarer, Es if, wie das gleichfalls gemeine 


v 


verſchiedlich, mit Wegwerfung des —en von unterſchie⸗ 


den gebildet, welche Eudſolbe mit dem t euphonico in noch 
zaubern Mundarten beybehalten wird; unter ſchiedentlich und 
verſchiedentlich. Im Niederf, wird dafür underlegen ges 
brauche, E ! Eger 
Unterfhlächtig, S. Unterfiplägig. . ER 
Ver Unterfchlag,.des—es, plur. die — ſchläge. 1. Ein Unter⸗ 
ſchied im eigentlichen phyſiſchen Verſtande, d. i. die Abtheilung 
eines Raumes durch sine Zwifchenwand, oder etwas aͤhnliches; 
eine nur in einigen Gegenden übliche Bedeutung. 2. Die Hand⸗ 


lung des Unter ſch lagens indem figürlichen Verſt ande biefes Wore - 


tes ; ohne Mural und auch nur imeinigen Gegenden, wo es auch 
wohin weiternBerfande fürlinterfchleif gebraucht wird. Bek 
nen Unterfchlag noch Betrug ausüben. f 
Unter ſchlatzen, verb. irteg. act. (S. Schlagen.) >. Unter 
ſchlaͤgen; ich unterſchlage, unterfplagen, zu unterſchlagen. 
(>) "Wie unterfigriden, in der veralteten eigentliche n Bedeutung, 
einen Ranm durch eine dazwiſchen geſchlagene Scheidewand im. 
zreca beſondere Raume abtheilen; eine im, Hodidrrtfihen unge 

wößnlicheBedeurung2inZimmer unterſchlagen. (?) Was für eie 
us andern beftinimeift, heimlich um böslich für fich behalten Ze⸗ 
manden 





Du. 


anvertrautes Pfand unterſchlagen. 
Mile viel mir ungefähr dev Pachter unterſchlug, Cat, 
Bermuthlich At die Figur entweder von der folgenden Bedeutung, 


-Mcpers entlehnt, gleichfam mic der Hand darunter ſchlagen. Die 
 Bat.iatervertereundintercipere haben ãhnliche Figuten zum 

Grunde, Daher die Unsevfchlagung, in einigen Öegenden der 

Unterihlag. pw ni 


ter zu ſchlagen; welches nurin der RX, gangbar iſt, jemanden 

ein Bein unterfchlagen, fo wohl eigentlich, mit dem Beine die 
Süße unter ihm wegfchlagen und ihn ſolcher Geſtalt zu Boden wer, 
fen; als auch ſigürlich, ihm durch Lift ein Übel zubererten, inglei⸗ 
chen, ibn böslich und mir Liſt eines Vortheiles berauben, ihm in 
Erlangung eines Vortheils zuvor fommen; ſupplantare. So 
auch die Unterſchlagung eines Beines. 

Unterſchlagig, adj,etadv. welches mar von Waffermühlen und 
Wafferfünften gebraucht wird, Lin unterichlagiges Waffeypas, 


gung gefegt wird, im gemeinen Beben unterfchlachtig ; im Gegen⸗ 
fage des oberfchlägig oder oberfchlächtig. Line unterfchlägige 
Hrühle, welche ein foldes Wafferrad bat. 

Der Unterſchleif, des—es, plur. doch nur in der zweyten Bew 


die Aufnahme unter fein Dad ; eine im Hochdeutſchen nicht ſehr 


Wort auch Unterſchlauf lautet, und von einer jeden Aufnahme, 
‚oder Beherberaung gebraucht wied, Unterfchleif fuchen, eine 
Herberge. 
Den armen vertriebenen Piemontefern Unterfehlauf und ger= 
berg su fuchen, Bluntſchli, ein Schweizer, © Welchen ein Gaſt⸗ 
wirth großentheils Unterfehlaufigegeben, eben derſ. Wenn rs 
in den Hochdent chen Gerichten in diefem Verſtande ja gebraucht 


Den und Unerlaubten. verdächtige Leute, Diebsgefindel Un- 
-zerfchleif geben. Im Oberdeutſchen hat man aud) das Zeitwort 
unterſchleifen, herbergen. Das ganze Wort iſt elliptiſch, und bes 
deutet eigentlich unter ſeindach oder Obdach ſchleifen oder brin⸗ 
gen; wo der verächtliche Nebenbegriff in dem Zeitworte ſchleifen 
freylich gegründet genug iſt, (S.Schleifweg.) Ben dem Willeram 
kommt noch das Seitwort untarſtiufen, als ein Neutrum, vor, 
wofür wir jegtungerfchlüpfen fagen würden. 2. Im Hochdeut⸗ 
ſchen iſt es außerdem noch in einer doppelten figürlichen Bedeutung 
üblich, wo Unterfchleif machen oder begehen, theils unterſchla⸗ 
gen bedeutet, d.h. das, was für einen andern beſtimmt iſt, bös⸗ 
lich für ſich behalten, theils auch die Obrigkeit bey den Abgaben 
heimlich und böslich bevortheilen; Schleif⸗ oder Schleichhandel 
treiben. Man macht in diefem Verſtaude inrerfchieif, fo wohl, 
wenn man verboibene Waaren heimlich einſchleifet, als auch, wenn 
man erlaubte Waaren heimlich einbringer, ohne die Abgaben davon 








hier mit dem Vorworte unterſchlagen gleich bedeutend zu ſeyn, 
- oderauch fir unser der Sand, d. i. heimlich, einfchleifen, zu 
fichen. Im Oberd. iſt Schleif; Schliff, ein Rank, verborgener 
Betrug, ein Kuiff oder Schlich ‚ welches Irglzre nahe damit dere 


ober auch von dein Auffangen eines in der Bewegung befindlichen‘ 


». Unterfchlagen ; ich ſchlage unter, untregefchlagen, un: 


deutung von mehrern Arten, die—e. 1. Die Beherbergung, 


Semanden Unterfihleif geben, ihn beherbergen. 


wird, fo geſchiehet es allemahl mit dem Mebenbegriffe des Heinilis 


nanden einen Brief unterſchlaten. Gelb, eine Eebſchaft, ein 


welches durch den Stoß des unten wegfließ euden Waſſers in Dame, 


gangbare, im Oberdeutſchen aber üblichere Bedeutung, wo das 


zu eutrichten. Im Schwed. gleichfalls Unterllek. Unter ſcheint 


Unt 926 


ben, beffer darunter ſchreiben. Einen Brief nur mie den An— 
fangs buchſtaben unterfchreiben. Es iſt noch nicht unterfchrie> 
ben, figürlich, es iſt noch nicht gewiß, Eigentlich gehöret zu dem 
“ Unterfchreiben die völlige Segung des Rabmens, fo wie unter> 

zeichnen oder figniven nur mit den Rahmenszuge, den Anfangse 
buchftaben, geſchiehet; aKein, beyde werden fehr Häufig für einans 

der gebraucht, beſonders wird unterzeichnen in der edleru Schreibe 
art oft für unterfiprieben gebraucht, 

Die Unterfsyrift, plur. sie —en, die unter einem Dinge befind« 
liche Schrift. Die Unterſchrift eines Sinnbildes, im Öegenfage 

der überſchrift. In engerer Bedeutung, der nuter einer Schrift 
geſettte Nahme. Die Unterſchrift eines Briefes, eines Beſehles 
u.f.f: Ein Brief ohne Unterſchrift, ohue darunter gefchrieber 

nen Nahmen. 

Witerfchüren, verb. reg. act. ich fhüreuntee, untergefchürt, 
unter zu fhüren. ı. Feuer unterſchůren, unter dem Keſſel ans 
machen, in den Küchen. 2, Im Hüttenbaue ift unterfchüren, die 
Erze in die PochFaften jürgen, damit fie gepocht werden, fie gleich ⸗ 
fam unter diePochflämpel fchuven, oder ſchieben. Dabır iſt da⸗ 
feldft dev Unterſchürer, derjenige Arbeiter, welcher diefeg ver» 
richtet, das Unterfchürgeld, welches er dafür bon eitter jeder 
Fuhre Erz befommt, dev Unzerfchürtämpel, der etſte Stämpel 
unter den dregen in einem Pochtroge. 7 

Die Unterfchwelle, plut. die—n, die untere Schwelle, zum Une 
fchiedevon der Oberſchwelle. 

Das Unterfegel, des—s, plur. ut nom. fing, anden Schifs 
fen ‚ dag untere größere Segel an einem Maftbaume, zum Unter⸗ 
ſchiede von dem Fleinern Oberfegel, 

uͤnterſe enken, verb.reg. act. ich ſenke unter, untergeſenkt, un⸗ 
ter zu ſenken unterſinken machen ; wofür doch verſenken üblicher 
if. Bin Schiff unterſenken, verfenfen, So au die Unter⸗ 
fenfung. \ > 

Anterfeggen, verb,reg. act. 1. Unterfegen ; ich fege-unter, 
untergefegt, unter zu fegen ; unter etwas feßen , mit defjen Ver⸗ 
ſchweigung. Line Stütze umnterfegen, unter etwas, welches den 
Fall drobet. Ein Gefäß unterfegen, unter einen herabeinnenden 
flüffigen Körper} Er ; 

2. Unterfegen; ich unterfege, unterfegt, su unterfegen. 
(1) Unter etwas, d.i. mit andern Dingen vermengt, fegen, mie 
dem Acenſativ diefer Dinge; nur in einigen Fällen. Bey dem 
Koblenbreunen , wird das große Hols mie kleinerm unterfege; 
wo es aber auch bedeuten Fönnte, daß es darunter gefegt wird. 
(2) Unterfege, das Mittelwort der vergangenen Zeit, wird häufig 
für Hein und ſtark oder dick gebraucht, befonders vonder menſche 


lichen Statur. Unterſetzt ſeyn. Ein Pleiner unterſetzter Nenſch. 


Niederſ. underſetted, im Dfterreich. bunket. 

Der Unterſichter, S. Oberſichter⸗ 

Unterſtegeln, verb.irreg,.act, ich unterfiegele, unterflegelt, zu 
unterſtegeln, das Siegel unter etwas drücken, mir dem Accufatio 
diefes Eiwas. Einen Vertrag, eine Schuldverfhreibung 
ünterfiegein, So auch die Unterfiegelung, ©, auch Der: 
fiegeln, 


-Unterfinten, verb. reg. neutr. (S.Sinfen,) welches basHülfse 


wande iſt, „und in einigen Gegenden ift unterſchleichen überhaupt 


z 


F ſo viel als hintergehen. 


‘Ünterfchreiben, verb.irreg. act. (S. Schreiben ;) ch unter⸗ 


ſchreibe, unterſchrieben, zu unterfchreiben ; feinen Rahmen un⸗ 


ter eine Schrift ſchreiben. Einen Brief, einen Befehl, ein In— 
Arumenewfsfe unterjchreiben. Seinen Nahmen unterfchrei: 


wortfepn erfordert; ich ſinke unter, untergefunfen, unter zu 


finken ; unter das Waffen finfen, in einem flüffigen Körper zu 


Boden finfen. Die Aghpter funfen unter, wie Bley im machti⸗ 
gen Waffen, = Moſ. 15. 10. Daher das Unterfinfen. 


Die linterfinpfcheft, plur. die — en, ein größten Theils ver⸗ 


altetes Wort, die Sippfähaft, d. i. Verwandten, in abſteigender 
Linie zu bezeichnen, zum Unterſchiede von der Oberſtopſchaft, der 


Verwandtſchaft in aufſteigender Linie, 
Der 


97 Um 


Der nterfig; des ae plur.sie —e, der untere, d, niedti- 
gere Siß, zum Unter ſchiede von dein Dberfige, - - 


UÜnterfpannen, verb, reg. act, id fpanne unter, unterges E 


ſpannt, ameerzufpannen, unter etwas Wannen, mit Verſchwei⸗ 
gung diefes Etwas. Ein Tuch unterfpannen. . 
— Unterfpreigen, verb. reg act... ünterfpreigen ich fpreige 
unter, untergefpreigt, untevzufpreigen unter etwasfpreigen, 
mit Verſchweigung diefes Etwas; (2) Bon fpreigem, den Juten⸗ 
ſivo von fpreiten, breiten, heftig unterbreiten Ein Tuch un! 
terſpreigen. (2) Bon Spreitze, fleine Srüge, and. fpreigen, 
als eine fleine Stüge unser etwas fegen.. Hölzer unter⸗ 
ſpreitzen. 
2. ncerſpreltzen/ ich unterfpreige, unterfpreigt, zu, — 
ſpreitzen; in der legten Bedeutung des vorigen, mit dein Aceufar 
io dickes Gtwasend Verſchweigung der Stůtze. Eine Schleufe . 


2,7 gültigen Borftand des Unzernehrnens, Wagens gebraucht wied. 
Ne noch weiteem Berfiande heißt es eben dafelbfi Kap 48: A 


- terfpreigen, mit untergefigten — vor dem Einfahe ver⸗ 


wahren; 

Anterfpringen, verb. irreg. neutv- (8. Ge welches 
das Hülfswort haben erfordert; ich unterfptinge, unterfpruns 
gen, zu unterfpringen, Es iſt nut bey den Sägern für unterlaus 
fen üblich, S. dieſes Wort. sch 

Der Unterfialler, S Staller. — % 

"Der Unterflallmeifter, des—s, plur, ut nom.ling. 9 une 
tere ——— zweyen, im Begenfage des —— 
ſters. 


ſtaͤmmt, unter zu ſtämmen, als ein Stamm oder ſtarke Stüge 


unter etwas ſetzen, mit Verfpweigung diefes Eiwas. Ben Hm ; 


unterflämmen, unterbden. Kopfa 
Unterfteden,verb. reg. act, ich ſtecke unter, untergefiedt, uns: 
terzuſtecken. 3. Ben unter; lub, unter ein anderes Ding fies 
den,mitdeffen Verſchweigung. Daher ift im Salzwerke zu Holfe 


"Ser Unterſtecker, derjenige, weiches das Holz unter die Pfanne .- 


fledt. 2. Von unter, inter; unter andere Dinge ſtecken, und 


gleichfam damit vermengen; in welchem Verſtande mar Eruppen . 


Soder Soldaten un terſteckt, wenn fie unter eineandere Compagnie, 
unter ein anderes Battallion oder Regiment vertbeilet werden, fo ; 


daß fie aufhören, ein eigenes Corps, auszumachen. So pflege 
man auch aanze Batralliong oder Regimenger uniet zuſt ecken; wel⸗ 
ches in einigen Gegenden auch unterfioßen genannt wird, Daber 

die Unterſteckung. 
Untereben, yerb.irreg. neutr, (S, Scchen,) weldes das 
Hütfswort feyn, als ein Recipr. aber haben erfordert. 1. inter: 
heben; ich fiebeunser,bin untergeftanden, unrer zu fe 5 uns 


ser ein Obdach fiehen oder treten, mir deffen Verſchweigung un⸗ 


tertreten. Wir wurden ‚nicht na, denn wir fanden unter, 
Ss vegnete, aber wir konnten nirgends unterſtehen. 


1.2, Uyteriehen; ich unterehe unterftand zu interächen ; 


— einfeeißrochm, die ewerffleligung einer ſchweren und wichtigen 


- Sade mit Zuverficht und Vertrauen fiber ſich nehmen, und felbige . 


wirflich aufaugen; wo es doch ain häufigften nur im engeen Ber» 
"frände, teils don verwegnen, theils auch von verhotfenen Hand« ;, 
Aungen gebraucht wird. So wohl wit dem Infinitiv under . 
Gen zit. Mr wirdden hochſten Fäftern, und wird fh tinterfik: - 
ben, Zeit und. Gefeg zu Ändern, Dan,17, 24. Sıl'unter- 
ſtehelt dich, zu begreifen den Wegdes Yllrbößkten ? 4@fr)4,2. 
Fiemand ſoll ih unterſtehen, dir zu fhaden, Apoß 18 10, 
Als auch mit demecufariv ber Sage, Bod-am päuflghen ala 
mitben Wartikeln es/ was i. ſ fe,! Er hat es ſich unterſtanden, 
Was unterſteheſt du. dich Was untevfichen Ah der Arme, 
Prid.6,8, Jugleichen mit einigen Beywörternd Er unterftehet 


‚2 viel, Mir Hauptwottern iſt ee in Hochdeutſchen KispE gang ⸗· 


bedient ſich uhren. 
fich einen Mord > unterichen,fondern ſich unterfiehen einen Mord 


FR: 


Bar, RER Nicht, 
zu begeben. fagt man in der ziwepten 
Endung, ſich eines Movsesunterfiehen, welche Wortfügung auch 

im Hochdeniſchen nochgeabmet wirb. Ich unterfiehe mich deffen - 
richt, Ihr mueſt euch unterſtern der abentheuer, Theuerd. 
Kaͤp. 6 wo es noch in dem veralteten guten, wenigſtens gleiche 


—— ren unteräeben; kch an ibn machen, ihn angreifeu. 
Anm. Schwed unterli, w 

ne has bedeutet, Unterſtehen ges det ſich in dem give 
vs aufrben die Figur, als unterfangen, unternehmen 








"u Binden, und bedeucer eigentlich, ſich unter etwas Repen,,d.i. 
 Bbllen, odendaruntersweten, um es aufzußeben; Las, kultinere, 
4 gebraucht dafür ingaan, ſich unterſtehen, ei es 


angehen, Lat. aggredi, Wochier ertlaret es daherieri durch 
 Widerfichen, wetcper Begeiff gar nicht hierher gehören, - aß es 


Ebhedem auch außer ——— — — 


Aus dem Theuerd. Kap. 86: 22) 
Als es nun ging genden Morgen 
Wolten die morder vnder ſtan 
Den mord u thun⸗ 


EEE N. — 
—V a. 





Bi, 





elches aber —— 


Nach einer jetzt weraiteten Bedeutung. wurde eschedem miedem 


= Aceuſativ für verbindern gebraucht; etwas unsecitehen, eigeute 
Yinterfämmen, verb.'reg. act. ich ſta mme — 


lich, ſich darunter ſtellen, deſſen Bewegung aufzubakten, Far 


Wer Unterfteiger, ve —s; plur. ut nom. fing. im —* — 


ein dem Oberfteiger nach⸗ oder untergeordueter Steiger. 
Die Unterſtelle, plur. Me —n die unterſt Stelle ben Range 
nad, im Örgenjageder Oberftelle, .. . ed 
Ünterftellen, verbsveg. act. ichitelle unter, unter ellt un⸗ 
ter zu ſtellen unter ein anderes Ding Fellen,mir deſſen⸗ erſchwei· 
— Ein Setsß ——— ‚Si umsehen: MRlee ein 
bdach. 
Der Unterfleuermann, Ne ⸗es, plur. die Bi ite, aufi den 
Schiffen, weun mebr als ein Steuermann vorhanden ifl, 
Steuergann dem Range. nad, welcher dem vn — 
untergeordnet iſt. 
‚Unterfioßen, verb. irreg: dei (S. Stoßen 3 PN ‚hoßeuntet, 
untergefloßen, unter züftoßen, 2. Bon unter, lub, unter ein _ 
anderes Ding floßen, mit deſſen Zerfgweigung. In dieſem 
Verſtande kommt es, doc in ſigürlichet Bedeutung, Jer. 22, 17 


D 


ergwepte 


— 


vor: bein verz tehet dahin zu freveln und unterzufioßen, d, de 


andere zu uarerdrüden, in welcher, im Hochdeutfehen-gang Ders 
alteten Bedeutung es doch zu unterſtoßen beißen müßte, don dem 
ungewöhnlichen unterſtoßen, unterdrücken. 
ter, unter andere Dinge ſtoßen, und gteicpfanndaini vermengen, 

„wie unterfleöen, 8, daffelbe, 

3 un 
ſtreiche/ unter ſtrichen, zu unterfireichen; mit eiuem Darunter ges 
"szogenen Giriche bezeichnen.: Ein Wort, eine- en 
Buche unterſtreichen. Daher die Unterfireihung., ° 

-nterfzeuen, verb, reg. act. ich, freyeunter, untergefh euer, 
unter zu freuen, unter ubyetwas fireuen, fo wohl mit deffea 
* ———— als auch mir deſſen Meldung, in der dritten Ens 
dmug. Sand unterſtreuen. Zenenieg Btumei, den plerden 
Stroh unterſtdeuen. * 
Der Unterſtrich, des—es, — eh, bey —— ein Nah⸗ 
mie des Comma, zum ahterſchiere von drul — — — 
ſtrophus. 
Die Unterſtube, — die—n, tie untere Shubrin einen Haufe 
zum Unter ſchiede von, ver @beriube, hi * 
er 


* Bon unter, in- 


Achen, verb. irreg.act. (©. Stkiden ;) ich unter: 


J 


— 


Be u a eh a te £ 


\ 


E Arlır 
— 4J 


a ar 


— Der Unterſtuhl des — es, plur.. die — fühle „in den 
derte zu Halle, der untere oder niedriger ſtebende Stuhl oder. 


tü en, verb.reg. act, Y.unterfiugen; ich flüge vn⸗ 


= Baſpel zum Unterfibiede vondem Oberſtuhle. 


— ter, unter geſtützt, unter zu fügen ;. als. eine Stütze uster ein‘ 
a Ding fegen, mirdeffen Verſchweigung. Binen Pfahl unterſtü⸗ 


gen. Die Arme unterikugen. unter den Kopf. 

3, Unter ſtůtzen; ich unterfuge, unterfugt;- zu unterfiül«‘ 
gen ; ein Ding durch. eine untengefegte Stüge vor dem Falle‘ 
__ ‚bewahren, mit. dem Accufativ dieſes Dinges ı) Eigentlich. Ein 
ais umterfügen, wofür man auch nur fügen fagt, Kine 
große Säule, welchenur eine kleine Laft unterſtützt, verletzt 
die Einheit des-Gebaudes, 
2 Jeiften, und in nech weiterm Verflande, jemandes Abſicht, die‘ 
Wirkung einer Urfache befördern, #8 gefchebe, auf welche Art es 


wolle, Jemanden mit Rath und That unterſtützen. Ihn mir 


Seld mit vorſchuß unteriigen. Unterflügen ſte meine 

Bitte, mein Anſuchen, mein Wort bey ihm. Von niemanden 
unterſtützt werden. In der Mahlerey unterſtlitzen die Schatz 
sen die Lichter, wenn fle bie Abſicht, die verlangte Wirkung der⸗ 
ſelben befördern helfen, Eben daſelbſt unterfiugt eine Gruppe: 
die andere, wein fieden Eindruck befördern hilft; welchen dieſe 
machen fol. — 


Die Unterſtützung, plur. die — en, von dem legten: Zeit worte 


diefer Art, ) Die Handlung des Unterſtützens ohne Plural, 
2) Figürlih, Hülfe, Benffand, Beförderung der Abficht, Mit- 
wirfungaller Art; mit dem Plural, doch wur zuweilen und vor 

- werfchiedenen Arsen. Femanden alle Unterffügung angedeihen 
laſſen. Ihm ſeine Unterfiugung vevfagen. Kann ich mich 
auf ihre Unterkügung verlaſſen? 


Anterſuchen, verbr reg aẽt. ich unterſuche unterfucht, zus 


unterfuchen, die Art und Weiſe eines Dinges zu erforfchen fur \- 


den. Eine Rechnung unterfuchen, ob fie im allen ihren Sheilen: 
richtig iſt. Ein’ verbrechen unterfuchen, nachforfchen, wie es 
begangen worden. Die Sache ſpll unterfischt werden, iſt noch 
nicht unterſucht worden. Daber die Unterſuchung, plut. die 


Sen. Eine Unterſuchung anfiellen. 
Anm, Hifried und Rotker gebrauchen dafür irfuoehen, er⸗ 
füchen, ingleichen beluochen. Bey dem Kero kommen für Un: 
gerfuchung die Haupsiwörter Urfuahhidu und Kefuahhidu- 


por. Unter Fann hier im eigentlichen Verſtande ſo wohl (üb als‘ 


interbedeuten,. Opis ſchelnt es in der im Hochdeutfchen- frem⸗ 


den Brdeutung für’ verfuthen zu gebrauchen 
\ Der. Here’ hat einen Bid, gethan 
Dem Dävid, den der _n Sludt‘ 
Zu Ändern nimmer unterſucht, Pf. 132, 7% 


— fintertauchen,verbireg.att. et neutr. welches im legtern Falle’ 


das Hülfswort haben erfordert; ich tauche unter, Unter getaucht⸗ 
unter zu tauchen; unter das Waſſer tauchen-, mit deffen Vers 
ſchweigung. Jemanden unkertauchen, als ein Xetivum, ihn 
unter das Waffer täuchen, Die Änten, die Taucher tauchen 


anter, eis ein Neuteum, wenn fie fi unter das Waſſer laffen;*. 
wofür man auch reciproee ſagt, ſich untertauchen. So auch das 
AUntertauchen, und im: activer Bedeutung auch wohl die Unter⸗ 


enuchung: Niederf. unnerduken — 

Anterthun, ‚adv. unter ſemandes Gewalt gethan, der hochſten Ge⸗ 
walt eines andern unteriworfen. Züllet die Erde und machet ſie 
urh untershan, Mor. 1,28, Alles volk folk dir zinsbar 
"and untereban feyn, 5 Moſ. ao; 11. Ich bin ein Menfch, der 
* ObrigPeirunrertban, Luc. 7, 8. Sich jemanden unterthan 
" machen, welches in der Deutfchen Bibel Häufig vorfomiht, wird 


* im vochdrutſchen ſelten mehr gebraucht, fo wie uberhaupt dies 


29h W, 8 TH, Hal, 


X 


2) Figürlich Hilfe allerley Ark“, 


4 


Unt 180. 


* 


Wort in der jest gebachtenengern Bedentung von unterworfen, 


und andern Ausdrüden größıen Theils verdräuget worden, Kit 
weiterer Bedeutung von andern geringer Arten der Abhängier 
keit iſt es. noch mehr veraltet, und allenfalls nur noch imgemeinen: 
Leben üblich. Seyd unter einander unterthan, Epbef, 5, 21, 
Die Weiber ſeyn unterthan ihren Mannern alg dem-Herren; 
Ephef. 5, 22; wo doch nad) morgenlãudiſcher Art die engere und 
firengfte Art der Unterwürfigfeit verfianden werden kann, welche 


‚ben unfern abendländiſchen Sitten nicht Statt finder, 


Anm: Schon bey dem Notker undertan, Mir liut.dii rich: 
und diilant ündertan; fiugt auch Raifer Heinrich unter den: 


Schwäbifden D Gtern. Bey dem Ottfried iſt untarthioh, von‘ 
‚Tiuoh, Knecht, sehorfam überhänpt,. Es ifk eigentlich das Mit⸗ 


telwort von dem veralteten Zeitworte untertbun, unser jemandes- 
Herrſchaft und. Gewalt, und. in eugerm Verſtande unter deffen: 
böchfte, oft wilführlige, Gewalt geben oder thun, [ubdere,. 


‚ Jubdirus, nach welchen es gebildet: zu ſeyn ſcheinet. ©, auch⸗ 


das folgende, ingteichen Unterthanig 


Der unterthan, des — 8, plur. dir— em eine Perfon; welche" 
der höchſten Gewalt eines andern unterworfen iſt; da es denn noch" 


in doppeltem Verflande gebraucht wird. 1) Alle Perfonen,weiche 
einem gewiſſen Grund⸗ und Gerichtsberren unterworfen ſind, hei⸗ 
fen deſſen Unterthanen. Zr oder ſie iſt mein Unterthan Unter: 
then iſt bier ein allgemeiner Ausdruck, welcher alle Grade der 
Unterwärfigfeit gegen die Grundherrſchaft von der ſtreugen 
Leibeigenſchaft an, bis zur bloßen Gerichtbarkeit, unter ſich bes 


greift/ für weiche Grade mon in den Provinzen eine Menge eigener 
- Wörter hat, wohin Solde, Grundholde Unterſaß, Sinterfaß;- 


Unterhövig, Erblente, Erbbauern und hundert andere meht 
gehören. Doch wird es häufiger vonfolchen Derfonen gebraucht, 
welche dem Örundherren niit ihren Perfonen oder Gütern auf eine’ 
oder die andere flrenge Art nuserwerfen find, als von folchen, 


welche bloß deſſen Gerichtbarkeit exkennen müffen, weiche alfens 


falfs Gerichtsunterthanen beißen, / welches Wort doch um des Ne⸗ 
benbegeiffeswillen, nur von geringen Perfonen gebraucht wird. 
Lehensleute oder vaſalten ſind· als folche, kriue eigentliche Unter⸗ 
thanen, welches eigentlich den Brgriff der höchſten unumfopränte 
ten Oewalt einſchließet, der bey der Lebenshorrlichkeit nicht Statt 
findet: 2) In Abſicht auf die öchfte Landegobrigfeit iſt jeder ein 
Unterthan, welcher derfelben, unterworfen iſt; jedes &lied des 


< gemeinen Wefens, ſo fern es der höchſten Gewalt unterworfen ift.: 


Salomo hatte Sriepe von allen, jeinen- Unterthanen umher, 
Kön. 4x, 24. Wie Sir Sürften-,. fo die unterthanen. Der 


vornehmſte Miniſter ib des Landesherren erier Untertham 


In die ſer Bedentung‘fk im weiblichen Geſchlechte Unter han nn 


rblich, fo ſehr es auch wider den Urſprung dieſes Wortes reitet, 


welches eigentlich das Mittelwort der sergangenen Zeit ft, Untere 


. share würde richtiger Teyn allein esift noch weniger gebränchlich.- 


Anm. Dip dem Seryker Vadertan ; Schwed..ımd Fländ.- 
Vnderdän, Es ift, wie ſchon bemerft worden aller Wahrfcheins 
lichkeit nad) das Mittelivort'von dem veralteten unterthun., wie‘ 
Subditus,vonfubdere, von welchen eg eingbuchftädliche Üüber⸗ 
fegung zu feyn ſcheruet. Keros Untardeonot hingegen, iſt von 
unter und-dienen zufammen gefeger, ſo iwiedas Angelf, Under- 
theod; von unser und Cheod, Dier; Volk,- $ 


‚ Untertbänig,— en, — fe, adj. et adv. son dem vorigen Haupt⸗ 
worte. 
> Suftande eines Unterthans gegründet. 2) In der erften Bedeutung: 

de⸗ Sauptwortes/ wo alle diejenigen anterthanig heißen, welche: 
einen Grundherren mit Leibeigenſchaft oder Frohndiguften vers 


1 Eigentlich, ein Unterthan fepend;ingleichen in dem: - 


Butdehfind, Unterrbänige Bauern, Sinserfaffen, Unkerhänige: 
Städte, ineinigen Örgenden, deren Einwohner zu Froßndienften: 
Run : ehe. 


N 


991 Be 


ſtande unterthan nicht üblich iſt. Bon der Verbindlichkeit gegen 
Seinen blogenGerichtsherren ſcheint es nicht gangbar zu ſeyn. 2) In 





h 


er 


verpflichtet find. Jemanden unterthänig feyn, in welchem Ver, Der Untertruchfeß,, des — en, plur. die —en, der untere, 


— unt 


d. i. nachgeordnete Truchſeß, unter zweyen; im Gegenſatze des 
©bertruchfeffes. S. Truchſeß. ES 


der zwehten Bedeutung des Hauptwortes, jemanden als der höch⸗ Untertüfdyen, verb.reg.act. ich unterrufche,, untertafcht, 


ſten Obrigkeit unterworfen. Die Moabiter wurden David un— 
terthänig, 2 Sam. 8,2. Jojakim ward dem Mebucadnezar 
unterthänig, = Kön. 24,1. Nach der Wirkung, damit. er 
kann auch alle Dinge ihm unterehänig machen, Phil, 3, 21. 
Sn diefer Bedeutung wird e3 wenig mehr gebraucht; indem dafür 


aber in beyden Formenanterwurfig gebraucht wird, 2) In weis 
terer Bedeutung ift es ein febr gewöhnlicher Ausdruck der gefell, 


Der Linteruntergang, ©. Untergang. 
- in der Adoerbial⸗Fotm noch zuweilen unterthan, noch häufiger Das Lnterperded, des—es, plur, die—e, 


zu untertufgen ; im gemeinen Leben, in der Stile unters 
drüden. Eine Sache untertuſchen, machen, daß fie nicht bes 
Fannt werde; fie vertufchen. Go au die Untertuſchung. 
©. 2. Tufchen. Se 


unterfie Berded in einem Schiffe, welches auch der Unterlauf ger 
nennt wird ; im Öegenfage des Oberverdedes oder Oberkaufes,. 


ſchaftlichen Höflichkeit, welchen man ans Ehrerbierhung von ſich Der Unterpormund, des—es, plur. die—münder, der un: 


gegen fehr vornehme Perfonen gebraucht, auch wenn man ihnen 
auf keinerley Weife unterwürfig iſt; und dieß iſt auch der zinzige 


tere Vormund dem Range na, zum Unter ſchiede von dem Oberz 


vormunde, — Ä 





I 


das untere oder ” 


Fall, in welcher die Comparation üblich iſt. Ich bitte untercha⸗ Unterwächfen, verb, irreg. neutr.(®. Wachfen,) weldes dag - 


nig oder unterehänigft. Meine unterebänige Bitte, Gefin- 
nung u.f.f. Ew. Excellenz untertbäniger, oder, in einem 
noch höhern Grade des Abftandes, unterrhänigfier Diener, in 
Briefen, Man gebraucht es, wie gefagt, von ſich gegen fehr hohe 
Derfonen, gegen welche man gehor ſam und gehorfamit, noch für 
zu geriage hält, Aber untertbanigk » geborfam*t mit einander 
zu verbinden, wie von vielen gefhiehet, ift auch um deßwillen un⸗ 
ſchicklich, weil gehorfam weniger fügt, als unterrhänig, und 
daher dieſes gewiſſer Maßen wieder aufhebt. 
Unterthaͤnigkeit, plur. car, die Eigenfchaft, da eine Pers 
fon jemanden untertbänig iſt. 1. In den bepden eigentlichen Bes 
deutunden des vorigen Wortes, wo es bafonders von. der Untere 
würfigfeit gegenden Grundhorren, fo wohl in Anfebung der Leib, 
eigenfchaft, als. auch der Frohndienſte, oder anderer Verbindlich» 
Zeiten, gebraucht wird. Von der Unterwürfigkeit gegen die höchſte 
Sandesobrigfeit kommt es, außer wenn es mit der folgenden Be 
deutung zufammen fliekt, feltener vor. ©. In weiterm Verſtaude, 
als ein Ausdruck der geſellſchaftlichen Ehrerbietbigkeit gegen febr 
Vornehme, die Fertigkeit eingm ſehr Vornehmern die ſchuldige 
Pflicht und Ehrerhierhigkeit zu erweiſen. Ich bitte in tiefſter 
Unterthanigkeit. 
Bey demqgtoꝛker mit einer andern Xbleitungsfolbe Undertani, 
gleichfam Unterthane. 


Das Untertheil, 88 es, plur. die ⸗ e, Diminut, das Un⸗ 


gertheilchen, das unsere Theil eines Dinges zum Unterſchiede von 
dem Oberthelle. 
Untertröten, verb, irreg. act. (8. Treten.) 1, Untertbes 
ten; ich trete unter, untergetreten, unter zu treten; in 
‘ die Tiefe, unsere das Waffer treten, mit dem Accuſativ der 
are 4 


Sache. 

2, Unterteeten; ich untertrete, untertveten „zu untertre— 
sen ; gleichfam unter die Füße treten, wo es doch nur no in 
figüelichem, und auch bier nur im engern Verftandeüblich iſt. 
Femanden untertreten, feine Überlegenheit auf die merklichfte 
Yet zu deffen Nachtheile mißbrauden, wo e3 einen härtern Grad 
bezeichnet, als unterdriiden, aber im Hochdeutfhen nicht mehr 
fo gangbar iſt, als diefes. Eſau fprach, ev heiſſet wohl Jacob, 
denn er hat mich nun zwey Mahl untertreten, ı Mof, 27,36 


Caß mich nicht untertveren werden von den Stolzen, Pf. 36, 


22, Zn deinem Nahmen wollen wir untertveten, die jich wis 
Ser uns Segen, Pi.44,65 wo es in der noch ungewöhnlichern 
Bedeutung des Überwindeng ſtehet. So auch die Untertretung. 
Dos amptwort der Untertverer, welches noch mehrmahls in des 
Beutſchen Bibel vorkommt, if, außer allenfalls in der dichteri⸗ 
den Schreibart, noch ungewöhnlicher, : 


“ 


Hülfswort feyn erfordert, von welchem aber nur das Mittelwert 
der vergangenen Seit üblich if, 1. So fern weiter, inter, bes 
deutet, nennet manein Ding unterwachfen, fo fern etwas von 
anderer Art dazwiſchen gewachfen iſt. Man neunet das Sleifch 
gefchlachteter Thlere unterwachfen oder mit Fett unterwachfen, 


wem das Fett lagen weiſe dazwifchen gewach ſen if. Man ge - 


braucht es am häufigften nur ın dieſein Fale ; wen Unfraut unter 


dem Getreide wachſet, jagt man nicht, es fey mis Unkraut uns 


cerwachſen. 2. Bon unter, Sub, am untern Theile beivachfen; 


aud zur in einigen Fällen. - Die Wunde if mit wildem Sleifhe 


unterwachſen, wenn wildes Fleiſch darunter gewachſen if, 


Der Unterwall, des— es, plur, die —wälle, im Feſtungs⸗ 


baue, ein auf dem Horizonte angelegter Gang mit einer Bruff-- 


wehr, am Zuße des Sauprwalles, und im Gegenſatze deffelbenz 


Franz. Fäullebraie, 


Unterwärts, ein Rebenwort deg Ortes, nach unten bin, nach uns 


ten zu, in die tiefere Gegend bin. Der Odem des Diebes fah⸗ 
vet unterwärts in die Erde, Sprichw. 15, 24. Die Waffen. 
fließen unterwäres, Mich. 2,4. Seltener mic der zweyten En 
dung desHauptiwortes, unterwärts des Berges, beffee, unten 
am Berge, oder den Berg hinab. S.aud Abwarıs, 


Unterweges, adv, welches aus unter Weges zuſammen gegos 


gen ift, und richtiger getheilt gefchrieben wird. Inter wird hier 
elliptiſch mit der zweyten Endung verbunden, wofür in andern, 


befonders Dberdeutfhen Mundarten die dritte Endung des Plurals 
üblich iſt, unter Wegen, vder unterwegen. (©. Unter.) Unter⸗ 


wegens, wieineinigengemeinen Mundarten üblich iſt Tüßt 

mit nichts vercheidigen, man müßte denn das 8 für den Ahleie 
tungslaut des Adderbii Halten, welches an unterwegen gebänget 
worden. Es iff nurin der gemeinen und vertraulichen Sprechart 
üblich und bedeutet, 1. auf dem Wege, während des Weges, oder 
der Reife. Unterweges, unter Weges bey jemanden einfpre= 


hen, auf der Reiſe. Unterweges feyn, auf dem Mege, auf 


der Reiſe. Als er unterwegen in der Herberge war, 2 Moſ. 


2, 24, und fo in andern Stellen mehr, wo allemahl unferwegen 


für dasim Hochdeutſchen gewöhnlichere unterweges fieher. Can⸗ 


ge unter Weges feyn, aufder Heife. 2. Figürlich iſt unter we⸗ 


geslaffen, fo viel als unterlaffen, welches legtere daraus zuſam⸗ 


ien gezogen worden, aber in der auftändigen Sprechart üblicher 


iſt. Daß er ſolt onnderwegen lan den fprung, Theuerd. Kap, 
31... Ich Fans nit vnderwegen lan, Kap. 68. Läzzenun- 


ben unterwegen laffen, 5 Mof. 23,22, Ehedem fagte maıt 
aud) nnterwegen bleiben; wofür aber unterbleiben jest allgemein 
iſt. Thaz is under wegen belat, d.i. bleibt, in dem alten 
Fragmenie auf Carln den Großen bep dem Schilter. 


terbegen, (unterwegen,,) fon bey dem Hornegt. Das Gele 





17 Be 


N nsenmalle —— der Zeit, zu EIER Meilen, d:t, 
Zeiten, bisweilen, zuweilen, welche im Hochdeutſchen üblicher 
find, beſonders das letzte, dagegen uͤnterweilen mehr in den ger 
„meisten Sprecharten vorfonmt, Unterweilen haben auch Laffer- 
hafte Derfonen Gluck, zu manchen Zeiten, bisweilen. Es iſt ein 
altes Nebenwort, welches ſchon hädfigbeyden Schwäbifchen Dich» 

fern vorfommt, wo es underwilen und underwilent lautet, 

: Eintwingen von frowen 


Machet mannesherze : 
Bı wilen truric und underwilenfro, 
Heint. von Stretlingen, 


Die verkerent under wilent mir den ER 
h Heinr. von Morungen. 
"x DHpig gebraucht dafür das im Hochdeutfchen feltenere unterzeiten; 
: Willeram und feine Zeitgenoffen aber eteswanne unte etes- 
wanne,(Ö.£twan.) Unter batin dieſer Zuſammenſetzung die Be⸗ 
deutung des inter,gleichjam zuZeiten mit unter,Zat,.interdum, 
Unterweiſen- verb. irreg act. (S. Weiſen;) ich unterweife, 
unterwieſen, zu unterweiſen; welches nach Maßgebung des Zeit⸗ 
wortes weifen, eigentlich bedeutet, durch Weiſen oder Zeigen uns 
bekannte Handgeiffe oder Feriigkeiten beybringen; mit dem Accus 
fativ det Perfo, und dent Borworte in, in Anfehung der Sache. 
Ein Bind im Schreiben, eine Perfon im Tanzen, jemanden 
im Reiten, im Sechten, in dev Muſtk, unterweifen. - Der 
Meiſter unterweifet feine Lehrlinge. _ Daß ex fle unterweifete 
zu fingen , (unterwiefe im Siugen,) ı Chron, 16,22. Ehedem 
wurde es mit der vierten Endung derGache Häufig für das einfache 
'weifen, zeigen gebraucht, in welchem Verfkande es aber. im Hoch⸗ 
deutfhen veraltet if. Er wird ihn unterweifen den beften 
Meg, Pf. 25, 12.  Unterweife mich den Weg deiner Befehle, 

9. 119, 8, Der ihn unterweife den Weg des Veritandes, 

Eſ. 40, 14. Diefer war unterweifer (unterwiefen) den Weg 
des Seren, Apofl. 18,25. 
fchen figürlich von Beybringung wiffenfhaftlicher Kenntniffe und 

‘Begriffe gebraucht. Da es denn mit unterrichten gleich bedeus 

send iſt. Jemanden im Chriſtenthume, in der Erdbefchrei- 
bung, in der Mathematik unteyweifen. Siehe, du haft viel 
unterweifet (unteriviefen) und müde-Gände geſtärket, Hiob 
4,3. Here unterweife mich nach deinem Wort, Pf. 119, 169, 

Auf daß ich auch andere unterweife, ı Cor. 14, 19, 

So auch die Unterweifung, die Handlung des Unterweifens, 

Anm. Schon Ottfried gebraucht es für lehren, er al iz un- 
'tarwelta, er lehrete es alles; woraus erheflet, daß es mit der 
vierten Endung der Sache fon ſehr alt if, obgleich diefe Wort⸗ 
fügung im Hochdeutſchen unter die, veralteten gehöret. In dem 
ſehr alten Fragmente von dem Geſpräche nit demSamaritanifchen 
Meibe, ift untarneuizzun,beweifen. DasSchwed.undarvifa 
ift mit dem Hochdeutfchen aleich bedeutend, im Niederdeutfchen 
hingegen kann underwifen, fo wohl zurecht weifen, als auch zu eis 
ner Pflicht anhalten, anweifen, bedeuten. "Die eigentliche Be⸗ 
deutung des unter iſt hier eben fo dunkel als in unterrichten. 
Diereguläre Eonjugation, welche noch in der Deutfchen Bibel vor⸗ 

s Fommt, iſt im Hochdentfchen ungewöhnlih. S. Weifen. 

Die Iinterwelt, plur. inuf, die untere Welt, d.i, der unter der 
Erde befindliche Zufammenbang der Dinge, im Gegenfage der 
Oberwelt, den Aufenthalt: der Verflorbenen noch dem Tode zu 
bezeichnen. Es wird nur noch zuweilen als eine Anfpielung auf 
die Fabellehre der Griechen und Nömergebraucht, 


Ynterwerfen, verb.irreg, act, (©, Werfen ;) ich unterwerfe, 


unterworfen, zu unterwerfen, von feiner oder eines andern Ge⸗ 
walt abbängig machen. Sich ein Land unterwerfen. Yun ge- 
Henker Ihr „die Binder Juda und Jerufalem euch zu unter⸗ 


fen höchſte Gewalt über fich thä 


Der Unterwind, des — es, 


Deſto häufiger wird esim Hochdeut- - 


zu veden mir dem Herren, ı Mof. 18, 27, 


‘von den frübeften Zeitenan. 


Unt  - 994 


werfen, » Chron,. 28, 10, LinLeib, der Sünde unterwor- 
fen, Weisb. »,4. Dein Wille foll deinem Manne unterwor⸗ 
fen feyn, 2 Mof. 3, 16. Niemanden unterworfen feyn. Zr 
gleichen als ein Reciproeum. Sich jemanden unterwerfen, defs 
eunen. In weiterm Vers 
ſtande ſagt man, ein Ding ſey einem andern unterworfen , 
wenn es häufig, von demfelben befiimme wird. Wir bleiben 
Menſchen, die Sehlern unterworfen find. Der Leib, ift dee 
DVeranyerung unterworfen. Die Tugend iſt nicht dem Wech— 
fel der Zeit unterworfen, nicht von demfelben abhängig, wird 
nicht davon beftimmt. Allerley Unglüdsfällen unterworfen 
ſeyn. In noch weiterem Verftande oft nur von der nahen Mögs 
lichfeit, von einem Dinge beſtimmt zu werden.” Der Seuersger 
fahr unterworfen ſeyn. 

Daher die Unterwerfung, doch nur in der eigentlichen Bedeu⸗ 
fung, two es fo wohl im thätigen als reciproken Verſtande ges 
braucht wird, Die Unterwerfung eines Landes, thatig. Die 
Unterwerfung'unter Gott, unter einem Könige, in der reeipro- 
fen Bedeutung, 

Anm. Schon bey dem Kero untaruuerfan, der auch das Haupt⸗ 
wort Untarworfan;jfür Unterwerfung hat, Es bedeutet, fo 
wie das Lat. [ubiicere, eigentlich unter fich. werfen. ©. auch 
Unterwürfig und Unterwürfigkeit. 
plur. die—e, ein Wind, welcher 
nahe an und über der Oberfläche der@rde wehet, zum Unterſchiede 
des Oberwindes; beſſer, der unte re und der obere Wind, 


unterwinden verb. irreg.recipr. (S. Winden;) ich untere 


winde mich, unterwunden, zu unterwinden. ı.*Sich eines 
Dinges unterwinden, mitder zwenten Endung der Sache, fich 
dafjelbe zueignen, ſich im Beſitz deffelben fegen ; eine im Hochdeut⸗ 
ſchen veralteteßedeutung, Vnd fulen ih des underwinden, 


ſollen es in Befig nehmen, im Schwabenfp. Kap. 58. Viel Gur 


tes wart fogar erbloss, daz nyemand was, der fich feyn uns 
derwund, ein alter Gefchichtfchreiber bey dem Pez, nach dein 
Friſch, deresin Beſitz nehmen wollte, Die Niederfachfen fagen 
dafür ſtk anewinnen, ſich anwinden. 2. Die Bewerffielligung 


einer ſchweren Sache übernehmen, etwas Wichtiges zu thun ſich 


anheiſchig machen, und es wirklich aufangen, wie unterſtehen. 
So wohl mit der zweyten Endung der Sache, auf welche Art Wil⸗ 
leram ſchon untarwintan gebraucht. Der ſich des willigklich 
unterwand, es willig unternahm, im Buche Belial von 1472. 
Der unſrer Leyer ſich fo eifrig unterwunden, Seultet, der es 
wagte, fie zu ſpielen. Im Hochdeutſchen wird dieſe Wortfügung 
wenig mehr gebraucht, außer etwa tn der dichteriſchen Schreibart. 
Als auch, und zwar am hänfigften,, mit dem Infinitiv und dem 
Wortchen zu, wie unterſtehen. Ich habe mich unterwunden 
Sintemabl fichs 
viel unterwimden haben, zu ftellen u. f. f. Luc. 1, 1. 
unterwunden ſich aber erlihe — den Nahmen des Herren 
Fefu zu nennen, Apoft, 19, 13. Nicht jedermand unterwinde 
ſich Lehrer zu feyn, Jar. 3, 1. Ob man es gleich in diefer Form 
nicht mit unter die veralteten Wörter vechnen Fann, fo wird es 


doch im Hochdeutfchen feltener gebraucht, als unterfieben. 


Ynm. Im Schwed, umdervinna, Es iſt im: Deutſchen 
ſchon fehr alt, und finder fich ben det Oberdeutſchen Schriftſtellern 
Die letzte Hälfte ift das alte Zeit⸗ 
wort winden, winnen, fich beſtreben, feine Kräfte anſtrengen, 
melches außer diefem nur in den Zufammenfegungen gewinnen, 
überwinden und verwinden üblich if. (S. Winden) Im Baus 
zen liegt Hier eben diefelbe Figur zum Grunde, als in unterfans 
gen, unternehmen, unferfieben , fulcipere u. f. f. ih mit 
Auſtrengung feiner Kräfte unter sin Ding zu Tommen bemühen, 

Run 2 um 


“ 


Es 


035 nt, = 
zen es zu Beben, Anunderwintift 2 einem alten Dichter in 
Eckards Seriptor, ſo viel als ohne Verzug... Otifried gebraucht 


fur ſich unter winden, ſNh biwanen, welches chen daffelbe Zeit- 
wort nur mit einentandern Präfigo zu ſeyn ſcheinet. 


Der Unterwuche, des —es, plur. car. im Forſtweſen niedrie 


ges Holz, welches zu feinen Bäumen wäch ſet, Gebüſch, Be: 
ſtaude, ——— —— —— im Gegenſatze des Ober⸗ 
wuchſes. 

Unterwüuhlen/ verb: zeR. act.. ich Anterwuhle unterwühlt 
zu unterwühlen, an dem untern Theile eines Dinacs wühlen, 

„mit dem Accufativ dieſes Dinges. Die Schweine unterwühlen 
‚einen Baum ‚. eine Mauer. Seltener figürlid), 
. Wie x mit.ftarfem Arm nach jungen Schönen siele, } 
Und Tugenden zerſtört, und Serzemunterwühlt, Sach. 

' Derlinterwurf, des — es, plur. die — würfe, bey den Iür 
gern, der-nntere Rinnbaden eines wilden Schweines ; im Gegen⸗ 
fage des Oberwurfes. S. Wurf. 

Alnterwirfig, — er, —fie, adj. et. ady. welches mit unters 


worfen in dem eigentlichen engeen Verſtande gleich bedeutend ift, 


außer daß jenes als ein Mebenwort nur mit dem Zeitworte ſeyn 
verbunden wird; jemandes höchſſte Gewalt über ſich erfennend, 
von derſelben abhängig. Sich jemanden unterwürfig machen, 
ibm unterwürfig ſeyn. Unterwürfige Perſonen. Es iſt von 
einem längſi veralteten Haupiwarte ünterwurf/ Unterwerfung. 
gebildet. en 
Die Unterwürfigkeit, plur. car. ser-Buftand , jemans 
den anterwürfig, oder ——— Die Tugend des Demu⸗ 
higen gefällt ung, weil fie Feine unterwůr agkeit von ung for⸗ 
dert/ die ſie doch fordern Bönnte Gell. 
‚Der Unterʒahn, des — es, plur, die — zhne die natern 





Are a 


I - = auch Siemens bung inenSShitugen Bine 


Der Untersug ; Bess, plur. Sie — süge. a Die Bands 
lung des Unterziehens, ohne Plural, und nur itteinigen Fällen. 
Im Bergbaue iſt es die Haydlu ‚dei in den Gruben neues Holz 
untergezogen wird. 2, DasjenigeNvds u unfergezogen wird, Au - 
nur in einigen Fällen. So find die Unterzüge im Bergbaur fürte 
Hölzer, welche unter die fehweren Kaſten in den Gruben gezogen, 
"Dei, gelegewerden, In der Zimmermannstunft ift der Unterzug 
‚ein ſtarker Balken, welcher unter einen andern gebeget wird, da 
mit er ſich nicht biege, wofür jege Fieber F * — te. 
gende Träger gebraucht wird. : 
Unteutfch, ©, Undeutſch — 
‚Die Unthat, plur-die—en, eine, EIER, — 
‚ein Verbrechen, wo dieſes Wort einen noch Döcteen Rebenbe 
‚hat; als Miſſethat. Eine Unthat begeben. Wegen ſen 
Ancheren DinpecpfeenengeN, Untbatenunter dem vorl 
ge der Nacht. * 
Anm. — Ottfried Untat, bey den Somiten 


© - Dichiere Ungetat,. Un bat bier bie Bıdrutung des Bofen im 


» bärteften Verſt ande den härteften Gegenfog einer guten Eu 
‚bezeichnen. Das Hauptwort der-Unthäter, ein Berbrecher 


Am Hochdeutfchen veraltet, » 
Das Unthatchen de9 —ss plur. ut nom, fing, F ZUR: in 


‚gemeinen Leben übliches Wort, einen Sieden, Bangel;Tieinen 
Fehler zu bezeichnen... in Unthatchen in dem Auge haben, 
‚einen tleinen Fleden, Heinen Mangel, An dem ganzen Lie 
war Fein Untbätchenzu fpüren, nicht der geringſte Flecken ‚öde 
Fehler. Es ift ohne Zweifet das Diminnitioum des vorigen Wor⸗ 
tes 7. 0b ihm gleich deſſen harter Mebenbegriff —— 


Zähne, die Zähne dem untern Kinnbacken, zum Unter ſchiede unthaug he adj. et adv. der Gegenfag von t 


von den. Dberzäbnen. R 
Der Unterzebenter, des —s, plur. ut nom. ‚Äng, ein dem 
Oborzehenter nad und untergeordngter: Zehenter. 
Alnterzeichnen, verb. reg, act. ich unterzeichne, ungerseich- 
niet, zu unterzeichnen, eim Zeichen unter etwas ſetzen, doch nur 
in engerer Bedeutung, anflatt feines völligen Nahmens ein Zei⸗ 


Sen, 3. B. den Rahmeuszug, die Aufangsbuchſtaben feines Mah⸗ 
‚mens, oder, wie,ehedem üblich war ein Kreuz, unter eine Schrift - , 
fegen; zug Unteufchiede von dem unterfchreiben. Alle Eoncrpte - 


werden in den Banzelleyen unterzeichner oder ſignirt, die 
Mriginale aber unferfchrieben. Indeſſen wird es in der edlern 
Schreibart oft in weiterm Verſtande für unserfpreiben ge⸗ 
braucht. So auch die Unterzeichnung 

Unterziehen, verb. irreg. act. (S Ziehen.) 1. uͤnter ziehen; 

ich ziehe unter, untergezogen, unter su ziehen; unter etwas 
ziehen, mit deſſen Verſchweigung. Die Pferde unterziehen, um⸗ 
ter ein Obdach. Line Schwelle unterziehen, eine neue Schwelle 
unter einem Haufe. anbringen. Eine Mauer — unter 
ein Gebäude ziehen. 

"2, Untevzieben ; ich unterziebe ‚. "unterzogen, zu unteräier 
“ben. (1) Eigentlich , in der vorigen Bedeutung, nur daß hier 
‚Die Sache,-unter welche etwas gezogen wird, im Accuſativ auge 

sedruckt wird ; doch nur in einigen Fällen. Ein Bertgefiel mir 
Riemen untersiehen, Lin Gebäude mit, einer Mauer unter: 
siehen. (2) Figürlich, als ein Keciprosum, fich (einer Sache 
unterziehen, Die Bewerkkelligung der ſelben übernepwen, am häns 
figſten von der Bewerfftelligung der Sache eines ander. Es 
herrſcht in dieſer Bedeutung eben diefelbe Figur als in unterneh⸗ 

' men, unterfangen , unterſtehen, unterwinden, une daß bier 

- Hie Nebenbegriffe der Wichtigkeit, periäßeoienenbeik des Verbo⸗ 
BANN uff. edlen. 


Abe Lager. 


Antheilbaft, — er, — eite , adj. et adv. ser Segenſetz von 


"ig, dor nur in deſſen engerer Bedentung, feine ‚oder w 
pflibemägige Veränderungen außer ſich hervor dringend an | 
derin gegründet. Unthätig ſeyn. Die Armee bliebu di 

Ein unthätiger Mann ‚ dem esan der ‘ d* 
sigfeit fehler, viele viäptmäßige Verändsrungen: super ip 
hervor gu bringen, BE 

Die Unthartigktie, plur.- car. die Eigenſchaft, da ein Ding un⸗ 
thätig iſt, der. Zuſtaud, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit, 
da man Frineoder doch nur wenig pflichtm ige Veränderungen 
Außer ſich hervor bringet, Die Langeweile enefpringe außder 
" Unthätigkeie der. Seele. 







. 


Untheilbar — er, — fle,.adj, et adv. was. nicht getheilet 


werden kann und darf, der Grgenfag von theilbar. Gottif 
‚untbeilbar, weil ernicht getheilet werden Tann, uUntheilbare 


Süter/ welche nicht getheilet werden dürfen. In einigen Örgen- 


denuntheilig. Daher die Untheilbarkeit. | 
theilhaft, der doch im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. 1, 
Einer Sage nicht sheilhaft odck theilhaftig, in welchen Berftande 
es am ſeltenſten if. Lines Verbrechens untheilbaft feyn, kei⸗ 
nen Theil daran haben, 2. Was ſich nicht bequem ober vortheil⸗ 
. baft in mehrere Speilestheilen laſſet. Balbfleifc ift untpeilbaft 
So auch die Untheilhaftigkeit. | 
Des Untbier, des—es, plur,die—e. ı. Ein jedes - ‚seien SR 
de, fhädliche, auch wohl abfcheuliche , ungeftaltete Thier. Bes 
sonders wird in dert gemeinen Spredarsender Wolf in der eng ⸗ 
ſten Bedeutung dag Unthier geuaunt, wenn der Aberglaube ſich 
nicht getrauet, ihn bey feinem rechten Nahmen zu nennen, Bey” 
deu Frieſen wird das Ungeziefer Unthiere genapat, 2. Figürlich, 
ein lafterhafter, wilder, auch wohl ein jeder unnüße, — 
liche an am hãufig den im ana — 
Anm. 








nt ae 


— A Ri, undeert. Thier — bier, im die 
Er Verſtande, ein zahmes oder wüßliches hier, un aber deutet 
den Öegenfag mit dem harten Nebenbegriffedes Schãdlichen an, 

wie in unchat, Unwefen, Ungeheuer n. kf. 


ee ; 2: K 0 
Anm, Su den Seiten der PER R Dichter untriwe; 

in bärtern Mundarten) obnee euphon, Unteren, * auch 

in der Deutſchen Bibel vorkommt. * 


Untreulich, ©. untreu, Anm. 


Unthunlich — er — fr, adj. et adv. der Segenſatz von Untrieglich, — er, — ſte, adj. et adv. der Gegenſas vo von feieg- 


canlich, was fich nicht ehun, ſich nicht als Veränderung her⸗ 
vor bringen Läffer, ſo wohl abfolntefür un moglich, als auch, und 

war am häufigften, den Umſtãnden nach, nicht leicht, nicht rath⸗ 
from zu than. ine unthunliche Esche. Die Sache ift un: 
thunlich So auch die UnthunlichFeit ohne Plural, von der Eis 
genſchaft. Die Unthunlichkeit einer Sache. 


lich, unfähig, jemandes Erwartung zu deſſen Rachtheil nicht’ zu 
erfüllen; wo es doch nur in weiterm Berftande gebraucht wird, an» 
fähig zu irren oder die Wahrheit zu verfehlen, wo es oft für un: 
feblbar, zuverläßig u, ſ. f. gebrar icht wird. Lin untrieglicher 
Hans. Die heilige Schrift ifi finseieglich, unfehlbar. Se 
auch die Untrieglichkeit, 


Pe Untiefe, plur. die —n, der Gegenfaß der Tiefe, doch nur Untrinkbar, — er, — fe, adj. et adv. nicht teinfbar, was ſich 


in eingefhränfter Bedeutung. 1. Als ein Abftractum und ohne 
Plural, der Mangel der erforderlichen oder gehörigen Tiefe. Die 


nicht trinfen läſſet. Untrinkbares Waffer. Daher die Unteindz 
barkeit, + | 


Untiefe des Sluffeg war Schuld daran, daß das Schiff nicht Untröftbar, ©. das folgende, 


weiten konnte. 2. Stellen im Waffer , welche nicht die gehörige 
Ziefe haben, befonders in der Schifffahrt, wo feichte Orter, 


Sanddäute unter dem Waffer , fo fern fie die Schifffahrt. hin⸗ 


dern, Untiefen genannt werden. 

Untsölih, —er, — fie, adj. et adv. nicht tödlich, den Tod 
nicht verurfachend, mit feinerFodesgefahr verbunden, wofür man 
doch Ueber nicht tödlich fügt. "Eine umtodliche Wunde, & 

auch ‚die Unrodlichke it. Re 

Antraͤchtig, — er, — fe, adj. et adv. nicht trächtig,d. i. nicht 
‚tragbar, unteagbar, unfruchtbar; einim Hochdeutfchen uus 


Untesftlid,— er, — fe, adj.et adv. ber Gesenfas von twöflz 


Lich, doch nur in dernerafteten Bedeutung des Troſtes fühig , fich 
tröften Laffen, unfähig, Seoft anzunehmen, ſich sröften zu laſſen. 
Die Mutter if wegen des D.rluftes ihres: Eindes untröſtlich, 

So auch die Untroſtlichkeit. Ich will fie nicht aufrichten, 
wenn ſte in der Untroſtlichkeit mehr angenehmes finden, als 
in der Berubigung, Gel, Untröftbae und Untroſtbarkeit find 
in eben diefem Verſtande i in der,edlen Schreibart gangber, Jar 
den übrigen Bedeutungen des Wortes — iſt der — 
untröſtlich nicht üblich. 


‚gewöpnliches Wort. Es fol nichts unträgri feyn, 2 of. Alntrüglich, S. Untrieglich. 


23, 26, 


Untregber, — er, — fe, adj. et ady. nicht frngbang in der 


zweyten Bedeutung dieſes Wortes, keine Frucht tragend oder 
bringend, fo wohl von Gewãchſen "als Thieren. Ein untrag- 


barer Baum, Bine untvagbave Bub, welche entweder über-— 


— ober nur dieſes Jahr unfruchtbar iſt. S. Gelt und Güſt. 
So auch die Untragbarkeit. 

ev, — fie, adj. et adv. welches im Hochdeut⸗ 
ſchen veraltet ift, und nur noch in der Deutſchen Bibel für, uner- 
‚äglid vorkommt, Es wird unträglid feyn, Ezech 23, 32. 
Uneraglid if dein Zorn, o Gott! Geb, Danafl, v. 5. Br 
tragliche Bürden, Malth. 23, 4 

Untreu, —er, — efie, adj. et ach. der Graenfag von TR 
welcher in beffen ſammtlichen Bedeutungen üblich iſt, außer etwa 
in der zweyten und druten nicht. In vielen Fälfen ift dafür ums 
getreu fheils üblicher, theils edler, don welchen Fällen die vors 
-aehmften bey treu angeführer meiden, (S, diefes Wort.) Bin un⸗ 
‚treueg Gemäblde, welches der Wahrheit nicht völlig gemäß iſt; 
"beffer ein ungetveues; Seinem Herren untreu oder ungetreu 
werden. Ein untreuer, (edler ungetzeuer,) Liebhaber, ein 

‚singetreuer Sreund, Untreues Gefinde, (nicht ungetreues;) 
welches nicht gefliffentlich beinüher ift, die Entwendung des Lis 
gentdumes ihrer Herrfchaft zu vermeiden. 

. > Anm. Im Niederf, untrou. Treulos fagt mehr , als den 
bloßen Mangel des treu. Luthers untreulich, unteeulich han: 
deln, Pf. 44, 18: iftim Hochdeutfchen veraltet. 

Die Untreue, plur. car. der Gegenſatz der Treue, (S. diefes‘ 
Wort.) Dieinwene eines Geſchicht ſchreibers Mangelder Fer⸗ 
‚tigkeit fich der Wahrheit auf das möglichfte zu befleißigen. Die 
Welt iſt volllintreu, Sir. ıi, 3% ‚Mangelder Fertigkeit in Bes 
förderung des Beten anderer, in Mangel der Fertigkeit in 
Erfüllnug feiner Pflichten, befonders sörfegliche Richterfüllung 
feines Betfprechensg. Die linirene eines Kiebpabres, a 
Yung der verfprochenen Liebe. Die Untreue des *. indes, 
gel der pflichtmäßigen —— der Entwendung des —* 
— —— 


— 





> # 


an ſich, wenn es üble Gewohnheiten angenommen dat. 
keit, Beißen, Schlagen u, ſ. f. ind Untugenden an einem Pferde, 
- Züde, Faulheit u.f.f, an einem Hunde. Neigung zum Trunfe, 


AUntüchtig, — er, — fie, .adj. et aday. der Gegen ſatz von —— 


in der zweyten weitern Bedeutung, die zu einer Sache erforder⸗ 
lichen Eigenfchaften in vorzüglihem Gradenicht babend, als eine 
Art eines Jutenfivi von. untauglich· Was aber fhnöde unp 
untüchtig war (vondem Viehe), das verbanneren fie, ı Sam, 
15,9. Dem Herren etw as untuchtiges opfern, Mala. a, 
14; women lieber‘ untauglich brauchen würde, Zu allen guten 
Werken untüchtig, Zit. 1, 16, Zu einem Amte unt üchtis feyn. 
So auch die Untüchtigkeit. 

Die Untugend, piur. die —en, der Gegenfaß der Tugend, doch 
nur fo fern diefes Wort im Concreto einzelne Meigungen und Fet⸗ 
tigfeiten bedeuset. ı. Eine vorfeglich wider ein Gefes Areitende 
Handlung, die" Übertretung eines Geſetzes in einzelnen Fällen, in« 
gleichen eine laſterhafte Fertigkeit, Neigung u. f. fi wo es als der 
Segenſatz von Tugend ehedemfehr häufig für Sünde, Derbre- 
‚chen, Lafter m. fu f. gebraucht wurde, Untugend kommt vom 
Bottlofen, ı Sam.24, 14. Mein Zorn über ihre Untugend 
wird ein Ende haben, EL 10, 25. Eure Untugenden ſchei— 
den euch und euren Gott von einander, Ef.,59, 2.” Die 
Sünde iſt Untugend, ı Job. 5, 175 Und fo in andern Stellen 
mehr, 100 es auch als ein Abſtractum und ohne Plural, von dent 
Mangel der Übereiaftinimung des moraliſchen Zuftandes mit der 
Gefege, vorkommt. Doc) in diefer ‚ganzen Bebentung wird es 
außer der bibliſchen Schreibart wenig imehr gebraucht, 2. Ju 
‚engerer und gelinderer Bedeufung, iff die Untugend, fo wie Un— 
‚art, eine üble Gewohnheit, eine Fertigkeit, welche dem angenoms 
menen Begeiffe dev Bollfonmenbeit, oder auch der Tauglichkeit zu 
einer gewiſſen Abficht widerfprieht, Bin Rind bat Untugenden 

Stätige 


Untreue, Faulbeit und andere laſterhafte Fertigfeitenpflegt man 


au Untugenden an einem Menſchen zu nennen, befonders im 


gelinden Berfkande, und ohne Rückſicht auf ein Geſetz, fonder® . 
bloßin Beziehung auf den Begriff de Goltommendilt, 


Im Miederſ. Undögt. 
Bunz Untugenbe 


—— | » 


939 Unt 
REITEN adj. et adv. nicht tugendhaft, als Befen Segen 
»- faß, der doch wenig gebraucht wird, 
Unüberlege, — er, —efis, adj.etadv, nicht überlegt, den Umz 
ſtanden und den Folgen nad nicht gehörig überdache und darin ges 
gründet, Ein unüberlegter Linfall» Unüberlegt handeln, 
in unüberlegter Menfch, welcher Fertigkeit befiger, obne gehö⸗ 
rige Überlegung zu handeln, ein unbedachtfamer,, unbefonne- 
ner. Daher dielinüberlegtheit, die Eigenfchaft, da eine Sas 
che unüberlegt ift, ingleichen die Fertigkeit, fo zu handeln, ©. 
überlegen: 
Wnuberfehbar, —r, —fr, adj. etadv. was nicht zu überfes 
— Henift. Eine unüberfehbäre Fläche. Line weite liebliche 
Ausſicht, die ſich am Ende mir unüberfehbar- in veiner Luft 
verliert, Geßn. So auch die Unuberfehbarkeit.- 
Unüberwindlich, —er, —fe, adj, etadv. unfähig überwun⸗ 
den zu werden. Ein unuberwinslicher Held. Beere dieſer 
Arct find unüberwindlich. Ein unüberwindlicher Schmerz. 
Ein unüberwindlicher verluſt, welchen man nicht überwinden, 
verfehmerzen und erfegen, kann. Daher die Unüber windlichkeit. 


SQ 


* 


Anumgänglich, — er, — fie, adj. et adv. der Gegenfag von 


umsänglih. 1. Abgeneigt, Umgang mit andern zu pflegen, und 
darin gegründet, ingleihen Mangel anden zum gefelligen Umgan⸗ 
ge nöthigen Eigenfchaften habend,  Unumgänglich feyn. Lin 

unumgänglicher Menſch, ein unumgangliches Berragen. 
2. Deffen man nicht Umgang baben Tann, d. i. fehlechterdings 
notbwendig; in welchem Verftande umganglich nicht üblich iſt. 
Es it mir unumgänglich nothwendig. Bin unumgänglides 
Bedürfniß. Wir müffen unumgänglich wieder fort. Als ein 
Beywort iſt es feltener denn als ein Nebenwort, Daher die In- 
umgänglichFeie, in beyden Bedeutungen. 

Unumſchraͤnkt, —er, —efte, adj. et adv, der Besenfag von 
amfchräntt, durch nichts umfchränft oder eingefchränft, am Häus 
figften der Gewalt und Macht nach , uneingefchr änft. Ein Rs 
nig berrfcht unumfchränft, wenn fein Willeducch Verträge mit 
feinen Unterthanen nicht eingefchränft werden Fann, wenn er ſou⸗ 
verain ifl, Kine unumfchränkfte Regierung. Min unum: 
Ichränfter Monarch. Daher die Unumfehrankebeit. 

Anumſtoßlich, —er, —fe, adj. etadv, was nicht umgefloßen 

werden fann, doch nur im figürlichen Verflande, was nicht wider⸗ 
Tegt, durch feine Öegengründe entfräftet werden fan. Lin um- 
umfößlicher Beweis. Etwas unumftößlich beweifen. Es 
erhellet unumßößlich daraus, daß u. f. f. Daher die Unum⸗ 
ſtoßlichkeit. 

Ununterbrochen, —er, —ſte, adj. et adv. basis nichts ums 
gerbrochen. Kine ununterbrocdhene Erzählung, Ein unun⸗ 

terbrochener Sortgang des Glückes. 

Ununterwürfig, adj.etadv. nicht unterwürfig, nicht anterwor⸗ 
fen, Daher die Ununterwürfigkeit. 

Unverachtet, adj. et adv. nicht verachtet. Es iſt am bäufigften 
als ein Nebenwort üblich, ohne zu verachten. Laß andere uns 


verachtet, perachte ſie nicht. Seine Würde unverachtet, ohne 
feine Würde zu’ verachten. 


Unverägtlid, adj. et adv. nicht verächtlih, Daher die Une 


verächtlichkeit. 

Unveränderlich, — er, —fe, adj. et adv. was ſich nicht ver- 
änbern läßt, fo wohl abfolute, als auch den Umffänden nach ; uns 
ebänderlich, in einigen Fällen auch unwandelbar. Unveraͤn⸗ 
derliche und ewige Urfachen. Gott iſt unveranderlich, fo wohl 

- feinem Wefen, als auch feinem Willen nach, Daher die Unverz 
anderlichEeit. 

Unverantwortlich, —er, —f ‚adj. et adv. mag ſich nicht 
verantworten, mit nichts sechtferiigen läßt, Ein unver antwort⸗ 


N ae De 
Yiches Betratten. unverantwortlicher Weile, ‚Daher die Uns. 
ver antwortlichkeit. 


Unverbefferlih, —er, he adj. et — ſo gut, dag es 


nicht beſſer gemacht werden kaun. Im Scherze nennt man etwas 
unverbefferlich, wenn es fo ſchlecht iſt, daß es durch alles Beſſern 


nicht gut oder erträglich werden kann. So auch die Unverbeffers 
lichkeit. 


Unverbindlich, er, —fe, adj. etadv. nicht verbindlich, in 


beyden Bedeutungen dieſes Wortes. Bin unverbindliches Bes 
"tragen, welches eben uicht gefchickt iſt andere zu verbinden, D. t, 
zum Wohlwollen zu bewegen, Zugleichen jemanden nicht verbin« 
dend, ihm keine Pilicht auflegend. Das Judifche Geſetz iſt fun 
ung unverbindlich. Daher die Unverbindlichkeit, in beyden 
Fällen. 


Unverbörgen, er, — fe, adj, etadv, nicht verborgen. Ihre 


Miſſet hat it vor meinen Yugen unverborgen, Jer. 16, ız, 
Daher die Unverborgenbeit. 


Yinverbotben, adj. etady. nicht verbothen. Des iſt dir un⸗ 


verbothen. 


Unverbrennlich, —er, —ſte adj. et adv. was nicht ver⸗ 


brannt werden kann, der Gegenſatz von Benbvenmlitpe Un ver⸗ 
brennliche Leinwand, 


Unverbrochen, —er, —fe, adi. et adv. der Gegenſetz von 


verbrochen, dem Mittelwort von verbrechen, welcher doch nur 
in einigen Fällen üblich if, 2.* Wie unverbrüchlich, eine im 
Hochdeutſchen fremde Bedeutung. 

Er biele fein Wort flets unverbrochen, 

Daß er dem Abraham gefprochen, Opitz Pf. 105 

2.* Nichts verbuchen, unſchuldig, welche im Hochdeutſchen gleich⸗ 

* unbekannt iſt. 3. Im Bergbaue iſt ein unverbrochenes 
Zeld, welches durch den Grubenbau noch nicht erbrochen oder ges. 
öffnet worden, ein zum Bergbaue noch nicht genütztes Feld, wel⸗ 
ches daſelbſt auch ein unverrigtes, unverfchrotenes, unverwunz 
deres, unverfahrnes Seld genannt wird. 


Unverbrühlihd, —er, —fe, adj. et adv. was auf Teine 


Weiſe gebrochen wird. oder gehrochen werden.darf. Lin unver: 

brüchliches Stilfchweigen beobachten, eine Sache auf das hei⸗ 

ligfte gewiffenhaftefte verfchtweigen. Am häufigften als ein Reben⸗ 
wort, Sein Verfprechen unverbrinhlich halten. Den $rieden - 


- unverbrüchlich belten, ohne ihn auf irgend. eine Aut zu brechen. 


Daher die Unverbrüchlichkeit. 

Anm. Friſch, welcher dieſes Wort nur als ein Nebenwort 
Tannte, alaubte, eshabe Feine Analogie, vor fich, weil es weder 
von Derbruch, als welches nie üblich geiwefen, noch von. Brüche, 
Strafe, herfommen könne. Allein, es ſtammet von der jegt vers 
alteten Bedeutung des Zeitwortes verbrechen ber, nach welcher es 
auch für das einfache brechen in figürlichem Verſtande üblich war, 
welche noch in der Deutfhen Bibel vorfommt. Ihr habt den 
Bund Levi verbrochen, Malach. 2,8. Sie haben den erften 
Glauben verbrochen, ı Lim; 5, 12. Bon welchem Zeitworte 
denn allerdings ein Hauptwort verbruch, für Bruch, üblich ges 
wefen feyn muß, von welchem das veraltete verbrüchlich und def- 
fen Gegenfag unverbrüchlich gebildet worden, man müßte denn 

annehmen, daß die ſes letztere aus unverbrechlich verderbt worden, 


Unverdächtig, — er, —fe, adj. et adv. nicht verbädhtig, 


Ein unver dachtiger Zeuge ü.f.f. So auch die unverdãch⸗ 
tigkeit. 


Unverdammlich, —er fe, adj. etadv. nicht verdamm⸗ 


lich, was nicht verdammet,nicht für ſtraf bar erklãret werden kann. 
So auch d. Unverdammlichkeit. 


Unverdaulich, —er, —ſte, adj. et adv, nicht yerdaulic, 


was garnicht oder doch fchwer verdauet werden kann. Eine uns 
ver⸗ 











Uno N 


——— Diefe Speife ift ſehr unverdaulich. un⸗ 


verdauet bingegen iſt, was noch nicht free 

ir aulichkeit, plur. car. ı, Die Eitenfht, da 
eine Sache unverdaulich ifl. 2. Sooelen auch, die Eigen⸗ 
haft. des Magens, da er die ihm anvertrauten Speifen nicht 
zu verdauen fähig. iſt; in welcher Bedeutung das Beywort 
nicht üblich iſt. Die Unverdaulichkeie iſt die Urfache vieler 
Branfheiten. 

Unverderblid, —er, fe, adj, et adv. der Gegenſatz von 

 werderblich, doch nur fo fien diefes von dem Neutro verderben 

„„Abflammet, der Verderbung nicht unterworfen, So auch die Uns 
verderblichkeit. Unverdorben biugegen ifi,_ was wirklich noch 
nicht verdorben if, 

Unverdient, —er, —efte, adj. et adv. nicht —— in dem 
vorher gehenden Verhalten nicht gegründet. 
Sluch, Sprihw. 26, 1. - Unverdienter Weile. 

Unverdroflen, —er, — ſte, adj.et adv. nicht verdroffen, di, 
unfähig, fi durch Beſchwerden oder Fangipierigteit einer Arbeit 
abſchrecken zu laffen, und darin gegründet. Kin unverdroſſener 
Mann, Unverdroffen feyn. Im Theuerd, onverdries. Daber 
die Unverdroſſenheit, diefe Cigenfchaft. s 

Unverebligt, adj.et adv. nicht derehligt, unverheirathet. Noch 
unverehligt feyn. Line unverehligte Jungfrau. 

Unvereinbar, —er, fie, adj. et adv. was ſich nicht vereinen, 
mit andern Dingen nicht verbinden, ingleichen nicht zuſammen 
reimen laſſet; bey einigen ohne Norh unvereinbarlig. So au) 
‚die Unvereinbarkeit. 

—— adj. et adv. nicht verfahren, nur im Bergbaur. 
Ein unverfahrnes $eld, wo noch nicht auf Erze gebauet worden. 
©. Unverbroden. 


Unverfälfcht, adj. et adv. nicht oerfalſcht. Ein unverfelſche 


ter Wein, 
Unverfänglih, —er, —ſte, adj.etadv. nicht verfänglich, mit 
— Feiner Gefahr des Betruges oder des Nachtheiles verbunden. 
Eine unverfängliche Frage, welche ohne hinterliſtige Abficht, oder 
auch nur, ohne Abficht zu ſchaden geſchiehet. Das iſt mir unver= 
h fänglig, kann mic feinen Nachtheil briagen. Für unverbindlich, 


in welcher Bedeutung Friſch dieſes Wort anführet, iſt es im Hoch⸗ 


deutſchen nicht üblich. 
Unvergaͤntzlich, — er, — fe, adj. et adv. nicht vergänglich, 
dem Hufbören, feinem gegenwärtigen Zuftande nach, nicht unters 
worfen. So wohl i im eigentlichſten ſchärfſten Verſtande, in wels 
chem Gott in der Deutſchen Bibel mehrmahls unvergaänglich 
heißt. Ein unvergangliches Prieſterthum, Ebr,7, 24. Die un⸗ 
vergangliche Weisheit, Weish. 6, 13. Als auch in weiterer Bes 
deutang, eineungewöhnlich füngsDaiter babend. Ein unvergäng⸗ 
licher Zeug. Eine unvergängliche Sarbe. So auch die Unver— 
ganglichfeit. 

Anvergeblich, — — adj. et adv. nicht vergeblich, mas 
nicht vergeben werden kann. Bin unvergebliches verſehen. So 

auch die unvergeblichkeit. 
Unvergeſſen, adv. noch nicht vergeffen. 
- aunvergeffen, ih babe es noch nicht vergeſſen. Als ein Beywort 

1 wied es wohl nicht leicht vorkommen. 

Unvergeßlich, —er, —Re, adi. et adv. was nicht vergeffen 
werden fann noch darf, Deine Gute wird mir Zeit Lebeng 
unvergeßlich ſeyn. Ein unvergeßliches Andenken. Sich 
einen unvergeßlichen Ruhm erwerben. — die — 
lichkeit. 


AUnvergleichlich, —er, —fe, adj. et adv; was ſich nicht vers 


gleichen Läßt, doch nur in engerer Bedentung, fo vollfommen, daß 


Er mis nichts verglichen werden kann. Gott ñ unvergleich 


Ein unverdienter 


Das iſt mir noch 


J 942 


ih. Die Unvergleichlichfeit Gottes, vermöge welcher er 
mit Feinem andern Weſen verglichen werden kann. In weis 
term Verſtande wird es im gemeinen Leben ſehr häufig, für 

vortrefflich, volfommen überhaupt gebraucht. Ein unvers 
gleichliher Mann: Das war ein unvergleichlicher Einfall, 
Es ſchmeckt unvergleichlich. Im Scerze wenn man Auch 
wohl einen freitfilhitigen Advofaten, weicher fi niemahls 
gern mit feinem Öegentbeile vergleicht, - zweydeutiger Weife, 
einen undergleichlichen Advrokaten. So auch die Unverz 
gleichlichFeit. 

Unvergnüglich und Unvergnüg ſam, — u, —fe, adj. et adv. 
zwey Worter, welche mit verſchiedenen Ablettungsſylben einerley 
bedeuten, ſich nicht begnügen laſſend, ingteihen Fertigteit be ſit⸗ 
zend, nicht leicht genug zu bekommen und darin gegründet, als Ge⸗ 
genſatze für die ſeltenen vergnüglich und vergnügfam, wofür ges 
nüg ſam, fo wie für den Gegenſatz ungenüg ſam üblicher iſt. Se 
auch die unvergnüglichkeit und Unvergni siamfeit, die Unges 
nügſamkeit. 

Unvergolten, adj. et adv. nicht vergolten Ein Becher Waſ⸗ 
ſers fell nicht unvergolten bleiben, Marc. 9, 41. 

Unverhaͤlten, adv. der Gegenſatz des Mittelwortes verhalten, 
von dem Seitworte verhalten, verfehweigen, der doch wenig ge⸗ 
braucht wird, für nicht verfihwiegen. Zins fey auch unverhalten, 

2 Perr.3,8. JIm Oberd, ohnverhalten. 

Alnverhofit, er ee, adj: et adv. der Gegenſat von ver⸗ 
hofft, nicht verhofft, oder nicht gehofft. Jemanden ein unver: 

hofftes Vergnügen machen. Das war ein unverhoffter Bes 
fu; Sprichw. Unverhofft, kommt oft. Zuweilen, obgleich 
ſeltener, auch) in weiterer Bedeutung für unvermuthet, fo fern 
boffen überhaupt nicht bloß von einem Öuten, fondern yon der‘ 
wahrfcheintihen Erwartung einer jeden Fünftigen Begebenheit 
gebraucht wird. Der Todesfall Famunsallen ſehr unverhofft, 
wir hatten ihn nicht gehofft oder vermuthet. 

Unverhoblen, adj.et adv. welches doch in der Aöverbials Form 
am,üblichften ift, der Gegenſatz von dem Mittelworte verhohlen, 
nicht verhohlen, ohne es zu verhehlen. Etwas unverhohlen 
hun. Die unverhohlne Entdeckung feiner Urtheile von anz 
dern. Es fey div unverhohlen u. ff. unverhaften, unverſchwie⸗ 
gen. . Schon bey. dem Ditfried unforholan, im Niederſ. unha⸗ 
lings, unhalinge. 

Unverjahrt, adj. et adv, nicht derjabrt, durch keine Länge dee 
Zeit ungültig geworden. - 

Der Thorheit unverjährte Rechte 
Erſtrecken fich auf jedes Haupt, 
Haged. 

Unverleglich, —er, —fe, adj.et adv. was nicht verleßer wer⸗ 
den kann oder darf, der Gegenſatz von verleglih.: Unverleglich 
feyn, nicht verleget werden Fönnen, Die Majeſtät ik unverleg- 
. Lich, darf nicht verleger werden. Unverlegt hingegen, iſt, wirk— 
Lich nicht verlegt, So auch die Unverleglichkein, : 

Unverloren, adj. et adv. nicht verloren, Es iſt dir uns 
verloren, du biſt nicht darum gefommen, es iſt in guten 
Händen. Es ſoll dir unverloven feyn, du ſollſt nicht dars 

um fommen. 

Unvermeidlih, —er, — ſte, adj. et adv. was nicht ver⸗ 
mieden werden fann. Die Reife iſt unvermeidlich. - Zu dei⸗ 
nem Unglüde-ift der Grund ſchon unvermeidlich ‚gelegt. 

» Ein unsermeidlicher verluſt. So auch die Unvermeid⸗ 

lichkeit. 

Unvermerkt, —er, —eſte, adj. et adv.ohnedaßeswise ver⸗ 

- merke worden, unbemerkt. Jemanden etwas unvirnerfe 


uſtecken. 
* Das 





x 


® 


943 um 


Das invermögen, de8 5, plür. car. der Mangel d des ver⸗ 
‚mögens, d. i. der Kräfte allerley Art. Das Unvermögen iſt 
der gewöhnliche Begleiter des Alters, Mangel der Leibeskraͤfte⸗ 
Sinen Bau aus Unvermögen nicht fortfegen können, aus‘ 
Maͤngel der dazu-nöthigen Koſten. Das geiftlihe Unvermös 
gen des Menfchen, in der Sheologie, 

Zinvermögend, — er, — fie adj. et adv. nicht vermögend, 
Fein Vermögen, Feine Kräfte zu erwas habend. Er war ımvers 

mogend, den, geringfien Widerftand zu thun. Unvermögend, 
ſich aufzurichten, zu geben, zu effen u. f.f.. Das Alter macht 
unvermogend. Er gibt Stärke genug den Unvermögenden, 
EL 40,29, Unvermogend feyn, die Roften zu Beffteisen..‘ 
Daber die Unverimögenbeit, der Zuftand, daman unnermögend 
iſt, dagegen das unvermogen, den Mangel der Kräfte ſelbſt be⸗ 


zeichnet. Unvermoglich und die Unvermöglhichkeit ſind im ge⸗ 


meinen Leben gleichfalls gangbar, doch nur von dem Mangel der 
Kräfte des Leibes. 


x 


vinorrmaisbet — er, — fie, adj. et a nicht vermuthet. 


Line unvermuthete — Das kam uns ſehr unver⸗ 


muthet. 

Unvernebmlich, adj. et adv. nicht vernehmlich, was nicht ver⸗ 
nommen werden kanm Bine unvernehmliche Stimme. Sehr un⸗ 
vernehmlich fprechen. Daher die Unvernehmlichkeit. 


» Die Unvernunft, plur. car. ı.Der Mangel, die Abwefenbeit 


der Vernunft, (SG, diefes Wort,) doch am bäufigften in engerer 
Bedeutung, der Mangel des pflihrmäßigen Gebrauchs ſeiner 
Vernunft, und die dasin gegründete Befchaffenheit. Etwas aus 
Anvernunft thun. Deine Unvernunft iſt Schuld davan. 2. Zu⸗ 


Sir 
keit in ho hem Grade verletze nd und darin gegrinidet. Eine un ver⸗ 


weilen auch, doch gleichfalls nur im Singular, eine unvernänfe - 


tige Handlung. Esifteine Unvemunft, einem andern an der 
Thür horchen, ©ir. 21,26 


dinvernünftig,— ev, — fie, adj et. ad. der Gegenfaß von - 


vernünftig, nicht vernünfzig, nicht mit Vernunft begabet. Die 
unvernünftigen Thiere. Ingleiben in engerm VBerfiande, Uns 


vernunft verrathend, d.i. den pflichtmäßigen Gebt auch feiner Vers 


nuuft unterlaſſend und darin. gegründet. Ein unvernünftiger 
Menſch. Ein unvernunftiges Betragen. Das würde ſehr 
undernünftig ſoyn. (S. vernunftig.) Daher die Unvernimf— 
tigkeit, die Eigenſchaft, da etwas uuvernünftig iſt, wofür doch 
Unvernunft üblicher ift, obgleich ſolches eigentlich die Be 
beit der Vernunft bedeutet, 
Unverpfliähtet, adj. et adv. nicht verpflichtet. Beſonders im 
engerer Bedeutung, noch nicht in Pflicht genommen. 
Zinverrichter, adj. etadw.nod, nicht vervichte Eine unver 
richtete Sache. Es iſt noch alles unnerrighter. Befonders in des 
HA. unverrichteter Sache (bey einigen Sachen, welches der 
Dberdentiche Benit. Singul. if.) abziehen, wieder Eommen, zus 
rück kehren m f.f. ohne fein Geſchäft ausgerichtet, feine Abſicht 
erreicht zu Haben; im-Oberd. unveryichterer Dingen. ’ 
Unverritzt, adj. et adv. welches nur im Bergbaue übh if, S 
Unverbrochen. 
Unverrüft;— er, — fe, adj. et adv.nidt vervůckt/ als das 
Mittelwort des Zeitwortes verriden. ı-Eigentlih,nicht von 
feinem. Drte gerügt, in welcher Bedeutung die Comparation nicht 
ãblich ſt. Femanden mir unverrückten Augen anfehen. Am 
hãufigſten als ein Nebenwort Erwas unverrückt Reben laſſen. 
=, Fiaürlich ohne Unterbrechung, ohne Anderung der Art und 
Weiſe. Lin unverrückter Gehorſam, welcher fich durch nichts 


aus feiner Richtung bringen Fäßt. Femanden unverrüdtans 


feben, mit unverrückten Augen. Jeſum unverrückt lieb haben, 
Epbef. 6,24. Als der Gegenſatz von verricckt, des Bebrauchs 


Kines Verſtande⸗ bersnbt, iſt es * üblich, 


— 


Unverfchämt, - er, —* et adv. nihhyirfehäme, wel 


ches doch nicht fo ganabar iſt, als dir ſer Gegenſatz die gehörige 
Scham bey Seite ſeheud uno darin argrünter. 7, Eigentlich, 
Man ıft unverfeyäme, wenn man fihzicht ſcheurt, Dinge zu bes - 
geben weiche die Ebrdarfeit und Wohlanffändigfeit beleidigen, 
und in noch weiterm Verſtande, wenn man Fertigkeit befige, fich 
an anderer billige Verachtung nicht zu fehren, Ein unverfchäms 
ter Menfch. Ein unverfchämtes Maul, welches ſich nicht fheuet, 
> Dinge zus ſagen, welche wider die Wohlanftändigfeit find. Daher 


fagtman jemanden auch unverfcehämte Dütge, wenn man ihm 
Dinge ſagt, welche die woblanftändige Achtung oder Ehrerbie⸗ 


thigfeit verlegen, Eine unverſchẽ amte Lüge, wobey man ſich nicht 

ſchamt, die Wabrheit aufeine grobe Art zu verletzen/ und fich da⸗ 
durch der Berachtung anderer auszuſetzen. Unverfchämt lügen, 

2. Fu einigen engern Bedeutungen, (1) Fertigkeit bi figend, Hands . 


Fungen zubeaehen, weldhedie Ehrbarkeit nnd Keuſchheit in ho⸗ 
bem Grade verlegen, und darin gegründet. Unverfhämt Fafen, 


Sprichw. 8,73, Laß mich nicht in Schlemmen und Unken ch⸗ 

beit gevarben, and behuthe mi vor unverfämten Sorgen, 

(2) Die billige und wohlauſt ãnd ige Genügſam⸗ 
ſchamte Bitte, Eine unrerſchaue 
Sorderung. 

Anm. Am Jador unfcama, i An Niederſ. unverfipammt,. im 
mittlern Lat. expudorasus, i im Nieder ſ. * aus verſgaant. 
©. verſchͤmt. 

Die Unverſchamt heit phur. die— m ı,Die Cigenpdaft, 


— fordern. 






da eine Per ſon oder Gabe unverfchäint iſt; als ein Abjtrastum ° 


und ohne Plural. = —— a mir dem 
Plural. 
Unverſchroten — Verghoue ©. unsibeohn. 
"und Derfehroren. 
Unverfchulder, adi, — nicht verſchuldet. Bin inserfal: 


detes Ubel, welches una nichtwerfchuldet,, dat. Unverſchuldeter | 


Weife. In einer andern Bedeutung iff- ein Perfen oder Sache 
un verſchuldet, went fie mit Beinen. Schulden befohwerer iſt. 
Ein unverſchuldeter Mann. 


verlcholt. 

Unverſehenx⸗ftee —— der ———— von dem. 
nicht ſo üblichen verſehen, als dem Mittelworte des Be, 
verfehen, nicht vorder geſehen, unvermuthet, unerwartet; 
Latein-improvilus, Ein unverfebener Zufall, Eine unvers 
feherir Surc Weish 27,.25. Unverſehener Weiſe Bür das 
Nebenwort vnverfehen iſt das folgende üblicher, Ehedem ges 


bratchte man dafiir unverfigptlich, von dem siäfets” veralteten 


SGaupt worte vrrſtche 
— adverb. welches verurittelſt des advesbifhens von 
deisoprigen zu einem Nebenworte gebildet worden, und ſtatt des 
Advsiitundsrfehen gebraucht wird, unvermmsßet, ohne daß man 
es geſchen oder vorber gefegen hätte ‚Las improvilo. Unvers- 
. jebens fallen. Er Fam unverfebene darüber zu. Unverſebens 
erben, 4 Mof. 6, 9, ſZurcht Fam über fie unvrrſehens, 
Meish, 18; 17. Unverfebens einen Tesfhlag begeben, 4 Mofr 


Ein unverſchuldetes Gut. 
Bey den Vader Se — in der enften — un⸗ 


Fi 


wi 


35.137,15: Im Hberd, unperftbenlich, i im Niederſ. unverhod 


unverhüthet, unverhoddinges. 
Unverfehrlich, — ev; —fe,adj.etadv.: —* — verfehret 
werben kaun und darf. Daher die uverfehrligkeit. 
Unverfehre, — er; — efie, adj etalv. nicht verfehrt, Es in 
noch alles Unverfehrr, Im — — ufert, Daher 


air ——— 
AUnper⸗ 


we 


} 





uns 


$ Unserfshntih, — — — ad), et adv. dur Segenfag von 
verſohnli , abgeneigt, den Unwillen gegen feine Beleidiger fahr 
ren zul und darin gegründet, Unverfohnlich ſeyn. in un⸗ 
verfohnli es Serz.. Daher die Unverſohnlichkett. Unver— 





— dahin ſterben. 

— Unverſorgt, —er, — eſte, adj. etadv, noch nicht verſorgt, mit 
feiner Verforgung verfehen. loch unverforgt ſeyn. Zwey 

unverſorgte Töchter. 

Der Unvberſtand, des — es, plur. car. der Gegenſatz von ver— 
ffand, doch nur fo fern, diefes Wort eine Fähigkeit der Seele bes 
zeichnet, fo wohl das Unvermögen, aus etuzelnen Empfindungen 
allgemeine Wahrheiten berzuleiten, und den Zuſammenhang 

; derfelben einzufehen, als auch, und zwar am häufigften, die Un: 
terlaſſung des pflichtmäßigen Gebrauches diefes Vermögens. Arie 
Unverſtand reden, Hiob 34, 35. Mit Unverftand eifern, Röm. 
10, 2. Alle feine Sachen mit Unverſtand anfangen. Viel 
Unverſtand werrathen. (©. Deritand.) So fern fich mit jeman— 
den verſtehen, mit ihm einig ſeyn, bedehitet, war Unveritand, 


aber längfi veraltet iſt. 

Ynverfländtg , —er, — fir, adj. et adv. der Gegenfas von 
verſtandig, Unverfland habend, verrathend und darin gegründet, 
Unverändig feyn. Lin unverkändiges Kind. Lin unver- 
ſtandiges Berragen, Ein ſehr unverſtaändiger Einfall, Da- 

her die Unverſtändigkeit, die Eigenfhaft, da eine Verfon oder 
Sache unverftändig ifl, dagegen Unverſtand die wirkliche Abwe⸗ 
feubeit, oder den unterlaſſenen Gebrauch des Verſtandes bezeichnet, 

Unverſtandlich, — ev, — fie, adj. et adv. der Gegenfag von 
verſtaͤndlich, was nisht verftanden werden kann. Unverftandlich 
veden. Das if mir unveriiändlih. XRin unverftändlicher 

# ‚Sag. So auch die Unverſtändlichkeit. 

> Unverfucht, adj. et adv. nicht verfucht. Ein noch unverfuchtes 

, Mittel. Nichts unverfucht laffen, alles verfuchen. 

Unverträglihy, — er, — tie, adj.et adv; der Gegenfas von 
verträglich, unfähig, ſich mit andern zu vertragen, mit ihnen in 
Eintracht zu leben, und darin gegründet, Unvertvdglich feyn. 

- Ein unverträglicher Menſch. Ein unvevefägliches Merfabren, 
In weiterer Bedeutung iſt ein Ding mit Semanderh unverträg- 
lich, wenn es mit demfelben nicht befiehen kann. So auch die 
unvertraglichkeit. 
Unverwandt, adj. et adv. der Gegenſatz von dem in diefer Bes 





wenden, nicht von feiner Stelle, nicht von feinem Plage gewändt, 
wie unverruckt. 1. Eigentlich, wo esdoch im Hochdeutſchen nur 
in einigen Fällen gebraugt wird. Jemanden mit unverwandten 
Augen oder unverwandf anfehen, ohne die Augen von ihm zu 
verwenden. Sein Blick ruhete unverwandt auf dem Greiſe, 
Geßn. 2. Bigürlih, ununterbrochen, ohne Aufhören , wie 
unverrudt; welche Bedeutung doch im Heddeutfchen unge» 
wöhnlich if, Ein unverwandter Murb, Opitz. 
Ifraels sort wat unverwandt, eben derf. Pf. 121. 
Mein Herz hat ihn (deinem Befehl,) erkoren unverwandt, 
eben derſ. Pf.1 19, 
Unverwehrt, adj. et adv. nicht verwehrt, Das if, bleibe uns 
_  unverwebrt, wird ung von niemanden geiwehrer. . 
 Unverweigerlidy adj. et adv. wa nicht verweigert werden 
Bann S. auch Unweigerlich. 

‚ Unverweltlig,*- er, —fe, — unfähig gu verwelfen, 
Figürlich doch nur in der Deutiſchen Bibel, für unverganglich, 
ewig dauernd, Das unverwelfliche Erbe im Simmel, ı Der. ı, 
£ 45100 die Figur freplich hart und TEN. Die unver⸗ 
—J del W. B. *. Th · 2, Auf. 


ſoͤhnt bedeutet Hingegen nur, noch nicht verfühnt, Unverföhnt 


ebedem auch Uneinigkeit, Mißhelligkeit, in welcher Bedeutung es- , 


deutung ungebräuchlichen verwandt, dem Mittelmorie von ver . 


046 


Unnb 


welkliche Krone der Ehren, Kup, 5, 4. 


Daher dir Unverz 
. welblichkeit,. 
Unverwerilih,— er, — ſte, adj. etadv. was nicht verworfen 


‚werden fann. Lin unverwerflicher Zeuge, gegen deſſen Zeugnig 
man nichts mit Grunde einwenden fan, So auch Unverwerfz 
lichkeit. 

Unverweslich, adj. et ady. der Verweſung nicht ausgeſetzt, uns 
fähig zu verwefen, duch Fäulnig getrennet zu werden, In manz 
chen Arten von Erde bleiben die Börper unverweslich. Es 
wird gefaer verweslich und wird aufſtehen unverweslich, 
ı Cor. 15, 42,53. In einer andern Stelle, 4 Mof. 14, 19 

kommit dafür das ungewöhnliche unverwefentlich vor. Daber 
"die Unverweslichkeit. 

Unverwindlich, — er, — fie, adj, etadv. was man nicht ver⸗ 
winden, d.i. verfehmerzenund erjegen Fannz nur im gemeinen 
Leben. Ein unverwindlicher verluſt, Schade. So auch die 
Unverwindlichkeit. 

Unverworren, adj.et adv. der Gegenfaß von verworven, nicht 
verworren. Es ſtehet hier nur um der figärlihen R. A. willen, 
fih mit etwas unverworven Iaffen, ſich nichtdarein mengen, 
fi nicht damit abgeben, Sey unverworren mit dem, der 
Beimlichkeie offenbarer, Sprichw. 20, 195 wo doch die Verbin⸗ 
dung mit feyn ungewöhnlich iſt. 

Unverzagt, — er, — efte, adj, et adv, nicht verzagt. Bin 
unverzagter Muth. Ingleichen als ein: RENT 
unverzagt! / 

Unverzüglich, adj. et adv. ohne Verzug. Das underzüglidje 
Recht, inden Rechten einiger Öegenden, da man ſummariſch mit 
Berfürzung der gewöhnlichen Friften verfähret, ohne vielen und 
gewöhnlichen Verzug. Hoch häufiger ohne allen Berzug. Linen 

 unverzüglichen Gehorſam leiften. Unverzüglich ‚geboren, 
Fommen. "Eine Sache unverzüglich abthun, auf der Stelle, 
ohne den. geringſten Verzug. Daher die Unverzüglichkeit. Im 
Theuerdanke kommt noch das veraltete Nebenwort unverzug in 
eben dieſer Bedeutung vor, ; 


Unvollkommen, — er, — fie, adj. etadv. der Gegenſatz von 


vollkommen in deffen meiften Bedeutungen, (S. diefes Wogt,) in 
dem Dannigfaltigen feiner Theile nicht gehörig zufammenftims 
mend, oder auch, nicht den möglichen beſten Grad der Güte 
habend. Line Schönheit ift unvollfommen, wein das Mannigs 
foltige in derfelben nicht gehörig zufammen ſtimmt, oder wenn 
noch etwas an dem böchften möglichen Grade derſelben fehler, 
in unvollfommnes Gebäude. 

Die Unvollfommenbeit, plur. die — en. ꝛ. Die Eigenfchaft, 
da ein Ding unvolfommen ift, als ein Abftractum und ohne Plu⸗ 

2, Dasjenige, was diefen Zuftand verurſacht, d. i. dasjenige, 
was die gehörige Zufammenftimmung des Diannigfalrigen, oder 
den höchften möglichen Grad der Güte hindert; mit dem Plural, 
In diefem Berftande werden Lafter, Mängel, Fehler, Krankheis 
ten u. f. f. ja ‚alle Arten der Einfepränfung Unvollfommenbeis 
‚ten genannt, 

Unvollfländig, — er, — fie, adj. et — nicht vollftändig, 
Mangel an einem.oder mehrern Theilen babend, ein Ganzes aus⸗ 
zumachen, (8, Volltändig.) Ein unvollftändiger Begriff, in 
der Logi?, wenn man von den Merkmahlen einer Sache nicht 
deutliche, ſondern nur klare und undentlihe Begriffe dat. Daber 
die Unvolltändigkeit. 

Unponnötben, adv. weldes nur zuweilen im gemeinen Leben 
vorkommt, nicht vonnörhen; d.i. nicht nothwendig. 

Unvorgreiflich und Unvorfchreiblich, zwey nur in den Kanzel⸗ 
Ieyen, beſonders Dberdeutfchlandes, übliche Bey⸗ und Nebenwörs 
„ter, welche dafelbft als Ausdrüde der Höflichkeit gebraucht werden, 

299 ; uud 


947 Uns 


und bedeuten polen: ohne badurch einem andern vorzugreifen, oder 
ibm etwas dadurch vorzuſchreiben⸗ Seine unvorgreifliche oder 
unvorfchreibliche Meinung fagen, feine Meinung fagen, ohne 
doch dem andern dadurch in ſeinem Urtheile vorgreifen, oder ihm 
etwas vorſchreiben zu wollen. Nach der Analogie der meiften von 
Seitwörfern vermittelft der Sylbe lich gebildeten Beywörter müß⸗ 
ten auch dieſe in leidender Bedeutung gebraucht werden, was ſich 
nicht vorgreifen oder vorſchreiben läſſet. Allein man hat Wörter 
diefer Art genug, welche thätig gebraucht werden, 5. B. das gleich: 
bedeutende und im Hochdeutfchen üblichere unmaßgeblich, ver: 


derblih, nachdrücklich, ergeglich, unaufhörlich, erbaulich, be⸗ 


trieglich, und — andere mehr. Indeffen find die beyden an—⸗ 

geführten in der edlern Schreibart der Hochdeutſchen unbefaunt, 

und fönnen es auch immer bleiben, 

Unvorſetzlich, —er, —ite, adj. et adv. welches gleichfalls in 
tbätiger Bedeutung gebraucht wird, im Gegenfage des vorfeglich, 
mit feinem vorher gegangenen Vorſatze verbunden, Eine unvors 
feglihe Sünde, welche obne vorher gegangene Übertesung und 
Wahl begangen wird. Jemanden unvorfeglich- beleidigen. 
Daher die UnvorfeglichPeit, 

Unvorfihtig, —er, —ite, adjret adv. der Gegenſatz von vor⸗ 
fichtig, die pflichtmäßige Vorficht unter! affend, und dar'n gegrünz 
det. Bin unvorfichriger Menfch. Kine unvorfichtige Hands 
lung. Unfürfichtig (unvorfichtig,) heraus fahren, Sprichw. 
12, 18. Die Unfürfichtigen, (Unvorfichtigen,) werden Rlugbeit 
lernen, Ef.32, 4. Daher die Unvorfichtigkeir, als ein Abe 
firactum, ohne Plural; ingleihen don unvorſichtigen Handlun 
gen, mit demſelben. 

Unwahr, —er — fe, adj. et adv. * Gegenſatz von ae 
Richt mig der Sache ſelbſt überein ſtimmend, wo es oft als ein 
elimpflicher Ausdrud für die härtern Falfch,* erlogen m. ff. ger 


braucht wird. Eine Geſchichte if unwahr, wenn die Erzählung ' 


derfelben entweder ganz erdichtet iſt, oder doch im wefentlichen 
Dingen mit den Begebenheiten ſelbſt nicht überein ſtimmet; un: 
richtig iſt fie, wenn fienu, In Nebenumftänden von der Wahrheit 
abweicht. Etwas fir unwahr halten, F * wahr, ©. 
Unwahrheit. 


Unwaͤhrhaft, er — eſte, adi. et adv, ie Gegenfaß von - 


1,» Objective, der Wabrbeit nit gemäß, wo es 


wahrhaft. 
Kine unwahrhafte Ge— 


oft für unwahr gebraucht wird, 
ſchichte. 
ſitzend, die Wahrheit zu verlegen. Ein unwahrhafter Geſchicht⸗ 
fehreiber. Ein unwabrhafter Zeuge. So auch die Unwahr⸗ 
haftigkeit. 

Die Unwahrheit, plur. die—en, von dem Bey⸗ und Neben⸗ 
worte unwahr, nud als der Öegenfag von Wahrheit. 1. Als 
ein Abftractum und ohne Plural, die Eigenfchaft eines Dinger, 
befonders eines Ausfpruches, da derfelbe mĩt der Sache felbft 
nicht überein fommt.- Die Unwahrheit einer Erzählung, einer 
Derfiherung u. f.f. Zuweilen auch fubjective für Unwahr⸗ 

. haftigkeit 2. ‚2. Afs ein Eoncretum und mit dem Plural, eine 
vorfeßlicherwechte Borftellung, welche mit der Sache felbfl nicht 
überein fommt. Jemanden Unwabrbeiten berichten. un: 
wahrbeiten erzählen. Zielet die Unwahrheit auf den Schaden 
“anderer ab, fo. heißt fie in engerer Bedeutung eine Züge. S. 
Wahrheit. 

> Einwehrfeintich, er, — fe, adj. et adv, nicht wahrfcheine 
lich, (S. dieſes Wort.) 
Das iftfebr unwahrfcheinlih. Daher die Unwahrfcheinlich- 
Reit, fo wohl im Abftracto, vonder Eigenſch aft, ohne Plural; als 
auch vor unwahrſcheinlichen Dingen, mit demfelben, 


2. Am häufigften fubjective, Neigung, Fertigkeit be⸗ 


Eine unwahrfcheinlihe Gefchichte. , 





errE 


ER —t, y ER et adv, Ser Grgenfag * 
wandelbar, was ſich nicht wandeln, d. i, nicht verändern, und in 
engerer Bedeutung, durch !ie Länge der Zei: nicht verfchlimmern 
läßt; unveränderlich. Gott if unwandelbar, im ſchärfſten 
Berflande, Gottes unwandelbares Mißfallen gegen das Laſter, 
Gel. Ein Renſch beift zuweilen unwandelbar, wenn er ſich 
in feinen Entſchließungen und Meinungen durch nichts ändern läfs 
fet, wofür doch unveränderlich üblicher iſt. So auch die Unwan⸗ 
delbaveit, die Unveränderlichfeit. Schon ben dem Notker un- 
uuandelbar, bey dem Oitfried unuuantelich S. Wandel: 
barund Wandeln. 

"Der Unweg, des — eg, plar. sie—e, ein | ungebabnter Weg, 
ingleihen ein falſcher Weg, ein Irrweg, Abweg. Er macht 
ſie irre auf einem Unwege, da Fein Weg iſt, Hiob ı2 ‚24 Er 
läßt fie in unwegfamen Wüften irren, Michael, Kuf.einem 
Unwege feyn, auf einem falſchen Wege. Umweg bedeutet et⸗ 
mas anders, 

Unwegſam —er, he, adj. et.adv. der Gegentag des nicht 
gebräuchlichen wegfam, mit feinem gebahuten Wege verſehen. 
Ein unwegſamer Wald, Unwegſame Orte,⸗ — 8. 
So auch die Unwegſamkeit. | 

Unweidemännifch, —er, —te, adj.etadv. der Begenfuß des 
weidemannifch, den-Örwobnbeiten und Regeln derWeidemänner, 
d,1. gelernten Zägern, — nen: jagen, a | 
deln u. f. f. 

Unweigerlich, adj.et adv. mit einer Weigerung verbunden, J 
ne ale Weigerung, bey einigen anch unver weigerlich Unweiger⸗ 
lichen Gehorſam leiten. Roch häufiger als ein Nebenwort, 
Dem Befehle unweigerlich geborchen. An paffiver Bedeutung, 
welche bey Wörtern diefer Arc die gewöhnlichfte iſt, wag nicht ges 
weigert, oder verweigert werden Fann,iftesmichtüblih, . 

Unweife, — —fe, adj. et adv, der Gegenfaß von weile, 
nicht weife, (S.diefesWort,) deffen man ſich vornehmlich bedienet, 
wenn man die härtern, thöricht uf. f. vermeiden will, Kin un= 
weiſes Betragen, Wir waren weiland unweile, Lit, 3, 3. 
Wandelt nicht als die Unweifen, Epb. 5, 15. Das Hauptiwort 
die Unweis heit ift nicht üblich, 

Unweislich, —er, fie, adj. et adv. eigentlich dem, wag 
unweife ift, ähnlich; indeffen wird es häufig für diefes Wort 
felb@ gebraucht, befonders in’ der adverhifchen Geftalt, Un: 
weislih bandeln. Unweislich veven, Hiob 42, — ©: 
Weislid. - 

Unweit, ein Nebenwort des Ortes, für nicht weit, weiches doch 
allemahl den Terminum a quo erfordert, der alsdann auf dop⸗ 
pelte Art mit demfelben verbunden, wird; wie unfern. So wohl 
mit dem Vorworie von, fo wie deffen Gegenfaß weit. Unweie 
von der Stadt, von der Mauer, von Berlin. , Unweit von. ; 
bier. Oder auch vermittelft der zwenten Endung. Unweit deg 
Stadtgrabeng, der Stadt, des Waldes. Wofür andere,obs | 
gleich mit nicht fo vielem Beyfalle, die dritte Endung ‚gebrauchen. 
° Unweit dem Walle.. 

Unwereh, —er, —efe, adjet ar der Gegenfaß von werth, 
fo fern es fo viel als würdig bedeutet, mit welchem es denn auf 
einerley Art eonſtruiret wird, unwirdig, Er ihunwereb, daß 

ich mich feiner annehme, if esnicht mwertb, nicht würdig. | Ins | 
gleichen mit der zweyten Endung. Eines Lobes, einer Belob: Bi 
nung unwerth feyn, In der edlern: Sdhreibart iſt dafür uns | 
würdig üblicher. . 

Der Unwerth, des — es, plur car. die Abwefenbeit des ; 
Werthes, derjenige Zuftand, da eıne Sache feinen Wertb bat, ii 
Den Werth oder Unwertb eines Vorgebens dahin. velellt 


fen laſſen. 


















—s,plur. car. hoher Gead der Unordnung, 


der gefellſchaftlichen und bürgerlichen Nude und Drds 
Be: diefes Wort einen höhern Grad ansdrudt als Unfug. 
Bam Umwefneucn. Unfug ng Unwefen. — S. 
wWeſen. 
Das Unwetter, — pkar. car. ein nur in einigen gemei- 
men, befonders Hederdeurihen Sprecharten übliches Wort, jede 
ungeſtüme und rauhe Witterung zu bezeichnen, wodurd es ſich von 
demHochdeutfchen Ungewitter noch unterfcheider. Wetter bedeu: 
tet hier in engerer Bedeutung — Wetter, Gegen⸗ 
Sag durch un angedeutet wird, 
E Unwichtig —er, ſe, adj. et ade, nicht — in allen 
Bedeutungendiefes Wortes, Ein unwichtiger Ducaten, welcher 
nicht das gehörige Gewicht hat. Eine unwichtige RAR: Die 
unwichtigne Bleinigfeit. 

Allein, wer bin ich? ein unwihtig Weib; Schleg 
Daher die Unwichtigkeit, als ein Abſtractum und ohne Pinral; 
ingleichen zumeilen auch won einer unwichtigen, unerpebfichenSas 
% he mit dem Plüral. 

Unwiderleglich, —ce, —Fe, adj.etadv. was fi nicht wir 
J derlegen läßt. So auch die ——— 

> Anwiderfeglich, —er, —fe, adj.etadv. dem man fih nicht 
widerfeßen faun, Die anwiderſtehlich· Mit unwiderfeglicher 
Gewalt, Daͤher die UnwiderfeglichFeit, 


nicht widerfprehenfann. Line unwiderfprehliche Wahrheit. 
Es ik unwiderſprechlich gewiß, Daper die Unwiderfprech- 
lichkeit. 


Unviderftehlich, —er, —te, adj. etadv. demman nicht wi⸗ 
derfichen, nicht Widerſtand leiſten fann. ine unwiderſtehliche 
Gewalt. So auch die Unwiderſtehlichkeit. 
* unb - er, fe, adj.etadv. was ſich nicht 
wieder bringen, d. 4. nicht zurück bringen, und, im weiterer 
Bedeutung nicht erjehen, nicht wieder gut machen, nicht Äne 
"dern läßt, 
Als ich, — von den Göttern, feine Beute 
Unwiederbringlich ſchien, Raml. 
Mein Grmüth hat feine Seiterkeit unwiederbringlich verloren. 
Ein unwiederbeinglicher — ein unerfeglisher. var die 
N Unwiederbringlichteit. 
n3  ytmwiedertepelie adj. — welches von einigen, —— 
in einigen Provinzen, für das vorige gebr RR wird, aber imvoch⸗ 
keutſchen ſelten geboret wird, 


wiederrufen läſſet. ——— Di Rath⸗ 
ſchlüſſe Gottes find unwiederruflich. Daher die Unwieder— 
ruflichkeit. 


Bi 
Mr 


‚ über dag bemerfte Böſe, und in engerer Bedeutung über dag 


- Diefer unangenehmen Empfindung ausdruckt, als Zorn, aber einen 
böhern, als Mißfallen, theils als eine allgemeine, doch glimpfliche 
Benennung der miehreſten übrigen Stufen gebraucht wird. 

AUnwillen und Verdruß über etwas empfinden. Einen Un— 
willen wider jemanden faffen, wegen feines Mißverhaltens , 
‚oder des an ihn bemerften Böen, Mir Unwillen Almoſen ge⸗ 

ben, 2 Cor, 9,7 

manden — 5 

Anm. Schon bey dem Ottfried in der heutigen Bedentuug Un» 
uuille, in der Schweiz fberwille, (S. auch Wiserwille,Jweldhes 
in manchen Fällen mis diefem Worte g eich bedeutend iſt. Un bes 


und undefugten Geräuſches, befonders der 


Unwiderfprehlih, —er, —fe, adj. et ady. dem man 5 


Der Unwille, des ns, plur. car, unangenehme Empfindung " 


Mifverhalten anderer; wo Unwille iheilseiren geringern Brad 


- Seinen Unwillen fahren laffen, ibn an je⸗ 


| unw 950 


S zeichnet hier nicht bloß eine Abweſenheit des Willens oder Wollens, 
ſendern einen harten Gegenſatz des guten Willens, d. I, der guten 
Gemürhs ſtellung· Chedem bedeurete Unwillen, ‚fo wie Wider: 


willen, auch pbofifchen Edel, Reign:: g zum Erbrechen, wovon 


Friſch einige Beyſpiele anführet, Hornegk gebrandht für Unwille 
ern den Begeiifag von inne, Liebe, Von der Declinatipn 
dies Wortes ©. Wille. > - 

Unvliigs, —er) —fe, adj.etadt. nmilfen habend und eitte 
pfindend; am häufigften als ein Nebenwort. Unwillig fern, 
werden. Jemanden unwillig machen. Etwas unwillig thun, 
beijev mit Unwillen. Seltener als ein Beywoͤrt. Kine unwil- 
lige Mine. Die funfelnde Sehnſucht in ihren. Augen nebſt 
einigen unwilljgen Seufzern, wo es inengerer Brdeutung für 
ungeduldig ſteht. Daher die ynwilligfeit, plur.-car. der Zus 

* fand, damanummwilligift, wofür doch Unwille üblicher iſt. ©, 
auch Derunwilligen. n 

Unwirkſam, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfaß von wirfe 
fam, nicht wirkſam. ine unwirkfame Arzeney, welche nicht 
die verlangte Wirkung ihut. Alle vorſtellungen blieben unwirk⸗ 
ſam. Daher Unwirkſamkeit. 


Unwirtbbar, — er, — ſte, adj. et adv. ein nur in der dichteri⸗ 


ſchen Schreibart der Neuern für unbewohnbar, übliches Wort, 
welches auhzer derſelben in den gewöhnlichen Sprecharten der 
Sochdeutſchen eben ſo ungewöhnlich iſt, als deſſen Gegenſatz 
wirthbar. (©. — Mir iſt Fein Ort unwirthbar, 
Boͤdmer. 
Den unwirthbaren Sig £ 

verklart, doch felten nur, ein rother fchneller Blitz Hng. 
Des unwirthbaren Meeres Grund, fagte fiyon Loheuſtein. 
auch die Unwirthbarkeit. 


So 


AUnwiſſend, —er, —fe, adj. et adv. der Gesenfag von wiſ⸗ 


fend: 31, Nicht wiffend, ohne jedesmabliges Bewufitſeyn, mo es 
nie als ein Nebenwort und ohne Compararion üblich iſt. Unwif- 
fend fünsigen, fo wohl ohne Bewußtſeyn der Handlung, als auch . 
ohne Kenntniß des Öefeges. Etwas unwiffens thun, ohne Bes 
wußtfenn, 4 Moſ. 5, 24. Lin Todtſchläger, der eine Scele 
unverfehens-und unwiffend fchlägt, Jof.20, 3. (S. Unwiſ⸗ 
fentlih) 2. Nicht wiffend, d. i. feine Nachricht, Kenntaig 
oder Wiſſenſchaft von etwas habend , auch nur als ein Rebenwort 
mit der dritten Endung der Perfon, und nur von geſchehenen Din⸗ 
gen. Das iſt mir unwiffend, ift mie wicht wilfend, nicht bewußt, 
ich weiß es nicht. Mir iſt nicht unwiſſend/ daß die Sache ihren 
großen Nutzen bat. Dir war nicht unwiffend, daß das ver« 
botben iſt. Aber als ein Mittehvort, mir unwiffend iſt ev weg: 
gegangen, nachdem Lat. me infcio, für ofne mein Wiffen, 
it wider die Analogie der Deutfchen Sprache. Noch eher Läffet 
fich die zweyte Endung derSache entfehuldigen. Einer Sache un- 
wiffend ſeyn, von einer gefchehenenBegebenheit keine Wiſſenſchaft 
oder Kenntniß haben, 3. Keine wiffenfhaftlice Erfenntnig vor 
etiwas haben, wo diefes Etwas mit dem Vorworte in ansgedrudt 
wird, aldein Bey- und Nebenwort. In einer Runft, in einer 
Wiſſenſchaft, in den Rechten unwiffend ſeyn. Ein unwiſſen⸗ 
der in den Rechten, Wo man doch um des harten Nebenbegriffes 
der folgenden Bedeutung willen dafür lieber unerfahren, oder an⸗ 
dere glimpfliche Ausdrücke gebraucht. 4. Im eugſten Berfiande 
und abfofute ift jemand unwiffend, wennes ihm an der nüßlichen 
Erkenntniß folcher Wahrheiten fehler, welche einen Einfluß in die 
Beſtimmung feines Verhaltens haben, wo es als ein Bey⸗ und 

MNebenwort und mit der Comparation gebraucht wird. Ein un⸗ 
wiffender Menſch, welchem es an müglichen. Kenutniffen entweder 
alfer Art, oder nur einer und der andern Act mangelt. Außerſt 
unwiſſend ſeyn. Jemand if nicht unwiffend ; wenn er ver⸗ 

? Dove * ſchieden 


— 


951 | Unw 


ſchledene Ar — nützliche Kenntniſſe sch Benn die Sahemit 
dem Borworte in ausgedruckt wird, fo tritt die vorige Bedeutung 


enir ein, wo doch aber allemahl der Nebenbegriff des fehlerhaften, _ 


ſtrafbaren odet verfhuldsten Mangels der Kenntniß bleibt. In 
den Lehren des Chriſtenthums fehr unwiffend feyn. 

Die Unwiſſenheit plur. car. das Abffkactum des vorigen Wor⸗ 
tes, und der Gegenſatz des veralteten Wiſſenheit, welcher doch nur 
in den beyden letzte Bedeutungen des vorigen Wortes üblich iſt. 

2. Die Abweſenhen der Wiſſenſchaft oder Kenntniß von einer Sa⸗ 
be, In diefein Srude geſtehe ip meine Unwiffenbeit. Dfe Un 
wiffenheit der Rechte , beffer in den Rechten; "Die Unwiſſen— 
heit des Gefeges, Mangel der Erkenntniß deffelben. Aus unwiſ⸗ 


fenheit fündigen, aus Unmiſſenheit fo wohl des Geſetzes, als auch Die Unze, plur. die — n, ein Wort, welches fo. wohl ER £ 
ſtimmtes Maß, als auch ein beffimmtes Gewicht, bedeutet. .) 


der Handlung. Ss ih aus Unwiffenbeit gefchehen Daher Un⸗ 
wiffenheitsfünden, in der Theologie, welche aus Unmiffenbeis 
begangen werden. 2. In engerer und harter Bedeutung ift die Un- 
wiffenbeit die Abweſenheit nüglicher Erfenneniß ſolcher Wahrhei⸗ 
zen, welche unſer Verhalten beftimmen müffen, beſonders, wenn 
diefe Abweſenheit vorfeglich oder verfchuldet ift. Unter dem de 
den Saufen herrſcht noch eine große Unwiffenbeit. } 
Schon bey dem Notfer Unuuizzenheit, bey dem Ditfried 
mit einem andern Suffixo Unuuizzi. 
Unwiſſentlich,/ adv. welches nur im gemeinen Leben für unwiſ⸗ 


fend ı, ohne Bewußtfepn, gebraucht wird, und vermistelft ‚der ‘ 


Ableitungsiplbe lich aus demfelben gebildet worden. Etwas un: 
wiſſentlich thun, aus Unwiffenheit, ohne Bewußtſeyn. 

Der Unwig, des — es, plur. car. der Mangel des Wiges, in 
der engeren Bedentung des Vermögens, treffende Ähnlichkeiten zu 
entdecken, ein ſeltenes, und erft in den neueren. Zeiten gebildes 
tes Wort. 

Wenn nicht vielleicht, geſtärkt durch gefchandete Becher, 
Der Unwig alberne Lacher befeelt, GSieſeke. 

Unwitzig, — er, — ſte, adj. etadv, der Gegenfaß von witgig, 
nicht wigig. ı.*6o fern wig gefunden Verfiand, und wigig 
verftändig bedeutet; war unwigig ehedent, fo wohl natürlichen 
Drangel am Berflande leidend, als auch aberwig g, in: welchen 
Bedeutungen es aber veraltet iff. 2. Bon wigig, Fertigkeit be⸗ 
fisend, treffende Ähnlichkeit zu entdecken, und darin gegründet, iſt 
unwigig der Gegenfag deſſelben. 2“ unwigiger Scherz. Un⸗ 
wigig denfen. 

Unwohnber, — er, — fie, adj. et a wo ſich nicht wohnen 
läßt, unbewohndbar. So auch die Unwohnbarkeit. 

Unwürdig — — adj. et adv. 1. Nicht würdig, im 
gemeinen Leben unwerth. Einer Ehre unwürdig feyn. Einem 
Unwürdigen Ehre erweifen , der ihrer nicht würdig ift. Mel: 
her unwurdig iffer und trinket, ı Cor. ar, 27,29. 2. {enges 
ver Bedeutung, der Würde, den Stande der Perfonen, fo wohl 

des Subjectes als Dbjectes, nicht angemeſſen, ein glunpfliher 
Ausdruck für niedrig, niederträchtig, unanfändig. Sin un— 


wirdiges Betragen, welches fo wohl der Per ſon, welche ſich 


deſſelben ſchuldig macht, als auch der, welche der Gegenſtaud 
deſſelben iſt, unanftändig iſt. Sich unwürdig bezeigen. 
Daher die Unwindigkeit, in beyden Fällen, Das Beywort 
lautet ſchon bey dem Kero und Ottfried unuuirdig. 
Unzablber, — er, — fie, adj.etadv. noch nicht zahlbar. Ein 
Wechiel it unzahlbar, wen die befiimmte Zeit, da er bezahlet 
werden muß, noch nicht da ift. Daher die Unzablbarkeit. 
Ynzäblbar, — er, — fie, adj. er adv. was fish nicht zählen, 
durch Feine Zahl beftimmen läßt, der Gegenfag von zählbar. 
Zine unzabibare Menge. Die unzühlbaren Sterne am Him= 
mel, So auch Sie Unzählbarfeit. Bey dem Notker mit einer 
andern Endſylbe Unzalahatti. 


J 

aan 2dj. et Jar; welches mit dem vorigen. 
gleich bedeutend, was fich durch Feine Zahl befiimmen a 
Eine unzählige Menge. Unzäblig, wie der Sand am Meer. 


: Im gemeinenkeben, auch’ nach einer gewöhnlichen Vergrößieung, 
oft für fehr viel, Unzählige Wohlehaten von jemanden genofs 


fen haben. Unzäbliger Reichthum Esiftvonzählen und der 
Ableitungsiplbe ig gebildet, daher die ſo wohl in der Deutfhen 


Bibel, als noch bey vielen Neuern, übliche Schreibart unzahlid, 
eben fo unrichtig ift, als adelich, untadelih u.f.f. Wäre es 
die Sylbe Lich, fo müßte es-unzäbllich beißen, mit einem dopr 

—* I. Das Hauptwort die Unsäbligteie wird, ‚wenig ge⸗ 
raucht. 


1, Als ein Längenmaß, wo es ehedem einen Zoll oder den zwölften. 
Theil eines Fußes bedeutete ‚und in einigen Bedenden vielleicht 


noch bedeutet, 


Daz di Tiber uberdoz - —— 

Den altar by vier Unzin, Jeroſchin bey dem Kerd, 
2, Als ein fürnerliches Maß iftes eur im Würtemberg. —— 
wo ein Simti Getreide vier Unzen oder vierlinge, eine 
aber vier Achtel bar. Die Unze iſt alsdann der 32 Theil eines 
Scheffels. 3. Alsein Gewicht, wird es noch im Sochdeutſchen be⸗ 
ſonders in den Apotheken, häufig für 2 Korb, oder den zwölften 
Theil eines Pfundes zu 24 Loth, gebraucht, Eine Unze Bold. 
Einer Unze ſchwer. Sechs Unzen Sals, Es ift ausdem ——— 
Unciaentlehnt, welches bey den Nömern in mehrern Fällen | den 
zwölften Sheil eines Ganzen bezeichnete, Es iſt eines von deu 
wenigen Wörtern diefer Art, welche mit einem Zahlworte die Eu⸗ 
dung des Plurals nichtverlieren. Acht Unzen, nicht Unze z 
man gleich fagt ſechs Loth, vier Pfund, act Bol, neun Sup 
und fo ferner. 

Die Unzeit, plur. die — en, eine unfchicliche, — 
gehörige Zeit, als der Gegenſatz der ſchicklichen oder bequemen 
Zeit. Die Fleiſcher ſollen Feine Farren zu Unzeiten, ſondern 
alles nach Jahreszeit, ſchlachten, in der Soeſter Polizey⸗Ord⸗ 
ung von 1650, Am Hochdeutfchen gebraucht man es nurim 
Singular mit dem Vorworte zu und dem ‚verfürzten Artikel, 
Eine Rede, fo zur Unzeit geſchieht, Sir. 22, 6, Kaltetian, 
es ſey zur teten Zeit oder zur Unzeit, ı Sim 4,2, Gie 
Fommen mir beute zur Unzeit, zu ungelegener Zeit. Das beißt, 
zur: Ungeit fohweigen, Geh. Ihr Spaß ift ſehr sur Unzeit an ⸗ 
gebracht. 

Un zeitig, — rn, — - fie, ad). etadv. 1. Was zur Ungeit if und 
geſchiehet, von dem vorigen Worte, Eine unzeitige Größmur 
welche zur Unzeit geübt oder angebracht wird, 2, Algder Gegen: 
faß von zeitig, reif, ift unzeitig noch nicht durch. die Zeit zur, 
gehörigen Keife gebracht; unreif. Unzeitige Trauben, Dich 15, 


33. Wie eine unzeitige Geburt eines Weibes, febenfledie Son: 


ne nicht, Df. 58, 9. Das Obi ift noch unzeitig. Daber die Un⸗ 
ʒeitigkeit, befonderd i in der zweyten Bedeutung, die Unreife, S 
Unzüchtig Anm. 
Unzerbrech lich — er, — fir, adj. et adv. was ſich midhe,oder 
doch ſehr ſchwer zerbrechen läßt. Daher die Unzerbrechlichkeit. 
Unzergänglich, — er, — fie, adj, etadv. was gar nicht, oder 
doch fehr ſchwer sergeber, d.i.im Waſſer aufgelöfee wird. In⸗ 
‚gleichen figürlich, was nicht oder doch nicht leicht vergehet, wofür 
aber unvergänglich üblicher ift. So auck die Unzerg anglichkeit. 
Unzerſtörbar und Uinzerflörlich, — er, — fe, .adj,etadv. 
was fich nicht oder doch nur ſehr fehwer zerftören Läffet, zwey gleich 
bedeutende Wörter, Daber die oe und Unzerſtör⸗ 
lichkeit. 
Unzer⸗ 


* 
— ae Te een 








2 
3 
* 
E 
2 


4 


3 


i 


4 





an una en 


7 








— 


we ale > 
Unzertrennlich oderlinzertrönnbar, —r, fr, adj. et adv. 
mag ſich entweder garnicht, oder doch nur febr ſchwer trennen. 
5 oder gertrennen läfjet, zwey gleich bedentende Wörter, wovon doch 
deas erſte amüblichften ift. Dev Yugenbli, welcher uns unzer⸗ 
0, geennlic verbinden wird. So au die Unzertrennlichkeit oder 
Bi Unzertrennbarfeit. i N 
— Unziemlich, — er, — fie, adj. et adv. der Örgenfaß von ziem⸗ 
07 ih, fo fern es chedem für geziemend gebraucht wurde, fih nit 
> rgigiemend, wofür doch auch ungesiemend üblicherift. Ein un: 
 siemliches Bervagen. Semanden auf eine ungiemlicpe Art wir 
derfprechen. So auch die Unziemlichkeit. 
Die Unzier oder Unzierde, plur. inul.der Gegenſatz von Zier 
(oder Zierde, die Abwejenheisder Zierde, und deren Gegenfaß, 
Unfanberfeit, ein im Hochdeutfchen feltenes Wort, welches nur 
zuweilen als ein glimpflicher Ausdrud gebraucht wird, härtere 
‚zu vermeiden, | 
Anzterlih,— ev, — fie, adj. et adv. nicht zierlich. Daher die 
Unzierlich keit, der Zuftand, da ein Ding ungierlich iſt. i 
Unzinsber, adj. et adv. dem Zinfe nicht unterworfen, der Ge⸗ 
genfaß vonzinsbar: Unsinsbare AÄcker. So auch die Unzinsz 
barkeit. U... : 
Sie Unzucht, plur. car, der Mangel, oder die Abmwefenbeit 
der Zucht, undeine darin gegründete Handlung, 1. "Eigentlich, in 
welchen Berftande diefes Wort ehedem fehe häufig war, eine jede 
fo wohlder gefelfchaftlichen Wohlanftändigkeit, als auch der bür⸗ 
gerlichen Drduung, und den Geſetzen zuwider laufende Handlung 
zu bezeichnen; da es denn theils mit Ungefitetheit, Unanftändig» 
Feit, theils mit Frevel, Unfug, Ausfchtweifung, theils auch mir Ver⸗ 
- brechen und andern ähnlichen Ausdrüdfen gleich bedeutend war. 
In den Monfesifchen Gloſſen fü Unzuht, unruhiges Berraaen, 
ingleichen Ausfchweifung, Unzuhtiger, ein ungezogener, uncus 
biger Menfch, In dem alten Straßburgifchen Stadtrechte wird 
für Unzucht erfläret, wenn jeman fin tun oder venſter bi naht 
Machth uf hiebe, oder zerwurffe ; wo es fo viel als Unfue, Sö 
rung der Rube und Ordnung ift. Bey den Shwaßiigen ich» 





vor, und im Schmabenfp. Kap,62, heißt Unzuht, ungefitteiee 
Betragen vor Gericht. Figürlich wurde e8 denn and) für Schan⸗ 
de, Unchr gebraucht. Sie thaten ihrem Bothen einen Unzucht, 
Königeh. Wenn einer $rauen Unzucht thäte mit Schleyer ab: 
ziehen und dem gleich, Straßburg, Doliz. Ordnung. In diefer 
ganzen Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen veralter, dech ſcheint es 
in Schwaben. no für Muthwillen, Büberey, gangbar zu feyn, 
‘2. In engerer uud gewöhnlicherer Bedentung ift die Unzucht der 
Migbranch des zur Fortpflanzung verordneren Natuririebes auf 
eine die ſem Zwecke zumider laufende Art, wo es, fo wie Hurerey 
zuaseich ein harter Ausdruck ift, welchen man in der alimpflichen 
und edfern Schreibart gern vermeidet. Unzucht treiben, Mit 

* Seiner Perfon Unzucht treiben. Sich Ser Unzucht ergeben. In 
Unzucht leben. Jemanden zur Unzucht verleiten, -Um Unzuche 
willen Weiber nehmen, 308,6, 18. Sich der Unzucht ergeben, 
Epheſ. 4,9. \ 3 
In der erften Bedeutung ehedem auch Inzucht und verzucht. 
©: Zug. ! 

Der Unzüchter, des —s, plur. uf nom. fing, Fämin, die lin: 
züchterinn, eine Verfon, welche ich der. Unzucht in der zwrhten 
engeen Bedeutung ſchuldig macht; ein Wort, welches im Hoch⸗ 

deutſchen felten gebraucht wird, Ehedem bedeutete es in weiterm 
Verſt ande einen jeden ungezogenen, ungefitteten, aus ſchweifenden 

enſchen. Ingleichen einen Frebler, Verbrecher u. ſ.f. u 
Unzuctie, — er, — fe, adj. et adv, Unzucht begebend, dazu 
- geneigt, und darimgegründet, 1. RNIn der erfien Bedeutung des 


NZ 


= 


tern kommt es häufig für Unhöflichkeit, nngezogenes Berragen 


w 


rich in meinem Zimmer. verfchließen. 


EN Fr 954 
Hanptworfes, wo es ehedem ſehr häufig für ungezogen, unan⸗ 
frändig, ungeſittet, aus ſchweifend, frevelhaft u. f. f. gebraucht 

. wurde, Schon Notfer braucht inzuhtig für ungegogen. Doch in - 
diefer Bedeutung ift es im Hochdeutfchen eben fo ſehr veraltet, alg 
das Hauptwort. 2. In der aewöhnlichften Bedeutung und von 
Unzude2 iſt unzüchtig, Neigung und Fertigkeit äußernd zum 
unrechtmãßigen Gebrauche des Naturtriebes zur Fortpflanzung, 
und darin gegründet. : Ein unzüchtiger Menſch. Unzüchtige 
Worte, Geberden, wilchediefe Neigung verratben. Daher die 
Unsschtigkeit, div Ergenfchaft, da eine Verfon oder Sache un— 
süchtig iſt, wonon Unzucht eigentlich noch verfchieden ift, ob eg 
gleich nicht felten an deſſen Statt gebraucht wird, 

Anm, In einigen Provinzen, 5.8. in Ofterreich, iſt ungüchtig 
auch fo viel als unreif, unzeitig. Funge unzuchtige Kürbſe 

Ohne Zweifel auch von ziehen, gleihfam neh nicht erzogen, 

Unzufrieden, — er, — fie , adj. et adv. nicht zufrieden, ' Mie 
etwas unzufrieden feyn, feine Unlnſt über den Mangel der His 
lanztichieis deffelden an Den Tag legen, Mit feinem Schiefale, 
mit feinem Zuftande, mit fich ſelbſt unzufrieden feyn. Ein un— 
zufriedenes Gemütb. Tiber etwas unzufrieden feyn, feine Un⸗ 
luſt darüber an den Tag legen, In engern Verſtande ift man uns 
zufrieden, wenn man feinen Zuftand für unzulänglich zu feiner 
Wohlfahrt hält, und ſolches durch Unluftan den Tag legt. Das 
ber die Unzufriedenheit, alsder. Begenfag der Zufriedenheit. 
Dev größte Theil unferer Unzufriedenheit entfpringt aus dem 
ſtolzen Wahne, daß wir nicht fo gluklich find, als wir eg zu 
feyn verdienen, Gell. Der Neid beſtehet in nichts , als 
in der Unzufriedenheit über die göttliche Yustheilung, eben 
derfelbe, ; ; (a 


Unzugängis, oder Inzupänalich, — ev, — fie, adj. et adv. 


wovon doch das legte am üblichften ift, mit feinem Zugange vers 
foben, wozu man nicht fommen kann. in unzugänglicher Ort. 
Die Höhle it vollig unsuganglid.  Unsugänglid will ic 
Kin Ser; , welches 
der Caſtern unzugenglich ift. Daher Sie Unzugängigkeit, noch 
häufigersaber die UnzugänglichFeit, x 
Unzulänglih, — er, — fe,adj.etadv. nicht zulänglich,, zu 
einem Bedürfniffe, zu einer Abficht nicht zufangend. Der Zeug 
ift zueinem Rleide unzulänglid. Eine Summe, welche zu 
der Reife viel zu unzulanglich if. Daber die Unzulänglichkeit, 
Fe mehr wir die UnzulänglichFeie unferer Kraäfte einfehen, 
deſto mehr wird unfere Demuth wachen, Gel. 
iinzuläfig,— er, — te, adj.etadv. was nicht} zitgelaffen, 
meyt verſtattet, nicht erlaubt werden Faun ; ben einigen, ob gleich 
ſeltener, unzulaßlich. Daber die Unzuläſſigkeit. 
Unzuverläffig — er, — fie, adj.etadv. nicht zuverläffig, wor⸗ 
auf man fih nicht verlaffen Fan. Ein febr unzuverläffiges Ver: 
ſprechen. Daher die Unzuverläffigkeit. 
Un zweifelhaft, —er, — eſte, adj. et adv. der Gegenſatz, vor 
zweifelhaft, doch nur ſo fern es objective gebraucht wird, woran 
man nicht zweifeln kann und darf, wobey Fein Zweifel Statt fin⸗ 
det. Ein uͤnzweifelhaftes Jeugniß. Das iſt unzweifelhaft 
wahr. Unſtreitig, unleugbar werden im ähnlichen Verſtaude 
gebraucht, unge weifelt aber bedeutet eigentlich, woran nicht ges 
zweifelt wird. -In einigen Gegenden ift für unzweifelhaft mit ei= 
4er andern Ableitungsſylbe auch unzweifelich üblich. (Daher die 
Hinzweifelbaftigfeit, 
üppig, — er, — fir, adj.et adv. ein fehr altes Wort, weſches 
aber ehedem in verfchiedenen, jest nicht mehr güngbaren Bedeu⸗ 
tungen gebraucht wurde. Cs bedeutete, ı. "Stolz, boffärtig, 
eitel, und nach einer fehr nahe vertwandten Figur, auch prächtig. 
Diefe Bedeutung, weiche allem Anfehen nad) eine der erften iſt, iſt 
Due 3 s Bo 


e we x a 


—— 


— 


Ob :. 


er 


noch int Schwedit ßen üßtich, wo yppig, ſo wohl ſtolz, als auch 


prachtig, und zwar letzteres in gutem Berſt ande bedeutet; Dän. 
byppig. 2.*Trãge, můßig; vermuthlich eine Figur der vorigen 





1 — I £ ; 





£ine von der ubbigken verderbte Seele, Line Stade, in 


Bedeutung, fo fern die Srägheit fehr oft eine Folge des Stölzes ; 


und der Neigung zur Pracht iſt. In diefer Bedeutung kommen 
uppig, ubig und dasHauptworfUppigifchon bey dem Kero vor, 
der es durch otiofus und Otiofitas ertlärt. -3.*Eitel, di, 

weder Werih noch Dauer abend, ingleichen geneigt, ſolchen Din⸗ 


weißer die ausfchweifendfle jippigkeit herrſcht Allen üppige 


Feiten ergeben ſeyn. Seltener in gutem Verſtande von biü- 
bender Gefundheit, beyüberflüffiger Nabrung : ein reiner Sim= 


 melsfric) unter dem (weldjem) alles mis gefunder üppigkeit 


gen einen ungebührlihen Vorzug zu geben; eine eben ſo alte Bes - 


deutung, welche nach eben der Figur von der erſten gebildet if, 
na) wilder auch eitel in beyden Bedeutungen gebraucht wird. 
Iro.herzailt uppig, Noifer, eitel, vanus. licht wollt euch 
neigen nad) den üppigen Dingen — wan fy fein uppig, San. 
22, 27, inginer alten Bibel von 1483. An einer andern Augs⸗ 
burgifchen Bibek von ungefähr 1477 heißt e3 ı Dof, ı7, 8. fie 
bat gemarhet üppig mein Gelübs,. a 
Ich mag wollin von gouches art 
Vndiageeinuppekliche vart, Reinmar der Alte, 
* id) jage eine eirle, vergebliche Fabır, In ähnlicher Bedeutung 
wurde es ehedem auch für unbeilig, profanus, gebraucht, und 


u 


als daun dem heiligen entgegen gefegt, wovon Frifch ein Benfpiel - 


aus einer alten bandfehrirslichen Bibel Überfegung anführet: Doch 
in allen diefen und andern Ähnlichen Bedeutungen ifk es veraltet, 


r, ein fehr altes Wort, nicht allein 
faft in alen Sprachen, welches indeffenim Deut chen nur noch 


aufblüber, Geßn. RE i a 
Anm. Einige neuere Schriftfteller haben angefangen, das Lat, 
Luxus durch uppigkett zu überjegen, deffen Begriff, ſchwan— 


kend und unbeſtimmt er auch iſt es doch auf feine Weile tz 


ſchopft. Uppigkeit iſt allenfalls ein fehr hoher Grad des Lurus. 
Überhaupt haben wie noch krin ſchickliches Deutfhes Wort, durch 
deſſen Hülfe wir das Lareinifche ensbehren Fönnten. Notter übers 
jegt das letztere durch Üburfuoro, weldes einen ähnlichen Ber 
griff mit überfluß gewähree. ER 
in der Deutfchen, fondern 


in der Zufammenfesung mit einigen Renuwörtern, und einigen 


—* 


wenigen davon abſtammenden Zeitwörtern üblich iſt. Es bedeu 


V 


tet Dagelbft, — 
. Groß, und nach einer ſehr nahen Figur auch vortrefflich/ vor⸗ 
züglich, fo fern ehedem körperliche Größe und St arke der vornehm⸗ 


ſte und faſt einzige weſentliche Vorzug war, Diefe Bedrutung ff 


und uppig bedeutet jetzt nur uch, A. dem feinern Grade des ſtan— 


lichen Bergnügens zum Nachtheil des vernünftigen tin der engern, 
Bedeutung) ergeben, Sund darin gegründet, da denn dies Wort 
von dem ungebührlichen oder unmäßigeu Hange zu foldhen fiundt- 
chen Bergnügungen aller Art gebraucht wird. üppig in Kleidern, 
in £ffen und Trinken, im Genuß des andern Geſchlechtes u. 
f.f. feyn.‘ Ein uppiges:Leben führen. Ein impiges Gall: 
mahl, woein Überfiuß ausgefuchter Speiſen berrfeht. Bine üp- 

„pige Perfon, welde ihren Hang zur feinern Sinnlichfeitin der 


ohne Biveifel eine der erften und älteren, allein fie ift nur uoch in 
rinigen wenigen Wörteru vorhanden, welches denn vermuthlich den 
Friſch bewogen, fie ganz zu lengnen. Allein unſer Urochs, bey 


‚den alten Galliern Ur, das alte Urhahn, das gleichfalls vera, 


tete Urgaul, ein vorzüglich großes und ſchönes Pferd, das Baieris 


fe Urſau, eine große und fchöne Sau, ein Hauptſchwein, das 


Weſtphäliſche WrFämpe, ein großer, vorzüglicher Kämpe oder 


Eber, und vielleicht noch einige andere mebr, beweifen diefe Ber - 
deutung zur Öenüge. In deu beyden erſten iſt diefes Wort im ger 
ehnten breiten Mundarten in Auer übergegangen, Auerhahn und _ 


Kleidung u. ſ. f äußert. 5. In engerer Bedentang wird es in Auerochs, (S. dieſe Wörter.) Das fo alte Aar, ein großer Vo⸗ 
wmauchen Gegenden: auch für wollüfiig gebraucht, ſo fern es ein 


HR it gahe damit verwandt. Man fünnte auch dieBebenmmng 
glimpflicher Ausdruck für unzüchtig if. Kin üppinwWeibes- des wild als, eine Figur der Größe anſehen, wenn fie von dem 
bild. dippige Worte, Geberden. Sich —— — ‚auf Worte ur in anſeru noh vorhandenen Zuſammenſetzungen er⸗ 
eine zur Wolluſt reitende Art. Ju welcher Beeutung ⸗s doch 


weislicher wäre,als fie wirflihift, Allein, fie würde ſich afsdann 
im Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht wird, füglicher als eine unmittelbare Dnomatopdie des wilden ungeſtü⸗ 
men Geräufches betrachten, und als einen Verwandten, von dem- 
Angelf.yrre, zornig, dem Lat. Ira, Sorn, unferm irren, und 
andern ähnlichen mehr anfehen laſſen. Im Zeländ. iſt yr gleich ⸗ 
falls wild. Ba ; —— 


Anm. Die meiſten Wortforſcher Haben bey Ableitung dieſes 
Wortes anfdas Vorwort auf, Rirderf,up, geratben, velche Form 
auc in den Ableitungen über, übrig und aben befindlich if, nur 
in der Erflötungsarı find fie nicht ale gleich glücklich gemefen. Das 
nãchſte Stammwort iſt no im Schwediſchen übrig, wo Yppa/er⸗ 
beben, heben, iſt; im Isländ. it yppa, anfangen, eigentlich an⸗ 
heben. Davon bedeutet ypper, figürlich, vortrefflih, und wach 
einer andern nahe verwandten Figur iſt yppig, ftolz, prächtig, 
movon ſich die folgenderi Bedeutungen febe leicht herleiten laſſen 
Stolz, Boffahrt, Superbus, u.f,f gründen fi auf ähnliche Fi⸗ 
guren, Umdeßwillen bedeutet auch üppig nicht Bloß den Hang zu 


deu finulicen Vergnügungen überhaupt, fondern nur zu den feis 


nern, ausgeſuchtern, koſt barern, wie ein Stolger oder Prächtiger 
fie zu wählenpflegt, ” - 
Die jippigkeit, plur. die —en, dag Abſtractum des vorigen 
Wortes, welches ehedem in deffen fämmtlichen jeßt veralteten Be⸗ 
deutungen üblich war, Go kommt es bey dem Notker, wo eg 


2, Auf, d.i. eine Bewegung B% die Höhe zu bezeichnen, nebſt | 


vielen daraus entfpringenden figürlichen Bedeutungen. Dabin ger 


hören das alteurheben, aufheben, im eigentlichen Berfiande, = 


wovon unfer Urheber abgeleitet werden muß, indem ur hier nicht 
die folgende Bedeutung des erften bat, die gleichfalls veralteten 
urrifenund Vrltänd, aufftehen und Auferftehiing, dag alte Urs 
Top, Auflauf, beydemfHaban Maurus Vrheiz, und andere größ⸗ 


" ten Theils veralte te mehr. Dahin gehöret auch die Bedeutung des 


über, welche aber im Hochdeutſchen gleichfalls veraltet iſt, Bey 


. den alten Oberdeutfhen Schriftfiellern il Urdriezze, Über» 


Uppegheit, Uppigheit, Uppecheitlautet, häufigfür Eitet- 


Teit, und bep andern in audern Bedeutungen vor. Jetzt gebraucht 
man es im Hochdeutſchen nur noch. in der legten Bedeutung des 
Beywortes, und da iftee, fo wohl der ungeordnete, ansfchweifende 
Hang zu feinern fininlihen Vergnügungen, alg ein Abfractum und 
ohne Plural, als auch diefer Haug und.deffen Befriedigung in eine 


zelnen Fallen mis dem Plural. In Wolluſt und üppigkeit leben. 


druß, und im Oſterreichiſchen wird Urfar noch für Überfahrt ges . 
braune. —— 

3. Das erſte in einer Sache, einen Anfang, eine der öfteften. 
Bedeutungen, welcheeine Figur der vorigen iſt. Ur iſt in diefem 
Verſtande mit unſerm eher, erh, dem. Gothiſchen air, frühe, 
dem Öriech, 4, die Dorgenzeitundder Frühling, zgxy , der 
Anfang, sem alten Latein. ora, der Anfang, und den davon abe 
ſtammenden oriri und ordiri genau verwandt. Dahin gehören 


das alte Urruns, der Morgen, Oriens, Urhab „der Anfang, - 


Urheber Urfprung, Urahn u.a. m. 
rheber, Ueffvung, Urah m. +. Yus, 


eine gliäfitts alte —— in RR im 

en noch als ein Vorwort für ſich allein üblich iſt. Vr- 

eb i ft ben dem Kero ein Ausrotter, Urfago, Entſchuldigung, 
ii für für epebie Zufammenfegungen mit er üblicher. Figuren diefer 
Bedeutung find, (1) die Bedeutung der Endigung, wie in Ur— 


em Are Exeufatio. Im eigentlichen Verſtande find da ⸗ 


9 tbeil, urcheilen, Urfehde und vieleicht noch andere mehr. (2) 
7° Die Bedeutung der Beraubung, wo es ehedem häufig fiir un ges 


braucht wurde; wohin die veralteten Urluſt für Unluſt, Urmuoti, 
unſinnig, — Unrecht, urwaffni, unbewaffnet, urklag, 
Flaglos, urſprach, ſprachlos, das Schwed. urfinnig, unfinn g, 
> das Angelf. orlaker, unfehuldig, um? andere mebr gehören. 


5. Daher wurde es ehedem auch fehr häufig ſtatt der Partifeln - 


er und ver gebraucht, befonders für die erfere, welche mit uns 
ferm ur eigentlich ein und eben daſſelbe Wort ift, und gleichfalls 
Die Bedeutungen des auf und aus in ſich vereiniget. Dahin ger 
horet Notkers Vrlöf, Erlöfung, urfuochen, erfuchen, inglei« 
ben verfuchen, das alte urmar, verrufen, Meoifers urbitt'g, 
erböthig, unſer Urlaub, für Erlaubniß, Urtunde, und andere 
mehr, S. 4. 5. Er. 
6. Zuweilen bedeutet es eine bloße Intenſion, wo es ſi ch als 
eine Figur ſo wohl der erſten, als dritten und vierten Bedentung 
anfeben löffer, und mit erz verwandt il, Uralt, urplöglich, 
die veralteten urmare, ſehr berühmt, a eine völlig voll« 
brachte, unabänderliche That, und andere veraftete mehr, 
Anm. Mehrere Schattirungen-diefer Bedeutungen, welche 
fich doch inggefamme auf eine der angeführten zurück leiten laſſen, 
werden ben den folgenden Zufammenfeßungen vorkommen, Diefe 
Partikel iſt eine von deniehiigen, welche von unſern Wortfor ſchern 
am fleißigſten unterfucht worden, ob fie gleich in ihren Bemühuns 
aen nicht alle gleich glůcklich geivefen, Am forgföltigften hat die 
verfchiedenen Bedeutungen derfelben Dietrich von Stade, in feis 
ner Erklärung einiger Deutſchen Wörter aus Luthers Bibel⸗ Uber⸗ 
ſetzung aus einander zu ſetzen geſucht, und beſounders eine Menge 
mut dieſer Partikel zuſammen geſetzter veralteter Wörter. angefüh⸗ 
vet> mit welchem auch Scifch in feinem Wörterbuche verbunden 
werden kaun. Der leßtere liefert zugleich eine Geſchichte der Mei⸗ 
nungen der Deutfchen Sprachforfcher von dieſet Partikel, welche 
ich. dier nicht wiederhohlen will. 
In den alten Mundarten und Sprachen gebet diefe Partikel mit 
"ihren Verwandten durch ale Bocale durch, ar, er, iv, or, ut, 
yr; ob gleich die Selbftlaute im fchärfften Verſtande eben fo wenig 
eich bedeutend find, als fie gleich Tauteind find. Bleiben wir bey 
der Form ur ſtehen, fo ift diefe Sylbe ur ſprünglich ein nachah⸗ 
minder Ausdruck eines heftigen zitternden und dabey dumpfigen 
Lautes gewefen, welche Bedeutung die ſchon angeführten ira, ir⸗ 
ten, das Angelf. yrre,zornig, das alte Schwedifhe Vr, Schnee, 
‚geftöber ‚das Madagafcatifche Ur, der Regen u. f. f. noch haben, 
wovon ſo wohl der Begriff der Bewegung, als auch der Begriff der 
Größe und Höhe, Figuren find, Zu der Bedeutung der Bewe— 


gung geböret das alte Gotbifche ora, fich bewegen, nebſt einer 


Menge anderer, z. B. unſer hurtig. Eine nahe Figur davon ift 

die Bedeutung der Menge, der Vielheit, die wirkende Urſache der 
» Bewegung und ihres Geräufches, daber Vrbs, die Stadt, und 

das Malabariſche Vr, ein Flecken, eine Stadt. Das Licht hat 

ſeinen Nahmen einer andern Figur der ſchnellen Bewegung zu dan⸗ 

Ben; daber das Hebräifhe MR, ur, leuchten, dag gatein.aurum 
und andere mehr. 


Neue Wörter laſſen ſich mit diefer Vartikel nicht zufammen ſet-⸗ 


gen, außer allenfalls in der Bedeutung des erſten; vielmehr bat 
man die mebreften damit ebedem zuſammen gefeßten veralten laſ⸗ 
‚fen. In vielen if dafür ex und in manchen ver üblich, (©, diefe 


# 


. + * 


Uralt, adj. et adv. ſehr alt, im hoben Grade alt. 


un 958 
bepden Wörter.) Manche im Hochdentſchen veraltete Wörter find 
noch in den Mundarten gangbar, Übrigens ift diefe Sylbe da, wo 


ſie noch gebraucht wird, nicht nur allemahl gedehnt, fondern fie be⸗ 
mächtiget ſich auch des Tones, und ziehet ſelbigen auf ſich zurück. 


Der Urahn, des —en, plur, die—en, ein im Hochdeurfchen 


‚wenig gebräuchliches, im Oberdeutſchen "aber gangbares Wort, 
"den Vater des Großvaters zu bezeichnen, der Ültervater, Großs 
großvdter oder Urgroßvater, Lat.Proavus, welchen man, wen ı 
man mit Ebrerbiethung von deinfelben fpricht, auch wohl ve. Urs 
abnherren nennet. Eben dafeldft heißt die Altermutter oder die 
Urgroßmutter die Urahn sder Urahnfrau. Ur bedeuter bigr ent⸗ 
weder etwas dag eher ift, oder es ſtehet auch in nahe verwandter 
Bedeutung für ober, über, indem der Urahn im Oberdeutſchen 
auch Hberabn und Aberahn genannt wird, S. auch Urältern, 
Urenkel und Uraroßvater. 

in uraltee 
Mann. Diefer Gebrauch iſt uralte. Ur hat hier woblunleug- 
bar eine intenfive Bedentung, welche Jutenfion bier eine Figur fo 
mob! der Größe, alg auch des eher, ſeyn kaun, Angelf. oreald, 
Engl. overold, Im Angelf, ift Vreldi ein Hohes Alter von 70 
bis 80 Fahren, 

Die Urältermutter, plur. sie—mürter, die Mutter des Urs 
großvasers oder der Urgroßmutter, Lat. Atavia, welche man auch 
die Urgroßmutter zu nennen pfleat. So auch der Urältervas 
ter, 8 — 8, plur, die— vater, der Vater des Urgroßvaters 
oder der Urgroßmuster, der Ururgeößvater, Atavus, Beyde 
sufammen werden auch im Plural die Uraltern genannt, d. i. Tie 
Altern im fünften Gliede von dem Water an. Im Dberdeutfchen - 
unterfcheidet man den Uraltvater und. die Ur altmutter noch vor 
dem Uraltervater und der Urältermutter, und macht diefe bey⸗ 
den legtern zu den Altern jener, fo daß Uraltvater und Uralt— 
mutter, fo diel wie Urgroßvater und Urgroßmutter, Abavus - 
und Abaviaift, weil Altvater und Altmuͤtter dafelbft die Groß⸗ 
ältern bedenten. Allein, im Hochdeutſchen iſt diefe Form nicht 
üblich. 

Die Urältern, fing. inuß 1. S. das vorige.) 2. In weiterer 
Bedeutung werden auch alle Vorfahren oder Oorältern über die 
Großältern hinaus Urxleeen genannt, 


Der Uraltervater, S. Urältermutter. 
Urbar, —er, — ſte, adj, etadv. einträglich, was Ruten; En 


winn einträgt, doch nur noch in engerer Bedeutung von der Ober⸗ 
flädje der Erde und ihren Theilen, Feldfrüchte tragend und dazu 
geſchickt gemacht, tragbar; im Öegenfage des wül, ode u ſ. f. 
Urbares Land, angebauetes; Bin ungebaueres Stuck Landes 
urbar machen, es intragbare Acker verwandeln, durch. Ausrot⸗ 
tung des’ Holzes, m.f.f, Miederf. gleichfalls urbar, Holländ, 
oorbaar. Bar ſtammet bier von dem alten bären)tragen, ab, 
ur ift mit er gleich bedeutend, fo daß diefes Wort fo viel wie er= 


> träglih,.d. i. austräglich , einträglich bedeutet, Ertrag has 


bend und gebend. Ehedem wurde es für nüslich, brauchbar übers 
baupt, gebraucht, in welchem weitern Verſtande es im Hochdeut⸗ 
ſchen veraltet ift. 


Das Urbar, des— es, plur.die—e, ein im Ganzen genom⸗ 


‚men im Hechdeutfchen gleichfalls veralteres Wort, welches aur in 
den —J—— bin und. wieder üblich iſt. Es bedeutet darlöft, 

1. Den Nusen, Ertrag, Gewinn, und das Recht, den Rutzen 

von einer Sade zu haben, Meylan, das dem 5. Riche zu ze— 

hörte, und das Rich großen Mugen und Urbar davon gehabt 

hat, in einer Urfunde von 21400 in Goldafts Eonftitut, Was ei: 
ner aus einem Gute nimmt von Urbar, Nutzen oder von 

Fruchten, im Sachfeufp. B. ı. Kap. 17. Daber ift noch in einie 

gen Gegenden das Brauurbar, die Mugung von dem Bierbrauen, 

und 


959 Urb 
* \ R 
und das Recht, felbige zu genießen ; des Branntweinurbar und 
fo ferner. 2. Ein urbar gemachtes Feld, und in engerer Bedeu⸗ 


sung, ein Landgut, Bauergut, Vorwerk; noch bin und wieder in” 


vielen Gegenden. Daher ift das Urbarbuch, im mittlern Lat, 
Vrbarium, ein Buch, in welchem die gebaueten und. zinspflich» 
tigen Felder eines Dites verzeichnet find, und welches oft auch nur 
das Urbar ſchlechthin genaunt wird, Urbarleute, Landleute, fd 
fern fie. angedauere Felder befigen,. Hühner u. f.f. Der Urbar— 
richter, deren Richter, der Dorfrichter; die Urbarſtener, die 
Steuer von den angebaueten Feldern u. f.f. 3. Ein. Buch oder 


Berzeichnig, worein die Rugung oder der Ertraggewiffer Art ger 
tragen wird. Befonders wird das Verzeichniß der zu einem Orte 


gehörigen urbaren Grundſtücke nach ihren Beſttzern und Abgas 
ben noch an vielen Drten das Urbar, vollftändiger das Urbar- 


a NEN En en a. 
Ey IR 
x + TEN N 


urf 
der Abgaben. Im Meklenbutgiſchen iſt urbor diejenige Abgabe, 
welche dein Stifter der Suiftungsherren einer Stadt u. ff. zur 
Erkenntniß oder von ihm gefgrhenen Stiftung entrichtet wird, 
und alsdann von Urbede noch unterfchieden feyn foll, ob gleich 


diefer Unterfchied vielleicht nucin Worten beſtehen mag, es müßte 
denn Urbede dufeldft noch eine andere Abgabe bezeichnen, als die, 


welche zur Erkenntniß des Grundeigenthumes entrichtet wird. In 


dem Sihfifhen Erzgebirge iſt die Urbühr, die Gebühr, oder. der 
Ertvag, welchen der Landeshere von dem Bergwerke hat, und wels 


cher befonders in dem Zehenten beftehet, daher der Zehentner dar 


buch, im mittlern Lat, Vrbarium, genannt, welches legtere 


manche ſehr unrichtig von Vrbs, die Stadt, adgeleiter haben, 
An andern Drten heißt ein folches Berzeichniß, das Grundbuch, _ 
Lagerbuch, Zinsbuch u.f. f. 4. Eine Abgabe, S. Urbede und 


urbuͤhr. 
Anm. Dieſes Wort, welches in der erſten Bedeutung auch im 
Lateine der mittlern Zeiten Vrbora, Vrbura lauter, ſtammt, 


fo wie das vorige Biywort, von bären, tragen, und ur oder er 


her, und bedenset eigentlich genau fo viel, wie Ertrag. 


Die Urbe, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nahıne des 


Goldbraſſens, ©. Orf. 
*Die Urbethe, Urbede, oder Orbede, plur, die — n, ein 
aut in einigen Niederdeutſchen Gegenden übliches Wort, diejenige 


ſelbſt ehedem auch der Urbübrer, und der Gegenfcpveiber, der 
Urbührfchreiber genannt eure. \ 


Anm, Das Wort ift mit uUrbar völlig gleich bedeutend, und 


ſtammet von bübren, baren, ad, fo fern ſolches ehedem fo wohl 
tragen, eintragen, als auch einnehmen, bedeutete, Weiche das 
Wegegeld bübren, d.i. heben, einnehmen, in der Jülich. Polis 


jep- Ordnung. So ſolch Geld nach Morchzal gebührt, aus, _ 


trägt, Tſchudi. Ur iſt auch hier fo viel als er, wie denn irpu- 
ren, erpüren, bey den Schriftſtellern dermüitlern Seiten häufig 
fürerheben vorfommt, 843 * 






— 


Der Ucin?el, des —$, plur. ütnom. fing. Fämin. die Uren -⸗ 


Felinn, des Enkels oder der Enkelinn Sohn oder Tochter, das 


“vierte Glied in abfteigender Linie, Lat. Pranepos, Proneptis. ’ 


Ur kann hier eigentlich nicht die Bedeutung des ns oder erit has 
ben, twie in den Verwandefchaftsnahmen der auffteigenden Linie, 
und fcheint daher bloß zur Nachahmung der Iegtern argenommen 
zu ſeyn, oder auch für ober zu fiehen, gleichfam Oberenkel, 


Abgabe zu bezeichnen, welche von denÖrundftücken, befonders von Der Urerbe, des—n , plur. sie —n, Fämitt. die Uyerbinn, 


den Feldern, zur Erkenntniß der Oberherrſchaft und des Eigen» 
thums entrichtet wird, und in einigen Gegenden auch Bedemund, 
d. i. Bethemünze, oder ein erbethenes Geld, in den adeligen 
Städten Pommerns aber auch der Junkerthaler heißt. So fern 
fie nurvon urbaeen Feldern gegeben wird, wird fig in einigen 
Gegenden auch das Urbar genannt. ©, Rherü Dill. de anti- 
quillima germanicarum ciuitatum penfitatione vulgo, 
Orbede. Da Berhe, Riederf, Bede, im Niederf, fehon von meh» 
rern Arten der Abgaben gebraucht wird, weil fie anfänglich freg« 
willige Gaben waren, welche bittweife gefordert wurden, fo 
fcheint ur in diefer Zufemmenfegung auch nichts anders als er, 
und das ganze Wort eine erbethene Abgabe zu bedeuten , man 


müßte denn wahrfcheinlih machen Fönnen, daß es aus Urbarbede 


zuſammien gezogen worden, ©. auch Bedemund und Bethe. 
Der Urbeginn, des — es, plur, die—e, ein im Soch drut⸗ 
{Ken ungewöhnliches, nur von einigen gebrauchtes Wort, den er. 
ſten, urfprünglichen Beginn oderAnfang zu bezeichnen, wofür ans 
dere auch wohl Uranfang gebrauchen. Der Urbeginn aller Dinz 
ge, der erfte Anfang, Bon ur, daserfke feiner Art. 
Das Urbild, des — es, plur. sic — er, ein Wort, durch wel⸗ 
ches man geſucht hat, das Latein. Original auszudruden, im Ge⸗ 
‚genfage der Copie, welches aber doch ſehr unſchicklich ifk, den Bes 
griffdiefes Wortes in-allen Fällen zu bezeichnen, Auf welchem 
Planeten mag Gellert wohl das Urbild zu feiner Franfen $rau 


Uregig, — er, — fie, adj. et a 


ein nur in den Rechten übliches Wort, den erſten oder Hünpters 


ben zu bezeichnen, im Begenfage des Nacherben oder After— 
erben von ur das erſte feiner Art. — 
adv. ein nur in den gemeinen. 
Mundarıen üblihes Wort, welches befonders von dem Diebe üb⸗ 
Lich ift, wenn es ſatt iff, und nur in dem Zutter herum wühler, 


8 


Holland. coraetig. Ur ſtehet bier für über, und uregig, für 


übergeffen, wenn es ſich gleichfam überfreſſen har, 


Der Urf,ein Eid, ©, Of. ., a... 00 
Das Urfahr, des — es plur. die—e, ein nur in einigen 


ſhm nach unz an das Urfar über die Rewſe zu Windiſch, Has 


D 


gefunden haben? Wo es von einer Perſon ungewöhnlich iſt, in⸗ 


dem Bild für Perſon, in der auffündigen Schreibart veraktet iſt. 


Aın erträglichften ift es noch von einem aemahlten oder gezeichne⸗ 
ten urſprünglichen Bilde, fo fern es von der Copie unterſchieden 
werden fol, obgleich in manchen Fällen beyde au) das Vor⸗ und 
Hahbild genannt werden. Wenn von Schriften die Rede ift, fü 
ift Urſchrift eingeführet. S. auch Original. 

"Die Urbühr, Riederſ. Urbor, plur, die — en ein auch nur 
in einigen Segenden übliches Wort, welches theils für Urbethe ge⸗ 
braucht wird, (Sdie ſes Wort,) cheils von inigen andern Arıeu 


Gegenden , 3. B. in Dfterreich, üöliches Wort, die überfahrt 
über einen Fluß zu bezeichnen, und den Ort, wo man überfährt, 


ingleichen das Überfabresrecht. Er gab dem Kloſter Lilienfeld». 


Wilhelmsburg und. dag Urfar dafelbft anf der Troife, in einer 
Handfchrift des Kloſters Neuburg bey dem Friſch. Sie folgten: 


— 


gen bey dem Pez. Dader iſt eben daſelbſt der Urfahrherr, dee 


Grundherr eines ſolchen Urfahres, welches Wort von vinigen ir⸗ 
rig für Obrigkeit überhaupt verſtauden wird, Ur iſt auch hier aus 
iber zuſammen gezogen. 
ie Urfe, ein Fiſch, S. Orf. ER 
ie Urfehde, plur. die—n, ein altes, jegt nur noch in der 
Rechten üblihes Wort, das eidlicheBerfprechen zu bezeichnen, daß. 
man fih wegen einer Beleidigung, und befonders wegen eines er⸗ 


Vittenen Verhaftes, nicht rächen wolle, der Eid eines verwiefenen > 


oder entlafjenen Verhafteten, ſich nicht zu rächen. Die Urfehde 
fhwören. Die Urfehde brechen, ſich, der geſchworuen Urfehde 
ungkachtet, zu vächen fuchen. Im Niederſ. GOorveithe, wo auch 
oorfeiden und verorfeiden, die Urfebde ſchwören bedeutet, Schw. 


Urfecht, im mittlern Lat. Vrpheda. Die letzte Hälfte dieſes 


ort it das alte Sehde, Krieg, atliche Feindfehaft;die Par⸗ 
tikel ur aber, bey welcher faſt alle Woriforſcher in diefem Falle 
angeſtoßen find, bat bier unftreitig die Bedeutung des un, welche 
aus andern Beyſpielen erweislich genyg if, ©. Ur; fo m. 









iffetpäter oder. auh andern Verhafteten, bey 
‚aus dein Berhafte, die Urfehde ſchworen zu faffen, 
5 von dem inden mittleren Zeiten fo üblichen Fauſtrechte 


en Raten. Ein anderes bey nahe gleich bedeutendes, 
wenigſtens im Hochdeutſchen veralietes Wort iſt Urfriede, 
oder das eidliche Verſprechen eines Verhafteten, den Frieden we⸗ 
gen des Verhaftes nicht zu brechen, welches in den Schriften der 


andere Bedeutung haben muß, als in Urfehde. Friſch vermu- 
rn thet nicht amwährfheinlih, daß es fo viel als verfriede bedeute, 


und von dem veralteten verfrieden, duch Zrieden oder Befricdiz , 


gung befeftigen, abſtamme. ERFER ; 
I + Der Urgeift, des —es, plur. inuf, der erſte urſprüngliche 
0 Beift, ein nur bey den Myſtikern und Goldmacheen übliches Wort, 
Bi - worunterdie erften, wenn fie anders feldft einen Verſtaud damit 
9 verbinden, doch wohl nichts auders als Gott verſtehen können. Ein 
ähnliches, auch nur bey den Myſtikern gangbares Wort iſt der 

Urgeund, der erfte urfprüngliche Gennd. - 
Die ürgicht, plur. die — en, ein altes nur noch in den Rechten 
miancher Öegenden übliches Wort, das Bekenntniß eines Miffe- 
thäters, befonders deſſen Befenntnif auf der Folter zu bezeichnen. 





IE. Das einfahe Gicht, von gihan, gehan, bekennen, iſt längft 

veraltet. Wächtet glaubt, daß ur hier fo viel als vor, und Urs 
Br gicht ein vor dem Richter abgelegtes Befenutniß bedeute; wahr⸗ 
— ſcheinlicher, und der Analogie anderer Wörter gemaßer, erklärt 
— Friſch die Partikel Hier durch ver, zumabl da vergicht für Be- 
J kemtniß in den vorigen Jahrhuaderten, ſo wie verjahen und vers 


gichten für bekeuuen, mehrmahls vorkommt. Wer myn vergicht 
vor den Lüten, des vergich ych vor mynen himliſchen Dater, 
in einer alten handſchriftl. Überſezung der Bibel bey dem Friſch. 
er So daß Urgicht eigentlich ein jedes Bekenutniß beventet. Giebe 
9 auch 1 Gicht. B j — 
Der Urgroßvater, des — s, plur. die — väter, des: Groß⸗ 
Be: vaters oder der Groß mutter Großvater, oder des Altervaters, oder 
der Älterinutter Bater, Abavus. Go auch die Urgroßmutter, 
lar.die — mütter. Beyde zufammen Iverden mit eitten gr— 
meinfchaftliben Nahmen die Urgroßältern, ohne Singular, ge⸗ 
nanut. S.Urältern. - - — 
Der Urgrund, des —es, plur. die — gründe, S. Urgeiſt 
"Der Urhab oder Urheb, des — es, plur. car, vin neraitetes, 
nur im geineinen Leben einiger Gegenden übliches Wort. 1. Der 
Sauerteig und die Sefen, von erheben, wo ur für ex ſtehet. 2. Der 
Aufena, der Urfprung eines Dinges, als eiie Figur der, Eihe: 
bung. S. Urheber. 
Der Urhahn, ©. Auerhahn. 
Der Urheber, des — s, p ur. utnom. fing. Fämin. Sie Ur he⸗ 
berinn, eigentlich diejenige Perfon, welche ein Ding, eine Sache 
J “angefangen, angehoben hat, fo wohl in gutem als böſein Vers 
fiande, doch mehr im legten, als im erften ; Ser Ahfänger. Der 
Urheber eines Streites, eines Krieges. Der Urheber des Aufe 
ruhres iſt noch. nicht ausfindig gemacht worden , der. Anftifter, 
-ı Rädelsführer.. Der Urheber einer Keligion. In weiterer Ber 











3— deutung eine jede Perſon, in welcher ein anderes Ding feinem 
Weſen und feinen Eigenfhaften nach gegründet ift, eine Perfon,- 
fo fern fiediewirkende Urſache eines Dinges if; in welcher Br⸗ 
J dentung es beſonders in der philo ſophiſchen Schreibart der neuern 
Zeiten häufig gebraucht worden. Gott, der Urheber aller Din⸗ 
US ge... Sich ſtreiten, ob Gott der Urheber des Böfen in ser 
4 Mole iſt. Ein Gonner iſt der Urheber unſers Glückes. Der 


1a & uUrheber eines Buches, deſſen Autor, beffer dey Derfaffen, - 
8 re Adel. W. B. 4, ch.2, Auft· a * —— 


— 





fang aller Fehte bedentet. Die Sewohn⸗ 


d der damah Is gangbaren Selbſtrache der, und hat auch no 


mittlern Zeiten mebrmapis vorkommt, und wo ur freplich eine - 


ae No ..7 96% 
Anm Das Woet in alt, und iſt zu zleich cinres bon den weniasr 
mit ur zuſa umen geſetzten Wörtern, weiche allgemein ganzbar 
geblieden find, beſonders in der erſten eugeca Beventuuz.. € 
lantet bey dem Hornegk, zu Aafauge des ı 3124 Jabrhundertes 
Oxrthab Orthaber, ben feinen „Zeitgenojjen ebay, Ahyab 
u. f.und ſtammet von dein alten Zeit vorte uchedem flır erheben 
ber, welchesim eigentlichen Berftaude (Ho bin dem Haban Raus 
rus vorfonmt;urhepäit, extollite; hexrnach aber figürlich ‚fo 
wie anheben, für anfangen gebrauchs wurde, in welcher Bedeu⸗ 
tung erheben noch je: in manchen Fällen üblich iſt. Ur bedeutet 
hier alſo nichteigentlich das erike eines Dinges, gleichfan den em 
fien Anfanger, ſondern hat die Bedeutung des auf, eine Bewe⸗ 
gung in die Höhe zu dezeichuen. - Kero umd Notker gebrauchen: - 
fürurheber das vö.lig veralfe. Orsfrummi, vondein noch Baie⸗ 
rifche und Dberpfälzifcehen fremman, frieinen, anfangen, nid 
ort, welches bier fo wie in Horuegks Orthab mit ur gleich bedeu⸗ 
tend ift: Uphilas gebraucht für anfangen mit einer andern aber 
gleich bedeutenden Borfplde ushafjan, in Dänifihen aber heißt 
der Urheber nach einer ſehr buchfläbtichen Überfegung Ophapo— 
mand,/ Aufpeber. 5 —— 
Urian, ein in den gemeinen Sprecharten als ein. eigenthümlicher 
Nahme übliches Wort, welches man mit dem Ehrenworte Zere, 
als eine Art eines ſcherzhaften Schimpfworte, von einem Ptanne ' 
gebraucht, vor welchen man wenig Achtung an den Tag Legen 
will, befonderg, wenn man feiner in einem Falle gedenkt, wo 
man ihn nicht erwartete. Als wir uns am beiten über ibn. lu⸗ 
fig. machten, trat berr Urian herein, der, über welchen wir - 
foetteten,. Jetzt erblicfte ich den zerrn Urlan, den ich ſuchte. 

" Mein Sere Urian iſt noch nicht da. Das Wort, welches auch 
im Niederdeutſchen gangbar iſt, ift von uitbefaunser Bedeuting 

und Askuuft. Des ehemahligen Bremifchen Archivaril Pot A— 
leitung, der es dem Brenuſch ⸗ Riederſ. Woörterbuche zu Felge; won 

Urhahn, genitale viri, ableitete, iſt ſo gezwwungen als möglich, 
ud noch dazu unanſt indig. Allem Auſehen nach ites urfpringe 
lic) ein eigenehümlicher Rahme eines Hannes geiwefen, der. ſich 
irgend etwa durch eine poſterlich⸗ verächtliche Handlung verewigt 
bat; dergleichen Rahmen in den gemeinen Sprecharten ſehr viele 
vorfommen, Denmanden Urtas der Bibel iſt wohl nicht zu ge⸗ 
denlen. F — Ra 

Der Urin, des— rs, plur. doch nur von mehrern Arten oder 
Quautitãten, die —e, diejenige unnütze wöfferige Feuchsigfeit in 
den thieriſchen Körper; welche fi in der Blaſe fanımelt, durch 
die untern Theile des Leibes abgeführet wird, und in einer Art 
L.uge beſtehet, welche nicht mit in die Mifhung des thierifhen 
Körpers kommt, daher derjelbe auch Kammerlange genannt wird, 

„. melde Benenunng nicht bloß ſcherzhaft iſt; ondern in den Dranns 
faeturen, wo man den Urin nörhig hat, 53. 8, bey den Fuchbe- 
teitzen, als ein.ernfthafter anftändiger Ausdruck üblich ift. Den 
Urin Iaffen, bey einigen urinieren. Urintreibende Arzneyen. 

nm. Er ift aus dem Lat, Yrina entlehut, und zwar als ein 
anfäntigerer Ausdruck für die im gemeinen Leben üblichen niedriz 
gern. Judeffen werden auch Waſſer (it der engern Bedentung) 
und Sarn dä der. anſtäudigen Sprechart gebranht, obgleich das 
Keste mehr. in Schriften, als im Sprechen, üblich if. Die gemisiz 
nen und niedrigen Sprecharten baden eine: Menge anderer Auss 
drücke, den Urin und das Laffen deffelben zu bezeichnen, die ich 
‚bier nicht auführen mag. Nur das Nieder; Mige nnd migen 
verdienen wegen feines Alters und wegen feiner Berwandt haft 
eine Ausnahme, Es lautet im Schwer. und Isländ. gleichfalls 
Miga, inf-Angelf. Migan und Mighta, und kommt mit den 

“ at, mejere und mingere, und dem Griech keys und oa xaıv 

genau iberein, Das Stammwort if, dem Ihre zw Folgen das 
> EP) Br Dale⸗ 


* 


* 


965 E dei 


ei Datefarlife Megen, das —— Glied, welches wieder von. 


Megn, Wacht, abfiammen fol. Nette, Näffe, if gu im 
Niederfächfifchen ein anftändiger, und Pinkel, pinteln, eben da⸗ 
ſelbſt ein vertraulich-anftändiger Ausdruck. 

Die Urin-Blaſe, -plur, die—n, die Blaſe in dem Unterleibe, 
worin fich dee Urin ſammelt; in Schriften die Sarnblafe, 

Die Urin-Blume, S. Bergnägelein. 

Der Urin:Beift, des — es, plur. doch nur von mehrern Ars 


ten, die— er, in. der Chymie, ein aus dem re abgezogener 


ſehr Richtiger Geiſt; dev Sarngeiſt. 
Das Urin-Glas, des— es, plur. Bei gtäfee, ein Stas, 


den Urin zur Befichtigung für den Arzedarin aufzubehalten; das 


Sarnglas. 

Das Urin:Salz, des — es, plur. dsch nur von mehrern Arten 
oder Duantirtäten, Sie —e, ein fihmeljbares phosphoriſches 
Satz, welches man erhält, wenn man den Urin zu Kryſtallen an⸗ 
ſchießen läſſet. 

Die Urkraft, plur. die — Beäfte, die erſte urſprüngliche Kraft 
eines Dinges. Die Urkraft Gottes, fo fern fie dee Urſprung 
und der Grund aller übrigen Kräfte iſt. Die urkräfte ser Welt, 
die erften, der Welt gleich bey ihrer Entſtebung mitgetheilten 
Kräfte. 

Die Urkunde, ai dien, ein fehr altes, in den neuer geis 
fen oft mißverftandenes Wort, Es bedeutet, ir Ein Zeugniß, 
in welcher Bedeutung diefes Worrfehr ale ift, und ſchon im Iſi⸗ 
der Archundi, dey dem Kero aber Urchundi lautet, Ther 
guam ci urkunde,der fam zunrSeugniffe, im Tatian. Dite 
Fried und feine Zeitgenoſſen gebrauchen es in he Bedeutung 
fee häufig. 

Darnach er zu vrkunndt erſchalt 

Sein Zoren, Theuerd. 
Sum Beweife, zum Zeugniffe. Daes denn auch wohl männlichen 
Goſchlechtes war. Tabernafel des Urkundes, die Hütte des 
Zeugniſſes, des Stifts, in einer.aften Bibel: Über tsung bey dem 
Friſch. Ziurchundi ziuho, in der Monſeeiſchen Gloſſe, ich 
zeibe oder bezeuge zum Zengniſſe. Man gebraucht es in diefer 
Bedeutung nur noch in fehriftlicher Seugniffen oder andern ſchrift⸗ 
lichen Verhandlungen, ain Schhuffe derfelden, Zu Urkunde deffen 


(leg obigen) iſt gegenwärtige Schrift — unterfohrieben — und - 


unterfiegele worden u. f.f. Zu deffen Zeugniß, Beweis. Aus 
- Ber welchem Falle es im Hochdentfchen veraltet ift, Schr häufig 
bedeutete cs ehedem auch im männlichen Geſchlechte einen Zeugen. 


Thie mugun urkundon ſin, die mögen Zeugen ſevn, Dur. 


' Ein warerGodes urkunde, in dern alten Fragmente auf Earln 
den Großen bey demSchitter, Und alsdann hirß zum Unterſchiede 
einZengnig auch Urk undlchaft dey den Handwerkeru nöd jent 
Kundſchaft) undUrchundituom, welches letztere in den Mouse 
feeiſchen Gloſſen vorfommt. 2. In eugerer Bedeutung, einſchrift⸗ 
liches Zeugniß, be ſonders aber jede ſchriftliche, vornehmlich dffent⸗ 
liche Verhandlung, fo fern ſie in märern Zeiten zu einen: völligen 
Beweiſe dienet ; wo diefes Wort von alten öffengfichen Terbardluns 


den, Befonders älterer Zeiten gebräncht wird, welche nien mit eis 


nein ähnlichen Lateiniſchen Ausdrucke auch Dokumente zirnenten 
pflege, eine Beweisſchrift. Alte Urkunden ſammeln. Ur— 
kunden her aus geben, fie drucken laffen.  Sandfchriftliche, ge⸗ 
ſchriebene, gedruckte Urkunden. Ein Urkundenbuch Chär- 
tularium, in welches die Urkunden eingetto gen werden. Die Ur⸗ 
— —— welche, fo fern ſie dſentlich iſt, ein Archiv 
heißt. Woraus erheller, daß vs von allen Betweis ſchriften diefer 
Art gebraucht wird, ohne einen Unreifchier zwiſchen Originalen 
dder Copien zu machen, 3. Guten cher Zeiten haben einige 
Schriftſteller angefangen, diefrs Wort rhels in engerer, Hells in 


[4 


Aeranden, verb. reg. act. bezengen , ein nur noch in den” 
# fehrifitichen öffentlichen Verbandlungen, 3.8. in Verträgen aller 


“ter, außer diefem Falle aber im Hochdeurfchen völlg veraliet iſt. 


Urkundlich, adj. et adv. von Urkunde ı, in Gefralteines Benge R 


Der Urlaub, des—es, plur. car, ein ebedem feßr gangsares,. 


es denn duch von der Seit gebraucht wird, auf wie lange, diefe Ers 





weiterer Beseutung Origin u be fo ken —— 


die Urſchrift, im Begenjage der Eopie, als auch den Grundtert, , 

die Beumdfehrift, im Gegenſatze der überfegung , bezeichnet, 

Die Zweifel hat die Mißdeutung der Partikel ur in diefee Zufams 

nienfegung diefen Mißbrauch veranlaffet, denn dag in derielben 

fein Grund zu einer ſolchen Bedeutung vorhanden iff, indemier 

Funde nichts mehr als Beweisſchrift bezeichnen fann, wird fr | 
gleich erhellen, 

Anm, Denn es iſt erweislih genug, daß ur bier nicht das 
erſte oder uefprüngliche feiner Act bedeuter, fondern das bloße er, 
nach der veralteten rauhen Ausfprache ift, und von dem alten ar- 
kunden, urkunden, erkunden, bejeugen, beweifen; Aunds 
ſchaft geben, abftammet. Mit gareuuemBilidum dher Hei- 
ligi ehilcribes eu izs archundemes,wir wollen es mit ange» 
zogenen Beyſpielen der heiligen Schrift beweiſen, im Iſidor. Die 
Reẽgel habendwir geſchrieben durch das, — das wir 
unsdamit erzogen zu habenerfam fitten oder einam 
fang der bekerung erkunnen, wır haben die Hegel gefchrier 
ben, — damit wir dadurch beweifen; da wir ehrfame Sitten oder 
einen Anfang der®efehrung babe. Alloich ouch erchunne- 
ta, Notker Pi. 55. Und fo in andern&telfen niehr, wo erkunden, — 
und na einer geöbern Mundart urkunden, nichts anders als be⸗ 
geugen, beweiſen bedeutet. S. auch dag folgende, 


- 





Art, Notariats-Inſt ram enten, u. f.f.übliches Wort, welche ſich 
genteiniglich mit den Worten anzufangen pflegen: wir ⸗ urkun⸗ 
den und bekennen u. f. f. wo es weiter nichts als bezeugen bedeus 


"©. des vorige, Anm, 


niffes, zu einem Jengniffe, befonders als in Nebenwort, gleich⸗ 
falls nut in öffentlichen ſchriftlichen Verhandlungen. Zu mehre⸗ 
rer Sicherheit ift gegenwãrtiges urkundlich unterſchrieben und 
beſtegelt worden, d,1. zum Zeugniſſe, zum Veweiſe, — 
auch ſagt, zu deſſen Urkunde. 


jetzt bis anf einige wenige Fälle veraltetes Wort. 1.,* Eine jede 
Erlaubniß, eine jegt völlig veraltete Bedeutung , in welcher es 
ehe dem auch ungewiffen Öefchlechtes war. Schon dep dem Kero 
Vrlaubis, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey 
dem Schilter Orlof, Dän. Orlov, Niederf. verlöv, Schwed. 
Orlof, 3sland, Ordlof. Daz Vrlob gibt der Konig, im 
Schiwabeafpiegel: Wit gebraudgen es, 2. nur noch in engerer 
Bedeutung,von der Erlaubnif eines Höhern, weggugehen, fich auf 
eirige Zeit zu entfernen, wo esdoch auch nuͤr im gemeinen Leben 
und in einigen Fällen üblich it, Man gebraucht es am häufigſten 
obne Artifel, Wenn frch der Schü er auf Furge Zeite aus der Lehr» 
ſtunde entfernen will, ſo bittet ev den Lehrer um Urlaub. Am 
bänfsaften iſt es bey den Soldaten won der Erlaubniß, welche der 
Norgefeßte feinem Untergebenrn aibt, ſich Aufeine gewiffe Beitaus 
dem Stand. Quartiere zu entfernen, oder aud) nur von den ges 
wöhnlichen Dienfte befreperzufoyn. Kinem Soldaten Urlaub 
geben, Urlaub nehmen, diefe Erlaußnig fuchen und erhalten, 
Urlaub haben, im gemeinen Leben auch auf Urlaub fegn. Da 





laubniß ertheilet wird, in welchem Falle es auch den Artifel leider, 
Der Urlaub iſf aus, iſt zu Ende Daher beurlauben, foldien - 
Urlaub geben oder eribeilen. 3. Der Abfcbied, die Abreife, Enz 
fee ng, und die Worte, mit welchen man ſich in der gefellfchafte 
lichen Höflichkeit in die ſen Falle einem Anderr emipfichker. Der 
fumerurloub hat gen ommen, Graf Krafı REISEN E 

i uc 8 





— 


share ir yil lichte ougen rot 
ER uvrlub nam und mich in ir genade bot, 
Graf Ditopon Bottenloube. 

UVrlup der Titter do genaın 
— ME villiben fro.wen lin, der Burgg.von Liunz. 
— 7——— Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen gleichfalls veraltet. 
Man ſagt nur noch im gemeinen Leben, Urlaub hinter der Thür 
nehmen, d. i. ohne Abſchied zu nehmen, weggeben, Judeſſen 
Dar man davon noch das zuſammen sejegte ſich beurlauben, Ab⸗ 
ſchied nehmen, S. daſſelbe. 


als die Vorſylbe er nach einer rauhern Oberdeutſchen Mundart, 
und daß Urlaub mit Erlaubniß eigentlich gleich bedeutend iſt, fo 
"wie das veraltete urlauben mit erlauben, 


völlig unbekanntes Wort, Demetriushatte allem Rrieasvalf' 
geurlaubet, ı Macc. 11,55; wo es in engerer Bedeutung für 
beurlauben flebet. 

Die Urle, plur.vie—n, S. Ahorn. 

Der Urmann, des—es, plur, die —männer, oder — leute, 


bezeichnen, woraus es auch zuſammen gezogen it. ©. Urbar. 

* Das Urmaß, des —es „ plur. die—e, einim Hochdeutſchen 
unbefanntes, nur inder Schweiz übliches Wort, das Aichmaß zu 
bezeichnen, gleichfam das erſte urſprüngliche Mag, welches allen 
übrigen zum Muſter diefer dienet; von ur, das erite feiner Art. 

Die Urne, plur. de —n, ausdem£at. Vrna, ein Sopf, War: 
ſereimer. 
Schreibart von den Zöpfen dev Alten, beſonders von denjenigen, 

- gemeinigtich irdenen Gefäßen, worin die Alten die Aſche der,oer. 
"brannten Röeper bepzufesen pflegten. Ihr Aymphen, wen ihr 
auf eugen Urnen fhlummert, Geßn. ‚auf euren Waſſerbehaltniſ⸗ 
fen. Wenn ih an deiner Urne ſteh' und weine, figürlich, für 
bey deinem Grabe, als eine Anſpielung auf die Sodtentöpfe dir 
Alten. Im Dberdeutfchen hingegen iſt Urne/ und nach Oberdeut⸗ 
ſcher Ausſprache Hrn, in manchen Gegenden auch ein beſtimmtes 
Maß, fo wohl flüffiger als fefter. Dinge, Ju Oſterreich kommt es 
in den mittlern Zeiten⸗ls ein Weinmaß vor, und noch jetzt iſt in 
Zirol Urn oder Uern ein Map, deren zwey uugefähr drey Wie⸗ 
ner Einer halten. 


if. 

Urplöglicy, adj.etadv. ſehr Aotzlich, im Höfen Grade plötz ⸗ 
lich, ſo plötzlich, als man ſich nur denken kann; ein eigentlich 
Oberdeutſches Wort, welches aber in den neuern Zeiten auch in 


"gefunden, 
Urplöglic ind der Selfen graue Rüden 
Zu Tempeln und Pallälten ausgehöhlt, Raml. 
3 Doch ein Geraͤuſch entſteht, die Thür wird auf⸗ 
geriſſen, 
So daß ſich Wirth und Sa urplöglich trolfen müffen, 
BGaged. 

Anm. Ur hat hier unſtreitig eine intenfioe Bedeutung, welche 
es in vielen Fällen mit der Vorſylbe ev, aus welcher es entſtanden 
> if, gemein hat. Im ſechzehenten Jahrhunderte fumnt im Ober⸗ 

deutſchen urberdig, urbering, in eben dieſem Verſtande vor. 
Der Urquell, des —es, plur, inuf. der urfprünglihe Quell in 
figürlichem Verſtande, derjenige, in welchem alles übrige gegrün⸗ 
det iſt; eimnurinder höhern Schreibart übliches Wort, in weils 
Shen Bott zuweilen der Urquell alles Guten, aller rg ff 
genannt —— 





Unm: Aus dem obigen erhellet, daß ur bier nichts anders iſt, 


*Urlauben, verb, reg. act. erlauben, ein im Hochdeutſchen 


ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, ein n Urbarmann zu 


Dan gebraucht es im Hochdeutſchen anne in der edlern 


Der Urochs, S. Auerochs, welches im Hochdeutſchen gangbar 


der höhern und dichterifchen Schreibart der Bochdeniſchen Platz 


wre: 966 


Die Ueſache, plur. die — n. 3.* Eine Entfäjuldigung, ; in wel⸗ 
her Bedeutuug es in Lipſti Aemaunifhea Gloͤſſen ſchon Uriago 
„lautet, im Schwed. Vrlake, wo auch das Zeitwort urläkta, 
entſchuldigen bedeutet. In ähnlicher Bedeutung iſt defeldfi urla- 
ker, uuſchaldig. In beyden Bedeutungen ſiehet ur für aus, um 
und ent, eine Beraubung zu bezeichnen, fo daß Urſache in dieſer 
Bedeutung eine buchſt abliche Uber ſetzuug von Exculatıo zu ſeyn 
fipeiner, und mit Ausrede gleich bedeutend iſt. Da ur nnd ver ſehr 
oft mit einander verwechſelt weeden, fo gebraucht Nero Farlaha 
und farlahhan, fürSutſchuldigung und entſchuldigen. DaßSa⸗ 
che aber, wo nicht in allen, doch in vielen Bedeutuugen, von ſagen 
abſtammet, welche Ableitung auch bier angenommendverden muß, 
iſt fhon bey diefem Worte bemerket. Übrigens iſt es in diefem 
Verſtande im Hochdentfchen veraltet, außer wenn es mit der fol⸗ 
genden Bedeutung zufonimen fchmilzt, indem dagjen⸗ ze, was man 
‚zur Entſchuldigung anfüprt, oft die Urſache iſt, warum es geſche⸗ 
ben ſeyn ſoll. 
2. Dasjenige, warum etwas iſt oder geſchiehet. (2) In dein 
weitefien Umfange diefes Begriffes ohne nähere Beftimmung des 
dar in befindlichen Mannigfaltigen ; wo es oft mit Grund als gleich 
bedentend gebraucht wird, obgleich dieſes eigentlich dasjenige be⸗ 
zeichnet, woraus wir erkennen, warum etwas if oder geſchiehet. 
Urſache wird bier anf mancherley Art verbunden, welche fich beſ⸗ 
‚fer und kürzer am Beyſpielen als durch Regeln zeigen läffet. Du 
haſt Feine Urſache zu weinen, Sich zu beklagen. . Viele Urſa— 
hen haben, jemanden nit zu trauen. Urſache zu etwas ha⸗ 
ben, geben. Du haſt hohe (ſehr gegtündele triftige) Urſache, 
Gott zu bitten. IH fehr Feine Urſache zu dieſem Verfahren, 
Du haſt mir Urſache dazu gegeben. Die Urſache der Trau⸗ 
rigkeit, beſſer zur Traͤurigkeit; indem der Genitiv ‚nur in der 
folgenden engern Bedeninng der wirkenden Urſache Statt finder. 
So auch: keine Urſache des Todes wurde an Jeſu funden, ‚Luc 
23,223; d.i. feine Iefache, Jeſum zum Tode gu vernrtbeilen, 
"Das iſt die Urſache davon. Überbaupt wird Urſache nie dem 
Wörtchen zu verbunden, wenn der Bewegungsgrund oder. dae⸗ 
jenige augedeuter werden fol, warnın man etwas thuitoder leidet, 
Die Urſache, welche ich dazu habe, oder au), warum ich dies 
fes thue. Die Mifache, warum er nicht Fam, war: u fü f. 
Ich habe eg aus der Urſache gerban. Aus was für Urſachen 
wollte er nicht kommen? Ich verfchtweige 88 ‚ um vieler Urs 
ſachen willen. lm diefer Urfache willen. “ Um der Urſache 
willen babe ich euch gebethen, Apoft. 28, 20, 
ner Urfache willen, Matth, 19,3. Nach der Uxfache fragen, 
die Urfache wiffen wollen. Der Ts will eine Urfache haben. 
Einelirfade von dem Zaune brechen, im gemeinen £eben, une 
gesründeten Anlaß zn etwas fuchen und nebmen. Das batfeine 
Urſachen. Es gefipieher nichts ohne Urſachen. Ghne Urſa⸗ 
che auf jemanden zürnen. Der Vater muß aber doch feine 
Urſachen haben, Weiße. Nur im gemeinen Leben übliche Bor» 
bindungsarten find: er iſt nicht gefommen,\ Urſache, weil er 
krank war. Ich onte nicht Fommen ; Urſache deſſen, ich 
war krank. 

(2) Ju einigen engern Fälen. (a) Dasjenige, wodurch che 
was. anders hervor gebracht wird, ein Ding, welches duch feine 
Wirfung etwas Mögliches wirflih macht, volffändiger, die. wire 

kende Urſache, Caulaefficiens; mit der zweyten Endung des 
Hanptwortes, Die Luft iſt die Urſache des Wachsthums der 

Srüchte, die Sonne der Wärme. Die Unmäßigkeit war die Urs 

Sache feines Todes. Du bift die Urfache alles meinestinglüdes. 

Alles. Bofen Urfache it, ‚den fihändlichen. Götzen dienen, 

Weisb. 14,27. Chriſtus iſt eine Urſache zur ewigen Seligkeir 

worden allen, die ihm geborfam And, Ebr. 5, 9; wo doch die 

Dpp + Worl⸗ 


Um irgend ei⸗ 


967 8 ar. 


Er iſt Urſache an meinem unglucke (6) Die bewegen de Ur⸗ 


ſache, dasjenige, warum man etwas thut oder leidet, mit dem 


Wöortchen zu, der Bewegungsgrund, weiche Bedeutung ſchon 
ben d 
ungegründete vorgemwändtellefache. Simfon fürchte Urfach an die 


Hhiliner, Richt. ne 45 einen Vorivand, ihnen zu ſchaden. Eine - 


in der. edlern Scheribart veraltete Bedeutung: (d)* Anlaß, Ver 
Aulafung; „.eing oleichfalls veraltete Bedeutuug. Urſach geben 
zur Abgotterty Bar!6, 47. 
Anm. Das Wort iſt fehr alt, 
Anlaß, ſchon in sten Adbehunderte vor. Im Riederf. lauter es 
Orſake, imDünifopen Aarſag, in Schwed. Orlak. Die Partikel 


ur iſt von den Sprachforfchern bier auf ſehr verſchiedene Art er» 
kläret worden. Job. Vorſt ließ fiin feinen Anmerkungen über ° 


die Deutſche Sprade durchKeros erluahhen, urfuahhen, un-⸗ 
terſuchen, verleiten‘, es von erſuchen abzuleiten. ach Wache 
tern bedentet ur, bier das rfle, und Urſache, diejenige Sache, 
welche cher da iſt als die Wirkung, eine Erklärung, welche cin 


wenig zu viel Abſtraction bey unfern Vorfahren des 7ten und Sien 


Zabrhundertes vorans ſetzt. Friſchens Ableitung von ur, oder, 


gleich fanr Oberſache, Täuft eben daranf hinaus. Weit wahrſchein⸗ 


licher iſt, daß die etſte Bedemung der Eutſchuldigung die nrfprüntg- 


liche iſt, eder doch wenigſtens, daß Urſache anfänglich diejenige» 


Sage oder Worte dedeutet babe, welche man zum Grunde eines 
Dinges anführet, und daß es mit excufare, von ex, aus, und 
cuiare,demalten, noch hin und wieder üblichen kuſen, reden, 
zıd Ausrede, ſich aba gleich bedentendift. Daber wurde 
fo wohfim Kar. Gaufa, als aud im Deutfhen Sache, ehedem 
ſehr haufig für Urſache gebraucht, und die Schweden gebrauchen 
Saka noch jegtindiefen Verſtande. Auf Ähnliche Art bedeuten 
* Ratio, Gon reden,) das alte Rede u ſ. f. fo wohl Worte, 
Aede, als auch Ausrede, Entſchuldigung und in noch weiterm 
Verſtaude Urſache. Notker muß in großer Verlegenheit geweſen 
seyn, das Lat. caula zu geben, dem er an einem Orte das 
Fhentenerfiche Hanpimort die Warumbe, das Warum, bilder, 


an einem andern aber das dunfle Meinitiz hat; ein Beweis, daß _ 


Urſache zu feiner Zeit noch nicht allgemein gangbar gewefen, und 


da, wo es vorkommt nach dem Lat, excufatio gemodelt worden. 


Siehe auch Derurfachen. 

Der Urſacher, des—s, plur. pt nom. fing. Fämin. die Ur- 
Fächerinu, eine" Perfoh , fo fern fie die wirkende Urſache von et⸗ 
wagift, der Urheber; eineim Hochdeutfchen ungewöhnliche Ber 
deutung, welche nur zuweilen int den-Nechten von dem Urheber ci 
ner böfen Handlung gebraucht wird, und alsdaun and) wohl Ur— 
Facyer lautet, Der Urfacher eines Streites, eines Mordes, ei⸗ 
nes Aufruhres, der Anſtifter, Ucheber, 

Die Urfayladen; fing. inuf. in einigen Gegenden des Sachſt (dien 
Erzgebirgss, befondersin den Zinndergwerfen, diejenigen Schla⸗ 
en, welche aus dem Vorherde iin die Schlackengrube laufen, und 
den Eigenthumsherren der Hütte gehören. Ewa für Vorjchlas 
Een? Oder bedeutet ur bier das erfte feiner Ar? 

"Derlitifchlag, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — ſchläge, ober die Urſchloͤchte, plur. die — n/ ein Ober⸗ 


drutſches im Hochdeutſchen unbefanntes Wort, den Aus ſchlag der — 
Kinder zu bezeichnen, da denn allerley Arten des Ausſchleges, 


ſelbſt Maſern und Blattern, mit dieſem Nabmen belegt werden, 

Es iſt von ur, ans, ſo daß Urſchlag mit Ausſch lag gleich bedeli⸗ 
Tendift. In andern Segenden iſt dafür Anſprung üiblich. 

Die Urfchrift, plur. die—en; die erſte urſpriuglicte Schrift, ſo 

wohl das Criginal, im Ergen [age der Abſchrift oder Copie, als 


= ji % hi b F 
Worifügung nit zu in diefer Bedeutung ungewohnlich iſt. Dfter 
gebtancht man es mit dem Vorworte an. Du biſt Urſache daran. 


ex vorigen allgenneineru da geweſen. (c) Ein Vorwand, eine 


"und kommt für ©elegenbeit, \ 


< he: iR 
4 der EEE — ———— Es Ei: erft 


in den neuern Zeiten eingeführet, und von andern. ohne Roth ger - 2 


tabelt worden, indem die Bedeutung deserften bep der Partitelue- 

zwar nicht die haufigſte iſt aber doch fonft ihre Erweislic;keit bat, 
"Der ilrfprung, des — es, plur, die —fprimge, welcher Pine 

ral doch feltener. gebraucht wied, ob er gleich jonft unsadelbaftift, 


1, Der erſte Anfäng, das Entfiehen, Entfpringen eines Dinges, 


and die Art und Weife, wie es entftchet, Im eigentlichften Gere ’ 
fande ward daher eine Quelle, ein Urfprung genaunt, in iveldher 
Vedeutung es ſchon bey dem Rotker vorfonime, und noch im 
Schwedifchen gangbar iſt. Im Deutſchen gebraucht man es im 
weiteſten Verſtande, von dem erften Ent?eben eines jeden Dinges. 
Der Urſprung eines Sluffes, der Det, wo er entfpriuget, deſſen 
Duelle, Daytriprung einer Stadt, ihr erſtes Eutſtehen. Sei⸗ 
nen Urſprung von etwas haben, herhaben, hernehmen. Alle 
Dinge haben ihren Urſprung von Gott. Den Urſprung, auch 
wohl die Urſprunge einer Sprache unterfuchen, von welcher und 
‚wie fie entſtanden iſt. Den Urfprung einer KRrankheit erfore 
figen. 2, Figürlich auch die wirfende Urſache eines Dinges,- wie. 
Ouell.und üuelle, Gort if der Urſprung alles —— Du - 
bifi der Ukfprung alles meines Unglüd's, . 
Anm! Diejenigen , welche inder Partikel ur Feine — Br 
deutung alsdes erflen kaunten, haben and) diefes Wort durch den 
erſten Sprung "oder Anfang erkläret. Allein, diefe Bıdewiung 
bat fie zwar in einigen, aber bey weirem nicht in allen Zufammen« 
> fegungen. Auch in diefer iſt ur gewiß nichts anders als er. oder 


Pit 


ent, und Urſprung ſtammet noch von dem veralteten Neutro uez 


* Springen ber, welches fchon indem Iſidor alpringan lauter, und ”. 
wofür toir jetzt entfpringen fagen. Daher heißt a im Düne 
ſchen der Urſprung Oprindelſe. 

Urſprünglich adj. et adv. '1.Bonder erſten Sedeutun 
vorigen Wortes, das erfte in feiner Art, den ale ad 

ges enthaltend, ingleichen, im der Adverbial-Form, bey. dem ers. 


ſten Urfprunge, ‚Die urfprimgliche Urſache eines Dinges, die . 


allererſte. Lin uefprüngliches Wort, ein Stammivort. Die 
Urſache beſtehet urfprunglich darin, deir bey ihrem, erſten An 
fange, 2. Inder zweyten Bedentung des Hauptwortes, ifl. es, - 
den Örund eines andern Dinges enthaltend, So fagt man, Gott 
fey die urfprimgliche Giite, fo fern er ale der Grund, der Quell 

ale außer ihm befindlichen Dinge, angeſehen wird, An engſten 

Beeſtande heißt Gott ein urſprüngliches Weſen, ſo fern er den 

Erund feines Dafegnsin ſich ſelbſt hat, feinen Urfprung von kei⸗ 
nem andern Dinge har, in welchen Berjtande man ihm auch die 

Urſprünglichkeit zuſchreibt, bey den ſcholaſtiſchen Weltweiſen, 
Principitas, Primitas abfoluta. 

Der Urſtaͤff, des — es, plur. die — e, ein in den nenern Zei⸗ 
ten gebildetes Wort, den erſten urſprünglichen Stoff, die erfien - 









Beftandtbrite eines Dinges zu bezeichnen ; der Grundſtoff. Die — 


Er dẽ iſt eine von den Urſt offen, woraus alle Korper be ſtehen. 
Das Urtheil, des — es, plur. die—e, ein altes, in verſchie⸗ 
denen nahe verwandten Bedeufungen-übliches Worz, 1. Der Aus⸗ 
fpruch eines Richters über eine Rreitige Sache, won fie ent⸗ 
ſchieden wird, fo wohl in bürgerlichen als peinlichen. Saden. Ein 
Urtheil fällen, ebedem finden. Das Urrheil fpregen. Das 
Urtheil uber jemanden fallen. Das Todesurtheil fprechen. 
Der Ricprer Spricht oder fallet in peinlichen Sachen das Urtheil 
und ‚der Landeeherr befätiget.oder unserfchreibet eu. lach 
Urtheil md Recht geſtraft, bingerichter werden. Das Urtbeil 
an jemanden vollziehen. Ureheil wird im weiteffen Verflande 
von allen Ansſprüchen drs Richters in rechtlichen Sachen gebraucht, 
in engerm Berſtande unterſcheidet mon Biefelben noch nach ihren 
Arten Der Aus ſpruch des Richters in einer EIN ve 
en 


‘ 


4 


$ Bedenken heiße, iſt bloß die außergerichtlicheÄngerung feines Urs 
theiles über. eine Nechtsfache. Die legte Sylbe diefes Wortes 
= wirdindiefer Bedeutung im gemeinen Sehen fehr kurz ausgeſpro⸗ 

ben, als wenn vs Urtel geſchrieben wäre, welches ohne Zweifel 









der Anmerkung, daß dirfe Bedeutung allem Anfehen nach, die 
erſte iſt, zur Beſtätigung dietiet. In einigen Gegenden iſt es in 
dieſer Bedeutung weiblichen Geſchlechtes, die Urtheil. 2. Ju 
weiterer Bedentung, ein ſedes Gutachten, eine jede Meinung von 
der Befchaffenheit eines Dinges, die Erkenntniß von der Beſchäf⸗ 
fenheit eines Dinges und deren Äußerung. Bin Urtheil über et⸗ 
was fällen.- Sein Ureheil über eine Sache zurud halten, 
Jemanden um feinlivrheil fragen. Etwas jemandes Urrbeile 
"anheim fielen. Meinem Urtheile nach, if es nicht rathſam. 
Lach meinem Urtbeile, ifi es unmöglich, Wo es eigentlich die 
Auf die Verbindung der Umftände gegründete Neinung von der gu⸗ 
ten oder böfen Befchaffenheit eines. Dinges bezeichnet. . 3. Im 
weiteften Verſt ande ift diefes Wort in der Philoſophie üblich, 100 
ſchon jede Verknüpfnug oder Trennung zweyer Begriffe, die Vor⸗ 
ſtellung des Verhaltniſſes zweyer Begriffe, ein Urtheil genannt 
wird; 3. Br das Eiſen if ſchwer, das Scuer if nicht groß. 
Ein durch Worte ausgedrucktes Urtheil heißt alsdann ein Sag. 


nuttelſt der Erfahrung fäller, ‚zum Unterfchiede von dem Nachur⸗ 
"theile, wozu man durch Schlüffe gelangt, 4. Ehedem wurde dies 
fes Wort auch häufig von dem Verinögen der Seele zu urtbeilen, 


fürdoch jeßi Urtheilskraft und Beurtheilungskraft üblicher find. 

Der ich mich fürs’ in Pein ohn Urtheil und Verſtand, 
— Di. re 

„Wenn Urtheil und verſtand bey mir zu 

i eben darf 

So ſag ih, du brauchſt recht dein Urtheil und verſtand, 


Rathe figen; 


ee „eben derf, 

Du biſt in dem Alter, da die beften Reifegefellen, Wahl und 

Urtheil, mit dir Ziehen, eben derſ. - 

4 Anm. Schen im Jfidor und Ottfried Urdeil, bey dem Kero 

» und Notker mit der Endſplbe de, Urteilida und Urteilda, im 
Niederh, Ootdel, im Engl. Ordaal, und — im Böhmifchen, 


fere Sprachforfeher, welche überhaupt ſehr geneigte find, in der 
Solbe ur allerley Geheimniſſe zu fuchen, und darüber oft den Teich» 
teſten und natürlichften Weg verfehlen, baden auch diefes Wort 
Auf ſehr verfchiedene, und oft feltfame Art erkläret. Wachter füh- 
tet die vornedmften Altern Ableitungenan, wo man fie, wenn 
man will, nadhfefen kaun; er felbfi ſahe in diefem orte nichts, 
wie Racht und Dunkelheit, Ihre leitet das Schwediſche ordela, 
urtheilen, vor or, ur, ber, fo fern es die Eudſchaft einer Sache 


und erkläret es duch, einen Sireit endigen. Allein, am natür— 
N. Tichfen bleitde an bey der eigentlchen Bedentung der Wörtet ſte— 
he iad da iſt urebeilen nichts anders als ertheilen, fo fera 
nahmlich er und ur. bier fo viel als ent bezeichnet, und mit ent= 
fcheiden und dem Lat. difcernere gleich bedeutend iſt, indem in 
- allen eine-und eben diefelber Figur berrfept,- Diferetio wird im 


Kıromberfigtes ausdrücklich tur Urteilida, Inder aſccu 
Uber etzung einer Schrift des Indor bedeutet das ipuhgelrlita, 
r % 3° — 


* 


‚genangt, Ein Spruch oder Urtheil, welcher die 
ache entjcheidet, beißt das Endurtheil, wenn es aber nut. 

debenumſtand entſcheidet, ein Beyurtheil. Das Gutach⸗ 
ten oder In format⸗Ureheil, welches in manchen Fällen auch ein 


Br bvon dem langen Gebrauche herrühret, und zugleih dem Sagein 


"Das Grundurtbeil, Judiciumintuitiuum, welches man ver⸗ 


d. 1. das Berhältnig zweyer Begriffeguerfennen, gebraucht, wor 


wo es bermuthlich aus dem Deut ſchen entlehnet iſt, Ortel. Un⸗ 


brzeichnet, und von den Schwed. delay Engl. deal, ſtreiten, 


mittlern Sateine haufig für Urtheil Beurtbeilung gebraucht, und 


BE x J 


+ « 


er 


* 


von cleigen ſpalten, tbeilen, gleichfalls ein Urtheil in der erſten 
gerichtlichen Bedeutung. Lin Urtheil in den beyden erſten und 


eigentlichen Bedeu tungen iſt doch nichts anders, als eine Theilung 


oder Scheidung ſtreitiger Begriffe, (G. auch dag folgende) Box 
eben diefem Worte ſtammen auch die Ordalia der mittlern Zeiten 
ber, welches gewiffe gerichtliche Beweife waren, wobey jedesmahl 
+ ein unmittelbares Wunder angenommen wurde, daher man fie 


u als Endurtheile Gottes anfade, und fie Gottesurtheile, fürzer 
x Brrheile und Lat. Ordalia naunte, Übrigens iſt die Sylbe ur in 


diefem Wort? und feinen Verwandten Fitz; dagegen fie in Affen 
übrigen Shfammenfegungen lang ift. - . : 
Urtheilen, verb, reg. act. et neutr. welches im leßtern Falle 
das Hülfswort haben erfordert. Es bedentet nad) Maßgebung 
des vorigen Haupfiwortes, 1.gerichtlich entfcheiden, in einer ſtrei⸗ 
tigen Sache als Richter erfennen, wo es chedem fehr häufig als, 
ein Hetivum mit der vierten Endung der flreitigenSache gebraucht 
wurde, Noch fprecher ihr, der gerr urtheilet nicht vecpt, da 
ich doch einen jeglichen nach feinem Wefen urtheile, Ezech. 33, 
20. Der feine Zand vom Iihrechten kehrt, der zwifchen den 
Leuten reiht urcheilet, Kap, ı8, 87 Sey unerfproden, wenn 
du urtheilen fol, Sir, 4, 9. Dirfried gebraucht es mehrmahls 
mit der vierten Endung für veruerheilen. Als ein Aetivum iſt es 
‚für ich allein in diefer Bedeutung im Hochdeutſchen völlig veral- 
tet, man gebrauchtes nur hoch zuweilen abfolute und als ein Neu⸗ 
teum,obgleich auch bier die Redensarten das Urrheil Fäfen, ſpre— 
chen und fo ferner, üblicher find, 2. In weitever Bedeutung ur⸗ 
theilet man, wenu man fich feiner Meinung von der Beſchaffen⸗ 
be'teiner Perſon oder Sache bewußt ift, oder felbige äußert; wo eg - 
ehedem auch als ein Activum mit der vierten Endung der Perſon 
oder Sache üblich war, Strafe dich vor ſelbſt, ehe du andere ur— 
theilet, Sir 18,21; i. che du fie beurtheileſt/ über fie ur⸗ 
tbeifeft, Des Himmels Geftalt Fönner ihr urtbeilen, Fönner 
ihr denn atıch nicht Sie Zeichen diefer Zeit urtheilen? Matth. 
16,3. Wer biſt du der du einen’ andern urtheileſt? Jac. 4, 
11,12. Auch hier iſt es als ein Activum veraltet, indem dafür 
beurtheilen üblicher iſt. Am bäufigſten druckt man den Gegen⸗ 
ſtand mit den Vorwörtern von und über aus. Unparteyiſch dom 
der Sache zu urtheilen. Wach ſich von andern urtheilen. 
Kennteſt du ihn’, fo würdef du anders von ihm urtheilen. 
Warum follte ich meine Sreyheitlaffen urrheilen von eines ans 
"dern Gewiffen, ı Eor. 10,29. Ich will nicht darliber urthei⸗ 
len, Ich will andere darüber ureheilen laffen. Jugleichen ab⸗ 
folute. Ich willnicht felbit uerbeilen. Andere mögen urtbeis 
Ion, ob es recht iſt. 3. Im weiceffen Verſtaude, der doch in 
der philofopgifchen Schreibart am üblichſten iſt, urtheilet man, 
wenn man dag Verhältniß zweyer Begriffe erkennet, und dieje 
Erkenntniß äußert. Sch urtheile, wenn ich mir vorftelle, daß das 
Kifen glübend ift, oder daß es nicht glübend if, weil ich als— 
dann die beyden Begriffe Bifen und glugend verbinde vder trenne, 
Stelle ich mir aber ein glühendes Eifen nur vor, fo urrbeile ich 
noch nicht, fondern ich habe nur einen bloßen Begriff davon: 

So aud) dag Urtheilen für das ungewöhnliche Urtheilung. 
Anm. Diefesfebr alte Wort lautet bey unferwälteften Schrifte 
ſtellern bald urdeilan, urteilan, bald aber auch ardeilan, ir- 
deilan, irteilen, erteilen, in welder letztern Geſtalt es bes 
fonders bey den Schwähifihen Diebtern üblich iſt. In Niederfäh> 

ſiſchen lautet es ordelen, int Schwedifchen ordela. Es fommt 
in der gerichtlichen Betentung desHichtens, Rechtſprechens, Ent 
ſcheidens am früheſten vor. Zn dem alten Meizannifb, Giänbense 
bekenntniſſe ben dem Goldaft heißt es :ichgeloub:in 'dannan 


i ‚kunftig au dem jungeften Tag, ertailen viber leberd 


unt vibertot. MWoraus zugleich erbellet, das ursheilen jo viel 
Vrp 3 als 


TITTEN EEE ANGER Pr ZN a A N 1 34 ER, u er 


— Urt an TEL 
als ——— nicht zwar in der beutigen Bedeutung, — 
fo fern ey für ent, dis, ſtehet, ertheilen aber mit entſcheiden, 
difcernere, glei) dedeutendifk, welche beyden Wörter fich auf - 
einerley Figur gründen. Von dem gerichtlichen Urtheile ward dies 
ſes Wort nachmahls auf die Erkenntniß des Berhältniffes einer 


Perſon oder Sache, und endlich aufdie Erkenutniß des Verhätte 
niffes zweyer Begriffe angewandt. 


. Der Urktheiler, des—s, plur. ut nom, fing, ein im Hoch⸗ 


deutſchen deraltetes Wort, welches aber ehedem üblich war, nicht 
fo woht den Richter, als vielmehr,die Benfiger eines Gerichtes, 
welche dag Urtheil abfaffen, zu bezeichnen, wofür jest in einzelnen 
Fällen der Ausdrud Urtheilsverfaſſer üblich iſt, denjenigen Bey» 
"figer zu bezeichnen, welcher ein gewiſſes Urtheil verfaſſet hat, weis 
cher in einigen Gegenden auch wohl der Urtheils ſprecher genannt 
‚wird. In den weitern Bedeutungen des re ift es im 
Hochdeutſchen nicht gangbar. 
Die Urtheilskraft, plur. inuf., die Kraft, das Berinögen der & 


Seele, zu ureheilen, d.i. das Verhältniß zweyer Begriffe zu er» « 7 


kennen; wo diefes Wort nur in der dritten weiceften philofophis 
ſchen Bebeuning gebraucht wird, dagegen in der zweyten Bedeus- 
tung des Zeitworted, von dem Vermögen, das Verbältniß dee f - 
Dinge gegen einander , in Anfehung de Schädlichen und Näylis 
hen, zu erkennen, Beurtheilungsfraft üblicher iſt. 

Der Urtheilefpredper, Wrtbetlsverfafler, S. Urtbeiler. 


Ucwellen, verb. reg. act. welches nur auf den Blech: und Eiſen⸗ 


hammern üblich ift, wo es vomeiner befondern Art des Schmie- 
dens gebraucht wird, Wenn die Friſchſtücke daſelbſt zerfchroten 
und unter dem Breithammer zu Stäben-gefehmiedet worden, fo 
werden diefe Stäbein Meine Kölbchen gebauen, und diefe Kölb⸗ 
Gen werden nun genrweller, di. dem Anfange nach zu Blech ges 
ſchmiedet, ob fie aleich in dieſem Anfange nur die Geftalt einer 
breitlichen Platte bekdumen, worauf fie gebveirer, d.i. noch breis 





ter. —— und ferner bearbeitet werden, Daher der Bess 


buinmer, ein Hammer von = bis 3 Zentnern, unter welhen 


dieſe Kölbchen geurweller, d. i. breit geſchmiedet werden; und der 


urweller , derjenige Arbeiter , welcher diefes verrihtef. Das f 


Wort iſt dunfel und ſcheint von hohem Alter zu ſeyn: indeffen er⸗ 
bellet aus dem vorigen, daß es ungefähr fo viel als fehlagen, ſchmie⸗ 


den, bedeuten müſſe. Matthefins fagt in feiner Berg: Pofkille- 


"red. 3.dergegrabene Eifenjtein werde gerenner, geſchmelzet und 
bernach gewellet, d.i. mit hölgernenHämmern auf dem Nenitherde. 
in eine Maſſe zuſammen grarbeitet. Friſch, der das Wort: ur⸗ 
wellen nicht fannte, aber doch diefe Stelle auf dem Mattheſtus 
bey dem Worte Welle, fascise ramis, anführet, fcheinet 66 zu 


dieſem Worte gerechnet, und durch Maſſe erfläret zu haben. 


lein, es iſt wahrfcheinlicher, daß es zu walken, pelzen ‚Rax- 
Arw uff. geböret, und ſchlagen oder ſchmieden bedeutet, indem 
urwellen doch wohl nur allein von der erſten Arbeit des Breite 
ſchmiedens gebraucht wird. (S. Walken.) "Die Vorſolbe ur 


tenfion ſeyn könnte. 


Das Lirwefen, des—s, plur, ut nom. Kng che 4 


gen Neuern befindliches Wort, ‚das erfte urfpringliche —* zu 
bezeichnen, So beißt Goit zuweilen das Urweſen aller Singe. 


\ Die Moflifer, Goldmacher und andere pflegen aud) wohl die Bes 


A 





4 
| 


ſcheint auch hierfür ev zu fihen, da es denn ein Zeichen GER Ju ⸗ 


ſtandtheile eines einzelnen Körpers, ingleichen die bekannten Be⸗ 


ſtandtheile aller Körper, d. i. die Elemente, Urweſen zu nennen. 


Das Urwort, des — es, plur. die— wörter, bey einigen, 


ein urfprüngliches, von Feinem andern befannten abgeleitetes 
Wort, ein Stammwort. 


Die Urzeit, plur, die— en, auch nur ben einigen Nenern, fo. ,. 
wohl eine fehr.alte,lange verffoffene Zeit, als auch der erfie Une 


Es 


fang der Seit. Wer kann iin biefe ützenn der Sd opfunse· — 


eng binfühlen ? Herd. 















der zwey und zwanzigſte unter den Deutjchen Buchſt a⸗ 
ben und der ſiebzehnte unter den Mitlautern, welcher 
feiner heutigen gewöhnlichſten Ausſprache nach dem f 

gleich lantend iſt, er ſtehe zu Anfange eines Wortes, 

vater, viel, voll, volk, oder am Ende, brav, maſſiv, oder auch in 

der Miete; Larve, Nerve, Pulver. In dem letztern Worte wird 

es von vielen gelinde, wie ein wgefprochen, welche Aus ſprache es 
auch bekommt, wenn eg in der Mitte zwifchen zwey Selbftlautern 
ſtehet; wie in $revel, Stüver, Sclave, wos wie einw oder faufe 
tes b ansgefproihen wird. 

». Die Deutſchen haben diefen Buchftab mit dem ganzen übrigen 

Alyphabete von den Lateinern angenommen, Allein, bey diefen 

hatte er, aus Armuth an Schriftzeichen, einen fehr mangelhaften 

Gebrauch, In ihrer größern Schrift mußte das V. fo wohlden 

Selbſtlaut u, als auch den gelindern Blafelaut, ausdrücken, für 

welchen wir jegt das w haben, und ob fie gleich in ihrer fpätern klei⸗ 

nern und Eurren- Schrift zwey verſchiedene Zeichen u und v ans 
nehmen, fo waren doch die Schreiber durch die ältere größere 

» Schrift ſchon fo ſehr verwohnt, daß der Gebraud) der legteen ſehr 

anbeftimme und ſchwankend wurde, 

Diefe Verwirrung ſchlich fih mit der Schrift auch in die Deuts 


ſche Schreibart ein. Zwar half man einemTheil derfelden dadurch .. 


ab, dag man für den fanfreen Blaſelaut, welchen das V, v oder 
u, wenn es dag Zeichen eines Ditlanters war, ausdtucken muß» 
te; das w annahm und nicht, Dein, vebe mir, vind u. f. f. 
fondern Wein, wehe, Wind ſchrieb; allein, fie ward auf der 

- andern Seite wieder vermebret, indem man dasv nicht nur als 
völlig gleich bedeutend mit dem f gebrauchte, welches die Lateiner 
nicht thaten, bey welchen es, wenn e3 ein Mitlaut war, wir unfer 
2 lautete, fondern esauch nach Art derfelben anjtäır des Selbſt⸗ 
lautes u ſchrieb. Im erften Falle ſchrieb man ohne Unterſchied 
Fater und Vater, fon und von, Folk und Volk, im weyten 
aber vnnd und und, dauon sd davon, 

Nach und nach ward die Rechtſchreibung einförmiger, und der 
Mitlauter v theilte ſich mitdem fin diejenigen Fälle, in welchen 
der harte Blafelaut Statt fand, obgleich diefe Sheilung fehr ui» 

. gleich und willkuhrlich geſchahe, indem man fich dabey bloß nach 


dem Gebrauche richtete, und. bald das f, bald aber auch das - 
fehrieb, fo wie die ſes oder jenes allgemeiner geworden war, Mau 


‘fchrieb daher ee, k, bebielt aber das f in dem Stammworte fol⸗ 
‚sen; auf ÄhnlicheArtentfkanden die Ungleichheiten inder Schreib» 
art der Wörter viel, voll und Fülle, füllen, vor und für u. ſ. f. 
Einige Wörter-Hat man noch ſehr Tange fo wohl mit einemv, als 

mit einem f, gefchrieben ; 3. B Wehwamme und Sehwamme, veſt 
und feſt, au in manchen .. ſchreibt man fie noch jetzt 
mit den v. 

In folchen Fällen nun, wo der Gebrouch ſchwankend zu ſeyn 
ſcheinet, erkläret man ſich billig allemahl für das f, weil dieſes in 
den allermeifien$ ällen zurB zeichnung des harten Blaſelautes an⸗ 
genommen iſt, dagegen man das v vergleichungsweife nur in eini⸗ 
gen wenigen beybehalten hat. Esift nur die Frage, ob man es 
nicht auch in diefeu wenigen verbannenund dafür das befferef ein» 
führen könne. Da fund v unferer Ausfprache nach, völlig gleich⸗ 
lautend find, das letztede ſich auch nur duch einen Mißbrauch ans 
ſtatt des erſtern eingefchlichen hat, fo wäre es allerdings zu wün⸗ 


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ſchen, daß die erfien Schreiber und Schrifrffelfer daffelbevermieden 
bätten, ° Allein, dadie ganze Nation diefe Ungleichheit einziaht 
angenommen, und dadurch ſtillſchweigend arbilligef bat, fo fann 
ſolche auch nicht anders, als durd) ihre allgemeine Einwilligung, 
wieder abgefchaffer werden, wozu heutiges Tages Feine vernünftige 
Hoffnung iſt. Es find daher alle Bemühungen einze ner Sprach⸗ 
lehrer ſeit mehr als hundert Jahren in dieſem Stüce fruchtlos ge⸗ 
weſen und haben ihnen feinen andern Vortheil gebracht, als daß 
man fie als Sonderlinge verlacht hat, tınd man kann mit Gewig- 


beit behaupten , daß die Bemühungen derer, welche ſich in den 
neneften’ Zeiten zu Spruch» und Scpriftverbeffereen aufwerfen, 


kein beſſeres Schichjal haben werden. Uberdietz wide die Ver wir⸗ 


rung, welche eine fo weſentliche Veränderung, als die Ausftoßung 
eines ganzen allgemein angenommenen Buch tabens if, we tinebe 
Nachtheil verurfachen müffen, wenn fie auch gewiſſer Maßen all⸗ 
gemein werden ſollte, als der kleine etwa damit verbundene Rutzen 
wieder erſetzen könnte. 

Mas den Gebrauch des v anfkatt des u betriff ſo hat ſich 
derfelbe ſehr lange erhalten, wozu beh Wiederher ſtell ung der alten 
RöomiſchenLitteratur die Pedanterey einiger Lateiniſchen Gelehrten 
das ihrige beytrug, welche das u zu Anfange eines Wortes mit v 
und in der Mitte mit u ausgedruckt wiſſen wollten, eine Pedan⸗ 
tevey, welche fih, fo feltfam und thörſcht fie auch ift, doch ſehr 
lange erbalten hat. Allein, endlich behaupteren Vernunft und. 
Geſchmack ihr Recht, wenigftens in der Deutſchen Schreibart, und 
zeigten ihnen, wie ſeltſam es fey, und zu fehreiben , und nun⸗ 
mehr ward der Mitlaut v mit foft einffimmiger Bemühung übers 
all verbannet. 

Ein Überbleibſel des alten Voruribeife, des unnd v als einen 
und eben denfelben Buchftaben zu betrachten, hat fich indefjen noch 
bis auf unfere Zeiten erhalten, und diefer beftehet darin, daß man 
in allen Regifteen und alphabetiſchen Berzeichniffen, den Selhfl- 
laut u mit dem Mitlant v vernengt, uud die damit anfangenden 


.. : Wörter nach Maßgebung des folgenden Buchſtabens ordnet. Wie 


feltfam diefe Vermischung zweher in der Geſtalt und Nusfprache fo 
orrfchiedener Buchladen ift, wofür man feinen andern: Grund bat, 
als weil die aften Römer in ihrer großen Schrift, aus Armuth an 
Schriftzeichen, für beyde nur Einen Buchſtab hatten, darf wohl 
nicht erft geiagt werden. Es wird alfo auch nicht erſt einer Ems 
ſchuldigung bedürfen, daß ich in diefem Wörterbuche U und v, als 
zwey verſchiedene Buchftaben, fo wie fie es wirklich fi find, behan⸗ 
delt babe, 


Der Danabunde, ves—n, plün. die—n, aus dem Latein. 


vagabundus, ein andftreichet ;_ iin Dberd. ein Vagant. Von 

deren Staminworte vagare bat man iin gemeitienkeben auch das 
Zenwort vagieren, welches fo wohl mit etwas unbehutbfam bist 
und ber fahren, jemanden mit der Sand. vor dem Gefichre 
herum vagieren, als auch unftät berum laufen, herum ſchweifen, 
bedeutet, Auf den Gaffen, im Lande berum vagieren. 
Das Lat. vagare iſt mit unſerm fachen, fackeln u. Kf. Eines 


BGeſchlechts. 
Der valant, des — es, plur. inuf. in einigen zeme nren Sprech⸗ 


arten ein Rahme des Teufels, ©. Faland, und das folgende. 


Dalentin, —s; ein mãnnlicher Taufnahme, welcher aus dem Lat. 


Valentinus entlehnt iſt, und im gemeinen eben gemeiniglich in 
i Delten 


975 Bal 


velten verkurzt wird. Da in der — 4 der Seit, dar Der vaſa — — — pt Siem , Fin, si var: En, 


kentin in der Epilepfie angerufen wird, weil er ſich ſelbſt in feinen 
- Leben davon nicht befreyen kounte, fo wird diefe Krankheit in eini⸗ 
ger gemeinen Mundarten, befonders Dberdeutfchlandes, noch 
jetzt valentins-Krankheit, ingleichen Deltens: Tanz genannt. 
Wenn aber der große Haufe = Pog Velten! oder daß dich Ser’ 
Velten! gebraucht, fo zielet er damit wohl nicht, wie Frifch 

* „glaubt, auf den Rahmen diefes Heiligen, oder auf die won ihm ger 
nannte Krankheit, — velten bier allem Anfehen nach aus 
Valant verderbt. 

* Dolet, eimausden Lat, valete entichntes naabänberliches ort, 
welches ehedem mit einigen Zeitwörtern üblich war, und es im gez 
meinen Leben wohl noch jest if. Jemanden Daler,geben oder 
fagen, Abfchied von ihm nehmen: Daher au die Zuſammen ⸗ 
fegungen die Dalgt = Rede, der Valrt-Schmaus u. ſ. fe wofür 


doch Abſchiedsrede und Abfchiessfhmauß anſtandiger und ůb⸗ 


licher find. 

Der Damppr, des —s, plur. die— en, ein ausländifches 
Wort, einen ausländifepen Aberglauben zu bezeichnen, wodurch 
man eine Leiche verfichet, welche fo Tange au ihrem eigenen Leibe 


fanget oder naget, als ſte etwas davon erlangen Fann, und wäh⸗ 


rend diefer Zeit ihre Verwandte, Feinde oder andere ehedem init ihr 
in Geme iuſchaft befindlich gewefene Perfonen umbringet, welche 
alsdann gleichfalls Vampyren werden müffen; anderer abergfäubir 
gen Erdichtungen zu geſchweigen. Im Deutfchen pflegt man fol- 
the Leihen Blutſauger oder Menſchenſauger zu nennen. Wort 
end Sache wurden dornehmlich um das Jahr 1732 befannt, da 
die Bampyren in dem Königreiche Servien unter den daſigen Hey» 
ducken viele Bewegung machten, und nicht nur in Deutfhland 
viele Schriften, fondern auch prrfchiedene Unterfüchungen des 
Faiferlichen Hofes veranlafferen, O5 nun gleich erweistich ift, daß 
die Beſchaffenheit des Erdbodens an manchen Orten die Leihen 


lange Zeit underwestich erhält, fo glaubt der große Haufe in Ser- - 


wien, Ungarn.und den einverleibten Ländern noch immer Dampy: 
ven, und hält befonders diejenigen nach ihrem ode dafür, welche 
im Kirchenbanne, in der Zauberey-w. ff. erben. Daß diefer 
Aberglaube in der Griechiſchen Kirche, zu welcher fih die Heydu⸗ 
den befennen, ſchon ſehr alt iſt, erhellet unter andern aus des Bu 
SresneLex. med,et inf. Graecitatis, wo fie Bulcolaccae 
und Tympanitae genannt — weil fie nach ihrem Tode 
wie eine Trommel auflaufen follen. Der Urfprung des Wortes 
Bampyr felbft muß in den Serviſchen oder eingr der. verwandten 
Sprachen aufgefucht werden. Wenn es mit den jeßt gedachten 
Nahmen der mirtlern Griechen gleich bedeutend if, fo fcheiner es 
mit dem Dberdeutfhen Wamme, Wampe, ein Wanft, dicker 
Bauch, verwandtzu ſeyn. Übrigens wird i in der Naturgefchichte 


der 9 Neuern auch-eine Art Anierifanifcher Fledermäufe, welcheden 


Menfchen und Thieren im Schlafe das Blut aus ſauget, Vam- 
pyrus Linn. mit die ſear Nahmen belegt. 

Die Vanille, prih Wanilje),plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — n, die balfamifchen gewürzhaften Samenförner einer in 
beyden Judien einheimifchen kleiternden Pflanze, welche einer 
Linde gleicht, und daher auch Danillen - Winde genannt wird; 
Epidendrum Vanilla Lian. Das Mark des Sameus, wel- 
her in Schoten wacht, wird wegen feines feinen flüchtigen und 
balſamiſchen Opfes unter andern auch zur, Chocolate” gebraucht ; 
der Rahme aber ift fo cusländifch als die Frucht ſelbſt. 

Der Darines; plur. car. der Nahme eines Amerikaniſches Taba⸗ 


kes, welcher fhniale, rauche und zugeſpitzte Blätter bat, welche: 


aber nur 9 Solklang find; daher der daraus bereitete Rauchtobak 


gleichfalls diefen Rahmen führer... Der Nahme iſt auslãndiſch, 


zu, vermuthlich Ameritanifch,, 


des Dafall feyn. Die Dafallen aufbiethen, die Lehengleute, 


eigentlich eim Lehensmann, i im Gegenfage des Lehensherrn, eine 


Per ſon, welche von einem andern ein Gut in Lehen hat, und ihm 





dafür zur Treue und gewiſſen Dienften verpflichtet iſt Feman- 


Unterfaffen. In engerer Bedentung werden von einigen nur diejen 


nigen Lehenleute Vaſallen genannt, welhezur Mannfcaft, 8. is 4 


zu Kriegsdienften, verpflichtet waren, zumiiterfchiede vonden 
Dientimännernoder Dienfileuten, Minilteriales, welche Hof: 
lehen befaßen und dafür zu Hofdienften vetpflichtet waren; ; 


obgleich dieſer Unterſchied aıs den Deutſchen Gebräuchen nie 


erweislich ſeyn möchte. Au weiterm Verftande wicd oft ein jeder 


Unterthan, felbft zuweilen ein bloßer Gerichtsuntereben; ein 


vVaſall genannt, ©. Unterthan. 


Anm. Das Wort ift mie dem Lehenrechte and bene mittlern 
Sat. Valallus, Vallallas, Vaffus, indas Deutſche gefommen, 
obgleich auch diefes aus einer der damapligenEuropäifchen Spra- 


WR 


- hen entlehuet worden, welches vermuthlich die Deutſche oder nor⸗ 


difchegewefen. Da die ſes ältere Stammiwort- bisher noch nicht 


mit Gewiß heit befiimme worden, fo hat es auch an Ausfaweifuns 


gen und feltfamen Abl⸗itungen diefes fpätern Lateinifchen Wortes — 
nicht gefeblet, welche ich bier nicht anführen mag, fondern nurbe» . 
merke, daß diejenige Ableitung, welche die ſes Wort eigentlich durch 
Rofganger, Brötling erfläret, eine Perfon zu bezeichnen, welche 


jemändes Koſt genießet, und ihm dafür zu gewiſſen Dienflen ver 4 


‚pflichtet iſt, wie das gleichfalls fpätere Lat. Familiaris, die ineis 


fie Wahrfcheinlichkeit für fich bat. Zu diefer Bedeutung kommt, 


wie aus dem Du Fresne erhellet, Vallus am früdeften vor. Weis : 


ſat waren im Deutſchen ebe dem allerley Speifen.und Eßwaaren, 


welche die Lehensleute dem Leheusherren zu gewiſſen Zeiten zum 
Geſchenke braten; im Schwedifch, aber ift Veisla, Veitsla, 


eine Mahlzeit, ein Gaftmapi, das Stammwort weita aber, iſt 


geben, darreichen, bewirthen, und in engerer Bedeutung, zu Lehen 
geben, welches mit unferin weifen, in einweifen, anweifen u. ſaf. 
überein kommt. In eben dleſer Sprache ift Weiting, i ein Lehen— 


welches nebft dem Niederdeutſchen foden, ernähren, füttern, zu⸗ 


gleich ein bequemes Stammwort für das mittlere Lat. F eudum F 


abgibt, wie ſchon von mehrernerfanut worden. _ 


Die Däfe, (fprih Wafe,) plur. die—n, aus dem Feanzbifden 


Vale, und dieß von dem Lat. Vas, inden bildenden Rünften, ein 


gemahltes vder auserhabener Arbeit verfertigtes Gefäß zur Ziet⸗ F 


de, nach alter Griechiſcher oder Römiſcher Art. 


Der Pater, des —s, plur. die Däter, Diminut, — — — 


chen, Oberd. Däterlein, ein Weſen männlichen. Geſchlechtes, 
welches durch die Befruchtung eines weiblichen ein anderes We⸗ 
fen feiner Art geuget, zum Unserfchiede von der Mutter und im 





Orgenfagedes Kindes, wo cs fo wohl von Sbieren, als auch und. 


ivet am häufigfieu, von Menfchen gebraucht wird: 


. Eigenttih. (1) Abfolute, vater werben, — ER 


Men feiner Aet zeugen. Vater vonvier Kindern ſeyn. Ein 


glůcklicher vater, welcher Freude an feinen Kindern erlebet. — — 


(2) In näherer Beziehung auf das Kind oder auf die Kinder.‘ 


Nicht Vater von den Rinde oder des Bindes ſeyn. Lebtfein 
vater noch ?. Ein Rind bat keinen Dater mehr, wenn derſelbe 


ge dorben if. Yu einem andern Verſtande fagt man, ein Kind 


„babe Feinen Vater, wenn derfelbe unbekannt iſt. Bon der Ge⸗ 


wohnheit der Kinder, ihren Vater mir dieſenn Worte anzureden, 


(3. Papa.) In weiterer Bedeutung beziehet ſich die ſes Wort auch 


auf die entfernten Rachkommen, jo fern ſie ihrem Weſen nach in 


jemanden gegründet find, Abraham war ein vater vieler völ⸗ 


ker, ı Mof. 17, 4. Daher. der Sta « myater, derjenige, von 


weichem eis Geſchlecht ein Bol feinen Usforung bat. Auch die 
* . Verfahren, 


F 





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x 


1 


; Borfabren männlichen Geſchlechtes werden um defmillen voter 


genannt, befonders in der edlern und höhern Schreibart. 
⸗Figurlich. (2)Eine bejahrte Perfon männlichen Geſchlechtes 


> pflegt man im gemeinen Leben häufig mit Vater, guter Vater, 


‚alter Vater anzureden, fo wie maneine ſolche hoch bejahrte Per⸗ 
- fon inder vertraulichen Sprechart auch wohtein altes Vaterchen 
zu nennen’pflegt. (2) Eine Perſon männlichen Geſchlechtes, mel» 


3 be die Stelle eines Vaters bey einem andern vertritt, den Grund 


ihres Unterhaltes,ibres Glückes enthält, So wird der£andesherr 


7 der Hegent der Landesväter, der Dater des volkes genannt, 


ſo wie auch Stadtobrigfeiten Väter dev Stadt genanut werden, 
In der Deutſchen Bibel konmt es von der Obrigkeit mehrmahls 


* vor, Dieſe Benennung gründet ſich theils auf die zärtliche, väter⸗ 
licheVot ſorge, welche Obrigkeiten für ihre Untergebene zu tragen 
verbunden find, theils auch auf die ehemahlige Gewohnheit, nur 


bejahrte und erfahrne Perfonen zu Ddrigfeiten zu ernennen, Mit 
derSeelforge.verfebene®eiftliche werden daher auch geiftlihevä= 
ter genannt. (Siehe auch Beichtvarer.) Ferner gehören hierher 


die Zufammenfegungen Zausvater, Pflegevater, Schwiegervas 


ten, Stiefoater, Waifenvater u. f. f. -3) Eine Perfon, ein 
Ding, eine Sache, welche den Grund des Daſeyns und der Forts 
dauer eines andern enthält, wenn diefe Perfon oder Sache mätınz 
‚lichen Öefchlechtes iſt. So heißt Hort der Vater der Menſchen, 
dev Welt, fo fernor den Grund aller zufälligen Dinge und ihrer 
Erhaltung enthält. Bon der veralteten Stellung des gürwortes in 
dem Dater Unier, (S. Unfer.) Ju einer andern Bedeutung, 
welche ſich der eriten eigentlichen nähert, beißt die.erfte Perfon in 
der Hottheit der Dater, wegen ihres inuern VBerbältnifjes gegen 
die beyden übrigen, beſonders gegen die zweyte oder den Bohn. 


. Dpis beißt der Vater der Dicprfunk, Leibniß der Vater der 


Philoſophie, weil beyde ihnen nicht fo wohl die Enritehung , als 
vielmehr ihre Wiederherfiellung, Verbeferung zu danfen haben, 
Der Teufel ift ein Dater der Ligen, Joh. 8, 44. Sr 
Anm. Schonin den älteften Oentmäblern anferer Sprache, 
als dem Iſidor, Kero u. f.f. Fater, im Niederf, Vader, und mit 
der diefer Mundart gereöbnlichen Ausſtoßung des d, Dahr, tm 
Dän. Sader, im Angelf. Faeder, im Engl. Father, im Schwed. 
Fader, im Perf, Pader, im Lat, Pater, im Griech.. waryg. 


Es ift eine feltfame Pedanteren,diefes Wort unmittelbar aus dem 
Lateiniſchen, ſo wie Mutter von Mater, abzulcıten, gerade, als 


"wenn die alten Deutſchen die Urheber ihres Dafeyns erſt von den 
Hömern hätten müffen nennen lernen. Dieſe Ableitung erfebrinet 
deſto uugereimter, wen man erwäget, daß diefes Wort ſchon in 

> fo frühen Seiten vorkommt, da die Deutihe Sprache durd, bie 
Lehrer der Religion noch nicht mit fo vielen Kateinifchen Wörtern 
and Begriffen bereichert war,als in den rolgendengeiten gerheben, 
Dater iſt eines der älteften Stammwörter, welches alle Europäir 
ſche und NordaſtatiſcheSprachen und Mundarten aus einer ältern 
gemeinfchaftlichen Sprache beybehalten haben. ” Die legte Sulbe 


iſt die den Deutſchen, Lateinern, Griechen u.f.f. gemeinfchaftliche 


Adleitungsfylbe er, ein Subject zu bezeichwen, daber es nur noch 
auf die Stammſylbe Dar odewsad anfomme.. Schon ältere Wort⸗ 
forfher ‚Haben diefe Sylbe von einem alten Zeitworte fodagy fo— 


den, abgeleitet, weichesenoch im Niederfüchf. vorfommt, wo es er ⸗· 
nähren bedeuter, und. das Stammmwort von unſerm futtern iſt 
Allein, es bedeute nicht allein ernähren, fonberi auch zeugen, 


welche Bedeutung das Schwediſche föda, Grich.gurewan noch 
bat, fo wie fode im Dän. gebären bedentet, 
iſt noch. jeßt die wahrſcheinlichſte, fo daß Vater eigentlich einem 
Zeuger bedeutet, Genitorvongignere. Da föden aber auch 


gebãren bedeutete,-fo find Kodrein bey dem Ulphilas die Altern 
überhaupt, daher Vater auch in Gevatter non bey den Geſchlechtern⸗ 
Adel. W.34.Thr 2. Auft. EL KR 


Däterlich, —er, —fe, adj.et adv, 


Diefe Ablerrung.. 


* 2 ’f 


—— 2 Bat | 078. 


. gebraucht wird, Das Zeitwori hatte ehedem den niedrig ſchmutzi⸗ 


gen Nebenbegriffnicht, welden das Lat. futuere, das Franzöf, 
fouter n.f.f. angenonımen haben. Es erhellet daraus zngleich, 
daß Darer feines von denjenigen Wörtern iſt, welche ihr Entſtehen 
dem erſten Stammeln dev Kinder zu verdanken haben, wie Abba, 
Atta, Tarta, Papa, Mamma, Amma, das Frief haita u. ff. 
Siehe auch Detter, Gevatter und Pathe. 

Einige Provinzen ſprechen das a furz, Daster, und man fann 
esihnen nicht wehren, wenn fie es auch jo ſchreiben wollen ; ſelt⸗ 
fam aber iſt es, wenn einige Sprachlehrer diefe provingielle Aus⸗ 
ſprache den Hochdeutſchen aufdringen und vatter gefchrieben wiſ⸗ 
fen wollen,odgleic) Fein reiner Hochdeutſcher ſo ſpricht. Gevatter 
gründer ſich freylich auf eine ſolche Ausſprache, aber in dieſem 


Worte iſt die ſelbe auch im Hochdeutſchen allgemein. Im Ober⸗ 


deutſchen declinirt man dieſes Wort im Singular mit einem n, 


des Vatern, dem Vatern, welche Form aber im Hochdeutſchen 
gleichfalls unbekannt iſt. 


Der Daterbruder, des —s, plur. die — brüder, der Bruder des 


Vaiters, welcher im Ober deutſchen Oheim, und nach einen Fran⸗ 
zöfifchen Ausdrude auch Onkel, Oncle, genannt wird, obaleıch' 
beyde auch den Mutterbruder bezeichnen. vaters bruder mıtdins 
s des zweyten Endung iſt nicht jo gangbar, Vaternbruder aber 

iſt Dbsrdeutfch, von dein Genitiv des Datern, 


Das Daterberz,des —ens,plur. die —en, das zärtlicheBerz.eir 


nes Vaters gegen feine Kinder ; wie Mutterherz. 


Das Vaterland, des —es, plur. welcher doch wenig gebraucht 


wird, die —lander, eigentlich das Land des Vaters oder dasjinis 
ge Laud, in welchem der Vater einheimifch ift oder gupmefen, d.i, 


dasjenige Land, in welchem jemand geboren und erzogen worden. 


In feinem Daterlande fierben, Die Liebe zum vaterlande. 


" Sein Daterland verlaffen. Die Erde iftunfer aller Vaterland. 


In weiterer Bedeutung pflege man auch zuweilen dasjenigeLand, 
welchem man als ein Einwohner einverleiberift, in welchem man: . 


den Schutz und die Wobtshaten eines ordentlichen Bürgers ger 


nießet, fein Daterland zu sienuen, 

Ynm. Im Dänifben Säderneland. Es ſcheint erſt in den ſpã⸗ 
tern Seiten nach dem Latein, Patria gebildet zu feynz wenigſtens 
war es zuden Seiten des alten Überfegers eines Stüdes aus dem. 
Iſidor, und des Notker noch nicht gangbar, denn der erſte ges 
braucht dafür Odhil, weiches zur letzten Hälftein Allodium,, 
vielleicht auch zur erften in Adel gehöret, der legiere aber Heim- 
chommenıu. . 


vaterlandiſch, adj. et adv. in dem Väterlande gegründet, 


aus demfelben her, in demſelben üblich, Die vaterländiſchen 
Sitten. ° 

v, Dem Vater gebörig,. 
von demfelben herrührend ; ohne Comparation, Das väterliiye 
Gut, welches jemand von dem Vater ererbet hat, Das väterli⸗ 
che Vermögen. Der värerliche Nahme, der Nahme des Bas 
terd. Das vöterlihe Land, das Vaterland im der höher 
Schreibart. Die väterliche Liebe, welche ein Vater gegen feine 
Kinder hat. Zn weiterer Bedeurung, den VBätern,d.i. Vorfah⸗ 
ven gehörig, von ibnen herrührend, in welchen Verſtande in der 
Deutfchen Bibel das väterliche Gefeg, vaterliche Sagungen, 
nach väterlider Weife vorkommen, ıft es im Hochdeurfchen nicht 
mehr üblich. 2. Nach Art eines Vaters, in der Eigenfchaft, 


Liebe eines Vaters gegründet, mit der Comparation. Jeman— 
den väterlich lieben, ermabnen, als ein Vater. väterlich, 
"auf das varerlipfie für jemanden forgem Bey dem Notker 
faterlich. 
Die Daterliebe, plur,car.die Liebe, welche ein Vater gegen feine 
Kinder bat. 
2% Pateyr 


-Y a uch,” 
\ 


N en 


Paterlos, adj. etadr. des Vaters beraubt, Feinen Vater mebe 
haben? ; wie mutterlos. Line varerlofe Watfe, Daher die va⸗ 
terlofigfeit, welches doch feltener gebraucht wird. _ 

Eos Datermotd, des —es, plur. die—e, die Ermordung feines 
Baters. Einen Datermord begeben. , 

Der Vatermorder, des— 8, plur. utnom. fing. Fämin. die 
Vatermörderinn, eine Perfon, welche einen Batermord begangen, 
ihren Boter ermordethat, 

Der Daternahme, dee —ns, plur. die —en, das Wolt 
Vater als ein Rahme betrachter. Den füßen Vaternabmen 
führen, Vater genannt werden, d. i. Kinder haben. Bon dem eis 


⸗ 


2 


genthümlichen Naben des Vaters iſt es nicht üblich, weilman ' 


Dafür lieber der vãterliche Nahme oder der Nahme des Vaters 
fast. — 
Der Datersbruder, S. vaterbruder. 

Die vaterſchweſter, plur. die —n, die Schweſter des Vaters, 
wie Mutterſchweſter; welche ſonſt auch die Muhme, und mit ei⸗ 
nem Franzöſiſchen Ausdrucke die Tante genanut wird. 

Der Daterfinn, des—es, plur. inuf, der Sinn, d. i. das Ge⸗ 
müth, die Geſinnung eines Vaters gegen feine Kinder, ein größs 
ten Theils veraltöres Wort ; das vaterherz. zu 

Die vaterſtade, plur welcher doch feltener gebraucht wird, die — 
Hädee, die Stadt, aus welcher jemand gebürtig ift, in welcher er 
geboren und erzogen worden, in welcher feinBater wohnhaft war, 
Die väterlihe Stade, bey Ramlern die mürrerliche Stadt; ob 
man gleich nicht Mutterſtadt fagt. 


Die vaterſteile plur. inuf. die Stelle eines Vaters. Vaters. 


. tele bey jemanden. vertreten. 

Das Datertheil,des— es, plur. die—e, derjenige Theil eis 
‚ner Erbfchaft, welchee von dent Vater perrühret ; zumlinterfchie- 
‘de von dem Muttertheile. ih 

Dec, Vehe, ein Thier, S. Sehe. 

Die Debde, ©. Sehte. 

vVehm, S. Schm. 
Vehwamme, 9. Sehe, N ; 

Dee veilchen, des —s, plur, ut nom. fing. das Diminu⸗ 
- nonm des im Hochdeutſchen nicht fo üblichen Hauptwortes der 
Deil, des —es, plur. die —e, die fünfblätterige Blume einer 
Pflanze zu bezeichnen, welche einen angenedmen Geruch bat, und 
in den Eutoräifchen Hatnen wild wächfer ; Viola odorata L. 
Sieh das densürhigedeilchen, welches aufder Erde Friecht und 
ach Faum über den Boden zu wagen fcheint. Weil fich die ſe 
Blume bereits im März jeiger, fo’ wird fie auch Märzveilchen, 
Yrärsviole genannt. Andere zu diefem Geſchlechte gehörige Blu, 
men find die Sumpfpiole,Bergvioleu. ff. Der Nahme iff aus 
demkctein. Viola,nach weldem man duch iniDeutfchen das Wort 
viole gebraucht, obgleich die ſchon gedachte Heine mohlricchende 
Blume diefer Ark unter dem verfleinernden Rahmen des Veilchens 
am bekannteſten iſt. S. Viole) Daher veildenblau und das 
veilchenblau⸗ eine indas rothe fpielende. blanc Farbe, welche 
unter den fremden Nahmen violett, am befanntefteu iſt, der 

veilchenſaft, DioIenfaft u. ff. 


Deit, Eat. Vitus, ein männlider Vornahme, welcher alten Deut⸗ 


feben Utfprungesifi, und aus Guido zuſammen gezogen worden, 
Bon inem Heiligen diefes Nahmens har man die Veitsbohnen, 
"in einigen Gegenden sin Rahme der Seigböhnen, Lupinusal- 

"bus. entweder‘ ans’ dieſem Worte verderbt, oder auch, weil 
fie un St, viti oder veit ſchon zu genießen find; der S. Veits⸗ 
Tanz, eine ehedem befanite Krantheit, \woben diedantit behafte⸗ 
ten anfıngen.zu taugen, ©, Spangenberg dill, de Chorea 
S. Vi, 

Velten, ©. Balentin. 


“= 






aka, A 


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N — & * ? 


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‚Die vendite ineinigen Gegenden, Befonders Pectfens, —E 


del, ©. diefee Wort, 

Venedig, der Rahme einer bekannten Stadt in Italien, Venetiae. 
Man bat von demſelben ein dobpelter Beywort venediſch welches 

doch nur in einigen Feen üblich if, ob es gleich der Analogie 

‚der Deutſchen Sprache gemäßce it, Yenedifche Seife, venediſches 
Glas ;undDenerianifch, welches nach einem mittlern Latein. ve- 
netianus gebildet iff, welches in den meiften Fällen gebraucht 
wird, aber fo, wie de meiften übrigen Beywörter dieſer Art auf ' 

aniſch und ianiſch, feblerhaft it, weſl ſie zu der ausländifchen ad⸗ 

-jeetiviichen Eudung noch die Deutſche iſch Fügen, das venetiani⸗ 
ſcheGebieth / venetianiſche Minsforten, dasDenetianticheifeer 
und fo ferner, Daher der venetianer, die venetianerinn, eine 
ans Venedig gebürtige Perfon, wofür man ehedem richtiger Vene⸗ 
diger, Denedigerinn fügte, undin'einigen Oberdensfhen®egen. 
den noch jeßt fagt. < x : : ; ; 

Venẽriſch, adj. et adv. aus dein Lat. venereus; fir unsichtig. 
Die venerifche Liebe, Befet Meunzügtige, Am .bhänfisffen ges 
braucht manes von den durch unreinen Bepfehlaf-erivörbenen 
Kraufpeiten. Die veneriſche Krant heit, Lues venerea, (©, 
Eh Denerifch feyn, mireiner folchen Kraufheit behaftet 

—— F NET 

Das Ventil, ses—tg, plur. die—e, Dimtinnt. dag Dentülchen, ' 
aus dem mitifern Lat, Ventil, ein beweglicher Theil in einer Röh⸗ 
te, welcher einen flüffigen Körper zwar in die Röhre binein deine 
gen, abernicht wieder zurück treten läßt. Gemeiniglich bat er 
die Gehalt einer Klappe, oft aber auch eines Stöpfels. Man ger 
braucht die Bentile nicht nur in aeromatifchen und bodranlifhen 
Maſchinen, fondern es gibt ihrer auch in den BlutadernderMen« 
ſchen und Thiere. So fern fie Klappen find, könnte man fie Lufer 
klappen nennen, \ \ —— 

Der Ventilator, des—s, plur. ut nom. fing. das neuereka⸗ 
tein. Ventilator, ein in den nenerm Zeiten von Hales in Englaud 
erfundenes Werfzeug, die Luft in einem eingefchloffenen Naume 

zu erneuern. Man hat ihrer von verfchiedener Art, und Sufanıe 
menfegnng ; die neueſte und bequemſte Erfindung beftehet in einem 
Rade, welches in eine Dffnung ingebracht, und vom der änßern 
Luft in Bewegung gefest wird. Inden Meſſinghütten bat man 
ſchon lange ein Ähnliches Werkzeug gehabt, den ſchädlichen Pr 
ſtuaſt aub abzuführen, welches daſelbſft das Windrad genannt 
wird, ! BR a 

Die Dentöfe, plur, dien, aus dem. Franzöſ. Ven’oufe, 

in einigen Gegenden ein Nahme der Schröpfköpfe der Wund- 

örzte, — ? ee 

Die vVenus, plur. car. in der Götterlehreder Römer, die Gät- 

tinn der Liebe zu dem andern Geſchlechte, und figürlich diefetiebe 
ſelbſt, in welchem Verſt ande diefes Wort auch noch bey den Deuts ⸗ 
{hen Dichtern vorkomint. Esift fchon von andern bemerfi wor« 
den, daß die Stammſylbe diefes Wortes Ven, nrit dem ben dem 7 
Willeram und andern alten Schrifilelern befindlichen Win, 
wino, ein Öetiebter, Win, ein Freund u, f. f. verwandt iſt, wel⸗ 

ches wiederum zu unferm fein gehören Fanıı. (Sichedafelbe) Im 
Gothiſchen iſt Wino, Wen, und im Angelf. Win, die Gattitm, 
Ehefrau. In der Aftronomie ift Denus der. Nahme des ſchönſten ; 
Planeten am Himmel, welcher mitzuden untern Planeten gehö ⸗ 
ver, nachſt dem Merkur der Sonnen nächſten if, und, nachdem } 
"er dor der Sonne Hörgeherrodtr ihr folger,, der Morgenz oder 
Adendfterm genanntwird, Wonder Venus in der erfien Beden- \ 
E 


tung dat man auch im Deütfchen verfchicdenegufanmerfegungen, 
Der Denus: Berg, in der Chiromanthie, eine gemiffe Eehd bung 
in der Hacken Hand, der Kirbesberg ;"die Denus- Beule in Are 

Mineyfunſt/ einednedgruntenen Seyſchlaf verur ſachte Beute, die 
— “br 





4 J 
Sn 











>» 








‚Venus: line; im gemeinen Leben, 
— ſo fern fie von uur einem oder gemißbrauche 
herrühren ; das venus⸗ Saar, ein Kraut, Po- 
commune L, (S.Goldhaar und Srauenbaat z) 
ee Krankheit oder venus⸗ Seuche, bey einigen Ärzten, 
die veneriſche Krankheit, (©, Sranzofen;) der Dentis = KTabel, 
ein Kraut, ColyliedencommunisL. (9. Nabelkraut;) 
"der Denus: Schacht, die Venus: Mufchel oder die Denus- 
Schnee, eine einſchalige ungewundene Schnecke in Geſtalt eis 
ner glatten weißen Nöhre, die Porzellan: Schnede, der Porzel: 
lanit; der Venus: Schub, eine Pflanze, vermuthlich wegen des 
Baucbigen aufgeblafenen Honigbebältniffes, Cypripedium 
-L, MTavien: Sub, Pantöffelhen, und noch andere mehr, | 


N zen eine ſehr alte Partifel,in der Deutfchen jo wohl, als afen mit 


derfelben berwandten Sprachen, welche ehedem auch für ſich al- 


Sur 098 


) Eigentlich. DVerjagen, verbannen, vertreiden, dee 


F werfen, verweifen, verteifen, veräußern, verpachten, ver: 


in ublich wär; aber jetzt nur noch in der Ableitung vorkommt, - 
wo fie don eiaer ſeht mannigfaltigen Bedeutung. it, indem fie. 


die Berrichtungen der Partifelner, aus, vor, fur, fern, fort 
und ue ta ſich ogreiniges, wovon die meiffen zugleich nit ihr ver⸗ 
wandt find. 

Dicjenigen Wörter, welche dieſe Var utel vor ſich leiden, fi nd 
insgefamms Beitwörter ‚und zivar entweder ſchon fürfich Zeit» - 


To wörter, oder fie werden doch vermittelſt diefer Partikel aus 





Nenuwörtern zu ‚Zeitiörtern gedildet, wie verabſcheuen, ver⸗ 


Fohlen; vernarren, verarmen, von Abſcheu, Kohlen, Harr, 
arin. Die Nenn und Nebenwörter, vor weichen fie angertofs 
"fen wird, find insgefammt von Zeitwörtern abgeleitet. - Zwar 
gist es einige Bepwörter , welche die es ver vor fih haben, 
Te nicht von Zeitwörtern abgeleitet werden Fönnen, allrin 
fie haben doch wenigitens die Geftalt eines Mittelwortes, 
als. wenn fie wirklich von Zeitwörtern abgeleitet worden, 
ungeachtet felbige niemahls üblich gewefen, 5. B. verfihamt, 
Serrwegen, verſchmigt, verfoffen, verfreſſen, verlogen 
og fo fern felbige einen hohen Grad der Fertigkeit, in 
der Scham, im Wagen, in der iR, im Seufen u. ſ. fe ber 
zeichnen, 
Der. gehöret in diefen Zufanmenfeguugen zu den untrennbaren 
5 Partiteln, welche ihr Zeitwort nie verlafen, das Augment inden 
vergangenen Zeiten wegwerſen, uud im Supino das zu vor der 
‚ganzen Zufammenfesung nei men; ich nerlieye, verloven, zu 
verlieren. 
Was die Bedeutung betrifft, foift fe ſehr martnigfaltig, nnd 
Weird ſich mit allen ihren Schattierungen nicht leicht voll ftändig bes 


men laſſen. Alle unfere heutigen Bedeutungen rd nur 


Überbfeibfel lteter weit ausarbreiteterer Arten des Gebrauches, 

"und gründen ſich oft auf dunkle, nunmebe, ſchwer zu beffimmende 
Abnichteiten, oft find fie auch bloße buchſtäbliche Überfegungen 
Lateiniſcher mie per, prae, pro, ex, in, de, re u,f. f. zuſam ·⸗ 
men geſetzter Zewörier, denn alle dieſe Begriffe haben unſere 
Vorfahren mir ver auszudenden für gut befunden. In vielen an⸗ 


dern Feinibärtern, in welchen man eheden ver gebrauchte, find- 


- jest er, ent, uud andere Vartifeln üblich; - Die vornehmſten 
Bedentungen werden etwa folgende ſeym 


— 1, Kine Entfetrnung von ſich weg, für weg, fort, eine der erſten 


und Mitten Bedeutungen, in welcher es als ein eigenes Neben⸗ 
worrrhedem für ſich allein üblich war, und das: Stammwort vor 
fern und fort iſt, und ohne Zweifel zu dem Geſchlechte der Wortes 
Fahren, in! der, weiteten Bedeutung einer ſchnellen Berwegung, ge⸗ 
böret. Daz fer Bi, das ſey fern, Kero. Im Jeländ ift för 
gleichfalls no üblich, kör utan, weiter Gin; im Schwediſchen 
ober wird för uud förefim wärts gebeaucht, uppförs, aufs 
wärtg, nedauföre, a ederwãrts. 


miethen, verkaufen, verſchenken, vertauſchen, verborgen, 


verdrängen, verdringen, verfolgen verhandeln, verkriecher, . 
veritren/ vergießen, verlaffen, verschicken, verleiben, verlau- , ' 


fen, vergraben, u. ff. in welchen allen der Begriff. der Ferne 


dere Art durch das Zeitwort näher beſt immt wird, daher die Där 
nen dieie Zeitwörter auch mit Bin und bort, d.i. fort, uſammen 
ſetzen. In dem Latein. der mitslern Zeiten wird dirfes ver hãu⸗ 
fig duch Toris gegeben, - worang wenigſtens fo viel erhellet, Sag 
mai von diefer Bedeutung ſchon damahls überzeugt geweſen feyır 
müffe ;torisbannire, forbannire, verbannen,foriscalare, 
frey laſſen, eigentlich aus dem Haufe eiufernen, forıscelare, 
derhehlen, forisconsiliare, verratben, forisfacere, verbres 
Ken, forisjudicare, veructheilen, forisjurare, verfchiwös 
sen, forismaritare , verheirathen, forismittere, verlaffen, 


forisnegare, verleugnen u, ff. Wo fieylich in einzelnen Fäls 


fen die Anwendung oft unglücklich genug geratben ift, 

Dahin gehören denn auch viele andere, woder Begriffder Ent» 
fernung nicht mehr fo merklich ift, wenigfteus bey dem. ganzen 
Worte,nicht mehr ‚gedacht wird, od er gleich ohne Zweifel zum 
Grunde liegt ;5.B. verbeirathen, vermäblen,verloben für aus: 
beiratben u. f.f. obgleich bier auch der Begriff der Verbindung 
Statı finden fann ; ferner vermelden, verfindigen, eigentlich 
von ſich weg, an andere melden, Eund machen, vererben, als 
Erbſchaft an andere übertcagen,, "und andere mehr. 

(2) Figür lich, wo doch nur die nächften und erweislichften Fis 
guren angeführet werden können, indem die entfernterit oder zwei⸗ 
kelhaften im Folgenden vorforimen werden. (a) Eine Erſchöpfung, 
einen Verbrauch, deren Art und Weiſe das Zeitwort beſtimmt. 


arbeiten, das Mehl verbacken, das Malz verbrauen, die 
Speifen verdauen, fein Geld verreiten, vertanzen, verfpielen, 


verfuttern, vertbun, alles Holz verbrennen. (6) Eine bie zur 
völligen Erfchöpfang, Verzehrung währende Fertdauer viner 


Saudlung oder eines Zuftandes ; eine mit der vorigen fehr nahe » 


verwandte Bedeutung, wo in vielen Fällen auch aus üblich iſt. 
Derblühen, fich verbluten, verbraufen, susbranfen, vertoben, 
austoben, verfehnaufen, verfhwenden, verlebt feyn, abgelebt, 
verderben, etwas verſchmerzen, verbrennen, verweſen, verhun⸗ 
gern, verdurſten, verfallen, verfamlen, verfliegen, ver ſchwin— 
den, verzagen, verzweifeln, verrauchen, verſchmachten u. f.f. 
Wo die Seitwörter theils Rentras theils Aetiva find; "Das 
Sat, per hät eine ähnliche Bedeutung, perdere, perire,ssrz 
“geben, perimereu.f. f. (c) Einen Verluſt eine gleichfalls na⸗ 
be verwandte Bedeutung. vVerſcherzen— Brian; verfeh: 
len, verblättern, vertänseln, verlernen, vergeffen, verwirken. 
(d) Eine Unterlaſſung, ein Unterbleiben einee Sache. verbie⸗ 
then, verbitten, verreden, es zu unterlaſſen geloben, ver ſchwö⸗ 
ren, verfagen. (e) Einen übertriebenen Grad, eine, Fortfes 
Kung der erften figürlichen Bedeutung. 
viel auf das Bauen wenden, ſtch verſteigen, das Bier bat fich 
vergohren, bat zũ fehr gegodren ‚ verſalzen, das Holsift vers 
guollen ut. f. -Cf) Oft bedeuter es nur ein wenig von feiner vori⸗ 
gen;Stelle, fürfort, verrücken, verfchieben, verfegen, ver- 
pflanzen; wo es denn in manchen Fällen noch den Mebenbeariff 
dss-unrediten Ortes hat, welcher in der folgenden Bedeutung forte 
gefest wird. 1a) Einen Ir chum, etwas Faljches anſtatt des 


Wahren, deffem Art uud Weiſe ducch das Zeitwort näher beſtimmt 


verfnhren, verleiten, perdrucken, verſchreiben, ver- 


2442 


wish, 


dechnen, 





oder der Entfernung noch ſehr merklich hervor ſticht, deren beſon⸗ 


‚Hol verarbeiten, es zur Arbeit verbrauchen, alles Holz ver⸗ 


‚ verfchwenden, vertrinken, veufveffen, verzehren, das Bovn 


Sich verbauen, allzu 





"985 Br 


zehnen, ——— verlegen, an den unrechten Det legen. 


Ingleichen die Reciproea, ſich verſchreiben, verrechnen, vers 


gehen, verfeben, vermeſſen, vergeben, vergreifen, verſprechen, 
Dergaffen u. ff. Die altern Franzofen gebrauchten dafür kour, 


fourvoyer, verſehen, fourconleiller, verrathen, welches 
gleichfats hierher zu gehören ſcheinet, fo fern es urfprünglich eis 
gentlich falfchen Rath geben bedeutet hat, (6) Oft bezeichnet es 
„einen fo weit getriebenen Grad der Handlung des Zeitwortes, daß 
‘das Ding davon zu feiner Beſtimmung unbrauchbar oder doch ſich 


wnähnlich wird; eine Fortfegung der vorigen fünften Bedeutung, F 


welche die Lateiner in dielen Fällen mit dem verwandten per aus⸗ 


drucken. verkehren, verderben, verlegene Waare, verbiegen ver⸗ 


drehen, verhunzen, ein Rind verzarteln, verrenken, verlegen, 
Serläftern, ein Pferd vernageln, verfengen, verbrennen. (i) In 
vielen Fällen hingegen deutet es bloß an, daß ein Ding durch die 


Handlung des Zeitworteg nur anders beffimrat werde; eine Fort⸗ 


fegung der vorigen fehften Bedeutung. Verändern, wo es aber 
auch zur folgenden zwepten Hauptbedenfung gebören kann; ver: 
fielen, ſich verfürben, entfärben, verkleiden, vertaufchem;ner: 
wechfeln, verfappen. 


i 2. Eine der gewöhnlichften Verrichtungen diefer Partikel if, 

da fie ein Verſetzen oder Gerathen in denjenigenguftand bezeichnet, 
welchen dag Zeitiwort näber beſtimmt; eine Bedeutung, welche 
allen unfernSprachforfchern unbekannt geblieben iſt, ſo häufig fie 


auch vorfonmt, Sie bilft in dieſem Falle fo wobl Neutra als Aecti⸗ 


va bilden, und kommt in diefer Verrichtung fehr mit den Lateinie 
fchen Partifeln in und ir,und mit der Deutſchen Partikel er über» 
‚ein, welche in der edlern Schreibart oft auch in einem und eben 
demfelben Zeitwortefür diefelbe gebraucht wird, 


Viele diefer Zeitwörter werden vor Nennwörtern gebildet; bes 
fonders von Beywörtern.“ Dabin die Reutra, veralten, ver ar⸗ 
men, verblinden, edlererblinden, verblaffen, verbleichen, edler 
erblaffen, erbleichen, verbutten, verdummen, verbarfchen, ver⸗ 
Beilen, verflammen, verlabmen, erlahmen, verfrummen, das 

Neutrum verloſchen, verſauern, verſtarren, erſtarren, verſtei⸗ 
nern, verlauten, eigentlich laut werden, verdorren u. f. f. alt, 
arm, blind, heil, dumm, harſch u.f. f. werden. „Noch häufiger 

. find die Activa diefer Art; als verandern, verbeffern, verbit- 
tern, verblenden, verdichten, verdiden, verdoppeln, verdrie⸗ 
Ben, verdinnen, verdunkeln, veredeln, vereinigen, vereinba⸗ 


zen, vereinzeln, vereitelt, verengen, vorewigen, verfälfchen,- 


verfertigen, verfinfieen, vergewiflern, vergleichen,vergrößern, 
vergüten, verhärten, verheerlichen, verjüngen, verfläven, 
Yerkleinern, verkürzen, verlangern, vermehren , verneuern, 
seröden, verfügen, verichlimmern,verfchönern, vertiefen, und 
Bundert andere mehr,alfe von Beywörtern anders, beffer, bitter, 
blind, dicht u. f.f. 

Viele werden von Hauptwörtern gebildet wie das Reutrum vers 
narren, eigentlich um Narren werden, und die Activa, ver ab⸗ 
reden, Abrede wegen etwas nebhmen, verabſcheuen, Abſcheu ges 


gen etwas empfinden, verantworten, Antwort wegen etwas ge⸗ 


ben, ver anſtalten, Anſt alt wegen etwas machen, verbollwerken, 
mit einem Bollwerke verſehen, verfilzen, in einen Filz verwan⸗ 
dein, So auch vergöttern, vergeſellſchaften, vergiften, ver—⸗ 
kalken, verkohlen, verbleyen, verglaſen, in Kalk, Kohlen, 
Bley, Glas verwandeln, verketzern, füreinen Ketzer erklären, 
verproviantiren verftäblen, verſtiehlen u. f.f. Hierher gehör 


cen atich einige, wo fich die Veränderung nur iiber die Oberfläche ' 


erſtreckt, welche aleichfalls von Haustwörtern gebildet find; wie 
vergolden, verſilbern, verzinnen, verglafuren, mit Glaſur übers 
sieden uff. 


I manchen, stäicfaeson Hauptieörtern BEER RE . 


tern, wird die Bedeutung ein wenig anders beftinms, und zuweilen 





vereinigen ſich mehrere Bedeutungen der Partifeln in denfeksen, E 


Deraccifen, verfieuern, verzollen, verſchocken, verzinfen, Ac⸗ 
cife, Steuer, Soll, Schode, Sinfen von etwas geben, die niedri⸗ 
gen veraccordieren und verarreſtieren, das gleichfalls niedrige 
verfuchsfhwänzen, vieleicht.auch verleumden, in böfen-Leus 
mund bringen, und andere mehr, wo es oft auch nur darum da zu 
Reben foheinet, um ein Activum gu befommen, welches man mit 
dem Accufativ verbinden Fönne. 

3. Nicht völlig fo zahlreich find diejenigen geittwörter; ‚wo die 
Partikel eine Zufammenfügung mehrerer Dinge bezeichnet, welche 
durch das Zeitwort näher beſtimmt wird, Verbinden, verfle 
ten, .verflammern, verſtricken, verkerteln, verfitten, verkeiz 
len, verfammeln, verknüpfen; verfuppeln ‚ verbrüdeen, ver— 


fhwägern, verpflichten n. f. f. welche zum Theil auch von Nenn -⸗· 
wörtern gebildet find. Vieleicht gehören dahin auch vermäblen, 


verloben, verheirathen, verehelichen. Ingleichen eine Men⸗ 
gung, Mifhung mehrerer Dinge unser einander, wie ins vermen⸗ 
gen und vermiſchen. 

4. Sehrt oft bedeutet es auch / ſo viel als zu, die Verſchlieſung 
einer Offnung zu bezeichnen. verbinden, verdämmen, verdes 
Een, verbillen, verhagelm, verpichen, vertennen, verkleiftern, 
verfpmieren, vermauern, einen Weg verbauen, ein Lenſter 
verbauen, verſtopfen u. ſ. f. - 

5.In einigen Zeitwörteen fcheinetes eine Bloß intenfiveober ver⸗ 


— 
ſtärkende Bedeutung zu haben, welche doch alle Mahl eine Figur 


einer ber vorigen iſt. verſchaffen, wenn es hier nicht für her ſte⸗ 
bet, eigentlich herſchaffen, verbarren, perfeverare, verböb: 
nen, verfpotten, verlachen, im gemeinen Leben auch aushöhnen, 
ausfpotten, auslachen, örridere, verhoffen, fie das einfache 
hoffen, verhören, vielleicht nack dem Lat. examinare, vermer- 
Ten, für merken, vernehmen, percipere, verlangen, fich ver⸗ 


beugen, verneigen, jemanden verehren, vergönnen, permitte- — 


re, verhindern, verbleiben, permaneren.f.f. - 

6.Ein befonderee Gebrauch diefer Partikel ift, wenn fiegu Bil. 
dung gewiſſer Beywörter gebraucht wird, welche einen hohen Grad 
einer gewiſſen Fertigfeit-andeuten, welche aber alle Mahl die Ge⸗ 
ftalt eines Mittelwortes der vergangenen Zeit haben, ob fie sleih 
in thätiger Bedeutung gebraucht werden. Die Urfache ift, weil _ 
ver eigentlich nur Zeitwörteen vorgefegt werden fan, daher die 
Beywörter, welche es bilden foll, wenigſtens Mittelwörter feyn 
miiſſen, obgleich ipreBeitiwörter niemahls üblich geweſen, auch dev 


r 


4 


& 


Natur der Sache nad) in diefer Bedeutung nicht üblich ſeyn kön⸗ # 
nen. verſchämt ſeyn, hohen Grad der Ferfigfeitbefigen, fi zu ” 


ſchämen; fo auch verbuble, verfoffen, verwegen, verbaßt, verz - 


ſchlafen feyn, verfchmigt, unb die niedrigen verhurt, verfreffen, 


verleckert, verlogen, einen hohen Grad. der Fertigkeit im-Huren, 


Steffen, der Leckerey, der Lügen beft itzend. Nach dieſen Muſtern 


werden auch die Mittelwörter anderer gangbaren Zeitwörter in 


thätigem Verſtande gebraucht, fo ſehr auch dieſes wider die ger 


wöhnlichſte Beſtimmung der paſſiven Mittelwörter iſt; ver ſchwie⸗ 


gen feyn, ein verliebter Menſch. Diekateiner machen ſolche Wör⸗ 


ter mit dem verwandten prae, welchesaber, fowiedas Schwed. 
för, auch eigentlichen Beywörtern vorgefegt werden Fan. 
Schwed. Förltor, fehr groß, praegrandis. 

7. Ich will die noch übrigen Bedeutungen bier —— neh 
men, theils, weil fie nicht fo häufig vorfommen, tbeils auch, weil 
fie Hoch nicht foerweiglich find,indem fie immer noch Figuren einer 
andern ſeyn fönnen. Mehrere werden im folgenden, bey den eins 
zelnen Wörtern, ſelbſt vorkommen, wo ſich auch manche noch näber 
werden beffimmenlaffen, Au einigen ſcheinet es für her zu ſtehen, 


wie _ 


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bie 
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ae wieda! — — ſochdentſchen erzählen, —— 
vorlefen; in andern für für, — 
oare, verlohnen, belohnen, vergelten. 
den Lateiniſchen gemodelt zu ſeyn; verfuchen, periclitari, 
Rt, verheißen promittere, verhelfen, provehere, wo ver aber 
— auch nach der erſten Bedeutung für fort ſtehen kaun, verfahren, 
Di procedere, wo aber auch eben dieſelbe Bedeutung Statt findet. 
In andern iſt die Bedeutung noch dunkel, wovon Bey ſpiele im fo 
" genden vorfommen werden. 


Alteſten Oberdeutſchen Schrififiellern far, furi, vor, im Nies 
= derf. gleichfalls ver, im Gothiſchen fra,im Angelf. und Engl.for, 
im Schwed. för, in Framſoſ, ver, par, fra, for, ;. B. ver- 
rouiller, pardonner, im £at. per, pro,prae, Daß der 


ſchon oben bemerfet worden. (©. auch Seen und Sort.) Übrigens 
ift diefe Partikel, wie die meiften untrennbaren, kurz. 


Vetabfolgen,verb. reg.act. welches nur im gemeinen Reben ge- 
braucht wird, wo ver bloß zur Bildung eines Activi zu dienen 
ſcheinet. Nan wollte es ihm nicht verabfolgen. An dem Neu» 
tro verabfoTgen laſſen, für abfolgen Iaffen, ift es völlig unnüß, 
Daher die Verabfolgung. 

Berabehben, verb.reg. act. Abrede wegen etwas nehmen, mit 
- dem Accufativ diefes Etwas, Wir haben es fo verabredet. 

Es iſt verabredee worden. Daher die Verabredung: Das 
Zeitwort iſt vermittelft der Partikel ver von dem Hauptworte Ab⸗ 


- da denn ver eine mehrere Thãtigkeit zu * m Worte bringen 
würde, . 

Derabfäumen, verb: reg. act. welches nur im — Leben 
für dag beſſere verfäumen üblich iſt. Er verſprach nichts zu ver⸗ 

>. abfäumen, die Sache beyzulegen. 

Verabſcheuen, verb.reg. act: Abſchen gegen etwas hegen und 
äußern. Das Lafter verabſcheuen. Zu heftig und zu wenig 
begehren und verabſcheuen it ein innerlicher Krieg unſers 
Willens mit dem verſtande, Gell. Daher die verabſcheuung. 
Es ift vonYbfcheu vermittelft der Partikel zu einem chãtigen Zeit⸗ 

wvorte gebildet, ©. Der 7. 

vVerabſchieden, verb.reg, act. 1. Den Abſchied geben, mit 
dem Abſchiede von fich entlaffen, am häufigften von Soldaten und 

Becedienten. verabſchiedete Truppen. Einen Bedienten ver: 

abſchieden. 2. Bon Abſchied, ein gerichtlicher Ausſpruch oder 
Beſcheid, bedeutet es in den Gerichten einiger Gegenden fo viel, 
als durch einen Rechts ſpruch, durch ein Urtheil entfcheiden. Dar 
her die verabſchiedung in beyden Bedeutungen. 
Anm. Dieſes Wort wird oft irrig verabfcheiden gefchrieben. 
Allein, es ſtammet nicht von abſcheiden her, ſondern von dem 
Hauptworte Abſchied, von welchem bier vermittelſt der Partikel 
ver ein thätiges Zeitwort gebildet worden, ©. ver 2. 
Verabſchoſſen, verb.reg, act. im gemeinen Leben und in den 


abſchoſſen. So auch die verabſchoſſung. S,ver2, 
Deraccifen oder Deraccifieren, verb, reg. act. auch nur im 
gemeinen Leben, die Aecife von etwas geben. Kine Waareverac- 
eifen. - Im Riederſ. verzifen. 
‚gen veraceiſung nicht üblich it. ©; ver 2. 
‚ Veraccordieren, verb. reg. act. welches nue in den niedrigen 
‚Spredarten gangbar if. Kinem Aobeirer eine Arbeit verae⸗ 
eordieren, mit ihm wegen des Preiſes einig werden. Es iſt von 
-aecordieren vermittchft der Partifel zu einem thätigen Beitworte 
FR worden, ©, ver 5. 


** 
| 








dr a GR 


Andere feheinen nach. ” 


Anm. Diefe Partikel lautet in der Sufammenfegung ben den - 


Begriff der Entfernung alem Anfehen nad) der erſte geweſen, iſt 


rede gebildet, doch kann es auch aus abreden entſtanden ſeyn. 


+ Runfigeiff. Sich verächtlich betragen. 


Gerichten, den Abſchoß von etwas geben. Sein Dermögen ver: 


Daher die veraceiſterung, vage Sitten, Rleider, Gebräuche, Moden. 


Ber 986 


Derachten, verb.reg. act. ar Achtung unwerid halten, und 


diefe Meinung äußern, Andere gegen Ach verachten. Was 
un du deinen Bruder Rom 14, 10, an Rath ver⸗ 
achten. Das iſt nicht zu verachten; dev Rath iſt nicht zu 
verachten. Lin Geſchenk, eine Babe verachten, ſie der Auna h⸗ 
me unwerth achten. Sroſt und Hige verachten, ſie der Euipfin⸗ 


dung unwerth halten. 


Nar der emfige Schnitter verachtet die Strahlen der 
Sonne, 
Und maht fort, Zach. 
Daher das Mittelwort verachtef, et, —fr. 
werden, Ein von jedermann verachteter Mann. 


verachtet ſeyn, 
Jugleichen 


das Hauptwort die verachtung. ©, ſolches befonders, 


Ynm. Schon bey dem Kero fFarhacton,und bey dem Ditfried 


-mit einer andern Vorſylbe abachten, Ver ſcheint in diefer Be⸗ 


deutung eine Figur der erſten eigentlichen Bedeutung zn feon, und 
zunächft eine Entfernung von fich weg zu bezelchnen wie in ver⸗ 
fhmäben, verſtoßen, obgleih auch der fi fiebente Fall der erſten 
Bedeutung bier Statt finden fan, nach welchem es eine Deftru- 
ction, die durch das Zeitwort näher. beffimmt wird, bez ichwen 
wirde, Mit andern Zeitwdrtern heißt verachten bey dein Kere, 
Willeram u. f. f. farmanen, vermanen, vermeinen, welches . 
jeßt aber eine andere Bedeutung hat, und bey drm Hornegk ver— 


chieſen, verfiefen, eigentlich in der Wahl verfloßen. 
Der Derächter, des—s,plur. ut nom, fing. Fämin. bie ver⸗ 


ächterinn, eine Perfon, welche andere Dinge oder Per ſone ver⸗ 
achtet, in einzelnen Fällen. Die verächter Gottes umd feines 
Wortes. Ein Drrächter des Todes. 


Derächtlich,—er, —ite, adj.etadrv. ı ‚Der Kerastung werth, 


Ein verächtliches Inſect. Ein verächtlicher 
Das iſt ihm zu ver⸗ 
achtlich. Sich durch fein Betragen verächtlich machen. 
2. Verachtung hegend und ãußernd, in der Verachtung gegründet, 
fubjeetive. Jemanden ſehr verachrlich begegnen. Eine ver: 
ächrliche Behandlung. Verächtliche Mienen, Meine Bruder 
sehen verächtlich vor mir über, Hiob6, 15. Verächtlich von 
jemanden reden. So auch die verächtlichkeit, in beyden Bedeu⸗ 


tungen. 


objective. 


Die verachtung plar. inuf. das Verbale des Zeitwortes ver⸗ 


achten, welches fo wohl fubjective als objective gebraucht wird, 
1. Subjective, der Zuſtand, da mas cin Ding verachtet, d. i. der 
Achtung unwerth hält. Mit Verachtung von jemanden reden. 
Seine Verahtungmerfen laffen. Die Verachtung des Todes, 
des Reichthums u. ff. 2. Objective, der Zuftand, da ein Ding 
eerachtet, der Achtung unwerth gehalten wird. In großer Derk 
achtung leben. Sich aus der Verachtung empor fehwingen.” 
Ehedem auch der veracht. 


Deralten, verb neg neutr. welches das Bulf wor ſoyn erfor⸗ 


dert, durch Alter unbrauchbar, abgenutzt werden. Veral’en, wie 
ein Rleid,&f.50,9. Ihre Rleider und Schuhsveralteten nicht, 
5Mof. 8,4. Kap.29,5. Ein veralteter Greis. Die Hoff: 
nung ift veralter und kahl, zeige mir nur ein Saar, wo du fie 
faffen Fönnteft! Weiße. Kine im achtzehnten Fahre ſchon 
veraltete Jugend, die Feine Zeit wieder herſtellen Fann. Itt⸗ 
gleichen Alters wegen ungangbar werden. Veraltete Wörter, 
Kine Tochter,-wenn fie 
jung it und noch unberarhen, macht dem Vater viel Sorgens, 
daß fie möchte veralten, Sir. 42, 8: Daher das ver⸗ 


alten. 
Anm. Ben dem Ottfried und Notferiralten, entweder von 


dem Beyworte alt, welches bier durch die Vorſylbe nur zu einem 


Beitiwdrte umgebilder wird, (©. ver 2,). oder auch von dem Zeit⸗ 
J—— worte 





i N [ 7 | ve 


ee 


worte alten, und der Pantifel, welche hier entweder eine Futena 
fion; oder auch eine völlige Verderbung und Veränderung bezeich / 
nen ann, S. ver r. (band 5.) In den gemeinen Sprecharten 


iſt von dem Intenfivo altern auch veraltern üblich, _ 


verander lich —r, —fe, adj, et adv. 1, Zäbig, verändert, 


d. i. feinem Zuftande nad) anders beffimmt zu werden, ‚wad auch 
anf andere Art möglich ift. In diefern weireften, aber nicht ge⸗ 
wöhnlichften Berftande find alle endliche Dinge veränderlich, und 
ur Goit allein ifEnnveränderlih. 2. In engerer und gewähns 
Kicherer Bedeutung ift veränderlich, fähig und geneigt, fich oft 
undleicht anders zů befiimmen, und im engften Berjiande, wen 
i forches ohne Noth ohne binlänglicheBeweaungsgründe geſchiehet; 
anbeftändig. Kin ſehr veranderlicher Frei, welcher ſich in 
„feinen Eutſchließungen, Meinungen u, f leicht andert. Ein 
"yerändenliches Gemuth haben. Die Witterung if ſehr ver: 
änderlich. Dieveräyserlihe Mode. Go anch die Derander: 
lichk eit. Bey dem Oufried ohne Vorſolbe anderlich. - 
.  Nerändern, verb. reg. act. anders beſtimmen, den Zuſtand 
: eines Dinges ändern. aTeſtament dic Ordnung der Worte, 
eine Gewohnheit, feine Stimme verandern, "Der andern fie die 
Sprache bey Julchen etwas, Gel. Ingleichen ein Ding an 
die Stelle des andern ſetzen. Seine Rleidung verandern, andere 
Kleider anlegen. Seinen Nahmen yeränderh, fich einen andern 
- Mahmen beylegen. Seine Wohnung verändern, eine andere 
- Wohnung beziehen, Sein vaus verändern, fo wohl es anders 
machen, einritten, als auch ein anderes Haus beziehen. Indeffen 
ift in beyden Fällen in der ıbätigen Geftalt, das einfache ändern 
üblicher, Der Schneider ändertein Bleid, ein Schriftſteller 
die Worte nf. f- N we 
Am haãnfig ſten ift diefes zufammen gefe gte Zeitwitte in Geſtalt 
eines Keciproci, ſich verändern, feinen Umftänden, befonders der 
äußern Geftalt, nad, anders beſtinimt werden, Man fagt, es 
bobẽ fi jemand fehr verändere, wenn ſich feine Geſichtsbildung, 
feine Gefinnung us f. f, verändert bat, Der Win) hat fi ver 
ändert, eine andere Richtung genommen. Die Zeiten, die Mo⸗ 
Sen verändern ſich. Jemandes Karbe verändert ich, wenn er 
im Geſichte roth wird, wo man auch fagt, ev verändere die Jar: 
be. Am enaften Verſtande iſt fich verandern, theils ſich verbeis 
sather, ingleichen ‚ obgleich felteuer, ſeine Lebensart, feine Woh⸗ 
ang verändern, — 
Anm. Es iſt entweder vermittelſt der Partikel ver von dem 


Nennworte ander gebildet, (S. ver e,)oder auch noch währſcheinli-⸗ 


her von dem Zeitworte Ändern,dadenn die Partikel ver nur mehr 


Zhätiafeis in daſſelbe bringen, oder auch) eine Intenſton andeu⸗ 


ten, und ein ſehr merkliches, gänzlich es andern, bezeichnen wärs 
de, daher verändern auch eigentlich) einen höhern Grad ausdruct, 
als das einfache ändern. (G. Ver ı($) und 5) Ymı mittlern 
Lateine wird der Begriff durch exalterare ausgedrudt, aus- 
ändern, d.i. fehr ändern. Übrigens find abändern und ver än— 
dern allem Anſcheine nad) gleich bedeutend, indem ab umd ver iu 
den Zufammenfegungen häufig für einander fliehen, auch einerley 
" Stammbegeiff der Entfernung haben. “8 
Die Veränderung, plur. die—en, die Handlung des Beräns 
derng, der Ertheilung einer andern Beſtimmung, active, inglei⸗ 
chen der Zuftand, da ein Ding fich verändert oder verändert wird, 
paffive. 
Veränderung des Ortes, des Sinnes,der Sitten, wofür auch 
nur Inder ung üblich iſt. Dir Juden wollten nicht wilkigen 
in die Veranderung ihres Gottesdien ſtes, 2 Macc. 1 1, 24 Bir 
me große verãnder ung in feinem Haufe vorne hmen. Es ſtehet 
eine aroße Deranderungin der Regierung bevor. Eich eine 
Veränderung machen, in engeres Bedeutung ih zur Zerſtreuung 


Verantern, verb, reg. xct. mit Anfern verbinden, Eine Hauer 


- ‚ein Collegium erwas zu thun, als ein glimpflicher Yus 


/ Pas läßt ih unmoglich verantworten. Line Worblügelaßr 


Alle Dinge find dey Veränderung unterworfen. Die... 














wit etwasanberm befchäftigen, Au Wrränderungen, diefig 
in einem einfachen Dings ereignen Fönnen, find nur Abwech - 
felungen der Grade. Daher die ver änderungsgefege, algemeis 
ne Säge, woraus. ſich die Veränderungen in einzelnen Fällen» 

erklären laffen, die Veränderungskraft, die Kraft und das de. 
ſtreben, feinen —5* veräudern, welche mit der Natur eines 
Dinges aleich bedeuend cẽ — — 


Banden. Daher diederankerung. S. Der 3. 
Deranlaflen, verb.reg.act, Anlaß zu etwas geben. Sinen 

Befehl, eine That veranlaffen. Femanden zu eewas veran⸗ 

la ſſen, oft auch ihn dazu bewegen. Dev Lanbesberr seranlaflet 


verankern, mit eifernen unter dem Nahmen der Anker befaunten 


befehleit. Es hat mich niemand’ dazu veranlaffer, Daher die 
‚ Peranlaffung, nicht alein die Handlung des Veranlaffens, fon 
dern auch) das Diug, welches etwas veraufaffet, der Aula 
Anm .Es iſt vermittelſt der Parukel ver aus dem Hauptiworte 
Anlaß zu einentthätigen Seitworte gebildet, welches auch augder 
vegelmäßigen Eonjugatioar erbeiler ; denn wenn es von dem Zeite 
worte laffen wäre, fo müßteesirtegulärgegden, S. ver ꝛ⸗ 
Deranftalten, verb. reg.aci, Anſtalt zu etwas machen. Ei⸗ 
nen Schmaus, eine Unterfuchung, eine geyerlichkeit veran⸗ 
falten. Es wird fihon alles zum Briege veranstalter. 
auchdie veranſtaltung. Gleichfalls von dem Hauptworte Aue 
fiale, vermittelft der Partikel ver. ©. ver 2. TERN EP 
Verantworten, verb, reg. act. mit der vierten Endungder Sa · 
" de, mit Wörten vestheidigen, in der weiteften Bedeutung die ſes 
Wortes. Er loll in fürantwurten, ſoll idn vertheidigen, in 
Schwabenſpiegel. Im Niederf. ehedem verantwoorden. In dies 
ſem meinem Gefãngniſſe, dar in ich das Evangelium verantwor- 
te, Phil, ı, 7. Es iſt in dieſer we tern Bedeutung veraltet, indem 
es nur noch auf eine doppelte Art gebraucht wird, 1. Als ein Aeti⸗ 
vum, von Sachen, und auch hier nur in engerer Bedentung, Rede 
und Antwort; d. i. Rechenſchaft, voneinee Handlung geben, ‘eine 
begangene Handlung veriheidigen, Das will ich verantworten. 


fich verantworten, Weite, 2, Bon Perforin, als ein Neciproe 
cum, fich verantworten, fern Berragen, feine Haudlungen mit 
Worten vertbeidigen, ihre Rechtmäßigkeit behaupten. "Paulus 2 
verantwortere fich, Apoſt. 24, 10. Sorget nicht, wieipreuh 
verantworten foller, Suc.22, 14. Sich vor jemanden, gegen | 
jemanden, in gemeincnfeben auch, bey jemanden verantworten." 

"Sid vor Gericht verantworten. Willſt du dich noch gegen 

mir derantworeen? eine ungedührliche Handlung vertheidigen — 
Aber mit der zweyten Endung der Sache ift es im Sochdeutſchen 
gleichfalls veralter : fich dev Anklage veranrworten, Apoſt. 25, 

16 ; beffer, wegen der Anklage. Ss auch die Verantwortung, 
telches Wort ehedem auch, fo wiedas Seitwort, von einer ges 
richtlichen Schugichrift, Verteidigung oder Defenfion gebraucht 
wurde, Thue cs auf meine Verantwortung, auf eine Gefahr, 
ich will es verantworten, dafür ſtehen. Jemanden zur Derant- 
wortung ziehen, .ibu nöthigen,Nechenfchaft non ſeiuen Handlun⸗ 
gen zu geben, Ehe f NE 
. Anm. Es iſt eutweder von dem Hauptworte Antwort oder ud 

von dem Zeitwonte antworten gebildet. In beyben Fällen dienet 

die Paritkel dazu, ein thätiges Zeitwort zu bilden, welches mit der 
vierten Endung der Sache verbuuden werden fönne. S. verx = 

Derantwortlih, adj. etadv. imder erſten Bedeutung” des vori⸗ 
gen Zeitwortes, was ſtch verantworten, aleHandInngvertbaggigem x 
läſſet. Es iſt in dem Gegenſatze imverantwortlich uhlicher; as 
für ſich alein. So auch die Verantwertlich keit, — 

N % — * u — * 





RT RE * ® 


wer... 


„reg.act. 1. * Arbeit verdanbeik, Hucch “ 


——— verarbeitete Naturalien, im Gegenſase der 


— | unerarbeiteren oder rohen. Verarbeitetes Gold und Silber. 


leihen als ein Material zu feiner Arbeit gebrauchen. Der 


Tifhlerverarbiieet Holz, Ser Goldſchmid Gold und Silber, . 


i er Ein Material durch Arbeit erfchöpfen ; im gemeinenfeben auch 
3 arffarbeiten. ‚Der Zimmermann bar alles Holz, der Schufter 
alles Leser verarbeitet 

der erſten Bedeutung. S ver T.(a), 
Vexargen, verb.reg. act. ı. *Ürger,d. i. ſchlimmer TER 
Schwed. förarga. Eine im Hochdeutſchen fremde, nur noch im 


Ben: Oberdeutſchen üblihe Bedeutung. Weil ſich die. Krankheit 


ſchnell verargte. 2. Zum Argen deuten, d, i. übel auslegen; 
yerdinfen, Einem etwas verargen. Das Fin ich ihm nicht 
verargen. Jedermann verargf dir dag. Daber dir Derargung, 
welches doch feltener gebraucht wird. 
Anm Es iſt von dem Beyworte arg gebildet, indem das einfa⸗ 
che Zeitwort argen alleın Airfchen nach nie üblich gewefen, * 


Schwed. förarga — aͤrgern, zum Zorne reitzen. © * 


ver 2, 

Verarmen, verb: reg. — ——— Bülfsworte ſeyn, arm 
werden. Die Saufer und Schlemmer verarmen, Sprichw. 
23,21,. Er iſt darüber verarmt. Es iſt von’ deu Benworte 
arm, ©. der 2.’ In einigen Doerdeurfhen Gegenden ift dafüe 

erarmen ublich. y 


Derarrendieren, verb, reg. Act. in gemeinen Peben einiger 


Gegenden für verpachten, vondem Franz. Arrende, Pacht, und 
arrendieren, pachten. 

Verarreſtieren, verb. reg.act. mit Yereh —— auch 
den nirdeigen Sprech arten. Jemanden feine Güter verarre⸗ 
"fieren. So auch die verarreſtierung. S. Ver 2. 


Verarten verb. reg. neutt, welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗ 


“dert, aber im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, indem ausar— 
ten, zuiveilen auch entarten dafür üblich find, r 
Was mindert nicht die Zeit ? ? Derarten wir nicht immer I 
; "Haged, 
Bin verartetrg Befchöpf. Ber hafkier die Bedeutung der gänz⸗ 


lichen Beränderuug feines, Zuftandes, der gänzlichen Abweichung: 


von demſelben. 


Derarzeneyen, verb. reg. act. welches: nur im gemeinen Leben 


Sein Vermögen, viel Geld verauzeneyen, 
Im Oberd. verarzten, von Arzt. = 


"gehörst wird, 

auf Arzeneyen wenden. 

der 2. —— 
verauet ionieren verb. irreg. act. in Geſtalt einer EN 

oder an die Meiſtbiethenden, verfaufen. Ein Gut, allerley 

Sausger ãth verauetionteren. Etwas verauẽtionieren laſſen. 

Daher die Verauctionierung. Im Oberdeutſchen verganten, 

verſteigern. 

Veraußern, verb. reg. act, das Eigenthum eines Dinges an ei⸗ 
nen andern übertragen, als ein allgemeiner Ausdruck, welcher 
das verſchenken, vertauſchen, verſetzen, verkaufen, in ſich be⸗ 
greift. Indeſſen wird es doch am häufigften in engerm Verſt ande 
fuͤr verkaufen gebraucht. Sin Gut veräußern. Seine Biblio: 
„she, feinen Sausvarh ver außern. So auch die Veräußerung, 

Arm. Im Niederf.verüttern und ütteen, in Schwed. yıtra, 
7 im mittlern Lat,extraneare,&sfcheinet nad demfat.alienare 
und abalienare gebifder zu fenn, nnd ſtammet entweder Kon drin 
Neutro ãußern, oder auch van dem Nennworte außer ber. Ir 
beyden Fällen macht ver ein tbätiges Zeitwort daraus, 


Verbacken, verb.irreg. act. (5. Baden.) Als Material zum 


Backen brauchen. Der Dorfbacker verbadt Kocken⸗ der Stadt: 
Bader 


Daber die Verarbeitung, doch nur 


Weizenmehl, Jugleichen, durch Baden verbrauchen. 


— Mo 


— Bcker we alles Mehl verbaden. (&. der ı » 2, Im 
Baden verderben. Der Bäder hat das Bros verbalen. (5, 
‚Der i (5). So anch das Verbaden. 

Derballaften, verb. reg. act. mit Ballait verfeben, welche⸗ 
auch nur ballaſten genannt wird, Ein Schiff verballatten. Dar 
her auch die Derballaftung. 

Derbällen, verb. reg. act. welches nur in einigen@egenden übe 
lich ift. ei den $uß verbäilen, nicht fo wohl ihn verſtauchen/ 
vertreten, tbelches wohl auch zumeilen durch diefes Zeitwort auge 
gedruckt wird,als vielmehr fih Dur Beben Schinerzen oder Taub⸗ 


beit in deu Füßen zuwege beingen. Zn diefem Verftande wird es 


beſonders von den Pfecden gebraucht, welche ſich verbällen, wenn 


fie lange unbefchlagen gebraucht werden.) So auch das verbãllen. 


Im gemeinenteben verbeflen, in einigen Gegenden auch erbellen, 
erbillen. Ballen ffammer bier alem Auſehen nach von wallen, 
geben, ber. ©. daſſelbe, iugleichen Der 'ı (b). 

Der Verband, des —es, plur. die— bände, von dem Zeit, 
worte verbinden, doch nur in EinerBedeutung deffelben, dasjenie 
ge, womit eine Wunde verbunden wird z auch nut der Band. Des 
Verband vonder Wunde reißen. 

Seine Suße lagen in Betten und Sien Verbänden, Sad. 

Derbannen, verb. reg. äct. welches nach den verfthiedeuen Bo⸗ 
deutungen derWörter Bann und bannen ehedem in verſchiedenem 
Berftaude gebraucht wurde, und zum Theil noch gebraucht wird. 
1. *Bon bannen gebiethen, befehlen, war verbannen ehedem 
verbiethen; eine fehr alte Bedeutung, in welcher diefes Wort [dom 
im achten Jahrhunderte forbannen lantet;Isländ. förbanna, 
Befonders bey Strafe verbierben. 
bein, es bey Strafe zu hindern oder zu ſtören verbiechen, Roch 
jest fagt man in einigen Gegenden, ein geld, eine Wieſe ver— 
bannen, die Huth aufden — bey Strafe verbiethen. Kin ver⸗ 
bannter Weg, welcher zu befahren verbothen iſt. 2. “In dem. 
Bann than, mit dem Banne belegen, wofür Ditfried firmeinfa- 


men, nad) dein Lat.excommunicare gebraudt ; eine im Hoch⸗ 


deutfchen veraltete Bedentung, woftie man jegt lieber fagt, im 
den Bann thun. 3. *Iu der Deurfohen Bibel altes Teſtamentes, 
bedenter diefes Wort fehr häufig in enger Verſt ande, ein Ding 
Sort fo widmen, daß es nicht mehr zum gemeinen Bebrauche dies 
nen kounte, fondern getödtet oder zerſtöret und verbrannt wer⸗ 
den mußte, da es denn oft and) für ausrotten, nicdermachen und 
zerſtören gebraucht wird. Wer den Göttern opfert, der fey 
verbannt, 2 Mof, 22,20, Dem Herren verbannt ſeyn, 3 Mof, 
27,23. Sin verbannter Ader, B, 21. Der Lrrr wird ver: 
bannen den Strom des Meeres in: Yaypten, Ef. 11, 15% 
Und. fo in vielen andern Stellen mehr, wo auch mit dem 
‚Schwerte verbannen, fo viel, als niedermachen ift, in-fo fer 
man glaubt, Gott einen Dienft damit zu thun. 4. Verwünſchen, 
verflüchen, ſich verbannen, ſich zuſammen verſchwören, eine 
im Hochdentfchen gleichfalls veraltete Bedeutung, welche noch 
im Neuen Teftamente vorkommt. Die Juden ſchlugen fi zu: 
fammen und verbannten ſich, weder su effen noch zu trinken 
uff. Apoſt. 23, 12,14,.21 3; fleverfchworen fi. Ich babe ge= 
wünſcht verbanner zu ſeyn von Chriſto Kö. 9, 3; anathe-\ 
ına fieri, und wird Fein Derbanntes mehr ſeyn, warusasmkz, 
Dffend: 22, 3.5. Von Bann, die Gränge, vielleicht au) von 
bannen, befeblen, gebiethen, UF verbannen, durch ein Urtheil 
ans den Graͤnzen eiges Gerichtsbezirkes oder einer Provinz ver« 
treiben, ebedem auch ausbannen, verbammifieren, Ben dem 
Oitfried irbannen, im mittlern Kat,exbannire, elimitare, 
Daher ein Verbannter, Xtal.bandito, wovon nahmabls Ban⸗ 
dit üblich geworden, Es fommt anch hier tn eigentlichen gericht⸗ 
lichen Verſtande im geinriurn Sprachgebrauche wenig a 
; em 


Das Recht werbannen, ebe⸗ 


ne er a FE a a u Kar rt 


dem ———— er in —— Fällen i in die Acht erPläven, da⸗ 


> für üblicher find. Am päufigften gebraucht man es noch in weiter _ 


rer und figürlicher Bedensung für verrreiben und verjagen übers 
baupt, beſonde s in der höhern und dichteriſchen Schreibart.. Je: 
manden aus feiner Gegenwart von fich verbannen. ver⸗ 
banne Gram und Sorgen. Die Liebe verbannt die Lurcht. 


Sram und Sorge verbannen die Heiterfeit aus meinem Ges, 


ſichte, Duſch. 
"So auch die Verbannung. 


Anm.‘ Bey dem Dtifriedirbannen, ver hat bierdie erfte - 


Bedeutung des foreund fern, gleichfam von einem Drte wegbans 
nen. Im Oſterreichiſchen ift verbannt durch viele Bermeife vers 
ſtockt gemacht, von dem veralseren bannen, ausfilzen, Schwed. 
banna, 
verbaſten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte baben, wel 
ches nur bey den Jägern üblich iſt. Der Hirfch verbafter, wenn 
er ben Baſt oder die rauhe Haut don feinem Gehörne abichlägt, 
welches auch verfchlagen, ingleihen ſchlagen und fegen,genannt 
wird. Daher dag Derbaften. - 
vVerbauen, verb.reg, act. 1. Durch einen Bau, dur Bauen 
verſchlie den und verfperven, Den Eingang in den Hof ver bauen. 
Jemanden das Licht derbauen, ihm durch einen aufgeführten 
Bau das Licht benebmen. Gott hat mich verbauet ‚ Klagel. 
3; 5. fehe uneigentlich, für Gott hat mic) mie Widerwärtigfeiten 
umgeben; vermuthlich fo fern verbauen ehedem auch belagern, 
blediren bedeutete. S. ver 4.) 2. Aufeinen Bau verwenden, 
durch Bauen verzehren. Viel Holz verbauen, durch Bauen vers 
brauchen, Sein Geld verbauen. Sunder: Thaler find bald 
verbaut. ‚Im gemeinen Leben fagt man auch, fich verbauen, 


wenn man mehr Geld auf einen Ban wendei,als man im Bermöds 


gen bat. (Siebe Der ı, (a). 3. Im Bergbaue verbauet ſich 
eine Zeche, weun fie jo viele — gibt, als zu ihren — 
erfordert wird. i 

Daber die ver bauung in der erften und das Verbauen in * 
beyden folgenden Bedeutungen, 

Verbeilen, ©. Verbellen. 

1, Derbeifen, verb, irreg. recipr. (©. —— welches nur 
in dem Jagdweſen üblich iſt. Man ſagt daſelbſt, die wilden 
Anten verbeißen ſich in das Gras oder Rohr, wenn fie ſich in 
deinjelden verfteen, fo daß man fie nicht ſinden fann. Beißen 
bedeutet bier allem Anſehen nach nicht mordere,fondern bat bier 


Roc die alte Bedeutung des Niederthuns, Fallens, welche noch in 


ver R. A. übrig iſt, in das Gras beißen. ° ©. Beißen. 
3. Derbeißen, verb,irreg, act. (S. Beißen) 1. Durch Zu⸗ 
ſammenbeißnng der Zähne den Ausbruch einer Empfindung zu un⸗ 
ierdrügen ſuchen. Das Lachen, das Weinen, den Schmerz 
verbeißen. Der Seufzer, den du jetzt verbeißefl, Weiße, (©. 
ver ı (0). 2. Abbeißen, befonders vorn abbeißen, wo ver das 
Ratrin.prae angdrudt; eine im Hochdeutſchen feltene Bedeutung. 
Ja, da er ſich aus Zorn die Nägel ſchon verbiffen, Günth. 


In weiterer Bedeutung ſagt man zuweilen, die Wörter verbei⸗ 


gen, die Endfplben in der Ausſprache verſchlucken, daher auchri« 
ige, die unter den Rahmen. der Syncope bekonnte gram matiſche 
Figur die verbeißung nennen wollen. (©. Verbeigen.) 8. Ju 
‚der Jãgerey ſagt man, der Auerhahn habe verbiſſen, wenn er 
aufhöret zu balzen, wo es als Ein Reutrum gebraucht wird; wo 
yer entweder .ein Aufbören, uud beißen, febr meldentlidg fein 
mit der Balz verbundenes Schreyen bedeuret, oder auch, fo fern 
das Endeder Balz alsdann einzuireten'pfleat, fo bald der Auer» 
Hahn die jungen Anofpen der Firfen und Buchen zu foften ans 
fenat. (S.dae aleich folgende Derbeigen.) 4. So feſt zubeißen, 
daf non den Mund nicht mehr oſtnen oder ER nicht mebr 


Verbeigen, verb. reg, act. ein bejonders bey den Zügen. für“ 


1.Verbellen, S.Verbällen. - a 
2. Derbellen, verb. reg. etirreg. act, (&, Sellen,) metäes- 2 
nur bep den Jägern üblich iſt, durch Bellen befannt machen, wo 


Derbergen, verb, irreg. act, (S. Bergen,) vermittelft Errer 


Angefcht vor ihm verbarg, Ef. 53,3. durch Wegivendenoder 


ede andere Artder Kenntniß, der Wiſſenſchaft anderer entziehen, 





Ber 


Br 


von ERBE: — kann, als KENT welche Art ſi 


die Zunde oft zu verbeißen pflegen, da war fie denn ab» oder — 

brechen muß; auch verfangen. \ - 
- Sp auch die verbeißung und das verbeien 

verbeißen 2 übliches Wort, vorn abbeigen, oder abbeißen. Das . 

vieh verbeiger den jungen Wuchs, wenn es das junge aufgeflos 

gene Holz abfrißt, abbeißet. Abgebeigte Siebe, wo das junge 


Holz ſolcher Geſtalt abgefreſſen iſt. Entweder von ver, pra - 
oder auch von Der ı (h), ? 






es befonders vonden Saufindern und Schweiß hunden re 
wird, welche eine Sau verbellen, wenn fie felbige fielen undeor  _ 
ihr laut werden. Juden gemeinen Sprecharten verbeilen, Da⸗ = 
ber das Derbellen. Bon ver, fo fern es eine Befannamahung 


bedeutet, wie vermelden, welche Bedeutung eine ‚Figur der erſten 
eigentlichen iſt. 


gung eines Hinderniſſes der Kenutniß und Wiſſeuſchaft anderer zu 
entziehen ſuchen. Eigentlich, vrrmittelſt eines davor befindli⸗ — 
chen körperlichen Hinderniſſes; wofür man im gemeinen Leben 
auch verfieten ſagt. Sich unter die Treppe verbergen. Sich vor 
jemanden verbergen. Ich muß mich vor deinem Angeſichte 
verbergen, ı Mof.4, 14. Er war ſo verachtet, daß mandas . 


Bededen. - Ich babe mein Angeficht ein wenig von dir ver— 
borgen, Kap. 54,8; welche Wortfügung mit vonfür' vor, ver⸗ 
alterift. Sie verbarg Mofen drey Monden, 2 Mof. 2,2, Ras 
bab verbarg die Männer und Bothen, Jof.2,4, 16. "&ie,- 3 
nahmen Silber, Gold und Rleider und verborgen (werbargen) 
es, 2-Kön.7, 8.. Den Schiefer findet man tief verborgen, 
Hiob 28,3. Behemoth liege im Rohr verborgen, Kap. 40, 
16. Ein verborgener Schag. Sich an einem Oyte verborz 
gen halten, Dev Mond verbirgt ſich hinter den Wolfen, ift 
binter den Wolfen verborgen. 2. In weiterer Bedeutung, auf 


Dis Geborh if dir nicht verborgen, 5Mof. 30,11. Balıs 
mo war nichts verborgen, unbefannt, 2 Ehron. 9, ? Mein 
Seufzen iſt dir nicht verborgen, Pf. 38, 10. Derzeibe, mie 


die verborgenen Sehler, 9.19, 17. Die Wahrbeit, diem - 
verborgenen lieger, Pi. 51,8.: Verborgene Sachen offenba= 
ren, Dan. 5, 12. Die verborgene Sıhreibart. -Mein Jam— 
mer ift deſto größer, je mebr ich ihn verbergen muß, Weiße. 
Kine Leidenfchaft, eine Empfindung verbergen." Etwas ver⸗ 


borgen halten. 5. Fu engerer Bedeutung auch zuweilen ‚für ver⸗ 


ſchweigen, durch nicht fagen der Kenntuiß eines andern entziehen, ° . 
welches, wenn es auf eine unweifeoder unerlaubte Art geſchiehet, 
verhehlen beißt, Man bat mir das verborgen, bat es mie 
verfhwiegen. Dem Arzte und Beichtvater muß man nichts 
verbergen. Ein Menſch, det nichts verbergen kann. Ir. 
welcher Bedeutung in einigen Fällen auch bergen üblich iſt. Ich 
kann ihm das nicht bergen, wicht verfchweigen. 
Sp auch die Derbergung, von der Handlung des Berhergens, 
Aber für ein Dina, welches ein anderes verbirget, wie Ef. 4, 6 
der Hert wird eine Derbergung feyn vor dem Wetter und Res 
gen, ift es ungewöhnlich. ©, auch Verborgenbeit,oon dem Mit⸗ 
telworte verborgen. — 
Anm. Schon ben dem Httfrich nnd Notker ferbergeh; iudeſ⸗ 
ſen wurde das einfache bergen ehedem häufigin eben diefem Bere ⸗ 
ſtaͤude stand, fo wie mau und jeat fogt, er kann den Schalk 


* 
















‚chiborgonun hort, ein verborgenen Schag,im 
ſcheinet darans zugleich zu erhellen, daß ver bier 
‚fiod Bedeutung haͤt, obgleich auch die vierte Bedeu⸗ 


fi, und verbaren lautete. Diefes iſt der Orgenfag von offen ba⸗ 
rn baren, fihtdar, befannt machen, abgeleiter. Die 


gleichen Derpepien. ui 
Der Verböfferer,des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die ver 
beſſererinn, Fürzer, um des Woblklanges willen, Derbeiferian, 


zwey Wörter, welche nur felten vorkommen. 


welches in dem Grgenfuße unverbefferlich am üblichften iſt. 


im Hochdentfchen unbekannte Bedeutung, wofür dafeldft ausbef: 
ern üblich iſt. Jndeſſen ſagt man doch in einigen Gegenden, 
ein ſaus, ein Schiff, ein Rieid verbeifern, für ausbeffern, 
‚2, Das Feblerbafte wegichaffen, und dadurch beffer machen, in 


I 


- welchem Verftande es im Hoch deutſchen aleın üblich it, und auch 
ung, Entwurf u.ff.verbeifeen. Haben fie nur Geduld, der 
Sehler verbeffere fig von ich ſelbſt. 3. Jin weiteſten Verſtande, 
0 für beſſer machen überhanps, für welchen Begriff ſonſt das einfar 
sehe deffern üblich ift, füge man ein Gut verbeffern, es in beſſern 
> Stand fegen, es eintwäglicher machen. Bu 

Soo auch die Verbefferung, die Handlung des Verbefferns. 


Feb, da denn das ver nur zur Bildung eins thätigen Zeitwortes 
dienen würde, (9. Ver 2); oder auch ur von dem Seittworte bef⸗ 


oder auch nur zur Erhöhung des Begriffes dienen würde, S. Der 

Br Und, Fr 5 3 ; R 
verbethen, verb.reg.act. durch Bethen tilgen, oder wegſchaf⸗ 

fen ; ein nur in der vertraulichen Sprechart übliches Wort. Ich 





I. immer ein Gebeth machen laſſen, um des Abends die Sünde 


va, ; 


gleich bedeutend angefehen werden muß, And. nut in engerer Be 
5 deutung üblich iſt. Sich verbeugen, vor jemanden verbeugen, 
fi aus Ebrfurcht vor ibn beugen oder biegen, fich neigen, im ger 
“meinen £ebin ſich verneigen, Es wird in der edleru Schveibart 
von beyden Geſchlechtern gebraucht, dagegen im gemeinen Leben 
’. von dem männlichen ſich bucken, und don. den weiblichen ſich 
. verneigen, üblih_ifl, Go au die verbeugung im aemelnen 
Leben von dem männlichen Gefplebte en Bůckling, Reverem, 
und von dem werblichen ein Knix, eine Neige. i 
" dame, dieibrer Irau eine fiefe Verbengung und rin durch⸗ 
auch tiges Lacheln abgelernt bat. 
Verbiegen, verb. irreg. act. (S, Biegen ) durch Bie en entſtel⸗ 
 Aen, unbrauchbar machen. Die Babel, das Meſſer, der Schlüſ⸗ 
+ felbar ich verbogen —— ER; ke 
vVerblethen, verb.irreg. act. (S Biethen.) ». * Anfündigen, 
{ ingleichen vor feinen Obren fordern, laden, eiiren; gine im 
Sechdenſchen veraltete Bedeutung, welche noch in eittigen Pro« 
—— vinzen borlommt, Schon bey dem Ulphilas iſt Faurbiudan,ber 
Adel. W. 3,4. Ch, 2. Aufl Aa \ 















"tung deſſelden hier Statt finden fann, Epedem hatte man noch 
ein anderis gleich bedeutendes Wort, welches aber jetzt veraltet 


igderfachfen fagen für verbergen verhüden. ©. Bergen, in⸗ 


Derbeffern verb.reg. act, beifer machen. 1.* Das Schadpafte 
an einem Dinge wegſch affen, uud es dadurch beſſer machen; eine 


bier nur von Sachen gebraucht wird. Jemandes Aufſatz /Zeich⸗ 


“ ‚will mein? Sünde noch heute verbet hen, Gel. Sie möchte ſtch 


vVerbeugen, verb, reg.recipr. welches mit verbiegen nicht als‘ 


Die ſo e Kofr 


(S. Er,) eine Perfon, welche etwas verdeffert oder verbejjert hat, 


Derbeflerlidy, adj. et adv. wag-fich verbeffern Täffet, ein Wort, - 


Anm. Es iſt entweder unmittelbar vondem Comparatid befz 


"fern, da denn ver eine. Änderung, andere Befiimnuumng,bezeihiien, Y 


2 Polig y⸗ Ordnung. 


dern Stellen mehr. 


Ber a 


fehlen. Einen neuen Bau verbierhen,anfündigen, in der Jülich, 
; Im Niederf.ift daher verbaden, laden, ei⸗ 
tiven,und im Sadjfenfpiegel unverbothen, nicht citiret. Es ıfk 
in diefem Verflande noch bey rinigen Handwerkern üblich, 42. 
bey den Maurern, wo der Junggefelle die andern verbierhen 
muß, d.4. das Nöthige im Nahmen der Dbern bey ihnen anbrin« 
‚gen. Wenn es bier nicht aus verbierhen verderbe worden, ſo 
bat ver bier eine bloß intenfive Bedeutung, indem biethen uud 
gebieihen in even demſelben Verftande vorfoinmen, 2. Im ge⸗ 
wohulichſten Verſtande iſt verbiethen, befehlen, daß etwas nicht 
geſchehe, unter ſagen, im Gegenſatze des gebiethen und befehlen 
im engern Verſtande; wo es ſo wohl mit der vierten Endung der 
Sache und der dritten Perſon, als mit dem Jufinitiv und dem 
Wörschen zu, verbunden wird, : Dag Spielen, das Tanzen, 
das Slucpen verbierhen. Einem etwas verbierhen, es ihm bey 
ſchwerer Strafe verbiethen. Das verbierhet id wohl von 
felbit. Alles, was Gott verbothen hat, was im. Gefeg ver: 
bothen iſt. Perbiethen zu fpielen, zu tanzen, zu fündigen. 
Es war mir dieſes zu thun verbothen. JIngleichen in den ellip⸗ 


liſchen R. A. Jemanden den Sof, das Haus, die Stadt 


verbietben, ibm verbiethen, das Haus, die Stadt, den Hof zu 
betreten. ; Semanden den Wein verbietben, den Gebrauch des 
Weines... Spllte id ihm deßwegen meine Gegenwart vers 
biechen ? I 1er ? 
Da in dieſem Zeitworte ſchon eine Verneinung liegt, fo darf 


dieſelbe in dem Nach ſatze ordentlich nicht iwiederhobler werden, das 


ber. diejenigen. Wörter, welche dergleichen enthalten, wie nicht, 
nichts, Fein, niemand, bier eigentlich fehlerhaft find. Ich ver— 
bierhe dir, es nicht zu thun, beſſer, ich befeble dit, es nicht 
zu thun, oder, ich verbierhe dir, es zu chun. Ksiltverbos 
then, niemanden etwas davon zu, fagen, beffer , jemanden. 
Ich ver diethe dir, feinem etwas davon zu fagen ‚. oder, daß du 
teinem etwas davon fageft, beffer, temanden etwas davon zu 
fagen. Ehritus verborb feinen Züngern, daß fieniemanden fas 
gen follten u. ff. Job. 6, 15. Marc. 9,9. Kaps, 43, und in ans 
Daber fich deunanch das Bindewort daß 
‚nur felten ohne Mißlan mit diefem Zeitworte verbinden läjjet, 


‚ Anden es in den meiften Fälen eine Verneinung nach ſich haben 


müßte . Aber quch, wo diefe fehlt, wird in denmeiften Fallen 
der Infinitiv.mit dem Wörtchen zu fhidlicher feyn. Es feiner, 
daß diefe Couſt ruetion mit verneinenden Wörtern noch ein Übers 
bleibfel der alten erften Bedeutung des Befebleng if, 

Dabrr das Derbierben. ©, uud Verboth. 

Anm. Schon bey dem Ottfried Arbitan, inden folgenden 


Jahrhunderten verbiuten, im Naberſ. verbeden, verbeen, im, 


SYived. förbjuda, im Angelf.forbeödan, im Engl. forbid, 
(S. Der 1. (d).) Boider Oberdeutſchen Conjugariou du verz 
beuthſt, er ver beuth, (5. Bietben.) Ehedem war auch verhef: 
ten dafür üblich, welches nis dein Lag pröhibere ſeht nahe vers 
wandt iſt. 


Verbinden, ve rb. irreg. act. (©. Binsen,jivelches nad Maßr 


gebung Der Pattikel ver von verfchiedener Bedrutung ift: .Falſch 
binden, im Binden viren Fehler begehen, von ver 2 (9) ()). 
Ein Paeber ift verbunden, weuu es nicht reiht gebunden iſt. Am 
hblichften ift es von dem Binder der Buchbtider, wo ein Buch 
Berbunden wird, wenn ein oder mehrere Blätter an den wireide 
ten Ort gebunden find, Weldes, fo ern der Fehler ım Heften ger 
ſchiebet, auch verheften gznannt wird. 2. Zubinden, von ver 4. 
Eine Safıye verbinden; in welchem und andern aͤbnlichen Fallen 
man do Liber zubinsen ſagt. Hingeaen iſt infolgenden vers 
binden üblicher, weriafteng evler. , Dir ſolln dem Ochſen, dev 
da driſchet, nicht das Maul verbinden, 5 Mof. 25,4, Sich 

2 " die 


Be 


die Augen verbinden. Mit verbundenen Augen. Sich den 


Ropf verbinden, ein Tuch um den Kopf binden. Mit verbun de= 
nem Kopfe. Befonders von Wunden und Befchädigungen, Li: 
ne Wunde verbinden, ein Heilmittel vermittelft des Verbandes , 


darauf befefligen. Mit verbundenem Arme, Süße. Kinen 
‚Pariensen yerbinden, deſſen Wunde. Daher das Verbinden. 
3. Uuter andere Dinge binden, nur in einigen Fällen. in 


"ter den guten $lachs pflege ſehr häufig feplechter verbunden zu 


werden. - -- — 
4. Mehrere Dinge zu einem Ganzen zuſammen fügen, und ar. 
einander befeſtigen (S. Ver 3.), wo esein. allgemeiner Ausdrud 
iſt, des die nähere Art und Weife unenefchieden und unbeffinme 
läßt, indem diefes auf fehr dielfache Art geſchehen kann, Es une 


7 


terſcheidet fich dadurch zugleich von den ähnlichen Zeitwörtern,ver- -— 


einigen, vermengen, vermifchen u. f.f. welche theils befondere 
Arien bezeichnen, theils die Verbindung aus einem andern Ge⸗ 
ſichtspuncte berrachten, 

- (2) I eigentlichen und weiteent Verftande. Einen Cheil 
mit dem andern verbinden, es gefchehe nun vermittelſt eines Banz 
des oder des Leimes, oder des Magels, oder auf irgend eine andere 
Art, wo oft auch das Ganze, deffen Theile mir einander ver bun⸗ 
den werden, inder vierten Endung flieht. in Faß verbinden, 
bey den Börtchern, es mit den gehörigen Neifen verjehen. "Kin 
Saus, das feſt mit einander verbunden ik, Sir. 32, 9. Die 
Theile einer Rede mit einander verbinden. : 
find nicht gehorig mit einander verbunden. Wolf war der 
evfte, welcher die. Mathematik mit der, Philofopbie verband. 
Anmuth mit Gründlicpkeit verbinden Der Mahler muf die 
Sarben wohl mit einander verbinden. Line Gruppe wohl 
mit ‚einander verbundener Siguren. Das Waſſer laßt fich 
nicht mit dem Ghle verbinden, vermiſchen. In der Seife ift 
das Sett mit dem Alkali aufdas genauefte verbunden, vereinis 
ger. Undfoin hundert andern Fällen mehr, wo es oft im weitefien 
VBerſtande ein bloßes Stellen oder Besen neben einander bezeich- 

et, auch wenn folches nur in Gedanken geſchiehet. Kine Idee 

mit der andern verbinden, fie ſich mit der andern zugleich vor» 

ftellen. In einem andern Verſtande find ziwen Dinge mit ein- 

ander verbunden, quorum vno pofito ponitur alterum. 

Was mic und nacheigener Wahl gefcpieber, iſt mie einer Sitt⸗ 
lichkeit und Zurechn ing verbunden. 
(2) Inengerer und figürlicher Bedeutung, 


a) Sich mit jemanden verbinden, einBerhältniß zu Er⸗ 


reichung einer gemeinſchaftlichen Abſtcht mit ihm errichten ; wo es 


wieder ein allgemeiner Ausdruck iſt, der die nähere Art und Weir 
fe fo wohl ‚als die Rechtmäßigkeit, unbeftimmu läßt, Daß ihr euch 
alle verbunden habt wider mid, 2 Sam. 22,8. Zwey Mächte 


verbinden fih, wenn fir ein a re mit einander errichten, oft - 


aftlichen Entfchluß faffen, et⸗ 
Frankreich und Spanien ha⸗ 


auch nur, wenn fieeinn gemein 
was gemeinfchaftlich veräbreden. 


ben fich verbunden, der Krone England die Oberberrfchaft ' 
Auf das genanefle mit einander - 
verbunden ſeyn. Sich mit einem Zide unter einander ver: \ 


zur See fireitigzu machen, 


binden, im gemeinen Leben ich verfhwören. Die Aufrührer 
harten fich verbunden, den König von dem Throne zu fir$en. 
Diederbundenen, verbundene Perforen, es fen auf weiche Art 
es wolle. Zwey Perfonen ehelich mit einander verbinden ‚im 
“gemeinen Leben, fie. copuliven, trauen, Daher ſich zwey Perfo- 
‚nen im engen Verſtande verbinden, wenn fie fi heirathen. 

Edle Seelen entdeden einander mitten in dem Gedränge der 


Welt, die fich nur aus-Bitelfeie und Eigennug zu verbinden" 


pfulegt, Geh, Siehe auch vereinigen. 


4 


Die Wörter 


Ha —— a N. 
BR be 


ner Ausdruck, mit dent Worte zu. 


oder ſich verbinden etwas zu thun Wenn ein Weibsbild den 


Herzen ein Gelubde thut und ſich verbindet, 4 Mof.3o, 4.Wenn, 


jemand ſich mit einem Eide ve indet, Kap. ıı, 


mand verdinde. Sich zur 
Sülfsleiftung, zur Besahlunguf.f. verbinden. 


fi gu ekioas anfei- 
fibig machen, als einXeciprocum, und gleichfalls ats ein allgemei- 
Sich zu etwas verbinden, 








Ich babe mich » 


dazu verbunden, oder verbindlich gemacht. Sic für jeman⸗ 


den verbinden, etwas an feiner 
für ihn Bürge werden. 
verpflichten wird in ähnlichen Verftandegebraudt,: 


geben oder veranfkalten, etwas als eine P 
beſonders auch auf drepfache Art gefheben 
nes Öefeges ; verpflichten. Das Gefet Herbindet alle Men: 
ſchen, legt ihnen eine Pflicht auf, 
felbe gebunden. Das verbinder mich 
verbunden feyn ‚thin Treue ſchuldig fidn. Du biff verbunden, 
diefes zu thun, kraft eines®efeges, es fep von welcher Art es wols 
Te, dazu gedrungen, es iſt deine Pflicht diefes gu chim, 2 Ich 
Te mich dazu verbunden. Dazu verbindet mich meine 
tigkeit. Das Mittelwort verbunden wird in diefer Be 
nur als ein Nebenwort gebraucht, 


-fprechen ; doch nur felten. Femanden verbinden, ihn ein feyer⸗ 


liches Verſprechen ablegen laſſen. Geſchiehet dieſes eidlich, ſo 
iſt dafür verpflichten, vereiden m. f.f gebräuchlicher.  Yın übe 
. Tipften iſt es in diefem Veeſtaude in der vorigen reciproken Bedeu: 
tung, ſich verbinden, 


ten zur Pflicht machen. So wohl abfolute. Sich jemanden ver- 
binden. Ihn durch Wohlthaten verbinden, Jemanden ver« 
bunden feyn, ibm gar fehr, auf das 
Ih hätte ſehr gewünfr, ihn mir verbinden zu Können, Leſſ. 
Sic haben mich ihnen dadurch gar ſehr verbunden. Als auch 
mitden Wörtchen zu. Jemanden zum Danke, zu Gegenge- 
falligkeiten verbunden feyn. Da denn aud das Mitefwort in 
der Sprache der geſellſchaftlichen Höflichkeit ſehr gangbar if, Ich 


bin ihnen für diefe Nachricht gar fehr verbunden, erfennemih - 


ihnen dafür zumDaufe verdflichtet: Mein dir verbundenesger;. 
IH bin ihr verbundener, verbundenfer Diener. Femanden 
ein verbundenes Compliment machen, ein fehlerhafter Gebrauch 
für verbindlich —— ER 
Dader die Deebindung, (S. ſolches befonders.) Es ſcheinet in 
dei legten figüelichen Bedeutungen nad dem Muſter der Latein. 
obligare, aligare und obſtringere, gebildet zu ſehn. 


verbindlich —er, —fte, adj. et adv. welche⸗ vermrttelft der 15 


Ableitungsfplbe lich von dein vorigen Beitworte gebildet, aber nur 
in der dritten figürlichen Bedeutung üblich ift, und zwar auf dops 


pelte Art. 2. Ju der thätigen Bedentüng, überwiegende Bewer, 


gungsgründe zu einer Handlung gewährend, eine ſittliche Roth⸗ 


wendigleit auflegend, und darin gegründee, und war, a) Vermd, 


ge eines Öefeges oder des Willens eines Höhern. Win verbind- 

liches Gefeg, eın verbindlicper Befehl, welcher ung zum Ge- 

borſam verbinde. Das if für mich nicht verbindlich, verbinder 
mich nicht zum Gchorfom. Ein fehr verbindliches verſprechen, 
welches uns zur Erfüllung verbindet. 
Bigfeit und Wohlthat, zu Gegengefälligkeiten verbindend, und 
daringegründet. Kin fehr verbindliches Betragen. Das Ge: 


ſcheyt wurde mit dem verbindlichſten Complimente begleiten. . 


Auf eine fehr verbindliche Art. ne \ 

2. In paffiver Bedentang, einem andern verbunden, ihm zu 
gewiſſen Dienflen verpflichtet, doch nur fo fern dieſe Nothwendig⸗ 

i Reiz 


ufrich⸗ 


feyerlich verſprechen. 3. Duch Gefällig⸗ 
keiten und. Wohlthaten, ihm dadurch gleichfam Gegengefälligkei⸗ 


h öchſte verbunden ſeyn. 


b) Vermöge der Gefäl- _ 


Siatt zu thuu verfprechen, auch 
(©. verbindlich und verbundniß) 
6) UÜberwiegende Bewegungegr ünde zu einer Handlun 
icht auflegen; welches 
kann. 2. Vermöge eis 4 
ſten-⸗ 
ale Menſchen ſind andafe . 
nicht. Femanden mit Treue. 


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2. Durch ein feherliches Ver⸗ 


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ER EN TEE, 




























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* genoffene igfeitem und Wohlthaten gründen: Bin Soldar 
nn itfeinem Landesherven verbindlich), verniöge feines Eides zur 
Ereue verbunden, wofün doch verpflichter üblicher it. Zeman⸗ 
den verbindlich werden, wegen enwfaugrner Gefälligkeiten ihm 
zu egengefälligkeiten verpflichtet ſeyn. Si jemanden ver⸗ 
bindlich machen. Es gibt eine Art Stolz, welche niemanden 
derbindlich feyn will, a 

Die Verbindlichkeit, plar. die—en, von dem vorigen Bey⸗ 
worte, 1. In der rhärigen Bedeutung. a) Die Eigenfchaft eines 
7 Dinges, da uns daſſelbe eine moralifhe Noıhwendigkeit aufleget, 
 gugewiffendandfungenüberisiegendeBewegungsgründe dazu dars 
‚reiht zohne Plural, Die Verbindlichkeit eines Gefeges, eines 
Befebles. Jugleichen durch Gefäligteit, Die verbindlichkeit 
eines Mannes, eines Complimentes. Die verbindlichkeit, 
mit welcher das Geſchent begleitet war.’ 5) Handlungen, wel⸗ 
che den andern überwiegende Beiwegungsgründe zu äbnlichen 
Sandlungen darteichen, wo es doch nur von Gefälligfeiten oder 
Wobhlthaten gebraucht wird, ſo fern fie den andern zu Gegengefãl⸗ 
 Tigfeiten verbinden. Viele verbindlichkeiten vonjemanden ge- 
noffen haben. Ich babe Timanten viele Derbindlichkeiten, 
Eron. 'beffer : ich bin ihm viele VerbindlichFeiten (zu erwie⸗ 


fihinder mor aliſchen Nochwendigkeit zu einerHandlung befindet, 


ſprechen, oder endlich auch von empfangenen Gefälligkriten und 
Wohlthaten her. Jemanden eine verbindlichkeit auflegen, 


legen, durch ein Berfprechen, Deine Wohlthaten ſetzen mich 
‚in die Verbindlichkeit, dir wieder zu dienen. Die Verbindlich« 


© Beit, fein Wort zu halten. x 
Das Verbindniß,S. verbündniß 
U Die Verbindung, plur. die — en, von dem Zeitworte verbins 
2 den, doch nur in einigen Bedentungen, , 1, Zu der zwenten, wo 
man zwar auch die Verbindung einer Wunde, des Ropfes, der 
Augen u.f.f. fagt, aber dafür dosh Fieber den Juftnitiv als ein 
Hauptwors gebraucht, das Verbinden. 2. Inder vierren Bedeu⸗ 
insg, die Handlung, da man miehrere Dinge zu xinem ®anzen 
zuſammen feges und zufammen füget, Ingleichen der Zuffand, wo 
die Sheileeines Dinges auf eine folhefict zufamınen gefüget wer, 
„den, mo es von eben fo weitem und unbeflimmerm Umfange der 
Bedeutung iſt, als das Zeitwort, aber une in dem eigentlichen und 
erfien eugern Falle diefer Bedeurmng gebraucht wird. „Der Plu⸗ 
ral finder fo wohl von mebrern Arten, als von mehrern Fällen, 
Statt. Die Verbindung eines Saffes, eines Gebäudes, der 
Theile einer Rode. ine Derbindung mit jemanden errich: 
ten, wohne ‚nie Derbindung zwifchen der wirkenden Ur: 
ſache pt sem Endzwedie. Der Unterfchied der angenehmen 
"oder unangenehmen Gegenftände kann nur in der Derbin= 
dung des Mannigfalrigen liegen, das fie in fi ſchließen, 
Sul. Die ehelige Verbindung, ‘die Heirarh. Daber, das 
verbindungswort, in der Logik, ein" Wort, welches das Sub⸗ 
> jert mirdem Prädieot verbindet, dagegen man in der Sprach. 
Aunſt diejenigen Wörter, welche die Satze oder Theile der 
Ride mit einauder verbinden, Bindewörter nennet. 2 
Verbitten, verb, irreg, act. (8. Bitten) durch Bitten, oder 
durch eine Bitte abzuwenden ſuchen. Einen Boeſuch verbitten, 
‚, bitten, doß derfelbe nicht fomme. 
will bisten, Daß ſolches nicht geſchehe. Ehedem fagte man auch, 
‚jemandes Tod verbieten, in welcher Bedeutung cs aber veraliet 
ie, Sidi. #8 


2 


N 


.. 


y 


— 


dern) ſchuldig. 2. In paſſiver Bedeutung, dee Zuſtand, da man 


fie rühre nun von einem Geſetze eder von einen frevwilligen dere 


durch ein Grfeg, einen Befehl, Sic eine Derbindlichfeit aufs - 


. Derblöffen, verb. —* 


Das will ich verdirten, ich 


v er 068 


£ Reit fi entweder aufeein feperlices Bir fpeechen, oder auch auf Verbittern, verb. reg. act. bifter made, 1. In mehr eigeitt» 


lichein Berftande, etwas Angenehmes unangenehm machen. Das 
derbittert mir mein Leben, macht mir. daſſelbe im hohen Grade 
unangenehm. Unſere Sreude, das versnugen ward ung gar 
ſehr verbittert. 2. So auch die Verbitterung, 2. Nach einer 
nöch weiiern Figur, mig bitterm Haffe oder Grolle erfüßlen, zum 
bittern Haffe und Unwillen reigen, Schwes. Förbittra. Das 


Land bar alles verbirtert, Jer.50, 27. Daher die Derbister 


rung, fo wohl die VBerfegung urdiefen Zuſt aud, als auch der bite 
tere Haß und Groll ſelbſt. verſt ocket eure Herzen nicht, als 
geſchahe in der verbitterung, Ebr, 3, 8. Derbitterung ans 
richten V. 16. In der edlern Schreibart iſt in diefer zweyten 
Bedeutung erbittern und Erbitterung üblicher, S. dieſelben. 
Zn beyden Bedeutungen, beſonders aber der erſten, iſt es vers 
mittelſt der Partikel von dem Beyworte bitter gebildet. ©. ver a. 
Verbläffen, ©. verbleffen. 


Derblafen, verb. irreg. (S. BIafen,Jwelches indoppelter®eflalt 


üblich iſt. 1. Alsein Meuerum mitdem Hülfsworte haben, bis 
zu. ande blafen, fo Lange blafen, bis dießuft nach und nach erſchöpft 
if, wo es nur von Menfchen und Thieren nad) einer heftigen mit 

- ftarfem Athemhohlen verbundenen Bewegung üblich if, wie 
verfepnaufen, Riederf. verpuſten. Die Pferde verblafen lafr 
fen. Er hat noch nicht verblafen, nad heftigen Laufen, S. 
Der. 3. (a) (d).- N 


. 2. Ü4ein Yetivum, wo e3 nur ben den Mahlern üblich iſt, 
wo es die Begenftände fchwächer mahlen bedeuter, fie gleichſam 


mit einem Nebel überziehen, Franz. effumer, Ital. sfumare, 
welches von dem Derwafchen der Waſſerfarben, und Dertveiben 
der Oblfarben noch verfehieden if, od es gleich von einigen auch 
in dieſem Verſtande gebraucht wird. Daher die Derblafung. 
Wenn das Zeitwortindiefer Bedeutung nicht nach dem Jtaliän. 
sfumare gedildet iſt, fo ſcheinet blafen Bier zu Blaſſe und blaſo⸗ 
nieren zu gehören, und eigentlich vermahlen zu bedeuten, S. diefe 
Wörter, 2 Far 2 
Derblaflen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsivorte ſeyn, blaß 
werden, (&. Der 2) ;wofür doch in der edlern Schreibart exblaſ⸗ 
fen üblicherift, S. daſſelbe. BI 
Derblaten, verb-reg. act, weldes vornehmlich im Weinbaue 
üblich ift. Den Wein verblaten, | 
abbrechen, damit die Trauben von der Sonne defto mehrgetroffen 
werden fönnen, welches auch verbauen genannt wird. Bon Blat, 
blaten und ver 1.($)- / — 
Derblättern, verb.reg. act. durch Blättern int einem Buche 
verlieren, - Kine Stelle verblättern, duech fehlechafte Umfohlas 
gung der Blätter, Daher die Verblätterung. ©. Der ı (Cd). 


‚Verbledyen, verb.reg.act, mit Blech befehlagen, welches nur 
in einigen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht wird, Die Balz 


Een verbleen. So auch dieverbledung, ai  / 


ägern üblich if, we man ſagt, das 
Birfgeflügel habe verbleffet, wenn es ſich nicht mehr zufams 
"men Iodt, ivofür auch verfplagen üblich if. In den gemeis 
nen Sprecharten einiger Gegenden, befonders Niederdeutſch⸗ 
landes, hat man das thätige Zeitwort verbleffen oder ver⸗ 
blüffen, ſchüchtern, ſchen machen; verblefft ſeyn, befiürzt, 
{Sühtern. Eben dafeldft bedeutet das einfache bleffen, bluüf⸗ 
fen, fürdtfam, fdügteen masen. - In einem andern Ber» 
ftande iſt bep den Zügen und auch fouft im gemeinen Lis 
"ben , fh verbleffen, einen Febler wider. die Regelu der 


welches nur bey den 


Kun begeben ‚„„und die verbleffung,, die Berebung eines 


ſolchen Fehlers, und der Fehler ſelbſt. Bleffen feheine bier a 
biäuen, (lagen, zu gehöten, zumabl, da aan in der erfien Be⸗ 
Arie \ den· 


die Blätter an dein Weinſtocke 


neutr. mie dem Hülfgworfe heben, | 


999 Ber 
deutung auch oerſchladen⸗ und in der seien auch fhlägeln 
agt. 

—— verb. irreg. neutr, (8, Bleiben,) mit dein Hüffs« 
worte feyn. 1, Für das einfache Zeitwors, in deffen gewöhmich⸗ 
ſter Bedeutung, doch mit mehrerm Nachdrucke, ein anhaltende⸗ 
res, dauerbafteres Bleiben zu bezeichnen, fo daß ver bier eine 
bloffe Intenfion gewähret;, Lat. permänere. Auf feiner Mei⸗ 
nung verbleiben, unverrückt auf ſeiner Meinung bleiben. Es 
hat dabey ſein verbleiben, in den Ranzeleyen, es ſoll unver⸗ 

“ändert daben bleiben. Ich verbieibe, Ew. — in Briefen. Wo 
“daher feine Jatenſion Statt findet, da ſtehet au diefeg Zeitwort 

‚am unrechten Orte. 

Wie Kluge zu genießen wiſſen, * 
verbleibt dem Pobel unbewußt, Haged. 
Wo es um des Splbenmaßes willen mit merklichenn Mißklange 


für das einfache bleiben ſtebet. So auch das verbleiben, und, 


obgleich nur ſelten, in einigen Fällen die Verbleibung. 2." Unter 
bleiden ‚cine im Hochdentfchen undefannte Bedeutung, welche ins 
deffen noch im Nicderdentfehen gaugbar if. Es if alles, kom⸗ 
* men (erfülfer worden) uns Feines verblieben, of. 23,2. 
verbleichen, verb. irreg. neutr. (©. Bleichen,) weiches das 
Hülfswort feyn erfordert, bleich werden, wofür doch auch erbleiz 
chen üblich iſt. Der Verblichene, figürlich, der Verſtorbene, 
der verblichene Leichnam der erblichene. Eine befondere Wort⸗ 
fügung wit der zweyten Endung iſt die R. A. Todes verblcichen, 


= 8.4; erben, welche doch nur in den vergangenen Zeiten gebraucht 


wird, aber ſo, wie die ähnliche Todes verfahren, nur in dem 
feyerlichen —5— und Kanzelley⸗ Styl üblichift, wo fie aus dem 
Dderdeutfchen beybehalten worden. Ingleichen bleich, d. i. uns 
kenutlich, anleferlich werden, von Schriften und Farben, in wel» 
chem Falle erbleichen nicht üblich iſt; verfchießen. Die Schrift 
iñ ganz verblichen, _ Verblichene Dinte. Verblichener Taf: 
fenz, verſchoſſener. Die Rofen verbleichen auf ihrem fchönen 
Geſichte, Weiße. Ernſtlich in fie bemübet, auf ihren perbli- 
chenen Wangen künſtliche Roſen zu ſchaffen, Zachar. Von der 
Geſichtsfarbe iſt in einem andern Falle au erblaffen üblich. 
Einige Schriftfieller conjugieren es regulär: durch diefe Den= 
“ Zungsartiff unser Freuden mir dag Saarwerbleicht, Kleift, Al⸗ 
lein,diefe vetwechſeln das reguläre Actioum bleichen, bleich, weiß 
machen, mit dem Neutro, bleich werden, welches ehedem durchgän⸗ 
gig irregufärging,und dieſe Form noch i in den Zuſammenſetzungen 
beybehalten hat. 
verblenden, verb,reg. act. wildes eigentlich blind machen bes 
deuten follte, aber nur in engerer und ſigürlicher Bedeutung der 
braucht wird,durch Darftellung eines falichen Gegenftandes dass 
jenige zn fehen hindern, was man ſehen follte oder wollte, wo es 
wieder aufdoppelte Act gebraucht wird. . ı. Objective, von dem⸗ 
jenigen®egenflande,weldher, durch Darftellung eines falfchen i dem 
Gefichte entzogen wird ;. two. es doch nur als ein Kunfkwort, in eis 
nigen einzelnen Fällen gebraucht wird, So fagt man im Berge 
“ haue,dieErze und Anbrüche verblenden, fie ber ſchmieren, verzims 
miern oder verbanen, damit andere fie nicht gewahr werden. Ju 
weiterm Berflande verblender man einen Stollen, wenn man 
ihn mit Bretern verichlägt und zumacht, damit die Luft fich einen 
andern Ausgang fuche. An der Baukunſt pflegt man das Holzes 
werk an des Gebäuden mie BIenditeinen zu verblenden, es dem 
Geſichte zu entziehen, vornehmlich aber es vor dem Wetter zu 
fihern, Im Jagdweſen wird der Zeug verblender, wenn er 
‚mit grünen Reiſern beſteckt wird, damit er dem Hirfhe nicht ſo⸗ 
gleich i indie Augen falle, und fein andern Fällen mehr, 2. Sub» 
jective, in Beziehung aufden Sehenden, ihn durch Darſtellung 
rings falſchen Gegenſtandes den wahren, oder durch Darftelung 





— Ber 


fonders in weiterer und figürlicher Bedeutung. Ihre ſchönen 

* Schuhe verblendeten ibn, Judith 16,11. Geſchenke verblen⸗ 
den die Weiſen, Sir, 20, 30, 
Joh. 12, 40. Siefind verblender, / Eß 44, 18, Das — 
blendet (wide Gemütber, - 

Anm. Bey den Notker irblenden, © Blenden. - 

Die Verblendung, plur, die —en, von dem vorigen Zeitworte. 
1, Als ein Abfhractum, ohne Plural. (1) Die Handlung des 
Berblendensim thätigen Verſtande, wo es in beyden 
gebraucht. wird. 
zweyten Bedeutung. Die Verblendung höret auf, barein 
Ende. 2 „Dasjenige falſche Ding, was uns den Anblick deswah 
ven entziebet, doch nur in der-erften Bedeutung des Seiterien, 
und auch bier nur in einigen Fällen. ! 

Derblepen, verb.reg. act. mit Bleyderfeben, berſetzen nur w 
einigen Fälfen, In dem Hüttenbaue wird das Erz, der Ropftein 
verbleyet, wenn man fie mit zuaefegtem Bleye ſchmelzet, das 
mit ſich das Metall in das Bley ziehe, aus weldiem es 
wiedet gefchieden werden kann. 

. wenn es vieles Bley bey fich führet,. und daher feinen Sufag defe 
felben bedarf. Ju einem andern Verſt ande verbleger man Waas 

"zenu.f.f. wenn man fie mit einem blevernen Siegel — 
wofür doch das Franzöſiſche plombieren üblicher ſt. 

Derbliden; verb. reg. meutr. mit den Hülfsworte haha; wel⸗ 
ches gleichfalls nur im Hüttenbame üblich if. Das Silber bar 
verblickt, wenn es auf dem Treibeherde geblickt, und dadurch die 
Vollendung des Treibens angedeutet bat. 


1000 


einer folfchen Seite, ejnes fat ſchen Verhättniffes der Sache, sie 
wahre Seite, ibre wahre Beſchaffe nheit zu erblichen hindern, bi 


(2) Der Zufland, da man verblendet iff, inder 


‚Er hat ihre Augen verblendet; — 


Su 


ws 


Lin Erz verbleyet ſich ſeibſt, J 


Derblinden, verb.reg.neutr. mit den Hülfsworte ſeyn, Bins 


werden, (&. Der 2.) wofür doch erblinden üblicher ifl, RR: 
auch diefes im Hochdentfchen felten: gebraucht wird, ö 

Verbligen, verb. ‚reg, neutr, mit dem Hülfsworte haben,’ aufs 
bören zubligen, ein fo wie —— nur im geimeinen Beben — 
des Wort. S. Ver ı. (b), Et 

Derblüffen, ©. verbleffen, — 

Verblühen, verb reg. neutr. 1. Mit dem Huf orte 
aufhören zu blühen, von den Blumen und Blütben. E en 
find verblüber. Jugleichen figürlich, vergehen, befonders von 
dem Reite,der Anmuth. Ihre Schönheit ift verblühet. -Werz 
blübere Wangen. : Eine verblübere Schönbeie. 2. Mil dem 


. Hülfswortehaben, von den Bewächfen, fein: Blumen verweifen, 


fallen laffen. Der Baum hat verblüher. Die TER 
ſchon verblühet. SH and das verblühen. IR 
Schon bey dem Rotker ferbluon. 


Derblümen, verb. reg.act, eigentlich, mit — Mine a 


oder Figuren verfehen, um damit etwas zu verbergen, zu bedecken, 
in welcher Bedeutung es doch nicht mehr üblich 1 Man bates 
nur noch in einer doppelten uneigenttichen Bedentung. 1,* Unter 
einem angenehmen Scheine verbergen; eine ‚im Hochdeutſchen 
fremde Bedeutung, welche noch in ae era 
Landes gangbar ift, 
Ach, was will ich mich denn rühmen, 
Wegen meiner grömmigkeit! * 
Rann ich gleich den Schalk verblümen, Gryph = 
verbergen, verfiellen, Wohin auch folgende Stelle aus dem — 
zu gehören ſcheinet. u 
Dev Wahrheit haſſig feyn,verblümer Tiebefofen, 
d. i. verſtellt. 3. Etwas verblüme fagen, fi verblumt aus- 
drucken, im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprecart, 
durch Anfpielung, im Gegenſatze des gerade zu ſagen. Daber 


pflegen auch einige in der IR die RN Bebeusung der 
Wöor⸗ 


n, 


3 


4 





7 
* 


a 


4 











= 


4 


| Ber 1002 


Wörter, diederblimte Bedeutung gu sfenen, wozu aber dieſes Derbrämen, verb. reg, act, mit einer Bräme, d.i, einem Kan 


unden, welche Allegorie durch Verblümung geben wollen. In 


dieſer zweyten Bedeutung iſt es nur allein im Mittelworte üblich, 


> 2 Maccab, 14, 26. 


eo vefb,reg, neutr. bis auf Erfchöpfung alles oder 
doch des meiften Blutes bluten. Da er gar verblurer hatte, 
Charlotte, laß den Riß, wie tief ex if, verbluten! Gryph. 
Im Hochdeutſchen iſt es in Geſtalt eines Reciproci am üblichſten, 
ſich verbluten. Er bat ſich ſehr verblutet, bat viel Blut ver- 


loren. Mein Gerz blutet, ach, daß es fich in diefer meiner letz⸗ 


ten Umarmung verbluten möchte! Figürlich fagt man im ger 
meinen Leben: 1. Sichverbluter haben, feine Kräfte, und be 
fonders fein bares Vermögen erfchöpft. baden. 2. Die Sache 
bat ſich verbluret, wenn fie nicht mehr in Bewegung ift, wenn es 
nach und nach davon flille geworden ift. Daher die Verblurung, 
im eigentlichen Verftande. ©, Der 1. (a) (b) (c) 


Verbohren, verb, reg. act, ı. Falſch bohren, als ein Reci⸗ 


lg iſt. 


Verbothen, ©. verbiethen. 


procum, ſich verbohren. (S: Der 1. (9). 2: Bey den Zimmer⸗ 

leuten wird das Zimmerwerk oder ein Gebaãude verbohret, wenn 

alle Theile deſſelben vermittelſt gebohrter Löcher und darein ges 

ſchlagener hölzerner Rägel gehörig verbunden werden, Daher das 

verbohren in beyden und die verbohrung in der zweyten Bes 
deutung. 


Mortzuniedrigift. . Mech weniger Beyfall haben diejenigen ger 


4 


„de von Pelzwerf verfehen, Line Müge mir Sermelin, eig 
Bleid mie Zobel verorämen. Jugleichen zuwe len in weisser 
Berflaude, mit einem zierlichen Saume oder Rande verfeben, von 


Kleidungsflüden, Sin Kleid, mit Treffen verbräme, Ehe⸗ 


dem pflegte man die überzüge der Betten mie einem Strichge⸗ 
nähe zu serbrämen. Die Rupferffecher verbrämen eine Ku⸗ 
pferplarse, wenn fie ibr einen Rand von Wachs geben, damifdas 
Sceidewafjer nicht abfl leße. Ingleichen figürfih,mit unnöthigen 
überflüßigen Sierrathen verfehen. Mit aller bermenevtifchen 
Denkungsgabe verbramt, Herd. Dapır IasDerbrämen und die 
Verbrämung. 


Der Derbrand, des —es, plur. car. ein nicht allgemein üölis 


verborgen, verb. reg. act. an einen andern borgen, im gemei- 


nen Leben auch ausborgen, (S. ver 1.) Sein Geld verborgen. 
= Getreide verborgen. Ich habe es verborgt. Ingleichen auf 


Borg, d.i. auf Eredit verfaufen, Waaren verborgen, Daher 


die verborgung und dag Herbörgen: j 

Derborgen, das Mittelwort des Zeitwortes verbergen, (S. daſſel⸗ 

be) Bon diefem Mittelworte hat man das Abftractum. 

Die Verborgenbeit, plur.car. der Zuftand, da ein Ding vers 
borgen,dem Gefichte,der Kenntniß und Wiffenfhaft eines andern 
entzogen ift. In der Verborgenheit Ieben, in einem Zuffande, 

da man wenigen befannt wird. Die Derborgenbeit eines Ortes. 

*Verboſern, verb. reg. act. böfer machen, ein im Hochdeutſchen 

ungewshnliches Wort, wofür dafelbft verfchlimmern üb: 

Der fagt mir, ob wir felbfi fo grundverbös'te Zeiten 

Derböfern, oder ob die Zeiten uns verleiten ? Logan. ” 

Das in eben diefer Stelfe befindliche verböfen, bon dem Primitivo 

Böfe iſt noch ungewöhnlicher. S. ver 2. 


Verboßen, verb. reg. act, etrecipr, welches unrin den gemeis 


nen Sprecharten für das anfländigere,erboßen üblich it, in 
. Bosheit, d.i. hoben Grad des Zornes, verſetzen. Verboßt feyn. 
"Sich verbeßen. 


. Das Verboth, des —rs, plhr. die —e, von dem Zeitworte 


verbierhen, der Befehl eines Höhern oder Vorgefegten, wodurch 
dieunterlaſſung einer Haudlung gebothen wird,im Gegenſatze des 
Gebothes. Die Micht, Geborh und verbeth zu erlaffen, zu 
gebiethen und zu verbiethen. ‚Ein verboth erlaſſen, ebedent 
.. thun. Jemandes verboth nicht achten. Diefes verboth trifft 
uns nicht,.gebet uns nicht an. Bin ver both aufheben. . Eine 
Sandlungmit einem Derböthe belegen. 
# Derborhichaften, verb, reg. act. durd) Bothſchaft befannt 
- machen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches Wort für verfun: 
digen. 
wit kommen, großes Rind, geſehn an allen Enden, 
verbothſchaft in der Luft, Opitz. 


* Ber 2, * 


— 


ches Wort, dasjenige, was man als ein Nahrungsmittel deg 

Feuers gebraucht und verbraucht, als Holz, Kohlen, Torf, wo- 

für in manchen Fãllen auch Seuerung üblich iſt. In den Schmelze 

a besrägt der Decbrand des Jahres viel. S. Verbrennen 
. 1, 


Der Verbrauch, des —es, plur. car. der Zuffand, da man 177 


was verbraucht,ader da eine Waare,die Materialien verbraucht 
werden; ein bequemes Wort, das ausländifhelonfumtion, wenigs 
fiens in einzelnen Füßen mit dem Bepfaneder Sache, aus zudru⸗ 
den, ob e8 gleich noch nicht fehr gaugbar iſt. : 


Derbrauchen,verb.reg.act, 1. Als Materialien zu einer Arbeit 


gebranchen-und verwenden, , Dev Zimmermann verbraucht 
Zolz, der Schufter Leder, wofür doch verarbeiten... f. bli- 
Ger find. Daher der verbrauch. 2. In engerer Bedeutung, 
durch den Gebrauch alle machen, der Menge, dem Vorrathe nach 


- erfchöpfen. Der Tifchler. bar alles Holz... der Maurer allen 


Kalk, der Schufite alles Leder verbraucht. „ Meine Geduld 
war gar bald verbraucht, beffer erſchoöpft. Daher das Derz 

. brauchen. Notker gebraucht diefes Wort auch in der jeßt unge⸗ 
wöhnlichen Bedeutung, duch den Gebrauch abnusen, mine ou- 
gen fint verbruchet. 


Verbrauen,verb,reg.act. ı. Als Materialien zum Branen 


gebrauchen. Der Brauer verbrauet allerley als. 2. In eu⸗ 
gererBedeutüng, durch Brauen alle machen, dein Vorrathe nach 

„‚erfchöpfen. Der Brauer hat alles Malz, alles Waller ver: 
brauet, Daher das Derbrauen. , 


Derbraufen, verb. reg, neutr, mit dem Hülfsworte haben, 


bis zur&efchöpfung oderBerubigung der braufenden Kräfte braus 
fen, folgtich aufhören zu braufen, im gemeinen Leben auch aus» 


braufen. Der Sturm hat verbraufet: Caß den geſchwoll⸗ 


nen Strom vorjege (für jetzt) yerbraufen! Schleg. Der Wein, 


' das Bier verbraufen, wenn ſie aufbören zu gühren. Figürlich 


fagt man, ein Menſch habe verbraufer, wenn feine. ungeffümen 
Reidenfchaften und Begierden durch weifere Jahre gefhwächt 
werden. So auch das Derbraufen. S. Der 1. (a). Es 

erbrechen, verh,irreg. (8. Brechen,) welches ehedem auch 
als ein Reutrum gebrancht wurde / jetzt aber nur noch als ein Aeti⸗ 


vnm ublich iſt, und, nah Maßgebung der Partikel ver und des 


SZeit wortes brechen, in verſchiedenen Verſt aude gebraugt wird, 


1. Abbrechen, zuweilen auch vorn abbrechen, praefringere, 

als ein Aetidum; in welcher Bedeutung es doch nur. felten ges 

‚braucht wird. Eine Spießgerte verbrerben, vorn etwas abdres 

chen. Figürlich ſagt Opitz verbrochene Worte für abgebroche— 
nr. Siehe ver .. 

2. Durch aboebrochene Dinge, beſonders abgebrochene Zweige 


bemerken und bezeichnen ; ejne beſenders in Der Jägerep ſehr übe 


liche Bedeutung, wo die Sahrte, der Schweiß, der Anſchuß 


X unſcf. verbrochen werden, wenn man abgebrochene grüne Aſte 


dahin legt, um den Ort wieder zu finden, in geſchoſſenes 
Rrcız SR 3 wiis 


‘ 


Das Verdrechen, — plur.ut nom.ſing. ı 


TREE RE RE ER 


| 1008, "Se 


Wild wird, mit Haren 3: üchen, REN wenn man eethlt. 


Bielen abgebroche eu Zweigen — damit es nicht jo frey im 


> @efichte liege. 


3. Fürdas einfache breihen, doc mit einer Futenfion, ganz, 
vönig deren, wie zerbrechen, eine chedem fehr gangbareBedrus 


tung (u) In eigentlich em und weiterm Verſtandr, wo es fo wohl 


“als cin Reutrum, als auch als ein Activum, grdraucht wurde, 
jet aber völlig veralterift. 


Das Sleifch falleweg, die Haut verbricht, Opitz; 


woo es hzas Neusrumift. Im Bergbane ifteimverbrochenes Seld - 


in Gegenſatze eines unverbrochenen, fo wohl ein Feld, welches 
zum Bergbaue bereits geöffnet worden, als auch eine Gegend, wo 
die Berggedände eingefallen und zu Grunde gegangen find, 
(2) Faurtlich. 0) "Sein Wort verbregpen, einen Bund verbres 
eben, ein verſprechen verbrechen u, f. f. ein gleichfalls veralteter 
Gebrauch, wofür jeßt das einfache brechen üblih it Sie haben 
den erſten Glauben. verbrochen, Tim, 5,12. hr habt den 
Bund Lepi verbrochen, Mal. 2, 8. Bon diefer Bedeutung 
haben wir noch das Bey- und Nebenwort unverbrũchlich, wofür 
Opitz unver brochen braucht 5) Etwas verbrechen, wobl ei⸗ 
genilich, ein Gefeg, einen Befehl verbrechen wofür man jegt 
gleichfalls brechen fagen würde, ihnen mutbiwillig zuwider han⸗ 
deln, fie murhwillig übertreten. In diefed Bedeutung ift dasgeit- 
„wort noch gangbar, doch auch nur hit den vergangenengeiten, Was 


hab ich verbrochen Fin welhein Stücke babe ich vorfeglich wider. 


> ein Gefeg gehandelt. Er bereuete, was ‘er verbröchen hatte, 
Ein Miſſeth ater/ welcher viel verbrochen bar. Gefraft werz 
den, ohne etwas verbrochen zu haben. In den übrigen Zei⸗ 
ten iſt es gicht üblich. Man ſagt nicht: was verbrichſt du oder 
er verbrach etwas. Schon bey dem Dirfried firbrechan. &, 
das folgende Hauptwort. 

4. Durd) brechen in der vorigen figürlichen Bedentung, vers 
Yuftig gehen, in welchem Verſtaude es noch zuweilen gebraucht 
wird, obgleich verwirfen dafür üblicher iſt. Die Hand, den 
Kopf verbrechen, verwirfen, durch ein Verbrechen die Strafe des 


Berluftes derfelben Veröitäch. Ein Leben verbrepen, | vers 
wirfen. 


. Der In⸗ 
finitiv des vorigenZeitwortes als ein Haupiwori — in wel⸗ 
chem Falle es in der aſten, zten und aten Bedeutung des Zeitwor⸗ 
ztes, doch. ohne Vlural verfommt. 2. Als ein eigenes Hauptwort 
Und mit dem Pinral , in welcher Geſtalt es nur allein in dem letz⸗ 
gen figurlichen Falle der dritten Bedeutung üblich ift, eine muth« 
willige oder vorfegliche Handlung wider ein Strafgeſetz zu beze ich⸗ 
nen; wo es doch am hauftgſten von ſchweren Vergehungen dies 
fee Are gebraucht wird. Ein verbrechen begeben.  Sicy- eines 
verbrechens fihuldig machen. Diele Verbrechen auf fi laden. 


Sein verbrechen erkennen, bereuen leugnen u. ſ. f. Ein 


Verbrechen aus etwas machen, es dafür balten oder ausgeben, 
Aus diefem unfepuldigen \ Vergnügen machte man mir ein ver⸗ 
brechen. 

Der Verbrecher, des—s, plur..ut nom, fing. Fämin, 
die Derbrecherinn, eine Verfon, welche ein Verbrechen begangen, 


muthwillig wider ein mis ſchwerer Strafe verbundines Geſetz ges 
fündigt bat. 


Derbricherifch, er, — te, adj. et adv. einem Verbrechen 


gleich und Ähnlich, darin gegriinder, von Sachen ; ingleigen eines 
oder mehrerer Verbrechen ſchaldig, von Pexfonen ; bendes ain häns 
figften in der böbern Screibart, obgleich diefe? Beytvort, fo wie 
mehrere auf id, das feinere Gebör beleidigt, Line verbreche: 


vifche That, ein Verbrechen, En‘ — — Geſchlecht, 
laſterhaftes, bos haftes. 


Schreib⸗ und 


verbreitet. 


rennen verb.irreg. et reg. (©. Brenneh),. weigesin 


Holland verbrennt man denTorf in den Kaminen, beffer brennt, | 


Verbriefen, verb. reg. äct, 


veralietes, nur noch bin uud wieber gangbareg Wort. Die Mit⸗ 


Br H. 


/ 


— verb. reg, act. et recipr. welches i in der — 
Sperbart für das kiehrigere ausbreiten. üblich ne 


befouders in defien. weiterer nud ſi arlich r Bedeumng 
Dort, er waidicpte (waldige) HöHe den blauen Rüden . 
s ‚girbeeitet, Zach 
wa⸗ für Slükfeligkeiten. verbreitet nicht ein — 
verʒ um ſich her Beiß 
das Grab hinaus verbreitet, Gell. Ein Gram der eigenſin⸗ 
nig in, verbreiter ſich nicht fo naturlicy über fremde —— 
fände, Hermes. Ein Hiller Gram war auf ihrem. Seite - 
& auch ein Gerücht verbreiten ausbreiien, unter 
die Eeyte bringen, Daher die Verbreitung. Im Niederf. vers 
fp erden, bon ſpreden fpreiten, dem Inrerfivo von breiten. 


doppelter Geftalt üblich ift. 
3, Al: ein Neutrum mit den Hürfeivorte feyn, von- Ye Feuer 
verzebretiwerden, Steine verbrennennicht. Talglichter vers | 
brennen ſchneller ale Wagpsligter, Erlenholz verbrennt TR 
geſchwinde. 

U. Als ein Xetisim. 1. Als ein Rabrungsmittel d 
gebrauchen, wofür doch das einfache brennen üblicher: i 





(S. ver ı (a) und Verdrand.) 2. Durch Brennen, als ein Nahe, 
tungsmittel des Feuers, verbrauchen, dem Vorrathe nach erſchö⸗ 
pfen. Zahrlich viel Holz verbrennen. Man verbrennt immer 
viel Ehl in den Lampen. (©. ver ı (a). 3. Durch Fnen 
jerfiören, bis zur Erſchöpfung aller breunbaren Theile brennen. 
(1) Eigentlich. Etwas zu Ale verbrennen. Einen Brief. 
verbrennen. Einen miſſerh ater lebendig verbrennen, In 
det Seuersbrunftift viel Vieh mit verbrannt. .(2) In em 
Berflande, mit Feuer, durch übermägige Dise verlegen. Zi 

die Sand, den Mund, den Singer verbrennen. N 
fagi mian im geineinen Leben, fid den Mund, das m 






ae; 


brennen, durdUnbefoinenbeit imReden einen andern ai 5 
Sich die Finger verbrennen, ſich durch eine uhbefonnene Han 


lung Schaden zufügen. Ein verbranntes Rind (eigentlich, ein.” 





Eine Sreundfchaft, die ſich über a 


—— 


Kind, welches fich verbrannt hat,) fürdpter das Sean In noch 


weiterm Ver ſtande gebraucht nian die ſes Zeitwort ic all — 
mo eine Sache durch allzu viele Hitze ihre gehörige Geſta 


ſchaffenheit oder Güte derſieret. Don der Sonne verbrannt ' -, 
feyn, ſchwãrzlich geworden ſeyn. 


Die Sonye verbrennt das 
Gras, das Gerreise, wenn fie es ausdörrer. Die Auen in der 
Wiifte verbrennen, Zodl, ı, 19, Der Särber verbrennt einen 
Zeug in der Sarbe, der Bäder das Broru.f.f. Zu und weis 
serin Berflande aud) von andern ſcharfen Dingen, beſouders, 
wenn die Köcpet dadurch verbraunfen, in der Farbe ähnlich were » 
den, Der kalte Wind, der Froſt hat dag Getreide verüranne. Das. 
Scheisewaffer verbrennerdas Tuch. 

Daber das Verbrennen, und im ıpätigen- Verianse giweilen 
auch die Beet 
’ Anm. Schon bey dem Dttfried, Notker * iim Satiar firbren- 
nen, ferbrennen, furbrennen, Im Sochdeutfchen werden, 
fo wohl das Neutrum als das Activum, du chgangig irreguat ab⸗ 
gewandelt, dagegen man ineiniaen Oberd — Gegenden das 


Aet vum richtiger regular bebandelt, Die Summe dir ve 
drennten, ı Dlasab. 10 85,» 


Derbrinnlih, —ır, —fie, adj, et adv. was ſich —— 


durch Feuer zerſtören laſſet, im Gegenſatze des undtebrennlich, 
Das Holz ift verbrennlich. 


1. Dit einem oder mehtern Bries 
fen, d.}. Urfunden, verfehen; damit beftätigen, ein großen Theils 


sie 


— 


— 











‚briefet, es * Sarüber eine frmtiche: 59* — 

—— worüber man Brief und Siegel dat, 
im Gegenſatze der underbrieften, Sid) für jemanden verbries 

fen, fopriftfich verbürgen. 

s "Faufen und verdriefen, Jer. 51, 44. 2. In einerrandern Ver 

Rande war in den Deutfehen Rechten der mirttern Zeiten verbrieft, 

foviel als antüchtig, nud verbriefen, für anrüchrig erklären, von 


i,0, Es iſt ven Brief und ver, ©, Bere, 
— verb.irreg,act. (©. Bringen.) 1. Durbringen, 


liches Wort, Sein ganzes Vermögen verbringen. Siehe Der 
3 (a). 2. Su Stande Bringen, vollbringen, auch nur uch ſel⸗ 
7. Steh, mit aller Mühe nichts verbrngen. 
—* Den Schein, den mancher von ſich gieber, 
\ vVerbringet Feine Ritterthar, Dpig. 
S, ver 5. So auch die verbringung 
Verbroſeln verb,reg. act. in Broſame verwandeln und das 


Dr darch unbrauchbar mashen, oder vernichten. Das Brot vers 
E , bröfeln. 
i " Derbrüdern, verb. reg. act. zuni Bruder eines andern Dinges 


machen, wie verſchwaͤgern, verſchwiſtern. Es iſt als ein Res 
ciprocum am üblichſten, und auch hier nur im figürlichen Ver⸗ 
ſtande von einer Art genawer, — brüdeslicher Verbindung. 
7° Gehe Erbverbrüderung. & 

0 Durch dieſe Runft — ſich Sie Zersen, Haged. 








EN win, dieder Weisheit nad), mit ihm verbrüdert biepen, 
EN; Gimth. 
So auch Sie verbrüderung. ©. Der 2.° 

—3 verbrüten, verb. reg, act. durch über mãßiges Brüben mit hei⸗ 


Ein. suhn verbrühen, es zu ſehr brühen. Sich die Süße ver- 

Brüben, mit heißem Waffer verlegen. Figürlich fogt man, die 

Bienen werdenverbrüher, wenn fie verfahren werden, und die 

große Hitze ihnen unterweges vatüe wird. Daher das Derbrit- 

IR "ben. ©. ver ri. (e. 

Pr:  Berbtunftn,verb. reg. neutr, - mit dem Hüffewortehaben, 

FE “ aufhören zu brumten, in der Jägerey, wofür auch abbrunften 
üblich iſt Dev hirſch bat verbrunftet. Daher das Der brunf⸗ 
ten. ©. Yera. 9. ; 

 Verbuben, verb, reg. act, welches nur in den — und har⸗ 

ten Sprecharten gebraucht wird, durch Buben, d. i. niedrige Un⸗ 





verbuben. So auch das verbuben. 


derrenken. Ein Pferd verbügt ſich, wenn es hart gegen ein 
anderes oder. gegen eine Wand läuft. 2. Bey den Fleiſcher n wird 
> ein Schwein verbüger, wenn es nahe über dein Buge abgeftochen, 
und dadurch das Fleiſch verleßet wird, eine fehlerhafte Arı des Ad» 


ſprache erbiegen lautet, Es kammer in bepden Fällen von Bug 
ab, und muß daher mit verbiegen nicht verwechſelt werden, 
 Merbuble, —er, —eſte, adj, etady. eigentlich das Mittelwort 
von dem in di ſem Verſtande ungewöhnlichen Zeitworte verbuhlen, 
der Buhlerey ergeben, verliebt. verbuhlt ſeyn. Ein vers 
Buhltes Srauensimimer. 


duch Buhlen veplieren, Seine. a fein — ver⸗ 
buhlen. 





Dennoch wird man Acker um Geld 


Zrief ſo fern es auch dem Prozeß und die Veturthettung eines 
— Verbrechers bedeutete, S. Klotzſch vom Berzellen S. 


. gem Waſſer verderben, et mit heigem Waſſer verlegen. 
r 


zucht, verlieren and ducchbringen, Seine Ehre, ‚fein Vermögen - 


Derbügen, verb. reg, act. ı. Sid verbügen, ſich den Bug 


ſtechens, wo es auch erbügen, und na einer fehlerhaften Aus⸗ 


Daher dar Haupttvort die Verbuhlt= 
beit. (9. Der 5.) In einem andren Berfiande wäre verbuhlen, 


— A 


e , berfipiwenden ; ein nur noch bin und wieder im gemeinen Leben üb» 


IE 5 

i "1006 

Derbünden, verb. reg.act, vermitietft einee Buntes oderBünd- 
uiffes vereinigen, ein nur noch im Oberdeutſcheu gängbarrs, und 
unmittelbar von-Bund abgeleiteres Wort, wofür imSochdawtichen 


das allgemeinere verbinden üblich iſt. Die verbünderen Stadte, 


die verbundenen, 
Das Derbündnif, des—es, plur. die—e, auch nur noch im 
Dberdentichen, wofür im Hochdeutſchen entweder Bundniß oder 
auch das allgemeinere Verbindung üblich, iſt. In der Deut: 


ſchen Bibel wird es mebrmahls für ein&elübd gebraucht, wodurch 
man fich zu etwas verbindlich macht, welche Bedeutung i im Hoch ⸗ 


deutſchen noch mehr veraltet ift, Und ihr Gelübd und Verbinds 
niß, daß ſte ehut über ihre Seele, 4 Mof. 30. 5.6.7. 8. 9.15. 
Ju welchen Falle es billig Verbindniß. —— werden ſollte, 
von ſich verbinden. 
Verburgen‘, verb. reg aet. et neutr. Bürgefüreiiweswerden. 


Am häufigften als ein Reciprorum. - Sich für jemanden ver bür⸗ 


gen. Da ſich Timotheus verbürgerbatteye Maccab. 12, 25. 
Seltener als ein Actibum. Das will ich verbütgen, becantiwor» 
ten, dafür fieben, Kine Gerichte, deven Wahrheit ich ver= 
birgen kann. Daber die Derbürgung. { 

Derbüßen, verb.'reg. act. durch Buße, d. i. Geld + öder Leibes⸗ 
firafe tilgen, Strafe für etivag geben oder leiden, ein noch hin und 
twieder in den Gerichten übliches Wort, Ein‘ Vergeben mit zehu 
Thalern, durch Gefangniß, durch Arbeit verbüßen. ©e 
auch die Derbüfung. 


Derbutten, verb.reg. neutr. welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗ 


dert, aber nur in den gemeinen Sprecharten üblich ift, butt, d. ti. 
Flein und unanſehnlich werden und bleiben. Bäume, Gewächſe, 
Thiere, Kinder verbutten, wenn fie nicht gehörig wachen. Lin 
verbuttstes Kind. 
ſtumpf und plump, als auch kurz und dich, ©. Der. 

verch Blut, Verchwunde, ©. 2 Ser. 

Derclaufulieren, verb.reg.act. mit Claufeln, Einfheänfun. 

den und Beftimmungen verfeben, im gemeinen Leben, Kinen 
Kauf-Cöntraer veitlaufulieven. ©. ver 2. 

Der Verdacht, des—es, pliw. welcher doch felten gebrauchf 
wird, die—e, wahrfheinliche Meinung oder muthmaßliches Ur⸗ 

theil, von der von einem andern begangenen nachtheiligen oder 
unerlaubten Handlung ; ein Wort, welches in manchen Fällen auf 
eine eigene und ſeltene Art verbunden wird, Einen Verdacht ha⸗ 
ben oder begen. Einen verdacht aufjemanden haben, oder 


jemanden in Verdacht haben, muthmaßen, daß er der Urheber 


"einer gemwiffen üblen Hamdlung fen; ihn in Verdacht sieben. iz 
"nen Derbachtfehöpfen. Bey jemanden im Berdachte Heben, 
daß manesgerhanhabe. Femanden feinen Verdacht beneh: 


"men. “Es fiieg mir ein Pleinev Verdacht auf, Ich will doch 


” 


nicht hoffen, daß fie mein Hey; mit diefem Herren in verdacht 
haben? Gel, Ich bitte fie, laffen fie diefen Mann aus demver⸗ 
k dachte, ebın derf. haben fie ihn nicht im Verdacht. Es entſtehet 
ein verdacht, daß u. ſ. f. Verdacht machen, erweden, ver: 
urfahen, Anlaß dazu geben.- Es Fonnte leicht verdacht er» 
weden. Das machte, gab, erwerfte, erregte mir. Der: 
darht. In verdacht Fommen, gerathen. Wegen eines 
verbrechens i in verdacht, (im verdachte) ſeyn. Er iſt in dem 
verdachte der Untreue. Jemanden in verdacht bringen, fee 
gen. Den verdacht fahren laſen. Zinen Verdacht von 
ſich ablehnen. Femanden außer Verdacht ſetzen. 
Anm. Dieſes Sauptwort, welches bey unfern alten Dberdent- 


ſchen Schriftfiellern nicht vorfommt, ſtanmit von dem Zeitworte 


 yerdenfen, nnd zwar von deffen Mittelwortt verdacht ab, (8. 
Drrdenken.) Dem heutigen Gebrauche nach gründet fich der Der: 
dacht auf wahrſcheinliche Umftände, Argwohn aber bedeutet bloß 


sine 


Das Niederdeutfche butt bedeutet fo woht — 


fi - - 8 
2185 Ye 
eine üble ——— zu Seftimmen,o6 fie mussmaßliche Grin⸗ 
de für fich hat. Zudeffen werden fie im gemeinen Leben häufig für 
einander gebraucht, | 
Derdächtig, —er, —ſte, adj. etadr. im Verdacht feyend, An⸗ 
laß zum Be rdachse gebend, wo es in nod) weiterer Bedeutung, als 
das vorige Hanptwort, gebraucht wird, und in allen Fällen Statt 
findet, wo man muthmoaßliche oder woahrſcheialiche Gründe zu ei⸗ 
zer üblen Meinung don einer Perfon ter Sache hat. Der 
Menſch it. mir verdächtig, die Waare ficher fehr verdächtig 
ans. Zur verdächtigen Zeit zu jemanden Fommen. Einen 
verdächtigen Umgang mitjemanden haben. Jemanden vers 
dachtig a Sich durch etwas verdächtig machen. ver⸗ 
dänptiger Weiſe. Daher die Verdächrigkeie, die Eigenſchaft, da 
eine Perfon oder Sache verdächtig ift: Subjecrive, Verdacht has 
bend, iſt es nicht gebräuchlich, * 
Yerdämmen, verb.reg. act. ı. Mit einem Damme ver ſchlir⸗ 
fen, verſperren; zud ammen. Einen Weg, den Ausfluß eines 
Baches verdammen. 2. Durch Dämmen, d.i. Stampfen und 
Sioßen, ver ſperren odereinfgließen, eine nahe verwandte Beden⸗ 
tung, in welcher es in der Geſchutzkunſt üblich iſt, wo die Ram⸗ 
‚mer in dem, groben Geſchütze, die Rugel in dem; Gefchüge 
verdämmet werden Soauch die Derdammung. 


1007 


Verdammen, verb. reg.act. für ſtraffällig, für einen Übertres 3 


sereines Ötrafgefeges erklären, 

1, Eigentlich. (a1) Im gerichtlichen Verftande, Zewanden 
zum Tode verdammen. Ihn wegen eines Verbrechens zu ‚eis 
ner Geldſtrafe verdammen. Dein Mund wird dich verdamz 
men, Hioßr5; 6, Welchen die Gotter (die Obrigkeit) verdam⸗ 
men, Moſ. 22, 9. Es wird in die ſen Verſtande nurnoch theils 
im gemeinen Leben, theils aber, und. noch häufiger, in der höhern 
Schreibart gebraucht. Zur Selaverey verdammt, Gel. In 
andern, Fällen, felbft in der edlern Sgreibart, if dafür verurz 
theilen üblicher, (2) In der Theologie ſagt man, Gott verdamme 
den Menfchen, wenn er ihn der aufdie ‚Übertretung. feines Geſet⸗ 
zes gefegten Strafe ſchuldig erkennet, im Gegenſatze des recht⸗ 


fertigen; beſonders in engerm Verſt ande, ihn der ewigen Strafe 


ſchuldig erfennen und derſelben wirklich übergeben. Wer nicht 
glaubt, der wird verdammt, Mare, 16,16, ie verdammten 
in * Se 

2, Ju weiterem umd theil⸗ figürlichem Verſtande. 9 Im ge⸗ 
meinen Leben wird es, fo wie richten, bäufig für ſtraffällig, ſtraf⸗ 
bar erklãren, gebraucht. Seinen Nächſten verdammen, 
ſes Mittel kann ich nicht verdammen, nicht für geſetzwidrig ers 
klören oft auch in. noch weiterm Berſtande nicht für nach: beilig 
erfläcen, es uicht verwerfen. (2) Sich zu etwas verdammen, 
es als ein Übel freywillig übernehmen, auch in der edlern Schreib, 
art, Wieviel Anmuth des Lebens rauben fich diejenigen, die 
fh aus.Ligenfinn zu einem ehelofen Stande verbammen! 
Ge. 13) Des Mittelwort verdammt wird im gemeinen Leben 
bäufig für im’boben Grade lafierhaft und abſcheulich gebraucht. 
Der verdammte Eeitz! ein verdammter Boſewicht! JInglei⸗ 
chen in noch weiterm Verftande, in einem boben Grade, beſouders 
vonübelu Seine Seele muß derbammt bartnäckig feyn. Da eg 


- denn oft auch als ein nihisbedeutendes Ausrufenasiwor: der mit - 


Anwillen verbundenen Bewunderung, des Entfeßens, des Erſt au⸗ 
nens gebraucht wird. 
mich. Derdammt ? das hatte ich dazumahl wiffen ſollen! 

Anm. Schon bey dam Ditfeied fird amnen,welgegdag vers 
mittelft der Endſylbe nen arbildete intenſtvr Ze ort von dent ein⸗ 
fachern ferda mon, fortuomon u, Gf. ig vel ve⸗ in die ſer Ge⸗ 
fale noch hey dem Notker und in der Überſetzuna des Tatians vor⸗ 
Torımt; Holäud, verdoemen, Sud. fördöma. SmSatian 


2 


Diez 


Verdammi! ich glaube gar, fie meinen 





wie es für — —— ieh. ;mi curet —— 
thaz irnilit fortuomet! richtet nicht, auf daß ihr nicht ge 
Spraden iſt es ohne Vorſylbe üblich, 
wie das Engl. to damm. Man würde ſich fehr irren, wenn man 
glauben wollte, die Drutſchen hätten das einfache dammen ans. 
Dom, 


richtet werdet!" In andern 


dem Par. damnare und Condemnare angenommen. 
ZT um,domen u, f. f. find febr alte Stammwörter, welche in allen 


Europäifchen und nordaſt atiſchen Sprachen angeizoffen werden, 
und Herrſchaft, Gewalt, herr ſchen und inengerer Bedeutung Ger 


richt, und richten, Recht ſprechen, bedeuten. Schon bey dem Ulphi⸗ 
las iſt domjan, richten. Bey unfern alten OberdeutſchenSchrift ⸗ 
ſtellern fomm:Doam, Duom, Tuom, Rieder, D5m, Schwed. 


Dom, häufig für Gericht, und duomen, tuomen, Schwed. — 
döma, im Jsländ. daema, im Angelf, demao, für rigten vor, > 
womit dasGricch.Sepug,und in der werern Bedeutung derGewalt, ; 


auch die Lat.domare, Dominus verwandt find. In verſchiede⸗ 
nen nordiſchen Sprachen iſt Domer noch inRichter. G. auch — 
Thum.) Übrigens find auch dieſe Bedeutungen nur Figuren einee 
ältern. mehr in die äußern Sinne fallenden, wozu ohne Zweifel 


auch Damm, Dämmen ı und 2, dämpfen nud aubere mehr ger > 


hören. Das Franz. condamner bedeutet fo wohl veruribeilen, 


als auch verdämmen, Ju einem andern Verftande der Berfulbe 


ift fördeman im Augeif. falſch ustheifen, ein irriges Urtheil 
fällen. 


verdammlich, —er, fe, adj. etadv. fo beſchaffen baß es 


verdammet, di. für eine Übertecrung eines Sıirafgefegeserfläret 
werden muß; doch nur noch inderbiblifchen Schreibart: Es iſt 


— verdammliches an denen; die in Chriſto Jeſu — Röm, 
. So au die Derdammlicpkeit. 


Die — plur.car. der Zuftand,da jemand — * 
d.i. für einen Übertretee eines Strafgefeges eriliret, und der vers 
dienten. Sirafe übergeben Wird; em nur im der — 


Schreibart von der Beſtrafung nach die ſem Leben übliches Wort, 
Die ewige Derdammniß. Der Weg, der zur verdammniß 
führer, Math. 7, 23. Darum werdet ihr deiio mehr ver⸗ 
dammniß empfahen, Kap.23, 14. Sie ſind in gleicher Per 


dammnip, fagt man wohl nod im gemeinen Leben, d. i. ſie ha⸗ 


ben eineriey Strafe verdient, "Dadie mit — niß zu ſammen ge⸗ 


fegten Wörter bald weiblichen, bald auch ungewijfen Geſchlechtes 
find, fo wird auch diefesin einigen Gegenden in dein letztern ges 


braucht, welches auch einige Mahl in der Deutſchen Bibel vor» 
——* 


in ins Hoch deutſchen das weibliche am ublihfien. S.—u 

Die Veröammung, plur.inuf. die Handlung — 
am bãufigſten noch in der iheologiſchen Bedeutung. Daher das 
Verdammungsutbeil, auch im gerichtlichen Verſtande, das Ur⸗ 
theil, worin und wodurd jemand verdammt, di, für firaffällig 
erfläret wird, Schon bey dem Notker Ferdamnunga 


"Verdampfen, verb. reg.neutr, mit dem Häülfgworte feyn, durch 


Dampfen verftlegen, wie ausdampfen. 

“ damipfen laffen. 
Derdämpfen, verb, reg. act, 1. Als das Aetivum des vori⸗ 
gen, weiches doch ſeltener gebt aucht wird, .Iun einem andern 
"Merffandedes Zeitwortes jagt man,die jungen Sichten verdam⸗ 
pfen das Laubholz, wen fie felbiges eoftiden, ° In einigen 


Alle Seugnigleit ver⸗ 


— verdauinen, welches ſich dem Stammworte nahert, 
So auch die ver⸗ 


und wovon verdämpfen Da Paleuf vuuriſt. 
sämpfung. 
verdanken verb.reg. Dr wegen einer Sache danken; wegen 


derfelben zum Danfe verpflichtet ſeyn mit der vierten Enda Ag dien 
fer Sache und der dritten deu. Perſon. IAch * die ſen vortbeil 
blog i 


Das verdammm ß und der Tod fprechen, Dieb 28, 
. Welcher Ende in dag Derdammniß, Phil. 3,19. ee > 






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—— Dar nu 










Fer un Liebe und: Lreundſchaft das Leben zur Luft‘ 
mad. Oi verdankt ſey ihnen die edle Thräne. Haupt 
worter find vondiefem Zeitworte nicht gangbar. 


Br — indem das einfache danken ſchon auf eben dieſelbe Arc 
gebraucht wird, S. der 5): Daher diefes-Zeitwort fo unndihig 


- and verwerflich nicht iſt, als Friſch ebedem glaubte, Die Dänen 
- fügen dafür fuldtakke, mit einee andern intenfiven Vorſylbe. 
> Kr einem andern Verftande- war den verd ank ebebem die über⸗ 
 legungs. der Aufſchub, wo: es aber unmittelbar von denken abs’ 


Htamınet; 


rungsfaft daraus abgefchieden werden fann. Der Wagen ver⸗ 
dauen iſt. Jagleichen von der Perſon. Diefe Speife kann ich 
nicht verdauen. 
fagt zian: eine Befchimpfung, einen Verweis u. ſ. f. nieht ver⸗ 


vorgeben in ſchwer su verdauen, ſchwer zu begreifen. Daher 


dauungs kraft, die verdauungswerkzeuge, Verdauungsmittel 
u ſef. Der verdauungsſaft, der Magenſaft, welcher die Spei⸗ 
ferim Magen verdauen hilft; der aber: mit dem Chilus oder 


abgeſchie den wird, nicht verwechſelt werden muß/ wie wohl von 
"einigen. gefchiehet. 


deuuen, im Ricderf. gleichfal3 verdanen, ©. Bauen. 


gleichen, was fich leicht verdauen Läffet „ im Öegenfage, des 
unverdaulich. verdauliche Speiſen. 
lichkeit. 
Verdaumen, verb: reg⸗ aei. iur dorſtweſen 
dampfen. 





ches Wort, wo der Boden eines Schiffes, der daſſelbe horizontal 


"Has Det, genanntwird,. In weiterm Verſtande bezeichnet es bey 
den Schiffen das; was man an Gebäuden auf dent feften Lande 
einen Sto® oder en Stockwerke zu nennen pflegt, 
Kriegesſchiffe haben drey, Gallionen wohl fünf bis ſechs Ver: 
BE Im mittiern Lät, Coperra, (©. Seidverdes, Oberver: 
sinterverdeck Bodenverdeck) Das oberſte Verdeck eines‘ 
Schiffes wird auch der Jiberlauf genannt. 
ER verb..reg. act. vermiktelft einer Dede, durch Zude⸗ 
den, dem Geſichte, der Kenntuiß anderer entziehen. 
decktes Eſſen auch ſigürlich Verſtellung Rachſtellung verborge⸗ 
ne Räufe. Denn ſie hatte ihr Angeſicht verdeckt, Moſ. 38, 15,- 
Da fingen etliche ah ihn zu verſpeyen, und zu verdecken fein 
Angeſicht, Mare.ı4,,65. Rahab verdeckte Sie Kundſchafter 
 anter die Slachsfiengel,- Joſ. 2, 6; in welcher Bedeutung für 
verbergen / ver ſtecken, welche duch Siob ia, 13 vorfommt, ah - 
daß du mich in der Hölle verdeckteſt und verbürgef! es doch 
bveralitet ift. Ach Erde, versede mein Blut nicht, Kap. 16,18,- 
 ®r, dem Fein Jammer verdeckt iff, verborgen ; welche figürfiche 
Bedeutung doch außer der böhenSchreibart nichtmehr gebraucht’ 
wird, wohin auch die verdeckten Worte, Ezech. 20, 49, und das 
verdeckte Evangelium, 2 Cor, 4,.3'gehören, Yo au die ver⸗ 
deckung. 
—J el $ B. uch 2 


N 


> SIEH nn 
— 


* 
ERLITT. 


er 


— — ſte es der Tugend-, daß’ 


Anm. der bat hier allem Anſehen nach eine bloß intenfive Bes 


Derdzuen, verb, reg. act. durch die. Dauung- auflöfen, d. i.' 
die den Magen anverfrauten Speifen fo auflöfen, daß der Nah⸗ 


dauer die Speife. Eine Speife, welche leicht, ſchwer zu ver⸗ 
Lin Kranker verdauet fchlechr Figürlich 
dauen Fönnen, nicht verjchmerzen, vertragen“ können. Diefes- 


die Derdauung, doch mır in der. eigentlichen Bedeutung, die Ver⸗ 


Habrungsfaft, welcher nachmahls aus den verdauten Speiſen 


Anm. Schon bey dem Kero fardeuuen, bey dem Notferfer-- 
“ Berdaulid,—er, — fie, ädj, et adv. was ſich verdauen ‚ins’ - 
Daͤher die verdau—⸗ 
©. vers 


>. Das Verdeck, — es plur, die—e; ein Ding; wi ein‘ - 
aauderes deckt oder verdeckt, ein nur noch in dem Schiffsbaue üblis- 
in zwey Kännie adıheilet, das verdeck, im Niederdentſchen nur 


Größe’ 


Ein ver: 


ee 2:00 1010: 

- Anm, Das einfachere verdagen, wovon verdecken das — 
ſivum iſt, kommt für verbergen noch bey dem Sirykrer vor, (Slebe 
Dad.) Bedecken heißt nur mit einer Decke belegen, zudecken 
‚überall bedecken, verdecken aber, vermittelſt einer Decke dem Bes 
fichte entziehen. ©. ver 4. 

Derdönten, verb. irreg, act. (S. Denten,) welhes ehedem in 
verfchiedenen Bedensungen üblich. war. 1. * Mit feineh Gedan⸗ 

- Fey in der JIrre berumt ſchweifen, als ein Neutrum; eine längfk 

„veraltete Bedeutung. So gelchiehet uns danne uuir uuel- 
len betondo anGottenchen, daz uuir an ander unlih: 
ferdenchen, Notker! Der hat hier die Bedeutung des Irrthums, 

(5. Der 4. (9). 2.* Bedenken, überlegen, Shwed-förtänka;: 
eine gleichfalls veraltete Bedeutung, wo ver eine intenfive Bedeu⸗ 
tung gehabt zu haben feiner: 3. Exrnſtlich, ſtets an etwag ge⸗ 
denfen ; in welchem Verſtande —* in dem Mittelworte ehrdem⸗ 
fägte auf oder an etwas verdacht feyn, ©. Der, 5. 

Wietuon ich fo däsich [o herzekliche: 
Bin an fi verdaht, Heint. von Morunge.; 
Ich was lo verreanli verdaht: 
Das ich mich underwilentniht verſan, 
Fried, von Hufen‘. 
Das ichufforge bin verdäht, Keinmarder Alte, 
Auch die ſe Bedeutung iſt veraltet, 4. "Mubmapliche Gedanken 
eines begangenen Übels von jemanden haben, mit der vierten En⸗ 
dung der Perſon. Auch dieſe Bedeutung iſt nicht mehr gangbar, 
indem man jetzt dafür ſagt, jemanden in verdacht haben, wel⸗ 
ches Hauptwort ſelbſt noch ein Üüberbleibfel die ſer Bedeutung iſt. 
Wenn jem and einer Miſſethat verdacht wirst, Conftit:Carol- 

2532, Urt. 28; wegen einer Miſſethat in Verdacht iſt. Oder 
werdarunser gewohnt oder verdacht werr,in einer Hfter. Urk. 
von 1440. Der feheinet bier und in der folgenden Bedentuug ei⸗ 
genslich-eineBerfhlinimerung des Zuflandes- vermittelſt des Zeitz‘ 

wortes zu. bezeichnen, (S. Der +. (6) 5. Übel auslegen, einer 
mit der vorigen verwandte. Bedeutung, welche die einzige noch 
güngbare iſt, und in welcher es auf doppelte Art gebraucht wird. 

(1) Mit der dritten Endung der Perfon, und dervierten der Sache, 
welche Worifügung. im Höchdentfchen am gangbarflen iſt. Wer’ 
willmir dag verdenken? Wenn er es thut, fo Fann ich es- 
ihm nicht verdenfen.. (2) Mit der vierten „Endung der Perſon, 
welche Worffügung in’einigen Oberdentfehen Gegenden die herr⸗ 
ſchende if. Wwird mich demnach hoffentlich niemand verden— 
Pen, daß usf. f. Opitz; wo ſt att ‘des Accuſatibs der Sache auch” 
wohl das Worichen darum gebraucht wird. Ich glaube nicht, 
* er mich drum verdenket 

Geſetzt, ich wußt es auch, 
Ich wollte fie darıım noch lange nicht verdenken, Gunth 

Der Veröerb,des —es, plür, car. von dem folgenden Zeitworte;- 
1, Eine Fyublung, wodurch etwas verdorben, zu Örunde gertch⸗ 
tet wird; nur noch zuweilen ih einigen Fällen, befonders in den Zu⸗ 
"fainmenfegungen Zeitverderb, Holsverderd, Dasik ein wahr 
ver verderb der Zeit oder Zeitverderb. 2,*Das Verderdenz. 
eine in der edlern Sprechart veraltete Bedeutung, 

‚Dein? Seins‘, Hevr, bein Leind ſentet 
Sich in Verserb und Horb, Dpig a. 92.: 
vVerderb iſt ihres Zerzens Grund, eben derſ 

Nur im gemeinen Leben fagt Kan noch: zuweilen: Saryf eben: 
der verderb, das Übel. 

Verderben verb.irreg, etreg. welches in dee erftern Geſtalt 
auf folgende Art abzewandelt wird; ich verderbe, ou verdirbtt, 
er verdichr, Eonj. ich Yerderbe, verderbeſt, verderder Im— 
perf. ish verdarb ; Conj, verdürbe. Ditelw, versorben, Jin 
pır, verdich, Es if Br; sing doppelte ar üblich. * 

S⸗⸗ La 


x 


"mung er Abſicht nörhige Eigenſchaft verlieren. 


fange der "Bedentung gebraucht. 


"ben für it verdorben worden, zu ſtehen, 


vVerderben noch in derſelben üblich iſt. 
und kommen um, 4 Mof. 7,12. 
Nerbe fir das Volk, denn daß das ganze volk verderbe, 
"od. 11,50, 
dich meiner Seele herzlich angenommen, daß fie nicht ver- 
Wer fih gern in Gefahr begibt, der ver⸗ 


— —— a R 


IE... Br 2% 


I. Alsein ——— welches das Sülfewort feyn —— 
wo — Eonjůgation ohne Ausnahme üblich iſt 
Unbrauchbar, untauglich werden, die zu feiner Beſtin⸗ 
Das Bier ver⸗ 
dirbt, wenn es ſchal und fauer wird. Der Wein iſt verdorben. 
verdorbenes Obi. Alles verderben laſſen. Das Sleifch if 


“perdorben, wenn es riechend geworden iſt. Die Waare it in 


der Mäffe verdorben, wenn fie verſtockt, verfault u. ſ. fe iſt. Es 
wird in diefem eigentlichen Berftande am häufigſten von folchen 


“ Dingen gebraucht, welche durch eine innereGäbrung oder ähnliche 
Veranlöffung oon innen, die zu ihrer Abficht nöthige Brauch barkrit 


verlieren ; das folgende Activum aber wird in einem weitern Um⸗ 
Wenn man daher fagt, das 
Werkzeug if ſchon verdörben, Sas Pferd if beveits verdor⸗ 
ben u. ſ. f. ſo ſcheinet es hier das Aetivum zu ſeyn, und iſt verdor⸗ 
weil man nicht ſagt, 
das Werkzeug verdirbt, oder das Pferd verdarb, fondeen wird 
und werd'verdörben. 

gene doch nur in der vertraulichen Sprechart übliche R. 
A. find, An dir iſt ein Lobredner verdorben, Leif. d. i. du bäts 
teſt dich zum Lobredner geſchickt, wenn du deine Zäbigfriten auss 
gebilder hättet. So auch: an ihm iſt ein Soldat, ein Poet, 
ein Advoeat u. f.f. verdorben. Hingegen: ich bin zum Comð⸗ 
dianten verdorben, eff, bedeutet, ich tauge nicht dazu. 

2. In weiterer und figüclicher Bedeutung, (7) Im theolo⸗ 
giſchen Verſtande, in weichem doch das Mittelwort der vergange» 
neun Zeit am gangbarſten if, heißt die menfehliche Ratur verdor⸗ 
ben, jo fern fie durd) die Sunde ihre urfprüngliheBollfommenbeit 
verloren bat, zu ihrer urfprünglichen Beſtimm ung unfähig gewore 
den iſt; in welchem Berftande.es doch bey vielen regnlär verderot 
lautet, unfer verderbtes Sleufch, der verderbte Wille, da es 
denn zu dem folgenden Activo gebören wide, Aber Sie Erde 
war verderbt vor Gottes Augen und voll Srevels, Mol, 11, 
(2) Iu Verfall der Nahrung gerathen, doch nut im gemeinen Lee 
den; woman fagt, in Raufmann ſey verdorben, wenn ee 
banferott geworden iſt. »(3) Jin höchſten Grade unglücklich wer⸗ 
den, umk ommen, zu Grunde geben, eine in der Deutſchen Bibel 
noch ſehr gangbare Bedeutung, welche aber ir der edlern Schreib⸗ 
art immer mehr zu veralten anfängt, obgleich das Hauptwort dag 
iche, wir verderben 
Es it beffer, -ein Menſch 
vor Zunger verderben; Hiob80,3. Dubai 
dürbe, Ef, 38, 17. 
dirdt darin, Sir. 3, 87. 
Rap. 20,70, 

IE. Als An Kerl, © mo es im Hochdenffchen gemziniglich auch 


Wer fehr pranger, der verdirbt, 


‚ teregulär, im Dberdeutfchen aber regulär abgewandelt: wird. 


1. EinDing zu feiner Abficht, zu feiner Beflimmung umtaugs 


"Lich maden, aus dem gehörigen guten Zuftande in etnen ſchlimmen 


werfegen ; wo es ein Wort von febt weitem Hınfange iſt, welches 
alle befondere Arten unter fich begreift,daber auch in manchen ein⸗ 
zelnen Fällen. defimmtere Ausdrüce üblicher find, Lin unge- 


ſchickter Schneider verdivbt das Bleid, welches er verfertigen. 


Toll. "Wenn jemand feinen Rhiechr in ein Auge ſchlägt, und 
verserber 28,2 Mof. 21,26, _ Die wilden Ehiere haben deinen 
Weinſtock verderbr, PL 30, 14. 
Ding, Spridiv. 26,20... Mebhlthau verdirbt die Frucht, Kap. 
28,3, Kin einigenBube.verdirber viel Gutes, Pred.9, 13. 
Ein Wideripenftiger verdirbt ein ildes Gerz, Kap. 7, 8. 


ſchlechter Reisen, perdirbt ein gutes Pfewd. Bofe Erempel 


fungen verderben, 


die die Schönheiten der Natur in endloſer Mannig falti 


Ein Hümpler verdirbt ein 


manten das Spiel verderben. 
derben. Bein Ekel verderbt ihm die immer neuen Srenden, 
keit 
ihm anbiethen, Geßn. Dieß verdarb mir den ganzen A end, 
brachte mic) um den angenebimen Genuß deffelben. Es mit nie⸗ 


manden verderben, ſeine Guuſt derſcherzen ihn ſich zum Feinde 


machen. Mit der Tugend werdeichs von freyen Stüden nie ⸗ 
mahls verderben, Herr Orgon beh Gell. Er bat es mie mie 
verdorben. Von einer Perſon, weiche ein gurer, ein an enehmer 
Geſellſchafter ift, fage man, fie verderbe Feine Geſellſchaft. 
Der ſochmüthige, der miß müthige verdirbt alle Veſell⸗ 
ſchaften. 

2. Unglücklich machen, beſonders im böchften Grade ungluck⸗ 
lich machen. Das ein ledie wib mich verderbetgäaräane 


 Ichulde, Es fängt in dieſer Bedeutung an zu veralten, indefjen 


komnmit fie von zeit lichem Unglücke noch zuweilen von derVerfegung 
in das ewige Unglück, di. von der Berdammnig, in der theolos 
erihen Schreibart noch beufig vor, 
Pi.35,7. Sinchtet euch vor dem, der, Leib und Seele a ade 
ben mag in die Sole, Matıb,ro,28. 

3.’ Den völligen — siines Dinges —— gerfiö- 
ven, tödten umbringen, gteicyfalts als cin fr hr allgemeines und uns 


beflimmts Wort, daberesi in diefer Bedeutung noch mehr verale 1 
rer, als in der vorigen. 


Die Sündfluth ſoll alles Sleifeh ver⸗ 
derbig, 7 Mof. 6,17. Ehe der Herr Sodoma und Gomorra 
verderbte, Kap. 13, 10, Serr, verr, verderbe dein volf 


nicht 5 Moſes, 26. Pfeſle zu verderben zurichten, Pſ. 7, 14. 


Mit dem Schwert verderben, Ser, 8,17. Pieglich rede ich 
wieder ein volk, daß ichs ausrotten, zerdregen und EHER 
ben woile, Jer 8,7. 

Daher die Derderbung, welches doch nur in’ einigen Sat, 
Fällen der erfien Bedeutung des Activi gebraucht wird, 7 
Anm. . Jin Oberdeutſchen unterfheidet man das Activum von 
dem Rentro ſehr genan, auch in dev Konjugation und macht das 
erſte regulär, das legtere aber ivreaulär, - 

Wernicht verderbet wird durch Liebe, der versichert, Dig. 


Allein, im Hochdeurichen iſt die ſer Unterfchied nicht angenommen 


worden, ſondern man madı daſelbſt dasXcrivunm eben fo iwregtlär, 
als dar Neurrum, obgleich einzelne Särififieller den ee 
zu beobachten gefucht haben, _ Das perderbt ihren werth, ©: 


— der Deusfchen Bibel wird das Actvum bald regulär, baldi ee : 


gulär abgeivandelt, wie ſchon ans den im vorigen angeführten 
Bey pielen erbellet, daher ſich diejenigen irren, weiche glauben, 
daß Luther den Unterſchied allemaht auf das genanefte beobanptet 
babe, 
Zu wůnſchen wäre es freylich, 
daß man das Actidum von demfentro in gleichlautenden Zeitwöre 
tern, da, wo es das Alterihum bergebracht bat, auch in der Conju⸗ 
gation unter ſchiede, fo wenig ſolches auch im vochdeutſchen ge⸗ 


ſchiehet. ©. auch Brennen. 


Anm. 2. Im NRiederſ. verdarfen und bedarfen, im Schw. 


förderfva, Das Wott ift alt, ob es gleich in diefer Geſt alt bey 3 
unſern ölteften Oberdeut ſchen Schriftfielleun vor den ı Zeiten, der 


Schwäbiihen Dichter nihtvorfommt, als welche dafiir fürwerz 
den, verwerden, verneißen/Notker verniuzzen, obne Zweifel 


als der Öegenfag von genefen gebrauchen. Wachrer, Friſch und 


andere leiten es von derb ber, und legen der Partikel ver hier eine 
deſtruirende Bedeutung bey. 


EEE u * 


Nege ſtellen zu verderben, 


Indeſſen kann diefe Ungleichheit auch von den Heransgee 
bern und Gorrectoren berühren. 


Allein da in den verwandten Spra⸗ 
chen auch das einfache derben in eben derſelben Bedeutung vor ⸗ 
komint, wohin das Schwed. derlya, das Angelj. — 





RER * Sitten. - Wahre Sefunsheir * ESTER £ 
Das verdirbt mir die ganze Sache. Je⸗ 
Jemanden ſeine Steude ver⸗ 


7 


” 









nit verderben bedeuten, fo finder diefe Ableitung 

wohl nicht Statt, und ver kann ier feine andere als inten⸗ 

> eutung baden, Bey-dem Dıifeied und andern alten 
Sörifrftelleen fommt ein Zeitwort daron, fdaden, verlegen, 

. vor, welches das nächſte Stammwort von dieſein derben zu feyn 

einet, und mit der zweyten Hälfte des Lat per- dere vermuth⸗ 

Tich ein und daſſelbe Wort iſt. Indeſſen ift es wahrſcheinlich, daß 

das Activum verderben, perdere, von dein Nentro verderben, 
perire, auch in der Abſtammung verſchieden iſt, und da läßt ſich 

» jenes, als einen Verwandten von dem fon gedachten daren, ver⸗ 

letzen, dem Augelf. terän, zerreißen, zerren, von Koren in zer⸗ 

Avren, anfehen, diejes aber zu darben, fierben unb ihren Vers 

wandten rechnen. Der Unterſchied der Eonjugation, welcher im 

Dberdentfchen , ale der älteſten Mundart, ſchon alt iſt, mie aus 

deu Schwãbiſchen Dichtern erheilet, beſtãtiget dieſen Unterſchied 
in der Adſtammung⸗ 

Dae Vverderben, des—s, plur.inuf. der Infinitiv des vori« 
gen Beiuworter, alz.ein Daupt wort gebraucht, ü 

1, Bon dem Activowerderben, dieſe Handlung zu bezeichnen ; 
in welchem Verſtande er doch nur zuweilen i im gemeinen Leben ge» 
braucht wird. Das Verserben iſt eine ſchlechte — In 
einigen Fällen iſt dafür Derderbüng üblich. 

2. Von dem Neutro verderben. 

(4) Der Zuſtand, da ein Ding verdirbt, oder verdorben iſt/ 

in allen Bedeutungen deſſelben. a) Der Zuſtand, da ein Ding zu 
feiner Beſtimmung oder Abſicht unbrauchbar, unfähig wird, aus 
einen guten Zuflande in den entgegen geſetzten fhtinfmen geräth, 
wo esim eigentlichen Verſtande nur zuweilen von Ishlofen Dingen 
gebraucht wird. Das Sleifh, de ßrüchte, den Wein, das 
Obſt vor dem Derderben bewahren. Da das Wort bier fehr 
unbeſtimmt iſt, fo bedienet man fichin den meiften Fällen dafür lie, 
ber der beftimmtern Säulniß, verſtockung u.ff. Im moralifchen 
Verſtande, der Zuftand, da man aus einem moraliſch guten Zus 
ftande in den entgegen gefegten ſchlimmern geräthroder gerathen 
iſt, in welchem Verſtande man in der theologiſchen Schreibart das 
verderben des menfrplichen Herzens , der menfchlichen Natur 
kennet, wofür man doch, um der Zweydeutigkeit der folgenden 

Bedeutungen willen, lieber verderbniß, noch mehr aber verdor— 

benheit oder verderbtheit gebraucht. Das natürliche Verder- 
ben, das Übergewicht der Sinnlichfeit über die obern Kräfte des 

Meuſchen. b) Der Zuſtand des höchſten Unglüds , ſo wohl im 
‚weltlichen als geiftlichen Verſtande, fo fern daffelbein der Zerſtö⸗ 

rung des Wohlftandes .‚beßcher, Untergang, Tod, Verdammniß 
u. ff. gleichfalls als ein ſehr allgemeines und unbeffimmtes Wort, 
In ſein Verderben rennen. Der dein Leben vom Derderben 
eriofet, Pf. 103,4. » Sein Leben ins Derdserben bringen, 
Eprihiw.6,32, Jemanden in. das Verderben fiürzen. Wach 
dem Derderben ringen, Weish. 1,12, Zu feinem Derderben in 
den Krieg geben. 

— (2) Ein Ding, welches. das Verderben. eines andern beförs 
dert, daran Schuld iſt, in diefer letzten Bedentung Sünde if 
der Leute Derderben, Sprich. 14, 34. Das Spiel ift dein ver— 
derben. Diefer Umgang wird einmahl dein Verderben feyn. 
Sin gemeinen Leben auch der Derderb, 

Anm. Der Pural iſt völlig ungewöhnlich, obgleich Klopfivd 
ihn gewagt bat: alle beine Derserben zogſt du Ewiger an. 

Ye Verderber, des — 8, plur.utnom. fing. Fänıin, Sie der, 

derberinn, eine Perfon, welche vererbt, in allen Bedeutungen 
des Activi. Der Herr wird den Derderber (den MBürgengel) 
nicht kommen laffen in eure Säufer, 2Moſ. 12, 23. Eines 
vVerderbers Geſell, ER 23,24, Für ſi ſi * allein wird es nur 


Hide RE Memennif be achören, 


ee 


in der Höheren Schreibors gebraucht... In der Zufammenfegung 
‚aber fagt man auch im gemeinen Leben Spielverderber, Zeitver: 
h debe Sprachverderber u.f.f, ‚ 
verderblich, —er, fe, adj. et adv, '». Bon dem Reutro 
‚ verderben, in deffen erfter Bedeutung, dem Verderben unterwor- 
fen, was leicht verdirbt, in welcher Bedentung es im Handel und 
Wandel häufig iſt. Kine verderbliche Waare, welche bald oder 
leicht verdirbt, wie eingemachte Sachen, verfchiedene flüſſige Waa⸗ 
tenu. ſ. fs 2. Von dem Activo, doch nur iq deſſen beyden legten 
Bedeutungen, Berderben verurfachend, die Serriiunung, Zerſts— 
tung des phofifchen, bürgerlichen und moralifchen Woblftandes bes 
wirkend, mo es oft für im hoben Grade ſchädlich überhaupt ger 
braucht wird. Verderbliche Secten, 2 Pet, 2,1. Ein verderba 
liches Wofen, B, a2... Der verderbliche Brieg. Das verderb⸗ 
liche Spiel. Dieſer Umgang wird dir verderblich jeyn. Ohne 
die Herrfchaft des verſtandes über den Willen arten die na⸗ 
türlichen Triebe in verderbliche — auß,.. 
Die Derdcrblichkeie, plur. car. ı. Die Eigenfdyaft eines 
Dinges, daes dem Verderben nette iſt, Teicht verdirbt, 
2. Die Eigenfchaft eines Dinges, da es das Verderben anderer 
nach ſich ziehet, ihren Wohlſtand in: aller Betrachtung zerr üttet 
und zerſtöret. 
Das Verderbniß, des—fes, plur. inuf, 


‚1014 


1. Bon dem Reutro 


Berderben, in deffen erfier Bedeutung ‚ der Zuftand, da ein Ding . 


verdorben, aus einem aufänglich guten Zuftande in den entgegen 
gefegten ſchlimmern geratben ift ; wo es füalich für dasvieldeittige 


Derderben gebraucht wird, fo wohl im phyſiſchen als moralifchen | 


Berftande, Der Grad des verderbniſſes fluffiger Körper. 
Wennnichtsdag Derderbniß der Arenfchen bewiefe, ſo wurde 
es ber Stolz allein beweifen, Gef. (Sl auch verderbtheit und. 
Dersorbenheir.) 2. * Das Verderben in der zweyten nentralen 
Bedeutung zeimim Hoipdentfehen veralteter Gebrauch. Hölle und 
verderbniß werden nimmer voll, Spribw. 27,20. Hölle und 
verserbniß it fiir (vor) dem geven, Sprihw. 15,11. 


Anm. SeinV erderbnufs, für Untergang, kommt fon in ° 


einer Verordnung Kaifer Friedrichs von 1236 vor. Einige, felbft 
Hochdeutſche Schriftfteler gebrauchen es nah dem Muſter der 
Oberdeutſchen im weiblichen Geſchlechte. Endlich flieg die ver— 
derbniß des Menfchen aufs höchfle, Gottfch. Die verderbniß 
der Sprache, eben derf. Die verderbniß des Menſchen, Leif. 


Indeſſen iſt ae Hochdeutfchen das ung ewiſſe Geſchlecht am 


gangbarſten. S. —Niß. 

Die Verderbtheit, plur, car. das Abſtraetum von dem acti⸗ 
ven Mittelwort verderbt, der Zuſtand, da ein Ding durch ein 
anderes verderbt, 
Zuſtand verſetzt worden; wo es doch nur in moraliſchem Ver⸗ 
ſtande üblich iſt, denjenigen Zuſtand zu bezeichnen da das 
Begebrungsvermögen eines vernünftigen Wefens aus dem ur⸗ 
fprünglichen guten Zuftande in den entgegen gefegten ſchlim⸗ 
tern verfeget ‚worden. Die verderbtheit der menichlichen 
ratur. ’ verdorbenheit, welches in eben diefem Verſtande 

üblich ift, ift zunähfl von dem Mittelworte des intranfitiven 
Ze twortes, verdorben, "gebildet, Für beyde gebraucht man 
auch fo wohl Derderbniß, als Verderben. 


verdeutſchen verb: reg.act. indas Deutiche, in die Deutſche 


Sprache überfeßen. Golgarha, das if verdeutſchet Schedel⸗ 
ſtaätte, Matth. 27,33. Daher die Verdeurfchung. Siehe 
Ver 2. 


Derdichten, verb. reg. act. Sit oder dichter — ein im 
gemeinen Leben in verfchiedenen einzelnen Fallen übliches Works, 
So auch die Derdicprung. S. Der 2. ar 

‚©3$% 2 f Der: 


de i. aus einem beffern in einen fblimmern... 


I 


2 


sors Ber 


 Berötden, verb. reg. act. dick oder dicker machen, a6; bon 
‚füffigen Körpern. . Ein Decoct, einen Saft verdieen, bis zu 
‚mehrerer Dicke abdampfen, abrauchen / laſſen. Die Luft ver: 
dicken, entweder. mehr Luft in einen Raum zuſammen preffen, 
oder auch flüffige Theile in dieſelbe bringen. Daher die Verdi⸗— 
Kung. Ehedem wer dafür auch wur das einfache dicken üblich, 
welches in diefem Verſtande shonim Tatian votkoumt. 

Verdielen verb.reg. act. mit Dielen perfeben, aus ſchlagen, be⸗ 
legen; auch nut dielen. Einen Sußboden verdielen, ihn dielen. 
Daher das vVerdielen. 3 

Detdienen, verb. reg. act, welches in; werfhiedenen Bedentans 


gen gebraucht wird. "1. Dienfke für etwas leiften, durch Dieuſte 


eriviedern. Zur diefem Verſtande fagt.man im Lebenrechte, ein 
Leben verdienen, perfönliche Dienfte für ein empfangenes Leben 
deiften, auf welche Art ehedem alle Lehen „verdient werden 
mußten. 
‚man noch im-Niederfächf.. etwas verdienen, etwas mit Dant 
erwiedern, duch Öegengefälligfeiten erfegen. 2. In gewöhns 
icherm Verftande iſt verdienen, gigentlich durch feine Dienfte, 
durch. feine Arbeit erwerben. Viel Geld verdienen. Bey ber 
Sandlung if jetzt nicht viel zu verdienen. Kin fauler Ar— 
‚beiter verdiene fein Tagelohn mir ie Der — 
„Lohn: 7 
I Yu mod) weiterer Bedeutung verdient. man KwAS, wenu man 
duch feine Handlungen ein gegründetes Recht auf etwas defommt, 
wo diefeg Etwas fo wohl ein Get, als auch ein Übel ſeyn kanu. 
Ehre, Lob, Ruhm, Danf verdienen: aber auch Strafe, Ta: 
del, Schande verdienen. Er leidet die verdiente Strafe. 
Ich liebe ihn, wie er es verdient. So, wie du es verdienet 
"bat, wirſt du belohnet oder beſtrafet werden. Einem jeglis 
ben wird. wideufahren, wie er.es verdient bat, Sir. 16,24. 
AUnſere Miſſethaten haben eg verdient, Jen. 14, 7. Unver- 
dienter Weife leiden müſſen. Das heit du mit deinen Sünden 
bey Gottverdient; außer welchem Fake diefe Wortfügung mit 
bey wenig üblich if. F 
Die Verfon aber, auf melhefintie Handlung Besicher, end 
bey welcher man fich ein Hecht auf etwas-erwirbt, wird dagsgen 


nit um ansgedrudt, Er hat es um mich verdient, es fey nun 
Dank, Lob oder Strafe, Tadelu.f.f: Verdiene ich das um 
dich, meine Fulie! Weiße. "Noch häufiger fagt man in-engerm 


Berftande ſich um jemanden: verdient machen, fi durch feine 
Wohlthaten ein Recht aufdeffen Dank, aufdeffen Liebertwerden. 
Sich um den Staat verdient machen. 

Das V 
a. 85 — und im ‚gewöhnlichen paſſiven Verſtande, von 
demjenigen, woranf man ſich durch feine Handlungen ein gegrün⸗ 
deres Hecht erwirbt. Der verdiente Lohn, die verdiente-Strafe, 
2. Subjeetive und im thätigen Berfiande, vom-derjenigen Perfon, 


welche-fich ducch ihre Handlungen ein gewiſſes Necht erwirbt, wo 


es doch nur in engerm Verſtande gebraucht wird, von einer Per⸗ 
fon, weldye fich durch frepwillige Dienfte oder Wohlthaten ein 
echt aufden Dank des.andern erwerben hat, ‚Sich um-jemanz 
‚den verdient machen. Ingleichen in Geftalt eines Beywortes. 
Bin verdienter Mann, in noch engerm Verſtande, welcher, fich 
ann die bürgerliche Geſellſchaft, in welcher er lebt, verdient ge» 
macht, auf ihren Dank ein Recht erworben hat. Ban bat diefen 
Gebrauch sgetadeit; allein verdient bat in diefem Falle das Bey⸗ 
Hiel fo vieler bundert anderer paſſider Mittelwörter vor fich, 
welche gleichfalls im fubjectiven und thätigen Verſtande ges 
‚Beaucht werden. 

Daher das Verdienen, welches doch nut iin gebrancht 
said. 


In weiserm, aber. doch ähnlichem. Verſtande jagt - 


| auch die Verpflichtung zur Strafe, in fich ſchließt. Esift hier un⸗ 


Mittelwort verdient wird-auf doppelte Art gebraucht. 


bie er es verdienen hat, Nach Vertientt:belohnet:werden. In 


—— 





* 


a — irtkionen, fo saß er und der — 


ein Erreichen, ein Erwerben bezeichnen. Indeffen, gebrauchen er 
und ſeine Nachfolger bis in das ste Jahrhundert noch hädfie 
das einfache dienen und — — die ſes ——— ge⸗ 
ſetzten Zeitwortes. 
... »We.wes hat-fich diu liebe. an mir. gerochen.. 
Oder wie han ich gedienet das? Rudolph v Notheuburg. 
Kero gebraucht dafür kearnen, und Kearnung für das folgen« 
de Verdienst, welche Wörter zu unferm ernten unddem alten ar⸗ 
nen achören, fo fern diefes Leßtere eigentlich arbeiteirbedeutete, 
Der und. das Verdienſt, des — es, plur. die—e,-von dem 
‚vorigen, Zeitworte. —— 
— Dasjenige, was man verbienet oder erworben hat; — 
Plural. (1) Eigentlich, derjenige Lohn, welden: man fi duch 
, feine Dienfte und Arbeiten erworben, ingleichen, auf welchen mar 
ſich dadurch ein Recht erworben hat; eineim gemeinen Beben ſehr 
bäufige Bedeutung, wo es nicht allein von dem bereits erworbenen 
Lohne oder Gewinne feiner Arbeit, fondern auch von dem Fünftie 
gen möglichen gebraucht. wird, Es iſt in dieſer Bedennmg faſt 
‚durchgängig männlichen Öefchlechtes. Der verdienſt iſt bey den 
theuren Achensmitteln ſchlecht man verdient wegen der tbenen 
‚Lebensmittel jegz durch feine Arbeit wenig.- Dielen, guten ver ⸗ 
‚dienft haben, viel verdienen. -Schlechten , wenig verdienh 
haben. Ich möchte ihm dieſen Derdienfi gern zuwenden. . 
Das if mein ganzer Verdienſt, verdienter Lohn, im rigentlihen 
Verſtande. (2) Inweiterersundfigürlicher Bedeutung, dasjenige, 
‚auf weiches man ich durch feine freyen Handlungen ein Recht er = 
worben, es fey nun zur Belohnung oder zur Beftrafung, der ver 
diente Lohn, in figürlichem Verftande, Darum fchüttete ih 
meinen Zorn uber fie iind gab ihnen alſo ibren Verdient 
auf ihren Kopf, Ezech. 22, 23. In dieſer Bedeutung iſt es im 
SHochdeutſchen veraltet, wo man es nur noch in der Theologie in 
‚engerer Bedeutung gebraucht, wo das Verdienft Chrifti doch wohl 
eigentlich nichts auders iſt, als dasjenige, worauf er ung durch 
‚fein Leiden und Tod ein Recht erworben, wag er uns dadurch ver⸗ 
dienrt hat; in welchem Falle es aber zugleich ungewifen Bw 
ſchlechtes iſt. 
2. Das Recht, welches man ſich durch feine — ———— 
‚auf etwas erworben bat, in welcher Bedrutung es im weiteſten 
Verſt ande üblich iſt, und ſo wohl das Hecht auf Belohnnungen, als 


a 


gewiffen Geſchlechtes, wird aber nur im Singular ohne Artikel, 
and am häuftgſten mit dein Vorworte nach gebraucht ‚nach Ber= 
Sienft: Nach Verdienft vergelten, Jer. 25, 24. Wach verdienſt 
firafen, 2 Macc. a, 38. Jemanden nach Verdienft befördern, fo 


‚der Deutſchen Bibel kommt es noch in andern Verbindungenvor, - 
welche aber. außer der bibliſchen Schreibart wenig mehr gebraucht 
werden. Wir werden ohne Verdienſt gerecht aus feiner Gna—⸗ 
de, Röm. 3,24. Iſts aber aus Gnaden, fo iſts nicht aus 
verdienſt der Werke. — Iſts aber aus Derdienft der Werke, .. 
fo iſt die. Gnade nichts, fonf wäre ‚Verdienft nicht Derdiinf, 
Höm, 11,6. Wo es gleichfalls zunächti das Recht bedeutet, 
3. Die. Sandhing, undin.weiteem Verſtande auch die Eigen» 
ſchaft, durch welche man ein Hecht auf die Belohnung, Achtung 
‚oder Erfenntlichfeit anderer bat ; wo es gleichfalls ungewiffen Ge- 
ſchlechtes iſt, und das dadurch erworbene Recht zugleich mit im ſich 
ſchließt. Man gebraucht es fo wohl von einzelnen Handlungen 
— — es nach den Derdienfien ginge, ſo wür⸗ 
de er gewiß reich ſeyn. Ein Mann von vielen Derdicnftenz fo 
wohl der viele Handlungen ausgeübt bat, die ihm ein Recht auf die 
Achtung ea als auch der viele ſolche Eigenſchaften 


befigch 


DE 


— — 


IR 


— 


an 
le 0 A 













Gel. Ihregure Sigur if ihr ganzes Derdienft, dag einzige, 
0 welches ihr auf die Achtung anderer ein Necht geben kann. Als 
ET auch eollective und ohne Pipral; der ganze Umfang von HandInne 
‚gen und Eigenfhäften, welche jemanden ein Recht auf die Achtung 

anderer gewähren. Jemandes Verdienft erfennen. Wo es auch 
figiivlich von verdienten Perfonen gebraucht wird. Dag Verdienſt 
bervor ziehen. Wehe dem Lande, wo das Derdienit nach 
Brote geht! — 
Arnm. Das Wort ſcheint, beſonders in den weitern nnd figürli⸗ 
chen Bedeutungen, fpätern Urfprunges zu feyn „denn im »4ten 
Jahrhunderte kommt dafür noch Gedintz vor. Noch höher Hin« 
“s aufübderfest Noter Meritum durch Guottat, und Kero durch 
Arnunge. Der Unterfchied des Geſchlechts gründet ſich blog auf 


3 genden ungewiſſen Gefchlechis. : 
Verdienſtlich —er, —fie, adj. etady. ein Verdienft entbal- 


Belohnung von Gott erwerben, dergleichen in der Kömifchen 
“ Rirche angenommen-werden, wo fie auch gute Werke heißen. 
Zu weiterm Verſtande, ein Recht auf die Achtung, Erienutliche 
keit anderer gewährend. Das if fehr verdienſtlich. In einem 
‚etwas andern Berflande nennet man in der Theologie das Leiden 
und den Tod Ehrifti verdienftlich, fo fern er den, Menfchen das 
durch ein Recht auf gewiffe göttliche Wohlthaten erworben bat, 
So auch die Derdienftlichkeit, die @igenfchaft, da eine Hands 
7 Aung verdienftlich ift, in allen obigen Fällen. 
Der Verding, eine Münze, S.Serding. 


Das Derding, des— es, plur. die — e, von dem folgenden 
Zeitworte, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort. ı. Die 
22, Handlung des Verdingens, ohne Plural; wofür im Hochdeutſchen 
Derdingung üblicher iſt. 2. Ein Vertrag, Contract, worin man 
jemanden eiwas verdinger. 


Verdingen verb. irreg. act, (S. Dingen;) gegen einen verglie 
chenen Lohn übergeben, Die Schweine in die Mat, ein Rind 
jemanden in die Koſt verdingen. Beſonders von Arbeiten, 
Jemanden eine Arbeit verdingen. Im umgekehrten Verflande, 
der aber im Hochdeutſchen ungewöhnlih iſt, gebraucht Uz es 


für vermiethen : * 
Ich mag die güldnen (golönen) Saiten dem Pobel nicht 
e * verdingen. 

Daher die verdingung. 
Verdolmötfchen, verb. reg. act. etwas dolmetſchen, d.i. es 
aus einer unbefannten Sprache in eine befanntere-übertragen, 
Immanuel; das if verdolmerfcher, Gott mit uns, Matth.ı, 23. 
Melichiſedek wird verdolmetſchet, ein Rönig der Gerechtigkeit, 
Ebr. 7,2. Daß Lyſtmachus den Brief vordolmetſchet hätte, 
St. Eſth. 5, 1. Es wird, fo wie das einfache dolmetſchen, wenig 
mehr gebraucht, außer, wo noch eigentliche Dolmetſcher vor. 
handen find, welche mündliche Vorträge aus einer unbekannten 
Sprache in eine bekanntere übertragen und in derſelben erklären. 
In andern Fällen iſt dafür theils überſetzen üblicher, obgleich ſol⸗ 
‚es von weiterm Unfange iſt und überbaupt ans einer Sprache 


A ch — 
— —— —— nee N — 


bden Gebrauch, und vermuthlich urfprünglich anf zwey verſchiede⸗ 
ne Mundarien; denn das einfache der Dienſt iſt in manchen Ge⸗ 


gend, gewäbrend, d. t. ein Recht auf die Belohnung eines audern 
” gewährend, in welchem Falle es befonders inder Theologie üblich _ 
iſt. verdienſtliche Handlungen, welche uns ein Recht auf die . 





ur: 


Der 


h doppelt, doppelt, d. i. zwiefach, fegen. Eine Zahl verdoppeln, 
Seine Wohlthaten gegen jemanden verdoppeln, So auch die 
Dersoppelung. ©. Der. 2. 

Derdorben, das Mittelwort von verderben. (S. tiefer.) Daher 
vie Derdorbenbeit, der Zuſtand, da etwas verdorben ift, doch nur 
im figärlichen Verftande, der Zuftand, da ein Ding aus feiner erz 
ften beſſern Beſchaffenheit in die entgegen geſetzte fchlimmere über» 
gegangen iſt. ; 

* Empörer fanden auf, dir Ordnung zu zerriisten, 

Und Zwieſpalt brutete Verdorbenheit der Sitten, Duff 
©. and) Verderbtheit. | 

Dersorren, verb. reg. weiches in doppelter Geſtalt vorkomm 
1, Ks ein Neutrum, mit dem Hülfsiworte ſeyn, dürre werden, 
d.1. diezufeiner Erhaltung nöthige Feuchtigkeit nach uud nad 
völlig verlieren. Das Gras, dieBlume, ein-Gewähs, em 
Baum verdovrer Ein Menfch mir einer verdorreten Hand, 
Marc. 3, 1,3. Vor Hige verdorren. — 

2. Als ein Aetivum, dürre machen; eine iin Hochdeutfchen 
ungewöbnliheBedentung, in welcher es eigentlich verdörren lau» 
ten müßte, (S:Dorren.) Die Flamme wird feine. Zweige ver: 

dorven, Hiob 15,30 ; dürre machen. j 

Daher die Verdorrung in der Bedeutung der erſten Form obs 
gleich die Reutra nur felten Verbalia anf ung verftatten. 
Bey dem Ditfried irthorren, bey dem Motfer erdorren, 

im Zatian aber ſchon furthorran, $ 
Derbrängen, verb. reg, act. fortdrängen, wegdrängen , durch 

drängen von einem Ort oder Stelle wegfchaffen. Femanden ver: 

drängen, ihn von feinem Blase drängen. Ingleichen in weiterer 

Bedeutung durch feine Gegenwart, Beranlaffung, feines Platzes, 
und in noch weiterm Verſtande, feines Vortheiles beranben. 

Man wird verdrängt, mern man feinen Plag,feine Stelle, eine 

Wuürde u. f.f. einem andern überlaffen muß. Jemanden von 

feinem Amteserdrängen. So auch die Verdrängung, 

In eben demfelben Berftande gebraucht mean auch das:irreguläe 
verdringen, ©. daffelbe. ö 
Derdrehen, verb. reg. act. duch Drehen aus feiner gehörigen 

Geftalt oder Lege bringen. Sinen Schlüffel verdrehen. Einem 

ein Glied verdtehen. Die Augen verdrehen, Yugleichen figürs 

ih. Ein Wort, den Sinn einer, Rede verdrehen, ihnen vor⸗ 
ſetzlich und in böslicher Abficht eine falſche Deutung geben. Das 

» Recht ver drehen, durch Verdrehung der Worte des Gefeges, 
So au die Derdvehung. 2 

“Der Derdrief, des— es, plur. car.einim Hochdentſchen vers 
altetes Wort für Dggdruß, welches noch einige Mahl in der Deute 
ſchen Bibel vorfor tt, Daß ſte mir verdrieß thun, Fer, 7. 18. 
Zu Verdrieß des Hausherren, Ezech. 8,3. Wo es in einigen 
Ausgaben irrig verdrüß gefehrivben wird. - ©. verdruß. 

- Merdrießen, verb.irreg.ich verdriche, du verdrießefi, (Dberd, 
verdreußen,) er, 88 verdrieße (Dberd. verdreußt); Imperf. 
verdroß Eonj. verdröffe, Mittelw. verdroffen. Es ift cin uns 
perfönliches Zeitwort „welches. mit der vierten Endung der Pete - 
fon und der erſten der Sache verbunden, zuweilen aber auch pers 
föntich gebraucht wird, welches doch nur in der dritten Perſon 

eſchehen Tau, N 
Er AUnluſßt erwecken, in dem weiteften Umfange dieſer Be⸗ 
dentung. Es, oder die Sache verdrießt mic, erweckt mir ins 
niſt, ich empfinde Unluſt darüber. Es iſt in die ſer weitern Be⸗ 
Se53 deutung 


2 


3 Unluſt. 


m 


- häufigen mit der Verneinung. 


1019 7 5 ER > EURER 


8 


deutung veraltet, indeſſen iſt verdrieglich, ſo fern es unluſtig 
überhaupt bedeutet, noch von derſelben übrig Man gebraucht es 


nur noch, 
2. in engerer Bedeutung, ‚von verſchiedenen Arten. der 


(2) * Mißfallen, Untnfüber das Verhalten anderer. Da 
verdroß fle es fehr, daß ein Menſch Fommen wäre, der Gu⸗ 
res fürchte für die Binder Iſrael, Nehem. 2,19. Drey Stücke 
find, denen ich von Herzen feind bin, und ihr Weſen ver= 
dreußt (verdrieft) mich übel, Sir. 25,3. Welches fie_gar 
üsel verdroß, Weis. 12,.27.. Mich verdreußt die voffarth 
Jacob, Amos6, 8. Es ift auch in dieſer Bedeutung im Hoch⸗ 
deutſchen veraltet, noch mehr aber, wenn der perfönliche Gegen⸗ 
fand mit dem Vorworte auf ausgedrudt wird, Es verdreußt 


mich auf fie, daß fle fich wieder dich fegen, Pf. 139, 21. Übliz, 
cher iſt es, > 


(2) in engerer Bedeutung, von der Unluft über eine enipfan⸗ 
gene Beleidigung, wo es einen von aufen mertlichen aber duch ge⸗ 
Fingern Grad der Unluft bezeichnet, als kränken, ſchmerzen uff. 
eine Unluft, welche durch beleidigten Stolz erweckt wird. Es ift 
zwifchen gleichen Perfonen am üblichften. Verdrießt dich dus? 
Es verdroß ihn, da mam ibn-der Saulbeit beſchuldigte. Wie 
Fann dich das verdrießen? Gel. Ingleichen zuweilen perföns 


lich, doc) nur in der dritten Perfon und von Sachen, Dieſer Dor: 
wurf verdroß mich. 


Dem (den) Gratulant Gratulanten) verdroß die angethane 
Schmach Zach. 
Ingleichen, obgleich in dieſer Bedeutung ſeltener, mit dem Zeits 


mwortelaffen, fich etwas verdrießen laffen, Unluft darüber em⸗ 


uden. 
7 (3) * Unluft über die anhaltende Fortdauer einer, Sache, 
Mich verdreußt zu leben, ı Mof. 27,46. Meine Seele ver: 
dreußt mein Leben, Hiob 10,1. Woes im Dberdeutjchen auch 
wohl mit der zwepten Endung der Sache gebraucht wird, Mich 
verdrießt meines Lebens. Wanta mih der uuerlte be- 
druzet, Willer, In diefer Bedeutung ifi es im Hochdeutſchen ver» 


- alter, wo dafür überdrüßig feyn und werden üblich iſt. Die Nies 


der ſachſen fügen noch, es fol ihn endlich wohl verdrießen, er ſoll 

es ſchon überdrüſſig werden. 4 - 
(4) Untuft über anhaltende Befhwerden; eine im ge⸗ 

einen Leben und der vertraulichen Sprechart übliche Bedeu⸗ 


tung. Thes Ganges thih n’ irthruzzi, Ottfried. Im, 


Hochdeuiſchen gebraucht man es nur noch mit dem Zeitworte 
iaffen. Er läßt ſich die geringfie Arbeit verdrießen. Am 
Ob dirs ſauer wird_mit dei: 
ser Habrung und Ackerwerk, das laß dich nicht verdrießen, 
&ir. 7,16, Gott lob, daß ich ‚mich Feine Mühe dauern 
und auch um einen Pfennig Zeinen Weg verdrießen laſ— 
fe, Gel. * * 
Das Mittelwort verdroſſen wird daher ſehr häufig als ein eige⸗ 
nes Beywort im intranfitiven Verſtande gebraucht, geneigt,und 
Fertigkeit befigens, über jede Bewegung, und in weiterm Vers 
#ande,über jede eigene Shätigfeit Unluft zu empfinden, und darin 
gegründet; träge mieWiderwillen, Zu etwas verdroffen ſeyn. 
Ein verdroſſener Menfch. Das Volf war-verdroffen auf 
dem Wege, 4 Moſ. 21,5. Ein Weib, da der Mann, Feine 
Sreude am hat, die macht ihn verdroffen zu allen Dingen, 
Sir. 25, 31. Werder. nicht verdroffen Gutes. zu thun, 
2 Theff. 3,24 TER 
Die Munterkeit erſtarb in der verdroßnen Menge, 
Zachar. 


JZemanden verdroſſen machen, Daher die Derdrofenheit, 


Der) —— —— > hs: 2 AR EEE ‚ 
0. (8), Malufk über eine Handlung, die mat entweder ſchon be⸗ 


wo es im Hochdeutfchen nur in der vertranlichen Sprechart, uud 


‘ haben. Ex laßt ficy Feine Boſten verdrirßen, es gereuen ihu 


. Statt zu finden, zumabl, da alle dem Anfcheine nach verfchiedene > 


Derdrieplich, —er, le, adj. et adv. vondem vorigen Zeit» 


"machend, in deffen ältefter und weiteſter Bedeutung, Unluſt des 


Die Derdricflichkeit, plur. die — en, von dem vorigen Bey 


’ * N 
N * 









gangen hat, für gereuen, oder während des Begebent derſelben; 


auch hier nur mis dem Zeitworte laſſen und der Birneinung ger 
braucht wird, ſollſt ihm geben, und dein Herz niche ver⸗ 

‚ drießen laffen; dap du. ibm gib, 5Mof.ı5,2o,. Laffenfie 
ſichs nicht verdrießen, diefe Bleinigfeit an ihn gewandt zu j; 


Feine Koſten. TR * 
Anm. Schon ber dem Ottfried ürthrĩezen, im Riederf.ver- 
dreten; mit andern Vorfplben, bey dem Ulphilas usthriutan, 
bey dein Notker irdriezen, pedriezen. Das sinfachedrießen, . 
ift längft veraltet, aber die Oberdeutſchen baben davon noch 
Druße, Plage, und die Riederdeutſchen Drste, Verdruß,. Yu 
verſchiedenen mit der Deutfchen 535 Hi, 
 Seuwort mis feinen Verwandten in den verfehiedenen Bedeutungen 
auch verfcyiedene Formen, Im Schwed, ift Förtret, Beſchwer ⸗ 
de,und förtreda, Befchwerde, Unluft erwecken, fortryta — 
gereuen, beuieiden, ermüden 5 trött iſt eben daſelbſt träge, müde, 
Island. ıhrii, und trötta, müde machen, tryta, fraftlos, före 
tryta, aufhören, tryta.aber, Überdruß und Unluft über erwas 
empfinden; und fchon bey dem Ulphilas iſt ustrüdjan, ſchwach, 
müdewerden, abnehmen, usthriutan aber, Überdruß erweden. 
- Es kann ſeyn, daß in einigen dieſer Wörter verfchiedene Stomms 
begriffe zum Grunde liegen ; allein, im Deutſchen ſcheint, um ’ 
einförmigen unperfönlichen Gebrauches willen, nur ein einziger — 


Bedeutungen fehr leicht und natürlich aus einander Herflie — 
Hornegk gebraucht für verdrießen auch betragen und pevillen. 
Die Wortfügung mir der zweyten Endung der Sache, welche im 
Oberdeutſchen in mehrern Bedeutungen üblich iſt, ifFimHochdeute 

ſchen ungewöhnlich. ©. auch verdruß. — 4 


worte und der Ableitungsſolbe lich. Es iſt in doppeltem Verftande 
üblich. 1. Subjective, Unluſt oder Widerwillen empfindend und 
denfelben äußernd ; in welchem Verſt ande es im gemeinen Leben 
beſonders Niederdeuifchlandes, üblich iſt. verdrießlich feyn, 
unmuthig und dieſen Unmuth bey jeder Veranlaſſung äußeend. 
Eine verdrießliche Miene. Ein verdrießlicher Menſch, welcher 
Fertigkeit befigt, bey jedem, and noch fo geringem Anlaſſe 
Unluſt und Unmuth zu äußern. -2.Dbjective, verdeießen ‘ 
Gemüthes erweckend, und darin gegründet. Aber die Männer 
ſind mir verdrießlich, 2 Sam. 3,39; zuwider, Der Karren 
Rede iſt uber die Maße verdrießlich, Sir. 27,14. Es iſt vr: ⸗ 
drießlicp zu hören, wenn fie fich fo zerfchelten, B. 16. & 
ift auch in diefer Bedeutung in der vertraulichen Sprehartam” 
üblichſten, wo es oft für unangenehm überhaupt gebraucht wird, - 
Line verdrießliche Sache. Ein verdrieplicher Zandel. Es ık 
mir verdrieß lich, wenn ich fo lange warten muß. % 

Anm. Viele ſchreiben diefes Wort verdrüßlich, als wenn es 
von verdruß abgeleitet wäre ;. allein,.es iſt wabrfcheinlicher, daß 
es von dem Zeitworte abftammet, zumahl, da in Derdruß deu e 
Furz iſt, in dem Beyworte hingegen das ü laug ſeyn müßte, Au - 
die Ausfprace if fürdasie. Lid. 


worte, 1. Die Eigenfchaft, daeine Perfon oder Sache verdrief> * 
Eich ift, in beyden Bedeutungen und ohne Plural, Die Verdrieße 
lichFeit eines Mfenfchen, fubjective. Die verdrießlichkeit einer 
Sache, objective. 2, Eine verdrießfihe Sache, wo man es doch 
nur, ſo wie verdruß, von einem unangenehmen Handel mitane ⸗ 
dera Perſonen, von einem Streite gebraucht, In Verdrieglihr 
£ Feit 


a. 






"Peit BR — gerathen. ———— allerle⸗ — 


Alle verdrießlichkeiten zu vermeiden, 
ebenen, verb. irreg. act. (©. Dringen,) feiteinge, aus 
h er Stelle dringen, ein Wort, io Häufig. für verdrängen 
raucht wird, beſonders im Oberdeutſchen, dagegen in der edlern 
—5 der Hochdeutſchen das letztere üblicher if. 
Die holliſche Geſtalt hat Gottes Bild verdrungen, Gryph. 


Sdringung. ©. Verdrangen, iugleichen Dringen, . 
Verdroſſen, —er, —te, adj.et adv. eigentiih das Reken 
0 dus Zeitwortes verdrießen, welches in Einer Bedentungdeffeiben, 


und Thãtigkeit verrauhend und darin gegründet, träge, S. Der: 
drießen. - 

. Die Deröroffenheit, plur. car, der Zuftand, die Eigenſchaft, da 
h man verdroffen iſt, Umluft zur Bewegung oder Zbatigleit, 
Tragheit 

Dridenken; verb.reg. Falſch, unrecht draden, befonders 
von dem Drucken der Es lie vonder falſchen Stellung 
der Columuen, in weiterer Bedeutung aber auch von den Febiern, 
welche der Setzer im Setzen begeht. Das Wort iſt verdrückt. 
2, Als Materiafzum Drucken gebranchen. Diel Papier, Sarbe 
verdrucken. 3. Als Koften duch Drucken verwenden, v @rbren, 

Sein Geis verdrucken, es aufdas Druden eigenerVerlagsbücher 
werden, So aud das Verdrucken. 4.* Aus feiner Stelle 


Sochdeutſchen ungewöhnlic) ift. Helfer dem Derdrudten, Ef. ı, 
© 17. ©. das folginde, 


unterdruck en; in welchen beyden Bedeutungen es doch im Hoch⸗ 
deutſchen wenig gebrau nch t Verdrucke den Srufzer nicht, 
der deinen Buſen ae dringt, Vefn, m Hochdeutſcheů un⸗ 
terdrücke. 
Der Verdruͤß — — lur car. von be Zeitworte ‚ver: 
—— daher es ebedem Ar Dersriep lautete, _ 
. Die Empfindung, d. i, merfliche Unluſt des Srmütbes, 
6* -Überbaupt, für Untuft, unangenehme Empfindung des Ges 
muũthes Üderhauve; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung. 
Ss iſt Fein verdruß mit ihr umzugehen, Weish. 8, 16. Ich 
feiner Kunft mir verdrieß bie, Thenerd. ich warte mit Schmerzen 
auf feine Ankunft. Man gebraucht es, fo wie das Zeitwort, 
©. (2) Nur,noch im Ängern Berftande, von. demjenigen Arien der 
Unluſt und dee Unwillens, in weichen dasgeitiwort noch jetzt üblich 
iſt, die.fegte fünfie der Aebe ausgenommen, in welcher das Hanpt⸗ 
“ wort ſcht gangbat iſt Yudeffen ſticht doch in allen diefen Fällen 
der allgemeine Begriff des Unmillens vor, Etwas mit verdruß 
" thun, mis merflichen Widerwillen. voller Dersrußfeyh, voll 
 Yinmwillen, Seinen verdruß verbergen, Uberwinden. Befvis 
ders von dem nwillen über das Verhalten anderer, Jemanden 
verdruß machen. Viel verdruß von feinen Bindern haben. 
be Jeman den erwas zum Derorufe tbun. Allen Menſchen 
F zum vVerdruß. 
RK 2. Dasieniae, was diefen Unwilfen ı erreaet, Femanden allen 
vVerdruß anthun. Befonders, fo wie Derdrießlichkeit, in en⸗ 
germ Verſtande von einer unangenebimen Sireitigkäit, don einem 
unangenehmen Handel mit einen andern. Einen verdruß mir 
* jemanven haben, einen unangen hmen Streit, Es wird einen 
verdruß ſetzen geben. Einen verdruß anrichten. Sich 
* iemanden — machen, ſich ſeinen Verweifen aus— 
eroft,. © 
Ei würde nur ver oruß vom Edelmanne haben, Si, 


* 








keiten machen ihn in unangenehme Streitigkeiten vertvickeln. 


* Bis ich fie daraus verdrungen bebe, Leſſ. So auf die Ber 


als ein eigenes Beywort gebraucht wird, Unluſt zur Bewegung 


drücken, ingleichen unterdrucken, in welcher Bedeutung es im - 


ah Verdrücken, verb. reg. act. ans feiner Stelle drücken, inaleichen . 


& Ne Ä 
— Der 1022 


Anm, Diefes Hauptwort ift fo alt, als has Seitwort, und lau⸗ 

get bey dem Notler Urdruzzi, Urdruzedo , im Niederf. Ders 

drot, ingleichen nur Drör, im Holänd. Verdriet, welches ſich 

_ dem veralteten Derdrieg näbert. Im Doerdeurfehen if defur 
auch Widerdruß und Widerdrieß uüblich. 

Yerdrüßlig, ©. veroͤrleßlich. 

Verduften/ verb, reg, neutr, mit dem Hülfsworte feyn, in Ges 
ftalı des Duftes verfliegen, verfchwinden, Aller Gerug ih verz 
dufter. Line Landfchaft, auf weicher der Thau in flühhti⸗ 
gem Nebel verdufter. Der Deritand ift bey ihm verduften, 
verflogen. 

Verdummen, verb, reg. neutr, gleichfalls mit dem diilfsworte 

feyn, dumm werden, einimDocbeutichen eben fo ungewöhnliches 
Wort, als das gleich bedeutende erdummen. 
Verdungeln, verb. reg. act. dunkel machen. ‘Ein Zimmer 
serdunkeln. Jugleichen unſcheinbar, unfenhflich machen,offaud _ 
nur das ide, den Schein-oder Glauz vermindern, ſchwächen. 
Die Wolfen verdunfeln den Mond. Diefer Fehltritt verdun— 
Felt feine Verdienſte. Die Thaten des. Vaters wurden von 
den Desdienften des Sohnes verdunkelt. So auch die verdun⸗ 
Felung. Bey dem Rotter petunkeln, _ .: 

Vordünnen, verb. reg, act. dünne machen, befonders von flüffie 
gen Körpern. Die Sonnenitrablen verdünnen die Luft. Das 
Blur verdinnen, die demfelben fehlenden mwäfferigen Speile — 
Waſſer erſetzen. Daher die Verdünnung. . 

verdunſten, verb. reg. neutr, mit dem Hülfs vorte feyn, in 
Geftalt des Dunfies verfliegen, ‚Die Seuchtigkeit . iſt ver⸗— 
dunſtet. 

verdünſten, verb. reg. act. in Gehalt des Dunſtes vertreiben, 
vermindern; welches dach wenig gebrandıt wird, Abdimſten ab⸗ 
dämpfen fi find darür in, manchen Fällen üblicher. 

Derdurften, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte ſeyn, vor 
"Durft vergeben, ee Ein Thier verdurſten laſſen. 
Es iſt verdurfiet. N Berftande ift das Mitlelwort 
verdurſtet im gemeinen Neben fehr durſtig, verdurſtet feyn. 
©. Ver 5. 

Derdüjtern, verb. reg.act. ein ih Hochdentſchen ungewöhnliches 

. Wort für verfintern, von dem Niederdeutſchen düster, Dunkel, 
finfer, (S. daffelbe.) Wenn es ı Tim. 6, 3.4. beißt: fo jemand 

„anders lehrer, der iſt verdüftert, und weiß nichts, fondern 
ift feuchtig in Sragen u. (.f. fo iſt wohl naftreitig, daß Luther dar 
mit die Düfternbeit oder Finſterniß des Berflahdes ausdrucken 
wollen, und daben auf die nächte Abſtammung des Wortrs reru- 
gurat, von rugog. Rauch Dunfk, gefeben, ob gleich dirfes her⸗ 
na agurlich Schwulſt und Stolz bedeutet; eine Bedeutung, wel⸗ 


che duner, finker u, ff. nie gebabtinoch haben fönuen, Im ähnlis. 


hen Verſtande fagt Gryphius: 
Gebt immer hin $ gebt, ihr verivrte — 
"Wählt, weil ihr fo verdüftert ſeyd, A 
Die ſchnoden Gläfer_ vor Juwelen; 
d. 5, verfiatiert, 

Dereden, verb, reg. act, mit Ecken verfehen, befonders imYagb» 

weſen, wo es als ein Reutrum gebraucht wird. Der Sirſch hat 
vereckt/ wenn deſſen Geweih alle Enden befommen bat; wu Ede 
die Eden des Geweihes zu bezeichnen ſcheinet. Der Siefch gehet 
hoch verecket, in.chen dieſem Verſtande. In einigen Mundar⸗ 
ten verenket. ©. Auffegen, weiches in eben demſelben Verſtande 
gebraucht wird, 

Deredeln, verb.. reg. act. edler machen, einen höbern Grad des 
innern Wertbes ertheilen, und ſich peredeln, edler werden. Im 
Bergbaus veredelt fich dev Gang, wen mehr oder beſſeres Erz in 
dem ſelben gebrochen wird. Di: Erze veredeln ſich wenn fie 

reichhal⸗ 


/ 


« 


D 
\ 


Der Verebrer, des—8,.plur.utnom,fi 


——— — — RI eine — ma⸗ 
chen ſie anfehnlicher, vorzüglicher. Dur) Beuliven, Pfropfen 
a. f. f. werden die Obſtarten veredelt, yrfunde meisieeiabeit 
srhöbet und veredelt das Herz. : 
Beſorgniß für ſich ſelbſt veredelt bals Sie Triebe 
Und mäßige Eigennug durch fanfte Menfchenliebe, Duſch. 
In engerm Verſtande werden die Erzeugniſſe eines Landes ver⸗ 
reset, wenn fir verarbeitet werden, im weitefien Verſtande, in⸗ 
dein fie dadurch einen größeren Werth erhalten, 
wird Feine Welle mehr ausgeführet, ſondern im Land ſelbſt 
versdelt, verarbeitet. So auch die Veredelung oder Ver: , 
eslung. 


Verebelichen, verb. reg.act. ebelich machen, d. i. verbeirathen, 


ein in dem feperlichen Kanzel⸗Style noch am meiften gangbares 
Mort. Seine Tochter an jemanden nerehelichen. Sich mit einer 


- Merfon verebelichen,, fie heirathen. Johanna Marie Schnirz, 


»erebelichte Prch.. > Daber die Derebelichung. Von ebelich uud 
ver 23 oder auch von ebelichen und ver, fo fern e3 eine Verbin⸗ 
dung bezeichnet; 


Verehren, verb, reg. act, welches in einer doppelten Bedeutung 


üblich iſt. ı. Ehrerbietdung gegen jemanden begen und empfinden. 
Femanden verehren. Ich verehre feine verdienſte, und 
baffe feine after. Ich verehre in ihnen auch den Anſchein 
won Billigkeit. 2. Ein Geſchenk geben ; indem ein Geſchenk eiurs 


der äfteften außern Mirfmahle der Ehrerbiethung und Verehrung 


mar, wo es auf dopgelte Art gebraucht wird, - (a) *"Wlit dem 
Secnfativ der Perfon , da denn das Geſchenk vernittelſt des Vor⸗ 
wortes mit ausgedruckt wird zeineim Hochdeutſchen völlig verals 
ver. Form. Den Tempel mit gebübrlichen und heerlichen Ge- 
ſchenken verehren. 3 Macc. 3, 17. Daß ich ihm mit dieſem 
Gedichte verehre, Opitz. (2) Mit der dritten Endung der Pers 
fon, nnd der.vierten der Sache. Einem eswas verebren.. 
die Geſchenke ſchon läugſt nicht mehr Beweiſe der Verehrung find, 
ſo it dieſe Bedentung such in der edlern Schreibart veraltet, und 
nur noch unter dem großen Haufen im Gange. Schon die Lateimner 
brauchten honcrare für beſcheuken, und Honorarium: für 
sin Gefchenk. 

Im Niederfächfifchenbebeutete verehren, in noch mehr eigentli⸗ 
chem Verſtaude, zu Ehren bringen. Eine geſchwächte Pers 
fon verehren, fie heirathen und dadurch wieder zu Ehren bringen, 

J Fämin,- die ver—⸗ 
ebrerinn, eine Perfon, welche eine andere verehret, hoben Grad 
der Ehrerbiethung für fie heget.. In engerer Bedeutung ißes'oft 
eine Prrfon, weiche für eine Berfon des andern Geſchlechtt s Liebe 


Da 


*“Vereignen, A reg. acı. 


In England Der Verein, des — es, 


dung. 








Verſchenkung, Vertauſchung, den Bırfaufu. — unter fo de 
greift. So ach die vereinung. 
plur. die —e,ein- von dem ERS 


vereinen nur im Oberdeutfchen übliche ———— für Benin , 


gung, Verbindung, Bund, 5 2 er 
Wis fy dann ein Verein * 


Zuſammen hetten gemacht, Tbeuerd. Kap ea. = — 


Im Deutſchen Staatsrechie Tennt gan die 


vereine oder die Churvereine, d. i, die Verbindungen, Bere 3 


träge der fümmelichen. Churfürſten zur Erhaltung ibser und des 
Reichs Gerecht ſanſe von den Jahren 1338, 1399, J— F 


In einigen Oberdeniſchen Gegenden iſt es weiblichen Gr 


— da denn der Plural die — en, lautet. 7 


"Vereinbaren, verb. reg, act. vereinigen, d. i. fonobl eins,ate 


auch einig, machen. Swey Stüde Holz mit einander versinz. 
baren, verfinden, fie. zu einem Stücke verbinden, es fep. auf welde 
Art es wolle, Streitige Gemüther vereinbaren, vrreinigen, 
Erine Teur pen rzit don Tyuppen eines andern vereinbaren, 
Sic) mit Fmanden vereinbaren. - Das läßt fich mit deiner 
Tyuldigen Pipe nicht pereinbaren, vereinigen, widerfpricht 


derfelben. Die Vereinbarung mit Gert, Vereinigung, Das Ki 
ganze Zeitwort ift im Oberdentſchen am üblichffen, und wird nur — 


hin und wieder von einigen Hochdeutſchen zur Nachahmung gen 
braudt. Die einfachern einbaren und einbar find Ling ders 


altet, In den mittlern Zeiten fommt De — verein⸗ 
baren vor. 


Vereinbarlich/ tie, adj et adv. wa⸗ ih — 


Vereinen, verb. reg, eins und einig machen, wie —— 


baren läſſet; auch nur im Oberdeutſchen. Was mit ver puiche 
nicht vevein barlich⸗ iſt. * 


— 


nur mit einer andern Endſylbe.-Es iſt im Hochdeutſchen gleich ⸗ 
falle felten, in dem deſſen Jute uſtdum vereinigen dafür üblich er iſtz 


nur die Dichter erhalten es, um dei bequemen Sylbeninaßes 


willen, noch im Andeuken. (S. Dereinigen, in deſſen ſämmili-⸗ 
chen Bedentuagen es gebraucht wurde, ingleichen Verein.) Die 


noch kürzern gieinon und einon fommen für oreiniaen ten em. * 


Ottfried und feinen Nachfolgern noch häufig vor, © 


 mupfindesund nähret, wie Anberher und Anbesberinn, ob gllich Vereinigen,verb. reg.act. fo wohl eins als einig marben; #3 


dirſe einen weit höhern Grad der Verrhrung bezeichnen. 


X ie Verebrung,plur. die— en, von dem Zeitworieverehsen,. 


2, In deffeir erfler Bedentung die Empfindung eine hohen Gra⸗ 
des der Ehrerbiethung z ohne Mural. Semanden gettliche Ver- 
ehrung erweiſen, ihn wieeinen Gott verehren.. Daher verch= 
zungswürdig, wofür-ehen nicht. nörhig iſt, verehrenswürdig 
zu fagen, weil ja anberhüngswirdig,- achtungswürdig, anz 
nebmungswürdig u. ff ohne Tadel find, 


sen , die Handlung des Verehtens, d.i..des Schenfeng,, ohne 


Plural; noch mehr aber-das Geſchenk felbft, mit dem Plural, 


Bine verehrung befommen, ein Geſchenk. 
Bedeutung eben fo veraltet, als das Zeitwort, 


Dereiden, verb.reg.act.durd einen Eid verbinden, verpflichten. 
Wird fie fich falſch vereiden? Opitz. 3 

Am bäufiaffen active, einch andern durch einen’ CiB verbinden, in 

Kid nehmen, -Die Truppen vereiden, fie deu Eid dir Treue 


Es if in die ſer 


2. In der zwey⸗ 


mehr eigentlichen Verſtande, zwey oder mehr Dingefo miseine, ⸗ 


ander verbinden, oder zufammen gehören machen," daß fie nur als, 
Eis Ganzes angefehen werden Förnen, wo man Dingeauf eben fo 
virlg Arten vereiniger, als fie als Ein Ganzes betrachtet werden 
können Im eigentlichſten Verfiande vereiniget man zwey Sfüde 
Holz wit einander, wenn man fie ſo an einander befeſtigen ‚daß fie 
nur Eines ausmachen, wofür do verbinden üblicher iſt. Ehl 
und Waffer Taffen fid nicht vereinigen, zu einem und. en des 


felben Füffigen Körper vermifchen. Zwey Gärten, zwey Bu 
fer, zwey Provinzen mit einander vereinigen. Die ſteben ver⸗ 


einigten Provinzen, oder die vereinigten Wiederlande, fo fern 


ſie nur Einen Sraatsförper mit ein ander ausmachen. Sie ka⸗ 


tholiſche und proteſtantiſche Religion vereinigen wollen. Zwey 
Armeen, zwey SIotten vereinigen fich, wenn fie fich fo verbine 


den, daß fie nur eine Armee, eine Flotte ausmachen. Die Dre 
einigimg der zwey Naturen in Chrife, fo fern fe nur eine — 


und eben hieleite Perfon — 


— 


N — Kinn Suse» onen, & use De ‘ 


dus Eigenltnnereihk ci. — * 
einem andern übertragen, ein im Hochdentſcheu — 
Wort, wofür veräußern üblicher iR, nit welchem es den allge 
meinen und unbeſtimmten Begriff gemein hat, fo daß. es die _ 


2,0. 

















Bm en ment kam mehrern Din⸗ 
gen bewirken, daß fie einerley Abſichten und dieſe mit gemeinſchaft⸗ 


allgemeinem Umfange iſt, und dieXechsmäfigfeit und Unrehtmär 
J pigkeit unentſchieden läßt. Darnach vereinigte ſtch Fofapbat,, 

7 der Konig Zuda, mit Ahasja, dem Bönige Ifrel, 2 Ehron.. 

0086,35. Die $einde der Birche haben fip mit einander verei⸗ 
"gg, Pſ. 83,6. Die Juden hatten ſich vereiniget, in den 
97 Bann zu thun, den mfsfi Joh. 9, 22. Der Freund kann 
5 nie Sreund ſeyn, ohne ſich mit mir zur Tugend zu vereint: 
{ gen, Gel: In diefem Verſtande ift auch verbinden üblich und 
bennahe noch üblicher. Hierber gehöret au mit einiger Abande⸗ 
rung die Vereinigung mit Gott in der Theofogie,- das gegenfei« 


ingleichen die Vereinigung des Leibes und der Seele in der Phi⸗ 
Iofophie, die Berdindung bepder zu Giner Perfon durch gegenfeis 
tige Wirfung im einander, 

3. Widenmwärtige, ——— Meinungen und Anſprüche 
auf Einen Zweck leiten, einig machen, Verſchiedene Meinun— 
gen vereinigen. Die Glaubiger haben ſich mirdem Schuldner 
vereinigt. Sich über die Beute nicht vereinigen können. In 
die ſem Berftandeift jetzt vergleichen üblicher und edler, auch zur 
Bermeidung der Zivepdeutigfeit mit der vorigen Bedeutung vor⸗ 
zuz iehen. Ehedem war aber. auch’ einigen in dieſem Verftande 
fehe üblich, da denn Einigung jede ſelbſt gerichtliche Schlichtung 
‚oder Beylegung eines Series war. 

Eine bereinſt imniung zwiſchen ywey Dingen zu einerleh Ab⸗ 


zandlung laßt ſich mit deiner Pflicht unmöglich vereinigen 
An dieſen Verſtande ift von einigen das veraltete vereinbaren: 

- Borgeflagen worden, welches, fo wie vereinen, ehedem für veyeis 
tigen üblich war.. 

So aud) die Vereinigung, en 
Dereinzeln , verb.reg. act. ein Ganges in ein zelnen Süden 
oder heilen: veräußer®, ine Bibliothek, eine Mansfamm: 

‘ Jung, eine Bilderfammlung vereinzein, ſie nicht im Ganzen, 
- fondernin einzelnen Stüden verfaufen. in Gut vereinzeln, 
die dazu gehörigen einzefnen Stücke verkaufen. So auch die ver—⸗ 
” einzelung ver dat bier die erfte Bedeutung des fort, der Ente 
. fernung, daher esnicht bloß einzeln machen bedeutet, und men: 
alſo an nicht das Franz. detailliten durch veteinzeln, und 
Detail nicht durch vereinzelung überfegen kann, wie von ei ni 

gen gefhiehen, 7 


7; 





Vereiteln, verb, reg. act..eitelmachen, 5 i der Wahrheit and“. 


x Danenberaubew, die Wirklichkeit gehoffter möglicher Dinge hin⸗ 

J dern. Das bat mir alte meine Soffnung, meine Freude, mei: 
nen Gewinn vereitelt, So auch · die Dereitelung. (9. ver 2. 
und Eitel ⸗ (b), in deffen übrigen Bedeutungen es nicht gaugbar 

ift.) Ehedein wurde es in mehrern Fällen gebrandt. Im Tatian 


Fi: wird arıtalen vondem Salze gebraucht, dumm, unfräftig wer 


den. Bey andern kommt es für demüthigen vor.“ 


" Pereitern, verb.reg.recipr. ſich veveitern, ſich in Eiter vers 

© wandeln, ingleichen ih mis Eiter anfüllen. Kine Wunde 

: vereitert ich, wenn fig Eiter, anfeget, Bean die Vereiteräng, 

ö Suppusatio. 

Verekeln, verb. reg. act. EEE Ekel, di. hohen Grad 
der Abneigung, des Widerwillens gegen etwas * mit der 
dritten Endung der Perfon, 
Dasvevefelt mir die Wels. Daher die Derefelung. 

Derenden,verb, reg.act. welches in doppeltet obigen 

Adei. W, — 2, u, — 


— * 








ln und auch oft den Kräften nechmmie einander $ 


ichen Kräftengu erreichen ſuchen, mw es, fo wieverbinden, von 


tige nahere Berhältniß Gottes und, des Menfchen zu bezeichnen > 


ſicht entdeclen. Das laßt ſich damit nicht vereinigen. Dieſe 


Semanden eine Speiſe verefäln.. 


® er 1026. 


PB" —— Yetivum;, völlig gu Ende keine, wo ver eine in⸗ 
tenfive Bedeutung bat; ein veralteter Gebrauch, wofür jegt en⸗ 
digen und beendigen üblich find. So wurdees nach miner# 
willen fo verendet, das u. fi f. Rudolph von Rotenburg, 
Und wilmin leben alfo verendeny. ff. Fridr, vou Hufen, 

2, Als eiir Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, für ſterben y 
eine gleichfalls verakiere und nur noch. bey-den Zägern übliche Bes 
deutung; wo der Hirfch verender, weun er ſtirbt, es geſchehe nun 
watürlicher.oder gewaltihãtiger Weiſe. 

Verengen verb. reg. act. enge oder enger machen. Minen 
Kaum, einen Weg verengen. ‚Zuweilen, obgleich nicht fo ge⸗ 
wöbnlich, auch in dig Enge, d. i. ineinen engern Kaum, bringen; 
So verenget man im Hüttenbaus das Eyz,wenn man mehr Ma: " 
terie deffelben-in einen kleinen Raum zufammen bringe, welches’ 
unter andern‘ auch durch das Röfen gef@lche- Daher die. 
Devengung.- 

Derenken, bey den Yagten, S. Dereden;- 


Dererben; verb. reg, act. als ein Erbe überitagek... v, Als 
ein Erbtheil oder Erbgut einem andern hinzerlaffen.- lach Erb: 
gangsrecht etwas auf jemanden vrrerben.. Bas But, wel: 
ches von meinem Dater, von meinen Dorfabren auf mich vers 
erbet worden, Seltener mit der dritten Perfon, einem. etwas 
vererben. 2. Sofern Erbe auch erbliches Eigenthum iſt, beden⸗ 
ter verer ben in einigen Gegenden auch, als ein Eigenthum übers‘ 
tragen, befonders gegen einen gewiffet Etbgins. .Zochfürftliche 
Durchlaucht haben uns die Schaftrift unlängſt vererbt. Se 
auch die Dererbung.- 


Vererden, verb: reg. act.- in Erde verwandeln, beſonders im‘ 


> Küftenbeue und der Chymie 
So auch die Dererdung. 


Dererzen, verb. reg. äct;-in Erz, d. i. genaue Vabindung mer 
tallifcher Theile mit gewiffen Dineralien, verwandeln... Wenn 
die metallifchen Dünfte auf eine Stein: oder Krdart'tteffen, 
in welche ſte eindringen Finnen, fo werden diefe vererzet. Dar 
her die Vererzung. Dev Schwefel und. der Arfenik find die vor= 
nehmften Dererzungsmittel, oder vererzende Materien.: 

Derewigen, verb,reg, act, ewig.danernd machen, eb mur ie 
einigen Fällen. 2. Derewigeiwerden, in-die glückliche Eivigfeik + 
übergeben,_d.i. ſterben, inder höheren Schreibart. Unſer vers 
ewigter ßzreund. 2, Von ewig, lange während, verewigt man 
feinen Habmen, fein Gedächtniß, wenn man dieſelben durch 
einemeriwürdige That lange dauernd macht... geroſtrat, Teroz 
Ravaillae n.ff. baden ſich durch Later und Bosheiten, die 
Antonine dur. Tugenden. zevewign. Sp auch. die Verewi⸗ 
gung. 

Dereyden,GS,.Drreidem- - 

Derfüchen, verb. reg,act. nv, Mit einem Fachwerke verſeben 
oder einſchließen, in dem Waſſerbaue. Einen! $luß verfachen 
2.* Gi) mit jemanden verfachen, fi mit ihm abfinden, abs 
teilen ; eine veraltere,vielleicht nur noch in einigen Gegenden üh⸗ 
liche Bedentung. Bine Witwe, ehe ſie heirathet, fol miriber 
ven Rindern zuvor verfacht ſeyn, Mattheſ. Bergpoſt. bey den 
Friſch. So auch die Verfahung. 

Verfackeln, verb.reg, - r. Ein Neutrum mit dem Hälfsiworte 
feyn, als eine gackel fchnell wegbreunen. Bas Lit iſt verfas 
Felt. 2.Ein Aetivum, auf folche Art, inaleichen durch fack elm 
2.1. umnützes und ſchnelles hin · und her bewwegen, verbrennen nor 
chen. viel Aicht verfackeln. 

* verfahen, verb, irreg. etreg, aot, welches im Bogheutſchen 


veraltet iſt, ©, Verfangen. 
St6 Ders 


Der Roſt vererdet das Kifen. 


| 2027. a 


Verfahren —— irreg. (8. Fahren) welches nach ——— 


des einfachen fahren in verſchiedener Bedeutung üblich iſt. Es 
wird auf doppelte Art gebraucht, 


I. Als ein Heutrumnifden Hülfeworte. feyn,i in Einer Be⸗ 


dentung auch wohl mit haben. ı. Eine Sache aufeine gewiffe 
Art behandeln, welche Art durch Nebenwörter oder Umſchre ibun⸗ 
gen ausgedruckt wird. Strenge / grauſam ‚unovdentlich, rechtlich 
verfahren Rechtlich in einer Sache verfahfen. In diefen. 
Sache bift du nicht als ein weifer Yrann verfabren, Der per⸗ 
fönlihe Öegenfland befomme das Vorivort mir; graufam, ge: 
Linde, gütig mit jemanden verfabren. - Babe ih das an dir 
verdient, daß du ſo mit mir verfährert? Daher das Derfah- 
ren. „Ein graufames, hartes, gelindes Verfahren. Das 
rechtliche Verfahren, dirin den Gerichten übiiche Art und Weife 
der Behandlung. Da verfahren in diefer Bedeutung mebr eigene 
Thatigkelt ausdruckt, alsin den folgenden, fo wird von einigen ‘in 
derfelben auch das Hülfswort haben gebraucht; indeffen iſt doch 
feyn am iblichften. Ehedem gebtauchte man dafürhäufig das ein⸗ 
fache fahren, daher noch Luther üderfegt, fahret fäuberlich mit 
dem Knaben Abſalon. ver ſcheint hier eine bloß intenſive Be⸗ 
deutung zu haben. In weitern Verſtande wurde es ehedem auch 
für handeln überhaupt gebraucht, : 
Gott totter aa, zerſtreuet und verkehrt, 
Wer gottlos it. und wider ihn verfahrt, Opitz. 


In diefer Bedeutung iſt es im Hochdeutfchen veraltet, indem man. 


es daſelbſt nur gebraucht, RER die Art und Weife des 
Handelns ausgedrudt wird, ———— eine im BER 
ſchen veralteıe Bedeutung. 

Reiß mich je nigt fo von binnen, 

Starker Gott, inmeinen Fahren, 

Weil ſte kaum find halb verfahren, Opitz. N; 

3. Sterben, eine Fortfegung der vorigen Bedeittung, in wel⸗ 
Ger verfarn ſchon im Schwabenfpiegel vorfonmt, 

Gelebt, als ein Tyrann, und alt doch beym Verfahren, 
Opitz. 
Auch Siefe Bedeutung iſt veraltet, außer daß man im Oberdeut⸗ 

ſchen, und aus dieſer Mundart in den Kanzelleyen, noch mit der 
zweyten Endung des Wortes Tod die Redengart Todes verfah⸗ 
ren für fterben, mit Tode abgeben gebraucht, 

II, Als ein Yetivum. 1. Waaren verfahren, fie auf der 
Achſe an rinenandern Dre fahren oder führen ; wofür doch verz 
Führen üblicher ift. (Siehe ver 1) 2. Ausfahren, durch Fahren 
aushöblen ;nurin einigen Fällen des gemeinen Lebens, "Wege, 
die verfahren ſoll man böhen , in der Jülich. Polizey⸗Ordn. 

-Diecher ſcheint auch der bergmännifche Gebrauch zn gebören, wo 
ei verfabrnes Seld,eirfolches.ift, wo das Erz ſchon ausgehauen 
iR, 


fahren, wenn man neben dem Gange bin arbeitet, den Bang aber 


4% 


ſteben läfet, 
Zoll, wenn man bey einer Sollftätte vorbey, oder um diefelbe 
berum fähret „ohne den gebührenden’ Zoll zu entrichten, Am 
Schrabenfpiegel verfüren, ingleihenhinfüren, 4. Irre fah⸗ 
ven, ohne Borfas falich fahren, als ein Reciprocum, doch nurim 
oemeinen Leben. Sich verfahren. Dabin Scheint auch der Ge 
branch der Buchdrucker zn gehören, welche fich verfahren, wenn 
Form aus einem Verfehen nicht weit genug unter den Ties 
jedn.. 5. Seine Schicht verfahren, im®ergbaue, feine 

Hub Eins und Müsfahren zur gehörigen Zeit, beobachten, 

0 Arbeit verrichten, 6, Hus einander fahren oder 

we in der Sägerep üblicher Gebrauch, wo der Sirfch 


ufen verfährer, wenn gr fienit feinem Gehör _ 


Der Verfall, des— es, 


3. Borbey fahren. (1). Im Bergbaue wird ein Gang vers. 
* der Entfernung, doch mit verſchiedenen Schattirungen. 


(2): In engerer Bedeutung verfäbrer man den ” 


genanutwird. Mr 





und — aus — wWiagt/ welhe suis unßindeh E 


So aud) das Der — PETER — | 


befonderg in der 
Weiſe ein Ding zu behandeln, . —— 
plur, Kar, der Sufkans, da ein Ding 
falfen ift, oder zu ——— in der figüclichen Bel 


— — des Neurius/ ‚ die Art und — 


von verfallen 2. In verfall kommen oder gerathen. ——— A 


der Nahrung Fommen, in Abnahme. Man gerätb in verfall, 


wenn fich dieNabrungenmftände merklich verfchlimmern, Kine 
Gewohnheit, eine Sache kommt inderfall, wenn fie —— 
nicht beobachtet wird. Sich zumverfalle neigen. Denverfall des 


Chriſtenthumes beklagen. Im eigentlichen Verſtande ſagt man 


nicht leicht derverfall eines zauſes. In Oberdentſchen auchger= 


fall. Der verfall eines Wechfels, der Zuſtand, da er verfallen ift, 
da er unaufbaltbar bezahfet werden muß. In einem etwas andern 


Verſtande iſt der verfall eines Pfandes, der uftand, da es dem 
‚Inhaber anbeim gefallen iſt. Daher die verfallzeit oder dee 


Verfalltag, die Zeit, da-folches gefchiehet, fo wohl —— 
als auch von Wechſeln und andern fälligen Zahlungen, 


Detfallen, verb. irreg. neutr, (©. $allen,) welches das 


wort ſeyn erfordert, und nach Maßgebung ſo wohl der P 


als auch des einfachen Zeitworues, i in — er 


gebraucht wird. x 

‚1, Für das einfache fallen, fo daß ver hier eine bloße Inten⸗ 
fion bezeichnet; doch nur in einigen figürlichen —— 
(1) In ein Übelgerarben,. In Sünde, in Laſter verf wor 
für man doch Lieber fallen fagt, Da fiebt man, wohin ein ſo 


'böfes Gemuütb verfallen kann. In Strafe verfallen, Mhrafe 


fällig werden.‘ Unter das Todesurtheil Gottes — 
(2) In weiterer Bedentung iſt auf etwas verfallen, To wie fal⸗ 


Ien, nit den Gedanken von ungefähr Darauf geratben, einen Ein= > 


fall befommien, Mir verfällt du darauf? Darum bin ich auf 

Blumen verfallen weil fie jege ſelten find“: Ju beyden Fallen 

kann indeſſen auch die folgende vierte Vedeusung Statt finden. 
2. Einfallen , zu. Boden fallen, eigentlich nur von Bebänben 


und deren heilen, Ein Haus ih verfallen, wenn es —— — 
gauz, oder zumTheil eingefallen iſt. der Brunnen war verfa F 


Sie; 30,3. 


Kine verfallene Mauer. Figürlich bedeutete ar 
ehedem auch, in einen üblen Zuftand der Nahrung in Abne 
gerathen, ingleichen wicht mebr beobachtet, nicht mehr gei 
wer den. Dag Chrittenthum verfällt, Wofür man 


lieber ſagt, in Derfallfommen und gerathen. 


3. "Bon einem eingefallenen Dinge verfchüttet werben; 3 ;eingim 
Hochdeutſchen fremde Bedeutung, 
Sins durch den Dampf ertickt, verfallen durch die Win: 
de, Dpiß. 
4; In folgenden Fällen hat ver unähl die 8 des 


(1) Inder Schfffabrt verfãllt ein Schiff. wenn es von feinem 


Laufe abfällt 
ten Hoffnung fegeln wollen, verfallen oft: auf die Brafili 


Küſte. 


iſt. Am bäufteften gebraucht man es in dieſem Verſtande don 


° Zahlungen, Schufdverfchreibungen u. f. f. wenn die Zeit, da eine 
Zablung gefcheben follte, um if. in Wechfel ift verfallen, _ 


wenn die Zablungszeitda if; (3) Einem andern Eigeyrhümer - 
anheim falen, doch nur, fo fern folches fo. wohl duchBetfäumnif 
der beffinnmten Zeit, als auch durch Unterlaffung der ſchuldigen 


Pflicht, geſchiehet „Im erſtern Falle verföltein Pfand, wenn & 
es duch Verſaumniß der beftinumten Einlöfungsgeir dem Inhaber 


® 


\ anpeim 5‘ 


> 


Schiffe, welche nach dem Vorgebirge der Bu — 


(2) Die Zeit iſt verfallen, die beſt minte Zeit ift um, ver > 
ſtrichen; in welcher Bedeutiing es noch hin uhd wieder gangbar 


——— 


Rn z ER Lan 


ARTEN, 
— —— * * 8* 
se * = = F 
VER Ber EN 









‚EB — dafür. an das Zeitwort verkeben; verftandenePfänder. In 


hen fangniß, ingleichen durch muterlafene Lehenspflichten, 
chensherren anheim fällt, Eine Ware iſt verfallen, wenn 
gehörige Zoll davon nicht entrichtet wird: Sein aus fol 
n Bericht verfallen feyn, um der That willen, Efr, 6, 11. 


Zul geichnet. Ungewähnlich iſt es im Hochdeutſchen, wenn verfallen 
‚2 feyn in diefer Bedeutung mit der erfken Endung der Perfon und der 
_ Biertender Sache. als ein Aetivum gebraucht wird. Das iſt das 
S quldopfer, das er dem Serren verfallen it, 3 Mof. 5, 19. 

+ Sie follten Habe, Geld und Land verfallen feyn, Opis. 


verluſtig ſeyn, oder verfuftig gehen, frehet. (4) Au gutemm Wohl⸗ 
flande, an blühender Öefundheit abnehmen, - Er verfalle ganz, 
-.. fagt man von jemanden, welcher mager und fraftlos wird. Daß 
end) ‚die Angefichte verfallen, und der Leib verſchmachte, 
3 Mof. 26,16. Meine Geftalt ifi ganz verfallen, Pf. 6, 8, 
Sein verfallnes Geſtcht war in Shwermuth und verdruß 
 _ seingehüler. Abfallen wird in gemeinen Leben in äbnlichem Vers 
*  fade gebraucht. (5) "Sterben, umkommen; eineim Hochdeuts 
chen veraftete Bedeutung, Eure Leiber Tollen in der Wüſte 
"porfallen, 4 Mof. ı4,29,32. Wenn aber beyde in Gott den 
Beeren verfallen find, imeiner alten Urfunde, In andern Ur⸗ 
Funden kommen auch die R, U. vor, Todes wegen verfallen, Tor 
des halben verfallen, Todes verfallen, wo diefes Zeitwort fo 
wie Todes verfahren gebraucht wird. Nach einer noch weitern, 
abet eben fo veralteten Figur heißt es in der Deutſchen Bibel: es 
iff Feines von allen feinen Worten verfallen, ı Kön. 8, 56, um« 
gekommen, auf die Erde gefallen, - j 
So auch das verfallen. - 


„ fallen machen, aber im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, ı.* 
Berfalten, d,i. einfallen machen, zerflören ;eineimHochdeutfchen 
unbekannte Bedeutung. — 
Der in ein rauhes deld und Steine ließ verfällen 
Die Stadt Jeruſalem mit ihren ſchnen Wallen, Opitz. 
. Eine JZungfrau verfallen, ſte zu Salfe bringen, ſchwächen, 
im Oberdeutſchen, welche Bedeutang im Hochdeutſchen gleichfalls 
veraltet iſt. 3. Durch Erbfall an jemanden verlaſſen, jemanden 
anheim fallen machen, eine noch zuweilen in den Kanzelleyen üb⸗ 
liche Bedeutung. Das von feinem vater an ihn verfällete 
Gut. Die Graffchaft it durch des legten Grafen Abfterben 
» "auf eine andere Linie verfäller worden, 4. In äbnlicher, aber 
doch noch Herfchledener Bedeutung verfäller man etwas, wenn 
man fich durch unterlaffene Pflicht des Eigenthumesdeffelben ver⸗ 
> Yuftig macht, wenn man esverwirker 5 (5, Derfallen 4 (3).) Ein 


S 


iſt im Oberdeutfchen gangbarer als im Hochdeurfchen, 


5 So auch die Derfällung. Be 3 
Der vVerfalltag, des —es, plur. die —e, die verfallzeit, plur. 
— die ⸗zen, ©. der verfall. „Er a 

— Yarfälfchen, verb, reg.act, falſch machen, d.i. durch einen be⸗ 
J trügkichen Zuſatz ſchlechterer Dinge geringhaltiger machen, des 
wahren Werthes beranben. Die Minze, den Wein, das Geld, 


ar 


das Silber verfälfchen. Verfalſchte Waare. Das Wort Bor: 
‚eg verfälfchen, 2 Cor. 2, 17 ; durch eigenmädhtige Zufäße.. So 
auch die Verfälfchung. 


> : ‚gebrauchte man dafür auch nur das einfache falſchen— 


Derfaltene Pränser, Im Derdeutfchen gebraucht 


‚verfällt ein Leben, wenn es durch vecfäumte Le- _ 


n ähnlichem Ver ſtan de wird auch verwirken gebraucht, nur daß 
iefes mehr Thätigkeit, verfallen.aber mehr eine Uitterlaffuug be⸗ 


An welchem letztern Bey ſpiele esin noch. weiterem Verſtande für 


verfällen, verb. reg. weldjes das Activum des vorigen iſt, ver⸗ 


| i R: Leben verfällen, durch einen Lehensfehler. Auch diefe Bedeutung 


> Anm... Beh dem Notfer gefellcen. In den fpätern Zeiten 


2 er 4680 


er verfalſcher, des—s, plur. utnom.-fng. Fanun. sie 
Derfälferinn, eine Perfon, welche ein Ding vrrfälfcht, aus be⸗ 


* 


ringhaltiger macht, 
„Der Verfang des —es, plur. car. ein im Hochdentſchen un. 
gewöhnliches Hauptwort, von bein folgenden Zeitworte, 1, Der 
Zulſtand, da etwas verfängt, als Mittel die verlangte Wirfung 
hervor bringt. Wo Fein Derfang der Güter mehr zu hoffen iſt. 
2. Dev Nachtheil. Seinen Erbenzum Derfange ein Teflamene 
maden. 3. An vinigen Gegenden wird der den Kindern gehöri⸗ 
ge väterliche oder mütterliche Theil dag Derfängrecht genanut. 
Derfangen, verb. irreg. (©. Sangen,)weldes auf doppelte Art 
gebraucht wird, — 
L.Als ein Aetivum oder vielmehr als ein Reeiproeum, wo es 
nach Maßgebung fo wohl der Partikel, als auch des einfachen 
Zeitwortes, in derfchiedenem Verſtande üblich ift. 1. Verpflichs 
ten, in Pflicht nehmen , und ch verfangen, ſich vergflichten, 
eine im Hochdeutſchen veraktete Bedeutung, welche indeſſen noch 


in den Oberdeutſchen Urkunden vorfommt. 2, Sich verfangen, _ 


ſich fangen laffen, fihinetwas, als in einem gelegteir Retze vers 
wideln, eine im Hochdeutfchen gleichfalls veraltete Bedeutung, in 
welcher das noch mehr veraltete verfahen noch einige Mahl in der 
Deutſchen Bibel vorfommt. Daß du dich niche verfähef in dem 
Silber. oder Gold. der Bögen, 5 Mof. 7,25. Verfabe dich 
nicht an ihren Yugenliedern, Sprihw. 7, 25: In figue lichem 
Verſtande wird verfangen in den Rechten zuweilen für befangen 
gebraucht ; in Streit verfangene Güter. In einem etiwag andern 
Verſtande find in einigen Gegenden verfangene Güter, Güter, 
welche init einer Art von Fidel⸗Commiß belegt find, mit welchen 
. der Eigenthümer nicht nach Belieben fchalten faun. (S. Derfan- 
genfchaft.) 3, $n nahe verwandter Bedeutung fagt man der 
Wind habe ſich verfangen, wenner ineinem Raume gleihfam 
eingefperret oder gefangen iſt, fo daß er feinen freyen Ausgang. hat, 
Der Wind verfängt ſich in dem mantel. Subjective verfange man 
fich, wenn man in beftiger Bewegung allzu viele Luft einſchlu— 
det, fo daß dadurch das Athemhohlen erfhwerer, und oft der 
Leib aufgetrieben wird, wo fich eigentlich die Luft in der Lunge 


* 


€ 


& verfängt. Die Windhunde verfangen fich, wenn ſte zu heftig ger 


gen den Wind laufen, welches auch vonden Pferden und Menfchen 
gilt, Bey den Pferden belegen ungeſchickte Pferdeärgie mehrere 
ganz verfbiedene Krankheisen mit dem Nahmen des Derfangens, 
vermutblih , weil fie fich von außen durch einerley Merkmohle 
Voerrathen; 4. B. Krankheiten, die von einem Trunke in der Hitze, 
von unterdrückter Ausdünftung u. fs f.becrühren, (S. Rehe), wel⸗ 
ches gleichfalls ein Nahme diefer Krankheit ift, Übrigens ift für 
verfangen in diefer Bedeutung auch verfchlagen üblich. 4. Dft 
wird verfangen auch für verbeißen gebraucht, zu heftig zubeißen 
oder fangen , fo daßman den Mund nicht wieder öffnen kann, auf 
welche Art fich die gundezu verfangen pflegen. 5. *Sih an 
etwas verfangen, vergreifen‘, eine im Hochdentfchen veraltete 
Bedeutung, Sich an Gottes Geboth verfangen, in einer 
chrift von 1540. 6, Im Bergbauefagt man, das Erz vers 
fange fi, wenn es feine Farbe an der Luft verliere und blaß 
wird, wie das rothgüldene Erz thut, "Vielleicht ift es Hier eine 
Figur der vorigen dritten Bedeutung. 7. Sich verfangen, für 
unterfanger, ein im Hochdeutſchen ungewöhnlicher Gebrauch. 
II. Alsein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, als ein 
Drittel, die verlangte Wirkung hervor bringen, > Es verfangt 
"nichts mehr bey ihm es bilft nichts mehr, nichts thut einige 
Mirfungmehr. Es wollen weder Ermahnungen noch Zichs 
sigungen etwas bey ihm verfangen. Die Arzeney will hiches 
mebr verfangen, 
Stt2 + 


u 


teüglicher Abficht duch Beymiſchung eines ſchlechtern Dinges ges 


Wenn 


12:7 Bu Bet 

Wenn faſt kein Mittel mehr in — Serfing 
cyph. 
Diefe Bedeutung iſt alt. Das mir herunder al min kumber 
und min dieneftniht verfaht, Uleich von Gnoteuburg. Ehe⸗ 
bein gebrauchte man es angh in weiterer Bedentung für helfen, 
wüglih ſeyn, und zwar nad dem Mufter drs Latein juvare, 
mit der vierten Endung der Perfon. Was iltfieiroWiftuom 
werfangen ? Notker, was hat ihnen ihre Weisheit geholfen 

Swasich der guoten ie gefang, * 
Das hat mil noh vervangea.niht, 
Graf Kraft von Toggenburg. 


Sin’fpehe redeinfolluizel wider michvervahen, - 


Reintmat det Alte. 
Es ſcheint, daß es An dieſer Bedeutung nach dem Latein. pro⸗ 
fitere gebildet worden, ſo daß fangen und kahen bist in einer ſei⸗ 
ner weiteften Bedeutungen ſtehet. Indeſſen iſt verſchlagen in 
chalichem Berkandeüblich, 


So auch das Derfangen, in denineiften der vorigen Bedeu . 


tungen, N . 
Anm, Es ſcheint, daß es ehedem auch fär anrechnen gebraucht 
worden. 
Nieman im es vervienge 
‚Zeiner grollen milletat 
— Ober danne gienge, Reimar der Alte, 
Auch font ſech verfahen für,fich versonndern, ben fi anfiehen, 
in Ältern Schriften vor, auderer veralteten Bedeutungen zu ges 
ſchiveigen. 


* 


Die Verfangenſchaft, plur..car.sin anr an einigen Drfen,g.®. - 


zu lim, Frankfurt, übliches Wort, dasjenige Hecht zube zeichnen 
nach welchem die Gůter des verſtorbenen Ehegatten ſein en Kindern 


zufallen, doch ſo, daß der überlebende davon die Nugung ziehe; _ 


der Verfang, das verfangrecht. S. Derfangm 1.2. - 
Perfänglich, —es, —fe, adj. etadv. von dem Zeitworte ver- 

fangen, doch nur in einigen Bedeutungen. ».* Bon verfangen, 

El, dieverlangte Wirkung tbun, ift verfänglich, diefe Wirkung 

‚gewährend ; doch nur im Oberdeutſchen. Die vollziehung ei: 
nes Befehles mir verfanglichem Ernfte andeucen. 2. Bon 

Serfangen I, 2, in der veralteten thätigen prmam des San 

gens, wobey eine verborgene Gefahr, befonders eine verborgene 

Nacftelungmöglich iſt. Line verfängliche Srage, weldrdars 

aufabzielet,jemanden zu fangen, Da es denn zuweilen auch. für 

nachtheilig überhaupt gebraucht wird. DerfängliheWorte,wele, 

GHedir Ehre nachtheilig find. Das if mir verfanglich. Siehe 

Derfang. i 
Die Verfänglicgkeit, plur. die —en. 1. Die Eigenſchaft, da 
etwas verfãnglich ift, ohne Plural, 2. Eiit verfängliches Ding, 
arit dem Plural, & x 
Verfärben, verb.reg.act.. 1. Die Farbe verändern, doch unr 

‚als ein Reciprocum, im engere Verſtande, die Gefichtsfarbe aus 

Febhafterinnern Empfindung verändern, blaß, ſchamroth werden, 

wofür in der edlern Schreibart ensfärben üblicherifl; fich ver⸗ 

färben. Seltener ift die active Form. 
Die Gräfiun verfärbee beſcheiden die Wange, Zach, 

2. Abfolute und in Geftalt eines Neutr ius fagt man im Jagdwe⸗ 
en, das Wildbret verfärber oder färber, wenn es ſich im Frühe 
inge häret, die bleichen Wintechaare veclierer, und dafür das 

dunklere Sommerhaar befommt. So auch das verfarben. 

Derfaflen, verb. reg. act. wo ver eine Verbindung zu bezeich⸗ 
nen ſcheinet, daher verfaffen eigentlich durch Faffen verbinden, zu« 
men faffen oder verbinden bedeutet. 1. Im eigentlichen Ber» 
flande,iu welchem es noch zumeilen im gemeinen Leben norfomunt, 
Sn Ber Zinmermenngfunft pas man Aauptpölzer,iwelche zu oberſt 





Über den Gtändern Tiegen, und flesalfe yufdmmen verfaffen, 


derdinden. ‚2. I weiserm und fijclichem Beeftande, (Auf 
daß alle Dinge zuſammen in ein Haupt verfaſſet würden in 


Chrifto, Epbef. 1, 10; verbunden, vereiniger. Da er die 


Tiefen mit feinem Ziel verfaffete Sprichw.8,27; einfhränkte, 
in ihre Örängen ſchloß. Das wird in diefem Worte verfaſſet 
uff. Röm. 13,9. Ju welchen Fallen es och gleichfalls verale 


‚tstifl.. (2)* Die Theile eines Ganzen in Ordnung und gehörige 


Verbindung dringen ;\eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in 
welcher noch Verfaſſung üblig if, (S.daffelbe,). (3) Zu engerm 


Ver ſtande gebrancht man es fo wie abfaſſen, noch von ſchriftli—⸗ 


chen Auffägen, eine Rede ſchriftlich auffegen, eigensiich, fieallen 
ihren Theilen nach gehörig verbinden, Einen —— 
nung, eine Blage u. f. f. verfaffen, fie auffegen. Ein Ge: 


dicht verfaſſen es machen. Sin Buch verfaffen, es fehreiben, 
erfeetigen Daniel ſchrieb denfelbigen Traum und verfeffere 
ihn alfo, Daniel 7, 1; fegte ihn fo auf. (©. auch Abfaffen.) Es 


fängt ‚in diefer Bedentungim Hochdeutfchen an zu veralten, ob ⸗ 


gleich verfaſſer aoch vollfommen gangbar ifk, 


Der Verfaſſer des —s,plur. ut nom, fing. Fämin.dienerfak: 


ferinn, welche une in derdegten Bedeutung des vorigen Zeitivors 


‚tes üblich find, eine Perfon gubezeichnen, welche zine ſchriftliche 


Dede verfaſſet, d. i. aufgefege, derfertiget hat; der Urheber, 
Dev Verfaffer eines Briefes,cines Gedichies, eines X ges, 
eines Buches u. f.f. - 


Die Derfaffung, plur die —em. 2. Die Sandlungdes'Berfaf- 
fens,wo es doch nur zuweilen im gemeinen Reben gebraucht wisd; 

obne Plural, 2. Figürlich, und von Derfaffen 2 (2 )‚dieActund 

Weiſe der Verbindung der Theile zu einem Ganzen, wo es doch 


nur in einigen wenigen Fällen gebraucht wird. _Befonders ift 
bie Verfaffung eines Landes oder die Landesverfaffung, die 
Art und Weife, wis daffelbe nach allen Theilen vegieret und vers 
waltet wird; in welchem Falle auch der Plural gebraucht wird. 
Die Rveisverfaffung, die innere Einrichtung eines Kreeifes. Zur 


weilen bezeichnet es auch Die Verbindung der äußern andiunera > 


Umſtande eines Menſchen. Man muß ihm wegen ſeiner eti⸗ 
gen verfaſſung febuliebveich nachſehen. Inengerer Bedeutung 
und ohne Plural ift die verfaſſung, die Verbindung der äußdrn 


- Umfrände zur Erteichung einer Abficht, die Anſtalton, die Bereit 
ſchaft. Sich auf eins Krieg in gute Verfaffung fegen.- In 


guter Derfaflung feyn, firben. Sic zu einem Ban in ver⸗ 


faffung ſegen, die nöthigen Auſtalten dazu machen. Den Seind © 


in ſchlechter verfaſſung antreffen, in ſchlechter Bereitſchaft. 

Außer aller verfaſſung zu etwas feyn, gang unbereitet. Ein - 

5er, das in der Derfaflung ſteht, fich wegen des Mangels der 

äußern Güter zu berubigen. Im gemeinsw Leben ift dafür 

auch das auslãndiſche Poſttur üblich, fo wie man vonder innerg 

—— Gemürbes in eiuzeluen Fällen lieder Fa ſung ges 
raucht. 


Verfaulen, verb.reg, welches in doppelter Geſcalt vorkommt. 


2. Als ein Neutrum mit dem Hülfsmorte feyn, duch die Fäul 
wiß verzehret werden. In der Erde verfaulen. verfaultes 
volz. Daher das verfaulen. Bey dem Notker irfulen, im 
Oberd.uoch jetzt erfaulen. 2.*Alsein Aetivum, faul masyen, 


eine im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung. 


Wenn ſcharfe Peftilenzen 
Derfaulen Land und Luft, Opitz. “ 
In andern Oberdeutſchen Gegenden iſt dafür verfaulen üblich. 


t Verfaulenzen, verb. reg. act. welches nur in der niedrigen 
‚Sprechert üblich ift, durch Faulenzen verderben, verlieren, ver⸗ 


ſcherzen. Die Zeit verfaulenzen. Ein @lüd verfaulenzen. 
; „Der: 


u ee 


x. 


” 





— 


— — 


———— 
ei ———— 


2 


BRAND, PETE 





IV SERF PRELFRN: 


* 


— 


eier 


— —— 









IE 
2 
3 ——— act. (S. zechten) ib Ansehen, es 
— es im eigentlichen Verſtande nur a 


% ns ifchen Schreibart vorfommt, 
BE lang’ er noch geglaubt, daß er dev Britten Redhte, 


— Weiße. 
— An beutgaen gebraucht man es in weiterm Verſtande, mit Wor⸗ 
eeen fur etwas ſtreiten/ es vertheidigen. Jemandes Ehre verfech⸗ 
"gen. Die Wahrheit auf das murhigfte verfechten, Sprichiw. 
8. swer alleg verfechren will, bat vieles zu rechten. Sudeffen ift 
auch bier von der Vertheidigung eier guten und gerechten Sache 
vertheidigen edler und üblicher. So auch das Derfeipten, feltes 
ner die Derfechtung. 
ee des —#, plur. utnom, fing, Fämin. die ver⸗ 
fechterinn, eine Perfon, welche etwas verficht, eine böfe Sache 
bvertheidigt, ingleichen eine gute Sache mit Heftigkeit und Unge⸗ 
ftüm vertheidigt. 

"Derfödern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗ 
ches nur im Jagdwefen üblich iff, die Federn ändern,von dem Fer 
derwildbret, iin gemeinen Leben, fich manfen. Der Wogel hat 
verfedert, wenner ich gemanfet hat. 

'Derfeblen, verb, reg. act. aus einem Fehler, Berfeben, das 
nicht treffen, was man tceffen, berühren oder erreichen wollte, 
am bänftgften mit der vierten Endung der Sade. Den rechten 

N rg verfehlen. Das Ziel verfehlen, es nicht treffen. 
FF = Gelegenheit verfehlen. Im Oberdeutſchen und der höhern 
* Schreibart der Hochdeuiſchen auch mit der zweyten Endung. Des 

Weges, des Zieles verfehlen. &s würde fe ſchmerzen, deines. 

Anblides fo zu verfehlen, £eff. 

Y Ich horchte ſtill, als ein Wanderer, 

3 Der feines Weges verfeblt, Weiße, 

Daher dag verfehlen. 
Verfeinden, verb.reg. act. welches, fo wie anfeinden, nur im 
gemeinen Leben für haſſen üblich iſt. Dir aber mich verfeinden, 
Dpig Pf. ar. 


2 
* 


figürlichen Verflande. Die Sitten und Gefinnungen verfeiz 

4 ‚nern, Die Sprache wird fi bald durch den Umgang verfeis 
nern. Giewiffennicht, wie bald die Liebe ſolche zerzen ver⸗ 
feinern kann. Daher die Verfeinerung. 


daß ver eine intenfine Bedeutung bat, Indeſſen wird eg nurim 
weiten Verflande gebraucht, als ein Wer? der Kunſt, im wei⸗ 

teen Berftande, hervor bringen. So wohl von körperlichen Were 

Een, Der Schneiders verfertigt ein Kleid, der Schufter ein Paar 
Schuh. Den Band eines Buches aus Leder verfertigen. Ein 
 Gemäblde, eine Bildſaule, eine Zeichnung verfertigen. Wo 

& es oft alsein edlerer Ausdruck für das niedrigere machen, üblich 
ft, obgleich. diefes in manchen Fällen nur allein gebraucht wer» 
den kann; z. B. Butter, Bäfe, Würfe machen, nicht verfertis 
‚gen. Auͤch in ſolchen Fällen, wo die ſe Hervorbringung ihr eige⸗ 

F nes Zeitwort hat, iſt das uubefkimmtere verfertigen nicht üblich. 
Ein Haus bauen, eine Mauer führen, aufführen, einen Gra⸗ 


Sen u. ſ. f. nicht verfertigen. 
doch nur in einigen Füßen: 

ſatz verfertigen. 

Sp end) die verfertigung. 

Anm. Es wird jege nur von Werken bet Kunft gebraucht, da⸗ 

Ser es indem Verflande, worin es 2 Cor. 5,9 vorlommt: daf 

ſte voran zogen zu eich, zu verfertigen diefen zuvor verbeis 


Als auch von Werken des Geiftes, 
in RD ein Bu, einen Auf⸗ 








—* Die Sqhottland an ſich riß, durch feinen Muth verfochte 


Eine 


if Verfeinern, verb.reg, act. feiner machen, am bäufigften im . 


"Derfertigen, verb.reg. act. eigentlich vollig fertig machen, ſo 


ben sieben oder führer, einen Tip geaben, einen Rrans win⸗ 


Penen Segen, d& die. ver ſprochene Stguer zu ſammeln and in 


— 


Ber 1034 


Bereitſchaft zu halten, ſie fertig zu halten, ungewöhnlich if. S⸗ 
fern fertigen auch verſchicken bedeutet, iſt verferrigen im Ober⸗ 
deutſchen auch verſchicken, verſenden. Güter, Waaren verfere 
tigen. 

Der Verfertiger des —s, plur. ut nom, fing. derjenige, wel. 
chen etwas verfertiget oder verfersige hat. Won Werken des Get⸗ 
ſtes iſt dafür Verfaffer und zuweilen das nad) allgemeinere Us 
beber gewöhrlih. 

Derföften, verb, reg, act. ein veraltetes, nurnoch hin nnd tit- 

der in den Rechten übliches Wort, fefkfegen, in das Gefänghig 
werfen, Einen en lbelchäter verfeſten. ‚©: auch bie 
verfeſtung· 

Verfeuern verb reg. act. x, Durch Feuern verzehren, ale 
machen. Dielgolz verfeuern. Ingleichen, fo fern feucen aus 
Feuergewehren ſchießen bedeutet, Alles Pulver, ale Patronen 
verfeuert haben. 2. In der Jägerep froeutetes ein Jaden, oder 
den Platz, worin ſich das Wild vor ber Jagd befindet, mit ange⸗ 
machten Feuer umgeben, welches auch befeuern genannt wird, 
So aud) die verfeuerung. — 

Verfilʒen, verb.reg. act, zu einem hilz unter einander verwi⸗ 
ckeln. Die gasıe —— Derfilstesaare, Daher die Derfilz, 
zung: 

Derfinfteen, verb. reg. act. finfier nahen, ; wie verdunfeln, 
dunkel machen. Die Seufihredien nerfinftern das ganze Land, 

2 Mlof, 20, 15....Sonne und Mond werden verfinfiert, werk 
uns ihr Licht durch einen dazwischen getretenen dunkeln Körper 
entzogen wird. Zin Zimmer verfinſtern, es finffer machen. Iu⸗ 
gleihen figürlich. Ihr ers ift verfinfiere, Nöm, 2,2». . Noch 

" mehr von dem Deritande, wie Epdef. A, 28, Daher die Derfin? 
fterung. Ben dem Notker beuinfliren, 

DVerfirften, verb. reg, act. miteinerSivftenerfchen, Pin Dach 
verfirſten, die Firſte oder Spige des Daches wider Schnee und 

Regen verwahren, Daher die Derfirhung. _ 

Verſitzen, verb. reg, act. welches im gemeinenkeben für verwirs 
ren, verwickeln üblich iff.-. Ein Gefpinnft pevfigen. Verfigte 
Säsn, Derfigte Haare, verworrene. Sich mit den Süßen im 
einen Strick verfigen. ‚Daber die verfitzung. - 

Derflächen, verbsreg. act. Sic verilagen, An die Fläche 
verlieren, vor Bergen, Anhöhen. ff. 


Derfiekern, verb. reg.act, S. Slackern. 


Verflechten, verb. irreg. act, (&. Siehten) . 1, In einander 
flechten.  Se& in einander verlochtene Zweige.  Jugleichen 
figürlich 

Duch das Labyrinth verftochtner Sinderniffe, Duſch. 
2. Falſch flechten. 3. Durch Flechten als Mater ialien, erſchdvfen. 
Alle Reifen, allen Bindfaden verſtechten. So auch die ver⸗ 
ſiech tung. 

Verflicken, verb.reg. act. durch Flick en als Materialien erſch⸗ 
pfen, ale machen. Allen Zwirn, alle Lappen verflicken. 

Derfliegen, verb,irreg. nentr. (S,8liegen,) welches dasHülfs- 
wort feyn erfordert, i. Sich Miegendentfernen, wo es nur ie 
weiterm Berfande von Dünſten und Dampfen, und was damit 
eine Abnlichkeitbat, gebraucht wird, _ Die Rraft des Weines if 
verflögen. Das Waller der See iſt in Dünife verflogen, Hiob 
14 175 nah Michaelis ü berſetzuug. Der Geruch verſtiegt im 
der freyen Lauft. JIngleichen ſigütlich. Die sige der Solda⸗ 
ten verfliegen laſſen. Laffenfle ihren Zorn bier verfliegen! 
Gell. Nach einer noch weltern Zigue ſchnell vorbey eilen, beſon⸗ 
ders von der Zeit und ihren Tbeilen. So ſchnell mir auch die 
Augenblicke verfliegen, 2. Zu weit fliegen, ingleichen ſich im 
Zluge verieren, von dem Gekügel, Der Salf verſtiegt fh, 
Werk er ſich im Fluge verirret. 

Ita A Wahr 


| 103 5 Ver 


Wahr iffes, dieſer Schwan fliege wenig; un. © 
Soch er verfliegt ſich nicht, Haged. u — 
So auch das Verfliegen. 

Verfließen, verb. irreg.neutr. (©. Sließen,) welches das Hülfs⸗ 
wort ſeyn erfotdert, abfließen, ſich fließend entfernen und zugleich 
erfchöpft werden, zunãchſt von flüffiaen-Dingens Das Waſſer 
nahm ab und verfioß,Jof.3,76. Das Waffer wird verfliegen 
müffen, Nabum 2,9. Roc; häufiger figürlich von der ‚Zeit 


und ihren Shrilen, So wohl überhaupt. -Die Zeit verfließet, ger ° 


bet vorüber. Wie ſchnell verfliegen uns die angenehmen Yu: 
genblicke! Als auch von einer beſtimmten Beit 
verfloſſen, die beſtimmte Zeitift vorbey. _ Es iſt ein Fahr ver: 
floffen, feitdem ich ihn nicht geſehen habe · Ehe drey Mona⸗ 
the verfloffen find. Daher die Verfliegung, am bäufigften vom 
einer beſtimmten Zeit. ı Nach verfließung dreyer Tage, wofür 
auch das im eigentlichen Verſtande ungewöhnliche verftuß ge⸗ 
braucht wird.) Nach verfluß diefer Zeit, nach deren verlauf, 
Endigung. Se Jay: 
Verfliftern, verb. reg. act. mit Fliſtern verbringen. Den 
tten Abend su verfliſtern, Kleiſt. i : 
Derflößen, verbireg: welches das Actioum von verfliegen im 
eigentlichen Verſt ande ift, in die Ferne flößen, duch 
führen. "501 verflößen, Daher die Verflößung. 
Derfluchen,‘ Verb, reg.ast. 15° Die einem Flüche die Unter, 
laſſung vines Dinges angeloben; nur im gemeinen Leben. Das 
Spielen verfluchen, es verfchiwören.“r. Miceinem Fluche aus 
der Reihe glücklicher Dinge enifernen, den böchften Grad iumer · 
währenden Unglücker mit einem Fluche anwünſchen, ein höherer 
Grad, als yerwünfgen: Femanden verſtuchen ‚Biob ver⸗ 
finchte den Tag feiner Geburt Chriſtus den Seigenbaum. 
Liebe, wie oft babe ich Seine Seffeln verfluchet Ant der Deuts 
ſchen Bibel bedeutet es mehrmahls, eheils in einen unslücklichern 
Zuſtand verfegen und dieſe Berfegung ank ün digem verflucht ſey 
der Acker um deiner willen, die Erde verſtuchen; tbeils auch 
den höchſten Grad immerwährenden Unglücks nach Berdienft an⸗ 
Fündigen ; verflucht ſey/ wer feinem Därer oder Mutter flucht, 


Ian: 


Li 


* 


wort. Man gebraucht es theils als ein Beywort für im höchſten 
Grade verabfheuungs.baffenswürdig. Ein verfluchter Menſch. 
Das verfluchte Spiel. Damiens verfluchte That. 
verflucht fey Siefer Schmeichler, fey diefe Sclavenhand, 
Die um den Schlaf der Ruhmſucht den, erfien Lorber 
wand! Duſch. 
Sheils als ein Nebenwort inden niedrigen Sprecharten für ſehr, 
im hoben Grade, von unangenehmen Dingen. Das iſt Hoch ver: 
flucht ungezogen. . Verflucht Schwer, grob u.f. fi Da es 
denn auch oft als ein unuüger Ausruf, befonders bey unangeneb» 
men Dingen, gebraucht wird. Ey, verfluhe! 3. Sich vers 
fluchen, mit einem Fluche, und in no weiterm Verftande, mit 
einem Schwure betheuern ; doch nur im gemeinen Leben. Perrus 
vo an, fih zn verſluchen und zu fhweoren, Matth,26, 74. 
Daber die Derfluchung,, in der zwepten Bedeutung, und das 
ffuchen, in der erſten. * 
a Am Nieder. verfisfen, ſchon in dem alten Fragmente 
Auf Carln den Großen bey dem Schilter verflochen... 
ucher, des —s, plur. ut nom. fing. ‚derjenige, wel⸗ 
—— —— ; ein ungewöhnliches, nur Hiob 3, 8. 
..,. befindliches Wort, za 
üchtigen, verb. reg. act, flüchtig machen/ doch nur in 
— einen mineralifchen Körper in Dämpfen verfliegen 


Die Zeit if 


Flößen vera 


5 Mof, 27,16, f.. Das Mittelwort verſtucht iſt befondere im ° 
gemeinen Leben, voneinem noch weitern Umfange,: als das Zeit⸗ 


imn den beyden erflen figüclichen Bedeutungen. Hilf mir von allen a 


Seßn. Wo es oft für dag 
Diuge. 


xgdhen Sghwefel und Kifenik verfich titen / Daber die vere 
> Ahtigung. * Re 1 


x 


2 


Der verſt ag des — ſſes plur. car. von dem Beitworte verf ie 


Ben, die Eudigung einer beftimmiten 
‚für and Verfiegung und Verkauf 
dieſer Zeit, vor verfluß dee Jahres. 
Sals mis den Vorwortern vor und nach 
Der Derfolg,des—es, plur. car. 


"Zeit und ihrer Theite,, mon 





üblich find.“ Yrach verflug 
In andern Verbindungen, ° 
z wird.eswenig gebraucht, 
von demfolgenden Zeitworte, 
ein nur von der Fortſetzung einer Handlung oder Erzählung übli⸗ 


ches Wort. Wie man im verfolge der Erzahlung ſehen wird, 


GN. Das wird aus dem verfolg der Sache erhellen. 


— verb: reg. act. einem Dinge folgen oder nacheilen, j 


um demfelben Schaden zuzufügen. +. Eigentli Ein Thier 

auf der Jagd verfolgen, Den Hıchtigen deind verfolgen, 
‚Den Seind durch die Reiserey verfolgen Iaffen, Einen. ausges 

ziffenen übelehäter verfolgen. Jemanden mit Steinen, mit 


Schmaͤhungen, mit Ste£driefen verfolgen. ‚Alle dieſe Slühe 
45. Unglüd verfolge die 
Traurige Yhndungen verfolgen 2 
wich, und die Nachte quälen mich mit fürierlien Träumen. 


werden dich verfolgen, 5 Mof. 23, 
Sünder, Spridw, 13, 21. 
Weiße. 


Sat ein Unmuth je mich in deine Arme verfolgt? 


„man jemanden, 
en, y 2 
ten Schaden zuzufügen fucht ; in welcher Bedeutung es in der 
Deutſchen Bibel häufig vorkommt. ‚Der Sromme wird verfolgt. 
‚Femanden um der Religion willen verfolgen, - (2) In noch 
engever Bedeutung verfolge man, wenn man andere durch äußere 


Zwangemittel zu An ne hmũng einer Keligion zu nördigen fucht, in 
wird, und 

dem dulden, fo wie Verfolgung der Duldung und Duldfamkeit, 
entgegen ſtehet. verfolgend feyn. (3) Fortſetzen, dod,uue 


welcher Bedeutung es gemeiniglich abfointe gebrancht 


Reife, verfole 


A 


noch in einigen Fällen, Seinen Weg, feine 
gen. ) nice ET 
verfolge nun ferner ni ' — 
Deinen Weg son dieſem Fluſſe Nach jenen, Gefilden ‚., 
Sein Recht verfolgen, fortfahren es zu fuchen, ©. vi 
Anm. Es ſcheinet nach dem Mufter des Latein. perle 
bildet zu ſeyn. Bey den Pferdgelehrten wird verfo 


ar 
8* 






folgung in manchen Gegenden in engerer Bedeutung gebtandht, - 


. wenn von zwey Dinter einander gehenden Pferden das 
nahe an das vordere geht, 
in die hintern Ferfen tritt, i \ — 
Der Verfolger, des—s, plur, ut nom. fing. Fämin, die der: 
folgerinn, eine Per ſon welche die andere verfolgt, am haufigſten 


inteve fo 
daß es demſelben mit den Vordereiſen 


Derfolgern, Pi. 7,2. Die Andacht iñ eine Rrankheit Fleiz 
ner Seelen; fie, macht einen Fürſten allemahl zu einem Der: 
folger und feine Unterthanen 
Bedeutung iſt es nicht gewöhnlich, 
*Derfolglich, adv, welches im Hberdeutfch 
Sprecharten deröochdent 

. Rändigen Schreibart aber fremd ifl. RE 
Die Verfolgung, plur, sie—en ‚die Handlung des Verfolgeng, 
in allen Bedeutungen des Zeitiwortes, Die Verfolgung des Buche 


tigen Seindes, Inder erſten finürlichen Bedeutung ift die Ders x % 


folgung das Beßreben, andern ohne ihr Verſchulden, oder um 
einer guten Sache willen, zu ſchaden; in der zivepten aber, das 


Beftreben, eine Reliaion durch äußere Gewalt und Zwangsıyittel hi 


einfache folgen gebraucht wird, doch 
allemahl nur von einem Läftigen, fehädlichen oder unangenehmen . 
2. Figürlich. (1) In engerer Bedeutung verfolget 

wenn man ibm ohne deſſen Verfehulden, ingleie 

um feines guten Verhaltens willen, ‚bey alleu Gelegenbei- 


3 


Pi 


— 


zu Shwärmern. In der legten | 


en und den gemeinen 


ſchen für folglich gebraucht wird,der ane ; 


auszubreiten Daher der Derfolgungsneik, die berrfchendeNeie 


sung. 


2 















ah ERBEN sarehiiten, ‚Kero, 
ttfried und Notker gebrauchen ſtatt diefes Wortes noch Ahta, 
, Achtunga, von Acht, ächten. 


3 


ar une, 
Baum verforfien, die Forfigebühren davomselegen, So 
ie verforſtung. 
en, verb. reg, act. 


\ 1. Das Frachtseld von etwas ge⸗ 
ben, in gemeinen Leben einiger, Gegenden, ' 


2. In die ‚gerne 


x 4 


4 Waar n verfrachten.. Soaud die Verfrachtung. . 


dei, Unmiäffigkeit, im Eſſen, verzehren... ‚Sein Vermögen, das 

Seinige verfreſſen. 2. verfreſſen ſeyn⸗ nur im Mittelworte, 

eine unmößige Begierde zu effeu haben, in der niedrigen Sprech» 

art, wie Se, verbuble, verliebt uf. f. Ein verfreffener 

Menſch. S. Vers. 

Verfrieden, verb, reg. act. im gemeinen Leben einiger Öegen- 
den, mit ‚einer Sefeiebigung umgeben, „befriedigen. Einen 
B einen ‚Garten, verfrleden. So * die Verfriedung. 

Sriede., 
verfrieten — neutr. (©. —— welche⸗ das Hülfs- 
wort feyn erfordert, 1. Im gemeinen Leben für dag edlere 
erfvieven. 2. Das Mittelwort verfroren wird zuweilen, doc) 
"Auch nur im gemeinen geben, für froſtig, geneigt, leicht zu frieren, 
gebraucht. Ein verfrorner Menich. verfroren ſeyn. In wel 
chem Verſt ande erfroren nicht üblich iſt. ©. ver 5. 
Verfrohnen, verb. reg. act, die Frohndiexnſte von etwas leiſten. 

Beim Gneverfröhnen. Ingleichen in einer andern Verbindung: 
es find von dem Gute zwey Pferdezu verfröhnen, das Gut muß 
mit zwey Pferden Frohndienſte leiſten. 

Verfuchsſchwänzen, verb,reg.act. tbelches nur inden nicdei- 
gen Sprecharten üblich iſt. Femanten beyieinem andern ver: 
fuchsſchwanzen, ihmdurch Fuch sſchwänzerey, di. Schmeiches 

3 len, bey demſelhen nachtheilig werden. ©, Suhsfchwanzen.. , 

— Verfügen verb, reg. act.ivelches in doppelter Bedeutung üblich 

iſt. 1, Anftalttceffen, veranftalten;; zunãchſt durch einen Befehl, 

als ein gelinder Ausdruck für das härtere befehlen. Den Aufbruch 
der Truppen verfügen. verfügen, daß etwas geſchehe. 

Verfügung thun. Es ift indiefem Beiftandeim Oberdeutſchen 

an häufigſten. Üblicher iſt es im Hochdeutſchen, für Anſtalt tref⸗ 

fen, veranftalten, befonders durch erteilte Befehle, wo doch auch 

Verfügung treffen gangdarer ift. Semandes Verfügung billi: 

gen, tadeln. Sügen und Sügung werden in äͤhnlichem Verſtaude 
gebraucht. e Sich verfigen, ſich an einen Ort begeben, ohne 

näbere Bezeichuuug der Art und Weiſe. Sich auf das Land, in 
die Kirche, zu einem Sreund verfügen. Ich habe-mich bey Zei⸗ 
ten hier her verfüge. Daher die Verfügung. 

f Anm. In der zweyten Bedeutung war ebedem auch das einzelne 
fügen gangbar, bey dem Ottfried fuagen. Sp fueg dich — 
auf die hohen — Kap. 47. 

Derfübren, verb. reg Baer . Für das einfache —— doch 

in einer jetzt veralteten fo daß ver eine bloße Intenſton 

bezeichnet. Einen Lärmen, ein großes Gefchrey verführen, 
di. erheben undfortf, gen, 
richt, wir der rohe Schwarm, der ih Geſchrey — 
Wenn wo ein Sürgerweib ein Rind zur Welt gebiert 

Bernd: 

Dan gebraucht es nur mit den ſchon angsseiaten und einigen. ähn⸗ 


* 


— 


der Achſe oder auf einem Schiffe. Waaren, Güter verführen, 
wie der Fuhrmaun und Schiffer thun. 3, "Kereführen, talfch 


rn, verb. reg. act. Im Forſtweſen einiger. Gegenden. 


Derfeiflen, verb. irreg, act. GS. Srefien.) ı. Durch Freſſen, 


Die 


lichenHauptwörters. 2. In die Ferne führen, esgefchebe nun auf 


— — ver 1 2 6) Eigentlich, Don feinem Weg⸗ 


Ber 1038 ° 
weifer verführet werden, wofür man doch lieber ſagt, irre ger 
führet werden. Wie ein Irrlicht, welches den Wanderer ver⸗ 
Führen Roch Häufiser; (2) Fiaut lich, durch Beybr mgung unrich⸗ 
tiger Vorſtellungen zu einer böſen Sandlung bewegen, wo dieſes 
Zeitwort frey ich mehr ſagt und häeter iſt als verleicen, (©, das« 
felbe.) Jemanden zuserwas verführen. Die Ifraeliten ließen 
fih verführen, andere Götter anzuberben, 5 Dofe 30, 17. 
Sich von dem Zorne, von der Sinnlichkeit verführen laſſen. 
Jugleichen abſolute, durch irrige Vorſtellungen jemandes Sitten 
Hlinmern, Einen jungen Menſchen verführen. Er iſt ſchon 
ren worden. In weiterm Verftande bedeute esoft, doch 
gemeiniglich nur im Scherze jemanden durch Vorftellungen, beſon⸗ 
ders durch finnliche Vorſtellungen, zu etwas bewegen, welches er 
vorher nicht willeng war. Jemanden AMSFIEM Spasiergange 
"verführen. . 

Daher die Verführung, befonderg in biefer lesten Bedeutung, 
die Handlung, da man andere verführet, zuweilen auch der Zus 
fand, da man verführet wird, Sich vor der ver führung ie 

‚ren. Jugleichen die Gelegenbeit verführen 5 app den: 
volkreichen Städten ift die Verführung in —— 
Anm. Notker gebraucht ferfunren und verfuoten in den 
jest veralteten Bedeutungen des Wegführens und Verfegens. 
Der Verführer, des —s, plur, ut nom. ling, Fämin, die 
verführerinn, nur in dee letzten Bedeutung des vorigen Zeitwor⸗ 
tes, eine Perſon, welche durch) irrige Vorfielungen eine-audere 


* Y 


> 


zum Böſen bewegt. Ein Derfuhrer des Volkes. _ Die Derfüh- 
vor deiner Juͤgend. — 
Derführerifich, —er, —te,. adj.etadv. gleichfalls nur in der 


letztern Bedeutung, defonders ſinnliche Bewegungsgründe zum 
Böfen gewaͤhrend und emıdalsend. Der verführertfhe Glanz des 
Goldes. Die verführeriſche Stimmeder Sirenen, Der Stolz 
iſt ein gutes Gegengift wider die verführerifche Schmeicheley 
der Mannsper fonen, Sonnenf. Jugleichen in weiterer unſchul⸗ 

diger Bedeutuug, ſinuliche Bewegungsgrüude zu etwas sewab⸗ 
rend. Das iſt ſehr verfühteriſch. 

Anm. Es iſt zunächſt von dem vorigen Hauptworte —— 
wie heuchleriſch/ ſchöpferiſch, Schweltzeriſch, diebiſch u. ſ. f 
von Heuchler, Schöpfer, Schweiger, Dieb. Luthers verfüh— 
wifchbingegen , v 3.dem Zeitworte verführenzift iin Hochdeut⸗ 
ſchen nicht gewöhunch. Es iſt eitel nichts und ein verführiſch 
Werk, Jer. 10, 15. Sie werden anbehgen den verführiſchen 
Geiſtern, ı Sim, 4,4% 

Werfüttern, verb.. reg. act. 2. Als Futter gebrauchen. . Gier 
wird für die Pferde nichts als Safer verfüttert. 2. Als Fut⸗ 
ter verbrauchen, ale machen, Alles Heu, alles Stroh vorfüts 
ters 3: Durch ungebuhrliches Füttern, oder ſchädliches Futter 
verderben. Das Pferd iſt ſchon verfüttert. Daher das verfüt— 
tern, und obgleich ſeltener, die Verfütterung. 

Dorgaffen, verb.reg.recipr. ſich an oder in etwas vergaffen, 
durch den bloßen äußern Schein deſſelben zur Begierde gereitzet 
werden. Sich in eine Perſon vergaffen, verlieben. Du haft dich 
in die Welt vergaffe, Eron. Zuweilen auch im Mittelworte und 
mit ſeyn in etwas vergafft ſeyn. Er iſt ſo vergafft in fir, 
Hafer ſte lieber heut als morgen nähme, Leſſ. 

Yergähren, eerbe irreg neutr, (9. Bähren,) welches das 
ülfswort haben erfordert. Nach Vollendung des Gährens auf⸗ 
ren zu-gäbren, im gemeinen Leben au ausgäbren. Der 

Moſt das Bier bat vergohren.· 2. Zu viel-gähren, ſich über⸗ 
gähren. 

Vergallen und Vorgällen, —— reg.act. i. —— ver⸗ 
gällen, in den Küchen, die Galle im Ansnebmen zerreißen, und 
dadurch dem giſche einen bitteru&eihinad beybringen, wo es auch 


wohl 


\ 


1099 .: Ber je ; 


x 
wohl vergallen Tantet. 2. Figüelich vergätle man jemanden er- 
was, wenn man ihn den Genuß einer angkaebmen Sache im bos 
hen Grade unangenehin. macht, im hoben 


nergälle mir dag Leben. lei 
Ih wünſche mir auf diefer welt Bun Mar 
Mur den Genuß der Zärtliehkeiten; 
Die Heid und Argwobn nicht vergälle, Hase, - 
3. Nach einer andern Figur ift ein vergalltes Gemürb, ein mit 
bitterm Haffe und Grolle augefülltes Gemüch, in welchem * 
ſtande vergaßt nicht gewöhnlich iſt. 


vergang licherte adj. er adv. fahig und geneigt zu ver⸗ 


gehen. Alles iſt in der Welt vergänglich· In engerer Beden ⸗ 
tung, was leicht, was bald vergebet; beydes im Gegenſatze des 
unverganglich· Vergängliche Sarben, welche leicht und bald 
verfchiefen. Die vergangliche Freude. Wie verganglichift al 
les unser dem Monde! Im Riederfächfifchen bat man noch das 
Düauptwort der Dergang, welches daſelbſt für das folgende ver— 
gänglich?eie gebraucht wird ; in dem Zeuge iſt Bein vergang, 
er ift unvergänglich, nicht zu verwsüflen, 


. Die Dergänglichkeit, plur.inuf. die Eigenfchafe eines Dinges, 


da es vergängtich ſt. Sumweilen auch der Zuſauimenhang aller 
vergängkichen Dinge auf Erden. 

Verganten, verb. reg. act, ein nur in einigen Oberdeutſcheu 
Gegenden übliches Wort, an den Meiſtbiethenden verkaufen, wo⸗ 
fürtm Hochdeutſchen verauetioniren gebraucht wird. So auch 
die vergantung. ©. Gant. 

Vergatten, verb.reg. act. x. * Berbinden, ein jetz veralte⸗ 
tes ort. Es ſcheint, daß das jetzige verkröpfen der Tiſchler ehe⸗ 
dem vergatten genannt worden, wenigſtens wird bey ihnen noch 


derjenigg Heine, gemeiniglich eiserne Hobel, womit die Göh- 


sung, d. ie die biagonale Fläche an denjenigen Dingen, welche vers 
kröpfet werden folfen, beftoßen wird, der vergatthobel genannt. 
Es ſtammt in diefer Bedeutung unſtreitig von gatten, zuſammen 
fügen, her. 2. In einem andern Verſtande wird es in der Land» 
wirthſchaft einiger Gegenden, 3. B. Dberfachfens, gebraucht. 
Die Selder mit feinen eigenen Pferden plügen und vergatten; 
wo es fo viel als beſtellen zu — ſcheinet. So auch die ver⸗ 
ttung. 

2. —R— verb.reg. act. mit eine 9 Batter oder Gitter 
verſchließen, verwahren, befonders im Riederſãch ſiſchen, wo es 
vergadern lautet. Daher die vergatterung. 

2. vergattern, xerb. reg. act, welches nur bey den Soldaten 
Abi iſt, wo man die Soldaten vergattert, wenn man fie durch 
den Erommelfchlag zufammen beruft, wofür man doch häufiger 
vergatterung ſchlagen fagt. Vergattern iſt das Iterativum von 
dem vorigen vergatten,und bedeutet eigentlich verfammeln,Rir- 
dorf. gadern, vergadeen, Engl. gather. Wenn der Tcommels 
ſchlag Abends bey Ver ſchließ ung der®atter oderThore der Zapfen⸗ 
ſteich, die Vergatterung bleße, alsdanu würde es das vorige 
Zeuwort frpa. ©. Gattern. 

Der Vergatthobel, des —s plur. ut nom.fing. S. ver⸗ 

atten. 

— irreg.act, (S. Geben,) welches in ver ſchiedrnen 
Bedentunges vorkonnit. 

Falſch geben, von Ver a (2) (9). Sich vergeben, ſich im 
Beben oder Ansgeben irsen. Die Barten vergeben, fie falſch ge⸗ 
ben... Die Barten find vergeben, 
Sie Ver gebung in diefer Brdertung nicht üblich if. 

2 ,Die befimmten Abaaben von etwas geben, mit dem Accuſa⸗ 
tiv Diefed etwas. Mine Waarevergeben, die Aceife, den Zoll 
dabon geben. ‚Dee Wein if noch nicht vergebn. Sein Ver⸗ 
wögen vergeben, dis Vrrmögendeusr davon entrichten; &s iſt 


* J 


u. Ber 
bier ein allgemeiner Ausdeue, welcher das verfeueen, — 
verbittern. Das | 


vergebene Simmelbror, Seh, Feanf, das umnfonft gegebene. _ 


Daher das Vergeben, indem 


ſiren, verzoflen u. ff. unter ſich begreift, 
3. Gift beybringen, und. dadurch tödten, durch Gift — 


Man gebrauchte es ehedem mit der dritten Endung der —— 


Einem im Eſſen vergeben, Theuerd. Es iſt ihm vergeben wor: 
den. Leider, ihm ward vergeben, Hornegl. Im Ober deut⸗ 
ſchen ſagt man noch jetzt einem mit Gift vergeben. Im Hodhr 


deutſchen gebraucht man es nie anderez, als mir der vierten Endung 


der Perfon. Jemand vergeben, oder ihn mit Gift vergeben, 
Er ifivergeben worden. Ragen und Mäufevergeben. ich 
felbit vergeben. Die Borfpide ſcheint bier eine Deſtruetion zu 


bezeichnen/S. der ı (2) G). Daher das vergeben/ und, odgleich 


ſeltener, die Vergebung, 


4.” Ohne Wirkung, ohne gehofften Malen fo daß die. 
Partikel die Bedeutung des Verluftes hat, S 


iſt in diefer Bedeutung veraltet, von welcher indeſſen doch verge⸗ 


a (2) (). Es 
bens und vergeblich noch üblich find. In einigen Gegenden, 


5 2: in Oberfach — auch noch das Mirtelwort vergeben 
vevergeblich gebraucht Sinem vergebene 


für das ſonſt 


Mühe machen, Leſſ. Kine vergebene Bein Gef, — 
Eide fi hwören, Raben, 


E 5. Umſonft, ohne Lohn geben, eine mit der vorigen ehr nabe 


ER zu 
Rn A bj v 
. « ne 
—* rn # 
EM: 7 


verwandte Bedeutung, welche aber gleichfalls veraltet iſt. Das 


6. Weggeben, an einem andern geben, wo ver die erfte eigente 






a 





J 


liche Bedeutung der Entfernung hat. (2) Eigentlich, wo es doch | 


nur in einigen Fällen üblich ift. Weine Hand iſt ſchon vergeben, 

Seine Tochter vergeben, fie jemanden zur Ehe verfpreshen, ir 
einigen Gegenden auch, fie ausflasten. Den ausgefegten Preis 
vergeben. Ein Stipendium, ein Amt, sine Bedienung vergt- 
ben. Die Stelle iſt noch nicht vergeben. Wenn die Per ſon aus⸗ 
gedruckt werden ſoll, fo befomamı fie dhs Vorwort an. Ein Amt 
an jemanden vergeben. So auch die Vergebung. (2) Figür⸗ 


lich, mit der dritten Endung der Perfon, Ach od:zeinem andern 


etwas vergeben, elwas von feinen oder desandern Befugaiffen 
zu feinem oder deffer Nachtheile fahren Laffen, 


rechtfamen zu meinem Nachtbeite fahren laffen. „Seinem race 
folger etwas vergeben. - Seiner Würde etwas vergeben, ef» 
twas hun oder dulden, was feiner Würde nicht angemeffen iſt. 
Er vergibt ſich nichts, thut oder leidet uichts, was ihm nachthei⸗ 
ligwäre, 

7. Die Schuld und Strafe einer zugefügsen Beleidigung erfaß 


fer, und zugleich den durch die Beleidigung verurfachten Unwillen 


fahren laffen, immittlern Lat, condonare, perdonare, im 
Franz. pardonner. Es ſcheinet in die ſer Bedeutung eine Fort, 
fegung der vorigen zu ſeyn. Es lautet in der ſelben ſchon bey dem 


Dtifrieb irgeban, im Angelf. forgifan, En forgive. Fer 
manden ein Verbrechen, eine Beleidigung vergeben. Berges 
bet, jo wird such vergeben, Luc.6, 37. Gott vergibt die Sun: 


de. Das kann ich dienicht vergeben. Ir weiterm Berflande 
bedeutetes oft den Unwillen wegen einer Handlung fahren laſſen. 
Ich wurde es mir hiemabls vergeben, wenn ih ihn unglüd’= 
li gemacht hätte. vergeben wird im diefer Bedeutung am 


bäufigften, theils im theofogifchen Berftaudevon Gott, theils I 
‚ um gemeinen Leben and dev verfrarrlichen Spredjart gebraucht z 
in der edlern, befowbers von hoben Perfonen, iſt verzeihen, und 


won der gerichtlichen Erlaffung der Schuld und Strafe, besnadi⸗ 
gen üblicher. 

Daher die Vergebung. Die vergebung * Sünden, einer 
Beleidigung u. f fü 


Anm 


Ich kann mir, 
meinem Rechte nichtsnergeben, ich kann nichts: von meinen Ge⸗ } 


ee ee a ne di ln 


er 


Di Tan ui 1 


re Dan A Ein er — Sc) a 
——— —— — BE ES ; 


A ae 
F 5 J 8 F J 
Anm. Kero zebraucht fark eban fil: das einfache geben, der 
alte Überfeger Iſidors aber firghe ban füe copliitutum. 

Dergebens, adv. ı.*Umfonft,-obne Vergeltung, eine im 
Hochdeurfchen veraltete Bedeutung, welche indefjen noch in einis 
> gen Dberdenefchen Gegenden gangbar iſt. Sie ſtammet von verge⸗ 
ben her, fo fern esehedem auch ohne Vergeltung geben, bedeutere. 
9, Ohne Erreichung der vor Augen gehabten Abficht, wortr auch 
dag folgende vergeblich aebraucht wird. Jemanden vergebens 
= anfleben, ohne von ihm gehöret oder erhörer zu werden. Du bes 
 mübert dich vergebens, ohne die Abſicht zu erreichen. Alle Ar⸗ 
beit iff vergebens. Soll ich ibn vergebens suf einen Brief 
= Hoffen Taffen ? Dergebens bemübere ich mich, den Streit bey: 

zulegen. Ich fuchte ihn vergebens, ohne ihn zu finden, 

AR Du fivebeit glücklicher su werden, 

Uns ſtehſt, daß du vergebens firebft, Bell. 
vergebens lachelt ihr im angenehmen Garten 
Die blubende Natur Zufriedenheit und Ruh, Zach. 

Anm. In einigen Niederdeuiſchen Gegenden vergywiek, Das 


* 


vermitielſt des adverbiſchen s ans dem ſchon oben gedachten Mit 
elworte vergeben gebildet, welcheg in eben demſelben Verſtande, 
als ein Bey: und Rebenwort gebraucht wird, aber im Hochdeut⸗ 
 fehen doch feltener vorkommt. Schon bey dem Notker iſt ferge- 
=  bono fowohlumfonft, gratis, als aud) vergebens, fruftra, 
vVergeblich — er, — fie, adj.etadv. gleichfalls von dem Zeit⸗ 
worte vergeben. ı. Was vergeben werden kann, in der legten 
Bedeutung des Zeitwortes und im Gegenfage des unvergeblich. 
Eine vergeblihe Sünde, eine erlaßliche. Indeffen wird es in 
bieſer Bedeutung nur felten gebraucht. ©. Bon vergeben, ohne 
Erreichung feiner Abficht geben, ift vergeblich, was ohne Erreis 
ung der daben gehabten Abſicht ift oder. gefchieber, für das min: 
‚ Der. übliche vergeben, und in der AdverbialsForm, wie vergebens. 
Vergebliche Worte, Epheſ. 5, 6, welche ihre Abficht nicht errei⸗ 
cchhen, und alfo- von den unnützen noch verſchieden find. Sich 
iele vergebliche Mühe machen. Alle deine Arbeit iſt vergebs 
Lch. Seine Gnade iſt nicht am mir vergeblich geweien, 
“ı@or. 15,10, So durch das Grfeg die Gerechtigkeit Fommt, 
fo iſt Chriſtus vergeblich gehorben, Gal. 2, 21, : 
vergeblich böthe fiemir heut 7 
mit ihrer Sand Unſterblichkeit, Naml, 
Jemanden eine vergebliche Hoffnung machen. 


worte verneben gebildet, und follte eigentlich auf eine vergebene 
Art bedeuten, wird aber doch für das Beywort vergeben ſelbſt ars 


bar, indeffen wird doch vergebens bey nahe häufiger gebraucht, 
befonders in dem gefelfchaftlichen Umgange.“ 
Die VergeblichEeit, plur. inuf. die Eigenfchaft einer Sache, bes 
ſonders einer Handlung, da fie vergeblich ift, am häufigften in der 
zweyten Bedeutung-des vorigen Wortes, Die vergeblichkeit 
einer Bemühung. Vergeblichfeit macht, daß der Sleiß ev: 
müdet. * 
Die Vergebung, plur. inufit. ©. in vergeben. 
> Die Dergehe, plur. dien, einnurim gemeinen Leben üblis 
he Wort, gewiffe Arten von Ausfchlägen auf der Haut zu bezeich« 


Orte wieder zum Borfcheinefommen, ©. $lechte. — 
Vergehen, verb. irreg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt. 


2, *Eigentlich, im welcher Bedeutung es im Hochdeutſchen 
—— iſt. Das manch Menſch ſich darin verging, Hans 
Hi a 3, * da 4 s 
Adei. W.8,4.T5. 2. Auf. 


% 








Schwed. förgäfves hat beyde Bedeutungen. Hafer vergebens iſt 


- Anm, Es if vermittelft der Ableitungsſylbe lich von dem Seite 


braucht. Das Nebenwort vergeblich ifl zwar volfommen gang⸗ 


gangen, als ich ihn fpra 


nen, welche bald wieder vergeben, aber dafüs an einem andern _ 


1. Als ein Reciproenn, fich vergeben, fehl gehen, irre geben. - 


Ver 


Ich habe dieſes neue Zahr 
Nicht, wie es billig angefangen, 
Und mit der Simder leichten Schar 
Don deinem: Wege mich vergangen, Gtyph. 


1042 


‚Bey den Schleſiſchen Dichtern Fommt es in diefer Bedeutung 


mebrmahls vor. =; Figüieli, einen firtlichen Fehler begeben, 
aus Übereilung'oder Unachtfamfeit wider ein fittliches Geſets 
bandeln, wodurch es ſich von verfeben unterſcheidet. Sich im 
Zorne vergeben. Sich im Trunke vergeben, zu viel feine 
Pen und aus Trunkenheit fündigen. * Sich wider jemanden 
vergehen, ihn aus Unachtfamkeit oder Übereilung befeidigen. . 


Sich mit Worten wider ihn, oder auch wohl an ibm vergehen. 


Sich thärlich wider jemanden vergehen, fich an ihm vergreie 
fen, Du baft dich gröblich wider das Gefeg vernangen. Dar 
ber das Vergeben und die Vergebung, nicht allein von diefee 
Handlung, fondern auch von folchen Fehlern und Übereiluns 


. gen felbft, da fie denn auch den Plural Leiden.  Femanden 


feine Dergebungen oder Vergeben verzeiben.. In weiterer Bes 
dentuitg wird auch wohl eine jede Übertretung eines Geſetzes, 
fo fern man fie ans Ölimpf aus einer Übereilung herleitet, mit 
dem Zeitworte vergeben und den davon abgeleiteten Haupt 
wörtern ansgedrudt. > 


IE. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte feyn, vorben ge⸗ 


> ben, in die Ferne geben, ı.* Eigentlich; eine jeßt veraltete Bes 


deutung, in welcher es ebedem auch active mit der vierten 
Endung der Perfon gebraucht wurde, In diefem Verſtaude hat 
ſchon Ditftied firgehan, und Notker irgehan, für praeterire, 
In weiterm Verftande heißt es bey den Shwäb. Dichten , diu 
Zit vergat mih, die Zeit vergehet mir, diu Wunne vergat 
mih, gehet bey mir vorbep. In diefer thätigen Form iſt es im 
Hochdeutfchen veraltet. 2, In weiterer und fiaürlicher Bedeu- 
tung. (1) Sich dein Öefichte, und in weiterm Verflande, der Ems 
pfindung nach und nach entziehen, und dadurch fein ſcheinbares 


- Dafepn verlieren ; wo verfchwinden eine größere Geſchwindig⸗ 


keit ausdruckt. Der Nebel, der Hauch vergebet. Die Wolfen 
find vergangen. Der Sleck auf der Kautvergehet, ik vergan: 
gen. Der Schmerz vergeben. Ale Kraft ifi mir vergangen. 
Das Geſicht vergeber mir, wenn die Kraft zu ſehen nach und nach . 
abnimmt, Hören und Sehen möchte einem darüber vergehen. 
Befonders von dee Zeit nad ihren Theilen. Die Zeit vergebet 
gefhwinde. Das Fahr if vergangen. Ehe ein Monath vers 
geben wird. Da dir fieben Tage vergangen waren, ı Mof. 7,1% 
Da der Sabbath vergangen war, Marc. 16, 1. Die Nacht 
ift vergangen, und der Tag iſt herbey Fommen, Röm. 13, 12. 
In einigen gemeinen Sprecharten wird daher dag Mittelwort, als 
ein Bey⸗ und Nebenwort, auch von einer jüngft vergangenen 
Zeit gebraucht. Vergangene Woche, oder in vergangener Woche, 
vorige Woche. Im vergangenen Fahre , im vorigen, Ver: 
EN neulich, vor furzen, "Ich hab’ 
ihn vergangen ‚gefprochen, neulich, Die Niederfachfen gebrau⸗ 


- hen dafür auch verleden, andere Hochdeutfche aberiverwichen. 


(2) Aufbören zu eriftieren, befonders nach nnd nach aufbören,. als 
ein fehr allgemeines und unbeſtimmtes Wort, daher man es nur 
noch ineinigen Fällen gebraucht, wo die nähere Art und Weiſe 
entweder nicht beſtimmt werden fol ‚oder nicht Fann. Sein 
Gedächtniß wird vergeben, Hiob 18, 17, Alles Lleiſch wiirde 
mit einander vergeben, Hiob 34,15, Himmel und Erde were 
den vergeben. Dieß Gefchlecht wird nicht vergeben (unters 
eben), Mattb. 24, 34. Er vergebet in feinem Elende. Man 
möchte vor Argerniß; vor Bram vergeben. Von einer Perfon, 
welche an Gefundbeit und Kräften merflih abnimmt, fagt man, 
fie vergebe, wie ein Schatten. 
Yun - Ham» 


= 


1043 Brr 
"Anm, Im Nicderfächfifchen bedeutetfich vergehen, fom wiedas 


Oberdeutſche fich ergeben, auch, fpazieren achen, ſich eine Ver⸗ 


ändirung durch Gehen machen, 


Sas Vergehen, des— 5, plur, ut nom. fing. 1, Die Händ: 


Luna des Vergehens, in den meiften Bedeutungen des vorigen 


Seitwortes undohne Plural. 


„eines Öefeßes, mit den Plural,_S. Vergeben 1.2. 
Die Vergebung, plur, die—en, welches nur allein in der letz⸗ 


ten Bedeutung. des vorigen Hauptwortes gebraucht wird, ©, Der- 


geben 1. 2. 


Dergeleiten, verb. reg. act. Reifende und Güter zur Sicherheit 


„begleiten, wofür auch geleiten üblich iſt. (S. daffelbe,) Güter, 


Perſonen vergeleiten, Sp. auh dir Vergeleitung. 


Vergelten, verb, irreg. act. (9. Gelten.) 1.*Wieder erftatten, 


im eigentlichen Berftande, eine febr.alte, aber auch zugleich ver» 
altete Bedeutung. : 2. Das Schuldige' bezahlen, entrichten, 
(1) * Eigentlich, in welchem Verſtande man ſchon i im achten Jahr⸗ 
hunderte ſagte, den Zehenten vergelten, d. i. eutrichten. In 


engerer Bedeutung, für bezahlen, kommt es noch in weit ſpätern 


„. zen, nicht mit Gelde bezahlen, 


Seitenvor. Sie haben uns dag Susıvergolten,.dt. bezahlt, 
in Höns Coburg, Chron. 


noch in diefem Verſtande gebraucht, Man Fann es nicht'vergel: 


deutſchen veraltet. 
das Verhalten eines. andern durch ein veranftaltetes verhältniß⸗ 


- mäßiges Verhalten gleichfam wieder erſtatten oder zurück geben, 


> ‚wergelten, 


wo es, als einallgemeiner Ausdruck, die Erwiederung, fo wohl gu⸗ 
ter als böfer Handlungen in ſich ſchließt; wieder vergelten, wel⸗ 
che Verlängerung doch unnöthig iſt. Einem gleiches mit gleichem 
vergeltet nicht Boſes mit Böfem, Röm. 12, ı7. 


Gutes mit Boſem vergelten, ı Moſ. 44,4. Gott vergilt dem 


Menſchen darnach er verdienet hat, Hiob 34, 11 wo doch die 


Auslaſſung des Accuſatios der Sache im Hochdeurfehen felten iſt. 
Wie Fann ich dir alle deine Wohlthaten vergelten $ Gott ver: 
gelte.es ihnen! nähnlich die Wohlthat. Ich will es ihm ſchon 
vergelten ‚ nähmlich die-Beleidigung, Die vergeltende Gerech⸗ 
tigkeit Gottes, welche die belohneude und beftrafende in ſich be⸗ 
reift. 
So auch die Vergeltung ,. PR wohl von ————— 
Vergeltens, als auch von der veranſtalteten guten oder, böſen 
Handlung zur Erwiederung einer. vorher. gegangenen ähnlichen. 
Das vergeltungs— oder Wiedervergeltungsrecht, Lat. Jus 
talionis, Franz. Droit de: Reprefailles, 


nung, befonders diejenige fleine Belohnung; welde auch uns 
ter dem Rahmen des. Trinkgeldes befaunt iſt. Um eine Der: 
geltung bitten. - Jemanden eine Vergeltung geben. 

Anm. Schon bey dein Kero Arkeltany bey dem Ottfried fir- 


’ geltan, bey dem Ulpbilasusgeltan, im Ober deutſchen ehedem 


auch nur.gelten, S. Diefes Wort, 


Der Dergelter, des—s, plur.utnom.fing. Fänin, die Ders 


gelterinn, eine Perfon, welde etwas vergilt. Gott ſey dein 


Dergelter! Der oberſte Dergelter, Sir. 3, 34. 


Dergeringern, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen 


Sprecharten üblich iſt, geringer machen, ingleichen für vermin: 
dern ‚der Anzahl nad) geringer machen; verringern. So auch 
die Dergetingerung, * 


Vergeſellſchaften, verb.reg. act. Geſellſchaft mit etwas ma⸗ 


hen, in Geſellſchaft mit etwas ıveten, als ein Reciyrocum. Sich 
mit jemanden vergefelfcyafren, in Geſellſchaft, Verbindung mir 
ie treten. Noch mehr fſt zutlich. Tugend mit — 


2, Die unvorfeglichelidertretung 
nicht wieder vorfiellen, oder borſtellen fönnen, 


Im Niederfächftichen wird vergelden. 


Auch diefe Bedeutung ift imHoche 
(2) In weiterer und figielicher Bedeutung, » 


“ 


habe auf ihn vergeffen. 


An sengerer 
‚Bedeutung ift Vergeltung im gemeinen Leben oft eines Belob⸗ 





| Se 2044 
fchaftet, verbunden, * wo ſich Einf miemenfhenfund: 1 
licher Güte vergefelfcpafter. 


Deraiilen, verb. irreg. act, ich. vergeffe, du vergiſſeſt, zuſam⸗ 


men gezogen vergißt, er vergiße; Imperf. ic) vergaß; Eonj. 
vergäße; Mittelw, vergeffen; Imperat. vergiß; die Erinne- 
Fungeiner gewußten oder. gedachten Sache verlieren, ſich dielelbe = 


1, Eigentlich, wo die Sache im Hochdeutfihen gewöhnlich die 
vierte Endung befommt. Es ift vergeffen worden. Ich. babe © 
‚es längſt wieder vergeffen, Ein Wort, eine Sprache vergef: 
fen baden. Ich willes gewiß nicht vergeffen. Ich babe ver: 
geffen es zu thun, an dich zu ſchreiben, es dir zu fagen. 
Man vergiße eine Perſon wenn mar nicht an fie denkt, eutwe- 
der überhaupt, oder auch in befondern Fallen und Umftänden, 
über dem Spielen das Effen vergeffen. Es wird mir. ſehr leiche 


üben. ihrem Herzen das Gluck zu vergeffen, Ge. Bit vers! # 


gißt ſich leicht, wird leicht vergeſſen. * 

Im Oberdentſchen wird es ſehr häufig mit der — Endung 4 
derSace gebrauddt. Ich vergille meinesSchadens,Stryd. 
Welche Worrfügung nicht unrin der DeutfchenBibel häufig ange» 


. seoffen wird. «Hort bat mich laſſtn vergeffen alles meines Un⸗ 3 
glucks Moſß 4a, 51, 
Hiob 9,27; und ſo in hundeet Stellen mehr, dagegen .anch in. 2 


Id will meiner Klage vergeffen, 


einigen die vierte Endung gebraucht wird. Ich will deine Bw 
fehle nimmermebr. vergeffen, Pf. 119,93. Sonderu es wird 
ſelbige auch in der böbern, und dichteriſchen Schreibart ge⸗ 
braucht. 
"Das der Vernunft vergißt, wie alter Spradgehie, ii 
Der feiner Wechfel felbii vergaß, Hagd. . - 
vergaß mit Luf der Herden, Gel. Kara 
° Hingegen die Ausdrückung der Sache mit dem — auf, 
welche gleichfalls im Oberdeutſchen üblich iſt, ift im Hochdeutſchen 
völigungangbar. Sie vergaßen dabey auf das Seuer. Ih 
In einigen Öegenden gebraugpt mau. 
dafür das Vorwort an, an erwas vergeffen. 
‚Ungewöhnlid ift der Gebrauch des Mi ktefworses der — 


-genwärtigen Zeit in folgendem Salle: fie find allein im Stanz 


de, mir (mich) das Andenken diefes verlufes vergeſſend 


zu machen. Beſſer, mich ihn vergeſſen zu machen, im Ja⸗ 
finitiv, — 
Wohl aber wird dasMittelwort der vergangenengeit, nach dein 


Beyſpiele fo vieler anderer, thätig gebraucht, da es deun auch .al3 
ein eigenes Beywort üblich iſt, wo es denn ohne Ausnahme i die 
zweyre Endung der Sache erfordert. Seiner. Pflicht, feiner 
Schuldigkeit vergeffen feypn. Ein Pflicht vergefjener Mann. 
Gottes vergeſſen ſeyn. Wo es gemeiniglid den Nebeubegriff 
des vorfeglichen Mangels der Erinmerung bey fich führen. 
Wer will nun aller Scham dermaßen feyn vergeffen, Dpis. 3 
Sie (die Dichtkunſt) 
Lacht alte Thoren weife und Schamvergeßne — Ducch. 


Da es denn auch wohl mit dem Hauptworte in mandhen Fällen zu⸗ 


ſammen gezogen wird. Das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit, 
ein. pflichtvergeſſender, gottesvergeffender Mensch, if bier 


nicht ſo nachdrücklich, weil es nur auf die gegenwärtige Zeit, auf 


einen einzelnen Zal, gehet, vergeffen aber die ganze Fertigkrit —3 
ausdruckt. In noch weiterm Verſtaude nennet man jemanden, 
welcher leicht etwas vergißt, im gemrinen Leben einen vergeffenen 
Menschen, wofür doch vergeßlich übliber iſt. (S. auch Der» 
geſſenheit. )Dadb vergeſſen übrigens auch im paſſiven Verſtände 
wie eigentlich ale Mittelwörter der, vergangeuen Zeit, üblich iſt, 

verfteher fich von ſelbſt Mine vergeßne Sade, die man ver⸗ 


geſſen hat. * 
e * 








— 


* X 








VAR? 
ER, 
— 





en: wieser vergeifen. 

Weiße, Wer wollte fich fo vergeffen ! ; 
 Daber dag Dergeffeh, welches doch feltener vorkounnt. Noch 
ungewöhnlicher ift das Hauptwort die Dergeffung. 

Anm Bey dem Kero erkezzan, bey dem Ottfried iIrgezzan, 
bey dem Notker irgezen, ergezen, agezen, wo and) Ageze, 
das Vergeſſen ift, bey dem Willeram aber [hen vergezzen, im 
Niederf. vergeren, im Angelfächf. forgytan, int Engl. forget, 
im Schwid, förgäta. Das Stammiwort if das Schwed. gäta, 
Zslind. gata, Angelf.gytan, fi erinnern , ingleichen denken, 
eingedenf ſeyn, wodon noch die Niederfachfen ihr giffen, muth⸗ 
fnaßen, haben, und womit aud) unſer Geift verwandt ift, (©. 
daffelde in der Anmer?.) Im Angelf. iſt daher ondgytan, ver⸗ 
ſtehen, erfennen, ver bat alfo hier eine aufhebende oder defirni- 

"rende Bedeutung. Ehedem wurde es auch im factitiven Berfiande 
gebraucht, für vergeffen machen. Diu blindiirgezzet in Go- 
tes , die Blindheit macht, daß er Gottes vergißt. ©, au 
vergiß. 

Die Dergeffenheit, plur. jauf. von n Mittelworte vergeffen, 
daher diefes, fo wie jenes, fo wohl im paffiven als activen Ber- 
ande, gebvanche wird. ». Impaffiven, der Zuftand, da etwas 


* "werden. - Bin ich denn fo ſehr bey dir in vergeſſenheit gera— 


edlen Schreibart veraltet. =. Im activen Berftande, der Zuffand, 
da man etwas vergißt, in engeree Bedeutung, da man etwas leicht 
oder bald vergißt, das Ilnvermögen, fi an eine Sache wieder zu 
erinnern, in welcher engern Bederitung doch vergeßlichkeit übli⸗ 
cher iſt. Gottesvergefienheit , Pflichtvergeffenbeit , Ehrvergeſ⸗ 
fenbeit, die vorfeglicpe Unterlaffung der thärigen Erinnerung an 

4, Gott us f- f. y y er f KR 

Anm Ebedem in der erften Bedeutung nur der Dergep, bey 

» bem Nero Akezzalii, bey dem Rotker Ageze, von dem veralte- 

. ten Seitworte agezzen, vergeffen. 

Verzeplig, —er, — fie, adj. et adv. welches gleichfalls fo 
wohl im paffiven als activen Verftande gebraucht wird, fo wie das 
Miittelwort vergeffen, von welchem rs zunächft abftammer. 1. Im 
paffiven Verſtande, was vergeffen werden Faun, fich vergeſſen läſ⸗ 
fet, im Gegenſatze des unveggeßlich. : wo es doch nur zuweilen 

als ein Rebenwort gebraucht wird. Deine Wohirhaten follten 
mir vergeßlich feyn ? Noch hänfiger, 2. Im actıveu Verftande, 
der leicht etwas vergißt, im gemeinen Leben auch vergeflen. 

vergeßlicher Hörer des Wortes, Jac. ı, 25. Sehr vergeßlich 
ſeyn. Ein vergeßlichre Menſch. 

Anm. Im Riederſe vergeten. Friſch und andere Sprachlehrer 
tadeln dieſe zweyte Bedeutung, ſo wie den activ.n®ebrauh des Mit⸗ 


Mißb auch. Allein, fie haben nicht erwogen, daß es im Deut⸗ 
ſchen, o wie in andern Sprachen, eine große Menge ſo genannter 
pafiver Mittilwöärier gibt, welche im thätigen Verſtande ge⸗ 


wieglih, nad dr ucklich, und viele mis ner, verliebt, verdroſ⸗ 


J 


vergeſſen wird. In vergeſſenheit kommen, gerathen, vergeſſen, 


then? Etwas in vergeſſenheit ſtellen, es vergeſſen, iſt in der 


Ein 


telwortes vergeſſen, und erklären ihn obne Umſchweif für einen. 


blaucht werden, 3.8. bediene, ein Bedienter, beweglich, be: 


Y 


Ber 20.6 


legten, 


* Dergeuden, verb.reg.act. weldesim Dberdenifchen gangbar, 


anthun. 


im Hochdeutſchen aber veraltet iſt, ver ſchwenden, verthun. Reich⸗ 
thum wird wenig, wo. mans vergeudet, Sprigiw, 13, 11, So 
auch die Dergeudung, die Verſchwendung, der Dergeuder, der 
V eſchwender, Sie Vergeuderinn, die Verſchwender un. Es iſt 
von deumeinfachen, auch noch im Oberdeutſchen gangbaren geuden, 
reichlich ausgeben, ingleichen luftig leben, praffen, durch welche 
letztere Bedentung Friſch bewogen worden, es vou gaudeie ab: 
zuleiten, Allein, es kaun auch mis, gießen, Nieder. geten, per⸗ 
wandt ſeyn, ſo daß der Begriff der Verſchwendung, und nicht der 
Luſtigkeit, der Stammbegriff iſt, wenn es nicht vielmehr dag 
Stammwort von dem intenfiven getzen, in ergetzen iſt, (S. daſſel⸗ 
be.) Von dem Worte geuden uud deſſen Ableitungen it Friſch in 
dem Wörterbuche nachzuſehen. 


Dergewaltigen, verb.reg. act. welches nur im Oberdeutſchen, 


und allenfals in den Kanzelleyen der Hochdentfchen, gebraucht 
wird, Gewalt antdun, Jemanden vergewaltigen, ibm Gewalt 
> Daher ‚die Vergewaltigung , beffer die Gewaltthä: 
tigkeit. ; | 


DVergewerfen, verb. reg. act. welches nur im Bergbaue übrich 


ift, Ein Berggebäude vergewerfen, es an Gewerfen bringen, 
vertheilen, welches aud) vergewerffipaften genannt wird., 


Vergewiſſern, verb.reg. act. gewiß machen, welches gleidh- 


fals nur im Oberdeutſchen und in den Hochdeutichen Kanzel 
lepen üblich ifl, in dee edlern Schreibart aber nicht vorfommit, 
1, Zeit, gewiß machen, beſtärigen. Einen Conwact vorge: 
wiffern. Zu mebrerer deffen Vergewifferung in gegenwärs 
tiges — unterzeichnet und umterfiegelt worden, für Gewiß- 
beit. 2. Gewiſſe Nachricht, gewiffe Überzeugung gewähs 
ven, Jemanden vergewiffern, \ ihn von etwas verge wiſ⸗ 
fern. Sich vergewiffern, fich überzeugen. So anch die 
vergewiſſerung. 


Vergießen, verb. irreg. äct..(©. Gießen.) 1. Zehlgießen; im 


Gießen irren, als ein Reciprocum; fi) vergießen.. 2, Durch zu 
vieles Gießen verderben, im gemeinen Leben. Pflanzen, Be: 
wachſe vergießen, fie zu ſehr begießen , daß fiedavon erfranfen 
und eingeben, fie übergiegen. 3. Durch Gießen befeftigen, ver⸗ 
binden. Die Blammern in einer Mauer mit Bley zergießen. 
4. Durch Gießen ale machen, ver Auansität nach erfehöpfen. Al⸗ 
les Waller vergießen, durch Begießen u. ſaf. 5. In weiterer Be⸗ 
deutung vergießt man einen flüffigen Körper , wenn. man ihn ganz, 
oder zum Theil ausfliegen läffer. ‚Den Wein, das Bier ver- 
gießen, aus Verſehen ausfließen laffen, wofür duch Berfiputren 
übticher iſt. Am häufigsten gebraucht man es, fo wohl vom den 
Thranen, als audy vun dem Blute, Thränen vergießen, mis 
nen. O wüptet du, wie viele Thränen ich um dich vergof: 
fen habe. Jede vergoßne Zähre fchreye um Kae, Sein 
Blur fir jemanden vergießen, fo wohl Wunden, als auch einen 
gewaltfomen Fvdfüribn leiden. Der Geld, der fin Biur fi 
das vater land vergießt. In mohr shätigem Berfande und nach 


“einer noch weisern Figur ift Blut vergießen, andere, gewaltfamer 


Weiſe um das Leben bringen Wer Blur vergußt (vergiaßt,) 
deß Blus fol wieder vergoffen. werden, ı Myf. 9, 6. viel 
unfhuldiges Blut vergießen, zHön. 21, 16. S. Blutver— 
gießen. ’ Yii 
Daher das Bergießen in. allen Bedeutungen, md. die Dergies 
fung in der legten, Unter Vergießung vieler Chyinen.. 
Kun a 


Anm 


1047 Be). 
Anm. Im Nicderf. vergeten. Im Oberdeutſchon wurde in der 
legten Bedeutung dafür auch das einfache gießen gebraucht, Er 
goz fin bluot, Dttfr. Zu gießen Menſchenblut, Opitz. J 
Veruiften, verb. reg. act, vondem Hauptworte Gifte. 1. Gif⸗ 
iig machen, mit Gift vermiſchen er n.f.f. Vergiftete 
Pfeile. Die Speifen , das Getrank vergiften. Die Brunnen 
vergiftem Faule Dunfte vergiften die Luft. Figürlich ver- 
ziftet man etwas, wenn man den Genuß einer angenehmen oder 
unfchädlic;en Sache im höchſten Grade traurig oder ſchädlich 
macht, im hohen Grade verbittern. Die Rache vergifter unfere 
Vergnügungen. Ich wi dir deine reude nicht vergiften. Ice 
manden feine Tage durch verurfachten Gram vergiften. 
2. Durch beygebrachtes Gift hinrichten, wie vergeben. Je— 
manden vergiften. "Sich ſelbſt vergiften. 
So auch die Vergiftung. 
Anm, Im ı2ten und dem folgenden Jahrhunderte war auch 


das Wort Vergift üblich, welches nicht allein Vergiftung, fone 


> Bert auch Gift bedeutete. “N 
Der Dergiftet, des — 8, plur. ut nom. fing, Fämin. die ver: 
gifterinn, eine Perſon, welche Perfonen, befonders Sachen, ver⸗ 
gifiet, oder vergiftet hat. 

Vergiß, dev Imperativ des Zeitwortes vergeffen, (S. daſſelbe.) 
vergiß mein nicht, iſt der Rahme einer Meinen Pflauze, welche 
eine Art Mauſe ohrchen iſt, in wäfjerigen und feuchten Örgenden 
wäüchfet , und ihre kleinen blauen Blumenden ganzen Sommer 
hindurch bringt, Myaligtis paluftris Linn. blauer Yugens 


rofl. 

Wie feifche Milch iſt fein Geſicht, 

Sein Yuge, wie Dergiß mim nicht, 

Das an dem Bache blüht, Weife, 
Es heißt im Engl. gleichfalls lorget manot, und ſcheint dies 
fen Nahmen entweder wegen feiner vorzüglichen Heilkräfte bes 
kommen zu haben, oder nach Friſchens Meinung, weil die den gan⸗ 
zenSommer durch auf einander folgenden Blumen, alsein Sin’ « 
bild der Beftändigfeit in der Liebe und Freundfehaft angefehen 
worden, Ja einigen Gegenden wird indeffen auch der-Gamander, 
Veronica Chamaedris Linn, vergiß mein nicht genannt, 


wo denn der Nahme wohl unflceitig von deffen medicinifchen 


Kräften derrühert. Übrigens wird vergeffen in diefem Nahmen 
nach alter Dberdeutfcher Art mit der zweyten Endung verbinden; 
meinfür meiner, 

Vergittern, verb. reg, act .mit einem Gitterwerke verſchließen, 
verſehen. Die Fenſter mir eifernen Stangen vergicꝛern So 
auch die Vergitterung. 

Derulafen, verb. reg. act. 1. In Glas veriwandeln, Sand 
sınd Riefel’verglafen fich, vermitselft eines alkaliſchen Zufats 
zes, fehr leicht, Die Dererdung eines metallifchen Körpers ift 


der Weh zu feiner Derglafung, Henf. 2. Mit Glas überziehen, ” 


Geſchirre verglaien, wofür doch glafuren üblicher ift, im Oberd. 


vergleften. Auf der Oberfläche verglafer werden. . 3, Mit 


Glas verfeben, in einigen Fällen. So auch die Derglafıng. 
Verglaſteren oder Verglafuren, verb.reg. act. mit Ölafur 
-übergieben, im gemeinen Leben, wofür doch glafteren und gla⸗ 
furen üblicher find. 
"er Bergläc, des — es / plur. die—e, von dem folgenden Zeits 
worte, 1. Die Handlung des Bersleichens, die Dergleichung, 
An der giwenien Hauptbedeutung, oder vielmehr die Ähnlichkeit zwis 
fchen zwen Dingen, welche eine Beraleihung möglich macht ;eine 
nur im grneinen Leben übliche Bedentung, in welcher der Plural 


nicht Stasıfindet, Und doch iſt zwifchen ibm und Damon Fein ' 


vergleich e⸗ finder feine Vergleichung zwiſchen ihnen Statt, fie 
find nicht nit einander zu vergleichen. Opitz gebraucht dieſes 
/ 1 


Sauptwert meßeinohlsfüe Verleihne— 


buug einer bereits entffandenen oder bevorfichenden $ 


‚woraus zugleich erhellet, daß vergleich eine Unterart des vertra⸗ 


ges, folglich von engerm Umfange der Bedeutung iſt. Einen Ders 


gleich mit jemanden treffen. Einen vergleich machen. Es 
kommt zu einem Dergleiche, zu einem gütlichen Vergleiche, Die 


Sache ʒu einem Vergleiche bringen, einleiten. Sihineinen | 


\ Vergleich eintaffen, einen Vergleich eingehen. Femanden 


zum Vergleiche bewegen. ‚Den Dergieich halten, brechen. 


Dergleicyen, verb, irreg. act, (©. Sam meine im einer 


doppelten Haupıbedeutung gebraucht wird. 


1, Gleich, di. eben machen, ingleichen einem — Dinge 


gleich machen; mit der vietten Endung der Sache. 

(1) Eigentlid, i in welchem Berftande es bey den Handwer⸗ 
fern und im gemeinen Leben noch. in manchen Fällen üblich if. 
Auf den Eiſenhämmern werden die geſchmiedeten Eifenftangen 
verglichen, went fie gerade gerichtet werden, wofür auch ausgleis 


chen üblich iſt. Bey ſteinernen Treppen werden die Staffelnges 


rundet und verglichen. Wenn der Goldichläger die Goldbläster 
in der zweyten Quetſche gefchlagen bat, fo vergleichet er fie, d. i. 


er fortivet fie nach der Schwere vermittelſt der Form, damit zu 


einer Zorin nur lauter Blätter fonmen, welche einerley Scivere 
baden, wo das Zeitwort aber auch zu der folgenden Hauptbedeu⸗ 


» ung gebören fann. 


(2) Figürlih, (a) Dem Werthe nach gleich machen, im 


gemeinen Leben. Wenn nian eine Öefäligfeisvon einem andern 


genoffen bat, fo Höre ntan zuweilen fagen, ich will e8 ſchon wie⸗ 


der zu vergleichen ſugen, beſſer, gleich zu madean. Soaud - { 
* beſſer, erſetzen. (b) Streitige Mir 
nungen und Anſprüche gleich machen, d.i. auf einerley Ziel leıfen. 


einen Deriui verglei 


Man vergleicht zwey ſtreitige Perfonen, wenn man fie beivegf, 
einerley zu wollen. So auch das Reciprocum fi vergleichen. 


Beyde fireitende Parteyen hätten fi fchon verglichen, Sie_ 


Fonnten ſich wegen des Preifes nicht vergleichen. Die Gläur 
biger haben ſich mit dem Schuldner verglichen. Br will ſich 
ſchlechterdings niche vergleichen, Streitigkeiten vergleichen, 
beylegen, vb es gleich häufiger von Perfonen, als von Sachen, ges 


braucht wird. Im Niederf, verlikenen, Schwed, förlika. Das - 


Hauptwort die vergleichung kommt in diefer Bedeurung wohl 
sicht leicht vor, indem der Vergleich dafür üblicher ifl. 

2. Von glei , abnlip, iſt vergleichen, () Die Bleichheit 
oder Ungleihkeit, Ahnlichkeit oder Unähniichfeit zwiſchen zwey 
oder mehrern Dingen zu entdecken ſuchen, fo wohl überhaupt, als 


in einigen beſondern Umftänden. Eine Sandfprift vergleichen, \ 


mit dem Gedrudten. Die Perfon und Sade, mit welcher eine 
“andere verglithen wird, wird im Oberdeutſchen Häufig in der drit⸗ 


ten Verfon ausgedruckt. Ruer Gedachtniß wird vergleiche 
(verglichen) werden der Aſche, Hiob 13, ı2. Wem vergleiche _ 
ihr michdenn? Ef.46, 5. We wolkicy dich vergieichen? Klagel. 


2,23. Wem wollen wir das Keich Gottes vergleichen, Marc, 
4, 30. Im Hoch eutfchen Fomwt diefe Worsfügung nur noch 
zuweilen in der dahern Schreibart vor, indem dafür das Vor⸗ 
wort mit üblicher, iſt. Alexandern mit Cãſarn vergleichen. 
Zwey Dinge miteinander vergleichen. Bleine Dinge mit gros 
fen vergleichen. Wie foll ich deine Labensart mit deiner 
Srundfägen vergleichen? eine Übereinfiimmung zwifchen ihnen 
zu entderfen, So auch die Vergleichung. Kine Vregie ung 
anftellen. Die vergleichung taugt nichts. 

(2) Sich vergleichen, gleich, ähnlich fepn, eine nur noch in 

den niedrigen Sprecharten übliche Bedeutung. 
Anm. Der Kegel nad) folfte diefes Zeitwort freylich regulär abs 
gewandelt werden, um es als ein Activum von dem Neutro —* 
en 








ü———— 





4 





"Abe zu une 


RN 
ee . 
1. Luther gebraucht das sufammen geſetzte 


chen auch wirklich regulät, und das einfache Activuim gleis 
en wird in manden Gegenden und Fällen gleichfalls fo ge- 







> Sraueht, Iudefien if die irceguläre Conjugation im Hocdeuts 


ſchen einmahl völlig algentein. (S. Gleichen.) In der zweyten 
Sauptbedrutung lautet dieſes Wort bey dem Aetro kelihhiten, 
und im Dberdeurfchen noch bis iu die ſpãteſten Zeiten nur gleichen. 
Allein Keros Nachfolgern mug diefes Zeitwort unbekannt gewe⸗ 
‚fen feyn, indem fie comparare, theils duch ebeuen, wie Notz 
"fer, tbeils duch ebenmazaen , wie Willeram, theils aber 
auch durd uuidarınezan, uuidermezzen, ausdruden, wie 
Willeram und der alte Üderfeger Tatiaus. Auch bey dem Ruot⸗ 
pert aus dem oten Fabebunderte in dem Goldaft heiße die Ver⸗ 


Mr gleihung Widermezunga. 


Vergleichlich, adjeetadv. was ſich vergleichen läßt,in der zwey⸗ 
ten Hauptbedeutung des Zeitwortes, welches doch nur indem Ge⸗ 
genſatze unpergleichlich üblich ift, S. daſſelbe. 


Die Vergleicyung, plur. die —en, don dem vorigen Zeitworte, 


(S. dafjelbe,) defonders in der zweyten Hauptbedeutung. Dabrr 
die Dergleichungsfiaffeln, inder Sprachkunſt, Gradus. Coin- 
parationis; vergleihungsweife, in Geſtalt einer Vergleis 
Bud. — 

Verglimmen verb.irreg. neutr. (S. Glimmen,) welches das 
Hülfswort feyn erfordert, aus Mangel der Nahrung aufhören zu 
glimmen. Das Seuer, das Licht iſt verglommen, Beſonders 
in der höhern Schreibart, und in figürlichem Verſtande. P 

Des Lebens Tocht iſt ganz verglommen, Örnpd. 
- . Baum war der erite Zorn der Raiferinn verglommen, 
! — Weir, 
So aud) das Verglimmen. 

Derglüben, verb. reg.neutr. welches aleichfalls das Hülfswort 
feyn erfordert, nad) und nach aufhören zu geüben. Das Lifen 
verglüber. Ingleichen im figürlichen Verſtande und in der hö— 
bern Schreibart, s | 

Glaubſt du, die Kaferey wird je in ihr verglühn ? Brake: 

Vergnügen, verb. reg.act. weiches von genug abftammet, 1. J 
eigentlipften Berftande, genug geben oder mädchen, d.i. das feh⸗ 
Iende, den Abgang an etwas erfeßen ; eine noch bin und wırder im 
gefell ihafılichen Leben gangbare Bedeutung. David bruchte ihre 
Dorbäure, und vergnügte dem Bönige die Zahl,ı Saaı.ı 8,26. 

Du muße mir den Werrh vergnügen, erfegen. 2. Jemandes 
Berlaugeh oder Forderung beftiedigen, ihm genug hun, ihn bes 
friedigen, wo es imgemeinen Leben noch Häufig gebraucht wird, 
Femanden vergnügen, feiner Anforderung, feinen Anfprüchen 


 Genügerbun. Beſonders für bezahlen, Seine Gläubiger ver: 


gnügen, bezadlen. Ich bin vollig vergnügt, befriedigt, bezah⸗ 
let, Im Riederjächfif. werden vernsgen und nögeln in eben der= 
feloen Bedeutung gebraucht, welche von nog, genug abſtammen. 
Das Mitelwort vergnuge vird noch in weiterm Verftande häufig 

für defriedige, zufrieden, gebraucht. Mit feinem Stande vor- 
gnügt ſeyn Die Natur iſt mie wenigem vergnügt; woes den 
Hedenbegriff der Iebhafıen Empfindung, der in der folgenden Bes 

. deutung herrſcht, nicht hat, fondern die bloße Abweſenheit einer 
ferneen Bigierde ausdruckt. 3. In theils engerer, thrilg weiterer 
Bedeutung vergnigtman jemanden, wenn man ihm angenehme 
Empftudun sen erweckt, zunächft durch Befriedigung feines Vers 
lange is, bernach aber auch auf jede andere Art, wo doch dag Ziit⸗ 
wort in dieſer thärigen Öeltalt von nicht fo allaemeinem &, brauche 
ift, als das folgende Reciprocum und das Hauptwort, dag Der- 
gnügen. Das vergnügt mich ſehr, erweckt mir viele angenehme 

— ———— Das vergsuge mich von Herzen Gell. Ins 
legen als in Reciprocum, ſich vergnugen, angenehme Empfin» 


Ber 


dungen baben, und ſich ſelbige verf&affer. Sich an der Muſit, 
an der Zagd, am Spiele, mir der Mufif, mir der Jagd 
vergnügen. Ih mache mir eine Ehre daraus, mich an dem 
günftigen Schick ſale meiner Schwerer aufrichtig zu vers 
gnügen, Gell. 

Daher die Vergnügung, S, foldes an feinem Orte, S. Ge 

nug und Genügen. — 

Das Vergnügen, des — s, plur. doch nur ſelten, von mehrern 
Arten, ut nom, ing. von der legten Bedrutung des vorigen Zeit ⸗ 
wortes und nur allein indersriben, die Empfindung des Angeneh⸗ 
men, zunãchſt fo fern fie aus einem befriedigsen Verlangen entz 
ſtebet, in weiterer Bedeutung aber auch jede angenehme Empfin- 
dung, fo lange fie noch nicht fo Iubbaft iſt, daß fie die Rahmen 
der Luft, Wolluſt Freude, Ergegung u. |. f. verdiener; im 
Grgeufage des MWißvergnügens. Ein Vergnügen an etwag 
empfinden. Das macht, verurfacht mir ein ungenteines Dez 
gnügen, Jemanden ein Vergnügen machen, fiy ein Ders 
gnugen magen. Ein Dergnügen aus etwas fihöpfen, darau 
empfinden, eine X. A. welche wenig mehr ganavar iſt. Daserz 
wedt, gewähret mir viel Vergnügen. Das gibt mir Ders 
gnügen, eine veraltete R. A. Die Wiffenichaften find das 
größte Vergnügen eines lehrbegierigen Geiftes, ‘Sein ver⸗Ê _ 
gnügen.amerwas hahen, finden. Sein Vergnügen in etwas 
fuchen. Seinem vergnügen nachhängen. Machen fie mie 
das Vergnügen, und gewähren fie mir meine Bitte. 

Der Plaraldie Dergnugen kommt felten vor, ob er gleich nicht 
ganz ungewöhnlich ift, Arten des Verg nügens oder auch einzelne 
angenehme Empfindungen auszudtuden. Indem Brfige Emi: 
liens hatte ip dir ſchon füge undreine Vergnügen genug vor=, 
bereitet. Zuweilen bedient man fi dafür des Piurals von Der: \ 
guugung, die Vergnügungen, obgleich derfelbe eigentlich meh⸗ 
tere Handlungen des erweckten Vergnügens bezeichnet, 

Anm. Das Vergnügen bezeichner eine angenehme Empfindung 
von gewiſſer, obgleich nicht ſtarker Lebhaftigkeit, eine Empfindune, 
welche fich allenfals durch Heiterkeit in den Geſichtszügen äußert, 
Entwidelt fie fih von außen ducch ſtärkere Merkmahle, fo wird es 
Luft, Freude u.f.f. Iſt hingegen die Empfindung über das.des / 
friedigte Verlangen ſchwächer, und ohne merkliche Außerung von 
außen, fo finft das Vergnügen zur Behaglichkeit, (ein neues aber 
anf einem gufen alten Grunde, aufgeführtes Wors,) zum- bloßen 
Gefallen und zur Zufriedenheit hinab. 

Der jheint in diefer Zufammenfesung eine Inteuſion zu bezeich- 
nen, Dergnügen ift wirklich ein lebhafterer Grad der angenehmen 
Einpfindung, alsdas fältere Gentigen,. obgleich auch dieſes ehe⸗ 
dem für das erftere gebraucht wurde. 

Dieweil der Böfen Mauf im Lügen, ? 

Der Schalt im Schmähen fucht Genügen, Opitz Pf, 109; 
Übrigens kommt Vergnügen mit aller feinen Ableitungen bey uns 
fern älteften Oberdeutſchen Schriftſtellern niche vor, daher es vom 
neuerer Infammenfigung zu fepn ſcheinet. 

vergnuglich — er, —fe,adj. eradv. welches fo wohl fubjece 
tive als objective gebraucht wird, aber. in beyden Fällen in dee 
edlern Schreibart der Hochdeutſchen felten vorkommt. 1. Sub⸗ 
j:ctive, von Vergnügen in. der veralteten weitern Bedeutung der 
Zufrie denheit, iſt es, mit dem, was zur Nothdurft grhöret, zu⸗ 
frieden, wofür aber genügſam und bergnügſam üblicher find, 
Sp auch die vergnüglichkeit, beſſer vergnugſamkeit. 2. Ob⸗ 

jective, Vergnügen erweckend. (1) In der zweyten Bedeutung 

des Zeitwortes befriedigend, Zufriedenheit erweckend; in weichem 
Falles noch zuweilen im gemeinen Lebeu gebraudit wird. Vers 
gnüglihe Zahlung leiten , vergnüglich bezahlen, zur Zufrice 
denheit des Öläybigers. (2) Iuder Bedrutung des Hauptivore 
Yuu 3 155 


. 1050 


— 


1051 ER = { 2 
tes, Berantigen ——— mit Veranflarn. Wir haben dar⸗ 
aus vergnüglich erſehen, in den Kanzellyen, bejfer mit Der- 
-gnuügen. f 
Um diefe Pügeimfgaft vergmüglig 5 su ı vollenden, de a 
beſſer vergnügt. 
So auch die Vergnüglichkeit. i 
Vergnügfam, — er fe,adj.etadv. mit der Rorbsurft, mit 


feinen jedesmahligen Umſtãnden sufrieden, ohne ein mebrered zu 


verlangen, und darin gegründet, im Gegenſatze des unvergnüge 
fam; Fertigfeit befigend, ſich an feinen jedesmahligen Umftäns 
den zu vergnügen, fo daß vergnügfam eigentlich eine lebbaftere 
Zufriedenheit bezeichnet, als genugfam, obgleich diefes häu— 
figeri iſt. 

Vergnũgt, — en, — eſte, adj. et adv, eigentlich dag Mittel⸗ 
wort des Zeitwortes vergnůgen, beſonders in deſſen legten Br» 
deutung, 100 es fo wohl fubjeczive als objective, oder fo wehl active 
als paffive, gebraucht ı wird „nach dem Benfpiele fo vieler anderer 

Mittelwörter dieſer Art. Subjective, Bergnügen empfindend, 
verrathend und dariı gegründet. vergnügt feyn. Lin ver: 
gnügter Mann. Kine vergnügte Miene. In engerer Bedeu- 
tung iſt man vergmügt, wenn man-Fertigteit befiset, in allen 
Vorfallenhe iten des Lebens zufrieden. und vergnügt zu ſeyn. Ob⸗ 
jective oder paffive, Vergnügen gewäbrend, wofür doch ange: 
nehm üblicher it. Eine vergnügte Hachricht, eine angenehme, 
Siche vergnügen, das Zeitwort, . 

Die Dergnügung, plur. dir —en, die Handlung des Vergnü- 
geng, befonders von dem Reciproco, fih vergnugen, der Zus 
ftand, da man angenehme Empfindungen bat, und ſich felbige er- 
wedt, ohne Plural. Jugleichen die angenebme Empfindung ſelbſt, 

wo 03 zutorilen im Plural flatt des ungessöhulichern Plurals von 
Dergnügen gebraucht wird, Die Dergnügungen der Sreumd: 
ſchaft gehören zu den füßelten monalifchen Empfindungen. 

Vergohren; richtiger vergebren, verb, rez. act. welches bey 
verihiedeneir Handwerkern und Künftlern üblich. it, mit einer 
Gehrung verfehen, d. i. nach einer Diagonals» Linie ſchneiden 
oder bilden, Daher das Vergehrungsbrer, bey den. Ölafsen, 
worauf das Karnießbley vergebrer wird ; der Vergebrungsfols 
ben, die Vergebrung damit zufammen zu löthen. - Siehe Geh: 
ren und Gehrung. 

vergolden, verb. reg. act, mit einer dünnen Dierftäde von 
Gold überziehen, weldyes fo wohl mit dunn geſchlagenen Gold» 
blättern, als auch im Feuer mit verquichtem Golde geſchiehet. 
3013, Zınn, Silber vergolden. Im Seuer vergolden. Dergolde: 
tes Papier. vergoldete Tapeten. Daher die vergeldung, 


fo woßl die Handlung, als auch die Art und Weifezu vergolden, ' 


Eine dauerhafte Dergoltung. Der vergoldpinſel, bey den 


Goldſchmieden, das verguidre Bold auf bein Örtber ans einander. 


zu reichen. Juden aeiternen Eptrchatten vergulden, im Ober⸗ 
deutfehen vergülden. Veraulsere Gogen, Bar, 6, 50:. über⸗ 

golden wird im gemeinen Leben in eben dene fen Berftände 
gebraucht. 

Yergönnen, verb. reg. act. 2: Gönnen, daß erwag geſchehe, 
dei. zu thun erlauben, verftatten , fo daß ver eineinteufive Bez 
deutung bas. Die Edomiter weigerten fi, Jiveel 2 zu vergön: 
men, durch ihre Granze zu ziehen, 4 Mor. 20,21, Es ſoll 
dir bergonnt ſeyn. Das il mir nicht vergnnt 

vergonne mir, Najade, nachzülallen, 
Wäs mein erſaunes Ohr durchdrang Naml. 

Niederſ. vergunnen, Schwed lörunna. Ö’cuch Verg ünſtigen. 
2. Mcht aõnnen, fo daß ver eine deſtrulrende Bedeutung dat; 
eine im Hochdeutſchen vollig vr raltete Bedensun g. Daf ein 

Hann wird feinem Bruder, und dem Werbe 1 feinen 


r Amen - — vergonnen zu geben uf. f mh, 28, ya 
Der verzärtelte — Mann wird feinem Bruder, * Sranin“ 


- feinem Arm — den Biffen vom steif feiner Söhne nicht ge gone. 


nen, Michael, 

Vergottern verb. reg. act. zu einem mpthologifehen Gott erhe⸗ 
ben, unter die Bötter zählen und verjeg u. Ingleihen figürlich, 
als einen Gott erheben, die höchſte aur mögliche Lobeserhebnngen 


von etwas machen, Eine Sum vergottern. So auch die ver⸗ 


götferung. 
Vergraben, 
entfohliegen, oder vielmehr abfondern. Einen Aber, eineWiefe 
vergraben, durch einen gezogenenÖraben das Befabren oder Ber 
treiben deffelden hindern, 2. Durch Graben verbergen, ind 
Erde graben, um es zu verbergen,’ Einen Schag vergrabe 
ein vergrabener Schatz. Wenn fie ſich gleich in die Selle ver 
grüben, Amos 9, 2. Der bezeichnet bier eine Verbergung, dar 
der wird eine Leiche eigenflich nicht vergraben, fondern bes 
graben. So aud Sie Dergrabung. 
"Dergrammen, verb. reg. neuir, mit dem Hülfsworte. feine: 


welches im-Hochdeutfchen undekannt ift, und noch im Oberdem · 7 


fehen für ergrimmen vorfommt, ©. daffeibe. . 
Wodurd den Gott vergrammt, oft ausgefidt von 
Norden 
Nun Sieg ein andres Dalk, Opitz. 
Dergrafen, verb. reg, 
rauben, in einigen Gegenden der Landwirthſchaft. Das Getreide 
vergraſen, dad zu fehrin das Gras gewachiene Getreide befchneis 
den, es ſchrepfen. 
ſeyn, vergraſet ein Plag, wenn er mit Gras Aberwãchſet. Da⸗ 
her die vergraſung in der thätigen Form. 
vergreifen, verb. irreg.’act, et recipr. (©. Greifen) — 
Durch Greifen alle machen, der Quantit at nach erfchöpfen, word 
doch nur im figürlichen Verflande von Waaren gebraucht wird, 
wenn fie bereits verfaufe find, oder häufig Biedaber finden, Man 
gebraucht es bier fo wodl im Paſſivo: die Waare iſt ſchon vor». 
griffen, wird bald vergriffen jepn, dieganze Auflage it ſchon 
vergriffen. Als auch in der Geſtalt eines Reciproci. Die 
Waare, das Buch hat ſich vergrifien. Eine gute Waare ver⸗ 
greift ſich bald. Als ein Hauprwort iſt hier weder das vergrei⸗ 
fen noch die vergreifung, üblich. Ver hat bier die Sedeutung 
der Entfernung, wie in verfaufen, vertauſchen, verſchenten 
uff, Daher Gottſcheds Aus ſpruch, daß dleſe Bedeutung gar 
nichts tunge, voreilig ind ungegründgtifl. 2 . Durd)-Öreifen dag . 
Gelenk der Hand befyädigen, wie verrenken, verſtauchen, ver⸗ 
letzen, die Hand durch einen falſchen Griff verrenken, als en Re: 
„ eiprogam, ſich die Sand vergreifen, auch wohl, ſich vergreifen. 
Daher das vergreifen. 3. Fehl, falſch greifen, dag lnrechte ere 
‚greifen, als ein Reciprocum. Man. vergreift Ach, wenn man 
ans Beriehen ein Ding auflüur des andern ergreift. Jh. babe 
“ mic vergriffen, Däber das Vergreifen. 4. Unbefugter Wie 
nach etwas greifen, vermulhlich eine Fortfigung dee vorigen Yes 
deutung. . (13 In mehr eigentlichem Verftande, ſich eines frems, 
den Gutes unbefugter Weife bemäcktigen. Sich an fremden 
Geldeön versreifen, fie ſich Anbefugter Weiſe anmaßen, fie in ſei⸗ 
nen Nusen verwenden; oft als cin glimpflicher Ausdruck für das 
haͤrtere ſtehlen. Sich an den Jeldfrichten, an jem andes #igen- 
thum vergreifen. Daher, obgleich ſelten, die Drrgreifung, 
(2) Sic) anjemanden vergreifen, ihn unbefugter Weiſe beleidis 
gen, ©; fen mit Worsen oder mitder, Shat, im letztern Falle als 
ein glimpflicher Ausdruck für das härtere fehlagen, prügeln u. ff. 
Sich mit Worten an jemanden vergreifen, die ſchuldige Achtung 
in hahem ade durch Annie Ve — ihn den Is⸗ 
m⸗xi⸗ 





verb. irreg. act, S Graben.) 1, Durch Graben — 






Als ein Activum, des Brafes ber; 


” 
‘ 


2. Als ein Heutrum, mic dem Hülfsworte , 


3 


E 
» 


08 - 


e RT ten. sap. 1 unfere Zänse nicht: an ihn (ibm) 
vergreifen, 1 Mof. 37,27. ° Wenn eine Seele. fündigen wur⸗ 
“de, und ſich an dem Herren vergreifen, 3 Rof. 6,2.. Dev 
ſich am. Konige vergeffen bat, Bar. 6, 17 Aber abfolute‘, 

8* Mit Verfaweigung, dee Perfoir, wie 3 Hof. 5,35: Wenn ſich 
= N eine Seele vergreift, daß fie es verſtehet und fih verfindigr, 
iſt es im Soddeutſchen veraltet, 
vergreifen iſt feltenen; Ahab mabe des Vergreifens am. 
erxxn noch wmehr, 2 Chron.28;,22., Die vergreifung abſolute 
“für Verfündigung, iſt ebeu fo veraltet, als das abſolute ſich ver— 
greifen. Es verſammelten ſich zu mir alle — um der großen 
‚Dergreifung willen, Efra 9,4: Kap. 10, 6. 
Dergrrifen ſcheint in⸗ der legten Bedeutung gleichfalls fehl 


ER a u) Sa 
Vergrößern, verb; reg. act. größer machen, fo wohl durch Vers 
mebrung der Zabl, eine Zahl vergrößern, als auch der Maße, 
einen Garten, ein saus, fein Vermögen, als endlich zuweilen 
auch der Inlen ſion/ in welchem ſetztern Falle aber vermehren üb⸗ 
licher ift; die Schmerzen vergrößern fih. Sich vergrößern, 
fein Gebieth erweitern und mit demfelben zugleich feine Macht 
vermehren, Figürfich vergrößert man prwag, wenn man es 
gie größer, wichtiger vorſtellet, als es iſt. Eine That vergrößern. 
Sin rund gefchliffenes Glas vergrößert die Gegentände. Fe: 
mandes Reichthum ungebührlich pergrößern, ihn ‚orößer an- 
geben, alserift: So auch die Vergraßerung, das Dergrößes 
runssslas, welches die Gegenſtände größer vorſtellet, als ſie wirk- 
lich find. Im Oberdentſchen auch ergrößern. 
Vergrünen, verb, reg. neutr. mit dem Hülffworte fen, aufs 
bören zu grünen, in der dichteriſchen Schreibart. 
Nein Srubling iſt in Angſt vergrimt, Gunth. 
Daher das vergrimen. 
Dergülden, ©. vergolden. 
*Die Bergunft, plur. car. —— ein — 
tetes, noch in einigen gemeinen Sprecharten übliches Wort, für 
Erlaubniß, weldes ı Cor. 7,6 dorlemmi· age⸗ ſage ich aus 
Vergunſt. 
*Dergünfligen, verb. reg. act. —— in der anfländigern 
Schreibart der Hochdeutſchen eben fo ſehr veralter ift, als das vor 
rige, und noch im Oberdeutſchen für erlauben, ver gönnen, ge⸗ 
braucht wird, von welchem letztern cs ein Zutenfivum iſt. 
3 aud) die Vergimftigung, die Erlaubniß 
2. Vergüten, verb reg. act. wieder gut machen, erfrgen. Je— 
Br manden den evlittenen Schaden verguten, erfeten. ©, wie 
} werde ich mein Verbrechen vergüten! Weiße, Daher die 
‚Vergütung, „der Erfag. Im Rieder, vergöden, vergsen. 


> 








———— verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben. 


rs Die. Haare verwechfeln, wofür fi ſich haaren üblicher if. In 
der Jägerey gebrandt mantas Wert verhaaren von dem Raub⸗ 
wilde, dagegen von dent Roth⸗ und Schwarzwilde färben und ſich 


farben üblicher iſt. 2. Aufbören fich zu baaren. Ein Thier hat 
A verhaaret, wennes ich Lu, mehr baaren ſeine Haare ſchon ver- 
—— wechſelt bat. 

u... Der Verbad, des —es, — die —e, eine Verforrrung von 
— niedergehackten, d. i. gefaͤlleten Bäumen, welcher auch dev ver— 
hau genanns wird. Einen verdack machen. Am mittlern Lat. 


Concifa, Anſtait des Zeitwortes verbacken, durdeiuen Ver⸗ 
bad beripereen, iſt ta Hetpdeurfchen verhauen übiicher, 


— werb. reg. act, durch Hadern, di. unnlitzes Strei⸗ 
| cn nid Vrozeffiren verlieren, alle machen. viel Geld, ſein 
# vermoten verhaderm : s 





„ Daher Sie Dergreifung. Das . 


greifen, aus Verſehen unrecht greifen, zu bejeichnen, tele. 
chen Begriff die Partikel m in ſich vergeben, ſich verſehen 


So 


Ber er 


Der Derhaftz des —es, inuf: welches von dem folgenden 
‚geitworte nur in engerer Bedeutungüblich it, den Zuftand des 
Be findens im Gefangniſſe, in gerichtlicher Verwahrung, zu bes 
nen wo es von ——— üblichſten if, im gemeiuen Le⸗ 
ben der Arreſt. Je nanden in verhaft nehmen, ihn zum Ders 
haft bringen. Im verhafte ſeyn Jemanden des verhaftes 
entlaſſen. Sich zus dem verhafte los machen. in verhaft 
gerathen. Zum Uberfluſſe wird oft noch das Behwort gefanglich 

binzu gefetzt. In gefanglichen verhaft nehmen. Seltener ges 
braucht man es von Sachen. Sachen in verhaft nehmen. Der 
haft auf Waaren legen, Arreſt. In einigen Gegenden iſt es im 
weiblichen Geſchlechte üblich: jemanden zur gefannlichen verhaft 
bringen ;. weiches denn das einfache die Haft für ſich hat, welches 
ehedem für verhaft gebraucht wurde, und auch noch —*— üblich 
ift, Zur Haft bringen. 

Derbaften, verb. reg. act. von dem einfachen haften, fo fern 
es für haften oder heften active gebraucht wurde. 1. Die perfö: Ite 
liche Frey heit duch gerichtliche bder obrigkeitliche Einſperrung ein⸗ 
ſchroͤnken. Jemanden verhaften, wofür doch in Verbafenebe 
men, und bey der Soldaten arreſtiren und verarreftiren ühlis 

cher ind, In manchen Ranzelleyen hat man dafür auch das Zeit« 
ivort inbaftiren, im barbar. Zateine inhaftare,. Daher ein 
verhafteter, welcher fich im Vetbaft befindet, in gemeinen Les 
ben ein Arreſtant, in den Gerichten ein Arreſtat, zuweilen 
auch ein Inhaftirtey, undin manchen Fällen ein Gefangeher. 
2. Als cin Unterpfand einem andern in deffen Gewalf übertragen, 
oder ihm zum Unterpfande fegen, wie verpfänden, welches doch 
nur in engerm Verſtande üblich if. Wirt du Bürge fur deinen 
Nachſten, und haft —— bey einem Lremden verheftet, 
werhaftet,) Sprichw. 6, 1. Sey nicht bey denen, die ihre‘ 
Sand verhäften (beebaften,) uns fir Schuld Birge werden, 
Kap. 22,26. Sn dieſem Verſt ande ſagt man nur noch zuweilen, 
——— verhaftet ſeyn, ihm als Bürge verpflichtet ſeyn. Da⸗ 
ber iſt in einigen Gegenden das Angeld, Sandgeld, auch unter 
dem Nahmen des Perhaftgeldes oder verhaftpfenniges bekannt. 
3. In noch weiterer Bedeutung ift jemanden verhaftet ſeyn, ihm 
zu gewiſſen verfönlichen Dbliegenpeiten verbunden ſeyn, wo es doch 
auch nur noch ſelten und nur in einigen Fällen gebraucht wird, 
Der Schuldner it feinem Glaͤubiger verhafter, vermuthlich, fo 
fern der Btänbiger bey unterbleibender Zahlung ein gewiffes Recht 

“anf die Perfon des Schuldners hat; wo man auch fagt, jemanden 
mie Geld, mit Schuld verbafter fern, ihm ſchuldig ſeyn. 

Dein Sleige will ich ſeyn als wie ein Knecht, verhaft, 
verhaftet) © 
Damit ich möge ſeyn ein gerr der wiſſenſchaft 
Logau. 
Gott verhaftet werden, zur Erduldung der verdienten Strafe 

"von Gott verpflichter werden, So auch die Verhaftung. 

Ynm. der bat-in der erften Bedeutung cine mehr intenfive 
Kraft, in den folgenden aber ſcheint vs eigentlich eine Eutfernung, 
Übertragung an einen andern, zit bezeich nen, wie int perpfanden, 
verfegen, veräußern. Euthers verhäften und verbeften ifl zwar 
der Regel nach richtig, von dem Activo haften, aber ganz wider 
den Hochdentſchen Spracgebraudy.f '* 

verhakeln, verb. reg. act. mit sakeln, kleinen Hafen verbifte 
den, ingleichen, damit verſchlicßen. Daher die‘ verhakelung. 


Yesbäteen, S verhoken. 


Verhalten, verb. irreg. act. etirecipr. (©. galten,) welches 
nach Maßgebu 19 beyder Thelle ſeiner Zufanimenjgung! auch 
im derſchledenen Bedeutungen üblich ift, 

Dein Zugel verhalten, bey einigen, dem Pferde, den Zügel 


(ieh fajjen, wofür och verhängen üblicher iſt. Mit verbale 
te remn 


f} \ 


1055 Ber 


senem Zügel, mit — ver eheiht bier * — 
oder auch entfernende Bedentung zu haben. 

2, Zurück halten, eigentlich durch Halten einſperren clio 
ſchließen. 

) In mehr eigentlichem Berftante, wo es im arfellfchafte 
Jichen Leben in fehr vielen Fällen gebraucht wird, wo ein Ding, 
oder doch deffen Wirkung zurück gehalten wird. Den Urin.verz 
halten, Bas Verhalten, die verhaltung des Urins. Den 

Athem verhalten, 

den Gesärmen, verfchlagene. Einem ein anvertrautes Gut 

verhalten, edler vorenthalten. " Verhaltene Dämpfe in den 

Bergen, vingefchloffene. Den Moſt verbalten, deffen Gahrung 
bindern, aufhalten, verhaltener Moft, deſſen Gährung gehin⸗ 
dert worden. Die Sterne verhalten ihren Schein, Joel =, 10. 

Auch babe ich den Regen über euch verhalten, Amos 4,6, 

Darum.bat der Simmel uber euch den Than verhalten, 
-Daag ı, 20, “ ie 
Ich weiß, dw ſtrafft mich nicht, 


Wenn der verhaltne. Strom. aug meinen. Augen bricht, \ 


Weiße. 
Ein andrer, den ein Strom verbaltner Weisheit blaht, 


Dünkt, wenn er dunkel ſchreibt, ſich mehr als Epiktet, 


Beruh. 

+ (2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, (a) Verweilen, . 
ſich aufbatten, eine nur im Riederdeutfehen befindliche Bedeutung, 
wo fie aber auch anfängt zu veralten. (6) Mit dem Nebenbegriffe 
der Berbergung, zurück hatten , um zu verbergen, gleichfalls in 
zielen Fällen des gefellfchaftlichen Lebens. Es hatte fih etwas 
Severin der Aſche verhalten. DVerbaltene Sunfen. In der 
Sügeren werden die Lockvogel verhalten, wenn man fieim Früb- 
linge an einem finſtern Orte aufbewahret, damit fie mit Pfeifen 
and Singen inne halten, und bernach auf dem Vogelherde defto 
ſtärker ſchlagen. In einem andern Verftande ſagt man dafelbft 
non dem Rothwildbrete, es verbalte ſich, wenn es fi in einem 
Dieiat verbirgt. Es iſt unnöthig , verhalten in diefer Bedeu⸗ 
sung von verhehlen abzuleiten, indem fie ganz natürlich aus der 
vorigen fließt; indeffen find hehlen und halten in ihrem Uefprunge 
nahe verwandt. (c) Verſchweigen, um es einem andern zu ver» 
bergen. Einem etwas verhsleen. Daß wirs nicht verhalten 


folten ihren Rindern, Pf. 78,4. Ich will dich etwas fragen, . 


lieber, verhaltemir nichts, Ser. 38, 14. Ich will euch aber 
nicht verbalten, daß ich mir oft habe vorgefegt, u. f.f. Röm. 
2,13, Es iſt in diefem Verſtaude vorzüglich in den Ranzelleyen 
wlich, Wir haben euch ſolches nicht verhalten mögen. Ws 
denn das Mittelwert in Geflalt eines Nebenwortes auch wohl 
überhaupt für unbefannt, fabjeetive, gebraucht wird. Es kann 
denenfelben nicht verhalten feyn, was für Unfug u. ſ. f. Da⸗ 
ber der Gegenfag unverbalten, Es fey dir unverbalten, nicht 
verfchwiegen, 


— ve Br 


ihn an fi halten. Verhaltene Winse in - 


Gold. In diefem Verſtande ift allenfalls das Verhalten üblich. 


"bung der Dinge außer uns beſtimmen. Ich weiß nicht, wie ich 


u 


In dief r Bedentung iſt von dem Beitworte fen Hauptort, Pe 
nicht as Verhalten, üblich, 

(2) 33 Beziehung auf ein anderes ähnliches Ding, in Vers 
gleichung mit denifelben befchaffen feon, on allen Arten der Ber 
fchaffenheit, befonders aber von der Größe und Intenfion, da deun 
dasjenige Ding, mit welchem das erfle gleich ſam verglichen wird, 
das Vorwort zu bekommt. Die Hohe verhalt ſich zur Breite, 


wie zwey zu Zins, d „1. die Höhe iſt um fo, viel größer, alg die 4 
Breite, um fo viel zwey größer ift, als eins. Ingleichen, wenn - . 


die zwey Dingevon Einer Art find, auch ohne das Verwort : die 
Räume verhalten fich, wie die Gefhwindigfeiten , d. i. der 
"eine Raum verhält ſich zu dem andern Raume, wie die eine Ger 
ſchwindigkeit zu der andern, Es iſt in diefer Bedeutung in der 
Vrarbemarif am üblichfien, Aus welcher es hernach auch auf ander ? 
re Örgenftände angewandt worden, Die Liebe verhält fkh zur 
Sreundfechaft, wie ein Slammenfruer zur fanften Sonnenwär- 
me. Bonner und Blig verhalten ich zu einander, wie die 
Wirkung zur Urſache. In diefer Bedeutung ift Fein anderes 
Hauptwort, als das verhaltniß üblich. 


(3) Bon einem audern Dinge feinen äußern Umfänden nach h 


beftimmt werden, doch nur mit ausdrüdlicher Bezeichnung der 
Art und Weife. Wie verhält ih das Bley im Seuer ? wag für - 
Veränderungen erleidet es in demſelben ? Antw. Es ſchmilzt. 
Glas verhält ſich unter dem Sammer ganz anders, als das 


(4) Imengfien und moralifhen Verſtande beißt fich verhals 
ten, feine eigenen Veränderungen in Rückſicht oder nach Maßge⸗ 


mich in oder bey dieſer Sache verhalten ſoll. wie habe ich 
mich in diefem Falle zu verhalten? verhalte dich ruhig. Sich 


nach der Vorſchrift des Gefeges verhalten. Sich febr unges _ 


berdig verhalten. Sich in frinem Amte unftrsflich verhalten. 
Es iſt in diefem Verſtande ein fehr allgemeines Zeitwort, welches 
die engern fich betragen, ſich aufführen, welche nur von 
dern Arten des Derbaltens üblich find, mit in ſich begreift. 

wird daher nicht gern in ſolchen Fällen gebraucht, wo man ein na 
flimmteres Wort hat, Man fagt zwar, ſich als ein tapferer 
Mann, ih ftandbaft im Unglüde verhalten ; aber nicht gern, 
ſich hart, gütig gegen jemanden verhalten, fondetn betragen. 
Der Gegenftand der Perfon, auf welche fich die Veränderungen * 
beziehen, befemmt das Vorwort gegen. Daber das Verhalten, 
©. ſolches fo gleish beſonders. 

Anm. Die eigentliche Bedeufung der Partikel in diefer dritten 
Hauptbedeutung ift dunkel; allem Anfeben nach ift fie bloß inten- 
fiv, indem das einfache balten in ähnlicher Bedeutung üblich ift, 
3: B.fich tapfer halten, Balten aber ſcheint hier eigentlich die 
Beſtimmung der äußern Stellung und Geberden zu bezeichnen, 
fo wie haben, gehaben, und habere, welche in, ähnlichen Fällen 
gebraucht werden. 


In diefer ganzen zweyten Hauptbedentung iff fo wohl das ver⸗ Das Verhalten, des— 8, plur. dod nur felten in der zweyten 


halten, als auch in der eigentlichen Bedeutung der Zurückhaltung 
die Derbaltung, üblich. 

3. Sich verhalten, als ein Reciprocum, den zufälligen Um⸗ 
hei nach beflimmt werden, und feine zufälligen Veränderun⸗ 
gen nach den äußern: Hmfländen beſtimmen; befonders in fob 
genden wabe verwandten Fällen. 

(+) Im weiteften Berftande, den zufälligen Umftänden na 
beffimmit werden, in welchen es nur von gefchehenen Dingen, und 
der Art, wie fie geſchehen find, gebraudht wird, Die Sache vers 
halt ſich ſo. Die Sache verhält fi ganz anders, Es bat 
fich fo verhalten. Da Alb num diefes fo verhielt. Wie ver- 
bält fich die Sage? oder, wie verhäbt ſichs mit der Sache ? 


Bedeutung von mehrern Arten, ut nom, fing. 1. Die Hand- 
lung des Verhaltens, in einigen Bedeutungen desvorigen Zeit 
wortes, (S. diefelben.) Am häufigften, 2. In der Testen Bedeu, 
tung des Seitwortes, die freye Beſtimmung eigener Veränderung 
gen in Beziebung auf die Dinge außer ung, der Inbegriff mehres 
ver übereinflimmigerHandlungen dieferArt, indem einzelne Hand⸗ 
lungen noch Fein verhalten ausmachen fönnen, Sein Verbalten 


nach den Vorfchriften eines andern einrichten. Das verhal⸗ 


sen deg Menfchen gegen Gott, gegen den Nächſten und ge 
gen ſich felbit, Das Gefrg beffimme das Verhalten des Men— 
fhen. Bann man überall Weisheit und Grduung in der 


æinxichtung der Natur bemerken, und Fein Derlangen füh⸗ 


len, 








EN Ur 371? SERIEN er 
si 2 f — 
* J * * 
J * 
nd * 


len, in feinem eignen Verhalten auch Weicheit, auch Ort: 

nung zu beobac ten? El. Es ift, fo wie das Zeitwort, ein 
ruck der die befondern, Berragen, Aufführung 

— ———— efich begreifen 5 

Daedai des ⸗¶ ſes ‚plur, — nur allein 

> 9 pen verhalten (bir ift, die Befchaffenheit ‚eines Dinges 





ulichen Dinges zw bezeichnen, da denn dieſes Wert alles dag 
: “ ausdrudt, was die Latemer durh.relpentus, relatio und pro- 
ortio geben, oft aber’ auch ein bloßen Scherwenzel oer Katheder⸗ 
3 Philoſophie iſt, dunkela und vertdorrene Begriffe darunter zu ver⸗ 
ſftecken. Alex ander wurde. im verh altniſſe (nach eben dem Maße) 
+ Meiner, wie feine eroberten Gebierbe größer wurden. Das 
* Verbälmiß der Untenihenen zug (uicht gegen dic) Obrigkeit, 
ihr. Zuſtand, ihre Beichaffenbeit, in Rück ſicht anf diefelbe, und 
amar in jeder Kückficht, ſelbſt die Obliegenheiten mit«ingefchloffen.- 
uUnſer verhaltniß gegen Gott. Die Verhaltniffe unfers Le: 
ben, die äußern Zuſtände deffelben, dir Zufkände in Nückficht der 
Dinge außer ung. Die Verhaltniffe der Theile des men ſchlichen 
‚Leibes, die Oröfe, und Stärke jedes Theiles ir. Beziehung auf 
die übrigen, und auf den ganzen, Körper, So auch die Derbältz 
niffe in dev Baukunſt. Derbälnigmäßig, nad Maßarbung 
der verfchiedenen Stufen, Air jemanden im Derbältnifie fier 
Ben, in Verbindung. Das grirbmerifche Verbältnig zweyer 
Zahlen, welches zeigt, wie viel Einheiten eine Zahl mehr oder 
weniger eınbält, alsdie andere, zum, Unterf-hiede vor dem geo- 
* mereifhen, drmjenigen Zuſtaude, da eine Zap! mehrmahl grö⸗ 
Ber oder kleiner iſt, als die andere. 
Anm. Einige merige gebrauchen diefeg Wort im weiblicher 
Gejchlechte, die verhaltniß, do denn der Plural die Derbalt: 


niffen heißen müßte, So Pi. 


zu Stande bringen, fo daß ver hier größten Theis eine bloß in— 

R "tenfive Bedeutung hat ; eine Bedeutung, weiche im Sberdeucfcen. 
und den Hochdeutſchen Kanzelleyen noch. am meiften vorkommt. 
Einen Frieden, Vergleich verhandeln, wo es noch von weiterm 
Dinfange der Bedentung ift, als unterhandeln. Noch üblicher iſt 


Sie — en, nicht nur die Unterhandlung, fondern auch das ganze 
ſchriftliche Verfabren in einem Gefchäfte zu bezeichnen, Landz 
. sagsverhandlungen,, Handlungen. 2. Das Eigenthum durch 

Handel und Wandsl aneinen andern übertragen, wo ver den Bes 
griff der Entfernung bat, wie in verkaufen, verſchenken, vertan: 

ſchen. Etwas verhandeln, eigentlic, nur, fi wegen des Preifes 

einer Sache, die man veräußern will, vergleichen, in meiterer Bes 





verhandlaung, plur. inuf, 
vechanden S. vorhanden. 
verhandlohnen, verb. reg, ein nur in einigen Gegenden üb⸗ 


Lehen entrichten. Ein Gut verbandlohnen · Daher die ver⸗ 
Banslohnung. S. Sandlohn.. 
BDerhängen, verb, reg. act. r, Subängen, darch eine vorge⸗ 
* böngte Dede verfopließgen, wo ver eine Verſchließung bezeichnet, 
T Ein Lenſter mir einem Tuche verhangen, Kine verhängte 
ung. 
2, Weit hängen laffen, wo ver eine Entfernung, oder auch In⸗ 
ſenſton bezeichnet. 
1) Eigentlich, in welchem Verſtande es mir noch von dem 
" Bügel des Prevdes üblich iſt. Dem Pferde den Zügel verban: 
ä gem, ihm den Sügel ſchießen laſſen. Noch bänfiger iſt in diefem 
; Verſt ande das Mittelwort, Mir verh angtem Züugel, di in vol⸗ 
> 





Adel. w. °P 4 Sh,2, Bu 


TERN 


= ; | i 


. in Beziehun anfein anderes, oder in Berrächfung eines andern. 


- Derbanseln, verb, reg.act, r. Durch ſchrifcliche Handlungen ' 


Rn in diefem BVerftande das Hauptwort die Verhandlung, plur. 


" deutung auch für verkaufen undvertaufchen ſelbſt. So auch die 


liches Wort, den Sandlohn, d. i. die Lehenwaare, von einem 


| "Ber ‚2058 


lem Saloppe. Sie Famen mit verhangtem ER 
ern Begenden fagt man .dafür, mit verbeltinem Zugel, 


— Dieſe Bedeutung iſt alt, wenigſteus kommt das einfache Seitwort 


ſchoh in derfelben. vor, 

Bem roflear do hanckte, 
1... Czu Genelun er -Iprankte, Stryker. 

Den Roſſe verhängte er da (den Zügel) und ſprengie auf Gene⸗ 

lun zu. 

) Figfirlich, erlauben, verflasten, wie das Pat. permit- 

zere. (a) Im weiteften Berftande, in welcher das einfadye hän⸗ 

gen ſchon ben unfern,älteftien Schriftſtellern vorkommt. 2 Gott 

ni.hengit, das grlaube Gott nicht Ditfr. Honida gı seugen, 

„ etwas Schändlices verffarien, ebend, Tazer izin.ui henge, 

daß er es euch nicht erlaube, eben derf. Verbange deinem Munde 

i nicht, daß er das Sleifeh verführe, Pred. 5, 5... In welcher 

ie im Oberdeutſchen auch wohl das reguläre verhan⸗ 

gen vorfonmt, 

Gott bat esihm Yechangen, Opitz d..izerlandt. 

— den verwirrungen des ſerzens nicht perhangen, 

| eben derf, 

—J as Su, Gore verbangen bat, eben derf. 
Bejandırn kommt bafür derhenken vor. Doch in dieſer gungen 

"Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen veraltet, wo es, (b) tur noch 
in engerer Bedeurung üblich iR, ein Übel-nicht allein zulaſſen, ges 
fihehen laffen, ſoudern es auch veranftalten, wo es fo wohl abfoluse, 
ale auch mit Bezeichnung d bes perfönlichen Gegenftandes, vermits 
sell des Vorwortes üben, gebraucht wird, Es wird iudeſſen auch 
in dieſer Bedeutung am banftgſten von Goit, ſeltener, und beſon⸗ 
ders in den: Kanzelleyen, aber auch) von mächtigen Per ſonen ges 
braucht. Sott verhängt die übel als Sırafen, verſtattet und 
derauftalter fie. Der Kerr har ſolches verhängt, 2 Mace. 5,17: 
Was Gore uber mich verbangt, wird in der dolge Blüd für 
mich. werden, Gel, Die Ruchlofen, welche geſtraft werden, 
shit den Sünden, die über fle verhangt werden, Wrish, ı, 55 
wo es zunächft zulaffen bedenter, dagegen in andern Fallen der 
Begriff der thãtigen Zuſchckung und Veranftaltung hervor flicht, 
Es ift von Sr- Bönigl, Majeftät eine Inquifition über die ver⸗ 
dächtigen CaffenzBeamten verbangt worden, d.-1. veranffaliet; 
Zw. Baiferl. Majeſt at werden über mich nichs verhängen, daß 
ichungehört zu Grunde gerichtet werde. 

Daber das Derbängen, welches doch in der erffen Bedeutung 
am üblihfien iſt. In der Iepten ift das folgende verhangniß am 
gangbarften, 

Das Verhängnif, des — ſes, plur. die —e, welches nur in der 
figürlichen Fällen der zwepten Hauptbrdeusung des vorigen Zeit, 
worte: vorfomnit, »Die Erlaubniß, ohne Plural; eine im 
90 bdentjchen te Bedeutung, i iu welcher fich noch im Ober⸗ 
deutſchen einige Prälaten und Abte zu fehreiben pflegen: Wir — 
"aus Gottes Verbängniß Abe u. ff. für von Gottes Gnaden, 
durch Gottes Etlaubniß. 2, Einr verhãngte, d. i. von einem böhern 
veranſtaltete Veränderung, beſonders die äußern Veränderungen 
des menſchlichen Lebens, fo fern fir von Gott verhängt werden, 
oder don einem andern aus unbekannten Urfachen herrühren, wo 
diefes Wort oft mit Schickſal gleich bedentend gebrandht wird. Alle 
beſondern Abſtchten der Kathſchlüſſe und Derbängniffe Gottes 
einſdhen wollen, iſt unſnnige BegebrlichFeie, Bell. Ju enges 
ver und gewöhnlicherer Bedeutung iſt das verhan gniß ein vow 
einem Höheren über uyg verbängtes Übel, in Yraurigrs, ein 

> barses, ein ſchweres Verhangniß. Geduld inallen Derbängs 
niffen. Es if ein verhangniß Gottes, ein von Gott verbängtes 





_ Übel, Da denn and wohl das höhere unbefannde Wefen, weldes 


außer Gott die menſchlichen Veränderungen brfiimmen fol, das 
Kr Ber 


1059 | Ber 


Derbängniß genannt wird, r welchem Falle es Senn Michtall⸗ 
mit Schick ſal gleich bedeutend if, Das —— Br: 

hangniß, Fatum, 

Der geld, um den du KR, — —— 
x Wohin ihn dein Verhängnis trog, 
Der ehrne Donner von den Bergen, — zur Seite 

Die Selöberen niederfchlug, Raml. 1 
Mein verhangniß hat es ſo gewollt. S. auch 

Anm. Ju einigen Oberdeutſchen Gegenden tft dieſes Wort 
weiblichen Geſchlechts, die derhängnif, ©. — ig, indeffen iſt 
im 9%: bdeutſchen das ungewiſſe das herrſcheude. * 

Derbarten, verb, reg. neutr. mit dem Si orte bahen, bey 

einigen auchn mic feyn, welches in der figürlichen Bedeutung des 

einfachen Yeifwortes harren gebraucht wird, am einem Orte, in 

‚einem Zuftande zu ſeyn anhaltend fortfahren, wie verbleiben ‚po 

daf ver bier eine iıttenfive Bedeutung hat. An einem Orte ver⸗ 

harren, bleiben, verbleiben, welche für verhaaren üblicher find. 

Sie haben drey Tage bey mir verbarrer, Marc. 8, 2. Noch 

Dänfiger von einem Zuftande, im welchem Falle es doch aber auch 

in der feyerfichen und böhernSchreibart am üblichften ift; 5 behar⸗ 

ren. Sie verbarven in ihrer Zoffahrt, PR. 359,13... In der 

Sünde, in den Laflern verharren. Auf ſeiner Mrimung 

verbarren, bebärren. Er verharrete bey ſeiner Ernſthaftig⸗ 

keit. Ich verharre n.f.f, in den Unterſchriften der Briefe, wie 
verbleiben. 
Es ifzu lang verharrt im Luft: und Laſterleben, Can. 

So auch das Derharren und die Derharrung. 

Aum: Im Schwed. framhärda. Im Dberdentfchen wird 
dieſes Zeitwort gern mit dem Hülfsworte feyn verbunden, wobey 
es denn nicht allein das Beyſpiel von verbleiben, fondern auch die 
Natur der Sache por ſich hat, weil das Verharren mit fo wenig 
Shätigfeit, als möglich, verbunden ift. Das einfache Zarren in 
der eigegtlichen Bedeutung des ängftlichen Warten iſt mitmehr 
Ehätigkeit verbunden, und bekommt daher yon rechtswegen das 
Hülfswort haben. 

Derbarelicdh, —er , —fe, adj. et adv. welches von einigen für 
dasedlere beharrlich gebraucht wird, (S. daffelbe.) Ss auch die 
Verharrlichkeit. 

Derbarfchen, verb.reg.neutr. mit beit Sülfsworte feyn, harſch 
werden, (S dieſes Wort, auch) erharſchen.) Die Wunde ver⸗ 


+ - 


harſche, iſt verharſcht. Line verharſchte Wunde wieder auf⸗ 
reißen. Das Waſſer verharſcht, von dem Frofte, So auch die 
verharſchung. 


Verharten, vrerb. reg. welches in dovpelter Geſtalt üblich iſt. 

.Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte ſeyn, hart werden; 
in welcher Geſtalt doch tm Bochdeutſchen erharten üblicher iſt. 
Am Oberdeutſchen lautet es in dieſer Form richtiger erharten und 


verharten, Deine Unreinigkeit it. fo verhartet, u.f.f. Ezech. 


24, 13; wogsaber auch das Mittelwort des folgenden Activi 
ſeyn konn, ‚für ift verhartee worden. 
2. Als ein Ketivum,, bart machen. - (1) Eigentlich, mo doch 
in manchen Fällen auch das einfache harten üblich iſt. Das Seuer 
verhartet den Thon. ( ) Figüelich, (a) Manche Speifen ver⸗ 
bärten den "Leib, wenn fie denfelben verftopfen. Die Verh ar⸗ 
ung des Leibes, die Berflopfung. (6) Immoralifchen Verſtan⸗ 
de, gegen alle ſanftern und pflichtmãßigen Empfindungen unem⸗ 
pfindfich machen, ingleichen ſich verhärten, als ein Reciprocum. 
Wirder ein Barbar feyn, und fein Ser; verbärten Fonnen ? 
Uns fein verhärter Ohr id taub bey unferm Flehn, Schleg. 
In der Deutſchen Bibel verhärter Gott den Menfchen, wenn er 
zuläßt, daß er gegen alle Bewegungsgründe der Heilsordnung uns 
empfindlich wird, welches auch verfioden genannt wird, Man 


fteigt von Lafer zu Lafer, bis. man et in dem: Babe 
— 5 verhartet iſt. 
So auch di enerhärtung, fo wohl von der Haudluug 
er als er moralifchen ec andewonder Fersigfeit, ges 
"gen alle pflichtmaͤßige Bewegungsg ade un mpfindlech u fen." 
Schon Kerogebraudhtfurihertam iin | moraltſchen Verſtande 
nach dem Muſter des Latein obdurare. 

Derbafpeln, verb, reg, act.: mit Safpen oder Heinen Haken 
? — —— Eine Thür verhaſpeln. Daber in einigen — 
8* vo in — ehr 17 im etwas verhajpehn, vrr⸗ 
m J 
—— u, —— 

‘in perhaßter Menſch. 


iſ mir verhaßt. Sich bey einem verhaßt machen. 


J 


bier eine intenfive Bedentung. 


+ Verbätfcheln, verb, reg. act. welches nur in einigen nibtigen 


Sprecharten für verzägtelm üblich ift, S. daſſ elbe. 


Der Verhau, des —es plur. d ie —e, von dem Zeitworte v ver⸗ 


bauen, eine Verſperru won miedergehänenen Bäumen, i im Ries 


djiet adv Su hohen — arbaft. 
ine verhaßte Gewohnheit, ‚ Das‘ 

eAmane 

wverhaßt machen, ihn bey andern verhaßt mwachen. vd SE 


derf, und den gewieinen — ——— ein verhack 


Einen verhau machen. 


Verhauchen verb reg. act, weldes tur in der dichterichen 


Schreibart üblich iſt, durch Hansen der Menge nach erſchöpfett; 


im gemeinen Leben aus hauch en Den Athem verhauchen, erben. 


Die ermunterten Blumen eröfftten ſich duftend 
In dem friſcheſten Shmud und verbauen Gerüche 

2 von Balſam, Zah. 
Verhauen, verb. irreg. act, (G.5auen.) .ı,* Hieerhaner, 3 
eine jet veraltete Bedeutung, Einen Baum furhouwan, im 
Tatian. Er hatibren Bruder verbauen und erflechen laffen., 
Buntings Braunſchw. Ehron., wo es Aber auch für zerhauen fie 
den kann. In figürlichem, aber auch veralteten Verſtande, bedeus 
tete es ehedem auch, in einem Treffen fchlagen und überwinden. 2, 
Kürzer oder fleiner hauen, einenoch hin und wieder übliche Bes 
deutung. Der Herr wird die Aſte mir Macht verbauen, Ef. 


"10,33. Die Datımen verbauen, Richt. 1,6. verhauene Oau⸗ 


men, V.7. Die Winzer verhauen Sen Weinſtock, wenn fie 


ibn beſchneiden. 3. Bebauen, d. 1. durch Hauen ein: Art von Zu⸗ 


bereitung geben, nur noch in einigen Fällen. Die Stiefel hatten 
oben roth Leder und waren verhauen, Fauſt Limp. Chron. viel⸗ 
leicht ausgehauen, ausgezackt. Bey dem Keltern des Weines 
wird das Bert verbauen, d. i. die zufammen gepreßten Hülfen 
werden von Zeit zu Zeit: aufgehanen und aufgelodert. Bey den 


Tuchſcherern wird das Tuch auf der linken Seite verhauen,weun _ 


es, ohne vorher gerauhet zu werden, gefhoren wird... 4. Durch 
> Hauen verfverren, woman es doch nur in denjenigen Fällen ges 


und unzugänglich macht. Einen Wald verbauen. Sich im Wal⸗ 
de verbauen. Jemanden den Weg verbauen, eigentlich durch 
niedergehauene Bäume, figürlich aber auch für verfperten übers 
‚baupt. (S. verbau.) Im Kiederf. ſagt man in diefem Verftande 
verhacken, daher daſelbſt auch‘ verhack für Derhau üblich iſt. 


5. Sich verbauen, in der Fechtfunft, nicht fo wohl falfch oder fehl 


hauen, in der folgenden Bedeutung, als vielmehr mit dem Bes 
geiffe der Erfchöpfung, fo bauen, dag man nach geführtem Hiebe 
dem Gegner eine Blöße gibt, die man nicht, fo gleich wieder decken 
Fann, Zigürlich bedeutet ds, fich durch Unbefonnenheit im Neden 


bloß geben, 6, Fehl bauen, gleichfalls als ein Reciprocum, fich 
verhauen. 7. Falſch bauen, oder vielmehr durch Hauen verders 
ben. So verhauet der Sleifcher das Sleifcp, wenn er es in une 


hequeme oder untaugliche Stüde — 
Daher 


braucht, wo man durch niedergehauene Bãume einen Ort verſperret 





a 2 en ee 





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PRORE LE D FR De a 
N} MET, 3 
IR. 


Daber Has verhauen, feltener die Verhatiung. 
zufen, verb.reg. act. welches nur im gemeinen Leben vor⸗ 
kommt, durch übles Saufen, d. i. Haushalten, durchdringen, vers 
fchwenden. Sein Vermsgenverhaufen. Daher das verhau⸗ 
“fen Bon haufen, wohnen, if verhaufen in einigen Dberdeuts 
fchen Gegenden, feine Wohnung, und in weiterm Verſtande, den 


Ort feines Aufenthaltes verändern, 


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verheben, verb.irreg. act. (S. Seben.) 1. Als ein Recipros 


eum, ſich verheben, fih duch Heben Schaden thun, etiwas vers 
renken oder verlegen. 2. Falſch heben, und befonders falſch abhe⸗ 
ben. Die Karten werden verhoden, im Kartenfpiele, wenn fie 
falſch abgehoden werden. Pin rohes Buch wird verhoben, weun 


die Lagen unrecht abgehoben werden. Daber das verheben, und 
in der legten Bedentung auch die Verhebung. 


Anm. Im Hodjdeutfhen veraltete Bedeutungen find: 1. Vers 
halten, verrüden, einem feine Fehler, genoſſene Wohlehaten 
verbeben, wo ver für vor zu fleben fcheinet. 2. Zubalten, mo 
ver eine Verſchließung, heben aber im weiteften Berftande, ha— 
‘ben, d. i. halten, bedeutet. «Semanden den Mund verheben. 

> Die Hafe, die Yugen verheben. . 3, Zurüc baten, wie verhal⸗ 
ten. Das Weinen verbeben. Alle diefe Bedeutungen find noch 
in einigen gemeinen Oberdeutſchen Sprecharten gangbar, 
Verheeren, verb. reg. act, dur Zerflören und Verwüſten zu 
Grunde richten, bejonders von ber Oberfläche der Erde und den 
darauf befindlichen Dingen, Das Land iſt allenthalben jämmerz 
lich. verheeret, Pi.74, 20. Derheerte Städte, Ezech. 36, 38. 
Der Krieg verheevet die Länder. Die Heufchredien verheeren 
die Selder: Daß Feine Auth meine Siuren verheerete. Meine 
ſchonſte Sofnungen haben fie in ihrer Blüthe verbeerer, von 


Brawe, Daher die Verherrung. ine große Verheerung au⸗ 


ichten. : f 
» Anm: Bey dem Notfer herron,; bey (nn alten Dberdeuts 
(hen Schriftfielleen beven, beheren, geberen, im Angef, her- 


» gian,in einigenSchweizerifhen Gegenden behergen, imSchiwed, 


härja. Es flanımet von Heer her, wiepopulari von popur 
lus, und AyıderIas von Axog, (S. Seeren,) und bedeutet Daher 
eigentlich, vermittelt eines Deeres oder in Öeftalt eines Heeres, 
mit. einen großen Menge verwüſten. Es wird daher figürlich nur 
von beträchtlichen Theilen der Erdfläche gebraucht, wenn die Vers 
wüftung und Berderbung gleich nur von einem einzelnen Dinge ger 
fchiehet, 5.8. von einem Sturme, einem Erdbeben, der Fluth 
wir. Von einzelnen Gebäuden gebraucht manes nicht, Daraus 
erhellet zugleich, warum der figürltche Gebrauch, jemandes Here» 
lichFeit, Hoffnung, $reude: u, f. f. verheeren, hart und unges 
wöhrlih iſt. Dadas einfache heeven ſchon diefe Bedeutung al: 
lrin hatte, fo ſtehet ver hier bloß intenfive i 

Bermöge feiner Abftamnang bedeuteten beeren und verheeren 
ehedem noch: 12. Mit Krieg überziehen, befriegen, heran, in 
dem alten Gedichte auf den heil. Anne; Shwed.härja. 2, Übers 
wältigen, überwinden, bey den Schwäbiſchen Dichtern beheren 
and verheren. 3. Rauben und plündern, und in weiterm Vers 
fande, beranden. Got wil an froiden mich verheru, Öraf 
Kraft von Toagenburg. Welche aber gänzlich veraltet find. 


Derheften, verb.'reg, act. ı. Zufammen heften, wo. ver eine 


Berbindung bezeichnet, it. oerſchiedenen einzelnen Fällen. Line 

" Wunde verheften, bey den Wundärzten, : Ben der Stidarbeit 

wird der Brund verheftet, wenn man zu den Figuren erſt einen 
Grund yon Zwien legt, Dev Bortenwirfer verbeftet ben langen 
Sinſchlag der Treſſe, weun er ihn mit feiner Seide unter den Arts 
ſchweife defeſtigt. 2. Falſch heſten. So verhefret der Buchbin: 
der ein Buch, wenn er die Bogen und Blätter michi ih der gehö⸗ 
sigen Obronung heftet. So auch die Verheftung. 


darin erwürget find, Eſ. 26, 21, 


Derheiften, ‚verb: irreg. act. (9. Seifen,) wel 


1 ch 


Ber 1062 


Derhöhlen, verb.reg.act. weiches jeht regulär gehet, has Mittel⸗ 


wort ausgenommen, welches als ein Bey- und Nebenwort noch zus 
weilen verhohlen lauter.  1.Esift eigentlich mit verbergen, und 


fzürlich auch mit verfihweigen gleich bedeutend, Daß das Land 


wird offenbaren ihr Blut, und nicht weiter verbehlen , die 
Meine Augen ſehen auf alle 
“ihre Wege, daß fie vor mir fich nicht verhehlen können, Jer. 
16,17. Inden mittlern Zeiten wurde dag Feſt der Eimpfängnig 
Mariä häufig unfer Srauen Tag der verhoblnen, die. fich vers 
borgen hatte, genannt. Sie (die Weisheit) ift verhohlen vor den 
Yugen aller Lebendigen, Hiob 28,21, 

Diu.nahe'in minem herzen lit 

Verholnenuvilmani gentac, Reinmar der Alte, 
Doc in diefer weitern Bedeutung, welche noch iu dem Gegenfage 
unverhpblen vorkomint, iſt es jetzt im Hochdeurfchen veralter, 
2. Man gebraucht es jetzt nur —*9— in engerm Verſtande, auf eine 
pflichrwidrige Act verbergen, verbergen, was man nicht verbergen 
foilte, fo wohl eigentlich von Sachen. Geſtohlne Sachen verheh⸗ 
len. Als auch, und zwar am häufisften, auf ſolche Art verſchwei⸗ 
gen. Ich verhehle meine Miſſethat niche, Pi. 32, 5. Die 
Wahrheit verhehlen. verhehle mir nichts. Ich habe Feinen 
Umitand verheblet oder verhoblen. m ä 

So auch das verhehlen und die verhehlung. 

Anm. Diefes alte Wort lautet fahon bey dem Kero farhelan, 
bey dein Ditfeied firhelan, bey dem Willeram verhelan, diees 
insgefammein der erften weitern Bedeutung des Werbergens ge⸗ 
brauchen, und auch das einfache helan in eben demſelben Verſtan⸗ 
de haben. Im mitilern Lateine ward es durch foriscelare über» 
fest. (S. Seblen, wo ſchon die Abſtammung diefes Wortes geze i⸗ 
get worden.) Beyde, fo wohl das einfache als zufainnien geſetzte 
Beitwort, gingen ehedemirregufär, Junperf ich HabL, verhabl, 
wovon noch das Mitielwort verhohlen üblich it, welches noch 
bäufig für verhehlet gebraucht wird, obgleich das Imperfeetum im 
Hochdeutfchen jederzeit vegelär gebraucht wird. 


Derbeilen, verb. reg. act. et. neutr. im legien Falle mit dem 


Hülfsworre ſeyn. Zuheilen, fo wohl active,'zubeifen machen, 
‚als auch intranfitive, heil werden. Die Wunde ii ver heilet. Der 
Wundarzt har die Wunde verheilet. 2. Caſtriren, verfchnei- 
den, Ö, 2, Heilen. S. auch die Verbeilung. 


Derbeimlicyen, verb. reg. act. heimlich halten, befonders von 


Saden, weldeman theils nicht nöthig bat, heimlich zu halten, 
theils nicht heimlich halten follte ‚im legten Falle ungefaͤhr fo, wie 
verheblen. Einen gefundenen Schag, geſtohlne Sachen ver- 
heimlichen. Einen entdeckten Anſchlag verheimlichen, Erwas 
vor jemanden ver heimlichen. Sie würde nicht die mindeſte Ur— 
ſache haben, ihre Empfindung zu verheimlichen, Weiße. Kin 
entitandenes Jeuer ver heimlichen. Daher die Verbeimlichung. 


Verheirathen, verb.reg,act. durch Heirath mit einer andern 


Perfon verbinden, fo wohl abfolute, Seine Tochter verheira- 
then, im gemeinen Leben auch ausheirarhen. Sich verbeira- 
-then. Verheirathete Binder Haben. verheirathet ſeyn. Als 
auch mit Bezeichnung der Perfon, welche duch Vorwörter ausge⸗ 
druckt wird, Seine Tochter an einen angeſehenen Mann ver: 
heir athen. Noch häufiger mir dem Vorworte mis Seinen 
Sohn mit einer Perfon verheirathen. Sich mit einer Perfon 
verheiratben, fie heirasben. Aber der biblifche intwanfitive Ge⸗ 
brauch, ohne Reeiprocation, welcher verheirathet, der thut wohl, 
welcher. aber aicht verheir athet, der thut beſſer, a Cor. 7, 38, 
iſt wider den Sorach gebrauch. Daher die Verheirachung. 
s ehrdem file 
verſprechen/ promittere, ſehr ablich war, befoildetsfür verſpre⸗ 
ea, erwas zu thun, oder zu geben, In der Deuſchen Bibel 
xir? Tome 


2063 Sr? 


 Foirkitiece Saberriidfehrhänfe vor. Und vrrheißen ihnen grey⸗ 
heit, 2 Per. 20. Menelaus verhieß dem Prolemäs wiel Gu⸗ 
ses, 2 Mac. 4,45. Was der Herr verheißen hat, ı Moſ. 15,19. 
Das verheißene Land, Ebr.11,9. Und fo in hundert Stellen 
mehr. Im Hochdentfchen: gebraucht man es am bäufigkte imeri⸗ 
‚gern Beritande, ein Gutes zu gebeit verfpredgen. Dev verheißne 
Segen $oigen denn Ehre und Anſehen fo gewiß der Tugend 
nad, als man ung in unfern jüngern Fahren vebnerifch ver: 

beißt 2 Gel, 

. Anm. Schonben dem Reroforakeheizan, bey andern alten 
Shriftftelleen theils nur beißen, theils auch geheißen und behei⸗ 
ßen bey dem DOpig verheiſchen, im Niederſ. verheten, weiches 
daſelbſt auch als ein Reciprocum gebraucht: wird, ſich verheißen, 
angeloben, etwas nicht zu hun, ©; Seifen. > 

Die Verheißung, plur. die—en, das Verfprechen eines fünf- 
- tigen Guten, Das Wort der Derbeigung, in der Thrologie, die 
jenigen Worte, welche dag mit dem Genuſſe des Saeramentes 
verheißne Gute enthalten, zum Unterfchiede von den Worten 
der Einfegung. Die biblifchen R. A. einem Verheißung tbıin, 

. mir if die verheißung worden oder geworden, find vxxaltet. 

Verhelen, ©. verhehlen. 

Derhelfen, verb. irreg, act, (S.$elfen) sum Befigeoter®e- 
safe einer Sache helfen, mit der vierten Endung der Derfon. 
Jemanden zu etwas, zu einem Amte, zu einer Beförderung 
derbeifen. Ih babe ihn zu einem anfehnlichen ‚Gewinn ver: 
bolfen. Ich will dich zu der Ehre verhelfen, daß du ibn fee 

ben -Sallt. Daher die Derhelfung. 

Anm. Gemeiniglid) gebraucht man dieſes Wort niit der dritten 
Emdung, einem Zu etwas verhelfen, Gottfch, welches aber gang 
wider die Ratur der mit ver zufanımen gefegten Zeitwörter if, 
welche allemapl de vierte Endung. der Sache erfordern. 

Verhentert, adj-et adv. ein nur in den gemeinen Sprechar⸗ 
ten übliches Wort, als ein glimpflicher Ausdrud für das. härtere 
verteufele, im boben Grade arg, böfe m.f.f. Das wäre ein 


verhenferter Streich. Lin verhenkerter Menſch. verhenkert 


böfe. Im Riederf..bengers?, verhengert. S. Genfer. 

*Derhergen, eine veraltete Formfür verbeeren, welche vchs € x 
4,45 vortonmt, S. Verbieren. 

Verherrlichen verb. reg. act. berrlich machen, die Herrlich- 
keit erth ilen. Die verberrlichten Gerechten, die Seligen im, 
Himmel. Ingleichen die Herrlichkeit einer Verſon feyerlich offen» 
baren, So ward Chriftus bey feiner Verflärung verherrlicher, 
Sur verherrlichen,, feine Vollkommenheiten im hohen Grade 
ckannt machen. Daher die Verherrlihung: 


Berhögen, verb. reg. acts durch Segen, d.i. mebrmahliges un ⸗ 


terreden zu einer böfen Sache bewegen, Zu etwas verhetzet wer⸗ 
Sem Jemanden zu etwas verhegen. In engerer Bedeutung, 
euf folche Art wider jemanden aufbringen, Sie vrrhegten den’ 
Demetrium wider Judam, 2 Maccab. 4,11, — ver⸗ 
ſchimder 

Verheuern, verb. reg. act. ein nar imeinigen — be⸗ 
ſonders Mi eberbeutfeen Sprecharten übliches Wort, fo wohl 
für vermierhen, als auch für verpachten. 
geuern. — 

Derhinderlih, — a, ſte, adj. et adv. was oethinbert, Ver⸗ 
hinderung bringt, wofür doch hinderlich üblicher iſt. 

Verhindern, verb, reg. act. welches mit hindern gleichbedeu⸗ 
tend iſt; nur daß ver hier. eine Jutenſton bezeichnet, Etwas vers 
hindern, Urſache werden, das es nicht geſchebe. Femanden an 
etwas verhindern, Urfache ſeyn, daß jemard etwas nicht voll⸗ 
briuge, Bisher bin ich verhindert (worden) zu euch zu kom⸗ 


\ men, Ron, 2,22%, * 


©, geuer und 





Ben 
Salz 
deutſchen feltenes Worr; für hindenrniß oder Verhinderung, weß 
ches im HERREN, pa; von — auch 
im meiblschen Geſchlechte gebrand, « u: 
Die Vipinberung pl dieien. 1. Die Gahtimngtra Be 
hinders ohne’ Plura 2. Dasienige, was uns verhindert, dag 
Sinderniß, mit dem ——— — 
Verhitzen, verb.regsact, et reeipr. 
gemeinei eben einiger Gegendert fur das edlere erhigen. 2. Auf 
einefebl rhafte Art, zu jehr Hisen, auch zuweilen nur im. ger 
meinen chen, Dei Ofen verhitzen. Beſſer verheigen. T. 
Derboften, verb.reg.aci. et neutr. welches um letzter Falle 
. das Dülfsmort haben befommı, und zuweilen ftart des e eu 
hoffen gebraucht wird, fo daß ver bier bloß intenfive (eben, Zu 
Lacedamon, da er verhoffte einen Aufenthalt su finden, 2. 
»Bacc. 5,9. Daher das Derhoffen, beſon ders mit dem Vorworie 
wider. Es geſchahe wider älfes Derboffen. ‚ESRSRN : 
Anm. Ju den Dberdeutfchen: Rauzellenen. ift man mit Diefer 3 
‚müßigen Brrlängerung noch nicht. zufrieden, fondern ‚gebraucht 
datur wohl'gar annerbofen. .. Benden Jägern würdiefis Wort 
N — — * eigentlichem Verſtaude gebraucht, Inden man dar 
von einem Thiere faat ; es perhoffe, wenn de ſtutzig wird, 
ſtille ſtebet, and) ſich umficher, So fern ver eine deficuirende 
© Bedentung. bat, war verhoffen ebedem die Hoffnung is BP | 
ſen, in weicher Bedeutung es aber Längft veraltet ifl, 3 
Verhoffent lich, adr. welches im gemeinen Leben —— 
gebraucht wird, der edlern Schreibart aber frenid RR 


— — 


Verhohlen, S. verhehlen. — 


Derböhnen, verb. reg. act. mit $ebn belegen, im gemeinen * 
Leben auch ausböhnen, Niederf. hohnecken. Es iſt in der an⸗ 
fändigern Schreibart am üblichften. Wir haben fie niche.ver= 
höhnet, 1 Sam. 25.7. . So’ auch die verhohnuns. Bey dem 
Oitfried nur gin onen. 

Verhoken, verb. reg. act. im Kleinen, als ein Böte verfaue - 
fen, von allerley Höferwaaren; ‚auch aushöken, und inden ges 

e —— Sprecharten ver hotern⸗ vc batern Puberbas Der: 

öfen. u: Re 

Das Verhör, des 8, —— — — die, gerichtliche Anbs⸗ 
rung und Veranftaltung der Ausfagen anderer. Kin verh er an⸗ 
ſtellen. Jemanden zum verhöre ziehen, feine Ausfage gerichte 
lich zu thun auflegen. Bas Zeigenverbör, oder Derbir der 

"Zeugen. ine Sache in Derbör sieben. Für Yudienz aber. 
Gehor ift es im Hochdeutſchen ungewöhntich, Im Oberdeutſchen 

wird es im weiblichen Geſchlechte arbraucht. die verhor, ‚pur 
die — en. 

Derbören, verb. reg. act. . 1.48 Nichter die Aue ſagen — 

andetu anhören. verhöret eure Brüder, und richtet recht 

zwiſchen jedermann, 5 Mof.ı, 16. Chriſtus wurde vor Pilato 
verhöret, Luc. 23, 14. Richter‘ unfer Beleg auch rinen Men⸗ 

Shen , ebe man ihn verbörer ? Job. 7, 51. Man verbörer ſo 

wohl einen Beklagten, als auch einen Zeugen. Im gemein, Geber 

> ziniger Gegenden fagt man auch, jemanden feine Lection verhẽ⸗ 

zen, für uberhören. 2. Benden Fägsen wird es in noch weis 


term Berftande oebraudht, den Aufenthalt eines Wildes oder Ge 


flügels aus feiner Stimme ausfindig machen; da denn fo wohl 
Sirfche, als auch Huerbähne und Feldhühner, verhöret wers 
den, wofür auch bey-einigen verluſen iblich ift, von dem veraltes 
sen Iufen, hören; (S. Laufen.) 3. Eine Sache ans Unachtſam⸗ 
Feit entweder gar nicht bören, wis uberbören, eder fie falfch bören, ° 
Das babe ih verhört. Die ſich aus Ligenfinn von der 
Ehe abhalten laſſen, DEREN die — — der Natur, 
Spunenf, F 

Die 


— a 


tieer Verbinderungen böben. | 
126 verhigen, im. | 








da a Yoacl a, ee 22— ———2 


ee ee 


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a der 106. 


* titan gejaget wird. Bie Diebe wurden verjagt. Die 
“ Pögel veriagen. Jemanden Bon Sats und Kof verjagen, oder 
vertreiben. Die Derjagten herbergen, Ef. 16, 3, 4. Daber 
die Deriagung, 
inm. Schon bey dem Ditfried firjagen. Das Nivderf. Wer: 
jagen bedeutet außer dem noch erſchtecken, fo wohl active als in- 
tranfitide, Daher if die Verjagniß daielbft der Schreden, und 
verjagfam, fhrethaft, furchtſamm. Huf ähnitche Art ift erſchre⸗ 
Eenvon ſchrecken, ſpringen und fpringen machen gebildet. 
*Derjäben, ein veraltetes Wort für befeunen, ©. Beichten, 
Verjahren, verb, reg. neutr. welches das Hülfsiosek feyn ers 








pie uaſdend Könpe su dit 5 Sb nie Ibis Stimme, 
eiße 


a ai Derbi. 

“Der Verbörer „des —s, plur. ut nom, fing. von v — 
ren 1, ein ungewöhnliches Wort, einer Kichter zu bezeichnen, - 
J welcher die Kiagen willig —— Du haft keinen verbhoörer 

om Bönige,2 Sam, 25, 8. Wer gibt mir einen Der! 
gr Siob 31,35. | 

 Derhubdeln, verh. reg a0i; durch Suseln — Eine 
Acbeit perhudeln. 
er ersullen, verb. reg. act. vermittelſt einer Hüfle verbergen, 


durch eine Hülle, das it, Dede, verbergen, dein Geſichte ane 
‚derer entzieden, in weichem Verflande es mehr de der edleru 
Sähreibart, als im gefeljhaftlihrn Umgange, vorfonimt. Rebee- 
ea verhüllete ſtch mie den Mantel, ı Mof. 24, 65. So aud) das 
Haupt, das Angefipt, den Mund verbußen, in andern Stel⸗ 
len. Seinen Leib gebührlicher Weiſe verh üllen, Sir, 38, 16. 
v b.i.bederfen. Inaleiche figurlich fur fi verbergen, verdecken, 
in der edlern Shreibart. Deine $einde werden ih in Scham 
 »erhullen. Das Licht der Seele verhulle fich in Finſterniſſe, 
wenn wir es mißbrauchen, Gel. Alles fehlen id um mich 

ber in Nacht und Grauen zu verbüllen, 

Des Schöpfers weifen Willen 
Pflege eine dunkle Nacht vor uns noch su verhüllen, Weiße, 
So auh die verhuͤlung. S.güllen. 

> Derbungern‘, verb. reg. neutr. mit den Hülfsworte feyn, 
1. Bor Hunger umkommen, im Dbordeutfchen erhungern. Te⸗ 
manden verhungern laſſen. Daher das verhungern. 2. Das 
Mittelwort verhungert bedeutet außerdem noch fehr hungrig, 
‚gleichfam ausgebungert. S. Der 2, Verbungert ſeyn, aus ſehen. 

in verhungert Subnchen fand 

Einen feinen Diamant, Haged. 


forders,; 2. Eigentlich, wie verakten, nicht bioß alt werden, fone 
dern zn einer gewiffen Beftimmung zu ale werden; eine im Docs 
beutfchen veraltere Bedentnng, in weicher im Nieder(,wnsprjahre 
zum Heiratben noch nicht zu alt, bebeutet. Si wil mih Lin in 


dieſen zwein veriaren, Graf Kraft von Toggenburg. 2..%% 


engerer Bedeutung HE verjabren buch eine lange Reihe von Jah⸗ 
zen fo wohlrecktsfräftig, rechtmäßig, als auch umgekehrt te 
gültig werden. Landesherrliche Regalia verjabren niemahls, 
die unterlaffene Ausübukg derfelben gereicht, ihnen durch keine 
Zeitdauer zum Nachtheil, fie können zu allen Zeiten wirder im 


» Befiß genommen werden, dagegen in andern Füllen die Aufprüche 


nach einem unnntechbrochenen Behs von gewiffen Jahren verjah⸗ 


> wen,d.i.unaliligiwerden. Bin veriährrer Befig, der durch eine 


Lange Zeitdauer rechtskräftig geivorden. Daher au figürlich, 


verjahrte Dorurtbeile, die durd) die lange Zeitdauer ein ehrivürs 


diges Anſehen gewonnen baden, Eigentlich dedeutet verjähren, 


durch eine lange Reihe von Jahren ungültig werden, der Menſch— 


heit unverjahrte Rechte, Hall, Es geſchiehet daher nicht ohne 


Zuweydeutigkeit, wenn es von einigen im entgegen gefeßten Vers 


ſtande gebraucht wird, dadurch gültig werden. Sp auch die Ver: 
jahruns, Praeleriptio, Ehedem war für verjähren auch vers 
währen üblich, 


Derhunzen, verb.reg. act. weiches nur in den niebeigen&prede 
arten üblich if, eigentlich verftüinmmeln, und dadurch des gehöriz 
gen Aufehens berauben, am häufiaften aber figürlich, verderben, 

beſonders fo verderben, daß eine Sache ihre gehörige Geftalt und 
Brauchbarfeit verliere, Der Pfuſcher verhunzt die Arbeit, 


Verich, Dering, ©. Hiofe. + 

Derintereffieren, verb. reg. act. imgemeinen eben, Inler⸗ 
effe von etwae geben, verzinſen. Lin Capital beöfntereflenen, 

Derirren, verb.reg. welches fo wohl als ein Neutrum mit dem 






Zemanden die ganze Sache verbunzen. Die Sache iſt ſchon 
verhunzt, verdorben. Daher das verhunzen 


Up enden verb, reg. act, welches auch nur in den niedrigen 


Spredarten gebraucht wird. ı. Pit Huren durchbringen. Sein 
vermogen verhuren. 2. *Sich verhuren, ſich durch Hurereh, 
und figürlich durch Abgötterey, verſündigen, Richt. 8. 27, iſt im 
Sochdeutſchen ingewöhrlich,. Schon Ottfried gebraucht fir hua⸗ 
ran, für das einfache huren, 3. Das Mittelwort verhurt bedeu⸗ 


tet überdieß noch in den harten und niedrigen Sptecharten, der 


Hurerey ergeben, Siehe Der 2, Derhurtfeyn, Kin verhurter 
Menſch. 

Verhüthen, verb. reg. act. weldesi in dopveltem Verſtande is 
lich ifl.1. Von buthen, das Vieh auf der Weide beobachten, ift 
verhürhen, es falfch, nachläfig hüthen, fo daß dadurch ein Schas 


de eutſteht. Man verhuthet die Schafe, fo wohl, wenn man 


fie auf verbothene, ingleichen auch anf unreine und ungefunde 
Meide treiber, als and, wenn eins oder mehrere Schafedurch 
Nachläßigkeit des Hirten verloren gehen, - 2. Bun buthen, Aufe 
ſicht über etwas haben, iſt verhüthen, Urſache werden, daß ein 
Abel nicht erfolge. Schaden ind Nachtheil verhüthen. ver⸗ 
hüthen, daß uns nicht jemand übels nachreden möge. 2 Cor, 
8, 20, Daswolle Gott verhüthen! Gott verhürhees! 
So auch das verhüthen und die verhüthung. 


Verjagen, verb. reg. act. in die Ferne jagen, fo daß ſich das 


Zeitwort mehr auf die Entferuung, als auf den Ort beriehet, aus 


— 


Verjüngen, verb. reg, act, 


r Hülfsworte feyn, als auch als ein Keciprocum gebraucht wird; 


durch Irrthum von den rechten Wegeablommen, in die Fere ger 
ratben. Als ein Reutrum. Ein Hivre ſucht feine Schafe, 
wenn fievon feiner Herde verirret find, Cie. 34, 12, Sie 
find verirret im Lande, 2 Mofe 14, 8. 

Ex fing zwey Srufzer auf, Y ar der Bruſt verirrten, 

achar, 

ber als ein Activnm, tole Oral. 18,23 :flefind verirret wor⸗ 
den, indie Irre geführetworden, ft eg im Hochdeurfchen unges 
wöhnlich, obgleich das Niederf. vererren noch fo gebraucht wird, 
Am üblichften iſt es algein Reciprocum. Sich im Walde vere 


irren. Lin Schaf, weldes ſich von der Hevde verivret bat. 


Lin verivetes Schaf. Ingleichen figürlih. So mandes Gerz, 
das fich verirrte, bat an dem Sreunde einen Retter gefunden, 
Gel. Ihre verierte Santafie gebieret diefe Schre£bilder. 
Daher das verirren, und die verirrung. Schon bey dem Note 
Set ferirron. 
1, Wieder jung machen, ſich ver⸗ 
jüngen, wieder jung werden. "Sich verjüngen als ein Adler. 
Die Schlangen verjüngen fih durch Abftreifung der Hau, 
Figürlich verjüngt ſich im Srühlinge die Natur. Die verjüng: 
#e Schönheit der Natur. ⸗. Dünner und kleiner machen, 
1) Dünner, Ein Stud Stein verjungen. Kine Säule verz 
dimge ſich nach oben zu. Schiffe, welche Schnell fegeln follen, 
mülfen fich von ihrer Mitse au gegen das Vorder und Sins 
RU sersheil 


2067. Ber 


sertheil verjüngen. (2) Berfleinern, doch nur am im Sänfioften; im 

engeen Verſtande, ein Ding im Kleinen einem größern ähnlich 
machen, wit Bepbehaltung des Berhältniffes aller Theile, befons 
ders in den bildenden Künften. Cine Zeichnung, einen Riß ver⸗ 
jüngen. Der verjüngte Maßſtab. So au die verjüngung. 


Anm. Ju der.erften Bedeutung hatte man ebedem dafür fo wohl 


das Neutrum jungen, als auch dasXctivum jüngen, welches noch 
bey dem Notker und den Schwäbiſchen Dichtern vorkommt. 

Derkalben, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, in 
der Hauswirthfchaft. ‚Mine Bub verFalber, wenn fie ihr Kalb 
zur unrechten Zeit, oder auf die unrechte Art, zur Welt bringer, 
wenn fie mißgebärer, bey andern Thieren verwerfen, Dader 
das verkalben. 

Verkalten, verb, reg. act. zu Kalt! brennen, in Kalt verwan⸗ 
deln, caleinieren, in manchen Fällen auch nur brennen. Steine 
verkalken. Die Goldfchmiede gebrauchen verkalkten Weinfein. 

Derkälten, verb.reg. act, falt machen, welches indeffen nur in 
engerer Bedeutung und als ein Neciproenm üblich ift, fich ver kal⸗ 
ten, fih durch Kälte oder Kühle eine ‚Nupäplitei äugiehen, 
ſich erfälsen. Daher die verkaltung. 

Derkappen, verb. reg. act, mit einer Kappr verhülfen, verber⸗ 
gen. Verkappt ſeyn, geben, dem Geſichte nach. Inder Jäge⸗ 
rey wird der Falke verkappt, wenn man ihm eine Kappe über die 
Augen ziehet. Figürlich nennt man jemanden verPapps, wenn ee 
ſich aus böfer Abſicht unter einem falſchen Rahmen verdirger. Ein 
verfappter Schriftiteller. Daber die derfappung. 

Der Derfauf,des—es, plur. die Verkäufe, die Handlung, da 


manerwas verfauft, das Eigenthum einer Sache einem andern - 


gegen einen gewiffen Preisüberträget. Der Verkauf eines Zau— 
fes. Einen Derfauf berätigen, Riederf, verkopp. 

Verkaufen, verb. reg. äct, das Eigenthum einer Sache an einen 
andern gegen ein bedungenes Stück Geld übertragen, Waare ge⸗ 
gen Geld geben. Einem etwas verkaufen. Eine Sache wohlfeil, 
theuer verfaufen. 
Waaren zu verkaufen haben. Etwas aus freyer Sand ver⸗ 
Faufen, im Gegenſatze des gerichtlichen Berkaufes. Etwas an 
einen, oder einem etwas verkaufen. An die Meiftbierhenden 
verkaufen, verauctionieren, Die Einwohner eines Landes zu 
Sclaven verkaufen. Mit Schaden verkaufen. Cartefius 
verkaufte ung Träumefür Wahrheiten, Daher das verkau— 
u und die Verfaufung, für weldes letztere doc verkauf übs 
licher ift, 

Anm. Schon bey dem Kero farch aufan, im Satian Furcou- 
fen, bey den Ditfe. firkoufen, im Rieder f. verföpen, Der bat 
bier die erfie Bedeutung der Carferdund: 

Der Verfäufer, des—5, plur, ut mom. fing, Fämin, die 
Derkäuferinn, derjenige, welcher etwas —— zum Unterſchie⸗ 
de von dem Kaufer. 

Derfäufliih, adj. et.adv. 1. In Geftalt eines Verfaufes, wie 
kãuflich, doch nur als ein Nebenwort. Jemanden erwas ver— 


Fäuflich überlaſſen, beſſer, es ihm verfaufen. 2. Was fi ' 
leicht verfaufen läſſet, gut abgehet, hin und wieder im gemeinen ' 


Leben, Eine verfäufliche Waare. In welchen Verfiande man 


auch wohl das Hauptwort die Derfäuflishkeir bar. Oft gebraucht 
man beyde auch. wohl in weiterm Verſt ande, was verkauft wer⸗ 


den kaun. Das iſt mir nicht verkäuflich. 

»Perkauten, verb. Teg.- act, welches nur in den gemeinen 
Spredbarten einiger Gegenden für vertaufchen uüblich ſt. S. 
Baudern, 

Der Verkehr, des — es, plür, car.einnurin Einer Bedeutung 

des folgenden Zeitn ories übliches Wort, jo wohl den Handel und 
Wandel zu dejeichnen. Es if Vier Derkehr aneinem Orte, 


Etwas für einen hoben Preis verkaufen: 


Ber 1068. 
wenn wiele Waaren daſelbſt EEE en ER werden, vie 
ler Handel und Wandel. - 


‚Fehr mit ihm. Riederf. gleichfülls Verkeer. Bon vielen wird 
es im ungewiffen Geſchlechte gebraucht, das verkehr. 
Dextebren, verb. reg.act, welches in einer doppelten Haupt: 

eigen gebraucht wird. 


„ Anders Fehrenoder wenden, fo daß ver bier bloß eine An ⸗ 
—— andere Richtung, oder auch nur eine Intenfion bezeich⸗ 
net. Es iſt in dieſer Bedentung nur noch in einigen figürlichen 


Fällen gangbar, (1) Abfolute bedeutet verfehren noch im gemeis 
nen Leben, befonders mancher Gegenden, Waaren abfegen, Hans 
del und Wandeltreiben, verkaufen; Riederf, gleichfalls ver kees 
ren. Jemand verkehrt viel, wenn er viel Waaren abfegt. Es wird 


bey ihm, an diefem Orte nicht viel verkehrt. Nach einer noch = 


weiteren Figur fagt man im gemeinen Leben, fo wohl Ober» als 
Niederdeutſchlandes, mir jemanden verkehren, Gemeinſchaft, 


Umgang mir ihm haben. Ich babe in meinem Leben viel mit 
ihm verkehrt. (2) Berwandeln, inden entgegen geſetzten guten 
oder böfen Zufiand verfegen. Swenne li wilmir verkeren 

den Kumber min, der Schenke von Limburg. Das Leid in. 


gute Tage verkehren, Efip. 9, 22. Eure Traurigkeit ſoll in: 


Freude, Joh. 36, 20% eure Freude in Traurigkeit verkehren‘ 
werden, Jar, 4, 9. Die Sonne in Finſterniß verkehren, Apofl. . 
2,20, In dieſer Bedeutungiftes um der Zweydeuiisleit aut der 


folgenden Millen veraliet, . >; 
2. Aus der gehörigen -oder doch gewößnlichenKichtungin die 


„> entgegen geſetzte falſche oder ungewöhnliche bringen. (1) Eigente - 





Als auch in noch weiterm Verftande, 
Verkehr mit jemanden haben, Umgang, Semeinſchaft. Wir has. 
ben vielen Verkehr mit einander gehabt. Ich babe feinen Ver? 


* 
— 


— ri ee 


lich, wo es in manchen Fällen von allen Richtungen gebraudt 


wird. Die Augen verkehren, beſſer verdrehen. Am bäufigften 
aber nach der gewöhnlichen oder gehörigen Richtung der entgegen 
gefegten kehren, das obere unten ‚das vordere hinten kehren; um— 
kehren has den Begriff der falfehen ungebörigen Richtung nicht, 


weichen verkehren gewäbret. Ein Buch verkehren. Aınüds 


lichſten iſt indeffen in diefer Bedeutung das Mittelwort verkehrt, 
in Geftalt eines Nebenwortes, Das Bud) verkehrt nehmen, 
halten, fo daß das untere oben Fomme, 
kehrt anziehen, fo daß die innere Seite wider die Gewohnheit 


auswärts fomme,. Etwas verkehrt angreifen, au dem unge⸗ 


wöhnlichen, untechten Ende. (2) Figürlich, we es, (a) in vies 

len Fällen gebraucht wird, wo man etwas in derjenigen Art thut, 
welche der gewöhnlichen und: allein als richtig angenommenen 
Art entgegen gefege-if, Die Ordnung der Natur verkehren. 
Semandes Worte verfehren, beſſer verdrehen, ihnen die entz 
gegen gefegte unvichrige Deutung geben. Das Recht verkehren, 

- beffer verdrehen, ſo fern von einer unrichtigen. Deutung die 
Rede iſt. Die Geſchenke verfebren die Sacheder Gerechten, 


- 2 Mof.23, 8. So-auch das Mittelwort verkehrt. Alle feine, 


‚Die Strümpfe vers 


Sachen verkehrt anfangen , anſtellen. Lauter verfehrte Ar ⸗ 


‚beit machen. Außer die er objectiven und vaffıven Bedeutung 
wird das Mittelwort nad) dem Muſter ſo vieler anderer auch noch 
—— und/thätierm Berfande gebraucht, und da iſt ein 

verkehrter Menſch, welcher die Gewohnbeit, Fertigkeit befitzt, 
auf eine der gewöhnlichen oder wichtigen, entgegen gefegte Art 


zu handeln, und darin argrikuder. Ein verfehrtes Berragen, 


(©. Verkebrrbeit.). (6) In der Dentſchen Bibel. ift verkeh⸗ 
‚ven, zue Günde verleiten, von den Wege der Tugend auf den 
entgegen gefeßten. bringen. Die veigende Luft verkehrt, un— 
ſchuldige Herzen, Weisd, 4,32. »Daß die Kosheit feinen 


Derttand nicht verkehren Bi 11. Und. baden erlicher Glau« 


ben perkehrt, e Mo. 2, 28. Da deuu auch das — 
baufig 








—* Sänfe — böſe —9 "Die verehrte Yet, 
‚5 Mof. 32, 5. 20, Bey denverkehrten biſt du verkehrt, 2Sam. 
— 27 Linverfehrter Sinn, Rom. 1,28. Außer der biblis 
ih ſchen Schreibart wird dtefe Bedeutung wenig mehr gebraucht, aus 
ger, wo ſie mit der borkgeh weitern zuſammen fömitt. 

Mr So auch die. Derkehrung, 

+ Anm. Das verkehren, eine Art des Bretfoieles, wo man mit 
fluf Steinen und Banden ſpielet, gehöret zur erflen ngralteten 
weiteren Haupıbedeutun 4.de2Verändeeng,indemes feinen Pahmen 
er unffeeitig von den ſchnellen Glücksfällen, dir dabey vorfallen, Sat. 

Be, Huiusmodi appellationem meruit hic!udus, propter 

-  fabitas mutationes, quae inter ludendum accidere [o- 

- dent m f.f.. Syde de ludis orient., Im Holland. wird.es 

gleichfalls Varkeer, im Dän. Sorkeering, und im Franzöf. mit 

‚einem aus dem Deutfden gemodelten Worte Verquier genannt. 

Hyde zeigt, daß es bey vr Arabern und andern Vorgenländern 

‚üblich ift. 

"Die ‚Verkehrtheit, — die —en. 
„Ding verkehrt iſt, am häufigſten in den figürlichen Fällen der 
zweyten Hauptbedeutung, und ohne Plural. Es wird dabey ſo wohl 
„objective gebraucht. Die verkehrtheit des Gemüths, einergands 
lung u. ſ. f. Als auch fubjective. Die verkehrtheit eines Men⸗ 
ſchen. 2. Eine verfehrte Handlung, auch nur in den figürlichen 
Bedeutungen, und mit dem Plural. 

—6 verb.reg. act. mit Keilen befeſtigen, verbinden. So 
auch die verkeilung. RE 


Un 





RX 


Re 
Ep 


* 


verkreilſpigen verb.reg. act, welches nur im Feftungsbane 

Äblich iſt, Reilfpige machen, dadurch bezeichnen. S. Beilfpig. 

Verkennen, verb,reg.acı. (S. Benuen,) irrig erfennen, doch 
nur im eugern Verſtande, aus Irrthum für etwas anders halten, 


‚als es iſt. Jemanden verkennen, ihn für eine andere Derfon 


‚halten. Den Werth einer Sache verfennen, ihn entweder 
gar nicht Fennen, oder ihn doch nicht gehörig zur fchägen wiſ⸗ 
fen, Wie ift es möglich, einen Mann zu ihr Zen, der ſei⸗ 
nen eigenen Werth verfennt! Wie fehr verfennen fich die 
Menſchen, die von dem feinern Dergnügen nichts willen 
wollen, die ihnen der Schöpfer vorgefegt Hart Der mich 

und dich verfennt, Opitz. 

Derketteln, verb. reg. act. mit Retteln, d. i. Pleinen Reiten 








kettelung. 
Derketten, verb, reg. act, mit Ketten verbinden, Velonderr 
im figürlichen Verſtaude. 
alle Säge auf das genauefte verbunden find. 
kettung. 
verregern verb.reg. act, für einen geber erklären, beſonders 
imn engerm Verſtande, auf unbefugte, unnöthige, ungegründete Art 
für einen Ketzer erfläven, Jemanden verketzern. Daher die 
verketzerung. 
verkielen, verb. reg. act, mit Kielen verfehen, Das junge 
Sedervieh verkielet fich, wenn es gebörige Federn zum Fliegen 
bekommt. 
Derkitten, verb.reg. act: mit Ric befeftigen, verbinden. * 
auch die Verkittung. 
verklagen, verb. reg. act, Klage wider jemanden bie einem 
führen. 
A VObrigkeit verklagen. Jemanden vor einem andern verklagen, 
für bey, iſt veraltet. Jemanden wegen eines verbrechens, 
wegen eines Diebſtahles, wegen eines Mordes foerflagen. 
. Verklagt werden. „Der Verklagte, wofür im gerichtiichen Vers 
+ ande Beklagte üblicher iff, fo wie verflagenüberhaupt mehr im 
außergerichtlichen, klagen aber Mehr im gerichtlichen Verſtande 


— 


So 


Pi: * 2 


1.Die Eigenfhaft,daein Verklären, verb. reg. act, Plar ‚machen. 


befeftigen, verbinden, Kine Thür verfetteln. Daher die Ders 


in wohl verketteter Schluß, wo \ 
Daher die ver⸗ 


Jemanden verklagen, ihn bey einem andern, bey der- 


a .} 1070 


Ablich ie. So auch die verklatzung / woflie doch Die Rlage üß- : 


licher ift. 
Anm. Ehedem wurde es auch für beklagen, di, tiber den Ver⸗ 
luſt einer Sache klagen, gebraucht, in weſchem Verſtande ſes bey 
dent Stryker mehrmahls vorkommt. 

Der Verkläger, des —s, plur. utnom. fing, Fämin. die Ver- 
Plägerinn, eine Perfon, welche eine andre verklagt, wofür doch 
jetzt Bläger üblicher iſt. — wo find deine verkläger? 
Joh. 8, 10, 

Verklammen, verb. reg.neutr. welches das Hülfswort ſeyn ber 
kommt, vor Kälte erffarren, ein nur in den gemeinen Sprecharten 
übliches Wort. Die ände find ihm verklamme. S. Blamm, 

Destlammern, verb. reg. act, mit-Klammern befeftigen, ver» 
binden. \ Die Hängefaulen werden auf den Balken mie Kifen 
verklammert, mit eifernen Klammern. In weiterm Verſtande 
wird in deoRimmermannskunft auch die Verbindung mit Schwal⸗ 
benſchwänzen Sie Derflammerung genannt. 

1. Eigenilich, klar, 

helle, heiter machen, ir welchem Verfiande es doch nur noch zu⸗ 

weilen in dee dichrerifchen Schreibart vorkommt. i 

Den unwirthbaren Sig 5 
Verklärt, doch felten nur, ein vorher fehnelter Blig, Hag. 
Do, wie ſchon entwolkt, wie verklart lächelt der bim⸗ 
mel wieder, Gieſeke. 

a 2. Figürlich. (1) *Blar, d. i. deutlich machen; eine veraltete 
Bedentnng, wofür jetzt erklaͤren üblich it, Ehedem wurde es auch 
für erklären, feyerlih ausfagen,;declarare,gebraucht. (2) Deut ⸗ 
liche Erfenntniß von jemandes Klarheit, d. i. Herrlichkeit, wirs 
Benz eine nur in der Deutſchen Bibel und bibliſchenSchreibart üb» 

liche Bedeutung. vater erkläre deinen Rahmen, Job. 12, 28. 
run iſt des Menſchen Sohn verklaret, und Gott iſt —* 

“ver in ibm, und wird ihn bald verklären, Kap aus, 31. (3) 
Rach einer andern gleichfälls nur bibliſchen Bedeutung bezeichnet 
es durch eine Verwandlung der außerwefentkichen Umſtäude einen 
böbern Grad der Klarheit, der Feinheit, der Bewegungskraft und 
Geſchwindigkeit erteilen. In diefem Verſtande ward Chriſtus 
auf Thabor verflärt. Welcher verklaͤren wird unſern nichtigen 
Leib, daß er ähnlich werde feinem —— Leibe, Phil. 3, 

21, & auch die Derflärung. 

verklaͤtſchen, verb. reg. act. \meldes nor in den niebeigen 
Spredarten üblich if. 1. Etwas verklatſchen, eine] Sache 
durch Ausklatſchen, d, i. ungeitige Sekanntnrahung ‚woreilige 
Schwatzhaftigkeit verdechen. Die Sache ift ſchon verklatſcht. 

Auch nur überhaupt ſo viel wie aus klat fchen. 2. Jemanden vers 
klatſchen, ihn durch Klätſcherey in einen übeln Ruf — 
auch die verklatſchung. ©. Klatſchen. 

Verklecken, verb. reg. act. durch. Klecken der Menge EM er 
{höpfen. viel Dinte verklecken. 

verkleiben, verb,.irreg. act, 1. Durch Kleiben alle machen, der 
Menge nach erfchöpfen. Dielen Lehm verBleiben.w 2. Zukleiben, 
durch Kleiben verſtopfen. Ein Loch mit Lehm verkleiben. #3. 
Durch Kleiden verbinden. So auch die DerFleibung. 

Verkleiden, verb.' reg. act, ı. Miteiner Bekleidung übergie- 
ben, in der weiteften Bedeutung des Wortes Fleiden, in welchem 
Berftandees heyden Handwerkern und Künfklern häufig vorfommt. 
‚Die Sparren: eines Daches mit Breteru verkleiden, in einigen 
Gegenden auch ausfhalen. Eine Thür, ein Fenſter verkleiden, 
mit Bretern einfaſſen. Die Thiw, oder Senfterverfleidung. 
Die Schiffe werden mit Planken verkleidet, welche Planfen als⸗ 
darum auch die verkleidung beißen. Kine bolzerne Wand mit 
‚einer. Mauer verkleiden, 2. Anders kleiden, wie umkleiden. 
In diefer weitern Bedeutung iſt es veraltet zusam gebraucht. 68 pur 

noch 





Ber! a 


1071‘ 


noch in engerer, fremde Ricider anlegen, um unerkannt gı in bfeiben, 
Sich verkleiden. Sich in einen Bauer, alsein Bauer verklei⸗ 
den. Verkliiderfepn. Bin verkleideter Spion. 

Verkleinen, verb. reg, act, klein machen, ein nar im Bergbane 
übliches Wort, wo das Geftübe verkleint oder zekleint wird, 
wenn es klein geftoßen wird. So auch die Dertleinnng, 156 

Verkleinerlich — er, —fie, adj.et adv, ein nur inder figürs 


lichen Bedeutang des folgenden Zeitwortes üblibes Wort, dem _ 


Mertbe, guten Rufe einerSache nachtheilig, ein geringerer Grad, 
als ſchimpflich Das wäre Goet verkleinerlich, würde zur Vers 
Heinerung feines Rubntes gereichen. Von deiner Majeſtät fprach 
‚erverkleinerlich, Daged. Seltener gebraucht:nan es als ein 
Beywort. Ein verfleinerliches Uyrheil, beffer ein vertleinera⸗ 
des oder nachtheiliges. 
Verkleinern, verb. reg.act. kleiner machen, doch nur im enge⸗ 
rer. Bedeutung, kleiner vorſtellen, als ein Ding if. Man bat 


Glaſer, weiche die Segenſtande verkleinern, ſo wie man welche 


bat, welche fievergräßeen. Die Umſtande verkleinern, ſie klebe 
ner7 geringer vorſtellen, als ſie And, en Begenfage des vergrö⸗ 
Ferns. Verkleinernde Wörteg, aber Verfleinerungewöeter, in 
der Grextmatif, Dieminutiva, Figürli) und in engerer Bedeu⸗ 
tung verkleinert man eine Perſon oder Sache, wenn man ihren 
Werth, ihre Büte geringer vorſtellt, als er inder That iſt. Je— 
manden verkleinern, 
fie niche verkleinern, Gell⸗So auch die VerFleinerung. 
Dertleiitern, verb, reg, act. mit Kleifker verjchließen , zuklei⸗ 
fiern,. Ein Loch, die Senfter. verdleiſtern. Jemanden die 
Augen vertleiftern, fiaürlich, ihn brftechen, ingleichen ibm einen 
blauen Dunft vor die Augen machen, Daber die Derfleifterung. 


Verklettern, verb. feg, recipr. Sich verklettern/ zuweit klet⸗ 


tech, fo dag man nicht wieder zurück kann, wie veriieigen. 

Vertluften, oder Verklüften, verb. reg. act. welches nur bey 
den Jagern üblich if, two fich der Dachs vesPlufter-öder ver: 
Elufter, wente er ſich ſo eingräbt, daß man ihn nicht finden kann. 
BonKluft: 

Verfnifiern, verb. reg. neutr, mit dem Hälfsworte — 
welches nur in der Chymie üblich iſt, aus Erfihörfung aufhören 
zu Feiftern, decrepitare,. Das Sal; hat verfnifent, In 
andern Fablen iſt dafür verpuffen übli 

Verfnoten, verb; reg. act. welches nur im Weinbau üblich iſt 
die KRneten oder Triebe en dem Weinftoce bis auf drey oder fünf 
Angen abjehneiden. Daher die verknotung. 

Deringipfen, verb, reg. act. 1.60 fnüpfen, daß man etwas 
nicht wieder auflöfen kann. Das Band iſt verknüpft. 2. Ber 

miättelfi eines oder mehreyer gefnüpfter Knoten verbinden , wo es 
«ie färfere Art der. Berbindung bezeichnet, als verbinden, und 
daher auch oft in fielirlichem Berftande ſtart diefes Zeitwortes ge⸗ 
brancht wird, wenn eine ſolche Intenfion bezeichnet werden fol. 


Mit Ungevechtigfeit verknüpft feyn, Apoſt. 8,23. Sich mit eiz 


ner Perfon verknüpfen, durch Heirath u. ſ. f. — feſteſte ver⸗ 
Binden. Dinge ſind mit einander verknüpft, wenn jedes von ihuen 


den Grund enthält, warum dasamdere neben ihm zugleich ift, oder 
auf daffelbe folget. Die Verknüpfung der Dinge, der Schlüſſe, 


der Ioeenu.f.f, Inder Yüaerey wird fich verknüpfen von dem 
Wolfe und Fuchfe für Ach belaufen, fich begatten, gebraucht. So 
auch die Derfnupfung: 

Verkoͤchen/ verb. reg. act. durch Kochen verzehren, der Menge 
nach erfchöpfen. Alles Waſſer verkochen. Den Moſt aufdie 


’Bälfte verkochen, beſſer einkochen. 


Derkohlen, verb. reg. act. in Koblen verwandeln, Es wur⸗ 


den jebrlich taufend Klafter golz verfoblt. Man verkohlt 
hzier nichts als Sichsenhols, Dahrer das verkohlen. 


Man beneidet mio, ſonſt wirdeman 





"Yerfomnten, verb.irrer. (2. Bommen,Jwofchehim Gochbeie E 


ſchen unbefanut ik, aber doch noch in einigen gemeinen Sprechs 


arten gebrancht wird, 1. Als ein Aetivum, fiir verhüthen, viele \ 
leicht für zuvor Fommen, in welcher Bedeutung es im Syene 4 


daufe vorkommt, 
ſeyn. (1) Berderben, umkommen, ſo daß ver eine deſtruirende 
Bedeutung bat. : (2) ErſchreZen; eine veraltete Bedeutung, in . 
welcher Ottfried Irqueman gebraucht. (3) Fortkommen, fo wohl 
im eigentlichen als —— Verſtande, fo daß ver eine Inten⸗ 
fon zu bezeichnen jeheinet, oder auch aus fort verderbtiift, Er 
kann bey der Sache nicht verkommen, beſtehen, forttommen, 
(4) Überein Lommen. Wit jemanden verFommen, fich mit ihm 


2. Als ein Heuscum, mit dem Hälfeworte J 


einverſtehrn; daber denn auch, — einigen Ge⸗ | 


genden. “in Vertrag iſt. ar 
Verkornen, verb. reg. recipr. welpen nur in der Landwirth⸗ 
fchaft ein ger Gegenden üblich if. Das Getreide verkornet 


ſich, bat ſich — wenn es nach ————— 


ner gewinnt. 
Verkoſtigen, verd. reg. act. mit der nöthigen Soft — 
wofür doch bek oſtigen ũdlicher if, BEER 


Deriramen, verb. reg, act, an einen uarrcheen unbunbtunnes | 


Ort kramen oder räumen, verräumen. 

Verkriechen, verb. irreg. recipr. (&. Kriechen/ ih de. 
Kriechen verbergen, an einen verborgenen Ort kriechen. Die 
Mäufeverkriechen fi in die Löcher, Sich unter das sſolʒ ver⸗ 
kr er Eigentlich nur von kriechenden Shieren, fig und. 
mu 

verkrochen ſich in Höhlen vor den. Philiſtern, ı Sam, 13,6, Die 

Dürfrigen im Lande miſſſen fich verfriechen, Hiob 24 er 

muß kb vor ihm verfriechen,. er kommt ihm an Bprzügen, an 

Reichthum, an Geſchicklichkeit uff. sicht —* Dapet das ver⸗ 

riechen. Niederſe verkrupen. m 

Verfröpfen; vefb. reg, act. mit einem Beopfe verſeben & 
werden bey den Nagelſchmieden Mögel, welche aus einem Verſe⸗ 
hen in der Mitte dicker find, als oben, - —— —— 
nanut. Daher die verkröpfung 

verkrümeln, verbereg. act. in Befalt der Krumeir ober Reiz 
mel vereingeln und verderben. "Das Bros verfrümein, Sich 
verfrumeln, im — Leben, ſich nad und nich, —— 

verlieren. 

Derirümen, verb. reg. aet. melden ; m der cidena Beben 
sung deg-vorigen stchfalid gebraucht wird, in Brumen -— 
deln umd verderben. ©. * 

Derfrummen, verb,reg. neutr. welches das ouifewor — 
erfordert aber jo, tie erkrummen, nur in den gemeinen Sprech⸗ 

„arten üblich iſt. Derfrummen vor dom Druden, Dpig. In 

„engerer. Bedeutung, an den Gliedrrn eomract werden. un 
du verkrumeſt! ein Fluch des großen Hanfens. 
So laß fle ganz verfrummen in den Lenden, Opitz Des. 


achtung auch von andern, für verbergen. Die Jiraeliten - 


J 





N 
. 
— 


J 


Verkrüppeln, verb.reg. act. etr neutr im letzten ı Galle mirdem. 
Hülfsworte fepn, zum Krüppel werden und’ machen. Ein vere 


Früppelter Baum, der nicht zu feinem. gehörigen Wahsıpume 5 
efommen iſt, welcher Flein und vnanfehmtich geblieben if. Den 
ar en verfruppeln, deffen Ausbildung auf eine. nrigteiBtige. 
ttierderi, ; 

Verkümmern, verb. .reg. act: 3. Mit Kummer, d.i. gericht: 
lichem -Arreft, beiegen, mo es befonderg von beweglicheit Dingen 
“ gebraucht wird. Jemanden feine Befoläung, frine Einfünfte 
verFümmern. Perſonen verkumment man nie, wöhl auch nicht 
leicht undewegliche Güter,  Ehedem bedentite #3 auch verfegen, 
verpfäuden, wovon Frifch ein Benfpiel anfübret. So auch die 
Derfimmernng (©, Bummer.) 2.Ddem Öenuf einer fonft an⸗ 
genthnen 








— teänig cio den faft = wie SE, ei⸗ 


Bedentung. Sie baben mir dieſen Triumph ı um die Hälfte 
_ serfümmert, ; 
erFündigen, verb. Teg. ‚act, ffenclich, feperlich befanuk ma⸗ 
‚hen. verkundigt meinem Vater alle meine herrlichkeit, Moſ. 
kön. ‚Die Sonne verfündigt den Tag, Sir. 43,2 
Wort, das Evangelium verfimdigen,, “Die Verkündigung 
he:  - Maria, die der Maria.von dem Engel Gabriel aefihebene Be- 
Bi Fanntmachung ihrer Empfangniß und diefesgeft,dos Feſt der&ms 
i pfangniß Maciä, Das Seitwort wird im Hochdeutfchen, außer 
der bibfifchen Schreibart, une noch in der höhern Schreibart, ber 
+ fonders vonderBefanntnrachung einer fünftigenGache gebraucht. 
Der Wöcpter verfündige den Tag. , Caffandra verfündigte 
nichts, als Unglüd, „Alle feine Zuge verfundigten den nahen 
s. Tod, Im Hberdeutfchen hingegen ift es für an ſagen, bekannt mas 
chen n. f. feüberhaupt üblich. Es wurde bey zofe verk ündiget, 
daB folgende Perfonen zu Kammerherren ernannt worden. 
So auch die verkündigung. 


Anm. Es iſt das Inten ivum von dem im Bochdeutſchen ver⸗ 


alteten verFünden, welches noch im Oberdeutſchen häufig iſt. Ebe⸗ 
‚dem wurde dafür das einfache künden, kundan, gebraucht, 
- Das Hauptwort die verkündigung für Nachricht, wir verkün- 
igen euch die Derfimdigung, die wir von ihm gebört haben, 
2 ober, 5.ift ungewöhnlich, 
. Der Derkündiger, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige, wel. 
% cher etwas verkundiget. Der Verkfimdiger antwortere, ı Sant. 
4,27. Da iſt kein Verfindiger, Ei. 41,26, Im Hochdeutſchen 
gebraucht man es allenfalls noch in der höhern Schreibart. 
verkundſchaften, verb reg act. wofür im Pochdeutſchen aus: 
kundſchaften üblicher iſt. Das Land ae 22, 
Zu verkundſchaften unfere Sreybeit, Galiz, 4. 
Verkünſteln, verb. reg. act. durd; Künfteln verderben. Den 
& Wein verkünſteln. Daher die verkünſtelung. 
Er Verkuppeln verb, reg. act. eigentlich verbinden, wo es doch 
nnur von kuppeln ⸗2. üblich iſt. Zwey Perfonenzerfurpeln, fie 
zu unerlaubter Befriedigung ſinnlicher Begierde fo wohl verleiten, 
als auch dazu verhelfen, Sid) mit einer Perſon verkuppeln, 
ſich zur unerlaubten Befriedigung ſtuulicher Begierden mit ihr vers 
binden. 
Leben und im verãchtlichen Verſtande gebraucht, 
‚ Perfünzen, verb. reg. act, fürger machen, im Gegenſotze des 
©. Derlängerns;fo wohl eioentlich,von der Ausdehnung in die Länge. 
Die Jiguren. verkürzen, die verkür zung der Figuren, in der 
Perſpective und per ſpeetiviſchen Meahierey. Correggio war der 
s 5 ertte, welcher die Siguren.in der Luft erhob, fie zu verkürzen. 
Am Mittage, wenn fih die Schatten —— Iſt denn 
— die S„and des gerren verkürzt? 4Moſ. ıı, Als auch von 
der Zeitdauer. Und wo dieſe Tage — — verkurzt, 
Matth. 54,222 Die Fahre der Gottloſen werden verkürzt, 
Sprichw. 10, 27. Sein Leben verkürzen, deffen Ende durch 
Entleibung; U Inmäßigteif u, f. f bejchlennigen, An einem andern 
Verſtande fagt man, ſich oder andern die Zeit verfürzen, dhe 
Daner derfe'd nuumer klich machen. Durch angenchme®efprä- 
che die langen Winterabende verfiwzen. Daber dieZeitverkür- 
zung. Wowir mande Stunde in ſüßen unfchuldigen Spielen 
" verfügsten, Grfn.. Angenehme Ausſich ten zu begden Seiten 
Er — den longen Weg. Wofür auch nur das einfache Fürz 
SR ap 1: daffelbe.) Nach einer noch weiten Figur ift ver: 
- Fürzen in manchenFällen ſo viel als vermindern. Femanden fei- 
‚nen Lohn verfürzen, ihm auf ungebührlichsArt etwas davon ab- 
brechen, Jemanden ſeinen Ruhm vertürʒen ofür doch fm ah⸗ 
tik — B. 4. Ch. 2, Aufl. 





I» 


j 
: 


— ngewöhnliche von Leſſing in ‚Emilia Galotti gemagte 


Von der ehrlichen Verbindung wird es nur im gemeinen - ' 


1074 


Ya üblicher iſt. Eineman feinen Seblheen —— im ge⸗ 
— Leben, ihm etwas davon abkürzen. 
So au die verkürzung. In manchen Fällen it ffir dieſes 
Seitwort abk ürzen üblicher, er 
Derfütten, S. verkitten. 
Verlaͤchen, verb. reg. act. aus Spotf oder Verachtung über 


- 


Gottes“ . Perfonen oder Sachen lachen, fo wie das niedrigere auslachen,, 
Wir koͤnnen 


‚welches doch nur von Perfonen gebraucht wird. 
nber einen Menſchen Tachen,bey@rlegenbeit feiner lachen / (auch 
„ibn belacpen,) ohne ihn im geringſten zu verlachen, Leif, Der 
Gerechte und Sromme muß verlacht feyn, Hiob-ı2, 4. Feder- 

„ mann verlacht mich, Ser. 20,7. So auch die ——— 

Der Derlag,des —es, plur. inuf;.von dem Zeitworte verlegen, 
doch nur in der Bedentung der Voransbezahlung der Koflen zu 
gar Unternehmung. a, Die Handlung des Berlegeng, wo es 

och nur im engern Berfkande von der eigenen Übernahme der Kos 
fien zum Drude und zur Herausgabe einesBuches,als einer Waa⸗ 
re, üblich iſt. Denderlag eines Buches ubernehmen,es verlegen: 

Es in verlag nehmen. Bey der Theuerung des Papieren 
kommt der Verlag jege hoch zu ſtehen. 
recht, verlags bůch er, die — 2. Die zu einer Un⸗ 
tumehmung, beſonders zu einem Handelsgefhäft und Nahrungs⸗ 
geiwerbe voraus nötbigen Koften. Einem Handwerker den ver— 

s Ing thun, hergeben, ihm das Geld zur Anfchaffung feines Ger 
rathes, auch der Materialien in einzelnen Fallen, geben. Dev Fu: 
welenbandel erfordert einen ftarken ‚Verlag. So auch von dem 
Verlage der Bücher. Lin Bud Fomme in jemandes Verlag 
heraus, wenner die Koften zum Drude beraibt, und ſich dadurch 

- zugleich das Eigenthumsrecht über daffelde als eine Waare ers 
wirbt. 3.Das auf foldhe Artentflandene Produet, wo es doch mır 
von verlegten Büchern gebraucht wird. _ Das if nicht mein ver⸗ 
lag, fagt ein@uchhändfer von einem Buche, welches er nicht verlegt 
bat. Breitkopfifcher, Weidemanniſcher verlag. Seinen ganz 

zen Verlag-verfaufen, alle von ihm felbft verlegte Bücher, zum 
Unterfhivde von dem Sortimenr. 

Verlahmen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, lahm 
werden; im Oberdentſchen auch erlahmen. Das Pferd ift ver⸗ 
lahmt. Daher die verlahmung. 

Verlaͤhmen, verb. reg, welches das Aetivnm des vorigen iſt, 
lahm machen, wofür doch das einfache lahmen üblicher ift, Ihre 
Roſſe ſollſt du verlähmen, Joſ. 21,6, 9. So auch die verlah⸗ 
mung. 

Derlammen, 'verb. ‚reg.neutr, mit dem Hülfsiwotte haben, in 
der Viehzucht. Ein Schaf verlammet, wein es verwirft, miß⸗ 
gebieret, entweder ein todtes oder ein ungeitiges Lamm zur Welt 
gebieret, twie verfalben, von den Kühen, verfohlen, von den 
Dferdenu.f.f. Daher das Derlammen. 

Verlanden,verb.reg. neutr. mit dem Hülfsivorte feyn, zu Land 
oder feftem Lande werden, von Flüffen, Seen u.f.f. Zuweilen 
auch active, durch zu= oder eingeführte Erde zu feftem Lande mar 
den. Einen See verlanden. So auch die DerTandung. 

Derlangen, verb.reg. act; etimperfon. ieies in einer dops 
pelten Bedeutung üblich ift. ü 

.Ein lebbaftes Wollen nach einem entfernten Gute empfinden, 
mit bepgemifchter Unenbe oder Unluſt überder@rwartung; wovon 
fih fehnen ein ſtärkerer Grad ift. Es wird in diefem Sale auf 
doppelte Art gebraucht. (a) Als ein „perfönliches Zeitwort, da 
denn der Örgenftand mit dem Vorworte nach ausgedruckt wird. 
Mein Sleiſch verlanget nach dir, PT. 63,2. - Ich babe lange 

darnach verlanget. Der Rranfe Herlangrfeht nach dem Arzte. 
Man verlangt mir Ungeduld zu ſehen m f.f. Obgleich diefer 
perſonliche Gebrauch no hin und wieder eckig, fo ift er doch 


u 


Een 


Daher das Derlanss: 


weder? 


7 
3075 


daß aus gedruck: werden Fan, 


— 


gr 


weder der fißtichfte, noch Seife, Am Häufi aften aebraudgt man es 
in die ſem Verſtaude. (d) Als ein unperſonliches Zeitwort mit der 
vierten Endung der Perſon, ſo daß der Gegenſtand gleichfalls mit 
den Borwortenach, oder auch mit dem In itid und dem Wörts 
chen zu, zuweilen, obascich feltener, auch mit dein Bindeworte daß 
ausgedruckt wird, Nach bir,gevr, verlanger mich, Pf.25; 1.Mich 
bat herzlich verlangt, das Ofterlamm mit euch zu effen, Luc. 
22,15. ®, wüßtefidu, wie mich nach dir verlange! Am häue 
Faffen gebraucht man dieſes unperföntihe Wort mis Zürwörtern, 
feftener mit Hauptwörtern. Es verlangte den Branfen, oder 


- den Kranken verlangte nach dem Arztes beffer, er hatte ein 


Derlangen, oder allenfalls auch yerfönlich, er verlangte, Eine 
befondere R. U. ift, es foll mic) doch verlangen, wie das abs 
Taufen wird, ob er fommen wird u. f. f. fürs es verlangt mich 
fchr zu wiffen, wie u. f.f. ImYberdeutichen wurde die ſes unper⸗ 
fünfiche Zeitwort ebedem auch mit ber zwenten Endung der Sade 
gebraucht, welche Verbindung daſelbſt noch hin und wieder gehöret 

wird, im Hachdeusfchen aber veraltet iſt. Es verlangt mich ſei⸗ 
ner, für nach ihm. Sin lauget mih, Notker. 

2. In weiterer Bedeuntung iſt Serlangen weiter nichts, als ha⸗ 
ben woilen, da es denn auch vor gegenwärtigen Dingen gebraucht 
wird, und den Rebenbegriff der unenbigen Erivartung nicht bat 
Es wird in dieſer Bedeutung perfönlich gebraucht, da cs denn auch 
Die vierte Euduug der Sache erfordert, welche über dieß auch durch 
den Infinio, zut dem Worichen zu, oder mit dem Bindewors 


Ich verlange nicht, daß du dich ſo weir erniedrigen fol. 
Man veriangt zu willen, ob u, f.f. man wil wiffen. Ih verlan⸗ 
se Gehorfam von dir. Don jemanden Geld, Sülfe, - ein 


Amt ver langen. Ich verlange nichts unbilliges. Eine Waare 


wird verlangt, wer fi Käufer darnach melden. Er hat fie zur 


lãufiaſten dabey aufhält, 


Was verlangen fie von mie? 


+ 


Pre in ——— — Su leb ⸗ 
Hafız und mit unrubiger Erwartung verbundene Wo 


‚foenten Öuten. Ein Derkangen nach erwas haben ober tragen. 
Der Kranke hat nach niemanden ein Verlangen, ihn verlangt 
nach niemanden. 


Kin fchnliches Verlangen. Femandes ver⸗ 





einesene · 


Tangenftillen. Ein Derlangen nach etwas beiommen. Das. 


natürliche Derlangen ach der Sortplansung. Lin finnlies 
verlangen, die Begierde. Da es denn auch zuweilen ſigurlich von 


dem Öegenftande gebraucht wird, nach wolchem wienverlangt. : 
Wer iſt wohl jegr des volks Verlangen + Gel, 


„52. Yu der zweuten Bedeutaug/ das bloße Wollen eine Sache boch 5 

nur in einigen Fälfen, 
was verlangt du? Jemandes Verlangen erfüllen, Das ver⸗ 
langen nad einer Waare; wo es fd doch der vorigen. Beden · . 


Mas if Sein verlangen? was willſt, 


‚sung nähert, 
Anm. Der Plural iſt im hochtenſchen int deyden Fallen unges 


‘ wöhntich. Im festen Safe find in den Dberdeutfchen Kanzelleyen 
die Verlangen, die Forderungen, und in dem erſten iſt der Plural 


von einigen neueen Dichtern gewagt worden. 
Seine Venlangen vor ihm, ber fie erfüllen muß, bringen, 
Biefele, 


' Dorlängern, verb.reg. act. länger machen, fo wohl non ber fürs 


perlichen Ausdehnung, als auch vonder Zeitdauer, im Gegenſatze 


des verkürzen. Einen Garten, gin@ebäude, eine Cinte verläns . 


gern. Am Abend, wenn fi die Schatten verlängern. Bei: 


ne Tage, jemandes Leben verlängern, 5 Mof. 17,20, Kap. — 
32,47. ELinen Termin verlängern, ihn weiter hinaus fegen, 
Alles das verlängert nur den Brieg. Wir verlängerten. die 


Schritte, Geßn. nachten une Schritte. So auch die ver⸗ 
Ungerung. 


Anm. Im Oberd.auch erlängern, erlängen, imbedbeutfißen, 


intenſtoe Kraft has, iudem das einfache laſſen ebrdem Häufig in dies 





Zrau verlangt, da fie arm war, Gell. Jede Frucht verlangt ih⸗ tod felte ier, auch wohl verlängen, in andern Gegruden erläns 3 
2 * — —* * Er „aber. anne gen, oder nur langen ſchlechthin. — 
itelkeit verlangt au vielen wen e i 
0 Unm: Das — Ne nur in der zwehten Ber Yerlapnen, — — Re —— der — wirh 
deutung als ein Beywort gebraucht werden, Dieſes Zeit vort lan⸗ —* en ei J Das wi —* * —— 
tet bey unſern alten Oberdeutſchen Schriftſtellern nur langen, Sie Derla * RUM; ilobret verlappen. auch, : 
ben einigen auch belangen, im Agelf.laengian, im Schwed, PERS — 
aulänga, förlänga, im Engl. tolong, Iaı Niederfächfifchen Verlarven verb.reg. act. unteceiner Parne derhergem, durch ei⸗ —J— 
bat man davon das Intenfioum lungern, "löhren nach etwas fepk, ne Larve unkenntlich mahen, im gemeinen Leben vermasfiren. 
ſehnlich verfangen. Wenn man diefes Zeitwort genau betrachtet, Sich verlarren. vVerlarvt ſeyn. Ingleichen figürlich, ein ver ·⸗ 
fo ſcheinet eg in feinen besten Bedrutungen zunachſt von zwey vers larvter Schriftſteller, der in der Abſtcht, anderu zur ſchaden sinen 
pehicdenen Wörtern obzuffaumen. Ja der letzten Bedeutnug ſchei⸗ andern Nehmen angenommen, wie verkappe Kine perlärnte J 
es cine F gur von langen, die Hand nach etwas ausfiteden, Freundſchaft, in einem andern, aber der Bedeutung der ware 
gu ſeon, in dar erſten aber von länge abzuſt ammen, ſich gleichfalls wer nicht forangemeffenen Ver ſtande, eine falſche, verfiellte, vor⸗ 
Die Zeit nach etwas lange werden Lafrent, daher es hier auch den Be⸗ Beartene DErEROTdaRt, DaberdieVerlamyung, 5 
griff der unrubigen Erwartung bat, welcher der zivepten Bedeutung Der Verlaͤß des ⸗· ffes, plur. die—e, von dem ſolgenden Zeit ⸗ 
fehlet. Dieſes wirb nicht nur durch die gemeinen Sprecharten be- worte „ eber nur in eimigen Bedrufungen, und auch ker aurim 
färint, weich verlangen laffen, abfelute, fo viel bedeutet, ats  gelnen Leben, krfonders einiger Gegenden. 1, Der Rohe -⸗· 
ſich die Zeit lange werden laffrı, laß, die verlaſſenſchaft, was man nach feinem Tode verläßt, 
Mein Engellufdichnichtverlangen, _ nohläßt, oder hinterlßt. 2. Die angenommene ter gelroffene | 
Die Srende bringt das Warten ein, Gell. . Hbrede ‚zuweilen and) wohl ein Vrrirsg, Dem Verlaffe nad. 
Sondern auch dur) dasFrangöfifche, ws, il me tarde, anch ver  Verlaß nehmen, Abeede. Dag wer nicht unfer Derloß. Der , 
langen ift. Die verſchiedene Form der Zeitwärter und ihre ver» Rathsverlaß iſt in Nücaterz ein Rathsſchleiß. Im Niederſ. 
ſchiedene Conſtruction beffätigt dieſe verſchiedene Abſtammung, vertaat/ 100 es aber auch Zupsrläßigkeit, Vertrauen, 
anf welche men nothwendig ſehen muß, wenn man den Unter ſchled. m ff. bedrutet. 
deſes Wories von hegehren⸗ Lufi haben, wollen u,f.f.-beftinmmen Verlafſen, verb.irreg. act. (5. Laffen,) wei in einer dop · 
wifl,ungeachtet ſolches noch‘ von feinem geſchehen felbft von Stoſch pelten Hanotbedeutung ON it, 
nicht, der ſich in feinen feitifchen Anmerfungen S. 112 am weits 1. Dinter fih laſſen, zurück laſſen, daß ver bornehmlich xine 


> 


Das Verlangen, d:8—g, plur, inuf. der Infiniche des vori- {em Berftande gebraucht ——— aumSyeil nord achraucht 
gen Zeitwortes als ein Hauptwort gebraucht, welches, fo wie je⸗ wird, 

- ; 5,7 2) Ei⸗ 
re Re — 





—— 


=, 
\ 


en 2 


A (9 Eirenrtih, Dh noch in — einzelnen Füllen 


gebraucht wird. a) Man verlaſſet etroas went man es bey ſei⸗ 
dem Tode auf der Welt zurück Lät, wofür doc) binterlaffen edler 


> —* üblicher, Er verlieh drey Schne und vier Techter. Er 
bat Faum fo viel verlaffen, daß er begraben werden konnte. 
Bin gyoßes Vermögen verlaffen. Einen guten Hahmen,zwey 
vaufer u. ſ. f verlaſſen. (S. auch verlaſſenſchaft.) b) Das Ei⸗ 
genibum eines Dinges für Geld abtreten, aye noch hin und wieder 


im gemeine Leben, für die üblihern ablaffen und’ überlaffen. 


Einem etwas verlaſſen. Das if nicht zu verlaſſen, abzulaffen. 


Niederſ. bedentet es auch, den Befitz ciurs unbeweglichen Sur 
* beſt atigen. c) Als Abrede, als einen Befebl zurück laſſen. 
Wir haben es fo verlaſſen, bey unſerm Ab ſchiede verabredet. 
Du weißt, wie wirg mit deinem- Pater verlaffen haben, 


Y&eb.r1, 2, 3% habe es zu Sanfe vertaſſen befoblen. S. 


der verlaf. 
(2) Im. weiterer Bedeutung, feine Förperfiche Gegenivart 
einem Dinge entziehen, als ein allgrineige AYusdeut, der die nä⸗ 


‚Sue Art und Weiz unbeftinint läge” 


a) Eigentlich. Man verläßt einen Ort, wenn man fi 


‚ron demſelben entferne, es geſchebe nun auf kurze Zeit, oder auf 


imuer. Wir verließen Berlin geſtern Morgen um acht Ubr, 
teifeten bon Berlin ab. Am Adend, wenn die Sonne den Soris 


zont verläßt. Wran verläßt einePerfon, wenn man von ihr weg⸗ 


gebet, ſich von ihr dein Orte nach entferne. Er verlieh uns 


ſehr unwillig, ging voller Unwillen weg, aber auch, ex ding von 
"ung weg, da wir fehr numillig waren; welche Zweydeutigkeit in 


allen ähnlichen Ausdrücen bervfcht, z. B. ich verließ fie weinend. 


Sin Haus verlaffen, fo wohl aus demfelben weggeben, als auch 
aus demfelben ausziehen. Die Welt verlaffen, ſterben. Da 


verließ ihn (Jeſum) der Teufel, Matth. 4, nı= Jeſus verlief‘ 
die Stadt Aazareth⸗/V. 3. 

b) Figuür lich in verſchie denen engern Bedent ungen, und 
mit allerley Nebenbegriffen. (a) Einem Dinge feine Gemeinſchaft, 
feinen Einfuf entziehen, auch als ein allgemeines Worı, baber es 

in manchen Fällen auch bier wieder befondere Nebenbegeiffe ber 
Sonmt. Ein Mann wird feinen Vater und Mutter verlaffen, r 
Moſ. 2,24. Eine Geliebte verlaflen, ihr dieihr zewidmeteLiebe 
and Freue entziehen. Ein entlaufener Wann verläßt feine Stau: 
Der Five verläßt die gerde, wenn er ihr mit feiner Öegenwärt 
zugleich die fchuldige Anfficht entziehet. Das Beficht verläßt 


uns, wenn wir ſchwache Augen bifommen, Das Sicher hat ihre 


verlaffen. Den Seldhau nerlafien, und fi; der Sandlung, 
widmen, Dabin denn auch dis biblifchen Ausdrüde gehören, Gott 


- zerlafen, Gottes Geborh, die Wahrheit verlaſſen, den Nach: 


der Älteſten vrrlaſſen, die Suche des Seven, die heidniſche 
Weifen, ff. verlaſſen / von welchen manche and; außer der bibli⸗ 
ſchen Schreibaut wblich find. Den Wrg der Tugend verlaſſen. 
(8) Mir Ent zir hung der perſönlichen ‚Begenwars au den Beſitz 
eines Dinges aufgeben. Die Landsleute haben ihre Guter ver= 
“Jaffen, in verlaffrnes Gaus. Die Sifcher verliegen ihre 


Liege, Matth. 4,20. Haus und Sof ———— und davon ge⸗ 


ben. (9) Hilflos Taffen, einem Dinge feine Hülfe, feinen Bey⸗ 
Fandentziehen. Von Gottverlaffen feym Dev Serr verläßs 
feine Beiligen nicht, Pf. 37,28. Zemanden im Alter, in einer 
Brankheitveriaffen, Eins verlaſſene Waiſe. Man fol dich 
nicht mebr Sie Derlaffene beiffen, Ef.-62,4. Von aller Hilfe 
verlaffen feyn. Dev Verſtand führt uns fehl und verläßr 
uns zu. eben der Zeit, wo wir feines TOR am meiſten be⸗ 
dürfen, Gel, 

2: Sich auf etwas verlaffen, als 4 Reciprocum, Hülfe, 


Veyſtand mit Zuverſi cht von demnſe ben erwarten. Sich auf Sort 


a 7: RABEN SS 1078. 


auf ſeinen Keichthum, auf feine Macht, auf — eßelchrfamkeie 

uff verlaffen. Ich verlaffe mich in diefem Stüde auf dich. 
Er verläßt ſich auf das Lügen. Man Fann fich nicht auf 
ihn verlaffen. Ich verlaffeimich aufniemandım. Sich auf 
fein Recht verlaſſen. In weiterer Bedeutung iſt, ſich auf etz 
was verlaffen, mie Zuverſicht Wahrheit von deinfelben er warten, 
Sich auf Träuneverlaffen, zuverſichtlich hoffen „. daß fie.in Erz 
füllung geben werden, Man Fann fich aufihn, auffein Wort, 
atif fein Derfprechen nicht verlaffen ; im gemeinen Leben auch, 
es if ſich nicht dasauf zu verlaffen. Ich verlaffe mich darauf, 
Hoffe zuverfichilich, daß es grwiß geſchehen werde. Im Oberdeut⸗ 
ſchen iſt dahrr verläffig und verlẽßlich⸗ worauf mau ſich verlaſſen 
kaum, ©, Zuverläſſig. 

Die Hauptiwörter das verlaſſen und ie verlaffung werden 
nur in den weitern Bedeütungen des Activi gebraucht. Die bös⸗ 
liche verlaſſung feines Ehegatten. 

Anm. Diefes alte Zeuwort lautet ſchon bep dem Kero, Ottfried 
u, 1.f. farlazzan,firlazzan, bey dem Ulphilas fraletan, im 
Schwed. —— im Nieberf, verläten. Ebrdem. bedentete e3 
auch theils zerlaffen, d. 1, ſchmelzen, theils vrlauben, permit- 
tere,theilsand erlaffen. Ju der zweyten Hauptbrdcutung ſcheint 
es eigentlich fich aufenvas Heifeir oder ſtützen, bedeutet zu baten,f> 

daß der auch hier eine Intenfion bezeichner, Weuigſtens gebraucht 
Dpis das einfache Ta fen noch mehrin ahls in diefenn Verſtaude. 

Gott ſchůtzet mich, anf den ich mich darf laffen. 
Indeſſen ſtehet es dahin, oh verlaffen in dieſer Bedeutung nicht 
vielmehr von laſſen, ſcheinen, ehe dem auch feben abftamımet, ine 
= man im ähnlichen Verſtande fagt, fich einesDinges ver ſehen. 
Schwer, förlira,fih auf etwas verlarfen, ſtammet gleich⸗ 

— ya ſehen J 

8 ‚Derlaffenfchaft, plur. Sie —en, von der erften Bedeutung 
des Zeitiworteg verlaffen, mas man bed feinem Tode an zeitlichen: 
Güte verläßtoder hinterläßt; Heginterlaffenfchaft, der Nach⸗ 
laß, im Oberdeuntſchen das verlaßthum, in Rück ſicht deſſen, der 
fie erbt, die Erbſchaft. 

*Yerläffig und Verlaßlich, zwen nur im Oberdeutſchen für zu—⸗ 
verläffig übliche Wörter, ©. daffelbe. 

Derläftern, verb. reg. act. im heben Grade ſchmaãhen, und am 
der Ehre beleidigen. Gott, Gottes Nahmen, den Weg der 
Wahrheit verläktern, 4 Mof. 14, 23, 2 Dit. 2,2. Darum 
ſchaffet, daß euer Schag nicht verlätert werde, Röm. 14, 16, 

Er verläterr alle Sachen, 
Dienicht fein Gehirn. gebiert, Can. 
So auch die Deriäfferung, - S. Lafter, 

Derlati@®, verb, reg. act.’ mit Latten einſchließen, ingleichem 
mit Larsen befleiden, verfehem. So auch die Derlattung.- 

Der Verlauf, des — es, plur. car. von dem folgendenZeitworte, 
doch. nur in einigen Bedeutungen. 1, Der Verlauf der Zeit, dee 
ven Fortgang. Nach Derlauf einigen Zeit, nach einiger ‘Zeit, 
Ein geringer Vorfall unfers Lebens, wie merfwürdig iſt ewofe 
nach dem verlaufe etlichen Zabre, Gel. 2. Dev Verlauf einer 
Sache, die Art und Weife, wie fie fich verlaufen hat, d. €. gefches 
ben ift. Jemanden den ganzen Verlauferzäblen. Da es teum 
— auch von Begebenheiten ſelbſt gebraucht wird. 

Du pflegeſt zu durchſehen 
Der großen Welt verlauf, Opig, 

Verlaufen, verb, irreg. (S. Laufen,) welches in doppelter Ge⸗ 
ſtalt gebraucht wird. 

1. As ein Activum und Reciprocum. r. Durch Laufen der⸗ 
fpersen, derfekliegen, in weldem Verflande man nur noch ſagt, 
jemansan den Weg verlaufen, eigentlich ihm in den Weg lau⸗ 
fen, daß er nicht weiter kann, wofür man auch rerrennen ſagt. 

Yyyz- 2,6% 





‚1079 A — 
2,80; dag. — — der Ferue, der. Entfernung dary“ 

ats ein Reciproeum. 
kungskrriſe anferer Empfindungen laufen. Beſouders von dem 
Waſſer. 


fen. Das Gewäſſer verlief fich, 1 Mof.8,3.5. Figürlich 
-2on der Zeit. und ihren Theilen, iſt das folgende Neutruim übli- 


cher, Figürlich gebrauchte man es ehedem auch für gefchehen, fich 


„zutragen, befonders von der Art und Weife, wie ich eine Sache 
‚augetragen hat. Was har fh verloffen? Theuerd. Kap. 44; 

‚getragen. 

Es bat die Sache ſich nicht alfo langſt verloffen, Dpig. 

In welcher Bedeutung es dach veraltet iſt. (S auch Verlauf.) 
2) Sich durch Laufen oder im Laufen verirren. Es hatte ſich 
ein Schaf von der Serde verlaufen. Juden Billard⸗Spiele 
»erlauft man ſich oder die Rugel verläuft ſich, wenn fie in ein 
Zoch läuft, in welches fie den Ball des Gegners treiben follte, In 
der figüielichen Bedeutung des Verfündigens, Hof. 5,2, iſt es 
veraltet; (3) Ans einander laufen. . Die Truppen haben ſich 
verdaufen. Ale Anweſende verliefen ſich. Vermuthlich gchör 
ret dabin auch die bey den Nahlern übliche Bedeutung, wo ſich die 
Sarben verlaufen, wenn ſie auf eine unmerkliche Art in einander 
‚übergeben, Welches auch ſich verlieren genannt wird. 

AL Als ein Neutrum mit dem Hülfsiworte ſeyn, und in der 00% 
tigen Bedeutung der Partikel ver, wo es doch nur von der Zeit 
uud ihren Theilen gebraucht wird, fehnel vergeben; wofür man 
«ud veriiveichen gebraucht. Die Zeir verläuft bald. — 
iſt mir unter den Sanden verlaufen. 

Anm. Schon bey dem Noiker ferlouffen. 
Derläugnen,yeib. reg. act. welches nach Maßgebung der Par⸗ 

Au ver eine.verjchiedene Bedeutung hat. 

Für.das einfache laugnen, doch mit einem Rachdruge, ſo 
— bier eine Intenſton bezeichnet. Hab’ ich doch nicht vers 

!sugnet die Rede des Heiligen, Hiob 6,10, Doc in die ſer Bes 
deutnug iſt es veraltet, 

2, Durch Fäuguen verbergen, verhehlen, fo daß ver bier eine 
Verbergung bezeichnet. _ Wenn er feinen Rebenmenſchen ver- 
länanet — das ihm zu treuer Sand gethan iſt, 3 Mo, 6, 2. 
Dazu haben fie das Derbannte genommen — und yerläugner, 
und unter ihre Gerathe gelegt, Jof.7, 21. Au diefe Bedeu⸗ 
tung if in der anfkändigen Sprechart veraltet, doch ſagt man 
noch, jemanden verläugnen, fagen, ‘daß jemand nicht zu Haufe, 
oder an einem Drte befin dlich ſey, we nn man doch weiß, daß er ſich 
daſelbſt beſindet. Sich verläugnen laſſen. Wenn jem end nach 
‚mie fragt, ſo verlaugne mich! Kine Farbe verlaugnen, in den 
Sartenfpiefen fie nicht bekennen, 

3. Soferit ser eine entfermende Bedeutung bat, A berlug⸗ 
nen, (a) wider beſſer Wiſſen und Gewiſſen laugnen, daß man 
Gemeinſchaft, Bekanutſchaft, Wiſſenſchaft, mit und um jemanden 
babe, So verläugnete Petrus Chriftum. 

„den Beiligen und Gerechten, Apoſt. 3,13. Außer der bibliſchen 

Schreibart ift es in diefem Verflande veraltet. (*) Aller Gemeine 
ſchaft, Berbindung mit einem Dinge förmlich und feyerlich entſa⸗ 
gen. a) In eigentlichen Verſt ande, wo es doch außer der Bibtifcgen 
Schre dart gleichfalls wenig mehr gebraucht wird. Gott verlaug: 
nen. Den Glauben, die Religion, feinen Serren verkäunmen. 


Das ungöttliche Wefen und die welelichen Lüfe.veriäugnen, | 


b) Figürlich.. (a) Dem Werfen, den Eigenfchaften, der 
Erkenntuiß vorfeglich zuwider handeln... Die Natur verlange 
nen. Eott kann fich nice verlängnen. (@) Sich verläug: 
nen, feine gegenwärtige Empfindung, feinen gegenwärtigen Wil⸗ 
Ten eine böbern Gute nachießen. Ein Geigiger verläugnet ich, 
wianer nf Unserdrügung feines®ciges frepgebig ifl,ein Wollü⸗ 


Zit.2,12, 


(4) Silanfend entfernen, aus dem Wir / 


Das Waffer verläuft fh, hat ich ſchon verlau⸗ 


Ihr verläugneret 


Ba 


—— —— unse uf f. ©. us Selbe: 
‚ verläugnung, - 
Anm, Sp auß: NE Schonben dc Sttftied 


firluoguan. In Auſehung der Rerfhreibung ©. Läuguen. 


Derläumden, S. verleumden. 


Der Verlaut, des —es, plur.car. ein nur noch in der gemeinen 


R. A. dem verlaute nach übliches Wort, d. i. wie verlautet, dem 
Gerücht, der Sage nach. 
Derlauten,verb.irreg.meutr. welches bashälfswere haben er» 
fordert und auf zwey erley Art gebraucht wird. « » Sich verlau⸗ 
ten laffen, duch Worte zu erkennen geben, ce gefehehenun auf’ 
mittelbare oder unmittelbare Art, Er lich fich verlauten, daß 
er nicht Fommen Fönne. 2, Alsein unperföniichzg Zeitwort, es 
verlanter, man fügt, es wich gefagt. Wie verlauter, wie geſagt 
wird. Es will verlauten, mau ſagt, man will ſagen 
* Yorkeben, verb. reg. neutr. mit dein Hülfeworte baben,tels 
es nur im Oberdensjogen gangbar iſt. "r, Bu einem hoben Alter 
gelangen, in welcher Bedeutung doc) nur das — verlebt 
für ſehr alt gebrauctt gird. 
Die verlebte Welt wird j jünger 
Und Hreicht mit verliebtem Singet 
Ihre Runzeln.von der Saar, Flamm. 
2. Sterben. Der derlebte, der Verſtorbene. ©. bike, wel⸗ 
des gleichfals in beyden Bedeutungen vorfommt.. . 


Verledjzen, verb. reg. neutr. mit ..ım Hülfswocte feyn, og 


led oder lech zeud werden von hölzernen Gefäßen; im Hiederf, 
ſpack wersen. Das Faß iſt ver lech zet. S.Lrbzen 

verlẽckern, verb. reg. act, 
Sein verm ogen verleckern. ſeyn, im hohen Grade 
leckerhaft, nach leckern Speifen begierig ſeyn. Ein oerlecerter 
Meunſ b: ©. Ver 2. 


Derlesern, verb. reg. act. mit dem — Bsber oder Zebers 
werke verſehen; bin und wieder im gemeinen Leben. Die Pum⸗ 


Ben veriedern. Im Bergbaue verliedern. So en. die verle⸗ 

erung. 

Verlegen, verb. reg. act. welches nach Maßgabe * Sedemnn⸗ 
derWactifel ver in einem verſchiedenen Verſtande gebraucht wird. 
1, An einen andern Orte legen 5 doch nur iu einigen Falken, Die 
Meſſe von Lrankfurt nach Breslau verlegen. Kine Univerfi- 


tat von einem Örte nach dom anderırverlegen. Die Hand: 


"lung eines .Schaufpiels nach Rußland verlegen. Jugleichen 
vor der Zeit. Einen Leſſtag, einen Jahrmarkt verlegen, auf’ 
eine andere Zeit auſetzen, beſtiameu. 
Daher die Verlegung. 2. An einen undefannten Ortlegen, Ich 
habe meinen zut v vlegt, Es iſt verlegt worden, Daber dag 


Derlegen und die Verlegung. 3. Durch ein gefegtes Hindernig . 
verfperren, verfpliegen, wie in ähnlichem Verftande auch ver: 


bauen, verlaufen, verfegen u. f.f. gebrancht werden. Jeman · 
den den Weg nach der Stadt verlegen. Wo es oft von einem 
jeden Hinderniffe gebraudt wird, wodurch man jemanden fo wohl 
im Fortgange, als auch inder Fortſetzung eines Geſchäftes, hin 
dert. Ich habe bedacht, was Amalek Iſrael chät, und wie 
er ibn (ihm) den Weg verlegte, da ex aus Agypten 308, 
ıSam.ı5,2. Figürlich bedeutet es in einigen Oberdeutſchen Ge⸗ 
gensen * fo wohl verlünmern, mit Arteſt belegen als auch ver⸗ 
bierhen, unterſagen. In der Jägerey werden die Seldbühner 


verlegt, wenn man dag Treibezeug um fie ber Tegt oder ſtellt. ; 


Daber das verlegen nid die Verlegung, 4. Mit etwas bele⸗ 
gen, doch nur in einigen in Haudel und Wandel üblichen figiirki« 
chen Bedentungen, 


mann mit Waaren verlegen, ihn die zur Handlung nörhigen 
Waaren 





1, Dit Leckerey dueehbringen.. : 


Bon Termin verlegen, 


in Land mit Waaren verlegen, verſehen. 
Sachſen verlegt ganz Suropa mit blauer Farbe. Einen Waufe 





7 engeren Bedentung verlegt man jemanden, weum man ihm die zu r 


"legen fo viel ift, als, die Koften zun Drude eines Buches, als 
: feiner Waare, als feines Handlungs-Xrtikels, vorſchießen. Wer 
\ ein folches Buch nicht als feine Waare anfiehet,von dem fügt man 
"auch nicht, daß er es verlege, wenn er gleich die Koſten zu defien 
Drucke her gibt. + 
In Schwed. förlägga. In diefer vierten Bedeutung fagt 
man zwar auch die Verlegung, aber. noch häufiger der Verlag, 
©. daffelde, ——— RE 
Derlögen, —er, —fe, adj. et adv. weldhes-eigentlich das Mit⸗ 
 telwortdeg Zeitwortes verliegen iſt, aber doch befonders angefühs 
rot zu werden verdienet. 1. Durch langes Liegen verdorben, (©, 
‚Yerliegen.) 2. Von einer jegt veralteten Bedentung des Zeite 
wortes iſt verlegen, mit Unruhe ungeiviß, wie man einer Schwie⸗ 
„eigfeit abhelfen ſoll. Um etwas verlegen feyn, wie man es bes 


En 


konmen will, Um Geld, um Sülfeverlegen feyn. Ich wur 


fehr um eine Antwort verlegen. Zr war verlegen, wie es 
die Unterredung anfangen follee. Da es denn oftals ein all⸗ 
emeiner Ausbruck für unruhig, betreten, beſtürzt u. ſ. f. ge 
braucht wird. Bil du über die Ankunft deines Bruders fo ver⸗ 
. legen? - $ : 
— Im dtieder ſegleich falls verlegen/im Schwed. förlägen. 
Die dFigur iſt in der zweylen Bedeutung ein wenig dunkel. Ihre 
inder eine Ahnlichkeit zwiſchen die ſer Bedeutung und dem Worte 
engelegen und demẽat incumbere. Imſolländ. iſt verleghen 
Fu van gelde, Mangel an Gelde leiden, und verlighen met 
kleedheren, impeditus veltibus. . — 
Die Verlegenheit, plur. die—en. 1. Der Zuſtand, ba ınan 
verlegen ift,eine Schwierigfeitnicht zu überwinden, ſich nicht zu 
helfen weiß, obne Plural, Ich bin in Verlegenheit, wie ich 
mic) dir erfennelich bezeigen fol. Das fegt mich in verle⸗ 
| genbeit. Das erfie, was er dabey fühlte, war Derirgenheit 
rund Erſtaunen. 2. Diefer Zuſtand in einzelnen Füllen, ingleie 
en, was ung verlegen macht; mit dem Plural, 
Der Derl&ger, des —s, plur. ut nem, ling. Fämin, die Verle⸗ 
0 gerinn, nur in der legten Bedeutung des Zeitwortes verlegen, 


eine Perfon, welchedie Koffenzu einem Rahrungsgefchäfte ver⸗ 


legt, d.i. vorfihießet. In diefem Berftande werden in Bergbaue 
die Gewerken ſo fern fie die Koflen zudem Bergbaue herſchießen, 
Verleger genannt, weichen Nahmen auch ihr Factor befonimt, der 
die. Koſten du ihrem Nahmen verlegt. Am üblichſten iſt es von 
Buchhändlern, fo fern ſite Bücher, als ihre Waare und auf ihre 
Koſten drucken laffen. S. Verlag, 


Verlehnen, verbireg.act. 1, Von einem andern Ichnen, ver 


2 borgen, im Oberdentſchen und der höhern Schreibart verlei⸗ 

ben. Geld verlehnen. Ich habe das Buch verlebnt. 2. Als 

x ein Lehen an einen. audern übertragen, ihn damit beiebnen. Das 

Gut i noch nicht verlehnt.... Daher die veriehnung. S. auch 
DVerleiben. Dr 


Verlelbdin gen, verb. reg. act. in dem  aatsreöüte nnd den 
 Hengellenen, mit einem Leibgedinge ver , OS, hiefes Wort, 
Daber die Berlzibdingung. 


| Br | ‚1088 


Derleiden, verb. reg. act, leid, d.t. zuwider, urangenebm na; 
hen. Einem etwas verleiden, -Ein Weifer laßt ihm Gottes 
Wort nicht verleiden, Sir. 33,2 ; wo in den meiften Ausgaben 

irrig verleiten ſtehet, welches einen ganz falfchen Verſtand ges 
währet, Jemanden das Spielen, das Trinken, das Tanzen verz 
leiden. Daher das verleiden. 

Anm. Beyden Schwäbifchen Dichtern nur leiden, gelei- 
den,üteinigen Oberdeutfchen Gegenden auch erleiden. S.Ceid. 

Verleihen, verb. irreg. act. (SLeaiben, weiches im Oberdeut · 
ſchen und der edlern Schreibart der Hochdeutſchen für das miedris 
gere verlehnen üblich if.) 1. An einen audern leihen, lehnen 
oder borgen. Lin Buch verleihen. Ich habe es verliehen: 
Auch wenn foldesfür Bezahlung geſchiehet. Geld auf Inters 
eſſe verleiben. Pferde verleihen, für Geld. Daber der Pfer: 
deverleiher,; Buherverleiber u. ſaf. 2. Als ein Leben über 
tragen. Ein But anjemanden verleihen, ihm ein But verlei⸗ 
ben, daß er den Tempel zu feinemjahrlichen Hug brauchen 
wollt, — und das Priefterehum jährlich verleihen, 2 Vtace. 
2%, 33 wo es für verpachten flehet In den Betaämtern if 
daher der Verleihe oder-Leihtag , derjenige Tag, an welchem 
Sundgruben, Maßen u. f. f. verlieben werden. 3: Umſonſt bes 
willigen,in welchem Verſtande verlehnen nicht üblich ifl. Man 
gebraucht es in diefer Bedeutung nur noch in der feyerlichen und 
hohern Schreibart. Den Gefangenen die Freyheit verleiben. 
Jemanden Sulfe verleihen. Befondersvon Gott, Wenn Gott 
Gnade verleiher. Verleih uns Srieden anadiglich ! ’ 

So au die Derkibung. Schon bey dem Ottfried firleihan. 
©, Leiben. ? 

X er Derleiher, des —s, plur.ut nom, fing. Fämin, die Derz 
leiberinn, eine Perſon, welche etwas verleibet, befonders in der 
erften Bedeutungdes Zeitwortes, ©. daſſelbe. 

"Derleiten, verb. reg. act. eigemtlih ‚einen unrechten, falfchen 
Weg leiten, in welchem eigentlichen Verſtaude eg doch wenig ge⸗ 
braucht wird, mißleiten. Am üblichften iſt esim figürlichen Ver» 
ftande,durch unrichtige Verſtellungen zu einer unerlanbtrn,unars 
frändigen,nachtheiligen Handlung bewegen, alg ein glimpflicheree 
Ausdruck für das härtere verführen... Femanden zum Zorne, 
zum Trunke vetleiten. Er iftdazuverleiter worden. Ju wei⸗ 
terer Bedeutung auch zuweilen zu etwas bewegen, wozu der andere 
nicht entſchloſſen war, wie verführen, : Femanden zum Spazier⸗ 
sange verleiten. So auch Sie Verkeitung. sehr 

Anm. Schan bey dem Ottfried u, fi firleitan,der auch Fir 
‚leitar für Verführer gebraucht. Bon dent irrigen Gebrauche 
die ſes Wortes Sir, 33, 25; ©. Derleiden, £ 

Dorlenfen,verb.reg.act, ausweichen, vermeiden, ein Wort, wel⸗ 
ches nur zuweilen inder dichterifchen Schreibart gebraucht wird, 

Und ob er auch diefen Triumph vertenfe, Raml. 

Verlernen, verb, reg..act. das Gelerute ans Mangel der 
ubung wieder vergeffen, im gefelfchaftlichen Leben. Des Tan: 
zen, dag Spielen, das Reiten verlernen. Daher die Derler: 
nung. —— 

Derlefen,verb,irreg. act. 1. Öffentlich beelefen, vorlefen,aus 
welchem Worte es verderbt zu, ſeyn ſcheinet. Es iſt in der edlern 
Schreibart veraltet, und konunt nur noch in einigen Fällen vor. 
Einen Brief verleſen. Das Evangelium verleſen, in ber Kir- 
de, 2. Auslefen, ausſuchen, nur bey den Hutmachern, welche 
die Wolfe verlefen, wenn fre felbige ausleſen. So auch die Der: 
leſung. eh 

Oprlegen, verb. reg, act, ein förperlichee Ding fo befchädieen, 
daß badurch deſſen Vollſtandigkeit oder ganze Befchaffenbrit feivnt, 
bar gehörige Sufammenhang der Ganzen oder eines Seile! ni 
terhracben ıyicd, 1, Eigeutlich. Kinen Baum verlenen, duch 


Upps 2 Bean 








a 4 Se 





1083 Der 


ObSanunzeined Zweiges, Berchäsigung der e, * Wurzel 
u ſf. in Wert der Runft verlegen. Eine verlegte Bildſäu⸗ 


I. Ach, fall ein Stahl dieß fchöne Haar verlegen! Au. 
Hänfiggen von Iebendigen Gefehörfen. Zemanden am Leibe, ih 
ander Sand, an dem Luße verlegen, es geſchehe durch Ver⸗ 


tenkung oder Verwundnung, als ein allgemeiner Ausdruck, der 


doch an du figſten von gering ern Beſchaͤdiguugen gebraucht wird, 
daabgen derwunden eine beiondere Art der Verlegung ausdendt. 
Gott verleget and verbindet, Hiob 5, 18. Kin fchwangeres 
" Weib verleßen, 2 Mof. 21,22, Wer feinen Kägpien ver⸗ 
lest, dem foll man hun, wie er gethan bat, Schade um 
a ade, Anze um Auge, Zahn um Zahn, wie ee hat einen 
Menſchen verletzt, 3 Mof. 24,19 fx Sich etwas im Leibe 
‘ verlegen, 2. Figürlich. 
‚verlegen „ oder. ihn an feiner Ehre,an feinem guten Nahmen 
verle zen. Zemandes Recht, oder ihn an feinem Rechte verlet⸗ 
zen. Die eheliche Treue verletzen. 
Daher die Verlegung In beydeu Fällen, fo wohl von der Hand⸗ 
lung des Berlegens, ohne Dinral;als auch von der dadurch) zuges 
fügten Befhädigung, mi demfelden. 


Anm. Bey dem Ditfried gilezzen, bry feinen Hnchfelgern. 


unur legen, welches unter andern noch Ef. 2,9 vorkommt: man 

wird nicht lezen noch verderben auf meinem heiligen Berge. 

Die Endſylbe zen zeigt, daß diefes Wort ein Inrenfioumift, deſſen 

einfacheres Stammwort noch in dem Las laedere herrſchet, von 

welchem auch Lacinia ebffammer Mit einem andern, aber nahe 
verwandten Endlaute war für legen, auch leſen, leſten, und in der 
intenfiven Jorm läſtern üblich „Daher denn das bey den Schwä⸗ 
kifggen Digresn befindliche verlelten, und das Schwer. lälte, 
verlegen, ingleichen unfer Laſter in der veralteten eigentlichen Ber 
deutung, und verlaͤſtern, welde beyde letztern eigentlich einen 
höhen Bradeder RSPITBURG BeahuKR, wodurch ein Ding unge 

Bolt wird. 

Poerkigluh, —er, —fe, adj, etadv. PR verlegt werden kann; 

em hänngften in. dem Begrufage — So auch ai Ders 

Iegligkeit. 

Derleugneit, S. verläugnen.. 

‚Derleumden, verb.reg, act in einen böfen —— in ein 
böfe3 Gerücht, in einen böſen Üuf dringen, ſond daß ner bier einen 
Vrgenfaß bezeichnet, 2. In weiterer Bedeutung, in welcher bes 
jonders das Miltelwort perleumdet, fie berüchtigt gebrancht 
wird, Ein verlenmdster Dich, ein berüchtigten, befouders cin fols 
cher, welcher bereits die Folter -ausgeftanden hat. Weißt du 
nicht, daß du ein verleimser Hann biſt und tzu dem rechten ent: 

"id! Bud Belial von 147 2. 
iſt es ung noch in den Gerichten einiger Gegenden üblich. 2 In 
engerm vuud gewöhnlicheru Berſtande verleumdet man jemanz 
den, weun man ſeinen guten Rahmen bey auderu durch ungegrünu⸗ 
dere ihm Schuld gegebene Unbollkowmenheiten zu verlegen 
fügt, ihn durch ungegründe te Beſchuldiaungen in einen übel 
Huf, in einen übeln Begriff bringt. Jemanden bey feiner Obrig⸗ 
Lelt verleumden. 

Daher die verleumdung, fo wohl don der Saudlung des Ver» 
leumdensg und ohne Plural, als auch von dergleichen ungegründe⸗ 
ten Beſchuldigungen „mit demfelben, 

 Yrım. Rotker gebraucht es gut dem vor Zeitivörtern ſonft une 

wöhnliden un, unliumenden. Des Lat. calumniarkifi feiner 

mittlern nud Siamnm ſylbe nach genau damit verwandt; ga aber 
ſchrint unſer ge zu jean, eigeutlich geleumden. (9. Leymund, 
wo von der Abfkannunırg ſchon das uothwendigſte geſagt worden.) 

Bey andern alten Oberdeutſchen Schriftſtellern heißt verleumden 

argogimaran, und ein Verleumder Alhoner, bey den Notker 


Derlieb, S,Särlied. £ 
Verlieben. verb,reg.reöipr. fh verliehen, eigr tieh, Bicheger 


Jemandes Ehre, guten Mahmen . 


In dieſer weiter Bedentung 


Ver 


Anafrifar. In Sen foätern Zeiten Tommi vermeren⸗ von mare, 


Sage, für verleumden vor. 


Der verleumder, des —, plur. ut nam, fing. Fänin, die 


Derleumdertun, in der engere Bedeutung des Zeitwortes, eine 


Perſon, welche jemandes guten Nahmen dach ungegründereBen 4 


ſchuldigungen dep andern gu kränken fuspt. Bey den Notker 
Unliumesdarp, 


-Verleumserifih, —er, —tr, adj. et adv. ein Verleumdung ; 
enthaltend, darin gegründet, Ingleichen Fertigkeit befigend, ans ⸗ 


dere zu verlenmden. An verleumderiſcher Menſch. 


gen eine Ver ſon des — ———— empfinden, wo es doch am 
häufigften von der Empfindung finnficher Kiehe gebraucht wird, 
u in.eine Perfon aerlieben. In eine Perſon verliebt‘ jeym. 
verliebt werden. Femanden verliebt machen. Das Mittel⸗ 
wort verlieht bedentet in dieſem Verſtande noch als ein Bey wort 


* 


1. Sinnlichte Liebe gegen eine Per ſoun des andern Geſchlechtes aue⸗ 


drückend, verrathend. Verliebte Gedichte. Kin verliebter Seuf⸗ 


zer, verliebte Blicke. 2. Neigung, Fertigkeit beſitzend, leicht 


ſit aliche Liebe gegen Perſonen anderes Geſchlechtes zu empfinden. 


G. ver 2.) vVerliebt ſeyn. Ein verliebter Menſch. Einver⸗ 


liebtes Madchen. In figürlicher Bedeutung iſt verlieben oft Fe 


. nen hohen Grad»der herrſchenden, beſonders finnlihen Neigung 


gegen ein Ding empfinden, Sie hatte ſich ganz in den Zeus ders _ 


liebe. In ein Pferd, ein Buch, einenSgpriftiteller, einen Aus⸗ 
druck verliebt ſeyn. 


inten ſive Bedentuirg 


Daher das Verlieben. Ver bat hier eine 


‚Die Derliebtheit, plur. car. von dem Pirtelworte besticht, hr 


fonders in deſſen ziwepterBedentung, derZuftand, da man verhiebte 
ift, ingleichen, da man Ei in Perfonen des andern Geſchlechtes * 


verliebt wird, 


Liegen unbrauchbat werd n. Kine Ware verliege ſich, wenn fie 


Derliegen, verbi irreg. — ©. Kiegen,) durch allzu langes 


durch zu lauges Liegen verſchlehßt; verfiodt, oder auf andere Art 


unſcheinbar und ueidrauchbar wird, 


verlegene Waare. Ein 


verlegener Wein, der länger gelegen hat, als er liegen ſollie. 


Figure Ba diefes Wort in verfchiebenen einzelnen Fllen ger 


braucht. 2. Jur Vergbäne fagt men, man verliegt fich an 
dem Gsfeine wenn man wegen großcrzefligfsit wenig davon ges 
winnein fann. Eben daſelbſt verliegt man auf der Zeche, als ein 
Neutrum, oder vielleicht richtiger —— man ſich auf" dev Ze— 
ehe, weni man nit Schaten base. 2. Nach- einer noch wei⸗ 
tern Figur ſcheint unfer verlegen —— von einer aͤhn⸗ 
lichen vrralteten Bedeutung abzuſtammen. (9. diefe Wörter.) 
3. In einigen Oberdeniſchen Gegenden verliegt man ſich wenn 
mar durch den Müfiggang alle Shärigfeit und Sräfte des Geiſtes 
verlieret. 

Anm. Daher das verliegen. Das Schwed.ſ örlig u. wied 
von einem unerlanbten Benfihlafe gebraucht, und an il id dem 


alten Frieſiſchen Geſetze iſt lorligan, wider das ſechſte Gebeih 
ſundigen. 
verlieren, verb. irreg. ich verliere, du verlierſt, Sberd. ver⸗ 
leurſt, ) er verliert, Obert. verleurt); Imperf. ich verlor, Conj. 


verlöre ; Mittelw, verloren ; Jiuper. berliee, — Irteuc⸗ 
Es iſt —— Geſtalt iblich 


1, Als ein eigentliches Nerivumyumden Befig Be Rue a 


fommen, mis der vierten Endung diefes Dinges > 


= (1) Eigentlich, woes ein allgemeiner Ausdruck if, der die 
nähere Art und 


ſtand, ſein vermogen, feine Geſundhelt verlieren 


den 


Sk 


⸗ 


Weiſe unbeſtimmt läßt. Das Leben, den ver⸗ 


Das Sie 
ber verlieren, Die Symessen, Empfindung, das Heiden in 









= 


den Tod, as auch ur der folgenden engern Bedeutung, um deſſen 
"Grgenwart lonnnen, oh ne zu wiſſen, wo er ſich jest befindet. Den 
st; Spt verlieren, euth andtet werden, _ N | 

Die Zwietracht die mit Gift ihr Leben nahrte, 

verliert den ydreKopf durch einen Streich Raml. 
Die zreyheit, die Geſpndbeit, fein Geſicht, ein Autze, durch 


verlieren Das gerz, den Muth verlieren. Die Sonne ver— 
lor ihren Glanz, der Mond feinen Schein. Man möchte alle 
Geduld verliewn. Die Soffnung verlieren. Und ſo in andern 
Fallen mehr, beſonders in folchen, wo die Art des Verluſtes durch 
Fein eigenes Wort näher befkinmeift, oder beflinme werden fol, 


Einen Freund verlieren, entweder durch den Tod, oder durch die , 


Entfernung, oder. auch, weiler au fer Feind geworden. Ich habe 
einen Seeund an ihm serlorm. Du weißt nicht, wag dü an 
mir verliereſt. Ich verliere viel, wenig, nichts bey der Sache. 
Das Mittelwort verloren wird mit einigen Zeiswörtern fo wohl 
“ih diefer, ale einigen der folg nden Bedeutungen, ned aufeine bes 
‚ fondere Art gebr aucht. verloren geben, verloren werben. Es 
— Mi mir ein Capttal verloren gegangen, sch bin darum gefonunwi, 
u -* Alles ging für mie verloren, 
=. Alls id Sylvien verlor, Gell. 
= Einige andere Bedeutungen die ſer RA. kommen im folgenden vor. 
nr Etwas verloren geben, glauben, daß es fo gut wie verloren fen, 
— es für verloren halten. Wir geben eine Sache verloren, wenn 
J ‘wir standen, daß wir fie verlieren, oder nie wicder bekommen 





ee _ werden, 
22042) In einigen engern und N atiktien —— 
N a) Den Proceß verlieren, die gefuchte Sale nicht erbal⸗ 


den, imBegenfagedes Gewinnes, Go auch eine Schlacht ver: 


"Tieren, überwunden twerden, Im Spiele verlieren, SER len. - 


| 

J— viel Geld verlieren, im Spiele. Wer bat verloren im Spiele; 
2 and Gegenſatze destgewinnen. Ein Spiel DIS: geben, 
E y ‚überzeugt fern, daß man es verlieren werde, 

i 

J 

| 


aus Mangel der Aufmcakfairteit, um den Beſitz, und im wweit.rn 
Verſtande, um die Empfindung derfelben kommt, ohne zu wiſſen, 
wo ſie fich befindet. Seine Uhr, feine, Boͤrſe werlieren. : Id 
habe es verloyen· Suchen, was verloren iſt. Das Verlorne 
wieder finden, Der verlorne Sohn, in ber Deutſchen Bibel, 


Ein verlornes Schaf: Den Weg, die per verlirven, die Ems 





pindung davon, Etwas aus din Augen, aus dem Gefichte 


- 


verlieren. b 
x Ohne den gehofften Rucrnanwenden, gebranchen. Ale 
J— Mühe und Arbeit iſt bier verloren. Ich verliere nur mein 
J Geld dabey. Alle Schläge, ale Ermaͤhnungen, alle Wohl— 
..° „thaten find an, oder bey ibm verloren. Da ſiehet man, daß 
we; Sein Vertrauen nichts iſt, und deine Almoſen verloren find, 
I: Tob.2,22. Ich mag Fein Wort weiter darum verlieren. Xs 





Er Seufzern. Wir haben Feine Zeit mehr zu verlieren, es iſt 


u Behähte Seit, wie muſſen eilen. Tinen Tag verlieren, ihn un⸗ 
J ‚genügt verſtreichen laffen. Lin verlorner Augenblick iſt jegt für 
I mich ein verloenes Jahrhundert/ Weiße. 


EN d) Das-Mittelmort wird no; in fetgenden figärtichen Fäl- 

J len gebraucht. x) Die verlorne Schildwache, im Kriege, die 
ãußerſte Schildwache, welche dem Feinde am näch ſten iſt, ind 
gemelniglich verloren gegeben wird, 
in den Nchen, ein ® richt aus geräugertem Schweinfleifch, mit 
BEN .. Erbſen and Behnen m.f. fe Y Etwas ver 








— —— en nem mSshn RER h inoßt * 


einen Schuß einen Arm, feine Ehre, im Briege viele Leute 


ce verlieren. 


* b) Überaus Häufig verliert man eine Sıdı, wenn man, 


it Zopfen und Malz an ihm verloren, Die Zeit verlieren, fe b 
unnis hinbringen. Ste verlieren die doſtbarſte Zrit mie unnuts 


® Das verlorne Zubn, 


u ae Ta a er A u re 


1 086 - 


3 machen, nur ungefähr, einfeeiten, um eg bernoch beſſer zu 
machen. Den Unriß einer Figur nur verloren zeichnen „Kin 
berloren Treiben, inder Zägerer,eie Treiben, onen it 
Zeug und Negen jt umſtellen, um uux ungefähr zu feben , ob noch 
Wild darin bifindlih if,  Kinen verlornen Zug thum in 
der Markſcheidek unſt den Tagezag nur fo nugefähe, wie inder 
Grunde verrichten. 8; Derloren feyn, im höch ſten Grade und. oh⸗ 
ne Re itung auglücklich. Hin verlorner Menſch, dem nicht mehr 
zu helfen i#. verloren iſt eine weibliche Seele ohne wahre r om⸗ 
migkeit. In dee Deutſchen Bibel und der Theologie iſt verloren 


- gehen, in engerer Bedeutung verdammt werden, ewig unglücklich 


werden, 

2.4 ein Reeiprocum, fich verlieren, ſich nad und nach und 
ateich ſam unbemerkt aus unfererÖrgenwart, und im weitern Ver⸗ 
ftande and, aus anferm Empfindungsfreife ent; ‚wunen, ohue weis 
tere Beftimunung der Art und Weiſe. 

(+) Eigentlich. Die Zuſchauer verlieren Id, wenn fie ſich 
nad) und nad entfernen, Sich aus din Yugen, aus dem Gefid)- 
Die Seen: auf derisaut haben ſich verloren. 
Das Sieber hat fish verloren, Die Spmersen wollen ſich noch 


nicht verlieren, Eine Sache verlierefich leicht, verän fie jo. dre 


ſchaßen if, daß man fie leicht verlieren kann. \ 

(2) Figürlich, a) Bon Farben fagt man, fie verlieren fi, 
wein fir ungermerft inandere Farben übergehen, weiches in mars 
Gen Fällen auch verlaufen genannt wird. Lin golduer Saum 
verliert fich am Ende der Slugel "bes Schmetterlinges) ins 
Grüne, Gefn. Die Umriſſe einer Figur verlieren fich, wenu 
fie id unvermerft mir dem Grunde vermifchen. Bey den Kupfere 
ſtechern verlieren fih die Schnitee , werin fie unmerflich in ande» 
re Schnitte, oder in die Orundfläde übergeben. Nach einer noch 
wweitern Figur. Pracht, Größe und Würden verlieren fi in 
der Nacht des Grabes. b) Sich in einer Vorkiellung, in einem 
Gedanen verlieren , in der eMern Schreibart für verirren. 

©, wie verlor mein Geif fi in ertraumten Bildern, 

Und wußte ſich verznugt die Zukunft abzufcpildern t Eron, 
Oft verliert ſich die Seele unter einer unendlichen Menge von 
Empfindungen, wriljienicht weiß, wo fte ſtille ſtehen ſoll. 

Dabher das Verlieren, in den-meiften Fällen der thätigen Gat⸗ 
tung, indem das Hanprwort bie verlirrung nicht mehr gebraucht 
wird. Se auch Verlauf, welches in vielen dafür üblich iſt. 

Anm: Bey dem Notler "Ärlüren, (dev dem Schilier ierig lu- 
ren, weilssinder Handfcheift vermutbiich abbrevitrtiwar), bey 
Sem Kere und andern alten Oberdeutſchen farleolan, ferliefen, 
verliefen, den dem Ulphilas fraliufan, im Augelf, forleo- 
ran, im Niederf. verlefen, im Schwer. förlora und för- 
läta, im Dän. forlifeund forlore. Daß ver bier eine bloße 
Inteuſion bezeichnet, erbellet aus den einfachen lieren und lieſen, 
welche ehedem häuftg für verlieren gebraucht wurden, wohin das 
Hriederf. Iefen, das alte Gethiſche liufan, das Angelf, losjan, 
das Engl, to lofe, liefe, das Schwedt. Lyra, der Verluft, use. 
m. gehören, Dpig gebraucht noch gelofen in eben demſelben 
Verſtande. 

Durch ſolche Leundlichkeit und ſũßes baoſen 
Macht fir, daß ih mir nicht begehre zu geloſen 
Den Kummer, der mich kränkt. 
Jh weiß nicht, wie ich doch die Santafıe geloſe, 
eben derſ. 

Tieren und liefen find ur in dem Endlaute verſchieden, indem r 
und 8 ſehr oft und Leicht in einander übergehen.  Dielegte Form, 
welche noch inunferm verluſt berefchet, ſcheint die ältefie zu ſeyn. 


Die fee Tiefen iſt allem Anfehen nach mit los Eines Geſchlechtes, 


any beyden iſt laſſen eine Art eiues Inteuftoi. Die — 
a 





ee 


du verleurft, er — 4, fe f. Ser aan — ſeinen 
Schein, Buch der Natur von 1483, if felbft im Oberdeutſchen 
nur noch in eintgen rauben und harten Mundarten gangbar, ‚und 
verdiente daher weder Bier, noch in den fibrigen Zeitwörtern, wel- 
he vor der Endſylbe des Infinitivg_ein ie oder ein ü haben, im 
Hochdeutſchen Sprachlehren empfohlen zu werden, 

Derloben,verb.reg. act. durch ein Gelübde oder feperliches Pers 
ſprechen mit jemanden verbinden. 1, In weiterm, aber jeßt ders 


altetem Verſtande, in welchem in der Deutfchen Bibel Verfonen, 


welche ſich gegen Gott durch ein Gelübde zu etwas verbindlich ge⸗ 
macht, Verlobte, Derlobte Gortes genannt werden, wie 4 Mof. 
6, 13 f. Richt. 13, 5.7. Kap.16,17. Man gebraucht es nur noch 
2. im engern Berftande, feperlich undanfeinerechtsfräftige Art 
zur Che verſprechen. Jemanden feine Tochter verloben, oder 
noch häufiger, feine Tochter mie Jemanden verlobem Juglei⸗ 
chen als ein Reciproeum ſich mit einer Perſon verlöben. Kine: 
verlobte Braute . 
Daher das verloben nnd die Verlobung, welches letztere oft, 
beſonders in der edlen Schreibart, für das folgende verlobniß ge⸗ 
braucht wird. Sie werden heute Verlobung haben. Die ver: 
Tobung iſt aufgeſ choben worden. 
Im Niederf verlaven, ©, Coben und Geloben. 
Sas verlöbniß, des—es, plür. die —e, in einigen Gegenden 


auch die verlobniß, PR die —en, von dem vorigen Zeitworte, 


die dor der Trauung eder Hochzeit hergehende Handlung, da eis 


ne Perfon der andern auf eine feyerliche und rechtsfräftige Art 


zur Ehe verſprochen wird, das Eheverlöbniß. Das feyerliche uns 
lerſcheidet das verlobniß, von einem bloßen verſprechen, Ver: 
ſpruche oder Eheverfprechen, obgleich auch letztere zutv eilen für 

erſteres gebraucht werden. Judeſſen iſt verlobniß im gemeinenLe⸗ 
ben am üblichſten, dagegen in der edlern Schreibart Verlobung 
demfelben gern vorgezogen wird. Jemanden Derlöbniß mache 

"oder ausrichten, ihirmiteiner Verfon verloden. verlobniß hal⸗ 
ten. Däs verlobniß ift zurid gegangen. Daher der verlob⸗ 
nißtan, Verlöbnißring u. f. f. 

Anm. Im Riederſ. verlovnis, verlavung/ Lovte⸗ Löste, 
bey den ältern Dberbentfehen Brutloufti, im Holläud. Bruyt- 
loft,im Schwed. Brotlop,im Medlend,diegabbe, vermuthlich 
vonHaft,bey-andern Oberdeutſchen Schriftfielirn die Ehetaidi⸗ 
gung, dassandmahlu.ff. Jin Schwadenfpiegel heißt mit einem 
Manne verlobt‘ ſeyn ainem Manne geſuuorn oder hinge- 
fuuora fin, Von dem Geſchlechte diefeg pi welches im 
Hochdeutſchen im ungewiffen am üblichften if, ©. — Lip. 

Verlöchen, verb, reg. act. ı, Miteinem oder mehrern Löchern 
verfehen;bep, verfhiebenenhandiweekien. Die Kifenarbeiter ver: 
Tochen das Kifen, wenn fie die Löcher zu den Rirthen oder Mä— 
geln darein ſchlagen. Auch die Zimmerleüte verlochen das Zim⸗ 


merholz. (SLochen.) 2, In ein Loch feharren, vergraben, nur 


ineittigen Gegenden. Das geſtorbene vieh verlochen. So auch 
die verlochung. 


Verlochſteinen, verb.reg, act. mit Lochfieinen, d. 1; Grängs ⸗ 


. Heinen verfeben, einnur in dem Vergbaueibliches Wert, Kite 


Stube verlochſteinen . Daher die verlochſteinung. Siehe 


Tochſtein. 
Verlocken, yerb. reg act, anf den unrechten Weg, in Srethum 


loden, Ephraim if, wieeine verlockte Taube; Hof-7,ıı. Die " 


Welt iſt eine ſchmeichleriſche Derfübrerinn, welche uns gar ‚zu 
leicht verlockt. Sp auch die Verlo@ung. 

Verlockern, verb.reg.acı. durch leichtſinnige Ausgaben, inglei- 
chen durch lockere Lebensart alle machen, verſchwenden. Sein 
vermogen verlockern. 


Derlodern,verb. reg peu'zi mit dem Hülfsworte ſeyn 1, Aug. 


+ 


Be 


Mengel der — aufhören gu toseen. Das Seuer ia 
verlodert. 2. Bon einem lodernden Feuer verzeheet werden, 
Verloren, —er, —fe,adj. et ady. welches eigentlich das Mit⸗ 
telwort des ungewöhnlichen Zeitwortes verlügen if}, Fertigkeit 
befigend, leicht und ohne Roth zu lügen, i in der härtern Sprech“ 
art; lugenbaft. Ein verlegener Menjch. verlogen — 

Ricdeef verlagen. S. ver⸗ 

Derlohnen, verb, reg.act. den gebüßrenden Sohn geben, ei im 
Dochdeurfihen ungewöhnliches ort, wöver. ‚eine intenfive Bes 
deutung hat. Man hört es nur noch zuweilen in des N, A, 08 vers 
lohnt die Mühe nicht, d. i es lohnm oder belohnt die Mühe nicht, 
wofür mau wohl gar höret, es verlohnt ſich nicht der — 
oder es verlohnt nicht der Mühe. S. Lohnen. 

Verloren, S. verlieren. 

Derlöfchen, ein Zeitwort, welches auf geboypelte Art — 


wird, JL. Als ein Neutrum, mit dem Hülfswortefeyn, und der 
Regel nach mit ivreguläter Eonjugafion 5; ich verloſche, du ver⸗ 
iſcheſt, er verlifcpe , Jmperf. ich verlofch, Mirtelw. verloſchen, 


“aufhören zu brennen, zu leuchten oder zu glimiuen,von dem Feuer, 


und brennenden Körpern, im gemeinenLeben auf) auslöfgpen,i in 
der edlern Schreibart erlsſchen. Das euer verlifcht. Dis 
Licht ift ver loſchen. Wenn das Seuey der Leidenſcha t vexlos y 


ſchen iſt. Indeſſen wird es auch häufig mit tegulärer Abiwandes 
Nachts nicht, Spridw. 31,18. Wie ein Tocht verlöigpe, Eſ. 
gleichen das edlere Erlöfchen. 


“IE AB ein Activum, und mit ergefmäßiget.Mbıvandefung, , 
verlbſchen machen, in welcher Forin es unter andern, auch bey dem . 
Opitz vorkommt; indeſſen ift für diejes Aetivum ——— übe 


licher. 
So anch diederlöfhung, 
Verlofen, verb.reg.act, 1. Durch Kofen, oder — des 
Coſes, an einen andern Beſitzer bring; auch auslofen. Ein 


Haus verlofen. Ein Gebraudeßier verlofen, durch das Los 


beftimmen, wer es branen fol, 2.* In weitem Verſtande iſt es 

in einigen Gegenden noch jo viel, als oer laufen, in weiches Bers 
fiande es aber im Hochdeutſchen fremd iſt. So auch. die verlo⸗ 
ſung, beſonders in der erſten Bedeutung. 
Derlöthen, verb. reg. act. 1,Durdh£örhen verBinden.a ‚Durch 


Löthen verfilieen, In bepdeu Fällen häufig bey s serhiedenen 


Metalfarbeitern, den Glaͤſern u. .f, So auch Sie Verlothung. 


'+DVerludern, verb. reg. act, in den niedrigften Sprecharten, is 


« mit Ludern, d. 8, dem böchften Grade niedriger ————— 
gen, durchbreingen. Sein Erdrbeil verludern. ; 

Derlufen, bey den Jãgern, S, Verb ören. 

Der Verluſt, des —eg, plur. die —e, von dem Seitworte Herties. 
ven. 1. Der Sufland, da man etwas verlieret, doch nur in en⸗ 
gerer Bedeutung, der Zuſtand, da man eines Gutes beraubet 
wird, ohne Plural. Der verluſt feines Vermögens, des Le= 
ben, ſeiner Sinne, des Derfiandes, feines Amtes EEE 
was bey Derluff des Lebens und der Ehre verbierben, Der 
Tod beſtehet in dem J— des Lebens, Lines Gewinn iſt 

des andern Derluf, 2, Der durch die Beraubung eines Guten 


zugefügte Nachcheil. einen Verluſt leiden. Das iſt für.mic) - 


ein —* luſt. Der verluſt iſt leicht au ertragen, iſt noch 
zu verſchmerzen. Einen verluft erfegen. verlun am Dermös 
gen ——— Jem anden einen großen Derluft zufügen, 

Anm. Bon derHandlung des Berlierens iſt dae.Derlieven übs 
li, indem die verlierung im Hehbentfchen ungewöhnlich iſt. 
Vverluff iſt von der übrigens im Hochdenſſchen veralteten Form, 

verliefen. Im Niederſ, lantet es Derlies, Perlüs. Die ſchwei⸗ 


—— 


3* 7 J — 


lung gebraucht. Eines fleipigen Weibes Leuchte verleſcht des 


43, 17. Ein dünklein — Wish, 2,3... 8. Leihen, ins g 











> u na 


Lian 


han .2 


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CH 






a er \ 


BB gerifche Mundart vereinigt bevdeFormen und fprichtVerlurt. Jm 
© Dberbeutfchen ift diefes Wort ſchon von Alters her weiblichen 






Geſchlechtes, die verluft. — 

Verluſtitg, adj.etadv. von dem vorigen Hauptworte. 1. Obje⸗ 
eertive und paſſive, für verloren, als ein Bey⸗ und Nebenwort; 
eine nur in einigen Oberdeutſchen Gegenden übliche Bedentung. 


“2, Subjective und active, wirklich derlievend , eines Gutes bes 
taubt, wo es im Hochdeusichen, nur als ein Nebenwort mit der 
0. gwepten Endung, und auch bier nur mit einigen Zeitwörtern 
F ‚gebraucht wird, Sich einer Sache verlufig machen , ſich duch 
h feinvorher gegangenes Verhalten derfelben berauben. Sich feines 
8 ‚Glüdes verluſtig machen. Eines Dinges verluſtig werden, 
B* esverlieren, eine im Hochdeutſchen veraltete R.A. wofür man 
verlufig geben fagt. Seines Amtes, des Bürgerrechtes, eines 
2. Lebens verlufiiggehen. In der Schweiz verlurſtig. 
= Derlutieren, verb, reg. act. welches aus dem Lat, Lutum, 
IR Lehm, entlehnet, und nur bey chymiſchen Arbeiten üblich ift, mit 
J Lehm, oder einer Miſchung von Lehm und andern Dingen, ver- 
Da... fchinieren, verfehließen, - 
ri vermaͤchen verb. reg. act. 1, Durch ein veranſtaltetes Hin⸗ 
J derniß völlig verſchließen, völlig zumachen, als ein ſehr allaemei- 
ner Ausdruck, der die Art und Weiſe unbeſti umt läßt, Ich will 
5.9 deinen Weg mit Dornen vermachen, Sof. 2,6. Alle Zugänge 
J— vermachen Ein Senſter vermachen, feſt verſchließen. ine 
} 
i 


© Röhre, welche an einem Ende ver nacht it. Schon in Schwa⸗ 
= benfpiegel wird es für befeftigen geraucht. Ver but bier die Be⸗ 
deutung des Verſchließens. 2. Einem etwas vermachen, ihm 
=. infeinem Teſtamente den Beſitz deſſelben verordnen, ihn zu deſſen 
Beſitzer in feinem legten Willen ernennen. Der Kirche tauſend 
Thaler, jemanden ſein Vermögen vermachen. Ver bat hier 
die erſte Bedeutung der Entfernung, wie in verkaufen, verſchen⸗ 
— Ben u. ſaf. Daher die vermachung, beſonders in der erſten Ber 
dentung. — 
Anm. Im Hochdeutfchen veraltete Bedeutungen find: a, Ster- 
IB: ° ben, umfommen, als ein Neutrum mit haben; wovon Frifch ein 
R Beyſvpviel anführen, 2. Sich vermachen, ift in Niederfächfifehen, 
fi eine Veränderung, ein Bergnügen machen, ſich ergegen, da- 
u ber. dee vermaak daſelbſt die Ergeßung, und vermaklik ergeg- 
Yo : lich iſt. = * 
Das Vermachtniß, des — es, plur. die — e, von dem voris 
gen Zeitworte. 1. Die legte feyerliche Verordnung eines Ster— 
bendenin Anfehung feines Vermögens; das Teſtament. Ohne 
vermächtniß erben, ab inteltato. 2. Noch häufiger ift es 





macht ; befonders eine folhe Geldfnmme, Legatum. Das Der- 
machtniß auszahlen, die einem ahdern vermachte Summe. Ehe⸗ 
dem das Bemächt, Erbgemächt. 

Vermagern, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, ma- 

Br ; ger werden; ein im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort. Mein 

Be, Sleifch auch „ das vermagent fehr, Opitz Pf. 109. 

1, Vermablen, verb. reg. act.. 1.Bon Mahl, ein Grängs 
zeichen, iſt vermahlen in einigen Örgenden, mit Gränzzeichen bes 

zeichnen, verfehen. Ein Feld vermablen. Daher die Dermabh- 

 Tung. 2. Bon mablen, pingere. (1) Durch Mahlen der 

Menge nach erfchöpfen, alle machen. Alle Sarben vermablen, 
(2) Er wurde uns ein bohes- Licht in feiner Eopie vermahlt 
haben, Leif. Daher das Vermablen. - \ ; 

2. Dermablen, verb. irreg..aet. (S.Mahlen,) molere, dur 
Mablen aufder Mühle alle machen, erfchdofen. Diel Getreide 
Yermahlen. Das Getreide fogleich ver nahlen, aufden Strin 
fhütten,. Daher dag Dermahlen. . - ; 

Adel. W. 8,4. Thl. 2, Auft. 








Vermahlen, verb. reg. act. verbinden, 


Miltons verlufligres Paradies, in der Schweiz für verlornes. - 


dasjenige, was jemand in feinem Teſt amende einem andern vers 


i Ber 1090 


bereini i 
1, gm eigentlichen und weiteſten —— —— 
Hochdeniſchen veraltet iſt, aber noch bey den ältern Dberdeutfchen 
Schriftſtellern Häufig vorfomune, 2. Ir engerer und gewöhnliche» 

‚ver Bedeutung, ebelich verbinden. SeineTochter jeihanden, noch 
bäufiger, an jemanden, mit jemanden vermäblen, Cleopatra 
‚ward dem Alex andro vermählt, 2 Macc, 10,58: beffer, mit 
dem Alexander. Sich vermablen. Sich mit einet Derfon vers 
mäblen. Daher die Vermablung, die ebeliche Verbindung, Die 
vermahlung vollziehen. Das vermahlungsfeſt u.f.f. Wan 
gebraucht diefes Wort nur von hoben und vornehmen Perfonen 
dagegen don geringecn oder feines gleichen verheirachen, verebr- 
lich en üblicher find. (S. Gemabl.) In der dichteriſchen Schreib⸗ 
art indeſſen wied es auch von gerin ern gebraucht, 
‚Von Dater feiner Braut erhielt Philet das Grü® 
Mit Sploien ſich endlich zu vermablen, Gel, 

Anm. Im Oberdentfchen auch vermailigen, vermeilinen bey 
noch ältern Schriftftellern nur mablen,mabelen, mebelen Sr lz 
ches denn auch wohl für verioben gebraucht wurde, 14 ent h * 

ı wib mahalta, Otifr. Da ward die magd gemehelt mit einem 

. gerechten man Jofepb, Buch Belial von 1478. (Yon der Abs 

ſtammung S. Gemabl.) Der ſcheint bier die erfte Bedeutiire der 
Entfernung zn haben, durch eheliche Verbindung ang der Familie 
enffecnen,, ausbeiratben, im mictlern Lat, forisfamiliare 

VDermabnen, verb.reg. act, welches im gemeinen Ceben fir 
das edlere ermahnen gebraucht wird, und aud) noch mebrimähis 
inder Deutichen Bibel vorfonmt, (S.daffelde,) So auch der D-r- 
mebner, die vermahnung, edler Ermahner, Temabnung, 
Keros farmanen, und Ottfrieds firmonen gehören nicht bier. 
ber; erſteres bedeutet verachten, legteres aber Derdammen 
Beyde ſtammen von meinen ab. aß 2 

Dermaledeien, verb, reg. act. twelches aus dem Pat, maledi. 
cere, wie benedeien aus benedicere, verffitimmetr if, und nur 
im gemeinen Lebenfür verfluchen gebraucht wird, befonders fo 
fern jenes, als ein fremdes und unbefannteres Wort, nicht. fo hart 
Elinget, als das Deutſche. in vermaledeiter Menſch. Sich 
verſchworen und vermaledeien. So aud) die vermaledeiung. 

Dermänteln, verb,reg. act. eigentlich unter einen Mantel 
verbergen, wie bemänteln, mit einem Mantelbeveden, Man 
gebraucht e3 nur fisürlich, zu verbergen, gu verſtecken füchen, Sei: 
ne Schande vermänteln wollen. Kinen Diebilahl vermär- 
-teln. So aud die Vermäntelung. FREE SG 


Vermarken, verb,reg. act. +. Bon marken, Hansel nnd 


Wandel treiben, it esin einigen Örgenden fo viel, als verfanfen; 
in welchem Verſtande es doch im Hochdeutfihen unge öhnlich if. 
2. Bon Mark, Bränge, iſt es mit Grängzeichen bezeichnen , eins 
fließen. Kin deld vermarken. So auch Sie Dermarfung. 
Dermauern, verb. reg. act. ı. Durch Draneen der Menge 
nach allemachen. Viel Ralf. ind Steine vermatern, 2. Durch 
Maherwerfverichließen. Bine Gffnung, ein Fenfer, eine Thür 
vermauern. Mit Quaterſteinen vermauern. 3. Durch Manier: 
werk einfließen, umgeben. Einen Schatz in der Wand ver 
mauern. Figürlich, befonders in den Klöftern; wie einma uern, 
zu einem immerwährenden ®cfäugniffe vernrtheilen, wo das 
Wort oft, aber irrig, in der eigentlichen Bedeutung verffaus 
deu wird; fm mittleren Sat, immuräre und murare, wo Mu- 
rus fehr oft ein Gefängniß bedeutet, Daher die Vermauerung 
“in den beyden leßten Bedeutungen, —— 
vermauthen, verb.rez. act. wildes nur im Oberdeutſchen 
für verzollen üblich if, S. Mauth. x 
Vermehren, verb.reg.act, mehr niachen, der ga'l und Mens 
ge ach zunehmen machen. Die Einwohner einer Sradt, die 
"853 REN E Wörter 


Ber , 


Wörter einer Sprache vermehren. Sich vermehren, an Zap! 
und Menge zunehmen, beſonders durch Fortpflanzung. Seine 
Familie bar ſich ſeitdem vermehrt. Das Ungeziefer vermehrt 
ſich unglaublich. Seine Linfünfte haben ſich vermehret. Da 
das thärige Zeitwort noch ſehr unbeſtimmt iſt, fo gebraucht mıan 
in ſolchen Fällen, wo mehr Beſtimmung nothwendig iſt, lieber 
das Nebenwort mehr mit einem näher beſt immenden Zeitworte, 
Mehr Truppen anwerben, mehr Garten Faufen, mehr 8äuſer 
bauen, mehr Dieb Schlachten u. f.f. für feine Truppen, feine 
Gärten, die Säufer, das Schlachtvieh vermehren; obgleich 
auch dieſe Ausdrücke nicht gang ungewöhnlich find. In vielen Fäl⸗ 
{en wird es auch von der Maße und Zutenfion gebraucht für ver⸗ 
größern, da denn die Fälle, wo ſolches geſchehen oder nicht gefches 
ben Faun, bloß aus dem Gebrauche erleruet werden fünnen, So 
jagt man, jemandes Befoldung, Ruhm, Glüd, Unglüd , Ge: 
welt, Anfehen vermehren. Die Hige vermehrt fih. Jugleichen 


1091 


von Empfindungen. Die Schmerzen vermehren fih. Feman- 


des Freude, Vergnügen vermehren. Dermebre den Gram, 

den Bummer des verlaſſenen nicht. 

So auch die Vermehrung. 

Unm. Bey dem Notker fermeren, bey andern Dberdeutfchen 
Schriftſtellern nur mehren, fo daß ver Al eine bloße Jutenfion 
zu brzeichnen ſcheinet. 

Der Vermehrer, des — 8, plur. ut nom, fing. Fämin, die 

Dermebrerinn, eine Perſon, welche etwas bermehret. 

Vermeiden, verb, irreg. act, (5. Meiden,) etwas mit Nach⸗ 

druck meiden, ſich —— büthen, mit einer Perſon oder Sache 
nicht zufammen zu treffen, 
man aller perfönlichen Zufammenfunft mit ihm auszumweichen 
ſucht. Die Gefahr vermeiden. Er vermied diefe Ehre, wich ihr 
aus, und hinderte fie dadurch. Eine Unterredung vermeiden. Ich 

Fann esnicht vermeiden, Fann der Sache nicht ausweichen. Ich 

vermied e8,.ihn zu fprechen. Die Sunde vermeiden. Go 

auch die Dermeidung. Bey dem RUM firmiden und bimei- 
dan. ©. Weiden. 

Dermeidlih, —er; — fie, adj. et adv. was fidy vermeiden 

läßt, im Öegenfage des unvermeidlid. Kin vermeidliches 

Ärgerniß, dermeidlicher Schade u.f.f. So aud die ver» 

meidlichkeit. 

Vermeiern, verb, reg. act. welches nur in denjenigen Ordenden 

Ablich ifk, wo es Meiergüter gibt, einem Meier übertragen, auf 

Deierreht ausıhun. Ein Gut, einen Acker vermeiernSo 

auch die Vermeierung. S. 3. Meier 4, 

Dermeinen, verb, reg. act. nach wahrſcheinlichen Gründen et» 
etwas dafür halten, ingleichen dafür halten überhaupt, ohne zu ents 
fcheiden, od das Urtheil wahr fey oder nicht, wo ver eine bloße 
Intenſion bezeichnet, und das ganze Wortein wenig edler ift, als 

das niedrigere meinen, im deffen dritter Bedeutung es doch nur 
allein gebraucht wird, Anſpruch an etwas zu haben dermeinen, 
glauben. Ich vermeine nicht, dag er Fommen wird. 


feltner , das Vermeinen. Die Vermeinung ift nicht üblich, ob 
nan gleich fagt-dje Meinung. Das Mittelwort vermeint hat oft 
noch einen geheimen Nebenbegeiff des Zweifelhaften, oft auch des 
‚ Unwabhren. Dev vermeinte Prinz, diejenige Perfon, welche für 
einen Prinzen ausgegeben, dafür gehalten wird, wofür von eini- 
gen, obgleich nicht nach den beſten Muſtern, vermeintlich ge» 
braucht wird, Der vermeintliche Seins. 
Vermelden, verb. reg. act. das Intenfivum von dem einfachen 
melden, laut, ſtark melden, in welchem Verſtaude es bey den Jä⸗ 
gern üblich ift, wenn ein Hund etliche Mahl Hinter einander ans 
ſchläget oder laut wird, Jugleichen feyerlich melden, Jemanden 


Man vermeidet jemanden, weni ' 


39 


Yermeinte nicht, daß es fo Fommen wurde, Dabder, obgleich - 


— 3 er 


feinen Gruß vermelsen. Es iſt — vermeldet worden. 


—— 


Unter einander mengen, (©. 
dieſes Wort.) Eiſen mit Thon rare Dan. 2, 41,435 00 
doch vermischen ſchicklicher ift. Den Sauerteig unter hei Schefe 
fel Mehls vermengen, beſſer miſchen, oder damit vermiſchen, 
Maith.ı3, 33. Gerfte mit Hafer vermefigen. 2, Figürlich vers 


& 
. auch das Dermelden, ev Bam mit Dermelden, daß u.f.f. Ju⸗ 

i gleichen die Dermeldung. ea eines Grußes. 
Dermengen, verb. reg. act. 


menge man ein Ding mit dem andern, wenn man aus Dun⸗ 


kelheit der Begriffe ein Ding für das andere hält, oder einem Din⸗ 


ge etwas zufchreibt, was doch. nur dem andern zufomaıt. Die Ge- 
genflände miteinander vermengen. 3. Rach einer andern Fi 
gur ſtehet, ſich mit erwag vermengen, im gemeinen Leben für 
bemengen, ſich damit abgeben, fich darein mengen abet miſchen. 


So auch die Dermengung. 
Vermerken, verb.reg. act. ı. Wie das einfache Ba doch 


mit einĩger Intenfion. Ich vermerke nichts, merke, ort ſpůre 
nichts. Das Wildbret vermerkt etwas, bey den Jägern, wenn 
es ſtutzig, aufmerkſam wird. 
Wenn nur der Herr vermerkt wird und verfj pürt, Drig. 

Auf dein mittell andiſchen Meere vermerkt man die Fluth nicht. 

2, Figüelih, doch nur im Dderdeutfhen und der feverlichen 

Schreibart der Hochdeutſchen, für aufnehmen, auslegen. Ew. 
Maieſt at geruhen in Gnaden zu vermerken. Daß dieſelben es 
huldreichſt vermerken — wenn uff. Daher die ver⸗ 
merkung. 


Vermeſſen, verb.irreg. act. (8. Meffen,) welches nach Mabe⸗ 


bung beyder Theile der Zufammenfegung in verſchiedenen Bedeu⸗ 


tungen üblich iſt. 


- 1, Bon meffen, fo fern es eigentlich bedeutet, dag korperliche 
Maß der Dinge beſtimmen, iſt vermeſſen: 
Dinges beſtimmen, wo ver eine Jutenſton bezeichnet, und das Zeit⸗ 


) Das Maß eines 


— 


wort nur im engern Verſtande von der Ausmeſſung gewiſſer Theile 


der Erdfläche gebraucht wird, Ein $eld vermeſſen. Im Berg⸗ 
baue werden die Sundgruben und Maßen vermeffen , wenn am 
Tage, d.i. aufder Oberfläche der Erde, nach dem Lachterinaße 
beftimmet wird, wie weit fi felbige erſtrecken. Ein vermeſſen 
vornehmen. Das Seld einem andern vermeffen, nach dem 
Maße zutheilen. Daher dag Dermeßbuch, worein alles, was 
bey dem VBermeffen vorgegangen, eingetragen wird ; das vermeß⸗ 
geld, welches die Gewerken fürdas Bermeffen bezahlen; die Der: 
meß mahlzeit/ welche bey dem Erbbereiten und dem damit verbuns 
denen Bermeffen den Bergbsamten gegeben wird. Daher das Der: 
meſſen und die Dermeflung. (2) Sich bey dem Meffen oder im 
Maße irren, mo ver einen Irrthum, eine Abweichung von dem 
Wahren bezeichnet. Es wird in dieſem Falle von allen Arten der 
Maße gebraucht. Der Kramer vermißt fih, der Schneider 
hat ſich vermeſſen. 
man ſich leicht vermeſſen. Daher das vermeſſen. 


Bey dem Aufmeſſen des Getreides Fann _ { 


2. Bon meffen, fo fern es nach einer veralteten Bedeutung ſpre⸗ 


chen bedeutet, wohin das Angelf. Mot, die Rede, Spradje, mä- 
dan, fprechen, meffen in beymeffen, vielleicht auch in gemeffen 


u.f.f. gehören. (1) Sich vermeffen, feyerlich verſprechen, eine 


veraltete Bedeutung, von welcher Friſch ein Beyſpiel anführet. 
(2) In figürlichem Verſtande ſagt man noch, ſich vermeſſen, boch 
betheuern. Sich vermeſſen und verſchwören. Einen Men— 


ſchen, der ſich ſo vermißt, iſt nicht leicht zu glauben. In bey- 


den Fällen hat ver rineintenfive Bedeutung. (3) Sich rühmen. 
a) "Eigentlich, eine gleichfalls veraltere Bedeutung, in welcher ver 
gleichfalls eine Intenſton zu bezeichnen feiner. Siefonimt noch 
bey den Schwäbiſchen Dichten vor. Desichmih an fi niht 
vermellen mag, Kaifer —— —6) In engerer und noch gang» 

barer 


— 













—— = 


er, 


=: 


Pa 





— 


200 | 
barer Zedeutung inch vermeſſen, mehr von ſrh einen, mehr 
zu leiten verfprechen, als bey jemandes Kräften und Fähigkeiten 
möglich iſt; wo ver zugleich die Bedentung des Irrthumes, der 


TER — 


— — 


„welche Bedeutung noch in ermeſſen herrſcht. 
Herz wurd inim ein Zagheit gemeſſen, für Zagheit gebalten, 
ausgelegt, in einer alten Überſetzung des Livius von 1514. Bey 


a ——— 


VAR: 


Überſchreituug des wahren Maßes bat. Die fich ſelbſt verma⸗ 

Ben, daß fiefromm wären, Luc. 18,9. Du vermiffelt dich, 

zn feyn ein Leiter der Blinden, Röm. 2, 19, 

Himmel anzütaften ver neſſen, Opiß, 

' Soch er bat fich vermeffen,, 
Dich und dieß ‚ganze Haus auf ewig zu vergeffen, 

J— Bad, 


Y 


Ju weiterm Verſtande iſt fich vermeffen, zu viel unternebmen, et 
was unternehmen, was über jemandes Kräfte iſt. Es ift befler, 


daß einer feines Thuns warte, dabey er gedeyet, denn fich 
viel vermeffe, und.dabey ein Bettler bleibe, Sir. 10, 30. ®b- 


"wohl der Phaeton fich allzuhoch vermeſſen, Opitz. Es wird in 
dieſer Bedeutung wenig mehr gebraucht ; doch ift davon 


Das Mittelwort verimeffen noch völlig gangbar, welches mit 
verwegen gleichbedentend ift, aber doch einen höhern Grad des 
Verwegenen mit Übertretung feiner Pflicht, zu bezeichnen fcheiner, 
auf eine ffrafbare Art verwegen. Lin vermeflener Menſch, der 


"im hoben Grade verwegen iſt, das Maß feiner Kräfte in feinen 


Unternehmungen im hohen Grade überfchreitet, Bin vermeffener 
Anſchlag. Ihr wurdet ungehorfam dem Munde des Herren, 


sehorchte, 5Dlof.ı7,ı2. Der fiolzund vermeffen ift, heiße 
ein loſer Menfh, Sprichw. 21,24. Wenn ein Prophet ver» 


. morten if, zu reden in meinem Nahmen, das ich ihm nicht 


gebothen habe zu reden, 5 Mof. +3,20. „Man ift alfo vermefr 
fen, 3 überhaupt, wenn man weit mehr unternimmt, als dag 


augenſcheinliche Map feiner Kräfte verftattet, und 2, wenn man 
yorjeglich mehr unternimmt, als das Geſetz verſt attet, durch drei⸗ 
fie Ubertretung des Gefeges, Widerfegung gegen feine Obern 


n,f.f. ©. Dermeffenbeit. | \ ; 
Ju beyden Fällen wurde es ehedem auch in weiterer und guter, 
oder wenigftens gleichgültiger Bedeutung gebraucht. Im erften 
Galle war vermeffen ehedem auch Fühn, tapfer. Der vermeffene 
Konig Rudoipb,der tapfere, ein vermeſſener Held; welche Aus: 


drücke bey den Schriftiellern der mittlern Zeiten häufig vorkom⸗ 


men. Im zweyten Falle iſt ſich wider jemanden vermeſſen, in dem 
alten Gedichte auf den heil. Anno, und andern altenSchriftſtellern, 
fo viel, als ich ihm wider ſetzen. * 

An dieſein ganzen zweyten Verftande durchlreuzen ſich die Be⸗ 


deutungen fo ſehr, daß es ſchwer zu entſcheiden iſt, welche die 
. eigentliche ift, von welcher die andern als Figuren angefchen wers 


den müßten, . 
3.* Bon meffen, fo fern es ehedem auch urtheifen bedeutete, 
Sollich fridlich 


den ShwäbifchenDichtern kommt es häufig für, ich in Gedanken 
vorfüllen, vor. Dalie an dem morgen mines todes fick 
vermas, Heinr, von Morunge. Im Hochbeutſchen iſt es in dier 


ſem Verſtande veraltet, ’ 
Das Hauptwort die. Dermeffung iſt nur in den beyden eigent- 


lichen Bedeutungen von meffen, metiri, üblich. 


Dermeflen, —er, — ſte, adj, et adv, S. das vorige, 
4 Die Dermeffenbeit, plur.die —en. 


ı, Die Eigenfchaft eines 
Diuges, da es vermefjen ift, in bepden Bedeutungen diefes Worz 
tes und ohne Plural, Der Prophet hats aus vermeſſenheit ges 
redet, 3 Moſ. 18, 22. Ich kenne deine Derimeffenheit wohl, 


Die ſich den 


und waret vermeſſen, und zoget hinauf, 5 Moſ. ,43. Wo 
jemand vermeſſen handeln würde, daß er dem Prieſter nicht 


1Sam. 17, 28. Solcher Dunkel hat viele betrogen, und ihre EA 


"Handlung, mit dem Plural. 
Dermeffentlich, adj. et adv. für vermeffen, am häufigften als 


den David, ı Sam. 20, 18. c der 
ſchaft nicht vermiffen, man wird meine Abwefenheit nicht ge⸗ 


Ber: 


Dermeffenheie hat fiegeftürst, Sir. 3, 26, 


1094- 


2. Eine vermeſſene 


ein Nebenwort, aufeine vermeffene Art. 


Dermegen, verb. reg. act, die verordnete. Mege von dem zu 


mablenden Getreide entrichten, Daber die Dermesirng, 


Dermierhen, verb. reg.act. den Nießbrauch eines Dinges ges 


gen eine beffimmte Mieche dem andern überlaffen. Jemanden 
fein Saus vermietben, Line Stube an jemanden vermiethen. 
Pferde vermierhen, verleihen. Sich vermiethen, in eugerm 
Berftaude, ſich gegen einen gewiffen Lohn jemanden zu perfönfichen 
Dienfien verfprechen, vondem Gefinde. Sich bey jemanden ver: 
miethen. Sich als ein Knecht, als eine Magd, als einen 
Besienten vermiethen. So auch die Vermierhung. 

Anm. Im Nirderſ. ift dafür verheuern üd ich, welches aber 
auchfür verpachten gebraucht wird. (©. Yrierhen.) DasNiederf, 
vermeden, bedeutete ehedem auch nur miethen, digen, wo ver 


eine intenfive Bedentung hatte. : 
Der Dermiether, des— s, plur. ut nem. fing. Fämin, Sie 


Vrrmierherinn, diejenige Perfon, welche einer andern etwas ver» 
miethet, zum Unterſchiede von dem Abmiether. 


Dermindern, verb, reg. act. minder, d. i. weniger machen, 


als ein Intenfivum von mindern ; eigentlich, der Zahl nach weni» 
ger machen, in Brgenfage des Dermehrens. Eine Zahl ver» 


mindern. Die Einwohner vermindern fi täglich. Die ZöHe, 


die Auflagen vermindern. Zugleichen ſigürlich in einigen Fäle 
Ten von der Maffe und Intenfion, gleichfalls im. Gegenſatze deg 
Dermebrens. © Semandes Rubm, Ehre, Anfeben vermmdern, 
Befonders von Empfindungen. Den Schmerz, den Derdruß, 
den Bummer, die Sreude vermindern. Go auch die Vermin— 
derung. S. Mindern. 


Vermiſchen, verb, reg. act. zwey Dinge unter einander mis 


ſchen, welches fo, wie das einſache mifchen, in weiterer und en» 
gerer Bedentung gebraucht wird. 1. In weiterer, wo es doch 
nur in einigen Fällen hergebracht ift, Dinge verfchiedener Art 
unter einander thun, für vermengen. An beyden Ufern ſtehet 
das fette Gras mit Blumen vermifcht, Geßner. Am üblich⸗ 
fien if in diefem Verſtande das Mittelwort vermifcht. Vers 
miſchte Schriften, Schriften oder Auffüge von verfchiedener 
Art ohne Ordnung unter einander. Kine vermifchte Linie, 
vermifchte Sigur, in der Geometrie, welche aus geraden und 
frummen Linien beftehet. Mine vermifchte Zahl, in der Res 


chenkunſt, welche aus ganzen Zahlen und Brüchen zufammen ges 


fest ift. Und foin hundert andern Füllen mehr. 2. In engerm 
Verſtande, zwey oder mehr Dinge fo unter einander mengen , 


daß die Kennzeichen aufgehoben und verwechfelt werden. Den 


Wein mit Waffer vermifchen, Eſſig mie Galle vermiſcht, 
Matth.27,24. 3. Figürlich, fich mit einer Perfon fleifch- 
lich vermiſchen, den Beyſchlaf mir ihr ausüben , als ein Ans 
fändiger Ausdruck für verfiedene ‚im gemeinen Leben üblis 
she niedrigere; —— 

So auch die vermiſchung. Die fleiſchliche vermiſchung, der 
Beyſchlaf. 


vermiſſen, verb. reg. act. die Abweſenheit, den. Mangel einer 


Perfon oder Sache gewahr werden, entdecken. Man vermiffere 
Man wird mic) in der Gefell: 


wahr werden, ingleichen, meine Abwefenbeit wird Fein Derluft für 
die Geſellſchaft feyn. Kommen fie, die Gefellfchaft vermißt fie, 
Gel. Ich vermiffe zehn Thaler von meinem Gelde. In en⸗ 
gerer Bedeutung, die Abweſenheit eines Dinges, als einen Vers 
luft, foiglich mit einiger Unluſt, gewahr werden, „Im Ober⸗ 

Si: deutſchen 


nr 


1005 Ber. 
deutſchen wird es fo, wie das: einfache'miffen, bäufig mit der 
zweoten Endung der Sache gebraucht. So miltun fie thes 
"Kindes; Ditfried, Welche Wortfügung noch in der Deutfchen 
Bibeldoriommt. Daß man niemands vermiffe. — Weß man 
vermiffen wird, 2 Kön. 10, 19. Daß man feiner Blätter nicht 
vermifle, Ef. 27,5. Man vermiſſet auch nicht dieſes noch 
deß, Kap. 34, 16. Melde Wortfügung aber in Hochdeutſchen 
veraltet iſt. + 
Schon bey dem Ottfried irmilfan, S. Miffen. 
Dermitteln, verb,reg. act, eine fireitige oder ſchwierige Sache 
als Yrittelsperfon behlegen. Einen Streit vermitteln. Die 
- Sache iſt dahin vermittelt worden, durch angewandte gütliche 


Mittel anderer fo verglichen worden, Inglelchen äuf ſolche Art - 


hervor bringen. Einen Irieden , einen Vergleich, eine Ausſoh⸗ 


"nung vermitteln. So aud die Bermittelung. Am mittlern 


Lateine, mediare. 
Dermittelft, adv. weldjes die zweyte Endung erfordert , durch 
das Hrirtel, mit Hülfe, durch Hülfe. Ich Hoffe es, vermit⸗ 
telſt deines Beyſtandes, zu vollbringen. vVermittelſt einer 
Leiter auf das Dad ſteigen. $; 

Anm. Im Riederf. avermirs, im Holländ. overmids. Das 
ft an dem Hochdeutfchen ift aus dem 8, dem Zeichen des Ad» 
verbii,, entftanden , wie ſchon in immictelfi. Der ſcheint hier 
eine bioße Intenfion zu. bezeichnen, indem im Oberdeutſchen da- 
für nur mittelſt üblich iſt, welches auch noch einige Hochdeut⸗ 
ſche gebrauchen. 

Ser Vermittler, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die ver⸗ 
mittlerinn, eine Verfon, welche etwas vermittelt; in der Theo» 
logie von Ehrifto, der Mittler, im gemeinen eben, die Mittels— 
perfon,vongefrönten Häupteen, die vermittelnde Macht, Frauz. 
Mediateur, — 
Vermodern, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, 
durch Moder aufgelöfer, unbrauchbar gemacht werden. Der Zeug 
iſt ganz vermodert. "Dermoderte Papiere. Daher die Ver- 
moderung. \ 

Vermöge, adv. weldhes die zweyte Endungdes Hauptwortes ers 
fordert, und eigentlich fo viel bedeutet, als durch das Vermögen, 
durch die Kraft, wie kraft oder Kraft, noch Bänfiger aber au in 


weiterer Bedeutung, für nach Mafgebung, wegen, nach u.ſ.f. 


Dermöge göttlichen Befehls, 3 Ef, 4, 52 ; dem göttlihen Be 
fehle zw. Folge, wach demfelben. Vermoge feines Geldes Pann 
er viel ausrichten, beffer, durch fein Geld. Das Fannft du, 
vermoge deiner Klugheit, leicht einſehen, mit Hülfe. Das 
Fann ich, vermöge meines. Rechtes, nicht zugeben, Dermöge 
des Tetamentes biſt du nicht Erbe, nach dem Teflamente, Kraft 
deſſelben. Es Fonnte, vermöge unferer Abrede, nicht gefche- 
ben, nad, wegen derfelben. 


Vermoggen, verb. irreg, act. (S. Mögen,) welches in verſchie⸗ 


denen nahe verwandten Bedeutungen gebraucht wird, 1, Ausrich⸗ 
ven , bewerfftelligen fönnen, Dielan Macht, am Verfiande, an 
Gelehifamteit vermögen, eine veraltete Wortfügung , wofür 
man lieber fagt, viel Machen. f.f.befigen. Du Gott vermagſt 
. ‚alles, was du willft, Weish. 12, 18. Geld vermag viel, Fann 
viel ausrichten, Diel beyjemanden vermögen, viel bey ihm aus⸗ 
sichten fönnen, Der. Kigennug vermag nichts bey ihm. Alfe 
vorftellungen vermogtennichtsbey ihr. Seinde haben, welche 
viel bey Sofepermögen. So auch im Mittelworte der gegen- 
wöärtigen Seit. Kin viel vermegender Freund, welcher viel 
vermag. 2. In weiterer Bedeutung, Kraft, Fübigkeithaben, 
zine gewiffe Veränderung hervor zu bringen, flir Eönnen, Wir 


BI. F Re 7°; 5 
* — Ver ne 


ae. 
vermögen nicht hinauf zu ziehen, 4 Moſ. 13, 32. Leser 
mag, euch nicht (gu) evretten, 2 Könige 18, 29. Sie ver. 
mochten. nicht widerzuflehen (zu widerfichen) Ser Weisheit, 
Aroſt. 6, 10. In diefem Verſtande gebraucht man es im Hoche 


deutſchen nur noch in der edlern und böhern Schreibart, für das 
geſellſchaftlichere konnen. vermochte der Hahme Romeo nicht 


N 


* 


0 * 


die jahe Flamme zu löſchen? Weiße. Haufiger gebraucht mian 
das Mittelwort vermögend, als ein Rebenwort mit dem Zeit⸗ 


worte ſeyn, im Gegenſatze des unvermögend. Ich bin nieht 
vermögend mehr zu effen, länger zu gehen u.f.f, Pr war 
vor Sreude nicht vermogend ‚ein Wort hervor zu bringen. 
Bit du vermögend in einer Stunde eine Weile zu gehen? - 


In deſſen ift es mir der Verneinung im Hochdeutfchen am übliche 


fin. 3. In einigen engern Bedeutungen. (1) An zeitlichen Vers 
mögen befiten, vermag ev nicht ein Schaf zu geben, 3 Mof; 
5,7: Was vermag er ? wie groß iftfein Bermögen ? Es wird im 
Hochdeutſchen in diefer Bedeutung wenig. mehr gebraucht, aus 
Ber daß man in derfelben noch das Mittelwort vermogend, als 


ein Bey⸗ und Rebenwoti hat. vermogend ſeyn, ein gutes Ver⸗ 


mögen befigen. Kin vermögender Mann. Der Gegenſatz iſt 
unvermögend. Vermögens iſt weniger, als reich, und unges 
fähr fo viel, als wohlhabend, fo viel zeitliches Vermögen befits 
zend, als nicht nur zur Nothdarft, fondern auch zur Bequemlich⸗ 
keit gehöret, fo viel, daß man etwas damit vermag, aus⸗ 
eichten kann. (2) Jemanden zu erwas vermögen, ihn durch 
Borfiellungen, fie fen, von welder Art fie wollen, dazu be- 
wegen, 
vermocht. - — 


ver ſcheint bier eine bloße Intenfion zu bezeichnen. Bon der 
Abftammung, Eonjugation und Rechtſchreibung diefes Wortes, 
©. Moͤgen und Macht. 


” ‘ . ; 
Das Vermögen, des —s,plur. inuf, das Hauptiwort von dem ' 
. vorigen Zeitworte, die Fähigkeit oder Möglichkeit, Beränderun, 


genhervor zu bringen, 3. Im weiteften Berftande, mo des Vers 


‚mögen eine Artder Sähigkeitift. Kraft iſt im eigentlichften Ver⸗ 


ftande das Beſtreben, fein Vermögen zu äußern, das Vermögen 
in der. Auſtrengung, in der Shätigkeit betrachtet. Vermögen ift 
ein fehr allgemeiner Ausdruck, welcher als ein ſolcher and) in der 
philofopbifhen Schreibart am üblichften ift, inder Sprache des 
gefellfehaftlichen Umganges aber nicht fo Häufig, und-gemeinig« 
lich nur in manchen Fällen, befonders von den Kräften des Leibes, 
gebraucht wird, dagegen in andern Kraft u. f.f. üblicher find, 
Gott den Herrn lieb haben von allem Vermögen, 5 Mofe 
6, 5; wo man jeßt lieber fagen würde, aus’allen Kräften, 
Es ift Fein Vermögen in unfern Händen, Mebem. 5, 5. 
Mein Vermögen weg, Hiob 6, 13. Sich mehr unterfies 
ben, denn fein Vermögen iſt, Jerem. 48, 30. Gore Jäße 
euch nicht verfuchen über euer Vermögen, -ı Cor, 10, 13. 
Und foin andern Stellen mehr, wo man jeßt lieber das Wort 
Krafrgebraudt, befonders, wenn vonder Fähigkeitdes Körpers 


et ER 
a an 
ne SO 


- 


die Rede if, Veränderungen durch Überwindung der Schwere 


hervor zu bringen. Doch gebraucht man es noch von den Kräften 
bes Leibes in manchen R. A, befonders mit einigen Vorwörtern, 
über fein Vermögen arbeiten, Iaufen, eflen, trinfenn.f.f. 
"Du fleigft fonft über dein Vermögen, Gel, ach Vermögen 
arbeiten, nah dem Maße feiner Kräfte. In weiterm Ver— 
ſtande fagt man, dag ift oder. fteher nicht in meinem Vermö- 
gen, ih vermag das nicht, dazu reichen meine Kräfte nicht bin, 
fie ſeyn nun von welcher Artfie wollen. Ein Pferd bat viel ver⸗ 
mögen, wenn es biele Lcibesfräfte-bat. Im weiteſteit Verſtan⸗ 
de wird es, wie ſchon gedacht, in der Philofophie gebraucht, 

Schmack⸗ 





Man bat mich dazu vermocht, ich ward dazu f 





ER, 2 2 Aa 
— 
Schmackhafte Körper find ſolche, welche das Vermögen ba- 
ben, Empfindungen auf der Zunge hervor zu bringen, Das 
> Vermögen zu begehren, das Begebrungsvermögen, das ver⸗ 
. mögen zu wollen, zu erkennen, ſich zu erinnern, zu urtheilen 
u. ff. In welchen Falle auch von einigen der Plural gebraucht 
wird, Diefezwey Dergrögen der Seele, Sulz. 
Erſtaunliches Gefolg unzäbliger Vermögen, Duſch. 


2. In der engſten Bedeutung iſt das vVermögen, oder, wie es 
auch zuweilen heißt, 3eitliheswermögen, derjenige Vorrath an 
Geld und Geldeswerth, welchen jrmand eigenthümlich befiget, als 

Die große Triebfeder aller menjehlichen Unternehmungen, Viel 
> Dermögen haben, befigen. Ein großes Vermögen haben. Um 
E fein Vermögen Fommen. Sein ganzes Vermögen an etwas 
m wenden. Der Herr fegne fein Vermögen, FMof. 33, 11. Sie 
er ‚gaben nach ihrem Vermögen, Ef. 2,69. Sich über fein Vers 


N — mögen angreifen, mehr, als jemandes Vermögen vernünftiger ' 


5 Weife verſtattet. Er hat faſt eine Tonne Goldes im vermögen. 
=... Piel, wenig im Vermögen haben. 2 
7 Die Vetmögenfteuer, plur. die —n, eine Steuer, d.i. Abgabe 
* an die Obrigkeit, welche jemand von ſeinem Vermögen, beſonders 
von feinem baren Vermögen, entrichtet, zum Unterſchiede von 
0 bee Bopfileuer, Landfieuer, Gewerbsiteuer u.f.f. In der 
0 Schweiz heißt fie die Gutſteuer. - 


Dermöglid, — er, — fie, adj. et adv, x, Güte Äräfte 
des Leibes habend, wo es doch in dem Begenfage unvermöglich 
am üblichften iſt. In einigen Gegenden fagt man dafür vermsg- 
ſam. Ein vermögfames Pferd, welches "viele Kräfte, Stärke 
bat. 


Bermögen habend. 


vVermummen, verb.reg. act. durch Verbüllung, befonders des 
R Seſichts unfennilih machen. Ein Rind vermummen, fo in Klei⸗ 
- der einhüllen, daß es faſt unkeuntlich wird, Sich vermummen, 
4 Vermummte Perſonen. vermummt feyn. Daher das ver⸗ 
mmmummen. 





Anm . Am Niederſ. und gemeinen Leben der Hochdeutſchen 
vermummeln, im Eugl. mumm, Schwed. förmumma. Siehe 
3. Mumme. 


ö——— — — — — —— — — —— 
— 3 en > a en an m 
2 [N 2 na 
* 


> Derhünzen, verb.reg. act. ı. Durch Münzen alle machen, 
der Quansität nach erſchöpfen. Alles Silber vermünzen. 2. Als 
Materialien zum Münzen gebrauchen, in Münze verwandeln, 


münztes Silber, gemünztes. Go auch das Dermünzen. 

Vermuthen verb.reg. act. welches aufdoppelte Air gebraucht 
Be wird. 2, Alseineigentliches Yerivum, ans Einem oder mehre⸗ 
J ren wabeſcheinlichen Gründen ſchließen, wie muthmaßen, aus 
—* Vergleichung mehrerer wahrſcheinlicher Gründe. Das habe ich 
Ir» nicht vermuther. Wer bätte das vermuthen follen? Ks ift 
I. vermuthen, daß es fo Fommen wird. Es wir) vermu= 
J thet, man vermuthet, daß u. ſa f. Das hätte ich von dir 
Bi nicht vermu het. Jemanden vermutben, in engerer Bedeu⸗ 
tung, feine Ankunft vermuthen, aus wadrſchrinlichen Gründen 
hoffen / daß er Fonımen werde. Ich vermuthe heute Befuch. 
0 Mer bätte ihn indem Yufzuge vermurber. Bin vermurbeter 
Beſuch. Etwas vermurben feyn, für etwas vermuthen, iſt 
eine Niederdentfche Wortfügung, welche indeffen auch int gemcie 
nen Leben der Hochdeutſchen nicht felten ift. Ich Bin es mir verz 
marben. 2. Als ein Reciprocum, fih etwas vermuthen, in 
den vorigen Fällen, aber am häufigſten nur im gemeinen Leben 








a Rd 


Der doch außer derphilofophifchen Schreibart ungewöhnlich iſt. 


2. In der zweyten Bedeutung des Hauptwortes iff ver - 
möglich bey einigen fo viel, als vermogend, gutes zeitliches _ 


Altes Rupfer vermünzen. Nichts an Gold dermunzen. Der: . 


1098 


and der bertraulichen Sprechart. Ich glaube, daß ſte ſich der⸗ 
gleichen fremden Antrag niemahls vermuthet hätten. 
Daber das vermuthen, der Zuſtand der Seele, da fie etwas 
vermuthet. Wider alles Dermuthen. über alles Vermuthen. 
Jugleichen die Vermurbung, die wahrſcheinliche Meinung felbft, 
©. ſolches beſouders. 

Anm. vermuthen, Niederſ. vermoden, Schwed. förmoda, 
ſtammt von dem veralteten Zeitworte muthen ber, welches ehe⸗ 
dem von mehreren Verrichtuugen der Seele gebraucht wurde, 
(S. Muth.) Ver bezeichnet hier eine bloße Intenfien, daber 
die Niederfachfen auch nur das einfache moden, muthen, dafür 
gebrauchen, bo 

Dermuthlich, adj. et adv. durch Vermuthung, nach wahrſchein⸗ 
lichen Gründen beſtimmt. Das vermuthliche Heivarhsgue. Am 
üblichften ift es als ein Nebenwort, wie ich vermuthe, der Vermu⸗ 
thung nach. vermuthlich wird er heute nicht Fommen. Ich 
werde ihn vermurblich nie “wieder feben. Daher das Haupt« 
wort die Dermutblichkeit, die Eigenſchaft eines Dinges , da es 
durch Vermuthung beſtimmt wird, 

Die Vermuthung, plur. die— en, von dem Zeitworte vermu⸗ 
tben, doch nicht fo wohl die Handlung des Vermuthens, als viel- 
mehrdie auf wahrfheinlihe Gründe gebauere Meinung, deren 
Berbindung eine Muthmaßung wird. Aller vermuchung nach. 
Eine ſtarke vermuthung haben. Jemanden feine vermuthung 
außern. Daher der vermuthungsgrund. 

vernachlaſſigen, verb. reg. act, nachläffig behandeln, ins 
leihen duch Nachläffigfeit verderben, unvollfontmener mas 
chen. Ein Gefchäft vernacläfligen. Sein Herz, feinen Geift 
vernachlaſſigen. Ich wünfchte, diefe vernachlaffigte Seite 
feines Serzens nicht gefehen zu haben. Jemandes Erzie⸗ 
bung vernachläffigen. Sich vernachlaſſigen, ſo wohl, nicht 
die gehörige Aufmerffamkeit auf fich-felbft wenden, als auch, 
in feinen Berrihtungen aus Nachläffigkeit nicht din Fleiß zei⸗ 


“> gen, deffen man fähig if. So auch die Dernachläfligung- 


S.vır 2 
Dernageln, verb. reg.act. i. Mit Nägeln verfchliegen, zus 
nagein. Kine Thir, ein Senfiey vernageln. 2. Durch Nageln, 
oder im Nageln verderben, oder unbrauchbar machen, Ein Pferd 
“ wird vernagelt, wenn bey dem — die Nägel zu tief im 
daes Horn gefchlagen werden. Die Kanonen vernageln, fie durch 
eingefchlagene Nägel oder Bolzen in das Zündloch usdranchbar 
machen. So aud die Dernagelung. i i 
Dernäben, verb. reg. act. 1. Durch Nähen verbergen, its 
gleichen enfchließen. Sein Geld in den Kleidern vernäben. 
2. Dur Nähen der Quaneitäs nach erfhöpfen, alle machen. 
lien Zwirn vernähen, 
—— verb. reg. welches in dreyfacher Betatt gebraucht 
wird, aber in allen dreyen nur im gemeinen Leben üblich iſt. 1. Als 
” ein Kerivum. Sein Geld vernarren, es auf eine thörichte Art 
durchbringen, es an unnüge Dinge wenden; in den nicdrigen 
Sprechärien yernarrieven. 2. AS ein Reciprocum, Sic in 
e'wag vernarren, eine thörichte innliche Liebe auf etwas werfen. 
Sich in eine Perfon, in eine Sache vernarren, thöricht vers 
Lieben. Wofür man auch fügt, darin vernarret ſeyn. Kies 
derfächf, vergecken, verſotten. 3. Als ein Neutrum mit dem 
Hülfsworte ſeyn, zum Narren verden d. 1. vor Bewunderung, 
Erſtaunen, außer ſich ſelbſt kommen. Er vernarrie ganz. Ver⸗ 
narrt da ſtehen. 
Achen, verb.reg. aet. 
San ae —— Sein Geld vernaſchen. Daher 
die vernaſchung. 2. Vernaſcht ſeyn, im Mirtelworte, und 
im gemeinen Leben, unmäfige Begierde zum Naſchen befigen zus 
335 3 , genäſchig, 


Auf Raſchwerk verwenden, 


21099 Rn Er 


genãſchig, naſchhaft fe. zin ——— menſch Be 


Der 2. 


Vernaſen, verb. reg. act. mit einer Nafe verfchen ‚ein nur ie, 
dem Hüttenbaue übliches Wort, wo man deu Blafebalg oder. 


Balg vernafer, wenn man Schladen über die F gorm vor dem Kor 
fe ſetzet, damit ſich das Gebläfenicht verſtopfe. S. Naſe. 
Vernehen, S. vernahen. 


Seen, verb. irreg. ‚act. (©. Klebmen) 3 „Ein Ding, l 


oder deffen Gegenwart, důrch die Sinne empfinden. < 
- (1) Eigentlich, wo es, 
a. im weitern Verſtande, von allen Sinnen gebraucht 
wurde, für empfinden, jegt aber in diefem weitern Verſtande ver⸗ 
alter iſt. Die Jäger fagen nur noch, das Thier vernimme den 
Fäger, wenn es deffen Anwefenheit empfider, es geſchebe durch 
welchen Sinn es wolle, 
6. In engerer und. gewöhnlicherer Bedeutung von dem 
Sinne des Gehöres, für hören, . 


2, Im eigenslichften Verftande, den Schall, Laut em⸗ ’ 


pfinden. Ein Tauber vernimmt auch den ſtarkſten Schall nicht. 

Ich habe es nicht vernommen gehöret. Wo doch hören oder 
empfinden üblicher iſt. S. vernehmlich. 

2. In engerer und figürlicher Bedeutung. =. Mit 
Bewußtſeyn, Gegenwart des Geiſtes anhören, vernimm mein 

Schreyen, Pf. 5, 3. Mein Gebeth, Pf. ı7, 1. Meine 
Stimme, Pi, 141, 1. Mein volk vernimmts nicht, Ef. 1,3. 
Eine größten Theilg veraliete Bedeutung. PB. Hören und unter 
ſcheiden, verftehen. Jemandes Stimme vernehmen, fie nicht 
alfein hören, fondern aud) unter ſcheiden, wem fie zugeböret. Bei- 
ner vernahm des andern -Sprade, ı Mof. 11, 7; verftand 
fie. > Auch diefe Bedeutung iſt veraltet. (S. Dernthmiich.) 
%Y. Durch dag Gerücht, durch die Nede anderer erfahren, am 

„bäufigften im Oberdentſchen. Ich babenichts davon yernoms 
‚men, geböret. Dem Dernebmen nad. 8. Sich vernehmen 
Laffen, wird noch hin und wieder gebraucht, für fagen, äußern, 
fich verlauten laffen. Erließfih vernehmen, er wolle uns 
befucpen. Dabin gehört auch die befonders in den Kanzellepen 

üblihe R. A. jemanden zu vernehmen: geben, ihm eröffnen, ſa⸗ 
gen, ſich gegen ihn äußern ; im Oberdeutſchen auch entnehmen. 

„a, Jemanden vernehmen, ihn verhören, befonders, fo fern es 
gerichtlich geſchiehet. Ich merke wohl, ich muß dich artifel- 
weife vernehmen, Schleg. Zemanden über etwas vernehmen. 
Der DVerhaftere ik noch nicht vernommen worden. Dieß iffzus 
gleich die einzige Bedeutung, in welcher das Hauptwort die Der- 
nehmung üblih it. 2. *Einfehen, merken, erkennen, verſtehen 

u. ſ f. lauter ehedem ſehr übliche‘, jest aber veraltete Bedeus 
tungen. Noah vernahm, daß das Waffer ‚gefallen war, 
a Moſ. 8, 22; er merkte, schloß. Die Wunder Gottes ver: 
nehmen, Hiob 37, 14. Jeſus vernahm ihre Gedanken, Matth, 
a2, 25. Ein Geheimniß vernehmen, Matth. ı3, 11. Nichts 
som Geiſte Gottes vernehmen, ı Cor, 2,14... Und fo in ans 
dern Stellen mehr, ©. Vernunft, welches noch von diefer Be⸗ 
Deutung übrig if, 

2. Sich mit jemanden vernehmen, faft fo, wie ſich mit ihm 
verfteben; fo wohl mit ihm raihſchlagen, als auch mit ihm, einig 
erden ; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, in welcher 
iudeſſen ob das folgende Hauptwort gebraucht wird, 

Anm Schon bey dem Ottfried in der erften Hauptbedeutung 
ferneman, im Shwed. förnema, Notfer gebraucht dafür dag 
einfaßeneiman, verfieben, wovon im Niederf, noch niembaftig, 
verſtändig, Hug, wigig iſt, Bende find nach dem Muſter der Lat, 


capereund percipere gebildet, fo wie alle Wörter , welhe _ 


Verrichtunzen und Zäpigkeiten der Seele bedeuten, Siguren fürs 


Bet. 


. perlicher —— find, * ſeyn mügfen, Olifried scan 3 


nad einer ähni.chen Figur dafür auch fifahen. 


Das Vernehmen, des—s, plur, car. 1». Die Handlung, der N 
Zuſtand, da man etwas vernimmt, in den meiften Fällen. des 


Zeitwortes. 2. Dir Zuftand unfers Willens i in Abſicht auf aue 
dere, die Art und Weife, wie man gegen fie gefinnet iſt, welche 


auch wohl das verſtãndniß genamt wird; eine Figur der Tegten , 


. Bedeutung des Zeitworter. Das gute Dernebmen, , freund» 
ſchaftliche Eintracht, das ſchlechte Derriehmen, Mißbellig⸗ 


keit. In einem guten, ſchlechten Vernehmen mit jemanden 


“ fliehen. Das gute vernehmen unterhalten , wieder herſtel⸗ 


len. Das gute vernehmen unter zwey Perſonen ſtören, 


unterbrechen. 

—— et adv. ſo daß man es verneh⸗ 
men, d. i nicht allein hören, ſondern auch das Mantrigfaliige: in 
dem Laute unterſcheiden könne, von der Stim me ‚und im Ge⸗ 
genjage des unvernehbmlic. Vernehmlich ſprechen, fo dag man 


‚ alle Sylben gehörig auterſcheiden und verfichen könne. Kine ſehr j 


vernebhmliche Ausrede haben. Mir wernebmlicher Stimme. 


\ 
vernehmlich ſingen. 


Die Dernehmlichkeit, plur, car. Sie Eigenfdaft der Stimme 5 


oder des‘ Geſprochenen, da esvernehmlid) if. 


S 
Die Dernehmung, plur. die — en, welches nur ineiner Bedeu, 


tung des Zeitwortes. vernehmen üblich ift, (S. daſſelbe.) Die .ge: 
tichtliche Dernehmung. Die vernehmung der Zeugen. 


. Verneigen, verb. reg. recipr. fi) verneigen,, fig aus Ehrer⸗ 
biethung neigen, ein beſonders von dem weiblichen Geſchlechte üb⸗ 
liches Wort für das edlere neigen. Sie ſtand auf und verneigte 


fich tief, Zachar. 


Derneinen, verb. reg. act, nein zu etwas fogen, e3 mit nein 


beantworten, im Gegenfage des beiahen. Eine $rage verneis | 


nen. Yı weiterer Bedeutung, welche doch in der Logik am übliche 
ſten iff, verneinet man etwas, wenn man einen Subjecte eiwas 
abfpricht. Hier verneiner man ſchon, wenn man 5. 3. fagt, das 
Eifen ift nicht glübend; daher dafeldft ein jeder Sag, worin die 


Partikel nicht vorkomuit, ein verneinenderSag genannt wird. Ss 
auch die Derneinung,’ Daher das Verneinungswort, womit 
man verneinet, dergleichen nein, und in weitem Berfiandenicht, 2 


mit nichten u. ff. find. 
“Anm. Bey dem Detfriedinneinen, intnei nen, im Niederf, 
nenen, vernenen, benenen. 


Derneuen und Derneuern, verb, reg. act. wovon dag legte dag 


Intenfivun des erften, oder auch zunächft von dem Comparativ 
neuer gebildet iſt, neu oder neuer machen, zwey jetzt nur noch im 
gemeinen Leben für die edlern erneuen und erneuern übliche Beits 
wörter, welche indefjen‘ noch mehtmahls in der Deutſchen Bibel 


vorkommen, beſonders in der mehr eigentlichen Bedeutung von 


Sachen. Du verneuerft die Geſtalt der Erden, Di. 104, 30. Sie 


N 


werden die verwülteren Btädte verneuen, Ef.61, 4. Die Weise 5 


beit verneuer alles, Weish. 7, 27. Die Freundſchaft verneuen, 
1 Macc. 12,10, Den Bund, B. ı, 3. Derändert euch durch 
Verneurtung eures Sinnes, Kim, 12,2. Den Schmerz ver: 


neuern, edler erneuern. Aber, auch von Handlungen, ©» vers . 


neuern die Jäger den Befuch, wenn fie ihm wiederboblen, um zu 
ſehen, ob ſich das Beftätigrenoch i in dem Bogen befinde: ©. Er⸗ 
neuern. Im Niederf, vernijen. 

Dernichten, verb,reg. act. zu richte 0% zu nichts machen, 
1. Zu nichts machen, im ſtreugſten Berflande, rin Ding fo zer« 
flören, daß von deitifelben nichts wirkliches inche übrig bleibe, ang 

. dem Seyn in das ab ſolute Nichtſeyn derſeken; zernichten. 2, In 
weiterer Bedeutung, zerſtören, dir Verbindung aller TZheile eines 
Dinges völlig aufpeben.. Eine Schrift vernichten , fie ——— 

oder 











E 


v 


SE EEE 


a 


a 


oder verbrennen, Alle vorr ache vernichten, fie verbrennen, in 
das Waffer werfen, oder auf andere Art völlig unbrauchbar mas 


hen. In noch weiterer Bedeutung , jemandes Anfchläge, fein 


vorhaben, feine Freude, feine Hoffnung vernichten, wie 


vereiteln, nut mit mehrerm Nachdrudr. 3. *Figütlich, für 
nichts balten oder ausgeben, di i. perachten, verkleinern; eine 
im Hochdenticy. u veraltete Bedeutung. Die Gottloſen vernich⸗ 
ten. alles, Pi. 73, 8. 

Sp aud die Vernichtung. 

Anm. Im Riederf. und Holländ. nilen und vernilen, welches 
zu dem £atein, annihilare gehöre. Das im gemeinen Leben 
übliche Intenſtoum vernichtigen iſt der edlein Schreibart uns 
befannt. Be 


Dernierben, verb,reg. act. 1.In einer Nieth verwandeln. Ein 


Stük Drabt vernietben. * 2. Verinittelft eines Rirthes befeſti⸗ 
gen , verbinden, So aud die Verniethung. 


 Perniß, S.Simif.  . 
Die Vernunft, plur. car. von dem Zeitworte vernehmen. 1. In 


eigentlihem Verftande, die Handlung, da man etwas vernimmt, 
es mit Bewußtſeyn, Unterfheidung und Auwendung empfindet, 
und das Vermögen der Seele auf diefe Art zu empfinden. In 
diefem weltern Verſtande, in welchem das Wort noch hin und 


“ wieder im gemeinen Leben vorkommt, da man denn auch den Thies 


ven Vernunft zuzufchreiben pflegt, iſt e8 in der beſtimmten Bü 
dherfprache veraltet, wo man es, 2. nur noch in engerin Berftande 
gebraucht, und zwar auf gedoppelte Art. (1) Subjective, die 
freye, vondem Körper nicht abhängige Vorſtellungskraft der Ser 
le, zum Unterſchiede von der finnlichen Erkenntnißkraft; oder 
nach andern, das Vermögen, den Zuſammenhang mehrerer Dinge 
einzufehen, zu urtheilen und zu ſchließen, welches doch nur ein hö⸗ 
berer Grad, oder eine nähere Auwendung der Vernunft if. Die 


vernunft ift das innere Unterſcheidungemerkmahl des Dienfchen 
von den Thieren, fo wie es die Sprache von außen ifl. Der: 


Rand it das Vermögen zu deutlichen Vorftellungen oder algemeis 


ner Erkenntniß, von welchem die Vernunft nur ein höherer Grad 


it, ob gleich beyde im gemeinen Leben häufig mit einander ver- 
wechfelt werden. Die gefunde Vernunft, das Vermögen richtig 
zu fehliegen. Vernunft beweifen, an den Tag legen, Einficht 
in den Sufammenhang der Dinge. Der Vernunft gemäß, was 
mit erfanıten Wahrheiten überein flimmer, der Dernunft zuwi⸗ 
der, was damit flreitet, uber Sie Vernunfe, was aus den 
Wahrheiten der natürlichen Erfenntniß nicht begriffen oder er wir- 
fen werdin kann. Seine Dernunft gebrauchen, anwenden. Der 


"Charakter. der ehelichen Sreundfchaft ift von der Natur fo 


weife uns forgfältig bezeichnet, daß ihn die Vernunft leicht 
wahrnehmen und ausbilden Fann, Gell. Der Vernunft fol- 
gen. (2) Objective, der ganze Zuſammenhang der natürlich ber 
Fannten Wahrheiten, in welchem Verſtande es doch feltener vor» 
fommt, und alsdann unter andern auch der .Öffenbarung entge— 
gen gefegt wird. — 

Anm. Unvernunft iſt icht bloß ein Gegenſatz der Vernunft, 
ſondern bezeichnet den unterlaſſenen pflichtmäßigen Gebrauch, 
oder die in hohem Grade irrige Antvendung der Vernunft. Dieſes 
alte Wort lautet ſchon bey dem Kero Fernuft, bey dem Otifr. 
und Notker mit einem andern’ Ableitungslaute Fernumelt, im 
Schwed. Förauft, und noch ineinigen Niederdeutſchen Gegen: 
den vernuft. Nunft iſt von nehmen, wie Kunft von kommen, 


Kunſt von können u, f.f. Man hatte dieſes Hauptwort ehedem in 


noch mehrern Zufammenfegungen, wie Siegnunft, der Sieg, 
Aothnunft, Gewaltthätigkeit, Nethzüchtigung, Sugnunft, das 
Gedachtniß, welche aber veraltet find. Vernunft iſt nach percep- 
tio gebildet, wie vernehmen nach pereipere, 


mm = dr BE ur nr | ati 


Ber 


* 


1102 


Dernünfteln, verb, reg. neufr. mit dem Hülfsworte haben, 


den Zu ſammenhang der Dinge auf eine vorwitzige, oder auch al zu 
genaue Art unterſuchen und erforſchen wollen, feine Bernuuft 
auf eine witzige oder übertriebene genaue Art atiwenden, Wenn 
man mit Rindern an zu vernümfteln fängt (anfängt zu vernünfs 
teln,) fo.iit es Fein Wunder, wenn fie widerfpenftig werden, 
Weiße. Wie leicht vernimftelt esfih, wenn man nicht em⸗ 
pfindet, eben derſ. Nach dem er ſo bey ſtch vernunftelt hatte. 
Daher das vernünfteln und die vernünfteley. 

S die Endſylbe —eln, welche hier eben die Bedeutung gie 
währet, wie in grübeln, Finfteln, uff. 


Vernunftig, — er, —ite, adj. et adv. welches in einem dogs 


pelten Verſtande gebraucht wird. 1. Subjective, Vernunft has 
bend, anwendend nad verrathend, im Gegenfaße des unvernunf: 
tig. Der Menfiy iſt ein vernimfriges, das Thier ein unven- 
nünftiges Geſchöpf. In engerer Bedehtung, viel Vernunft, d. 
i. Fertigleit, den Zuſammenhang der Dinge einzufeben, verras 
thend und beweifend. Kin vernünftiger Mann. So wie es 
im weiteflen Berfiande auch wohl vonder Vernunft, di. dem 
Vermögen zu vernehinen, gebraucht wird, 2. Objective, der Ber» 
nunft gemäß und darin gegründet, auch im Gegenfage des unver» 
nünftig. Vernünftig handeln, verfahren. Das war fehr ver- 
nünftig. Ein vernünftiger Binfall Im weiteften philofophiz 
{den Verſtande iſt yernünftig, was auf. deutliche Erkenntniß ber 
ruhet, im Gegenſatze desfinnlich. Die vernünftige Erkenntniß, 
im Öegenfaße der finnlichen. Ä 

Anm. Sch bey dem Notker fernumellig , dagegen Kere 
und Ottfried dafürredihafti und redelicho gebrauchen, von 
Rede, ratio. 


Die Vernünftigkeit, plur, inuf. bey einigen neuern philoſophi⸗ 


ihen Scheiftfiellern, die Eigenfchaft, da ein Ding vernünftig iſt. 
1. Im fubjeetiven Verſtande, die Fertigkeit, die Vernunft, oder 
die odern Kräfte bey jedesmahliger Gelegenheit zu gebrauchen. 
2. Im objectiven Verfkande , die "Übereinfkiinmung mit den 
Grundfägen der Vernunft, und die darin gegründete Befchaffens 
beit, die vernunftmäßigkeit. 


Die Vernunftkraft, plur. inuf.die Möglichkeit der Vernunft, 


das Vermögen, Vernunft zu befißen, fo fern es noch bloßes Vers 
mögen, oder unentwidelte Kraftift; bey einigen au) die ver— 
nunftfähigkeit. 


Die Veruaftrunſt, plur. inuf. ein Rahme der Logik, wofür 


doc das folgende ſchicklicher und üblicher ift. 


Die Vernimftlebre, plur. doch nur von mehrer Lebrbüchera 


dieſer Act, die —n, die Lehre von dem richtigen Gebraude der 
Bernuuft, die Logik, (S.diefes Wort.) Daper der vernunft⸗ 
lehrer, derdiefe Wiſſenſchaft lehret, Lehrer der Logik, 


Der Dernünftler, des — s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 


Dernünftlerinn, eine Perfon, welche vernänftelt. 


Vernunftlos, — er, — eſte, adj. et adv. der Vernunft beranbt, 


als ein gelinderer Ausdruck fo wohl für umvernumftig, als auch 
jür unfinnig. Ein vernunftlofer Menfh. DVernunftlofe Ge⸗ 
ſchopfe. Ingleichen in diefem Zuftande gegründet, auch für das 
härtere unvernünftig. Vernunftlos handeln.  Pernunftlofe 
Sandlungen. So aud die Vernunftlofigkeit. 


Vernunftmäßig, — u — ſte, adj, et adv. der Vernunft ge⸗ 


mäß, vernünftig. So auch die Dernunftmäßigkeit. e 


Der Dernunftfchluß, des — es, plür. dfe — fplüffe, ein Sag, 


welcher aus. zwey andern vorher gegaugenen Süßen hergeleitet, 


. oder hervorgebracht, und noch häufiger der Schluß ſchlechthin 


genannt wird; Syl!ogilmus. 


Verr.ügen, verb.reg. act. welihes im Hochdeutfchen wenig ge 


braucht wird, völlig abnügen,. Das Meſſer if dermige ‚ dur 
. lat: ger 





— > 


1108. °7.0 0 
Langen Gehrauch ganz versehret und urbrauchbar gemocht wor⸗ 
den. Noch ungemöbnlicher iſt es in figürlichem Verſtaude. Ä 

ind mitnichts Gutes thun die güldne Zeis vernügt, Opitz. 
Veröden, verb,reg, welches it doppelter Geſtalt gebraucht wird, 
3.08 ein OTeuseum mit dem Hülfsworte feyn, völlig öde wer⸗ 
den. Ein Seld veröden laſſen. Der. Garten ifkverödet. Er 


wird. der verweſeten, der ver odeten Hatureinen Glanz geben, 
sen bie blühende ohne ihn. nichr hat, Weiße. 2. Als ein Ac⸗ 


x 


sivum, völlig öde machen. - Kin Land veröden. Soaud die - 


Vrrödung. Er N 

Veroffenbaren, verb.reg. act. welches nurim gemeinen Leben 
für offenbaren üblich iſt, wo das ver eine unnüge Intenfion ber 
zeichnet. Es veroffendarer ich daraus, eserhelfet daraus, 


Verordnen, verb. reg, act. von ordnen. 1. Als Herr oder 
Borgeſetzter die Handlungen anderer feyerlich ordnen, oder mit 
einem Befehle beftimmen. Wir verordnen und befehlen u. f. f. 
eine gewöhnliche Formel in ben Mandaten, Edicten uf.f. Die 
Obrigkeit hat es fo verordnet“ Dev Lrblaffer verordner in 

nem Teftlamente, werner feinen Willen in Anfebung feines 

MNachlaſſes bekannt macht. Gemeiniglich bedeutet verordnen feher⸗ 
lich mit gewiſſen Formalitäten, ſchriftlich beſehlen. Oft aber 
bedeutet es auch befehlen überhaupt. Was dir zu chun verordnet 
it, Apoſt. 14, 26. Im weiteſten Verſtande verordnet der Arzt 
dem Kranken Arzeneyen, wenn er ihm ſelbige vorſchreibt, oder 
verſchreibt. 2. In eugerer Bedeutung iſt verordnen, zu einem 
Gefchäfte,, zu einem Amie Recht und Befugniß ertbeilen, Alle 
Obrigkeit if von Gortiverordner, Röm. 13, 1, Amtleute, 
Sauptleute, Richter verordnen. Derördnete Lehrer und Dies 
ner der Kirche. Jemanden zu einem Gefchäfte, zu einem 
Amte verordnen, wofür doch jest evnennen ben nabe üblicher if. 
ImOberdeutſchen iſt für Commiſſarius das Wort Derordnerer 
üblich, In noch weiterm, aber veraltetem Verſtande kommt es in 
der Deu: chen Bibel mehrmahls für etwas beſtimmen überhaupt 


vor. Zum ewigen Leben verordnen, Apoft. 13, 48. Gott bar“ 


dich verordnet, daß du feinen Willen erkennen follteft, Kap. 
22,14. Welche er, aber verordnet bar, diehater auch besu: 
fen, Rom. 8,30. . 

In beyden Hüllen gebrauchte man ehedem dafür nur dag ein- 


ſache orönen, daher ver hier nichts anders, als eine Intenfion be- 


zeichnen kann. — 


Die Verordnung, plur. die — en, die Handlung des Verord⸗ 
nens, ingleichen der Befehl einesHöbern oder Eigenihümers felbft 
inaßen Fällen, befonders im erflen, von einem fcheiftlichen 
Befehle. Obrigkeitlihe Verordnungen. Line Verordnung 
in das Land erlaffen. Eine Verordnung machen. Die ver 
‚ordnung des Arztes: Die Verordnung zu einem AUmte, 

Derpachten, verb.reg. act.den Nießbrauch eines Dinges zůr 
Erwerbuna zeitlichen. Vermögens gegen ein beſtimmtes jährliches 
Geld an den andern übertragen. Sein But verpachten. Einem 
einen Acker verpachten. Die landesherrlichen Gefälle an den 
Meiſtbiethenden verpachten. Was nicht unmittelbar zur Erwer⸗ 
bung zeitlichen Vermögens dienet, wird vermierbet. &, Par: 
ten. So auch die Verpachtung, 5 


Der Verpadıter, des — 8, plur. sie — pachter, Fäm. die 
Verpachterinn, eine Perſon, weiche etwas verpachtet, zum Uns 
terfchiede von dem Pachter. MR 

vervoalliſadieren, verb.rez,act, mir Palliſaden verfeben, Da⸗ 
bee die Derpallifaditrung: ©. Derpfühlen, : 

+DVerparticen, verb, reg, act, welches nme in dem niedricen 
Sorecharten üblich iſt wid reecht! ch bey Seite ſchaffen, —— 
gen, unes zu entwenden. ©, Partiren. 


| 
Derpaffen, verb, reg.act, 1. Dur Paffen, d.i. unwirlfer 


mes Zauderm, verlisten, verfcherzen ; eine im Sochdeutſchen el⸗ ;Q 


sene Bedeutung. — 
Thut, Schweſtern, euer Amt, die Zeit wird leicht verpaßt. 
GSuünther. 


« 
* 


Am üblichſten iſt es in den Kartenſpielen. Ein Spiel verpaſſen/ 


es nicht ſpielen, ſondern paffen, da man es ſpielen könnte, 2. Wenn 
dieſes Wort in der Jägerey für das vorige verpartiren gebraucht 
wird, fo ſcheinet es zu dem Oberdeutſchen paſchen zu gehören, 
©. dafielbe, j 3 
Daher das Derpaffen. j 32 Ne 
Derpetfchieren oder Derpetfchaften, verb. reg. act. welche 
nur in den gemeinen Sprecharten für verſtegeln üblich find. 
Verpfahlen, verb. reg. act. mit Pfählen verfeben, befefligen, 
einſchließen, Niederf. verpalen, int Feftungsbaue verpallifadier 
ven. Einen Garten verpfählen. In einigen Gegenden ver 
pfäblet man das —* wenn man es pfändet, oder nach andern 
. Mundarten ſchuttet Ingleichen durch eingefchlagene Pfähle vers 
ſperren. Einen Weg verpfählen, Daber die Verpfäblung, 
welches auch wog von dem Pfablwerke ſelbſt gebraucht vird. 
Derpfänden, verb. reg. act, Als ein Pfandober Unterpfand - 
einen andern übertengen, von d weglichen fo wohl, als unbeweg⸗ 
Jihen Gütern , im gemnen Leben verfegen. Femanden eim 
Gut, feine Ebre,, fein Vermögen verpfänden. 2. In einer 
längſt veralteten, aber vermuthlich urfprünglichen Bedeutung 


beſonders das Zimmerwerf m t hölzernen Keilen antteiben. 
So auch die Verpfandung. na 
Derpföffern, verb. reg. act. zu fehr pfeffeen oder mit Pfeffer 
würzen. Die Brühe verpfeffern. ER 
Verpflangen, verb. reg. act. an einen andern Ort pflängen, am 
häufigfienvonPflanzen, d, i. jungen Gewächfen, wie von größern 
verfegen. Ingleichen figürlich. Galliſche Eitelkeit auf, Deuts 
fchen Boden verpflanzt. So auch die Verpflanzung. ' 5 
Derpflögen, verb. reg. act, die nöthige Pflege ertheilen, als 
ein Antenfivum von pflegen; befonders im engera Verflande, nie 
der Pflege auch zugleich die zum Unterhalte nothwendigſt en Be⸗ 
dürfniffe reichen. Femanden verpflegen.“ So auch die Derpfie= 
gung. Cine Anſtalt zur Verpflegung der. Armen. 
Verpflichten, verb. reg, durch Pflicht verbind.n , fo wohl, 1: 
in weitern Verſtande, durch eine jede Sabre, welche ungeine 
Pfůcht aufleget. Zu etwas verpflichtet feyn, als Pflicht dazu 
gezwungen ſeyn. Dein Amt, dein Stand, dein Gewiffen, al⸗ 
les verpflichtet dich dazu. Seine Wohlthaten verpflichten mich - 
ibm zu einem unaufbörlichen Danke. Jemanden verpflichtee 
feym, fo wohl mit eigentlicher Pflicht zugetban „ als auch zum 
Danfe, zur Erfenntlichkeit verbunden ſeyn. Sich zu etwas ver⸗ 
pflichten, ſich dazu als za einer Pflicht anheiſchig machen. Als 
auch, 2. in engerer Bedeutung; durch einen Eid zu etwas verbin⸗ 
den. Zn diefem Berftande werden befonders Beamte, obrigkeitliche 
Bediente wtf. verpflichtet, wenn man fie in Pflicht uimmt, 
d.i.fieden Eid der Treue ablegen läßt. _ 

So auch die Verpflichtung, welches zuweilen auch von der 
Pflicht felbft gebraucht wird. Man lege ſich eine Verpflichtung 
auf, wenn man Gefihenfe nimmt, Weiße, ' 

‚ Verpflichten fägt mehr, alg verbinden, fo wie flechten eine 
frörfere- Verbindung bezeichnet, als das bloße binden. 
ver ftocken, verb.reg. act. mit Pflocken befeſtigen, einſchlie⸗ 
ßen, verſperren. — 
Dergfeiimden, verb. reg. act. mit einer Pfründe verſehen ‚ am 
häufigen im Dftrteusihen, Sich aus eigenen Mitteln in ein 
Spita 


14 


des Wortes Pfand, iſt verpfänden im Bergbaue noch verbinden, 


* 


a Dunn 










WW u 


Sbeital verpfrunden, ſich eine Pfründe, eine Stelle in demſel⸗ 
ben Faufen, So auch die Verpfründung. hr 
Derpfunden, verb. reg. act. welches nur in einigen Nieder- 
Sdrutſchen Seeflädten üblich ift,die unter dem Nahen despfunds 

Zzolles übliche Abgabe von den Waaren enttichten. So auch die 

a Derpfundung. _ = =. = R 
Verpfuͤſchen, verb. reg, act. durch Pfufcheren, d. i, Unwiſſen⸗ 
beit und Ungefchichlichkeit, verderben. Mine Arbeit verpfus 
ſchen. Die Sache iſt fon verpfufcht. In einigen Mundars 
+ ten auch verpfufchern. - > J See 
Derpichen, verb.reg.act. », Mit flüffigem Pech verffopfen, 

verſchließen. ine Slafche verpihen. So auch ein Jaß ver: 
pichen, alle Fugen mit Pech verſtopfen, auspichen. Noah ver- 
pichte die Kammern des Kaſtens inwendig und auswendig, 
Mof. 6, ı4, Daher die Verpichung, 2, Yuferwas verpicht 
ſeyn, ©. Erpicht. 
Derplämpern, verb. reg, act. im gemeinen Leben und den nice 


2 

























tiren mit einem flüffigen Körper verbrauchen, verſchütten. Viel 
waſſer verplämpern. Bon plämpern, einer Ouomatopdie des 
Santirens im Waſſer. 2. Sih mit jemanden vröplämpern, 
nF fichundedachtfamer Weifemit ihm verfprechen, befondets von eher 
5" lichen Verfprechungen. x 

E Er frager mich ohn Unterlaß, 
AR Ob ich verplempert bin, Haged. 

Entweder von dem noch. in einigen Gegenden auch alg eine Ono⸗ 
* mätopdie üblichen plampen, plaudern, von welhem man inmans 


= dern, verſchwatzen; oder auch als ein Dintinutivum von plumz 
"pen, wobon in einigen niedrigen Sprecharten fich verplumpen, 
aus Unbeſonnenheit einen groben Fehler begehen, Schwed. fig 
- förplumpa, if, ; 
Derplagen, verb.reg, act.durd) Platzen, d.i. unnüges Schie- 
m Bertverbranchen, verfhivenden, viel Pulver verplagen. 
vVerplaudern, verb, reg, act, 1. Durch Plaudern verderben, 
| binunbringen. Die Zeit verplaudern. 2. Ausplaudern, Die 
Sache iſt ſchon verplaudert. Daberdas Verplaudern, 
vVerplempern, Verplumpen, ©. verplämpern. 
Verponen, verb. reg. act. aus dem Sat, poena, bey Strafe 
m verbietben. So and die Derpönung. gcg. 
vVerxpraſſen, verb, reg. act, duch Praffen, üppige Verſchwen⸗ 
5 dung, durchbringen, der Menge nach erſchöpfen. Sein Vermö— 
gen, jein Erbtheil verpraffen. Daher das Vrrpraffen und der 
vVerpraſſer, der etwas auf folche Art durchbringet. Logan ges 
braucht dafür das im Hochdeutfchen unbekannte verprachten. 


4153 
f 


if, eigentlich in die erne prellen, doch nur figäelich, ein Raub⸗ 
thier fchüchtern machen, daß es nicht wieder in die gelegten Eifen 
gehen will, ' RER 
© Derprozefiiren, verb. reg. act. im gemeinen Leben, "auf 
I Dermögen verprozeſſiren.“ 

Derprovientiren, verb, reg, act. mit Proviant oder Lebens⸗ 
‘ mitteln verfeben, Kine Seftung verprodiantiven. Line Ar— 
mee, ſich aufeinen Monath verproviantiven. Im Oberdeut⸗ 
Er ſchen befpeifen. —— — 
vVerpuffen, verb, reg. welches von Duff und puffen, einer Ouo- 
matopðie eines dumpfigen Lantes gebildet iſt. 1. In der Chymie, 
und zwar (1) alg ein Neutrum mit dem Hilfsworte haben, mit 
‚ einem diefem Morte äbnlihen dumpfigen Knalle fich eutzünden 
- und abbrennen, welches breundare, beſouders mineralifche 
Körper, z. B. Salveter and Weinftein, hun, wenn fie in einem 
Adel W.B.4. Th. 2. Yu. 


drigen Sprecharten. 1. Durch unnützes oder ungeſchicktes Han⸗ 


hen Gegenden auch wohl ſagt, etwas verplämpern, es verplau⸗ 


vVerprellen verb. reg. act. welches nur bey den Jägern üblich 


Prozeffe wenden, mit Progeffiren verthun. Viel Geld, fein 


— 
| Me 23. 
Mt Schimeljtiegel plöglich entzündet werden; Lat. detonare, vor 


manden Körpern, 3: B.den Salzen, verkniftern , von. Körpern, 
welche nicht fnallen, abbrennen. (2) Als ein Yerivam, auf foldhe 


—* 


1106 


Art abbrennen machen oder laſſen. Einen Theil Salpeter mie - 


zwey TheilenWeinftein verpuffen. So auch die verpuffung, De- 
- tonatio, 2.In einigen niedrigen Sprecharten iſt verpuffen, durch 
Nachläffigkeit oder Undefonnenheit verlufig geben; ingleicheh ſich 
verpuffen, aus Unbefonnenheiteinen Fehler begehen, befonderg 

inm Reden, etwas fagen, was man nicht fagen ſollte noch wollte, 

Derpuppen, verb, reg. recipr. ſich vrrpuppen, ſich in eine 
Puppeverwandelr, von den Infecten, (S. dieſes Wort.) Daher 
das Derpuppen, * 

Verquecken verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit 

 Bueden angefüllet werden, von dem Acker, verqueckte der, 

Derquellen, verb.irreg. neutr.(S.Quellen,)weiches das Hilfs 
wort feyn erfordert, durch Quellen zu feiner Beſtimmung uns 
brauchbar werden, Line-Thir if verguollen,, wenn fie durch 
Näffe fo aufgequollen iſt, dag fie fi bequem-weder aufs noch zu> 
machen läßt: Daher das verquellen. 4 

Verquicken, verb. reg. act. ein nur in der Chymie übliches 

Wbſaort, vermittelt des Queckſilbers aufiöfen, und dadurch gleichfans 
quick, d,i, lebendig oder flüfig machen, Gold, Silber Yerguis 
cken. Ein folches verquidtes, oder mit Queckſilber aufgelöfetes, 
und mirdemfelben zu einer Maſſe vermiſchtes Metall wird mie 
einen fremden Worteein Amalgama genannt, daher für verqui⸗ 
den auch amalgamiren üblich ift, woraus die gemeinen Hands 
werfer vermuthlich ihr mahlen verderbt haben. 

Verquiſten/ verb. reg. act, welches nur inden gemeinen Sprech⸗ 

"arten einiger Gegenden üblich- ift, unnüg verderben vder durch⸗ 
bringen ‚in anderır gemeinen Mundarten verquaſen, verſplit⸗ 
tern, verſpillen. Daher das verquiſten. 

Derrainen, verb. reg, act, mireinem Öränzraine verfehen, des 
merken ‚.einjchließen. Ein Feld vervainen. Lin verraintes 
Seld. Daher die verrainung. 

Derrammen oder Derrammeln, verb. reg, act. wovon diefes 
das Intenſidum von jenem iff, duch Rammenoder Rammeln, 
d.i.feft Stoßen, verfperren oder verſchließen. Eine Thür ver— 


rammeln, entweder mit eingeranmten Pfählen, oder auch mit 


feft vor der Thür zufanımemgefchlagener Erde, Mit uff. Im 
Vergbaue wird bey dem Schießen des Öefleines das Bohrloch 
verrammelt, wenn der Naum über der Patrone und neben 
dem Schießröhrchen mit derb gefchlagenem Lehm und Sand aus⸗ 
gefüllet wird, j ' 
Derranzen, verb. reg. act. duch Ranzen, d.i. heftige und uns 
gesogene Bewegungen, verderben, im gemeinen Leben. Das Bett 
verranzen. 1 
Derrafen, verb, reg, neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit 
Gras bewachſen. Den Acker verrafen-Iaffen. verraſete Icker. 
Der Verrath, des — es, plur. der doch ſelten vorkommt, die —e, 
ein für verrätherey im härteſten Verſtande, in der dichteriſchen 
und hoberu Schreibart übliches Wort, außer welcher es veraltet iſt. 
verräther haſſet man und nutzet den Verrath, Haged. 
©. auch soch verrath. 
Verrathen, verb. irreg. act, (S. Rathen,) welches beſonders in 
einem dreyfachen Verſtande vorfommt; 1. WVon rathen, Kath 
geben, war verrathen ehedem einen üblen böfen Nach, geben, 
wo ver die. entgegen gefegte ſchlimmere Bedeutung hat Es 
kommt in diefer jegt verafteten. Bedeutung, in welcher au 
das Angelf. forraedan üblich war, noch bey den Dberdeuts 
ſchen Shriftſtellern des mittlern Zeitalters vor, 2, Bon varben, 
zeden, iſt verrathen, durch die Rede, und in weiterm Berflande, 
auch durch Zeichen bekanut machen, wie verfchwagen, verplaus 
Aaaa dern, 


J 


Sache zum Nachtheile eines andern befaunt macht. 


1107 Ber— 
dern, doch fo, daß ſich etw 
Akel der mit einmiſchet. 1) Im engſten Verſtande, etwas, das 
verſchwiegen ober verborgen bleiben follte, in der Abficht dem ans 
dern zu ſchaden, befannt machen, beionders, ſo fern ee heimlich ger 
ſchiebet. Jemandes Geheimniß verrathen. Seine Mitſchul⸗ 
digen verrathen, fie heunlich augeben. verrathe den Knecht 
nicht gegen feinem Seren, Sprichw. 30, 10. Simon verrieth 
ven Schag, Macc. 4,1. Rodocus alle zeimlichkeiten, Kap. 
313,21. Wenn du mich nicht verrathen willft, willich es dir- 
geſtehen. (2) Im weiteſten nud figürlichen Verſtande, zu erfens 
nen geben, auch von lebloſen Dingen, und am bäufigften von ſol⸗ 
“eng welche man zu verbergen fucht. . Deine Sprache verrärh 
Sich, Matth. 27,4, Das verrieth (entdeckte) den ganzen 
Handel. — Es (dein Auge) verratb fih mir duch unlaugbare 
' Zeichen, Weiße. Dein Ange verräth feit einiger Zeit einen ges 
heimen Gram. War ıe ein Wunſch, den, mein Auge verrierh, 
‚Sen du nicht erfüllteſt? Geßner. Sich ſelbſt verrarhen, aus 
Berfeher etwas merken laſſen, war man verfhweigen wollte. Es 
Aft noch ungewiß, ob es in diefer Bedeutung auch wirklich von ve: 
den abftammet, indem.es auch. mit der folgenden Bedeutung zus 
— bangen kann. 

In der Abſicht zu ſchaden, dem Feinde überliefern. So vers 
vierb Judas Chriftum. Die dein Bror effen, werden dich 
verrathen, Dbad.d.7. Bein Darerland verratben, es. dem 
Seinde verrathen, deffen Beßtes dem Feinde tiberliefern, IH 
weiß nicht, ob ich hier verrathen oder verfauft bin. 

Uum. In diefer legten Bedentung ſchon bey dem Notker fer- 
raten, ben dem Ottfried aneratin, im Niederf. verraden, im 
Schwed. förräda, und auch nur räda, Die eigentliche Bedens 
tung beyder Th ile der Zufammenfegung ift den meiften Wortfor⸗ 
ſchern dunfel und unbefannt gewefen, die es bald als eine Figur 
der erſten Bedeutung erflärer, baldals den Gegenfag von gera— 
then, confultum, angefeben, bald noch anders abgeleitet haben, 
Allein, esift wohl gewiß, daß. verrathen in diefer dritten Bes 
deutung eing buchftäbliche.Überfegung des Lat, prodere ift, und 
eigentlich übergeben, liberliefern, und, im engeren Verſtande, 
dem Feinde übergeben bedeutet. Rachen bedeutete, ehedem nicht 
aut reichen, fondern auch geben, wie noch aus einigen Bedeutuns 
‚gen von ber athen erhellet. Auch das Schwed. räda bedeutete ehes 
dem geben, daher es auch noch jetzt ohne die Partikel für verra⸗ 
then gebraucht wird. Im mittlern Lateine kommen tradere und 


raditor mehrmahls für verrachen und Verräther vor,daber der 
letztere im Franzöſiſchen noch Traitre, im Span. Tradidor, 


und im Xtal, Traditore genauut wird. Ver hat hier die Bedeus 
sung der Entfernung, eigentlih ausliefern. Dahin ſcheinet au 
der dunfele Artikel in dem alten Frieſiſchen Geſetze deForrefni zu 
‚gehören, wo wirklich von einer Art der Berrächerey gehandelt wird, 


Der Verräther, des—s, plür. ut mom. fing. Famin. diever⸗ 
ratherinn, eine Perfon , welche vervarh, in den bepden legten \ 


Hauptbedeutungen des Zeitwortes, fo wohl, welche eine verborgene 
‚Der Derrär 
ther ſchlaft aicht. Sehr oft if das Auge ein Derräther des. 
Serzens. Als auch in der legten härtern Bedeutung, der einen 
andern oder deſſen Wohl ausboshafter Adfiht dem Feinde über— 
tiefere. Judas der verräther. An jemanden zum verräther 
werden. Ein Berräther des vaterlandes. Bey dem Stryker 
and im Schwabenſpiegel ſchon Verratere, Verreder, dagegen 
Motker dafür Ferlelar, vonfellen, übergeben, der alte Überfeger 


 Zatiaısaber Meldar gebraucht. Im Schwabenfpivgel bedeutet 


indeflen das Wort einen verleumder. 


Die Derrätherey, plur. die —en, die Handlung, da man etwas 


werrärhy beſonders in der letzten harten Bedeutung des Zeitwore 


von der vorigen Bedentung der Yarı 


amd Dunft bezeichnet. 


Derredynen, verb. reg, act, 


ı 108 


Hsasia: es ift Verrätherey, 2.Rön, 9,23. Er wird niche bes 
ſtehen, denn ds werden Verrätbereg (Berräthereyen) wider ihn 
gemacht, Daıt, 12,25. Eine Verrätberey- anitiften, anfpins 
nen, anzetteln. "Eyedem waren dafür- — und vorre⸗ 
tenſchaft, üblich. 


Beſchaffenheit gegründet. So wohl in der zweyten Bedeutung des 
Zeitwortes. Das verrätberifche Ause, wenn es den Zuſtaud 
des Herzens entdeckt. 
Es theilt vielleicht das zerz mit dir den Knmmer 
Den dein verrathriſch Roth mir ingeheim sefagt, 
Weiße. 

Als aub, und zwar noch häufiger, in der legten häctern Bedeu, 
tung des Zeitwortes, Kine verrätberifche That. Devräche: 
riſch gegen jemanden handeln. Luthers verrächerlich , vers 
muthlich den unangenehmen Ziſchlaut zu vermeiden, iim Ho 
deutfchen ungewöhnlich. Die Miederfachfen fügen verräplif. * 


Verrauchen, verb. reg. neutr, mirdem Hülfsworte feyn.a ‚Bis 
zur Erſchöpfung rauchen, befonders, fo fern Raub auch Dampf 
Einen gekochten Börper verrauchen 
In figürlichem 


Iaffen, bis er erkaltet und aufhört zu dampfen. 
Verfiande fagt man, jemandes-Sige verrauchee, wenn fie ſich 
nach und nach von felbft legt, - 
ihr Zeit laſſen, daß fie ſich von feldft lege. Es if verraucht, 
man ſpricht nicht mehr davon, 2.Sich verrauchen, durch Auss 
dünſtung Kraft und Geruch verlieren ; beſſer verriechen. 
Wein verraucht ſich, hat ſich v verraucht. In einigen Gegenden 
auch bier, als ein Neutrum. So auch das verrauchen. Opitz ge⸗ 
braucht es außer dem noch in der im Hochdeutſchen freinden Be⸗ 
deutung, im Rauche anfgehen. 

Durch Krieg iſt Griechenland erleget und verraucht 


Derräumen, verb. te act. durd) oder in Räumen verlegen, an 


einen freniden und undefannten Orr räumen. So auch * ver⸗ 
raumung. 


Verrauſchen/ verb. reg. neutr. mit dem Hürfemorte * mit 


Verrätheriſeh, —er, Ei adj. et adv. einen‘ Verratb ent ⸗ 
haliend, demſelben ähnlich, nach Art eines Verrãthers in deffen - 


‚Eine Sache verraudendaffen,. 


De 


einem Geräufche in die Ferne eilen, verfhiwinden. Wie ein Don · 


ner verrauſchet im Regen, Sir, 40, 13, Ingleihen bis zur er 
ſchöpfuug rauſchen, folglich une zu rauſchen. 

. Mit in Rechnung Bringen, \ 
Etwas verrechnen. Ich — nach den Landesgeſegen 
nur fünf pro Cent, Gell. 2. Sich verrechnen, einen Fehler 
im Rechnen begehen. Sich um zehn Thaler verrechnen. Da: 
ber die Dercehnung, befonders im erftern Falle. 


Derrecdhten, verb.regyact. Mit Rechten, d. i. Prozeſſiren 


durchbringen, verthum der Menge nach erſchöpfen; verprozeffiz 
ven. Sein vermogen verrechten. 2. Bon Recht, die. gebüh⸗ 
reude Abgabe andie Dörigkeit, iſt verrechten in einigen Gegenden, 


auch die Verrechtung. 


Verreden, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, ein 


nur in den niedrigen Sprecharten üdliches Wort, für flerben, bes 
fonders von dem Viebe, eigentlich die Glieder bis zur Erfchöpfung 


alter Lebenskraft recken, die Glieder von fich ficeden und flerben, - . 


Das Pferd if verreckt. Kin vervedtes Thiev. Daber das 
Derveken. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ſcheint es den 
Barten und ver ãchtlichen Rebenbegriff nicht zu baden, wie im Soch⸗ 
deutſchen; winiaftens gebraucht Opig es mehrmahle figürlich für 
vergehen verſchwinden. Die graue Treue verreckt. 
einem andern Ortes 2 j 


2 


- die gebührende Abgabe Fon etwas geben, wie verzollen, ver: 
fFeuern, verſchatzen u.f.f. in Grundfſt ück verrechten. So 


RR RER em. 
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tet: in der edlern —— der verrath. —* ſprach —— zu u % 





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MEAN: 73 « — 
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wenn une die graue Zeit 
n Den Rubm verleihen foll, der Teut 
So jetzt verrecken will, 
verreoͤden, verb. reg. act. ». Etwas verreden, bey ſich 

elbſt geloben, es nicht wieder zu thun. Ich babe es verre⸗ 
0 per, Das Spielen verreden. 2. Sich verreden, aus Verſe⸗ 
ben falſch reden, im.Neden etwas fagen, was man nicht fagen 
wollte, wofür doc fich verfprechen üblicher und anftändiger iſt. 
So auch dag verreden in ber zwepten, und die Verredung in der 
erſten Bedeutung. 
Unm. Das Niederf. verreden-bedentet noch, ı. Verheißen, 
Serfprechen ; ingleichen ſich verreden, ſich verloben, ſich verfpre- 
“ham 2. Abrede nehmen, aud als ein Reciprocum. 
vVerreifen, verb» reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht 
wird, 1. Als ein Neurrum mitdem Hülfsworte feyn, iu die Ferne 
reiſen. Wach Berlin, nach rankreich verreifen. Sie find bey— 
de verreiſet. Wohin wollen fie verreifen ? Mad Samburg, 
nach England. 2. Als ein Yctivum, durch Reiſen verzehren, 
der Quantitãt nach erſchöpfen. Viel Geld verveifen. Seinderz 
mögen verveifen. 5 : 
So auch das verreiſen. x % 
Derreifern, verb.reg. act, bey den Jägern, mit Reifesn ums | 
fielen. Die Schnepfen verreifern, das Schnepfengeſchneide mit 
geiſern umlegen, damit die Schnepfen keinen andern Ausgang 
finden, als durch die Schlingen. Eben ſo verreiſert man bey 
dem Fuchsgraben auch die Nebenröhren des Fuchſes. Daher die 
Derreiferung. . 
Verreißen, verb. irreg. act. (©. Reißen,) durch Zerreißen oder 
Abreißen verbrauchen. Viele Kleider verreißen. £ 
Derreiten, verb. irreg. act. (S.Reiten,) mit Reiten verſchwen⸗ 
den, durchbringen. Viel Geld perreiten. Die Zeit. verveiren, 
mit Reiten zubringen. N 
Derreigen, verb, reg. act. zweiner böfen Sache reißen, durch 
‘ Heigen verfühten, Jemanden verveigen, zu etwas verreigen, 
Vereinten, verb.reg. act. aus jeiner gehörigen Lage renken, 
von den Gliedmaßen und ihren Öelenfen. Sic den Arm, die 
Sand, denguß verrenken: Ein verrenktes Glied. So au 
die Derrenfung. / % % 
Derrennen, verb. irreg. act. (S, Rennen,) durch Nennen vers 
foerren, eigentlich von dem Wege. Zemanden den-Weg vers 
rennen, ihm in den Weg laufen, damit er nicht weiter könne, ihm 
den Weg vertreten, verlaufen ;. ingleichen figürtih, ihn an Yuss 
führung einer Sache hindern. Dem Seinde den Weg zur Slucht 
‚yerzennen. "Einem die Thür, das Thor, den Zutritt zu je⸗ 
„ mandenverrennen. Daher, das. Verrennen. 
Derreffen, verb; reg. act. im Bergbaue, S. Reffen.. 
Verrichten, verb.irreg. act. welches in verf@iedenen Bedeu⸗ 
tungen vorfommt. 1. Von tichten, Leihen, und ver, in der 
Bedeutung der Übertragung, iſt verrichten in einigen Gegeuden 
überlaffen, übertragen. Jemanden Salzgüter verrichten, in 
den Satzwerken zu Lünneburg, ihm Sohle überlaffen. 2: Dusch 
. Richten verfpereen „bey den Fägern. Ein Jagen verrichten, 
denn dazu beffimmten Plas mit dem Zeuge umftelfen.. Auch wohl 
den Zeug verzichten, vorrichien , aufftellen,. - 3.* Hinriehten ;‘ 
eine im Sochdeutſchen veraltete, nur noch in einigen Gegenden üb-- 
liche Bedeutung. 4.31 Ende bringen, fo daf ver entweder eine 
Sutenfion, oder. auch eine Beendigung, als die Figur der völligen 
Entfernung bezeichnet: (1)* Im weiteften ader jegt veralteten 
Verftande, wo es von jeder Bollbringung einer Handlung gebraucht 
wurde, Kin Buch verrichten, es zu Ende bringen. (2). In en⸗ 
gerer-und gewöhnlicherer Bedentung gebraucht manes nur noch 
doa de Bollbriuguug riues Geſchãftes einer pflichtmäß igen, mit 







— 


PR 


ſchen Keslihkrit,; 


— 


e Zahl 


” 


’ 








Ber 
f) N 

Überkegung und beffimmterAbficht verbundenen änßernHanstiing,, 

Diel su verrichten haben, viel zu thun, viel®efchäfte haben, Was 

haſt du hier zu verrichten 9 Seine Arbeit verrichten. Pin Ge: 

Schaft nach Wunſch verrichten. Nach verrichteter Arbeit in 
gut ruhen. In figürlichem Verſtande ſagt man in der auftändis 
gern Sprechart, feine Nothdurft verrichten, den Unterleib ang- 

leeren, härtere und unanftändigere Ansdrüde zu vermeiden, 

Anm. Ehedem bedeutete einen Streit verrichten, auch den⸗ 
felben beylegen, wo es dem Worts und’ Sachverſtande nach mit: 
vergleichen überein fommt. 

Die Derrichtung, plur. die — en. 1. Die Handlung des Vers 
richtensund ohne Plural, 2. Noch häufiger ein Gefchäft, eine‘ 
pflichtmãßige, mir Überlegung und beftimmterAbficht verbundene 
äußere Handlung, » Diele Degrichtungen baben.  Jemanden: 
eine verrichtung auftragen. Eine Verrichtung übernehmen. 
In verrichtungen ſeyn. 

Derriechen, verb. irreg. (S. Riechen,) den Geruch durch die 
Ausdünftung verlieren oderfahren laffen, wo es fo wohl als ein 
Heutrum mit bemhülfsworte feyn, als auch, und zwar noch haäu⸗ 
figer, als ein Reciproeum gebraucht wird,. Der Tobak if verro⸗ 
hen, hat fich verrochen. Noch hänfigergebraucht man es für 
verrauchen, miedem Geruche auch zugleich die Kraft, vermittelft 
der Ausdünftungfahren laffen. Der Wein verriechr fih, bar 
ſich verrochen. Verrochener Wein. Daher das Verriechen. 

Derriegeln, verb. reg. act. mit einem Riegel vecfperren‘, ver⸗ 
ſchließen. Bie Thür verriegeln. Thür und Thor verrie⸗ 
gelt finden: ae 

Derringern, verb.reg. act; geringer‘ mache, befonders von 

„der Zahl, für-vermindern, in einigen gemeinen Mundarten auch 
vergeringeen. Line Zahl verringern. Ingleichen dem Wertbe: 
nad. Die Münzen veryingern, fie geringbaltiger- prägen. Das 
ber die Derringerung.. Ehedem nur ringern und geringen, da⸗ 
ber ver hier eine bloß intenfive Bedeutung hat. 

Verritzen, verb, reg. aot, welches aus im Bergbaue üblich iſt. 
Lin verritztes geld, ein mit Strecken geöffnetes Feld, wo das 
Erz ſchon ausgehauen iſt, welches auch ein verfahrnes Seld- 
genaunt wird, i 

Derröcheln,, verb. reg: act. durch Nöcheln von ſich geben und 
aufhören zu röcheln, für das gemeinere ausröchelm. — 

Bis er (der Hirſch), erhitzt auf den Tod, die-legten Seuf⸗ 
zer verröchelt , Zachar. 

Verroſten, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte ſeyn, durch 
Roſt verzehret, verderbt werden. Das Eiſen iſt ganz verrofer.. 
Ein verrofieter Degen» Daher das verroſten und die ver— 
roſtung. 

Verrotten, verbsreg.neutr, mit dem Hülfsworte ſeyn, durch 
Rotten verzehret werden, in den gemeinen Sprecharten für die ans 
ſtãn digern vermodern, verfioden verfaulen. Das Solz iſt 
verrotteti 

Verrucht, —er, — eſte, adj. et ady. einen hohen Grad der Fer⸗ 
tigkeit in muihwilliger übertretung göttlicher und meuſchlicher Ge⸗ 
ſetze beſitzend, und darin gegründet. Der verruchte Bube a 
man, Eſth. 6, 10. Die Töchter der Philiſter, welche ſich fchä= 
meten vor deinem verruchten Weſen, Ezech 16,27. Verrucht 
ſeyn. So auch die Derruchtheiss 
" Anm. Es flammet von dem veralteten Zeittworte ruahhan,. 
Sorge, Aufmerkſamkeit haben, her, und deutet einen höherzmsrad " 
des Mangels der pflichtmäßigenSorgfalsan, alsruchlos, (3 dai» 
felbe;): welcher:höhere. Grad von der Partikel ver, und ber For n 
diefes Wortes herrübret, welches eigentlich das Mittelwert eines“ 

lãngſt veralteten oder vielleicht «nie: üblich getwe ſenen Zeitwortes 
verruchen iſt, S,2 6: ‚ 

| Anca =» ob; 


1r10 


N 








v 1 11 ı \ : , ea 5 
vVerrůcken, verb.reg. act. von ber gehörigen Gtelle, aus der 
Lage rüden.‘ x. Eigentfih. Einen Tifch, einen Stuhl 


„gehörigen * J 
arucken. Die Grenze verrüden, Hofe 5, 10. Jemanden 


das Ziel, ihmfein Concept verrüden, figürlich, ihn in einen. 


Sache hindern und ihm die davon geichöpfte Soffnung vereiteln. 
aſſet euch niemand das Ziel verrüden, Col. 2, 18. Die ver⸗ 


rüete Lage feines Glüdfandes. 2. Figürlich. (+) "Aus dem 


Wohlſtande in deirentgegen gefegten Grand des Übels, des Ber: 
derbens verfegen, eine Im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, 
Wir find verrüdt worden, Nebem. 1,7. Bey andern alten 
Schriftſteller n ift eine Jungfrau vercuden, fie entehren, ſchwä⸗ 

chen, Eine verr uck te Perſon, eine geſchwächte, im Gegenſatze ei⸗ 

ner unverrückten. (2) Jemanden den Deriiand, den Bopf ver⸗ 
ruck en hn um den gehörigen Gebrauch feines Verſtandes brin⸗ 
„gen, Das hat ihm ganz den Kopf verrüdt. Daher bedeutet das 

PM ritelwort verr uckt bäufig, des gebörigen Gebrauces feines 

Verftandes beraubt, und darin gegründet. verrückt feyn. Ein 

verr ückter Menſch. Ein verrückter Einfall, 
In der breitern Oberdeutſchen Mundart verrucken, welche 
Form auch noch in der Deutſchen Bibel vorkomrit. 

Lie Dercüdtrbeit, plur. die — en, in der legten Bedeutung 
des Zeisweries, jo wohl der Zuſtand, da man verrückt, feines 
Berfandes beraubt ift, die Derrudung, obne Plural; als au, 


B ; ; Band A 
- Derfagen, verbireg. act. et neutr, welches im letztern Falle - 


obgleich felteger ‚ im diejem Zuftande gegründete Handlungen, 


- mirdemfelben. \ 
Die Verrückung, plur. die — en. 1, Die Handlung des Vers 
rüdens. 2. Der Zufiand, da man verrückt, des Verſtandes bes 
raubt if, ohne Blural ;. wie verrucktheit. ; 


“IN Mereufen,verb.irreg.act.(E.Rufen,) in einen übeln Ruf bringen, 


Ein Teuling, dev vercufen darf, 
as Lehrer „ die entfcheiden Finnen, 
Wahrheit nennen, Haged ; 
Am üblichften ift in diefem Verſtande das Mittelwort verrufen, 


in einem hohen Grade sinen übeln Ruf habend, wie berũchtigt. 
Ein verrufener Dieb. Wegen feiner Betrügereyen verrufen 


feyn. In einer etwas andern Bedeutung wird verrufen noch von 
den Münzen gebraudjt, wenn fie öffentlich abgewürdiget oder vers 
bochen werden. Bine Münze verrufen. verrufenes Geld. In 
welchen Falle auch dag Hauptiwort die Verrufung üblich iſt. 
Verruhmen, verb. reg. act. welches nur. in einigen gemeinen 
Sprecharten üblich ifl.. 1.Sich einer Sache verrühmen, im 
Stiederdeutfchen für berubmen, 
rũhmt fo viel, als berühmt. : 
er Ders, des— es, plur. die—e, aus dem Latein. Verfus, 
1. Die Zeile eines Gedichies, Ein Vers aus dem Horas. Zwey 
vVerſe berfagen. In Verfen fchreiben, in gebundener Schreib» 
art, Daher dieſes Wort im Plural au zuweilen für das 
Gedicht ſelbſt gebraucht wird. verſe machen, fo wohlein Gedicht 
machen, als auch überhaupt ein Poet ſeyn. Im gemeinen Leben 
gebraucht man Ders in ähnlichem Verſtaude uud eolleetive. Zi: 
nien guten, einen fliegenden Ders ſchreiben. Da vers, fo wie 
Keim, nur die äußere Form eines Gedichtes ausdruckt, fo wird 
es auch in der edleen Schreibart und von vorzüglichen Gedichten 
nicht gern mehr für das Gedicht ſelbſt gebraucht, Daher die Derg: 
"get, die Artund Weife, wie bie langen und furzen Sylben in 
‚ einem Verſe abwechieln ; die jambifche, dactyliſche, trochaifche 
Vers art. 2. Die Strophe eines Gedichtes, im gemeinen Leben, 
und am häufigiten von Liedern, befonders von Kirchenliedern. 
Bin vers aug einem Liede, Befange. 3. Ein kurzer Abfagtn einer 
profaifehen Schrift, doch nur von foldyen Abfägen in der Bibel, 
end die Kapitel in verſe getheiler werden, vermuthlich zur Rach⸗ 
abhumaug der Strophen eines Gedichtes. 


2. Im Oberdeutſchen iſt pex⸗ 


—wie verbittern. Meine Freude iſ mir verſalzen worden, Je⸗— 


verſaen, verb. reg. act. durch Säen verfperren, Ss berſaet 


tragen. Die Wagre iſt ſchon verſagt, einem andern verſpro⸗ 


den verſprochen? es ſey, in welcher Abſicht es wolle. Meine 
vand iſt ſchon verſagt, verſprochen. Man gebraucht es in dies 


ichs meinem Herren verfagen? Judith 12, 14. Einem den 


3. Ein Seuergewehr verſagt, wenn es nicht 108 gehen will 


‚ Figur der vorigen Bedeutung iſt, fondern vielmehr von fagen abs 


verpuffrn n.f.f. © 


Verfalzen, verb, reg. act. außer, 


Derfammeln, verb, reg. act. welches vermittelft 


nes hat, Dufch, Als auch, und zwar am bänfiaften, von Tebendis 







BE SU 


ei nm. Diefes Woet if (dom febe fee ans — — 2 


bus entleßnet worden, indem ſchon Kero Fersund Vers fürein 
- Gedicht gebraucht, Das Lat, Verlus fhammet von vertere her, _ 
vermuthlich, weil nach Endigung einer Strophe die Dielodie wies 


der von vorneanfähgt, welches bey dem erfien einfachen Suftande 
der Poefie und Mufit oßne Ziveifel'auch von den einzelnen Zeilen 

galt Faden gemeinen Mundarten wird dass mit dem widerwãär · 

tigen Zifchlaute, verſch/ gefproden. ;, un men 0 


Daher 


x 


man einen Weg, wenn man ibn mit Getreide befüct, _ 
"die verſaung. a 
tas Hülfswort haben erfordert, 1. Den Genuß eines Dingeszus 
fagen ‚- verfprechen, eigentlich, mit Worten einem andern über⸗ 


hen. Sind ſie ſchon ver ſagt? haben fie fi ſchon ar jemans 


fen Berflande nur überheußt, und ohne die driste Endung dee 
Perfon, vermuthlich, um die Zweydeutigkeit mit der folgenden 
Bedeutung zu vermeiden, 2, Im entgegen gefegten Verſtande 

ift verfagen, dasverlangte abfehlagen. Rede mit dem Bonige, 
der wird mich dir nicht verfagen, 2 Sam. 13, 13.. Du haſt 

den Sungrigen dein Brot veriagt, Hiob 12, 7. Wie darf 


Tanz verfagen. Wer kann denen, die unfchuldig listen, Bes 
wunserung verfagen ?- Dufch, . 3 ek 
Was (für) Lufter fi verfagt, was Schmerzen er ertra⸗ 

R gen, Haged. —— 
als ein Neutrum. Die Buͤchſe verſagt mir. In Scherze gu 
braucht man es in mehrern Fällen, wenn eine Handlung, ebenda 
fie geſchehen fo, unterbrochen wird‘; 3. B. wenn jemand nieſen 
will, und daran gehindert wird. Es ſcheint nicht, daß es hier eine 


ſtammẽt, fo fern es im weiteften und ürfprünglichflen Verſtande 
eheden einen jeden Laut hervor bringen bedeutete, Der würde 3 
alsdanı hier eben den Sinn haben, wie inverviechen, verſtießen 


Daber die verſagung, befonders in der zwepten, und das - 
verſagen in derdritten Bedeutung, ee 
Anm. In der mittelften Bedeutung ſchon bey dem Dttfried ir- 
fagen; bey den Rotker und Willeram verlagen , im Riederf. - 

verfeggen, im mittlern Lat. dedicere. Veraltete Bedeutungen 
find: 4. Enifagen, welche ſchon um die Mitte des achten Jahr⸗ 
Dundertes vorfonımt "2. Abjprechen, bey dem Rotker. 3. Ders 
biethen. 4. Verlagen, nf. - - * Kae 
daß es im Mittelworte ver⸗ 
ſalzen bat, zu ſehr ſalzen. Die Speiſen verfalzen. Jugleichen 
ftzütlich, einen gehofften angenehmen Genuß unangenehm machen, 
manden eine Luft verſalzen. Daher die verfalzung doch nur 
im eigentlichen Verſtande. Aue 
der intenfiven 
Partikel ver, von fammeln gebildet ift, zufammen beingen, mehre⸗ 
ve Dinge an einen Ort sufammen bringen. So wohl von lebloſen 
° Dingen, Sier hat die Natur alles verfammelt ; was fle-fchor 7 


gen Gefhöpfen. Sie pflegten die gerde alle daſelbſt zu verſam m⸗ 
ken, Moſ. 29, 3. Das Doif, die Ülteften, die Gemeinde 
verfammein, Inder Deutſchen Bibel, Wo zwey ober drey vers 

x fammelt i 


= reisen ern A Narr Es —* in 
rt ganzen Bedeutung in deredleen und Höhern Schreibart 
amt üblichfken, indem in dem geſellſchaftlichen Umgange die näher 
> «:heftimmeen Ausdrüde sufammen berufen, sufammen ziehen, 
zuſammen bringen u. f. f. üblicher find. Ganäbarer Dingegen, 
5 feldft imgemeinen Leben, ift das Reciprocum ſich detfammeln, 
0 fürgufammen Fommen, Und zwar am häufigſten auch nur von 
 Folebendigen Grfchöpfen. Das volk verfammelt ſich auf dem 
Markte. Die Gemeinde verfammelt ſich in der Ritche, die Bür— 
4 gerſchaft auf dem Rarhhaufe. Die Dögel verfammeln ſich 
Bi; um sie Eule, 
0 Per ſcheinet hier-mit der Inten ſton eine beſtimmte Abficht zu 
bezeichnen, daher auch fich verfammeln, außer etwa in der höhern 
Schreibart, nicht Feicht von lebloſen Dingen gebraucht wird. Die 
älteen Oberdeutſchen Schriftfteller gebrauchten dafür nur famen, 
— geſamen, befamen. Jin mittlern Lateine Lonimt dafür das wun⸗ 
IE 4 derlicheinfimultarevor. 
2 Die Verfammlung, plur, Sie—en, 1, Die Handlung des Ver⸗ 
ſammelns, obgleich feltener, und ohne Plural. Noch häufiger, 
2. die Berfamimelten, an einem Ort fezufammen gebrachten, oder 
' zufammen gefommenen mehrern Dinge, auch nurvon lebendigen 
7 Gefcöpfen undam bäufigften von Menfhen. In die verſamm— 
= Jung, geben. Die verſammlung des Volkes, des Rathes. 


NT 





> Jung entlaffen: In voltreicher verſammlung. 


ſammlung halten. 


ſehr häufig Sammlung. 
Verfanden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit 
Sande angefülfet, überſch wemmet werden, Der $luß iſt ganz 
verfander. Die Wieſen verfanden laſſen. Als ein Aetivum 
mit Saud verftopfen, überſchwemmen, iſt es —* wicht leicht 
gangbar. So auch die Verfansung. 
Die Versart, plur. die — en, ©. Ders, 
Der Verfag, des — es, plur. die— e,vondeig geitworte:ue ver⸗ 
fegen, doch nur in einigen Fällen. a. Bon verfegen, zum Unter» 
pfande geborgten Geldes geben, ift der Derfag, ohne Plural, 
diefe Sandiung, das Verfegen, doch nur in einigen Fällen und 
Gegenden. Daher ift an einigen Orten ein eigenes Verlag: 
"amt, welches an andern ein Leihhaus genannt wird. 2. In 
+ den Schlöffern iſt der Verfag ein Blechüber den Fallen und An- 
‚griffen, auf welpen der Wirbel verniethet wird, das Zurüdweis 
den der Fallen zu verhindeen, wenn fie von dem Schlüſſel der 
weget werden. 3. Von verfegen, vermifchen, iſt der Verſatz 
bey den Ziungießern fo wohl die fremden Metalle und Halbmetalle, 


rd 


8 


ſten aber nur vor mehrern Arten, Der Derfag des Englifchen 
Re. Zinnes beftehet aus Kupfer und Wißmuth des Probezinnes 
127 aber aus Bley. 

Die Verfagung, plur. die — en, von dem derafteten Zeitiworte 
vorfagen, für ver egen, ein nur in der Zimmermannskunſt übli⸗ 
ches Wort, diejenige Art der Verbindung in einen Hangewerke zu 
bezeichnen, da ein Ständer auf einen Balken geſetzt, und von dies 
" fem gegenjenen zu beyden Seiten liegende Bänder, als Streden, 
aefeger werden. — 

Derfaubern, verb,reg. act, völlig fauber machen oder fäubern, 
"bey den Zinngießern, weiche ihre Arbeiten verſaubeen/ wenn fie‘ 
 feldige poliren. 


— 







N. 7% 






Die Karheverfanimlung, Reichsverfammlung. Die verſamm⸗ 
‚Eine Ders. 


Rey dem Krto nur Samanunga, und noch sep dem Opitz 


mit welchen das Zinn vor deſſen Verarbeitung verſetzt wird, als 
auch dieſes Verſetzen ſelbſt, un legten Falle ohne Plural, im er» 


Der - 1a 


Vin verb, reg. neutr. mit —— feyn, ſauer 
werden und dadurch verderben. Figürlich ſagt man, in einem 
Amte verſauern, durch langes Ausbarren in einem gerin gern 
Aumte, die zu einem höhern babenden Fähigkeiten verlieren, 

Derfäuern, verb, reg. welches das Aetivum des vorigen ifE, zw 
ſauer machen, befonders von dem Zeige zum Brote, Den Teig, 
das Brot werfäuern. Daher die Derfäuerung. 

Verfaufen, verb. irreg. (S. Saufen,) welches nur in den nie⸗ 
drigen Sprecharten üblich iſt. 1. Als ein Neutrum mit dem 
Hülfgwworte feyn, für das beffure erfaufen und anftändigere er- 
trinfen. 2. Als ein Aetivum. (2) Duch. Saufen, & + Unmä— 
Pigfeie im Trinken, verthun; vertrinfen. Sein Vermögen, - 
alles Geld verfaufen. (m Verjoffenjeyn, Fertigkeit befigen, 
das gehörige Maß im Trinken auf eine grobe Ari zu überfchreiten. 
Ein verfoffener Menſch, ein Säufer, Trunkenbold. S. ver 6, 

Verſaufen, verb.reg. act, welches noch iin gemeinen Leben für 
dis edlere erfäufen gebraucht wird, Deine Augen find verfäuft, 
Ier. 49, 4. 

Derfäumen, verb): reg.act, durch Saumen verlieven, fi duch 
Säumen darum bringen. Die Mahlzeit, die Zeit ‚eine Ges 
legenheit verfäumen. Laſſet ung die Mayenblumen nicht ver= 
fäumen, Weish.2,7. Der Tügendhafte if ſich freplich ſei⸗ 
ner guten Abfichten bewußt, aber auch des verfaumten Gu⸗ 

ten, Gell. Zuweilen auch, obgleich feltener und im Hochdent- 

{ben ungewöhnlicher, duch Säumen oder. Zaudern vernach- 
laſſigen. Seine Gefchäfte verfäumen. Ich will dich nicht 
verlaffen noch verſauwen Eu. 13,5. So aud) die ver⸗ 
fäumung. 

Ann. SHon im RER ver[umen, im Niederf, ver⸗ 
fümen, im Dberdeutfchen und einlgen gemeinen Sprecharten verz 
abſaumen. 

Die verſaumniß, plur,inuf, von dem vorigen Zeitworte, ders 
jenige -Suftand, da man duch Säumen eines Guten verluſtig 
wird. Das verurſacht mir viele verſaumniß. Zuweilen auch das 
verfanmte Gute ſelbſt, der dadurch verurſachte Verluſt. Wer be: 
zahlt mir die verſaäumniß? Bey einigen auch im ungewiſſen Ges 

ſchlechte, da a3 Verfäumniß: (S.— ig.) Riederf. Sinmnie, Der: 
fümnis,. Schon in dem Salifihen Gefege iſt Sonnis (vielleicht 
richtiger So mnis) ein Hinderniß. 

Derfihachern, verb. reg. act. durch Schachern in eines andern 
Beſfitz dringen, im gemeinen Leben. (S. Schachern.) Etwas ver: 
ſchachern. Daher das verſchachern. 

Verſchaffen, verb. reg. act, ı.*9-rvor bringen, veranſtal⸗ 
ten. Der Hevr verſchaffte einen — Sifeh, Fond zu ver: 
ſchlingen, Ion, 2,ı. Eben dafeldft Kap. 4; 6 fi verichaffte 
Gott einen Bürbis, einen Wurm, einen Oſtwind. Welcher 
Fam und verſchaffete die Gerechtigkeit des Heven und feine 
Rechte an Ifrael, 5Mof. 33,22. Siehe, ich habe in mei: 
ner Armuth verſchaffet zum aaufe des Herren hundert tau⸗ 
fend Zentner Goldes,. 2 Ehron. 23, 145 angefebaffer, herbey 
g:thaffer, gefammelt, Die Leichnante der Ertodteten vetſchaff⸗ 
le Tobias zu begraben, Lob. r,21. Konnte diefer nicht ver⸗ 
Schaffen, daß auch diefer nicht Hirbe %oh. 21,37. In dies 

" fer- Bedeutung üftes im Hochdeutſchen verairet,, woman es, 2. 

nur noch im engeren Verſtaude gebraucht, zu dem Beſitz eines 
Dinges verhelfen, mit dev dritten Endung der Prefon. Jeman⸗ 
den Geld verfihaffen, als ein Darlehen. Jemanden Recht verz 
Schaffen, veranſtalten, daß ihm Recht widerfal ve. Ich willdie 
den Weinberg Naboths verjchaffen, ı Köu⸗e 1,7. Wie Fann 

Aaaas er 


115 Ser Naeh 


er Brot geben und feinem. volke verfchaffen? Hp. 3, 
a0. Ich bath ihn, uns ihre Bekanntſchaft zit verfchaffen. 
ein — verſchaffte uns einen ungezwungenen Umgang, 
Sulz. 3:* In einigen Oberdeutſchen Gegenden bedentet es fo: 
viel, in vermadben, im Seftamente, Dev Rirch? bundert Tha⸗ 
Tex verfchaffen. Dagegen es in einigen Nieder deutſchen Gegen⸗ 
den ehedem ſo viel, als vollbtingen, vollfůbren war. 

So auch die verfhaffung‘, —— in der unepten Be. 
deutung. 

verſchalen, verb,reg. act. mit einer Schale — wofür 
doch beſchalen üblicher if, Meſſer verfhalen.. So auch die. 
verfchalung. 


Derfchallen, verb. irreg. neutr. mit dem Hürfeworte- fesn,. 


überall befannt werden, wofür de) erfchallen üblicher iſt. Man 
" gebraucht davon nur noch das Mittelwort verſchollen In engeren 


Bedentung in den Gerichten als ein Beywort, auf nachtheilige.. 


Art befannt, fürjberuchtige, Ein verfhollener. Dieb. Ju 
noch anderm Verſtande ift diefes Mittelwort in den Gerichten 
“anderer Gegenden gangbar, wo ein Derfcpollener derjenige iſt, 
welcher öffentlich vorgeladen oder aufgerufen worden , aber in 
der beffimmten Zeit nicht erfchienen, und dadurch feiner Gerecht⸗ 
famen verlufig gegangen; iſt; wo ver eine beftpwäeräße Bedeu⸗ 
tung bat, 

Verſchamt —er, —efle ‚adj. et adv. weiches das Mittelwort 
des veralteten Zeitwortes verſchamen iſt, und am häufigſten noch 
im gemeinen Leben für das edlere ſchamhaft in feiner weiteſten 
Bedeutung gebraucht wird, im Öegenfage desunverfehämt. Der: 
ſchamt feyn. Ein verfhpamter junger Menſch. 

Fur. der. verfchämte Trieb, der fanfte, — 

—* siert »+ 

— Philaiden fliehn, Cron. 
Wenn ich meinen Nächſten darben laſſe, weil er zu vers 
ſchämt iſt, mich anzuſprechen, Gel: Wir fehlen erſt ver: 
ſchämt, dann dreiſter, eben derf, Auch in der engern Ber 
deutung des fchamhafr wird verſch amt häufig im gemeinen Le⸗ 
ben gebraucht: 

‚Die holde-Leibfarb keuſcher Tugend 

Deckt dein verfehämtes Angefiht, Hall. 
Alter diefer Beyfpiele ungeachtet, fickt fich diefes Wort, fo wie 
die meiften mit ver auf ähnliche Art gebildeten Beywörter (S. 


Ber: 6), beffer in die Sprache des: gemeinen Lebens, als in die 


edlere Schreibart, wo man in der engern Bedeutung lieber ſch am⸗ 
haft, in der weitern aber oft blöde, beſcheiden u. f. f. dafür ger 
brauchen wird, S. auch die Verſch ämeheit für Schambaftigkeit,, 
bey dem Logan verſchamlichkeit. 

Anm. Das veraftete Zeitwort derfhgämen bedensile: . fi. 
ſchãmen, als ein Intenfivum diefes: Wories,, wovon * ver⸗ 
ſchamt iſt. 2. Ale Scham verloren haben, ſich verfehämen, 


eine noch in einigen gemeinen. Mundarten übliche Bedentung.. 


3: Befhimpfen, beſch ãmen, ja ſelbſt (Händen, 

Verſchanden, verb.reg: act: fofchänden, d. wageffalt ma⸗ 
chen daß ein Ding gänzlich verderbt, unfgeinbar werde, nur im. 
gemeinen Beben. So auf die Verfchänsnng.. 


Derfipanzen, verb.reg. act. mit Schanzwerken, d. 1, mit Mäl« 


len und Braben, umgeben, befefiigen, befonders, fofeen e2 außer 
R » r . . 
einer Feſtung anf freyem Felde gefehiehet,;mit einem Srangöfifchen: 


Ausdrucke retrenchieren. Ein Lager, einen Hügel verfchanzen. 


Kine Armee verſchanzt fich, verſchanzt ihr Lager. In einem 
verſchanzten Lager ſtehen. Daler die Verſchanzung, nicht als 
lein die Handlung de: Verſchanzens, fondern anch die im freyen Fel⸗ 


de aufgeworfenen Wecke. Die Verſchanzung oder die verſchan⸗ 


zungen an greifen. 


ner DENE er fe 


Be 


So euch das Verſcharren. 
Verſchatten, verb, reg. act. mit Schatten verfchen, bezrichnen, 


„ bey einigen Steuern für da8 gemeinere ſchattiren. So auch die > } 
verſchattung, welches auch den kunſtlichen — ſelbſt be⸗ — 


zeichnen kaun. 
Verſchaumen/ verb, reg. ‚neutr. mit dem Hülfswerte ER 
bis zur Srfchöpfung fchäumen, nach: Erſchöpfung des Schaumes 
anfzuhören zu ſchzumen. Dasſ onig hat — an —— 
chen feinen Schaum mehr. — 
verſcheeren, ©. verſcheren. 


Derfcheiden, verb, irreg. GS. Sdeden⸗ welches in — 
. * Als ein Aetivum, aus einander fcheir 
den, theilen, wo ver) eine bloße Intenſton bezeichnet, eine im 


Geſtalt vorlommt. 


Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, von welcher noch das Witz 
lelwort verſchieden, als ein eigenes Behwort üblich it, (S. 
folches an feinem Dite.) 
Hülfsisorte feyn, in die Ferne feheiden, wo es doch nur 


uoch, fir das gemeinere flerben, von, Menfchen. gebraucht - 
Man gebraucht. 


wird. Dev Kranke in bereits verfihieden. 
es, wenn Man von einer frerbenden Perſon mit Achtung 
ſpricht daher man es auch nicht Leicht. abfolute für fierben 


überhaupt, fondern allemahl in Beziehung anf. gewiffe. Per⸗ So 
U 
5, fagt man lieber abgefehiedene, weil der. Begriff des. Giere A 
die weitere eigentliche des Ahfcheidens ſchon zu ehe 
Sperbtängel bat, die Seele aber eigentlich nicht Rerben kaun. 

Daber Sas —— im Oberdeuiſchen auch das Sie. * 


ſonen gebraucht. Für verſchiedene Seele, Weish, 16 


Wbens, 


ſcheiden. 


x Derfcheinen, verb. irreg. — (S, Sheinen;) welches 


das Hälfswort ſeyn erfordert, aber nur im Oberdeutfchen gan, 
bar iſt. Es bedeutet eigentlich aufhören zu feinen oder zu be 
ten. Das Lit i ift verfhienen. 
auch vergeben, verſchwinden. 
vorbey. verſchienene Woche, voriae. verſchienen, wie ver⸗ 
wichen, und im Niederdeutſchen vergangen, d. i. vor kurzem, 
neulich. Hach etwas verfehinen Tagen, im Theuerd. In 


der Eandwirtöfchaft Dberfachfens fügt man uoch an cinigen 
Orten, deu Roten verfiheinet, wenn er in dürten Jahren fleie 


ne fhwache und —— Körner — ——— 
ſchwindet. 


verſcheͤnken, verb. reg. act. ı, 1. Als ein Sefehent in. ehe an⸗ 
Etwas verſchen ⸗ 


dern Beſitz bringen, an.einen andern ſcheuken. 
ken. 2. Als ein Getränf einzeln an andere verkaufen; aus— 
ſchenken. 
Schenken. 
So auch die verſchenkung 


* 
— 


verſchẽren, verb.irreg. act. S. Scheren) ı. en — ben 


feheren, das altzu ange abfcheren, -wie verfchneiden, obgleih im 


diefer Bedeutung nur felten, Die zaare verfcheren. Den Rop 


verfiheren.. 2. Falſch fiheren, im Scheren verderben, verunftgle 
ten, auf welche Art der Tuchbereiter ein Tuch verſcheren Kann, 


Ver muthlich von die ſer Bedeutung gebraucht mon das Mittelwort 


verſchoren noch im gemeinen Leben für poſſierlich, laͤcherlich, ohne 
Zweifel von der ehemahligen Gewohnheit den Kopf auf mancher⸗ 


x Art zu ſcheren, eigentlich in ſolchem Seren. verunftaltet. 
Das fiebet verfchoren aus. Ein hoc gefchorner Here war ehe⸗ 


dem. ein vornehmer Herr. (©, Scheren.) Bon ſcheren im weis 


teffen 


2. As ein Neutrum, mie dem 


Am weitern Verftande aber 
Der Tag iſt verfchienen, iſt 


Wein, Bier SCHERER eingeln verkaufen. Siehe 





verſcharren verb: re, — Einfejarren — ben —4 
Arge anderer entziehen, Etwas in die Erde verſcharren. Dee 
Sund verfcherver feinen Knochen. Hagedorns verhungertes 
Hübndyen verſcharrte den’ gefundenen Demant in den Sand, 


RT 





3 














m "Ye — 


eften Veeſtande iſt Re imDänifiben verffümmeln, und for⸗ 
fkaren verflümmelt, wovon unfer verfchoren gleichfalls abitamı- 
men kann. Go au das verſcheren. 

"Yerfiperzen, verb. reg. act. ı. — hinbringen, ver⸗ 
ſchwenden. Die Zeit verfcherzen. 2. Figürlich, ſich muchwillig, 
vbder aus inbefoniendrit/um den Befie 8 eines Gutes bringen. Sein 
Gluͤck verſchetzen. JZemandes Gunſt verſcherzen. So auch 
das verſcherzen. 

Verſcheuchen, verb. reg. act. ſcheu oder fhiichtern machen und. 
entfernen, Die Vögel verſcheuchen. Die Löwen haben die 

Herde verſcheucht, Jer. 50,7. 
‚Die thränenden Augen, die Peichende Bruſt, 
Ener äfter den Liedreig, verfeheuchen die Luft, Haged, 
vVerſchiden verb.reg. act, in die Ferne ſchicken, in der edlern 
Schreibart verſenden Waaren, Güter verſchicken. Seinen 

Bedienten verſchicken. Jagleichen mit Bezeichnung des Ortes, in 
welchem Falle doch das einfache ſchicken üblicher iſt. Jemanden 
nach Berlin, waaren nad Svanfreich verfhiden. Daher die 
vVerſchickung. 

Verfcjieben, verb. irreg. act. (S. Schieben.) 
ander Ort, aus der bisherigen Lage fehieben, 
wenig verfchieben. 
aus der gehörigen oder doch gewöhnlichen Lage ſchieben. Es hat 





1, An einen 
Den Tifch ein 


ſchiebenʒ auch aufſchieben. Etwas bis zu jemandes Ankunft 
verichieben, es aufeinen andern Tag, auf eine andere Zeit, 
oder bis zu einer andern Zeit verfchieben, verſchiebe deine Bef⸗ 
ſerung nicht. So auch das Verfchieben, und in der letztern Be⸗ 
deutung auch wohl der Verſchub, ©. dasſelbe. 
Anm. Veraltete oder doch im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bes 
deutungen find. 1. Vorftopfen, in weichem Verftande esbey dem 
Srirycker vorkommt, 2. Einem andern Dingenachfegen ; im Nie⸗ 
derdeutſchen. 
dern Kindern nachſetzen. 
Verſchieden, —er, — fie, adj. et adv, welches fo, wie un: 
terfchieden ‚ fo wohl in eigentlicher und engerer, alg in weiterer 
, und figüclicer Bedrutung, gebraucht wird, 1, In engerer find 
. "Dinge verfchieden, fo bald fie nicht einerley find, andere Beſtim⸗ 
mungen, Eigenſchaften, Umſtände haben. Die Gemütber der 
Menſchen find ſehr verfbieden. Sehr von etwas verfchieden 
feyn. Die Pflicht des Menſchen wird durch das verſchiedene 
Maß der befondern Bebdirfniffe und Umflände anderer be 
ſtimmt. Auf fehr verfchiedene Art. 
dem meinigen gar ſehr verfchieden. 2. In weiterer Bedeutung 
wird es oft für mehr gebraucht, mehr für ſich beftehende Dinge zu 


—* 











= REF 


einige, mehrere, Derfchiedene Urfachen haben mid) gehindert. 
Es ſt in diefer Bedeutung weder im Singular, noch in der Adver- 
bial.Form üblich, 

Anm. Derfihieden ift das Mittelwort des veralteten Aetivi 


ce 


4 theilen, bedeutete, in welchem Verſtande es noch im Niederdeut⸗ 
ſchen, ſtreitige Parte ⸗nauseinander fegen, vergleichen, bedeutet, 
Unterfchieden und verſchieden ſind daher völlig gleich bedeutend, 
nur daß diefes in der edlern Schreibart jenem gerne vorgezogen 
wird. 
deutſchen aber undetlegen üblich, welches [0 auf eine abulichegi⸗ 
gur gründer. 


REEL 


* 


un 


Dinges, nach welcher es von dem andern verſchieden iſt; obne 
> Pural: 2. Dasjenige, worin bder wodurch es von dem andern 
verfchieden iſt; inisdemfelben, der Unterfchied, 


In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, , 


ſich verſchoden. e. Figürlich von der Zeit, auf eine andere Zeit, 


Ein Rind verfchieben, es nicht u, es den an⸗ 


Dein vorſchlag iſt von 


bezeichnen. Es kamen noch verjchiedene Perfonen darzu, noch 


verſcheiden, fo fern es ehedem eigentlich abfondern, voneinander . 


Im Oberdeutjchen ift dafür auch zerfchieden, i im Rieder: . 


Die Verſchiedenheit, plur. Sie—en, 1. Die Eigenſchaft eines 


x 
I. 


RIES Der 


1118 


Verfihiebenttih, adj.etadv. welches von einigen ohne Noth 
fürverfchieden gebraucht wird. Am erträglichſten in es noch im 
der Adberbial · Form, für auf verſchiedene Art. Es wird ver= 
ſchiedentlich davon geſprochen. 

verſchienen, ©. verſcheinen. 

Der Verſchieß, des —es, plur. inuf, außer allenfall⸗ von meb⸗ 
teen Arten, die — e, ein von dem folgenden Zeitworte nur bey 
den Mahlern einiger Gegenden übliches Wort, die Handlung deg 
Verſchie ßens in der thätigen Gattung zu bezeichnen, das ift, die 
fufenweife Shwächung der Stärke der Farben, nach den Graden 
der Entferunng. 

DVerfihiefen, verb. irreg. (S. Schießen;) welches in doppelter 
Gattung üblich ift, 

1. Als ein Teuerum. 

1, Mit dem Hülfeworte feyn. a)* Sich ſchnell in die Ferne 
bewegen; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedentung. Das Re 
genwaſſer verſcheußt, (verſchießt,) Jer.ı8, 14. b) Dach Schit⸗ 
Pen/ d.i. ſchnelle Bewegung verſchlimmert werden, nur noch figüt- 
lich von den Farben, mit der Zeit bleicher, ſchwächer an Stärke 
und Lebhaftigkeit der Farbe werden ; in mangen Fällen im ge: 


meinen Leben auch abſchießen. Line Sarbe verſchießt. Die Satz 


be iſt verſchoſſen. So aud von gefärbten Dingen, Der Zeug ver⸗ 
ſchießt, iſt verfchoffen, * 
Wie verſchießen die Jarben \ 
Alter Sreuden des Hofe vor diefem himmliſchen Auftritt! 
Zachar. von dem Morgen. 
©) Fehlſchießen, d.i ſich in der ſaͤ nelen Bewegung beciteen. 
Man gebraucht es hier nur noch in der Bienenzucht, wo der Weiz 
. fer verfchießt, wenn er in einen uneechten Stod fliegt. 

2, Mit dem Hülfsworte haben, auf welche Ati man es im 
gemeinen Leben einiger Gegenden für fehlen, fich irren, gebraucht, 
‚als eine Figur der vorigen Bedeutung, wo aber um der mehrer 
eigenen Thätigfeit willen das Hülfewort haben Kehet. Tin were 
de ich in der Rechnung verfchoffen haben ; wofür andere das fol: 
gende Reciprocum fich verfchießen gebrauchen, 

II. Als ein, Activum, welches in manden Fällen zu einem 
Reciproce wird, 1. Durch Schiegen mit einem Feuergewehre 
alle machen, der ringe nad erfhöpfen. Alle Pfeile, alles Puls» — 
ver, alle Patronen verfchiegen.: Dier Pfund Pulver, zwan: - 
zig Patronen verſchießen. Jugleichen als ein Reciprocum, fich 
verſchießen, alle fein Pulver und Bley, alle Kugeln, alle Pfeile 
uf. f. verſchießen. In einentettwas andern Verftande gibt mar 
einer Schützengeſellſchaft hundert Thaler zu verfchießen, wenn 
man ihr jelbige ſchenkt, die Koften eines Schießens, nebſt den 
dazu gehörigen Prämien zu beftreiten, 2. Feblfchießen , ſich im 
Schießen, d.i. fhnuTl bewegen, irren oder verirren; doch nur in 
einigen Fällen. Go verfchiefen die Buchdruder die Columnen, 
wenn fie felbige falſch oder unrichtig ordnen. Als ein Retiprocum 
fagt man in der Fägerep, die gunde haben ſich verſchoſſen, wenn 
ſie ſich im Jagen verlaufen oder verirret haben. (©. auch das vo⸗ 
rige Neutrum.) 3. Verſperren, befeſtigen, eine auch nur in eini⸗ 
gen Fällen übliche Bedentung; im Riederſ. verſchotten. Im 
Bergbaue verfihieht mandas Gezimmer, wenn man e3 hinter 
den Thurſtöcken oder. Bevieren wit Stangen, Pfoften, Bretern u. 
f.f.vermähret, das Erdreich oder Geftein aufzuhalten, 4. In die 
Kerne ſchießen, oder vielmehr verſchießen machen, vonden Farben; 
nur alsein Aunſtwort der Mahler, welche diegarben verſchießen, 
wenn ſte ihre Stärfe oder Lebhaftigkeit nach den ver chledenen Gra⸗ 
den der Entfernung ſchwächen, ſo daß ein Gegenſtand in derFerne 
zu ſtehen ſcheint. So werden Figuren, Gegenſtände uf f. ver: 
ſchoſſen, durch verhältnigmäßig Shwädhnug nicht allein der Far⸗ 
ben, ſondern auch des Lichts uud des Schattens, Franz. degra- 

cd & r 


u a ec re u ni re) 
y * 
— 


1110... a 3 


- tere Einfthnitte, } * 
So auch das Verfchießen, in allen vorigen Bedeutungen. 
DVerfihilfen, verb. reg, 1. Als ein Neutrum mit dem Hilfs 
worte feyn, von dem Schilfe verfiopft, damit bewach ſen werden. 
Einen Graben verfihilfen Iaffen. Dev Fluß ift verfchilfe. 2. Als 
ein Ketivum, in welchen Verſtande es bey den Glaſern üblich iſt, 
«welche das Glas in der Nuth des Fenſterrabhmens verfchilfen, 
i das Waſſer abzuhalten. Daher die verſchilfung. 


Derfihimmeln, verb, reg. ngutr. mit dem Hülfsworte feyn, 


mit Schimmel üderzögen und dadurch unbrauchbar gemacht wer« 
‚den. Das Brot iſt verſchimmelt. verſchimmeltes Brot. 
Derfchimpfen, verb.reg. act. welches im Oberdeutſchen und 
im gemeinen Leben einiger Gegenden für beſchimpfen üblich iſt. 
Derschimpfe, die ſich an mich reiben, Opig, Im gemeinen Le» 
; ben verfehimpft man etwas, wenn man es förperlich verunſtal⸗ 
2 tet, welches im höhern Grade verläftern genannt wird. Dee eds 
"fern Schreibart ift diefes Wort unbefannt. So auch die Der- 
-. Schimpfung. i 
- Verfchladen, verb. reg. act. in Schladen verwandeln. Das 
Siſen verfchlader fi leicht. Im engften Verſtande pflegt man 
gerſchlacken und in Schlafen verwandeln in. der Metallur je 
noch zuunterfcheiden ; erfteres geſchiehet, wenn man die Metall⸗ 
muülter and diedem Metalle beygemifchten fremdartigen heile in 
Schlacken verwandelt, fo daß das Metall unberührt bleibt; Teßte- 
"res aber, wenn man dag Metall ſelbſt in Schladen verwandelt, 
So auch die Verfhladung. - » 7 Es 
Derfchlafen, verb.irreg. act, (S. Sphlafen.) 1. Durd Schla, 
- fen verfäumen, Die gehörige Zeit verichlafen.. Sein Glüd, 
eine Arbeit verfchlafen. Im Dberdeuifchen fagt man auch, fich 
verschlafen, die gehörige Zeit verfchlafen,, länger ſchlafen, als 
\ man wollte. 2. Das Mittelwort verfchlafen bedeutet über dieß 
noch, als ein eigenes Bey» und Nebenwort, Fertigkeit befigend, 
über die Gebühr zu fchlafen. -Verfchlafen feyn. Ein verfchlafe: 
ner Ülenfch (©. Der 6.) Daber die verſchlafenheit, die Eigen» 
ſchaft, Fersigfeit, da man verſchlafen ift. ; 
Der Verſchlag, des — es, plur. die — fchlage, von dem fol, 


genden Zeitworte ,. doch nur in einigen Fällen deſſelben. . Die. 


"Hanklung des Berfchlagens, d. i. Überfchlagens, wo es für über 
ſchlag oder-Probe nurin einigen Gegenden und Fällen üblich iſt. 
So wird in den Salzfiederegen, die mit der Salgfoble angeftelfte 
Probe der Derfchlag genannt. Daher die verſchlagſohle, das 
Derfchlagefien, die Mahlzeit, die dabey gegeben wird, u. f.f. 
2. In andern Gegenden ift der verſchlag fe viel, als der Verkauf 
einer Waare, eine im Hochdeutſchen gleichfalls ungewöhnliche Br- 
deutung. 3. Von verfchlagen, Wirfung baben,. Nusen bringen, 
iſt der Verfohlag, der Vortheil, Nugen. 4. Im Hochdeutfchen 
gebraucht maun dieſes Wort nur allein ven einem verfchlagenen, 
d.i. mit Bretern abgefonderten Raum ineinem größere. Einen 
verſchlag machen. . F 
Verſchlatgen, verb. irreg. (S. Schlagen,) welches nach Maß⸗ 
gebung des einfachen Zeitwortes und der Partikel ver in verſchie⸗ 
denen Bedeutungen gebraudit wird, Es iſt in doppelter Geſtalt 
üblich. ; 
1. Als ein Yetivum. 3. Durch Schlagen verbrauchen , in 
- welchem Falle man 3.B.fagt, alle Nägel verſchlagen, alle Nä- 
gel einfchlagen,, und dadurch verbrauchen. 2. Durch Schlagen 
yerfchliegen, zufchlagen, Safler, Bälten verfchlanen, fie zuna- 
geln-oder zuſchlagen. Zu den Salzkothen werden die Pfannen 
verichlagen, wenn fie geflidt werden. -3. Durch Schlagen ahfone 
dern. In dieſem Verftande fagt men noch zumeilen, eine Ram 
mer, ein Zimmer, einen Kaum verfchlagen, wenn man einen 


— Arch Sie Kupfeeſtecher verfhiegen durch feinere und dich⸗ 
durch zu viele Härte ſchüchtern und furchtſam macht, wofür auch 
unterſucht wird. Die Sohle verſchlagen, (S. verſchlag) Im 


. bar gebraucht. 6. In die Ferne ſchlagen, ingleichen durch oder im 


- feiner $abrt verfehlagen werden. Ein verfchlagenes SHif 


‚Ein verwunderes Wild har ich verſchlagen, wenn es an einen 


„ein Wild in den Zeug, wenn e3 ſich iu demfelben verwidel, 


‚an ff. verfchlagen. : 7. Eine Minze verfhlagen, in einigen 
„ Gegenden, fie verrufen, abwürdigen, in andern Öegenden au , 
abſchlagen. ee ’ 


‚mehren, dem Auſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen, welche 
doch insgefammt in dein Gebrauche des einfachen Zeitwortes ges 


tungen des Zeitwortes. a. Bey den Jägern,verfchläge das Birk⸗ 
„geflügel, wenn #8 aufböret zu fchlagen, d. i. zu locken, welches 


daſelbſt auch verbleffen genanut wird. b. Eben daſelbſt hat der 
Sirſch verſchlagen, wenn er den Baſt von ſeinem Gchörne völlig. 


‚Füßen äußett, Sich verfangen, iſt in eben denrfelben Verftande 


. verlanateWirfung hervor bringen, fo wie verfanzen und anſchla— 


et EV # * er a N — — 


PIERRE: 








Tbeil deſſelben durch eine leichte Wand von angefchlagenen Bre⸗ ; 
tern obfondertz wofür doch einen Dorfchlag machen, üblicher ff. - 
(S. verſchlag 4. Zu fehr fchlagen, eine nur in der Jãgerey üb - 


J — 


liche Bedeutung, wo man einen gund verſchlagt, wenn man ihn 


überſchlagen üblich iſt. 5. Für überſchlagen, der Zahl oder Gröw _ 
ße nach ungefähr beſtimmen, wo e8 doch nur in engerer Bedeutung _ 
in den Sa’zwerfen üblich iff, wennder Gehalt der Salzſohle genau ' 


Niederſ. iſt verflaen auf der Wage unterfuchen, Schwed förllg, 
‚welches aber auch zahlen bedentet, und zwar nach einer fehr alten 
Bedeutung, in welcher Ottfried fhonunfirflagen für unzähl- 


Schlagen vericven, verlieren ; wo es wieder inverfchiedenem Vers ⸗ 
frande vorfommt, a, Einen Ball verfchlagen, ihn im Schlagen ° 
verlirren, fo fehlagen, daf man ihn nicht wieder finden ee SE 
„der Seefahrt wird. man von dem Winde verfehlagen, wennman 


durch denfelben von feiner Fahrt abgetricben wird, De Sum, 


verſchlug das Schiff an die Rufe, an eine wüfte Inſel. Don. 


Bey deu Jägern wird es als einKeciprocum gebraucht. Der Schuß i 
verſchlãgt fich,wenn er au einen unbekannten fal ſchen Ort geräth. 
unbekaunten Ort gerathen iſt. c. Eben daſelbſt verſchlagt ſich 


d. Figürlich ſagt mar, ſich etwas verſchlagen, ſich am den möge 
lichen Genug eines Guten bringen, faſt fo, wie perſcherzen, dach 
mit einem merflichen Unterſchiede. Dev Baufmann verfchläge 
fi feine Runden, wenn er durch-fein Betragen macht, dag fie 
fi von ihm wegwenden. Sich eine gute Seivard, fein Glück 


Abe 


IE. Als ein eutrum mit dem Hüffeworte baten, gleichfalls . 


— 


52* 


gründet find, 1. Auſhören zu ſchlagen, in verfchiedenen Bedeu⸗ 


abgeſchlagen hat, wofür auch verbaſten üblich iſt, 2. Wer fehe 
Falte Körper etwas von ihrer frengen Kälte verlieren, fo daß fie 
„ohne heftige Empfindung angegriffen oder genoffen werden können, - 
ſo fagt man, daß fie verfchlagen. Das Waffer verfchlagen Taf - 
fen. Das Bier nicht anders, als verfchlagen trinken. ver— 
ſchlagener Wein. Im Hochdenifchenift überfchlagen in eben 
dẽmſelben Verſtande üblich, 3. Ein Pferd verſchlagt, hat ver 
ſchlagen, wenn es wegen plötzlich unterdrückter Ausdünſtung 
krank wird, welche Krankheit ſich zuerſt durch eine Steife in den 


— ⏑— 


is: si 


üblich, befonders, fofern das Verfchlagen von den Winde oder ei⸗ 
nem bißigen Srunfe herrühret. (S. auch Rehe.) Zwar faat man 
auch, ein Pferd iftverfcplagen, allein alsdann iſt es dag Mittele 
wort mit dem Zeitworte feyn. Bin verfchlagenes Pferd. 4.Die 


a ieh Fin nn 





gen; vorzüglich mit der Verneinung. Die Arzeney will nichts 
verfchlagen. Es verfchlägt nichts mehr ‘bey dem Brankfen, 
Rein Biften wollte etwas verfchlagen. Das Kann nichts vers ' 
Schlagen, fann nichts helfen. 5. Austragen, ausmaden. Es 
verſchlägt nicht viel, der Unterſchied trägt wenig aus. Es ver⸗ ; 
foplage viel, der Unserfchied beträgt viel. In noch weiteren Bere | 
ftande, 


en Yo Be Abu * 






vVer NEN 


er — daran en feun. £s vafhläg olet, ei viel date 
2 an gelegen, eigentlich, der Unterſchied zwifchen beyden Fällen bes 


“ terfchied, iſt daher gleichgültig. Wenn die Perfon ausgedrndt 
— wed fo ftebet jelbige, fo wohl der ganzen Analogie der Sprache, 
als auch den beten Bepfpielen nah, in der dritten Eudung. Es 
verſchlagt mir nichts, if mir gleichgültig. Das kann mir nicht 
viel verichlagen. Dev Srau verſchlug das nichts, Gel. Was 
Penn denn das meinem Wirth verſchlagen? eben derf, Was 
Würdees ihnen verſchlagen, wenn u.ſ. f. Leſſ. Zwar heißt es 
mich ein Wort nichts verfehlägt; i leichen: aber das verfchlug 
mich nichts; und an einem-andern Drte: was kann fe denn 

nn. dagverfihlegen, ob ich ihnen aus diefer oder jener Urfache gez 
d wogen bin; doch das geböret mit zu den Kleinen Fleden, von wel 
. ‚chen diefer font fo reine Schriftſteller nicht ganz frep it, 6. Von 

E * einer jestveralteten Bedeutung, nach welcher. es chedem fchlau, 
Be .. uf ‚und in weiterm Verſtande auch flug fepn, bedeutete, ift 
das Mittelwort verfplagen, als ein eigenes. Bey- und Res 
ankrt üblich, Geſchicklichkeit oder Fertigkeit befigend, feine Abe 








=> gründet, wo es mit liſtig wohl größten Thells gleich ra 
©. md ſo wie diefes, jo wohl in einem unfhädlichen Verſtande, 
5% als aud) in einem nachtheiligen, gebraucht wird, und alsdann den 
Ein 


rs Gebrauch diefer Fertigkeit zum Schaden anderer bedeutet. 
4 verfchlagener Menſch. Ein verfchlagener Kopf. Line ver- 
ſchlagene Antwort. Weine Seinde find verfeplagen und ha⸗— 
ben gefhwinde Raͤnke, Pf. 64,7. Sie ift die verfchlagenfte 
Perfon, die ich nur Fenne. (S. auch verfhmige.) Ju Preußen 
ſagt man in diefem Verſtande befeplagen, im Schwed. fo wohl 


wort ift ned; in dem Island, lägur vorhanden, welches gleich- 


. und Slägd, der Betrug iſt. Aus allem erhellet, daß ſchlagen 

ebedem auch von gewiſſen ſchnellen Fähigfeiten des Beiftes ge⸗ 
braucht worden, fo daß unfer Flug, vielleicht auch ſchlau, genau 
5. damit verwandt find. (S. dieſe Wörter.) Der nachtheilige Ne⸗ 
7° Benbegeiff des Schadens anderer iſt diefem Worte fo wenig we» 
fentlich, als dem orte liftig ; obgleich. beyde häufig mit demfel- 
ben gebraucht werden. Bey dem Apderdian kommt auch ein. Acti⸗ 
2: eum verfchlagen, für detriegen, ingleichen duch Gaufslep ver» 
blenden, vor. 





2 tungen, ſchon febe alt, Einige Oberde atſche Schriftficller gebrau⸗ 
we chen das Activum auch anftott des einfügen Zeitworses ſchlagen. 
* Die aller Meynungen verſchlugen in den Wind, Opitz. 
Das Hauptwort dleverſchlagung wird felbft in den Bedentungen 
+ des Activigvenig gebraucht; das Derfglagen bingegen iſt in bey⸗ 
deun Formen üblicher. 
Die verſchlagenheit, plur, inuf, die Sinenfhekt eines Din⸗ 
; geg, da es PER ift, in 144 letzten Depsäfung de3 Zeit⸗ 
er. wortes. 





gen, probieren, in den Salzwerken einiger Gegenden, ein Beam- 
ter, welcher die Salzfohle ptobieret; der Probieren, 


on verſchlagẽ ſen, des —s, plur. ut. nom. fing, S, ver⸗ 
7 Schlag. 


tch und runden Bahn, ſtarke Bleche damit zu verdünnen, 
Be 2, Aufi. 





tragt viel, Das verfchlägt nichts, macht feinen.erbeblihen Uns - _ verffopfen, 


auch bey den ©: Here: ich habe es ihnen ja ſchon gejagt, daß 


ſichten auf eine, andern verborgene Art zu erreichen und darin ges 


"bellagen, als förllagen; ſelbſt nufer befhlagen, Kenntuiß - 
von etwas haben, und Anſchlag, gehören bierher.. Das Stamm⸗ 


fals liſtig, verfchlagen bedeutet, dagrgen im Schwedifen Slug > 


Ann, Das ganze Zeitwort iſt, wenigſtens in einigen Bedeus 


Der Verfäyläge, se — ütnom, Brig, von verfchlas 


E Der Verfiplanbammer, des —s plur die — bammer beh 
Ir, ben Kupferſchmieden, ein ſtarker Schnriedehammer nit einer brei⸗ 


BR 


1122 


Die Verfhlaufshle, plur. car. ®, Verfiälan, 


1. Derfchlämmen, verb. reg. act. wit Schlamm überziehen, ) - 

Die Graben find verfpkimmt. Der Sluß ver: 
fchlämmt die Wiefen. Daher die Verfchlämmung. 

2. Verfchlämmen, verb. reg. act. dur Schlämmerep derich«. 
ten, durchdringen. Sein Vermögen | verfchlämmen, Ingleichen 
mit Schlämmen zubringen. Die Zeit verſchlammen. Siehe 
2.Schlämmen. > 

Verſchlaͤudern/ verb: reg, act. unnüß und mit einem boben 
Grade der Nachläffigkeit verthun, Sein vermögen verſchläu— 
dern. Ein Raufmann verfchläudere feine Waaren, wenn er 
fie obne div gehörige Aufmerkfamkeit auf den vernünftigen und nö⸗ 
tbigen Gewinnan Mann zu bringen fucht. Die Zeit verfihläus 
dern, ſie unnüg und forglos zubringen, 
verfchlaudern. S. Schläudern. 

Derfchlechtern, verb. reg. act, ſchlechter machen, im Gegen ⸗ 
ſatze des verbeſſerns; ein wenig übliches Wort, wofür im den 
meiften Fällen verfoplimmern gebraucht wird. 

Derfchleichen, verb. irreg. recipr. (S. Shleihen) SH 
verſchleichen, ſich ſchleichend entfernen, ſich unbemerkt ans dein 
Geſichte verlieren. . Ein Thier verfchleicht fich. Kiler, ihr 
a die ihr der traurigen Eleone jo langfam Pe R 

fe 

Verfchleifen, — reg. act. ı. Auf ungebührliche Het in die 
Länge ziehen, nur au einigen Orten, Emmen Prozeß verfchleifen, ‘ 
ihn. langw ierig machen. 2. Auf ungebührliche Art an einen and ırn 
Ort bringen. So wird eine Sache, ein Rechtshandel verſchleift, 
wenn man fie Auf eine ungebührliche Art an einen andern Ort an⸗ 
hãngig zu machen fucht, Im gemeinen Leben ift verfchleifen oft 
beimlich berfchleppen, auf welche Art untreues Gefinde der Herr: 
ſchaft Eßwaaren, Speifen uf. f. verfchleift. So auch die ver⸗ 
Schleifun 3: 

) Anm. In der Dentichen Bibel kommt es in veralteten Be 

flande als ein Nentrum für verfchliefen, fi verſchlupfen, 

verkriechen, vor. Das Waſſer verſchleifti in die Erde, 2 Sam 

14,14 

Verſchleimen, verb.reg. act. mit Schleim anfüllen, verfiopfen, 

ſich verfihleimen., mit Schleim augefüllt werden. verſchleimte 
Gedärme, Daher die verſchleimung. 


"Derfihleißen, verb. irreg. (6. Scpleigen,) welches im Hoch» 
deutfihen ungewöhnlid, im Dber: und Niederdeutſchen aber deſto 
gangbarer iſt two es in doppelter Geflaltvorfomut. * 

1. Als ein Neutrum mit dem Hülfswogte feyn, (1) Durch den 
Gebranch abgenügerwerden. Alles Sleifch verichleißt, wie ein: 
Bleis, Sir, 14, 18 

Ich febe meinen Leib els ein G:wans verſchleiſſen, Car. 
‚Bin verfihliffenes Rlerd, ein abger<agenes, in Oberdeusfchen, 
(?) In weiterer Bedeatung, vergeben, verfchivinden. Ehe zehn 
Fahr verſchleißen werden, Die Zeit verfchleige geſchwinde. 
2.03 ein Yerivum, : (1) Verfchleigen machen, durch den 
Gebrauch verderben, abnützen. Dirie Kleider verfäleißen. (2) In 
weiterm Verſtande, verbringen, zubringen, Die Zeit mußig _ 
verſchleißen. In Betrachtung der kurzen Zeit, fo Ich bier: 
bey verſchloſſen, Opitz; wo das Mittelwort verſchloſſen lau⸗ 
tet, anſtatt des üblichern verſchliſſen. Es iſt alsdann von ver— 
ſchllefen, welches im Oberdeuiſchen auch für verſchleißen ger 
br.ucht wird. 


Die Zeit, fo wir Herfchließen, 
Pflege als ein Strom zu fließen, Opitz 
* Als Wanre verkaufen, noch ſehr häufig‘ im Oberdeuffchen. 
Seine Waarezu verſchleißen ſuchen. Zu Wien wird derjenige, 
Sbhb welger 


Im Oberdeutſchen — 


1123 - Ber 


welcher den Verfauf des Salzes —— der 
genannt. S. verſchließ. 

Daher das Derfi Hleißen, und im shätigen Verſt ande ab wohl 
die verſchleißung. 


Anm, Schon bey dem Ditfried if firflizan, jerfchneiden,zers 


reißen. Das Riederf. verfliten, von fliten, ſchleißen, bedeutet 
fo wohl abnügen, als auch ſchlichten, einen Streit beylegen, ingleis 
en fich in jemandes Gemüthsart ſchicken, ihn mit Nachſicht be⸗ 
handeln, ihm nachgeben. 

Verſchlemmen, ©. verſchlämmen. 

Verfchlendern, verb. reg. act. mit Schlendern zubringen,- 
Die Zeit verſchlendern. Den Tag verfchlendern. ©. Schlen⸗ 
dern: . 

Derfi chleppen, verb. reg, act. ı. Ai einen ungehörigen Ort 
fhleppen. Ingleichen in engerer Bedeutung, auf ungebührliche 
Art entfremden, beySeitezu fehaffen fuchen. So kann ungetreues 
Geſinde vieles verfchleppen. (S, Verfopleifen.) 2. Im gemeinen 
Leben fagt man auch, viele Kleider verfchleppen, durch ſchwere 


Arbeit, oder auch durch Nachläſſigkeit abtragen, verbrauchen. So 


auch die Verfchleppung. 
Derfihleudern, S. Derfchläudern. _ ; 
Derfchleyern, verb, reg. act, mit einem Schleyer verhüllen / be⸗ 


deden. Sein Geflcht verfleyern. verſchleyert einher gehen. 


Derfihliefen, verb. irreg. recipr. (S: Schliefen,) welches im 
Hderdeutfchen häufiger ift, als im Hochdeutſchen, ſich fchliefend 
verbergen, fich verfriechen ; wovon fich verſchlüpfen das JInten ſi⸗ 
vnm iſt. Die Mäufe verfihliefen fich indie Löcher. 


* Der Verfchließ, des—es, plu:. car. von verfchleißen, verkau⸗ 


fen, abſetzen, ein nur im Oberdeutſchen übliches Wort, den Ver⸗ 
trieb einer Waare zu bezeichnen; im Niederſ. Slete. Dirlender- 
ſchließ haben, vielen Abgang an Waaren. 
—— verb. irreg. act. (S. Schließen.) ı. Vermictelft 
eins Schloffes zumachen, verfperren, Die Thore, die Thuren 
verschließen. Ein Zimmer, ein Haus, die Stadt verſchließen, 
durch Verſchließung der Thüren. Eine wohl verſchloſſene Thür, 
ein verſchloſſener Ort. Jugleichen in verſchiedenen figürlichen 
Bedeutungen, Den Leib der Mutter, den Simmel, daß er nicht 
Regen gebe, verfchließen, in der Deutfchen Bibel. Sein Herz 
vor jemanden verfipließen. Dem Grameden Zugang zu feis 
nem Herzen verfchließen. 
Ich ſuch' umfonft mein Herz dem Bummer zu verſchließen, 
Cron. 
Der Bach, den Eis verſchloß und Sonn?’ und Weſt entſte⸗ 
geln, Hag. 
Das ſtolʒe verdienſt verſchließt ſich den Zutritt zu den Großen 
und verachtet den Zutritt zu den Niedrigen, Gel. 2, An-einem 
verfchloffenen Orte verwahren! ...Sein Geld verschließen. Sig 
verschließen, einfchließen. Figürlich heißt es Gal. 3, 23: wir 
waren unter dem Gefeg verfchloffen. ; 
Die Derfchliefung, plur. die —en. 1. Die Handlung des 
Verfchließens , in beyden Fälen, ohne Plural, 2. An den 
Schlöffern wird derjenige Riegel, welcher die Thür eigentlich zus 
ſchließt, die Verfchließung genannt, Kin Schloß mit zwey Ver: 
ſchließungen. 
verſch limmern, verbireg. act, ſchlimmer machen, Kine Sa⸗ 
che verſchlimmern. Sich verſchlimmern, ſchlimmer werden. 
Die Krank heit verſchlimmert ſich. Daher, die verſchlim⸗ 
merung. 


Verfiglingen, verb.irreg. act. (S. Schlingen) 1. Von . 


ſchlingen flectere, iſt verfchlingen, in einander ehlingen, Der 
Saden bat ſich verſhlungen. Ein verfchlungener Knoten. 
2,83 foplingen, glutire, ganz hinab oder hinunter ſchlingen. 


Ber 


Der Waltäfch — Zonam. Die Erde verfchlang ie 
Rorte Korah, Moſ. 16, 13. Dondem Meere, von dem Waſ⸗ 
fer, von den Welfen, von einem Raubtbiere derfchlungen wer- 
den. Ich nahm das Büchlein und verfchlangs, Offeub, 10,9 
ı0, Jugleichen figürlich. 
Seinken verzehren, in der harten Schreibart. Sein But mit gu: 
ven verfchlingen, Luc.1 5,20. Das Erbrheil des Serren,2Sam; 
20,19, 2. Der Gottloſe verſchlingt den zrommen, Hab, 1,13, 
3. fine Sylbe, ein Wort im Reden verfchlingen, auch verichlas 
Een, fie aus Eilfertigfeit der Ausfprache verfchweigen. 4, Meine 
Begierde verfchlang den Inhalt des Briefes, Dufh. Seine 


gievigen Augen verſchlangen die Pracht, die ihn umgab, ohne 


ihn zu fättigen. 
So au die Derfchlingung, in beyden Fällen. 


Anm. Bey dem Oitfried, Rotker und andern alten Oberdeut⸗ 
ſchenSchriftſtellern nur firllinden, verſchlinden, von ſchlinden, 


für ſchlingen. 


Derfi re verb. reg. act. ganz binab fhluden, — 


ſchlucken. 1. Eigentlich. Eine Pille verſchlucken. Mücken 
fäugen, BR Bamehle: verfchlugen, Matıh, 23, 24. Kine 
Nadel verſchlucken. 
Röhre kann das Waſſer nicht alles verſchlucken. 2. Figürlich. 


(1) Ein. Wort, eine Sylbe verſchlucken, wie verſchlingen, ſe 


ans Eilfertigfeie der Ausfprache im Reden überbüpfen, verſchwei⸗ 

gen.” (2) Durch Schlucken zurüd halten, in einigen - Fällen, 

. Weinen verfehluden. Den Schmerz verſchlucken, wie ver⸗ 
eißen. 


Dergleichen Beſchuldigungen find ſchwer zu verſchlucken. 
So auch das verſchlucken, und, ſeltener, die verſchluckung. 


verſchlummern, verb.reg, act, mit Schluinmern zubeingen, — 


verbringen. Die Zeit verſchlummern. 
Laß den ſtolzen Bewohner 


Hoher Pallaſte den berrlichfien Morgen nur — ver⸗ 


ſchlummern, Sadarı 
Ingleichen durch Schlummern verfänmen, verlieren, Sein Glück 
verfchlummern. 
Derfchlüpfen, verb.reg, recipr. Sic gerfehlüüpfen, ſich ſhin 
pfend entfernen, verbergen; das Intenfivum von verſchliefen, 
‚ welches, fo wie diefes im Hocbeutfähen wenig geböret wird. 
Verſchmachten, verb. reg, neutr, mit dem Hülfsworte feyn, 


big zur Erſchöpfung aller Kräfte ſchmachten, vor Schmachten ver⸗ 


geben; eigentlich von einem hohen Grade desDurftes und derHige, 
in weiterer Bedeutung anch von dent Hunger, und figürlich auch 
von der Sehnſucht und ängftlicheın Harren. Vor gige, vor Duck 
verſchmachten. Ganz verſchmachtet ſeyn. Vor Hunger ver« 
ſchmachtet, 5 Mof. 32,24. Ceib und Seele, meine Gebeine 
verfchmachten, in der Deutfchen Bibel. 
Warten der Dinge, verfehmachten, Luc, 21,26, 
verſchmachten und'die verſchmachtung. 
verſchmahen, verb. reg. act. welches in doppelter Geſtalt vor⸗ 
kommt. 1. *Als ein unperfönliches Zeitwort, wenigſtens nur in 
der dritten Perfon. Das verſchmähet mich, ift mit empfindlich, 
ich ziehe eg mir zu Hoßne, zur Schmad. Dis lob beginnetvil 
frowen’verlman, Heinrich von Morunge. Ich han fo vilda- 
her geklagt, Das es ver[mat den Kinden, Reinmarder Ale 
te, der es aber wider jdie Sewohnheit mit der dritten Endung der 
Perſon gebrauchet. Es iſt in dieſer Bedeutung im Hochdeutſchen 
veraltet, ſo wie das Niederſ. verfmade en, welches ehedem eben fo 
gebraucht wurde 
2. Als ein verfönliches Zeitwort. (1) Mit Schmach belegen, 


Daher dag 


als ein Jutenſivuun von dem eiufachen — fehr fchmäben, 


aus⸗ 


1124 


1, Durch Unmäfigfeit im Effenund - 


Die Erde verſchluckt das Waffen, Die 


(3) Vorwürfe, Derweife verfchinden, wie ver 
dauen, fie anhören, ohne feine Empfindlichfeit merken zu laffen, 


vor Furcht und. vor 








2. eh * a an; "eine Bedeutung, welche wenig mehr vorfomimt, 
in —— verfepmäber werden. Im Oſterreichiſchen iſt 
daher verſchmach noch Zorn, Beleidigung. (2) Verachten; eine 


Bi = ſehr alte Bedeutungsin welcher ferfmahen ſchon bey dem Notker 


borkommt. ‚Du machen fie zu Schanden, denn Gott ver: 
. ſchmahen fie, Pf. 53,6. Wie bar mein Herz die Strafe vers 
ı fihmäher! Sprihw. 5,12. Es tauget gar nipts, daß man 
einen armen verſtändigen verſchmähet, und einen veichen 
Gottloſen ehret, Sir. 10,26. Und fo in andern Stellen mehr. 
Es iſt in diefer weirernBedentung imHochdeutfihen gleichfalls ver» 
altet, wo man es nur noch in engerer gebraucht, aus Verachtung 
- nicht annehmen wollen, aus Berinafpäsung ausfchlagen. wil 
fimih ze fruinde verlmahen, Heinrich von Sär. Kin Ger 

5 e mayen. ’ 
; en _. De mitzittern glaubft, und bald aus Stols ver: 

2 ſchmaͤhſt, 
Und bald, wenn du dich fühlf, vom Simmel trotzig 

. 2 3 . -flebft, Leff. 
So auch die Verfhmäbung, welches Wort in der erfien per⸗ 
föntichen Bedeutung au den Plural leidet. 

Anm. Im Niederſ. verſmaden. Es find in diefem Zeitworte 
zwey verſchiedene, aber doch verwandte Bedeutungen zufammen 
gefloffen, die von Schmach und dem einfachen ſchmähen, und die 
von dem alten noch Riederdeutfchen fma, Bein, geringe, verächts 
Lich, welche letztere in der legten Bedeutung herrſcht. ImSchwes 
=. Difehen find daber beyde Bedeutungen auch in dem Beitiworte vers 


ſchieden; förlmäda, iſt dafeldft verſchmahen, fehr ſchmãhen, 


nd förlmä, verſchmähen, verachten. 

———— er reg, act. mit Schmaufen alle machen, 
> Succhbringen, Sein Vermögen verfhmaufen. Ingleichen mit 
Schmaufen zubringen, verbringen, Die Zeit verfihmaufen. Das 
ber das Derfchmaufen, 


Derfchmeißen, verb.irreg. act. ©. Schmeißen,) welches im 


3 gemeinen Leben für verwerfen gebraucht wird, d.i, an den unrech⸗ 
ten Drt ſchmeißen, oder werfen, beſonders, wenn derfelbe unbe» 
kannt iff. 

Perfepmälzen, ein Zeitwort, welches in doppelter Geftalt vor« 

« Fommt. 2. * Als ein Heutrum mit irregulärer Abwandlung, 

md dem Hälfeworte feyn, völlig fhmelzen. Wenn aber die 
Sonne heiß fehien, verſchmelzte (verſchmolz) es, das Manna, 
2Mof.ı6,21, Das Abgebrannte muß im$euer — 

en, Ezech. 24, ı2. Gleichwie Wachs vor dem Seuer ver: 
——— Mich, 1,4; und fo in andern Stellen mehr, Es 
iſt In diefer Bedeutung im Hochdeutfhhen veraltet, wo zerſchmel⸗ 


sen dafür üblicher iſt. =. Als ein Activum, welches gewöhne 


lich zwar auch irregulär abgewandelt wird, aber billig regulär 

ſeyn follte, (S. Schmelzen.) (1) Durch Schmelzen alle mas 
‚chen, der Menge nad erfhöpfen Alles Bley verſchmelzen. 

) In der Mahlerey iſt verſchmelzen, vertreiben, fo unter 
einander mifchen, daß eine Farbe auf. unmerfliche Art in die 
andere ſchmelze oder übergehe. Die Sarben find nicht gez 
börig verſchmelzet oder verfchmolzen. (Daher ‚bie ver⸗ 

melztun . — 

— verb. reg. act. aufpören, Schmerzen über et⸗ 
was zu empnnden, und in weiterer Bedeutung, die Folgen eines 
Übels nicht mehr empfinden. Ich habe den verluſt noch nicht 
zerfehmerse.” Der Schade ift leicht zu verſchmerzen. 

34 gleich fein Kleid nicht fein und bunt, 

j Das Kleid Fann ich. verſchmerzen, Weiße. 

Ingleichen feinen Schmerz, und in weiterer Bedeutung, feine ums 
. angenehme Empfindung einer Sache ungerdrüden, nicht merklich 

. wersenlaffen. Ich verſchmerzte dieß, da meine Pflicht, alles 


v. 


verſchmieden, verb. reg. act, 


Derfdpneiden, verb.irweg.act, (S.Scneiden.) 


Der 1126 
zu verſchmerzen, mis jege ſchon überaus wichtig geworben 
war, Sonuenf. Daher das verſchmerzen. 
m ı, Us Materialien zum 
Schmieden gebrauchen. Auf diefem Eiſenhammer wird lauter 
ſchmeidiges Eiſen verſch miedet. 2. Durch Schmieden alle mas 
chen. Alles Eifen verſchmieden. 


Verſchmieren, verb. reg. act. ı. Durch Schmieren ale machen, 


„Dielen Lehm, allen Kleifter verfchmieren. Ingleichen durch 
ſchlechtes Schreiben. Viele Dinte, alles Papier verfchmieren. 
2. DuchSchmieren oderZufchmieren verflopfen. ‚Die Kigen mit 
Pech, mie Lehm, mis Ralf verfchmieren. Einen Ofen. ver: 
ſchmieren, die Rigen an dem ſelben. Figürlich verfchmiert man 
im Bergbaue die Gänge, wenn man fie verfegt oder auf andre 
Art verbirgt. So auch das Derfchmieren, 


Verſchmitzt, —r, —efte, adj. et adv. welches eigentlich das 


- Mittelwort von einem ungewöhnlichen oder doch längſt veralteten 
Zeitworte verfchmigen ift, und mit ſchlau, liſtig und verfchla= 
gen größten Theils gleich bedeutend iſt. Kin safı chmitzter 
Menſch. überaus verſchmitzt ſeyn. Kin verſchmigter Ein⸗ 
fall. Daber die verſchmitztheit, die Eigenſchaft, da man ver» 
ſchmitzt iſt. 

Anm. Die eigentliche Vedeutung des Zeitwortes in dieſer Zus 
fammenfegung iſt dunkel; indeſſen ſcheinet bier eben dieſelbe Figur 
Statt zu finden, welche in verſchlagen in eben derſelben Bedeu⸗ 
tung berrſchet. Schmigen ſcheinet hier ein Intenſivum von ſchmei⸗ 
de, fchmeidig zu feyn, da denn verſchmitzt eigentlich im hoben 
Grade geſchmeidig, und figärlich, bereit, fich in ale Fälle zu 
fhiden, bedeuten würde, Friſchens Ableitung von den Schmit⸗ 
sen der Ruthe, welche die Kinder klug machen, ſchmeckt ein wenig 
zu fehr nach der niedern Schule, 


Verſchnappen/ verb, reg. recip. Sich verſchnappen. 1. Fehl 


ſchnappen, nach etwas ſchnappen, ohne zu erhaſchen; iugleichen 
figürlich, die gehoffte Beute verfeblen, beydes nur im gemeinen 
Leben. 2. Sich im Reden aus Übereilung bloß geben, ang Under 
dachtfamfeit etwas fagen, was ung nachteilig werden fann, ſich 
durch Worte verrathen. Wie kommts, daß man fih fo außer: 
ordentlich betroffen findet, wenn man ſich verſchnappt hat? 
Hermes. verſchnappe dich nicht. ° In manchen gemeinen, bes 
fonders Niederdeutſchen Mundarsen, verfchnubbeln, verfnavein, 
verflabbeferen. ö 


Verſchnauben, in der edlern Sprechart verſchnaufen, verb. reg. 


neutr. mit dem Hülfsworte haben, eigentlich, aufhören zu ſchnau⸗ 
ben oder zu ſchnaufen, d.i. nach einer heftigen Bewegung wieder 
zu Athen fommen, Die Pferde verſchnauben Iaffen. Laf mich 
erſt verfchnanfen. - In einigen Dberdeutfchen Mundarten vers 
ſchnieben, welches irregulär gehet, im Niederf, verfnuven, vers 
pufien, von puften, blafen, ſchnauben. 
+, Als Ma⸗ 
terialien. zum Schneiden gebrauchen, befonders an einigen Orten 
von ſolchen Krämern, welche allerley Zeuge einzeln oder Ellen- 
weiſe verkaufen, wofür doch im Hochdeutſchen ausfchneiden üblis 
er ift. 2. Durch Schneiden alle machen. Der Schneider bat 
allesTuch,dergäderlingfchneider alles Stroh verfihnitten. viel 
Brot verſchneiden. 3. Durch Schueiden verunſtalten; eine nur 
noch hin und wieder übliche Bedentung. Vielleicht gehöret dahin - 
auch der Niederfächfifche Gebrauch, wo den Wein verfchneiden, 
fo viel ift, als ihn verfälfchen, fehlechten unter den guten mengen. 
4. Durch Schneiden an der Länge etwas abnehmen, Si die Nä⸗ 
gel, die Haare verfchneiden. Sie follen die Saare umber 
verſchneiden, Egech. 44,20. Dein Kabel it nicht verſchnitten, 
Kap. 16,4, Die AÄſte verfchneiden. Einem Subne die $lügel 
verſchneiden. Inden meiften diefer und ähnlicher Fülle ift dafür 
Bbbbe im 


N o ERS aaa / —— 
— BR 


1197 Ber gi 23% — % 


im Hochdentfchen befchneiden üblich. Bey den Metallarbeitern, 

u Be den Gelbgießern, Goldfehmieden n. ſ. f. iſt verſchneiden in 
engerer Bedeutung, einer gegoſſenen oder getriebenen Figur mit 
dem Grabſtichel nachhelfen, alle hervor ragende fehlerhafte Theile 
unt dem Grabſtichel wegnehmen. 5. Ein Thier männlichen Ge⸗ 
fchlechts feiner Mannbeitberauben, enemannen, als eine Figur 
der vorigen, vielleicht auch der dritten Bedeutung; oft nur ſchnei⸗ 
den ſchlechthin. Es find etliche verfchnitten, die von Menfchen 
verſchnitten find, und ſind etliche verfchnitten, die fich felbit 
verſchnitten haben, Matıh. 19, 12. Daher ein Verfchnittener, 
eine ihrer Mannheit beraubte Perfon mänulichen Geſchlechtes, 

wofür von Sängern dieſer Art das Ital— Caſtrat üblicher ift.(S. 
Caſtriren und Caftvat,) wo verfchiedene theils veraltete, theils 
zur noch in den Provinzen übliche gleich bedeutende Wörter an⸗ 
geführet werden, welchen man noch das Osnabrückiſche rool- 
finfen beyfügen kann, wo ein Caſtrat oder Verſchnittener auch 
Bert genannt wird, ganz wider die gewöhnliche und — 
Bedeutung dieſes Wortes. 

So auch das Verfihneiden und in einigen Fällen ie ver⸗ 
ſchneidung. 

Derfchneyen, verb. reg. neutr.. welches das Hülfswort ſeyn 
erforderk, mit gefallenem Schnee bedeckt und dadurch unkennt⸗ 
lich werden Alle Wege find verſchneyet. Von der Conjuga⸗ 
tion ſiehe Schneyen. 

Verſchnieben, verb. irreg, neutr. (S. Schnieben,) welches das 
Hülfswort haben erfordert, aber nurin einigen, befonders Ober⸗ 
deutfchen Mundarten für verſchnauben oder verſchnaufen üblich 
ift, ©. daffeibe, 

verſchnitten, Verfihnittener, S. verfhneiden. 

verſchnitzeln, verb. reg. act. durch Schnigeln, d.i. Schneiden 

in Heine Stüde, alle maden, Papier verfchnigeln. 
Verſchnupfen, verb. reg. imperf. Das verfchnupfte ibn, verwideln, befeftigen gebraucht 
er fand ſich dadurch plötzlich beleidiger, daß verdroß ihn. Der Da, als er (Noah) war mit Luft und See verſchrante 
Teufel! das verſchnupft, Leſſ. Im Niederdeutſchen verſchnup⸗ Opitz. 
pen. Es gehöret nicht zu ſchnupfen, mit der Naſe einziehen, in⸗ Und imter,den Gebeinen # 
gleichen ſchnäntzen, fordern it allem Anſehen nach eine eigene Mit Heden ganz verfehränft, eben derſ. ER 
Dnomatopöte, nach welcher ſchnupfen vermuthlich eigentlich ſtut⸗ Und fühle du nicht mehr das feik verknüpfte Sankt 
zig werden, plößlich zurück fahren, bedeutet hat, da es denn mit In dem ich täglich mich je mehr und mehr verſchrant 
ſchnappen verwandt ſeyn würde. Im Engl. iſt (auf und im Nies Günther. 
derfähr. ſauf empfindlich, -7.. Ihe Spiegel felbit lag noch im Sutteral verſchränkt Sach. 
Derfihnüten, verb, reg. act. ı. Mit einer Schnur ausieffen, Melche Bedeutung doch im Hochdeutſchen ungewöbnlich if, Ss : 
—— int Bergbaue, vermeſſen. Ein$eld verfchnären laſ— auch die verſchränkung. \ 
fen. 2. Mir Schnüren überall verfehen, mit Schuüren bewinden Verſchrauben, verb, reg.et irreg. act. (©. Schrauben.) ı Mie 
und befhlingen. Daher das verſchnüren. einer. Schraube verfhliegen, verfperren, für zufrauben. ®, 
Verſchocken, verb, reg. act, in einigen Gegenden, z. B. in Falſch ober fehl ſchrauben; ingleichen durch ungefchidies Dre» - 
Sachſen, dieunter dem Nahmen der Schocke übliche Abgabevon ben eine fehlerhafte I&raubenförmige Geſtalt geben. Daher das 
etwas geb’n. Seine Selder verfhoden. (S. Schock.) Daher verſchrauben. 
das verſchocken. Verſchreiben, verb.i irreg. act.(&. Schreiben.) 1.Duch Schrei⸗ 
Derfihollen, ©. verſchallen. ben verbrauchen. Viele Sedern, alle Dinte, eine Menge Paz 
Verſchonen, verb. reg, act. einer Perfon oder Sache ein bee pier verfchreiben. 2. Falſch fchreiben. Eine Zahl verfchreiben. 
veits zugedachtes übel nicht zufügen, wo es auf doppelte Art ge- Die Zahl, das Wort ift verfchrieben.. Jugleichen als ein Reci⸗ 
braucht wird, ı, Mit dergmwegten Endung der Perfon, welche procum, Sich verfihreiben, falſch fchreiben, 3. Schriftlich übers 
Mortfügung im Oberdeutſchen und in der höhern Schreibart der tragen, den Befis einer Sache ſchriftlich verfihern. Einem etz 


ie: 
8 er 1128. 


wird: * ſollt Beinen Reihe eenfhönpn 2, Mit det vierten ; 
Endung der Perfon, da denn dag Übel vermittelft des Vorwortes 
mit ausgedrücket wird. Lin Land im Kriege verſchonen. Das 
Land iſt im Kriege verfchonet geblieben. Das Seuer hat mein 
Haus verfchoner. s Fann Peiner” verfpone Bleiben. Fes - 
manden mit der Arbeit, mit der Strafe, mit den Abgaben 
verfchonen. Iagleichen in weiterm Verſtande. verſchonen fie 
mich mit dergleichen Verdacht, mit folchen Reden. 

Daher das Derfihonen und die Derfhonung. — x 

Derfchönern, verb, reg. act. von dem Eomparativo fchöner, 
ſchöner machen. O wie verſchönert die Wehmurb ihre Wans 
gen! Gel. Mit was für Vollfommenheiten des Geiftes und - 

\ des Rörpers wirt du fle verfchönert finden! Weiße. Daber“. ’ 
die verſchonerung. Bon dem Primitivo fehön, hat man in eini⸗ 
gen gemeinen Mundarten verjchönen, Nieder. —— — 
machen, ingleichen reinigen, putzen, ſchmucken. 

Verſchoren, S. verſcheren. * 

Verſchoſſen, verb. reg. act. Schoß oder Geſchoẽ von Atiwas ge 
ben. Seine Güter verſchoſſen. Daher das Derfchoffen. 

DVerfihrägen, verb.reg, act, mit einer ſchräge gefegten Befrie⸗ 
‚digung umgeben. Ein Seld verſchrägen, mit ſchrãge geſetzten 
Pfahlen. Daher Sie Verfchrägung. S. Verſchranken. TER 

Derfihrämen, verb. reg. act. im Bergbane, einen Schram, 
fhmale Dffnung, neben einem Sarg bauen, die Gänge dadurch 
deſto leichter zu gewinnen. verſchramt Jeld, wo das Geſtein anf 
den Seiten weggebauen ift, dag Etz aber noch * ſtehet. Daher 
das verſchrämen. SSchram. 

Verſchranken/ verb,reg. act. durch ein ——— geſetztes 
Hinderniß vermachen, einſchließen nur in einigen Gegenden und. fi 
fat wie verfchrägen. Figürlich wird es im Dberdeutfchen mehr» a 

> mahls für einfchliegen, eihfi —— überhaupt, ingleichen für - 


Hochdeutſchen am Hblichften iff, Der Herr verſchonete beg Loths, 
ı Mof. 19,16. Er verſchonete nicht feines eigenen:Sohnes, 
KRöm. 8, 32. Licht der Engel, die geſündigt haben, 2 Pet. 
2, 4. Und fo in andern Stellen mehr, wo verſchonen eigentlich 


für das einfache fchonen ftebet. Da ward der Stade verfihont, 


Walfer. Eine ganz ungewöhnliche Wortfügung ift es, wenn es 
Hiob 33, 18. Heißt, und verfchoner feiner Seelen vor dem Der: 
derben, und feines Lebens, da es nicht Ins Schwert falle, 
ingleihen, wenn es Judith 2,6. mit der dritten Endung gebraucht 


was derfchreiben, ihm das Eigeutbum deffelben ſchriftlich über- 
„tragen. Inden Bergwerfen it der verſchreibetag, der Leibes - 
"tag, daden Gewerken ibr Eigenthum verfihrieben, oder ſchrift⸗ 
lich beſtãtiget wird; dev verſchreibezettel, das verſchreibegeld 
uf. f. Am häufigſten in engerer Bedeutung, ein Ding als ein 


Unterpfand ſchriftlich verſt een, Jemanden fein But, fein ver⸗ 
mögen verichreiben, als ein Unterpfand einer fchuldigen Geld» 


ſum ne. Sich für jemanden berſchreiben ſich fhrifilich als Bür⸗ 


gen für ihn b; lennen. Sich EN Daher die 


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—— * * VER, — BEER “7 


erſchreibarng, ein fhriftliches Bekeuntniß, daß man mit feiner 
Perſon oder feinem Bermögenjemanden als ein Eigenthum vers. 


Bafter fen ; oft auch in weiterer Bedeutung ein jedes ſchriftliches 
Bekenntniß einer Schuld. 4. Schrifilich oder duch Briefe von 
einem fremden Orte Fommen laffen. Waaren verſchreiben. Die 

Waare iſt fohon verfchrieben. Zinen Bedienten, einen sofmei⸗ 

ſter verſchreiben. 3. Schriftlich verordnen; doch nur in engerer 
Bedeutung von den ſchriftlichen Verordnungen eines Arztes; entz 
weder als eine Figur der vorigen Bedeutung, oder auch für vor- 
fepreiben, £at. praelcribere. Einem Kranken ein Recept ver- 
ſchreiben. Etwas in die Apotheke verschreiben. 

Daher das verſchreiben, und in einigen Fällen, befonders 
in der dritten Bedeutung, die verſchreibung. . Eine verſchrei— 
bung maden, von ſich fiellen, ein ſchrifuliches Bekenntniß 
einee Schuld. 

Anm. Im Riederfächfifchen bedentet es über dieß noch, ſchrift- 
lich verklagen, vielleicht eigentlich, vermittelſt einer Schrift in eie 
nen üblen Ruf beingen, oder auch fehriftlich vorladen. 


Verſchreyen, verb. irreg. ac. (©. Schreyen.) 1. In ein üb⸗ 


durch Übertretung des Geſetzes auf ſich laden. 


les Geſchrey, dei. einen üblen Ruf, bringen, 
einen Kaufmann, weil man nicht fo redlich ift, Hermes. Der 
wegen der Wildheit des Genies fo verfihriene Arioſt. Daher 
"die verſchrienheit. 3. Ju einem andern Verſtande pflegte man 
ben dem ebeinahligen Halsaerichte, wenn der Thäter einer Mord» 
that nicht ausfindig gemacht werden konnte, den Entleibten zu 
verfchreyen, indem der nächfte Bhutsfreund, oder ſtatt deffen der 
Getichtsdie ner, mit entblößter Wehr bey eröffietein Sarge de3 
Ermordeten dreymahl Zeter, oder im Rirderf. Jodute, über den 
Mörder rief; wodurch derfelde zugleich im eigenslichften Ber, 
ſtande der vorigen Bedentung verfchrien wurde: 


Derfchroten, verb. reg. act. außer im Mittelworte, da es ver: 


ſchroten bat. 1. Durch Schroten alle machen. Der Müller 
bat alles Malz verfchroten. 2. Im Bergbaue ift verfchrosen fo 
viel alserfchroten, in weiterm Verftandz des einfachen Zeitwor⸗ 
tes ſchroten, verſchrotene Wafler, welde durch Stollen und 
Roſchen abgezapfet werden. Lin verfsprotenes,dercits durch Berg⸗ 
gebäude, Schächte, Stollenuf.f. geöffnetes, Seld, ein verfahr: 
nes, verritztes, verwunderes Seld.- So audi das Derfchroten. 
Bey dem Stryker bedeutet es perſtümmeln, oder auch niederma⸗ 
chen; maniges Haiden verſehrotet. 

DVerfchrumpfen, verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte fevn, 
durch Schrumpfen ungeftalt werden. Meine Sau iſt verſchrum⸗ 

pfen, (verfhrumpfet,) Hiob 7, 5. 

wie eine Saut verſchrumpfet durch den Rauch, Opitz. 
Im Niederſ. verfehrumpeln, in einigen na Gegenden 
verfchrümpfen. 

Der Verſchub, ses — es, Bier: car. von dem Zeitigorte verſchie⸗ 
ben, die Handlung des Verſchiebens, ingleichen die Zeit, um 
welche etwas verfchoben wird, wie Auffchub, welches do ubli⸗ 
cher iſt. Aller verſchub iſt gefährlich. 

Verſchchtern, verb. reg. act. et neutr. im letztern Falle mit 
dem Hülfsworte ſeyn; in beyden Formen nur in einigen Gegen⸗ 
den, ſchüchtern wachen und ſchüchtern werden. Daher das ver⸗ 
ſchüchtern. 


——— verb, reg. act. 1. Mit Schulden, d. i, andern 


ſchuldigen Geldfummen, belgden, Cajus hat ſeine Güter ſehr 
verfehulder. Am üblichſten iſt es in dieſer Bedeutung in dem 


Mittelworte. verſchuldet feyn, viele Schulden Haben. Ein ver ⸗ 


fihuldetes Gut. 2. Eine Schuld, d. i. Verbindlichkeit zur Strafe, 
Aue Rönige ha⸗ 
ben fich verfchulder, Sir. 49, 5. : Der Gegenſtand der Perfon 
und Sache bekommt alsdanı das Vorwort an. Du verſchuldeſt 


Man verſchreyet 


Derihwärzen, verb. reg. act. 


Ber 1130 


dich an dem Bluce, das du vergeußt, Ezech. 22, 4. Jener 
Land hat fich hoch verfchulder am Geiligen in Feder, ger. 
51, 5. Sich an dem Nechſten verfchulden, Hifk. der Suf. 62 
Die Handlung aber das Vorwort mit. Darum, daß ſich Eodon 
verſchuldet hat mit ihrem Rächen, Ezech. 25,12. 3. Ein übel als 
eine Strafe, oder natürliche Folge feiner unrechtmäßigen Hands 
Kung, auf fich Faden, mit der vierten Endung des Übels. Das 
baben wir verfchulder an unferm Bruder, ı Mof..42, 21. 
verſchuldetes Elend. Was habe ich verfchulder $ Daher denn 
auch der Iufinitiv Häufig als ein Hauptwore gebraucht wird, 
für Schuld. Das wiederfährer mir ohne mein Derfchulden. Es 
ift durch dein verſchulden gefchehen. In weiterm Verſtande 
bedeutete es ehedem verdienen überhaupt, audi in gutem Sinne. 
Herre Gott — — 
Sende: ir dinen [uellen Segen 
Das hat fi ver[chuldet gar wol 
' Gegenal der Werlte Gemeine. 
Marggr. Otto von Brandenburg. 
4. Bergelten, in welchem Verſtande auch verdienen ehedem go⸗ 
brancht wurde ; eine nur noch hin und wieder übliche Bedeutung. 
Des welle wirver[chulden fo fere gegen ewern hul, 
den, Stryker. Ich will eg wieder verfchulden. Im Oberd. ber 
fulden, im Shwed, förlkylla, im Dän. forffylse. i 
Daher die verſchuldung, doch. nur in der zweyten, und das 
verſchulden in der dritten Bedeutung. 
Anm. In der zweyten und dritten Bedeutung ſchon bey dem Note 
ter fer[chuldan und kefchulden,im Schwed. förfkylla, " 


*Dorfi chuldigen, verb, reg. act, welches das Antenfivum des 


vorigen ift, und ehedemin deſſen zweyter und dritter Bedeutung 
gebraucht wurde, jegt aber veraltet iſt. Der König hat ſich ver⸗ 
ſchuldiget, 2 Sam. ı4, 13. Sich an dem Heren verfchuldie 
gen, 2 Chron. 19, 20. Auch für Derfchuldigung, eine geſes⸗ 
widrige Handlung/ wozu man eine Verbindlichkeit zur Strafe auf 
fi ladet, ift verſchuldung üblicher. 

Derfihütten, verb, reg. act. ı. Durch ein. bingefchüttetes 
Hindernif verfperren, verfchließen. Den Weg mit Schutt ver⸗ 
ſchütten. 2inen Brunnen, einen Graben verfchuften, zu⸗ 
ſchütten. 2. Sein Dieb dem Hirten verfchütten, nur in einie 
gen Gegenden, den Schutt davon entrichten, d. i. ihm das zum 
Hirtenlohne beffimmte Getreide geben. 3. Durch unvorfichtige 
oder heftige Bewegung in Menge dahin fallen oder ausfließen laſ⸗ 

fen. Den Brey, den Wein, das Waſſer verfchütten. Er hat es bey 
ibm verfchütter, oder auch, er hat den Brey bey ihm verfchüttet, 
figürlich, er Hat fih um feine Gunft gebracht. Im gemeinen Leben 
anderer Gegenden iſt verfchütten fo viel als gbortiren, zur Unzeit 
gebäten. Daher das verſchütten, ſeltener die verſchüttung. 


Derihwägern, verb, reg. recipr. Sich mit jemanden ver= 


fchwägern, durch Heirath deffen Schwager werden. Sie ind 
x verfhwägert, fi find Schwäger. Daher die Derfhwägerung. 


verſchwarmen verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, 


- welches nur von den Bienen gebraucht wird. ı. Die Bienen ha⸗ 

ben verfhwärmer, wenn fie ausgefchwärmet, oder aufgebör 

wet haben zu ſchwärmen. 2. Als ein Reciproeum verfchwärmen 
fich die.Bienen, wenn fie gu viel ſchwärmen, und fi dadurch ent» 

Eräften. Daher das verſchwärmen. 

1. Im gemeinen Leben , für 
anſchwarzen, dei. verleumden, in eine üble Meinung bey jes 
manden bringen. Seinen Freund bey jemanden verſchwärzen. 

Daher das Derfehwärsen und die verfihwärzung. 2. Bon 

ſchwarzen den Sol oder die Acciſe umgeben, iſt verſchwärzen 
in einigen Oberdeutfchen Gegenden, Waaren durch Schwärzen, 
d,;, mit Umgehung der Aagaben, u unter die Leute dringen, 

id 3 * Ver⸗ 





ang ner: 


' ar 
erſchwatzen, verb.reg,act. ı. Durch Schwatzen um.et> 

* en Die Zeit verfchwagen, fie mit Schwatzen zubriu⸗ 
gen. Seinen Hals verihwagen, ſich durch unbeſonne nes Schwaz 
Ben, intebensgefaßr bringen, 2. Die Sache ıft ſchon verfchwagt, 


durch unzeitiges Ausfhwagen verdorden, 3. Sich veripwagen, 


fich verfprechen, verreden. Doch ich verſchwage mich, Wiel. 
4. Jemanden verſchwatzen, andern durch feine Schwatzhaftigkeit 
eine üble Meinung von ihm beybringen ; wo es gemeiniglich nach 
dem Muffer einiger Provinzen verfchwägen lautet, So auch das 
verſchwatzen. 
Derfyweigen, verb. irreg. act. (S. Schweigen,) durch Schwei⸗ 
gen, nicht Sagen, verbergen, geheim halten. Etwas verſchwei⸗ 
gen. verſchweige mir nichts. Ein Gebeimnif verfchweigen. 
Daber die verſchweigung. Schon bey dem Otifried und Rorfer 
ferfuigen, firfuigen, bey dem Dpig nur fepweigen. Wir 
wollen — feinen Ruhm und Ehr in Ewigkeit nicht ſchweigen. 
©. verſchwiegen. — 
Derfhwelgen, verb. reg. act. durch Schwelgen verderben, vers 
‚bringen. Grin Vermögen verfhwelgen. Die Zeit verfhwrl« 
gen, fie mit Schwelgen zubringen. Daher die verſchwelgung. 
Im Rieder. ift verfwelgen noch im eigentlichen Verſtande ver⸗ 
ſchlingen, verſchlucken. 


1. verſchwellen, verb. reg. act. von Schwelle, mit Schwellen 


verſehen, in der Zimmermannskunſt. Pin Saus ganz neu vers 
ſchwellen. Ein verſchwellter Dachſtuhl, wo die Dachſt aͤhlſãu⸗ 
ien auf beſondern Schwellen ſtehen. Daher die Verfchwellung. 
2. derſchwellen, verb. irreg neutr. (S. $chwellen,) welche⸗ 
das Hülfswort ſeyn erfordert, mit Geſchwulſt bedeckt, verſtopft 
werden. Das Auge, der Hals iſt ganz verſchwollen. Daher 
das verſchwellen. * 
Verfhwemmen, verb. reg, act. mit einem herbey geſchwemm⸗ 
ten Hinderniffeverfopfen. Mit dem Oftwinde wird der Safen 
verfchwemmet. Ingleichen, auf folche Art bededen. Das Pfla« 
fier ift mit Sande verſchwemmet. 
Deriywenden, verb. reg. act. in reichem Maße und ohne 
Noth, auf eine unnüge Art, verwenden. Sein Dermogen ver= 


ſcchwenden. Viel Geld mit Bauen, an einem Baue verſchwen⸗ 


den. Alle Wohlehaten find bey ihm nur verſchwendet, fie brin⸗ 
gen nichts von der verlangten Wirkung hervor. Seine Zeit ver 
ſchwenden, fieunnüß zubringen. Gute Worte, Ermahnungen, 

an jemanden verfehwenden, fie anikn verwenden, ohue daß fie 
die gehoffte Wirkung hervor brächten, Daher das-Verfhwenden 
und die Derfchwensung, welches legtere oft-in weiterer Bedeu⸗ 
tung die reihlihe und unnüge Verwendung feines zeitlichen Vers 
mögens bedeutet. 

Yen. Schon bey dem Notker ferfuenden, wo es aber auch 
für verbrauchen überhaupt vorfommt. Es ift eigentlich das Acti⸗ 
vnm von ver ſchwinden und bedeutet zunächft ver ſchwiaden machen 

Der Verſchwender, des —s, plur. utnom. fing. Zämin. die 
Derfchwenderinn, eine Perfon, welche etwas verſchweudet. Ein 
verſchwender der Zeit. In engerer Bedeutung eiue Perſon, 
‚welche ihr zeitliches Vermögen in reichem Maße und ohne be⸗ 
greiflichen Nügen verwendet. Zur einen verſchwender erklä⸗ 
ver werden. ; 


DNerichwenderifh), —er, —te, adj. et adv. das gehörige 


Maß des Bedürfniffes in der Verwendung weit überfcpreitend, ' 


und darim gegründet. verſchwenderiſch mit- etwas umgeben. 

- Befondersin Anfehung der Berwendung des zeitlihen Vermögens. 

Verfhwenderiich feyn. Ein verſchwenderiſcher Menſch. Kin 
verſchwenderiſches Gaſtgeboth. Derfiyuenderifch leben. 

Derfchwiegen, —er, —ie, adj.et adv. weiches eigentlich dag 

Mittelwort des Zeitwortes verfhweigen iſt, und auf Doppelte Art 


> Ber ET See 3 


gebraucht wird. 1. In der gewöhnlichen pafjiven und objeetiven 

. Bedeutung, was verſchwiegen wird, Das bleibt verichwiegen. 
Erwas verichwiegen halten, Die Sache iſtnoch verfihwiegen. - 
2, Inthätiger und fubjectiver Bedeutung, Fertigfeit befigend, et⸗ 
was duch Schweigen geheim zu halten,eswicht bekannt zu machen, 

vVerſchwiegen feyn. Kin verfchwiegener Sreund, 

Die Verichwiegenbeit, plur. car. in der zweptenBedeutung des 

vorigen Wortes, die Fertigkeit, etwas geheim zu halten, es nicht 

tur Worte befannt zu machen. Bey dem Kero Suuigalii,) 
Verſchwinden, verb. irreg.neutr. (6. Shwinden,) welches 
das Hülfswort feyn erfordert, fich den Augen geſchwinde entzies 
ben, auf eine gefhwinde und unmerkliche Art unfidptbar werden. 

Der Engel des Seren verſchwand, Richt, 6, 21, , Wie ein 

Srüblingsmebel vor der Sonne verſchwindet. Allesoffnung 
iſt verfhwunden. - Mein Glück verſchwand, wie ein Traum 
in einev Sommernacht. Es iſt vor meinen Augen verſchwune 

den, wenn etwas auf eine und unbemerkte Art weggekommen 
iſt, ohne daß man weiß, wie, Der Schuldner iſt verfihwuns 
den, wenn er mit der Flucht entlommen iſt. Man fondre den 
Begriff der Tugend von der Sveundfchaft ab, fo verſchwin⸗ 
der ihr Werth und ihr beiligey Glanz, Gel, Daher das 
verſchwinden. F 

Anm. Schon bey dem Notker kerſuuinden, der es auch in wei⸗ 
terer Bedeutung für vergeben gebraucht; min-Lib (eben) ilt fer⸗ 
fuunden in leide, Ehedem wurdees auch für das ıhätige ver» 
ſchwenden gebraucht, da es denn unter andern auch gerfirenen bes 
deutete, Ferfuuanta andere diese, e3 zerffuruete die Völker, 
Rott, Do ver[wanter ein michel her, Stryf, Im Schwed. 
förlvinna, £at. evanefcere. = Be 

Verſchwiſtern, verb. reg. act, zur Schwefter machen, am häu« 

figften als ein Keciprocum, fich mit einer Perfon verfchwiltern, 
ihre Schwefter werden, wie verbrüdern, verſchwägern. Man 
gebraucht es gemeiniglich, im figüslichen Verſtande, ähnliheDins - 
ge weiblihen®efhlechts auf das genaueſte miteinander verbinden, 
Meine Seele ſehnet ſich nach einer verſchwiſterten Seele, Zim⸗ 

; mermann. verſchwiſterte Tugenden. ER BERG. 4 
Verſchwitzen, verb. reg, welches in gedoppelter Geflalt vor ⸗ 
„.fonimt. 1. Ms ein Activum. (5) Die Wäfche verfhwigen, 

fie duch Schwitzen verderbeu, ſie einſchwitzen. (2) In Ges 
ftalt des Schweißes von ſich geben, wofür doch ausſchwitzen 
üblicher ift, ER TER 
2, Als ein Neutrum. (1) Mitdem Hülfswortefeyn, in Ge⸗ 
ffaft des Schweißes vergehen, verfliegen. Alle Säfte ind ver⸗ 4 
ſchwitzt. Haller gebraucht es auf eine ungewöhnliche Art alsein 
Reciprocum. Wie 
Der aus gebrauchte Theil von ung ſich ſelbſt verſchwitzt. 
(2) Mit haben, aufhören zu ſchwitzen. - Man pflegt die Äpfel in 
Tonnen zu legen, und, bis fie völlig verſchwitzt haben, alle 
acht Tage umzulegen. So auch das Derfchwigen,- ; 

Verichwören, verb. irreg. (S. Schwören,) welches anf doppelte 

‚Art vorkommt. . RAls ein Neutrum mit dem Hülfsworte ha⸗ 
ben, falſch ſchwören, ſchon bey dem Ulphilas forlwaran, imAn⸗ 
gelf.farlweran, inSchwed.förlverja, bey den alten Oberdeut⸗ 
ſchen Schriftſtellern firfweran, die es aber als ein Reciproeum 
gebrauchten. Ni furfweridich, ſchwöre nicht falſch. Auf ähu⸗ 
liche Art fagen bie Lateiner peierare für periurare. 
2. Als ein Ketivum, welches doch in den meiften Föllen die 
Geſtalt eines Reciproci hat. 
eigentliches Activum, es zu unterlaffen, zu meiden, eidlid) ange -· 
loben. Das Spielen, Has Trinken verfhwören. Line Beges 
rey verfchwören,. Seltener und.nue im gemeinen Leben von Pers 
fonen, jemandes Gemeinſchaft eidlich entfugen. (2) Sic vers 

— ſchwõren, 


* 


(1) Etwas verſchworen, als eiut 








1; 


* 





EIFEL 


2 — —— 


* 


Ber ae 


——— mit Eidſchwüren ER wie vermeſſen, fo daß 
ver bier eine Intenſton bezeichnet, (3) Sieh durch einen Eid oder 
- eidlich verbinden, Sich mit jemanden verſchwören. Am häu⸗ 


- flgften in engeren Berftande, fich auf ſolche Art zu einer böfen 


Sache verbinden, Sich widerjemanden, zu jemandes Unter: 
gange verfhwören. Sie verfchwören fi, ihn um das Leben 
zu bringen. Die Verfchwornen, welche fich zu einer den Ges 
fegen zuwider laufenden That eidlich verbunden Haben; oft. aber 
auch nur von folchen, die fich zum Nachtheildes Staatesund def 
‚fen Verfaffung verbinden.  Ingleichen figürlich. Alles bat fich 
wider mich, zu meinem Untergange verfchworen. 
mente haben fich wider ihn verſchworen. 
Daher das Derfchwören, in der erften und dritten Bedeutung. 
Das Hanptivork die Verfchwörung, plur. die— en, wird nur 
in der dritten Bedeutung gebraucht, und zwar am häufigften in 
engerm Verſtande von einer heimlichen Verbindung wider das Les 
ben eines Hegenten oder wider die Berfaffung eines Staates; Lat. 
Coniuratio. Line verſchwörung anitiften, errichten. 2 


‚Derfehen, verb. irreg. act. et recipr. (S. Sehen,) welches 


nach Mafgebung der Partikel ver, und des einfachen Zeitwortes, 
in verfchjiedenen Bedeutungen üblich iſt. 


1. Fehl fehen, falſch fehen, welcher allgemeine Begriff ſich — 


der in verſchiedene Unterarten theilet, 
(2) Aus Mangel der Aufmerkfamkeit etwas nicht feben, was 

- man doch fehen follte und wollte, für üÜberjeben ; ; eine Bedeutung, 
welche parfamer —— als die übrigeit, Eine Gelegenheit 
verſehen. — 

geut, heut hohe Zeit! 

“Mer fich erſt durch Langſamkeit 
Auf den Morgen denkt zu friſten, 
Wird fein Gluͤck und Geil verſehen, Gryph. 


Noch ungewöhnlicher iſt es im figürlichen Verſtande, für überſe⸗ 


- Du haft etwas Wichtiges, etwas Großes verſehen. 


ſich aus Unachtſamkeit um feine Gunft gebracht. 


ben, mit Fleiß nicht fehen, nicht ahnden, ertragen. Du verſteheſt 
der Menfchen Sünde, daß fle fich beffern follen, Weish, 1,24, 
(2) Falſch (eben, fehl fehen, ein Ding für das andere ſehen, 
doch. nur im weiteren und figüclichen Verftande, (aus Mangel. dee 
Aufmerffamkeit etwas thun, was man nicht thun wollte, oder nicht 
hun follkte, aus Unachtfamfeit wider feine Abficht, oder auch wie 
der eine Vorſchrift Handeln, wo es von weiterm Umfange der Bes 
"deutung iſt, als vergeben in ähnlichem Verflande, welches ſich 
mehr auf eine fittliche Borfchrift bezichet. verſehen ift auch vers 
fpiele. Man gebraucht eshier aufgedoppelte Art, (a) Abfolute 
und als ein Reciprocum, fich verfehen. Ich babe mich verfes 
ben, ich habe aus Übereilung etwas gethan, was ich nicht thun 
wollte, 
eine Waare für die andere, nicht das gehörige Gewicht u. fi f. 
gibt, (6) Als ein eigentliches Netivum und mit der vierten En⸗ 
dung dee Sache, oder doch mit dem Wörtchen es. 
was verſehen? So viel ich weiß, habe ich nichts versehen, 
Etwas 
Er hat es bey ihm verſehen, er bat 
: Du hatteſt es 
“darin verfehen, daß u. ſef. Mitder vierten Endung derHaupts 
wörter wird es nicht verbunden, Sehr häufig wird auch der In⸗ 
funitiv als ein Hauptwort gebraucht, welches denn auch den Plural 
leidet. Das verſehen, eine aus Unachtſamkeit wider feine Abficht 
oder wider die Vorſchrift begangene Handlune. Ks iſt nur eim 
Derfeben, Ein Derfehen begehen. Aus Verfeben fündigen. 
Ein Verſehen ift leicht zu vergeben, 
(3). Sth an etwas verfeben, durch den Anblick einee Sa- 
che einen ungewöhnlichen Eindrud befommen, doch nur in engerer 
Bedeniung, pon ſchwangeren Prrfonen, wenn der unvermuthete 


in feinem Amte verfehen, 


Alle Ele⸗ 


Der Beamer verſiehet fich, wenırer aus Unachtſamkeit 


Babe ich et⸗ 


Br 1134 


Anblick eines Dinges einen ungewöhnlichen bleibenden Eindruck 
auf die Frucht macht, 


2. Für verfehen oder eigentlich fürfehen, und zwar wiederum 
in verfchiedenen figürlichen Fällen, 

(1) Jemanden mit etwas verfehen, ihm daſſelbe als ein 
Mittel zur Erreichung einer Abficht oder doch als ein Bedürfniß 
darreihen, ohne die nähere Art und Weife zu beſtimmen; Eat. 
providere, wie verforgen, Mit Wein habe ich ihn —— 
ıMof.27,37. Jemanden mit Geld, mit Truppen, mit Le: 
bensmitteln verfeben. Der Baufmann verfieher ſich mie 
Waare, wenn er felbige anfchaffer, Er verficher andere mie 
einer Waare, wenn er ihnen feldige verfauft. Ich bin nicht 
damit-verfehen, ich babe es nicht. Die Ameife verficher ſich 
auf den Winter mit Speiſe. Sich mit Lebensmitteln verfes 
ben. Mit Tugend, mit Schönheit u.f. f, verfehen feyn, find ' 


= veraltet, 


(2) Ein Umt verfehen, verwalten, _ Jemandes Stelle vers 
ſehen, vertreten, verwalten, 

(3) Verordnen, doch nur noch in wenig Fällen. 
den Rechten fo verfehen, verordnet, 

3. Für erſehen oder auserfehen, d.i. beſtimmen. 
das ich ihnen verfehen hatte, Ezech 20,6. Welche er zuvor, 
verſehen har, die hat er auch verordnet, Röm. 8, 29. Gott 
bat etwas beffers für ung zuvor verfehen, Ebr.ı1, 40. Zugros 
Ben Dingen verfehen feyn. Ich war nicht dazu verfehen, glück⸗ 
lich zu ſſeyn. 

» Ein armer Mann, verfehn zum Graben, 
Wollt jegt ein beffer Schickſal haben, Geil. 
DieParcen haben uns denUntergang verſehen, Günth. 
Gewöhnlicher, haben uns zum Untergange verfehen. Indeffen 
fängt es doch in dieſer ganzen —— an, ſparſamer gebraucht 
zu: werden, > 

4. Vorber fehen, doch auch nur in zwey figüchichen Bedeu» 
tungen, als den Wirkungen des Vorherfehens, 

(1) Bermuthen, hoffen, erwarten, als ein Neciprocum, da 
denn die Perſon, von welcher man etwas hoffet oder erwartet, vers 
mittelft der VBorwörter zu und von ausgedrudt wird, Es wirb 
bier auf doppelte Are gebraucht. (a) Entweder init der vierten 
Endung dereigenen Perſon, da denn die Sache entiweder -in der 
zweyten Endung ſteht, oder auch umſchrieben wird, Ich verſehe 
mich deß zu euch allen, 2 Cor. 2,3. Kap.7, 16; hoffe es von 
euch, verfpreche es mir von euch. ch verfebe mich zu euch, 
ihr werdet nicht anders gefinner feyn, Gal. 5, 20. Wir ver- 
feben ung zu euch , daß ihr thut, u. ſ. f. 2Theff. 3, a. - Wir 
verfehen ung beſſers (eines beffern) zu euch, Ebr. 6, 9. Du bat: 
teft dich meiner wohl nicht verſehen, hatteſt mich wohl nicht 
erwartet, vermuthet. Sie durfen fich freylich Feiner guten 
Aufnahme bey ihm verfeben. Reiner Untreu ex fich verfah, 
Sheuerd. Rap. 23. Ich hatte mich diefer Ehre am wenigffen 
versehen, Er hälte fich eher des Todes verfeben, als meiner 
Ankunft. (b) Mit der dritten Endung der eignen Verfon, und 
der vierten der Sache, oder ſtatt deren mit dem Wörichen es. 
Das hatte ich mir von ihm nicht verſehen, hätte ih von ihm 
nicht erwartet, vermuthet, gehoffet. Ih zerfebe mir nichte 
Gutes zu oder von ihm. Ich. hätte. mir ehe des Simmels 


Es if ie 
Ein Land, 


„Einfall verfeben, als dich. he ich es mir verſah, oder ehe 


ich mirs-verfab, ein gewöhnlicher Ausdruc, die unvermutbete 
Ereignung einer Sache auszudrüden. Ehe du dirs verfehen 
wirft, werden wir Fommen. Das Compliment verfahe ich 
mir nicht. She er fichs verſteht, will ich die albernen Bücher 
alle mit einander ins Seuer werfen, Weiße. Beyde Wortfüguns 
gen find im Hochdeutſchen gleich gebräuchlich; aur iſt es ein Febler, 

wenn 


x 1135 | Ber Fe Bin: 5 2 


wenn ‚von einigen in Sch ästern aaſdi chene verſen in der vier⸗ Yeft Enten, verb. vo; * durch Seriaen an den — Sei : 


sen Endung gefeßt wird, 
Doh, eh' ich michs (mirs) verfah, 
Warer dem Band und mir entgangen, Se, 


Indem zwey Accufativi diefer Art wider Die Analogie der Deut⸗ 


ſchen Sprache find. S. auch Unverſehens. 

(2) * Sein Vertrauen auf etwas fegen, als ein Reeiprocum, 
wo der Gegenſtand des Vertrauens bald vermittelſt der ziwegten 
Endung, bald aber auch vermittelt der Vorwörter zu und in, 
ausgedruckt wurde, Firlah er fih in Got,’ er vertrauete Gott, 
Otifr. Firfahun fihzi fineru ginadu, eben derf. BE die 
- fihzeimo firlehent, NRotfer, x 

Ich habe fteifdes Herren mich verfehen, e 
Auf ihn geboffet mit Begier, Opig, 
Doch im Hochdeutſchen iſt diefe Bedeutung längſt veraltet, 

Anm. Am Schwed. in den meiften det vorigen Bedeutungen 
förle. Das Hauptwort, das Derfehen, wird außerder erfien Bes 
deutung wenig gebraucht. verſehung fommt noch — in 
der zwenten Bedeutung vor, Die Derfehung eines Amtes, ei⸗ 
ner Stelle. 

Derfehren, verb,reg, act, durch Trenmn⸗ des Zuſammenhan⸗ 
ges, beſonders der äußern Theile, unvollkommener machen, wie 
verletzen, und von thieriſchen Körpern yerwunden. Irvil 
froelich fienden ougen diut hant [o Verferet mich vil 
fenden man, Heinr. von Frauenberg. Wan diu mirkunde 
das herze alfo verferen, GrafXud. von Neuenburg. Jetzt 
gebraucht manes nur noch entweder in ganz allgemeinem Ver⸗ 


verſenket werden, Jer 51, 64. 


len verderben. Sich die Haare verfengen: Derfengte Ahren, 
Moſ. 41,6f. Daher die Verfengung. 


Derfönfen,- verb. reg. weidjes das Netivum von dem Nentro 


verfinkenift, in die Zefe fenken, eigentlich durch Senken verder⸗ 
gen z’am häufigften von der Waſſertiefe. Ein Schiff verſenken. 
Raften mir Steinen in den $luß verfenken, ihn dadurch unfahrr 


> Bar zumachen. Seltener von der Erdtiefe, verſenkte Schäge,, 
5 Moſ. 33,195 vergrabene, Figürlich verfenten die Metallars 
beiter den Kopf einer Schraube; wenner in einer Vertiefung vers . 


borgen wird/ fo daß er über der Oberfläche nicht hervor rager, 


wozu fie einen eigenen Derfen?bohrer haben, Nach einer‘ Eigur 
fogt man in der böbern Sce wart in er. in Klend, in 


Schmerzen verſenkt. 


Dort wollen Br ung ganz in — Schmerz verfenden, 
* Cron 


Wo es etwas mehr fh, als vertiefen. Ingleichen in tiefe Be⸗ 


trachtungen verfentt.Min froide ifnun inlaid verlenket, 
Burkh. von Hobenfels, Ungewöhnkicher ift die bibliſche Figur, wo 


es fir untergehen marben, in das Elend, in das Verderben Be 5% 
zen, gebraucht wird. Menſchen wollen mi verfenfen, Pf. 56, 


2. Meine Seinde verſenken mich täglich, V. 3. Babel foll alfo 
Noch ungewöhnlicher iſt das 
Hauptwort der verſenker. Hilf mir von der Schmach meines 
Derienkers, Pf.57, 4. 
Daher dieDerfenfungs g) 
Schon bey dem Ottfried Artenkan, im Tarian bifenkin. 


feande, ohne den Grad der Verlegung zu bezeichnen, oder, und Verſeſſen, S. Derfigen. 


zwar am häufgffeir, von geringen Beſchädigungen oder Verlets - 


zungen: Die Mäntel waren nicht verfehrt, Dam. 3, 27. Sich bie -. 


Sand verfehren, durch eine Streifrioder andere leichte Wunde, 
Im Seuer unverfehrebleiben. So auch die Derfehrung. Ebe⸗ 
dem wurde es auch figürlich für beleidigen gebraucht, welche Be⸗ 
dentung in einigen Oberdeutſchen Gegenden noch gangbar iſt. 
Auf daß ich nichts begehe wider Pflichr, 
* och möge dich mit übelthat verfehren, Opitz. 
Daß ihr verfuchendes Grlüften 
Im Ösen Orte (in der Wüfte) Bote verfehrt, eben derf. 
Unm. Es iſt ein altes Wort, welches bey dem Ottfried auch 
firzaren lautet, und daſelbſt zerreißen bedeutet, (S. auch ver— 
ehren, Da das einfache fehren ebedem ſehr häufig für verſeh⸗ 
ren gebraticht tontde, und in den gemeinen Mundarten Ober: und 
Niederdentſchlandes noch gangbar ift, fo erhellet daraus, dag 
ver bier eine bloße Jutenſton bezeichnet, Seragaz herza, 


ein perwundetes Herz , Ditfr. Im Niederf,ift feren und ferigen, + 


nod verlegen, befchädigen, Schmerzen erweden, "Eben daſelbſt 
it Seer, Serede, Serigheit, Seringe, fo wohl Veletzung, 
Ansſchlag, Grind u. ſ. f. ald auch deſſen Wirkung, der Schmerz, 
bey allen alten Dberdeutfchen Schriftftellern gleichfalls Ser, 
Seru, im Schwed. Sär, Angel. Sar, Sartfeer, He zeleid, ſerig, 
verlegt, ferlig, bey dem Ottfried ſchmerzli ch/ in Oberſchwaben 
fern. f.f. Unfere Partikel ſehr iſt eine Figur davon, (S. diefelbe,) 
ingleichen Down. Das rg, Ängften, ſcheint damit nahe Ders 
wandt zufeyn. 
Verſeitzen, Derfeiben, ©. Verfiegen. 
Verfenden, verb. reg.etirreg, act. (S. Senden,) welches in 
der edlern Schreibart für das gemeinere verfchidien gebraucht 
wird, indie Ferne, an einen entfernten Ort fenden, am hänfigften 
von Sachen. Der Kaufmann verfendet Waaren. Güter auf: 
der Achſe nach Berlin verfenden. Bon Perfonen ift verſenden 
nicht fo Htich, obglzich RR von denjelben gebraucht wird, 
Daher die Derfendung, 


» fie es innen werden, Hiob 9, 5. 
Ort verſetzt, Kap. 14, 18. 
"ing Meer, Zur. 17, 6. 


es verjeger werden, Unter die Zahl der Seiligen perſegen. 


Derfegen, verb. reg. welches in Soppelter Geſtalt wortommt 


I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, mo es doch 


nur von Thieren für verwerfen, die Jungen zu frühe oder in, 


unvolltontmenem Zuftandegur Welt beingen, gebraficht wird, 
befonders bey den Jägern von ſolchen Thieren, von welchen man 


daſelbſt fegen für werfen, ‘oder sparen fast, Die saſinn — 
verſegtzt. 


Il. Alsein Yerlsum; wo es nach Moßebung der Partikel ver 


‚. and des einfachen Zeitwortes in. — Veden ungea ge⸗ 


braucht wird. f . 
(1) An einen falfeen, an einen nicht gehörigen Ort ſeten 


Schwed. körlatta. Ein Buch iff verſetzt, wenn es am einen - 
falfchen Ort geſtellet iſt Die Gränzfteine verfegen, verrucken. 
In den Buchdruckereyen pflegt der Setzer zuweilen aus Verſchen 


eine Zeile, ein Wort, einen Buchſtaben zu verfegen, du 
denn auch wohl reciproce fagt, er habefich ver ſetzt. 

@) An einen andern Ort fegen. Er verfeger Berge, ehe 
in Sels wird von feinem 
Keiß dich aus und verfege dich » 


man 


einer Rede, die Sylben, die Buchſtaben eines Wortes verſe⸗ 
tzen. 
Amtleute verſegen, fie auf andere Amer ſetzen. 
bedienten verſetzen, ihnen andere Stellen geben. Line Pflanze, 


ein Gewäds, einen Baum verſetzen, an einen andern Ott, in: 


wine andere Erde, fegen, wo diefes Wort von verplanzennoh 
verfchieden ift. Verplangen gebraucht man gemeiniglich von uns 
gen Pflanzen, welche man mit die Wurzel ausziehet und an cis 
nen andern Ort pflanzet, verfegen aber von ermachfenen Gewähr, 
fen aller Art, welche mit einem an den Wurzeln gelaffenın Ko 
Erde, und mit Befchneidung der Wurzeln in andere Erde oder 
on einen andern Des-gepflanger werden. In das Reid) Gor= 


Sich 


Die Bücher verſetzen, fie umſetzen, 
in dem Bücherbrete an einen andern Ort fegen. Die Wörter / 


Daber die Derfegung, eine Figur, Metathefis. Die 
"Die Hofe 


a 







% 


— 


— 


& 


Fe 





. einem Kranze verfegen, ordnen, veribeilen, 


— 


er sr UNE 


in ae an ER Ort ER en wird Mir: 


Si 
Er + fih in diefe Begriffe. zu verfegen. Jugleichen 
nach noch weiteren Figur, in einen sewigen Zuſtand bringen, 


Jemanden in. andere Umfiände verſetzen. Das verfegt 


| $ mid Di 


die Nothwendigkeit, es dir absufgplagen. Je 
manden in das größte Zlend, in einen blühenden Wohl: 
‚Kand. verfegen. In Sireden,. in Suede in — ver⸗ 
ſetzen. 


—3 So daß ver eine Verbergung REP und gwar auf 


doppelte Art. 0) Indie Tiefefegen, doch nur bey den Schwert: 


fegern, welche Bold -vdır Süberbiätter verfegen, wenn fie fele 


bige in die gemachten Kleinen Örundhiebe dee ſtählernen Digeuger 
faße mit dem Grundineigel einfhlagen, eine Art, Stahl mit gulds 
nen und filbeenen Figuren zu belegen, Figürlich verfegt ſich bey 


ben Jäger der Dachs, wenn ec fi in der Geſchwindigkeit in die. 


Erde geübt, fo, daß die Hunde ihn wicht finden fönnen, wofür 
and verflüften üblich tft. b) Durch ein davor geſetztes Hin⸗ 
derniß verſperreu, derſtopfen. Kine Chir mit einem Schranke, 
„eine Enung mit vLaſſern, den Tin gang mit Steinen verfetz 
zei. 
‚ etwas das Arhembohlen. bindert, 3.8. zine große Hige, Schwes 
feldampf, ein bufiiger Oeftantn.f.f. Die im Magen verfegten 


Winde, wofür auch verfchlagen, üblich iſt, wo aber auch die erfte x 


Bedeutung Statt findet. Im Hüttenbaue verfegt ſich der Blaſe⸗ 
balg, wenn er Feuer ziehet. - 


‚(4) ©» daß ver eine Bermifchung, * bindung Begeichnet. 


a) Inden Künfien wird verfegemin vielen Fallen für vermifchen 


gebraucht, defonders, wer bie Wirkung des einen Dinges durch 
die Beymiſchung desandern verändert meeden fol, Zu den Glo⸗ 
“ Een wird das Kupfer mit Zinn verſetzt. Den Wein mit 
36 verfegen. Die Mahler verſetzen die Sarben, wenn ſie 
eine Farbe mir der andern verbinden, Das Schwarzwildbrer - 
‚ fürber ſich nicht, fordern verfeger nur im Serbfie feine Jun: 
Felbraunen Sommerfedern «Sommerbaare, ) mit hellgrauen 
Winterfedern, bey den Jähern. 
Am Dberd. übliche Bedeutung zu gebören, wo dieſes Zeitwort 
in verfchiedenen Fallen gebraucht wird, eine’ ſchickliche Verthei⸗ 
Yung und Verbindung mehrerer Zinge zu einem Ganzen zu be⸗ 
zeichnen. Eine Krone mit Perlen, ein Portrait mir Diaman-⸗ 
‚sen verfegen, befeßen. verſegte Edelfteine, gefaßte. Blumen in 
Die Beete in eir 
nem Garten verfegen, vertheilen. Im Hochdeuiſchen iſt diefe 
— unbekanut. —— 


—6 Jemanden einen Schlag, einen. Sieb, eine Ohr⸗ 
feige, verfegen,. ah, beybringen. Ihm. einen Streich auf 
den Rüden verfegen. Zemanden eins verfegen,zinen. Schlag, 
Hieb oder Stich. Der ſcheiat hier sine Hope Sntenfion ‚” bi 
ihnen. 

* 66) Ein Ding. Ardarı des andern , für EOS fesen. 


e) Schlechte Goidforten gegen beffere verfegen, wofür doch im 


Hochdentſcheg umfegen üblicher iſt. b) Zum Pfande fegr oder 
geben „ verpfänden. Dev Bürge hat ſach felbii fur dich vers 
fest, Sir. 29,70. Im Hochdentſchen gebra ucht manes aut noch 
von Sagen. Die Yakır verigen, Ned. 5, 3. Beſenders 
von biweglichen Dingen ,. für das diere verpfänfen. Stine 

Uhr, feine Kleider, ein‘ Goldſtück bey jemangen"verfegen, 

Seld darauf bergen, Es if für zehn Thaler verſetzt. Vers 


fetzte Sachen einloren. - Schon im Schwabeuſp. verlezzan, - 


ben. andern chidem such nur fegen, im mistiern kat, oppunere. 
Ö Hierher gef oret auch vermuthlich die ſehr gangbare Bedeutung; 
da esf r antworten g⸗ brauchst wird, eigentlich, anf die Rede de⸗ 


Abdel. W. 8. 4% Th, 2. Auf ⁊— 


‚ Gigürlich fast man, das verfegt mir den Athem, wenn . 


b) Hiecher feheinet aud) die | 


en. a Br PATE Y 


—— - 


37 Br | 1298 _ 


San 





h — fotgen laſſen, —— cutgegen feßen, ſo daß ver bier 


eben die Bedeutung hat, als ant oder ent in antworten, uud re 
in dem Lat. relpondere, dem Ital. repartire, und dem Franz, 
repartir. Auf die Irage, ob ev es nicht gerban habe, ver: 
ſegte er, daß er es nicht thun können, indem u ſ. f. Aber 
wie, verfegte er, kann dieſes möglich feyn? Als er aus: 
gered t hatte, verfegte ich ganz gelaffen, er ſey nicht im Stande, 
darüber zu urtheilen. 
behauptet an mehrern Orten feines Verſuchs einet richtigen Be⸗ 
ſtimmung u. ſ. ſ. verſetzen bedeute eigentlich, jemanden eine em⸗ 
pfindliche, beißende Antwort ertheilen. Alein, dazu bat ihn bloß 
div geglaubte Abſtammung don der R.A. jemanden einen Sälag, 
Sieb. u. ſ. f. verfegen, verleitet, Daß die Bedeutung des Alt« 
worteng Feine Figur von dieſer R. A. iſt, erhellet unter andern 
auch aus der Worifügung beyder; jenes iſt ein eigentliches Aeti⸗ 
vum, weiches feinen Accuſativ allemahl bey fich haben muß; die⸗ 
ſes hat die Geftalt eines Neutrins, und wird nicht leicht mit eis 
nem Accufativ verbunden, Auch der Sprachgebrauch weiß nichts 
von dem Begriffe des Empfindlichen oder Beißenden, welcher mit 
verſetzen verbunden ſeyn fol, indem ſolches völlig gleich bedeutend 
mit · antworten gebraucht wird. Da fegen und Sag überdieß 
mehrmahls von der Rede gebraucht werden, fo ſcheinet ver hier 


Lateine opponeie mehrmabls für antworten vorfommt; 
Daher die Derfegungund das Verfegen, weiche duch nicht iĩ in 
allen Bedeutungen üblich find, ; 3 


Derfeufzen, verb.reg, act. 
„bringen. Sein Leben traurig derfeufzen. Den Tag einfam 
verfeufzen, ”, Durch Seufjen verzehren, ' Und ihr. wolle 
nicht, daß ich in Wehflagen nieine Scele verfeufzen fol! Weis 
fe. .3. Öleichfam, re Einen — al 
 verfeufsen, 


Verfichern,verb. reg.act, 6 im —— — d. i. gewiß 
machen, bedeutet, doch nur in ber ſchiedenen Rückfi a 

1, Bonder Griwißbeit der RNeinung. t 

(1) Eine Sade mir’ Worıen fichen oder gewiß wmalhen; di. 

die Gewi ißheit derfelben mil Worten behaupten, wo es weniger 

fagt, als betheuern, und auf deppelte Art gebraucht wird, 


Er verſetzte darauf, uff. Stoſch 


mit re und ent gleich bedeutend zu ſeyn, daher auch im mutlern 


3, Mit Seufzen hinbringen, zus 


- (a) Entweder mit der dritten Endung der VPerfonz und der vierten » 


der Sache, Er verſicherte mir feine Treue, Einem etwas 
verfihern. Ich kann ihnen die Gewißheit Javon verfichetn. 
Einem etwas mit vielen Schw uren verſichern. Man hat mir 
das verſtchert. Wo auch der Dativ der Perſon bleibt wenn 
gieich der Accuſativ der Soche fehlt. Ich verſichere dir, daß 
dem aljoift. Wo viele Dochdeutjche irrig den Accufativ fegen, 


ich verſichere fie; ungeatbiet des Begriff des perfönliehen.Öegenz 


frandes, auf welchen die Hendlung gesichtet if, Hier eben. fo wohl 
. bea Dativ esfordert, als bed ben Seitwörtern jagen, betheuern, 
u.f.f. Über dieg darf man nun die ganze R. 2 3 Sa ve aue drü⸗ 
cken, um überzeugt zu werden, daß der Dativ’ die ſchickuchſte En- 
dung iſt. Man witd nicht leicht jagen, ich werde verfichert, oder 
ich bin verſt hert worden, welde Wortfügnng Star: finden müfr 
te, wenn das Artibunrden Adenjärin erfordette, fondsrn zes wird 
mir verſtcher oder es in min virjiipert worden ; 
„die le Bien Wortfügung dem — und Woblklange gemaßer. 
Oft Reperdas Zeumn rtabſolute ohne all Enduxg. Um zu zeigen, 
daß er ein Recht dar an babe, fo verficherts er, er babe es ge⸗ 
xrauft. ch) Oder mit der Hierien Endung der Perſon, und der 
zwehren der Sache. Er verfiperte mich feiner Treue, Man hat 
mich deſſen versichere. Indeſſen kommt die, e Rbovsrügnng in der 
gegenwärtigen Bedrutaulig ſelieuer vor. 
Erss ar 


x 


wenigſtens iſt 


1189 Br. re 


Der Gebrauch des Mittelwortes in Getaft eires Nebenſwor⸗ 


- geeverbienet noch brnierfet zu werden. Sie Fönnen Navon verſi⸗⸗ 


chert seyn, d.i. cs guwer.äffig glanbers Auch wohl mir der jwene 
ven Endung der Sache. Ich bin feinee Treue verfiihert. Da 
es denn auch häufig alseine Partikel, die Gewißbeit einer Sache 
zu verfichern, gebraucht wird, Es if verſichert wahr, d. i. 
gewiß, zuverläffig. 
Bomm, blaſſex Tod, Fomm angezogen, 

I füccte dich verſichert nicht, Örvoh. 

Daher die Derficherung, die zuverläffige Behauptung der Ge⸗ 
wißhrit einer Sache, Ich glaube es aller deiner Derficherungen 
ungeachtet dennoch nicht. 

(2) Gewiſſe Nachricht einziehen, Gewißheit von etwas er⸗ 
langen, als ein Reriprocum, und mit der zwepten Endung der 
Sache. Sich einer Sage verſtchern. Auch in derpaffıven 

- , Form, ohne Neeiprocation, da dena die Sache auch vermittelft 
des Borwortes yon ausgedruckt wird. Don etwas verfichert 
ſeyn. Der Mann, der verfiperr-ift von dem Meſſia, 
2 Sam,.23, 1. 

2. Sicher maden , d. i. von der Gefahr des Verluftes bes 
freyen, in Sicherheit and außer Gefahr fegen, 

-(1) Im weiteften Verſtande, wo esdoch wenig mehr gebraucht 
wird, Die Kuhe des Staates verfichern, wo das einfache ſichern 
üblicher iſt. 

(2) In einigen eugern Bedeutungen, (a) Genen ein beſt imm⸗ 
ses Geld freywillige Bürgfehafe für eine in Gefahr befindliche 
Sache leiſten, ich gegen eine gewiffe Prämie anbeifbig machen, 
den beſtimmten Werth im Kalle des Verluſtes zu erſetzen; eine, 
tefondersim Seebaudel, ehe übliche Bedentung, wofür audy aſſe⸗ 
eurieren gebraucht wird, Ein Schiff umd deflen Ladung verfir 
chern laffen. Einem ein Capital nerfichern. verſicherte Güter, 
affrenriette, Daher, die Verfiheruhg , die Afjecurang, der Ders 
ficherer, der eines andern Eigeuthum gegen eine beflummte Prämie 
verfichert, der Aſſeceuroteur. (b) Ein Capital auf erwas ver. 
fihern, dafjelbe zum Ueterpfande, zur Hnvothri fesen, um dag 
Eaviral, dadurch dem andern fiber zu ſtellen. Im weitern Ber: 
ſtaude ſagt man, eine Penfion auf eine Abtey, aufein Ram: 
mergut u. ſ. f. verfichern, wenn man fie darauf anmweifet, weil 
fie alsdann zuorrl& iger bezahler wird, als-wenn der Landesberr 
fie unmittelbar auszuzahlen, übernommen hätte. (c) Sich einer 
Derfon oder Sache verfichern, als ein Reciprocum und mit der 
zweyten Endung, fich derfelben bemächrigen, es gefchehernun durch 
unmittelbaren Beſis, oder auf andere Art. Manverſichert fich 
einerPerfon, wenn man fie in Verbaft nimmt Man verfiz 
dert ſich des Beyfalles; der Meinung, des zerzens eines ans» 
dein, wenn man ihn auf feine Seite bringet. Der Gläubiger 
verfichert fih des Vermögens des Schuldners ,iv-nn er eg in 
Befig nimmt, mir Arreſt belegen. f. f. Figürlich verſtchert 


ſich dep den Jägern das Wild des Zeuges, wenn es fih dem 


Jasdzeuge nähert, an demſelben auf» und abzieher, eine Dffnung 
3a uchen. 
So auch die Berfiherung in den meiften der obigen Fälle 
Verſteden, verb.irreg. act.(&. Sieden,) durch Sieden , ober 
zum Sieden verbrauden. Alles Waffer verfieden, viel solz 
verſteden. Ingleichen überbaupt zum Sieden gebrauchen. In 
dieſem Zalzwerke wixd lauter zehnlöthige Sohle verſotten. 
Wern es Ef, 64,2, heißt: ein heißes Waſſer verfieder vom 
"euer, geräth in ein Sieden, ſo daß ver hier eine Juteufion be- 
iiber, fo iſt dieſer neutrale Gebrauch im Hochdeutſchen un- 
gewöhnlich, 
Verliegeln, verb.reg.act, ». Mit einem aufgebrüchten Sie⸗ 
gel verließen. Einen Brief verſtegeln. Lin verfiegeltes Te- 


7 


verſilbern, verb. reg. act, 


daſelbſt auch dir Sperre beißt. Ein Zimmer verfiegeln, 
der Deutjchen Bibel, duch nur bier allein, ı wird es oft figürlich für 
einfhränfen, einfperren, einfchliefen gebraucht: 5. B. das Meer 
verftegeln, Bed. Man. v. 3. Ingteichen, fie feſt bewahren oder: 
verwahren. 2, Dit einem Siegel befkätigen, bekräftigen, wofür 
doch jest beftegeln und unterfiegeln üblicher find, Einen Cons 
traet verſtegeln, beffer unterfiegeln. Ju noch weiterm Bere 
flande bedentete es enden durch unterfiegelte Urtunden‘fichern 
und beftätigen. Daher ſagt man noch figürlich, etwas mit feinem 
Blute, mit feinem Leden verſtegeln, mit deffen Aufopferung ber 


die Verſtegelung der Glaͤubigen, Röm, 8, 16. 
Epheſ. 1, 14. die zuverläffige Berfiderung und Beftätigung iv 
res Guadenſtaudes. 


Schon bey dem Ulphilas lantet diefes Seitwort faurfiglian, z 
verſiegen, verb:reg.neutr. außer daß es im Mittelworte ver⸗ 


fiegenfür verfieger bat. Es erfordert das Hülfswort feyn, und 
bedeutet, nach und nad in die Erde einziehen und verfhwinden, 


von flüffigen Körpern. Wie ein Strom verſteget und vertrock⸗ 


net, Diob 14, 11. Du läffeft verſtegen Harfe Steöne, Pf. 74,15. 
Welchen die Mafferqueilen verfiegen waren, Pf. 107, 33) Der 
She, der 0 und nach zerfepmilst, Fast dir Quellen im- 
Sommer nie ‚en, Gel, Auch von Menſchen und Thieren 
fagt man, wei. *— bören, Milch zu geben, fie verſtegen, my» 
für auch vertrock nen üblich iſt. Gieb ihnen unfruchtbare Leie, 
ber und verfiegene Brufte, Hof. 9, 14. Augleichen iu der. edlern 


Schreibart: edleThränen, werum Berne ihr? Beife;, * 


um höret ihr auf zu fliegen ? 


Anm. Es iftvon dem alıen legen, bei ‚Stammworte von. fine F 


en, 83,8% Siegen, ) und lautet in einigen gemeinen Mundar⸗ 
ten auch verſeigen und verferben. € 
Der Ströme Slurh hat muffen dir verf-igen, Dpig. 


Der ic) fpreche zu Ser Tiefe: verfige! Ef. 44,27. Das etie 


vum verflegen für verfiegen machen, d.i. angtrodnen, iſt im Hoch⸗ 


deutſchen ungershnlich. - Es wird ein Oſtwind kommen, der ie 
Wie denn auch das 


wird ihre Quelle verfiegen, Hof, 13, 15. 


ament. Binen Brief mir feinem Petſchafte, mit Oblate, mit f 
Siegellack, mit Wachs verfiegeln, Jemandes verlaſſenſchaft 
verſtegeln, im Oberd utſchen fperren, da denn die- — ——— 


ſtatigen, zur Beflätigung beweiſen. In der Deutſchen Bibel iſt & 
: a Cor. 1,22. 


Neutrum in der edlen EEE —— iſt, als inder Sprache 


des gemeinen Lebeus. 


von Silber überziehen, überfilbern ; wie vergolden und übers 
golden... Verfilbertes Hrerall, Ein Buch auf dem Schnitte 
verfildern, 
ſchen, fondern auch oft im gemeinen Leben der Hochdeutfchen, der» 
Faufen und dadurch in bares Geld verwandeln, in das Geld fegem 
Der Raufmann verfilbert frine Waare, wenn ee fie verfauft, 


1. Mir einer dlinnen Oberfläche 


2. Figitelich iſt verfübern nicht allein im Dberdeute 


Im Dberdeutfchen wird daher in vielen Ämtern und Difafterüis 


derjenige; welcher den Verkauf eines P — — zu beſorgen bat, 


"der Verfilberer genannt; z. B. der Faiferlich -Fönigliche 80 5. 


verfilberer zu Wien. 
So aud dir "Derfilberung. 


Derfingen, verb. irreg. act. (S. Singen.) ». Mit Sins 


treiben. BDie- Sorgen verfingen. 

Wenn Phillis dir den ſchwarzen Bram verfingt, Haged. 
2. Über das Singen verfänmen. Die Mahlzeit verfingen, 
3. Mir Singen zubringen, Die nädrligen Stunden ver: 
fingen. 


Berfnten, verb. irreg. destr. 15, Sinken,) welches das Hülfs⸗ 
wort fepierfordert, in die Tiefe finfen, duch Unterfinfen deuu He⸗ 


ſichte entzogen werden. Im Schlamme verfinken. Das Shif 
, ' - 4 


— 


* 


mis al a ana a JE 


— EN 
a na 8 =, an > 





— 








Bi Ber 
iR verfünden: Line verfüntine Stadt. — fagt man 
auch, in feinem Ziende, in feinem unglücke veriinfen, ohne 
. Heffnung der Rettung ih demfelben untergeben. Dader das Ver: 
Ainken. Das Nctioum davon iſt verfenfen. 
Verſinnlichen, verb, reg. act, inein ſinnliches Bild verwan⸗ 
deln, unter einem ſiunlichen Bildedarfiellen. Sich, einem ans 
dern etwas werfinnlichen. Daber die verſinnlichung. 
Derfigen, verb. irreg. (©. Sigen,) welches in doppelter Geſtalt 
vorkommt, 2, Als ein Neutrum, welches als ein folches das 
Hülfswortfeyn erfordert, (1) Si en bleiben, eine nur in der 
Landwirthſchaft einiger Gegenden übliche Bedeutung, wo man von 
der ausgefäcten Gerfte fagt, fie verfige, bleibe verfigen, oder 
ſey verfeffen, wenn fie figen bleibt, d. i. nicht aufgebet, (2) Auf 
etwas verfeilen feyn, im —“ Leben, für das anfländigere 
‚ erfeffen. S. Erfigen. . 
2, Als ein Activum. (2) Sich verfigen, in Geſtalt eines 
Reciproci, durch langes Sigen zu andern Geſchäften träge and un⸗ 
tauglich werden. (2) Dur langes Sigen um etwas fomımen, es 
verlieren. POHL} 
Dasß Helden Blue und Kraft verfchwigen,  _ 
Gelehrte Schlaf und Kuh verfigen, Günth. 
Und denkt vielleicht, daß ein verdrießlich Weib 
In Monathofriſt viel Bigenfinn verſitze, Haged. 
6) Durch ſtille Sitzen vorüber geben laſſen; doch wohl nur im 
Niederdrutſchen. Den Gerichtstag verſitzen, ibn vorüber gehen 
laſſen, ohne zu erſcheinen. Das Spiel verſtzen, paſſen. Die 
Zeit verfügen, fo lange ſitzen, daß die Zeit darüber verfreiche. 
(4) Durch Sitzen bezahlen oder tilgen, wofür doch abfigen im 
‚Hochdeutihen üblicher it. EineScyuld im Gefangniſſe verfigen. 
So auch das. Verfigen, 


e - Derfoffen, ©. verfaufen. 


verſohlen verb.reg. act. mit neuen Sohlen verfeben, wofiie 
doch befohlen üblicher ifl. Een verfohlen. Daher das 

+ „Derfoblen. 

Verſohnen, verb.reg.act. ı. Man-verföhner ʒwey Perſo⸗ 
‚nen mit einander, wenn man Urſache wird, daß fie alle bisherige 
Feindſchaft gegen kinander ablegen, wenn man Freundſchaft unter 
ihnen wieder berfiellet ; wofür auch ausſohnen, und vertragen 
Aublich iſt. So auch in Geftalt eines Reciproci, ſich mit jemans 
den verföhnen, die Beleidigung von beyden Seiten vergeffen, alle 
Feindſchaft von beydenSeiten ablegen. 2, Jemanden verföhnen, 
> deffen Unwillen heben , ihn fich oder andern wieder zum Freunde 
machen. Einen Zornigen verichnen. Jemanden mit Ge: 
„ fehen?en verföhnen. Femandes Zorn verföhnen, in * höhern 
Schreibart. 

Das doch dein Geif den Zorn der Rönige — 

Der jetzt die Welt verheert, Raml. 

„Gott verföhnen, deſſen Unwillen heben, eine in der Dentfchen 
‚Bibel febr häufige R. A, Einen wrföhnten Gott haben. 3. 
Mit der vierten Endung der Sache oder des Vergehens heist eg 
in der Deutfchen Bibel mehrmahls, feine Sünde, die Mifferbar, 
ſeine Unwiſſenheit verfohnen, die Sinden des volkes verſoh⸗ 
nen, d. i. die Schuld und Strafe derfelben tilgen; inaleichen mit 
dervicrten Endung des Beleidigers, fich und fein Saus, feine 
Seele verichnien, ſie von der Schuld und Strafe des begangenen 
Verbrechens beireyen. Welche ganze Bedeutung anßer der bibli- 
ſchenSchreibart veraltet iſt, oder höchſtens nur alsdaun gebran ht 
wird, wenn duch Tilgung der Schuld und Strafe eines Verbre⸗ 
chens durch Opfer die Rede iſt. 

Daher dir verſohnung, in. allen obigen Bedentungen. 


Gottes durch Chriſtum, dee Verfohnun;seod Chrifi, u. ſ. f 


Die 
Verfohnung- ‚Chrifti, in der Theologie, eigentlich die verſohnung - 


De > Ber 1142 


Anm. Im Schiwabenfsiegel verlönen, bep dem Ditfeied und 
Notker bifuonen, beluanen, ehedem auch nur föhnen, welches 
* noch in dee Deurfchen Bibel vorfommt, 

Der Derfihner, des — s, plur, ut nom. fing. Fänin, die 
DVerfohnerinn, eine Perfon, welche audere ausföhnet ‚fie aus 
Feinden zu Freunden mat, In der zweyten und dritten Bedeus 
tung wird imengern Berftande Ehriftus der Derföhner der Men⸗ 
ſchen genannt„weil er fieduech feinen VBerföhnungstod mit Bott 
verföhner hat, Ehedem nur Suonar, 

Derföhrlih, —er, —fle, adj. er adv. von der erſten Bedeu⸗ 
tung des Zeitwortes, geneigt and Fertigkeit befisend, ſich mit 
andern zu verföhnen, d, i. den Unwillen gegen Beleidiger fahren 
zu laffen, und darin gegründet. Verſohnlich ſeyn. Lin vers 
Töhnliches Gerz. Daher die Verföhnlicpfeit, plur.car. die Reis 
gung oder Fertigkeit, Unwillen gegen Beleidiger fahren: zu laſſen. 

Das Derföhnopfer, des—s, plur. ut nom. fing. bey den 
ältern Juden, dasjenige Opfer, durch welches eine begangenelibers 
tretung des göttlichen Geſetzes verführt wurde; in der Deutſchen 
Bibel Sohnopfer und Suͤhnopfer. 

Der Verſohntag, des — es, plur. die — e, eben daſelbſi, der» 
jenige Tag, an welchem die Juden durch feherliche Verfohn<pfes 
verföhnet werden mußten. 3 Mof.23, 27.28. 

Die Derföhnung, plur, inul. die Handlung ded Verf Shnens, 
S. Derföhnen. ’ 

Verforgen, verb. reg. act. hinlänglich für etwas ſorgen, doch 
nur inengern Bedeutungen. 1. Die nötbigen Bedürfniffe zu et» 
was darreihen; wieverjeben Jemanden mit etwas verfor: 
gen. Die Armee mit Lebengmitteln, den Böufer mit Waare 
verforgen., Sich mit ſsolz auf den Winter verforgen. Ich 
bin ſchon damit verſorgt. Jemanden mit den: nöthigen 
Beweisgrimden verforgen. - Wanvin ſehr gut mit, einem 

“ Bedienen u. ſ. fe verforgt, wenn. er fo beſchaffen if, wie 
man ihn wünſcht und nöthig hat. verſorgen iſt fo, wie ver⸗ 
fehen in ähnlichem Berftande, von allgemeiner Bedeutung, und 
Lößt die Art und Weife der Darreihung, ob fie vermittelft, eines 
Gefchenfes, oder eine Verkaufes, oder eines Darlehens geſchie⸗ 
ber, unbeſtimmt. =. Im engſten Verſtande verforgt man jer 
manden, wenn man — die zum Unterhalte nöthigen Bediürfniſſe 
verſchafft, und zwar, (1) durch Darreichung derſelben, fo wie er 
ſie bedarf. Jemanden zu verſorgen haben, ihm Unterhalt und 

- Kleidung reichen müffen, Gott verſorgte die Kinder Iſrael 
vierzig Jabre in der Willen, Neben 9, 22. (2) Ducch Vers 
fesung in ſolchellmiſt ãände, worin mar wis Sem nöthigentinterbalke 
verfeben wird.. Man verforgt ſelne Rinder, theils durch gute 
Berheiratbung, theils auf andre Art. Femanden verforgen , 
ihın eine zu feinem Unterhalte Binlängliche Bedienung verſchaffen. 
Die Seinigen verſorgt ſehen. Bu biſt freylich nicht die fchöne 

ſte, aber du wirſt gewiß auch verſorgt werden, Gel. Sage 
ihr, daß ich nicht ruhig erben würde, wenn ich fie nicht * 
meinem Leben verſorgt wüßte, eben derf. 

Dabder die Verſorgung, befonders in der zweyten Bedeutung, 
fo wohl dieBerfchaffung des nothoürftiaen Anterhaltes: jemanden 
in der verſorgung haben; als auch der Zufland, da man mie 
dem nothdürftigen Unterhalte verforgt ift. Br wird fi ohne 
dieß nicht zum Ehe entſchließen, bis er nicht eine hinlängliche 
Derforgung hat; Gel. 

Der Derforger, des—s, plur. ut nom. fing, Fämit. die Ders 
forgerinn. 2. Von der veralteten Bedentung des Zeitwortes vers 
ſorgen, da es auch für beforgen gebraucht wurde , iſt der Ver— 
forger im Bergdane derjenige, welder auſtatt des Schichtmeiſter 
eine Zeche beforget, und in andern Fällen. der Derwefer beißen 


wide. Daher die Verforgungsgebühr, der Wochenlohn eines: 
Ceoce 2 ſolchen 


J 


us ° Be 


ſolchen Berforgers, 2. Im gewohnlichften Berſtande und in der 


ztweyten Bedeutung des Zeitwortes iſt jemand der Verſorger ei⸗ 

nies andern, fo wohl, wein er ihm den nötbigenlinterhaltdarreicht; 
als auch wenner ihn in folche Umſtände verfeßt, wo er damit 
verfehenift. Ein verſerger F Armen ſeyn. Gott if nf 
aller Derforger. 

Die Verforgung, ©, — 


Verſortiren, verb. reg, act. welches aus dein ausländiſchen 


Sortiren gebildet, und nur im geineinen Leben üblich iſt, mit 
den nöcbigen Sorten oder Arten von Waaren verfehen. Sirh 
- oder einen andern verfortiren. Daber die Derfortivung. 
Derfparen, verb. reg. act. welches nur im engern Verſtande des 
einfachen ſparen gebraucht wird, bis auf eine andere Zeit fpas 
ven oder verfhirben. Etwas auf eine andre Zeit verfparen. 


Wir wollen es bis dahin veriparen, wenn ü.f.f. Daher das. 


ver ſparen und die Verſparung. 
Verſpaͤten/ verb. reg. act. ı. Später kommen machen. Auf 
und erfahre, daß du nur den Ts verfpäten hast, Gleim. Ju⸗ 


"gleichen fpäter anfeßen, gefhehen laffen. Marsham und andere _ 


veriparen die Grundlegung der Stadt Tyrus bis auf Nebu⸗ 
eadnezars Regierung: 
Wie lol. ich danne leben das ich mine zuht nicht 

* fioere, N 

Und doch die meiften volge niht ver[pete, 
Burkhard von Hohenfels. 

Am üblichſten iſt es, 2. algein Keciprocum, fich verfpäten, gu 
ſpãt, fpäter fominen, als gewöhnkich,oder als man wollte, Niederf, 
fit verletten. Er muß einkehren, wo er fich verfpätete, Sir. 
36,28. Suche nicht lange, wo jich bier und da noch eine 
verfpätere Rofe aufhalte. Daher die verſpätung. In einigen 
gemeinen Mundarten auch ſich verfpätigen. 

Derfpeifen, verb. reg. act. 1.Sur gewöhnlichen Speiſe ge⸗ 
brauchen. 2, Durch Speifen verbrauchen, Alles Brot, alles 
Steifch derfpeifen. 

Deriperren,verb. reg.äct, 1. Durch ein vetanftaltetes Hin 
deeniß von dem Zutritte anderer ausfchließen, Der Weg iſt ver- 
ſperret, geſperret. Am häufigften mit der dritten Endung der 
Perſon. Einem den Weg, den Zutritt zu jemanden verfperz 
ven, 2. An einem Orte einfchließen, wofür auch einfperren üb. 
lich iſt. Es war aber des Tages ein Mann darin verfpers 
ver, ı Sam. 2ı,7. Alles vor jemanden — verſchlie⸗ 
Gen. So auch die verſperrung. 

Detfoeyen, verb, reg. etirreg. act. (S. Speyen,) zum Zeichen 
der Berachtung anfpepen. Sie werden ihn verfpotten und ver⸗ 
fpeyen, Marc. 10,34. Und verfpeyeten ihn, Kap. 15,19. Br 
wird verfpeper werden, ‚Luc. 8, 32. Die reguläre Eonjugation 
iſt in diefer Zufammenfegung gewöhnlicher, als die irreguläre, 
So auch die Verfpeyung. Schon bey dem Kero farfpian, 

Verſpielen, verb. reg. act. in einem Spiele verlieren, fo wohl 
ebjolute und in Geftalt eines Neutrius. Wer hat verfpieler 2 
verloren ? Als auch mit der vierten Endung des Verluftes. Sein 
Geld, zehn, Thaler, gabe und Gut verfpielen. Figürlih und 
abfolute gebraucht man diefes Wortim gemeinen eben, in einer 

‚ jeden Sache, wo der Ausgang nicht in-unferer Gewalt iſt, dei 
Kürzern ziehen. Man verfpiele, wenn man einen Prozeß, wen 
man eine Wette, eine Schlacht verlieret, wenn man in ‚einem 
Zweykampfe den Kürzern ziehe uf. f. Daher das verſpielen. 
Schon im Schwabenſplegel ver!‘ pilen, ; 

*Yerfpilden, verb, reg.act, uuniitz verwenden, derthun, ber 
fouders fo fern folches in mehrern kleinen Theilen gefchiebetz in 
Niederſ. verſpillen. Viel Geld verfpilden, unnüg in kleinen 
Voſten ausgeben. Oft auch für verfchwensen überhaupt, Seine 


= = 


a Sr Sa 11 


Zeit veefpifben, Sm Schteet, förfpilla, Das einfache fpillan, 
‚fpildan, verfchwenden, Engl. to [pill, Shweb. Ipilla, iſt alt, 

- und komnmit ſchon bey dem Kero vor. Es ift ohne Zweifel eine ze 
gur von fpalten, Niederf. ſpellen. le 


Derfpinnen, verb. irzeg. act. (S. Spinnen, dur Spinnen 


alle machen, verbrauchen, allen Slaps — Daher das 
verſxinnen. 
Derf‘ plittern, verb. reg. act. einzeln und unnüß verwenden. 
Ein Capital verſplittern. Die Zeit — ——— So auch 
die. verſplitterung. 


Verſpotten, verb. reg. act. Spott über etwas äußern, über ew 


was fpotten, mit der vierten Endung der Perfonoder Sache; am 
bäufigften von Perfonen, 
tet, Sprihiw. 30, 17. Don jedermann verfpottet werden. Mit 
verfpottender Geberde, Bon Sachen fagt man lieber, uber etz 
was fpotten. So auch die verſpottung. 

Derfpreihen, verb. irreg. act. (©. Sprechen, ) welches nach 
Maßgebung der verſchiedenen Bedeutungen beyder Theile der Zus 
ſammenſetzuug, beſonders aber der Partikel, in — 
Verſtande vorkommt. 

1. So daß ver eigentlich eine — bedeutet. 

(1) Mit Sprechen zubringen. Und ich babe mit euch fo. 
manche Stunde verfprschen, Zach. Welcher Gebrauch doch fel« 
tener iſt. In der vertcaulichen Sprechart ſagt man dafür ver⸗ 
ſchwaten, verplaudern 

(2) *Läugnen,-eine veraltete Bedeutung, welche noch Be 
den Schwäbifchen Dichtern vorlommt. Eben ſo veraltet find die £ 
Bedeutängen des Widerſperchens/ in dem Schwaben ſpiegel, des 
Verbiethens, bey dem Ottfried, der Verwerfung mit Worten, bey 
dem Stryker, und andere ähnliche mehr, welche incteſannn gie 
guren des Begriffes der Entfernung find. s 

i 3. Mit Worten zufagen, fagen, daß man eiwag zum Ruben" 
des andern thun oder laffen wolle. (a) Eigentlich, mit. der dritten , 
Endung der Derfon? Einem etwas verfprechen. IH babe es A 
dir je ſchon verfprochen. Femanden feine Yülfe, eine Belohs 

- nung verfprechen. 
Daher das Derfprechen. ‘Sein Derfprechen balten, brechen. 
Ehedem gebrauchte man dafür verbeißen, welches aber außerder 
höhern Schreibart veraltesift, feitdem verfprechen in diefer Bes 
deutung üblicher geworden. Ungewöhnlich ift bier die ‚veciprofe . 
Form. Judas verfpkach id den sohenprieſtern, Fefum zu 
verrathen, Luc. 22,6. Wachter hielt diefe Bedeutung mit Une . 
recht für dunkel; Fr ift vielmehr eben fo deutlich, als in verfagen, 
vergeben, verfehenken ‚verfaufen u. ff. und eine Figur der 
‚Übertragung. (b) In engerer Bedeutung, den Beſitz einer Sache, 
sufagen, wo es oft auch mitAuslaffung der dritten Endung der Ders 
fon gebraucht wird. Die Waare iſt fhon verſprochen, iſt ſchon 


jemanden zugefagt. Femanden feine Tochter verſprechen, nahme 


Lich zur Ehe. Sich mit einer Perfon verfprechen, ihr verfprechen, 
fie zu heirathen. Wo 


ande auch die verſprechung, die Eheverſprechung, das Ehe— 
verfprechen üblich find. Ein verfprocpenes Brautpaar. Ich 
fäbe es gern, wenn ic) euch, meine Tochter, aufeinen Tag ver- 
fpeechen Fönnte, Gel, d.i. verloben. Ingleichen von einem Bes 
fige auf furze Zeit. So fagt man, man ſey ſchon verfprochen, 
wenn man einem andern fein Wort argeden hat, ihn zu beſuchen. 
(c) Figürlich, Hoffnung geben oder machen, wenn ſolches gleich 
nicht durch Worte geſchlehet. Theils mit dem Aceuſativ der Sache 
allein. Der Anſchein verſpricht nicht viel, Ein viel verſpre— 
chender junger Menſch. Dieſe Witterung verſpricht eine reiche 
Ernte, Seme dähigkeiten verſprechen einen großen er. 
* n * m 


Em Yuge, das den Vater verfpote 


Derfprich mir , daß du kommen will, _ 


Wo e8 dft in engerer Bedeutung von dem feyerlio 
den Berlöbniffe für verloben gebraucht wird, in welchem Ver» 





al dh ta he re ee 
RN hr — F 9 sa * a) n ‚ 
Bi 


Min andeer hat zwar viel Geſchicke, | 

0% Doch weil die Miene nichts verfpriche, u. f. f. Sell, 

> Sheils auch als ein Reciprocum, Sich viel vvn Femanden ver: 
ſprechen, viel von ibm boffen. Wie kannſt du dir Treue von 


Ich verſpreche mir von diefer Unternehmung viel Nutzen. 
2 Aus Mangel der Aufmerkfamkeit falſch orechen oder veden, 
als ein Reeiproeum; im gemeinen Leben auch ſich verreden. Sich 


ſpricht man ſich nicht! Daher das Verfprechen. 
3. Durch Sprechen oder. Worte den Zuftand eines Dinges ver- 
ſchlimmern, doch nurin einigen Fällen. _ ; 
(1) Im gemeinen Leben gebraucht man esoft für befprechen 
im abergläubigen Verſtande. Eine Büchſe verfprechen, durch 
abergläubige Worte machen, daß fie verſage. 8 
(2) Tadeln, mißbdilligen, ingleichen übels nachreden, ver» 
leumden. Da ſte (die Pharifäer) ſahen etliche feiner Finger mit 
ungewafchenen Händen das Brot eſſen, verſprachen fie es, 
. Mare. 7, 2; fie beredeten es, hielten ſich darüder auf. 
Es mocht mich jemand bie verfprechen 
2. nd mir foldes für ein $revelverhen, Grobian, 
bexy dem Feifch, Lin, verfprohener Mann war daher ehedem 
viel als ein berüchtigter, anrüchtiger Manıt. Doch diefe ganze 
edentung ift im Hochdeurfchen veraltet. Im Niederf. ift ver: 
ſpreken, fhmähen, läftern. R 
So auch das Derfprechen und die Verſprechung, welches letz⸗ 
tere doch nur in einigen Fällen der erſten Bedeutung gebraucht 
wird. ©, auch verſpruch. 
Anm. Iu der Deutſchen Bibel kommt diefes Wort einmahl in 
einer noth andern, gleichfalls veralteten Bedeutung vor. Denn 
die Männer zu Sichem verſprachen Abimelech, u. ff. Richt. 
9,22;d.1, fie fagten ihm Treue und Gehorſam auf, wo es gleich- 
” Falseine Figur der erfien Hauptbedeutung it, wo ver-die Beden⸗ 
. tung der Enifernung hat. Übrigens kommt die Bedeurung des Zus 
fageng bey den ältern und mittleren Schriftfiellern wenig vor, ins 


a 


————— ———— 
— er 
— ed e- 


bar war. So wie diefe veralteten, fo hob fich jene Bedeutung, das 
gegeu fing verheißen, welches man bis dabin anſtatt deffelben 


der Beit über Wörter, fo wie über Perfonen und Sachen ! 

Derfpreiten, verb. reg. act. in die Ferne fpreiten , ingleichen 

aus ſpreiten, beydes nur felten. —* 
—iis endlich die ſchwimmende Leſtung (das Schiff)/ 
Ale Segel verſpreitet, Zachar. 
Verſpreitzen, verb. reg. act. mit Spreigen verſehen. Im 
Bergbaue verfpreiget man das Geflein, weun man es mit 
. Stützen virfiehet, Daher die Berfpreigung. . 
-  Verfpeengen, verb. reg. act. ı. In die Ferne forengen, Man 
gebraucht es nur von Thieren, noch mehr aber von Menfchen, 
wenn fie in die Ferne, befonders in eine unbefanute Ferne ges 
fprengt oder geſcheucht werden, Den Seind verfprengen. Ver: 
fptenge werden. So aud die Derfprengung. "2. Einen Ball 
verſprengen/ oder ſtch verfprengen,, ih Bilard-Spiele, wenn 
des Spielers Boll aus dem Billard ſpringt. 

Derfpriegeln, verb. reg. act, mit „Spriegeln verfehen; im 
Bergbaueverfprügeln, wo es die Nigen zwiſchen den Pfählen 
mit kurzen Stüden Holz verwahren bedeutet, damit das [oe 
dere Erdreich nicht dadurch herein dringe, So auch die Der: 
fpriegefung. ; ; 

Verſpringen, verb. irreg. act. (8. Springen,) durch Sprin⸗ 
gen oder Am Springen verrenfen. Den Fuß, [27 den Suß ver= 
fpringen, Daher das verſpringen. her 


2 


E. 


* 


— — = 





. einer Bublerinn versprechen, Derfprich dir niche zu diel Glück. 


verſprechen. Ich habe mich nurverfprochen. Wie leicht ver⸗ 


dem verfprechen bey ihnen in manchen andern Bedeutungen gange "- 


gebraucht hatte, an zu veralten, So herrſchen die Ebbe und Flut} 





Li * 


8Ber 1146 


Derfprigen, verb. reg. act. durch Sprigen alle machen, erſcha⸗ 
pfen. Alles Waffer verfprigen. Figürlich ſagi mau in der hö— 
been Scheeibart, fein Blut verfprigen, für häufig vergießen. Das, 
ber das Derfprigen, und in dem letztern Falle auch wohl die 

verſpritzung. 

Der Derfprüch, des — es, plur. inuf, von dem Zeitworte ver⸗ 
fprechen, doch ner in einigen Öegenden in deffen erſtern engften 

. Bedeutung, two das Eheverfpreden oder die Verſprechung auch 
zuweilen der Derfprisch genaunt wird, 

Derifrügeln, ©. Verfpriegeln. 


vVerſpünden, verb. reg. act. vermittelt eines Spundes, oder 


eines eingefpündeten Dedelsverfchließen; zufpiinden,. Ein Faff 
verfpunden, fo wohl vermittelit des Spundes, als auch des einge 
fpünderen Bodens, So auch die Verfpundung. 

Verſpüren, verb. reg, act. aus gewiffen ‚Spuren erfennen, d.i, 
die Anwefenheit eines Dinges aus einigen Merkmahlen erfennen, 
wiedas einfache fpuren, ingleichen merk en, wo es befonders You 
der Erkenntniß durch die Sinne gebraucht wird, Ich verfpüre 
nichts, es fey durch welchen Stun es wolle, doch am feltenfken von 
deni Geböre. Zuweilen auch von dee Erkenntniß vermittelft des 
Verſtandes. Jemandes Gewogenheit, Liebe, Freundſchaft 

verſpüren, wo doch das einfache ſpüren üblicher iſt. So auch das 
verſpüren und die Verfpurung. |. — 

Verſtaͤben, verb. reg. act. mit Stäben verfohen, befonders in _ 
der Säulenordnung, mit dem unfer dem Rahmen des Stabes ber 
kannten Zierathe. Daher de Verftäbung, welches auch wohl 
folche Stäbe feldft bedeutet. Die Verftäbungenan den Böden, 
Brüchen und am Kopfe der Kanonen heißen $riefe, die am zwey⸗ 
ten Bruche Mittelfrieſe die am Stoße Sodenfriefe. 

Verftäblen, verb.reg. act. vorn mit Stahl verfehen, wofür oft 
auch nur Hählen üblich ift. Kine Axt, ein Meffer, eine, Klinge 

verſtãhlen. ‚Daher die verſtahlung. ; 

Der Verftand, des—es, plur, car. von dem Zeitworte verſte⸗ 
ben, doch nurfo fern es einen Begriff von etwas haben bedeuset, 
wo diefes Wort in zwiefacher Bedeutung vorkommt. x. Subjectis 

ge, das Vermögen, die Fähigkeit, einen andern zu verkeben, 
welche erfte und eigentliche Bedeutung noch im gemein, Leben Häu« 
fig iſt, in welcher denn auch den Thieren Verkand zukommt, Ir 
weiterer Bedeutung ift der Verſtand das Vermögen zu erfennen, 

„fo daß es aud) die Sinneund Einbildungsfraft mil unter ſich ber 
greift, und den Thieren gleichfalls zukommt, In engeren und ges 
‚wöhnlicherer Bedeutung ift es das Vermögen, deutliche Begriffe 
zu haben; in welchem Falle der verſtand nur vernünftigen Geſchö⸗ 
pfen allein zufommt, fich aber von dee Vernunft in engerm Bere 
ftande hinlänglich unterſcheidet. In allen diefen EinfHränfungen 
wird es fo wohl von diefem Vermögen und deffen Anwendung in 
einzelnen Fällen gebraucht. Reinen verſtand von etwas haben, 
‚Dhne verſtand handeln, veden u.f.f. Als auch von dem Verms⸗ 
gen überhaupt. Seinen gefunden Derftand verlieren, vom Der: 
#ande Fommen, wahnfinnig, verrückt werden, Vielen Der- 
fand baben, Kin Mann von vielem Verflande Das, ik 
oder gehet über meinen verſtand. Die Unſchuld ohne Der: 
fand iteinfehe mittelmäßiger Shag, Gel. 2. Objective, 
die Meinung, der Sinn. Im Theuerdanke heißt es uud: wenn 
ich darauf hab euren Derfiand, wenn ich eure Meinung dam 
über babe. Es ift in diefer weitern VBedentung veraltet, und man 
gebraucht es nur noch in engerer, vonder Rede und den Worten, 
diejenige Vorftelung , denjenigen Begriff zu bezeichnen, welche 
durch die Worte, oder durch eine Rede erwecket werden fol; dee 
Sinn, die Bedeuiung. Der wahre verſtand, die Übereins 
fimmana der Vorftelluugen mit dem Endzwede der Rede, zum 

“ Untericiede von dem falſchen. Dei eigentliche, unmittelbare 

Erie 3 ver⸗ 





Ber 
verſtand; Wortverſtand/ welcher durch das Wort und Seffen 


Laut hervor gebracht wird, zum Unterſchiede von dem mittelba⸗ 


ven oder figürlichen, welchen die mit dem Worte bezeichnete 
Sache wirket. Ein Wort in einem.andern Derflande neh: 


men. Ein Wort ohne verſtand. Ich finde Eeinen verſtand 


in dev Rede, 


Das Wort iſt alt, und lautet ſchon bey dem alten überſetzer 


Iſidors F irftanda, und bey dem Kero Forltandida. Siehe 
verſtehen. 
Verf: Andi —er, — Re, adj.et adv. in dererften Bedeutung 
des vorigen Wortes, Berftand habend und an den Tag legend, inz 
gleichen darin gegründet, in allen Schattirungen diefer Bedeutung 
des Hauptivortes. Lin verſtändiger 5und, der die Zeichen des 
andern leicht verftebet. Am hänftaften in der engern Bedeutung 
des Hauptwortes, deutliche Begriffe von etwas habend. Go 
wohl in einzelnen Fällen, da denn die Sache, von welcher man 
deutliche Begriffe bat, in der zweyten Endung ſteht. Kin der 
Sache verfändiger Mann, der fie verftehet, ihrer kundig if, 
Ein Recptsverftandiger. Noch häufiger abfolute. Der Menfch 
ift ein verfkändiges Wefen, erift deutlicher Begriffe fähig. In⸗ 
gleichen in engerer Bedeutung, viel Berfiand habrud uud verras 
thend. Ein verftändiger Mann. Seltener von Sachen, in 
dein Verjtandegegründet. Lin verffändiger Einfall, beffer ein 
vernünftiger, oder kluger. Luthers verſtändiglich für das Neben« 
wort verſt an *ᷣg iſt im ee veraltet. Bey dem ‚Nero 
farftantantlih, 
Verſtändigen, verb. reg. act, von dem vorigen Beyworte, vers 
ſtandig machen, inder erften und weiteften Bedeutung, d. i. verſte⸗ 
ben machen, deutliche Begriffe von etwas beybringen, mit der vierz 
ten Endung der Perfon, Femanden verftandigen, idm etwas er⸗ 
klären, deutlich machen. An weiterm Berflande oft fo viel als de⸗ 
nachrichtigen. Devo Meinunguns zu verkändigen, in deu Kan⸗ 
zelleyen. Er iſt deffen oder davon vertändiger worden, be 
nachrichtiget. So auch die verſtãn digung. 
Das Verfiandfraut, S. Gauchheil. 
Verſtändlich, —er — fie, adj. et adv. was leicht verſtanden 


werden Fann, was einen klaren und deutlichen Begriff gewähret, 


im Gegenfage des unverftändlich. _ Kine verftändliche Rede, 
DVeriändlichreden. Das ift mir nicht verſt an dlich, ich verftene eg 
nicht. Zine verfiandliche Stimme, beffer eine vernehmliche. 
Ehedem gebraucht man es auch für mit Verftand, verſtändig, wel⸗ 
che Bedeutung aber veraltet iſt. Verftändlich von etwas reden, 
»verffändig,, 


“Die VerfiandlichEeit, plur. car. die Eigenſchaft, da ein Ding, 


beſonders ein Wort oder Rede, verſtãndlich iſt, Mare und deutliche 
Begriffe gewahret. 
Das Verſtändniß, des — ſſes, plur. die —e, a von dem 
Zeitworte verftehen, doch nur in zweyen Bedeutungen deffelben, 
‚2, Bon oerſtehen, Begriffe haben, w rd verſtandniß ehedem häu« 
fig für Derfand, oderdag Vermögen deutlicher Begriffe gebraucht, 
in welcher Bedeutung firftantnifle fhon bey dem Otifried vor- 
Tonunt. Die Manigfeltikeit dev künſt erlüchtet des menfchen 
verſtentnyß, Buchder Weifen 1502, Da öffnete er ihnen dag. 
Derftändnif, daß fie die Schrift verfkanden, Luc, 24, 45, 
- Werder nicht Binder an dem Derfländniß, ı Cor, 14, 20, Brr 
leuchtete Augen des DVerfiändniffes, Epheſ. », 18. Es iſt in dies 
fer Bedeutung in der edlern Schreibart veraltet, Zwar haben ei⸗ 
nige Neuere es wiedes einzuführen verfucht, und es von dergertige 
keit, ſich einen deuclichen Begriff von etwas zu machen, gebraucht, 
um es von dem Deritande, dem bloßen Vermögen; zu unterfcheis 
Den, aber damit noch, wenig Beyfall aefunden. 2. Von der R. 
3. Hp mie) manden verfiehen, iſt das verſtändniß. (1) Das 


— &£ 29,7. fommt auch verftieben ıhänig vor, 


| ver u 


mitwiſen um eine geheime Sad, Befonders das Mit wiſſen ung. 
die Theilnehmung an einer geheimen Unternehmung, tvo es vor⸗ 


güglich im nachtheiligen Verſiande von einer unerlaubten Untets 
nehmung gebraucht wird. - Ein verſtändniß mir jemanden ba= 


- ben, mit ihm im Derfiändniffe ſtehen, fi) mit ihm zu einer 


geheimen Handlung verfichen. Es ift diefeg zugleich der einzige 
Fall, in welchein dieſes Wort den Plurak verftattet, Ehedem 
"gebrauchte man dafür nur verſtand. Er hat mit ihm feinen 
Vverſtand, Theuerd. Kap. 64, 
iſt diefes Wort oft fo viel als Dernehmen, d. i. Eintracht. 


(2) Im weiteſten Verſtande 


In einem guten, böfen, ſchlechten verſtãnd niſſe mit jeman⸗ 


den leben 


Derftärken, verb. reg. act. flärfer machen, fo wohl eigentlich, 
die Stärke, das ift Dice, und darin gegründete Fefkigfeit eines 
Dinges vermehren, wo esinbielen Fällen von leblofen Dingen 


gebraucht wird. Einen Wal, eine Säule verfärken. As 
auch figürlich, theils vonder Zahl, die Anzahkzur Überwindung 
eines Hinderniffes vermebren. 


Die Befanung verkärken. 


Kine Armee verſtärkt ſich, wenn fie mehrere Truppen an fi. H 


ziehet. Die Arbeiter verſtärken. Theils auch von der In— 


tenfion. 


Böfe Weigungen verſtärken die Krankheiten des 


Körpers, Gel. Inder Mahlerey werden die Tinten oder$are E 


ben ver rärkt, wenn man ihnen mehr Kraft gibt. So auch die 


verſtarkung. 


Verſtarren, verb. reg. neutr. mit dem Sufeworte ſeyn, welches 


int gemeinen Leben für das edlere erſtarren gebraucht wird. Ju 
‚einem etwas andern Verſtande iſt es, doch auch Aue iur gemeinen 
Leben, vor Verwunderung und Erſtaumen gleichlam ſtarx werden, 
Jedermann verſtarrt, Optz. Figürlich wird verſtarrt in der 
Deutſchen Bibel einige Mahl für verſtockt gebraucht, Ihr gerz 
“war verſtarret, Mare.2, 6. Kinveriarries ger, Kap 8,17. 
So -auch die Verkartung. 


doch nur im figü lichen Berſt ande, Freyleit geben, iwas zu thun, 


geſtatten ; wo bende von erlauben noch nuter ſchie den werden kön⸗ 
nen ‚ala welches in manchen Fällen die Billigung des Verſtatteten 
mit einfchliegt, berſtatten aber ſolche anentſchieden läſſet. Je⸗ 
manden zu reden dertatten. Die Reife it mir dießmahl nicht 
verſtattet worden. - Den Truppen das Plunder verſratten. 
Daber die verſtattung. 


Anm, Am Niederf. nur faden, fleden, fledigen, wo es 2 


ehedem auch mit der zwepten Esdung der Suche gebraucht wure 
de, ihm veflen nicht zu harter; im Schwed. Hädja, till- 
fädja, eigentlich gühasten, wo auch Stade, die Verfkautung r 
Erlaubniß ift. 


Derftauben, verb, reg. neutr. Mit dem Hülfsworte ai 


Staub, oderin Geſtalt des Standes verfliegen, - In den Mhlen 
verhauber viel Mehl. In einigen gemeinen — verſtie⸗ 
ben, Niederſ. verſtuven. 


Derftäuben, verb, reg. welches das Hetionm deg SR if, 
verſtauben machen, in Staub davon fliegen Laffen, 


verfiäuben.. Jch will fie vertäuben, = Sum, 22, 43; figürlich, 
Daper die ver⸗ 


Häubung. 


Derftauchen, verb. reg. act. durch Btaidjen,d, i. einen hef⸗ 


tigen dumpfigen Stoß, ſeiner gehörigen Beſchaffenheit berauben. 
Man gebrauchtes beſonders von den Geleuken, wenn die Bänder 
derjelben gewaltſam ausgedehnt werden, ohne daß eben das Glied 
aus feiner Lage komme, wodurch es ſich von verrenken unt erſchei⸗ 


det. Sich die Hand, den Fuß vericugpen. Im Niederſ. verfinz 


Ben, — die verſtauchung. 
ver⸗ 


— 


* 


vieles Mehl 


Verſtatten, verb, reg, acte Statt oder Kaum zu etwas geben, > 


Zr ru nn Hs & uf 2 en ed nie 





EN 





— 
— 


J 
— 





Ber 


Veto, yerbii irreg. act. (&: Stegen.) 1. Mit eh zu⸗ 
ma hen, bey den Ribterinnen. 


Ein Loch in einem Sreumpfe, 
ineinem zemde, in einem Rleide veritechen, durch kreuzweiſe 
geführte Sticge zumachen, im gemeinen Leben Hopfen, in der 
Oberpfalz verwibeln. 2. So feru ver die Bedeutung der Entfir- 
mung bat, iſt Paaren veritechen, fie vertaufchen, Waare für 
Waare geben, fonft auch umſtechen. 


Der Verfti, des — es, plur, inuf, ein nnr im gemeinen Le⸗ 


ben für das verſtecken üstiches Wort. Die Rinder fpielen Der: 


feed. wenw fie ſich derſtecken. Mon sebraucht es auch wohl in der 


Ariegesfuan, fo wohl zu Waſſer, als zu Sande, io Truppen und 
Kriegesſchiffe einen verſteck machen, wenn efih in den Hin⸗ 
terbalt legen, 


Verfteten, verb.reg.act. ı. Durch ein dahin gellecktes Hin⸗ 


derniß verſperren. Einen Weg verſtecken, mit Strohwiſchen. 


⸗. Im gemeinen Erben ſogt man, man babe fi verſteck, wenn 


‚manmehe Bild, als man bequeri entdehren Pönn, in eine Sache 
geledit hat. 3, An einen verborgenen oder doch unbefanuten Ort 
decken oder thun, um dadurch den Augen anderer zu eutziehen. 


. Sein Geld verlecken. Jemanden auf dem Boden verſtecken. 


Sich unter die Treppe, binter die Thur,- in dem Wald: verz 
ſecken. DVeritcdien oder Verſteckens ſpielen, bey den Kindern, 


Jagleichen in weite ein Verftaude oft für bededen oder verbergen, 


von einem befannten Orte. Der Mond verſteckt ip hinter den 
Wolfen, Bann die Welt etwas dafır, daß ſich ein großer 
Geifinein fenlechtes Rleid vertete? Raben. Judeſſen iſt in 
den meiften Fällen inder edlern Schreibartdafür — bs 
lich. So auch das verſtecken. 


_ Verfiehen, verb. irreg. (5. Steben,) welches in — Gat⸗ 


tung gebraucht wird, L. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte 
ſeyn, über die gehörige Zeit ſtehen, am häufigſten von Pfändern, 
Das Pfond if verſtanden, iſt verfallen. verſtandene Pfänder, 
verfallene. Wo es auch inzinigen Gegenden alsein Reciproeum 
gebraucht wird, Has Pfand har ſich veritanden, in weichem Falle 


es doch zunächſt nicht fe wohl verfallen zu bedeuten ſcheinet, als 


vielmehr, daß durch langes Stehen und angefchwollene Binfen der 
Werth des Pfandes erfchörft worden, Im Bergbaue fagt man 
gleig falls, einen Kur verftehen laffen, die Zubuße nicht abführen, 
fo daß der Kur verfällt, 

1, Als ein Aetivum und Reeiprscum. 1, Durch Langer Ste 
ben ſchadhaft oder untũchtig verden, als ein Reciproeum, in wel⸗ 
chem Verſtande man von Thieren oder Menſchen ſagt, fie haben 
ſich verſt anden, wenn ſie durch langes Steben ſteif und träge ger 
worden find, Aufähnlipe Art fagt man ſich verfigen, verlie= 

n uff. 

„x 2. Sich zu etwas verſtehen, fi zueiner unangenehmen 
Sache entihließen. Er wollte ſich nicht dazu verfichen, Yae 
er fich dazu verſtanden Ich verſtehe mich gleich zur Seuer: 
probe, zu beweifen, m (ef. Die allgemeine Menfcpenliebe, 
zu der wir uns f9 ungern verſtehen. 

8, Alsein wahres Activum bedeutet diefes Zeitwort ſehr 


Gäufig, die Bedentung der Wörter einer Xede, oder überpaupt ei⸗ 


nes jeden Zeichens, wahrnehmen. 

6 Eigentlich. Man verfieher jemanden. Man vers 
flehet eine Rede, ein Wort, ein Zeichen, wetn man eben den 
Gedanken damit verfnüpft, welchen der Urheber der Rede oder des 
Seichens damit verbindet. Ich verftand ihn nicht. Du ſprichſt 
fo undeutlich, da man dich nicht vertteben Fann, Ich babe 
nichts davon veritanden. Er verſtehet jeden Wink, jed+ Mies 


"ne. Femandenfalfip, unrecht verſtehen. Was verhebei du 


darunter ? was wollteff du damir fagen, was iſt delne Meinung 


dabey? Durch Einſamkeie verſtehe ih jede Entfernung von 


Ber 1150 


der Geſellſchaft der Menſchen. Das Bertehr ſich von ſelbſt, 
im meinen Eben, das verſteht fid) am Rande, das it außer 


‚afem Streit, iſt unlãugbar, ift leicht einzuſehen. Scherz verft = 


b+*, einen Scherz als einen Scherz aufnehmen, nicht empft idlich 
dasäber werden. Er verſtehet Feinen Spaß. Dft bedeutet es 
au, div Abſicht einer Forderung einfehen. Du wirt mich fchon 
vertiehen. Aber er verfiand Unrecht und verfegte ihm einen 
Schlag. fagt manim gemeinen Leben, wenn jemand obne ſchein⸗ 
bare Jinlängliche Reigung ausfhlägt. Femanden etwas zu vers 
fteben geben, es ihn auf eine verdeckte Are merken laſſen. Im 
Oberdeutſchen wird es oft für erfeben gebrandyt, Ich babe aus 
dem Briefe verftanden , erfeben. 

(2). Figüelih. a, Sich mit jemanden verfiehen, ge⸗ 
meinſchaftlich mit ihm zu einer geheimen Abſtcht wirken. Sie ha⸗ 
ben ſich mit einander verſtanden, ſich verglichen. Man ſagt 
auch wohl ohne Reciprocation: fie find darüber verſtanden, ind 
in diefer Sache einig. Einverſtanden feyn, einig fern, und fich 
mit jemanden vereinftandigen, find mur im Oberdeutſchen übe 
lich. (Siehe verſtandniß.) b. Sehr bänfig ift das Actioum ver⸗ 
fliehen, Elare, und im engſten urd wiffenfhaftlichen Verſtande, 
deutliche Begriffe von eiwa haben, Eine Sprache, eine Kunſt, 
ein Sandwerf, eine Wiffenichaft veriteben, fie fennen, Vers 
fteben fie Iranzöfifch, Engliſch? u.f.f. Er verſtehet nichts 
davon. So viel ich vondiefer Sache verſtehe. Die Mathe— 
matid, die Philoſophie, nichts von der Aıfronomie verfteben, 
Jugleichen in einigen Füllen als ein Reciprocum, da denn die Sa⸗ 
che vermittelft de3 Borwortes auf ausgedruckt wird. Sich auf 


das Reiten, auf dag Sechten, auf dag Mabrfagen, auf das 


Drechſeln verfieben. Wenn du dich darauf beffer ve-ftebert, 
alsich. Ich verftehe mich aufs Srauenzimmer, Fenne es, weiß, 
wie mit demfelben umzugehen ift. 

Lin Mann, der ſich aufvielerley verftand, Gel, 
Bon Sprachen, Wiffenfchaften und wiſſenſchaftlicher Kenntniß if 
diefe Mortfügung nicht fo gewöhnlich. Opitz überfeßt das : Si 
[entire datur poſt fata quietis, dur: 

Im Sall ein Geiſt ih auch noch auf die Weit verſteht. 
Im mittlern Lateine kommt intelligerefe in aliqua re in chen 
derfelben Bedeutung vor: S. verſtand, verſtandlich if. f. 

Anm. Zn der legten Hauptbedeutung ift dieſes Wort fchon fehr 


> alt, indem es ſchon bey dem alten Überfeger Jſidors firftan, bey 


dem Ditfried irtuan und irftuan, bey dem Willeram verftan 
lautet; Miederf. vertaan, Schwed. förflä, Die Figur ift frey⸗ 
Lich dunkel, allein fieläßt fich doch errathben. Die Angelfachfer 
gebrauchten dafür underltan, uud ndch die heutigen Engländer 


. underfland. Es fogeinet, daß in, unter und ver, welche alle in 


diefer Bedeutung mit dem Zeitworte fehen verdunden worden, fo 
piefalgvine Gegenwart, vor, bedeutet haben, fo daß es eigent⸗ 
lich vor etwas ſtehen einer Sache gegenwärtig feyn,bedente haben 
würde; welches noch dadurch beftätiget wird, daß Ditfried und 
andere diefes Wort auch für wahrnehmen, merfan, empfinden ge⸗ 
brauchen. Das Sriechiſche erssajuoz, ich weiß,verfiche, zründet 
ſich auf eben die ſelde Figur, abgleich ſolches gemeiniglich von drx- 

jagı abgeleitet wird; vieleicht nur, weil man nichts beſſers wußte, 
und bloß der Hpntichfeit des Klanars nachging. Indem Lat. in- 


‚ telligere, für interligere, ſcheint eine ähnliche Fiaur zu berr« 


ſchen, obgleich dieBedentung des ligere hier noch dunkel iſt. Übri« 
geng bedeutet vertehen im Niederdeutſchen auch überfteben, aus« 
halten, ine Krankheit verſtehen, ———— einen guten 
Trunk verſtehen, vertragen können. 


Vverſtehlen, verb. reg. act. (©. Scebfen,) duch Steblen 


entfernen, en wenden. verſtohlne Waffen ind ſüße, geftobl- 
ar, Sprigw. 9,17. Jugleichen als cin Keciprocnm, ih Her, 
rn 7 


141° BE. 
fehlen, heimlich fortfchleichen. Das volk verſtahl ſich « Sam. 


29,3. In beyden Fällen fommt es im Hochdeutſchen wenig mehr _ 


wor, wo mannurnod) das Mittelwort veroblen für heimlich, 
insgeheim, gebraucht. 
Eine verſtohlne Zufammenfunft, Ich babe es hide thun 


vVerſtohlner Weiſe zuſammen kommen. 


Br 


durch einen — — — in — mit — 
verfiellen, ı Kön. 20, 38; ſo ſern es bloß unke untlich machen be⸗ 


deutet. Ingleichen durch fein üuferes Betragen-die innern Em: 5 
pfinönngen verbergen, wo es mit dem Latein, diflimulare - 
- überein kommt, aber in der edlern Sch reibart veraltet iſt. 





Beinen Verdruß verſtellen beifer verbergen. 3. In wei⸗ 
teem Verſtande, ſo daß ver den bloßen Vegriff der Ändern . 
rung bat, iſt veyſtellen, ſech von außer anders ſtellen, als 

mon denkt und, eiupfuder, Wir verfiellen ung, wenn unfee =, 


muffen.| .; 


Verſteigen verb. welches auf —— Art vorkommt. ‚als 
ein eigentliches Activum und mit tegulärer a Ne 


es im Oberdeutfchen für das noch gangbarere verfieigern, d. i. 


verauctionieren, vorkommt, (S. daſſelke) 2. Als ein ee, 


— sum, mit ieregulärer Conjugation, (S. Steigen,) ſich verfeigen, 
- zu weit fleigen, fo weit fleigen, dag man nicht ohne Gefahr 


wieder zurück kann. Kaiſer Maxlmilian hatte ſich auf den 


"Selfen in Tirol verfiiegen. Ingleichen figürlich, das Maß dis 


Bernünftigen überfchreiten. Man verſteigt fih in Ausdru— 


Een, wenn man ſchwülſtige, übertriebene Ausdrücke gebraucht, 


im Nachdenken, wenn mar. fi an unerforſchtiche Dinge wagt, 
in Unfernehmungen, wenn man etwas unfernimmt, was über 


feine Kräfte ift. Die morgenländifhe Linbildungsfraft it ’ 


oft in Verwirrung und verfieigt fich bis. zu der zügellofes 


ſten Schwärmerey,, Derfieigen fie ſich nicht zu bob, zu 
weit. Daher das verfeigen, ⸗ 


* 


Verſteigern, verb, reg. act, durch Steigerndes Preifes veräu- 


+ dafür das einfache ſich fellen. 


önferes Berhalien unfern Neiagnugen und Empfindungen wis 
berfpricht. Er weiß ſich vortrefflich zu verſiellen. Der Sa⸗ 
tan verfellet fi in einen Engel des Lichts, 2 Cor. 11,14, 


Welche Wortfügung mir der Präpofition doc) ungewöhnlich iſt. 


Ein Zorniger verſtellt ſich, wenwer ſich freundlich ſtellt. Ver⸗ 
ſtellter Weiſe. Eine vernellte Zärtlichkeit, Freundlichkeit 


u. ſf. verſtellen wird in dieſer Bedeutung bloß abſolute ge⸗ 


braucht; wird die Art nud Weiſe der Verſtellung durch ein 
Nebenwort, oder auch durch als ausgedruct, fo sebrandenmen 


Daber die verlellung, beſonders in ber dritten Besen 9, 
fo wohl von der wifjentlihen Annehmung des Scheines von 
Suftande, worin man ſich nicht befindet, aid auch von — 
Handlungen, welche dem innern Zuſtande zuwider find, Rs 
ift Lauter verſtellung. —— 


* 


* 


ßern, d.5on dieMeiftbierhenden verkaufen, verfteigen, verganten; Verfterben, verb, irreg, neuu GS. Steben) welche 4 
ein Oberd. Wort, welches für das fremde verauctionieren auch Hülfgworkfeyn erfordert, und in der edlern Schreibart für ee 6 
im Hochdeutfchen eingeführet zu werden verbiente, Ein Haus, ein einfache ſterben, doch nur von Meunſchen, gebrauspt wied. Un: —55 
Eut, Hausgerätb, Bucher verſteigern. Daher die Verſteige⸗ fer Freund iſt bereits uerfiorben.- er Derflorbene, — 
tung, verſteigung, die Auction, Verſteuern, verb. reg. actı die teuer von eiwas enichten. | 
Derfteinen, verb.reg. act; 1, Mit Steinen befegen, doch nur >. Ein Gut verſteuern. 4 
in engerm Verſtande, mit Övänz > oder Markſteinen befegen. Verſtieben, verb,irreg,neutr. (©. Sieben, weiches das Hülfes — 
Sinen Acker, ein Feld, eine Flur verſteinen. 2 Zu Stein ma⸗ wort ſeyn erfordert, in Geſtalt des Staubes, o oder wie SR aus. 29 
een, (S. dasfolgende,) 3. Mit Steinen todt werfen, eine nur im > einander fahren, zerflreuet werden, ° 1 * 
Oberdeutſcheu übliche Bedeutung, wofür im Hochdeutſchen Heiz Schrecklich werden fie verlirben, 3 0.0 4 
nigen übliift. So auch die Verfieinung, Leichter als ein Traum vergehen, Cams ö 
Derfteinerm, verb. reg. act.zu Stein maden, in Stein verwan- Bin jeglich Haar, : das muß verſtieben, Brig”. 33 
. dein, doch —* weiterer. Bedeutung des verwandelns. Der: Am Hochdeuiſchen ift dafür vertaubenüblicher. Diein — ln 
feinertes Zolz, welches entflebet, wenn dag Waffer die Holze ſchen Bibel befindliche thätige Form, ich will das Exas an 
theilchen auflöſet und dafür die bey fich führenden Steintheif- den Waflern verfiieben, Eſ⸗ 19, 7; iſt, der hatten Figur nicht zu 
eben abjegt, welche, denn die Geſtait der erſtern annehmen, . > gedenken, im Hochdeutſchen noch feltener.. ©. verſtauben und 
So auch verfteinerse Sifche, Knochen uff. Mande Wal: Verſtäuben, ingleichen Zerſtieben und verſtobern. 


fer verſteinern die Korper, welche darein gerathen. Da— 
ber die Verſteinerung, fo wohl von der Wirkung des Ver⸗ 
ſteinerns, als auch von verfteinerten Dingen, im welchem 
Falle es auch den Plural Leider. - Figürlich iſt verfieinert wer⸗ 
den vor Schrecken, Erftannen-n,fif. unbemweglich da ſtehen. 
Ich glaubte verſteinert zu ſeyn, als mir dieß Wort ent⸗ 
fuhr. Die Sreude habe ich doch noch zu ſehen, wie ex ver— 
Keineen wird, wenn er mich wird unvermurbet fingen hö⸗ 
sen, Herntes; wo es in der ſonſt ungebrãuchlichen neutralen Form 
gebraucht wird. 

Derftöllen, verb. reg. act, welches nach Maßgebung der Partie 


kel ver in einer dreyfachen Bedeutung vorfommt. 1. Sofern ver . 


riue Verſchlimmerung bezeichnet, ift verſtellen, dem Scheine nach, 
oder durch eine zufällige Veränderung, auffurze Zeit eine andere 
und zwar.nachıbeilige Öeftalt ersheilen ; wodurch es fi von dem 
Bären verunſtalten unterſcheidet/ welches unter andern auch eine 
Lleibende Berderbung der Öeitals bezeichnet, Sein Geſicht durch 
eine Perrücke verſtellen. ine ſchlecht gemachte Bleidung vers 
fir Her den, der-fle trägt. Die Brankheit hat ihn fehr verſtel⸗ 
ler. Cain verſtellete ſeine GWeberde, Moſ. 4, 5,6. 2:60 fern 
ver eine Verberguag bezeichnet, iſt verſtellen, durch Stellen, da. 


Derfiielen, verb. reg. act. mit einem Seele verſeben. eine. ta 


Axt verſtielen. * 


vVerſtimmen verb, reg.act. welches der Gegenfag von fimmen” 
„it, einen Mißton oder falſchen Ton geben, von mufikalifhen 
"Werkzeugen, Das Clavier iſt verſtimmt, wenn die Saiten nicht 


den gehörigen Ton baben. In der Träffe verfimms # eine 
violine leicht. Daher die verſtimmung. 


Verſtobern, verb. reg. act. welches im gemeinen Leben für das 


Aetivum verſt uben gebraucht wich, von welchen es das Jutenſi-· 


vuim ift. In einem anders Verſtande verſtobert das Schnee:und 
Stoberwetter dir Wege, wenn das BRRAR he unkennt⸗ 
lich macht, &. Srkderm. ... 


1. Derfioden, verb. reg. neütr. mit: * Hütfeworte feyn, 


duch Lange anbaltende Fouchrigteit uerdeods werden, Verfiadte 
wWaſche. Das —— weiße: von der Seußsigkeit: Siche 


Siecken. 
2. Verſtocken, verb,reg. — zu Am Stode ehe IE 


- Jüchen Kloge machen, doch nur in figürlichem Berftande, Lin 
Alensch it verködr, oder verſtockt ſich, wenn er gegen alle. auf 
feine Befjerung abzicien de heilſame Mutel miu Vorſatz unempfind⸗ 
lůch ſt. Gegen abe Vorßellung en Trm ahnungzen — 

eyn. 








fen. @in a, haben. Uneigentlich haht eandee 
Deutſchen Bibel: Gott verſtocke die Menfchen, wenn er ihre 
Verſtockung zulaãſſet So auch die verſtockung, beſonders 
von dem Zuſt ande der vorſetzlichen Unempfindlicheit gegen alle 


üblich iſt. Ja einent jetzt veralteten Berhanbe heißt es 10 bey 
F ‚dem Dpig: 
* Zwar reden mag ich wohl 
Mit dir, wie mir geliebt, doch wenn ich reden ſoll, 
So bin ich ganz verſtockt 
wo es im guten, wenigſtens geidguluigen Verſtande für fumm, 
verſtummt, zu ſtehen ſcheinet. 
Verſtohlen, Sverftehlen. 
3 Verſtohren, S. verſtören. 
en verb. reg. act. miteinem Stollen verfehen,im Berg⸗ 
‚baue, Ein verfiolltes Gebirge. So aud) die verſtollung. 
7 Yerftopfen, Verb. reg. act. mit einem davor geflopfien Hinder⸗ 
x uiſſe verfchließen, derfperven, Eine Bouteille, eine Slafchever: 
ſtopfen. Sich die Ohren mit Baumwolle verſtopfen. Angleis 
1 "hen in weiterer Bedeutung. Die Quelle eines Sluffes verfio- 
pfen. Man ift verſtopft, hat einen verflopften Leib, figüclich, 
m wenn die Ausleerung des Unterleibes nicht fo erfolgt, als nö- 
eo thig iſt. Harte Speifen verſtopfen den Leib, machen ver: 
= % fopfe Im ähnlichen Verftande it man verſtopft, oder iſt 
722 man in dee Vaſe verfiopft, wenn man duͤrch ſelbige feine Luft 
m“ ö  eingieben Tann. Ede fo gebraucht man es von allen engen Dffe 
; nungen, wenn der freye Durchgang durch diefelben duch ein dar» 
in befindliches Hindernig gehemmet wird. Line veritopfte Rob: 
xre u ſef. So aud die verſtopfung, auch von dem fehlerhafe 
om Mangel‘ des Stuhlganges. mit yeopfungen — 
en 
Berflören sch. reg. act, 1. Aus einander fiören, —— 
in welcher Bedeutung es nur noch im gemeinen Leben üblich iſt. 
e: - Die verfisrten Thiere werden dich ſchrecken, Hiob 2, 17; die 
in. durch Furcht aus einander getrieben, zerftreuet worden, verſtört 
— Schrecken, Furcht und Zerſtotung durch Mienen und 
eidung verrathen. 
Gelicbte, hort dieß Schreyn, (ſpricht fie vor zurcht ver⸗ 
ſtort Zachar. 
— Frang &tonrdi. 2. Indie Ferne ſtören, durch die 
‚Furcht, über eier unerlaubten Handlung betroffen zu werden, in 
dieFerne treiben; wo aber auch die vorige Bedeutung Statt finden N 
- Tann, Die Diebe, die Räuber wurden verföret, welches mehr 
ifl, als das bloße geſtört. 3. Durch gewaltſame und völlige 
Treunung des Zuſammenhanges vernichten; in welchem Verſtan⸗ 
J de es doch in der edlernSchreibsund Sprechaͤrt veraltet iſt, wo das 
—* 0 fütrgerfiöven gebraucht wird, In der Deutſchen Bibel kommen 
erſtoren verſtörer und Derfistung, für zerifören, Zerftörer und 
Zerſtoͤrung noch bäufiger vor, felbft in der fonft ungewöhnlichen 
Bedeutung der Vernichtung des Zuſammenhanges thierifcher 
. Hörper für umbringen, ausrotten aufveiben u. ff. So auch 


x 


—— 


% die verftorung. 

Der Verſtoͤß, des —es, plur, der doch felten vorfonimt, die Der= ' 
‘ ſtoße, don dem folgenden Zeitworte, doch nur ineinigen Bedeu⸗ 
Br ‚sungen deſſelben. 1. Ein geringer Fehler, ein Verfehen. Liz, 


— nen Verſtoß in dev Rechnung begehen, im Rechnen verftoßen. 
Ein Verfioß wider die gute Lebensart, rin Verſehen, Fehler. 
2.Uneinigfeit, Streit, Berdenß mit.einem anderh; nur in einigen 
Mundarten, von der im Hocsentfenateichfall, veralteten R.A. 
ſich verfioßen, fih veruneinigen. verſtoß mit jem anden bekom⸗ 
mei. 3.Im gemeinen Leben. * man auch, ein Pferd habe 
00 w. — The Auſl. 





beilfame Befferungsmitsel, wofür auch wohl die verſtocktheit 





Be il} 1154 
Seh Verflsh, oder bekomme den verſtoß, wenn es nicht freſſen 
will, weiß; wo es für Anſtoß gu 
fieben ſcheinet. 

Verſtoßen, verb.irreg, (S. Stogen,) welches in doppelter Gat⸗ 
tung üblich ift, 

L As ein Neutrum mit dem Hälfsworte haben. 1. Geht 
ſtoßen, doch nur iin figürlichen Verftande, einen Bebler, ein Vera 
feben begehen, wo man imähnlichen Berftande auch wohl anſto⸗ 
Ben fagt.. Wider oder gegen die gute Lebensart, gegen die Rez 
geln verfioßen. In einev Sache verſtoßen. Ich babe gegen 
meine eigene Regeln verftößen, Gottſch. Därin ich felbft ver: 
ſtoßen hatte, ebeuderf, Er bat häufig dagrgen — 5* Leſſ. 

Wo es auch wohl als ein Keciprocum gebraucht wird. Sſch in 
etwas, in der Rechnung verfiößen. 2. Aufbören zu ftoßen, 
bis zur Erfchöpfung ſtoßen ; mo man es nur von gãhrenden flüs 
Figen Körpern gebraucht. Das Bier hat verfioßen, hat vergoh⸗ 
ven, Den Eſſig verſtoßen laſſen. ©. Stoßen. 

II, Als ein Xetivum. 2, Aus feiner Lage ffoßen, wo man 
doch nurim gemeinen Leben fagt) ein Pferd babe eine der ver 
fioßen, wenn es fie durch einen Fehltritt verriicht hat. 2, In die 
Ferne von ſich wegſtoßen, doch nur ineinigen Fällen. a. Mus 
Noth verkaufen, mird bäufig verſtoßen genanuf.. Sein gausges 
rärh, feine Bleider, Wäre, Bucher verſoßen. 6. Figürs 
lich verftößer man eine-Perfon, wenn man ihr den bispeeigen 
Schutz, die bisherige Liebe, und Verſorgung auf eine gewaltfame 
Art entziehet, beſonders wenn diefe&ntziehung mit einerUnterbre⸗ 
chung aller per ſönlichen Bemeinfchaft verbunden iſt. in Kind, 
feine Ebegattinn, einen Liebhaber verſtoßen. Man verſtößt 

- einen Armen, wenn man ihm feinen Schuß, feinen Unterhalt 
entzieher. Kin Liebbaber, den du verſtießeſt, Duſch, Zuwei⸗ 
fen auch mit Bezeichnung des Ortes. Zur Zölle bat Gott die 
‚Engel, die gefündiget Haben, verflößen,  Detr. 2,4. It 

ein dürres Land verfioßen, Joel 2, 10, 


. 


Aber für die R, . 
iemansen aus dem. Rathe, aus oder von’ einem Amte verfio: 
Ben, gebraucht man licher das einfachere ſtoßen. 

Daber die verſtoßung, welches Haubtwort doch in der legten 
thãtigen Bedeutung am üblichften ift. In eben diefer Bedeutung 
fommtferftozzen fon bey dem Ottfried und Notker vor, 

‘Derftrafen,verb,reg.act. welches nur im gemeinen Leben üblich 
1, Strafe für etwas erlegen, Bey den Handwerkern muß der an⸗ 

gehende Meifter jeden bey dem Meiſterſtücke begangenen dehler 
verfivafen, Daher die verſtrafung. 

Verſtrecken, verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel- 
ches aur ben den Jagern üblich iſt, wo ein Hirſch oder Rehbock ver- 
ſtrecket, wenn er ein neues Gehörn befommt, welches auch aufſet⸗ 

zen, aufſproßen, verenden u. ſ. f. genannt wird. 

Verſtreichen, verb: irreg, (S. Streichen,) welches in doppelter 
Geſtalt üblich iſt. I. Als ein Acrtivum. 1.Drch Streichen ver» 

“ brauchen, vieles Pllaker, vielen Lehm verftreihen. 2. Dar 

‚ einen eingefirichenen Körper verflopfen, zuſtreihhen. Die Ritzen⸗ 
die Sugen verſtreichen. Den Ofen verftreichen, die Ritzen iu 
demſelben. Ein Faß mit Pech verſtreichen. 

IT. Als ein Neutrum mit dein Hülftworte ſeyn, in die Fer⸗ 

"ne flreichen, di. ſchnell vorüber geben, beionders von der Zeit 
und Zeitdauer, - Die Zeit verflreicht geſch winde. Dis Leben 
verfiveicht zwifchen Surcht und Hoffnung, ohne daß wir es ge⸗ 
nie en. 

; So verfreicht dem Landmann der Horgeni in ſchulblo⸗ 

fen Freuden, Zach. 

Daher das verſtreichen, doch nur in den chärigen Bedeutungen, 
Dvd» Ver⸗ 





—ñ 


NY 


1155 DE 


Verftreuen, verb. reg. act, 1. Sum Streuen, oder als Stren, 
verbrauchen. Alles Stroh verfireuen, alles Stroh dem Vieh 
unterſtre uen. Alle Gerſte verfivenen, dem Federvieh als Fut⸗ 
ter vorſtreuen. 2, Aus Verſehen ſtreuend verlieren, 
viel Getreide verfieenen, Auch zuweilen überhanpe hin und her 
fireuen. 

«Wenn der blumige Lenz Faum von den Purpurgewölfen 
Seine Rofen verfiveut, Zadar. ' 
. 3. Indie gerne und zugleich aus einander fireuen, fo wohl eigente 
lich ads figüclich, in welchem Verftande es inder Deutſchen Bibel 
“ mehrmahls pprfommte. Wie Spren, dieder. Wind verfireuer, 
Di. 1,4 
Fern, dahin er dich verßreuet bat, 5 Mof. 30, 3. Im voch⸗ 
deutſchen iſt dafür zerſtreuen üblicher. So auch die Verfirepung 


in der zweyten und dritten und das Derfveuen in der erfien Be⸗ 


deutung. 

Verſtricken verb.reg.act. 
verſtrickter Waldochs, Ef. 51,20, Daf ihrer viel fich, daran 
ſtoßen, — verſtrickt und gefangen werden, Ef. 8, 15. Ju⸗ 
gleichen figürlich, in einer böſen Sache auf das feftefte verwickelt, 
und gleihfam mit Fallſtricken gefeſſelt ſeyn. Der Gottlöfe if 
verſtrickt in den Werk feinergande, PL. 9,ı7. Ein Böfer, 
wenn er fündige, verſtrickt fich felbft „Sprich. 29, 6. Inge: 


fährliche zändel verſtrickt ſeyn. Ich glaubte ficher zu feyn, . 


daß ich mich nicht: wieder in der Liebe verfiriden würde, 
2, Sich verſtricken, ficb feft verbinden überhaupt, jegt nur noch 
zuweilen im nachtheiligen Verſtande, für ver ſchwören. Ehedem 
‚gebrauchte man es auch im guten, für verbinden, und da war ver⸗ 
ſtrickung auch fo diel ale Bündniß, Verbindung. 3. Ju den 
„Gerichten einiger , befonders Dberdeutfcher Gegenden, iſt ver- 


ftricken auf in Berhaft, gefangen nehmen, und Verſtrick ung, der 


Berbaft. 
Derftroffen, verb. reg: act, mit Stroſſen derfehen, im Berg. 


baue, (S. Seroffe.) Einen Stollen, einen ——— ein Gefent 


verſtroſſen. 
tWerſtudieren, verb. reg. act, welches nur ——— 


üblich iſt, durch oder mie Studieren verthun, verbrauchen. Sein 


Dermögen verſtudieren. Seinen Derfrand verftudieren, über ° 
unmäfiges Studieren feinen gefunden Berftand verlieren, 

Verfiufen , verb. reg. act. im Bergbaue, mit Stufen, d,i. 
in $as Geftein gehauenen Seien, vedjeben, Einen Ort ver« 
ſtufen. 

verſtümmeln, verb.reg. act. durch gewaltſame Beraubung ei⸗ 
nes nothwendigen Theiles ungeſtalt maden, Man verſtümmelt 
einen Menſchen, wenn man ihm die Naſe oder Ohren, einen 
Fuß eine Hand u. ſ. f. abhauet oder abſchneidet. 
melte Bildſaule. An Naſen und Ohren verſtümmeln. So 
auch von andern körperlichen Diugen. Einen Baum verſtüm⸗ 


meln. Jugleichen die Wörter, eine Rede verſt mmeln, fie gewiſ⸗ 


fer nothwendiger Theile berauben. Eine Stelle ver ſtümmelt an— 
führen, fehlerhaft verkürzt. So auch die Verſt um melung. Im 
gemeinen Leben einiger Gegenden verſtümpeln, welches auch 
Eir, 35, 14 vockommt; verffümpele deine Gabe nicht, brich 
im Geben nicht zu diel ab „gib nicht zu wenig ; wo aber die Figur 
ungewöhnlich ift, 

Verftummen, verb. reg. neutr. welches baspülfswort ſeyn er⸗ 
fordert, ſtumm werden. Ingleichen figürlich, plötzlich aufhören 
zu reden. Zr aber, der Fein hochzeitliches Kleid anh atte, ver: 
fummere, Matth, 22, i2. Verſtummen müſſen falſche Mäu—⸗ 
ler, Pſ. 31, 195. Schweig, Meer, und verſtumme Diarc.4,39. 
Daher das Verffummen. 
Rummen, arkummen, erſtummen. 


verthun. 


Er wird dich wieder verfammeln aus allen vol⸗ 


1, Ju Fallfriete verwideln. Ein: 


Kine verſtüm⸗ 


Bey dem Borken und im Zatian ir- · 


| — 24 


SR 





verſtuezen, — reg. act. sub dahin —— — 


niß derſtopfen, oder auch —— unkenntlich machen; bes 
ſonders im Bergbaue. 


davor geſtürzte Erde oder Steine oerbergen. 
flür zung. 

2. Derflürzen, verb. reg. act. beſtürzt ae, ein-im PR? 

deutſchen ungewöhnliches Wort, von welchem das eben fo unges 


wöhnliche Mittelwpet verfkünze für —— — in * A 


Deutſchen Bibel vorkommt, 
Derfiugen, verb. reg. act. Durch Abnehmung am Ende — 


fan zu einem Stutz oder kurzen Dinge machen, wie abſtutzen. 


Die gaare verſtutzen, ſo am Ende verſchneiden, daß nur ein kut 
zer Theil davon übrig bleibe, / 
fiugen. 


Daher das verſtutzen. 
Der Verſũch des—es, plur. die—e, von dem fefgenban: Bir 


welche man unternimmt, die Möglichfeit oder das Verbältni 
ner Sache zu erfahren, wodurch ſich Ser verſuch von der —— 
rung und Beobachtung uuterſcheidet. Einen Verfuhmahen 
Einen verſuch mit jemanden, mit einer Sache maden. 
Wenn ein folder Berfuch verſchiedene Anſt alten oder Vorberei⸗ 
tungen erfordert, ſo ſagt man, einen verſuch anſtellen. Einen 
verſuch machen (verfügen), ob man die nothigen Rräftesu 
ertwashabe. Es Fomme auf einen Derfuch an, . Phyſikali⸗ 
ſche Derfuche, welche auch Experimente genannt werden. By 
diefen nimmt man gemwiffe Veränderungen mit den Körpern vor, 
om zu fehen, wie fie ſich alsdanıı verhalten; die Beobachtung 
hingegen * bl 
gen an den Körpern in ihrem natürlichen Zuſtande. Daher die 
verſuchkunſt, die Kunſt, pbyfikalifche Ver ſuche anzuftellen. Aero 
‘ überfegte dasLat, Experimentum noch durch Findunga. Im 
Nieder deutſchen ift verſok — eine freundſchaftliche Bitte, das 
Erfuchen, Geſuch. 

Derfuchen, verb..reg. act. 1. „Bitten, eine veraltete Bedeu 
tung, in welcher jegt erfuchen üblich it. Bey dem Dttfeied fir- 
fuachen, und noch im Nie derdeutſchen verſöcken, we verſock 
auch die Bitte iſt y 


2. "Befuchen, eine gleichfalls veraltete Bedeutung, weiche — ; 
— keſonders im Niederdeutſchen, üblich war, dagegen wurde 
beſuochen bey den älteſten Oberdeutſchen Schriflſtellern hau⸗ 


fig für verſuchen i in den folgenden Bedeutungen gebraucht. 


3. Durch eine in einemDinge verurfachte Veränderung die@ir 


genfchaft und Grade der Kraft deffelben zu entdecken ſuchen. “ 
(1) Im weiteften Verſtande, wo es ehedem häufig für prüi= 


- fen, probieren, auf die Probe Rellen, zuweilen auch für unterſu⸗ 


“hen gebraucht wurde. verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glau—⸗ 
ben feyd, 2 Cor. 13,5. prüfet, unterfüchet, 


Stellen mehr. In einigen Dberdeutfhen Gegenden wird der Münze 

Probierer oder Münzwardein noch der verfucher genannt. Do 
-in dieſer ganzen weitern Bedeutung iſt es imHochdentfehen verale 

tet. Yu der Deutfchen Bibel und in der theologifchen Schreibart 

wird es noch in einigen engern Einfhränkungen gebraucht, welche 

aber außer derfelben gleichfalfg veraltet find. Man verſucht 
Gott, wenn man von befaunten @igen fchaften undBerfi ich erungen 


deffelben neue Beweiſe verlangt, ibn auf eins ungebührliche Art  , 
auf die Probe ſtellen wilf. Gore verfucht den Men ſchen, wenner _ 


ihn in Umftände ver ſetzt, worin feine Befchaffendeir entdeckt wird, 
Der — verfucht den Menſchen Denn er ibn Behgerheiuu 


inen Schade verftürzen, durch bins 
ein geftürgten Schutt ausfüllen, Einen Gang verflinzen, durch 
So au die Der- 


' £inem. Pferde die Ohren * * 
paris hat ihren Kopf nad neuer Yrt verlust, Sadar, RE 


* 


„worte, doch nur in Einer Bedeutung deffelben, eine Han 2% * 


oß auf die aufmerl ſame Enpfinduug der Erſcheinun⸗ 


Diefelbigen laffe . _ 
man zuvor verfuchen, ı Tim. 3, 105 prüfen. ‚Und fo in andern - 


Rei⸗ — 


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 Meisung zur Sündegibt; befanders, wenn er ihn durch Schein 





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bey den Schw abiſchen Dichtern vorfommt,. Daher Siederfündte 


gründe zur Sunde zů reigen ſucht. S. Derfucher undverſuchung. gung, wliches auch von det Sünde oder einer fündlichen Dands 


(2), Ineinigen noch üblichen engern Bedeusungen. a) Die 


Br \ Befshaffenbeit eines Körpers durch. den Geſchmack zu erfennen ſu⸗ 
0 Sen, wiefoften. Einen Weinwerfuchen. Die Speifen ver= 


füchen... Jemanden etwas. zu verfulhen geben. : Daher das 
verſuchen. b) Durch eine veranflaitete Veränderung die Möge 


lichkeit oder den Brad der Kraft einesDinges zu erfahren ſuchen; 


" einen verſuch machen. Ich will verfuchen, ob ich es heben 
kann, ob ich der Sache gewachſen bin. Mein Herz iſt gepreßt, 
ich will verſuchen, ob ich ihm Luft machen kann. Ks gehet 

nicht an, ich babe es ſchon verſucht. Es mit einem Bedienten 

verſuchen, zu erfahren ſuchen, ob man ibn gebrauchen könne. 


Sein Glük in der Welt verfuchen. verſuche nur dein geil, . 


dein Glück. Daher ſagt man noch figürlich in der reciprofen Ge⸗ 


ſtalt, ex hat ſich etwas verſucht, er bat ſich in der Weltwas 


ver ſucht,/ wenn jemand viel in der Welt erfahren har, beſonders, 
wenn er weit gereifet iſt. In einem etwas andern Berftande find 
verfuchte Soldaten, welche ſchon viel im Kriege verſucht, d. ĩ. ers 
fahren haben, wo das Mittelwort der vergangenen Zeit nach dem 
Vorgange fo vieler anderer eine thätige Bedeutung hat. In der 
engſten phyfiſchen Bedeutung, die Körver durch Hülfe der Kunſt 


zu gewiſſen Wirkungen nöthigen, ihr Verhältniß Dadurch zu erfah⸗ 


ren, gebraucht man lieber die N. X. einen Verſuch machen oder 
‚ anflellen, alsdas Zeitiwprt verfuchen. 


Daher das Haupımort die verſuchung. Sſolches hernach be⸗ 


ſonders. 


Anm. Indem alten Beaginente auf Käifer Carln deu Großen , 


bey dem Schilter verluochen, dagegen andere alte Schriftſteller 
in der dritten Haupibedeutung dafür beluochen und irlua- 
chen gebrauden. - .. ir 
» Der verſucher, des—s, plur. ut nom, fing. eine Verſon, 
weiche ein Ding verfucht, doch nur noch in der Deutſchen Bibel in 
dem engern-dritten theologifchen Verfiande, wo der Beufel mehr⸗ 
mahls der Derfucher genannt wird, fo ferner die Menſchen ver 
ſucht, d.i zur Sünde zu reigen fucht, Bey dem Notker Beluochar. 
Die Verfugung, plur.die—en, von dem Zeitworte verfüchen, 
doch nur allein in dem erften Falle der dritten Hauptbedeutung, 
wo es ı im theologifhen Berftande, befonders in der Deutſchen 
Bibel, jede veranftaitete Veränderung ift, die Beſchaffenheit und 
"Kraft eines Dinges zu erforfchen, wie Prüfung. Inderengfien 
- Bedeutung iſt die Ver ſuchung dafeldft eine Heigung zum Böfen, 


befonders durch Scheingründe. Daher 2, in der weiteften Bedens 


tung oft eine jede Neigung auch außer der theologifchen Schreib» 
art eine Ver ſuch ung genannt wird, Ich Fomme, gerathe in ver⸗ 
ſuchung, die Sache zu unternehmen. Wenn du wüßteft, was 
fir verſuchungen ich überwinden müſſen. Ich bin zuweilen in 
verſuchung gewefen, an der Wahrheit der Sache zu zweifeln. 
Zühren fie ihn nicht in Derfuchung , geben fieibm feine Neigung 
dazu. Bey dem Noiker Irfoughunga, und Urfoch, 
Derfudeln, verb. reg,act, 2. Durchaus fudelich machen, be 
ſudeln; ĩm gemeinen Leben. 2. Durch Sudeln oder unreinliche 
Arbeit verbrauchen, ingleigen dadurch verderben. Sp aud die 
vVerſudelung. ER een | 
Derfühnen, ©. verſchnen. x BT Ren 
Derfündigen, verb. reg. act. fimdig machen doch nur als ein 
„Reciprocum, fich verfimdigen, eine Sünde begehen, eine Sünde 
auf fich Faden. Jeruſalem bat fich verfundiget, Klagsl., 8. 
2 Der®egenfland,weler durch die Sünde beleidigetwird, befowime 
das Vorwort an. Sich an Gott, a feinem Nächſten ver ſündigen. 
Sich an einem Todten, an unſchuldigem Blute verfündsgen, 
in der Deutſchen Bibel, Ehedem nur ſich verſinden, welches noch 


4 


Jung ſelbſt gebraucht wird, ” - \ 

Derfüßen, verb. reg. act. ı. Süß machen, doch nur nochfi- 
gürlich, das Unangenehme einer Sache durch twaͤs Angenebihes 
mildern- Das verfüßer mir mein Slend, den Abſchied, meinen 
Schmerz uf. fr In der Chymie gebrauchte man es ebedem in 
mehr eisenslihen Verſtande file das jegt übfichere abfüßen, die 
Schärfe der, mineraliſchen Säuren mit Waffer oder rinem andern 
flüſſigen Körper: wegnehmen. 2. Allzu füß machen, und dadurch 
gleichfam verderben, wie verfalsen. Den Baffeb, den Wein 
verfügen. Daher die Verfügung. Niederf. verfören, bey dem 
Ditfried in dererften Bedeutungnurfluazen, 

Dettagen, vexb. reg. act. welches im Hochdeutfchen veraltet, 

und nur noch in einigen Provinzen üblich if, Auf einen gewiflen 
Tag beftimmen oder verlegen, 

Dur ſolches ward der Kampf vertagt. Theuerd.Kap.77. 
2. Den beftiimmten‘ Tag, oder Termin verfäumen, und bernach 
verfäumen überhaupt.” \ 

Dertändeln, verb.reg.act. . Im Zändeln oder durch Tãnde⸗ 
ley verlieren, Ich habe es vertändelt. Ingleichen auf eine uns 
nüße Art verthun. viel Geld vertandeln. 2. Dit Tändeln zubrin« 
gen. Die Zeit vertändeln. 3. Über das Tändein verfänmen, Die 

Mahlzeit vertandeln. 4. Sich vertändeln, ſich aufeine leichte 
finnige und unbedachtſame Art zurEhe verfprechen ; im gemeinen 
Lehen aud) ſich verplämpern. - Die Niederfachfen gebrauchen in 
den meiften Bedeutungen dafür ihr verquackeln. 

Vertanzen, verb. reg. act. fih durch Tanzen um etwas brin⸗ 
gen. Sein Geld, die Zeit, fein vermögen vertansen, Bine 
Rranfhert vertangen. Die Mahlzeit vertanzen, über dem Tan 


zen verfäumen, 


Vertauſchen verb. reg, act. durch Tauſch in eines andernBefig 
bringen Waaren vertauſchen. Eine Provinz gegen dieandere 


vertauſchen. In noch weiterer Bedeutung, ein Wort mit dem an⸗ 
dern vertauſchen, ein Wort für das anderefegen. So auch die 
vertauſchung. — 
Verteufelt, —er, —fr, adj. et ady. welches oft für keufeliſch 
gebraucht wird. Ein verteufelter Menſch. Line verteufelte Cu— 





ge. Roch häufiger iſt es in der Sprache des großen Haufens für 


im hohen Grade liſtig/ verſchlagen, argn, ff. da es denn auch wohl 
gar ais eine Intenfion vor andere VBepwörter gefegt wird, Derteur 
felt groß, ftavf, tapfer, Schon u. f. fi für fehr. Es ſtehet noch ver: 
teufelt windig damit aus. Sie befigen in der Thareinen ver- 
teufelten (fehr großen) Stolz, Es iſt ihm verteufelt bange, Es 
iſt/ wie verhenkert und andere ähnliche , entweder nur nach Act 
der Mittelwörter gebildet, oder es ſtanmmet aud) von einem veralte⸗ 
ten Beitworteverteufeln her. Im Niederf. ift verdüneln noch üb⸗ 
» Mid) wo es aber eingentferntere Bedeutung hat, d. i, durch Flur 
hen, mitmehrmahliger Nennung des Teufels verneinen, läugnen. 
Verteutſchen, ©. Derdeutfchen. 


vertheidigen, verb.reg.act, ı Die Unfehuls, Rechtmäßig⸗ 


keit oder Wahrden einer Perſon oder Sache duch Worte beweiſen, 
beweiſen, daß eine Perfon unſchuldig, eine Sache wahr oder recht⸗ 
mäßig fey ; wo es urfprünglich von ſolchen Vertheidigungen dor 
Gericht gebraucht, nachmahls aber auf-alle außergerichtliche 
Handlungen diefer Art ausgedehnet wurde. Sich vor Gericht ver⸗ 


theldigen. Sich gegen eine Derleumdung, eine Befchuldigung _ 


vertheidigen. Seinen Lreund bey jemanden vertheidigen, Je: 
mandes Unfchuld vertheidigen. Dertheidigedie Wahrheit bis 
in den Tod, Eir. 4, 13: Einen Sag vertheidigen, deffen 
Wahrbeit wider die gegenfeitigeBefhuldigung beweifen, 2, Einen 
Angriff durch körperliche Gegenpeht von etwas abzuwenden fus 

— 2 en, 


— 


* 2— a S 


115% se Re 


den. Si vertbridikeh, fi — — bat — 
hat die Seftung ſehr tapfer vertheidiger.. 


Arm vertheidigen, Weich. 5,27. 

So auch die Vertheidigung, die vercheidigungerede in der 
erſten, der vertheidigungsſtandi in der zweptem Bedeutung, Die 
Seflung iſt in dem beiten Verfheisigungsftande. : i 

Anm. Im Miederſ. verdegedingen, und zuſammen gezogen 
verdedigen, verdegen, degen. Bey dem Worte Theidigung 
iſt ſchon bemer ket worden, daß die zweyte Hälfte diefer Zuſammen⸗ 


ſetzung allem Anſehen nach aus tagedingen zuſammen gezogen 


worden; mananlifiis denn erwelslich machen können, daß es nur 
in der erſten Bedeutung von Tageding abſtamme, in der zweyten 

aber von einem andern Scamme, z. B. von That, thatig, oder 
auch don dem alten degen;tapfer, hergeleitet werden müre.- Ira 

Oberdeutſchen ſchreibt und fpricht man verrhädigen, vertädigen, 
welches fich veriheidigen Läffet, aber wider die Hochdeutfche Auss 
ſprache iſt. Siche Theidigung und Me — angrfüßrten 
Schriften, 


Vertheilen, verb. reg. act. — andere Übertragen, une . 
Hol, 


ter andere austheilen, Eine Summe Geldes verrheilen. 
Getreide unter dier Armen vertheilen. Kine Arbeit unter die 
Mitarbeiter vertheilen. Die Gegenflande, die Lichter gebo= 
vig vertheilen, in der Mahlerey, die Gegenflinde in eine in Ge⸗ 
mählde mit ihren Lichtern und Schatten gehörig anordnen, 
auch die vertheilung. ; 

„. ‚Dertheuern, verb, reg. act. theurer machen Urfache ſeyn, dn8 


der Preis einer Waare ſteiget. miß wachs vertheuert das Ge⸗ 


treide. Der ſtarke Abzug der Waare vertheuert ſte. 
Vert hulich, —er, fe, adj. et adv. welches nur in der vertrau⸗ 
lichen Sprechart üblich iſt, geneigt,-vieles ohne Notb zu verebun, 


imden niedrigem Sprecharten du’ wohlverthuifch und verthue⸗ 


riſch/ Riederf. Ferdonern. 
thulich feyn. 
auch die verthulichkeit. 


Ein verthulicher Menſch. Ver— 


verthun/ verb.irreg. act, (©. Thun,) I. * Berderben) — 


chen unglücklich machen,eine alteBedeutung. Das du denSun- 
der nıht vertuoft, Winsbe. Im Angelf. forduon. InıH0&- 
deutſchen ift eg-veraltet,außer daß es noch in einigen Provinzen,z. 
B.1nMeißen,geböret wird. Kommſt du mir noch mit dem dum⸗ 
mer Bauer Berl? Du weiße je, daß er fo gut als verthan iſt, 

Weiße, ſo gut.als verloren, "2. Ohne Noth und auf eine uns 
nüße Art verwenden, wo 88 einen etwas geringern-Grad als 
verſchwenden bedeutet. Viel Geld verthun, durchbringen, 


Sein Vermögen verthun. Große Summen mit. Bauen vers 


shum Es verthut jemand viel, wenn er viel’ Geld. ohne Noth 
ausgibt... (S.verthulih.) 3. Im weiteſten Berftande und am 
Bäufigffen im gemeinen Leben,verbrauchen. überhaupt. Der Bras 

‚mer hat mehr Waate, als er verehun (abſetzen) kann. Die 
Maurer haben allen Ralf, die Zimmerleute alles Holz ver: 
than verarbeitet. ” Beſonders von dem Gelder, Viel Geld ver⸗ 
hun, ausgeben, ohne zu beſtimmen, ob es auf eine unnütze oder 
nügliche Art geſchehe. 

Vertical.adj.etadv.welches aus dem Latein, ——— entleh⸗ 


net iſt, ſcheitelrecht, fo wie perpendicular durch ſenkrecht gege⸗ 


ben wird.” Einen Mörfer vertical richten. Daher die verti⸗ 
cal⸗ Flaͤche welche auf der horizontalen Fläche ſenkrtcht ſtehet; die 
vertie al⸗ Uhr, eine Sonuenuhe auf einer berticalen Fläche ; Ver« 
tie al⸗Winkel, wo dieScheufel des einen mit dem andern imeinem 
Zuge fortgeben, und welche entfkehen, wenn zwey Linien eiuander 
durchſchneſden; der DerticalsZitfel, in der Aſtronomie / ein Zir⸗ 
tel, en durch das Zeuith und Nadir und einen gegebenen 


Sich aufdas aus. 
ßerſte vertheidigen. Der Here wird die Sram inie feinem Yertiefen, verb. teg.act.. 


& 


Ein höherer Grad Heißt verfhwendwifh. So 


Be auf —— Sir Vacn⸗ ochogen — einen Urt 


biſchen Nahmen, das Azimuth. 


1, Tiefo — — 
Einen Hafen vertiefen. 


— 


Graben vertiefen. vertiefte Signs 


‚ven, ben den Metallarbeitern, im Gegenſatze der erh abe nen. Das 


x 


ber die Vertiefung, auch ein tiefer gemachter Drt, eine vertiefte - 
Stelle. Die Vertiefung in einem Sluſſe. 
werden die dunkeln Stellen ohne Widerſchein, befondtrs in den‘. 
Falten eines Gewandes, Vertiefungen genannt. Bey den Gürt⸗ 
lern ift der Vertiefftämpel, ein Stämpel, die mit dem- Hauftäus 
pel ausgehauenen Scheiben zu den Knöpfen zu vertiefen, oder hohl 
zu ſchlagen. 2. Indie Tiefe ſenken, wo es doch uut in verſchie⸗ 


denen figürlichen Bedentungen üblich iſt. Man vertiefet ſich in 8 


etwas, wenn man ſich fo weit darin einläffet, daß man nichtleiche 
wieder daraus zurück gebracht werden fann, In Be 
vertieft fepn. Sich im Nachdenken über etwas vertiefen. Er 
war über feiner Arbeit fo vertieft, oder hatte fid in. feine Are 
beit fo vertieft, daß er mich nicht Fommen bötte. In Sün⸗ 
den, in Schulden vertieft feyn. 
Beywort gebraucht wird. In [unden ein vertiefet 
Winsbeck. Bey dem Dpis vertauft. So auch die vertiefung. 


vertilgen, verb. reg. act. aus der Keihe der Dinge tilgen, — * 
daß ver eine Deftruction bedeutet, für dag veraltete sustilgen, — 


Srüůhe vertilge ich alle Gottloſen im Lande, Pf.101,8, Ih 
vertilge deine Mifferhat wie eine olte, Ef. 44, KR 
‚läfte, falſche Görter, Rönigreihe u. f.f: vertilgen, En der : 
Deutfchen Bibel, Es iſt in diefem weisern Berfkande nur noch in 
der edlern und höhern Schreibart ganghar, Sie müſſen noch viele 


ſchone Thaten hun, wenn fie dieß Gewebe von unedlenver: 


tilgen wollen. In der Sprache des geſellſchaftlichen Lebens 
kommt es nur noch in einigen einzelnen Fällen vor, befondersdon 
dem Unkraute und Ungeziefer,für ausvorten. Das Unkraut will 

ſich nicht verrilgen lafen. "Die Mäufe, dag Ungeziefer vertil⸗ 
gen. Zuweilen fagt man auch, eine Sandfchrift, eine Schuid⸗ 
verfchreibung vertilgen, fie zerreißen oder vechrennen, So auch 
die Vertilgung. Schon bey dem Rotker fertiligen, Niederf, 
verdelgen,/ Angelf. fordiligan, bey dem Ottfried aber obnedie 


- intenfive Endung firdilon, im Iſidor ardilen, eigentlich ver⸗ * 


theilen, ©. Tilgen 204 
vertrackt, —er, —efte, adj. et adv, welches im gemeinen —— 


und der vertraulichen Sprechart ſehr häufig iſt, und ſo wie ker — 


zweifelt gebraucht wird, d.i.im hohen Grade verworren, fet te 
fan, atg. Das ift doch vertrackt! verzweifelt feltfam, Er 


fängt vertradte Sachen an. Ein vertradter Menſch. — RR 


trackt, wenn ich. nur erſt wieder heraus ware! Leff. 
So fläupt, fo züchtigt mir den ‚geilen Misag:Sohn,  _ 
Bis fein vertracktes Sell die ſpaͤte Reu empfindet, Sind, 
Es Scheint von dem Niederf. vertrecken, in einigen Ge enden ver⸗ 
tracken, verziehen, verzerren, abzuſtammen, und ** nz 
verzerrt, feltfam, abenteuerlich zu bezeichnen. 


Der Vertrag, des ⸗es, plur. die —träge, von dem fätanbben. 
Zeitworte, doch nur in Einer Bedeutung, eine gegenfeitige Bes 
willigung einer Zufagr,ein Berfprechen mit einem Gegenverſpre⸗ 
Ken, zu bezeichnen, beſonders eine fenerliche Verabredung einer 

ſolchen Bewilligung; im gemeinen Leben, ein Contract, in man⸗ N 
chen Fällen auch der Vergleich. Einen vertrag machen ſchlie⸗ 
Ben. Das ift widerunfern Dertvag. . Einen Derttag mit je⸗ 
mandentreffen: Dersrieden overtrag Bundes vertrat / Zchug⸗ 


Bey den Mahleru 


Wo es doch nur felten alsein” 
han, IT 


- Palz 5 











a 
A 
J 
— 





Re 


&, 


En 5 = 


vertrag, Gränzdertragu.f.f. Bey einem Vergleiche wirdgee 


‚meiniglich vorausgeſetzt, daß der Gegenftaud der gegenfeitigen Zu⸗ 
fage vorher ſtreitig geweſen, welches Vertrag unentſchieden läſſet. 
— N Das 


a 5 Klee ER An aa SP 2 Az Las > Sana 240 en aWr u 


















BE — 
Daẽs Bündnig iſt noch eine andere Art bes Vertrages. Nieberf. 
verdracht, vordracht. NS er RR 
x Dertragen,verb.irreg.act. (S.Trasgen,) welches nach Maßge⸗ 
bung beyder Theile der Zuſammenſetzung in verfchiedener Bedeu⸗ 
mag vorfommt., 2. Durch Tragen verbrauchen, doch nur von 

Kleidungeſtücken. Ich will das Bleid noch vollends vertragen. 
7 Yertragene Luinpen, Jer. 38, 21, 12, wofür man jegt lieber 
fügt, abgetragene. 2. Au einen ungehörigen, oder auch under 
annten Ori tragen, Ich babe eg vertragen, babe es wohin ges 

tragen, und weiß nicht mehr wohin. Die Doblen pflegen gern 
das Geld zu vertragen. Die-Bagen vertragen ihre Junz 
"gen. Femanden das Geld vertragen, zu feinem Nachtheile bey 
einem andern faufen, 3. Einem Eindrucke von außen, befonders 

- einen unangenebmen&indruce, ohne Beſchwerde widerfichen ; 
im gemeinen Leben für das anftändigere ertragen. Hige und 
ealie vertragen fonnen, DieSchmerzen find nicht mehr zu 
ertragen. Die Eulen Fönnen das Licht nit vertragen, 
vertraget gern die arten, dieweil ihr Flug feyd, 2 Eor. 
21,19. Aber, vertraget mich, daß ich auch vede, Hiob 21,3, 

iſt ungewohnlich. Schon bey dem Kero fartragan,bey dem Ott⸗ 
fried ürdragen, im Schwed. fördraga, im Angelſ. uur dreo- 
an ver ſtebet für das edlere er. 4. So daß ver eine Verbindung, 
Be: —— bezeichnet. (1) Streitige oder feindfelöge Per ſonen 
einig, „eigentlich. eintrachtig machen; in der edlern Schreibart 
verföhnen. Zwey Perfonen vereragen. Cajus hat die beyden 
feinsfeligen Brüder mit einander vertragen. Das hat mich 
wieder mit ihm vertragen. Ingleichen als ein Reciprocum, ſich 
mit jemanden vertragen, np mit ihm ausfühnen oder verföhnen, 
den gegenfeitigen Unwillen führen Laffen. vertragen ift bier der 

Gegenfag von dem veralseten zereragen. Da zertrügen fle ſich, 
"fie wurden uneins, indem Deutſchen Livius bon 1574. In weis 

term Verſtande, auch eine ſtreitige Sache gürlich beplegen, einen 

- Streit vertragen ;ebedem aud) austragen. (Ö.Yustrag.) Und 
in noch weiterer Bedeutung, eine gegenfeitige Bufage, ein Ver⸗ 
‚Sprechen und Gegenverfprechen geben, auch ohne vorher gegange⸗ 
nen Ötreit: wir haben es fo mit einander vertragen, verglis 
hen, verabredet. Zu beyden Bedentungenift es imHochdentfchen 
> wenig mehr üblich, in der legtern fagt man lieber, einen Vertrag 
machen, welches Hanptwort noch davon üblich iſt. (2) Sich mie 
jemanden vertragen, zeigt die Art und Welſe an, wie man im ges 
tellfcpaftlichen Leben fich gegen den andren betvaget; da denn die 
Art und Weife gemeinigli h mit bemerfet wird. Sic; zus mit 


4 - m 


\ v 2 


® 


mit ihm vertragen, unfriedlich mis ihm leben. Sie konnten 
fi nemahls vertragen, nähmlich gu. Thorheit und Weiss 
beit vertragen ſich nicht mit einander. Wir haben ung wie 
17,0. 8ie Binder vertragen, Gel, Esift nach dem Latein. compor- 
Im: ‚rare gebildet, eigentlich zugleich tragen, eintrachtig ſeyn. 
—* In den beyden erſten Bedeutungen iſt das Hauptwort das ver⸗ 
gragenüblich ; in Einem Falle der vierten der vertrag. Die 
I DMertragung ift nicht eingeführet, — 
Verträglich, er, —fe, adj,etadv, 1. Bon verfragen 4 
0) geneigt und Fertigkeit befigend, ſich mit einem anterı zu ver» 
ragen, d.i, allen Unwillen über diffen Beleidigungen fahren zu laſ⸗ 
fen; wofür doch verföhntich üblſcher iſt. 2. Von pertragen 4 
42) geneigt und Fertigleit befigend, ſich mit andern leicht zu ver» 
ragen, friedlich mit ihnen zu leben, d.t. mit ihren Begehren'und 
© Urtheilen überein zu fommen,pder alle von ihnen verurfachte Bes 
ſchwerden zu fragen, und Darin gegründet; wofür auch das folgen⸗ 
„de vertragſam üblich ift, verträglich feyn, Kin vertragliches 
Gemuůth. So auch die Verträglichkeit. A 


2 








z — 





einander vertragen, friedlich mit einander leben, Sich ſchlecht 


Deal KB ass 
—9 


Ben 52: 


* 


1162 


DVertrahf‘ am, —er fie, adj.etadv, welchrs in der letzten Be» 


deutung desvorigen Wortes üblich iſt, von einigen auch in der er⸗ 
ſten Bedeutung gebraucht wird. vertragſam ſeyn. So au 
die vertragſamkeit. Fr 
Dertrankiteuern, verb. reg. act, die Trankſteuer von etwas ge⸗ 
ben. Den Wein, das Bier vertrankſteuern. ® 
Vertrauen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt votkomint. 
-3,Als ein Freutrum mit dent Hülfsworte haben, feine Wohlfahrt 
" zubetfichtlich von dem andern erwarten, wo es auf doppelte Art ges 
braucht wird. - So wohlmitderdritten Endung der Perfon oder 
Sache, von welcher man ſeine Wohlfahrt oder ein Gutes überhaupf 
erwartet. Einem vertrauen, Bott vertrauen, dem serrn 
vertrauen, ſeht oft in der Deutſchen Bibel, Du Heiland derer, 
diedir vertrauen, Pf. 17, 7. Dertraueunter taufenden kaum 
einem, Weisb. 6, 6. Dertraue Feinem Freunde, Ju habeſt ihn 
dennerkannt in der Horb, 3:7. Da es denn oft and. fürdas 
einfache trauen gebraucht wurde, jeinandes Verfiherungen für 
wahr halten, Ms auch mie dem Vorworte auf. Auf Gott, auf 
den Zerren vertrauen, in der Deutſchen Bibel. Ihr Sels, dar— 
auf fie vertrauen, 5 Mof32,37. Aufs eitle vertrauen, Ef. 
59,4. Und fo in andernSellen mehr. Ebedem and nur trauen, 
An beyden Fällen iſt es in den gemeinen Sprecharten veralter, 
wo man dafür lieber durch eine Umſchreibung fagt, feindertyauen 
auferwas fegen. S. auch vertraut. . — 
2. Als ein Neutrum. (1) Ein Ding dem andern mit zuver⸗ 
ſichtlicher Erwartung der Sicherbeit deſſelben, übertragen, mit der 
vierten Endung der Sache, und der dritten der Perſonz eine Fofte 
ſetzung der vorigen Bedeutung, Einem etwas vertrauen. Die 
menfchen vertrauen ihr Leben geringem solz, dem Schiffe, 
Meish. 14,5. Dem der Rönig viel vertrauete, Mace. 7,8, 
Femanden fein Vermögen, feine Sicperbeit vertrauen. Sich 
jemanden vertrauen, feine Perfon,feine Sicherheit, feine Wohle 
fahrt u. f. fe in deſſen Gewalt geven. "So vertraue fich ein Krau⸗ 
Ber dem Arzte. In engerer Bedeutung vertrauet man jeman⸗ 
den etwas, wenn es ihin in zuver ſichtlichr Erwartung ſeiner Betz, 
ſchwiegenheit, oder ſeiner Unfäbigkeit eines üblen Gebranchesent ⸗ 
deckt wird; im Vertrauen fagen. 
vertrauen. Vertrauedu ihnen nichtsp wenn jle gleich freunde 
lich mit dir reden, Ier..22, 6. Vertrauen fie mirs doch, Gell. 
Ich mochte ihnen gern ein Paar Worte vertrauen, eben darf 
So auch, als ein Reciprocum: ſich jemanden vertrauen, ſich 
ihm entdecken, ihm fein Anliegen offenbaren, In die ſer ganzen 
Bedeutung iſt in der Sprache des geſell ſchaftlichen Lebens zuch 
anvertrauen Üblich, wo das Vorwort an die Bedeutung’verftär, 
ken fol, 

(2) Verloben, zur Ehe verfprechen. : Kine Magd feinem 
Sohne vertrauen, Mof.21,9. Kine Jungfrau, die noch 
nicht vererauet ifi, Kap. 22, 16, Ich will euch mirvertrauen, 
ger.3, 14. Ich babe mich vertraues einem Manne, 2 Cor. 
11,2, Augleichen mit dem Borworte mit. Ih will mi mie 
Sir verflauen, Hof.2, 19. Am Hochbeutfihen iſt diefe Beden⸗ 
tung ungewöhnlich, aber nicht ini Riederdentſchen, woher Luther 
fievermutHlich entlehnet hat. ©. Trauen in der Bedrutung der 
ehelichen Verbindung, | N 

Schon bey dem Notker indem Neutro- und der erſten thãtigen 
Bedeutung vertrouen. 
Das Vertrauen, des —s, plur, car. nicht ſo wohl die Haud⸗ 
Yung des Vertrauens, in welcher Bedeutung biefes ort indeffen 

= anch niehefeiten ift, als vielmehr die feſte Erwartung eines Önten 
bon jemanden, und im engern Verſt ande, feiner Sicherheit, feiner 
Woblfahrt, wo diefes Wort einen höbern Grad der Erwartung ber 
zehn‘, a8 Boffnung, aber einen [hwärhern, als Suverficht. 
IE 2 — 





Jemanden ein Geheimnif : 


ie % Sr 2 

Wo iftdein Vertrauen? zo, 8, 15 * Babe oder hege das 
vertrauen, daß du es nicht thun wirſit. Sein Vertrauen auf je⸗ 
manden haben oderfiellen, zwwey veraltete bibliſche R. A, wofür 
man jegt fagt, fen Vertrauen auf eine Perjon oder Sache fer: 
sen. Aber, Fern Vertrauen zu jemanden baben, iſt in weiterm 
Berftande, Feine Neigung haben, ihm zu trauen, feinen Worten 
oder Berfpredjungen Glauben beymefjen, So auch, Vertrauen 
zu Gott haben, die Erfüllung fi feiner Sufagen von ihm erwarten. 
Ich will dir ein Wort im Vertrauen fagen ‚in Erwartung 
deiner Verſchwiegenheit, oder Abneigung, einen übeln Gebrauch 
Davon zu machen. Allein im Vertrauen! (nähmlich, ſey das ger 
fagt,) er iftes nicht werth. 


Dertraulich, —er, —tte, adj.etadv. fein Bertrauen zufjemans 


des Liebe, Sreundfchaft oder Verſchwiegenheit ohne Zurũckhaltung 
thätig eriweifend, und daringegründet , fo daß die Vertraulichkeit. 
eine Wirkung des Vertrauens Einer Art ift, und ſich fo wohl auf 
‚eine rehtmäfige und erlaubte, als auch auf eine verwerfliche Art 
- äußern fann. Vertraulich mit jemanden umgeben.  Vertraus 
lich ſeyn. Ein vertrauliches Geſprach. Jemanden vertraulich 
fragen, im Vertrauen. Eine vertrauliche Bitte. F 
den neuern Dichtern. 
Wenn du 
Unter dem ſchattigen Dach ——— Linden undulmen 
Dich begeiſtert gefühlt, Zadar, 


Aber in vergrauliche Thränen, ein vertraulicher Gtam uf f. iſt 


die Figur zu hart, und der Sinn dunkel. Siehe auch Dertraur. 
Die vertraͤulichk eit, plur. die=en. 1. Die Eigenſchaft, da 


man vertraulich iſt / die ıhätige Erweiſung fgines Vertrauens zu 


jemandes Liebe und Woplwollen ohne Zurückhaltung ; ohne Plu⸗ 


val, 2. Eine darin gegründete Handlung , mir dem Plural, Sich * 


allerley vertraulichkeiten gegen jemanden erlauben. 
Vertraͤumen, verb. reg, act. mit Sräumen, ingleichen figürlich 
mir träger Unthätigkeit zubringen, Die Zeit verträumen. 
Sein einfames Leben mürrifch verträumen. Jugleichen auf 
eine ſolche Art verſcherzen, ſich dadurch verluſtig machen. Die 
Mahlzeit vertr aumen. Sein Glüd vertraumen. Daher das 
Derträumen. 


Dertraut, —er, —efie, adj. et adv, welches eigentlich das Mits 


gelwort dee Zeitwortes vertrauen iſt, aber doch als ein.cigenes 
Bey » und Nebenwort gebraucht wird. 2, Ja thätigen Verſtande, 
ein Vertrauen gegen einen andern obue Zurückhaltung äußernd, 
wo es für vertraulich, doch rur als ein Nebenwort , üblich iſt. Br 
hut ſehr vertraut gegen mi. 2, JIm paffiven Berflande, des 
Vertrauens einesandern sheilhaftig, und darin gegründet, doch 
nur inengern Verftande des Wortes Verfrauen, der Heimlich⸗ 
keiten eines ander atheilbaftig. “Kin vertrauter Sreund, gegen 
welchen man nichts geheim bält. vertraut mit jemanden ums 
geben. Eine vertraute Sreundfchaft. Eine vertraute Perfon 
ſchicken, der-man feine Heimlichkeiten mit Sicherheit vertrauen 
Fönne. Vertraut mit jemanden fprechen. 3. Von der zweien 
Bedentuung des Activi vertrauen, iſt eine vertraute Perfon, oder 
eine Dertraute, ein vertrauter, in der höhern Schreibart zuwei⸗ 
len eine Verlobte, ein Verlobter. 

Dertreiben, verb. irteg. act. (S. Treiben,) in die Ferne trei⸗ 
ben, 2. Im eigentlichen und weitern Verftande, durch gewalt⸗ 
fame Mittel aus dem Bezirke ſeiner Empfindungen entfeinen. Den 
Seind, die Diebe, die Räuber vertteiben. Um der Religion WII- 
len vertrieben werden, Jemanden von Haus und Hof vertreis 
ben. Die Sonne vertreibt den Nebel, der Wind den Kegen. 
Sich die Grillen vextreiben. Line Krankheit, das. Sieber, 
die Schmerzen vertreiben. Somuß man des Todes Bitter- 
Feit vertreiben, ı Sam. 15, 32, Jemanden die Zeit ver⸗ 


> 


Dertreten, verb. irreg, act. (©. Treten.) 


Figürlich bey 


sn 


— in — weiterer Bedeutung; * Kos ——— der 


unmerklich machen. Sich die Zeit mit Spielen, mit Leſen, mit 


Spasierengeben u. kf. vertreiben, S. Zeitvertreib,) 2.30 
einigen enger figürlichen Bedeutung, (1) Waaren vertreis 
ben, abjesen, unter ‚die Leute dringen, Kin Kaufmann vers 


treibt nicht viel, wenn er nicht viel abfegt. S. Vertrieb.) (2) 


Bey den Mahlern und Illuminirern werden die Farben vertrie⸗ 


ben, wenu fie aus einander gerieben werden, damit fie ftufenweife ‚- 
an Stärke abnehmen, ind ſich endlich gar —— 
riſſe vertreiben. 


So auch die vercreibung in der erfien, und das vertreiben 


in den beyden letzten Bedeutuugen. 


Schon indem Iſtdor ardriban, bey dem Sitfried andRoiter 


firtriban, fertriban,, 

Vuech einen. 
falfhen Tritt verlegen. Sich den Suf ER Er hat fih 
vertreren, den Fuß, 2. Durch Treten verderben. Der Grab: 
ſtein iſt ſehr vertreten. Srliches ward vertreten, Luc. 5. 
Schon im Zatian furtretan, 3: Durch Treten orefberten, ET 


Die Um» : 


“#7 
LEE, 





vor etwas treten, und dadurch den Zugang bindern. Jemanden Fr 


den Weg vertreten, wie verrennen, verlaufen. - 
Doch, als fie fich zur Slucht dem erſten Vorhof — 
Befahl ich * das Thor die Wachen ihm verteäten, 
Weiße. 
4. An eines ander Stelletreten. ——— — 
oder jemandes Stelle vertreten, etwas an feiner Statt und in 
feinem Nahmen ıhun, etwas verrichten, was ihm zu verrichten 
zufäme ; wie das Latsin. odire alicuius vices. Im Deutfeben 
Rei he vertritt ein Reichsſtaud einen andern Stand, werner 
die Reichsanlagen an deſſen Stelle bezahlt. (2) Figürlich vertritt 


— 


man jemanden, vertritt ihn bey einem andern, ivenn man feine 


Sad. bey einem andern führer, ihn bey dem andern zu ent ſchul⸗ 
digen, zu verteidigen, eine Fürbitte für ihn einzulegen ſucht. 
Du follfi fie nicht vertreten für (vor, beſſer bey) mir, Jerem. 

7,16. Der Geiſt ſelbſt vertritt uns auf’g beſte, Röm. 8, 26. 

Chriſtus figt zur Rechten Gottes und vertritt uns, DB. 34. 

Da es denn oft für vertheidigen überhaupt gebraucht wird ‚Wolle 
ihr Gotr vertreten 3 Hiob. 13,8. Du unterfichft dich noch / 
ihn zu vertreten und zu entſchuldigen? Gellert. 

So auch dag Dertreten und die Vertretung. 


Anm. Im Niederdeutſchen bedentet ſich vertreten weidiet 
noch ſpazieren geben; welcher Gebrauch aber im boocde ſce⸗ 
fremd iſt. 


z 


Der Vertreter, des—s, plur, at nom. fing: Fämin. ——— 


treterinn, eine Perfon, welche eine andere vertritt, in der legten 
Bedentung des Zeitwortes, Ein Sachwalter, Advocat,oderFür. 
fprecher ward ehedem auch eindertrerer genantit. Jetzt gebraucht 

” man es am häufigfien in der Theologie von Ehrifto, vo ‚alsdanı . 
unfer Dertreter bey Gott heißt. 


Der Vertrieb, des—es,. plur. inuf. von erheben ser R, 
A. Waaren vertreiben, der Abfag, Verkauf der Waare. Lin 


Raufmann bat vielen Dertvieb, wenn er-viele Warren abe ; 


fest. 
da iſt. 
Dertrinten, 22% irreg. act. Te, Trinken,) 1. Mit’ Srinten 
 zubrinden, Den Abend vertrinfen. 2, Durch Seinen verzeh⸗ 
ven. Jem anden Geld zu vertrinken geben. Sein verm ogen 
vertrinken. 3. Durch Trinken vertreiben. Die Grillen, die 
Sorgen, die Schmerzen vertrinfen. 


Es ift Fein vertrieb Na wenn Fein Abgang der Waaren 


4, Über dag Trinken 


verfäumen, Die Mahlzeit vertrinken. Sein Glüd ver⸗ 
trinfen. ©» auch das vertrinken. 
Anm. 
2 


. 





1 erteinken, iſt e⸗ im Sochdeutſchen 


—* 


nah, 










































die Brunnen, bie Seen vertrocknen. Die Mil vertrodner. 
sin der Bruſt. Deine Thränen find gefchwinde vertrocknet 
2 Die zum Leben und Daſeyn — —— verlieren, 
wofür doch verdorren oder dürve werden üblicher ifl. Das 
Sras vertrocknet aus Mangel des Regens! Der Baum iff 
vertrocknet, In der Deutſchen Bibel wird es aud) Ein Mahl 
active gebraucht: berrübrer Much vertrocknet das Gebein, 
Sprichw. 17,22, für ausdörren, oder austrodnen, verzeh⸗ 
» ven; allein diefe Form iſt im Hochdeutfehen ungewöhnlich. 
‚Vertrödeln, verb, reg. act. ı, Als Srödel, das iſt, ut- 
. . nüßen Hausrath und Kleidungsflüce, verfaufen; im verächtlichen 
Berſtaude auch überhaupt, ans Noth und auf eine leichtfinnige 
Art verkaufen. Seine Bleider, feine Bücher versröseln. 2. 
So fern erödeln in einigen Gegenden auch aus Trägbeit oder Uns 
thätigfeit , Saudern bedeutet, vertrödele man die Zeit, wenn 
uiau fie auf ſolche Art verliere. Daher das vertrodeln. ©. 
Trodeln. * BR i 
Dertröften, verb.reg. act. welches von Troſt abflammer,: fo 
= ‚fern e8 ehedem zuverfichtlihen Muth, zuverfichtliche Hoffnung, in⸗ 
‚gleichen Berficherung bedeutete, ı.. Verſichern, Sicherheit ges 
"währen; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung ‚in welcher 
man noch in einigen Oberdeutſchen Gegenden fagt ; einem eine 
"Summe vertröften, zur Berfiherung, zum Unterpfande geben ; 
ängleichen ihm Sicherheit wegen diefer Summe geben. 2. Muth _ 
‚= einfpredgen, Sie versröfteren den Konig durch ihre Bosheit, 
Hof. 7,.3. Auch diefe Bedeutung ift im Hochdeutſchen veraltet. 
3. Hoffnung zu oder auf etwas mächen, und im engern Verſtande, 
duch gemachte Hoffnung zufrieden fprechen ; mo es ehedem theils 
‚Mit der zweyten Endung der Sache, theilg auch mit dem Borworte 
—F mit gebraucht wurde. Weß vertroſtet ihr eu Y2 Chrpn.32, 10, 
rn Ih will an euer Küffen, damit ihr die Seelen faber und 
vertr öſtet Ezech. 13,20, Im Gochdeutſchen iſt es nurnoch im 
gemeinen Leben üblich, da es denn allemahl mir dem Bor worte auf 
‚verbunden wird, Caſſet euch Sisfia nicht vertroſten aufden 
Seren, 2 Kön. 18, 30, /Semanden worauf vertröften, ihı - 
durch gemachte Hoffnung zufrieden fprechen. Siehaben uns drey 
Tage nach einander auf den heurigen Tag vertroſtet, Gel. 
Sich auf etwas vertröfeh, es hoffen. Daher die vertrö— 
ung. Schon Notker fagt in diefer legten Bedeutung [ih ver- 
troften. S,Teöften,. N 
Vertuͤſchen, verb.reg. act. welches gleichfalls nur im gemeine, 
Leben üblich iff, auf eine ungebührliche Art verhehlen, verſchwei⸗ 
gen, unterdrücken ‚in manchen Fällen auch untertufchen. Ge: 
ſtohlenes Geld vertufchen, es verbergen, derhehlen. Kine bofe 
That vertuſchen, fie nicht bekannt werden laſſen. 
Da wird der ganzen Welt ohn alten Scheu verkündet, 
Was ſonſt vertuſchet wird, Opitz 
So auch die vertuſchung. S. Tuſchen 
Verübeln, verb. reg. act. für übel halten oder auslegen, Eis 
nem etwas verubeln, es übel nehmen, eg ihm verdenfen, Ei— 
nn... nem Gaſtwirthe ift dasnicht zu verübeln, ‚ 
= Derüben, verb. reg. act, eine böfe That beaehen, für das ge- 
meinere aus üben in diefent Verftande, Biel Böſes in der 
Melt: verübet haben. Einen Mord, einen Diebſtahl, ver: 
.. üben, begeben, : i ; 
Verunedeln verb. reg. act,etrecipr. unedel machen, im 
Örgenfage des veredeln, Das Geſicht des ewigen Lachens 


! 


v 
V 


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je 








ba JE ae 


B er 1166 ⁊* 
wird unausſtehlich ‚und muß ſich verunedeln und Eier 


werden, Eavat, Im Bergbaue verunedelt ih ein Gang, weitr 
die Erze geringhaltiger werden. 


VER 


\ 


Derunebren, verb, reg. act, mit Unehre Befegen, als ein glimpf⸗ 
licher Ausdrud für die härtern fanden, u. f.f.. Im mittlere 


Lat, exinhonorare, in der edlern Schreibart entehren. Einer 
heiligen Ort veranehten, entweihen. Seine Samilie verunebe 
ven, entehren. Esift, fo wie die meiften mie verun zufammen 
gefegten Zeitwörter,, nur im gemeinen Leben üblich, wofür 
man inder edlern Schreibart oft die mit ent zufammen geſetzten 
— —— gebraucht. So auch die verunehrung, die Eng 
ebrung. 2 


Deruneinigen, verb. reg. act. uneins machen, in der edlern 


Screibart entzweyen. Zwey Sreundeveruneinigen.. Am häus 
figiten als ein Reciprocum. Sie haben fih veruneinigt, find 
uneins geworden, haben ſich entzweyet. 


" Derunglimpfen „verb. reg, act, mit Unslimpf behandeln, 


Man gebraucht es nur noch im engeen Berffande, auch inder an 
ſtändigen Sprechart, jemandes Ehre durch Worte beleidigen, al⸗ 


einen glimpflichen Ausdruck für die härteru ſchimpfen, ſchmahen 


verleumden, Läftern'u.f. f. Ste fordern ihre böfe Sache und 
serunglimpfen andere, -Pf. 36, 3. Im Schwed. föroläm- 
pa: (©. Glimpf.) So auch dievderunglimpfung, plur. die—en, 


von einzelnen Fällen. 
Verungluden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswarte ſeyn 


nicht bloß unglücklich werden, fondern im engernBerflande, durch 
einen ungefähren Zufall in hohem Grade unglücklich werden. Ein 
Mensch verunglüdt, wenn ev ein Bein bricht, einen gefährli« 
en Fall thut, in einer Feuersbrunſt uff. um das Seinige kommt. 
Ein Schiff verunglüdt, wenn es ſcheitert oder untergehet. Ya 
weiteren Bedeutung wird es oft auch für mißlingen gebraucht, 


" Das Vorhaben iſt verunglückt. Lin verunglüdter Einfall, 


Scherz. 
erunbeiligen, verb. reg. act. im gemeinen Leben, für das ed⸗ 
lere entheiligen. So aud die Derunbeiligung. 


etunreinigen, verb.reg. act, unrein machen. Die Woh⸗ 


nung des Seren, das saupt verunveinigen, in der Deurfchen 


Bibel, Sich verunreinigen, fo wohl eigentlich ‚doch nur ineinie 
gen Fällen, als figürlich in der Deutſchen Bibel, befonders ſich un- 
vein machen, in dem gottesdienftlichen und bürgerlichen Verſtande 
der. ehemahligen Juden. So auch die Verunreinigung. 


Derunrubigen, verb. reg. act. uneubig machen, im gemeinen 


Leben, für dasanfländigere beunruhigen. So auch die verun— 
rubigung. 


Verunftalten, verb. reg, act, ungeftalt machen. Yon den 


Blattern verunſtaltet werden... Er mäßige feinen Eigennug, 
und doch fließt derfelbe oft in feine rühmlichſten gandlungen 
ein und verunſtaltet fie, Gel Inder gdlern Schreibart ent⸗ 
ftellen, welches aber von weiterm Hinfaugeder Bedeutung if. So 
auch die Verunfieltung. r 


Deruntiefen‘, verb, regs-act. untief machen, Die lichen 


Winde veruntiefen den Hafen. Der Hafen wer mit Sand 
veruntieft. Daher die Deruntiefung. 


Veruntiftien, verb. reg. act. aus Mangel der gehörigen Treue 


wegfommen laffen , noch mehr, duch Untreue eutwenden. Daß 
man die Beylage nicht foll veruntreuen, z Mace, 3, v5. Die 
Kuechre Sollen nichts veruntreuen ihren Serven, Zit.2, 19, 
So auch die Deruntreuung. 


"Derunmillitten, verb. reg. recipr. ſtch verunwilligen,; wit 


willig auf einander werden, imgemweinen. Leben, wie ſtcrh verun: 
einigen. ' Daher die Derunwilligung, 5 
, Ver⸗ 


y 






1167 ae, 


vVerunzieren, verb. reg. act. für verfiellen oben entſiellen, im 


> gemeinen Leben. Das verunzieret das Geſicht. 

Verurſachen, verb. reg. act, 1. Die wir kende ur ſache von 
etwas ſeyn, mit der vi xten Endung dieſes Etwas. Jemanden 
vielenverdruß verurſachen. Das verur ſacht mir viele Schmer⸗ 

gen, vielen Schaden. Eine übesmaße Yon Sreude Fann den 
Tod verurſachen. Wodurch iſt Jas Gerücht verurfacht worz 

den? Im Niederf, nur oorfafen und ſaken. Es ift von unan- 
genchmen oder doch gleichaiiktigen Dingen am üblichften, fültener 


“von angenehmen, Femandes Slüd, einem Sreude verurfachen, 


8— üblich nicht. 2. Veranlaſſen, Anlaß zu etwas geben. So 


adt man oft in den Kanzelleyen, zu etwas verurſacht ſeyn, ver ⸗ 


anlaffet, wenn auch ſolches vermittelſt eines Befebles geſchiehet. 
Noch ungewöhnlicher iſt im Hochdeutſchen die Bedeutung des Reit⸗ 
zens. 
eſſen, ı Cor. 8, 10. So auch die verurſachung. 
Derurtbeilen,verb. reg. act. durch ein Urtheil einer verwirkten 
. Strafe fchuldig erfennen, für das veraltete verdammen. Einen 
Hriffeehäter verurteilen, ihn zum Tode, zum Seftungsbau, 
zur ewigen Gefangenfchaftverurtbeilen. Zu einer Geldſtrafe 
zrrurtbeilt werden. Sich ſelbſt verurtheilen, Tina, 1a. Das 
ber die verurtheilung. 

Bey dem Dtifried irdeilan,beydem Strycker vertailen „im 

mittfern Sat, forisjudicare, im Oberd. auch verfällen. 
—Vervielfaltigen, verb.reg. act. vielfältig machen, machen, daß 
ein Ding mehrmabl da iſt; ingleichen, als ein Reciprocum, ſich 
vervielfaltigen, ſich vermehren. Wer die Natur aufmerkſam 
*  Sanftebt,. vervielfältigt jich ihre Reizungen, Gell. In eis 
‚nem edigen Spieget vervielfaltigen ſich die Gegenftände. Go 
\ auch die Vervielfältigung. Im Niederdeutſchen nur vervelen, 


vervielen, welchrs daſelbſt auch im figürlichen Verfignde, wegen - 


„der Menge Überdruß erwecken, bedeutet. Das vervielte mir zu: 
Tegt, ich ward es zulegt überdrüſſig. 
Verſtande fcheint diefes vervielen in SR en üblich zu ron; ; 
wenigitens heißt es bey dem Günther: 

Sar auf vervielt ihm noch die Zeche. 
Fa, Sprach Ser Wireb, n. ſ. f. 
Es fchien ihm zu viefgefordert zu ſeyn. 

Vervollkommnen, verb. reg. act. vollfommen machen. 
iſt in einigen Oberdeutſchen Gegenden ſchon lange gangbar gewe⸗ 

ſen, aber erſt in neuern Zeiten von einigen Schriftſtellern auch 
im Sochdeutſchen gebraucht worden; wo es aber wegen der Här⸗ 
te in der Ausſprache, indem elf Confonanten auf vier Voeale 
kommen, feinen Beyfall verdiene, Die Sehnſucht nad ſei— 
ner Dervollfommnung, Zimmerm. 
Derbollfommnerung von dem Comparative, volfommner mas 
en, find'no härter, 

Dervortheilen, verb.reg. act. welches nur im gemeinen Leben 
einiger Gegenden für das anftändigere bevortheilen üblich if. 
(S.daffelbe.) So auch die vervortheilung. 

r Verwaͤchen, verb.reg. act. ı,* Bewachen; eine im Bochdeut⸗ 

ſchen fremde Bedeutung. h 

Die,fo im Berfer lagen, 

Beſtrickt mir tiefer Macht, 

In Eifer feſt geſchlagen ü 

Gebunden und verwachf, Opitz Pf. 107. 

Dev Serr hat uns behüthet und verwacht, eben berf. 
Daher bedeutet unverwacht bey eben demfelben Dichter figürlich 
fo viel aß nnvermutber, welche Bedenting auch noch in manchen 
andern gemeinen Sprecharten gangbar ift. 

Das Licht, fo unverwacht 
Bam zu den Menſchen ber, * leuchten in der Haft, 


— 


Vervollfommnern und 


Sein Gewiffen wird verurfacht, das Gögenopfer zu - 


An einenr etwas andern: 


Es 


a ers 


..* Durch Laden weiten; eine tips ngensai 
. Bedeutung. 
Dein gaßı undt mein Verbrechen macht, 
Daß alles ſich an mir verwacht, 


Auch die Gebeine ſchwinden Opitz. — 


"3.Mit Wachenzubringen, Eubklio fchreibt ein geehrter Dee, 

verwacht Nächte, verzehrt die Geſundheit/ Geld 
Verwachſen, verb: irreg. neutr.mit dem Hülfsworte — 
. Durch den Wachsthum bedeckt, unkenntlich gemacht werden, 

zuw achſen. Die Blattergruben, Narben verwachſen. Wo 
man auch in tbätiger Geftalt und mit haben, doch ohne Paſſi · 
dvum, ſagt: das Kind wird die Blatter gruben ſchon wieder 
verwachſen. Ein in die Rinde eines Baumes einge ſchnitte⸗ 
ner: Nahme verwachſet. Im uneigentlichern Verſtande ſagt 
man auch, der Arm des Stromes verſandet und verwächft. 
2. Durch den Wachsthum verbunden werden, zuſammen wachfen, 
Zuweilen verwachten die Gelenkköpfe der Glieder mir ihren 
Gelen?höhlen. 3. Ungeftalt machten, in welchem: Verſtande be ⸗ 
ſonders das Mittelwort verwachſen gebraucht wird. 4 Zufehe _ 
wachfen, durch allzu ſchnellen Bahsthum entfräften, als ein Reci⸗ 


procum; wofür doch ſich —— üblicher Bi © — A 


Berwahlen. ° 
Derwägen, ©. verwegen % 
Derwabren, verb, reg. act.. 1. X einem ſichern Hrte — 
der Gefahr des Verluftes oder der Befhädigung fegen, an einem 





ſichern Orte aufbehalten, wodurch es fi von bewahren untere _ —* ; 


‚fiheidet, Sein Ge verwahren. Das Getreide in den Korn⸗ 
- häufern verwahren, ı Mof. 41,35: Die Kleider verwah⸗ 
ven. Jemanden etwas zu verwahren geben. Man ver⸗ 
wahrer einen Gefangenen, bringt ihn in gute oder —— 
wahrung, wenn man ihn an einen ſichern Dre bringet. 
weiterer Bedeutung, durch äußere Sichrrbeitsmitishane hie. 
fahr des Verluftesoder der Beichädigung fiibern, Etwas vor 
dem Roſte und Motten verwahren, Bar, 6,1. . Bine Stade 
mit Setungswerfen verwahren. - Ein Daß, welcher nicht gut. 


je 


verwahrer ift. Einen Garten verwahren, mit einer tüchtigen = 


Befriedigung umgeben.” Sein Zaus rings umber verwahren, 
Hiob ı, 10. : Die Thin verwahrer das Haus, Bar. 6, 58, 
Eine Thur mit Shlöfern und Riegeln verwahren. "ine _ 
Thür if nicht gut verwahret, wenn fie leicht Frbrochen oder auf 
ungebübtliche Art geöffnet werden Fan. Sich vor der Kälte 
verwahren, durch binlängliche Kleidung, 
‚ länglich verwahret, wenn der UntfhlagHinlänglich befeſtiget iſt. 
3. Im noch weitern Verſt ande fagt man auch,fich vor etwas vers 
wahren,durch dienliche Mittel davor in Sicherheitfegen. Inden 
Rechten, fich verwahren, oder fein Recht verwahren, fich oder 
feine Rechte duch eine Proteftation in Sicherheit zu fegen ſuchen, 
daher die Verwahrung denn auch wohl fo viel als eine Proteſta⸗ 
tion iſt. In manchen Vrodinzen iſt ſich verwahren auch ich hü⸗ 
tben überhaupt, ſich vorfeben, befonders im Niederdeinfcheit, wo 
man dafür auch das einfache wahren gebraucht , allein im Hoch⸗ 
deutſchen iſt dieſe Bedeutung veraltet. 
So auch die verwahrung, nicht allein von der Handfung des 
Verwahrens, ſondern auch von dem Zuſtande, da ein Ding hin⸗ 
länglich verwabret if. Etwas in Derwabrung haben, ei⸗ 
nem etwas in Verwahrung geben, In guter Verwahrung 


feyn.] E 


Anm. Der bat bier entweder — intenfive Bedeutung, oder, 
teelches noch mapeiepeinhiäher ift, die Bedeutung der Berbergung, 
Einihließung. 

Verwabren, :verb. reg. nentr. von welchem aber nur dag 


Nitrelwort verwahrt, und auch dieß nur in den Rechten und 
et 


Ein Dader in bins 





J 







— * — — J * Sr ß * 1170 Be 5 


* 





Anm. Zu der eiffen Form ARE es ehedem auch von Älteen 







dauern, und der beraubenden Partifil ver, ſo daß — ei⸗ 
ceentlich aufhören zu dayean begeichnen ı wide. =. ; 
Det Derwahrer, des—s, plür. utnom. fing. Fämin. die ver: 
2 * wahrer inn, am hã ufioſten in Sufaminenfesungen. Der Siegel: 










| il. 


behalten, es verwahrlich bey jemanden niederlegen. 

Bo. Wenner, was fein Geiften. Schägen Bey fihtragt, . 
£ Ber. | # Als in der Mutter Schoß verwabrlig niederlege, Can. 

Verwabrlofen, verb. reg, act. aus leicht ſinnigem Vlangel ? der 


“ daß verwahren bier-in der, veraliesen weiteren Bederkung für 
"bewahren flehet. Die Amme verwahrlofer ein Eins, wenn 
.“ ‚fie daſſelbe aus Mangel der Auffiht zu Schaden fonmer läffet, 
0 in mMenſch, der in feiner Jugend verwahrlofer. if, ans 
* Mangen der Erziehung an Geiß und Sitten verdorben iſt. Ihr 
= werdet font euer Leben verwabelofen, Jer. 42, eo. Ich 
will das verwahrloſete in Iſrael wieder bringen, Kap. 49, 6. 
Seine Grfündbeit, feinen Vertand, feih Gerz verwabrlofer. 
* Sich da nennen, heißt dte gegenſeitige Achtung verwahrlo- 
© Sen, Hermes, Eine verwahrloſete Schreibart. Zuweilen auch 


ſchiebet. So verwahrlofet man das deuer. Daher die Ver: 
wabrloſang. N 

N Anm.‘ Die Bildung diefes Wortes ift frey lich ein wenig un⸗ 

"5 gewöhnfich, indem 28 von dem veralteten verwahrlos abſtam⸗ 


tern feine eittwörter gebildet werden. Indeſſen iſt es doch ein 

= gutes und dur den Gebrauch veredeltes Wort, &u einigen Pro⸗ 
vinzen, zB: in Lieflond, wird es in verweſſeln zufammen gezo⸗ 
gen, welches daſelbſt auch amsorten bedeutet, und fonft leicht von 


"gen fir verwahrie: en / iuf aͤhnliche Art vert ẽtlofen, von ruchlos, 
ſorglos. 
Die — —— inuf, (S, verwahren) Daher das 
vVerwahrungs mittel, ein Mittel, ſich dadurch vor etwas in Si⸗ 
cherheit zu fenon. Mahigung und freywällige Enth altung ſind 
die ſtcherſten verwahrungsmittel gegen den überdruß. 
ats verb. reg. welches in doppelter Geſtalt ovıfommt. 


| See Als ein Teütrum mit dem Hülfgworte ſeyn, zus Waife were ⸗ 


ben. Ein Kind verwaifer, wenn ihm feine Altern firchen. Ders 


güctich in der höhern Schreibart, feines Anfichers, B ichügers, 
der Fremder. ff. beraubi vᷣden und im noch meinen Terflane 
2 * einfam werden 
Aufruhr, Rebellion, 


Wiiüc. 

——— Yarwai if, glei eihem Lande des Todes, 
Meg bie Gegend um mich, Zachar. 
& Einſam und verwar’sum feine Sceunde weinen, Schleg. 


Kany ‚ande, Eine — ——— Zei, an ven * 
— nach welcher, den Nechten zufolge,fein Wider ſoruch gebrancht, der Finder beraubt werden. Bleglichen erzelend ſyn 


mehr Star findet, Tat fo, wie veriäbrr, Es iff von währen, _ ‚verwyfet altef, im Deutſcheu Livius von 1514; weil er feine 


verwahrer, Blöiderverwahren, wo aber auch wahrer übe 


—* —— adv.i in Verwahrung/ in dee erfien: Beben des 
eitwortes verwahren, nur mit einiger Zeitwörteen, und auch 
- bier. am bänfigften in den Kanzeleyeu. Etwas verwahrlich auf⸗ 


pflich maß igen Aufficht oder Aufmerk ſamteit unvollformmner wer⸗ 
den laſſen; oder, wie es ſchon imSchwebeifpirgel erklaret wird, al⸗ 
ſo einer bewarens los ler in Dingk.dat he bewaren ſcholde; fo 


unachtſam mit etwas umgehen, fo daß dadurch ein Schade ge⸗ 
met, ungeachtet: ſonſt von den mir los zuſammen gefegten Wör⸗ 


vberwechſeln abaeleitet werden konnt. . Die Riederdeutſchen ſa⸗ 


wait, feiner Alteru beraubt, ſeyn Ein verwaiſtes Rind. Fi⸗ 


DER: und Stolz giert font nah Sem verwalß — 


Kinder verloren hatte. 


—— verb.reg, act, einmit Gewalt verfebenes Sefhäft 


—— Das Hausweien verwalten. Das Regiment ver 
walte 

und man gebraucht es nur noch von ber Handhabung eines anfges 
trogenen und mit einer gewiſſen Gewalt verbundenen Gef äftes, 
Jemandes Stelle verwalten, fie vertreten, verfehen, Auch hier 


fängt es an, ungangbar zu werden, indem man es gemeiniglich 


nur noch mit einigen Hauptwörtern gebraudt. in Amt ver- 
walten. Sein Amt mit aller Treue und Grwiffenbaftigkeie 


verwalsen, Die Sacramente verwalten,bandhaben, Kroftaufe ° 
- getragene Gewalt austheilen. Go au die Verwaltung. Siku 


be Walten. 


Der Verwalter, des—s, plur. ut nom, fing. Fämimipder deſ⸗ 


fen Bartina, die Vermalterinn, eine Derfon, wende verwaltet. 
».InengererBedeutung und in einigen Gegenden derjenige, wel⸗ 


er die Wirthſchaft eines Landgutes im Rahmen des Eigenthüs , 


mers be orget, und demſelben die Einkünfte entweder berechnet, 
‚oder fie in Pac bar, in welchen legtern Falle er doch am häufig- 


ſten Packer genannt wird. Indeſſen iſt auch in dem erſten Kaffe 


der Rahme eines Verw altere nicht allgemein, fondern es find dafur 
andere Benennungen üblich.” 2, Oft bedeutet diefes Wort einen 
Beamten, welcher ein Amt im Nahmen eines andern verwaltet; 
z BeMünzverwalter, der einer Münze int Rahmen des Münz 
metfters und ar deffen Stelle vorftehen, Umtsverwalter, wel⸗ 
cher ein Kanrmer amt im Nahmen End auftatt des’ Amtmannes 
verwaltet. In einigen Andern werden manche Bedieunigen oft 


aus Erſparniß nur mit ſolchen —verwalternhnfest, nur die im 


bößern Gehane ftehenden eigentlichen 2 Dramienzurefparee. So 
wird einem Pleinen Kınte, “einer, feinen Münze, einem Mein en 
Poſtamte uff, ein Umteverwalrer, Ylimzverwalter, pet 

verwalten anflaiz des Amtniangies, Dünzmeißecs und Do Ratıeis 
ſters vorgeſetzt. 3. In machen Zuſammenſetgungen berrſcher die 


allgemeinere Bedeutuug des Zeitwortes verwo alten, ohu Rückſtcht 


auf einen höhern Beamten; wohin z.B. das Wort Suttenverz 
walten geböret, wenn es ſich anders nicht auf einen höhern Bes 
amten beziehet 


Anm Verwalter und verweſer find durch den Gebrauch noch 


inmanden Stüderunterfdieben.. S. das letztere 


"Derwandeln, verb.teg. act., welches eigentlich mit verändern 


glei bedeutend iſt; aber durch den — noch ſehr davon. 


untetſchieden wird. Es bedentet, 


1. Im weiteften Verſt ande, und fo wie ———— Dinganr 


ders beſtimmen, es ae fchebe, anf weiche Arc es wolle, anch in An« -⸗ 


ſehung der äußeren. Geſtalt. Sie werden verwandelt werden, 
wie ein Kleid, Pf. 502,77. In diefer weitern Bedeutung ift es 
in der anftändigern Öprechart veraltet; nur im gemeinen Leben: 
ſagt man noch, es verwandlefich jemand im Geſichte, wenn er 


- feine Farbe beräudert, plöglich teth wird, 


2. In engerer und. gewähnlicyerer Bedeutung ift EEE PR 
die Natur. nud Verbindung eines Dinges ändern, ein Ding ande» 


rer Art darausmachen, wo denn diefer Begriff wiederum ſehr vie ⸗ 


lerley Einfehränfungen leidet. Und da es: tem. Rönig vom 
Agypten ward angefagt, daß Das Dolf war geflohen, warb 


ER fen Ser; verwandelt, 2 Moſ. 14, 5. Du bift mir verman- 


delr in einen Crauſamen, Hiob 30, #1." Die Rlage in eie 
un Reiben, Gottes Wabhrbeir in Lügen, Gottes Gefeg im 


.* Alsein Aer ivum, zur Waife machen ; eine im Hochdeutſchen gotrlofe Ebre, den narurlichen Brauch in den unnatürlichem 
. froinde Bedeutung. Ex bat mich foverwaijt, Dpig, $ vrwandeln, lauter bibliſche Ausdrücke, wo es oft mx bedeuten, 
r Adel. w B.4. Th. 2. Auf. * E ee zu ein 
* 
* 


regieren. Ju dieſer weitern Bedeutung iſt es veraltet, 


RE A ER % 


1171 Ber | 


ein Ding anfratt des andern darftellen, 
‚Kigenflim leicht in eine betändige Liebe zu verwandeln, Gell. 
Stumme Bewegungen und einfaches Gefchrey verwandelt 
der Dichter in menfehlichen Ausdruck. Durch die Verdau— 


ung werden Speife und Trank in Sleifch und Blut verwan⸗ 


selt. "Mein Derdruß verwandelt fich in eine tiefe Traurigkeit. 
"Der Dein verwandelt fihin Eſig. Wir müſſen den flüch— 
tigen Anblick der Schöpfung in einen bedachtijamen verwan⸗ 
dein, Ge > — 
3. Im engſten Verſtande iſt verwandeln das Weſen eines Din⸗ 
ges verändern, ein Ding in ein Ding anderes Weſens umſchaffen, 
wozu natürliche Kraft nicht hinlänglich iſt. Moſes verwandelte 
das Waſſer in Blut, den Stab Aarons in eine Schlange. 
Chriſtus verwandelte Waſſer in Wein. Daphne ward in el: 
"hen Lorberbaum verwandeln. Jupiter verwandelte fih in 
einen Stier. ; 
"Shan die verwandlung. Die Verwandlungen Fupiters, 


Anm. Schon bey dem Notfer irwandeln, der aber auch das 


einfache wandeln dafür gebraucht, welches noch ben dem Opitz, Lo⸗ 
Henftein und audern in diefer Bedeutung vorforumt, 

Daß die von uns bisher fo.angenehme Lirte. 

Den Hectar aufeinmabhl in Wermuch wandeln kann, 

: \ Guünther; 

Bi eigentlich nur ändern. Allein, bey dem heutigen Gebrauche 
des Zeitwortes verwandeln iſt diePartitel ver keines Weges über⸗ 
flüffig, indem fie dem Worte den Begriff der völligen gänzlichen 
Veränderung mittheilet, welchen es ohne fie nicht hat. 

1.Verwandt, das Mittelwort von verwenden, S. daffelbe, 

‚Verwandt, —er, —efie, adj. et adv, welche zwep Staffel 

doch nur in der zweyten weitern Bedeutung, und auch bieenur 
felten gebraucht werden. 1. Durch gemeinfchaftlicheAdftanmung, 
ingleihen durch Heiratb mit dem andern verbunden, we £8 nicht 


- allein von allen ſolchen Perfonen gebraucht wird, welche einen ges 


meinfchaftlichen natürlichen Urfprung haben, fondern auch von 
ſolchen, welche durch Heirat oder Verſchwägerung mit andern 
verbunden werden. Man gebraucht esnur als einen afgemeinen 
Ausdruck, der die Grade der Verbindung undeftimmt läßt, daber 
es auch von entfernteen Verwandten am üblichftenift. Eheleute, 
Geſchwiſter, Altern und Kinder pflegen ſich nicht leicht Berwandte 
zu nennen, weil das enge Band, welches fie verbindet, befimmtere 
Ausdrüde hat, (S. aus) Blutsfreund.) Man verbindet es am ge- 
wöhnlichken mitdem Vorworte mit. Mit jemanden verwandt 


feyn. Kr ift weitläufig, nahe mit uns verwandt.“ Dom Das 
ger, vonder Mutter her mit jemanden verwondt. Im vier⸗ 
sen, fünften Grade mit jemanden verwandrfeyn. In der hö⸗ 


bern Schreibart.auch mit der dritten. Endung ohne Vorwort. Ei⸗ 
stem verwandtfeyn. Et iſt mir nicht verwandt. Als ein eis 
gentliches Beywort kommt es in dieſer Bedeutung feltener vor, 


Perwandte Perfonen, gewöhnlicher, als ein Hauptwort, ver⸗ 


wandte. Doch fagt man immeitern Verflande verwandte Wör— 
zer, welche einen gemeinfchaftlichen Urfprung haben. Am bäus 
figſten wird diefes Wort , wennes ein Beywort feyn follte, als ein 
Hauptwort gebraucht. Der Verwandte, die Verwandte, ein 
Verwandter, eine Verwandte, plur. die Verwandten, nit 
Derwandte ;ivo von einigen im welblichen Geſchlechte irrig die 
Derwandeinn, eine Derwandtinn, gefagt wird, welches wider 
die Natur der Bey» und Mittelwörter iſt. Er ift mein Ders 
wandter. Meine Derwandten find. mir fremd worden, Hiob. 
19,13. Du bii mein Verwandter, Pi 55, 14. Alle Der: 
wandten Fefu fanden von fern, Luc. 23,49. Vergebens 
wird man ein guter verwandter fepn, wenn man in feinen An⸗ 
forichen auf die Rechte des Blurs nicht billig und beſcheiden 


Ich hoffe ihren eleinen 





2 u hun 


Abftammung nahe mit einander ver⸗ 





192° 3 
— 


iſt, Gell. Bluteverwandte oder Slursfreunse, Verfonen, wel⸗ 
che durch gemeinſchaftliche 


wandt find, wie Altern und Kinder, Geſchwiſt er Geſchwiſterkinder 


u. ſ. f. Seitenverwandte, welche durch Heirath ihrer Bluts ver⸗ 
wandten mit einander derbunden find, 5) x 


2. Fa weiterer und figürlicher Bedentung. (2) Zu verfchiebes 
nen Zufammenfsgungen wird diefes Wort von ſolchen Perſonen 


‚gebraucht, welche vermittelft einer gemeinfchaftlichen Lebensart, _ 


Religionu. ff. mit einander verbunden find. Bunfiverwandte, 
welche einerley Kunft üben, Sandwerfsverwandte, üblicher 


 Sandwerkegenoffen, Sandelsverwandte, Glaubensperwand- 
te, gewöhnlicher Glaubensgenoffen u. ff. 


(2) Bigürlih, fo 
wohl im gemeinen Leben, als auch in der höhern Schreibart,, ei⸗ 
nerley Beftimmung oder Eigenfchafthabend. Der Laut Prelz 
len iſt ſehr nahe mit dem Laute Prall verwandt, weil fie einanz 


der ſehr ähnlich find, Verwandte Wörter, welche einen ähnlis 


I 


— 


chen Laut, oder auch eine ähuliche Bedeutung haben. Dein 


brennendes Yuge entzündete in mir die Sunfen des Muches, 
er die verwandte Natur in mein janges verz gelegt hatte, 
u 4 — 
Mit Scham mag ſich das Laſter decken, 
Die Liebe war ibm nie verwandt, Dal, 


- Anm, Um diefem Worte in der erfien Bedeutung mehr Nach⸗ — 
druck zu geben, oder vielmehr die Verbindung genauer gu bezeich ⸗ 


nen, pflegı man demfelben im gemeinen Leben gern nod) ein an 


vorzuſetzen, anverwande, ein Anverwandter, (S, daffelbe.) In 
unfern alten Denfmählern komme diefes Wort nit vor, indem - 


daſelbſt die Wörter Chunneling, Kind, Mage, Sibber n.£f. von. 


Verwandten gebraucht werden :Indeffen fcheine es doch einalteg 
Wort zu fepn, und in diefem Falle ift Wachters Abflammungfehe | 


wahrſcheinlich, der 88 nicht von wenden, fondern von dem alten 


Wine, ein$reund, Beliebter , oder vielmehr von einem veralte _ 


ten Zeitworte winen, lieben, ableitet, von welchen Wörtern es 
eben fo gebildet feyn würde, als unfer befreunden von Sreunds 
Wi, ein Freund, kommt noch fehr häufig bey dem Willeram 
‚vor, Im Angelf. it Winilcaf, ein Bündnig, Verbindung, und 
im Alt⸗Schwed. Vinatta, Frenndfchaft,und Viaur, eingreund. 
Das Lat.inis inaffinisund affinitas, feheinet zu eben diefem 
Stamme zu gehören, ob man es gleich gemeiniglich von finis, Die 


Gränze abzuleiten pflegt. Verwandtimag nun von winen, lieben, , 


oder von wenden abſtammen, fo iſt es doch eigentlich das Mittel⸗ 


i 


worteines Zeitwortes, daher das sr am Endenicht für überflüßig- 


gehalten werden darf, 


Die Verwandtfchaft, plur. die—en. 1. Der Zuſtand/ die Eis. 
genfchaft, da Perfonen oder Dinge mit einander verwandt find, 


inallen Bedeutungen des Beywortes, als eis Abſtractum und 
ohne Plural. 


‚den Pflichten dev vVerwandtſchaft mehr frey zu ſprechen, als 
undank und Lafer, Gell. Die verwandtſchaft der Wör⸗ 
‚ser, der Künſte, der Tugenden uff. 2. Als ein Concretum, 
mit. einander verwandte Perfonen, 
fchaft Fam zufammen. Damit ich unerkannt bleibe, fo müße 
ihr euch für. eine Perfon von meiner Verwandtſchaft ausge« 
ben, Weiße, ı 

Anm. Im Niederf, auch Verwanbenig. Ehedem waren das 
für die Wörter Sippſchaft, Magſchaft u. ſ. f. üblich. Sreund- 
aa wird im gemeinen Leben in eben demfelben Verſtande ges 
braucht. 


wandtſchaft gegründsg. Die unvorſichtige Gemeinſchaft 
wandte > 


Unfere verwandtſchaft it ſehr weitläufig. Die 
verwandtſchaft von dem vater ber. Nichts fcheint ung von: 


Verwandtfchaftli, —er, —fr, adj. et adv. in der Ver · 
desvers ⸗ 





J 


a un 


Die ganze Verwandt. 


A 





rn Fr ee * ———— 
— 
a 








achtung/ Gl. BT: 
‚Verwarnen, verb.reg. act, wie das einfache warnen, fo daf 


2 yereinebloßeintenfion zu bezeichnen ſcheinet, nachdrücklich ware 


J 6,3. So auch die Verwarnung, u 
= Perwälchen, verb.irreg. act. (S. Wafıpen.) ı. Von was 
ſcchen, lavare, durch oder mit Waichen verbrauchen, Viel Sei⸗ 
‚fe, alles: Waffer verwafchen. Auch im Hüttenbaue. Der 
Schlamm, der auf sem Planenherde verwafchen wird, durch 
Waͤſchen geteiniget wird, Ingleichen mir Wachen hindringen, 
zubringen. Die Zeit verwaſchen. 2. Von wafchen, ſchwatz⸗ 
bafı plaudern, (1) Mit Mandernzubringen, verbringen, Die 
Zeitverwafhen. (2) Durch unzeitigesXusplaudern bekannt mas 
chen, und dadurch gleichfam verderben, Die Sache iſt ſchon vers 
wafchen. Ein Shwäger, der alles verwäfcht. (3) Uber dem 
Plaudern verfäumen, Die Mahlzeit verwaſchen. So auch 
"dag verwaſchen. 
Verwaſſern, verb. reg. act-allzu ſehr wäffern, durch allzu 
Vieles Wärffern verderben. Daher die verwaſſerung. 

- Derwiben, verb.reg. act. ı. *Bon weben in der veralteten 
weitern Bedeurung der Beiwegung war es chedem fo viel, als ver⸗ 
weben, durd) ſchnelle leichte Bewegung zerſtreuen. Ich will fie 

Zerſtreuen, wie Stoppeln, die-vor dem Winde verweber wer: 
den, Jer. 13, 24. Wie Spreu, die von der Tenne verweber 
wird, Hof. 13,3. Im Hochdeutfchen ift es in diefer Bedeutung 
veraltet, —— * F 

Sr zog ſich klüglich noch, wie ein verwebter Schatten, 

FERN. 1,111 75 ’ 

Gehört vermuthlich auch hierher. 2, Von weben, texere, 
(1) Durch Weben verbrauchen, der Menge nach erfchöpfen. Der 
Weber hat alles Garn verweber. Die Spinne weber mir 
der Kunft der Minerva, aber alle ihre Bunft iſt auch in Sie- 
ſem engen Spinnraume verwebe, Herd. d. i. erfhöpft. In 
weiterer Bedeutung, als Materialien zum Weben gebrauchen, Der 
Leinweber verweber nichts, als leinen Garn, der Tuchwe- 
ber wöllenes. (2) Durch Weben mit einem andern Dinge ver» 


2. Plan des Werkes verwebet, daß anFein Ausbeſſern 35 den= 
Beni: ; 
nn Daher das verweben, feltener die Derwebung, welches doch 
"in der legtern figürlichen Bedeutung gebraucht wird, . 
Dermwechfeln, verb.regsact. einDing für das andere geben oder 
5 aehmen;doch nurineinigen Fällen. 1. Geld verwechfeln, ih 
für eine Geld-Sorte den Werth in einer andern geben laſſen. Der⸗ 
. jenige „welcher dieandere Münz ⸗ Sorte dafür gibt, wechſelt, der 
Inhaber der erftern verwerhfelt ; wo ver die Bedeutung der Ente 
fernung bat, wie in vertaufchen, verkaufen u. f. f. indem er 
feine Drünz + Sorte duch Wechfeln einem andern überträger. 
Ih habe bereits alle Louis d'or verwechfelt. 2. Mit dem bloßen 
Begriffe der Veränderung verwechfele man ein Ding mit dem 
andern, wenn man es mit Bewußtſeyn und Vorſatz anfkatt des 
andern wäbler oder nimmt. Die Kleider vewechfeln,: wo aber 
das einfache wechſeln, und in Einem Berftande vertaufchen üblis 
cher iſt. Am öfteſten gebraucht man es in diefem Verſtaude noch 


denz verwechfeln, die Theologie verlaſſen, nnd ſich der Rechts⸗ 
wiſſenſchaft widmen. Den Müßiggang mit der Arbeit verwech⸗ 
ſeln. Indeffen ift, um des anflebenden Nebenbegriffes der fol- 
„genden Bedeutung willen, diefe ganze Bedeutung im Hochdeutſchen 
ſelten, indem man ‘dafür vertaufcherdder andere edlere Aus« 
drücke gehraucht. Die Zeitlichkeit mit der Ewigkeit verwechs 





.. * wandsfepafilichen umganges ertick⸗ oft die gegenfeitige boch⸗ 


7 nem, Die in der Stadt waren verwarnet, gewarnet, 2.Macc, - 


binden. Am häufigften figüclich. Die Lehler find fo tief in den 


von unförperlichen Dingen, Die Theologie mit der Furisprus 





GEF .i * 5J * 7 nn 


* 


— Der 174 - 


> feln, ſterben. 3. Am bäufigften iſt diefes Wort mit oa Reben 


begriffe des Feblechaften, welcher in der Partikel yer liegt, ein 
Ding aus Berfehen oder aus Unfunde anſt att des andern nehmen. 
Men verwechfelt eine Perfon mir der andern, wer man fie 
aus Mangel gehöriger Kenntniß, oder auch der gehörigen Auf: 
merkſambkeit, für die andere Hält. So auch Wörter, Begriffewers 
wechſeln. Verwechſele die finnlihe_olluft nicpe mit der wah⸗ 
ren Liebe. 
So auch die Verwechſelung in allenFällen. Schon Rotker ge» 
braucht firuuehlelen, aber im weitern Berffande, für mutare, 


Derwegen, —er, —fe, adj.eladv. fich ohne Not in Sefahr 


verſetzend, alle vernünftige Vorſtellung eines bevor fleheuden 
Übels bey Seite fegend, und darin gegründet. Man iſt verwegen, 
wenn man fih ohne Roth ‚ohne daß man durch eine Pflicht dazu 
bewogen würde, in Gefahr begibt. Ein verwegener Menſch. Ver: 
wegen handeln. Ein verwegenes Unternehmen, ein verwege⸗ 
ner Einfall, eine verwegene Antwort. So auch die verwegen⸗ 
heit, der Zuſtand, da man alle vernünftige Vorſtellung der Ge⸗ 


fahr bey Seite ſetzt, und die darin gegründete Beſchafeuhen Zus 


weilen auch eine verwegene Handlung, in welchem Falle es deun 
auch den Plaral leider, ee 
Anm. In einigen gemeinen Mundarten verwagen, verwo- 
gen. Es ift eigentlich das Mittelwort des veralteren Zeltwortes 
verwagen, fi) verwagen, zuviel wagen, mehr unternehmen, 
als man auf eine vernünftige Art: unternehmen follte Im ges 
meinen Leben einiger Gegenden wird diefes Zeitwort noch für 
ſich vermeffen gebraucht; er verwog ſich, dieſes oder jenes si 


- tun, wo es denn nach, alter Art zugleich irregulär abgewandelt 


wird. Daß ver bier eine übertriebene Beſchaffenheit bedeutet, 
erhellet auch aus dem Schwed. oförwägen, verivegen, gleichfams 
überwagend. Diefes Zeitwort wurde aber ehedem auch in einem 
guten Verſt ande für unternehmen überhaupt gebraucht, ohne Zwei⸗ 
felnach einer andern Bedeutung der Partikel ver. Er verwuch 
ſich einer großen Herfahrt, ein alterSchriftfteller bey dem Friſch. 
Eins avents nach ein Maynregn 
Het ich ſpacierens mich verwegn, Hans Sad. 
Ob nun gleich diefes Wort unmittelbar von wagen abftammet, fo 


7 


iſt es doch deßbalb nicht nothwendig, es mit einem a zu fchreiben, ' 


‚indem äund ein tanfend andern Fällen mit einander abwechſeln. 
S. Wagen. nr 


Derwegern, ©. verweigern. 
Verwehen, verb. reg. act, aus einander-und in die Ferne te» 


ben, vondem Winde, Der Wind verweher die Blätter, den 
Sandunf.f Wie Spreu, die der Wind verwehet, in der 
Deutfchen Bibel. So auch das verwehen. Schon bey dein Dit 
Fried und Rotferferuuahen, firuuaen, 


Derwehnen, ©. Verwöhnen. _ 
Derwehren, verb, reg, act. wehren, d.i.imit Gewalt hindern, 


daß etwas nicht gethan werde, mit der vierten Endungder Sache, 
und derdrittender Perfon, Einem etwag verwehren. Dem 
Seinde den übergang über den lu zu verwehren fun. 
Er wäre gern noch weiter gegangen, allein es ward ihm ber— 
wehrer. Man verwehrete mir mit ihm zu fprechen. Das iſt 
dir.unverwehrt. Zumeilenauch wohl im weitern Verſtande für 
verbiethen,, verſagen. Der Herr ‚bat dir die Ehre verwehrt 


4 Mof. 24, 11. So auch dag verwehren. Kero gebraucht dafür 


piuueran.. ° 


*Derweiben, verb. reg. welches im Hochdeutfchen unberaunt iſt 


und nur in einigen Gegenden für beweiben vorfommt. Opitz und 


‚die Schlefifchen Dichter gebrauchen es häufig. Wenn du verweiz: - 


ber bift, Opitz. r i 
Du, deffen unverweibt die Mutter If geweſen, eben derf. 
Terre 2 1, Dev 


m 


‚1175 EI Ber NE 
ch verweichen verb reg, waches ſo wohl als ehr — ats 
Nuch als ein Acttonm gebraucht, wird, und im erfien Sale das 
Hülfswort feyn befommt,durch allzu langes Einweichen zu weich” 
_ werden, and zu weich machen.) Das Brot iſt ganz verweicht, 


wofür man auch wohl fagt, es verweicht id, Die-Köcinn vers 
weicht das Brot, men es durch allzu langes Einweihenunge 


nießbar wird. Daher das Verweichen. 
2. Derweidjen, verb.irreg,neutr. (©. Weichen,)' welches das 
Huůlfs wort ſeyn erfor dert, in die Ferne weichen, von welchem ader 


nur das Mittelwort verwichen, als, ein FM —— vor⸗ 


konmt. S. daſſelbe an feinem Orte. 

“Xerweigern, verb, reg. act. fi weigern etwwas zu bewilligen, 
oder. einem andern zum Beſten zu hun, mit der vieeren Endung 
die ſes Etwas und der dritten der Perfonz in der edlern Schreidart 

verſagen, fonft auch abſchlagen. Ich verweigere dir ja nichts. 
Es ward mir verweigert, meine Meinung zu ſagen. Jeman⸗ 
den feine Hüife verweigern, fie ihm auf deſſen Bitte abſchlagen. 
So auch die Verweigerung. Au einigen Mundarten verwegern, 
Im Schwaben ſpiegel fenımt dafür veruuidernver. 
‚Yerweilen, verb. reg. welches auf doppelte Arı vorkommt. 
1.8 ein Reutrum, welches im Sochdeutſchen gemeiniglich das 
Hürfswors haben beiommt, einem Dinge, einem Orte eine Zeit 


/ Yang gegenwäctig bleiben, befonders in der edlern Schreibart für - 


—des im gemeinen Leben üblichere fih aufhalten. Ich kann bier 
nicht Länger verweilen, Du haft lange verweilet,ebe du gekom⸗ 


wien bit. Verweile noch, 9 Sonne ‚/verweile am Simmel! 


Auf oder bey jeder Blume verweilere fen Bid, Wo es denn 
Auch häufig als ein Reciprocum gebraucht wird. Sich verwei⸗ 
len. Ich Fann mich hier nicht lange verweilen. Stich bev Ne⸗ 
bendingen verweilen, bev denfelben aufhalten, Yu einigen Ges 
"genden gebraucht mar dafile nur daseinfache weilen, welches 
auch) som einigen Schriftfielleen, ſelbſt in der Rohern Schreibart, 


gebraucht worden, Laffer uns bey dem lieblichen Bilde etwas 


weilen, Herd. 
2 Als ein Aetivum, TS maden, wie. dag Action aufe 
Balten, = 
Ich zwinge mich, den ungewiffen Fuß, 
. Den du verweilft, Gott weiß, wohin, zu fegen, Günth. 
Uns da dich mein verluſt nicht auf der Bahn verweilet, 
Schleg. 
Seogleich ——— den Blick die aufgepugte Wand, Zach, 
Im gemeinen Sprachgebraudje der —— iſt es in ne 
Form nicht gewöhnlich, 
So auch dag Verweilen, und yürseifen en and die Derweilung. 
Anm. Bey dem Hornegk Fomme dafür entweilen vor., Es ift 
von Weile, und beziehet ſich ONE ganz natürlich mehr auf die 
Zeit, als auf den Drt, 
Verweinen, verb.reg. act. 1. Sieh verweinen, im gemeinen 
Leben, big zur Erfchöpfung weinen; eben daſelbſt auch ſich ab⸗ 
weinen, 2. Mit Weinen zubringen, in der edlern Schteibart. 
ein Lebeh verweinen. Es muß diefes der Tag feyn, An wel: 
chem fie mich die Martern aller. hier. derweinten Tage vergef- 
fon lehren, Leſſ. 3. Duch Weinen erfchöpfen, Aue Thränen 
verweinen.: Jugleichen feinen Schmerz verweinen, durch Wei⸗ 
nen gleichſam erleichtern. Daher das verweinen. 


Der Verweis, des —es, plur. die—e, von 2 Derweifen, wört⸗ 


liche Borhalfung eines begangerten Vergehens. Femanden eis 
nen verweis geben. ° Das war ein harter Derweis, Einen 
Derweis befommen. Derweife austheilen. Im Niederſ. Der: 
wien. S, 2 Vrweiſen. 


1» Verweilen, verb, irreg. act. - (S. Weifen) 1; Ameinen- 


| — Ort weiſen. Man verwies * an den Richten, bedeu⸗ 


Ne, Si 3 a 


tete —— den Sichter zu —— Eine — an einen r 


Sihern verweifen. Ber Derfaffer, eines Burches verweiſet — 
‚Lefer oft auf eine vorher Begangene Siehe. 2. An Die Fern 
weifen, doch nur inengerer Bedeutung, durch eine ANchter ichea 
Aus ſpruch aus einem Drie weiſen/ ibn, ven Dre zu meiden, bea 


‚Strafe aubifeblen; ;eheden verbannen. Femanden aus der 


Stadt, ausdem Lande verweiſen; noch däufigermit der siweys 
ten Euduna, der Stadt; des Landes verweifen, Auf eine wůſte 


> Infel, in eine entfernte Provinz verweifen. vom Hofe vers 


wiefen werden, welches üblicher iſt, als des Sofes.. Ingleichen 


abſolute. Derwiefenwerden —— des Landes oder der Siadt. 


Ein Verwieſener. So auch die Verweifung. Daher Die Lans 


desverweifung: Bey dein Otifried in der — — 


uruuiſan, di. ausweiſen. 


* 5 


‚Verweifen, verb. irreg. act, welches mit dem Vorigen auf ei⸗ 


netley Art abgewandelt wird. 1, Ein Vergehen mit Worten vor⸗ 


halten, mie Worten beftrafen, mic der dritten Endung der Perſon \ 


und der vierten des Bergebens: Einem etwasverweifen. Ich 
verwies ihm feine Ungehtfamfeit, feinen indand. Eaward 
ihm ernfilich, nachdrücklich verwiefen. Daher set Verweis, 


2." Vorrücken, verhalten; eine im Hochdeutfchen veraltete Bas 


ne Wenn du deinem Sreunde etwas gibeſt, ſo verweiſe 


es ihm nicht, Sir. 41, 28, 


Anm. Ob ſich dieſes gwerte in feiner bentigen - 


Bedeutung, ganz erträglich mit dem erflern verbinden, und. mit 


demielben von weifen,zeigen, herleiten ließe, fo wird es doch/ wenn 
man auf den alten Gebrauch und auf die ehemahlige Schreibart 


fieder,wahrfcheinlicher, daß es ein eigenes ganz verfchiedenes Wort - 


iſt. Beyde Zeitwörter find inalten und neuern Mundärten,außee 


der Hochdeuiſchen, in der Ausfprache und Schreibart weſeutlich 
verſchieden. Das erſte lautet Bey dem Oufried urwifen, im 


Niederf.verwifen,im Schwed, forvilaz diefes aber ben dem Ott⸗ 
fried, Rotker uif.f. fruuizun,unizun, in Niederf, verwisen,. 


“ inCdhwed.forvita, Es ift ein überaus altes Wort,welches bey _ 


den älteften Schrififiellern, obgleich nicht mit einerley Vorwör⸗ 


‚gern, vorkommt, und nicht allein mit Worten beſtrafen, fondern 


auchtadeln, fhelten, fhmäben,zurechnen,vorrücen u. ſa f. bedeu⸗ 
tet. Dahin gehöret UUlphilas ĩd yeidjan, das Apgef. edvitan, 
des Schwed, avita,das alte Oberdeutſche itwizon, Enel.twit, 
daher das Gothifche idveith, Schande, im Dberd. chedem It⸗ 
weiß, Ytweiß; welches alte Vorwort er, it, noch in unſerm etwas 
angetroffen wird, und für ent zu ſtehen ſcheinet. Hornegkege⸗ 


‚braucht für verweifen nur geweißen, und ältere Oberdeutſche 


Schriftſteller weißen, uuizun. (S. Weifen, in der Bedentung 


der wörtlichen Beſtrafung) Das alte Wite, ern Strafe, 


ſcheint gleichfalls damit verwandt zu ſeyn. 


Verwelken, verb. reg, weutr, mit dem Hülfsworte — weit 

werden. Ein Körper verwelkt, wenn er fo viele zu feinem Leben - 
oder auch nur zu feiner Feftigkeit gehörige Feuchtigkeit verlieret, . 
daßer dadurch weif wird; er verdorrer, wenn er alle Feuchtigkeit 


verlieret. Das Gras verwelft vor Sige. Bine verwelfte Blu: 
me. verwelktes Obft. Beine Wangen verwelfen vor Alter 
und Sram. " Mein Auge Fann fie nicht mehr fehen, die Na— 
zur verwelfer vor meinen Blicken. Mein Leben foll bier ver⸗ 
fließen, wie ein Bach, ſanft foll esverwelfen, wie die Kofe verz 
welft, Geht, Die Blürhe der Geſundheit, wie bald verwelkt 


fe in Srafslofekeir und Rrankheir!. Gel. Daber das ver⸗ 


welfen und die Verwelfung. Wen dem Dirfried iruuelkan, in 
eitigen gemeinen Mundarten verfchwelfen. 5 


Verwenden,verb.irreg.act. (S. Wenden/) welches in verſchie⸗ 


denen Bedeutungen vorkommt, ı. So, baß ver eigentlich den 
Begriff der Entfernung bat, N) Einen etwas verwenden, es 


Zn ae 0 nn nn 





ai Alzan 



























Re 





naur noch zuweilen im gemeinen Leben, 


er” J SE 
— ——— woſgr jest — übe. 
1 (2) Wegwenden. - Den Kopf verwenden, von einem 


 Gegeuftande wrgwenten, An bänfigften mit verneinendut Aus⸗ 
drücken. Er verwandte Bein. Auge vor mir, er wandie. 


‚wenden. Jemanden mit unverwandten Augen anfeben. 43) 


auf das Bauen verwenden. Die auf den Prozeß verwandten 
Ankofen erſtatten. Alle ſei⸗ wRunf,vielengleiß suf etwas ver⸗ 
wenden. Bew den Schwabiſchen Dichtern bewenden,im Ries 
derdentſchen gleichfalls verwenden. (4) Sich für eine Perfon 


oder Sache verwenden, Teine Fähr gfeiten and Kräftezun Beften 


derfelben anwenden. ’ Sich dem Daterlande zum Dienfle vers 
wenden, im Dberbeutfiben. Sich für feinen $reund bey jemanz 
den verwenden, wine Borditte für ihu bey demfelben einlegen. 


Sie . 
s Eher tete mich von oben bis unten, ohne ein Auge zu ver 


* 


Auf einen Gegenſtand der Beſchaftigung, der Bearbeitung wen⸗ 
den, wofür auch nur das einfache wenden üblich. iſt. Sein Geld 


2. Ummenden. (1) Eigentlich, auf die audere Seite wenden, 


„ben verwenden-tmmenden. Mit verwandter Sand, mit ums 


gewandter Hand. verwandte Schnitte, Niederf. verwend Brot, 


in einigen Gegenden, Semmelſchuitte, welche in gefchlagenen 
Eyern umgewaudt und bernach mit Butter in ziner Pfanne ge⸗ 
baden werden; In Riederf. ift daher verwend fo viel, als links. 
(2) * Figürlich, ſich anderstefinnen, wie mar im ähnlichen Ver 
ſtande auch ſich umwenden, ſich umkehren ſagt. Sie verwand⸗ 


en ſich und ſprachen, er waͤre ein Gott, Apoſt. 28, 6, Doch in 
dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutjchen veraltet. 


So auch die Verwendung, in allen Fallen des Zeitwortes. 
Arm. DisBenundNebenwort verwandt, welches gemeiniglich 


von dieſem Zeitworte abgeleitet wird, S. an feinem Orte beſonders. 
Verworfen, verh. irreg. (S. Werfen,) welches in zwiefaher Ge⸗ 


ſtalt üblich iſt. I. Als ein Teutrum nit dent Hülfsworte haben, 


zur Unzeit, zu frühe Junge werfen, mißgebären, wo es von ſol⸗ 


hen vierfüßigen Thieren gebraucht wird, von welchen werfen für 
» gebären üblich iſt. Die Sundinn, die Stutte hat. verworfen, 
"> Yan Niederf. verfmiten. 

‚U, Alsein Activum. 


Geld wurfweife oder nach Würfen zähle. 2. Durch Werfen der 
"> Menge nach erfchöpfen. Alle Steine verworfen haben. Angleis 
chen als ein Reciprocum, fich verwerfen, alle vorräthige Steine 
— baben. 3. An einen aurechten und zugl ich unbekannten 
 Drtwirfen, beſonders figürlich, ein Ding nachläffig wohin legen, 
‚ohne daß war, weiß, wohin man es geleget ; verlegen. Ich habe 
es verworfen. Es muß verworfen ſeyn. Ich werde es doch 


nicht ganz und gar verworfen haben? 4. Obne den Nebenbe⸗ 


griff des ımbefannten Ortes verwirft man erwag, wenn man es 
auf eine nachläffige Art aus dergebörigen Drdnungbringt, Be⸗ 
ſonders von Wörtern, Die Wörter einer Rede verwerfen,fie uns 
ter einander werfen. verworfene Buchttaben, verfißte, 5. Mit 
der Bedeutung der Entfernung iſt verwerfenals an weg⸗ 
‚werfen.. Der Stein, den dir Bauleute verworfen haben, %, 
218,22 ; weageworfen. Sehr häufig auch figürlich,für untauge 
lich erflären, wegen feiner Untauglichkeit nicht annehmen. Je⸗— 


mandes Rath verwerfen: Deine Meinung if verworfen wor⸗ 


den. Ohne mir einen Grund deines Abſcheues abzugeben ver⸗ 


wirfft du einen windigen Mann, Dell. Ich habe alle Moglich⸗ 


keiten mie zu helfen, durchgedacht und verworfen. Die Zucht 
des Seven, das Gefeg, das Böfe verwerfen, in der Deutſcheu 
" Bibel, » Gott verwirft die Scommen nicht, Hiob 3,20, Wo 
"aber verſtoßen ſchicklicher iſt. Sn ſehr harıem —— iſt ver⸗ 


Seeten im beben — laſterhaft. niedertrã htig, im gemeinen. 


\ “ 


Die Leinwand im as € 


* Sich ſich im Werten ib 


ieren da man es unter andern alfdann gebraucht, wenn man das 


ER. CHOR 1178;: 
„Leben weggeworfen. ° Lines folshen Grades der Raferey find 


nur die Verworfenſten des ——— Geſchlechts fähig. Si⸗ 


ne unmätıge Liebe kann zu der verworfenfien Leidenſchaft 
werden. 


So auch die Verwerfung, welche felbft in Ser Bedeutung des, 


Neutrius gebraucht wird, Schon bey dem Kero faruuerfen, by 


den Ottfried firuuerphan. Die Nieder ſachſen gebrauchen in als 


Ten Bedeutungen dieſes Zeitwortes verſchmiten, ob fie gleich in 
der Testen auch verwarpen fagen. 


Verwerflich, —er, ie, adj. etadv. vonder legten Bedentung 


des vorigen Zeitwortes, was als untauglich verworfen, für untuuge 
Lich erklãret zu. werden verdienet. Dar ich nicht den andern pre= 
dige und ſelbſt verwerflich werde, 1 Eve, 9,27. Es ih nichrs ver: 
werflich, das mitDankfagung empfangen wird,ı Tim,4,4. Ein 
verwerflicher Rath Eine verwerſtiche Meinung. in unvere 
werſliches Zeugniß. So auch die verwerftich keit. 


Verweſen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort ſeyn 


erfordert, und eigentlich umkommen, untergehen bedeutet. Der 
Gottloſen Nahme wird verweſen, Sprichw. 10, 7. In diefee” 
weitern Bedeutung iſt es deraltet, indem man es nur noch in en⸗ 
gerer gebraucht, durch die Fäulnig aufgels ſet, feinen Theilen nach 
getsennet und zerſtreuet werden, in der gemeinen and härtere 
Schreibart verfaulen. Unſer außerlicher Menſch verweſet, 
2 Cor. 4,16. Du wirſt nicht zugeben, daß dein Heiliger verwez . 
fe, Pf. 16, 10. Verweſetes Holz. Die Leinwand iſt ganz ver⸗ 
weſet. 

Loffnungs voll verweſ't die Saat, 

Bis zur Zeit der Ernte, 
bey einem der neuern Dichter; wo abet das Zeitwort an — 
rechten Stelle ſteht, indem die Saat in der Erde nicht verwefer, 
fondern entwidelt wird. Daher die Verwrfung, der, Zuſtand, 
da die Theile eines Körpers durch die Fäulniß aufgelöfet und zer⸗ 
ſtreuet wenden, 

Anm. Im Oberdeutſchen gehet dieſes Zeitwort irregulär, da⸗ 

der auch Haller fingt: 

In ſtillen Staub von halb verwefnen Säusen. ; 
Wasdie Abftammung diefts Worteg betrifft, fo finder ſich zwar“ 


im Schwed. Islanb. und Angelfächf. eingeitwort wilna, vilna, - 


veosnan, welches morſch, mürbe werden bedeutet, und eigent⸗ 
lich ein Iıttenfioum if, welches. vermittelft der Endfplde —nen 
yon einem veralteten Zeitworte wila, vila, veolan abftammet, 
welches gar wohl noch in unferm verweſen übria feyn könnte. A 
lein, da fich von diefem Wotte fonft im Deutſchen feine Spur fin⸗ 
det, vielmehr noch andere Gründe vorhanden find, diefes Wort 
von einem andern Stamme abzuleiten, fo muß diefe Ableituug zur 
Zeit noch dahin gefielfer bleiben. Es ift nahmlich ſehr wahrf ein⸗ 
tich, daß diefes Beitwortvon wefen, ſeyn, welches noch im Nies 
derd. völlig gangbar, und noch in unferm gewefen und das Wer 
fen vorhanden ft, abftamımet. Vermitrelft der deftruirenden Der 
dentung der Partifef ver, bedeutet verweilen, anfbören zu ſeyn, 
umkommen,untergeben, welche weitere Bedentung es ebedem wirf- 
lich gehabt hatz Hierzu kommt noch, daß Ottfried und andere 
alte Oberdeut ſche Schriftſteller Häufig fir werdan,eiaentich? verz 
werden, für umlommen, untergeben, gebrauchen, Schwed. för- 
varda, Augelf, forweordan, Ja ben dem Noifer beißt ſogar 
dieBermefung,Irwartungs und Irwaimlla,diederwerdung. 
verwerdniß, und die Unnerweslichkeit,V oirwartungo,die lin 
verwerdung. Hieraus erbeller zugleich, daß dir Vartırel zudem 
Verfiande des Wortes verwelen weientlich notbwendig if, und 
wie wenig oft unfere neuern Dichter die Natur der Sprache keu⸗ 
nen, wen fie diefe Vartikeln wegwerfen, und dadurch nad rück⸗ 
licher und ferübafter zu (reiben ſachen. 
Seees gi 20 


‘8, Derwefen, verb, reg. act. einem Dinge vorftehen, die Aufs - 
ſicht über dafjelbe haben, eine fehr alte Bedeutung, welche aber i im, 


1179 de NER 


vier ruht und weit, Gott 'ey’g gedankt! 
Mein Weib, das immerdar gesenkt, u. ff. 


Bey einem fehr befannten. Dichter der neueften Zeit; wo wefen 


gerade den entgegen gefepten Verſtand geivährer. 


Sochdeutſchen veraltet if. Man gebrauchtes nur noch zumeilen 
für verwalten. Ein Amt verwefen, demſelben vorſtehen, es 
beffeiden, verwalten, Auch in engerer Bedeututig, demfelben int 
Nahmen eines andern vorftehen. Siehe das folgende. So auch 
dir Verwefung. 


Ynmi Scom bey der Dttfried firwalen, in der weitern Bes 


deutung der Aufficht, der Beforgung. Wachter leitetees von dem 
Breragnifchen Gwas, ein Knecht, Bedienter, her. Allein, we— 
Ten ift Hier erweislich genug, gleichfalls der alte Infinitiong für 
ſeyn, und ver fichet für vor, fo daß das Zeitwort das Latein. 
praeelle genau ausdruct, und mit einem Dinge vorſtehen, 
gleich bedentendift, Indem Kero lautet es noch aus drücklich fo- 
rawelen. Auch im Riederf. iſt vsrwefen, vorſtehen 


Der Derwefer ‚des—s, plur, utnom. fing. Fämin, die ver- 


Derweelich, —er, —fe, adj.et adv. von ı Derwefen, der 


weſerinn, von dem porigen Zeitworte, eine Perfon, welche etwas 
verweſet, die Aufficht über daffelde hat, In diefem Verftande 
warsürwefer und verweſer fo viel, als ein Yormund. Jetzt 
gebraucht man es nur im engeren Verſtande von jemanden, der eine 
aufgetragene Gewalt im Rahmen eines andern verweſet, oder ver⸗ 
waltet; beſonders ein Stellvertreter, viearius. Indeſſen iſt es 
auch in diefer Bedeutung im Hochdeuffchen felten, wo man eg nur 
bin und wieder in einigen einzelnen Fällen gebraucht, und zwar 
theils wie Verwalter, in den Zuſammenſetzungen Amtsverwal: 
ter, Gerichtsperwalter u. ff. theils im noch eugern Verſtande, 
da man einen Amtsverwalter von einem Amtsverweſer oft noch 
au unterfcheiden pflegt, und unter jenem denjenigen verftehet, wel- 
cher die Dfonomie,und unter diefem ,- der die Juſtiz verwaltet. 
Doc diefer Unterſchied ift bloß willkührlich und nicht in der Ab⸗ 
ſtammung gegründet, 


Berwefung unterworfen, mas verwefen kannund wird; im Gegen⸗ 
fage des unverweslich. Es wird geſaet verweslich, und wird 
«üferfteben unverweslich, ı Edr. 15,42. Das Derwesliche 
wird nicht erben das Unverwesliche, v. 50. Daher die Der: 
weslichFeit, - 


Die Verweſung, plur. car. ©. asınd 2 Derwefen, — 
Derwetten, verb. reg. act. durch Wetten, oder in einer Wette 


verlieren, 
ben. Daher das Derwerten. 


+Verwottert, adj. et adv. weldes, fo wie — verdon⸗ 


nert, verteufelt u. ſ. f. nur in den niedrigen Sprecharten üblich 
iſt, einen hohen Grad der böfen Beſchaffenheit eines Dinges zu be⸗ 
zeichnen. Sie har einen verwetterten Sochmurhsteufel im 
Bopfe, Weiße, Der verwetterte Mann, der verwünfchte, Es 


iſt von Wetter für Donnerwetter ſo wie verdonnert von der er⸗ 


fen Hälfte, 


Derwichen, adj. et adv, weldjes eigentlich das Mittelwort des 


ungewöhnlichen Zeitwortes verweichen, für entweichen, unbe— 
merkt vergehen, ift, und von der Zeit für vergangen gebraucht 
wird. Verwichenes Fahr, voriges Jahr. In nachft verwichener 
Woche, imvoriger. Da es denn in der Adverbial- Form auch für 
neulich gebraucht wird, „Perwichen hatt’ ih einen Traum, 
Beruh, Die Riederfachfen’ gebrauchen dafür verleden, geleden, 
und leden; welches zu leiten, in der — Bedeutung für 
siriien, gehöret. 


verwickeln. 
ein verworrener. 


durch verſãumte Reinigung 
liſchem Verſtande. Einen jungen Menſchen verwildern laſſen, 
durch Mangel der Bildung, ſo wohl des Geiſtes, als der Sitten, S 


Zehen Thaler verwerten, Nichts zu verwerten ha⸗ 


— ver 


Derwideln, — act. in Re wideln oder — 


ſo daß man es nicht aus einander bringen kann. Verwidelter 
Zwirn. Sich mit den Süßen in einem’Ffege, in einem Stride 
Ingleihen figürlich. Ein verwickelter Sandel, 
Tief in eine Sache verwidelt feyn , fo daß 
inan fich nicht mehr von derfeiben log machen kann. Jemanden 
mit in feine Anfchläge verwideln. Daher die Verwiceluig, 
auch figürlich, derjenige Zuffand einer Sache, da ihte Theile foin 
einander geflochten find, daß man ihren Ausgang nicht vorher fer 
ben fann, der opu der Verbirrnng noch unterfchieden iſt. 


"Derwidern, 'verb. reg. act. welches im Hochdeutſchen fremd 


iſt, und nur bey einigen Schleſiſchen Dichtern für —— 
vorkommt, ; F 
- Rein Begehrtes je verwidern, - j rt 
Rein Berwidertes begehren, — BER 


Derwildern, verb, reg. welches in doppelter — 


1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, wild werden, 
Ein zahmes Thier verwildert, wenn es viel von feiner vorigen 
WB: ldheit wieder annimmt. Ingleichen ans Mangel der Beardeis 
tung gleichfam zu einer. Wildnid werden, ein wildes, nnor⸗ 
dentliches Anfehen bekommen. EinAcker verwildert, wenn er ent⸗ 


weder gar nicht, oder nicht mit der gehörigen Sorgfalt, gebauet 


wird. Lin Landgut verwildert, wenn es nicht in dem gebörie " 
gen guten Standegebalten * DdoZimmer verwildern laſſen, 
Dfönüng. Ingleichen in mora⸗ 


Ein verwildertes Gemüth. 
2. Als ein Activum, auf ſolche Art wild oder wilder — 


in welcher Geſtalt es doch feltener gebraucht wird. Im Jagdwer - 
fen werden die Bärenfänge , Wolfsgruben u, f.f. mit Laub oder 


Streulingverwildert, d. i. damit bedeckt oder beftreuer, um — 
nen ein wildes natürliches Anſehen zu geben. 
So auch die Verwilderung, in beyden Formen, 


Derwilligen, v verb, reg. welches in doppelter Geftalt ze 


wird. 1. *Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ba en, fü 
willigen, einwilligen, Und der Bönig verwilligte in den — 
trag, 2 Macc. 13 13. Sie bathen Paullum, daß er längere 
Zeit beyihnen bliebe, er verwilligte aber nicht , Apoft. 18,20. 
Am Niederdeutfchen ſagt man auf ähnliche Art fich verwillen. Im 
Hochdeutſchen iſt esin diefer Erftalt veraltet, wo man es2.nur 
noch zuweilen als ein Aetivum gebraudht, feinen Willen zu etwas 
ertheilen, wofür doch bewilligen üblicher iſt. Ich habe ihm noch 
nichts verwilliget.⸗Es iſt ihm verwilliget — So auch 
die Verwilligunz. 


Verwinden, verb. irreg. act. (©. Winsen) 1. Von winden, 


torquere, unter einander winden, eine im Sochdeutſchen ſette⸗ 
ne Bedeutung , wie verflechten. Was entzüdt mehr, als die 


; Schöne Natur, wenn fie in harmoniſcher Unordnung ihre unz 
„endlich mannigfaltigen Schönheiten verwinder ? Gruner, 2 


überwinden, vincere, fo daf ver für uber ſtehet; eine veraltete 
Bedeutung ‚in welcher es auch für überzeugen, überführen, ges 
braucht wurde. Man gebraucht es nur noch in engerm Verſtande, 
ein Übel und deffen Kolgen überftehen wie verſchmerzen. Er 
bat den verluſt, den Schaden noch nicht verwunden, ſich 
nicht davon erhohlet, Den all werde ich4äeitlebens nicht 
verwinden, werde die Folgen davon Zeitlebens empfinden, In⸗ 


deffen fann es in diefer Bedeutung auch vondem alten wianan, 


noch Miederſ. winnen, Schmerzen empfinden, bey dem Ulphilas 
winnan, abftammen, zu welchem auch unfer Pein 'geböret, fo 


i daß es mit verſchmerzen im eigenslichften Verſtande * beden. 
ver⸗ 


tend ſeyn würde, 


noch 





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2 


Ge ——— verb. — act, 1. Bon tichen, Enelen , vere 


Ver Kar: 


— 
.21gı 


wirket der Bäder alles Mehl, wenn er alles Mehl in Teig vers 
wandelt. Im Niederdeutfchen wird verwerken.ndth für verar: 


beiten überhaupt gebraucht. 2. Inder weiteften Bedeutung des 


Zeit wortes wirken‘, Veränderungen außer ſich hervor bringen. 
(1) *Duch 
Daß ver hier intenfive für er nud aus ſtehet. Wenn jemand ein 
Weib nimmt, und ihre Mutter dazu, der hat ein Lafer ver— 
wirkt, 3 Vlof.zo, 145 d. i. begangen, Doch dieſe Bedeutang 
iſt veraltet, Was babe ich verwirft 3 d, i. verbrochen, noch zus 
weilen im gemeinen Leben. (2) *Sich verwirfen, fich vergeben, 
eigentlich in Anwendung feiner Thätigreit fehlen, i irren; eiue gleich⸗ 
falls veraltete Bedeurung. Die ſeiden hätcen Yich verwirkt, 
und wider ihre Eidespiliche nerhan, 2 Mace. 15, 10. (3) Durch 
eine geſetzwidrige Handlung verdienen. Wer in meinem ganzen 


 Bönigreiche eine Strafe verwirkt bat, ı Macc. 10,43. Auch 


diefe Bedeutung kommt im Hochdentſchen wenig mehr vor,avo das 
Zeitwort, (4) nur noch mit der deftruirenden Bedeutung der Par⸗ 
tikel ver, und im engern Verſtande des Zeitwortes wirken, bes 
deutet, durch eine geſetzwidrige oder unerlaubte Handlung denBers 
luſt eines Öutes verdienen, ſich de ſelben verluftia machen, wo es 
ze höheren Grad der Beleidigung oder des begangenen Unrechts 

bezeichnet, als verſcherzen. Du haft dein Leben, deine dreyheit 
verwirkt, dich duch dein Berbrehen um diefelbe gebracht. Je⸗ 
mandes Gnade verwirken. Die ‚sur Meinung feiner Ans 
verwirken. * 

So auch dag verwirken und die verwirkung. 

Arnm. Schon bey demOttfried firwirken und ſirudrathan, 
von welchem letztern Zeitworte noch die Nieberdeutfchen vers 
wordt, und verwrogt fagen ; bey dem Hornegk verworchen, im 


Schwed. förverka, im mittlernẽat. forisfacere, lorfacere. 
——— verb reg. etirreg. act. ich verwirre,du verwir⸗ 


vetu.f.f. Imperf. ich verwirrte, im Hochdentfchen nicht Teicht 
vperworr; Mittel. verworren, feltener verwirrt, Es ift von 
dem im Sochdeutſchen veralteten Zeitworte wircen, und ver, 
“welches hier eine Verbindung unter einander bedeutet, fo dag 


5 yerwirven ivegen des Zeiwor tes wirren mehr ſagt, als ver⸗ 


wickeln. 

1, Eigentlich founter und in einander ſchlingen, dag man ve» 
der Anfang nohEnde erkenuen, noch die einzelnen Theile binlängs 
lich voneinander unterfcheiden kann. Den Zwirn verwitren, 
2. Die Haare find fo verworren oder verwirrt. verworrene, 
verwirrte ßaden. 


2. In weiterer und figürlicher Bedeutung, (1) In einen hoben 


Grad der Unordnung bringen, fodaß alles in und unter einander 
gemenget iſt. Den Staat verwirren, die Ordnung in demfelben 
. im böchften Grade ffören. Am bäufigften im Mittelworte. Es 


liegt alles verworren unter einander. - Daher ift im Nieder⸗ 


deutſchen Wirrwarr, Verwirruug, Unordnung. Eine Sache, 
einen Prozeß verwirren, die Theile derſelben fo unter einander 
mengen, daß man fie nicht mehr deutlich unterſcheiden kann. Es 
ging ſehr verwirrt zu, ſeht unordentlich. Ein verworrner oder 
verwirrter Handel. Ein verworrener Prozeß. Eine verwirrte 
Geſchichte. Dahin gehöret auch die Sprachenverwirrung der 

Deutſchen Bibel. Laſſet uns ihre Sprache verwirren, daß kel⸗— 
mer des andern Sprache vernehme, ı Mof.ır,7. (2) Sich 
in oder mit etwas verwirren, jo Theil an erwas nehmen, daß 
man nicht fo leicht wieder zurück gehen Fan. Damit mag ich mich 
nicht verwirren, ich mag mich nicht damit einlaffen, Laß dich 
- damit underwirret. (3) Uneinig, uneins machen ; eine im Hoch⸗ 
deutfchen veraitete Srdeutana, Der Gottloſe werwirrge gute 


— Sir. 3, 11. Böfe Mauler verwirren * die gu⸗ 


icken, d. i. eigene Thätigkeit, beevor bringen, fo 





lm er. —— wi N % eK CE Vz nn 


’ 


Ber 1182 


ten Srieden Haben, B. 15. (4) Beſchamen, ſo daß der Be 
ſchamte nicht weiß, was er fagen fol, {don bey dei Ottfried wir- 
ren ; jest nur nod zuweilen i im gemeinen Leben. (5) Jemanden 
verwirrt, ihn verwirrt, (nicht verworren) machen; ihn ohne 


, bintäugliche Überzeugung ven devwahren Pteinung zweifelhaft 


machen, Verwirret die Gewiſſen nicht. (6) Mit noch näherer. 
Beziehung auf die Vorftellung oder&rfenneniß, iſt verwiree, oder 
noch häufiger verworren, unter einander gemengt, fodag man 
die einzelnen Theile auf Ein Mahl waprnimmroder empfindet, und 
darin gegründet; da denn die Verwirrung diefer Art wieder ibre 
derfchiedene Grade hat. Line Geſchichte fehr verworren erzäbe 


“ len. Derwörven reden. Eine verworrene Dorliellung, wo 
- die einfachen Ideen, aus welchen fie beſtehet, unter einander ge» 


mengt find, wo man die Merkinahle nicht gehörig unterfcheider, 
Hein Auge volle verwirrt, und ſieht ihn ſchüchtern an, 
Sdiwg. 


Ein verworrener oder-verwirrter Kopf, welcher die deutliche 


"und undeutliche Erkenntniß auf eine nachehrilige Art mir einander 


vermengt, und folches durch fein Beträgen äußert. Eine ver— 
worrene Schreibart.” Verwirrt, oder im Kopfe verwirrt, oder 
verworren feyn, verrüdt ſeyn, feinen gefunden Verſtand verloren 
"haben, der höchſte Grad der Verwirrung der Ideen. 

So auch die Verwirrung, befonders von dem Zuſtande, da et⸗ 
was verwirrt iſt, inallen Bedeutungen des Zeitwortes, anch im 


figürlichen Verſtande, nachtheilige Verwirrung der Brgriffe, der 


deutlichen und undeutlichen Erkenntniß, Abwefenheit der vöffigen 
Deutlichfeit, wo man von der irregulären F Form verwörgen auch 


das Hauptwort die verworrenheit hat. 


Anm. Schon bey dem Roifer firwirren. Was die Coujuga⸗ 
tion dieſes Wortes betrifft, fo geher es im Hochdeutfchen völlig res 
gulär, bis auf. das Mittelwort, welches öfter verworren als 
verwirrt lautet, obgleich auch diefes nicht felren it. Gottſched 
behauptet in feinen Beobachtungen über den Gebrauch und Miß⸗ 


„brauch deutfcher Wörter, verwirren gehe vegulär, wenn es ein 


Activum if, irregulär aber, wenn esals ein Neutrum gebraucht 
werde. Allein, es findet ſich hier nur die-Fleine Schwierigkeit, 
dag wir fein Neutrum verwirren haben, fondern Statt deffen das 
Reciprocum fich verwirren gebrauchen müffen. - Die von ihm das 
felbft angeführten und zum Neutro gerechneten Beyfpiele, das 
Ding iſt ganz verworren, ein verworrener Sandel, find aus 


7 genfheinlich Mitielwörter der vergangenen Zeit oder der paffiven 


Gattung; wohin auch, nach einer bey diefen Mittelwörtern fehr 
gewöhnlichen Figur, der verworrene Kopf geböret. 


Derwifchen, verb. reg. act. aus einander wiſchen. Die Sars 


sen verwifchen, bey den Mahlerw, edler vertreiben. Ingleis 
chen ducch Wifchen unkenutlich machen, faft fo, wie auswiſchen. 
Die Schrift iſt ganz verwiſcht. Verwifchte Buchſtaben. 


—— verb. reg. welches aufdoppelte Art gebraucht wird. 


1. Als ein Neutrum nmit dem Hülfsworte ſeyn, durch Sie Wit⸗ 
terung aufgelöfer werden, beſonders von Mineralien, So ver— 
wittern die Erze, wenn fie durch die Luft und ihre Säuren aufges 
löſet werden, verwitterter Ralkitein. 2. Als ein Activum, 
in welcher Geſtalt es nur bey den Jäger üblich iſt, mit der gebör 
rigen Witterung, d. i. Beruch gebenden Lockſpelſe, verſehen. Das 
Eiſen, die Salle,dag Garn verwittern. 


Derwitwen, verb,reg. neutr. mit dem Hülfgworte feyn, zur 


Wiewe werden, anı häufigften in dem Mitielworte, Die durch 
des Domitius Toy verwirwere Yarippina. Magdalena gen— 
nig, verwirwere Curtius; eine gewöhnliche Act der Witiven, 
fi zuunterfihreiben. Inden äftern Mundarten verwittibe.- 


Derwöbnen, verb.reg. act. durch Gewohnheit verderben, us 


vollfsmmner ER Auf diefe Weife werden die Binder zw. 
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——— —— SEN & r ? 
“N » — * — Eu 
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einer unglücl‘ "38 Art zu enkgfnden uns Ar chämen ver⸗ 


wohnt / Gell. Sin ver vob tes Kind, welches durch) nachs laſſe⸗ 
ne Öewohnheikyerderht/ verzästeit worden, - Derwöhne deine, 


+ Tochter niht.Bir,7,26. In engerer Bedentung wird man ver⸗ 


wöhnt, wenn man duch din anhaltenden Geuuß des Ben por - 


daſſelbe gewöhnet wird, daß man daz geriugſte ÜbelnihrobneBe 
Das Giüd hat dich ganʒ verwöhnt, * 


ſchwerde ertragen faun, 
So aud die verwo nung 


Derwölfen, verb. reg. neutr, mit * Hulfsworte haben, wel⸗ Verw inſchen verb. ceg. act, 
ches nur bey denZägsen für verwerfen von ſolchen Thieren üblich 
Die zündinn hat 
Da denn das Mitlelwort häufig gebraucht wird, inen hoben ad 


iſt, von welchen man wolfen für gebaren fast. 

perwolfet/ verworfen, miß geboren. (S. Wölfen.) Bey ug 
ift dafür verfrifchen üblich. 

Die Derworrenbeit, plur. inuf, S. verwirren am Ense. 

Derwunden, verb, reg. act. wund machen, eine Wunde bey⸗ 
bringen; in ‘den gemeinen Sprechatten bleffiven. In einem 
Gefechte, in einem Zweykampfe verwundet werden, Die der= 
wundeten verbinden. Im Gefihte, in dem Unterleibe, an‘, 
dem Arme, an der Sand verwunder werden. Sich verwun⸗ 


den, fich ſchneiden, flegpen, ve-“rennenu. ff. Jemanden mit 


den Degen, fich mic dem Meſſer verwunden. Figürlich. 
. », Kinen Baum, ein Cewächs verwunden, e3 befchädigen. 
2. Jemandes Serz, fein Gemüth verwunden, ihm einen hoben 
Grad des Schuerzens,des Rummers verurſachen Ein verwuns 
detes Herz. Jemandes Gewiſſen verwunden, fein Öewiffen 
durchüberzeugung begangener Vergehuugen unruhig machen, Lin 
verwundetes Gewiſſen. Ju der Deutſchen Bibel wird Apoſt. 2, 
37 die Wirkung der vorbereitenden Gnade eine verwundung 
des gerzens genanut. 3.31 Bergbaue iſt ein vexwun detes Seld, 
im weiteſten Verſtande, ein durch den Bergbau geöffnetes Feld, 
> ein verfchroteneg Seld. 

Daher die verwundung, die Handlung des Verwundens, oh⸗ 

ne Plural, und die Wunde feibft, mit dem Plural, 

Ehedem wur wunden, bey dem Ditfried wuntan, fodafver 
bloß eine Intenfion, oder vielmehr die shätige Richtung auf einen 
BGegenſtand, bezeichnet. , ’ 

Verwundern, verb,reg, act. welches in doppelter Oeftält ger 
funden wird. : 

1, Als ein Actidum. (+) Empfindung des Ungewöhntichen er⸗ 
wecken, mit der vierten Endung der Per ſon. Das verwundert 

mich ſehr, erweckt mir Verwunderung. 

verwundern? Mein langes Stillſchweigen verwunderte ihn. 

In der edlern Schreib: und Sprechart iſt dieſe Bedentung felten, 
In der vertraulichen gebraucht man dafür das einfache wundern, 
Des wundert mich.” (2) Die Empfindung des Ungewöhnlichen 
über etwas äußern, mit der vierten Endung der Sache; ein nur 
in der niedrigen Sprechakt üblicher Gebrauch, für das edlere be⸗ 
wundern. Jemandes verſrand verwundern, Bas vrwundeve 
ich an ihm. 

— 2, A üblichen iſt dieſes Wort als ein Rt: eiprocum fl ver⸗ 
wundern, das Ungewshnliche lebhaft empftuden, und dieſe Ent | 
pfindung äußern, deren höchſter Grad Erftaunen iſt. Das Unge- 

wöhnliche, tur the diefe Empfintung veranlafes, bekommt, wenn 
es ein Nennwort if, das Vorwort uber. Sie verwunderten 
fich da fie ſolches faben, Pf. 48, 6. Daß alle, die vorüber ne= 
» ben, werden fd verwunsern über alle ihre Plage, Jer 19, 8. 
Wir haben wasfehr harüber verwundert. Im Oberdeutſchen 


Wie kann dich dag 


‚auch mit berawenten Endu ia weiche Wortfiioung auch in der 


Deutſchen Bibel Ede Känfig ib, und noch zumeilen in der höhern 
Schrebart ber Hochdeurſchen nachgeahmet wird. viele, die es 
höveten, veranmievten ſich ſeiner Lebre, Marc 6,% - Ich 
serwundeste mich des Grfichts, Dan. 8, 27. Diele verwun⸗ 


Verwüſten, verb. reg. act. eigentlich zur Wüfle, oder einem une 


Zuſtande. Die Verwüſtung von einem Lande abwenden. Eine 


Der Verwüfter, des—s, plur. ut nom. fing. Fümin, bie den" 


— reg.neutr, nit beim Hilfsworte haben,anfs 


Verzagen, verb.reg.neitr. mit dem Hi — ſeyn. r, A ca 





dern feiner ieisheir; Sie, 327,12. RUN inahderk — — 
meht. Es ifinicht genug st verwundern/ wie uf. f. nur in 
den DirrdeutfeienKaneliyen üblich. 

So ench die Verwunderung, der dode Grad der Errpfiubuhe - 
des Iingeieöhnlichen. Die verwunderung in eine Togtst der 


Bewiffenbeit, . Dastegemipin Drerrannserung. Die Wörter. ; 
verwünderber, für wunderber, und vedwun der ho für bewunz 


derungswindig, fi fi ud nur in den niedgigen Sprcchatten gangbar. 
1. In die Ferne, ode aus der 
Reihe der Dinge wii aſchen "Einen böfen Weg vrwünfhen. 
Aus Unmutb nad einem Verlutie das Gpiel »erwünfchen. 


des Unw illens iiber ermas aue udrůcken, ur dae härtere. verſtucht. 
Ein verwünſchter Weg Das verwünſchte Spiel! Ein ver⸗ 
wemſchter Menſch. Ach, die böſe Frau mit ihrem ———— — 
ten Beſuche! Gell. Ingleichen, in den niedrigen Sprecharten 


als eine Jnterjection, verwunſcht über den Meufchen! 2. In . 


der Goiſterlehre des großen Haufens ift verwunschen, durch einen . 
Wun ſch, di.durdh Worie, in eine andere Geſtalt verwandeln, | 
durch Zauberformeln verwandeln, verbaunen u. ff. , Ein ver⸗ 
wünfchtes Schloß. Eine verwimfchte Prinzeffinn. 

So auch die Derwunfpung, vonder Handlung des Berwün. 
ſchens, ohne Plural, und von den Ausdrücken, womit man etwas 


verwüuſchet, mit dem Plutal. woʒu alle er £ 
Derwürfen, S. Derwirfen. + i 
Derwürzen,verb. reg.act.alzu fehr würzen, durch zu viele Würze 


‚verderben. Die Sperfen verwürzen. Daherdie Derwürzung. a 


bewohnten Orte, machen, und danı, und zwaͤr am hãufigſten, i in 
figütlichem Verſtande, verderben, zu Grunde richten, ſo wobl von 
großen als kleinen Gegenſtanden. Ein Land durch die Truppen — 
verwurten Taffen. Das Srobeben bat ganz Italien, die Seuers⸗ — 
brunſt die Stadt, das Zaus verwülee. Die Soldaten haben — 
alles in dem Haufe verwulet. Line Gegend mit Seuerund 2 
Schwert verwüften. : Ein verwüfletes Land, Schloß, aus { 
In gemeinen Leben ſagt man, ein Kleid, ein Meffer, ein. uch, a 
verwiilten,, es verderben, unbrauchbar machen. Ingleichen EN 
nach einer nabe verwandten Figur, oßne Nord und Nugen vers 
branchen, verfhmwenden, gleibfam ducch unbefonnenenBebraud 
zu Grunde richten... Diele Rinder, vielgolz verwüßten. "Diel 
Papier verwülten, unnig verfehreiben oder verbrauchen, ee 

So auch die Verw uſtung, fo wohl on der Handlung, af dem 


grogeDerwüllung anrichten. 
Im Jſidor aruuolian, bey dem Strycker verwueften, in 
‚ den fpätern Seiten. nur walten und wüften. ©. Wülten. 


wilterinn, eine Perfon, welche verwüßtet, oder etwas veriwüfket, 


bören zu wütben, ein um 9x Pdeniſchen ſeltenes ua — —— 
vertoben ausrafen u. A Ar N 


fen Muth ſinken laſſen, alles Vertrauen auf die Hinlänglichfeit- 
feiner Kraft fahren laſſen. Ener serz verzatze nicht, 5Mof. 
20,3. 8erzen die versagen, Joſ. 5,1. Sauls Serz verzagte \ 
sehe, ı.Gam.23,5 Die Alteſten hatten (waren) fchon ver: 
zent, Indithız,ı4. Judeſſen wird es im dert Derfecfo und 
Dinsgummperfecto feltener gebraucht, weil man dafür lieber ver⸗ 
2 zagt werden fagt. versagt feyn. in verzagter Menic. 
Wehe dem Verzanten! Sir. 2,15. ‚Ein verzagter Redner. 
Schüch tern und versagt da heben. ‚2, dm weitern Verſtande, 
alle Pai fnung fahren. Hffen„eszzweifeln, verzage —— — 
v ' : vor 


* 








a > | er NT 





 Vorleyb * er nahent REN Shiners, Kap.6r;* “ 
er wäre bey nahe verzweifelt. Da deu der Gegenſtand in Anſe⸗ 
bung deffen man alle Hoffnung aufgibt, das Vorwort an befommt, 
Darumbeichnihi an Gotverzage, einer der Schwäbifch. 
Dichter. An einer Sache derzagen. Verzage nicht an deinen 
Bräften. An Gote, an feinem Amte verzagen, in der Deut: 
fohen Bibel, Welche Form, mit dem Vorworte an, doch i im Hoch⸗ 
deutſchen ſeltener gebraucht wird. 

Daher die verzagung, der Zuſtand, da man verzagt, und die 


2 verzagtheit, der Zuffand, da manverzagtift, oder verzagt ges 


worden ik, beyde nur im Singular allein, Ver deutet hier eine 
Intenfion an, wie inverzweifeln, daher versagen und Verzagt⸗ 
beit allerdings mehr fagen, als zagen und Zagheit. 


Verzäblen, verb. reg. act. falfch zählen. Eine Summe Gel: 


des verzäblen, Am häufigften, als ein Reciprocum, ſich verz aͤh⸗ 
‚Ten, fih im Zählen irren. Daher das Deszäblen, feltener 
die Verzäblung. 


Derzahnen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt. 


1,Aig ein Neutrum, mit dem Hälfsworte "haben, das Zahnen 
übeeſtehen, alle neue Zähne bekommen. Das Kind hat verzahnr, 


hat noch nicht verzahnt. 2. Alsein Activum, mit den nötbis. 


gen Zähnen verfehen, doch nur in figärlichem Verſtande, und als 
ein Kunſtwort ben verfihiedenen Handiwerkern und Künfilern, 
So iſt das verzahnen oder die Verzahnung eine Art des Zus 
fanmenjchweißens bey den Schiuieden, da die deyden Theile, wel⸗ 
che vereinigt werden follen, vorher durch das Schmieden mit Zah⸗ 
nen verfehen werden, fo daß fie in einander eingreifen. 


ir Verzapfen, verb, reg. act. Bier, Wein versapfen, es einzeln 


gleichfam von dem Zapfen weg, verkaufen, es derſchenuken. Man 


verzapft täglich einen Limer Bier, wenn man fo viel einzeln von 


dem Baffe veifauft, oder verſchenẽt. So auch die Derzapfung. 


Derz appeln, verb. reg. neutr. welches nur in den. niedrigen 


een, und auch hier nur im Infinitiv, vorfommt; eigente 
ich bis zur Erfchöpfung zappeln, Figürlich, jemanden in der 
- Horb verzappeln laffen, verzweifeln, umfommen. Jugleichen, 


‚er möchte verzappeln, vor. Hoffnung, vor Ungedulb, wor Unge⸗ 


wiß heit außer fich gerarhen. 


— verb. reg. act. durch Särteln oder übel —— 


Zaͤrtlichken verderben· Ein Rind verz arteln, aus übertriebener 
Zärtlichkeit, fo wohl es gegen alle Undequemlichfälten unleidlich 
‚machen, als aud) deffen Fehler unbeſtraft laffen ; verziehen, Nies 


deri. vertärteln, vertarten, im Meflenb. todden, das Intenfivum - 
von tehen, ziehen, daber Todfählken, (von Sähiken, ein Füllen,) 


ein verzärteltes Kind, in den gemeinen Hoch- und Dverdeutfchen 
Sprecharten verhätfcheln, verzätfcheln, (S. Zätfcheln.) Inglei⸗ 
ben, in weiterm Berftande, durch anhaltenden Genuß angeneb- 
mer Empfindungen gegen alle Befhwerden und Ungemächlichfeis 


ten unleidlich machen. Der: Genuß eines anhaltenden Glückes 


verzärtelt uns. Ein verzartelter Wollüſtling. Sich, feinen 
Leib verzarteln, Verzärtelte Empfindungen. So: andy die 


verzärtelung. 
verzaunen verb. reg. act. mit einem Zaume einſchließen, ver⸗ 


mittelft. eines Zaunes den Zugang zu etwas verfperten. Kinen 


Weg versüunen. Er bat meinen Weg verzäimer, Hiob 19,8. 


Gott bar feinen Weinberg verzauner, &. 5, 2. Die Güter 
mit Dornen verzäünen, Sir. 28,28. Daber die Versäunung, 
nicht allein von der. Handlung des Verzäunens, fondern. auch von 
‚einem in die ſer Abſicht gemachten Zaune ſelbſt. 


Verzechen, verb.reg. act. durch Zechen verſchweuden, verbrin ⸗ 
Die Zeit vergehen. Ingleichen 


‚gen. Bein Geld verfechen, 
über dem Zechen verfäumen, 


Die Mablzeir versehen, Daber 
das Versehen. : - - 


Adel. W. 8.4, Th, 2, Hu. 


— 


hi ) ; Der 


Derzeichnen, verb, reg: act, 





Cu 
x u \ 


| 1,35 


» 


verzehnten, verb. reg. act. den Zehnten von etwas geben. Bir 


nen 4er, fein Vieh, fein Getreide verzehnten, Wehe euch, 
ihr Schriftgelehrten und Pbarifäer, ihr Heuchler, die ihr ver— 
"sehendet, verzehutet dre Münze, Til, (Dil) und Bummel, 
Math. 23,23. Daher das Dersehnten. ' 


Verzeren, verb. reg. act. durd) Zeßren ale machen, * Menge 


nach erſchöpfen. 2. In engerm Verſtande, fo fern zehren, eſ⸗ 
ſen, freſſen, iſt, auf ſolche Art alle machen, wie die gemeinen 
> aufzehren, aufeſſen, und das niedrige auffreſſen. Die Gäſte 
verzehrten alle Speifen mir dem größten Appetite. Es ift ſchon 
verzehret. Was die Junglinge verzehrer haben, ı Mof, 14,24, 
Indeſſen ifkes doch von Dienfchen nur im Scherze am üblichfteı,. 
Die veuſchrecken haben. alles Getreide verzehret. Die Würmer 
werdens verzehren, 5 Mof.28, 39. Am häufigften. figürljch, 


. den Werch vines Dinges durch. Effen und Trinken erfchöpfen. 


Sein Hab und Gur, fein Vermögen, das Seinige verzehren. In 
den Gaſthöfen fragt man den Wirt), was man verzchrer habe 2 
Zehn Thaler verzehret haben. Zu dem Ende bittet ihr, daß 
ihrs mit enven Wollüßen verzehrer, Jac.4, 2. 2. Imweitern 
Verſtande, durch allmählige Zerflörung dee Theile vermindern 
und nach und nach zerflören. Beſonders von dens Feuer.’ Von dem 
Seuer, von den Slammen verzehret werden. Aber auch von 
allen andern Dingen, weiche eine nagende oder freſſende Eigen- 
ſchaft haben, und dadurch die Theile eines Ganzen auflöfen ; zers 
ſtören oder erſchöpfen. Der Roft verzehret das. Eiſen. Die gige 
verzehret das Schneewaſſer, Hiob 24,19, Don dem Sieber vers 
zehret werden, abgezehret, ausgezehret. Vvon dem Grame;. 
von den Sorgen verzehret werden. Ein versehrendes: Gift, 
ein verzehrender Gram. Das Herzeleid. wird ſie verzehren, 
Eir.27,33: Wachen verzehrer den Leib, Kap. 31, 2. Mr: 
ſchopft yon Thranen und verzehrt von Seufzern; Inzwifchen- 
verzehret ſich meine arme Julie, und ich verzehre mich über 
fie, Weiße, Mein Herz verzehrt fich lan gſt in geheimen Bias 
gen, eben derf. 

So auch die verzehrung, welches auch, von einer Art der Krank; 
beit gebraucht wird, welche au unter dem Nahmen der Abzeh⸗ 
zung, der Yuszehrung befannt ift,. und von der Schwindfuche 
noch unterfehieden wird. 

Schon beydem Notker verzeran, im Niederfächf. verteren,. 


* ©. ehren. 
Der Verzebrer,des—s, plur, utnom. fing: Fämin. die ver⸗ 


zehrerinn, eine Perfon oder Ding , welches verzehret, doch nur 
felten, und auch alsdann gemeiniglich in der dichterifchen Schreib: 
art: Doch fagt man fpeihwörtlich:; ein ‚Sparer will einen 
verzehrer baben,. 

2, Fehl zeichnen, fich int Zeich⸗ 
nen irren. Eine Sigur ifl verzeichnet, wenn fieinicht nach der 
Wahrheit gezeichnet iſt. Jugleichen, als. ein. Keciprocun, ſich 
verzeichnen, ſich im Zeichnen irren. 2. Von zeichnen, nieder⸗ 
ſchreiben, iſt verzeichnen fo viel, wie aufzeichnen, ſchriftlich auf⸗ 
behalten. Dieſe Schrift, die da: verzeichnet ſtehet, Dan, 5;, 
24,25. Dieß und anders mehr, das Jaſon in-fünf Büdern 
verzeichnet, 2 Macc. 3,24, Indiefer Bedeutung wird es wenig 
mehr gebraucht, wohl aber in engener, mebrere Dinge einer gewiſ⸗ 


fen Art ſtückweiſe nieberfchreibenz fpeeificieren.. Die hier verz 


zeichneten Stude. Waaren verseichnen. 
Daher die Derzeichnung, die Handlung des Verzeichnens in 
beyden Bedeutungen, 


Das Verzeiynif, des — ſſes, plur. die —e welches nur noch 


im engſten Verſtande der zweyten Bedentung üblich iſt ein ſchrift⸗ 
lichet Aufſatz, fo feen einzelne Stücke gewiſſer Art darin verzeich⸗ 
net find; eine Speeifisarion, eine Lifte, ein Catalogus Regiſter. 

Matrikel 





Matritel u. ſf. Ein Verzeichnif von Waaren, von Geld: | 
forten, von Büchern, u. ſ.f. Das Waarenverzeichniß, Bü: 


v 


* 
Pe 


var : Ber x ir 


cherverzeichniß u.f.f. Ein verzeichniß der Gebornen und 
Geſtorbenen. Ehedem bedeutete es noch einen jeden Auffag, eine 
Schrift, ſchriftliche Nachricht von etwas; in welcher jegt verals 
teten Bedeutung es noch.3 Macc. 4, 15. vorkonmt, 

erzeiben, verb.irreg. act. (©. Zeihen,) welches in verfchiede- 
nen Bedentungen vorkommt. 1. WVerſagen, denegare, eine 


längft veraltete Bedeutung, in welcher farzihan ſchon bey dem 


Kero vorfommt: 2. Sich förmlich begeben, als ein Reciprocum 
mit der zweyten Endung der Sache ; darauf venunciren. Sic 


- ‚eines Dinges verzeihen, fich deffelben förmlich begeben, allem 


\ 


Rechte, allen Anfprüchen darauf entfagen. Sich verzigen 
Aabenirs gütes, im Schwabenfpiegel. 

Eichmich ir verzige,ich verzige mich e der crone, 

i Kaiſer Heinr, 

In diefer Bedentung ift es zwar noch nicht eigentlich veraltet; in« 
deffen ift doch die R. A. Verzicht auf etwas leiſten, -gangbarer, 
als das bloße Zeitwort.. (Siehe diefes Hauptwort.) Ju nach wei⸗ 
sevm Verftande bedeutete es ehedem imNiederfächfifchen abftellen, 
unterlaffen überhaupt. 3. Den Unwillen gegen jemanden wegen 


einer Beleidigung, mit Erlaffung der Schuld und Strafe derfel- 


ben fahren laffen, wo es, befonders in der edlen Schreibart, für 
das im gemeinen Leben üblichere vergeben gebraucht wird. Es 
wird, fo wiediefes, mit der dritten Endung der Perfon und der 
vierten dev Sache verbunden. Einem erwas verzeihen. Ich habe 
es ihm fehon verziehen. Verzeiben fie mir meine Unvorfichtig- 


Zeit, In weiterer Bedgutung auch alles Migvergnügen über ets ı 


was fahren laffen, ingleichen nicht übel nebmen, nicht tadeln. Der: 
zeihen fie der. Natur, die einem Wurme ein ſchöner Kleid gab, 


als die feinfte Kunſt ihnen nicht. geben Fann, Geßn. In der 


Derzerren, verb. reg. act. durch Zerren verunftalten, entfielen. - 


Derzetteln, verb.reg. act. 


höhern Gchreibart wird es zuweilen mit der dritten Endung der 
Sache, und mit Verfchweigung der Perfon gebraucht, die ald- 
dann durch jene vertreten wird. verzeihen fie einem Bekennt⸗ 
niffe, daß ich niche Tanger zurüd halten Fann, Weiße, ver: 


zeihen ſie diefen fehnellen Yufwallungen einer beleidigten . 


Ehre, von Brawe. 

Sp auch die Verzeihbung. Jemanden verzeihung wider: 
fahren Iaffen. Jemanden um Derzeihung bitten, oder bey je⸗ 
manden um verzeihung bitten. 


zoͤhlſpiegel verzerren die Siguren. Den Mund, das ‚Geficht, 
die Geberden , die Gliedmaßen »verzerren. Dieß verzerrete 
ihr Geficht bis zur Ähnlichkeit einer Furie. So auch die Der: 
zerrung, - 

ı, Einzeln und bin und wieder 
fallen laſſen, und dadurch verluftiggehen. Bey dem Kinfahren 
des Getreides wird viel verzettelt. Geld verzerteln, es in ein⸗ 


zelnen Stüden verlieren. Heu, Stroh, Borner verzerteln, es 


im Hantiren falen und umfommen laffen. Figürlich, leichtſin ⸗ 
nig und unnüß verthun, von dem Gelde, befonders, wenn es in 
mehrern Heinen Summen gefchiehet, viel Geld verzetteln. Er 
ift foreich, wie fie, denn fie haben ihre Wechfel auf ihrer 


Reife fo ziemlich verzettelt, Weiße. 


Er Fann wohl ungefivaft das Waifengeld verzerteln, 
Günther. a 
2, Rachläffig an einen unbekaunten Ort bringen, wie verlegen, 


verwerfen, vertragen.” Ich weiß nicht, wohin ich es verzet⸗ 


telt babe. Daher das Derserteln. 
Anm. Inder erfien Bedeutung auch in einigen gemeinen Mund⸗ 
arten verquiften, ſchon bey dem Ottfried firquiltan, in / Meißen 


verurſchen/ im Niederfachfen verſpillen, vertenſen. Einige 


D 


w * a — 
- 


—4 


Ober deutſche Mundarten gebrauchen für verzetteln auch verzer= 
ten. ©. Zetteln. — ar — 
ie Verzicht, plur. die — en ‚von dein Zeitworte ſich verzeihen, 


die Handlung, da man ſich feines Kechtes oder feiner Auſprüche 


förmlich und feyerlich begibt; die Renunciation, Verzicht auf 


„etwas leiften, thun. Die Verzicht befepwören, Die gerhane 
© Dersicht brechen. In einigen Dberdeutfchen Gegenden, Zürzicht,; 


v 


Daher der. verzichtbrief oder auch nut die verzicht, eine Urs 
kunde, worin man Verzicht leiſtet. Ehedem war dafür auch Ab⸗ 
—— eg) f.üblih. ,  _ 
erzteben, verb. irreg, (©. Ziehen,) welches in doppelter Ges 
frare übrich if, RE — 

L. Als ein Aetivum, wo es nach Maßgebung fo wohl der Parti⸗ 


kel, als auch des Zeitwortes in verſchiedenen Bedeutungen üblich 


iſt. 2, Falſch ziehen, einen falſchen Zug thun, als ein Kecipros Re 


+ fihöner; aber die Verziehung muß nicht bis zur Grimaſſe ge: 


eum, befonders in gewiffen Spielen. &o verziehet man ſich im 





dem Schachfpiele, wenn man einen falfchen Zug hut. 2. Ein - a 


Rind verziehen, es fehlerhaft erzichen, doch nur, in: engerer Ber 


deutung, aus unzeitiger Nachficht deffen Eigenfinn überhand neh» 


menlaffen, wodurch es fich von verzärteln unterfeheidet. Bin ver⸗ 


zogenes Rind. 3. Aus der gehörigen Lage ziehen, deffen höherer  - 


Grad durch das Jutenſivum verzerren ausgedrudt wird, Den“ 
Mund, das Geficht, die Mienen verziehen. Ein fhöner Mund, 
der fich ein wenig ſpöttiſch verziehen, ift nicht felten umfo viel 


ben, £eff. 
‚Mir fietem geswungenen Lächeln — 
Und verzognem Geſicht wird jede Sylbe begleitet, Zach. 


Die Gicht hat ihm alle Glieder verzogen. Ein Brerverzichet 


Aid, wird von der Sonne verzogen, wenn es ſich aus feiner 
Lage, ausfeiner Geſtalt ziehet, ſich verwirft, 4. Weggiehen,in 
die Ferne ziehen; als ein Reciprocum, doch nur mit einigen Haupt 


wörtern. So fagt man von den Wolfen, fie haben fich verzor - 
gen. Das Gewitter har fich wieder verzogen. Ingleihenpon 


einer Öefhwulft. Die Gefhwult verziehet fich, auch wenn fie 
nah und nad; völlig aufhörer, ſich zertheilet. Die Schmerzen 
baben ih aus dem Rüden verzögen, haben fich zertheilet, vers 
loven. 5. Verzieben machen, in der Bedeutung des folgenden 


Neutrius, die Gegenwart eines Dinges zurück halten, aufhalten; ” 


in welsher Bedeutung verzögern das Intenſivum ift, Verzeuch : 
(verziehe) nicht deinen Zorn, Jer 15, 15. Verzench nicht die. 
Gabe dem Dürftigen, Sir. 4,3. Dev Hereverzeuche nicht die 
verheißung, 2 Peter 3, 9, Se 
Wenn ich nach verzognen (aufgefchobnen) Strafen 
Seine Langmuth frech verwerfe, Michael. der Dichter. 


Andeffen fommt diefe Bedeutung im Hochdeusfchen am feltons * 


fien vor. ö : *— 
U. Als ein Keutrum mit dem Hülfsworte haben, noch an 
einem Orte verharren, da man denſelben verlaſſen wolkteoder fol« 


.. te; da eddenn in der edlen Schreibart für die gemeinen warten, 


- 


bleiben, ſich aufhalten u.f.f. am üblich ſten iſt. Versichen fie 
noch ein wenig, warten fie noch ein wenig, bleiben fie noch. ein 
wenig da. Ich kann unmöglich länger verziehen. Warum 
verzogſt du bier? Zatte ich noch ein wenig verzogen, fo hätte 
ich ihn angetroffen. Im Hochdeutſchen iſt es abfolute, ohne 
Infinitiv am üblichften, Die Intenfiva davon ſtad zögern und 
zaudern , ungebührlich verziehen. In weiterer Bedeutung {agt 
man auch im Neciproco, die Sache verziehet fi, wenn fie lang⸗ 
wierig wird. Ingleichen in gemeinem Leben unberſönlich. Es 
kann ſich noch lange damit verziehen, es hat ſich lange mie 
der Sache verzogen, welche Formen aber der edlern Schreibart 
fremd find, : 


* 


Dar 


AT, 2 de 


a A u a De er 


N ’ 
Le u el 


BE Du atin ne 





— 7 


ing ifk nur in der dritten tätigen, der Verzug aber mut in der⸗ 
Aralen ablich S. das teste an feinem Orte. 


aber ſigürlich zu ſtehen. 
Verʒzieren, verb, reg. act. mit Zieratben verfehen; für das 
> genkinere auszieren, ein Rleid, ein Zimmer verzieren, Der 
Sc”chwertfeger verziert ein Degengefäß, wenn er es mit Bunzen 
= polieret, Daher der Verzierer, Franz. Decorateur, ein Künſt⸗ 
‚ter, welcher driumph⸗Bogen, öffentliche&ingüge, theatraliſche For, 
ſtellungen ar ff. anordnet. Ingleichen die verziexung ptur, 
die —en. O wie fihön biſt du, Natur, in deiner Fleiniten 
verzi rung wie hör! Geßn. Beſonders werden alle the atra⸗ 
liſche Zierachen, mahleriſche Borftellunger,Triump*-Brgen uff. 
Verzierungen, Franz. Decorätions, genannt. Verzierungen 
in dev Baukunſt find Bildfäulen, Tropheen, Vaſen, halb erba- 
‚bene Arbeit u. ff. Die theatralifchen Verzierungen beftehen 
vornehmlich in der mahferifchen Vorſtellung natürlicher Gegens 
fände, vermittelſt der per fpective , und eines künſtlichen Lichtes: 
Die Klempener haben einen eigenen werʒierineiſet ein Stück Ar⸗ 
beit damit zu verzieren. 

vVerzimmern⸗ verb. reg.act. mit dem nötbigen Zimmerwerke 
verſehen, ein beſonders in dein Bergbaue übliches Wort, mo ein 

Schacht, ein Stollen uff. verzimmert werden, wenn fie mit 
Solz fo. verwahrer werden, daß fie vor dem Einfurze ficher find. 

- Daher Die Dersimmerung, welches auch vondem auf folche Art 
verbauetemHolze ſelbſt gebraucht wird, und alsdanu auch den Plus 
ral leidet, In ãhnlichem Verftande it verzimmern in der Sre⸗ 
fahet, eine ducch einen Bruch fchadhaft gewordene Stelle in einen 
. Schiffe wieder ausbeffern. 

Verzinnen, verb, reg.act; mitxiner dünuen Oderflãche — 
überziehen, wie vergolden, verſilbern, obgleich die Are und Weiſe 
verſchieden iſt. Das verzinnen geſchiehet, indem man die Dber- 
flache eines Körpers mit flüſſig gemachtem Sinne überziehet. So 
werden kupferne Gefäße, eiſerne Bleche u. ſ. f. verzinnet. Bey 
dem verzinnen der Nadeln iſt die Oberfläche von Zinn ſehr zart, 

indem fie von dem wenig aufgelöſten Zinne gleichſamnur gefärbet 
wirds Daher die verzianung, der verzinner, in den Blechhüts 
= ten, ein Arbeiter, weicher die eifernen Bleche verzinnet; der ‚Der: 
zinnkrug, u Nadlern, ein irdener Topf, die Nadelu darin 
zu verzinnen; der Verzinnkolben, bey den. Glaſern, ein Kolben. 
mit einem rundlich abgeſchuittenen Kegel vonKupfer, var Bene 
0 blep zu verzinnen. 
=. Derzinfen, verb: reß. act..die Sinfen oder den Zins von etwas 
; - geben. Lin Capital verzinfen, im gemeinen Leben verintereſſi⸗ 
1 ven. . So au die verzinſung. q 
; Fr Derzögern, verb. reg. act. welch" das Inten ſtbum von verzies 
"hen, doc nur in der legten Bedeutung des Activi if, die Ankunft 
einesDinges aufhalten, die Geſchwindigkeit vermindern. Wieder 
liebliche Mond mich anlächelt | O verzögerenocd deine Stun 
den! Weiße. Befonders von der gugebüprlichen Verminderung 
der Geſchwindigkeit, am häufigſten vonSachen. Einen Prozeß, 





min zu verzögern ſuchen. So auch die Verzögerung. Bon dem 

Neutro verzieherrift das einfache zögern, als ein $utenfivum üpe 

ich, S dafwibe. 

- Derzollen, verb,.reg. actiden Zoll von etwas geben. Waaren 

verzollen: So anch die verzollung. 

2 Merzuten, verb. reg. act. 1. In die Ferne zucken oder zieben; 
eine im Hochdeutſchen ungewöhnlihe Bedeutung, in welcher die ſes 

Wort im Dberdeutfchen für entzücken üblich iſt, daher die verzu⸗ 
‚tung MEHR auch für Entzück ung gebraucht wird, 


Daher — a faffi in allen RER Sie verzle⸗ 


d. is tweggeraffet, weggeriſſen. 
— Jr der Bedeutung des Neutrius ſcheint Der intenfive, Sieben ; 


‚eine Sache verzögern, fieungebührlich aufhalten. Einen Te 


u Der - 

Die Erd hat Dathan eingeſchluckt 

Den Saufen Abirams verzußt, Opig; _ . 
2, Yus feiner. gehörigen Lage zur 
den, als ein Intenfivum von verziehen i in ähnlicher Bedeutung; 
Audi in diefem Berftandeift es im Hochdeutfchen ungewöhnlid) , 
wo man davon nur das Hauptwort, die verzuckung/ plur. die 
—en,- bat, unwillkührliches Zuden and Sichen in den Gliedern 


zu bezeichnen, Lat, Convulfiones, verzuckungen befommen,, 
welche ftärfer find, als bloße Zuckungen. 


1100- 


Derzukern, verb.reg, act, zu fehr zudern. Kine Speife ver» 


zuckern. Daher das Verzuckern. 


Der Derzug,plur. car. von dem Neutro verziehen, undder dahin 


gehörigẽn letzten Bedeutung des Activi, ſo wohl die Handlung, da - 
man etwas vetziehet, d. i. deffen Gegenwart, deffen Gefchwindig« 
keit verntindert, als auch der Zuftand, da ein Ding verziehet, oder 
auf folche Art in feiner Gefhwindigkeit vermindert wird, Der 
Heer verzeucht nicht die Derbeißung, wie es etliche fir einen 


. Derzug achten, 2 Pet. 3,9. Die Sache leidet Beinen Verzug. 


Wozu folder Verzug ? Ohne Versug, ohne allen Verzug, uns 
verzüglich, fogleich, den Augenblick, 


Derzügligy, adj. et adv. ein nur in den Nechten einiger®egenden 


übliches Wort. verzügliche Schugresen oder Xusflüchte, wel 
Ge dazu dienen, eine angeftellte Klage zu verzögern, auf gemiffe 
Zeit aufzufchichen: dilator iſche fErceptiones, S. auch Unver⸗ 
züglich. 


Verzweifeln, verb. reg neutr, welches das Hülfewort haben 


erfordert, ob es gleich im Perfecto und : Dlnsquamperfecto ſeltener 
gebraucht wird, alle Hoffnung zu etwas aufgeben, für unmöglich 
halten. Ih fange nun an zu verzweifeln, daß ich es bekom⸗ 
men werde. Am häufigfien mit dem Iennworte und dem Bor⸗ 
wortean. An etwag verzweifeln. An jemandes Befferung, 
an. feinem Glücke, an Gottes Gnade, an ſich ſelbſt verzweis 
feln. Sie verzweifelten an feinem Leben, 2 Mace. 9,18; fie gas - 
beit ale Hoffnung dazu auf. Im engſten Verſtande verzweifelt 
man, wenn man die Unmöglichkeit der Befferung feines Zuffandes 
auf das lebhafteſte eupfindet. Verzweifle unter den Martern eis 
ner verachteten Liebe! So auch die verzweifelung, beſouders 
in der legten engerst Bedeutung, der hohe rad der Unluſt über die 
erfannte Unmöglichkeit der, Beſſerung feines Zuſtandes. In Der: 
zweifelung fallen,’ gerarben. 

Anm. Der ſcheinet hier eine intenfive Bedeutung zu haben, 
fo daß verzweifeln den höchften Grad des Zweifelns bezeichnen - 
würde. Den älteften Oberdeutſchen Schriftftellevn fcheinet die» 
fes Wort nihrbefaunt gewefen zu feyn, indem Kero dafür far- 
wannan, Roter abar für BerzweifelungFerchnoft.gebraucht, 
Michinger und andere Dberdeutfche Sprachlehrer jagen, man ae» 
brauche diefesgeitwort mit beyden Hülfswörtern, fo wohl mit ha= 
ben, als mit ſeyn; allein im Bochdeutſchen iſt das letztere nicht, 
üblich. 


Derzweifelt,, —r,. —ſte, adj. et adv. welches eigentlich das 
Mittelwort der vergangenen Zeit des vorigen Zeitwortes ift, aber 


vornehmlich als ein- eigenes Bey- und Nebenwort in figürlidem 
Berftande gebraucht wird, da esdenn inhobem Grade böfe, arg, 
verwirret u. f. f. bedeutet, in allen den Fällen, wo man diefe Be⸗ 
griffe auf eineigleichgültige Art, ohne verbaßten Nebenbegriff aus» 
drucken will; eigentlich fo befchaffen, daß man an deffen Befferung 
verzweifelt. Ein verzweifelt böfer Schade, Jer 30, 12 ; oder 


-anch, ein verzweifelter Schade. Bin verzweifele böſerSchmerz, 


B.15, Die Sache hat eine verzweifelte Lane befommen, Er— 
empfing uns verzweifelt Paltinnig. Mit deinem verzweifel 
ten Geplauder verderbſt du mir immer die klügſten Einfälle, 
Weiße. Es iſt doch eine verzweifelte (ängerft — Sa⸗ 

ie - che 





— 


Wir 


che um die Tiebe Tugend, eben derf. In den — Sprech⸗ 


arten hat man dafür die gleichbedeutenden vertrackt, verhen— 
Pers, verzwickt, und im Niederdeutſchen verdulle (von ol) und 
vermuckt. 
Derzwiden, verb. reg. act. eigentlich vorn an einem Dinge ets 
was. abzwiden, durch Zwiden abuehmen. So verzwickt man 


sin Franken die Weinftöde, wenn man die äußerffen Keime der _ 


Zweige abfreipet oder abzwicket, welches an ander Orten geits 
zen heißt, von Geig, dem Nahmen diefer unechten Keime, Fir 
gürlich und im gemeinen Leben ift daher verzwickt, fo viel, wie 


+ verfchoren, dei. feltfam, gleichfam vorn abgeftugt und: dadurch, 


‚poffierlich ausfehend. Das fieher verzwide aus. in ver- 
zwickter Menſch, der in feinen Handlungen poffieclich feltfam 
iſt. Die in Friſchens Wörterbuche befindliche Bedeutung, nach 
welcher verzwickt reden, fo viel ift, als abgebrochen , inglei» 
hen kurz, zufommen gedrängt, ift im Hochdeuifchen unbekannt, 
So au die Verzwickung, doch nur in dem eigentlichfien Ver⸗ 
ſtande. 
Die Veſper, plur. die — mein mit * chriſtlichen Religion ſchon 
ſehr frühe aus dem Lat. velpera in die Deut ſche Sprache einge⸗ 
führtes Wort, welches noch hin und wieder An gemeinen Leben 
üblich ifl. 1. Der Abend, die Zeit gegen den Abend, ohne Plus 


ral und am häufigften immweiteften Verftande, fo dafder ganze 


Nachmittag mit darunter begriffen wird, Es ifi noch in Zuſam⸗ 
menfegungen am gewöhnlichften. Daher die Defper-Zeit, die 
Nachmittagszeit, ſchoit inn Schwabenfpiegel Veſper zit. Das 
Defper-Brot, im gemeinen Leben einiger Gegenden, trockne Spei⸗ 
fe, welcheman den Arbeitern Nachmittags gibt, das Nachmit⸗ 
tagsbrot, in einigen Gegenden das halbe Abendbrot, in Frans 
zen das Rechilein oder Deiftelbrot, in Oſterreich die Faufen. 
-Daber beißt vefpern, im gemeinen Leben einiger Gegenden, 
das Rachmittagsbrot effen. 2. Der nachmittägige Gottesdienſt. 
"In die Defper geben. In die Defper Inuten. Daher die Drfper: 
Dredige, die Nachmittagspredigt; der Veſper- Prediger, der 
Nachmittagsprediger; die Veſper⸗ Glocke, womit in die Veſper 
geläutet wird. 

Anm. Das Wort kommt im Deutſchen von dem Nachmit⸗ 
tagsgottesdienftefchon im achten Jahrhunderte vor. Opig nennt 
den Abendftern.den Defver-Stern. Im Niederdeutfchen wird 
auch das Frühſtück ſehr ware die — veſper 
genannt, 


Def, adj. et adv. dieveraltete Schreibart des Wortes feſt, welche 
nur noch in der figürlichen Bedeutung für mannbaft, tapfer, in 
Den Kanzelleyen üblich iſt, fo fern dieſes Wort daſelbſt noch als Ti⸗ 
tel der Ritter und ritterlichen Perſonen gebraucht wird. Strenge, 
Geſtrenge und Veſt, find die älteſten Ehrenwörter der Ritter; und 
ob ſie gleich in den neuern Zeiten mit den von der Geburt herge⸗ 
nommenen Titeln vertauſchet worden, ſo ſind fie doch noch in vie⸗ 
len Rangefeyen geblieben, und veſt hat in diefer Bedeutung auch 
od feine alte Schreibart mit dem v behalten. &eßler lehret in 
feinem 1506 gedruckten Formular , daß man turnierfähigen 
Kittern den Titel edel veſt, geben, neu anfgefommene Edelleute 
aber fromm und veſt, neu gefchöfft (gemachte) Edelleute aber Eh⸗ 

 Tenver nennen fol, S. aych Shrenfeſt, und von den übrigen 
Bedeutungen des Wortes ve, in Seft. 

Die Defte, ©. Seite. 

Deften, veſtigen zwey im Hochdeutſchen veraltete Zeitwörter, 
„welche noch in der Deutſchen Bibel vorkommen, wofür aber 
jest, befefligen üblich if, S. daffelde, 


Die Vettel, plur. bie —n, eine unzüchtige Meibsperfon im ver 


ãächtlichen Berfiande. Line liederliche Verse, Kine alten 


"Bet Er Era 
vetiel⸗ * alte unzlichtige , oder unzuchtig geweſene Perfon. 
"Daher altvertelifch, inder Deutfchen Bibel, für altweibiſch. 


= Anm. Die gemeine Meinung if, daß dieſes Wort von dem 
Lat. Vetula abſtamme, welches freylich eine große Ähnlichkeit de 
Klanges,aber fonft auch nichts für fich hat. Im Niederf. lautet. 


diefes Wort Siddel, wo es gleichfalls ein unzüchtiges Weibsbild 


bedeutet, Da nun der Begriff der Unzucht, nicht aber des Alters, 


in diefem Worte der herrſcheude ift, foift glaublicher, daß die 
Abalichkeit mit dem Lateiniſchen bloß zufällig ift, und daß unſer 
vettel aus einer ganz andern Quelle berftammer; vrfleicht von 
Sidel, und fieln, eine Geige und geigen, welche Wörter in den 
niedrigen Sprecharten gleichfalls im unzüchtigen Berunpege: 


4 braucht werden. 

Der Vetter, des — s, (Dberd.—n,) plur. die — n, ein mann⸗ 
licher Verwandiſchafts nahme, mit welchem man fo wohl den 
- Bütereund Mutterbruder, als auch Geſchwiſterkinder männlis 


«chen Gefchlechtes zu bezeichnen .pfleget, fo daß diefes Wort mit dem 
weiblichen Verwandtfchaftsnahmen Muhme überein kommt. 
Mofes rief Miſael und Elzaphan, den. Söhnen Ufiel, Aarons 
vettern, 3 Mof. 10, 4. Wenn jemand bey ſeines Yaters 
Bruders Weib ihläft, der bar feines vettern Scham geblö⸗ 


fet, Kap. 25, 20. Es mag ihn jemand unter feinen Brir 
dern loͤſen, oder fein Vetter oder Vetters Sohn, Kap. 25,49. 
In weiterer und vermuthlich eigentlicher Bedeutung, werden alle . 


nahe Verwandte männlichen Geſchlechtes, für welche man Feine 


befondern Nahmen hat, auch in entferntermÖraden Dertern ger 


naunt, welche Bedeutung nicht allein im gemeinen Leben ſehr hä 
fig ift, fondern auch in der deuiſchen Bibel -vorfommt. Ich will 


ein Lied meines vettern fingen, Ef. 5, 15" meines Vermands 


ten. Kin weitläufiger Derter, ein naher Vetter. Muh— 


- me wird auf Ähnliche Art von allen weiblichen Verwandten ges 
braucht, foldye Srade der Verwandrfihaft ausgenommen, welche 


wegen ihrer Nähe eigene Rahmen haben. Sprichw. Wer ſich 
zwiſchen vettern und Freunde ſteckt, der klemmt ſich. 
Anm. Inden Mon ſeeiſchen Glofſen kommt die ſes Wort zuerſt 


vor, mo — — und fratruelis durch Petiro, patruelis . 


aberduc Fetirinfun, des Vetters Sobn,überfegtwird, Friſch, 
Oottfched und viele andere leiten es von Water ab, und der legtere 


wollte es um deßwillen gar Härter gefchrieben wwiffen. Keiner 


aber hat diefe Ableitung nur im geringfien zu beweifen geſucht. 
Deffen ungeachtet beftätiget-Herr Heynatz ffeim sten Theile feiner 
Briefe fehr entſcheidend. „Beylãufig, heißt es daſelbſt, wundre 


RW 


ich mich, dag Here Hemmer Wachters Herleitung des Wortes 


petter von wetten, welches ſo viel als verbinden geheißen, wahre 
„ſcheinlicher finder ‚als die gemöhnliche von Vater. Diefe iſt 
„unſtreitig richtig, wenn man nur die Sache recht vorſtellt. Von 
„Vater kam Fetiro, welches des Vaters Bruder bedeutete; def - 
„fen Sopn hief deun wieder Fetirinfun, oder auch — aus: 
4, Abkürzung oder aus Verwirrung ebenfalls Fetliro, Hemd 


hbat man es weiter ausgedehnt, und nanute jeden männlichen 
„Derwandten fo. Die Beweile fuche man in Scilters Theſauro. 


„Auf gleiche Act ift Muhme aus Mutter eutftanden"* u.fcf.. 


Hier ift faſt kein Satz, deffeh Unrichtigkeit fichmicht beweifen lie⸗ 
ge; aber um des Naumes zu ſchonen, ſey es an Einer Aumer- 
fung genug. Jedes von einem andern abſtammende Wort muß das 
Zeichen feiner Abſtammung aufzumeifen haben. So ſtammen von 
Pater im £at. Patruus und Patruelis vermittelft der. Ablei- 
tungsfolben usund elis her. Aber, wo findet ſich dus in Vetter? 


Dater iſt vermirtekft dee Sylbe — er, welche hier eine Perfon 
männlichen Geſchlechtes bedeutet, von Dar, Sat abgeleiter; ſo auch 


Vetter, vermittelt eben diefer Ableitungsfplbe von Deore , Lett 
uff. Herr ſ5. bat doch nicht etwa das — müßige * 
nye 


— — 


x 





u 3 


ae = —— 


———— 


* 


199. - 


‚ oder vielmehr, es findet anf diefe Art-gar Feine eigentliche Ablei⸗ 
tung Statt, wohl-aber eine Abänderung der Bedeutung, wie va⸗ 
ter und Däter, fallen und fällen. "In Schilters Thefauro findet 
- fi feine Spur eines: Beweifes, fo beftimmit ſich auch Herr 9, 
darauf beruft; bloß die fchon oben angeführten Wörter aus den 
Monſeeiſchen Gloffen finden fich dafelbft ohne alle Erläuterung 
und Anmerkung. Es if alfo nicht bloß unwahrſcheinlich, ſondern 
erweislich unrichtig, daß Verter von Vater abflammer, und Wachs 
ters Ableitung von einem veralteten Zeittworte, vetten, wetten, 
‚ welches verbinden bedeuter hat, behält inmmer noch den Vorzug. 
Bey dem Ulphilas it withan, verbinden, undverten iſt in der 
Bedeutung des Bindens, Einfpannens und u. ff. noch in man⸗ 
hen gemeinen Sprecharten üblich, wo auch einvetten, in dag 
Zoch fpannen, auswerten, ausfpannen, zufammen verten, ver- 
binden uff. iſt. Im Engl.ift wed, heirathen, und wedded, 
verheiratber. (S. Wetten und 2 Serte.) Bermittelft der End» 
folbrei bedeutete davon Derter , einen Verdundenen oder Ders 
wandten, in welcher weitern Bedeutung, welche allem An- 
ſehen nach die wefprüngliche ift, esim gemeinen Leben noch jetzt 
nicht felten iſt. ; 

Die Form in der. zweyten Endung des Dertern für des vetters 
ſtammet aus dem Oberdeutfchen der, wo man aud) des Vatern, 
des Brudern u. f.f. fagt. y 

Detterlich, adj. et adv, einem Vetter gemäß, in deſſen Beſchaffen⸗ 
heit gegründer. Das iſt nicht verterlich, geziemet feinem Vetter, 
vder nahen Verwandten, Freunde vetterlich, in den Briefen gro⸗ 
Ber Herren an geringere Reichsſtãnde. 


Die Vetterfchaft, plur. inuf: der Zuſtand, da man jemandes 


Better ift, wie Brüderfchaft, verwandtſchaft, Schwägerfchafte 
und foferner. . A 
Vexieren, verb. reg: act. welches ang dem Latein. vexare ges 
bildet, und nux im gemeinen Leben üblich iſt. ». Unnöthige Be⸗ 
werde, Mühe oder Unluſt verurfachen, Die Sache bar mich 
be verierer, ebeich damit fertig werden konnte. So verieret 
man jemanden, wenn man ihm zu feinen Vergnügen geringe Un« 
luſt zu erweden ſucht; wofür man fonft auch ſchrauben, ſcheren, 
zergen, budeln, nedten, foppen, zwacken n.f.f. im Oberdent- 
fchen heyen, begen, Feyen, bey den $ägern Fiihfeln, welches ver» 
miuthlich mit vexare voneinem und eben deniſelben Stammworte 
ift, in Schlefiew firkeln, im Niederdentfchen byen , ſchurigeln, 


 serren, vengeln, beuien, brüden, Invenu. f.f.fagt. 2. Im eng» 


fien Berftande verierer man jemanden, weun man deffen Leicht: 
‚glänbigfeitoder Unmiffenheit zu feinem Vergnügen zu binterges 
ben fucht. Daher die Derier s@läfer oder Springgläfer, der 
Derier = Spiegel, das Derier : Pulver u. ſ. f. s 


Die vexiererey, plur.die— en, aud nur im gemeinen Beben, 


die Handlung des Beriereng, ingleichen einzelne Handlungen, fo 
fern fie daranf abzielen, einem andern zu feinem Vergnügen uns 


nöthige Unluſt zu machen , oder auch defjen Leichtgläubigfeit zu", 


feinem Vergnügen zu mißbrauchen. - 


i Der Vezier, (zweyſolbig) des — es, plur. sie — e, aus dem 
Zürkifchen Weffiv.oder Wifte, ein Staarsbeamter an demDdsman« 


‚ nifchen Hofe, ein Minifter. Daher der Groß=Dezier, der 
erſte und oberſte Staatsbeanite nach dem Sultan, der Premier- 
Minifter, 


* Der Dicär, des—es, plur.die—e, von dem Lat. Vicarins, 


derjenige, der. eines andern Stelle vertritt, der Stellvertreter, 
Derwefer, zuweilen auch dev Plagverwefer. Inder ernfihaften 


x 


N 


Bie 1194 


nnd feyerlichen Schreibart lautet diefes Wort vollſtãndigor 
viearius. Der Reichs - vicarius Ka cc 

Das Dicariät, des—es, plur.die—e, aus dem Bar, Vicariatus. 

‚ Das Amt,die Würde eines Vicarii oder Verweſers. Der viea⸗ 
vigts = Thaler, ein Thaler, welchen ein Reichs- Vicarius, wäh⸗ 
tend feines vieariates ſchlagen laͤſſet. 

Dice, ein unabãnderliches Beywort, welches aus dem Franzo ſiſchen 
vice, entlehnet iſt, und fo, wie dieſes, nur in Zufammenfegun 
gen gebraucht wird, eine Perfon zu bezeichnen, welche die Stelle 
einer andern vertritt, und mit derfelben eine ähnliche, obgleich 
geringere und untergeordnete Würde hat, aber der vice⸗ 
Admiral, welcher in manchen Staaten noch HR dem Unter- Ad⸗ 

miral unterfiedenwird ; der Yice- Rönig, Franz. Vice- Roi, 
der UnterPönig, ebedem der Schaltkenig, welcher nicht mir eie 
new bloßen Statthalter verwechſelt werden murß indem jener, aus 
ger mehrerer Gewalt, auch mit vielem änßern Pompe der Fönig 
lichen Würde befleidet if; der Vice = Kanzler, ver Unterkanze 
ler, und Hundert andere Zufammenfeßungen mehr, Bey den 
Buchbindern wird der erfteund letzte Bnnd an einem Buche, der 

„ohne Schnüre iff, das Vice- Bebunde genannt. Im Deuts ’ 
fen kann man das Vice — in vielen Fällen durch Unter — 
ausdruden. Indem alten Straßdurgifchen Stadtrechte bey dem 
Schilter kommt dafür das fonft unbefannte Spett vor, Spett- 
fchöft, Vice⸗ Schöppe, Spettmeilter, Bice-Meifter. 

Die Dietuälien, fing. inuf, ein aus dem mittlern Lat, Victua- 
liaerborgtes und nur im gemeinen Leben übliches Wort, Leben» 
mittel zu bezeichnen. —— 

Des vieh/ des —⸗es, plur. die —e, im gemeinen Leben und im 
Dberd, —er, Diminut. welches doch nur zumeilen im Scherze ges 

braucht wird, das viehchen. L * 

. Im weiteſten Verſtande, ein jedes unvernünftioes Thier, wie 
Tier in engerer Bedeutung. (1) Eigemlich, two diefes Wort 

“wiederum entweder collective und ohne Mural, oder auch von ein⸗ 
zelnen Thieren und mit dem Plural vorkommt. Collective. Du 
Schlange ſeyſt verfludt vor allem Dieb, ı Mof. 3, 14; vor 
allen Thieren. Die Erde bringe hervor Vieh, ı Mof, ı, 24, 
Gott mahre das Vieh nach feiner Art, V. 25. Nach ı Mof. 
y. mußte Noah veines und unreines Dieb mitin feinen Kaften 
nehmen. Gott macht uns gelehreer, denn das Vieh auf 

» Erden, Hiob 35, 113 und. fo im andern Stellen mehr. Dis: 
junctive, - Dev Menſch gab einem jeglichen Dieb feinen Yrab- 

men, ı Mof. 2,20. Gpttlofe miffen davon und fahren dahin, 
wie ein. Vieh, Pf. 49, 13,21. In einem alten 1501 zu Rom 
gedruckten Deutfhen und Ital. Bocabul, heißt es: le Bellie, 
die Siher. : 
Sein Leib verfällt in Staub, fein Blur verffiegtin Rauch; 
So flirbt ein großer Mann, fo zen vieher auch, 
E\ Sell: 
In diefer ganzen weitern Bedeutung gebraucht man es nur noch 
zuweilen im harten und verächtlichen Verſtande, wenn man beſon⸗ 
ders die Dummheit und höchſte Sinnlichkeit der undernünftigen 
vierfüßigen Shiere, befonders geößerer Art, bezeichnen will. Lim 
Menſch, wie ein Vieh. So dumm, wie das Dich, oder wie ein 
Dieb. (S. viehiſch.) Daher denn au (2) Figürlich, ein im höch - 
fien Grade dummer oder finnlicher Meuſch, im harten und ver» 
ächtlichen Verfiande auch wohlein Vieh genannt wird. Ex iftein 
wahres Dieb. Solche Diebe von Menſchen. Zum Diebe wer⸗ 
den, zum höch ſten Grade der Sinnlichkeit hinab finfen. 
Sechs viehe vor gem Wagen , und fechfe hinten. drauf, 
Heräus. 
2, In engerer und gewöhnficherer Bedeutung werden die zahmen 
Thiere, weldie der Menſch zu feinem Gebrauche um ſich Hält, col⸗ 


Sfffs lective 





* 


leetive Vieh genaunt. 
Zuchtvieh,/ Maſtvieh, Schlachtvie h, Schafvieh, Schafe, Ham⸗ 
mel, Lämmer, Böcke, Schweinvieh, KRindvieh, Ochſen, Kühe, 
Kalber u. ſ. f. Da man denn im weiteſten Verſtande nicht allein 
das zahme Geflügel, ingleichen Hunde nnd Kagen, fondern auch 
die Bienen mit dem Nahmen des viehes zu benennen pflegt. 
Das junge Dieb im Stode, d. i.die jungen Bienen, fo lange 
‚fie noch in den Scheiben ſtecken. Gewöhnlicher verfteht man dar» 
unter die größern virrfüßigen zahmen Thiera vieh balten. 
Das vieh hüthen, d.1. die Schafe, Schweine, oder Kühe und 
Dchfen. Wenn der Sirt das Dieh austreibet. Wilde Thiere 
ſollen euer: Bach zerreiffen, 3 Mof. 26,22. 8aft du Dich, ſo 
warte fein, Sir,7, 24. Da deunn oft auch befondere Arten nur 
vieh ſchlechthin genannt werden. Reines Vieh, reine Schafe, 
im Gegenfaße deg Schmierviebes. Am häufigfien gebraucht man 
es auch in diefer Bedeutung collectioe, folglich ohne Dlural. - Ju⸗ 
deffen kommi es auch nicht felten disjunctive vor, ob es gleich auch 
Bier nur im Singular am üblichften: ift, Sie find fo gar verbees 
vet, daß man auch nicht Ein Dieb ſchreyen höret, Ser. 9, 
10, Du armes vieh! Philax if ein gutes Dieb, Im Blus 
ral ift es von Individuis nicht fo gangbar, am wenigfien mit Zahl⸗ 
wörtern. Zür zwey vier viehe, fagt man allemabl zwey, 
vier Stück Dieb, oder mit näherer Bezeichnung der Art, Kühe, 
Ochſen, u. ff. 
Anm, Hieraus erhellet, daß unfere ueifßen Sprachlehrer ſich 
irren, wenn ſie dieſem Worte den Plural ſo ſchlechterdings abſpre⸗ 
chen, welches nur gilt, wenn es collective gebraucht wird. ImHoch⸗ 
deufchen lautet dieſer Plural, wenn er ja gebraucht wird, am häu⸗ 
figften viehe, im Oberd. vieher. Diefes Wort ift eines. der. ältes 
fien, nicht allein in der Deutſchen, fondern faſt in allen Eucopäiz 
ſchen Sprachen... Es lautet bey dem Otifried u. f.f. Fihu, im 
Nirderf, Dre, im Angelſ. Feon, Fea, im Engl. Fee, in 6 
thiſchen Fue, und im Schwed. FA; womit nad) das Griech an, 
eine Herde, und dag Lat) Pecus verwandt find, welches legrere 
ſich bloß durch die härtern Mitlauter unterſcheidet. E3 if ſehr 
wahrſcheinlich, daß in allen dieſen Wörtern der Begriff des Lebeus, 
der Bewegung der herrſchende und urfprüngliche iſt daher man fie 
als Abkömmlinge von vivere, Teben, und ihren Verwandte 
aufeben kanu, zumahl, da die Badeutung eines Thieres überhaupt 
in dieſem Worte ohne Zweifel die erſte und älteſte iſt. Auf äbit- 
Uche Art heißt ein Thier im Griechiſchen Zu, im Lat. Animal, 
und im Niederſ. iſt Quek, Quik, lebendiges Vieh überhaupt. 
Bey dem Notker kommt noch das veraltete Beywort fehegelih. 
für befeelt, lebendig, vor.; fehegelihlichamo, ein lebendiger, 
befeelten Körper, eigentlich vieblih._ Da zabmes Vieh die erfte 
Art des Eigenthumes iſt, wenn fi ein Bolt aus der Wildheit 
dem gefitteten Zuſtande nähert, fo wurde hernach jedes Eigenthum 
Diebgenannt,, daher man ſich nicht wundern darf, wenn bey dem. 
Ulphilas Faihu, Reichthümer überhaupt, im Lat. Peculium,, 
Eiszentbum, und Pecunia, Gel und bey den Angelfachfen und 
äktern Schweden liegendes Dieb, Geld und andere leblofe Habe; 
zum Unterſchiede von.dem gehenden Viehr, oder. dem eigentlichen 
Viebe, bedeutet, 


Die Vieharzeney, plur. Ye—en, ı.Cine Arzened fir das Vieh. 
2. Die Wiſſenſchaft, die Krankheiten des Viehes zu erkennen und 
zu beifen, welche doch am häufigften die Diehargenepkurnft ge⸗ 
naunt wird, Lat. ars weterinaria,. 


Sie 


Ser vieharzt, des — e8, plur. die — arzte derjenige, welchen 
die Bicharsenepfunft verſtehet und übet, oft auch. nur ein jeder, dev 
fich dafür ausgibt. Gelehrte Virhätzte der. nenern- Zeit nennen, 
fi indefen lie det Thiirärzee, und ihre. Kunſt die. Thier arzeney⸗ 





Daber PERS Eafsich, ——— 


wa — 


— —ñ min bes dem Worie — anklebeuden — 
hen Nebenbegriffes Willen. Im gemeinen Leben pflege man eis 
nen Bieharzt auch einen Vieh» Doctor zu nennen, - Ein unge 
lehrter Vieharzt gemeiner Art wird in der Lauſitz und einigen ans 


‚dern Örgenden auch der Ziedmann genannt, weil er unter als .. 


dern auch die vercenften Glieder des Biehes durch Ziehen wie · 
der einpichtet, j 
Die Piehbremfe, plur. — ein der Fliege ähnliches Zufeck, R 


welches empfindlich flicht, ſich ganz obll Blut faager und vornehms" - 


lich den Pferden und den Doruviehe nachſtellet; TabanusLian, 
auch nur die Bremſe ſchlechthin, ©, diefes Wort, 

Der Diehdieb, des —es, plur. die—e, Fämin, die Diehdier 
binn, eine Perfon, welche zahmes Vieh ſtiehlet, oder gefioblen hat, 
Daber der — ehedem be * in den Gerichten die 
viehdeube. 

Der Viehfall, des —es, plur. car. der Gall, d. i. das Sinfer- 
ben des Viehes an der Viebfeuche, das Viehfierben. . 

Das PR rüsten; 5; plur. car. das Sutter für das 
Vieh. 

Der viehhandel des —s, plur, car. der Handel, mit Bieh, 
befonderg mit dem: Kindviehe, Daher der Viephändler, der. mit. 
Vieh handelt; , | 


Ter Diebhirt, des — en, plur. die—en, derjenige, Wellen. 5 


ER 
1196. 






das Vieh anf die Weide treiber, und daſelbſt bewacher, der auch a 


nur der Hirt ſchlechthin genannt wird. 
Der Viehhof, des —es, plur, die — höfe, auf großen Landali⸗ 


tern, ein eigener für das Vieh beſtimmter Hof, zum ———— er 


von dem gobofem.fif. > 


Diebifcy, — er, —te,adj, et adv. nad) Au des Viehes di, 


unveenünftiger bloß finnlicher Thiere, in dein eugern Falle degers 


ſten Bedeutung des Wortes vieh. Daher viebifch in der harten. 


Sprechart im höchſten Grade dumm und f innlich bedeutet. Ein 
viehiſches Setze Dan. 4, 13; höchſt unvernünftiges. viehiſch 
leben, wie ein Vieh. viehiſche Wolluſt, der Höchfle Grad der 
bloß finnlichen Wolluſt. Ehedem wurde es auch in gelinderes 
"Bedeutung für thieriſch gebraucht, fo wohl. Tpieren aba, alg 
auch von Thieren hergenommen, daher Matbefius noch thieriſche 
Opfer, oder Opfer von Thieren, viehiſche Opfer nennet. 

Die viehkrankheit, plur. die en. - ı. Eine jede Krankheit, 
welche das Dich zu befallen pflegt. 2. ©. viehſeuche. ; 

Die Viehmagd, plur. die — mägde, auf den Landgütern, eine - 
eigene Magd, welche zur Wartung das Viehes beſtimmt ift. 

Der Viehmarkt, ves— es, plur. die —märkte. 1. Ein Jabts 
markt oder Marfttag, an welchem Vieh, und befonders Rindvich,. 
in Menge verkauft wird, 2. Der Plaß, anf welchem ſolches ges 
ſchiehet. 

Die Viehmuhme, plur. die ⸗ anf größern Landgütern, eine 
weibliche Perfon, welche die oberſte Aufſicht über das MER — 
die Viehmãgde hat. 

Der Diehfiyag, des— es, plur. inul..an einigen Drisn Seins 
Abgabe, welche von dem Viehe, was jemand balg gegeben: Wiek, 
die Viehſteuer. 

Die Diebfeuche, plur. doch nur von mehrern Arten, — 
eine Seuche, d. 3. anſteckende Krankheit, welche das Sieh, und. bes 
ſonders das Hornvied, anfällt, und gemeiniglich in einem bösartir 
gen Fautfteber sefteber ; auch num. die Seuche ſchlechthin, die 
"Yiehbrankbrie, die Diehpeft, im Oberdeutſchen der Dichprä= 
ten, in Schleſten die Viehſtaupe, ©. Viehſterben 

CerDiehj tell, des — es, plur. die — fälle, ein Stall für das: 
Vieh, befonbers. fürdas Nindvieh ; zum Unterfhiede fo wo Moon 
einem volzſta Te, u: f..f. als auch in engerer Bedrutung von einem⸗ 
Pferdeſtalle — uff. 


FE Das 








Yo 


u 
x : * 


Bir, 






2. Bieh, befonders Nindvich, an der Viehſeuche zu flerben pflegt; 
Ber. Vichfalt, im Oberd. der viehtod, ehedem den Schelm. 
"Die Diebhfteyer, plur, die — n, eine Steuer oder Abgabe von 
=" dem Viehe, die Klauenfteuer, der Dichfchag. - ° 7 
Die Viehtränfe, plur. die —n, cin Ort, wo das Vieh, und ber 
ſonders das Rindvieh, getränfet wird. Ingleichen der große Trog, 
aus welchem ſolches gefhieher. : 2° t 
Der Diebtrieb, des— es, plur. die —e. 
Vieh auf oder über eines andern Acker zur Weide treiben zu laſſen, 
ohne Plural; das Triebrecht, der Tried, (S.diefes Wort.) 2.Der 
Det, durch welchen das Vich auf die Weide getrieben wird, der 
8 trife am üblichſten if, \ i 
TR Die Viehtrift, plur. Sie —en, ein mit dem vorigen gleich be- 
wohl von dem Rechte und ohne Plural, als auch von dein vermach- 
ten Wege, durch welchen das Vieh auf die Weide gerieben wird, 
und welcher auch der. Diehweg und die Trife genannt wird, als 
endlich auch von der Weide ſelbſt. ; 
Der Diehweg, des — es, plur. die— e, ©, das vorige, 
‚Die Diebweide, plur. die —n, der Det, wo das Vieh geweidet 
wird, ein zur Weidefür das Vieh bequemer und beſtimmter Pla; 
im mittleren Lat, Figuaida. 28 
Der Viehzehnte, des —n, plur.die—n,der Zehnte von dem 
ı Biebe; der Sleifchzehnte, Blutzehnte, Tebendiger Zehnte, zum 
Unterſchiede von dem Grundzehnten. 
Der Diehzoll, des — es, plur. die — zölle, ein Zoll von dem 
iehe, und befonders dem Rindoiehe ; ingleichen ein Ort, wo dere 
elbe entrichtet wird. j ar u 
Die Viehzucht, plur. car. die Erziehung und Wartung allerley 
nützlichen Biehes. Sich auf die Viehzucht legen. Sich damit 
‚befhäftigen, Ein Gut bat eine ſtarke viehzucht, wenn dar 
ſelbſt vieles Vieh erzogen wird; im Oberd. Virdzügel. 
Viel, ein Wort, welches überhaupt eine Menge, eine große, obgleich 
unbeſt immte Mehrheit bezeichnet, und dem wenig entgegen flehet. 
Es kommt in doppelter Geſtalt vor. 
- "LAlsein Beywort, welches feinen eigentlichen Comparativ 
and Superlativ hat, auch feiner unbeftimmten Bedeutung wes 
gen nur felten ben beftimmten Artikel vor fi leider. Es wird 
auf gedoppelte Art gebraucht. 
1, Mir ausdrüclicher Beyfügung des Hanptivortes, und 
zwar wiederum, i 
: (1) In Rücficht auf die verſchiedenen Judividua Einer 
Art, welche die große Mehrheit ausmachen, da es denn mit fei- 
nem Hauptwortealemahl im Plural ſtehet, und wie ein anderes 
Beywort ohne Artifel decliniret wird, viele Kinder haben, 
Warum machſt du ſo viele Worte? Seiner vielen Derdienfie 
wegen. Dieler Menfchen Wohlergehn befördern. Dazu wer: 
den viele Leute erfordert, An vielen Orten. Ic babe vie: 
le, febr viele Urfachen dazu. Angleichen vor Beywörtern, 


liche Meinungen begen. 
fen Slüffen durchſchnitten wird. 
wegen. . 
Zn gemeinen Leben iſt es fehr gewöhnlich, daß man in folchen 
Fällen das Beywort viel nad? Artider Grundzahlen gebraucht, 
and es unabgeändert läffer, befonders in der erften und vierten 
‚Endung. - Diel ſolche Baume, Ich will dir. viel Schmerzen 
5 operfchaffen, Moſ. 3,16. Diel Schafe, viel Tage, viel Ger 
rechte, viel Rinder, viel Schne u. ff. lauter in der Deuts 


+ fihenYibel befindliche Ausbrüde, Er har ſo viel Vorzüge in 


“ % 


* Das viehſterben — plur.inuf. der Zufall, da vieles 


1, Das Recht, fein 


doch im Hochdeutfchen unter dem Nahen der Trift oder Vieh: 


nr deutendes Wort, nur daß diefer im Hochdeutfchen üblicher iſt; for 


Dem Staate viele erfprießliche Dienfte leiten, Diele ſchäd⸗ 
Lin Land, weldes von vielen gro=. 
vieler triftigen Urfachen - 


Die 1198 


meinen Xugen, Öell, Es kann feyn, daß sie Liebe viel An⸗ 


nehmlichkeiten bar, eben derf. Ich glaube miche, daß ich 


fo viel Reigungen befige, eben derf, Er bat ihnen recht viel 


- Schöne Sachen geſchickt, eben derſ. Doppelt fo viel wirkli⸗— 


che Sehler, Gotiſch. Soviel ich euch auch gute Worte gab, 
beffer: fo viele gure Worte ich euch; auch gab. Befonders in - 
forihwörtlichen R. A. viel Zunde And der gafen Tod; viel 
Roche verfalzen den Breyz viel Sande machen leichte Arbeit 
u.f. fe Dem gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart 
kann man diefe verkürzte Art, fih auszudrüden, allenfalls zu 


Sute halten; nur in der edlern und anftändigern Schreibaue 


macht fie allemahl Flecken, ob es gleich Sprachlehrer gegeben har, 
welche es zur Regel machten, daß viel, fo wie wenig und genug, 
in folchen Fällen indecfinabel find, | 

Da viel cine unbeſtimmte Menge bezeichnet;to leidet es fchon 
feiner Natur nach feinen beſtimmten Artikel vor ſich; nur muß man 
das Fürwort der, die, das nicht mit dem Artikel verwechfeln, Die 
vielen Leute, welche wir faben. Um der vielen Leute Willen, 
d.i. um diefer vielenkente Willen, oder um der vielenLeute Willen, 
welche da find. über die vielen Fehler! So auch mit andern Für» 
wörteen. Diefe vielen Menſchen. Um deiner. vielen verdienſte 
Willen. Unfere vielen Güter. 

In mandyen Fühlen ſtehet das zu viel gehörige Hauptwort im 
Genitiv, da denn das Beywort Hinter daffelde tritt, und ald« 
dann in der. Aöverbials Form, oder unabänderlih gebraucht 
wird. Der vogele han ich vil vernomen, Reinmar dee 
Alte, ich habe viele Vögel vernommen, Der Gerechten wird viel, 
Sprich. 38,28. Der Jünger wurden viel, Apoft. 6, ı. Sie 
machten der Siinden viel mehr, Hof. 13, 2. Es gibt der gott= 
lofen Leute zu viel, Gel. Du ſiehſt, es gibt der Wege 
viel. So fern der einzelnen Theile viel find. Ingleichen mit 
perfönlihen Vorwörtern. Es find unfer zu viel. Mg Pas 
men ihrer viel, viele von ihnen, Unſer find viel. Zu eben 
der Zeit, da fie wünfchen, daß fe Feine Vernunft badenmöchten, 
beweifen fie, daß fie ihrer febr viel haben, Gel, Woes 
in Fragen auch voran fteher, Wie viel find euer?! An und 
für fich iſt diefe Wortfügung in den Fälen, wo fie Statt finder, 
untadelhaft, ob fie gleich von einigen Spradjlehrern verworfen 
worden, Aber alsdann wird fie fehlerhaft , wenn man ffatt der 
zweyten Endung dieerfte ſetzt. Es find die Sällein der Welt 
garzu viel, wodurch man in feiner Hahrung zurück gefegt 
werden kann, Gel, 

(2) In Rückſicht auf das Ganze, welches die zur großen 
Mehrheit gehörigen Individua ausmachen, oder fo, daß viel mit 
feinem Hauptworte diefes Ganze bezeichnet, da es denn auch oft fi- 
gürlich von der Sntenfion oder einem hoben Grade der innern 
Stärke gebraucht wird, Es kann in diefem Falle nur allein im. 
Singular ſtehen. Vieleg Geld ausgeben. Dielen Fleiß aufwen · 


den. Die Sache bat mir viele Mühe gekoſtet. So viele Mupe 


babe ich nicht. Ich babe dir viele Zeit gelaffen, Nicht viele 
Zeit übrig baben. 

Nicander wird durch vieles Klugeln 

So klug, als ein geheimer Rath, Haged. 
Das viele Gute, welches ich daran finde, 

Im gemeinen Leben wird es.in der erſten und vierten Endung 

auch bier fehr Häufig indeclinabel gebraucht, oder vielmehr, es 
wird die Endſylbe nur verbiffen. Jemanden viel Sreude machen. 


"Du haft Sir viel Mühe gegeben, Gel. viel Schenhrit, viel 


Reichthum, eben derf. Das hat eben fo viel (vielen) Theil 
daran gehabt, Gottſch. Befonders im ungewiffen Gefchlechte, 
wo mandas —es auch an andern Beywörtern gern zu verbeißen 
pflegt. viel Unglüd erfahren. Viel Geld — 

ben 


— 


21199 : Sie RE 


haben alle viel Gutes an ſich, Gottſch vieles Bute, Dier The 
ler find-viel Geld, Gel. Ja in manchen Fällen iſt dieſe Form 
ſchon fo eingeführet, daß die vollfländigere das Dbr beleidigen 
würde. Jemanden viel’ Gutes erweifen, nicht vieles Gute, 
Del Geſchrey machen. Außer diefen Hüllen, derenaber nur wer 
nige find, wird in der edlern Schreibart, die Berbeifung auch bier 
am fiherfien vermieden. = 

Sehr häufig pflegte man diefes. viel, wenn es indeclinabel iſt, 
eder adverbialiter ſtehet, mit der zwenten Endung des Haupts 
wortes zu verbinden ‚ wenn daffelbe ein Neutrum iſt. Diel Volkes, 
viel volks, in der Deutfegen Bibel. Viel Viches, 2 Mo ı®, 
38.4 Moſ. 52, ı. Viel Waffers, auch in der Deutſchen Bir 
bel. Da es denn, wie bep der vorigen Bedeutung, auch wohl 
‚Hinter dem Hauptworte gefegt wurde. . Daß feines Gutes viel 
„werde, Sprichw. 22,16. Des Volkes iſt zu viel, 2 Mof. 
5,5. Welche Mortfügung fih noch in einigen R. A. erhalten 
bat.. Viel Wefens, viel Redens von etwas. machen; im Gan⸗ 
zen aber, beſonders in der edlern Schreibars, für veraltet angeſe⸗ 
hen werden kann. 

Wenn vor dem viel ein Fürwort hergehet, ſo iſt diefe Zufans 
menziehung auch im gemeinen Leben nicht üblich, Atem vie⸗ 
les Geld. Deine viele Arbeit. Alle viele Mühe. Des vielen 
Aufwandes ungeathtet, . Das viele Geld, welches du ausge⸗ 
geben haft. Den vielen Wein,.den er gefrunfen. . Der, das 
iſt auch hier das Fürwort, nicht aber. der beflimmte Artikel, der 


/ 


indeffen hier eher Statt findet, als in der vorigen Bedeutung, weil 


das je ein beſtimmtes Ding if, obgleich die Individua, wor⸗ 
ans es beſtehet, der Zahl nach unbeflimme find. Daher fagt mar 
eben fo wohl : ich baffe das. viele Plaudern, das viele TrinFen 
iſt fpäslich, als, ich haſſe vieles Plaudern, vieles Trinken if 
fehadlich ; obgleich dielegte Wortfügung die richtigſte iſt, indem 
die Unſchicklichkeit des Artikels in andern Fällen merklicher if; 
3.3. der viele Wein iſt ſchadlich, beffer vieler Wein; außer 
wo der ein Zürwort iſt. 


„2, Ohne Dauptwort, ws wieder ein doppelter Fall Statt . 


findet. 
(1) In Beziehung auf den erſten Faldervorigen Be- 
‚deutung, wo es disjunctive flehet, und ſich allemahl auf ein vor⸗ 
ber da gewefenes oder doch leicht zu ergänzendss Hauptwort bes 
ziebet. Es ſtehet in diefem Falle alemapl im Plural, und wird, 
" wieein anderes Beywort obne Artikel deeliniret. Diele wer- 
den Fommen von Morgen und von Abend, Blatth. 8, 11. 
viefe Menſchen. Viel (viele) werden die legren feyn, Mare. 
20,31, Diele, fo unter der Erde ſchlafen liegen, -Dan. 
»2, 2. Diele fagen, viele Menſchen, viele Leute. Waren 
siele Gaſte dar. Antw. Seht viele, Unter vielen. (Stüden), 
if das das befte. 

(2) Im zweyten Falle, wenn das Beywort alle bie. In⸗ 
dioidua,welde zu der großen Mehrheit gehören, als ein Ganzes: 
betrachtet, und daher nur im Singular allein ſtehet, da. denn wie⸗ 
der ein doppelter — Statt finder, 

atweder beziehet fich dag viel auf ein kurz vor⸗ 
—— Hauptwort, in welchem Falle es denn decliniret 
wird, und ſich nach dem vorher gegaugenen Hauptworte richtet, 
Sie kamen nicht allein mit Geſfellſchaft, ſondern auch mit 
fehr vieler. Bat er Böſes gethan? Antw, Sehr vieles. Ca⸗ 
jusmachtmirwenig Derdruß, Bavus aber ſehr vielen. Er 
verrieth nicht allein gdurcht, fondern auch viele Mit vie: 
lem (&eldr, Borrathe) halt. mar Haus, mit wenigem Fomme 
man aus: | 


b. Oder es findet gar Feine deutliche Beziehung Statt, 
tendern das Wort bezeichnet überhaupt sine unbeffimmte Menge . 


 \ gleichgültig. 


"einer —— welche doch Teicht aus vs ———— ——— 
then iſt, und alsdann lautet es unverändert viel, indem es ſich 
bier fehonden folgenden Nebenworte nähert, und gewiſſer Dias 
$en ſchon wirftich als ein Nehenwort angefehen werden kann. Das 
it viel. Dielen (in der vorigen (1) Bed.) ſollſt Hu viel (in dies 
fer Bedeutung) geben, 4Moſ. 26, 54. #s if dem Seren. 
nicht ſchwer, durch viel oder wenig helfen, Sam. ı4, 6. 
Welsyem viel gegeöen iſt und anbefohlen, bey dem wird man, 
viel ſuchen und viel.von ihm fordern, Lues. ı2, 47. Es 
bat mir viel gefofter, vieles Geld. Ich babe div viel zu 
fagen, zu erzaͤhlen. Ich habe ihm viel zu danken. Viel 
hilft viel. Diel zu tbun haben. Er hat mir viel serfpros 
hen: Ich fpreche nicht gern, viel. 
fh. Ich wollte nicht viel (vieles Geld) nehmen, und fie 
fören, Gel, Wie viel verbirgt ei 
gen der Menfchen! Duſch. Es if immer noch viel, daß 
er ſchon da iſt. Es iſt doch viel, daß fie noch ſpielen kon⸗ 
nen. 

Sehr häufig gebraucht man diefes Wort in diefem Zalle — 


der ungewiſſen Endung —es. Ich habe ihnen vieles zu ſagen. 


I. babe ihnen vieles zu danken. Dieß geſchiehet beionders, 
wenn eine mehrere Beſtimmung ausgedrude werden fol, oder 
wenn man eine große Mehrheit eines gewiffen beftimmten Dinges. 
ausdruden will; dagegen das bloße viel ganz unbeftinmt iſt, 
welcher Ungerfchied i in dem näher beftiminenden — es liegt. Die: 
les it ihm nicht zu glauben, welches noch: etwas anders ſagt, 
als, viel iſt ihm nicht zu glauben, oder, ihm iſt nicht viel 
zu glauben. Allein, dieſer Unterſchied if zu fein, als daß er 
oft beobachtet werden könnte. Leſſing ſcheinet einen andern Uns 
terfchied unter dem vieles und viel in Gedanken gehabt zu baber, 
wennerden Prinzenin der Emilie Galotti zum Wabler Eanto 
ſagen läſſet; ich meine, nicht vieles, fondeun viel; ein — 
aber mit Sleiß. 

Dem fen nun, wieibm wolle, fo war e£, gelinde davon zu ur⸗ 
theilen, eine Grille, welche ſo wvobl wider die Analogie, als auch 
wider die Natur dieſes Wortes läuft, wenn Gottſched für dieſes 


viel in der Adverbial Form ein-Dieles gejagt wiſſen wollte, und 


jenes viel gerade zu für feblechaft erklärete. Das trägt ein 
Wieles dazu bey; die Schönheit der Sprache thut ein Die. 
les; ich babe ihnen ein Wieles zu fagen au f. fe. Obne zu 
bedenken, daß viel niemahls mit dem — Acutet ge⸗ 
braucht wird. 

U. Als ein eigenttiches Nebenwort, wo es eine Forsfigung ber 
vorigen letztern Bedeutung iſt, wa ſich das Beywort in der unabäne 


berlichen Adver bial⸗Form nach und nach in Das, Mebeiwort vers 
sleichraßs eine große Mehrheit. - 
arte nicht viel gefehlet. Sehr niel, 


lieret. Es bedeutet bier eigentli 
Es fehlt nicht viel. Es 
allzu viel. Zu viel eſſen, trinken, bezahlen u.f.f. Das iſt zw 
viel. Gleich viel, im gemeiuen Leben, fo wohl einerley Menge, 
als auch immeitern Berftaude, einerley Werth zu bezeichnen, Es 


Ss bar nicht viel auf _ 


Stunde vor den Au: 


gilt mir glei viel, ob ich ihm ſehe oder nıcpt, 8.1. es iſt mit 


Eben fo viel, fo wohl der Dieuge, als dem Wertbe 


nad, Gott mehr gütig, als gerecht denken, iſt eben fo viel, _ 


als Bott entehren, Gell. So viel ich weiß. Du thuſt mir 


"gewiß zu viel. ! 
In manchen Fällen ſchleicht ſich der Begriff * Ansenfion mit 
ein. Etwas oft und vielunterfuchen.. Diel mir femanden ums 


geben, bäufig und in gehauer Verbindung, Viel gereifer ſeyn. 


Wie ehr ich davon entfernt bin, brauche ich nicht erſt viel zw 
zeigen, d. i. weitläuftig. Was faumen wie no viel? In. der 
edlern Schreibart pflege man diefe intenfive Bedeufung, einigewes 


aige eingeführte Fälle ausgenommen, gern zu vrrmeiden. Wobin 
- beſen > 


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beſonders verfiederfe R. A. bes gemsinen Sehens gehören. Ih 
rage nicht viel darnach, es iſt mir uicht viel darangelegen, Br» 
fonders im entgegen gefegten ivonifchen Verſtande. Er fragt 
Bel darnach, nichts. Ich befiimmere mich viel darum, 
wabrlich nicht, Es iſt dem Junker vielum feinen Rammerdie⸗ 
er zu thun, ſondern um fih, Weiße, 
* Ach thue nicht fo groß! / 










* 


7* 


Be: 5 Roſt. 

ass Befonders wird dieſes Nebenwort gern den Comparativis vor⸗ 
geſetzt, ihre Bedentung zu erhöben. viel mebr, viel größer, 
viel ſchmerzhafter, viel ſchöner, viel weniger, viel klüger 

hf Wo mar ſich dafür in der edlien Schreibart des Wortes 


db. 15.18. viel geringer, Jud 8,22: Viel lieber. Ich 

babe viel mehr gearbeitet, ı Cor. 15,50. Wenn diefes viel 

. mehr aber im figürlichen Verffande gebraucht wird, fo wird es ges 

meiniglih als Ein Wort vielmehr geſchrieben, (©. es an feinem 

Orte.) Fürdas biblifche viel anders, ı Mof. 45, 26, ſagt man 
jetzt ganz anders oder weit anders; - / 

968 ift diefer Gebrauch ein Überbleibfel der veralteten Gewohn⸗ 

beit, diefePartifel bey allen Bey - und Rebenwörtern vorzufegen, 

gerade fo, wie wir jetzt dasfehr gebrauchen. Vilulcono, fehr 


f mani er * Kaiſer Heinrich. 
as hilfet mich diu ſumer zit 
Vnde diu villiechten langen tage ? 
——— König Eonrad der Junge. 
Viel kaum, viel fehr, viel grosſ, Stryck. Inden niedri⸗ 


denm man daſelbſt nach oft höret: es iſt viel warm, viel kalt 
- uff Doch iſt es auch in der anſtändigern Schreibart noch 
alsdann üblich, wenn das Nebenwort das Wörtchen zu nor ſich 
bes, in welchen Falle weder ſehr noch weit üblich iſt. Viel zu 
iel, viel zu groß, viel zu ſehr, viel zu ſtark, viel zu heftig 
a: th ———— — 
=... Ynm.ı. Aus dem obigen erhellet, daß ſich dieſes Wort von 
den übrigen Beywörtern merklich unterſcheidet und manches von 
den Fürwörtern, manches aber auch von den Zahlwörtern an fich 
Bat, Su derlestern Ähulichkeit geböret auch, daß diefes Wort in 
+ Fragen nach Art der Drönungszablen gebeuget werden kann: 
der wie vielte ? oder welches noch gewöhnlicher iſt, der wir viel- 


vichtes Die Natur thut feinen Sprung; ein Saß, der in den 

- Spraden eben fo wahr ifk, als in dem Reiche dee Ratur. Der 
‚Übergang von einer Bedenrung zur andern; von einer Act Wörs 
ter zur andern, fo gar vor einem Redetheile zum andern, geſchie⸗ 
bet alle Mad! durch ünmerkliche Stufen, und dem Spraͤchfor⸗ 
ſcher wird es ſo ſchwer, alsdem Naturfundigen, diefen namerk⸗ 


— a 7 
ee 


— 


Stelle anzuweiſen. Die es ih am beguemften machen, übers 
schen ſie ganz, und bemerken nur die ammeiften bervor ſtechen⸗ 
den Abſtände; uud von diefer Art find die meifien Sprachlebrer 
* inallen Sprachen. Audere, welche aunazer verfabrenwollen, 
baben viel, und verfchiedene andere ähnliche Beywörter, als al, 
Fein, wenigu, ff. buid zu den Füirwörtern, bald zu den Zahlwör⸗ 
tern gerechnet, ungeachtet fie Feiner diefer Elaffe ganz sugehören. 
Billig follte mau aus ihnen eine eigene Art Nennwötter madıen, 
welchen Vorzug ſte eben fo wohl verdienen, als die Mittelwörter, 
> Bahlwörter u. ff. — 
Viiel wird nicht eompariret, ſondern man bedienet ſich in den 
folgenden Staffeln dafür der Worter mehr und meiſt. 
} Pe 5 Adel. W. B. 4.%Ch, 2, Hui, 
R REN 


— 





ART 


fi 





Sie wird fi viel aus dir und deinem Vogel machen, 


weit bedienet: weit mebr, weit größer u. ſef. Viel äraer, 


 fhön, Ditfe. Wanta es filu kalt was, ebenderf. Mit viel 


gen Sprechartenift diefer Gebrauch noch nicht gang veraltet, in» 


E ; Be, welche Wöcterrichtiger zufammen gegogen werden, der wies . 


iichen Stufen, diefen Öliedern der ganzen Kette ihre gehörige 


Bie 1202 


Anum.%. Diefes Wort iſt fehe alt, und lautet ſchon bey de 
Kero il, filu, im Riederfächf. veel, ben den — An, * 
Schwed.Ffjol, im Angelf. feal,im Sclavon.wel 7,und im Griech. 
worug, welches genau damit verwandt iſt. Daß auch voll.mie 
dahın gehöret,und nur das Intenfioum davon iſt erbellet aus dem 

MNiederſaãchſiſchen, wo vull fo wohl vol als viel bedeutet, E⸗ iſt oh⸗ 
ne Zweifel eine Onomatopdie der wüůhlenden Menge, ſo wie vieh ei⸗ 
ne Onomatopðie der fanften webenden und wegenden Menge iſt. 

Dielartig, adj et adv. viele Arten unter ſich begreifend, Daher 
die vielartigkeit. 

vieldeutig, adj.et adv. viele Deutungen leidend, Pin bieldeu⸗ 
tiges Wort. So auch die vieldeutigkeit. 

Das Vieleck des —es plur. die —e,eine Figur, welche mehr als 
bier Eden und Seiten Hat; mit einem Griechifchen Ansdrude 
das Polygon. Das Sünfed,Sehsed u. ſ. f. find ſolche Vielecke. 

—— adj.et adv. viele, d. i. mehr als vier, Eden und Linien 

abend. . = ni, 

Dielerley, adj. indecl, von viefer Art und Beſchaffenheit. Wie 
vielerley Waaren handeln, Es gibt bier vieleriey Gewächfe, 
Menſchen, Thiere u.f.f. Vielerley in der Welt erfahren ba= 

.. ben. Ich babe dir. vielerley zu fagen. Auf vielerley Are. 
Dpis gebraucht dafür das im Hochdenrfchen veraltete vieler hand, 
welches er auch wohldem Hauptworte nach ſetzet. 

ver mehre ihren Glanz mit Waſſern vielerhand. 

Auf welche Act Dichter, welche arm am Geiſt und Reimen wa⸗ 
ten, ebedem auch wohl das Wort vielerley gebrauchten, 

Dielfach, adj, et.auv. viel Mahl genommen, nach Art der vers 
mebrenden Zablwörter zwiefach, dreyfach uf. f. Ich batı ibm 
den Schaden vielfach wieder erfegr. 

Dielfaltig, adj.et adv. welches mir dem vorigen eigentlich gleich 
bedeutend ift, Vielfältige Srucht bringen, Am üdlichſten iſt es 
figürlich für oftmablig, häufig. _ Auf vielfältiges Bitten. ‘Se _ 
auch die Dieifältigfeis. 

Dielfärbig, adj. etadv. viele Farben habend. Der vielfärbige 
Pfauenfchwans. , An beyden Ufern der Quelle fiebt das ferte 
Gras und glanzt im vielfarbigten (vielfärdigen) Wiederſchein, 
Geßit. So duch die vielfarbigkeit. 

vielfeldig, adj. etadv. in der Wapenkunſt, mehr als vier Feb 
der habend. Limvielfeldiger Schild. EN 

Der Vielfraß des — es, plur. die —e. 2, Überhaupt ein Menſch 
oder Tier, weiches ungewöhnlich viele Speife zu ſich nimmt; 
im barten Berſtande. Riederſ. Dreteveel, vretſack, Dretebüdel, 
vrat. 2, Fıi engerer Vedrurung, ein eigenthümlicher Nahme 
verſchiedener Shiere, wegen ihrer großen Grfrößigkeig, (+) Ein 
fünfgehigespierfüßiges Thier und kurzen Füßen, und einem runs 
den Wolfskopfe, weicher in. vielen Stüden einem Hunde gleicht, 
zwar fehr gufräßig HE, aber ſich doch uiche, wie man vorgibt, zwis 
fen zwey Bäume dränget, um die Brdärme zu einem neuen 
Fraße auszuleeren. Gulo Linn. Er iſt in den nördfichen Their 

len Enropens und Afiens einheimiſch und heißt in Not wegen Fer: 
ven, Erven Gierv, von gier, gierig, im Drontheimiſchen uber Ro⸗ 
la. (2) Von einigen wird auch die Rropfgans oder der Pelifan 
Pelecanus Gulo Kein. Dielfraß genannt, S. Bropfgans. " 

Dielfräßtg, adj. etadv. die Fertigkeit befigend, ungewöhnlich 
viel Speife zu ſich zu nehmen. Linvielfräpiges Thier, Daher 
die vielfräßigkeit. , 

Der Dielfüß, des—es, plur, die —fitße, überhaupt ein Thier 
mit vielen Füßen. Beſonders eine Art unbeflgelter Zufecten mit 
vielen Füßen, welche einer Affel gleicht, nur daß diefe platt, der 
vielfuß aber länglich vund it; Lulus Linz, Bon einigen wer» 


© den auch wobt die unter dem Nabmen drs Polypen belanuten 


Thierpflanzen, Hydra Linn. vielfuß genannt. 
BGa88 Die 


» 


i 2 ER? — —* 
2208 -- ©, Seo ET 
vielgeliebt, adj. et adv. von viel, fo ferw es ehedem einen her 
hen Grad der innern Stärke bedeutete, cin nur noch in Titeln 
und feyerlichen Anreden übliches Wort. Vielgelichte Zuhörer. 
Wovon man auch wohl ils Superlativ -fagt ; vielgeliebteiter 
Freund. 
Die vielgotterey, plur.inuf, derjenige Gottesdlenſt, da man 
viele Götter, oder mehr als Einen, verehrt; eine Art der Ab⸗ 
„götterey. IR 
Dielgültie, adj. et adv. viel geltend „d. i. in einem hoben Grade 
des Anfehens ftehend, und darin gegründet. Lin vielgültiger 
" Mann.‘ Sein vielgültiges Anfehen. Ein vielgül— 
wort für jemanden einlegen. Daher die Dielgültigkeir. ; 
Dis vielgut, des—es, plur, car, im gemeinen Zeben ‚einiger 
Gegenden-ein Nahme des Bergappichs, wegen feiner heilfamen 
Kräfte; Athamanta OreolelinumL. 
vielhalmig, ädj. et adv. vieleHalmehabend, 
Dielhäutig, adj. etadv. viele Häute habeud. 


Die Vielbeit, plur. inuf, das Abftractum von viel, ber Zuſtand, 


da von einen Dinge eine große Mehrheit vorhanden ift ; diefifen= 


ge, welches gewöhnlicher if, ob es gleich eine noch größere Zahl 


zu bezeichnen ſcheinet, als vielheit. Im Oberdeutſchen mit einem 
es wuchs ein ſchoner Wein in ziem⸗ 


andern Endlaute die Viele: 

Uicher Diele, Bluutſchli. 

vieljaͤhrig/ adj. eradv. was viele Jahre hindurch gedauert hat. 
Die vieljährige Theurung. Ein vieljabriger Brieg. 

Vielleicht, adv. weldjesgebraudhe wird, die Möglichkeit einer 
Begebenheit oder eines Satzes zw begleiten. Vielleicht kommt 
er, vielleicht auch nicht; eg iſt möglich , dag. er fomme, und 
möglich, daß er nicht fommt. Er wird vieleicht noch heute 
Fommen. u 
dom feph, ı Mof. 18,24, Ich möchte vielleicht ſterben, 
Kap, 26, 9, Alle dachten in ihrem Herzen von Johanne, ob 
er vieleicht Chriſtus wäre, Luc. 3, 15. Vielleicht ſitzeſt du jegt 
beym wärmenden Seuer, Gefn. Ich will Seinen Wellen fol- 
gen, vielleicht Führft du mich Sden Gegenden zu, eben derf. 
Was will du mir deinem Vielleicht ! Gell. Zulveilen leidet es 
daß nach ſich, wo doch der Ausdruck elliptiſch iſt. 

vielleicht, daß in der Todesnacht 

Dieß feinen Schatten ruhig macht, Haged. 

Anm. Friſch glaubte, die legte Sylbe in diefem Worte ſey die 
Ableitungs ſylbe — icht, und wollte es daher nur mit einem I 
vieleicht geſchrieben wiffen; und fo ſchrieb es auch Gottſched, Als 
lein, beyde hätten nur auf den Son merfen dürfen, fo würde er 
fie überzeugt haben, daß hier Feine Ableitungsfstbe Statt finder, 
Tondern daß leicht das Hanptwort in der ganzen Zufammenfegung 


iſt. Das Wort ift aus viel, fehr, und Leicht zufammen gefegt, _ 


and ftehet ellipeifch für die Redensart, es Fann fehr leicht feyn, 
kann feyn, Franz. peut-Ötre, weldes gleichfalls als ein Neben- 
wort gebraucht wird. Daher fchrieben es die Schwäbifchen Dich⸗ 
ser und ihre Zeitgenoffen ausdrücklich und getheilt vil licht, 


Dielmabl, Vielmahls, adv. welches aus viele Mable,.d.i. 
oft, gufammen gezogen worden, Er bet es mir fehr viel- 
mahl ersäblee. Wie vielmahl habe ich dich nicht gebethen? 
Du cvveseeteft fie vielmahl, Rehem. 9,’28. Darum ich 
vielmabl verhindert bin, zu euch zu Fommen, Rom. 15, 
22, Mit dem 8, dem Merfmahle des Adverbii, zumabl, 
da viel eine unbeſtimmte Zahl bezeichnet, follte dag Mort 
vielm ahls Kanten; indeffen it doch vielmahl am üslichften, 
welches denn die ‚bloße Sufammenziefung aus viele Mahle 
ohne alles Merkmahl des Adverbii it, ©. Mahl. 


Ein vielgültiges Sürz 


Es möchten vielleicht noch. einige Gerechte zu So⸗ 


‚Vielmablitt, adj. was vielmahl iſt oder geſchiehet, wie meh 
mahlig, abermabligu.f.f. Meine vielmahlige Warnungen. 
Wofür doch vielfältigüblierift, Be 
Die Dielmännerey, plur, car. ein nachvielweiberey gebildetes 
Mort, dasjenige Verbrechen zu bezeichnen, da eine Fraumehe ° 
als Einen Mann zu Einer und eben derfelden Zeit bat. * 
telmebr, eine Partikel, welche aus viel und mehr zuſammen ges 
zogen ift, and mit viel mehr nicht veriwechfelt werden muß, ob fie 
gleich in den weitern Verſtande dieſer Redens art gebraucht wird. 
Sie ift ein Nebenwort. Es ift vielmehr Einfalt bey ihm, als 
Berrug, wo doch daseinfache mehr üblicher iſt, auß er wenn durch 
eine Junerfion das Nebenwort zum folgenden Bindewort wird : 
es ift niche fo wohl Betrug, als vielmehr Einfale, 2. Ein 
Bindewort, einen Satz zu begleiten, welcher eine ArtderSteign - 
eung bezeichnet. Ich habe dabey nichts verfehen, ich babe 
vielmehr alles mögliche gethan, oder, vielmehr babe ich al= | 
- les Mögliche gerhan. Das diene nicht Gnadezu erwerben, ' - 
fondernvielmehr Zorn und Ungndbe, Judith 8, 10. _ Sürchs 
tet euch nicht vor denen, dieden Leib tödten — fürchtet euh 
aber vielmehr vordemu.f.f. Matth. 1o, 20, Wo es allemapl 
eine vorher gegangene Verneinung erfordert, Ferner im Gegen-⸗ 
fage des viel weniger. - So denn ihr — Fonneteuven Rindern - 
gute Gaben geben, wie vielmehr wird euer Vater im Sims ⸗ 
melu.fif. Mash. 7, 11. Unter feinen seiligen iſt keiner ohne 
Tasel, wie vielmehr ein Menſch, Hiob 15,16 ;wo es doch ei⸗ 
gentlih wie vielweniger heißen folkte. Jugleichen mit einer ver⸗ 
ſteckten Verbeſſerung des vorher gefagten. _ Ein gelehrter oder 
vielmehr großer Mann, verſteinertes oder vielmehr nur inz 
eruftiertes Holz. i BE, 
Anm. Das getheilte viel mehr in feiner eigentlichen Bedentung. 
ich habe viel mehr gethan, als su, bat auf jeder Sylbe feinen- 
Ton; das zufammen gezogeneund figürliche vielmehr aber bat 
ihn nur auf der legten Sylbe, daher es billig als Ein Wort gen 
ſchrieben wird, In dem alten Lege Ludovici et Lothar. von 
840 kommt für diefes vielmehr nur das einfache mera vor; der 
faft gleichzeitige Ottfried aber gebraucht für wie vielmehr, wie 
harto mihiles. ER — 
Vielnahmig, adj. et adv. viele Rahmen habend. Der viel: 
nabmige Jupiter. | a ee 
Dielfeicig, adj. et adv. viele,d.i. mehr als vier Seiten habend, 
wie vielefig. Kine vielfeitige Sigur., „ur A 
vielſylbig/ adj.et adv. viele Sylben, d. i. mehr als drey Syl · 
ben, habend. Kin vielſylbiges Wort. Daher die vielſylbigkeit. 
Vielthätig, adj. etadv. viel thuend, oder verrichtend, im bo 4 
Grade thätig. in vielthäriger Hann, Daher die vielthätig⸗ a 
‚Feit, c i — 
vieltheilig, adj,et adv. vieleTheile babend Inder Rechenkunſt 
find vieleheilige oder polynomifhe Wurzeln, welche mehr als 2 
zuwey Ziffern haben, zum Unterfchiede von den einiheiligen, 'moa 
nomiſchen, und zweytheiligen, binomifchen. — 
Die Vielweiberey, plur. inuf, derjenige Zuſtand, da Ein Mann 
mehrere Weiber, d. i. mehr als Ein Eheweib, zugleich hat; die 
Polygamie. as P 
Dielmweniger, eine Partifel, welche aus viel weniger zufammen _ i 
J 


Br 


.” 


gezogenift, und in deffen figürlichem Verfiande gebraucht wird, 
eine Art einer Verminderung zu begleiten, da es denn dem viel⸗ 
mehr entgegen ſtehet. Einem Fremden verzeihet man das nicht e 

F 


gern, vielweniger dir. Das ward in roheſten Zeiten nicht ver= 
ſtattet, vielweniger kann es in den gegenwärfigen geduldrt 
werden. i 
Anm. Getbeiltbehalten die Wörter ihre eigene Bedeutung; ich 
babe viel weniger ‘gegeben, als du. Alein, dieſe figüeliche 





* FAST — * 


Bier 





wird. ER 
vielwinkelig adj, et adv. viele Winkel habend. 
> Pielwiffend, adj. vieles wiffend, viele Kenutniffe babend. in 
vielwiſſender Mann. Der Dielwiller, wird nur im Scherge, 
Be. oder auch im verächtlichen Verſtande gedraucht, ob man gleich ehe⸗ 
ern das Griech Poiyhiltor mir diefem Worte auszudsucen 
x ai Br — Tr » Fahr Far i 
———— des —es, plur. die — zopfe, in der Naturge⸗ 
ſchichte, eine Art Seeſterne mie vielen, d. i. mehr als dreyzehn 
Söpfen, Po'yuaenimosL,- ..... .., a, 
Pier, eine Gruͤndzahl, welche ſich zwiſchen drey und fünf in der 
Mitte befindet, uud eutweder ihr Hauptwort bey ſich hat, oder 
nicht; Im erften Falle bleibt fie fo wohl der Endung, als dem 
" Gefchlecpre nach unverändert, Vier Männer, vier-Hanfer, vier 


„vier, Aus vier Theilen betebend, Im zwenten Falle hat ſie in 
der dritten Endung vieven. . Sie kommen alle vier, Es find 
ihrer vier. « Es it um vier, näbmlich Uhr, Einer von vieren. 
Auf allen vieren kriechen, nähmlich auf allen vier Süßen. Alle 
wien von ſich trecken, d. i. Füße, Diele hängen fo wohl diefer, 
als den übrigen Grundzahlen in den übrigen Endungen ein e an. 
Ihrer viere trugen einen Gichtbruchigen, Marc. 2,3. Alle 
viere von fi ſtrecken. Allein, dergute Gebrauch iſt dawider; 
außer etwa am Ende eines Periodi, um der Rede durch einen Tro⸗ 
chãum am Ende mehr Ründe uud Bollftändigfeit zugeben, 
Anm. Bepdem Kero feor, ben dem Ditfeich fiar, in Ober⸗ 
ſch waben noch jetzt fiäre, bey dem Ulphilas ſidwor, ſidur, in den 
falifhen Geſetzen itter, im Angelf. feother, feower, bey den 
rimmiſchen Savtarı fidar, im Altfeief. iuwer, im Niederf, 
— »err, imEngl. four, imDän. fire, ImSchwed.fyra bey den Frais 
uerifchen Wenden fhtire, imPohln.czeterey,czworo, Merk 
. toliedig ift, daß diefe Zahl in Neu-BuinenFatta, auf der Moſes⸗ 
- SnfebWati, und auf andern Juſeln der Südfee Fa lautet, wo. 
© von die bepden erſten mit der alten Deutſchen Form fetter genau 
. Übereinkommen. - — * a 
Die Dier, bey einigen Biere, plur. die —en, diejenige Figur, 
welche die Zahl vier bezeichnet. Pine Romiſche, eine Arabiſche 
Die, Ye Vieren zufammen zählen. Die Vier in der Karte. 
Dierihren, verb. reg, act, ielches nur in der Landwirtbſchaft 
einiger Gegenden üblich iſt, das Rühren, oder die dritte Umpflür 
gung des Aders zur Winterfaat zu bezeichnen, fo fern es mit dem 
lauge gefchiehet ; an andern Orten vierarten, von arten, äbren, 
Hügen, 2 
Dis Dieräuglein, des—s, plur. ut nom. fing. eine Art 
wilder Anten mit einem weißen Querfleden an dem Badınz 
 AnasPlatyrinchos K, Im Ital. Quattre occhi, 
Vierbeinig, adj.- et adv, vier Beine babend, Sin vierbeiniger 
“Stuhl. Bon Thieren fage manlieber vierfüßig. —_ 
Das Dierblatt, des—es, plur. car. in einigen Gegenden ein 
Nahmeder Wolfsbeere oder Einbeere, Paris quatrifoliaL. 
Dierbohrig, adj. et adv. welches nur von hölzernen Waffercöb- 
ren gebraucht wird. Eine vierbohrige Röhre, diren Offnung 4% 
Sol im Durchmeſſer hat, vermuthlich, weil fie vier Mahl gebohret 
werden muß; zum Unterſchiede von den einbohfigen, sweyhobriz 
gen und dreybohrigen Nöbren. De er 
Der Vierding, des—rs, plur. die —e, ein nur noch in einie 
gen Gegende ühliches Wort, eine Art Minze zu Brteichnen, mt 
che der vierte Shen piugs größern IE, Ju diſe Berſtane If 





Thaler. vor vier Wochen. Es ik bald vier Uhr, oder bald 








Die 2206 


in Schlefien ein Bifchofg: Dierding, eine Silkermlinze, welche 
der vierte Thal eines Guldens iſt und dierSilbergeofchen gilt. In 
den nenern Zeiten wird ein folder Vierding oft mit 8 Or. bezabs 
let, ob er gleich eigentlich nur auf vier gemünzet iſt. In einigen 
Nicderfäfifchen Gegenden ift der Dierding der vierte Theil einer 
Marf, oder acht Brote Bremer Geldes, 
Anm, In einigen Mundarten Sarding, im Engl, Farthing, 
im mittleren Lat. Ferto, «In Schwed if Fiärdibg der vierte 
Theil eines jeden Dinges. Das Wort ifi aus viertennd der Ableis 
tungs ſylbe ing zuſammen gefegt, und bedeutet ein Ding, welches 
der vierte Theil eines Ganzen ift, « 
Det Dierdraht, des — es, plur. von mehrern Arten, Sie —, 
eine ehemahlige Art groben wollenen Zeuges, welches aus vier⸗ 
dräbtigen Fäden gewebt wurde, 

"Dierdrähtig, adj, et adv, vierfach zufammen gedrehet, vier— 5 

Sdrahtiges Garn, welches aus dier einzelnen Fäden zuſammen ger 
drehet worden ; wie dreyhräbtig, sweydrähtig, Ä 

Das Diered, des— es, plur. die —e, eine Figue, welche vier 
Edenpat, ein Quadrat, Bin vechrwinkeliges, ſchie fwinkeli⸗ 
ges viereck. Die Armee in ein viereck ſtellen. Im Niederſ. 

veerkante. ©. vierung. 

vierẽckig, adj. et ax vier Ecken habend. Lin viereckiger Thurm, 

saufen. Einen Baum viereckig hauen. Im Oberdeutſchen 
vierecket. vierecket mußte der Altar feyn, 2 Mof. 27, 1. Vier- 

eckete Pfoten, ı Kön. 6, 33. Die Stadt liegt vierecket, Offenb. 
21,16. Daher auch im Hochdeutſchen viereckt zu ſammen gezo⸗ 
gen noch ſehe gangbar iſt. Ein viereckter Tiſch, für viereckiger. 
Figürlich iſt viereckig und viereckt im gemeinen Leben grob, 
plump; bey dem Logan nur eckigt, beſſer eig: PR 

ak Runens iſt recht edige grob. 
©, auch vierſchrötig, welches in ähnlichem Ver ſtande gebraucht 

„, Pird, Inden alten®edichte auf dem heil. Anno viereggehtich, 
in einigen Oberdeutfchen Gegenden vierortig. 

Dieten, verb.reg. act. viereckig machen, in ein Viereck verwars 
dein, welches doch für ſich allein wenig gebrauchtwird, &, Ab 
vieren. Eine andere Zufammenfegung gebraucht Opig ; 

Wie, daß ein Zirkel wohl ſey edigt einzupieren, 

in ein glei großes Viereck zu verwandeln, zu quadriren. Daher 
geviert und dag Geviert, (S.diefe Wörter.) Auch das Hanptwort 

die Vierung iſt davon noch übrig, ©, daffelbe an feinem Orte, 
Der Dierer, des — , plur. ut.nom, fing. eine Zahl von vie, 
ven, vier Einheiten, als ein Ganges betrachtet, oder ein Ganzes, 
welches aus vier Einheiten beſtehet, nurin einigen Fallen. So 
wird ine Scheidemünze, welche vice Pfennige gilt, airmandhen 

OSrten fo wohl vlerer alöDierling genannt, Zweyer, Dreyer, 

.. Sehfer, Achter, Neuner find ähnliche Drünzen pda zroey, drep 

ff. Pfennigen, are 

Diererley, adj. indecl, von wier verfdiedenen Arten und Be⸗ 
ſchaffenheiten. viererley Geld, Auf viererley Art. 

vierfach, adj. et.adv. welches zu den vermehrenden Zablwor⸗ 
gern gerechnet wird, vier mahl genommen. Der Zeug liegt vier» 
fach" Etwas vierfach wieder erfegen, 

Dierfältig, adj, et acly welches ehedem wie das vorige gebraucht 
wurde, Aber jegf wenig mehr vorfomint, Miederf, verfold, vier⸗ 
fäliglich iſt vöRig veraltet. — 

Der Dierfürft, des—en, plur. die — en, einnad dem Grie⸗ 
chiſchen Tetrarcha gebildetes und nur in der Deutfchen Bibel 
hbefindliches Wort, wo Herodes ein Dierfürf beißt, weiler nur 
über den vierten Theil des Jdiſchen Landes berrſchte, weldyer Theil 

. denn and wohl ein Mierfiirtentbum genannt wird; eigentlich 
"entirk irftensbum von vieren. 


28688 


der See 


Vier⸗ 


T 


"1207 Die Ba 


vDimfieie, adi.etadr.oter Füße habend. Dierfügige Thiere. 
Schon bey dem Kero feorfuazzo, As ein Rbenwort wird es 
felten gebraucht, : % 


Der Diergraf, des—en, plür. die —en, einer von vier mit vor⸗ 
züglicden Vorrechten verfehenen Byafen. In dem Deutfchen 
Staatsrechte glaubte man ehedem, daß die Grafen von Schwarz: 
burg, Eleve, Zilly und Savoyen, befonderer Vorzüge wegen, mir 
vorzugsiweife Örafen genannt worden ; daher man fie zum Unter» 
ſchiede Diergrafen nannte, Schwaͤrzburg hat diefen Titel am 
längffen geführet, und ihn von dem4Kaifer Rudolph förmlich be⸗ 
fätige erhalten, Eben fo träume man auch von gewiflen vier⸗ 
herren u. ff. 
Das Diergrofchenftüdt, des —es, plur. die —e, eine Münze, 
welche vier ©: roͤſchen gilt, und weil fie der ſechſte Theil eines. Tba · 
lers iſt, auch wohl ein Sechſtel genannt wird. 


Der Vierherr, des —en, plur. die —en, ein Mitglied eines Col⸗ 


legii von vier Perſonen, auf welche Art man an verſchiedenen Or⸗ 
ten ſolche vierherrenãmter bat, deren Glieder vierherren bei⸗ 


gen, und weiche ſich bald mit geringen Vergeben der Unterthanen, 
bald auch mit andern Öegenfiänden beichäfrigen, Bon den Pieye 


berven im Deutſchen Stoätsrechte, S. Viergraf. 


Dierbunderr, adj. et adv. beffer vier Hundert, hundert biee 
Mahl genommen, S. gundert. 

Dierhundertfie, adj. welches bie Drönungsjahl der vorigen 
Grundzabl iff. 

Der Diering, des —es, plur. die —e, \rin nur in einigen Gegen⸗ 
den übliges Wort, den vierten Theileines Ganzen zu bezeichnen, 
© wir der vierte Theil eines Pfundes, oder acht Lotd, in Rürns 
—* «in viering genanut. S. vierling und viertel. &s iſt von, 

ier und der Ableitungsſylbe i ing. 

Bircjäbrin ‚ adj. et adv. vier Jahr alt. Ein vierjähtiges 
Bınd. Das Pferd if vierjährig. Ingleichen vier — 
ernd. Ein vierjähriger Waffenftilltand, auf viet Jahre. © 
Zahrig. 

Vierkantig, adj. et adv. velcheri im gemeinen Leben, befonders 
Niederdentfchlandes, für viereckig gebraucht wird, 


Der Dierling, des —es, plur. die —e, von vier und der Ablei- 


tungsjnlde ling, ». Ein Banzes, welches aus vier Einheiten be 
ſtehrt. So wird eine Scheidemünge, wilche vier Pfennige gilt, 
fo wohl ein Dirter als ein Dierling genannt, Der letztere Rab⸗ 
se kann aber auch zur folgenden Bebentung gehören, fo fern der 
Bievling der vierte Theil eines Batzens iſt. 2. Der vierte Theil 
eine? Banzen, in welcher Bedeutung diefes Wort im gemeinen %'e 
ben fehr Häufig ift, ben vierten Theil einer Dlinze, eines Maßes, 
eines Gewichts u. f. f. zu bezeichnen. Der vierding oder vierte 
Theil einer Mark wurde ehedem auch Dierling genannt, 
ürtembergifchen iſt der vlerling der zierte Theil eines Sim⸗ 
wmers, in Zürch ber vierte Theil eines Viertels, da er denn wieder 
vier Maßli oder Maßchen bat, fo. daß ein Mütt Getreide in Zücch 
vier Diertel oder 18 Dierslinge hält. In Augsburg iſt es umge⸗ 
kehrt, indem der vierling daſelbſt vier viertel hält; vier vier⸗ 
linge machen daſelbſt eine Metze, acht Megen aber ein Schaff 
oder einen Scheffel. In andern Gegenden iſt vierling oderViers 

„gel der vierte Theil eines Scheffels. In Nürsberg iſt Dierling 
oder Diering der vierte Theil eines Pfundes oder acht Lorh, Im 
Sannöveriihen und am Nieder-Nheine iſt der Dierling oder ver⸗ 
derbt Vorling ein Adecmapß, welches gleichfalls der vierte Theil 
eines größern, vermuthlich eines Morgens, iſt. In Zürch wird 
der Juch art in vier Dirrlingegetbeilt, Im mittlecn Lateine, be⸗ 
ſonders ven einem Feldmaße, Ferlina, Ferlingus, Ferlin- 
gata. 


‘ 


‚Im 


Bir. 1208 


% 


vꝛermahl, adv. beffer vier Mahl, zu dier verſchiedeuen Mablen 4 


vier Mahl gewinnen. 


Viermahlig adj. was zu vier Wahlen zeſchiebet. Eine viermah⸗ 


lige Erinnerung. 


Der. Diermann, des —es, plur. * — männer, ein Mann von 


vieren, ein Ölied eines Collegiivon vier Perfonen,; welche, werd 


Ne von einigem Anfeben find, lieber Dierberven genannt werden. 


Die Diermark, plur. die —en, bev den Grängfepeidern, eine 
Mark oder Gräuge, wo viererley Grängen zuſam men Roßen, ins 
gleichen ein viereckiger Granzſtein, fo fern er ſolche Gtanzen bes 

. zeichnet; zum Unserfchiede von der Switmart und — 
Zweymark und Dreymark. 

Der Viermeiſter; des —s, plur. ut nom. fing. einer von vie⸗ 

Meiſtern, doch nur an einigen Orten. So werden, 5. B. zu Roß⸗ 
wein, die vier älteften Meiſter des Inchmacherhandwerfes, wel⸗ 
che eine Art von Öerichtbarfeit über die übrigen baben, Diermei: 
fler genannt, 


Vlermonathlich/ adj. et adv. vier Monathe dauernd. RR: 


Der Dierpäß, des —fes, plur. die —fe, ein nur bey einigen 


Handwerkern üdliches Wort, ein abgemeſſenes auf oder in einen 


andern Körper paffendes Viereck zu bezeichnen. Bey den. Tiſch⸗ 
lern wird das Fenfterfutter, welches die inwendigen Seiten des 
Feufters bekleidet, auch ein vierpaß genannt, 


nen Schorſt a geles: wird, damit er nicht ſpriuge. 

Dierpfimdig,adj.et adv. vier Pfund wiegend, Eine vierpfüns 
digeRugel. Eine vierpfündige Banone bingegen,ift eine Kano⸗ 
ne, welche eine vierpfürdige Kugel ſchießt, und auch wohl ein 
Dierpfunder genannt wird. , 

Dierruderig, adj. etadv. mit vier Reihen oder Sänten von Hr 
dern verfchen;, nach dem Latein, quadriremis. ine vierru⸗ 
derige Baleere- 

Vierfhäftig, adj. et adv. mit vier Schäften oder Schättieln 

" werfeben, ben den Webern, - Ein vierfehäftiger. Stuhl. Teig 
ſchaͤftig arbeiten, mit vier Schäften J 

Der Vierſ⸗ uet des —s, plur. utnom. fing, indestant 
wiridſchaft, ein Schaf, weich es dag zwehte Jahr zuruek geleget 
bat, weil es alsdaım vier Schaufelzähne befommz fo wie es 
nad dem erſten Jahre ein Zweyſchaufler, nach dem dritten ein 
Sechsſchauf er beißt, 

Dierfchrötig, adj.etadv. 1. Eigentlich, Dieredig, entwrderfo, 
daß es elliptiſch für vier eckig geſchroten ſtehet, oder and, wie 
vierfpaltig, i in vier Stüdeoder Theile geſchroten bedeutet. In⸗ 
deſſen iſt es in dieſer eigentlichen Bedeumnug wenig üblich. 2. Fis 
gürlich iſt vierfchrötig in der barten und niedrigen Sprechart, 
fo wohl ſtark und plump von Glirdern Lat. quadratus, ein vier⸗ 
ſchrotiger Bauer; als auch plump und grob von Sitten, und 
darin gegründet. Ein grober ——— Menſch. Eine 
vierſchrotige Antwort. 

Anm. viereckig und vierkantig werden in äbnlichem; ob⸗ 
gleich nicht fo hartem, figüclichen Verſtande gebraucht. An an 
dern Orten iſt vierfehügig und. vierfchoffengleichfa ls für Mack 
ven Öliedeen und pump üblich. Jin Griech. Mrerpayayag, in 
ante Verſtaude, ein fandhafter, unbewegiicher Dan, 

Dierfeitig, adj, et adv, mit vier Seiten verſehen. Sine vierſei⸗ 
tige Sigur, 


Yierfigig\ adj. etadv. mit vier Eigen vorſehen, oder wo viee 


Perfonen figen fönnen. in vierfigiger Wagen, zum lintere 
ſchiede von einem zweyfigigen. Dir Kutſche if vierfigig. 
Vierſi paltig adj. et adv; in vier Theile geſpalten, oder was ſich 
in vier Theile ſpalten läßt. 
Dierfpannig, adj, et adv. vier Span um groß, a 


Bey den Schlöſ⸗ 
fern aiſt der vierpaß ein Band von flachen Eifen, welches, um tie 


nr 


NE re Dre Da = BRENDn. PX 77» 









er 1209 =, We 


0 sterfehiede von einfpännig, zweyfpännigu.f.f. Ein vierfpäne 

u " miger Wägen. Vierſpannig fahren, mit vier Pferden, . 

viierſpitzig, adj.et adv. mit vier Spigen verfehen. 

Dierlplbig, adj. etadv, vier Sylben habend, aus vier Sylben 
beſteheud. 
fyibig. ; 

Diertägig, adj. etadv. 1. Vier Tage dauerud. Pin viertägie 
ges Seft.. Jugleichen, was alle Mahl deu wierten Tag wider 
kommt, Das viertägige Sieber.) . 


Dierte,adj, (pri vierte,) welches die Drdnungszahl von vier if. 
. Der vierte Tag. Zum vierten Mahle. Der vierte Theil, (©. 
viertel.) Selb vierte kommen, mitnoch dreyen, fo daß man 
ſelbſt der vierte iſt. * 
Anm. Bey dem Kero fiorda, im Angelf. feorth. Ju vier 
iſt die Sylbe lang; allein in vierte wird fie im Hochdeutſcheu 
fehe Furz ausgefprochen, als wenn es virrte gefchrieben wäre, ob 
* man gleich das ie um der Abſtammung willen behält. Eben dieſes 
gilt auch von viertehalb, viertens, Diertels mir feinen Zuſam⸗ 
menfegungen, vierzehn und vierzig, 
viertehalb, S. vierthalb. 
Das Viertel, (prich virrtel,) des —s, plur. ut nom. fing. 
-  Diminuf. viertelchen, ein aus vierte Theil zuſammen gezogenes 
Wort, daher es auch von einigen Diertheil gefchrieben wird, der 
vierte Theil eines Gauzen. Lin viertel eines Kalbes, oder 
von einem Balbe, ein Ralbesvierrel.. Ein Viertel von der 
Erbfchaft. Die Stade wird in vier Diertelgerbeilet, Ein 
viertel, zwey viertel, wofür man lieber ein haldes ſagt. Drey 
viertel. 
tione ohne Merkmahl des Geuitivs beygefügt. Ein viertel Suhn, 
dei. von einen ſ ahne · Beſonders, wenn es ein Mag bedeutet, 
Ein viertel Wein, Gerfle, Bier n.f.f. Mit manchen Haupt⸗ 
*  mpörtern aber wird es auch zufammen gezogen, welches doch nicht 
mit allen angebet. Eine viertelſtunde, viertelelle, viertelmeile 
u. ſ. f. Siche die folgenden, * — 
Sind die Hauptwörter ſehr bekannt, fo bleiben fie auch wohl 
gar weg, da denn Viertel abſolute ſtehet. Der Mond iſt im erſten 
vieetel; es it heute das zweyte viertel, wo man nicht halb 
oder die Hälfte fagt ; das dritte viertel. (S. Mondsviertel.) 
Es iſt ein Diestel auf rey, d. i. eine Viertelſtunde nach zwey; 
drey Diertel aufwier. Für zwey Viertel auf vier aber ſagt man 
halb vier. . 1 
Befonders bezeichnet Viertel, wenn es abſolute ſtehet, in vie⸗ 
"Ten Gegenden fo wohl ein Maß lüffiger, als tredener Dinge, wo 
es aber doch alle Mahl der vierte Theil eines größern iſt. Pin 
Viertel Wein ift der vierte Theil eines Maßes oder einer Bon- 
teile, In manden Weinländern hingegen ift das Viertel der 
vierte Theil eines Eihers, In Coln und andern Orten ſcheint 
ein Viertel fo, viel, alg ein Stübchen gu fen, weil es daſelbſt 
vier Mat hält, fo wieeg in Danzig 54 Stoff in fih faffer: «Ju 
" Dsnabrüc hält eine Tonne Bier 27 Viertel, ein Viertel aber 
vier Kannen. ’ A 
Beſonders ‚als ein Getreidemaß, den vierten Theil eines grö⸗ 
Fern Maßes zu bezeichnen,da denn diefes größere Maß nah Maß⸗ 
gebung der Provinzen verfchicdenif, In Böhmen iffdas vier⸗ 
tel der vierte Theil eines Striches, und hält dafelbft 48 Sei⸗ 
del; in Dlevreich iſt es der vierte Theil einer Mege, fo daß es 
2 Achtel hält; ı20 Biertel aber ein Much a ainachen; in Augs⸗ 
burg der. vierte Theil eines Dierlinges, wo vier Vierfinge oder 
16 Viertel eine Mege machen; in Zürch der vierte Theil eines 
Mütts; in Thüringen der vierte Theil eines Malters, fo dag 


sw 


a 






* — 
kun Orr a en 





* BEER — 


— Be er 


Einige Hauptwörter werden diefem Worie in Appoſi-⸗ 


Er, vierſpannig / adj.et adv. mit vier Pferden befsannt, gun Aline 


Ein vierſylbiges Wore Das Wort if. vier⸗ 


7 


e Bie 1210 


es daſelbſt dreh Scheffel Hält; in Riederſachſen aber der vier 
te Theil eines Scheffels, wo 68 in der dafigen Mundart nui Drew, 
viert lautet. ; 

Anm. Im Schwabenfpiegel Viertail,im Niederfähfifchen 
Deeredeel, varndeel, veerdel, vertel, veertjen, im mittlern 
£ar. Ferdella, Fertellus, Fertella, Firtala, weiche alle 
von verfchiedenen Arten von Maßen vocfommen, Mit anderie 
Abtheiliungsfelben werden auch viering, Vierding, (Miederf, 

Veerding, Derth, ia mittleren Lateine Ferto,) für Viertel ge⸗ 
braucht; In der edlern Schreibart ſchreibt man häufiger Dierz 
theil/ und mande, befonders Hberdeutfche Diundarten, ſprechen 
auch jo, obglei im Hochdeutſchen die verfürzte Ausfpradye zım 
üblihften if. In Niederdentfchland wied für Viertel auch ®rr, 
und in andern Gegenden die aus dem Lateinifchen entlehnten 
Quart und Quartier gebraucht, (S. dieſe Wörter) S. auch 
viertheilen. 

Die viertelader, plur. die —n, bey den Thieren, und den unge⸗ 
lehrten Thierärzten, der Nahme einer Ader innerhaib des Schen- 

„Fels, welche der untere größere Aft der Achfelader iſt, und bey dem 
Menfchen die Leberader genannt wird, _ 

Die Diertelelle, plur. die —n, eine Länge, welche den vierten 
Theil einer Ele lang ift, Eine viertelelle Taffet. Daß dier 

ſes Wort und die folgenden Ähnlichen wahre Infanımenfegungen 
find, erbellet aus dem Plural, drey Diertelellen Tuch, nicht 
drey Diertel Ellen, noch weriger Dreyviertel Ellen, weil als» 
dann Feine Urſache wäre, warum Elfe im Plural ſtehen follte; zur 
Noth Fönnteman fagen, drey Viertel Elle, welches aber nicht fo 
gewehnlich ift. viertel wirft, fo wiein andern Fällen, feine En» 
dung an Elle, welches ſonſt eigentlich nicht im Plural ſtehen Fun» 
te, Indeſſen iſt diefe Sufemmenfegung nur mit einigen Wörfern 
eingeführet. 

Das Vierteljahr,des —es, plur. die — ahre, oder —jahr; der 
vierte Sheil eines Jahres. Das Kind iſt noch nicht Lim 
vierteljahr alt. Es iſt drey Vierteljahr alt, wo Fahr, wie 

Pfund, Loth und einige andere ähnliche Wörter, in der erften 
and vierten Endung unperändert bleibt. Nach drey Viertel: 
jabren. REN 4 . — 

Dierteljährig, adj. etadv. Ein Vierteljahr alt. in viertel: 
jahriges Rind, Es iſt num drey vierteliährig, daß ich ihn nicht 
sefebenihabe, ” t j 

Die viertelkarthaune, plar.die—n, eine Karthaune, welche -- 
den vierten Theil einer ganzen, 8.1.24 Pfund, ſchießt. Siehe 
Karthaune. 

Der Viertellohner, des —s, plur. ut nom. fing. ©, vier: 
telöbauer, 

Die Viertelmege, plur. die —n, ineinigen Grgenden, 3.8. im 
Hannöverifhen, nicht der dierte Theil einer Mege, ſondern eine 
Art Mesen, deren vier auf einen Himten geben, zum Unterſchiede 
von den Drittelmegen, deren drey einem Himten machen. 

Dierteln, S. viertheilen. 


Das viertelpfund, des—es, plur.utnom, fing. der vierte 


heil eines Pfundes. Kin Diertelpfund Seide. Drey Viertel: 
yfund Meſſing, wo Pfund nach dem Mufter fo wieler audern 
ähnlichen Wörter im Plural unverändert dleide, felbft im Dativ: 
ein’ Gewicht von drey viertelpfund; daher hier Feine wahre 

Zu fammenziehung zu ſeyn fcheinet, fo daß man vieleicht richti⸗ 
ger drey Diersel Pfund ſchreibt, wie drey viertel Lorb, Blafe - 
ter, Map, Sup u. ſ. f. - 


- Der Diertelebauer, des —n, plur. die —n, in einigen Gegen⸗ 


den, ein Bauer, welcher nur ein Diertelvon einer Hufe befiser, 


daher er auch wohl ein viertelhüfner, und fein Gut ein Diere 


Ögsg3 telegut 





De 


selsgut genannt. (8. Sufe.) Etwas Ebufiches — in Öflers 
dir Diertelöhher zu feun,d,i, frobnpflichtige Unterthanen, 
‚weldenurYand » oder Fufdienfte leiten, und auch Hofflädter 
oder Säuer heißen, zum Un teefehiede von ven Salblöhnern, wels 
he mit zwey, und den Ganzlöhnern, welche mit vier Pferden 
oder Och ſen fröbnen, 
Der vierteloherr, des— en, plur. — in einigen 
Städten gewiſſe Perfonen, welche in jedein Viertel der Stadt it» 
wählet werden, und nebft der Stadtobrigfeit die Aufficht über die 
 Gemeindegüter haben, an andern Drten aber aud noch zu an- 
dern. Abfichten beffimmt find. 
telsberren ein und fechzig. Sie werden au Gemeinsherren 
genannt, 


7211 





Der VDiertelsfnecht, des —es, plur. die—e, in einigen Stade“ 


- sen, ein Knecht oder geringer obrigfeirlicher Bedienter, der gewif- 
fe ihm anvertraute Berrichtungen in feinem Viertel der Stadt bes 
forget, 3. B- din Ausruf des Bieres, angefommener Waaren, und 
fo ferner. -_ 

Der Diertelpmeifter, des —s, plur. ut nom, fing, in eini« 
gen Städten, ein Bürger in jedem Viertelder Stadt, welchem die 
Aufficht über gewiffe Stücke der Polizep in ya Viertel übers 
tragen iſt. 

Der Diertelsflab, des — es, plur. die — — — in den Sau⸗ 
lenordunugen ein erhabenes rundes Glied, deſſen Ründung noch 
keinen halben Zirkel ausmacht; zum Unterſchiede von dem Stabe. 
Einige nennen ihn den Wulſt. 

Die Viertelftunde, plur. die—n, der vierte Theil einer Stun⸗ 
de. Ich bin noch Feine Diertelftunde hier. Die Predigt Jauerte 
drey Diertelftunden. Ich babe ihn noch vor drey viertelſtun⸗ 

‚ den gefehen. In der vertraulichen Sprechart hat man auch das 

- Diminut.ein Viertelftündchen. 

Der Vierteletag, des—es, plur. die—e, nicht der vierte Theil 
eines Tages, fondern von Tag, die Verfammlung an einem be⸗ 
ſtimmten Tage, bey derKeichsritterfchaft, die Ver ſammlung der 
Ritterſchaft Eines Ortes oder Cantons, zum Unterſchiede von eis 


nem Rittepfage, wenn die-Nitterfchaft eines ganzen Kreifes zus 


ſammen konimt. 

————— des—es, plur. die—töne, ein Son, welcher 
den vierten Theil eines Tactes gilt oder — und auch nur 
ſchlechtbin ein Viertel genaunt wird, 

Diertens, (fprih virrtens,) adv. für zum vierten, d. i. 
zum vierten Stücke, Grunde, Beweife u, ſ. f. ein, fo wie 

erſtens, zweytens, drittens m; f. f. befonders alsdann üblis 
ches Wort, wenn man mehrere Theile oder Stüde Einer Art 
anführet. 

Dierthalb, bey einigen Viertehalb, (horich vierebalb,) adj. 


indecl. drey und: einhalbes, vierthalb Tage, Wochen, The: 


ler, Stunden u. ſ. f. 

Das Diertheil, S. viertel. - 

Diertheilen, prich virrtheilen, im gemeinen Leben virrteln J 
verb, reg. act, in vier Theile theilen, am bäufigſten von der⸗ 
jenigen Strafe eines Mifferhäters, da deffen Körper von dem Heu⸗ 
Besin vier Tbeile getbeilet wird. Daher die viertheilung. 

Diertheilig,adj, et adv, ausvier Theilen beſtehend. 

Die Dierung, plur, die—en, von dem ſchon ungewöhnlichen 
Zeitworte vleren. 3. Die Handlung des Vierens, obne Wlural ; 
wo noch in der Geometrie die Quadratur des Zirkels, d, iu die 
Berwandlungeines Zirkels in ein gleichfeitiges Viereck von eben 
fo großem Inhalte, bey einigen die Dierung genannt wird, 2. Ein 
Viereck, eine Figur, weldevier gerade Seiten und vier Winkel 
hat. In die vierung, in das „Quadrat, - Am. übliäften 
ift es noch im Bergbaue, wo die vierung vin-aunigrir 


In Cöslin find dieſer vier-⸗ 


‚Big Eee 


Raum iſt, ws die gefebinägige Breite, einer Yeche aus⸗ 
macht, und von der Fläche des Saalbandes an 34 Lachter 
in das Hangende und eben fo viel in das Liegende beträgt, 
welcher Raum allemahl den Gewerfen einer Zeche eigens 
thümlich geböret, da denn auch das Recht über diefe Vie⸗ 
rung, die Vierungskerechtigfeit. genannt wird. - Eın jeder 


belehnter Gang führer feine vierung mit ſich. Die vie⸗ 


„rung leiden muſſen, diefem- Vierungsrechte eines Altern Ge⸗ 
werten weichen mäffen: Jemanden in die Dierung fallen. ' 
Dierzeben, (iprich virrzebn,) zinſammen gezogen vierzehn, eine 
unabänderlice Hauptzahl für vier und zehen. Dierzehn Tha⸗ 
ler, Perſonen, Haufen, vor vierzehn Jahren. vierzehn 
Mahl. Es Famen ihrer vierzehn. -Dierzehn Tage, ein ger 
wöhnficher Ausdruck für das. nicht fo —— che zwey Wo⸗ 
chen, Fran. quinze jours fuufzehn Tage, vor vierzehn 
Tagen; über vierzehn Tage. Im Tatian fon fiorzehen, 
aber indem falifchen Gefegethue ſepten chunna, im Riederf. 
veertein, im Angelf. feowertyne, Schwed. fjorton 
Der Vierzehnte, (fprich.vivrzehnee,) die Drduungszabl der don 
‚rigen. Der vieyzehnte Mann. Es it heute der — 

te Tag. 


Der Dierzehner, (prich virrzehner,) des —s, plur, at nom. 


‚fing. ein Banzes von vierzehn Einheiten. 

Pierzeitig, adj. etadv. vier Zeilen enthaltend. Dan — 
es beſonders von einer Art Gerfte welche die vierzeilige Gerſte 
genannt wird, weil fievier Zeilen oder Reihen Körner. zu has. 


den ſcheint, ob fie-gleich eigentlich fechszeilig iſt; Fleine Gerfle; 


HordeumvulgareL, Sie hat eine lange fehıhale Ahre, und 
wird vorzüglich in. bergigen Gegenden gebauet. Sie bat Bleis 
nere Körner, als die große oder zweyzeilige Grete, Monde. 
um diflichumL. 

Diersig, (fprich vivrsig,) adj. indecl. welches zu den Baipfzählen 

gehðret, vier zehen Mad! genommen, Vierzig Tage, Sabre, Tha⸗ 

ler. Es waren ihrer vierzig. Einer von vierzigen. Er 

it ſchon in die vierzig, if ſchon vierzig Jahr alt und Barhder 
Dierzig Mahl. 

Anm. Bey dem Ulphilas fdwortigens, 5 Iſidor feor- 
zuc,in den falif hen Gefegen ferthoc, bey dem Kero feor. 
zug, ben dem Ditfried u.f.f. farzug, indem alten Gedichte 
auf den heil. Anno ſchon vircig, im Niederſ. veertig, — 
feowertig. 

Der Dierziger, (prich siersiger,) des —s, plur. utnom, fing. 
ı. Ein Mitglied eines Collegii von-vierzig Perfonen, 2, Ein 
aus vierzig Einheiten beflebendes Ganzes, Befonders wird eine 
männliche Perfon, welche vierzig Jahr alt if, ein Diersiger, und 
eine weibliche eine Diersigerinn genannt, So auch Einundvier- 
ziger m. ff 3. Was. 1740 gewachſen oder gemacht iſt. 
So könnte man einen s740 gewarhfenen Wein einen vier⸗ 
ziger nennen. 

Der pierzigſte/ (prich virrzigſte,) — welches die Drdnungszaht 
von vierzig iſt. Der vierzigſte Tag. Den vierzigſten Mann 
nebmeni Schon bey dem Kero feorzugolto, * dem Ottftied 
fiarzegufte. sipia 

Die Diets:-Bohne, plur.die—n, in einiger Gegenden, ein Nah⸗ 
me der Rafeolen oder Gartenbohnen, weil fieum er Ba ‚Inder 
Mitte des Junii eßbar werden, 

Dipifant, er, —efle, adj. et adv, welches aus dem Pätein, 
vigilans, entebnet, und me im gemeinen Leben für wach ſam 
PR 19 5 iß J 

iiien Ge inut ER, — Atmi 

— Dort, ſo wohl en Boten] end 

ver 


Died 


ihersApße 
A fhen.kipshe 





——— * 1 Feſte zu RR als ads die Seelmeffen, 
welche desAbends vor der Beerdigung eines Verftorbenen gehalten 
. werden, das Tostenams, da denn auch wobleine jede Seelenmeſ⸗ 

fe, Befonders von feyerlicher Art, diefen Rahmen befommt, 
Digilieven, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsivorte haben, wel- 
ches ausdem Lat. vigiläre entlehnt ift, und nur im gemeinen Les 
ben gebraucht wird, twachfam auf etwas Acht geben. Im Haufe 

> herum vigilieven. Auf etwas vigilieven,. 






Viggette, ein kleiner in Kupfer geſtochener Zierath zu Anfange 

‚oder Ende eines Buches, oder einer Abtheilung deſſelben. DieTiz 

"0 tels vignette, Anfangs= Vignette, Schluß= Pignerr Das 

Franzöſiſche Wort wird von dem Lat, Viticula abgeleiter, weil 

- man ſolche Stellen in den Büchern ehedem mit eingemaplten Wein⸗ 
ranken auszuſchmücken pflegte, dergleichen noch in vielen Hand⸗ 
ſchriften angetroffen werden. Ein ſolcher in Holz a 
Zierath wird ein Stock genannt, 


4 Rn: Stalien; Viola entlehntes Wort, dasjenige mufifalifche Saitens 
Ya 3 Anftcument zu bezeichneu, welches man im Deutſchen eine Geige 
Nennet Ebebem wurde jedes Zufrument dieſer Art, es mochte zu 


F einer Stimme gehören, zu welcher es wollte, Violegenannt allein 
20 mit ber Zeit hat jedeibreeigenen Rahmen befommeit, Befonders 
iſt die Discant: Diole jest unterdem Nahen der Violine anı ber 
- Fannteften. Die Alt: und Tenor- violen nennt man jegt lieber 
Ale: und Tenor:Geigen, die Bap = Diole, die Baß-Geige oder 
den vilolon u. f. f. viole d'Amour und viole de Gambe find noch 
- wer aus dem Franzöſtſchen beybehaltene Rahmen; jene, wel— 


de mit vier flählernen oder meffingenen Seiten und einer Darm⸗ 


faite bezogen iſt, hat einen filbernen überaus angenehmen Klang ; 
dieſe, welche wegen ihrer Größe zwifhen den Beinen gehalten 
SE wird, heißtim Deutſchen auch die Kniegeige. Bon einer Violine 
\ iſt das Wort Diole noch im Niederdeutſchen am üblichſt en. 
nn Am. Das Wort iſt zunächft aus dem Franz. Viole entlchner, 
welches i im mittlernfat. fhou Fiala lautet, und gemeiniglich von 
Fides, die Saiten, abgeleitet wird, ein Saiten « Inftrument zu 
bezeichnen, ©. indefjen auch Liedel. 
2. Die Diole, plur. die—n, der Rahme eines [änglich runden gläs 





‚gebraucht wird. Viele leiten es von dem Lat, Phiala, eine 

be Schale ab, undfchreiben es daher auch Phiole, fönnen über als- 

dann keinen Grund weder vonder Veränderung des ain o, noch 

von der Berfegung des Tones angeben. Friſch muthmaßet daher 

ſchon mit nicht geringer Wahrfcheinkichfeit, daß es mit dem vori⸗ 

1. ‚gen einund eben daffelde Wort fen, und daß diefes Gefäß wegen 

| Zu feiner Ähnlichkeit mit einer Geige fo genannt worden, 
| 





Ei 3.Die Viole, plur. sie—n, der Nahme einer Blume und des Ge⸗ 
"wächjes, welches diefelbe trägt. Beſonders der Fleinen wohlrigs 


chenden Blume diefer Art, welche in Deutfchland in den Wäls 
wi dern wild wachſet; Viola odorata L. nad welche imSochdeut⸗ 
ſchen unter dem Nabmen des veilchens am bekannteſten iſt. Du 


8 blaue viole, du Bild des Weiſen, du ſteheſt beſcheiden nie⸗ 
Srig im Graſe und ſtreueſt Geruche umher, Geßn. (©, veil⸗ 
hen.) Die März: Diole, Viola martiaL, die Macht = viole, 
HefperisL. die gelbe viole, welche in Hochdeutſchen unter 
dem Rahmen des Lades oder goldnen CLackes am befannte- 
teſten iſt, Cheiranthus Cheiri L, In einigen Gegenden 





ſche viole genannt, Figürlich ſt bey, den Jägern die Violeein 
ſchwarzer Büſchel Haare anf dem Schiwanze des Fuchſes, eine que⸗ 
„te Hand breit von dem Xücken, der einen angenepinen®erun „wie 
* blaue bat, 





Ri Dignette, (prich Winjetee,) plur;die—n, aus dem Feng 


ei "1, Die Diole, plur. die—n, ein aus dem Franzöf. Viole * 


fernen Gefäßes, beſondets in der Chymie, wo es zum Deftiliven 


wird auch die Levfoje Nelken Disle, und die Feigbohne Türkiz 





m, re a ZT nn 
—— 


BViſ a EN 


Yam.r. Das Wort iſt aus dem Lat. Viola enilehnet, we 
ineinigen Provhzen, befouders Oberdensfchlandes , in Deil ver⸗ 
Fürzet wird, wovon man in Hochdeutfchen dasDiminut.Deilchen 
bat, welches doch nur von der kleinen wohltiechenden blauen Biole 
gebraucht wird, daher auch die folgenden Zufammenfeßungen, 
wenn fie diefe Blume betreffen, fo wohl mit violen — als Deil- 
den — gemacht werden. 

Anm. 2: Das Wort kommt von der Eleinen blauen Blume ſchon 
bey denSchwäbifchen Dichfern vor, wo es Viol lautet, Im Pohle- 
nifchen heiße diefe Blume gleichfalls Fiolek, Fiolka, Siehe 
veilchen. 

Das Violenmoos, oder Veilchenmoos, des —es, plur, doch 
nur von mehrern Arten, die —e, ein blutrothes Staubnoos, weile 
bes als ein ſtaubiges Weſen auf gewiſſen Steinen wächſet, und wie 
die kleine blaue Viole riecht; Byſſus Ioly thus L. Die Stei⸗ 
ne, worauf dieſes Moos wächſet, ſehen von außen roth aus, bekom⸗ 
men aber; wenn man fie reibet, eine hochgelbe Farbe, und riechen 
gleichfalls wie Biolen, daher fie auch Diolenfleine oder veilchen⸗ 
fleine genannt werden, 

Die VPiolenwurzel, oder Deilchenwurzel, plur. die—n. 
1. Die Wurzel der kleinen blauen Viole, wovon aber. Fein 
Gebrauch gemacht wird, 2. Die im den Apotheken unter 
diefem Nahmen befannte Wurzel ift von einer Schwertlilie 
oder Schwertel, weicher in Italien, befonders um Flot — 
wächſet, und daber gleichfalls violenwurz oder violwurz 
genannt wird, Iris Florentina L,. Die Wurzel iſt weiß 

» oder weißgelblich, von außen braun getüpfelt und riecht wie 
blaue Violen, 

Violett, adj. et adv.der Rahme einer in das Rothe ſpielenden 
blauen Farbe, ausdem Franz. violet, und dieß von viole, weil 
diefe Farbe den blauen Veilchen gleicht, daher fie auch wohl veils 
chenblau und violenblau genannt wird, obgleich der Franzöſiſche 
Ausdruck gewöhnlicher ift. 

Die Violine, plur.die—n, ein ausdem Franz. Violine, ent 
lehutes Wort, eine Difcant=Diole oder Diſcant- Geige zu 
bezeichnen, welche in der vertraulichen Sprechart auch tur die 
Geige ſchlechthin, und in der niedrigen die Siedel genannt 
wird, Die Dioline fpielen, Daher der violiniſt, des —en, 
plur, die—en, ein Muſiens, welcher diefes Jaſtrument beſchickt 
zu ſpielen weiß. 

Der Violon, des—s, plur. die—s, dasranz. Violon, und Sieg 
aus dem Ital, Violone, eine große Bafgeige zu bezeichnen. Das 
° ber der violoniſt, ein Muficus, welcher den Violon geſchickt zu 
fpiefen weiß, 

Das Dioloncell,(fprich Wiolontfchell,) des—es, plur. die—e, 2 
aus den Ital. Violoncello, eine kleine Bafgeige, Daher der — 
violonceiliſt, welcher fie geſchickt zu ſpielen weiß. 

Die viper, plur. die —n, ein hin und wieder gewöhnliches Wort, 
eine jede Art kleiner ſehr giftiger Schlangen zu bezeichnen, welche 
man and Nattern und Ottern zunennen pflegt. Allein, im eis 

gentlichſten Verſtande iſt die Viper eine ArtSchlangen mitSchils - 
den am Bauche und Schuppen unter dem Schwanze, welche le⸗ 
bendige Jungen gebäreng welcher Umftand ihr Unterſcheidungs⸗ 
merkmahl iſt, indem fie davon auch den Lat, Nahmen Vipera, 
gleichſam Vivipara, bat, Ihr Biß ift febr- gefährlich, ob fie gleich 

‚ nicht leicht über eine Ele groß wird. Die Natter, Coluber, 
gehöret zu eben diefer Art, nut daß fie Feine re jur 
Welt bringt. 

Das Vipergras, des—es, plur. inul. S. Scorzonera. 

Das Difier, des—es, plur. die—e, dasjenige, wodurch man 
ſiehet, doch nur in einigen einzelnen Fällen. So wird ag einem 


Helme — Gitter, welches das Geſicht bedeckt, oder en 
aupt 


% 


I“ 


1215 BH- ABER 


banpt der vordere Theil deffelben vor dem Gefichte, wodurch marı 
fichet, das viſter genannt. In deu niedrigen Sprecharten ift 
viſter fo wohl das Vermögen zu feben, als auch das Geficht, der 
vordere Eheil des Kopfee Befonders derjenige Theil, wodurch 
man zielet. -So wird das Born an den Feuerröhren auch das 
viſter und Difter-Born genannt. Inder Marbematit find die 
videre oder Dioptern diejenigen Tpeile an den ufrumenten, 
wodurch man auf etwas zielrt; die Abſehen. Es ift ans dem 
Frauz. Vifiere, ober er Viliera, und diefe vondem Lat. vi 
dere, vilus. 


Difieren, verb.reg. act. 1. Eigentlich, genau feben, doch nur 


dm engern Verfande, für zielen, in welcher Bedeutung es nod) im 
gemeinen Leben üblich if. Auf etwas viſteren, zielen, 2. Fir 
gürlih, wo esineinigen Fällen für meffen, ausmeffen gebraucht, 
wird, vermuthlich, fo fern dazu eiü ſcharfes und genaues Sehen 
erfordert wird, (1) Den förperlichen Inhalt eines Dinges finden. 
Einen Rornbaufen, einen Wal, eine Mauer viſteren durch 
Meffung der äußern Flächen unddarnach angeftellte Berechnung 
des förperlichen Jubaltes, Befonders den FörpePihen Inhalt eis 
nes Befäßes flüffiger Dinge, 3.3, eines Faffes, finden, ahmen, 
ge jauger, im Niederf. vojen, Holländ. roeyen, von Koje, 
ıthe,ingleichen derBifter, Stab, (Sau) Lichen.) Es geſchie⸗ 
bet ſolches fo wog! vermitselft eines rigenen viſter⸗Stabes, wel⸗ 
eher in das Gefäß geflogen wird, als auch dermittelſt der Viſter⸗ 
Schnur, womit der äußere Unifang ausgemeffen und darnach der 
Inhalt berechnet wird, in welchem Falle es auch ſchnuren beißt. 
‚ Kin Ja Wein, ein Jap Bier viſteren. (2) Ehedem war viſteren 
zinen nach dem Maßſtabe gemachten Riß von einem Gebäude 


. verfertigen, wo viſerung auch einen folchen Riß bedeutete, In 


diefem Verſtande if es veraltet, und mangebraudht es nur noch, 


> (3)in nod weiterer Bedeutung in der Wapenkunſt, die Theile und, 


J 


Figuren eines Wapens nach den Regeln der Kunſt beſchreiben 
und ausforecheng eine ohne Zweifel von der ‚vorigen bergeleitete 
Bedeutung, in welcher es ehedem auch ein Wapen aufzelchnen, 
oder verzeichnen, bedeutet * mag / obgleich beiu kein Maßſtab 
erfordert wird, 

So auch die BEER Es iſt von einem veralteten Franz. 
viler, ſcharf, genan ſehen, zielen, ingleichen meſſen. 


Der Viſierer, des —s, plur. ut nom fing. derjenige, welcher 


viſteret, be ſonders in der letzten Brdeutung des Zeitwortes, wo der 
Vviſterer oder Wein=Piflerer ein beeidigter obrigkeitlicher Bedien⸗ 
ter iſt welch er die einfommınden Weinfäffer viſteret, damit die ges 
börigen Gefalle davon gegeben werden fünnen; ; am Rheinſtrome 
der Weinftecher, 


Das Difier-Koen,des —es,plur. die —Förner,an den Schieß⸗ 


gewehren, ©, vifler. 


Die viſier⸗Kunſt, plur.car. die Kunſt, den körperlichen Inhalt 


eines&efäßes Haffiaer Dingefu finden. In weiterer Bedeutung, 
den förpertichen Inhalt eines jeden Körpers zu finden; die Ste: 
veometrie, * 


Dos viſier⸗ Maß, des — es, plir. inuf. diejenige Art des Me 


Bes, welche bey dem Viſteren der Föffer zum Grunde geleger wird, 
nach weldem der Inhalt eines Faſſes angegeben ipird,zumlinters 
ſchiede von dem Schenk maße, nach weſchem der Wein ausge⸗ 
ſcheukt oder maßweife verfauftrwird) Im Leipſig hält ein Eimer 

„54 Kannen viſter⸗Maß, weiche 63 Kaunen Schenkmaß mo— 
Gen; in Nürnberg 32 Biertel Viſter⸗Maß und 34 Viertel 
Schentmaß. 


Der vifier Ring des Ses plur. die =-e, bey den Nadlern ein 


he Drabt, welder fihlangenweife immer zu ‚engeren. Bogen 
mm iſt, die Dice des Draptes darin zu meffen, 





— ers — Br 


- pie viſt er Ruhe, plur. dien, ©. Dinke-Chab. —— — 

Der viſier?Schuß des —⸗oes, plur, die —ſch uſſe, in der Artille⸗ 
tie, ein Schuß, wobey das Stůck bis in den erfien Brad, erhöhet 
wird, welches der höchſte Bogenſchuß iſt, welchen man aus ei 
nem Stüce zu thun vflegt. 

Derdifker:Stab, des —es, plur. die uftäbe, ein Maßſtab, ni , 
welchem der Inhalt der Käfer vifieret wird, Niederf. Roje, eis 
gentlic) die Hude, Anch der Caliber- Stab in der Artillerie, 
woraufder Durchmeſſer der Augelm mit ihren Schwere —— 
nerift, wied von einigen det viſter⸗Stab genannt, 

Der Difitätor, ves—s, plür. die —töves, oder toren, aus dem 
£at. Vifitator, ein beridiater oprigfeitlicher Bediener, welcher 
die zur Scadt Ponımenden Güter befichtiget, damit der Zoll davon. 
gegrden werde, im Dberd, dei Beſchauer, BREIT 
Zolibefeber. 

Die Difitation, plur, die —en, aus dem Lat. Vißtatio, 4 
Befichtigung, Unterfuchung, ein nur in einigen Fällen üblicheg 
Wort, Eine gerichtliche Hausſuchung Heißt zuweilen eine viſtta⸗ 
tion, Die Rirchen-Difitarion, in der evangelighen Kirche, die 
Unterfuchung der Kirchenrechnungen und des übrigen Firchlichen 


Zuftandes einer Gemeinde, von dem Superlutendenten oder eis ER 


nem andern kirchlichen Borgefegten. 

Die Difite, plur. die —n, im gemeinen Leben, aus dem Feanjäfe 
fen Vihte, der Beſuch. Line Vifitebey jemanden machen, 
einen Beſuch. viſite haben, Beſuch. Indie viſtte gehen, in 
den Beſuch. 

Difieieren, verb. reg. act. aus dem Lat.vifitare, ein im gemei · 
nen Leben ſehr häufiges Wort, für befichtigen, unterfuchen, durch⸗ 
fuchen. Ber viſttator vifltievet die. Güter ‚die — 
weiche zur Stadt kommen. Jemanden die Taſchen viſttieren, 
dur chſuchen. Der Wundarzt vifitierereine Wunde mit der Sons 
de und andern Werkzeugen. Die Soldaten werden vifitierer, 
ivenn der Unter» Dfficierunterfucht, ob fie alle in ipren Quartie 
ren find. Und fo in hundert andern Fällen mehr, _ 

Difpern, S. Wiſpern. 


Der Ditriöl, des —rs, plur.do& nur von mehrern Arlen ** 
Quantitãten, die —e, ein ſtpptiſches Salz, welches aus einem, 
von einem fauren Salze aufgelöfeten Metalle ensftehet, und einen, 
fauren,decben und zufanimen ziebenden Geſchmack hat, Kunae 
vitriol, von aufgelöfetein Kupfer, der aud) wohl Bupferwaffer 
genannt wird, und blau il, Zifen-Vitriol, welcher grün if; 
Zuder-vitriol, welcher weiß iſt; Silber⸗ vitriol, welcher auch - 
Silberfals beißt; Bey-vitriol, welcher unter dem Nahmen 
des Bleyzuckers am befannteften iſt. Gediegener Vitriol, der 
ſchon von der Ratur in feiner gewöhnlichen Geſtalt bereitet wird, 
zum Unter ſchiede von dem Fünflichen oder gefortenen. Virriol 
fieden, ibn durch Anslangen, Einfieden und Kryſtalliſteren 
aus feinen Erzen erhalten. Der Pahme, derin den niedrigen 
Sprecharten auch wohl Victril lautet, if aus dem Stein, Vi- 
triolum, nad; deſſen Nuſter er eigenich abo Oel 
tes ſeyn foltıe, 


- Das Pitriol-SElirter, des —es, plur, von — Arten⸗ die 
—e, a den Apotheken, ein Elixier von Galgant-Wurzel, Kal⸗ 
mus, Krauſemünze und Salbey mit Zucker, Zitronſchalen und 
allerley Gewürzen in Weingeift und Buriol· Gaiſt — 
Elixirium Vitrioli. 

Die Ditriol-gerde, plur. doch nur von mehrern Arten, de—n,. 
eine Erde, welche Vitriol enthält, mir Bitrlol gefhwängert ift... 

Das Ditriolsgerz, des —es, plur. die —e, ein jeder nineralis 
ſcher Körper, welcher jo viel Biiriol enihäh, sp BER mit 
Nutzen dar aus bereitet wrrden BR e Pr 


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Vitri oli. Der flüchtige vitriolgeißt/ welcher ans calcinirtem 
Sitriol deſtillieret wird, ift unter dem Nahmen des Schwefelgei= 

fies befannt. —— 
Die vicriolhůtte plur. die —n, Eine Hütte, ingleichen ein jedes 


"Gebäude, ja die ganze Anftalt, wo Vitriol aus feinen Erzen berei⸗ 


is 00 Seet wirdz die Dieriolftedavey, das Vitriolwert, 

vViiteioliſch, adj.etadv. dem Vitriole ãhulich, Vitriolentbal- 

\ “end. Ein vitrioliſcher Geſchmack, der dem Vitriole ähnlich iſt. 
vitrioliſche Erden, Bitriolerden, 

Der Dirrislkdrn, des —es, plur. doch nur von mehreren Arten 
und Dnexeitäten, die —e, in den Vitriolhütten, der geöbfte Theil 
‘der Bitsiplerze, worang der Vitriol gelauget wird; im Gegen: 
fage des Dirriolkleines, den klarſten Erzen, ingleichen dem Ab⸗ 
gange von bee Rtriolerzen. 

Des Diceiokklein, des —es, plur. doch nur von mehreru Ar⸗ 
ten und Quantitãten die —e, ©. das vorige. 

Das Vigriolohl, des—es, plur. von mehrern Arten, die —e. 

S vitriolgeiſt. 

Die vitriolfaure, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n. 


firactum, 2, Die Säure införperliher Geftalt, nachdem ſie vou 
dem Virriol gerchieden worden, S. vitriolgeiſt. 


° Gefchäft es ifi, den Bitriol ans feinen Erzen zu bereiten. Im 
engern Verſtande iſt in den Birriofbütten der Ditviolfieder oder 


des ausgelaugten Bitriolwaffers verrichtet, 
Die Ditriolflederey, plur. die —en, S. Dirriolbütee. 
Der vitriolzapfen, des—s, plur. ut nom. fing. gediegener 
oder gewachſener Vitriol in kryſtalliniſcher und Zapfen ähnlicher 
» " Beftalt, welcher bey den Bergleuten auch Zokel genannt wird, 
Vitriolum fillatitium; zum Unterfchiede von dem Atlaß⸗ 
Ditriole, oder dem gediegenen Vitriole in faferiger Geſtalt. 
Der vizdom, oder Vizthum, des—es, plur. die —e, ein aus 
dem mitilern Lateine Vice-Dominusentlehntes und verfürztes 





3 
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Ft 
4 
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Stelloertreler eines vegierenden Herren. zu bezeichnen,. und in 
mauchen Gegenden noch üblich iſt wo der vizdom bald ein Statt» 
halter über einen großen, bald aber. auch nur über einen geringen 
Seʒiek iſt. "Inden mittlern Zeiten, da die Landeshoheit größten 
Theils mit ia der Handhabung det Hechtes beſtand, harten ſolche 
Bizdome zugleich die Ger chte, beſonders ðe Dbergerichteüber alle 
peinliche Sachen, welche daher Dizchumhändel genannt wurden. 
Daher růhret es allem Aufehen nach, daß im gemeinenkeben mans 
cher Gegenden, böfe Thaten und Verbrechen noch jegı vizdom⸗ 
handel genanntiwerden. Übrigens fomint der Nahme vizdom, 
fo fern ge einen Statthalter höherer oder geringerer Art bedeutet, 
im Dberdeutfchen und am Rheine noch am bäufigften vor. Die 
gewöhnliche Schreibart Digdom oder vitzthum hat für das tz 
nichts aufjuweifen, indem es an dem z geuug iſt. Die Franzo⸗ 
fen baben das Lateiniſche Vice-Dominus noch weiter in Vi- 
„daine verfürst.. N 
as Dließ, ein mit feiner Wolle verfehenes Fell, S. ließ. 
Der Vocal, des —es, ‚plur.die—e, bey einigen, die —en, aus 
dem Latein. Vocalis, einen einfachen orgauiſchn Laut zu be⸗ 
Adel. W. 34: Th 2, Auß. 


— 


* 


— 


** 


—— — 


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N x Bag £ a2ı8 


1. Die dam Bitriole wefentlihe mineraliſche Säure, als ein Abe 
Derdierislfieder,des —s, plur.ut nom. fing. derjenige, deffen : 


wir Sieder ſchlechthin, derjenige Arbeiter, welcher das Einfieden 


Wort, welches ebedem fchon gangbar war, einen Statthalter oder 


0 Ar ne 


zeichnen, welcher mit der bi oßen Öffnung des Mundes hervor 
Fi ges 
bracht, und im Dentſchen auch ein Selbftlaue,richtiger ein Sulfs- 
laut, genannt wied, (S. dieſes Wort.) Die ältern Deusichew 


Sdprachlehrer nannten ihn einen Stimmer. 
* Die Docal-Nufif,plur. inuf. eine Mufik, fo fern ſie in menſch⸗ 


lichen Stimmen beſtehet, zum Unterſchiede von derInftrumentalz 
Muſik; wo Vocal, als ein eigentliches Beywort, noch feine erſte 
urſprüngliche Bedeutung hat, von vox, vernehmliche Stimme, 


Der Vocativ, des —s, plur. die—e, oder in der vollffändigen: 
Lateiniſchen Form, der Docativus, des—vi, plur. die —vi, - 


die fünfre Endung der Nenutdörter in der Sprachkunſt, nach dem 
. Zateimifhen. Vocativus, welche Endung einige Sprachlehrer die 
Anfendung, andere mit mehrerm Bepfalle die fünfte Endeng 
nennen, Figürlich, doch nur in der vertraulichen Sprechast,- 
pflegt man einen-leichrfertigen Menſchen einen Vocativus nicht 


- 'Docativ) zu nennen, weil man diefe fünfte Endung in Deurfchen 


ofs mit einem 9 du — zu begleiten pflegt, einen mit bewunderne 
dem Unmwillen begleiteten Ausruf anzudeuten. 


Die Vocke, ein Bogel, S. Locke. 
Der Vogel, des —s, plur. die vögel, Diminnt. das vogelchen, 


Oberd. Dögelein, eine allgemeine Benennung der ziwepfüßigen:‘ 


mit Federn und Flügeln verfebenen Shiere, welche den Ort ver» ° 


mittelft des Fliegens verändern, welches Iegtere auch der Grund’ 
ihrer Benennung if. Raubvögel, Waffervögel, Sumpfvegel, 
Wildvögel. Das Eolleetivum lautet Geflügel, ebedem aber auch 
Gevögel, bey dem Rotker Qefugele. Am häufigften verſtebet 
man unter dem Rahmen Dogeldiejenigen Shiere diefer Art, wel⸗ 
che gewoͤhnlicher Weife wildleben, indem man diejenigen Arten, 
welche der Menſch als Hansthiere zu erziehen pflegt, als Hühner, 
Gänfe, Änten, die Tauber etwa ausgenommen, nicht leicht Vogel 


nennt, ob man fie gleich unter dem allgemeinen Nahmen deszah: 


men Geflügels —— Ich babe ein vogelchen dadon fingen: 
böcen, in der verteaulichen Sprechart, ich habe etwas unter der 
Hand davon gehötet. Laß die Dögelforgen! ein vertraulicher 
Verweis unnöthiger Sorgen, Friß Vogel oder ſtirb! ein ver⸗ 
muthlich von den Vogelſtellern entlehnter Ausdruck, auzudeuten, 
daß man aus zweyen Übeln ſchlechterdings eines wählen müſſe. 
prichtv. Man kennt den Dogel am Geſange, oder an den Ser 
dern. Man kann es an dem Viefte ſehen, was für Vögel darin 
find. Wieser Pogel, fo das Ey,oder, böfer Vogel, böfes Ey, 
oder, wie man ehedem fagte, wir es vogelt, alfo legt es Eyer, wo: 
Friſch das Zeitmort mißverftanden hat. Es muß ein böfer Dax: 
gel ſeyn, der in fein eigenes Neſt thut. Wer Pegel fangen will, 
muß nicht mit Knütteln darein werfen. Vögel von einerley Sex 

: dern fliegen gern zuſammen, gleich und gleich gefellt fich gern. 
Auch ein hölgeenes Bild eines Vogels, nach weldhent man zus 
Übung zu ſchießen pflegt. Nach dem vogel ſchießen. Den pas 

gel abſchießen. ©. vogelſchießen. - 

Figürlich pflegt man einen liftigen, Teichtfertigen, loſen⸗ Mens 
ſchen u. ſ. f. in der vertraulichen Sprechart einen litigen, leichte 
fertigen, lofen Vogel zu nennen, Ein durchrriebener Dogel. 
Ein Galgenvogel, ein bes Balgens würdiger Schalf, weun es 
nichteine Anfpielung auf-die Haben und Kräpen iſt, welche ſich 
gern aufden Galgen fehen Taffen. Vielleicht liege der Gruud dies 
fer Figur in dar Beweglichkeit und Flüchrigfeit eines Vogels, fo 
wie man vinen wilden Menſchen auch eine wilde Sliege, eine wil⸗ 
desummel zu nennen pflegt. Im Schwedifchen if indeſſen Do= 
gel mit feinen Beywsrtern ein bärteres Schmähwort, 

Anm. Beydem Uphilas Fugls, bey dem Dirfried und Matfer‘ 
Fogal, im Ricderf, Dagel, im Angel. Fugel, im Schwed. Fo- 


bb gel, \ 





* 


> 


1219 Vog 


gel, im Engl. Fowl, Die Endfpibeift Sie Ableitunge ſylbe er, 


“welche ein Ding, Subject bedeutet. Die Grundſylbe vog gehöret 
allen Anſeben nad) zu wegen, bewegen, die dieſer Art Thiere ei⸗ 
gentbümliche leichte Bewegung vermittelft des Fliegenzegu bes 

zeichnen. Auf ähnliche Art ſtammen Volucris und&efl ügel von 
volare,undfliegen ad, ſo wie avis fein Stammwort in dem 
Hehe, apt, fliegen, fuchen muß.“ 

a Vogelbauer, des—s, plur. nom, fing. ein Bauer oder 
Eleines Gchäufe, Vögel darin zu unterhalten ; ein Bauer, in der 
höhern Schreibart ein Bafis, im Oberd. ein vogelhauschen. 
Sliederſ. Vagelbur, Schwed. Fogelbur. ©. das Bauer. 

Die Vogelbeitze, plur die —n, die. Beige auf Vögel, d. i. die 
Jagd auf Vögel mit Stoßvögrln; ein ungewöhnliches Wort, wo⸗ 

fur entweder Beige ſchlechthin oder SalEenbeige üblich find, 

Die Dogelbeere, plur. die —n, eine Art rorber in Trauben wach 
ſender herber Beeren, welchen die Vögel, befonders die Droſſeln, 


nachzuſtellen pflegen. Daher JerVogelbrerbaum, derBaum,wels - 


cher diefelben trägt, Sorbus L. defonders. ader deſſen Sor- 
bus aucupatria, welcher inandera Gegenden Sperberbaum, 
Überäfche, Eberäfche, in Nieverfachfen aber Quitſenbaum, fo 


wir die Berren Duirien, genannt wird; in Preußen Quitſchen, 


in Denabrüd. Queeck beeren, Eugl. Quickbeam, Quicken- 
tree, in noch andern Begenden Speyerling, wegen des ſauren 
zu ſammen ziehenden Geſchmackes, in Liefl. Pielbeeren. 

Vogeldunſt, des —es, plur. car. ein Nahme des feinften 
Schrotes oder gelörnten Blehes, womit man nach Vogelu zu ſchie⸗ 
fen pflegt; auch nur Dunf ſchlechthin. 

“Der Vogeler, Vogler, des—8,plur. ut nom. fing. ein ver- 
aitetes Wort, einen Vogelſteller oder Vogelfänger zu bezeichnen, 


welches noch zuweilen als ein Bepnahme desKaifersHeinrich vors e 


Fommt, das Lat. auceps auszudrucken, wofür doch beutiger Ge⸗ 
ſchmack und Sitten ein anftändigered Wort erforderren. Es 
Tauitei von einem Bogelfteller {don bey dem Notfer Kogelar, im 
Angelf.Fugelare, Das Seitwortvogeln, Bögel fangen, ift noch 
“mehr veraltet, ©, Vogler, 

Die Vogelerbfe, plur. die—n, S,vorelwide, 

Der Dogelfäng, des—es, plur. inul, die Handlung, da man 
Vögel fängt. Den vogelfang verſtehen. Auf den Dogelfang 
ausgehen. Zumeilen auch dieArt und Meife, Augleichen der 
Drt, wo man Vögel in Sprenkeln, Doßnen, auf Vogelderden u. 
F. f. fängt,än welchem Falless auch wohl den Plural leider. In 
Borhosns Gloſſen Fogalfengida. 

Der Dogelfänger, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, 
welcher aus den Bogelfange feine vornehnufteBefchäftigung macht, 
wofür doch Vogelſteller üblicher ift. 

Mer Vogehficaus S. Kirſchvogel. 

Die Vogelflinte, plur. die —n, dieHeinfte Jagdflinte, mit Vor 
geldunſt daraus auf kleine Vögel zu (hießen. 


Der Vogelflug, des —es, plur. Car. der Flug der Bögel, Aus 


dem Dogelfluge weisfagen. 

Vogelfrey⸗ adj. et adv.eigentlih fofrey , bi ungefchüßt, wie 
ein Vogel in der Laft, welchen jedermann fangen oder tödten kann. 
Han gebraucht e3 nur von geächteten Perfonen, welchejeder fan= 
2 gen, oft auch tödsen kaun, der da will oder kann. Femanden für 
vogelfrey erklären, Im Schwed. gleichfalle fogelfri. 

DerVsgelfüß, des—es, plur. die — füße, 1, Dee Fuß eis 
nes Bogels. 2. Der Nahme eines Krantes, deffen Samenſcho⸗ 

?. en eine Ähnlichkeit mit einer Vogelklaue baben; OrxithopusL. 
"8, vogelklaue. 


Das vogelgarn, des — es, plur.’ — ein Garn oder Netz 
Vöogel dadriu zu fangen; das Voeluetz · 


| Dog — 1220 

Der votzelgeſang * ⸗es/ plur. inuf. eigentlich, der Ge⸗ 
fang eines Vogels, die Art und Weiſe, wie ein Vogelſingt. In 
den alten Orgeln iſt es ein Regiſter, welches das Zwitſchern dee - 
‚Vögel nachabmet, und auch Merula genannt wird. » 

Das vogelgeſchrey, des—es, plur, inul. das Geſchrey der 
Vögel. 

Das Dogelhaus, des—es, plur. Sie Häufer, fo wohl ein 
Vogelbauer, in welchem Falle am häufigſten das Diminut, das - 
vogelhauschen gebraucht wird; als auch ein größeres durchſich⸗ 
tiges Behättniß, mehrere Vögel zugleich darin zu feinem®rrguie 
gen zu unterhalten ; die Vogelhede, Vogelbütte, 

Die Vogelhede, plur. die —n. 1. Die Zeit, wenn die Ve. 
hecken. 2. Eine Anſtalt, wo man Vögel fi paaren und fort⸗ 
pflanzen läſſet, ingleiyen SU ——— worin ſolches gu 
ſchiehet. 


Der vogelherd/ des—es, plur. die—e, ein Set, % i. erbößeter 


Pas, auf weldem der Vogelſteller Vögel in®arnen oder Regen 3 


fänget, 

Die Dogelbütte, plur. die—n. ı. Eine grüne Hltte neben 

- einem Bogelherde, worin fich der — ‚er aufhält. =. Auch 
ein Vogelhaus, in der zweyten Bedeutung dieſes Wortes. 

Der Votzelkien, des —es, plur, car. eigentlich derjenige Kien, 

welcher ſich in den Gipfeln der Kien« und Tannenbäume befindet, 
wo fih die Vögel amhäufigfien aufbalten. In weiterer Bedeus 
tung pflege man aber auch einen jeden miit vielem Harze durd’zoges 
nen, oder. aus Harzaallen entſteheuden Kien, befonders von abges 

Norbenen Baͤumen, Vogelfien zu nennen ; rege weil er 
dem Kirne aus den. Gipfelnam ähntichften iſt. 

Die Vvogelkirſche plur. die —n, eine Act kleiner füßer Ries . ; 
ſchen, deren Baum daber der vVotelkirſchbaum genannt wird; 
Prunus abivm L. mitrother Frucht; Twiefelbeere, Kas— 
beste. Die ſchwarze Dogelfiefcpe, PrunusPadusL. wide 


in andern Gegenden Ablkivfche, Alpkirſche, Traubentieihe, _ 


sſohlkirſche, Haubeere, Waldkirſche, Elſebeere, iur Niederf, 
Wiſpelbeere, und der Baum Altbaum, Stinfbaum, Drachen 
baum, gundsbaum, in Tirol Elxen, in wendiſchen Begenden 
Patſcherpe, Scherpke gerannt wird, Siche auch Kifebeere, _ 
Anmanden Deten, heißt die Hedienz oder Zaunkirfche, Loni« ' 
ceraXylofteum L. fo wobl Ahtir ſche, als Dogelkirfcpe, Die 
"Afrikanische Vogeſtirſche, ift eine Art Eiſenholzes —— 
xylon melanophleus L. 

Die Vogelklaue, plur. die—n, die Klaue, d. i. det — 
Theil eines Vogelfußes mit den Beben, Ingleichen ein Ktaut, 
S. Vogelfuß. 

Der Vogelkopf, des —es, plur. — eigentlich dee . 
Kopf eines Vogels, Beo den neuern Schriftſtellern des Pflan-⸗ 
zeurciches auch der Rahme eines Afrikaniſchen Gew ächſes, deſſen 
* einem Vogelkopfe mit einem Schnabel gleicht; Palleri- 
na \ 

Das Vogeltraut, des—es, plur. car. ein nigbriges Kraut, wel⸗ 
des eine angenehme Speiſe der Finfen, Sperlinge, j jungen Büp:-- \ 
ner und anderer Vögel ift, Aline L. Sübnerderm, sũhnerbiß, 
©. diefes Wort. 

Der Pogelleim, des —es, plur. car. doch nur von mebrern Ar⸗ 
ten, die —e, ein Reim, welcher ang der Rinde der Siechpalmen, 
noch haͤufiger aber aus Miſtelbeeren geſotten wird, die Leimru⸗ 
then damit zu befreichen, Peine Bögel darauf zu fangen. Daher 
wird denn ouch wohl die Lendenmißel, oder die Diftel mit weißen 
Beeren, ſelbſt Vogelleim genannt, Schon im Angel, F ugel’me, 


Die Dogelmild, plur. car. der Rahme eines Swiebilamwähtes 


mit fechs Staubfäden, von welchem man verfchiedene Arten bat — 
Ordithogalum L. Die kleine vogelmilch, O. minimum, 
und 








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und die gelbe vogelmilch, O.luteum, welche in ben Faropäis 
ſchen Kraut: und Gartenländern sinheimifch find ;-die einbl ümi⸗ 
ge, 0. uniflorum, wãchſt in Sibirien ; die Arabifche, O. ara- 
bicum, ſtammt aus Ägypten und von dent Vorgebirge der guten 
offnung her u. ff. Die gewöhnlichfie gelbe wird auch geldzwie⸗ 
bel, Ackerzwiebel, Erdnuß genannt, Sg 
- Dad Dogelneft, des — es, plur. die — er, eigentlich ein Neſt, 
worin ein Vogel feine Eyer legt und feine Jungen ausbrütet. Die 
Indianiſchen vogelneſter welche von Reichen als einLederbiffer 
genoſſen werden, nd das Werk eines Oſtindiſchen Vogels und ber 
ſtehen aus Meerfchaum und einem zähen Schleime, Figürlih und 
ohne Plural, ein Nahme verfhiedener Gewãch ſe. r.. Eines Ge⸗ 
wächfes, deffen Wurzel einem Vogelneſte gletcht; Athamanta 
L.befohders die A. Libanotis und Cervaria, ⸗2. Eine Art 
Milzkrautes welches auf den höchſten Bäumen wächfer, und einem 
Vogelneſte gleicht ,; Alplenium nidusL. 3. Einer Art des 
Zweyblattes, mit äftigen Zwiebeln, Ophrys nidus avis L. 
4. In einigen Gegenden wird auch die wilde Mohre, Daucus 
CarotaL. Dogelneft genanut: * > 
> Däs Dogelnöfl, des —es, plur. die—er, ©. Dogelgarn. 
Die Dogelpfeife, plur. die—n, eine Heine Pfeife, welche die 
Stimme der Vögel nahahmet, die Vögel damit zu loden ; bey den 
Vogelſtellern die Locke. 


Boögel damit zu verſcheuchen. 
Das Dogelfchießen, des—s, plur. ut nom. fing. ein aus 
> der. U. nach dern Vogel Schießen zufammen gezogenes Wort, 
fo wohl von der Handlung des Schiegeng zur Übung nach einem 
aufgeſteckten hölzernen Vogel, ohne Plural; als auch eine Feyer- 
3 lichkeit diefer Arc, mitdem Plural, Zwey Vogelfchießen. halten. 
+ Der Dogelfchlag, des —es, plur. die —fchläge, ein Schlag, 
di Kaſten miteinem Dedel, der, wenn er aufgeftellet worden, 
bey der geringften Berührung niederfällt, Vögel darin zuffangen ; 
der Meifenichlag, Meifenfaften, weil man gemeiniglich die 
Meiſen aufdiefe Art zu fangen pflege, in Niederfachfen diewo= 
gelklippe. 
Vogelſchlecht, adj. et adv. welches in der Geſchützkunſt zus 
weilen für kernrecht gebraucht wird, Eine Banone vogelfchlecht 
‚richten, horizontal, mit dem Horizonte parallel, vielleicht, weil 
- die Bögel gemeiniglich in diefer Richtung zu fliegen pflegen, 
Das Dogelfchrot, des—es, plur. doch nur von mehren Arten, 
die— e, feines Schret, nah Vögeln damit zu ſchießen, wovon 
die feinfle Art Vogeldunft genannt wird, 5 
Die Dogelfeide,S, Slachskraut. * 
Das Vogelſpiel, des—es, plur, die —e, eine Art eines Spies 
le3, da man einen bleyernen, an einer dünnen-Kette hangenden 
° Vogel zu fich ziehet, und ihn mit feinem ſpitzigen Schnabel nach eis 
ner Scheibe Fahren läſſet. k 


‚Der. Dogelfpieß, des —es, plur. die —e, Diminut. das vo⸗ 


gelfpießchen, ein Fleiner dünner Spieß, Vogel daran zu braten, 
von welchen der Lerchenfpieß eine Art iſſ. 
Der — deg—s, plur. ut nom. fing. S. Gold» 
amſel. — 
Die Vogelſtantze, plur. die —n. 1. Cine hohe Stange, auf 
welcher der hölzerne Vogel befeſtigt wird, nad welchem man zur 
. Übungzu ſchießen pflegt. 2: Eine Stange, welche mit Leimruthen 
=. oder Spindeln beſteckt wird, Vögel damit zu fangen. 
Das Vogelftellen, ses—s, plur. car. die Handlung, da mar 
j den Vögeln mit Regen, Barnen, Schlägen, Dobnen u. f.f. nach» 
— flellet, fie zu fangen ſucht. 
‚welcher ein Geſchaft daraus macht, den Vögeln nachzuftehlen, oder 


Daher der Vogelfteller, derjenige, 





En a a a a a en un 


Dog 1282 


fie zu faugen; und im gemeinen Leben auch wohl ein vogelfanger 

5 —* — 3 der DR N Site er 
er Dogelftrich, des—es, plur. die—e, das Abzie 
die Rückkunft der Zug: oder — inrHerbfte u —* 
linge, ohne Plural ; der Strich, Zug, vogelzug, dahin der Ab⸗ 

ſtrich und Wiederſtrich gebören. Ingleichen die Zeit, da die Vö⸗ 
gel gewöhnlicher Weife zu ſtreichen, d. i. entweder fortzuziehen 
oder wieder zu fommen, pflegen.  - 

Die Dogelwand, plur. die— wände, bey den Vogelſtellern, 
ein Rahme derjenigen Nege, womit man die Vögel auf den Vor 
gelberden zu fangen pflegt ; auch nur die Wand ſchlechthin 

Die Vogelwide,plur. car, die Vogelwicken/ fing. car. eine 
Art wilder Wicken mit rauhen Schoten ‚ welche unter dern Ge: 
treide als ein Unfraut zu wachfen pflegen, und sıar den Vögeln zue 
Speife dienen, Vicia Cracca L, die Zaunwiee, in einigen Ge» 
genden Dogelerbfen, dagsgen in andern die gewöhnliche wicke 
Vicia fativa, vogelerbfen genannt wird, 

Der Dogelzug, S. vogelfirich. 

Die Dogelzunge, plur. die—n, eigentlich, die Zunge eines Vo⸗ 
gels oder der Vöogel. Figürlich, wegen einer Abnlichkeit in der 
Beftalt: ı, Der Same des Aſchenbaumes, welchen man auch ver» 
ſteinert findet, in welchem Falle er verſteinerte⸗ Vogelzunge ges 
nannt wird. 2. Eine Act ovaler Feilen der Schiefer, ingleis 
chen eine Art. Fleiner fpigiger Feilen der Goldſchmiede 3, Ein 
Gewãchs, Polygonum ConvolvulusL, Buchwinde wil: 
des Heidefraut, % 

*DerDogler, des—s, plur. ut nom. fing. ein aus voge⸗ 

ler zuſammen gezogenes, aber eben fo veraltetes Mort, einen 

Vogelſteller zu bezeichnen, (S, vogeler.) Es kommt noch mehr» 
mahls in der Deutſchen Bibel vor. Die vogler faben die Vogel 
mie ihren Bloben, Jer. 5, 26, Der Sand des voglers ent: 
Fommen, Sprihw.6, 5. — 

Der Vogt, des — es, plur. die Dögte, ein ſehr altes Wort, 
rer von den älteften Zeiten au in zwey Hanptbedeutungen vors 

ommts x s ü " 

ı, Ein Befhüger, fo wohl überhaupt, als auch in engerer Be⸗ 
deufung, derjenige, der eines Unfähigen Beſtes wabrnimmt. In 
diefer Bedeutung wurden ebedem nicht allein die Beſchüter der 
Stifter und Klöfter, welche fie nicht allein beſchügten, ſonderu 
fie auch in weltlichen Sachen vertraten, und die Gerichte in ih⸗ 
rem Haben handhabeten, die Advocati,im Deutfchen Dögte, 
Blöftervogte, Stiftssögte genannt, fondern der Rahme vogt war ' 
ehedem auch die gewöhnliche Benennung fo wohl eines Vormundes 

> anmündiger, als auch eines Curatoris weiblicher Perfonen, und 
in vielen Gegenden iſt es in diefer Bedeutung noch üblich, Fa auch 
ein Ydvocat,d.i,ein gerichtliche Fürfpeecher, Sachwalter, wur» 
de ehedem häufig vogt genannt, , 

2. In einer andern aber nahe verwandten Bedeutung, mar 
der vogt ebedem ein Vorgefegter überhaupt, wo es beſonders von 
folgenden Arten von Borgefegten vorfommt. (1) Ein Statthalter, 
fo wohl einer Provinz, als auch derjenige, welcher eines HöhernBe⸗ 
ſtes ineineni gewiffen Bezirke, oder auch in einem Orte verwals 

tet, ein Ammann, Vizdom m. ff. bieß ebedem fehr bäufig ein 
Don uud führer diefen Rahmen in manchen Gegenden noch. Das 
ber der Landvogt, Großvogt, Stadtvoge, der die Güter der 
Stadt in feiner Aufſicht hat, derSchloß vogt der die Aufficht über 
ein Schloß, Sausvogt, der fie über ein Haus, einen Pallaſt 
bat, u. f.-f, 12) Ein Richter, der Präſtdent eines Berichtes, 
der das Recht im Nahınen eines Höhern bandhabet , in welchen 
Verſtande vogt ehedem oft einen Richter überhaupt bedentete, Xu 
diefem im Hochdeutſchen gleichfalls veralteten Verſtande fagt noch 
Opitz: Der Tag, EN 

8662 An 


a 7 

72 — — | 

An dem ber höchfke vogt ſoll Recht und Urtheil ſagen; 
de i der höchſte Richter. In mauchen Reichsſtadten gibt es noch 


Sögte, kaiſerliche Dögte, Reichsvogte u. fs f. welche die Ges 


richtbakkeit im Rahmen des Kaifers verwalten, und zuweilen 
auch Schuldheiß hind Meier heißen/ obsletch an andern Drten 
der vogt die peinliche, der Meler aber die bürgerliche Serichtbar⸗ 
keit über, 13) In einigen Gegenden Dberfach fensiftder vogt auf 
den Landgütern fo viel als ein Kofmeifier oder Verwalter, wel- 
«her die Auffiprüber die Feldwirthſchaft und das geringere Gr⸗ 


> Finde führer. (a) In noch geringerer Bedeutung iſt der Vogt 


in manchen Gegenden ein Unterbedienser, weldjer deu frobubaren 


Anterthauen die Arbeit anſaget, fie zur Arbeit anhält, und die 


YAufficht bey derfelden über fie führer. An noch andern Orten iſt 
— Gerichtsbedienter, der. die Parteyen vorladet, in Berhaft 


“ninimt uff. Auch derjenige Unterbediente, welcher die Feld⸗ 


guter vor den Dieben und andern feevelbaften Befipädigungen 
bewachet, und gemeiniglich Ser Siurfehug heißt, ‚wird in andern 
Gegenden der Vogt oder Seldvogt genannt. Die Bertelvögte 
Find geringe Bediente der Polizep, frevelhaften Bettlern zu ſteu⸗ 


£ 3a Das Wort ift im Deutſchen alt, und lautet in der Ber 


Sveutung eines Beſchutzers ſchon bey dem Notker Phogat, in den 


ätern Zeiten Voget, Vogit, Voigt, wie es no von eigen, 
— ——— alle —2 geſchrieben wird, Sauth, im Niederf, 
Dad. Einige laſſen es von dem Hebr. V7D, ein Vorgeſetzter, 


andger von dem Sriech. Aoudag, die meifien ober von dein Lat, _ 


“ Advocatug abſtammen, weiche letztere Meinung fehr viele 


Wahrſcheinlichkeit Hat, indem in Platter, Spital, und andern 5 


Michfalls die erſte Sylbe verbiſſen worden, von Emplaftrum, 
Hofpitale, Vogt, au in feinen höhern Zedeutungen im mitte 
lern Kat, befhändigdurdh Advocätus gegeben wird, Es müßte 
alsdann fihon fehr frühe aus dem Lateiniſchen aufgenommen und 
mit dem Deutf den Bürgerrechte begabet feyn, weil es {bon zu 
Roilkers Jeiten inPhogat naturaliſeret war; daber es immer noch 
zu unterſuchen ift, ob diefes Wort nicht echten Altdeutſchen Urs 
"fprunges iſt. Bey dem Ulphilas ift Fath, im Angelſ. Wäta, ein 
Hesrführer,Herzog,mohin auch das Selavonifhe Woiwobe ge⸗ 
Hörer, weiche Gothiſche nnd Angelfãch ſiſche Form mit der an man⸗ 
chen Drten noch nicht ganz veralteten Fornı gauth für vogt ges 
nau kbecein Fomint,fo dag der Baumenlauf inder Mitte von einer 
rauhen bhauchenden Ausſprache eutflanden fepn fönnte, Übrigens 


4 das Wort Dogt in feinem weiteften Umfauge,dts ein alfgeineis · 
nes Nenawort, ini Hochdeutſchen veraltet, und nur noch Hin und- 


wieder urdefonderu Fellen üblich. — 

Vogtbar / adj. et adv. welches im Hochdeutſehen veraltet, und nut 

10% in einigen, befonders Oberdeutſchen Gegenden, für mündig, 
fo wie unvogtbar für nulnündig, üblich iſt, eigentlich, der fi 
ſelbſt beherrſchen lanu. So auch die vogtbarkeit. 

Das Vogtöing, des —es, plur. die —e, ein altes auch nur in 
einigen Gegenden übliches Wort, das Ding, di. Gericht eines 
Nogtes, beſenders eines Schutz⸗ ud Schirmherreus geiftlicher 
Stifter, zu bezeichuen, das Dogegericht, die vogteylichen Ge: 
richte, S. Dogtey, — 

Die votey olut. die —en, ein auch nur noch in einigen Gegen ⸗ 
n and Fällen übliches Wort. 1.Das Gebieth, der Bezirk ei⸗ 
nis Vogtes, d.i, eines Stasthälters, Amtmannes u. ſ. f. In 
er Deueſchen Bibel kommen a Maäcc. 10,30.38, Rap. 11,28, 
Pogteyen im Lande Juda und Samaria vor, In geringerer 
Bedentung wird an manchen Orten auch die Wohnung einesDog: 
zes, d.i. Kerfermeifters oder Stodmeifters, und die feiner Auf 


Adt anvertraueten Gefängniffe, die Vogtey genannt, 2.Die : 


Wurde, das Amt, die Gewalt eines‘ Vogtes; ohne Plural, in 


SENAT . ‚ * ar N RA N ar hen 
— — BE kr 2 
0 - R NL ; Dee ja 
* —* % f * ———— 
* Kal) 4% Ö \ EN : 1924 gi } 


* weldsein Vetſt anhe ben and die Gerichtbanfeit ihre Vor / es ho 
bever Art, ja fein Gericht ſelbſt, dieſen Raben führete, 3, Die - 
Einkünfte eines Vogtes, di. Schutzhetren, auch ohne Plural, 


In allen diefen Bedeutungen im mittlerim Rat, Advocatia, im * 


m ir 


 „Htieberf. Dajedije,ineinigen Öegenden Sauchey. Re 

Vogteylich, adj. et adv. zur Würdeund Sewalt einee Vogtes 

 imböhern Verfiandegehörig, darin gegründet. : Die vogteplide 
Gerichebarkeit. Ingleichen zur Vogtey, d. ü dem Begieke ET Zu 


WVogtes, gehörig. Die vogteylichen Gränzen, 


DasPogteygeld,des—es,plur.doc nur von mehtern Summen,” -, 
die —er, ehedem, das einem Vogtegebübreinde Geld, befonders ⸗ 
das Schutz⸗ oder Schirmgeld geiftligger Stifter an ihrem vogt 1 
oder Schugherren, der Vogtzins die Vogtileuer, dev Vogtfhile 
ling, Vogtſchatz wff. Jetzt das Schuzzeld. 
Das Dogegericht, des—es, plur. die —e, das Gericht iues 
Vogtes in verſchiedenen Bedeutungen diefss Wortes, bohuue | 


* no ineinigen Provinzen in einzelnen Fällen. (S. Vogtding,) 


In manchen Orten iſt das Vogtgertiht, Vogtding,oder dieweg: 
.tey, ein Untergericht, an manchen Drien aber ein Dbergericht, je 
nachdem der vogt war, der es zu verwalten hatte. LER 

Der Dogthafer,ses—s,plur. cat.aneinigen Orten der Hafen, - - 
welcher dem Bogıe, di. dem Schutzherren, zur Auerkennung feie 

ner Schiemgerschtigfeit entrichtet wird, EHE 

Das Dogtlehen, des —s plur. ut nom. fing, ehedem ein Yu, 
womit ein Bogt, d.i. Schirmherr, für feinen Schus vomeinem 
geiſtlichen Stifte belehnet ward, ingleihen die demfelben dadurch 
“zugleich übertragene Schirmgerechtigkeit, Zuweilen auch ein Ler 
ben, welches ein Schutzherr zu verleihen hat, — 
Der vogtpfennig, des —es, plur. inuf. ©, vogtgeld. 
Das Dogtrecht, des —es, plur. die —e, ebedem die Gerechtſa⸗ 
men eines Vogtes oder Schußherten, die Schutzgerechtigkeit. 
Auch wohl die ihm gebhrenden Einfünfte, \ — 
Der Vogtſchatz, Vogtſchilling, die Vogtſteuer, S vogtgeld. 


Das Volk, des —es plur. die volker, Diminut, welches dh 


nur in einigen Bedeutungen gebraucht-wird, dag völkchen Dberd. 
volklein; ein Wors, weiches übgebanpe eine unbeftimmte Mens: 
ge oder Bielbeit, befonders ichendiger Gefhöpfe,Fedentet,unddas 
bey auf gedoppelte Art gebreuhewird, —5 Aa BE 
1, Als ein Colleetivum und am hãufigſten * Plural, eine 
" Menge, oder auch nur mehrere beyfanmen befindliche Iebendige 
Gefhöpfe zu bezeichnen. Mar 
(1) Iın weiteften Verſt ande, ſo daß diefes Wort auch vor 
sielen bey einander befindlichen Thieren gebraucht wird. "Bey 
den Jãgern if ein volk Repphähner,nicht allein ein key einander 
befindlicher. Haufe, fondern auch eine Brut, die Mten mitiren = 
“ Zungen. Es ſcheinet nicht / daß es hier im Plurdlgebrandhswirdg ı . 
wenn folches aber wäre,fo würders zur zweyten Hauptbedertung 
gehören. Außer dem wird ee in diefem Verſtande von Thieren - 
nicht gebraucht, außer zuwellen in der zweyten Hauptbedeutung, 
doch alsdann nur ſigürlich. RR RR — 
(2) Im engern Veeſtande, von mehrern bey einander befinde 
lichen Ütenfhen, doch auch hier wiederum in vetfchirdenen Vers 
häleniffen und Beziehungen. a. Eine Familte zu Einen Geſchlechte 
gehörige Perfonen wurden ehedem häufig das volk genannt, Zw 
feinem Volke verfammelt werden, in der Deutfeben Bibel, zw 
’ den Geinigen, zu feinen Angehörigen, d.i. Becken. In einigen 
Niederfähfifchen Gegenden if diefe Bedeutung noch gangbärz 
unferVolE;d.i. unfere Angehörigen, Im Soch dentſchen iſt es ve⸗⸗ 
altet, außer daß man noch zuweilen im Scherze die bey einander 
beſtndlichen Seinigen im Diminut, ein Volkchen zu nennen pflege. 





un will ig mein völkchen ins Jeld reiben, Weiße, dh J 
meine Leute. b. Das Geſinde; nur ned im gemeinen Leben, und 1 
der * 

> 







Erz ar 





— "Ber nieheigen 

— Seſndeiv. iz Soldaten, die Arınve ; in welcher Bedeutng es 
doch nurnoch An den niedrigen Sprecharten üblich it, Unter das 
volk geben, unter die Soldaten? Unter dem volke ſeyn, une 
ter den Soldaten. Das volk kommt, die Armee, div Truppen. 

> Viele Neuere gebrauchen es,/ befondersim Oberdentfchen, auch in 
der edlern Schreibart im Plural für das Franzöſiſche Truppen. 

\ ‚Die Preußifgen volker, Trubpen. 
—— wblder die Natur dieſes Wortes, welches im Plural nur vor mieh⸗ 
ie F reren verbundenen Ganzen gewiſſer Art gebraucht werden kann. 
Der Singular Volk wäre richtiger, wenn er nur nicht fo niedrig 
ware. d. Eine jede an Einem Orte beyſamenen befindliche Menge 
Menſchen. Des volfs it zuviel, Richt. 7,2. Eine Stade 
vol volfs,&f.22,2. viel volk folgte Chris nad, Matth. 


‚arten, Es war viel volt in deu. Kirche, in der Komoͤdie, 


auf dem Markte; theils von einer Sammlung geringerer Ver⸗ 


ſonen. Es dranget ſich viel volk herzu. Bas ae — 


Theils endlich auch verachtlich, 





belagern, 
Die Def der großen und glüglicpen Wele, Oelt. 
vr —* —— Di⸗ untern Claſſen der Glieder einer Marion oder eines volkes 
N rin der folgenden zweyten Hanptdedeutung, weiche ſich von der 
— " Handarbeit näbren; wo es aach bier ein gemeinen Leber uud 
J mit einem anklebenden verächtlichei Mebenverfkande gebraucht 
a »wurde, Das volk, das gemeine Dolf, deu aroße Haufe, gemeine 
Be. - Rente,dienuterflen Claſſen im Staate, Auer dem Öberherren 
2. „rin einem Staate alles volk, im weiteſten Berftande. Da cs 
Bi denn in noch bäcterer Bedeutung oft von mehrern'geringen Per- 
: fonen gebeaucht wird. 23 if liederliches volk, es find liederliche 
Br Bente, Einige neuere Schrififteler baden dieſes Wort in der Ber 
deutung des größten, aber unterſten Theiles einer Nation oder dHürz 
er gerlichen Geſellſchaft wieder zu deln gefucht, und es-ift zu wine 
ſchen dasß folches allgemeinen Beyfall finde, inden es an einem 
= Wortefehlet, dengrößten, aber unverdienter Weiſe verä hilich⸗ 


Worte zu bezeichnen. Romane für das volk, volfe-Ro.nanen, 
evolfkslieder 
LEin aus mehrern Mexfchen beſtehende⸗ Banzes,do nur im 
engern Verſtande, ene Menge Meuſchen, welche eincu gemeins 
ſchaftlichen Stammpvater erkennen, und durch eine gemeinſchafili⸗ 
1 re Sprache verbunden find, in welchem Verſtande es denn auch 
| von mehrern Ganzen diefer Herden Plurel leider. Das jüdiſche 
Bolk. Alle volker auf Erden, ı Mof. 18,18. Rin volk wird 
ſich emporen über das andere, Matıh, 21,9. Die Menfihen, 
womit Deukalion und Pyrrha das alte Sräien bewölterten, 
= awarenanfänglich ein ſehr rohes volfhen, Wiel, Man kann ” 
ine An diefee Bedrutung zwar nicht für veraltet auegeben, indeſſe » } 
{ doch in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche feltener geworden, 
I feiedem das ausländifche Nation in diefer Brdrutung eingeführet 
J worden. Beode Wörter bezeichnen zunachſt die E3nwohner eines 
57 Landes, fo fern fie einerley Sbrache haben, und daber als von ej⸗ 





3 
h 
Fin 


2 
N 


Bes -nerley Stamme entfprofen angefehen werden, Das Römifche 
2,7 Bold. Zumweitendrudt volk audy die politifche Verbindungans, 
2 und bezeichnet eine Dienge Menſchen welche unter einerley Dbers 
” haupte ſtehen, wenn fir gleih von verſchiede ien Stämmen und 


Sprachen find. Indeffen wird das Wort volk am hänfigften von 
alten Völkeen ingleichen von neucen nur ganz allgemein ge 
' Braucht, Die Römer, die Longobarden waren eintapferes, bie 
Aten Griechen ein wigiges Volk. Von nenerm, befonders Innäs 











81. Dan gebraucht estheils nurnoch in denniedrigen Sprech⸗ 


fen’ Theil des Staates mit einem edlen und unverfänglichen. 


——— volkobrot, Gafiasihent, volkskoſt 


- Allein, dieſer Gebrauch iſt 


Dich wird in — ein volt ein volr ser Shmeichler 


En EB. ar 


? 5, vermathlich um bes dem Worte volr in der meiften Falten 
Die granzsir, 


* auflebenden verachtlichen Nebendegriffe Willen, 


ſche Hation, die Sranzofen, nicht das BAT Dolf,akin ı 


fells die Sranzofifche volkerſchaft. 

"+ Anm! Schonim Fido: Folc,bey ben Otfried Matter utf, 
Folck, im Riederf. gleichfalls Dolf; im Angeff. Polo, im 
Schwwed., wo es andy das menfchliche Geſchlecht bedeuter, H oik, 

tm Engl, Folk. Im Dänifchen iſt mit verfrsten! Llock ein Hans 

° fe, Trupp, tınd Hoffe fig, ſich ſchaaren, im Haufen verfammeln, 

* Das kat. vulgus und das Tartariſche Pulf, ein Haufe, find mie 

dem Deutfchen nahe verwandt, Die weiſten Sprachforſcher bi« 
ben ſchon erfannt, dag diefes ort don folgen abgeleiter werden 

muüſſe, ob fie gleich den eigentlichen Sinn beyder nicht erſchöpfet 

° Haben. Dem erſten Anſeben nach könnte Boll einendanfen beten 
ten, der einem andern folget, folglich auch demfelben unterworfen 


if, unddgraus würde ſich auch der verächtliche Nebenbegriff er» 


klären laffen, der diefen Worte, fo wie dem Worte Lehre, in den 

"meiten Fallen ankleht, Allein, folgen ſelbſt iſt nur eine Figut eis 
ner ältern Bereutung der Menge, welche denn auch in dan HS aupts 
worte volk die berefchende ift, Siehe auch das nahe verwandte 
Wolfe, eine dunfle, dicke Menge einzelner Dinge, < 


Dao volkerrech t,des —es, plur. inuf, der Inbegriff der Rechte 


und Obliegenheiten der Völker und Staaten gegen einander ; 
Js gentium. Das allgemeine odernarurliche Wölkerrecht, 
ſo fern ſich dieſe Rechte und Obllegenheiten and deur'blogen Na⸗ 
turrechte herleiten laſſen. Das willfuhrlicheoder pofitive, fo 
fern fie ſich anf hergebrachte Gewohnhriten oder Verträge gründen, 


Die volkerſchaft, plur. die —en, meftere fleine verwandte 


Bölfer; als ein Ganzes betramhtet,rin Bold, fofern es wieder aus 
niehrern kleinern VBoltern oder Stämmen befichet. Die Tartavis 
ſche volkerſchaft. Da es denn auch von einem jeden Votfe ge⸗ 


braucht wird, weil jedes wiederum aus fleineen Theilen befteher. 


Das Wort iſt vermutblich in den neuern Zeiten eingefüihret wor⸗ 
den, dem rieldentigen Worte Dolk und den dem ſelben in den unei« 
fen Filen antlebenden verüchtlichen Nebendrgriffe anszumels 
chen. Die Ableitungsfplbe ſchaft kann Hier nichts anders, algein 
Colleetivum bezeichnen, welches unter andern auch aus dem Pla 
‚ al Völker — erbellet, mehrere Völter alsein Ganzes betrachter, 


wie Fusenichäft, Bürgerschaft, Beranntfihaft, Brüderfchaft 


ER BE Deiehnnng, ift cheils Nation, theils — üble. 


n. ff. die fämmelichen Juden, Bürger, Befannten, Brüder, (©. 
Schaft (1). Stoſch, der diefe Ableitunasfplbe nicht gebärig 
kannte, und ihr unter andern auch die Bedeutnug einer Verwandt 


ſchaft eines — und Herkommens beylegt die ſie doch nid” 


bat, indem feda, wo ſte zu ſeyn fcheinet, alle Mahl in der erften 
Hätfte der Zuſammen ſetzung liegt, konute daher Volkerſchaft auch 
nicht anders als irriz erflären, wenn er dieſem Worte einen en⸗ 
gern Begriff beyleget, als dem Worte volk. 


Dolkeeich, er, —fe,adj.etadr. rei an Bol, di. an Eis 


wohnern. Ein volfveicher Ort, eine volkreiche Stadt, ein 
volkreiches Lund. Die Sradt it volkreich. 


Der Volkslehrer, des —s, plur. ulnom, fing, dee Lehrer eis 


‚nes Theiles der untern Eiaffe der Menfchen in der sten engern 
Bedeutung des Wortes volt; dergfeigen befonders die Predi⸗ 
"ger find. 

Die Völterwanderung, plar, die —en, die Wanderung meh⸗ 
rerer Volker, d.1. diejenige Begebenheit, da mehrere Bölfer auf 
einmahl ihre Wobuſttze verändern; befonders von der geofen Be⸗ 


gedenbeit diefer Art, welche einige Jahrhundert nah Chriſti Ges 


bare dem nördlichen Sheile von Afen und dem ganzen Entopa eine 
vellig veränderte Beftalt gab; Migratio geutium. 
8666 vol, 


hd * 


1227 Bon. KR 


Doll, adj, etadv, — volleſte, in — gemeinen Mond 
arten, völler, volleſte. Es bedeutet, fo viel von einem andern 


Dinge enihaltend, als es nur faſſen nn, als. der Kaum nur vers 


Rat angefüllet ; im Begenfage des leer. 
, Eigentlich, in volles Glas, welches mit einem andern 


Dinge angefüller iſt. Ein voller Becher. Ein voller Beutel, 


der mit Gelde angefüllet ift, Mit vollem Munde fprechen, ins 
demder Mund mit Speifen angefüllet iſt. Mit vollem Munde 
toben, aufeineübertriebene, unmäßige Art, 
les Maß geben. Ein volles (mit Milch angefülltes) Euter. 
volle Ahren. Das vollefte Gefäß. Jugleichen in der Adver⸗ 
bial-Form. Das Glas ift voll. Der, Beutel if noch lange 
nit voll. Den Mund fehr voll nehmen. Wenn ſich die 
Tone nach der Tiefe wenden, fo muß der Sängerden Mund 
immervollernehmen. Die Summe iſt noch nicht voll. Das 
Sundert war ſchon mehr als voll. Die Schagkammer iſt jetzt 
voller, als fie jemahls geweſen. 

voll besichet fi, es mag als ein Bepwort, oder als ein Reben ⸗ 
wort ſtehen vermöge ſeiner Bedeutung, allemabl auf denjenigen 
Körper, welcher mit etwas angef üllet iſt. In den vorigen Fällen 
wer diefes Etwas verſchwiegen, weilesleicht aus demZufanmen« 


Bange erfehen werden konnte. Allein, in vielen Fällen muß es aus 


drücklich gemeldet werden, und alsdann dat das ort voll mans 
ches Befondere, 

Es gefhiehet folches_entweder vermittelft der Partikel von. 
Das Glas iffvoll von Bier. Das Haus war voll von Men⸗ 
ſchen. vollvon hochm üthigen Gedanken, Mosh. Doch diefe 
Form wird jetzt ſelten mehr gebraucht, außer, wenn die ganze Re⸗ 
densart elliptiich oderin Geſtalt eines Mittelwortes ſtehet, Doll 
von einer unausſprechlichen Freude — Famen wir auf unfer 
Zimmer. Dder, wenn dag vol hinter das Nennwort gefegt wird, 
welches beſouders in der höhern und dichterifhen Schreibart üblich 
iſt. Er hat den Kopf von meinen Blattern voll, Weiße. von 
Wein und Liebevoll, Rauil. 

O ſeht, ein großer Topf von lauter Golde voll, Gell. 
Ingleichen in ſolchen Fällen, wo ſchon die Wortfügung das voll 
binter das Nennwort wirft.. Die Erzählung die ſer Begebenhei⸗ 
sen, von welchen ich ganz voll war, mußte ich auffchieben. ; 

Zumeilen mit Auslaffung des Vorwortes von, fo daß das Renn⸗ 


wort in derdritten Endung ſtehen bleibet. Blicke voll göerlihem 


Tieffinn, Klopft. 

Ich weißes, deine Tugend 

Habt ſich voll edlem Zlug weit über deine Jugend, Weiße. 
Doch diefe Art ift die —— und gehöret mit zuden dichteriſchen 
Freyheiten. 

Üblicher iſt die zwegie Endung. Folalles mannes,Dttfried, 
Vol Srevels , voll Ungeziefers, vol Lafters, voll Silbers 
und Boldes, vol Segens des Seren, voll Traurens, voll 
Cachens u. f. f. in der Deutfchen Bibel. _ Die Erde iſt voll dei⸗ 
ner Güte, Pf. 33, 5. 
Andromache, voll ihres Derlufies und voll einer ſchrecklichen 
Zukunft, Jacobi. Daß wir einſt vol heiligen Entzückens in 
dunkeln Seinen einher geben, Geßn. voll ſanften Entzüdens 
feufzte ber Greis, eben derſ. voll der Begeiſterung, die alle 
Bande der Harur zerreißt, Sinmerm, 
wartung ander Thin ſtehen. 

Sieh, die Blume richtet fih auf; voll bitender Perl, 
Lacht fie höner umher, Zachar. 

und hang voll Jufferner Begier 

Bloß feinen Freuden nach, Weiße, 


260 beſonders in der höhern Schreibart, das voll Auch Hinter 


den Genitiv tritt, 


Jemanden ein vol⸗ 


fich aus meinen Armen losreißen. 
bier ein wahrer Genitiv Statt findet, erhellet, wenn man dem 
Subſtantiv ein Beywort vorfegt. 


Wer das Herz voll if, Matth, 12, 34. 


Doll neugieriger Kr: ; 


| ar Bon ug 


E — mein teeiter Bucht, gerechten, Wantlesot, = 


"Burd fein Erkenntniß viel rechtfertig miaen ſoll SUN. — 
Kr öffnet eine Slaſche Wein 
Und laßt, des Giftes voll zu ſeyn, Pe: BER KR 
Sich noch die zweyte reichen, Haged. 72 
Und als dann mit dem Genitiv oft zufammen gegogen wird , Bey 
und Nebenwörter zu bilden, - Anmuthsvoll, frgenevoll, ſehn⸗ 
ſuchts voll, mitleids voll un. ſ. f. 
- Zn dem gewöhnlichen Sprachgebrauche der Sochdeutnßen fiches * 
das Hauptwort gemeiniglich ganz unverändert ohne alles Merk 
mahl des Genitivs, als wenn es die erſte Endung wäre. Ein Beu⸗ 
tel voll Geld. Eine Scheuer voll Getreide. Ein Glas voll 
Waſſer. Dev Safen war ganz voll Schiffe. Das Meer iſt voll 
Seeräuber, dus Buch voll Irrthimer. Der Mund lauft ihm. 
voll Wafler. Der Baum iſt vol Früchte. Ein Arm voll 
solz. Voll Erwartung faß ich da, Da fiefposl Schmerz _ ,' 
Daß in manden.Fälen , 


Der Safen war voll feind ⸗ 
licher Schiffe. Das Meer iſt vol wilder Serräuber, das 
Buch voll grober Jrrthümer. voll frober Erwartung. 
Aber in andern Fällen if doch die erfte, oder, wenn man will, 
die vierte Endung unläugbar: voll Geld, voll zolz. Die g ganze 
Form iſt indeſſen elliptifeh, und verräth, daß von ausgelaffen * 
den; ein Beutel voll von Geld, ein Arm voll von Holz, 8 
findet nur alsdanır Statt, wenn das Hauptwort Fein Baur — 
bey ſich hat. Hat es eines bey fich, fo.muß es entweder dasuon -. 
vor fi haben, oder im Genitiv ſtehen. Voll von raber Erz 
wartung, oder voll frober Erwartung, nicht voll frohe Erz 
wartung. Voll vom ſüßen Weine, oder voll füßen Weines Be 
nicht vol fügen Wein." Indeſſen taffenfich auch in diefer Form : 
Sufammenfegungen machen: kummervoll, für —— ei⸗ 
ne ſchauervolle Nacht. — 
Sehr häufig pflegt man in dieſem Falle, wenn das Merkmahl —— 
des Genitivs an dem Rennworte fehlet, die Sylbe er an das voll 


zu hängen, voller. Voller Gnade und Wahrheit, Joh. 1, 


Das Buch if voller Irrthümer, das Meervoller Seeräubn, 


das Haus voller Ungeziefer. Der Mund lief ihm voller f. 
Waffer.. voller Schlaffeyn. Ein Mann voller Treue und 3 
Redlichkeit. Bin:Leben voller Bübereys. Voller Wunden 
feyn. Srüchte voller Saft. Womit ich voller Blödigkeie = p 
ſo lange gesaudert babe, Gottſched. Der Simmel ik vollen 
Gewitter. = 


. Und voller Veubegierde fehielt 1. 

Er bloßnad dem Gewinn, Weiße, 2 

Die Götter müßten ja — 

Die Erde voller Wälder machen, Hoff, i © — 
Da dieſe Sylbe die Stelle des Genitivs vertritt, oder biefmeße 
den Genitiv des folgenden Neunwortes anzeiget, fo darf diefes 
fein nenes Merkmahl des Genitivs haben; voller Berrug, nicht 
voller Berrugs. Eben fo wenig kann diefes voller gebraucht _ 
werden, wenn das Hauptwort ein Beywort vor ſich bat, weil die» 
fes den Genitiv binlänglich bezeichnet, daher er in voH entbehr⸗ 
lich ift, weil in mehrern Fällen nur Ein Merkmahl des Genitivs: 
ſeyn darf. volhynien und Podolien ei; noch ʒoter — 
ſcher Truppen. 

© Brutus, voller tiefen Sorgen 
Seh’ ich dein Herz fir Rom sertbeilt, Leff. 
Sind beyde gleich fehlerhaft, indemes vol: Ruffifcher Truppen 
und volkriefen Sorgen beißen ſollte. Die Erde if voll deiner 
Güte, nicht voller deiner Güte. 
Hieraus 





Ri, 1229 — 
ieraus erhellet zugleich, daß dieſes er an dem voll ein wahres 
AUVberbleibſel des Articulus poſtpoſitivus iſt, welcher ebedem in der 
Seuꝛſchen Sprache häufiger gebraucht wurde, als jetzt, ob er gleich 
och nicht ganz veralserift. Da dieſer Artikel unſern Sprachleh⸗ 
een unbekannt iſt, fo iſt es Fein Wunder , dag fie nicht wiſſen, 
' was fie aus diefem voller machen follen, und wennja einige auf 
x die Spur Famen, fo fließen fie fich daran, das voller fo wohl vor 
männlichen als weiblichen Haupwörteen gebraucht wird. Judeſ⸗ 
- fen ift diefer gange Gebrauch des voller mehr der gemeinen und 
derraulichen Sprechart eigen, als der edlern, in welcher man den⸗ 
ſelben anı ſicherſten vermeide, . 
Aus allem, was bisher von diefen Worte gefagt worden, fichee 
." man, daß voll nur alsdannals ein eigentliches Beywort gebraucht 
wird/, wenn dasjenige, womit einRaun: angefüller iſt, verſchwlegen 
wird. Ein voller Becher. Soll dazlenige, wonit der Raum 
‚angefüller ift, ausgedruckt werden, fo muß das Wocs in der Adver⸗ 





einvon Wein voller Becher. Eben jo fehlerhaft ſt, wenn einige 
fagen, wo fie ſich alle nfalls mit der Zuſaamenſetzuug Hätten Helfen 
- -. Eönnen, ein kummervolles verz. 

Da dasjenige, womis etwas angefüllet ift, feiner Menge nach 
anbeftimme if, ſo leidet voll auch feinen beftimmten Ar tikel nah 
fh. Doll. Güte des Heren, nicht voll der Bike des Seren, 
Wohl aber das Füriwort; voll der Gute des Seren, welche ich 

erfahren habe, - ; ; : 
= 708, Zreimigenfigürlichen B:dentungen, von w-Ichem auch die 
meiften.der vorigen Aumerfungen gelten. (+): Für betrunken, 
doch nur inden harten und niedrigen Sprecharten. ° Lin voller 
Menſch, ein trunfener, - Sich voll trinken. _Femanden voll 
machen. Doll werden. voll ſeyn. Blindvoll, bligvoll, 
hagelvoll, in den niedrigen Sprecharten, im hoben Grade betrun⸗ 
Een, (2) Einen hoben und doch nicht übertriebenen Grad der Aus⸗ 
debhnung, den zur Vollſt andigkeit gehörigen Grad der Ausdebnung 
babend, nur in einigen Fällen, wie vollkommen. -Dolle Sande, 
runde, Heifchige Hände, Kine volle Bruft, eine volfommme, 
‚gewölbie, — 
Se Seit Angeſicht it voll und rund, Weiße, 


“ Fändigteit gehörige Theile, fein-geböriges Maß und die gehörige 
Zahl babend; ganz. ©. auch vollig. Die Summe iſt noch niche 
poll, Einen unwictigen Ducaten fir-voll ausgeben. Es bat 
- fein volles Gewicht. Der volle Mond oder Vollmond. Der Mond 


fen. Br baße fie aus vollem Herzen, von ganzem Herzen. Im 
bolleſten Wuchfe fanden die Bäume da, Grfn. Im vollen 
Laufe. Ich bin fchon volle acht Tage hier. Einem volle (völ⸗ 
Aige) Genügetbun. SE 
Soch wird die Zwietracht nicht in wollen Slammen Iodern, 
Re Sr Weiße, 
Die dolle Maik, in dee Landwirthſchaft, zum Unterfchiede von 
der halben, (S. Mat.) Ein voller Bogen, Inder Baufunft, der 
einen halben Zirkel ausmacht, zum Unterſchiede don ritem ge: 
Sruckten und dachen. Die volle Marter inden Gerichten, die 
ganze Tortur, two der Inquiſit auf der Leiter ausgeſpannet wird, 
(4) voll von etwas feyn, ale Empfindungen, alle Kräfte des- 
Geiſtes damit bifchärtigen und folches äußern, Mr war ganz 
voll von dieſer Begebenheit, fie befchäftigte feine. ganze Seelch 
So auch ein volles, Herz, das ganz von Empfindungen Einer Act 
befcpäftigt wird, Es überwältigee mich die Bewegung eines 
zu vollen gerzens“ Alan Herz iR vol, es Bann feine Jule 
nicht mehr faſſen, Duſch. BEER A 


" bial, Form ſtehen. Lin Becher voll Wein ober voll Weine, nicht - 


Neuere in dee höbern Schreibart ein von Rummer volles Herz. - 


— S.auch vollig. (37. Im noch weitern Verſtande, alle zur Voll⸗ 


iſt noch nicht voll. Ich habe dir ein volles Jahr Zeit gelaſ⸗ 


. Bol # 1230 


Yum. ». Diefes Wort wird mit allerley Nederhrilen zuſam⸗ 
> wien gefegt, und ninmmt feine Stelle olsdann fo wohl vorn als hin» 
ten; letzteres nur allein mit ſolchen Hauptwörtern, ſehnſuchte⸗ 

voll, Zummervoll, wehmuths voll u. f.f. weideden Gegeuſtand 
eder die Materie der Fülle bezeichnen, erſteres abder auch mit ame 
dern Arten von Wörter, (S. ſie im folgenden.) Wenn es mit Beite 
wörtern zufaniftten gefogt wird, ſo wirft es feinen Ton auf das 
Zeitwort, und wird zur fo genaiuten untrennbaren Partifel, wel⸗ 
che ihre Stell: vor dem Zeuworte unveraudert behãlt, uılo daher 
auch kein Augment leidet. vollenden, vollbringen, vollführen. 
Ich habe vollendet, voll bracht i ſ. f. Nurpüche man ſich, nicht 
ſolche Redensarten firZufannrenfegungen zu halten, welche feine 
find, fonderz wo voll das gewöhnliye Rıvenwort if, Lin Glas 
voll gießen, ctwas voll machen, voll füllen, voll feyn, voll 
werden uff. find Fine Zuſammenſetzuugen, theils, weil Hier 
fo wohl das Neben⸗ ale aud) das Zeitwort feinen eigenen volftäns 
digen Eon hat, tbeils auch, weit die Bedeutung ganz einfach und 
nichts weniger ale elkiprig) oder figürlich iſt. Daher folgt das Ne⸗ 
benwort in der Conjugation auch der gewöhnlichen Kegel : Ich ma⸗ 
che voll, bin voll geweien. Gottſched uud andere Sprachlehver 
geben es bier ſehr ivrig für einetrennbare Partikel aus; da doch 
bier feine Zuſa umenſesung Statt findet, fondern voll ein Neben⸗ 
wort von der gewöhnlichen Art ift, 

Anm. 2. Die ſes alte Wort Lauter ſchon ben dem Ulphilas fulls, 
bey dem Ottfried und feinen Seitgenoffen tul, im Niederſ. vul, 
im Ange:f. ful,im Isländ. Follin, im Grlech. Aurrog. Aus 

> dem doppelten I erhellet, dag es ein Zutenfionm von viel ift; und die 
. genglich den Laut einer ſehr wuhlenden Meuge ausdrudt, Das 
Nieder. vull beveuter fo wohl voll als viel. Ju der Selavoniz 
ſchen Mundart heißt voll plue, pluy, poln, welches die Ver⸗ 
bindung unfers voll mit dem Latein, plenus zu bezeichnen ſchei⸗ 
meh Die ältefte Schreibart diefes Wortes iſt freylich follz ins 
deffen iſt das f ſchon fehr frühe mir dem v vertauſchet worden, wel⸗ 
ches nunmehr algemeinift; ob man gleich dag f in dem Haupt« 
worte Sülle und dem Zeitworte füllen beybehalten hat, ©. dies 
felben, 
Yollährig, adj. etadv. volle Ahren habend. Vollährigeg Ger 
treide, : . 
vollaͤuf, adv. im reichen Mae, überflüßig. 
haben, Ezech. 16,49, 
Ben, Opitz. 
Daß Feld und Städte ſich an dir vollauf ergetzen, 
eben derſ. 


Alles vollauf haben. vollauf zu thun haben. Da war Eſſen 
und Trinken vollauf. 


Vollblütig, —er, —ſte, adj. et adv. voll von Blute, d.i. Die 


Alles vollauf 
Er mag mein Haupt vollauf begiee 


les Blut, mehr Geblüt habend, als zur Erhaltung der Gefundheit 


nöthig iſt. vollblitig ſeyn. vollblütigen Leuten muß man 
zur Ader laſſen. Daher die vollblütigkeit. 

Vollbringen, verb. irreg. act. (S. Bringemn); ich vollbringe, 
vollbrachte, habe vollbracht; eine Handlung zur Bollfommens 
heit bringen. Wenn er vollbracht hat das Derfühnen des geiz 
ligthums, 3 Mof. 16, 20. Alſo ward alle Arbeit vollbracht — 
am Haufe des Herren, e Ebron. 5,1. Wer mit den Lippen 
deutet, volbringer Böſes, Sprichw. 16,30. Es iſt pollbracht! 
305.19, 28. Diel anfangen und wenig vollbringen. Das 
ganze Werk ward inzwey Tagen vollbracht. - Ein aufgetras 
genes Geſchaft, eine Reife vollbringen. Matt gebraucht dies 
fes Wort nur noch mit einigen Hauptwörtern, befonders folchen, 
welche im eigentlichen Beritande eine Handlung bedeuten. Seinen 

» Grimm, das Recht, das Wort vollbringen u, ff. wie —— 

eut⸗ 


* J * J 


a, > * 4 0.9 LEE, ER Li De 
+ —— TA BETT. 3 a 


1231 Ba en 


. Beutfehen Bibel, find veraltet; Auch ſagt man nicht meht einen 
BKrieg vollbringen, ſondern zu Ende bringen, jemandes Befehl 


volbringen, ſondern vollzie hen eine —“ vollbringen, ſon⸗ 
dern lieferu u. ſ. F. 
Daher Sie vollbringung und der Vollbringer, welcher etwas 
voll bringet, weiches Wort dodh felten gebraucht wird, 
Anm. Vollebringen fommt ſchon bey dim Milleram dor, 
Nottker gebraucht dafür Folletuon, und Diifried fo wohl gi- 
uusrkenfollen, als bibringen, ©, auch vollenden, voll⸗ 
führen, vollfreck en und vollziehen. 
 Polbürtig, adj.et ady. welches noch in den ed ten am üblich⸗ 


fen iſt. Dollbürtige Geſchwiſter, leibliche Grid wilter, welche- 


-- zen Einemund eben-demfelben Vater, und Einer und eben derſel⸗ 
ben MuttPHerfommen, und, ebedem auch ebenbürtige genaunt 
wurden, Ein vollbürtiger. Bruder, auch wohl ein Yokbruider, 
ein leiblicher, zum Unterfchicde von einem Helbbruder oder 
Stiefbruder. So auch eine volbürsige Schweer, Dollichwr: 
fer, und dag Vollgefhwißter. Daher die vollbürtigkeit, die 
Eigenfhaft, da jemand mit dem andern einerley leibliche tern 
bat, 


Anm. Das Wort ift von birtig, uud dieß von baren, gebae 


ten, eigentlich die volle Geburt habend. Ja einem andern Ver⸗ 


—tttaude war vollbürtig, in den Longobardiſchen Geſetzen forbo- 


ran, vielleicht richtiger folboran, ehedem ehelich, im Bergen. 
faße des unebelich. Ein anderes Wert ift das Dänifihe fuldbyr⸗ 
de und das Schwed, fullborda, weldes mit unſerm volbrins 
sen,vollenden, Aereinkommt, und von dem alten Bord oder Bort 
das Ende, abſtammet, und wovon fullbördig, vollfommenift, 

Dcllend, adv. ©. vollenss, 

Dollenden, verb. reg. act. ich vollen Se, habe vollender; zum. 
woRigen Endebringen, 1. Eigentlich, wo es nod) nachdrucklicher 
iſt, als vollbringen. Eine Arbeit vollenden. Alſo ward voll⸗ 

endet Zimmel und Erde, Moſe 2, 3. Ich wills anfahen und 

vollenden, ı Sam. 3, 12. Den Lauf, vollenden, 2 Tim, 4,7 
Ein Gemäbide, eine Arbeit, eine Reife vollenden. Man ger 
braucht es am hänfigfien in deredlern und feperlichen Schreib» 
act, dagegen in der gewöhnlichen endigen, zu Ende bringen 
a. ff. üblicher find. 

Mein Mädchen mit dem ſchwarzen Haare 

Vollender heute ſechzehn Fahre, Haged. ; 

Um diefe Pilgeimfchaft vergnügli zu vollenden, eben 

derſelbe. 

2, Figürlich, zur olfommenbeit bringen, doch nur in der Sheos 
logie, wiedas Franz, accomplir, Mit einem Opfer hat er in 
Ewigkeit vollendet, die geberliger werden, Edr.10,14. "Die 
sollendeten Gerechten, in jenem Leben nach dee Auferftehiung 
der Todten. Vollendete Bürger des Himmels. Veraltere Figur 
ven find, feinen Zorn, feinen Grimm vollenden, Ezech 5,13. 
Bay.6,ı2. Es wird vollender werden, was dir gefagt if, 
* 1,45; für erfüllet. 

Daber die vollendung, auch von dem Zuſtande der künftigen 
At befonders nach der Auferfichung.der Todten. - 

Anm, Indem alten Sragmente auf Carla den Großen ben 
bem Schilter volenden, bey den Schmädifchen Dichten, die es 
ion für erfüllen gebrauchen, vol enden. 

‘Das ich nulange hamgegert, ı s 
Wirtdas wol endet loıfl mir froide braht, 

| Reinmar der Alte. 
Inglvchen für endigen ſchlechthin; wenne ii yinen Kum- 
merwelle vol enden, Heinr. von Morunge, 

Der Dollender, des —s, plur. ut nom. fiag. Zämin. die 

Tolindreinn, eine Perſon, welche etinas vollendet. Chrißus, 


RE af zu, “IR run EIN Ar TORE TEE 
x —— TER a —— * 
| —— ee A 
ee a 
.. F , D 


ift se Ynfänger RR vollender des oleens, er. 


12,2 


Dillends, in der Deutfchen Bibel Dsllend, ein Nebenwort ‚fie 
vollig. Auf daß ſie vollend die Strafe überFämen, die noch - 


dahinten war, Weleh.19,4. Du ſollteſt vollend anrichten, da 
ichs gelaſſen habe, Lit. », 5. Bis daß vollend dazu kãmen ih⸗ 


= ge Mitknechte, Dffenb. 6, 11. Es ift in der edlern Schreibart 
. + veraltet, wo man dafür voll ig gebraniht, und nur noch im gemeie ° 


nen Leben üblich, Darnach Fonnten vollends die Leutedenfen, 
tapu.f.f. Thue es vollends hinein, das übrige anch ni 
Ich muß dieß Buch erft vollends ausleſen, erſt völlig. Da 
nieht fein, daß du mir vollends die Leufe aufhegen, gar, %4 
dieß nod. Wenn er vollends ſterben ſollte, über dieß nech, 
gar.“ 

Anm, Das Wort fcheinet alt zu feyn, ob es zleich bisher — 
bey keinem unferer älteften Schriftſteller bemerket worden. Die 


letzte Hälfte iſt allem Anſehen nad) nicht das Hauptwort Ende, 
ſondern die Ableitungs ſylbe ⸗end, weiche ih auch au den Mit⸗ 
telwörtern findet, ob ſie gleich an andern Wörtern ſeltener dor⸗ 


kommt. Kurz, vollend ſtebet für zeig. Dass am Ende 
ift das Merfmabl eines Nebenwortes. Cpedem war dafür nur 


voll üblich.“ Welicher under einer ſchweren Bürdei gat, dem 
ſol man uffbelffen, un ſoll in nit voll niederiioßen, Leo 


Jud. . Welches im gemeinen Leben noch hin und wieder vor⸗ 
— 


Die Döllerep, plur. car. von voll, fo fern es — 


die Fertigkeit zum überflüſſigen Gebrauche ſtarken Geträntes, 
In vollerey leben. Sich der vollerey ergeben. In der Deut - 
ſchen Bibel güllerey/ bey dem Opitz vollhei — 


voufuͤhren verb.reg. act. ig) vollführe, habe volführen, 


zum völligen Ende führen, d.1. vogbringen, vollenden, ingleichen 


“ zu Stande bringen. Daß der in euch angefangen hat das gute - 


Werk, den wirds auch vollführen, Pbil.ı,6. Ju weiteret 
Bedeutung, thun, verrichten überhaupt. . — 
Dieß alles kann mein Werk vollführen, GA, 18 
voll won fich und von der That, die er vollfübrer, eben detfüfe 
be. Alles, was du vollführen, ift (wird) von den Görtern 
gefegnet, Gefn. Es kommt in der edlern und fenerlichen - 
Schreibart üfter vor, als imgemeinen?zten. In der Bedeu⸗ 


tung. des Erfüllens iſt es eben fo fehr veraltet, als vollbringen 


Der das Wort feines ‚Bnechts betätigt und den Rath 
feinev Bothen vollführer, Ef. 44, 26. So auch die voll⸗ 
führung. x 


Dsllgültig, —er, —fe, adj. et adv. feine völlige Strg , i 


Feit, feinen völligen Werth babend, den es haben fol. Kine - 
vollgülsige Münze, Das it Feine vollgültige (binlängliche) - 
Entfchindigung. Das vollgültige verdienſt Chrifti. Si⸗ 
gürlich Heißt in der Artillerie ein Stück vollgültig, wenn es 
an dem Boden über dem Zundloche die gehörige caliber-mäßige 
Stärfe has, imÖegeufage des —— So auch die vollgül⸗ 
eigfeit. } 


Die Vvoͤllheit plur! car, von v4, — betrunken, der Zu⸗ 
ftand, da man trunfen ff, die Eruuteitbeit. Etwas in der voll⸗ 


beit chun. Es kommt im Hochdeutfchen felten vor, nach ſeliener 
aber in der Bedentung der Fertigkeit zur Trunfenpeit, für Volle⸗ 
voy, in welchem Berftande Dpig es gebraucht. 


voͤllh erʒig/ ⸗er Re, adj et adv,cinvolles Herz habend, d.h, 


viel auf feinem Herzen habend. Das Workift zwar nur vornehms 
lich im Riederdeutfchen üblich, wo es vullhartig lautet; allein 
eg verdianet auch im Hochdeuiſchen aufgenommen zu werden, jüs 
wahl, da wir ſchon ſchwerherzig u: nf Haben: 


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Sufe⸗ zugewachfen iſt. 2. In der Naturgeſchichte werden auch 










0 Soauhdiedoitbufigkei. } RR 

3 7 voͤllſahrig adj.etadv. feine völlige Anzahl von Jahren habend. 
Man gebraucht es nur in engerer Bedeutung, befonderg in den 
...  Necien, fo wie großjäbrig. für mündig, die zur eigenen Vers 
waltung feiner Angelegenheiten in den ÖrirBendeftimmte Anzahl 
von Jahren erreicht habend, im Gegenjaße des minderjährig. So 
auch die Volljährigkeit, SOSE ER: Su, 


voͤllig, adj. etadv. völliger, völigfte, welche Compatation doch 
nur in der dritten Bedeutung am üblichften iſt. Esift von voll 
‚and der Ableitungsfplbeig, und bedeutet vermöge die ſer Zuſam⸗ 
menfegung voll feyend, feine Flle habend. 1. Von Wörtern, 
‚welche eine Zahl, Maß und Gewicht bedeuten, alle dazu gehörige 
einzelne Theile babend, wofür auch fo wohl voll als voll ko mmen 
"gebraucht wird. Kin völliges Gewicht, a Mof.43, 21. Ein 

‘ völliger Scheffel, 5 Moſ. 25, 15. Indeſſen wird es in diefer 
mehr eigentlichen Bedeutung wenig mehr gebraucht; am wenigſten 

. “aber in der Adverbials Form. Doch fast man noch ein volliges 
Jahr, es it noch niche vollig Ein Fahr. 2. In vellerer und 
*  gewöhnlichyer Bedeutung, ale nötige Grade der Stärke und 
des Ilmfanges habend, wie vollkom men, doch nur von Sachen, 


völlige Arbeit, d.i. ich habe fo viel Arbeit, Als ich nur beſttei⸗ 
. sen kaun. Bine völlige (volfommne, gänzliche) Sleipheit. Fer 


0,7 „Hge Sveyheit Ieifen. Seinen völligen Staat anlegen-allen 
> feinen Staat. Se auch in der Adverdial- Form, für gänzlich, 
2... Bellfommen. Ich bin noch niht völlig fertig. Brit ihm 
2, vollig glich, Es if niche vollig fo groß. Du bit vällig 
"von meiner Länge. Br fchlug es völlig ab. Darin bin ich 
nicht vollig ihrer Meinung. In der Deutfchen Bibel wird es 
noch in vielen jegt veralteten Fällen für vollfommen überhaupt 
gebraucht. Der verr laſſe die Liebe völlig werden unter einz 
‚ ander, ı Shefl.3, 12. Wie ihr ſollt wandeln, — daß ihr 
immer völliger werder, Kap. 4, 1, 10, Ich babe deine 
Werke nicht vollig erfunden, Offenb. 3,2. Alles, was vol: 
Tig und herrlich war, Kap. 18, 14. 3. Im engſten Berſtande 
wird völlig im Hoch, und Niederdeutfchen für corpulent ges 
braucht. Ein wenig völlig feyn, ein wenig corpufent, in 
völliger Mann. Ein völliges Geſicht haben, vollig im Ge- 
fihtefeyn. volllommen wird häufigineden desufelbeu Verftans 
de gebraucht. Luther gebraucht diefes Wort auf Ähnliche Art für 
- mafliv. Das war alles völlig Gold, 2 Chron, 4,21; vou ges 
diegenem Golde, Kr — 
Anm. Schon bey dem Ottfried, der es ſebr häufig für voll⸗ 
kommen überhaupt gebraucht, fullicho, im Niederſ. pullig, im 
Angelf. fullice, Unfer heutiger Hocdentiche Gebrauch iſt nur 
"ein Überbleibfel des ältern, da es fo wohl für voll, als aud für 
vollfommien gebraucht wurde ; daber werden fich auch die Fälle, 
wo es jegt noch gaugbar ift, wohl nicht Leicht durch Regeln beſt im⸗ 
men laffen. — 


gr —* — * ——— 


J 


* 


= 


ein Ding völlig ift, ein feltenea Wort, welches nur zuweilen in den 
dritten Bedeutung gebraucht wird, : k 


£ Aunſt. vollkantiges Holz, welches auf allen Seiten befchlagen, 
ae disvierecktzugebauen if, feine völlige Kanten yabend ; im Ge⸗ 
’ J Adel. W. B. 4. Th. 2, Aufi. 


— * 


—— 
MR TR a ar — 
— er, —fle, adj. el adv. einen vollen Huf habend. 
beißt vollbuäg, wenn die ganze- innere Höhle des 


wohl die Thiere mit un geſpalte nem Hufe vollhufige genannt, 


ond>auch bier nur mit einigen Hanptwörtern; Ich babe meine " 


manden völlige Genüge thun, vollfommie, Jemanden volz 


* Die volligkeit plur. car. die Eigenfehaft, oder der Zuſtand da 


4 # voͤllkaͤntig/ adj.et adv. im Forftwefen undder Zimmermanns⸗ 





vBou | 1934 


„genfage des baumkantigen, woran noch die Künde de Baumes 


: ‚wahrzunchmen ift, 3 
Voͤllkommen, adj. etadv. volltommener, volltommner, voll⸗ 


‚Fommenite, ein altes, jegt nur noch im figürlichen Berfiande ib. 
Vicyes Wort. Es bedeutete ehedem, 

. Eigentlich, an den verlangten Hr gefommen, dba es denn 
eigentlih das Mittelwort des veralteten Seitwortes vollkommen 
iſt, welches nach dem Muſter des Latein, pervenire gebildet wars 
den, fo wie das Lat, per in mehrern Zufammenfeßnugen durch 


voll gegeben worden. Von diefem alten Zeitworte fommen-noch 


bäuftge Spuren vor, Zuerſt findetes ſich indem alten LegeLu- 
douici et Lotharii vom Sabre 840, ve vollocamen, 
bahn gelangen, bedeutet. So fi folle choment dara fi 
folle chomen [ulu, wenn fie dahin gelangen, wohin fie ge⸗ 
langen follen, beißt es bey dem Notker, Zr weiterer Beden— 
‚sung würde bernach das Zeitwort vollfommen für vollenden, 
au. Ende, zu Stande bringen, gebraucht, weiche Bedeutung das 
Dänifche fuldkomme, und das Schwediſche follkommna 
re ‘Auf diefe mehr eigentlichen Bedrurungen grüns 
en ‚ i y 
2. Die noch üblichen figüielichen. Es bedeutet nähmlich, 
(2) Oanz, unverfürgt, unverletzt; welche Bedeutung nur noch 


"bin und wieder im gemeinen eben vorkommt. (2) Dinge, wels 


he aus mehrern einzelnen Theilen befteben, heißen vollfommen, 
wenn feiner diefer-eingelnen Theile daran mangelt. Line Zahl 
if vollkommen, wenn nichts daran mangelt... Ein Kind if 
ſchon eın vollfommrer Menſch, weil es alle Theite hat, weiche 
gu einem Menſchen erfordert werden. Auch diefe Bedentung 
kommt am häufigsten im gemeinen Leben vpr ; indem dafür in der 
beftimmtern Schreibart vollitändig, und wenn von Zahlen die B 
Rede ift, vollz ahlig gebraucht wird, (S. diefe Wörter.) (3) Ir 
eugerer und geivöhnlicherer Bedeutung iſt vollfommen, nicht ale 
lein alfe zu feiner Abficht, zu feiner Beſtimmung nörhigen einzels 
nen Theile, ſondern auch jeden wiederum in dem gehörigen Grade 


« der. Güte, oder innern Stärke habend, unddarin gegründet, So 


muß wenigftens das Wort, dem gewöhnlihen Sprachgebrauche 


NZ zu Folge, erfläret werden, und wenn in den philoſophiſchen Lehr⸗ 


büchern dasjenige voll kommen iſt, wo das Mannigfaltige auf die 
gehörige Art zuſammen ſtimmt, ſo iſt ſolches eben daſſelbe, nur 
miĩt andern Worten geſagt. Gemeiniglich gebraucht man das Wort 
relativ, fo wohl in Beziehung auf gewiffe Theile, noch mehr aber 


in Beziehung anf die Beftimmung oder Abſicht eines Dinges; weil 


im fhärfften und höchſten — nur allein Gott vollko m⸗ 
men genannt werden kaun, uud in dieſem relativen Verſtande fürs 
det allerdiugs eineComparation Statt. Jemand iſt ein vollkomm⸗ 
ner Redner, vollkom mner Dichter, vollkommner Kaufmann, 
wenn er nicht allein alle dazu nöthigen Eigenſchaften, fondern auch 
jede in dem erforderlichen Hohen Grade befiset, wofür in der ver» 
traulichen Sprechart auch das Wort ganz üblich iſt; ein ganzer 
Redner. In einer Kunſt vollkommen feyn. Eine vollkomm— 
ne Tugend. Ein vollfommner Mann, ein ganzer Mann, der 
alle zu einer gewiffen Abficht nöthigen Tigenfchaften in dem 
gebörigen Grade befiget. Lin vollkommnes Glück. Das macht 
mein Glück, mein Unglück vollfommen.. Sich immer volle 
Fommner zu machen ſuchen. Zine vollfommne Schönbeit, 
In der Welt iſt nichts vollfommen, im höchſten, abfoluten 

Verſtande. Line vollfommne Lubif : Zahl, Quadrat: Zahl 
u. ff. in der Rahenkunſt, deren Wurzel fich genau angeben läßt, 

vollkommne Blumen, in der Botanik, welche mannlich und 
weiblich zugleich find, und noch häufiger Zwitterblumen genanut 

werden, Eben fo bedeutet das Nebenwort vollfommen fo wohl 
im höchſten relativ möglichen Grade, als auch in weiterm Ver⸗ 

iii Rande, 





et u * FT, — 
* 


21995‘ 


1255 Bo EN 


ande, zu feinem Swede hinlenelich 4 verſtehe Big solls 
Fommen. | Du Haft es vollfommen. getroffen. Sie haben 
vollfommen Recht, völlig, in allen Stüden. Da es denn oft 
auch andern Bey: und Nebenwörtern vorgefegt wird, fo wohl den 
höchſten möglichen, als auch nur den bislänglichen Grad durfelben 
zu bozeichnen. Vollfommen gut, vollfommen weife, voll: 
Fommen gerecht. in vslfommen rechtſchaffener Mann. 


14) Im eugſten Verſtande wird vollfommen häufig von Klei⸗ 


dungsffücen und andern ähnlichen Dingen gebraucht, wenn fie die 
gehörige Weite und Größe haben. Ein Bleid ein wenig voll- 
Tommner machen. Go wie e3 zumeilen auch für völlig, das 
ift, eorpulent, gebraucht wird. Im Gefichte vollkommen feyn, 
sälig, 
pulenter. 

Anm. Da: Wort lautet in der heutigen Bedeutung für per- 


‚fectus ſchon bey dem Rotker und Stryker füllechomen, vol- 


chomgn, im Riederf. vullenfamen. Wadhter, dem dag alte 
Seitwort vollflommen, pervenire und hernach perficere, un⸗ 
bekaunt war, gerieth in Anſehung die ſes Beywortes auf ſeltſame 
Abwege, fo daß er es endlich auch als eine Zuſammenſetzung von 
voll und den Gricch. wuyuevog anfahe, Ehe vollkommen indie- 

I fer figürlichen Bedeutung eingeführet wurde, gebrauchte Kero das 
' für duruthaan, durdgethan, der Überfeger Tatiang thuruch- 
tig, eben daher, ud Lipfii Gloſſator thurofremig, fauter buch- 
ftäbliche Überfegungen des Lat. perfectus. Norfers durnocht 
und Hornegks durn aht, volfommen, find ohne Sweifel aus du- 


Tuthan, welches bey dem Kero auch duruhtonchta, lautet, zu⸗ 


ſammen gezogen. 
ee Dolfommenbeit, plur. die —en,von dem vorigen Worte. 
. Als ein Abſtractum, und ohne Plural, die Eigenfchaft, der Zus 
er da "in Ding vollfommen iſt, fo wohl im abfofuten und höch⸗ 
Fen Berfiande, von Öott, der Zuſtand, da er alle beyfammen 
mögliche Eigenſchaften mm höchſten Grade befiset, als auch im re: 
lativen, derjenige Zuſtand, da ein Ding die zu feiner Abſicht oder 
Beftimmang nötbigen Eigenjchäften in dem gehörigen Örade be— 
fie, oder in der wiſſenſchaftlichen Sprache, die gebörige Überein- 
ſtimmung des Drannigfaltigen in einem Dinge, Etwas zur Doll- 
Fommenbeit bringen. Nach der Dollfommenbeitfireben, 2.Alg 
ein Concretum und nit dem Plural, von einzelnen zur Beſtimmung 
eines Dinges gehörigen Eigenſchaften, fo fern ſie in dem gehörigen 


Srade vorhanden find, Die Volltommenbeiten Gottes, im böche - 


. fen Berflande,deffen Eigenfchaften, An endlichen Dingen nennet 
man allezu ihrer Abſicht nörhigenE wenfchaften, fo fern fiein dem 
gehẽrigen Grade vorhanden find, gleichfalls vollkommenheiten 


Schönheit, Tugend, Beſcheidenheit n. f..f. ſind vollkommen⸗ 
. beiten des andern Geſchlechtes. Diele vVollkommenheiten bas 
ben, befigen. 


* Dolltömmenlich, Volltommlich, Vollkimmlicy, ein im 


Hochdeutſchen fremdes Nebenwort, weiches nur noch Bin nnd wies 
der im gemeinen Leben gehört wird, für das Nebenwort vollfomz 
men. 
 Tommen, , 
fen, als der Allmächtige? Hiob 11, 7. 
—— fie über dich kommen, Ef. 47, 9. 
52, Kap. 12,8. 
De vsllmadıe., plar. Sie —es. », Die een: andern er⸗ 
theilte döllige Draht oder Gewalt, Bar in deffen Nabmen zu 
thun; ohne Plutal. 
len, geben; ibn bepollmachtigen. vollmacht zu etwas bar 
zoben. 2. Eine Urfunde, worin jemanden eine ſolche Vollmacht 
übertragen wird, daes denn im Plural nicht Vollmächte, fon, 
been, nach Oberdeutſcher Art, vollmachten hat; ehedem der 


Meineſt du, du wollefk alles fo vollkommlich tref- 
Sa vollkommlich 
So auch 4 Eſr. 8, 


In der Bleidung ſteht ex volfommner — cor⸗ 


Das bat vollkommlich in dieſer Lehre Start, voll⸗ 


Femanden vollmacht zu etwas ertbris ' 


Ruhr ro 


Iren Kine vollmacht erraten. Seine Beimade". 
aufweiſen. Im Schweb. gleichfau⸗ Fullmagt, im fpätern Eat. 
Plenipotentia, > 

Der Dölliheier, des —e, ‚plur. ut nom. fing. it denjenigen 





> 


* 


Niederdrutſchen Gegenden, wo.man frohnbare Bouet gůter unter 


dem Nahmen der Meiergüter bat, ein Meier, welcher ein ganzes 
oder völliges Gut diefer Art beſiget ; zum Unter ſchiede von dem 
‚Halbmeier. ©. Meier, 


Der D’Umond, des—es, plur.car, aus der W. A. der volle 


Mond, derjenige Zuſtaud des Mondes, da er ung vol zu ſeyn 
ſcheinet, d. i. wenn deffen ganze, gegen ung gefehrte Seite erleuch⸗ 
tet iſt; zum Untsefchiede von dem Ffeumonde, dem erſten und 
dem legen. Viertel, 
befommen wir Vollmond. 


Etwas im vollmonde fürn. Morgen 


Der Vollfpänner, des—s, plur, utnom. fing. in einigen&es 


‘genden ein Anfpänner, d. i. frobnpflichtiger Bauer, welcher ein 
- ganzes Bauergut befiget, sum huterſchiede von einem Salbipän: 
ner... ©. Ynfpänner, 

vVoͤllſtaͤn dig / —er, —ite, adj. et adv. alle zu feiner Beſtim⸗ 


mung nöthige einzelne Theile habend; im Gegenſatze des unvoll⸗ 


fandig oder mangelhaft. Kin vollſt andiges Wörterbuch, wor. 


in alfe zu feiner Abficht gebörigen Wörter vorkommen; werdendiefe . 
mis dem gehörigen Grade derÖründlichkeit, Seuchtbarfeit und Ge⸗ 


nauigkeit ausgearbeitet, ſo kann es erſt den Nahmen eines voll: 


kommnen führen, Ein vollſtandiger Entwurf, fo fern er alle 


“einzelne Theile in ſich faſſet. Ein vollſtandiger Beweis. Ein 


volltändiges matbematifches Beſteck, wenn fein nöthiges Wer» -⸗ 
zeng darin fehler ; ein vollfommnes, wenn alle einzelne Werk⸗ 


zeuge den gehörigen Brad ver Güte haben. Kin volltändigerde: 
griff, in der Logik, wenn nian von den Merfmahlen einer Sache 


Klare und deutliche Begriffe bat, Idea adaequata. ine —— 


ſtandige Summe, 


Die Vollftändigkeit, plur. inuf, bie Eigenſchaft, ber Suftand, 


da ein Ding vollffändig ift. 

voͤllſtimmig, adj et adv. in der Duft; 
ollen gehörigen „ Stimmen. ' Bine vollfiimmige Mufiß, 
"Wenn die Sarfe mir ihrem vollſtimmigen Klange die Töne 
einer angenehmen Stimme belebt. - Daher die voifim 
migkeit. 

Vsliteeden, verb, reg. act. ib volffitede, vollſtreckee dabe 
vollſreckt, zur Wirklichken beingen, beſonders von Haudlungen 
und Geſchaften; ein mit vollzichen gleich bedeutendes Wort, ob 
v2 gleich nicht ganz ſo üblich iſt, als diefes. 
jemandes Willen solfäreen, vollziehen, vollbeingen. 
richtliches Urtbeil volltrecken. 
eine Reiſe u. ſ. f. vollſtrecken, wofür man im Hochdeutſchen immer 
lieber volbriagen, noch häufiger aber vollziehen ſagt. 
die vollſtreckung. 


Kram. D5 aleich diefes Wort In unfern älteffen Denfmählern Be 


noch nit angetroffen worden, fo ſcheinet es doch fo alt zu 
ſeyn, als ivgend ein anderrs mit voll zufanımen gefigtes Wort, 
Es gründet fich auf eben diejelbe Figur, welche in vollzieben 


mit vollen, % 7 


Jemandes Befebl, 
Enge 
Eine Zeirath, ein Derlöbnif, 


RN 





Su 


berefcht , indem ſtrecken Rehedem ſehr häufig für ziehen. ge > 7 


braucht wurde. 


Das Vollwerk, des —es, plur. die —s, ein nur in den Sieden - 


deutſchen Torfgegenden übliche: Wort, wo eg einen Haufen aus» 
geftochenen Torfes bezeichnet, welcher fein völliges beſtimmtes 
Map hat, oder ein volles Tagwerk auemagt, zum Unterfoiede 
von einem Salbwerfe. 


voͤllwichtig/ adj. et adv. fein völliges Gewicht habend. Der 


Ducaten iftnicht vollwichtig, Dollwichtige Louis d' Or. Sp 


auch die vollwichtigkeit. 


2 ER De" 









— — u Er — ‚ein im — 
fihen veraltetes, nur noch in einigen Gegenden Hbfiches Wort, fo 
wobl eine Vollmacht, als au, nnd zwar noch häufiger, eine Ein 
ER wißigung zu. bezeichnen. Daber bevollworten, fo. wohl bevolls 
e „mächtigen, als auch bewilligcn, und vollworten, einwilligen. 
vollzaͤhlig, adj. eradv, feine volle oder völlige Zahl habend. 
0, ne Compagnie vollsaplig machen, fie reerntieren, Die Ars 
2.0 mes iſt wieder vollzaͤhlig ‚Die Summe iſt nicht volzählig. 
; So auch die Vollsähligkeit, 
vollztehen, verb. — act, (©. Ziehen;) ich volltiehe, voll⸗ 
„309 babe vollzogen; zur Wirklichkeit bringen, von Handlängen 
BE‘ Befhäften, wie die minder üblichen vollbringen, vollführen 
und volliive@rn. Wir aber vollzogen die Schiffahrt von Tyro, 
..Rpofl,eı,7. Da wollten ſie die zeirach vollziehen, ı Marc. 
29,56. ein gerichtliches urtha an jemanden. vollziehen. 
Jemandes Wille, Befehl wollzieben. Die Sache if no 


ven, wofür es von einigen gebraucht wird, fondern die in dem⸗ 
— verglichenen. Punetz zur Ausübung ‚zur Wirklichkeit 


Eis 
* 
— 


nicht vollzogen. Einen Srieden vollziehen, nicht ihn ratiftei⸗ 


* ing ur — ——— 


x 


gingen: — So auch ein Teitament vollziehen. Im gemeinen .. 


Leben gebrancht man dafür häufig das Latein, ereguiven, Daher 
—* boüsichung. Die Dollziehung „eines gerichtlichen ur⸗ 
2, ,,tbeils, die Execution. Die Vollziebung eines Teſtamentes 
| = * — Bin auch vou 
+. Schon bey de — filleziehen, de £.e3 aber. auch 
EB lit Sehe vollenden, und follezogen,für perfectum, voll- 

m 
& B- Figur Statt findet, welchein voulbringen, dem veralteten 
IE Seitworte vollkommen und. vollenden, herrſchet. 
achſiſchen lautet af —— vullteen. 








der eines Teſtamentes, wolur * das Eatsin, Breuer ge 
2 bräuchlicher-ift.. 
Der Vollzug, des—is ,. ae car. die Sandfung, Da 


was vollziebet, wie Dolziehung, und dev Zuſtand, da stinas voll- 
gogen wird, Der Vollzug einen ſeirath, eigee Geſchäftes. 


J Der. ‚Dolontär, des — 8, ‚plur, dies, fpeih Wolongrär, | 


aus dein Franz. Volontair, ein Freywilliger, ein befonders im. 
— Ariege von ſolchen Perfonen übliches Wort, welche freywillig, und- 
> eigentlich auch ohne Sold, Kriegesdienſte thun. Zuwellen aber 
N auch von ı befoldeten Soldaten uud Dfficiers, wenn, fie freywillig; 

J— zu einer oder dev andern Unternehmung gebraucht werden. 
‚Yomieren, 'verb.. reg. neutr. mit dem Hirfsworte haben, aus 
„ dem Lat.vome ve, ſich erbrechen, ſich übergeben... 

> vomieren geben... 

. Das Domitiv, des — es plur. dir—e, eben daher, ine Ars- 


J 
ger, 8* 
— na age 
Y 

# 

& 

t 

2 


Medieamen vomifieum.- . . . 
> "Von, kin Barwort, welches in allen Fallen bie dritte Endung, oder: 
Bi nach andern die fech(te, erfordert, für deren eigenthümtiches Merk⸗ 
©... mahles indem legten Tall angegeben wird. Es bezeichnet alles: 








rag wegung verläffst,. eine Entfernung in Anſehung eins Ortes oder 
a — 


eine Bewegiung verläffee, die Richtung nach der Tiefe in Rückſicht 
auf den verlaſſeken höhern Ort. 
E80 De: Berg: tommer.: Dom Simmel kommen. 
ngen-fallen., 
I MEN Don der Wand nehmen, Wo oft noch das herab und 
Dina hinzu geſetzet — ven oben her ab ſehen. von der: 
a ea De 4 


Don dem Was 





‚gebraucht; woraus erhellet, daß in diefem Worte eben 
Im Nieder⸗ 


Jemanden zu: 


.“ genen, weiche ein Erbrechen witket; Remediumvomitorium,. _ 


mahl den Ort oder die Sache, welchen eine Handlung oder Be⸗ 


Egentlich. (1) Einen Söbern Hüt zu bezeichnen, welchen: 1 
von-drm Dache fieigen. Don: 


Den. Sur vom Ropfe oder von dem Kopfe neh⸗ 


Naſen/ Pf. 18,9. 


Tanse, vom Spielen. 





® Don 1238 


* Zöbe binab rufen. Jugleichen in folgenden Fällen, wo es gleich, 


falls die Richtung bon einemhöhern Orte nach einem wiedrigern 
bezeichnet. von dem Pferde mit jemanden fprehen, Don dem 
Thurme rufen. Wo von allemapl in ſolchen Käflen gebraucht 
wird, wo die entgegen gejeßte Bewegung aus der Höbein die Tiefe 
mit auf ausgedruckt wird, Auf das Dach fteigen. Den Zur auf 
den Kopf ſegen. Auf das Pferd keinen, 

(2). Imsweiterm Berftande, einen jeden Ort oder Gegenſt and 
zu bezeichnen, welchen eine Beweguug, oder als Zewegung gedach⸗ 
te Handlung, in ihrer Richtung verläſſet, eine entferneude oder 
abſonderude Richtung in Rück ſicht auf den verlaffenen Gegenſtand, 
er ſey nun ein Ort oder ein Ding. Gott ſcheidete das Licht von 
der Sinfterniß, ı Mof.ı, 4.13, Von einem geben, ſtch von 
ihm entfernen, trennen. Gehe weg von mit... Die Augen 
von einer Sache wegwenden. Die Sand davon abziehen. 
Von Berlin, von Leipzig, von Samburg Pommen.. Dagegen 
die Länder und Infeln aus befommen, Der Brief war von 
(au?) Rom gefchrieben, datiert... Dampf ging aus von feiner 
Etwas von ſich legen. Don feinem Amte 
geſetzt werden. Soll ich von dir entferne leben ? Gehe nicht 
von dannen. Ich komme von Haufe, von dem Rathhauſe, 
vom. Selde, vom ſofe, von Ei ſche Wir kamen eben vom 
Ich gehe nicht von der Stelle. Ein 
Stuck von den Tuche veißen.. Einen Buopf von dem Rode 
ſchneiden. Das Getreide von dem delde thun. Etwas von 
einem annehmen, empfangen. Voneinander brechen, fehneis 
Een, trennen, fliehen. u. ſ. f. 

Wohin auch jehr viele adverbifche und ſprichwörtliche U, A. 


„gehören, wo diefe eigentliche Bedeutung des Vorivortes zum 


‚tet fehnell und gut.” 


‚Mann von mir, der Ordnung nad: 


Grunde. liegt. Gut von Sratten geher, (9. Statt.) Es 
gebet ihm gut von. der Hand, von. der Sauft,d. i. er dtbei- 
Etwas von fich geben, fo wohl eigent⸗ 
lich, als auch figürlich,. "Keinen Laut von fib geben, Don 
£eder sieben. Sich etwas vom galfe ſchaffen. Es if mir 
ein Stein vom 'gersen.. Don Grunde aus. - Und hundert 
andere mehr. 

2. Xu noch weiterm und theilg fokefichem Berffande bezeich⸗ 
net es, 

41) da8 Biel, bey welchen fich eine Veränderung oder auch‘ 
ein Ausſpruch anfängt ‚deu termipum a quo, fo wohl von dein 
Drte, als der. Zeit, Er wohnt weit von hier. Dev Ort liegt 
zehn Meilen von Berlin... Drey Ellen von da an..Der vierte 
Mo es auch mit allerley 
Partikeln verbunden wird, Don Alters ber, eine adverbifche Res 
densart, und zwar dieeinzige, wo von mit der zwenten Endung‘ 
verbunden wird, und. welche doch gewöhnlicher ift, als Luthers von 
altem ber 5 Ef. 25,1... Don Stundean, d. i. von diefer. Stun: 
deran. Don Rindbeit, von Mlutterleibe an. Don Jugend 
auf: von diefem Augenblide an. Don der Zeit an. 

Wo es Statt des Nennwortes auch ein Nebenwott. nach ſich 
leider. Von da an. Von bier an, Von min an.“ Don jegt 
an. Von geſtern an. Von heute an. Von neftern ber. Ich, 
ein Geſchöpf von geſtern her/ der ich vor kurzem nicht war, 


- Gel... Der Weg von bier nach Dresden. Jem anden von bin» 
ten, von vorn. angreifen. 


Aber Futbers von jenſeit dem 
Waffer; Bevb. 3,10% und von jenfeit des Jordans, Märc,3,3. 
iſt im Hochdeutſchen fremd, 

Wenn der terminusad’quem ausgedruckt twirb, fo beko munt 
der ſelbe zu und noch häufiger bis. Und von Worten kams zu 
Schlägen, Gel. Von einem sum andern gehen. Br il von 
uns zum $eindeübergegangen. Dom Leben zum Tode brins 
gen, Don Morgen bis an den Abend. Don dem Ropfe bis 

Str auf 





I: 
x > 3 


BMW 


0 


1239 


auf die Süße. Von bier bis dahin. Won Ser belebenden 


Sonne bis zur Beinen Pflanze find alles Wunder, Sefn, 

. Wenn beyde Termini einerley Rahmen haben, fo wird das 
Hanptwor‘ fehr häufig wiederhohle, und befommır das letzte Mabl 
alein zu. Don Saus zu Haug geben, d; i. von einem Hanfe 
zu dem andern. So-auch: von Zeit zu Zeit, von Tag zu Tu: 
ge, von Stunde zu Stunde, von Woche zu Woche, von Mo: 
natb zu Monath, von Fahr zu Fahr, von Stud zu Stüd, 


von Wort zu Wort, von Zeile zu Zeile, von Mann zu Mann, - 


von Thür zu Thür. ben fo glücklich, wie ich, fchleiche ſte 
von Laube zu Laube. Ich will-von Infel zu Inſel ſchwei— 
fen, meine Rube wieder zu ſuchen. Die Botjchaft, die von 
Yrumd zu Munde fliegt, Schleg. 

(2) Den Gegenſtand einer mocalifchen Abfonderung, Tren⸗ 
Aung, Entfernung, mit allerley Beitwörtern, Jemanden von 
der Lurcht, von der Sorge, von einer Laft befreyen. Lrey 
son Simden, von Schulden, von dem verdachte. KErlöfe 
uns von dem jibel. Errette mich von meinen Seinsen. Don 
allem Vermögen entblößr. Allein, beranben und beraubt lei⸗ 
det diefes von nicht, fondern erfordert die zwente Endung : feines 
Dermögens beraubt ſeyn, nicht von feinem Vermögen. Sich 
vom Erſtickten enthalten; Apoſt. 15,20; oder des Erſtickten. 


Don Sinnen kommen, den Gebrauch feiner Sinne, d. 1. Empfis 


"dung und Vernunft verlieren. Don jemanden laffen, ihn ver» 
Yaffen, Art läßt von Are nicht. Von jemanden abtrunnig 
werden. Beſonders mit ſolchen Wörtern, welche. mit ab zu- 
* Fammen gefegt find. Don jemanden abfallen. Jemanden von 
van andern abwendig machen. Don feinem Vorhaben ab- 
fiebin. Das weit davon ab. Von etwas abſchrecken. 
Ich ſtehe davon ab. 
(3) Einen Urfprumg, ein Herkommen, und zwar wiederum 
auf verfchiedene Art. ; ", 

a. Ein örtliches Herfonmen, bloß den Det zu bezeichnen, 
von welchein ein Ding her if, Der Regen vom Sımmel, Thau 
von oben. Der Wind von Morgen. Dom Lande ſeyn. Ich 
babe es. von ihm. Das Licht fallt von der linken Seite her⸗ 
tin.‘ Es iſt von gutergand, Kr bat ſie ja von mir, wie 


kann ex fie verſchenken Gell, Die von Jude, von Babel. 
in Bıufmann son Amfierdams Der Bönig von Bodom, » 


von Juda, inder Deutfchen Bibel, 

Hierauf gründet fich auch das von, wenn es im Deutfchen ein 
Uırterfcheidungsmerfmabl adeligev Rahmen iſt. Heer von Salz 
Benberg, von Scharfenfiein. Die von Adlerfeld. Wo es urs 
fprünglich doch nur zunächtt den Det der Herkunft bezeichnete, ob 
es gleich auch gar bald den Begriff des Beſitzes mit in ſich ſchloß, 
weil die Adeligen die Schlöffer ind Güter, von weichen fie ſich 
ſchrieben, gemeiniglicy auch befaßen. Bey den neueren Adeli⸗ 
gen füllt dieſer Begriff des Beſttzes ganz weg, und da iſt das von, 
wenn es vot einem Geſchlechtẽ nahmen ſtehet, bloß ein Merkmahl 
der adeligen Würde, mid ſolche Adelige gleichen denn den Biſchö⸗ 
fen in partibus infidelium der Röm. Kirche welche den Rah⸗ 


men vonBisthümern führen, welche fie nie beſeſſen haben, noch be⸗ 


fisen fönnen. In den Niederlanden hingegen und einigen Nieder⸗ 


Beutfohen Gegenden, two da yan auch an bürgerlichen®efchlechte - 
nahmen fehr gewöhnlich if, zeigt es bloß den Ort der Geburt: 


oder des Herfommiens desjenigen an, der diefen Nahmen zuerſt 
ongenpminen, : 

Auf ähnliche Art pflegen gekrönte Säupfer, Fürften, Grafen, 
Birhöfen. f.f. den Nahmen derjenigen Neithe, Länder u. [.f. 
werde ſie beſitzen, den Nahmen von vorzufigen. - Kaiſer von 
Rußland, Rönig von’ Srankreich, von Großbritannien, von’ 
Preußen Ehurfürit von Sachſen, von Braunfgweig, Herzog 


/ 


nem Rode, Wolle vom einem Schafe. Bin Zweig vone 


‚ davon gendmmen. ‘Die $eder it von einem J—— * 
ber von einem Sechte. Er wirds von dem meinigen nehmen, 
0b. 16, 14. viel von feinen Sachen mitnehmen. Die Ster 
Hp von dem Brunnen, Er ift einer von den befien im Dorfe- - 


a 


von Wirtemberz, Graf von der Mar, Erzbiſch of vonfHains, 


Biſchof von Sulda u.f.f. Weil das von in folchen Fällen ge: \ 
meiniglich den Begriff des Befises mit bey fich führer, fo hat es 
in dem Staatsrechte oft zu Streitigkeiten Anlaß gegeben, Bohlen, 


machte ebedemden Ehurfürften von Brandenburg den Titel Re | 


nig von Preußen ffreitig, und wollte'fie nur Könige in Preußen 


nennen, weil fie nicht ganz Preußen befüßen. Noch jet weigerte 
ſich die Republik Lucca, die Großherzoge von Toscana von Togs 


cana zu nennen, und nennt fie nur in Toscana, damit es nicht 
ſcheine, daß fie durch jene Partikel ein Recht dee Großherzoge auf 
ihre Kepubl:feinräume. Daß man aber nicht zu allen Zeiten oder 


analen Orten fo gedacht habe, erhellet aus dem Streite,welden 


der Bifchofvon Speyer 1585 mit der Reichsſtadt Speher über dier 
fe Partikel hatte. Der Bifchof ſchrieb ſich Biſchof zu Speyer; das 
gegen die Stadt ibn nur von Speyer nennen wollte, die fi aber 
in dem Vergleiche von 1589 zuder erfien Partikel verfteben mußte, 
N b. Das Ganze’ zu bezeichnen, deffen Tpeil das andere 
Ding geroefen. Die Bruſt von einem Widder, das Sett von 
©chfen, ein Viertel. von einem Lamme. Lin Singer von dem 
heil: Burkhard. Das ift doch Bein von meinen Beine 
ı Mof.e,23. Gib mie ein Stud davon. Bin Zipfel. 







Baume. Zr aß von feinem Biffen, und trank von fe 
Becher, (aus feinem Becher,) 3 Sam.ı2,2.. I babe 


Einer son dem Pöbel, beffer aus. Siner von uns, oder unter. 
uns, 

uns, viele von uns, wo auch unter ſtehen kann. Erif auch 
einer von denen n.f.f. Don ſtehet indiefem Falle am fiderften 
alsdann, wenn der Theil nicht mehr mit dem Ganzen vereiniget 
iſt; ift er aber noch als ein Theil des Ganzen anzufehen, fo fiebet, 
wenn von Verfonen die Rede id unter. Die Urfache liegt in dem’ 
Begriffe der Entfernung, welcher mit von verbunden ifl, von 
(unter) allen in keiner zärtlicher als er. Gefällt ihnen nicht 
die Göttinn der Schönheit und Liebe, wenn fie von (unter) . 


„allen Bäumen die kleine Myrthe ſich zueignet Jacobi. ° 
dafür der Genitiv gebrauchen, wel⸗ 


In manchen Fällen läßt fi 
ches doch nu: felte: geſchiehet, auch Miß deutnug veranlaffenfann, 


indem der Genitiv eigentlich andeutet, daß der Theil noch mit hi 


dem Ganzen vereinigt iſt. Der Singer des heil, Burkhard hat 


Wunder gerban, Fann den Finger des noch lebenden Burkhard 


bezeichnen ; allein, der Singer von dem heil. Burkhard deu: 
ter die Keliquie des verfiorbenen Heiligen an. a 
Dagegen ifter, im Ganzen genommen, als ein Fehler zu be 
teachten, wenn man von in ſolchen Fällen gebraucht, wo der Theil 
noch mit dem Gauzen vereinigt if; in welchem Falle der @enitin 
ſtehen muß, Die Wand von dem Haufe, Sie Provinien von‘ 


Deutſchland u.f.f. für die Wand des Saufes, die Provinzen 


Deurfhlandes. Nur alsdann wird von erfordert, wenn dee 
Genitiv eines Wortes unkenntlich ift, oder eine Härte verur ſa⸗ 
den würde, Die Provinzen von Aft ika, die Theile von Ame: 
vita, weil Yfeifas, Anrerifas hart und ungewöhnlich klingt, da⸗ 
gegen man richtig fagt, die Theile Aſtens, weil diefer Genitiv ge⸗ 
wöhnlich it. Doh davon bernag. KR 
e. Die Materie, woraus etwas beſtehet. Gott machte 
Adam Ride von Srilen, ı Mof. 3,21.’ Eine Brone von Dor⸗ 
nen. Eine Säule von Marmor. Ein Ring von Gold, Kin 
Haus von Stein, yon Holz. Don gutem Schrot und Korn. 
Das Bier ift von Gerſten gebrauet. Lin Sad von Leder. 
Kin 


f 


Der gelehrteſte von allen, beffee Inter, Beiner »o Be: = 


— 








a." 


—* 


> mägprigen biſt du geſegnet, Moſ. 49, ‚25. 


= Baum iſt von drm Winde umgeriffen worden. 





EURER, von Beäurden. Kaffeh von Bicheln. Der Xu 
iſ von Böls, der Spiegel von Glas, der Beutel’ von Leder, 


die Schnur von Seide. Sehr oft bediener man fih Statt diefer 
N Mer zu reden des Abjertive., Ein leserner Beutel, ein goldener 
ing, ein ſteinernes, bölgernes Haus u.f.f. Nur in der Ad: 
 perbufs Form bedienet man fich. lieber des von. ‚Der Beutel it 
ledern, beffer von Loser. 
>... d Eine wirkende, hervor beinginbe Urſache. Willſt du 
nicht von unſern Händen kerben? Fer. 11,21. von der Gig, 
von vielem Stusieren, ‚von vielem Arbeiten krank wer⸗ 
den. Dom Glanz vor ihm trennten ſich die Wolken, Pf. 18, 17. 
Ich bin müde von Seufzen, Pf. 6,y. Don Gottes Gnaden, 
die alte Formel‘ —— Herren. 
den Sefen.. Eu 
Befonderg, wen Heben diefem Begriff der wirkenden Urſache 
auch der Begriff der Herkunft, der Serſtammung vorſticht. Dom 
Seven kommt, was die Zunge reden ſoll, Sprichw. 16, 1. Ich 
babe es von ibmgeierner. Don wen weißt Judas? Etwas 
won freyen Stinten chun, aus eigenem Autriebe. Er ift von 


Frarurfo, Der Sehler verbeſſert fich von füch feld. Das ver⸗ 


 feher ſich von feld#. Was willitdu von mir? 
In den — wird die wirkende Urſache durch andere 
her Musgebrüsft; doher von in diefer Bedentung, wenn die 


nge Nedensart thätig ift, nur ſelten gebraucht wird. ‚Deito häus + 
en iſt es in diefer Bedeutung in paffiven Anzdriiden, wenn das 


Rennwort i in der thätigen Form in der erffen Endung ſtehet. Don 
” jemanden. gefeben, geliebt, geſtraft werden. 
Vor den Wür⸗ 
mern gefreffen, von den Mäufen 5 werden. Der 
Don dem 
Seuer verzehrer werden. Wohin auch die R. A, mir Laffen aebör 
vun, wo die Bedentung gleichfalls paffıv iſt. Sich von jeman⸗ 
« den Beilm, mablen laffen. Ich Iaffemir von ibm nichts bes 
fehlen. Solte ich mich von ihm verunglimpfen laffen ? Wo 
von auch ausgeläffen und alsdann das Nennwort hatt der drir- 


ten in die pierte Endung se: st wird. Sollte ich mich ihn be⸗ 


—* laſſen? 
Uns warum ließeſt $u dich ihn zum Altar führen * Mei Be 
Die wirkende oder hervor bringende Perſon feber, ſtatt des von 
oft in der zwenten Endung. Ein Gemäblde von Titian, und 
ein Gemäblte Titians. Ein Gedicht von Gellert, und ein 
Gedicht Gellerts. Eine Uhr von einem großen Mleilter, iſt 
- Ablicher, als eine Uhr eines großen Meiſters. Der Befehl vom 
Bönige, beffer der Befehl des Röniges. Söhne von Einem 
Vater, und Soͤhne Eines Vaters. Überhaupt ſcheinet es, daß 
von in die ſem Falle richtiger ſteht, als der Genitiv, wenn dieſer 


‚ine Swepdeutigteit verur ſachen und den bloßen Beſitz andeuten 


konnte. Eine Uhr Müllers, kann eine Uhr bedeuten, welche 


Müůllern geböret ; Aber eine Uhr von Müller bezeichnet Müllern, 


ale den Ucheber, den Meifter, 

Wenn das zu von gehörige Wort ein Fürwort iſt, fo findet der 
Genitiv ohnehin niche Statt, Bin Gedicht von mir. 

Kin Blick von eu lehrt fie die Bere Pflichten, 
Gell. 

Zu dieſer — der hervor bringenden Uefache gehören 
auch folgende eigentlich elliptifche Arten des Gebrauhs, Das 
war ein großer Sehler von meinem-Bruder. Das war ein 


R verſehen von mir. Don ihm in das doch auch nicht recht. Die 
VOffenherzigkeit it noch eine Tugend von mir, Sad, Es winde 


— billig von din geweſen ſeyn. 
Mich wunderts nur vom zunde, 
— Daß er niche um ſich beißt, Roſt. 


Der Teig quille von ' 


Den dem All⸗ 


ter verflanden werden imäüffen, Bin Mann von Stande, 


Gluͤck. 


Lsanäien Bnp nr 


Bon 1242 


-Diefe und andere Ähnliche in der vertraulichen Sprechatt üßiche 


Ausdrücke fheinen elliptiſch zu ſeyn, ſo daß ein paffves Zeitwore 


‚ausgelaffen worden. Ein Schler von mit, d.i. ein don mie bes 
gangener Fehler, x.‘ 


4) Sıbe bänfig bedient man ſich and biefes Bormorfes, 
wenn die Theile angegeben werden, woraus ein Ganges beſtehet 


- wenn gleich das Ganze nur ein Abſtractum iſt, eine Fotıfegung 


dee vorigen Bedeutung der Materie. Line Allee von Rirfchbäus 
men. Eine Hallevon Säulen, ı Kön.7, 5. Die Wohnmg folk 
du machen vonzehn Teppichen. Zine Schnur von wolf El=- 
len, welche zwölf Ellen lang iſt. in Laß von fehs Bimern. 
Lin Maß von dreyßig Rannen. Srüchte von diey Monser, 
4Eſr. 6, 21. in Pad von hundert Pfuns. Kine Summe 
von hundert Thalern. Kin alter Mann von achtzig Fahrer, 


- Sie ziert fih ja, wie ein Kind von acht Fahren, GiU. in 


Kind von drey Menathen. Eine Biblisthef von tauſend Bil» 
ern. Wo das Alter, die Zahl,-die Schwere u.f.f. als das 
Ganze angefehben werden müffen, 

(5) Beemutblich geſchiehet es zur Nachahmung diefes Gebrau⸗ 
ches, wenn man fich dieſes Vorwortes bediener, die Befchaffenheie . 
einesDinges auszudrücken, fo fern felbige permittelſt eines Harpt⸗ 
wortes ausgedruckt wird. In den RA. ein Prinz von Geblüte, 
einer von Adel, ein Junger von Asel, ein Mann uch Stans 
de, von bober Geburt, ſticht zwar. der Begriff der Herkunft 
deuntlich vor. Allein, es gibt doch noch eine Menge ähnlicher, 
HA, die fich darans nicht erklären laffen. Here, Sere, Gott, 
von großer Gnade und Treue, 2 Mof. 34,6. Yon ſchwã chli⸗ 
cher Geſundheit ſeyn Aſahel war von leichten Süßen, 2 Sam. 
2,185 welche R. A. doch nicht mehr gangbar iſt. Ein volk von 
tiefer — — und vonundentlicher Zunge, Ef. 33, 19. Ein 
Mann von dem beiten Gemütbe.. Eine Perſon von gutem 
Wucfe. Ein Rieid von dunkler Sarbe. Sie find alle von 
einer Größe, Schwere. Ein Demant von großem Wertbe, 
von vielem Glanse. Eine Speife vom gutem Geſchmacke. 
Ein Sachſe von Geburt. Eine Sache von Wichtigfeie. Mr 
it nicht von vielen Reden, er ſpricht nicht gern viel,‘ Pr if 
ſchon ein Mann von Fahren, beffer bey. . Wehe des Volks 
von großer Mifferhae! Ei.y, 5. Ein Werkzeug von befonde: 
ver Güte, Ein Mann von deinem Verfiande, Vermögen, 
vondeiner Geburt, Gelehrfamteie u.f.f. Die Sache ift von 
Feiner Dauer. 

An vielen Fällen wird das zu dent legten Hauptworte gehörige 
Beywort weggelaffen, da alsdann gut, viel, groß n. f.f. darun⸗ 
So 
wird der Mann von Geſchmack in den Künſten ein Mann 
von Lebensare mit einer gehorigen Anwendung deſſelben auf 
die Geſellſchaft, Gel. in Mann von Derdieniten, von 
Khre. Die Sache iſt für euch von Solgen. Lin Mann von 


‚ Dermögen u.f.f. Welche Elipfen, ob fie gleich Nachabmungen 


des Franzöhfehen ſeyn mögen, nunmehr bereits allgemein find, 


und von jebermann verſtanden werden, daher es unuöthig und - 


unnüs feon würde, fie mit Gottſcheden zu tadeln. 

(6) Eine befondere Art, die Beſchaffenheit eines Dinges 
vermittelt diefes Vorwortes auszudrüden, iſt folgende, Sie iſt 
ein rechter Teufel von einer Srau. Es iſt ein Abſcheu von 
einem Menſchen, Gell. Sie it eine gure Art von Frau, 
für; eine Sratı von gufer Arts Das’ if nur ein Traum vom 
‘ein Ungeheuer von einem Thiere, rin ungeheurcg 
Shier. Ein Auebund von einem ehrlichen Manne " Lin 
Wundervon einem Menſchen. Ein Schurke von einem Bes 
dienten, Welche Art des Ansdrucks ih doch nichrinal a Bil 


(r} Tog 


- Ten aͤnbringen läſſet. 


iii 3 





’ 


ENT er Ma NED ad P 


vermitielſt eines Beywortes ausgedruckt wird, und. der Theil ange 
deutet werden fol, weichem daffeloe eigentlich zukommt, — 
alsdaun das von befommt, Br if Flein von Perſon, d. i. der 
Perſon nach, was feine Perfon betrifft. - Ein Dogel ſchon von 
I Sedern ſchon von Geſtalt. + 
Der heiß von Worten ıff, und-frofiig von Geblüte, Drig, . 
Don Schenkeln leicht ſchon von Seal, Gel, 
‚Schlank son Sliedern, braun vo ngaaren, & 
Blau von Augen, ſchlau don Blicken, Eron. 
Weiß won Stirne, Hals und Bruf, 
Schwarz von Aug und Haaren, Hader. 


Weldye Arten des Ausdrndies fich oft umfehren und. in Bieporige 


Er ik von kleurer Perſon. 
In manchen Fällen laſſen fie 
Ex it kleiner Pevfon,, 


fünfte Bedeutung verfegen laſſen. 
Sin vogel von fchönen Sedern. 
ſich bloß durch den Genitiv ausdrucken. 
fehöner Geftalt. 


) Moch üblicher iſt dieſe Partifel, wehn die Beſchoffenheit 


(8) In manchen Fällen dienet die le⸗ Vorwort auch, die Art 


Ich habe Gott von Anztzeſtcht ges 
ſeben, Moſ. 32, 303 dem Angefichte nach, leiblich. Ich 
enne ihn: von, Perſon, von Anſehen. Von Perſon bat fie 
mir gefallen, Gel. ihrer Perſon, äußern: Geſtalt nad, Dir 
follt Gott lieb haben von ganzem Herzen, Luc. 30,27, Von 
gerzen gern. Ich liebe ihn von- ganzem Herzen ‚> baffe ibn. 
von ganzer Seele; iu welchen letztern R. U. doch dir Bea 
griff fo wohl der Herfunfi, als auch der wirkenden, ‚Urface, 
hervor ſticht 


und Weiſe zu bezeichnen. 


Wohin aud einige adverbifde R. A gehören. von ‚neuen, - 


nicht von neuem, oder vom neuen. (S. in der Anmerf,) d. i, wies 
derum, abermabls. Etwas von neuen thun, anfangen. So auch 
von frifchen, in eben derfelben Bedensung. Don ungefähr, auf 
ungefäbte Art. Er Pam von ungefähr dasır. N 
‘Sie that, ald Fame ſte nur fo von ungefäbr, Gel. 
Don nothen haben, S. Donnötben.. 

(9) Seht häufig: bezeichnet es die Materie, den Inhalt 
eines Geſorãches, oder einer fo wohl fchriftlichen, als mündlichen 
Hedr. Von etwas fprechen. Semanden von etwas Be: 
richt / erſtatten. Don einer Sache handeln, Eine lange Er: 
zählung von etwas machen. Das Währchen von der Ton: 
ne,, von, dem gehörnten Siegfriede.. - Die Sabel. von dem. 


) 


zuchſe· Das Buch von den Streiten des Kern, 4 Mof.. 
ı 21,14. Bin Gedichte vom Tode, Die Lehre von der Bu— 
fe. Das Gefeg von den Thieren. Das Evangelium von 


Chrifto. Der erſte Theil des Buches handelt von den bür⸗ 
— Pflichten. Man redet, ſpricht von dir. Die Re— 
de iſt davon m. f. f.. Davon iſt die Rede, die Irage nicht. 
von bezeichnet allemabl den Inhalt der Rede, über aber den Ge. 
gerftend, der Daben zum Örunde liegt, und durch den Juhalt ent 
mwidelt wird. 
Zoangelium,. über die Epiſtel van der fleiſchlichen Sicher: 
.. beit predigen,. Auf nad bey zeigen blog die —“ die: 
Beranlafiung an; 
v0) IB einigen Fällen bezeich net das von den Gegenſtand 
noch auf eine andere Urt, beſonders wenn derfelbe noch näher, als 
ein Theil eines Ganzen betrachtet worden, als in der vorigen Be: 
teutuna. Don etwas Erwähnung ehun; buffer, einer Sache Er⸗ 
wähnungtbum. Jh babe nichts davon gehöret, gefeben,. ge 
ſpuret/ geſagt. Was baltft was urcheilei du davon‘: Ich 
weiß nichts davon, vonder Sache; 
Sol” er auch von meiner Lil ſchon wiſſen, Gottſch. 
Wo etwas darunter verſtanden werden mug, viel Rühmens 
von etwas machen, 


Ich bin daron verfichert, wo auch der 


> 


Eine Predigt vom Tode über das ordentlihe 


vom Schlaft erwachem 


von Raphael, 





deſte Einſtcht ven etwas haben. 
zeugt ſeyn. Sagen ſte der Geſellſchaft nichts von der Sache. 
Der Begriff von der Billigkeit, oder der Begriff der Billige 
keit. Ein Beweis von etwas. Meine Sohaprung muß ihr 
nen der ſicherſte Beweis von meiner aufricptigen Liebe jeyn, 
Sell; wo auch der bloße Geniviv fupen Fi fan. Profeſſton von 
etwas machen. 

(13). Kuch gibt es Fälte, wo von! en Gegen tonb begeicguet, 
wenner ein ganzes Geſchlecht, eine ganze‘ Art ft, wo die Bebenr , 
tung eine Fortjetzung von (3) b. zu fegn fpeinet. Was- font von 
Wagen in Agypten war, 2 Mof. 14, 17; wo au anıfleben 


Tann, an Wagen, —— von Seien, Ebl und 


Chron. ———— 


— findet, id bin — Stiche die mins 
von etwas überf ihrt, übers 


(13) Ingleichen, wovon einen Det bezeichnet, do nur — 


fern der Begriff erweder. der Entfernung oder des Niefprungeg PA- - 
bey; Statt findet. Don der Seite ſtehen bleiben 
Sie trifft ihn ſchlafend an⸗bleibt von der Seite Beh 


Gelkert,, > a 


von fern heben, in der Seen Etwas Yon fern. feben ; * — 
ren, ſpüren, aus der Ferne, Ih hore es von weiten· Wir. 


find von allen Seiten amringt, auf allen Seiten, Sid von 


beyden Cheilen Mübegeben, . 

(14). Oft ſchleicht fich bey Diefem Borworte ne 
des Aufhörens mitein, der egfeichfalseine 5 Figur der —— 
iſt. Don der Arbeit ruhen. 


Denn will ich ohne Reu von meiner Arbeit zb, 


GER. je 

Noah erwachte 

1 Mof.9,24. von dem Sieber; von einer Brantheit; genefen, 
von feinem Schveden; von feinem Eriaunen, von au ® Br - 
macht wieder zu jich ſelbſt Fommen..  - 5% 
(+5) Unter dem bisberigen Bedeutungen: Fommen 








kann, zumaßt,. wenn derfelbe Feine Mißdeutung ober Zwapdeur 


", tigfeit verurfacht, Dev Befehl: ses Koniges, ein Befehl von 


Sem Rönige, ein Gemählde Rapbaels, und ein Semlde 
Sohne Eines Vaters, aud Söhne von Kir 
nem vater; 100. bie legte Art des Ausdruckes den Yrieanng uã⸗ 
ber beſtimmt. 

"Km Riederdeutichen iſt es indeſſen auch eht gewöhnlich. re 
den Genitiv des Befißes oder einer Eigenfhaft, Anweſenheit 
an einem Dinge, vermittelſt des von auszudrucken welcher 
Gebrauch ſich denn der Franzöfifchen Gewohndeit nädert, wo 


der Genitiv überhaupt mit de ausgedruds wird. -Das Sans 


von meinem HTachbar, meines Nachbars Hans, Welchec 


; me bres .- 
ve vor, wa flatt des. von auch der Geuitid gebraucht werden . 


vr 


Gebrauch ſich auch in vielen Fällen im Hochdeutſchen einge · € 


ſchlichen Hat, und von Gottſcheden und andern ireig für einen 
Gallicismus ausgegeben wird‘, da: er in der Mederdeutſcheg 
Mundart völlig gäuge und gebe iſt. Den Schein von der Tu⸗ 


gend haben, fir den Schein der Tugend, wo aber von rich ⸗ 


tig ſtehet, wenn die Entlehnung, die Herfunft: näher bezeichnet 
werden ſoll. Die Sarbe von diefem Tuch iſt ſehr verſchoſ⸗ 
fen. Das Ende vom Liebe, das Endedes Liedes. Die Shwär: 
ze von der Dinte. Die rau vom Haula. Der Sohn vom: 
Saufe: Der Vater vonder Tochter wird ve nit mehr ins 
Haus gelaffen haben, Bel, 

Einige dieſer Nedensarten find bereits füallgemiei, dat man: 
ffe nicht tadeln darf, zumal, "da die Grängen dis Genirios der: 
bloßen Anwefenheit niit den Fällen, wo von gehraucht wird, vie 
merklich zuſammen ſchmelzen, Daher fir ſchwer zu beffiiumen find. 
JIudrſſen gebraucht man das ren am ſiche irn, wenn eine Mig⸗ 

; — 


= 


4 









RL’ Bon ac 
i —— iſt/ und der Sentiio “6 — wicht ſchick⸗ 
nicht ohne Mißklang ausdrücken läffet. Bine Samm: 






— Dümfte, sine Menge Liebesbriefe. 
nicht deutlich beſtimmt it, fo ſagt man lieber, eine Sammlung 
Son Dünfien, eine Menge von Liebesbric fen. Eine Menge 
* verliebter Briefe hingegen, hat das Mertmohl des Genitivg fehr 
— det dieſes bey ſolchen eigenthümlichen Nabmen Statt, welche feis 

nen gangbaren Genitiv baben,oder deren Genitiv einen Übelflang 
7.0 machen würde, Die Söhne von Facques Vincent, anflatt, die 
— Sbobne Facques vincents; wofür man doch mit dem beſtimmten 
J Artikel fagen könute, des Jacques vincent. Die Theile von 
Afrita, die Einwohner von Amerika. Die Abtretung von 

» and und Leuten, wofür doch eine Ugiſchrelbung ſchicklichet 


2. fepmwürde. Die fandigen Gegenden von Afrika und Amerika, 


{ x + Die Größe von Paris; aber, die Größe Berlins, Wiens, Die 
adge von Caleis; aber, die Lage Londons. : : 
Eben fo gewöhnlich ift, den Genitiv mit von anszudrudfen, 
wenn ein Pronomen poſſeſſivum dabey iſt. Kin vertrauter, ein 
Freund von mir, für mein vertrauter, mein Freund. Ein 
guter Sreund yon meinem Manne, Gel, ein guter Freund meis 
mes Mannes. Kr if ein Freund von unferm Haufe. Diefe 
“= 9nd einige Ähnliche Ausdrüde find wegen ihrer Algemeinheit 
A . gleichfalls dor allem Tadel gefichert; nur müffen fie nicht ohne 
«= Beurkheilungskraft nachgeahmet werden, Das ganz geborfa: 
J mer Diener yon ihnen, für ihr ganz gehorfamer Diener, iſt eine 
dieſer unſchicklichen Nachahmungen. 





— 
= 
* 
2 
5 





Deutſchen Sprache, und die bier angeführten Bedeutungen find 
nur die am meiften hervor ſtechenden Fäle. Sie fliegen indeffen 
Re ’ alle aus dem eigentlichen Begriffe der Entfernung, und. der darin 
gegründeten Figur der Herkunfther, Wenn fich noch ein Neben, 
Re "wort bey den Nennworte befindet, fo ſcheint es gleichgültig zu ſeyn, 

> ob man das von unmittelbar vor dem Nennworte feget oder nicht. 
Pas Urtheil von faſt allen Einwohnern, oder fo ven allen. 


1. 

: 

E * 

— verluſt von unsefabr tauſend Mann, em ungefähre 
o 

Be von wegen ift ein im Sochseutfegen veralteter Heonakinns, 

— Be, Don werien meines volts, Joel 3,7; wegen meiner Bolfs, So 

I. Fand) von wegen der gerodias, Matth. 14,3; von feiner we: 

J "gen, Rap.27,19. “Don ihrer vater wegen, Dpis, 

hi 0, Die Bilder, die hier ſtehen 


Bon welcher wegen. du pflegt oben an zu eben, 
eben derf, 
"vom * Baifers und Reiches wegen, im Nabmen des Kaifers 
"und des Reiches. Aber von Rechts wegen iſt auch im Hochdeut⸗ 
ſchen allgemein, Noch mehr veralierift von Willen: von meh⸗ 
ee rerer Sich erheit Willen, für, um mehrerer u. ff. 2 
nn ae Egife die Frage: ob man von heuem, von felfehem; von 





" euch wonneuen, von frifchen, von weiten ſprechen und ſchrei⸗ 
“benmäffe, Die mittelffe Form iſt zuverläſſeg irrig, weil Bier Fein 
beftimmter Artifel Statt findet, deſſen Verkürzung vom iſt; die 

‚ Teste ift im gemeinen Leben am gewöhnlich den; die erite aber wür⸗ 
de die richtigſte ſeyn, wenn erweislich wäre, daß nen, friſch und. 
weit hier entweder als Subftantiva oder auch im Singular ffäns 
"der, Alein,esift wahr ſcheinlicher daß bey den beyden erſten Ding 
ausgelaffen ift, welches ehedem ſehr bänfig in folchen advrrbirchen 
RN. gebraucht wurde, (S. Ding,) von neuen Dingen, von friz 

- {chen Dingen ; da denn neuen als der Plutzd anı richtigften fehr 
wñrde. Im Sserdeutfähen fagt mau no 5 ist. neuer Dingen, 
“ für von neuen. Das ähnliche aufs neue, uud mie ebeſtem für 


- 





Da hier der-Benitiv - 


 beftimmt, daher das won bier ungewöhhlich it. Noch. mehe fire 


Anm. Diefes von ift eine der vieldeutigffen Partifeln der 


* weitem, Her, vom neuen, vom frifchen, vom Weiten, oder 





En ei ae * 


— 
— > “ >. .“ 


en — 8 1240 


mie dem ebefien, —— indeffen für den Sinsular. *r der‘ 
RA, von weiten Fonnte Örten verſch wiegen feyu.— Sich auch 
vonn othen. 

Alle audere Vorwörter werden mit Zeit! wörtern zufanımen, je - 
fest; nur diefes von nicht, weil dag außer der Zuſammenſetzun; 
" prraltete gb dafür eingefüprt if, 

Dirfes alte Vorwort lautet ſchon im Iſidor und Kero kona, bey 
dem Willeram u. ſß vone, im Niederf. van, im Dän. fra, und 
in Shwed. fram und fei, welche letztern zunächft zu unferm 
fern gehören. Don iſt eine der Deutſchen Sprace vorzüglich eiges 
ne Partikel, dagsgen das gleich bedentende ab in allen verwandten 
und vielen ganz fremd ſcheinenden Sprachen angetroffen wird, 

Vonnothen, adv. welches aus von und dem Plural des Haupt« 
wortes Noth zuſan?men gezogen ift, und nurmitden Zeitwörtera 
feyn und haben gebraucht wird, Es bedeutet fo viel als‘ nöthig, 
notwendig. Ich babe Geld vonnöthen, brauche Geld, habe 

es nöldig. Die menschliche Vernunft hat die Unterhügung und 
Sandleitung dev. göttlichen Offenbarung vonnsthen, Bell. 
Ich habe nicht vonnothen, ihnen. von sen alisgebreiteten 
Üugen zu Sprechen (zu ſagen), welchen Schriften von diefer 
Gattung Kiften Föonnen, Wiel, Geduld ift bier vonnörhen. 
Mitdem Berbo haben wird es auch zuweilen mit der zweyten 
Endung verbunden. Wlan bat To vieler Worte nicht vonnöthen. 
Daß der Plural von Noth ebedem fehr gaugbar wär, it ſchon bey 
dem Worte Noth gegeiget worden. > _ 

Dir, eine Partikel, welche in gedoppelter Geſtalt gefunden wird, 
und ü berbhaup eigentlich ein eher ſeyn bezeichnet,und zwar fo wohl 
dem Dete, ale der Zeit nach. Sie iſt, \ 

I. Eine Präpoittion, welche br wohl die dritte ‚als die vierte 
Endung des Nennwortes erfordert, jene mit dem Begriffe der 

"Ruhe, diefe mit dem Begriffe der Bewegung. 

. Mic der. dritten Endung, wo fie überhaupt ein eher 
fenn bedentet, als einanderes Ding, fo wohl der Zeit, als dem 
Orte nad. 

6) Der Zei it nach, eher als ein anderes Ding, im Ger 
genſase des nach. Seines gleichen war vor ihm kein König 
gewejen, 2 Kön. 23, 25. Vor Tage aufitehen. Vor der 
Zeit kommen, vor der beſtimmien, gehörigen Zeit, Drey Tage 

vor. der zochzeit. Ih bin lange var din, da geweſen. Vor 
mir. it dieſe Ehre noch Feinem widerfahren. Vor diefem, sur 
ſammen gezogen vor dem, vor diefer Zeit, -chedem, 

Diefe Bedentung iſt ſehr — und der Gebrauch de⸗ vor 
leitet in derſelben feinen Zweifel, daber es wider alleu Gebrauch 
id, wenn einigeältere Sora hlehrer das vor, wenu et von der 
Zeit gebraucht wird, auch mit der vierten Endung derbinden, und 

zum Beyfoiele die R. A,anfüdren, Bor den Bruder etwas bitten, 
d, 1. eher, als der Bruder, welches von por dem Bruder, in deffen 
Gegenwart, unter ſchieden ſey. Allein das Benfpiel iſt nicht aus 
der Sprache ſelbſt hergenommen, ſondern wilfführlich gemacht. 
Im genteinen Leben hört man zwar, vor ein Paar Jahren, allein, 
in der anfländigern Sprechart ſagt man BaiBR lieber vor einigea 
Jahren. 

Am gemeinen Leben kommen einige Fälle por, wo vor init der 
zwepten Endung verbunden zu jepn ſcheinet. Vor Alters, d.h. 
‚eheden, vor Morgens, vor Abende, vor Winters, Allein, 
da man —5 vor Hachts, welches nicht der Genitiv ſehn 
Faiın, fo ſiehet man wohl, daß die Hauntiwärter bier vermittelſt des, 
adverbiſchen 8 zu Nebeuwsrtern gemacht werden, 

Übrigens gehöret zu diefer Bedeutung der Zeit auch das folgene 
de Nebenwort vor. 

(2) Dem Orte nach, das Verhältniß zu bezeichnen, da 


ein Ding den Orte nach eher ift, als ein — und zwar, wenn 
es 





RR 247 
es im Stande der Hube if, ade: die Sändlung in dem Raume vor . 


Bor 


v> 


dem andern Dinge eingefchloffen bleibt. 

5 a. Eigentiſch, wo es dem hinter entgegen ſtehet. vor 
Sem Thore fteben, ſizen. Es lieget vor der Thur,. Bor ei⸗ 
nem fliehen. Er fiel vor ihm nieder. ‚Var dem Tifche ſitzen. 
Der Rrieg it vorder Thür, iſt nahe. Das ſchwebet mir noch 
immer vor den Augen. Ihr Bild iſt mir noch immer vor 
den Augen. Wie ein Srühlingsnebel vor der Sonne ver: 

ſchwindet; wo fi zugleich erwas von der folgenden Bedeutung 
ter wirkenden Urfache mit einfchleicht. vor jemanden ber, bin, 
' Binab, hinaus gehen. Traurig trieb er die Schafe vor fich ber. 
‚ Bordem Thore fpazieren geben, wenn man bereits außer dem 
Tbore iſt; hingegen, vor das Thor geben, deutet am, daß die 
Bewegung erſt dahin gerichtet teird. Einem vor Wind ſeyn, in 
‚der Seefahrt, eigentlid) ibm vor dem Winde feyn, den Vortheil 
tes Windishaben, der Gegend, woher der Wind fommt, näber 
fenn, als ein anderer, Vor der Hand, für jegt. Laffen fie 
das vor der Sand gut fen. Kigig vor der Stirn feyn, 
6. In weiterer und fiaürlicher Bedeutung. 

a. Eine Gegenwart zu beziichnen. Br bet es 
vor meinen Augen gethan. Vor Gott und ber Welt firaf- 
bar. feyn, nad dem Urtheile Gottes und der Welt, Das iſt 
vor Gott unrecht. - Gott vor. Augen haben, fich beitändig 
an ihn erinnern. Beſonders, wenn das gegenwärtige Ding zu⸗ 
gleich, die wirkende und veranlaffende Urſache der Handlung iſt. 
Vor jemanden aufſtehen, aus Ehrerbiethung für ihn. Den 
gut vor ihm RER, Schämeft, ſcheueſt du dich nicht 
vor mid? wirft meine Gegenwart feine Scham, feine Scheu 
ben dir ? Ich ſchame mich vor mir ſelbſt. Vor einem nicht 
beftehen Fönnen. Die Augen vor jemanden nicht. aufbes 
‘ben. Sich vor jemanden‘ demürbigen. vor einem ver» 

‚Rummen, 

ß. Ein Beflreben , die Gegenwart eines Fandern 
Dinges zu vermeiden, wo e3 mit allen den Seitwörtern gebraucht 
wird, welche ein fliehen, verbergen, bewahren ſchützen u.f.f. ber 
zeichnen. Vor einem fliehen, davon laufen, entrinnen, Die 
Sfucht vor jemanden ergreifen. vor einem andern. weis 
&en. Ich will mich nicht vor div verbergen, Hiob 13, 20, 
Sie ift verhohlen vor den Augen aller Sebendigen, Kap. 28, 
23. "Warum verfiedii du es vor mir! Einſam vor den 
Augen der Welt verborgen. Seine Ohren vor jemanden ver⸗ 
fiohfen, fein Serz vor ihm verfehliegen. Du willft Gebeim= 
niffe vor mir haben ? vor etwas bedeckt, ficher, gefichert 
feyn. vor den Faltenden Nächten, follen dich meine Um⸗ 
armungen fchügen, Weiße, Sriede, Ruhe vor erwag haben. 
Behinh' uns vor der ssller Behuth’ ung, Herr, vor falfcher 
Lehr. vor allen Sünden, vor allem Irſal, — bebirh? 
aing, lieber Serre Gott, in der Litaney. Sich vor der Raälte 
verwahren, Schutz vor dem Seinde, vor dem Winde ge: 

. währen. Und fo in tanfend andern Fällen mehr. Diefe Bedeu- 
‚sung gränget ſehr nahe an den Gebrauch des für, wenn es den Gr⸗ 
= genfiand des Widerftandes bezeichnet. Eine Arzeney für das Sie: 
“Ber, 08 zu vertreiben. 

%Y. Befonders eine Empfindung zu bezeichnen, wel⸗ 
rsustetih — Bemühung, ſich von dem empfundenen Ge⸗ 
genſtande zw entfernen, verbunden iſt, wo fich doch oft auch der 
folgende. Begriff der wirkenden Urfache mit einfchleicht. Vor eiz 
wer Sache erſchrecken, ſich entfegen, Schreden, Entfegen 
vor etwas empfinden. Fuͤrchte dich nit vor mir. Einen 
Abfche, einen Ekel vor etwas haben. Uns ekelt vor diefer 
ofen. Speife. Femanden einen Abfchen vor einer Sache bey: 
Bringen Vor etwas zitteın. Zittere vor deinem eigenen 


\ 


ich noch ewzittere, 
‘Barte blicken laſſen, iſt etwas anders , indem Für. hier bloß 


R Grgeuftand | der Richtung, 


nicht vor. 


len Räubern nicht ſicher zu reifen. 


‚ben. 


den die Fittige ſchlagt! Weiße, 5 
zung noch’ nicht zu mir ſelber kommen, , eben def. ‚Berzen; : 


vor allen Dingen. 


tm Gegenfage des hinter, ‚Komme vor fein Angeſicht. 


Sr 


Be Süßen mich einex &efabr auszefege, vor Eier 
Aber, ich zittere Für altle die, die fo viel 


Gewiffen. 


ben Gegenftand des Intereffe bezeichnet, Der sonze Rarheys- 
fiaunt vor diefem ‚fchonen KRinse, Gell. Do’ och, wern 
init der Empfindung das Beſtreben der Entfernung nicht. druie 
lich verbunden ift, über fchitlicher iff, Wenn aber. bloß der. 
der Empfindung, bezeichnet wird, 
fo ſtehet für mit der vierten Endung: 


3. Eine wirfende. Urſache, wie das Sat. prae, 
da denn das Neunwort feinen Artikel verlieret. Es-fheinet , up. 
es hier zunächfi eine folche wirkende Urfache bedeutet babe, von 
welcher man gehindert wird, auf entgegen gefegte Art zu bandein. _ 


In andern Rüdfichten find andere Vormwörter üblid. vor Sune 


ger jterben, Hungers fterben. vor Durf verfpmanpten. 
Dor großen Schreden zittern. Vor Zorn außer ſich — 
Sich vor großer Angſt nicht zu laſſen wiſſen 
len Hinserniffen nicht weiter können. Hier ıfl vor den vie⸗ 
Beit Faum mehr gehen. Vor-Schmerzen nicht ſchlafen kon⸗ 
nen. Ich Fann vor Berrübniß nicht. zeden. vVor Alter Hevz 
Dor vieler Arbeit nicht zu fich felbft Fommen. vor. 
großer Begierde blind feyn. Sach vor Angſt nicht zu laſſen 
wiſſen. Bordanger Weile jäbnen. ©, wie fie vor greu⸗ 
Ich, kann vor, Verwundes ; 


die vor Vergnügen Flopften. Ich möchte vor Argerniß ver⸗ 
gehen, Gell. Bann ich doch vor Sreuden Baum mehr re⸗ 
den, eben derſ. Ja wohl kann man vor Liebe krank wer⸗ 
den, eben derſ. Ob man gleich nicht ſagt, vor. vieler 
vor vielem Sitzen krank werden , fondern vom. Der Bummel 
bat mir eine Wohlthat erwicfen , die mfch vor BrPenntliche 
keit zu Thränen bringt, eben derf. . Sid vor Lachen Baum 


fapen Eönnen. Schon Roiker ſagt: min sugault troubefore 
"di 


nemo zorne, Allein, in. fehr vielen Fällen, in welchen man 


‚die Urſache, ebedem mit vor ausdruckte find jest aus, von, 


wegen. u. ſ. f. üblich. 
«. Einen Vorzug, eine unmittelbare Figur beruf 
gentlihen Bedeutungen des Ortes und der Seit. Fora alla,Kevo, 
Fur ella wib, einer der Schwäbifchen Dichter. Gnade vor 
Recht ergehen —— Das bat er vor dir voraus, Das if 
mir. vor pielen andern Dingen lieb. vor allen andern. 
Wir haben alle unfere Sehler, nur ei⸗ 
ner vor dem andern, Gell. ; einer mehr als der andere. Die 
Hoheit und Gottlichkeit weide der. Weishrie der. Religion 


vor der Meisheit der Vernunft eigen if; eben derf. Der Are F 


culativ würde hier ein Febler ſeyn, ob ſich gleich Benfpiele davon 
finden. Bigleite mich zu deinen rechten Steigen, denn ſolches 
geht vor alle Froͤhlich keit, Pf. 119, 8. Caß Gunſt vor gute 


Sachen gehen, Opitz; wo das Zeitwort gehen beyde Verfaſſer 
irre geführet zu haben ſcheinet, ob gleich ganz —— 


ſagt, einem vorgehen. 

2, Dit dem Acen ſativ oder der vierten Endung, eine Bewe⸗ 
gung oder Richtung nach. dem vordern Theile eines Dinges zu ; 
Subs 
vet ihn vor den Richter, Vor den Heron treten. Sinen 
Stein vor den Brunnen, dor die Thür des Grabes. wälsen 
Femanden vor die Thür, vor das Lager fielen. Werfet die 
Derlen nicht vor die Saͤue. Lauter biblifche Ausdrüde, 
den Spiegel tiefen, Die pferde vor den Wagen fpannen. 

Bomm 


ur was ſergen· 


* 3 
— 


vor Freude 
weinen. Vor Verdruß mie den Zähnen knirſchen. Vor vie⸗ 


Er kann vor Martige 


cbeit, se 


vor 






— 








* —— — 
** — 
a 0 auw ae 


N ⸗ 
* * 


532 


* 
— 


ya 
RR 


” 








son Mitch ıfegen. + Femanden- vor. den: Ropf Hoßen. 
5 Riß freten. Sich vor Anker legen, wor Anker geben, vin der 


2 AI Ein Tebenwort, fürguvor, vorher eher: 
 felbit, ehe du andere Ichreft / Sir. 18, 19. 


Er 


5 9.Rdımm mir nicht vor meine Kugen.! Bor eine @rade rů⸗ 
sen. vor das Thor gehen. Inmanden vor Gericht for: 


dein. Die $einde ſtreifen bis vor die Stadt Sich vor den 
‚por den 


Schifffahrt, den Anter auswerfen ; ‚dagegen in vor Anker lie: 
damit es nicht vor ihn komme / damit er es nicht erfahre. » Figür⸗ 


liche Arten des Ausdruckes ſind. Die Sache geht vor ſich ger 


ſchiehet, lemmt zur Wirklichkeit. Die ſeirath wird nicht vor 


fh geben, aebt zurück, Etwas vor ſich bringen, zeitliches Ber 
> mögen erwerben er! 


KEN IE U — n Fin, Ir 
Lerne vor 
e vor gethan und 
"wach bedacht. vor wie nach Ingleichen für ehedem. vor war 
er Blein, jetzt it er groß. Die ihm vor fo ſehr behagt, Opitz. 


m Hochdeutiden ift dieſer aanze adberbiali ſche Gebrauch abge 


kommen, daher Ramler ihn in den 
Übung gu bringen gefucht hat. ; 
Anm. Schon beh dem Ottfried Fora,ben dem lilphilas faura, 
im Niederf. vär, im Engl. for, Schon ben dem Worte Fir ift fo 
"wohl non dem Urfprunge diefer Partifel, als auch won ihrer Gr, 
ſchichte und ihrem brutigen Unterſchiede von für, umfländlich ge» 


Horaziſchen Dden wieder in 


* handelt worden, weiches hier mit nachgeleſen werden muß. ı Hofe 


-fentlich wird das dort und hier gefagte hinreichen, beyde Partis 


keln in allen Fällen richtig zu unterſcheiden. Bor bat die eigente 


lichen Bedeutungen, nebft einigen dernächften figürlichen für fich 
bebalten ; die entferutern figürlichen ader find dem Wörtchen für 
zu Theile geworden. Der einzige Fall, der noch zweifelhaft fheis 
nen könnte, ift, wenn es mit. gewiffen Hauptiwöriern eine Ordnung 
bezeichnet. Tag vor Tag. Ich willes Scene vor Scene leſen. 


- Allein der befte Gebraud iſt auch hier für das für, ©. dies 


. fes Wort. See 
Diefes Vorwort wird mit allerley Wörtern zu ſammen geſetzt, 
voran, voraus, vorher, hervor, zuvor, bevor u.f.f- Daß in 
den Zuſammenſetzungen mit Haupt und Zeitwörtern der heutige 
genaue Unterſchied zwiſchen dem vor und fur nicht beobachtet 
werde, ift ſchon ben dem letztern Worte bemerket worden. Die Urs 
fache iſt, weil die Sufammenfegungen gebildet worden, da diefer 


Anierſchied noch nicht angenommen war. Sie jetzt umzuprägen, 


würde nicht ratbſam ſeyn zunabl,da in manchen Wörtern beyde 
Bedeutungen zufammen fließen, die wahre ſich auch nicht alle 
Drapl genau beffimmen läßt. Die Herten, welche gern fo rafch 


Veränderungen und Berbefferungen ſchreiten, fehen die Sache 
Selten inihrem ganzen Umfange ein, und richten Daher durch ihre 


- Reuerungen mehr Schaden als Nutzen on. 


& Vorab, ein fo wie bevorab im Hochdentſchen ungewöhnliches 


Bindewoet, für zumahl, vornehmfich, welches nurnoch in einie 


- gen Dberdeutfihen Kanzelleyen gangdar id. In einigen gemeinen 


Mumndarten wird auch dag vorn, menn es wor dem mit ab zu⸗ 
ſammen geſetzten Heitwörtern fiebet, in vorab zufaninen grzo⸗ 


gen, vorabbrechen, vorabbeiſſen. 





a le : ö T 


* — 


Bor 1250 


Dervorader des —s, plur. die acker, in der Sandwirihfehaft 
einiger Gegenden, der äußere, voran an dem Wege, oder an der 


74 
Le) 


v 


N gen bas-Pauokivor! in. der-dritten Endungfieht: Sagenidts, 


‚Bränze liegende Theil eines Aders; Im Brandend. Ahnewend 
eigentlich Anwand/ Anwend, S. vorende. —* 
orackern, verb reg. act, Einem vor ackern In ſeiner Ge⸗ 
genwart ackern oder pflügen, um ibm dadurch ein Muſter oder 
Beyſpiel zu geben. 2, Femanden durch gefchwindes Adern oder 
Pflügen zuvorfomnien, So au) Dorpflügen. 


Die Vorältern, fing. car. diejenigen Glieder eines Geſchlechtes, 


welche vor unfern Altern gelebet haben, wo es doch eben nicht vom 
febr entfernten Adnen oderBorfahren gebraucht zu werden pflegt, 
fondern gemeiniglich zur unbeflimmten Bezeichnung der Große 
und Urältern dienet. Die Segen deines Vaters geben Härker, 
denn die Segen meiner Doraltern, ı Mof.49, 26, Gott, dem 
ic) diene von meinen Dorälsern ber, 2 Tim. », 3. Im Schwed, 
Föräldtar. 


Dorn, ein Nebenwort, welches von vor, vorn und an zufammen 


gefeger ift, und unter mehrern auf einander folgenden das vors 
derſte, das erſte bezeichnet, daber es vornehmlich ſolchen Jeitwör⸗ 
terit zugefefet. wird, welche eine Bewegung bezeichnen. Wir 
zogen voran auf dem Schiffe, Apofl,20,13, Gehen fie im: 
mer voran. So auch voran laufen, fliegen, ſtellen, ſchicken, 
ſetzen, ſchwimmen fabrenu.f.f, In der dichteriſchen Schreib⸗ 
art gebraucht man es zuweilen als ein Borwort mit der vierten 
Eudung. 
Den Weg sur Ewigkeit ging Opitz uns voran, Gitſeke. 
Wo doch der Accuſativ mehr von dein Jeitworte als dee Partikel 
berzurühren ſcheinet. Im Oberdeutſchen wird es auch von der 
Zeit für vorher, zuvor, gebraucht, 
Mein Diener der hat 
Unns dag weyfgefagetvoran, Sheuerd, Kap. 77, 

Was deine Zände ſchon voran, 

Dor Werf gerhan, - 

Laß fie vollenden, Opitz. ö 
Welcher Gebrauch aber im Hochdeutfchen unbefannt it; aur in 
den Kanzelleyendiefer man zuwellen, vorangeregt, d. 1. im voria 
generwäbnt. 

Es iſt ſebr unrichtig, und wider die Analogie der Sprache, 
wenn viele diefes voran und andere Ähnliche Wartikeln mit dem 
folgenden Zeitworte zufammen ziehen, Es iſt dazu fo wenig ge⸗ 
ſchickt, als ein jedes anderes Nebentwort, zumabl, da beyde Theile 
ihren Zon behalten, welchen einer derfelbeu verlieren müßte, wenn 
eine. wahre Zufammerfegung vorhanden wäre, voran gehen, 
Siebe auch Porn. \ 


Die Vorarbeit, plur. sie —en, eine vorber gehende, gleichfam 


v 


Kommen, ihn in geſchwinder Arbeit übertreffen. 


ein Bey ſpiel oder Unterricht zu ertheilen. 


Der v rabend des —rs, plur. die—e, der Abend vor einem. 


Feſte; der heilige Abend, 
fefte, 


der Abend vor einem Kirchen⸗ 


$ 


4 vorachtbar er, —fe,adj.etadv, vor zůglich achtb ar, ein 
inm Sochdeu fchen deraltetes Wort, welches ſo wie großachtbar 


und hochachtbar nur noch in den Titeln eingelner Grgenden ge⸗ 
braucht wird. So auch Sie vorachtbarkeilt. Beh dem Kero iſt 


2... föraperahtida, fe viel als vortreff lich· 
it Adel. W. 8.4. Th. 2. Yuf. Ä x 


1 


zur. Vorbereitung dienende Ardeit, in vielen Fällen des geiel» 
ſchaftlichen Lebens, > : 

orarbeiten, verb, reg. act. welches die dritte Endung erfor 
dert. 1. Jemanden vorarbeiten, ibm im Arbeiten zubor 
2, Einem ans 
dern vorarbeiten, in feiner Gegenwart arbriten, ihm dadurch 
180. viele wider die 
Gewohnheit firarbeiten fchreiben wollen, abes,alzdann die wahr 
Te Bedeutung der Parufel verfennen, weiche bier fo wohl, als 


„ imandern Fällen eige atlich eine Örgenwart bezeichnet. 3. Sich 


Oder andern posarbeiten, eine Arbeit vor der beftimmten Zeit, 
zum Behuf oder zur. Verkürzung der nachmahligen eigentlichen 
Arbeit verrichten. Ich babe mir viel auf morgen vorgearbeis 
tet. Ss if dir hierin von andern ſchon ſehr vorgearbeitet 


worden. 


So auch die vorarbeitung. 


Kt: ver⸗ 


_— 





u * 


— — Bor 


Der vorarm, des—es, plur. die ⸗e/ der vordere Shcir des 
- Armes von der Handwurzel bis Anden Elbogen‘,; welcher voll» 
ſtaudiger der vor derarm genannt wird, ARE wird an ch 
Pferden der Schenkel der vorarm — — 

Die Vorarnde, ©, vorernte⸗ 

Dorauf, adv.iwelches zuweilen für voran — PER ‚8 
fonders,: wenn die Bewegung aufwärts gehet. Vorauf veiten, 
voran,“ 

Voraus, adv. zuvor, vor einem ashren Dinge, fo wohl dem ° 
Drte ‚als der Zeit nach. ı. Dem Orte nah, voraus, wo es 
gleichfals oft für voran gebraucht wird, doch mit dem Nebenbe⸗ 
griffe fo wohl der Zeit, als auch einer größern Entfernung, - Ich 


will indeffen voraus gehen, nicht bloß voran, fondern vorher +; 
So auch voraus; 
2. Der Zeit nach. () Vor 
der beſtimmten, gehörigen oder gewöhnlichen Zeit Jemanden 


dabin geben, wohin auch andere geben wollen. 
laufen, reiten, ſchicken, fliegen, 


voraus bezahlen, ehe noch die Bezahlung eigentlich fällig ift. 
Das haft du fon voraus genoffen. 


geben. Ich habe den Derluft ſchon voraus verfihmeiser, ehe 
er mich noch betroffen hat, 
Nur fraget nicht voraus, wer.diefen Reim gefegr, 
Günth, 


W⸗ es oft mit den Vorwortern im und zum verbunden wird, als 
wenn es ein Hauptwort wäre, in welchem Sale manaudı den Son 
zuweilen anf das vor feßet, Femanden im ober zum voraus 
bezahlen. - Wenn er fich zum voraus an 33 Rettung ekelt, 
Serd. Sthon im voraus empfinde ich hier eine Sreude, die 
alle meine Leiden verfüßt, Hermes. Ich will_ibnen im 
voraus von Herzen Glud wünfhen, Gel. Er verfichert fie 
im voraus feiner Ergebenheit. Da mehrere Nebenwörter mit 
Präpofitionen verbunden werden, ohne daß fie dadurch zu Haupt⸗ 


wörtern würden, fo iſt es unnöthig, das voraus in dieſem Falle 


mit einemgroßen Buchſt aben zu fehreiben. (2) Für vorher, ehe 
eine Sache wirklich geſchiehet. Etwas voraus wiffen, ſehen, 
zerfimdigen. ‚Dasbabeig Tange voraus gefeben. Auch hiet 
‚zuweilen mit im und um. Ich ſehe es ſchon im oder zum vor⸗ 
aus. 3 Figürlich. (2) Etwas voraus fegen, es als wahr, 
‚als möglich oder wirflich annehmen. Ich fege dabey voraus, 


Haß du unſchuldig bitte Voraus gelegt, dapfih das einmahl 


fo fügen wird. Nach) einer noch weitern Figur wird etwas vor⸗ 
aus gefegt, wer es dazu erforderlich if. "Die wahre $reand: 
ſchaft feget allezeit gegenfeitige verdienſte voraus Gell, 
(2) Oft bedeutet voraus einen Vorzug vor einem ander, Er 
hat viel vor dir voraus, fo wohl, er hat Vorzüge vor dir, als 
and, er bat mehrere Vorteile, er bat gleichfam einen flarfen 
Vorſprung vor dir, ift dem Orte der Beſtimmung fchon näher. 

Jemanden etwas Zum voraus vermachen, wo der Ton gern 
auf das vor gefest wird, ihm außer dem gewöhnlichen Theile an 
der Erbfchaft noch etwas vermachen, welches die übrigen Miters 
ben nicht. befommen, da denn ein ſolcher Theil im gemeinen Leben“ 
auch wohl der Dorans genaunt wird. Er Plage über fein Uns, 
gli, gleihfam als wenn er vor andern etwas voraus hätte, 
als weım ee das Vorrecht hätte, nicht unglücklich zu ſeyn. 
(3) Ebedein wurde es auch häufig für vornehmlich, befon- 

pers, gebraucht, weiche Vedentung aber im Sochdeutſchen 
veraltet iſt. Schon bey den Schwäbrkden Dichterh — 
vor us in die ſem Verſtande vor, R 


Was mir voraus zu reden wohl gefälle, Opitz 
Der es auch für zumahl gebraudht, ; 


: Die Dorauefegung, plur. die—en, die Handlung, da man nt 


was voraus ſetzet. Unter diefer Vpransfegung, 


Einem. etwas, voraus ı 





202 


— er 01258 
Diedr qusfiche) p Yen oa? »elirnenes von Bagebocn grbtäuch. 
tes Bert für Dorf ‚oder vorherſebuns von der ee etz 

was voraus ſehen. 2. 


"Dievorauszahlung, plurssie-=en, vonder RA; —— 
len, dieZablung, weiche voraus "tor Empfang der —* ge⸗ 

ſchiehet, die Pränumeration .. 

Be adv; welches in einigeh adgnben —5 


Matth. 4,21, Kap. 9,2Y, für das eben po veraltete fürbaß ges 
— wird; ©. das letztere. 
Vorbauen; verbireg,.act 
Ybäude vor etwas aufführen,a — dadurch abzuhalten; in welcher 
eigentlichen Bedeutung es doch wenig vorfommt. Übiicher iſt es, 
2. im figürlichen Verſtande. Einem Dinge vorbauen, Veran: 
flaltungen treffen, daß es nicht geſchehe. Einer Krankheit vor⸗ 
bauen... Der Gefahr vorbauen. Der Seins drohet mit einem 


1 Eigentlich, einen Yan; eitt Ge⸗ | 


* 


* 


Einfalle, aber es it ihm ſchon vorgebauet; oder auch. abſolute, 


es ifſt ſchon porgebauet. So auch die vorbauung. ‚Sad 
„Dorbeugen. . > 
Anm. Es ſcheinet aach a Muſter des, Latein; praefirere 
gebilder zu feyn, welches im eigentlichen Verſtande bey dem Livius 
gorfommt. In der R, 
fammerfegung Statt, fondern vor ſtehet daſelbſt adverbjaliter für 


vorwärts, 


A. weiter. vor bauen, findet Feine. Zus 


Der Dorbedacht, Seas, plur,car. die vor der Band ung , 


ber gehende Überlegung derfelben ; ein nur init einigen 2 
wörtern in der dritsen und vierten Endung übliches Wort. 
babe es mit vorbedacht gethan, mit Bedacht, nach ae 
gangener Überlegung.  ®hne vorbedacht handeln. 
vorbedenken. 


gründet. Daher die vorbedachtigkei und das Nebenwort vor⸗ 
bedächtlich. 


Vorbedenken, verb. irreg. act. (S. denfen,) welches aus 


vorher bedenken zuſammen gezogen, im bochdeutſchen aber unge⸗ 
wöhnlich iſt. Bi 


Vorbedeuten, ar, reg. act. welches aus vorher Bebeuten je 


fammen gezogen ift, ein Beichen einer Fünftigen zufälligen Beges 


vorher bedentet. Es iſt im Hoch deutſchen veraltet, doch iß dabon 
noch das Hauptwort die vorbedeutung üblich, die Anzeige einer 
künftigen zufälligen Begebenbeit,, oder was dafür gehalten wird, 
und das Ding, welches diefe ae gibt. Lat. Omen; ſonſt au 
vorherbedeutung. 

Der Vorbehalt, des —es, plur. die, 
daman fich etwas vorbepält, d. i. bey einer andermweitigen Ein« 
hränfung Freyheit zu behaften fücht, etwas zu thun oder zu 

laſſen; Refervatio, da es denn:in manchen Fällen fo viel als 
Ausnahme und Bedingung iſt. Ich mache mich dazu anhei⸗ 

ſchig ohne allen vVorbehalt, ohne alle Ausnahme, Bedingung. 
Ic) bewillige es, jedoch mit dem Vorbehalte, daß u. ſ. f. mis 
der Bedingung, Ausnahme, Mit Vorbehalt der Rechte eines 
"jeden, ohne jemandes Recht zu nahe zu treten. 2. Dasjenige, 
mas man fi vorbehält, die vorbehaltene Gace, Referva- 
tum, die Bedingung, Ansnabme, In dem Deutſchen Staatss 


echte ift der geiftliche Vorbehalt, Refervatum ecclefiafi- - 


Cum, dag Recht, welches fih in dem Mervbälifchen Frieden 
die katholiſchen Neichsflände, bey der Aufnahme der proteflane 
tiſchen Religion zu gleicher Würde und Berechtfamen mit der fathos 
lichen, vorbehalten haben, daß wenn ein Fatholifcher Prälat oder 


Geifflicher von ſeiner Religion abtreten wilgde, der ſelbe feiner geiſt ⸗ 


— und — verluſtig ſeyn ſollte. Ju einem a dern 


Bere 


ns £ 


1, Die‘ Sanslang, 


Sit 3% 


Vorbedächtig, —er, —fle, adj.etadv. Vorbedacht d. ion 
der Handlung ber gehende Überlegung äußernd, und darin ger 


" benbeit feyn. Dev Sall des Spiegels bar dieſen Tod vorbedenter, - 


\ 
g 
Y 
J 
ir 
r 
J 








. Berftande iin den Hedhten der. Vorbehalt in Gedanken, Be- 
' dervatiomentalis, eine verſchwiegene Einſchrankung des Eides 
von Seiten deſſen, der ihn ableget, um den Eide einen audern 
Verſtand beyzulegen. X 

— —— verb. irreg. act. (©. Saltın)‘ 1, Sich erwas 
— etwas auf eine andre Zeit zu ihun aufdsbafteh et · 

“was: bis auf eine andre Zeit verſchieben 

Arbeit auf’ morgen vorbehalten. Zalt dr mir denn Feinen 

©" Segen vorbehalten !'ıMof. 27,365 %i, für mich aufdrhalten, 

⸗.Noch häufiger in engerer Bedeutung, ſich bey einer anderweitie 

"gen Einfchränfung, die Freyheit ausbedingen, etwas zu thun oder 

zu laſſen. Ich behalte mir meine griaung ein anderes 

—— 

Der Simmel, der ſich nur die Rache vorbehält, 
Wablı ſich zum — nie die Edelſten der Welt, 
Weiße, 

Ee gebühree euch nicht * wiſſen Zeit oder Stunde, welche der 

vater ſeiner Macht vorbehalten hat, Apoſt. 1,7. Wo es ſo, 

wie in andern Fällen, den Nebenbegriff der Ausſchließung eines 
dritten von der vorbehaltenen Sache bey ſich führet. Das Ur—⸗ 
theil im peinlichen Sachen bat ſich der KRonig vorbehalten. 
Das behalte ich mir vor. Ohne dieſen Nebenbegriff wird das 

+ geitwort fehr häufig von einer jeden Frenbeit gebraucht, die man 
fib, als:eine Ausnahme, oder als eine Bedingung, zu erbalten 
fucht. Derjenige, welcher feine Bedienung, fein Bermögen einem 
andern abtritt, pflegt fich oft gewiffe Sinkuünfte vorzubebalten. 

8. Auf ungebührliche; Act Zurich behalten, wofür doch vorent⸗ 

halten üblicherift: 

nen Lohn nicht — 5 Moſ. 24, 14. So auch die 
vorbehaltung. 

Das Vorbeingewächs, ©. Überhein, 

Vorbengint, adj. nurint den Kanzelleyen für —— genannt, 
im vorigen genannt, woflir daſelbſt auch vorbemeldt, vorbe⸗ 
rührt, vorbefagt, vorberegt, vorangeregt, vorerwahnt, vor: 
gedacht u. ET üblich fd, 

Dokdereiten, verb, reg. Act. dorber bereiten. die zu Erreichung 
einer Abſicht nöthige Beſchaffenbeit dor dem eigentlichen Gebrau⸗ 
che erideilen, wo es cin wenig nach drück ichet ſt, als bereiten. Es 
if alles zu feinem Empfangeporbereitet, - Sich zu etwas vor! 
bereiten. Ich babe mic) Dinlanglip dazu vorbereitet. Zur etz 
was vorbereitet feyn. Zu einem falchen Anb icke werde ich nie 
vorbereitet ey, Sich zum Genie des Abendmahls, zur 
Ewigkeit vorbereiten. De vordereitende Gnade Bortes, in 

. „der Eyeologie, die wirkliche übe erzeuaung eines unbefehrten Mens 
"* fchen von der Möglichkeit feiner Bereinigung mit Gott ;zum Un⸗ 

i ter fehiede von der zuvorfommenden Gnade. 


Der Vorbericht, des — es, plur. die—e, ein Bericht vor 
einem Buche oder einer Schrift. worin der Berfaffer deu Leſer vor» 





— 


lãufig von einigen nöthigenlimftinden unterrichtet, und der, wenn 


er von einiger Ausführlichkeit iſt, noch häufiger die Vorrede ger 


nannt wird, obo eich auch beyde ba 
werden. 

Det Vorbefcheid, oder vorbeſchied FRE plur.die—e, 
eimbefonders in den Berichten übliches Work, dev Beſcheid, d. i. 


>. Befehl einesGerichtes oder Richters, ſich vor denfelbenzu Bellen; 


100 es befonders in manchen Fällen und von mand;en Arten don 

. Gerichten. oder obrigfeitlichen: Ämtern gebraucht. wird, Einen 
vorbeſcheid bekommen, Bon dem Befehle, fih nor Gericht zu 
ſtellen, ıft Citation inden meiften Fällen am üblichften z ehedem 

. gebrauchte. man dafür Ladung, Vorlesung; Fürboth eigentlich 
vorboth, (5, Sürbierber.) Der Doybefchied, in den Sächfifhen 


Ich habe mir dirfe _ 


Du ſollſt dem Dürftigen und Armen feiz, 


g mit — verwechfelt _ 





Bor 1254 


SGepichten die Berufung derffceitenden Parteyen vor den Nichter 
zus Pflegung der Güte, 

Vorbefcheiden, verb. irreg. act. vor fichbejcheiden, ö. i. durch 

"einen Ausſoruch fordern, weiches von demNichter und andern mit 
Gerichtbarkeit verjehenen obrigkeillichen Ämtern geſchirhet. vor⸗ 
beſcheden werden,vor Gericht geforderr, noch bäufiger Atieret 
werden: Die Parteyen, die Zeugen find vorbeſchieden wor: 
den. Daher die vorbeſcheidung. 

Vorboeſtimmen, verb,reg. act. wofürdod vorher beſtimmen 
üblicher ift, ſelbſt im theologiſchen Verftande, praedeltinare, 
Ss auch die Vorbeitimmung, üblicher die vorherbeſtimmung, 
Praedetlinatio, 


Dosberben, verb: reg. act. einem vorberhen, eigentlich ein: 


Gebetbin deffen Gegenwart berfagen, bamiter es nachfpreche, im 
Gegen ſatze des nachbethen. Kinem Rinde das Dater Unfee 
vorbethen. Ingleichen in jemandes Gegen vart deihen, mm ihni 
dadurch ein Mufter zu ähnlichen Geberhen zu geben. Fialirlich, 
doch nur und gemeiniglich im verächtlichen Verſtande, vorfägen, 
vorfprechen überhaupt. Daher das vorbethen. 
Vorbettachten, veib.reg. welches noch zumeilen für das übli⸗ 
chere vorher betrachten vorkommt. 
Vorbeugen, verb, reg. act. (S. Beugen,) r. Vorwärts beugen, 
oder biegen, ſonſt auch vorbiegen. Den Leib ein wenig vor— 
beugen oder vorbiegen, vorwärts biegen. 2. Ein Ding vor et- 
was biegen, unr dadurch den Zutritt dazu zu verwehren, dochnur 
noch im figüelichen Berflande, verauſtalten, daß etwas nicht ge⸗ 
ſchehe, wie vorbauen, da es denn fo wiediefes gleichfalls die drits 
te Endung der Gache befomnıt, und in gemeinen Leben auch vöre 
biegen lautet. Einem jibel, einer Krankheit vorbeugen. Der 
Leind hatte einen Einfall befihlöffen , alleines ward ihm nach⸗ 
drucklich vorgebeuget, im gemeinen Leben auch wohl vor gebo⸗ 
gen. Damit dieſen Beſchwerden abgeholfen und fürgebogen 
werde, in den Oberdeutſchen —— für vorgabeuger. 
So auch die vorbeugung. 
Der Vorbewußs des —es, plur. car. der Zuſtand, da jemand 
vorher: vor einer Handlung weiß, che fie vollzogen wird, da fie 
‚ihm vorher bewußt iſt, nur noch mit einigen Borwörteri inder 
- ‚dritten und vierten Endung, Es iſt mit meinem vorbewußt ges 
ſchehen, mit ‚meinem Wiffen, Etwas ohne jemandes Dorbes 
wußt hun, ohne deffen Wiffen.. Bey einigen die Bewußtheit. 
Vorbey, ein Nebenwort, de Richtung der Bewegung vor einen 
Dinge bin und in die Ferne, von demſelben weg, zu bezeichnen. 

3, Eigentlich dem Orte nach, wo es allen den Seitwörteri zu⸗ 
gefellet wird, welche eine, Richtung oder. Bewrgung bezeichnen, 
Dorbey geben, eilen, laufen, fliegen, fließen, fhwimmen, fe: 
geln, fchiffen, veiten, fahren, zielen, fibießen u. f-f, Das» 
jenige Ding, neben welchem die Beivegung. bingerichter if, und 
von welcher fie fi zugleich entfernet, befommt das Vorwort bey 
noch Ein Mahl. Bey dem Haufe vorbey geben, bey dem Teiche 
vorbey fahren. 

Den Dolch i in feiner Sand ſchoß er mit blinder Wurh 

Bey mir vorbey,, Weiße, 

Oder au vor mit der dritten Enöhng, wenn der Begriff des 
Bordertheiles oder der Gegenwart näher bezeichnet werden fol, 
2r sing Hilfehweigend vor mir vorbey. Er trug es vor meinen 
Augen vorbey. Wir ritten vor dem Saufevorbep. Bor dem 
Tiſche vorbey gehen, 

In einigen figürlichen Arten des Ausdruckes, wo fih ein Ne» 
benbegeiff mit einfchleicht, ſtehet die Sache mit Ver ſchweigung des 
Vorwortes nur inber vierten Endung ‚ fo daß vorbey die Geftalt 
eines Borwortes befommt; ) Bey jemanden vorbeygeben, wird 
im einentlichenBerflande gebraucht, aber ihn vorbey geben, beißt 

str» fig urlich 





1255 Bol 


ſfigürlich entweber, ihn anf dem Brge undeſucht raſſen geben fle. 


unfer 5aus auf der Reife nicht vorbey; oder. and ibn ungebäbr, 
lic) übergeben, Sich unmitt elbar an den Sof wenden, und 
den gebörigen Richter vorbey gehen„ibn übergeben. So auch 
jemanden in der Wahl vorbey geben, ibn, überaeben, Inglet- 
her, ich will diefe Sache mie Stillſchweigen vorbey grben, wo 
doch übergehen edler und üplicher ift. Wo man auch das Haupt 
wort die Dorbeygehung dat, mit Vorbeygehung des gehswigen 
Richters. 88 
Sedr unſchicklich iſt es, wenn einige dieſe Wortfüagung auch in 
der eigentlichen Bedeutung des Nebenwortes und des zu ihm gehö⸗ 
rigen Seitwortes nach ahmen. Die Armee den See vorbey fuh⸗ 
ren. Die Slotte ſegelte die Inſel vorbey. Was fiir Bilder 
geben da meine Seele vorbey! Duſch. Der Menſch beweʒſet 
Reflexion, wenn er aus dem ganzen ſchwebenden Traum der 
Bilder, die feine Sinne vorbey ſtreichen u. ff. Herd. für vor 
meiner Seele vorbey, var feinen Sinnen vorbep. Wäre der 
Accuſativ hier der Natur der Sprache gemäß, fo mügteman auch 
umgekehrt in Paſſivo fagen können: von was für Bildern wird 
meine Seele vorbey gegangen! feine Sinne werden von Bil⸗ 
dern vorbeygeftrihen; wiemanfagt, er iſt in der Wahl vor⸗ 
bey gegangen worden. Zu geſchweigen, daß die Auslaſſung des 
Vorwortes vor das Bild ſchwãcht und unbeſtinmt macht. Über 


haupt iſt die verſuchte Verſetzung einer R. A. in die paſſive Form, 


der wahre Probier⸗Stein der Richtigkeit oder Unrichtigkeit des 
Accuſativs in der ſcheinbaren thãtigen. 
Oft wird der Gegenſtand, bey oder vor welchen die Bewegung 
dorbey gehet, ganz verſchwiegen, weil derſelbe ans dem Zuſam⸗ 
menhange deutlich genug iſt. vorbey ſchießen, nabmlich bey dem 
Ziele. So auch vporbey zielen, vorbey ſchlagen, vorbey treren, 
die Gelegenheit vorbey geben laſſen, das Glas vorbey geben 
laſſen, bey ſich u. ſaf. da es denn. oft fo viel wie fehl bedeutet; 
vorbey treten, fehliveten, vorbey ſchießen/ fehl ſchießen. 
2. Figürlich, das Ende einer Zeit oder Dauer zu bezeichnen, 
am bäufigften im gemeinen Leben, wofürin der edlern Schreibart 
voruber-gebraucht wird. Der Monarb,'das Fahr iſt vorbey. 
Die Schmerzen find vorbey, vorüber, zu Ende. Die große Hige 
iſt noch nicht vorbey. Wir wollen den Regen erſt vorbey laſ⸗ 
> fen. Es it mie ihm vorbey, er ift — oder auch, er iſt 
unglücklich ingleichen, es iſt nichts mit ihm zu machen. Mit der 
Sache if es vorbey, ſie iſt abgethan, ingleichen, es iſt Feine Rech⸗ 
nung mehr darauf zu machen. 
Anm. Bey ſcheinet in diefer Zuſamen ſegung fo viel als wes, 
Hin, zu bedeuten; es Fan aber auch feyn, daß vor bier Aus der 
"entftanden iſt, oder wenigſtens eben diefelbe Bedeutung Hat. 
. Unfere älteften Schriftfteller Haben für vorbey nur für und fir: 
firgein, vorken gebe, Ottfried; für riten, vorbey reiten, 
Winsbeck. Dem fey, wie ihm wolle, fo iſt es, den oben gedachten 
Gebrauch mie dem Accuſativ erwa ausgenommen, rin wahres Ne⸗ 
benwort, daher cs mitt feinem Zeitworte eben fo wenig zuſammen 
gezogen werden darf, als voran, voraus, vorber u. f. f. außer 
im Infinitiv, wenn beyde gu. einem Hauptivorte zufammen 
ſchmelzen. 
Das vorbeygehen, plur. car. ein von der R. A. vorbey geben 
- nur mit dem Borworte in übiiches Wort. Im Vorbeygehembey 
jemanden einjprechen, indem man vorbey gebet,. So auch figür⸗ 
lcd. Kinev Sache nur im vorbeygehen gedenken, neben dep, 
neben ber, nur als eine Nebenfache. 


Die Dorbepgebung, plur. inuf, welches nur in der figürlichen 


Bedeutung des Redensart vorbey gehen gebraucht wird, S. vor⸗ 
bey, Er 


Oschiegen, verb: irreg. act. ©: vorbeugen. 


Vorbierhen, Vorgebiechen, verbs irreg,act. (&; Bierhen,) 


von, Gericht egtbiethen⸗ oder zu komme hzge diet hen ein im Hoch · 


deutſchen ungewöhnliches Wort, wofür daſelbſt das Lat citieren 


üblicher iſt. S. auch Var beſche den und Finbisthesst x 
Das Vorbild, des —es; plur, de —er. a. Ein einem andern 


—* 


zur Nach ahmung vorgeſtelltes Bird, ſo Wohl im eigentlichen Ver⸗ 


ſfande. 
Das Bild, welches der Mahler ſeinemLehrlinge zur Nachahmung 
vormablet, it ein eigentliches Vorbild, In weiters und fiaurli⸗ 
her Bedeutung, eine jede einem andern sus Nadabmung vorge 
ſtellte Sache. Sehet auf die, die alſo wandeln, wie ihr ung 
habt zum vorbilde, Phil. 3, 17. 
bigen im Wort, im Wandel u af Tim. 4, 12, Chriftus hat 
ung ein Vorbild gelaſſen, a Petr..2,21. Es iſt in ditſer Bor 
deutung im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, oder vielleicht in 
demfelben nie üblich geivefen, indem es nur noch zumeilen in der 
Bücher fprache und der eblern Schweibart vorkommt. Mufter in 


‚einigen Fällen, Modell, und in der weitern Bedentung oft. auch 


Beyſpiel find dafür gamwtarer, Der Gegenfag des vorbildes iſt 
in der eigentlichen Bedeutung Nachbild, welches aber im gemei« 
nen £rbeneben fo ungewöhnlich it. Der Menſch das Ebenbild 
und Nachbild Gorteg, wie Gott fein Vorbild. In der Dent⸗ 
ſchen Bibel kommt diefes Wort in einigen noch ungewöhnlichern 
figiirlichen Bedeutungen vor. Es bedeutet daſelbſt fo wohl eine 


Vorſchrift. Daß ihr nun gehorſam worden dem vorbilde der 


Lehre, Röm. 6, 17. 8alt an dem vorbilde der heilſamen 
„Worte, die du von mir gehöret haſt, Fim.n,23,. Als auch 
ein zut Warnung vorgeſtelltes Bild, ein Exempel. Das iſt aber 
uns zum vorbilde geſchehen, daß wir uns nicht gelüſten laſſen 
des Böſen, ı Cor. 20,6, "2, In einer etwas andern, dech nut 
in der Theologie üblichen Bedeutung, werden die Begebenheiten 


Sey ein Vorbild. sen Glau⸗ 


Gott zeigte dem Mofes ein. Vorbild. von der Zürte. - 


undEinrihtungen bey dem Iſraelitiſchen Volke, ſo fern fie darauf -_ 


abzielten, die Verbeißungen von dem Meſſias zu beftätigen, oder 
denfelben gewiffer Maßen abzubilden, Dorbilder genannt, in wel⸗ 
chemFalle das Wort dem Gegenbilde oder der dadurch bezeichnee 


tenSache entgegen fteher. So wirddie eberne Schlange in der Wu⸗ 


fie für ein Vorbild des Kreuzestodes Chriſti gehalten, welcher als 


dann das Grgenbild derfelben iſt. vorbild ift in diefen: Verfkane 


de eine igüeliche Vorſtellung oder Abbildung einer nachfolgenden - 


oder Fünftigen Sache, fo wie in der erften ein zur Nachabmung 
vorgefielltis Bild; fo daß mı der erfien Bedeutung der Begriff des. 
Drtes, vor Augen bilden, in der zwenten aber der Begriff der 
Zeit, vorher abbilden, der herrfchende iſt. Ze ES Be 
Anm. Man nehme eine Bedeutung, welche man wolle ſo muß 
man- einfehen, daß diejenigen ſehr irren, welche dieſes Wort Sirs 
bild geſchrieben wiſſen wollen, indem krine einzige Bedeutung des 
Wortes für darauf paffer. Es Lauter daber ſchon ben dem Notker 
Forebild, und im Schwabenfpiegei Vorbild. "Auch erdellet 
daraus, dag Urbild und Original noch fehr davon verfchieden 


find, und dag man diefe Wörter nicht als gleich bedeutend mit 


Vorbild anfehen Fönne, en 
Vorbilden, verb. reg.act. xF. Im weiteſten Verftande, gleich» 
ſam vor Augen bilden, wofür doch in den meiften Fällen abbil⸗ 
. ‚den gebraucht wird, Zinem etwas vorbilden. Im Oberdeuts 
ſchen gebraucht man es häufig figürlich für vorftellen überhaupt, 
befondees imengern Verftande, auf eine untichtige Art vorftellen, 
Die Gefahr, welche ihnen aus bekannten Abſtchten vorgebil: 
det worden, Mo es ein geliuder Ausdruck für das härtere Vors 
ſpiegeln iſt. (S. das ſelbe.) 2, In engerer Bedeutung, als ein 
Bild,d.i. ſinnliche Borftelung einer künftigen Sache, vorſtellen, 
und einfolches finuliches Bild davon ſeyn, gleichfam vorher ab⸗ 


— 


bildenz 


m: DM. — 
Bilden s.befonders in der- Theologie. "Die eberne Schlantze bil⸗ 


J ſche Gotres dienſt war dazu beſte mut, den Meſſias vorzubils 
en s.Ein Bild zut Nachahmung vor Augen bilden ; eine ver⸗ 


altete Bedentung, in welcher vorzeichnen, verveißen, vormah⸗ 
Aen ff ublich find. Daber die Vorbildung. RER 
>... Dorbildlich, adj.ei adv, welches befonders in der Theologie nur 
* in der zweyten Bedeutung des Wortes vorbild üblich iſt, als ein 

Borbild ein Vorbild enthaltend, darin. gegründet. Die vorbild⸗ 
liche Abſicht der Jüdiſchen Rirchengefege auf Chriſtum. Vor⸗ 

ildltehe Cerem onien des Füdifchen Kir hengeſetzes. Die vor⸗ 
bildliche Verfshnung des Füdifchen volkes durch die Prieſter 

Ses alten Teftaments. So auch Sir vorbildlichkeit. 
vorbinden, verb. irreg. act. iS. Binden.) 1. Bey den Jãgern 
werden dep einer Hauptjagen die Leinen vorgebunden, oder es 
wird vorgebunden, wenn die Leinen der Tücher an Heftel oder 
Bäume angebunden werden; im Gegenſatze des Machbindens, 
wenn die Leinen wieder an das andere Ende des Tuches gebunden 
werden.) 2, Borfich binden, di. vor den Unterleib binden. Fe: 
manden ein Tuch vorbinden, vor den Unterleib: Line Schürze 
vorbinden. Im Hochdeutſchen gebraucht man es nur von dem 
unterm Theile des Leibes., Allein in Augsburg iſt, dem Friſch 

+ zu Folge, der Dorbinder, ein Ötreif weißer Leinwand, welcher 
dıp den Zeichen über das Kinn und den Mund gezogen wird. 
3. Zinem vorbinden, alsein Neutrum, in der Landwirthichaft, 

h ihm im Binden der Garden in der Eente zuvor fommen. 4. Ei⸗ 

—em etwas vorbinden, Fönnte auch bedeuten, es in jeınandes Oe⸗ 

genwart binden, damit er es nachbinden lerne, Go auch das 
vorbinden. 

J Die Vorbitte und der Vorbitter, S. Lürbitte und Surbitter, 

VvVorblaſen, verb. irreg. act. (S. Blafen.) 1. Zinem etwas 

0. © worblafen, es ihm auf einem Blaſe⸗Juſtrumente vorſpielen. 2. 
Ingleichen in eines andern Gegenwart dlafen, damit er nachbla= - 

ſen lerne, zum Muſter der Nachahmung blaſen. Auch figürlich, 

ihm zubläfen, heimlich vorfagen, was er naihfagen fol. 3,8iz 

nem vorblafen, ihm im Blaſen zuvor fommen, gefehwinder bias 

ſen, alser, Daher das vorblaſen. 

Vorbohren, verb: reg.act. +. Ein Loch vorbohren oder nue 
vorbohren ſchlechthin, ein Loch mit einem Heinen Bohrer boh⸗ 
ren, damit der größere es defto leichter ausbohre. =. Linem 

vorbohren, ihm im Bohren zuvor fommen. Daher das vor⸗ 
; bohren... 23 re 

‚# Das Dorboth, des —es, plur: die —e, von dem Zeitworte 
‚gorbierhen,einimpochdeurfchen ungewöhnlich gewordeues Wort, 
die Dorladung, Eitation vor Bericht zu bezeichnen ; im Ober⸗ 
deutfchen Fürboth, Sürgeborh, Sürladung, Surbeifchung. 

Der Vorbothe, des —n, plur. die—n, eigentlich ein Bothe, 

welcher vor demeigentlichen Bothen oder Botbfchafter hergehet, 
eine Sade vorläufig verfündiget; am den Höfen bey wichtis 
gen Begebenheiten der erfte Courier. Man gebraucht / es nur 
noch figürlich von Zeichen, Merkmahlen einer darauf folgenden 
Begebenheit, Die Shwalben find die vorbothen des Srüblin- 
ges. Die vorbothen des Todes ftellen ſich bereits ein, Sprach⸗ 
loſigkeit, Zuckungen un ſ.f. Im Iſidor wird das Latein, pro- 
phetatus, geweis ſaget, ſehr buch ſtãblich durch chikorabodot 

Aberſetzt. mr “re 

Das Vorbramfegel,des—s, plur. utnom. fing.in der Schiff. 
fahrt, das oberfte Segel an dem Fockemaſt, welches fi an der 
Vorbramflänge, oder dem oberften Auffage des Fockemaſtes ber 

: " findet. S. Bramiiänge. 
Vorbringen, verb.irreg. act. (S. Bringen.) ».* Für her: 
£ vor bringen, zur Wirklichkeit bringen, eine jegt veraltete Be⸗ 





v 


+ 


ser Chriſtum vor, war ein Vorbild desfelben. Der Iſraelitie 


„ans dem Kaſten vorbringen. 


Bor 1248 


deutung. I Was die Erde vorbringer, _ ©. Xus einen derborae· 


„nen oder undefannten Orte bringen, in die Gegenwaet auderer 


bringen; nur noch zumeilen, für herbey bringen. Des Gel) 
; Bey dem Ditfeied Heißt thaz, 
muaz furibrahta fü viel, als er fegte das Abendeſſen auf. 3. 


. Am hänfigften gebraucht man es noch für, durch Worte Außeri, 


befonders ein Berlangen,ein Anliegen, eine Entfchuldigung durch 
Worte äußern. Was haft du vorzubringen, vorzutragen, ans 
subringen. Er konnte Fein Wort vorbringen, heraus bringen, 
Kine Sache ſehr oft vorbringen.. Line Urfache, Fable Ent: 
fepuldigungen vorbringen. Kinem feine Rlage Vorbringen, 
wefür doch vortragen, oder feine Blage vor ihn bringen üblis 
her find. Die vorgebrachte Entſchuldigung. So auch Hau 
Vorbringen. sh: 

Anm. Bey dem Kero franpringan,ben dem Dftfried fram- 
bringan, bey dem Willeram aber fhon vurebringan, - Auch 
Retter jagt [don uuort furebringen, Im Oberdeutſchen lau⸗ 
tet es noch jegt fürbringen. 


Die Vorbruſt, plur. die —brüfte, bey den Fleifcheen, ein Theil 


der ganzen Bruſt an einem aus geſchlachteten Rinde, zum Untere 
ſchiede von der Nachbruft. 


Die Vorbübne, plur. die —n, der vordere Theil der Schau— 


bühne, zum Unterſchiede von der Sinterbühne; die vor— 


derbüihne. 


Das Vordach, des—es, plur. die —dächer, der vorfpringense, 


über das Gebäude weiter als gewöhnlich hinaus ragende Tpeit 
eines Daches. . 


* Die Vordecke, plun. die —n, eine Dede vor etwas, ein unge 


wöhnliches Wort, weldes nur Hiob 22,14 vorkommt, 


Die 
Wolken find feine vordecke. \ 


Vordem / beſſer gerbeilt vor dem, in der vorigen Seit, vor diefem, 


ebedem. Er hat mir erzählt, dich habe vor dem die Gegend den 
beiten Sänger genannt, Oeßn. Ich Yabe es ſchon vor dem ges 


böret. 


Der vor dem in fremden Landen, 

Als ein Doctor ausgeftanden, Gelf, ö 
Da diefe Redensart aus einer noch üblichen Präpofition mit ih⸗ 
rem Caſu befiehet, fo iſt Feine Urfache vorhanden, beyde als Ein 
Wort zu ſchreiben. Iu ehe dem iſt der Fall anders, weil ehe nicht 
mehr als eine Präpofition gebraucht wird, 


Vorder, der, die, das vordere, Superl. vorderſte, ein Beywott, 


was vorn if, im Gegenfage des bintern. Der vordere Theil 
des Haufes, Die vordern Zimmer, im Gegenfaßeder hintern, 
überall der vorderſte feyn. "Das vorderſte zu binterfi kehren. 
Die vordern Suße, 2 Macc. 3,25. Die vorderfien Rlephan⸗ 
sen, Kap. 13, 15. Dievordere Thür, 

Anm. Da das indem Superlativo vorderfte bleibet, ſo ers 
heller daraus, daß vordere nicht der Eomparativ ift, wie faft alle 
Sprachlehrer behaupten, fondeen der Pofitiv, der vermittelft des 
abjectivifchen e von dem veralteten Nebenworte porder, fürvorn 
gebildet worden. Das Beywort ſelbſt geböret unter die mangels 
baften, welchen nicht allein der Comparativ, foudern auch die ad» 
verbiſche Form fehlet, ſtatt welcher das Nebenwort vorn ges 
braucht wird. Nur der Superlaciv wird in der Zufammenfegung 
zuvör derſt, vor allen andern, vornehmlich adverbialiter gebraucht. 
(9. auch hintere, äußere, obere, innere, untere, welche dieſem 
Beyworte in der Form und dem Gebrauche äbnlich find.) Es iff 
ein fehr altes Wort, indem fchon Kero die Vorfahren thie For- 
droron nenne, Der Superlativ kommt ſchon bey dem NRotker 
dor, welder den vornehmfien Geiſt forderofto geift ıtennet. 
Daß diefes Beywort mit einem v, deſſen Abksumling fördern, be— 
‚Fordern aber mic einem f geſchrieben wird, gehöret zu dem Dill, 

Ktrts. kührlichen 


1259 
Fühelichen in den Sheaden. brigens wied ee Beywort im". 
Pofitiv geen mit denjenigen Hauptwörtern zufanagien gr zogen vor 


x 


welchen es ſtehet, in welchem Falle aber die adjectiviſche Endung 


weofällt. Die vorde erthür, das vorderhaus, die vorderglieder 
uf. f. für die vordere Thür, das voedere Haus, die vorden Glie⸗ 
"der. Folgende find nureinige zur Probe. 

Die vorderachſe plur diem, die vordere Achfe an dem 
Magen, zum Unterfchiede von derinterachfe. ‘ 

Der Dorderarm, des—es, plur. die —e, der vordere Theil des 
. Armes von der Handwurzei bis an den Elbogen, der auch der 
Vorarm genannt wird; beydes zum Unterfchiede von dem Sins 
terarme. 

Das Vorderblech, des—es, plur. Sie—e, 1. Das an dım - 
vordern Theil eines Dinges befindliche Blech, zum Unterſchiede 
von dem Sinterbleche.. 2. Auf den Blechhammern führer eine 

gewiſſe Act Blech, weiche ſchwãcher als das Kreugblech ift, und 

zu allerlen Geräthfchaften verarbeiset wird, den Nahmen des vor⸗ 
derbleches,, da denn der Plural nur von mehrern "Arten oder 
Quantitären gebraucht wird, 

Die Vorderbruft, plur. —— der vordere Theil der Bruſt/ zum 
Unterſchiede von den Seiten. 

Der vorderbug / des—es, plur. die —buge, der vordere Bug 
eines Thieres zum Unterfhiedevon dem Hinterbuge. S.-Bug. 

Das vorderCaſtell, des—es, plur. die—e, das vordere Eas 
ftell auf einem Schiffe, zum Unterſchiede von dem Sinter: Ca: 
fielfe. Sonſt auch die vorpflicht * 

Die Vorderflagge, plur. die—n, die Flagge, welche auf dem 
Bugfpriete auf dem Vordertheile des Schiffes aufgeſtecket wird, 


—* zum Unterſchiede von der Sinterflange, 


Der Vorderfled, des—es, plur. die—e, ben den Schuftern, eis 
ne aufgefegte balde Sohle auf den vordern Theil eines Schuhes ; 
zum Unterfchiede von dem Sinterflede, 2 

Der Dorderflügel, des—s, plur. ut nom. fing, der vordere 
Flügel, bey den Sufecten, welche mehr als zwey Stügel haben, 
zum Unterfcbiede von den Sinterflügeln, RAS 

Der Vorderiuß, des—es; plur die —füße. . Die vordern 
Füße bey den vierfüßigen Shieren. 2. An demmen(hlichen Fu⸗ 
ge wird der. obere Theil des unsern Fußes über den Zehen, welcher 
auch der Oberriſt beißt, der Vorderfuß genannt. Beydes im 
Gegenfoße des Sinterfußee® 

Das Dordergebäude,des—s, plur. ut nom. * dee vor⸗ 
dere Theil eines Gebãudes zum Unterſchiede von dein Sinterge: 
baude. Se Vorgebaude. 

Das Vordergebirge, des—s, plur ut nom, fing. im Berg. 
baue, dervordere Theileines Öebirges, im Gegenſatze des Hinz 
tergebivges. Ben den Bergleuten verderbt das Sördergebirge, 
Das Porgebirgeift davon noch verfchieden. 

Das Vorbdergehäfe, ©. Gehafe. 


‚Des Dordergefchirr, des—es, plur, die—e, das vordere Ger 


ſchirr, befonders derjenige Sheil eines Prerdegefhirres, welcher 


Bor I 


J 


den vordern Theil der Pferde bedecket, id Unterſchiede von dem 


vintergeſchirre. 

Das Dorderglied, de8— es, plur. die—er, dag vordere 
Glied, im Gegenfaße des Sintergliedes. An der Logifift es das⸗ 
jenige Wort ın einem Urtheile, welches andentet, wovon geredet 
wird, das Subject. 

Der Vordergrund, des— es, plur die — gründe, der dars 
dere Brund, zum Unterſchiede von dem Hintergrunde. mi der 
Mapieren iſt es der Theil desGrundes zunãchſt an derGrundlinie 
Der Vordergrund der Schaubühne, die Borderbirhne, + 

Das Dorderhaar,des—es, plur die—e, ingleichen colfectide, 


fo wohl im Singular allein, alsim Plural, das vordere Dan, 


andem —— ARAENIPAERE zum Mriefsiee: von dem 
Hinterhaere- 

Die Vorderhand, plur imuf. der vordere Theil der duhern band 
zunãchſt an dir Handwurzel, Carpus; zum Unterſchtede vom der 
Sinrerhand und den Singern. S, DVorband.i. 2 
Das Vorderhaupt,des —es, plur,inuf; der vordere Theil des 

Hauptes oder Kopfes, zum Untirfchiede von dem Sinserhauptez 

" imwgein:inen Leben der Dorkopf. ©. vorhaupt. 

Das Dorderhaus, des — es, plur, die — haͤuſer, ein dor 
einem Hobäude aufgeführtes Haus; ingleichen der vordere Theil 
eines Hauſes.  Vepdes im Gegenfage des Sinserhaufee. S 
vorbaus. 

Der Vorderhof, bes-es, plah, ie—häfe — Hm 
Unterfdfiede von dem Sinterhsfe: 8. vorbof. = ma 

Der Vorderlauf, des—rs, plur. die—läufe, set Shen 


der Border Kir eines Hirſches und — ; zum — von 


den vinterlaufen. 

Das Vorderlider, des—s, Bier ut nom. fing; —— 
vordern Theile eines ——————— Leder; * — 
von dem interleder 

Der vordermang des ⸗es, plär. die. — männen; der — 

Mann unter mehrern der Ordnung nach, z. DB. bey Truppen, 
wenn fein mehrern Reihen ſtehen; jonft auch der DOr MARI BUN: 
Unterfohiede von dem Sintermanne, 

Die Dordernabt, plur. die —näbte, die vordere Nabt, zum 

Amierſchied von der Sinternaht = 

Die Dorderraft, plur.die—en, die Bötheeh Raſt an den Sc 
fern, zum Unser ſchiede von der Zinterraft. S. Raik” 

Der Vorderfag, des—es, plur, die—fäge, der, — Sag, _ 
zum Unterſchiede von dem Sinterfage. Ju der Logik werden den ° 
Der, und Unterfageines Schluffes mir einem gemeinfeaftlihen 

Rahmen die Vorderfägegenannt, Praemillae; zum Unterjdies 
de von dem Sinterfi ageoder Schlußfage, “is 

Der Vorderſchuh, des—es, N die—e, der vordere Speit 

Schuhes an den Stiefeln, d. i das Dberleder; zum Unters 
ſchlede von dem Hinterfhube, : — 

Das vorderſegel, des—s, plur. ut nom fing. Dievordeen 
Segel eines Schiffes, dergleichen die an dent Bugforiete und dem 
Fodemafte find; zum Umterfchiede von den Sinterfegeln, 

Der Vorderſpan/ des —es, plur. die—fpäne, im den Salz⸗ 
bütten, der vorderſte Span unter den beyden Sogfpänen auf dem 
Sogbaume; zum Unterſchiede von dem Sinterfpane. 


Der Vorderfporn, des—es, plur. die—en, bey den Solpläß - 
tern, ein Feines eifeenesÖerüft, welches die — met; sum. 


Unterſchiede von dem zinterſporne. N 

Vorderft, der Superlativ von vorder, S. diefeg. 

Der Vorderflab , des—es, plur. die—fäbs, der vorder Su, 
de i. halbrunde Sieratd an dem Mundfiücde einer 
zum Unterſchiede von dem ſinterſt abe. 

Die Dorderftaude, plur. die—n, in den Papiermühler 
 Stauden,d.i. Pfoften, zwifchen weichen das vgrdere 
Schiinge oder des Stiels der Stampfe auf * med 
Unterſchiede von der zinterſtaude. * 

Der Vorderſteven, des —s, plur, ut nom. fing. de ER 
Steven eines Schiffes d.i. derfchief von dem Kiele in die Höhe 
chende Balken am Vordertheile, welcher deffen ganze Öeftalt ber 
fiinitaf, auch dev, vordeven; im Gegenſatze des’ zinterſtevens. 

Die Vorderftube, plur, — die vordere Siube, im Gegenſa⸗ 

tzze der Hinterfiube. 

Das Vorderſtück, des=es, plur.-die 
eines Dirtges, oder ein Stück an dem 
ſchiede von den Sinerrude, | 






ep ; zum Unter⸗ 
Der 


e, das vordere Stud 


* 
x 


* 


g * — 4 
u . L z & 


* vorderſtadet — * — ut —— in den 
löffern, der Studel in dem Vordertheile ee Shlofjes;; 2 zum 
Interfchiede von dem Sinterfudel. ©. Studel. > 

„Das Vordertbeil, des — es, 
„eines Dinges ; zum Unterichiedr von dem ——— Das vor⸗ 

dertheil eines Schiffes, eines Saufesu ſaf. 

Die vorderthür, piur. die—en;bie vordere on derdie Thur 
„am dem Vordertheile des Hauſes; sam — von der 
Sinterthuͤr. 

‚Das Dordertreffen, des—8, - ‚plurs: utnom.f ing. das vor 
dere. Treffen, d. i. der. vordere Theil eines in Schlachtordnung ges 
‚ftellten Kriegesbeeres, der vortrab, ehedem die vorhuth, fonft 

auch die Frans a Sarte⸗ sum ——— von dem ginter⸗ 

ereffen. 

Das Dordervientel,des—s, plur ut nom. fing, das verdere 
BVierteleines Dinges, z. B. eines geipladententpieeen; zum Uns 
terſchiede von dem ginterviertel, 2 

Die Dorderwage, plur. die—n, an den Wägen, die vordere 


» Leben die: vorderwacht, fonft auch die Riemweage ; zum Unter; 
ſchiede von der Hinterwage. 

Der. Dorderwagen, des —s, plur, die— wägen , der vordere 
Theil eines Wagen! ; zum — ‚von dem Sinter: 
wagen. 

Der Vorderzahn, des—es, plur. ——— die vorn im 
Munde befindlichen Zähne; zum Unterſchiede von den Sinter: 
zahnen. 

Die Vorderzangte, plur. die—n, ben deu Sifehlern, die erſte 
große hölzerne Schraube an einer — zum Unterſchiede 

von der Hinterzange, 


dem Pferdegeſchirre wird das. Vordergeſchirr auch dag vorder⸗ 

zeug geaaunt. An einem Pferdeſattel iſt es der Bruſt riemen mit 
feinem Zugehör. 4 

'  Mordrangen, verb. reg. act. vorwärts Brängen. Femanden 

„Bordrängen. 

» ber die Vordrängung. 


Hülfswort feyn.erfordert, vorwärts, nad) dein vordern Raume 
‚zu dringen , Im Dberdeutfchen gchraucht man es aud) figür! ich 


Grundfägevordringen laſſen. Das Wohl’des Reiches feinem 
eigenen Nutzen weitvordringen laffen. Daher das vordrin⸗ 
gen und die Dordringung. 

Der Vordrud, des ⸗ee plur. doch; nue von. Inchreen Arten oder 
Quantitaten, die—e, inden Weinländern, Moft von dem er: 
‚Sen Drucke, welder auch Vorſchuß beißt ; zum Unterfchiede von 
den Nachdrucke. ©. Vorlauf. . 

Der Doreid, des—es, plur. die—e, an einigen Orten der Eid 

© fürdie Gefährde, S. Gefährde. 

I Voreilen, verb. reg.neutr, welches dag Hülfewort ſeyn eyfor⸗ 

—* Bert, 1. Vorwärts geilen, doch in dieſer Bedeutung nur felten., 

“gs, Einem voreilen, ihn in der Geſchwindigkeit übertreffen, Agürs 
Lich , ih ſchnell zuvor Fommen, Auf diefe Weiſe geber ein 
Er getveulich der Natur nad bis dahin, wo er ihr voreilt, 

aco 
Dei, ‚meinen Winf chen fiets — Liebe vorgeeilt, Weiße, 
ee — et, —jie, adj. etadv. ungebührlich eilfertig, und 
darin gegründet, die Kegeln der Klugheit im Eilen überſchreitend; 
zuweilen auch vorſchnell, im Niederſ. frouriep, frühreif. Man 
iſt voreiliz/ wenn man die rechte Zeit nicht erwarten kann. Eine 
Soreilige Antwort. So auch die voreiligkeit. 





— 








plur, die—e, das —— Sprit S 


Wage, woran die vorderen Pferde gejpannek werden, int gemeinen ' 


Das Vorderzeug, des—eh, Ei — da⸗ — Zeug. An - 


Auch. als ein Reciprocum; ich vordrängen Dar 


Vsrdringen, verb, irreg. — (S, Dringen,). welches das 


"> ‚Die, Dberhanb- befommen, berefcbend werden, Lauter ſchadliche 


Vor 


‚Die voreltern, S. voraltern. 

Das Vorende,'des—s, plur. die—n, im der Lanbwirihſch aft, 
das zunächft an den Weg, wo eine Viehtrift iſt, ſtoßende Stück 
des Feldes, welches ungebauet liegen bleibet. 

vorenthalten, verb.irreg. act. (©. Salten,) zurück, oder bey 
ſich behalten, was man einem andern zu geben fhuldigift, Je⸗ 

manden ſeinen Lohn, ihn etwas von feinem KRigenthume vor⸗ 
enthalten." So auch die vorenthaltung. Vor bat hier oben 
die Bedeutung, wie in vorbehalten, oder das Zeitwort bedeutet 
auch ſo viel, als vor jemanden zurück behalten ; daher es irrig iſt, 
wenn einige es fürenchalten fchreiben wollen, indem Feine Bedeu⸗ 
tung diefes Fürwortes fich dazu ſchickt. Übrigens wird diefesgeite 
wort in den zuſammen gefegten Zeitwörtern bäufiger wiraudt, 
als in den einfachen, 

Das Vorerbe, dves—s, plug. ut nam. fing. ein nur In den 
Rechten einiger Gegenden Hbliches Wort, ein jemanden zum vor⸗ 
"aus vermachtes Erbe oder Erbtheil zu bezeichnen. 

Der Vorerbe, des—n, plur, die—n, eben dafelbfl, ein Exe 
be, ‘welcher ein ſolches Erbtheil zum voransbefomart, 

Vorerben, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben ‚eben 
dafeldft, zum voraus erben, 

Yorerinnern, verb, reg. act. vorher erinnern, ein feltenes 
> Mott, fo wie vorerinnerer, Dorerinnerung. 

Die Dorernte, plur. die—n, in der Landwirthſchaft, der An- 
fang der Ernte, die erfien Tage in derfelben ; im Gegenfage Ser 
MHachernte. 

Vorerft, ein Nebenwort der Ordnung, zuvörderſt vor allen anderu 
Dingen zuerſt. Ih will vorerſt zu unſern Freunden gehen. 
73 kommt in der vertraulichen Sprechart am. häufigſten vor, 
undFann fo wohl.eine Zuſammenziehung, als auch eine Figur von 
BER, A für das erſte, was das erſte betrifft, zum erſten, ſeyn; 
daher “es auch von einigen fürerſt geſchrieben wird. ©, 
Sie XI, 4. 

Vorerwählen, verb. reg. act. vorher erwählen, oder auch vde 
andern erwählen. vorerwahlte Zeugen von Gott, Apeſt. 107 14. 
Ihr vorerwählren Gerechten Klopft. So auch die Vorerwäb- 
lung, womit auch zuweilen die Prasekinatton, Verherbeflim- 
mntgder veformierten Kirche, ausgedruckt wird, 

Voterwähnt, adj. etadv. tin vorigen erwähnt; am hãufgſteu 
in den Kanzelleyen, wo man auch wohl das — vorerwäh: 
‚nen, und das Hauptwort die Dorerwähnung gebraucht. 

Das Voreſſen, des — plar ut nom. fing, ein Eſſen, d. i. 
ein Gericht, welches gleich nach der Suppe vor einem der Haupt⸗ 
gerichte aufgetragen wird, und von vorkoſt noch veefchieden iſt. 
S. vorgericht. 


1268 


vore ſſen verb. irreg. et neutr. (8. #ifen,) welches als ein 


Neutrum das Hülfewort haben befommt. 1, Als ein Neutrum. 
(»).Einem voreflen, in feiner Gegenwart zum Mufter der Nach⸗ 
ahmung effen. (2) Einem voreſſen, ihm im vielen oder geſchwin⸗ 
den Eſſen übertreffen, ihm im Eſſen zuvor kommen. 2. Als ein 
Aetivum, vorher eſſen, ingleichen vorweg eſſen, am häufigſten im 
Mittelworte und Infinitiv. vorgegeſſenes Brot, alles‘, was 
man zu ſeiner Nothdurft von feinem Fünftigen Verdienſte vorweg 
nimmt, als Vorſchuß nimmt. x 
Der Vorfabr, des—s, plur. die—en.. 1. Der vor uns in 
unſet n Anite oder in unferm gegenwärtigen Berbäleniffe gewe- 
fen, er lebe noch, oder fen bereits geflorben ;in welchen Falle man 
auch wohl, obgleich feltener, im weiblichen Geſchlechte vorfah⸗ 
rinn gebraucht. "Mein vorfahr in dem Amte. Der Porz 
ganger, Dorweier, im Niederſ. vor ſate. 2. Perfonen, welche vor 
uns. gelebt haben, im Gegenjage der, Nachkommen, ehedem der 
Nachfahrer, in welcher Sedeutung es aur im Plural gebraucht 
wird 


— 


un 


ERBE OR 
Wen 


68 — 
wird, Gott hat dieß Reich uns und intern Vorfahren gege⸗ 
ben, St. Eid. s, 10. Wie es ihre vorfahren gebalten, Maͤre. 
11,25. Vorältern find unſere vorfahren, fo fern wir von ihnen 
abſtammen. 


Anm. Es iſt von dem Zeitworte fahren, welches unter andern 
ebedem auch leben bedeutete, und die ſe Be eutung ſcheinet auch in 
dieſem Worte Statt zu finden, ſo daß Vor fahr überhaupt jeman⸗ 

ben bedeutet, der vorung geweſen ift, es fey nun in einem Amte 
oder in dem2rben, (S.3 Sabren) Wachter und ander: legen 
in der zwehten Bedeutang ein Zeitwort fahren zeugen jum®runs 
de, underflären Dorfabren durch Doraltern. Allein, iheils ift 

die ſe Erklärung wider den Sprachgebraud, tbeils iſt auch das 
Beittvort fahren, zeugen, felbft fo ausgemacht noch nicht. über 
dieß ſchickt ſich dieſe Bedeutung zu dem noch nicht ganz veralteten 
Gegenfage, Nachfahrer, nicht: Fahr ſtebet in deyden Bedeutun⸗ 
gen für Fahrer, und in der erften lautet das Wort in einigen Ges 
geuden ausdrüdlich vorfahrer. Übrigens heißen die Vorfahren 
in der zwepten Bedeutung im Zfidor, bey dem Wileram, Notker 
u.i.f.Fordhron, Vorderon, Forderen, die Vordern, im 
neunten Jahrhunderte in der Frankiſchen Mundart Forunierzi- 
borana, vor uus geboren, in der Oſterreichiſchen Mundart 
noch jegt Dorfordern, Altvordern. Sofern die Vorfahren zu⸗ 
gleich Ahnen oder voraltern find, beißen fie bey dent Ditfiied 
Altmaga, und im Angelf. Forefathers, Forthfaederar, 
Holländ, Veurvaeders, 
Deutfchen Liviusvon 1514 vor, 


Vorfahren, verb.irreg.neutr. (S. $ahren,) welches das Hülfes 
wort feyn erfordert. ı.2inem vorfahren, ibm in geſchwinden 
Fahren zuvor fonımen,  2.Der Wagen vorfahren laflen, ihn 
vor die Hausthür oder vor den Sporweg fahren laffen, Daher dag 
Vorfahren. ö = 2 


Der Dorfall,des —es,plur. die —fälfe,von dem folgenden Zeit. 
worte. 2. Was dem Drte nach vor ein anderes Ding fällt, In 
diefem Verſt ande gebraucht man es vornehmlich in der Mebicin, 
wo der Dorfall derjenige Fehler der Barmutter ift, wenn fie ang 
Eriglaffung ihrer Bänder oder der Mutterfcheide in die leßtere 
dinunter finft; der Mutterbruch, Procidentia oder Pro- 
laplus uteri. 2. Eine jede unvermutbete Begebenbeit, fie ſey 
von welcher Art fie wolle,gleich fam etwas, was ung unvermuthet 
in den Weg fällt, wo es am häufigften von kleinen, unerheblichen 
Begebenheiten diefer Arı gebraucht Wird; dagegen Zufall auch 


don wichtigern gebraucht wird. JA wohl ein Vorfall in der Welt, 
welcher nicht in Anſehung Gottes Fur nichts zu vechnen fey?. ' 


Ich babe einen unangenehmen vorfall gebabt. Alle dieſe vor⸗ 
falle machten, daß ich ibm nicht mehr trauete. So auch vor⸗ 
fallenheit und vVorgang. 


Vorfallen, verb. irreg. neutr. (SſFallen) welches das Hülfs⸗ 


wort ſeyn erfordert. 1. Bor ein anderes Ding, dem Orte nach 
fallen, So könnte man fagen, eine $allchür vorfallen laffen, 
vor die Offnung. 2. Unvermucher gefpeben, ſich begeben, fich 
zutragen; am bäufieften von menfchlichen Veränderungen und 
unerwarteten Begebenheiten, gleichfam uns in den Weg fallen, 
begegnen, aufft oßen. Es it mirein Sindernif vorgefallen. „If 
nichts neues vorgefallen? Wenn mir eine gute Gelegenheit 
vorfallen follte Bey vorfallender Gelegenheit. Bey Ti⸗ 
ſche fiel nichts erhebliches vor, Wenn Peine wichtigen Ge⸗ 
fpafte vorfallen. Im Briegefällt dergleichen gar oft ver, 
Ser Yaraf im Sanfe ih, fallen Zwifchen ibm und Fu: 
lianen dann und wann Blicke wor, Lei, Siehe auch vor⸗ 
Lehen. 5 


Inn rn LyP“ 


Das Wort vorfahr kommt in dem 


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Die Dorfallenbeie, plur.Sie-en / welchet zumellen, oßatelg 
ohne Noth/für vorfall e gebraucht wird, bine jede zufällige, be ⸗ 


fonders menſchliche Begeubeit zu bezeichnen. 
Yorfächten, verb. irteg. neutr. (Si Sechren,) mit'dem Hülfee 
werte habe; 1. inem vorfecpten, n feiiier Gegenwart zum 





Vinfer der Nachabmung Fechten, damit er nacpfechten Terne, * 


2, Einem vorfechten/ ihn im Fechten übrrireffen. 


Der Dorfechter,des—s,plur. ut nom. fing, von vorfechten », 
aufdem Fechtboden, derjenige, weicher unter Auffücht dus Fecht⸗ 


meiſters im Fechten Unterricht gibt eigeutlich andern vorfiht, im 
ibrer Gegenwart zum Muſter dev Nachahuiung fir, daher «8 
don einigen irrig Fürfechter gefchrisden und geſprochen wird, 
Vorvechte ſchon bey dem Strocke.. 
Das Vorfeft, des —es,plur. die — e,an einigen Drten,der Abend. 
* einem Feſte, der Feſtabend/ im gemeinen Leben der bi 
— Br ne 


Die Vorfeile, plur. die —n, bey den Schlöffern, eine Art Zeiten, 
welche nach den gröbern Armfeilen und vor,den feineen Schlicht · 


feilen gebiaucht werden, z 


Dorfiedeln, verb.reg. act, Einem etwaͤs vorfiedeln, es ihm ” 


aufder Fiedel vorfpielen. { ——— 
Vorſinden verb. irreg. act. (&;$inden,) vor fi finden, bey 
feiner Ankunft gegenwärtig finden, ‘Bey feiner Ankunft viele 

Geſchafte vorfinden. ee 
Die Vorflöße, plur.car. das Recht, ſein Holzaufrinem Fluffe vor, 


andern, oder eber als andere, forızuflögen. Zwidean bat die 


Vorflöße aufder Mulde vor Schneeberg. - 
Die Dorfluch, plur. die —en. 
oder das erſte Waffer, welches miteiner Fiuth Fomnıt ; Niederſ. 


vorflood. 2. Ju Schleſten und andern "Gegenden ſcheinet es 


auch die Ableitung diefer Vorfluth zu bezeichnen. Alle unter⸗ 


warts liegende gerrfchaften ſollen ſich nicht weigern, die Gra⸗ 

ben durch ihre Gründe zu führen, und ſolcher Geftale die vor⸗ 

fluth zu machen. — — — 
Vorfsrdern, verb, reg. act. vor ſich oder vor einen andern for. 

dern, befonbers vor Gericht fordern : vorladen, ehedem vorbie: 

then, vorheifchen. _ Jemanden vorfordern laffen, Daber die 

Dorforderung. Kr — —— 
Die Vorfrage, plur. die—n, dievorläufige Frage. 


1: Der erfie Anlauf’ der tu, 


vr, 


Der Derfröhner, des—s, plur.ut aom, fing. von fröhnen, 


die Ereention verbängen, ein nur in einigen Gegenden übliches 
Wort, den vornehmſten Gläubiger ben einer & uldklage zu ber 


zeichnen, weicher in Nabmen aller um die gerichtliche Hülfe an 
ſucht; an andern Orten der Dormann. — 


brecher vorführen laſſen, vor Gericht, vor ſich. Sich ein Pferd 
vorführen laffen, es zu beſichtigen. In einem andern Verftan⸗ 


de lãßt man ein Reitpferd vor fůhren, wenn man eg vor die Thür 


führen läſſet, um ſich darauf zu ſetzen. 
rung. s 
Der Vorgang, des —es, plur, die —gänge, von Horgeben, 
1, Die Handlung des Vorgehens. (1) Die Handlung, da men 
vor einem andern, eher als er gebet, und bar Recht Ihm der Ord⸗ 
nung neh vorzugeben, ohne Plural; der Dorkeirt. Den vor⸗ 
gang vor jemanden haben, Sid um den vorgang ſtreiten. 
Chrifina hat in allen Dingen den Vorgang, Eol, 1,18; mp eg 


So auch die vorfüh⸗ 


in nicht fo üblichem weirerm Verſtande für vorzug überhaupt ges 


braucht wird. (2) In Oberdeutſchland wird der Kirchgang der 


Schswöcntinnen, der vorgang oderſervorgang arnanm, weil = 


fie als dann zumerfien Mablewieder bervor,d. i. nitter das Publi« 
eum, gehen, 2 
der Nachahmung vorgebes,d,i,in feiner Gegenwart gehet; da denn 
n Dsreang 


* 


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Dorfübren, verb. reg. act. vor jemanden führen. Einen ver - 


(3) Die Handlung, da man jemanden zum Muſter 


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Ei en 


em Dorgange, Bipfpicle, Sid nach jemandes vor⸗ 

„ns ‚ge vipeen. > 
2: Dasienige,mas vordebet. 0) Dem Detenad, So ——— 
"Ansinigen rgenden, 3. Bam Niederrheine, dem Friſch zu Kols 


Fi ei oft fe Bepfpirt, Mutei —— —— 
PR 


BR die. Waldgrängen Vorgänge arnannt, (2) Bey dem Deftil⸗ 


eren des Brauntweines iſt der Vorgang,ohnePlural,dasjenige, 
was zuerſt übergebet. (S. Bsrlauf.) (3) Was vergehet, eine 
Vegebenbeit, ohne zu beftimmen, ob fie wichtig oder nicht, fchäd» 


lich oder näslih u. ff. iſt. Es unterſcheidet ſich dadurch von 


Vorfall, daß dieſes eigentlich von plötz ich ſich ereignenden Um⸗— 
ſtänden, Vorgang aber obne dieſen Nebenbegriff und nur von Bes 
gebenheien gebraucht wird, Es iſt hier ohne Zweifel eine Figur 
des Hervorgebens. Ein angenehmer, unangenehmer Dorgang. 

Ein tranriger Vorgang. , 

Ebedem bedeutete Vorgang und in der Oderdeutſchen Mund⸗ 
art Singang auch eine Beförderung, promotio, in welchem 
Ver ſtande es noch in dem 1514 gedrudien Deutſchen Lidius vor⸗ 

° Fomme. 

Der - Vorgänger, des, plur. utnom. fing. Fania die vor⸗ 

gerinn. 1. Eigentlich, eine Perfon, welche voran, vor andern. 
ei Judas war ein Vorgänger derer, die Jeſum fingen, 
oft. 1,16; d. 8. ein Anführer, In diefer eig: ntlichen Bedeus 


tung wird es ‚wenig mehr gebraucht, wohl aber, 2. in einigen 


figürlichen. (+) Eine Perſon, welche etwas vor ung gethan hat, 
und uns dadurch zum Mufter der Nachahmung, zum Beyfpiel 

dienet. Auch hierin bat die Bunf die Natur zur Porganz 
gerinn. Ich habe in diefer Sache keinen Vorgänger, es hat fie 
noch niemand vor mir gethan, (2) Im weitern Berftande, eine 
Perfon, welche vor ung imeinem Amte, in einer Verbindung ges 
weſen ift, wie vorfahr, Antetellor. 


Vorgängig, adj, et adv.weldes von einer veralteten Bedeutung 
des Hauptwortes Vorgang nur im Dberdeutfchen und in den 
Gochdeutſchen Kanzelleyen für vorläufig gebraucht wird, in 
vorgängiger, vorläufiger, Beide, Etwas vorgängiz berich- 
ten, vorläufig. 

Dorsaukeln,verb.reg. act. Einem etwas vorgaufeln, es als 

» eine Baufeley in deffen Gegenwart vornehmen, 

Das Vorgebäude, des— 8, plur. ut nam. fing. das vor eis 
"nem andern Gebände befindliche Bebäude,dagegen Vordergebau⸗ 
de auch den ordern Theil eines Gebäudes bezeichnet, ; 


Vorgeven verb.irreg. act. (&.Geben,) welches nach Maßge⸗ 


bung der Partikel vor in verfohiedenen Bedeutungen gebraucht 
"wird. . Vou vor, eber, der Zeit nach, wäre vorgeben, eher ge⸗ 
* ben, im Gegenfagedes nachgeben; welche Bedeutung aber wer 
nig vorfommmt, obgleich Frifch diefelbe anfübret, 
voraus, gibt mian in verfchiedenen Spielen, 5. B. dem Billard» 
Spiele, jemanden einen, zwry, drey Points n. f.f, vor, wenn 
"man einem ſchwächern Spieler felbige voraus gibt, ihn von zveh, 
drey u. f.f. an zählen Läffer, da man ſelbſt von eins an zählet. 
3,8on vor, fo fern es dem Orte nad) don einem andern Dinge 
bedeutet. (2) Wie Darlegen, 
“vorlegen, 
aſſen fle, er, 9,13 5 vorgeleget. In diefer Bedeutung wird 
"es wenig mehr gebraucht. Daß ihr obden Glauben Fämpfer, 
der einmahl den Heiligen vorgegeben if, Br, Jud. v. 3. 
*(2) Im engern Verftande, zu thun vorlegen; wofür doch aufge⸗ 
- ben üblicher if. Jemanden etwas zu thun vorgeben. Mr 
"weiß allerley Dinge kunſtlich zu mahen, welche man ihm vor⸗ 
Yibr, 2 Ehron.2, 14. Manche wollen es in diefer Bedeutung 
furgeben, geſchrieben wiffen; welches aber irrig iſt, indein vor 


Adel. W. B. Th. 2, Auf. 


J — 


SER 


2, Bonvor, ., 


Dem Diebe Sutter vorgeben, 
Das Gefeg), das ich ihnen vorgegeben habe, ver= 








—F —— * 
2 — — 


1266 


fi ie untöugbae bt Bedeift beg.Dete pa, 4. Bervor gehe; FB 

nur in figirlicher Bedeutuug des Seitwortes geben, andern durch 
> Worte merflich mäcen, behanpten, fagen, äußern, (1) * Über 
baupt, in weichem Verftande es doch vrraltet if, Was silte, 
ob meine Zunge unrecht habe, und mein Mund Böfee vorges 
be, Hi0b6, 30. Ihr ba ter euch alle für Flag, warum ges 
ber ihr denn ſolche unmütfe Dfrge vor? Kap. 27,12. Date 
umgibt ſiod ſtolze Theidinge vor mit Unverfiand, Kap. 35, 
16. Wo es überall fo viel als vorbringen, bedrutet, (2) Ya 
einigen engern Bedeutungen, in welchen es den Nebenbegriff des 
ungegründeten bat, (a) Etwas nugegründetes behaupten, oder 
doch etwas behaupten, woran man zu zweifeln Urſache bat, Der 
Gerechte, ſprechen die Gortlofen, ‚gibt vor, daß eu Borg 
kenne, Weish. 2,33. Sie geben vor, man müffe allenthal: 
ben Grwinnif fuchen, Weish, 15,12. Theudas gab vor, er 
wäre etwas, Apofl, 5,36. Der Widerwärtige gibt vor, er 
fey Gott, 2 Theſſ. 2,4, Jetzt gibt er bey meiner Pfichte Zriz 
rathens vor, Meiße; welche Wortfügung mit der zweyten 
Endung doch nur in einigen gemeinen Mandarten üblich iſt. 
(b) Im uoch engern Verſtande, etwas, das nicht iſt, als eine Ur⸗ 
ſache, eine Entſchuldigung, anführen; wie vorwenden, vorfchüitz 
zen. Kine Krankheit vorgeben. Es wird indiefer ganzen vier⸗ 
ten Bedeutung von einigen gleichfalls fürgeben geſchrieben und 
geſprochen, als wenn bier der Begriff des anftatt der herrſchende 
wäre; allein es iſt wahrſcheinlicher, dag vorbierfür hervor ſte⸗ 
het, welche Bedeutung auch in vorbringen, vorwenden, vor— 
ſchuͤtzen u. ſ. f. herrſchet. 

Das Vorgeben, des —s, plur. utnom, fing. 1. Die Handlung 
des vorigen -Zeitiwortesin allen feinen Bedeutungen, und ohne 
Plural. 2. In der legten vierten Bedeutung ift es auch eine bee 
hauptete ungegründete Sache, Ein Vorgeben widerlegen. Alle 
diefe Vorgeben heißen nichts, 

* Dorgebiethen, verb. irreg. act. (S.Biethen,) welches ſo wie 
vorbiethen ur im Oberdeutſchen fin vorfordern, vorladen üb⸗ 
lich ift, x 

Das Dorgebirge, des—s, plur,utnom. fing. ı. Der vor 

° dere Theil eines Gebirges, wo fich der Beden von einer Chene zu 
erheben- anfängt. Auf diefes folgt das Mirtelgebivge,und anf 
diefes dag hohe Gebirge, Auf der. andern Seite nimmt ein Gebir⸗ 
ge wieder eben fo. ab, wie es auf der einenzugenommen hatte; daher 
auch eben diefelben Nahmen bleiben. 2.Derjenige Theil des feften 
Landes, welcher ſich auf eine beträchtliche Weite indag Meer er- 

ſtreckt, das Cap; wo es eine buchftäbliche Überfegung de Batein, 
Promontorium ift, obgleich nicht ein: jedes Vorgeberge aus 
Bergen beftebet. Die Schwedifche, Isländiſche und Engliſche 
‚Sprache find febr reich au Wörtern, Vorgebirge von allen Arten 
"und Geftalten mit eigenen Nahmen zu belegen, Die Rirderfacie 
fert nennen ein Vorgebirge HoTd. - 

Vorgefaßt, adj etadv. welches eigentlich das Mittelwert Dei” 
ungewöhnlichen Zeitivortes vorfaffen iſt. Eine vorgefaßte 
Meinung, eine Meinung, welche man angenommen, ehe man 

noch ihre Richtigkeit unterfucht bat, ein Borurtbeil. Sp auch, 
eine vorgefaßte Liebe u. ſaf. Es iſt nachdem Sateim, prae- 
ceptus, praeconceptus, gebildet, —— 

Das Vorgefühl, ses —es, plur. die —e, das vorläufige, dor⸗ 
hergehende Gefühl einer künftigen Sache. Das Vorgefühl der 
Thiere bey Anderung des Wetters. Das dunkele Vorgefühl 
feines Schickſales, 

vorgegeſſen, adj. &, Dorefen, s 

vorgeben, verb. irreg, aeutr. (8, Behen,) welches dag Hirfe, 
wort feynerfordert, und nach Maßgebung der —— vor in 


verſchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, — — 
F | u, Bon 


1267 SET 


2, Von vor, dot einem andern, eher als derfelbe. (1) Bie 


x 


siem vorgehen, der, Drönung nad eher geben, den Vorgang vor... 


1 


ihm haben, voran gehen. Das volk, das vorging, Pred. 4, . 


16. Math. 21,9... Am häufigfken mit der dritten Endung der 
Perſon. Liner will dem andern vorgehen: Er ging allen 


wor. Angleichen figürlich, der Vorzug haben, an Wichtigkeit 


übertreffen. Pflichten müffen den Tibungen vorgeben, den 
Borzug vor ihnen haben, (2) Einem vorgeben, ihn im geſchwin⸗ 
den Gehen übertreffen, ihm im Geben zuvor kommen. (3) Zum 
Mufter der Nachahmung in jemandes Gegenwart gehen; im Ge⸗ 
genfage desnachgeben. Einem vorgehen. Iugleichen figüielich. 
Undern mit einem guten Erempel vorgeben. Ich war in als 
Zen Dingen fröhlich, das machet, die Weisheit ging mir in den: 
felbigen vor, Weish. 7,12. 27 
2. An der vordern Seiteeines Dinges gehen ; eine ungewöhn⸗ 
liche Bedeutung, in welcher man nur im figüelichen Verſtande 
> fagt, das gehet mic vor, ahudet mir; wohl eigentlich, das ſchwebt 
dunkel vor meiner Seele. Das if mir lange vorgegangen, hat 
mir lange geahndet, , Dem guten Seven ging wohl’ vor, was ge= 


ſchehen if. 
3. Hervor geben, wiederum in verfhiedenen Fällen. (2) Vor⸗ 


gägen, ein anderes Ding au horizontaler Ausdehnung übertreffen, ‘ 


sorragen ; wo esentweder abfolute gebraucht wird. Das Jut- 
ter des Kleides geht vor. Dder mit dem wiederhohlten Vor⸗ 
worte. Das Iutter gehet vor dem Öberzeuge vor. Das 
Dach gehet eine Bile war der Mauer vor. Mit der dritten 
Endung, das Dach geher der Mauer vor , iftes hier ungewöhns 
lich. (2)*Unterdie Leute, indas Publicum gehen; eine unge» 


© wöhnliche Bedeutung, in welhem Verſtande man nur noch im. 


Oberdeutſchen fagt, eine Kindbetterinn gehe vor oder hervor, 
wenn fie nad) zurüd gelegten ſechs Wochen das erfte Mahl wies 
der öffentlich zur Kirche gehet. (S. Vorgang und Kirchgang.) 
(3) Sich als eine Veränderung ereignen, zutragent, geſchehen; faſt 
wie vorfallen. Was iſt vorgegangen was ift geſchehen? Iſt 
nichts nenes vorgegangen? über der Tafel ging nichts merf- 
wirdiges vor, Gel, Die Erhaltung der Geſchöpfe geher 
durch eine beftändigeSolge von innern Veränderungen derfel- 
benvor. Ih babe es lange an ihren Mienen gemerkt, was 
in ihrem Serzen vorgeht, Gel. Ich hätte nicht gedacht, daß 


mir noch fo diel daran liegt, zu willen, was in der Welt vor⸗ 


geht, Weiße. ö 
Daher dag Dorgehen, doch nur in einigen wenigen Bedeutnu⸗ 


” gen; z. B. das Dorgeben des dutters, vor dem Dberzeuge, In 


andernsF dev Vorgang üblicher. 

Der Vorgeber, des —s plur. ut nom, fing, ein nur in einie 
gen Gegenden, z. B. zu Nürnberg, üblihes Wort, wo die Ge⸗ 
ſchwornen der Bierbrauerinnung diefen Rahmen führen, : Viel 
leicht fo viel wie vorſteher. e 

DasVorgeld,des—es, plur. car.auc nur aneinigen Orten, ein 

Mahme, welchen daſelbſt das ERinſtands reche oder Naͤherrecht 

führet. Geld iſt in dieſer Zufammenfegung nicht pecunia, ſon⸗ 
dern ſo viel als Geltung, indem dieſes Recht an andern Orten 
auch die Hähergeltung heißt. 


Das Vorgemäh, des—es, plur. die—mäger, ein Gemach 


"oder Zimmer vor den Wohn⸗ oder Audienz- Zimmern, befonderg ein 
deraleichen Gemad bey vornehmen Perſonen, worin fich die zur 
Aufwertung oder zur Audienz kommenden Perfonen aufhalten z 
das Vorsimmer, Franz. Antichambre, - 


Vorgemeldet, adj. welches eigentlich das Mittelwort des unger 
„ wöhnlichen Zeitwortes vormelden iſt, im vorigen gemeldet, vor⸗ 
her gemeldet. 


"Der Dorgraben, des—sg, plur. die — gräßen, ein Graben. 


2 


vortzenannt, adj. gleichfalls von Sem ungewöhnlichen Zeitworte 
vornennen, im vorigen genannt, Die vor genannte Peefon. Bey⸗ 
de Wörter find in den Kangslspen om üblihften. = 
Das Vorgericht, des —es plür-sie—e. 1. Ein Gericht; wel: 
ches nach der Suppe vor einem der Hauptgerichte aufgetragen 
wird, (S. Vorefien.) 2. Ein Gericht, Judicium, welchesyor 
einem Hauptgerichte gehalten wird. Kr — 
Der Vorgeſchmack, S. vorſchmack 
Vorgeſetzt S. vorſetzen. ER —— 
Das Vorgeſperr, des — es, plur. die e, an den Deutſchen 
Caſſen⸗ Schlöſſern, der Deckel, welcher das Schlüſſelloch vers 
—* und auf — — Art geöffnet wird, DS: 
DVorgeitern, ein Nebenwort der Zeit, den Tag vor dem geſtrigen 
‚bezeichnen, ehegeſtern. Ich ſah ihn vorgefeen. Scweifh ir? 
förgär, Dän,förgaars. Daher vorgeilrig, adj. mag vorgeflern 
war oder geſchahe, welches doch in der vertraulichen Sorechart 
am üblichfter ift. Der vorgefivige Schmaus. ne 
Vorgethan, S. vorthun. —— 
Das Vorgewäche, des —es, plur. inuf. in der Bienenzude 
einiger Öcgenden, dev vorſtoß, (S. diefes Wort.) Gewäds it 
bier das ſonſt ungewöhnliche Colectivum von Was. 
Der Dorgiebel, des—s, plur. ut nom. fing. ein Giebel an 
denvvordern Theile eines Gebäudes, zum Unterſchiede vondem 
Seiten giebel und Sintergiebel, A BR? 
Dorglänzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 
», Mit feinem Glauze andere um fi glänzende Dinge übertrefe 
fen. Der Diamant glänzet ineinem Ringe unter allen übrigen 
Edelſteinen vor. 2. Ja jemandes Örgenwart zum Benfpiel der 
Nachahmung glänzen , doch yur im figürlichen Werftande, Je⸗ 
manden mit feinem Beyſpiele vorglänzen, im hoben Grade 
vorleuchten. et 


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vor einem Dinge; befonders im Feftungsbaue, der Graben vor dem 
Glacis, Franz. Avant: folle. i —5 

Vorgreifen, verb. irreg. neutr. (S, Greifen,) welches das _ 
Pülfsgore haben erfordert, und nur in einigen figürlichen Beden« - 
tungen gebraucht wird. 1. Einem vorgreifen, etwas eigenmäche 
tig thun, was dem andern zu thun gebühtere. Jemanden in 
feinem Amte vorgreifen, etwas eigenmächtig thin), was doch 6 
dem Amte des andern gehöret. Man greifet Gott in feinem Ur⸗ 
theile vor, wenn man über Dinge urtheilet, die nur Gott be⸗ 
urtdeilen kann uud darf. Daberdasinden Kanzeleyen fo häus 
fige unvorgreiflich. 2. In der Zägeren wird diefes, Wort in mehr - 
als einer Bedeutung gebraucht, (a) Der givfch bat vorgegrif⸗ 
fen, weuner fi übereilet hat. (b) Ein Gehölz vorläufig durch. 
füchen, es geſchehe nun mit dem Leishunde, oder ohne denfelben, Be 
Den Leirhund vorgreifen Iaffen. (c) Wenn der Leithund die BR 
Fäbete verloren hat, und man läßt ibm felbige wieder fuchen uud - 
finden, fo beißt ſolches gleichfalls den Leithund vorgrei⸗ 
fen laſſen. In den beyden letztern Fällen iſt dafür auch vor⸗ 
ſchlagen üblich. 

Daber die vorgreifung in der erſten, und das vorgreifen in 

den letztern Bedeutungen. Der Vorgeiff wird von einigen gleiche 
falls in der erfien Bedeutung gebraucht, ab eRgleich im Hochdeut ⸗ 
ame felten gehöret wird. BR ; 

Der Vorgrund, des—es, plur. die—gründe, bey einigen, wie 
Vordergrund, S. dasſelbe. 

Vorhaben, verb. irreg, act, (S, Haben) vor ſich baben, 
x. Eigentlich, etwas als ein Kleidungsflüd vor dem Leibe, befon« 
ders vor dem untern Theil des Leibes, hahen, doch aur im ger J 
meinen Leben. Eine Schürze vorhaben, damit bekleidet ſeyn. — 
2. Figürlich. ARJemanden vorhaben, im gemeinen Leben, 


ah 
2* 


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8 


ihn vor fich haben, ‚entweder ihm einen Verweis zu Sehen, oder 
ſagt. 


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ihn zuegaminieren ; in weldem Verftande man auch vornehmen 
(2) In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung hat man 
etwas vor, wenn man eine befchloffene Sache auszuführen ſucht, 
mitden Anftalten zur Ausführung befcpäftiget if; wodurch es 
fi von vornehmen und vorfegen unterfcheidet, welche auf die 
Hofe Beſchlirbung oder Entſchließung gehen. Böſes vorhaben, 
2 Mof. 10,10, Derserr hat gethan, was er vorhatte, Klag. 
2, 17. Den Zug. den Nikanor vorhatte, 2 Macc. 8 12, Nach⸗ 
dem ich vorhatte euch zu ſchreiben, Br, Jud. v. 3. Etwas 
wichtiges vorhaben. - Eine-Reife vorhaben, Die vorhaben- 


de Reife, das vorhabende Gefchäft, für das Geſchäft, weiches ° 


man vorbat, ift ein Oberdeutſcher Sprachfebler, weicher wider 
den Gebrauch der shätigen Mitteliwörser freiter. Zumeilen ber 
deutet dieſes Zeitwort auch überhaupt, im Sinne haben, beſchloſ⸗ 
fenbaben, auch von einer künftigen Sache, deren Ausführung 
noch entfernt iſt. Darf ich nicht wiffen „was fie mit ihr vorha⸗ 
ben ? Bell. ; was fiein Anfehung ihren bejchloffen haben ? Judeſ⸗ 
fen wird diefes ganze Sertwort am bäufigfien in der vertraulichen 

Sorechart gebraucht; in der edlern und von wichtigen Dingen 

 Fommt es felsener vor, Vor bat bier feine eigenthümliche Bedeus 
tung, fo wohl des Drtes, als der Zeit, daher es fehr unſchicklich iſt, 
wenn einige Kunfltichter es in diefer letzten Bedeutung fürha⸗ 

blieben wiffen wollen. Obgleich diefes Zeitwors als ein 

tivum mit der vierten Endung verbunden wird, ſo iſt es 

ie haben und feine meiften Zufammenfeßungen,, in 
Paifivo nicht üblich, 

Das Vorhaben, des— s, plur. ut nom. fing. die Befchlofs 
fene Suche, mit deren Ausführung oder Bewerkſtelligung man 
wingebet,  Femandes Vorhaben billigen, bindeun u. f.f. Von 
feinem vorhaben abſtehen. Sein Vorhaben andern. Auf 
feinem Dorhaben beleben. Um wieder auf mein Vorhaben 
zu fommen. Sein böfes Vorhaben iſt andenTag gekommen . 

“Sein Vorhaben in das Werk richten. Die Wortfügungen 
mit der zwehten Endung, Derhabens feyn, Willens ſeyn, und 
vorbabens werden, fich entfchließen, find im Oberdeutfchen 
üblicher, als im Hochdeutſchen, weichen auch von der gewöhn- 
lichften Bedeutung des Haubtwortes ab, indem fie mehr auf den 

Entfluß, als auf die befchloffene Sache gehen, Der Plural 






die Vorhaben ift zwar der Sache vollfominen gemäß aber doch ' 


nicht fo üblich. 
vorhalten, verb. reg.act.. (S. Salten.), 1. "Was einem an- 
dern geböret, auf unbillige Art zurück behalten; eine veraltete 
Bedeiltung, in. welcher jegt voren thalten üblich iſt. Jemanden 
feinenverdienten Lohn vorhalten, Tob. 4, 15. 2. Vor eis 
> nem andern Dinge halten, d. i. in einiger Entfernung vor dems 
felben. In diefem Verftaude hält man mit einem Schießge: 
wehre vor, wenn man aufein im Laufe”oder Fluge befindliches 
Thier anfdrlägt, und in einiger Entfernung vor demfelden zielet, 
da eg denn in den Schuß fährt ; dagegen,. wenn man das ſelbe vol 
simmt, ber Schuf leicht Hinter dasfelbefährt, oder es im Hinter» 
£heile verwundet. 
haupt vor einem andern Dinge, vor dem Vordertheile desſelben 
halten. (1) Eigentlich. Jemanden einen Spiegel, ihm das: 
Licht, ein Bud vorbalten.. Einem Schweine den Spieß vor: 
halten. Ingleichen abfolute und eliptifh. Die Sand nor» 
halten, vor das Geficht. In engerer Bedeutung, zur Darceichung 
worhalten; doch nur noch im gemeinen Beben, Dev jesermann 
orh alt den Glauben, Apofl. 18, 31. (2) Figürlich, vorflels 
te. vorfiellig machen. Bin ich denn alforruer Feind worden, 
daß ich euch die Wahr heit vorhalte ? Gal. 4, 16. Befonders in‘ 
engerer Bedeutung, jemanden an fein Verſprechen erinnern. Mein 


‚Die Verband, plur. die — hände. 


3. Ohne den Begriff der Entfernung, über 


es häufig verhanden. 


* — —* — Ve - \ — * 


* 


WVWVor 


1270 


Serz hält dir vor dein Wort, Pf. 27, 8. No baußen, je 


manden ſein Vergeben vorſtellen, ihm eine anſchauende Erkennt⸗ 
niß desſelben beybringen. Jemanden ſein Vergeben, ſeine Feh⸗ 
ler vorhalten. Ich will es ihm vorhalten. ©, auch vorru⸗ 
cken und Vorwerfen. 
Daher das vorhallen und die vorhaltung. Aber jemanden 
vorhaltung thun, in der legten figüchichen Bedeutung, wird nun 
in den Ranzelleyen und im gemeinen Leben gebraucht. 
1..Der vordere Sheil der 
Hand, die Dorderhand, (S. dieſes.) 2. Bey den Pferdegelehr- 
ten wird der vordere Sheil eines Pferdes bis an die Gruppe die 
vorhand genannt, zum, Unterfihiede von der Nachhand oder 
dem Hintertheile. Man fiehet: leicht, daß Sans hier nihtma- 
nus bedeuten könne, fordern in einer von ſeinen veralteten Bes 
deutungen flehen müffe. 3. Die vechte Hand, doch nur fo fern 
felbige das Merkmahl des Vorzuges, des Ranges iſt; ohne Plus 
vol, Jemanden die Dorband laſſen, den Plas zur rechten 
Hand, den Raug. Im Niederf, die Vorderhand. Die Vor⸗ 
band haben, jemanden: zur rechten Hand ſitzen; ob es gleich in 
dieſen Verſtande nur noch in den Kartenfpieten am üblichften ift, 
wo derjenige die vorhand bat, oder an der vorhand figer, 
welcher zuerft ausſpielet. Im gemeinen Leben wird.es oft. für Vor⸗ 
zug überhaupt gebraucht. : 

Wenn die verwirrten Sinnen ; 

Der. leidenden Dernunft die vorhand abgewinnen, Güneh, 
Dorbanden, adj. etadv. 1. Ju der Nähe, gegenwärtig, bey 
der Hand, im Dberdeusfchen obhanden ; ſo wohl dem Drte, als 
der Zeit nach. Am päufigften von Sachen. Es iſt noch viel Ge— 
tveide vorhanden, zum Gebrauche bey der Hand, gegenwärtig, 
Es ifi Bein Sols mehr vorhanden. Er ſtehet nicht, was vorz 
handen if. Der vorhandene vVorrath. Das vorhandene 
Geld. Er denkt immer , die Zeit feines Unglüdes ſey vor⸗ 
banden, Hiob 15,23. Die Zeieif nunmehr vorhanden, dag 
u, ff. fie iftda. Seltener von Perfonen. Es waren viel Gä- 
fie, viel Leute aufdem Marke vorhanden. 2. In weiterer Bes 
deutung, wirklich feyn, ſich unter der Reihe der wirklichen Dins 
ge difinden, ſo wohl von Perfonen als von Sachen, da ſeyn. Ks 
wird gefragt, obwirklih Einwohner in dem Monde vorhan⸗ 
denfind* Timm dein Weib und deine zwo Tochter, die vor- 
handen find, x Mof. 19, 15; die du haſt, die dafimd,. Fo - 
feph und Simeon indnicht mehr vorhanden, Kap. 42,135 fie 
find nicht mehr amı Erben, Unfere väter ſind nirgend mehr 
vorhanden, Klagel. 5,7. Woes, wennes fo Biel als am Les 
ben bedeutet ‚nuralsein Adverbuum gebraucht wird. 3.. Nabe 
bevor fichend, Es iſt gewiß ein Unglüd vorhanden über un 
fern Seren, ı Sam. 25, 17. Das Wetter, fo vorhanden if, 
merket Fein Menſch, S. 16, 19. ‚Man gebrauchtes nur noch 
von fehr nahe bevor ſtebenden Dingen, deren Dafeyn man gleidr 
fam ſchon empfindet, von entfernten iſt es veraltet, ob es gleich: 
in die ſem Verftande noch mehrmahls in der Deutſchen Bibel vor⸗ 
Fonimt, Nachdem es nun vorhanden if, Ebr, 4, 6 ;.nod) fünf« 
tig, bevor firbend.. Darum ift noch eine Ruhe vorhanden dem 
voltke Gottes 8.9. = — 

Anm. Dieſes Wort iſt eigentlich eiu Rebenwort, und es ſcheint 
erſt in den neuern Zeiten in einigen Bedentungen als ein Beywort 
gebraucht zu ſeyn. Bey vielen Oberdeutſchen Schriftſtellern, 
und ſelbſt in den gemeinen Sprecharten der Hochdeutſchen, Tank 


“ 


Saſſelbe Lob ſtund noch verbanden, Theuerd. 
Die Buͤbber ſind verhanden, Opitz Zu 
Dief und die ungewöhnliche Stellung des Tones macht es glaub⸗ 
‚Tb, daß vor hier aus ver verderbeift, obgleich der Bedeutung 
EHE r ; sad) 


— 


— — 
⸗e Mr 


nach vor bier ſeht wohl Start finden Fönnte, vor der zand, d. i. 
dey der Sans, in der Nähe. Es wird nur mitdem Zeitworte 
feyn gebraucht ; daher es ungewöhnlich iſt, wenn es Pred.9, 10 

heißt: alles, was dir vorhandenfommt, das thue frifch, wo 
es ſo viel bedeutet, als vor diegand, Aber quch mitdem Zeit 
worte feyn wird es im Hochdeurfchen nur gebraucht, went die 
vorhandene Sache vermittelft eines Hauptwortes ausgedrudt 
wird; daher es ungewöhnlich klingt, wenn es Matıh. 2, ı2 
beißt: es iſt vorhanden, daß Serodes ſuche das Bindlein ums 
zubringen. Am Oberdeutſchen iſt dafür and obbanden üblich, 
S,5ard. $ 


/ 


Der Vorhang, des —es, plur. die —hänge, ein Stück Zeug, 


oder dem Zeuge ähnliches Ding, welches als ine Decke vor etwas 


gebänger wird, Wie Vorhänge yor einem Bette, vor dem den⸗ 
_ er, in gemeinen Leben, die Gardinen. Die Dorbänge zirzier 
„hen, ahfzieben.‘ Der Vorhang: in der Hütte des Stifte, im 
Tempel. Der vorhang auf der Schaubuhne Daher fagt 


man figürlich, der Vorbang. werde aufgespgen, wenn eine bis - 


dabin verborgene Sache öffentlich, jedermann deutlich, befannt 
zu werden anfängt: der Vorhang werde zugesögen, fo wohl, 
wenn eine Sache ein Ende hat, als auch, wenn fie wieder dunkel 
and. verbörgen ju werden anfängt; der Vorhang falle zu, wen 
fie völlig aufhöret. ; s 
Des Lebens vorhang fallt, fein Schaufpiel geht zu Ende, 
Weiße. 

Vorhangen, verb, irreg. neutr. (©. Sangen,) mit dem 
Hülfsworte haben. 1. Vor etwas bangen, wie der Borhang 
vor dem Fenfler ; eine feltene Bedentung. 
gen. Der Selfen hängt vor, außer der ſenkrechten Linie pers 
wärts, Augleichen im Hangen vorragen, 
bängt vor, wenn fie vor der obern vorraget. So auch das Vor⸗ 
bangen, 

Vorhaͤngen, verb. reg. welches das Activum des vorigen iſt, 
vor etwas hängen. Kine Dede vorhängen, vor das Fenſter 
u.t.f. Daher das vorhängen. Ingleichen das Dorhänge: 

ſchloß, sin Schloß, welches nit an der Thür feſt iſt, foudern, 
wenn es. ubthig ift, vorgehänget wird, das vorlegeſchloß, im 
Oberdeutſchen ein Mahlſchloß. 

Das Vorhäſe, im gemeinen Leben, wie vordergehaͤſe, S. Hafen: 
klein und Gehäſe. 

Vorhauen, verb. irreg. act. (S. Sauen.) ı. Einem vor⸗ 
hauen, in ſeiner Gegenwart hauen, um ihm ein Beyſpiel der 
Nachahmung zu geben. So hauet man einem ungeſchickten Mähr 
der vor. 2. Bor einem andern der Drdnung nach hauen, So 
hauet der Bormähder in der Ernte den übrigenvor. Beydes 
im Gegenfage des Nachhauens. 3. Zinem vorhauen, ihn 

‚im gefhwinden Hauen Übertreffen. - 4. Borläufig, zur fernern 
Bearbeitung hauen. So hauen die Schlöffer ein Loch mirdem 
Meißel vor, wenn fiedas Loch, welches fie mit dem Bohrer durch» 
bohren wollen, mit dem Meißel anfangen. So auch das vor⸗ 
hauen. —* 
Das Vorhaupt, des —es, phur. die —häupter. 1. Der vor 
>. dere Theil des Hanptes, wie vorderhaupt; im gemeinen Les 
ben der Dorfopf. 2. Im einigen Gegenden, 3.8. im Altenz_ 
vburgiſchen, wied ein in den Dörfern vor den eigenthümlichen 
Hänfern liegender gemeinfhaftlicher Pläg das Vorhaupt ger 
sarınt. Da denn das Wort im Plural-fo wohl vorhaupte als 
Vorbäupter lautet, . 

Das Vorbaud, des — e8; plur. die —häufer, der Pla in einem 

"Haus, gleich an der Hausthür vor den Zimmern, welche in an⸗ 
Ser Gegenden die Hausflur genauntwird. (S. Flur) Border: 
dags Bird in andern Bedeusungen gebraucht. 


2,Borwärts hans -· 


Die untere Dede 


Yu, =’ et re a x En, rn, Ei aa ne 
Fi * Tası vo or Ted 
£ en wt —— 
— — 
⁊ —— — 


Die vorhaut, plur. die —häute, Diminut. das vorhäutchen 
Oberd. vorhäutlein, die vorbergehende, hervor ragende 
Haut; beſonders an dem mannlichen Gliede, welche bey den 
Juden und verfchiedenen Morgenländern in der Jugend wegge⸗ * 
ſchnitten wird. Ben dem Rotker peißtfie fo wohl Kanzlidzle 
Furawahlte, in Twingers altem Bocabulario bey dem & — 
ter Zagelshut,und in Lyrã Bibel in der Niederdeutſchen Nund⸗ 
art Yverwaflinghe. ET — 

Vorher, und zu Anfange eines Satzes vorher, ein Rebenwort der 
Seit, den Umſtand zu bezeichnen, da etwas der Zeit nach eher ges 
ſcheben ift; da es denu als ein Nebeuwort nur alddann ge» 

braucht werden Fann, wenn die Sache, welche der Terminusa e 
quo ift, nicht unmittelbar mit demfelben verbunden iſt, ſondern : 
darunter verſtanden wird; im Gegenſatze des nachher. Der 

Kranke hat ſich feit geſtern gebeffert ; vorher aber war er ſehr R 
gefährlich, d. i. vor dem geftrigen Tage. Kin Jahr vorher, ebe 8 


8 geſchah. Kurz vorher, fange vorher, ehe er kam. So h 
wohlvorher als nachher. Dasifimirvorberunbefänntgeer 
weſen, nähmlich, che ih es erfuhr, Vorher konnte ich das 7 
boffen, aber jegt ift alle Hoffnung verloren. So auch init Zeit- BR 
wörtern: vorher willen, geben idrr Zeit nach), feben, be a. 
men, bedenfen, fagenu.f.f. mit welchen es als ein Mebenwort‘ 
nicht zufammen gezogen werden darf, obgleich folches beyißeen 
Hauptwörtern nothwendig ift: Vorberbeitimmung, Dorberfae 
gung. Bey manchen diefer Zeitwörter if der Terminusa — 
quo nicht deutlich beffimmt, fondern muß aus dein Zuſammen ⸗ P> 
bange erfehen werden. - Vorher fügen, feben, wiſſen ebeeiwag — 
wirklich geſchiehet. vorher befiimmen, in der Speologie, ehe ee 
ne Sache zur Wirklichkeit Fommt, u. ſ. f. —— 
Anm. Vorher iſt in der Bedeutung von hervor weſentlich un -· 
terſchie den Zuiweilen gebraucht man da für nur das kürzere vor, 
vorgeth an und nachbed acht, Man muß dieſes Nebenmort nicht J 
mit dem Borworte vor vermengen, wenn es das her in ſeiner Ger 
ſellſchaft hatz vor jemanden ber geben ; was vor der hoch⸗ 
zeit ber ging. Wo der Dativ zeigen, daß vor die Prapoſttion iſt. At 


Ehedem wurde vorher auch von dem Orte gebraucht, vorher ge: 
ben, dem Orte nach; wofür aberjegt voran ublich iſt. So auch 
vorherig und vorhin. * RTL 
Die Vorberbeftimmung, plur. sie —en, von der R. X. vor 
- ber beftiramen, etwas beflimmen, fo wohl, ehe es geſchiebet, als 
" auch, ehe es zur Wirklichfeit kommt. In der Sheofogie iſt die 
vorberbefimmung, fo wohl im mweitern Verftande, der ganze 
Rathſchluß Gottes über die fünftige Wirklichkeit einer Sache als 
auch in engerem, dee Ratbſchluß Bortes über der Menden Se 
Vigfeit oder Verdammmiß,die Prädefiination, in der Lurherifhen 
Kirche die Gnadenwahl. N 4— 
Vorberig, adj. welches von einigen von dem Nebenworte vorher 
gebildet worden. Unſer vorheriges Schreiben. Bey ſeinem 
vorherigen Aufenthalt. Im Hochdentfchen hat man dafür bag 
. beffere vorig, welches unmittelbar von vor gebildet iſt. Hat 
Die Vorberfägung, plur. die —en, von der R. A, vorber ſa⸗ 
‘gen, fagen, daß eine Sache, welche noch nicht wirklich iſt wirk⸗ 
lich werden werde, beſonders, fo fern es aus Erkenntuiß der Ur⸗ 
fachen und des Zufammenhanges der Dinge gefchiehet, wodurch 
es ſich von propbezeyen und weisfagen im engern Verſtande un? 
terfegeidet, welche eine unmittelbare Offenbarung voraus ſetzen. 
Die vorherſagung der Witterung, des Aus ganges einer Sa⸗ 
hen. f.f, Iſt die Vorberfagung mit einer gewiffen Feyerlichleit 
verbunden, fo beißt fieeine Vorberverfündigung. in. Fi 
Die DVorberfehung, plur. inuf, vonder R. U. vorber fehen, ei ⸗ # 
ne zufünftige Sache mit Überzeugung oder Gewißheit erfenne, 
befonders, jo fern diefe Erkenutniß ſich anf die Einſicht indie * & j 
> etze re 


— 


— — —— 





— 


— 





4 
rt, 


> 





mit der Dorberfehung verwechfelt wird, bedeutet eiwäs anders. 
Sie Vorberverfündigung, plur. die —en, ©. vorberfagung. 
Dörbeucheln, verb. reg. act, einem etwas vorbeucpeln, ihn 
durch Heucheley in deffen Gegenwart zu gewinnen, zu binterges 
. ben fuchen, . —8* * 
Der Vorhieb, des —es, plur.die—e, von dem en vor: 
09 bauen, doch nur in einigen Fällen. Bey den Fleiſchern, wes 
x. nigftens in Dberfachfen, ift der vorhieb ein gewiffes Kochſtück 
von dem Rindfleiſche. 
9 me durch gefällte und quer über einen Bach gelegke Bäume ges 
BB mäcıe Anftalı, dag die Floßſcheite bey großen Waffen nicht 
ans dem Bäche getrieben werden. Bey den Schlöffern iſt der 
Dorbieb, die mit dem Meißel zu einem Loche vorläufig gemachte 
Vertiefung. — — 
Det Vorbimmel, des — plur, ut nom. fing. nad der Mei⸗ 


kunftigen Seligfeit, gleich fan der vocdere heil des Pimmels, in 
welchen die Seelen der ohne Empfang der Taufe verflorbenen 
Kinder u. f. f. Fommen follen. S. vorhölle. — 
Vorh in, ein Nebenwort, fo wohl der Zeit, als des Ottes. 1.*.Des 
Ortes ür vor ſich bin, vor andern hin; eine im Hochdeutſchen 
ungewöhnlich gewordene Bedeutung, wofür voran und voraus 
üblicher find, Gehe vorbin vor dem Dolfe, 2 Mof, 17, 5. 


Dar lief der gund vorhin, 8,9. In einigen Gegenden gebraus 
Ken es noch die Xäger als ein Aufmunterungswort für den Leite 
hund, voran oder voraus zu geben, 
eine im Hochdeutſchen gleichfalls felten gewordene Bedeutung. 
Vorhin hieß die Stası Lus, ı Moſ. 28, 19. Der Ochs iſt vor= 
hin ſtoößig gewefen, 2 Moſ. 21,19. Serena thun, wie vor— 
bin, Ruth 3, 10. Und ſo in andern Stellen mehr, wo es auch 

>». noch unbeſtimmter für ehbedem gebraucht wird, Du haft vorhin 
gegrundet, Pf. 102, 26, Im gemeinen Leben der Ober⸗ und 
Niederfahfen wird es in einem audern Berftände noch für vor, 
kurzem, eben jegt, gebraucht. Ich babe es ſchon vorhin ges 
fagt, vor kut zem, eben jest. Ich ‚babe ihn erſt vorhin geſe⸗ 
ben, Herr Damis har gleich vorhin das Grgentheil beh aup⸗ 








x —cet, dell, 3. Für ohne dieß, eine wur im Oberdeurfchen übliche 
ww .: Bedeutung. Bw, Bönigl, Maj. it vorhin des mehrern bes 
& kannt, daß ꝛc. 

Es fieht porhin um uns ſo ſchlecht und windig aus, - 
—— > ; / Günth. 

Wbvo dafür auch zuvorhin und vorhinaus gebraucht werden. 
— Ew. — iſt diefes vorbinaus bekannt. 


Bi" Der Vorhof, des —es, plur, die —höfe. . 1. Der vordere oder 
Fr erſte Hof bey einem Gebäude, im Gegenſatze des Sinterhofes ;, 
wofür doch vorderhof üblicher iſt. 2. Ein eingefaßter, aber uns 
bedeckter Platz vor einen Gebände, -. In diefem Berftande kom⸗ 
men in dee Deutfopen Bibel der vorhof des Tempels, des Ge— 


im Oberdeutſchen gangbar zu ſeyn; im Hochbeutfchen wird es 
nur noch in der höbern und edlern Schreibart gebraucht, indem 
man im tãglichen Umgange einen ſolchen Vorhof, wenn er von eis 
nigem Umfange if, uur den ſof ſchlechtweg nennet, 
Die Vorholle, plur, inul, bey einigen Kicchenväteen, der äußere 
oder vordere Theil der Hölle, in welchem fich die Seelen der Ber 
dammten befinden ſollen, ehe ſie in die Höle fommen, Dieſe und 
der Dorbimmel machen den Limbus Patrum aus, 





RN = — J 
Te ze > Yan, s 
= EN M . 


mung einiger Kirpenvätre,ein geringerer vorbereitenderÖrad der 


benwort davon ift vorher. 


+70. Wenn dirs gefiele, fo wollten wit vorhin ziehen, Tob. 11,3.” 


2. Der Zeit, für vorher, - 





a Di 


REN N 


"Anus Gehifig ober Uifterholg beficher; in einigen rgenden bie. 
Brahme. ee 


Auch der Safe Hüchtet Ach nun zum bufchigen Vorhols, 
| Zachar. 
In dem fonnichten vorholz lauſcht der ſchimmern⸗ 
= : de Rothſchwanz, 
Und ſchießt nach dem bunten Inſeet, eben derſ. 

In einem eiwas andern Verſtande nennt man ein vor einem geda | 
Gen Walde lie grudes Gehölz, befonders, wenn eg durch eine Trift/ 
einen Raſen, Acker u. ſf davon abge ſondert iſt, ein Vorbolz, 


Bey den Holzkößen iſt der Dorbieb, eis Die Vorhuth plur. die —en. 1.* Bon huth, ein zur Bedeckung 


der Haupt⸗Armee beftimmter Theil eines Kriegsheeres, ward die 
Avant⸗Garde oder der Dortvab eines Kriegsheeresehedem die 
vorhuth genannt; in welcher Bedeutung es aber veraltet iſt 
2, Bon zurh, Weide, iſt es in der Landwirthſchaft das Recht, das 
Weiderecht auf einem Gruudſtücke zuerſt, vor andern auszuüben, 
der Dortrieb, die vortrift. Die vorhuth haben, im Gegen 
ſatze der Nachhuth. Bu 


Dorig, ein Behwort von deni Nebenworte vor, fo fern es eine Seht 


bedeutet, 1. Mas vor dein gegenwärtigen war, ohne zu beffüns 
‘men, ob es [atige oder kutze Zeit vor deinfelben war. Das MN 
Sein voriger Wohlſtand, fein ehe, 
‚mapliger, fein, Wohlſtand vor feinem -gegentoärtigen Verfalke, 
Der vorige Zufans, im Gedenfage des gegenwäßtigen. 23 


find nicht mehr die vorigen Zeiten. Jnmeinenyorigen Brier . 


fen. Bitte, dag dir die vorigen Sünden auch vergeben wer— 
den, Sir.21,1; Ruer voriger Wandel, Epbef.4,22.Die ds: 
tigen, d. i. die Vorfahren, Vorältern, 5 Mof. 19, 14 iſt im Hodh= 
deutſchen ungewöhnlich, 2. In engerer Bedeutung, das nächit 
vorher gegangene feiner Art, Voriges Fady, im vorigen Fahre, 


im nächft vergangenen. - Vorige Worpe, vorigen Monath, vos - 


zigen Sommer, vorigen Winter, vorige Meſſe; wofür man 
auch das Mittelwort verwichen und im Niederfächf. verleden ge« 
Braucht. An felben Ort, da fie fich des vorigen Tages gerlis 
ftet hatten, geſtern, Nicht, 20,22, Der vorige Landeſteget, 
Nehem. 5, 15, - 
Anm. Es ift wie hieſtg, Saftg,dte mit —mahlig u, f. f. in der 
Adverbdial, Fon nicht üblich , ſtatt welcher vorher gebraucht 
wird, Im Oberdeutſchen iſt für vorig auch vorherig und por⸗ 
hinnig gangbar. 


Vorjagen verb. reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht 


wird. 1, Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. (1) 
Einem vorjagen, vor ihm jagen, d.i. eher, als er das Jagdrecht 
ausüben darf; im Gegen ſatze des Nachjagens. (2) reinen aus 
dern Verftande jagt man jemanden vor, wenn man ihir im Fab⸗ 
ren oder Reiten im vollen Galoppe zuvor kommt. 2, Alg 
ein Aetivum, nad) dem vordern Theile zu jagen oder treiben. Im 
Jagdweſen werden die Hiriche oder Sauen vorgejagt, fo wohl, 
wenn fie durch den Lauf bey dem Leibſchirme vocbey gejaget wer, 
den, als au überhaupt, wenn Wildbret aufgefprenget und vor- 


warts gejaget wird, — 
fangniſſes, des Pallaftes u. f.fvor. Das Wort ſcheinet noch Das Vorjagen, des—s, plur. inuf. der Zufinitiv des vorigen 


Seitwortes, als ein auptwort gebraucht. Befonders wird eine 
Jagd; welche man Kraft feines Rechtes eher als andere hält, ein 
vorjagen, eine Vorjagd genannt, 


Das Vorjahr, des —es, plur,die —r, in einigen Miederdent« 


fohen Gegenden eine Benennung des Seühlinges, weil das Zaye 
ehedem mir diefer Jahreszeit angefangen wurde; eigentlich der 
Anfang, erfie Theil des Zahres, 


t Vorjegt, zwiefach unrichtig anftatt für jegt, S Für II. 4, 
Das Vorholz, des —es, plur. die —hölzer, der vordere oder Die Vorkammer, plur. die —n, eine Rammer vor einem andern 
äußere Theil eines Waldes oder Gehölzes, welcher gemeiniglich 


Bimmer: In der Anatomie werden die Herzohren, auriculae 
—21a cordis, 


cordi°, vorkammern — weil ſie ſich vor den! Kerr“ 
xrammern befinden. S. auch Serzläppihen. 

Vorkauen / dep vielen auch vorkauen, verb. reg. act. einem 
Rinde die Speife vorkauen, fiefäuen, und fie dem Kinde hernach 
‚ zufonnien laſſen; im Gegenfaße des Nachkauens. Figürlich 

und im gemeinen Leben iſt einem etwas vorfäuen, einem Eine 
fältigen Ale Worte, die er‘ fagen fol gleich ſam in den Mund 
legen. 

Ber Vorfauf, des—es, plür. die— fänfe. 1. Die Hand. 
tung des Vorfaufeng , d. i. daman eine Waare eher ald andere 
faufer; obae Murtal, Den Söfen den Derfauf der zu Markte 

rommenden Waaren zu verbiefhen. 2. Das Recht, nach welchem 
man bey dem Verkaufe eines Dinges vor alen andern den Vor⸗ 
zug bat, fie für eben denfelben Preis vor allen andern Faufen Tann ; 


dus Kläherrent, das Einfandsrecht, in manchen Gegenden der 


RKaufzug, der Wäherkfauf. 
Vorkaufen/ verb.reg. neutr. mitdem Hülfsworte N Anz: 
dern vorfaufen, ihnen in dem Kaufe einer Waare zuvor kommen. 
Der Dorfänfer, des—s, plur. ut nom, fing, Fämin. die 
vDorfäuferinn, eine Perfon, welche andernin dem Kaufe einer 


Waare zuvor fommt, befonders , die eine Waare vor ander und 


zu ihrem Rachtheilein Menge auffanft; um fie ein; ein wieder zu 
verkaufen, ein Yuffäufer. 


[4 
Vorfebren, verb. reg. act, eigentlich vorwärts kehren oder wen⸗ 


den. 

für anwenden. 

wenden, 
deutfhenfagt man auch, allen Lieiß, ———— ein Ein⸗ 
ſehen u. ff. vorkebren, 

Das Vorkind, des — es, plur. die — er, ein im Gochdeut⸗ 
ſchen ungewöhnliches, aber im Riederdeutſchen gangbares Wort, 
die Kinder der erfiern Ehe zu bezeichnen. 

Die Vorkirche, plur. die—n, ein Gebäude oder eingefehloffe- 

y ner und bedeckter Plag vor der. Thür einer Kirche, den Windzug 
abzuhalten u. f. Fan einigen Drten die Halle, 

Die Vorklage, plur. dien, 2. Eine vorläufige Klage, di. 
Klage über eine Sache , oder über ein Übel, ehe man hoch darüber 
zu Rede gefegt wird. - Mir der Vorklage Fommen, einen began⸗ 
genen Fehler, ein krlittenes Unglück erzählen, ehe man nod) dar⸗ 
„um befragt, oder zur Rede geſetzt wird. 2. In den Rechten iſt die 
vorklage, an einigen Orten Pie Conventiong - Klage, zum 
Unterſchiede von der Gegenklage, Naqhklage oder Keconven⸗ 
tions⸗ Klage. 

Dortleben, verb. reg, act, vor etwas kleben. Papier vorkle 
ben, vor eine Öffnung, . 

Dorklingen, verb. irreg.neutr. (S. Rlingen,) mit dem Hülfs- 
worte haben, unter mehrern Flingenden Dingen vor andern gehö⸗ 
vet werden. ; 

Vorkommen, verb,irreg,neutr.(S.Kommen,) mit demHülfg« 
wortefeyn. 
men, als er. Abimaag Fam Euft vor, 2 Sam, ve, a3, Wir 

werden denen nicht vorkommen, die da fehlafen, ı Thefl. 4, 15, 
In gleichen figürlich, wie vorbeugen. Einem übel, einer Krank⸗ 
‚heit vorfommen. Der Fann viel Boſes (vielem Böfen) vor: 

ommen, Sir, 30,30. In diefer ganzen Bedeutung fagt man 
St lieber zuvor kommen, vermuthlich die Verwech ſelung mit den 
folgenden Bedeutungen zu vermeiden; 

2. Von vor, fofern es ſo wohl den vordern Theil eines Dinges, 
als auch die Gegenwart bedeutet. (7) Bor jemanden kommen, abs 
folute und mit Verſchweigung der Perfon. Ich fürhte Gebör, 
konnte aber nicht vorkommen. Wir find geſtern vorkommen, 
aorgelaffen warden Die Sache iſt noch nicht vorgefommen, 


Man gebraucht e3 nurfigürlich niit einigen Hauptwörtern, 
Anfialten, Mittel vorkehren, gebrauchen, ans 


D 


Alles rorbige vorkehren, veranftalien, Im Ober⸗ 


3, Von vor, eher, einem vorkommen, cher kom⸗ 





we Bar MN 


noch nit vorgenommen RAINER, e Bor — kom. 
„men ,d. i. beyibm angebracht werden, Mir if von- eu vor: 
— (norgefommen), daß Zank unter euch ſey, ı Cor. 1,12, 
Eine auch nut noch im gemeinen Leben übliche Bedeufung. (2) 
Fiürlich bedeutet vorkommen oft fo wiel, als unvermizihet ger 
genwãrtig werden, fich ereignen, zutragen, oft auch nur —— 


* 


werden, begegnen; wie das ähnliche vorfallen. Jeder fhlug,was 


“% 


ibm vorfem, ı Kön. 20,20 ; mas ihm begegnete, ihm vor die 
Händefam, Er ißt alles, wag ibm vorkommt. Das Wort 
kommt nicht oft vor, wird nicht oft gehöret, gebraucht. Der 


Sall ih mir no nicht vorgefommen, ich babeihn noch nicht er⸗ 


fabren. Wenn ihr etwa unterdeſſen eine gute Gelegenheit zu 
heirathen vorkame/ Leſſ. Taufend kleine Umſtande, bie im⸗ 
mer von neuen vorkommen. Vorkommen bedeutet, daß ſich 

die Sache ung gleichfan von feldft darſtelle, hat aber 3: den Ne⸗ 
benbegriff des Plöglichen nicht fo, wie vorfallen. (4) Scheinen, 
mit der dritten Endung der Perſon. Es Pam mir vor,.als fühe 
ich ibn, als hätte ich esgebövet, es fdiemmic fo. Das Tomme 

“ mir wunderlich vor. Ich weiß gar nicht, wir fie ‚mic heute 
vorkommen, Gel. Er kommt mir fehr bekannt vor. Di 
Fommft miv ganz munter vor, Geh, Ich weiß nicht, daß 
(warum) ich heute allen fo verdäthtig vorkomme, .eben 
(5) Hervor kommen, uur in gemeinen Leben. Komm —— 
ſer hervor. Er wollte nicht vorkommen, 

Arnm. Inder erſten Beberftung für zuvor Re er 2 
Kero furichuueman, im Dderdenifchen in allen Bedeutungen 
fürkommen. Im Riederdentſchen bedeutet dieſes Wort noch? 


3, empor fommen, in mehrAnfehen, beſſere Glück sumfiändefom- 


men. 2. Etwas beflreiten, deniſelben gewachfen ſeyn. Wir Fönnen 
es nicht alles vorfommen, aufeffen, ingleichen befireiten zit ‘ 
welchem Falle man in Oberſach ſen in den —— Sprecasien 
verkommen braucht, 


"Die Dortommenbeit, plur. Hie—en, von vortimmpn 2. 
s) ein nur im Oberdeutſchen übliches Wort, einen Fall, Vers 


fall, etwas, das vorkommt, ſich zutrãgt, zu — Bere ; 


"nehme vorkommenbeiten. 

Der Vorkopf, des —es, plur. die — Föpfe, der — Tbeil 
des Kopfes, in der eblern Schreidart dag Verbaupt, vorder⸗ 
haupt; im Gegenſatze des SinterFopfes oder r Sinterbauptes, 


Die Vorkoſt, plur. car. im gemeinen Leben, befonders Nieder, 


deutſchlandes, Bof, d. i. Speife, welche nad der Suppe, vor S 


dem Fleiſche gegeffen wird, d. 1. Gemüfe, 

Vorladen, verb. irreg. act. (S. Läden), vor Gericht, vor die 
Obrigkeit laden, d.i. zu fommen befeblen , citiren. Die Gläu: 
bigervorladen, ihre Forderungen zu befoheinigen. Daher die 


Dorladung, die Citation. ‘ Im Oberdeutfchen auch vorbierhen, 5 


vorgebierhen, vorheifchen ; im Hannövr.vorabladen. 


Die Vorlage, plur. die—n, vo dem Zeitwotte vorlegen, 


dasjenige, was vor ein anderes Ding geleget wird, doch nur in 
einigen einzelnen Fãllen. Damit eine Tonne nicht fortrofe, wer⸗ 
den Steine," als eine Vorlage unter dieſelbe gefchoben, Bey 
dem Deftilkieren iſt die Vorlage ein Gefäß, welches vor die Res 
torte, den Kolben, Deftillier- Blaſe n. ſ. f. gelegt wird, in wel, 
bes dasjenige tröpfelt, was man deſtillieret oder übertreibt 5 der 
Reeipient. Auch ein Geſpann friſch vor, pder untergelegter _ * 
Pferde, Frauzöſtſch ein Rélais, wird zuweilen eine vorlage 
genannt, 


Dorlallen, verb. reg. act. Einem erwas vorlalfen, es in feiner 
Gegenwart lallend vosbringen, damit eu es höre. Daher dag 
vorlallen· 

— Da⸗ 


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Das vorland, des ⸗es plur. die — lander, rin vorfiegendes 
0 Band, das äußgefie, 
wiar ſchlandern iſt es das trockne oder feftefand vor einem Deiche, 
ai. zwiſchen de mſelben und dem Waſſer; dev Groden. Au an 
den Kuſten, das vor dem höbern Lande liegende Land, eine Art 
eines Vorgebirges. Indem Deutfchen Staatsrechte werden auch 
wohl die. Oftereeichifchen Länder in Schwaben „ oder die Dorber« 
erreichiſchen Provinzen, nach Oberdeutjcher Art bie Vorlande 
Br: genannt * 
veorlangen, verb. reg. act, welches nur im gemeinen Leben für 
Br: bervorlangenüblihift. Etwas aus einem Kaſten vorlangen 
Daher die vorlangung. 


habe es ſchon vorlangſt gehöret. Das haben wir vor⸗ 
8 _ Tängi gewußt. Im Dberdeutfhen vor langem. 
Der Vörlaf, des—es, plur. inuf, von dem Zeitworte vorlafz 

fen, die Handlung des Borlaffens, und dasjenige, was dorgelaffen 

wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. 1. Die Handlung des 
J Vorlaſſens. So ſagt man in der Jägerey: einem Sühnerhunde 
— den vorlaß neben, wenn man denſelben mit einem lebendigen 
2 Zeldhuhne an einer Leine in einem Zimmer oder Garten abrichtet. 
2. Dasjenige, was vorgelaffen wird. In der Jägerey wird der 
E " Bülchel Federn, mit welchen der Falke, wenn ev nicht gefangen 
u Bar, zurüdt gelocket wird, dasgederfpiel, auch der Vorlaß geuauut, 


“ Pa es denn auch den Plural leidet. Gemein iglich lautet diefes Wort 
nn, Vorlog, (5. dasfelbe,) Bey dein Keltern des Weines, auch ben dem. 
RR Defsillieren desBranntweins,wirddasjenige, was zuerſt ausläuft 


oder übergeht, der Vorlaß, bey andern der Dorlauf, und bey dem 
Branntiwei der Horfprung genannt, S. Vorlauf. 
Vorlaſſen, verb. irreg. akt. (S, Lafien.)-ı, Voran oder vor⸗ 
wärtsleffen. Femansen vorlaffen. 2. An jemandes Örgens 
wart laſſen. Erfuckte Audienz, man ließ ihn aber nicht vor. 
> » Die Paxteyen vorlaffen, por Gericht, vor deu ‚Richter... Zur 
Unterredungvorgelafen werden. In beyden Fällen nur inder 
vertraulichen Sprechart. So aud die Vorlaſſung. 
vorlaſtig, —er te, adj. et adv. anden Schiffen, wenn fie - 
vorn ſchwerer gebauer, oder flärfer beladen find, Als die Regeln 
des Gleichgewichtes es erfordern; zum Unterſchiede von dem 
Sinterlafig.  , — x EN 
Der Vorlauf, des—es, plur. inuf, von dem Zeitworte vor⸗ 
laufen, dasjenige, was vorläuft, doch nur in einigen Fällen. Bey 
dem Defillieren des Branntweins ift der ſtärkſte Branntwein, 
welcher zuerft übergehet, der Porlauf, vorlaß oder Vorfprung. 
An dein Weinbaue iſt Dorlaufoder vorlaß derjenige Moft, wel: 
her aus dem Zuber von den Trauben, ehe fie noch gefreten oder 
gefeltert werden, von felbft abläuft, dagegen derjenige, welcher 
bey dem Treten zuerft abfließet, der Vorſchuß genanuf wird ; dies 
ſer im Gegenfagedes Tahfchuffes oder Nachdruckes, welcher 
durch die Preffe heraus gebracht wird. 





EN 


I 


— 
— 
F 


vorlaufen, verb. irreg (S. Laufen,) welches in doppelter Ge⸗ 


a 


ur 
0 fateüblihifl. ». Als ein Reutrum, mit dein Hülfsworte ſeyn. 
Eher laufen, alsein anderes Ding ; eine Bedentung, welche 
5% wenig mehr vorfommt, wovon aber. Doch das vorige Hauptivort 
Vorlauf abſta nmet. (2) Voran laufen, vorwärts laufen, vor 
Bi. anbere oder einen andern laufen, Einer liefvorn vor, Marc, zo, 
| —J 27; Jagleichen nach dem Vordertheile eines andern Dinges laufen. 


welches nicht recht anlaufen will, zu fommen fuhr, damit es zum 
Schuffefonme. _ (3) Im Lanfen übertveffen, zuvor fommen. Ei⸗ 
ht nem verlaufen; im Begenfage des Nachlaufens. (4) Aug in 


—— 








dere Land. Zu den Miederdeutfihen - 


9 — Vorlängft, ein Nebenwort der Zeit, vor fehr langer Seit ; Tänaft. 
—5— Wie du unſern vatern vorlängft geſchworen haft, Mich. 7,20. . 


STE Bor 1278 


geben, Einem vorlaufen. 

2 Als ein Aetivnm, doch nur im Bergbaue, vonder bergmän- 
niſchen Bedeutung des einfachen Zeitwortes laufen, Erz Zu⸗ 
fehläge, Kohlen u. ſ. f. vorlaufen, fie vor den Schmelzofen 
ſchaffen. So au das vorlaufen. . 

Der Vorläufer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, bie 
Dorlauferinn. ı. Bon der letzten thätigen Bedeutung des vorigen 
"Beitwortes,imHürtenbaur, derjenige, welcher die zu dem Schmels 
zeu nörhigen Dinge, als Erz, Kohlen, Zufchläge u. 1. f. vor den 
Schmelzofen ſchaffet, welches in Dberfachfen jest von dem hütten« 
ſteiger geſchiehet, welcher dazu feine Knechte hat. e. Bey den 
Bogelftelleen ift dev Läufer oder Vorläufer, ein augefeſſelter Lock⸗ 
vogel, welcher auf oder vor dem Herde herum läufet. 3. Eine 
Perſon, welche vor der andern hergehet, und fie ankündiget, doc 
nur in der biblifchen Schreibart, wo Johannes der vorläufer 
Chriſti, und Ebr,6, 19,20, Chriſtus der Vorläufer der Glau— 
bigen genannt wird. In weiterer und figürlicher Bedenrung, iſt 
der-Dorläufer, wie vorbothe, "einejede Sache, welche vor einee 
andern hergehet, und.eine Anzeige derfelben iſt. 

Porläufig, adj,etadv. 1. *Was voreiner Sache hergehet, und 
fie gleichfam verkündigt; eine veraltete Bedeutung. Das vor— 
läufige Gerücht. Lin vorläufiger Brief, 2 Was vor ber Haupt⸗ 
ſache, doch in Beziehung aufdiefelde, überhaupt und ſummariſch 
gefhiebet. Sich vorläufig nach etwas erkundigen. Brwag 
vorläufig melden. Die vorläufige Nachricht. Vorläufige Ab— 

rede nehmen. 

Vorlaut, adj. et adv. 3. Vor der gehörigen Zeit laut, Ss 


jemandes Gegenwart laufen, ihm ein Muſter der Nachah aung zu . 


— 


ſagt man in der Jagerey, ein zund ſey vorlaut, wenn er zu hit⸗ 


zig iſt/ und ehe anſchlägt, als er das Wild ſtehet; fahrtenlaut. 
Der Fager iſt vorlaͤut, wenn er voreilig im Angebenift, welches 
auch freylaut heißt. Eben fo fagt man auch in andern Fällen, 
jemand fey vorlaut, wenn er zu früh, zu voreilig, von einer 
Sache ſpricht. 2. vorlaut werden, heißt zuweilen auch, ob⸗ 
gleich ſeltener, vorlauten. Jemand wirdin einer Geſellſchaft 
vorlaut, wenn man ſeine Stimme vor allen andern höret. 
Dorlegen, verb.reg. act. vorein anderes Ding legen.  », Eis 
geutlich. Lin Schloß vorlegen, ein bewegliches Schloß ver tie 
Thür legen oder hängen ; da denn ein folches bewegliches Schloß 
ein Dorlege: oder Dorhängefchloß genannt wird, Einen Reei— 
pienten vorlegen, worden Brennkolben. Pferde vorlegen, ſie 
vor den Wagen fpannen. Sol das Ding, vor welches etwas ges 
legt wird, ausgedruckt werden, fo gebraucht man das einfacheZeit- 
weort mit dem Vorworte. Lin Schloß vor die Thür, die Pfee: 
de vor ben Wagen legen. — 
2. In engerer und ſigürlicher Bedeutung, ein Ding vor jean. 
den legen, damit er eine Veränderung damit vornehme, in wel. 
chem Falle die Perfon in der dritten Endnug flebet, (1) Den 
Gäften die Speifen vorlegen. Femanden Braten, ein Stud 
Sifch vorlegen. Woman auch vorlegen abfokute gebraucht, die 
Speifen bey Tiſche uuter die Speifenden austheilen. Daher der.’ 
Dorlegelöffel, ein großer Löffel, die Speifen damit vorzulegen. 
(2) Jemanden eine Scage, einen Zweifel vorlegen, zur Brant« 
wortung, zur Auflöfung. Ihm einen Yuffag vorlegen, zur 
Duchfidt, zur Beurtheilung. (3) Zur Wahl, zur Annahme vor 
legen." Siebe, ich babe dir heute vorgelegt das Leben und das 
Gute, den Tod und das Boſe, 5 Moſ. 30, 15. 
Daher die Borlegung und das Vorlegen. 


B: 


So läuft man im Jagdivefen vor, wenn man vor einem Wilde, Das Vorlegewerk, des —es, plur. die —e, in den Uhren, ein 


Werk zwifhen der Uhrſcheibe und dem Kidergehänfe, weldes 
das Geh⸗ und Schlagewerk zur Zeigung der Stunden und Minus 
> ten beftinmt; die Anrichtung/ Franz. Cadrature, 
. Dorlei: 


— 


⸗ 


“ 


1279 Ber 22 
— vorleihen — act. (©. Keiben,) darleihen, vor⸗ 
Arecken, ein im Hochdeutfehen ungewöhnliches Wort, oz 
Der müffe Hab und Gürer ziehen, " 2 
Ss ihm auf Wunder vorgelieben, Opitz pf 1209, 4: 

Dorlsimen, verb, reg. act, nor eine Offnuns leimen. So auch 

die Vorleimung 

= Die Vorleſe/ plur. die —n, in den Weinländern. 
fang der Weinfefe,. 2; Das Recht, feinen Wein eher als andere 
lefen zu dürfen, im Öegenfaße der Nachlefe; ohne Plural. Die 
Vorlefehaben. 

Dorlefen, verb, irreg,act: (S. Lefen.). 1.Bonlefen, fammeln; 
liefert man andern vor, wenn man, z.B. den Wein, eber liefet, 
als andere, 

° wenn mametivas in feiner Gegenwart laut liefet, daß er. es höre. 
Femanden einen Brief, ein Buch vorlefen., Se aud das Dor: 
lefen. 

Der Dorlefer, des—s, plur. ut nom. fing. Fünin.die vorle⸗ 
ferinn, eine Perſon, welche andern vorliefet, in der zweyten Bes 
deutungdes Zeitwortes. Im engern Verſtande iſt eseine Perfon, 

+ 
sen vorzulefen. Sich einen Dorlefer halten. 

Die Vorlefung, plur. die—en, von vorlefen 2, 1. Die Hanks 

lung des Vorleſens; gemeiniglich ohne Plural, Die Dorlefung 
eines: Briefes. 2. Im engern afademifchen Verftande ift die 
vorleſung ſo wohl das Vorleſen einer gelehrten Abhandlung ; 
fie werde nun wirklich abgeleſen, oder aus dem Gedächtniſſe her⸗ 
geſaget, als auch die auf ſolche Art abgeleſene oder hergeſagte Ab⸗ 
handlung feldfl. Line vorleſung halten, druden laſſen. Da⸗ 

ber deun auch die Collegia auf Univerfitäten vorleſungen ger 
naunt werden. Die tbeologifchen Vorlefungen befüchen, 
Baumgartens Dorlefungen über die. chriftliche Moral, 
‚Dorlögte, adj. das nächfte vor dem Tegten zu bezeichnen, Die 
vorlegte Sylbe, die nächſte Sylbe vor der legten, penultima, 
h Der vorlegte Tag im Jahre. In meinem vorlegten Briefe, 
Im gemeinen Leben drückt wian dieſes vorletzt auch wohl durch 
} dag legte ohne eines aus. Im Oberdeutſchen, befonders im 
Dfterreichifchen, hat man auch vorvorlegt, das antepenulti- 
mus auszudrüden, wofür man aber im Hochdeutfchen der zwey⸗ 
te vom Ende, oder, wenn man das Ende mitzählet, der dritte 
vom Ende fügt. . 
Vvorleuchten/ verb. reg.act, 3. Jemanden vorleuchten, vor 
ibm her leuchten, damit er febe,e eine feltene Bedeutung. Üblicher 
iſt es 2, figürlich, andern ein ſeht merfliches Beyfpiel zur Nach⸗ 
ahmung geben. Andern mit feinen Tugenden, mir feinen Der- 
Sienften vorleuchten. 

Ä Div durch ihr Beyſpiel vorzuleschten, Weiße, 

9 Der Sundsfleun leuchtet vor andern Sternen vor, wenn fin 
‚Licht heller empfunden wird, als der übrigen ihres, 
Daher die Vorleuchtung,befonders i in der zweyten Bedentung, 

‚Vorlieb, adr. 6. $ürlieb, 

Dorliegen,verb. irreg. neutr. (6. Liegen,) welches dag Hürfs, 
wort baden befommt, vor einem andern Dinge liegen, 1 „Über: 
haupt, wo es doch nur im gemeinen Leben gebraucht wird, - Dag 
Schloß liegt vor, vor der Thür, Bey den Kägern liegt der 
Dachs bund vor, wenn et vor dem innerften Baue des Dachfes 
liegt und bellet. 2. Imengern Berftande, - ( ) Bor uus liegen, 
wo doch nur das Mittelwort vorliegend üblich iſt. Das vorlie- 
gende Sindermiß, das vor ung liegende, Das vorliegende Welt: 

>41, Herd. Esiftindiefee Bedeutung im Dberdeutfihen am übe 
lichſten. (2) Die vorliegenden Reichsfreife, die vorn an der 
«&ränge, zunächft an Frankreich liegenden — auch 
nur in dieſem Mittelworte. 


1, Der Au⸗ 


2. Von leſen, legere, lieſet man jemanden vor, 


deren Gefchäft oder Amt es iſt, einer andern Bücher at Schrif⸗ 


Die Yortip; r * die —⸗ m, die — — een Cm 
au deu — des Mundes, Prolabia. F 





Das Vor los, des — es plur, die —e, bey den Falfenieren, Ye 


Federfpiel, womit der Falke, wenn er nichts gefangen hat, zur ück 


--gelocfet wird; beyeinigen auch der Vorlaß Bey der unbeſtän⸗ 


digen Schreib: und Sprechart dieſes Wortes iſt es noch ungewiß, 
ob es vor vorkaffen abſtammet, oder von einem alten loſen wer⸗ 


vorgeworfen wird, 


vVorlůgen, verb. reg. act.in jemandes Gegenwart en, damit 3° 


er felbiges glaube, Einem etwas vorlügen. 

Vormaͤchen verb. reg. act. welches, fo wie das elafache: mas 
Sen, eine feht 
fen Fällen nur no im gemeinen Leben gebraucht wird. 
etwas machen, d.i,vor etwas befeftigen, Einen Zaun — 
chen, vor eine Offnung, vor einen Wegu. f-f. 2. Einem etwas 
vormachen,es in feiner@egenwart zum Muſter der Rachahmung 
machen, damit er es nachmachen lerne; es gefhebe mun auf 
welche Art es wolle. 3. Femanden einen blauen Dunft vorma⸗ 
chen, vor ſeinen Augen, die Wahrheit durch eine Erdichtung vor 
ibm zu verbergen fuchen; im welcher Bedeutung man im gemei⸗ 
nen Leben auch abfolute fagf, einem etwas vormachen, ihm ang 
"lügen, vorheucheln u. f. fs 

Der Vormähder, des —s5, oh. ut nom. fing. von dem fole - 
genden Zeitworte, der erſte und vorderfie unter deu Mähdern, 
welchem die übrigen nahmäben. Wo das Getreide nicht gemis 
bet, fondern gefeinirten wird, beißt er der vorſchneider oder vor⸗ 
ſchnitter. * 

Dormäben, verb. reg. at, Aöfolure, der erſte — vorderſte 
unter den Maͤhdern ſeyn. 
in geſchwindem Mähen zuvor kommen, ihn darin übertreffen. 
3 Einem vormähm, in feiner Gegenwart sum Muſter der Bade! 
ahmung mäben. ä 

Oormablen, verb. reg. act. 1. Einem etw as vormahlen &$ 
in ſeiner Gegenwart mahlen, damit er es ſehe oder erkenne. Ir 
nem Rinde die Buchſtaben vormablen, fie ihm längfaın und be⸗ 

dãchtig vorzeichnen, damit es fie unterfeheiden lerne, Fsürlich 
iſt vormablen, wie vormachen 2. eine Unwahrheit als: Wahrheit 
glauben machen. Er iftein guter Narr, dem man leicht etwas 
vormahlen Fann. 2. 2inem erwas vormablen, es in feiner Ger 
genwart zum Dufterder — sa damit er es nach⸗ 
mahlen lerne. 
So auch das vormahlen. 

Vorm ahlen, ein Nebenwort, Svormahlss. 

Vormahlig, adj, was vormabls war oder —— wemablic 
Sich an die vormahligen Zeiten erinnern. 

Dorn able, ein Nebenwort der Zeit, inden vorigen Seiten, in ei⸗ 
ner unbeffimmten vergangenen Zeit; ehedem, ehemahls. Ni⸗ 
codemus der vormahls bey der Nacht zu Zeſu gekommen war, 
'%06. 19,39. Bileam ging nicht bin, wie vormahls, 4 Moſ. 
24,1 
mabie drang fie mit größerer SefrigPeit i in mic. Sreylih war 
ih vormabls Sräulein Malchen, Weiße, 

Anm. Bey einigen vormahl und vormahlen; im Gohdeud 


ſchen am richtigſten vormahls, weil es eine unbefinumte Seit der Ri 


zeich net, S. Mahl, 7 
* Vorm ann des — es, plur.die Yormänner und vorleute. 
.* Der Zeit nach, derjenige, welcher vor ung in ‚einem Amte 
She in einer Verbindung geweſen, wie vorfahr; eine im Hoch⸗ 
deutſchen unbekannte Bedeutung. 2 Dem Orte und der Ordnung 
nad), iſt der Vormonn eines andern derjenige, der in der Reihe 


dor ihm Rebe; ia — Verſtande es wie vordermannbe⸗ 
RO 


inbeflimmmte Bedeutung hat, und daber in den au 


2. Binem andern vormähen, ihm ne 


. Der du vormahls biſt gnädig gewefen, Pf. 85, 2. Porz _ 


fen, fo daß es eigentlich etwas bedeuten würde, was dem Saiten. = 


0 


Fe 


P} 


er E 















beude Soidat, ift der Vormann des im zweyten Gliede ſtehenden 
oder feinesginfegmannes, So auch bey Arbeitern m, f. f. Fighrs 
bich wird in dee Seefahrt das vor einem andern Sch ffe fegelnde 
Schiff deſſen Dormann, fo wie dieſes jenes Sintermann, genannt, 
Bu. Von den Bevfündern, welche ein Slaggenmann ‚ner Flaggen» 
Bi. En bifommp, wird das vordere Schiff der vormann, das 
5 Pintere aber der Hintermann, genannt, 
Der Vormars, des — 8, plur. die—e, in der Seefahrt, der 
Mars oder Maflforb am Fockrmaſte, oder vorderfien Maftbaume 
nach dem Bugfpriete. Daher das Pormarsſegel, das zweyte Se⸗ 
- gel am Jockemaßte von unten ari, über dem Dormarfe. 
Das DVormäß, des — es plur. die—e, ein obrigfeisliches 
Maß welches den übrigen Maßen ebeuderfelden Art zum Muſter 
dienet. Zu diefem Verſtande wird cs auf den Biechhänmern ger 
braucht, das ohrigfeitliche Mag zu dezeihnen, nach welchem die 
Bleche beſchnitten werden müffen. In andern Zällen heißt es das 
Eihmap. 


> Die Doomauer, plur. $ie—n, eine Dauer don einem Din, 






Man gebraucht e3 am häufigften im figürlihen Verſtande von eis 
ner Sache, weiche einer andern fo wohl zur Sicherheit, zum Schut⸗ 
de, als auch zur Abhalinag, dienst. Die Gefege find eine 
vormauer der Tugend , zum Schnee der Tugend; Ihgfeichen 
die Gefege find eine Dormauer gegen dag Lafiey, dasſelbe 
abjuhelien. "= 2.205 ; 
Der Dortmeifter, des —e, plur. ut nom. fing. bep den Hand» 
werlern einiger Gegenden, der vorfigende Meſſter, der Älteſte, 
"Eberälteite, Sandwerksmeitter, Öbermeitter. 
Yormeilen,verb, irreg. act. ı. Ziriem etwas vor meffen, es in 


de, 2. Auch, efivas in jemandes Gegenwart meſſen, damit er 
nachmeifen lerne. So auch die vormeſſung! 
Der Vormittag, des — cs, plur. die—e, die legte Hälfte 
der Zeit des Tages, von dem Morgen an bis zu Mittag, zum 
"Naterfchiede von dem Morgen, welcher die erſte Hälfte dieſes 
Beitpunetes bezeichnet, und. im Gegenſatze des Nachmittages. 
Er iſt uns nach diefen Vormittag begeg get. Drey Dor: 
mitage binfer einander. Beute vormittag, d. i. Heute den 
Vormittag, N 
Vorm ttagig, adject. was den Vormittag if oder geſchiehet, 
> im Orgenjage des nach nittägig. Der vormittägige Got⸗ 
Ir eudien i 
Vormittags, adverb.am Bormittage, zur Bosmittagszeit. vor⸗ 
mittags pazieren gebe In den gemeinen Sorecharten Oder⸗ 
ſachſens höret man. dafür wohl vormitt age, wel hes aber feine 
Analogie hat, Zeute vormitt age, Gel. Sie wıren ja vor- 
wütage niche fo traurig, eben derſ. Vor nittags oder dieſen 
vormittag. * &- 
Der darmiand, des — es, plur. die — münder, Finin, die 
Dormunderinn. ı. Überhaupt, eine Perſou, welhe für 
einer andern Beſtes und S herhsit forget, es ſey nun durch 
Beriheidigung mie. Worten, duch Zürfprahe, oder duch 
Berweltung ihrer Anzelezenheiten, oder endlich auch duch 
» Bewährung thätigen Schuss; in welder fehr weiten Be⸗ 
0 Shrutang es chedem befonders in ſolchen Fällen gebraucht wars 
J de, wo die andere Perſcer, oder als ein: Perſon befrachteie 
"ck ESahe, ſolches ſelbſt zu leiften, fähig war. Es id in dieſec 
‚weiteren Bedeutung, im Banzen genommen , im Hochdentr 
fihen veraltet, lommt aber no h hin / und wieder in maschen 
einzelnen Gegenden und Orten vor, Die Borſteher der Kir⸗ 
schen und milden Stiftungen werden noch au vielen Disen, [2 wohl 
748, W. 3,4 Th. 2. Yu, 





\ "fondeegim gemeinen Leon, ublich if, Der imerften Gliede fie 


dert) Ahabs, 2 Kön, 10, 1. 5. 


se, fo fern fie deniſelbem zum Schutze, zur Sicherheit dienet. 


deffen Gegenwart meffen, damit er von den Made überzeugt wer⸗ 


Bor 1252 

- x 
Ober/als Niederfachfens, Yormünder genannt, weil fe nicht 
nur die Guter derfelben verwalten, fondern auch für ihr Beſtes 
ſprechen, fie vertreten, Die Vögte oder Adgocan der Stifter. 
fommen ebedem geichfalls unter dem Rahmen der Bormünder- 
vor, Ein Advocat oder gerichtlicher Beyſtand hieß im Nieder- 
Tächfifchen chedem Doremunt, Dormund, wovon in dem Brem, 
Niederſ Wörterb, v. Mund, mehrere Bepfpiele angeführet wers 
den, . Eben dieſen Nahmen bekguen ehedem die Syndiei der 
Städte, und an vielen Oeten werden noch die Heimbürgen auf den 
Dörfern, welche die Güter und das Beſte der Gemeine handhaben, 
Dormiünder genannt. Selbſt in der Deutfchen Bibel bat Luthre 
es noch in viner diefer weitern Bedeutungen gebraucht. Jehu 
ſchrieb Briefe und fandte fie gen Samaria, zu den ©berfien 
ber Stadt Jeſreel, zuden Ateſten und Vormünden (Vormüns 
Und 2 Mace 11,1. Kap. 13, 
2 heißt Lufias, des Königs Antiohus vormund, Vetter 
und oberer Rarb. ; 

2, In engerer Vodentung, welche jegt im Hochdeutfchen die ges 
wohnlichſte iſt, iſt der Vormund, Fämin. Vormunderinn, eine 
Ver ſon, welche nach dem Tode der Altern das Beſte unmündiger 
Kinder beſorgt, fo wohl durch ihre Erziehung, als darch ihre Vers 
tretung und Beſchüzung, als endlich auh duch die Verwahrung 
ihres Bermögene. Dir unmündige Perſon heißt in Nickficht hres 


Bor nuudes, deifen Windel, Der vormund beforgt das Beſte 


unmündiger, dev Pfleger und Curator aber auch nündiger Pers 
fonen, Jemandes Dorinund fern... Jemanden zum vormum 
de haben. N 


Anm. Dis Work lauter ſchon in den Monfeifhen Stoffen 
Foramnunt, im Schwabentziegel Vormunt, und im Riederf, 
glei bfalle vormund. Da Fürfprache und Shus die beyden 
wefentlihen Döliegendeiten eins Bormandes in dem gangen Um⸗ 
fange dor Bedentung diefes Bortesiit, fo laſſet ich die feste Hälfs 
te desſelben mit fat gleichem Grunde auf eine-gedoppelte Att ad» 
leiten ; eutweder von dem veralteten munden, ſprechen, wo⸗ 
von im Satian noch das Inteuſtonn muntizan, ansfprechen, 
und de. Zufammenfeguug balmuud, verleumden, vorkommt; . 
oder auch von dem aften Mund, Schutz, und munden, ſchu⸗ 
gen. Mual, Schutz, kommt ſo wohl in dee Alemannifhen 
Mundart, als aud im Angetfähiihen, Schwed. u, Gius 
fia vor. Daher war im mit!feen Sat. Mündium, der Schua, 
NMandius, Mundualdas, ein Befhüger, Bormund, im Ale— 
manniſchen Balınund, ein ſchlechter Beſchützer oder Yormund, 
und eine Menge anderer mehr, Man hatte davon auch das 
Zeitwort por aunden, welches befhügen überhaupt bedeutere, 
‚and wavon Friſch eine Stele aus den Script.Bruafv. aufügret. 


Muůndel iſt von eben diefem , oder dem vorigen Stamme, vers 


mittelſt des Eadlautes — el, eine Perfon, welche den Schu 
oder die Fürfprache anderer geuiedt, mündig, fähig, fidh 
ſelbſt zu ſchützen, oder für ſich felbt zufprechen, Im Ftalieni— 
Then heißt ein Bormund noch jest Mondualdo, im mittlern Bas 
teine Mandualdus, eigentlih Mund — walt, der dan Schug 
handhabet. 


Da Madg, im mittlern Lateine Mundius, ſchon für. fih allein 
einen Beſchizer, tutor, bedeutet, fo fcheinet das Vorwort vor 
bier eben ſo un des. Nachdrackes willen vorgefeger zu-feyn , als 
pro inprategere, um dadurch näher zu begeishiren, Daß ſich der 
S haus anf einen andern beziede, Unſerm heutigen Gebrauche 


nach ſollte das Wort billig Fürmund heilen, weil der Begriff des 


für hier ſehr merklich iſt; allein vormund bat die. Verjäßrwng 
vor fich, lãßt ſich aber allenfalls auch eben fo erflärgn, wie iu 
Dpräeber, vorſtehen, und andern, 

Oo Munm Ber 


. 


1283 OR ur 
Von dem alten menden, ſchůtzen vor munden , befchligen, 
“war diefes Wort ehedem in einer doppelten Form üblich. Man 
sagt ofne Suffirum Vormund, plur, die Yormimde, (wels 
"her noch im der oben angeführten Stelle, 2 Kön. 10, ı. vor 
Fonim,) und im Famin. die Pormimdinn, und mit der End» 
foibe.er, der vormunder oder Dormünder, (im Deutſchen Li 
yius von 1514, Sürminder, Schwedifch Rörmyndare, Düs 
" zifch Sermynder,) da benn der Plural die Dormünder, and 


55 Bor 


“fen. „ Das bibliſche vorn an ‚vorne an, vornen an) und 
vorne vor/ für voran, ift it Hochdeutfchen veraltet, ‚Sie fol: 
len vorn an ziehen, 4 Mof. 2,9. Uns die vorne vor ginz- 


gen, Marc, 11,9. Eben fo ungewöhnlich find folgende Arten 


"des Öebrauches: du follt es gegen den Gnadenkuhl fprengen 
vornen an, 3 Moſ. 16, 14; vorn anden Gnadenſtuhl. vornen 
"an auf allen Gaffen bauteſt du Yleäve, Ezech. 16,25; für 

vorn allein, Sul # { — 





das Fänin, die vormimderinn lautete. Die heutige Hoch⸗ Anm. vorn iſt aus vor und der adoerbiſchen Endung — en 23 
deutfche Mundart hat beyde Formen zufammen genommen, und  * zufammen gezogen, verunttelft weicher auch hinten, oben, un⸗ A 
macht von der erflen, den männlichen Singular, von der zwey ⸗ tenu.ff. gebildet find; voren, zufammen gezogen vorn. Es 3 
" genaber den männlichen Pluralund das Fämininum vormun⸗ iſt daher unnöthig ja fehlerhaft, dieſes en noch einniahl dar⸗ 
TR „ + anzu bängen, und vornen zu ſprechen. Porne hat gar keine 2 
Übrigens wird vormund häufig von Perfonen bepderley Ge Analogie, indem auch für das ⸗ euphonicum Fein rund porhan, S 
ſchlechtes gebraucht. Gebraucht man aber Bas Fämin. vormün⸗ den ift. Beyde Formen kommen indeffen im gemeinen Leben, in ’ 


derinn, fobezeichnet felbiges zwar eine weibliche. Perſon, fo fern 
fie wirklich die Vormundſchaft eines Mündels verwaltet, aber 
° nicht die Ehegattinn eines Bormunbrs, die man doch in einigen 
Gegenden noch Vormündinn nennel, % j 
— in der zweyten engern Bedentung hieß ehedem 
auch Dog. Im Oberdeutſchen wird er noch Gerhab nnd Treus⸗ 
träger genannt. ö 
Die Dormundfchaft, plur. die — en. ı. Das Amt eines Vor⸗ 
DTmundes in engerer Bedeutung überhanpt, der ganze Umfang der 
" einem Vormunde obliegenden Pflichten, ohne Plural, Den Puich⸗ 
ten der vormundſchaft eine Genüge thun. Unter jemandes 
Vormund ſchaft ſtehen. =. Eden diefes Amt , diefe Dbliegenbeir 
ten in näherer Beziehung auf den Mündel, oder diefes Amt in eins 
zelnen Fällen, da es denn auch den Plural leidet, 5 Swey vor⸗ 
mundſchaften zu verwalten baben, zweyer Unmündigen Vor⸗ 
mund ſeyn. Eine vormundſchaft übernehmen, ſie niederlegen. 
Die vormundſchaft iſt zu Ende. N — 
vVormunſchaftlich, adj. et adv. zur Vormundſchaft gehörig, in 
derſelben gegründet. ; " $ A 
Das Vormundfcheftsamt, des — es, plur. die — ämter, 


der Deutſchen Bibel und bey noch ältern Scrififiellern, 5. B.im 
Schwabenſp. häufig vor, wo die erfie vornan, vornan, 
lautet, Vorne ſchloß ein Gitterchen unfer Haus, fagt fell . 2 
noch Geßner. j — — — 
Vornächtig, adj. etadv. von der vorigen Nacht ber. Pine vor⸗ 
nachtige Fahrte, bey den Jägern, welche ſchon 24 Stunden alt 
iſt, undfolglich Feine Witterung mehr infih hat. 
Der Dornagel, des — 8, plur. die —nägel, der Nagel vorn 
an der Deichfel, welcher durch die Kappe gehet, und woran die 
Vorderwage gehãngt wird. 
Vornageln, verb.rez.act, vor etwas nageln. Ein Bret vor⸗ 
nageln, vor eine Offnung. * — — 
Der Vornahme, des—ns, plur, die—n, derjenige eigen ⸗ 
thümliche Nabme einer Derfon, welcher vor dem Geſchlechts nah ⸗ 
‚rien hergehet, und auch der Taufnahme genannt wird, weil 
er in der Taufe erthrilet wird. Xu dem Nahen, Johann 
Chriſtian Wolf, machen die beyden erfien Wörtsrden Vormab: ⸗ 
‚men aus, 3 N - ; DNS 3 
Porne, ©: vorm. . EN hir, 
Vornehm, — er, —fie, adj. et adv. 1. Ym weitern Ber 


witba;i 


Er 


u 


» 


ein obrigkeitliches Amt oder Collegium, welches die Auffiht über 
die Vormünder und ihre Verwaltung führet; aneinigen Örten 
- dir Vormundfchaftsftube, welches eigentlich das Zimmer ber 
zeichner, in welchem ſich diefes Collegium verfammelt, im Preu⸗ 
fifhen das Pupillen» Collegium, an audern Orten das Cura⸗ 
tel⸗ Amt. 
— Rebenwort des Ortes, an den erſten oder vorderſten Orte 
an dem vorderſten Theile eines Dinges, ingleichen im Aceuſativ an 
den vorderſten Ort oder Theil; im Gegenſatze des hinten. vorn 
iſt das zaus neu; hinten alt, am Vordertbeile. Ich ging vorn 
hinein und hinten wieder hinaus. Die Spitze vorn abbrechen. 
Ein Pferd vorn und hinten: beſchlagen. Vorn lecken und 
hinten kratzen. 

Jugleichen mit einigen Vorwõrtern. Bon vorn, Er komme 
Yon vorn, von dem Vordertheile. So bald ich ihn von vorn er⸗ 
blickte, von dem Vordertheile. Mach vorn zu geben, \ 

voen wird für ſich allein und ohne Vorwort, fo wie deffen 
Gegeufag hinten, nur in Stande der Ruhe gebtaucht oder 
doch, wenn die Bewegung oder Handlung, als im Stande der 
Ruhe gedaht wird, Sie Ingerten fih vorn an der Wulten, 
2 Mof. ı3, 20. Und folle es heften vornen.(dorn) an den 
But, Kap. 28, 37. - Sallen ihm die gaare vornen (born) 
am Zaupt aus, 3 Mof. 13,41. BVornfigen, wohnen, lie 
gen, IR aber die Bewegung nach vorn zu gerichtet, fo gebraucht 
man entweder. vor, befonders in Sujammerfeßungen , welches 
dem hinter entgegen ſtehet, vorlanfen, voreilen u. f.f. oder 
in manchen Fallen auf voran, voraus, vorher. Voran lau: 


: vornehmften Freund, ı Mace. ir, 27, 


ſtande, was unter mehrern feiner Art einen vorzüglichen Werth, \ 
eine vorzügliche Wichtigfeit und Würde beſitzet. Fudiefer Bedeur 


tung wirdes nurnoch im Superlativ gebrancht, doch auhnurals - - 
Beywort, von welchem die adverdifche Form nicht üblich if. un 


die Zahl der vornehmfien Väter unter den farken Rriegern 
war,usf.f. 2 Ehron. 26, 22, Er hielt ihn vor (für) feinen 


nebmfte und größte Geboth, Matth. 22,38. Der vornehmfie 


" Beweisgrund „ der widhtigfie. Was dabey das vornehmſte 


if, das wichtigſte. Die vornehmſte Stadt im Lande, die 
qrößte/wichtig@e, veichfte. 2. In engeree Bedeutung, von den 


" Sande, pder dem äußeren Range in der bürgerlichen Geſell ſchaft, 
‚dor einem vorzüglichen Nange in derfeiben, ohne doch denſelben 
nãher zu beſt iumen, bloß in Nücficht auf geringere. Kin vorz 


nehmer Manıt. Erift vornebm, Vornehm thun, als wenn man 
vornehm wärr. 
Die vornehmſten in der Stadt. Ein Vornehmer des Kathe, 
ineinigen Städten, ein Nashspers. Es ik niches vornehmes, 
es ift Peine vornehme Perfon, 


Anm. Das Wort iſt im Deusfchen nicht alt, und ſcheint eine 
buchſtãbliche Überfegung des Lat. praecipuuszufeyn, gleihfam 
dasjenige zu bezeichnen, welches man vor andern ninmt, wornach 
wan vor andern Hreift; woraus zugleich die Unrichtigfeit der 


Schreibart fürnehin erdeller. 


Vornẽ hmen, verb. irreg, act, (S. Nehmen,) vor fich nehmen, 


fo daß vor die Bedeutang des Ortes hat, daher es von einigen 
ſehr serig, fürnehmen geſchrieben und ran wird, 


* 


EISEN Rr RER LED UHREN 


Dieß iſt das vor: | 






Ein Graf iſt vornehmer, als ein Edelmann. * — 


— — 
— 
mehe * 







Ber. 


F "as 


“nehmen, por ch nehmen, an den vordern Theil des Leibes thun; 
= ampöufigften im gemeinen Leben, 2. In etwas weiterer Bedeu⸗ 
tung nimmt man eine Sache vor, wenn man fie vor fi ch ninmt, 
fi felbige unnuttelbar gegemmärfig mac zu befichtis 

gem in unterfuchen. Einen Aufſatz vorn ihn zu unter⸗ 
ſachen und zu vetbeſſern. Eben fo fagt nan 5 eine Per⸗ 
ſon vornehmen, ſie vor ſich kommen Jaffen, entweder ihr einen 

Verweis zugeben, oder auch fie zu prüfen, zu. eraminieren. 
Wir wollen ihn deßhalb vornehmen. 3. Nach einer andern 

Figur nimmeman etwas vor, wern man den Anfang macht, fich 


ar 


es fich fo wohl von den folgenden Keciproco,. ſich vornehmen, 
ale auch von vorhaben unterfcheider. Man nimmt fich eine 
- Reif®vor , wenn man fie beſchließt, man hat fie vor, wenn 
aan die Anfkalten dazu macht, ‚man nimmt fie vor oder Anz 
ternimmt ſte, wenn man fie wirklich anfängt. 
nicht mebr fol übel vornebme unter euh, 5Mof. ı3, 13. 
"er wird fegnen, was du vornimmft, Kap. 15, 10, Eine 
Arbeit vornehmen. Die Prüfung feiner ſelbſt vornehmen. 
Eine unterſuchung, Hinrichtung wf. f. vornehmen. 4. Als 
‚ein Reciproeum, fich etwas vornehmen, es zu thun befchlies 
fen, wie ſich vorfegen. . Ich page mir vorgenommen , ein 
Baus zu bauen, ı Chron, 29, 2, Sid eine Reife vorneh⸗ 
men, fie beſchließen. Ich habe es mir feſt vorgenommen, 
ihn nie wieder zu ſehen. i 


Dos Vornehmen, ser —s, plur. utnom. fing. der Infinitiv 
des vorigen Zeitwortes als ein Hauptwort gebraucht. ». Die 
Sandlung des Bornehmens, in allen Bedeutungen und ohne Plus 

ral. 2. In der dritten Bedeutung, die vorgenommene Sache, 

x d. i. diejenige Sache, zu deren Ausführung man den Anfang 

2. 0 mat. Don feinem vornehmen abſtehen. Auf feinem vorneh⸗ 

'; men beharren. Das Pornehmen it nicht gelungen. 3: Inder 
vierten Bedeutung, der Entfehluß, Beſchluß, und die beſchloſ⸗ 
ſene Sache, -in welcher Bedeutung es mehrmabls in der Drut⸗ 
ſchen Bibel vorkommt. 


— adj. et adv. — in doppelter Seftt gefun⸗ 
den wird. 1. "Alsein Bey⸗ und Neben wort, wie vornehm, da es 
denn auch Comparation leider, Die alle vornehmliche Man⸗ 

ner waren unter den Rindern Iſrael, 4 Mof. 13,2,43 vor⸗ 
"nehme, angefehene, In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdent⸗ 

ſchen veraltet. 2, As ein Nebenwort allein, por andern Din⸗ 

‘gen feitee Art, Alle Dichter, 
"Bine Rraft Gottes die da ſelig macht, — die Zuden (Jus 
‚ den). vornehmlich und auch die Griechen, Nöm.ı, 16, Die 
Haplichteit entſtehet vornehmlich aus dem Widerfpruche der 
‚ Theile, die ein Ganzes ausmachen, vor audern, hauptſäch⸗ 

— am meiften. Man lehre das Kind da vornehmlich eve 











 fien befieble, Gell. Du darfft dich Seiner Armuth nicht fohä: 
‚men, vornehmlich da du ſie nicht Kerſchuldet haſt. Wo sg 
anuch die Geſtalt eines Bindrivortes annmt. 





—5* Anm. Es ſtanmet nicht von vornehmen, fondern von vor⸗ 
nehm ab, und iſt ned) dem Muſter des Lat, praecipue grler, 
u "wie ‚vornebm nach praecipuus. - > 

Dornen, ©.vern. — 


Das Dornennmort, des —es, Se dem wörter, ein nn. 
" gewöhnlides,.nurvon Bödickern und -rinigen ältern Sprachleh⸗ 
. rern aebijderes Wort, das Pronomen zu bezeich nen, wofür Surz 

‚ wort (hidliger und üblicher ift, , “ 






mb eigen sem Berflande,, eine. Schürze, eine —— vor 


dannt zu befpäftigen, es zur Wirklichkeit zu bringen, wodurch. 


Daß Feel 


vornehmlich aber gomer, - 


ſchrecken und fich fihamen, wo es die Vernunft qm mei: 


Bor & 1286- 


£ Dorpfeht, — plur. die ⸗ pfäble, Pfͤble welche 
vor dem Fuße eines Solwerkes, Dammes oder Deiches einge 
fiblagen werden, damit er nicht auswelche, 

Dorpfeifen, verb. irreg. act.(&. Pfeifen.) Linem erwas vor⸗ 

pfeifen, es in feiner Gegenwart pfeifen, damit er es höre, 

Dre verb,reg, act. Einem etwas vorplaudern, es 

in ſeiner Gegenwart plaudern, damit er es höre, 

Der Vorpoſten, des — s, plur. ut nom, fing. im Kriege, die 
äußern Poften vor einem im Lager oder in den Quartieren befinde. 
lichen Haufen Truppen ; der Seldpoſten. ©. Poften. 

Vorpredigen, verb. reg. act, Einem vorpredigen, in beflen 
Gegenwart pridigen, damit er es höre. Am bäufigffen figürlich, 
einem etwas vorpredigen, es ihm mit vielen und nachdrůcklichen 
Worten begreiflich machen. 


vorratzen, verb. reg. neutr. mit dem Hürfsworte 3 4 


- für hevvor vagen , welches gewöhnlicher iſt. Der Pfahl vage 
- aus dem Mailer vor, wenn er beevor zog, ©» ag die 
Vorragung. 

Der vorrang des — es, plur. car. der Rang vor rinen andern 
oder vor andern; auch nur der Rang ſchlechthin. Vor jeman- 
den den Dorrang haben. Sich um den Vorrang freiten, 


"Der Vorrath, des — es, plur. doch nir von mehrern Arten oder 


Diantifäten, die — räthe, eine unbeſtimmte Menge zum Fünftte 
gen Gebrauche nöchiger Dinge. 
gemeinen Leben von etwas. Vorrath von Speife, bl uns 
Wein, beffer an, 2 Ehron. 11,21, Vorrath des Brors, 3 Moſ. 
26,26, für an Brot, ift im Hochdeurfchen feltener, Allen vor— 
rath aufsebren, verbrauchen. Sich mit vorrath aufden Winz 
ter dverfehen. Noch vielen vorrath haben. Die Schiffe neh⸗ 
men vorrath ein, wenn ſie die zum künftigen Gebrauche nd⸗ 
thigen Lebensmittel einnehmen. 
Anm, Es ſtammt von dem veralteten Rath, sin Ding; res, 
und Mengevon Dingen ber, welches außer dieſem Worte-noch in 
Bausrarh, Unrath und Gerärb üblich ift. ©, Kath. 

Dorritbig, adj.er adv..als ein Vorraih‘ vorhanden, zum künf⸗ 
tigen Gebrauche vorhanden. Alles vorräthige Getreide ver⸗ 
kaufen. Das vorräthige Geld. 
rätbig. 

Das Vorratbehrus, des — es, plur. — baufer, ein Haus, 
Vorrãthe darin aufzubewahren; ein Magazin. So and) die TH 
rathskammer, das, Dorrarhsgewölbe, eine Kammer, ein Ges 

; mwölbe, Vorräthe darin aufzubehalten, 

Dorregynen, verb.reg.act. 1. Zum Muſter der Nahahmung 
injemandes Gegenwari rechnen. Einem ein Exempel vorrech— 

nen. 2: Jemanden ſeine Aue gaben vorrechnen, fie ın feiner Be⸗ 
genwart ſt ickwriſe angeben und zufammen zählen, 

Das Vorzöcht, des— es, plur. die —e, 1. Dasjenige Hecht, 
nad) welchem man befugt. iſt, etwas ea ein anderer zu 
hun, das Befugniß, etwas vor dem andern zu hun, > Wer 
befugt ifi, in einem Jagdbezirfe eher als,andere zu jagen, oder 
wer in demſelben das Doriagen hat, bat das Dorrkcht im Ja⸗ 
gen. 2. Im weitesn Verftande, ein jedes Recht, weic®s man 
vor einem andern, oder vor andern voraus bat, befondersfo fern 
es fih auf äußern Stand und Würde gründer, Die vorrechte 
des Adels. Die Ertheilung des Adels if ein vVorrecht der 
" Brsne, 

Die Dorrese, plur. Heu 1, Die Nede, d, i. das Reden 
anderer vor einer Sache, vor derfeiben, vor ihrer wirklichen Volks 
giehung ; doch nut nech zuweilen im gemeinen Leben, Sprichw. 
vorrede macht keine Nachrede. 2. Eine Kede, durch welche 
‚man ſich den Weg zur Hauptſache bahnet, eine Rede, weiche dor 
‚dein Hanvrvorsrage hergeper. Eine lange vorrede machen, vie⸗ 

Mumim 2 len 


Es iſt nichts mehr vor— 


vorrath an etwas baben,i ing. 


D 





1287 BE 

len Umſchweif, ebe man zur Hauptſache Fommt, Am Gäufigffen 
gebraucht man ı3 von einer Rede por dem Aufange eines Buches 
oder einer, Schrift, worin ihre Veranlofjung, Einrichtung und 


andere Hınflände angegeben werden, und die, wenn fie furz ift, 
auch wohl ein Vorbericht genannt wird, Die vorrede vor ei: 


nem Buche. Bey einer Predigt oder einer fepeelichen Nede heißt 


fie der Eingang. In Borborns Gloſſen heißt eine Vorrede uoch 
F oralpracha, Vorſprache. 

vorreden verb. reg, welches in doppelter Geſtalt vorkommt. 
1, Als cin Neutrum mit dem Hülfsweorte haben, Einem vorre— 
den, eher reden, als er, nur im genwinen Leben. 2. Als ein 
Ketienm. Kinem etwas vorreden, es in finee Gegeuwart re⸗ 
den, dauut er es glaube, oder böre, Sie reden mir fo viel 

von ber Liebe vor, Gell. 

Der Vorredner, des —s,plor. ut nom. fing. Fänin, die vor⸗ 
rednerinn, von Dorrede 2 in der engern Bedeutung, Fine Perſon, 
weldein derBorrede rines Buches ſpricht, der Verfaffer dei, Vor⸗ 
rede. Vey dem Opitz uoch Derreder. 

Verreiben, verb.ir reg. act. (©. Reiben.) ı. &inem etwas vor⸗ 
re'ben, es in feiner Gegenwart reiben, brfonders damit er vs Nachz 
reiben lerne. ©. Sich eıwas vorreiben, es zum voraus reiben, 
ſich Fünftig das Reiben zu erſparen. So reibt ſich der Mah⸗ 
er die Sarben vor. So auch das vorreiben. 

X er vorreiber, des—s,plur. ut nom. kng. an dem Fenſter⸗ 
beſchlage ein an Einem oder beyden Enden krumm gebogenes 
und um einen flarfen Nagel bewegliches Eifen, die Fenſterflü— 

gel und Schößchen damit an den Rahmen auzuſchließen; eigent: 
Lich ein Ding, welches vorgerichen, d. i. vorgedrehet wird, 

Vorreichen, verb,reg. a. ls ein ——— hervor reichen. 
Etwas aus einem Raſten porreichen . Als ein Neuirum 
mit haben, wie vorragen. 

Der Vorreihen, des — 8, plur. ut nom, fing, von Reiben, 
der Tanz, in einigen Gegenden fo viel, als der vVortanz; ohne 


Plural. Den vorreihen haben, andern vortanzen.  Ingleiyen 


die unter mebrern in der vorderfien Reihe tanzenden Perfonen, 
mit dem Pincaf, : 

vorreißen, verb. irreg. act. (S. Reifen.) 1. Bon reißen, zeich 
nen, (1) Einem etwas vorreißen, es in deſſen Öegenwart reis 
Ben oder zeichnen, fo wohl, damit er es fehe, ſich einen Begriff 
davon mache, als auch, bamiter es nachreißen lerne, (2) Ei⸗ 
ne Figur vorreißen, oder nur ſchlechthin vorreißen, den ers 
fien Umriß einer Figur machen. Daber ift bey den Maurern u.f.f. 
der vorreißer, ein Pinſel mit einem langen Stiele, womit fie 
ſich die Linien vorreißen. 2. Von reißen, vi (eparare, kann ei: 
nem etwas vorveißen, gleichfalls bedeuten, es in deffen Gegen: 
wart reißen, damit eresngchreißen lerne. 


Vorreiten, verb,irreg.(&. Reiten) welches in doppelter Ger 


ſtalt üblich iſt. 2. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn. 
(1) Rinem vorreiten, vor ibm ber reiten. Ben Durchführung 
vornebmer Perfonen veitet der Geleitsmann ihnen vor. (2) Ki: 
nem aorveiten, ihm im Keiten zuvor kommen. Allen vorreiten. 
{3) Einem vorreiten, zum Mufier der Nachohmung in deffen Ger 
genwart reiten, damit er nachreiten lerne. (4) Abſolute reitet 
man vor, wenn man vorwärts, nach dein vordern Theile zu reitet. 
2. Als ein Activum. Jemanden ein Dferd vorreiten, v8 in 
deſſen Gegenwart reiten, damit er deſſen Bang u. ſ. f. erfenne 
und butheile. 
Der Vorreiter, des — s, plur. ut nom. fing. bey einem Ge- 
ſpanne von fechs Pferden, ein Neitfnccht, welcher das vorderſte 
Paar Pferde reitet, den übrigen gleichſam vprreitet, 
Vorrennen, verb. irreg. neutr. (S: Rennen.) mit dem Hülfs- 
worte feyn, 1, Vorwärts vennen, Imgemeinen Leben. Geh und 


ee 


tentte vor, nach dem verderfien Orte zu 2. Einem s vorrennen. 


ihm durch Renuen zuvor kommen. 

Vorrichten, verb. reg. act. Etwas — —— es her⸗ 
bor richten, daß iſt, zum Gebrauche in Bereitſchaft legen; zu⸗ 
weilen auch vorbereiten. Den Ban vorrichten, im Berge ⸗ 
baue, ibn gehörig aufteflen, In den Schmelzhütten richtet 
man vor, wer man den Schmelzofen aufs neue zurichtet, zu 
einem neuen Schwelzen vorbereit.t, ©. auch die Vorrichtung. 

Der Vorritt, des —es, plur. car. die Haudlung des Vorreitens, 
doch nur in der erfien Bedeutung des Neutrins. Den Vorrie 
thun, einem Vornehmern vorreiten. Ingleichen das Recht, einem 
Vornehmern vorzureiten, Den Voreitt haben. | 

Vorrüden, verb. reg. welches in doppelter Geftelt —— 

wid. 1. Als ein Heutrum,mit dem Hülfsworte ſeyn vor⸗ 

wärts rücken. Mie der Armee vorrüden. Ber Seind ik 
vorgerudt. In dee Dlahlerep fage man, eine Jarbe En 
vor, wenn fie. die Gegenfiände dem Vorgrunde gzleichſam Nür 


obne dasſelbe. Bloßes Schwarz rückt am ſtärkſten vor. 
© 2. Als ein Xerivum, (1) Vorwärts rüden, durch einem 
Ruck vorwärts bringen. (2) Vor erwasrüden. a. Eigentlich. 
Den Schrank, den Tiſch vorruden, vor cine Öffnung. 6, — 
lich rückt man jemanden etwas vor, wenn man ihm eiwas 
Vergangzens mit Bitterfeit wieder ih das Andenfen bringe; wo⸗ 
durch es fich von vorhalten unterscheidet, mit vorwerfen abet 
zum Zheil gleichbedeutend iſt. Jemanden die genoffenen Wohl: 
thaten vorruden. Ihm ein begangenes Verbrechen vorrü⸗ 
cken. Es war mir, als riid’ten mir alle, die mich faben, 
mein Vergehen vor. Im weitern Berftande, überhaupt, als 
ein Vergehen‘, als eine Unvollkonmienheit vorficllig machen, ges 
brancht man lieber vorwerfen.- Ic babe mir dabey weiter 


nichts vorzurüden, als daß ich zugutwilig gewefen, beffeer 


vorzuwerfen. Im Dberdenifopen. fügt man für vorrücken 
auch vorrupfen. ’ - 
Daber die vorrückung in allen Bedentimgen. 
Vorrufen, verb.irreg, act. hervor rufen ;im gemeinen Leben, . 
Femanden vorrufen, hervot. So aud die Vorrufung. 
Der Dorfaal, des — es plur. die— ſale, Diminut, das 
‚vorfälden, in Dberfachfen der Pag in einem Stockwerke yor 


den Zinimern, in welchen man, weni dag untere Stockwerk ber 
wohnt ift, aus der Hausthür, in den übrigen Stodwerien aber . 


vonder Treppe reist. Ev behält diefen Nehmen, wenn er gleich 
Flein iſt, und eigentlich wicht den Rahmen eines Saales verdie⸗ 
ner. Ir der Schweitz heißt er Sie Laube. Ein Vorſaal in dem 
unfern Stoce heißt, befonders, wenn diefes nicht bewoänt wird, 
in den meiften raten das vorhaus, die Slur, in Sranten 
die Tonne, 

Der Vorfabbarh, des — es, plur, die-—e, in der Deutfhen‘ 
Bibel, Marc. 15, 42. der Sag unmittelbar vor dem Sabbath, b. t. 
der Freytag, weicher dafelbfirnuch dev Rufitag genaunt wird, 
S.diefrs Wort. 

Vorlagen, verb. reg. act. Einem erwas vorfagen, es in 
deffen Gegenwart fagen. 1. Dantiter es nach ſagen lerne, vor— 

ſprechen, im gemeinen Leben auch vor bethen, undin der niedrie 
gen Sprechart vorkaäͤuen. Einem Rinde das Abe, dag Dar 
ter unfer vorfagen. 2. Damit er es höre, und fick darnach 
entfchlicße, in jemandes Gegenwart fagen, um feinen Willen das 
durch zu lenken. Jemanden viel vonder AnnehmlichFeit ei- 
nes Ortes vorfagen. Sie fagen ibr bey aller Gelegenbeie 
- saufend fuße Sachen vor. Den Binsern vorfagen, wie fhon 
es fey, andere zu übertreffen. Fe mebr ich ihr von der Tie⸗ 
be vorfage, defio unempfindlicher wird fir, Gel. Vorfagen 


: RT ungele 


bert. Weiß rückt mie dem Braunen vor, und chffernt . 







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porſetzen, doch nur in einigen Bedeutungen desfelben, 


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———— fh > — Bedeutung von vorreden, welcher doch 
ſo, wie zorfprechen, zuweilen and; in eben demſelben Verſtande 
graue wird. vorſchwaten und vorplaudern bezirhen ſich 
nnẽ chſt auf die gertigteut der Zunge, miriwelcher ınan jmanden 
etwas vorſagt. 

* Dorfiinger, des —s, plor. ut nom. ag. Fänin. die vor⸗ 
fängerina, eine Perfou, weiche andern vorfingt, d. i.. bey dem 
.. Singen mehrerer den Tact und den Ton führer, und fonft auch 
Tantor und Präcentor genaunt wird, 

Der Dorfag, des— es, plür. die —fäge, do von dem Be 

1. Im 


° Bergbäueiit der Dorfag fo vielals Abfag, Erhöhung von der dos 
rigontalen Linie. Man läßt in einein Stollen einen Dorfag ſte— 
ben, wenn ee nicht horizontol gehet,fondern einen Abſatz befommt, 
welches auch ein Geſprenge genannt wird, 2. Einige Sprachledree 
nennen die grammatiſche Figar, nach welcher cin Wort zu Anfange 
verlätzert wird, Profthefis, den Vorfag; 5.8, gefeyn, für 
ſeyn, welches doch eigeusTich Feine Figur, fondern das Eigeuthüns 
iche einer gewiſſen Mundart iſt. 3. Bon den Reciproco ſich vor⸗ 
ſcen iſt der vorſatz, der auf Übertegung gegründete Entfchluß, 
eine Baublung-zu volziehen oder zuunterlaffen ; der Entſchluß. 
‚ Einen Vorfagfiffen. Bey reinem vorſatze bleiben. Von feiz 
nem Borfage abweichen. hatte nicht den Dorfag, dich 
“zu beleidigen. Mit Vorfag thue ih niemanden Unrecht. Ei— 
onen guten Dorfaß haben. Beinen Dorfag Ändern, KEmem 


vorſatze entfagen, Weiſe Dorfäge auf die Zufunft faſſen. 


Er bat uns fe: 


Via dem Dorfag. berufen ſeyn, Röur. 8, 23, 
Ju welchen 


ig zemacht — nach feinem vorſatz, e Tim. 1,9. 


eher Stellen es bet abgermsinen Willen Gottes, alle. Men⸗ 


m felig gu masden, bezeich net. Vorſatz iſt in diefer ganzen Ber 
tung nach deu Lat, Prop oſitum gebildet. ©. Dorfegen und 
Dorfegluh, 
Mir nme verb, reg. 261, welches nut im Oberdeutſchen 
für vorbauen im Arlivtichen Serftande BR iſt. Der Arglifi 
vorzufrpanzen, uth. 


—— verb, reg, act. welches nur in einigen Oegenden, | 


3. B, in den Micderdentfchen Marfchländern, üblid; iſt, vorläufig 
befichtigen, ver der Hanprfchau oder Hauprbefihtigung in Augen⸗ 
ſchein uehuien. Daher die Dorfchau oder vorſchauung. 

Der Vorfihein, des — es, plur. car. ela.inangelhajic? Haupt 


Bo wort, welches nur in der Redensart gebraucht wird „zum Vor⸗ 


ſcheine kommen, und zum vorſcheine bringen, firebar werden, 
und ſich:bar machen. Der Mond; welcher fi, hinter ten Wolfen 
verborgen hatte, Fomme zum Dorfcheine, wertn er hinter denſel⸗ 


ben wieder vorkommt und ſichtbar wird, So auch Ayintih. Ein 


Schulduer, welcher ſich vor feinen Glanbigern verborgen hatte, 


* 


ommt wieder zum vorſcheine wenn er ſich wieder öſffentlich e⸗ 


hen läffet. Eine verlorne Sache kommt zum vorſcheine, 
wenn fiewieder gefunden wird, wenn dee Ort, wo fie ſich befindet, 
bekaunt wird. Go and etwag zum Doricheine bringen, machen, 
daß eine verborgene Sa he befaunt werde, Aber für: der Be— 
trug iſt sum Vorfcheine gekommen, fagt man richtiger, it an 
den Tag gefommen, 
vVorſcheinen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, 
vor andern ſcheinenden Dingen vorzüglihb enpfunden werden. 
Der Hundskkern ſcheinet unter andern Sternen vor, leuchtet 
” vor,» Ingleichen auch von Diugen, welche Fein eigeurliches 
Licht haben. Das Unterfutter ſcheinet unter dem dünnen 
Gberzeuge vor, wenn es durch dasſelbe gefehen wird. Syber 
das vorſcheinen 


Die Vorſchicht plur. die — en, im Hüttenbane, Ofenbrüche, 


geriughaltige * u. ſ. fe welche vor den beſchickten Erzeni in dem 


TR 


vorſchießen. 


ſchoſſen. 
nem die Koſten, sen Arbeitslohn, die Sracht, feinen Ges. 
halt u.f.f. vorfchiagen, vorans bezahlen. 


Zinſen gefchehe oder nicht, 


: DDR 4.7.1. 7008 
Schmel zofen geſch molzen werden, damtt Kas frifch aufgeſteßeuc 
Geſtübe nicht fe viel gutes Werk in fich giche. 


Vvorſchicken, verb.reg. act. vorwärts, nach dem vordern Theile 


zu ſchicken, ini gemeinen Leben, - 

Vorſchieben, verb, irreg. act. (8. Schieben.) 1. Corwärts 
(disber. Den Wagen vorſchieben, vor die Thür. Auch wohl 
fo viel, als hervor fepieben. 2. Vor eimas anders fihieben. 
Den Baften vorfchieden, vor eine Dffnung. Den Riegel vor 
fehieben, vor bie Thür, 


Der Dorfchieber, des — 8, plur. ut nom. fing, ein Ding, 


welches vorgefchobun wird, in verfchiedenen einzelnen Fällen, Ein 
ſenkrechtes Bret, welches vor iner Offnung aufs und zugefcheben 
werden Fan, heißt ein Dorfipieber.. In dem Bauweſen iſt es 
eine Art Bauanker, welcher die ®eftalt cines T det, (©. Anker.) 
An den Füllen werden die jungen Füßenzähne-, ſtatt deren 
nach dem dritten Jahre die Mitrelzühne —— vorſchieba: 
genannt, 


Dorfihießen, verb, irreg. (©. Scplrgen,) welches in doppelter 


IR üblich iſt. 

Als ein Neutrum, und zwar: (1) Bon ſchießen, ſich (nel 
——— nie dem Hülfs worte ſeyn. a. Vorwärts ſchirßen. 
Der Strom ſchießt vor. Wo es zuweilen figürlich für weit vor⸗ 
ragen gebraucht wird. Das Dach ſchießt eine Elle vor, vor 
der Mauer. (Siehe vorſchuß. b. Hervor ſchießen, ſchnell her- 
por kommen; doch bier mr felien, Die Blume ift vorgefhoffen. 
€. Bor etwas ſchie ßen. So ſchießet im Bergbane das Gebirge 
vor, wenn die Erde plöglich vor etwas ſchießet. (2) Bon fies 
Ben, ein Fexergeivebe losbrennen. a. Einem vorfchießen, eher. 
ſchießen, als er. b. Einem vorf.neßen, näher zum Ziele ſchie⸗ 
ſen, als er. c. In ſeiner Gegenwart ſchießen, damit er nach— 
ſchießen lerne. d. Jemanden im Schießen übertreffen. 

2, Als ein Activum, doch nur in einigen Bedeutungen des 
Zeitwortes ſchieß en. (1) Schnell vorſchieben. Den Riegel 
(2): Die Schneider fießen einen Saum, ein 
Gebräme vor, wenn fie denfelben an einen Theil eines Kieis 
dungsflüches ſetzen. (3) Vou ſchießen, Geld zählen, eigenulich 
ſchußweiſe zählen, ift einem Geld vorfchießen, es ſchußweiſe 


„in feiner Gegenwart zähfer, damit er von der Nichtigkeit dee 


Sumne Übergeugt werde. Vermushlich iſt es eine Figur von 
diefoe Bedeutung, wenn (4) die Boften vorſchießen, fo virt 
bedeutet, als fie für einen andern auslegen, , Vorfchuß thyn. 
Ich kann nicht Länger vorfchießen, babe ſchon viel vorge: 
Ingleichen mit der dritten Endung der Perſen, ei— 


(5) Su noch weite⸗ 
ser Bedentung ſchießet man jemanden Geld vor, wenn man 
ihm feibiges leihet oder borger, ohite zu dekkimmen, ob es auf 
wofür auch vorfireden üblich if, 
vorgeſchoſſenes Gelb. 


Daber das Voeſchießen, in einigen wenigen Fällen die Vor—⸗ 


fhiegimg, und inden legten beyden Bedeutungen der Vorfchuf, 
S. das ſelbe. 

Arm. In den beyden letzten Bedeutungen auch im Schwediſch. 
fö ſxjuta. Da ſchießen hier ohne Zweifel Geld ſchußweiſe zãh⸗ 
len bebeutet, ſo ft es allerdings richtig, daß es, wie Sto ſch bemerkt, 


ur von Geld und Geldſunmen üblich iſt. Eben daraus wird auch 


begreiflich, warum es nieht von kleinen n mdenienden Poſten, die 
nicht gefchoffen werden fönnen,fondem nur don beträchtlichern ges 
borgten Geldfnamen gebrauch wird. Vier Groſchen leihet oder 
borzet man, aber zehn Thaler Faun man auch vorfebießen. Al⸗ 
Iein, daß vorſchießen und vorſtrecken den Begriff der Zinfen aus- 


ſchließen und den Begriff einer luren Zeit mis ſich führen, daß 


Mumms von 


x 


1291. = ro = 


vorſtrecken nur alte in der Graenwatt — und ein ge⸗ 
‚chw'nseres und fertigeres Leihen bezeichnen ſoll/ als vorſchießen, 
wie gleichfalls Stoſch will, zu allen diefen Beſtimmungen finde 
ich in der Abſtammung und Zuſammen ſetzung feinen Grund, zwei⸗ 
fele au, ob fir fih ans dem Sprachgebrauche werden behaupten ; 
laſſen. Eigenlich erfordern vorſchießen und vorſtrecken, fo wie 
.. »orfpielen, vortanzen u,f.f, eine perfönliche Gegenwart ; ‚als 
lein, nach einer ſehr sewöpnlichen Figur fönnen fie beyde auch von 
Abtwrfenden gebraucht werden, fo wie man einem Abivefenden 
ſchriftlich vorplaudern, —— vorli gen u. ſ. fi.fann. 
Und warum ſollie man jemanden nicht taufend Thaler auf zehn, 
zwanzig Fahr, auf Intereffen n.f. f. fo wohl vorfchießen als 
vörreden. fönnen ? Zwiſchen beyden Seitiwörteen fheint mir 
dem Gebrauche nach fein anderer Unterſchied Statt zu finden, 
als daß die ſes im Hochdeutſchen feltener gebraucht wird, alsjer - 
nee. In manchen Gegenden fagt man fehr gewöhnlich, die Koſten 
vorſtrecken, für auslegen, — im Hochdeutſchen vorſchiegen 
üblicher iſt. 
vorſchffen verb. rer. neutr. mit feyn, wofür doch vorfegeln. 
üblicher iſt, ©, $azftlbe. 
Derfchimmern, verb. reg. neutr, mit haben, durch feinen 
Schimmer vor andern umfichenden Dingen mertlich werden. 
Der Vorfchlan,des—es, plur. die— fchläge, von dem Zeit, 
worte vorfehlagen. 1. Die Handlung des Vorſchlagens, doch 
nur ſelten und ohne Plural, So fagt man, went mehrere zugleich 
drefchen, daß einer davon den vorſchlag führe, wenn er durch 
feinen Schlag, die Schläge der übrigen ordnet und leitet. - 

2, Was vorgefchlagenwird. (1) In mehr eigentlichem Vers 
frande, da es als ein ieh in verfikicdenen einzelner Fällen 
gebraucht wird. Bey den Maurern iftder vorſchlag, der Kalt, 
welcher bey den Ziegeldächern oben auf der Anlage des Ziegels 
von oben angeſchmieret oder gleich ſam vorgefchlagen wird. In der 
Artillerie wirddas Heu, der Raſen u, f. f. welches bey dem Laden 
des groben Geſchützes aufdas Pulver gefege wird, der vorſchlag 

- genannt. Lin Stück mit Pulver uns einem "Vorfchlage von 
Gen gebsrig laden. Indem Hüttenbane und der Chymie ifi.cs _ 
dae ſenige, was zur Beförderung des Fluſſes einem Mineral vorge⸗ 
(fügen, d. 1.gugefeßet, wird, uud andy der Zufchlag. genannt 
wird. Bey der Blevarbeit heißt die Glätte, welche zugeſetzt wird, 
inengerm Berfande dev Dorfchlag. Im Bergbaue iſt der vor⸗ 
ſchlag ein Stüd Eiſen, welches vor die Stämpel und Spreitzen 
geſchlagen wird, damit ſie nicht ausgeſchoben werden können, In 
der Muſik iſt es eine kleine Rote, welche man vor einer größern 
hören läßt, zum Unterſchiede von dem Nachſchlage. Und ſo in 
noch andern Fällen mehr; (2) In figürlichem Verſtande hon vor⸗ 
ſchlagen, fo fern es ein mögliches Mittel zur Erreichung einer Ab⸗ 
echt vorſtellig machen bedeutet, iſt der Vorschlag ein Mitıef, _ 
welches man jemanden zur Erreichung einer Abfıcht, als möglich 
vorſtellet. Imanden einen vorſchlag thun. Sieh einen vor⸗ 
ſchlas gefallen laſſen. Alle dieſe vorſchläge gefallen mir nicht. 
Beſondere Redengarten find, etwas in vorſchlag bringen, vor⸗ 
ſchlagen/ und etwas im Vorſchlege haben, einen Vorſchlag in 
Gedanken haben. Im engern Verſſtande iſt der vorſch 
ein mögliches, einem andern vorſtellig gemaͤchtes Mittel zu® gulli⸗ 
chen Beblegung einer ſtreitigen Sache. Frie densvorſchlage hun. 
Alle vorſchlage von der Sand weiſen. Aber ich werde den 
vorſchlag nicht eingehen, Gell. 2. Ein möglides Mittel zu 
jum: andes Verſorgung, fo fern es Hoch auf des andern freve 
Reht onkommf. Ich Bade noch ganz andete Vorfchläge für 
wo, Weiße, 
Die Vor fehlage, plur. die —n, ep den Shi und. Schlät- 
. fern, ein gtofer Hammer, den Meißel bey Zerthe lung eins 


* 


— 
« 


vorſchlagen verh. Irreg. S Schlagen,) welches nad 


Vorwãrts fehlagen, in verſchiedenen Vedrutungen des Setvors 


die verlorne Fährte wi 


ein befonders in der Wapenfunft üblicher Ausdruck, wo Löwen mit 


' Baufmann fehlägt nichts vor, wenn er den äußerfien Preis, für- E 





Site — — zu N oelleicht —— — — 
Stůck Eifen vorläufig damit zu bearbeiten; die Rrensfchlage, | 
der Vorihlasbammer,, Rreushammer, — 






gebung der Partikel und des Zeitwortes ſchlagen in d de 
Bedeut ingen üblich it. Er ifi über‘ 'aupt,, - 
I. Ein Neutrum, weicher das Hülfswort haben — 1. 


Sungerin wenig vorwärts neiget. =. Vor. der gehörigen" Zeit 
ſchlagen. Im diefem Verſtande gebranchen das Wort die Für 
ger von allzu hisigen Kagdhunden, wenn fie vor der Seit an⸗ 
ſchlagen, ehe fiedas Wild ſehen. Dev. Sund ſchlägt vor, wel · 
ches auch vorlaut, freylaut, fahrtenlaut werden heißt, 3. In 
‚einiger Entfernung vor einem andern Dinge flogen oder eine . 
fhlagen. In diefem Verflande ſchlagen die Fäger vor, wenn ° 
fie bey dem Dachsgraben hinter dem Schale des Dündes kins. 2.0 
fehfagen oder eingraden , um auf die Nöhren des Bud» 
fes oder Dachſes zu kommen. : Eben dafelbft wird ee — 
den Hunden gebrandht, wenn fie einen Bogen machen, um 

er zu finden, Nach einer noch ans 
edeutung wird es in der Fägeren au 
Zr beyden Fällen Teidet das vor. 

4. Schlagen, daß ein’an- 


y 

3 

tes ſchlag⸗n Die Wage fhlägrein wenig vor, wenn fih die 4 
>14 

ö 






































derir Schattirung der | 
für vorgreifen gebraucht. 
auch noch eine andere Erflärung. 
derer es höre. Im Bergbaue fehläge man vor, wenn man 
den Arbeitern in dee Grube duch Schlagen ein Seichen der - 
Schicht gibt. 

I. Ein Aetivum. 1. Zu Gegenwart eines andern. fötdaen, - 7 
ſo daß er es höre. Die Nachtigall ſchlagt mir ihre ſanften Lie 
der vor. Jugleichen zum Muſter der Nahahmung. Den San⸗ Eu 
gern den Tact vorfchlanen. 2. Vorwärts fchlasen. Der La . 
we Schlägt die Zunge vor, wenn er fie aus dem Nachen ſtrecket; >= 


vorgefchlagener Zunge vorfommen, 3. An dem vordern Theile. 
Schlagen, In der Laudwirchfchaft werden die Garden, oder wird 
das Getreide vorgeſchlagen, wenn man es nur leicht an den Ah ⸗ rt 
ven drifchet, um reines Getreide zu befommen ‚wo das Wort in | 
Dberfachfen in forschen verderbt wird. (S. auchRlopfe. A. Vor⸗ 
laͤufig ſchlagen. Sn dieſer Abſicht haben die Lederarbeiter eine Art 
Ahlen, welche fie Spebre nennen, ſich die Löcher vorzuſchlagen, 
woducch der Nieinen, Pechdrabt Faden n. f.f. gezogen wird, Ger." 
ſchiehet es ohne Schlägen, fo heißt «8 vorfiegen. 5. Ein Ding vor‘ " 
ein anderes fhlagen, mit Verſchweigung dieſes andern Diuges. 
(1): Eigentlih „und am hãufigſten im gemeinen Leben. Ein 
Bret vorfihlagen, vor eine Offnung nageln,) "inen Kagel, 3 
einen Pfabl, einen Pflock vorſchlagen. Im weiteren Verſtande A 
ſchlagt man in der Artillerie gen, Raſen vor , wenn man es in JJ 
dem groben Geſchütze feſt auf das Pulver ſtampfet, ehe man die we 
Kugel daranf fett, Ju den Hüttenbaue ſchlagt man fitengllüfs 
figen Erzen Glätte, Balffieine, Schladen und, andere Before, 
derungsmittel des dluſſes vor. (2) Befonders in zwey figlirl- 4 
chen Bedentungen. a. Im Handel und Wandel fehlägt der Yen: " 
Fäufer vor, wenn erden wahren Preis der Waare, fiir welche — 
er ſeldige zu laſſen gedenft, im Fotdern willlübrlich erhähet, Lin 


welchen er eine Waare loffen Fann find will, fordere. Manche“ 
Arten von Känffeuten Schlagen ein Dritiel, ‚oder wohl mar 'die 
Halfte, vor. b. Einem etwas vorſchlagen, #3 ihrı ala ein 
möglihes Mittel zur Erreichung einer Abſicht oorſtellig — 4 
übrigens aber deſſen Gebrauch feiner MWilltübr überfaffen. Sir, a 
nem Rran!en ein Arzeneymittel vorſchlagen. Einer Perfen % 
eine Seirarh vorjlagen. Be B:tingune 
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REN . — 


EN. a 
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7 . ⸗ v 
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gen zu einem 
den ung vorfchlagen, in Vorſchlag bringen. 
Daber das Vorschlagen, in einigen Fallen die vorſchlagung 
Anud in andern der vorſchlag. Ra BERRY 
" Anm; Ju der letzten Bedeutung bedeutet vorschlagen eigentlich 
fo-viel, wie vorlegen, proponere, fo daß ſchlagen bier das 
Innntenſivum don legen iſt. Inder vorletzten im Handelund Wan⸗ 
belublichen Bedeutung ſcheinet vor fo viel, als vor dei wahren 
ypyreiſe vorans, über denſelben / zu bedeuten; fchlagen Aber ſcheiut 
dier in der Bedeutung zu ftchen, im welcher es noch zuwrilen in 
N kaufſchlagen für handeln, in auffplagen und abfplagen, acti« 
"ve, den Preis ſteigern uud vermindern, gebraucht wird. Im 
Schw. bedeutet Förllag auch einen Überſchlag, und förfiä, 


4 


8 "sinen Überfchlag machen. y 
4 Fer Vorfihläger, des—s, plur. ut nom. fing. eiue Perfon, 
J— welche vorſchlãgt, doch nur in einigen Bedeutungen des Zeitwor⸗ 
tes. So heißt bey den Schnieden derjenige, welcher den kleinen 
‚Hammer führet, und durch deſſen Schläge die Stellen zeiget, wo⸗ 
din die andern ſchlagen ſollen, fo wohl der vorſchläger, als der 
Schirrmeiſter. 
Porfihleppen, verb. reg. act, vorwärts, an deu vordern Theil 
4:4 ‚fchleppen. Ri \ 
Der Vorſchmack, des — es, plur. inul, ». Bon vorfchmer 
- en, ein Geſchmack, welcher deutlicher, als der wahre, ober 
rechte Gefhmad eines Dinges empfunden wird. Der Kaffeh 
Bat einen vorſchmack, wenn z. B. Aloe in demſelben vorſchmeckt. 
2, Bon dem nicht fo üblichen vorſchmecken, vorher empfinden, iſt 
der vorſchmack figärlieh, die vorläufige Empfindung, oder vor⸗ 
laufige anſchauende Erkenntniß einer fünftigen Sache. Jem anden 
einen vorſchmack von etwas geben. Der vorſchmack einer 


ſchmack des Himmels. 
tungen vorgeſchmack. 
vorſchmẽcken, verb. reg. ı. Ein Reutrum mit dem Hülfsworte 


In elnigen Gegenden in beyden Bedeu⸗ 


diefe andern Dinge, durch deu Geſchmack empfunden werden, 
Rbabarbar ſchmeckt unter allen -Mifchungen vor. Iſt ein 
Ingredienz darum nicht in einer Mifchung, weiles nicht vor⸗ 
ſchmeckt? Leſſing. 2. Ein Activum, Erwas vorſchmecken, 
fi zürlich eine anſchanende Erfeuntniß einer künftigen Sache ba 
beu; eine veraltete Bedeutung, wovon indeſſen noch Vorſchmack 
üblich it. i R | 
Ter Dorfihmid, des—s, plur. die— ſchmiede, auf den Eifen- 
bänımerh, der vornehnsfte Arbeiter nad dem Meifter bey dem 
”  Stabfener, welcher vorſchmiedet. . 
7 Porfchneiden, verb.irreg. welches in gedoppelter Geſtalt üb⸗ 
lich iſt. 1, Als ein Keueggm mit dem Hülfsworte-haben. - (1) 
Bor andecn ſchneiden der Ordnung nach. So ſchneidet unter den 
Schnittern derjenige vor, welcher der erſte in der Reihe derfelben 
iſt. Wo das Getreide gemähet wird, heißt es vormähen oder 
vorhauen. (2) Ju jemandes Grgenwart zum Muſter der Nachs 
abmung ſchneiden, damit er nachſchneiden lerne, Zuweilen auch 
nur in jeinandes Gegenwart ſchneiden, damit er einen Begriff das 
von bekomme. 2, Als ein-Kctivum, die Speifen vorfchneiden, 
fie fiir die Gäfte zerfchnsiden, eigentlich wohl, fie für die Säfte 
zerſchneiden und ihnen vorlegen, mit einem Franzöſi ſcheit Runfs 
worte tranſchiren. Bey Tiſche worfchneiden. Einen Bra- 
‚ten vorfchneiden, Daber das vorſchneiden. - Siehe au 
vorſchaite.. ER 
Der Vorf.hneibder, des—s, plur., ut nom, fing. Fämirn. sie 
vo ſchne der inn. a. Bon dem Reutro, derjenige, welcher in, 


———— 
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4 


ergleiche vorfihlagen. Jemanden zu eine Ber 


Strafe, der Hölle. Am häufigſten gebraucht man es jedoch von 
der anfchanuenden Erkenntniß eines Fünftigen Önsen. Der Vor: . 


"haben, ineiner Bermifhung mit andern Dingen deutlicher, als » 


Bor 1294 


der Ernte den übrigen Schnittern vorfchneidet, der erſte unter ih⸗ 
nen ift, der Ordnung nach; in einigen Gegenden auch der Der: 
fopnitter, wo das Getreide gemähet wird, der Yormähder. 
2. Bon dem Xctivo, eine Perfon, welche dir Speiſen borſchneidet, 
und an Höfen oft ein eigener Beamter, det dicfes zu thun verbum 
den ift, immittlern Lat, Dapifeida. In Popfen hatte man einen 
Kron⸗ Großvorſchneider von Pohlen, und einen Großvorſchnei⸗ 
ber von Litthauen. — 
vorſchnell, —er, — fir, adj. et adv. aus Hitze oder Unbe⸗ 
dachtſamkeit, vor der gehörigen Zeit ſchnell, im hoben Grade 
voreilig. Man it Dorfchnelf, wenn man die gehörige oder fihid- 
liche Zeit nicht abwartet. vorſchnell mir dem Munde feyn. 
Eine vorfohnelle Antwort. Lin vorſchnelles Berragem Ju 
einigen Gegenden vorfchhellig. EEE 

Der Dorfchnitt, des— es, plur, inuf. von- vorfchneisen,, an 

einigen Drtendas Recht, in der Ernte mit den Schnitte den An« 
fang zu machen, und fich zudem Ende der Schultter vor andern 

“zubedienen. TS. 

Der Dorfchnitter, ©. vorſchneider. 3 

Der Vorſchoͤß, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten, 
die — e, ein nur in einigen Gegenden, 5. DB. in dee Mark 
Brandenburg, übliches Wort, denjenigen Schoß zu bezeichnen, 
der von dem Bermögen der Unterthanen in den Städten gegeben 
wird, und der anandern Orten die vermoͤgenſteuer beißt; zum 
Unterſchlede von dem Pfundfchoffe, der von den Grundſtiken 
gegeben wird. Beyde Famen daſelbſt ſchon im funfzehnten 
Zahrbunderte Auf. ; ER 

Dorfihreiben, verb, irreg. act. (S. Schreiben.) 1. Vor eiwaz 
ſchreiben, obgleich feltener, So fönute man fagen, einem Buche 
feinen Hadmen vorfchreiben, ihn vorn in dasfelbe ſchreiben 2, 
Zum Mufter der Rachahmuug fehreiben, (1) Eigentlich , wo 
man jemanden vorfhreibt, in feiner Gegenwart fyreibt, damit 
er nachſchreiben lerne. Einem Rinde das Abe vorſchreiben 
(2) Figürlich, verbindliche Regeln des Verhaltens ertheilen, wel 
ches nur der thun kann, der uns zu befehlen hat, eigentlich, fo 
fern es ſchriftlich geſchiebet, in weiterer Bedeutung aber auch 
“mündlich, Jeman den vorſchreiben, was erfagen,thun, wir er 
handeln ſoll. Es iſt ihm vorgeſchrieben, was er thun ſoll 3» 
babe ihm nichts vorzufchreiben. Ohne ihnen etwas vorzu: 
ſchreiben. Im Oberdeut ſchen hat man daher das unvorſchreib⸗ 
lich/den ohne vorzuſchreiben. Daher das Vorfchreiben. ©, 
auch vorſchrift. Fin 

Vorſchreiten, verb, irreg. neutr. (S. Schreiten,) mit dem 

* Hülfsworte foyn. 1; Jemandenvorfchreiten, ihm im Schreis 
ten zuvor kommen. 2. Vorſchreiten, abſolute verwärts ſchrei⸗ 
ten: Daher auch im Oberdrutſchen figürlich, zur Sauptfäche vor⸗ 
ſchreiten, fortgehen, wo es denn auch fürſchreiten lautet. 

Vorſchreyen, verb. irreg.neutr. etact. (S. Schreyen) wel⸗ 
ches tin erſten Falle das Külfswort haben befommt. =, Binem 
vorſchreyen, Ihm etwas vorſchreyen, es in feiner Gegenwart 
ſchreyen, damit ereshöre, 2. Einem etwas vorfchreyen, Pa: 
mit er es nachfchreye: 3. Femanden vorfchreyen; ihn im 
Schreyen hbertveffen, ſt ärker fihrenen, als er. 4. Unter mebrern 

- ‚Stimmen ſehreyet eine vor, wenn man ihr Schteyen vor allen 
ander Stimmen höret. So auch das Vorfihreyen. 

Die Vorſchrift, plur. die —en ‚vondem Zeitworte vorfchreis 
ben. 1. Im eigentlichen Verſtaude, dasjenige, was einem ans 
dern dorgefchrieben worden, bamiter darnach fehreiben lerne. Be- 
fonders gedruckle oder in Knpfer geftochere Muſt er, darnach fchreis 
ben zuleenen. 2. Ju figüe& gem Berfkande, eine verbindliche Re⸗ 
get des Verhaltens, fie werdenunfchrifilich oder milndfich erthei⸗ 
let. Sich nach feiner vorſchrift richten, nach deu Vorfprift, 

Sr die 


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1205 Bor 


die man erhalten bat, 3. Von einer ungewöhnlichen Beden- 
hung des Zeitwortes vorſchreiben, ift die vorſchrift bey eini⸗ 
gen, eine fhriftliche Emvfeblung eines andern ; in welchen Falle 
es freylich Sürfchrift lauten ſollte. Indeſſen if es in diefir Ber 
deutung im Poch dent ſcheu felten, wo man dafür lieber audere Aus⸗ 
drücegebrandt. Notker überfigt Prophetia buchſtäblich durch 
Forelcrift 
Der Vorſchub, des— rs, plur, car. von dem Zeitworte vor⸗ 
ſchieben, doch nur in einigen und zum Theil veralteten Bedeutun- 
gen desfehben, 1. Die Handlung des Vorſchiebens, und der Zus 
fand, da etwas vor geſcheben wird, (1) Der Zuſtaud; in welchem 
Falle der Auslauf des Borderfievens im Schiffsbaue, d i. deffen 
‚voripärss arhende Richtung, auch) der Dorfchub genannt wird, 
2) Die Handlung; in welchem Ver ande men im Billard, dem 
Kegelſpiele u. 1. f. fagt, es babe jemand den Dorfipub, wenn er 
das Recht bat, vor sem andern zu ſchieben, der alsdann den Nach⸗ 
fıhub het, An einigen Örgenden wird. es auch der vorſchuß 

..gmannt, 2. Was vorgefehoben iſt oder wird. (1) Eigentlich, 
In dieſem Verſtaude nennt Fronsberg dasjenige, was auf das Pul⸗ 
ver bey dem Laden eines Stückes geſetzt oder geſchoben wird, den 
vorſchub/ welcher jegt unter den Rahmen des Vorſchlages am 

befanntefien if, (2) Figürlich. Jem anden vorſchub hun, ibn 
zu Erreichung feiner Abſicht thärig beförderlich ſeyn, beſonders 
durch Darceichung der dazu nöthigen Hülfgmittel, Man thut ie 
manden vorſchub, wenn man z.B. einem Landmanne das mans 
aelude Getreide zur Ausfact borget oder [henfet, einem Handwer⸗ 
Fer die Koften zur Auslage vorfchießer, die Materialien darleibet 
u. ſof. Da es dennand oft in weiterm Verſtande von jeder Hülfe 
oder Unterkügung gebraucht wird. Indeffen iſt es in diefer gauzen 
Bedeutung in der erffen and vierten Enduhg am üblichſten. Ih 
babe es durch feinen vorſchub erhalten, ws feine Ver⸗ 
mittrlung. 

Und nennet Fein Vergnügen eitel, 

Dem Wein und Liebe vorſchub thut, g 

Haged. 
Das ind —————— jetzt vexaltete Zeitwort vor ſchieben, Hül⸗ 
fe, Unter ſtützung leiften, fommt dem Frifch zu Folge, noch bey dem 
Srousdergvor. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift für vor— 
ſchub auch Zuſchub üblich. Wenn Friſch vorſchub für Auf—⸗ 

ſchub anführet, fo iſt esalsdann aus verſchub verderbt. 

Der vVorſchüſs, des — es, plur. die — ſchüſſe, von dem Zeit⸗ 
worte vorſchießen. 1. Die Handlung des Vorſchießens, ohne 
Plural. In dieſem Verſtande beißt in dem Billard⸗ und Kegel⸗ 
ſpiele, der Vorſchuß das Recht, vor einem andern zu ſchieben 
oder zu ficken , im Gegenſatze des Nachſchuſſes. (Siebe auch 
Vvorſchub.) Auch bey den Scheiben: und Bogelfchießen wird es in 
kieſem Berfiande gebraucht. 2. Von dem Nentro vorſchießen, was 
vorſchießt, da der Plural nur von mehrern Arten oder Duantitäs 

‚sen gebraͤucht wird. In den Weinländern ik der Vorſchuß ders 

jruige Moſt, welcher zuerſt vom den Tranben ſchießt, es geſchehe 
nun ohne Treten, oder— vermittelſt des Tretens, da es denn ſo⸗ 
wohl bon dem vorlaufe, als auch von dem vVordrucke, gebraucht 
wird. 3. Was borgeſchoſſen wird. In dieſem Verſtande wird bes 
ſonders oorgeſchoſſeues oder dargeliehenes Geld ein vorſchuß ge⸗ 
nannt, in welchem Falle es im Plural aleichfalls nur von mehrern 
Geldſammen gebraucht wird, Vorfchuß von jemanden verlan⸗ 
gen. Einem einen vorſchuß thun— 
ten, wieder bezahlen. Da es denn oft auch den Zuſtand bedeu⸗ 
set, da maneinem andeen Verſchuß gerhan bat. Bey jemanden 
im vorſchuſſe gehen, Bd vorge Ahoifen baden, Sich wer 
gen jemandes in Harken voeſchuß fegen, In viel Geld vorſchie⸗ 
fer. ©, Dorfpiefen. 


Den vorſchuß abarbeis 


Bot. 


‘ 3 * he * 3 


Der vorſchutt, deo — es plur.. iu. den Yügern, dasier 


nige Butter, welches den wilden Schwäne im Walde vorger 
ſchůttet wird. 


vorſchütten, verb,reg. act. vor eurem Dinge fetten, beſon ⸗ 


ders vor dem Viehe als Fuster ſchütten. Dem viehe Safır, Liz 
cheln n.f.f. vorfehütten. 

vorſchügen, verb,.reg, act. eigentlich, al einen Schuß, eine 
Schutzwehr vor fih her aufführen, Man gebraucht es am hänfig» 


ſten im figüelichen Verſt ande, als eine Ensfchnldigung, als eine. 
Rechtfertignng anführen, obne zu entſcheiden, ob fie gegründet tft j? 


oder nicht, wodurch es fi von vorgeben und vorwenden unters 
foeidet,. Worumfcpügenfieihre Umftande vor? Grk, Kine 
Krankheit vorſchützen, warum man nicht kommen konne. a 
auch die vorſchügung. : 


Der vorſchwarm, des —es, plur. die — (wärme, der erfie - 
Bienenſchwarm von einemStode in einem Jahre, zum uaterſchi · 


de von den Hahfhwärmen. 

Vorfhwagen, verb. reg. act, Einem etwas vorſchwa⸗ 
gen, es in deffen Gegenwart ſchwatzen, damit er esböre oder 
glaube. 


Vorſchwimmen/ verb.irreg. neutr. (©, —— air | 


dem Dülfsworte feyn. Einem vorfhwimmen, ihm im Shwime 
men zuvor fommen ; inglcichrn, ——— ſchviaruer· 
damit er uach ſchwimmen lerne. 

Vorſchwören, verb, irreg. act. et neutr. (9, oh seen.) 
im legteen Zalle mit haben, 1. Zinem vorſchworen, als ein 
Neutrum , indeffen Gegenwart schwören, damit er es höre nud 
glaube. 2. Bey denZechern fchwöret man jemanden sehn, zwar 
3ig Släfer vor, wenn man fie ibm wortrinfet, fein deſſen Begen⸗ 
wart teinfer, und ihm dadurch dieBerbindlichfeit auflegt, fir BAD 

zutrinken. 


Doch Raufbold — alsbald ur zwanzig ganze vor, 


Saba 


Das Vorfegel, — plur.ut nom. fing. in der Schifffabit, 
die Segel an dem Votdertheile des Schiffes, d. i. die an dem 


Bogfpriete und dem Fockemaſte befindlichen Segel; zen Unter⸗ 


ſchiede vonden zinterſegeln. Sirwerden auch, ud zwurtihtie 


ger, Oscherfegel genannt. 

Dorfeben, verb. * (8, Sehen.) weiches in doppelter Ges 
ſtalt vorkommt. «+, Als ein Aetipum, für vorber fehen, eine use. 
noch hin und — im gemeinen Leben übliche Bekeutnug. Wer 
Fonnte einen folchen Sail vorfehen 9 beffer vorber. ſehen. 24 
AS ein Neutrum, mit dem Hü'fswertr baben. (1) Binem 
Dinge vorfehen, ale mögliche Veränderungen desfelben vorher 
ſehen und beſtimmen; eine jegt größten Theils veraltete Bedeutung, 
von welcher indeffen noch das Haupiwort die vorſehung üblih 


iſt. Nar iu einigen Begenden höret man noch zuweilen ineuaerer 


Bedeutung, ih babe der Sache ſchon vorgefehen, dei. vorqubrus 


get, fiezum voraus veranſt altet. (Stebe Vorfehung.) (2) Sy. 


vorſehen, als ein Ree proenm, eigrutlich vor ſich ſehen, damit 

man im Geben keinen Schaden nehnie. Wenn die Sänftenteäger 
in Oberdeuiſchland dir vor ihnen ber gebenden mit einem aufge: 
ſchaut! warnen, fo rufen fie in Ober ſachſen vorge ſehen! Si vor⸗ 

fehen bedeutet überhupt aufınerffam-feyn, daß man Feine 


Schaden eder Verluft leide. Darum hithe dich und ſtehe dich 


wohl vor, Sir. 13,17. Ze hat ſid ſchlecht vorgeſehn, dad 
er dich zu n vorſprecher angenommen hat. Die Parfon, vor 
welcher man Ah hüthet, bekomnit das Vorvwort vor. Sebet euch 
vor. vor dem Sauerteige der Phariſaer, Marc, 8, 15; für (vor) 
den falſchen Propbeten,. Mash. 7, 25. Imderfen gebraucht man 


vorſehen im Ho oeutſchen am bänfigite en ————— 


S. Voſoicht 
Die 


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3518 Vorlehung, plur. inuf. von vorſehen 2 (2), mie yon der 
folgenden Bedeutung vorſicht üblicher iſt. ı. Div Handlung, da 
taan die künftigen Veränderungen einer Dinges vother fiehrt und 

* pefirmet, Go heißt es noch oft in den Kanzellepen, wegen einer 

\ &ahe Dorfehung tbun, fie anordnen, verbiethen u.f.f. 2. Im 
sheotogifhen Verſtande iſt die Vorſehung Gottes, die Veſt luu⸗ 
mung aller nicht nur fünftigen, fontern quch gegenwärtigen Ver⸗ 
änderungen feiner Gefchöpfe. Daher denn auch wohl Bası ſelbſt, 
in Rüdficht auf diefe feine Vorſehnug, in der böhern Schrelbart 
sie Vorfehung genannt wird. Was die, Dorfehung uber uns 
beſchloſſen hat. S. auch Dorficht. = er 

: Anm. Das Wort ift, befonders in der sweytewtheologifehen 

Bedeutung, nach dem Öried.argovosa uud Lat. Pi oyidentia ge⸗ 
dudet. Schon Kero überſetzt daher providere durch foraki- 

" fehen. Das p:o in dem Larrinifchen Worte bat dermuthlich 
biejeiigen irre geführet, welche diefes Wort Sirfehung gefchrieben 
und gefprochen wiffen wollten, indern auch hier dev Begriff des Vor⸗ 
herſehens ſehr merklich hervor ſticht. Pro und 

Soalriniſchen eben ſo oft verwechfelt,ats im Deut ſchen vor und für. 

Vorfegen, verb.reg.act. . Vorwärts fegen, veran ſetzen, nur 
noch zuweilen, Ben Stuhl vorfegen, fly vorfegen, vor» 

* mäers, voran. 2. Vor ein anderes Ding fegen. (+) Eigentlich, 
mit Berfchweigung diefes andern Dinges, Einen Stein vorſet⸗ 
gen, voreinLocdh. Kine Thür vorſetzen, vor eine Öffnung. Dus 
der iſt im Hütteubaue das Vorfegblecp,ein durchlöcherres Blech, 
welches vor das Wochgerinne gefegt wird. Die Vorfegwand, die 

Wand unten am Herde indem Schmelgofen. Bey den Buchbin⸗ 
dern ik dag Vorfegpapier, ein oder mehrere Blätter Papier, 
welche vorn und hinten an einem Buche mit angebeftet werden. 

. (2) In einigen engeren und figielichen Bedeutungen, in welchen 
= gs zugleich die dritse Endung erfordert. a. Zum Bunuffe vorſet · 
2. zu Jemanden Speifen, zu Eſſen, zu Trinfen vorfegen, ihm- 

’eın Bias Wein, eine Taffe Kaffeh vorfegen. b.* Vorzieben, 
£twas allen andern Dingen vorjegen,cin im Hochdeutſchen uns 
gewöhnlicher Gebrauch, wofür daſelbſt vorziehen üblücher iſt. 
€. Zemanden andern vorfegen, ihm die Aufſicht und Regierung 

“ über diefeiben auverrrauen, Der Slorte, der Armee vorgefeget 

werden. Semanden einem Amte vorfegen. : Daber ift ein 
Dorgefegter überhaupt, ein jeder, welcher audern zu. befehlen 
bat, üter fie gefegtift. Es iſt in diefew Berflande von dem wei⸗ 

" geften Umfange der Bedeutung, indem es von eincar jeden ge» 

> braucht werden kann, dem die Leitung oder Regierung anderer 


N 


bey ich deichliegen, Durch welches feſt es fi von vornehmen uns 
tericheider. Ich fegte mir vor, nach der Weisheit zu thun, Sir, 
761,24, Ich habe mir oft vorgefegt, zu euch zu Fommen, Röm. 
1,13. Sich eine Keifevorjegen. Man fegt ſich ofr vieles vor, 
und führet wenig aus. 
Dader das Vorſetzen, in den meiſten Bedeutungen, die vor— 
fegung, in einigen, und der Vorfag nur in der letzten. 
Ann .· Schon bey dem Kero furikelezzan, im Tatian furi- 
. fetzan. 


u 


des Zeitiwortes, was mit einem Borfage'gefchiebet, in einem: 


genſatze des unvorfeglich, Den Nächſten nipe vorfeglich ſchla⸗ 
gen, 5 Mofi 19,4. Jemanden vorfeglich beleidigen, Eine 
vorfegliche Beleidigung. Porfegliche Sünden, in der Theolo⸗ 
gie,die mi Senchingaitung und Vorfag geſcheben. Daher die 
Vorfeglichkeit, die Eigen ſchaft einer Handlung, da fiemit vor⸗ 
fag ſchiehet. dedler der Rinder, welche Vorſetzlichkeit un d 
Boͤs beit verrathen. — 


DW HT. 2. Fu, 


aewerdenim . 


aufgetragen iſt. d. Sich vorjegen, eine fünftige Handlung feſt 


%  Borfeglich, m, —fe, adj. et adv. inder festen Bedeutung 


Vor ſatze gegründet iſt, mit Wiffen und Geuehmhaltung; im Ges 


—— —* 


Bor 


vorſeyn, verb. irreg. neutr. (S. Seyn,) welches ſich ſelbſt zum 
’ Hülfsworte erfordert, nur im gemeinen Leben gebraucht wird, 
! aber auch alsdann richtiger getbeilt vor feyn, oder noch beſſer 
davor feyn, lautete Ich kann nicht durch, es ih erwas vor, 
davor. Wohin auch die R. A. gehöret, da ſey Gott vor! wo 
vor zu da gehöret. Das wahre zuſammen geſetzze Zeiiwort 
vorfeyn, für bevor fichen, iſt nur im Oberdeuntſchen üblich, 
wo es auch fürfeyn lautet. Die vorfeyende, fürgewefrne Kai⸗ 
ſerswabl. 
Die Vorficht, plur. inuf. von vorfehen, doch nur in einigen es 
deutuugen desſelben. 3.In dev vorlesten Bedeutung, wo ed 
auch, befonders in der dichterifhen Sihreibart, für Vorfehung 
von Goit gebtancht wird. Die Vorfiht Gottes, deſſen Bor, 
fehung. Der Vorfichevertranen, der Vorſehung Gottes, Es 
iſt in dieſer Bedeutung, fo neu nicht, wie einige glauben, indem.- 
ſchon Notker die Borfehung Gottes Forefihtineniet. 2, Bon 
dem Keciproeo ich vorſehen iſt die Dorficht, dag Bemühen, ſein 
gegenwärtiges Verhalten nachden Folgen desfelben einzurichten, 
und alles ſchädliche auf das möglichfie zuvermeiden, Mit vies 
ler Dorficpt zu Werfe geben. ‘ Alle Vorficht bey einer Sache 
anwenden, gebrauchen, Da es deum auch oft yon der Fertig» 
feit dieſer Bemühung, d.i, fir Vorfichtigfeie gebtaucht wird, 
Die Vor oht iſt eine Apr dev Klugheit, daher Kero diefe ayd) Po- 
ralcauunga aennet,  Sürfiche für vorſicht in — 
tungen laßt ſich zwar erflaären, iſt aber wider die wahrſcheinlichere 
Abſtammung jo wohl, als wider den Hochdeutſchen Sprachge- 
brauch, ©. Dorfehen. ER 
Vorfigytig, —er, fe, adj.etadv. ı. Vorfiht anwendend, 
äußernd. "Ein vorfichtiger Mann. vorſichtig feyn, bandeln, 
reden. 2. Inder Borficht gegründet. Bin vorfichtiges Betra⸗ 
gen. Luthers vorficheiglich iff im Hochdeutfchen veraltet. Dorz- 
ficytig lauter bey dem Kero forakelehanılihh, bep dem Not⸗ 
fer aber verlihtig. . : 


Die Vorſichtigkeit, plur. car. die Borficht, als eine Fertigkeit 
betrachtet, d. i. die Fertigkeit, fein gegenwärtiges Verhalten nach 
deſſen Folgen einzurichten, und alles ſchädliche auf das möglichfie 

zu vermeiden; da esdennauch häufig für vorſicht oder der Aus 
‚Berung dieſer Fertigkeit in einzelnen Fällen gebraucht wird. Mit 
aller Dorjicptigkeit zu Werfegehen. Deine Dorfiptigkeit, o 
Vater, vegieret das Schiff, Weish. 14,3, Bein Zorn kehrt ihn 
die vorſichtigkeit, Gell, die Vorficht, : N 
Dorfingen, verb. irreg. act. (6. Singen,) in Örgenwart eines 
andern fingen, 1.daß eres höre, Jemanden eine Arie vorfin- 
gen. 2. Daß er esnacfinge, Jonathas fang vor, die andern: 
fpragpen ibm nach, 2. Mace. 1,23. (9, Varfanger.) Befon- 
"ders, damit er nachfingen lerne. . Einem eine Arie vorfingen. 
So auch das Vorſingen. 
Der Vorſitz, des—es, plursinuf. der Zufland, da man andern. 
vorſitzet, den Rang im Sigen über ihnen bat. - Befonders, fü 
fern mir diefen Range dir oberfie Handhabung, Leitung: und Res 
> gierang einer Angelegenheit verbunden ift, da es denn das Lak: 
‚ Praelidiam’ausdrudt. Den. Vorfig haben, fo wohl über» 
haupt / oben an fißen, als auch im engeru Berfiande, Präfes feym; 
Den Vorfig bey einem Gerichte, bey: einer Difputation haben, 
präfidieven, Unter jemandes Porjige difputieren, unter defjen 
‚Präfidio, 

Yorfinen, verb.irreg. neutr; (G.Sigen,) weldes im Hoch» 
deuefohen das Hülfsworr baden, im Dberdeutfchen aber ſeyn bes 
fommt. 1. Einem andern vorfigen, im Sigen deu Rang ver 
ihm haben, über ihn figen ; im welcher Bedeutuug es doch wenig 
gebraucht wird, 2, Im engern Berflande, unter mehrern nicht 

Manu allein 


2208. 


* 


1299 Dot en, 
allein oben an fiten, fordern auch die Leſtung, Sandhabung de 
Hegierung der Angelenheitex unter ihnen führen ; in welchen 
‚Vertande doch nur des Mittelwort vorfigend, und zuweilen ach 
der Infinitiv, obgleich feltener, üblich it. Der vorfigende Riche 

ter, der das Präfdinm iu einem Berichte führer, Der vorigen: 
de Lchrer bey einer Disputation, der Präfes. Bey einer Disz 


putstion; bey einem Verhöre vorfigen,- beffer. den Dorfig 
baben, 


2 er Vorfommer, des—s, plur, ut nom. fing. in eitigen 


Gegenden ein Rahme des Ela. ; 
X ie Vorforee,plur. car, 
Sorge, — der — — Einrichtung einer fünftigen. 
Sache. In diefergrö ößten Theils veralteten Bederitung fast man 
nat noch ſprich wortsweiſe, vorſorge ift beffer, als Nachſorge; 
Dorforge verhürher Nachſorge. e Im weiern Verſtande iſt die 
vorſorge die vorber gehende Sorgfalt für das Beſte, und beſon⸗ 
ders für die Erhaltung einer Sache. Vorſorge tragen, Vvor— 
forge für jemanden tragen, Sorgfalt fürs fein Fünftiges Beftes 


anwenden. Die angftliche Sirforge (Morforge) für ihren Jun⸗ 


gen, Gel, Die Dorforge Gottes für feine Geſchorfe Es 
verhält ſich mit dieſem Worte, wie mit Vorfehung, indem in 
binden die Bedentung des vorher die herrſchende und die gang 
bare Bedeutungeine Figur diefes Begriffesif; Saber man auch 


. bier lieber das vor behält, obgleich für ſtehen muß, wenn der Ge 


geuftand der Vorforge befonders ausgedruckt wid, Das Zeitivort 
vorſorgen iſt nich üblich. 

Die Voripann, plur. inuf. Zugveeh, das i Pferde oder Och⸗ 
fen, welche einem fremden Megenrworäefvänhrt werden. Vor⸗ 
wann fordern.” Dorfpann nebwen, geben. Mit vorſpann 
‚Fahren. Daher vorſpannpferde, welche als Sorfpann gebcaucht 

wrden, 

Vor, pannen, verb. reg, act, vor etwas ſpannen. 1. Die Pfer- 
de vorfbannın, fie vor den Wagen fpaumen, Sin Tuch vor: 
fpannen, vor eine Dffnung. =. Pinem vorfpannen, feine Pfers 


de vor deſſen Wagen zn defto geſchwinderm Fot kommen frannen, . 


es geſchede nun ans Pflicht, oder aus Befäligkeit, oder auch um 
Lohn. Daher das Vorfpannen, and in der legten Bedeutung 
auch zumerlen die Voripannung. 

Vorſparen, verb. reg. act. zum votaus foaren, auf die Bu 
funft fparen. Sich einen Nothpfennig vorſparen. 

wie mancher baut ibm (ſich) nicht von Büchern eine 
Gruft, 

im feines — Ruf der Nachwelt vorzufparen, 
Günth. 

V xrſpiegeln — reg, act. Lim etwas vorfpiegeln, es 
als ein Blendwerẽ vormachen. 
ſpiegeln, ihn mit einer leeren Hoffnuug tänfchen. Daher die 
Verſpiegelung, wolches auch wohl das Blendwerk ſelbſt bedeutet. 
Spiegeln ſtebet bier in feiner erſten eigenubiimlichen Bedeutung, 
als das Sutenfivum von fpielen, Siehe Spiegein und Spiegel: 
fechten, 

Das Vorfpiel, des — es, plur. die —, ein von dem Haupt, 
fıtle, oder, in weiterer Bedeutung, vorder Hauptfache hergre⸗ 
endes Spiel, welches dasfelbe gleichfam aukündigt. 


es deun auch figürlich von einer kleinen Begebenheit gebraucht 
wird, welche vor der darauf folgenden größern ber gehet und fie 
gleich ſam ag kündiget. Dieſe Feindſeligkeit war dag vorſpiel 
des Rriegeg. 

D rfpielen, verb. reg. act. ı. Einem etwas vorfpielen, in 
weffen Geg nwart a einem a a ſpielen, ſo⸗ 


Eigentlich, die vorher gehende 


Zemanden letre Hoffnung vor⸗ 


In der 
S haufpielfunft iſt es ein kurzes Stůck, welches vor dem Haupt» 
ſtücke aufgeführer wird ; im Gegenfage des Hachivieles. Daher 





Bor 


mehr, — er es — ale auch, Samit er'rs — — 


Jemanden etwas auf der Slöte, auf dem Sigel vorfpielen. 


2. Figürlich, als ein Epiel, zuweilen ud) alsein Blendwerk vor- 
machen, Das in eine andere Lage geworfene KRleid hette meiner 


erregken Sinbudungskraft das Erſo eires —— Bor⸗ 


pers vorgeſpielet· ©. vorſpiegelo. 
vVorſpigen verb,reg. äct,'vorn, a —— Ente (risig: 
machen. Die Säfte zu den Nadeln vorfpiger, bey ven 
Nadlern. 
Die Vorſprache, plur. dien. 


veraltete Dedintung, in mweicher-biefes-WBorr ſchon if Borhorns 


Glofen Koralprache lautet. Im Oberdeutſchen iſt dafür noch 


Dorf pruch üblich. 2. Die Rede in eines andern ahmen, inglei⸗ 


-Werrzu eines andern Beften, ©. Siriprache, welches in re 


Bedeutung richtiger, auch bereitsgeiröhnticher iſt. 


Vorfpreshen,verb. irreg. S. Sprechen) velches in doppelter 


Geſtalt üblich iſt. x. Als ein Activum. Einem etwas vor- 
ſprechen, es in deſſen Gegenwart fprechen , Damit.er es nach⸗ 
ſprechen lerne. 
haben. Eine Orgelpfeifefpricht vor, wenn fie zu laut vor au⸗ 
deru gebörrt wird, 


ſcheinet. 
So auch das Vorſprechen. 


le.eg eigentlich fürſprechen heißen müßte, iſt nicht Br, 

Der Dorfi preiher, ©. Sürfprecher. 

Der dorfprang, ©. Vorigrung. 

Doripringen, verh.irreg. neutr, (©. Springen.) 
dem 

wart foringen, fo wohl, damit er es fehe, als. auch, damit er 

nadfpringen lerne. 2. Mit dem Hülfsworte ſeyn. (1) Kis 
nem vorfpringen, ibm durch Springen zuvor Fonimen, einen 
Vorſprung voribm gewinnen, Auch zuweilen figürlich, wo man 
jemanden vorfpringer, wenn man ſchnell über ihn befördert 
wird. (2) Bormäits fpringen, wo es am hãufioſten figürlich für 
vorragen gebraucht wird. 
weng vor, raget vor, 
then uf. f. 

Der Vorſpruch 8, Sücfpeni. 


Der Porfprung, des—ıs, plur. Sie = frränigez von den 


Zeitwortevorfitingen. ı. Die Handlung, da man jemau iden 


vorforinget, und ihm vorgeſprungen iſt, d. i. ihm durch vinen 


Speung zuvor gelominen iſt z ohne Plural, wo man beſonders 
im figürlichen Verſtande jagt, einen vorſprung vor jemanden 
haben, vor ibm voraus fern, fo wohldem Naume ua, als auch 


der Zeit, dem Vorzuge, dem Nauge nach. Wlan har vor iemanz ; 
- sen einen großendVorfprung, wenn man mit feiner Arbeitihon 


viel weiter gefommenift, als der andere,.wenn man dem Range 
nad) viel weiter befördert. tft, als era. 1. f. 
doch nur in.einigen Fällen, (1) Vorjpringende Thiile, 5, 3. 
kleine Zapfen an den Stiften inden Schlöffern, heißen. in vielen 
Fällen VYorfprimge, (2) In der Laudwirthſchaft ift der Vor— 
fprung, ineinigen Örgenden Dorfprang, ohne Plural, dasjeni⸗ 
‚ge Getreide, welcdyes.biy Worfelung des Getreides borweg fpritts 
get, und allemahl das reiuſte und bee if. Auch dasjenige Ge— 
treide, welches bey dem Aufbinden, Aufladen u, f.f. von jelbft 
aus den Garben fpringt ‚heißt in einigen Gegruden Vor— 
fprung oder Vorfprang. (37 Bey den Brafniwsindrenitern iſt 


dr. 


1." Die Vorrede vor eiem 
Buche, ingleichen der Firgang einer Rede, eine ins Hochdeutſchea 


2. Als ein Neutrum, mit dem Hü-f worte ° 


Fisürkich fagen die Mabler, daß eine 
Sarbe vorfpreche, wenn die untere Farkedncch bie obere durch» = 


vorſprechen in einee anderit vu 
Bahmen , insleichen zu defjem Bıften fprechen, ee 


1. Mit 
FKülfsworte haben. - Einem vorfpringen, in deifen Gegen⸗ 


Die Ecke des Saufes ſpringt ein 
— winkel/ Ziera⸗ 





2. Was vorſpringt, 


a EEE 


— 


DE EEE 


\ 


* 


2 
—— — 





der Dorfprung dasjenige, was bey dem Läntern des Branntweins 

- oder der zweyten Diftiffation zurrſt über gehet, trübe und blau⸗ 

lich iſt, und auch vorlauf, Niederſ. vörloop, genauct wird. 

Vorſpuken, verb. reg. neutr, mit dem Hulfsworte haben, wel⸗ 
ches nur im gemeinen Leben, beſonders Niederdeutſchlandes, üb—⸗ 
lich iſt, zur Andeutnug einer Fünftigen Begebeuheit vorber ſpuken, 
und überhaupt, ein Vorbothe einer künftigen Begebenheit ſeyn; 

da denn ein ſolches Anzeichen, oder ein folder Borbotbe, auch wohl 
ein Vorſpuk genanutwird, 
© Byfanzevfhättert Ach, und Friegt ein tödlich Grauſen, 
Ss ſpukt fein Untergang in bofen Zeiten vor, Günth. 
©, Spufen.. 

Die Dorftadt, plur. Sie — Kädte, die Sammlung von Eiuwoh⸗ 
nern ver den Thoren einer Stadt. Die Vorkädte un die Stab: 
se herum, 4 Moſ. 35, 3. In der vorkadt wohnen. Da man 
denn bald die fünmilichen vor allen Thoren einer Stadt, bald die 
v9: jedem Thor befindlichen Brbänse, collective die vorſtadt zu 
nennenpflegt. Im erften Falle bat eine Stade nur Eine Vorſtadt 
im legtera aber fo viele, als fie Shore bat. 

Der Vorſtädter, ses—s, plur. ut nom. fing. der Einwohner 


Der Vorſtand, des—es, plur. die — ſtände, vonben Beitr 
worte vorftehen, 1. Die Handfung-des Vorſtehens, wo es doch 
nur gebraucht wird, das Steben oder perfünliche Erfcheinen vor 
Gericht zu bezeichnen. Der gerichtliche vorſtand, der vor⸗ 
fandvor Gerigpt, Sinen vorſtand haben, fo wohl fih per⸗ 
föntich vor Sesicht fielen miiſſeun, als auch van Seiten des Ger 
sichies, Parteyeu perfönlich, befonders zur Pflegung der Güte, zu 
vernehmen haben zin Sachfen der vorbeſchied. 2. Was vorſte⸗ 
bet, oder zue Sicherheit für ein anderes Ding fiehet. In diefer 
Bedeutung iſt der vorſtand figürlich, bares Geld oder auch ein 
unbewegliches But, welche jemand zur Sicherheit des ihm auver⸗ 
trauten fremden Butes, übergibt ;eine Art der Caution. Pachs 

> ter oder auf Rechnung fißende Beamte oder Bediente macen 
vorſtand, wenn fie bey dein, der ihnen fremde Güter anvertcanet, 
zu deren Sicherheit ein binlängliches Capital oder angemeffene 
Hypethek niederlegen. Der Plural iſt Hier nicht üblich, außer etwa 
von mehrern Susmnten. 
Anm. Eheben bedeutete vorſtand auch eine vorfichende Per, 


ſchen veraltet iſt. 
Der Owl; inder, des —s, plur. ut nom. fing. gleichfalle von 
vorfteben, was vorficher. 1,.*&ine vorfichende Perjon, ein Vor⸗ 





= 
ER 





— 


vorftand. 2. Im Forſtweſen werden die jnngen Bäumtefansholz, 
welche man, bey Abtreibung des Schlagholzes, zum künftigen An⸗ 
wuchſe ſtehen täffet, vorſtander oder Oberſtander genannt. Doch 
führen ſie dieſen Rahmen nur nach dem zweyten Umlaufe der 
Schläge ; vorberheißen fie Laßreifer, Hegereifer, Samenreifer, 
nach dem dristen und vierten Schlageaber angehende Bäume. Au 
andern Gegenden hingegen führen die aken Bäume oder Haupt⸗ 
bãume diefen Nahmen, 
vorfiechen, verb. irreg. (S. Steihen,) welches in doppelter 
Geſtalt vorkommt. 1. Alsein Neutrum, mit dem Hülfss 
wortehaben, wo es doch nur in einigen befoudern Bedeutungen 
gebraucht wird. (2) Man ſagt, es ſteche etwas vor, wenn 
e3 vor andern um dagfelbe befrudlichen oder damit vermiſchten, 
verbundenen Dingen mit vorzüglicher Stärke empfunden wird, 
wo nmian es am häufigſten vonder Empfindung durch das Beficht 
.. gebraucht. Line Sarbe ſticht vor, wenn fie ſtärker ais andere, eins 
pfunden wird. Die Grundfarbe flieht vor, wenn fie durch die 
obere ſichtbar wird, Ingleichen figürlich, Der Zigennug ſticht 


—— — 


"Bor ” De 


. einer Borftadt, fo wieStädrer den Einwohner einer Stadt bedeunt. 


fon,d, i. einen vorſteher, in welchem Sinne es aber im Pochdeut⸗ 


ſteher; in welcher Bedeutung es aber eben fo ſehr veraltet iſt, als 





Bor 1502 
bey jeman den merklich vor, wenn er felbigen vor andern Mei- 
anugen deutlich Äußert. (2) Im engeren Verſtande il vorſtechen 
zuweilen fo viel, ald vorragen; daher Goldmann das Maß, um 
welches ein krummes Glied in der Säukenordnungen einem Ende 
iweiter hervor tritt, als an den andern, die Vorftechung nannte, 
die alfo von dir Yusladung und Aus laufung noch verfchieden 
iſt, obgleich andere alle drey Wörter als gleich bedeutend ges 
brauchen, H) 

3, Alsein Kerioum) wo ein Loc) vorftechen, oder nur wor: 
ſtechen überhaupt ift, ein Bock mit einem fpigigen Werfzeuge ſte⸗ 
hen, um mit einem Faden, einer Nadel u, ſ. f. nachftechen zu kön» 
nen. In diefem Berfiande ſtechen fich die Lederarbeiter die Los 
eher in dem Leder vor, welches bey den Schuſtern mit dem vor⸗ 
ſtechorte geſchiehet. 

vorſecen, verb.reg, act. ver etwas ſtecken. Einen Kagel vor⸗ 
ſtecken, vorein anderes Diug, damit es z. B. nicht-abfalle So 
fteckt man einen Hagel vor das Rad, damit es nicht von der. 
Achſe laufe, Daher der Vorkednagel, oder im gemeinen Leben 
vorKeer, ein folcher vorgeftedter Nagel. Einen Lag vorſte⸗ 
Een, ihn an den vordern Theil des Leibes ſtecken, daher eine Ark 
Läge ben der weiblichen Kleidung der Dorftekelag genannt wird. 
vorfteck armel, Ärmel mit Manſchetten, weldje an. oder vorge⸗ 
ſtecket werden; ſalbãrmel. 

Der Vorfeder, des —s, plur. ut nom. fing, ein Ding, welches. 
vor ein anderes geſteckt wird, damit es nicht ablaufe oder abfalle, 
in vielen Fällen des gemeinen Lebens; ein Voriiefnagel, ein 
vorketpfiodn.f.f. ©. aud Stößel, 

Vvorſtehen, verb, irreg, neuır. (&. Steben) welches in 
den meiften Fällen mit feyn, bey —* in manchen Fällen auch 
wohl mit haben virbunden wird. 1, Vorwärts, herdor ſtechen; 
wo es im Hochdeutfchen — mit haben gebraucht wird, 
Ss ftehet vor, raget vor. Das Haus ſtand zu weit vor, vor⸗ 
wärts, 2. Vor einem andern Dinge ſtehen. (1) Eigentlich, wo 
es doch ſeltener gebraucht wird. Man ſtehet nichts, es ſtehet et⸗ 
wasvor, beſſer davor. Jun engern Verſtande ſagt man in der 
Jãgerey, der zZund ſtehet vor, oder ſtehet oem Safen, den Wach— 
teln 8. ſ. f. vor, wenn er fo abgerichtet iſt, daß er vor den 
aufgeſpürten Hafen oder Federwildbrete fo Lange ſtehen bleibt, big 
fie gefcheffen oder gefangen werden, dadennein folcher Hund ein 
vorftebender Hund genanut wird. Die Subnerhunde und 
Wachtelhunde find von diefer Art, In eben dem ſelben Verſtau⸗ 
de ſagt man, der zund ſtehet den Hafen, wenn ct vor demſel— 
ben vorſtehet. (2) Hänufiger iſt es in einigen figürlichen Bedeu⸗ 
tungen, a) Vorſtehen müfſen, perfönfid vor Gericht erſchei⸗ 
nen müſſen. Die Parteyen find heute vorgefanden, vor. Ge⸗ 
richt. GS. Vorkand.) b) Es fieher mir vor, cs ahndet mirz 
ein nurim gemeinen Leben üblider Gebranch, in welchem auch 
vorgehen üblich if. c) Einem Dinge vorfiehen, die Aufficht 
über die Beftinuauug des Veränderlichen in demſelben führen, 
doch nur von Menſchen und noch häufiger von menfchlichen Auges 
legeubeiten. Abrahams Knecht frand allen Gütern feines Herz 
venvor, 1 Mof.24,2. Jotham and dem Haufe des Bone 
ges vor, 2 Chrom. 26,1, So jemand feinem eigenen Haus 
fe nicht weiß vorzuffehen, ı Tim. 3,5. Die Alteſten, die 
wohl fürieben, Kap. 5, 17; für vorfiehen, ob es gleich abſolu⸗ 
te, uud mit Berfebweigung der dritten Endung im Hoch deut⸗ 
(benungewöhalih iſt. Sinem Amer vorfeben. Seinen Ges 
ſchaften nicht länger, vorſtehen Fönnen, Die Sonne dem Tage 
vorzufteben, den Mond und Sterne, dev Nacht vorzufiehen, 
Bf. 136, 8, 9. Dober dag Dorieben. 

Der Dorkeber, des ⸗s, plur. utnom. fing, a. Eine Pers 
for, welche vorſtehet, in der letzten Bedeutung des Zeismwortes 3 

Nunn 2 win 





305. Ber 


< 


wo es doch nur in einigen Fälen gebraucht wird, eine Perſon zu 


* bezeichnen, welche der Verwaltung der Büter eines andern vor⸗ 


ſtehet; Fämin. die Vorfteberinn. Daher find die vorſteher 
oder Kirchenvorſteher, verpflichtete Perfonen in der Gemeinde, 
welche den Kirchengütern vorgefeget find. An manchen Orten 
werden auch die Heimbürgen oder Synbdicl rines Dorfes Vorffe⸗ 
ber-genannt. Vorſtand oder vorſtänder waren ehedem im wei⸗ 
tern Verſtande von einem jeden Aufſeher üblich. 2. Ein Ding, 
welches vorſtehet; doch nur in der Anaiontie, mo die vorſteher 


zwey fugelige Drüfen unter dem Halfe der Harndblafe find; Las 


.tein. Proliatae, 


Vorſtellen, verb. reg. act. vor etwas oder Hor ein anderes Ding 
fielen. "1, Eigentlih, we es doch nur noch zuiveilen gebraucht 
wird, Einen Stuhl vorſtellen, vor das Bett, 


Du bätteft mich, o, Seind, gefället, 

Und ſtießeſ heftig zu mir ein; 

Doch hat der gert ſich vorgefellen, Opitz. 
hat ſich vor mich geſtellet. 

2, Figürlich. (1) Vor ein anderes Ding ſtellen, d. i. in deſ⸗ 
fen Gegenwart flelien, um etwas zu beurtheilen, zu betrachten, 
zu wählen u. 4. fe; wie vorlegen. Er hat dir Seuer und 
Waſſer vorgefieller, greif zu welchem du willt, Sir. 15, 16. 
Sie wandeln nicht in meinem Gefeg und Rechten, die ich 
euch vorgeiteller babe, Jer. 44, 10; wofür man doch jegt lies 
ber gegeben, vorgefchrieben, fagen würde, ° Am häufigften ge- 
brauche man es noch von Perfonen. - Serodes gedachte Petrum 
nach Oftern dem Volke vorzufielfen, Apoſt. 12, 4, 6, ihn dem» 
feiben als einen Verbrecher darzuftellen. Jemanden dem Kö— 
nige vorflellen, damit der König ihn fennen lerne, Sic bey 
Sofe vorſtellen laſſen. Ein Geiflicher, ein Beamter wird der 
Gemeine oder den Untergebenen vorgefteller, wenn er ihnen 
feyerlich, als ihr Prediger oder Vorgefegter, dargeſtellet und ge» 
zeiget wird, 

(2) Die Geftalt eines Dinges kenntlich machen, eigentlich, 
einem andern-die Geſtalt eines Dingeg kenntlich machen; wo 
es wieder in verfchiedenen Fällen gebraucht wird. a. In mehr ei- 
gentlichem Verftande ſtellet man jemanden etwas vor, mens 
man idm die Geftalt eines Dinges anfchauerd erkenuen macht, 
3. B. durch Abzeichnung, Abreißung u. ſ.f. In welcher Bedens 
sung es doch ſeltener gebraucht wird. b. Zn einer andern Ein- 
ſchrankung fellet man etwas vor, wenn man Binreichend« Er⸗ 
Benntniß- und Beftiinmungsgründe erhält, worans die Beſchaffen⸗ 
heit eines andern Dinges erfannt werden kann; zunãchſt auch 
von der äußern Geſtalt, aber auch häufig in weiterer Bedeutung. 
vorſtellen ik indiefem Berflaude dem wirklich feyn entgegen ge⸗ 
ſetzt. Dev Schaufpieler Keller auf der Bühne den König vor, 
Der Stein foll einen Räfe vorfiellen. Er ſtellet was großes 
vor, fagt man im gemeinen Leben wenn ſich jemand fehr vornehm 
beträgt. Es fieller jemand bey einer Hochzeit den vater vor, 
wenn er deffen Stelle vertritt. Daesdenn in der vertraulichen 
Sprechart auch oft für wirklich ſeyn gebraucht wird. Vergeben 
fie mir nur, daß ich noch immer den Zerſtreueten vorftelle, 
Gell. Doc fie fellen einen fehr Hummen Zreund vor, eben 
derf. c. Einem etwas vörftellen, ihm eine anſchauende Erkeunt⸗ 
if davon beyzubringen fuchen, 

Die Zurcht Helle Wölfe groß, als Stiere, 

Gefhwader groß, wie seere, vor, Lichtw. 

Ya weiterer Bedeutung ſtellet man jemanden etwas vor, wenn 
man ihm dur Worte eine thätige Erfenntnig von einer Sache 
nad) allen ihren Theilen und Folgen Bepzubringen ſucht. Jeman⸗ 


— ER 
BO 5 a 
den fein — die unmoglichk eit einer ce den Une: 
sen einer Unternehmung vorfellen. Es ward ibm vorge 
ftellee , wie viel er dabey verlieven würde. d. Sich etwas 
vorkelken, vigentlich, eine anfchanende Erfenntniß davon ha⸗ 
ben. Stellen fie ſich mein Entfegen vor, Aber auch über- 
baupt, fih einen Begriff von einer Sache machen, Das kann 
ich mir leicht vorftellen, das Fann ih mir unmöglich vor— 
ſtellen. Das hörte ich mir nicht vorgefieller. Dan muß fi 
die Dinge fo vordclen, wie fie wirklich find. Sih Gott 
in feiner Größe vorftellen. Ich flelle mie die Sache fo vor. 
Vorftellig, ad. weldes.nur in Einer Bedeutung des vorigen 
Seitivorteg, und zwar auch hier nur mit dem Zeitiworte mach en 
gebraucht wird, Jemanden etwas vorktellig machen, ihm einen 
Begriff von den Umſtänden und den Folgen eıner Handlung bey» 
zudringen fuchen, um dadurch auf feinen Willen zu wirken, eine - 
‚4hätige Erfeuntniß der Befchaffenpeit und Folgen einer Sache 
bey ihm zu erweden fuchen ; -wo-e$ gin wenig nachdrücklichet iſt, 
als vorſtellen in, eben der ſelben Bedeutung. 

Die Vorſtellung, plur. die—en, von dem Zeitworte vorftel⸗ 
len. 12 Die Handlung de3 Vorftelleng, in alleu Vedeutungen. 

Die vorſtellung eines Predigers, eines Beamten, da er fel, 
nen_Untergebenen vorgeſtellet wird, Die vorſtellung eines 
Schauſpieles. 2. Was vorgeftellet wird. (1) Die innliche 
Nachahmung menſchlicher Handluugen auf der- Schanbühne, 
und diefe nachgeahmten Handlungen felbft, heißen oft eine Dor= 
ſtellung. In die Vorftellung geben. Kine Vorſtellung mit an⸗ 
fehen. 42) In der vorletzten Bedeutung des Zeitwortes iſt die 

- vVorftellung eine Rede, wodurch man bey, jemanden ine thãtige 
Erkenntniß der Umftände und Folgen einer Handlung zu bewir⸗ 
ken ſucht. Semandendienachdrudlichften Vorſtellun gen tbun, 

Alle vorſtellungen waren fruchtlos. Ich babe ihm alle mog⸗ 

liche vorſtellungen gethan, Gell. (3) Bon der lestan Bedeu⸗ 

tung des Zeitwortes iſt die vorſtellung Ar-engerer und eigentli-⸗ 

cher Bedeutung das Bild, weldes man fich von einer Sache in 

Gedanken macht, in weiterer aber, ein jeder Begriff von einer 

Sache, die Idee, Vorſtellungen haben, Beguiffe, Gedanken, 

Unfere Empfindungen richten fich nach den Vorfleungen ı uns. 

ſers Verfiandes, Gel, Man gebraucht es indeſſe n in dieſte wei⸗ 

tern Bedeutung ata häufigſten im ganz allgemeinen Verſt ande, 

indem in einzelnen Fällen Begriff üblicher iſt. Die vorſſellung ® 

von der Unendlichkeit der Welt, beſſer dev Begriff. So bald 

es aber die bloße Handlung bedeutet, wird Dorfkellurn auch bier _ 

ohne Anftoß gebraucht. Daher die vorftellungskraft, bieftraft 
eine auſchauende Erkenntuiß, und im weltern Verſtande, Begrif⸗ 

fe, zu haben. : 

Die Vorftönge, plur. die—n, in dem Sciffssaue, die vordere 
Stenge, d.1. die Stenge oder der erfte Auffatz des Fockemaſtes, 
welcher auch die Sodeltenge heiße. 

Der Vorftich, des —es, plur. die —e, im Hüttenbaue, der erſte 
Stich, weicher nach der Wochenſchicht vermittelſt des Stichei⸗ 
feng gemacht wird. 

Dorftopfen, verb.reg. act. vor etwas Ropfen, Werk vorſto⸗ 
pfen, vor eine Öffnung. So auch die vorſlopfung. 

Der Vorſtoß, des —es, plur. die —ſtoße, was vorſtößt, nur in 
einigen Fällen. Bey den Werkleuten iſt es ſo wohl ein hervor 

ragender Theil, als auch die Hervorragung. Ja der Bienenzucht 
wird die zãhe ſchwarzbraune Materie, womit die Bienen ihren 
Bau. an den Seiten der Stödebefeftigen, die Dffnungen derfel- 
ben verwahren u. f. f. Ser vorſtoß genannt, in welchen Falle es 
feinen Plural leidet, Ben andern beißt diefe geobe Materie das 
vorgewãchs, das Stopfwachs/ Beh uff 


1} 





3 





— Ber irreg. (©. Stoßm ) & ik: ı ‚Ein Neutrum 
mit dem vSũlfcworte ſeyn. 1) Vorragen, hervor ragen, Fir 
ne feltene, nur in einigen Füllen übliche Sedeusung, (2) In man» 
en Gegexden gebranddt man esauch, wie aufſtoßen, d. i. ut 
dermuthet begegfien.. Wenn ihm einige Gelegenheit. vorgefioßen 
wäre / Gryph. 
Theile zu ſtoßen. Jemanden vorfioßen. 

. Ponftröden, verb.reg. act; i. Vorwãrts oderhervor Med, 
Die sand, die Zunge vorſtrecken. 2. Leihen, doch nur in fols 
Sen Fällen, wo man jemanden etwas leihet, welches er in einem 
andern Dinge von eben derfelben Art und eben demſelben Werthe 
wieder gibt. Man frederiemanden Geld vor, wenn man ihm 
ſelbiges vorſchießt. Die Koſten vorſtrecken. Aber man ſtreckt 
ihm auch Getreide vor, ſo fern es der andere mit anderm Getrei⸗ 
de eben der ſelben Art und Menge wieder erſt attet. Im gemeinen 

Leben höret man auch oft,jeimanden ein Brot, eine Mandel Eyer 

‚uff. vorſtrecken. Aber wenn eben dasſelbe Ding wieder gegeben 
wird, 5.2, ein Buch, ein Pferd, fo wird diefes Zeitwort im Hoch⸗ 
deutſchen nicht gebraucht. (S. auch Dorfihießen.) Im Ober⸗ 
deutſchen iſt für vorſtrecken * darſtrecken üblich. So auch die 
vorſtreckung. 

Anm. Strecken iſt hier das Intenfivum von reichen, daher es 
auch von andern Dingen als Geld gebraucht werden kann. Daß 
es aber im Hochdeutſchen nicht in den Fällen üblich iſt, wo man 
ein und eberrdasfelbe Ding leihet und wieder gibt, rührer bloß von 
dem Gebrauche her. In manchen Provinzen gebraucht man es 
. ohne Unterfcpied für leihen oder borgen. 


Vorfreichen, verb. irreg. act. (8. Streichen.) 1. Vorwärts, 
nach vorn zu flreihen. Die gaarevorftreichen. 2. In einem 
Buche, in einer Schrift etwas voritreichen, es durch einen vorn, 


an dem vordern Ende gemachten Strid Degeichhen, So eh die, — 


vorſtreichung · 

Vvorſtreuen, verb. reg. act. vor etwas Kreuen. 
das Sutter vorſtreuen. 

Der. Vorſtrich, des —es, plur. Sie —e,einvoen, an dem Vorder, 
theile gemachter Steig, In diefem Verſtande ind Hey den 
Schlöffern vorſtriche, die Striche, d. i. nit ticfen Einfehnitte, 
an der vordern Fläche eines Schlüſſelbartes daher auch derjenige 


Den Sühnern 


‚Sheil in dem Eingerichte eines Schloffes, um welchen fich ein 


Vor ſtrich drehet, der Vorfirich genannt wird, 
vorſtricken, verb,reg.act. Einen Strumpf sorkriden, ihn 
vorn neu ſtricken. . - 
vorſuchen, verb, reg. ı. — herdor ſuchen, doch nur im 
gemeinen Leben. Etwas unter dem Tıfcde vorſuchen. 
Neutrum mit haben, auf welche Art es bey den Jägern üblich iſt, 


wenn fie, mit dem Leithunde vor einem Holze hinziehen, um zu fer 


ben, was für Wild im Felde geweſen. 
und bey den Zägern arsch die Dorfuche, 


Der Vorfumpf, des —es, plur. die —fimpfe, im Bergbaue,ein 
Sumpf, % i. Vertiefung in einer Grube, wo fih das Waſſer ſam⸗ 
melt, welches man dur) Röhren eranz ziehen will, 


Dortanzen, verb, reg, neutr, mit dem Hülfsworte baben. 
1, Boran tanzen, unter mehreren tangenden Perfonen der erfte, 
‚der Ordnung nad) ſeyn. 2. Einem andern vortanzen, in deffen 
SBegenwart tanzen, fo wohl, daß eresfebe, alsauch, daß er dar⸗ 
nach tanzen lerne. 3:.Femanden vortanzen, ihın durch geſchwin⸗ 
des Tanzen zuvor kommen. 

Der Vortänzer, des —s, plur. utnom. Ang. Fämin. die wor: 


Daher das Dorfuchen, 


tanzerinn. ı ‚Eine Perfon, welche unter mehrern tangenden Pers 


. Sfenendieerfieder Drdnungnad ift. Noch häufiger, 2.vine Pers 





— Bor. 


2. Ein Yctivum, vorwärts, nach dem — 


2. Ein 


1 306 


fen, welche die Sänge —— angibt und teitet, ihnen gleichfam 
„portanzet. Bey dem großen Haufen Heißt ein foicher Vortãnzer 
det Platzmeifter oder Plagknecht. 


Der Vörtheil, des —es, plur, die —e. 1. * Eigentlich, ein 
Theil, welchen jemand vor andern voraus hat oder befomnit; in 
welder Bedeutung e3 ghedem odne Sweifel von einem Erbsheile 
gebrancht wurde, welches jemanden zum vorau⸗ vermacht wurde, 
Im Schwed. ift Fördelsäker noch jegtein Acker, welchen ſich 
jemand, wean er. fein? Grundſtücke unter feine Kinder vertheilet, 
zurück behält, Diefe Ableitung wird auch durch das gleich beden- 
tende Franz. Avantage und Ynmittlern Lat, Adevantagia, 
Advantagium, beftätiget, welches einen ſolchen Erbtheit bes 
deutete, welcher jemanden zum voraus vermacht wurde, Zu dei 
For, Aragon. ifi win Titel: De avantagiis, quas uxore 
praemortua, velipla [uperltite, virautejus [ucceflo- 
res habere .debent ; ingleichen, de adevantagiis, quas 
vir et ejus haeredes habere debent ante partem. Do 
diefe Bedeutung ift im Hochdeutſchen veraltet, wo es, 


2 nur noch in verſchiedenen ſigürlichen Bedeuntungen gebraucht 
wird, 

(1) Als ein Conererum. a. Im Handel und DS audel ie 

es der Üderfchuß, der nach Abzug der Koſten von einer Waaro 
ober Arbeit übrig bleibt; der Gewinn, in manchen Fällen auch 
der Mugen: Esift hier eben fo unbeſtimmt, als Gewinn, und 
"Tann fo wohl voneinem erlaubten und billigen, als unerlaubten 
und übertriebenen Überfchuffe gebraucht werden. Der Plural iſt 
indiefer Bedeutung nicht üblich. Suche nicht Vortbeil, wenn 
&u opfern ſollſt, Sie. 35, 15. Auf ſeinen Vorcheil febeh. Sei⸗ 
ne Waaren mit vortheil verkaufen. Einen vortheil vere 
N abfäumen, aus den zanden laſſen. Etwas feines vortheils 
wegen thun. Einen vortheil machen, im gemeinen Leben, 
einen Gewinn an etwas haben. Stoſch glaubt, das Wort Ge- 
winn fcheine mehr Wageırund Gefahr vorans zu ſetzen, als Yor- 
theil; allein, dazu bar ihn wohl der Gewinn im Spielen vers 
leitet, der doch smr. eine engere und untergeordnete Bedeutung des 
Wortes Gewinn iſt. Der Sprachgebrauch fcheinet Feiner Untere 


ſchied unter beyden Wörtern in diefer Bedeutung gu machen ; at“ - .. 


#er, daß vortheil mehr im 'geireinen Leben, Gewinn aber mehr 
in der edlern Schreibartvorfonunt. 5b, Ja weiterer Br deutung, 
jede Art von Vollkontmenheit, welche ein Diug vor dem andern 
vorans Bat. 1. Im weiteffen Berftande, wo es ſehr unbetimins 
i®, and alle Umflände unter ſich begreifen kann, weiße zur Voll⸗ 
fommendeit eines Dinges gereichen, oder zur Beförderung der Ab⸗ 
ficht einer Perſon dienen fönten. Etwas zum vortheile des 
gemeinen Wefens thun, gu deffen Beſten. Der Staat bat 
viele Dortheile von blühenden Eolonien, zu welchen Vorrheilen, 
denn fo wohl die Beförderuug der Macht, als auch des Anfehens, 
des Reichthums, des Fleißes n.T.f, gehören. Das’ wird zu 
deinem Dortbeile geveichen. Was fin Vortheil bat du da— 
von? Bin Buch bringt uns Dortheile, wenn es uufere Er⸗ 
fenntniß erweitert. Bin Landgut hat viele vortheile, wen 
es eine-gute Lage und andere Umftände hat, welche nicht ben ei⸗ 
nem jeden Landgute angetroffen werden. Denvortheil eines ®rz 
tes in Acht nehmen, deffen zu unferer Abficht dienliche Beſchaf⸗ 
fenheit, Eine Armee bat viele Dortbeile vor der andern vor⸗ 
aus, wenn fie foldhe Umflände vor ihr voraus hat, welche ihr 
- das Übergewicht geben tönnen. Sich alle vortheile zu Muge 
machen, alle günſtige Umſtände. Seinem $einde Jen vortheil 
. abgewinnen, ablaufen, einen günſtigen Umſtand, welcher 
ibm das Übergewicht geben könnte. Seinen Dortheil in Acht 
nehmen, einen folchen aAnpigen” Umftand, In dem vortheil 
Mounz liegen, 


1307 Bor. 


Hegen, fi fi ch an einem vosthrilhaften FR in einer noctbeifäften 
Lage befinden, 

Segt fegteinFahler Troß, der in dem vortheil liegt, 

Den beſten Helden ab, Opitz. 

2. In einigen engeren Bedeutungen, &. *Überlegenheit an Werth 
und Würde; eine jegt veraltete —— wofür Vorzug übli⸗ 
Ser ift, Gebe wir einen Doreheil? Gar Feinen, denn ꝛe. 
Röm. 3,9; d.i, einen Vorzug, Go auch v. 1. was haben denn 
die Züden vortheils? B. Eindefonderer Handgriff, Zeit, Müle 
nnd Koftenzu eriparen, Etwas mit einem gewiffen Vvortheile 
shun. Es gehẽeret zu allem ein Dorsheil. Seine Voriheile 
geheim halten. 

(2) Als ein Abſtractum, der Zuſtand, da ein Ding einen Vor⸗ 
zug vor andern hat; ohue Plural, Eine Schrift, welche fich 
vor andern fehr zu ihrem vortheile aus zeichnet. Wohin au 
die R. U. gerechner werden fönnen, fi im vortheile befinden, 

ſich aus dem Dortbeiie begeben. 


Anm. Ir Niederfächfifchen gleichfalls voordeel, im Schwe⸗ 
difchen Fö:del.. In einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt es 


im ungewiſſen Geſchlechte üblich, welches auch bey dem Opitz 


ud in der Deutſchen Bibel Sir, 20, 23, vorkommt, dage⸗ 
gen es in andern. Stellen richtigee der vortheil lautet: In 
eissigen Niederdent then Gegenden iſt für Vortheil vorbate üb⸗ 
lich, welches von Bate, Rutzeu, Hochdeutſch, baß, beſſer, 
abſtammet. 
wWoͤrtheilen, verb. reg. neutr. welches mit dem Hälfsworte 
haben gebraucht wird, aber nur im gemeinen Leben einiger Ge⸗ 
genden üblich ift, auf feinen vortheil, d. 1. Gewinn, Außen, 
bedacht ſeyn, beſonders, fo fern ſolches auf eine uneriaudte Art 
geſchiehet. 
Bürger ind Füch ſe zum Sgmeigehn und Schmiegen, 
vortheln Berücken, Sinanzen und Lügen, Logau— 
Wer im Geringen bübelt, wo man nicht viel ge⸗ 
winnt 
Wird mehr in Sachen vortheln, die mehr genießlich 
find, eben derf. - 
Am Hochdeutfchen gebrand)t man es nur in der Zufaimmenfegung 
bevortheilen und überportheilen, 


vortheilhaft, —er, —ele, adj, et adv. ı. Von vortheil, 
Gewinn, ift vortbeilbaft. (+) Seinen Bortheil fuchend, Fertig, 
feit befigend, in allen Dingen voruchmlich auf feinen Vortheil zu 
fehen, und darin gegründet, Vvortheilhaft ſeyn. Ein vor⸗ 
heilhafter KRaufmann. 
Die vort heilhafte Stadt, wo Kabrung zu gewinnen, 
Saft jeder muß auf Liſt, auf Ti’ auf Kante finnen, 
. Logan, 

Am Sochdeutſchen ift es in die ſer Bedeutung nur noch in einis 
gen niedrigen Sprecharten üblich, wu kıanes, fo wie dag edlere 
eigennugig; gemeinidlich nur im nachtheifigen Verftaude, von 
der herrſchenden unerlaubten Neigung zum Nntzen und Gewinn 
gebraucht, (2) Vortheil, Nusen, Gewiun bringerd, in wels 
er Bedeutung es zwar im Hochdeutſchen fehr häufig ift, aber 
doch in derfelben mit der folgenden, 2. weitern Bedeutung zus 
ſammen fließt, wo alles vortheilhaft genauns wird, mas unfere 
Abficht zu befördern geſchickt iſt, oft auch, was zur Vollkommen⸗ 
heit eines Dinges gereicht, furz, was einen vortheil in der wei- — 
tern Bedeutung enthält und gewähren, Das wird dir fehr vor— 
tbeilbaft feyn, wird dir Mugen bringen, deine Abſicht beför- 
dern, Die vortheilhafte Lage eines Ortes. Der Ort ifrfehe 
vortheilhaft gelegen. Ich babe in meinem Leben nichts 


Vogtraben, verb. reg. act. mit feyn. 


Der Vortrag, tes—es, plur. di 


Vortragen, verb. irreg. act. 





x Bor: 


chelhafteres, Gel. Sie if Fehr vortheilhaft gewachſen. 
Das vorthrilhafteſte Licht fin Mahler und KRupfernecher 
ift das Lit von. Norden, weil es ihrer Ab ſicht a sen 
ßeſten iſt. 


Vortheiliſch⸗ er, — tr, adj. et adv. welches — 


ſchen unbekanut iſt, und nur noch in der Drutſcheu Bibel für vor⸗ 


theilhaft in ber erſten Sedeutung vorkomnit. verflucht ſey der. 


vortheiliſche, Mal. 1, 24. Ein vortheiliſcher Menſch läffer 
ihm nimmer genügen an feinem Theil, Bir. 24,9. 


Das Dorthier, des — es, plur. dire, rin nur bey den Jä⸗ 


gern übliches Wort, bey dem Wildbret und den Geuiſen dasjenige 
Thier zu bezeichnen, weiches unter mehreru voran scher, den Trupp 
gleichſam führet. 


Vorthun, verb. irreg. act. (S. Thun,) welches nur im ges 
Die Schürze. 


meinen Leben üblich if, 1. Vor eiwas thun. 
vorthun, vor den Unterleib. 
Thůe ſchieben. 
ublicher ift, 


Den Riegel vorthun, vor die 


Der Vortiegel, des —s, plur. ut nam, fing, aufden Salgen_ 


vortheilbafteres für mid geböret, nichts angenebmeres, fmei- 2 


2. Sich vorthun, wofür doch bervor thun 


hütten, der Tiegel, worin ſich das Werk ſammeit, und aus ade 5 


chem es bernach in Füpferne Pfannen gegoffen wird, 


Der Vortrab, des— es, plur. doch nur ſelten, und zwat von 


mehrern Haufen, dieſer Art, die—e, ein Eollectivum , denjeni⸗ 


- gen Hauien Menſchen zu bezeichnen, welcher vor dem Gaupt -⸗ 
oder voeuebtrſten Haufen herziedet, zum Unterſchiede vonven . 


Nachtrabe. Es war chedem von den Arnıeen fehr üblich, iſt 


- aber nuamehr größten Theils veraltet, feit dem Vortruppen, 


und beſo aders das Franzöfifche Avant⸗ Garde, üblicher gewor» 
den. Luder hat dafür das noch ungewöhnlichere Dorttaber, 
Du fanstoh vor die bee Seine vortraber, Weish. ı8, 8. 
Ededest ar dafür auch vorhuth und Vorzug üblich), eeiß 


von traden, infeiner veralteten weisern Bedeutung für geben, 2 


jieben, 

1, Einem vortra⸗ 
ben, ihm im Trabe vorreiten, durch Traben zuvor kommen. 
2. Ju deffen Gegenwart sraben, damit er 28 febe, and nachtra · 
beu lerne. 


den Zeitworte, doch nur in deſſen letzter Bedeutung. 
Handlung des Vortragensohne Plural. So wohl in der weitern 
Bedrutung. Der Vbrtrag göttlicher Wahrheiten. Als auch 
in engerer Bedeutung. Den vortrag bey dem Sinken haben, 
dazu verordart ſeyn, deu Fir Ren die vorkommenden Sachen 
vorzutragen. Kine Sache in Dortwag bringen, fie ehiem 


Dbern oder einem — en Collegio zur überlegung oder 
Die Art und Weiſe, wie mar et⸗ 
Da denn afeındie Borfk Hungen und Aus · 
drücke, fonccen auch die Stellung des Nedners und deffen Brwe⸗ 
gungen nitzum Vortrage gehörru, welche letztern man den au— 


Entſchließung vertragen. 
was vorträst. 


ßern Dortrag neunet. Einen faßlichen, verſtändlichen Vors 
trag haben. 3. Dasjenige, was man vorträgt, eine Reihe zu⸗ 
füsumıen hangender Ausdrücke, andern dadurch mit einander ver« 
Früpfte Vorſtellnugen beyzubriugen ;ingleichen die Sache, welche 

" man auf diefe Art zu des andern Kenutniß bringt. Mein Vortrag 
ſoll dieſer feyn. Kine, vortrag abkürzen. — 
S. Tragen.) 1,& fern vor 
vor einem>andern ber bedeutet, trägt man jemanden das 
Schwirt, eine Loternen.f.f. vor, wenn man felbige vor ihm 
ber träget, 
teiber arg; ——— machen. (1) Zu mehr eigentlichexi Ver ſtande, 
wo es in der Deutſchen Bibel nꝛe heinahls von den Speiſen —9 — 
egen 


ie — träge, von dem folgen⸗ 
a. Die 


.. Bor einem andern tragen, d. i. es ibm nnmite - 


x 


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Par | 







21809 :.\: ; -BHE 
fegen gebraucht wird, Eſſer, was euch wird vorgetratten, 
Luc 10, 8. Und man trug ihnen Effen vor von feinem Tiſch, 
3 Mof. 43, 34. Im Hochdeutſchen iR esin diefer Bedeutung ver: 
‚alter. (2) Im fiaürlichen Verſtande, duch eine Heide zuſammen 
bängender Ausdrücke, Vorftellungen bey andern zue rwecken ſu⸗ 
Gen. a) Im weitern Verſtande, wo es ab ſolute und ohne Meldung 
der Perfon gebraucht wird. Die Gabe haben, etwas deutlich 
vorzutragen. Kr trug die Sache ehr rübrend vor. Wo es 
üderal gebraucht werden Fann, wo eine Keibe zufammen hängen 
den Ausdrücke oder VBorftellungen Start findet. by In engerer Bes. 
deutung. Einem etwas vortragen, es durch eine Reihe zu tote 
‚en bängender Vorſtell angen gu deſſen Beurtheilung oder Wohl, 
zu deſſen Wiſſenſchaft beingen. Der Gemeinde göttliche Wehr: 
‚heiten vortragen. Bine Sache dem Landesherrn vortragen. 
Ihm eine Riage, eine Bitte vortragen. Beine Sache dem 
Rathe vortragen, . So wohl die Reihe zufammen häugender 
Vorſtelluugen, als auch die Abficht, unterſcheiden diefes Wort von 
vorstellen. N : 
Daher die Dortragung in ber erfien und der Vortrag in der 
letzten Bedeutung, * 
"Dortraglid, —er, — ſte, adj. et adv. ein Oberdeutſches 
‚Wort für nützlich, beilfam, wofür im Hochdeutfchen zurräglich 
üblich iſt. Vermuthlich von eiuer veralteten Bedeutung des Zeit 
wortes vortragen, nach welcher es auch nügen, heilfam feyn, be: 
dentet hat. * 
vVrerefflich —er, —ſte adjret adv. andere Dinge feiner Art 
an Güte und Vollkomnienheit weit übertreffend, in boden Grade 
vorzuglich wofür auch nur das einfache treffiich gebraucht 
wird. Lin vortrefflicher Mann, Line vortrefflide Schön: 
beit. Das ficber vortrefflich aus, Flingt, ſchmeckt vortreff⸗ 
lich. Vortrefflich fingen, tanzen n.f.f. können. ine vor 
treffliche Natur haben. Jemanden einen vortrefflichen Link 
leiſten. Die Natur hat dem Menſchen nichts vortrefflichers, 
als den Verstand gegeben, Sonnenf. Er aß und fand die 
Eruchtvortrefflih ven Geſchmack Er läßt es ſich vortreff⸗ 
I ſchmecken. Da es denn oft auch in einem vorzüglich ho⸗ 
ben Geabe bedeutet. vortrefflich fhwören, Huchen, trin 
ken Fönnen. ax Er % 
Arnm. Bon der Abflammung des Worte (S. Trefflich) Da 
dieſes allein ſchon fo viel als vortrefflich bedentet, das letztere auch 
wider die Natur der mit vor zuam men gefeßten Wörter den Ton 
auf der zweyten Sylbe bat, fo ſcheint por Hier aus dein intenfiyen 
ver verderbt zu feyn. Ehedem war für vortrefflich auch übertreffe 
lich üblich. e 
Die VortreffiichFeit, plur. die —en. 1. Die Eigenſchaft, da 
ein Ding vortrefflich ift, ohne Piural. 2. Eine vortreffliche Eis 
genfehaft oder Sache, mit dem Plural, In bepden Fällen zuwei⸗ 
len auch nur TrefflichPeir. 


vortreiben, verb. irreg. act. (S. Treiben.) 1. Vorwãrts, her⸗ 
vor tretben. Das Wild vortreiben. 2, Bor einem andern treis 
ben, d.i, freibend in deſſen Gegenwart bringen, damit er es ſehe. 
Sich das Vieh vortreiben laffen, es zu befichtigen. N 
Vortreten, verb. irreg. neutr. (S, Treten,) mir dem Hülfsiwors 
te feyn. 
etwas treten, z. B. vor eine Dffnung, beffer davor treten. 3. 
Einem vortreten, feyerlih und langſam vor ihm hergrheu. Zur 
weilen auch, obgleich feltener, dem Range nach dor oder über ihn 
.. gehen. S. vortritt. x 4 
Der DVortrieb, des—es, ober die Dortrift, plur. car. in 
einigen Gegenden das Recht, fein Vieh eher als andere, auf die 
Beide zu treiben ; im Gegenſatze des Nachtriebes oder 


1. Vorwärts, berpor treten. Tritt vor. 2. Be 


Bor 1210 
ser Nachtrift. Den vortrieb, sie vortriſt haben ©. 
vorhuth. i 

Dorfrinten, verb. irreg. act. et neutr. (S. Trinfen,) welches 
im legten Falle haben bifonmt, Einem vortrinken, in deffen 
Grgenwart trinfen, dawit er nachtrin ken lerne, Im gemeinen 
Leben aud), jemanden im Trinfen übertreffen, 


Der Dortritt, des—es, plur. car. von dem Zeitivorte vortre⸗ 
ten, das Hecht, einen andern vorzutreten, d. i. Sem Range nah 
vor ihm zu geben ; ein im Hochdeutfchen feltenes Wort. Den 
vortritt vor jemanden haben, den Hang. 

Die Dortruppen, fing. car, die erſten oder vorderfien Trupben 
eines. Kriegesheeres oder eines beträchtlichen Thriles desjeiben ; 
Franz. die Avant: Garde. ©, Vortrab. 

Voriben, verb. reg. act. vorlänfig üben, 'ducch vorher gehende 
Übung zu etwas geſchickt machen; ein feltenes Wort, Ein wenig 
häufiger it das Wort Vorübung, piur. die—en, fo wohl : e 
"Handlung des Borübeus, als das dadurch erwachſene Product. 
Soll ſich der Dichter nicht voruben ? Klopſt. vorübungen in 


der Beredſamkeit, wodurch man ſich zu einem künftigen Redner 


zu bilden ſucht. 

Porüber, ein Nebenwort, eigentlich dee Ortes, figürlich aber auch 
der Zeit, vor einem andern Dinge über, d. i. an dem vordern 
Theile Hin und weg; wo es in der edlern Schreibart gern für das 
im täglichen Umgange gewöbnli Here vorbey gebraucht wird: 

1, Eigentlich, vondem Orte. Wern denn nun meine Sıry- 
lichkeit voruber gehet, — bis ich vorüber gebe, > Mof. 33, 22. 
di. dor dir vorbey. Daman vorüber ging, flehe, da wir er 
Sabin, Bf. 37, 36. Die aber vorüber gingen, läterten ihn, 
Matih. 27, 39. So aud vorüber laufen, reifen u, ſ. f. 3> 
gar der Menſch gebt fühllos bier vorüber, Wo andere mir 
ekler Unempfindlichkeit voruber geben, da. lächeln manniz- 
faltige Sreuden um ihn ber, Geßn. 

Wenn der Gegenftand, vor welchem etwas vorbey gebet, ver⸗ 
mitselft eines Nennwortes ausgedruckt wird, ſo oflegt man im ge· 


meinen Leben wohl dag porufer zn trennen, und aladaun dag or 


vor dem Nennmworte zu ſetzen; welches auch febr oft in der D.at- 
ſchen Bibel geſchiehet. Und da der Here vor feinem Angeficht 
über ging, 2 Mof.34, 6. Habe ich Gnade funden vor deinen 
Augen, fo gebe nicht vor deinem Knecht über, » Mor 18,3 
Meine Brüder geben verichtlich vor mir über, H:ob 6, ı5, 
Paulus harte befiploffen,, vor Epbefo über zu Schiffen, Apoft. 
20,16, Den Übelflaug, welchen diefes in der edlen Schreibart 
verurfaht, vermeidet man am fiherfien dadurch, daß man das 
Rebenwort ungetrenntläffet, und vor vor dem Nebenworte wie⸗ 
derhohlt. Er ging voruns vorüber. Wie bitter iſt der Top 
dann, wenn et vor dem: Unglüdlichen vorüber geht! Wo 
man in der zöhern Schreibdart‘ auch wohl das vor wegzulafe 
fen pflegt. 

Tieffinnig ging mein Vater mie vorüber, Schleg. 

Da ging der holdſelige Weſt, zuerſt gefühle, mir vorü— 

ber, Zach. ‘ 

Menn aber einige bier die vierte Endung gebrauchen, fo ſcheinen 
fie theils durch die im Lateinifhen mit praeter ineben demjels 
ben Verſtande zuſa umen gefesten Zeitwörter derleitet zu fepn, 
praeterire villam, praetertabijaliquid u. f. f.tbeils durch 
die figurliche Bedeutung des vorbey, einen vorbey geben, ihn über⸗ 
geben. 

Der Shlaf wird mi vorüber gehen, Zach, 
Bald wird ein Mädchen bier den Pfad vorüber gehn, 
ſchon, wie eine der Grazien, Geßa. Die yeineien re 

miſſet 


1311 Bor 


miffet der, der nachlãſſig deine S hönheiten (Natur) vor: - 
über geht, eben derf. In allen diefen Stellxn empfinder ſchon 


das Dbe den Übdellaut, der aus Verfeplung des techten, dem 
vor gebührenden Endung eiuſtehet. Higegen, einen voruber 
gehen, d. i. ihm übergehen, würde dem Sprach gebrauche nach rich · 
Ager in der vierteu Endung fieben fünnen, wenn es nur gebränche 
lich wäre, 

3, Figüelfth, der Zeit nach, wie vorbey, gleichfalls nur in der 
edlen Schreibart, von einer verfloſſenen Zeit, noch inebr aber 
Bon einer zu Ende gegangenen, oder doch aus unferm Empfiu⸗ 
dungstreife gewichenen Wirkung oder Handlung. Das Fahr, 
die Woche, die Stunde, iff nun vorüber. Bis dag das Unglück 
vorüber gebe, Pf. 57, 2. ‚Verbivge dich einen kleinen Augen⸗ 
blid, bis der Jorn vorüber gebe, Ef. 26,20, Die Schmerzen 
find noch nicht vorüber. Iſt der Zufall vorüber. 

Anm. Die älteſten Deutſchen Schriftfteller gebrauchen für 
dieſes Nebenwort entweder furi allein, furifaren. Ottfried 
vorüber gehen, oder uvre allein, wie Wilferam. über wird noch 
” imgemeinen Leben einiger Gegenden, befonders Nieder deut ſch⸗ 

landes, für vorüber gebraucht. 

Ja wär’ der Thränen erſter Ausbruch über, Schleg. 
Die Vorübung/ S. vorüben. 


Das Dorurtheil, des —es/ plur. die ⸗e e ein fr Ücibeif, eine 
Deinung, welche man ohne gehörige Unterfuchung für wahr 
bält, ein vorgefaßtes Urtbeil, welches man überein Ding fället, 
ebe man es gehörig unter ſucht hat, und im weitern Berftande, 
eine jede, ohne gehörige Prüfung angenommene Mteinung. vor⸗ 
urtheile hegen. Ein vorurtheil ablegen. Step von allen 
vorurtheilen losmachen. Herrfihende vVorurtheile, uuer⸗ 


wieſene Säge, welche ung dergeſtalt zur Gewohnheit geworden, 


daß wir auch ohue unſer Wiffen nach denfelben urtheilen. Es 
iſt ohne Zweifel nach dem Muſter des Latein, Praejudicium 
gebildet. 


Des Vorvieh, des —es, plur, car. in der Landwirthſchaft und 
denjenigen Schäfereyen, wo-die Schäfer nicht auf der Anmenge 
fliehen, diejenigen Schafe, welche dent Schäfer und deſſen Leuten 
von der. Hevrfchaft frey gehalten werden, 


Die Vorwache, plur. die —n, die vorderſte oder äußeefe Wade 
eines Haufens Soldaten, wofür doch Vorpoſten üblicher iſt. 
Das Vorwachs, des —es, plur. car. dasjenige klebrige * 
womit die Bienen alle Offnungen des Stockes zu verftopfen, und 

die Wände zu überziebem pflegen; Kitt, Propolis. 


Vorwmägen,verb.reg. act. und Dorwiegen,verb. irreg. act. 

(S.Wiegen.) Einem etwas vorwägen, im gemeinen Leben vor— 

" wiegen, vs in deffen Gegenwart wägen, fo wohl, ibn von dem Ge, 
wichte zu überzeugen, als auch, damit er nachwäzen lerne, 


Dorwalten,verb, reg. neutr. mis dem Hülfsworte Haben, durch 
überlegeae Kraft fid) vorzüglich äußern, vorzüglich von andern 
- Abnfichen Dingen empfunden werden z ein befonders im Ober— 

deutfihen übliches Wort, wo es gemeiniglich fürwalten lautet. 


Daß ders Nugen hierunter vorwalte. Den Glimpf, die Gna= 


de vorwalten laſſen. Es waltet Fein Zweifelvor, Das vor: 
waltende zinderniß. Da es denn auch wohl von Hochdeutſchen 

Schriftſtellern nach geahmet wird. Der Ligennug walter bey 
ibm beſonders vor, flicht ben ihm vor, hat bey ihm die Oberhand. 
Es walternoc ein anderer Grund vor, warum u. f.f. 


Die Vorwand, plur, die —wände, von vor und Wand, die 
vordere Wand, die Dorderwand, zum Unterſchiede von dee 
Sinterwand, Sonennen einige die Außere Sitte eines Bebäus- 


des, rang. die Fagade, die Vorwand, Im Hüttenb aue iſt eg: 


diem and vorn an drui Scmeizofen iber * ER wovon man 


bafelbfi.auh das Zeitwort vorwänden bat, eine wandelbarger 


wordene Vorwand ausbeſſern oder new aufführen. Im Forftwer 
fen wird jo wohl die. Holzung voru au den Bergen, als auch der ı 

. Rand vou Gebölz, welchen man vor einem Öcheirfichen läſſet, 

- die Dorwand genannt. 
wand in der Fägerey der erfle Gang oder bie — Wand eines 
‚Klebegarnes, 

Dex Vorwand, des —es, plur. die wände, von Sm Zeiworte 


vorwenden, dasjenige, was vorgewendet Wird, eine erdichtere, 


7 ungegrümdete, oder doch verdãchtige Ur ſache. Unter dem vor⸗ 
wande der Selbſtbeſch iczung zu den Waffen greifen. Die Res 


ligion muß oft zum Dorwande deg. Müßigganges dienen, * 


manden allen Vorwand benehmen. 
Vorwarten, verb. reg. neutr. nit haben, @inem vorwarten, 
im den Rechien, auf dem Wege aufihn lanern, in der Abſichi, Bu. 
de an ihm zu üben, S. Wegelagerung. 


Vorwarts, ein Nebenwort des Diss, die Richtung — — 


gung nach vorn, oder dem Vorderiheile zu, su bezeichnen ; im Ge⸗ 

= genfage des hinterwärts und rückwaͤrts. Vorwärts geben, 
laufen, Wir Fommen feinen Schritt vorwärts. Zıwas 
vorwärts biegen. Sich vorwärts Heigen. Zuweiten, vbsleich 
ſeltener, and) von den Stande der Rube für vorn. Den Seind 

vorwarts angreifen, von born, 
dir. bin, 5 : 

Vorwaͤſchen/ verb, reg.act. 
. Gegenwart wafchen, damit cr es fehe, oder wafcpen lerne. Fir 
guürlich iR einem vorwaſchen, ihm vorplaudern, fm verächtliepene _ 
Verſtande. Was furein Gemiſch von Heucheley und —— 
waſchen fie. mir da vor? 


Door ’g, ein Hebenwort, fo wohl des Ortes, alsder Zeit, vor — 


ne audern weg. Es iſt im gemeinen Leben und der vertraulichen 
Spredart am üͤdlichſten. vorweg geben, voraus. Ich babe 
ihn nur vorweg geſchickt, und komme bald nach, ‚voraus, Lei, 
Etwas vorweg Paufen, es audern vorfqufen. Den Lohn vor⸗ 
- wegnehmen, ibn vor der gehörigen Zeit nehmen, ſich voraus bes 


zahlen laſſen. Er bat ſchon alles vorweg, hat es voraus belom⸗· * 


nien. Es iſt von vor und weg zufammen geſetzt. ER 


Porweinen, verb,reg. act, et neutr. mit haben. Einem vor⸗ 


weinen, in defjen Gegenwart weinen, ihn dadurch zu rühren, Mr, 
vorweiſen verb. irreg. act. 18: Weifen,) hervor weiſen. rs 


4 


was vorweiſen, es andern werfen ‚ es aufiweifen., Zinen 
Schuldſchein vorweiſen/ vorzeigen‘, anfweifen, Brief und 
Siegel von jemanden vorzuweifen haben. Ka die. 


’ orweifung. 


Die Vorwilt, plur, inuf. die Weltvor uns, d. i die Menfiben, 
welche lauge vor mus gelcht haben. Dauon die Dorwelt Mike 
weder noch geheret, Opitz. 


Vorminden, verb.reg. etirreg, act. (8. Wenden,) welches 


aut im figürlichen Berft ande zebrancht wird, zur Ur ſache, zum 


Bewegungsgrunde anführen, wo es alle Mahl den Aebenbegtiff 
einer, entweder erdicht⸗ en oder verdachtigen, oder doch nicht hin⸗ 
läanglichen Urſache bey ih führet, (Siebe auch Vorgeben und 
vorfwugen) Line Unpäßlicpkeit vorwenden, zur Enlſchuldi⸗ 
gung anführen. Er wandte vor, die Zeit ſey dazu zu kurz ge⸗ 
wieſen. Der machte ſich bald auf, und wendete vor, er müßte 
"Renten einnehmen, 2 Macc. 3,8, 
Siehe auch Vorwand. 
Anm. Es liegt hier eben die F Figur zum Grunde wie in — 
ſchützen, daher es irrig iſt, wenn einige es nach Dberdeurfger 
Sitte fürwenden geſchrieben und geſptochen wiſſen FEDER 


ı De 


In einem andern Verſtande iſt die Vorz 


Es liegt vorwärts, vor - 


£inem vorwafchen, in defieu £ 


v0 


Daher die vorwendung. m 








doeinen Sudwug fledet, | 
Dem Sunde einen Knochen vorwerfen. Den wilden Thieren 


vorgeworfen werden. 2. Figürlich. Jemanden etwas vor: 
. werfen, es ihm als eine Unvolllommenhe mit Heftigkeit, mit 
Uugeitümwieder in das Andenken bringen, wo die damit verbuns 
dene undin dem Worte werfen gegründete Heftigkeit es von vor⸗ 
wütfen und vorhalten unterfiheider Arie ſolchen Worten warf 


.. Bor 1314 
Der Dorwig in ein Werk, mit dem fich Narren plagen, 
er 3 Eanig. 
Der Sürwig (Vorwig) und der Geiſt der Liebe 
Sahır oftmabls ſchon ins SlügelPleid, Haged. 
vorwitz ii es, die Rathſchlüſſe Gottes ergründen zu wollen, 
5 nm. Schon bey dem Ditfried kommt firuwizzi für voriwite 
sig, nimis Curiolus, vor; bey der Winsbedinu lautet dag 
Hauptwort Furwitz, und im Doerdeutfchen noch jetzt Sürwig, 
Schwed. und Jsländ. Forvita, Angelf, Fyrewitneile. &s 


fie ihm fein Blend vor, Tob. 2, 29. Wenn mans ihm vorwirft, bedeutet odne Zweifel zunächſt das Verlangen, etwas vorher sw 


fo thut esihm in verzen web, Sir, 25,24, Jemanden die ge: 
noſſenen Wohlthaten, feine Ungefaltheit, feine Armuth, fein? 

Sinfalt, ein begangenes verbrechen u. [. f. vorwerfen. Daher 
das vorwerfen. ©. auch Vorwurf. ; 


2 Das Vorwerk, des —es, plur. die —e, ein von einem Landgute 


welches als ein eigenes Werk, oder u Auftalt betrachtet 
wird, © Lin Meierhof. Kin vorwerk beſtehet gemeiniglich aus 
einigen von einem Hauptgufe abgefonderten und mit den dazu nös 
thigen wirthſchaftlichen Gebäuden verfehenen Läudereyen. Gs 
führet den Rahmen ohne Zweifel daher, weil es ſich gemeiniglich 
vor dem Hauptgute befindet -ob es gleich im Oberdeutſchen 
Suhrwerk lautet, und daher manche zu einer irrigen Ableitung 
 veranlaffer hat, als wenn das vorwerk eine Auſt alt wäre, wohin 
dasZuhrewefen von dem Hauprgute verleget wordeu,iwelches zwar 
im einigen, aber vielleicht nur in wenigen Fällen zuseifft. In 
Baiern heißt ein Vorwerk ein Schwaig. ! 
Der Dorwefer, des—s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Vor: 
weſerinn, eine Perfon, weiche vor uns in einem Anke, oder in 
einen gewiffen Berhäftniffe gewefen if, wofür doch iin Hochdruts 
ſchen vorfahr gewöhnlicher iſt. R 
- Dorwiegen, verb.irreg. GS. Wiegen.) 1. Als ein Yerivum, 
(S.Vorwägen.) 2. Als ein Neutrum mithaben, andere Dinge 
an Gewicht übertreffen, eine Bedeutuug, welche nur jelten vor« 
kommt, j —— 
vorwimmern, verb. reg,act. etneutr. in jemandes Gegen, 
wart wimmern, damit er esböre. Ich ermangelte auch nicht, 
die kleinen Seufzerlein meiner Schweſter vorzuwimmern, 
£ Weiße. ; > : 
7 Der Vorwind, des—es, plur.die —e, inder Schifffahrt, ein 
J Wind, welcher den Schiff: gerade im Rüden kommt, der mit 






gerade vor demfelben befindet; dev Kückenwind. 


winfeln, damit er es Höre. Du fſollſt nichts dabey thun, als 
meiner Schweſter deine Liebe vorwinfeln, Weige. 

Das vorwiſſen, des —s, plür. car, der Inſinitiv des veraltes 
ten Zeitwortes vorwilfen, vorher wiflen, als ein Hauptwort ges 
braucht, der Suftand, da man Keuntnitß oder Biiffenfchaft von 
einer Sache hat, ehe fie gethan oder vollzogen wird; zumeilen 
auch der vorbewußt. Es it mit meinem vor wiſſen gefihe: 
ben, ich habe vorher darum gewußt. Etwas ohnejemandes 

s ‚Borwiffen tbun. 
Der Vorwig, des —es, plur, car: ein voefchneller, voreiliger 
> Wie, iu der weiteren Bedeutung diefes Wortes, d. i. die nuges 
ordnete Neigung, ung ſchͤdliche oder doch unnöchlge Dinge zu 
wiffen und zu erfahren, bloß, um fie zu wiffen und zu erfahren, 
inen Mann zu nehmen habe ich gewilliger, in deiner Surcht, 
und nicht aus Vorwig, Tob. 3,19. Was deines Amts nicht 
il, dalaß deinen Vorwig, Sir. 3, 24: 
Adel. W. 3, 4, Th, 2. Huf, 









— ae 


— ® 
TERN F 


er 


* 


— u 


9 adgefondertes und vornehinlih zur Viehzucht beſt umies Stüd, . 


dem Curs des Schiffes einerley Sırich hat, fo daß fig das Schiff - 


Vorwinfeln, verb, reg.act, etneutr. in. jemandes Gegenwart 


‚ das bedeutet nichts Gutes. 
Dorzeichnen, verb. reg. act. 1, In jemandes Gegenwart, oder 


wiffen, und ineügerer Bedeutung, das voreilige Verlangen, ſchad⸗ 
liche oder doch unnöthige Dinge vor der Zeit zu wien, daher fich 
die Schreibart Fürwitz mit nichts entſchuldigen laßt. S. au 
Wiß begierde und Neugier. 


vorwitzig, —er, —ſte, adj.etadv, Vorwitz habend, ãußernd, 


und darin gegründet. vorwitzig ſeyn. Ein vorwitziger Menſch. 
Eine vorwigige Srage. Daher die vorwigigkeit, der Juſtand 
oder die Fertigkeit, da ein Ding vorwitzig iſt, wofür doch vorwitz 
gewöhnlicher iſt. 


Das Vorwort, des —es, plur die —woͤrter. 1.Fürfprache, Fürs 


bitte, ohne Plural; eine nur im Riederdeusfchen übliche Bebeu⸗ 
sung, wofür Juvwore richtiger ift, (S. das ſelbe.) 2, Ben den 
neuern Sprachlehrern werden die Präpofttiones im Deutfchen 
Dorwörter genannt, weil fie dev Regel nach vor ihren Neunwör⸗ 
tern ſteben, deren Verhältniſſe fe ausdrucken. ; 


Der Vorwurf, des —rs, plur. die —würfe, von dem Zeitworte 


vorwerfen. 1, In der Aügerey wird die Lockſpeiſe, das Aas, 

weiches man den Raubthieren leget, um fie dauu zu fangen, 

der Vorwurf genanut, ſonſt auch die Luderung. 2. Eine mit 

Heftigkeit oder Bitterkeit verbundene Erinnerungan ein beganges 

nes. Dergeben, oder an eine Unvollfommenbeit. All— diefe 
Vorwürfe treffen mich nicht. Machen fie mie noch fo. viele 

Vorwürfe, Oel, Jemanden einen Vorwurfüber etwas ma— 

en. Da es deun noch häufiger in weiterer Bedeutung gebraucht 

wird, fo wohl die Erinnerung anein begangenes Vergeben, als 

auch das damit verbundene nachtbeilige Urtheil anderer zu bes 

grichnen, fo daß ſich der mit dem Zeitwors® vorwerfen verbundes 

ne Begriff der Heftigfeit verliere. Ich habe mir deßwegen kei⸗ 
ne Vorwürfe zu machen, darf mic) Feines daben begangenen 

Verbiechens beſchuldigen. Ich quale mich unaufhorlich mit 

den nagenden Vorwürfen, dich unglücklich gemacht zu haben, 
Duſch. Das gereicht dir zum Dorwurf, zum nachrbeiligen Ur⸗ 
theile anderer über deine fittliche Befchaffenbeit. 3, Bey einigen 
Neuern it diefes Wort fo viel, als Gegenftand, dasjenige zu bes 
scichnen, wovon man fpricht oder ſprechen will, oder iberhaupt, 
womit man ſich beſchãftiget, da eg deun eine bloß buchſtãbliche 
Überſetzung des Latein. Objectum, auch um der Zweydeutigkeit 
dieſes Wortes Willen unſchicklich iſt, und daher von wenigen 
mehr gebraucht wird. 


Vorzaͤhlen, verb.reg.act. in jemandes Gegenwart zäblen, fo- 


wohl, damit er von der Zahl überzeugt werde, als auch zuweilen, 
damiter nachzäblen lerne, Einem erwas vorzäblen. Daher 
die vorzaͤhlung. 


Das Vorzeichen, des —s, plur. ut nom. fing. ein Zeichen eis 


nerfünftigen Sache; Omen. Das iſt kein gutes Dorzeichen, 


doch in Nücdficht auf ihn zeichnen, fo wohl, ihm einen Begriff von 
der Geflalt eines Diuges beybringen, als audy, damit er nache 
zeichnen lerne. Einem etwas vorzeihnen. 2. Vorläufig zur 
folgenden Bearbeitung zeichnet. Go zeichnen die Sclöffer ein 
Loch vor, wenn fie da, wo fir ein Loch in erwas ſchlagen wol 

DEE we In, 


Bor N a 


BET 2 


‚Sen, einen Hieb oder Einfenict maden; welches auch — 
"genannt wird. 


vorzeigen, verb. reg. act. bervor zeigen, durch Zeigen andern 


ſichtbar machen. Einen Briefvorzeigen, fo wohl, damit ihn ein 
anderer fehe, als aud, i in engererBedeutung, zum Beweiſe einer 
Sehe; auch vorweifen. Daher der YVorzeiger, Fünin. die 
DVorzeigerinn; befonders eine Perfon, welche einen Brief, oder 
ein fehriftlihesZengnig vorzugeigen bat. Vorzeiger diefes, nähe. 
Lich Briefes oder Scheines, 

Porzeiten, richtiger por Zeiten, S. Zeit, 

Vorziehen, verb. irreg. ‚act, (S. Ziehen.) 1. Hervor ziehen, 
ingleichen vorwärts ziehen, Etwas unter- dem Bette vorzie— 
ben. 2. Vor etwas ziehen. Den Vorhang vorziehen, den Vor⸗ 
bang vor eine Sache ziehen, Einen Graben, einen Zaun vorzies 
ben, vor etwas ziehen oder machen. 3. Mit der drirten Enduirg 


des Dinges, worauf fid) das vor beziehet böher ſchätzen, alsein 


anderes Ding, fo wohl dem Urtheile, als auch der thätigen Erweis 
fung diefeg Urtheiles nach. Ich ziehe ihn feinem Bruder weit vor, 
Er wird allen vorgesogen. Das allgemeine Beſte feinem eigenen 
Dutzen vorziehen. Man 30g fein Urtheil dem meinigen 
weit vor. Es ik gewiß, daß er ihnen Cottchen weit vorzies 
bet, Gellert. S. vorzug. 


Vor 


dern habend, den Vorzug verdieuend. 


ir 


u 


Vorzug —— — @) Autere Umflönde der Würde, 


des Hanges, des Anfehens u. ſa f. heißen Vorzüge, -fo fern fie 
Beweiſe des Borzuges find, welchen einHöherer ung gegeben hat. - 
(2) Eine jede Eigenfaft, fo fern fie uns in der Achtung. anderer w 


andern vorziehet. Kußere Vorzüge, dergleichen Schönheit, Reich⸗ 
thum, einnehmendes Betragen u.f.f. find. Innere Vorzüge, 
alle ſchätzbare Fähigkeiten des Geiftes und Herzens, fo fern ſie ſich 


. ben einem Dinge in einem merklichern Grade, als bey andern, bes 
“befinden. Viele Vorzüge haben, Ich babe fonft Feinen Dors 
zug, als meine Unfchuld, Gel, Kin Gut hat viele Vorzüge, 


wenn es mehr Vortbeile hat, algandere, - 

Anm. Der Vorzug, fir Dortruppen, oder wie men anch ehe · 
dem fagte, vortrab, iſt im Hochdeutſchen veraltet, Im Yozuge 
warendieSchügen,;, ı Macc.9, 4. 
rzuglich —er, fie, adj. et adv. 1. Als ein Rebenwort 
allein mit Ertheilung des Vorznges, mehr als andere. Ich Tiebe 
diefen Menſchen vorzüglich. Am häufigſten im weitern Ver⸗ 
flande, für vornehmlich, befonders. Ich liebe ihn vorzüglich“ 
darum, weilm.f.f. 2. Als ein Beywort, einen Vorzug vor ana 
Vorzugliche Eigenſchaf⸗ 
ten befigen. Eine vorzügliche Gelehrfamkeit. Daher die 
Dorsüglicpkeit, der Zuftand, daein Ding andern ONAEIBEER IE 
werden verdienek, 





Das Vorzimmer, des—s, plur. ut nom. fing. ein Simmer 
“worden Hauptzimmern; das ——— S. diefes Wort, im 
Franz Anti-chambre. - 

Der Dorzug, des—es, plur, Sie züge,von dem Zeittworte vor⸗ 
sieben im deffen Tegter Bedeutung. a. Der Zuſtand, da man 


mitdem Hülfsworte haben, von 
timme zu etwas geben, votieren 


votieren, verb, reg. neut 
dem Lat. Votum, feine 
laſſen. 

vulkan, genit.—s, plur. dte—e, in der Mythologie * —— 


andern Dingen vorgezogen wird, oder vorgezogen zu werden ver⸗ 
dienet; ohne Plural. Den vorzug haben, andern vorgezogen 
werden. Ich gebe ihm den Vorzug, ſo wohl dem Urtheile, als 
deſſen thätigen Erweiſung nach. Er hat bey mir den Vorzug vor 
allen andern. - 2. Eine Eigenfchaft, um deren willen wir den 


te&ott des Feuers und der Schmiede. Sehr unſchick ich iſt es, wen 
einige einen Feuer fpependen Berg, nach dem Vorgange den, Fran⸗ 
zoſen, einen vulk an nennen wollen. Barum nicht liebergeuerberg, 


wenn der gewöhnliche Deutſche Ausdruck zu lang —— Das 


Wort — wenigfens Analogie genug. 





Li 


N N 


* 











- folgt. 





* 


der drey und zwanzigſte Buchftab des Deutſchen 
Alphabets, und der achtzehnte unter den Eonfos 
nanten oder Hauptlanten, welcher zu den Blafe, 
i ’ lauten gehöret, und zwar ber weichfte and fanftes 


zoſen, Italiäner und Ungarn dem v beylegen. Im Deutfchen kann 
derfelbe um diefes weichen Lantes Willen nur vor einemBocale fte⸗ 
ben, weben, weg, ewig, Löwe. Alein im Riederdentfihen-fin« 
det man ihn Auch vor einem r, wräden, rächen, wringen, rin⸗ 
gen, wriben, reiben u, f. f. welgem Beyfpiele denn auch die 
Englifhe Sprache, als eine Tochter der Miederdeutfihen, 
In allen diefen Fällen, wo dag w vor einem v ſtehet, 
iſt es ein müßiger Vorſatz, welcher bey Aufſuchung der Wurzel 
nicht in Betrachtung fommt, Ja den wenigen Fällen, wa die 
Hochdeutſche Mundart dieſen Hauch ja behalten Hat, da bat fie 


ihn in das fund b verwandelt? wrefeln, freveln, Wrack, Aus⸗ 
b ſchuß Bra. r 


Daß das w aber auch in andern Fällen nicht wefentlich zur 
Wurzel gehöret, fondern alleufalls eine bloße Verſt ãrkung des Los 
nes iſt, echellet aus.fo vielen Wörtern in den verwandten Spras 


chen, die diefen Laut nicht haben ; wie bem Schwed,, Därr. und. 
Ysländ, ord, Deutfh Wore, dem Island. und Schwed, au- 


dra, wandern, dem Schwediſchen ila, weilen, dein Gorbifchen 

aurt, Schwed. ört, Wurz, dem Schwed. önska, wünſchen, 

und andere mehr, ö 
Man fliege indeffen daraus nicht, daß das w überall Bloß zu» 


fällig fey, und bey Auffuchung der Wurzel eines Wortes ale: 
mahl mweggeworfen werden könne. In den meiften Fällen iſt es 


wefentlich, und bezeichnet eine eigene fehr merfliche Onomatopöie, 


wie in weben, wegen, wiehein, wanken u. f. f. Iſt biefe 


Dacomatopsie in hundert andern Fällen nicht mehr merklich, fo 
rühret ſolches daher, weil die mehrmahls übergetragenen Bedeu⸗ 
tungen die erſte eigentliche verdunfelt und in Vergeffenheit ge⸗ 
bracht Haben, ; ö 
Bey den alten Deutfhen hatte die ſer Buchſt ab einen Laut, wel⸗ 
cher aus u und v zuſammen gefegt war, wie ſich theils aus Ott⸗ 
frieds Stelle in der Vorrede zu feinen Evangelien vermithen 
lãßt: nam interdumtria zuu, ut puto, quaeritinlono, 
prioresduo canfonanates, ut mihi videtur, tertiim vo- 
califono manente;; theild aus der ehemabligen Art Frawe, 
ſchawen u. ſ. f. zu ſchreiben, welche letztern ohne Zweifel wie 
Zrauwe, ſchauwen geforohen wurden, An den ſpätern Zeis 


ten, als Sitten und Ausſprache, beſonders in der Hochdeutſchen 


Mundart, ſich verfeinerten, Tieß man unter mehrern andern R:- 
benfauten in den jegt gedachten Fällen auch das w weg, und fchrieb 
und ſprach ſtatt des rauhen uv ein bloßes u. Mur in dem Ew. 
der abſtracten Ehrenwörfer , für Euer, hat fich diefe alte Schreib⸗ 
ertustberhalten.. : —— 
Zu dieſen in den fpätern Zeiten ausgemuſterten müß gen Mes 
benlauten gehöret auch das h vor dem w, welches zu Anfange eis 
nes Wortes in den älteflen Mundacten fo oft vorfommt; hwil, 
> f 


- 


e unter denfelben äft, daher er eben denfant hat, weichen die Fran⸗ 
Die Warte, 6. Wage. 
Die Waarte, plur. doch 


Bab 


elle, hwelcher, welcher; befonders in der Aingefächfifben, 


woraus nadmahls das wh der heutigen Englifhen Sprache ge⸗ 
worden iſt. 

Einige gemeine Mundarten pflegen ſtatt des w gern ein m zu 
fprechen: mir für wir, Mörfing für Wirfing. 
2 nur von mehreen Arten, die—n, eine 
jede bewegliche lebloſe Sache, fo ferir fie ein Gegenſtand des Han 
dels iſt, d. i, verfauft und gekauft wird, Am häufigſten gebraucht 
man es von ſolchen Gegenftänden, welche durch die Kunſt bervor 


gebracht find, Hölserne Waare, Eifenwaare, baumwailene, 


feidene Waren. Aber auch oft von bloßen Eczenguiſſen. Giüune 
W aare, Sartenzewähfe, als ein Gegenſtand des Haudels. Ir 
Wertohalen beißen alle Erzeugniffe. des Bodens Waare, daher 
man daſelbſtẽedwaare undgolswaare hat. Sorihw. Jeder Kra- 
mer lobt feine Wrave; gute Waare rühme fich ſelbſt; gute 


" Worte verfaufen bofe Waare. ; 


Arrr. Im Niederdeutſchen und Englifchen gleichfalle Ware, 
im Schwediſchen und Isländiſchen wara, Die Abſtammung und 
erſte Bedentung diefes vermuthlich fehr alten Wortes läffer ich 
nur erratheu. In Isländifchen iſt noch dasVerbum werja, vers 
kaufen, üblich. Das doppelte a iſt nicht fo wohl ein Zeichen der 
Dedaung, welches Hier überflüffig ſcheinen könnte, weil der fols 
gende einfahe Couforant dieſelbe ſchon binlänglich begeich ner, 
undda, wo fie noch befonders angedeutet werden foll, das b eine 


geführet iſt; fonderu vielmehr ein bloßes Hitfsmittel, diefem 


Worte, als dem Ausdrucke eines vollländigen fehr beſtimmten 
Begriffes , ein wenig mehr Köcper zu geben, welches befonderg 
zu der Zeit nöthig jcheinen fonnte, dadase am Ende nur ſel⸗ 


..teit mit ausgedrudt wurde; die Wave für das ehemahlige ' 


die War, est, da das&nde ce allgemein üblih if, und 
den Worte fehon förperlichen Umfang genug gidt, könnte man 
es hier freyli eben fo gut entbehren, als in Wage, und ander 
ren Ähnlichen. $ 


Das Wanrenlager, des—s, plur. die — länger, ein Vorrath 


von Waaren zum Fünftigen Berfaufe , und der Det, wo derfelbe 
verwahret wird, auch nurdas Lager ſchlechthin. 


Die Wabe, plur. die—n, eit nur in einigen Gegenden befann, 
tes Wort, eine Wachsſcheibe aus einem Sienenſtocke zu bezeichnen, 


welche im Hochbeutfehen das Gewirk, in audern Gegenden 
aber das Rooß, das Wefel, die Tafel, der Kuchen heißt, Die 
gonigwabe, eine ſolche Sheide mit Honig. 

Anm. Dabe, ſchon bey dem Notfer Vuaba, in manchen Bes 
genden Weſel, iſt augenfiheinlich mit dein Lateinifihen kayus ver» 
wandt, ohne daß e3 eben davon abſtammen dürfte, indem die Bie⸗ 
nenzucht, und folglich anch die ihr angemeſſene Sprade, ih den 
nördlichen Gegenden gewiß fo aftift, als in den üdlichen. Das 
Stammwort von benden iſt ohne Ziveifelin denn Verbo weben zu 
ſuchen, fo fern es ehedem wirten, arbeiten überhaupt, bedeutete, 
Es wird ſolches fo wohl durch den gleichhedeutenden Hochdeutſchen 
Ausdrud das Gewirk, als auch durch das provinzielle Wefel, bes 

Oooo a 


ſtaliget, 


> 


> 


1319 - 0 
frätiget, welches ſo wohl das Gewebe, ingleichen den Einſchlag 


“eines Gewebes, als auch eine Wachsſcheibe aus einem Bienen⸗ 
ode, bezeichnet, 


Waͤch, adj. etadv. im Stande des Wahens, wachend, nicht 
ſchiafend. Es ift als ein Adverbium am gewöhnlichften. Wach 
feyn, wachen. Wach werden, erwachen. ; 

Siebt mic die Mitternacht bey meinem Sehrohr wach, 
So ahm' ich hochſ vergnugt berühmten Männern. nad, 
* Haged. 
Ju der dichteriſchen Schreibart auch wohl als ein Adjectiv, wel⸗ 
ches aber Feiner Eomparation fähig iſt: - 
Dort, wo Cytherens waches Rind 
Den Schlaf vom Berte ſcheuchet, Mufen » Alan, 
Was auch bey (in) wachen Stunden 
Kin Deutfcher, ja fo gar ein Domherr ausgefunden, 
Haged. — 

Anm. Im Niederdeutſchen gleichfalls wach, wo es über dieß 
noch ſo wohl wachſam, als auch lebhaft, aufgebracht, bedeutet. 
Es iſt das Stammwort einer zahlreichen Familie von Wörtern, 
wozu, außer den folgenden, befonders wacker geböret, welches die 
intenfive Form davonift, fo wie wach wieder eine Art eines In⸗ 
tenfipi von weg in wegen, bewegen, zu fepn feheinet, ſo daß der 
Begriff der Bewegung in allen diefen Wörtern der herrſchende 
if. ©, Wachen. 


Die Wärhe, plur.die—n. 1. Der Zuſtand, da man wacht, dech 


nur im figürlichen Berſtande, der Zuſtand, da man für die Sir ı 


berheit anderer wachet; ohne Plural. Es wird in diefer Ber 
deutung nur mit gewiſſen Verbis gebraucht, welche fich nicht mit 
andern vertaufchen laſſen. Wache halten. Ein alter Haus: 
bahn biele auf einer Scheuer Wache, Haged. Die Wade 
haben, auf der Wache feyn. Wache fieben, elliptifch, für 
auf.der Wache ſtehen, d. i. lebend Wache halten, Am häus 
" figften wird esim Krieaswefen gebraucht, da ſich denn oft auch 


der Begriff des Drtes mit einmifchet, obgleich die abfiracte Ber 


deutung die herrſchende iſt. Auf die Wache ziehen, von der 
Wache kommen. 2. Derfenen, welche auf folde Art Wache 
Halten, als ein Eolectivum, auch wenn nur eine einzelne Perfon 


gemeint iſt; am häufigſten im Kriegswefen, Die Warhe ab: . 


Iofen; fie mag aus einer’ oder aus mehrern Perſonen befteben, 
Wachen ausftellen, Jemanden die Wache geben‘, ibn wer 
gen eines Vergehens von Soldaten bewachen laffen. Daher die 
Sufammenfesungen, Schüdwache, Leibwache, Thorwache, 
Brandwace, Seldwache, Scharwache uff. 3. Der Drt, 
wo Soldatenwache gehalten wird, und das. für felbige be- 
ſtimm;e Gebãude. Auf die Wache, in die Wachegehen. Auf 
der Wache fpeifen, So aud die Thorwache, 8auptwache 
u. ſ. f. 

Anm. Es iſt vermittelſt des abſt racten e von dem vorigen 
Adverbio wach, oder auch von dem folgenden Verbo wachen, 
abgeleitet. Ebedem war dafür mit einer andern abftracten Ab- 
leitungsfolbe Wacht üblich, ſchon bey dem Kero Wachtu, wels 
es noch im Niederdeutichen und einigen gemeinen Mundar- 
ten gangbar iff, auch zumeilen noch in einigen Zufammenjeguns 
gen, 3.8. Wachtmeifter, vorkommt, ob fie gleich richtigen ohne t 
gebraucht werden, Um diefes alten Wacht Willen, welches un, 
ftreitig zu dem noch im Niederdeutfhen üblichen wachten, war- 


tem, geböret, wird es wahrſcheinlich, daß in unſerm Wache die _ 


Bedeutungen zweyer verfchiedener Verborum zuſammen geflof- 
fen find, des Niederdeutſchen wachten, warten, und dee Hoch. 
dentfchen wachen, Es wird diefes auch dadurch beſtätiget, daß 


r 


5* 


— 


a - - 1320: 


die Niederdeutſchen außer ihrem Wacht noch das Wort Ware bar | 


ben, die Wache zu bezeichnen, welches von warfen, wachen, abs 
flomme. —— 


Waͤcheln, verb. reg. welches nur in einigen Gegenden üblich iſt 


fo wohl als ein Activum, die Luft gelinde bewegen, fo wie das as 
be verwandte facheln. Sich wächeln, d.i. fächeen, fid durch 
gelinde Bewegung drr Luft abkühlen, Als auch als ein Neu⸗ 
trum, in eine folche gelinde Bewegung verſetzt ſeyn. So ſagt 
man in manchen Gegenden: die Stube wächelt vor Sige, wenn 
div Luft in derfelden vor Wärme gleichfam in eine gelinde Bewer 
gung-geräth. er \ 

Anm. Esift die intenfive und zuglsich_verfleinernde Form 
von wehen, wegen in bewegen, und gehöret folglich mit facheln 
zu einem zahlreichen Geſchlechte von Wörtern, worin die Bewe— 
gung der Hauptbegriff iſt, (fe. Wehen.) In Steiermark iſt für. 
weben wacheln üblich. 


Wachen, verb. reg. neutr, welches das Hülfswort baben be⸗ 


kommt. Es bedeutet 1, eigentlich, ſich in demjenigen Zuſtande des 


Bewußtſeyns befinden, welcher dem Schlafen und Träumen ent , 


gegen geſetzt ift, d. i. fich in dem Zuſtande zufammen bängender 
klarer und deutlicher Vorſtellungen befinden. Wachen und 
nicht Schlafen. Beſonders zu der zum Schlafen beftimmsen Seit, 
Bey jemanden wachen. Da rs denn auch häufig den Accufativ 


der Zeitbefommt, ohne um deßwillen zu einem Activo zu werden, 


" Eine Stunde, die ganze Nacht wachen. ' 2. Figürlich, ununter⸗ 
brochene Sorge für eiwas tragen. Sur das Beſte des Lan: 
des, für feine Ehre wagen. Die über alles wachende 
vorfehung. So aud das Waren, befenders in der erſten 
eigentlichen Bedeutung. — 

Anm. Im Ottfried, Satian u. f. f. uuachen, im Niederdeut ⸗ 
ſchen waren, im Engliſchen fo wobhl to wake, alsto watch, 


\ 


[4 


= 


imSchwed,vaka, Es iſt fehr wahrſcheinlich, daß diefes Verbum 


eine Art eines Intenfivi don wegen in bewegen ift, indem der 
Ständ des Wachens doch ein Stand des Bewegung, der Stand, 
des Schlafens aber ein Stand der Ruhe if. Bey dem Ottfried 
fommen noch zwey von wachen abgeleitete Berba vor, wachern 
„und wachten, welche gleichfaßs für wachen gebraucht wurden, 
und Intenfiva und Rebduplicativa davon find,  Unjer wader 
und das Niederdeutſche wachten, Wache halten, find noch dar 
von übrig. Auch das Lateiniſche vigilare ift nichts anders, 


als ein vermittelft der iterefiven Endung el,il, von der alten . 


Wurzelſylbe wach, weg, abgeleitetes Wort. Das Factitivum 
von wachen iſt weden.. (©. dasfelbe.) Im Oberdeutſchen 


wird auch wachen factitive gebraucht; wenigſtens gebraudt 


Opitz erwachen und aufwachen active für erwecken und auf: 
wecken. EI 


Das Waͤchfeuer, des —s, plur.ut nom. fing. ein Feuer, welr - 


es auf der Wache fiehende Perſonen anzüuden, ſich daben zu 
wärmen, s 


Das Wadıgeld, des —rs, plur. doch nur von mehren Sums 
men, die —er. 1, Gold, welches mandem bezahlet, der die Nacht , 


ben jemanden wachet. 2. Geld, welches jemand demjenigen bes 

zahlet, der die Wache für ibn verrichtet; da es denn in manden 
- Städten eine Abgabe iff, weiche die Bürger zur Unterhaltung der 
Lohnwächter oder Stadtfoldaten geben, 


Wachbabend, adj. eigentlic das Vartteipium von der R. A die 


Wache haben, eine nur’im gemeinen Leben übliche Sufammnten» 
ziehung. Der wachhabende Officier, wilder bie Wache hat, 
auf der Wache ift. ; 


Dee Wächbaue; des —es, plur. die —häufer, ein Haus zum 


* 


Bchuf der Wache, auch nur die Wache ſchlechthin. 
er 


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a Are a ad len u ie li ne 2 1, nn 





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* 2 pP 


1521. 


2. Der Wächholder, des —s, plur, doch mie don mebrern Arten, 


ut nom. fing. der Sahne einer Art Radelholzes, fo gemeiniglich 
als ein Strauß, zuweilen auch als ein Baum, wächfet, und ger 


u Ü Bad. 15m 


"aber auch für fich alein gangbar, Gemeinen ug zu Wachs 
und Mehrung, heißt es in dem Spiegel der Rhetorik von 
2509, _ — 


würzartige Beeren trägt, Juniperus Linn. Daher der Wach⸗ Das Wache, des —es, plur.inuf. außer allenfalls von meh» 


holderbaum und der Wachholderſtrauch/ nachdem diefes Ge⸗ 
wächs den Wachs eines Baumes oder eines Strauches hat, ob» 
gleich fir beyde auch nur Wachholder ſchlechthin üblich iſt; die 
Wachholderbeere, das Wachholderohl, das Obl der Beeren; 


der Wachholderfaft, zu einem Muſe eingekochte Wachholderbeer 


ven; der Wachbolderwein und Wachholderbranntwein; die 
Wach holderdroſſel, der Krammeisvogel, (©. diefes Wort.) 
Das Wahholverharz oder Sandarach, S, diefes Work, 
Anm. Der Nahme diefes Gewächſes iſt zufammen gefegt. Die 
legte Hälfte Holder ift befannt; es fragt fi nur, warum man 
gerade dieſes Gewächs zu den Holdern gerechnet, (S. Holunder,) 
indem Holder eigentlich einen hohlen Baum, oder einen Baum 
init einer weiten Marfröhre bedeutet, dergleichen fich, fo viel ich 
weiß, an dem Wachholder nicht befindet. Die erfie Hälfte ift 
» unffeeitig unfen-wach in der ältefien weitern Bedeutung, für 
lebhaft, Tebendig, weil diefes Gewächs feine Naseln nie verlieret, 
fonderndas ganze Jade hindurch grün bleibt, Daher es unnöthig 
iſt mit Friſchen das Wortvon Queckholder abzuleien, welchen 
Rahmen diefes Gewädhsin andern Gegenden bat, und eine Ber» 
wandlung des q in das w anzunehmen. Wach und qued find ur⸗ 
ſprünglich gleichbedeutend, folglich auch Wacholder und Queck⸗ 


. 


holder. Dasolder, vollftändiger Soblunder, als eine Zufam- - 


menfegung von hohl und dem veralteten Der, Drir, Engl. tree, 
ein Baum, männlichen Geſchlechts ift, fo ift es auch der Wach: 
holder, obgleich Luther es ı Kön. 19, 4, 5 weiblich gebraucht, die 
Wachholder. — 
Es iſt merkwürdig, daß diefes Gewächs in den Deutſchen Pro⸗ 
vinzen fo verſchiedene Nahmen hat, welche ſchwer zu erklären find, 
und folglich von ihrem hohen Alterthume zeugen. In der Schweiz 
heißt es Reckholder, wo reck, als ein Intenfivun yon regen, mit 


wach und queck gleichbedeutend feyn Fann; in Baiern und ans, 


dern Dberdeurfchen Gegenden Kronawet, Rrammel, Bram: 
metsbaum, (S. diefes Wort;) in Schlefien Jachantel; im Brer 
miſchen und Dsnabrüdifhen Wachandel; in dem legtern Lane 
be auch Quäkelbuſch, welches mit Queckholder gleichbedeutend 
iſt; in Pommern Knirk, vermuthlich von dem Knirren uud Praf- 
ſeln, welches div dürren Zweige mit ihren Nadeln im Brennen 
- machen ; in Liefland und Preuffen Kaddich, Kattich; in an-⸗ 
>. dern Öegenden Durenbaum nf. f. - X 
Der Wichmeifter, oder nach alter Art Wachtmeifter, des —s, 
‘ - plur,ut nom, fing. derjenige, welcher die nächfte Aufficht über 
die Laden und Poften bar, wohin der Wachmeiſter ben den 
Stadtiwächtern oder Stadtfoldaten gehöret. Bey den Feld⸗Trup⸗ 
+ pen ift das Wort nur noch bey der Neiterep üblich, wo der Wach: 
meißer ein Unter» Offeeier ift, welcher bey dem Fußvolke Sergeant 


beißt. Der Oberſtwachmeiſter (bey dem Fußvolfeder Major) 


bat die Aufſicht über die Regimeneswachen, ſo wie der General: 
Wahmeifter über die Wachen einer Armee oder eines Corps, 


rern Arten, die —e, das auf eigene Art barzige oder öhlige We⸗ 
fen, woraus die Bienen ihr Gewirk bilden, und diefes am Feuer 
zerlaffene oder geläuterte Gewirk. Weißes, gelbes Wachs. So 
weiß wie Wachs; fo gelb wie Wachs. In Wachs druden. 
In Wachs boffiven.- In einigen Fällen au ein. Compofitumt, 
worin Wachs dir vornebmfte Beftandtbeilift,wiein Bartwachs, 
Schuhwachs, Siegelwachs. Zuweilen auch ein dem Wachke 
ähnlicher Körper, wie in Erdwachs. 

Anm. Schon im Willeram Vuahs, im Riederdeutfchen 
Waß, im Engl.und Schwed.wax, im Sclavon. wolk. Es ift 
noch nicht ausgemacht, od diefes Wort Sciavonifchen Urfprungs, 
und mit der ganzen Bienenpflege aus den Pohlnifhen und Ruſ⸗ 
fiſchen Wäldern zu unfern Borfahren gefommen, oder ob es von 
weich, oder wachſen, oder aud) einem andern Ähnlichen Stamme 
enıfprungen iſt. i 

Wachſam, —er, —fe, adj.etadv, welches mehr In der figüc« 
lichen als eigentlichen Bedeutung des Wortes wachen üblich iſt; 
ununterbrochene Sorge für die Sicherheit anderer tragend, und 
darin gegründet. Kin wachfamer Hund. Wahfame,Sol: 
daten. - Der Menſch bat an feinem Gefichte den wachſamſten 
güther wider die Gefahren des Lebens, Gel. In noch weite 
ver Bedeutung, ununterbrochene Auffichtüder und Sorge für er 
was an den Tag legend, und darin gegründet, Ein wachfames 
Auge auf erwas haben. Aus) die wachfamfien werden be= 
trogen. 

Die Waͤch ſamkeit, plur. car. der Zuftand, die Tertigfeit, da 
man wachſam iſt, in den vorigen Bedeutungen. 
Das Wachsband, des —es, plur. die —bander. 1. Arten 
von Bändern, womit die Bienen dag Gewirk an den Wänden 
und Sprießeln befeſtigen; auch Wachshaken. . 2, Auf den 
Wachsbleihen , das gebanderte, da i. zu Bändern gegoffene 

Wachs. S. Bändern, ; 

Die Wachsbank, plur. die —bänfe, r.Eine Banf,woranf mar 
Wachs benrbeiter,n. f.f. 2. In dem Vittiol-Werfe zu Schwar- 
zenberg in Sachſen wird der Sagkaften, d. i. das hölzerne Ges 
fäß, worin ſich die Kange Erpfiallifiret, die Wachsbank genannt ; 
wo aber die erſte Hälfte von dem Verbo wachfen ift, weilhier der 
Vitriol gleichfam wächfet. : ; 

Die Wachsbeule, plur. die —n, von dem Verbo wachen, Ben⸗ 
len oder Drüfen, welche Knaben von zwölf Jabren oft an den wei» 
chen Schamſeiten befommen, wenn fie ſtark wachen, und wel⸗ 
he von fich jelbft wieder vergeben ; auch Wachsdrufen, 

Der Wachsbaum, des —es, plur. die —bäume, ein Amerika. 
nifcher Baum, deffen Beeren eindem Wachfe ähnliches Fett ent- . 
halten, woraus man dafelbft Kerzen oder Lichter macht; Myri- 
ca cerifera Linn, ©. auch Rerzenbeere. 

Das Wachsbild, des —es, plur. die —er, ein aus Wachs boſ⸗ 


Die Wadjyordnung, plur. die —en, die Ordnung, nach welder firtes Bild. 
die Wachen zuc Sicherheit verrichter werden müffen. Die Wacyebirn, plur. sie —en, eine Act wachsgelber und ro» 

Die Waͤch parade plur. die —·n, von dem Franz. Parade, ther, ziemlich großer Birnen, mit einem milden, ſchmelzenden 

+ bey den Truppen, der feyerliche Aufzugder Wache, ö Sieifche, welche im October reift. 

Der Wachpoften, des —s, plur, ut nom. fing. eben dafeldfl, Das Wacheblett, des —es, plur. die —blätter, in der Bir 
ein Poften, welcher zur Wache an einen Det geftellet wird,  nenzucht,die ledigen Scheiben in einem Bienenſtocke. 

Der Wache, des— es, plur.car. das jegt für ſich allein veral- Die Wachsbleiche, plur, die —n, eine Auftalt, wo man das 
tete Subftantivum von dem Verbo wachen, wofür jegt Wachs: Wachs an der Luft und Sonne bleicht, und der Drt, wo ſolches 
thbumüblichift. Es kommt nur ned in Miß wachs und in einer geſchiehet. Daher der Wachsbleicher, der diefes,Bleichen vers 

andern conereten Bedeutung in Zuwachs vor, Ehedem war es vi; ter, einer folchen Auſtalt vorgefeger ift, “ 

r D0003 ie 


+ 





1998: Dad 


je Wa habtume, tur. Sie. 1. Eine aus Wachs bofficte 
are; 2, Der en Pflanze, deren Blumen augfehen, 


ale wenn fie aus Wachs boffireg wären, CerintheL, ' 
Der Wacheboden, des—s,, plur. die — bösen, ein rundes 


 StidWBach8, welthes dieBeftalt des Sodens der hölzernen Schüſ⸗ 


” fein bat, worein es gegofferworden ; ein Boden Wade. Siehe 
Boden. — DIE 
Der Wachs - Boffirer, des—s, plur-ut nom, fing. derjeni- 

ge, welcher Fertigkeit brfiger, in Wachs zu bofiren, 
Das Wach ſchiff, des—es, plur, die —e, ein jedes Schiff, wel⸗ 
ches zur Wache auf einem Poften ſtehet, im Niederdeurfchen Ut⸗ 
ligger, d.i. Auslieger. 
Der Wachſchreiber des—s, plur. ut nom. fing, in einigen 
Städten ein Schreiber, welcher die Aufficht über die Bürgerwa- 
en hat. ; ! 
Di — plur. die—n, in der Mineralogie, eine Art 
Blätterdrufen, deren Blätter die Geſtalt des Wach ſes Haben. 
Die Wachsdruſe, plur. die —n, S. Wachsbeule. 


Waſen,/ verb. irreg. neutr. Präf. ich wachſe, du wäch ſeſt, er 
wachſet; Imperf. ih wuchs, Particip.- gewahfen. Es ber 
Fommt das Hülfswort feyn, und bedenter: ı. durch Aufegung 

< neuer Theile von innen größer werden; eigentlich von Thieren und 
Pflanzen, im weitern Berfiande aber auch von dem Entſteben oder 
der Erzeugung der Mineralien. * Thieve, Pflanzen wachfen ; die 
Saare,den Bart, die Mägel wachſen laffen. Krumm, gera⸗ 

© de wachfen. Um einen halben Kopf gewahfen ſeyn. Noch 
"im Wachſen feyn. In die Höhe, in die Breite, in die Di: 
cke in die Länge wachſen. Wenn die Art der Ausdehnung 
nicht bengefüget ıwird, fo verftehet man wachfen allemahf von der 
Ausdehnung in die Länge. Der Baum if zwanzig Ellen hoch 
gewachfen. Der Baum wächſet in das Holz, wenn er mehr 
indie Dice, als in die Länge wächſet. Eine Pflanze wächſet 
indas Braut, wenn fie viele Blätter treibet. Wohl gewach— 
fen, vortheilhaft gewachfen ſeyn, einen guten Wuchs haben, 
Das wächfet mir indie Sand, wenn ich es felbfk erzeuget habe. 
Dabin auch einige figürliche Arten des Ausdrudes, Gras warb: 
Sen hören, überflug ſeyn. Das ift auf feinem Miſte nicht gewach⸗ 
‚fen, inden niedrigen Sprecharten, das hat er nicht erfunden, 
hat er nicht von fih ſelbſt. Die Biffen wachfen mir vor Web: 
muth indem Munde, Günth.: Einem zu Bopfe wachſen, eis 
gentlich ihm an Leibeshöhe gleich fommen, am bäunfigfien figür⸗ 
ih, ihm an Einfiht, Stärke, Muth u. f.f. gleich fommen. Das 
ber ferner, einem gewachſen feyn, ibm an Vermögen, Stärke, 
Muth, Einfichr u. f. fı gleich fommen; einer Suche gewachſen 
ſeyn, die nötbigen Fähigkeiten zu derfelben haben, (S. Gewach⸗ 
fen.) Zsiftihm an das Herzgewachfen, er liebt esfehr. 2. In 


weiterer Bedeutung, erzengetwerden, fortfommen, von Pflaus 


zen und Gewächſen. Am Rhein wächfer guter Wein. Das 
Getreide wächſet nicht überall. -Mandes Braut wächſet 
auf Bergen, in Ebenen, in Sümpfen, im Waſſer n. ff. 
3. Figürlich. (3) An Umfang der Theile zunehmen, größer wer» 
den. Das Waffer iſt fehr gewachſen, wenn eg ſich vermehret hat. 
Der Mond wächfer, if im Wachſen, wenn er zunimmt, d.i. 
wenn feine belle Scheibe dem Gefihtenach größer wird. Das 
Buch wächft mirunter Sen Händen. Bein Vermögen wäh 
mit jedem Tage, (2) An innerer Stärke zunehmen. Ibm 


» 


wãchſt der Murb. Das Verlangen ‚die Begierde, die-Leiden- 


ſchaft wächk mit Yen Fahren. Die Krankheit wachſt. Fe 
mebr wir die Unzulänglichkeit oder dag Nichts unſerer Kräfte 
einfeben, deſto mehr wird unfere Demuth wachſen, Gel, 
(3) In einer Sache zunehmen, von Perfonen, da denn die Sache 


— * 
— 
© er 
r . * 


Bad 
die Vrẽpoſition an bekommt. Yn Tugend, an Einficht, am 
verſtande, an Bosheit wachſen. 


So auch das Wachſen. S. auch Wachsthum und Wuchs. 


Anm. Schon bey dem Ottfried, Willeram u. f. f.uuahlan, 
. bepd.millphilat wahljan, imAugelſ. weaxan, im Niederdeut⸗ 


fchen waſſen/ inScwid.växa, imYsländ. Vaxa. Das rich. 


avkare, aufs, lomnıt fo wohl in dem Laute, algin der Bedeur 


tung, danit'hberein, fowiedas Lat. augeri, auxi. Erwäget 2 


man, daß die Endſylbe fen eine insenfive oder teduplicative Form 


andeutet, fo wird es wahrfheinlic, daß die Wurzelſylbe wach, 
mit weg in bewegen gleichbedeutend iſt, fo dag der Begriff der 


Bewegung zu dem Begriffe des Wachſens Anlaß gegeben. Im 


Nieder deutſchen hat man für wachſen auch das Berbumgroyen, 


welches auit dem Engl. Lo grow „überein komuit. : 
Wärfern, adj.eradv, aus Wachs bereitet. Pin wärhfernes 

Bild. Ju welcher eigentlichen Bedeutung es doch InHochdeurfehen 
ſelten iſt, indem man dafür entweder die Eompofita mis Wachs, 


gebraucht, Wachs bild, Wachsblume, Wahspuppe, Wachs: 
liche, oder auch umſchreibet, Bilder von Wachs. Am üslichften. 
ißesim gemeinen Leben im figürlichen Verſtande, wo man eine 
Sache eine wächferne Naſe nenut, oder fie miseiner-wärhfernen 
Frafevergleicht, wenn man fie nach eigener Willkühr auelegen - 


und erfläcen Fann, ober dog fo auszulegen fucht.. Dem Terte 
‚eine wächferne Naſe andrehen, ihn nach eigenem Gefallen au 


legen. Jemanden eine wächferne Naſe andgehen, ihn eine lin» 


wahrheit glauben machen. S. auch Wachs naſe. 
Anm. In einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt dafür wächſen, 


mit einegandern Endfplbe, fo wie im Niederdeutſchen warfen 
üblich, — — 


Die Wachsfackel, plur. die —n, eine Fackel, welche zum Theil 


aus Wachs verfertiget iſt, zum Unterſchiebe von einer Pechfackel. 
Die Wachsfarbe, plur. die —n. ı, Die gelbe Farbe des Wach⸗ 
ſes; ohne Plural. 2. Ein Furbenkörper, welcher mit Wachs auf ⸗ 
getragen, oder zur Wachsmahlerey gebraucht wird, woder Plus 
tal nur von mehrern Arten üblich iſt. ; 
Wachsfarbig, adj. et adv. der gelben Farbe des Wachſes gleich. 
Die Wacheform, 
darin abzudrucken. i 
Das Wachsgefäß, dbes—es, Plur. die—e, von dem Verbo 
wachſen, in den Salprterbürten, GH äße, woreindie Salpeter⸗ 


langezum Wachſen, d, i. Krpftallificen, gefhitter wird; der 


Wachskaſten. 

Wachsgelb, adj. et ady. ſo gelb wie Wachs. 

Wachsgeld, plur. doch nur von mehrern Summen, die —er, 
Geld, welches zum Ankauft geweihter Wachskerzen beſtimmt iſt 
in welchem Falle das Wachs zeld noch bey einigen Handwerten 
eine Art der Geldſtrafe iſt. 

Der Wachshaken, des—s, plur. ut nom. ſing. ©. Wade: 
band. 

Der Wachshandler, des—s, plür. ut nom. fing. Fämin. 
die Wachshändlerinn, eine Perfon, welche mit Wahs handelt ; 
ah Wahsträmer, Wapsframerinn. - 

Der Wachskaſten, des — s,plur. ut nom. fing. S. Wachs⸗ 
gefäß. 


Die Wachskerze, plur. die —n, eine aus Wahs bereitet⸗ Kerze, 
(S. Rerze. In einigen Oberdeutſchen Gegenden bat man davon 


das Subſtantivum Wachskerzler, derjenige, welcher Wachsker⸗ 
zen auf den Verkanf verfertiget, : 


Der Waͤchsku hen, des —s, plur.ut nom. fig, ausgepreßfe 
% 


Hönigwaben, in Geſtalt eines Kuchenz. 
Die Wach lampe, plur. die — n, einefampe, in welcher Wachs 
finst des Ohls gebrannt wird. 5 


Die 


plur. die — en, eine Zorn, Wachsbitder 


1324 — 


Pe 1) 


flüſſiges Wachs gezegener Lappen, das Hausgeräth damit zu boh⸗ 
>... nen; der Bohnlappen. \ 
. Die Wacheleinwand, plur.car. einemit einem Ohifien über 

Zogene, und oftmir allerley Fignren bemadlte Leinwandf in Nie 
derdeusfchlasd Wachstuch. Da jetzt kein Wachs bey diefer Leiu⸗ 
wand gebraucht wird, fo ſcheinet es, daß die erſte einfachſte Art 
derfelden bloß mir Wachs überzogen worden, um fie dadurch wafe 
ferdicht zu maden. Daher Wachsleinwand-Fabrik, Wachs: 
leinwand:-Tapete uff. + 

Das Wachslicht, des —es, plur. die—e, ein aus Wachs 

verfertigtes Licht. 

Die Wachsmahlerey, plur. car. die Kunſt mit dem auf beſon⸗ 
dere Art zubereiseten Wachſe zu mahlen. Diefe erft in den neues 

Ken Zeiten wieder in Ausübung gebrachte Kunft, hat men au 
wohl, obgleich ſehr uneigentlich, die Enkauſtik, und das dazu bereis 
tere Wachs Punifches oder Eleodorifches Wachs genannt. 

Das Wachemehl, des—es, plur. car. derjenige Samenffaub 
der Blumen, welchen die Bienen eintragen, und zu ihrer Nah⸗ 
tung gebrauchen, daher er auch Bienenbror genannt wird, 

Die Wahyemilbe, plur. die — n, eine Art Milben, welche 
das Wachs zernagen; auch Wachsſchaben. 

Die Wapemotte,.plur. die—n, eine Art Motten, deren 
Eyer von ihren Schnetterlingen indie Benenſtöcke neleget were 
den, auch Bienenmorte, Phalaenacereana Linn, 

Die Wagpenefe, plur, Bie— n, eine wächferne Nafe, amrbäus 
fiafßen in der figürlichen Bedeutung diefes Ausdruckes, eineSache, 
die ein jeder nach Belieben drehen und auslegen kann. ©. 
Winfern, 

Das Wasshl des — es, plur, doch nur vonmebrern Arten, 

die —e, ans Wachs deſtillirtes Ohl. : 

Die Wacjsperle, plur. die—n, unechte, aus 

gemaspie und zit Fiſchleim übergogege Perlen. 
Das Wachspflaſter, des — es, plur. ut uum. ling. einPfla- 
fee, in welchem Wachs der voruehmfte Brkandıheit ift. 
Wachspflichtig, adj. et ady. 1. Bon Wade, cera, verbuns 
den, einen gewiffen Zins an Wachs, oder Wachszins der Kirche 
zu entrichten; im mittlern Latelne Cerocenlualis, 2. Bon 
Wache, Oewachs it wachs pflichtig in den Urfiinden eiriigerÖes 
‚genden fo viel als leibeigen, glebae adferiptus, Niederf. waß⸗ 








weißem Bachs 











* vinfig. ©. das Brem. Lliederf. Wörterb. 36. 5, ©. 204. 

178 Der Wacheplag, des—es, plur. die—pläge, bep den Brauern 
’ h einiger Öegenden, derjenige Platz, wo das zum Malze eingeweichte 
E : Getreide auswachfen oder feimen muß. 


Die Wachs⸗ Pomade, plur. die —n, eine Pomade aus Wachs, 
Talg und wohlriechendem Ohle. — 
Die Wachspreͤſſe, plur. die —n, eine Preſſe, das rohe Wachs 
damit don ſeinen Unreinigkeiten zu befreyen. 
Die Wachsſchabe, plur.die—n, S. Wachsmilbe. 
Die Wachs ſchere, plur. die—n, ein Werkze ug, einen Wadss 
| flod daran zu winden, fo daß das brennende Ende vermistelfk ei⸗ 
* ner metallenen Schere von dem Übrigen abgefondert ift. 
2 Die Wachsſcheibe, plur. Sie—n, das feeibenförmige Gewirk 
B von Wahsin einem Bienenflode, 8. Wade. 
we Der Wachs ſchlager, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, 
1 ; welder das inden bereits ausgepreßten Hilfen des Wachſes noch 
befindliche Wachs durch Preffen und Schlagen völlig heraus zu 
bringen weiß, — 
Die Wachoſeife, plur. doch nur von mehrern Arten, die—n, 
- eine ang Wachs bereitete Seife, dergleichen z. B. dielenige iſt, 
welche ein Foanzofe Rahmens Bachelier, zu Xeinigung der Ge⸗ 


mählde erfunden hat, 


* 





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SR 
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—* " 


Der Wachslappen, $es—g, plur. ut nom. fing, ein durch 


RR 1326 

Sie Wachsfeihe, plur. die—n, eine Seihe, d. i, Werfzeng 
zum Seihen, aus Binfen, das geſchmolzene Wachs dadurch zu 
gießen, umſes zu reinigen, \ 

Der Wachsſtock, des—es, plur. die —ſtöcke. ı, Ein lan⸗ 
ger dünner mir Wachs überzogener Faden, welcher zu einem Stock⸗ 

. oder Eylinver aufgewicelt, oder auch um eine Wachsſchere ger 
wunden wird zim mittlern Lat. Cereoftata. 2. Nach einer nies 
deigen Figur, ein einfaltiger Menſch. 

Die Wachstafel, plur. die —n. 1. Das einer Tafel ahnliche 
wäch ſerne Gewirk der Bienen in dem Bienenſtocke, die Wachs— 
ſcheibe u ſaf. (S. Wabe.) 2. Eine mit Wachs überzogene Tafel, 
dergleichen z. B. diejenigen waren, worauf die Alten zu ſchreiben 
pflegten, £ 

Der Warhftein, des—es, plur. doch nut von mehrern Arten, 
dle—e, in dem Bergbaue einiger Gegenden, eine Art Eifenftein, 
welche auf hohen Grblegen unmittelbar unter dee Dammerde an⸗ 
getroffen wird. Wach iff hier vermuthlich mit Wabe gleichbedeu« 
gend oder doch verwandt, S, diefes Wort. ' 


Der Wahsthum; des—es, plur. car. der Zuffaud, da —9— 
wächfet oder gewachſen iſt, fo wohl im eigentlichen als figürliche 
Verſtande; zum Unterſchiede von Wuchs, welches die Art und 
Weiſe des Wachſens bezeichnet: Wärme befördert den Wachs⸗ 
thum der Gewächfe. Einen ſchnellen Wachs thum haben, ſchnell 
wachen. Zum Wachsthum im Guten gelangen. Das männ, 
lich e Geſchlecht ift bey dieſem Worte im Hochdeutſchen das gewöhn⸗ 
lichſte, dagegen in andern Gegenden das färhliche üblich iſt, das 
wWaßsthum, S. —thum. 

Das Wachstuch, des—es, Plur. doch nur von mehrern Unten, 
Ye—tücher, 9, Wachsleinwans. — 

Die Wachſtube, plur. die —n, die Stube, wotiu fh eine Was 
che anfdalt, befindet. 

Die Wach swinde, plur. die —n, die Hülfen von dem ausgepreßs 
ten Wachfe, nachdem fie in Ballen zufammen gedrüdet wor« 
den, Allem Anfeben nach follte das Wort eigentlich Wachsbinde 
lauten, indem diefe Hülfen zunãchſt aus denzähen ſchwarzbraunen 
Wachs binden oder vorſtoß beſtehen, womit.die Bieneun ihren 
Bau au deu Selten der Körbe befeſtigen. 

Der Wachs zieher, des —s, plur. us nom. fing. Fämin. die 
MWachszieberinn, eine Perſon, welche Wachsſtöcke ziehet, und 
daraus ein Gewerbe macht. 

Der Wachszins, des — es, plur. Sie—en, Zins, welcher in 
Wachs entrichtet wird, dergleichen Zinfen in Latholifhen Ge⸗ 
genden bäufiz find, die Beleuchtung der Kirche damit zu bes 
ſtreiten. 

Die Wacht, am Wagen, S. Wage. 

Die Wat, von dem Verbo wachen. ©. Wache. 

Die Wachtel, plur. die —n, Diminut. das Wachtelchen, der 
Nahme eines Zugoogels, welcher fich den Sommer über indem 
Getreide aufhäft, und wegen feiner Stimme oder wegen feines 
Schlages merfwürdig iſt. Die Wachtel Schlägt, weun fie ihre 
Stimme bören läßt, welches kein Singen genanut werden kaun. 

Anm. Im Dänifhen gleihfals Wachtel, im Norwerifchen 
vachtel, im Schwed. Vaktel. Man fönntediefes Wort mi Wach» 
tern von dem Riederdeutſchen wachten, wachen, ableiten, weil. 
die ſer Vogel auch zur Nachtzeit fchläger ; allein eg iſt wabrſcheinki⸗ 
cher, daß fein Rahme eine Nachahmung eines Theiles feines Schla⸗ 
ges iſt, indem deſſen Rahmen in andern Sprachen und Mandar⸗ 
ten auf ähnliche Art erfläreı werden můſſen; wohin das Rieder⸗ 
deutſche Quakel und Aurjeblif, dasEngl. Quail,Sran;.Cailie, 

"tal. Quaglia, Span. Coalla, das mittlerg Sar. zu Euris des 

Grogengeitüßliche Quacara, und ſelbſt das Lat. Colurs ern a0. 
a; 9 


pay 


1997 Wach is 


In einigen Oberdeutſchen Gegenden werden die Wachteln Ohr: 
huhner genonnt, 


Fl 
- 


Der Wachtelfang, des —es, plur. die —fänge, der Fang der 


Wachteln mir Regen, 
Der Wasytelfänger, des —s, plur. ut nom. fing. ein Jäger, 
welcher ſich vorzüglich mit dem Wachtelfange befhäftiger. 
Das Wachtelgarn, des —es, plur, die —e, ein niedkiges Garn 
oder Nez, kleine Bögel, und beſonders Wachteln, damir zu fat 
gen, das Wechtelneg, Sted’garn. ; # 
Der Wachtelhund, des —es, plur. die —e, eine Art Hunde, 
welche dazu abgerichter find, den Wachteln und Repphühnern fo 
lange vorzuftehen, bis fie gefangen oder gefchoffen werden, der 
Subnerbund. MER Se 
"Der Waxptelfönig, des—es, plur. die —e, eine Art Sumpfs 
võgel oder fo genannter Strandläufer,weldjer zu dem Geſchlechte 
der Hallen gehöret, mit den Wachteln aber nichts gemein hat, aus 


Fer daß er ihr Führer und Wegweiſer auf ihren Zügen ſryn fol; 


eine ſchon alte Überlteferung, welche vermuthlich auch den Grie 
chiſchen Rahmen Spruyopyroa,d.i. Wachtelmutter, veranlaffet 
bat; Crex Linn. _ Wegen feiner fonderbaren Stimme, welche 
dem Geſchtey eines Laubfrofches gleicht, hat erin den Provinzen 
mancherley Rabmen, 5. B. Schede, Schryck, Schrede, 
Schnerf, veckſchnarre, Wieſenknarre, Tauſchnarre, Rall, 
Grall, Großel, Kreßler, Akerrire, Mattkern u. (.f, wohin auch 
der Latein. Nabme Crex gedöcer, der eine unlͤugbare Rahap- 


mung feines Geſchreyes Preg ! Freg! ill. Wegen feines Aufe 


enthaltes wirder auch Gras huhn, Grasläufer, ingleichen Wie: 
fenlaufer genannt, 
Das Wachtelnẽtz, des —es, plur. die —e, ©. Wachtelgarn. 
Die Wachtelpfeife, plur. die —n, eine Lockofeife, den Ruf der 
Wachteln damis nachzuahmen; der Wachtelruf. 


Der Wachtelruf, des —es, plur. doch nurin der zweofen Ber . 


deutung, die — . 1, Der Laut, womit die Wachteln einander 
rufen. 2. Ein Werkz:ug, diefen Laut nachzuahmen; die Wach: 
teipfeife. ’ { 

Der Wachtslweigen, des —s, plur. inuf. eine Art des Kuh⸗ 
weigens, Nelampyrum aryenle Linn, ] 

Der Wächter, des —s, plur.utnom. fing. 1. Eine Perfon, 
welche zur Sicherheit oder Bequemlichkeit andererwacht, Fär 

. min. die Wachterinn. 2. In manchen. Fällen auch ein Theil 

einer Mafchine, welcher dazu beſtimmt iſt, in gewiffen Fallen das 
verlangte Zeichen zu geben. So iſt der Wächter, oder wie er 
auch wohl genannt wird, der Weder, ein Hammer an den Kunfks 
gezeugen inden Bergwerken, welcher nach Bewegung des Kunft« 
rades auf einen flingenden Körper fchlägt, die Geſchwindigkeit 
bes Rades daran zu erkeunen. Auf den Glashütten ift dev Wäch: 
ter oder das Wachterſtuck, eine Probefcheibe, das Feuer darnach 
zu verffärken oder zu vermindern. Bey den Färbern iſt es eine 
kleine Scheibe von Holz mit einem Läppchen, die Farbe in der 
Blaufüpe damit zu verfuchen, weiche auch der Stahl genannt 
wird, u. ſ. f. 

Anm, Beym Willeram Wahtar, und miteiner andern, aber 
ähnlichen, Ableitungs ſylbe bey eben demfelben Wahtel,. Esift 
von dein alten Verbo wachten, wachen und warten, welches noch 
im Niederdeurfchen gangbar ift. i 

Das Wächtergeld,des —es, plur. doch nur von mebrern Sum, 
men, die —er, Geld, weldhes zur Bezahlung eines oder mehrerer 
Wãchier beſtimmt iſt; in manchen Fällen and wWachgeld. 

Das Wachterſtück des —es, plur. die —e, S. Wächter 2. 

Das Wachthaus, Wachtſchiff u.f.f. Siehe in Wach — 

Der Wachtthurm, des—es, plur, die —thürme, ein Shurm, 
Wach: daranf zu holten, in manchen Fällen auch eine Warte. 


Watelhaft, 


* 


ae 


wackelt. 


Wacelig, —er, —ſſe, adj, et adv. wie das vorige; do am * 


hãufigſten iin gemeinen eben. Die Übleitungsfylde if hier ig, 
nicht Uch, weil e⸗ font wackelich lauten müßte, auch nicht icht, 
weil wacke licht nur dem Wackeln ähnlich bedeuten würde, 


Wackeln, verb. reg. neutt. welches das Hülfswort baben ber 


fomum. 1. Sich aus Mangel der nörhigen Feſtigkeit oft bin und 


ber bewegen laſſen. Der Ciſch wacht, wenner nicht ſeſt ficdetz 


der Zahn, wenner locker iſt. Figuürlich imgemeinen Leben, ſich 
wackelnd oder gleich ſam wackelnd fort bewegen. Im Gehen 
wackeln, wiedieÄnien. Mitwackeln, mitgeben. Er wadelte 
auf feiner Mäbre fort. 2. Mit etwas wadeln, es wackelnd bes 


wegen. Mit dem Bopfe, mie den Süßen, mie dem Tifhe - 


wadeln. An etwas wackeln, es wudelnd zu bewegen fichen. 
So auch das Wackeln. * 
Anm. Die Form gibt es ſchon, daß dieſes Verbum zugleich ein 


” Intenfivum und Iterativum, und, denn man wid, auch gewiſſer 
Maßen ein Diminutivun: ıft, welches cine oft wiederboblte, ftars 


fe, aber jedes Mahl kurze Bewegung begeichtiet, wodncd es ſich 


von den verwandten wanken wid ſchwanken unterfcpeider, Diefe 
Begriffe liegen theils in der Ableitungsſylbe el,ıbris in dem dop⸗ 


pelt verſtäektten Hanmenlaute ck; vermittelſt deten es ein Ab⸗ 
lsmuilteg von wegen in bewegen in. Zu dem Buche der Karur, 
Augsburg 1482, fomme dafür noch dag einfachere wigen vor, 
wen dann die Zen wagent, wein datt die Zähne warn; wel· 


ches auch noch im Engl. to wag, wackeln, üdrig if. In Rie⸗ 


derdeutſchen iſt dafür wiggeln und wrackeln üblich. Das Latein. 
vacillare iſt nıruafeem wackeln genau verwandt. 


Mader, —er, fe, adj.etady. . Wach, di, nicht ſchla⸗ 


fend, mumtter ; eine im Hochdeutſchen nubelannte Bedeutung, 
welche noch in einigen Rieder deutſchen Gegenden üblich iſt, we 


man jagt, jemand ſey ſchon wader, wenn er fon munter iſt 


di, nicht mehr fhläft. 2. Wachſain; eine gleichfalls veraltere 


Bedeusung, in welcher unakar fchon bey dem Ditfried vor» - 


kommt. Zu diefer und der vorigen Bedewmiung gehören auch die 
bibliſchen Stellen; Da wurden feine Augen wadr, ı Guin, 
14,27; Laß deme Yugenwader feyn, Sprichw. 20,135 fo 
ſeyd nun wader allezeit und berbet, Luc. 2 1,36. 3. 2ebhaft, 
ſtark, einen gewiffen Grad der Intenfion zu bezeichnen ; am häne 
figften in der vertranlihen Sprechart, uud als ein Adoerbium. 
Wacker fluchen, ſpielen, zechen, tanzenu.f.f. Er in wag 
abgetrumpfet worden. Femanden wader ausprüteln. 4. In 
feinem Berufe thatig Lin waderes Pferd, ein munteves, | 

bafırs und gefundes, Ein wackerer Mann, der feine Pfichten 
mit Munterkeit und Thätigkeit erfüllet. © wie pirlen wackern 


Leuten werde ich dafür Gutes thun koönnen? Sl Sich 


wader halten. — 
Anm. Es iſt vermöge des ck eine intenſive Form von wach. 
Bey dem Ottfried iſt uuachor on, wachen, und bey dem Notker 
uuachero, frühe, Das. Niedrẽdeniſche wader und Schwed, 
vacker bedeuten außer dem noch ſchön, in welcher Bedeutung es 


mit dem Augelſ. kae ger, und Echwed. fager, ſchön, überein zu 


ſtinunen ſcheinrt; obgleich anch die ſe Bedeutnug als eine Figur 
don wach, munter, lebhaft, angefehen werden könnte. 


Die Waddick, plur.car. ein befonderes Niederdeutfches Prooins 


zial⸗ Wort, den abgefchiedenen wäſſerie en Theil der Milch, d. 5 
die Molken, zu bezeichnen, welche in erdeutſchland Schotten 
und Zieger peißm, Vieleicht von dem Nicderd, Water, Waſſer. 
Einige weiche Mundarten, 5.2. die Friefifche, berlürzen es in 
Weyer, womit das Engl, whey überein fonmt. — 
* Die 





et, ee, adj.etadr, fo befhafen, u — 


2 











-Shieubeines. Starte, ſchwache Waden haben. _ 

Anm, Schon bey dem Raban Dranrusuuado. Das Wort 
SR, fo viel ich weiß / in allen Deutſchen Mundarten üblich, woraus 
dieſſen bobesAlter erhellet, daher ſich auch die Abſta mnung ſchwer ⸗ 


ſchen keine beſtimmt belannte Geſchlechts derwandte bat, deun daß 


beantwortlich bleibt, Warum gerade diefer Tpeil des Fußes, der 
‚ben dem Gehen amwenigfien in Betrachtung kommt, von der vor» 
 nehmfien Beſtimmung deffelden benannt feyn ſollte. Da im 
Schwed. Vade nichtallein die Wade, fondern nefprünglich auch 
jeden fleiſchigen Theil des Leibes bedeutet, fo iſt es wahrſcheinlicher, 
daß der Grund der Beuennung in der hervor ragenden fleiſchigen 
Beſchaffruheit zu fuchen iſt. In einigen Sberdeutſchen Gegenden 
iſt es mannlichen Seſchlechtes, der wad⸗ und im Oſterreichiſchen 
iſt dafür Ser Wadel üblich. 
3. Der Wabdel, ein Shweif, Schwanz, S. Wedel. 
2.* Der Wudel, des —8, plur, ut nom, fing. eini im Hechdents 
robinzen, übliches Wort, die Seit ded Vollmondes zu bezeich. 
> ner, da es denn nach Niederdeutfcher Art oft in Waal zuſammen 
gezogen wird. Es iſt Wadel, der Mond iſt voll. Hernach wird 
auch die beſte Zeit, Holz zu fallen, der Wadel, oder die Wasel- 
zeit, genannt, vermuthlich weil fie in die Zeit | des Vollmondes 
5 fällt, (S.Solswasel) Wenn erweislich wäre, daß 2 Monds⸗ 
wandelung, oder ſcheinbare Ab⸗ und Zunahme des ondenlich⸗ 
Eu tes der. Wadel genannt wiirde, fo würde man das Wort von 
"7 wandeln, fih verändern, herleiten fönnen, Da es aber, wir es 
ſcheint, nur auf die Zeit des Bollmondes eingefchränktift, fo ſcheint 
der Begriff der Fülle der herrſchende zu ſeyn, da es dein mit Wa⸗ 
de zu Einem Geſchlechte gehören würde,  — 


ſehr herber Sirnen, welche nur zum Braten tauglich ift; BRIRE N 
birn, Ritterbien, Mäuſebirn, Strengling.. 


Waden, im Waffer geben, ©. Waten. 


Die Wadenader⸗ plur. die —n, Adern, welche durch die Waden 
gehen, beſouders ein gewiſſer Aſt der Brandader, vena furalis, 


Das Wadenbein,ses —es,plur. die —g,ein Bein an dem obern 
und binsern Theile des Schieubeines, woran fh die Wade befin⸗ 
det; Sat. Fibula, — 


* Wadſack, S Watſack. 
Die Waffe, plur. die —n. 
BVer heidigung, als zum Angriffe, in weicher weitern Bedeutung 
noch manche Glieder amd Theile derfelben, womit die Natur die 
Shierezudiefer Abficht verfchen hat, bey den Jägern Waffen ger 
marnt werden. Go heiße die Klauen des Hadichts und anderer 
- Raubvögel, die Klauen des Luchfes, und die vier großen Zähne 


felten. ft. Wenn der Sabicps dem Hafen einen Griff gegeben 
‚bat, fo hält er ihn mit der vechten Waffe feft, mir derlinfen 
‚aber er greifet ey die Erde, Die vier großen Zähne der wilden 
Scchweine werden mit einem Colleetivo auh das Gewäff ger 

nannte. Auf ähnliche Art werden alle Dinge, welche Menfhen fo 


- genannt, in welchen Verftande es aber, fo wie, im folgenden, im 
Plural am üblichfien ift. 
2. Xn engerer Bedeutung, ein jedes Fünfiliches, oder eigentlich 


Abei. ws, — 2, Yufl 


F Diewasn p für Sie—n, Diminuf. das Wäscen, der — 
tragende — oder fleiſchige Theil an der bintern Seite des 


lich nit Gewißheit wird augeben laſſen, zumahl da es im Deut⸗ 


‚es von dem alten waden, sehen, Zat.vadere, (S. Waten) ab⸗ 
ſtammen ſollte, iſt ſeyr unwahrſcheinlich, weil dabey die Frage un⸗ 


ſchen unbefanntes und uurin einigen, befonders Nigderdeutfcherr 


5 Die Wadelbirn, plur. die —en, eine Art gelber, faftiger, aber 


. Einjedes Werkzeug, fo mohlzue - 


der wilden Schweine Waffen; da denn auch der Singular nicht 
- wepna, (©. Wapen;)iwel 
iſt. Diefes hohe Alter ma 


mobi zur Beriheidigung, als zum Angriffe, gebrauchen, Waffen 


dazu beftimimtes Werfzeng zur Verthedigung oder zum Angriffe; ' 


See NS 1390. 


gemeiniglic nur iin Plural. Da dieſe Wwateuse in den nenern 
Zeiten gar fehr verändert und vervielfältiger worden, folglich die 
Deutlichkeit erfordert hat, ihnen eigene beftinumte Rahmen zu ge⸗ 
ben,wohin befondersder Ausdrud Gewehr gehöret, fo ift der als 
geineinere, folglich nicht ſo beſtimmte, Nahme Waffen nach und 
nach in Abgang gekommen, obg leich noch nicht gauz veraltet, Man 
gebraucht ihn noch: (a) von ſolchen Werkzengen bey Perſonen, 
welche nicht zum Kriegsſtaunde gehören, oder keinen Beruf haben, 
felbige zu tragen; doch nur als einen allgemeinen Ausdruck, wenn 


man fie nicht näher beftimmen will. Todtliche Waffen bey einem 
Diebe antreffen. 


verbot hene Maffen tragen. Wo manzue 
Erflärung auch wohl noch das Wort Wehr beyzufügen pflegt, 
Wehr und Waffen, ohne daß eben das eine Werkzeug zum Anz 


griffe, und das andere zur Vertheidigung bedeuten dürfte, () Als 


einen allgemeinen Ausdrud folder Werfzeuge bey ſolchen Völ— 


ern, welche feine eigentlichen Feuergewehre haben, auf welche 


folglich die neuern Nahmen Gewehr, Geſchütz u. f. f. nicht paf 
ſen. Vulkan fchmiedere dem Mars feine Waffen. (c) In 
manchen figürlichen Arten des Ausdruckes. Zu den Waffen grei⸗ 
fen, ſich zum kriegeriſchen Angriff oder zur kriegeriſchen Verthei⸗ 
digung rüſten Die Waffen tragen, ein Soldat fepn, Sein Kecht 
durch die Waffen ſuchen, der Entſcheidung der Waffen über— 
laſſen. Sich in den Waffen üben. . Stillſtand der Waffen 
oder Waffenftilltand; Die feindlichen Waffen baben gefleger: 
Gott wolledie gerechten Waffen des Königes ſegnen! Jeman⸗ 

den die Waffen wider ſich in die gande geben, die Mittel des 
Angriffes, auch wenn es nur Gründe u, ſ. f. find. - Ihre Waf: 
fen waren Thränen. (d) In den edlern und höhern Schreibar- 
ten, fo wohl in den vorigen und andern ähnlichen figirlichen Ber 
deutungen, des Zuſt andes öffentlicher Beindfeligkeiten, der Vers 
theidigung und ihrer Hülfsmittel u. ff, als auch wenn die im ge» 
meinen Leben üblichen beſtimmtern Ausdrüde, befonders@ewehr, — 
zu unedel ſcheinen. Fu diefer ganzen Bedeutung ift dag Wort als 


"ein allgemeiner und collectiver Ausdruck freylich nur im Plural ge⸗ 


brauchlich; allein da der collective Begriff demfelben nicht wefente 
lich ift, fo ift fein Grund vorbandeit, warum wenigſtens die höhe, 
reSchreibart denSingular nicht nhne Bedenken follte gebrauchen 
können, wenn fie einem zwar an fich nicht unedlen, aber doch all⸗ 
täglichen Ausdrucke, dergleichen Gewehr ift, dadurd) ausweichen: 
kauu. Als man, wog‘ allem Siehn, ihr jede Waffe na) m, 
Alringer. 

3. In * weiteſten Bedeutung pflegen manche Handwerker ihre 
Werkzeuge überhaupt, auch wenn fie zur Vertheidigung oder zum 
Angriffe völiguntauglic) find, Waffen zu nennen, So müffen 
die Kammmacher, die Hutwacher u. f.f. zur Verfertigung des 
Meiſterſtückes ihre eigenen Waffen haben, 

Anm. Das Wort ift fehr alt, indem uuafan für arma ſchon 


ſeit des Kero Zeiten vorfommt, Die Niederdeutſchen Mundarten 
- und damit verwandten Sprachen haben flatt des weichen Blaſe⸗ 


lautes in der Mitte nach ihrer Gewohnpeit ein p, dabin das Nie 


» derfächf, Wapen, das Engl. weapon, das Schwed. vapn, das 


Island. w opn gehören. Auch bey dem Ulphilas lauter das Wort, 
s dason auch imHochdeutſchen üblich 
tzugleich die Abſtammung ſchwer und 
ſchwankend. Wenn es erweislich wäre, daß diefes Wort, wie 
Ihre glaubt,ehedem eigentlich den Harniſch und was zur Rüſtung 
gehöret, bedentet hätte, fo würde der Begriff des Umigebens, Bes 
Eleidens u. f.f. füglih als der Stammbegrif können angeſehen 
werden,und dann würdees zudem®othifhen bivaibam,umges 


- ben, befleiden, dem Isländ, wepa, ein Kleid, Dede u. ſ f. gehö- 


ren, wen anders diefe nicht vielmehr Abfönımlinge von weben 
ſind. Die Stelle indem Schwabenfpiegel, mit [uuerten und 
ae PP» aun 


4 1331 “ x Waf— 


RN RE: N — 
aun uuaffen, nit Schivertern und ohne Harniſch ſcheint zwar 


dieſe Ableitung zu beſtätigen. Allein da fie fo viele und. weit äl⸗ 
tere Bepfpiele wider ſich hat, da uuafken nicht bloß von der Nür 
Kung, fondern von eigentlichen Geivehren, gebraucht wird, fo 
FannderBegeiff der Bekleidung wenigftens nicht als dev erſte und 


berrfchende angefeben werden, Wacıirs undandererAbleitungen 
» von dem Griech, omAen, !Bum, oder Kggs, verdienenfeine Erwähs.- 


. nung. Beyden Schwäbifchen Dichtern fommt waffen, waf- 


fena ! häufig als ein Ausruf in unangenehmen Fällen vor; z. B 
Wafena wie hatmich miune gelallen ! eidr.v, Be > 


‚ Deserfchrak mins herzenslerg; 
Wafen wie gelchah mirfö! Gottfried von Riffen, 
Wafen wie bin ich gelcheiden 
Von.der lieben die ich da minne! Der Schenf vor 
' > Zimburg. — 
Allein diefes Hat nur eine Zufällige Verwandıfchaft mit unferm 
Worte, und geböret zu dem Längft verafteten Oberd, wafan, 
Niederſ. und Angel.weapan, wipen, benlen, weinen, wovon 
es allem Anfeben nach eigentlich eine Onsmatopdie it, Waffen 


iſt daher eine ähnliche Interjection, wie das noch im gemeinen Le⸗ 


ben übliche Zeter? Im ——— iſt ——— — das 
Zetergeſchrey. 

1. Die Maffel, plur. die —n, das Maul, befonders ein großes 
Maul in verächtlihem Verſtande; ein nur in den niedrigen 
Spreharten,befpndersDberdeurfchlaudes, übliches Wart, Auch 


im Angelf. it wallel das auf, und Geafla, der Schlund, im 


Walliſiſchen G wefl,die Livpe. Die Bedeutung der ‚großen: und 
weisen Offnung feine die herrſchende zu ſeyn. 

2. Die Waffel, plur. die —n, eine Art viereckiger dünner Kits 
ben, welche auf den breiten Flächen gitterfirmig find, And diefe 
Gefialtin sem Waffeleifen erhalten,in welchem fie gebacken wers 
den. Nieder, Wafel, Engl. wafer, Sranz.gaufre, wovon dag 
mittlere aber auch eine Oblate bedeutet, 
netz⸗ oder gitterförmigen Geſtalt von Wabe, Zar. Bavus. 

Das Waffeleiſen, des —s, plur.ut nom. fing. ein eiſernes 
Werkzeug in Geſtalt einer langen Zange, worin die Waffeln ge⸗ 
baden werden, 

Der Waffeltuden, des —s, — ut nom, fing. ı wie 2. 
Waffel. I * 

Die Waffen, ©. Waffe, 

Waffenen, S. Waffnen. 

Das Waffenglück, des —es, plur. car. das Glück die Waffen, 
de i. des Krieges, das Kriegesglück. 

Der Weffenhammer; des — plur. Sie Dinar, 
Hammerwerf, wo Waffen, d. i. fo wohl Harnifche, als Gewehre, 
verfertiges werden, 2. Ju einigen Gegenden ein Hammerwerk, 
wo eiferne Werkzeuge, als Senfen, Arte u, f. f. verfertiget wers 
den, von Waffen 3. 


Die Waffenfammer, plur, die —n, ein Zimmer, in weichem ' 


allerley Waffen oder Gwehre verfertiger werde wofür Doch jetzt 
Rüſtk ammer oder Gewehrkammer üblicher find. 

Dae Waffenkleid, des —es, plur. die —er, ebedem das Kleid, 
welches man über den Harnifch.anlegte, der Waffenrock. 

Der Waffenplatz, des —es, plur, die —pläge, überhaupt ein- 
„jeder Det, wo fih Truppen mit ihren Kriegsdedürfniffen ver- 
fammeln. So wird 5.3. im Kriege eine Gränzkadt zu einem 
Weffenrlage semacht, wenn man die nöthigen Truppen und Krie⸗ 

gesgeräthſchaften dafeldft zufammen ziehet. In engerer Bedeus 
tung iſt es in Feflungen ein geräumiger Platz in dem verdedien 
Wege, die Truppen daſe oiſt zu verfammeln, 

De Waffenrock, des — plur, die —rocke/ fi de Waffen: 

leid; 


Vielleicht wegen ber. 


1,@in 





RS . ei, —— Bu ag 


— a 





en. 
Die! Wafenf: albe, plur, doch nur won. — nen 


‚ Eine ſy npatherſche Salbe der Abergläubigen, welche einen Vera. 
wunderen heilen fol, wenn nian das Gewehr oder Werfzeng, wo⸗ 
init er verwunder worden; damit beſtreicht; die Wehrfalbe. - 

Die Waffenfhau, plur, inul, ‚ein im Bochdeutſchen oeraltetes 
Wort für Muſterung. 


Der Waffen ſchmid des Plur die ſchmiede . Ein Vor⸗ 


geſetzter oder Inhaber eines Waffenhammers; oft auch ein jeder 
Arbeiter in demfelben, 2, Ein Schmid, welcher Waffen, d. Ge⸗ 
wehre, verferfiget, wofür jegt Büchfenfehmis üb ich ift, 
manchen Gegenden noch ein rot, oder Hufſchmid, entweder, ſo 


3. In 


fern fie eheden auch Waffen verfertigten,oder, ſo fern Waffen ein * 


Nahme der Werkzeuge überhaupt ft. 


Der Waffenfiein, des —rs, plur. doch nat von mehrern Arten, 


die. —e, in einigen Dberdeurfchen Gegenden, 4,8. in Schwaben, 
eine harte Kelsart, welche mit Pulver gefprengt, —2 
ſam mit krieger ſchen Waffen bezwungen werden muß. 

Der Waffenftiſtand des —es, plur. die —ſtande, Gen: Si 
Band der Waffen, d.1. Einftellungder Feindfetigteiten, auf eine: 
gewiffe Beit. Einen Waffenkiliitand machen, fließen. ef 

Der Warffentanz, des —es, plur. die —tänge, ein Tan 
Waffen dergleichen Tänze noch bey wilden und halb wilden ® 
fern üblich find. 

Der Waffentriger, des —s, plur. ut nom, fing; — 
“welcher feinem Herrn oder Obern die Waffen nachträget; eine ches 
dem übliche Art von FriegerifchbenBediensen, wozu auch die Bnaps 


I iſt jemand des andern Waffentväger, wer er unter deffen 
Leuung und Eiufluß handelt und wirkt,befonders wenn erfih von 
ihm zu Beſtreitung anderer gebrauchen läßt. Bey einigen neueren. 
Natur for ſchern iſt der Waffentt äger die Phalaena bombyx 
" bucephala Lian. weldje andere den Mondvogel neunen. 
Waffnen/ zuſammen aezogen aus waffenen, verb, reg. act, mit 
Waffen ver ſchemn ausrüſten auch nur noch in denjenigen 
in welchen Waffen üblich i Sich mit Steinen, 
\mf.fweffnen, Sich wider jemand waffnen, rufen, 
mit Gründen wider feinen Gegner waffnen. — 
ter Sand, mit Waffen in der Hand, mil Truppen. Bu 
diefes Verbunm bey weitem noch nicht veraltet iſt, ſo iſt 
den fegten Ausdruck, mit gewaffneter Sand, ausgenommen, dag - 


beſtimmtere bewaffnen Urpipe üblicher. Siehe un Bun. - 


waffnen. 


nm. Bey dem Ditfricd uuafnen,un&chwabenfpisgel wau⸗ 


pen oder Schildknappen der ebemahligen Ritter re i 


— 
— 


= 
* 


fan, im Niederdeutſchen wapnen, ©. dirfis Wort. 

Das Wagamt, des —es, plur.die -ämter, von Wag , eine r 
Anfalt, wo Waaren und Güter unter obtigkeitlicher Auffi gen _ 
twogen werden; auch nur die Wage. a 


1, ‚Die Mage, plur. carı von dem Verko wagen, der But, 
"da man etwas wagt; ein nur noch in den niedrigen — 
übliches Wort. Es iſt eine Wage. S. Wagnif. 


2. Die Wage, plur. die —n, ein altes Wort, inteleder ber Ben ; 


griff der Bewegung ber herrfchende ift, der doch fehr frühe a 

fondere Arsen und Falle eingeſchranket worden. Es bedeutet, 

1. * Im weiteften Verftande, Bewegung überhaupt, eine länge 
veraltete Bedemung, wodon fih nur noch eineSpur imMotlerfine 


bei ‚wo 28df.65,8.9.bäift: Vnde in unaga ne liezermine _ ee 


fuozze, wo es die Latein, Überfesung gibt: et non dedit in 


conimotionem pedes meos; wenn nicht Norfer hier viele 3 


mehr das dorige Wort Wage, Gifabr,i im Sinne gehabt hat. 


2. In engerer Bedeutung, fo daß der Begriff der gleichfürmis 


gen Bewegung and des Öleichgewichtes der herrſchende iſt. (1) 


Das Eleichgewicht; ‚odue Plural, Sp fügt man no, einander & 


di: ö 


F 


— 







De; 





Br * Gleichgewicht, u — —— 
Bine Beten. di, 
a — — 
Serr arten diefen nis 50. i 
Unnd mei hinaus in freyensag 
x er Anderhalb Huch, in der wag 
mit ihr euch aber haltenneitz - 
di im Girihgewicte, heißt. es im Speugzbanfe Kap. 28, 
—Tewrdänt ſich bald ausfeiner Braft: 
Schwang mit ben Süfeninden tag - 
Durch daffeiber gewann diewag 
Und begreif den felfen wider 
* Mit den eifen, eben daf. Kap. 56, 
S Ai einer gleichfalls ungewöhnlichen Bedeutung gebraucht es Ka⸗ 
Er wenn es bey ihm beißt: 
J Mein Mittag it dahin, der ohngefär die Wage 
J—— Des kurzen Lebens hielt, 
di, welcher ungefähr die Mitte meines kurzen Lebens war; wo er 


die obige R. A. jemanden die Wage halten, migverffanden Ju. +2 


5 Haben feine.“ (2) Ein gewiffes Werkzeug, in weldyem der Bes 


. griff des Gleich gewichtes der herrfchende it, wo es beſonders in 


drey Fällen gebraucht wird. (a) An einem Wagen iſt es ein um 
einen Mittelpunct beweglicher Hebel auf der Deicfel, an wel hem 
die Pferde vermittelſt der Ortſcheite oder Schwängel, ziehen; 
weil fie dazu dienet, die gleichför mige Kraft des Zugbiehes ſo wohl 
daran zů erkennen, als auch vermittelſt derſelden zu befördern, 
er bat man einfpänige und zweyfpännige Wagen; feruer eine 
vorderwage und Hinterwage, von welchen die erſtere auch die 
Riemenwage, ingleichen die Dorlegewage genannt wird. 
dieſer Bedeutung lauter das Wortim Niederdeutſchen die Wacht, 
rd imeinigen Oberdeutſchen Gegenden die Woge, im Selavonis 
ſchen Waha, In wmanchen Gegenden wird fir auch der Sbener 
genannt, gleichfalls umdes Gleichgewichtes willen, (% Ju den 
Waſſer kunſten im Ber gbaue iſt die Wage derjenige um einen Mit⸗ 
Berl bewegliche Hebel, welcher den Se erfaften teägt, "und. 
0 gwifchen vier Staudſ aulen auf⸗ und abfleiget. (c) Ein Werkzeug; 
J einen Körper zu wiegen, d, i. die unbekannie Schwere eines Kör- 
‚pers vermittelſt der befannten eines andern zu erforjchen sin wel⸗ 
chem Falled die Wage g eichfalls ein Hebelift, an deſſen einen Arm 
die bekannte, und an den andern die-unbefannte Schwere ange⸗ 
bracht wird. Dabin die Goldwage, Schnellwage⸗ Seuwage ir 
th. Etwas auf die Wäge legen, aufder Wage wiegen. Die 
Wasge des Schick als. Die Wageomsimmel, eines der zwölf 
Zeichen des Thierkreiſes. 
eine öffentliche Wage unterhalten wird, die. Wage genaitiit, 
einer etwas veränderten Bedeutung, beißen and) Birfzeuge, ver- 
muittelſt deren die borizontale oder jenfrechte Stellung, ingleichen 
das Verhäftniß einer Linie gegen die vier Hauptrheile der Welt, 



















und die Wage der Martfcheider im Bergbane.gehören. (3) Ein 
gewiſſes it inmtes Daß der Schwere, ein beſt laimtes Gewicht, 
weiches ſich doch nicht an allen Orten.gleic) ift, Und nach wel⸗ 
chem auch nur gew fe Körper, befonders das Eifen, beftimine 
B werden. Eine Wage Lifen ift in Oberfachfin 3:9 Stein, oder 
44 Pfund. - 
: 16 5 Pfund. 
Anm. I der Bedeutung ches Merkjenges zum Wieren (bon 
imdſidor undRosfer vuagu,uuago,imfticderfänfifchen aleich« 
= falls Wage. In der erſten twelteflen Bedeutung aehöret das 





5  wägen und wirgen, (S.dicfe Worter.) Ju einigen Eegenden be⸗ 








— var es in die ſer — ne 


Fiaürlich wird auch der Dit, wo Der Wageknecht, des—es, plur. die—e, ein Kuecht, d 
In 


3 erforfchet wird, Wagen: wohin die BIeywage, ieWaferwage, . - 


Aırandern Orten hält die Wage 120, und wohl gar; i 


2 “ Wort zu wegen in bewegen, in den folgenden engeren aber zu 


Ar N; = 


— > y, 


ren ſcheinet. Man hatdiefes Wort lange mit einem doppelten a 
Waage gefchrieben; aus einem mie zur Zeit noch unbekannten 
Grunde, man müßte es denn dadurch von Wagen, cutrus, ha- 
ben unterfdjeiden wollen, welcher Unterſchied doch ſehr unndtbig 
ift, indem fo wohl dag Geſchlecht, als die End ſylbe, Unterfchiedeg 
genug find, - Da Wagen, currus, wegen, audere, und Wage, 
libra, alle Eines Stammes find, fo müſſen fie du auf einer ley 
Art gefcptieben werden. . 

Der Wagebalken, des—e, plur. ut nom. fing. der Hebel 
aneiner Wage zum Wiegen, welcher der Haupttheil der Waze iſt. 

Bey den Wachsziehern führer ein ähnlicher beweglicher Hebel, 

vermittelft. deffen die Wachslichter gegoſſen werden , den Nahmen 
des Wagebglkens. 


0 zu dir alfgemeinfien Bedeutung REN zu geb 


"Der Wagebaͤum ‚des—es, plur. die —bäume, an dem Felde 


geſtänge eines Bergwerkes derjenige Baum, woran die Sywins 
gen des®eftänges in ihren Scheren beweglich ſind. Zaweilen wird 


au wohl der Wagebalken einer großen Wage der Wa gebaum 


genaint. 
Das Wate geld, des—es, ‚plur. doch nur von mehreen Summen, 
die—er, die Gebühr, welche man für das Biegen der Waaren 


anf einer öffentlichen Wage entrichtet, 


Das Magegericht, des— rs, plur. — der Kloben, inwels 


chem der Balken einer Wage beweglich iſt, — doch noch PUR 
figer der Kloben, oder die Schere genannt wird, 

Der Wayebale, ves—es, plur. die — halſe, von dem Ward 
wegen, cin Menſch, welcher ſich anf eine unbefonnene Art i in eis 
ne große Gefahr begibt. 

Wiemaitcher Washals iſt im Zufall amgelöminen, 
Den weder Sturm noch Schlacht erlege! Hager. 
Im Schwed gleichfalls Vaghals, Wachter wollte hier s als 


I 


durch einen-tapfern Mann erklären; aber ohne Roth und Grund, 


Wagehals bedeutet ee der. feinen Sals, d,i. fein Leben, . . 


ivagt, 

Der Wagehalter des — — plum, ut nom. fing. ein Sr 
eine Wage zum Wiegen daran zu hängen,‘ 

Das Wazehaus, des —rs, plur. die —häufer, ein Hans, 
‚in welgeht eine öffentliche Wage zum Wiegen der Waaren befürde 
"ich it, am hänfiaften nur die Wage ſchlechthin. 

Der Wugeherr, des —en, plur. die —en, au einigen Orten, 

> ein Rathsherr, welcher die‘ Aufficht über die öffentliche Wage hat, 

Der Wayefloben, des—s, plur. ut nom. ling. der Kloben, 

in welpen der Balken einer Wage beiveglich it©, wa he 

AR ge⸗ 
“ringer-Bedienter, bey einer öffentlichen Wage. 

Die Wagekunſt, plur inuf. &e Kuuſt, Wagen zum Wiegen zu 
verfertigen, uad in weiterer Bedentung, die Wiſſenſchaft von der 
Schwere der Körper, die Statik, welche letztere auch wohl die 
Wagekunſt genaunt wird, von den Verbo wägen. 


* 


gefeste einer öffentlichen Wage. 


Der Wien, des—s, plur. ut nom, fing, oft and) die Wären, S 


ein Gerüſt auf drey oder noch gewöhnlicher vier Rädern, Perfor 
nen oder Laſten daranf fortzubringen. Die Rader unter ſcheiden 
ein ſoches Geruft von einer Schleiſe und einem, Schlitten, die 
Zahl der Röder aber vön einem Barren. Auf e nem Magen fah⸗ 
‚ven. Mir einem Wagen fabren: Mit dem Wagen ſtille balz 
ten. Mit dem Wigenumwerfen. Ein Wagen Holz, Steine, 
Mit umtf. Den Wagen ab pannen, d.i. die Pferde vor den⸗ 
felberdpanıen, 
Wagen ſetzen. 
Sache, Die Pferde hinter den Wagen fpannen, rine Sache ver⸗ 
Pppp 2 Tehnt 


Sig, auf den Wagen fegenz ehcdem ſich zu 
Das finfte Rad am Wagen, eineüberflüffige \. 


Der Wagenmteifter, des-—s, plur. ut noın, fing, der Bore 


Y Tr * E) 
DER H- ——— j 
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Ma 


3 kehrt anfangen. Der Wagen am zimmel, ein Befien, welches 


anter dem Rahmen des Bären noch befannter ift, ſhon bey dem 

Ottfried Vuagono, im Schwedifchen karlsvaggu. IJu dem 

Bergbaue iſt der Wagen ein Maß der Holzkohlen, welches in ei⸗ 

nem Korbe von beflimmter Größe beſtehet; ohne Zweifel, weil es 

fo viel Kodten enthält, als man cheden ji‘ einen Wagen zu laden 

; nflegte.. 

N Anm. Im Niederſũch ſiſchen Waren, Wage / Wange, i im ““ 
gliſchen Wain,im Schwediſchen Vaggo, alle von wegen in bes 
wegen, fo wie das bey dem Hefpchins befindliche eyanız, von 
&yep, und das Latein. Currus, von currere, Wotfer nennt 
den Wagen och Reito, (8. Reifen und Reiten,) MWilleram zu⸗ 

ſammen geſetzt Reitwagon, Ottfried aber fchon Wagon. Ju 
Anfehung des Plurals iſt der Gebrauch im Hochdentfchen geeheitt, 
doch iſt Wagen in den edlern und Wagen in den gemeinen, Sprech⸗ 
arten am üblishffen. Ein Diminurioum iſt don diefem Worte 
nicht üblich, denn Wägelchen, welches man wohl zuweilen hö · 
vet, iſt nur den niedrigen Sprecheten eigen.’ Wagen iſt der 
allgemeine Ausdruck, befondere Arsen werden dureh Zuſam⸗ 
menfegungen nöher b zeichnet, dahin gehören Erntewagen, 
Bauerwagen, Leiteriwagen, Blockwagen, Rulkvagen, Left: ° 
wagen, Pofwagen, Reifewagen, Stastswagenn. ff. oder 


4 


a: 
4 


de. 


—— 


Anm le iheeen im —— wae- 





— 


gan,im Schweickenväga. Wägen fcheint eigentlich die Nie. 


derdeutfche, wiegen aber die mehr Oberdeuiſche Form zu feyar, 


nur daß wiegen auch neutraliter eine beſtimmte Schwere vn. — 


gebraucht wird, im welcher Bedeutung wagen nicht übli 
Ir Hochdeuufehen werden wägen und wiegen im der Khärigen 


' or ohne Unterfchied gebraucht, und im Xinperftcto und 9 Yartis 


cipio auf einerlep irreguläre Art eonjugitet, ich wog, gewogen 


Die regulare Form des Wägen, ich wägte, gew agt ziwae ‘ 2 


{ 


auch zuweilen vor, iſt aber bey weitem noch nicht die ii Me — 


de, Könnten einzelne Schrifiſteller an der Sprache ündern, 
fo würde ich den Vorfchlag thum wägen jederzeit) begn Grund 

als ein Activum, wiegen aber in feiner irregulären Form nur as 

ein Neuteum zu gebrauchen; in welchem: Falle an die Analo- 

gie von tranken und trinken, ſenken und Anfen, erſaufen une 

erfäufen, fegen und figen, und andere mehr vor ſich haben wür⸗ 


tie ipio itgegulär beugen, fo gehet es doch im Präfensi regulär, 
ih wäge, du wäg, er wige u f. fı:niche, ie manche 
Sprachlehrer Ichren, ich wäge, du wiegſt, erwiegt. Im 
der Abftanımung RN es mit wirgen 2 übereit, —— 
daſſelbe. 


Man mag nun aber auch wägen im Jınperfecto er ne “ 


— 


anch wohl durch eigene Nahmen, dahin Kaleſche, — Ca: 
roſſe u. ff. 

Wagen, verb. reg. act, ı ¶ Der Offabe det Verlufies ausfogent, 
Sich wagen, fein Leben. wagen. Sich mitten unter die Sein= 
de wagen. Er bat fih ſehr gewagt. Das Außerſte wagen 
Sein ganzes Vermögen fin einen wagen. ‚2.In weiterer Bes 
deutung, auf blege Wabrſcheinlichteit des guten Erfolges thun. 

Eine Bitte, eine vermuthung, eine Thae, ein Geſtaändniß, 


Die Wagenachſe * — —n, Br Ah: “ — — 

Der Wagenagel, des —s, plur. die —nägel, der ſtarke Ks - 
‚gel, um welchen die Wage auf der Deichſel beweglich ift, — 

Die Wagenburg, plur. inuf, eine Bure, di. Verfhanzung el 
von Wagen, ein inder Kriegsknuſt der Mten ſeht übliches Wort, 
wenn man die Wagen der Arme snfanınıen füpren ließ, a — 
hinter denſelben vertheidigte. 


wagen. Sich auf die See, vor dag Thor, in den Wald was. Die Wasenbürfte, plur, sie —n, eine Sefandeee Art Set — 
gen, Weiter wage ip es nicht. Sein Geld im Spielewar bie Kutſchen damit zu reinigen, Ye — 
gen. Zehn Thaler will ich daran wagen. So lange ich lebe, ie Wa endecke — —, ine — über. eine i 
will ich alles an dich wagen, Gell. DasLafier denkt darum - — Ab: Ä A . 
klein non Gott, weiles Feinen Unfpruch auffeine Güte wa: 1 


gen darf, eben dorf, Mrwas aufgut Gli@wagen. Ben a Die WMarendeichfel, plur. die nydie Beide eines Boys, 5 


fien Ipritt indie Weit wagen, Sprichw. ‚Wagen gewinnt, gemeiniglich nur die Deichfel ſchlechthin. 
wagen verliert. - Seifch gewagt it halb gewonnen. So auch Die Wagenflechte, plur. die —n, eine Flechte, ober efloctenen 
"das Wagen. Siehe auch Wage, Waglich, Wagniß, und Koͤrb, ibn anf einen Leitegwagen zu fegen ; der —— in 
Derwegen. Ss einigen Provinzen die Benne-Rräge. \ * a 
\ Anm ImmRieder ſachſiſchen gleichfalswagen Schmid. vAga, Die Wagenftohne, plur.- dien, Feoßndienfte, welche mie — 
Island. voga, Engl io wage. Wachter und andere haben aller» Pferden und Wagen geleifter werden; ; Spmnfrobne W > 
ley wunderliche Ableitungen diefes Wortes gewagt, welche ich hier Das Wagengeleife, des — 8, p "ur, ut nom.ling.däs Betife 
nicht wiederboblen will. Mir ift es überwiegen wahrrcheinlich, eines Wagens; in — Gegenden * Wagenfpur, die we 
daß auch dieſes Verbum zu der zahlreichen Familie des Begrif⸗ enläfe. 
fig der Bewegung gehöret, fo daß dadurch vornehmlich auff das Des Wagengepst) des —es/ plur, Sie —e, das Gefiel, oder 
Sawanken der S—— man etwas wagt / ge⸗ Holswerf eines Wagens, welches man in das vorder⸗ und Sins 4 — 
ſehen wird, tergeftell theilet. vos 
Wagen verb.reg.etirreg. act. im Iesteen Falle, Iinperf, Das Magengeld, des En plur. doch nur von —— Sum 
wog, Partieip. gewogen, Jinperat. wage. ı, Eigentlich, das man, die —er, an einigen RR Sol oder Greleit von 
Gewicht, d. 1. die Schwere eines Körbers, zu erforſchen fuchen, Wagen. —— = 
wie das Netivum wiegen. Auf der Wagewägen.: Einen Bal- Der Wagenbalter, des ig, ——— ling. an den z8 — 
«Jen Waare wagen laſſen. Gott, der die Welten wagte, oder fen, ein Bedienter bey dem Kutſchenſtalle welcher die Aufficht | 
wog. Ich babe eg gewägt oder. gewogen. 2. Ju weiterer Ber über die Staatewagen dat, und dem Wagenmeiter üinsergeonde · 
deutung, die Abweichung einer Fläche von der wahren horizontas net ift. 
len Linie mit der Waſſerwage zu beflimmen fuchen.. Einen Sluß Das Wagenhaits, des 08; plur, sie —häufer, ein Schände,. 
wägen, deffen Fall zusneffen ſuchen. Einen Plag, einen Be: Magen darin vor der Witterung zw verwabren; die Wagens 
sie? wägen vder abwägen. 3. Figürlih, die Güte einer unförs Remife, der Wagenfehauer, der PPRSERTBSTDER, wenn es ein 
perlichen Sache genau zu erfotſchen ſuchen. Seines Gegners bloßer Schoppen if. 
Grinde wägen. Welch ein zartes Gewiffen, alle Worte su Der Wagenfaften,ses —3, 
wägen, und dann noch um Warnung gegen die — zu oben mit Leder überzogener 


bitten! Hermes. 3 J ’ einen Wagen gepacket wird, : E 
SER “ £ — — ‚Bir 















— — 


tür, utnom. — ein bieteei 
aften, en ar des Koffers af 





" Das Wagenrad,drs — 


Nie oa — — Sie—n, eine Kette an einein Ende wit 
einer Scleiſ fer. und am andern Ende mit einem Haten, um Bu 
bufe ver Eger. 
ei Wagentorb, des ⸗es plar, die—Börbe, fi ebe Wagen: 
echte. 
Der Wagenknẽcht, des —es, plur, die —e, der geringſte Be⸗ 
diente dry einem Kutſchenſtalle an Höfen, 


— "Der Wagenlader, des—s, plur, die —läder, von den Derbo . 


. laden, beſtimmte Perfonen, welhedie FZuprmanusıvagen beladen , 
und abladen ; Abläder, Yufläder, S. Ablader. 

Die Wagenleife, plur. die —n, nicht Wagenleifte, wie’ es zu⸗ 
weilen gefchrieben wird, ©. Wagengeleife und Geleife. 

Die Wagenleifte, plur. sie —n, an Rüſt- und Beiterwagen, eis 

‚ne Stange, welche mit dem untern Ende an der Achfe befeftigt 
if, an dem obern aber den obern Baum der Wagenleiter 

trägt. * 


Die Wagenleiter, plur. die —n, ER Leiter, fo fern fie die Geis 


tenwand eines gewöhnlichen Baurtiwagens ausmacht, der daher 
auch der Leiterwagen genannt wird, 

Der Wagenmadjer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Handr 
werfer, welcher das Holzwerk mit Einfchluß der Häder zu FRI 
Wagen verfertiget, dev Stellmacher, Wagner. 

Be Wagenmeifter, des—8, plur. ut nom, fing, — 
welcher die Aufficht über mehrere beladene Wagen und die dag 
gebörigen Perſonen hat. 
anf großen Poſt amtern, als bey dem Troß der Armeen, dep der 


Jagd» Equipage u, ſa f. gibt. An den Höfeirift es ein Beamter des | 
Kutſchenſtalles, welcher die Schiermeiſter und —— un⸗ 


ter ſich hat, 


Das Wegenpfird, des —es, plur, die—e, ein 1 Der, welches: 
zum Siehen vor einem Wagen gebraucht wird; ; zum Unterſchiede 


von einem Reitpferde. 

—es, plur. Sie —— Kap an rinem 
Wagen, zum Unterſchiede yon andern Arten on Rädern, 

Die Wagen-Remife; plur. die —n, von dem Franz. Remife, 
ein bedecktes Gebäude gu bezeichnen, worin —— r der Wit⸗ 
terung eeſichert find. S. Wagenhaus. x 

" Das Wagenrennen, des—s, plur.ut nom, fing, Weite 
rennen zu Wagen. oder mit Wagen. 

Pa, Arne —8, plur. ut nom. fing, ein vorzüg- 
Lich Niederfüchfifches Wort, einen Wagenſchoppen ‚Bibezeichnen, 
©. Wagenhans. 


'Diel Wageniiamtere, plur. doch une von mehren Arten, die 


—n,eine jede Schmiere,oder fetter. Körper, womit die Achfen eines 
Wagens zum Feichtern Umlaufe der Räder ſchlüpfrig gehalten 
werden; im Dberdeutfehen Wagenfalbe, Dader Ihrer die ges, 


_ wöhnlide Wagenfchmiere ift, fo führt derſelbe auch wohl in en⸗ 


gerer Bedentung die ſen Rahmen. 

Der Wagenſchoppen des — plur. ut nom. m. fiag. S. Wa⸗ 
genhaus. 

* Der Wagenſchott, des BEN plur, boch nur von mebrern Ar⸗ 

“ten, die —e, cin Niederdeutſches Wort, S. Waſſerſchuß. 

‚Des Watenfchrot, des —es, plur.die —e, im For ſtweſen und 
Solzhandel, aus dem Groben bearbeitetes Nugbols, fo wie die 
Maaner rs aebrauchen. 


Wagen ſpeichig/ adſ. et adv. in der Landwirthſchaft, wo die Rä⸗ 


Ver wagenſpeichig werden, wenn fie wandelbar werden,‘ welches _ 
‚befondersdann win ehet, wenn die ereih en in dem Bocke zu na⸗ 


e an einander ft 
Fir Wagenſperre, plur. die —n, ein ec hu, die Räder ei- 
nes Dadens anabhängigen Orten damit zu fpeveen, di, am Une 
a zu hindern. ©. Radſp erre. 


Dergleichen Wagenmeiſter es fo wohl 





EN ® Ro 1338 
Die Voagenfon, plur, Sie en, ©. RN . 
Der Wagenflerz, des—es, plur. die—e; an den Rüſt / und 

Bauerwagen, das Pinsen — eine Deichfel aus der hintern Ach ſe 

borragende Stüd. 

Der Wagentag, des —es —— die —e, inder Landwirthſhafe. 
ein Tag, an welchem die Fröhner mit Pferde und Wagen fröhnen 
nüſſen; zum Unterſchiede von Pflugtagen, Sandfagen, Sußtas 
gemu.f.f. 

Die Wagemwinde, plür.die—n, eine Winde, beladene Wagen 
und Karren damit in die Höhe zu mindert. 

Die Mageorönung, plur. die —en, die vorgefchrichene Ord⸗ 
‚aung, wie Güter und Waaren auf einer öffentlichen Wage gewo« 
gen werden follen. 

Der PWäter, $e5—s, plur: ut. nom. fing. eineWerfon, welche 
wagt; \ zuweilen auch ein Wieger. An manchen Orten führen 
der Wagenmeifter, oder deſſen Untergebene, diefen Rahmen. 

Wagerecht, adj.etadv. der Horigontal-Linie gleich, Horizantar, 
von Wage, Gleichgewicht; a waſſerpaß. Ju Berge 
baue iſt dafür ebenſohlig üblich. 

Die Wageſaule, plur. die —n, an einigen Orten, eine Säule 
T auf öffentlichem Märkte mit einer Wage, die auf dem Markt zum 
'Berfaufe gebrachten Waaren match darauf zu wiegen. 

Die Wageſchale, plur. die —n, die Schalen an einer Wage, 
welche an dem Wagebalfen hängen. i 

Das Wagefiyeit, des —es, plux. die —e, 4 den Weaurern, 
ein Bret, welches man * Mauer legt, wenn man die Seße 
wage darauf ſtellen will. “ 

Das Wageftüd, des —e8, Bi die —e, "eine gewagte Hands 
fung, > 

Der Wateyettel, des g, plör. utnom. fing. ein Zettel, auf 

„reihen auf der öffentlichen Wage das Gewicht der gewogenen 

Sache beſcheiniget wird, 
Waglich⸗ —er, —fe, adj. et adʒx. von dem Verb⸗ wagen, 

mit Gefahr verbunden. Eine wagliche Sache, wobey man viek 


wagt. ? x 
Die Waulichkeis, plur, inuf. der Sufand, da eine Sahhlung: 
mit Gefahr verbunden iſt. * 


Der Wauner, zuſammen gezogen aus ———— des —s, plur. 
utnom. fing, ein Handiveefer, weicher das bölgerne Geftell zu 
Wagen aller Art verfertigt; dei — —— en 
Stel macher. 

* Die Wagniß oder das Wagniß, des — plur.car, ein im- 
Hochdeutfchen ungewöhnliches Wort, deu Zuftand zu bezeichnen, 
da man etwas wagt, von weldem Worte gs vermiscelft der Ablei⸗ 
tungs ſylbe niß gebildet iſt, S. daſſelbe. 

Der Wagpfahl, des —es, plur. die —pfähle, an vielen Orten 
ein Rahme des Mahlpfahler, weil er das Waſſer gleichfam ab: 
wäger. : 

Die Wanfchale, ©. Wageſchale. 

Der Wahl, ©. Wable, NR, s 

Das Wahl des —es, plur. die —e, nur in einigen Gegenden, 

3. Bin Danzig, eine Zahl von 80 Stüd, Eine Tonne Häring 
bis daſelbſt 13 Wahl, und ein Wablıs Stüd. 

1.* Die Wahl/ plur die en, einTängft veraltetes Wort, weis 

ſches kinen Abgrund bedeurefe, und woron Water v, Wal 
nachzufchen iſt. Es iſt nur noch in einem Falle im Niederdeute \ 
ſchen übkch, wo ein bey einem Deichbruche entſtandener Sumpf, 
welchee rings herum mir Erde umgeben if, eine Wahl genannt 
wird, 


"2. Die Wahl, plur, die —en, Yon dein eittworte wählen, der 


Zuſtand oder die Handlung, da man wählt, das iſt, ſich un. 
ser mehrern Sachen zu Einer durch Vorftellungen beſtimmet. 
Peppz3 Sind 


# 
. s 
* 


— 





1 


— Beh 


Erd die orffellungen deutlich⸗ foheißt es eine TERN i 


-Berfiande ; find fie undentlich fo ſt es bloße Miltkubr. Die 
freye Wahl, welche in einer allaemeiuen Erkenutniß oder in 


allgemeinen VBoeſtell unzen gegru der if. Aus eigener Wahl 


"nad vorläufiger Entihriefung durch Bewegungsgründe,” Die 
Wahl fälle mie ſchwer. Einem die Wahl laſſen. 
Wahl auffellen. 
druck für das lürzere wählen. 
Wahl Die Wahl eher bey bir, 
«ine Winde durch die Wahl erlangen. Die Wahl: ma: 
pen, in den Snderfiedereyen, (©. Wählen) Wenn dieſes 
„Wort ein eigentliches Abſtractum iſt, fo leider es feinen Plural; 


Zur Wahl ſchreiten. 


allein wenn es don conereten Wahlhandlungen gebraucht wird, ſo 
iſt derſelbe nicht ungewöhnlich. Beglüct in ihren Wahlen, 


a Zachar. 


Anm. Schon bey dem Notker na im Böhmifhen wole- 


„mv. Im Riederfächfifchen ifk dafür noch Kör üblich. Siebe, 
Bohren, Riefenund Chur. 
Wah, (Siebe Wahlen.) 
ten Perſon oder. Sade, wie Röm. 2, T, iſt es im Sochdent⸗ 
ſchen veraltet. 

Die Wahl⸗Capitulation, plur. die — em, eine Capitula⸗ 

Ken ‚oder gewiffe Bedingungen, FU welcher ſich ein Gewähls 
er in manchen Fällen verbindlich. machen muß,’ Dergleis 


chen Eapitulstionen bey den Wahlen derKaifer und Bifchöfe übe 


lich find, 

Der Wable,de—n, pl ur, die — n, ein nur noch ineinigen 
- Gegenden übliches Wort, einen jeden Ausländer und-befonders eis 
nen Italiüner zu bezeichnen. So erden diejenigen Ftaftäner, 


oder auch Fremde überhaupt, weiche. in. gebirgigen Brgendenerze " 
haltiee Steine und Sand auffuchen follen, noch von dem großen 


Haufen Wahlen genannt. © S. Wälſch. 


Die Wehleiche, plur. sie—n, inder Schweiz, ein Nehme der 


Steineiche. \ 
Wiüblen, verb, reg, act, ſich unter mehrern Dingen zu Einer 
Sadıe nah Vorfielungen, oder Erkenntniß der Bewegungs⸗ 
> Einer Sache unter mehrern beflimmien. Du darfli hur wäh: 
. Ien. Das ſchlimmſte Wählen. Bier it nicht zu wablen, 


inet Bönig, einen Pfarrer, einen Bifhof u.f. f. wahlen, = 


Femanden zum Könige, zum Pfarrer, zum Biſchofe wäh 
len. In den Zuckerſiedereyen ift wählen, oder die Wahl machen, 
die in jedem Faſſe befindlichen verfchicdenen Arten rohen Zuders 
won einander abfondern. "Daher das wahlen und die 

Mahl, 

Anm. Schon bey dem Ulpbilas valjan, ben dem Kero 
uuelan, im Schwedifhen välja, im Siayonifchen woliti; 
aus welchen ausgebreiteten Gebrauche zugleich das hohe Alter 
diefeg Wortes erhellet. Es iſt wohl mehr als wahrſcheinlich, 


das es mit wollen und dem Lateiniſchen velle, EinesGeſchlech⸗ 


tes iſt, obaleich-wählen jetzt eine eingeſchräickte Arı des Wole_ 
lens iſt. Diefe Ableitung wird unter andern auch dadurch der 


ftätiget, daß iin. Kero kiuuellan, wählen, niuuellan aber, 


nicht wollen, bedeutet. Ebedem war dafür auch Foren und Bier 
fen üblich, welchein den gemeinen Mundarten noch gangbar find, 
©. diefe Wörter, 

Die Wahlendiſtel, plur. dien, in einigen Gegenden. ein 
Nahme der Hannsteen, Eryngiun maritimum L, vielleicht 
weil Re von den Waplen zu abergläubigen Öebräuchen aufgefucht 
worden, 

"oählenfäsad). etadv.nur im gemeinenLeben einiger Gxge ı» 

{ ge. in dev Wahl finalicher Dinge ans verzärteltem Geſchma⸗ 


Eine 
ine: Wabl treffen, ein feherlicher Aus⸗ 
Dir haſt unter beyden die 


Bon der” Etymologie des Wortes 
In ‚der Bedeutung einer gewähls 


‚gründe, beſtimmen; ingleichen in weiterer Bedeutung, ſich zu 





; im Dbebdeutfihen. auch bakelig, im Nie der deutſchen koͤriſch⸗ % = 
korsk; ein Begriff, für welchen man im Hohdeuychen fryih 


Zuweydeuuigkeit mit dein Nieder ſachſ fen wählig, mathwillis⸗ 
Wahlfahlg —er, — ſte, adj.et adv. . 





ee zu ekel nie Bent, — in — Mar N 





feinen pad ıden Ausdruck bat; denn. leder und erelerfhöpfen 
ihn nicht Sbaleich das Testere ihm am nagſten kommt. wah⸗ 
leriſch Mi; fir die Schriftſprache zu unedel, weites nacheinenpers ⸗ u N 
alteten ieregnlären Anglogie vermittelſt der Solbe er von demnmn 
Verbo wählen abgeleitet worden, eifing fuchte in feiner Drae 
matıngiedas Wort wäblig gangbar zu machen; weiches aber 

den Begriff theils auch nicht erſchöpft, cheil⸗ "eine nangenehihe — 


ausgelaſſen macht. 

* zihig zu wãh⸗ = 
ben, iur shätigen Verflande. Moch häufiger, 2, fähig, ger ER 
wählt zu werden; im paffiven Sinne, > ‘So and) die Wapifär a 
‚bigteit. 5 27 


‚Die Wmablföige, plur inuf. die Folgei in. einer Wurde vermit· 


telſt der Wahl, zum Unter ſchirde von der Erbfolge 


Der Wahlfürſt, des —en, plur. sie ⸗en ein Für, welcher 


befugt iſt, das gemeinſchaftliche Oberhaupt mitwahlen su.belfen; * a * 
in welchem Berftande die Chur fürſten rien diefen Napınen F— 
beiommen, 


Die Wablhandlımt, plur. Sie—en, Sie Wabl elseine Sande · * 


lung betrachten, eine feyerliche Wahl. 


Der Wahlherr, des—en, plur. die—m, ein — — 


liche Perfon von Stande, weiche ingewiffen Fällen das Wahlreht _ 24 
befiget. So find in manchen Städten die Wahlherren — De 
Narheberren, welche den nenen Rath erwählen. =. 

| 


"Dee Wahlkind, des—es, plur. die—er, ein ungewöhns 


liches, von einigen verfuchtes Wort, ein adoptirtes Kind. m. — 
bezeichnen; welches aber den Fehler hat, daß es der Analogie. 
der meiften übrigen mit Mahl zufammen geſetzten Wprier zus ä — 
der iſt, wo es eine thätige Bedeutung bar, dagegen es hier 
eine paſſive haben müßte. Wahlt ind kaun nach diefer Analm 
gie nichts anders bedeuten, ‚ls ein Kind, — das — 


-wechthat. - 7 
1, 
ein Treffen oder Gefecht vorgefalen ifl, x 
einer Schlacht, das Schlachtfeld. Wabliftin diefer Zufamimene 


Der Wahlplag, —— plur, — be Du er $. 2 
sie Wahlftatt, 'undvon = 


fegung das alte Wort Wal, welches fo-wohl Gefecht, Eau 
einen todten Körper, ‚eine Leiche, bedeutete, Da Chunig Ehüne 
var das Walmit Sieg gehat bat, das Gefecht, Hornegk. Im — 
Schwediſchen iſt Val noch jest eine Niederlage, und Valplats - — 


der Wah platz. Ehedem war auch das einfache Wahl —*2 
platz ũblich wobon Schilter und Friſch Beyſpiele anf Een ee —— 
he auch Wahlfahrt. a 


2.Der Wahlplagz des—es, plur,die—pläge, ein pat ober ve 


Das Wahlrecht, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten, © 2 


Det, wo cine Wahl gehalten oder angeſt ellet wird. 


oder einzelnen Rechten, die —e, das Recht, die Befugniß, — 
wäblen. Das Wahlrecht haben. 


Das Wahlreich des — es, plur. sie —e, ein Keich, deffen — 


Der Wählfprüch, des—es, plur. die — fprüche, eine Sen 


‚Die Wabhlſtadt plur. Sie Hädte, eine Stadt, in welcher eine 


Beherrjiger diefe Würde duch die Wahlder Blivder erhält; im- 
Gegenſatze eines Erbreichen, 


sung oder ein finnveicher, Spruch, welchen man fi. zur vorzügli» - 
ame chtſchuur fei nee Berhalteng gewãblet hat; Lateinifeh ym- : 
olum, 


fenertiche Wahl gehalten wird. So heißt Seanffurt die Wahliade 

des Romifchen Reiches, ſo fern die Kaifer in den neuern ‚Seiten 

daſelbſt gew ahlet zu werden pflegen. Di — 
ie 





* N ID 





Stätte, Ort. 

. Die Wehlftimme, ptar. die —n, eine derjenigen Scimmen, 
vermittelſt welcher e eine Wabl geſchiehet. je 

Der Wahltag es. — eg, plur, die—e, derjenige Tag, an, wel⸗ 

them einefeperliche Wahl vorgenommen wird, 


Das Wahlzimmer, des—s, plur. ut nom, ing. ein zu einer 
Wabl beſtimmtes Zimmer. 


en Wahn, adj. et adv, welches im Spchdeutfäen Längft veraltet 


iſt, und nur noch hin und wieder in — Zuſammenſetzungen 
lebt. Es bedeutete: 1. Leer, eine ſebr alte Bedeutung, welche 
naoch ineinigen gemeinen Mundarten fv wohl Ober, als Nieder- 
deutfchlandes angetroffen wird. DasSatiftwahn, nicht ganz 
voll, Ein wahnes Saf, ein leeres, nicht-ganz volles Faf. 
2, Abwefend, fehlend und Mongel an etwas leidend; ein wenig» 
fiens eben fo alter Gebrauch. Ains thus wan ilt, ‚eines feh⸗ 
let dir, im Ulpbilas, ıwo es im Angelfächfi fehen heißt: \an thing 
the is wana, meiſterlicher Kunſte wahn, derſelben beraubt, 
daran Mangel leidend, im Jeroſchin Wan uuelany fehlen, 
im Kero, 3. Shöricht, ungereimt, . Kin wahner Mensch, 3% 
ineinigen Gegenden, ein Narr, 4. Einen Fehler habend, er fr 
von welcher Art er wolle, eine fehr weit ausgebreitete Bedeu⸗ 
tung/ welche vornehmlich in vielen Zufammenfegungen Lebt, wels 
i de doch in den Provinzen gangbarer find, als im Hochdentfchen, 
wo man dafür in vielen Fäden die Bufammenfegungen nit Miß⸗ 
— oder Un= hat, (Siebe viele diefer Wörter im folgenden.) Audere 
Be. Wörter diefer Art find; wahnartig, unartig, Wahnart, Ins, 
art, Wahnmap, ein falfches, allzufleines Maß, Wahnhoffnung, 
| Verzweifelung, Wabnorder, Unordnung, Wahnfprache, feh⸗ 
Terhafte Ansfprade, Wahnk auf, einungültiger Kauf, Wahn: 
waare, falfche oder auch) verdorbene Waare, wahngläubig, us 
gläubig, wahngönnen, mißgönnen, wabnmürbig, miß mü⸗ 
— lthig, ingleichen wahnſinnig oder unſiunig, Wahntrauen, 
J Mißtrauen, Wahnmacht, Schwachbeit Ohumacht, Wahn- 
eeehre Schande u. ff. welche wieder aufzunehmen wenigſtens ſebr 








ſtimmtere Ausdrücke haben, jeden der obigen Begriffe auszudrüs 
cken. Da dieſes wahn ſeiner erſten urſprünglichen Bedeutung 
nach fo dunkel, und folglich in allen Arten des Gebrauches fo 
ſchwankend iſt fo ift dieß wohl die vornehmſte Hefache, warum 
man es im Hoddeutfchen in denjenigen Fällen hat veralten laffen, 





glaubig, fo wohl ſchwachglãubig, als ſchwergläubig, als unglaͤu⸗ 
—J "big, als endlich auch einen irrigen Glauben habend, bedeuten, 
X 7 und bedeutete alles diefes wirflih. Wahnhoffnung bedentere 
2 N nicht allein Verzweifelung, fondern auch eine ungegründete, fer» 
1% : ner eine fehlerhafte Hoffnung. Wörter diefer Art, welche in je⸗ 
2° der Sprache ein Fehler find, emtkedige ſich jede derfelben, fo bald 
Bi: fie ann. 
| Anm. Die Kürze Diefes Wortes — die Abweſenheit eines 
= ſichtbaren Ableitungslamtes iſt ein Beweis, daß diefes Wort ein 
ha wahres Wurzelwort if; es iſt daher auch eins der älteften, nit 
en allein in der Deutſchen, fondern auch in allen verwandten, und 
— ſelbſt in vielen fremden Sprachen, Was die Deutſche betrifft, fo 
nn iesdie Wurzel von wenig, und vermurhlich auch von Wandel, 
ein Fehler, und ein Verwandter von ohne undun. Im Engli⸗ 
E fdeniftto wane abnehmen, und want, der Mangel.» Das La⸗ 
I; teiniſche vanus iſt genau damit verwandt, Man hatte davon 
0 hen auch ein Subftantisum, der Wahn, der Mangel, Abgang, 
J Febler ff, Taufend Gulden ohne — genan tanſend 
we“ Gulden. * 


15 





unnötbig ſeyn würde, indem wir anderegangbare, und cheils be⸗ 


8 * wo man beſt immtere Ausdrücke dafür hatte. So konnte wahn⸗ 


ae. 4 SER 1342 


RER plan, sie, ein Wahfplas, von. Sat, Bert abn, des-—es, plur.iauf.. 1.* Eine jede Meinung, di, 


beitnach bloß wahr ſcheinlichen Gründen, ohne Rückſicht auf 
eh ee oder Unrichtigfeit, daher exebedein auch im guten 
Verſtande gebraucht wurde, in welchem es ſchon im — vor⸗ 
kommt, 


0.88 verdirbet mir minlieber war 


Dermirvolleclich an die minneclichenriet, 
Gr. Eontad von Airchters. 

Selbſt Opitz ſagt noch Pf. 1 19, 

- Wenn du dein Wort beginnefk aufsufchließen, 

Es beinger viel auf einen rechten Wahn, 

Und mache die Flug, fo nur von Einfalt wiſſen. — 
Su den Provinzial⸗Rechten maucher Gegenden iſt daher Wahn 
noch ſo viel als Vermuthung. In dieſer allgemeinen Bedeu⸗ 


tungift es im Hochdeutſchen deraltet, wo die Ausdrucke, ein fal⸗ 


ſcher, ein irriger Wahn, nedein Zeuge davon find, indem der⸗ 
gleichen Beyfäge jest überflüßig find; da 2, diefes Wort -jegt 


ur noch im nachtheiligen Verſtande von einer ungegruͤnde⸗ 


un, irrigen Meinung gebraucht wird. Es iſt der gemeine: 
Wahn In dem Wahne fiehen. Einen Wahn hegen. 
Einem feinen Wahn benehmen. Dev. großte Theil, unfez 
rer Unzufriedenheit entfpringer aus dem ſtolzen Wahne, dag: 


wir nice fo glücklich find, als wir es, * ſeyn — 
Gell. 


Anm. Schon bey dent Kero Vuan, im Schwebifeen van. 
Im Ulphilas iſt venjan, und im Angelfächfefben venan, mei⸗ 
nen, währen. Das Wort if mit feinem Verbo, wahnen, 
fo alt, daß ſich deffen erſie eigentliche Bedeutung nicht mit Ge⸗ 
wißbeit beftimmen. läßt, (Siehe: Wahnen.) Zu den jegt.veral- 
teten Bedeutungen defjelben gehören noch: 1. Die Abſtcht, der 


 Borfag. 


Hun bat Heyselhartworhin beftele 
Etlich ſußknecht mir argem wan 
Die auf den Helden ſolten gan, Theuerd. Kap s7.. 


Ar gwohn bedeutet jegt bey ung etwas anders, (Siche daſſelbe.) 


2, Verdacht, Argwohn, im Ottfried, fo wie noch das Schwediſche 


Vän. .3, Die Hoffnung, in welcher Bedeutung ſchon Keroſes 
gebraucht. Auch bey dem Ulshilas iſt vena;Hoffnung. 4.Wille, 
Begierde, Zuft; mehrmahls im —— —— Glaubt; 
auch im Horuegk. *0 


Das Wahnbett, des —es, plur, die —e, ein * Bett, vor. 


wohn, Teer; ein nur int Japdwefen übliches sung wo. 
es ein leeres, von den virſche verluſſenes Bert gar Sage be⸗ 
deutet. 

* Wahnburtig, adj.et adv. welches nur in Miederfächfifeben 
üblich ift,unebeii) aeboren,unehelich, wo auch Wahnburt,unches 
‘Ude Geburtiſt; von ben verafteten Höverbio wahr; 


Wäbnen, verb, Teg.neutr. welches das Hülfswort haben bes 


Tonmt. 1.* * Dofürbalten, meinen, glauben, i im writeſten Bere 
fiande; eine-im Hochdelltſchen veraltete Bedeutung, woriu es 
aber inden ältern Oberdent ſchen Schriften haufig vorkommi. Ih 


unan, ich glaube, halie dafür, beißt es inebrmabls im Ditfried. 
“ 2, Auf eiie ireige, nngegründete Art dafür balsen, aus irrigen 


Gründen muchmatlih fchließen ; in welcher Bedeutung es nee 
‚noch allein üblich iſt. Ihr follt nicht wahnen, daß ich Pommen + 
Din, das Gefeg aufsulofen, Matıh. 5,17... Daß nicht ER Y 


währe, ich ſey thoöricht, 2 Cor, 11,16, Aupdeffest fängt es auch 


inbiefer Bedeu ung an, weniger, gebtandbe zu werden, indem in 
den meiſten Fällen, wo dag ungegründgte zugleich mit bezeichnet 
werdeu folk, ſich eindilden gebraucht wird, So auch das 


- Wähnen. 


ve Ynm: 


\ 


1343 a 

Anm. Bey dem Kero uuanan, ben dem Ulphilas wenjan, 
im Angelfähfifchen wenan, im Eial,to ween, im Nieder ſäch⸗ 
ſiſchen wanen,im Schwedifchen vänta, Aus der Endfn!be nen 
erhellet, daß diefes Berbum ein Intenſivum oder vielmehr Itera⸗ 
tivum if, wiefehnen, gähnen, Sehnen u. ſ. f. Die einfachere 
‚Zorn, wovon jenes abgeleitet if, fommit noch im Ditfried vor, 
wo wahen, Meldung thun, erzählen, erwähnen bedeutet. Noh 
in tkemo uuahen thiuuuort ni miflifallen ; "und fo in 
andern Stellen mehr, S. Schilters Gloff. v.wahen. Mit die 
fer Bedentung des Verbi — find die Lateiniſchen fari, va- 
tes, u. ff. verwandt. 


Der Wahnglaube, des ns, plur. inuf. inderSheofogie, von 


wahn, ierig, unecht, ein irriger, falfcher Glaube, Ingleichen non 


Wahn, ircige Meinung, ein eingebildeter Glaube, ein Glaube, 
> welchen man zu haben fich einbildet, ohne ihm wirklich zu befigen, 


welche ſchwankende Bedeutung [yon allein diefes Wort veriverfs 
lich machen kaun. 


beutung der Wortes wis zu — So auch Wahnwoigig” 
und Wahnwigigkeit. Ottftied zur * ulzzi’ — 
Wahnwig. & 3 | 

Das und die Waͤhr, 8. Wehr. 

1,.Mabr, adv. vermittelft des Geſichtes RER wofür, A 


der Zufammenfegung, jetzt gewahr üblich ift, S daſſelbe.) Auch 
Inder Sufanmenfegung fomnıt es uur hoch inwahrnehmen vor, 


EGdaſſelbe) "Bey Gewahrift bereits bemerket worden, daß es 
zu dem noch in einigen Ober deutſchen Gegenden üblichen! Verbo 
wehren, ſehen, Griech. boe gehöret. 

2. Wahr adj. et ady, Comparat. wahrer, Supetlan wahrfte. 
3. Wirklich, in welcher Bedeutung es doch nut als ein Adverbium 
üblich iſt, und auch in dieſer Geſtalt nur noch in wenig Füllen ges 
braucht wird. Beſonders als ein Schwur: fo wahr ich lebe! fo 


wahr Gott it! fo wahr ich bier ſtehe! u. f.fr Wohin auch die 





Betheurungs Formel Sirwahr zu gehören feiner, S daſſel⸗ u. 


be.) 2. Dem Begriffeßes folgenden Subftautives genau angemefs- 


Die Wahnkante, plur.die —n, im gemeinen Leben, befonders 
bey den Zimmerleuten, eine nicht fcharfgenug, folglich fehlerhaft 
behauene Kante oder Ede an dem Bauholze; die Wahnecke. Thränen der Tugendhaften find die wahren Lobreden dev vrr= 

Bonwahn, fehlerhaft. Daher wahnkantig⸗ Seh ara uen ha⸗ſtorbenen. Befonders3. che, wirklich, nicht ſcheinbar, im Ge 
bend. genſatze des falſch; auch uur als ein Adjectiv. Der wahre Gott, 
Das Wahnforn, des —es, plur. — in der Land⸗ zum Unterſchlede von falſchen und erdichteten. Seinen wahren 
wirthſchaft einiger Gegenden, leere oder taube Körner indem Ge⸗ Fabmen verbergen. Die einige wahre Religion. Der wahre 
teeide, von wahn, leer. Ingleichen ein ungeftalt gewachſenes laube, die wahre Gluͤk ſeligkoit/ die wahre Liebe u. f. fe.“ 
Getreideforn, von wahn, fehlerhaft. Zugleichen als ein Subftdniv. Das Wahre son dem Salfden 
Wabnfauer,adj. et adv. aud nur in einigen Gegenden, auf eine unterſcheiden. 4. Mit der Sache ſelbſt übereinftimmig, vonder ; 
fehlerhafte Art fauer.  Somerden Bier und Wein Rapnfate den und Ansprüchen; die ganabarfte Bedentung, in welcher es fo” 
genannt, wenn ſte kahmig werden. wohl als ein Adjectiv, als auch als eimAdprrdium, gebraucht 
Wabnfı chaffen, adj.et adv. ungeſtaltet, unfsemig, übel gebit, wird. Etwas firwahr halten, annehmen. Sie reden ſehr 
det; im gemeinen Leben. Niederſach wanſchapen⸗ Schwed. wahr. Ein wahrer Sag, Ausſpruch u. f.f. Es if wahr, 
vanfkapa; von wahn, fehlerhaft. " daß ich ihn geflern fahr. Nicht wahr 3 einein ber vertrauli⸗ 
Der Wabnf: heffel, des —s, plur.at nom, fing, in einigen chen Sprechart übliche elliptiſche Formel, nach der Wahrheit € einer 
Gegenden, der letzte Scheffel von einein Haufen Öetreide,wenn er Sache zu fragen. Ylipt wahr, der gnadige zerr will Fommen?  . 
nicht vol wird; von wahn, Teer. liche wahr, du haft es gehört ? Für, i es nicht wahr? Es 
® Der Wahnſchluß, des —es, re ein um feis iſt etw as wahres an der Sage. Mir der Verneinung, ei 
“ner Swegdeutigfeit willen veralteres Wort. Es bezeichnet, - nicht wahr, ift es in den meiſten Fällen zu bart und un efittet; _ 
3, einen Schluß ans bloß wahrfheinlichen 3 gen, von daher man dafür lieber ungegründet gebraucht. ale Sr 
Wahn, Meinung, einen wahrſcheinlichen Schluß, 2, Einen Bedeutung, iſt wahr in den bildenden Künften, ‚mit dem-Drigis 
falſchen, igrigen Schluß, einen Trugſchluß, von wahn, irig, male übereinftinumig, und in weiterm Ver ſtande der Natur der. 
unedt. nau angemeffen, Kin wahres Portrait, welches dem Urbilde ger 
Der Wahnfinn, des—es, plur. car, fo wohl Verrückung als nau gleicht. 6. In einer andern engern Bedeutung iff wahr einer 


fen; mu als ein Adjectiv. Er if ein wahrer Ireund. Die , 
wahre Tugend. Ich babe mir wahre Dorwürfe zu michen, 


” 


auch Beraubung des gefunden Verftandes, fo fern Sinn ehedem 
mit Berfßand gleich bedentend war, wie Wahnwig, (S. daffelbe.) 


Da wahn fo wohl leer, eines Dinges beraubt, als auch unecht, 


irrig, bedeutete, fo fließen beyde Bedrutungen in diefem und an⸗ 
dern ähnlichen Wörsern zuſammen, und diefe Milderung der erſten 


Bedeutung durch die zweyte, macht, daß Wahnfinn nicht den ” 
"Grad derHärte hat,als Unfinn, welches einen änzlichen Moangel 


ohne alle Milderung bezeichnet. 


Wahnſinnitg⸗er/ —fe, adj, etadV. am Verſtande verrüct, 


deſſelben beraubt,und in diefem Zuſtande gegründet, 
nig ſeyn. 
Dorgeben. Daher die Wabnfinnigkeik, der Wahnfinn als ein 
Suftand betrachtet. u 


Wahnfin- 


Lin wahnfinniger Wenig. "in wahnfinniges 


vorher gegangenen Verficherung angemefjen ; wo es doch nur als. 
ein Adverbium, und auch hier nur mit den Verbis machen und 
werden, gebraucht ivied, Etwas wahr machen, erfüllen... u 
ift wahr geworden, iſt eingetroffen. { 
Hnm.r. Yus der einfachen Beſchaffenheit diefes Morter, wel⸗ 
ches Feine Spur einer Ableitung zeiget, erhellet ſchon deffen Als 
terthum, und Wirklich findet es ſich ſchon gleich bey dem Anfange” 
„der Schrift in Deutſchland völlig gangbar; im Jſidor und Kero 
uuaar, uuar,chiuuari; daher Wachter ſehr irrete, wenn er es 
von dem Lateinischen verus abieitete, ‚Zu der Zeit, da die ſes 
Wort im Deutfchen ſchon allgemein gangbar war, war die Ber, 
"Pannefchaft mir Roms Sorache noch zu jung, als daß es aus derfels 
ben bätte aufgenommen werden fönnen; gefeßt auch, daß es den 


Fi ; 


* Die Weahnfonne, plur: bie —n, don wahn, unedt, ein vers 
altetes Wort, wofür jegt Nebenfonne üblicher ifk. 
Der Wahnwiß, des—es, plur die —e, von Wig, fo fern es 


Deurfhen bie dahin an drm Begriffe undeinemAusdrude für dens 
Aben gefehlet hätte, welches doch ſehr — Wahr 
und verus ffnunen bielnieht, wie fo viele andre alte Wörter, 


ehedem Derftand überhänpt bedeutete, ift Wabnwig fo viel als 
Wahnänn, und beyde werden auch noch häufig als gleich bedeus 
tend gebraucht, obgleich letzteres üblicher it, als etfteres, vers 
muthlich um die Zwepdentigfeit mis der heutigen gangbaren Bes 


aus einer und eben derfelben gem ein fchaftlichen ältern Quelle ber, > 


Da wahr in feinen heutigen Bedeutungen etwas abitractıs bes 
zeichnet, fo erhellet ſchon dacans, dag dirfe nicht die urfprünglihe 
ſeyn kann, Welche es aber ap fig bey dem hohen‘ Alter des 

Worin 


— | en 
N A ch ne” 





De 





— — nur een Bermunstihi es dasnor! ige wahr: 


N vbou wahren, fehen, jo daß wahr eigentlich augenſcheinlich bedem 


J 
* 


= —— 4. Ch. 2. Auſt. 





ER waren. 


würde, Anf ähnliche Art bedeutet das Grich.ary 9m; eigent⸗ 


R lich ultverdecht,unverborgen. Vieleicht gehören auch das Imper⸗ 


fect von ſeyn, ih war, ſo wie werden, mit zur Verwandtſchaft. 
Ehedem bedeutete wahr auch gut, in welchem Verſtande es nach, 
mebrmabls bey dem Ottfried vorkommt; iſt iz ubilodo uwar, 
gut oder boͤſe. x 

Unm.2.. Eigentlich Teidet der Begriff des wahren Feine Steis 
aerung, außer alenfall in der erſten Bedeutung ; daher wird es 


auch nur felten comparirt. Das allerwahrfie wahr, Dpig. Ihr - 


ſollt fehen, daß ihr wahrere — in uns findet, als an euch 
ſelbſt, Weiße. 


* Wahren verb. reg. ct. meldet im Hochdeutfchen lãngſt ver» 


alter ih, Es bedeutet 1, fehen, gewahr werden ; in welchen Vers 


ſtande es noch in einigen Dberdeutfchen Mundarten vorkommt. 

„Er babe weder grime Sarbe noch unbefanner Materi daran 

gewabret, Bluntfhli. 2. Sich vorfehen, in welchem Berftande 

fi wahren noch im Riederfähfiihen ũblich iſt. ©; Wen 
Gewahr, Hewehren, 


$ £ Wibren, verb. Teg. neutr, welches das Hülfswort haben bes 


kommt, fortfahren zu eriffiven ; da es denn auch den Accuſativ 
der eit befommt, obne um deßwillen zu einem-Aetivo zu werden, 
Der Krieg währet no. Die Predigt währst large. Wie, 
lange wird es no. währen Der Tanz währete Dis in Sie” 


EN: fpäte Hayt, währete die ganze Nacht durch. Unfer Leben 


währet eine Furze Seit. . Ewig währen, viele Fahre währen. 
Es währere nicht lange, ſo ließ er mir ſagen ur ſ. fi Es wird 
nicht lange mit ihm währen, in der vertraulichen Sprechart, er 
“wird. nicht lange mehr leben; ingleichen, er wird ſich nichtlange 
nicht indem gegenwärtigen Wobiſtaude brfinden, Ewig wäh 
 yendesreuden. Einimmer währender Krieg. Währen bezie⸗ 
het ſich zunächft auf die Zeit, dauern aber auf die unoeränderte Be⸗ 


manchen Fällen auch Zeitdauer auſt att der — das 
Wahren und die Wahrung gebraucht. 
Anm. Im Rotker, Willeram n.f.f. uueren, im Riedert 
Im Schwed. iſt vara, und im Isländ. vera, feyn; 
woraus erhelfet, daß auch das Amperfect zu unferm feyn, ich 
war, hierher gehöret. (S. auch Werden.) Der Infinitiv währe 
ven wird im gemeinen geben bãufig mit werden verwechfelt, Es 
wird nicht lange werden, für währen, 


Während, das Participium des vorigen Zeitwortes, welches in 
feinem@ebranche etwas befonderes hat. Als ein eigentliches Par⸗ 


tieipium, folglich auch als ein Adjectiv, wird esfür ſich allein nur 


währens * Krieges, 


hafte Voritellung, eine wahre, 


nur noch felten gebraucht wird, 
: Fällen die Wahrheit zu reden, d.i. feine Berficherungen nnd Auge 


Wah 1346 ; 


3. Die Sufammanz! iehung mit dem fol« _ 
genden Artifefe währender Mahlzeit, währendes Briezes; 


welche nicht die geringfie Analogie hat, obgleich Leſſing kin Mahl 


den legten Ausdruck gebraucht. Daß bier keine Benitivi Conſe⸗ 
quentiã State finden können, wie im Griechifchen, erhellet dars 
aus, wenn mart noch ein Pronomen dazu ſetzet. Denn noch bat 
niemand gefagt, währender deiner Abweſenheit, währender 
unfrer Mahlzeit, währendes meines Sievfeyns, fondern wähe 
rend deiner Abwefenbeit, während unferer Mahlzeit, wah— 


. vend meines ſs ierſeyns; folglich auch während der Abwefen: 


heit u. ſ. f. 


* Das Wahrgeld/ des —— plur, doch nur von mehrern Sum⸗ 


men, die —er, ein mit der Sache ſelbſt im Hochdeutſchen veral⸗ 


tetes Wort, die Geldſtrafe für einen eutleibten Menſchen zu ber 


zeichnen, im mittlern LateineW erigeld um, Ohne Zweifel von 
dem alten war, ein Mann; ©. Baron und Wahrwolf. 


Wahrhaft, adj, etadv. vonwähren, dauern, fähig, fort zu exi⸗ 


fliren, wofür doch jetzt dauerhaft üblich iſt; indem währhaft, 
vermuthlich um der Zweydeutigkeit ms wehrhaft willen, veral ⸗ 
tet iſt. Fi 

Wahrkaft, —er, —efie, adj.etadv. 1. Dem Begriffe des 
folgenden Subftantivi genausangemeffen, wie wahr ? ; in wel⸗ 
chem Berftande es nur. als ein Adjectiv gebraucht wird, 
wahrhafte Sreundfchaft, die wahre. Die wahrhaften Urfas 
hen angeben, die wahren, 2. Mir der Sache felbft ühereinftims 
mig, von Reden und Ausfprüchen; wiewahr4. Kine wahr 
Da wahrhaft in beyden Bes 
deufungen nichts. mehr faget, als wahr, fo fann man es in denfels 
ben füglich entrathen; wie es denn auch in der That in denfelben 
3. Fertigkeit befigend, in allen 


forüche der Sache feldft und feiner inneen Gemüthsfaffung ges 
mäß einzurichten. in wabrhafter Mann. Gott iſt wahrhaft. 
Schon ben dem Dttfried uuarhaft. 


ſchaffenbeit. Hingegen wird das Subftautivum Dauer, und in Wahrbaftig, —er, —te, ädj.etadv. Es if vermittelft bie 


Abdleitungsfplbe ig vondem vorigen gebildet, und wirdaufdope _ 
pelte Art gebraucht. 1. Als ein Adjectiv und Adverbium, da es 
denn den Hanptton auf der erſten Sylbe bat, und zuweilen für - 
wahrhaft gebraucht wird, -befonders in der dritten Bedeutung. 
Ein wahrhaftiger Mann. Daes hier nichts mehr fagt, als das 


vorige, fo dieneres auch nur vornehmlich dazu, das folgende Sub. 


ftantiv Wahrhaftigkeit zu bilden, welches ſich nicht anmiurtbat 
von wahrhaft machen läßt. 2, Als ein Aöverbium allein, ba eg 
denn häufig als eine Betheurungs- Formel gebraucht wird, und 
den Hauptton auf der zweyten Spibe hat, wabrhäftig! es iſt 


wabrhaftig alſo. Bey dem Rotker uuarhafto. 


feliten gehraucht. Der noch währende Krieg. Am üblichſten iſt Die Wahrhaftigkeit, plur. car: von wahrhaft 3, die Fertige 


inoch mit ewig und immer; eine ewig währende Glück ſelig⸗ 
keit, immerwährende" Strafen; two es mit. dem legten Worte in 


feit, feine Reden der Sache ſelbſt und feiner innern Gentüchsfafe 
fung gemäß einzurichten. 


eine Qufammenfegung-übergebet. Am häufigfiengebrauchtmanes Die Wahrheit, plur. die —en , welches auf AONDEE Art ges 


als ein Adverdium, welches die Geſtalt einer Präpofition dat, und 
din Genitiv nach ſich hat. Während des Brieges ; während. 
des Sommers; während.der Zeit, indeffen. Beblerhafte Ar 
ten des Gebrauches find: 
weiche im Oberdeutſchen Häufia iſt: während dem Briege, sem, 
Soamer. 
- geben, 2. Die Verbindung mit; gewiffen Präpofiionen, welche 


+ hier unudihig find, indem während ſelbſt ſchon die Geſtalt einer 


Präpofition annimmt: in währender Predigt, unter währen: 
der Mahlzeit, inoderbey wahrendem Briege, unter wahren: 
dem Geſprache, Opitz Richtiger: wahrend den Drrdige, wäh— 
rend der Mahlzeit oder über der Mahlzeit, indem — oder 


1, Die Verbindung mit dein Dattde, 
Für den Dativ Läffet fi Fein denkbarer Orund aus . 


- ten mit feinem Zwecke übereinftimmig ift. 
„mung eines Gages mit andern befannten Wahrheiten, die Anwe⸗ 


braucht wird. 


1, Als ein Abſtractum und ohne Plural; die Iheeinftimenng 
eines Dinges mit einem andern zu bezeichnen, doch nur in fols 


‚genden Fällen, (1) Die übereinſt mmung des Mannigfaltigen in 


einer Sadıe. So ift die Wahrheit Gottes die vollkommenſte 
Übereinffünmung alles in demfelben befindlichen. So ſchteibt man 
in’der Dioral einem Menſchen Wahrheit zu, wenn fein Berhals 
(2) Die Übereinftime 


fenbeit eines erweislichen Grundes, weiches man die logiſche 
Wahrheit zu nennen pflege; im Gegenfaße des Irrthums. Die 
Wahrbeit eines Sages, eines Yusfpruches, eines Urtheiles be⸗ 

249g weiſen· 


Die 


aa 


* 


ae — 


beifen. (3) Die Übereinffininung miteinemllcbilde, und in wel · gen, ich mag, ich mochte, ſehen, ſicht, Heben, Stans, fie. 


So hat ein Porträt Wahrbeit, 


terer Bedentung mit der Natur, 


wenn es dem Urbilde völlig ähnlich ift, Ein Gemählde hat Wahr: 


heit, wenn die Vorftellung in allen Stüden der Natur gemäß iſt. 


# 


Die Rolle der Gleihgültigkeie mit vielee Wahrheit En 


mit aller Übereinfimmung mit einem wirklich Öleichgüftiden. (4) 
Die Üibereinftimmung einer Rede fo wohl mir der Sache ſelbſt, als 
der Ormüchefafungdes Redenden, im Gegen ſatze der Unwabr: 
beit, und im härtern Verftande der Lügen; welche neeſt der fol, 
genden Bedeutung in dem geſellſchaftlichen Umgenge die gewöhn⸗ 
lichſte iſt. In allen Sällen die Wahrheit-lieben. von der 
Wahrheit abweigen. Du bleibit nicht bey der Wahrheit. Der 
Wahrheit zu nabe treten. Steben der Wahrheit vorbey 
fpasieren, im gemeinen Leben. Mit der Wahrheit in das Ge= 
ſchrey Fommen, mit Örunde in ein übles Gerücht fommen. Sinz 
ter die Wahrheit kommen, die Wahrheit, oder die wahre Befchaf- 
fenheit der Sache, erfahren. Dadennin Wahrheit und inder 


Wahrheit auch als eine ſchwache Betheurungs⸗Formel gebraucht _ 


wird. In Wahrheit, ich binvecht unglücklich. Ich weiß es 
in Wahrheit nicht. (5) Die wahre Befchaffenbeit der Sache. 


Die Wahrheit reden, fagen, derfeblen, geſtehen, befennen 


Die reine Wahrheit gefteben. Die Wahrheit, zu fagen. Die 
- Wahrbeit ans jemanden bringen, das Geſtändniß der wahren 


Beſchaffenheit der Sache. (6) Die Fertigkeit, in allen Fällen nur. 
das, was wahr iff, zureden; in welchem Verſtande doch Wahrer 


haftigkeit üblicher ift. 

2, Als ein Eoncretum. 
Aus ſpruch; mit den Plural. Philoſophiſche, theologiſche Wahr⸗ 
beiten. Nutzliche Wahrheiten lehren. Sirngefpinnfie für Wahr⸗ 
beiten halten. (2) Eine unangenehme Wahrheit, and) mit dem 


(1) Ein wahrer Sa, ein wahrer £ 


Vlural. Femanden die Wahrheit fagen, ihm einen Verweis ge⸗ 


ben. (3) Der Zufammenhang wahrer Säge, der wahre Lehrber 

griff ohne Pfural, Die Wahrheit predigen. Um der Wahr: 

beit willen verfolget werden. Kin Zeuge der Wahrheit. 
Ynm. Bey dem Notker uuarheit; vor ibm waren dafür mit 


andern Ableitungsfplden uuarnilsi,nuarnils,uuarhafti und 


uuara üblid. 


Der Wahrbeitseifer, des — s, plur. car. der Eifer für die - 


Wahrheit, d.i. wahre Beſchaffenheit einer Sache, den wahren 
Lehrbegriff, einen wahren Satz. So auch die Wahrheitsliebe. 
Waͤhrlich, adv.weldesnur als eine gelinde Betheurungs-Formel 
für gewiß gebraucht wird. Es ift wahrlihnicht an dem. Er 
it wahrlich unfpuldig. | 
Anm. Ben bem Ottfried uuarlich, der es aber als ein Adjee⸗ 
tivum für wahr gebraucht. Es ift vermittelft der Ableitungsfolke 
li von wahr. gebildet, und vermöge.diefer Abftammung follte 
die erſte Sylbe gedehnt lauten, währlich, dageaen fie durch⸗ 
gangig ‚gefchärft-gefprochen wird, als wenn das Wort warrlich 
gefchrieben wäre, eine Erſcheinung, welche viele befremdet hat, 
die daher entweder die Ausfprache, oder die S 
wiffen wollten. Die Ausſprache ändern zu wollen, miöchte veraes 
bens feyn, weil fein allen Mundarten , fo viel ich weiß, allge⸗ 
mein ift; und die Schreibart läßt ſich um der nächften Abſt am⸗ 
mung willer nicht ändern. Es konimt daher nurdarauf an,diefe 
Abweichung, da fie einmahl geduldet werden muß, zu entſchuldi⸗ 
gen, und den Grund, unter deffen Schuß fie fich eingefchlichen 
bat, aufzuſuchen. Disfer ift nun leicht zu finden, wenn man nur 


erwäget, daß hier zwey ſtreitige Analogien zufamnıen fommen, da 


denn notbinendig die eine nachfteben muß; eine, nach welcher die 
Wurzelſylbe in der Ableitung völlig unverändert bleibt, folglich 
währlich, und die andere, nach welcher zwen auf einen Vocal fols 
gende Confonanten denſelben ſchärfen, alfo wirlich, wie mö— 


eibart verändert 


. gung in ibrem Gefichte wahrgenommen. 


mit dem Genitiv. Nehmet wahr der Raben, der Lilien auf 


"Te Wahrnehmen, um es zu befolgen; mit dem Genitiv, im 


obgleich dag erſtere urfprünalih mehr eigene Shätigkeit alsdas 


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hen, Slucht, drey, dritte, groß, größte, wohl, Wolluft, 
und hundert andere mehr. In diefem Worte ſuchte man, fo wie 

in einigen andern, beyde ſtreitige Analogien zu vereinigen, und 
folgte der erſten in Anfehung der Schrift, und der letzten in Anfe 
bung der Ausſprache; d. i.man fchreibt wahrlich, und ſpricht 
warlich. Auf ähnliche Art fchreibe man-vierte, viertel, vier⸗ 
* Hana dieß, und fpeicht virte, virtel, virzig, Polz 
niſch, diß. * 5 


Der Währmenn, des —es, plur. die—männer, eine Vers 


fon, welche für die Wahrheit einer Verfiherung oder einer Rede H 
zu ſtehen hat, wofür doch das volftäudigere Gewihrmann edler 
if. ©. daffelbe, . 


Wahrnehmen, verb. irreg. act. (©, Elebmen)- 3. Gewaht 


werden, erhliden. Etwas an jemanden wahrnehmen. Er 
ging weg, ohne daß jemand es wahrgenommen bätte. Den 
Seind von ungefähr wahrnehmen. Er hat ſte ſchon anibrem 
Senfer wahrgenommen, Gel. Das Wild nimme den Fäger 
wahr, wenn es ibn erblickt, - Ich babe eine große Beängfiz 
Wo es im Dberdeut- 
fen auch wohl mit dem Genitiv verbunden wird. — Klimmtfeiz' 
‚nes Meifters wahr, Dpig. 2. Inweiterer Bedentuna, obaleich 
ſeltener durch die Sinne empfinden, ' Eine Mufik, einen Ge: 
ruch wahrnehmen. Ich nabm es nicht wahr, daß mich etwas 
flach. Ingleſchen, fo viel als erfeben, erkennen. Ich babe 4 
aus. diefem Briefe wahrgenommen, daß uff. 3. Nah 
vorher gegangener Beobachtung gewahr werden, bemerken; eine - 
im Hochdeutſchen veraltete, wenigſtens feltene Bedeutung, inwe- 
her esim Oberdeutſchen auch mit dem ‚Genitiv gebraucht wird. 
Herr, nehmt daran der Runft wahr, Thenerd,, 4. Betrach⸗ 
ten, im Hochdeutſchen aleichfalls veraltet; im Dberdeutfchen nein. 


— ———— Ber > 0 4 Al nr 


























dem Selde, Luc. 22, 5. "Wahrnehmen, um ſich davor zu bürben, 
im Oberdeutſchen gleichfalls mit dem Genitiv ; im Hochdeurfchen 
wo nicht veraltet, doch wenigſtens felten, Nehmt der beißen 
fpeys eben wahr, Theuerd. 6. Sorge für etwas tragen, mit 
dem Genitiv zim Hochdeutfchen mehr in der dichterifchenSchreie 
art, obgleich das Wort felbfinichts anfchauliches hat, als in der 
Sprache des geſellſchaftlichen Umganges. N Se 
Nimm meines Lebens ynadig wahr, Gel, 
Du traue dir zu viel, nimm deiner Wohlfahrt 
j Säles. 


Be 


wahl, 


Hochdeutfchen aber veraltet: N — 

Mein gerz nimmt nur deiner Satzung wahr, Opitz Se. 
8. Wahrnehmen, um fich deffen zurbedienen, fo wohl mit dem 
Aceuſativ, als mit dem Genitiv. Die oder Her Zeit wahr: 7 
nehmen , fich felbige zu Nutze machen, Ych- nehme »diefer 
Gelegenheit wahr , mir ihre Gewogenheie zu erbitten, 
Hermes, ö N 

Daber die Wahrnehmung, ©, folchesbrfonders,.  - RN 

Anm. Das Wort iftalt, and lautet ſchon bey dem Hftried 
n,f.fuuarneman. Wahr iſt hier dag noch in gewahr übliche 7 
Wort, welches fehend bedentete, und wovon man auch dasnoh 
im Oberdentfchen gangbare Verbum wahren, wahrnehmen, fen 
ben, erblichen, hatte. Bey den. Jägern iſt dafür noch gewabe 
nehmen üblich, und Detfried gebrancht dafür auch uunaretoun, 
Wahrnehmen, und gewahr werden find völlig gleich. bedeutend, 


letztere bezeichnet, weicher Unterfebied aber wegen feiner Feinbeit 
nicht beobachtet wird. Was de@onffrucrion betrifft, fo tft der Ges 
nitiv nicht einer oder der andern Bedeutung eigen, fondernin allen 

> - Bedeutungen. 


Ye 
! 


| ma a 

. Bedeutungen eine Einenheit der OberseurfehenDundarten, welche 

denn zuweilen auch noch iı Hochdeutſchen bepbehalten wird, Ms 

0 gleich bier dee Accuſativ am gangbarftenift, Wegen der Vieldeu⸗ 
- sigfeit dieſes Wortes, und da die eigentliche Bedeutung nicht all⸗ 


lemahl aus dem Zuſammenhange erſehen werden kann, hat man 
einige Bedeutungen im Hochdeutfchenveralten laffen. Übrigens 


Wort betrachter , indem wahr für ſich allein nicht mehr gangbar 
iſt; dagegen gewahr werden richtiger getbeiler wird, 
Die Wahrnehmung, plur. die—en, von den vorigen Verbo. 
1, Die Erblidung eines Dinges ; ohne Plural, 2, DieErblidung 
nach vorher gegangener Beobahtung, und die beobachtele Sache, 


fche, aymifpen. FR Wahrnehmungen bat. 5 
Woabrfagen, verb. reg. neutr. welches das bülfewort haben 
befommt, fünftige Ditige vorher fagen. Wahr fagen Fonnen, 
Die Derfon, welcher man fünftige Dinge vorher faget, befonmt 
- den Dativ. Sinem wahrſagen. Sich wahrfagen Is#rn. Aus 


" Wahrfagen, und die Wahrfagung. 
Anm, Dttfeied gebraucht uuara zellan für — fagen, da⸗ 
"gegen wahrfagen bey dem Kaifersberg die Wahrheit ſagen, bedeu⸗ 
‘ser. Wahr iſt bier opneZweifel das Adverbium wahr, verum ; 


‘deutet; eine freplich fehr-eliptifche Bedeutung, um welcher Willen 
dieſes Wort auch nur im gemeinen Leben, und’ von abergläubigen 
Vorherſagungen gebraucht wird, ©. Weiß agen. 

Woahrfager, dves—s, plur. ut nom. ling. Fäm. Sie Wahr: 







J dunfelen Worte, 

Er Die Wahrfagerey, plar; inüf, die vorgegebene Kunſt eines 
Wahrſagers, im verächtlichen Berffaude ; die Wahrfigerfunft. 

MWahrſchauen, verb,reg. act, welches im Hochdeutſchen fremd 

und nur in einigen Oberdeutichen Gegenden für warnen üblich iff, 

Sinen wahrſchauen.  Eimallem Aafehen nach auch ſehr eliptis 


Wahre, eine wahre Gefahr, vorher ſchauen. Es müßle denn 
Wwahrſchauen ſo viel als warfchen fenn, da denn diefes mit wars 
‚nen gleiches Stammes ſeyn, und vermittelſt dee niedrigen 

Ableitungsſylben ſchen, von war, in wenn bewahren gie 
bildet ſeyn würde, 

Wehrfcheinlich, —er, —fe, adj. et adv. dem Wahren ähne 

0. Ui, den blogen Schein des Wahren habend, wovon Aur — 
aber noch nicht alle hinläugliche Gründe hat, es für wahr oder 

.  wieflich zu halten, Es ih wahrſcheinlich, daß er Fommen wird, 
wenn man mehr Gründe zu vermuthen bat, daß er fommen 
“als daß er nicht kommen wird, Ein wahrſchenlicher Sag, 
eine wahrſcheinliche urſache, Erzahlung. —— 

Weiſe. 

Die Wahrſcheinlichkeit, — die ⸗en. . Der Zuſtond da 
eine Sache wabhrſcheinlich iſt, ohne Plural. 2 ‚ Eine wahrſchein⸗ 
liche Sache; mit dem Plural, 

1:Die Währung, plur. car. von dem Verbo währen, fort, 
dauern, die Fortdauer; ein Ei welches doch wenig gebraucht. 
wird, 


gewiffen Münzfuge. Taufend Thaler Meiß niſcher Währung, 
"nach dem Schrote und Korne Meißnifchen Geldes, taufend Tha— 
ler Sächfifchen Geldes. Sünfsehn Mark Lübfher Wahrung 
nach dem Lubeckiſchen Gelde. Von dem alten Währ, Gewähr, 


wird wahrnehmen mit allem Rechte als ein zufammen geſetztes 


mit dem Plural; in welchem Falle man he phyſi⸗ 


der Karte, aus der Baffeh = Schale wahrſagen. So auch das - 
daher wahrfagen eigentlich Fünftige Wahrheiten vorher fagen bee. - 


4 - fagerinn,  plur. die—en, eine Perſon, weiche fünftige Dinge - 
7 durchabergläubise Mittelvorher fagen will, ImNiederfähfi ſchen 
wicker, Wickerſche, vou wicke n, wahrſagen, einem alten, und. 


ſches Wort, welches eigentlich fo viel zirbedeuten fcheiner, als das- 


2, Die Währung, plur. inuf. je Merıh des Set⸗ nach einem 


Wai 450 


Shägung; wovon auch Werth ein abgeleitetes Mort He S. auch 
Wardein. 

Die Währung, plur. die—en, ein nur in einigen Gegen. 
den übliches Wort, digyenigen beweglichen Dinge zu bezeichnen, 
welche bey einem Örundfiüde unveräußerlich find, und jedem Be⸗ 
figer mit überliefert werden, das Inventarium. 278 Rn 
Beſitz. S. daſſelbe. — 

Der Wahrwolf, des — es, plur. — ein in einen 
Wolf verwandelter Dienfch, einlüberteft des ebemapligen, noch an 
manchen Orten üblichen Aberglaubens, da man noch ſolche Vers 

wandlungen glaubte. Niederſ. Waarwulf, Engl, Werewolf, 
Frauz. Loup garou, Mittell. Gerulphus. Die erſte Hüfte 
ift ohne Ziveifel das alte weis ausgebreitere War, ein Mann, Lat, _ 
vir, Gothiſch wair, Angelf, wer, (S,Baron,) wovon noch im 
Miederfähftichen ein Änterih Waarte heißt. 


Das Wahrzeichen, des—8, plur. ut nom. fing. ein ficheris 


ches Zeichen, ein Ding daran zu erfennen oder von andern zu un« 
terfheiden; nur im gemeinen Leben, So nennt man eine Warze, 
ein Made, fu. f.f. ein Wahrzeichen eines, Menſchen. Auch 
Grädie haben ihre Wahrzeichen. In der edlern Schreibart ge= 
braucht men-dafürBennzeichen, Merkmahl u. ſef. Wahr iſt in dies 
fer Zuſa menſetzung wieder das Alte wahr, fihtbar, frbend, 
er Wihrzug, des—es, plur, die— zuge, im Berghaue, ein 
Zug, welcher von einem dritten Markſcheider gefchieher , wer 
deren zwey in ihren gemashten Zügen abweigen; vermuthlich von 
wahren in bewähren, beweiſen. 

Der Waibel, S. Webel. 

Der Waid, des —es, plur, car. der Rahme einer Pflanze, wel⸗ 
che zumFärben gebraucht, und in den wilden Waid undgeldwaid, 
oder Samenwaid unterfchieden wird, Iatis L, In engerer 
Bedeutung wird. der ausdiefer Pflanze vermittelſt der Gährung 
gezogene Farbenkörper Waid genannt, welcher, ehe der Fudigo des 
kaunt wurde, die gangbarfte blaue Farbe in Europa war, und das 
ber häufig gebauet wurde. Das Gewächs iſt bey ung fremd, und 
in Franfreich einheimifch ; wenigfiens war der Nahme Glafttum, 
weichen Plinius benifelben gibt, ein Galifches Wort; allein wenn 
man mit Salmafio dafür Gualtum liefet, wie denn wirklich die 
Leſearten in we fehung diefes Wortes ſehr ver ſchieden find, fo bat 
mau in demfelben das Stammwort nicht allein des Deutfchen 
Rahmens, fondern auch der meiften Nahmen inandern Spras 

„chen ; wohin das. Engl. Woad, das Alt» Franz; Guesde, und 

heutige Gaude, Guede, das. Jal. Guado, die — Lat. 

Guasdum, Guaĩsdium, Gaide, Gaudum, Guadum,Ges- 
dium u. ff. ‚gehören. S. auch Wau. 

Die Waidaſche, plur. inule die Aſche von gebraunten Weinhefen, 
weil ſich die Waidfar ber derfelben bedienen, und welche mit 
der Pottaſche nicht verwechfelt werden muß, Die Franzofen bar 
ben daraus ihr Vedalle genacht. Sie wird auch Drufenaf: he 
genannt, 

Der Waidballen, des —s, plur. utnom, fing. der zu Ballen 
geformte gemahlne Waid; auch wohl der Waidball, des—es, 
plurssie —balle, ’ 

Der Waidbau, des—es, plur, car. der Bandes Waids. 

Der Waidbauer, des — n, plur. die—n, Landleute, welche 
ſich vorzüglichanfden Waidbau legen, dergleichen chedem in Thü⸗ 

" ringen und. der Laufig häufig waren, 

Die Waidblune, plur. die —n. ı, Die Blume oder Blüthe 
der Waides. 2, Bey den Zärbern, der blaue Schaum des zum 
Faͤrben geſetzten Waides. 

Dis Waideiſen,  des—s,plur. utnom. fing. ein gefrütmms 
tes ſcharfes Eifen, mit einsm Pe, die Blätter des Waldes das 
wmit abzuſtoßen. 

Qaqq⸗ Die 


te Bat | i; 


Die Waidfarbe, plur. doch nur von mehrern Arten, die: 1, bie 
aus dem Wade bereitete blaue Farbe, 

Der Waibdfärber, des —s, plur. ut nom, fing. Färber,welde 
init Waid und Indigo färben, zum Unterfchiede fo wohl von den 
Schwarzfärbern, als auch von den Runft: oder Seidenfärbern, 

Der Weidgaft, des —es, plur. die — gäfte, ein Nahme, wel- 

chen ehedem die Waidyändler in manchen Städten führeten, 

Der Waidhändler, des —s, plur. utnom. ling. derjenige, 
“welcher mit Waide Handelt, und, wenn er eimPatricius war, eche⸗ 
dem auch Waidherr und Waidjunker genannt.iwurde, 

Der Waidherr, des —en, plur, die —en. 1. (©. das vorige.) 
2. Zn einigen Srädten ehedem KRarheherren, welche die Aufſicht 
über die Waidfarber hatten. 


Der Watdfnecht, des —es, plur. die —e, geringe Arbeiter bey 


der Bereitung des Waide. 

Die Watdfüpe, plur. die —n, beyden Fächern, ein Faß, worin 
der Waid zum Färben bereitet wird; ingleichen die darin befind» 
liche —— W Waidfarbe, zum Unterſchiede von der Indigo: 
Kipe. 

‚ anftellen, die Waidfarbe in der Riipe bereiten, \ 

Die Weatömühle, plur. — eine Mühle, den Waid darauf 
zu mahlen. — 

Waidwerk, ©. weidewerk 

Wailand, S. Weiland. 

Die Waiſe, plur. die —n, ohne linrerfchied des Geſchlechtes; 
oder der-Waife, des —n, Fämin. die Waife, plur. beyde, die 
—n, Diminut. das Waischen, ein feiner Ältern bevaubtes, bes 
fonders uumündiges Kind. Eine Warfe werden, zur Waife werz 

den. Kine vaterlofe Waife, wenn es des Vaters beraubt iſt. 


ine mutterlofe Waiſe wenn eg feine Mutter mehr bat., Am \ 


bäufigfien gebraucht man es im Hochdeusfchen als ein Fäminis 
num, unddaift and der Rnabe eine Waife, Allein in andern 
Gegenden unterſcheidet man es nach den Geſchlechtern, und da iſt 
der Knabe ein Waiſe, und das Mädchen eine Waiſe. 

Ann. Das Wort lautet ſchon bey dem Ditfried uueilo,im 
Hiederf, Weſe. Friſch gibt ſich viele unnörbige übe, das Wort 
von weißen, zeigen, herzuleiten, und es nad; einer unerpörten El» 
lipfe, durch, des Weiſers oder Führers beramtt, zu erfläcen, 
Waife, oder weife ift urfprünglich ein Adjectiv, welches, eincs 
Dinges beraubt, bedeutere, Kroneweile, der Kroneberaubt, 
xkommt bey den Schwãbiſchen Dichtern vor. Auch Opitz gebraucht 
es noch häufig als ein Adjcetivum. 

Wie ſieht die waiſe Stadt? wie ſteht ſie fo verlaffen?- — — 

Laßt aber unbeforgt die waifen Eyer ſtehen, 

» eben derf. die ver'affenen. 
Es ging mit bleichem Licht, die waife Mutter anf, 
eben derf. von der Aurova,die verlaffene, 
Daß diefes waife mit dem Lat.viduus verwandt iſt wird der fehr 
wahrfcheinlich finden,welcher weiß, wie gern fund finden Spras 
hen und Mundarten mit einander vertauſchet werden, (S.Mitz 
we.) Da dieſes Wort nun eigentlich ein Adjectiv iff, fo erhellet 
daraus zugleich, daß diejenigen Mundarten das Recht auf ihr.r 
° Seite baben, welche dieſes Wort nach dem Geſchlechte der Waife 
und die Waife biegen, Die Hoch deut ſchen ſcheinen durch dag mil⸗ 
dernde e am Ende, Waife, für das härtere Oberdeutſche Wais, 
verleitet worden zu ſeyn, diefes Wort für ein Fämininun zu 
haften. Was den Doppellaut ai betrifft, fo finderer fid in den 
 ältefenSchreibarten nicht, auch die Abſtaumung ſcheinet ihn nicht 
nothweardig zu machen; ſondern er iſt eine Eigenbeit der frötern 
Oberdeutſchen Mundarten, welche auch Getraͤide, baiter, Weife 
uf.f. ſchreiben and ſprechen. Die Hoch deutſchen haben dirfen 
anangsnehmen Doppellaus in den meiften Fällen mit dem ih⸗ 


el) 


Re Ba 


Bende zunfammen heißen Blaufupen, Eine Waidküpe 





nen — —— vertaufcht; lei ie Morteferlien 


Ne ihn wirklich zum —— don weht, kg gg bepbepals \ 12 
ten su haben. : NL. 


Das Waifertamt, Ses es, ber, Sie: —ämrer, an einigen * 
ten, ein obrigleitliches Collegium, welches die Aufficht über die 


Waiſen und deren Vermögen führer, an andern Orten das pu⸗ 
pillen: Collegium, der Waifenvarh, har * 
Waiſenrecht. 


Das Waifengeld, des —es, plur. von meh —— die 
— er, Waifen zugehörige Gelder; Pupillen: Gelder. eh, 

Das Waiſenhaus, des —es, plur. die —häufer) eine Ans = 
fkalt, wo arme allen unentgeldlich erzogen und- uadreeiape : 
tet werden. eh 

Der Waifenberr,.des—en, plur. die ⸗en⸗ an — Orten, 
sein Rathsherr, welcher die Aurfi cht überein zur San schürigen 
Wuiſenhaus bat. — 

Das Voa ſent ind, des —es, —— die—er,. ai RE en 
— 9 Te RR für Waife nur vonden ineinem Wais 

enharfe befindlichen Kindern, und auch hier nur, 

* Plu al, gebraucht wird, * 9— — 
er Waiſenknabe, des—n, plur: Sie —n,. ein in Wai — — 

lichen Gefchlehtes, doch“ nur -von den in einem — * 
baufe befindlichen Mein, zum —— von den Weiz sv. 
fenmädihen. ET 

Das Waıfenmädchen, se * plur. utnom, „fing, * a 
vorige, , — 

Die Waiſenmutter, iR sie mürterr eine weibliche, q — 

niglich bejahrte Per ſon, weiche in einem Waiſenhauſe 

der Mutter vertritt; zum Unterſchiede von dem Werfenz, 
vater, 

—* Waiſenratb, des — plur, die —rärhe, febe Mair 

name. 

Der Waiſe enfchreiber, des —s,plur. utnom. fing,der Schrei 
ber an einem Waifeuhanfe, d.i. ein Umterbeamter,, er 
Rechnungen über die Ausgaben und Einnahmen führer, — 

Der Waiſenvater, des —, plur. die väter, eine männliche 
Perfon, welche in einem — die Sl des. wu 
‚vertritt, 

1: Die Wake, plur.sie—n, ein vornehmlich in Niederfachfen 
ublices Wort, ein in dem Eiſe gebauenes Loch zu bezeichnen, - 
welches an andern. Orten eine Wuhne heißt. Nicht, wiein dem 
Brem. Niederf. Mörterbuche, geglaubt wird, von demEngl,wak, 
neh, und Woge, eine Welle, denn wie paffen diefe Begriffe zu 
einem Loche ? fondern vomdem noch im Schwed. und Island. übe” 
lien vak, vauk ‚eine Dffnung,ingleichen eine Munde,cin Fen⸗ 
fier, welde wieder niit dem Lat, vacuus, Teer, verwa at gu ſcyn Be 
ſcheinen —— 

2. Die Waͤke, plur. fo wohl von mehreren Arten, = mebrern pr \ 
dividuis, dien, der Nahme einct oemifepten Art Felsſteine, 
welche gemeiniglich aus Quarz, Sand und Gimmer beſtehet/ und 
fo wohl ganze Ganggebirge ausmacht, als auch in einzelnen, oft D 
großen Stüden anf der Oberfiäche der Erde gefunden wird, in ; En 
welchem letztern Falle ein fſolcher Stein eine Feldwake heigt, An 
andern Orten, z. B. im Vareuchifchen, wird eine Are Falfartiger, i 
Steine, weiche bey dem Eifenfchmelzen ale Zufchlag gebrauhe 
wird, Wake genaunt. Die Schreibärt Wade, welde bey vielen = j 
‚angetroffen wird, ift wider die gewöhnlichſte ARD indes. 
das. a gedehat if, S. auch Wahfchh. \ * 

Das Wakengebirge, des —s plur.ut nom. fing. von dem 
vorigen, ein Gebirge, — ans Wake beſtehet, deſſen Stciacn 


Wake iſt. 
wer, 









— IN u ; 


in wafig:s Gebirge, ein Warengebirge. er, * 
Der Walch des —es, plür. inuf..in einigen Gegenden ein Nahe 
me einer Örasart, Aegilops. 


ein im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort, welches in der 
Deutſchen Bibel von der Bewegung der Willen gebraucht wird⸗ 
und mit wallen und walren ſehr nabe — iſt. Siehe diefe 
Wörter, 
Walchern, verb. reg, act. das — und Sntenfionm des 
vorigen, welches nur in den gemeinen Sprecharten vorfomint, 
ollend bin und her bewegen, BERGEN BE S. dass 
< felde, EWR 
Der Wald, des—es), plur. die Wälder, Dimnut. das Wwäls- 
ben, Oberdeutſch Wäldlein. 1. Ein mit Oberholz bewach⸗ 
‚ fener Bezirk von einem beträchtlichen Umfange; wodurch-fih 
dev Begriff diefes Wortes von Waldung,Beböls,Sain uff un 
terfcheidet: Der Thüringer Wald, der Schwarzwald, der 
‚serzwald, der Bohmer Wald u. (fi Inden Wald; durch 
einen Wald gehen, fabren, reifen. Zu einem Walde 
werden, in einem beträchtlichen Umfange mit Oberholz bewach⸗ 
ſen. Einen Wald verhauen. 2In weiterer Bedentung, ein 
jeder dick mit Oberholz bewachfener Pfag,ivenn er gleich nur fein 
iſt. Ein Lufwald, Lufwälschen, Lorberwald , u ff. 
3. Bey den ältern Dichtern bedeutet Wälder im Plural, nad 





dichte... .,, Wälder,” fagt Opis;,,find nicht alleisı folche Gedichte, 

„die aus geſchwinder Auregung von der Hand weg gemacht wir- 

„den, die Quirterilian und Starins and Sylvas nennt, ſondern 

auch Sammlungen, Gedichte mancerley Arten.” 4. Ju 
demgorſtweſen werden die grünen Äfte an den Bäumen, i in mars 

den Gegenden, colfective Wald genannt, BER die nicht viel 
Wald haben. 

Anm. Schon bey dem Rero male, im‘ Riekerfächfifgen 
Woold, im Angetfächf, Weald, Wald und Wold, im mitt» 
lern Lat. Gualdus, mit Ansflogung des e im Engl. Wood, 

und im Schwedifchen Ved, weldje aber and) Holz, und einen 
Baum bedeuten, Der Stammbegriff läßt ſich in diefem Worte 
nur errathen. Viele findauf wild gefallen, weil ein Wald roch der 
wildeſte Aublick in der Natur iſt. Allein zu geſchweigen, daß 
wild ſchon wieder ein übergetragener Begriff iſt, fo ſcheinet in 
Wald vielmehr das dicke, euge Veyſamnmenſeyn der Theile der 
herrſchende Begriff zu fepn, indem man dide, buſchäge Haare, 
nahe an einander ſtehende Gewächfe u: ff. mehrmahlg mir eis 
nem Walde zü vergleichen pflegt. Und alsdann würde diefes 
Wort mit Wolle, Welru. ff. verwandt. ſeyn. Ebedem bedeu⸗ 
tere Wald auch Holz, wie das Engliſche WMood und Schwer 


Sylvaiift. 
Virwaldes warme finerbruft 
Anrechter Tioftv enden H:ine. von Veldeck. 


Bezirk, über welchen man zu gebierhen hat, eine Wälde genannt 
wird, fo gehöret diefes Wort nichgbiecher, for dern zu Gewalt, 
S dasfeibe, 
Das Wert Wals wich in fehe vielen Sufammenfeßungen ge⸗ 
braucht, beſonders mit Gewächſen, diejenige Art zu brzeichnen, 
welche voruehmlich in Wäldern angetroffen wird, Im folgeuden 
bbvonnen nur die vornehniſten davon aufgefübret werden, dudem die 
-meißten 1 Sen von ſich rien erklären. \ 


4 — verb, reg. neütr, mit dem he: — 


dem Latein Sylvae, figürlich eine Sammlung vermifchter Ge ⸗ 


diſche Ved, und auch im Deutfchen Holz fo wohl Lignum als 


(Siehe Zols, die Anmerfung) Wennim Dsnabrüdifehen "ER 


Bat — 1354. 


—— adj. et RN Wake — aus Wake bellchend⸗ Die Welssmeife, ——— n eine Art großer Ameifen, wels 
che in den Wäldern angetroffen werden, zum Unterfdicde von der 


kleinern Act; Kormicarufa Linn, 
Der Waldsämmer Ran, des —ıs, plur. die —r, ein Nahme 
"der Boldammer, weil fie in den Wäldern zu brüsen pflegt. 
Das Waldamt, des —es, plur. die —Hmter, 1. Ein Ant, 
d. ir Collegium, welches die erfie Inſtanz in Waldfachen har, 


2, Die Verſammlung diefes Eollegii, Ein Waldamt halten. - 


3, Ein Amt, das ift, eine Bedienung, bey dem Fotſtweſen. 
a allen diefen Fällen ift an den meiſten Otten Jorkame üb» 
li 


Der Waldamtmann, des a plur. die —männey, der Vor⸗ 


gejeßte eines Waldamtes, An manchen Orten * einer der vor⸗ 
nehumten Waldbeamten, 

Die Wald !Inemone,plur, sie —n, eine Art Ancmonen, inefde 
in Wäldern angetroffen wird, Anemone Iylveltris‘ ' Linn. 
zuun Unterjchiede von der Garten⸗Anemone. 

Der Waldänpicd, des —ts, plur. Bier, ein Rahme des 
Epheues, Hedera Helix Linn, 

Die Waldäfihe,plür.die —n, in manchen Gegenden, ein Nahme 
des gemeinen weißen Ahornes, Acer Linn. — einer Ahnlich⸗ 
keit mit der Aſche, Fraxinus Linn. 

Die Waldaxt plur. die —arte, eine große Art, Walsbäume da⸗ 
mit zufölen, 

Der Waldbach, des —es, plur. die —baghe, ein Bach, der aus 
einem Walde Fommt, feinen Urſprung in einem Walde nimmt z 
zum Unterfchiede von einem Feldbache. 

Der Waldbart, des —es, plur die —bärte, in einigen Gegen⸗ 
den ein Nahme des Waſſerwegeriches, ©. dieſes Wort. 

Der Woaldbauer, des —n, plur. die—n, ein Bauer in einer 
waldigen Gegend, der folglich feite vornepinfte Nahrung aus 
dem Walde hat, ein solzbauer. 


Der Waldbaum, das —ts, plur. die —bäume, Bäume, weiche 


in Wäldern zu wachfen pflegen, zum Unterſchiede von den Selds 
und Bartenbiumen. 
Der Wglöbereiter, 9.35 —s, plur. ut pom. ſing. ein Unterßes 


amter, welcher einen Wald zu bereiten, and für die Sicherheit 


deſſelben zu ſorgen hat; Hägereirer, Heidereiter. _ 

Die Waldbeute, plür. die—n, in det Bienenzucht, Beuren, 
welche man in den Stämmen großer Waldbäume aushanet, und 
in welche man die zahmen Bienen zuweilen feßt. } 


Die Waldbiene, plur. die —n, Bienen, welche wild in dere - 


Mäldırn leben, Seldbienen, Ggeidebienen, an einigen Orten 
Waldbeinzen; zum Unterſchiede von den zahmen und Garten⸗ 
bienen, 

Die Waldbinfe, plar. sie —njeine Art Binfen, welche in fruch⸗ 
ten Waldern angetroffen wird; Juncus ſylvaticus Linn. 


Die Weldbirn, plur. die —en, Birnen, welche wild in den Wäl⸗ 


dern wachſen, und unter dem Nahmen der polzbirnen am be⸗ 
kannteſten find, 

Die Waldblume, plur.die —n, Diminut. das Waldblümchen. 

1: Eine jede Blume, welche vorzüglich in den Wäldern währen, 
in In engeter Bedeutung, ein Nahme des Wohlverley. · S. die 
fes Wort. 

Der Waldhof, des—es, plur, die —böde, eine Act wilder 
Bocke, welche ih in manchen Länderr i in den Wäldern guſhan 
deſſen Weibchen die Waldziege heißt. 

* Der Waldboth, dee —cs, plur. die —en, (©. Waldgraf.) 
Von Wali, Gewalt, war Waldbothe, oder richtiger, Waltbo— 
the, ehedem ein mit hinlänalicher Vollmacht verſehener Abgeord⸗ 
uster eines Obern, ein bi in welcher Bedeutung doch 
has Wort langſt veraltet iſt 

20443 Der 





Bat 


1355 


Ter Waldbrand, dee Des plur. sie—brände, ein Stand i in 
‚einem Walde, die Entzündung: der Bäume eines Waldes, - 


Der Waldbrief, des—es, plur. die —e,in den Weſiphaliſchen 


Holzmarken, die Polizey» Ordnung in Anſehung der Waldungen, 
welche jährlich bey jeden Waldgerichte verliefen wird. 

Der Waldbruder, des-—e, plur, Sie —beuset, ein Eiufiedler, 
der im Walde lebt, in der Nömifchen Kicche. 


Die Waldbüce, plur. die—n, en einigen Orlen ein Naͤh⸗ 


me der Kothduche; zum Unterfchiede von der Hain « oder Ha= 
gebuche. 

Der Waldbürger, des, plur. ut.nom. fing, » „EinBürs 
ger,d.i. Bewohner eines Waldes, In diefem Verftande werden 
Vögel nnd wilde Shiere zuweilen figürlich Weldburger genannt, 
2. In manchen Gegenden, 5.3, in Ungarn, heißen die Sewerken 
des Bergbaues Walsburger. 

Die Weldbuße, plur. die — n,&. Waldftrafe. 

Die Walddiftel, plur. die—n. ı. Einie jede Art Difteln, —* 
che in den Wäldern angetroffen wird, 2. Ein Nahmeder Stech⸗ 
palme, Ibex.aquifolium L. (S. Stehpalme.).3. An ans 
dien Orten i’ 08 die Mannstreu, Eryngium campeltre, L. 
©. Mannstren. 

Der Walddorn, des—es, plur, inul. ein Nahe eines Ge⸗ 
wächfes, welches Frifch durch Agriacantha erffäcer, 

Der Wealddoften, plur. inuf. der gemeine braune Doften, wel- 
Ser auch Wohlgemuth und wilder Majoran genannt wird, 
Origanum vulgareL. 

Di e Waldeiche/ plur. die —n eine Eiche, welche in einem Wal⸗ 
de wüchfer, zum Unter ſchiede von einer deld⸗ Raſen⸗ oder Raum: 
eiche, welche auf einem offenen Plage angetroffen wird, 

Die Waldeidichfe, plur-sie—n, Eidechſen, weiche in Wäldern 
angetroffen werden, 

Das Waldeifer, des—s, plur.ut nom. fingsein eiferner Hart» 
mer, diezum Füllen beffimmten , oder verfauften Bäume damit’ 
zu bezeichnen; der Waldham mer, Sorihammer, Mahlham⸗ 
mer, das Mahleiſen. 


Der Waldenfer,ses—s, plur. ut nom. fing. eine Art Kes _ 
» Der Waldgeift,ves —es, plur.die—er, ein erbte, 


tzer (nah Romiſchen Begriffen, ) welche ‚vornehmlich ‚von dem 
»2ten Jahrhundert an befannt wurden, und figin vielen Stüs 
den vonder herr ſchenden Kirche abfonderten, Gemeiniglich lei⸗ 
tet man dieſen Nahmen von einem ihrer bekannteſten Lehrer, dem 
Petrus Waldus her, welcher um 1170 lebte. Allein da der 
Nahme ſchon früher vorfommt, fo leitet man ihn richtiger von 
Vailenfis ab, weil diefe Leute vornehmlich i in den Piemontefis 
{ben Tälern wohnten, 

Die Walderve, plur. die—n ‚eine Art Erven, welche wild in 
den Wäldern wädhfet, und auch DES EIRMENEFAU? genannt wird ; 
‚OrobushirlutusL. 


Der Waldefel, des—s, plur. ut nom, fing. ein außer Luthers 
‚Bibel wenig befanntes Wort, einen wilden Eſel zu bezeichnen, 
welcher von manchen auch wohl der Seldefel. genannt with, 


Die Waldeule, plur. die—n, ein Nahme derjenigen Eulen arten, 
welche fich gern inden Wäldern. aufhalten ; zum Unterſchiede von 
den Rircheulen, Steineulen u, f. f. 


Der Waldfern, des—is, plur. inuf, oder das Waldfarn: 
Fraut, eine Art Sarn oder Farnkraut, welche in den Wäldern 
angeriofien wird, Tanacetum vulgare L. Siehe Rain⸗ 
farren. 


Der Waldfink, des — en, plur die —en, eine Art Finfen, 
wi lche ich vornehmlich in den TRäldern aufbölt ‚der Wint- ränk, 


Tannerfinf; zum Unsrefgpiebe von den Bucfinken, Graufin 
Een fe 


Pi 





Der —— Sean, plur. car, ein Nabmedes zlachs⸗ 


krautes, oder. Leinfrautes , Antirrhinum gene Lo. 
Slachſtrauet a 
DeriWMaldflob, des —es, plur: Sie — flöhe, eine At wilder 
She, Feas⸗ in den Me angetroffen. werben, Poduranie, { 
valis 4 
Die, Weldflöte, plur. 8ie-—n. 1. Eine Tüte, fo wiemanfie 
der. poetiſchen Schãfer welt andichtet, die Schaferflöte. 2. In den 
Orgeln ift die Waldfiäteeine Art Flöten, welde der Spisflöte 
gleicht, nur daf fie oden weirerifl, ©. 5ohlfiäte, . 
Die Welöforelle, plur.die—n, Foreflen, welche ſich in Wald⸗ . 
bächen aufhalten ; zun: Unter ſchiede yon den Teichforellen IE 
Der Walsförfter, dr6—8, plur. ut nom. fing. au einigen Or · 
sen, z.B. im Oſterreich fohen, ein geringer gorſtbeamter, der ſouſt 
unser dein Rahmen des Forſters ain bedannteften ift,. t. 


: Der Waldfrivel, des-—s, plurzutnom, ing. rin Freveh d. Rh. 


Der Wald gott des —es/ plur. Sie—gätter, Sämin. die Wald: = J 


ein Verbrechen, welches an den zu einem Walde gehörigen Dingen, 
‚oder wider die Waldordnung, begangen wird, 

Der Walöfreveler, des Ss/ plur. ut nom.fing. der. end ſb 
chen Frevel begangen has; der Waldderbreher. vn 10% nu 

Des Waldgedinge des, plur/urnom. fing. ein Gedinge — 
in Waldſachen, d. i. eine Ver ſammlung der For ſibe ainten, in wcl | 
her die Holzoerkaufe geſchloſſen und ei werben —— 
Orten der Schreibetag. 

Das Woaldgeflügel, des—s, plur. doch nur von ——— Ar⸗ 
ten, ut nom, fing, Geflügel, welches ſich im Walde aufhält; — 
Unterſchiede von dem Haus: Leld⸗ und — 

Das Waldgehätge, des—s, plur, ut nom, ling. ein Gehä > 
des großen oder hohen Wilderees , ‚zum ——— — 
Eldgehage. 

Der Waldgenof, des — eh, plur. ie—en, derjönige; rip: — 
cher mit andern gemeinſchaftlichen Antheil an einem Wale 3 
bat. J SE 

Das Walsgerdume, des —8, — ut nom. fing. Anetigen: 
Drten,geräunite,d. i. zu Acker gemachte Waldung;; ——— 

Orten Rodeland, Rodeacker. ©. auch Waldhube. 

welcher ſeinen Aufenthalt in den Wäldern haben ſoll. Beſonders 
werden die Satyren der Alten Waldgeiſter, undi im harten Vers 
fand: wohl Waldteufel genannt ! 

Wald gerẽcht, —r, —efte, adj. et adr. — Walde⸗ und Br — 
zu demſelben gehörigen Dinge kuudig, wie forſterecht. 
forſtgerechter Jager. 

Die Waldgerecht gkeit/ plur. inul. die Geundhertſcheſn — 
Eigenthumsrecht über einen Wald, 

Das Waldgericht, des— es, plur. die—e, ein Gericht, 
welches in Waldſachen, oder über Waldfrevel gehalten * BR x 
Sorſtgericht, Holsgericht. 

Das Waldgefihrey, des—es, plur: inuf. das @eferep, wel 
es hey einer Jagd in einem Walde gemacht wied⸗ Siehe Jagd⸗ 
geſchrey. 

Der Waldgefell, ses—en, plur. die— en, ein bey den Jagern 
üblicher Onmderahuw, ©. Gefellmann. 

Das Waldgefig, des —es, plur. die ⸗, Geſetze in Wald ſa⸗ 
chen; Sorfigeieg. \ 

Das Waldglödchen, Oberd. Waldglödlein, — plur. 
utnom, fing, ı. Eine Act kleiner Glockeublumen, weichein 275 

. den Wäldern häufig‘ ift, Digitalis L. Singerhusblume, 2. Ein 7 


Mai 2 des Hals: oder Zapfenkrautes, Rulcus Hypophyl 
tum L, 





* 


— 


gottinn, plut. die en, eine mytbolohiſche Uniergotiheit⸗ 








Bat 


EN melde nissen © Sie und de dieit inden Wotdern dat kat. Fau- 


nus, auna. 
Der Waldsraf, des — en, plur. de—an. ı. In einigen 
Nieder ſoch ſtſchen Gegenden, ein Graf, d. i. Richter, in einem 
Waldgerichte, ingleichen der Grundherr einer Holzmarf ‚ wenn 
er zugleich diefe Gerichtbarfeit beſitzet, (S. Holsgraf) 2. In 


bhöherm Verftande find die Waldgrafen, gewiffe Grafen inden 


ebemahligen waldigen Gegenden an dem Rhein, welche zu den 
Seiten der Fränkiſchen Könige und ihrer nächſten Nachfolger die 
böchfte Aufficht über die Jagden in diefen Gegenden hatten, und 
auch Wils- Rau: und Reingrafen genannt wurden, Siehe 
diefe Wörter. 


Der Waldhäher, S. solzhäher. 


DerWaldbammer, des —s, plur. die — hämmer, Siehe 


Das Waldhuhn, 


Waldeiſen. 


Die Wal dheinze, plur. die — /in einigen Gegenden, ein Nah⸗ 
me der wilden oder Waldbieuen, ©. geinze. 


Der Waldbers, des—es, plur. die—e, ein Bogelperd, wels 
cher in einem Walde angerichtet wird, zum — von einem 
Seldherde. 

Der Waldherr, en, plur. die—en. 1. Der Eigenthüs 
mer eines Waldes. 2, An einigen Dften, z. 8 in Nürnberg, 
find die Waldherren diejenigen Rathsherren, welche die oberfte 
Aufſicht über die Förfte der Stadt baden, und das Forſtgericht 
ausmacen. 3. An andern Orten wird der Neuntodter, Falco 
minimusL. der Waldherr genannt. 


hirſchen. 

Die ‚Weldbirfe, plur. inuf, eine. der. Sirfe äsntiche Grasart, 
welche in den Wäldern angetroffen wird, eine Art des Kuh— 
oder Wachtelweigens, Melampyrum nemorofumL, 


Der Waldhoblunder, des—s, plur. inuf, ein Nahme des 


Berg: oder Hirfhhohlunderg, oder girſchholders, welcher in 


Wäldern angetroffen wird, Sambucus racemola L. Siehe 


Berghohiunser, 


Das Waldbonig, ses—es, plur. inuf. das Honig von Wald⸗ 


bienen, wildes Honig. 
Der Waldhopf, des —mes, 


Nahme des Wiedehopfes, S. dieſes Wort. 


Das Waldhorn, des —es, plur. die — hörner, eine Art mefe 


fingener Jagdbörner, welche ehedem bloß zur Jagd gebraucht wur⸗ 
den ‚jest aber auch außer derfelben üblich find. Sie ſtehen in An⸗ 
fehung der Größe zwifchen dem Parforcessorne, und dem Jagd⸗ 
oder Slugelbornein der Mitte. 


Der Waldhornift, des—en, plur. die—en, ein Zwitter mit 
einer ausläudifchen Endung, derjenige,welcher das Waldhoru blã⸗ 
ſet, und ſo fern er es geſchickt zu blaſen weiß. 


Die Waldhube, plur. die—n, eine Hube tragbaren Sande, 


welche aus ausgerotteter Waldung entſtanden ift, 


des— es, plur. die —hühner, eine all⸗ 
gemeine Benennung einer den Hühneen ähnlichen Art wilden Bes 
flügels, mit zottigen oder wolligen Füßen und rothen Augenbrau⸗ 
nen, welche auch Schnee⸗ und Berghühner, ingleichen Rauch: 
füde genannt werden, Lagopus-L. Der Auerhahn, 
Birkhahn, das zaſelhuhn und Schneehuhn find Unterarten dies 
fes © fchlechtes, _ Waldbuhn bezeichnet theils dieſen Vogel 
ohne Unterfchied des Geſchlechtes theile nnr dag Weibchen als 
Tein ; indiefem Zalle wird das Männchen der Waldhahn genaunt, 
{ Siehe Suhn. S 


pn die — e, aneinigen-Drten ein . 


"Der Waldkümmel, des—s, 


Bat 1358 


— 


Die ——— die ⸗n, eine Arthummeln mit ſchwat⸗ 


zem Kopfe, und blaßgelben Bruſt ſchilde, welche ſi Hi inden Wäl⸗ 
dern aufhält ; —* ſylvarum L. 

Der Waldbücher, d es — s, plur, ut nom. fing. tin geringer. 
Forſtbeamter, welcher einen Waldbezirk zu hüthen hat, unter dem 
Förſter ficher, und auch Waldknecht, Soriiläufer, Seideläufer) 
Sorſtknecht genannt wird, 

Die Meldbütte, plur. die— n, eine ineinem Walde anfgeſchla⸗ 
gene Hätte, 5. B. eine Hütte bey einem Waldherde; zum Untere 
fehiede von einer Feldhütte. 

Weldicht, —er, —fe, adj. et ady. einem Walde ähnlich zein 
Mort, welches, fo. wieder Begriff nur felsen gebraucht wird, 
aber fehlerhaft ift, wenn es für das folgende waldig gebraucht 
wird. S. —icht. 

Waldig, —ıer, —fe, adj,etadv, mit Wald, 8; i. Oberholz, ber 

wachſen. Bine waldige Gegend ; waldige Hügel. DasLand 
iſt ſehr waldig, ©. —ig. 


"Waldine, ein bey den Jägeen, als ein eigener Rahme, übliches 


Wort, einen weiblichen Leichund damit zu benennen, fo wie 
Waldmann als ein folder Rahme eines manalichen Hundes ge- 
braucht wird. 

Das Waldjauchert, oder Waldijuchart, des Ses, plur. 
die —e, im Oberdeutfcheneine Art Jaucherte, Waldungen und 
Gehölze darnach zu meffen. So bältin Bern ein Waldjuhare 
45000, ein Seldjucharräber nur 31 250 Berner Quadrat⸗ Fuß. 
Si he Jauchert. 


Der Waldkalk, des — es, plur. doch nur von Bi Arten 
Der Waldhirſch, des—es , plur. die—e, Biefähr, welche ſich 
in Wäldern aufpalten, zum Unterfiebe von Landzund Gebirg⸗ 


und Quantitãten, die—e, an einigen Orten, Kalt, erh in dem 
Walde aus Kafenfteinen gebrannt wird, 

Die Waldfiefche, plur,die—n, an einigen Dten, ein Rahme 
der Dsgelfirfche, Prunus PadusL. S. diefes Wort. 

DevWaldtnecht, des—es, plur. die— e, der geringffe Bu 
diente bey einem Forfteoder Walde, S. Waldhüther. 

Der Watötnoblaud, des—es;, plur. inuſ. eine Art wilder 

Knoblauch s, welder in den Wäldern des mitternächtigen Euros 
yawächfet, und anhRamfel, Läuchel und Germſel genannt wird, 
AlliumurfinumL. 

Der Waldfnoten,dses—s, plur. ut nom. fing, ein befonderer, 
bey den Sägern üblicher Knoten, jerriffene Leinen damit im Walde 
geſchickt zufammen zu fnüpfen, 

Das Waldkraut, des — es, plur. die—Pränter Kranter, d, i. 
Gewächſe, —*— vorzüglich in den Wäldern und Gehölzen an⸗ 
getroffen werden. > 

Die Walöfrefie, plur. inuf, eine it wider Keeffe, welche in 

Bälderneinbeimifch ift. 

plur, inuf. eine Art Quendel, 
oder Feldkümmel, welche in den Waldern wãchſet, Thymus Ser 

illum L, 

Die Waldlatte ,-plur. die — n, Latte, welche entweder aus 
ganzen, oder nur Ein’ Mahl: gefpaltenen jungen Fichtene 
ſtammen beftehen, weil man fie gleih , fo wie fie aus dem 
Walde Fommen, gebrauchen Fann ; im Gegenfage der.gefchnit= 
tenen Latten. 

Das Wal dlehen, des —s, plur. ut nom. fing. ein zum Lehen 
gegebener Wald oder Theil deffelben. 


' Die Waldlerche, plur. sie —n, ein Nahme Ser Beidelerche, 


AläudalylveftrisK. S. geidelerdhe. 

Die WaldTeute, fing. car. Frute, welche in einem Watte wohr 
nen, beſonders wenn ſie zihre Nahrung ans demfelben haben. So - 
werden dir Beraleire an manchen Orten Waldleute genannt, 

Die Waldlilte, plur. 'Sie—n, an einigen Orten, ein Rahme des 
Geißblattes, Lonicera Caprifolium L- ©, dieſes Wort. 

2 Un 


—* 


1 359 \ 8 a e 


An andern wied der Diptam, OriganumDi ptamu u fo 


genannt. 

Die Waldmalve, plur; die —n, eine Art’ Malven, weldjes it 
den Wäldeen einpeimifeh iſt, Malval yiveltris Binn.: er 

DerWaldinenn, des —:3, plur. die männer, nid in mans 
chen Fäfen—leute. ı, Einim Walde wohnender Hain, beſon ⸗ 
ders wenn er feine Rahrung ausdemfelben hat, So wird in man- 
hen Gegenden ein Bergmann Waldmann genannt, 2.Ein wil⸗ 
der Mann, welcher fih nur inden Wäldern aufhält. (5: Walb: 
menſch. ), 3: Yu der Geifterlehre des großen Haufens find Wald: 
männchen im Dimimutivo gewiſſe Mittelwefen, welche die Wäl- 
der bewohnen, und mitden Bergmännchen vermuchlich verſch wi⸗ 
ftert find. 4. Bey den Jügern wird Waldmann afs ein eigen- 


— thümlicher Nahme des Leithundes es — auch Wals: 


geſell. 


| Die Waldmark, plur. die —en, oder Sie Walsmerfüng. plur. 


die —en, eine Mark, d. 1begrängtet Bezirk, in einen yue, wie 
volzmark, ©. daſſelbe. 


Die Waldmaus, plur. die —mäufe, eine Art Mänfe, welche 
fi in den Wäldern aufpält, — Unter ſchiede von der Seus: und 


Seldmaus. 

Die Waldmeiſe, plur. die Fee eine Art Meifen, welche nur in 
den Wäldern angetroffen wird, Parus [ylvaticus Klein... ©. 
Solzmeife. 


Der Waldmeifter, des —s, — ut nom ſing. ı — 


gen Drten, 5.2. im Oſterreichiſchen ein vornehmer Forftbeant 


zer von Adel, vermuthlich das, was in andern Ländern ein Ober⸗ 


forftmeifter iſt. Erhateinen Waldfihaffer, verfhiedene Wald: 


amts⸗Offieier, einige Waldbereiter und viele Waldfoörſter uns 
ter fich. 2, Der Nahme sines wohlriechenden Bewächfes; welches 
am bäufisften in den Wäldern angetroffen wird, AlperulaLian. 
An einigen Orten fübret auch das LabFraut, Galium verum 
Linn. und an noch andern das Bifamfraut,Adoxa Linn, dies 
fen Rahmen, Goldener Waldmeifier, ein Rahme des gelben 
Kreuzkrautes, Valantia cruciata Zinn. . l 


Die Waldmelde, plur. inuf. ein Rahme der gemeinen Melde, 


Atriplex patula Linn. ©. Melde. 

Der Waldmenfc, des —en, plur.die—en, 
allein in den Wäldern wohnende Menfchen, dergleichen es in Aſien 
in mehreren Gegenden gibt. 2. Eine dem Menſchen ähnliche Art 
‚großer Affen, welche auch Satyren genannt werden, 

Der Waldmeffer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Feldmeffer, 
fo fern er befonders gebraucht wird, den Flächeninhalt der Wal⸗ 
der auszumeſſen. 


Die Waldmiethe, plure die —n, aneinigen Orten, die jährliche 
Eirhe | 


Abgabe für die Nugung eines: Waldes, der Waldzins. 
Sorfizing. 


aus den Wäldern, fo fern es als Streu, und hernach als Mift 
oder Dünger gebraicht wird, ©. Holzmift. 

Der Waldmorgön, des—s, plur. ut nom, fing. eine Art 
Morgen nach welder die Wälder gemeffen werben,und welche oft 
noch von den $eldmorgen unterſchieden iſt. 

Der Waldner, des —s plür, ut nom, fing. nur an einigen 
Drten,.ein. Rahme des Waldknechtes oder geidelaufers, fiehe 
dieſe Wörter, 

Die Waldneffel, plur, die —n, eine Art Neſſeln, welche in den 
Waoldern einheimiſch iſt. 


Die Waldnutzung, plur. die —en, die Nutzung eines Waldes, 


d. 1. der Genug der in denſelben befindlichen Dinge. / 
Die Wald-Yıpmobe, plur. die —n, in der —— ber Als 
ten, Nymphen, welche ihren Sig und ihre Hekrſchaft in den 


N 


1, Wilde, nur. 





Bar 


— ⸗ kun Hinterich von * Sup: and 5 Berge. 
Aymphen. * 


VE 


"Der Walsochs, des‘ en, plur. sie —en, eine Art wilder Och 


fen, welche ich in zroßen Wäldern aufhält, un$bermuchlich mie.’ 
dern Auerochſen einerley iſt. — 


"Die Waldordnung , plur die Sen eine lendeehercliche Verord⸗ 


nung in Waldſachen, eine Vorfehrift, wie man ſich in Anfhung 


eines Waldes und deſſen Nutzung gu verhalten hat KT | 


Das Wualspeh, des —es, plur. doch nur von mehreren — 
die —e, ein Rahme des gewöhnlichen Peches, fo wie es in den 
Woöldern bereitet Die, zum Unterfehiede von vor Berg: und Zu⸗ 
depeche. 

Der Waldrabe, des —n, plur. die —— eine Art Michebosfe, 

„ welgein der Schweiz, Fraukreich und Ober-Italien in den — 
dern, Felſen und altem Mauerwerke wohnet, und daher auch 2* 
Steinrabe, von ſeinem Geſchreye aber Scheller genannt wird, 
Upupa montana Klein, in der Schweiz Waldrapp, Stein: 
vopp, foufl auch Berg-Eremit und Einſtedler gerannt, 

Die Waldrapunzel, plur. inuf. eine Art wilder Rapunzel, 

welche in den Wäldern einheimifch iſt. - > 


Der wWaldrauch des —es, plur. inuſ. ee 


man in den Haufen der großen Ameifen findet, und weichesdas 


feinſte Taunenharz iſt. Rauch bedeutet hier ſo viel als Rauch⸗ 


werk oder Weihrauch. 
Die Waldrebe, plar. die —n, der Rahme eines keindenden Bu 
wächfes, welches in den Wäldern häufig angetroffen, und au 


Rebbinde, Fichtiger Rebwinde, genannt wird, weil fieeiner Winde 


“gleicht, Clematis Zinn. von ER es wieder vieſchiedene Pre. 
ten gibt. 


Das Waldrecht, des —es, plür- Sie—e. 3 . Oeredhefoine, wels 


„che dem Waldherren oder Örundherren eines Waldes gebühren, 
So iſt es an einigen Orten ein Waldrecht, daß den Örundherren 
der Abfall von dem im Walde defchlagenen Baubolze gebühret, 
2. Eine Verordnung in Wald: und Holzſachen. So beißt z. 2. 

ein Gehölz nach Waldrecht abräumen vder ausrotten/ wenn auf 
jeden Morgen eine gewiſſe Auzahl jun ger Stämme zur fünftigen 

Beholzung fleben bleiben. 3. Der, Inbegriff afer einem Walde 
anklebenden Befugniffe, und in Anfehung aenfeiden eiafjeann 
Verordnungen ; obne Mural, i 

Waldrechten, Lerb ‚reg. act, welches nur bey den Simmerlew . 


sen üblich ift, einen Stamm Bauholz in dem Walde zur aus dem a 


Groben befchlagen ; vielleicht, weil dadurch dem Grundbesren — 
fein Waldrecht erhalten wird. 
Das Wald-Rexal, des —es, plur. die —e, das Eigentum eis 


nes Waldes su al, oder Vorrecht des Landesherren ber B 
; gal, — 


trachtet. 


Der Waldreiter, des —s, plurzut nom. ng. ©. Walsder 
Der Waldmift, des —es, plur.inuf, Laub, Nadeln und Moos 


reiter. 

Das Walsrohr, des —es, plur, inuf, ein Nahme der Binfen, 
wenn ſie in rinem Walde wa hlen, S. Waldfemfe. 

Die Waldrötbe, plur.inul. die ſchlechteſte Art garberrothe, 
oder Grapp, welche hin und wider in den Wäldern — 
wird, 


Das Walsröthlein, des —s, ER utnom. ing: in einigen 2 
Grgenden ein Nahme des Rothkehlchens. 


Die MWaldrübe, plur, de —n, eine Art wilder Rüben, welche in. 


den Wäldern gefunden werden. - + —* 
Die Waldruthe, plur. die —n, eine Art Meßrutben, nach wer. 


her die Wälder ausgenjeffen werden, zum —— von der 
Seldrutbe. 
Der Walsfchaffer, des —s, plur.urtnom.fing. im Sfkerceien 


Sifhenein Forſtbeamter, weiber unser dem Waldmeiſter fiebe 


Die 


— 





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2 
Ri 
| 


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—— EHE 


Bir ARTE AR plar, sie —n, Schlangen, welche ſich in 
den Wäldern aufhalten, zum —— von den saus⸗ Selb: 
and Wafler chlangen. 

Die wa [öfchnepfe,plur. die —n, ‚die gewöhnlichke rt Schne 
> pfen, weiche auch Holz: Bufch= und Bergſchnepfe geuannt wird, 
zum. Unterſchiede von der Doppelfihnepfe und andern Arten, 


"Der Walsfpreiber, des —8, plur. ut nom. fing. ein Schrei ⸗ 


ber in Wald» und Forftiachen, Sorkifchreiber, Solsicpreiber, 


. Der Waldfchritt, des —rs, plur. die—e, ein gewöhnlicher 


Schritt, fo fern darnach Wälder und Jagen adgefchritten oder 
eusgemeffen werden. Er hältgemeiniglih eg Fuf. - 

© Der Waloſchwamm des —es, plur die ſchwämme, eine 

allgemeine Benennung aller derjenigen Shwänme, welche in 
den Wäldern an den Wurzeln der Bärme warhfen, zum Unter⸗ 
ſchiede von den Feldfchw ammen. 

Das Waldfeil, des—es, plur. die —r, in einigen Gegenden, 
z. B. in Böhmen, ein Feldmaß, wornach die Wälder ausgemefs 
fenwerden, und welches daſelbſt 42 Böhmiſche Ellen hält; da⸗ 

"9 gegen das Landſeil ze, das Weinbergſeil aber 64 Ellen hält. 


Die Waldſemſe oder Waldſenſe, plur. die TREE Atem: 


fen oder Binfen, welche in den“ Wäldern wachen, Scirpus Iyl- 
vaticus Zinn. ©. Waldrohr. ! 

Der Waldſperling/ des —rs, plur. die —e, eine Art Sper⸗ 
linge, welche in den Woldern wohnen, und aus denſelben 
die Felder befichten, der Baumfperling,, Selddieb, Päffer 


" arboreus Klein, zum Unterfjiede von, dem Haus: und 


Rornfperling. 
Die Waldſtadt plür. Sie fuadte, eine it oder an einem Walde 
gelegene Stade, dergkichen die vier Waldſtadte in der Schwein 


find, 


Der Walöflein, des —es,plur. die —p, ein Örängr oder Mahl, ! 


ftein, fo fern or die Örängen in einem Walde bezeichnet. 

Die Waldſtrafe, plur. die —n, Strafe wegen begangener Wald⸗ 
fredel, an einigen Orten auch Waldbuße. 

Die Waldſtreu, plur. car. abgefallenes Laub aus einem Walde, 
fo fern es ſtatt de3 Strohes zur Streu'gebraucht wird. 

Das Wakdſtroh, des —es, plur. car. an einigen Orten ein 
Nahme des Labkrautes, Galium verum Linn. weldes auch 

Wallſtroh, Bertffrob genannt wird, S. Labkraut. 

' Der Waldftrom, de 
cher ang einem Walde fommt.. ; 

Die Waldtaube, plur. die —n, ein Rahme der wilden oder 
Solstauben, S. diefes Wort, 


Die Waldtenne, plur. die —n,eimin einen Walde angerichtes. 


1er Dogelherd,wie W aldherd. 


‘Der Waldteufel, des —s, plur,ut nom. fing. ein Rahme, 


womit man wohl die Saryren der Alten zu belegen pflegt. In eis 


niem andern Verſtande iſt es eine Art großer Affen, vielleicht eben 


die, welche auch Waldmenſch genannt wird, Auch eine Art 
Scmetterliuge, Papilio nymphalis Semele Linn. wid 
von einigen dev Waldteufel genanut. 
Das Waldthier, des —es, plur. sie, in dem füdlichen 
- Deutfohlande, eine Art Gemſen, welche fid unten an den Bergen 
und in den Waldern aufhalten, zum Unterſchirde von dem Grall⸗ 
thier, welches auf den höchſten Alpen wohnet. 
Die Waldung plur. die ⸗en ein beträchtlicher,mit Ward, d.i, 
Oberholz, bew ach ſener Bezirt, Es iſt bermittelſt der Ableitungs« 
ſylbe ing oder ung von Wald gebildet, und wird mehr in abſt ra⸗ 
en und unbeftimmten, wald ‚aber mehr in eoncreten und bes 
fininten, Berfiande gebraucht. Kin Gut bar fchöne Walsung, 
oder viele Walsımgen, wenn es ſchöne oder viele mit Oberholz 
-bewwachfene Gegenden bat. Dyey Horgen Waldung 
Adel. W. B. . Th. 2, Aufl 


s—es, plar. die —fröme, ein Strom, wel⸗ 


ol 2962 ° 

Dee Walbrerbrichen, des—s, plur. ut nom. fing, ein an eis 
nem Walde und den dazu gehörigen Dingen begangenes Verbre⸗ 

chen, wie Waldfrevel. Daher der Waldverbrecher. 

Der Wealdvogel, des—s, plur, die — vogel, eine Allgemeine 
Benennung aller derjenigen Bögel, weld,rfich inden Wäldern 
aufhalten, zum Unterfdiede von den Feld- und Waſſervs— 
gein., 

Die Waldwan e, plursdie—n, eine Art länglicher Wangen, 
welche in den äldern angerrofjen werden, Cimex umbrati- 
lismöfylveftris Zinn. 

Dee Waldwaſſer, des —s,plur, von mehreren Arsen oder Quan⸗ 
sitäten, ut nom: fing, Waſſer, welches ſich ans einem Wälde, 
befonders ans einem gedirgigen Walde, ergießer. 

Der Waldwer, ses —es, plur. die —e, ein Weg, welcher um 
des Holzes willen in einen Wald gebet, der zolzweg. 

Die Waldwicke, plur. die —n, site Art wilder Wicken, welche 
inden Wäldern angetroffen wird, Vicia [ylvatica Linn, 

Die Waldwiefe, pler. die —nyeine Wiefe in einem a oder 
zwifchen Gehölzen. 

Die Weldwinde, plur. Hie—n, eine Art Winde, werebe in den 
Waoldern einheimiſch it, Couvolvulus ſepium. An einigen 
Orien wird auch dag Gewächs, welches diefo genannsen Zunds— 
Beeren trägt, fo wohl Waldholder als Waldwinde — de⸗ 
ven es aber mehrere gibt, S. Sunds beere. 

Die Waldwirehſchaft, plur. inuf,die Att und Weiſe, wie man 
einen Wald nutzet, und die Wiſſenſchaft, ihn mis Vortheil zu un⸗ 

terhalten und zu nutzen. 

Die Waldwurz, plur. car. ©. Wallwurs, - 

Das Waldzeichen, des—s, plur. ut nom. fing, dasjehige 
Zeichen, w.Iches mie dem Waldhammes an sen zam Verkaufe 
angewiefenen Bäumen gemacht wird. 

Der Waldzeifig, des — es, plur. die —e, noch hänfiger im Dir 

nunutivo, das Waldzeischen, plur. ut nom. fing, der Nähe 
eines feinen Waldvogels, S. Goldhähnchen. 

Die Waldziege, plur, die on, das Weibchen des Waldbockes 
©. diefes Wort; 

Der Waldzine, des —es, plur. die—e, der Sins, das ift, 
jährliche Abgabe fürdie Nugung eines Waldes anden Waldber«. 
ven, z. 3. für die Freyheit, fein nörbiges Brennholz daraus 
hohlen zublicfen , am andern Orten die Wald miethe, der Sorfiz 

zing, 

Wegen, Wälgen, Wälgern, verb, reg, act. welche nur 
im gemeinen Leben üblich find, and hin und her vollen bedeuten, 
aber nur von weichen Körpern gebraucht werden können; 33. B. 
wenn man den zu Rudeln beſtimmten Teig mit den Händen auf 
einem Brete zu einer Art von Wurſt toller, ' In den Küchen 
bat man daber das Walgerbols, ein am einen Stock drfindlicher 
Eplinder, dem Teig damit auszudehnen‘, und zu einem dünnen 
Blatte zu walgen, oder zu walgeen, welches aud) dag Treib— 
bolz genannt wird, Ir einigen Provinzen ift wälgen ein uns 
perfönlihes Neutrum, welches von der Neigung zum Erbrechen 
gebraucht wird; es walget mis, ich ‚empfinde Neigung zum: 
Erbrechen; wo gleichfalls de wellenförmige Bewcgung der 
Stammbegriff: ift, 

Anm. Walgern und Wälgern find Iteratida von walgert. 
In die ſem if, wenn man die Endung des Anfinitivi an abzieber, 
Wal der Etammibegriff, der eine kreis oder wellenfürmiae Be⸗ 
wegung bezeichnet, und mit Welke nahe verwandt ik, Die weiche 
Act die ſer Bewrgnag wird bier durch div Ableitnngsſylbe g anges 
drutet. Härtere Arten diefer Bewegung, oder die Bewegung an 
feſtern Körpern, bezeichnen die Verba walken, wälzen, walsen, 
and zum Theil auch walten, (S, biefe Wörter) Auch walten be⸗ 
2.2, zeichnes 


1363 Val 


zeichnet eine gewiſſe Art diefer Bewegung. In allen diefen Fällen 

wird derHauptbegriff duch die Ableitungsſylben g,F,T,e und 3 nä⸗ 
her beftimmt, Im Theuerdanke kommt waigen für rollen oder 
wälzen vor. Neydelpart zu walgen über einen hoben Turn 
zu tall, Kap. 109, 

Die Walkarbeır, plur. die—en. 1. Das Walfen als eine Ars 
beit betrachtet; ohne Plurel.' 2. Zeuge, welche gewalfet zu wer⸗ 
dei pflegen; wohin denn viele tuchartige Zeuge gehören. . 

Die Welke, plur. die—n. 1. Die Handfung-des Walfens, 
die Bearbeitung der Zeuge durch das Walken. Oft werden 
die Tüch er in ber Walfe verdorben. Die Walke muß dem 
Silze feine Seftigkeit geben. Eigentlich als ein Abftractum 
und ohne Mural; zuweilen, obgleich feltener, von concreren 
Hanülungen, andmitdem Plural, Linem Zeuge zwey Wal: 
fen geben. 2. Eine Anftalt oder Maſchine zum Walken, dere 
gleichen, z. B. die Kürfchner haben, welche von einer Waltmühle 
noch verfchieden iſt. 

Walken, verb. reg. act, einen Körper von mittlerereftigkeit 
ducch eine Freisfürmige Bewegung fehlagen, oder fioßen und in 
weiterer Bedeutung, einen folchen Körper durch Schlagen, 
Stampfen oder Treten bearbeiten. Auf diefe Art werden bey den 
Struimpfwirfern die wollenen Strümpfe, bey den Zeugmachern 
die tuchartigen Zeuge, bey den Hutmachern der Filz, und bey den 
Kürfchnern und Gärbern die Felle gewalker, es mag nun folcheg 
in eigenen Walkmühlen, wie bep den Zeugmarhern und Strumpfr 
wirfern, oder mirden Händen, wie bey den Hutmachern, oder 
mit den Füßen, wie bey den Kürfchnern gefchehen. Strumpfe, 
Zeuge, Selle walten. Gewalfte Strümpfe. - Im niedrigen 


Scherze iſt, jemand walten, ihn ausprügeln. So au das - 


Walken. _ 

Anm, Im Riederfähhfifchen gleichfalls walfen, im Schwedi⸗ 
ſchen valka. Die Abfiammung if fon bey dem vorigen Worte 
walgen angegeben, daher diejenigen irren, welche den Begriff 
des Glauzes und der Weiße fürden Stammbegriff halten, und 


das Wort von dem Gothiſchen vultihus, Glanz, ableiten; zu ' 


geſchweigen, dag vulthus, wie fein Bau zeiget, fon ein 
mehrmahls abgeleites Wort ift, und der Begriff des Glanzes 

Auf das Walken nicht einmahl paffe. In dem Lateinifchen 
Fullo, welches in feiner Sprachefeinen befannten Stamm hat, 
feiner die Wurzelfplbe Ful mit unferm Wal gleich bedeutend 
zu ſeyn. 

ZerWealfer, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, welcher 
das Walken verrichtet,” Fertigkeit im Walken befiget, Daher. der 
Tuch walker. 

Die Walkerde, oder Walkererde, plur. doch nur von mehrern 
Arten, die —n, eine Artfeinen Shones, deffen man fih zum Wal 
ten der Tücher bedienet, ihnen die — zu binehtien ; Wal: 
kerthon, W Safcherde, \ 

Der Waͤlkerroche, des—n, plur. — an einigen Orten 
ein Nahme des Stachelrochen, Raja Fullonica L. 

Der Walkerthon, des —es, plur. von mehrern Amen, die —e, 
&. Walkerde, 


Der Walk: Etamin, des— es, plur. von mehrern Arten, - 


dire, ein geringer Etamin, welcher feine Güte durch das Wals 
Ten erhält, 
r Wualtbaar, des —es, plur. car. oder die Walfhaare, 
ir 5,sar, ir beyden Fällen als ein Collectivum ‚diejenigen Haare 
* weiche bey dem Wallen der Lücher und Zeuge ab⸗ 






Der Waltbammer, des — s, plur. die — hämmer, die 
Hämmer inder Walkmühl⸗, welche eigentlich das Walken vera 


zicten 


Er 





— Ba 
Der Waltköffel, des —s, plur. ut nom. fing. bey den De 
machern, ein kupferner Keſſel, in welchem der zum 2Balten 6 
te Filz eingeweichet wird, 
Die Walkmühle, plur.die—n, eine Mühle, d.i, eine von 
dern getriebene Maſchine, in welcher Zeuge, Strümpfe u, fr 
gewalket werden; oft auch nur die Walke. > 
Der Waltinüller, des —s, plur. ut nom, fing. ber Inhaber . 
einer Walfmühle, oder dev Vorgefeßte derfelben, ; 
Der Walkraſch, des— es, plur. von mehrern Arten, die —e, 


.. eine Act Kafch, welche ihre Güte durch das Walken erhält. _ 


Die Walfribbe, plur. die—n, bey dem Walken, fehlerhafte gale 

ten, welche die Waithämmer zuweilen in dem Tuche machen. 

Der Walkſtock, des— es, plur. die — flöde, in den Waltnühe 
len, ſtarke, vieredfige Stücke Holz, worin die Walthammer 
befeftiger find, 

Die Woalktafel, plur. die—n, bepden — 
fel, worauf der Filz gewallet wird. 

Der Walterog, des — es, plur, Sie —tröge, in der Walk⸗ 
mühlen, ein Trog, in welchem die Zeuse ailei —— 
werden. 

a. Der WEI, —— plur. die Wälle, ein altes Wort, in 
welchen der Begriff einer Erhöhung, befonders einer Erhöhung 
von Erde, der herrfchende if, Man gebraucht es noch in folgen 
den Fällen: 1, *Eine jede Erhöhung vonErde, ein Haufen@rde,; 
eine lãugſt veraltete Bedeutung, wovon ſich noch in bewallenund?. 
aufwallen Spuren finden, (S. diefe Wörter.)In den Niederfühe 
ſiſchen Torfgegenden wied ein in die Länge ——— 
noch ein Wall genannt, ° 2, In der Schifffabrt wird die Küſte 
bäufig der Wall genannt, wo gleichfalls der Begriff einer indie 

- Länge geſtteckten Erhöhung der herrſchende iſt. 3. Am üblichſten 
iſt es in dom Feſtungsbaue, beſonders der Neuern, wo eine regel⸗ 4 
mäfige Erhoͤbung von Erde um einen Ort, ein Wallgenannt 
wird. Einen Wal aufwerfen. Kine Stadt mit einem Walle 
umgeben, 4. Ju manden Nieder ſach ſiſchen Gegenden iſt ein 
Wall eine Zahl von 80, in welchem Falle es, wie bey fo vielen an⸗ 
dern Ähnlichen Wörtern, im Plural unverändert bleibt; zehnWall = 
Säringe,Eyer u ff, Im Schwediſchen in diefer Bedeutung Val. - 
Auch Hier fcheinet der Begriff eines Haufens der Stammbegeiff | 
zu ſeyn. 

Anm. Wall ifi ein altes Wort, welches mit demLat. vallum, 
genau überein fommt: allein, da diefes eine Ableitungs⸗ wenige _ 
ſteus Declinationg- und Geſchlechtsſylbe hat, das Deutfche aber 
nicht, fo erbellet fhon daraus , daß diefes älter ifl, als jenes, 
So fern der Begriff der Erhöhung bier der herrfchende ift, gehö⸗ 
ver das Wort zu einem zahlreichen und fehr alten Geſchlechte, wel · 
ches ſich in allen befannten Sprachen ausgebreitet bat, wo bal, 7 

-bol, val, voluf. f. insgefamme etwas Hohes, bald eigentlich, bald E 
figürlich, bedenten. Im Engl. iſt wallin noch weiterer Bon 
tung eine Wand, Dauer, 

2, Der Wall, des — es, plur. obgleich feltener, die — e, das 
Aufwallen des fiedenden Waffers, von bemfolgenden Verbo wal -⸗ 
len.- Das Waffer einen Wall thun Iaffen, es zur Gin Mahl 
aufwallen laffen. Eyern Einen oder zwey Walle geben, das 

‚ Waffer, worin fie ſieden, Ein oder zwey Mahl aufwallen laſſen⸗ 
©. Wallen. 

Der Wallach, des — en, plur, die — en. ı. Einer ausder 
Balladpey. Fämin. die Wallachinn. 2. Der Wallah,des—es, 
plar. die—e, ein verſchnitte ner Heugſt; weildiefe Art, die Pfem 
de zu verſtümmeln, ausder Wallachey und Ungarn in das weite 
liche Europa gekommen ift, daher ein Wallach im Franzöfifben 
Hongre, in Schwed. aberVallack genatnt wird, NahBsgerit 


Verſt cheruns nanuten ſchon die Alten sin ſolches Pferd equum 
Hunni- 


DE“ 


Si 





Dal n 

Hunnicum ;twelches denn wohl hinlanglich iſt, Wachters Ablel⸗ 
tung von gall, unfruchtbar, und Spegels von dem Engl. ballo- 
ske, ein Seftifel, unnörhig und verwerflich zu machen. Der 
 Unterfchied in der Declination rühret wohl zunächfi aus den 
' Mundartendher, indem die Declination auf en auch in andern Fü ãl⸗ 


len mehr der dberdemuſchen, die auf es, e, aber mehr der Hoch⸗ 
deutfchen eigen iſt. 






chen, d. i. ihn verſchneiden, welches auch legen, reißen, und wenn 
es vermittelſt des Klopfens geſchiehet, klopfen genannt wird. Am 
Niederſ. it dafür runen, rünken üblich, daher ein Wallach da- 
ſelbſt auch Rune genannt wird, ; 
Der Wallacher, des — 5, plur. ut nom. fing, derjenige, wel« 
" her einen Hengft wallacht, des Eaffrirens der Pferde kundig iſt. 
* Die Wallachey, plur. car. der Rahme eines zur Sürkey gehöri⸗ 
N gen Randes, welches von Wallachen in der erften Bedeutung ber 
wohne wird ; aus dem Lat, Wallachia. 
Die Wallerbeit, pur. die —en, die Arbeit on einem Erdwalle, 
die Schanzarbeit. 
Die Wallbirke, plur. die—n, ein der Birke ähnlicher Baum, 
. welcher aber in Deutfchland fremd ſeyn, ein größeres und dunkle» 
„ resBlatt, und ein fefteres und dunfelbraunesHolz haben fol. Vers 


. Birginien eindeimifch if, und daher auch die Dirginifche Birke 
genannt wird, 

Die Waͤllbreche, plur.die—n, ineinigen Gegenden, ein Rabs 
me der Keldivalze, die Erdklöße auf demAcker damit zu zerdrücken. 
Walt ift in diefer Zuſammenſetzung fo viel als Welle. 

Der Wallbeuder, des —s, plur. die— brüder, ein ziem⸗ 
lich ungewöhnlich gewordenes Wort, einen Pilger zu bezeichnen, 
on wallen, wandern. 

Die Walldiftel, plur. sie —n, ein Nahme der Sterndfftel, 


gewaller wird, wächfet, daber fie — in Bee Gegenden We- 
gewalle heißt. 
Wellen, verb. reg. neutr, weich⸗ auf — Art gebraucht 
wird. 
3, Mit dem Hülfsworte haben, ſich wellenförmig bewegen, 
° 1) Eigentlich von flüffigen Körpern, wenn fie fich in einer ſtar⸗ 
Ten inneren Bewegung befinden, welche Wellen aufder Hherfläche 
bildet, Das Waffer waller in dem Topfe, wennestocht. Das 
Meer waller, wenn es fi in einer flarfen Bewegung befindet, 
„In welchem Berfiandees doch wenig mehr gebraucht wird, Wenn 
gleich das Meer wüthete und wallete, Pf. 64, 4. Das Blut wal⸗ 
let, — es ſtãrker, als gewöhnlich umläuft ; eine noch ſehr übli⸗ 
edeutung. Bin ſtarkes Walfen des Geblütes empfinden. 
# In weiterer Bedeutung, auch von andern leichten oder biegfas 
* men Körpern, fich wellenförmig bewegen , befonderg als ein an: 
ſchauliches Wort in der dichter iſchen Schreibart. So wallet das 
Getreide auf dem $elde, wenn es durch Kim Bewegung gleigr 
fam Wellen bilder, 
Diefrohen Sainehallen, 
Da Zephyrs Sau und Scherz inihren Zaaren wallen, 
Haged. 
Ein ſchimmerndes Gewand floß, gleich der Morgenröthe, 
Weit wallend um fich ber, Dufch, 
Dort, wo der Rauch aus den Baumen in die Luft empor wallt, 
dort wohne meine Phyllis, Geßn. In goldnen Loden walle 
fein Saar, eben derf. So lang in diefes Hafens Arme Segel 
wallen vom Oſtwind aufgerchwelle, Raml. © ich fehe.es mie 
Luft, wieder graue Bart —— über meine Bruft herun⸗ 
* wallet, Geßn. 





Waͤllachen, verb. reg. act. einen Henaſt zum Wallach ma⸗ 


nudblic iſt es die Betula lenta odernigraL, welche letztere in 


Centaurea calcitrappa L. weil fie haufig an den Wegen, wo 


Wal 1366 
Es webet, wallt und fpieler, 
Das Laub um jeden Strauch, Haged, 
(3) Figürlich, von Leidenfdaften nnd Empfindungen , eine 44 
Zweifel von dem Wallen des Blutes hergenommene Figur. Auch 
am bäufigften in der dichterifchen Schreibast, Das arız wallet 
mir vor Sreude, 
Noch haben fle uns Männer aufgefparr, 
In deren Bruft die Sveyheitsliebe waller,. Weiße, 


In engerer- Bedeutung zuweilen von der Empfindung des Erbar⸗ 


mens, der Liebe, . Dein Serge wird dir wallen, Opitz. Noch 
lieg der große Gott fein vaterherze wallen, eben derſ. Laß 
dein gerz für einen Sünder wallen, Eanig. 

2. Mit den Hülfsworte feyn. (N Sich auf einem flüffigen Kör⸗ 
per wellenförmig fortbewegen, auch nur in dee dichferifchen 
Screibart. Mit peftilenzialifchem dittig wallet auf Nebeln die 

Seuche daher, Zadar. (2) In weiterer Bedeutung, geben, zu Fu⸗ 
fe reifen ; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedentung, vermuth⸗ 
Lich, weildie Figur bier nicht paßt, und man fo viele andere Wör⸗ 
ter an deffen Stelle hat, Am DHberdenrfchen fheint es noch bin und 
wirder gangbarzufenn, In derSremde herum wallen. ImHoc= 

deutſchen lebt es in diefer Bedeutung nur noch bey den Dichtern, 
ungeachtetdasBild Hier zurSeefhönerung nichts beyträget, da es 
nicht einmapl paffend ift. 

Den pilgram, welchen du fiebeft außer Weges wallen 

Und irrig gehn Wald ein, Opitz. 

Schon wall ich auf der. Bahn, die uns zur Ehre leitet, 

Zachar. 
Auf Erden wallen⸗ figürlich, noch auf der Erde lehen. 
So lang’ ich Bier im Leibe walle 
Binichein Kind, das ſtrauchelnd geht, Gell. 

So auch das Wallen und die Wallung, S. das letztere be⸗ 
ſonders. 

Anm. Für geben, wandern, fchon bey dem Ottfried und Notker 


vuallon, im Shwed, valla, im Angelſ. vealian, wovonohne | 


Sweifel auch das Franzöfifche aller gebildet iff. Wallen iſt ur⸗ 
ſprünglich eine Onomatopðie, welche, fo wie dasLat. bullire, den 
Laut des fiedenden Waifers oder des wallenden Meeres nachab» 
met, worauf es nach einer fehr gewöhnlichen Figur auch auf ſolche 
Bewegungen übergetragen worden, welche nur für das Auge, nicht 
aber für das Ohr, wallend ſind. Seiner Form nach iſt es ein In⸗ 
tenfivum , weiches folglich einen ſtärkern Grad dieſer Bewegung 
bezeichnet, als das einfache, aber ungewöhnliche, walen bezeichnen 
würde, welches nur noch in diefer ımd manchen andern Ableitun⸗ 
‘gen Iebt. (S. Walgen.) Auch Schwall, ſchwellen und Quel⸗ 
len gehören hierher, wo nur der Deundbegeif durch Vorſylben 
anders beſtimmt worden. 

Wallen, verb, reg. act. welches das Factitivum des vorigen iſt; 
aber nur in einigen Gegenden geböres wird, wallen, d. i. Fochen, 
machen, naͤch der Anatogie von fallen und fallen, ſchnallen und 
Topnellen, ſchallen und ſchellen u. f.f. Sleiſch in fiegendem Waſ⸗ 
fer wällen, d.i. aufkochen laſſen, ſagt man in und um Leipzig. 

Der Waller, des—s, plur. ut nom,fing, ein von einigenReuern 
in der dichterifchen Schreibart ohne Roth gewagtes Wort ; einen 
Wanderer zu bezeichnen, indem esden Begriff weder beſtimmter 
nod) anſchaulicher darftellt, ald Wanderer. Bey den Schwähis. 
{den Dichten bedeutet Waller einen Landftreicher, 

Die Wällerwand, S. Wellerwans. 

Die Walfahrt, plur. sie—en. a. Eine Reiſe in die Ferne, * 
ſonders eine Reiſe zu Fuße ; eine läugſt veraltete Bedeutung, wel⸗ 
che nur noch als eine Figur übrigift ‚da Wallfahrt fo wie Wan, 
derſchaft zuweilen von dem irdifchen Leben gebraucht wird, 2, 
In engerm Verſtande iſt es eine —— zu einem beilinen 
„Rırr 2 Orte: 


— 


* 


N 


IN, 


13677 Bu 


"Det, in welchem es inder Nömifchen. log noch vollig geanger 


iſt. Eine Wallfahrt nach Kom tbun, verrichten, 


Anm. Das Wort kommt, fo viel ich weiß, in nnfern iltern * 


Sdrifiſtellern nicht ver, welche dafiir Bethefahrt, Niederf, Be: 
defahrt, gebrauchen; daber läßt ſich auch nicht mit Gewißheit bes 
haupten, von welchen Stamme das Wort Walt bier. abzuleiten 
if. Wachter und Frifch hielten es bier für eben daffelde Wort, 


womit WMablplag zuſammen gefeget worden, und erflären es durch 


„sing Fahrt zu den Leichen der Heiligen. : Allein dawider ſtreitet 


theils die Ausfprache,indem man nicht Wahlfahrt, ſoudern Wall⸗ 


fahre ſpricht, theils die ehedem übliche weitere Bedeutung einer 
jeden Keife in die Ferne. Man leitet es. daher am ſicherſten ent⸗ 
weder von dem alten wall, fremd, ab, da es denn eine Reriſe in 
dir Ferne bedeuten wiirde, (S. Walſch;) oder, noch richtiger, von 
dem dorigen wallen, da es denn, wenn es Feine Tavtologie enthal · 
ten fol, eine Sabre oder Reiſe zu Fuße bedeuten würde, indem 
wallen, fo viel ich weiß, nie anders, als von dem Reiſen zu 


Buße Beh wird, auch eine Andachtsreife eigentlich und ar⸗ 


fprünglich zu Fuße geſchehen muß. 

Wallfahrten, verb, reg, neutr. mit dem Hülfeworte fept, eine 
Wallfahrt verrichten. Nach Rom wallfahrten. 

Der Wallfabrter, des —s, plur. ut nom. ling. derjenige, wel⸗ 
der —— apr: verrichtet, wofür doch PR üblicher if, 
ehedem auch Wallbruder. 


Der Wellfifch, des —es, plur. die —e, eine Met fehr großer Fir 
fche, welche Lungen und warıner Blut haben, Ind daher die obere. 


Luft nicht entbehren kõönnen. Sie find in den. nordifhen Meeren 
‚am hãufigſten, und begreifen wiederum verfrhiedene Uruerarten. 
Anm. Wegen dev VBieldeutigfeit des Wortes Wal hat man 


auch die erfichälftediefesMahmens auf wielfadge Art zu erklären - 
geſuche indem man bald auf wal, der Abgraud, gefaffen ift, weit _ 


Eh diefer Fiſch nurin den tiefften Merten aufhält,bald auf walo, 
laulich, weiler warmes Bluf bet, bald auf wal, ein todter Kör» 
per, weiler nicht anders als todt gefangru wird, bald wieder auf 
allen, weil das Meer da, wo er ſich aufhält, wallet, bald auf 
Moll; das Meer u.f.f. Allen die Urheber aller diefer Ableis 
tungen haben wohl nicht bedacht, daß in allen dun Sprachen, wor» 
in Diefer Fiſch, und folglich auch deffen Nahme, einheimifch iff, der 
legiere nur Wall lautet, wie in dem Schwedtfchen und Dänifchen 


Hwalur, wo im Deutſchen zu dem eigentlichen. Haben nur das 
Wort Sifh zur nähern Erflärung.bevgefüget worden. Hierauf 


paſſet nun feine det-vorigen Ableitungen, weil darinimmerwal . 


als cin Beffimmungsmwort voraus geſetzet wird, welches fein, be» 

ſtimmtes bey ſich bat, Es ſcheint daher wahrfcheinlicher, daE Wall 
Bier dae fehr alte aud weit. verbreitete Wort bal, groß, iſt, weil 
doch die Größe diefen Fish von aller andern merklich unterſcheidet, 
und daher auch am euflen zu deffen Bruenaung Öelegenbeit geben 
Zönnen. In dem Lat, balaena und Griech gudaıe ſcheinet Die 
erfie Sslde eben daffelbe Wort zu ſeyn. Auf äbnlihe Art wird” 
sine andere Art großer Fifche dev Stör genannt, d. i.der Große, 
den dem alten for, groß Dual für Ba Fomme(honi im 
Tatiau dot, 

Der waußſchfang des —es, plur, u der: Fang des Mall, 
Kies. 

Der Wallff, hfänger, des —s, plur, ut nom, fing. Seeleute,” 
welche uk den Walfıfchfang ausgehen. 

Der Wallsang, des—es, plur, die —gänge, der innere Gang 
ayf einem Welle, zwiſchen der Bruſtwehr und * innern Bös 
ſchung. 

Die Wallkaſe plur. die —n, im Feſtungsbaue, J Erhöhung 
en dem Walle, S. 9.7. Kage⸗ 


Hval, dem Angelf.Hwael, den Engl,Whale, in den Isländ, - 


= 5 
.® ad 1368 

Der Waltöfler, s des —⸗ — nom. fing. gewolbte Keller 
unter einem Walle, die T uppen darin vor den Bomben zu gern; 
wofür doch das augländifche Cafematte üblicher iſt. 

Die Wallkirche, plur die —n. Von Wau, vallum, eine 
‚nahe an dem Wolle gelegene Kirche, 2. Don mallen, wall fahr⸗ 
ten, in der Römiſchen Kirche, eine Kicche, zu weicher. gewalfahr- 
tet wird, vollffändiger bie Wallfahrtskirche, 

Die Walltugel, plur.die —n, in der Artillecie, eiferne augeln 
init einer Spige, vermuthlich die Wille damit zu befchießen, 

Die Wallleine, ptur, die —n, aufden Schiffen,die Leinen, wel⸗ 
che horizontal — den ſtarken ſtehenden Tauen der Wände 
befeſtiget werden; entweder von wallen, weil fie auch den Dias 
trofen ſtatt der Leitern dienen, oder auch von beim Engl,wall, 
die Wand, fo fern das ſtehende Tauwerk auf den. Schiffen au 
‚ eine Wand genannt wird, 7 

Die Willnün, plur.die —nuffe , in den gemeinen Mundarien 
für wälfche Huß, daher der Wellnußbaum, ber wälfche Nuß⸗ 
baum, luglans Linn. (S. Sup.) Wal it biecdas alte wah, 
wahl, fremd, wo um des folgenden Eonfonansen Willen der ger 

dehnte Ton ig den geſchärften übergehet, und das I J 
wid. Im Niederſ. Walluut, im Schwer. valoöt, im Jeländ. ” 
walhnif. 

Dr Wallrath des — 5, plur.soc kur von mehrern Arten oder 
Quantitãten, die —e, ein zarte; weißer, fatter Körper, wel⸗ 
cher theils auf dem Meere ſchwinmend gefunden, und alsdanu lan⸗ 

o Zeit für den verſchütteten Samen des Wallfiſches aͤebalten wore 
den, theils aus dem Gehitne des Wallfifches gefprten wird, Dar - 
der dev Wallr athſteder/ Sie Walltatbfreverey, das Wallrath⸗ 
pflaſter, deſſen vornehmſter Beſtaudtheil Wallrath iſt, das Wale 
rathlicht, cin aus Wallrath gegoffenes Licht u. [f. - 

Anm, Im Schwed,Valraf. Wachter behanptet, Rach Ratte - 4 
ae bier. von dent alten Eettifien rhit, Sanie, ber. Dem fin; - U 
wie ibm wolle, fo ſcheinet doch rath, fo dunfel es auch if, in 

die ſer Zufammenfegung etwas ähnliches zu. bedeuten, weil mar 
diefe Snbflanz;von Aiters her für den Samen des Wallfifches ger 
halten bat. Das Schwer. raf ift nicht deuthicher ; wohl aber 
das in einigen Deutſchen Provinzen übliche Walltabm, wo ‚die 

etzte Hälfie zu unſerm Rahm zu gehören fheinet, Die * 

Sdaifte des Worges iſt noſtreiuis das alte Wal, ein wallaſch. S 
das letztere. 

Das Whg, des —rs, plur. die —e, ein Thier, mit vier dns 
förmlichen Süßen, welches ſo wohl im Waffer, als an den Küften, 
lebt; und vorn einem Nofe oder Pferde nicht unähnlich fiebet; 
das Seepferd; Meecpfers. Rosinarus Linn. Wallifibier 
das noch Niederdeutſche Wall, Küfte, weil ſich dieſes hier 
Häufig an den Küften ſeheu läßt, e 

Der W illfamen, er —$, plur. inuf. eine Art der Kante, oder. e 
der Wafferfreffe, Siymbrium Sophia Linn: vermurblich, B 

weil ſie an den Wegen mächjet, wo viel gewallet wird. An ans ” - 

dern Orten beißt fir Sophien⸗ Kraut, Beſenkraut und Wege ſenf. 

Das Wallf, cheit, des —es, plur, bie —e, im Feflungsbane, ein 
Scheit, di. eine lange Latte, nad welcher die — eines 
Walls aufgeführet wird, 

* Das Wallſchilb, des es, wie dire, Angie 
Wort welches sinige für das Franz Ravelin — 
weil es den Wall gleich ſam als ein Schild decket. 

Der Wallſchlagel, des —s, 2lur. utnom. fing. im Feſtunge · J— 
baue, ein vierecktes Bret mit einem ſchiefen Stiele, die Erdezu 
einem Waffe damit feſt zu ſchlagen. Br 






VIE RI 


FERN — 


AR B 

Der Wallfener, des —s, plur. ut nom. fing. eben Hafelbft, ein Be 
Arbeiter, welcher bey nr eines RR die Erde er E: 
fampfıt. Bi 





Ra — 

Sae wanſtroh des ⸗es/ plur. car. an einigen Orten ein Nah, 
‚me des LabPrautes, Gallum mollugo Linn, weil es an den 
Wegen, wo gewallet wird, wächſet, daher es wi —— 
beißt, r 

bie wWallung, plur. on, von dem Verbo — die leb⸗ 
hafte innere Bewegung eines flüſſigen Körpers, wo es vor⸗ 

nehmlich in ziden Fälen gebraucht wird, theils von dem Mee⸗ 
“re, wenn es durch feine Fülle, 5. ©. zur Zeit der Fluth, in 
„eifte ftarfe, wellenförmige Berweguum gerath, welche von der Bes 
wegung bey einem Sturme noch. verfchieden iſt, theils ven der 
ſtärkern Bewegung des Geblüteg in dem menſchlichen Körper, 
‚Dos Blut geräth in Wallung Säufge Walungen em⸗ 
finden. F 

ir Wellwind, ses—es, plur. die —e, in ber Schifffahrt, ein 
Wind, welcher von dem Welle, di. der Hüfte, kommt, der Lands 
wind. 

Die Wellwurz, ‚plur. car. in einigen Gegenden ein Nahme dee 
Schwarzwurz Symphitum oflicinale Lina. Vielleicht 
von der dicken, runden Öeftait der Wurzel, nad) welcher fie einer 

—3 Welle gleicht,umd welche Ahnlichkeit auch den in andern Gegenden 

3 "üblichen Nabnıen, Beinwell veranlaffet haben fanır. 

1: Dee Walm; des —s, plur. die —e, ein nur in einigen 

" Sprecharten übliches Wort, -eine gewiſſe wallende, oder doch 
sähnlihe Bewegung zu bezeichuen. Denjenigen Ort, we ſich 
das Waffer im Kreife beweget, nennen die Fifcher einen Walm, 

Es ſtammet ohne Zweifel vermittelft der Ableitungsfolbe m vor. 

wallen her, — dem Kero iſt Walm, Eifer, Bige des 
Gemürbes. 

2: Der Walm, des se; plur. die —e, in bet Baufunfl, die 
ſchiefe Richtung eines Daches oder Gewolbes an der ſchmalen 
Seite. Ein Dad, ein Gewölbe, hat einen Walm, wenn die 

ſchmale Seite nicht fenfreiht in die Höhe gebet, wie z. B. an eis 
gem Giebeldarhe, fonderh gleichfalls ſchief anläuft, und ic) an 

R das Hanptdach oder Hauptgewölbe auſchließt. (Siehe die folgen» 

er denZufammenfegungen.) DieAbftammuna des Wortes iſt in dies 

Be “fer Bedeutung dunkel, weiches vonder eben nicht Hänfigen Ablei⸗ 
iungsfolbe m berrübret, woraus zugleich deffen hohes Alter er- 
bellet. Es fcheinet indeffen, daß die runde oder fchräge Rich⸗ 
sung der Stammbesriff iſt, da es denn zu dem Geſchlechte des 

Wortes wölben gebören würde, welches fich nur durch eine an» 
dere Ableitungsſylbe unterfcheidet. In einigen Nundarten ſchreibt 
und ſpricht man wirklich Walbe, Walbendach u. ſ.f. Im Hol⸗ 
landiſchen iſt walm, und im Schwediſchen valm, ein Heu⸗ 
haufe. 

Das Walmdach, des —es, plur. bie — dacher, ein mit einem 
Walme, oder Abhang auf der fhmalen Seite, verfehenes Dach, 
‚ein Zeltdach, zum Unterſchiede von einem Giebeldache. 

Walmen, verb. reg. act. mit einem Walme verfehen. . Ein 
Dach walmen. 

Das Walmgewölbe, des—s, plur.ut nom. fing. ein Ge⸗ 
wölbe, weiches auch an den zwey ſchmalen Seiten, folglich in ab 
Zen vier Seifen, gewölbt N}, und auch ein Kloſter gewölbe 
genannt wird, 

. Der Walmfparten, des sg, —— urnom.fing. Sparren, 
welche den Walm eines Walmdaches bilden, 

Der Walmftein, des—es, plur,die—e, oder. der Walmzie⸗ 
gel, des —s, plur. utnom, Äng. eine Art Hoblziegel, wo⸗ 

'atit die Ecken eines Walmdaches beleget werden, daher fie auch 
wit einer Naſe versehen find, dergleichen die übrigen ähnlichen 
Sorfifteine oder Sorfiziegel nicht bedürfen, Sie werden « 


"auch" werten, BR in einigen Gegenden Preisziegel, ge⸗ 
nannt. 


* 






EEE 


* 


ge 
— * 


Wal 


— 


walpuͤrgis ‚der Nahme einer Heiligen in der Römiſchen Kirche, 


und des ihr gewidmeten Tages, welches der erſte May iſt; im 
"den gemeinen Mundarten nur Walper. . Daher der Walz 
purgis = Ubend, die Walpurgis-Aacht u. f. fi im gemei— 
nen Leben, der Walper- Abend, die Walper⸗Dacht. Da fi 
das Jahr bes den Diutfchen fo wohl, als den übrigen Curopüi- 
ſchen Völkern, in den älteften Zeiten mit dein erflen May ums 
fing, ſo iſt der in Anfehung der Walpurgis-Macht bey dem gras 
Ken Haufen noch herrfchende Aberglaube vermuthlichein Über— 
reſt dayon, und der. bey dem Jahreswechfel ehedem üblichen Ge 
bräude, 

Der Walpurgis-May, des —es, plur. die —e, in einigen Ges 
“genden ein Nahme der Zaun: oder sedenkirfche, Lonicera 
Xyıolteum Zink, 

walfdy, adj.etadv, ein altes, aber jest großen Theils ungang- 
bar gewordenes Wort,  ı.Freind, ausländifch überhaupt, Cis 
ne in dem Hochdeutſchen Sprachgebrauche veraltete, und nur 
noch in einigen Nahmen übliche Bedeutung.” Ein wälfher 
Hahn, eine fehr übliche Benennung einer Art ausländifcherhüb: 

er, (Siehe Calecut und Truthahn) Auch in Rothwälſch, 
and vieleicht auch in Kauderwalſch, bat die letzte Hälfte diefe 

Bedeutung. (Giche dieſe Wörter.) Beſonders 2. Franzöfifch, 
eine gleichfalls veraltete, und nur noch in einigen Rahınem übliche 
Bedeutung, } 

gierzu nun ſollen uns auch ihre Stimmen Tehnen, 
Die welſchen Druides und Indifchen Braminen, Opitz 
Die wälfche Schweiz, Der Theil, worin Franzöfifch gefprochen 
wird, Wäalſch Meuburg, NeufrChatel, zum Unterfchiede von 
‚andern Orten,welche den Nahmen Neuburg führen. Das wal: 
Sche Slandern, das Franzöſiſche. Inden vereinigten Niederlan- 
den heiße die Genieinde der reformierten Franzoſen, daher die Wal⸗ 
Loniſche Gemeinde. 3. Italiänifch,in welcher Bedeutung es noch 
in manchen Oberdeurfchen Provinzen gangbar iſt, im Hochdeut⸗ 
ſchen aber wenig mehr gehöret wird, Die waälſche Sprache, die 
Italiãniſche. Wa fch veden, Italiäniſch. Kin Wälfcher, eine 
Wolſche, ein Xraliäner, eine Jtaliänerinn. Die wälfche Huf, 
eine Art ausländifger,obneZweifel aus oder über Ztalien zu ung 

- gefonmener Nüſſe, weiche im Niederdeutfehen Wallnüffe hei 
Ben, undfo in den Rabmen wälfcher Quendel, —* Rir⸗ 
ſchen, walſcher Kimmel, und hundert andere mehr, Dinge zu 
bezeichnen, welche wir zunchſt aus oder über Italien erhalten ha⸗ 
ben. Ein walſcher Band, bey den Buchbindern, wo der Rüde 
und die Eden eines Buches mit Pergament beFleidet werden, 

Anm In uualefcun heißt ſchon im Notker Lateiniſch. Des 
Ziſchlaut ſch, volfkändiger isch, if die Ableitungsfplbe, daher es 
hier nur auf die Wurzelwal anfommt, welche in-der Ableitung 
in wal übergehet. Das Subftantieum Mahl bedeutete ehedem 
überhaupt einen jeden Fremden, befonders einen Franzo ſen und 
Kaliäner, (S. Wahle) Im Schwediſchen ift val, uud im An« 
gelfachſtſchen weal, gleichfalls fremd. Daß dieſes Wahl oden 
wal mit den Nehiken Gallien, Gallier, Wallis, Wallachey, 
uf. f. verwandt it, ik wohl gewiß, aber welches davon das 
Stammmwort ift, oder ob nicht beyde von wallen, wandern, ab⸗ 
fammen, läßt ſich nur muthmaßzen. Aus diefer Ableitung erhel- 
det zugleich, daR die Schweibart wälfch, der mit einem e, welſch⸗ 
gorzugieben if; Die Ungarn haben unfer Wahl in Olah urrän 
dert, daher heißt ein Italiãner bey ihnen Olasz. 

— — 13 oder s, plur.car. Italien, wofüe doch dee 
letztere Rahme üblicher iſt; ehedem Wahlland, Walland, wele 
ches aber and zuweilen Frankreich bedeuten mußte. 

# Der Waltbothe, des —en, Plur,die—n, ein veraltete Wort 
einen mit Vollmacht verfehenen Abgeordneten zu —— 

Arur 3 


— — 


ſo wobl einen ſolchen Abgeordneten höherer Art, einen Geſandten, 
Statthalter, als auch einen Gerichtsbedienten. 
Walten, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. ».3hä- 
tig feyn, wirfen ; eine längft, veraltete Bedeutung, von welder 
das noch zuweilen gangbare Mühweltung , eine- mit Mühe ver« 
bundene Thätigkeit, ein Überveft if. Auch in dem Ausdrucke, 
jemanden fihalten und walten Iaffen , leidet es zuweilen diefe 
Sedentung, obgleich auch die folgende dafelbft Statt findet, 2. 
Das Veränderlihe an einer Sache nach eigenem Gutdünfen 
beffimmenz da denn die Sache die Präpofition mit bekommt. 
Dan gebraucht es in diefer Bedeutung nur in Verbindung mit 
dem Verbo Schalten. Femanden mit feinem Vermögen ſchal⸗ 
ten und walten Iaffen. In eines Sache ſchalten und walten, 
in derfelben nach Gutdünfen verfahren. 3. Regieren, herr⸗ 
. Sehen; eine zwar noch.übliche Bedeutung, , welche aber auch 
.Ruumer feltenee zu werden anfängt. Der Gegenffand der 


Serrſchaft befomme die Präpofition uber... Am bäufisfen - 


gebraucht man es noch in der Theologie, ‚nach Luthers Vor= 
gange. Gott läßt feine Gnade walten über die, fo ihn fürch— 


zen, Pf. 203,12. Seine Gnadeund Wahrheit walten über 


wis in EwigPeit, Pf 217, 2. Die über uns waltende Gu⸗ 
te Gottes. 
Der unverruckte Schluß der Götter waltet bier, Schleg. 
Walts Gott! eine veraltete Wunſchformel, Gott gebe es! 
Anm. Schon im Iſidor uualden, bey dem Ottfried ualtan, 
im Schwediſchen valda. Das Wort iſt alt, und findet ſich for 
gar in einigen weit entfernten Sprachen, z. B. in dem Ruſſiſchen 
wladeti, demtitthauifchen-waldyri und dem Finniſchen wal- 
litfema, welche insgefammt regieren bedeuten, Aus demt ers 
hellet, daßes ein Intenfivum if, welches aus einem veralteten 
walen gebildet worden, welches urfprünglich zu wallen, wollen 
u. f. f. gebörer haben Fann. Ehe man die Sache und Perfon, über 
welche dieHerrfchaft ausgeübet wird, durch die Präpofitionen mie 
und über ausdeuefte, war dafür der Genitiv üblich. Uneltis thu 
thes liutes, du walteft über die Menfchen, Ditfr. Thaz Ku- 
nigiro uualte, daßder König über fie herefche, eben derf. Ehe⸗ 
dem wurde es irreaulär conjugiret,da es dern im Imperfeeto wielt 
und im Participio gewolten hatte. (S. auch die abgeleiteten An⸗ 
walt, Gewalt, Obwalten, Verwalten, Dorwalten, Gewältiz 
gen, ilberwältigen. A ? 
*Der Walter, des—s, plur. ut nom. fing. 1. *Ders 
jenige., welcher mit oder über etwas walter, ein längft veraltetes 
Wort, welches noch in Verwalter lebt. Auch der eigene Nadine 
Walther iff ein Überbieibfel davon. 2. In der Landwirtbfchaft 
einiger Begenden, 3.8. der Laufigund Oberfachfen, ift das Wal⸗ 
serchen im Diminutivo ein Theil an dem fo genannten Geſtellchen 
des Pfluges, wo es hinten in zwey Theile getheilet, und mit höl⸗ 
zernen Keilen befeſtiget iſt, vorn aber 13 Elle hervor gehet. Der 
Grund der Benennung iſt mir unbekannt. Wenn es ein Cylin⸗ 
der ift, fo Tann es von dem Niederdeutſchen wältern, wälgen, abs 
fammen, und eine fleine Walze bedeuten. 2 
Die Walze, plur. die—n, ein dider Cylinder, welcher dazu 
beftimme iſt, ſich zu: gewiffen Abfichten langſam umzudrehen, und 
in manchen Fällen auch eine Welle genannt wird, (Siehe diefes 
Wort.) So (haft man eine Laſt, z. B. einen Stein, auf Walzen 
: Fort, wenn man ihn auf untergelogten hölzernen, Eylindern fort- 
ſchiebet. Inder Landwirthſchaft ift die Walze, oder wie fie an 
- einigen Orten genannt wird, Wallbreche, ein ſchwerer Colin⸗ 
der, welcher, wenn er von Pferden gezogen wird, die Erdſchollen 
zerdrückt. Bon ähnlicher Art find die Weges oder Straßenwal: 
zen, die Wege damit fo wohl feſt, als auch eben, zumachen, In 
dem Berabane find die Walzen um ihren Mittelpunete bewegliche 


i — Wal BI 
Cylinder, über welche die Sugfeile sehen, In den Spielußren 
find die Walzen ähnliche mit Stiften verfehene older von 


welchen das Spielen und die gefpielte Melodie abhänget. An 
den Rugelbüchfenift die Walze oder der Begel die Heine eiferne 


Zunge, welche auf der Nuß Tieget, und das Losgehen des Ges 


wehres befördert. Und ſo in hundert andern Fällen mehr. In 


der weiteſten Bedeutung nennet man auch wohl einen jeden Cylin⸗ 


der eine Walze, auch enter nicht um feinen Mittelpunet bewege _ 


lich iſt. Figürlich iſt die Walze eine muſikaliſche Figur, und eie 


ne Art Läufer, welche aus vier Roten befebet, wovon sie erfie - 


und dritte auf eben derfelben Stufe fichen. Steben die zweyte 
und vierte auf eben derfelben Stufe, fo beißt fie ein Salbzirkel, 
©. Walzen. 2 Ei 
1.WMalzen, verb.reg. act. 1. Zunãchſt von dem vorigen Subs 
flantivo, miteiner Walze bearbeiten, Go wird im Feldbane der 
Ader gewalzer, wenn man ihn mit einer Walze überfähret, die 
Erdfchollen, zu zerdrücken. 2. Die Geſtalt einer Walze geben, 


nur bey den Uhrmachern, wo die Zähne eines Uhrrades gewalzee 


werden, wenn man fie rund feilet, 3. Bey den Bädern iſt, den 


Teig walzen, die legte Arbeit des. Anetens, da der Teig bald ' 


nad) der Länge, bald nach der Breite der Beute oder des Troges 


gewalzet wird, welche Arbeit auch Ausſtoßen heißt, Walzen 


ſtehet hier, nach Art der Oberdeutſchen, für wälzen, 


2. Walzen, verb.reg. neutr. welches das Hülfswort baßen 
erfordert, aber nur in einigen wenigen Fällen gebraucht wird, 


1. Walzende Stücke find in einigenGegenden Theile einesGrund« 
ſtückes, welche nach Belieben davon wieder veräußert werden fün- 
nen, In einem noch etwas verfthiedenen Verſt ande find walzende 
Güter, welche unter die Erben ohnellnterfchied vertheilet werden, 
zul Unterfchiede von denzing= und Lehengütern. An andern Or⸗ 
ten, 3. B.in dem Sächſiſchen Erzgebirge, find walzende Gerichte 


folche, wo die Richter » und Schöpvenämter die Reihe herum ges i 


ben, zum Unterſchiede von den Brbgerichten. _2. In einigen 
Oberdeutſcheu Gegenden iſt walzen, Deutſch tanzen, welches auch 
wohl walzeriſch tanzen genannt wird. ; - 


Anm. Walzen im den leßten Bedeutungen und wälzen find 


eigentlich nur der Mundart nah verfehieden, indem jches mebe 
der Oberdeutfchen, diefes aber mehr der Niederdeutſchen eigen iſt. 
Indeffen finder fich doch auch ein Unterſchied in der Bedeutung, ins 


dem in walzen der, urfprüngliche Begriff des Wallens oder der 


wellenförnigen Bewegung merflicher ifl, als in walzen, Siebe 
daffelbe, 


Mälzen, verb. reg, act, einen ſchweren Körper lang ſam um feis 


ne Achfe drehen, und foldher Geſtalt fortbewegen. Gemeiniglich 
gehörer zum Begriffe des Wälzens auch die Veränderung des. Or⸗ 
tes, ſehr oft aber wird es auch von der bloßen Bewegung um bie 
Achſe gebraucht, befonders, wenn. fie langfam geſchiehet. Wer 
wälzet uns den Stein von des Grabes Thin? Wolken von 
Puder wälsten ſich gegen die Sonne, Zachar. Sich wälsen, wie 
manche Thiere. Figürlich, die Schuld pon ſich aufeinen anz 
‚ dern wälzen, ſchieben. Sich in allen Laftern wälzen, fih ihnen 
ohne Beobachtung einigen Wohlftaudes überlaffen. So auch dag 
Wälzen, feltener die Walzung. - 
Anm. Schon im Ottfried, Satian a. f.f. uuelzan, uual- 
zan. Der Ableitungslaut 3 deutet eine Intenſton an, die lang» 
fame Bewegung fehwerer Körper um ihre Achſe zu bezeichnen, 
Mit andern, aber ähnlichen, Intenfions ⸗Sylben lautet diefes 
Wort bey dem Kero uunalden, im Schwedifben välta, im Aus 
gelfähfifhen weltan, im Nieder ſach ſiſchen welterngin den Sclas 
vonifhen Mundarten waleti; Mit der bloßen Verdoppelung des 
Lift bey dem Ottfried unallun, und im Engliſchen wallow,twäls 
zen / (S. Welle.) Das einfache wehlen iſt in einigen Niederdeut⸗ 


ſchen 


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* N SCH: x 
* 


1373 Wal 
ſchen Gegenden noch für wälzen üblich, wo aber der Begriff frey⸗ 
Lich nur ſehr allgemein und unbeſtimmt ausgedruckt werden kann, 
indem wal, wel jede Freis« Oder wellenförmige Bewegung bes 
zeichnet, welche erſt durch Ableitungslaute näber befiimme were 
den muß. Das Lareinifche volverg unterſcheidet ſich gleichfalls 
nur durch diefen Ableitungslaut. S. auch Walgen, Wölben, 
Wallen, Welle u, f.f. Be ß 
Der Walzenbolzen, des—s, plur. ut nom. fing. in den 
Glaspütten,, ein eiferner Cylinder, die Tuten zu den Glastafeln 
damit zu runden. i 
Walzenförmig, adj. et adv. die Geftalt einer Walze habend. 
Das Walzengerift, deo—es, plur. die—e, in dır Lands 
wirthſchaft, das viereckte Gerüft, worin fi) die Seldwalze 
befindet, - | ' 
Die Walzenkunft, plur. die— Fünfte, im Bergbaue, eine Kunſt, 
deren äußeres Feldgeftänge anf Walzen gebet. 
Das Walzerftad, des—s, plur. die — räder. 1. Inden 


Spielubren, dasjenige Rad, weiches die Walze umdrehet. 2. In 


andern Fällen if ein Walzenrad, ein Rad in einer Maſchine, wel⸗ 
ches einer Walze gleicht, d. i, welches in Berhältwiß feinesBücdhe 
meffers ſehr breit iſt. 
Das Walzenfcheit, des—es, plur. die—e, im Holzwefen, 
Scheite, weldye aus Stücen von Akten und Zweigen beftehen, 
daher fie Walzen gleithen, aud) Kleppelſcheite; zum Unterſchiede 
von den Bern: und Stodfceiten. 
Die Walzenfihnede, plur, die—n, eine Art Meerſchnecken, 
— —* die Geſtalt einer Walze haben, und daher auch Rollen 
eißen. 

Der Walzenſtein, des —es, plur. die —e, ein Stein, wel⸗ 
her einer Walze gleicht. Befonders inder Mineralogie, eine ges 
wiſſe Berfieinerung, : welche aus mehreru Trochiten oder Räder⸗ 

- feinen in Geſtalt einer Walze zufanımen gefegtift:, und auch ein 
Entrochit genannt wird, 1 

Der Wälzer, des—s, plur, ut nom.fing. ein Körper, welcher) 

‚fo plump und fchwer ift, dag man ihn nicht anders, als durch 

- Wöälzen fortbewegen ann. So wird.ein ungewöhnlich großes 
und dickes Buch, im verãchtlichen fo wohl als FomifchenBerftande, 
ein Wälzer genannt, - i 

Der Wälzbammer,, des— s, plur. die — bämmer, bep den 
Grobſchmieden, ein Hammer mit einer Finne auf der einen, und 

„einer glatten Bahn auf der andern Seite, die Sperrkegel zu den 
Sperrädern damit auszutreiben. 2 ; 

Das Walzholz,des—es, plur. die—hölzer, bey den Glasma⸗ 

ern, eine halbrunde hölzerne Walze mir runden Löchern, gewiffe 
Arten Ölas darin rund und glatt zu walgen, 

Das Walzwerk, des —es, plur. die —e, inden Münzen, und 

bey andern Metallarbeitern, eine Anſtalt, in welcher das Metall 
> zwifchen fläblernen Walzen ausgedehnet odergeftredet wird ; das 
Streckwerk. 

Dev Walzzapfen, des —s, plur. ut nom. fing. ben den Grob» 
ſchmieden, ein eiferner Zapfen in Geſtalt einer Walze, Tüllen um 
felbigen zu bilden. 

Das Wambe, ©. Wamme, - x 

Die Wamme. plur. dien. 1, Der herabhangende häutige 
Sheil am Halfe unter dem Kinne, befonders bey den Rind diebe, 
da es denn in manchen Örgendew auch wohl die Wampe heißt; 
im Niederfähfifhen Quabbe. Bey den Zägern wird auch der 
ãhuliche häufige Theil an den Seiten des Wildbretes die Wam- 
me geuannt. 2. Das Gedärm in gefhlahtren Thieren, mit 
dem Zugebör, das Geſchlinge, die Kaldaunen ; uur in einigen 
Provinzen, Rindewammen, Schafwammen u fi f.'3. In 


sinigen, deſonders Oher ſächſiſchen Grgenden, wird das ine ⸗· 


=. 


Ban 1374 


* 
wendige Fett der gefchlachteten Thiere welches fenft auch die 
Blume beißt, die Wamme genannt, 4. Bey den Kürſch⸗ 
nern werden die Bäuche an den Feen der Thirre Wammen 

genannt. Daher [Sehwamme, Suchswamme, Bafenwamme 
und fo fernen, 7 h 

Anm. Dasherabbangende, fehlotternde, ift der Stammbegriff 
indiefem Worte, woraus vermitteift eines ftärfern Blaſelautes, 
Wampe gebildet worden, S. daſſelbe. 

Die Wammer, plur. die — n, eiu nur im gemeinen Leben übli-⸗ 
ches Wort, einen indem Holze verwacfenen Aft zu bezeichnen. ' 
Daher wammerig, ſolche verwwachfene Afte habend, und in weite⸗ 
zer Bedsurung, ſich in Spalten fplitternd, wie das $olz bey dere 
wachfenen Äften zu thun pflegt. 

Das Wamms, des— es, plur. die Wämmfer, Diminutivum 
Wämmschen, Oberdeutſch Wammslein, eine furze Bekleidung 
des Leibes, welche man ebedem unter dem Mantel trug, den Leib 

bis auf die Hüften bedeckt, und Armel und dur zt Schöße hat. Seit⸗ 
dem die Franzöſiſche Tracht in Deutſchland üblich geworden, iſt 
das Wort größten Theils veraltet, und wird nur noch zuweilen 
von ſolchen kurzen Kleidungen unter dem Wolfe, befoniders bey 
dem männlichen Geſchlechte gebraucht ; dagegen das ehemahlige 
Wamms in den obern Elaffen die Wette, Eamifol, und in an⸗ 
dern Fällen ein Leibchen genannt wird. Jemanden Sofen und 
Wamms ausziehen, figürlich, ihn feines ganzen Vermögens ber 
xauben. 8 
Anm. Im Niederſächſiſchen gleihfale Wammes, im Hollän⸗ 
diſchen Wambeis, im mitılern Lateine Wambafium, Gam- 
belo, Bombalium, Es iſt noch ungewiß, ob esvon Wamme, 
Wampe, derUnterleib, abſtammet, weil eg vornehmlich diefen-bes 
decket, oder ob esals ein ausländifches Wort von Bombyx, her⸗ 
zuleiten ift, da es denn eigentlich eine jede baumwollene Kleidung 
bezeichnen würde. Die legtere Ableitung hat das mitzlere Lateini— 
fe Bombafium für ſich. 2 i 

Die Wampe, plur. die —n, Diminut, das Wampchen, Oberd. 
Wämplein. 1. Der häutige oder fleifchige Theil unser dem Kinne, 
welcher bey Menfchen, in dem edlern Ausdrude, das Unterkinn 
genannt wird, wie Wamme, (S. daffelbe.) 2. Die weiche Seite 
des unten Schmerbaudes, fo wie die Dünnung eigentlich die 
Seite desobern Schmerbauches iſt. 3. DerUnterfeib, Schmer⸗ 
band felbft, nur im verächtlichen Verſtande, von einem großen, 
hervor fagenden Bauche. Sich die Wampe fullen. Jemanden 
in die Wampe flogen. ? \ 

Anm. Wampe unterfcheidet fih von Wamme nur durch den 
flärfern Ableitungslaut. Wambo, Wamba, iſt in den älteften 
Deutfhen Schriften fehr gemein, den Unterleib zu bezeichnen,und 
zwar felbft in dem edelftenVerftande,. Sinero muoter uuam- 
ba, feiner Mutter Leib, von Chriſto, im Tatian. 

Wamfen, ver. reg, act. welches nur im gemeinen Leben für 
prügeln üblich if, Jemanden durhwamfen, ihn durchprüs 
geln, Nicht von Wamms, wieviele geglaubt haben, weil die * 
Schläge oft auf das Wamms gerichtet find, fonderwtg eine ee 

gene Onomatopdie,. Siehe Bamſen, welches gleichfalls. dafür 
gebraucht wird, FR 

1.* Das Wand, des — es,. plur. inul. ein im Hoc. 

deutſchen für fi) allein längſt veraltetes Wort, fo wohl ein 

‚Gewebe, befonders ein wollenes Gewebe, als auch die dam 

aus bereiteten Kleidungsſtücke zu bezeichnen, weldyes noch in 

der crften Bedentung im Miederfähfiichen üblich ift, wo Wand 
mollenes Tuch bedeuten, Im Hochdenſchen iſt es nur mod inden - 
Butammenfegungen, Gewand und Leinewand, üblich; Siehe 
dieje Wörter. 2 

Inn, 


ru ne Deal}, br ARTE 


ey en Be REN. 1976. | Ä 
Anm. Im Oberdeutſchen hatte man daflir mit einer — zet ; und fo in andern Fällen mehr, wo oft eine jede ſSennſlache — 
Alble itungsſylbe Watt, Wo ad, welches bey dem Ottfried und. andern eine Wand beißt. 
bäufig vork ommt, und ſo wohl Tuch, als auch ein Kleid, bedeutete. "Anm, ‚Schon bey dem Ottfried Ousat;ie: Nieder ſãch ſiſchen 
Daher iſt auattun bey dem Kero, bekleiden. Es iſt ſchwer zu —— Auch bey dieſein alten Worte läßt ſich die nach⸗ 
entſcheiden, was in dieſem fo alten und fo einfachen Worte der fie Abſtammung nur erratben. Friſch lettele es von wenden ab; 
Stammdegriff ift, od es der Begriff des Bekleidens iſt, da es denn zeigte aber nicht, wie fich beyde Begriffe dabey obite Bwartg vereie 
zu veftiregehören würde, oder der Begriff der Biegſamẽkeit, da nigen laffen. Wachter laßt es von winden abſt am men, weil die 
es denn mit Band, Sahne, Winden m ſaf. Eines Geſchlechtes älteften Wände doch wohl nurans Flechtwerk beffaneen; wobey 
ſeyn könnte. Dem fey, mie ihm wolle, fo iſt das Lat. Pannus. er denn vorausfegt, daß die vierte oder gangbarfte Bedenfung die 
augenfheintich Damit verwandt. erſte üft, welches er doch zu beweiſen vergeffen hat, Mirfcheint 
&, Die Wand, plur. die Wände, ein Wort, in welchem der Ber - der durch die Natur ſolbſt veranfaßte Begriff der erfte, und die 
geiff einer ſeukrech ten, oder meift ſenkrechten Fläche der herrſchen⸗ Bedensung der Höhe die nächftezu fig. Andere Sprachen haben 
de zu ſeyn ſcheinet, befonders, wenn fih damitder Begriff des zwar etwas vonder Wur ʒelſylbe behalten, aber ftatf des Ablei⸗ 
Unterfchiedes verbinde. Man gebrauchtes vornehmlich infole_ __ tungslaufes d oder nd andere vorgezogen, dahin das Schwedis . 
genden Fällen. 1. Die abhängige Seite sines Berges oder Fels _ fe Väg, das Holläntifhe Waeg,das Gothiſche Vaddus, das 
fens wied häufig eine Wand genannt, beſonders, wenn ſie ſich der Lappländiſche Hwados, das Engl, Wall, (S Wall,) das La⸗ 
ſenkrechten Linie merflich uäher, Indeß Fönnen meine Zie  »tein. Paries, welche insgefammt.eine Wand bedeuten. = 
gen an der jäben Wand Plettern, und vom Geſtrauche reißen,» Die Wandbanf, plur. die —bänfe, eine Banf, welche an die 
Geßn, 2. Im Bergbane wird auch das dem Bergmanneentzgegen Wand befeſtiget wird, zum Unterfchiede von einer frey ſtehenden. R 
ſtehende Geſtein oder Erde eine Wand genannt, befonders wenn. Das Wandbein, des —es, plur Sie —e, in der Anatomie, der 
es einen ſenkrechten Abhanghat. Kine Bergwand, eine Wand Theil der Hirnfchale am Vorderkopfe, welcher SIG ai Aa 
Erde,jum Unterſchiede von einer Erzwand, wenn fir aus Erz ber deffelben ausmacht, Os parietale. i 
ficdet. Daher ſagt man daſelbſt, die Wand har den Bergmann Der Wandbelen, des—s, plur.utnom. fig. eine Art Ber ’ 
gefangen, wenn die Seite eines .Beragebäudes einffürzer, und fen von Borſten, die Bände damit abzufehren ; . ein Borſt⸗ 
den Bergmann verſchüttet. Die Wand ziehet ſich, wenn ſie wiſche * 
rinzuſtür zen drohet. Ver muthlich iſt es eine Figur von dieſer Be⸗ * * Wandel,adj „et sär-meideshn Sochdeutſchen feemb, und nur 
deutung, wenn 3, im Bergbaue ein jeder Stein, er ſey grof in einigen gemeinen Mundarten üblich ift, für wandelban. Die 
oder flein, eine Wand genannt. wird. - Daher eine Bergwand, Dächer werden wandel, im Chutkreiſe. S.das folgende, 
sin Stück taubes Geſtein, zum Unterſchiede von einer Erzwand,- 2.* Der Wandel, des—s, plur, ut nom,ling. ein nur noch 
wenn der Stein erzhaltig iſt. Kine Wand zerſetzen, zerſtufen, im eingefepränkten Verſtande übliches Wort. Ehrdem bedeutete 
ein Stud Stein zerſchlagen. Selbſt die Steine auf den Gaſſen es: 1. * den Tauſchhandel; eine längft veraltete Bedeutung, - 
und Feldern heißen bey den Bergleuten Wände Pochwände, wovon noch der Ausdruck, Gandekund Wandel, üblich if, di 
Steine, welde gepochet werden ſollen. 4, Andemgewöhnliche alle Arten des®ewerbes indem Rabrungsftande zu bezeichnen. 
fien Verſt ande iſt die Wand der fenkrechte Unterfchied, welcher in Land, wo Handel und Wandel blühen. Daß Wandel 
#0 wohldie Zimmer eines Gebäudes unter fich, als aud) das Ge« bier urfprünglich den Tauſchhandel bezeichnes,erhelfet fo wohl aus: 
bäude ver dem äußern Raume abſondert. Kine hölzerne Wand, dem Stammbegriffe det Wendens, Vertauſchens, als anch ans - 
eine ſteinerne; welche legtere unter dem Namen einer Nauer andern alten überbleibſeln. Im den Alemanniſchen Stoffen iſt 
am befannteften iſt. Die Scheidewand, wenn fie ein Zimmer vuaatlunt, fie handeln, eigentlich wohl, fie treiben Tauſchhaud⸗ 
vor dem andern ſcheidet. Die Seitenwand, die Wand an der Kuna. 2: Cine Veränderung ; im Soch deutſchen gie ichfall⸗ ver⸗ 
Seite eines Gebaudes. Die vorderwand, an dem vordern altet, und nur noch in einigen Probinzen gaugbar. So mußte 
Sheile, Eine Spaniſche Wand, eine bewegliche leichte Wand, nochwendig die: bisherige Regievungsform Wandel erleiden, 
weiche man zu fammer legen, und nach Belieben wegnehmen kann. d. i. verändert werden, meiner Oberdeurfhen Schrift. a ® 
Eine Wand tafeln. Mit dem Kopfewider die Wand laufen. Bedeutung lebt noch, obgleich in einem eingefchränften Ber 
Eine Wand führen, aufführen, 5. In der Schifffahrt werden de,in unfermderwandeln. (S.auh%bw ige ) Im Schuch 
die ſtehenden, odergrößten Theils ſenkrecht ausgefpannten Taue ſchen iſt vandla gleichfalls verändern, 3.* Eine nachtheilige 
welche die Maſten halten, Wande genanut. Daher, ein Schiff Veränderung, beſonders ein Mangel, —— eine im Hochdrute 
unter die Wand bringen, es.mit dem nöthigen Tauwerk verſe⸗ fehen gleichfalls veraltete Bedeutung. Unſchulsig und alls warte 
ber Dieſe Wände bekommen ihren Nahmen von deu Maſtem, dels Ne Zu Athers Bibel kommt fie noch mehr - 
an welchen fie ſich befinden; daher die große Wand, Befan: mabls vor. Das Gefeg des Herun iſt ohne Wandel, Pf. 19. 
wand, Sodewand, blinde Wand n.f-f. 6. In dem Jagdwe⸗ 3, Im Pferdehandel wer den die Hauptmängel eines Pferdes noch 
fen werden die in einer Reihe ſenkrecht aufgeſtellten Klebegarne zuweilen Wandel genaunt. 4.* Nach einer noch weitcen Figur 
eine Wand genannt. Ben den Vogelftellern find die Wände dien war Wandel ebedem die Genugthuung für einen begangenen Feh⸗ 
jenigen Garne, womit man die Vögel auf dem Vogelherde zu fan⸗ler, da ir die Strafe, welche Bedentung im Schwabenſpiegel hau⸗ 
gen pflegt. 7. Wird dieſes Wort noch in vielen einzelnen Fällen fig if, und noch in einigen Niederfüchfifchen Gegenden angetrofe 
gekrnucht,eine fenfrechte oder faſt ſenkrechte Fläche zu befeichnen,, fen wird, Auch das Befugniß, Febler, d, i. geringe Verbrechen, ° 
welche größten Theils Figuren ber erſten and vierten Bedeutung zu beftrafen, d. 1, die nieders Berichibarfeit ward daher zuweilen 3 
fin!. Bey den Zögern heißen die Rippenſtücke der Hirſche und des Wandelgenanut, S. Wandelm 
Thiere, Wände. . Die Schärfe, oder der Rand an den Schar. 2, Dei Wandel, des —s plur. car. zunächf? von wandeln, ges 
Yen des Hirſches, und der cbere, von außen -erhabene, Theil eis: ben, wandern, 2." Die Handlung des Gehe ; eine längf vers 
nes Vferdehufes beißt gleichfalls Sie Wand. In einem gezogenen altete Bedeutung, wovon ſich neh einige Spur im Jagdiwefen 
Probe And die Wände dieerhabenen Theile zwiſchen den Zügen, findet, wo das Wildbret au einem Drte feinen Wandel bat, wenn 
An einer Laffete find die Wände die breiten und faugen Seitenhöl⸗ es ſich daſelbſt fpüren läſſet, daſelbſt aus: und eingehet, welches 


Beste 








Ran 


and wehn —* wird. Man Sankt es nur nohe.in 


figürlichen Verſtande, von der ganzen Einrichtung der fütlichen 
Handlungen, und der Reihe derſelben, am häufigften in der Theo⸗ 
ogie, und mit Beywörtern, welche die Art und Weife defjelben 
bezeichnen. Einen guten, unfräflichen, tugendbaften, üblen 


Wandel führen. Femandes Leben und Wandel beſchreiben. 


Dein Herz wird fir dich ſtehn, 
Dein Wandelfür dich fprechen, Shie. 
S. Wänpeln. 
= Wandelbar,—er, —fe, adj. et adv weiches nach Maß gebung 
der Wörter Wandel und wandeln in verſchiedenen Bedeutungen 
vorkommt. 2. * Bon wansein, wandern, reifen, iſt eine wan⸗ 
delbare Gegend, durch welche gercifet, welche von Reiſenden bes 
ſucht wird; eine imHochdeutichen fremde Bedeutung. In einigen 
— Niederbeutfchen Gegenden ift wandelbares Geld, gangbares. 
2. Der Veränderung ausgefegt, veränderfich,unbeftändig ; zwar 
noch nicht ganz veraltet, aber doch ziemlich ungewöhnlid. Das 
wandelbare Glück. Das Glück der Waff a If wandelbar, Ri 
Dre Menfch, der wandelbar, 
immer bleiber, was er war, Cram. 
3. In engerer Bedeutung, für baufällig, befonders non Gebänden, 
Werkzeugen, Maſchinen; in welchem Verſtande es im Hochdeuts 
ſchen am üblichſten il. Das Haus wird wandelbar, wenn es 
banfällig wird; die Uhr, eine Mafchine, wenn ihre Theile ſchad⸗ 
“haft werden. 4. *Feblerhaft, mangelhaft überhanp:; im Hoch» 
deutichen veraltet. In den Schwäbirhen Dichtern fommt sin 
diefer Bedeutung mehrmabls vor, In einigen Niederfächfiihen 
Gegenden iſt wandelbar ungefund. 5, * Bergänglich; im Hoch» 
deutſchen gleichfalls veraltet, in welcher es Zachariã Ein Dahl 
gebraucht zu haben fcheinet : 
Wie in der ftillen Macht, wenn auf die flatre Welt, 
Der wandelbare Schein des blaffen Tordlichts fällt. 
Bey diefer Bieldeurigkeit und der Unmöglichfeit, die, jedem Falle 
angemeffene, Bedeutung aus dem Sufammenbange zu errachen, 
hat die Hochdeutſche Mundart die meiften derfelben veralten lafe 
fen, zumahl, da es ihr an andern guten Ausdrücfen für diefelben 
nicht fehlet. Das Subſtantiv, die Wandelbarkeit, wird allens 
falls auch nur in der dritten engern Bedeutung gebraucht. 
" Anm. Schon bep dem Strycker wandelbere, Ottfried und 
Notker gebrauchen dafür mit einer andernAbleitungsfylbe uuan- 
‘dellich, für veränderlich. 
Wandeln,verb. reg. act. et neutr. in welchem der Begriffider 
Vertauſchung und Veränderung der herrſchende ift, und welches 
befonders in folgenden Fällen vorfommt. ı.* Vertaufden; eine 
nur noch in einigen Dberdeutfhen®egenden gangbareBedeutung, 
Alten $reund für neuen wandeln, 
Zeißt für Sruchte Blumen handeln, Logan. 
In der noch zumeilenim gemeinen Leben üblichen R. A, handeln 
und wandeln, Handel und Wandel treiben, ſcheint diefe Bedeus 
tung noch übrig zu feun. @,* Verändern, überhaupt; im Hochs 
deutſchen gleichfalls veraltet, aber noch im Riederl. wandeln, fo 
wieim Schwed. vandla. 
Wie wandeln jene fich 
“ Mit ihren Serrlichfeiten, Cram. i 
Wir haben davon, obgleich in einer eingefcehränkten Bedeutung, 
verwandeln. S. daffelbr.) Für diefes legiere das veraltete wan⸗ 
deln wieder einführen zu wollen, wie von einigen Neuern gefcher 
ben, 3.8. wie die Morgenröthe jeden Augenblick die Wolfen 
um fich ber wandelt, if defto weniger zu billigen, da die einge» 
ſchrantte Brdeurung, welche verwandeln von wandeln, verän- 
dern überhaupt, unterfheidet, egeutlich in dem Vorworte ver 
lieget, und mit dem ſelben vertoren gehet. 3, *Erſatz thun, erfets 
ac, Ww.8,4: Th. 2. Yufl. 


* 


Strafe dafür geben. 


Ban 1378 


gen, mit dem Accuſativ; im Hochdeutfchen gleichfall⸗ fremd, und 
nur noch in einigen Provinzen ganabar. Der verkaufer ſoll bey 
sauptmangeln das Pferd zu wandeln gehalten ſeyn, d. i. zu 
erfegen, heißt es in einer Braunſchweig ſchen Verordnung. Das 
ber ivar, eine Sache wandeln, chedem auch oft o viel, als 
4. Den Dri veräudera, oder mit einem an⸗ 
dern vertäufchen, d. i. gehen, reifen, wandern, fo mobl active, 
mit dem Accuſativo des Weges, als auds als ein Neutrum, und 

in dieſem Falle mit dem Hülfswort: baben. (a) Eigentlich; in 
welcher Bedeutung es noch in derDrutfchen Bibel mırbemabis vors 


> Foinmt: ſtehe auf und wandele! und fo in andern Siellen inehr, 


In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift es noch für reifen übers 


"Haupt gangbar. ImPochdeuiſchen ift auch dieſe Bedeutung eigent⸗ 


lich veraltet, außer daß fie noch in der Dichtkunſt beybehalten 
wird, ohne Zweifel, weil die indem Baue des Wortes liegende Ono⸗ 
matopbie eine anſchauliche Darſtellung des mit Leichtigkeit ver; 
bundenen Gehens iſt. Man ſieht die NAymphen da mis griinem 
Sauptbaar unter den Bäumen wandeln, Geßn. 

Er wandelt unter Baumen 

‚Der bolde Schlaf mit.boldern Träumen, Us. 

Murner wandelte fort durch dicke eimmeriſche Mächte 

iiber Plutons finfire Gefilde, Zadar. 
Was ift der befte Menſch, der auf der Bahn dieſes Lebens noch 
fo vorſich tig wandelt? Gell. Da es denn auch wohl figürlich - 
von leblofen Dingen gebraucht wird, für, ſich leicht und langſam 
fortbewegen. 

Wenn in dem finfierfien Wald ein flimmernder Sonnen⸗ 

blid wandelt, Zachar. 
‚Und ein wandelndes Jauchzen durchdrang die Pforten 
des Abgrunds, Klopfk. 

Wenn wäscht in diefer und der folgenden Bedeutung "3 ein 
Neutrum gebr aucht wird, fobefommt ex das Hülfswort haben, 
weil aus allen vorigen Bedeutungen erhellet, daß der Begriff der 
Thotioken mis dieſem Worte genau verbunden iſt. Wird der Weg 
beygefüget, und ohne Präpoſition ausgedruckt, fo ſtehet er im 
Accufariv : einen Weg wandeln, die Bahn der Tugend wandeln; > 
4b) Figärlich, die Reihe feiner firılichen Handlungen auf eine ges 
wiſſe Act einrichten; eigentlich einHebraisimng, weicher in kuthers 
Deuiſcher Bibel Häufig vorkommt, und ſich ans derfelden auch in 


‚die Sprache der Theologie und Moral eingefchlichen bat. vor 


Gott wandeln, mit Gott wandeln, Gort wirdiglich wandeln, 
in der Wahrheit, im Glauben, in der Hoffnung wandeln, bez 
huthſam wandeln, inden Lüften des Sieifches wandeln, die 
Wege Gottes wandelnu. f. f. Ir 
So aub das Wandeln. Die Wandlung iff nurin einigen 
Sufammenfegungen üblich, wie Verwandlung, die Monds⸗ 
wandlung, die Brotwandlung in der Nömifchen Kirche, weiche 
letztere dafelbft auch wohl die Wandlung ſchlechthin genannt 
wird, 
Anm. Ben dem Dttfried und andern altenSchriftfiellern uuan« 
delen, im Niederf.gleichfalls wandeln. Die Endung ein ver» 
rärh ein Iterativum, daher es bier nur auf die Sylbe wand an« 
Fommt, und diefe ift, allem Anfehen nach, mir der Wurzel in 
wenden aleich bedeutend, weil doch der Begriff der Veränderung 
inden meiften Fällender herrſchende iſt. Andejfen fann es fen, 
daß wandeln, gehen, Feine Figur von wandeln, verändern, iſt, 
fondern dag wand in beyden nur verfchiedeneAnmendungen eines 
und eben deſſelben Lautes auf mehrere ähnliche Fälle if, fo wie 
man von Wand, winden u. f. f. gleichfalls aunehnen muf, Als⸗ 
dann wirdaud) die Berwandifchaft des Griechiſchen Bawve und 
Bahn, Bein,-mit der Wurzel in wandeln, aeben, nicht mehr 
fremd febeinen. (S,auh Wandern.) Die Subflantiva, Wan 
S;33$ del 


NY 7 x . WÄR: 
L 


1379. Ban ee. 


‚del, ſcheinen nicht von dem Verbo mitbloßer Mealaflang der En⸗ 
dung des Infinitivi en oder n gebildet, fondern vermittelft ihrer ei» 
genen Ableitungsfylbe el, welde ein Ding, Subject bedeutet, 
unmittelbar von der Wurzel des Verbi, Ba abgeleitet zu 
ſeyn. 

* Der Wandstflein, des — es, ge die—e, Ser, Grängftein, 
‚weil fi) dafelbft die Gränze wendet; 
tig veraltetes Wort. 

Der Wandelfieen, des —es, plur. die—e, ein von einigen 
Mensen gebildeteg Wort, einen Planeten zu begeichnen, welches 

N ‚aber außer dee Poeſie unſchicklich ift, theils, weil wandeln außer 
der Dichtung veraltet ift, theils aber auch, weil der Begriff, wel« 
hen es gewähret, nicht beftimint iff, indem Wandelſtern auch ei⸗ 
‚nen Kometen bedeuten kann. 

. Der Wanderer, des—s, plur. ut nom. fi fing. von dern Berbo 


wandern, ein Heifender zu Fuße, nur in der edlern und dichtes 


riſchen Schreibart, wofür im gemeinen Leben Wanders mann üb« 
lich iſt. Ein Fãmininum kommt von dieſem Worte nicht leicht 
vor ; brauchte man ja eines, fo müßte man, um nicht fo viele 
tonlofe e auf einander folgen zulaffen, entweder das eine, verbeis 
Ben, Wandrerinn, wo aber die Ellifion zu hart wird; oder, das 
eine ee weglaffen, "Wanbderinn, fo wie man mit den ähnlichen 
Zauberer, Märtyrer, Wucherer, Plauderer, Kämmerer u. ſ. f. 
auf äbuliche Art verfahren müßte, 

Der Wanderfalte, des —n, plur.—n, ein Nahme des edeln 
Falten, Falco gentilis Älein. welder auch Fremdlingsfalke 
genannt wird ; etwa, weiler bey ung nicht —— iſt, ſondern 
fi nur als ein Fremdling ſehen lãßt. 


Das Wandergeräth, des —es, plur. inuf, ober plur. die 
= Wandergeräthe, fing. inul. ein Eolleetivum, das zur Wander⸗ 
Schere gehörige Geräth zu bezeichnen. 

Das Wanderjahr, des-—es, plur. die —e, bey den Sandıner- 
fern, diejenigen Jahre, welche ein Geſell zu wandern, oder auf 
der Wanderfchaft zuzubringen verbunden if, eheer-Meifter mer» 
den kann. 

Wandern, verb, reg, neutr. weldes das Hülfswort feyn bes 
kommt, wenn der Dre beftimmt wird, außer dem aber haben, zu 
Fuße reifen, 2, Eigentlich, In der Welt herum wandern, Sie 


find durch ganz Deutfchland gewandert ; ; wir haben den ganz - 


zen Tag gewandert. Beſonders bey den Handwerkern, von den 
Geſellen, fremde Orte befuchen, weil ihre Reifen gemeiniglich zu 
Fuße gefchehen. Der Gefell hat gewandere. Auf fein Sand- 
wer wandern, Drey Fahre wandern muffen. Zuweilen für 
gehen überhaupt. Er wanderte die Straße zu feinem Tode mit 
‚aller Munterkeit, welche ein gutes Gewiffen nur zu ertbeilen 

- vermag. 2.Figlielich. (a) Aus diefem Leben wandern, d.i. 
tierben. (b) In Scherzefagt man zuweilen, eine Sache müffe 
wandern, wenn man fieveräußern wid, So auch das Wandern 
und die Wanderung, ©. legteres an feinem Orte. 

Anm. Wandern,im&ngl.to wander,imödmwed.vandra, 
im&eclaven.wandrowati, unterfcheider ſich nur durch die ähn- 
liche Ableitungsfylbe ern von. wandeln, und ift, fo wie diefes, ein 
Antenfivam oder Jterativum, nur daß es ben Mebenbegriff der 
Zeichtigfeit oder Anmuth bat, wie diefes, wovon der Grund in dem 


därternr Fieget. Ohne Blaſelaut ift im Schwed. andra, gehen, 


womit das Ztal, andareübereiu Tommt, fo wie das Seanz. aller 
mit wallen, 
Die Wanderfchaft, plur. inuf. der Suffand, da man wandert, 
befonders bey den Handwerkern, der Zuftand, da ein Gefell frem⸗ 
he Drte befucht. Auf derWanderſchaft feyn, Inder Theologie, 
auch figärlich, das Leben in dieſer Welt, 


ein im Be völs' 


Die Wandfäule, plar. die —n, eine Säule, welche zum Theil 


Ban or 


Der RR, dee Ses/ plur. Sie —feute, im: gemeinen 
Leben, ein Mann, welcher — d.i.zu Fuße veifet, wof ür in 
der edlern Schreibart Wanderer gebraucht wird. Das Famin. 
die Wandersfrau iſt nicht üblich, vielleicht, weil es weniger wan _ 
‚beende Frauen als Männer gibt, 


Der Wanderftab, des —es, plur.die —fäbe, ein Stab, deffen 
man ſich bey einer Reife zu Fuße bedienet. Den Wanderſtab er⸗ 
greifen, figüelich, eine Keife zu Fuße antreten, 


Die Wanderung, plur. die —en, von dem Verbo wandern. 
Man gebraucht diefes Wort am hänfigften von den‘ ebemahligen 
Zügen der barbarifchen Völker aus einem Lande in das ondere, da 
es denn eigentlich nur eine Überfegung des Lat. migratio iſt. 
Die Wanderung der völker, die völferwanderung. 


Die Wandflechte, plur. inul. eine Art Slechte, welche an den 
Wänden wächfet, Lichen parietinus Lian. auch das 
Wandmoos. 


Der Wandhaken, des —s, plur. ut nom. ein Hafen, 
welchen man entiveder in die Wand ſchlägt, oder au die Tapeten 
hängt, etwas daran zu hängen. S.Wandfhraude. 

Des Wandkraut, des—es, plur. inuf, ein Rahme des Glass 
‚Frauteg, weil es gernanden Wänden und Mauern wãchſet, Pa- 
rietaria Zinn, 

Die Wandlaus, plur. die —Täufe. S. Wanze. 

Der Wandleuchter,des —s, plur. ut nom, ling. ein gene, 
welcher an die Wand befeftigt werden kaun. 

Das Wandmoos, des —es, plur.inuf. ©, Wandflechte: 

Ber Wendpfeiler, des —s, plur.ut nom. fing. ein Pfeiler, 
welcher aus dee Wand.oder Mauer hervor vagt,zum Theil in der⸗ 
felben ſteckt. 

Die Wandruthe, plur. die —n, ‚im Bergbaue, Simmerhölger, 
welche an die Seiten der Schächte angelegt werden, das Einftürs 
‚zen derfelben zu verhindern. J 






in der Wand oder Mauer ſteckt, zum Unterſchiede von. einer frey 
ſtehendan Säule. 

Der Wandfchmid, des —es, plur. die — ſchmiede, in einigen 
Gegenden ein Nahme des Holzwurmes, S.diefes Wort. Ye 

Die Wandfchraube, iplur. die —n, ein Wandhaken, mit einer 
Schraube, ihn damit in die Wand zu fhrauben, 

Die Wanduhr, plur. die—en, eine Uhr, welche man in dem 
Zimmer an die Wand bängt, zum Unterfohiede vonciner Thurm⸗ 
and Taſchenuhr. 

1. Die Wange,plur. die EN ein, fo viel ich weif, nur im Berg⸗ 
baue üblides Wort, ıwo die Flügel oben an den Kunſtſtangen 
Wangen genannt werden. Da es wahre Flügel find, und fie 
auch im Franzöf. und Latein. durch Ailes und Alae gegeben 
werden, fo ſcheinet das Wort in diefer Bedeutung zu Schwinge 
zu gehören. 

2. Die Wange, plur.die — Der Aleifehige Sheit an der 
Seite des Geſichtes unter den Augen, wo diefes Wort vorzüglich 
in der edleen Schreibart anflatt des im gemeinenLeben üblichen 
Bade gebraucht wird. Dießefundbeit blühete auf ſeinen Wan⸗ 
‚gen. Die Sucht, zu beleidigen, färbfe ihre Wangen. Line 
glänzende Thräne rollt über deine Wangen herab, Gefner. 
2. Figürlich werden in manchen Fällen auch gewiffe Seitencheile 

» Wangen genannt. So ſind die Wangen an einem Maftbaume 

oder die Mafſtwangen ſtarke Baubölzer, womit der Maſt unten 
an den Seiten belegt wird, ihn zu verflärfen. In andern Fällen 
feheinet diefes Wort zugleich den Begriff der Vertiefung mit eine“ 
zufchließen. So find die Wangen.an einem Hebel die Seiten des‘ 
Loches, worin das Eifen vermistelft des Keiles ÄrfePige Ne 2 
97 2 


#2 






R ’ . $ Ban 


i e Sehen Sre lern if die Wange bie Rinne, worin der Reltſtock 


Din und her geſ hoben wird. 
Anm. Von der Wange des Geſichtes ſchon ſeit Ottfrieds Zei⸗ 
ten, Uuang, im Schwed. Vang, im Augelſ Veng, im Jslönd, 
Vange, im Jtal. Guancia. Es fcheinet, daß der Begriffder 
Erhöhung in die ſem Worte der Hervfdiende ift, und da diefer mit 
dem Beariffeder Vertiefung nahe verwandt ift , ſo werden auch 
die legten Arten des@ebrauches begreiftich. Im Schwed. ift Vän- 
ge, sin Küffen. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift diefes 


Wort ein Mafenlinum, der Wang, dagegen es im Tattan als ein : 


Rentrum vorkommt, daz Wang. 


Das Wangenbein, ses—es, plur. die—e, in der Anatomie, 


dasjenige Bein des Kopfes, welches die Wangen bilden hilft, und 
auch das Jochbein genannt wird, . > - 
Das Wangeneiſen, des—s, plur, ut nom, fing, von ı Wan: 
ge, im Bergbaue, ein Eifen, welches auf die Wangen der Kunſt⸗ 
fange genagelt wird, damit ſich das Holz nicht abnutze. 


De Wangenhobel, des—s, plur. ut nom. ling. bey denZifch- 
; > Ten ‚ einGefiinshobel mrit einem fchmalen Eifen und Schafte, der 


miedem Nuthhobel gemachten Nuth damit nachzubelfen. 

Die Wangenfcheibe, plur. die—n, in den Bienenjlöden, die 
äußerften Scheiben zu beyden Seiten eines Stodes. _ 

Der Wank des — es, plur. die—e, von dem Verbo wanken, 
ein im Hochdeutfchen ungewöhnliches Wort. Beinen Want 
thun, nieht wanfen. H 

Die Wanke plur. die—n, bey den Tuchſcherern, ein Klöschen 


— ‚auf dem fill liegenden Blatte der Tuchſchere, woran der Riemen 


-  befeftigetift, der das’ zweyte Blatt regieren muß. Vermuthlich 
gehöret diefes Wort zu 2. Wange, und ift nur eine verderdte Aus⸗ 
ſprache davon. 


Wankel, adj.etadv. welches im Hochdeutfchen völlig veraltet 


if, und nur zuweilen in den Altern Schriften für wanfend, nicht 


feft, vorfommt, Unltetu fruintfchaft machet wankeln 


"mut, unbeftändigen, Milo von Sevelingen. AuchLuther gebraucht 
noch, wankel werden, Ebr,6,12.€s ift vermittelft der Ableitungs⸗ 
ſylbe el von der Wurzel des Verbi wanken gebildet, und. iſt um 
der folgenden Sufammenfegungen Willen zu merfen, welche noch 
völlig gangbar find, obgleich wanfel für ſich allein veraltet iſt. 
Der Wankelmuth, des—es, plur. car. die Unbeſtändigkeit des 
Gemüthes. 
blick anders. Im Hochdeutſchen iſt das männliche Geſchlecht 
in dieſem Worte das üblichſte, in andern Gegenden iſt es das weib⸗ 
liche. (S. Muth). Indem alten Gedichte auf den heiligen Auno, 
wankeli muat, bey dem’ Hornegk nur Wankıınd Wankſal. 


Woankelmürbig, —er, fe, adj. et adv. unbefländig in Ans 


ſehung des Gemüthes. Wankelmüthig feyn, Ein wanfelmus 
tbiger Menſch. Ein wankelmütbiges Betragen. 
Die Wankelmüthigkeit, plur car. der Wankelmuth, als eine 
Eigenfchaft oder Fertigkeit betrachtet, 


Wanken, verb. reg. neutr. welches das Hülfswors haben erfor« 


dert, fih langfam hin und heribeivegen. a1, Eigentlih. Das 
Erdbeben machte, daß die Haufer wankten. Das wanfende 
Rohr. Ich will jege durch den Eleinen Hain des wanfenden 
Gyaſes hin ſehen, Geßr. Befonders vor Shwäde, Ohnmacht. 
Im Gehen wanfen. Mit den Süßen wanken. Seine wanken- 
den Schritte verrarhen Angſt und Kentfegen, 


Ingleichen aus Mangel der gebörigenFeſtigkeit, da man das Wort 
in der edlernSchreibart gern für das niedrigere wackeln gebraucht, 


bewegen fefter Körper bezeichnet, 
Zet. 2, Figürlich. (a) Sic sin wenig aus feiner Lage beivsgen, 


Aus Wankelmuth entſchließt er fish jeden Augen: - 


{ Wenn meine 
.. Hand des plappernden indes wankenden Fuß tritt leitete Geßn. 


welches vermöge feiner Bildung, ein fohnelleres Hin « und Her⸗ 
Der Tiſch, Ser Stublwane. 


x 
' 


ee 


wieweichen. Wenn du wankeſt, ſo todte ich dich. Die Ar⸗ 


mee fing an zu wanken. 


Nicht wanken noch weichen, unbr⸗ 
weglich da ſtehen. 


(b) Anfangen,’ fi zu verändern, beſonders 


‚aus einem vortheilhaften Zuſtande in einen nachtbeiligern zu gera⸗ 
ben, Der Sieg fing an zu wanken. 


l Das wankende Glied. 
89 mandes Herz, das auf der Bahn der Tugend zu wanken: 
anfing, bat an dem Sreunde eine Stüge gefunden, Gell. (6) 
In der Rede wanken, nicht mit fich felbfi üdereiuftinimen, eine 
Sache anf verſchiedene Art vortragen. (8) In Anfehung der Ent⸗ 
ſchließung, der®emüchsftelung, anfangen, von feinem Entfhlufe 
fe, von feiner Meinung abzugehen, Diele Aufrübver fingen’ be: 
veits an, zu wanfen. Diejenige Stärke der Serle, welthe ın Feiz: 
nem Sturme des Schidfals wanfer. Sein Zerz glaubt viels- 
leicht ſchon feit zu feyn, o wie bald kann es wanken?. 

So aud) das Wanken. ; 

Anm. Schon bey dem Detfried und andern altenSchriftſt ellern 
uuankon, im Schwed. vanka! Esift ein Intenfivum von ei 


‚nem veralteten Verbo, wanen, oder wenn man das n für zufällig: 


hält, von wegen; im erftern Falle anterfcheidet es fich, dem Baue 
nad, von wandeln, wandern, wenden, winden y.f.fenucdurch die 
Ableitungsfplbe,. Ehedem harte man davon auch das Subftantis 
vum Wanf, weldes fo wohl eigentlich eine wanfende Bewegung,- 
als auch figürlich, den Zweifel, (ana wank, ohne Zweifel, Dite 
fried,) und das Ende bedeutete, Mit vorgefegtem Zifchlaute, und: 
darin gegründeter Änderung der Bedeufung , iſt guswanken, 
ſchwanken gebildet, ImMNiederdeutfchen ift wanken ein ſehr gang⸗ 
bares und allgemeines Wort für gehen überhaupt, nach eben der 
Figur, nad) welcher eheden auch wallen, gehen bedautete; zugaus: 
fe wanken, ohne’ daß dabey Ein Nebenbegriff der Schwäche oder 
der unftäten Bewegung Statt fände. In diefer Bedeurung dis 
Gehens fommt.es auch bey dem Ottfried vor, 2 


Wein, die Dberdeutfche Form der Partikel wenn, fie mag nun cin 


Adverblum der Zeit, oder eine bedingende Eonjunction ſeyn. Da 
die Oberdeutſche Mundart da, wo fie es thun kaun, immer die 
breiten uud. tiefen Vorale den höheren vorzichet, fo thut fie es 
auch in dieſem Worte, und diefe Partikel: lautet bey ihr in allen: 
Fällen wann; fo wie fie inr Niederdeutſchen in allen Fällen wenn 
gefprochen uud gefchrieben wird, Wann wird er Fommen ? wann: 
man dich fragt, fo antworte, wann es nicht regnet, fo Fom= 
meichn. f. fe wo eigentlich der Niederdeutſche in allen Fallen 
wenn gebraucht. 
Im Hochdeutſchen hat man die ſes wann nur in der MRA, danm 


und wann,d. i. zuweilen, ans der Oberdeutſchen Vlundart boys 
‚behalten; in offen übrigen Fällen aber erforder: der Sprachge⸗ 


brauch wenn/ ee mag nun ein Adverbium der Zeit, oder eine ber 
dingende. Eonjunction fepn.- * 

Da wir, ſelbſt im Hochdeutfchen, unter dann und denn den: 
Unterſchied machen, daß jenes als ein Adverbium der Zeit, dieſes 
aber als eine Eomjunction gebraucht wird, ſo haben fehon einiger 
ältere Sprachlebrer geglaubt ,„ daß warn und wenn eben diefer 
Analogie folgen müßten, und daß wann allemablvon der Zeit, 
wenn aber nur als eine Conjunction gebraucht werden müßte ;; 
und die meiften neuern Sprachlehrer find ihnen darin gefolgt, Als 
lein/ da der beynahe völlig übereinftimmige Hochdeutſche Sprach ⸗ 
gebrauch dawider if, fo find einzelne Perſonen nicht befugt, dem⸗ 


ſelben willkürliche Geſetze vorzuſchreiben, wenigfteng ſind derglei⸗ 


hen Vorſchriften unnüg und vergeblich‘, indem fie das Geziere 
einiges weniger einzelner Perfonen abgerechnet‘, an dem Sprach⸗ 


gebrauche doch nichts ändern, und noch nie etwas daran arändere 


haben. 

Dieß voraus geſetzt, iſt nur übrig, bie Urſachen aufzuſuchen, 
warum die Hochdeutſche Mundart dieſen Unterſchied in dem wann 
Sııss- und 


1583 8 an 
and wenn sicht angenomwen Sat, — ſie unter dem dann 


und denn fo ſorgfältig beobachtet. „Ich glaube, dieſe Urſache iſt 
nicht ſchwer zu finden. Dann und denn laſſen ſich als zwey ganz 


verſchiedene Wörter betrachten, und wenn ſie es auch nicht ſeyn 


foßten, (denn hier wird ſich nie etwas gewiſſes beſt immen laſſen,) 
fo iſt doch die Verbindung ihrer bey den Bedeutungen, oder die Art 
der Figur, welche aus einem Nebenworte der Zeit eine cauſale 
Conjunction macht, fo dunkel, daß fie immer als zwey verſchie⸗ 
dene Wörter angefehen werden fonnten,und da war eg leicht mög« 
lich, dag man beyde Mrundarten im Hochdeutſchen vereinigte, und 
das Doerdeutfche dann als ein Adverbium, das Niederdeutfche 
denn aber als eine Conjunction behielt. Eben fo verfuhr man mit 
dem vor und für, welches fich in eben demfelben Falle befindet. 

Alein, ganz anders verhält es ſich mirdem wann und wenn. 
Beyde find augenſcheinlich nur eih und eben daffelbe Wort, und 
"die bedingende Bedeutung iſt fehr auffallend eine Figur der Bedene 
tuug der Zeit. In folchen Fällen, wo das Band zweyer Bedeus 
gungen. fo merklich ift, ‚als bier, wäre es ein Febler, einem Worte 
um zweyer verjchiedener,. aber nahe verwandter Bedeutungen 
svillen, zwey verfehisdene Geftalten zu geben, und ich getraue 
wir, zu behaupten, daß fein Volk diefen Fehler jemahls begau⸗ 


gen hat, wenn anders das Band verfiedener Bedeutungen: ſo 


merklich war,daß es von demfelben wenigftens dunkel empfunden 
werden font, Divß iſt nun genau der Fall mit dem wann und 
wenn. Die Hodydeutfchen einpfanden, daß beyde nur ein und 
« eben daffelde Wort waren, und da fie unter —— eine 
wählen mußten, fo beſtimmten fie ſich, wie in fo Vielen andern 
Fällen, für die Niederfähfifche, ohne Unterfchied der Bedeutung, 
Wer nun um ziveyer verfchiedener, aber nahe verwandten Bes 
deutungen willen, nicht bloß die Schreibart, fondern fogar die Aus⸗ 
ſprache eines und eben deſſeſben Wortes verändern will, verdienet 
noch ein wenig mehr Tadel, als Gottſched, weiter Mal, Mahl 
und Maal, gar und gahr, die Saabe und ich babe, Seyde, 
Heide und Hayden, f. f.unterfcheiden lehrete, da er fich doch nur 
an der Orthographie vergriff, die Ausfprache aber ungeändert 
lief. S. Wenn. 
Die Wanne, Pier, die —n, Diminut. das Wannchen, Dberd. 
Wännlein, +. Ein Werkzeug, zum Wannen, d.i. Schwingen, 
‚in weldem Verfiande doch nur die Schwingen oder Schwingfe⸗ 
dern derBögel,in manchen Gegenden Wannen und bey den Jägern 
Pannen, genannt werden. (S. Wännenweher.) 2. Ein Gefäß, 
das Getreide darin durch Wannen, oder Schwingen, zu reinigen, 
In diefem Verſtande ift die Wanne oderäutterwanne in derfand« 
wirthſchaft einovalsrundes, von dünnen Holzfpänen geflochtenes, 
Gefäß mit einem runden Boden; das Futter darin zu ſchwingen. 
3. In weiterer Bedeutung ein obal⸗ rundes Gefãß mit lachen Bor 
den, von Böitcherarbeit oder auch von Metall, zum häuslichen 
Gebrauche, ohne Rückſicht auf die Größe. Daher die Bade: 
wanne, Waihwanne, Spüblwanne u. fi f. 

Anm. In der zwepten Bedeutung imSchwed.gleichfallsVan- 
na, im Angel, Fanne, im Lat. Vannus. (S.das folgende.) In 
der dritten Bedenrung kann es eine Figur der zweyten, wegen der 
Ahnlichkeit in der. ovalen Gefalt, ſeyn; allein, es kaun auch mit 

eben dem Rechte ein davon noch verfchiedenes Wort ſeyn, in wel⸗ 

chem der Begriff der Vertiefung der herrſchende iſt, da es denn zu 
Benne, Banfe, Pfanne, Wanftu. f.f. gehören würde, 
Wannen, verb. reg. act. weldjes überhaupt mit fhwingen 
gleich bedeutend, aber nurnoch in engerer Bedeutung üblich iſt, 
durd Wannen oderSchwingen reinigen. So wird dag Getreide 
in der Landwirthſchaft gewannet, wenn man es in und mit der 
Wanne ſchwiuget; wofür doc) im Hochdeutſchen auch ſchwingen 
i Vichet if. So auch das Wannen. 


kommt, woher. 


ſchon ohnehin verſtehet. 


Wan 


TON Son bey dem Ditfried, Nocker n.0. — im 
‚Sc, vanna,. Das verdoppelte n in der Mitte zeiget, daß 


. diefes Wort ein Intenfivumift, pon einem veralteten wan, wels 


ches noch im Engl.to fan, dem Franz. vaner und andern übrig 
ift, wieder von. wehen abftanımer, oder doch mit demfelben fehe 
nahe verwandt ift, und unter. mehrern auch das Wors Wind u 
feinem Abkömmlinge hat, 


Wannen, ein im Hochdentfchen veraltetes Adoerbium des velatie 


ven Ortes, für wo, woher, an oder von welchem Drie, in Ge⸗ 
genfage des ehemahligen dannen, den pofitiven Drt zu begeichnen, 
für das daher, Für wo oder an welchem Orte: Wiruuizun 
uuola uuanan erifi?woifter? Otifr. Für woher, odervon _ 
welchem Drte: ander uuannen burdige, anders wober Me 
bürtig, Notker. 
Ih wüßte nicht, wer bey und wannen er enefproffen, 
k Logan. 

Im Hochdeutſchen iſt es in dieſer Geſtalt lãngſt veraltet, weil de⸗ 
wo und woher den Begriff wenigſtens eben fo gut ausdruckt. Am 
läugften hat es fich noch mit der Präpofition von erhalten, für 
woher, von welchem Orte, Ich weiß nicht von wannen er 
Ob es gleich in-diefer Geftalt annöthig und 
überflügigift, fo fommt es in derfelben doch noch zuweilen in der 
dichteriſchen Sprache vor. Außer demgebraucht man dafür lieber’ 
woher, oder umfchreibet oder ändert Die ganze Verbindung, wenn 
diefesnicht paffend if. Er befand ſich in Wien, von wannen er 
den folgenden Tag nad Trieft reifen wollte, aus welcher 
_ Stadt, oder auch mit Weglaffung der an fich unnöthigen relati⸗ 
ven Beftimmung des Ortes: er befand ſich in Wien, und wolle 
te den folgenden Tag u. f.f. weil fi der terminus a quo hier 


Anm. Schon imüberfegten Iſidor huuanon. Es iſt, ver⸗ 
mittelſt der adoerbifchen Ableitungsfplbe—en, von wann, "der . 
Dberdeutihen Form von wenn, gebilder, ©. Wenn. 


* Wannenher, oder Wannenhero, eine im Sod deutſchen ver, 


altete Partikel, wofür wir kürzere und beſtimmtere Ausdrücke has 
ben, Man gebraucht es noch im Oberdeut ſchen; 1. für woher, 
deerelativenPartifel des Ortes. Wannber wiffen wir, daß u.ſ.f. 
Opitz, für woher. 2. Als eine Conjunction für daher, in welcher 
Geſtalt es in den Oberdeutſchen Kanzelleyen noch häufig iſt. 


Der Wannenwẽher, des —s, plur. ut nom. fing. der Rahme 


eines Raubvogele, welcher zuden Falken gder Habichten g.börck, 
und fihbefonders dadurch von andern unterfcheidet, dag er öfters 


in der Luft flehen bleibet, feinen Raub deſto beffer auszufpüren, 


und alsdann mitden Flügeln wehet oder wanner, um fich auf ei» 
ner Stelle zu erhalten; Falco Cenchris Klein. ben andern 
Tinniculus, im gemeinen Leben Wannenweihe, Wandwehe, 
Wiegwehe, in Steiermark, Windwachel, im Engl. Windho- 
ver, in welchen allen die erfte Hälfte von wannen, fehtwingen, - 
ift. Weil er in alten Mauern und Felfen niſtet, fo wird er an and 
dern Orten aud Steingalle, Steinſchmatz, und, wegen feines . 
grauen Kopfes, aud) Graufopf genannt, 


Der Wanſt, des—es, plur. die Wanfte, ER RRER an 


vierfüßigen Thieren, hernach aber auch, Hoch größten Theilsim 
verächtlichen Berftande, an dem Menſchen. Seinen Wanft fülz 
Ien, unmögig effen, und im verächtlichen Verftande, ſich — 
tigen. 

Anm. Das ft iſt ein febe alter, und zugleich veralteter Ablei⸗⸗ 
tungslaut, welches vielleicht eine Intenſton, vielleicht aber auch et» 


mas anders, bedeutet haben kann, daher es bey Auffuchung des 
Stammbegriffesnur auf das wan anfomme. Dieſes feheinet den - 


Begriff ber Höhe und Hervorragung, zugleich aber auch der Liefe, 


zu baden, fo daß Wanft mit Banze, Panzen und andern äbnli⸗ 


chen 


- 











Ban 
— Eineseflehtssift. In einigen — — 
dafür Pantſch/ Ital. Pancia üblich. 


Die Wanze, plut· die —n, der Nahme eines Juſeetes, welches 


ſich gern an den Wänden der Zinumer aufhält, und ſich durch ſei⸗ 
nen widerwärtigen Geruch ankündiget. Das Wort iſt aus Wand ſe 
zuſammen gezogen, und bezeichnet ein Inſert, welches in und an 
den Wänden wohnet, daher es anch oft die Wandlaus, Englifch 
Wallloufe, genannt wird, Wegen einer Ähnlichkeit des Geru⸗ 
ches wird auch ein gewiffes an den Bäumen befindliches —— 
die Baum⸗ oder Waldwanze genannt. 
“ Die Wanzendille, plur. inul, ©, Roriande. 
Das Wanzengeficht, des—es, plur. inuf. der Nahme einer 
Pflanze, oreoplis Lınn, 
Das Wanzenfraut, des =+s, plur. inuf. eine Sibirifee 
Pflanze, welche wegen ihres heftigen Geſtankes die Wanzen vers 
treiber, und unſerm Schwarsfraute, Actaea nemorola, 
Cimifuga Zian. gleicht, Anch die ſtinkende, oder taube Neffet, 
wird aus eben der Urſache, in einigen Örgenden, Wanzenkraut 
genannt. > 


Der Wanzenfame,des—n, plur. inuf. der Rahme einer aufs 


Fändifpen Pflanze, deren Same einer Wanze gleicht, Cori- 


‚Ipermum Lira, 


Wanzig, adjset adv.voll — Das Suomi if wansig, 
bat Wangen. 


Das Wapen, des —s, plur, ut nom, fi — ein mit Frurenbe⸗ 


mahlter Schild, ſo fern derſelbe ein Unter ſcheidungszeichen einzel⸗ 

ner Perſonen, Familien oder Geſellſchaften iſt, und in engerer 
Bedeutung, diejenige Figur, welche den Haupttheil eines ſolchen 
‚Schilde ausmacht. Einen Löwen im Wrpen führen. Sem 
Wapen iſt ein Löwe. 

Anm. Wapen und Waffen find re in der Mundart, oder, 
genauer zu reden,in der Ableitungsſylbe verfhieden ;. fo dag Wa⸗ 
pen den RiederdentfhenMundarten,und den mit ihnen verwand⸗ 
ten Sprachen, Waffen aber den Oberdeutjchen mehr eigen iſt; 
wie ans den Schwed. vapn,den Jsländ.vopn,dem Gothiſchen 
wepna, dem Angelf.vaepnu, dem Engl.weapon, nud andern 
mebr erhellet, welche insgefamme fo wohl Waffen ale auch Wapen 
bedenten. Indeſſen Fommen beyde in den alten Oberdeutſchen 

Schriftſtelleru ſchon fehr frühe, ohne Unterſchied vor, indem fo 
wobl Wapen für Waffen, als auch Waffen für Wapen gebraucht 
wird , wovon einige Beyſpiele bey dein Schilter vorkommen. Das 
Niederſachſ. Wapen bedeutet noch jetzt beydes. Daß beyde nur 
ein und eben daſſelbe Wort find, iſt aun wohl unläugbar, daher 
nur noch die Frage iſt warum diefes bildliche Unter ſcheidungszei⸗ 
den von den Waffen benannt worden. Die Urfacpe liegt ohne 
Zweifel ia der ehemahligen weitern Bedeutung des Wortes Waf⸗ 

- fen, nach welchem auch der Schild mit darunter begriffen, und 
vielleicht urfprünglich und zunächft damit beleget wurde, welches 
fich doch bey dem Mangel binlänglicher Entfcheidungsgründe nur 
vermutben läßt. Indeſſen muß Wapen auch ſehr zeitigvon der 
MWapenfigur allein ſeyn gebraucht worden, indemS:hild und Wa: 
ren in den mittlern Seiten mehrmahls mit einander verbunden 
werden, Übrigens unterfdfeider fich ein Wapen von einemSinn- 
bilde theils dadurch, daß in dem letztern die Förperliche Figur ale 
Mahl an eine nnförperliche Vorſtellung eriunert, und um dieſer 
willen. da ift, welchre bey dem Wapen nicht Statt findet, theils 
aber auch durch mancherlen mit dem Wapen verbundene Vorzüge, 


Daindiefem Worte das a jederzeit gedehne lantet, Wapen, fo 


erbeller darans, daß die Schreibart, Wippen, unkich tig und Wis 
der die Sochdeutſche Aus ſprache ift. 


Wap 1386 

Das Wapenbild, ses —es, plur, die EEE Figur,welr 
che den Hauptibeil eines Wapens ausmacht, die Wapenfigur, 
zum Unterfchiede von dem Schilde oder Wapenſchilde. 

Die WapenBinde, plur. die —n, der Rahme einer Wapenfigur, 

= "welche aus einem Ötreife beſtehet, und ſich von Fine Balken blof 
durch die geringere Breite unterfcheider, ; 

Der Wapenbrief, des —es, plur. die —e, eine Urfunde, ver⸗ 

- mittelft deten jemanden von einem Dbern ein Wapen ertheiler 
wird, Y 

Das Wäpenbuch,des — es, plur.die —büder. ı. Ein Buch, 
worin Wapen abgebilder find. . 2. Ein Buch, worin die Wapen- 
kunſt gelebret wird, = i 

Die Wapendede, plur. die —n, eine Dede, gemeiniglich vor, 
Kauchwerf, welche en Schild eines Wapens umgibt; der Wa= 
penmantek 

Die Wapenfigur, plur. die —en, S. Wapenbily, 

Der Waͤpengenöß, des —en, plur. die —en, Perfonen, welche 
einerley Wapen führen. 

Der Wapenbalter, ses —s, plur, ut nom. fing, eine menſch⸗ 
liche oder thierifche Figur, welche den Wapenfchild hätt, wofür 
doch Schildhalter üblicher ift. 

Der Wapenfönig,des —es, plur. die —e, in einigen Ländern, 
3. B. Sranfreid, England u, f. f. verpflichtete Perfonen, welche 
die Wapenkunſt verfichen, Wapenen twerfen, und zugleich die ade⸗ 
ligen Geſchlechts⸗Regiſter in manchen Fällen zu unterfuchen har 
ben, In andern Ländern werben fie ßerolde genannt. 

Die Weapenfunde,plur. inul, die Kunde oder Kenntniß der Wa⸗ 
pen und ihrer Sheile, 

Die Wapentunft, plur!iauf, der Iubegriff aller zur Wapen⸗ 
Funde gehörigen Regelu; zuweilen auch. die Seyoldskunft, und 
mit einem ansländifchen Worte, die Seraldik, 

Der Wapenmabler, des—s, plur, ut. nom, fing, bey dem 
Heichshofrarde zn Wien, ein Mahler, welcher zugleich die War 
‚penfunft verſtehet, und zum Mahlen der Wapen gebraucht wird, } 

Der Wapenmantel, des —s, plur, die —mäntel,S. Wapens 
dere, 

Die Wapenfhau, plur. inuf. von Schau, Hefchauen, die Be- 
fihtigung und Beurtheilung eines Wapeng nach den Regeln dee 
Kunſt. Bey den ehemahligen Turnieren mußten fich diejenigen, 
welche denfelben beywohnen wollten, und ſon in Anſehung ihrer 
ruterlichen Vorzüge nicht binlänglich bekannt waren, einer ſörm⸗ 
lichen Wapenſchau unterwerfen. 

Das Wapenſchild, des —es, plur. die—e, die Figur eines 
Schildes, fo fern es die eigentlichen Wapcafigucen enthält; auch 
nur der Schild ſchlechthin. 

Der Wapenſchneider des —s, plur. utnom. fing, ein Künft 
ter, welcher Wapen in Stein oder Metall ſchneidet, und von eir 
nem Petſchaftſtecher zuweilen noch unterfchieden iſt. 

Wapsen, verb.reg. act. welches ih von waffen bloß in der 
Mundart unterſcheidet, undeigentlichden Niederdeutſchen eigen 
ift, aber doch auch hin und wieder im Hoch⸗ oder Oberdeutſchen 
vorkommt. Abraham wapnere feine Knechte, Moſ. 14,14; 
und fo in andern Stellen der Deutſchen Bitei mehr, mo auch Ge— 
wapnete für Bewaffnete vorkemmen. Im Sochdeutſchen ger 
braucht man das Wort zuweilen noch in der edlern und dichterie 
ſchen Schreibart, ungeachtet es nicht anfhaulicher ift, als waff⸗ 
nes, man müßte denn in dem härtern p eine Art von mehrerm 
Rachdrucke finden. Damon wapner ſich im voraus, cine uns 
verfhuldete Armuth gelaſſen zu ertragen, Gell. Judem Sub⸗ 
franiivo, Wapen, lauter die erſte Sylbe gedehnt, in wapnen aber 
gefchärfi,als wenn es wappnen geſchrieben würde, Dieſe auch In 


andern Fallen nicht ungewöhnliche Veränderung des Toncs, rüh⸗ 
©5353 ret 


1387. Bar S —— 


elvon der Abletungs ſyolbe nen her, wodurch zwey ſConſonanten 


auf das a folgen, da denndaffeibe einer alten Analogie nach, ger 
f&ärft wird, (S, mein Lebrgeb. der Deutfhen Sp; Th. 1. ©. 
265,) dagegen in andern Fällen ber urfprüngliche Son durch die 


Ableitung nicht verändert wird, wenn gleich zwey Conſonanten auf 


einen gedebnten Bocalfolgen. 


ich War, das Imperfest des Hülfswortes fey ——— ic) wäre, 


S.Sepn. .. 
ich Ward, das Gmperfeci von werden, ©. daffelbe, 


Der Wardein, des—es, plur, die —e, ein verpflichteter Ber 


amter, welcher den Gehalt der Metalle und Mineralien zu uns 
terſuchen hat. Daher der Minzwardein, wenn er diefes Anıt in 


den Münzanflalten, Bergwardein, wenn er es bey einem Berg⸗ ; 


werfe verwaltet, 
Anm. Es ift entweder unmittelbar aus dem mittlern Lateine 
‚Guardianus, oder von den davon gemachten Ztal,Guardiano, 


und Franzöf.Guardien, gebildet, daher es cehedem auch Guar⸗ 
dein geſchrieben wurde. Allein, es ſcheinet nicht, dag Guardia- . 
nus hier zunächft von Guarda, Aufficht, abflamme, fondern von 


dent alten Deutfhen werden, fhäsen, würdigen ’ gemacht wor⸗ 
den. ©, das folgende, 

Wardiren, verb. reg. act. ein noch bin und wieder in dem 
erg » und Münzwefen übliches Wort, den Gehalt vermifchter 
tetalle und Mineralien unterſuchen und beftimmen, wofür doch 

in den meiften Fällen probieren üblicher iſt. Das Wort iſt, 
wie aus der Endung erbellet, ausländifch, aber doch im Grunde 
Deutſchen Urfprunges, und von Franzofen und Italiänern von 

dem ehemahligen werden, f[hägen, würdigen, von Werth ger 
bildet, und uns mic der ausländiihen Endung wieder zutück ges 

»geben worden. Noch jegrift im Niederfächfifhen warden, den 
Werth beftimmen, und unwarsden, für — erflären, 
Warlich, ©. Wahrlich. 

Warm, wärmer, warmſte, adj. et adv. * Wort, welches — 
haupt einen mittlern Grad derjenigen Empfindung ausdruckt, wel⸗ 
che das Feuer und deſſen Theilchen in uns erwecken, zum Unter⸗ 
ſchiede von heiß, einem höhern Grade, und kalt, der völligen 
Abweſenheit. 1, Eigentlich, fo wohl dieſe Empfindung habend, 
nur als ein Adverbium. Man ſagt, mir it warm, mir wird 
warm, wenn man bey einem ſchnellern Umlaufe des Blutes dieſe 
Enipfindarg bat, Sich warm gehen, arbeiten u. ſ. f. Sich 
warm halten, ſich vor Erfältung verwahren. Als auch, und 
zwar noch hãufiger, diefe Empfindung verurfachend. Ein war: 
mer Ofen. Das Zimmer warm machen.‘ Warme Speifen. 
Etwas Warmes zu fich nehmen, d. i. warıne Speife, Es we: 
Bet ein warmer Wind, es gebet eine warme Luft. Es if 
warm, es wird warm, von der Witterung. Die Sonne 
ſcheinet warm. Da es deunin manchen Füken and) wohl für 
heiß, ja felbft für glühend, gebraucht wird. Man muß das 
Eiſen ſchmieden, weiles warm iſt, d» i. glühend. Das Eiſen 
warm machen, bey den Schmieden, glühend. Warmes Waf- 
: fer, heißes. Ju weiterer Bedeutung and von Kleidungsflüden, 
die äußere Kälte ab» und die natürliche Wärme beyfammen ers 
baltend. Zin warmes Kleid, warme Zandſchuhe, warme 
Strümpfe. Sich warm anziehen. Warm figen, fisüelich, 
ſich in gufen Vermögensamftänden befinden _ 2. Fisürlich. 
) Bomeinem gewifen mittleren Grade lebhafter Empfindungen, 


Einewarme Einbildungstraft, warme Empfindung, warme - 


Liebe, warme ZärtlichFeit, von angenehmen Empfindungen. 
Erin weder kalt noch warm/, wenn es ihm an dem verlangten 
Srade lebbafter Enipfindung fehlet. Einem warm machen, 
ihm lebhafte Unruhe oder Furcht verurſachen. Es wird mie 
warm un das ders, wenn man kebhartes Mitleiden, Liebe 


18 


fm. ROSE Einem den Kopf warm machen ‚fo —— 
ibm lebhafte Unruhe verurſachen, als auch ibn zu einem lebhaften 
Grade des Unwillens reitzen. (6) Für Ichhaft überhaupt, von, - 
einem gewiſſen mittlern Srade der innern Stärke, doch nur in 
einigen einzelnen Fällen. Da ging es warm zu, von einem 
lebhaften Steeite, Gefechte, Beſtreben u.f.f. Ein warmer 
Tor, an welchem es warın —— zugehet, auch wohl ein 
heißer Lag. 
Anm. Im Kero unaram, ben dem Ditfried und Notker 
uuarmo, im Gothiſchen bey dent Ulphilas, im Nieder ſäch ſiſchen, 
Engliſchen und Schwedifchen gleihfals warm, welche Übereine 
ſtimmung ein hinlänglicher Beweis von dem hoben Alter diefes » 


* W er at 5 “ — 


Wortes iſt. Das Holifche Deppog,tas alır Rönuſche korm us, 


und Perſiſche Karm, — ale warm bedengen, find grnans das 
mit verwandt, x 
Die Wärme, plur. car, das Abftractumdes vorigen. 1. ei⸗ 
gentlich (a) Der Zuſtand, da man diejenige Empfindung hat, wels 
he man durch warm ausdrückt, Kine Warme in ſich verfpüs 
ven, Noch häufiger, (b) der Zuſtand eines Körpers, da er diefe 2 
Empfindung in uns verurfacht, Die Wärme deg Oſens, eines 
Zimmers. Dienarürlihe Wärme des Leibes. Die Wärme 
der Luft, der Witterung, der Sonne, Bey den Schmieden 
wird die gewöhnliche Glühhige Wärmegenannt. 2. Figürlich 


ein mittlerer Grad lebhafter Empfindung, befonders von angeneh -⸗ J 


men Empfindungen. Die Warme des Serzens. 
mit vieler Wärme Sanfen. = — 
Anm. Bey den Nosfer uuermi, iin Ntiederbentfcien Wärme er, 
de, in einigen Oberdeutfehen Gegenden Wierm.. —— * 
dafür, mit einer andern Ableitungsſylbe, Vualm. E 
Wärmen, verb. reg. act. warm machen. Waſſer wärmen, 
. eine Speifewärmen. Das Zimmer laßt ſich leicht wärmen, 
beisen.. Sich am Ofen wärmen, fich die Sande, die Süße 
wärmen. Wollene Bleider warmen. Bey den Schmieden iſt 
wärmen fo viel als glůhen. So auch das — und obgleich 
feltener , die Wermung. ? 
Anm. Im Tatian uuerman. Ehedem batte man — auch 
das Neutrum warmen, warm werden, welches noch zuweilen in 
erwarmen vorkommt, S. daſſelbe. 
Das Warmeiſen, des —s, plur.ut nom. fing. auf den Blech · 


Iemanden ; 


bämmern, eiferne Platten, die gegleichten Sturzei in dem gene Br 


darauf zu wärmen, d. i. zu glühen. 

Der Wärmer; ses —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug 
zum Wärmen, am hãufigſten in dem zu ſammen gefeßten Sat 
wärmer. N 

Die Wäimeffe, plur. die —n, auf-den Kupferbämmern, ei⸗ 
ne Eſſe, das Kupfer zum Schmieden darin zu wärmen, oder 
zu glüben, 

Die Wärmfläfkhe, plur- die—n, eine mit heißem Waffer ger 
füllte Flaſche, das Bert damit zu wärmen ; die Bettflafche. ; 

Warm gar, adj..etadv. bey den £ohgärdern, mit warmer Lohe 
gar gemacht, oder getrieben, auſtatt des Faltgar ‚, wenn-e3 mit \ 
Talter gefchiebet. _ — 

Der Wärmmeffer des —e, plur. utnom.fing. ein Wert · 
zeug, die Wärme der Luft damit zu meſſen, welches gemeiniglich 
in einer mit Spiritus gefüllten gläfernen Rohre beſtehet; das 
Thermometer, 

Die Wärmpfanne, plur. die—m, ı. Eine ofjene Pfanne, = 

welche mit glübenden Koblen gefüllet wird, Speiſen, oder an 7 

dere Dinge darauf zu wärmen; die Rohlenpfanne. 2. Eine, 

mit glübenden Kohlen gefülfte, verfohloffene Pfanne an einem 

Stiele, das Bett damit zu wärmen, der Bertwärmer. 3, In 

den Salzwerken, eine Pfanne, Die —— 9 eintm a 

euer 





N A 











vH v fx Re h 


Bon — eg: 


1989... Bat 
ied nne. — — 
—— des —es / plur, die —r, ein Stein, welcher am 
Feuer warın gemacht wicd, manche Theile des Leibes damit zu er⸗ 
7 pärmen.“-. - a N 
Der Wärmflod ‚des —es, plur. Sie öde, 1. Bey den 
©  Kamminashern, ein ſtarker Stod,ein Stüd Horn darein zu klem⸗ 
- men, wenn es über dem Feuer erwärmt werden fol. 2. Beyden 
Kürfehnern, eine Tonne mit einem Fupfernen Kejfel ſtatt des Bo⸗ 
dens, die Felle darin zuerwärmen, ee 
Der Wärmteller, des —s, plur. ut nom. fing.cit hobler, gin⸗ 
nerner Seller, welcher mit heißem Waſſer gefüllet wird, den Speis 
feteller darauf zu fegen, damit die Speifen warm bleiben. 
Die Wärmzange, plur. die —n, auf den Hammerwerfen,große 
Sangen, die Stücke, welche geglühet werden ſollen, damit zu 
—— verb. teB, act, von einer bevorſtehenden Gefahr be⸗ 
nachrichtigen, und ſelbige zu vermeiden, erinnern, mit dem Aecu⸗ 
fative der Perfon, und der Präpofition vor vor der Sache, Je⸗ 
manden warnen, ihr vor Gefahr, vor Schaden warnen. Man 


‚hat mich vor diefem Menſchen gewarnet. Nachdem er fooft - 


o ernfilich iſt gewarnet worden, Daber das Warnen,nod 

N ae ra plur, die —en, die Benachrichtigung 
vor einer bevorftebenden Gefahr. Alle Warnungen find bey 
ibm vergebens. Sich etwas zur Warnung dienen laffen, es 
ſich eine Warnung ſeyn Taffen. 
"Anm. Bey dem Ottfried, Notker und andern, uu arnon, im 
‚Schwedifchen varna und #arna. Aus der Endfylbe nen erhel⸗ 
let daß es ein Iterativum oder Intenſivum iſt, welches ein Stamm⸗ 
wort, waren oder wahren, voraus feßt, Da nun dieſes ſebt viel⸗ 
deutig ift, fo war auch warnen chebein in mehr als Einet Ber 
‚deutung gebräuchlich, welche man aber nach und nach, bis auf 
die einzige noch ganabare, hat veralten Iaffen. Die vornemften 
dieſer veralteten find: 1.Befefligen, verwabren, won dem letz⸗ 


° gern ; bey dem Ditfried und Roskır. 2, Vertheidigen, beſchüt- 


zen, im Schwed. noch jegt varna, wo värn and ein Schloß, 
eine Mauer, ein Zaun iſt. 3. Bereiten. Das lie lich war- 
nen zu der wer, zur Gegenwehr bereiten, Stryck. 4. Auf⸗ 
merken, von wahr in gewahr. Uuarnont juvuih, atten- 
dite, in den Monfecifchen Öloffen. 5. Sich vorfehen, fich hü⸗ 
then, von eben demfelben, und.von wahren in bewahren. Gi- 
both er tho in then notinthaz fie ſich uuarnotin, hüthe⸗ 
ten, Ditfe. 6, Abwenden. Doc alſo, daß er unfern Schaden 
warnen, und unfer Befles werben foll,in einer Urkunde von 
1485, Und vielleicht noch andere mehr. Ju dem Stammworte, 
wahren, iſt das a gedehnt, allein um des folgenden n willen 
wird esin der Ableitung gefchäcft, marnen ; bingegen folgen eis 
nige Oberdeutſche Mundarten der entgegen geſetzten Analogie,und 
Sprechen und ſchreiben wahrnen. Übrigensift für warnen inder 


beutigen Bedeutung ini Riederdeutſchen auch wahrſchauen üblich, & 


©. diefes Wort. SR 

Der Warner, des—s,plur, ut nom. fing. die Warnerinn, vi- 

ne Perfon, welche warnet. Und wenn du fehlſt, dein Warner 

feyn, Sell. _ S ; 

Die Warnglode, plur. die —n, in den Mablmühlen, eine Plei« 
ne Glocke indem Schuhedes Rumpfes, welche klingelt, wenn der 
Numpf vom Getreide leer iſt. Warnen bedeutet bier erinnern 
überhaupt. | 5 

Die Warnung, plur. die —en, S. in Warnen. 

Die Werte, plur.die—m. ı.* Der Zuftand, da man beobach⸗ 
tet, auf erwas Acht hat, Sorge dafür trägt ; eine jegt veraltete 


Bedeutung, in welcher man apedem fagte, die Warte halten, d.i. 


Feuer vorläufig abdünffen zu laſſen, zum Unterſchiede von der 


Bır 


Mache halten. 2. Ein erbabener Drt, von melchem man eine 
freye Ausficht hat, um fich ber zu fehen, und zu beobachten, Mein 
Perfeus flog in diefem Augenblicke herab von feiner Warte, 
Raml. Daher die Sternwarte, "In engerer Bedeutung if die 

‚ Warte ein Thurm, von welchem man zur Zeit des Fauſtrechtes 
die umliegende &egend überfehen konnte, die Ankunft eines Feine 
des zu entdecken. 

Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker Uuarta,im mitte 
lern £at.Guarda,Guarida, Garetta. Es ift nicht von war⸗ 
ten in der bentigen Bedentung,fondern fo fern diefes Berbum ehe- 
dem eigentlich forefältig.um fich-fehen, beobachten, bedeutete. (S. 
daffelbe,) Von warseninder heutigen Bedentung war die Wart 
ehedem der Zuftand des Wartens: wir bitten ein klein wart, 
fo u.f.f.im Theuerdanke, in welcher Bedeutung es aber im Hoch» 
deutfchen veraftetift, 

Warten, verb.reg. welches auf gedoppelte Art gebraucht wich, 
- 1, Alsein Teutrum, mitdem Hülfewortehaben. (1)* Sehen, 
befonders ſcharf auf etwas fehen, als ein Intenfivum von dem vers 
alteten wahren, fehen; -eine im Hochdeutfchen Tängfk veraltete 
. Bedeutung, in welcher uuarten bey dem Notker, Willeram und 
andern Ältern Schriftfiellern häufig.vorfommt. Umarta fone 
himele, fiehe, fdaue vom Himmel, Notfer. Wenn der Don: 
ner den Menfchen ſchlecht (ſchlägth, fo will er dannwarten 
«um ſich feben), was da fey, und kert dag entlig vmb, Buch 
der Natur, 1482. (2)* Beobachten, mirdem Benitiv der Sa⸗ 
‚he; gleichfalls veraltet, (3) In einer Stellung bleiben, bis : 
eine Perfon oder Sache anfomme, und in weiterem Verftande, in 
einer. Gemüthsftellung verhleiben, bis eine Sache erfolge. War- 
te bier, bis ich wieder Fomme! Ich Fann nicht lange war: 
ten... Ich babe ſchon lange gewarzet.. Laß mich nichf lange 
werten! An der Thür, vor’ der Sradt warten. Auch als ein 
Neciproeum: ich habemich ganz müde gewarter, Xngleichen 
mit dem Accufativo der Zeit, ohne daß es deßhalb zum Active 
würde. Ich babe fhon zwey Stunden gewarter. Die Perſou 
‚oder Sache, welche kommen, oder erfolgen ſoll, bekommt die 
Pröpofition auf. Auf jemanden warten; auf Briefe, auf 
Antwort, auf eine gute Gelegenheit warten. Die Fuden 
warten anf den Meſſias. Er laße lange auf ſich warten, 
«bleibt lange aus, Auf wen warteft du? Femanden auf den 
Dienft warten, figürlich, in böfer Abſicht aufihn warten, auf 
ihn lauern. Wenn, auf jemanden warten, von leblofen Dinger, 
gebraucht wird, fo bedeutet es figürlich fo viel, als bevorſtehen. 
Die Strafe wartet auf dich. Es wartet ein Amt, ei— 
ne Belohnung auf ibn. Weiße du denn nicht, was für ein 
Glück heute auf di wartet? Statt des Borwortes auf iſt im 
Dberdeutfchen der Genitiv häufig, eines, einer Sache war⸗ 
ten; wir warten deiner Güte, Pf.48, 10; welcher auch noch 
‚in der edlern und höhern Schreibart der Hochdeutſchen zuweilen 
„vorkommt. Er warte deines Winfes, Schleg. Schonlange 
"warte ich deiner. _ Alles, was dich erbeitern und vergnügen . 
Fann, foll deiner warten, Weiße. Wenn mit den Warten 
zugleich die Vollziehung einer Sache aufgefchoben wird, fo bes 
Fommt fie die Präpofitien mir. Mit dem Eſſen warten. 
Man bat ſchon lange mit Sem Eſſen auf dich gewartet. Ich 
Fann nicht länger damit warten. Im Imperativo wird es 
bäufig als eine Formeldes Unwillens gebraucht. Warte, war: 
se, du folk dafiir büßen! Warten fie nur, ich will mich 
Thon räden! Ge auch das Warten. Das Verbale, die 
Martung, wird nur in den Bedeutungen des folgenden Activi 
gebraucht, 

2. Als ein Aetivum. (2) Sorge für etwas tragen, ben Oblie⸗ 
genheiten in Auſehung einer Sache ein Genüge thun, mit dem 

; Genirie 


15909 


1391 - Dar 

Benitiv der Sache; eine Bedentuna, deren Gebrauch immer fet- 
tener wird. © Seines Amtes, feines Bernfes werten, Ei: 
nes Dinges warten. Seiner Mabrung, feiner Arbeit war: 
seh. Mit dem Aceuſativo iſt es in dieſer Bedeutung nicht üblich, 
obgleich das zuſammen geſetzte und arbräuchlichere abwarten 
Bamisnerbunden wird. (2) Befonders, vermittelt der nöthigen 
Sandteichung, Sorge für etwas fragen ; mit dem Aceuſativo. 
ESinen Brankin werten. Binder warten. Die Pferde, das 
Dich werten. Einen Garten warten. Im Oberdeutſchen 
auch hier mit dem Geritivo, welcher im Hochdeutſchen nur in 
ver böhern Schreikarı gebraucht wird. Ich will fie (die Sptoſ⸗ 


Geßn. 
So auch das Warten. Das Verbale die Wartung, wird nur 
allein in der legten Bedeutung des Activi gebraucht, die Leiſtung 


ber nöthigen Handreichung. Die Wertung eines Kranken, eines Der Wartthurm, des—es, plur. die —thürme, ein u, 


Kindes. Gute Wartung haben, gut gewartet werden. Im ges 


* — a 


tung näber * — dergleichen abwärts, aufwärts, nie⸗ 


“wohl aber niit dem Englifchen Ward, eine Gegend, oder vie - { 


vetlus. 
fen) vor Unfall ſchutzen, ich will ihres Wachsthumes warten, Die Wartſchanze, plur. die —n, im Feſtungsbaue, ein kleines 






1908 


derwärts, auswärts, anderwärts, einwärts, rück w arts, 

feitwätts, vorwärts, binterwarts n. hf find. Das 3 am En⸗ BEE 
de ift die Ableitungsfoibe für Umftandswörter, weiche aber in 
den älteſten Zeiten nicht an diefem Worte befindlich. war, ins Bi 
dem es chedem nur wart lautete, und noch. jest imMiederdeus ⸗· 
ſchen nur wert lauter, _ Mit dem vorigen warten hat dieſes 
Wort keinen, wenigſtens feinen begreiflichen Zufammenhang, 


leicht uoch inehr mit uuferm fahren, Sabrr, ‚und dem Lateiniſchen 
Bollwerk, außer der Bleichung, an einem ein, oder ausfprinaen« 
den Winkel, ven Feind daraus zu beobachten, von dem a! * war⸗ 


ten, ſehen, beobachten. 


don welchem man um ſich feben kann, beſonders einen aaton⸗ — 


meinen Leben nur Wart. ; menden Feind daraus ‚zu beobachten ; die Warte, Es; ee | 

Anm. Ben afen alten Scrififelleen, vondem Dirfried an, Die Wartung, plur.\ inul, ©, Warten, am Ende, A 
ſchon uuarten, im Niederdeutſchen, mit einer andern Ableitunge MWarum, eine zufammen gezogene Parrifel, für um weß Wilten, \ ; 
ſylbe an der Wurzel, wahren. Die Endſulbe en beweifet, daß oder um welcher Urfache Willen, Sie wird auf gedoppeite Ark | 
auch diefes Verbum ein Jutenſtvum iſt von einem vrralteten wahz gebraucht, s 3 
ren, obaleih.ein Intenfivum von anderer Art, aldewarnen. Die 1. Als: ein Fragewort, nach der Urfache einer zu 4 
Beldeutigkeit diefes wahren machte, daß auhwarren ebedem. ‚fragen, und zwar fo wohl, (1) gerade zu und unmittelbar in 3 


ſehr vielfache Bedentungen hatte, welche aber um der Zweydentig⸗ 
keit willen Bis auf die ſchon ardachten veraltet find, Von wahren, 
feben, welches noch in gewahr üblich ift, war warsen eigentlich 
ſcharf und genau auf etwas ſehen, und davon iſt unfere Bedeutung 
des expectare eine änmittelbare Figur. In dem jegt gedachien 
Laschufchen heerfchet eben Diefelbegigur,indem rs von [pectare, 
ſchauen, fehen, dem Jutenſivo von unferm fpähen gebildet iſt. 
Bon wahren, in bewahren, war warten ehedent auch hüthen, 
beſchützen, versbeidigen, welche Bedeutung bey dem Ottfried und 
audern alten Schrififtelleen noch bäufig vorfommt, and wovon 
die Ausländer ihr Guardare, Guarda, garder, Garde 
n.f. fi gebildet haben, 3% 

- Der Würter, des —s, plur,.ut nom. fing. Fämin, die. Wärtes 
sinn. +. Von der neutralen Bedeutung des VBerbiwarten, nur 
noch in einigen Zufammenfeßungen, befonders in Thorwärter, 
Thirwärter, deffen Pflicht es iſt, am Shore, an der Thür zu 
wariei. Noch bäufiger 2. von den thätigen Wedentungen, 
) Erne Perfon, welche die nörhige Sorge für etwas träger, nur 
in einigen einzelnen Fällen, und einigen Zufammenfegungen, 
Der Zeugwärter, der das Geſchütz in feiner Aufficht bat. Am 
bänfigfien , (b) Eine Perſon, "welche durch. Leiftung der nö, 
shigen Handreichung Sorge für etwas trägt, Beinen Wär: 


ger haben. - Eine Wärterinn, im gemeinen Leben, rine 
Wartfrau. So auch Brankenwärter, Rinderwärterinn 
——— 


Anm. Ehedem war ſtatt diefes Subſtantivi nur Wart üblich, 
weiche? ſchon im Tatian vorkommt, und in einigen Gegenden in 
manchen Zuſammenſetzungen noch jetzt gehöret wird, wie Zeugs 
wert, Waldwart u. ſ. f. 

Die Wartfrau, plur. die —en, S. das vorige, 

Das Wartgeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Sum- 
men, die —er, Geld, welches man jemanden gibt, werner, ohne 
dazu verbunden zu feun, auf etwas warten muß. Beſonders eine 

Art Zahrgeld, welches jemand fo. langebefommt, bis er in eine 
ihm verfprochene Stelle einrüden fanu, Auf Wartgeld ſtehen, 
Wartgeld bekommen, Wartgeld haben. 

Mires, ein Nebenwort des Drres, eine Richtung zu bezeichnen, 
welches une in Zufaminenfegungen gebtaucht wird, diefe Rich⸗ 


ficht mit Bewußtſeyn voraus fest, fo fann man warumeigente 


Dingen, wenn fie nicht auf einige Art perfonificivt find. Es 


nigſtens in der beftimmten Schreibart, eine andere Ars des Aus- 


» Feine Urfache, warum ich es nicht glauben follre. 


tung gebraucht wird, (S. dasfelbe ;) in einigen Dberdentfchen - 3 


Notker und den Schwäbiſchen Dichtern kommt es noch gerheife z = 
“ vor, uuar umbe, im Hornegf aber unigefebrt, um wer. ” 


eigentlichen Fragen. Warum ift er nicht gekommen! War: 
um thuſt du Tas? Warum fagen fie esdenn laut? Er muß 
es. ſeyn; warum Flopfte fon mein Ser; ihm entgegen? 
Warum nichegar? eine in dervertraulichen Sprechart übliche 
Formel der Verneinung. Als auch, (2) mitteldar-oder indirecte, 
da ee doch mehr relativ zu werdet anfängt. Ic weiß nicht, 
warum er nicht kommt. Duwirfimich fragen, warum ich 
es thue. In beyden Sällen wirdauf warum oft init darum ger 
antwortet. > 
Da die Urſache, nach welcher man mit warum fraat, eine Ab» 


— 


aa re 





kich auch nur alsdaun gebrauchen, wo ein folches Bewußtſeyn 
Statt finden fann; folglich der Stvenge nach nicht von Ieblofen 


EEE 


wird folches zwar felten beobachtet, es kann auch die unterlaffene 
Beobachtung diefes Unterſchledes eben feinen Rachtheil baben; 
indeffen kommen doch oft Fälle, wo man es empfindet, daß, wer 


druckes ſchicklicher iſt. Warum fchwiller der Fluß fo auf? ſagt 
man im gemeinen Leben, ohne Bedenken, ob ich’ gleich dafür lie⸗ 
ber ſagen wide: woher kommt cs, daß der Sluß fo aufs 
ſchwillet? 

2. Als eine bloße relative Partikel, fir, um welcher (Uefüche) 
Willen. Ks iftfeine Urfache da, warımer 08 verfchweigen 
follte. Ich wundere mich, warıım er nicht fommt. Ich febe 


Anm. 1. In einigen gemeinen Spredarten, worum, wel⸗ 
ches aber auch noch in einer andern mehr deternüngativen Bodens 


Grgenden mit einer unnötbigen Veränderung am Ende, war: 3 
ummen. Es ift mit um und dem Relativo wa, wo, wer, 
aufommen gefeßet, wie darum vonda, odfr-dar undum, Im > 


Not⸗ 

Fer gebraucht es gar als ein Oubffantivum, die Uuarumbe, die: 3— 

Urſache. — 
Ahm ꝛ Der Ton if in die ſem Worte veränderlich. 

directen Fragen ruhet er gern anf der erſten Syleꝛ waͤrum 

thuſt J 

— 


| 
2 


* 





* huft du das? obgleich nicht immer, warum Fommt er nicht ? 
In den übrigen Bedeutungen liegt er am häufigfien auf der legten 


Bar 


N D 


Sylbe. 


Der Wärwolf, S. Währwolf. 





» 


RETTEN ER 


gar 
+ 


TE 


[ 
= 


5 


Bi: 
ni 
' 


Die Warze, plur. die —n, Diminnt. das Warzchen/Oberdeutſch 
Wärzlein, eine harte rundliche Erbebung auf der äußern Flädhe 


eines Dinges, befonders auf der Haut. Die Warze an den 


Bruf, oder Bruſtwarze, der runde weißliche Knopf an einer 
‚weiblichen Bruft. Am bäufigffen gebraucht man es von fehler» 


haften und verhärteten Auswüchfen auf der Haut. Warzen auf 


dens änden haben. Anden Füßen werden dergleichen Auswüchfe 
- Sgühneraugen oder Leichdörner genannt, Yan Bergbane ifl die 
Warze-der runde Theil, in welcher fich der Pleulzapfen herum 
drehet. — 
Anm, Im Nieder ſach ſiſchen Waarte, im Eugliſchen wart, 
im Schwediſchen Värta, im Augelſachſiſchen weart. Das 3, 
und in den Riederdeutſcheu und Nordiſchen Muundarten das t, 
deuten dufein Intenfivum. Dieeinfache Wurzel ift noch in dem 
Solläud.Weer, Wier übrig, welches callus bedeutet. Da diefe 
Wurzel gedehnt wird, fo lautet auch Wärzegedebnt, nugeachtet 
ein Eonfonant auf das x folgt, obgleich in andern Wörteruder ges 
dehrte Fon in ähnlichen Fällen in den gefchärften übergehet. Ju 
dem Latein, Verruca kommt die erfie Sylbe mit der vorigen 
Wurzel überein, * 


Das Warzenkraut, des —es, plur. inul. der Nahme eines 


Krautes, welches die Warzen auf den Händen vertreiben ſoll; 
Scorpionen-Braut, Scorpiurus Linn, 


‚Der Warzenfürbe, des —es, plur. die —e, eine Ant Kürbſe, 


oder vielmehr Citrullen, welche beynabe ganz rund, und mit klei⸗ 
nen Hügeln, wie mic Warzen, befegt find. x 
Der Warzenting, des—es, plur. die —e, in den Mahlmühr 
ten, ein geßerbter, eiferner Ring, der den Rührnagel ſchüt⸗ 
telt. 


Der Warzenftein, des —es, plur: die —e, im gemeinen Leben, i 


ein Nahme derjenigen verſteinerten Echiniten, welche ans. 
wendig mit Heinen Erhöhungen, wie mit Warzen, beſetzt 
‚find, — 
Warzig, —er, —ſie, adj. etadr. mit Warzen beſetzt. Warzige 
Hände habend. 


Was, ein indeclinables Pronomen, welches auf doppelte Art ge⸗ 


braucht wird,. 

ꝛ. Als ein fragendes Pronomen, doch nur nach ſehr unbeſt imm⸗ 

ten Dingen zu fragen, von welchen nicht entſchieden wird, ob es 

 WDerfonen oder Sachen find, und zugleich ohne Rückſicht auf Zahl 

o der Geſchlecht. Wasik das? Was ſagſt du? Was folgt dar: 
aus? Was gibtes? 

Ss unbeſt immt nun auch dieſes was ar ſich iſt, ſo beſtimmt 


kann es doch nach der Art oder Beſchaffenheit eines Dinges fra⸗ 


gen, wenn das fir noch hinzu kommt. Was für ein Menſch iſt 
das? Was für Bücher lieſeſt du? Was für Geld ifi das? 
Zu was fir einem Zwede? Aus was für einem Lande 
iſf er? Da denn bie Frage auch in einen Ausenf übergehen 
Tann. Was für Menſchen find das! ©, was für eine Thor: 
bei! Was für ein liebliches Summfen fehwärmer um mich 
ber! Geßn. Das Pronomen hier vonder Präpoſition zu trens 
nen, ift zwar im gemeinen Leben ſehr häufig, aber index edlern 
Schreibart unerfaubt, weil es die ganze Conſtruetion zerrüts 
tet, Was lieſeſt du für. Biber! Was wurden wir fir 
große Männer haben! Gel. beffer, was für große Männer 
würden wir haben! Was das für ein weifer Spruch if! 
Was haben fie mir denn für einen Antrag zu machen? Noch 
Adel. w. B. 4. Th. 2, Auſi. % 


Bis "1394 


unerlaubter ift es, das für nach Oberdeutfcher Art wegzulaſſen. 
WasvolP! was Leute! Zu was Ende? Auf was Weife? 
Was Anmuth bat mir deine Red’ erregt! Opitz. Welchem 
Übelſtande durch den ehedem üblichen Genitiv nicht abaeholfen 
wird. Venus grämt fich lie, was if Leides ihr geſchehn? 
Gleim. 

In den gemeinen und vertraulichen Sprecharten wird dieſes 
Fragewort häufig für warum gebraucht, welches aber in der ed» 
lern Schreibart zu vermeidenift. Was lachteſt zur Was flat 
terſt du müßig bier im Rofenbufh ? Geßn. Sagen fie miy 
nur, was fie mir fo viel vom den böfen Zeiten vorpredigen Y 
Gel, Was quälen fie mich mit ihrer Gelehrſamkeit? Geil. 
Denn was follte man fi eines Wortes wegen lange qualen ? 
eben derf, k € 

Was wird fo manches Wort von Schul und Danf ver⸗ 

; loren? Schleg. 
Wo es noch dazu Dunkelheit macht. re 

Zu den im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart ib 
Yichen Arten des Gebrauches diefes Vorwortes gehören noch fol« 
gende. 4a) Wenn manjemandes Worte nicht verſtanden bat, und 
man fragt elliptifch und abfolute, was? für, was fagten fer fo 
ift es ungefittet. Ein wenig höflicher iſt in ſolchen Fällen, wie? 
(6) Als eine Formel des Unwillens. Ey, was! Beirug? — By 
was Betrug! — Ach, was heirarhen! was Iran! Lefing. 
(c) Für um wieviel, Was bift dununglüdlicher geworden * 
Wasbitdunun damit gebeffere 

2, As ein indeclinables velatives Pronomen,einen Satz auf ein 
Etwas zurück zu führen,von welchem nicht beſtimmt iſt, oder nicht 
beftimmt werden fol, obes ein felbfift indiges Ding ift,oder nicht, 
folglich auch ohne Rück ſicht auf das Geſchlecht. Das,was du mir 
fagefi. Alles, wasich weiß. Das ihönfte, was ich nur gefes 
hen habe. Es ſey, wases wolle. Du weißt, was er fagte, 
Thue, was ich dir befehle. Es iſt nicht Unverſchamtheit oder 


zabſucht, was mich fo kühn macht. Was ſetzt in die ſen Fäl⸗ 


len alle Mahl entweder das Determinativum dasjenige oder das 
voraus, oder doch ein Ähnliches Subject, deſſen Selbſtſtändigkeit 
nicht beſtimmt ift, oder nicht beſtimmt werden fol. Iſt fiebe- 
ftımmt, fo wird ein perfönliches Relativum erfordert. Die Liebe, 
welche ich empfinde,nicht was. Selbſt wenn das Selbſt ſtäudige, 
worauf ſich das Relativum beziehet,ein Neutrum iſt, ſollte eigense 
lich nicht was, fondern welches, fichen, indem dag erſtere weder 
Per ſon noch Geſchlecht beftinimet, hier aber das letztere ausdrück⸗ 
lich beſtimmt iſt. Nicht, ein Kind, was noch unmundig ik, four 
dern welches. 
Ob nun gleich was ein Relatlvnm iſt, und alſo eigentlich im 
Nachſatze ſtehen follte,fo kann es doch auch fehr oft im Borderfage 
fieben, oder vielmebr,der Nachſatz kann nach) einer fehr gewöhnli⸗ 
chen Inteuſion dir Stelle des Vorderſatzes einnehmen, da denn das 
was die Geſtalt eines Determinativi bekommt, es mag der Bora 
derfag mit das darauf folgen, oder entweder das das, oder auch 
der ganze Vorderfaß verfchtviegen werden. Was ich’ dir fage, 
das thue. Was mich fo kühn mache, iſt nicht Unverſchamt⸗ 
beit, Was von Bagen kommt, das mauſet zern. Was ich 
fage,iftwahr. Aber was am ſchlimmſten iſt, ſo u. ſ.f· Was, 
mich betrifft u. ſ. f. 
Was kann indeſſen auch bier mit der Präpofition, fiir, verbun⸗ 
deu werden, die Artund Beſchaffenbeit genauer zu bezeichnen, und 


alsdann gilt wieder chen das,was ſchon oben von dem was fürger 


fogt worden, Befomders erfordert die Deutlichkeit und die gewöhns 
liche Wortfolge auch hier, das was fur nicht zu irennen. Sie 
wiffen nicht, was ſerrſchaften für eine Hoch mit dem Gefinde 
haben, Gell. beffer, was fur eine Noth Sersfshaften u. f. f. 
Stk Theil⸗ 


, 


* 


Theils vertrauliche theils provingielle und fehlerhafte Ge⸗ 
brauchsarten dieſes Relativi finds (1) Für etwas; ein im gemei⸗ 


en Leben aller Prodinzen häufiger Fehler. Weiße du was Neu⸗ 


es? Wollt ihr was? Wenn du was brauchſt ſo komme. Ih 
merke fo was. Ich habe bier was zu thun. So was 


thue ich nur zur höchſten Noth. Der Tag iſt hin, haſt du was 


Yrüglihes geth an ? Gell. (2) Beſonders, wenn die ſes etwas 
für ein wenig ſtehen ſollte. Es müffe dieß was klarlich erſchei⸗ 
nen, Opitz. (3) Für wie ſehr und ſo ſehr. Er laäuft, was 
er kann; beſſer, ſo ſehr als er kann. Du glaubeſt nicht, was 
die Leute heucheln können; beſſer, wie ſehr. (4) Eine Verſt⸗ 
cherung zu begleiten ; in der vertraulichen Sprechart. Was 
ich ihnen fage, ſte Fonnen die gdrau Muhme ietzt nicht fprechen, 
Gel, d.i. ich verfichere ihnen u. ſ. f. Was ich ihnen fage; er iſt 
virklich todt. Er; 
Anm. r. Da diefes Pronomen indeclinabel ift, fo fann es nur 
alsdanıı gebraucht werden, wenn der Rominativ und Accufativ er⸗ 
- fordert wird, weil diefe bepden Eafus im Deutſchen ohnehin Feine 
Deelinations-Zeihen haben, In den übrigen Caſtbus müffen 
andere Pronomina ſtatt deffen gebraucht werden. 

: Ynm.2. Weil nun diefes Pronomen fo unbeſtimmt iſt daß es 
auch nicht einmabl Caſus bezeichnen Fann, fo leider es auch im 
Hochdeutſchen Feine Präpofition vor fi, es fey nun fragend.oder 
beziehend, fondern fließt, feiner Wurzel nach, mit der Präpofir 
tion in eine relative Partikel zufammen, auch wenn die Präpoſt ⸗ 
tion einen Accufativ erforderte. Nicht, an was liegt es? auf 
was verläffeft du dich ? aus was wird das gemacht? ich weiß 
nicht, Durch was es verurfacht worden; für was hälteft du 
mich? fage, von was du lebſt u. ff. fondern woran, wor: 
auf, woraus, wodurch, wofür, wovon u. ff. (Siehe Wo.) 
Rur weun für mit dem wag verbunden wird, ſtehet jedes befon- 
ders > aus wag für Abficht ; durch was für Mittel; mir was 
fir einem Grunde, auf was für eine Art; zu wasfür einem 
Ende, \ 


derdeutfchen hingegen wat, im Engl. what. 
Die Wafhbanf, plur. die —banfe,eine Banf)leinenes Geräth, 
j Wolle. u. f. f. daranf zu wafhen, 

Das Waſchbecken, des —s, plur. ut nom. fing, ein Beden, 
zum Wafıhender Hände und des Gefihtes ; im Oſterreichiſchen 
der Weidling. “ “ 

"Der Waſchbeſen, es—s, plur.ut nom. fing. im Hütten» 
baue, ein Befen von Sannenreifern, das Erz auf dem Herde da, 
wit im Waſſer bin und ber zu ſtreichen. ae ‚ 

Die Warfchblafe, plur. die —n, eine Blafe, d.1. tupfernes Ger 


füß, das zum Waſchen des leinenen Geräthes nöchige Waſſer dar⸗ 


in. deiß zu machen, — 
Der Walchblaͤuel des —s, plur. ut nom. fing, ein Blauel, 
das gebändhte leinene Gerath in der Wäfdye damit zu fchlagen, 
Die Waſchbühne, plur. die —n, im Hütteubaue, eine Bühne, 
di. Art eines Tiſches, die zum Wafchen beſtimmten Erze darauf 
u ſtürzen. * ER \ i 
Die Wafchbütte, plur.die —n, eine Bütte zum Wafchen ; bes 
fonders in den Bitriol-Hütten, ein bölgernes Faß, din Bodenfag 
ans der Schlammbüttedarin zu waſchen. 
Die Wäfche, plur. die —n, nur im verächtlichen Ver tande, ei 


ne gefehwäßige Perfon, befonders weiblichen Geſchlechtes, von 


wafchen, plaudern, 

Die Wäfche, plur. doch nur in einigen Fällen, die —n, das Abs 
firaetum von dem Berbo, wafchen. 1. Die Handlung des Was 
ſchens, doch nur von dem Wachen des lelnenen Beräthes, ber 
Erze uf. f. beſonders, wo Dinge in Menge gewafpeu werden, 


> bäude, in welchen Die Erze gewafchen werden, STE 
Anm. Indeverfien Bedeutung ſchon bey dem DitfriedVuas- 


Anm. 3. Im Kero huuaz, bey dem Oitfried uuaz, im Nie⸗ 


dem Ditfried unasganne, bey dem Rotker uualchen, in Sie ' 
t — 

man den berſt arkten Bifhlaut weg,fo wurde das einfachere wagen 
übrig bleiben, welches auf das veraltete zwAgen führer, iweicves 


* 


Wenn man fich ſelbſt wã ſchet, eine Leiche abwäãſchet u, f-f.Fann 


ſolches feine Wäfche genannt werden, Line Wäfcpe anftellen, 
das leinene Geräth zu waſchen. In der Waſche feyn, geiwafchen 


werden. Die Erzwaſche, das Wachen. des Erzes. Von mehe 


rern Handlungen diefer Art ift der Plural nicht ungewöhnlich, 
2,Das zur Kleidung oder in der aushaltung nöshige leinene Op» 





värh, weil es zu gewiffen Zeiten gewafchen werden muß; ohne _ E 


Plural, uud als ein Eollectivum. Weiße Wafche, welche nach 


dem Wafchen noch nicht gebraucht worden, zum Unterfchiebe von 


der ſchwarzen oder beſchmutzten. Alle Wafche fhmugig mas 
en. Grobe Wafche, feine oder Flare Waſche.  Rinderwär 
ſche, Tafelwäſche u. ff. 3. Iu den Hüttenwerfen, dasjenige Ge⸗ 


gu, bey.dem Willeram Vuaske. 


Das Wafcheifen, des —s plur. inuf. Eifen, welches ausge 


pochten und gewafchenen Erzen gefhmelzet wird, und gefchugeie 


diger ift, als das gewöhnliche. 


wãfcht; Imperf. ich wuſch, Conj. wufche, Particip. gewaſchen. 
Es iſt fo wohl act. als neute. und befommt im letztern Falle das 


. $ ’ 7 Ham 
Waſchen/ verb. irreg. ich wafche, du waͤſcheſt, er wäfcher, oder _ 


Hülfswort haben, Es wird in zwey verſchiedenen, nur zufällig 


verivandten Bedeutungen, gebraucht, 


8 — nt; 
2, Unbedeutende Sachen mit einer vorzüglichen Geläufigkeit 
der Zunge vortragen ; imverächtlichen Verſtande, wo durch es fi 


don ſchwatzen, plaudern u. f. f. unterſcheidet. Das Verächtliche 
bat feinen Örund in derDuomaropöie, welche deu niedrigfien rad 
der Schwaßbaftigkeitnachahmer. Er thut nichts, als welchen. = 


Was für ein Gemifch von Verfiellung, Seucheley und Infinn. 


auch Gewaſch. 


2. Vermittelſt des Waſſers reinigen, welches wieder auf ver⸗ 


ſchiedene Art geſchehen kann. (a) Durch Reiben mie Waſſer oder 


waſchen ſte mir davor? Wer immer waſchen will Opitz. ©. 


einem ähnlichen flüſſigen Körper ; welches die gewöhnlich ſte Be⸗ 


deutung iſt, zum Unterſchiede von fpühlen, ſchwem men, ſchläm⸗ 


menu. f.f. Die Hände waſchen, fich die zande wafchen. Sich 
wafchen. Das leinene Gerärh, das Küchengeſchirr u.f.f. 


wafchen. Das bat fi) gewafchen, in den niedrigen Eprei ⸗ 
arten, das iſt vortrefflich. Einem den Kopf waſchen 


einen derben Verweis geben; auch wohl, ihn raufen, — 


(S. Kopf) (6) Das Unreine oder Schlechtere von dem Rei 
oder Beſſern vermittelft des Waffers trennen‘, da denn eines 
von beyden auf den Boden finft, welches font Schlammen, 


oft aber. auch Wafchen, genannt wird; So wäſchet man im 


Hüttenbane die gepochten Erze, wem das taude Geſtein don 
dem Waffer fortgeführer wird. Auf ähnliche Art waſchen die. 


Bäder den Weigen,iwenn die guten Körner von den leichten dere - 


mittelft des Waffers, in einem Siebe gefhieden werden. (ce) Im 
Reißen und Zeichnen ift wachen nad) dem Franzöfifhen laver, 


eine aufgetragene Farbe niit Waffer vertreiben. Kine gewaſche⸗ 


ne Zeichnung. seh 28 Ian 
So au das Wafchen, und, in einigen Fällen, die Walde. 
Anm. Schon im Kerouuasken, im Tatian uuasga 


n, bey 
derd, wasfen, im, Engl,to walh, in Schiwid.vafka.. N 
ſich von wachen Bloß dadurch unter fcheidet, daß der verlärfeude 
Laut bier voran gefegt worden. Diefes zwagen, oder auch twa⸗ 
gen, kommt in unfeen alten Schriften häufig vor,und iſt in einigen 
Sberdeutſchen Mundarten noch gangbhar. Indeſſen gruudet ſich 


» 


dieſer ganze Bau des Wortes, waſchen, auf eine unm ittelt ve 





P 
3 


| 
| 
| 






1597 ‚af 
Dnomatopdie, ERS in demſelben nicht leicht zu verkennen if, 
and weicheauc in dem Worte Waſſer berrfcher, ohne daß deß⸗ 
halb waschen mit Bewußtſeyn und Vorfag von Waſſer ſey abge 

leitet worden, wie gemeiniglid) behauptet wird, Aus eben ders 
ſelben Onomatopdie müß man die Erfheinung erklären, daß 

ſcch zwey fo verſchiedene Begriffe, als der des Plauderns, und der 
des Reinigens mit Waffer find, in diefem Worte zufammen ger 
funden Haben. Gemeiniglich fiebet man die erſte Bedeutung. als 

. eine Figur der legtern aut; und in dem weiteften Verftande einer 
Figur kann fie es ſeyn. Allein, da die Ähnlichkeit hier bloß auf 
der Gleichheit des Lautes berußet, fo müffen beyde Bedeutungen 
vielmehr als gleichzeitig, nnd von einander unabhängig, bes 
trachtet werden, wie in taufend andern Fällen ohnehin geſchehen 
mug. Seldft im Arabifchen ift walhwalcha murmeln, uud 

 ; Walchwa eine verworreneKede. In wafchen, plaudern, und 
„dem Ähnlichen ſchwatzen liegen einerley Wurzeln zum Örumde,nur 
daß in dem letztern die Verftärfüng vorn und hinten zugleich ange: 
bracht worden. Übrigens ift in dem Präfenti ‚ich waſche, im 
Partieipio, gewäfchen, und in dem Imperativo, waſche, das a 
geichärft, dagegen im Imperfecto, in wufch, I wüfcye, das u 

gedehnt lauter, 

—— Waſcher des—$, plur. ut nom. — Zaauu die Wa⸗ 
ſcherinn, eine Perſon, welche wãſcht. 1. In dererften Bedeu⸗ 
tung des Verdi, wo es doch nur im männlichen Öefchlechte ger 
braucht wird, nicht aber, oder doch nur felten ‚ im weiblichen, ver» 
ntblich die Zivepdeutigfeit mit der folgenden Bedeutung zu ders 

meiden, Er if ein Waſcher, trägt irrige oder unbedeutende 
Sachen mit einer vorzüglichen Beläufigkeit der Zunge vor. 2.Eine 
Perſon welche andere Dinge vermittelſt des Waſſers reiniget, 
beſonders, wenn fie ein Geſchaft daraus macht. Erzwäſcher, im 
Hürtendaue, Gilberwäfcherinn, an den Höfen, Im engften 
Birftande werden diejenigen weiblich en Verſonen, welche die lei» 
nenen Kleidungsftücde und Gerãthſchaften waſchen, Wãſcherin⸗ 

nen genannt, 


Die wWaͤſcherde, plur. doch nur von. mehrern Arten, die — n, 
eine thonartige Erde, deren man ſich zum Wachen der wollenen 


— I Ba ne F — 


— 
* 


— — 













am befannteften iſt. 
Die Waͤſcherey, plur. die —en, nur in der erfien Bedeu: 
tung des Berbi wafchen, fo wohl das Waſchen, ohne Pluval, als 
ER 1.) unbedeutendes Gefhwäs im verächtlihen Verſtande, das 
— Be: Gewaſch. 
Das waͤſcherlohn/ —— plar. car. Lohn, welchen man 
4 fuͤr das Wafchen bezahlet; beſonders der keba für die gewaſchene 
häusliche Wäfce. 2 
‚Das Wafcherz, des —es, plur, doch nur don mehrern Arten 
oder Nuantitäten, die —e, in dem Hüttendane, Erz, welches 
gewaſchen werden foll, oder bereite gewajchen worden, 

Das Waſe hfaß, $es—es, plur. Sie-—fäffer, Diminut. Waſche 
fäßchen, ein Faß, oder ——— ähnliches weit, Dinge: dar⸗ 
in zu waſchen 
Die Waſchfrau, plur. Sie —en, eine Fran, welehe ein Geſchäft 
daraus macht, die Wäſche anderer gu reinigen; die MWäfcherinn, 
in den niedrigen Sprecharten, das Walhweib. ; 

Die Wafchgelte, plur. die—n, eine ®elte, womit ian, bey 
dem Aufbrühen des Wäfche, das ſie deude Bere: über Nirjelde 
gießet. 

Der waſchgeſchworne, des—n, plur. die— rn, = den Hük- 
genwerfen ‚ein vereidetcc Beamter, — die Aufſicht über das 
Waſchen der Erze * 


Tücher bedienet, und welche unter dem Rahmen der Walferde 


w 2 4 % 


R af FR 


Das Wafcpgets, des—es, plur, car, Gold, welches man durch 
Waſchen, d.i. Schlämmen, aus dem Bodenfage der Ströme, oder 
andern goldhaltigen Exdarten, erhält, ‘ 

Waſchhaft, over Walhhaftig, —er, — fe, adj, etadv. nur 
von wachen fin der erften Bedeutung, Fertigfeit — unbe⸗ 
deutende Dinge mit großer Geläufigkeit der Zunge „vorzutragen. 
Daber die Waſchbaftigkeit. 

Die Waſchgrube plur. die —n, im Hüttenbaue, die mit Bobs 

Jewansgefihälte Grube, worin dag Erz gewaſchen wird. 

Der Waſchhandſchuh, des—es, plur. die—e, Handſchuhe, 
von fämifchen Leder, welche fih waſchen laſſen. 

Das Wulchhaus, des—es, plur. die —häufer, ein Gebäude, 
oft auch nur ein Theil eines Gchäudes, worin gewaſchen wird, ber _ 
fonders, worin das in der häuslichen Wirthſchaft nochwencige lei⸗ 
nene Geräth in Menge gewaſchen wird. 

Der Waſchherd, des—es, plur. die —e, im Hüttenbaue, der 
Herd, auf welchen das Erz gewafchen wird, der Herd der Wa ſch⸗ 
grube, oder des Wafchtroges. k 

Der Waſchjunge, des—n, plur. dien, eben jhafelbft, Ana» 
ben, welche bey dem Wafchen der Erge gebraucht werden. 

Der Waſchkeſſel, des —s, plur, ut nom,fing. ein großer ein» _ 
gemauerter Keffel, das Waſſer zum Waſchen der häuslichen Wär 
fche darin zu kochen. 

Der Wafchkorb, des—es, plur. die—Förbe,. ein großer Ting 
lich runder Korb, die häusliche Wäſche bey dem Waſchen derfelben, 
darin bin und wieder zu teagen. |, 

Das Waſchkupfer, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten 
oder Quansitäten, ut nom, fing. gediegenesKupfer, welches aus: 
dem Sande der Flüſſe DOCH andern Erdarten ———— d.h gen 
ſchlammet, worden, 

Die Def chküſte, plur. die—n, im Hüttendaue, eine Küffe oder 
Krücke, das gepochte Erz hey dem Waſchen damit bin and wieder 
zu ziehen. 9.1. Büfte 

Der Wefchleppen, dee—8, plur. utnom. fing. ein H &ohpen, 
das Kücengefdier damit — waſchen. 

Die Waſchlauge, plur. inuf. in den Alaurbütten , diezenige 
— welche man durch das Waſchen des Alaunmehles 

erhaãlt 

Die Waſchleine, plur.-die —n, eine Leine, die gewaſchone 
MWäfche zum Tro knen darauf zu hätden, 


‚ Die Waſchmagd, plur. die—mägde, eine Maps, Bank vor⸗ 


ahnlich zum Waſchen gebraucht wird. _ 

Der Waſchmarkt des —es, plur.die —märkte, in der erſten 
Bedeutung des Berbi wafcgen, ein Drt, wo mehrere Perfonen- 
zum Waſchen oder Plaudern, im verächtlichen Ver dande zufünte 
men kommen, und diefe Verſammlung felbft, 

Die Wal: Mealchine, plur.die—n, eine Maſchine die Häuss 
liche Wäſche mit wenigernlimftäuden zu reinigen, als gewöhnltch 
> ift, befonders.durd; Erfparung des Reibens mitden Händen, welr 
ches in derſelben durch Klöppel geſchiehet. 

Der Waſchſteiger/ des ⸗s, plur, ut nom. fing. im ‚Hätten, 
baue, ein Steiger, welcher ‚die Aufſicht über das Waſchen der 
Erze bet. 

Der Waſchſtein ses eg, au die —e, Eifenfteine, welche 
auf oder nahe unter der Dammerde gefuhden werden, und ebe 

mar fie ſchmelzen kann, gepocht und gewaſchen werden, Rafen: . 
feine, Cie geben das fo-genanute Waſcheiſen. 


Der Waſchthon, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten; 


und Quantitäten , die — e, wie Waſcherde ned Walkthon 
Der Waſchtrog, des — es, plur. die eroge ein Trog, wor⸗ 
in etwas gewaſchen wird. Im Huttenbaue iſt es das Behältniß, 
worin die Erze gewaſchen werden. 
Str m Die 


% 


1399 Bei | | 
Die Wafchwanne, plur. die—n, eine Wanne, oder langlich · 
rundes Gefäß, die häusliche Wöfge darin zu brühen und zu ı0a» 
ſchen. — ei 
Das Walhwafler, des —s, plur. car. Waffer zum Wafchen, 
befonders der Hände und des Geſichts. ; 


+ Das Waſchweib, des —es, plur. die —er, ©. waſchfrau. 


Das Waſchwerk, des —es, plur. die —e, im Hüttenbaue. 
1, Eine Anſtalt, wo die Erze gewaſchen werden. 2, Dasejenige 
Erz, welches gewafchen worden, oder gewajchen werden foll, 
Waſcherz; ohne Plural, 

Die Waſchwolle, plur. car, bey den Zeugmachern, mit Seife - 
gewafchene Wolle, zumlinterfpiede von der Fettwolle. i 
er Waſchzettel, des —s, plur. ut nom. fing, cin Verzeich⸗ 
niß des leineuen Gerãthes, welches man in die Waſche gibt, 


Die Wafe, eine Verwandte, ©. Bafe. 


1.Der Wafen, des—s, plur. ut nom, fing. der Dunff vor 


warmen oder gäbrenden Körpern,ein nur im Niederdeurfchen üb⸗ 
uches Wort, wofür im Hoch⸗ und Oberdeutſchen Brodem üblicher 
iſt. Bernturplich iſt der Begriff der Feuchtigkeit bier der berr⸗ 
ſchende, ud alsdaun würde es nicht allein zu dein Schwed vala, 
Ir land.veila, Sclabon. wuza,einGumpf, Moreft gebören, ſou⸗ 
dern auch als die einfachere Wurzel von unſerin Wa fer angefe- 
ben werden fönnen, welches nur das Intenſtvum davon ift, 

2, Der Wafen, des —s, plur. ut nom, fing, ein Wort, weldes 
vornehmlich in zwey, vermuthlich verwandten Dedeutungen, übe 
ich i. 

Raſen, in welchem Verſtande es doch im Oberdeutſchen 
hãufiger iſt / als int Hochdeutſchen. Waſen ſtechen, Raſen. Ei— 
nen Wall mit Waſen belegen, mit Raſen. Am nıistleru Latein, 
Gualo, im Frauz. Gazon. Im Iſidor it Aerdhuuafon, 
terrae moles. ! 


2, Ein Heisbündel, ein Bündel Reisholz, am bäufigften imı 


Niederſachſiſchen; wofür in Thüringen das Wort Welle üblich 
if. Im Riederdeutſchen werden auch dieim Waſſerbaue üblichen 
Faſchinen, ingleihen Wülfe, Laſten vermittelſt derfelben auf dem 
Kopfe zu wagen, Wafen genannt, Im Engl.und Schwed. gleich⸗ 
falls wale, im Island. vali. 


Anm. Bey demPichriasfomnt sasBerbum waſen, wachſen, 


vor, welches das Stammwort von beyder zu ſeyn ſcheinet, und 
mit wachſen zwar verwandt, aber nicht dayon abgeleitet iſt, iu⸗ 
dem die Wurjel des letztern wach beißt, das ſ aber une der Ab» 
leitungslaut iſt. Auf ähnliheArt ſtammet unſer Raſen, ver muth⸗ 
lich vot dem alten rieſen, in die Höhe ſteigen, ber, (S. Rieſe 
undGras.) In der zweyten Bedeutung kann der Begriff der Aus⸗ 
dehnung der herrſcheude ſeyn, welcher mit dem vorigen genau ver⸗ 
weardtiit, } y 

Zus Walenamt, des —es, plur. die —ämter, am häufteften 
im Oberdeutſchen, das Amt und die Bedienung des Abdeders,S. 
Wafenmeifler. a — 

Das Waſenholz, des —es, plur. car. am haufigſten im Nie⸗ 
derdenrfchen, Neisbündel, als Holz oder Feuerung betrachtet; 
Reishols, Bundholz, zum Unterfehiede von dem Bloben- Klaf⸗ 
ter: und Schock holze. 

£ er Wafenmeifter,des —s, plur, ut nom. fing.in.Oberdeute 
ſchen eine anfländige Benennung des Abdeders, und in weiterm 
Berftande auch wohl des Scharfrihters. Entweder weil er ges 
meiniglich außer den Städten auf dem Wafen wohnt, oder doch 
fein Anit als Abdecker auf dem Waſen oder Raſen verrichiet. In 

&, Derdeusfchen wird daher auch wohl die Abdeckerey oder Scharf 

richterey nur ſchlechthin der Waſen genannt, 


Waſ — 


Der Waſenwall, ses —es, plur>sie —wäle, im Feſtungs⸗ 


baue, ein aus Wafen oder Nafen aufgeführter Wal, ein Erd— 
wall; zum Unte, hiede von einem gemanerten Walfe, 

* Waſer, einimde „‚venifchen lãugſt veraltetee Umſtandswort, wel ⸗ 
ches nur noch in der Deutſchen Bibel vorkommt, für was für, 


Aus wafer Macht thuſt du das? aus was für. Man bat dar 


\ 


von im Oberdeutſchen noch das indeclinableNtjectivum waſerley, 


Niederf. warteriy. Man thuees auch durch waſerley Mittel 
man wolle, durch was für weiche, Es kann ſeyn, daß waſer 
aus wag fiir zuſamm eu gezogen worden, aber es kann auch ſeyn, 
daß es vermittelfi Der adverbifchen Ableitungsfolb: er von was 
gebildet worden, welche Sylbe brfonders im Oberdeutſchen ge» 
braucht wird, Adverbia.aus Adjectivis zu bilden: er ift Franker 
fortgereifer, krank; man bat ihm todter fortgetragen, todt, 
Das Waſſer, des —s, plur. doch nur: von mebrern Arten oder 


° Sammlungen, ut nom. ling. derjenige lüffige Körper, welcher. 
fid indem Dunftkreife des Erdbodeng fammelt, und ſich auf man⸗ 


cherley Art inund über der Erde verbreitet, 
1.Eigentlih.als ein Materiale, dader Plural nur von mehr 
Arten üblich ift. (a) Im eigentlichften Berftande, vom dieſem 
über und unter der Erde verbreiteten natürlichen lüffigen Körper, 
Der Schnee wird zu Waſſer. Waffer trinken. Ein Glas Wafk 
fer. Das Waſſer ableiten. Kaltes, warmes Waffer. Hartes 


Waffer, welches viele erdige und minernlifche Theile bat, zum 


Unterfchiede von dem weichen, 2in Land unter Waſſer fegen, 
machen, daß es überfhwemmer wird: Zu Waſſer veifen, zu 
Schiffe. Krieg zu Waſſer und zu Lande. Das Waffer feigr, 
wenn es ſich häuft, oder wenn es zunimmt; es fallt, wenn es ab⸗ 


nimmt. Hohes Waffer/ wenn e# ungewöhnlich zugenommen hat. 


Brunnenwaſſer, Regenwaſſer, Slußwafler, Meerwaſſer u:f. f. 
Figürliche Arten des Ausdruds find: Der Mund lauft ihm voll 
Waſſer, wenn er. begierig nad) einer Sache wird. Das it Waſ⸗ 


fer auf feine Muble, kommt ihm zu gelegener Zeit, dient in ſei⸗ 


nen Kram. Woaffer in das Meer, in den Rhein, in den Bruns 
nen tragen, vergebliche Arbeit, etwas im höchſten Grade über⸗ 


flüßigesthun. Im trüben Waffer fiſchen ſich die Zeit der Uneus - 


de zu Nuge machen, Zu Waſſer werden, vereitelt werden, ver⸗ 
murhlich von dem gefchmolgenen Eife, Einem etwas zu Waffer 
machen, es ihm vereiteln· Er reicht ihm das Waffen nicht, d. i. 


gleich, nicht bey, eine Figur, weiche vermuthlich von der ehemah⸗ 


ligen Gewohnheit, einem Gaſte vor und nach Tiſche das Handwaſ⸗ 


fer zu reichen, hergenommen iſt. (b) Verſchiedene Arten flüſſiger 


er iſt nicht werth, ihm das Waſſer zu reichen, er kommt ihm nicht 


‚Körper, welche dieſen Naturkörper auFarbe und Flüffigkeitähne 


lich find. So hat man gebrannte oder deftillirte Waſſer. Auch 
manche Arten Branntwein werden in Zuſammenſetzungen Waſſer 


genannt; Goldwaſſer, Magenwaſſer, Lebenswaſſer u. f.f. Ins 


gleichen fläffige, dem Waſſer ähnliche Arzeneyen. Augenwaſſer. 
Ungarifches Waffer, mit Wringeift deſtillirter Roßmarin. Die’ - 


Augen heben ibm ol Waſſer, vol Thränen. 
Verſtande bekommt der Urin diefen Rahmen. 
das Waſſer beſehen. Das Waſſer abfchlagen, fein Waſſer 
laſſen, uriniren. Das, Waſſer nicht halten können. (d) Im ge⸗ 


(ch Im engfter 


meinen Leben wird zuweilen ein jeder flüffiger Körper, wenn man 


defjen eigentlichen Nahmen nicht weiß, oder ihn mit einem allge⸗ 
meinen Ausdeuce benennen will, Waffer genannt, welches aber 
Zweydensigfeit verurfacht, und daher nicht nachzuahnıen if, 

2. Eine Sammlung Waffers, als ein allgemeiner Ausdruck, 
welcher Flüfe, Seen, Zeige und das Meer unter fich begreift. 
Kin fifchveiches Waffer. Ein reißendes Waffer. Dieffeitsdes 
Waſſers. über ein Waffer Fahren. Stille Waffer find tief, 
oder wie Cauitz fing: den ſtillen Waſſern iß am wenigſten zu 


trauen, 


Einem Kranken 














— 


2 14101. 2 Baf 


—— kant ber Eebbaftigfeit iſt kein Zeichen der Einfalt. 


In ſolchen Waſſern fängt man ſolche Liſche, ſolche Arbeit gibt 
ſolchen Lohn, 
3. Bey gewiſſen Jengen iſt das Waffer da⸗ wöäfferise Anſehen. 
Der Mohr, der Taffet hat ein Schönes Waſſer, S. Wäſſern.) 
Bex den Perlen und Demanten bingegen iſt es der reine, dem 
Waſſer ähnliche Blang. 
Anm, Im$fido- uuazfar,im Ditfried unazar,und im Nies 


derdeutſchen mit einem andern Ableituneslante an der Wurzel, . 
Water, im Angelf.waeter,bey dem Ulphilas wate,in Schwer. ' 


vatn, im Öricch, oͤdae welches, wie Plasoin Kratpfov« eflchert, 
von den Barbaren entlehnet worden, Die legte Solbe iſt eine 
aeuere Ableitungsfolbe, welche vermuthlich ein Ding, Si bjeet bes 
zeichnet‘, sund t find inden Mundarten bäufig gleich bedentend, 
Dieß voraus geſetzt, ſieht man Leicht, daß das Schiwed.vät, bas 
Lat. ud us, und Sclaven.woda;weldhe insgefamme feucht dedeur 
ton, die Wurzel davon find. Im Niederfächfiichen ift Wees die 
Feuchtigfeit, und Wafen der Brodem. Der Plura! wird in den 
Mandarten häufig Waller gemacht. 
Die Waſſer fürchten fich ‚und fliehen vor dem Lande, Opitz. 

- Super Balfam, theure Wäſſer, Gryph. 
Allein im Hocpdeutfchen ift es mit dem NRONIHheNERÄBeGBIR am 
üblichften, 

Der Waſſerabſchlag, des’ —es, plur. die —hläge, im Teiche 
undWafferbaur, Ableitungen des überflüffigen Waſſers, über oder 
neben einem Teiche, Wehren. ſ. f. Wafferadläffe, auch nur Ab⸗ 
ſchläge ſchlechthin. 


Die Waſſerader, plur. die —n, Adern, welche Waſſer enthal⸗ 


ten, In der Anatomie find es Gange, welche dem Blute feine 
wäfferige Feuchtigkeit zuführen, Vafa lyniphatica. Waſſer⸗ 
adern in der Erde, Gänge des Waſſers unter der Erde. 
Die Waſſeraiche, piur. inul. 1,%n einigen Gegenden, das 


% 


Aichen oderVifieren der Weinfäffer vermittelf des aus einem Ge⸗ 


‚ füße von beffimmtem Gebalte eingelafjenen Waſſers. 2.Eine Art 
Fünftlichen Maßes, die Quantität Waſſer zu mieffen, welche eine 
Köpre in einer gewiſſen Zeit gibt; das Waffermap. 


Der Maflerampfer, des—s, plur. inuf, eine et Ampfers, 
welche an und. indem Waſſer wächfer, Rumex aquaticus 

- Linn. 

Die Wafferamfel, plur. die —n. ı. Einden Amſeln äbnlicher 
Waſſervogel, Charadrius Linn. 2. Die Bahamfel, Stur- 
nusCinclus Linn. Waflermerle, Wafferftibr. 

Das Wafferamt,des —es, plur. die —ämter, an einigen Drs 
ten, ein Amt oder obrigkeitlihes Collegium, welches die Aufficht 
äber die Wafferableitungen, den Waſſerbau u, ſ. f. eines Ortes 
fübret. 

Der Waſſerandorn, des —es, plur, inuf, . 1. Eine Art der 
Roßroley, Stachis paluftris u 2, Auch ein Nahme des 
voolfsfußes, Lycopus Europaeus Linn. welder auch 

Sumpfandorn genannt wird, 

Der Waflerapfel, des —s, plur. die —äpfel, eine Art Anno: 
na, welche in dein wärmern Amerifa an Waſſern einheimifch iſt, 
Annona paluftris Linn. 


Der Wafferäppich, des —es, plur. inuf, eine Art des Ap⸗ 


— welche an Bäder einheimiſch iſt, Fium aquaticum 

inn 

Die Wafferarche, plur, Sie —n, ineinigen Gegenden, ein Ge⸗ 
riune, Waſſer darin zuleiten, oder abzuleiten,auch die Flutharche, 
S. Arche. 

Der Waſſeraſt, des —15, plur. die —äfe, im Gartenbaur, fal⸗ 
ſche Aſte eines — welche ans über flüſſigem Safte entſte⸗ 


Waf 1402 
ben, und Walferfehüffe beißen, zum Unterſchiede von den 
golz⸗ nnd Sruchtäften. 

Das Wafferauge, des —s, plur. die—n, bey den Arzten, ein 
mit einer WBaffergefhwulft behaftetes Auge, Hydroph- 
thalmia; 

Der waſſerbach des es, plur. die —bäde, nur in der Den“ 
ſchen Bibel, ein Bach, der beſtändiges Waffer hat, zum Unter⸗ 
ſchiede von den Leld⸗ oderzeicbächen, welche nur zu manchen Zei⸗ 
ten Waſſer haben. 

Das Waſſerbad, des —es, plur. die —bäder, eigentlich cin 

Bad von reinem ungekünſtelten Waſſer, im Gegenſatze des Sand⸗ 

bades. Am häufigſten wird in der Theologie die Taufe tropiſch 

das Wafferbad genannt, in — Falle ab.r der Plural unge⸗ 
wöhnlich iſt. 


Der Waſſerbaldrian, ———— cue Art Baldria⸗ 


nes, welche am Waſſer wächſet. 

Die Waſſerbank, plur. die —bänfe, in den Waſſermühlen, ein 
‚Berfihlag von Bresern an der Seite des Waflerrades, wo das 
Waſſer anfchläget. 

Die Waflerberfe, plur. die —n, eine Barfe, oder kleines Fahr⸗ 
zeug, Waffer damit herbey zu führen, 

Der Waſſerbathengel, des —s, plur, inuf. in einigeh Gegen 
den, ein Rahme des Lachenfnoblauches, Teucrium Scor- 
dium Zinn, 

Der Waflerbats, des —es, plur. doch nur felten, die —bäue, 
“oder —baue, ein jeder Bau an oder indem Waffer, dergleichen 
Dämme,-Wehren, Uferbefeftigungen, REN Pa ER 2 
find. 

Die Waſſerbaukunſt, plur, car. die Kunſt, bergle chen Gebäus 
de auf eine dauerhafte Art zu führen, 

Der Waſſerhaum, des —es, plur. die —bäume, 
Waſſerkünſten, ein Fünft ches Waſſerwerk wo das Waſſer in Ges 
fralt eines Baumes mit Alten fpringt. 2. Ein Bauın, quer über 
einem Kluffe, die Fahrt zu verfperren. > 

Das Waflerbeten, des —s, plur.utnom.fing. ı.€in Bes 
den,oder bewegliches flaches Gefäß zum Waſſer. 2.Ein vertiefs 
ter Platz, worin das Waffer eines Springbrunnens aufgefangen 
wird, Franz. Ballin. 

Die Weaiferbefchreibung, plur. die —en, die Befchreibung der 
a b.i, der Flüſſe und Seen einer Gegend, Hydrogra- 

ia, 

Der Waſſerberg, des—es, plur. die —e, eine hohe Maffe Waf- 
fer, in Öeftalt eines Berges. So nennt man hohe Wellen tros 
piſch Waſſerberge. Am Gipfel eines Waſſerberges hing oft 
mein Kahn, hoch in der Luft, Kleift, 

Die Waſſer-Betoͤnie, plur. inuf. eine Art der Beronie, wel 
he an Waſſern einheimifch ift, weißer lagıfharten,Scrophum 
laria aquatica Lizr. welche mit dem Waſſer bathengel nicht 
zu verwachfeln iſt. 

Das Waflerbett, ses —es, plur. die —e, das Bett eines flis⸗ 
fenden Waffers, befonders bey den Waffermühlen, Auch dcr 


Hauptabfluß eines Teiches und deffen Bett wird au manchen Or⸗ 


ten das Waſſerbett genannt, 


Die Waſſerbiene, plur. die —n, eine Art Bienen in den Bience 


ſtöcken, weiche den Arbeitsbienen das Waffer zutragen, und uns 

ter dem Nahmen der Thränen am befannteften find, S. dieſes 
Wort. 

Die Waflerbirfe plur. die —n, eine Spielart der gewöhnlichen 


Birke mit aufrecht firhenden Zweigen, welche auch Rorhbirke 


genannt wird, 

Die Wafferbirn, plur. die —en, eine Art Birnen, wase vielen 

wäfferigen Saf textbalten, 
Stier 


1.30 den 


Die 


1408 ® ie : 

Die Waferblafe, plur. die—n, Diminut- SactWefferblänhen. 
1, Eite mit Waffer gefüllte Blafe, an dem menſchlichen Körper, 
deraleichen z.B. vom Berbtennen entſtehet. 2. Eine Blaſe, wel 
che die Luft macht, wennfie häufig aus dem Waſſer dringets - 
3. Bon Blafe,eine Art eines Gefatzes, ein ſolches Gefäß, Waſſer 
darin zu wärınen, zum Unterſchiede von einer Deftillir : Blaſe, 
BSranutweinsblafeu.f.f. 

Das Wafferblatt, des—es, plur, inuf, Ser Rahme, eines Amer 
eirautfehen Gewãchſes, HydrophyliumlL. 

Die Waflerblaster,plur. die —n, eine Art Blattern, twelche 


Statt des Eiters mit Waſſer gefüllt find, in Riedtedeusfahland : 


Waſſerpocken. 

Waſſerblau, adj. Jet adv. ber blauen Farbe des Waffers 

gleich. 

a Waſſerbley, ses— es, plur, doch nur von mehrern Ar. 
ten, die — e, einthonartiges Mineral, welches ein leichter, 
ſchwarzgrauer, abfärbender Glimmer ift, woraus Bleyſtifte und 
Schmelztiegel verfertiget werden; Molybdaenä, Reißbley, 

Bleyſchweif. 

Die Waſſerblume, plur. die —n. . Ein Waffergewächs, wel; 

ches auch Seeblume und Seerofe genannt wird, Nympflaea L- - 

(S. Seeblume,) Niederf. Popelfe. 2, Auch eine Artdes Saar: 

moſes, Byſſus⸗ flos aquae. L. wird Walferblume genannt, 
weiles fi inallen Wafjern aufhält. 

Die Wafferblücbe, plur. inul, an einigen Orten ein Rabme des 
Waſſerpfeffers, Poſygonum hydropipert L. 

Der Waſſerbogen, des — s, plur. die — bögen, in den 
Waſſerkünſten, eine Art Spriugwaſſers, wo das Waſſer in Bögen 
ſpringet. 

Die Wafferbobne, plur. die—n, bey einigen ein Nahme eines 
ausländifchen Wafjergewächfer, welches das Arum Colocaka 
L’fenn (of, 

Der Wafferbott, des—es, plur. die—e, auf den Schifen, 
ein Bort längs dem Verdecke inwendig um das Schiff, mit 
Difnungen oder Speygaiten, das Waſſer von dem Verdece abs 
zuleiten. 

Der Waſſerbrey, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e, 
ein einfacher Brey don Mehl und Waſſer. 

Der Waſſerbrüch, des — es, plur. die — brüche. ». Inder 
Serfahet, eine Uusiefe iur Meere, wo ſich die Wellen brechen und 
fchäumen, dergleihen auch eine Brandung genannt wird. «2. An 

"dern menfchlichen Leibe, eine Art des Bruches, Hernia, wo der. 
dadurch ver ürſachte Sack mit Waffer angefüllet it, Hydrocele, 
Hernia aquola.: 

Die Waſſerbühne, plur. die—n, im, Birgbäne, eine Bühne, 
d, i.eia Zimmerwerf, worein die Grubenwaſſer geleitet, und aus 
demfelben durch Gerinne abgeführet werden. 

Die Waffecbunge, plur inul. an einigen Orten , ein Nabıne 
der Sachbunge, Veronica Bescabunge und aquaticaL. 
©. Sahbungs 

Die Waflerbutte, plur; die—n, eine Butte, oder hohes, hölzer⸗ 

nes Gefäß, Waſſer darin auf dem Rücken zu tragen. 

Der Waſſerdanm, des —es, plur.: die —dämme, ein Damm, 
welcher zurAbhaltung des Waſſers geführet, und inNiederdeutfche 
Iandein Deich genanntmwird, 

Der Waflerdampf, des— es, plur. vor mehren Arten 
oder Quantitäten , de — dämpfe, der Dampf: von fiedendem. 
Waſſer. 

Der Waſſerdelch, des — es, plur.die —e, in Niederdeuifch · 
land, ein Deich, dr i. Damm, welcher fein Borland, ſondern zu 
allen "Zeiten Waffen vor fih hat, und daher Gefahrdeich ge⸗ 


naunut wird. 


ie 





Mal F 1004 


waſſerdicht * er adv.fodicht, daß fein Mefkedurseing. 
So iſt z. B. ein Dann wafterdigt, ws“ er fein Waſſer durch · 
läßt. s 

Die Wafferdiele, plur. die—n, von Fer Niederd. Bide, ein - 

- Brei an den Schiffen, ein Theil des Stewerruders, weicher als 
einem ſtarken Bretevon 2 N Schub fang. beſtehet, und woraufdie 
Standdiele rubet. 

Die Wafferdiftel, plur. die — eine Art Diteln ty weiche an 
feuchten Drten wachfen. 

Der Woeflerdofl, des—es, plan, inuf, eine dem Dofte ãhnliche 
Pflanze, weiche in feuchtenz Segenden wächſet, sſirſchrlee/ Eu- 
patorium cannabinumL. welcher auch Waſſerhanf, waſ⸗ 
ſerdürrwurz, und Waſſerſternkraut genannt wird. 

Die Waſſerdroſſel, plur. die—n, eine Art Drofjeln, se 1 
im Waffer aufhält, Turdusaquatieus K, 

-Die Wafferdürtwurz, plur. car. ©, Wafterson 

Die Waffereicye, S. Wafferaiche. 

Die Waſſereide hſe, plur. die—n, eine Art giftiger Cirechfeng 
welche fich im Waffer aufpalten, zum Unterfchiede e von den wen 
oder Lanbeidechien. 

Der Waffereimer, des —a, plur. ut nom: fi en ein Einer, 
Waſſer damit zu ſchöpfen. 

Der Wafferfall, es—rs, plur. Sie fälle. 1. ' HpnePluat, 


der. Zuftand, da das Waffer aus der Höhe in die Tiefe fält, Pre # 5 


wird im Bergbane der Fall des Waffers aus dein Gerisine auf das 
Rad der Waſſerfall genannt, Am bäufigften und mit dem Plural, 
ein Det, wo fih das Waſſer von einer * Höbe | in, die Tiefe 
ergießet, 


Die Wefferfarbe, plur. — Die dem Waſſer eigen⸗ — 


ibümliche Farbe, ohne Plural. 2. Ein Farbenkörper, welcher mit 
Waſſer aufgetragen wird; im Gegenſatze dur Oblfarben, — 
Plural. Mit Wafferfarben mablen. : 

Woafierfarbig, adj. etadv. der eigeuthünlichen Farbe des Waf⸗ 
ſers ãhnlich. 

Dos Wälferfaf, * — ſſes, plur. die — fäffer. ı 1, Ein 
Faß, Waller darin zuguführen , oder anfzubehalten. 2, 2, Bep - 
den Fiuerwerfern, ein mit Waſſerkugeln ud Schwärmern an⸗ 
gzefülltes Faß, welche es indem es aufdem Waſſer ———— 
aus wirft. 

Die Waflerfe der, plur. die—n, Her Mahıne einer Wafferpflange, 
welche rheils in dem mitternächtigen Europa, theils in SE 
einheimifch iſt Stratiotes L, 

Der Waſſerfenchel, des ⸗o plur, von mehrern Arlen Aut 
nom. fing. einedem Fenchel ähnliche Pflanze, welche i im — 
wãchſet, Phellandrium L. Pferdeſamen. 

Das Waſſerfeuer, des — s, plur. ut nom, fing.ben den — — 
werkern, ein kůnſt liches Feuer, welches auf dem Waſſer — er 
- zum Unter ſchiede von einem. Erdfeuer. \ * 

Daͤs Waflerfeuerwerk, des —es, plur. die —e in Geuec 
wert, weiches aufdem Waſſer abgebrannit wird. 

Die Wefferfläche, plur, die—n, die Oberfläche eines Waffers, 

Der Waflerflache, ses—es, plur. inuf. in einigen Gegenden 
ein Rahme einer Art Schafgarbe, welche indem Waſſer wẽchſet. 
S. Waſſerg arbe. 

Die Waͤſſer aͤſche, plur. die —n, eine Flaſche zum Eisler, 
Waſſer darein zu füllen, oder bey fih zu fragen, 

Der Waſſer lieder, S, Wiferbohlunder. _ 

Der Waflerfloh, ses —es, plur die—flöbe, ein dem 
Flohe ähnliches IRRE KIN welches fih auf dem Waſſer 
aufhält. 

Die Waſſerfluth, plur. die — en, eine große Überfchiwentinung,, 
welche von dem ei —“ win J 

317.3 


Ba 


"Die — Ka die — Frohnen oder Feohadienſte 
welche bey Waffermüplen, Dämmen, Deichen und andern Waſ⸗ 
ferarbeiten geleiſtet werden. ’ } 


che fich indem Waſſer — Unter ſchiede von den Baum⸗ 
oder Laubfröſchen. 
Die Waſferfurche, plur. die —n, Farchen, welche zur Ableitung 


werden; in einigen Gegenden Strauchrinnen. 

Die Waſſergalle, plur. die —n. 1.Cın Stüd von einem Regen · 
bogen am Simmel ein unvollkemmener Regenbogen, von welchem 
nur ein Theil ſichtbar iſt; auch Regengalle. 2. Naſſe Adern 
auf den Adern, in der Landwirthſchaft; Ackergallen. 3. Ju 
einigen Gegenden wird auch ein Gerſtenkorn am Auge, fo lange 
es noch wäffetig ift, eine Waſſer galle genannt, _ : 

Die Wafler-Gallerie, plur.die—n, inden Bärten, eine Gal⸗ 
lerie, d.i..ein Gang, der auf beyden Seiten mit Wafferfünften 
verfehenift. 3 

Werflergällig,adj. etadv. Waffergallen in der zweyten Bedeu, 

. tung babend, von Wafferquellen moraftig. 

Der Waflergang, des —es, plur-die —gänge, eine jede Ber» 
Er wo dadurch‘ Op euleien, eine Abzucht, Waſſerlei⸗ 


Die ——— plur,die—n. ı ‚Eine Art Schafgurbe, wel⸗ 
de im Waffer wächſet. 2. In den Bajferfünften,einSpringvafe 
fer; wo das Waffer in vielen vereinigren Strahlen i in Geſtalt ci 

= ner Garbe ſpriugt. 






— ein Nahme der Badbunge, Veronica anagallis 
nn. 
- Das Waffergefäß, des —es, plur. die —e. ı, Ein jede? Ge⸗ 
faß, Waffer darin zu hohlen oder aufzubehalten. =. Inder Anas 
tomie find die Waffergefaße zarte Röhren, den übrigen Theilen 
des Leibes, und befonders dem Blute, das nöthige Waſſer zuzu⸗ 
führen, Vala lymphatica. 
Das Waſſergeflügel, des —s, plur. ‘car. ein Collectivum, 
Waffervögel zu bezeichnen, zum Unterſchiede von dem CLandge⸗ 
.. „Rügele ' 
Das Waffergsts, des eg, plur. doch nur von mehrern Sum⸗ 
men, dHie—er, int. Bergbaue, eine Abgabe, welche eine Örube 
“von der andern erhält, went fi e ihre Waffer mit abführet ; 
Wafferiteuer, 
"Die Wallergzrechtigkeit, plur. sie —on, eine Gerechtigkeit 
‚ oder Hecht, welches jemanden auf einem Wa ſer aufiehet, A F 
das Recht zu ſiſchen. 
Das Waſſergericht, des—es, piur. — ein Gericht, wel 
sches über Streitigkeiten e erlennet welche über fließende Waſſer 
eutſtehen. 


ne, d. 3, ausge zimmerter Ganal, Waffer darin an einen beſtimm⸗ 
= ten Ort zu leiten. 


TER" 5 — er 


Waſſer angefülite Geſchwulſt, Oedema, 

Das Waſſergewicht des —es, plur, die —e, in ben Gakyıder, 

. Een, dasjenige Waſſer in dem Gefäße, ale zu dem Sohlenges 
wichte der Salzproben hinzu gethan wird. 

Das Waflergewäce, des—es, plur. die —e, ein jedes Ge⸗ 
wächs, welches im Waſſer oder an fumpfigen Or ten einhei ⸗ 
miſch iſt. 

"Dee Maflerulas, des —es, BER die gläfer, ein Glas, Wafe 
"fer daraus ım trinken, ame — —— von einem Bier⸗ oder 
— gie 


. Der Waͤſſerfroͤſch, des — es, plur. die —feöfche, Fröfche, — * 


des überflüßigen Waſſers mie dem Pfluge auf den ÄAckern gezogen 


die. 


DaeWäffergerinne, des—s, plur. ut nom, fing. ein ©crin. 


Die Waſſergeſchwulſt, plur. doch feltener, die —en, eine mit - 





— Sa —— 


Der waſſergopel, des —s, plur. ut nom. fing, im Bergbane, 
ein Göpel, weicher von dem Waſſer getrieben wird, zum Untere 
ſchiede von einem Pferdegöpel, ©. Göpel. 

DerWaflergott, des —es, plur. die —götter, Fämin. die Waſ⸗ 
fergsttinn, in det Mythologie der Alten, eine Gottheit, welche 

. das Wajfer beherrſcht. 

Der Waſſergraben, des —s, plur. die —graben. 1. Ein Gras. 
ben, das Waſſer vermittelft deſſelben abzuleiten. 2.&in mit Wufe 
fer. angefüllter Graben, 3. B. im Zeftungsbaue, zum Unterſchiede 
"von einem rrodnen Graben. 

Der Waflergraf, des—en, plur. die —en, ineinigen Gegen« 
den, 3. B. im Detingifchen, die Beyfiger in einen Waſſergerichte 
welche ans geſchwornen Waſſermüllern beſtehen. 


Das Waſſergras, des—es, plur. die —graſer, ein grasarti⸗ 


ges Gewächs, welches in dem Waffer waͤchſet. Riethgras, fiche 
diefes Wort. 

Der Waſſerhahnenfuß des —es, plur. inuſ. eine Art Hab. 
nenfuß, weiche in dem Waffer wächjet, Ranunculus anal: 
lis Linn. 

Der Wariferbalter, des —s, plur.ut nom, fing. im Berghaur, 
Arbeiter, welhe das Waſſer halten, d.h mit Tonnen aus der 
Schächten und Geſenken ziehen. 

Der Wafferhälter, des —s plur. utnom. fing. ein Behälte 
niß, Waffer darin zu fammeln und aufzubehalten ; in manchen 
Fällen auch ein Waſſerſchatz $ 

Der Waflerhanf, des —es, plur.inuf. ©. Waferdof, - 


* Der Waſſerharniſch, des —es, plur. die —e, ein leichter, waſ⸗ 
Das Waſſergauchheil, — plur.inuf. in einigen Ge⸗ 


ferdichter Harnifch, ſich deffelben im Waſſer zu bedienen. — 

Waſſerhart, adjset adv. ben einigen Handwerkeru, z. B.den 
Töpfern, nicht härter,als die bloße Ausdünftung des Waffers den 
Thon macht. So hrißen der Thon und thönerne Gefäße waſſer— 
bart, wenn fie an der- Luft fo feſt getrocknet find, daß man fie ohne 
Schaden angreifen kann, i 

Der Wafferhoblunder, oder Waſſerholder, des—s, plur. 
inul, in einigen Öegenden, ein Rahme des Mehl⸗ oder Schlings 
baumes, vipurnum Opulus Zinn. welcher auch Sirſchhol⸗ 
der genannt wird. Im Riederſ. Waſſerflieder. Auch ein Nahe 
me der Miftel, Vilcum Linn. 

Die Wafferbofe, plur, die —n, eine Bufter(cheinhng.ba ein Wir⸗ 
belwind die. Theile einer Wolfe fo nahe aneinander preßt, daß ſie 
ſchnell in Waſſer verwandelt wird, welches plöglich Derunter fällt, 
und im Herunterfallen von dem Wirbehwinde in einem Kreife 
berum getrieben wird; die Meerhofe, S.1.50fe. 

Die Waſſerhufe, plur. die —n, imeinigen Gegenden, 3.8. in 

‚der Mark Brandenburg, eine Abtheilung des Fiſchwaſſers nach 

Hufen, nad) welcher die Fiſcher die Steuer davon entrichten.; ; 

Das Waflerhuhn, des —es, plur.die —huhner. 1 Eine Art 
Waſſervögel, welche den Hühnern gleihen, Fulica Klein. Das 
Blashuhn, Rohrhuhn, wohin auch der Meer- oder Waffertene 
fel gehöret, S. Blaßhuhn.) 2. Auch eine Art Sandläufer, wel- 
che wegen ihrer rothen Füße auch das Rothfüßchen genanut 

wird, Glarcola Lein. 

Die Waſſerhülſe, plur. die —n, in einigen Gegenden, ein Rah⸗ 
me der Maserle, S. die ſes Wort, 3 

Der Waſſerhund, des —es, plur. die—e. ı,Ein Bund, wel ⸗ 
her ahgerichter iſt, in das Waſſer zu gehen, und was auf demfels 
ben gefchoffen worden, heraus zu hohlen; dev Schiephund, 2.Im 
Bergbaug, eine kleine Pumee— die das Waſſer auf die Kunfträder 
bebt. 

Wäfferig, —er, fe, adj.etady,. ı.Mit Maffer angefüllt, 
nur in der int genieinen Leben üblichen figüelihen RA. jemanden 
den Hund (dns Maul) nach erwas waſſerig machen, ihm⸗ se 

gierde 





Li 


ur 


1407 8 af 


gierdedarnach erwedten, (S.Wäfern.) 2. Viel Waſſer enthal ⸗ 
tend. Der Wein iſt wällerig, wenn er mehr Waſſer als Beift 
bat. Einwäfleriges Geblut haben. Waſſeriger Natur feyn, 
feuchter. Ein wäfleriger Boden, feuchter, ſumpfiger. Waſſe⸗ 
rige Lufterſcheinungen, zum Unterfdiede von den luftigen 
glänzenden und feurigen. Figürlich iſt wäferig ein Fehler des 
Styles, und befonders des poetiſchen, wenn ein Vortrag weite 
ſchweifig ift, und dabep weder Kraft noch Nachdruck hat; im Ge⸗ 
genfage des feurigen. : ; 

Die Wafferjagd, plur. die—en. ı. Eine Jagd, woben das 
Wild durch sin Waffer getrieben wird. 2. Ben den Fügern au 
wohl Waffergeflügel, iun Gegenſatze der Seldjags, in welchem 

Falle es aber keinen Plural leidet. Es gibt hier viel Waſſerjagd, 
Waſſergeflügel. 
ie Waſſerkanne, plur. die —n, eine Kanne, Waſſer darin zu 

— auch —* zu trinken ; zum Unterfchiede von einer 
Bierfanne, Weinfanne, — 

er Waſſerkaſten, des —s, plur. ut nom. fing. fiberhanpf ein 

> mit Er — oder pa Waſſer beſtimmter Kaſten; 5.8. 
die bieredkten Kaſten an einer Hebel: Maſchine im Bergbaue, wel⸗ 
che das Waſſer ſchöpfen und ansgießen. Zuweilen führen auch 
große ausgezimmerte oder mir Steinen ausgeſetzte Wafjerbehäl- 
ter diefen Nahmen, _ 

e aſſerkegel, des —s, plur. ut nom, fing. bey den Feu⸗ 
ge ai — oder Racketen gefüllte Hülſen in 

Gefialt eines Kegels, welche auf dem Waſſer abgebrannt 

"werden, : 

Die Wafferkerze, plur- die —n, in den Waſſerkünſten, viele 
Wafferfirabfen in einer Lin’e, in Geſtalt der Kerzen; 

Der Walferkeffel, des —s, plur. ut nom. fing. 'ı.€in Keſ⸗ 
fel, Waffer darin zu ſieden. 2. Dft auch ein Wafferhälter, wel⸗ 
ber die Geſtalt eines Krffels bat. ? 

Der Waſſerkies, des —es, plur. dod nur von mehrern Arten 

» pöct Duantitäten, die —e, ein weißer arfenifalifcher Kies, von 
einerglängenden Farbe, welcher im Bergbaue gemeiniglich Miß⸗ 
pickel genannt wird. { 

DieWafferfifte, plur. sie—n, im Deichbaue, eine Kifte oder 

Abtheilung vor Pfählen, wenn fie nicht auf dem Trocknen, ſon⸗ 
dern in dem Wäffer, gemacht werden muß, 

Der Wafferkitt,des —es, plur. von mebrern Arten, die —e, ein 
Kitt von Eiſenſchlacken, Kies, Glas u. ſ. f. welcher in und unter 
dem Waffer hält. i F 

Der Wafferklee, des —s, plur. inuf. an sinigen Orten ein 
Nahme des Bitterklees, ©. Sieberkiee. 

Die Waſſerkluft, phur. die — lüfte, im Bergbaue, Klüfte, d.i. 
Höhlen in Banagebirgen, welche mit Waſſer augefüllet find, zum 
Unterſchiede von den Schmerklüften, 

Dir Waſſerknecht, des —es, plur, die —e, geringe Arbeiter, 
fo feen man fie zum Wafferfhöpfen oder Tragen gebraucht, 3. 3. 
im Berabane, An manchen Drten führen auch die Röhrenknechte 
diefen Nahmen. - 

Der Waflerfnoblauch, ©. Lachenknoblauch. 

Die Wafferkolbe, plur. die—n, ein Waffergewäche, weldies 
feine Blumen in Geftaltrauber Kolben bringer, Rohrkolbe, Ty- 
pha Lian. ‘ 

Ter Waſſerkopf, des-—rs, plur. die —Föpfe, ein von widers 
natürlicher Aubäufung wöffeeiger Fruchtigfeiten ungewöhnlich 
anfaetriebener Kopf, Hydrocephalus; eine Folge der Borf: 
waſſ rfucht. 5 : 

Des Waͤſſerkraut, dee —es, plur. die —kräuter, rin jedes 
Kraut, welches gen inund andem Waſſer wächſer. 


— 


ea — 


Die Waſſerkreſſe, — Act Kreffe, welche gern in 


fließenden Waſſern wãchſet, ſo wohl die Brunnenkrefſe, Silym · 


brium Naftorium, als aueh der Waſſerrettig, Sifymbrium 


‘aquaticwn Lian. ner 
Der 
große, mit Waffer gefüllte Beulen, welche das Rindvieh und die 
Schafe zumeilen won allzu naffem Futter bekommen. x 
Die Waflerfröte, plur. die—n, eine Art Kröten; welche ibre 
“ Ever in das Waffer lege, zum Unterfohiede von den Erd: oder 
Selsfröten, * — 

Der Waſſerkryſtall, des —es plur. von miehrern Arten, die 
—e, ein Rahme des acwöhnlichen Bergkryſtalles, wegen ſeiner 
dem Wafjer gleichen Delle, ER 

Die Wafferkub, &, Seekub. — 

Die Waſſerkugel, plur. die —n. . Ben den Feuerwerkern, 
gefüllte Luftkugeln, welche auf deu Waſſer abgebrannt werden. 


2. Die Erdkugel, ſo fern fie dem größten Theile nach mit Waſſer 


umgeben ift, 


Die Waſſerkunſt, plur. sie — Fünfte. 1. Eine Anflelt, wo das 


Waſſer durch die Kunſt gehoben wird, um es hernach an einen 
beliebigen Dre zu leiten. 


Abiget wird. Jene wird eine Kehende, dieſe aber eine fpringende 
Woafferfunk genannt, ge f 


Die Wafferläche, plur. die —n, ein von dem Waffer auf deu % 


Wie ſen ausgewühltes Loch; ehedem die Wonne (Wuhne), Ara 
bii$ Wuhonin, - 


- Die MWafferlanze,plur.die —n,in den Waſſerkünſten, ein ſchwa · 


her Woſſer ſtrahl, weicher zu einer beträchtiichen Höhe fleigt. 


Das Waſſerlaub, des—es, plur. dir —e, obgleih Laub font 
keinen Pincaloerrträgt,bey den Schlöffern, Verzierungen, in Öxs 
ſtalt des Laubes, mit gewäfletten, d. i. wellenförmig gearbeiteten, 


Verriefurgen, ” 


Der Waſſerlauch, des—es, plur. inuf, ein Nahme des La: ; 


chenfnoblauches, Teucrium Scordium Linn. 


Der Wafferlauf, rs —es, plur. die —läufe, in mandhen Fl 
len, 5.8. im Bergbaue, ein Canal oder Graben. 748 


J 


Der Wefletläufer, des —s, plur. ut.nom. fing. ı. Eine Art 


Waſſer oðgel, welche zn den Kallen gehören, und nicht allein hber 


die Blätter der Seeblumen;fondern auch über das Waffer ſelbſt, 
. weglanfen,Rallus aquaticus Mein. der ſchwarze Waſſerire⸗ 
ter, 2. Im Bergbaue, ein Gang, welcher nur in dem Behänge des 


Gebirsges bleibt, und weniges Erz führet. ER 
Die Waſſerlaus, plur, die —läufe, cin lang gefchwänztes Ins 
feet, "welches fi in dem Waffer aufhält, und auch die Wafferz 


wanze genannt wird, , 
Der Waflerleim, des—es, plur. inu 
ein Nabme des vogelleimes, ©, diefes Wort. 3. 
Die Waflerleitung, piur. die —er. ». Die Kunft, die Waſſer 
auf eine geſchickte Art an einen beſtimmten Det zu leiten; ohne 
Plural, 
neu beſtimnurn Det geleiter wird. Am bäufigften gebraucht man 
dieſes Wort von grofen und fofbaren Anftalien diefer Are, wo 


das Waſſer durch Röhren an einen Dit geleitet wird, Lateinifh 


Aquaeductus. _ 
Waſſerley S. Waferlrp. 


Die Waſſerlilie, plur. sie —n, ein Rahme der Sreblinme, (5; 


diefes Wort.) Die gelbe Waſſerlilie, welche auch Waſſerſchwer— 


tel und Drahenwurz genannt wird, if eine Art Schwertel, Lris 
Pieudoacorus Linn, ? N 


Zie Mafleelinde, plur. sie —n, rine Art Linden, weiche an 
feuchten Orten wäghfer, zum Unterſchiede vonder Sandiinde. - 


/ 


aflerkropf, des —es, plur. die — Kröpfe, d. Kr 


2, Eine Auftalt, wo das Wafler 
durch die Kunft in verfchiedenen Geſt alten zu fpringen gends 


f. in einigen O:genden, 


2, Eine Anſtalt, wo das Waſſer durch die Kunſt aneie 











EEE TER, m 


— —c7 







pen ande Schife, welcher zeigei,-wirtief es in das Waſſer gen 
hen muß und kann, wornach denn die —— heise: werden 
z muß. 

ie Waſſerlinſen, fing ‚inuf. ein Wafergewache, welches eis 
nige Apntichfeit mit deu Kkinfen dat, und weil es eine angenehme 
Speiſe der Auten ift, au Antengrün oder Üntengrüge genannt 
wird, Lemna- Linn. Meerlinſen, Waſſer moos. 
Das Waͤſſerloch, des —es, plur. die —löher, im Bersbaue, 
eine Zeche, welche Noch vom Waſſer leider, 

Die Waflerlofung, plür, die—en, in einigen, beſonders Nie- 
derfähfifchen Gegenden, ein Graben, durch welchen das Waffer 
gelöſet, d. i abgeleitet wird; im Dberdeurfchen eine Abzucht. 

"Die Woaflerlötte, plur. ie —n, im Zergbaue, eine viereckte 

Finne von Brerern, welche das Waſſer durch einen Schacht in 
die Grubengebäude führt. S. Lotte. 


welche die alten Schafe in den Zähnen zu DIR pflegen: 

Die Waflermablerey, plur! die —en. 
Waſſerfarben zu mablen ; * Atale * Mir Wafferfarben 

. gemabtre Gemäbhlde, 

Der Waffermann, des —ts, plur. inuf. der Nabme eines der 
- zBölf Zeichen des Thierkreifes, welches in der Geſtalt eines Tri⸗ 

. tons mir feiner Ucne abgebildet wird; Lat. Aquarius. 

Das Waſſermaß, des —es, ‚plur, Sie —e. 1. Einjeder für, 
perliches Maf, Waffer damit zu meffen. 2. Ein befonderes Map, 
die Duansisärdes Rohrwaſſers zu mejfen, ©. Wafferaiche. 

gie Weflermager,plur: die—n, eine in dem Waſſer aufges 
führte Mauer, z.B. zü Befeſtigung ſteller Ufer. 

— Waflermaus, plur. die muſe, eine Art Zeidmänfe, wels 
‚be fich in Unpfigen Örgenden auf yält, — auch die Wa Fereae 
genannt wird. 


nen, welche in dem fühlichen Europa einpeinifch iſt, Cucumis 

F Anguria Linn. Angurien. 

Der Waflermerk, des —es, plar, die—e, ein Gewächs, wel⸗ 

ches in fumpfisen Gegenden wächlet, und auch Wafleräppich, 

. Weijerpeterfilie genaunt wird, Sium Zffhn. 

“Die waheffhere plur. die —n,©. Waſſeramſel. — 

Der Waffermolig, des —es/ plur. die —e, eine Art Motche 

oder Salamander, pie ſich imi Waſſer aufhaͤlt; der Waſſer⸗ 

Salamander. 

Der Waſſermonch — plur. die De, der ſenkrechte Za⸗ 
pfen in dem —* eines Teiches, und auch wehl der ganze Ablaß 
ſelbſt, mit der dazu gehörigen Rinne, S. Mönch. 

Waſſermoos, des —es plur. inul. ©. Waſſerlinſen. 

Der Waſſermorſer/des —s, plur. ul nom. fing. bep dran Feu⸗ 

erwerfern, Bölgerne Mörfer, Waſſer⸗Racke ten, Schwärmer uud 
andere Wafjerfeuer,darans zu werfen. 

„Dr Waſſekmoſt, des —es plur. inuf, die fhmwähere und ge- 
ringere Art Moftes, befonders Obfimoftes, welche man erhält, 

wenn man auf die bereits ansgepreßten Treber Waſſer giefet, und 
fie nohmahls preffet ; in den gemeinen Spredarten Lauer. 

Die Waffermotte, plur. die—n, eine Art Motten’ oder Nacht, 
© pögel, welche ſich Abends an den Ayafen aufhält, Phrygaena. 
Linn, des Waſſer-Papilion, die Sühlingefliege, fiebe das lege | 
tere. 

Die Waffermüde,, plur.die—n, eitte Artkleinee Mücken, wel- 
che ſich im Waffe en ‚und fi) bäufig am Waſſer feben 
Toffen.. , 

Die Waffermüble, plur. die Per eine Mühle, welche von dem 
Waſſer getrieber wird, zum —— von den Windmühlen/ 

„We. w. B.4. Th.2. Aul. 


Die ige — die ⸗¶n eine Linie, * ein Stpeif au⸗ * 


Die Waſſer lücke, plur. die —n,in der Landiwierbfchäft, gücten, ; 
. Die Kunf, mie 


Die ‚Waflermelone, plur.die—n, eine Art fehr faftiger Melos © 





RE TEA 120 | 


Roßmühlen u. * Im engern Verſtande ij 

Waſſer getriebene Mabl⸗ oder Getreidemühle. 

Der Waſſermüller, des —s, plur.ut nom. fing. der Ind aber 

einer Waffermühle-befonders einer ſolchen Getreſdemühle. 

Die Waffermünze, plur.inuf. verſchledene Arten von Münzen, 
welche im Waffer wachſen, wohin die Mentlra aquatica, pa- 
luktris uw.hırluta Linn. gehören; auch Waſſer Nept. 


r N 


Bes eine don bem 


Das Waͤſſermũß, des —es, plur, von mehrern Arten, die —e, 


"ein von Mehl und Waſſer gekochtes Muß, ohne alle feriere Zus 
that; Ser Wafferbrey. \ 

Märlern, verb. reg. welches auf doppelte Met üblich if. 1.Als 
ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. (1) Sein Wäffer 

laſſen, doch nur bey den Jägern, befonders von wilden Thieren, 

weiches auch feuchten und naffen genanntwird. Im Nieder: 

fähfifchen if watern gleichfalls fein Waſſer abſchlagen. 2. Der 
Grund waffert ihm, läuft ihn doll Waſſer, am häufigften im 
fighielichen Verſtande, er bekommt ein lebhaftes Derlangen dar 
nach. Das Maul wäffert ihm bereits darn ach er wird darnach 
lüflern. *(S. Wafferig.) # Dpig gebraucht diefes Berbum auf ei⸗ 
ne ungewöhntiche Arı von den Zähnen. Die Zahne waffern ihm. 

2, Als ein Aetivum. (1) Mit Waſſer defeuhiin, benvgen, 
So wäflert man die Wiefen, werin man fie unter Waſſer fegt. 
Der Frl wäſſert Agypten, befeuchtet es. Im figüeitchen Vers 
Rand: heißt es im Zachariä: 

Er faß bey vollen Saffern, 2 
. gern vondesgeren Befchrey,den dürren Sals zu — 

(2) Mit Waſſer vermiſchen, derdunnen. Den Wein, dag Bier 
wälfern. (3) In Waffer "eiumeichen. Säringe, Stodfifcpe, 
gerauchertes Steifh, einen Braten u. 1. wälfern,  we.ches oft 
bloß, wie z. B. bey friſchem Fleiſche, in der Abſtcht des Waſchens 

"udefchlehes, Slachs, Hanf waſſern, im gemeinen Leben reiten, 
Niederſ röthen. _ Die Sehe wäffern, einweichen, bey den Oft- 
bern. (4) Dem WBaffer ähnlich machen. So werden manche Feu⸗ 
gegewäflert, wenn man fie anfeuchter und preſſet, da fie denn eĩ⸗ 
neu der Waſſerflache äbnliden Glanz befommen, welches mit eie 

j nemfranzöfifchen Worte auch Moiren genannt wird, Die Sch lof⸗ 
fer wäffern ihr Laubwerk von Eijen, wenn fie demfriben am Rau⸗ 
de eine wellenförmige Geſtalt geben, S. Wafferlaub. : 

So auch das Walfern und die Wafferung, doch legteres nur in 
der erften acriven Bedeutung. 

Der Waffernabel, des—s, plur. He—näbel. 1, Der Nahe 
einer Wafjerpflanze, Hydrocotyle Linn, 2. Die Hrransireie 
bung des Rabels durch die Bauch wwaſſer ſucht. — 

Die Waſſernadel, plur. die —n, ein Werkzeug von Weiden- 
oder Erlenholz, in Öeftalt einer Magnet: Navel,weldhes unter der 
Erde verborgene Quellen und“ Waſſer adern anzeigen foß, 

Der afler:Trepr,des —es, plur. die —e in eimgen Gegenden, 
ein Rahmeder Waſſerm imze, (S. dieſes Wort.) Mept iihier 

aus dem Lat. Nepeta verderbt. 

Der Waſſernix, des —es, plur die —r, ein endichteteg Walker: 
geſpenſt, welches auch nur der Nix ſchlechthin genannt wird, ©. 
dieſes Wort, 


. Waflernöthig,— er, —fe , adj.etadv, Roth von vielen Wafı 


fer Ieidend, ein nur im Bergbaue übsiches Wort, wo Fine waffen: 
nötbige Zeche eine foicheift, wo man duech das pieie —— an 
der Arbeit gehindert wird. 

Die Wäffernuß, plur. die — die eßbare — eines Waſ⸗ 
ſergewãchſes, welche den Geſchmack und die Geſtalt einer Ruß 
bat, Trapa Linn. die Stachelnuß, Zeig uß. 

Die Waffer-Yiympbe, plur. die —n. 1,.%u der Mipthologie 
der Hirten, Romphyen, weiche fich in den *5 äufbalten, 2. 
‚Eine Art Infecten, welche die größte Libella if, und im genieis 

* Wh nen 


\ 


7 


e 


Bl. —— 


1411 


sen Leben auch Jungfer, Beupferd und Siebert genannt 


wird, S. die beyden erfendicfee Wörter, : 


- Der Waſſer⸗ Papilion, des—s, plur. vtaom.fing. S. Waf: | 


fermotte, 
Waͤſſerpaß adj. et adv. welches — in Riederfahit 
üblich iſt, mit der Dderfläche des ſtillſtehenden Waffers varallel, d. 


i. horizontal, twofür im Hochdeutſchen wagerecht üblich iſt. ©. 
Pat, das Adverh, 


Der Waſſerpaͤß, des —es, plur. die —e. 1, In einigen Sal 


werten, das Gewicht des Gefäßes mit fügem Waffer, gegen wel: 
ches bey dem Probieren der Sohle chen jo viele Sohle abgewogen 
wird, (Sr. Paß). 2. Im Riederf. ein Nahme der Waſſerwage. 

Die Waſſerperle, plur.die—n, eine Berenunag der unecht.a 
oder nachgemachten Perlen, zum Unterſchiede von dem ehren oder 
orientaliſchen. 

Die Waſſeroeterſilie, plur. inuf, 8. Waſſermerk. 

Eie Wailerpfanne, plur, die—n, eine Pfanne, Waffer darin 
zu fieten. Juden Bieriol-Werken ut es diejenige Pfanne, worin 
dic seite Lauge geſotten wird. 

Dei Waſſerpfeffer, des—s, plur. ut nom. fing, ein Nahrıe 
des Stöhkrautes, Polyzonum hydropiper L.S.$löhkvaut. 


Die Waſſerpflanze, plur, die —n, eine Pflanze, weiche im Waſ⸗ 


fer wach ſet. 

Der Waſſerpflug, des —es, plur. die —pflũge ein Ping, damit 
unter dem Waſſer zu pflügen, z. B. den Grund eines Eanaley oder 
Brabens damit auf zulockern. 

Die Waſſerpfrieme, plur. imuf. der Rohme einer Waſſer⸗ 
pfianze, welche im initiernächtlichen Europa einpeimifh iR, Su- 
bularıal, 

Ter Waſſer vlatz, bes—rs, plur. — in der Seeſahrt, 
ein dequerier Platz au der Kůſte, wo ſich ein Schiff init fügen‘ — 
Tee verſorgt. 

Die WO fierpode, plur.die—n,S. Wafferblarter.- 

Die Waſerorobe, plur. die—n, die Probe, welche mit einer 
Sache indem Waffer, nad vermittelſt deſſelben angertell oird. 
So befichet die Wafferprobe der Metalle darin, dag man fir uns 
ter dem Woffer wieget. Zu den mittieen Zeiten beitand die Waf: 

"ferpeobe eines Beilaaten, der das Verbrechen längnere, darın, 
daß er entweder einen Ötein aus ſiedendem Waſſer becaus langen 

mudte, oder an Händen undFüßen gebunden in einen Fluß gewor« 
fenward. Da die letzte Art ben den fo aenanıen Hrren noch 
am längften heybebaiten worden, ſo wird ſie au Hd Herenprobe 
genannt, 

Die Waſſerpumpe, plur.die—n,- fine Bunape, Lamit Baffrzn 
pumpen, zum Umerſchiede von eiuer Luftpumpe. 

Die Waſſerpucſche pler.se—n, das Pürſchen oder Schießen 
bes WSoaſſergeftügels auf dem Wuffer, 

Die Waſſerquelle plur. Sie—n, eine Diele, welche Waſſer 
gibi, und welche am Yänfigften Duelle ſchlechthin genannt wird. 

Der Waſſerrabe, des — n, plur. die —n, eine Art‘, großer 
ſchwaczer Tander, Pelecanus CarboL. SHlingrabe, See: 
rabe. 

Dee Waſſerrad, des—es, plur. die —r Ader, in den Waffermüßr 
Sea und Waſſerkünſten, dasjenige Had, welches unmittelbar vor 
dem Waſſer getrieben wird, und eutweder bbreiiplanuigeber un⸗ 
terſchlachtig iſt. 

Die Waſſer⸗ Rackete plur. die — n, bey den Feuerwerkern, Has 
cketen, wege aufoder unter dem Maffer breunen. 

Der Yafferrand, des—es, plur. die—rander, der Hand eines 
SHiärs, außerhalb des Waſſer⸗ Bor duch die Waſſerlinie 
beſt imnit wird. 


Die Waſſercatze, plur. die —n eine Art grozer Waſſerm ãuſe. 


Geh u r ae In 
2 —— xt \ 


ee 


Die Waferranfe, S. wa ſervettich· 

Die Waſſerrebe/ Plur. die—n, in dem ——— Heben ie 
Sproffen, weiche von den Wofferwurzeit giteieben werden, und 
auch Grundreben det pen. 

Das Waſſerreͤcht, des—es, ‚plur, die, das Recht, ende 
reife Waffer nach feinem Gefallen zu nutzen, oder zu leiten. 

Das Waſſer-Regal, des —es, — an, das Waſſerrecht, 
als ein Regal beachtet, 


Die Waffsrrehe, plur. inul. — Kihe, weiche entfiebet, 


wenn ein Pferd nach großer Erhigung gettänket; oder in das Weſ⸗ 
. fer geritten wird; zum Uulerſchiede von der Sutter: uud Wind, 
rebe. 

Waſſerreich, —er, —he, adj. et adr. rei an Ballen dies 
tes Waiſer dabend, Ein waſſerreiches Land. - 

Dave Weiferreidy, des—es, plur. ul. das Waſſer mit — 
Bervohnern und Producten, als ein Naturteich beiradten. - 

Der D)aiferreif, Jes—es, plur. die—e, divjenigeXur'des Reifes, 


wobey die Gegenſtande misgefrornen Waſſer überzogen — — 


zann Uaterſchiede vondem Kauchreife. 
Das Waſſecreis, des-—eö, plur, die —er, diejenigen Reiſer — 
den Baumen weiche zum Fruchttragen untauglich find, und den 


übrigen Sorgen zur die — benehinen; Waſſerſchoſſe/ NE 


witerigüfe 

Die WMaſſerreiſe/ plar die—n. 
Umerſchiede dan einer Landreife. 
fer ſir zus Wi Grleiting dienen. 
nernen Kuyren. } 

Der Waſſerrettich/ des —es, plur. de-—e, eiue Art Ale, * 
che in Waſſer wã hietee und dem Rettiche gleicht, die Weiſer- 
xanfe, Waſſerkreſe Nallurium Silytabningk aqus ti· 
cunL, * 


Die Waſſerert nne plar. Sie—n, eine Rune, wWeſer damit aı 
einen Dit keiten, 


2, Eine Heibe Ligen, jo 


Der Waſſerriß des 08, plur. 8ie—e, eine von dem Waſ⸗ 


fer in dem Erdboden, beſonders in Anhöhen geriſſene Vertiefung; 3 
im gemeinen Leben sine Schlucht. 
Die Waſſerritze, plur.die—n, eine Nige, dutch welche dae Wa 
Fe eiudringet, z. B. Inden Schiffen, 
Die Waſſetröhre, plur. die —n, eine ‚jede Rößkr, Bilder 
durch zinleiten, 7 
Die Waſſerroſe/ plur. die—n, ein Nahme der See⸗ oder Wal: 
ferbiume, Nymy haeal. 


—— 


Der Waſſerroßſchwanz/ dee plur. inuf, eine Arı des 


Roßſchwanzes, welche im Waſſer wächſet, ERROR palur 
ltre und iluviatilel.. 

Die Weflereübe, plür. die—n, eine Art gemeiner weißer Rüe 
ben, melde di oder knollig wachfen, uud wälerig ſchmec en, 
Knollenrüben; zum Unterſchiede von den Steckrüben. 


Der Wafſerſack, des — es; plur. die — ſäcke, in Berakanr, 
1, Ein Det, inder Örude, wohin das Waſſer infammen fliege, 
und welcher auch det. Sumpf genannt wird, ® „Der Raum er 
fepen den Schaufeln eines Waſſerrades. 


Der Waller: Salamander, des — plur. ut nom, fing. 


eine Art Salamander, welche ſich im Waſſer oufhalt. ©. Waſ⸗ 
ſermolch. 


‚Der Wafferfalat, des—:s, plur.änuf, ein den Salate Thale 
5 edtheile, welches auf dem Waſſer 


bes Gewärdhs der warmern E 
ſchwimmet, Piflia L; 

Der Waferfano, : Les en, plar. car. Sand aus fießenfen 
Wafern, ‘zum Unterfdivde von demjenigen Saude, weicher anf 
und unser ber Erde anget: offen wird ; Waflrrties, 5 

—— er 


Bine Wätreiie vou bon. £ 


1. Eine Reife zu Warfer, zum > 





RE 


ge Waller: Sapbier, I. plur. die —e, ein Eaphier,; 






kunſt, weicher einer Saule gleicht. 3. Eine Maſſe Waffer von 
‚der Oberfiädir an bis auf den Örund, ſo fern man felbige als eine 
Säule betrachtet; zum Unterſchiede von der Luftfäule. 

Die Waflerfihabe, plur. die—n, eine Acı Schaben oder Mote 
ten, welche ſich an feuchten Orten aufhält ; die Wa ſermotte. 

Der Waſſer ſchacht, drs—es, plur. die —ſchachee einSchacht, 
durch weichen das Grubenwaſſer gehoben wird, der Runſiſchacht; 
zum Unterſchiede von dem Sahr- und Förderſchachte. 

Z er Wailerfchade, des—ns,. plur, die — ſchaͤden, der von 
denn Waſſer verutſachte Schaden. 

Der Woefferſchatz des —es plur. die —ſchatze. ı. Ein Schatz, 
d. 1. großer und ſchas arer Vorrath von Waſſer. 2. Bey den 
Mafjerfüt fien iſt eg derjenige Vorrath von Waller, weicher dur) 
Höbren in die Kunft ‚oder gu som Springbrunnen geleitet wird. ° 

Waferfihen, adj. et adv. Scheu vor dem Weſſer habend, das 
Waſſer ſchenend. 

Die Waſſerſcheu, plur. car. ı. . Die Scheu, ober Furcht vor dem 
Waſſer. 2. Iurengerer Bedentuug, derjenige Zufall von raſen⸗ 

> den Thieren gebiffener Perſonen, da fie einen Abfchen vor dem 
Waſſer uud allen Füffigen Dingen änfern ; Bydrophobia. 

ge Vsfferfchierling, des—es, plur. inuf. die giftigfte Art 
Schierling, welde an feuchten Drien wachſet, Cicuta viro- 
laL, ; 7. 

De Waſſerſchiff des — es, plur. die—e, S. Kamei 2. 

Die Waſſerſchildkroöte, plur. die—n, diejenige Art Schilokrö⸗ 
sen, welche ſich in dem Waoͤſſer aufhãlt, zum Unterſchiede don den 
Erd: und Landſchildkröten. 

Die Waſſerſchla — ‚plur. die —en. ı. Eine Schlacht auf dem 
Waſſer, wofür doch Seetreſfen üblicher iſt. 
ein geflochtener Danım, it dir Waſſerfchlacht, cin Damm von 
Buſchwerk und Rafen, dem’ Errreifien des Waſſers Einhalt zu 
hun. 

Die Wafferf: lan ve, plur. Sea, eine Art Schlangen, welche 

= im Walſſer tet. 

Der Waſſerſchlauch des — es, plur.inuf.einWoffergewächs, 
welches an den Wurzeln mit Peinen Scläuchen von Waſſer vers 
“ feben ift, Vtricularia Asati⸗ L. 

Tas Möfferfchlöf, des — rs, P' !ur. die-Ieptöffer, 1. Einin 
das Waſſer gebancteg Schleß. 2. An einigen Orten wird auch der 
Waſerthurm der Wa erfünfie mit diefent Nabmen belegt. 

Die Waſſerſchmiele, pur, inuf. cine Arı Schmiele, welche an 
feuchien Drten wähfit, Aira aquatica L: 

—— Waſſerſchneẽcke, plur. sier—n. ı, Eine Art Schnecken mit 
zwey Hörnern, welche ſich in dem Waſſer aufbalten, zum; Unter⸗ 
f&iete von den Landſchnecken. 2. Eine ——— das Waſſer 

zu heben, ©, Waſſerſchraube. 

Die Waſſerſchnepfe, plur. die—n, eine Art Schüerfen, welche 
fi an fandigen Flüffen und Bächen aufhalten, nud anch Pfubl: 
ſchnepfen gensnntwerden, zum Unterſchiede von dei 
M eſchnepfen. = 

Fer Wallerfcyöß,des—es, plur. die — e, ©. Waſſerreis. 

Die Waſſerſchraube, plur.. $ie—n, eine Maſchine, welche aus 
‚einer um einen Cylinder geführten Schraube beftebet, das Waſſer 


r 


a ac ein > 


= 
er 


— 


ſerſchnecke, die Archimediſche Schraube⸗ weilßiegpinicdss ſie er⸗ 
funden bat. 





— — Du 
Pa a ö 


* 


ſchoß, * Waſſerreis. 


* 


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* 
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defren Farbe der Farbe des Waffers gleicht. 
BER erfäule, plur. die — n. ı. Ein Nabnie der Weiler: \ 
- bofe,(S.diefes Wort), 2. Der hack Strahl ineiner Waſſer⸗ 


2, Bon Schlacht, . 


weldeuhd _ 


Der Waͤſt ſchuͤe des :8, plur. de ⸗ſch üſſe/ wie Bf Der Waflerftein, des —es, plur.. die—e: 


Waſ 1494 


Die wa ſerſchwalbe, Blur, die —n ee Schwalben, 
welche ſich ax den ſte len tifern tiefe Löcher graben, unt in deufele 
ben überwintern; die Erdſchwalbe— Uferichwalbe, Sandſchwal⸗ 
be, Kheinſchwalbe, HirundoripariaK. 

Der Waſſerſchwamm, des — es. plur. die —fhwän:me, ein 
Schwamm, welcher in dem Warfer erzeuger wird, Conlerwa 
bullofa L, zum Unterfdiedevonden Erd und Landſchwam⸗ 
men. 

Der Waſſerſchwarm, des —es, plur. die—fhwärme „ bey 
‚den Feuerwerkern, ein Luſtſeuerwerk, in Geſtalt eines Bienen⸗ 
ft warmes, weiches: auf dem Waſſer brennet, und aus Waffers 
ſchwarmern beſtehet. 

Der Waſſerſchwarmer, des—s, plur. ut nom. fing. eben 
dafelbſt Shwärmer, weiche auf dem Wafferbrennen, 

Die Walterläpwere, plur. von mehrirn Arten, die—n. . 

Die Schwerr des Waſſers. 2. Bey din Münzproben, das von 
dem Scheidewoffer Hey dem Solde zurüdgelcffine Silber, dee 
Hinterhalt des Scheidewa ſers. 


Der Wafferichwertel, tes—s, plur. ut nom, fing.einden 


Schwertelnähnliches Waffergewähs, S. Wafferlilie, 

De: Waſſerſchwimmer, des —s, plur. ut nom, fing. bey den 
Hagelfd;mieden, die kleinſte Art Schloßnägel, deren 1500 in tie 
ner Eyerſchale aufdem Waffer (dwinimen ; Rammzweden:' 

"Das Wafferfegel, des— 3, plur. ut nom. ling, cuföcn Schife 
fen, ein Segel, welches man zuweilen vondem Hintertheile in dag 
Waſſer hänge; und vermittelſt defjen der Strom oder. die Fluth 
das Schiff treiben, 

Die Waſſerſeige, plur. Sie—n. 1.Ben den Bädern, ein Aa 
fin mit einem Bo’tn von Drabt, das Waſſer von dem genegten 
Weisen abzuftigen ;an einigen Orten, die Bunf. ©: Im Berge 
bane, die Grundfläche des Stollen, worauf das Waſſer abfließet. 


Die Waſſerſeite, plur. die ⸗n, die nach dem Waſſer gerichtete 


Seite, 

Der Waſſerſenf, des —es, plur. inuf. ein Rahme der Waſ⸗ 
fereaufe, Sifymbrium aquaticumL. 

Die Wafferonoth, plur. car. Noth, welche aus reigenden ober 
übergerretenen Waſſern beſtehet. — 

Der Waſſerſpie gel, des —s, plur. ut nom. fing, ı, ImBere⸗ 
baue, u. ſ. f. die Oberfläche des Waſſers, weil fie im Stande der 
Rubhe vinem Spiege! alrichet. 2. Bey den Wafferfällen, die zu⸗ 
ſammen bangende und her ab flüczende Slache Waſſers, aus * 
derſelben Urfache,. 

Das Waſſerſpiel, des—es, plur. die —e, Spichwerke, 5; 8. 
regeln, Figuren, u, fr fr weiche von den Waſſer n Bewegung, 
geſest werden. 

Die Wafferfeinne, plur. die —n, eine Art Spinnen, welde 
fih auf dem Waffer aufhält. 

Die Wafferfprige, plur. die—n, eine Spritze, das Waſſer an 
einen entfernten Ort zu treiben, weldye, wenn ſie zu Auslöſchung 
des Feuers gebrancht wird, eine Seuerfprige heißt. 

Der Waſſerſtahr, ——— plur. die—e, ein dem Stahre aͤhn⸗ 
licher feltener Bogeldernördlichen Gegenden, welcher you Waſ⸗ 
fer In ſeeten lebt, und ſich oft tief unter das Maffer taucht, ob- 
er. gleich kelne Schwimmfüße bat, SturausCinclusL. ©. 
Waſſer amſel. 

Der Waſſerſtand, des—es, plur. inuſ. der Stand, d.i, si 
Höhe des Waffers-in einem Fluſſe oder Ser. 


durch Umdrehung d.rfelben in die Höbezu winden ; euh die Waſ⸗ Der Wafferftänder, des—s, plur. ut nom, fing. ein Stän« 


der, d. i. ſtehendes Gefäß, (zum Unterfchiede von einem tragbar. 
ven,) Waffer darin im Borrarf zu Balten;. - 
», Ein Gränzftein, 
welcher dia Granzen in den Flüſſen, Bäcen. und Fiſchwaſ⸗ 
Uuun 2 x fern: 
x 


W 


— SR: Be; BEYER — 
‚1415 

fern‘ REN 2, An einigen Orten wied der Gußftein in den 
‚Küchen, und ein jedes‘ fleingrues Bebäftnig, durch welches Uns 


reinigkeiten abfliegen, ein Waſſerſein genannt 3.&o wiebey 
noch andern der Seigerſtein die ſen Rahmen führer. 4. Zuwei⸗ 


len auch diejenige Kalkerde, welche ſich durch langwieriges Kor 


chen des Brunnenwaſſers an den Keſſeln in Geſtalr eines Steines 
auſetzet. * 

Die Waſeerſtelze plur. ie —n, au einigen. Deien, ein Rahme 
‘der Bach delʒe. Diefe kleine Waſſer ſtelʒe/will ſte den Weg uns 

weiſen, Geßn. 

Der Wafleritörn, des —es, plur. die —e, der Nahme eines 
Waffergewächfes, welches in fill ftebenden Waffern wädhiet,Cal- 
litriche Linn, 


Das Waſſ erſternkraut, des ⸗ plur. inuf, Siehe Wal: 


jevdofl. 
Die Waflerjfüuer, plur. sie—n, S. Waffergels. » 


Der Wafferfiefel, des —s, plur. die s-n, lange, weite Stie 


feln, Damit in dem Waffer zu gehen. 


‚Der Waſſerſtollen, des —3, plur, unnom. fing. im Berge 


— ein Stollen, das Waſſer aus den Grubengebäuden abzu⸗ 
‚führe 

Der Daferfirabt, des —es, plur. die—en., 1. Inden Waſ⸗ 
ferfüniten, das in Geſtalt eines Strables fenfrecht. in die Höhe 
ſteigende Waſſer. 
ſtrahl, welcher das von einem Feuerſtrahle entzündere Feuer wie⸗ 
der löſchen fol, auch des Waſſerſtreich. 

Die Warferfträde, plur, die—n, im Bergbaug, eine, Sirecke, 
welche das Waſſer in einen Schacht oder Stollen leiter , zum Uns 
terfchiede von $ Srderirr@en, und andern Arten von Sireden. 

Der Waſſerſtreich, des —es, plur.die —e, ©. Waſſerſtrahl. 


> Die Waflerftreife, plur. die —n, unausgebadene Stellen im 


Brote, in Geſtalt der Streifen. 


Woaffenittiefig, adj.etadv. Wafferftreifen Habend,von den Bros 


te, auch Wafferfiriemig, im Dbgrdeutfchen frundig ober ſpondig. 

Die Waſſerſtube, plur. die —n, bey den Wafferleitungen, ein 
Brhãltuuß unter der Erde, wo die Röhren ausgerheilet- werden, 
oder zufammen kommen. 


Das Waſſerſtück, es — es, plur. Sie Nucke, in deu-Oäcten, 


ein Luſt ſtuck, welches aus ſtehendem, fließendem und fpeingendem 
Waſſer beftcher. 


Die Waſſerſucht plur. car. ritie Krankheit, da ſich in gemiffen / 


Theilen des Leibes Waffer anhäufer. 
Wafferfüchtig, adj. eradv.mirder Waſſer ſucht behaftet, 
Die Waſſerſuppe, plur. die —n, eine geringe Suppe, deren vor⸗ 
nehmſter Veſtandtheil Waſſer iſt. 
DSie Waſſertaufe, plur. inul. in der bibliſchen Schreibart, die 


Taufe mie Waſſer, welche am haufigſten die Taufe ſchlechthin ge⸗ 


nanut wird, zum Unterſchiede von der ßdeuertaufe. 
Der Waſſerteufel, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art des 


Blas⸗ oder Waflebühnes, Fulica kcal Klein. auch Meer⸗ 


teufel. 

Daͤs Waſſerthier, des—es, plur. die—e, Thiere, welche in 
dem “Baffer leben, zum Unterfchiede von den Landthieren. 

Das Waſſerthor, des —es, plur. die —e, dasjenige Thor einer 
Stade, welches nach dem Waffer zugebet. 

Der Waflereburm, des—es, plur. die —thurme,ein im Wafe 
fer fiehender Thurm. Im Feftungsbaneift e3 ein Eleiner Shurn 
auf dem Grabendanme, biefen Damm zu bedecken und zu beob⸗ 
achten. 

Die Warffertiefe, plur. von mebrern Arten, die—n, die Tiefe 
des Waſſevs. Die Wa ıffertiefe eines Schiffes, das Maß desjeni- 
gen Theiis, der ſich in uud unser dem Waſſer —— 


B— — F X * 


Der Waffertrog,des —es, plur. die—tröge, ein — after > 


2. In der Phyſik des großen Haufen, ein Blitz ⸗ 


Der MWafferoogel, des ⸗s, plur. die —vögel, eine allgemeine ; % 


„Die Waflerwanze, plur: die ES, Waflerlaus, 





Die Waffestonne: pl ur, die — — BE Waſte Baein if — 
zubehalten, oder hin und ber zu fchaffen. $: 

Der Mailerträger, des —s, plur. ut nom, Bir ı ‚Divfekie — 
"ge, welcher Waſſer trägt, zum Waffertragen befkinmt iff. 2. Ein. 
Nahmie der. Bropfgans,Pelecanus Onocrötalus Linn. wele 
che auch Warfervielfraßgenanntwird, — 

Die Warfererenfe, plur. die—n, eine Art Trenſe, dep den Pers “ 
den, welche auch die Knebeltrenſe gensfine wird. 

"Der Waſſertreter, des Is, plur. utaom. ling, ı — 

welcher im Waſſer aufgerichteg geben Fan. 2. Eine Art Halle, 
welche über dem Wafjec Hintäuft,und auch waſſerlaufers genännt 
"wird, Rallus aAquaticus Klein. 

Der Wafferttinfer, des —s, plur.utnom. fing, Fämin. die 2 
Ps , eine Per ſon deten gewöpuliches. Geteänt 3 

affer i 











darein zu thun oder darin —— SE 

Die Waſſertrommel, plur.die—n, im Bergbaur, eine Mur 7 
ſchiue, in Öeftalt einer Trommel, duch diefelde vermittelt des 7 
 Binein geleiteren —— friſche Luft in die Scutcucc gu —A 

ſchaffen. 

Der —— des —s, plur. ut nom. fing, ein Tropfen — 

Waffers, zum Unterſchiede von den Tropfen anderer Rüpiaen, 
Körper, * 

Die MWoeflerubr, plur. die —en, eine Mafchine, — J 
telſt des in derjelben Befindlichen und —— Waffers 
die Stunden zeiget. Y 

Das Waſſeruhrwérk, des —es, pur. die —k, ein Ubeet, 
welches von dem Waffer getrieben wird. — 

Die Wäflerung, plur. inul. don dem Verbo wãſſern das 
fern, als eine Handlung betrachtet. Das Wäfferungsrecht, das 
—* einen Fluß sur Wäfferung auf feine Felder und Biefen 
zu leiten. ‘ 

Das Wafferurtheil, de Lig —— in den mittlien . 
Zeiten, eine Benennun We herueche, ©, Siefes Wort. 

Des Wafferveilchen, des —s, plur. ut nom, — S. Waſ⸗ 
ſerviole. A 

Der Waſſervielfraß des e, plur, die u feße Ware 3 
tesger. 

Die Waſſerviole/ plur. Sieg-n, Diminut. das Warlerpeilcen, 3 

ein Europäifches Waſſergewaͤchs, welches einer Viole gleicht u · 
tomus Linn, . | 


>. 


Benennung aller derjenigen Vögel, welche ſich entweder auf dem 
Waſſer, oder doch nahe an demſelben aufhalten, und eolleetive 
Waſſergeſtugel heißen. = 
Die Waflerwage, plur. tie —n. 1. Ein Werkzeug, das Sefätl — 
eines fließenden Waſſers und die Neigung einrr jeden borizontae -· 
len Fläche zu wagen,d. & zu beffimmen. Bey deu Markſchei 
wird fie der Gradbogen und die Zängewage genannt, — & 
Wage, den Gehalt des Salzwaſſers und anderer lüßigen Korper 34 
dadurch zu befkimmen. } 
Der Wafferwegerich, des—s, plur, inuf, ein den: Wegerih 
ähnliches Gewächs, welches in wöſſertgen Gegenden wohnet,und 
audhSrofchlöffel und Waldbart ge: anut wirt, AlifmaPlan- 2 4 
tago Linn. — 
‚Das Waſſerwehr, des —es, plur. die ee, ei Wehr oder 
Damm durch einen Fluß, welcher auch nur wehr eihn * 
nannt wird, 
Die Waſſerweide, phir. Sie a eine At AR, welche an 
lüſſen oder Waſſern want 


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—— —2 ae — Sie. et ein von dem Waſ⸗ = 


ſer getriebenes Werk, äugleichen eine Wafeekunf, und deren ein⸗ 

„selne Botftellungen. ö 

Der Wafferwoirbel, des — 8, plur, ut nom. — 1 EinWir⸗ 
bel in dem Waſſer. 2. Eine Benenuung der Waſſerhoſe. Siehe 
dieſes Wort. 

Die Waſſerwoge, plur,sie —1r, eine große Welle, in der edlern 

Schreibart, auch nur Wogefhlehtbin. 


Der eh elf, des —es, plur. bie —wälfe, eine Art Brad. 


vögel, edenvogel. y 

Die Wafjerwurzel, plur, sie —n, Bicjenigen Wurzeln an dem 
Weinſtocke und de« Bäumen, welche nahe unter der Dberfläghe 

+. Hegen, und nurdie Säfte von Thau und Regen an fich sichen, dar 
ber fie auch Thauwurzeln genannt werden. 

1, Der Wailerzoll, des —es, plur. die —e, bey den Brunnen, 
und Röprmeiftern, ein Maß die Quantität des fliegenden Waſ⸗ 
ſers zu meſſen, weil deſſen Offumng einen Zoll im Durchmeſſer 

bat, S. Waſſeraiche. A 

2. Der Wafferzoll, des —es, plur. Sie ——— Zoll, welcher 

auf einem ſchiffbaren Waſſer gegeben wird, und der Dre, wo dafs 
felbe gefchiebetz zum Unterſchiede vondem Landzolle. 

Die Wat, pluri die —en, ein nur in einigen Ober⸗ und Nieder⸗ 
deutſchen Gegenden übliches Wort, eine untiefe Stelle in einem 
Fluffe zu bezeichnen, wo man durch denſelben waten, d. i. gehen, 
Eann, im Hochdeutfchen eine Surt, Lat.Vadum, Ztal. Guado, 
(S. das folgende.) Im Niederdeutſchen ift die Watte eine Un⸗ 
‚tiefe in der See. ©. Wattſchiff. 

daten, verb.reg.neutr, welches das ——— ſeyn erfordert, 
im Waſſer geben. Der Fluß it ſo ſeicht, daß man durch den: 
felben weten Fann. Sieb, der Bock dort wadet (watet) indem 
Sumpfe, Geßn. Ingleihen figärlih: wenn die Schafe und 
die Rinder um uns her im hohen Grafe waten, eben der, S 

auch da8 Waten. 

Anm. SchoriuRotferunaton,i im Hieberdeutfehen und eis 
nigen gemeinen Oberdeutſchen Sprecharien waden, im Angelf. 
wadan;imöngl.towade, Die Abnlichkeit mit Wa ſſer, Niederd. 
Water, iſt vermuthlich nur zufällig, obgleich viele dieſes für das 
Stammwort gehalten haben. Es ſcheinet vielmehr, daß der Bez ', 
seh, des Gehens der herrſchende it, da es denn mit dem Schwer. 
vada, gehen, Latein: vadere, nnd Griech. Baden, Radızım zu 
einem und eben demfelbenStamme gebören wide, J 
Die Mathe oörr Watte, plur. die —n, ein großes Zugnetz zum 
> Sifhen, welches aus zwey ſtarken Wänden, es daran zu ziehen, 
und einem Sacke in der Mitten, beftehet; in Oſterreich cin Se— 
gen Franz. Sainette, Bey den Jägern finddie Waten Kleinere 
Retze zum Ottern⸗ und Biberfange. Im Niederdeutſchen lautet 
es Wade, Wae. Sollte diefes Wort von dem vorigen waten ab⸗ 
ſtammen, fo müßıe man es freylich ohne b, Ware, ſchreiben. 
Allein es ſcheinet vielmehr von dem alten Wadt, Wand, Gewand 
abzuſt ammen, welches dadurch beftätiget wird, weil man derglei⸗ 
chen Netze auch das Zeug zu nennen. pflegt, 

Der Wat ſack, des—es, plur. die —jade, ein geme iniglich le⸗ 
derges Bebältnif, Kleider und andere Geräthſchaften darin arf 

der Reife bey ſich zu führen, befonders auf dew Keifei- zu Buße. 

An den meißen Gegenden ift dafür das Wort Jelleiten üblicher. 
Warfa,in einigen gemeinen Ober deutſchen Mundarten Watſ ch⸗ 
‚ger, Schwed. Vätlack, ſtammet ohne Zweifel von ‚waten, ge⸗ 
bes, reifen ab, und bedeiifet alſo eigentlich rinen Reiſe ſack. Ob 
das Sclavou. Wacek, Jelãud. Veik, Schwed. välka, Finni⸗ 
ſche Walkyt, und das. an einigen Beten Dentfchlandıs übliche 

Wãrtſchger, ale in der Bedeutung p wohl eines Watfaces, als 
auch eines Beutels überhaupt, aus eben derfelbsne Auer find, 


— 


* 


BEN 


nd — 
a * * 


= =, | 2 Be 


| ıag 


ober nur eine bloß zufällige Abalchteit Haben, ich fich wobt 
ſchwerlich ansmachen laſſen. 
Watſcheln, verb. reg. a eutr. mit deim Hülfsworte haben, wel⸗ 
ches nur in. den niedeigen Sprecharten üblich if, ſich dar Beben, 
von einer Seitezur andern-neigen, wie. die Amon. Öleichfalls 
von waten, gehen, welcher Begriff hier Yo wohl ducch das ich, als 
durch die iterasive Endung eln, näher befimme wird, Im Engl. 
to-waddle; im Osnabrück. ift dafür worteln üblich. Vou 
watſcheln heißt in Schlefien eine Anke, wegen diefes ihr eigen⸗ 


thümlichen Ganges, Watſcha. 


Die Wätte, ein Zuggarn, S. Wathe. 


Die Watte, plur. die —n, mit Leimwaſſer in einen ſchwacher 


Filz verwandelte Baumwolle, Seide, oder Hanf, Kleidungs- 
ſtucke damit zu unterlegen. Da man ih Dazu ber gerinäften Art 
Baumwolle und Seide bedienet, welche nicht zum Spinnen rau. 
get, fo werden auch dieſe zuweilen Warte genannt. Im Engl. 
Wad,Wadding. Es iſt ohne Zweifel ein Überbleibfef des al⸗ 
ten was, gewebtes Tuch, wofür jeg: Wand und Gewand üblich 
iſt. S. das letztere. 


Das Wattſchiff, des —es, plur, die — in der Schifffehet, ein 


bewaffnetes Schiff, die Schiffe. auf den Warten, d. i. Uutiefen 
zu decken. Von dem Niederdrutſchen Warte, Untiefe, Siehe 
Wat. . 

Der Wau, des—es, plur. inuf..der Rahme eines nüßlichen, 
Färbekrautes zurgelben Farbe, welches in Europa an den Wer 


gen wildwächfet ; Refeda Luteola ‚Linn. an mauden Orlen 
Waude, Wied, Gilbkraut, im Engl. Weld. Der Nahme ſchei⸗ 


net mit Waid verwandt zu ſeyn, S. daſſelbe. 

1. Die Webe, plur, die—n, ein nur im Seinwandshandel üblie 
ches Wort, ein Stück Leinwand. von einer gewiffen Anzapl Elien, 
welche füch doch nicht überall gleich ift, indem man Weben von 
42 bis 72 Ellen dat: Es ift von weben, und die Wurzel von, 
‚Bewebe. * Das Webe gebraucht Opitz noch von einen Spinnen» 
gewele. 

2, Die Webe, plur.die—n, ein veraltetes, und nur noch in der 
Deutſchen Bibel befindliches Wori,von weben, ſchwiugen. Er 
webete eine Webe, 3 Bd. Mof. 8,29. ©. Weben. 

Das Webel,des—e, plur. von mehrern Arten, ut nom Ming. 
nurin einigen Öegenden,der Einfchlay,das Werft; von weben, 
weil diefes es eigentlich ift, was in den Aufzug gewebrt wird. 

* Der Webel,des—s, plur. ut nom: fing. ein im Sochdeut ⸗ 
ſchen für fich allein veralteteg und nurnoch in ber Sufanimen« 
fesung Seldwebel übliches Wort. Im Ober! deutſchen Dingegen, 
wors Waibel, Weibel lautet, iſt es noch vöriig gangdar, nud 

bedeutet daſelbſt den Gerichtsdiener. Des Weibels recht iſt och, 

das er zu den vier dingen gebieten ſol den hubern, heißt es in 

"den Saalbuche des Kloſters Ebersheim bey dem Schilter. In der 
Schweiz iffderSreyweibel eine obrigkeitliche Perſon unter dem 
Amtmanne. Es iſt gleichfalls von weben, in der weitern Bedeu⸗ 
tung des Bewegens, weil der Webel eigentlich vor feinen Obern 
zu Verſchickungen gebraucht wird. Ehedem hetentete daher Wei⸗ 
bel auch ein Wanderer. 

Die Webeleine, plur. die-—n, in der Seefabet, Leinen oder 
Stride, von der Stätke eines Eleinen Fine —* ſo wohl Taue da⸗ 
mit zu binden, als auch zu andern Bedürf.‘, E 


Wiben, verb. reg, weiches in doppelter Gefatt gefühben wird 


1, Als ein Neutrum, mit dein Hülfgworte haben, ſich bewegen, 
beſonders, fih langjam bewegen; eine längft. veraltete Bedeus 
iung, welche noch in der Deutſchen Bibel vorkommt. In ihm 
leben, weben und find wir. Man gebraucht cerur noch zumeis 
len im gemeinen Leben, aber uumer in Verbindung mit dem 
Berbo leben: alles lebe und webt snihm, if au ihm in Bewe⸗ 
Unuu gung 


x 


— 


1490 Be. 





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’ 


gung. Einige neuere Schriftſteller Haben diefes veraltete Mort Der Weberfiubl, des—es, plar. die— fühle, das —— 


wieder indie witzige Schreibart einzuführen ge ſucht. 
Es webet wallt und ſpielet 
Das Laub um jeden Strauch, Haged. 
Der junge Baum webt und ſchauert, und Fühler die Glieder im 
Morgenodem der erweckten Schöpfung, Herd. wo aber die 
Zwepdeutigkeit mit weben, texere, einen komiſchen Nebenbe⸗ 
griff veraulaſſet, der wider die Wirede der edlen Schteibart if, 
pl die Tãuſchung der mahlerifchen verdirbt. : 

. Als ein Activum. (1) Langſam bin und her bewegen, 
—— eine gleichfalls veraltete Bedeurung, welche auch nur 
noch in der Deutſchen Bibel verfonmt, befonders von einer Art 
-Dpfer; weiche empor gehoben und gegen dievier Gegenden des 
Himmels beweget wurden, Daber eine Webe weben, Weber 

brot, Webebruftn. f. f. allein der Deutfchen Bibel. (2) Dur 
Sinſch efungeines Fadens in einen aysgefpannten Aufzug hervor 
‚bringen ; die einzige noch gangbare Bedeutung. Leinwand, Tuch, 
Taffet, Spigen, Teppicht weben. Aud) als ein Nentrum, wer 
ben lernen, weben Fonnen, fi) vom Weben nähren. ©. auch 
Wirken. Daber das Weben. 
Anm. Ju allen Bedentungen ſchon bey den älteſten Dberdeute 


ſchen Schriftſtellern uueban. Im Schwed, ift velva,umgeben, 


key den Uipbilas waiban, bey welchem dabır auch Waib cine 
Krone iſt; väfva aber weben, texere, Nederſ. weven, Augelſ. 
wefan, Engl.to weave; Anden. Monſeeiſchen Gloſſen bedeu⸗ 
tet weapon, fluctuare. Man ſtehet leicht, daß der Begriff der 
Bewegung der Stammbegriff ift, und daß weben, texere, nur vis 
ne Anwendung diefes allgemeinen Begriffes ‚auf einen befondern 
Fall ift. Verwandte die ſrs Wortes find Wesel, ſchweben, fihweis 
fen, Weife,Wiebel, vieleicht auch Wip fel, beronde. 8 aber das Lat. 
vivere und Griech Neiu, zumabl da auch leben nrfvrüngiich 
fich bewegen bröcntet, In den gemeinen Mundarten har mom. 
davor die Zierativa und Intenfiva web.In und wesern, fi 
lebhaft, Schnell bewegen, von welchen das leßtere noch Pf, 65, 9, 
ander Deutfchen Bibel vorfonme, Im Haufe herum -webeln; 
mit zanden und Süßen webern. Eben daſelbſt iſt webelig, leb⸗ 
baft, ıhätie, ein webelicher Menſch. Ebedem ward die ſes Ver⸗ 
hun irregulãr eoujngirt, ich webe, wob, gewoben oder gewe⸗ 
ben, welche Form im SHdeutſchen aber Tängft veraltet iſt. 


Der Weber, des—s, plur. ut nom, fing. Fämin, die Webee 


rinn, von dei legten Bedeutung des vorigen Berbi, eine Prrfo „ 
welche webet, beſonders ſo fern ſolches ihr eigentliches Gr fchäft in, 
Daher Leinweber, Zeugweser, Tuchwober, Damaſtweber, 
Sammtweber, n.{f. 

Der Weberbaum, des—es, plur. die — baume, ein ſtarker, 
runder Banın quer über dem Weberſtuhle, um welchen der Auf⸗ 
zug gewunden wird, und welcher eigentlich der Garnbaum beißt, 

Das Weberblatt, des —es, plur. die — blatter, der mir düns 
nen Stäben in Öeffalt eines Kanımes verfehene Rahmen an einem 
Weberftuble, welcher unter dem Naben des Bammes over 
Blattes am befannteften if, ©. 5. Bamm, 

Die Weberdiftel, plur. die—n, der —— einer Pflanze. S. 
Bardendifiel. 

Die Weberey, plur. inuf, — das Geſchaſtei. 
es Webers, Die Weberey treiben. 

Die Weberkarde, plur. die—n, der Nabme,einer Dflanze, S. 
Karden diſtel. 

Der Weberknoten, des —s, plur. ut nom, fing. eineden Wie 
bern eigene Arı des Knotens, einen zert iſſenen Faden eines Auf⸗ 
zuges geſchickt wiederzufammen zu Inuyfei, 

Die Weberfpuhle,, plur. die—n, eine Epuble, worauftic ee 
Ben. für, die Weber gefpublee werden, 


ihre Veränderung. 


ben verbundenen Veränderungen, 


„leiter aufbörer, und eine andere anfängt 
es thrils der Ort, wo die Jaaktücher zuſammen ſtoßen, theils der 


woranf gewebet wird ‚in Nieder. das Tau, Webertan, 


Der Waͤchſel, des— 3, plur. utnom. ng. von dem folgenten- 


Berbo werfen, weiches in verſchie denen Bedeutungen gebraucht 
wird, 1. Von dem Zuſtande, der Zuſtand, darine Veränderung. 
auf die andere folat, die Abwerhfclung , Veränderung; am 
bäufigften ohne Plural, Den Wechfel einer-Sache abwarten, 
In diefer allgemeinen Bedeutung ift es ver» - 
alset, und man gebrandht es aur noch zuweilen inder dichteriſchen 
Schteibart, um der Kürze willen, aber gewiß nicht um einer ges 
Bern Auſchanlichkeit willen, von der Zeitfolae und den mit der ſel⸗ 
Die Tugend if nicht dem _ 
Wechfel der Zeit unterworfen. MWeunzig Mahl bab’ ich jetzt 
‚den Wechfel der Fahregzeiten gefehen, Geßn, -Der Monde: 
weohfel. Die fiheindare Veränderung an dem Monde, Ju dem 
Bergbane ift dee Wechſel der Wetter, der Zug der Luft wenn 
die untere Luft aus⸗ fri 


2. Von der Handlung; auch ohne Plural. (1) Die 


lung, da man an einem Orte aus » oder eingehet; mur bey den. * 
gern, der zirſch hat feinen Wechſel an einem Orte, wenn vu 
mehrmahls daſel fl angetroff n wird. (2) Die Handiung, daman “ 


ein Ding gegen das ander: gibt; wofür doch jegt Taufch üblicher 


iſt. Binen Wechfeltveffen, einen Zaufh. Mar gebraucht es - 
nur noch in einigen Zujunmenfegungen, Briefwechfel, die Cor⸗ — 


—— Der Geldwechſel, da mau ein Geſchaft daraus mad: — 
eldſorte für ditanderezn geben, welches auch zuu eien der 


Wed ei ſchlechthiu genannt wird. 
3. Nach einer von der vorigen ———— entlehnten Figur 


wird Wechfeloder Wechfelbrief in der Handlung voneiner dep- 


peiten Art Verfchreibungen gebraucht, (1) Iſt ver Wechfel, oder . 
beftimmter ‚dee eigene Wechſel, eine Shutöverfreibung, wel⸗ 
che in Falle der Richtzablung zur Verfallzeit den Verhaft des 
Schuld ners nad ſich ziebet. Einen Wechſel ausſtellen, Geld auf 
Wechſel borgen. Einem Geld auf Wechfelleiben, (2) Eine — 
weiſung, welche, wenn ſie einmahl angenommen worden, die 
Rechte des vorigen Wechfels hat, und daber in derHandfung ſtatt 
baren Öeldes angenonimen wird. Sie wird, zum Unterſchiede von 
den vorigen, ein traſſirter Wechſel, oder auch eine Tratte won - 


einem Italiäniſchen Worte) genannt. Einem Geld duch Wech— 
ſel übermachen. Zinen offenen Wechſel haben. Einen We: 


fel aufiemand ziehen, di. ausflelın, annehmen, geceptiren 
insofiren, prsteftiven laſſen. (3) Rach einer noch weitern Figur 
wird zumeilewim gemeinen Leber, beſonders auf Univerfi iätea 
auch wohl übermactes bares Geid der Wechfel genanat,. Sei⸗ 
nen Wechſel bekommen, darauf warten. 

4. Ein Ding, welches eine gewiffe Folge von Veränderungen 
in dem andern hervor dringt, In diefer Bedeutung werden nur 
bey den Uhrmochern diejenige u Räder, welche den Stunden, wir 
Diinnten- Zeiger berum führen, Wech ſel genannt. - 

- 5. Dasjenige, was miteinem andıen abwechfelt, nur in einie 

gen Fällen. So iſt im Bergbaue der Wechfel ein neues Slůck 
Bauholz, welches ſtatt eines ſchadhaften eingefeget wird. 
6. Derjenige rt, wogwey Dinge einer Art mit einander ob» 
wech ſeln, in vielen Fällen des gemeinen Lebeus. Im Bergbaue 
wird-jo wohl der Ort, wo die Theile eines Flötzes von einem Baits 
x oder einer Kluſt getrenwer: werden, als auch überhaupt, wo cin 

Ding aufböret, und ein anderes gleicher Aıt anfängt, Ser“ 


Wecpfelgerannt,- Dev Wechfel der Sabrren, wo eine Gruben⸗ 
Bey den Jögeru iſt 


Ort, worin Wilebret vera hin und wieder gehet, welcher letztere 
auch der Wandel genannt wirt, In den Waſſerkünßen iſt dır - 
. Weil 


- 


e aber dafür einziehet. —* 


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Zunachſt von sem Ital. Bauco, 


142 ı er 


N Werft! fo wohl ber Ort, wo wey Röhren zuſammen ſtoßen, als 


auch eine Heine Röhre, welche ziwey größere verbindet, Auch die 


Warner nennen denjenigen Ort, mo zwey Felgen in der Mitte zu- 
anne ftoßen, den Wechiel. 

Anm. Das Wort ift alt, uud lantet ſchon im "Aber, und bey 

dem ; Kerouuexlal; uuenlal, moxs fo wohl für Verändereng, 


— 


Beh _ 1jov 


doch unter den Nahmen eines Bangır'crsam befannteftentt. Cir- 
angeſehener Wechſelhändler wird aug wohl ein —— —X 
nannt. S. auch Wechsler. 


Wedh ſeſkundig, adj. et-adF. den den — di er⸗ 


fahren, wo das Wild zug Wechſel hat, wo es gern aus und 
eingebet. 


ale auch für Tauſch, arbrancht wird, im Niederſ. Weſſel, im Das Woͤchſellicht, — plur. die —lichter, im Bergbaur, 


Schwed. vaxel, S. Wechſeln. 


Der Wenfelbaig, Ies—es, plur. bie—dälge, eigentlich ein 


von Deren mit bein Teufel erzeugtes ‚und einer Seubswöchnerinn 
unter geſchobenes Kind, dergleichen von dam arofen Haufen noch 

jetzt geglanbi werben. Schon ben dem Notker Wihleling, im 
"doländ, Wifleling, ka Engl, Changelinz, im. Jeläa. Skıp- 
tinz, im Schwer. Byting, vor hyra,tanfden, Da ſich der gro- 
Be Haufe von der Engliſchen Kraufgemgleinen Begriff zu mahın 
weiß, to Bält er die mit der ſelben desafteren Rinder geeinigt 
> für ſolche Wehfeldälge, (©, KielEropf.) Au weiterer Bedeutung 
int Wegiiibalgein Schein orı rines jeden ungeattrten oder nuge⸗ 
zogenen Himdes, - 


Hie Wechfelbent, plar. RR, —bönte,. und — banken. 1. Die 


Bank, di der Tich eines Belöwechsters, und in meite.er Bedeus 
tung beifen Bude, Baden oder Brwölbe, am bänfgfien nur noch 
an tinigen. Deten. Der Diural lautet bier, die Wech ſelbanke. 
eine Bank, 8, . öffent⸗ 
liche gemeine Eaffe, weiche Wechfel anıcmm uud au⸗ſtellet. Der 
Plural lantet bier die Wechſelbanken. 


Lichter „welche zuweilen noch außer den Lichternder Bergleute it 
der Orube angegünder werden, 


Wechſeln, verb, reg. welches in zwiefacher Form üblich ift: 


1», As cin Neutrum, mit denn Hülfsworte haben. (1) Auf 
einander folgende Teränderungen erieiden y nur noch felten.  &s 
wechfele alles in der Welt, es iſt alles der Veränderung Juniers 
‚worfen, Ihn entziicdt jede Spönheie des wechfelnden Fahtes, 
Grin (2) Dinund wieder geben, oder ziehen; nur in einigen Faſ⸗ 
fen, Bey den Fägern wechfeirdas Wild an einem Orte, wenn 
es daſelbſt gern aus: nnd einziehet. Im Beorgbaue wechſeln 
die Wetter, wenn die Luft ihren gehörigen Zug bar. (3) Don 
Wechſel, Wechſelbrief ſagt man, man wechſelt von Leipzig nach 
ee wenn zwifchen beyden Orten ein Wech ſel Cours 
der eine Wechſelhandlung eingeführet iſt. 

2. Ein Activum. (a) Für ein Ding ein anderes eben derſelben 
Art nehmen, oder bekommen. Die Kleider wech ſeln, andere. 
Kieider anlegen, Nicht zu wechſeln haben, di aur Ein 
Kleid, nur Einen Anzug Wäſche haben, Die Pferde wechſeln, 
mise Pferde nehmen. Die Zähne wechſoln, neue Zähne bekon⸗ 


Der Wochſelbock, des —es, plur, die —böte, im Bergbau, 


Das Woͤchſelfeld, des —es plur die —er, in der Landwirth⸗ 


Dabs Wecyfelgeld, des — cs, plur. von mehrern Arten, die —er, 


Das Wechſelgericht, des —es, plur. die — e, ein Gericht, 


Der Wecyfelbündler, plur.ut nom.fing.ein Kauf. 


Ter Wechſelbe griff, des — es, plur, Sie —r, in der Logik, cin 
Stasme der beyöen Begeife in eirem demtiſchen Sage, weil fie 
eiseriep Ansdehnung daben, und folglich für einander Löanen ges 
ſetzt werden, 

Der id... rief, des —es, plur. hier, ein rief, di, eine 
Urin‘ „welche eitten Wechſel imdenswen eriten Fällen der drit⸗ 

vn RER enthält, und der am hãufigite a nur Wechſel 
— wird. S. daſelbſt. 


nen. (2) Befonders unter zwey, eder mebtern Perſouen. Briefe 

mitjemanden wechſeln, Briefe an ihn ſchreiben, und vo. ihm 
bekommen. Die Ringe wechfeln, werk dag Brautpaar vor dem 

Altare die Ninge gegen einander vertauſcht. Worte wechfeln, ei⸗ 
gentlich miteinander fprechen ; oft auch im engern Berftande, fids 
reiten, zaufer, (S. Wortwechſel) Kugeln wechſeln, ſich auf 
Viſtolen daelliren. (3) Geld wechſeln, kleine Manz⸗ Sorten ger 
gen grobe odrr harte Iben. ERinen Dueaten wechẽein laſſen. 

So auch das Wechfein. 

Anm. Schon im Tatian iſt wechflen, tanfhen, ie Miederr, 
weſſeln, im Schwed. vaxla. Die Endung feln enthält, aufer dee 
Endung des Infinitives, eine toppelte Ableitungsfpibe, des —v, 
und et. Beyde jcheinen hier eineWiederbohlung und Vrefkärkitiez 
bes Hauptbegriffes zu bezeichnen, vielleicht mit einen Nebenbe- 
griffe der Verkleinerung. Die Wurzeifplbewäre alſo wech oder 
weg, und dieje fcheinee mit weg in bewegen , überein zu fommen, 
fo daft der Begriff der wiederhohlten Bewegung, der in dergivege ' 
ten Bedeutung des Reutrius noch ſehr merklich iſt, der herrſchende 
ſeyn würde, Das Lat. vices ſcheinet damit verwandt zu ſeyn. 

Die Wechſelpferche, plur. inui, in der Landwirtbichaft, diefe« 
nige Art der Bepferchung, da ein Nachbar den. andern feinen Acker 
bepferchen Läßt, damit es feinen an dem nötsigen Tünger fehle. 

Der Wechſelrain, des—es, plur. die—e, eben dafeldfi, eim 
Rain, welche beyde Feldnachbarn wechfelsweife genießen, 

Die Wechfelrcchnung; plur. die —en, die Art und Weik, 
den Wechſel · Cor es, ingleichen das Verhãltniß einer Münz Sorte 
„gegen die andere zu berechnen. 

Das: Wechfeleöcht, des— es, plur. die—e. ı. Dasirnige 
Recht, welches Wecſelbriefe vor andern Schuldverſchreibungen 
genießen, 2. Ein Necht, d.i. Geſetz, in Anfehung folcher Wech» 
fel. 3. Der Inbegriff diefer Rechte und Geſetze, obue Plural 

“Die Wechfelrede, plur, die —n, ein veraltetes Wort, theils 
für Gegencede, Antwort, cheils aber auch für ein Ge prach. 

Die Wechſelreiterey, plur. die — en, inder Handlung, derie- 
nige Kunftgriffeines dem Bankerott nahen Kaufmannes, da er 
ſich duch tragirte lBeghfel noch einegeit lang von dem Falle reitet, 

denfetben 


ein Bot un einen Feldgenänge, woraufdie Ste 2 des Berlänges 
zuſannnen gefüget werden ; von Wechfel 6. - 

Das Wechſelbũan, des —es, pler. die bücher, ein Buch der 
Haudelslente, worein fie ihre Wechfeiaefchäfte ver; chnen, 

Der Wechfel; Couro, des—es, plur. die—e,in der Handlung, 
der Ser.ı5..d. i. Werth dee Wechſel gegen bare⸗ ER u Au⸗ 
ſehung der Zeit umd drs Ottes. 


ſchaft, ein Feld, welches alle Jahre befteler wird, und auch Fabr: 
feld heißt; zum Unteribiede von einem Artfelde, welches alle 
deep Jahre brach liegt, : 

Dee Wechſelſteber des— 8, plur, ut nom. fing. eine Art 
Fieber, deſſen Aufall nur zu gewiſſen Zeiten fommt, und hernach 
wtebsenachläffe, das nachlaffende dieber, worunter das kalte 
des vornehmſte iſt. 

Die Wechſelfurche, plur. dien, in der Landwirchfchaft, eine 
Furche, fo fern fie neben einander liegende Üdter ſcheidet, zum Un⸗ 
terſchie de von der Mittelfurche. 


diejenige Geld⸗ Sorte, auf welche Wechfelbriefe — werden 
kdunen, welche in Wechfeln üblich iſt. 


welches vornehmlich wegen dee Streitigkeiten in Wechfelfachen 


niedergefeßet, und an den weiße Diten mit dem Sandelsgerichte 
verbunden iſt. 


mann, deſſen voruepmftes Geihäft in Wechſelbriefen beſtehet, der 


u. 


1423. Wech 


denſelben aber — nur voch größer mad; 
Wechfel.Reiterwechfel genannt werden, 

Der Weipfeltigjter, des —s, plur,ut tom, üng. der Richter 
oder Präfident in einen Werhfelgerichre. : 


Die Wechſelſchrift Plur. die —en, ehufeltenes Wort, eine Ge⸗ 


genſchrift, eine Schrift, die Schrut eines andern zu widerlege 1. 
Der Wechſelſtreit, des —es plurs ĩnuſe eben fo fetten; der 

Streit mehreren, Dinge. wider einander, ein gegenfeiiig er Streit, 

Im Wech ſelftreit fo vieler Zinder ife x 
Die Wechſelſtunde, plur, die —n, im Berabane, diejenigen 


Stunden, welche auf den Öruben- Cost paffe die Vieriel eines oals 


ben Zirkels, und die Arten der ſtreicheuden Gänge von einander 
unterſcheiden. 

Wechſeloweiſe adv. 1. Auf gegen ſeitige Art. Sie leihen einz 
ander wechſelsweiſe ihre Einſichten. Wechſels weife fingen, ſo 
daß wenn einer aufbörck, der andere anfängt. =. Abwechſelad, 
nach einander. Augen, aus welchen die Rluzheit des Kopfes 


und die Güte des Herzens wechfelsweife blickten. Freude und 


Leid folgen wechſels weiſe auf einander. 


Die Wechſelung plur. die —en, in dem Schiffsbaue, die abe 


wihjelnde Einrichtung der Fugen der Planken, fo def RR 
zwer Fugen über eine Stelle zuſammen ftoßen, 

Der Weẽch ſelweitzen, des—s, plur. mul. eine Art de⸗ Biie 
tzens, welcher fo wohl über Winter, als über Bomiher, gefäet 
werden kann, übrigens aber dem Sommerweitzen gleicht. 

Das Wiryfelwert, des —es, plur,, die —e, bey den Uhrmas 
chern, dasjenige Räderwerß welches den Stunden- und Minnten⸗ 
Zeiger berum führer, und auch Murder Wechſel genannt wird. 

Der Wechſel winkel, des —s, plur. ut nom, ling: in der Geo- 
metrie, Winkel welche einander entgezen ſtehen. 

Die Wecyfelwirthfihafe, plur. inuß diejenige Art der Land⸗ 
wirthſchaft da man die Seiner nuch einer gewiſſen Zeit vuben 


läßt. 


‚ Die Wechfelgange, plur.die—n, bey den Drabtziehern, eine 


Zange, womit die Drahtſpitze auf der‘ de Sehr durch das 
Loch des Ziehe iſens gezogen wird, 


ger Wecheler,des—s, plur. urnom. fing: 1,CinGeldiverhs 


ker, d, 1. der. ein Gejchäft daraus macht für grobe Münz-Sorten _ 
kleine, oder für eine Münz-Sorse andrcejwgebden, 2. Ein Hanf 
mann, welcher mit Weshfelbriefen — ein BSanquier Weg: 
felberr. R 
Der We, des —es, plur. die- e, in einigen Gegenden, bie 
Wede, plur. die —n. * Gin Keil, Kine in Hochdentfchen 
läugf? veraltete Birne noch in auigen Oberdeutſchen 
Gegenden ũblich iſt· 2. Eine Art feinen Weitzenbrotes, welches 
einiger Maßen die: Grfalt eines dopprlien, mit denbreiten Oder⸗ 


* 


Nachen zuſammen ſtoßenden Reiter hat. und au andern Orten eine 


Stolfe, ein Striegel geuaunt wird, Ein Chriüwer, dergleichen 
man mn Weihnachten zu baden pflege, an, andern Orten eine 
Chriftſtolle; Oſſerweck, Eyerweck Spigwec u. [fe An ans 
du Deren find die Wecke oder Wein eine Art vieredien, "nit 
Milch angemachten, nnd vor'vem Biken in Waffecnefofföhen ; 


Weigenbrotes, mit vier Zipfeln.* "Eine Maſſe friſcher Butler, 


welche eine ähuleche laatglicheen beyden Enden zugeſpitzte Geſtalt 
. bat, ein Wet Burtft, ein Butter veck in manchen Gegenden 


ein Burterfiriegel, 
Unm. Dan fonn J Wort in der z rien ee bon 


ca lautzte,nnd nnter deräifibe gebadene Kuchen bedeutete. Allein, 
- bag dieApnlichkei: Her@ehale wie einem Keile der Grund der Bes 
„.nennungiff, erhelfet theitsdaber, daß ein We Butter in einigen 
> Doberdeutichen Gegenden wirktih ein Bent heißt; theils aber auch, 


ARE: Er 


dergleichen 


+ gebraucht es daher now für bewegen, des Sundigen'hantne 
„" wuegkemil; Hornegf aber für rettzen, das begund die Augen - 


Die Wee vert, des —es plur. AR — dabjekige Revenwart 


dem Mirtellar. Focacra ableiten, welches aud nur Focius, FO-; Weder, ein Partſtel 





—— 


eh 


- 


* 


an — 


daß ——— eier nie Biufiz von — Kt Mäten- 


brotes gebrantgtäwied." Vno cuneo;h.e.albo pane, modi- 


tisque cibariisin hebdomada fuftentabatur, beißtes.in 


.  Rufdyiı Chroa. Windelem, bey dem Du Fresne. Ju der vi⸗ 


cardie iſt Unigmeteben Safelbe viegzipfelige, und mit Milch ane ⸗· 
gemachte MWeigenbror, Dinpee: man in Rederfachfen eine —— 
oder Wegge heißt, uf Aus —* 
Weken, verbsrez. act. zum Aufwachen bringen, gewadhenina- 
chen Das Gef — des Morgens um fünf Uhr wecken. SR 
frübe geweckt werden. "Daher das Weden, = 

Anm. Beh dem Ottfried, Notker, Willeram u. f. f. uuegken, 


“ uuechen, uuecken. Es iſt eigentlich das Intenfivum von we | 


. gen im bewegen, ſtart und heftig bewegen, deugleihen nathiwens 
dig iſt, wenn man einen feh. ſchlafenden erweden will. Notter 


wekchen —* if es das — don wagen ER 


made. 0 « 
Der Wecker, des 8, plur. utnom. fing. eine Mafhine, ode 


Theil derfaiden, welche wet, und in weiterer Bedeutung, iveld € 


ein gewiſſes Zeigen gibt. So iſt der Weder in den. üdren, ein " 
Hammer, welcher zur verlangtengeit vermittelt ſchuellet Schläge. 
an einer Glocke aus dem Schlafe erwecket. Im Berg⸗ und Hüt⸗ 
tenhaue, wo cr auch dev Wachter beißt, iſt es ein Hammer, ‚der 
die Umgẽ uge des Kuuflrades auf ein klingendes Merall anzeige. 
In den Gerreivemüblenifl der Weder oder Rufer ein Blöcken, 
tpeiches anzeigt, daß der Rumpf leer iſt. Bey den Jäger i der 
Weder oder Wibtel eine Wachtelpfeife, womit man den Bad 
telhahn weckt, Damit er ſchlage, undin das Garn gebe, 
Die WE dubr, Blur, die—en, eine wir einen Weder, verfüfßene 


Khr.- 


in einer Weckahr, welches den Weder treibt. 
Der Wedel, des —s, plur. ut nom. fing, Diminut. das we. c 
delchen Oberd Wedelein, 1.Der bewegliche Schwang anınans 
hen vierfügigen Thieken So wird ben bensZägera der furze 
Schwanz bes Hirſches ſo wohlider Wedel / als der ag eis 
nigen Orten auch der Shwaden oder zirſchſchwaden, gendnn, 
Im Hochdeutſchen wird es feltener gebraucht, außer ermann ver 
edlern Schreibart, dem niedrigen Schwanz auszumeigen. 2 ‚Ein ; 
"Werkzeug, in Geſtalt eines harigen Schwanzes, damit cheils zu 
wehen, tbeils zu ſpreugen. Der Loſchwedel der Schmiede, rin 
ſolches Werkzeug don Stroß, die Koblen in der Effe damie mit - 
Waſſer zu icugen. "Der dlie genwedel, von Haaren oder Fe⸗ 
derw, die Fliegen weogutreiben, Der Sporengwedeh Weihwedel, 
in der Sömifden Kircht, Weihpaffer damit zu fprdugen. .ı % _ 
"Anm. Die Abteitungsfulbe et, bedeutet bier ein Werkzeug; 
die Wurzelſylbe Wed aber gehoret zu dein: alten wahen, jest 
weben, fo fern es auch hin und ber bewegen bedeutet, In einigen 
Dberdeutfchen Gegenden iſt Wedel ein Bundel Näisholz, weis 
ches aber allem Anſcheine nah vonrinem andern Stamme it und 
zu dem aleich bedeutenden, im ——— un, wette: gr. 
— 
wedelny rerb, reg. neutr. Bin und ber — —— von —— 
Schwarz vierfüßiger Shiere übliches Wort! Der Hund wedelt 
mit dem Shwanze, im gemeinen Leben auch ſchwänzeln, im 
Riederf wemeln So auch das Weseln, Sdas verige. 
1.*Eine indireete tragende Partikel, für 
ob; eine fehr alte, aber jege im Hochteurfben völlig veraltete 
Bedeutung, welche noch in Nieder ſach ſen üblich if: Ich weiß 
nicht, weder ich es thun fol, od 2. * Bine vergleichende Pars 
utel, für als, oder ale nicht ;, ein iu Hogpdeusihen völlig veral⸗ 





leter NS | 








“ 


ErTE 8 


Bes 1426 


ger: — SZ wepfältig, — weder fie fon täglich Der Wir, — plar. die — €, (mit einem gedehnten e; 


- fammeln, 2. 3. Mof. ı6, 5, 30:9 "Mahl fo viel, als, Weis: 
heit it beſſer weder Gold, als. Du redeſt beſſer noch und 


‚reiner weder er, Opitz. 3. Eine ausſchließende Conjunction, wenn 


mehrere Dinge in einzelnen Gliedern oder Sägen vernginet wer⸗ 
“den, da denn das erſte weder, aleü rigeaber noch befommen. Ih 
ſege nicht das geringiie Mißtrauen, weger in ihre Aufrichtig- 
keit, noch in ihre Sreundfipaft. Weyer Sreunde, noch Glück, 
noch Ehre, noch Ruhm, noch endlich Reichthum konnte ihn 
dazu vermögen. Jin Oberdeutſchen wiederhohlet man auch das 
"weder dor dem zweyten, und dem folgenden Ausdrucke: wo we: 
der ein Cameral Dorf, weder ein treu gejinneter Stand anz 
“getroffen wird ; welcher Gebrauch aber im Hochdeutſchen veral, 
terift. Eben fofebe. ift es veraltet, anftart weder — noch, das 
nsh—noch zu gebrauchen. 
Verbindert, daß — Recht noch Satzung reden kann, 
Opitz 

S. od. a 
Anm. Diefe Yartitel iſt FR alt, indem huuedhar, ſchon im 
Iſidor ob bedeutet, Bey fpäteen Schriftftellern lautet fie wither, 


"uuedar, bey dem lliphilas hwathar, im AXuaelf. h waether. x 


im Engl. wether, im Riederf. wedder, weer, Dain allen Par» 

‚tifeln die Bedentung höchſt dunkel ift, fo iſt ſie es auch in diefer, 

daher felbige fo a worden. Es fcheinet, daß ſie ehe⸗ 

denm auch beyde bedeutet habe, denn eintweder und keintweder, 
> bedeuten noch jetzt im Oberdeutſchen eines von beyden, und kei— 
nes von beyden, da fie denn wohl gar als Adjectiva decliniret wer⸗ 
"den, Feintwedere.Parthey, — vi feine von beyden 
Parteyen. 

Das Wefel, des —s, plur. utnom. fing. ein nur in den gemeis 
nen Dundartemeiniger Begenden übliches Wort, jo wohl den Ein⸗ 
‚(lag des Webers und auch das Gewebe ſelbſt, ald auch die Wa= 
ben, oder dag Gewirke der Bienen, zu bezeichuen. "Eben dafelbt 


bat man auch das Verbum wefeln, welches befonders von den 


Bienen gedraucht wird. Die Biene wefele, di a bauer. Es 
ſtanmet vermittelt der — [aibe el von dem Berbo we⸗ 
ben ber, 

Weg, mit einem gefihäckten e, — das. g wie ein gelindes f 
lauiet, wie wäh; eine Partifel, welche eine Entfernung bedeutet, 
und fowohl als eine Juterjection gebraucht wid; Weg mit ihm! 
Weg mit der Sand! Als auch als ein Umſtandswort, da es denit 
tbeils andern Umſtandswörtern zugefellet wird, die es näher bes 
flimmen. 
Noch häufiger aber mir Verbis, eine Entfernung zu bezeichnen, 
tpie fort. Br iſt ſchon weg, iſt ſchon weit weg. 
mit der Inverſion: 

Wie ſpielt die ſchöne Blaſe nicht 
Ai So bunt am goldnen Sonnenlicht? " 
Allein, ein Hauch, weg iſt die Pracht! 
Und ihrer wird nicht mehr gedacht, Weiße. 
Da es denn gern mit den Verbis zu Einem Worte zuſammen 
ſchmilzet, doch nur als eine treunbare Partikel, welche in den ge⸗ 
wohnlichen Fällen wieder hinter das Verbum reift, Ich werde es 


bald weghaben, aber, nun babe iches weg. S. die voruehm⸗ 


fken diefer Zeitwörser im Folgenden befonders. 

Unm. Weg iſt eine unmittelbare Onomatopdie des Eindrudes, 
welchen eine ſchnello Bewegung auf das Ohr macht, und daher if 
fie aud) das erſte und einfachſte Stammwort, fo wohl des folgen⸗ 
den Weg, via, als auch des Verdi bewegen, und aller damit 
Perwändten Wörter. Um des Nachdruckes willen, befonders in 
deredlern Schreibart, ſetzet man gerur noch das hin voran, bin: 
weg, d. i.von hinnen, von bier weg. S, Sinweg. 


! BL W. 3. 4%. 2, Auf, 


Schlecht weg, für ungefünftelt, (S. auch Vorweg.) 
Jugleichen 


daher das g ſeine eigenhůmliche gelinde Aus ſprache behält) Es 
bedeuter Im weiteſten und eigentlichſten Verſtande, die Linie, 


oder den Raum in der Fänge, welchen ein Körper in ſeiner Beipe⸗ 


sung ’bejchreibet, Unterirdifche Dünfte bahnen ſich uns unbe— 
Fannte Wege. Der Weg eines Simmelsfirpers am Simmel, 
deſſen Bahn oder Laufbahn. Der Weg eines Dozelg in der Luft, 
eines Sifches im Wäffer, eines Thieresauf dem Selde, Daher 
die figürlichen Ausdrüde: einemim Wege Reben, ihi hindern; 
einem etwas in den Weg legen, fo wohl auch ihn hindern, al 
auch, ihn beleidigen. Einem in den Weg treten, au, ihn zu 
bindern fuchen. Einem aus dem Wege geben, eigentlich, den 
Raum, in welchem er ſich beiwegrn wid, vermeiden, figürlich, feie 
ne Gegenwart meiden, Das liegt mir im Wege, iſt mir im” 
Wege, hindert mich, Packe dich deiner Wege, beffer, geb, deiz 
nen Weg, d.i. entferne did. Auf böfen Wegen geben, böfe - 
Abſichten haben. ‚Ein niedriger , provinzieller Ausdrück ift, bey 
Wege ſeyn, inder Nähe ſeyn. In noch weiterer Bedeutung. eg 
ift ein Sieber,.eine Krankheit auf dem Wege, fie wird bald qus⸗ 


brechen. Dann und wann nimmt Pie Santafie des Dichters Lie 


nen andern Weg. 

2, In engerer Bedeutung ‚ der Raum auf der Erdfläche, wel. 
ben man betritt, wenn man von einem Orte zum andern veifer, 
da denn Weg der allgemeine Ausdrud iſt, welcher Straße, Steig, 
Sußfteig uf. fe unter fich begreift, Lin gerader, Frummer 
Weg, ein guter, böfer „ Schlechter Weg, ein hohler Weg oder 
Sohlweg. Es iſt ein weiten Weg von hier nach Paris, di » 
Paris iſt weit von hier entfernet. Auf dem Wege nach Leipzig 
feyn. Einen Weg geben, reifen, fahren u. ff. Ebedem und 
noch jegt zumerlenin der höhern Schreibart mit dem Genitive. 
Gehe dieſes Weges. Ich möchte Sieſes Weges ſo bald nicht 
wieder kommen, Leſſ. Im gemeinen Leben gebraucht man den 
Genitiv noch hauftg mit gevade. Gerades Weges nad Berlin, 
ben geraden Weg, d. i. unmisteldar, ohne fih an einem Orte aufs 
äubalten. Der Weg geber durch den Wald, über einen Berg. 
Einen Weg nehmen, , einfehlagen, d.i, wählen, betreten... Sie 
konnen allemahl ihren Weg zu mie nehmen, wenn ihnen etwag 
mangeln follte, d. i. zumir kommen. Sich auf den Wez ma= 
hen, eine Neife antreten. Den vechten Weg verfeblen. Je— 
manden den Weg zeigen, ibn wieder auf den rechten Weg 
beingen. Auf sem rechten Wege ſeyn. Einen Weg zur ück les 


- gen. Es iſt miv aus dem Wege, ift von dem Wege, weldhen: 


ich zu geben babe, entfernt. Seinen Weg fortfegen, ieine Reiſe. 
Sein Weg trug ihn durch einen,heiligen Hain. - Zine Meile 
Weges, im gemeinen Leben, eine Meile. in gut Stüd 
Weges, ein ziemlich weiter Weg, Wir haben fchon ein gut 
Stück Weges gemacht. Unter Weges, auf dem Wege, wäh» 
vend der Keife ; wofür Doch auf dem Wege edler if. Den Wrg 
aller Welt geben, ſterben. 

Nur im gemeinen Leben übliche Ausdrücke find: Unter Wege 


bleiben, laſſen, unterbleiben, unterlaffen. Aller Wegen, an 


allen Orten, allenthalben. Zuwege bringen, hervor bringen, 
wirklich machen, (S. Zuwege.) Es bat gute Wege, es eibet 
nieht; ingleichen , es hat nichts zu bedeuien. Mio dem Sohn 
bat es gute Wege, den überlaffen fie nur mir, Leif. Wenn 
dudarüber unruhig Birk, fo bar es gute Wege, Gel, 

3. Figürlich, (2) die Art und Weife eines Verfahrens, ° Mitz 
tel und Wege wiffen. Beines Weges, d.i. auf keinerlen Ars, 
Die Scheidung im naffen oder trock nen Wege, in der Chymie. 
In ale Wege, allerdings, iſt im Hochdeutjchen veraltet, fo wie 


die Dberdeutfchen folcher Wege, fokher Geſtalt, in einige Wege, 


aufeinige Act, ein fo andern Weges, auf eine ober die andere 
127: Art, 


* v * ” * 
1427 Meg 
Art, (2) Roch häufiger, dir Art und Weiſe, zu etwas zu gefangen, 
Einem den Weg zu den Wiffenfchaften zeigen. Das iſt nicht 
der rechte Weg, dazu zu gelangen. Krumme Wege geben, 
etwas auf eine unerlaubte Art zu erhalten fuhen. Dev Weg zur 
Seligkeit. Er verachten die niedrigen Wege zum Glück, Gell 
Der gewiſſeſte Weg zu den tugendhaften und feligen Enpins 
dungen des Herzens gegen Bott zu gelangen, it der Weg der 
Erkenntniß Gottes und feines Willens, eben derf. Ich will 


den fiheriien Weg geben. Den Weg: Restens betreten,>eine \ 


gerichtliche Rlage erheben, einen Prozeß anfangen, 13) Den 
Weg der Tugend, der Menſchheit geben, ſich derfelben be⸗ 
fegigen. Don dem Wege der Tugend weichen. (4) Ju 
„ver Deutjchen Bibel bedeutet. der Weg des Seren, die Wege 
Gotteg, den Raibſchluß Gottes, von den menſchlichen Schick⸗ 
falen, Eden dajelbft ind die Wege des Menſchen fein ſittliches 
Verhalten. 

Anm. Schon im Iſidor Vuegh, im Dttfried Weg, Sev dem 
UpbilasW igs;im Angelf.W aeg, im Isl. Vegur, im Schwed, 
Väg, im Engl, Way, im £at. Via, in den älteften Zeiten 
Veha. Es ift unmittelbar von der vorigen Interjection weg, doch 


ſtatt aller Ausbildung mit Berändernng des Zeitmaßes des e,und 


Ber darin gegründeten Ausſprache des folgenden 8. Im den fols 
genden Sufammenfegungen befomme, um des gedehnten € und der 


weichen Ausfprache des g willen, das lestere daber alemahl eine, . 


wenn die erfte Hälftediefes Subflantivum iſt, werweiſer rn 
ausgenommen, 
Megarbeiten, verb.reg. act. durch Arbellen fortfehaffen. 


* 


Wegbeißen, verb. irreg. dt, (5: Beiffen,) durch Beiffen forte 


fchaffen. 

Wesbeitzen, verb. reg. act. durch Beigen wegſchafen 

Wesblaſen, verb.irreg, act, (S. Blaſen, durch Blafen fort⸗ 
ſchaffen. 

Wegbleiben, verb. irreg. neutr. (S, Bleiben,) mitdem Hülfss 
worte feyn, ausbleiben, nicht fommen, 

Wegbrennen, verb, ı. Xetivum, da es fo wohl regulär als irs 
regulär gehet, durch Fener vertilgen, durch Brennen wegfchaffen. 
Eine Stadt wegbrennen. Line Warze wegbrennen. 2. eu: 
trum, irregulär, (S. Brennen,) und mit dem Hülfsworte feyn, 
durch Feuer vertilget werden, Die ganze Stadt iſt wegge- 
brannt. 

Weigbringen, verb. irreg. act. (S. Bringen.) 
andern Drt bringen, entfernen. 2. Davon bringen, 
nichts mit weggebracht. 

MWegdrängen,' verb. reg, Act. aus oder von einem Drie 
drängen, 


Das Wegeamt, des — es, plur. Sie —ärmter, an einigen Or⸗ 


a, An einen 
Er hat 


ten, 3.8. in Oſterreich, ein Collegium, welches die Aufſicht über. 


Sie Landſtraßen und Brücken hat, und aus einem Director, ver⸗ 
ſchiedenen Jugenieurs uud vielen Wege:-Commiflarien und Wer 
geaufſehern beſtebet. 

Der Wegeaufſeher, des —s, plur. ut nom. fing, der von 
der Obrigkeit Über die Wegeausbefferung der Landſtraßen be⸗ 
ſtellt iſt. 

Der Wigebau, des—es, plur. inuf, die Ausbeſſerung der 
Landſtraßen, wie Wegebefferung. x 

Der Wögebereiter, des — s, plur.ut nom. fing. ı. Bon 
weiten, ein verpflichteter Reirer, welcher für die Sicherheit der 

Landſtraßen zu forgen, und die Beeinträchtigung der Zölle zu vers 

bindern bat, 2. Von bereiten, fertig machen, ift der Wege: 


„beveiter an einigen Orten, der fürdie Ausbeſſeruug der Wege zu 


forgen hat. 





ER Pa a 


Ei ne ug) 


Die Wwigebiferung, plur. Sie—en, ie Autbeſſerung ber Ber 
‚ge und Sitaben. e 

Das Wetebreit, des—es, plur.inuf, der Rahme einer Yan. = 
38, welche häufig an den Wegen und Sıraßen wãchſet, blastago 
Linn. Zu Deutſchen auch Wegerich - 

Die Megediftel, plur. die—n, dir Nahme einer Act Difteln, 
Onspordon Linn. wielsfurz, Svauendiftel. 

Der Wegedorn, des —es, plur. inuf, ein fachelicher Strauch, 
der an den Wegen und Zäunen wild wäch et, Rhamnus Linn. 
befonders deffen Rhasınas vatharticus, der auf) Breuzdorn 
genannt wird. 


Dos MP’ zeg2ld, Re plur. vor mebeern Gurimei, die— 


3, weidesfeifende für den ®ebraud) der Wege nud Siras - 


Gen entcich ion, Zoll. Ingleichen Geld, weldes zur — 
der Laudſtraßen beſtimmt iſt. 

Das Wigerivas, des —es, plur. inuſ. ©. Wegerviet. 

Das Wigehaud, ves— es, plur. die—häufer, an einigem, 


Drten, 5.8. im Haimöverifchen, das Haus. des Wegeaufſeher⸗? an. 


der Landftrage 

Wegeilen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte haben, 
von eines Dite eilen, eilen ‚um fih von einem DSrie zu ente 
fernen. 


Der Wegefünmel, des — s, plur.inuf. ein Nabe des gr» 


meinen Setd- oder Wrefenkiimmels. ©. Feldkümmel. 


‚Die Wigelegerung, plur. die—en, in den Nechien, diejenige 


Handlung, da mananf öffentlicher Straße im Hinterhakte auf je» 
manden lauert, in der Abficht, ihn zw beranben ; eine Art des 
Landfriedenbruches. Geſchiehet es nicht auf öffentlicher Land» 

ſtraße, und ift bloße Privar:Kache die Abſicht, ſo heißt es das 
Vorwarten. 


Die Mögelerche, plur. dien, ©. Saubenlerhe N 


Der Wigemeffer, des—s , plur. utnom, fing. ein Werkzeug 
die Länge eines Weges damit zu meffen, Es beflehet gemeiniglich 


ans einem. Näderwerke in einem Wagen, und wird ws der 


Schrittzähler genannt. j 
"Wegen, verb. welches die Mürzel von bewegen, "abeefür ſich 
allein im Hochdeutſchen längfi veraltet ift, Wan der Wine _ 
vil on vaſt weget von mittag der fonne, beißt es noch in 
dem Liber Pefilens, von 1500, Es ſtammet zunächſt von der 
‚ Interjection weg ber, und iſt wiederum einefruchtbare Mutter 


vieler auderer Wörter, wornuter wacheln, fackeln, wa@eln, = 


 weden, wachen, weigern u. f. f. nach fehr bekanuten arme 
davon abgeleitit find, ©. Bewegen Ann. 

Wetzen, eine Präpofition, welche jederzeit mit der zweyten Enz 
dung oder dem Genitide des Nennwortes verbunden wird, und. 
das Bechältniß der bewegenden lirfache bezeichnet. Sie kann fp 
wehlvor, als nach dem Nennworte ieben. Wegen einer Sache 
befsrgtfeyn, und einer Sache wegen. Bie dürfen ſich dieſes 
Geſchenkes wegen nicht fo wohl bey mir, als bey dieſer liebrei⸗ 
chen grau bedanken, Gel. Meiner Jahre wegen Eönnte ih 
in der Bleidung no ſehr jung thun, eb. Die Sreundithafe 
bäft mich nie wegen der Liebe ſchadlos/ eb. Eben der. Leute 
wegen will er nur Abends Fommen, Weiße, 

Feblerhaft iftes, wenn dieſe Präpofition im Oberdeutſchen fo 
gern mie bem Dative verbunden wird, Er iR wegen feinem Sleis 
ße belohnet worden, fiir wegen feines Sleißes. Eden fo fehler» 
baftiftes, wenn -in den gemeinen Mundarten dem wegen noch 
ein um oder von vorgefeget wird, welche/hier ganz müßig ſind. 
Um wegen oder von wegen feines Sleifes. 

Wen in dieſe Präpofition miteinem A ſomichen Vronomine ver⸗ 
bunden werden follte, fo gehet ſie mit dem Genitive deſſelben in 
Ein Wort sufammen, ſo daß noch das, ver ututhlich des Wohl⸗ 


— 


— 





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Wegerecht, adj. der Wege kundig. 


* Eu 
. * 
*— 


8 | 


P2 


—⸗ wegen, Kaymifden geſetzt wird: meinetwegen, beinen 


wegen, feinetwegen, unſertwegen, euertwegen ihretwegen. 
Es gefchiehet mein etwegen. Ich babe es deinetwegen gerhan. 
Die Wörter Salben und Willen werden auf eben diefelbe Art mit 


— dieſen Genitiven verbunden, (S. diefelben,) ingleichen Dein. Im 


Oberdeutſchen gebraucht man beyde auch einzeln und getbeilt; was 
für Angſt haben wir nicht wegen ihrer ausgeſtanden, welches 

ber im Hochdeusfeben ungewöhntich iſt. Andeffen iſt die ‚ganze 
Form mit wegen mebr der vertranlichen Srhreibart eigen z; die cd» 
lere gebrancht dafür die ähnliche Zufammenfegung mit willen, 
(S. dasfelbe.) Sage es ihm von meinerwegen, oder grüße ihn 

von meinetwrgen, d. 4 in meinen Nahmen, gehört i in die. niedri⸗ 
ge Spredart. 

Wenn wegen mit den Öenitiven einiger anderer Pronominum 
zufammen gezogen wird, fo fällt das + weg, und der Genitiv 
felbft wird verfürzt: Seßwegen, weßwegen, wofür in den gemei« 

nen Sprecharten deffentwegen, derowegen, und weffentwegen 
gebraucht werden. : 

Anm. Auch diefe Präpofition ſtammet vermittelft der adverbir 

ſchen Ableitungsfolbe en von der Futerjection weg ber. 

in wege: und ſtegerech⸗ 
ter Iäger, der ale Wege und Stege kenuet. 

Der MWegerich, ses— a, plur. inuf. der Rahme einer Pflauze, 
(S. Wegebreit.) Die legte Spibe ir Wortes iſt die Ablei⸗ 
tungsſylbe rich, S. —Rich. 

Wegtgern, ©. Weigern. 

Die Wegefaule, plur. die—n, eine Säufe auf der ——— 

welche entweder die Entfernung von einem Orte zum andern, wie 
ein Meilenzeiger, oder. auch die — mehrerer Wege, 
wie ein Wegweifer, zeiget. 

Die Wẽ geſcheide, plur. die—n, der Dit, wo fich zwey oder 
‚mehrere Wege feheiden, der Scheideweg. 

Wigefchen, adj. etadv. von Pferden, wenn fie fich vor Kreuz ⸗ 
oder Scheideiwege ſcheuen. 

Die Wögefchnede, plur. sie—n, eine Art nadter Schnecken 
ohne Haus, welche fich Häufig in den Wegen finden laffen, Limax 
Linn. 

Der Wigefinf, deg—es, plur. inuf. ein Nahme fo wohl des 
Sederiche, Eryfimum officinale Linn. als and) des Acker— 
fenfes oder wilden Senfes, Sinapıs arvensis Linn. ingleichen 
anch des Sopbien-Kraures, Silymbrium Sophia Zinn. 

Wegeſſen, verb. irreg, (S. £ffen). 1. Aetivum, durch Eſſen 
alle machen. Alles wegeffen. e. Neutrum. Seife) hinter 
rin an der wegeſſen, lebbaft und ohne ſich unterbrechen zu laſ⸗ 
fen, eſſen. 

Der Wigeftern, des es, plur, die —e, Steine, welche die 
Gränze oder Breite der öffentlichen Laudſt caßen bezeichnen. 

Das Wegeſtroh, des— es, plur.inuf, ein Nabme des Lab: 

krautes, Galium Linz. an andern Orten auch Wallſtroh. 

Der Wẽgetritt, des—es, plur. inuf, der Nahme einer Plans 
je, welche an der Wegen und auf Kainen einheimiſch ift, und 
auch Wegegras, Angerkraut genanntwird, Polygonumavi- 
eulare Linn. Rleiner Wegetritt, Seleranthusperennis 

Liunn. wird auch wildes Johannis-Kraut und großer Knöterich 
genannt 

Die Wigewalle, p! ar. inuf. Ser Kahme einer Pflanze, Cen- 
taurea Calcitrappa Linn. auch Walddiſtel und Sterudiftel, 

Die Wegewarte, plur, inuf. der Nahme einer Pflanze, welche 
an den Wegen uud Ackerländern angetroffen wird, Eichorium 

\ Zinn. befonders deſſen Cichorium: Indybus, weiches auch 
Bundlänfte und@ichorien-Wurzekbeißt, und wovon die Garten: 
wor; aw arte nur cine vercdelte Art ii. Stachelige Wegewarte, 


> 2 \ T 7 * 


N m eg 1430 
Cichorium f pisofumt in, Die gelbe Wegewarte, oder das 
 Bebihrsfraut ifftar Hieracium Linn. 

Die Wigezebrung, plur. die —en, we man zur Ichrung auf 
dem Wege, d, 1. auf der Reife, gebraucht, wofür doch Zehr geld 
üblier ift. Im Oberdeutſchen wird dag Abendmahl, weiches 
man einem Kranken‘ reicht, Sie heilige Wegezehrung aenunnt, 

Weufabren, verb.irreg, (S. Sahren,) Esift» 7, Mentrum, 
(1). Sich vermitteiff eines Fuhrwerkes entfer nen Die Säfte find. 
ſchon weggefahren. (2) Sich ſchnell von einem Drte entfernen, 
Wieder Wind will ich ihr unter dem Arme wegfabren.-2. @in 

Activum/ vermittelſt eines Fuhrwerkes weafchaffen, DensSchutt 
wegfahren. 

Megfallen, verb. irreg.neutr. (S. Sallen,) mit dem Hülfes 
worte haben. 1. Sihdurd Fallen entfernen. Es ii mir weg: 
gefallen, aus der Hand gefallen. 2. Wegbleiben Fönnen, von 
Saden. Die angegebenen Koſten fallen weg, werden nicht 
mit in Rechnung gebracht. Der ganze Abſchnite hätte biev wobl 
wegfallen konnen. 

Wegfangen, verb, irreg. act, (©, Sängen,) fangen, — dar 
durch von feinemgew ähnlichen Orte entfernen. Einem Sie Tau: 
ben wegfangen. Alles Wild wegfangen. 

Wẽesgfaulen, verb, reg. neutr, mit dem Hülfeworte feyn, durch 
die Fäulnig weggefchaffet werden. Dieganze Wurzel iſt wenger 
faulet. 

Wegfeilen, verb. reg. act. durch Feilen weafchaffen. 

Wegfifchen, verb, reg. act, welches nur figürlich , und im 
vertraulichen Umgange gebraucht wird, mit Lift und Geſchwin⸗ 
digkeit in feine Gewalt beingen. Er hat ihm die Braut vor denk 
Munde weggefifche, eben da en he fhon im Befige zu ha⸗ 
ben glaubte. 

Wenfliegen, verb.irreg. neutr. (S. $liegen,) mit dem Hülfse 
worte ſeyn, fi fliegend entfernen. Die Vögel find wegge: 
flogen. 

Wegflteben, verb. irreg. neutr. (©, $liehen,) mit dem Hülfs⸗ 

worte feyn, fich durch die Flucht — wofür. doc) entfllehen 
edler und üblicher if. 

Wegfließen, verb. irreg, neutr. (©. Sließen,) nd fließend 
entfernen. 

Werflößen, verb.reg. act. das Faetitivum des u wege 
ſchwimmen machen. Yols weaflößen. 

Wegfrefien, verb.irreg. act. (©. Sveffen,) duch Freſſen alle 
machen. Ri: Seufchredien babenalles Getreide wergefrefen. 
Wegführen, verb. reg.act. von einem Orte führen.- Femaitr 
den bey der Zand wegfübren. Ingleichen vermittelft eines Fuhr⸗ 
werkes wegf.haffen, Den Schutt wegführen, Daher die Weg⸗ 

\fübrung. 

W ’'seubeln, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben, und figiire 
. Eh, wie werffchen. Er bat ihm feine Braut vör dev Naſoe 

wesgegabelt. 

Wegg:ben, verb: irreg. act. (©. Geben,) von ſich geben, an⸗ 
dern geben, Alles weggeben. 

Wetueben, verb. irreg. neutr, (©, Geben,) mit dem Hüter ' 
worte feyn. 23. Bon einem Orte gehen, fich vermittelt der Füße 
entferuen. Unverrichteter Sache weggeben. Beten unge 
tröſtet von fich weggeben laſſen. 2. Suweilen au) von Waaren, 
für abgehen. Die Waane gehet reißend weg. 


. Weggießen, verb.irreg.act. (©. Gießen) gießend entfernen, 


weafchaffen. Den verdorbenen Wein weggießen.. 
Weghaben, verb. irreg, act. (8. Haben.) Etwas 
rg es Bereits empfangen-haben. Ja, dag Rüchens 
adıhen hat richtig eine Obrfeige von ihr weg, Hermes.. 
x eines wegbaben, es riuſehen, verfiehen, Ich darf nur 
Kerr * ein 


X 


aagı 
ein Wort mit jemanden veden, fo babe ich sen ganzen 
Menſchen weg, fo fenne ich feine ganze Bemüchs und Dens 
kungsart, Leſſ 3, Er hat es bey mir weg, er hat es dep mir 


verdorben, 
Moegbängen, verb. reg. Act, an einen —— Ort — 


Weghalten, verb. irreg. act. (©. Selten, ) entfernt halten. 


Die-Gand, das Glas weghalten. 

Wenhifiyen, verb, reg. act. von einem. Dite haſchen, er- 
baſchen. 

‚ Wigbauen, verb. irreg. act. (©. Seauen,) durch Hauen 
abfondern, abbauen. Einen Aſt, einem den Ropfwegbauen. 

Weͤgheben, verb. irreg, act. (9. Seben;) don einem Drte he⸗ 
ben. Einen Ruaften wegbeben. 

Wigbegen, verb. reg. act. durch Hegen entfernen. 

“Wegbinfen, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von 
einem Drte hinken, ſich hinkend entfernen. 

Wegboblen, verb,reg. act. von einem Drte hohlen, 

MWegbüpfen,y yerb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von 

seinem Orte hüpfen, davon hüpfen. 

Wegjagen, verb. 128. act. aus. einem Orie jagen, davon 

jagen. 

Weukapern, verb. reg. act. duch Lift und Geſchwindigkeit 
in ſeine Gewalt bringen. Ein Schiff auf der See, einen Brief, 
einen Recruten wegkapern. 

Wegkaufen, verb. reg. act. durch Kauf einem andern entzie⸗ 
ben. Alles Getreide wegkaufen. Einem andern etwas weg- 
kaufen. 

Wegkehren, verb. reg. act. 1. Bon kehren, wenden, auf 
folche Art entfernen. Das Gefiht von etwas wegfehren, 
wegwenden. 2. Von Fehren, verrere, auf folche Art eutfer⸗ 
nen. Kine Unveinigfeit wegkebren. 

Werfommen, verb. irreg, neuer. (©. Rommen,) mit dem 
Hülfsworte ſeyn. 1. Aus-feiner Wohnung kommen; im gemeis 

"nen Zehen. Ich bin heutenicht weggefommen , nidgt aus dem 
Haufe gefommen. 2. Davon fommen, in verſchiedenen figürli⸗ 
chen Ausdrüden. -Diegmabl Fam ich mit.der bloßen Surcht 
weg, außer der Furcht widerfuhr mir nichts. Ich bin mit ihm 
ſo ziemlich weggekommen, aus einander zekommen. Ich kom⸗ 
me dabey am ſchlimmſten weg, leide dabey am meiſten. 3. Ver⸗ 
loren gehen. Die Sache iſt mir weggekommen, ich weiß 
nicht wie. 

Wegkonnen, verb. irreg. neutr.(S, Bönnen,) mit dem Hülfss 
worte haben, für weggeben können. Er Bann nicht weg, kann 
oder darf den Drt nicht verändern. 

Wegfriechyen, verb. irreg. neutr. (©, Kriechen,) wit dem 
Hülfsworte feyn, fich kriechend entfernen, davon Friechen, 

Weslaſſen, verb. irreg. act. (S. Laffen.) i. Von fi laſſen, 
fih entfernen laſſen. Einen Freund nicht weglaffen wollen. 
2, In eines andern Beſitz nicht fommen laffen. Bey dem Derfaufe 
einer Sathe, diefelbe nicht weglaffen. 3. Nicht berühren, nicht 
(erwähnen , auslaffen. Im Schreiben eine Stelle weglaffen, 
Auslaffen. Nichts wenlaffen, was zur Sache geböret. Daber 
das Weglaffen, und in der legten Bedeutung auch die. Weg: 
laffung. 

Weglaufen, verb.irreg. heutr. (©. Laufen,) mit dem Hille 
worte feyn, fich laufend entfernen, davon laufen. 

Weglegen, verb.reg. act, an einen andern Ort legen. 


Wegleihen, verb. irreg. act. (©. Leihen, ) an einen andern 


leihen, verleihen, > 
Weuleiten, verb. reg. act, an einen andern Ort leiten. Das 
Waſſer wegleiten. 


2, Mit Gewalt in feinen Befig bringen, 





Bi 


age 


weeleuchten verb regact. einem Weggebenden leuchten. 


Megloden, verb reg.act. don einem Orte loden. 
das Wegloden und die Weslodung. 

Wegmaͤchen, verb,reg. ı. Wegwifcden, weglöfchen, weg · 
kehren, u. ſaf. 2. Sich wegmachen, fih entfernen, 

MWegmarfciren, verb, reg. mit dem Hülfsworte feyn, vor 
A Orte ——— Das Regiment ie heute wegmap 

iret. 

Wigmüffen, verb. irreg. neutr, (©, Müffen,)mit dem — 

+ worte haben. 1.Sich — müſſen. Er hat weggem 
er mußte weggehen, wegreiſen. dortgeſchaffet ER müfl m 
Diefer Aſt muß weg. 

Wegnehmen, verb. irreg. act. S Nehmen.) ei⸗ 
nem Otte nehmen. Kin Buch von dem Tiſche wegnehmen. 

Einen etwas weg: 
nehmen, es ihm vor dem Munde wegnehmen, Bin Shi 
auf der.Sce wegnehmen, Bine Stadt wegnehmen, erobern. 

3. Das nimme mir viel Zeit weg, Foftet mie viel Zeit. So 
auch die Wegnahme, das — und die Wegnehe 
«mung. 

Wegpacken, verb. reg. act. 1, An einen andern Ort — 
2, Sich wegpaden, in der harten und niedrigen EIER 
fich entfernen, fib wegmachen. 


So. au 


Wigpartiren, verb, reg.act. nur im gemeinen Leben, durch 


Lift entivenden. Einem etwas wegpartiren; auch wegprae⸗ 
tiſtren. 


Wegpeitfchen, verb.reg. act. mit der Peitſche entfernen, Se 


peitiden. 
Wegpractifiven, verb.reg. act, im gemeinen Leben, vie wg 


Er 


partiren. F 


Wegprügeln/ verb. reg. act. mit * Prügel forttreiben. 


Wegpugen, verb. ——— durch Putzen, d. i Reinigen, fore 


f&affen, 

Wegradieren, verb. reg. act. durch Hadieren wegfhaffen, aus 
radieren. 

Wegraffen, verb. reg. act. Einem etwas wegraffen, — 


fu. Der Tod, die Peſt rafft viele Menſchen — — ſter ben — 


viele Meufchen. 


Weigtauben, verb. reg. acı. durch Naub, oder als einen Kuh 


einen andern eutziehen. Einem etwas wegrauben. 


Wegrfumen, verb. reg. act. an einen ‘andern Det räumen, 


So auch das Wegräumen und die Wegranmung. 
Megreiben, verb.irreg.act. (S. Reiben,) durch Reisen weo· 
ſchaffen, entfernen. Den Schmug wegreiben. 
Die Wigreife, plur. inuf,die Reiſe von einem — wofür 
doch Abveiſe edler ift. 


Wegreifen, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte. ſeyn/ von 


oder aus einem Orte reiſen, ſich reiſend entfernen, 


MWegteißen, verb.irreg. act, (S. Reigen.) 1, Binem’ et: 
was wegreißen, es ans feinem Befige veißen. 2. Etwas weg⸗ 
reißen, 3.2. ein anugenageltes Bret, ein befefligtes Schlaß, es 
mie Gewalt losmachen. Eine Mauer, ein Gebäude, eingang 
wegreißen, fie einteißen und wegfgaffen. So auch das Weg- 
reißen und die Wegreißung. 


Wegreiten, verb. irreg.neutr, (&. Reiten,) mit dem Sürfe, 


worte feyn, von einem Orte reiten. 

Megrollen, verb. reg, act. von einem Orie rollen. ‚Große 
Steine wegrollen, 

MWegrudern, verb.reg.neutr. mit Hülfsworte-feyn, ſich 
vernittelſt der Ruder von einem Orte entferten. 








Ere 


— —— mit dem Hülfeworte 


4 


N Wigtüten P verb. ce. 


— ii von der Ebene weggeruder. 2, Activum, von feinem Orte 
rücken. Den Tiſch wegrüden, 


wWeogrufen, verb. irreg. act. (©. Küfen,) von einem Orte _ 


eufen, 
: Megfägen, Verb. reg. act. mit der Säge wegſchaffen. 
5 Wegfaugen, verb. irreg, at. (S. Bang durch Saugen 
wegſchaffen. 
Wegſchaben, verb. reg. act. duch Schaden wegbringen. 
Wegſchaffen, verb. reg. act. machen, daß etwas wegfomme, 
oder eutfernet werde; ein fehr allgemeiner Ausdruck, welcher die 
Art und Weiſe, oder das Mittel völlig unbeffimme läßt. Einen 
Bedienten wegichaffen, ipn mit Unwillen abdanfen, Einen Mrüf- 
figgänger Wegfchaffen, aus der Stadt. ſchaffen. Man ſchaffet 
etwas weg, wenn man es verfaufet. Der Arzt ſchafft das Sie: 
ber weg, weun er es vertreibet. 
So auch das Wegſchaffen und die Wegfchaffung. 
Wesſchauen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 
für wegſehen, nur im Oberdeutſchen; allenfalls auch in. der 
böhern Schreibart der Hochdeutſchen. 
Wẽegſchaufeln, verb. reg. act. mit der Schaufel, oder mit 
Schaufelu wegfhaffen. 
1.Wegfcheren, verb, irreg. act. (©. Scheren, mit dem 
Schermeſſer wegſchaffen. Den Bart wegſcheren. 
2. WMegfiheren, verb, irreg. recipr. (S. Scheren,) welches 
nur in den hlepeigen Sprecharten üblich iſt, weggehen, ſich eut⸗ 
fernen, 

Wegfchenten, verb. reg. act. aus feinem Befige ſchenken, ver: 
fi . Ein Gut verschenken, Alles wegſchenken. 
We heucyen, verb. reg.act. von einem Orte ſcheuchen, ver⸗ 

ſcheuchen. 

Wesſchicken, verb.reg. act. ameinen andern Dre ſchicken. Ei⸗ 

mnen Bedienten wegſchicken, Waaren wegſchicken. 

Wes ſchieben, verb. irreg. act. (©. Scieben,) von einer Stel; 

fe ſchieben, ſchiebend entfernen, Kinen Kaſten, einen Tiſch weg: 

-  fehleben, 

Wegſchießen, verb. irreg. act. (S.Schießen,) durch Schie⸗ 
Sen wegfchaffen. Alles Wild wegfchießen. 

Wes ſchiffen, verb. reg. neutr. mit dem Bälfpmerte feyn, fi 
zu Schiffe entfernen, ; S 

wesſchlagen verb.irreg. act. (©. Sclagen) mit Schlägen 
- entfernen, Den Seind vonder Stadtwegfchlagen. ; 

Wegichläudern, verb. reg. act. durch ſchiäuderu entfernen. 

Megfchleispen, verb.irreg.recipr. (S. Schleichen.) Soch 
wegfchleichen, ſich ſchleichend entfernen, davon ſchleichen. 

Wesſchleifen, verb.irreg. Ast: (S.Schleifen,) durch Schlei⸗ 
fen wegſchaffen. 

wesſchleifen, verb.reg. act. auf ds Schleife wegfchaffen. 
Wasten wegichleifen. ; 

Wegfhleppen, verb. reg. act. von einem Orte fhleppen. 

Woeͤgſchmeißen, verb. irreg.act. welches im gemeinen Leben 

für wegwerfen üblid) if. ©. Schmeißen. 

Wẽegſchmelzen, verb.irreg. zuweilen auch reg. (S. Schmel- 
zen.) Es iſt 1. ein Neutrum, wo es-jederzeit irregulär gebet, 
ſchmelzen und weafliegen: 2. Ein Aetivum, wo es von einigen 
auch regulär conjugirer wird, durch Schmelzen wegſchaffen. 

Wegſchnappen, verb. reg. act, ſchnappend wegfangen, und 
nach einer niedrigen Figur, durch ——— in ſeinen 
Beſitz bringen. 

Werſchneiden, verb. irreg. act. (S. Schneiden ‚) fehneidend, 
durch einen — mehrere Schnitte wegſcha im, 





ſeyn, von einem Orte tücen, d.i. langſam ziehen. Die Armee 


Und fo in andern Fällen mehr. 


Big 1494 


Wigfihnäilen;verb. reg. act. ſchnellend, * einen Schuneller 
entfernen, — 

Wegfchreden, wein reg, act. durch Scred entfernen. 

Wegſchutten, verb.reg.act.-aus einem Bebältniffe fhätten, 
und auf ſolche Arc entfernen, Bon flüfigen Körpern auch 
weggießen. 

Wegſchwemmen, verb. reg, act. wegſeh wimmen machen ; ine 
gleichen durch vieles Waffer wegfliegen machen. . Die Auch 
ſchwemmet den Damm weg. 

Wegfhwimmen, verb. irreg. neutr, (8, Shwimmen); mit 
dem Hülfsworte feyn, ſich ſchwimmend entfernen. 

Wagſegeln, verb.reg.neutr: auch mit dem Hülfsworte ſeyn⸗ 
ſich vermittelſt dev Segel entfernen, 

wes feben, veıb, irreg. neutr. (S. Sehen,) mit dem Hülfe-- 


worte baben, die Augen von etwas wegiweuden, entfernen. Dow 


einem Dinge wegfeben. 

Wenfenden, verb.irreg, act. welches — in der edlern 
Schreibart für wegſchicken gebraucht wird, Daber die Weg⸗ 
fendung, 

Wegfengen, verb,reg. act. duch Sengen wegfchaffen, 

Wegfegen, verb.reg. act, ı. Von einem Drte fegen, an einem 

„andern Drtfegen, Einen Stuhl wegfegen. 2; Ein Rind wegs 


fegen , es heimlich an einen öffentlihen Ort fegen, um. defen 


los zumwerden, 3. Sich über andere wegfegen, fich beffer, vore 
nehmer, weifer dünfen. 4. Sich über etwas wegfegen, es 
nicht achten, es für geringehalten‘ Er glaube, daß fein Adel 
ihn über diefe Pflicht wegfege, ihn dazu nicht verbinde. Se 
auch die Wegfegung. 

Wigfeyn, verb. irreg. neutr. (S. Seyn,) welches ſich ſelbſt 
zum. Hülfsworte nimmt. 1. Abweſend feyn, entfernt ſeyn. Er 
it ſchon drey Fahre von Haufe weg. 2. Bergangen , vers- 
loren, verfitichen feon. Die. Zeit ift weg. Weg ift Sie Zurcht! 
3.liber etwas weg feyn, fi durch Fleiß oder Mühe deſſelben 
entſchlagen, erlediget. haben 
lange hinweg. 

Wegfpreiyen, verb.irreg. (S Sprechen.) ı. Ein Meutrum, 
mit haben. Lrey vom Herzen wegfprechen, ohne Zurückhal⸗ 
tung. 2, Ein Aetivum, ſich durch die Sprache, duch Worte 
entledigen., Als er feine erſte Ansſt von dem Herzen wegge? 
fprochen hatte. 


Wegfprengen; verb. reg. act. wegfpringen machen. Bin ber⸗ * 


vorragendes Selsitud mie Pulver wenfprengen. 
Wegfpringen, verb.irreg.neutr, mit dem Hülfsworte feyn, 
ſich fpringend entfernen, von einem Drte ſpringen. 
Wegfpüblen, verb, reg. act. durch Waffer, oder im Maffer 
wegfließen- machen. Der Slupß ſpühlet die Erde, das Ufer weg. 
Wegftechen, verb,irreg.act. (S. Stecyen,) durch Stiche eut⸗ 
fernen, mit einem fpigigen Werkzeuge wegſchaffen. 
‚Wegfteden, verb.reg. act. ı. An einen anderu Ort ſtecken. 
‚Die Blumen wegfieden. 2. Mit der, Nadel an einem andern 
Drte befeftigen, Die Schleife wegſtecken, 3. Verſtecken. 
Wegfteblen, verb. irreg, act. (©. Steblen,) durch einen Dieb« 
ſtahl entwenden, Einem fein Geld wegitehlen. „Sich wegiteh- 
‘Ten, heimlich. entfernen, ſich wegfchleichen. 
Weufterben, verb. irreg. neutr. (9. Sterben,) mit feyn, durch 
den Tod entfernt werden. le meine Sreunde find indeſſen 
weggeſtorben. 
Weuftoßen, verb. ätreg. act. (S. Stopen,) durch einen Stof 
entfernen, 


‘1, WMesftreichen, verb. irreg. heutr, (8. Streichen, mit feyn, 


fich fireichend entfernen , befonders von den Zugnögeln, wenn 
fie die kältern Gegenden in Herbſte RAR: 


Kite 2. Meg: 


üb» dieſe Pedantepey bin ip 


* 


/ 


1455 - Bes 
2. Winfireichen, verb. irreg. act, (©, Streichen.) ı. Ehreie 
chend entfernen. Sein Geld wegſtreichen, einſtreichen. 2.Auss 
ſtreichen. Ein Wort, eine Zeile wegſtreichen. 
Wẽegthun/ verb. irreg, act, welches ſo wie wegſchaffen, ei⸗ 
genttich ein allgemeiner Ausdruck iſt, aber doch am bänfigſten 
im gemeinen Leben für weglegen gebraucht wird. ©, Thun. 


D 


- Wegtraben, verb. reg: neutr. mit feyn, ſich trabend ente 


fernen. 

Wigtrageit, verb.irreg. act. (S. Tragen,) von einem Dite 
tragen. So auch die Wegtvagung. 

Wentreiben, verb, irreg. act. (©. Treiben,) von — aus 
einem Orte treiben. Die Fliegen, das vieh wegtreiben. 


MWenxtreten, verb. irreg. (S. Treten,) ı. Meutrum , mit ' 


ſeyn, von einem Orte treten, fi durch einen Tritt entfernen, 
von etwas wegtreten. 2. Activum, durch Treten wegfchaffen. 
Die Abfäge wegtreten, durch dieles Gehen abnutzen. 

Wegwallen, verb. reg. act, ſich wallend entfernen, nur in 
der dichterifchen Schreibart, Schön waller dein dunkles Saar 
unter dem Blumenfranz weg, und fpielet mit Sen Winden, 
Geßner. 

Weͤgwalzen, verb.reg. act. von einem ar weljen, Einen 

Stein wegwälzen. 

Wigwandern, verb.reg.neutr. 
wandern, 

Wenwäfcen, verb. reg.act. waſchend entfernen. Das Waf: 
fer wäfcher die Erde weg.  _ 

Werweben, verb. reg. act. wehend entfernen, vom dem 
Winde. 

Weymeifen, verb. irreg. "act, (8. Weifer,) von einem Orte 
wegweifen. Einen wegweifen, d.i. weggehen beißen. - 

- Der Wegveifer, des — 8, plur.-ut-nom. ling. +. Eine Per 
fon, welche einem andern den Weg weifet, oder zeiget. 2. Eine 
Eule mit Armen, welche auf die NMegicheiden aefeßt wird, uud 
den Ort, mobin jeder Weg gehet, benennet; ebedem Leitfage, 
Es iſt von Weg, via, ım dbas einzige von deffen Zuſammenſe⸗ 
Sungen, welches das e mach dem g nicht hat z obgleich * deß⸗ 
halb doch gelinde lautet. 

MWirwenden, verb.isreg. act. (S. Wenden, von etwas wen⸗ 

den. Sich wegwenden. Die Autzen wegwenden. 

Wegwerfen, verbiirreg. act. (S. Werfen,) von ſich werfen, 
durch einen Wurf entfernen. Figürlich, zuweilen ſo viel als 
weglaſſen, nicht zählen, ſprechen, fchreiben u: f.f. Daher einis 
ge den Apoſtroph in der Orthographie das Porginrrfungeseitgen 
nennen, 

Werweren, verb. reg. act. duch Wesen wegſchaffen. 

Weuwilchen, verb, reg. act. durch Wifchen weafchaffen. 


mit fen; von einem Drte 


Winwigeln, verb, reg. act. durch wißige Gründe megfcheffen,; 


aufhören machen. Es gibt ſchöne Geißer, welche uns die Reli⸗ 
gion ganz wegwitzeln wollen. 

Wegwünſchen/ verb.reg. act, wünſchen, daß etwas weg fey. 

MWegzanbern, verb. reg. act: durch Zauberen wegfchaffen, 

enzerren, verb, reg.act, von einem Orte zerren. 

Werizteben, verb.irreg.- (6. Ziehen.) Esift: 
etwas von einem Orte zieben, ziehend entfernen, Auch figür⸗ 
lich duch ilberredung., Femanden- aus der Stadt wegzie- 
ben , ihn bereden, ſelbige zu verlaffen. 2. VNeutrum mit 
dem Hülfsworke feyn „einen Drt verlaffen, in folchen Fällen, 
wo.das einfache zichen gebraucht wird.‘ Der Seind iſt von 
der Stadt w ageogem Wegsiehm, fh an einem andern 
Drt niederlaffen, 

Der Weuzug, des — es, plur. inuf, Bas Wegzieben /Iido * 
nur von dem Neutro wegziehea. 


. Activum, 


"Web oder Wehe, sine artikel, — —— 


Wehen, verb. reg. aet. et neutr. im leblen Falle mit dem 


er 





wird. 1. Als eine Interjection, welches ihre erfte und urfprüngs En, 
liche Befimmungift. (1) Als ein natürlicher und thierifcher Aus 4 , 
ruf eines empfundenen heftigen Schmerzes. Web! Au Web! 
Ach und weh ſchreyen. In welchem Falle fie nie ein e am Ende 
bekommt. (2) Ein bevorfiehendes oder fchon gegenmwärtiges Un - 
glück anzufündigen, mit dem Darive der Perſon; in welberBer 
deutung fie das e am Ende bald. befommt, bald nicht befommt, “ ca 
Wehe mir Armen! Wehe den Seuchleen! Wehe den Gottlos | 
fen ! Webe mir, wehe des nahmenlofen Jammers! ‚Weiße , ER 
“Web dem zerriffenen Staat, 3 

Der Wollen zu Gefegen, zu Bürgern Frevler bat, Duſch 4 
2. Als ein Adverbium, Comparat. weher, Superlat. am we⸗ 
beiten, Schmerzen vernrfahend, doch nur mit — Verbis; — 
bald weh, bald wehe, Am bäufiaften mit Ks thut 
mir webe, es ſchmerzet mir, fo wohl von phy en als mora⸗ 
lifchen Schmerzen, Wenn dir der Kopf wehe thut, wenn du 
Kopfſchmerzen empfindeft. Es that ihm Fein Singer wehe. Bi: 
nem wehe thun, ibm Schmerzen verurfachen. Es mag dirwohl 
wehthun, das deine Schwerter fo reich beirathet, es mag dich 
Fränfen, Gel. Es tbut mir in der Seele weh. Ein Lob⸗ 
fpruch, den ich mir nicht zueignen Fann, thut mir weber, als - 
ein verdienter Verweis, Gel. Was mir am webeften thur, ift ıc. 
Im Dberdentfchen gebraucht man es auch noch mie dem Verbis 
ſeyn und werden, mit welchen eg aber im Hoddeurfihen unge 
wöhnlich i ft. Es if mir wehe, ich befinde mich nicht wohl, es 
iſt mir übel. Es wird miv wehe, übel, Insleicenfairlih, 
08 it ihm weh darnach, er fehnet fih darnach. 

Anm. Die Interjection lautet ſchon von den älteſten Zeiten en 
-we, ben dem Ulpbilas var, im Walififchen gwae, im Angels 
ſach ſiſchen wa, we, im Englifchen wo, woe,im fat, we. img 
Grich. ovas, n.f.f.daber mar fie, fo wie ah! o! und andere 
ähnliche immer⸗für einen Naturlaut halten fan. 

Das Weh, des—es, plur. die—e, oder das Wehe, FR 
plur. ut nom. fing. die vorige Interjection als ein Sub ſt antiv 
gebraucht. Das Webeüber jemanden ausrufen. Yllediefe We: 
be treffen mich nicht, diefe mit dem Worte Wehe! verbundenen. 
Ankündigungen eines Unglückes. 

Das Web, des — es, plur, die — en, oder das Wehe, Re BR 
plur. ‚die —n, gleichfalls die vorige Interjection, aber in-andes 
ver Geftalt, als ein Subftantivum gebrandht. 1. Scmerz, es 
fen nun förperticher oder moralifeger. . Du. willſt mein Glück, 
Myrtill, und mehrk doc nur mein Web, Gel. Es iſt in > > x 

- fer-Bedeutung für fich allein größten Theils veraltet, indem es 
cheils nur noch in Sufammenfegungen vorfommt, das Kopfwehb, 

.. Zahnweh, Salsweh, Magenweh, geimweb u.f.f. theild in en» ⸗··., 
gerer Bedeutung, und nur im Plural allein, von den Geburts: 
ſchmerzen. Wehen bekommen, Gebuctsfchmergen. Weben 
haben, die Wehen Fommen. 2. Ein unglüdlicher Zuftend, ein E 4J 
Unglũck, im Gegen⸗ ze des Wohles; auch in dieſer Bedeutuug 
kommt es nur nach felten vor. Dein Wohl und Wehe hänget da 
vonab, dein Glück und Unglüd. 

Anm. Im Ditfried kommt dafür Wewa vor, — PR 
längft veraltet iſt. Die Declination diefes Wortes kann ſtreitig 
gemacht werden, weil die Fälle, in welchen Wehe im Singular 
vorkommt, faſt niemahls im Plural gebraucht werden, der Plural 
die Wehen, aber, nieim Singular üblich if, daher es möglich 
if, daß das letztere im Singular die Webe gebabt bat. Sind aber. 
beyde nur Ein Wort, fo würde es nad der fechften Deelinatiomi in. 
meiner Sprachlehre geben. 





Bülfs worte babeyı wei * eigentlich von der gewöhnlichen Bewe⸗ 
} ‚gung 





aa. 2 38 


ung des Windes ds wird, Der Wins wehet. DrWind. 
"bar diefe Elacht gewehet. Weil eben ein friſches Cuftchen wes 

hete. Ingleichen von den Fahren, wenn fie von dem Winde der 
weget werden. Die Fahnen weben laſſen. Auch als ein Acti⸗ 







" Daher das Wehen. 


Hiederd, weihen, ben dem Ufpbilas wäaian, im Pobln. wieie, 
ach wehe, im Sclavonifchen wit, im Orieh.aew Es iſt eine, 
uumittelbare Dnomatopdie der von dem Winde bewegten Luft, 

daher fie in fo vielen andern gewiß nicht verwandten Sprachen an⸗ 

getroffen wird, 3.8. in der Patagonifchen, wo Oui, der Wind 
if. Unfer Winsund das Lat. Ventus, find davon gebildet, fo 
wie wacheln, fächeln, und andere mehr. 


den in den Weben bepfteher, d, i. eine Sebamme, welche auch 
wohl Wehmutter genannt wird. 


ben Grad des Schmerzens, oder über ein drügfendes Übel. 
fonders dag ehemahlige Klagegeſchrey vor den Sterbehäufern. 2. 


AKlagegeſchrey Menſchen vor gefährlichen Sriern warnen fol; Ve 
Rlagefrau. Ein noch von deu Wenden herrührender Aberglaube, 


gracht in den fümpfigen Rohrteich bey Wermsdorf gerieth, nnd 
darin umfommen mußte, ungeachtet er drey Tage nnd Nächte um 
Hülfe fehrie, weil man fein Gefchrey für die Stimme der Weh: 

klage bielt, welche jedermann vor dieſer Gegend warne. 3. Fine 
Art Nachtvoael, befonders auf dem Harze, welcher zu aeiriffen 
Zeirei eine flägliche Stimme hören läßt, die Blagemutter, Tod: 

“  tenube. ©. Riagefrau. 

Wehklagen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 
eine ſolche Klage führen, oder hören laſſen; im gemeinen Leben, 
Iamentiven. jiber erwas wehklagen. Daher das Wehklagen. 

Die Wehmutb, plur. car. ein hober Grad der Traurigkeit, ders 
jenige Zuftand der Scele, da fie auf allen Seiten von umanges 
nehmen Empfindungen angegriffen wird, ohne doch denfelben une 
terzuliegen. “ Ich Eonnte mic) der Wehmuth kaum erwebren, 

- Gel. Mein Herz, von deinen Tönen erweicht , fchmilze in 
füger Wehmuth. Man fieher leicht, daß es mit dem Adverbio 
weh zufanımen gefegt ift, jo wie Schwermuth, Bleinmuth, 
Großmuth wa. m, 

Wehmüthig, —er, —fe, adj, et adv. Wehmuth empfindeus, 
ingleichen in der Wehmuth gegründer. Lin wehmüthiges Herz. 
Wehm üthig bitten, Line wehmuthige Bitte. 

Die Wehmürbigkeie, plur.car; die Wehmuth alg einen Zuftand 

” betrachtet, wofür doch Wehmuth üblicher iſt. 


frau, im gemeinen Leben Kindermutter. 

Die Webr, zuweilen auch die Wehre, plur. die Wehren, von 
dem Verbo wehren. 1. Die Handlung, da man ſich wehret, ſich 
gegen einen Angriff vertheidiget; eine veraltere- Bedeutung, wel: 
che nur noch in der R. A. übrig iſt, ich zur Wehre ftellen, fih 
vertheidigen wollen, Anſtalt zur Verteidigung machen. Üblicher 
iſt es noch in den Zufenmenfegungen Gegenwehr, und Noth⸗ 
weht, 2. Dasjenige, womit man fi) wehret, da es ehedem 

mit Waffe gleich bedeutend war, und ale Werkzeuge, jo wohl 
zum Angriffe, als zur Bertheidigung, bezeichnete, z. B. Degen, 
Siege, Lanzen, Doldeu.f. fe Die Wehr blößen. Jemand 
ie eneblößter Wehr anfallen. Wehr und Waffen, allerley 
ewehr. - Auch in diefer Bedeutung iff es veraltet, feitdem Be: 
wehr üblicher geworden ift, daher es nur goch zuweilen theiß in 


TEE Dee 


pam. Der Wind bat allen Sand auf einen Saufen gewehet. 


Anm. Bey den alten Oberdeutſchen Schriftſtellern waien, ‚im - 


Dte : Webfrau, plur.die—en, eine rau, welche den Gebärens _ 
‚Die Wehklage, plur. die —n, .ı. Laute Klage über einen ho« 
Der -. 


Ben dem geoßen Haufen, eine Act Geſpeuſt, welches durch fein , 


Die Wehmutter, plur. die —muütter, eine Hebamme, wie Wehe 


welcher 1798 einem Stücffuechte ſehr traurig ward, der bey der _ 


De 1438 
1725 # 
dem Bericht iffyt, töeite in ber dichterifdien&heribant, vorkommt. 
Blitzet ein fürchterlich Gemiſch ent blößter Wehren um ibn her, 
Denis, 
Hanzöpne der fleiſchfreſſe nden Thiere, fo wohl Waffen, als Weh⸗ 
‚ren, genanut. 3. Zum Feldbanenäthige Werkzeug ‚und, in 
weiterer Bedeutung, alles, was zur Landwirthſchaft nothwendig 
iſt, beſonders die ſo genannten Indentarien⸗Stücke; dermuthlich, 
ſo fern jedes Werkzeug ebedem auch fo wohl Wehr, als Waffe, 
genanntwurde, Dieſe Bedeutung ift noch mehr veraltet,alg eine 


der vorigen, und nur no in den Zufammenfegungen Hofwebe . 


und Wehrvieh übrig. (S. diefelben,) In Weftphalen ift der 
Wehr einfteperLauddefiser, die Wehre, defjen Haus mit dem 
innernDofraum, dee Wehrfeſter, derHauswirid, und das Wehr: 
guf, deffen But. -4. Ein Werf, welches einen Feind abzubals 
ten, ihm zu wehren, geſchickt iſt; ein ebedem fihe allgemeines 
ort, welches wicht alleinFeflungawerfe, Bälle, Mauern, Däm⸗ 


me nad Schlöfer, fondern auch den on ſelbſt, bezeichnete, - 


Grit mein Schloß und hohe Wehre, Opis. Auch diefe Be⸗ 
deutung ift für fich allein veraltet, ob fie gleich noch in den Zuſam⸗ 
menfesungen Bruſwehr, Landwehr, Schugwehr uf. f. lebt. 
Ben den Jägern iſt eine Febendige Wehr, wenn ein Ort ſtatt 
des Jagdzeuges mir Menfchen befeger wird, das Wild abzubatten, 
gleichfam eine lebendige Mauer. Das folgende, das Wehr, ift 
noch cin überbleibſel davon, nur daß es fein Geſchlecht veräm 
dert. bat. 

Anm. Schon bey den älteſten Dberdeutfhen Schriftſtellern 
wer und wara, welches letztere ſchon bey dem Ditfried Schug 
bedeutet, und zunächft zu dem nabe verwandten wahren. in bes 
wahren zu gehören fcheinet, (5. Wehren) Mit dem weiblichen 
e, Wehre, ift diefes Wort im Hochdeutſchen ſeltener, als ohne 
dasfelbr, ° 

Das Wehr, des —es, plur. die—e, das vorige Wort, nur mie 
derändertem Geſchlechte, welches beſonders in einer — — 
dentung üblich. iſt· +. Ein Damm durch einen Fluß oder ande⸗ 
ves Waffer, dasfelde dadurch in einer gewiſſen Höhe zu haften, 
Das Mühlwehr, zur Erhöhung des Mihlwaſſers; das Kunit: 
wehr, zum Behuf einer Wafferfunft oder Wafjerleisung. Jar 
Niederfächfifchen lautet e3 in diefer Bedeutung Ware, in Schwa⸗ 
ben und der Schweiz aber Wuhr, welches Wort ſchon im Schiwa« 
beuſpiegel vorkommt. Der Bär im Feſtungsbaue, der gleichfalls 
einen Damm in einem Feſtungsgraben bezeichnet, fiheinet eben _ 
dasfelbe Wort, aber einwenig mehr veranftaltek, zu ſeyn. =. 
Im Bergbaue ift das Wehr ein Feldmaß von 2 Leben oder 14 
Klaftern, da es den; wenn ein Zablwort vorher gehet, im Plus 
ral, wie andere Wörter diefer Art, unverändert bleibt. Zwey . 
Weber machen dafeldft eine Map, drey Wehr aber eine Fund— 
grube. Es fcheinet in dieſer Bedentung nicht unmittelbar von 
wehren, abwenden, fordern zunächii von währ in Gewabßr, ab» 
zuſtammen, nnd eigentlich den verficherten Befis, und hernach den 
Gegenftand desfelden zu bezeichnen. Dahin gehöret denn auch, 
wenn Wehr ebedent im Niederdeutfchen einen jeden verficherten 
und ruhigen Befig, Haus und Hof, Habe und But u. ff. der 
deutete, 


Der wehrbaum, des — es, plur. die — baume, derjenige 
Baum an einem Wehre, welcher das Wa ſer in der gefegmäßie 
gen Höhe erhält, und der auch unter dem Iapınen des BER 
mes befannt ift. S. dasfeide, 


Der Wipr od, des —es, plür, die — böde, im Bergbaue, 
an den Feldgeſtängen, ein Bod oder Gerüſt mit einem Nebeng⸗ 
ftäuge, damit nicht die ganze Laſt an einem krummen Zapfen allein 
Yängen möge; auch dev Wendebock. 


* 


Bey den Jägern werden noch zuweilen die Klauen und _ 





1439 — 2. | a —— Bi 


le — In AR ie es ne — 
horizontale Fläche, welche das * — — 


erreichen kann. 


Die WM! brlinie, li: die — n, sim TUR die Einie, 
welche aus dem Streichwinfel zum Bollwerkswinkel gezogen‘ 
wird, weil die Gegenwehr aus dem feinen Gewehre darnach 
gerichtet iſt. Die reichende Wehrlinie, wenn fie in gleicher © 
Nichring mit. der Siirnfeite gehet; zum Untet ſchiede von der 

tohrenden, wenn fie, davon abweicht. 2 


wWehrlos — er, — efle,.adj. ı. Eines Mehres Be Gewehres 
beraubt, Wehrloſe Soldaten, 2. Der Gegenwebr beraubt. 
So auch die Wehrloſigkeit. 

Der Wehritand, des — es, plur, inuf. derjenige, Stans, 1 — 


Der Wehrdamm, des — es, plur. — im Waſſer⸗ 
bau⸗ ein Damm, welcher vor einem andern Damme anfgeführet 
wird, deſſen ——— dem Waſſer abzuwehten. 
Das Wehreifen, des — 8, plur.ut nom. ling. ein Eifen, et 
was abzuwehren, befonders im Bergbane, wotowehirin aewig - 
fes Eifen, womit ein Örfchlepp an die Kunſt aehänget wird, als 
auchein Eifen in dem Schürloche des Brenners), die Beichädis el 
gung.des Mauerwerkes zu verhüthen, diefen Rahmen führer, 
Wehren, verb. reg. act. welches in einer doppelten Bedeutung 
gebraucht wird, 1. Einhalt thum, machen, dad ein Ding und 
deffen Wirkung fich nicht verbreite, ſo wohl mit dem Dativ der 
Perſon, und deſſen was ihre Stelle vertritt, allein, als auch, 
obgleich feltener, mit bengefügtem Aceuſativ der Sache) Aran 


wehret einem, wenn man ihm in einer Bewegung, oder auch in 
einer Sache, Einhalt ıhut. Er läßt ſich nicht wehren. 
Sie beuth ſich an, du aber wehreft ihr, Gell. 

‘ Einem etwas wehren. Es wird dirs niemand wehren. Man 
- wollte ibm das Reden wehren. 
sen, deffen Ausbreitung Einhalt thun. Einem übel, eines 
Wurh, feinen Begierden wehren. Dem Mußiggange wehren 
Man muß feinem Ernfte wehren, daß er nicht mürrifch wer: 
Je. Ihre beyderfeitige Treue wehrt dem feinäfeligen verdach⸗ 

te und der todtenden Eiferſucht, Gel. 2. Widerfland leiſten, 


m Seuer, dem Wäffer weh⸗ 


als ein Neciprocum , ſich wehren, es — nun auf welche Art 


es wolle, Sich gegen einen Seind wehren. Sich feiner Haut 
wehren, feine Perſon und fein Leben vertheidigen. Die Befagung 
bat ſich bis auf das duß erſte, bis auf den legten Mann ge⸗ 
wehret. Daber das Wehren , doch nur zumeilen in der erſten 
Bedgutung ; in der ziwegten iſt dafür Gegenwehr üblich, 
Anm. In benden Bedeutungen ſchon von des Kero Zeiten an 


diejenige Claſſe Menfchen-in der bürgerfichen Geſellſchaft, wel⸗ 
ber die Vertheidlguug der- übrigen oblieget, der Soldaten: 
fand, der Briegeoßand ; ; im Gegenfage des Lebe zund J—— 
ſtandes. 


Der Wehrſtaämpel, des — s, plur. ut nom. fing. * Be: 


baue, beweglihe Walzen, in frummen Schächten morandas 
Seib hinunter gehet, indem fie gleichfam wehren, daß es ſich an 
dem Hangenden niche zu ſeht abreide, 


"Das Wehrvieh, deg— es, plur. car. an einigen Beten, ee: — 


gu den Inventario einet Landwirthſchaft gehörige Vieb,weldes 
— auch eiſernes Vieh genannt wied. 
Die guten Schafe; welche, nachdem die (waren und RD RL i⸗ 
gen. ausgemerzet worden, übe rwintert werden follen, 


Das Wihrwafler, des — 8, plur. inul dasjenige: Mafer, 


welches fi über das Wehr ergießen, —— ein Wehr —— 
wird, 


Gs die Wehr 3), 2.” 5 4 


Der Wehrewolf, Wärwslf. +. 3 

Der Weéhrzahn, des — es, plur die sähne, die vier. — 
zãhne der wilden Schweine, welche collective das Gewehr, das 
Bewerf, ingleichen die Waffen, genaunt werden. 

Der Wehrzins, des — es, plur, die—en „in einigen Gegen » 


weren und piweren, im Niederdeutichen gleichfall? wehren, 
im Angelf.weran,im Schwed. värja, im$sländ. veria, Es iſt 
mit währen in bewahren genau verwandt, Wennman den Bau 
des Wortes genan unterfucht, fo ſcheint es ein Iterativum zu 
feyn, welches vermitrelfi. des x von wehen, fo fern es, als ein 


ih 


Verwandter von wegen in bewegen, ehedem der Ausdruck: einer 

jeden mäßigen Bewegung war, abſtauumet, daher es eigentlich, 

durch wiederbohlte Bewegung der Gliedmaßen. abwruden, und 
Einbalt thun, ydeuten würde. 

Das Wehrgebäng, des — es, plur. die — e, nur in einigen 


Füllen, das Gehäng, worin dag Seitengewehr getragen wird, be⸗ 


ſonders bey den Zägern. Ju andern Fällen if dafür Degenges 
bang und Ruppel üblicher. 


den, ein Rahme des Kutſcherzinſes, S. dieſes Wort. 


B3 2 


Der Wehrzoll', des — es, plur, die —zölle, in einigen Gegen⸗ 


den, ein Bol, welcher an der Laudwehre, d, i, au der- ‚Bräng, 
entrichter wird, der Granszoll, 


Der Webrzug, des— es, plur. die —züge, im Berabane, der 


Zug, d. i. Admeffung „ einer fireitigen Zeche, welche von einem 
dritten Markſcheider geſchiehet, wenn die beyden erſten von einau⸗ 
der abweichen. Vielleicht von dem alten Wehr, Vefig, oder auch 


Das Wehrgeld, des — cs, plur. von mehretn Summen, 
die — er, in den ehemabligen Nechten, der Preis, um wels 
hen jemand -in der bürgerlichen. Geſellſchaft gefhäst war, 
- welchen denn deffen Mörder den Verwandten erlegen mußte; 
von Wehre, dew Wertd, valot, und Geld/ Er ſatz, gleichſam 
valoris valor. 

Wehrhaft, — er, — eſte, adj. et adv. ı. Fäbig, eine 


von währen in bewähren, in welchem letztern — es wahr⸗ 
zug beißen müßte. 
Die Wehtage, ling. sar. Taar, an welchen min Schengen em: | 
„ Pfindet, und daun Ktanfheit, Schmerzen u.f.f.überhaupt. , » = 
Das Weib, des — es, plur. die —er, Diminut, Weibehen, 
Oberd. Weiblein. ı „Eine Verfon weiblichen Gefchlechtes, ohne 
Rückficht anf Alter, Stand und Heirath. Sich als ein Weib ; 


Wehr, d. i.ein Gewehr, zu fragen, jetzt nur noch bey den Für 
gern, wenn fie freögefprochen werden, ud aus dem Stande der 
Lehrlinge treten, da ihnen denn das Seitengewehr mit gewiffen 
Feyerlichfeiten augeleget wird. Ehrdem. war es auch von den 
Kirtern üblich. 2. Fähig, fich zu wehren. oder zu vertheidigen. 
Kin wehrhafter Mann. Die Stadt ih nichts weniger ala 
wehrhaft, baltbar. 

ur Tugend, die allein die Seelen wehrhaft macht, 

Wird durch Gefahr und Noth nie um den Sieg gebracht, Hag. 
So aud) die Wehrhaftigkeit. 
Die Wehrlatte, plur. dsie—n, von das Wehr, die Fläche des 
oberſten Holzes ben hölzernen Wehren, welche zugleich deu höch⸗ 


\ 


verkleiden. Die Natur weine, wenn ein Weib geboren 
wird, Alle Weiblein in unferer Sausbaltung. „alle weiblihe 


Derjonern, In weiterer Bedentung wird auch ein weibliches Indi⸗ 


viduum von allen Thieren ohne Unterfehied, doc nur im Dimi⸗ 
nutivo, das Weibchen, im Oberd. Weiblein,genannt ; im Gegen⸗ 
füge des Mrännchens oder Männleing. Die natürfiche Forın 
Weib iftin diefem Verſtande fo wenig üblich als von Mann. Das 
Weibchen des Elepbanten, des Sabnes , des Karpfen, des 
Sperlinges nf. f.im gemeinen Leben die Sie. 2. Eine verhei⸗ 
rathete weibliche Perfon, eine Frau. Kin Weib nehmen. Zeman⸗ — 
den feine Tochter zum Weibe geben. 3. Alte Weiber , ein 
NRahme, welcher zwep Arten von Fiſchen gegeben wird, fo —* 


* 








— BEE, 
* —— —— 


BE Adel. w. B. 4. Tl. 2, Huf. ® 


25 3 ———— ARE TE — 


a 7 
Jen LabrusTinca Linn. als auch ber größten Urt Stodfifäe, 
Baliltes Vetula Linn. Beyde heißen im Franz. Vielles, im 





2 ‚ Engl. Oldwife, Nach einer niedrigen Figur iftein altes Weib 


eine feige zur Ungeit weichherzige Mannsperſon. F 
Anm. ı.Sowenig das Wort im Hocdeutfehen als veraltet 


angeſehen werden kann, ſo eingeſchränkt iſt doch deſſen heutiger 


Gebraud. Zu den mittlern Zeiten wurde es in den angege⸗ 
‚benen beyden Bedeutungen in allen Fällen , und ſelbſt von vor⸗ 
nehmen Perfonen, ohne Anftof gebraucht, daher es in dene 
felben in der Deutfchen Bibel nod fo bäufig iſt. Wein, daß 


man ſchon fehe frühe angefangen hat, etwas Unedles in dem _ 


orte zu empfinden, erhellet aus dem Walther von der Vogel⸗ 
weide, welcher um den Anfang des 13ten Jahrhunderts lebte, 
und dawider eifert, daß man dem Worte Weib das Wort Irau 
vorzuziehen anfing. er R - 

Wib muosjemer fin der wibe hohlte name 

Und tuiretbas danne Frowen als ichserkenne 

Sva der deheiniu fi die lich ir Wibheit f(chame 
"Die merk e difenSanc und kiefe ouch denne 
Under Frowen fint unwip 
Under Wiben fint fie tiure, u. f. f. 


8, 116, der Maneſſiſchen Sammlung. Und S. ı 19. fagt er von 


Deutfchland: N { 
Sem mir Got fo fwiureich wol das da diu Wib 
Beflers int danne anderswa die Frowen, k 
MWorans zu erbelfen ſcheinet, daß [Kom zu feiner Zeit das Wort 


Weib mehr von niedrigen, Srau aber mehr von vornehmen Pers 


ſonen gebraucht worden, Itinden fpätern Zeiten diefer Unters 
ſchied großen Theils wieder verloren gegangen, fo rühret es vers 
muthlich daher, weit nach den Zeiten der Hohenſtaufen der wenige 
Geſchmack und feine Einpfindungen wieder abzunehmen anfingen, 
and erſt in den neueſten Seiten wieder erwachten. Jet wird dies 
fes Wort im Hochteutfchen noch in folgenden Fällen gebraucht, 
2. Im getneinen Leben von geringen verheiratheten, oder doch ber 
jahrten weiblichen Perfonen. Lin Bauekweib, Bettelweib u. fi f. 
2.In der vertraulihenSvrechart von einer verheiratheten Perfon, 
dech in Oberdeutfchland häufiger, als ig Oberfachfen, Dort ift 
nichts gewöhnlicher, als dag mar mein Weib für meine Frau hör 
vet. 3. In der Dichtfunft und höhern Schreibart, doch gemeinig- 
lich nur von einer herzhaften, männlichen weiblichen Perfon. Die⸗ 
fer Nebenbegriff der Stärke und Rüſtigkeit ſcheint auch die wahre 
Urſache zu ſeyn, warum diefes Wort in den obern Elaffen von der 
Zeit an verächtlich geworden, da man mehr Sanftmuth, Milde 
und Zärtlichkeit, als Stärte und Männlichkeit , von dem andern 
Geſchlechte erwartet, Indeffen ift das Diminativum Weibchen, 
wo diefer Rebenbegriff wieder fehr gefhwächt wird, von -verdei- 
ratheten weiblichen Perfonen in den vertraulichen Sprecharten 
üblicher. Zn vielen der folgenden Zufammenfegungen, wo Weib 
voran frebet, und folglich das Betimmungsmwort ifk, verliere ſich 
der verächtliche Nebenbegriff, dagegen er wieder fommt, wenn es 


- hinten ſtehet, oder das beſtimmie ift, Eheweib, Soldatenweib 


u. ſ.f. S. Frau, Gattinn, Gemahlinn. J 
Anm. 2.Diefes Wort iftfoalt, als die Sprache, und Tantet 
ſchon von den älteftien Zeiten an Wip, Wib, und im Plural 


Wibo, im Rtiederf. Wief, im Schwed. Vif, und Angelſächſ. 


Wife. Diefes hohe Alter und die einfache Befchaffenheit, da es 
ein völlig nacktes Wurzelwort ifi, macht auch deffen urfprütugliche 
Bedeutung äußerft dunkel. Wachters Ableitung von weben, weil 
das Weben eine der älteften Beichäftigungen iſt, ift fo albern als 


möglich, und zwar auge mehr ale Einer Rückſicht. Weib ift rin 


wahres Wurzelwort an welchem ſich feine Spur einiger Ablei⸗ 
tung findet; allein weben ift abgeleitet, wie aus der Endung des 


Bei | 1442 


Anfinitives en erhellet. Ein Wurzelwoert von einem abgeleiteten 
abzuleiten, iſt etymologiſcher Unſinn. Von weben können wohl 
Webe, Gewebe, Weber n.f.f. abſtammen, aber gewiß nicht 
Weib. Und über dieß ift diefes Wort in dee Deutſchen und den 
verwandten Sprachen ülter, als die Kunſt zu weben. An eis 
ne Ableitung iſt alfo bey diefem Worte fo leicht nicht zu geden« 
Ten, eher an einen äktern urfpränglichen Begriff, den ich, wenn 
es bloß Rathens gelte, eher in dem Ulphilanifchen waibjan, 
binden, zu finden hoffte, und da wiirde Weib eigentlich eine 
Gebundene heißen, und dem ältefien Zuftande der Robheit, da 
die Weiber immer Selavinnenwaren, angemeffen feyn. Dar: 
aus würde denn auch begreiflich werden, warum Meib und Srau, 
eigentlich eine Freye, einander fchon fo frühe entgegen gefegt wor⸗ 
den. Doch der Etymologe muß-gerade richt. alles ableiten wol- ” 
fen; wenn er es aber will, fo muß er ein Paar Ungereimtheiten 
nicht achten. , 

Weibel, S. Webel. i 

Der Weiberadel, des—s, plur. car. derjenige Adel, welcher 
von der weiblichen Seite fortgepflanget wird, der durch eine ade- 
lige Mutter erhalten wird, i 

Die Weiberarbeit, plur. die— en, Arbeit, welche dem weibl ° 
en Seſchlechte eigen und angemeſſen iſt; weibliche Arbeit. 

Das Weibergefhwär, des — es, plur, die—e, in den nie⸗ 
drigen Sprecdharten, ein unbedeutendes, nur poit weiblichen Per. 
fonen herrührendes Geſchwätz. ! 


- Weiberbaft, —er, — eſte, adj. etadv. in den Schwachheiten 


des weiblichen Gefchlschtes gegründet, und denſelben ähnlich; in 
noch härterer Bedeutung weibiſch. in weiberhaftes Klagen, 
Plaudern u. ff. 

Der Weiberhaß, des— es, plur. car. ».Der Haß des weib⸗ 
lichen Gefchlechtes. 2. Der Haß oder die Abneigung gegen das 
weibliche Geſchlecht. 3 — 

Das Weiberlehen, des — s, plur. ut nom, fing. ein Lehen, 

“ welches auch auf das weibliche Geflecht fallen kann ; Frauenle⸗ 
ben, Bunfelleben, Schleyerleben, im Gegenfage des Mann— 
leben. Weiberlehen haben, im Scherze, unter der Herrfchaft 
feiner Fran fliehen. 

Weiberliebe, plur. car. 1. Die Liebe von Seiten des weihlis 
chen Geſchlechtes. 2. Die Liebe gegen daffelbe, 3 

Die Weiberlift, plur. car, die dem weiblichen Geſchlechte eis 
gene Lift. 

Der Weibermann,, des— es, plur. die — männer, im ge⸗ 
meinen Leben, ı, Ein Dann, der feinem Weihe mehr ergeben 
ift, als es die Würde eines Mannes verſtattet; in welcher Bedeu: 
tung aber die Zufanımenfegung mit dem Plural nicht die befte ift. 
2. Cine Drannsperfon, welche dem andern Gefchlechte anf eine 
ungeoröne:e Art ergeben ift. In beyden Fällen is den niedrigen 
Sprecharten, ein Weibernarr, 3 

Der Weiberraub, des — es, plur. car, die Entführung weib- 
licher Perfonen, ; 

Der Weiberfattel, des — s, plur. die — fartel, ein Sattel 
für das weibliche Geſchlecht, in demfelben quer auf dem Pferde zu 
fisen; der Querſattel. a 

Weibifh , — er, —te, adj.etadr. ı.* In dem weiblichen 
Geſchlechte eraründer, demielben eigen und angemeffen ; eine 
veraltete Bedeutung, welche noch ı Petr. 3,7, dorfommt. Ge⸗ 
bet dem weibifchen, als dem ſchwachſten Werfzruge feine Ehre, 
für dem weiblichen. + 2, Int engerer Bedeutung, in den niedrigen 
Schwahbeitendes weiblichen Geſchlechts gegründet, und denſel⸗ 
ben ähnlich; alle mabl im harten und verächtlichen Verſtande. Eine 
weidiſche Stimme, eine unantändig belle oder klare Stimme, 
Etwas weibifches an ſich haben, Veſonders für feige, auf eine 

Yyyp unan ⸗ 


# 


— adj.etadv, in dee Ratur des an 


Die Weiblichkeit, plur Sie—en. 
das weibliche Geſchlecht; ohne Plural. Die Fungfrauen der Afee: 





”.r BR 
2 Ps x — 


a ea 


unanfländige Art leicht —— inne eich. — 


Gegenfage drs mannlich. weibiſch klagen. * ——— 
u 


geünder, dem ſelben eigen, angemeſſen; im Gegenſatze des mann⸗ 
lich Die weibliche Geſtalt. Das weiblſche Geſchlecht. Weib⸗ 





— ET 2 ——— 


dern Gefehleehter‘ 08: € 


ne 


ax i x 


Wörtern mol und dur. (3) Weich machen, eine weiche Ma- 


‚nier, sein weicher Pinfel, wenn bey fanften Umriſſen die Zasıen 
"anf eine angenehme Are verfämolzen find, im Gegenfage des’ 

barten., (4), Immoralifhen Verſtaude, von jemandes Borflel- 
lungen oder Zuftande Leicht gerü 


+ liche Gerechtigkeiten. Die firengfie weibliche. Tugend. Zart » »nadgeben, Ein weiches gevz, welches ducch anderer Roth leicht 


in der Empfindung des Werthes eines weiblichen. Herzens. Ein 


weiblicher Reim, der aug zwey Brimfptben, beſtehet, im Gegen» 
ſfatze des männlichen. 
Die weibliche Natur, 


ten ſchamten ſich ihrer Weiblichkeit. 2.Weibliche Schwachheit, 
Fehler, mie dum Plural, Rich ardſon hat viele Weiblichkeiten 
geri.gt; aber dieſe verdient eine neue Geißel, Hermes, 3. In 
dielen Gegenden iſt die Weiblichkeit ein anfländiger Ausdruck der 
Geburtstheile des andern Geſchlechtes; daher man ſich u hüthen 


hat, daß bey dem Gebrauche der vorigen Bedenzungen feine Sen? DasWeichbild, des es, hir: — — er. 


deutigkeit mit dieſer entſtehe. 


Sas Weibsbild, dcs — es; plur. die—eryeihe Perfon — 
a, Eichen’ Geſchlechtes, nur im gemeinen Leben, oder auch im verächte‘ 


lichen Berſtande. In der Deutfhen Bibel kommt es noch ohne die⸗ 


fen verächtlichen, Nebendegeiff vor, Alle Rinder, die Weibsbil⸗ 


SR find. S Bild 3: 


"Das Weibfen,ses — 8, plur.ut nom. fing. nurin den niedris 


gen Sprecdyarten,eine Perfon weiblichen Geſchlechtes, im * 


ſatze des Mannſen. Bon der Endſylbe S.— Sen. 
Die Weibsleute, ing. car. weibliche Perfonen, auch nuevon a6 


ringen Perfonen, und im verächtlichen Verftande, =. 
Die Weiboperſon, plur die en, eine weibliche Perfon it 
faſt eben fo verächtlichem Verſtaude, als weibsbild BER 


zur Stadt erheben, 


gerüheet wird. (5) Im nachtheiligen Verſtande verzärtelt, wols 


Aüftig, wie weichlih. © weiche Söhne tapfrer —— ne } 
chet Selvetien um Männeran! Naml > 


Geſchwaͤcht vom Gifte weicher. Sitte 
Anm. ‚Schon im Ifidor, Oitfried wef en 
week, im Angelf. wac, im Schwed, vek. Ehedem — — 





auch Eranf, ingleichen Schwach, welches letztere bloß —— 


des vorgefegten Ziſchlautes davon gebildet iſt. Es iſt ren e 


Verbo weichen, cedere, — ——— Zueifel die * 


Wurzel deſſelben. 
a Eine Start 
mit ihrem unmittelbaren Gebierhe; befonders die Stadtflur au⸗ 


 Kerdald der Ringmanern, Das Weichbild der Stade Leipzig. 


2, Eine Stadt, Einen FSlecken zum Weichbilde machen, ihn 

‚3. Der Inbegriff der Stadtgefige oder 

echte, 
tenften. 


von vicus, im Deutfihen ehedem Wiek, Weich, daher Weiche 
haus, das Rathhaus, abzuleiten, da es denn eigentlich das Bild - 
einer Stadt bedeuten würdez: vermuthlich fo fern es zunädft 


auf den Stadtfiegeln angetroffen wurde; als vonden geweiber 


ten Bildern oder‘ Crucifixen, mit welchen man ehedem die, 





er ———— —— sr 


- 


1.» Sich weich finden laffen, \ ' m 


RR 


> 


In den bypben legten Bebentangen ifi es jett aiuſel · 5 


Anm. Die Ableitung die fes Hin: Wortes, iſt noch Bunter. — 
und ungewiß; indem man bey nahe eben fo viel Grund bat, es | 


X 


nur don geringen Perſonen. 0 &ränze der Stadtflur gu bezeichnen pflegte. ©, Wachters und ji 
Das Weibeftüc, des— es, plur. Sie—e, eine weibliche Per galtaus Gloſſar⸗ — Allert.libertat, — Bre⸗ 
fon im verächtlichſten Verſtande, noch niedriger als die vorigen; menl. S. 5283f. 
wofür in manchen Gegenden das eben fo —— Weibs⸗ va Weichbortichides —es, — die —e bey den Brauern 
menſch üblich iſt. — und Mälzer, ein Bottich, in welchem dag zum Malze beſtimme 
Weibsvolf, plur. car.ein Collectivum, niedrige weibliche Herfo- Getreide eingeweiht, und zum Keimen gebracht wird; die Weige 
nen im verächtlichen Verſtande zu bezeichnen, Dpig gebraucht» : Fufe,der Weichſſfock, Quellbottich. S. Boteich. 
dieſes niedrige Wortoft ohne — ſo gar von einer einzel- 1. Die Weiche, plur. die—n, von dem Adverbis. Weich. 1,Das | 


Weich, — er, — efie, adj. et adv. 
Drucke leicht nachgebend, ohne den Sufammenhang zu verlieren ; = 


nen en. 
Ein Weibesvolf, wie reufg es auch mag ſeyn/ 
Wird ofrermabls bezwungen durch. den Wein. 
1. Eigentlich , ‚einem 


im Gegenfage des bartı - Weiche Eyer, ein Ey weich fieden.. 
Weiches Brot. So weich wie Wachs. Ein weiches Bett, 
weiches Buffen, - weiche Ledern. Weich: liegen, figenz anf 
weichen Küſſen. Weiches Getreide, der Hafer, im. Gegenfüße 
des harten, d.i. des Rockens, Weisens und der Gerſte. 


Weiche fallen, in den Koth. _ Weiches Wetter, kothiges. In 


etwas weiterer Bedentungift weich, was fich mit weniger Kraft ı 


theilen läßt. Weiches Holz, im — 5 des harten. Wei: 
es Eifen. "2. In weiterer Bedeuting. Weiche Speifen ‚ wel» 
che leicht zu verdauen find, im Gegenfage der harten. Weiches 


Waſſer, weldjes wenige erdige Theile, bey fich hat, im Bergen» 
foße des havten. 3) Figürlich. () Weiche Buchftaben , in 
der Grammatik, welche zu ihrer Ausfprache weniger Anftvens 
gung erfordern, als ihre ähnlichen bawen. So find. b, d, und 
9. die weiden Buchſtaben von den hartenp, t,und-F. (2) 
Die weiche Tonleiter, ‚der weiche Ton, mo die Tertie nur 
Einen ganzen und. Eigen großen halden Ton in drey Stufen 
esthält, die kleine; im Gegenſatze der harten oder großen, 


In das 


Abſtraetum dirſes Adverbli, die weiche Beſchaffenheit, ohne Vin⸗ 


ral; wofür doch Weich heit analogiſcher, und weniger — — 


Weichigkeit aber niedrig, und nach einer längſt veraltete 

gie gebildet iſt. 2. Der weiche Theil an Menſchen und vie 

den Thierenzwifchen den Rippen und Lenden; im gemeinen £ 

. die Diinnung: 3. In einigen Gegenden wird auch die- Rachie 2 


- oder Eharpie, welchedie Wundärzte auf die — legen⸗ die 


WwWeiche, Riederſ. Wieke, genannt. 7 


za 9233 


2. Die Weiche, plur. car. von dem Verbo er — 


ſtand, da etwas vingeive ichet wird, DIE Waſche aus der . 
che wafchen. ° i N - 
1. Weichen, verb. irreg. neutr. —— ich wid, — 
gewichen/ mit dem Hülfsworte feyn, einm Drucke langfam nach⸗ 


geben, ſich von dem ſelben aus feiner Stelle bringen laffens 1. Es 


gentlich, "Es weicht und wanftniche, went ‚ein Ding —* aus 
ſeinem Orte zu Bringen iſt ER : i 
Die Bruſt mit Flor bedee 
Der jedem Lüftchen wich, Leſſ. — 
richt einen Fußbreit weichen wollen. Den Seins sum Weiz 
hen bringen. Die Nacht weicht dem Tage. ° 
Bedeutung, fich langſam von feinem Orte entfernen. Aus den 
Gliedern weichen. Nuss dem Wege weichen. 3. Figürlich. (1) 
Einer überlegenen Gewalt, einem gröfeen — — 


* 


2. In wöiteree 7.8 








N arten it ee Eiche, Dr — mie — — 
Andg lůcke weichen. (2) An Vorzug geringer ſeyn. Er muß 


ibm and rdienſten, an Gelebrfamkeit weichen. — 


en bey dem Rotker und Wıllvram weichen, im 
38 N. Niederkwsten, im Schwed. vaga. Es ift mir dem Adverbio 


weich, und dem folgenden Verbo genan verwandt, « 


ER ee werb. reg. welches fo wohl in Geſtalt eines Neus 
teius , als auch eines Activi gebraucht wird. Als ein Reutrum, 
und mit dem Hülfsworte baben, follte eg eigentlid) weich werden 

FE bedeuten ; 'allein es ift hier nur im engern Verſtaude üblich, in ei⸗ 

nem — Körper nach und nach weich oder mürbe werden, 

Das Leder liegt im Wafler, und weicht. Als ein ActivumTomme 


es nur in den — — aAbweichen, einweichen, er⸗ 


weichen u. ſaf. vor. # 
Anm, Schon indem Kero aiiichan; 

. dem Adverbio weich. S. daffelbe. 

Der Meichenbrudy, des —es, plur. die ⸗ brüce, ie den 
Ärzten, ein Bruch, wo die Därme in die Weichen fallen, und 


Es ik unmittelbar von 


aledann Erhohnngen bilden ; der Leienbruch, — 


AUernia inguinalis. 
Die Weichfaſten, ©. Weibfaften. ; } 
‚Der Weidyfreiede, des — ns plur. car. ein jest veralfetes 


Wort, der Friede, d. i. umerfagte Gewalrihätiafeit, innerhalb. 


eines Weidbildes, oder. der Stadtgräuzen; mo die erfte Hälfte 
mi Weich in Weichbild ein umd eben daſſelbe Wort iſt. 
Die Weikpheit, plur. car. das Abftractum von dem Adoerbio 
i weich, der Zuftand, da etw is weſch iſt. S. 1. Weir. 
Meichherzig, — er, s—fe, adj et adv. ſo wohl wirklich ge⸗ 


„rüber, di. zu ſanften Gapfindungen bewogen, als auch fähig, 


leicht gerührt zu werden. Weichherzig fepn „I werden) ı \ 
‚Die Weichherzittfeit, plur. car. der Zuſtaud da man weich⸗ 
betzig it; ingleichen die Fähigkeit, Teiche greibersu merden. ., 
Weich hufig,/ adj. eradv. einen weichen Huf habend, befonders 
von Pferden, Daher sie Weichhufigkeit 7 
Der Weichtübel, des —s, plur. ut non. ing iz, ben den Bar 
piermachern, ein Kübel obericeg, das, zur Pappe beflummtepapier 
in demfelben einguweichen, IS 
Die Weicheufe, plur. die—n, S weichbottig. 
Weichlich —er, —ſte adj, et adv. einwenig weich. 1. 


„.. wird, > Häufiger, 2, figüelich, (1) Der gehörigen Kraft beraubt, 
von Speifen, Weichliche Speifen. Weichlich ſchmecken, 42) 


len. Eimweichliches Gewand, Eine weibliche Behandlung. 
(3) Unfäbig, wahre oder eingebildete Beſchwerden und unangench« 
me Empfindungen zu ertragen, im Gegenſatze des hart. Weich: 
lich ſeyn. Weichliche Soldaten, Kine weichliche Pflege des 
Börpers, Auf dem Roſenbette der weichlichen Muße. 


iſt, in allen Bedeutungen des vorigen. Die Spartaͤner liebten 
die Befebwerlichkeiten, die Sybariten die Weichlichkeit. Ein 
Mißbrauch if es, wenn man in der Mahlerey diefes Wort für 
MWeihbeit gebraucht, 3 die Weichlichkeit des Skeifches, def 
fen weiche und fanfıe Befchaffenheit für das Auge, : Weichlich 
und Weichlichkeit bezeichnen allemahl nur Fehler. 

Der Weichling des ⸗es, nlur. die —e. Eine weichliche 
Perſon, in der dritten Schehrung des Mottes weichlich, ein 

Zartling; ein gütes altes Wort. Auch die Weihlinge wer: 

den dae Reich Böttes nicht ererben, ı Cor, 6, 20, Schon im 
Hornegt Wanpelein. (S. — Ling)” 2. Bey einigen Nenern 


or alle gena.int, Moilugo Lina, 


+ 


Eigentlich, in welchem Verſtande es doch wenig mebr gebraucht 


In der Mahlerey, der gehörigen Kraft beraubt. Weichlich mab: ' 


Die WeichlichFeit, plur. inuf. der Zuftand, da etwas weichlich 


* wird eine Oſtindiſche Pflanze, vieleicht wegen iprer weichen vlat⸗ 





— a ——— er 


Ba Vei Saga 


Weihmürbie, —er — 3 adj. et "adv. weich vom Semis 


—— che, de i. leicht zu rühren, und wirklich gerührt, wie Ne: 


sig. Warum machen ſie mich weihmüthig? Gell. So ni} ie 
‚Weihmuthigkeit. 

Das Weichpflafter, des —s, plur. ut nom, fing. ben den 
Wundätzten; ein eriveichendes Pflaſter Malagma. 

Der Weihſchwanz des — es, plur. die —ſchwaͤnze, eine 
Art Krebje mit weichen unbedeckten Shwänzen; die Krebskrab⸗ 
be, der Einſtedler. 

Die Weichfel, plur. die —n ein Nadıne, welcher in verfchiedes - 
nen Gegenden fo- wohl den rorben, als auch don ſchwarzen auern 
Kirfchen bepgeleget wird. In Niederſachſen hingegen werden die 

im Hochdeutſchen fo genauntendogelfirfchen init einem Ähnlichen 
Worte, Wiſpelbeeren genannt. Die Ab lichken diefes Wortes 
mit dem Nahmen des Fluſſes Weichfel in Wohlen iſt vermutblich 
nur zufällig. Im Jtaliänifchen heißt diefe KicfheVilchola, im 
PohinifhenWisn, imBöhmifhen Wilsne, imZürfifch, Wilch- 
‚na, und bey den neueren Griechen Wiloa, Auch der Franzöfifche 
Nahme einer gewiffen Art Kıefchen -Guilnes oder. Guignes 
ſcheint damit verwandt zu ſeyn. MWüpteman gewiß, aus welcher 
Gegend dieſe Art Kirſchen zuerſt zu ung, ‚gefommen it, fo würde 

ſich vher ausmakhen Laffen, in welcher von den angeführten Ya ; 
hen der Nahme derjelben. einheimifch. iſt. 

Der Wethfelzonf, des —es, plur. die —zöpfe, der 5 Pabme 
einer unanflislichen Berfilgung der Haare arı verſchiedenen Theilen 
des Leibes beſonders an dem Haupte, welche von verdorbe wer. 
und unkeinen Säften herrübret. Er ift befonders in Wohlen, der _ 
tieinen Sarrarey und Ungarn epideutifch, und wird daher, weil. 
die Kader aus den gedachten Ländern denfelden nehrmahls baben, 
der RT fo fern aber die Iimviffenheit ihr von dein Alpe 
oder der Mährcherfeiiet, auch Alpzopf, en Arabrens 
klatte (Schwer. Martofva,) Micberf, Elſklalte im Hanadoe⸗ 
riſchen Se enteert genannt. 

Allein ich kan auch an, wiegagel in die Töpfe; 

Die Narren dankten mir durch ihren Peiefichenfkiel, 

Und Hraschengpenktenmich an alle Wichtelzöpfe, Süntd, 
Auch hier iſt die er ſte Halfte des Wortes noch dunkel, Da die e Krank 
beit in Hohlen ſehr haufig iſt daher ſie imLat. auc &TricaPoloni- 
ca heißt, fo wärde die Ableitung von dem Nahmen der Weich ſel in 
dieſem Laude nicht unwahrſcheinlich ſeyn. Allein, da diefes Wort In 
„vielen Gegenden Wichtelgopf lautet, wie unter and ern ang der obie 
" genSielle im &ünther erbellet,fo fannauh Wicht ſo feru es Hedem 
einen boſen Beift bedeutete, das Stamımwort feyn, und dann wür: 
de es mit Altzopf und Mahrenklatte einerley Bedeutung baben 

Weid, eine Farberpflauze, S. Waid. 

1." Die Weide, plut dar eiu fuůr ſtch allein veraltetes, nnd nur 
‚noch in Eingeweide übliches Wörs, die innern Theile des menſch⸗ 
lichen Leibes zu bezeichnen. (S; dafelde,). Im Nie derſachſtſchen 
ſoll Wede noch in dieſer Bedeutung gangbar feyn, Die Figne 
- wäre zu. hart und ungewöhnlich, wenn die folgende Bedeutung der 
Speife der, Grund der Beyennung ſeyn follte,, womit aub die 
Votſolben ein uud ge uicht beiteden Finnen. Da man unter dem 
Eingeweide befonderg die Gedärme,- und die ahnlichen weichen 
heile verftehet, die daher auch das Gefchfinge beißen, fo ſcheinet 
die Biegſamkeit uad Beweglichkeit der Grund der Benennung zu 
ſeyn, und alsdanır würde das Wort zu der Familie des folgenden 
Mäse, Salix, gehören. ° Ä 

2. Die Weide, 'plur. die —n. 1, Speife, Habrung, ohne Plu⸗ 
ral. Bey dem Ottfried ehedem Weidy, der es auch von der _ 
Epeife der Menſchen gebraucht. Es iſt in diefer weitern Beden⸗ 
tung nurnoch iin figurliheggserftande üblich. Das iſt Weise 
"fin fein Gerz, eine angenehme Nahrung. Noch mehr in. den 

"Yyyy 2 Zu ſam⸗ 


#447 Bei 


Zufanmenfegungen Yugenweide, Seelenweide uff 2.30 
engerer Bedeutung, Nahrung. des Viebes, doch auch bier nur 


von dem Grafe und den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde 


ſelbſt finder ;-gleichfals ohne Plural. Jedes Thier geher feiner 
Weide nach. Es gibt hier viele Weide für das Schafvieh. 
Zen den Jãgern wird auch das in dr Magen und den Gedärmen 
des Wildbretes befindliche Gras die Weide genannt. No häu⸗ 
figer, 3. der Ort oder Boden, wo das Vieh feine Nahtung ſelbſt 
ſucht, wore weidet; zum Unterihiede von der Wiefe, welche ges 
mäbct wird, und zugleich den Nebenbegriff der niedrigen feuchten 
"Lagehat. Weide fchließ: Brachäcker und alle Gegenden in fi, 


auf welche das Vieh getrieben wird, feine Nahrung dafeibft zu ſu⸗ 


hen. Eine gemeine Weide, welche allen Einwohnern eines Dor⸗ 


fei gehöret. Das Dieb gehet auf der Weide; es Fomme von der- 


Weide. Es auf die Weide treiben. In welchen Fällen es aber 
auch dag Abftractum ſeyn kann, denjenigen Zuftand zu bezeichnen, 
da es feine Nahrung felbft fucht. 4. In einigen Zufammenfeguns 
gen ſcheinet es in weiterer Bedeutung, Wartung, Zucht, Pflege 
zu begeichnen. So ift die Sifchweide im Oſterreichiſchen der Fiſch⸗ 
fang in zahmen Waffern, und dergleichen Waffer felbft, wo es aber 
auch. zu dem folgenden Weide, Jagd, gehören kann. In andern 

- Gegenden ift die Bienenweide, die Bienenzucht, wohin fich der 
Bear ff der Jagd nicht ſchicken würde, 

Anm. Bey dem Notfer Wida, Weido. Der Begriffder 
Speife ift bier der herrſchende. ©. 2. weiden. RR 

3. Die Weide, plur. die —n, der Rahme eines Gewächfes, wel⸗ 
ches bald als ein Strauch, bald aber auch als ein Baum erfcheis 
net, und wegen feiner biegfamen Zweige befanut ift, Salix Linn. 
im Niederf. Wilge, Wide, Wien, in einigen Oberdeutſchen Ges 
genden Selber. Es gibt mehrere Arten derjelben, ıS. Bruch: 
weide, Bachweide, Sandweide, Wafferweide nf.f. 

Anm. Im Engl. With, Withy, im Gried. irea., Es ift 
überwiegend wahrfeheinlich, daß dieſes Gewächs den Nahen 
von der vorzüglichen Biegfamfeit feines Holzes und feiner Zweige 
bat, daher es ſchon von den älteften Zeiten an zum Binden ge» 
Braucht worden. (S. Wiede.) Schon bey dem Ulphilas iſt wit- 
han, binden, wovon fi uufer binden und winden bloß durch 
das eingefchaltete n unterfpeiden. Im Wendiſchen ift wiju, 
wiecz, drehen, twinden, und wity, gedrehet, 

4. Die Weide, plur, inuf, die Jagd, ein für ſich allein ver- 
altetes, und nur noch in einigen der folgenden Iufammenfeguns 
gen übliches Wort. (S. Weidemann, Weidemeffer, Weidlich 
u.f.f) Schon im Notker ift weido, die Jagd, und weiden, 
fangen. Auch im Schwed. bedeutet vide die Jagd. Frifch und 
andere leiten es von dem alten noch im Ottfried befindlichen Wi- 
tu,, Holz, ber, Engl. Wood ; allein die Figur, welche beyde Be: 
deutungen verbinden müßte, ift zu hart und ohne Analogie, daher 
man Weid in diefer ganzen Bedeutung lieber für eine eigene uns 
abhängige Wurzel hält. 

Der Weidebruͤch, des— es, plur. die — brüche, in einigen 
Gegenden der Darmbruch, von ı Weide, das Eingeweide. An 


andern Heten nennet man das Blutharnen des Hornviehes, wel⸗ 


ches von einer innerlichen Entzündung herrühret, aufeine fehr une 
ſchickliche Art den Weidebruch. f N 

Der Weidedarm, des — es, plur.die — därme, in einigen Ge⸗ 
genden der Maftdarm, entweder von ı Weide, oder auch fo fern 
die genoffene Speife Weide genaunt wird. S. 2 Weide und 
Weideloch. 

Der Weidefifch, des — es, plur. die —e, eine allgemeine Bes 
nennung folder Fifche, welche weiden, d. i. fi von Pflanzen und 
ihren Theilen nähren, und. auch Meterfiſche heißen; zum Uuters 
ſchiede von den Raub: und Schlammfifchen. 


4 


y r er x * — 

IE “2 € ehe 

= Bei — 
X 


148 
Der Weidegensf, d:s— en, plur. die — en, derjenige, wen . 


—* mit einem andern eine gemeinſchaftliche Weide hat, von 2. 
eide, EN 


Das Weideland, des eB, plur. die— länder, Länder, 6. i, i h 


Grundftüde, welche zur Weide beſtimmt find, worauf man das 

Bieh weiden läßt. — — 

Das Weideloͤch, des — es, plur. die — löcher, bey den Jägern 
die Offnung im Hintern des Wildbretes, ohne Zweifel von 2 Wei: 
de, genoffene Speife. - | 

Der Weidemann, des — es, plur. die — männer, und von ges 
ringen Perfonen, Weideleute. 1, Eine noch bey den Yägern üb» 
liche Benennung eines gelernten Jigers, von 4 Wride, die 
Jagd. 2. Eine abergläubige Jägerkunſt; auch nur bey den Für 
gern. Einem einen Weidemann fegen, ihm einen abergläubigen 
Poffen fpielen, 5.3. daß das Gewehr verfage u. ff. 

MWeidemännifih, adj. etadv. den Gebräudhen und Gewohnbeis 
ten der Jäger gemäß, in denfelben gegründet. MWeidemännif, 
fprechen, mitden Kunſtwörtern der Jäger. . 23 


Die Weidemannfchaft, plur. inufit. die Kunſt und Befhäftie Bus 


aung des Jagens, die Jägerey; nur bey den Jägern. 
Das Weidemöifer, des—s, plur, ut nom. fing. bey den Jür 
gern. 1. Ein langes, breites und flarfes Meffer, welches bey“ 
dem Serwirfen dee Hirfhe und des Wildbretes gebraucht wird,‘ = 
von4 Weide. 2. Die Zunge des Hirfches, von 2 Weide. | 
1: Weiden, verb. reg. act. dns. Eingeweide herausnehmen, 
ein für ſich allein veralteres, und nur noch in ausweiden übliches 
Wort. Einen Vogel ausweiden, ihn auffchneiden, und das 
- Eingeweide heraus nehmen. Die Jäger gebrauchen es nurnoch 
von den Dachfen ; von andern Shieren Haben fie andere Ausdrücke, 
Es gehöret unmittelbar zu ı Weide, Lingeweide, kann aber 
auch mit dem Niederdeutf hen weiden, gäten, Unfraut ausreißen, 
Engl.to weed, verwandt feyn. — 
2. Weiden, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht 
wird, 1, Als ein Neutrum, mit dem. Hülfsworte haben. (1)\ 
Seine Nahrung auf dem Felde fuchen und nehmen. DieSche: 
fe weiden auf den Bergen, in dem Thale. Ingleichen fir, 
güclich : ; 
Warum verlangen wir in fietem Glück zu weiden, Canitz. 
(2) Das Vieh feine Nahrung aufdem Boden fuchen laffen, m _ 
der edlern Schreibart, für das im gemeinen Leben übliche hü— 
then. Der junge give Menalfas weidet auf dem boben Ge: 
birge, Gen. RER 
2. Als ein Activum. (a) As Nahrung zu fih nehmen, - 
fpeifen, von dem Viehe. Im eigentlichen Verſtande nur jelten, 
und vielleicht gar nicht. 
leerer Hoffnung weiden, fpeifen. (2) Das Vieh auf der Wei⸗ 
de beobachten; nur in der edlern Schreibart für das niedrige hu= 
then. Weide meine Lämmer, 3. Figürlich, Stoff zum Ber» 
gnügen darreichen , und finden, am häufigften von den Augen; 
da es denn fo wohl als ein eigentliches Activum, als auch als ein 
Reciprocum gebraucht wird, Er weidete feine Yugen bloß an 
diefem Anblide. Wiewürden fi ihre Augen an meiner Der: 
wirrung weiden. 7 i - 
So auch das Weiden. 7 
Anm. Schon im Notker, und in allen alten Oberdeutſchen 
Scriftftelleen weiden , bey dem Ulpbilas vitan, im Engl. 
feed, im Angelf. fedan, im Niederfächfifchen föden, Rab⸗ 
sung darreichen, wovon unfer futtern ein gedoppeltes Iterati⸗ 
vum und Intenfivum ift, Auch im mittlern Lateine paduire, 
weiden, 
Weiden, adj.etadv. von 3 Weide, aus dem Holze der Weide 
verfertiget, oder von der Weide lalix, genommen. Eine wei- 
or dene 


Zuweilen aber ſtgürlich. Sih mir , 










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gene Rache. Weidenes Sols. Wolli doch in den meiſten Fäl- 


LER 


Bıı 


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Yen die Zufammenfegungen mit Weiden — üblicher find: Weiz 
denhols, Weidenrurbe. 
Der Weidenbady, des — es, plur. die — bache, ein mit Wei⸗ 
den beſetzter Bach. RS TE, 
DasWeidenband, des — es, plur. die — bänder, Weiden, 
ruthen als Bänder, oder ſtatt der Bändergebraudt, - = 
Der Weidenbaum, des—es, plur. die— bäume, die Weis 
ve, Salix, fo fern fie alsein Baum gewachfen oder gezogen iſt; 
auch nur die Weide ſchlechthin. Mr 


Das Weidenblatt, des — es, plur. die — blätter, die Blät⸗ 


ter der Weide, Salix. } 

er Weidenbobrer, des —s, plur. ut nom, fing. der Nahme 
einer geoßen Raupe, welche in dem faulen Holze, befonders 
der Weidenbäume, lebt, Phalaena Bombyx Coflus Linn, 

Der Weidenbufch, des —es, plur. die — büfche, die Weide, 
Salix, fo fern fie als ein Bufchgewachfen if. 

Der Weidendorn, des — es , plur. die — en, der Nahme eiz 
nes dornigen Gewächfes, deſſen Ninde und Blätter den Weis 
den gleichen, der Sanddorn, Meerkreuzdorn, Hippophae 
Bann, F 

Die Weidendroffel, plur. die — n, eine Art Droffeln, welche 
fi gern an feuchten Drten in Weidengebüfchen aufhält, die 
Bruchdroſſel Rohrdroſſel, Turdus muficus palufirisKlein, 

Die Weideneiche, plur. die —n, der Rahme einer Amerikaui⸗ 
ſchen Art Eichen, deren Blätter einige Ahnlichkeit mis den Weir 
denblättern haben, Quercus Phellos Linn. . / 

Der Weidener, Weidner, des — s, plur. ut nom. fing. ein 

” jest wohl größten Theils veralteres Wort, einen Hiefchfänger gu 
bezeichnen, von 4 Weide. Bey dem Roter ift Weidenar ein 
Jãger. 

Die Weidenerde, plur. inuſ. Erde von verfaultem Weiden⸗ 

bolze. 

Das Weidengebüſch, des— es, plur. die—e, ein mit Weis 
dengebüfchen bewachſener Ort; das Weidicht. 

Das Weidenholz, des — es, plur. inuf, das Holz des Weis 
denbaumes, ! 


Der Weidenhopfen, des —s, plur. car. eine Art wilden Hop⸗ 


fens, welcher dem Gartenhopfen entgegen gefeget, und auch 
Staudenbopfen genannt wird. 

DieWeidenfoble, plur. die—n, von Weidenhols gebrannte 
Koble. - 

Der Meidenkorb, des— es, plur. die — korbe, ein von Wei⸗ 
denrutben geflochtener Korb. EN 

Das Weidenlaub, des — es, plur, car. das Laub des Weiden- 
baumes, oder Weidenbufches, 

Die Weidenlaus, plur.die— Läufe, der Nahme eines Infectes, 
welches fih auf der Weidenbäumen aufhält, Aphis Salicis 
Linn, X 

Die Weidenmilbe, plur. sie —n, eine Act Milben , weiche 
auf den Weidenbäumen wohnet, Acarus Salicinus Linn. 

Die Weidenmotte, plur. die—n, eine Motte oder Schmetter- 
ling, deren Raupe fich auf dem Weidenlaube aufhält Phalaena 
Bombyx Salicis Linn. 


Die Weidenmüde, plur.die—n, eine Art Örasmüden, wel» 


che fich gern in den Weidengebüfchen finden läßt, Motacilla 
Salicaria Linn. auch Weidenzeiftg. 


. Die Weidenpalme, plur. die — n, die Blüthknofpen der Weis 


. denbäume, ©. ©. Palme. a 
Die Weidentofe, plur. die—n, eine Art fo genannter Wun- 
derrofen, oder Wurmnefter, aus zufammen geformten Auswüchſen 
der Blätter und Blüchfuofpen des Weidendbaumes, zum Unter 


— 


+ * 
CE 1450° 
ſchiede von den Dornrofen, Lichenrofen u.f.f. Bon der 


eg des Wortes Roſe indiefer Zufammenjegung, ©). 
0 [2 s 


Der Weidenfauger,des—s, plur.wt nom. fing. der Nab- 


me eines Infectes, welches auf den Weidenbäumen angetroffen 
wird, Chermes Salicıs Linn. 

Der Weidenfhwamm, ses—es, plur. die —ſchwamme, eine 
Art Shwänme, welche fi anden Weidendäumen erzeugen, 

Der Weidenfperling, des— es, plur. die — e, ein Rahme 
des gewöhnlichen Baumfperlinges, Paller Arboreus Klein, 
—— auch Waldſperling, Jelddieb und Gerſtendieb geuannt 
wird. 

Der Weidenvogel, des — s, plur. die — vögel, eine Art 
Schmetterliuge, Papilio Nymphalis polychloros Lin 

welcher auch Rirfchvogel genannt wird. 

— des — es, plur, die—e, ©. Weiden⸗ 
müde, n 

Der Weideplag, des —es, plur. die— pläge, ein zur Weide 
beftimmter Plas, * 

Das Weiderccht, des — es, plur,die—e. +. Das Recht, fein 
Vieh an und auf einem Drte weiden zu faffen ; ohne Plural. 2. 
Die Vorrechte oder Gerechtfamen, welche einem zur Weide ber 
flimmten Ort anffeben. 

Der Weiderich, des —s, plur. do nur von inehrern Arten, 
die — e, der Nahme einer Pflanze, welche in deu meiften Gegen⸗ 
den Eutopens wild wächfet, Epilobium Linn. Brauner Weis, 
derich, Lythrum Salicaria Linn. Gelber Weiderih, Lyhi- 
machia vulgaris Linn. Die Endſylbe iff die Ableitungsfplbe 
rich, S.— Rich; daher eg hier. nur aufdas Wort Weide anfommf, 
welches doch hier noch ein wenig dunkel iſt. Vielleicht ift es 
ı Weide, weil einige Arten von dem gemeinen Manne, als. ein 
Heilmittel gebraucht werden, oder auch 2 Weide, entweder, weil 
diefe Pflanze gern an feuchten Drten und auf Biehweiben wächfet, 
oder auch, weil ihre meiften Arten eine angenehme Speife des , 
Viehes find. x 

Der Weidefak, des — es, plur. die — ſãcke. 1. Ben deu Fä- 
gern, der Wanſt oder Magen des Wildbretes, von Weide, ger 
noſſene Speiſe. 2. Im gemeinen Leben einiger Gegenden noch 
die Jãgertaſche, S. Weidetaſche. 

Der Weideſprüch, des — es, plur. die — ſprüche, eigentlich 
gewiſſe Formeln oder Fragen und Antworten, welche nur allein 
den hirſchgerechten $ägern befannt find, und woran fie einander 
erfennen; eben das, mas bey andern Handwerkern Her Gruß 
if. Im figürlichen Verſtande nennt man wohl überhaupt alle 
Arten von eingeführten Formeln im verächtlichen Verftande 
Weidefprüche. 

Die Weidetäfche, plur. Sie —n, die große Taſche, welche die 
Jäger anhängen, das Pleinere Wildbret darin nah Haufe zu tras 

» gen; bie Jagdtaſche, Fögertafche ; ebedem der Weidefad, 

Das Weidewerf, dses—es, plurinuf: 1. Die Kunft und 
Befchäftigung eines Jägers, die Jägerey. 2. Alle diejenigen 
Thiere, welche zur Jagd gerechnet werden, fie beftehen nun in 
vierfüßigen Thieren oder in Geflügel, als ein Eolectivum, Es 
gibt bier vieles Weidewerk. Das hohe Weisewerf, Wild, 
welches zur hohen Jagd gerechnet wird, zum Unterfihrede von 
demniedern. 3. Ehedem wurde auch die Jagd ſelbſt das Weide: 
werk genannt, daher in einigen ‚Gegenden noch weidewerien, 
für aufdie Jagd gehen, üblich ift. 

Weidewund, adj. et adv. in den Eingeweiden, in dem Unterlebe 
verwundet, iugleichen einen Bruch Habend. 

Der Weidgang, Weidegang, des— es, plur.inuf. der Zu⸗ 
fand, da das Vich feine Kaprung auf der Weide ſelbſtj fuchs, im 

Yyyy3 Gegen» 


= 


‚Die Weife, plur. sie—n. 


LT A — I BE * — ER, Nur 1a 2.2 


— 


"agsı | Bl. N — > 


SGegen ſase der Staltfürterungs ein — "Fer 18 Oberd Keute 
{ches Wort, welches dafelsik. auch für Viehweide gebraucht wird, 
> Dad Weidgef‘ re, des —es, plur. die—e, bey den Jagern 


einiger Be .endon; de Zagdafären, 4" 


Der Weidhaufen, Weidehaufen, Ses—s, Blur ut nom. 
fing. bev dei Yägeen, ein Golleetipum, mehrere zufammen gehö⸗ 
tige, oder einem Herren dienende Sägen | zu —— die Füge» 


ey. ©. Weidenigun, 


Das MWeidicht, des—es, plur. — —* mit Weiden bes : 

wachfener Det, ein Weidengebüſch. Won der Endſylbe S. ihr. 
MWeidlich, -er,— fe, adj. et ady. ein nur im Scherze, oder 
r. Tapfır, flark, 


den vertraulichen Sprecharten übliches Wort. 


— Mann, Nuhr, 1Sam. o, i. 

3 ihr froͤhlicher, weidlicher, Fuhner, - 
Shwang vormabls der braune Sabiner 
Ar:t mannlicher Sreybeit den gut, Haaıd.- 


a. Lebhaft, hurtig; am häufigſten als ein Adverbiüm. - Weids 
3. In einem boben Grade ; auch nur als ein Ad» 


lich arbeiten. 
verbium. Weidlich sehen. Jemanden weidlich abprügeln. - 


- Ynm. Schon ih Willeram ift waihlich, vortrefflich Beh ® 
dem Horuegf bedeutet waydenlich fo wohltapfer, als hurtig und 
emſig, ingleichen woblgeſtalt. Allem Anfehen nach gehöret es zu 
keinem der oben angeführten Wörter Weide, ſondern vernuthlich Ber — RR: — iak tom: fing. Inder” <a 


zu dem Schwediſchen vat, hvat, burtig, vortrefflich, dem Ans 


gelf. hwate, in gleichen Scheutungen, Hiret, Tapferkeit, Vor⸗ 


trefflichkeit. Auch im Jsländiſchen iſt hvratur, burtig, ſchuell. 
Da nun das Stammwort im Hochdeutſchen langſt veraltet ift, 
. folstih die-beftiminte Bedeutung in jedem einzelnen Fall’ nicht 
anders als ſchwankend und dunfel ſeyn kaun; fo iſt dieß obne 
Sweiiel die Urfüche, warnm die edlere und Höhere Schreivart 
diefes Wort hat beralten laffen, zumahld da es nicht an beftimmrern 
fehler jeden darin Iiegenden Begriff niit mehrerer Klarheit auszu⸗ 
drucken. 


ohne Zweifel mit der Wurzel in wegen einerl Hit fo daß — — 


Weib, in Geweih, © das letztere —5 
end in weilerer Bedeutung, tüchtig, brav, wohlhabend. Ein * Weilhbiſchof des —rs, plur r 


1. Die Weihe, plur, Hie—n,® 





















Er 
— 


te En ® —* — ER er aaa A: 
— Dedeuifb. n fchon fehr feüße weigeren, im Niederdensfehen » 

weieen, iR Ange <!f. wyrhan, im Engl.„wern, —— va 
° gra. Die Endfplbe verrät eir Ktecarivum. oder atenfiou; — 
—— nur auf die Wur zel weg ode oder weig ankommt, welche 


"gern eigentlich bedeutet, feine Abneigung. durch mehrinohlige 
wegung der Hinde oder des Hauptes an den Tag leın. Das 
Augelſ wyrnan und Engl. wern,fcheinen m: Je von wehren. ae & 
Bilder zu fepn, fo wir das alte, noch in der un Alice ſich 
widrigen ron wider gebildee ift. 






fehen Kirche, ein deiweieter Bifchof, der aber kein eat FE | 
thum hat / fondern nur Vicarius eines. ordentlichen Bifch>fes, ber. 
fonders zu Weibungen und andern bloß bifhöflichenHandt ir 
it, und auch Chor-Biſchof genanntwird. Im utſch 
wizelbiſchop⸗ Die erſte Haifte ſt unſtreitig von weihe ent. 
weder weil ein ſolcher Vicarius wirklich zum Biſchof 
oder auch ſo fern er Gewalt: bat, Kirchen ü. f. Fızu v 
Andere Teiten es. mit geringeren Wahrfcheinlichkeit vondem ı 
Wir, ein Dorf, ber, * erllãren e⸗ * eiuen Biſchof auf — 
Laude. ER WORTE: 
mifchen Kirche einiger Gegenden, das Gefäß inden —— 
in ſich das Weihwaſſer befindet. 
ne Mabıe eiries Kan 
welcher zu den Gehern gehöret. Die graue Weihe, Vuftur- "2 
nereus Klein, die Zühnerwerhe, VulturalbicansKiern. — 
gemeinen Leben werden oft alle Arten Geyer Weihen genannt. | 
Motker Wio, Riederf. Wije. Dir Nahme iſt ohne Ziwetfelivon 
wehen, indem diefer Vogel in der Luft langſam über feinem 
Raube ſchwebet; daher er auch im Dünifben Blede, von glei 
ten’, heißt. 3 ; 


— 





Der Weidling/ des ⸗ es, plur. die — e, nur nodi in,einigen- 2, Die Weihe, plur. de—n, von dem Potgnden Srtwode, Si — 4 


Gegenden, ein Kahn; ohne Zweifel, fo fern. man die Kähne ehe 
dem aus Weidenſtämmen anshöhlte 

1. Ein Werkzeug, das gefponnene 
Garn vermittelft deffelben von dee Spuhle zu winden oder zn wei« 


= Fern; im Niederdeutfchen ein.gafpel. Daher die Sandweife, als 


die einfache Hatzung, und die Zahl- oder Schnappweife. (©. 
diefe Wörter) e Ein gewiſſes bewegliches Gatter an den Säge: 
mühlen, welches auch das Zagegatter genannt wird. S. das 
folgende, 


Weifen, verb; reg, — der Weife abwinden; am hãufig⸗ 


ſten in den Sufammenfegungen abweifen und ———— wofür 
im Niederdeutſchen abhafpeln und aufbafpeln gebraucht werden, 
Ohne Zweifel liegt der Grund der Benennung in der Art der Be⸗ 
wegung, fo dag diefes Wort mit Schweifen und Weben, in der 
weitern Bedeutung X !legtern, Eines Stammes iſt⸗ 


Meigern, verb. reg, act, feine Abneigung,  vttnas zu thun, an 
den Tag legen, da es denn aufgedopvelte Urt vorfomint, Als 


ein eigentliches Activum, welches das Subſtantiv der Sache im 
Aeeufativ erfodert. Eine Sitte weitern einem feine Bitie 
weigern. In die ſem VBerftande iſt es im Hochdeutſchen ungewöhn— 
lich, indem ig demſelben allenfalls verweigern gebraucht wird. 
2. Als ein Reeivroeum, in welchee Geſtalt es im Sochdeutſchen 
allein üblich iſt. Sich weigern, etrvas zu thun. Ich weigere 
mich keinen Augenblick. Wird die Sache in Geſtalt eines Renn⸗ 


wortes a Saedruckt, fo ſehet daſſelbe iin Benitive. Sie weinen s 


t nach deſſen/ dieſer Sache. Daher die Wigerung und das 
Weigern. Er that es ohne alle Weigerung. 


BZ 


"teen Welhen haben, in bee Romiſchen Kirche, vo es die durch 
die Weihe ertheilten kirchlichen Orden bedentet. Daher — —— 


Weihen, verb. reg. act. r Mir gewiffen feoerlichen — 
‚Art von Heiligkeit und Kraft ertheilen; in welcher Bederftunges 


» Handlungdes Weihens, | Die Weihe verrichten. ‚Die vier un⸗ 







ferweibe, Rirchweide, Gledenweiben. f.f.\ Schon Dede, , E| 
Odtfried Wihi, ber es auch in weiterer Bedeutung’ für. FR Br 
gebraucht. 


den zum gottesdienfilichen Gebrauche widmen, und dadurch eine Rt » g | 


befonderg in der Römiſchen Kieche üblich it, wo mau Kirchen, 
Rivchhöte, Bapellen, Altäre, Gloten, Wein, Bro, Da 
fer, Revzen u. hf. weiber. ine Nonne weiben. Eben m 
ſelbſt gebraucht man esnohinz'vey Nebenbedeutungen, tbeilsvwon 
der Couſeeration der Hoſtie, eine geweibere Hoftie, theils ang 
vonder feyerlichen Übertcagung der kirchlichen Würden, Femanı » 
den zum Bifchof, zum Prieiter, zum Diaconus u, (.f, weihen. * 
2. Figiielich, in den edlern Screibarten. (1) Gott und fie 
nem Dienfte beftimmen.: Ich habe den Keft meiner Tage Bott 
geweibet. (2) Eine gewiffe Ehrwärdigkeit, Heiligkeit ertheifen, * 
ehrwürdig machen. Die Scömmigkeit weihet alle andere Tu- - — 
genden. Das Glück weiber oft die größten Lafer, und ſte 
werden Tugenden, fo. bald der Erfolg fie kronet. (3). Zu eiz 
nem vorzüstichen Bebcauche beffimmen, widmen. - Sein Leben 
dein Dienſe feines vVaterlandes weihen 
IH würde, bäte ich Bronen, Bi 
Sie dem Desgnügen — Treu su 1 ohren, Be 
eiße. — 








doch im Hochdeutſchen die Weihe üblicher if. 
 &tto wihan, Niederd, wijen, wigen, im Schwed. viga, Es 


Aig, und wurde ehedem auch für fernen, ingleichen, loben, preis 
fen, gebraucht, wovon im ZAIN und Zatian häufige Degfpiele 
vorkommen, 

——— des — 8, plur utr nom. ng. ein boeitigrih im 





iſchteich zu bezeichnen. Im Dafried und Willeram wiar. Es 

2 iſt von dem Latein. Vivarium gebilder, und da Teich eben 

2 daffelde ſaget, und echter Deutſch iſt, ſo hat man jenes nicht mit 

in das vochdeutſche — — den Provinzen über⸗ 

baſſen. 

Die Weiherbinfe, le — in — Gegenden ‚ein 
Nahme derjenigen Binfen, welche | in den Weihern ver —— 
wachſen. 

Der Weihetrunk, weihtrunk eb des, plur.; inuf, Aue 
in der dichterifchen Schreibart, ein geweiheter Trunk, oder auch 
— womit man gleichfam weihet.. 

Dem Neumond und der Mitternacht, 
2 Sey dieſer Weihtrunk aus gebracht Sage. 
; Die Weibfeften, fing. iuuf, inder Nönnfchen Kicche, ein Nah⸗ 
me derjenigen Fafter, welche vorzüglich beobachier werden můſ⸗ 
fen, da Peiefter und andere Diener der Kirche geweihet werden, 
di diejenigen Faften, welche auf die Quaternber fellen. 

Ber Weihkeſſel, des — s, plur. ut nom, fing. in der Nömis 
ſchen Kiche, dasjenige, Sefäp, ein das Weihwaſſer aufbe⸗ 
halten wird; 

. Die Weihmeffe, plur. die —n, in bee Könithen ‚ieh, eine 

i Meſſe, in und mir welcher etwas geweihet wird. 

Rz E Die Weihnachten, fing. inuf; dasjenige Feſt, welches in der 

chriſtlichen Kirche zum Andenten der Geburt Chriſti gefeyert wird, 

Es Hat den Nahmen von den geweiheten, dei. beiligen, Nachten, 

imn welchen es noch jetzt in der Romiſchen Kirche vorzüglich ges 

feyert wird, daher es denn auch nur im Plural allein üblich iſt. 

Hachten für Mächte iſt freylich eine irreguläre Form; allein ſte 

iſt einmahl allgemein gangbar. Indeſſen war das. Wert ebedem 

rauch im Singular üblich, weilin der Römiſchen Kirche vorzüglich 
die Nacht auf den erften Weihnachtstag feyerlich begangen 

wird, DieWihennaht, im Schwabeuſpiegel. 
 DerWeihnachteabend,-ses — es, plur. die — e, der Tag vor 

"dem Weihnachtsfefte, und. ‚befonders der Abend: deſſelben; der 
Chriſt⸗ Abend. 

Sas Welhnachtsfeſt des es, plur., die—e, die Weih⸗ 

„nchten, als ein kirchliches Feſt betrat, das Feft der Ge: 
burt Ehrifti, 

Be Weihnachtstag, &s —es, plur. Sie — 2, einer von den 
drey feyerlichen Tagen diefes Feftes, 

. Der Weibraudy, des — es, plur. invf. 

13 ‚b.i. Heiliger, Rauch, ein woblriechender Hauch, welcher in der 

Römischen Kirche bey manchen Theilen des Gottesdienſtes ge» 

Io; macht wird ;-eine nur noch im gemeinen Leben einiger Ober: 

deutſchen Gegenden üblihe Bedeutung. 2. Der Nahmie eines 

gewiſſen wohl riechenden Harzes, welches vornehmlich zu dies, 





Ein geweibeter, 


won einigen ausländifchen Arten des Wahholders kommt, bes 
-, Zinn, v3. Figürlich, fo wohl. Lob. und Dank gegen Gott, 
E: als auch Lobeserhebungen: überhaupt, eine Anfpielung auf 
‘ — mpegenläudifgpe Gewohnheit, wo das —— 


— BRD —* bie Weißung; kt welet Toter = 
"Anm. Das Wort iſt ſehr alt, und lautet (den: im af Sor-und - man Fänn. 


— dein alten Adoerbio wie, wei, Angelfüwiha, wig, hei⸗ 


Oberdeutſchen übliches Wort, ejnen Teich und beſonders einen 


fen und andern Arten des Näuchwerkes gebraucht wie, und. 


ſonders von dem Juniperus thurifera und phoenicea. 





a 


mie Nun eine ———— if: Alten feinen Weih⸗ 
rauch an jemanden verſchwenden, ihn ſo ſehr erheben ‚als 
Wenn ey nur weihrauch — ſo mag, er 
immer m Dampfe erfiiden, ' 
Wenn er durch Weibraudwelfen Reuche, 
Br 5, Die Rrieges:$uvie gefeffrle. an dem: Wagen 
4 Des jberwinderg Feucht, Raml. 


Schon bey dem Ottfr. und Willeram Wirouch, Wiroche, 


im Rirderfächf. Wirik,, von dem alten wib,.weih, heilig. 
MWeiben. 

Der Weihrauchvogel, 8, plur. die--vögel,- ©, Gols: 

- amfel., 

Des Weihfalz, dee — es, plur. car. geweihetes Salz, in der 
Römiſchen Kirche 

Das Weihwaſſer, des —s, plur, inuf, geweißetes Waſſer, 
in der Römiſchen Kirche, 

Der Weihweöel, des — s,plur. ut nom. fing. ven daſelbſt, 
derjenige Wedel, womit das Weihwaſſer geſprenget wird, 


Weit, eine Partikel, welhe auf eine gedoppelte Art gebraucht wird, 
2, Als ein Adverbjum der Zeit. (1) Solange als; eine großen 
Theils veraltete Bedeutung, weldye um der Kürze willen noch 
zuweilen von den Dichtern gebraucht wird; außer dem aber noch. 
im gemeinen Leben üblich if. Das iſt nicht geſcheden weil ich 
denken kann. 
Man wird dich derr, mit Ehrfurcht preifen, 
Weil Gott und Monde find, Dpig. P.72 
OÖ mein Dank foll nicht ermuden, 
el Weil mein Bufenathmen Fann, Raml. 
Wo es aber mit der folgenden Eonjungtion leicht eine Zweyden- 
tigkeit machen Faın, (2) Indem, diejenige Handlung zu bezeichnen, 
während welcher etwas geſchehen ift, wie dteweil; ant hauftaften 
in der vertraulichen Sprechart, Er brachte fünf Gulden, weil 
ich zu Sauſe war, Gel, Weil ich vorhin mir der Frau Nach— 
barinn: auf dem Saale rede, fo falle etwas in der Küche, eb. 
derf. Im Englifchen in’ diefer Bedentung whillt, 2, Afs eine 
cauſale Eonfunction, einen Beweis und Grund des VBorhergr- 
benden oder Nachfolgenden: aussudruden. Der Simmel weiß, 
daß ich bloß deß wegen fo betrübt bin, weil fie mein Gerz 
für fo niedrig halten, u. ff. Gel, weil du gefchler bat, 
fo mußt du Strafe leiden. , 
Anm. Diefe Partikel iſt mit demfolgenden Hanptworte Weile 
Eines Stammes, und.ohne Zweifel die Wurzel deffelben, indem 
ach die Cojunetion denn bloß eine Figur vo dem Adverbiv denn 
iſt Indeſſen beſinne ich mich doch nicht, diefe Partikel bey unſern 
älteften Oberdeutfchen Schriftſtellern angetroffen zu haben, Kers 
gebraucht für die Eonjuncrton weil, danta, dann. Im Obere. 
deuiſchen ift daf ür noch um willen üblich, 


Weiland, ein: großen Theils veraltetes und unabänderlihes Bir 
fimmungswort, welches in asdoppelter Gefialt gefunden wird. 
Als ein Adverbium der vergangenen Zeit, für vor dieſem, 
— Der uns weiland verfolgete, Gal. 1,23. Wir wa: 
ven auch meiland unweife, Tit 2,3. ; 
i Weiland war dieLieb’ein Seuer, wärmen war ihenüger 
Brauch, Logam, 
Es war weiland ein König. "In diefer Bedentung wird es au⸗ 
Ber der Fomifhen Schreibark feltert mehr gebraucht. Stumm fa$ 
ich da, wie weiland Duphnis felfigen Andenkens. 2.Als ein 
indeelinables Adjectiv, welches nur noch, in dem. Katzelz und: 
Kanzelley⸗ Style üblich ift, und den Nahmenurd Liteln vor futz ' 
gem verſtorbener Perſo ſen vorgefeger wird, wenn man ihrer auf 
rine feyerliche und rühmliche Ausgedenft, Weiland Kaiſer — 
ce, 


© 


& 
/ 





— Er Sr 
J 


Der weiland Fr u. ſ.f. 
edle wf.f. Da es denn im 
Perſonen gebraucht wird, 
Anm. Ju der erſten Bedeutung ift diefes Wort fehr alt, ob es 
- gleich mebrmahls mit veränderten Endſylben vorkonmit. In Dit 
fried lauter es wıla, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno 
s wilen, bey den ScpwäbifhenDichrern wilent, allefür cheden, 
olim, welches Latein. Adoerbium felb damit verwandt zu ſeyn 
fheinet. Die Endſolbe ift dunkel, deunobman gleih Spuren 
von eluer alten Ableitungsfplbe and hat, fo iſt doch dief. nur ger 
braucht worden, Subftantiva, nieaber Adverbia, zu bilden; da« 
her es ſcheinet, daß and hier aus der adverbifchen Ableitungs ſy lde 
—en entftanden, welche erſt in end und dann in and verwandelt 
worden. Was die zwente Bedeutung betrifft, fo it Wachters 


‚Der tweilans Seh: 


Muthmaßung, der es in derfelben für das Parricipium des 


veralteten Verbi weilen;tuben, (S. Weile,) hält, nit unwadr« 
ſcheinlich, welches dadurch beftätiget wird, weil weiland bier 
wirklich als ein, Adjectiv obgleich indeclinabel gebraucht wicd, 
und man dafür in dem Kanzel - und Kanzelley » Style auch der 
in Gott rubende u. ff. gebraucht. Übrigens kommt das erfte 
wilent, bey den Schwäbifchen Dichtern auch mebrmabls für, 
eine Seitlang, vor. 

Die Weilarbeit, phur. die— en, im Bergbaue, Arbeit, welche 

„inder Werle, d. i.inden Feyerſtunden, geſchiehet. 

Die Weile, plur. car. Diminut, das Weilchen. 2. Ein jeder 
unbeflimmter Zwifchenraum der Zeit, ein jeder Zeitraum, er fey 
gegenwärtig, vergangen oder fünftig ; am heufigſten im gemeis 
nen Leben und der. vertraulichen Spredart. Sich die noöthige 
Weile zu etwas nehmen, Zeit, Doreiner Fleinen Weile, ü 
eine Weile, nah einer langen Weile, Es dauerte noch eine 
Weile, einige Zeit. 

Id ſchreibe Sinngedichte, die Süsfen nicht viel —— 

ogau. 2 

Wohin geht fie nächtlicher Weile? Geßn. 

Der alles ſchuf aus nichts, foll er nicht auch die Theile 

Ergänzen, find fie gleich verſtreut vor langer Weile ? Opitz. 
Ich wartete eine gute Weile vergebens. Gut Ding will Weile 
haben. Eile mit Weile. Das Diminutivum Weilchen geböret 
noch mehr der vertraulichen Sprewarı zu. Ich muß ein Weil: 
pen ausruhen. Jch blieb ein feines Weilchen iteben. 2. Mü- 
ige Zeit, Muße. Inder Weile arbeiten , bey den Bergleuten, 
in-den Feverftunden; (S. Weilarbeit.) Dahin gehöret auch der 
Ausdruck lange Weile, die unangenehme Empfindung der müßi⸗ 
gen, aefhäftlofen Zeirdauer, welches irrig zufammen gefegt Lan 
geweile gefihrieben wird, obgleich Tangweilig völlig richtig iſt, 
15. Lang.) Lange Weile haben. Vor lieber langer Weile, 
Will ler nicht mußige Weile haben, fo muß er ſich doch was 
zu thun machen, Leſſ. 

Anm. Defes Wort iſt alt, und lautet ſchon bey dem Ul⸗ 
philas hveila, der eg für Zeit überhaupt gebraucht ; bey dem 
Kero und Ottfried wilu, wil, wo es auch für Stunde gebraucht 
wird, bitheru wilu, in diefer Stunde, ing eichen für einen 

ı noch fleinern Zeittheil, in ıhia'wila, fo gleich, den Augenblick; 
im Shwebd. bile, im Engl. while, im Pohlnifdyen chwila. 
Bey dem Ottfried iſt wila, nud dep dein Kerotwala, auch Ver⸗ 
303. Wuntittelbar verwandt ift damit das folgende Yerilen, weiches 

N. ebedeni auch ruhen bedentete, dag Schwed. hyila, ruben, und 
ila, Angelf, ildan, uerziehen, verweilen. ©. auch Weil, 

Weilen, verb, reg. neutr. einem Orte oder Dinge eine Weile 
gesenmwärtig bleiben, welches doch für ſich allein veraltet if, und 
nurin verweilen vorkommt, wodie Vorſylbe ver die ſchwan⸗ 
Tende Bedeutung näher beftimme, da fie nicht weggelaffen wer⸗ 


anzel» Style auch vou geringen. 


Pl: 
\br2 


a Be 7. 
den follte, wie von eini 
wir ung? Wasdürfen wir weilm? 

Der oder das Weiler, des — 8, plür. ut nom. fing, * nur 
in einigen Oberdeutſchen Gegenden übliches Wort, eine Sarime 
lung weniger ländlicher Wohnungen, opne eigenes Bericht, zu dee 


zeichnen, welche noch nicht den Nahmen eines Dorfes verdienet, 


Dhne Zweifel aus dem-Lat. vıllare, woher auch dus Franzöfie 


fe villiers if. Weil, wil, weiler, an vielen Ortsnahmen 


im Hberdeurfihen, z. B. Korpwil, Badenweiler, Rappoltswil 
iſt eben dafjelde Wort, 


Der Wein, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder 


Duanciräten die e, der Saft der Weintrauben, fo bald er ges 


goren bat, und nicht mebt wor iſt. Junger, alten, füper, 
faurer Wein, 
od) eh die junge Welt die alten Weine fab, 
So bald der Menſch erfihien, pi ſchon die Liebe vr 
Wirhof. 


Zu Weine geben, in das Weinpans. Jemanden reinen Wein 


einſchenken, figüclich , ihm die reine Wabrbeis jagen, 2, Das 


Gewãchs, deffen Trauben den Wein geben, doch nur sheils col- 


lective, ıheils, wenn von der Art die Rede ift. Den Wein gã⸗ 
ten, hacken, binden. Der Wein iſt —— wenn der 
Wein blüber. 
Anm, Ju Kero Vin, im Willeram , Satian uff. Wis⸗⸗ 
Niederſ. Wyn. Da die Deutſchen, jo wie ee wördfie und abend» 
ländliche Länder, den Weinbau von den Römern befommen haben, 
fo haben fie mitdem Gewächfe auch den Nahmen angenommen / ſo 
wie das Eat, vinum, wieder aus dem Öriechifchen ol’ zog, und die⸗ 
fes aus dem motgenländiihen berfanmmer, Dein aöpören das 


Angelf. Vin, das Engl, Wine, das Schwed. Vin, dag Niedere 


Bretagnifche Guin , das Wallachiſche Ginu, das a 
Vinu, das Vohlnifepe Wino; 


Der Weinapfel, des — 8, plur. die — äpfel, eine Art meins“ 
faurer Apfel, worausder Apfelmoſt gepreffet wird; in einigen er 


genden Weinling. 

Der Weinbau, des —es, plur. car. der Bau des Weinfiodes 
um des Weines willen. Den Weinbau treiben. Bin Land, 
welches vielen Weinbau hat, 

Der Weinbaner, des— 8. 2.Von Bauen, colere, derjenige, 
welcher Wein hauet, plur.ut nom, ling. 2. Bon Bauer, ru- 
Ricus, ein Landbefiger, deffen vosnebmfteRahrung i indem Wein 
baue befiebet, plur. die —n. > 

Die Weinbeere, plur. die —n, die Beeren der Weintraube; 
ſchon im Rotker und Tatian Winbere. 


Der Weinberg, des — es, plur. die—e, +. Ein mit Bein 
fiödten bepflangter Berg oder Hügel. 2. Eine mit Weinſtöcken ber 
pflanzte gebirgige Gegend, fo viel davon einem einzelnen Befiger 
geböret. 3. Zuweilen auch einemit Weinflöcden bepflanzte Ebe- 

. ne, welche im Oberdeurfchen richtiger ein Weingarten genannt 
wird. 4. Figürlich, die in einem Weinberge befindlichen Wein. 
fiöde.. Den Weinberg befchneiden, garen, lefenuf. wm. 


Das Weinbergefeil, des— es, plur. die —e, in Böhmen, 
ein Längenmaß,die Beitberge damit zu meffen, welches 64 Ellen 
‚ in die Fänge bält ; zum Unterfchiede von ben Land und Walds 
" feile, welches nur 52 bält, 


Die Weinberesfipnede, plur. — eine Art eßbare Schn⸗· 
cken, welche fid in den Weinbergen aufhält, Helix pomatica 


Linn. ® 
Die Weinbirn, plur.die— rn, eine Art —— Birnen. 


Das Weinblatt, des — es, plur. die — blätter, das Blast des 


Weinfioges, ? 
Die 


gen Renern eeſchihet Was wel” 1 


seiner; — — 


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u. Bei 


‘Die Weinblume, plur. Sie —n, der Nahme eines einbeimifchen 
giftigen Gewãchſes, woſſer⸗ ANipendei· wurz Oenanthe 


u 


Die Weinblüche, plur. die —n. +. Die Blüthe oder Blume 
des Weinſtockes. 2. Die Zeit, wenn der Weinftod blühet. In 
der Weinblürhe. Re N BAR 

Die Weinbriübe, plur. von mehrern Arten, die —n, eine Brür 

pe, deren vornehinfter Beftandtheil Wein iſt, zu welher Wein 
kommt. et —— 

Die Weinbutte, plur. die —n, eine Butte, dir gelefenen Wein⸗ 

trauben darin in die Kelter zu tragen. ur 

‚Die Weindroffel, plur.die—n. +. Eine Art Droffeln, wache 

fi) gern in den Weinbergen aufhält, wo fieim Herdfte den Wein 
beeren nachſtellet; Rothdroſſel, Winterdroffel, Weißdroſſel, 
Turdus minimus noſtras ein. weil fie unſere eigentliche 

Sangdroſſel iſt. 2ꝛFigürlich, im Scherge, eine weibliche Pers 
fon, welche den Wein liebt, 

Weinen, verb. reg. neutr. et act. ». Eigenfli, Thränen 
vergießen. So wohl als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ha⸗ 
ben. Sich des Weinens nicht enthalten Fönnen. Jemanden 
meinen machen. Uber etwas weinen. Dor Sreude,vor Bes 
trübniß weinen. 

Er klagt und weint in ihre Klagen, Gell. 
Und wer bey dem Gefühl der Unſchuld fühllos fepeiner, 
Ih werth, daß auf fein Grab nie ein Gerechter weiner, 

— Weiße. 
Ingleichen von den Augen. Sein Auge weint. Mit weinen⸗ 
den Augen, vielleicht beſſer mit naſſen, mit Thränen in den Au⸗ 
gen. Als auch als ein Activum, mit dem Accuſativ der Shränen, 
oder was ihre Stelfe vertritt. Bittere Thranien weinen. - Man 
möchte Blut weinen. 2. Figürlich, Tropfen kinnen Laffen, nur 
in einigen Fällen. Go ſagt man von dem Weinſtocke, wenn er 
beſchnitten worden, daß er weine, oder thräne, da man denn 
auch dieTropfen, welche er rinnen läßt, Thränen zu nennen pflegt. 
So auch das Weinen. 2: . 

Anm. Schonim Dttfried weinan, im Niederdentſchen we: 

_ nen, im Isländ, weina,beydem Ulphilas queinan, im Angelf. 
vanian, im Schwed. venga. Dem heutigen Sprachgebrauche 
nach bezeichnet es bloß die Vergießung der Thränen ; allein das 
fchon gedachte Gothiſche queinan bedeutete Lamentari. Wäre 
diefes die urfprüngliche Bedeutung, fo würde es eine Onomatopöie 
des mit dem Weinen oft verbundenen Lautes feyn, welches auch 
das davon abgeleitete winfeln gu beftätigen ſcheinet. Inden ges 
meinen Sprecharten hat man fehr siele Ausdrücke, theils weinen 

-überhaupt, theils mit einem gewiffen Laute weinen, zu bezeichnen; 
wohin theils flennen, theilsdie Oberdeutſchen zannen, greinen, 

grauen, theilg die Niederdentſchen liren, wupen, ninneln u. ſ. f. 

gehören. 

Weinerlich, adj. et adv. Neigung zum Weinen habend und ver» 
rathend. Es ift mir fo weinerlih. Kin weinerlicher Brief, 
ein Eläglicher, gerbſt, dein weinerlich Geficht „ ſtöre meine 
Syeude nicht. Das Wort iſt nur in den gemeinen Sprecharten 
üblich, weil die Analogie, nach welcher es ſo wie eſſerlich, fpie- 

-Teylich, tanzerlich, trinkerlich u, fsf. gebildet worden, niedrig 

und provinziell ift, und nur das einzige lacherlich hier eine Aus⸗ 

nahme macht. 
gebrauchen follen, eine rührende Komödie damit zu begeishnen, 
zumahl da auch die Bedeutung nicht recht paffer. 

. Die Weinerite, ©. Weinleſe. 


#381.0.3.4.T). 2. Yufk 


Dan hätte es daher in deu neuern Zeiten nicht 


w 


. 
Ä Dei 1458 

Der Weineffig, des —es, plur.inuf. aus Wein bereiteter Eſſig, 
zu Effig gemachter oder gewordener Wein, 8 

Der Weinfächſer, des —s, plur. ut nom. fing. die Fächer, 
d. i. zur Fortpflanzung beftimmten Heben des Weinfodes, ©. 
Safer. ; 

Das Weinfäß, des —es, plur. die —fäffer, eiti Faß, Wein 
darin aufzubewahren, - 

Die Weinfläfche, plur. die—n, eine. Flafhe, Wein darin zu 
hohlen, oder aufzubewahren. Zuweilen befonmit auch die Weinz 
Bouteille diefen Nahmen. s 

Der Weingerten, des—s, plur. die —gärten, ein Garten, d. 

i befriedigter Drt, welcher mit Weinflöden bepflanzt iſt, befons 
ders wenn eseine Ebene ift, zum Unterfchiede von einem -Weins 
berge. Im Dberdeutfchen ziehet man diefes Wort im gemeinen 
Lesen in Wingart zufammen, und gebraucht es auch wohl für 
Weinberg. JuWilleram Wingarton,im Angelf. Wingeard, 
im Engl. Vineyard, “ ; 

Der Weinyärtner, des —s, plur. ut nom. fing, ein Gärtner, 
welcher fi vornehmlich auf den Bau des Weinftodes verficher ; 
ein Winzer. 

Das Weingebirge, des—s, plur. ut nom, fing. ein mit 
— bepflanztes Gebirge, eine Reihe mehrerer Wein» 

erge. 

Die Weintegend, plur. die —en. ». Eine mit Weinſtöcken be⸗ 
pflanzte Gegend... 2. Eine Gegend, in welcher Wein wächfer. 

Der Weingeiſt, des —es, plur. doch nur zuweilen von mehrern- 

Arten, die —er, der geiftigfte Theil des Weines, nachdem ders > 
felbe von allein Wäſſerigen gefhieden worden. In weiserer Ber 
deutung wird auch ein jeder vestificieter Branntwein Weingeift, 
und im Lat. Spiritus vini, genannt. : 

Das Weingeländer, des —s, plur. utnom, fing. dasjenige 
Geländer, woran Weintftöce befeftiget und gebunden werden. 

Weingelehrt, —er, —efte, adj. et adv. im Scherze, in der 
Kenntniß des Weines und feiner Güte erfahren, Ihr, der Trau—⸗ 
ben Kenner, weingelebrte Männer! Haged. ; 

Das Weinulas, des—es, plur, die —gläfer, ein Glas, wor⸗ 
aus man Wein zu trinken pflegt, 

Der Weingott, des —es, plur. inuf. in der Mythologie der 
Griechen und Römer, ein Beynahme des Bacchus. . 

Weingras, adj.etadv. eine Art der grauen Farbe, befonders 
auf Wolle, welde aus Noth und Schwarz entſtehet. ; 

Weingrin, adj. et adv. welches von Fäffern gebraucht wird, 
worin ſchon Wein gelegen hat,welche folglich den Geſchmack von 
feifchen Holze verloren Haben. Ein weingriines Faß. 

Die Weinhade, plur. dir —n, eine Hade, die Erde damit in deu 
Meinbergen aufzubauen; die Weinhaue. 

Der Weinhandel, des —s, plur. car. der Handel mit Wein 
im Großen ; zum Unterfchiede von dem Weinfchanfe, Daher der 
Weinbandler, der mit Wein im Großen handelt, 

Die Weiribaue, plur. die —n, S. Weinhade. i ; 

Das Weinhaus, des —es, plur. die —häufer, ein Haus, in 
welchen Wein gefchenket, d.ieinzeln verkauft wird. 

Der Weinbeber, des—s, plur, uunom,fing. ein Heber, Wein 
damit aus dem. Faſſe zu heben, zum Unter fchiede von einem Bier⸗ 
heber u. fi f.- : 

Die Weinbefen, fing, inuf, die Hefen des Weines, welche au 
wohldie Arurter genannt werdem. ; 

Der Weinherr, des —en, plur. die —en, an einigen Orten, 
3 D. zu Bag Aſchersleben u. f.f. gewiffe Rathsher⸗ 
gen, welche über den Wein und Weinkeller des Rathes die Aufs 
ſicht haben. 


3333 


21 


Das 


u eh. 

Das Weinholz, ses—es, plur. car. 1.DasHolz bes Wein 

ſtockes. 2. Der Weinftod nit feinen Zweigen und Neben. 

Der Weinhügel, des —s, plur. utnom, fing. ein mit Weins 
ſtocken bepflanzter Hügel ; ein Weinberg. ° 

Die Weinhülfe, plur. die —n, die Hülfeoder Schale der Wein, 
beere. 

Der Weinbüther, ses —s,plur, ut nom. fing.cinBütger oder 


Wächter in einem Weinberge oder Weingarten, auch Weinberge: 
büther. 


Weinicht, adj.etadv. dem Weine am Geſchmacke ähnlich. Ein 3 


: weinicheer Geſchmack, Weingeſchmack. 

Das Weinjahr, des —es, plur. die —e, die Fruchtbarkeit des 

Jahres in Rückſicht aufden Weinbau. 
tes Weinjahr, nachdem man vielen und guten, oder wenig und 
ſchlechten Wein in demſelben baut, 

Der Weinfauf, des—es, plur. doch felten, die —Fäufe. - 1,Der 
Kauf des Weines. 2.An einigen Orten, Wein, welcher zum Zeir 
‚chen eines gefchloffenen Kaufes oder Vertrages, und zu deſſen Bw 
‚fätigung von beyden Sheilen getrunken wird; daher denn arch 
Die Befkätigung eines Vertrages figürlich der Weinkauf beißt. 
Den Weinkauf trinken. Die Zeugen eines gefchloffenen Kaufes 
‚heißen daher ineinigen Gegenden die Weinfaufsleute. 3. Im 
Ssnabrückiſchen und-andern Gegenden ift die Lehenmnare uns 
‚ser dem Nahmen des Weinkaufes befannt, 

Der Weinkeller, des —s, plur.utaom, fing. Ein Keller, 
"Wein darin zu verwahren. 2. Ein folder Keller nit Ziumern, 

Wein darin zu ſcheuken. 

DieWeinkelter, plur.die—n, eine Kelter, Wein darin zu Fels 
tern; die Weinpreife. 

Der Weinkern, des —es, plur.die —e, de Kerne inden Wein 
beeren. 

‚Der Weinkieſer, des —s, plur. ut Nom. fing. an einigen 
Oberdeutſchen Drten,eineverpflichtete Perſon, welche den einges 
benden Wein Piefer, d. i. koſtet, damit die gehörigen Abgaben das 
von eutrichtet werden; dev. Weinkoſter, in Sachfen, Her Wein: 
‚Difierer. 

Die Weinkirfche, plur. die a, in einigen Gegenden ein Nah⸗ 

ne der Toll: oderSchafbeere, Atropa Belladonua Linn. 

Der Weinkoͤch, des —es, plur.inuf, ein Beynahme des Augufts 
Monathes, weil indemfelben die Sonnenwärmeden Weindeeren 
ihre Güte geben muß, 

Der Weinkoſter, S. Wein-Piflerer. 

Der Weinfranz, des —es, plur. die —Pränze, ein Kranz, fo 
fern derſelbe ein Zeichen eines öffentlichen Weinhauſes iſt. 

Das Weinlager, des —s, plur.die —läger. ı. Das Gerüſt in 
einem Weinkeller, worauf die Weinfäffer liegen, 2, Ein Vorrath 
von Wein in Fäffern. Ein ftarfes Weinlager haben. 

Das Weinland, des—es, plur. die —länder, ein-Land, in 
welchen Wein gebauet wird, 

Das Weinlaub,des —es, plur. car. das Laub oder die Blätter 
des Weinſtockes. 

Die Weinlaube, plur, die —n, eine mit Weinflöden bepflanzte 
Laube, 

Die Weinlefe,plur.die —n,die Einfammelung der reifen Wein- 
trauben; die Weinernte. Weinlefe halten. Inder Weinlefe, 
Bey dem Willeram der Wintemod, in der Schweiz die Wem⸗ 
‚me, daher den Wein Tefen dafelbft wenmen, und ein Weinlefer 
Wemmer genannf wird; 

Der Weinlefer,des —s,plur. ut nom, fing. Fämin,die Wein: 
deferinn, eine Perſon, welcheden Wein liefet, d.i.die Weintran- 
‚ben einfammelt, 


‚Ein gutes, ein ſchlech⸗ 


RT 1460 

Drei ir — plur. sie —e, In einigen Gegenden, 
ein Nahme verfchiedener Früchtevon einem mweinfäuerlichen Ges 
ſchmacke als der Weinäpfel, Weinbiruen, einer Art Pflaumen 


u.f.f. In wmauchen Gegenden werden auch die Berberis-Beeren 
Weinlinge genannt. 


Der Weinmarkt, des —es, plur.die —märkre. 1. Ein Markt 
„oder öffentlicher Verkauf des Weines, dergleichen z. B. zu Mainz 
"27 50 angelegt wurde, 
: derfelbe gehalten wird. 

Das Weinmaß, des—es, plur.die—e. 1, Ein jedes Maß, 
wit welchem der Wein gemeffen wird. 2, Ein beſtimmtes Maß 
für den Wein, fo fern es vonebendemfelben Maße für andere 

" ‚Körper noch verfieden ift, Kine Ranne Weinmaß, zum Untere - 
ſchiede von einer Kanne Biermaß. 

Der Weinmeifter,des—s, plur. ut nom, fing. 2.Derjenige, 
welcher den Weinbau verftebet, die Weinberge anderer beforger; 
als eine anfländige Benennung für Winzer, 2. An manchen Hös 
fen ein Beamter, welcher die landesherrlichen Weinberge und eine - 
heimiſcher Weinvorräche in feiner Aufficht bat, und auch wohl 
der Bergmeifter genauut wird. 


"Der Weismonath,dea —es, plur. die —e, der Deutſche Rabe * 


me des Oetobers, weil in den Weinländern die Weinleſe in dene 
‚felben fällt; ein Nahme, welchen er bereits von Carlu dem Gro⸗ 
Ben $efommen bat. 

Die Weinmotte, plur. sie —n, eine Art Motten, welche fh 
ouf den Weinſtöcken aufhält. Die große Weinmotte, Sphinx 
Eipenor Linn. die Pleine, Sphinx Percellus Zinn, 

Das Weinmüß,des—es, plur. die —e, inden Küchen,ein Muß 
von feinem Mehle, Eyern und Wein, 

Die Weinmutter, plur.inul, die Mutter, d.i. Hefen des Wei⸗ 
nes, die Weinhefen, S. Mutter. 

Die Weinpalme, plur, die —n, eine Art Palmen deren Saft, 

(Palmwein,) eine Ähnlichkeit mir dem Weine hat, und-deffen 

Stelle vertritt, 

Der Weinpfabl, des —es, plur. die —pfähle, Pfähle, woran 
die Weinftöce in den Weinbergen befeftiget werden. _ 

Die Weinpflaume, plur. die —n, eine Art röthlicher Pflaumen 


von einem weinfänerlichen Geſchuniacke; im gemeinen Leben 


Weinling. 

Die Weinpreſſe, plur. die —n, eine große Preſſe, bie Weintrau⸗ 
ben damit auszupreſſen; die Meinfelter, Relter, - 

Die Weinraupe,plur. die —n, eine Art Raupen, welche fi auf 
den Weinhlättern aufhält, S. Weinmotte. 

Der Weinraufchy,des —es, plur.die—räufche,ein, Kaufch vom 
Meine, zum Unterfchiede von einem Bierraufche. 


Die Weintaute, plur. inuf. ein Rahme der gewöbnlichen Gar⸗ 


tenraute, wegen ihres weinfäuerlichen Geradjes, Ruta grar 
veolens Linn. 

Die Weinrebe, plur. die —n,der junge Zweig eines Weinftodes, 
und zuweilen auch wohlder ganze Weinſtock. 18. Rebe.) Schon 
im Satian Winreba. 

Die Weintofe, plur, die —n, eine Het Roſen, deren Blätter ei» 
nen tweinfäuerlichen Geruch haben ; die D,ornrofe, Frauenroſe, 
— Marien⸗Roſe, der Weindorn, RolaEglanteria 

inn, 

Weinfauer, adj. et adv, einen angenehmen ſauern Geſchmack 
wie Rheinwein habend. 

Weinfäuerlich, adj. et adv. den ſauerlichen Gefhmad dee 
Aheinweins habend; wie das vorige. 

Die Weinfäure, plur, inul. der ſaure oder — Geſchmack 
des Rheinweines. 

Der 


2, Der Ort, wo, und 3, die Zei, wenn 








297 "Re 
4 = R 


Der Weinſauerling, des —es, plur. sie —r, in einigen Ge⸗ 


= 


- 







ſchmacke, welche in andern Weinäpfelund Weinlinge heißen. 
- Der Weinfchädling, des -—es, plur. die—e, in einigen Ge⸗ 
genden, z.B. in Diterreich, ein Nahme der Verberis-Beeren, 
welche in andern Weinlinge heißen, wegen ihres weinfänerlichen 
Geſchmackes. ©, Berberis. E33 — 

Der Weinſchank, des —es, plur.car. der Verkauf des Weines 
in Heinen Auantitäten, zum Unterfhiede von dem Weinhandel; 
ingleichen das Recht, den Weinſchank zu üben, 

Der Weinfchein, des—es, plur. die —e, ein wenig mehr ges 
bräuchliches. Wors, den Neumond in dem Weinmonaube, d. i. 
Detober, zu bezeichnen. ©, Schein. MARS 


Mein Schenker, d, i. denſelben inkleinen Quantitäten verfauft. 
Die Weinſchenke, plur..die—n, ein Weinhaus im verächtlis 
chen Verftande, x ö 
Der Weinfchlauch, des —es, plur. die —fhläude: 1. Ein 
lederner Schlauch, den Wein dadurch in die Fäſſer eines Kellers 
zuleiten, 2.Ein ſtarker Weintrinter im verächtlichen Verftande, 
Der Weinfchmaus, des—es, plur. sie —ſchmauſe. 1. Ein 
Schmaus, bey welchem der Wein den vornebmiten Theil aug- 
macht. 2. Bey den Handwerkern, eine Erfriſchung von Wein 
und Kuchen. B L AI 

- Der Weinfchröter, des —s, plur. ut nom. fing, verpflichtete 
Abläder, welche den Wein in die Keller und aus denfelben 

ſchroten. 

Der Weinſtein, des —es, plur. inuf. das mit Kalfexde der⸗ 
miſchte Salz des Weines, welches ſich in den Weinfäffern in Ges 
fralt einer harten trockenen Maſſe anfest. In weiterer Bedeutung 
wird auch die Ähnliche Materie, welche fih im Diunde an den 
Zähnen anfest, Weinkein genannt, 


‘ 


ſteinſalz und Weinfteinfäure genannt wird, 
Das Weinfteinfalz, des —es, plur. doch nur von mehrern Ar- 

ten, die —e, dag durch Ealeiniren aus dem Weinſteine bereitete: 

feuerbeftändige Zaugenfalz, Sal Tartarı 
Der Weinfticher, des —s, plur. ut nom. fing. ein Infect, ©, 
0 Rebenfticher. - 


des Weinfleineg, CremörTartari, welchesaug faures Wein: 


deſſen Beerenden Wein geben, Vitis Linz, ©. Stod.: 
Die Weinfuppe, plur. die —n, eine Suppe von Wein, 
Die Weinträber, ling, inuf, die Hülfen der ausgepreßten Wein 
trauben, in manchen Gegenden die Weintrieſter. 
Die Weintraube, plur. die —n; die Frucht des Weinſtockes; 
ſchon bey dein Willeram Wintrubo. 
Der Weintrinfer, des —s, plur, utnom. fing, derjefige, wel⸗ 
Her Wein zu trinken pflegt, zum Unterſchiede von einem Waſſer— 
* trinker und Biertrinker. 
Der Wein⸗Viſierer, des —s,plur:ut nom, fing, eine verpflich⸗ 


eingehenden Wein vifieren und koſten muß. S. Weinkiefer, 
Der Weinwachs des —es; plur, car, dt Zuflcnd, da in einem 
Lande Wein wächfer. Lin Land har guten. Weinwachs, wenn 
es vielen und guten Wein bauer. s ei 
Die Weinwage, piur. die —n, eine bpdroftatifche Mage, die 


wagen, Bierwagen is f. f. bat. ’ 
Die Weinwurz, plur,car. ein Nahme des Benedicten⸗ Krau⸗ 
te5, Geum Linn,. 


genden ein Rabmegewifier- Äpfel voneinem weinfäuerlihen Ge⸗ 


Ser Weinſchenke, des —n, plur. die —n, derjenige, welcher: 


Der Weinfteinrahm, des — es, plur, inuf. das gereinigte Salz 


Der Weinftod, des es,plur. sie —föcz dasjenige Gewachs, 


tete obrigfeitliche Perfon, welche zum Behufe der Abgaben dem“ 


Bütedes Weinesdamit zu prüfen," fo wie man dergleichen Salze 


Bei . 146% 


- Der Weinzebente,des —n plur: die—n, der Sehnte, welchet 
won dem Weine gegeben wird, BR 
Das Weinzeichen, ses—s, plur. utnom;, 
daf an einem Orte Wein geſchenket wird. 
Der Weinzoll, des —es, plür, die —zoͤlle, rin Zol, welcher bon 
dem Weinegegeben wird,- 

Weis a dy. welches nur noch im gemeinen Leben und den niedrigen 
Sprecharten üblich iſt, und auch bier aus mit dem Verbo ma⸗ 
chen, und, obgleich ſeltener, mit werden gebraucht wird. Es 
bedeutet überhaupt fo viel als wiſſend. Einem etwas weis mas 
chen, bedeutete ehedem / ihm Nachricht davon geben, ingleichen ihn 
in etwas unterrichten. 

Wenn nun kommen wird die rechte zeit 
So will ich ſolches mit allem fleys 
Mein frawen die Rüniginn machen weis, Theuerd 
Er machet au die fcheflewt weys 
Wie des Selds ſchifflein geftalt was, eben derf.- 
„Welche Bedeutung noch jegt zuweilen vorfommt, Kr bar vor 
Jugend auf arbeiten müffen, ich babe es ihm nicht beffer weis 
gemacht. Inengerer Bedentung iff einem etwas weis machen, 
ihn einer Unwahrbeit überveden,ihm etroas aufbeften, Caß dir 
nichts weis machen. Die Leute könnten Bofes denken, und 
der gnädigen Srau was weis machen, Weiße. Seltener wird’ 
es mitdem Verbo werden gebraucht. Etwas weis werden, es 
nierfen, inne werden, 5 


Anm. Es iſt die in der edlen Schreibart veraltete Wurzel von 
weife, fo fern es ebedem wiffend bedeutete, und zum Theil auch 
bon weifen. Dadas s am Ende fcharf lautet, wieß, fo follte 
es billig. weiß gefehrieben werden, welches über vermuthlich um 
des Willen nicht gefchiehes, weil das Wort, als ein bloßes Ad» 
verbium am Ende nicht wächfer, daher auch das s nicht anders 
als fharf gefprochen werden farm. Im Niederf; lautet es wies. 
Ehedem wurde es im Oberdentſchen gemteiniglich mit dem Accuſa ⸗ 
tiv der Perfon gebraucht, wie aus den obigen, und noch einigen an- 
dern im Friſch befindlichen Beyfpiafen erhellet. S. das folgende‘ 
und Wiffen, ——— 

Weife,—r, —fe, adj,etady. Viel wiffend, mehr Erkennt⸗ 
niß als andere befigend, welches zwar die erſte, aber jegt minder 
gebräuchliche Bedeutung iſt. Daher wurde ehedentein jeder, 
welder den großen Haufen an Kenntniſſen und Einfichten über- 
traf, ein Weifer genannt. Noch jest ift unter dem geoßen 
Haufen ein weifer Mann, eine weife Frau, ‚wine Derfon, welche 
andere in der Kenntniß natürlicher Dinge übertrifft, und oft 
wohl gar ein Hepenmeifter und eine Here: In der Deutfchen Bis 
bel kommt es für erfahren, geſchickt, gelehrt, noch bäufig vor, wel⸗ 
che Bedeutung auch außer dem noch in der höhern Schreibart 
nicht ſelten iſt. 2. In engerer Bedeutung, den vernünftig n Ab⸗ 
ficbten und den Umfänden in einem hoben Grade angem ſſen; 
ingleichen Fertigkeit beſitzend, feine Worte und Handlungen nach 
den Umſtänden und vernünftigen Abſichten abzumeſſen. Ein 
weiſer Mann, ein Weiſer. Lin weifer Ausſpruch. Die ver⸗ 

wegenheit des Jünglings wird durch die Ausbildung zu einer 
weifen verzhaftigkeit und Entfchloffenheit in Gefahren, Gell. 
Es ſagt in dieſer Bedeutung etwas mehr, iſt auch über dieß edler, 
alsrlug. 

Aum. Schon im Iſidor, Ottfried u. ff. uuile, uuiza, im 
Niederf. witt, wies, Engl. wile, Schwed. vis. Es iſt da8 
vorige weis; nur mit dem hinzu gefügten mildernden e. Wiſſen 
und Witz ſud Intenſiva davon, ‚Liner Sache nicht weife feyn, 
war ebedem fo viel, al ihr nicht gewachſen ſeyn. 

33352 } 


fin g. ein Zeichen, 


Der. 


EUR 


1463 Dei 
Der Weife, des —n, plür. sie —n, mit dem Artifelder Eindeit, 
‚ein Weifer, das vorige Adjectiv als ein SubFantivum gebraucht, 
©. dasſelbe. 


Die Weife, plur, die —n, die zufällige Befchaffenheit eines Din- 
ges, die Beſtimmung des zufälligen Diannigfaltigen an deinfel- 
ben, wodurch es ſich von Art unterfcheidet, welches auch, obgleich 

nicht allein, die wefentliche Befchaffenheit ausdruckt, daher man 
oft beyde mit einander zu verbinden pflegt, Art und Weife, die 
weſentliche und zufällige Befchaffenheit zugleich zu bezeichnen, 
"Da indeffen Art auch häufig von der zufälligen gebraucht wird, 
and in fo fern mit Weiſe gleich bedeutend if, fo wird der-zus 
fammen gefegte Ausdrud, Art und Weife, auch fehr oft um 
‚der größeren Beſtimmtheit Willen für eines diefer Wörter allein, 
d. i. von der bloß zufälligen Befchaffenheit, gebraucht, 1. Vor 
diefer zufälligen Befchaffenheit überhaupt, ohne Plural, Auf 
sinerley Weife, auf einerley Are und Weife geFleider feyn. 
Der Stein iſt auf eine ganz befondere Weife (Art) gebil- 
det. Huf gleiche Weife, auf mancherley Weife, auf vieler: 
ley Weife. In weldem Falle es mit Weglaffung derPräpofition 
auch oft im Genitive gebraucht w.rd, wenn anders dag vorherge- 
hende Adjectiv diefen Eafum bezeichnen kaun. Kine Petfoh,wel- 
che lediger Weife in die Wochen gekommen it, im Tedigen 
Stande. 2. Bonbefondern Arten diefer zufälligen Befchaffen- 
heit. _(a) Die gehörige oder gewöhnliche Art, gleichfalls ohne 
Plural; eine vorzüglich noch im Oberdeutſchen übliche Bedeu⸗ 
tung. _ Das iſt aus der Weife, ift ungewöhnlich, außerordents 
Hd. Aus: der Weife verfahren, auf eine ausfchweifende, 
übertriebene Art, Maß und Weife halten. Zr ward ihre 
aus der Weife gram, Lichtw. (6) Die Art zu handeln und 
zu verfahren, eine der gewöhulichften Bedeutungen, auch ohne 
Plural. Auf dieſe Weife gehet es nicht. Es aufeineandere 
Weife anfangen. Auf eine ganz befondere Weife. Eine liftiz 
ge Weife, Geld zu befommen. Auch mit dem Senitive. Unbes 
fonnener Weife, thorichter, geaufamer Weife. (c) Kemandes 
gewöhnliche, angenommene Art zu denfen und zu handeln; 
gleichfalls ohne Plural. Nach feiner Weife leben. Er 
kommt wieder auf feine alte Weife. Seine Weife gefälltmir 
nicht. Sich in jemandes Weife ſchicken. Zr flieht ziemlich 
fehlecht bey ihr, ſo ſehr iefich auch nach feiner Weife zu rich⸗ 
ten fcheint, Leff. Doch, balt! ihr kennt der Kifrer Weife, 
Haged. (8) Die zur dunfeln Fertigkeit gewordene Art in einzel⸗ 
nen Fällen zu Bandelm, die Gewohnheit, der Gebrauch; wo der 
Plural wenigſtens felten if. Das fol euch eine ewige Weife 
feyn, in dee Deutſchen Bibel, Lach der Weiſe des Landes. 
(e) In einigen Sprachlehren wird die Art, wieder Begriffeines 
Derbi von einem Gegenftande prädiciret wird, der Modus, 
die Weife genannt, wofür doch andere das Wort Are ger 
brauchen. Beyde aber find zu unbeſtimmt und zu allgemein, da⸗ 
ber ihnen das Lateinifche vorzuziehen iſt, welches wenigſtens für 
diefen Fall beſtimmter iſt. (f) Die Melodie eines Liedes, mit 
dem Plural; eine im Hochdeutſchen größten Theils veraltete Be- 


dentung,. vermuthlich auch, weil fie für diefen einzelnen Fall zu | 


ſchwankend und unbeſtimmt iſt. Indeſſen war dafür ehedem 
auch Sangweife und Gefangweife üblich. 


Anm. Schon im Ifidor Vuils, im Setian Wis und Wi- 
fa, in den heutigen Bedeutungen, im Niederf, Wife, im Engl, 
Wile, im Schwed. Vis. 
und die Bieldeutigfeit des Verbi weiſen, welche ehedem noch 
geößer war, machen die Abflammung ungewiß. Wachter und 
mit ihm die meiften übrigen Etpmologen, felbft Ihre nicht 


susgenommen, nehmen das Verbum weien, feyn, zum Stamme 


Das hobe Alter diefes Wortes, 


1 


— Wei 1464 
worte an, weil die Weiſe in dem Weſen oder der Exiſtenz gegrün⸗ 
det ſey. Allein fie haben nicht bedacht, theils, daß Weife ſelten 
und vielleicht nie von der weſentlichen Beſchaffenbeit gebraucht 
wird, theils aber auch, daß die ſer Begriff viel zu fein und abſtraet 
iſt, als daß man ihn dem rohen Zeitalter, in welches der Ucfprung 
diefes Wortes fallen muf, zuteauen könnte. Es iſt daher wahr⸗ 
ſcheinlicher, daß Weiſe urfprünglich die äußere Geſtalt eines Din⸗ 
ges bedeutet hat, und in fofeen von weiſen, ſich zeigen, darſte. 
len, abftammet ; eine Ableitung, welche der Analogie des toben 
Menfchenverflandes wenigffens angemeffener iſt. Es läßt fi 
zwar diefe Bedeutung der Geſtalt Aus unſern Deutſchen Alter 
thümern nicht evweifen, aber doch aus den veriwandten Sprachen, 
indem im Franz. und Engl.Guife fo wohl von der äußern Geſtalt, 
der Biene und Geberde, als auch von der Gewohnheit, Weife, 
üblich if. An das Gu ftatt des W wird ſich fein Sprachfenner 
ſtoßen, weil bekanut it, daß diefe Laute häufig mit einander 
wechfeln. Im Ital. iſt die zufällige Befchaffenheit, Weife, noch. 
jest Guila, Ob ſich gleich die legte Bedentung der Melodie füg⸗ 
lich als einen befondern Fall der allgemeinen Bedeutung anfeben 
läßt, fo wird es doch wahrfcheinlich, daß Weife in derfelben ein 
eigenes oer ſchiedenes Wort if, indem im Schwed.vila, ein Lied, 


- Gefang, und imFinnifchen weilan, fingen bedeuter, welches mit 
dem Griech. Kdew, Kacun, fingen, und gepa,ein Lied, verwandt 


iſt. Bey den Schwäbifchen Dichtern ift Vnwile, der Mißton, 
Mißklang, — 


— Weife, das norige Wort, ſo fern es in Zuſammenſetzungen ges 


braucht wird, Adverbia zu bilden, eine Art und Weifezu bezeich⸗ 
nen, welche durch das vorher gehende Wort näher beſtimmt wird, ' 


Scherzweiſe, als im Scherze; baufenweife,in Haufen; weh: * 


felsweife, auf eine abwechfelnde Weife; fufenweife, bittweife, 
in Geſtalt einer Bitte; kreuzweiſe, in Geſtalt eines Kreuzes; den 
Wein nur faßweife verfaufen, in Fäffern ; paarweife geben, 
in Paaren u.f.f. Die härtere Oberdeutſche Mundart, welche 
das mildernde e ſcheuet, verbeißet es auch bier, und fpricht fcherz= 
weis, herdenweis u. f.f. Das Subftantivum kann in diefen Zus 
fammenfegungen nur Adverbia bilden, daher es ganz wider die 
Analogie iſt, wenn einige folche Wörter als Adjectiva gebrauchen 
wollen; ein eimerweifer verkauf, für ein Verkauf nach Eimern, 
Was wahre Sufammenfegungen find, oder getheilt geſchrieben 
werden muß, muß ang derSprachlehre erlernet werden. So kann 
38. tbörichter Weife nicht ebörichterweife gefchricben werden, 
weildas beflimmende Wort feine völligen Biegungszeichen hat, da⸗ 


ber auch Weife noch feine ganze ſubſtantiviſche Geſt alt unverlegt ' - 


behalten muß, 


Der Weifel, des —s, plur.utnom. fing. S.weiſe. 
Weifen, verb. irreg. act, Imperf. ich wies, Particip. gewie- 


fen, Imperat. weife, im gemeinen Leben weis, dem Auge bes 
merfbar machen, fehen Laffen. x. Eigentlich, wie das edlere 
zeigen. Jemanden eine Stelle in einem Buche, eine Seln: _ 
beit, einneues Rleid weifen, d.i. febenlaffen, zeigen. Einem 
das Rathhaus, die Gaffe, den vechten Weg weifen. Einem 
das Striden, das Nähen u.f. f. weifen, ibm zeigen, wiees 
gemacht wird. Einem etwas mit dem Singer weifen, es ihm 
vermittelft des Fingers fehen laffen ; aber mit dem Singer auf 
etwas weifen, den Finger darauf richten, um es bemerfbar zu 
machen. Jemanden zurecht weifen, ihm den rechten Ort zei⸗ 


gen. Das wird ſtch weifen, der Eifolg wird es lehren. Figür» _ 


liche R. A. find: einem die Thür weifen| einem die Wege 
weifen, ihm fortzugehen befehlen ; einem etwas anders mweifen, 
härtere Mittel gegen ihn vorkehren. 2, Figürlich. (a) Den Ort 
vorſchreiben, wohin man ſich wenden fol. Die Soldaten in die 
Quartiere weiſen. Jemanden mit feiner Bittſchrift an den 

Rath 





DENN 


25 


N 


- 
en EEE 





Be 3 Rath weifen. Einen verbrecher aus der Stadt weifen. (Sich 
auch. Verweifen.) (b) In etwas unterrichten, jemand belebren. -. 





3 1465 Be 


— 


Er laßt ſich weifen, ev nimmt Belehrung, Unterricht an. Man 
wirdgeuch weifen, lehren, im ironiſchen Verftande, d. i. euch 
dazuziwingen, Am häufigften ift diefe Bedeutung in der Zuſam⸗ 
„menfeßung unterweiſen. (c) * Mit Worten beſtrafen; eine ver⸗ 
altete Bedeutung, von welcher nur noch Weiſung und Verweis 
ſen übrig. ©. das letztere. Er Ne 
Daber das Weifen und die Weifung. ©. das letztere an feir 
nem Orte befonders, ; 
Anm. Das Wort ift fehr alt, And lautet ſchon bey den erſten 
Oberdeutſchen Schriftſtellern wilon,imAngelf.witan und wi- 
fan, im NRiederf. wifen, in Schwed. vyla, und felbft im Wend, 
welu, Inden Sufammenfegungen wird der Hauptbegriff diefes 
Wortes auf verfchiedene Art näher befimmt. (S. Abweiſen, Anz 
weifen u.f.f.): Es feheint, daß diefes Wort urfprünglich fo 
wohl feben, als fehen laſſen, bedeutet babe, denn im Kero iſt gan 
wilon, und im Ottfried wilon, befuchen, da es denn mit dem 
Lateiniſchen videre, vifus, vifitaren. f. f. Eines Geſchlechtes 


* würde, Auf der andern Seite aber muß es ehedem auch ein 


rbum weifen oder wizan gegeben haben, welches zunächft ei⸗ 
nen gewiffen Laut bezeichnet hat, und wovon fo wohl Weife in der 
Bedentung der Melodie,als auch verweifen,fo fern es mit Worten 
befteafen bedeutet, Überbleibfel find. ©. 2. Derweifen. 

Der Weifer, des—s, plur. ut nom; fing. von dem vorigen 
Berbo überhaupt, eine Verfon oder Sache, welche etwas weiſet. 

’ Befonders, 1, eine Perfon, welche etwas weifet oder zeiget, nur 
in einigen Zufammenfegungen, ein Oorweifer, Wegweiſer. 2. 
Ein Werkzeug, welches etwas zeiget, oder auch leitet, Der Weir 
fer an einer Uhr, auch der Zeiger. Bey den Drahtplättern iſt 
der Weifer eine an die Plättmühle angefchrobene gebogene Feder, 
wodurch der Draht auf die Walzen läuft, weil fie den Draht gleich⸗ 
ſam dahin weifet; und fo in andern Fällen mehr. 
Bienenftode iff der Weifer die Mutterbiene oder die Königinn, 
welche bey dem Schwärmen voraus flieget, und den übrigen 
gleichfam den Weg zeiget; da eg denn im gemeinen Leben häufig 
Weifellautet, weil el und er gleich bedeutende Ableitungsfylben 

- find. £ 
e Anm. Au der lebten Bedeutung ift das Wort fehr Alt, indem 

das alte Dberdeutfche wilo, das Angelfächf. wila, und dag Alte 
Schwed. vile bereits einen Heerführer bedeuten, Auch im Wend. 
ift wefu leiten, füßeen. ° 

Der Weiferdrabt, des —es, plur. die —e, in den Pfeifen: Mar 

nufacturen, derjenige Draht, womit das Loch in die Pfeife geboh⸗ 
vet wird, 

Das Weiferhaus, des—es, plur. die —häufer, in den Bier 

+ nenflöcden,die Mutterpfeife für den Weiſer; Niederf.Wiespipe, 
Wieshus. >. — 

Weiſerlos, adj. et adv. des Weiſers beraubt, keinen Weiſer ha⸗ 
bend; weiſellos. Ein weiſerloſer Bienenftock. 

Das Weiferwerk, des — es, plur.die—e, in den Uhren dasje⸗ 
nige Räderwerk, welches dem Weiſer oder Zeiger feine beſtimmte 
Bewegung ertheilet. . 

Die Weisheit, plur.car. 1». Der Zuftand, da man viel weis, 
mehr Kenneniffe und Einfichten befißt, als andere; die erfte und 
öltefte Bedeutung, welche unmittelbar in der Abſtammung gegrüns 
det ift, und fo wohlnoch im gemeinen Leben, als in der höbern 


Schreibart, gebraucht wird. Auch ben den Griechen war wogın. 


fo viel ols Gelehrſamkeit, und wogng ein Gelebrier. Seine Weis: 
beit ausfehütten, im gemeinen Leben. 2. In engerer Bedeu 
gung iſt es bie Fertigkeit, zu rechtmäßigen Abfichten die bequemſten 
Mitte zu wählen, wo es mit Blugbeir beynahe gleich bedeutend 


3. In einem 


RE oe 
Bei 1466 


iſt, nur daß es theils edler iſt, theilseinen höheren Grad diefer 
Klugheit bezeichnet. 

Die Weisheit ſchrankt fich nicht auf kaltes Wiffen ein: 
Ein Bopfim Doctorssut kann noch fehr thöricht feyn, 
F Duſch. 

3. In der Deutſchen Bibel iſt Weisheit, im Gegenſatze der Thor⸗ 
heit, die Fertigkeit, ſeine vorzügliche Erkeuntniß des Guten thätig 
zu machen,d.i. die Fertigkeit eines tugendhaften Wandels, 4. In 
einigen alten Städten ift Ew. Weisheit, Ew, Wohlweisheit, 
Zw. Sochweisheit, ein abfiracter Ehren-Titel vornehmer obrig⸗ 
Feitlichee Perfonen, 3.8, der Negierungsräthe, da es denn von 
mehrern Perfonen auch im Plural üblich ift, ; 

Anm. Bey dem Ottfried und Notfer fchon wisheit,bey dein 
Willeram und andern mit einer andern Ableitungsfplbe weis- 
tuom,wistum, &3 ift von weife,oder vielmehr dem alten weis, 
inder R, X. einem etwas weismachen, und vermittelft deffelben 
mit wiffen naheverwandt. Ehedem war auch Spehin, Spahi- 
da und Kefinecheda für Weisheit üblich; erſtere von fpähen, 
und legteres vermutblich von Sinn, 

Der Weieheitsgürtel, des—s, plur.ut nom. fing. Bey - 

den Ärzten, eine banmwollene Binde, welche in einem aus Eyweiß 

und Quedfilber zufammen gerührten Schaum getaucht, und, 
wenn fie troden, um die Lenden gewunden wird, die Krägeund ' 
andere Ausſchläge zu vertreiben. — 

Der Weisheitszahn, des —es, plur, die —zähne, ein Nahme 
der Stodsähne, weil fie gemeiniglich erft in den Kahren des Bera 
fiandes zum Borfcheine zu fommen pflegen. 

Weis lich, adv. aufeine weife, d. i.den rechtmäßigen Abfichten, - 
den Umftänden angemeffene Art. Etwas weislich verfchwiegen _ 
halten, Seine Sache weislich einrichten.  Diefes Wort als 
ein Adjectiv anflatt weife zu gebrauchen, wie von einigen gefchier 
bet, iſt ungewöhnlich. Schon bey dem Detfried und Notker wis- 
licho, 

Die Weifung, fublt. plur. die —en, von dem Verbo weifen, 
nur daß es für fi allein und außer der Zufammenfegung nue 
noch in einigen Zällen in den Kanzelleyen gebraucht wird. ı. Als 
ein glimpflichee Ausdruck für das härtere Befehl. Femanden ei: 
ne Weifung geben, ibm etwas auflegen. 2. Ein Verweis, 3. An 
einigen Orten wird aud) der Ausfpruch eines Bergamtes eine 
Weifung genannt. 

Weiß, —er, —efte, adj.et adv. diejenige Farbe habend, wel- 
che unter allen die helleſte ift, aus dem völligen Lichte, und 
dem noch nicht zertbeilten Lichtſtrahl beſtehet. 1. Eigentlich. Die 
weiße Sarbe. Lin weißes Kleid. Weiß wie Schnee, fchnee= 
weiß,im gemeinen Leben auch Schloßweiß, Sagelweiß, weiß 
wie Schloffen oder Hagelförner, Kreidenweiß. Etwas weiß. 
anftreihen. Das Weiße im Zuge, das Weiße in einem Eye. 
Das Silber weiß fieden, bey deu Gold⸗ und Silberarbeitern, 
die Oberfläche des verarbeiterenSilbers durch Sieden mir Weins 

ſtein und Küchenfalz reinigen,welches ehedem auch weiß brennen 
bieß ; daher die figürliche R. A. fich weiß brennen wollen, fich 
für unfchuldig ausgeben. . 2. In einigen theils engern, theilg 
figürlichen Bedeutungen. (a) Unbefchrieben, von dem Papiere, 
Weißes Papier, unbeſchriebenes. Schwarz auf weiß haben, 
eine fhriftliche Verficherung. (b) Unbeſchmutzt, friſch gewaſchen, 
vonder Wäſche. Weiße Wache. (e) Der weißen Farbe näher 
fommend, als ein anderer Körper gleicher Art, So ift weißes 
Brot, Brot von Weigenmebl, im Gegenfage des fchwarzen, 
oder des von Rockenmehle. Weißer Wein, gelblicher, im Ges 
genfage des rothen. (d) Der weiße Sonntag, in dee Römis 
fen Kirche, der Sonntag Quaſt modo, odet der erfte Sonntag 
nad Oftern, wegen der weißen Kleidung’der Katechumenen; der 
3355 3 : daher 


1467 Bii 


daher auf dominica in albis heißt, (e) Im Münztvefen war 


weiß ehedem fo viel als von feinem Silber, im Örgenfage des Kur 


pferd, Weiße Pfennige, ſilberne; ©. Weißpfennig. 
Anm. Schon im Ulphilas hueits, bey dem Willeram uuiz, 
im Engl. white, im Niederd. wirt, im Oberd. ebedem auch bieß. 
Das hohe Alter macht die Abffammung diefes Wortes ungewiß; 


indeffen kann es ſeyn, daß es mit-Byllus, dem Hebr. 732, und 


den verwandten Arabiſchen Wörtern, aus Einer Quelle iſt. 


Das Weif, des Weiß, plur.inuf, das Adverbium. weiß als ein 
Subfiantiv gebraudt.  ı. Ein weißer Farbenförper, z. B.Schie⸗ 
fetweiß, Bleyweiß. 2. Ein weißer Körper, vieleicht nur in Ey= 
erweiß. Bey den Jägern wird indeffen auch das Fett oder Uns 


ſchlut des Roihwildbretes das Weiß genannt. (S.$eift.) 3. Die 


weiße Farbe. Kin fhmugiges Weiß, ein reines Weiß. 
Anm. Wenn ein Beywort in der adverbifchen Form als ein 


Subflantiv gebraucht wird, ſo iſt es der Regel nach indeclinabel,. 


das Blau, das Shwarzuf.f. Weiß follte es alfo auch fen ; 
allein Eyweiß, Bleyweiß, Schieferweiß werden nun einmabl 
ordentlich deeliniret,des —es, u. ff. So auch das Weiß und die 
Weiße, 

‚ Weisfägen, verb.reg, act, im Particip. geweisfaget, zufällige 
fünfiige Dinge vorber fagen, beſouders ſolche Dinge, welche aus 
feiner nothwendigen Folge des vorhergehende und nachfolgenden 
eingefeben werden können; ein im gemeinen Sprachgebrauche 
großen Theils veraltetes Wort, welches theils nur noch im bibli⸗ 
{hen Style, theils in der böhern Schreibart gebraucht wird. Im 
gemeinen Leben ift- dafür prophezeyen, in der edlern Schreib» 
art aber vorherfagen üblich. So auch das Weisfagen.. 

Anm. Schon bey den älteften Oberdeutſchen Schriftſtellern 
wizzagan,imSclaven,weltiti. Die erfte Hälfte ift ohne Zwei» 
fel von weis, wiffend oder weife ; denn daß die zweyte unfer fagen 
ift, fiebet ein jeder, , Daher iſt die gewöhnliche Schreibart weiß a⸗ 


gen für weiffagen, oder beffer weisfagen die unrichtigere,. Ehe⸗ 
dem lautete das Particip. im Oberd, weisgefaget,. welches. aber: 


jegt veraltet iſt 


DerWeisfager,tese_s,plur.utnom. ng. Fämin. die Weis: 
fagerinn;, eine Perfon, welche fünftige Dinge vorber faget, ein 


Prophet ;. euch nur noch in der höͤhern Schreibart. Ehedeninur: 


der Weisſage. — 

Die Weis ſagung, plur. die —en. 1: Das Weis ſagen, ale ein 
Abftiactum, und ohne Plural. Die Gabe der Weis ſagung ha: 
ben. 2; Eine Rede, welche eine Vorherſagung künftiger zufälli⸗ 
ger Begebenheiten enthält, mit dem Plural. 

Die Weißetb, plur. die — en, ein. nur in.einigen Provinzen üb» 
liches Wort, die einen Zinfen, als Hühner, Butter, Eyer u. ſ. f. 
au begeichnen, wofür auch wohl Weißung üblich iſt. Die Endſyl⸗ 
be ath iſt ohne Zweifel die alte Ableitungsfglbe, welche auch noch 
in Seimarh angetroffen wird, und für das-abfiracte de ſtehet; 
die erfte Hälfte fcheinet weiß zu. ſeyn, ob mir gleich die Urſache die⸗ 
fer Benennung nicht bekannt iſt. 


Der Weißback, des — es, plur: die —e, der. Nahme einer Art: 


Salfenmit weißen Baden, welcher auch Schmerl genannt wird, 
Nach andern-ift es der Baum- oder Lerchenfalf. 
auch eine Art Waſſervögel der Weisbad genannt, Plautusar- 
cticus Mlein.. Bey andern heiter Buttelnafe, . 


"Moe Weißbacken, des —s, plür.car, das Het, meißes oder. 


FE eigenbrot zu baden, im Begenfage des Schwarzbackens. 


Der Weißbaͤcker, des —s plür; ut nom. _fing. vie Bäder, 
welcher weißes oder Weigenbrot baden dark, der Logbäder; 


zum Unterſchſede vondem Schwarz⸗ oder Faſtb acker. 


Sonſt wird 


— BE . 
Rei SABR: :- 
Tier Weißbaum, des — re, plur.die—bäume, aneinigen Drs 
ten ein Rahme des Pappelbaumes; weil die Blätter auf der eis 
‚nen Seiteweißfind.. 3 Me 

Das Weißbier, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten oder 
Quantitäten, die —e, weißes Bier, d. i. Bier,. weldyes aus Luft⸗ 
malz gebranet worden, weil es heller von Farbe ifl,als das Braun⸗ 
bier. —— Pe: 3 5 

Der Weißbinder, des —s, plur. utnom, fing, eine Art Faßs 
binder,welche nur Fleine Gefaße aus weichem weißem Holze vers 
fertigen, und auch) Rleinbinderund Kübler beißen, zum lnters 
f&iede von Groß bindern, Rorh=- oder Schwarzbindern oder 
Küfern. SA u 

-Die Weißbirke, plur. sie —n, diegemeine einheimifche Birke, 

Betulaalba Lian. zum Unterſchiede von der ausländifchen _ 
Schwarzbirke m f.f. —* 
Die Weißbüche, plur. die —n, eine Art Büchen, deren Holz 
— und Rinde von weißer Farbe ift, S: Hagebüche und Büche, 
Weifbichen, adj.et adv.ausdem Holzeder Weißbüche verferti- · 
get, hagebüchen. * 
Der Weißdorn, des —es, plur. die —en, ein Nahme des Sagen 
dornes, Crategus Oxyacautha Lian. ©. Sagedorn. * 
Der Weißdornvogel, der —s, plur, die —vögel, eine Art 
Schmetterlinge,welche anf dem Weißdorne hãufig find, Papilio 
Danaus Crategi Linn.. m 
Die Weißdroſſel, plur. die —n, ein Nahme der Pfeif: oder — 
Sommerdroffel, wegen ihres weißen Striches über den Augen, 
Turdus lliacus Klein, : 4 
Dos Weiße, des —n, plur. car. das Subſtantivnm des Adjecti⸗ 
des weiß, einen weißen Körper zu bezeichnen, Das Weißeim. - 
Eye, in dem Auge, inder Scheibe. S. auch das Weit, 
Die Weiße, plur. car. das Abſtraetum des Adjeetives weiß, die 
weiße Farbe eines Körpers, Wie blendend if die Weiße der. 
Warziffe!, Bein Schnee gleicht ihres Urmes Weife,Ug. 
Weifen, verb.reg. act, weiß machen. Mangebraucht es nur. 
in engerer Bedeutung fir tünchen. Zin Zimmer weißen laffen, 
In manchen Gegenden gebraucht man es auch für bleicken, in 
welchem Verfiande es aber im Hochdeutfchen undefanne iſt. 
Schon im Rotker wizon. Daher das Weißen. 
Der Weißer, des —s, plur. ut nom, fing. in einigen 
den, ein Rahme der Tüncher. E ’ ; 
Die Weißerle, plur. die—n, ein Nahme der Grauerle. Siehe 
diefes Wort, ’ F * 
Das Weißerz, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten odet 
Dnantitäten, die—e, eine Art mit Arſenik verſetzter Silber⸗ 
und Kupfererze von weißer Farbe, welches in beyden Fällen eine | 
Unterart des grauen oder Sahlerzes ift. e = 
Die Weiffichte; plur. die —n, eine. Art Fichten oder Kiefern, 
deren Rinde weißgr und glärter ift, als an der Rorbfichte , auch a 








en 


De lie a mn nude 


Gegen» 





Weißtanne; Pinus Abies alba Linn. Ihre Äpfel hangen ger j 

tade herunterwärts, dagegen fie, bey der Kothfichte in die Höhe i 

ſtehen. ©. Site. } i 
Das Weißfieber,des—s, plur. utnom. fing. ein Nabme der & 

weiblichen Bleich ſucht. — 
Der Weißfiſch, des —es, plur die —e. 1. Ein Rabme aller 

kleinen Fiſche welche weiße oder filberfarbene Schuppen haben; 

uud auch Speifefifche aenannt werden. Beſonders diejenige Art, , 
welche auch Gangfifche und Blicke beißt, und vermuthlich der Er 
Cyprinus Alburnus Lian. iſt. Im Niederſächſ. Witeling. u 
2. Auch eine Art Wallfiſche von wrtnher Farbe führer diefen - 
ahnen, Balaena albicans, Linn, S 


Meiße : 


Er 








EEE IT zur 


a9 Bei | 

Weißgar, adj.etadv. bey den Lederarbeitern, mit Kalk, Alaun 
und Salz gar gemacht; zum Unterſchiede von dem loh- oder 

_ zothgar. Weißgares Leder. 

Der Weifigärber, des —s, plur. ut nom.fing. eine Art Gär- 


ber, welche das Leder weißgar bearbeiten ; zum Unterſchiede von 
den Lob: oder Korhgärbern. 


Die Weißglocke, plur. die —n, eine Art Glodendlumen von 


weißer Farbe, welche an den Zäunen wild wächfer, und daher auch 
Zaunglocke genannt wird, x 

Weißglübend, adj. etadv. bey den Fifenarbeitern, fo glübend, 
daß das Eifen im Feuer eine weiße Farbe befommt; zum Uuters 
ſchie de von dem ſchwachern Grade, welche rothzlühend genannt 
wird, : 

Weißgrau, adj.etadv. eine grane Farbe, welche mehr in das 
Weiße fällt, zum Unterſchiede von dem ſchwarzgrau. 

Der Weißgroſchen, des—s, plur.ut nom. fing. ehedem ein 
Nahme aller aus Silber geprägten Groſchen. Fest iſt es nur 
noch der Rahme einer Vöhmiſchen Münze, welche ſechs Pfennige 

gilt, 

Weißgülden,adj. et adv.der Nahme eines reichhaltigen Silber⸗ 
erzes, welches hellgrau und glänzend von Farbe iſt; zum, Untere 


ſchiede von demrorbgülden. Weißgüldenes Erz. Da es denn 


auch wohl als ein Subftantiv gebraucht wird, Weißgülden, 
oder beffee Weißgüldenes. (Bon der legten Hälfte ©. Gilden.) 
In den Ungarifchen Bergwerken wird das weißgüldene Erz der 
Blehmann genannt, 

Der Weißhafer, des—s, plur. doch nur von Mehrern Arten, 
ut uom. fing. eine Art des Hafers von weißer Farbe, zum Un⸗ 
terfchiede von dem Graubafer und Schwarzhafer. 


Das Weißharz, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten, 


die—e, ein Nahme des Tannenharzes, wegen feiner weißen . 


Farbe. 


Das Weißhuhn, des —es, plur. die —hühner, inder Schweiz 


au ein Nahme des Schnee = oder Steinhuhnes, ‚Siehe 
Schneehuhn. 

Das Weißkehlchen, des —s, plur. ut nom.ſing. .ı. Eine 
Art Bruſtwenzel mit weißer Kehle, Sylvia-gutture albe 
Klein. zum Unterſchiede von dem Rothkehlchen, Graukehlchen 
u.ff. 2. Eine Art ausländifher Baumkletten von himmelblauer 
Farbe, mit weißer Kehle, Falcinellus cyaneus Älein, 


. Weißfler, adj. et adv, weiß von Farbe und dabey durchfichtig; 


ein befonders von dem Bernfteine übliches Wort. 

Der Weißkohl, ses —es, plur.car. eine Art Kohles von weißer 
Farbe; zum Unterfehiede von dem blauen, braunen und grünen 
Kohle. ©. auch Weißkraut. 

Der Weißkopf, des —es, plur. die —köpfe, ein Nahme vers 

ſchiedener Vögel mit weißen Köpfen, ı, Einer Art Habichte oder 
Adler, welche auch Gelbſchnabel beißt, Aquila Pygargus 
Klein. e.Einer Art Falken mit blauen Füßen, Falco Pilca- 
tor Cyanopus Klein. 3.&ine Art ſchwarzer Sperlinge mit 
weißem Kopfe, Paller niger vitta alba Klein. 4. Einer Art 

- Finfen, Friagilla capite albo Klein. 5. Einer Art Tauben, 

-Columba capitealbo Älein. Und endlich 6. einer Art Mes 
"wen, Larus Hirundo marina minor Klein, 

Der Weißkram, des—es, plur. inuf. der Handel mit weißer 
Leinwand, 

Pas Weißkraut, des—es, plur.car. ein Rahme des weißen 
Kopftohles, S. Kopfkohl. 

Der Weißkümmel, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten, 
ut nem. ling. eine Art des Kimmels, S. Kummel. i 


Der Weißſud, des —es, plur. car, 


Rei 1470 


Das Weißtupfer,ses —s, plur. doch nur ven mehreren Arten, 


-ut nom. fing. Kupfer, weldem durch einen Zufag von Arſenik 
und Weinftein eine weiße Farbe gegeben worden, fo dag es won 
augen dem Silber ähnlich ſiehet. ; 


Weißlich, adj.et adv. der weißen Farbe ähnlich, in das Weiße 
fallend. Weißliches 5ner, helles, blondes, Im Dberdeuts 
{chen weißler. 

Der Weißling, des—es, plur. die—e, in manchen Gegenden, 
ein Ding von weißer Farbe, So werden die Waldfirfhen oder 
MWeißkirfhen in Franken Weißlinge, genannt. In andern 
Gegenden führen die Weißfifche diefen Nahmen. Siehe 
— ling. — 

Die Weißlober, plur. die —n, in einigen Probinzen, ein Rahme 
der Maserle, ©. die ſes Wort. 

Das Weißloth, des—es, plur. doch nur von mehreren Arten, 
die —e, bey den Gürtlern, weißes und weiches Loch, welches 
aus Sinn und Meſſing befteher, damit zuLörhen. ; 

Der Weißnacken , des —s, plur. ut nom. fing, eine Art Sper⸗ 
linge mit weißen Naden, Paller nivalis cervice alba 
Klein, R 

Der Weißnagelſchmid, des —s, plur. die —ſchmiede, eine 
Art Nagelſchmiede, welche weiße, d. i. verzinnte, Nägel ver» 
fertigen ; zum Unter ſchiede von dem Schwarsnagelfihmide, 

Die Weißpappel, plur. die —n, eine Art Pappeln, deren Bläte 
‚ter auf der unten Seite filberfarbend ‚find, Populus alba 
Linn. Sauch Alber. — 

Der Weißpfennig, des —es, plur. die —e, ehedem ein Rahme 
aller aus Silber geprägten Scheidemünzen, welcher jetzt nur noch 
in einigen —— üblich iſt. Ge iſt in Oberdeutſchland der 
Weißpfennig fo viel als ein halber Batzen, ‚oder acht Pfennige. 
AS. aud Albus) In Niederfachfen hingegen iſt der Weißpfen= . 
ig, Niederf. Witten, eine Münze von ı$ big = Pfennige. Ju 
‚Böhmen iſt ein Weißpfennig ı3 Pfennige, 

Der Weißpinfel, des—s, plur. utnom.fing. von dein Ver⸗ 
bo weißen, sin ſtarker Borfipinfel der Maurer, damit zw 

weißen, 

Der Weiffihimmel, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schim- 
mel, deffen Farbe einen hohen Grad der Weiße bat; zum Unter⸗ 
ſchiede von dem Shwarszfchimmel, Graufchimmel, Korhichime 
mel u. ff. 

Der Weißfchnabel, des —s, plur. die —ſchnäbel, ein Vogel 
mie einem weißen Schnabel. Befonders, 1. eine Art Königsfi- 
fer, Ilpida roſtro albo Klein. 2. Eine Art Amerifanifcher 
Bruſtwenzel, Sylviaavicula Americana altera Älein. 

Das Weißfteden, des —s, oder der Weißſud, des —rs, plur. 
car.die Handlung der Metallarbeiter, da fie das verarbeitete 
Silder oder Meffing mit Weinftein und Küchenfalg fieden, um es 
dadurch zu reinigen, und ihm eine weiße Farbe gu geben ; von der 
KA. weiß fieden. ? 

Der Weißſpecht, des —es, plur. die —e, in einigen Gegen» 
den, ein Nehme des großen Buntſpechtes, Picus dilcolor 
‚Klein. . 

1. Die Handlung des 

Weißftedens, (S.dasfelbe) 2. Bey den Nadlern wird auch die 

Brübe mit dem geförnten Sinne, worin fie die Nadeln weiß ſie⸗ 

den, der Weißfud genannt, 


Die Weißtanne, plur, sie —n, S. Weißfichte und Sichte. 


Das Weißwerffer, des —s, plur.inul. bey einigen Schriftſtel⸗ 
lern, eine Art der Wafferfucht, da das Waſſer eine weiße Ferbe 
hat, Analarce; zum Unterſchiede von dem Gelbwaſſer, Alci- 
tig Hydrops. i 

Die 


a Bei se. 


Die Weißwurz, plur.car. ein Nabe verſchiedener Pflanzen 
mit einer vorzüglig weißen Wurzel. Beſonders einer Art der 
Mayblume, Convallaria Polygonatum Linn. welche wer 
gen der Eindrücke auf der Wurzel, auch Salomons: Siegel ger 
naunt wird, 

Der Weißzopf, des—es, 5, plür. die —zöpfe, eine Art wilder An⸗ 
ten mir einem weißen Zopfe, Anas albella Alein. 


Weit, —er, —eſie, adj. et adv. einen Abftand zweyer Din» 
ge, eine Entfernung zu bezerhnen. 1. Eigentlih. (1) Von 


dem Abftande, der Entfernung überhaupt, ohne die Größe ders 


felden zu bezeichnen; nur als ein Adverbium. Wie weit iſt 


es von bier bis Berlin? So-weit fiehet der Tifch von der 
Wand. - Sie fliehen zu weit aus einander. Es iſt weiter 
"von bier nach Berlin, als von bier nach Dresden. * Ich 
kann nicht weiter geben. Wird das Maß der Enifernung 
ausgedruckt, fo flehet daffelbe im -Accnfativ. Drey Meilen 
weit von bier. Sechs Zoll weit von dev Wand, Wo aber 


weit überflüffig iſt, weil von die Enifernung bereits Hinlängs 


Lich ausdruckt. Zu weit gehen, zu weit Fommen. Der Weg 
if für mich zu weit,‘ Der Scharffinn des Menſchen gehet 
nicht weit, erfiredt ſich nicht tief in die Unterfiede. (2) 
Bon einergroßen oder beträchtlichen Entfernung, wie dag edles 
ze und mehr Dberdeusfche fern. Vornehmlich als ein Adver⸗ 
bium, Das Liche iſt fchon weit herab gebrannt, Ich ba: 
be nicht weit nach Haufe. Ein weit entlegener, entfernter 
©rt. Sich weit weg machen. Jemanden weit entgegen 
geben. Weit und breit, in einem großen Naume umher, 
Sie fihlief, und weit. und breit erſchallten Eeine Nachtigal— 
Ien, Leſſ. Ihr Nahme ik ſchon weit und breit bekannt, 
. Weiße, In dem edlern Style iſt dafür weit umher üblicher, 
Unfer Gefang tönet dann weit umher, Gen. Die weit 
ausgebreitete Gegend. Weit von einander abſtehen. Der 
Terminus a quo-befommt von, . "Weit von sem Sluſſe. 
liche weit von bier. Kin weit ausfehender Handel, figür⸗ 
lich, der von vielen entfernten Folgen iſt. Etwas weit herz 
boblen, entfernte Ahulichkeit, Gründe u. ſ. f. aufſuchen. 
Weis hören „ ſehen, reichen, ſchießen, geben u, ſ. f. in die 
Ferne. Als ein Adjectiv iſt es in dieſer Bedeutung nur mit 
wenig. Subſtantiven üblich, wovon Weg, Reiſe und $eld viel⸗ 
leicht die vornehmſten ſind. Ein weiter Weg, der ſich weit 
in die Ferne erſtreckt. Mein Weg iſt der weiteſte, der Ort, 
wohin ich will, iſt am meiſten entlegen. Eine weite Reiſe, 
an einen entfernten Ort. Die Sache ſtehet noch n weitem 
Zelde, figürlich, iſt noch ſehr ungewiß. Von weiten, nicht 
von weitem, oder vom weiten, aus der Ferne. Ich habe 
ſchon etwas von weiten gehoret, dunkel, durch Umſchweife, 
Ich ſehe ihn von weiten. Einem von —— von 
fern. 
2, In weiterer und figüclicher Bedeutung. 


(a) Bonder Zeit, eine beträchtliche Entfernung der Zeit zu 


bezeichnen; nur als ein Adverbium, Die Zeit if niche mehr 


weitentfernet.. Der Sommer iſt noch weis. Erſt zwey uhr? 


Es muß weiter ſeyn. 

(6) Bon. dem innern Raume eines Dinges. . So wohl 
abfolut, und überhaupt. Dieſes Kleid iſt meiter als jenes ;, 
der eine Schuh: ift weiter als der andere. Das Grfap ifk 
drey Fuß weit, nach dem Umfange des innern Raumes. Wo 


es nur als ein Adjectiv gebraucht werden kann, wenn. das Maf: + 


der Weite mit ausgedrade wird. Kin: drey Suß weites Ge- 
fäß. 2. Einen großen, beträchtlichen innern Raum auf allem 
Seiten habend, fo wohl adverbifch, als adjective. Das Kleid ifk: 

- fehr weit. Die Thür weit aufſherren Meisoffen ſtehen. 


N; Bei 0 ade 


Kinen weiten —— EUR in weites Zimmer, ein 
weites Gefäß, Eine weite Ebene, weiche ſich auf allen Seiten 


Y 


weit erſtreckt. Indie weite. Weltzehen. Kin weiter Bamm, - 
ein weites Sieb, wodie Zwifhenräume beträchtlich find; im Ge⸗ 


genfagedesengen. Kin weites Gewiffen haben, wenig Hands 
lungen ducch das Gewiſſen für beftimms halten; im Gegenſatze eis 
nes engen Gewiſſens. Die weitere Bedeutung eines Worteg, 
welche mehr einzelne Fälle unter ich begreift, der weitere ver⸗ 
ſtand, im Gegeuſatze des engern. 

c) Von einem gewiſſen Grade, ſo wohl des Fortganges einer 
Sache, als auch der innern Stärke, oft von beyden zugleich; nur 
als ein Adverbium, So weit iſt es mit der Sache gekommen, 
bis auf diefen Punct, bis auf diefen Grad. Weiter lag ich es 


nicht Fommen. Die Sghe iſt ſchon zu weit gefommen. Eine 


Sache ſehr weit, zu weit treiben. Ich will es fo weit brin⸗ 


gen, daß u. ſiw. Wie wert hat du fie durch deine Gründe 


gebracht? Gel, Kann man fi wohl vorftellen, daß die 
Derblendung fo weit gehen follte! So weit haft du Recht, big 
auf diefen. Puuct, fo fern. Ich will ihnen im fo weit baldige 
Befferung wünſchen, als fie diefelbige für gut befinden, Gell. 
So weit it mivs gelungen, fo fern, big dahin. Yan Fomme 
jegt mit Bettiegern weiter, als mis ehrlichen Leuten, man 
Fan mehr mit ihnen ausrichten, Leſſ. Da denn auch der Com⸗ 
parativ weiter, (nicht weiters, jo wie ferner, häufig ges 
brauche wird, eine Fortfegung, ein Fortfahren zu bezeichnen, 


; Sabre weiter fort. Weiter Pann ich div nicht helfen. Es wür⸗ 
de mir weiter doch nichts belfen. un lacht ibmweiter feine 


Zlur, feine Flur mehr, Gel, Weiter nichts, als, puft nichts, 
Wollen fie fih nicpt weiter erFlären 3 nicht deutlicher, Es iſt 


nichts weiter in der Sache gefchehen. Was kann ich weiter . 


shun ? Was wolltide weiter? in ander Mahl wollen wir 
weiter fprechen. Was weiter (außer diefem) daraus werden 
wird, mag die Zeit lehren. "Wir brauchen einander weiter, 


können einander ig Zukunft noch gebrauchen. Welcher Comparas | 


tiv denn auch als ein Adjectiv gebraucht werden kann. Sie nahm 
die Einladung ohne weitere Umſt ande en, ohne fernere, Ber 
langen fie Peine weitere Erklärung von mir. Bis auf weiten 
Befehl. > 
(9) Als eine intenfive Partikel, für ſehr, ſo wohl mit Ver⸗ 
bis, doch nur mit einigen. Jemanden weit übertreffen. Ich 
ziehe dir ihn weit vor, Weit gefehlt, für es feblet ſehr viel, 
Doch weit gefehlt, daß ich gefagt haͤtte, ſo u. ſ. w. Als auch, 
und zwar am bäufigften vor Comparativen, ihren Grad zu erhös 
ben,wie viel. Sie haben weit mehr — als ich. 3% ha⸗ 
be ihn weit lieber, als u. ff. 

Im Seide leben wir zwar fehlechter, 

Allein weit ruhiger als bier, Michael. - 
Die Dichtkunſt it weit was Edlers, Gottſch. Beſſer, in etwas 
weit Edleres, oder iſt weit edler, 

(e) Bey weiten (nicht bey weitem,)wird auf ähnliche Art ges 
braucht,den folgenden Ausſpruch zu verftärken, - Am bänfigfte 


vor Verneinungen. Das iſt bey weiten noch nicht alles. Er - 


kommt ihm bey weiten nicht gleich. Das rührt ihn bey weiten 


nicht fo viel, als u.f.f. Im bejahenden Sägarift es im Hoch⸗ 
deutfchen ungewöhnlich. “Der Krokodill ift bey weiter das 
fürchterlichſte Thier in Yaypten ; wo der Superlativ diefer Era 


böbung ohnehin niche bedarf. Es ift bey weisen größer, beffer, 
weit größer. 


Anm. Schon bey den älteſten —— Schriftſtellevn 3— 


wito, Niederſ.wit, Schwed, vid, Engl.wide. Es iſt vermuthlich 
mit dem Franz.vuide, leer, vieleicht auch mit dem Lat. patere, 
verwandt. Da es⸗ ein wahres Adver bium iſt, fo macht es mit den: 


Verbis 


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3 


nig alsandere gewöhnliche Adoerbia. Folglich weit bringen, 
> weile Boimen, weit veifen, und nicht, weitbringen uff. (©. . 
meine Sprachlehre) An von weiten, und bey weiten, iſt weit 
nicht das Adjectiv, fondern ein neues vermittelft der Endfölbe en 
gebifdetes Adverdium, wievon fernen, von vornen, von außen, . 
von immenu.fsf. Daher auch von weitem und bey weiten ir⸗ 
Ben 17.3 7 A r SR 
Das Weite, des —n, plur.car. das vorige Adjectio als ein Sub» - 
ſtantivum gebraucht, doch nur in.einigen figürlichen R. A. Line 
Sache in das Weite fpielen, fie ungebührfich verlängern, ihre 
Beendigung langivierig und ungewig machen. 
Die Weite, plursie—n, das Abſtractum von weit, 1.Die Ents 
fernung zweyer Dinge von einander; wofür doch Entfernung 
edler und üblicher ift.: Baume in gehöriger Weite von einan⸗ 
der pflanzen, Die Weite der Sonne von der Erde, die Entfers 
nung, der Abſtand. 2. Ein in die Länge ausgedehnter Ranm, die 
Serne. Die Weite des Weges. licht gut in die Weite ſehen 
“ Fönnen. 3. Der Umfang desinnern Raumes. Die Weite eines 
Saufes, eines Gebäudes, eines Gefäüßes. 4. Im Bergbaue find 
Weiten und Weitungen ausgebauene Räume in einer Grube, 
‚ans weldendas Erz bereits gewonnen worden. In eine Weite 
ſchlagen, auf einen alten, ſchon ausgehauenen DreTonmen, » 
Schon im Ottfried und Notker Weiti, 1 
Weiten, verb.reg. act. weit machen, doch nur als ein Mecivros 
cum, ſich weiten, weiter werden, durch Ausdehnung mehr Uns 
IR fang desinnern Naumes befommen. So weiten ſich Sandfchus 
022 be, Schuhe, enge Rleider u. ſ. f. ei — 
Weitern, verb.reg. act. weiter machen, welches doch nur in dem 
zuſammen geſetzten erweitern üblich it. Im Niederf. widen, eis 


dem Comparativo gebildete weitern druckt den comparativen Be⸗ 
griff nicht allein beſtimmter aus, fondern hat auch die Analogie 
von vergrößern, verfleinern uf. f. für ſich. * 


einer eingeſchränkten figürlichen Bedeutung, und auch bier größ⸗ 
ten Theils nur im KRanzelley-Style,wo Weiterungen unangeneh⸗ 
"me weitere Verfügungen oder Folgen find. Man warneteihn, 
es durch feine Widerſetz lichkeit nicht zu Weiterungen ommen ı 
zZu laſſen. Zuweilen werden daſelbſt auch Weitläufigkeiten über, 
haupt Weiterungen genannt, 


nem Gute entlegene oder unter fremde Gerichte geböcige Felder; 
im Gegenfage der Zeimfelder, oder nahen einheimifchen Acer, 
Weitläufig, —er, —fe, adj.et adv. 1, Weit von einander 
entfernt; doch nur als ein Adverbium, Die Bäume fteben 
fehr weitläuffg, Weitläufig-fhreiben, die Zeilen weit au® 
einanderrücden, Befenders 2,von der Berwandtfihaft. Weit: 
läufig mit jemanden verwandt feyn, im Gegenſatze des nabe, 
Sin weitläufiger vetter. 3. Mitallen Umfänden und Neben⸗ 
begriffen, umfländlih. Ich werde dir nächftens weitläufigen 
fohreiben. Sehr weitläufig feyn, viele Umſt ãude, oder Umſtän⸗ 
de machen, Eine weitläufige Schreibart, wo man die Haupts 
begeiffe durch viele Rebenbegriffe und Beſtimmumgen von ein au⸗ 
der entfernet, Auch wohl die Hauptbegriffe in mehrere ſchwächere 
auflöfer. Die Weitlänfigkeitif zuweilen norbivendig ;. allein die 
Weitſchweifigkeit iſt alle Mahl ein Fehlen, 
Anm. Es ſt voun weit und laufen, in ſeinem Gange oder Lau⸗ 
fe eine beträchtliche Weite umfaſſen. Gemeiniglich ſchreibt und 
ſpricht man es weitlauftig, welches denn zunächſt von dem veral⸗ 
teten Laufe für Lauf gebilder iſt. Allein, da das Stammmwort 
Adel. W. > 4. Th. 2. Aufi. 


ER E 
* 


Serbit welchen es gugeſellet wird, Auch feine Compofita, fo wer 


© gentlich weiten, von dem Primitivo weit.” Das Hochdeutfehe vor 


‚Die Meiterung, die —en, von dem vorigen Verbo, doch nur in 


Das Weitfeld, des —es, plur. die —er, in Oberfachfen, von eis : 


Du 


Rei e 


ce ———— 


— 


1474. 
der. neueren richtigern Form näbern, fo wie es auch in geläufig, 
beyläufigu.f. f. se ycheben ift, Im Oberdeutſchen iſt dafür auch 
Wweitwendig und weitſchichtig üblich, \ 


: Die Weitläufitkeit, plur. vie —en. 1. Die Befchaffenheit, da 





nicht mehr gangbar ift, fo ſollte man billig auch das Adgeleitets 


efiwas weitläufig tſt, beſonders in der dritten Bedeutung; öbue. 


Plural, 2. Weitläufiges Verfahren, gebänfte Umſtände und Ne— 
benbegriffe; mirdem Plural, Viele Weitläufigkeiten machen. 
Wettfäulig, adj, etadv. inder Baukuuſt, wie Seynfäufig,iwels 
des S. : * wi 
Weit ſchweiſig —er, —Re, adj et adv. ein befonders von dem 
fohriftlichen oder mündlichen Vortrageübliches Wort, fehlerhaft 
weitläufig, d. i. die Hauptbegriffe in mehrere Worte aufldfend, 
und fie duch unnöthige Nebenbegriffe und Beſtimmungen von 
einander entfernend, Lin weitfhweifiger Styl, Vortrag. 
So auch die Weitſchweiſtgkeit. Schon im Notker Wit« 
fueifte. —. : — 
Meitfichtig, —er, fe, adj.et adv. entferute Gegenflände 
deuslich, nahe oder undeutlich fehend, presbyta ; im Örgenfäg: 
des Kurzſichtig. So auch die Weitfichtigkeir. — 
Die Weitung, plur. die —en, ein nur in manchen Fällen fire 
„Weite übliches Wo, 1, Der Umfang des innern Raumes, die 
. Weite. 2. Im Bergbaue, ein ausgehauener Plag von beirächt- 
lichem Umfange. % i * 
Der Weitzen, des —s, plur. car. der Nahme einer bekannten 
Getreideart, welche ſich beſonders durch ihr weißes und feines 
Mehl auszeichnet, Tritieum Zinn, Sommerweitzen, Wins 
terweitzen. Poblnifcher Weitzen, Triticum Polonicum 
„Linn, wit zweyblütbigen Kelchen und Blüthen, welcher auch Go— 
mer und Gümmer genannt wird. Rauher Weigen, Rauhweit— 
zen, bat an feiner Ahre ſolche Graunen als die Gerſte. vielaͤhr— 
gerWeigen oder Wunderkorn. Wegen der Ähnlichfeit des Meh⸗ 


—— 


\ 


les werden auch manche audere Gewächfe, beſonders in der Zu⸗ 


fammenfegung Weigen genannt, weiche fonft Feine Ahnlichkeit 
‚mit demſelben haben. 
oder Hays; Zea Linn. In manchen Gegenden wird auch dag 
Perl- oder Safewgras, Melica ciliata Linn. TükiferWeits 
zen geranıtt. S. auch Buchweigen, Bubweigen. .. 

Anm, Das Wort iſt fer alt, und lautet ſchon bey dem Ulp 
las waitis, bey den Kero, Otifried u. f.f. Weizze, Hweizzi, 
Nirderfächf, Weten, Angelfächf. Hwaet, Englifh Whear, 
Schwed; Hvetez ohne Zweifel von der weißen Farbe.» Jr Nies 


derdeutſchland hat man tod; ein anderes. Wort, diefe Getreideart 


zu benennen, nähnlich. dag 
oder Tarwe, i 

Der Weigenader, des—s, plur. die —äder, ein Acker, wel⸗ 
cher mit Weigen beſtellet wird ; ingleichen, wel.yer geſchickt iſt, 
Weitzen zu tragen. — 

Das Weitzenhier, des —es, plur: doch nur von mehrern Arten 
* Ber Quaatitäten, die —e, Bier, welches gus Weisen gebrauet 
wird. - 5 “ 

Das Weitzenbrot, des —es, plur. die—e, aus Weisen gebacke⸗ 
nes Brot, fo wohl materialiter und ohne Plural, Weitzenbrot 
eſſen; als individualiter und mit dem Plarsl, zwey Weigene 
brote. . 

‚Die Weitgenernte, plur, dien, die Einerntung des MWeisenz, 

udd die Zeit, wenn foldhes geſchiehet. 

Dev Weitzeneſſig, des — es, plur. inuf. ans Weigenmaiz ges 
branerer Eſſig. 

Das Weigenfeld, des —es, plur. die —er, nit Weisen bes 
ſtelltes, zum Weitzen beſtimmtes Feld, 

Aaaa a Die 


Riederſ. Tarwe und Hollãand. Tarw 


Türkiſcher Weitzen, Türkiſches Korn, 


— 


275 le 


Die Weitengraupe, plur. sie—n, Grauen, welche aus Weit 
genförnern geftampfet werden. 


Der Weitzengries, des — es, plur. inuf, aus MWeigenförnern 


bereiterer Gries. 


Die Weitentlepe, plur. inuf, die Kleye von dem gemahlnen | 


Weisenmeble, i 
‚Das Weizenkorn, des — es, plur. die Hölzer, das Saimene 
torn des Weigens, welches zugleich das Mehl enthält, 
Das Weitgenmalz, des—es, plur. car. das aus Weitzen berei- 
tere Dial. 
Das Weizenmehl, des—es, plur,car, Mehl aus gemahlnen 
Weisenförnern, 
Die Weigenfchröpfe, plur. die—n, in der eandwirchſchaft, die 
Handlung, da man die oberften Gipfel des allzu frech wachfeuden 
: Weitzens ſchröpfet, d. i. mit der Sichel abfchneidet. 
Welcher, welche, weldpes, ein biegfames Beftunmungstwort, 
welches auf zweherley Art gebraudit wird. 
1, Aisein Pronomen, und zwar: 
1. Alsein Relativum, einen Sag oder Ausſpruch anfein 
vorher genanntes Subjrct zurück zu führen, da esdenn dag vol. 
fändigfie Relativum iſt, welches nicht nur beftimmter als das 


kürzere der iſt, fondern fih von dem gleichfalls vefariven was , 


darin unterfcheidet, dag fich diefes une auf unbeſtimmite Neutra, 
wenn fie im Mominätiv und. Accnfativ des Singulars fliehen, 
welcher aber auf unbeftimmte Individua beziehet. Alles, was 
ich weiß; das befte, was ich noch geſehen habe, aber das 
Saug, welches ich bewohne. So auch in andern Gefhledtern, 
Du bift nicht der erſte, welcher mir das ſagt. Die Lage der: 
jenigen 'dirter, an welchen man verſuche angeftellee "har. 
Derjenige Menſch, mit welchem ih ſprach. Welches voh 
beyden du will. Für den Genitiv fo wopf im Singular, als 
Piliural, iſt ſtatt welcher und weldes, deffen und derer üblie 
ter. Der Lreund, deffen du exwähnteſt, nicht weſſen; die 
Summen, deren wir bedürfen, nicht welcher. Die Urſache 
liegt wohl darin, weil diefer Eafus eine fhärfere Beftimmung 
in fich ſchließt und erfordert, und daher ein Determinativum 
flatt eines bloßen Nelativi nothwendig macht. 
2. Als ein Interrogativum, und zwar wiedernm. (1) Nach 
» Seftinzmten Individnis zu fragen, wodurch es fih von wer und 
was unterfcheider, welche unbeſtimmter fragen. Fragt man 
mit dem legtern wer har dir das gefagt Sfo wird hier zwar nach 
einer Perfon gefragt, aber fehr unbeſt imut, ohne Rückficht auf 
das Geflecht und die individuelle Befchaffenbeit. Iſt die Ant: 
wort, dein Bruder, undes gibt der Brüder mebrere, fo wür⸗ 
de welcher Sdie Frage fortfegen müffen. "Es flehet fo wohl in 


directen als indirecten Fragın. -Welchem von beyden halt du ' 


es gegeben? Ich weiß nicht, welchen von beyden ich wähle, 
In welcher von beyden Sprachen er will, Welches Lob if 
größer, blubende Wangen oder eine fihine Seele? Dres 
denn, wenn es fich auf ein nachfolgende Subftantiv beziehet, 
oft im Nominativo des Reutrius gebraucht wird, alle Geſchlech⸗ 
ter und Zahlen zur vertreten, Welches find denn deine Mör⸗ 
der? Welches iſt der Finger, Jen Fefuslieb harte? (2) Nach 
der Befchaffenbeit einer Sache zu fraaen. Befonders (a) wenn 
die Frage in einen bewundernden Ausruf eingefleider if; für 
was fir. Welche derfe, grobe Speiſe! Welche Angſt! 
Weiche heimlich vergoſſene Thränen: Welche Größe! Wenn 
ein darauf folget, fo verlieret es ferne Biegungs ſolben, und lau⸗ 
tet aur welch. Welch eine veränderung! Welch ein grober 
Menſch! Welches auch wohl im andern Fällen geſchiehet. 
Welch unausſprechlich Glück if die Liebe! Dieſer ganze Ge⸗ 
brauch fangt au, in der edleru Schreibart ſelteuer zu werden, 


— Bar, 

— x Bei | 176 
und dem — was für, was für ein zu weichen, (5) In 
directen Fragen, . Weiß du no, mie welcyer Geduld ich mich. 
zu allen Erniedrigungen herab ließ ? (c) In indirecten Bean, 


. welche eine bloße Ungemwißbeit verrathen. Ich weiß nicht, ih 
welchem Zuſtande er fich befindet. Wer weiß, in weiches 


gottlofe Haus ev geber. (d) In gemeinen Leben wird es häufig 


als ein relatives Fragewott gebraucht, fo wohl nach beftimm- 
ten Individuis, als nach der Beichaffenheit zu fragen. Wer 
bat dir das gefage ? Antw. Dein Bruder. Weitere Frage, 
was fin welcher? So auch: es ift Mehl. Frage: was für 
welches! Allein der edlernSchreibart ift diefer Gebrauch fremd; 
indem imerftenalle, wenn nähmlich nach Individuis gefragt 
wird, was fir überflüfig, und welcher allein ſchon binläng. 
lich iſt, imm zweyten Falleaber, wenn man nach der Befchaffenheit 


"fragt, das Subftantiv lieber wiederhohlet wird; was für 


Mehl? 


II. Als ein unbeffimmtes ‘oder allgemeines Zahlwort, mol 
bes doch dabey auch relativ ift, und fich auf vorder gezanute, 


Dinge beziedet, füp einige, einiges. _ Ich babe Äpfel, wollt ihe 


weldje? Don diefen Lrüchten waren welche fauer, welde 
ſüß. Ich betie welche fonft bey mir, Gell. Wenn ich das 
Glück tragen Könnte, fo würde mir der Simmeigewiß auch 
welspes geben. Auch dieſer Gebrauch iff ebenfalls nur der 
vertraulichen Schreibart angemeffen, für die höbere aber nicht 
edel genug. Ehedem war dafür erwelches, etwelche üblich, - 

Anm. Das Wort ift fo alt, wie eines in der Sprache, ine 
dem esim Kero, Iſidor u. ff. fon huuelich, welicher, 
uuele, im Ulphilas hweileiks, im Angelf. hwile lauter. 
Im Niederſ. lautet es welf, und im Osnabrück. nur wel, im 


- 


Schwed. hvilken. Es ift unffreitig aus dem alten wa, der 


Wurzel von wer, was und lich abgeleitet. Das Lat. qualis 


ift augen ſcheinlich damit verwandt. Im Niederſ. Pe es 
ehedem auch jemand. S. auch Jeglicher, welches gleichfalls das 
von abftammer, 


Art, oder von was fir Art, weiches aber im Sochdeut⸗ 


fchen veraltet ift, und unter andern noch Matth. 7, 2 vors- 


kommm * 


Welgern /S. Walgen. 
Welk, —er, —efte, adj. et adv, 1, Eigentlich, von Gmice N 
fen, wenn fie viele zum Leben und zur Feſtigkeit gehörige Säfte 


verlieven, und dadurch fohlaff werden; der Anfang des Verdor, 
rens. Die Blätter werden welk. Welke Blärer- Welke 
Blumen. In weiterer Bedeutung auch von manchen heilen 
des thieriſchen Körpers, wenu fe die gehörige Feſtigkeit verlieren, 
Welke Brüfe, Obren. 2. An noch weiterer Bedeutung wird 


*Welgjerley, ein unabänderliches Adjeckiv, fiir von weldjer 


es häufig für gedörret gebraucht. Welkes Obſt, welte Rüben, 


welke Trauben, welke Aüpfel. S. Welken. 


ſet; in einigen Gegenden der Schweltboden. 


eln Neutrum, mit haben, welf werden, in der erſten Bedeutung. 
des Adjectives, Sie fiebt da, die welkende Rofe, und haucht die 
Iegeen Gertiche, Geßn. Figürlich, Kraft, Thätigieit, m 
vezlieten. 
Der Einfall welkt, die Worse fließen mais, baged. 
Undvondem Muthe; 
Jegt nun ich Rönig bin, welkt mein — ———— Sry 
eben derfelbe, 


©, and Verwelfen. ». As ein Aetlvum, well machen, am 


häufigen; in der zweyten Bedeutung des Wortes weif für. dörren; 
wo 


Der Weltboden, des—s, plur. die — bösen, ein Boden, * 
welchem man dat ausgewachſene Malz welken oder trocknen läſ⸗ 


Witten, verb. weiches iu doprelter Geſtalt üblich iſt. u a 


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wo es ineinigen gemeinen Mundarten auch fchwelßen lautet, Obſt 
welten.  Gewelites Obſt. S. auch das Welfen. 
, Anm. Schon im Ottfried welken, Das Fift ein Zeichen eie 
ner Antenfion, daher das einfache Verbum welen gelautet haben 
muß, und dieſes ift noch im Rıederfächjifchen üblich ; dagegen bey 
der Winsbedinn velwen für welfeu vorfommet, woraus wahrs 
fcheinlich wird, daf die fahle Sarbe verwelkter Blätter der Grund 
der Benennung ift. 
Die Wellbant, plur. die — bänfe, von dem foigenden Welle, 


drehen. Bey den Töpfern iſt es das Bret vor der Scheibe, 
worauf der Töpfer ſitzet. . 

Der Willbaum, des—es, plur. die —baume. ı. Ein Baum, 
welcher die gehörige Stärke Fe; Wellen zu Mühlwerken abzuges 
ben, Daher werden im Forfiwefen folheStämmeRadelbolz,wels 
che 32 big 34 Zoll im Ducchmeifer haben, fo wohl Maſtbäume 
als Wellbäumegenannt, weil fie zu beyden tauglich find. =, 
Eine ſtarke Wellefeldft, 3. B. in Mühlwerken. Auch am Bor 
tenwirkerſtuhl wird der Baum , worauf die fertige Arbeit gewi⸗ 
delt wird, der Wellbaum genannt, 

Die Welle, pur. die —n, Diminut: Wellen. 1. Eine vor» 
übergebende Erböbung anfder Oberfläche des in Bewegung ges 


Ruͤckſicht auf die Groͤße, Woge aber nur von großen, Langen Wels 
> Tengebrauchtwird. Das Meer wirftoder ſchlägt Wellen, wenn 
die Oberfläche in Bewegung gefest ift. Figürlich bedeuten die Wel— 
Ten anch wohl das Meer, oder fonfl ein großes Waſſer. Don den 
Wellen verfplungen werden, auf einem Fluſſe, See, u. f. f. 
mütergeben. 2. Ein nnfeine Are beweglicher Eplinder, fofern 
er ein Rad, oder andere Theile einer Maſchine in Bewegung fest. 
So werden Me förverlihen Aren der Räder in den meitten Fällen 
Wellen genanut, Die Wellen der Drgelbaner und Bortenwirfer 
Bingegen, tragen Feine Räder, dienen aber, andere Bewegungen 
hervor zu bringen. 3. Ein Bündel Reisholz, ein Reisbindel, 
im Feſtungs⸗ und Wafferbaue, eine Safchine. 4. Ju manchen 
Gegenden wird aud) eine hervor ragendeSandbank in einem Flufe 
fe, eine Welle, Sandwelle genannt, wofür an andern Orten 5a= 
ger, sorſt u. ſ. f. üblich find. : 
Anm. In allen diefen Bedeutungen fcheint die wallende und 
walzende Beweaung der Grund der Benennung zu ſeyn. In den 
beyden erften ift fie es gewiß. In der dritten kaun die Figur von 
der cplindrifchen Nünde, und inder vierten von der den Wellen 
ähnlichen Erhöhung hergenommen feun; ob fich gleich die vierte 
"Bedeutung vieleicht noch ſchicklicher von Wall ableiten Laffen 
würde, Übrigens lantet Welle in der erften Bedeutung febon bey 
"dem Notfer wello, womit das Engl. Wheel, und Schweb. 
Hjul, beyde inder Bedentung eines Rades, genau vermandt 
find; Auch im Slavoniſchen it Wall, die Welle, Achſe, und 
J walam, ich wãlze. 
Wellen, auffieden laſſen, S. Wällen. 
Wellen, verb. reg. act. welches in den Hammerwerken für 
NR fcpweißen üblich ift. Eiſen an einander wellen, ſchweißen. 







— 


— LT — ẽ —— 


Der Wellenbruch, S. Brandung. 
- Willenförmig, adj. etadv. einer Wellein der Geſtalt ähnlich, 


"in den beoden erften Bedeutungen des Wortes Welle, Befonders 
iſt well · nf ormig die Geſt alt einer Schlangenlinie dabend, ſchlan⸗ 
genformig. 

Das Wellenholzʒ, des—es, plur. car. ein Collectivum, in Wel⸗ 
len gebundenes Keisholz zu bezeichnen. 

- Det Wellenrahmen, des—s, jpiur. ut nom. fing. beu den 

Draelbauern, der hölzerne Rahmen, worin die Zellen der Elar 

2r8 liegen. 


\ 


J 
. ; 
NS u 


e * das Lager, worauf fihdie Zapfen der Welle eines Nades um⸗ 


. festen Waſſers; wo Welle von allen ſolchen Erhöhungen ,, ohne - 


+ 


Bel 1478 

Der Wellenſchlag, S. Brandung. 

Die Wellenſchnecke, plur. die —n, eine Art coniſcher Schne⸗ 

„en mit wenigen Spiralen, welche einer Papier⸗Tüute ähnlich für 
ben, und auch Regeifchneden genannt werden, ©, diefes Wort, 

Der Wẽellenſchnitt, des—es, plur, die —e, in der Wapenfunf, 

die Speilung eines Schildes vermitzelff einer Schlangenlinie oder 

welleuförmigen Linie, 

Der Weller, des —s, plur. ut nom. fing, in den Pfeifen, 
Mannfacturen, ein Eylinder von Thon, woraus die Pfeife inder 

Form gebildet wird. Gleichfalls von Welle. 

Die Wellerarbeit, plur. inuf. ausblogem Lehm mit vermifche 
tem Stroh veriertigte Arbeit. S, Wellerns 

Die Wellerdede, plur. die —n, die Dede eines Zimmers, fo-fern 
fie aus Lehm und Stroh beſtehet; eine Lehmdecke. 

Der Wellerer, des—s, plur. ut nom. fing. den dergleichen 
Arbeit verrichtet, Lehmwände macht ; an andern Orten Rleiber. 

Die Wellermauer, plur. die—n, eine Art Mauern oder Wäns 
de auf dein Lande, welche ſtatt der Steine aus Lehm und Stroh 
aufseführet werden ; eine Lehmmauer, Lehmwand. 

Wellern, verb. reg. act,etneutr. Wellerarbeis verrichten, 
d. i. mit Lehm und Stroh Heiben ; ingleichen auf eine ſolche Arc 
vrrfertigen oder ausfüllen. . Line Wand-wellern „die Zwiſchen⸗ 
räume zwiſchen dem Zimmerholze vermittelſt der Wellerfiscte mit 
Lehm und Stroh ausfüllen. , So auch das Wellern, 


Anm. Dieſes Wort if mit feinen Zuſammenſetzungen vor⸗ 


nehnilich im gemeinen Leben Dber- und Niederfachjens üblich, 
denn im Döerdentfchrngebrau.dt man für wellevn, fo viel ich weiß, 
Fleiben, Friſch leitet esvon Welle ber, weil mar die Zehmmanden 
oben mit Reiswellen zu belegen pflege. Allein zu gefchweigen, 
daß diefes nue felten geſchlehet, fo ſcheinet die Act der Arbeit 
vielmehr der Grund der Benennung zu ſeyn. Das. Wellen der. 
„Wände und Deden beftehet eigentlich dacin, daß Würfte oder 
Wellen, d.i. Eylinder , von Lehm und langem Stroh um die 
Wellerſtöcke geflochten werden. Iſt es aber gewiß, daß, wiein 
dem Brem, Wörterb. verfihert wird, in und um Bremen wels 
lern fo viel ift, alsmit Kalk bewerfen, fo müßte freplich eine 


andere Ableitung verfucht werden, deun die eben dafelbft auch 


von Welle angegebene, weil eine Wand vorher. mit Ruthen oder 
Rohr benagelt werde, if viel zu weit gefucht, "Vieleicht ſtammt 
das Wort von Wallab, fo fern es eine Wand überhaupt bes 
geichnes, fo dag wellern überhaupt eine Wand verfertigen, bedeu⸗ 
ten würde, \ : * 

Der Wellerſtock, des —es, plur. die —locke, ſtarke Stöde; 
welche zwiſchen dem Holzwerke der Wände und Decken eingeſchla⸗ 
gen, und hernach mit Lehm und Stroh umflochten werden; in Niee⸗ 
derſachſen auch Lehmſtaken. 

DieWellerwand, plur, die —wande, eine von Lehm und Strob 
verfertige Wand, eine Lehmwand. 

Der Wellſamen, imgeneinen Lehen mancher Gegenden, verderbt 
für Wallfamen, S. dieſes Wort, x | 


Der Wels, des—es, plur, die —e der Nahme eines großen 


Raubfiſches, welcher ſich in großen Serönien und Landfeen aufs 
bäls, und auch Scheide: oder Scheidfiſch im Oſterreichiſchen Schar 
den, in Baiern Waller genannt wird. Der Nahme ſcheint nit 
Wall in Wallfiſch verwandr zu ſeyn, und vielleicht nur einen 
großen Fiſch überdaunt zubedeuten. Im Slavoniſchen heißt. er 
Sur... Eriftder Silurus Plön, Silurus Glanis Zinn. 

Welſch/ S. Walſch. 

Die Welt, plur. doch nur von einigen Bedeutungen, die —en, ein 
altes Wort von niebrern ſchwanfenden Bedeutungen, und da zus 
gleich die Abſtammung dunkel und ungewiß iſt, fo bleibt dem Worte 
forſcher niches weiter übrig, Als die, verfhisdenen Arsen des He⸗ 

Aaaan 2 \ brauche. 


* 


‘ 


149 


branches nach wahrſcheinlichen Gründen ——— zu Lord 
nen. Es bedeutet: 1.* Die Zeit und ein Theil derfelben,ein Zeit- 
alter, wie das Lat, ſaeculum; wo nicht die erfte, doch eine der 


Alteſten Bedeutungen, in welcher es bey dem Ditfried, Notker 


a. f.f. häufig vorfomme.  Wotolt,worolti, [aeculalae- 
eulorum, Dtefr. Allo worolti, zu allen Zeiten. Da es denn 
auch wohl das Lebensalter eines Deufcher bedeutete, Mina 


woröltnuzzo einluzzo, ich werde mein Leben einſam zubein- - 


gen, Ditfe. Doch in diefer ganzen Bedeutung ift es jegt veraltet, 
3. Die zu gleicher Seit lebenden Menſchen, und in weiterer Be⸗ 


deutumg,.der Inbegriff aller zu einer undeben derfelben Zeit exi⸗ 


Kirenden zufälkgen Dinge ; eine eben foalte, noch jeßt gangbare 


Bedeutung, in welcher aber der Plural ungewöhnlich ift, - Alt: 
‚worolti ift dem Ottfried die Zeit: des alten Teſtaments, und i 
Die heutige, die jegige 


juagera worolti, die Nachwelt, 
Welt. Die vorwelt, die Nachwelt. Lin Mann aus der 
alten, oder nach der alten Welt. Zr redet und denkt noch 
nach der alten Welt. Sich zum Dienft der Welt geſchickt 
machen. Sie hat eben jo geblüber, wie du; die vorige 
Welt fagt es uns, die nun fhomder unfrigen Diag macht. 
Dabin auh die R. Ar gebören: auf die Welt Fommen, in 
Sie Reihe der zugleicheriftivenden endlichen Dinge wirklich wer⸗ 
den. Ein Kind zur Melt gebären. Jemanden in die an- 
dere Welt ſchicken, ihn des Lebeus berauben. 
Ehren durch die Welt bringen. 3. Eine Meuge Menſchen, 
und in weiterer Bedeutung, eiue Menge von Dingen Einer 
Her, befonders von lebendigen Geſchöpfen. Kaiſer Albrecht 
ſammelte eine große Melt zu einer großen ſSeerfahrt, vie 
Dirnaitche Monch in Denkens Seriptor, Es folgte ihnen 
nach aufs Deld eine merkliche Wels, Tſchudi. Eine Ber 
deutung, welche jetzt ſelten iſt. Eine Welt von Geſchäf⸗ 
ten und Bekiininungen liege um den Menſchen her. Dig 


Borperwelt, der Inbegriff aller körperlichen Dinge. Die 


Die Öberwels, die Unterwelt wf.f. 4. Mens 
ſchen überhaupt, defonders die Dienge Menſchen und Dinge 
um -uns ber’; als ein Collectidum und ohne Plural. Was 
wird die Welt dazu ſagen? von ſtich weg in sie Welt flie- 
Ben, aus der Einfamfeie in die menſchliche Gefellichaft. 1 
was öffentlich, vor den Augen aller Welt thun. Wer ge: 
trauet ſich das vor dem Richterſtuhle der Welt-zu-verane- 
worten? Wenn das die Welt erfahren ſollte. Werde ich 
nicht eigennugig und leichtſinnig in den Augen einer Welt 
ſeyn, die auf unſre kleinſten Sandlungen Acht gibt? 
Weiße, Der Stolze wurde troſtlos ſeyn, wenn die Welt 
nur Einen Theil feiner Mängel fähe, Gell. 
jedermann, Alle Welt weiß es, ſpricht davon. Das made 
bey aller Wele gelitten.‘ In alle Welt geben, in die Fer⸗ 
ne, 5. Menſchen von eier gewiffen Claſſe; auch als ein Col⸗ 
leetivum und ohne Plural. "Die gelehrre Welt, der Inbegriff 
der Gelehrten, Die junge Welt, junge Perfonen überhaupt. 
Die große Welt, die oberſten Elaffen der bürgerlichen Gefell- 
ſchaft. Wo die — Welt — Sſpielũiſche ſich ſam⸗ 
melt, Geßn. 
Diefhöne wir fing an, die Ruhe zu verlagern, Zach. 

das fine Geſchlecht. Deine Beſtimmung if die große, Sie 
— Welt. 6. Practiſche Kennenig der feinern Welt 
und- ihrer Sitten, als ein Abſtractum und ohne Plural und 
Artikel; eine der neneften, nach dem Franzöfifchen monde ges 
formte Bereutimg. Er bat Welt, gute Lebensart. Wenn 
fie nur mehr Wele hätte. 7. Die bürgerliche  Gefellfchaft, 
im Gegenjage der licchlichen ; auch ohne Pinral, Inder Wele 
bleiben, im Gegenſatze des Klofierlebens. Aus dev Welt ges 


Geiſter welt. 


Sid mit 


Alle Welt, 


we N 


der Bibel und Theologie, auch ohne Plural, 


"Reife um die Welt. 


: — Erz 


ben, die Welt verlaffen, in * Kloſter sehen, 8. Da In⸗ 
begriff der mit einander verbundenen irdiſchen und ſinnlichen 
Dinge, im Gegenſatze der geiſtlichen und ewigen; beſonders in 
Die Welt lie⸗ 
ben. Die Welt haffen. Der Welt abfierben, 9. Irdiſch 
oder finnlich gefiunte Menſchen; eine gleichfalls biblifche Be⸗ 
deutung, wo es als ein Collectivum gleichfalls feinen Plural 
leidet. Die Welt liege im Argen. - Die blinde Welt, vers 
blendete finnlihe. Menjchen. 10. Der Erdförper und die dar⸗ 
auf befindlichen Dinge. Die vier Theile der Welt, Bis an 
das Ende dev Welt reiſen. Die Wele umfegeln. Eine 
Iugleichen eine Hälfte desfelden, So 
pflegt man die drey von Alters her bekaunten großen feſten Läns - 
der der einen Halbkugel die alte, Amierika aber die neue RR su 
nennen, 

Du führſt in deinen Schiffen einen Seuerfunten, 

Der beyde Welten feige, Raml. 


Ingleichen eines diefer großen feſten Länder, ein Welchen — 


Ein Prinz aus einer andern Wels, der unfere Europäifce 


—* 


Abſtammung dieſes Wortes geſucht. 


Wels will kennen lernen. 

Da er ſich mit entſchloſſ'ner Seele zweyen Welten. ii 

Hein entgegen warf, Raml. 

11, Ein Himmelskörper, und in weiterer Bedeutung, ein. - 
fein in einander gegründeter Himmelsförper ; ; mie dem Plural, 
Die Mehrheit der Welten, d. i. folcher in einander gegründeter 
und von Wefen u "Spfteme. Der Raum zwiſchen den 
Welten. - 

-  Brnfibafe —— auf uns der mejeäeifhe Simmel. 
Mit feinen zahlloſen Welten. herab, Giejed. 
12, Der ganze Inbegriff aller — Dinge, Ju 
diefem Verſtande it Wele eines der allgemeinſten Collectiven, 
welches alles endliche, was ift oder gewefen ift, 1° jich ber 
greift, Gott, die Seele der Welt, der Schöpfer der Welt. 
Dir beſte Melt. Bis an der Welt Ende. ı3, Eudlich wird 
diefes Wort im gemeinen Leben auch bäufig als ein verſtärken⸗ 
der Ausdruck gebraucht. Das geſchiehet in der Wels, in al 
ler Wele nice, fhlechterdings nicht, Unfere Sache in auf 
dem befien Wege von der Welt. Womit Fann ich ihnen 
dienen? Antw. Mit nichts auf der Welt, mit gar nichts, 
"Ich laſſe miv alles von der Welt gefallen, fhlehterdings alles, 
alles ohne Ausnahme, Das begreife ich doch in aller Welt nicht, 
auf feine Weife. Aller Wele Reipthum, aller Welt Schande, 
der höchſte Grad. Ich babe bier auf Gottes Welt nichts 
zu thun, gar nichts, So wie in aller Welt ein gemößnliher 
Ausdruck der Berwunderung iſt. 

Anm. Das Wort lautet vonden feüßeften Zeiten an, fo wor 
im Deurfchen als den verwandten Sprachen Werolt, Worolt,. 
Weralt, daher noch das Schwed. und HolländifcheWerld und 
Engl.World, Ausdiefer alten Form erhellet, dag diefes Wort 
entweder ein abgeleitetes oder ein zuſammen geſetztes ift, deffen 
beyde Beſtandtheile wer und olt.oder alt lauten. Anf 
diefem Wege haben denn auch die meiften Ethmologen die 
Wachter hält diererfte 
Spibe für das alte. Wer, Vir, ein Daun, Menfb, und 
die zweyte für Old, das Alter, und ſtehet folglich die Bes 


deutung des Menflichen Alters als den Stammbegtiff an; aus 
welchem -fich aber die übrigen nicht anders, als fehe gezwuns- _ 
Leibnigen war die Bes > 
deutung des Erdförpers der Stammbegriff, daher leitete er es 


gen und unanalonifch, herleiten laſſen. 


von wiren, Wirbel, Lat, gyrare,umdrehen, er. Nur Scha⸗ 
de, daß das Wort zu einer Zeit und bey Menfchen üblich 
geivorden, da man von der Bewegung der Erdfngel um ibre 


Achſe 


— 
— 





Fe" 





£ 





1481 BER Del | 
Ach fe fich gewiß noch nichts tränmendief. Friſchen ift der Beariff 
"der Zeitdauer-der urfprüngliche, daher er esvon währen, du- 
_ rare,)obffanmen läßt. Allein für einen Stayunbegeiffift diefer 
Begriff zw abſtraet, iſt auch bey weiten nicht der herr ſchende. 
Wenn man alle Bedeutungen diefes Wortes aufmerkſam betrach⸗ 
tot, fo fiehet man bald, dag der Begriff der Menge der berejchende 
Aft,der inallen hervor Hicht,nur daß er immer auf andere Art mo⸗ 
difieier iſt. Dieß ſcheinet mie daher auch der Stammbegriff zu 
ſeyn, daher ich die erfie Sylbe von wiren, weren, wirren ablei« 
fen würde, fo fern es der nachgeahmte Laut einer beweglichen 
Menge ift, welcher Begriff auch in verwirren hervor ſticht. Die 
feste Soibe iſt entweder eine veraltete Ableitungsfplbe, wie in 
Berold, oder auch ein eigenes längft veraltetes und folglich unbe⸗ 
Fanntes Wort. Wenn aber Werelr in das heutige Welt zufam« 
men gezogen worden, läßt fich nicht genau beftimmen. Vermuth⸗ 
lich iſt es aus dem dunkeln Bewußtſeyn geſchehen, daß die neuern 
Bedentungen dem Wurzelbegriffe nicht mehr angemeſſen find,da- 
ber man die Abftammung durch die Zufammenziebung mit Fleiß 
unfenntlich gemacht, welches auch der Zall mit Beicht, Braue 
n.a,m.ift. . Indem Lat, mundus, die Welt, deffen Öleichlaut 
mit mundus, rein, gewiß nur zufällig ift, und zwar eben fo zu⸗ 
‚ fällig, als zwiſchen dem Griechifhen sormog , die Welt, und 
noanog, Schönheit, Schmud, ſcheinet die Menge gleichfalls der 
herrſchende Begriff zu ſeyn, indem es von der Wurzel mein, in 
‚gemein, und felbft in Menge abzuffammmen ſcheinet. Ulphilas 
veriwrchfelte die gleich Tausenden Griechiſchen Wörter, und über⸗ 
feßte daher norwog, die Welt, durch Fairghus, gleichfam ſchö⸗ 
ne Wohnung, Be 
Vbrigeng iſt diefes Wort in den neun erften Bedeutungen am 
älteften, befonders fo fern fie mit dem Lat. Saeculum überein 
kommen, welch es die altenSchriftſteller ale Mahl durch worold. 
- überfegen, In der Bedentung des Erdkorpers iſt es nener, indem 
man dafür andere Wörter hatte, 3.3. das Im Iſtdor befindliche 
Mittingard,im Tatian Mittiligart, indem alten Gedichte auf 
den h. Auno Merigarten, bey dem Ulphilas Midjungard, im 
= Singelf. Middanarde; vermutlich, weil man die Exdfugel 
fürden Mittelpunet des Weltgebäudes hielt. 


Die Wiltachfe, plur. die —n, eine Linie, welche man fich durch 


den Mittelpunct der Erdfugel, und von dadurch das ganze Welt⸗ 
gebäude denkt, und um welche fidy dasfelbe um die Erde herum zu 
drehen fcheinet; die Simmelsachfe, welches doch nicht fo bes 
ſtimmt if, . Ibre beyden äußerfien unbeweglichen Punete geben 
die Welt:Pole, oder, wie man fie auch,obgleich nicht fo ſchicklich, 
nennet, die Weltangeln. f ——— 
Das Weltall, des Weltall, nicht Weltalles, plur. car. die ganze 
Welt mit allen darin befindlichen Himmelsförpern, Das Wort 
iſt nenern Urſprunges, abereinesder ſchlechteſten, womit wir in 
den neuern Zeiten beſchenket worden, fo wohl der Analogie der 
Zuſammenſetz ung nach, (Weltall, d. i. das All der Welt, wie doch 
niemand ſpricht) als auch der beſtimmten Bedeutung nach, welche 
hier nur ſehr dunkel und ſchwankend iſt. All, iſt die adverbiſche 
Form; wenn mit ſolchen Wörtern Zufammenfegungen gemacht 
werben, fo bleiben fie, der Regel mach, unbiegfam. Folglich des 
Weltall, Sem Weltall u, f.f. wie das Blau, das Beinfchwars, 
u. ſef. Siehenieine Sprachlehre. * 
Das Weltalter, des —s, plur. ut nom. fing. +. Das Alter 
der Welt, d. i. die Zeit ihrer verfloffenen Dauer; ohne Plural. 
a. Ein beträchtlicher Theil diefes Alters. So vflegt man die ans 
genommene oder muthmaßliche Dauer der Welt oft in ſechs 
Weltalter zu theilen. 
Die Weltangel, plur. Sie —n, ©. Weltachfeund Angel. 


ee ‚1482 

Der WOöltapfel, ser—s, plur. die äpfel, bey einigen’ Ober- 
deutſchen Schriftfielern, eine Benennung des Reichsapfels, ©. 
diefes Wort, EN RZ ; 

Das Weltauge, des—s, plur. die —n, eine Art Opale, wel- 


che ihre Durhfichtigfeit durch die Verwitterung verloren haben, 
fie aber im Waffer wieder erhalten, Beh manchen auch ein jeder 


>. Dpal. 


Der Welthau, des ——es, plur, car. 1. Der Bau,d.i. die Ein⸗ 


richtung des Mechanifchen, der Welt und aller dazu gehörigen .. 


Simmelsförper; als ein Abffractum, 2. Die Welt mit allen 
dazu gehörigen ‘Himmelsförpern; alg ein Eoncretum, und wie 
Weltgebäude, = ; 

Die Welcbegebenbeit, plur.die—en. 1. Gine wichtige Bege⸗ 
benheit unter den Rasionen auf der Erdkugel. 2. Eine Begeben⸗ 
beit, welche ſich an den zur Welt gehörigen Erd⸗ und Simmels— 
körpern ereignet, — 

Welt berühmt, adj. etadv. eigentlich, in der gangen Welt, d.1, 
auf dem ganzen Erdboden, berühmt, aber nach einer gewöhn 
lichen Hpperbel gemeiniglich nur fo viel als ſehr berühmt, weit 
und breit berühmt, Bin weltberühmter Hann. 

Die Weltbefchreibung, plur,die—en. ı. Die Befchreibung 

“der Welt und aller dazu gehörigen Himmelskörper; die Kosmo⸗ 
logie. 2. Ein Buch, welches dieſe Beſchreibung enthält. Daher 
der Weltbeſchreiber, der Kos mologe, der Verfaſſer einer ſolchen 
Weltbeſchreibung. 

Der Weltbrauch des —es, plur. die —brauche, die gewöhn⸗ 
liche Art zu handeln der meiften Menfchenumuns ber, ' 

Der Welebürger, des—s, plur. utnom. fing, der Menſch, 
als ein Bürger oder freyer Einwohner der Welt, d. i. des Erdhos - 
deus betrachtet, der Kosmopolit, nach dem Griechifchen. 

Der Welt-Zirkel, des—s, plur, ut nom, fing. in der mathe, 
matifchen Geographie, Zirkel, welche man indem hohlen Raume 
des Weltgebäudes annimmt, Simmels=Zitkel; zum Unterſchiede 
von den Erd⸗Zirbeln. 

Das Weltgebäude, des —s, plur.ut nom,fing. alle Him- 
melsförper zufammen genommen, und als ein künſtliches Gr 
bäude betrachtet, der Weltbau. 

Die Weltgeuend, plur. die —en, wie Simmelsgegend, fiche 
Gegend 2. ne 2 

Der Weltgeift, des —es, plur.inuf. ein geiffiges Wefen, wel« 

.“ es von einigen als die wirfende Urſache aller Veränderungen in 
der Welt angenommen, oft auch die Weltfeele genannt, und von 
Er oft noch unterfchieden wird, 

Weltgeiftlich, adj. et adv, nur in der Nömifchen Kirche, wo ein 
Weltgeiftlicher, ein Geiſt licher if, der zw feinem der Kloſter⸗Or ⸗ 
den gehöret, zum Unterfchiede von einem Ordens-Geiftlichen. 

Daher die Weltgeiftlichkeir, die ſammtlichen Weltgeiſtlichen eis 
nes Betirkes, zum Unterfchiede von der vegulären oder Ordens: 
Geiftlichkeit 

Das Weltgericht, des —es, plur. Sie —e, dag Ende des ges 

gentwärtigen Zufammenhanges der Dinge in der Welt, fo fern 


damit das feyerliche Gericht über die Handlungen aller Menfchen . " 


verbunden ift, 

Die Weltgefchichte, plur. die—n, eine Erzählung der vor⸗ 

. nehmften Veränderungen der nierfwürdigftes Nationen guf der 
Erdkugel. 

Die Weltkarte, plur. die—n, eine Karte, worauf die ganze 
Erdfngel abgebilder iff, welche, wenn fie alseine Kugel oder runs 
de Scheibe vorgeftelfet wird, auch ein Globus beißt, 

Das Weltkind, des —es, plur. die —er, in der. Theologie, ein 
ivdifch oder finnlich geſinnter Menſch. 

Anaaaz welt: 


| 


Bei. 

Weltklug, adj. et adv. in den Augelegenheiten der menfehfichen 
Geſellſchaft erfahren, und in dieſer Erken tuß gegründet. Geiſt⸗ 
Uche, deren weltkluges und fanftes verfahren ihrem Stande 
Ebhre macht. 

Die Weltklugbeit, plur. car. die Fertigkeit fi in alle Umf an ⸗ 
de der menſchlichen Gefellichaft zu ſchicken; ——— sur im 
Gegenſatze der geiſtlichen Klugheit. 

Der Weltkorper, des — , plur.ut nom. fing. ein in dem uns 
begranzten Raume des Himmels befindlicher Körper, als ein Theil 
der Welt betrachtet. 

Der Wiltkreis, des — es, plur. inuſ. ı. Der Umfangdergans 
. zen Welt, mit-allen dazu gehörigen Himmelsförpern, 2. Der 

„ Umfang der Erdkugel, wie Erdkreis. 

Die Welckugel, plur.die—n. ». Eine Kugel {mit einem dar- 
auf befindlichen Kreuze, fo fern fie einSinnbild ber Erdfugel, und 
der Herrfchaft über diefelbe iſt; in welchem Verftande der Reiche: 
apfel oft diefen Nahmen führet: =. Die Abbildung der Erde in 
Geftalt einer Kugel, wofür doch Erdkugel ſchicklicher iſt. 


188 


‚Meltfiindig, adj. etadv. in der ganzen Welt, d. i. weit und - 


&. breit, befanut, wiitbefannt. 

Der Welclauf, des — es, plur. car. der gewöhnliche Lauf der 
Dinge in der Welt, die Reihe der in einander gegründeten Ver— 
änderungen in-derfelben.; befonders, die gewöhnliche Art. und 

Weiſe zu handeln der Menfchen inder Welt, 


Die Weltlebre, plur. die—n, die Lehre von den Himmelskörs . 


peru und. ihren Berbältniffen gegen einander, und ein Buch, wel⸗ 
ches dieſe Lehren enthält, die Rosmolagie, wis Weltbeſchrei— 
bung. 

Meldih,— or, —fie, adj. et adv. welches nur in einigen 
engeren Bedeutungen des Subſtantlves Welt üblich if. 7, Sur 
Melt, im Gegenſatze der Kirche, gebörig, und darin gegründet; 
weltlih, im &egenfage des kirchlich und geiklich. Der welt: 
liche Urm, das weltlige Recht, die weltliche Gbrigkeit, die 
weltlichen Churfurften, der weltliche Stand, alles zum Uns 
terfchiede von dem geifilich. Geiſt⸗ und weltliche Sachen. Kın 
weltlihes Kleid. Ein Bisthum weltlich machen, es fäcularifis 

gen. 2. In der Theologie, zu den Angelegenheiten des gegenwär« 
sigen Lebens, zur äugeru Glücfelig’eit gehörtg, und darin ges 
gründet ; im Segenſatze bes geifilich. Weltlicde Dinge. 3. In 
noch engerer Bedeutung, eben daſelbſt, irdiſch, ſiunlich ges 
finnet, und darin gegründet; auch im@egenfage des geiſtlich. Welt- 
lich gefinnet ſeyn. In weltlichen Dingen leſen. 
Ihr empfindliches Gewiſſen 
Safer. was ſo weltlich Aebt, Haged. 
Anm, Jur Ottfried woroltlich, im Notter wertlich, ‚aber 
ſchon im Schwubenfpiegel weklich, 
Die Weltlichkeit, plur. die — en. 1. Inder erſten Bedeutäng 
des vorigen Wortes, (0 Die Eigenrdafı da etwas weltlich iſt, 
nicht zum geiſtlichen Stande geböret, ohne Plural; eine nur ſel⸗ 


ten Bedeutung, im Gegenfage der Geifilichkeit. ‘ 
v 


(b) Weltliche Gtrichtbatkeit und Gewalt ; auch ohne Plural. So 
hat der Bifchof von Würzburg die Weltlichkeir, d. i. weltliche 
Gerichtbarkeit in feiner Didcee. (c) Ein mit der weltlichen 
böchften Gewalt verbundenesVorred,s, in welchen Verſtaude die 
Hegalia zuweilen Welrlichfeiten genannt werden, (D Der welt« 
liche Stand, und die dazu gehörigen Verſonen, als ein Eollectie 
sum ,und im Gegenjageder Geiſtlichkeit. In alfen diefen Be— 
deutungen kommt das Wort im Hochdeutſchen wenig mehr vor. 
2, In deffen zwedter und befonders dritter Bedeutung, irdifche, 
Fnnlihe®efinnung und darin a na auch nur 
elten. 


TR 


8 


Der Wikling.da-, plur, die — e, ein neues, A rich⸗ 


tiag gebildetes Wort, einen welilich, d. i. irdiſch oder ſinnlich ges 


ſtuuten Menfhen zu bezeichnen. Der Weltlinge üſte verſchwin⸗ 
den vor ihm bey jedem Blicke in die ernfie Ewigkeit, 

Die Welclust, plur.inuf,in der Sbrologie, Verguãgen an irdie 
ſchen, ſiunlichen Gegenſtãnden. 

Der Woͤltmann, des — es, plur. die —manner. ı. Ein welt⸗ 
lich, di. ir diſch und ſinulich geſinnter Mann. 2, Ein der Sit 
ten und der Verfahrungsart der großen Weit, d. i. der oberften 
Elaßen der menſchlich en Befelfchaft fundiger —— 

Das Weltmeer, des — es, plur, die —e. 
Ge Waffermaffe, welche den größten Theil der Erdkugel umgibt, 
als ein Ganzes, folglich obne Plural; der Occan. 
‚trädhtlicher Theil deffelben; der Ocean. Das Ytlantifche, In⸗ 
diſche, ſüdliche Weltmeer. 

Der Weltmevſch. des —en, plur. die —en in der Theologie; 
weltlich, d. i. irdiſch und fi ännlich, gefiunte Menfhen, wie Wele⸗ 
Tind und Weltling. 


Der Wele-Pof, des—rs,plur. die—e, die äußerften uinbemeglte. 


Gen Pancıe dev Welrachfe, S, diefes Wort, 


2, Ein ber. 


Der Wöltpriefter, des — s,plur. ut nom, fing. einnueinder 


Kömifchen Kirche übliches Wort, einen Priefter zu bezeichnen, 


der zu. feinem der Kloſter Drden seböret, ehedem auch Laien⸗ 


prieſter. 

De Weltfeele, plur. inuf.S, Weltgeif, 

Der Weltfinn, dee—rs, plur. car. it der Sheologie, wettiße, 
di. irdiſch, ſinn iche, Befianung und Neigung. 

Der Woleſtrich/ des—es, plur. die—e, rin zuweilen für Erd: 

ſtrich, Simmelsir 1, vier Zone übliches Work, 2 Ä 

Das Wile-Spftem, des —es plur. die—e ‚1, Die Lehre 
von den fümmelihben Welt oder — * Rage, 
und ihren Becbätzuiffen gegen einander, Das Tychoniſche, Cor 

perneantſche Weic-Spftem. 2, Eine — Abbildung defe 
ſelben im Kleinen. 

Der Welettheil. des—es, plur. — einer der vier Haupte 
theile der Erdkugel, eines von den vier großen feften Ländern der 
Erdfugel, befiiminter der Erdeheil. Go ift Europa der klein⸗ 
fte, Amerika der größte Welttheil. x 

Der oder die Weltweife, des oder Jer—n, plur. die—n, nnd 


+- 


mit dem Artikel der Einheit, en Weltweifer, eine Weltwerfe, - 


eine Perfon, melde fih der MWeltweispeit befleißiget. dito 
felben kundig iſt, ein Philoſoph, eine Phlloſophinn. S. das 
folgende. 


Die Weltweisheit, plur. car die Kenntniß der nathrfichen Din⸗ 


ge in der Zelt, wie und warum fie find, und die Sammlung der 
dazu gehörigen Bernänftwahrbeiten ; ein Ausdruck, weicher ſchon 
vor langen Zeiten ſtatt des ausläntifchen Philoſophie eingefüh⸗ 
set worden ; denn ſchon im Willeram iſt Werltwilo, ein Philo⸗ 
ſoph. Den Baue des Wortes nach ift es eigentlich denjenigen 
Lehren entgegen gefest, welche pofisiven.oder wilfübtlichen Urs 
fprunges find, wohin befonders die Theologie und Rechtsgelehr⸗ 
famkeit gebdren, daher in manchen Fällen auch noch jegt alle übri⸗ 
ge Wiſſenſchaften zur Weltweisheit oder Philo ſophie im weites 
fien Berflande gerechnet werden. Beyde Ausdrüde, fo wohl der 
Griebiihe, Philofopbie, eigentlich Liebe zur Weisheit und Ge⸗ 
Iehefamteit, d.i. zu deutlichen Begriffen, als der Deutfche, Weitz 
weisheit, find freptich ſehr unbeſtimmt, allein in dem Deutſchen 
iſt das Unbeftisumtemerflicher und auffalfender , als in dem aus⸗ 
landiſchen, und dieß ſt permuthlich Diellrfache, warumPBilofoph 
und Philoſophie sodimmer gewöhnlicher find, ald Weltweifer 
und Welsweisheit. Philoſoph hat über dieß noch den Er 
a 


», Diejenige gro⸗ 


— — — 


ET WERD WERTE 


















SEE 


— — 


— 


* 


— 


— — = 


Br — 


Eee 


en. 
= gap fich davon da Adjeetivum philoſophiſch bilden Fäffet, welches 


von Weltweisheit nicht angedet ; indem weltweite, wenn es auch 


als ein Adjeetivum üblich wäre, ic ur felten für philoſophiſch 
‚würde gebrauchen laſſen. 

Winde, adv. aur in der Landwirthſchaft einiger Gegenden, wo 
wende fahren, den Acker wenden, d.i, nach der Brache pflügen, 
iſt. Daher die Wendefahrr diefes Pflügen. S. Wenden. 

Die Wende, plur, dir—n, in einigen Öegenden Niederfachfens, 
ein Feldmaß, welches einen halben Morgen, oder 60 Ruthen hält, 
vielleicht eigentlich fo lang, ‚aldıman mit dem Pflugefähret, ohne 
zuwenden, 

Die Wendebank, plur. die —bänke;in den Salzwerken zuHalle, 
eine Bank, woraufder Zuber ſtehet, worein die Sohle gezapfet 
wird, ihn deſto leichter abzuwenden, und aufzuheben; die Za⸗ 
sfenbanf. - “ 

Der Wendebod, des — es, plur. die — bocke, im Bergbaue, 
©. Wehrbod. 

Der Wende: Zirkel, 5, plur. utnom,fing. ©. Wen: 
dekreis. 

Das Wendeeifen, des—s, plur. ut nom. fing, in den Ham- 
merwerken, eiferne Werkzeuge, die Maße Erfew, woraus ein 
Am boß verfertiget werden ſoll, damit zu et 

Die Wendefahrt, plur. die — en, S. oben das Adverb. Wende. 

Der Wende graben, des —s, plur. die—gräben, im Wein 
. baue, ein Graben, worein bp Anlegung eines Weinberges die 
Fächfer gelegt werden, von wenden, einen Meinberg anlegen; 
auch der Gewand, am Rhein der Rottgraben. 

Der Windehafen, des—s, plur. ut nom. fing, ein eiferner 
Hafen mit einem Ringe, Bauhölzer und andere Lafter damit zu 
wenden; in einigen Gegenden der Ranthaien, Wendering. 


Der windehale, deg—es, plur. die —hälfe, eine Art Spech⸗ 


te, welche, weun man fie in der Hand hält, den Hals. drehen, 
als wenn fie ſich uuſchlingen wollten. Picus Torquilla K. 
Drehbals, Natterhals, Warterzwang, Natterwendel, Gieß: 
vogel Wertervegel, Brachdroſſel, Salsdreber.. 


‚Der Wendefreis, Ses—es, plur. die—e, Kreife oder Zirkel 


am Himmel, wo fich dieSonne imihrem jährlichen Laufe zu wen: 
den, d. i. nad) Norden oder Süden zn dreben, pfleat; der Wen: 
de = Zixfel, Lat. Tropicus. Der nördlige Wendekreis, Tro- 
picus cancri ;der ſudliche, Tropicus capricorni. 


"Der Windenker, des— 8, plur, sie —äder, ©; Wendel: 


gerte. 

Die Windelbiere, plur, die — n, in einigen Begenten, ein 
Nahnie der ſchwarzen Johannis⸗Beere, S. diefes Wort. 

Der Wendelboden, des—s, plur. die — böden, ein Boden, 
wo der Zwifchenranm zusifchen den Balken mit Stabholz ausge⸗ 
füllet, und diefes mit Stroh odes Lebun umtwunden wird; gleich» 
ſam ein gewundener Boden, 

Die Wendelgerte, plur, die —n, befonders in der Landwirth⸗ 
ſchaft Thüringens, wo folche Acker, welche quer vor andern Liegen, 
def beym Pfügen der andern die Pferde darauf wenden müffen, 
‚Wendeläder, Angewende oder Anwendel beißen, Weil fie nun 
dadurch von den Aufft oßern / oder daran ſtoßenden Adern, Schar 

den Teiden, fo baben fie zuweilen die Wendelgerte, d.i. das Vor⸗ 
seht, daß fie um die Hälfte breiter feyn dürfen, als fie ſouſt ſeyn 
könuten. Gerte ſcheint hier, wie Ruthe, ein beſtimmtes Maß zu 
bedeuten, 


"Der Wendelftein, des—rs, plur. die —e, ein im Hochdeute 


Shen veralteres Wort für Wendeltreppe von Stein, welches noch 
ı Kön. 6, 8 vorfonmt, 

Die Wendeltreppe, plur- die—n, eine Srenpe, deren Stus 
fen ſich un eine Spindel nach einer, Schnedeilinie-winden, von 


2 


Wen 1486 


welchem winden die erfte Hälfte gebildet iſt, vielleicht auch von 
'wenben, weil man fich dabey beffändig wenden muß; die Schttes 

See, Schneckentreppe, Wendelfchnedie, im Miederf. Windel 
treppe, im Schwed. Vändtrappa, 2 


Wenden, verb.irreg. et reg, folglich fo wohl Imperf. wandte 
alswendete, Particip, gewandt als gewendet. Esift: 

J. Ein Activum, und bedeutet, die horizontale Richtung eines 
Dinges ändern, befonders weni es durch Bewegung um einen gee 
wiffen Pauct geſchiehet. 

1. Überhaupt und eigentlich. Den Wagen wenden, feine 
horizontale Richtung verändern, Das Schiff wenden. Die Au⸗ 
gen aufetwas wenden, fie von etwas wenden, Jugleichen 
alsein Reciproeum. Der Wind hat fich gewandt oder gewen⸗ 
det, hat feine Richtung veräserk Das Glid hat ſich gewenz 
det, verändert, begüinftiget nunmehr einen andern. Der Klee 

phant Bann fich nicht wenden, ohne einen großen Umfang zur 
nehmen. Sich zu jemanden wenden, eigentlich , feinen Körper 
gerade auf ihn zu richten, wenn man ibn 5. B Aurebeh Dis 
Blatt wender fich, figürlich, die Sache gewinner eitte andere 
Geftalt. Gott wende es zum Bellen ! er gebe der Sache einen 
guten Ausgang. 


2, In einigen engern und Aaürkicheen Bedeutungen. (1) Fũr 
* umwensden, nur ineinigen Fällen. Das Getreide wenden, es 
unıffechen, Den Braten wenden, ihn am Spieße umdrehen. 
(2)*Für abwenden ; im Hochdeutfchen veraltet. Bin Ungluck 
„wenden, abwenden. Bott wende es! verhüthe es.gDes Reichs 
Schaden wenden, Inden Oberdeutſchen Kanzelleyen. Wende 
Schaden und Verdruß, Ennig, (3) Ein Bleid wenden, die 
inwendigr Seite des Oberzeuges auswärts bringen. gandichuhe, 
welche ſich wenden laffen. (4) Den Rüden wenden, fich ent« 
fernen, gemeiniglich nur von kleinen Entfernungen. - Baum 
wandte ich den Rüden, ſo ging der Streit an. (5) Sein 
Gemütb auf etwas wenden, richten. Sein Gerz su jemanden 
wenden, feine Neigung auf ihn richten, Sein Gerz bar ſich 
von mir gewandt, er iſt mir abgeneigt. geiworden. (6). Si an 
jemand wensen, etwas von ihn: verlangen. Sich midifeiner 
Inge an den. Richter, mit einer Bitte an feinen Freund wenz 
den. (7) Eine Unterredbung wenden, die Gegenftände derfelben 
unvermerfebeftimmen. Sie batte völlige Freyheit, die Unter: 
redung fo zuwenden, wie es ihr am beften gefiel... (8) Mit 
dem Nebenbegriffe der fortgefegten Bewegung. Sic) sur Rech⸗ 
ten, zur Linken wenden, feine Richtung ändern, und rechts oder 
linfs gegen. Er weiß nicht, wohin er ſich wenden ſoll, wo⸗ 
biner feines Weg nehmen fol. (9) Sleiß auf erwas wenden, 
es zum Gegenftande feines Fleißes machen. Seine Zeit, feine 
"Bräfte auf eine Sache wenden. viel Geld auf erwas wen 
den. Br willnigpts darauf wenden, Iſt aber der Gegenſt and 
des Aufwandes eine Perfon, fo bekommt fie die Präpofition an. 
Diel Geld an jemand wenden. Ich habe viel an dich ges 
wandt, viel Geld, (10) Den Acker wenden, ein $eld wenden, 
in der Landwirehfehaft, einen Acer zum zweyten Mahle pflügen, 
vermuthlich, weil alsdann die Oberfläche eigentlich umgewande 
wird ; zum Unterſchiede von dem Brachen oder Stürzen, dem 

. erfien Pflügen, und von dem Rühren, dem dritten Plügen, Ju 
einigen Provinzen wird diefes zwente Pflügen die Wendefabre 
oder Wendefabrr genannt. "(1 1) In Franken hat das Wort werte 
den noch eine andere Bedentung, nämlich einen Weinberg anle⸗ 
gen; vermuthlich auch, weil der Boden vorber umgewandt oder bez 
- arbeitet wird, AmXpeine beißt folches anrotten, Endlich wird( 12) 
noch das Mittelwort gewandt in einer befendern Bedeutung ges 
braucht, indeni es fo viel ift, als erfahren, fähia , ſich inalls Zäde 
— v 


RT rg ° > N ——— 


ART NS Ben 


zu igen, eigentlich, fähig, ſich nach Maßgebung-der Umfände 
zu wenden. Ein gewandter Mann, ein. erfahruer, geſchickter 
Mann. 
Es heißt, ich Tag’ im Sode me 
Und wäre nicht gewandt, Günth. 
Die inder Heilungsfunft gewandt, - - 
Sind andrer Meinung als Purgant, Haged. 
1. Als ein Heurcum, mit dem Hülfsworte haben, welche gan⸗ 
ze Form doch im Hochdeutfchen wenig mehr üblich ift, 1. Für das 
Hetioum und Rreiprocum wenden und fich wenden. Mit dem 


Schiffe, mit dem Wagen wenden, das Schiff, den Wagen wen», 


den, - Wennein Schiff gegen die Sahrlinie des andern wender, 
ſich wendet. Ein Acker, wo die Pferde wenden, im Pflügen ſich 
umdrehen, müffen, (S. Wendelgerte.) 2.* Sich endigen; im 
Hochdeutſchen ganz veraltet. 
Gebieth. 


Daher das Wenden und die Wendung, S. das letzte an fer 


nem Orte befonders. 

Ynm. Schon im Iftdor und bey allen alten Scheiftffellern 
wendan, wentan, im Niederdeutfchen wennen, bey demlphi⸗ 
las wan dia, im Schwed.vända, Winden iſt genau damit vers 
wandt, Dieirreguläre Conjugation ift indiefem Worte, wie in 
allenübrigen ähnlichen Fällen, die älteſte; die reguläre iſt neuer, 
Ich habe in meiner Sprachlehre hin und wieder bemerfet, dag die 
Hochdeutfche Mundart feir langer Zeit die irvegulären Formen 

zu verdrängen, und dafür die regulären einzuführen ſucht. Eben 

Bafelöft babe ich gezeigt, daß, daffelbe nicht. anders, als nach und 
nach, und nad) einem gewifjen dunkeln Gefühle geſcheben kann, 
daher denn beyde Formen eine gewiffe Seit gleich üblich find, 
Wenden ift eins von diefen Wörtern, welche fich unverimerft der 
regulären Conjugation nähern; doch zur Zeit nur noch am häus- 
fisßen in der erflen allgemeinen und eigentlichen Bedeutung, 
dagegen in manchen eugeen und figürlichen, befonders in der 
ı2ten, dieirreguläre Form nur allein üblich ift; ein gewands 
ter Mann, nicht ein gewendeter. 


Der Wendepflug, des —es, plur. die —pflüge, eine Art des 


Pfluges in hohen gebirgigen Gegenden, we man feitwärts pflüs 
gen, und folglich oft ummwenden muß, daher derfelbe fo eingerichs 
tet ift, dag ınan mit dem intern Sheile gleichfalls umwenden 
kann. 

Der Wender, des —s, plur. ut nom.fing, eine Perſon oder 
Sache, welche — doch nur in dem zuſammen geſetzten Bra⸗ 
tenwender. 

Der Wendering, — plur. die —e, ©. Wendehaken. 

Das Winderobr, des —es, plur, Cie —e, das.bewegliche Rohr 
aneiner Feuerfprige, weil es nach jeder Richtung gewendet wers 
den kann. 


Der Wendefchämel, des —s, plur. utnom. fing. an einem. | 
Magen, ein horizontales Holz, weiches auf der Achfe unieinen eis. 


fernen Nagel beweglich ift, einen Theil des Vorderwagens träget, 

und das Wenden des Wagens erleichtert; der Lenkfchämel. 
Der Wendeſchatten, des —-s, plur, ut nom, ling. in der 

Mahlerey, Diejewige Arides Schattens, welche rund lichen Thei⸗ 


len an den Wendungen gegeben wird, ihre Erhabenpeit dadurch 


ans zudrucken. &. Wendung. 
Die Wendefpindel, plur.die —n; bey den Sandſchuhmachern, 


ein Wendeſtock mit einem glatten Auopfe, die Nähte damit glatt 


zu reiben, 

Die Wendeſtange, plur. die—n, in den Hammerwecken und 
Schmirden, ein Schweif, welcher an große. Eifenmaffen ges 
ſchmiedet wird, fie in der Eſſe und auf dem ERROR bequenn zu 
wenden, 


Hier wender meines Herren : 


” dungen heißen. 





Ben ER — 


Der wenden eaen, de, plar, ut nom. hi ing. oder, — 
Wendeſtock des —e8, plur. die —ſtocke/ bey den Handſchuh⸗ 
machern / ein zugeſpitzter Stock, die Finger der Saudſchube ver⸗ 
mittelſt deſſelben umzuwenden. 

* Wendig, adj. et adv. welches von wenden abftammet, im 

Sochdeutſchen aber nur noch in den abgeleiteten abwendig, aug: 
wendig und inwendig lebt. Bey den ältern Dichtern fomme 
wendig mehrmahls für abwendig vor, Niemand macht — 
von euch wendig, Gryph. 
Du haft nicht verſtatten wollen, 
Daß der Send dein Eigenthum a ee 
Don dir wendig machen follen,. — — — 

Die Wendung, plur, die —en, das Berbale von wenden. 1.Die- 

Handlung des Wendens, in den mehr eigenslichen Bedeutungen. 

Die Wendung des Leibes, des Wagens, Allerley Wens 

dungen mit dem Leibe machen. Die Wendung eines Pferdes, . 

defien Schwenfung. Jupleichen, der Drt, wo man wender, z.B. 

- das Ende eines Aders, women mit dem Pfluge umwendet, Da⸗ 
ber der Wendungs-Punet, der Punet, in welchem ſich eine krum⸗ 
me Linie wendet. In manchen Fällen wird auch der gekrümmte 

Theil ſelbſt die Wendung genannt, 5.8. in der Sriegebaufunf, 
wo die gefrünmten Theile eines Laufgrabens an den EndenWen= 

2. Die Wendung einer Sade, die Richtung 
derfelben, andere Beſtimmung der ſelben in zufälligen Umiſtãndem. 
Die Sache hat eine andere Wendung bekommen. 3. In der En 
Sprad - und Kedekunft find Wendungen, Verbindungen der 
Hauptgedanken und Hauptbegriffe, befonders fo fern fievonden 
gewöhnlichen abweichen, Sind fie febr neu und unerwartet, fo 
beißen fie Schwiinge. 4. In der Mahlerey ift die Wendung 
derjenige Theil eines echabenen oder rundlichen Körpers, welcher ° 
dem Umriſſe am nächſten iſt, und durch ——— augen ⸗ 
deutet wird. 

Wenigg, Compar. weniger, Superl. ——— ein "allgemeines 
Zablwort, welches überhaupt eine Fleine, aber unbeſtimmte Zahl 
und Quantität bedeutet, und in jofern dem viel, mehr und mei. 
entgegen gefegetift.. Es wird auf gedoppelte Art gebraucht, 

1. Als ein eigentliches Zahlworr, BI 

, 1. Eigentlich, eine kleine unbeftimmte Zahl und Menge zu 

bezeichnen. So wohl colkective, und-nur allein im Singular, = 
Wenig Geld haben. Trinke ein wenig Wein, ehedem mit dem 
Genitive, ein wenig Weins. Ich habe wenig Nutzen davon. 

Es bleibt mir wenig Zeit ubrig. Ich ſehe noch wenig Anftalt 
dazu. Als auch diſtributive, da es denn der Natur der Sache 
nach nur im Plural gedraucht werden kann. In wenig Tagen, 
‚in wenig Wochen, in wenig Jahren. Wenig Worte von etz 

wasmachen. Bier iffder Genitiv üblicher, doch nur, das aus⸗ 
gelaſſene von oder unter zu vertreten, " Wenigedetfelben, i vie. 
vonädnen. Es kamen ihrer nur wenige; es waren unfer x we 
nige. Wenige unfers Standes, von unferm Stande, Es ſind 
ihrer zu wenig. So auch im Compararive und Superlative,- 
Weniger Geld und mehr Gelehrfamfeit. ‚Der wenigſte Theil, 
wofür doch der Pleinfte, der geringfie Theil üblicher — Das. 
iſt meine wenigfte (geringfie) Sorge. 

i Da alle Zahlwörter fo wohl in der Bieguus, alsin — BR 
brauche, ſo viel Abweichendes haben, indem fie in der Mittezwie 
ſchen den bieg ſamen und unbiegfemen Beftimnungswörtern ſte⸗ 

hen, und daher bald diefen, bald jenen leiden; fogilt folches auch 
von dirfem Worte. Wenn es cin Subſtant dum nach ſich hat, und 
kein Pronomen od oder beftim ımier Artifel vorher gebet, fo ift e3 völ⸗ 
- lg unbiegſam. Wenig Derdienfle haben, Wenig Sleif unwens 
den. An wenig Orten. Denn win gran gleich zuweilen höret, 

; mis 


t 





———— 
"1080 :: Ben Ri 


shit wenigen Werten, in wenigen Tagen, fo ift dieß doch bey 


weiten nicht die üblichfte Form. Geber aber ein biegfames Be⸗ 


ſtimmungswort, beſonders ein Pronomen und der beſtimmte lt, 


ER Den 1490 
Mentih, Rasur 8.1. Birihnichefö gut, nicht eben (6 wohl ein 


Menſch, als du? (b) Bon dem Grade des Werthes, für geringe ;;. 
eine veraltete, und nur noch imgewmeinen Leben und der dertraus 


sifel vorher, fo mu$ au) wenig die Biegung annehmen. Die 
"wenigen Derdienfie, welche eretwahat. Seiner wenigen ders“ 
‘ "gienfe wegen. Des wenigen Gutenwegen. Der wenige Por: 


lichen Sprechart übliche Bedeutung. Meine wenige Perfon. 
Ich bin zu wenig dazu, zu geringe, 


IL, Als eine Partikel allein, befonders als eine Conjugation;: 





zach, Welches auch gilt, theils, wenn wenig in der drisen Des 
elination der Adjective gebraucht wird, welcher Fall doch felte- 
ner iſt. Weniger Menſchen Wohl befördern.” Weniges Geld 
ift dazu binlänglih. Theils, wenn es ohne Subſtautiv ftehet, 
fich aber doch anf eines bezieber; im beyden Fällen, weil doch der 
Eafus an Einem Worte bezeichnet werdenmuß. Mit wenigem 
zufrieden ſeyn. Wenn der Artitel der Einheit vorher gehet, fo 
bleiben-bepde unverändert, Kin 'wenig Wein, mit ein wenig 
Wein sermifcht. Butter auf ein wenig Bror geiirichen. Eben 
diefes gilt von der Dechination des Comparatives. Wit weniger 
gleiß als Glüd, Die zufemmen gefegten Maſchinen entitehen 
aus der Verbindung mehrerer oder wenigerer einfacher Mas 
-  fepinen, weil hier die dritte Declinarion der Adjectiven Statt fine 
det, wo die- Biegung, um der Bezeichnung der Eafus Willen, 
nothwendig if. Wolkte man fagen, aus-der Verbindung mehr 
Sder weniger einfacher Mafchinen, fo würden mehr und weni- 
> ger bier das folgende Adverbium ſeyn, und zunächſt das einfach 

- beftimmen, — — 

Jugleichen abfolute and als ein Adverbium, da es denn völlig. 
“nnbiegfam bleibt. &s iſt wenig daran gelegen. So wrnig als 
nichts, Wenig haben, wenig geben, wenigeffen, wenig trin⸗ 

ken. Er bat weniger als ih. Weniger konnte ich ‚ibm 
nicht geben. Sieben Mahl weniger. Es ift um die Hälfte 
weniger. Sin Auge weniger haben, als andere. In weni— 
er als drey Tagen. Dasjenige, um wie viel etwas weniger iſt, 
wird hinter dem Adverbio weniger geſetzt. Drey Thaler weni: 
‚ger vier Groſchen. Ein Schock weniger ſechs. Dvey Eimer 
weniger drey Diertel, 


Auch als.ein Subflantivum, Das Wenige, wasich babe, 
"Sein Wenigesmit bey tragen Lin Weniges: In Wenigem 
gerven feyn. Sich mir Wenigem begnügen. 


‘2, Figürtih. (a) Von dem Öradeder innern Stärke, für 


geringe, nur alleinim Singular. Go wohl mit dem Subſt an⸗ 
“tive, wo von der Declination wieder das vorige gilt. Wenig Ges 
Suld haben. Wenig Sorgerragen. Er kann ein wenig La⸗ 
teim, Wenig Andacht fpüren laſſen. Als au abfolute, und 
- otsein Adverbium. Sowohl vor Verbis. Liner Sache wenig 
— kundig ſeyn, ingleichen wenig erfahren ſeyn. Wenn er ſich nur 
ein wenig bewegt. Der Say zuwenig thun. Das hat ihn 
en wenig verdroſſen. 


"wenig darauf geachtet. Wie wenig müſſen fie mich Fennen! 
Ich erſchrak nicht wenig, dt. ſehr. Wie gut ware es für: 
nich, wenn ich fie weniger liebte! Gell. Als auch vor Sub⸗ 

Hantiven, Ih bin zu wenig Kennerinn, als daß ich Jagen 


Fönnee, ob feine Srimme Als oder Tenor if. Noch häufiger. 


Bor andern Adverbii.,defonders mitein. Ein wenig reich, groß, 
bitter, füß m. ſaf. Ein wenig zu viel, zu groß, zu Flein,, zu 
© Sauer, Wenig reich, wenig geleber, m ff für nicht ſehr, iſt 
> uichtfo üblih. Ih weiß, wiewenig willfommen guter Rath 
= gemeiniglich if. Mit dem Conparativ er ift weniger reich als. 

‚dur, flie nicht fo, ift urfpeünglichein Gallicismns, Zwar hatte 
> ey ein Rittergut, darum war er aber nicht wenige dürgerlich 
“ inden Augen des Adels. Noch üblicherift derfelde Vejonders in 

der edlern Schreibart vor Subſtantldem 

Adel; W. B. 4. Th 2; Hull. 


— 


Tretet ein wenig auf die Seite! Dieſe 
Abnahme heißt wenig, iſt von keiner Erbeblichkeit. Ich babe 


Bin ich weniger ein 


auf welche Art es in allen drey Gradibus gebraucht wird. 

1 Im Pofitivo. (3) Somwenig, oder eben fowenig — 
als, eine Art vergleichender Konjunction. Ich verlange dem 
Reichthum eben fo wenig, ala. die Armuth, Gel. (2) So 
wenig — daß, im-Vorderfage mancher adverbifchen Säge, Er 
iſt fo wenig geigig, daß er vielmehr h. ff. Freylich nicht die 
befie Art der Verbindung. (3) Es fehlte wenig, daß er den. 
Sals gebrochen hätte, oder, fo hätte erden Hals gebrochen. 
Eigentlich) eine ausländifche Form, welche fi durch: bey: nahe 
Blärer und kürzer geben läßt: bey nahe hätte ex den Hals ge= 
brochen. — 

2.Im Compavativ. ()Als eine verbindende Partikel, 
mit nicht, 09 es befonders um der Mannigfaltigkeit Willen, 
wenn. mehrere Begriffe und Säße ganz einfach verbunden werden 
follen: fo wohl — als auch — nicht weniger — wie au, 
gebraucht wird.  Ym Oberdeutſthen fest man das nicht binten, 
weniger nicht. (2) Als eine Conjunctio proportionalis. Je 
weniger — deſto, nicht. um fo. Fe weniger ich ihn leiden Fann,- 
deſto mehr fchmeichelt er mir: (3) Eine Art der abuehmenden 
Steigerung zu bezeicönen.- Ich Fonnte Baum den Ofen, uns als: 
fo noch viel weniger die Winkel binter demſelben, ſehen. 
(4) Vichts deſto weniger, eine conceffive Partikel. E 

. 3. Im Superlativo, wo zum wenigfien.oder aufs wenig: 

fie, als nachlaſſende Partifeln gedraucht werden, - Wollen ſte mir 
nicht alles geben, fo werden fie. mir doch zum wenigfien die 
Halfte geben, fo werden fie mirdod) nicht weniger als die Hälfte 
geben könuen. S. auch Wenigitens, 
Anm. Dieſes Wort lautet ſchon im Kero, Ottfried u. ſ. f. e⸗ 
neck, weneg, allein es bedeutet daſelbſt in den meiſten Fällen: 
entweder klein, oder arm und elend. Wir wenegon weilon,. 
wir armen Waifen, Ditfr, In der heutigen Bedeutung find bey 
ihnen lutzelund fohe üblicher. Bon dem 1 3ten Jahrhunderte 
an formme es indeffen in der heutigen Bedeutung ſchon häufig vor.. 
Es ift vermitteift der Ableitungsfplbe ig von dem alten wahn ges 
bildet, welches ehedem überhaupt Mangel. und mangelnd bedeu⸗ 
tete. S. Wahn. N \ 


Die Wenigkeis, plur.inuf. das Abftractum des vorigen Wors 


tes. 2. Die Eigenfchaft, da etwas wenig, der Zchl und Quanti⸗ 
tät nach geringe ift,. Wilde Menschen find auf eine faft unbe⸗ 
geeiflide Menigkeit von Jdeen eingeſchränkt. 2. Eine geringe 
Duantität:oder Anzahl; am häufigften im gemeinen. Leben, 
Es ift nur eine Wenigkeit, eine Kleinigfeit., 3. Meine, feine, 
unſere Wenigkeit, d. i. wenige, geringe Perfor, doch nur im: 
Scherze. 


MWenigftens, adv. für zum wenigſten. Die wahre Freundſchaft 


ſetzt allezeit gegenſeitige Verdienſte voraus; wenigſtens die 
Meinung derſelben. 


Wenn, eine Partikel, welche auf gedoppelte Ark gebraucht wird.- 
‚Es ein Nebenwort der Zeit, für zu welcher Zeit. 


Sp wohl 


1, in der behauptenden oder’geraden Form der Rede. Komm, 


wenn du will, zu welcher Zeit du will. Es ſey, wentres 
wolle. Man merft.es nicht, wenn das Alter geſchlichen 
Fomme. Als auch 2.infragen. Wenn wirft Ju Fommen ? Wenn 
gehet die Poſt ab? Wenn iſt er angefommen? Seit wenn iſt 
er dein ßreund? beſſer, ſeit welcher Zeit? Wenn hätte ich denn 
Bobobbb— mit 


1491 5 a 


mit mir allein gereder? woder Eonjunctiv nicht von dem wenn, 
„fondern von dem ungewiſſen Gemütbszuftande berrüßret. Auch 
> in weiterer Bedeutung, für unter welcher Bedingung ? 2 oder, in 
welchem Falle? Wenn iſt ein Dreyeck einem andern gleich ? 


“Wenn follich das Geld befommen? Kann fo wohl-auf die Zeit, \ 


-als auch auf die Bedingung, gehen. 3. In Verbindung mit dann, 
dann und wann, d.1. zuiveilen, zu manchen Zeiten, gehet es um 
des Gleichlautes Willen in das Dberdeutfche wann über. 


II. Als eine Conjunetion, welcher Gebrauch bloß eine Fort 


‚fesung der, vorigen Bedeutung, und eine unläugbare Figur dere 
‚felben if. 

1. Mseineconfecusive Conjunetion, eine Zeisfolge zn ber 
zeichnen, da es diejenige Beränderung anfündiget,mit deren Wirk⸗ 
Kichfeit die. Wirklichkeit einer andern verbunden ift, fie mag run 


im Borderfaße oder Nachſatze fbehen,da deun in der behauptenden _ 


‘oder geraden Redeform dann oder fo darauffolgen, Wenn ich 
daran denke, jo grauet mir davor; oder, mir grauet davor, 
wenn ich daran denke. Wenn du da geweſen wäre, fo hättefk 
du auch etwas befommen. Wenn ich dich fehe, o dann hupfe 

mir das Sevz vor Sreude, Geßn. Oft wenn du bey meiner 
ſchwachen Seite für die Ruhe des matten Alters Freudenthrä⸗— 
nen weinefl, wenn du dann gen Simrkel blidefl, ach, was em= 
pfind’ ich dann? Geßn, Dem wenn in diefem Zalle noch 
ein daß nachſchleichen zu laſſen, if im Hochdeutfchen fremd, 

Wenn daß dein Herzenur die großen Thaler ficher, Opig. 

Wird der Fall als ungewiß oder bloß möglich prädieirer, fo folget 

“der Konjuneriv. ‚Wenner Arzeney eingeno men hatte / ſo lebte 

er noch. Beſonders in Fragen. Was ware daran gelegen,wenn 

‚er nun auch kame? Wenn ich es nun tbäte, was wür def du 

ſagen? So oft noch ein wie vorher gehet. Wie, wenn ev nun 

rkame? Aber wenn der andere Fal, nicht Aber der, der das wenn 
sr c hat, ungewiß ift,fo iſt der Conjůnctid in diefeim fehlerhaft. 

Ei möchte fon eine Entzimdung dazu Fommen, wenn ic fo 

lange Bünde, richtiger ſtehe Gel. 


Hierher gehöret es auch, wenn dieſe Partikel einen Wunfd ber 


"gleitet: O wenn ic Bönig wäre! Wenn ip nur wußte, wer 
es getban hat! Wenn mir mente Braut dag ſchon wäre, was 
ſte nach ihrem Urtheile werden wird! Gel. Wo die Bedeus 
tung ira Örunde conjecuciv ift, nur daß der Nachſatz ver ſchwie⸗ 
"gen if, 

2. Als eine conditiösnale Conjunction, eine Bedingung zu 
bezeichnen, unter welcher eine Veränderung möglich werden fol; 
da denn alle Mahl ſo darauf folger. Wenn es feyn kann, fo ‘bur 
es. Wenn man dich fragt, fo antworte. Wenn du nicht 
ein Freund wäreft, fo bärte ih geichwiegen. Wo aberauch 
das fo verfhmwiegen werden Tann, in welchem Falle aber-dee 
Nachfag voran treten muß, Thue es, wenn es feyn Bann. Ich 
hätte geſchwiegen, wenn du nicht mein Sreund. wärefi. Aber 


auch das wenn kann verfchwiegen werden, in welchem Falle aber 


das Berbummworan tritt, Bann es fepn, forhuees. Wäre 
du nicht mein Freund, fo bärte ich gefchwiegen. WII ec 
nicht müß ge Weile haben, fo muß er. Ab doch erwas zu thun 
machen. Zi diefes Fein Glück, fo muß gar Feine in der Welt 
feyn, Gel, 

3. Als eine conceffive Conjunction, da es denn gleich, auch 
oder ſchon zu ih nimmt, und ſo wohlim Vorderfage ſtehen kann, 
da denn ſo — doch oder dennoch im Nachſatze folgen. Wenn 
du gleich reich biſt, ſo biſt du doch nicht weiſe. Wenn gleich 
ihr Auge zürnt, fo zuentes dennoch Schon, Gell. Und von ei⸗ 
nem bloß möglichen Falle mit dem Conjunctive. Wenn du auch 
hundert Kugen hättet, fo wurde-er dich dennoch betriegen. 
Als auch im Nachſatze. Cajus if verfiändiger als Titius, wenn 


„” F Ir 


Br Er. 1498 


Sieſer gleih ER if, Wo auch das wenn verfchwicgen wer⸗ 


‘den fann, in welchem Falle aber die Wortfolge. geändert. wird, - 


Biſt du gleich veich, fo biſt du doch nicht weile. ſãtteſt du auch 
huudert Augen u.f. t& 

4. Als eine comparative Conjunction, doch nur nach dem 
‚als, und wenn das vergleichende als bloß möglich vorgeftellet 
wird, folslich mit dem Eonjunctive. 
‚wenn ich ein Sürk ware. 
ein$ eſttag wäre, Wo das wenn auch meggelaffen werden fanır, 


Es war mir, als rückten mir alle, die mich fahen, mein ver⸗ 


‚sehen von Du Felle dich, als wüßcef du nicht u. ff. — 
Anm. Im Iſidor huanda, bey dem Kero wenne, bey den 


Schwãbiſchen Dichtern [wenne, im Eugl,when. Das Latein. - 


“quando if genau damit verwandt, Sur Oberdeutſchen lautet 


dieſes Wort in allen Fällen mit dem breiteren Vocal wann, im 


Miederdeutſchen wenn. Die Hochdeutſchen haben die legte ®eftalt. - 
beybehalten, das einzige dann und warn, d.i. zuweilen, ausge 


‚nommen. Von dem nicht bloß unnöthigen, fondern felbft terigen 


Unterſchiede, welchen einige unter wann und wenn machen wol... 


len, ift fchon bey Wann das nöthige gefagt worden. 


Der Wenzel, des —s, plur, ut nom. fing. rin nurim geineines se 
2, As; 


Leben Ober⸗ und Miederdeutfchlandes übliches Wort, 
-ein männlicher Taufnabtne, da es denn aus Wenceslaus ver⸗ 


kürzt, und ſo, wie andere auf ähnliche Art verſtümmelte Nabmen, 


z. B. Hans, Lranz, Toms u. ff. nur im gemeinen Leben üblich 
.ift. 2. In manchen Arten Deutfcher Kartenfpiele werden bie vier 
Buben oder Untern Wenzel genannt. In einem ſolchen Spiele, 
welches daher Scher wenzel heißt, find dieſe vier Buben die 


-Sauptwenzel,,die vier Neunen aber gemachte Wenzel, 3. Eine . 
gewiſſe Claffe von Vögeln, welche ſich durch ihre gewölbte Bruft 


von mancherlen Karben auszeichtiet, und wohin das Rothke 


chen, Blaukehlchen u.f.f. gehöret, werden Wenzel und Brufie 


wenzelgenannt,Sylvia Alein. der Buntwenzel, Syivia ver- 
ficolor Klein. und der vorhe -Wensel mit ſchwarzer Saube, 
"Sylvia rubra roßro longiori Älein. der griine Wenzel 
uf. fefind Arten davon. 4. Inden niedrigen Sprecharten wich 


der einheimifche Land: Tabak im verächtiichen Verſtande Laufe: —* 


wenzel genuanut. 
Anm. Es iſt unwahrſcheinlich, daß in allen die ſen Bedeutun⸗ 


gen der eigene Nahme Wenzel zum Grunde Liegen ſollte. Es 


ſcheinet vielmehr, daß es in der zweyten und den folgenden Bedeu: 


„tungen ein eigenes Wort iſt, welches vermittelft der Ableitung» 
ſolbe el von wenden und deffen veralteten Intenfivo wendfen ge⸗ 


bildet worden, fo dag Wenzel ein bemegliches Ding bedeuten wür⸗ 
de, welches fich Teicht wenden nnd drehen, und zu allem gebrau⸗ 
cher läßt; welche Bedeutung das at: gefegte Scherwen⸗ 
zel wirklich hat. ©. das ſelbe. 


Wer Genit, we fen, zuſammen gezogen Dat. wen, Kecnfat. 


wen, plur.car. ein Pronomen, welches eine oder mehrere Perfo- 


nen fehr unbeftimmt bezeichnet, folglich ohne Unterfchied des Ges 
ſchlechtes und der Zahl, daber es nur im Singular gebraucht 


wird. Nur muß es eine Perſon feyu, was es bezeichnen fol, oder 
doch als Perſon können betrachtet werden; ifkes eine Sache, oder 
it 23 noch ungewiß, ob es eine Perſon oder Sache iſt, fo ſtehet 
was. " (&. dasfelbein feinem Orte) Es wird auf verſchiedene 
Art gebraucht. 1. 28 ein fragendes Pronomen, nach Perfonen 
ohne Unterſchied des Geſchlechtes oder derZahl, folglich ſehr unbe⸗ 


ſtimmt zu fragen, So wohl (1) in utimittelbaren Fragen. Wer hat 


das gethan? fragt ganz unbeſtimmt ohne Rück ſicht auf individu⸗ 
velle Um ſco⸗ de. Iſt die Antwort, dein Freund, fo bezeichnet dieſes 
die Gattang näher. Will der Fragende nun das Individuum die⸗ 


ſer Gattung — ſo ſetzt welcher? die Frage fort. Weſſen 


gaus 


Er fchmeichele mir, als 


Sie ift fo gepugt, als wenn es heute 





| 
; 
di 





— 


* 





— * ’ 
* 
* 
& 
= 


* ai 


u Be 


> S 


Baus if das? Wem gehöre das! Wen hatteft du geſehen ⸗ 


Sft fragt es auch nach der Beſchaffenheit. Wer iſt die Sau ? 


“wie. heiße fie? was iſt fie? wm f. fe Wer find dieſe da? 
Wer Fann dabey gelaffen bleiben? welcher Menſch. Ia, 
wer bier hätte veden dürfen! (2) Als and in, mittelbaren 
Fragen, eine bloße Ungewißheit der Perfon zu. bezeichnen. Haft 
du noch nicht erfahren, wer fie. find? Man flehet es ihm 
gleich an, weß Geiſtes Kind ev iſt. Ih weiß nicht wen 
ich esgegeben habe. Ich weiß nicht, von wen er umge⸗ 
‚bracht worden. 

> es au fey. Welcher würde in allen dieſen Fäden ſchon 
auf etwas individuelles gehen. 2. Als ein Determinativun, 
eine unbeffimmte Perfon zu bejeichnen, auf welche ein Prädicat 
vermittelt des der zurück geführetwird, Wer Ohren zu hören 
bat, der höre, Wer rei werden will, dev fällt in Ders 
fuhung. Wo oft noch ein da dazu koͤmmt, wer da wel 
reich werden. Da fich diefe Säge inden meiſten Fällen auch 
umdrehen laffen, der far in Verfuchung, wer veich werden. 

"will, fo läßt-fih das ter fo wohl deserminative als relative 
gebrauchen, : 3. Alsein Relativum. Gebt’s, wem ihr wollt, 
wo eigentlich das Dererminatioum dem ansgelaffen iſt. 4. * 
Hs ein eigentliche: Pronomen, doch fehe unbeſtimmt, für jes 
mand; ein nur in den niedtigen Sprecharten, befonders Nie⸗ 
derfachfens, üblicher Gebrauch, der aber doch. der äftefie zu ſeyn 

ſcheinet. Es ik wer da, jemand, ch böre wen Foms 
men, jemand. —5 

Anm. Alle Pronomina gehören mit zu den alteſten Wörtern 


in der Sprache, folglich auch diefes. Es Tautet von den frür 


heſten Zeiten an hwe, hwer, im Angelf, hwa,im Nieder 
deutfchen we, wer, hf Eitgl, who, im Schwed. ho, hvar, 


Das Lateinifde quis, quae, ift genau damie verwandt. ©. 


auch Was, \ x 
Das Werbegeld,des— es, plur. doch nur von mehreren Sum⸗ 
mien, die—er; 1. Zut Werbung beftimmtes Geld. Die Wer⸗ 
begelder angreifen, 2. Buwälen wird auch wohl das Sandgeld 
ein Werbegeld genannt, 3 ; 
Der Werbel, des—s;, plur. ut nom. fing; in manchen Fällen des 
> gemeinen Lebens für Wirbel, S.dasjelbe. 


‚Werben, verb, irreg. ich werbe, du wirbſt, er wirbt, wir wer: 


ben, u. ff. Prät. id warb, Eonj, daß ich würbe; Particip. 
geworben ; ein fehe altes Wort, ehedem von einem fehr weiten 
AUmfange ber Bedeutung, welches jegt nur noch in einigen wenis 
gen Fällen gebraucht wird. 
1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsmorte haben. 
Umlaufe, oder vielmehr im Gewerbe feyn, cireuliren ; eine ſelte⸗ 
ne Bedeutung, welche mir nur in einigen Ehurfächfifchen Verord⸗ 
nungen vorgekommen ift. Don feinem in biefigen Landen ges 
Tegenen oder werbenden Vermögen, — Die von werbenden Das 
ven Mitteln fällige Zinfen. - 2, Etwas zu erhalten fuchen, 
ſich Mühe um etwas. geben, wie fidy bewerben, da denn der 
Gegenfiand um befommt, um etwas werben. Aber auch in 
diefer Bedeutung iſt es von einem fehr eingefchränften Gebrau⸗ 
&e, indem man es von der Bemühung gebraucht, ein Amt, 
jemandes Gunft, und befonders die Einwilligungeines Frauen, 
zimmers zur Ehe, zu erhalten, Um ein Amt, um einen Dienft 
„werben. Durch Drohn und Schmeicheleyen warb er um 
meine Gun, Weiße, Um eine Perfon werben, fie zur 
Gattin zuerhalten fuchen. Sür einen andern werben. Sir 
feinen Sohn um jemandes Tochter werben. S. au Anz 
werbung. ’ 

2Als ein Aetivum. ı. Durch Bemühung, durch Arbeit bes 
kommen, wir gewinnen; nurnoch in der gemeinen Sprechart 


3— 


Es iſt mir gleich viel, wer es iſt. Wer 


Im 


Wer 1494 
mancher Gegenden, Biel gen werben, einernten, gewinnen 
Daher die Seuwerbung, der Heugewiun, Heuwachs Die Müh⸗— 


le hat auf dem See die Rohrwerbung, bat das Net, Has 
Mohr zu bauen tind zu nugen. 2, Soldaten. werben, Truppen. 


‚werben, zu Kriegesdienften annehmen. Mit Gewalt werben, 


zu Kriegesdienften zwingen. Auch abſolute. Man wirbt jegt 
hier, es wird ſtark geworben. S. auch Anwerben. 
Sp auch das Werbenunddie Werbung. Das letztere viel⸗ 


leicht nur allein in der legten Bedeutung, von ı_ der Handlung deg- 


Annehmens zun Kriegesdienf. Alle fremde Werbungen vers 
bierben, RE, 

Anm, Schenim Kero und Iſidor hwerban, im Ulphilag 
quairban, im Schwed. verfva, im Niederſ. werben. Der 
erfte urfprüngliche Stammbegriff ift ohne Zweifel die Bewegung 
um feine Achfe, wovon noch Wirbel ein überbleibſel ift. Nach ei» 
ner gewöhnlichen Figur bedeutete es hernach eine jede lebhaftr Bes 
wegung, und die damit verbundene. Handlung ;: befonders gehen, 
teifen, eine der älteſten, ſchon im Kero befindliche Bedeutung, 
ferner arbeiten, durch Arbeit befommen, werben, Handelund 
Wandel treiben, wovon noch Gewerbe übrig ift, ſtreben, trach« 
ten, veruefahen, einem Ungemach werben, u f.f. Im Nie 
der ſãchſ. ift wervelik noch jetzt hurtig. Werfen ift genau damit 
vorwandt. 


Der Werbeplatz, des—es, plur.sie — plätze, der Det, die 


Stadt, wo. Truppen geworben, zum Dienfte angenommeit 
werden, 


Der Werber, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, welcher 


zum Behuf der Truppen wirbt, d. i. Menſchen zu Kriegesdienfter 
zu bekommen ſucht. Fremde Werber in feinem Lande dul— 
den, Inden Zuſammenſetzungen Brautwerber und Freywerber 
bedeutet es jemanden, der für einen andern feyerlich unr eine 
Perfon wirbt, um ihre und ihrer Verwandten Einwilligung zur- 
Ehe anbält. 


Werd, eine Infel, S. Werder, 
Mirden, verb. irreg, neutr, Präſ. ich werde, Su wirft, er 


wird, wir werden at. f. fs Conj. ich werde, u. ff.- Imperf. ich: 
würd oder wurde, du wurdeit, (ward) er waͤrd, oder 
wurde, wir wurden, ihr wurdet, fiewürden, feltener wie ' 
warden, ihr wardet, ſte waͤrden; Conj. ich wirde, u.f.f. Pars 
tieip. geworden, und wenn es das Hülfswort iſt, worden. Es 
befommt das Hülfswors feyn, und wird auf eine gedoppelte Ar 
gebraucht. 
1. Als ein eigenes Verbum für ſich, oder alsein Verbum mie 

einem vollſtändigen Prädicäte, und da bedrutet esa 

2. Meiſen, gehen, den Dit verändern, eine längſt veral⸗ 
tete Bedeutung, welche nur noch in einigen Gegenden, »B. in 
und am Dresden, in den gemeinen Sprecharten üblich ift. Krach 
Leipzig werden, reifen. tiber Seld werden, geben, Ich fese 
diefe Bedeutung voran, weil fie die concreteſte iſt, und die ads 
firacten Bedeutungen alenapl ans concreten und finulichen ent— 
fanden find. Daß fie ſehr alt feyn muß, erhellet aus dem mitte 
lern Sateine, wo exfieri, für exire, “ausgehen ‚: und. fuit, für 
ivit vorfommen. - Es feheinet in diefer Bedeutung mitfahren, , 
reifen, geben, Schwed.färdas , verwandt zu feyn. 

2, In einen gewiffen Zufland geratben, eine gemiffe Bes 


ſchaffenheit überfommen, jest die gewöhnlichfte Bedeutung. Die 


Beſchaffenheit welche man überfommt, kaun auf zwiefache Ark 


ausgedruckt werden; - 


(19 3ermittelft eines Pronominis oder Subftantiveg, 
da denn diefes alle Mahl im Nominativo ſtehet, fo daß wer den als⸗ 


dann einen doppelten Nominativ regieret, den Nominativ des‘ 


Subjectes, und des Prädicates. Salomo ward König. Was 
SHhhh = villft 


— 


4495 Bei — 


oil du werden? — ein Kaufmann, ein Gehen u. ſ. f. 
‚Chriftus iſt Menſch geworden. Kin Soldat, ein Chriſt, ein 
. Zude werden. 
sen. Dftauch ohne Artikel, befonders mit Nahmen der Titel, 
Ämter und Stände der bürgerlichen Geſellſchaft. Bonig, Rai: 
fer, Cardinal, Sürſt, Graf, Magiſter, Doctor, Bürgermeiz 
‚Her, Amtmann werden. Bürge für jemand werden... Er 
iſt mein Freund geworden. Ein Paar werden, ebelich ver: 
bunden werden, in der vertraulichen Sprechart. 
‚gern, daß fie ein Paar wurden, Gell. Es ſcheinet, daß 
werden gemeiniglich alsdann mit zwey Nominativen verbunden 
wird, wenn es fo viel bedeutet, als ſolche freywillige Handlun⸗ 
gen vornehmen, wodurch ein gefammter, — Zuſtand be⸗ 
wirket wird. 

Iſt feine Mitwirkung vorhanden, * iſt der Übergang 
nicht freywillig,fo befommt entweder das Subject die Präpofition 
‚aus, und das Prädicas bleibt im Nominative, Aus Rindern 
‚werden Leute. Aus Pflanzen werden Baume. Aus sem le= 
bel wirdendlich Regen. Es wird nichts aus der Sache. Was 
wird aus der Sache werden ?! Was wird endlich ausdir wer= 
den? Denken fic, was aus ihm werden würde, wenn man ihn 
bekame, wie esihm ergehen würde, 

Dderdas Subject bleibt im Nominativo, und das Pra⸗ 
dicat bekommt die Präpofition zu, da denn dieſes ale Mahl mit 
dem Artikel, wenn einer ſtehen ſollte, zuſammen gezogen wird, 
Du wirft endlich noch zum armen Manne werden. Cajus 
iſt / zum Bettler geworden. Sie it zur Witwe geworden, 
wo man aber noch häufiger fagt, fie it Witwe geworden. Das 
Holz if zu Stein geworden, ift in Stein verwandelt worden. 
Das Eis iſt zu Waller geworden, 
Waffe geworden, figürlich, ift mir vereitelt worden. Zu Nichts 
werden. ‚Zum Sprichworte werden. Zr wird mir fehr sur 
Lafi. . 

Mein Leben felbft wird mir sur Laft; 

Und meine Klagen werden Thränen, Gell. 


Eine befondere Art des Ausdrudes ift: Die Sache ift mir zu 


Theil geworden, ich habe fie befommen. 

Diefe Arten, das Subject oder Prädicat zu Segeichnen, 
find nicht wilführlich, fo dag man nach Belieben eine für die an« 
dere fegen könnte, welches nur in den wenigften Fälen angeben 
wird. Go fann man zwar fagen, aus dem Eife wird Waſſer, 
und. dag eis wird zu Waſſer; allein.es hat doch jedeihre eigene 
ſchwache Nebenbedeutung, welche in der uimftändlichen Bezeich⸗ 
sung entweder des Subjectes, oder des Prädicates vermittelfk ei⸗ 
ner Präpefition zu liegen fcheinet, daher diefe Nebendeutungen 
‚nicht ale Mahl verwechfelt werden fönuen, 
Fällen der vertraulichen Sprechart befommt das Subject auch 
wohl die Präpofitionmit, Wie wird es mis mir werden ? wie 
wird es mir ergeben ? 

(2) Bermittelft eines Adrerbii,und zwar ohne Unterfchied 
des thätigen oder leidenden Verhältniſſes; da denn das Subject 
am bäufigften im Nominative flehet. Die Sache muß anderg 
werden. Sie wird nun einmahl nicht anders. 
wird immer ſchlimmer, übler, ärger, beſſer, verwickelter u.ſ.f. 
Größer, kleiner, kürzer, länger, weiter, enger werden. Arm 
reich, weife, gelehrt, Flug werden, Er ifi Frank gewor:- 
den. Dos Branfe iſt gefund geworden. Eiferſüchtig, 301: 
nig, böfe, luſtig, verliebe, ohnmächtig, ſchwanger wer— 
den. Blaß, roth werden. Einem feind werden, einem 
gut werden, anfangen, ihn zu haſſen, zu lieben. Es wird 
noch alles gut werden, einen: guten Ausgang gewinnen, 
Einer Sache gewiß werden, fish davon überzeugen, Gewißheit 


Kine Tonne, ein Mönd, eine Braut wer: 


Ih möchte : 


Empfindung. 


Glück, diefes Vergnügen u. ſ. f. nicht erhalten, 
. Arten des Ausdruckes mehr. Ineinigen Fällen, befondersinder — 


Die Sache ift mir zu . 


werden, er foll fie befonimen, 


An einigen wenigen. 


Die Sache 


J — * * 


Re Be 


‚davon erlangeit, 


1496. 

Er * mir — 

der. Ks iſt wahr geworden, iſt eingescoffen, Befondere Ars 
ten des Ausdruckes find: Lines Dinges anſichtig werden, es 
gewahr werden, es erblicken. Etwas inne werden, es em⸗ 

pfinden, mecken. Die Zeit wird mir lang, dauert meiner 
Empfindung nach lange. Einer Sache los werden, fih von 
ide als einer befihwerlihen Sache trennen® Dielleicht werde. 
ich feiner defto eher los. Zuweilen auch mit dem Arcuſative. i 
Rönnte ich doch den verzweifelten Titel los werden! Einer 
Sache habhaft werden, fiein feinen Befig defoinmen.- IH " 
Fann nicht Plug daraus werden, kann mich darein nicht finden, 
den Zuſammenhang nicht einfeben, Mr läßt es ſich fauer wer: 
den, gibt fich viele befchwerlihe Mühe. Ingleichen unperfönlich 
mit dem Dativeder Perſon, wo das es den Nominativ des Sub ⸗ 
jectes vertritt, Es wird mir leicht, wird miefchwer, Wenn 
es mir auch noch fo. fauer werden follte. Es wird mir immer 
gewiffer, daß die Briefe verloren gegangen find. Es wird 
mir übel, es wird mit beffer, von der unmittelbaren phyſiſchen 
In einer andern Bedeutung ſagt man, es wird 
beſſer, ſchlimmer mit dem Kranken, er beſſert, verſchlinmert 
ſich. Es wird mir angſt, bange, oder mir wird bange. Es 
fol dir fo gut nicht werden, du ſollſt diefen Boriheil, diefes 
Und ähnliche 


Einem untreu werden. 


höhern Schreibart, ſtehet das Subject im Genitive,doch ver muth⸗ 
lich nur mit den allgemeinen Zablwörtern, viel, wenig nf. 0 
Des libels wurde mehr, des Guten wurde minder, Duſch. — 
Wo aber auch die vorige unperſonliche F Form zum Grunde hist, 
es wurde es Guren mehr. 

(3) * Bermittelft eines Infinitives; eine im RE 
ſchen veraltete Form, welche aber ehedem fehr Häufigwar. Des’ 
Tewrdank ſcheffman graufen ward, Theuerd. er empfand ein 
Graufen, es fing ihn an zu grauſen. Behr, das Imperfeet \ 
auszudruden. Er ward fallen, er fiel, 

3. Den Fortgang einer Sache, den — Erfolg zu des 
zeichnen ; da deun das unperfönliche es den Nominativ des Sub- 
jectes ausdruckt. Wie wardes denn weitet 2. wie ging es wei⸗ 
ter? gören fienur, wieesward. Diefe Bedeutung iſt doch nur 
der vertraulichen Sprechart eigen. 

4. In jemandes Beſttz kommen, ihm widerfahren mit dem = 
Dative der Perſon. Diegalfteder Summe foll dem Ungeber 
Was recht if, ſoll dir werden. 

Euer Lohn ſoll euch werden. Was wird mirnun dafür? was 
befomme ich dafür? Meine Soyderung muß mir edle doch \ 


werden. ; 
Rann ihre Sunf mir werden, N 
So hab’ ich alle Welt, Dvis, ; y 
Wenn mir die Amſel wies, fo bleibt Montan doch Sein, 


Gel, 
Ew. —Schhreiben iſt uns zurecht geworden, wir haben es 
richtig erhalten, in den Kanzelleyen. Inder R. A. eines andern 
werden, in eines andern Beſitz gerarhen, ſtehet die Perfon im 
Genitive, welcher Eafus aber. von den ausgelaffenen Subſtanti⸗ 
den Braut, Gattinn u. f. f. berzurühren ſcheinet, weil er fi in 
audern Fällen wohl nicht Leicht gebrauchen läßt. "Sragen fie Lie: 
ber, was er fagen würde, wenn ich eines andern werden 
follte, Weiße. x 
5. Wirklich werden, entſtehen. (1) Unperfönlich, mit dem 
Nominative des Prädicates und dem es des Subjecteg, Es wird 
Lärmim Zimmer, es entftehet ein irm. Es wird Rrieg wer- 
den. / Wird es nicht bald Sriede werden! Es wird Tag, 
Kat, Morgen, Abend. Es wird bald Sommer, bald’ 
: Winter, 











1497 Ber 
Wingen,, — Es wird in dieſer Bedeutung nur mit einigen 
Sub ſtantiven gebraucht, die man daher nicht willführlich vermeh⸗ 
ren darf. Dahin gehöret auch der Ausdruck, dazu kann Rath 

2 werden, dazu ſoll ſchon Rath werden, dazu werden ſich Mittel 
ausfindig machen Inffen. (2) Pe fönfich ‚ mit dem Rominative 
des Subjectes, welches wirklich wird ; eine feltnere Bedeutung, 
ohne Ziveifel, weil der Begriff des wirklich Werdens durch das 
bloße Berbum zu kurz und mager, vielleicht. auch nicht beſtimmt 
genug ausgedrudt wird... Gott ſprach, und die Erde ward. 


Wer bin ih! Wie wars ih? Son dem Participio werdend. / 


©. die Anmerkung. 

6, Dauern, vonder Zeitdauer ; wo es aber eine Verwech⸗ 
felung mit währen zu ſeyn feheinet. Wie lange wird es 
werden, fo bringen fie mich -um meinen Brautigam? Bif- 
fer, währen oder dauern. Es wird nicht lange mehr mit 
mir werden, ich werde vermuthlich bald ſterben; wofür Gellert 
ausdrücklich fagt: ih denfe, es wird nicht lange mit mir 
wahren. 

11, Als ein Hülfswort, wo der. allgemeine Begriff des Gera- 
„tbens in einen geiwifjen Zuftand gebraucht wird,manche der Deut⸗ 
ſchen Conjugation fehlende Verhältniſſe der vollſtäudigern Latei⸗ 
nifchen Conjugation zu umſchreiben, da denn der allgemeine Bes 
griff des werden entweder duch dag Participium der vergange- 

nen Seit, oder auch durch den Infinitiv eines andern Verbi, näs 

ber beſtimmt wird. . In diefer Geſtalt lauter das Mittelwort der 

" vergangenen Zeit ale Mahl worden für geworden. Es wird 
ein Hülfswort auf gedoppelte Art gebraucht. 

1. Den Begriff der Künftigfeit des Begriffes eines Verbi, 
oder das Sururum, zu bezeichnen, twelche die Deutfche Eonjucar 
tion nicht unmittelbar an der Wurzel des Verbi bezeichnen fann, 
wie die Lateiniſche, ſondern ihn durch werden umſchreiben 
muß. 

* (3) Eigentlich, oder dieſen Begriff der Künftigfeit allein, 
und ohne allen Nebenbegriff, und zwar fo wohlim Acıivo, als 
‚im Yaffivo, da denn in beyden Fällen eigentlich ein brepfachrs 
Futurum Statt findet. (a) Das Sururum abfolutum, wel- 

> bes ohne Rückſicht auf eine andere Handlung gebraucht wird, 
mit dem Infinitivi eines’andern Verbi. So wohl im Active: 
ich werde Fommen. Morgen werde ih dich fehen. Als im 
Dafjivo: morgen wird die Sache vorgenommen werden. 
6) Das Zuturum exaetum, in Rüdficht auf eine andere 
Sandlung, in deren Brtrachtung fie als vergangen angefchen 
„wird. Im Activo: wenn ich ihn werde gelober haben, fo wird 
ev lächeln; wenn ich es werde gefeben baben, dann will ich 
urtheilen. Im Paſſivo: wenn die Sache wird unterfuchtfeyn, 
dann wird ſich darüber urtheilen laſſen. (c) Tas Suturum 
imperfecto mirtum, welches ſich doch mehr auf eine Unge— 
wißheit, als auf eine Künftigfeir, bezieher, und daher nur im Eon⸗ 
junctivo gebraught werden fann, Im Activo: ich würde es 
glauben, wenn er mich nicht fo oft belepen hätte; ich würde 
es ihm gegeben haben, wenn er esyerlangt hätte, Fürger : ich 
hätte e8.ibmgegeben, wenn n.1.f. So aud im Paffıwo: ich 
wurdefeyn bezahle worden, (fürzer, id; wäre bezahlet worsen,) 
wenn ich es verlangt hätte. 
(2) Figürlich, oder mit allerley Rebenbegriffen, welde 
beſonders in der vertraulichen Sprechart ſehr genöhnlich find. 


Und zwar a. mitdem Nebenbegriffe fer Vermuthung, welche denn \ 


gern in eine Frage eingefleidet wird; auf welche Art fo wohl 
das Suturum abfolutum, ale dag eracrım , gebraucht wird. 
Sie wird bey Seinem Bruder ſeyn. Er wird doch kommen? 
Sie wird nunmehr doch rubig feyn ? Oder: ſte wird nunmehr 
doch iwubig geworten feyn, Damẽt wird von dem Kuß doch 





Ber 1408 


munter — ſeyn? Gel, Sie wird ſich wohl einmabt ? 
am Bilde legen wollen, eben derf. Oft noch mis dem Neberibe- 
geiffe eines Berweifes. Du wirft doch wiffen, ob du es gethan 
bafl. Oder des Wunfches, daß die Vermuthung ungegründer 
fopn möchte, Du wirft es. ihm doch nicht gefagt Haben ? Oder 
auch des Wunſches, daß fie gegründet feyn möchte. - Du wirft es 
ibm doch gefagt haben? b. Mir dem Rebenbegriffe des Verlangens 
nach dem Ende eines Zuftandes, deffen Fünftige Fortdauer mar 
voraus fichet; mit, dem Futuro abſoluto. Wie lange wer: 
de ich noch nach dir ſeufzen! Ach, wenn wird er doch Fommen? - 
e. Mit dem Nebenbegriffe oder vieimehr Hauptbegriffe eines ger 
linden Verweifes, indem fich der Begriff der Künftigfeithier völ⸗ 
lig.verliöret; mit dem Futuro abfoluto. Wer wird denn 
beändig fingen! Wer wird auch f abergläubig feyn ! Wer 
wird den Augenblick gleih voller Argwohn feyn! Gel. 
Heugieriger Myrtill, wer wird. nach allem fragen! eben derf, 
d, Mit den Nebenbegriffe einer mir Zweifel und Hohn vermifch“ 
ten Bermunderung, vermittelfi des Futuri eraeri, Von Per: 
fon hat fie mir gefallen , ich werde aber nicht getacht bez 
ben, daß eine fo ſchene Perfon nicht reden Eann, Gel. Auch 
mit einem bengemifchten Verweiſe. Ich werde es gewiß niche 
gefeben haben, da er dich vorhin im Vebenzimmer Füßte, 
eben derſ. ec. Mit dem Nebenbegriffe des Spottes über eine uns 
wahrfcheinliche Sache. Er wird wohl mit einem Stiefel ges 
titten ſeyn! und was dergleidyen verſteckte Mebenbegriffe wehe 
find, welche ſich leichter empfinden, als durch Worte deutlich ma⸗ 
den laſſen. 
2. Den Begriff des leidenden Verbältniffes. eines Verli zu 

bezeichnen, da es denn gebraucht wird, dag ganze Paffivum der 

Lateiniſchen Conjugation gu umfchreiben, indem es in der Deut⸗ 
"fen völlig feblet. Ex wird fehr verfannt. Es ward gefagt, 
Du wirft geehret werden uf. f. 

Anm. ꝛ. Wenn der Vocalder Wurzel in diefem Berko e iſt, 
fo lauter vg im Fochdeutſchen alle Drahlacdehnt : ich werde, 
wir werden, ibr werdet, werden. Sehet er aberin einem ane 
tern Voral über, fo wird er gefehärft: du wirſt, er wird, ich 
ward, ich wurde, grw seden, Letzteres geſchiehet nach der Negef, 

. daß zwey unmittelbar auf einen Xocal folgende Eonforanten 
denfelben fchärfen ; erfteres gründet fi aber vermuthlich auf die 
Abſtammung vonid war, vielleicht au; von währen ; daher in 
"Art, Arzt, Erde erſt, das Erz, die Fahrt, Sährte, Geburt uff. 
aͤhnliche Ausnahmen Statt finden, welche ſich —— auf 
die Abſtammung gründen. 

Anw. 2. Wenn dieſes Verbum das Sülfswort iſt, fo Tanker es 
im Karsiciy. Fräteriti, ohne Auenahme, worden, aufer dem 
aber nach der gewöhnlichen Regel geworden. Da nun das Im⸗ 
perfect auch anf eine doppelte Art gebildet wird, ich ward, und 
ich wurde, fo haben einige diefe Formen auf ähnliche Art untere 
ſcheiden und wurde auf das Hülfewgrt einfchräufen, ward aber 
in ben übrigen Fällen gebrauchen wollen, Allein beyde Fälle find 
fi nicht aleich, uud können daher ach nicht aus einem und eben 
demfelben Gefichfspuncte betrachtet werden, Wenn das Varsicie 
pium von werden dag Hülfswort ift, fo ift es ale Mahl m einem 
endern Participio Präterifi berbunben, welches ber 9% fein 
Auanıcnt hat, daher geworden das feinige, uni des Mobiflanees 
Willen, verlieret ; ich bin geliebt worden, für gelicht geworden. 
Allein in ward und wurde findet nichte dergleichen Start, ſon⸗ 
dern dieerfie Form ift eine Folge der inznier fortfchreitenden Aus⸗ 
bildung der Sprache, welcheſunter ondern auch in vielen irregulä⸗ 
ven Verbis das tiefe 0 und u mit den angenehmern. a vertauſchet 
bat. Man fagt jest nicht mehr, ich begonn, berg, borſt, 
bund, drung, empfund, fund, gelung, gole, gewenn, 

SH656 3 Hung, 





- rn — 


1499 — | 
ung, zung, ſchwung, fung, zwung, u ſ. f. fondert, ber 
mann, barg, barft, band, drang, empfand, fand, ‚gelang, 
galt, gewann, Plang, vang. fhwang, fang, zwang, Eben dir 
fe Urfache bat auch ward für wurde eingeführet ; allein es {eis 
net, daß man in Anfebung desfelben wieder ſteben geblieben ift, 
indem wurde nicht allein no ſehr gangbar geblieben ift, fondern 
auch ward faft nur inder erfien und dritten Perfon des Singus 
Fars üblich geworden ift. In der zweyten ift wardſt freplich hart; 
allein diefer Härte iſt leicht duch wardeft auszuweichen, fo wie 
man ihr in dur wurdeſt, barſteſt, galteſt, cangeft, fangeft, ban⸗ 
deſt u. ff. gleichfalls duch e anszuweichen weiß. Uber 
die findet diefe Härte im Plural nicht Statt, und dog find, wir 
wärden, ihr wardet, iewarden, bey weitem nicht fo üblich, als 
wınden. Ich Fann mir dieie Ungleichheit nicht anders, als 


zarch einen Süllſtand in der Eultur der Sprache in Anfehung dies _ 


feg Verbi, erfläcen. Wenigftens würde es aufalleFälle unerlaubte 
and unſchicklich ſeyn, einen willführlichen Unter ſchied zwiſchen 
ward und wurde zu machen. Daß der Conjunetiv noch der alten 


Form folget, ich würde, und nicht, ich wärde, darf nicht befrem⸗ 


den, weilder Conjunetiv und das Partieipium die neue Formims 
mer am ſpäteſten annehmen ‚ daher auch noch gölte, hülfe, f&höl: 
te, föhle, Hürde, verdüche, würde u. f. f. üblich find, eb wir 
gleich im Indicative Iange nicht mehr golt, bulf, ſcholt, ſtohl, 
£urb, verdurb, und wurd fageı. 
Anm. 3. Das Participium Präfentis werdend ift im Hoch⸗ 
deutſchen eigentlich eben fo wenig üblich, als ſeyend. Allein die 
Dberdeutfchen Kanzelleven gebrauchen es häufig : die täglich be= 
fchwerlicher werdenden Unruhen. Unfere neuern Dichter haben 
es in der Bedeutung des ®ntftebens einzuführen gefucht. Das Bild 
der werdenden Sva, Klopſt. Wo um den drohenden Sels die 
werdenden Donner fich fammeln, Sad. 

Anm, 4. Die Hülfswörter haben und ſeyn Fönnen in manchen 
Fällen ver ſchwiegen werden; allein werden niemahls, außer, wenn 
es ben mehreren verbundenen Verbis wirderhohlet werden follte, 
da es denn nur Ein Mabl geſetzt werden darf. Du wirft neliebt 
und gelobtwerden. Nur muß das werden nid: Ein Mahl 
das eigene Verbum, und das andere Mahl das Hülfewort, 
auch nicht Ein Mahl das Hülfewort “des Futuri, und das 
andere Mahl des Paſſivi, ſeyn. Folglich nicht: die Derbre: 
her, welche fharf bewacht , und ihren verdienten Lohn em= 
pfangen werden; wo daslegte werden, als ein Hülfswort des 
Futuri,das ausgelaffene ungleichartigeHülfswort desPaffivi nicht 
vertreten kann. Überhaupt vermeide man. fo wohl grammatifch 
fehlerhafte, als auch den Wohlklang beleidigende Arten des Ge⸗ 
brauches diefes Hülfswoetes. Die Streitigfeiten feheinen no 
fo bald nicht beygelegezu werden, .ift fehlerhaft, weil bier ein 
Hülfswört- fehlet; folglich beffer: es ſcheinet nicht, Haß die 
Streitigkeiten ſo bald werden beygelegt werden, oder daß 
fie fich ſo bald werden beylegen laffen. Er zeigte, wie uns 
glüflich die Leute werden werden, wenn ſie ſich nicht beſ⸗ 
fern, beffer, ſeyn werden, oder werden müflen, x 

Ham. 5. Diefes Verbum lautet ſchon von den frübeften Seiten 
er  :rden, bey dem Uphilas wairthan,im $sländ. werda 
und Schwed. varda. Esifivermutbiich ein Abkömmling von 
dem alten wara, feyn, wovon noch unfer war iff, da benn der 


dunfele Unterfcheidungsbegriffdurch den alten Ableitungslaut d 


bezeichnet worden, a ut, 

Der Werder, des—s, plur.ut nom, fing, eine Infel in einem 
Zluffe, ein michr in dem geſellſchaftlichen Umsange vieler Provin⸗ 
zen, befonders Ober: und Riederdeutſchlandes, als in Schriften 
üblidyes Wort, in welchen legtern man das allgenieine Infel vor« 


aichet, Es lauserum Bremen Werel, in vielen Gegenden aber 


- über den Tslpel werfen, noch niedriger, . 


TRENNT TIDEn 
ERrmUEN 


—— 


Vyar 


ar a TEE Fe Fe 


$ * — — 
ohne; Ableitungsſolbe nur Werd, Wörth und wuhrt, wovon ' 
das erſte unter andern Ezech. 26, 5 vorkommt, Der Stammbe 


griff iſt die Höhe oder Erhöhung, da denn diefes Wort zu Bär, 
fo fern eseinen Danım ‚bedeutet, - Wehr, ein Damm, - Oberd, 


Wuhr, uund zu Warze gehöre. Im Micderf, ift noch jetzt 


Wuhrt ein erböhetes;, mit Gras bewachfenes Erdreich, ein 
grüner Hügel, und im: Angelf, bedeutet Warth, dag Ufer, 
gleichfalls von der Erhöhung, in Rückſicht der Wafferfiäche, Bon 
diefen Auhöhen Haben auch das Land Würden au ber Weſer, und 


die Wurfaten , die in niedrigen Gegenden auf folden Anhöben 


wohnen, ihren Rahmen, Bon diefem Begriffe der Anhöhe iſt es 
eine bloße, und zwar ſehr gewöhnliche Figur, wenn eine Haus. 
und Hofftelte in den niedrigen Gegenden Riederfachfens eine 
Wurhrer genannt wird, weil mandafelbff auf ſolchen Auhöhen zu 


bauen genöthiget ift, um vor dem Waſſer ficher zu fepm. Au Dos 


nauwertb, Raiferswerth und andern eigenen Nahmen 


| in die 
legte Hälfte auch Fein anderes als diefes Wort, < = 


Werfen, verb. irreg. act. Präf. ich werfe, du wirfk, er wirft, 


wir werfen,u.f.f. Conj. werfe ; Inıperf. warf, (ehedemwurf,) 
Conj. würfe; Partieip. geworfen. 


zwar: 
1. Eigentlich, da es denn in der edlern Sprechart für das nie⸗ 


drige ſchmeißen gebraucht wird. Es wird am hauftaſten von Dins- 
„gen gebraucht, welche man aus freyer Hand wirft: einen Stein 


in das Waffer, Yols ins Seuer werfen; aber auch in manchen 
Fällen, wenn diefes Werfen verwittelſt künſtlicher Maſchinen ger 
ſchiehet: Bomben werfen, Bomben in die Stadt werfen. Übers». 
haupt wird entweder die Sache, melde man wirft, inden Aecu⸗ 
fativ gefest, da denn derterminus ad quem eine Präpefition 


Befonmt. Einen Stein nach jemanden werfen, den Stein in 
„das Waffer, den Ball an die Wand, das Gerreide in den 


SIuß, die Waaren über Bort werfen. Etwas von fich wer⸗ 
fen. Einem etwas vor die Lüſſe werfen. Das Los über etwas 
werfen, Die meiſten Yugen werfen, im Würfelfpiele, Ei— 
nem etwas in den Weg werfen, ibm ein plötzliches Hinderniß 
verurfahen, Oder derterminus ad quem ſtebet in dem Ac- 


eufätivo, da denn diegeworfene Sadjedie Präpofition mit bes 


kommt. Jemanden mit Rorb, mit Steinen werfen. Sich 
mit Schnee werfen. Jemanden die Augen aus dem Ropfe 


werfen. Zumeilen befommen bepde eine Präpofition: mit Stei⸗ 


nen, mit Koth nach einem werfen. Mit Scheltworten, mit 
Lateiniſchen Broden uff. um fih werfen, fie häufig ger 


Brauchen, 


2, In theilg weiterer, theils engerer, theils figürlicher Beden, 
tung. (2) Zürfioßen. Jemandenzu $odenwerfen, ibn flo» 
gen, dag er zur Erde fällt. Einen über den Haufen werfen, 
in der vorigen Bedeutung. Den Staat, die Gefege, u. f.f. 
über den Saufen werfen, eine niedrige Figur. 
einen " Einfältie 
gen bintergeben. (2) Mit Heftigfeit oder Geſchwindigkeit bewe⸗ 
gen, in vielen einzelnen Fällen. Jemanden in das Gefängnig 
werfen, ein barter Xusdrud, Truppen in eine Seflung 
werfen, die Truppen haben ſich in die Seftung geworfen, Mi: 
nen Mantel, die Kleider über fich werfen. Sie warfden nächt⸗ 
lichen Anzug von ihren Schultern. 
die Knie, fich ihmsu Süßen werfen. Sich auf dag Bert, in 
den Wagen, in einen Stubl, unter einen. Baum werfen. 
Sic jemanden um den als werfen ihm um den Hals fallen, 
Sic einem in die Arme werfen, ihn ſchnell und mir Heftigfeit 
umarwen;z and fgrlich , ficb ganz feiner Gewalt, feinem Schutze 
anvertrauen, Die Strafe in die 5öhe werfen, mit —— —* 

En nen 


Sich vor jemanden auf 


Es bedentet, einen Me A 
per mit Heftigkeit durch den freyen Luftraum forttreisen, und. 


Temanden 





10 Ber * ERSTE Der 1502 


„denen Stolz durch — Erbebung des Lopfes an den * le⸗ 2 Dir wärfte, — — in einigen Gegenden, ein Rahme 
gen. (3) Oft berſchwindet auch der Begriffder Geſchwindigkeit - „der Korurolle, oder des fichenden Getreideſiebes. Won dem Vers 
‚and der Heftigfeit, und da Meibt der bloße Begriff der Bewegung bo werfen, weil’das Getreide dadurch geworfen wird. 
„ oder der Kichtung übrig. in Börper wirft emen Schatten, Die MWerftenbänge, plur.die—n, bey den Tuchmachern, ein 
wenn er iin mat. Das Zolz wirft fi, wenn es von der Wit Geſtell, das geleimte Werft, oder die Kette zu den Tüchern dar⸗ 
j “ terung feumm gezogen wird. Einen Blick auf jemand werfen, auf zu trocknen. 
ibnanfeben. Die Augen auf etwas werfen, fo wohl aud,esam Mer Werftzähler, des —s, plur.ut nom. fin 8. ben verſchiede⸗ 
feben, als ein Verlangen darnach nähren, Die Schuld auf je⸗ nen Arten der Weber, eine Perfön, welche die Gänge und Fäden 
manden werfen, ſchieben. Yaß, Liebe, Zorn auf jemanden des Aufzuges zählet. 
werfen. (4) Bey deu bildenden Künſtlern wird werfen vonder Der Werftkäfer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art Käfer, 
Anordnung der Falten und Umeiffe eines Gewandes gebraucht. welche ſich auf der Werftweide aufhält, Chryfomela caprea 
„Kin Mahler wirft feine Gewänder gut, wenn er ſie natürlich Linn, 
anordnet, Ein wohl geworfenes Gewand. (5) Jemanden Die Werftmotte, plur. die —n, eine Art Motten, vieleicht 
werfen, feinen Banterott, feinen Untergang verurfächen ; eine auch von dem Orte ıhres Aufenchaties, Phalaena Geometra 
Ellipſe für zu Boden werfen. Dieſer Wechfel har ihn gewor⸗ undulata Linn. 
fen, (6) Von vielen vierfüßigen Tpieren ift werfen fo viel als Der Werftſtrauch, des —es, plur. die — ſträuche, an einigen 
Junge gebären, da es denn fo wohl als ein Neutrum, als auch als Orten ein Nahme der Baumwollenweide. 
ein Aetivum, gebraucht wird, für das niedrigere jungen. Die Die Werftweide, plur. die —n, in einigen Gegenden, ein Nah⸗ 
zundinn bar geworfen, fle hat ſechs Junge geworfen. Bon ine der Saalweide,, Salix caprea Linn. oft auch nur die 
vielen Thieren hat men eigene Verba, 3.8. fühlen, Niederf. foh— Werfte, (S,diefes Wort.) Werfeweideift eigentlich eine Zav⸗ 
den, Ealben, ferkeln; welche aber unedler find, als werfen. Aus tologie, 
fer dem ift das allgemeinere werfen für die beſondern Verba Das MWerfzeug, des —es, plur. die —e, ein allgemeiner Nab⸗ 
 nothwendig , wenn der Rahme des Gebornen mir ausgedrudt ine der vor Erfindung des Schießpulvers üblichen Mafchinen, 
wird, d. i. wenn das Verbum active ſtehen ſollte. Die Sturte große Pfeile, Steinen ſ. f-damit zu werfen; auch Wurfzeug. 
‚bat ein ſchones Süllen geworfen. (7) Bey den Zalkenieren ift Das Merg, 5.1. Werk. 
werfen, von den Falken gebraucht, den Leib ausleeren, als ein Das Werk, des —es, plur: doch nur von mehrern Arten 
—— uud Quantitäten, die groben verivoerenen Fäden, welche bey 
„Daher das Werfen, ©. auch Wurf. dem Hecheln von dem Flachfe und Hanfe abgeben. . Slachs- 
. Anm. Von den älteften Seiten an ſchon im Hberseuttäen wert, Hächfenes Werk, banfwerk, hanfenes Werk. An der 
-werfan,imRiederd. warpen, bep dem Ulphilas wairpan, im Monfeeifhen Gloſſe Auuirchi. Es iſt aus Werrich zufamnten 


Schwed, und Isländ. varpa, im mittlern Lateine guerpire. gezogen, eigentlich verworrene, unter einander geworrene Fäden 
«©, aud Wirbel und Werben, welche won Zweifel damit ver⸗ zu bezeichnen, daber es auch von vielen Werg geſchrieben und ge⸗ 
wandt find, ſprochen wird, wofür doch Werch analogiſcher wäre. Da dieſes 


. Das Werft, des —es, plur. die —e, diejenige Anfialtan eis More mit dem folgenden fehr oft Mißdeutung machen kann, 
nem ſchiffreichen Waffen, wo Schiffe gebauet und ausgebeffert (+. B.Sarnıfwer? kann hänfene Arbeit, ingleichen Zanf als ein 
werden; auch das Sciffewerft, Im Nirderf. und Holänd. Collectionm, und Werrich von Hanf bedeuten,) fo würde ih das 
Warf und Werk in Shwed,-Hvarf. Esbedentet, ſo wie Werd volffändige Wervich alle Mahl vorgiehen, wenn nicht das Ad⸗ 
und Werder, eigentlich einen erhöbeten Det, und iſt von diefen jectivum werfen, von Werrich, ſchon allgemein wäre, wofür ih 
nur in der Ableitungsſylbe unterfieden. Im Angelfähfifhen wevrichen oder werchen ſchwerlich werden einführen laffen. Im 
iſt Wharla, das Ufer, und das Riederfächf. Warf bedeutet nicht Niederfächfifchen wird das Werkgeide genannt, worunter man 
allein einen jeden Pügel, fondern auch ein durch Bolliverf befe⸗ doch eigentlich nur dag feineye Werk. von der zweyten echel, oder 
ſtigtes Ufer. das fo genannte Mittelwerk verſtehet. 
2 Das Werft, des —es, oder die Werfte, plur. inuf, by 2. Das Werk, ded —es, plur. die. —e, Diminnt. Werken, 
den Webern mancher Provinzen, der Aufzug des künftigen Ge⸗ Dberd, Werklein, ein ſehr allgemeines Wort, wofür daher in den. 
webes, die Kette. Das ſächliche Geſchlecht iſt in den meiſten Ge⸗ meiſten Fallen beftimmtere üblich find. Es bedeutet: 
genden das arwöhnlichke ; im weiblichen kommt es 3 B.Mof.ı3, 1, Eine äußere Handlung in derengffen Bedeutung, eine voll 
‚ 48. vor. Es ſcheinet entweder von werben abzuffammen, fo fern brachte Verrichtung; am häufigften inderTheologie und der biblis 
es ehedem arbeiten, bewrgen, weben u. f.f. bedeutete, oder auch {hen Schreibart. Gute Werkr;redtinäfige Handlungen. Ein 
don werfen, weil der Einſchlag dadurch geworfen wird. In man gutes Werk, ein chriſtliches Werkverrichten. Lin Werf der 
hen Gegenden beißt diefer Einfchlag das Werfr, und dann fheie Tiebe, der Barmberzigkeit. Böſe Werke. Werke des Sleis 
net es unläugbar von werfen abzuſtammen. ſches, der Finferniß uff. in der Deutfchen Bibel, Ein rift: 
Der Werfebrich, des—es,plur, die —brüche, bev sn Zuchma⸗ AUiches Werk vorhaben, zum Abendmahl geben wollen. Die 
chern, Fehler indem Suche, welche von geriſſenen und nicht wie ⸗Woerke Gottes, inder Theologie, die Schöpfung, Erhaltung und 
der gefnüpften Fäden, fo wohl in der Kette, als dem BASE Regierung der Welt, die Erlöfung und Hriligung. 
entfleben; von 2 Werft, “ 2. Der Zuffand,da etwas wirklich gemacht oder hervor gebracht 
- 1, Die Wirfte, plur. die —n, ein nur in einigen ——— ütbli⸗ wird ; ohne Plural, und nupin einigen einmahl eingeführten R. A. 
es Wort, den Weidenbaum, die Werde, und verfchiedene Arten —— ins Werk ſtellen oder richten, es ausführen, eaſien⸗ 
derſelben zu bezeichnen. Beſonders führet die Saalweide in gen. Zn Werke richten, im gemeinen Leben für dag vorige. 
! manden Gegenden diefen Rahmen. Es ift urfprünglich ein 3. Die Arbeit, Anwendung feiner Kraft, auf ne unbertimmte 
Slaviſches Wort, welches duch die Wenden in Deutſchland Art, ſo daß es den Gegenfkand und das Prodict dunkel mit in fich 
eingeführet worden. Im Böpmifhen heißt die Weide Wrba. ſchließet; ohne Plural. Das Werfeinfellen. Das angefanges 
S, Werftweide, \ 5 ne Werk vollenden · Kb iſt ſchon im Werke, in der Arbeit, es 
wird 





1 508 Ber ER 
wird daran BR Be Das iſt nicht Eines — Wert, 5. 
zu reichen die Kräfte Eines Menſchen nicht hin. Die e legte Han) 

„an das Werk legen. - Das Merk liegen laffen. 
ſchreiten, gehen, greifen, an das Wer? gehen, eine Arbeit an- 
fangen. Das if mein Werk nicht/ ich berrichte dergleichen nicht, 
und in noch weiterer Bedeutung, id hade feine Neiguug day 
Somplimente find mein Werk nicht. 
4. Ein hervor gebrachtes, zur Wirllichtkeit gebrachtes Di, ig, ein 
Produect. 

(1) In der weiteſten Bedeutung, oh Unterſchied, wie ſie 
find heroor gebracht worden. . So heißen alle endliche Dinge 
Werke Gottes. OasWerk lobt den Meiſter. Die zreundſchaft 
at in den meiſten Sällen ein Werk der Natur und des Umgan— 
ges. Dieſe Eitelkeit it das Werk feiner. Scpmeicheley. Die 
Vorzüge, welche fie an mir loben, find ganz ihr Wert, A dag 
fie ganz ihnen zu danken. Lin fünfiliges Werk. 

(2) Im engern Verſtande, von befondern Aeten durch 
Kunft hervor gebrachter Dinge. (a) Ein Gebäude wird oft ein 
Werk genannt, 
neue Werk, ift in vielen einzelnen Fällen, das neue Gebäude. 
6) Bruffwehren und Gräben zur Beriheidigung, Seftungswerke. 
Werte aufwerfen. - Lin Außenwerk, ßornwerk, Kronwerk 
u. ſ. f. Die feindlihen Werke fihleifen, die Verf Hanzungen, 
ts) Eine fünftliche Maſchine. Befondersinden Zuſa mme iſetzun · 
gen, Uhrwerk, Orgelwerk, Fuhrwerk u, ſ. f. welche, wenn kein 
Miß verſtand zu beſorgen iſt, auch uur das Werk ſchlechthin ge⸗ 
nannt werden. Ein altes Werk. (d) Eine Schrift von einigem 
Umfange, wie das Lat. Opus. in gelehrtes Werk. Ein nutz⸗ 
liches Werk ſchreiben. Luthers Werke, Schriften. (e) Das 


Gebäude der Bienen in einem Stocke, weiches auch das Gewirke 


heißt. (f) In Hüttenbaue wird das durch Schmelzen erhaltene 
Gemiſch von allevley Metallen, Has Werk genannt. (3. Werk: 
bley.) (Indem Salzwerkezu Halle wird die ganze Arbeit des- 
Siedens, von der Stellung des Herdes an, bis zur Reinigung der - 
Pfanne, das Werfgenannt, da denn auch die Auantirät Salz, 
welche dadurch erhalten wird, und welche aus ziwey Stücken der 
ſtehet, ein Werk Heiße. Und fo inandern Fällen mehr. 

5. Piel Werks aus etwas machen, sel Geräuſch, viel Auf 
bhebens. 


Anm. Das Wort iſt alt, und lautet ſchon im Kero Werach, 
"hey dem WilferamWercho, bey dem DitfriedWerk, ‚im Angelf. 
Weorc,im Engl, Work. Es iſt mit dem Gried. seyon und 
dem Hebr. 4788 genau verwandt, (S, Wirken.) Bey dem Ott⸗ 
fried bedeutet e3 auch eine Sache, ein Ding: In notlichen. 
werkon, in bedrängten Umftäuden. In vielen Zuſammenſet⸗ 
zungen. befomme diefes Wort noch manche andere Modificatios 
nen. So bedeutet es.in Bergwerk, zammerwerk, Meſſingwerk, 
Sarbenwerf, vorwerk, Ackerwerk, uf. f. einen Inbegriff meh⸗ 
rerer Anſtalten Einer Art; in Feuerwerk, Rauch werk, Slecht⸗ 


werk, Jolswerk, Mufhelwerk u. fe f. ift es gleichfalls ein Eol- 


lectivum, mehrere Dinge Einer Art zu bezeichnen, beſonderb wenn 
fie Werke der Kunfkfind, 


Die Werkbant, plur. die —bänfe, bey den Handwerkern, bie 

Bank, d, i. der ſtarke Tiſch, auf welchem fie arbeiten. 

‚ Die Werkbiene, plur.. die —n, in einigen Gegenden, ein Nahme 
der Arbeitsbienen in einem Bienenflode,. 

Das Werkblep, des —es, plur.die—e, 1. Im Hüttenbaue,, 
dasjenige Bley, — bey dem Durchſetzen der Erze das Silber 
in ſich gezogen bat, ohne Plural. Auch nur ſchlechthin das Werk, 
2, Bey den Klempenern, eine blegerne Platte, das. Blech darauf 
auszuarbeiten,. 


Zum Werke ° 


Das ganze Werk ſtehet auf Pfählen. Das 


Bi Be | 
"Das wat ret des —es, — die Ser bey — ——— 
werkern, ein Bret, auf welchem fie —— oder andere Br ! 
beiten verrichten, { 
Der Wirkbund, des —es, plur. car. inder Theologie, der — 
‚Bund Öottes mit den Meafchen iin Stande der Unſchald, weil 
J umter der Bedingung eines völltgea Brporfams. ertichtet wur⸗ 
de; im Degeuſatze des Gnadenbundes 
Die Werkbaͤtte, plur. die —h, bey den Papier machern die But⸗ 
te, woraus das Werk, d. i der flüſſige Zeug, geſchöpfet vird. 
Das Werkeiſen, des —s, plur.utnom.linzg. 1. Bey Sen ©. 
Hufſchmieden, dasjenige Werkzeug, womit den Pferden der Huf 
ausgewirker wird; daher es eigentlich Wirkeiſen heißen. follte, 
2. Bey verfchiedenen — ER das — 
die ſen Nahmen. 
Der Werkeltag/ S. Werktaß = 
Werken, adj. etadv.von Werk oder Werrig, daraus le — 





Werkenes Garn. Werlene Leinwand, Wertklein vand. 


3, Merk. 


Der Werker, des plur.utnom., fing. ein nur in einigen. — 


Zuſammenſetzungen, wie Feuerwerker, Handwerker uff. üble 
ches Wort, Es iſt hier vermittelſt der atunnae er von 
Werk gebildet. Ei 

Das Werkgarn, des —es, plar, boch nur von ——— 
und Quantitäten, die —e, aus Wer odet Werrich — 
Garn; werkenes Garn. ER 

Der Werkhammer, des —s, plur. de im Süten. er 
baue, ein Hammer mit einer Spige ayf der einen Seite und einer 
breiten Bahn auf der andern, die Nöfte damit zu ſchlagen. 

Das Werkhaus, des —es, plur. die —Hüufer, fo wie Arbeits 
haus, eine glimpflihe Benennung eines Zuchthauſes weil ſchãd⸗ 
liche, oder auch nur müßige Leute darin zur Arbeit —— 
werden. 

werkheilig, ee, adj, etradv. gute — — um des 
Scheines der Heiligkeit, d. i. einer vorzüglichen Frömmigkeit 
Willen, verrichtend, und darin gegründet; wodurch es ſich von 
dem bloßen ſcheinheilig unterſcheidet. 

Die Werkheiligkeit, plur. car. eine Fröntmigkeit, welche Bloß. 
in äußern guten Handlungen beſtebet; die Fertigfeit, gute Bands. 
lungen um des Scheines der Heiligkeie Willen zu verrichten. _ 

Der Werkhof, des —es, plur, die —höfe, an — Drien, wie 
Zimmerhof. . ; 

Das Werkholz;des —es, plur. inuf.. ı. An einigen Orten fo 
vi-l als Bauholz, im Gegenſatze des Brennholzes.. 2. Im Hüts 
tenbaue, das zum Abtreiben der Erze nöthige ide wie, 
Treibehoiz. # 

Die Werffeinwand;plur. car. aus Werk oder werrich arweb 

te Leinwand, werkene Leinwand. ©.1.MWerh. ° - e 

Die Werkleute, ing. inul; die Acheitsleute, befonders die zu ei⸗ 
nem Baue nothwendigen Handiverker, Arbeitsleute. Im Noifer 
Werkliute. ©. Werkmann. 2 2 

*Werklich, —ev, —ſte, adj. et adv. ne in den gemeinen 
Sprecharten einiger, befonders Dberdenifcher Gegenden. 1. Ars 
« beitfam, thätig, gefhäftig. ı 2: Künftlih. 3. Somderdar, felt» — 
Er wunderlich. Ein werklicher Menſch, ein feltfamer, när⸗ 
riſcher. 

Das Werkloch, 'ses-—es, plur die —löcher, in den Gtasöfen, 
das Loch, wodurch das Werk, oder. a gefhmölzene Maſſe aus 
dem Hafen gelangte? wird, 

Werklos, er, —effe, adj. et adv. in der Sheologie,der werke, 
d.i. guten Handlungen, berandt.‘ Bin werklofer Glaube, der. 
fih nie durch pflichtmäßigr Handlungen — Daher die 
Werkloſtgkeit. 


— 














Die Werkprobe, 








FETTE EN DS 


.- veraltet. 


« 


0 ER Ber RN 


"Der Wertmann, “AR es, plur. die — männer, oder Wet: 
leute, cin Arbeitsmaun, Arbeiter ;ein im Hochdeut ſchen veralte⸗ 
tes Wort. Im Kero Werachman, { 

Der Werkmeifter, des —s, plur. ut nom, fing. 1. Ehedem 


derjenige, welcher die KrivgessMafchinen und das grobe Geſchütz 


in feiner Aufficht bat, und damit umzugehen weiß; ein Zeugmei= 
‚ Ber, Seuerwerker u. ff. 2 „ Derjenige, welcher die Aufficht über 
einen Ban bat, der Baumeifier ; im Hochdentfihen gleichfalls 
3. Der Aufſeher oder Vorfieber einer Fabrif, 4. Bey 
vielen Handwerkern, wird der erſte oder vornebmfe Geſell, wel⸗ 
her die Arbeit vegieret und anorönet, dev MerFmeifter genannt, 


Das Werkmeffer, dves—s, plur. ut nom. fing. beyden£es 


derarbeitern., dasjenige Mefer, womit die Arbeit Zugeſchnitten 
wird. 


Der Werkofen, des— 3, plur. die — öfen, in den Ölashütten, 


derjenige Dfen, worin das Werk, d. i. die Glasmaſſe, ſchmil⸗ 


zet, der Slasofen. ; 
plur. die —n, im Hüttenbaue, die Probe 


des Werkbleyes, den Silbergehalt deselden zu erforfihen. 


al Die Wirkruthe, plur. dte—n, bey den Zuch nachern, eine Rus 


tbe,d.i. Schiene, das Kreuz der Ketie Hinter den Schäften das 
mit abzuföndeen. 
Der Werkſatz, des — es, plur. Sie — - füge, ben den Zimmer⸗ 


leuten, die Auftichtung eines hölzernen Gebäudes, durch Verbin⸗ 


duug aller einzelnen Theile, die Zulage. 


Der Woͤrkſchuh, des — es, plur. die — e, und wenn ein Zahle 
wort vocher gehet, ungeändert, Werkihub, die Länge eines 
Schuhes, als ein Längenmaß betrachtet, ein Juß; beſoaders, fo 
wie diefes Langenmaß unter den Werkleuten, d. i. Zimmerleu⸗ 
ten, Maurern, üblich iſt, zum ——— von dem geometri⸗ 
ſchen Schube oder Fuße. 


‚Das Werkſilber, des —s, plur. doch nur von mehreren Aeten 


oder Quantitäten, ut nom. fing. ı. Das in dem Werkbleye 
enthaltene, oder daraus geſchmelzte Silber, 2, Silber , welches 
aus altem Silbergeräthe zufammen geihmelzet it, Bu hſilber. 

Die Woͤrkſohle, plur. car, in den Salzhütten, die zu einem Wer⸗ 

ke Salz erforderliche Soble. 

Die Werkſtatt, plur. die — hätte, oder die Werktätte, plur. 
die —n, ein eingefchloffener Raum, worin gearbeitet wird, bes 
-fonders bey Künſtlern und Handwerkern. Figürlich, der Drt, wo 
etwas zubereitet wird, fein Daſeyn erhält. 

Der Werkſtaätter, des — s, plür. ut nom, fing. ein Nahme, 
welchen fih die Kupferfchmiede in den Städten beylegen, zum tus 
terfhiede von den Hammerjchinieden in den Kupferhämmern. 


Werkitellig, adv. welches aus der R.A., in das Werk Helen, 


gebilder iſt, wirklich gemadt,, zur Ausführung gebrasht. Sinen 
Entwurf, einen Unfchlag werfielig machen, ibn ausführen. 
Als ein Adjectiv ift es ungewöhnlich, Daher bewerkiteiligen, 9. 
dasfelbe. 
Die Wirkftabe, plur. die —n, auf ben Btehhlitten, dasjenige 
Zimmer, worindiegefchmiedeten Bleche deſchnitten werden. 


Das Woͤrkſtück, ses —es, plur, die —e, ein viereckt zuge⸗ 


bauenes Stück Stein, foıwie es zu Gebäuden gebrauch‘ wird, 
von Werk, ein Bebäude, Sonſt and ein Quaterſtein. 


Der Werfftubl, des — es, plur, die — kühle, Bey den Licht» 
ziehern, das Geſtell, auf — die gezogenen —— abtropfen 
und erfalten. 


Der werrtag des — es plur. Aue derjenige Wochentag, 


. an welchem gearbeitet wird, oder geardeitet werden darf, zum 
Unterfbiede von einem Sonn⸗ oder deyertage. In gemeinen Le⸗ 
ben Werkeltag. 

Adel. W. 8,4. Thl. 2, Auf, 


Das Werkzeug, des — es, plur. die—r. 


Bett -  - 1506 


Werkehätig, adj.etadv. 1, Durch die Werke, d.i. Handfun: 
gen, thätig; eigentlich eine Tavtologie, indem tbärig ſchon eben 
das ſelbe fagt, daher es in diefer Bedrutung auch nue in den Ober 
“© deutfchen Kanzelleyen am häufigften ift. Ein werkthatiger Eifer, 
ein thätiger, 2. Zur Wirklichkeit gebracht, wie werkfeilig, Et⸗ 
was werkthatig machen. Im Oberdeutſchen hat man davon dag 
Verbum bewerfthärigen, nach der Analogie von bewerffieligen. 
Der Werktiſch, des — #8, plur. die —e, bey vielen Hand ver⸗ 
fern und Handarbeitern, der Tiſch, vor oder auf welchem fie ars 
beiten, wie Werkbank. 

Die Wörkzange, plur. die—n, bey den Gordfchlägern, eine 
hölzerne Zange, die Gold⸗ und Sitderblätter damit hin und wies 
der zu heben, 

1, Ein körperliches 
Ding, womit etwas verfertiget, oder auch nur eine förperliche 

» Arbeit erleichtert wirds da es denn fo wohl colleetive als diſtribu⸗ 
tive gebraucht wird. Die Werkzeugeder: Sinne, Augen, Obren, 
u.t.f. 2. Figürlich, eine jede Perfon oder Sache, deren man 
fih als eines Mittel zu Errichung einer Abſicht Bediener. 

Der Zimmel, der ſich nur Sie Rache yorbebälr,. 

Wähle ſich zum Werkzeug nie die Eselten der Welt, Weiße 
Bey bein Opitz und in einigen Ober entſchen Gegenden der Werk⸗ 
* zeig, bey denältern Schriftſteller das Gezeug. s 

Der Wermuth, des — es, plur. car. der Radıne einer bekann⸗ 
ten Dilanze von ſehr bitterem Geſchmacke, Abliathium Liz, 
An einigen Oberdeutſchen Gegende Alſſen, Alſen, Wiegenkraut. 
Im Riederd. lantet diefes Wort Wormde, Warmke, Waumöge. 
In beyden Mundarten iſt der Bau dieſes Wortes verunfkaltet, da⸗ 
her Wachter es von Wärme, wegen ſeiner erwärmenden Kraft, 
und Popowitzſch, von weh, und Mod, Made, Ungeziefer, 
ableitete. Allein das Angelfächftbe Hilft uns aufdie wahre Ads 
fkanmung,indem e3 dafeldf Worniwood, und Wyrmw yrt, 
d.i, Warmkraut, lautet, weil diefe3 Kraut wegen feiner Bitter» 
keit (ham ſehr frühe als ein Segen uittel gezen die Meiner , be» 
ſonders im menfchlichen Leibe, bekannt wurde, Das Dänifde 
Malurt, und Schwed. Malört kommen damit gleichfalls übers 

- ein, von Aral, ein Wurm. In einigen Deutſcheu Provinzen wird 
es daher wirklich Wurmkraut genannt, 

Das Wirmuthbier, des— es, blur, doch nur von mehrern Ars 
ten oder Quantitäcen, die —e, Bier, wlhem mit: zugefeßten 
Wermuth ein bittere Geſchmack —— worden. 

Der Wirmuthrrand, des — es, phur. die — tr anke, ein Trank, 
deſſen voruebanſter Beſtandtheil Wermuth iſt. r 

Der Wermuthwein, des — rs, plur, doch nur von mehrern Ar⸗ 
ten und Quantitäten, die — c, Wein, welcher über Wermuth ges 
branfet, und davon einen ditteen Geſchmak angenommen bat. 

Die Merre, plur, die — n, in den gemeinen Sprecharten einiger 
Hrovinzen, z.B. in Thüringen, ein Rahme desjenigen Yufectes, 
welches auch unter dem Rahmen dee Erdgrille, vder des Reit: 
wurmes befauntift. (S. Erdgrille.) Der Nahme Werre rübs 
ret vielleicht von. deffen T:pwirrenden Stimme ber, daher es 
auch Grille genannt wird, 

Das Werrig, der Abgang von dem Flachſe oder Hanfe, Siehe 
1,.Werk, .- 

Werfig, S.Wirfig. 

Werth, — er, — efte, adj. etadv. di. Einen beſtimmten An» 
found ‘auf die Schägung anderer Habend, in Vergleichung mit 
dem befannten Öradeder Schätzung eines andern Dinges, (a) In 


* Vergleichuag mit dem Gelde, dem eiumahl angenommenen Maß— 


ſtabe des Werthes der Dinge, da denn deſſen Begriff im Accufas 
tive ftehet. Der Ring’ it schn Thaler, das Haus ift taufend 
Thaler werth. Wie viel it das Gut wereb Es iſt viel worth. 

Ceeer nichts 





1507 Ber 


- nichts werth. (b) In Vergleichung mit einem jeden andern - 
Dinge von befannter Schägung , da denn diefes entweder durch 
das circumferiptive daB ausgedrudt wird. Die Sache iſt nicht 
werth, daß ich daran gedenfe. Du biſt nicht werth, daß 
dich die Sonne befibeine. Er wäre werth, daß man ihn 

"benkte, er hätte es verdient, Dder vermittelft eines Nennwors 
tes, dadenn diefes gemeiniglich im Genitide fiehet: Es iſt der 
muhe nicht werth. Es if der Rede nicht werth. Er iſt ih⸗ 
zer alle Stunden werth. ; 

Ein Seld, derfich durch mande Schlacht, 
Durch manch verheertes Land * — werth gemacht, 
* € 
Aler Ehren werth, im gemeinen Leben, nicht unbeträchtlich. 


Aber auch zuweilen im Accuſative. Er it die Kugel nicht werth. 


An diefer ganzen Bedeutung wird das Wort faft nur allein als 
ein Aöverbium gebraucht: Denn ob man gleich fagt, eine nichts 
wertbe Sache, fo fagt man doch nie, wenigftens nicht richtig, 
einzehn Thaler wertber Ring. Auch die Comparation ift in 
diefer Bedentung nicht üblich, fondern muß dur mehr, weni: 
ger, am meiften, am wenigfien umfchrieben werden, Er if 
mebr werth als du. Es iſt der Rede weniger werrb, als uff. 

2. Einen hohen Grad des Anfpruches auf jemandes Schäßung 
habend, und darin gegründet, fo wohl als ein Adverbium, als 
auch als ein Adjectid. Etwas werth halten, werth ſchätzen. 
Lin werth gefehägter Freund. Die Sache ift mir fehr werth. 
in mir febr wertber Freund. Er if mir werther als du. 
Um der viefen vr Willen wird der Comparativ nicht leicht als ein 
Adjectiv gebraucht, wohl aber der Superlativ: mein werchefler 
gerr. Die wertheilen Gegenflände unferes Herzens. R : 

Anm. Schon im Ulphilas vairıhs, im Schwed. värd, Es 


ftanınıer, fo wie das folgende Subftantiv, vermittelft des. Ablei- 


"tungslautes th oder d von demalten Worte Wahr, Schägung, 
und währen, fhägen, ber, (S.2.Wäbrung, und Würde ;) uud 
da in diefem die erfie Sylbe gedehnt iſt, fo hat auch wehrt diefe 
Dehnung behalten, ungeachtet es wegen der zwey folgenden Eon» 
fonanten eigentlich gefhärft, werth laufen ſollte. 

Der Wörth, des — es, plur.car. der Grad des Vorzuges, in 
Nüdficht aufdie Shägung anderer , die Meinung von dem Vor⸗ 
zuge, der Güte einer Sache. Liner Sache einen großen Werth 

beylegen. Im hohen Werthe ſeyn. Die Wiſſenſchaften be= 
balten ihren Werth. Etwas in feinem Wertbe laffen, deffen 
Werth unentfebicden laſſen. Der innere Werrb, die innere Güte, 
welche unter allen Umfländen gefhäget wird; zum Unterfchicde 

> pon den äußern Werthe, welcher von zufälligen Umſtänden abs 
bönget, und auch der Preis genannt wird. Befonders in Rück⸗ 
ſicht auf das Geld , den angenommenen Maßſtab des Werther. 
Ein Gut, 10000 Rihlr. am Werthe. Ein King von großem 
Werthe. Münzen von ſchlechtem Wertbe, wo es aber den ine 
nern Werth, oder den Gehalt begeihnet. Den Werth für et— 
wag empfangen, d.i.den Betrag des Werthes dem Belde nad, 
Da es denn zuweilen auch für Preis gebraucht wird, Im Werthe 
ſteigen. Der Werth der Güter fallt. Etwas um einen gerinz 

erth verkaufen. 
— dein Ottfried, Notker u. ſef. Werd, Werdi, im 
Niederſ. Weerd, im Engl, Worth, im Pobln. Wart. ©. das 
vorige, und Winde, wi s 

werfen, in Verweien, durch die Fäulnig aufgels ſet werden. Ei⸗ 
nige neuere Dichter haben in dieſem, fo wie in andern Seitmörz 

seen, angefangen, bie&bleitungsfplben wegzulaffen, und wefen für 

verweſen zu gebrauchen. KR. 
gier ruht und weft, Gott feys gedankt, 
rin Web, das immerdar gezankt, uff. 


in der Liebe annimmt. 


Erw Tr —4 


— Def 


* 


⸗ 


Wenn man ſich dieſer Frebben bedienen will, fo geböret wenig 
ſteus Sprachkennenig dazu, damit man niht&piben weglaffe wel- 


che zum Ver ſtande des Wortes wefenstich find. Ich habe bep 1 Ver: - 
wefen gegeiget, daß diefes Wort aus demalten Infinitive wefen, 
feyn, und der deſtruirenden Partikel ver gebilder if, und eigent⸗ 
lich aufhören zu feyn bedeutet. Man urtheile nun ſelbſt, mas we: 
fen bedeuten kann, wenn man die Vorſylbe davon trenner, 


Das Wifen, des —s, plur. der doch nur in der einzigen conere« 


ten Bedeutung gebraucht wird, utnom, ling. Dadiefes Wort 
in feinen heutigen Fedeufungen einesder abftracteften iff, abſtrae⸗ 
te Begriffe aber eeft durch die Länge der Zeit und Aufklärung ans 
voncreren entftanden find, fo halte ich es der Natur des Sache ge- 
mäß, auch hier, fo wie in andern ähnlichen Fällen, die anfhaulich- 


fie Bedeutung, fo fern fie ſich noch auffinden läffer, zum Grunde 
‚zulegen, und von ihr ſtufeuweiſe zu der abſtracteſten fortzufchreie 


ten. Nach diefem Gefege müffen die befannteften Bedeutungen die 
fes Wortes folgender Geſtalt georönet werden, ı. Geränfh, ob ⸗ 
ue Plural; eine noch im gemeinen Leben, befonders Oberdeutſch⸗ 
landez, übliche Bedeutung, Wasiftdas für ein Wesen ? füt ein 
Lärm. Das böſe Weſen, die Epilepſte. In weiterer Bedeu: 


. sung fagt man, jedoch auch nur im gemeinen Leben, viel Wefens 


von etwas machen, viel Grränfch , viel Aufhebens, viel Ger 
ſchwätz. In noch weiterer Bedeutung ift Wefen Weitkänfigkeit, 
befonders, unangenehme, läftige Weitiäufigfeir. Es wird nicht 
viel Wefene brauchen, nicht viel Umftände, Wenn du hir bes 
Weſens zuviel machſt, fo fchreibe ich allesan, Weiße, Es 
feiner, daß in Leidweſen, Wehklage, eben diefelde Bedeutung 
der lauten Klagezun Grunde lieget, 2. Der Yubegriff mebrerer 
zufammen geböriger Dinge Einer Art, doch für fig allein nur in 
dem Ausdrucke, das gemeine Wefen, die Verbindung einzelner 
Geſellſchaften zur gemeinfgaftlichen Beförderung der äußern 
Wohlfahrt, nach dem Lat.res publica. Am häufigflen iſt biefe 
Bedeutung in den Zufammenfegungen, das Zausweien, Brise 
geswefen , Sorfiwefen, Münzwefen, Jagdweſen, Luhrweſen, 
Poitwefen u. ff. welche doch nicht nach Willführ vernichret wer». 
den dürfen, indem diefe Bedeutung fehon zu den veralteren gehös 
ret, Esfcheiner, daß auch bier das mit der Mehrheit verduns 
dene Geräufch der Grund der Benennung ifl. 3.*Der Aufent⸗ 
balt an einem Orte, beſonders ſo fern er mit Handlungen verbuns 
den ift, oder im des Gewerbes Willen geſchiehet; eine ‚veraltete 
Bedeutung ‚welche aber noch in der Deutichen Bibel häufig iff. 
Sein Wefen aneinem Orte haben, fih daſelbſt aufhalten, fein 
Gewerbe dafelbft treiben, _4.Das.äußere Berragen eines Diem, 
ſchen, deffen Sitten zauch als ein Collectivum, und am hänfigften 
im gemeinen Leben und der vertraͤulichen Spregart, Ein Menſch 
von einem flillen Wefen. Sein Wefen gefäliemir nicht, feine 
Sitten, Das traurige und eingeſchrankte Wefen, das man 
Er iſt von einem wilden, ungeftü⸗ 
men Wejen. 5. Die Art uud Weife des Dafepug, der Zuftand; 
auch ohne Plural, wie alle vorige, und nuc mit einigen Verbis 
und ineinigen Fällen. Etwas in baulichem Wefen, in feinem 
Weſen erhalten. 6. DasDafeyn, die Eriftenz ; ohne Plural, 
und aa häufigften im Oberdeutſchen. Das Schloß war ſchon im 
feinem Wefen, als der Krieg anging, war fchon vorhanden. 
Mein Weſen wird nicht bald gevarhen _ 

i Huf feines Bleibens letzten Tag, Opitz * 
dei. ich werde ſo bald noch nicht ſteben. Doch ſagt man auch 
im Hochdeutſchen, einem Dinge das Weſen geben, das Dafeyn. 
7. Die wahre, wirkliche Beſchaffenheit eines Dinges, im Gegen⸗ 
ſatze des Scheines. Den Schein, aber nicht das Weſen der 
Tugend haben. 8. Das Weſen eines Dinges, das, was es 
von allen andern unterfcheidet, wag es zu dem macht, was ts 

| i . 07 eigente 








Weſt 1518 
ven, mehrere zugreich wider fich aufbringen, Weaen der Äsns 
lichkeit der Geſtalt wird auch ein Gedadenes von Mehl, Eyern, 

Milch und Butter, ein Wefpenneft genannt. 
92ER, vollkändiger Weſſen, der Genitiv von Wer , toelches ©, 
Weßhalb, und Weßwegen, zwey gleich bedentende relative Vars 


Be: ee 15] Kae a 9 
etgenlich if, was in allen Fällen , und unter allen Veränderuns 
„gen bey demfelben angetroffen wird , tm Gegeuſatze des Zufälli- 

gen ; einefehr abfteacte Bedeutung, welche nah dem Pateinijeben 
‚ ellentia gebildet worden. Man muß auf das Weſen feben, 
‚nicht auf das Zufällige. Das Wefen Bortes, der Umfang aller 





feiner Bolfoimmenherten. 9. Ein ſelbſtſtändiges Ding, an wel⸗ 
chem man weiter nichts, als dieſe Selbitftändigfeit, bezeichnen 
will, ohne Rückficht, ob es körperlich iſt, oder nicht, eine gleich 
falls ſehr abftracte Bedentung, und zugleich die einzige, in wels 
cher es einen Plural leidet. Alle Wefen in der Welt. Gott iſt 
ein unendliches Wefen, die Seele iſt ein geiſtiges Weſen. Alle 
Körper find vergängliche Wefen. ; 
Anm. Es iſt eigentlich der ſehr alte Infinitiv von dem Verbo 
ſeyn, der ſchon ben dein Ulphilas wilan, im Iſidor und Kero we- 
lan, im Angelf. welan, und uoch jetzt im Miederf, weſen lautet, 


und wovon unſer geweſen noch ein Überbleibſel iſt. (S. Seyn.) 


das Sriech. srerdar, ousın, und das Latein, elle find in ihren 
Duellen unfreisig auch damit verwandt. bir 


"Die MWefenbeit, plur, inuf. ein im Hochdeutſchen unbefanntes, 


und nur im Oberdeutfchen gangbares Wort, für Wefen in der vo⸗ 
rigen fiebenten und achten Bedeutung. Die Wefenheit einer Sa» 
che ihr Wifen. In der Wefenheit, der wahren, eigentlichen 
Beſchaffenheit nad. = 
Wifenlos, adj.ei adv. der Selhftfländigfeitberaubt, Feine Wirk 
lichkeit habend, von Wefen 8. 
Die alle fliehen bin, wie vor dem Morgenlichte 
Die weſenloſe Brut der nächtlichen Gefichte, Duſch. 
Weſentlich, — eu, — ſie, adj. ei adv. 1. Wahr, wirffich ; im 
Gegenſatze des vorgegebenen, ſcheinenden, oder erdichteten, eine 
unbequem? Bedeutung, welche mit der folgenden dritten Zweh— 
deusigfeit macht, daber man fich ihrer enthalten follie. Sich we:. 
fentlich an einem Orte aufhalten, wirklich. Die wefentiiche 
Bekehrung, die wahre, wirkliche. 2, Die vornehmſten Beſtand— 
theile von etwas enthaltend, darin gegründet, chen ſo unbequem 
und der Brybehaltung unwerth. Der Brief war des wefentlis 
chen Inbaltes , des vornehmſten. Das weſentlichſte von einer 
Geſchichte erzahlen. In der Chymie find weſentliche Salze, wer 
ſentliche &ble, weiche den Geſchmack, Geruch m, f. f. der Kör⸗ 
per behalten, woraus fie gezogen werden. 3: Zudem Wefen eines 
Dinges gehörig, in deinfelben gegründet, in der abfiractefkcu 
Bedeutung des Wortes Weſen; im Örgenfage des zufallig. Die 
weſentliche Beichaffenheit des Menſchen, deffen weſſentliche 
Theile. Die sum Leben weſentliche Bewegung. 
Anm Es iſt durch Einfihaltung des t enpbonici von dem Sub⸗ 
ſtantivo Weſen abgeleitet. Ei: 
Die Welpe, plur. die —n, der Rahme eines Inſeetes, welches 
‚den Bienen gleicht, nur dag es einen fehlanfern und glattern 
Leib bat, der nach der Quere braun und gelb, oder ſchwarz und 
- gelb geftreifet ift. — 
Genug. wer Weſpen fort, kriegt Beulen ins Geſicht, Can. 
nm. Au einigen Gegenden Wefftze, im Ober⸗ und Niederd. 
Weſpe, im Ungelf, Waelpe, im Engl. Walp, im Dän. Svepfe, 
im Franz. Guelpe, Gu&pe, in £orhariugen V oilles, Vales, in 
Gascogne Velpo, in Böhm, Wola, im Sat.und Ital. Velpa, 
ale vermuthlich von dem diefem Thiere eigenen Laute. 
Der Wifpenfrefler, des—s, plur, ut nom. fing. eine Art 
 Maufefalfen, Falco Buten vulgaris Alein. welcher feine 
Zungen mit Wefpen und Bienen ernähren fol, daher er auch Bie⸗ 
So nenfraß und Bienenfreifer genannt wird. 
Das Weipenneft, des — es, plur. die —er , das Gewirk oder 
Gewebe der Wefpen, welches aus-einter dunkelgeauen Materie 
beſtehet, welche dem Löfchpapiere gleicht. In ein Weſpenneß ſtö⸗ 


tifeln, für wegen welches, oder welches wegen, welche aus dem 
Borigen Benitive ud den Präpofitionen halb und wegen zuſam⸗ 
men gefege find. Ich weiß nicht, weßwegen er mit mir zürnt, 
warum, Die im gemeinen Leben übligen weß halber und weilengs 
halben, wefenrwegen, find unnöthige Berlängerungen. 


Meft, vonder Himmelsgegend, ©, Werten. 
Der Welt, des— eg, plur. die —e, der Wind, welcher ang 


Abend kommt, doch nur in der dichterifchen Schreibart für dag 
voländige Weſtwind. S. Weiten. 


Die Weſte, plur. die —n, Diminut. das Weſtchen, Dberb, - 


Weſtlein, ein kurzes Kleidungsftüddes männlichen Geſchlechtes, 
welches den Leib bedeckt, noch nicht his an die Anie reihe, und 
bey einer vollftändigen Kleidung zunächſt unter dem Node getra» 
gen wird, In Schwed. Vall, im Engl. Veh. &störnte aug dem 
Lat. Vellis gebildet feyn, fo fern diefe Kleidung aus Italien oder 
Sranigeich in Deutſchlaud bekannt geworden iſt. Allein, da ſchon 
im lllphilas valtja, ein Kleid, und valjan, beffeiden, bedeutet, 
fo ſcheinet es vielmehr ein altes Deutfches Wort zu feyn, welches 
aber mir dem Lat, veltis inder Quelle verwandt iſt. 


" Weften, und odne adverbifche Endung nur Wen, ein Adverdinnt, - 


diejenige Himmelsgegend zu bezeishnen, we die Sonne untergehet. 
Es wird indejjen nur mit.einigen Präpofitionen gebraucht, Der 
Wind kommt aus Wetten. Ss ziehet ſich ein Gewitter in We— 
fen zuſammen. Gegen Welten fahren, ſegeln. Das Wort 
iſt alt, und wurde ſchon von Carln dem Großen zwar nicht erfun⸗ 
den, aber doch aus einer der Deutſchen Mundarten ſtatt eines 
andern nicht fo ſchicklichen Nahmens ausgehoben, da es denn bey 
ibm Welironi lautet, bey dem Notker weltere,.im Engl, Welt, 
Es ſcheinet, daß es mit dem Lat. Velpera im Grunde Eines 
Stammesift. Anderelaffenes von weben abſtammen, weil die 
Abendwindein Europa die hänfigften und fFärfften zufepn pflegen. 
In der Schifffahrt ift das verfürzte Weſt am üblichften, da man 
denn allerley Infammenfegungen damit macht, die zwifchen den 
Hanptgrgenden möglichen Gegenden. zu bezeichnen , nordweſt, 
welnoreweii, weſtweſtnordweſt u.f.f. Von der Form diefes 


Wortes S. Of, Oſten ind Süden. Als ein Subftantiv, folglich 


mit dem Artikel, kommt es nur zuweilen bey den Dichtern vor. 


Des Wefiechömd, des— es, plur.die— en, ein noch in man⸗ 


Sen Örgenden übliches Wort, ein weißes zierliches , befonders 
mit Kreuzchen durdinähetes Hemd oder Kleid zu bezeichnen, worin 
die Rinder zur Tauſe getragen, und darin gefaufet werden; in einis 
geu Gesenden auch das Weiterkleid. Das Wortiftin diefer Bes 
deutung ſchon alt, und zwar jo alt, als. der Gebrauch ſelbſt; allein 
die Abitammungift dunkel. Diemeiften find anf das Zar, velli- 
re,inveltire, gefallen, weil-ein ſolches Rind dadurch gleichfain 
zum Ehriften eingefleidet wird, oder auf veltiarium., weil ders 
gleichen Hemden ehedem in der Kleiderfammer der Kirchen ver⸗ 
wahret wurden; anderer Ableitungen zu gefchiweigen, Noch wahre 
ſcheinlicher ift die Ableitung von weiß, indem indem alten Ge⸗ 
dichte auf den Beil. Anno wole wilter wad, ein febr weißes Kteid 
bedeute, Daher heißt ein folches Hemd auch im mirtlern Eat. Al- 
ba, und in albispofti, oder albati find eben dafelbft neu ge⸗ 
taufte Rinder, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey 
dem Schilter wellbarn. Xuch bey den alteu Schweden heißtein 
folbesWeitarhemdHvitavadum, 8. Andr &ffedilp.de mor- 
tuisin Huitauadum Upfal, 1766, Andeffen ift Weſter in eis 
aigen Dderdeutfchen Begenden, za B. um Nürnberg, auch für ſich 
Essen a allein 


* 


Weſt > EIKE 


ızır 


ckein Est, und bedeutet alsdann die T eufßendtt ng. 7 ſchickt 
man einer Wechnerinn etwas in das Weiter, wern man ihr 


rad der Taufe einige Erfriſchungen zum Geſchenke macht. Daher 


es ſcheinet, als wenn es ans Baptilterium verderbt N 
welches fıbr baufig auch die Taufe ſelbſt bedentete. 

Weſtlich, — er, — fie, adj. etadv, 2, Gegen Werften ER 
Abend gelegen, gerichtet. Die weilichen Länder. Sich weſtlich 
wenden.“ 2. Aus Abend Fommend, obgleich feltener. Die weſt⸗ 
lihen Winde, die Weflwinde, Abendwinde, 

Der Weſtphale, des — n, plur. die —n, Fämin, die Weſtphä— 
linn, eine Perſon, welche aus Weſtphalen gebürtig iſt für das 
niedrigere Weſtphalinger. 
weflwärte, adv. nad Weſten gerichtet. 
fabren. Sich wefiwärts wenden. 

Der Weſtwind, des — es, plur. die — e, ein Wind, ker aus 
Weſten kommt, der Abendwind, in der dichteriſchen Schreibart, 
der Wet: 

Witt, adv. welches nur im gemeinen Leben in einigen Fälfen üb- 
lich if. 1. Etwas wieder wett machen, es vergüten, erſetzen, 
vergelten. 2. Sich wert bauen, im Bergbaue, den Bergbau 
ans Mangel der Ausbeute liegen laffen, fi verbauen; vielleicht 
eigentlich, fich arm bauen. ©. Wetten. 

Die Wette, plur. die—n, ein Wort, welches ebedem fehr viele 
Bedentungen batıe, welche aber umder Beſtimm theit Willen im 
Hochdreutſchen deraltet ſind. Die Vedentungen eines Geſttzes, 
einer Geldſtrafe, und eines Unterpfandes find noch jest im Rie— 
derfäcftjehen üblich. Im Hoch deuiſchen hat es nurnoch folgende 
Bedentungen. 1. Ein Vertrag über eine ungewiſſe Sade, daß 
der, nad, deſſen Meinung fie eintrifft, den gefcgten Preis erhal⸗ 
ten soll, Femanten eine Werte anbierben. Kine Wette einz 
gehen. Es gilt eine Wette. Die Werte gewinnen , verlies 
ten. 2. In (beſſer, um) die Wette, mie Beftrebung, es dem 
andern zuvor zu ıhun, als wenn es cine Werte gälte, Um die 


Wefiwärts fegen, 


Wertelaufen. Die fhnellen Flügel der Zeit fahren mit dem 


Straͤhle des Lichts in die Werte, Duſch. 

In Cuba war ein Papagey, 

Den nedt ein jeder um die Werte, Haged. 
S. Wetten, 
T er Wetteifer,des— 8, plur. car. ber Eifer um die Leite, 
d.i.daseifrige Beſtreben, es dem andern zuvor zu ihun, wie 
Macheifer, das Kefireben, es ihm gleich zu thun. Einen edlen 
Wetteifer erregen. In monarchiſchen Regierungen iſt der 
Wetteifer ger inger, als in denen, wo mehrere eine große That 
bemerken. 
Wetteifern,verb. reg. neutr. mit dem Sütfsmworte baben, fich 
beſtreben, es einem andern zuvor zu thun. Mit jemanden 
Awerteifern. 
Wetten, verb, reg. welches auf doppelte Art gebraucht wird, 
3. Als ein Xetivum, als den Preis einer Werte ſetzen, mit dem 
Aceuſative des Preiſes. Ich wette Hundert gegen Eines. Was 
wollt ihr wetten? Noch bäufiger, 

2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfeworte haben, eine Wette 
vorfchlagen, ingleichen verabreden, da denn der Preis dag Vor— 
wort um bekommt. Sie baben um zebn Thaler gewertet. Die 
aingewiffe Sache, welche der Gegenfiand der Wetteift, wird ente 
weder mif daß ausgedruckt. Ich werte, daß er heute nicht 
Fonimt ‚Oder, wenn fie ein Neunwort iſt, mitauf. Ich wollte 
wohl darauf werten. Oder aud wit auf und daß zugleich. Ich 
werte daranf, daß ſie nun wieber eilen muß, Roſt. 

Kam. Die heutige Bedentung dieſes Wortes ſcheinet neuern 
Usſpeunges zu DR ‚1; deßo älter Hingegen ſind die Bedeutungen, 
wegen riuer Sade überein Jommen, Angelj.weddian, derabre⸗ 


2. Das Wetter, des— s, plur. ut nom, ling. 


— Be 


deir, gegen — Geld cn * ande nehmen / 
Strafe leiden, oder geben, Bürgſchaft leiſten, u. ſ. f. Alle dieſe, 
dem Auſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen, laſſen eine Höhere 
und allgemeinere vermuthen, von melcher fie ausgegangen find; 
toelche diefe aber iſt, läßt fich bey der- ‚Mehrheit gleichlautender - 
Wörter nurerratben. Schon im Kero ifi Wizzi Strafe, undim 


Otfried Wizi, Strafe, Schmerz. Im Lotharingiſchen iſt void-. * 


gi, vouadgi, wetten, zum Pfande geben, 


Der iVetter, des—s, plur. ut nom, fing, von dem —— 


Verbo, eine Perſon, welche weiter, 
Ja, wenn no für den Bauer fi. —— 
Auch Wetter eingefunden hätten, Gieſele. 


1. Das Wetter, des —s, plur. ut nom, fing, ein nur in der 


Landwirthſchaft Dberfachfens übliches Wort, wo dag pftugwet⸗ 
ter cin zwie ſeliges Holz an dem Pfluge iſt, welches durch das Pflug⸗ 
ftödfchjen gehet, auch die Leyer genannt wird, und die Pflugwage 
träger. Eben daſelbſt iſt das Spillwetter, ein hölzerner Nagel, 


der durch die hintere Edule gehet, und woran fich die Ohren be 


finden. Vielleicht von dem alten Wette, Wied, ein Band, An⸗ 
gell. Withthe, ein Nirmen, Band, S. Wiedeund 3. Weide. . 
— Der Zu⸗ 
ſtand oder die Beſchaffenheit des veränderlichen Dunfifreifes ; 3 
ohne Plural. Es ift ſchones, heiteres helles, ſchlechtee, trübes, 


feuchtes, Faltes, warmes, unfreundliches, angenehmes u. f.f. 
Wetter. Wenn es befferes Wetter werden wird, Auf zutes 
Das Wet ⸗) 

⸗. Ein Ge⸗ 
Es ziehet ſich ein Wetter auf. Das 
Wetter hat eingeſchlagen. Don dem Werter getroffen werden. 


Wetter warten. Sich nach dem Wetter richten. 
ter andere fich. Wir befommen anderes Wetter. 
wife, Donnerwetter. 


Es wird in diefer Bedeutung theils nur noch in gemieinen Leben 
gebraucht, weil die edteProfa dag beftimmtere Gewitter. vorzies 
bet ; theils in der dichteriſchen Schreibart, weilder Vorfie an dire 
fer genauen Beſtimmung nichts lirgt, ihr vieln wir das Wort 
megen feiner Kürze und feines Nachdruckes bequemer if. 3. Ein 

Sturm; auch nur im gemeigen Leben, Es entfiand ein Wetter, 


ein Sturm. Eine Figur dirſer und der vorigen Bedeutung ifles, 


went das Wort in den niedrigen Sprecharten für einen ungeflü- 


men Lärm, bifonders eines Zornigen, gebraucht wird. Ein Wer: 


ter anfangen, machen, toben, lärmen. 4. Luft und Dünfte; doch 


nur im Vergbane, wo es fo wohl im Singular’ald Plural ger 


braucht wird. Srifche Wetter in ie Gruben bringen, friſche äus 
Fere Luft. Die Wetter ziehen, die Luft. 
faule £uft, faule Dünfte, 

Anm. Im Ditfried und Willeram Wetar, Wetere, im Nies 
derf. Weder, Weer, im Engl. Weather. Die Spibe er ift die 
Ableitungefnlbe, dag doppelte te des Hochdeutſchen Wortes aber 
deutet auf ein Iutenfioum, Es ift wahrfebeinlich, daß das Wort 
von wehen abſt ammet, und-eigentlich die bewegte Luft oder den 
Wind bedeutet, Inden Slavoniſchen Mundarten ift Wit, We- 
ter, gleichfalls Mind, und witi, weben ; womit denn auch dag 
Grich. ar Sypund Lat. aether verwandt find, Bey dem Notker 
bedeutet Wetere, auch files; heiteres Wetter, im Gegenfage des 
Ungewitters: er gemachota, dazungewitere z& wetere, 


Der Witterableiter, &cs—s, plur. ut nom. fing. eine fünfte 


liche Vorrichtung an den Gebäuden, den Blitz von denfelben abzu= 
leiten, beffer, Bligableiter. 


Der Wötterbaum, des — es/ plur. — eine dicke 


Wolfe, welche ſich oberwärts in belle Streifen, wie ein Palm⸗ 
baum, ausbreitet, und aus deren Wurzel oder untern Theil der 
Landmann gut Wetter oder Regen vorher faget. Da gemeiniglich 
der Wind bald. darauf aus derjenigen Gegend kommt, wo der Wet⸗ 
terbaum fichet, fo wird er auch die Windwurzel genannt. 


12 


Saule Wen, eine | 


— — 
ERS a — 





a Bei- 
Der Wetterbläfer, des — s, plur. ut nom. fing. im Bergbaur, 
eine jede Maſchine oder Anftalt, Werter,d.i. friſche Luft, in die 
Grubengebäude zu blafen, oder zu führen, den Kreislauf der Luft 
in denfelben zubefördern, wohin der Werterhut, die, Wetter: 
lotte, dev Wetterfaften u. f. f. gehören.’ N 
Das Wetterdach, des— es, plur. die — dächer, ein Dach 
von Bretern über den Thüten und Fenſtern, Sturm und Regen 
von denfelben abzuhalten, i 
Die Mettereilung, plur. die — en, im gemeinen Leben, ein 
plögliher Sturm, der aber nicht lange anhält, fondern bald vors 
über eilet. * 
Die Wetterfahne, plur. die —n, Diminut. das Werterfähn- 
chen, Dberd, Werterfähnlein, eine bewegliche Fabne von Blech, 
welche die Gegend zeiget, woher der Wind kommt; die Wind: 
fahne. 


Der Wetterfang, des — es, plur die — fänge, im Bergbaue, 


ein Windfang, d.i. ein beweglicher. borigontaler Canal auf der 
MWetterlotre, damit fih der Wind darein fange, und in die Lotte 
geführet werde ; auch dev Wetterhut. 
Das Wẽtterglas, des — es, plur, die—gläfer, eine allgemei⸗ 
ne Benentung dergleichen gläfernen Werfzeuge, welche die Ver: 
Änderungen in der Witterung eudenten, und wohin fo wohl der 
Warmmeſſer oder das Thermometer, als der Schwermeifer oder 
Barometer gebören. 
ie Wecterglore, plur. inuf, im gemeinen Leben, das Ans 
ſchlagen der Bethslocke bey heftigen Gewinern. ; 
Der Wetterhehn, des — es, plur. die — hähne, eine Wetter: 
fabrein Geſtalt eines Habnes. Figürlich, cin veräuderliger, uns 
.  s beftändiger Menſch. } 
Der Wetterhaufen, des —s, plur.ut nom. fing. in der Land⸗ 


wirthſchaft, mittelmäßige Haufen in welche das gehauene und 


noch nicht ganz trockne Heu auf den Wieſen geſttzet wird, damit 
es von dem Regen nicht zu ſehr befchädigerwerde, Um Stade 
heiße ein ſolcher Haufen eine Ruke; an andern Orten ein Wind⸗ 
haufen. \ \ 
Dee Wetterhäuschen, des— s, plur, üt nom, fing. ein 
Werkzeug in Geſtalt eines Heinen Häuschens, welches den Grad 
der Feuchtigkeitder Luft zeiget; ein Sygromerer, 
Der Wetterhut, des— es, plur. die — hute, ©. Wetterfang. 
Die Wetterbütte, plur. die—n, ein Gerüft miteinem Dache, 
aber ohne Wände, Getreide und andere, Dinge darin vor dem 
« Degen zu fihern; ein Seldfchoppen. 


Der Wetterkaften, des —s, plur. ut nom. fing. im Berg: 

x baue, ein mit Ventilen verſehener Kaſten, weicher auf die 
Wetterlotte gefegt wird, frifche Luft in die Grubengebäude 

zu führen. Durch eine geringe Veränderung, befonders in 
Anfehung der Ventile, wird ein ſolcher Wetterkaſten in einen 
Wetterſauger und Werterfag verwandelt. 


Die Wetterkluft, plur. die — Elüfte, in dem Forſtweſen, Klüf« 
te,d.i. ſtarke Riſſe in den Bäumen, welche von dem Froſte ent- 
feden, und nachmahls zwar wieder zuw achſen, ihn aber doch zum 
Bauen untauglid machen; die Eiskluft. . 

Wetterklüftig, adj. et adv ſolche Wetterklüfte habend. 

Wetterlaäͤuniſch, —er, — te, adj. et adv. im gemeinen Leben, 
von übler Witterung zu unwillkührlicher migmürbiger Laune 
beftimmt ; eigentlich von den Hunden, oft aber auch von den 
Dienfchen. 5 ih J 

Wird gleich auch manchen Tag der Sonnenſchein vermißt, 
Genus, daß unſer Eeiſt nicht wetterlauniſch iſt, Can. 

Das Wetterläuten,des—s, plur, car, das Lauten der Glo⸗ 

den bey Gewittern. 


er 


Be 1514 


Witterleuchten, verb. imperf. im gemeinen Leben, für bligen, 
Es wetterleuchtee, hat gewerterleuchtet. Das Werterleuch® 
ten. Zu engerer Bedeutung iſt das Wetterleuchten, ein Blitz 
ohne Donner; auch wohl der Wiederſchein eines entferuten Blit⸗ 

zes, wobey bee Donner wegen der großen Entfernung nicht mehr 
börbar if. Von dergleichen Bligen oder Donner fagt man auch, 
das Werter Fühle ſich ab. In Niederfachfen heißt ein ſolches 
Wetterleuchten das Seideleuchten. 

Das Wetterlöch, des—es, plur. die—löcher, Löcher, oder _ 
enge Höhlen in den Bergen, aus welchen in heißen Sommertagen 
eine Kalte Luft heraus gehet, im Winter aber hinein gehet, und 
welche befonders bey bevorffehenden Gewittern heftig blafen, 

Die Wetterlofung, plur, die—en, im Bergbaue, ı. Die Bes 
‚förderung des Kreislaufes der Luftin den Grubengebäuden; ohne 
Plural. 2. Eine Anſtalt oder Vorrichtung, wodurch folches ges 
ſchiehet. Vermuthlich von los, löfen, weil dadurch die Gru⸗ 
benwetter gleichfam gelöfer oder abgelsfet werden.  — - 

Die Werterlotte, plur.die—n, eben daſelbſt, ein Canal von 
Bretern, vermittelft deſſen die Werterlofung geſchiehet, oder die -. 
obere Luft durch Hülfe des Wetterkaſtens in die Grubengebände 
geleitet wird. S. Lotte. 

Des Wettermännchen, des — s plur. ut nom. fing.ein höl⸗ 
zernes Mäunchen in einem Barometer, die verſchiedene Schwere 
der Luft zu zeigen ; eine Art von Windzeiger, welche von Dito 
von Öuerife erfunden worden, ; 

Die Wettermafchine, plur. die — n, im Bergbaue, eine jede 
Maſchine oder Anftale, den Luftzug jin den Grubengebäuden 
‚zu beförderg, 

-Wettern, verb, reg, neutr. feltener act, welches unr im ges 

niinen Leben üblic) iſt 1. Donnern, als ein Imperſonale. Es 
wettert, es donnerk 2. Fluchen, weil der große Haufe dag 
ort Wetter , fo wie Donner, Blig, Hagel, n.f.f, zw Flüchen 
uiß braucht. Wettere fo viel, als du wilift, 
‚ Torf, der es treudig hört, wenn man ihm Beyfall wet⸗ 
* tert, flucht, Zachar, 

Der Witterpropbet, des — en, plur. die — en, eine Perjon, 
welche Fünftige Veränderungen der Witterung vorher verküns« 
diget. ; ö 

Das Wetterrad, des— es, plur.. die— räder, in den Berg 
werfen, cine Arı Werterbläfer, oder Wettermaſchinen, vermit« 
telſt eines Rades und einiger in einen verſchloſſenen Cylinder an⸗ 
gebraten Flügel, Wetter, d. i. frifche Luft, in die Berggebäude 
zu bringen, welche auch Wertertrommel, und Windtrommel 
genannt wird, . ; i 

Die Wetterrehe, plur. die —n, imgemeinen Leben einiger Ge» 
genden, eine Ritze in dem Dache, durch welche Schnee und Re- 
gen dringen. - ; 

Die Wetterrofe, plur. die — n, ein jähriges Blumengewächs, 
deſſen purpurrothe Blumen fih- nur menige Stunden, wenn die 
Sonne am heißeſten fcheinet, öffnen, Sie wird von einigen Latei⸗ 
niſch Alcea Veneta genannt. ; 

Der Wetterfag, des — es, plur. die — fäge, im Bergbaue, 
eing Art Wettermaſchine, vermittelſt eines nie Waffen gefüllten 
Faffes, in welchem fi ein anderes leeres Faß befindet, Wet⸗ 
ter oder frifche Luft in die Berggebäude zu dringen, ©, Wet⸗ 
terkaiten. j 2 

Der Wettetfauger, des —s, plur. ut nom. fing, eben dafelbft, 
eine Weitermafihine , fo fern fie aus einem euerkeſſel oder 
Windkeſſel beſtehet. 

Dev Wetterſchacht, des — es, plur: die — ſchächte, eben da⸗ 
ſelbſt, ein Schacht, Weiter oder friſche Luft iw Die Berggerdude 
zu leiten, : 

Eisen Dir 


1515 JJ 


Der Wätterfihaen, des — 8, — die — Schaden, Schäben, 


welche Platzregen, beſonders aber Hagelmwerter an den geldfrüche 


- ten vernrjuchen ; der Sagelihaden. i 

Die We tterſcheibe pbir. die — n, bey den Katholiken, eine 
runde mit einer gläſernen Scheibe geſchloſſene, und mit ge⸗ 
weihten Bildchen, Reliquien u. ſ. f. arfüullte Capſel, welche 
an ein Haus gehänget wird, in welches der Blitz nicht ein⸗ 
ſchlagen fol. 

Die Wertericheide, plur.die—n, odır Sie Wirterfheidung, 
plur: die — en, ein Desaufber Erdfläche, über weichen die Oe⸗ 
witterwolfen nicht leicht wegzichen, fondern dafelbtt entweder aufs 

gehalten iverden, oder vorbey gieben, oder auch ſich theilen. Sie 
befichen gemeiniglich aus Ortern, wo Dünfte aufftvigen, die keine 
Materiedes Blitzes abzugeben fähig ſind. 

Der Wetterfihenkel,des — s, plur. ut nom. fing, ein über⸗ 
haugeuder Rand an den Querflücen der Fenſterflügel dasam 
Glaſe herunter laufende Regenwaſſer abzuleiten; Waſſerſchenkel, 
Waffernajen. 

Der Wetterfchlag, des — es, plur. die — ſchlage, der Fall eis 
nes großen und heftigen Hagels, und die dadurch gefchebene Zers 
ſchlagung der Feldfrüchte. 

Der Wetterſeͤgen, des—s, plur. ut nom. fing. eine aber⸗ 
gläubige Gebethsformel, befonders bey den Katholiken, welche das 
Einfhlagen des Bliges-verbindern ſoll. 

Z er Wötterficahl, des — es, plur. die — en, der Zlitzſtrahi 
Blitz. 

Die Woͤtterſtrecke, plur. die —n, im Bergbaue, eine Strede, 
Wetter, di. frifheLufe, von einem Schachte zum andern zu 

führen. { 

Der Wetterſtrick, des— es, plur. die — e, eine Art Hygrome ⸗ 
ter, welcher aus einem Stride verfertigt wird, die Beränderung 
der Feuchtigkeit oder Trockenheit der Luft anzudeuten. 

Die Wetterthür, plur, die — en, eine Thür oder Fallthür in den 
Schächten der Bergwerke, den Kreislauf der Luft zu befördern, 

Die Mettertrommel, plur. die — n, S. Wetterrad. 

Der Wettervogel, des — 3, plur. die — vogel, ein Nabme un 
ſers gewöhnlichen Brachvogels, Numenius atquata Klein, 
weil er Regen und Gewitter ankündiget; Regenvogel, Windvo⸗ 
gel. S. auch Wendehals. 

Der Wetrerwoechiel,des-—-s, plur.utnom. ſing. im Bergbaue, 
der Kreislauf der Werter, d. i. der Luft, der Luftzug. 

Wẽetterwendiſch, —er, — te, adj. et adv. 1. Von der Wite 
terung und deren Veränderung abhängend. Go nenuet man z.B, 
werterwendifche Waſſer, Quellen, Bahr u. f. fr welche bey Re⸗ 
genwetter ergiebig, bey trocknem Wetter aber ſchwach find. 2, 
Die Berändekung der Wirterung durch üble Laune verrathend, 
wie werterlaunfh. 3. Veräuderlich, undefländig. Min werter- 
wendifiher Menſch. 4. Nach entgegen fichenden Richtungen; eine 
vermuthlich von dem veränderlichen und ſich ofl entgegen gefegten 
Stande einer Wetterfahne entlehnte Figur, So nennet man im 
gemeinen Leben wetterwendiſches Haar, welches in einem Wirs 
del gewachfen ift, wie z. B. an deu Pferden, vor der Stirn, auf 
der Bruſt und an den Seiten, 

Die Wetterwolke, plur. die—n, eine Gewitterwolfe, 

Der Wötterzeiger,des— s plur. ut nom, fing, ein Werk: 
zeug, Welches die Veränderungen der Witterung anzeiger, derglei⸗ 
chen, 5 B. der Hpgrometer iſt. 

Die Wetterzote, plur. die — n, eine weiße pelzige Materie, wie 
Schwamm oder Baumwolle, mit welder das Holzwerk und die 
Wände bey feuchter Luft überzogen werden. ©, Zote. 

Der Wetterzug, des — es, plur. Sie — züge, im Bergbaur, 
der Luftzug, wie Wetterwechſel und Wetter loſung. 


Be 6 

Dertwihlaufde es, plur. die ⸗laute das Laufen um 
die Wette; das Wettrennen. 

Das Wettrennen, des — s, plur, ut nom. fing, tie dag 
vorige, Ein Wettrennen halten, —— 

Der Woͤttſtreit, des—es, plur. die—e, eine jede Beeiferung 
zweyer oder mehrerer Judividuen, es einander By zu Dun 
Der Werrüreit der Ehre und der Liebe. 

Megen, verb, reg, wildes auf doppelte Art gebraucht wird, 

1, Bis ein Neutram, mit dem Hülfsworte haben. ı (1) Seftig, 
und mit dem Diefen Worte eigenen Lante reiben, befonderg mit 


Hin: und Herftreichen reiben ; in welcher Bedeutuug es tod nur - 


noch ineistigen einzelnen. Fällen üblich iſt. Sich an etwas wet⸗ 


zen, ift für reiben noch im gemeinen Leben, bin und wieder üblich. 


- Eben daſelbſt ſagt mauauch, das Rad bar den Ballen (WBaare) 
durchgeweßt, für durchgerieben. Am häufigſten ift un 


den Desen auf den Pflaſter bin und her fireichen, ae * 


Drauf wetzt die ganz Schar, 
Die Glurh fährt aussen Steinen 
Das fie im Strahl und Glanz, wir Meteore fcheinen, — 
(2) Die laugen Kleider im Gehen auf dem Boden ſchleifen laſſen; 
nur im gemeinen La einiger Gegenden, und von dem andern 


Geſchlechte. Mit den Kleidern über die Gaſſe wegen, die Reis 


der feleppen laſſen. Mit ſeidenen Kleidern daher wegen. Eben- 
dafeldft hat man im dieſer Bedeutung auch das Jierativum Wer: 
zeln, in eben demſelben Verſtande. } 


2. Als ein Yetivum, welches aber nur noch im vinaefchränften — 


Verſtande gebraucht wird, durch bin und her reiben, bin und ber 
fireifen ſchaef machen. So weget man ein Meſſer, wiun man es 
aufder Schwelle durch hin und her reichen ſchaͤrfet; eine Axt, 
einBeil, wenn man fie anf einem dazu dienlichen Steine bin 
und her reibet. Der Dogel wege den Schnabel, wenn er ihn 
auf einem harten Körper bin und her ſtreicht. Wo das. Reiben 
oder Streichen nicht fo beftig und merklich ift, da gebraucht man _ 
dafür auch die Wörter , abziehen und fehleifen, welches lestere - 
befonders alsdann üblich ifl, weun ſich der Stein beweget, nicht 
aber der Körper, welcher gefhärfer werden fol.  Ehedem ge 
brauchte man es auch im figürlichen Verſtande, für ſchärfen. 
Den Deriiand wegen. 

Du haſt von Wiegen an, der Bücher Luft gelicher, 

Die tinfve Sinnen wegt, Opitz; 
welche Fianr aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. 

Sp anch das Wetzen. 

Anm! Schon bey dem Ottfried wezzan, für ſchärfen, bey den 
Schwäbifchen Dichtern mit dem vorgefegten f, Swallen, im 
Niederf. wetten, im Angelf. hweitan, im Schwei.hväffa, im 
Dän. hvadſe, im Wendifgen wollin. In Oberdeutſchen hatte 
nıan davon auch das Wort waß, wets, ſcharf, welches von dem 
Kero art, bie in das ı 5te Jahrh. häufig vorkommt, und auch im 
figüt fichen Berftande gebraucht wurde, Weg als ein Schwert, 


in den Sprichw. Sal.von 1400; walſo ſehan, fcharffehen, bey. „ 


dem Willeram. Im Ditfr. ik Waflida, die Schärfe, Schneide, 
Auch in Schwed. iſt noch jeßt iivals, feharf, fpigig. Die Lat. 
acus, acies, acue re, u,j.f. find genau damit verwandt, Aug 
allem erbellet, daß dieſes Wort eine intenfive Form ift, welches 
‚ nice allein aus dem Hochdeutſchen 8, fondern auch aus dem tt 
oder ff anderer Mundarten und Sprachen ermeislich ift. Nimmt 
man das Zeichen der Intenfion weg, fo bleibt wat, wet, oder 
vielmehr, da auch das barte + ſchon eine Jutenfion verrälf, was, 
wed übrig, und diefes leiter ung auf wedeln, Wadel, fiedeln, 
für teiden, welches itevatine und verfleinernde Formen von eben . 
demfelden wad, web, find, fo daß der Begriff des Neibens, und 


in nach weiteren Verſtande der Beipegung, der Stammbegeiff cr 
un 


- 








Ze rule Zul nr nd 


rd. ar A 


\ 





1517 Wetz 


und wegen eigentlich ein heftiges Heiben bedeutet, weiches wi 
durch den bentigen Gebrauch beflätiget wird, Hieraus erhellet 
aber auch, daß das g in unferm heutigen Worte feinen guten ety⸗ 
mologifchen Grund hat, und nicht willkührlich mit 3 oder 33 ver- 
taufcht werden darf. Das t gebört zur Wurzel; das gewöhnliche 

Zeichen der Jutenſion ift im Hochdeutſchen s, folglich werfen; 
aber diefes 8 gebet nach harten Eonfonanten, und befonders dem t 
gern in das eben fo harte z über, wiein begen, beiten, fehagen, 
legen, und taufendandern. Wer wezzen ſchreibt, zerſtöret den 
Bau des Wortes ohne alle Noth und Nutzen, und wer wegen 
ſchrribt, zerſtöret foger die Ausſprache, weil diefes nad dem Ei⸗ 
genen der Deutſchen Sprache nicht anders als wegen ausgefpror 
chen werden kann. 

Der Wipftein, des — es plur, die — e, ein Stein, Meſſer und 
andere Gteine dur Megen, d.t. hin⸗ und ber reiben, darauf 
zu ſchärfen; zum Unter ſchiede von einen Schleiffeine, der um 
feine Are beweglich iſt 

Wibel, Wibeln, ©. in Wiebel u, f.f. 

Wichfen, verb,reg. act. ı. Mit Wachs überziehen , oder be: 
Rreichen, nur in einigen Fällen. Einen Saden wichfen. Leder 
wichfen. Gewichste Stiefeln, 

Schon fiand der Grenadier, und wichste feinen Bart, Zach. 
2. Figürlich, doch nur in den niedrigen Sprecharten. (ı) Prüs 
gein. Jemanden wichfen, ihn abwichfen. (2). Aufwichſen, 
aufttagen, befonders Speifen auftragen und vorfegen, auftifchen. 
So auf das Wicfen, 

Anm. Im Niederf. weffen. Es iſt von Wachs gebildet, und - 
da das a des Stammworteshier in ein i veräudert worden, fo 
erbellet daraus, def das Wort ſchon alt iſt. In der zweyten 
figärlichen , aber nur im den.niedrigen Sprecharten gangbaren 

Bedeutung, ſcheinet es ein Intenfiovumvon wiegen zu ſeyn, für 

x wiegfen. 

Der Wicht, des — es, plur. die — e, und die—en, ein für ſich 

‚elein im Hochdrutſchen veraltetes Wort, welches aber ehedem in 
verfchiedenen Bedeutungen üblich war, und in manchen derfelben 
in den Provinzen noch lebt. Es bedeutere: 1. Ein etwas; eine 

Jänoft veraltete Bedeutung, welche noch aus dem alten eoweht, 
bey dem Kero, etwas, erhellet, Im Oberdentſchen konunt, ſelbſt 
noch im Hans Sachs, das abgeleitete entwicht vor, welches eis 

‚gentlich vernichter, hernach aber auch unnütz, unbrauchbar, be⸗ 
deutete. Die Riegel hat er zerbrochen und entwicht gemacht, 
im Buche Belial von 1479. 

Und weren dein koſtlich gericht 
Zu Sreud und wolluf gar entwicht, 9. Sachs; 
verdorben, unnüß 2», Ein Geföpf, eine Creatur ; im Angelf. 
Wiht; im Engl. Wight, Befouders ein Denfd, Arme wih- 
ti, arıne Leute, bey dem Ditfried, bey welchem auch krumbu 
wihti, Krüppel, Lahme find. 3. In engerer Bedeutung, ein 
unnüser, unbrauchbarer Menſch, ein Menſch im verächtlichen 
Verſtaude. Du bift ein untrewer wicht, im Thenerd. An diefer 
und der vorigen Bedcutung lebt es noch in unferm Boſewicht, (©. 
dasfelbe.) Ehedem ward aber auch Wecht häufig für ſich allein in 
der Bedeutung eines Böſewichts gebraucht. Was poßheit in 
dem wicht waren verporgen, Theuerd. Bey den Schwäbiſchen 
Dichtern ift daher wihteklich, nichtswürdig. 4, Ein Tleines 
Kind, noch häufig im Nierderdeutſchrn. 

 1.Dae Wichtel, des — 8, plur. ut nom. fing, das Diminuti, 

„nuim- des vorigen, welches nur im gemeinen Leben einiger Gegen» 

der üblich ift, wo eseinen Kerggeift, Kobold, oder Alp bedeutet. 

2.X co Wichtel, des — s plur. utnom. fing. in rinigen Ew 
genden, 3.®. in Öfterreich, eine Feine Art Bulen, Vögel damit 

‚an fangen, Daher die Wichrelpfeife, bey den Jägern, eine Pfeife 


4 


Wick 1518 


mit welcher: man ben Laut des Wichtels nachahmt, die Vögel ba- 
mit berbey zu locken. Frifch ireer, Bern er die Pfeife ſelbſt das 
Wichtel neunet. 

Der Wichtelzopf, S. Weichfelsopf. 

Wichtig, — er, — ſte, adj. et ady. ı, Ein beträchtliches Ge⸗ 
wicht habend, ſchwer im eigentlichen Verſtande; eine feltene Ber 
deutung, Welche nur noch zuweilen in der höbern Schreibart vor» 

‚ Fommt, woflir doch das eben fo feltene gewichtig ſchicklicher wäre, 
um die Zweydeutigkeit mit den folgenden Bedeutungen zu vermei⸗ 
den. Ein wichtiges, beffer, gewichtiges Schwere, wo ein 
fchweres Schwert einen Mißlaut machen würde 2, Das ger 

hörige Gewicht habend. Der Dacaten ift wichtig. Wichtige 
Ducaten. Vollwichtig, in eben derſelben Bedeutung. tiber: 
wichtig, ſchwerer als erforderlich ift, 3. Figürlich.' (2) Biel 
vermögend. Ein wigptiger Mann. (2) Eine beträchtliche mo⸗ 
ralifhe Schtwere habend, d. i. ſtark auf den Verſtaud oder Willen 
wirßend. Eine wichtige Urſache. Ein wichtiger Beweisgrund. 
(3) Viele Folgen habend, mit vielen Folgen verbunden, uud dare 
in gegründet. Zine wichtige Sache. Das it mir überaus 
wichtig. 

Es ſtammet von wiegen her, S, daeſelbe. 

Die Wichtigfeit, plur. car. die Eigenſchaft, da eine Sache wid 
tigift. 1. In der zweyten Bedeutung des Adverbii. Die Wich⸗ 
tigkeit eines Ducaten, 2. In den figüirlichen Bedeutungen, Ein 
Mann von Wichtigkeit, von Anfchen, der viel'vermag. Fer 
ner, die Eigenfchaft, da eine Sache lebhaft auf die obern und 
untern Kräftewirkt, Die Wichtigkeit einer Urſache, eines Bes 
weifes, Noch mehr aber, die Eigenfchaft, da etwas von vielen 
und beträchtlichen Folgen iſt. Kine Sache von Wichtigkeit. 
Die Wichtigkeit einer Sache. 

Die Widbohne, plur. die —n, an einigen Orten ein Nahme 
der Seigbohne, ©, diefes Wort und Wide. 

Die Wide,plur, die—n, der Nahme einer befannten Hllfen, 


feucht und ihres Gewächſes, welche zum Futter für das Vieh gen 


braucht wird, Vicia Linn. Widenfäen, furtern u.f.f. Das 
Hort ift alt, und in mehrern Sprachen vorhanden; es lautet ſchon 
im Grieh. gxxy, und Bixıor, im Lat, Vicia, im tittleen Latein, 
Bex, im Engl, Vetch, in Schwed. Viker, in Wallif, Gwygg, 

- im Slavon. Wyhew. Die rundliche Geftalt der Frucht ſcheint 
der Grund der Benennungzu feyn, da es denn ein Verwandter 
von Seige und Seigbohne feyn Fönnte, wovon Wide ein altes Ju⸗ 
tenfivum, vieleicht auch Diminutivum iſt. 

Der Wikel, des — 8, plur. ut nom.fing. ein gewickelter, d. i. 
mehrmahls um fich felbft zufammen gelegter Körper, ein Wort, 
welches wenig mehr gehöret wird, Ebrdem, als die Mannsper⸗ 
ſonen ihre Strümpfe noch zu wideln pflegten, hieß diefer gewi⸗ 
delte Theilein Wickel. Wickel tragen. Sumeilen neun man 
auch noh ein mehrmahls zuſammen gelegtes Papier, 5.3. Zwirn 
darauf zu wickeln, einen Wickel. 

DaeWidelbend, des — es, plur. die — bänder, ein langer 
ſchmaler Streifen Zeuges, neu geborne Kinder darein zu Mir 
deln, die Wickelſchnur, am häufigften die Windel 

Die MWidelflepte, plur, inufit. eine Art Flechte oder Moofes 
mit ducch einander laufenden, verwickelten Fäden oder Aſten; Li- 
chen plicatus Linn. das Widelmoos. 


Die Widelfrau, plur. dic — en, an einigen Orten, die Gehül⸗ 
finn der Hebamme, weil fie das neugeborne Kind widelt; die 
Beyfrau. 


Das Wickelkind, des— es, plur. die — er, ein gewickeltes 
Kind; ingleichen ein zartes Kind, welches noch sewideltiwird, 
Dae Wickelmõob, des —es, plur. inul, ©. Wideiflehte, 
Wickeln, 


— 


#539 Sub: = 


* ickeln, verbereg. act. 1, Mehrmahls om fich felbft oder ei⸗ 
nie andern Körper winden, oder zufammen legen, Die Strüm⸗ 
yfe wickeln, den obern Theil mehrmahls um ſich ſelbſt zufanımen 
legen. Die Strümpfe gewickelt tragen. Garn auf einen Rnäuel 
wickeln. - Gern, Zwirn, Sride wickeln, auf einen Knäuel 
auf ein zuſammen geiegtes Papier, „oder auch nur um fich ſelbſt. 
Er iſt ſo zahm, dad man ihn um einen Singer wideln Fann, 
daß er zu allem folafam iſt. 2. In einen mehrmahls zufammen 
gelegien Körper verwahren. Etwas in ein Papier wickeln. Zin 
Rind wickeln, es mit Windeln umgeben, es ‚windeln, 3. Sid 
aus einer Sache Wideln, fig. ſich aus einer derworrenen Sad, 
aus. einer Verlegenheit, helfen. Wie er fih fo künſtlich aus 
dem vorwurfe zu wideln weiß. 

So auch dag Wikeln. Siehe auch die Sufammenfegungen 
Abwikeln, Aufwickeln, Yuswideln, Einwideln, Entwickeln, 
Verwickeln u. ſ.f. 

Anm. Die Endfnlbe eln zeiget, daß dieſes Wort ein Iterati⸗ 
vum If, dag doppelte Foder E aber, dag die Stammfplbe ein Ins 
tenfivum iſt. Löfet man dasfelbe in den einfachen Baumenlaut 
auf, fo fommt man aufdas Verbum wegen in bewegen, wovon 
wackeln auf äbnliche Art, obgleich in einer andern Bedeutung, ges 


Bilder iſt. Von der Wurzel wegen, wigen fommen die Jutenfio 


va wicken, wacken, und davon die Jterativa wickeln, wadeln. 
Die Unkunde des Baues der Wörter, w H 
und hundert andere Etymologen fo oft tere geführer bat, machte, 
daß erſterer unfer wickeln, bloß um des lin der iterativen Ableis 
tungsfplbe Willen, von dem Latein. volvere abſtammen ließ, 
Allein vol vere gehöret zu unferm wal=zen, oder wal- zen; 
die Wurzelſolbe iſt in beyden einerley, nur die Ableitungs⸗ und 
Biegungsſylben find verſchieden. 

Die Wickelraupe, plur.die—n, eine Art einſamer Raupen, 
welche ſich zur Sicherheit vor der Witterung inein Blatt widelt, 

und weil fie fpringen Fann, auch der grune Springer beißt. 

Die Widelfchnur, plur. die — fhnüte, 8. wickelband. 
Das Widelzeug,des — es, plur. car. ein Collectivum, dag 


* 


ſammtliche zu dem Wickeln eines Kindes gehörige Geräth zu bes 


zeichnen, die Windeln mit ihrem Zubehör, 

Der Wickenklee/ des — s,plur. car. ein Rahme der Espar⸗ 
fette, oder des Turkiſchen Klees. e 

Das Widfutter, des — 8, plur. doch nur von mehrern Arten, 
uinom. fing. in der,Landwirthfchaft, ein Gemenge von Widen 
and Hafer, und oft noch andern Gerreidearten, welche zum Fut⸗ 
ter für das Vich unter einander gefäet werden ; Widengemenge, 
Mischling, Mengekorn, Niedeef. fangkorn. 

Das Wiäftrob, des — es, plur. car. die dürre Stande der Wi, 
cken, als Stroh gebraucht, wie Erbſenſtroh, Erbsſtroh/ 5a: 
ferftroh uff. 

Der Widder, tes —s, plur. utnom. fing. ‚das männliche In⸗ 
Siofduum des Shafviehes, der Schafbock, im gemeinen Leben 
mancher Gegenden, der Stähr, im Niederdeutfchen, Holändis 
ſchen und Engl, Ramm, Rammbock. Ein gefchnittener Widder 
beißt ein Sammel, oder Schöps. Augleicher der Nahme eines 
der zwölf Geſtirne des Thierfreifes. Die Sonne tristin den 
Widser. 

Unm. Ben dem Notker Vider, im Engl, Weather, im An⸗ 
gelf. Wether, in Schwed. Väder, Vädur. Die Abſtammung 
iſt nugewiß. Die meiften fallen auf die ſtößige Befchaffenheit dies 
fes Thieres, und fehen Widder und wider als nabe Verwandte 
an; Dietrich von Stade aber und andere auf das alte War, Bar, 
ein Mann, welche legte Ableitung aber zu gezwungen und unana, 
logiſch it. Div Endfulbe er iſt die Ableitungsfplbe, und bedeutet 


ein Ding, Subjret, von welchem etwas gefagt wird; es kommt 


be Friſchen, Wachtern.: 


Bid 1520 


daher hier bloß auf die Sylbe widd oder Wid an. Da bier zur \ 


Zeit nur noh Mutbmaßungen Statt finden, fo könnte man auf 
das alte wedan, weiden, leiten, führen, rathen, weil der 
Schafbock gemeinialich vor der Herde herzugehen pflegt. (S. Wei⸗ 
den.) Was mich auf dieſe Vermuthung bringt, iff, dag der Wid⸗ 
der bey dem Rotker wirklich der Leite der fcaflo heißt. Das 
Lat. aries hingegen fan ziwar mit dem alten War, Bar, Vir, 
Eines Stammes ſeyn, aber auch eben fo wahrfpeintich von den 
Griech. ange, leiten, führen, abftammen, 

Die Wide, S. Wieder. 

Wider, eine Präpofition, welche nur allein mit dem Aceufative ge 
braucht wird. Sie bezeichnet: 1. Eigentlich, die Richtung einer 


4, 


Bewegung in gerader Linie gegen einen andern Körper, doch daß 


damitein Widerſtand verbunden fen, derfelbe mag nun von dem 


Sujbeete oder von dem Dbjecte, oder von beyden zugleich herrüße - _ 


ren, welcher fegtere FZal der gemwöhnlichtte if. Wider den 
Strom fhwimmen. Mit dem Bopfe wider die Wand laufen. 
Mider den Stachel lecken. Der Begriff des Wider ſtandes iſt fo . 
wohl in diefer, alsder folgenden figürlichen Bedentung, dem beu⸗ 
tigen Gebrauche nach nothwendig, und dadurch unterſcheidet es 
ſich von gegen, welches in viel veiterer Bedeutung gebraucht wird, 
und die bloße Richtung bezeichnet. (S. dieſes Wort.) Ehedem 
gebrauchte man auch wohl wider auf ähnliche Art. Wid er den 
Altar vufen, die gand wider jemanden ausrecken, für gegen, 
ı Kön. 13, 2.4. Richte dein Angeſicht wider Jeruſalem, 
"Eseh.e21,2. Und du, Bruder, fing ich wider Buchnern an, 
Dpig. Im gemeinen Leben iſt auch die ſer Gebrauch noch nicht ganz 
veraltet, wohl aber in der antändigen Schreibart. 2. Figiirlich, 
einen Gegenſtand des Widerfkaudes, der Beleidigung, der übers 
tretung,, der Abneigung zu bezeichnen. Des Widerflandes und 
Widerforuches. Femanden Sauger feine Seinde gewähr- 
ven, Wider jemand flveiten. | 5 
Da wider ibn mehr Seinde ih geſellten, 
Als dir die Nach welt glauben darf, 
Raml. 
Keine Thräne ruft wider ihn um Hulfe, Die — iſt im 
Simmel und auf Erden angenehm, alles hingegen ift wider 
den Stolz. Sich wider eine Sache erflären. Er ift ſehr da⸗ 
wider. Wider fein Gewilfen handeln, etwas thun, was man 
als Unrecht erkennet. Wider Gewalt kann ich nicht. Sich. wis 
der jemand ſetzen. Lin Schirm wider die Sige.. Kin Mittel 
wider das Sieber, Sich wider die Halte verwahren. Es 
geichabe wider meinen Willen. Wider alle meine Erwartung. 
Der Übertretung. Wider feine Pflicht, wider das Gefeg hans 
deln. Wider Recht ud Billigkeit. Wider alle Wahrheit. 
Wider die Gebühr, Wider deffer Wiffen und Gewilfen. Wie 
der fein verſprechen. 

Unm. 1, Diefes alte Wort lautet ſchon von den frügeften Zei⸗ 
ten an widhar, und ward ebedem anch häufig mit den Darive. 
gebraucht, widar mir, Roter. Im Niederdeutſchen wedder im 
Ulphifas vithra, im Schwed. veler, Bon dem feit Fangen Seie 
ten eingeführten orthograpbifchen Unterſchiede zwifchen dieſer 
Prävofition wider und dem Adverbio wieser, fiebe das lesterr, 

Anm. 2. Die Verba, mit welchen diefe Präpofition zuſammen 
geſetzt wird, find in Anſehung der Form von gedoppelter Art, Ju 


einigen wenigen if die Präpofition treunbar, indem fie in der 


Conjugation Hinter das Berbum tritt, da denn diefes im Partiei⸗ 
pio das gewöhnliche Augment befommt. In diefen ruhet der Son 
allemahl auf der Präpofition, In andern it die Präpofition uns 
trennbar, daher der Ton auf dem Berbo ruhet, und das Augment 
wegfält, Von der erſten Act find: widerbeilen, widerdruten, . 


widerhalsen, widerreden; von der letztern aber: widerfahren, 
wider, 


rn a na a in dl lt U in m 





— 








Pen Bir 


_ wiserlögen, iwiserrärben, — Ken, widerfigen, — 
chen, widerfieden, widerſtreben und -widerhreiten.. Folg⸗ 


widerfprochen, Die legte Claſſe iſt älter und von allgemeinerm 

Gebrauche; dieerfte neuer und feltener. Ju den mit wider zus 

ſammen gefeßten Rennwörtern rubet der Ton gleichfalls-auf der 
} Präpofition ; außer wrun das Mor: vier⸗ ode⸗ mehrſolbig iſt. 
widerhalt, wider ſpruch, Wider ſtand; ; aber Wiverregtlig: 

‚ Zeit, WiderfeglichPeit, 

Widerbellen, ich belle wider, wisergebeller, —— reg. 
neutr. (S. Bellen,) mit dem Hülfsworte haben, ein verächtli⸗ 
cher und harter Ausdeud fiir widerfprechen; wofür zuweilen 
auch wohl wiederbelfern gebraucht wird, 

"Der Wider-Cbrift, ses—en, plur. die —en, ein nngewöhns 
liches, nur ı Ioh. 2, 18.22. befindliches, und nach Anti: Chrift 
gebildetes Wort, einen faljchen Lehrer der chriſtlichen Kirche zu 
bezeichnen. 

Der Widerdrud,des —es, plur. inuf. bey den Buchdruckern, 
der Abdenck eines Bogens auf der Rückſeite, d.i. auf der dem 
Schöndrude entgegen gejegten Seite, 

* Dev Wideröruß. des—rs, plur.car, ein im Sochdeutſchen 

bderaltetes Wort für — welches noch im Oberdeutſchen 

“= gangbar iſt. 

Widerfähren, verb. irreg. neutr. mit dem Hülfsworte — 
ich widerfahre, es iſt mir widerfahren. Begegnen, i im fgürlis 

chen Verftande, eine gewiffe Veränderung von außen erfahren, 
fowohl von angenehmen als unangenehmen Veränderungen, mit 
dem Dativ der Perfon, Es iſt mir ein großes Unglück, ein 
großes Glück widerfabren, 
ſchen allerley Zufalle. Was if dir widerfahren? Ss if 
‚mir oft widerfahren, daß u. f. f. ich habe es oft erfahren. Kir 
nem Gerechtigkeit widerfahren laffen, gerecht vor ihm urebeis 
len, gerecht gegen ihn handeln. Was vechtifi, fol dir widere 
fahren. 

* Anm, Es liegt in die ſem Worte eben der ſelbe Trope ——— 
de, als in begegnen, und den Lat. obrenire; denn fahren und 

gefahren wurden ededem häufig für gefcheben gebraubt. So 

fare i2, ſo geſchehe es, Rotker:. Das wider druckt die Richtung 
aus, und zwar in der ebemahligen weitern Bedeutung, da es eben 
nicht alle Mahl einen Widerſtand in fi ſchloß. Im Oberdeut⸗ 
ſchen war dafür ehe dem auch wid, vachen üblich, 

* Widergelten, verb. irrez. act, (3. Selten) ein In Ho» 
deutfchen veraltetes Rort, fire vergelten. Ich muß ihm dag 

— widergelten. Güntber gebraucht davon noch das im Hobdeut ⸗ 

* (hen gleichfalls unbefannte Widergelt, für Bergeltung, Schad⸗ 

— loshaltung: 

—— Kein va, Fein koſtb ar Zeichen 

I Jh vor der Altern Treu ein würdig Widergelt. 

Der Widerhafen, des —s, plur, ut nom. ling. ein Hafen an 

$ einem Dinge, welcher der gewöhnlichen Bewegung vder Richtung 

x besfelden widerſtehet. 

DerWiderhalt, des —es, plur.inuf. 

g - Körper widerhäft, der Bewegung, dem Deucke u. f. f. widerſte⸗ 

y het. 2. Dasjenige, mas dee Bewegung, den Druden, f.f. wider 

va flebet. Beinen Widerhalt haben. 

J. Widerhalten, verb. irreg. neutr. (S. Salten,) ich halte wi⸗ 

E 







Be a De EEE TE TEN „; 
27% la 1 ae — 


—— —— 


T 


2, Der Iunftand, darin 


der, widergebalten. - Es iſt mit dem Hülfsporte haben verbuns 
den, und bedeutet einem Drude, einer Bewegung Yon aufen idi« 
\  berfichen, mit Widerflande fortdanern. So fagt man im gemei⸗ 
nr nen Peben, leichte Speifen halten nicht large wider, widerſte⸗ 

ben der Verdanung nicht lange. Im Obe erdentſchen gebraucht 
Adel. w, 3. 4, Th. 2, Aufl. 


\ 


REN 


lid: ich belle wider, wisergebeller; aber ih wider ſpreche, 


Es widerfahren dem Men— 


Wid 1522 


man es oft fir Ioidecficßer Üeshanpt; gegentfeinen- oe wi: 
der halten. 

Die Widerlage, plur. die —n. ı,Ein Ding, welches wider · 

hält; nur noch in einigen Fällen. So wird in der Baukunſt eine 

» Mauer, ein Pfeiter a. ff. weicher dem Drude eines Gewötbes 

- odereines Bogens wiberfichet, eine Widerlage genannt. 2. Ja 

den Rechten, dasjenige,- was der Fran in Anſehung ihres Braut 


ſchatzes und zu deffen Sicherheit von dem Manne ausgefeget wird; _ 


das Gegenvermächtniß, 


Der WiderlLüger, des —s, plur. ut nom. ing. im Bergbane, 
ein Arbeitet, der den Raum zu den Widerlagen in dem: — 
anshauet. 


Widerlegen, verb. reg. act, * widerlege, babe widerlegt, dir 
Unvichtigkeit einev Sache mit Gründen beweiſen. Ein vorgeben 
widerlegen. Jemanden widerlegen, ibn von einem Irrthume 
‚überführen. Daher die Widerlegung, plur. die —en, fo wohl - 
die Handlung, als auch die Schr ft, :velche fie enthält. 


» Widerleglich, adj.etadv. was ſich widerlegen läßt, im Ge⸗ 


genfaßedes Unwiderleglich. 


Widerlih, —er. —ite, adj,etadv. 1. Den äußern Sinnen zus - 


w der, Widerwillen, Ekel erwedend, am hänfigften von finnlis 
chem Eiel, fo wie widrig mebr von der Empfindung des Gemu ⸗ 
thes gebraucht wird, da es deun et vas weniger fagt, ale ekelhaft, 
in beträchtlichen Bradeumangenebn. Line wiverliche Speife. 
Wiserlich schmeten, riechen. Bine Urzeney, welche widerlich 
zu nehmen it. Ein Beficht, das nicht widerlich, aber auch nicht 
einnhmens iſt. Lin widerliher Anblick, Geruch. Eine wi: 
derliche Stimme, 2. Widerwillen verrathend, mürrifch, dere 
drieblich; am ehfäfte n in Niederfachfen. Lin widerlicher 
Mini, wo aber diefe Bedeutung eine Zweydeutigkeie mit der 
vorizen macht, daher fie im Hochdeutfchen billig veraltet. So 
auch die Widerlichkeit. Es iſt nicht zunächft von der Präpofition 
wider gebildet, fondern ven dem folgenden Verbo widern, und 
bedeutet eigentlich, was ung wisere, S. auch Widrig. 
Widern,verb.reg act. 1. Widerwillen, befonders ſinnlichen 


Widerwillen erweden, nur In der dritten Perfon, und ohne Paſ⸗ 


fioum. Eigentlich mit dent Accuſative. Die Speife widert 

mich, oder, es widert mich vor dirfer Speife, Es wisere 

mid, vorihrzurffen: Jusleichen, Überdruß erwecken. Es 

widert ihn etwas ſehr 6219, er wird einer Suche fehr bald über» 

drüffig. Es widert wi zu leben. In der Deutſchen Bidet 
kommt dieſes Wort Ein Way! mit der n Da: ive der Perfon vor :- 
was meiner Seele widerte, zu:v!der war, Hiob 6,7; welcher 

Caſus doch ſeltner iſt. 2, * Wiverwillen gegeu etwas empfin⸗ 

den, rs derabſcheuen, haſſen. Den Geſtank widern. Diele Bes 

deutung [Heiner die Ältere zu feyn,indem widaron für refpue- 
re ſchon im Kero und Ditfried vorkommt. 3.* Sich wien, 
ſich mwiderfegen, - Wollten fih der Lahrt gewidert han, 

Theuerd. In einigen Oberdeutſhen Provinzen hat man auch das 

Subſtantiv, die Widerung, einen geringern Grad des Ekels oder 

finnlichen n Abſcheues zu bezeichnen. Widerung vor oder gegen 

etwas Baben. 

Ann. Die beyden legten Bedeutungen find im Hochdeutfchen 
veraltet, nnd ſchon die erfte Fommtdafelbft feltener vor, Es if. 
von der Präpofition wider. Im Oberdeutſchen ift Widerung . 
auch Ekel, Abſcheu. 

Midernstürlidd, —er, —Ir, adj. et adv, den Befegen der 
Natur widerforechend, zum Uuterſchiede von unnatürlich, den 
Gefesen der Natur mist gemäß, und übernatürlich, ans ihren 
bekannten Gefegen nicht begreiflich. Bin widernarügliches Ver⸗ 
brechen. So auh die Widernatürlichkeit. 

Ododdd Der 


® 


% 


1523: Bid 


x 


Der Widerpart, des — es, plur. Sie—e, die Iegte Hälfte von ° 


dem Lat. pars, oder Franz. partie ein nur in dengemeinen 


Sdpyrecharten übliches Wort. ı. Ein Gegner, der Gegentbeil, im Die Widerfeglichfeit, plür. 


gemeinen Leben auch Gegenpart. Der Widerpart vor Gericht, 
in einer Disputation, der: Gegenteil, Gegner, 2. Der Wi: 
derfpruch, Wiberftand ; ohne Plural und Artikel. Kinem Wi: 
derpart halten, ihm widerfprechen, das Gegentheil behaupten. 

Wiberrächen, verb. irceg.act. (S. Rathen) Ich widerra⸗ 
the, Partieip. widerr athen. Durch guten Rath zu hindern ſuchen. 
ine Sache widerrarben, einem eine Sache widertathen, ra⸗ 
then, dag man fie nicht thue, nicht unteruehme, Er that es, alz 
les Widerratbens ungeachtet. : x 

Widerrechelic, —er, —Rr, adj. et ady. dem Rechte, den 
pofitiven bürgerlichen Gefegen widerfprehend. tin widerrecht⸗ 
liches verfahren. So auch die Widerrechtlichkeit. 

Die Widerrede, plur. die—n, der Widerſpruch. Die Srende, 


Der Widerfinn, des —es, plur, inuf. 


£ — Re Et Fre 


‚weilen gebraucht wird, EU ETE — ER U 
die —en. 1. Die thätige Hinde⸗ 
tung des Willens eines audern, ingleichen die Fertigkeit, den Wils 
Ten eines andern thätig zu hindern ; ohne Plural, 2, Eine ſolche 
Handlung, mit dem Plural. Die Widerſetzlichkeit des Kindes ge: 


porung in allen Derhältniffen des Lebens, Gell. 


gen Ültern und Lehrer wird mit den Fahren Aufruhr und Em: 


1, Die entgegen ge: 
feßte Öefinnung oder Neigung ; eine feltene Bedeutung, 2, Der 
entgegen gefeßte Sinn, de i. Verſtand, oder Bedeutung einer 
Rede. Die meiften Anfpielungen find mit der Zeit dem Buch⸗ 
ftaben nach verſtanden worden, durch diefen Widerfinn find. 
viele Irrthümer in die Wiſſenſchaften gekommen. 3, Was 


welcher Bedentung doch nur der Gegenfag unwißerfeglich au » 


den Sinne, d. i. dem gefunden Menfchenverflande, entgegen ger - 


fegt ift, wo diefee Ausdrud ein wenig gelinder iff, als Unfinn.. 


welche Altern über ihre Binder empfinden, iſt ohne Widervede Widerfinnit, —er, —f#e, adj, et adr. ı, Der Neigung ober 


die lebhaftefie. Das Verbum widesreden für widerfprechen iſt 
im Hochdeutichen längft veraltet. - 
en, re des abe plur. die—e, ‚der erhabene Theil 
an dem Halfe der Pferde zwifchen'der Mäbne und Schul ter, wel⸗ 
ber auch ur der Kit ſchlechthin, in Meißen aber der Wider⸗ 
born genannt wird. ©. Rift. a 
Der Widerruf, des— es , plur. inuf, die förmliche Erklärung 
feiner geänderten Überzeugung oder Öefinnung, die Aufbebung ei⸗ 
ner Behauptung oder eines Befehles, du: ch eine nachfolgende Ers 
klärung. Widerrufthun, etwas widerrufen. Wenn er fein 
Wort einmahl gegeben hat, ſo iſt an Feinen Widerruf zu 
nken. 
— verb. irreg. ich widerrufe, widerrufen, förmlich 
erfläcen, dag man feine Überzeugung oder Gefinnung geändert 
babe. Sowohl als ein Neutrum, mit haben, widerrufen, Wis 
derruf thun; als auch active, etwas widerrufen. S. auch Wie⸗ 
derrufen. RR 
Widerruflich, adj. etadv. was ſich widerrufen läßt, im Gegen⸗ 
fage des unwiderruflich. So auch die Widerruflicpkeit. 


. entgegen geſetzt. Ein widerfinniges Betragen. 


“ brauche entgegen gefegt. Sich widerfinnig leiden, 


Grfinttung eines andern entgegen gefegt, und darin gegründet; im 
‚welcher Bedeutung es weniger fagt, und folglich gelinder it, als 
widerfpenfiig, und widerfeglich, obgleich diefe Bedeutung mit - 
den beyden folgenden leicht Zivepdeutigfeiten machen kann. Ein 
widerfinniger Menſch, der immer andere Geſtunungen hat, als 
andere, 2. Den entgegen gefegten Verſtand euthaltend, und 
darin gegründet, Kine Rede widerfinnig verſtehen. Ein wi— z 
derfinniger Deritand. 3. Dem gefunden. Menfchenverftande 
Kine Sache 
widerfinnig anfangen. 4. Der Gewohnheit, dem gemeinen Ge⸗ 
5.Der ges 
wöhnligen Richtung entgegen gefegt. Ein widerfinniges Ge— 
börn, bey den Jägern, wenn die Enden eines Gehörnes frumm 
und gegen einander ſtehen. Die Haare widerfinnig freichen, 
wider ihre gewöhnliche Richtung. Wisderfinnige Gänge, im 
Bergbaue, die ihr Streichen un) Fallen oft verändern. In allen 
diefen Bedeutungen in den gemeinen Sprecharten widerfinuiich. 
So auch die Widerfinnigfeie, in allen obigen Bedeutungen, befüns 
ders in dei vier erſten. ' 


Der Widerfächer, des—s, plur, ut nom, fing. eigentlich ein Widerſpänſtig, —er, — ſte, ———— thãtig weigernd⸗ 
da 


feindfeliger Gegner dor Gericht, undin weiterer Bedeutung, eine 
Perfon, welche ung aus Zeindfeligkeit in allem zu hindern ſucht. 
IJndeſſen iſt das Wort in dem gewöhnt den Sprachgebrauche vers 
alte, und ift nur noch: in der Theologie und dem Kanzelſtyle ſo 
wohl von dem Teufel, als auch von den Feinden des Chriſten, un⸗ 
ter den Menfchen üblich, in welchen beyden Bedeutungen esin der 
Deutſchen Bibel hänfig ift. Das Wort iſt fehr alt, und lautet ſchon 
im Kero, Notker n.f. f. Widerlachcho, im Angelf. Wither- 
facco, Im Schwed. iſt vederfaka, adverfari. Es iſt von der 
alten Bedeutung des. Wortes Sache, nach welchem es Streit, 
und befonders feintfeligen Streit vor Gerichte, bedeutet. (©. das⸗ 
felbe.) Im voten und s ıten Jahrh. ommen dafür auch Widar- 
warto und Witharfneco ver, — 

Der Widerſchein, S. Wiederſchein. 

Widerfegen, verb. reg. act, ich widerfege, wider ſetzt. Es 
wird nım ale ein Reciproenm gebraucht, fich widerfegen, feine 
Kräfte und fein Vermögen zur thätigen Hinderung der Abſicht eis 
nes andern anwenden ; da denn die Perfon oder Sache, welche 
man zu hindern fucht, im Dasivo ſtebet. Sic einem widerſ⸗ egen, 
ſich eutweder durch Förperliche oder morafifche Kraft wider ihn 
fegen.: Sich der Obrigkeit widerfegen. Daher die Wider: 
fegung, SATTE. 

Widerjeglich, —ır, —fle adj. et ady. »,Den Willen, die 
Abfcht eines andern thätig Hindernd, und darin gegründer. Ein 
widerfegliches Betragen. 2. Dem man ſich wiberfegen kann; in 


den Willen eines andern zu geborchen, und darin gegründet. Wi: » 
derfpanftig ſeyn. Sich wiserfpänftig bezeigen. Wenn man mit 
Rindern anfange, zu vernimfteln, fo it'es Fein Wunder, 
wenn fie widerfpanfliig werden, Weiße. Widerfpänfige Un— 
terthanen. Widerſpanſtig druckt mehr diechärigeVerweigerung 
des Gehorſams, widerfeglich aber mehr denthätigen Widerſtand 
aus, Jens iſt ein Abtsmmling von ſparnen in der heutigen Ber * 
deutung, oder auch von dem alten fpanen, reden, bereden, da e— 
denn eigentlich widerſprechend bedeuten würde, (8, Abfpänttiz.) 
Im Oberdentſchen ift dafür noch jest widerfpännig üblich, © 
auch die Widerſpanſtigkeit, die thätige Verweigerung des Gehor- 


fams, und die Fertigfeit dieſer Verweigerung, ’ 


1) 


* 


Das Widerfpiel, des—es, plur. die—e, das Gegentheifeis ' 


ner Sache, das Widerfpiel darthun, beweifen, das Gegeu—⸗ 
theil. An Start des Befohlnen das Widerſpiel thun. Ihre 
Schweſter hält gerade das Widerfpiel in ihrer Kuffübtung, 
Gel. Im Ober deutſchen iſt in Wiserfpiel, im Gegentbeif, bin» 
gegen. Es ift von einer jegt veralteten Bedeutung des Wortes 
Spiel, ©. dagfelbe, Ar : i 


Widerfpröchen, verb. irreg. neutr; (8. Sprechen.) welches 


mit Haben gebraucht wird; ich widerfpreche, widerſproͤchen; 
das Gegentheil behaupten, jemandes Ausſpruch für falfch erklä⸗ 
gen, nit der dritten Endung der Perfon. Zinem widerſprechen. 
Jemanden in das Geficht widersprechen. YWiserfprechense 
Säge, wovon der eine. den andern für unrichtig erklärt. Liner, 


Sade 


N 


zn 


Ir EN ?,. 7 





ir 


wWeerftreit 


F 55. — 


Sache NE Der Hi Oberdeutſchen übliche Gebrauch 
mit dem Aceuſatibe der Sache, etwäs widerfprechen, ich wider⸗ 


ſpreche es nicht, iſt im Hochdeutſchen ungewöhnlich. Schon in ' 
ode widerlprehhen ; dey dem Ottfried kommt dafür fir-. Widerwärtig, —er/ —Re, adj. et adv. . 


[prechan, verfprechen,, vor, 


. Der Widerfpregper, des—s, plur, ut nom. fing. Fänin, die 


Widerſprecherinn, eine Perſon, welche widerfpricht. 

Wibderſprech lich, adj. et adv. dem ſich widerſprechen läßt; ein 
ar in dem Gegenſatze unwider ſprechlich übliches Wort, 

Der Widerfpruch, des —es, plur. die-— fprüce. 1. Die 
Handlung, da mander Behauptung oder dem Verlangen eines 

> andern wibderfpricht, Etwas ohne Widerfpruch einraumen. In 
einer Sache vielen Widerfpruch leiden, erfahren. 2. Der Zus 
Hand, da etue Behauptung die andere, und in weiterer Bedeutung, 
ein Ding dasandere, aufbebt, Der Widerfpruch der Pflich⸗ 
ten, ivenn eine mit der andern nicht beſtehen Fann, eine die andere 
aufhebt. Schon im Notler Widerfpruch. 

Der Widerſtand, des—es, plur. inuf, der Sufkand, da eine 
Perſon oder Sache eineHandlung nicht zuläffer, die Schwierigkeit 
‚eine Handlung zugulaffen, fo-wohlim leidenden als thätigen Ver⸗ 
frande, daher es von weiterer Bedeutung ift, als Widerfegung, 
weiches nur von einer thätigen Hinderung gebraucht wird, ine 
Yiauer leifter MWiderfiand, wenn fie einer Bewegung nicht nach» 

" gibt. Großen Widerſtand thun. Diedefagung ergab fich oh⸗ 

ne Widerfand, Dielen Widerfand finden, Allen Widerſtand 

" überwinden, AR, 

Wivderjtehen, verb. irreg, Deutr. (5. Steben,) mit dem 
Hütfsworte haben ; ich widerflehe, widerfianden. ı. Sich bes 
ſtreben, eine Handlung nicht zugulaffen, fo wobl im Teidenden als 
tbätigen Verſt aude; mir der dritten Endung der Perfon. Kupfer 
widerſtehet dev Witterung länger, als Siſen. Einem in einer 
Sache wideriiehen. Der verſuchung widerſtehen. Dev Trau⸗ 
rigfeit, der Reigung widerfiehen. 2. In engerer Bedeutung 
fagt man, diefe Speife, diefe Arzeney widerfiehet mir, wenn 
man einen lebhaften Widerwillen wider fie empfindet, fo daß ınan 
fie nicht zu fi nehmen kaun. Bey dem Ottfried und Moiter wi- 
darltan. 

Widerftehlich, aöj;etadv. dem man widerftehen kann; am hãu⸗ 
figfien in dem Grgenſatze unwiderfiehlich. . 


Der Widerſtoß/ des — es, plur. car, der Nahnie einer Pflanze, 


welche an denKüften@uropeng wächfet, See⸗ Lavendel, Statice 
- Limonium L. Der Örund der Deutfchen Benennung iſt mir 

unbekaunt. Auch ein Nahme des Sehens, Cucubalus Behen 
Linn, 

Widerftreben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte habzh, 
ich widerftrebe, widerſtrebt, fich befirchen, eine Handlung zu 
hindern, ſich widerfegen, mit der dritten Endung der Perfon, 
einem widerſtreben. Es fängt an, zu veralten, indem wider: 
> fegen und widerfichen dafür üblicher find. So aud) das Wider: 
freben. 

‚verb. reg. act. ich wiberfreite, widerfiraten, 
mit Worte wider etwas ſtreiten, demfelben widerſprechen; ein 
im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort. Eine Meinung wider 
fireiten, fo wohl ihe widerfpreöhen, alsaud) fie beftreiten, Eben 
„fo ungewöhnlich ifider Wideritveit, für Widerſpruch. 

Dee Widertbeil, des —es, plur. die —e, ein im Hochdeutſchen 

gleichfalls ungewöhnliches Wort, für Gegentheil, Gegner. 


DSer Widerthon, des —es, plur. iauf, eine Art Moofes, von 


„welchen? es verfhiedene Arten gibt. Kother Widerthon, Afple- 
pium Trichumanes L. außer weichen man. auch goldnen 
und weißen Widerehon hat, Der größe Haufe gebraucht es alg 
ein Mittel wider die Bezau⸗rung, worans ſich die erſte Hälfte 


Bi ee 


Bid 


des Wortes erfläcet; nur die zweyte iſt mir — Auch Wi⸗ 

dertod iſt der Rahme eines Gewäch ſes, von welchem ich doch nicyt 

weiß, ob es von diefem noh verfehiedenift, oder nicht. 

1, Einer Richrung 
oder Bewegung entgegen geſetzt; in welcherBedeusung cs dohnur 
zuweilen in der Seefabrtvon dem, Winde gebraucht wird, Kin 
widerwärtiger Wind, ein widriger Wind, Gegenwind. , In 
weiterer Bedeutung für entgegen gefegt , der widerwärtige Ver⸗ 
‚fand, eine widerwärtige Meinung, iſt es im Bochpbeutfähen un⸗ 
‚gewöhnlich, 2, Geueigt, andern zu widerſprechen, immer das 
Segentheil zu behaupten, und zu thun. 3. Der Neigung, der 
‚Empfindung entgegen gefest, im boben Grade unangenehm 
widrig. ine widerwärtige Stimme Ein widerwaärtiger 
Menih. 

Anm, Schon bey dem Kero find Widarwartiu entgegen ges 

— feste Dinge, contraria, und im Ditfriedit Widarwert, ein 
"Gegner, Widerfaher. Die legte Hälftwift vondem alten Ware, 
Richtung, Gegend, wovon noch unfer wärts abſtammet. Nach 
dem Feftuswar beyden alten Fateinern vidvertas, calamitas, 
Widerwärtigkeit, welches genau unfer Deutfhes Wort iſt, wel: 
ches vermuthlich aus Gallien oder Deutſchland nach Latium ge⸗ 
kommen iſt. 


Die Widerwartigkeit, plur.die—en. . Der Zuſtand, da et⸗ 
was widerwãrtig iſt, in den vorigen Bedeutungen, beſonders der‘ 


zweyſen und dritten; ohne Plural. Die Widerwaͤrtigkeit eines 
Menſchen, deſſen Fertigkeit/ andern zu widerſprechen und entge⸗ 
gegen zu handeln. Die Wiserwärtigfeie einer Stimme, ihre 
unangenehme, widrige Beſchaffeuheit. 2., Eine iwiderwärtige, 
und unangenebine Begebenheit, ein unangenedmer Vorfall ; mit 
dem Plural. Häusliche Widerwärtigkeiten. 

DevWiderwilfe, des —us, plur.'car, hoher Örad der Abneis 
gung, Begierde, eine VBorftellung und Empfindung zu hindern, 
da es.denn mehr ift, als Abneigung, uud weniger, als Abſcheu 
und Ekel. Kinen Widerwillen gegen etwas haben, eine ſtarke 

» ‚Abneigung. Ohne einigen Widtrwillen. Seinen Widerwilz 
len gegen eiwas überwinyen. * 

Widerwillig, adj. et adv. ein im Sochdeutſchen fektenes Wort. 
1, Abneigung äußernd, unddarin gegründet. 2. Wider fpänftig. 
Ift es nicht verwegen mit dem, Schikfale zu fireiten, wel: 
ches das willige führer, und das wiberwillige fortreißt? 
Kãſtu. 

Widmen, verb. reg. act. zu etwas beſtimmen, befonders auf * 
ne feyerliche Ari zu etwas beſtimmen; wie weihen. Sich dem 

Dienſte des Staates widmen. Jemanden ein Buch widmen, 
es ihm dediciren.. Kine Summe Geldes zu Werken der Wohle 
thaätigkeit widmen. So auch) das Widmen. 

Anm. Das Wort ift alt, ob es gleich in den älteften Deutfchen 
Überbleibfeln nicht vorfomme. Mil man deffen Abſtammnug auf 
eine zuverläffige Art erforfchen, fo muß man es vorher in ſeine Be⸗ 
ſtandtheile auflöfen. Die Endfolbe en ift, wie bekannt, die Bie⸗ 
gungs ſylbr des Infinitives; m ifk. ein alter Ableitungslaut Ins 
tenſtva, vieleicht auch Iterativa zu bilden, wie in malmen, von 
mablen, reiben, Es bleibt alfo nur wid übrig, und Mefes iſt uns 
ſtreitig das alte wetan,geben,, wovon unfer Weste, ein Inten⸗ 
fivum anderer Art, und Witthum, abſtammen. Daher wird 

Widmut, Widum-und Witthum noch hin und wieder für ein 
Kirchengut, Pfarrgut gebraucht, ein einer Kirche gewidmetes Gut, 
im Riederf. Wedeni,im Angelf, Weotuma. (S. auch Witthum.) 

Die Schreibart wiedmen iſt uneichtig, weil die erfte Sylbe im 

Hochdeutſchen gefhärft , und. nur in einigen EN gedehnt 


wird. 
Dodbd a - Wibeig, 


1526 


’ 


1527 Bid 3 


Widrit er, =i,adj. etadr. 1. Entgegen gefest, Ein wis 
viger Wins, ein widerwärtiger Wind, Begenwind, Die wir 


drige Meinung behaupten, Me entgegen geſetzte. Wisrig geſin ⸗ 


net ſeyn. Widrigen Sale, im entgegen geſetzten Falle. Im Wis 
drigen, ir Döertentfehen, i im Segentheil. 2, Deu Wunſchen, 
dem Verkongen, den Abſichten entgegen geſetzt, unangenchim 
Widriges Glůck. Widrige Schict ale. So hält uns die Ge⸗ 


lafenbeit auch unter der Laft der widrigsten Begebenheiten - 
3. Den äußern Sinnen unangenehm, oder ze 


aufrecht, Cell, 
wider, einen geringern Grad des Efelg oder des Abſcheues zu be⸗ 
zeich nen, wie widerw artig undwiderlich, nur dag die fes legtirr, 
wegen feiner unmittelbaren Abſtammung von widern, die finnl a 
Ge Abneigung ſtärker auedruckt. Widrig ſüß, widrig fett. En 
wideiges Geficht. Was ii die freche Stirn einer unfeifchen 
Perfon für ein widriger Anblick! Gell. 
Anm. Erift ans widerig zuſame en gezogen, und ſtammet 
 unmittäbar von der Pröpofttien wider ab. 
Zie Widrigfeit, plur. inuf. der Zuſtand, da etwas widrig if. 
1. Entgegen gefigte Beſchaffenheit. Die Widrigkeit der Meiz 


nungen. 2. Unangenebme Beſchaffenheit, Die Widrigfeirdes 
3. Die Empfindung, wende diefr uns 


Glüdes, der Schick ſale. 
angenehme Beſchaffenheit erwecket, Abnrigung, geringer Grud 
des Abſcheues. 
Eine Widrigkeit vor etwas empfinden. Dieſe legte Bedrutung 
iſt wegen ihrer Zweydeutiskeit die ſelteufſte. Ju Oberdrutſchen 
dingegen iſi Widrigkeit auch ſinnliche Abneigung, d. i. ein geren⸗ 
ger Grad des Ekels, wie Widerung: Widrigkeit gegen etwas 
Beben, empfinden 
Wie, eine Varrikel, welche aufdoppelte Art gebraucht wird, 
L.Als ein Un ſtande wort, die Beſchaffenheit, Art und Weife 
zu bezeichnen, undzwar 
1, Als ein Sragewort, nach der Art und Weife zu fragen, 
ta es denn theils mit Verbis verbunden wird. Wie ift das zuges 


1 


gangen? af welche Art. Wie gehet es dir? Wie heißt die 


Stadt Wie Fime ip dazu? Wie haft Judas angefangen ? 
Wie bift du dazu gefommen + Da es denn auch als ein höfliches 
Fragewott für des härtere wag gebraudht wird. - Wie ?— Wie 
fagten fie ? Theile mir Adverbiig und andern Umftondewörtern, 
Wie groß war es? Wie lange if es her? Wie oft Fam er? 
Wie bald wird es gefcheben? Wie rheucr ift eg? Wie viel 
war es? 

Befonters mit Abverbiig, wenn ein Aus tuf in eine Frage 
eingefleider wird, 


wohl bait du getban! Wie fehr haft du geirree! Wie viel 


verbirgt eine Stunde vor den Augen der Menſchen! Wie , 


gern hätt’ ich ibn noch Ein Mahl gefprochen? Wie ungesul- 
dig iſt nicht die Liebe! Mo auch das Verbum in manchen Fällen 
verſetzt werden fann. Wie ungeduldig nicht die Liebe it! Oft 
ſtehet es in ſolchen Ausenfungen elliptiſch für wie febr. ©, wie 
hab' ich am dic geweint! wie ſehr. Allein, wie erſchrack er, 
als er mich ſahe. 
Wie firahle dag euer ſchöner Augen! 
Wie blinkt der belle Kebenfaft! Haged. 

Oft dienet es dloß, eine Frage ein zuleiten oder anzufündigen. 
Wie? babe ich es dir nice gefagt? Wie? Sie hätten 
mich veden heren ? Vefonders, wenn sin möglicher Fall als ein 
Einwurf in eine Frage eingefleider wird. Wie wenn ich nie: 
mabls glülli würde? Aber wie, wenn ich es nun felbft 
ge macht batte? Wie, wenn er es run tbäre?, Wo wie 
fo viel fagen will, als, was würde erfolgen? was würde ger 
ſchehen? 


* 


Einer perſonlichen Widrigkeit Luft machen. 


Wie bald iſt es um ung geſchehen Wie 


Bir — Ber 


‚Wiefo! Wie a das ? find — ber verttaulichen 


ES pred art, ned; der Urfache, nach der nähern Art und Weife zu . 


fragen. Wie ahders? für, wie kann es anders ſeyn 2 iſt viel gu 
dunfelund ellptiſch, als daß es naxhgeadme zu werden verdien⸗ 


te. Hätten Engel die Sprache erfunden, wie anders, als 


daß ihr ganzer Bau ein Abdruck von ihrer Denkart feyn müßs 


er Wo die ganze Wendung des Gedankeus gezwungen und une 


gewöhnlich if. 
2. Als ein relatides Umſtandswort, eine gewiffe Art und 


Weife zu dezeichuen. So wohlver Verbis. Ich weiß nicht, wie “ 


ich es anfarge, auf weldge Art. Sage ihm, wie er es machen 
fol. Ich begreife nicht, wie es geſchehen it. Wenn die 
Liebe nichts ıft, als eine Pfticht, fo 


nicht wie. Es geſchahe, ic weiß nicht wie. Dem ſey, wieibm 
wolle, Als auch vor Adverbiig, diefeArtund Weifenäber zu 
bezeichnen. Siehe, wie fleißigich bin. Du haft no nicht er⸗ 
fahren, wie — evil. Ic weiß, wie viel es ifſt. 

Sehr überflüffie iſt es, ſo wohl diefem als dem vorigen wie 
nod ein nach nachſchleichen zu laſſen, welches zut Beftimmung 
nichts beytragen kaun. Wie nach fol — herr Simon an 


Jungfer Lorchen denken? Gell. Es if 'unbegseifli, wie 


nach man ſolches behaupten könne. 


II. Als eine Eonjunerion, da eg drun wieber möniheriep Mes \ 


ten der Verbindung bezrich nen kann. 


1, Eine Ab icht eit, verfledie Verghidjung, als eine Con⸗ 


junetio eomporativa. So wohl auf eine verſtecktere Art, 


welche ten Übergang des vorigen Unftandswortes in die Con⸗ 
janckdn ausmacht. 


zn nribeilen, was ich febe, 
fporten. Als auch auf eine unmirtelbare Art, wieals, jo wohl 
vor Nınnwörtern, Kr if, wie du, Glas, wie ich · Ich habe 
nicht fo vieleZeit, wie dein Freund. "Schön, wie ein Engel, 
Sereigend, wieder Morgen „Ich thaͤte es, wenn ich wie du 


wäre, beffer, wenn ig an deiner Stelle wäre, Als auch vor eis 
nigen Adverbiis. 


Er iſt heute, wiegeßern. Sie kommen wie gerilfen, als wenn 


fiewäten getufen worden; eine in der vertraulichen Sprechart Ä 
Er ifi wie todt, fiefabe wie tieffinnig zur Erz 


übliche Ellipſe. 
de,find härtere Ellipſen/ welche man lieber vermeidet. Am hüne 
figſten mit Verbis nnd ganzen Sägen, Du wirft behandelt wer: 


den, wie du es verdieneſt. Es iſt geſchehen, wie ich es geſagt 
babe. Ich will ihn ziehen, wie ich thn mir wünſche. Er lebt, 


wie es einem rechtſchaffenen Manne gebühret. 


Beſonders 
nach einem vochergegangenen fo. 


Laß’ die Wele fo, wie fle 


it, So wie mein geiz ihn liebe. Jugleichen in Vorderfage,mit 


einem nachfolgenden fo, 

lohnet werden, 
Überflüffta ift-es, diefem vergleichenden wie noch ein gleich 

bedentendes als vortretenzu laſſen. Sie ſtehet einem Affen abn= 


Wie du gedienerhaft, fo ſollſt du be⸗ 


licher, als wie ihnen; wo eines von beyden hiulãnglich iſt. Aber 
Ich böse ; 


das wenn nad) dein wie und als bat feine Bedeutung. 
ein Plätfchern, wie wenn die Wellen wider den Haden ſchla⸗ 


gen, Gefn. Aber eine behynahe unverzeibliche Härteifl es, dieſes 


vergleichende wie oder als völlig zu verſchweigen. in Tiger, 


dem man feine Wurb geraubt, fh äumt Pharao für Wuth; für 


als oder wie ein Tiger. 
2.&ine Zeitfolge zu bezeichnen, eonſecutiv; für als oder 
da. Wie er gefragt ward, laͤugnete er es. Wie er mich ves 
den hörte, ſchlich er weg. - Und wie er vor Freuden wein⸗ 
te, da weinteſt du vor dreude, Geßn. Dieſer Gebrauch 
iſt keiner der boſten, und man fi ehet leicht, warum ; "= er 
wep⸗ 


undert mid’ 8, wie fie fo i 
viele Herzen an ſich ziehen kann, G-M, : Es iſ mir, id weiß 





Wien febe, fo iſt esfebr groß. seh den 
Wie ich höre, fo tönnen fie au 


Wie gewohnlich. Das if ihm wie nichts. 





En 





1529: Bi e 

» gspbeutigkei mit dem SERBIEN wie eiak, wealgſtens 
der erſten dunkeln Empfindung nach, und daher den Leſer nur ob» 
Me Roth aufhält, 

3. Eine Erläuterung des vorher gehenden zu begleiten, ex⸗ 

planativ; mit dem denn. 
Don vielen nicht gekannt, von andern auch vernichtet, 
ie denn die ſchnöde Welt nur * den Augen richtet 
pitz. 
Die Bruſt iſt nicht ſo bel, wie denn auch der Rüden nicht fo 
dunkel üf. 

4. Eine Uefache anzudeuten, Cauſal, im Worderfapr, für - 
da. Wieman den Derfiand nicht immer anlivengen —* ſo 
iſt es auch erlaubt, zuweilen Atwas ſeichtes zu leſen, Gell. 
Wie der Menſch das Meiſſerſtück der Schepfung if, fo iſt er 
auch für den Menſchen das lehrreichſte Studium, eben dert, 


Aud diefen Gebrauch ſollte man um der Zweydeutigleit Willen 


veralten laffen, a da da biefen Begriff weit befiiumter aus ⸗ 
druckt. 


5. Circumſeriptiv, i in Verbindung mit dem daß; ein feh⸗ 


lerhafter Pleonasnmus, dev. inteffen im Opitz häufig vorkonimt. 


Man bat Vachricht erhalten, wie daß die Feinde geſchlagen 
worden. Sie haben gefeben, 
Wie daß auf eine Zei: fe alle mußten-Herben, Opitz. 
Es iſt ihm unentfallen, 
Wie daß wir nichts als Staubund Aſche And, eben derf. . 


Chen der ſelbe gebraucht wie daß auch, aber eben fo fehlerhaft, für 


damit. Er ſchlagt beherzt den Seind, wie daß er Lob gewinnt. 
\ Aber eriaubi iſt eg, wie für das ciscnmferipsiveduß allein 
zu gebeanchen, wenn Feine Zwepdentigkeit zu beforgen iſt, beſon⸗ 
ders, wenn Mehrere citcumferiprive daß auf einander folgen joll» 


ten. Ich börte, daß er fagte, fein Bruder babe behauptet, wie 


er es nicht geſehen habe. Aber außer diefem Falle kann das wie 
für daß leicht Smepdeutigkeit machen. Man hat nunmehr 
NVachricht erhalten, wie der Seind gefchlagen werden. 
6. In Geſellſchaft mancher Partifeln drudt es noch vers 
ſchirdene andere Verbindungsarten aus. So wird es mit dem 
auch eopnlativ. Ich, dein Bruder, wie auch deffen Schwager. 
Iu gleichen adverfativ. Wie gelehrt er auch ifi,fon.f.f, Mit 
wohl couceffiv, S. Wiewobl an feinem Drie. 
Unm. ı. Wenn wie ale ein bloßes Umſtandswort wor Adver⸗ 
Big ſtehet, fo iſt es ircig, es mit denfelden zu ſammen zu ziehen, 
weil es hiereine bloße abgefondette Beftimmung ifl. Wie groß, 
wie fehr, wie viel u. ſo f nicht wiegroß, wiefehr, wieviel, . Nur 
‘ im Superlativ des. legten Wortes iſt dieſe Zuſammenziehung ers 
Taube, dev wievielfte, weil hier nicht allein ein gemeinfchaftlicher 
Arctikel, fondern auch eine gemeinfcpaftliche Biegung Statt fin 
det. S, meine Sprachlehre, 
Anm. 2. Diefe Partifelerfcheinet von ben früheften Zeiten an 
in mannigfaltigen Geſtalten. Im Kero und Iſidor Lantet fie 
-huueo, bey dem Ottfried, der fie auch für daß gebraucht, wio, 
im Satian lo, lolo, im Willeram fuie, ben dent Notker ziu, im 
Angelf. hu, hwa, im Engl, ham, im Niederf. ws, im Dipi 
ſchen hvor. 
Dor Wiebel, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen Gegen, 
den, befonders Oberbeutfchlandeg, ein Rahme des braunen oder 
ſchwarzen Kornwurwes, Curculio granarius Linn. welcher 
vollſtãudig auch Kornwiebel genannt wird. Im Oberdentſchen 


ſcheinen mehrere Arten von Inſecten, bejonders ſolche, welche die 


Erbſen ducchfrefen, den Nabmen der Wiebeln zu führen, - Im 
Siederf. {ft Wevel, in Angelſ. Wifel, im Schwed,Tordyfvel, _ 
And im Frieſiſchen Scharnwerel, ein Käfer. Der Grund der Bu 
uennung liegt o ne Zweifel in der Bewegung, von dem folgen, 


Bie 1580 


der wiebeln. Im Niederfkchfifchen ift daher Donewevel, ein 


braujender, unrubiger Venſch, deri immer berun ſchwãrmet, ein 
Sauſewind. 


Wiebeln, verb. ‚reg. meutr. mit dem Hülfeworte haben, ſich in 


vollen Haufen bewegen. So fagt man 3.8. von einer Menge fi 
bewrgender Infecten, es wiebelt alles von Maden, Bäfern, ine 
gleiden in Verbindung mit: kriebeln es Eriebelt und wirbelt - 
alles von Menſchen. Logan gebraucht diefes gemeine Wort in 
der Poefie: 

Da vor Freuden alles wiebelr, 

Da mir gleichen gleiches liebelt. 

Anm, Es ift das Jutenfivum oder Jterafioum von wesen, in 
der älteen wenern Bedeutung des Bewegens, und in der Bedeu⸗ 
tung mit wimmeln verwandt, In eifigen Oberdeutſchen Gegen⸗ 
den, z. Bim Rürnbergiſchen, ifi verwiebeln und zuwiebeln; ein 
Loch ın einen Klridungsffüche fiopfen oder dirftechen, 


‚Die Wiede, plur,; die—n, in der Landwirthichaft, eine Art Bans 


dee von gedreheten birgfomen und zäbın Ruthen, 5.%. von den 
Kurden der Hajeln, der Weiden, der Faulbaumes u. .f. So 
werden 3. B. die Bäumeinden Öärten mit Wieden an tiv Pfähle 
oder Spaliere gebunden. - Daher heißt auch an den Ernte⸗ und 
andern Wagen: der breite eiferne Bügel mit zwey Ringen, in des 
ven einem die Zeifte, und indem andern die Runge fteckt, die Lei⸗ 
ter daran zu hängen, Sie Wiede, weil fiean den gemeinen Bauer⸗ 
wagen eine wahre Wiedeift. Sonft wird fie auch der Leiſt bůgel 
genannt. Dbd die Wiede, ein: an beyden Enden ausgezacktes 
Salz an dem Weberfiuble, und befonders an dem Kammblatre 
und den Tritten, einen ähnlichen Grund der Benennung has, iſt 
mir unbefannt, ' 

Anm. Wiede iſt ein fehr altes Wort, und bedeutete ehedeit 
binden überhaupt. Schen bey dem Ulphiles ift withan, Engl, 
to with, binden, (©. Weise, welches gleichfalls daper ſtammet.) 


Des Sat. vieo, ich tiege, Wend, viem, ift genau damit ver⸗ 
wandt. 


Der Wiedebaum, des —es, plur. die —baume, in einigen Ge⸗ 


ger den, ein Nahmedes Kaulbaumes, weil feine Zweige zu Wies 
den fehr brauchbar find, 


Der Wiedehopf, des —es, plur. die —e, der Rahme eines ber 


kannten, dent Farben nach ſchönen Vogels, mit einem bunten Fes 
derbufche auf dem Kopfe, welcher aber den Koch liebet, und’fein 
Reft damit füller, ſich auch durch die ihm eigene Stimme untere 
ſcheidet. Nach dem Klein gehöret er zu den Brachern, Im ı 5teg 
Jahrbunderte Wedehuppe, im Mederf. Wiehop. Friſchens 
Ableitung in Auſehung der erfien Hälfte diefes Wortes,nach wel⸗ 


cher Wied fo viel als das noch bey den Jagern übliche Weise, 


Koth, iſt, iſt noch die wahrfcheinlichfte, weil diefer Vogel weger 
feiner Unreinlichkeit auch in vielen Öegendin Kothhahn, im Hol⸗ 
lãnd. aber Kackhiahin heißt. Die zweyte Hälfte iſt iu fo viel 
wie Schopf, von heben, daber auch hopfen und hüpfen. Allein 
fie fiheinee viehiche eine Nachahmung der ihm eigenihünnlichen 


- GStistime zn ſeyn, von welcher diefer Vogel auch im Griechiſchen 


sro, im Lat. Upupa, im Engl. Hoop Hoopoop, im Franz 
Huppe; im Bremifehen Pup-o8, genannt wird. Sonſt nennet 
man ihn auch im Osnabrück. Halvermann, aus einem mir unbe⸗ 
Fannten Grunde, 


Wieder, ein Adverbiunt, oder vielmehr ein Utſtandswort welches 


vornedmlich eine dreyfache Bedeutung bat. 1.DsrWiederhohlung 
einer KSandlung oder eines Zuſtandes, oder vielmehr,daf ein Prädie 
cat aufs aeue Statt finde, alio ſchon vorher müſſe Statt gefundene 
haben. Es regnet ſchon wieder, ſetzt voraus, daß ee ſchon vorher 
geregnet habe. Wieder zu Ach ſelbſt kommen. Er hat mir ver⸗ 
ſprochen jange nicht wieder von der Liebe zu ieden. Etwas 

Doddd3 wieder 


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1531 Bie 
wieder vor bie Sand nehmen, Zemanden wieder zu Gnaden 


annehmen, Etwas wieder in den vorigen Stand ſetzen· Um wie⸗ 
der auf den vorigen Gegenſtand zu kommen. Es fanır in dieſer 


Bedentung nur mit Verbis und den davon abaeleiteten Subſtan⸗ 


tiven verbunden werden, "denn ob es aleich ſcheinet, daß es auch 
Adverbia beſtimmen könnte, wieder hart werden, wieder aus, 
einander geben, fo bezieber esfich doch in allen diefen Fällen zus 
nähft auf das Verbum, uud da hier mehrere Beſtimmungs wör⸗ 
ter find, fo tritt wieder, als das ſchwächſte, den übrigen vor. 2. 
Der Rückkehr oder Verfegung in den vorigen Zuſtand. Etwas 
“wieder erſtatten. Ich fol mein Geld noch wieder haben, Ich 
willes {don wieder guf machen. So auch wiederfinden, wies 
dergeben, etwas wieder herſtellen, u. f. f. Diefe Bedeutung 
fließt oft mit der vorigen zuſammen, iſt aber oft noch davon un⸗ 
terſchieden. So iſt etwas wiederbringen, nicht, es noch Ein 
Mahl bringen, ſondern es an feinen vorigen Ort bringen; etwas 
wiederſuch en, nicht es noch Ein Mahl fuchen, ſondern es ſuchen, 
damit es an feinen Beſitzer zurück komme. 3. Der Vergeltung der 
vorher gegangenen ähnlichen Handlung eines andern, die Wieder 
hoblung derHandlung eines andern, in der Abſicht derBergeltung, 
In dem erften Falle gefchahe die Wiederhohlung von einer und 
ebenderfelben, bier von einerandern Perſon. Es fihaller wies 
der, wenn der Schall des einen Dinges von dem andern wieder 
boblet wird, Daher denn der Begriff des zurück, oder der Rück⸗ 
kehr, balddeutlicher, bald dunkler damit verbunden if, Etwas 
wiederſchicken, nicht,, es noch Ein Mahl ſchicken, fondern, es 
an den, der es uns geſchickt Harte, zurück ſchicken. So auch wie⸗ 
derfordern, wiedergeben, u.f.f, : ——— 


nm. ı. Diefes Wort iſt vorzüglich um def Willen merkwür · | 


dig, weil fich die vornehmften und wichtigften Negeln der Zuſam⸗ 
menfesung der Wörter bey demſelben anbringen, und durch das: 


felbe erläutern laffen, Einer der vornehmften Fälle, in weichen 


zwey Wörter zu einen einigen verbunden werden, ift immer der, 
wenn die Bedeutung eBiptifch ift, und noch Eines oder mehrere 


Worte erfordert, wenn fie einen Flaren Begriff geben fol, In der 


erſten Bedeutung des Wortes wieder if das der Fall nicht :es 
regnet ſchon wie der, der Rranfe geht ſchon wieder aus u.f.f. der 


dürfen zu einem Haren Begriffe feiner weitern Beftimmung : wohl 
aber in den bepden folgenden Bedeutungen, wo man fi) den Be⸗ 


griff des vorigen Zuffandes oder Ortes; oder der vorher geganger 
nen ähnlichen Handlung eines andern, wenigftens dunfeldenten 
muß, wenn man einigen Begriff mit demfelben- verbinden will: 
Wwiederfehren, zurüd an den vorigen Ort; wiederbellen, ein 
." vorher. gegangenes Bellen durch Bellen erwiedern. Daher kommt 
es in den beyden legten Bedentungen am häufigften , und faſt nur 
allein in Zufammenfesungen vor, 2 5 
Eine andere Regel iſt, daß wenn fonft zwey getrennte Wörter 
gemeinfchaftliche Biegungszeichen und Artikel befommen,, fie in 
ein and eben basfelbe Wort übergeheit, Sich einer Sache wieder 
erinnern, etwas: wieder erlangen, wieder genefen, find Feine 
Eompofita, weil hier wieder ‚nichts mehr ift, als ein. jedes ans 
deres Adverbium, und auch die Bedeutung nicht elliptifch iſt; als 
lein die Wiedererinnerung, Wiedererlangung, Wiedererobe- 
zung, Wiedergenefung, find allerdings Compofita,. weil hier, 
gemeinfchaftliche Artikel und Biegungszeichen find, ‚welche nicht 


Statt finden Fömen, wenn nieht der Begriff bepder Wörter als 


ein Ganzes gedacht wird, Andere ähnliche Benerfungen werden 
im Folgenden beg den einzelnen Wörtern diefer Art vorfommen, 
Der Hanptton ruhet in diefen Zufammenfegungen ‚ wie in; -Heıt 
übrigen Fällen, auf dererfien Hälfte, wiederfommen, das einzis 
‚ge wiederhöblen ausgenommen, 
Anm. 2,50 wohl diefes Höverbium, als dienorigeYräpofition 


wider, lauten von den früheften Zeitenan widari, withere, - 


% — 
* * 


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und ben dem tlfphilas vithra. Die Endſylbe er iſt die Ableitungs⸗ 
ſylbe/ daher es bier nur auf die Sylbe wied anukomait, deren erſte 
und urforüngliche Bedeutung ſich bep einem: [> hoben Alterthume 
ſchwerlich wird angeben Infen. Indeſſen ſcheinet der Begriff der 
Wiederhoblung, der Wiederkehr einer der älteften, und die sche \ 


Sylbe in den Latein. iterum (wiederu'n,) öterare, item, üt- 


idem, damit nahe verwandtzu ſeyn. Die es id oderit, für das. 
Latein. re— findet ſich fo woplin der. alten Alemanniſchen Munde. 
ort, als im Angelfähfifchen und Schwediſchen. Bey dem Willeram 
iſt Itlo , Wiedervergeltung, retributio, itporan'werdan, 


wiedergeboren werden, im Angelfühf.edgyldau, wiedervergel · * 


ten, im Schwed. idisla, wiederfäuen y. f. f. Bon dieſem wiesen 


von neuen, zurück, iſt der Begriff der Präpofition wider eine bloße 


1532 AR | 


Figüur. Ku 


Ynm. 3. Ob nun gleich beyde Wörter im Grunde Eines Stam⸗ 
mes find, fo ites doch in der neuern Hochdeutfchen Mundart feit - 


dem 1 6ten Jahrh. gewöhnlich, felbige durch die Orthograpbie zu f 


unterfheiden, und die Dräpofition wider, ohne e, das Adverbium 


aber mit dem e, wieder zu fehreiben, Es ift der Mühe werth, die 


Urfache aufzufuchen, durch welche man dazu bewogen worden; 


und diefes liegt ohne Zweifelin der Klarheit und Deutlichfeit des 


Ausdendes. Wider it eine Präpofition, wieder aber ein Adber⸗ 
bium; beyde find ſchon als Rederbeile verfchieden. Die Bedeu—⸗ 
tung jener ili zwar eine Figur von diefer, aber eine fo weit entferne - 
te uud dunkele Figur, daß manfie ohne Schaden für eine eigene 
Bedeutung anfehen Farin. Und daun können bepde, wenn fie 


auf einerley Art geſchrieben werden, wirklich Zwey deutigkeit ver | 


urfachen, oder doch wenigſtens deu Leſer auf einige Augenblicke 
ungewiß machen, weicher Redetbeil gemeinrt ſey· Dieſer Unbe⸗ 
quemlichkeit konnte durch ein leichtes, in der Sorache ſelbſt an die 
Hand gegebenes Mittel, durch das. e gehoben, und dadurch die 
leichte Verftändlichkeit, die erſte Abſtcht der Sprache, befördert 
werden.“ Aus ähnlichen Urſachen unterfchied man auch für und 
vor, dann und denn, und hundert andere, nicht bloß durch die 
Schreibart, fordern ſelbſt duch die Ausſprache; oder vielmehr, 
dieneuere HochdeutfiheVkundart, welche fich aus der Ältern Dder» 


deutſchen und der Niederdeutichen bildete, nahm aus beyden were. u 


ſchiedene Formen auf, wenn fie feldige zur Klarheit nöthig fand, 


- aus der Oberdeutſchen fie und dann, und aus der Niederdeutſchen 


vor unddenn. Auf ähnliche Art ſchrieb fie die Präpofition nach 
der alten Art ohne e, wider, das Adverbium aber nach der neueren 
Art, wieder. : SE ; 


Man dat dagegen eingewandt: 1, Die Alten fehrieben nicht 


fo, fondern ohne Unterfhied wider, Sehr wohl, aber wer 
hat je behauptet, daß alte und veraltete Formen, fie betreffen 
nun, was fie wollen, zur Richtſchuur der neuen dienen fönurn ? 
Kurden ausgefiorbenen Sprachen iſt das Alte ein Geſetz, aber 
nicht in den lebendigen, wo es, im Falle eines Widerfpruches, 
gecade das verwerflicheift. Was würde geſchehen, wenn wir uns 
fere heutige Sprache nach der alten ummodeln wollten ? Der Eins 
wurfbeweifes alfowiel zu viel, folglich eigentiich nichts. 2, Die 
Etymologie feget fi dawider, und diefe ift doch eine Nichte 
ſchnut der Orihographie. Allerdings; aber: nur die näbere 
Abſtammung, welche in der Biegung, Ableitung und Zuſam⸗ 
menfrgung dee Wörter befteber, aber nichtdie entferntere, wel 
che den größten Theile der Schreibenden dunfel und unbe⸗ 


kannt iſt. Wir haben tauſend Wörter in der Sprache, wel· 


che ſich nicht allein in der Schreibart , ſondern ſelbſt in ber 
Ausſprache und andern Umftänden, von ihren Quellen entfer⸗ 
net haben.” Der feltfame Einfall, die Wörter einer Sorade 
nach der entiernter Etymologie umzubilden, batzu allen Set: 
ten tanfend Thorheiten und Ungereimtheiten ausgehecket. 9* 

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1588 en Bir RR 


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febe Sattiber * in meinem RER 3 Die ı Uns 


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‚die Orthograͤph e, iſt eine Grille, welche in tauſend Foal⸗ 
len nicht einmahl anwendbar iſt. Sehr wichtig, wenn biefer Unter⸗ 
ſchled willkührlich von einzelnen Perfonen gemacht wird. Aber hier 
Fommtes bloß auf die Beybehaltung eines alten, nützlichen Unter⸗ 
f&iedes an, der feit dem 16ten Jahrh. beynahe allgemein iſt, der 
alſo von einzelnen Perfonen eben fo wenig aufgehoben werden 
kann und darf, als fie befugt find, neue einfeitige Unterfchiede eins 
zuführen, 

Wiederbeißen, verb. irreg. act. (©. Beißen,) den Biß eines 
andern durch Beißen erwiedern. ; 

Wiederbetommen, verb.irreg‘ act., (S. Bekommen,) eine 
vorher befeffene aber verlorue Sache, in feinen Befig befommen.: 

‚Wiederbiethen, verb. irreg. act. (S. Biethen,) nach dem Ge— 
bothe eines andern biethen; nurindem im gemeinen Leben üblis 
chen Sprichworte: Biethen und Wiederbierhen — Rauf⸗ 
leute. 

Wiederbringen, verb.i irreg. act. (&, Bringen) 1, Zurüd 
bringen, dein vorigen Inhaber bringen. 2. In den —— 
ſtand wieder herſtellen, eine Figur der vorigen Bedeutung, in 
welcher aber nur dag Subſtantid, die Wiederbringung aller 
Dinge, üblich iſt denjenigen zufünftigen Zeitraum zu bezeichnen, 
in welchem alle Dinge in den gegenwärtigen Zuſtand wieder her⸗ 
geftellet werdeu, den vorigen Kreislauf von neuen antreten follen ; 

wo aber der Ton aufder dritten Sylbe liegt, als wenn das Berbum 
wiederbringen gefprocdhen würde. 

Wiederbringlid, adj. et adv. was ſich wiederbringen, it fets 
nen vorigen Zuftand wieder herftellen läßt; doch nur indem Ge⸗ 
genfage unwiederbringlich. 

Wiederdonnern, verb. imperf, nentr. mit dem Sütfeworte 
haben, den Schall des Donners wiederhallen laſſen; nur in der 
dichterifhen Schreibart. Esdonnert an den Selfen wieder, 

Der Wiederöruf, S. Widerdruck. 

Die Wiedererinnerung, plur, inuf. von der RA. ich wie— 

der erinnern, die Erinnerung an eine vorher gewußte, aber ver⸗ 

geſſene Sache. 





Die Wiedererlaͤngung, plur. inuf. vonder R.A. wieder erlanz 


gen, die Erlangung eineeworber befeffenen , aber nachmahls ver⸗ 
lornen Sache. 

Die Wiebdererftättung,.plur. inuf. von der R. A. wieder er: 
fatten, die Erflattung einer vorher befeffenen Sache 

Die Wiederführte, plur. die—n, bey den Zägern, die Fährte 


eines zurück gehenden Wildes ; auch die Hadfährte, Rudfährte, - 


Zinterfährte, ©, Wiesergang. 

Wiederfinden, verb.irrig. act. (©. Sirlßen ‚) nicht, von neuen 
finden, fondern, eine befeffene oder gewußte, aber. nachmahls ver» 
lorne Sache finden, und dadurch in feinen vorigen Befig bringen, 

Der Wiederflug, des —es, plur, die — ſtüge bey den Jägern, 
die Rückkehr der Steeihvögel zu Anfange des Frühlinges; noch 
hauſiger der Wiederſtrich. 


Wiederfordern, verb. reg. act. eine vorher befeffene Sache zur 


eüc fordert, - 

Die Wiedergabe, plur, inuf. von dem Verbo wiedergeben, die 
Zurückgabe einer Sache an den vorigen Inhaber. 

Der Wiedertang, des—es, plur. die —gänge, bey den Jã— 
gern, der Nückgang oder die Rückkehr eines Wildes an den Det 
feines Aufenthaltes, Auf dem Wiedergange macht es die Wie: 
derfahrte. 

Wiederg-bären, verb.irreg. act. von neucn gebären, doch 
nur in der Theologie, im figirlihen Berfande, in einen neuen 
geiftlichen Zuſtand verfegen, am haufigſten im Paffivo,, wieder: 

. — 


ter ſcheidung der verſchiedenen Bedeutungen eitles Wortes durch 


a Bie 1534 


RR werden, ein Wiedergeborner. So auch Wiederge⸗ 

burt. Daher wieder bier fo viel als von neuen beißt, fo würde es 

in feiner eigentlichen Bedeutung fein Compofitum ſehin, welches 

es nur durch die’ figürliche Bedeutung wird. Bey dem Motfer 
aberbäran, bey dein Ottfried erbäran. 

Wiedergeben, verb, irreg. act. (5. Geben,) an den vorigen 
Inhaber geben, zuriic geben. ! 

Wiedergeboren, 5. Wiedergebären. 

Die Wiedergeburt, plur: car. in der Sheofogie, die innere Sin» 
nesänderung des Menfchen, die Errichtung einer nenen rechtm ä⸗ 
ßigen Fähigfeit in dem Menfchen, da es denn bald in engerer, bald 
in weiterer Bedenfung gebraucht wird, Bey dem Ditfried Zuis- 

“ gungiburii, bey dem Rotker Abirburte, aber au ſchon Wi- 
derburt. 

Das Wiedergeld, des—es, plur. car. ein im Hochdeurfchen uns 
befanntes Provinziale Wort, für Vergeltung. 

Bann ich vor (für) deine Ereue Fein Wiedergeld entrichten, 
Guünth. 


Wiederglanzen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsiworte haben, 


den Glanz eines andern Körpers zurück fhiden ;sein felteneg 
Wort. So könnte man fagen, der Mond glänzet wieder. 
iedergrüßen, verb.reg. act, einen Gruß durch einen Gegen⸗ 
aruß erwiedern. : 
Wiederhaben, verb. irreg. neutr. (S. Saben,) etwas, was 
- man vorher hatte, von neuen nSäßen; eigentlich zurück in feinen Bes 
fig haben, oder befommen, Wenn ich es wiederhaben werde. ' 
Der Wieserball, de8s—es, plur. die—e, der zurück gemorfene 
Half oder Schall, in dee dichterifchen EN für Wieser 


ſchall. 
Es donnert ferne Wieserhalle, re 

Wiederhallen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 
einen Hall oder Schall zurück ſchicken, in der — 
art für wieder ſchallen. Die Felſen hallen wieder. 

Die Wiederherſtellung, plur. die —en, von der R. A. wie: 
berftellen, die Berfogung eines Dinges in feinen vorigen Zuſtand. 
Die Wiederherſteluung eines Kranken, die Bewirfung feiner 

Genefung, 

tniederbobtän? verb. reg. act. welches auf doppelte Art ge⸗ 
brauche wird. . Wlederhohlen, der Ton auf dem Adverbio, 
folglich im particip. wiedergehohle, zur uck hohlen, anden vorigen 
Ort hohlen. Ich habe es ſchon wiedergehohlt, will es wieder⸗ 
hohlen. 2. Wiederhöhlen, der Ton auf dem Verbo, folglich tar 
Warticipio wiederhohle , von neuen fagen oder thun. Bine Hand: 
lung: wiederboblen, fe noch Ein oder mehr Mahl verrichten. 
Wirderhobite Schläge des Schick ſals machen das Herz weich 
und fühlbar. Jemandes Worte wiederhohlen, eben die 
ſelben Worte noch Ein Mahl ſprechen. Wiederhohlter Dinz 
gen, von neuen, nochmahle, doch nur in den Ober deutſchen 
Kanzelleyen. 

Anm. Beyde Formen und Bedeutungen find Figuren von wie⸗ 
der hohlen, noch Ein Mahl hohlen, welches aber nicht üblich if. 
Da ſie nun figürliche Bedentungen find, fo liegt auch darin der 
Grund, warum fie als Compofita behandelt werden müſſein. Aber 
daß beyde Bedeutungen auf verfchiedene Ars betont, und folglich 


auch conjugirer werden, iſt beſonders. Vielleicht Hieltman an -⸗· 


fänglich die stvepte Bedeutung für eine Figne der Präporltiss wi— 
der, welche in ihren meif ten Zufammenfegungen diefer Form 
" folaf. 

Die Wiederhohlung, plur. $ie—en, von wieberböhlen, die 
nochmahlige Verrichtung einer und eben derfefben Handlung, as 
wobl in eigentlichen Handlungen, als auch in Worten, Die Wee⸗ 
derhohlung eines Wortes, einer Handlung. Daher das Wieder⸗ 

“ doye 


4323 Wie. 


innszeichen, ein —— in der Moſt aewthalihes Zei⸗ 
* n, dag eine Stelle wiederhohlet werden ſoll. 

Miederläuen, verb, reg. diebereits gefäneten und in den Mas 
ib u gebrachten Speifen durch den Schlund herauf hohlen, und 
nochmahls fäuenz; fo wohl als ein Neutrum: alles Rindvieb 
Fäner wieder, wiederfauende Thiere; alsauch active, mit dem 
Accufativo der genoffenen Speife: das Sutter wiederfäuen. 
Augleichen figiielich, doch nur im verächtlichen Verſtande, fich 


eines gewiffen Zuflandes, einer gewiffen Handlung mit Dırzube . 


gen wieder erinnern. So auch das Wiederkauen. 

Anm. Da der Fon auf der Präpofition,und nicht auf demser 
bo ruhet, ſo iſt eg irrig, wenn Gottſched conjugiren lehret, ich wie⸗ 
derk aue, wiederkauete, habe wiederfäuer. Die Partikel hat ben 

Ton, undiftdaher, wie in andern Ähnlichen Fällen, trennbar. 
Obgleich wieder hier die Bedeutung des von neuen hat, ſo iſt ſie 

. bier doch wirklich elliptifch. Denn wiederfäuen fagt nicht etwa 
nur fo viel, als ſchon wieder Päuen, fondern ſchränkt fih auf die 
bereits gefänete und hinunter geſchluckte Speife ein, Um diefer 
Ellipfe Willen wird rs auch als ein Compoſitum behandelt, Wie: 
derkauen if eine minder edle Nieder ſãch ſiſche Form. 

Der Wiederkauf, des —es, plur. die —Fäufe, inden Rechten, 


das Recht, eine Sache, welche man verkauft, zu einer gewiffen - 


“ Zeit wieder zurück und an fich Faufen zufönnen. Etwas auf 
Wiederkauf versußern. 

WiederFaufen, verb. reg. act. eine verfaufte Sache misder an 
ſich kanfen. In einigen Oberdeutſchen Gegenden bardiefes Ber- 
bumeine audere, im Hohdentfchen unbekaunte Bedentung, denn 
da iſt es fo viel, als eine aufaefanfte Waare im Einzelnen wieder. 
verFaufen, höken; daher im Logan ein Wiederkäufler jo viel 
als ein Höfe ifl. _ 

Wiederkäuflich, adj. etadv. in den Wiederkaufe gearlindet, 
denfelben enthaltend, mit Borbehaltungdes Wiederfaufes, Et— 
was wiederFäuflich veraußern. 

Die Wiederfebr, phur. inul. die Rücklehr; doch im eigentlichen 


Berftandenur felten, indem Kückkehr in den meiften zollen übli⸗ 


cher iſt. 

Sir mich nur, wenn ich ſterbe, iſt Feine Wiederkehr, Duſch. 

Die tägliche und periodifche WiederFehr der Geſtirne, wenn fie 

wieder an dem vorigen Orte fihtbar werden. Bey den Zimmers 

leuten iſt die Wiederkehr. die Zuſammenſtoßuug zweyer Dächer 

in einen Winfel; bey den Webern aber die gegen einander ges 

kehrte Richtung der Köperfireifen, nach welch. ie leichfam ein 
Zick zack bilden. 

Wiederkehren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, 
zurüd kehten, gleichfalls nur ſelter. I n Döerdeuifdh: a wurde 
es ehedem auch als ein Activum gebraucht, da #8 denn erſegen be⸗ 

- deutete, Einen Schaden wiederkehren, erfeger. 

Die Wiederklage, plur. die —n, in den Rechiea, die von dem 
Beklagten gegen den Kläger wegen eben derfelben ausgeklagten 
Sache angeitellte lage: diergenflage,Recanventions: Rlage. 
Daher der Wiederkläger,der eine ſolche Klaze anſtellet. Wieder 

fann in diefer Zuſammen ſetzuug eine Räckkehr bede: uten, welches 
der Latein. Ausdruck, Reconventio, wobon es eine Üderfegung 
34, zu bedätieen ſcheinet. Wer aber glaubt, daß der Begriff des 


gegen der herrſcheude ift, kann diefes Wort immer Widerklage 


fhreiben, obgleich alsdanı eine jede Klage eine Widerklage feya 
würde, weilfiealle Mahl gegen jeinand gerichtet iſt. 
Miederklingen, verb. reg. neutr, mit haben, (8. Rlingen,) 


einen Klang wieder zuchd fhirfen, wie wiederfihallen; doch 


nur felen, 
MWiederfommen, verb.irreg.neutr, (9. Rom nen,) welches 
das Hülfswort ſeyn erfordert. 3. Zurück kommen, au den voei ⸗ 


arn Ort Yorkmen.; Wenn wirfi du wiederfommen 2.2, Figür⸗ 
lich, auf das neue wirklich werden. Man bemerket, daß in dem 


gemeinen Laufe der Dinge einerley Erfolge oft wiederkon⸗ 


‚men. So auch dag Wiederkommen und die Wiederfunft, 
Die Wiederkunft, plur. car. die Rüdfunft, ingleichen der Zus 
- fand, da etwas von ueuen wirdlihwird, , 
Wiederlöfen,verb.reg.act. welches doch wenig mehr gebraucht. 
- wird, durch Einlöfung wieder an fich zurück bringen, wieder ein⸗ 


löfen. So auch die Wirderlsfungünd das ZOMSeTRUNgeitöge, — 


die Einlöfung und das Einlöfungsrecht. — 

Miedernehmen, verb. irreg. act. (9. Gehmen): eine gegebene. 
Sade zurück und an fi nehmen,“ 
der nebnen, welches von, einem etwas wieder nehmen mh 
verfchieden ift, ob es gleich häufig damit zuſammien fließe. 

Wiederfagen, verb. reg. act, etwas, das einem gefagt worden, 
einem andern fügen, deſonders wennes dein erfien unter — 
dingung der Verſchwiegenheit war geſagt worden. 

Wiederſchaffen, verb. reg.act. machen, veranftalten, daß * 
ne Sache zurückan ihren vorigen Inhaber komme. Einem ei etwas. 
wiederichaffen. 

Der Wiederfihall, des —es, plur.doch feltener, die fi pälle, 
ein zurück geworfener Schal, der Wiederhalt/ das Echo. : 

Wiederfigallen,verb. reg. neutr. mit haben. ı ‚Einen Shall 
zurück werfen. Die Seljen fchallen wieder. 2. Als Schall zu⸗ 
rüc geworfen werden, Das Tönen der Morgenglodt, dus aus 
den Dörfern wiederfi challete. 

Der Wiederſchein, des —es, plur. die —e, ein incl aewor · 
fener Schein oder Glanz 3.8. der Wiederſchein des Bliges in 
denWolken. An beyden Ufern der Quelle hebt das fette Gras, 
und glänzt im vielfardigen Wiederſchelne, Geßn. In dem ale 
ten Fraamente auf Carla den Geoßen bey dem Schifter Wither- _ 
fein, Witherfllah, bey dem Hornegl Wiseralap, 


Wiederfchelte: ı, verb, irreg. neutr. (8. Schelten,) — 


Sülfsworte haben, Schelten mit Schelten erwiedern. So auch 
das Wiederſchelten. 

Wiederſchicken, verb.reg. act. zurück, anden vorigen Jahaber 
ſchicken. 

Wiederſchimpfen, verb. reg. act. Sch mpfi en mie Schimpfen 
eriniedern. So anch das Wiederſchimpfen. 

Wieberfihlagen, verb, irreg, act. etneutr. (8. Schlagen,) 
einen Schlag mit einem andern vergelten, Schlagen mit Schla⸗ 
gen erwiedern. Er 

Wiederfipreiden,verb.irreg. act. et neutr. (S. Schräben) 3. 
anden, welcher gefchrieben hat, zurück ſchreiben, eine Zuſchrift 

erwiedern 

Das Wiederſehen, des—s, plur. car. das Sehen und Syr« 
chen nad) vorher gegangener Trenuuung. Adieu bis auf Wieder: 
fehen ! eineim verteansichen Umsange gewöhnlicht Formel. Das 
Berbum, fich wieder feyen, bleibt getheilt, weil wieder hier Die 
einfache Bedeutung des von neuen, der Wiederhohlung hat. Aber 
das Subſtautid it zuſammen geſetzt, weil wieder und fehen einen 


aemeinfhaftlichen Artikel haben, der beyde zu einem einigen 


Ganzen vereiniget. 
Wiederfenden, verb. irre. act. (S. Senden,) zusiih, an den 
vorigen Inhaber ſeunden; in der og für wieder: 


ſchicken. 


Der Wiederſorung, des —es, plur. sie —fpriinge,ben den Ya 


gern, die kurzen Wendungen, welche ver Letthuud feitwärts und 
zurück anf der Föhrte macht, ohne fie zu verlieren. 
*Wiederſtztten, verb. reg act, welches aber im Sochdeut⸗ 
ſchen veraltet if, für wieder erſtatten. Es kommt no Kön. 
5,14 dor. Im Riederſ. wedderſtaden. 
Wicder 


Bern 


Eine gegebene Sache wie⸗ 


7 


— 








— 





1587 en 

weiederſtrahlen verb. reg. act. et neutr. im letzten Falle mit 

rück werfen; ingleichen, als 

rück geworfen werden: : : 

"Der Wiederſtrich, des — es, plur. tie —e, die Rückkehr der 

Strichvögel im Frühlinge, dev Wirderzug, Serfirih; im Ger 
genfage des Hin: oder Rückſtriches. 

"Wiederfuchen, verb. reg. act. was verloren worden, ſuchen, 

um es in den Beſitz des vorigen Inhabers zurück zu bringen. 5 

Die Wiedertaufe, plur.die—n, die wiederhohlie Taufe einer 
und eben derfelben Perfon, Das Verbum wieder saufen, iſt 
feltener. . 

Der Wiedertäufer, des —s, plur. ut nom. fing. eine eigene 
Keligiong- Parten, welche behauptet, daß die Taufe nur in einem 
reifen Alter Statt finde, und daber diejenigen, welche von andern 
Kirchen zu ihr treten, von. nenen taufet. - Sie werden auch 
Anabaptiften, Taufgefinnte, und von einem ihrer erften Lehrer 

Maiennon, Mennoniten, Mennoniften genannt. 

Wiedertönen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 

1. Einen Ton oder mehrere Töne zurück ſchicken. Die Watder 
"tönen wieder von dem fröhen Jubel. 2. Als Ton zurüc ger 
{Hit werden. Wenn der frohe Jubel ausden Wäldern wie 
derrönet. SEM j 
"Der Wiedertritt, des — es, plur. die —e, ein zurück Fehrens 
7 der Tritt; doch fehr ungewöhnlich. Ehedem waren die Wieder: 
tritte, Gedichte, wo ein und eben derfelbe Reim in umgekehrter 
Ordnung wiederhohlet ward; 3.8. Morhofs: i 
. Der Waifergott ſah einft den Paris eilen, 
Durch feine Sluch fich mit dev Beur zu heilen ; 
Sprach bey fich ſelbſt: der meiner fich zu heilen, 
Und fchläge fih wund mit feinem Raub und Eilen. 


Wiederum, adv, von neuen, zumwiederhoblten Mahle, für das 
‚fürgere wieder. Er iffwiederum da, wiederum angelanget, 
wiederum verreifet,n.fef. Die Endfplbe um ſcheint die Prä— 

- pofition zu ſeyn, weiche den Begriff der Rückkehr verftärket. Da 
diefe Berftärfung in den meiften Fällen unnöthig if, fo wird auch 
wiederum für das kürzere wieder nur alsdann gebraucht, wenn 


* 


keit ein volltöniges Wort erfordert. Das hinwiederum der Ober⸗ 
deutſchen Kanzelleyen iſt noch Länger und volltöniger, wird aber 
im Hochdeutſchen noch felsene: gebraucht. 


Die Wiedervergeltung, plur. inur, von der R. A. wieder ver: 

r ‚gelten, die Vergeltung, einer empfangenen, Beleidigung, durch 
eine andere ähnliche. 3 . CH 

Das Wiedervergeltungsrecht, des —es, plur. die—e, das 

Recht, eine empfangene Beleidigung durch eine andere ähnliche 

zu vergelten, Lat. Jus talionis. Das Wort ift für ein feines Ge⸗ 


bör zu lang und fhwerfällig, daher gebraucht man dafür ligber 


entweder dag Dergeltungsveche, zumahl da dasſelbe ſchon den Bes 
-geiff des wieder mit in fich fchließt, oder auch die Umfchreidung, 
das Recht der Wiedervergeltung. $ 

Der Wiederweihfel,des—s,plur. ut nom. fing. inder Hand» 
lung , ein mit Proteft zurüd gefommener Rückwechſel, wenn er 
auf das nene auf ben Nemittenten zurüd iraffiree wird, , 

Der Wiederwuchs, des — es, plur. inuf. r, Der Zuſtand, 
da etwas von neuen wächſet. Der Wiederwuchs des abgetrie⸗ 
benen ſolzes. 2. Dasjenige, was wieder wächſet, als ein 
Eollectwun. So wird im Forfiwefen das. auf abartriebenen 
Schlägen wieder hervor gewachfene Holz, der Wiederwuchs 
genaunt. 

Wiedmen / S. Widmen. — 

Adel. W. 3.4. Tb. 2, Auf. 
x 


dem Hülfsworte haben, einen Strahl und ſtrahlenden Ölanz zu⸗ 
Strahl oder firaflender Glanz zus | 


der Numierus der Nede ein dreyſolbiges, oderauc die Keyerliche . 


Die 1538 

- Die Wiege,.plor. die—n, ein Merffeug, amit zu wiegen 
befenders : ein auf Walzen beivegliches kleines Bett, ein Kind 
darin zu wiegen. Vorder Wiege an, von der crffen Kindheit 
an, Figürlich, der erſte Urfprung, das Entflehen einer Sache, 
Einen Aufruhr in dev Wirge erſticken. Ingleichen der Ort, wo 
eiwas entfleber, feinen Ucfpeung nimmt. Griechenland war die 

- Wiegeder bildenden Künſte. 2. Bey den Kupferftechern iſt die 

Wiege, $ranz. Berceau, ein Werkzeug mit einer runden und mit 
Zähnen verfehenen Unterfläche, ‚die Kupferplatte zur ſchwarzen 
Kunſt damit aufzureißen, — 

Anm. Ju der erſten Bedeutung bey dem Ottfried Wagu; in: 
einigen gemeinen Mundarten noch jest Wagen, Wange, im 
Schwed. Wigy,im Engl. Wedge, im Franz. Fiche, Fiche- 
Ton. (©. Wiegen.) In einigen Provinzen heißt eine Wiege eine 
Hoge,und wiegen, bogen. In Boxhorns Gloſſen wird Cunabu- 
ladurch das dunfle Wort Lakaridum überfegt, 

Wiegen, verb. reg. act. weldes ein Iterativum von wiegen 

, und wegen in bewegenifl, aber nur in dem zufammen gefegten 

aufwiegeln vorfommt. S. dasſelbe. 

Das Wiegemeflsr, des—s, plur. ut nom. fing. inden Kü⸗ 
hen, eine Art Dieffer mit einer zirkelförmigem Schneide und zinep- 
fenfrechten Haudhaben, Fleiſch, Gemüſe u: ſ. fvermittelſt eines 
der Wiege ahnlichen Bewegung damit zu zerſchneiden. 

‚Wiegen, verb,irreg. Imperf. ich wog, Particip. gewogen. 
Es wird aufgedoppelte Art gebraucht: s, Als ein Activum, die 
Schwere eines Körpers zu erforfcheir fuchen, befonders vermit- 
telſt einer Wage, wie. wägen. Kaffeh, Eifen, Wolle wiegen. 

Der, welcher junge Welten ausibrem Chaoszog, 

Der zimmel Raum umfpannens, die neuen Sonnen wög, 

Duſch. 

Wiegen iſt in dieſer rhätigen Geſtalt fo wohlim gemeinen Leber, 
als der edlern Schreibart, üblich, wägen aber kommt nur in der 
letztern vor. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hlilfsworte haben, 
eine gewiffe beſtimmte Schwere haben, mit dem eeufative deg- 
Gewichtes. Eine Sache wieger sehn Pfund, zwey Lorh, wen 
fie fo viel am Gewichte Hält, Im gemeinen Leben fagt man auch, 
eine Sache wiegt ſchwer, wiegt leicht, wenn ſie ſchwer oder‘ 
leicht ift, Fu 

So auch das Wiegen. S. Wägen und das folgende. 

‚Wiegen, verb. reg. act: fanft hin und ber bewegen... 1. Eis 
gentlich, auf einer runden oder zirkelförmigen Unterfläche fanfe: 
bin und ber bewegen. ©o wiegt man junge Kinder in der Wiege. 
In den Schlaf wiegen. Auf ähnliche Artgebrancht man das: 

‚Wort inder Schifffahrt, wo dev Schiffer das Borh wiegt, wenn 
er es an dem Winde führet, und das Ruder binten beweger, da 
es denn eine Bewegung, wieeine Wiege, macht. 2, Mit einer 
Art zirtelförmigen Meffers ſchneiden. (S. Wiegemeffer.) So 
wiegt man inden Küchen den Spinat, das Sleifch u. f.f. wenn 
man es mit dem Wiegemeffer zerfchneidet, Der Kupferſtecher 
wieger feine Platte, wenn er fie mit dee Wiege bearbeitet. 
3. Sauft bewegen, fanft hin und her beivegen. Welch eine bunte 
Blume wieger ih dort ander Quelle Geßn. Ich höre den 
—— Weſt, der fich auf ſchlanken Zweigen wiegt;. eben 

erf. ; 
Liſette wiegte fih in füßer Morgenrub; Zac. 
3. In allen Sachen gewiegt, d. i. erfahren ſeyn, eine ziemlich 
dunkle Figur, wenn fie nicht von dem vorigen Verbo wiegen oder: 
wagen entlebhnet iſt. 

Anm. Dieſes und das vorige Verbum ſind im Grunde ein und 
eben dasſelbe Wort, welches zu der zahlreichen Familiedes Verbi 
wegen in bewegen gehöret, indem der Begriff der Bewegung in 
beyden nur auf nähere Art beſtimuut wird, (S. auch Wage, Wa- 

Erere gem, 


— 


1539 ° Vie — 
sen, Gewicht u ſ. f) Daßes in der einen Bedeutung, in wel⸗ 

cher es von einer fanften auf» und abſteigenden Bewegung irregu⸗ 
lãr, in der andern aber von einer ſanften horizontalen Bewegung 
tegulär gehet, iſt ein Beweis, daß jene Bedeutung, fo wie jene 
Form, die ältere, diefe aber die neuere iſt. 

Das Wiegenband, des —es, plur. die — bänser, ein Band, 
das Deckbett ineiner Kinderwiege damit zu befefkigen. 


Das Wiegenbret , ves— es, plur. die — er, ein doppeltes 


Kreuz von Bretern auf dem Fußboden unter den Walzen einer 
Kinderwiege, ihneneine fanfte und gleiche Bewegung dadurch 
zu ertheilen, 

Das Wiegenkraut,des — es, plur.inuf. im gemeinen Leben 
einiger Gegenden, ein Nahmedes Wermuthes, weil es, in die 
Wiegen:gelegt, den Schlaf befördern, und die Zauberey vertreis 
ben fol. 

Das Wiegenlied, des— es, pl 
Kind in der Wiege damit in den Schlaf zu fingen. 

Das Wiegenpferd, des — es, plur. die —e, ein hölzernes 
Pferd mit einer siekelföennigen Unterfläche für Kinder. ” 

Das Wiegentüch, des — es, plur. die — tücher, ein Tuch, 
welches über eine Kinderwirge gebreitet wird, die Fliegen don dem 

Kinde abzuhalten. — 

Die Wiegewage, plur.die—n, eine Wage zum Wiegen; ei⸗ 
gentlich ein Pleonasmus, weil der Begriff der erſten Hälfte fon 

iu der zweyten liegt: Indeſſen it das Wort doch in den Hütten 
werfen üblich, eine Wage zu bezeichnen, woraufdas Erz zum 
Probieren abgewogen wird. | 3 

Die Wiegwebe, plur. die — n, in einigen Öegenden, ein Nad- 

me des Wannenwehers, wegen feines fanften ſchwebenden Flu- 

ge. S. Wannenweher. 

Wiehern, verb. reg. neutr.mit dem Hülfsworte haben, wel- 
ches eine eigene Onomatopdie derjenigen lauten Stimme iſt, wel⸗ 
che die Pferde, und beſonders die Hengſte, in manchen Fällen 
von fich geben. { 

Die wiehernden Roſſe 

Tragen ihn hoch auf Leichnamen ber, Bad. 
So aud das Wiehern. 
Anm. Ben dem Sirvker, in einer mehr einfachen Forin, waien, 
In den gemeinen, befonders Niederdeutfhen Mundarten find da⸗ 
für ramsken, rünsken, wriensken, Schwed. wrena undwrens- 
ka, frenfchen, biensten, Lat. hinnire, üblid. 2 

“Die Wiek, plur. die— en, ein völlia Niederdeutfches, im 
Hochdeutfchen unbefanntes Wort, eine Bay, einen Meerbuſe 
zu bezeichnen. Angelf. Wie. i 

Die Wiete, plur. die—n, ein weicher Pfropf von ausgefaſerter 
oder gefchabter Leinwand, welchen die Wunärzte mit Balfam be⸗ 
trãufeln und in die Wunde legen. S. auch Meißel. 

wWienach beſſer, wie nach, obgleich auch dieſes keinen Werth hat, 
für das einfache wie. Wienach ſoll ich denn an ſie denken? Gell. 

»&,in Wie. 

Der Wiener, des—s, plur. ut nom. fing. 1, Eine Perfon 
aus der Stadt Wien, Fämin, die Wienerinn, plur. die — en. 
2, Ein in Wien verfertigtes, daher gefommenes Ding, nur in ei- 
nigeneingelnen Fällen. Zu Logaus Zeiten feint ein Wiener 
eine Art Öfterreihifher Münzſorten geweſen zu feyn : 

Wer den Herren um hilfe ſtoßen, diefer if ein treuer 
Diener, 
Wer den Serven auf hilft heben, diefer gile nicht einen 
Wiener. 
Daber das Adjectivum Wienerifch, nah Art deeStadt Wien und 
ihrer Einwohner, ingleichen in Wien bereitet, daher fommend, 
Wienz, ein Rahme der Kagen, S. Winz. 


2 die —er, ein Lied, ein : 


. Das Wieſenflachs, des—es, 


Wie 1540 


Die Wiepe, plur. die—n, ein nur in den gemeinen · Sprechar⸗ 7— 


ten übliches Wort, die Samenkapſel des Roſenſtrauches, oder eine 
vagebutte zu bezeichnen, S. die ſes Wort, Be 


Der Wiesbaum, des—es, plur. die— bäume ,, eine lange - 


ſtarke Stange, weldje der Länge nach über. ein Fuder Heu oder' 
Garben befeftiget wird, damit nichts herunter falle; _ der Seus 
‚baum, im gemeinen Leben auh Wiefelbaum, im NRiederf. Bindel- 
boom. Diefes Wort von Wiefe berzuleiten, weil das Heu auf‘ 
‚den Wiefen wächſt, ift wider alle etymologifche Analogie, und bat 
einen viel zu entfernten Benennungsgrund, zumahl da auch Ge— 
treide und Stroh mit einem Wiesbaume aufdem Rüſtwagen befe- 
fliget werden. Es ftammet vielmehr von dem Slavoniſch Weslo, 
eine flarfe Stange, ber, welches duch die Form Wiefelbaum 
noch mehr befkätiget wird. \ — 
Die Wieſe, plur. die —n, ein Stück Land, welches zu Gras ge- 
beget wird, befonders wenn es einen niedrigen feuchten Boden hat. 
Das if Waſſer auf feine Wiefe, wie man audhfagt, das if 
Waſſer auf feine Mühle, das ift feinen Wünfchen, feinen Ab- 
fihten gemäf. 58 
Anm. Bey dem Stryker Wile, im Niederſ. Wiſche, im Sla—⸗ 
von. Valha. Der Begriff der Feuchtigkeit ſcheinet dem Worte 
weſentlich anzufleben, indem man einen hoch gelegenen Grund, 
auch wenn er zu Gros geheget wird, zwar einen Anger,aber feine 
Wieſe, nennt. Im Angelf. ift Waes Feuchtigkeit, und im alten 
Englifchen Wos, Woole, rin Sumpf. (S. auch ı Wafen.) Un- 
fer Waffer ift davon bloß eine intenfive Form, eine Menge 


* 


£ 


Feuchtigfeit zu bezeichnen. Im Anfpachifchen fheintman eine * 


Wiefe und eine Wäße zu unterfcheiden 5 denn fo heißt es in einer 
gewiffen Berordnung von 1772: die Mühle if befugt, 9 Ta⸗ 
gewer? Wiefen, und 13 Tagewerf Wääßen gemeinschaftlich 
zu behüthen. ; 

Das Wiefel,des—s, plur, utnom. fing. ein befanntes Flei- - 
nes Raubthier, etwas länger als ein Eichhorn, welches nicht als 
fein den Dänfen und Kagen, fondern auch dem Geflügel nachftels 
let. Jin Niederſ. Wefelke, im Angelf. Wesle, im Engl, Wee- 
fel, im Schwed. Wesla, im Franz. Fiffeau. Der Grund der 
Benenrung ift unbefannt, obgleich gewiß ift, daß el und la nur 
Ableitungsſylben find, daher es nur auf die Sylbe Wis oder Weg 
anfommt. Im Osnabrückiſchen wird diefes Thier auch GermEen 
genannt. Juden Niederdeutfchen Provinzen ift Wiefel weibli- 
Gen Geſchlechts, die Wiefel, plur. die—n. 

Die Wiefenammer, plur. die — n, eine Art Ammern, welche 
don ihrem Geſchreye auh Ziepammer genannt wird; Embe- 
riza Cia Linn. N Fr 

Die Wiefenbrabne, plur.sic—n, in Oberfachfen ein Gebüſch 
fo fern es das Bor bolz eines Waldes ausmacht, und an eine Wiefe 
fiößt, von Brahne; ein Hand, ©, Brähme. r 

Des Wiefenerz, des—es, plur. doch nur von mebrern Arten 
oder Quantitäten, die — e, eine Art Eifenerz, welches oft an 

ferchten Orten unter tem Rafen gefunden, und auch Sumpferz, 
Rafenerz, Moraſterz aenannt wird, Einzelne Stüde diefes 
Erzes heißen Wiefenfeine. 
plur. car. der Rahme einer 
Pflanze, ©; Slachsgras. h 


Dae Wiefenueld, des—es, plur. car. der Rahme einer Pflanze, — ; 


welche auf den Wiefen häufig if, und deren Same einige Ähnlich- 
feit mit fleinen Geltffüden hat; Lyfimacha Nummularia 
Linn. aud Pfennigfrauf. 


Die Wiefenglode, plur. die —n, ein Rabme der Fleinen 


randblätterigen Glodendlume , melde auch Mildalcdlein 
und Glasglöcklein genaunt wird; Campanula rotundi- 
folia Linz, 


Des 


vw 


J 


(8 





— 1541. Bie 
ten, die—grafer, einjedes Gras, welches auf den Wieſen ger 
wöhnlich iſt zum Unterfehiede von dem Gartengrafe u. [.f. 
© Der Wiefengrund, des— es, plur. die — gründe, eine nier 
drige, mit Gras bewachfene, und. als Wiefe.gebrauchte Örgend. 
Der Wiefenbafer, des— s, plur, car. eine dem Hafer ähnliche 
Grasart, welche auffeuchten Wieſen wächſet, und eines der bes 
fien Zufterkränter ii, Avena elatior Linn. - 
Der Wieſte enhobel, des —s, plur. ut nom. fing. in der Lands 
wirthſchaft, ein Werkzeug, die Maulwurfshaufen auf den Wiefen 
wegzufchaffen, und dadurch die Wirfen zu ebenen, auch die Wie⸗ 
fenfchleppe, und in einigen Örgenden der Raupenpflug. 
Die Wiefenhummel, plur. die —n, eine Art Fleiner ſchwarz⸗ 
baariger Hummeln, welche auf den Wieſen lebt; Apis prato- 
rum Linn. 





—“ — — 


- Klee, welcher auf den Wiefen wild wächſet, Simmelbrot, Tri- 
folium pratenle Linn. ©. Blee. 

- Die Wiefenfnatre, plur. die — n, S. Wachtelfönig. 

Der Wiefentnopf, des —es, plur. die— knopfe, der Nahme 
einer Pflanze, welche auf den Wieſen ein heimiſch iſt; Sangui- 
forba Linn. 

Der Wieſenkohl, des— es, plur, car. auch eine Pflanze, wel 
che dem Kohle gleicht, und auf den Wiefen einheimifch if; Brag: 
kraͤut, Stechkraut, Cnicus Linn, 

Die Wiefenkreffe, plur. inuf. eine Art wilder Kreffe, welche 
auf den feuchten Wiefen — iſt; Cardamine praten- 
fis Linn. 

Der Wiefentümmel, des — s, plur. inul. eine Art wilden 

Kümmels, weldye auf den Eur opälfchen Wiefen angercoffen wird, 
Rarbe, CarumCarvi Linn. ©. Riimmel. 


des fo genannten Wachtelföniges, welcher ſich häufig auf den 
Wieſen antreffen läffet, daher er auch Grasläufer genannt wird, 

.. ©. Wagpelfönig. 

Die Wiefenlerche, plur. die—n, eine Art Breben, welche ſich 
in den Wäldern, auf den Wiefen und Brahädernaufhält, und 
daher auch geidelevche, Brachlerche, Waldlerche, Mittellerche 
und Steinlerche genanut wird, Alauda fylveltris Klein, zum 
Unterfchiede von der Sanglerche, und Häubsllerche. In einigen 


Klein, die Wiefenlerche genannt. 
Die Wiefenmabt, plur. car. S. Wieſewachs. 


Kornrofe, oder des Selsmohnes, ©. das legtere Wort. 

Der Wiefenpflug, des —es, plur, die — pflüge, eine befondere 
Art Pflüge, die Wieſen damit aufzureißen. 

Der Wieſenpreis, des — es, plur. car. der Rahme einer Art 
wilden Klees, ©. Rlee, 

Die Wiefenraute, plur. inuf, eine Art Raute, welche auf den 
Wieſen einheimifch ift, und auch Alpenraute und Heilblatt ger 
nannt wird, Thalictrum flavum und [peciofum Linn. 

Die Wiefentode, plur. inuf, ein nur in einigen Provinzen, bes 


fumpfiger Gegenden zu Wiefen zu bezeichnen; von dem Mieders 
ſächſiſchen Zeitworte roden, rotten, ausrotten. 

Die Wiefenfchleppe, plur. die —n ©. Wiefenhobel, 

Der Wiefenfchwingel, des — s, plur. inuf. eine Gras art und 
Unterart des Schwingels, welche auf den Europäiſchen Wiefen 
einheimiſch ift; Feltuca elatior Linn, 

Der Wiefenfperling, ses — es, plur. die — e, eine Art Sper⸗ 
linge mis einem Fürzern Schnabel, welche fih auf den Wirfen 


\ 


+ Das Wiefengras, des— es, plur. doch 2 mehrern Ar⸗ 


Der Wieſenklee, des —s, plur. car. ein Nahme des gemeinen 


Der Wieſenlaͤufer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Nabme 


Gegenden wird auch der Wiefenfperling, Pafler — 


Der Wiefenmohn, des — es, plur. inuf. ein MNahme der. 


fonders Niederdeutfchlandes, übliches Wort, die Ucdarmachung - 


Bil 1542 
aufhalten, und auch Bröfperlinge, ingleichen Wiefenlerchen ger 
nannt werden, ob fie gleich nicht zu den Lerchen gehören; Paller 

ratorum Klein. 

Der Wiefenflein, des —es, plur die — e, ein einzelnes Stüd 
des Wiefenerzes, S. diefes Wort. 5 

x Der Wiefenvogt, des— es, plur. die — vogte, auf großen 
Landgütern, ein Wirthfeyajtsbedienter, welcher die Aufficht über 
die Wieſen hat. \ 

Die Wiefenwanze, plur. die — n, eine Art Wangen, welche 
aufden Wiefen angetroffen wird, Cimex pratenlis Linn, 
Die Wiefenwinde, plur. die—n, eine Art Winde, Convol- 

vulus Linn, welde auf den Wiefen einhrimiſch ift. - 

Die Wiefenmwolle, plur. car. ein Rahme zweyer verfhiedenen 
Pflanzen. 1. Des Slachsgraſes, Eriophorum polyliacium 
Lian, welches auch Wiefenflacps, Mattenflachs, und Wollgras 
beißt. (S. Siacysgras.) | 2. Einer Art Ruhrkrautes, vieleicht 
das Gnaphalium uliginofum Linn. 

Der Wiefenzehnte, des—n, plur. die—n, derjenige Zehnte, 
weicher von den Wiefen, und dem darauf gewonnenen Heue ger 
geben wird. 

Die Wiefenzeitlofe, plur. die — n, eine Art Zeitlofen, welche 

auf feuchten Wieſen wächſet, und eine der. erſten Frühlingsblu—⸗ 
men iſt, Colchieum Linn, Zu einigen Öegenden wird fie 
uchtblume genanut.” 

Der Wiefewadye, des — es, plyr. car, ein Collectivum, ein 
Vorrath von Wiefen in Anfehung des darauf wachſenden Örafes; 
der Heugewinn. Ein Gur bat vielen Wieſewachs, wenn ih 
viele Wiefen bey demfelben befinden, Nicht jo üblich find. die For⸗ 
nien Wieſenwuchs und Wieſenwachs. Im Oberdeutſchen ift 
dafür Wiesmaht, Wieſenmaht üblich, im Schwabenjp. Wis- 
mat, wo die legıe Hälfte das Subftantioum Mahd, oder Maht, 
von mäben ift. 

Der, die, das Wievielſte? die fragende und relative Dednunge- 
zahl, der einfachern wieviel, Der wievielſte war es? Ich 
weiß niche mehr, der wievielfteeswar. Wie viel ift Fein Com⸗ 
pofitum, weil es fonft wie alt, wie fehr, wie groß u. ff. auch 
feyn müßten; wohl aber der wievielfie, weil bier nicht allein eine 
gemeinfchaftliche Biegungsfplbe, fondern auch ein gemeinfchaft« 
licher Artikel ift, 8. ıneine Sprachlehrein dem Kapitel von zus 
ſammen gefeßten Wörtern, ingleichen im vorigen Wie. 

Wiewshl, eine conceffive Eomjuncrion, die ſcheinbare Aufhebung 
jiveger Säge zu verneinen, wie obgleich. Es wird fo wohl im 
Nachſatze gebraucht: ich weiß esnicht gewiß, wiewohl ich er: 
was bavon gehörer habe. Als auch in Borderfapr: wiewohl er 
mich nicht erkannte, fo ward er mir doch geneigt. Man vere 
wechfele diefe Conjunction, welche um ihrer elliptiſchen und figür⸗ 
lichen Bedeutung Willen mit Recht als ein Compoſitum geſchrie⸗ 
ben wird, nicht mit dem gefrennten wie wohl, wo feine Urſache 
zur Zufammenziefung vorhanden if, Wie wohl ii mir! Er 
bat es nicht mehr, wie du wohl weißt. 

"Der Migend, oder Weigend, des — es, plur. die—e, 
ein länaft veraltetes Wort, welches ehedem einen Kriegesmann, 
braven Soldaten, tapfern "Helden bedeutete, und von dem alten 
Wig, Krieg, Treffen, und der veralteten Ableitungsfplbe and, 
abſtammet. S. von diefem Worte Srifchens, Schilters und au- 
derer Öloffarien, 

mild, — er, — efte, adj, et adv. ein Wort, welches überhaupt 
der durch Cultur und Kunft veredelten und erhöheten Befchaf- 
beit entgegen gefeßet iſt. 

. Der phy ſiſchen Cultur entgegen gefegt und ihrer beraubt, wo es 
in den meiſtenFällen dem za hm entgegen geſetzt ift,und vonGegen. 
fänden aus allen drey Reichen der Natur gebraucht wird, Wilde 

Erser a; Ge: 


135 | vil ae 


‚Bewächfe, Kräuter, pi: ee und, ——— wii: un Freyen 
‚ obne vorzüglicde Wartung wachfen, im Begenfage der Garz. 
seen und Seldgewanhfe. Eine Pflanze wächfer wild, wenn ſie im 
Ju einer engern Einfhränfungfind ° 


Freyen ungebanet wächfer. 
wilde Baumtämme, Stämme von Gartenbäumen, welche noch 
nicht. gepftopfer find, (©. Wildling.) So auch von Thieren, im 
Begenfaß: der zabmen und häuslichen Thiere. Wilde Thiere. 
Wildes Geflügel. 
Gänfe, Taubenu.f.f Selbft von Fifchen gebraucht man die 
fes Wort, im Gegenfage der in Seichen gehegten Fifche. Wilde 
“Kıfhe, Fiihein Strömen, Bächen, Sern und Meeren. Die 
zoilde Fiſcherey, die Fifcheren auf ſolchen Waffern. Jugleichen 


von Gegenftänden des leblofen Körperreiches, Kin wilder Ort, 


‚ein wilder Boden, ein ungebauster, Min wilder Wald, wel⸗ 
‚her der menfchlichen Aufficht, des menfchlichen Befiges becaubt 
iſt. Wildes Waſſer, welches nicht duch Kunſt an einen Drt geleis 
set und gebeget wird, Ein wildes Bad, gewöhnlicher, Wildbad, 
ein mineralifches, vonder Natur ſelbſt bireitetes Bad, Wilde 
‚Erde, die Erdeunter der Dammerde, welche noch.nicht gebanet 
worden, folglich auch noch feine Gewächfe getragen hat. Ein wils 
des Geitein, iff im Bergbauein engerer Bedeutung, ein Geftein, 
welches wegen. feiner Härte nicht zu gewinnen ift; oft aber auch 
zaudbes Öeftein, welches Feine brauchbaren Mineralien enthält, 
2. Der geſellſchaftlichen Cultur beraubt und ihr entgegen geſetzt, 


int Öegenfag des gefittet. In dieſem Verſtande find wilde Men⸗ 


Then, und fubfkantive Wilde, Menſchen, welche außer detengern 
geſellſchaftlichen Verbindung leben, und daher der Kenntniffe, 
Fertigkeiten, Sitten de3 gefelfchaftlicheen Menſchen ermangeln, 
Da diefe engere gefelfchaftliche Verbindung fehr vieler Grade für 
biaift, fo gibt esauch mancherley Arten von Milden, und da es 
Feine Menfchen gibt und geben Fann, welche aller geſellſchaftlichen 
Berbindung beraubt feyn follten, fo gebraucht man das Wors nur 


von ſolchen Menſchen, welche keinen fFätigen Aufenthalt haben, 


nud denen die Cultur des Bodens und der Thiere nicht das erfte 
und vornehmfte Erhaltungsmittel ift, daher ihre gefellfchaftliche 
Verbindung auch aur ſchwach ſeyn kann. Die Menſchen beſte⸗ 
ben in Anſehung der Cultur aus drey großen Claſſen, aus Wilden, 
Barbaren und gefitteten Menſchen. Der alte Deutſche war ur⸗ 
fprunglich ein Wilder, in den fpätern Zeiten ein roher Barbar, 


Der Wilde lebt, als der fortlofe Pflesfohn der Natur, nicht - 


von dem Eigenthume oder dem Werke feiner Hande, und uns 
terfcheidet ſich dadurch von dem Barbaren. 

3. Der moralifchen Cultur beraubt und ihr entgegen gefegt, 
ih unter geſitteten Menſchen. Kin wilder Menſch, ein unge: 
ſtümer und ungeftsteter. Ein wildes und wüſtes Leben führen. 
Wilde Blicke, ungefittete, bey der Winsbeckinu. Ein wildes 
Vergnügen, ein "ungefi ttetes. 

Ein Vater war, wie viele Däter, 
Mit einem wilden Sohn geplagt, Sell. 
Eine wilse Unordnung. Lin wildes Gefchrey. { 
Der wilden Peitſche Knall beräube die Straße gans, 
Zach. 

4, In einigen engern und beſondern Bedeutungen, Wildes 
leiſch in den Wunden, gefübllofes uncchtes Fleiſch, welches die 
Heilung hindert, und daher weggefchaft werden muß. "Wildes 
Feuer, ©. Sigblatter. 

Anm. Das Wort iſt ſehr alt, und die Wurzel felbft, ohne alle 
Ableituugsſylbe, daher lautet es feldft in Schwed, und Engl, un⸗ 
geändert wild.- Aus eben diefer Urfache iſt auch der eigentliche 
Wurzelbegriff ſchwer mehr aufzufinden. Alle mir befannten Ety- 
mologen ho!ten es mit Wald für ein und eben dasfelde Wort, ins 
dem fich zwifchen wild und wald einige Verwandifchaft der Ber 


Wilde Schweme, Pferde, Ochſen, Inten, . 


Be E 


nl findet. Es Fann fepn, daß bende von einer x böbern dritten 
Bedentung abſtammen, aber unmittelbar iſt wohl keines von dem 


‚andern abgeleitet, weil alsdann eines von beyden mit einer Ab⸗ 


leitunge ſy lbe verſehen ſeyn müßte, Mir ſcheint der Begriff des 
Ungeſtümes in dem Worte wild der-berrichende zu feyn. Bey 
den Schwäbiſchen Dichtern kommt es häufig für fremd vor. 
Swerfi ſiht dem ilttruren wilde, dem iſt das Trauern fremd, 
Burkhard von Hobenfels. 


Das Wild, des — es, plur. car. das vorige Wort als ein Sub⸗ 
ſtantivum gebraucht. 1. Wilde jagdbare Thiere und Seflügel, 
Edles Wild, eßbare wilde Thiere im Ger 


als ein Eollectivum, 
genfage der Raubthiere. Rothes Wild,- oder Rorhwild, Hirfche, 
Hirfhlühe und Rehe, zum Unterfihiede vondem ſchw arzen Wil⸗ 
de ‚oder Schwarzwilde, der wilden Schweinen. Sederwild, 


wildes Geflügel. Auch in diefer Bedeutung ift das Wort alt, 
indem es ſchon in dem Gedichte auf den heil, Anno vorkommt. ° 
2, In engerer Bedeutung, das weiblidhe Gefchlecht des Hufe 
wildbretes, welches im gemeinen Leben die zirſchkuh, bey den Hi: -· 


gern aberauch dag Thier genennt wird; gleichfalls als ein. Col ⸗ 
lvctivum, daher, wenn man es von einzelnen. Shieren gebrauchen. 
will, man das Wort = vorſetzen muß. Dier Stüde wild. 
Ein Stück Wils. 


Der Wildader, des — 8, plur, die — älter, ein Stůck Bel 


des, welcheszum Behuf des Wildes-in einem Tiergarten oder 
Wildforfte mir Feldfrüchten beftellet.wird, 


Das Wildbad, des — es plur. die — bäder, ein mineralifhes 


Bad, weiles ohue Zuthun der Kunſt von det Natur ſelbſt berei · 
tet wird, 


Die Wildbahn, plur. die— en. ı Von dent Susantioo, das 


Wild. (a) Ein geackerter oder aufgegrabener Weg in einem Jagd» 


bezirk, damit man das hin⸗ und berivechfelnde Wild darauf vers 
ſpüren möge; 
Lin Jagdbezirk, Jagdachege-oder Forſt-Revier, weil, wie man . 


die Wildfuhre, Wildfabre, der Wildweg. (b) 
fagt, das Wird dakibft gehäget, und deffen Bahn, oder Wechfel 


und Stegegeduldet werden. Allein, da diefer Gebraud des Wor ⸗ 


tes Bahn ſehr gezwungen iſt, fo ſcheinet et, daß Wildbahn in 
diefer Bedeutung mit dem folgenden Wildbann verwechfelt 
worden, für welches diefe Bedeutung wenigſtens analogifcher 


ift. 2. Von dem Abjectivo wild, gleihfam einewilde Bahn, - 
iſt im Fuhewefen die Wildbahn der ungebabnte Weg neben 


dem ordentlichen Fahrwege. Wenn man drey Pferde vor ei⸗ 
nem Wagen neben einander ſpannet, fo gehet das dritte auf 


der Wildbahn. Im mittlern Lateine beißt ein ſolches Pferd 


Funarius, weil es, außerhalb des Jodes n fune allega- 
tus, ift. 


Der Wildbenn, des— es, plur. der doch wenig vorfommt, 


die — bene, vondem Subftantivo, das Wild, und dem alten 


Worte Bann. ı.Dieböhere Gerichtbarkeit über alles Jatzdwe ⸗ 
fen in einem Lande; wodurch ſich Wildbann von dem Jagdrechte 


noch unterfcheidet, Den Wildbann haben, d. i. das Hecht, 
einengebannten, in feinen Gränzen eingefchloffenen nnd ‚andere 
ausfchließenden Jagdbezirk zu halten. =.Ein folcher in feine 


° Grängen eingefchloffener Jagdbezirk, der, wenn-er ein Wald ift, 


ehedem ein Bannforft genannt wurde. In diefer Bedeutung iſt 
jegt im gemeinen Leben ‚Sie Wildbahn üblich, vermuthlich ans 
einer Berwechfelung beyder Wörter, 


Der Wildbaum, dea— es, plur. die — banme KRieferbäus 


me, welche man zur Winterszeit in den Wäldern zur Erhaltung 
des Wildes zu fällen pflegt. 


Der Wildbraten,des— g, plur. ut nom. fing. ein Sraten 
von einem Stücke Wild, zum Unterſchiede von einem Braten von 


Das ; 


einem zahınen Shiere; ein Wildbrersbraten. 
n u 








—— 





— 


EEE SE WRREUS 


wm 


Das Wildbree, des— es, plur. car. ein Collectionm , oder 
vielmehe Materiale. 1, Das Fleifch wilder eßbarer Thiere oder 
des Wildes. Wildbrer iſt verdaulicher und gefunder, als dag 
Sleiſch zahmer Thiere. Wildbret einfalzen. Schweinwild: 


toilder Shiere , fie jenen eßbar oder nicht, Wildbrer genannt. 2. 
Wilde eßbare Thiere ſelbſt, Wild. Lin Wald enthält viel Wild» 
* bret, wenn er viele dergleichen Thiere enıhält. In dem Jagdıne: 
fen theilet man dio eßbaren wilden Thiere ein in rothes Wildbrer, 
ſchwarzes Wildbree, und Federwildbret. 3. Bey den Fägern 
erden die Hoden des Hiriches das kurze Wildbrergenannt. 
Anm. Das Wortit alt, und lauter im Igländ. Willubrad, 
im Shwedifchen aber Wildbräd: Die legte Hälfte iſt ein wenig 
dunkel, Viele leiten fie von dem Lat. praeda, Walliſ. praidd, 
Islãnd. brad,ber, fo dag Wildbrer ein gejagtes, als Beute er= 
haſchtes Wild bedeuten würde, Allein, da fich von diefem Worte 
im Deutfchen fonftfeine Spur finder, fo ſcheinet Bret, zu Brot, 
Grich. Beorog, zn gehören, undSpeife überhaupt, befonders aber 
Fleiſch, zu bedeuten. Mach der erfien Ableitung würde ſich die ge⸗ 
wöhnlicge Schreibart Wildprer rechtfertigen laſſen; nach der 
zweyten aber würde Wildbres die richtigere fepn. Im Niederf. bes 
deutet Wildbradt, Wilbradt, ſauer gekochtes Fleiſch, fo wohl 
von zahmen, als wilden Thieren, x 
Der Wilddieb, des — es, plur. die —e, derjenige, welcher 
gehegtes Wild auf eine undefugte und diebifche Art fänget, oder 
fäallet; im Oberdeutſchen ein Wilderer, Daher die Wilddiebe: 
rey, und die Wilddeube, in den Rechten, eine an dem Wilde 
begangene Denbe, d.i. Diebftahl. ” 
Der Wildenbirt, des—en, plur, die — en, inden Stuteregen 
‚einiger Gegenden, derjenige, welcher die Belegung der Mutter⸗ 
pferde zu beforgen bat, ‚der Wilsenmeifter, gewöhnlicher, der 
 Stutenmeifter. Bermutblich uefprünglich nur von ſolchen Stutes 
reyen, wo die Pferde im Freyen und wild gezogen werden, 
MWildenzen, 6. Wildpern. Er 
: Wildern, verb.reg. neutr.-mit dem Hiülfeworte haben. 1. 
Bon dem Eonparativo wilder, wilder werden, ein im Hoch⸗ 
deutſchen, nur in dem zufammen gefesten verwildern, übliches 
Mort. Im gemeinen Leben kommt es zuweilen für fich allein vor. 


» an, zu wildern, und herbe Trauben zu tragen. 2. Von Wild, 
Wildbrer, in manchen Gegenden, das Wild anfeine undefugte 
Art jagen oder töten. Daher deu Wilderer, der Wilddieb; die 
Wilderung, die Wilddieberey, s * 

Das Wilderz, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten und 
Duantitäten, die —e, der Nahme eines gewiffer Golderzes auf 
dem Harze, welches ich doch nicht näher beffimmen kann. 

Die Wildfabhre, der Wildfubre, plur. die—n, (8: Wil: 
babn, Sabre, oder Suhre,) bedeutet im gemeinen Leben fo viel 
als Surche, weil eine ſolche Wildbahn nur ans einigen Furchen 
befichet. In einigen Gegenden ſind die Wildfuhren auch die Rai⸗ 

ne, welche zwiſchen den Ackern liegen bleiben, vieleicht fo fern fie 

» als wilde, d.i, uneigentlihe und ungebahnte, Wege angefegen 
erden, = 

DerWildfang, des— es, plur. die — fänge, 
Sudfiantivo Wild, der Fang drs Wildes, im Begenfage des 
Schießens desſelben; ohne Plural, 2. Bon dem Adjectivo wils. 
(a) Ein jedes wild gefangenes Thier oder Ding, welches daher 
erfi gezähmet oder cuftivicer werden muß, So werden in der 
Wildniß aufgewachfene, noch ungebändigte Pferde, Wildfänge 
genannt. Ein alter wild gefangener und gezähmter Habicht oder 
Falke beißt ein Wildfang, zum Unterſchiede von einein Yeftlinge 
oder Aſtlinge, welcher jung gezähmet worden. Bey den Gärtnern 


bet, zirſchwildbret uf. f. Bey den Jägern wird alles Fleiſch 


1, Bor dem. 


BU 1546 


werden die in die Gärten verpflangten wilden Stämme, zahme 
Bäumedarauf zupfropfen, Wildfärge genannt, (S. Wi!sting.) 
d) Ein Fremder, Ausländer, nur nod in einigen Gegenden, be— 

‚ fonders in der Pfalz, ein herernlofer Ausländer; über welchem 
dem Ehurfürften vonder Pfalz ein gewiffes Hecht zuffebes, wel⸗ 
ches das Wildfangsreche genannt wird, nach welchem er von ihm 
den fo genannten Sahegulden befommt, auch, im Falle er ſtirbt, 
fein Bermögen einziehet. Auch in Franfreich beißen folche Fremd» 
lingeoder Aubaius, an einigen Orten Eipaves, das Jus al- 
binagii oder. droit d’Aubaineaber, Eſpavité. (c) Ein wils 
der, unbefonnener Menſch. 

Der Wildforft, des — es, plur.die — forfie, ein Forſt, wor« 
in Wild gehäget wird, 

Der Wildfraß des — es, plur. car, ber Schade, welchen das 
gebägte Wild an den. Feldfrüchten verurſacht. 

Mildfremd,adj. et adv. vollfommen fremd, ganz fremd, in 
der vertraulichen Sprechart, Ein wildfremder Menſch. 

Die Wildfuhre, plur. die — n. .Eine Wildbahn, oder ein 
Wildweg, auch Wildfahre, (S. Wildbahn) Sahre, Fuhre, iſt 
bier noch das alte Wort, welches fo viel als eine Furche bedeutet. 

„2. Ein Jagdbezirk, wie Wildbahn 2, befonders ein kleiner Jagd⸗ 
bezirk, zum Unterſchiede von einem größeren. 3. Eine Suhre, be 
- fonders Frodnfuhre, zur Fortfhaffung des erlegen Wildes. 4. 
Ein Aderrain, S. Wildfahre. 
Das Wildgarn,des — es, plur. die—e, inder Zägerep, eine 
. Art niedriger und leichter Barne oder Nege, welche in Ermanges 
Inug der foftbaren Tücher, Hirfch » und Saunese, zu den Zagden 
‚gebraucht werden; das Wildneg. f N 

Die Wildgefälle, ling. car. die Gefälle, d. i. Einfünfte, von 
‚dem gejagten oder gefchoffenen Wilde, 

Der Wildgraf, des— en, plar. die—en, ein Nahme einiger 
‚reichsgräfl. Familien amfRheine, vermuthlich, weil fie wilde, wals 
dige und ungebauete gebirgigeegenden zu bevölfern und urbar zu 
machen befamen, daber fie au Raubgrafen, und’ Lat. Comites 
hirfuti et [ylveftres genannt werden. S. Rauhgraf. 

Des Wildgras, des—es, plur. inul, an einigen. Orten ein 
Nahme des Reihgraſes. 


— . Der wilöhafer, des — s, plur. inuf. wilder Hafer, welcher 
Wenn die Weinſtocke niche geftäbele werden, fo fangen fie 


tanbe Körner hat, welche vondem Winde weit verführet werden, 
daber er auch Flughafer und Windhafer genannt wird, Avena 
fatua Linn... 

Die Wildheit, phar. die —en. 1. Der Zuſtand, da etwas wils 
iſt, ohne Plural, Eiaentlih in allen Bedeutungendes Wortes 
wild; aber doch am häufigften in der Tegten moralifchen. Die 
Wildheit fieberibm aus den Auger. Die Wildheit des Genies. 

Uns Weibern ift es leicht, 
Der Männer Wildheit zu erſticken, Gel. 
2, Eine wilde ungeflüme Handlung, ‚mit dem Plural. 

Das Wildholz, des — es, plur, car, ein Rahme des Ginfers, 
©. Genifte, J 

Das Wildhuhn, ses — es, plur. die — hühner, beſſer, wil⸗ 
des zuhn, ein Rahme des Schneevogels in der Schweiz, S. 
diefes Wort. > 

Der Wildbüther, des —s, plur. ut nom. fing. Hüther oder 
Wächter zur Abhaltung des Wildes von den Feldfrüchten und 
Meindergen, 

Die Mildigkeit, plur. car. ein nur im geineinen Leben für das _ 
edlere Wildbeirübliches Wort, befonders in dem phufifchen Ber» _ 
frande des Wortes wild. Die Wildigfeie der Erze im Bergbaue, 

Das WildFalb, des —es, plur. die —Fälber, ein junges Wild, 
d. 1. eine junge Hirſchkuh, zum Unterſchiede von ‚einem Sırfh: 
“Falbe; von Wild, die Hirſchkuh. 

Eeeee 3 Der 


1547 Bil 

Der Wildling, des — es, plur. die —e , ein Ding, welches 
noch wild, d.i. durch Eultur noch nicht veredelt ift. In diefem 
Verſtande werden beſonders bey den Gärtnern junge wilde Obft- 
fämme aus den Wäldern, oder auch aus dem Samen gezogene 
gute Baumftänime, foTange fiedurch Pfropfen noch nicht veredelt 
find, Wildlinge genannt. In einigen Öegenden heißen fie auch 
Wilsfänge. 

Der Wildmeifter, des — s, plur. ut nom. fing: ein Beamter, 
welcher die Anfficht über das Wild in einem gewiffen Bezirke bar, 
and auch Sorfimeifter genannt wird, wenn er dabey zugleich die 
Aufſicht über den Wald und deffen Nutzung bat. 

- Die Wildmeifterey, plur, die—en, das Amt und die Wohnung 
eines Wildmeiflers. - — 

Das Wildneg, des — es, plur. die —e, S. Wildgarn. 


Die Wildniß/plur. die—e, eine wilde, ungebauete und unbe⸗ 


wohnte Gegend, defonderseine folche waldige Gegend. Um mich 
ber fab ich nur Wildniß, Geßn. Im Oberdeutſchen ift es füche 
lichen Gefchlechtes ; 

Alles Wildniß inden Wälsern 

Schmedt die füße Liebesfoft, Opitz. 
wo es zualeich in der im Hochdeutfchen völlig unbefanntenBedeu- 
tung für Wild flehet. Bon dem Geſchlechte, S. Niß. 

Wildpern, verb, reg.act, mit dem Hülfsworte haben, nach rie⸗ 
chendem Wildbretriechen oder ſchmecken, anbrüchig riechen oder 

ſchmecken, beſonders von dem Wildbrete. Es iſt nur im gemei- 
nen Leben üblich; in der anftändigen Schreibart muß man den 
Begriff umfchreiben, indem wildpern, oder wilpern, eine febler- 
bafte Verkürzung des noch in manchen Gegenden üblichen wild- 
bräunen in eben diefer Bedeutung ift, welches aber eben fo dunkel 
ift, In noch andern Gegenden ift dafür wildenzen üblich, 

Das Wildpret, S. Wildbret. 

Der Wildſchade, des — ns, plur, die — ſchäden, Schaden, 
welchen das gehägte Wild, an den Feldern, Gärten und jungen 

Sdlzern thut. 

Der Wildfyuppen, des —s, plur. utnom, fing. Schuppen, 
welcheinden Wäldern errichtet werden, das Wild im Winter 
darunter zu füttern. 

Die Wildfihur, plur. die — en, eine Art großer Wolfspelze, an 
welchen die Haare auswendig find. Das Wortift mit der Sache 
ſelbſt aus den Slavifchen Ländern zn ung gefommen.. Im Pohl: 
nifhenift Wilczura ein Wolfspels, von Wilk, ein Wolf, In 
der um 1300 gereimten Braunfchweigifch. Chronik in Leibnigeng 
Script.%5.3,©. 116.8. 86. lauserdas Wort Wintſchur. 

Der Wildftand, des— es, plur. die— fände. +. Der Stand 
des Wildes in einem Ward, d.i. derjenige Drt, wo es fih am 
haufigſten und liebften aufhält. 2. Der Vorrath an gehägtem Wils 
de. Zinen beträchtlichen Wildſtand haben. 

Die Wildtrage, plur. die — n, in. der Jägerey, eine Trage, das 

erlegte Wild damit auf einen Haufen zufammen zu tragen. 

Die Wildwage, plur. die —n, eben dafelbft, eine Wage, das 
gefällete Wild daraufzu wiegen, 

Der Wildweg, des—es,plur. die —e, S. Wildbahn. - 

Wilhelm, ein urfprünglih Deutfhermännlicher Tanfnahme, Lat. 
Wilhelmus, Guillielmus;, im weiblichen Geſchlechte mit ei⸗ 
ner Zateinifchen Endung, Wilhelmine, verfürzt, in der vertraus 
lichen Sprecdhart, Minna, Mienden. 

Der Wille, ses — ns, plur. doch nur in der erften Bedentung, 
und auch hier nur felten, die — n. 1. Das Vermögen, zu wol- 
Ien, da denn diefes Wort, befonders in der Philofopdie, in ver- 
ſchie denem Umfange der Bedeutung gebraucht wird, und bald nur 
dieobere Kraft det Seele, nach Erkenntniß zu wollen und nicht zu 
xollen, bedeutet, bald aber auch das ganze Begierden-Syfiem des 


ſtand bef&pließe, der Wille führer aus. Der Wille deg Men— 


€ 


chen ift verderbt, in der Theologie, wo es auch die Begierden 
mit in fih ſchließet. Der freye Wille, das Vermögen, nad eis 
gener Entſchließung zu handeln. Seinen freyen Willen haben; 
jemanden feinen freyen Willen Iaffen. Inder Theologie ift der 


freye Wilfe das natürliche Bermögenund Unvermögenin geiftlie- 
- chen Dingen. In diefer Bedeutung wird es zuweilen im Plural ge⸗ 
braucht, Die Liebe iſt eine übereinſimmung zweyer Willen 36 


gleichen Endzweden, fagt der Dlagifter bey Geller, 2. Die 
Außerung dieſes Vermögens in einzelnen Fällen, es gründe ſich 
nun auf flare, oder dunfele und finnliche Erkeuntuiß, fo daß es 
gemeinigiich diegewollte Sache mit einſchließet. Auf feinen Wil⸗ 
len befteben. Das ifi mein Wille Kr will feinen Willen 


haben, er verlangt, daß das gefihehe, was er will, Du haft‘ 


darinn deinen Willen, kannſt nad) eigenem Gutdünfen, nad) eis 
gener Entjehliefung verfahren. Jemandes Willen brechen, ibn 
nöthigen, wider feine Begierden zu handeln. Es war nicht mein 


Wille, daß diefes geſchehen follee, Sein Willemuß geſchehen. 


Den Leithund Furz faffen, damir er nicyrfo vielen Willen ha— 
be, damit er ſich nit nach Willfübr bewegen fönne, Beſonders, 
3. der Vorſatz, Entſchluß. Ich habe es mit Willen gethan. 
Das iſt mit Willen ausgelaffen worden. Ich habe alles gehö— 


ter, obne daß es mein Wille war. Hierher gehöret aud) ver 


adverbifche Gebrauch, Willens feyn, eutſchloſſen ſeyn. Ich bin 


nicht Willens, zu ihm zu geben. Dieß iſt dieeinzige gute Hoch⸗ 


deutjche Form, weil das Verbum feyn in mehreru ähnlichen Fäl 
len mit dem Genitive obne Artikel gebraudjt wird, daher die pros 
vinziellen, in Willens haben, Willens haben, im Willen haben, 
in Willen feyn, unanalogifc und unrichtig find.. Auch in Wil⸗ 


lens mit Auslaffung des Verbi feyn, vertaufchtman lieber mit 


üblichern Ausdeücen: ich ging zu ihm, in Willens, mitihm 
von der Sehe zu fprechen, beffer, in der Abſicht, mit dem 


Torfage, Entfhluffe. 4. Gefallen, Neigung, Wunfch. Erwas 


wider feinen Willen tbun, wider feine Neigung, ungern, Ei— 
nem zu Willen leben, ibm zu Willen feyn, am bäufigfien im 
gemeinen Leben. Der Wille des Menſchen ift fein Sinnmelveich, 
die Erfüllung feiner Wünſche, Befriedigung feiner Neigungen, 
Oft im Gegenfäge der That. Den Willen für die That an: 
nehmen. Ich fehe doc feinen guten Willen. Ju der niedris 
gen und nur im gemeinen Leben üblichen R. A. erwas für Willen 
nehmen, damit fürlieb nehmen, es ſich gefallen laſſen: 

Yiic dieffem Danke nehmtfin Willen, Günth. 
ſcheint es nicht unfer Subftantiv Wille, fondern das noch bin und 
wieder im Niederdeutfchen übliche Adverbium will, angenehni, 


zu ſeyn, (S. WillFommen.) 5. Einwilligung, Beyfall. Es ge⸗ 


fchiehet mit meinem guten Willen. Mit meinem Willen if 
das nicht geſchehen. Erwas mit jemandes Willen hun. Er 
bat feinen Willen darein gegeben. Ohne mein Wiffen und 
Willen, wider mein Wiffen und Willen, mit meinem Wiffen 
und Willen, Endlih 6. wird willen oder Willen mit der Präs 
pofition um auch häufig adverbifch gebraucht, einen Bewegungs⸗ 


grund anzudeuten, da denn das Subſtautiv, von welchem der Bu 
wegungsgrund hergenommen wird, im Genitiv zwifchen beyden 


ſtehet; worauserhellet, daß Wien bier zwar alg ein Adverbium 
gebraucht wird, aber doch feine fubftantivifche Eigenfchaft nicht 
ganz abgeleget bat. Ich bitte dich um deines eigenen Befien, 
um unferer Liebe, um Gottes Willen. Es wird in diefer Ge⸗ 


ftalt am häufigfien in Bitten und Ermahnungen, und mit Pro⸗ 
nominibus gebraucht, um meinetwillen, um deinerwillen, um. 
degwillen, (S. davon Dein in der Anmerk.) In andern Fällen iſt 
es ſeltener, obgleich nicht ungewöhnlich, Es gefchiehes um Le⸗ 


bens 


Bil 158 


Menſchen ausdrückt. Berfiand und Willen haben. Der ver⸗ 


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1549 N il 


Bil 1550 


bens und Gterbehs willen; d.t.in Rückſicht auf einen möglichen Willkoͤmmen, adj. etadv. 1.Bep der Ankunft angenehm, an « 


Todesfall. Etwas um Lobes willen thun, beffer, um gelobt 
' zu werden,inder Abficht, Lob zu erlangen, Er wird um feiner 
Maclafigkeit willen gefivafe, beſſer, wegen. Ich thue es 
bloß um deines Bruders willen, in Nüdficht auf deinen Bruder, 
aus Liebe zu ihm. Um des. Simmelg willen! ein gewöhnlicher 
Ausdruck der Berwunderung über eineunangenehme Sache. 
Anm. Diefes überaus alte Wort lautet von des Kero Zeiten 
an Wille, bey dem Ulphilas Willja, im Angelf.Vylla, im Engl. 
Will, im Slavon. Wule, Wola, Vola, Das Lat, Yoluntas 
ift genau damit verwandt. S. Wollen. 

Willfabren, verb.reg. act. ih willfahre, gewillfährer, ei» 
nes Wilken, deffen Verlangen. erfüllen, mit dem Dative der Per- 
fon. Einem willfahren. Ihm if derimgewillfahree worden. 
So auch die Willfahrung. Obgleich diefes Wort in unfern ale 
ten Überreften nicht angetroffen wird, fo bat es doch alles Anfehen 
eines ſeht alten Wortes. Es ift von Wille und fahren in der al⸗ 
ten weiteen Bedeutung für handeln, zufanımen gefegt, nach je 
mandes Willen handeln. Es ift dabey eine unteenubare Zufam« 


4 


. menfegung, welche den Ton auf der erften Sylbe hat, folglich in 


der Eonjugation nicht getrennet werden darf, und das Augment 
dor das Ganze befommt, gewillfahrer. Fahren wird zwar irre» 
gulär conjugiret, allein im diefer Zufammenfegung gehet es regu⸗ 
lär, welches auch von bewillfommen, rathſchlagen, handhaben, 
veranlaffen, u.a.m. gilt. \ i 
Willfährig, — er, — ſte, adj. et adv. geneigt, andern zu 
willfahren , ihr Verlangen zu erfüllen. Willfährig feyn. Kin 
willfäbriger Menſch. Im Oberdeutfchen if dafür willfertig 
üblich, vermutlich aus Verwechfelung, weil die Elipfe hier zu 
bart und dunkel iſt, obgleich dienſtfertig Flar genug iſt. 
Die Willfährigkeit, plur, inuf, die Neigung, Fertigkeit, an- 
dern zu willfahren. 
Willig, —er, — fie, adj. et adv. 
"bereit, etwas zu tbun oder zu leiden. Zu allen willig feyn. 
Ein williger Menfh: Die willige Ergebenpeit in die Rath— 
fhlüffe Gottes. ‚Willig erben. Jemanden willig anhören. 
Ein williger Gehorfam. Figürlich find im Bergbaue willige 
Erze, leichefl ifige. 2. Aus freven Willen, unbefohlen ; eine 
veraltete Bedeutung, in welcher das beſtimmtere freywillig üb⸗ 
lich iſt. Indeſſen fommt willigindiefer Bedeutung noch im Ober- 
deutſchen vor. 
Anm. Schon im Iſidor, Willeram u. f.f. willig, willich, 
Es ift von ha « und der Ableitungsfplbe ig, Willen babend, 
In unwilig, muthwillig u. f, f. wird die Bedeutung noch auf 
andere Art beſtimmt. 
Willigen, verb. reg. act. feinen Willen zu etwas geben. &o 
wohl mit dem Yecufative, in welcher Geftaltdoch bewilligen üb» 
licher ift. Die Bürgerſchaft hat taufend Thaler gewilliger, Als 
auch, nnd zwar am häufigften, mit der Wräpofition in. In etwas 
willigen. Sie haben noch nicht darein gewilliger. So auch 
das Willigen, (S. auch Einwilligen.) Esift nicht von willig, 
fondern eine intenfive Form von dem alten Berbo willen für wol- 
len, wovon wir noch das Partieipium gewillee haben. (8. in 
Wollen.) Auf äbnliche Art find ängfligen, beherzigen) peini: 
gen, einigen, befraftigen u.f.f. von angſten, beherzen, peis 
nen, reinen und befräften gebildet, $ ; 
Die Willigkeit, plur. inuf. der Zuſtand, da man willig ift, 
ingleichen die Zertigfeit, etwas willig zu thun oder zu leiden, 
Williglich, adv. welches im Hochdeutſchen veraltet iſt, weil es 
nichts mehr ‚und nicht? weniger ſagt, als das Adverbium willig. 
Die Oberdeutſche Mundart hing den Adverbiis auf igimmer gern 
noch ein lich an, um nur vielfylbige Wörter zu befommei, 


F 


1. Guten Willen babend, ö 


x 


genehm in Anfehung der Ankunft; da denn diefes Wort eine ger 


'  wöhnliche Grußformel ben der Ankunft eines andern iſt, und nur 


als ein Adverbium gebraucht wird. Willkommen! vollftändiger, 
fey willfommen! fey mic willfommen! Seyd willfommen, 
lieblide Blümchen, umher, geſtern waret ihr Knoſpen, jege 
ſtehet ihr offen da, Geßn. Jemanden willfommen beißen, 


ihn mit dieſem Gruß empfangen ; in der anſtändigern Spredert, 


ihn bewillfommen. 2. Der Gegenwart nad angenehm über» 
haupt. Am bäufigften auch als ein Adverbium. Wer was bringt, 
iftüberallwillfommen. Bin Menſch, welcher wegen ſeiner 
Höflichkeit überall willfommen if. Seine Liebe wurde bey 
zehn andern Damen willfommen feyn. Ich weiß, wie wer 
nig willfommen guter Rath gemeiniglidp if. Aber auch nicht 
felten als ein Adjectivum. O willkommne Thränen, fliege! 
Weiße. Das war ihm-eine willfommne Nachricht. Das erite 
willfommene Geflcht, das ich feit der Sonnen Yufgang ger 
ſehen habe, Weiße. 

Anm. Diefe Grußformel iſt bey den Deutſchen und allen mie 
ihnen verwandten Völkern ſchon ſehr alt, daher das Wort in allen 
verwaudten Sprachen, ja ſelbſt in den meiſten fremden Ländern, 


angetroffen wird, in welchen die Deutſchen einigen Einfluß gehabt 


baben. Wis willechomen lieber man, ſey willkommen, 
Stryker. Und hies fie willechomen fin, eben derſ. Schon 
in dem alten Gedichte auf den heil. Anno iſt willicumen, ange⸗ 
nehm; im Schwed. walkomma. Im Angelſ. iſt velcumian, 


willkommen heißen. Schon die Art der Zuſammenſetzung verräth 


das hohe Alter. Will iſt hier nicht das Subſtantivum Wille, ſon⸗ 
dern das alte noch in einigen Niederdeutſchen Gegenden übliche Ad⸗ 
verbium will, angenehm, Fommen aber ſcheint der Infinitiv zu 
feyn, und für Runft, oder auch für das Participium gefommen 
zu fliehen. Es erhellet foldhes aug dem mittlern Lateine,-wo Bon- 
ventus, der Willkommen ift, d. i.ein Schmaus, bey der Anfunft 
einer angenehmen Perfon. Zwar lautet das Wort im Theuerdan⸗ 
fe, willig khumen: Seyt mir hieher got willig Fhumen, Kap. 
96, und den Theuerdank er willig Fhumen hieß, Kap. 35. 
Allein zu geſchweigen, daß diefe Form weitneuer ift, fo ſcheinet 
fie eine bloße poetifche Berlängerung zu fepn, obgleich auch willtz 
ehedem die Bedeutung des angenehm gehabt haben kaun. 


Der Willfommen, des — s,plur. doc feltener, ut nom. fing. 


Die Millfubr, plur. car. 


1. Der Gruß, die Begrüßung bey der angenehmen Ankunft eines 
andern, Lin trauriger Willkommen. Den Willfommen trin: 
Fen, zur angenehmen Ankunft trinken, daher nicht allein ein fol« 
er Trunk und Schmaus, fondern auch eine Art großer Gläſer, 


‚aus welchen ben ſolcher Gelegenheit getrunken wurde, Willkom⸗ 


men genannt wurden;iim Angelſ. Fildcumb, und felbft im tal. 
Bilcomo. 2. $igürlih wird au eine gewiffe Anzahl Schläge, 
welche ein zum Zuchthauſe verurtheilter Verbrecher in manchen 
Füllen bey der Ankunft erhält, der WillEommen genannt. 

Arm. Im Niederf. Willkumſt. Das vorige Adverbium has 

den Ton gemeiniglich auf der zwepten, das Subftantiv aber auf 
der erfien Sylbe. 
1, Das Vermögen, nach eigenem Ges 
falfen zubandeln. Ich überlaffe es deiner Willführ. In enge⸗ 
rer Bedeutung iſt die Willkühr, das Vermögen, nach eigenen uns 
deutlichen Vorſtellungen zu handeln, zum Unterfchiede von Wahl, 
welche ſich auf deutliche Vorſtellungen gründet ; welche engere Bes 
deutung in dem folgenden Adjective am üblichften ift. . 2. *Die 
freye Wahl; im Hochdeutfchen veraltet, aber noch im Oberdeuts 
[hen gangbar. Die Willführ haben. 

Anm ,Auch diefes Wort ift alt, und von Wille und dem alten 
Kuhr, Wahl, zuſammen gefest. Schwed, Willkor. Int Hoch⸗ 

deut⸗ 


1551 — 


deutſchen iſt es weiblichen, in manchen Provinzen aber fächlichen - 
Seſchlechtes, das WillFühr. Ehedem wurde diefes Wort noch von 
manchen andern Dingen gebraucht, befonders von folchen, weiche 
von der freyen Wahl und Beflimmung Eines oder mehrerer ads 
bangen. So iſt es baldein Vertrag, und willkühren, einen Ver- 
trag, Vergleich machen ; bald bedeutetes Staturen und Stadtge⸗ 
fege, fo fern fie ehedem duch die meiften Stimmen gemacht wur⸗ 
den, und willführen, ſolche Gefege machen , bald aber auch eine 
nah Willkühr oder Gutbefinden aufgelegte Strafe, und dergieis 
hen mehr, welche man in den Gloſſarien auffuchen kann. 
wilfübrlih, —er,;—fie, adj,etadv. 1. Vermögend, nad 
Vorſtellungen zu handeln , und darin gegründet. In diefem weis 
teſten Verft ande haben, z. B. die Shiere eine willführliche Be— 
wegung, die Pflanzen und Mineralien aber nicht, 2. Keinen 
andern Grund als jemandes Willen habend, und darin gegründet. 
Wilkübrlice Strafen, welhevon dem Willen des Gefeggebers 
abbaugen ; im Gegenfaged:r netimlichen, welche aus der Über« 
tretung des Gefeges ſeibſt begreiflich find. 3. Inder eugfien 
Bedeutung, nach dunkeln Vorſtellungen handelnd und darin ge⸗ 
gründet, in welchem Verſtande es dem, was aus Wahl, oder nah 
deutlich erfaunten Gründen geſchiehet, entgegen gefegt wird. 
Willführlich verfahren. Zine Sprache willfübrlig, ohne 
allen Grund der Wahl, erfinden, verändern. 
K ie Wilftührlichkeit, plur. inuf, der Süftand, die Eigenfchaft, 


da etwas willführlich iſt, in allen vorigen Bedeutungen. Die 


WilfubrlicpPeit einer. Bewegung , eines Verfahrens. 
De: Wimbel, des —s,plur. ut nom. fing. ein nur bey den 
Jägern übliches Wort, wo der Hirfh den Wimbel macht, oder 


a Ba 5 


wimmern, — reg. neutr. mit dem Gütfemorte haben, eis _ 


nen ſchwachen, zitternden Laut der leidenden Ohnmacht von fich 
geben, wie Eeine Kinder ,- und zuweilen auch Hunde; ein Laut, 
welcher ‚von dem Winfeln noch unterſchieden ift, Beufzen 
und wim mern. Nur verzärtelte Seelen haben immer zu wim⸗ 
mern und zu winfeln. über das Derderben der Welt wimmerm 
Der 8und verrierh mich durch fein —⸗ So auch das 
Gewimmer und das Wimmern. 


Anm, Riederſ. wemern, Engl. —— Ee in eine Ono⸗ 


matopöie des Lautes, welchen es eigentlich ausdruckt, der Form 
nach aber gleichfalls ein Iterativum. Ju den gemeinen Oberdeut⸗ 
ſchen Mundarten iſt dafür Fürbeln, inden Riederdeutſchen aber 
mirren, kronken, zunfern u. ſ. f. üdlich, 


Der Wimmerling, des— es, Blur, die— e, ein ‚immer wim⸗ 


merudes Geſchöpf. Du biſt auch ein ſolcher Wimmerling, 


Der Wimpel, des — s, plur. ut nom, fing. bey manchen auch 2 


Wimpel, Plur. die — n/ auf den Schiffen, lange ſchmale 
Fahnen , fo wohl bey feperlichen Gelegenheiten zum Staate,als 


auch Signaleund Befehle damit zu geben; wodurd fiefih von 


den $laggen unterfcheiden. Schon flattern die Flaggen und 
-Wimpei um den wankenden Malt, Jah: Wohlen, mein 


Lied, fpann alle deine Segel, bis an. den Wimpel auf, Kaml, : 
Die Wimpelift vermittelft der — — an dem Wimpel⸗ 


Bode befeſtiget. 


Anm. Im Riederf. Wimpel, im Schwed. wimpla,i im mitte — 
lern Lat. Gimpla, Impla, Implex. Es hat den Rahmen vn 


der leichten flatternden Bewegung. (S. Wimmeln.) Ehedem bes 
deutete daber Wimpel, Eugl. Wimple,aud einen Schleyer, 


dl en 





Die MWimper, plur. die — n, der Rand des obern Augenliedes, 
und dieſes obere Augenlivd fetbft; vellftäudig, die Yugenwimper. 

Wimpern, verb.reg.neütr. mitdem Hülfsworte haben, in eis 
ner zitternden Bewegung feyn, und diefe Bewegung hervor brins 
gen. Es wird nur noch zuweilen von der ungewöhnlich häufigen 


wimbele, wenn er die Ameifenhaufen mit dem Geböcne und . 
den Läuften aus einander ſchlägt. Vielleicht von dem folgen, 
den wimmeln. 
Wimbeln, verb. reg. neutr. mit haben, ©. das vorige. 
Wimmeln, verb. reg.neutr. mitdem Hülfsworte haben. 1, 


In einer verworrenen andeutlihen Bewegung begriffen ſeyn, von 
einer großen Menge beyfammen in Bewegung befindlicher Dinge. 
Sieh, wie die Ameiſen wimmeln. Jene Infecten, die obne 
Zahl in dem Eleinften Raume wimm zeit 2, Mit einer ſolchen 
Menge angefüllet feyn, da denn diefe Dienge das Vorwort yon 
befommt. Der Kaſe wimmelt von Mayen. Die Gaffen wim: 
meln von Menfchen. 
Wie wimmeln die Thäler und Hügel 
Don Setden und jungem Geflügel! Bernh. 

Ingleichen unperfönfich. Es wimmelt bier von Menſchen. So 
auch das Wimmeln und Gewimmel. 

Anm. Im Niederf. wenmeln, wummeln, im Schwed. wim- 
- 3a, im Island. wamla, Schon die Form vertärh ein Iterati⸗ 
vum oder Intenſtyum eines langſt veralteten Berbi, wimen, fich 
Bewegen, wovon, obgleich nach andern Formen, auch Wimpel und 
Mimper abftammen, In den gemeinen Mundarten ift dafür auch 
wibeln üblich , welches ein ähnliches Tr von weben, 
beiwegen ‚ift. 
Die Wimmer, plur, die — n, ein harter, verworrener Sheil 
in einem weichern, So werden die Knorren oder Überbleidfel'ehes 
mahliger Aſte in dem Holze Wimmern genannt. Im Birgbaue 
führen diefen Rahmen ähnliche Harte Theile in dem Gefteine, wel⸗ 
he gleichfam ans verworrenemwin einander geſchlungenen Fäden 


beſtehen. Auch diefes Wort hat einen ähnlichen Urfprung, von 


den veralteten wimen, nurdaßeshier in einer figürlichen Be 


deutung gebraucht worden, 
Wimmerig, adj. etadv. Wimmernegthaftend. Wimmeriges 


Salz, Seftein. Erlenholz ik wimmerig, und reißt daher 
nice jo leicht als anderes. 


"Der Wind, des — es, plur, die—e. 


Bewegung ber Augenlieder gebraucht. 
pern, blinzeln. S. die Anm, zu Wimmeln, 


nes beträchtlichen Theiles der Luft: Maffe. Der Grad. der Stärs 


feunterfcheidet den Wind von der ibwächern Luft und Luftchen 


und dem ſtärkern Sturme. Wind machen, die Luſe in eine 


ſtarke Bewegung ſetzen. Es gehet ein Wind, ein ſtarker Wind. 
Es entſtehet ein Wind. Der Wind erhebt ſich. Der Wind - 


hat ſich gelegt. Einem Schiffe den Wind abſchneiden, ſich mit 


feinem Schiffe ſo legen, daß der Wind den Pulverdampf auf. 
das feindliche Schiff wehen muß. An den Wind ſteuern, eben 


daſ. das Vordertheil gegen den Wind wenden, um mit einem 
Seitenwinde zu fahren. Bey dem Winde Liegen, eben daſ. die 
Segel fo ftellen, daß fie feinen Wind faffen. An den Wind kom— 
men, ſich mit feinem Schiffe nahe an rin anderes legen, als ob 

man gegen deffen Strich ſtenerte. Das Schiff Iauft durch den 
Wins, wenn eg fich wider Willen des Steuermannes umdrehet. 
Der Wind fpringe, wenn er ſchnell don einer Richtung zur an⸗ 
dern gehet: Unter, dem Winde eines Schiffes feyn, zwiſchen 


ſich und der Gegend, aus welcher der Wind kommt, ein anderes 
. Schiff haben,  Kinem vor dem Winde feyn, fer ®rgend, woher 

der Wind kommt, näher als ein anderes Schiff ſeyn. Figürkiche 
Ausdrüde And: den Mantelnach dem Winde hängen, fi) in “ 


die Zeit und Umflände ſchicken: in den Wind reden, etwasin 
den Wind fagen, vergeblich reden, ohne daß es Eindrud mache; 
etwas inden Wind ſchlagen, es nicht achten; in-den Wind 
bauen, fich vergebliche Hoffnung machen. 2, Die Bergung eis 
ner inden Gedärmen verfloffenen Luft, wie Bläbung; in wel⸗ 
her Bedentunges indem Plutale am haufigſten iſt. Das Gemüfe 


marat 


1. Die fiarfe Bemiguis eis 


Mit den Augen wim⸗ 








- 


LE HT 
Bin 


macht Wi 


ka) Geräufh ohne Wirftichkeis, befonders ein ſolches Wortges 


räuſch; ohne Plural. Wind machen, prablen. Unwahrheiten 


erzählen. Mit Wind handeln. - Glaube es nicht, es ift lauter 
Wins. (b) Geheime, dunfle Nachricht; im gemeinen Leben, auch 

ohne Plural: Wind von etwas bekommen. Inder Schweiz ift 
Lrachwind fo vielals Nachricht. (cy* Ein Windfpieloder Winde 
bund; im Hochdeutfchen veraltet, 

Anm. Dieſes alte Wort lautet von des Kero Zeitenan, und 
in alfen verwandten Mundarten, vondem Ulphilasan, unveräns 
‚dere Wind. So einfaches zu ſeyn ſcheinet, ſo iſt es doch von we⸗ 
hen abgeleitet, und vermuthlich aus wehend zuſammen gezogen. 

- Das Lat, Ventus iſt genau damit verwandt, 
Der Windbeutel, des —s, plur.utnom.fing, ». Ein win⸗ 
diger Menfch, welcher vieles Geräufch ohne Bründlichkeit, viele 


und leere Worte ohne That und Wahrheitinacht; ein ſehr har⸗ 
ter Ausdrud, wofür Windmacher ein wenig gelinder iſt. 2.Eine 


Art Gebadenes von Mehl, Eyern und Butter, welches inwendig 
>. böpLift, = a ’ 
Die Windblafe, plur, die —n, Diminut. das Windbläschen, 


eine ſtatt des Eiters mit Luft angefüllte Blaſe an dem menfhlis 


chen Leibe, 

Die Windblatter, plur. die —n, unechte Blattern, welche ſtatt 
des Eiters mit Luft angefüllet find, im Niederd, WindpoFen. 
Sind ſie ſtatt der Luft mit Waffer angefüllet, fo beißen fie Waf: 
ferblattern, und, wenn fie eine harte Materie enthalten, Stein= 

blattern. EEE 

Die Windbohne, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nab⸗ 
me der Schminfbohnen, oder Phaſeolen; ohne Zweifel von win⸗ 
den, ranken. . » 

Das Windbret, des —es, plur. die —er, anden Holündifhen 
Windmühlen, ein Bret, welches jede Hälfte "der Windflügel auss 
fülfet, und den Stoß des Windes am erſten einpfängt. 

Der Windbruch, des —es plur. die —brüche. 1. ImForſtwe⸗ 

ſen, ein bon dem Winde amBaume verurſachter Bruch. JE cs ein 
Spalt oder Riß, ſo heißt es ein Windriß; iſt aber der ganze 
Baum von dem Winde umgeriſſen worden, ſo wird es ein Wind⸗ 
fall, Windfchlag oder Windwurfgenannt, Auch das anf ſolche 
Artbefchädigte oder gefälfte Holz wird Windbruch, Windriß, 
windfall und Windfchlag genannt. _ 2. Bey den Ärzten, ein 

SBruch andem menſchlichen Leibe, welcher mit Luft angefüllet iſt. 

Die Windbüchfe, plur. die —n, eine Kugelbüchfe, welche ſtatt 
des Pulvers mit Luft geladen wird. j 

Der Winddorn, des—es, plur.die—e, eine Geſchwulſt der 

” Knochen und der über denfelben liegenden weichen Sheile, von 
einem inneren Beinfraße; Arthrocace. 

MWinddürre, adj.etadv. 1. Von der Luftoder dem Winde dür⸗ 
re oder trocken. (S. Windtrocken.) 2. Figürlich und im Scher⸗ 
je, fo dürre, daß man von dem Winde weggeführet werden könnte. 

- Ein alter winddirrer Officier. 

Die Winde, plur. die —n, von dein Verbo winden. 1. Der 
Nahme einer Pflanze, welche fich um andere Gegenſtände minder, 
Convolvulus Linn. deren‘ es wieder viele Arten gibt; auch 
Windeglöklein, Windefraut, Aufrechte Winde, Evolvulus 
Linn. 2. Ein Werkzeug, Fäden damit ab⸗ oder auf einen Knäuel 
zu winden. (S. Garnwinde.) 3. Ein Werkzeug, Laſten damit 
in die Höhe zu winden, deffen es wieder verfchiedene Arten gibt, 
ale Baumwinden, Wagenwindenn.f.f. Auch der Rloben oder 
Siefchenzug wird in einigen Gegenden eine Winde oder Zug: 
winde genannt. ' : 

Der Windebaum, des —es, plur. die — b?ume, ein Banm oder 
ſtarkes Holz, einen Kloben daran zu befefligen, Von diefer Art 

Adel. W. B. 4. Ch. 2. Auf. 


Don Winden geplagt werden. 3. Fizürlich. 


Win 1554 


find die Windebäume der Brunnenmeiſter, vermittelt deren fie 
die Purnpenröbren aus den Brunnen winden. 
Das Windebröt, des —es, plur. sie —er, bey den Seidenar- 


beitern, ſeukrecht ſtehende Breter, die Seide vermittelft derfeiben 
abzuwinden. 


Der Windedrabt, des —es, plur.inuf. bey den Dradtziehern, 


ſch wacher Drabdt, ſtärkern danıit zu umwinden 

Der Windehale, der RNahme eines Vogels, S. Wendehals. 

Das Windeifen, des —s, plur.ut nom. fing. von Wind, au 
den Fenftern, quer über die Scheiben und an denfelden befeftigte 
Eifen, damit der Wind die Scheiben nicht befchädige, "©. Sen: 
ſtereiſen. 

Das I .ndeeifen, des —s, plur. ut nom. fing. von dem Berbe 
winden, eiferne Werkzeuge, etwas damit zu winden. Bey den 
Schlöſſern und Metall- Arbeitern ift das Windeeifen ein ſtarker 
Hebel mit einem Loche, Schrauben und andere Dinge mit großer 
Gewalt damit unzudrehen. Bey den Weißgärbern ift esein ger 
krümmtes Eifen, das Leder damit auf der Windeſtange auszus 
winden. 

Das Windeglöilein, des —s,plur. utnom, fing. ein Nah⸗ 
me der Winde, Convolvulus ; S. diefes Wort. 3 

Das Windekraut, des —es, plur.inuf. ©. eben daſelbſt. 

Die Windel, plur.die—n, ſch nale Streifen von Zeug, neuges 
borne Kinder damit zu umivinden; in einigen Gegenden, das 
Wickelband, in Dierreich die Fatſche, von fafcia, in Hamburg 
der Bund; ein Bindinden Bund bringen, es windeln ; in ans 
dern Gegenden Bundel. Es iſt vermittelft der Ableitungsſylbe 
el,ein Ding, Werkzeug, von den Verbo winden-gebildet. 

Das Windelband, des —es, plur. die —bänder, ein Band, die 
Windeln damit zufammen zu binden, Iſt es eine Schnur, womit. 
die Windeln uingeben werden, fo heißt es eine Windelfhnur. 

Dec Windelboden, S. Wendelboden. 


- Das Windeltin ,des—es, plur.die —er, ein gewindeltes Kind, 


ein kleines Kind, welches noch gewindelt wird, ein Wickelkind. 

Windeln, verb. reg. act. mit Wi ıdeln umgeben, nur noch von 
Beinen Kindern; in manchen Gegenden wickeln, im Oberdeuts 
ſchen fatfchen, in Hamburg binken, von Bund, Windel. Kin 
Rind wideln. Ein gewidelerg Rind. Detfried gebraucht dafür 
fandon, welches unfer binden oder winden ift. Windeln bat 

* dag Anfehen eines Diminutivi oder Zterativi von winden ; ale 
den es ſcheinet vielmehr unmi:teldar von Windel abgeleitet zu 
eyn. 


Die Windelfchnar, plur die —ſchnüre, S. Windelband. 


Die Windeltreppe, S. Wenseltreppe. 
Winden, verb,reg. act. welches nnr bey den Fägern üblich iff, 
wo es jo viel als riechen bedeutet, und befonders vonden Jagdhun⸗ 
den gebraude wird, weun fie die Naſe gegen den Wind richten, 
um den Geruch deſto beffer zu empfinden. Eben daſelbſt fagt man 
auch, das Wildbrer har den Jäger in den Wind befommen, 
wennesihn riecht oder wittert; der Zund hat was in-Wind, 
"riecht, wirtert etwas, Man fiehet leicht, daß winden in diefer Ber 
deutung von Wind gebildet iſt, fo fern derfeibe die Gerüche ſehr 
weit verführer. ' 

Winden, verb.irreg. act, Imperf. ich wand, ehedem wund, 
Conjunet. wände, Particip. gewunden. Es bedeutet eigentlich 
theils eine fchlangenförmige, tbeils eine um einen Punet gehende 
Bewegung eriheilen. 2. Eine gefrüimmte, fhlangenförmige Ben 
wegung erteilen. “Sich Frummen und winden, Der Weg win: 
der fih durch das Gebüfch. Wo der murmelnde Quell durch 
Gras und Blumen fich winder, Zach. Sich mühfem durch 
eine enge Gfnung winsden, Sich durch Hunger und Verach⸗ 
sung hindurch winden. Die Hände winden, vingen, Ir her- 


Fffff de 


d 


* 


1555 Bin 


defiferwunden, Stryker. Kaffe Wäfche winden, ringen. 
Einem etwas aus der sand winden. Bränzdwinden, 
verflucht fey diefer Schmeichler, fey diefe Selavenhand, 
Die um den Schlaf —— = erſten Lorber wand! 
* uſch. 

Den ſeidnen Sals umgab ein ſchwarzes ſeidnes Band, 

Das ſich bey feinem Kinn in eine Schleife wand, Zach. 
2, Um einen Punct, um einefefte Welle bewegen ; faſt wie wis 
ckeln. Er iſt fogefchmeidig, man könnte ihn um einen Singer 
winden. Faden auf einen Bnäuel winden.- So auch aufr 
winden, abwinden, bewinden, überwinden, umwinden u. fi f. 


! 


3. Bermittelfteiner um einen beweglichen Punct geführten Kraft 
So windet man, vermittelfi eines um eine Welle oder 


bewegen. 
Scheibe bewegten Geiles, Leiten in die Höhe. So winder man 
einen Wagen aus dem Rothe, vermittelft einer um einen Punet 
beweglichen Kurbel. Laften in das Schiff, aus dem Schiffe 
winden, Das Getreide auf den Boden winden. Etwas in 
die göhewinden. Baumftämme aus der Erde winden. Das 
her das Winden, die Winde, unddie Windung. S. die bey⸗ 
den Iegtern an ihrem Orte. 
Anm. Schon im Kero wintan, im@ngl. to wind, im Schwed. 
wind. Es ſcheinet ein altes Juteuſſvum von einem veralteten 
wihen, drehen, zu ſeyn, welches noch in den Sclavoniſchen Mund⸗ 
aArten vorhanden iſt, und wovon auch unſer Wiede abſtammet. 
Am Schwer. iſt wind, ſchief. Es iſt mit wenden und binden 
nahe verwandt, nur daß in Anfehung des letzteren das gelindere 
wo eine fhwächere Bewegung bezeichnet, als das härtere b. In erz 
winden, überwinden, und unterwinden ſcheinet es von Binnen 
abzuſtammen. ©. jene Wörter. 

Windenagel, des—s, plur. die—nägel, bey den Färbern, 
ein hölzernet Nagel in einem Balken, das gefärbte Garn daran 
auszuminden, oder auszuriugen. h — 

Der Windenmaͤcher, des —s, plur. ut nom, fing. einSand⸗ 
werker, welcher die gemeinen Wagenwinden verfertiget, 

Der Winder,des—s, plur. ut nom, fing. bey den Zägern, 
die Naſe des Hirfches und der Hirſchkuh, von dem Verbo winden, 
riechen, 

Das Windefeil, des—es, plur. die—e, ein Seil, eine Laſt das 

mit in die Höhe zu winden; wenn es ſehr flark iff, das Win— 
detau. 

Die Windeſtange, plur.die—n. 1. Bey den Weißgärbern, 

— eine hölzerne Stange, worauf das Leder ausgewunden, oder aus⸗ 

gerungen wirds; der Windeſtock. 2. Bey den Färbern, eine ei⸗ 
ferne Stange mie einer Kurbel, die Leinwand darauf zu winden, 
oder zu wideln, ? 

Das Windetau, ses—es, plur. die —e, S. Windefeil. 

X a8 Windey, des—es, plur. die—ev, unfruchtbare Eyer, wels 
che das Geflügel zuweilen ohne vorher gegangene Begattung legt, 
and welche daher zur Brut untauglich find 5; Sporeyer. Sie hei⸗ 
Gen Windeyer, vermuthlich. aus dem alten Vorurtheile, daß Thie⸗ 


se zuweilen von dem Winde empfangen Fönnten, daher ſolchekyer 


. Zat. Ova zephirina, fubventanea, und favonia, rich, 
aber zarquswug und sügs« heißen, von avanagund ougas, Wind. 

- Die Windfadel, plur. die—n, Fadeln ans Harz, Pech und 
Wachs, welche der Wind nicht auslöfchen Fann. 

Die Windfahne, plur.die—n, eine Fahne, fo fern ſie die Rich⸗ 
tung des Windesanzeiget ; zum Unterfchiede von andern Arten 
von Fahnen, Auf den Schiffen find die Windfahnen, oder Slü⸗ 
gel dadurch von den Wimpeln und SIaggen unterfhirden. 

. Der Windfall, des—es, plur, die — fälle. 1. Im Forſtwe⸗ 
fen, der Fall eines von dem Winde umgeriffenen Baumes; noch 
häufiger, von dem Winde umgeriffene Bäume, S. Winobruch. 


ſtechten. 


\ * — % 3 Fr —* 


— Bin | 1556 


In einigen Gegenben iſt dafür auch Wurbs übli, vermuthlich 

für Wurf, von werfen. 2. In 

vermulbeter Windfioß, ve MR 
wer Windfang, des— eg, plur, die —fänge, ein Werkzeug, 

oder eine Auſtalt, den Wind, d, i. die bewegte Luft, zu einem ge⸗ 

wiſſen Behufe aufzufangen. An den Blafebälgen heißt die mit 


einer Klappe verfehene Dffnung, welche die Luft einläffer, der 


Windfang, Im Bergbaue ift Windfang, Werterfang, oder 
Kuftfang, baldein allgemeiner Nabme aller Werter= Mafchinen, 


feifche Euft in Die Grubengebãude zu bringen, bald ein einzelner - 


Theil derfelben, welcher eigentlich zum Auffangen der Luft ber 


der Seefahrt, einheftiger, une 


flimmeift, An den Schlageubren ift dev Windfang am Schlages 


werfe das, was der Englifche Saten bey dem Gehwerke iſt, zwey 
Flüge aufeinee Welle, den ſchnellen Lauf dee Räder durch den 


Widerftand der Luft zu hemmen. Daher das Windfangsrad, wor 


durch derfelbe in Bewegung gebracht wird. Auch im gemeinen. 
Leben find die Windfänge, Anfkalten, den Wind von Thüren uff. 


abzuhalten, Eben daſelbſt nennet man offene Windfänge, folde 


Drte, wo der Wind vor andern heftig empfunden wird, Kirchhöfe, 
offene Ebenen u. ſ f. wo Be 
Das Windfaͤß, des—es, plur, sie-—fäffer, im Berabaue, ein 
Windfang oder eine Wetters Maſchine in Geſtalt eines Faſſes. 
‚Die Windfeder, plur. sie—n, ©.Seder 2. - 


Die Windfege, plur, die —n, in der Sandwieehfchaft, eine Dar 
ſchine, das Getreide durch die bewegte Luft zu reinigen, welche 
auch eine Getreidmühle genannt wird, obgleich die legte Venen 


nung gwepbentig iſt. ’ £ & 
Der Windflügel, des —s, plur, ut nom. fing. ein Flügel, fo 
fern er beſtimmt iſt, den Wind aufzufangen und daducch bewegt zu 


werden, Go werden die Flügel an den Windmühlen , Windflügel i 


genannt. 
Die Windgalle, plur. die—n, ein beller Schein am Himmel, 
der Sonne gegen über, in Geſtalt des Fußes eines Kegenbugens; 


weil derſelbe ein Zeichen eines bevorfiehenden Sturmes if. &. 4 


Galle, : 


Die Windgeſchwulſt, plur. die—en, ben den Aeſten, eine mit 


Luft augefüllte Geſchwulſt; Pneumatofis. _- 


Die Windglode, plur. die —n, Diminut. das Windslockchen, 
in einigen Gegeuden, ein Rahme derjenigen Pflanze, welche am 


üblichften Winde heißt, ConvolvulusL. 
Der Windgöpel, des—s, plur. ut. nom, fing. im Bergbaue, 


ein Gspel ‚welcher von dem Winde in Bewegung gefeget wird; E 


zum Unterſchiede von einem Pferdegöpel. — 
Der Windgott, des—es, plur. die —götter, in der Mytholo⸗ 

gieder Alten, ein Gott des Windes, Holus. ö 
Der Windgriff, des—es, plur, die—e, ein Griffinden Wind, 


d. i. ein vergeblicher Griff. In weiterer Bedentung, ein jedes 


Berfehen, Fehler, fehlgeſchlagene Hoffuungu.f.f.  ° 

Der Windhafer, des—s, plur, doch nur von mehrern Arten, 
utnom.fing. ©, Wildhafer; weil deffen taube Samenförner 
weit von dem Winde verführet werden. ; 


x 


Der Windhelm, des—es, plur. inuf. in einigen Gegenden, 


3. B. in dem Churkreiſe, in der Mark und in Vommern, eine Gras⸗ 
art, deren Blüthen ſich bey der geringfte.. Bewegung der Luft bes 


wegen, Schmiele, Ackerſtraußgras, Agrellis ſpica venti F 


Linn, * ER 
Der Windhaufen, des—s, plur.ut nom.fing. kleine Haufen 


des abgemäheten Heues, damit der Wind dasfelbe nicht verführe. # R 


(S.Wetterbaufen.) In einigen®rgenden beißen ſie Bock haufen, 
Bode, Slatfchen. 


‘+ 


Die Windhige, plur. die—n, in der Kägerep, eine Art der 


Jagd, da mar Hafen oder Füchſe mir Windhunden füuger. > 
5 Das 





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1557 nr 


Sir plur. car. een Kafergf, das Fans 
gen des Hafen oder Fuchſes nit Windhunud en welches auch nur 
das Segen ſchlechthin genanut wird, 

Der Windherer, des —s, plur. utnom, — ein Jãger, wel⸗ 
cher vorzüglid zu diefer Art der Jagd gebraucht wird. 

Die Windhofe, plur. die —n, eine befondere Einrichtung an ge 

wiſſen Seuerfprisen, befonders Sragefprigen, welche auch Wind: 
keſſel heißt. S. das ſelbe. 

Der Windhund, des — es, plur. die—e, eine Art hoher 
und gefchlanfer Jaghhunde, von großer Geſchwindigkeit, welche 
das kleinere Wild, wie Hafen und Füchfe, im Laufe einhohlen und 

"fangen ; Steidbuns, weil man fie an einem Stricke führer, in 
der edlern Sprechart Windfpiel, ehedem nur Wind, wesen ihrer 
großen Flüchtigfeit.  Windbund wird gemeiniglich ohne Unters 
ſchied des Geſchlechtes gebraucht. Soll diefes näher beſtimmt wer» 
den, fo heißt das weibliche die Windhimdinn. 

.1,Windig, —er, —fe, adj. et ady. von dem Subſtantivo 
Wind. 1. Wind enthaltend, d. i.von dem Winde bewegt, von 
der £uftund Witterung. Ss iſt heute fehr windig. Windiges 
Wetter. Lin windiger Tag. 2. Figüclih. (a) Geräufch 
ohne Wirklichkeit machend, und darin gegründet, Ein windiner 
Menſch, mit einem niedrigen harten Ausdrucke, ein Wind beu⸗ 
tel. (6) Weit ausſehend ohnegehörigen Grund. Windige Pro⸗ 
jecte, Entwürfe Linwindiges Unternehmen. (©) Unge⸗ 
wiß, weit aus ſehend. Es ſiehet ———— indig mit der Sa: 
che aus, 

2, Windig, —er, —fe, adj. et adv. vor dem Verbo winden, 


gewunden, oder einem gewundenen Dinge ähnlich ; um derZiweys ‚ - 


deuiigkeit mit dem vorigen Willen nur nord im gemeinen‘ Leben, 
Im Forfiwefen find windige Bäume, deren Fafern ganz gedres 
het, und gleichfam gewunden find, Kin windiges Bret, ein 
windfchiefes, welches fich nach verfchiedenen Richtaugen gezogen 


‚ bat. Obgleich die windige Befchaffenheit der Bäume von flarfen = 


Winden herrühret, fo ſcheinet mir doch der Begriff des Berbi win: 
den bier der herrſchende zu feyn. S. auch Windſchief. 

Die Windigkeit, plar.car. von ı Windig, die Eigenfchaft, 
Befchaffenheit, da etwas wintigiff- am häufigften in den ſigür⸗ 
lichen Bedeutungen, 

Das Wind-Inftrument, des — es, plur. die—e, ein mus 

ficaliſches Juſtr ument, welches vermittelt des eingeblafenen Win⸗ 
des gefpielet wied, dergleihen alle Flöten, Trompeten, Pofaus 
nen u. ſ. f ſind. Wenigſtens if diefes Wort ſchicklicher, als das 
ſonſt gewöhnliche Blaſe⸗ Inftrument, wo. die erſte Hälfte wider 
die Analogie paflive erfläret werden muß. 

Die Windfammer, plur. die—n, ein Bchälniß, in welchem 
vermittelft des zufließenden und fallenden Waſſers ein befkändiger 
Wind erreget werden Fan, 


Der Windraften, ©. Wetterfaften. 


‚Der WindFeffel, $es—s, plur. ut nom. fing. ein Gefäß an 
den Feuerſpritzen, weldes mit dem Stiefel in Verbindung ift, - 


und vermistelfi der eingefchlofjenen Luft das Waffer im Gteigen 
erhält ; auch die Windhoſe. 4 

Die Windklappe, plur. die—n, ein Ventil, weil es Honder 
bewegten Luft geöffnet und wieder gefdyloffen wird, 

Die Wind-Kolit, plur, die —en, eine Kolif, welche von ver⸗ 
ſetzten Winden verur ſacht wird. 

Die Windkugel, plur.die—n. ı. Eine metallene Rugel vol 
Waſſer, welche, wenn fir auf Kohlen gefegt wird, aus einer ans 
gebraten engen Nöhte Wind bläfer. 2. Bey den Ärzten wer: 
den auch Stuhlzäpfhen, wern fie zur Abführung der Winde eins 
gerichtet find, Windkugeln genannt, 


Der Wirdofen, des —s, plur. die—sfen. ı 


\ . 3. 
Bin. "2558 

Die Winstunft, plur. Biemtüne, eine MWefferkunft, welche 
von dem Winde getrieben wird, 

Die Windlade, plur. die—n. 1. Im Berabaue, eben dieſelbe 
Maſchine, frifhe Luft in die Grubengebäude zu bringen, weile 
auch der Wette Falten genannt wird, (S. diefes Wort) 2. I - 
den Orgeln, derjenige Eanal, welcher den Wind aus den Bälgen 
zuden Pfeifenführet. 

Die Windlähne, plur. die —n, in den Alpen» Gcbirgen, eine 
von dem Winde losgeriffene Schneemaffe, S. Lauwine. 

Die Windlatte, plur, die — n, ſtarke Latten, welche auf der 
inwendigen Seite des Daches dieSparren mit einander verbinden, 
damit ein ſtarker Wind fie nicht verſchiebe; auch Winsfparren. 

Die Windleine,plur. die—n, in der Jägerey, Leinen, welche 
die Tücher feft Halten, damit der Wind fie nicht umwerfe. 

Das Windlicht, des—es, plur. die—er, eine Fadel, weil 
.. man fie auch im Winde, und bey bewegter Luft gebrauchen Fann, 
Es ift im Hberdeutfepen üblicher als im Hochdeutſchen. 

Das Windloch, des —es, plur. die —löcher, ein Loch, oder 
eine Höhlein der Erde, aus welchem. zu manchen Zeiten ein ſtar⸗ 
ker Wind heraus fähret, S. Wetterloch. 

Die Windlotte, plur. die —n, im Bergbaue, eine Art Wetten 
Maſchine, S. Werterlotte. 

Der Windmaͤcher des — s, plur. ut nom. fing, eine Perſon, 
welche vieles Geräuſch ohne Gründlichkeit macht; befonders, 
welche ſich einer falſchen aus leeren Worten beſtebenden Bered⸗ 
famkeit bedienet, mit einem harten Ausdrucke, ein Windbeutel. 

Die Wind: Maſchine, plur.die—n. 1. Im Bergbaue, eine 

Maſchine oder Anſtalt, Wind, d. i. friſche Luft, in die Graben- 

gebäude zn bringen, welche doch noch häufiger Wetter⸗Maſchine 

genannt wird. 2, Eine Wafferfunft, oder auch jede Mafchine, 
welche fich felaft nach dem Winde flellet. 

Der Windmefler, des—s, plur. ut nom, fing. ein mathe, 
matifches Inſtrument, die Stärke des Windes damit zu meffen ; 
mit einem Griechiſchen Runfiworte, ein Anemometer. 

Der Windmonath, des—es, plur. die—e, eine alte, ſchon 
zu Carls des Großen Zeit bekannte Benennung des Novembers, 
weil in demfelben die ſtärkſten Herbſtſtürme zu wüthen pflegen, 
Sie iſt nebft allen übrigen Deutfchen Monathsnahmen im Hoch⸗ 
deutfchen veraltet, und zwar aus Urſachen, welche ih in meiner 
Magazine entwickelt habe. 

Die Windmühle, plur. die —n, eine Mühle, welche von dem 
Winde in Bewegung geſetzet wird, zumlluterſchiede von den Waſ⸗ 
fermüblen, Pferdemühlen, Zaudm ühlen u. [,£— 

Der Windmüller, des — s, plur. ut nom, fing, Ser Inhaber: 
oder Vorgefeßte einer Windmühle; zum Unterfchiede von einem. 
Waſſer müller. 

. Ein Ofen, in 
welchem das Feuer duch einen angebrachten. Buftzng verſtärket 
wird; ein Zugofen. Man hat von dieſer Art fo wohl Schmelz⸗ 
ören als Stubenöfen, 2, Im Bergbane, einer Wetter Das 
fdinen, wo die böfe £uft vermittelft eines Zugofens gereinie 
get wird. 

Die Windpfeife, , plur. Sie—n, — Erzgieß ern, Röhren, 
welche in dem Mantel einer Form angebracht werden, damit die 
durch das eingelaffene flüffige Metall vertriebene Luft, einen Aus⸗ 
gang gewinne, 

Die Wind-Piftole, plur. die—n, eine Art Piffolen, welche 
flatt des Pulvers mis Luft geladen werden; eine Art gg 
Windbüchſen. 

Die Windpocke, plur. die⸗n, S. Windblatter. 

Die Windprobe, plur. die—n, beyden Orgelbauern, ein bie, 
chetnes Käftchen mis einer hohlen Glaßröhre, welches mit Waſſer 

Srfff ® gefülles 


1559. Bin i 
gefüllet und in die Windlade geſetzt wird, die Stärke des Orgel⸗ 
windes damit zu meffen.. 

Das Windpulver, des —s, plur.utnom. fing. ben den Ärp 

. ten, ein Pulver zur Abführung dee Winde in den Gedärmen. ' 

Das Windrad, des —es, plur. die —räder, in den Meffingw er, 
fen, ein Rad mit zwen Windfliigeln überjeden Hammer der Mefr 
finghätte,den ſchaͤdlichen Meiſſingſtaub adzuführen. Auch ein ges 
wöbnlicher Ventilator wird von manchen ein Windrad genannt, 

er Windraum, ©. Spielraum. 

Windrebe, acdj.et adv. voneingefchöpften Winde rehe, von den 
Pferden. Das Pferd in windrehe. S. Rebe. 

Die Windrebe, plur. inuf. diejenige Art der Rehe, welche von 
eingerpöpftem oder eingefhludtem Winde entflehet, 

Der Windrip, des —cs, plur. die —e, ein von einem ſtarken 
Winde in einem Baume verurſachter Riß, Ingleichen von dem 
Winde aufs oder umgeriſſenes Folz. ©. Windbruch. 

Die Windröbre, plur. die —n,eine jede Röhre, durch welche fich 
der Wind beweger, - So wird an einem Bläfebalge diejenige 
. Köpre, welche den Wind in das Feuse leitet, die Windröbte 
genannt, 

Die Windrofe,plur.die —n. 1.Die nad den Wind ſtrichen ein⸗ 
getheilte Scheibe des Compaſſes, und die Abbildung derſelben auf 
den Landkarten ; wegen einiger Ahnlichkeit mit einer Roſe; die 
Schiffsroſe. 2. In einigen Oegenden ein Nahme der Anemonr. 

* Die Windobraut, plur.inuf, ein int Hochdeurfchen veraltet 3 
Wort, einen Sturm zirbezeichnen, weichesnoch Apofl.22,14 vote 
kommt, auch inder Schweiz und andern Dberdeutfehen Gegen⸗ 
den üblichift. In den alten Oberd. ScheiftfielernWintesbrut!, 
Die letzte Hälfte bat mit Braut,[ponfa, nichts, als die zufällige 
Abnlichkeit des Klanges, gemein, fondern gebörer vielmehr mit 
deni Franz. bruit, zu unferm Braufen, ©. dafeldft die Anm. 

Ter Windfigude, des—ns, plur. die — ſchaden Schade, wel⸗ 
dien der Wind an Gebäuden und. andern ®esenftänden vernrfacht. 

Der Windfchauer, des —s, plur. ut nom. fing. bey den Koh⸗ 
lenbtennern, eine Wand, den Wind von den: Geiler abzubalten, 


- Der Windfcheider, dee 3, plur.utnom.ling.im Bergbäur, 


s 


eine Art Weiter⸗Maſchine, ftiſche Laft in die Orubengebäunde zu 
bringen. - 
Wir oſchief, —er, fe, adj.et adv. dermutblich von dem Ver⸗ 


bo winden, gewunden ſchief, eigentlich von Bretern und anderm - 


Holzwerfe, wenn ee don der Witterung nach verſchiedenen entge⸗ 
gen geſetzten Richtungen fehief ge ogen worden, 
dig.) In Baiern iſt dafür fchederwenfer üblich. 

Der Windfchiem, des—es, piur. die-—e, ein Schirm, den Wird 
abzuhalten; ein Windjang, Windſchauer. 

Der Windfchlag, des —es, plur. die —fchläge, im Forſtwe⸗ 
fen, von dein Winde abgeſchlagenes oder zerſchlagenes Hi S. 
Windbruch. 

Die Windſeite, plur. die —n, diejenige Seite, woher der Wind 
komnit. 

Der Windſparren, des —s, plur. ut nom fing. in der Zim⸗ 
mermanuskunft, Bänder oder ſtarke Latten, welche auf der: in⸗ 
wendigen Seite eines Daches in das Kreuz über die Svarreu gende 
gelt werden, damit der Wind fie nicht verſchiebe; Windlatten. 


Des Mindfpiel, des —es, plur. die —e, ein Windhund, beſon⸗ 


dera inder edlern Sprech art. ©; 2 Spiel. 
Der Windftein, des —es, plur. die—e, S Windgick. 
Mindilille, adj,et adv.fiille in Anfchung des Windes, ohne alle 
meriliche Bewegung der Luft, Windflilles, Wetter. Es if 
windttille. -Zine windftille Bay, wo krine Winde wehen. 
Die Winsftille, plur. die—n, die Abwefenbeit alles Windrs, 
ser aller bewegten Luft. Windſtille bekommen. Wegen der 


(S. auch Wins" 


Der Windzeiger, des ⸗ iso nom,fing.- S. Wins: 
BT Der 


in. > 


vielen windaillem Bey den Seefahrern wird die Windſtille 
auch Meeresſtille und faule See genannt. 

Der Windſtock, des —es, plur. die — öde, eine kleine einfache 
Wind düch ſe, in Geſtalt einer Flaſchenbuchſe. 

Der Windftöß,, des —es, plur. die —fioße, ein Stoß des Wine 
des, d. i. eine plögliche und dabey beftige Bewegung der Luft. 

Der Windfiöpel, des —s/ plur.ut nom. ling. bep den Feuers 
werkern, ein bölgerner Gplinder, bie Radescn-Hülfen in dem 
Racketen⸗Stoche damit zu bilden; vermuthlich von dem Verbo 
winden, daher das Wort eigenctich Windefisßel lauten ſollte. 

Die Winöfirebe, plur. die —n, eine Strebe an einem Gebäude 
oder Gerüfie, damis dasfelbe nit von dem Winde verfehoben 
werde, 

Der Winöfirich, des —es,plur, die —e, die Richtung des Win, 
des, und die Linie, wodurch felbige angedeutet wird. - 

Der Winöftrid, des —es, plur. die —e, bey den Jägern, decje⸗ 
nige Strick, woran die Windhunde zur Jagd geführet werden, 

Das Windſtück, des —es, plur.die—e, in den Schmelzöfen, 
derjenige Stein des Herdes, auf weldyen dee Wind ang den Bal⸗ 
gen ſtößet; der Windſtein. 

Der Windſturm, des—es, plur. die —hürme, ein ineinigen, 
beſouders Dberdeusfchen Gegenden, für Sturmwind übliches 
Wort, fo wie Windwirbel für Wirbelwind. 

Die Windfucht, plur. inul. eine Geſchwulſt des Beides von vers 
fiblagenen Winden, Tympanites; die Trommelſucht. Bey 
dem Viehe wird fieim gemeinen Leben die Brstegenannt, *_ 

Windtroden, adj.etadv. an derfrepen Luft troden gemacht. 

Die Windtrommel, plur. die —n, im Bergbaue, eine Wetters 
Maſchine in Geſtalt einer Trommel; auch Wetserinpmee 
Wertevrad, S. diefe Wörter, 

Die Windung, plur. die —en, von dem Verbo winden, 1. Die 
Haudlung des Windeng, das Winden ; opne Plural, 2. Eine 
grwundene Linie oder Fläche, eine Spiral-£inie- Die Winduns 
den einer Schraube, die Echranbengänge. Die Windungen eis 
nes Schnedenbaufes. Die Windung eines Sluffes, deſſen ge⸗ 
ſchlãugelter Lauf und einzelne Theile desſelben. 

Der Windvogel, des —s, plur. die —vögel, ein Nabme des 
Sturm: oder Wetiervogels, Numenius arquata Alein. weil 

er ind vorher verkündiget. 

Die Windwatte, plur. die—n, ein Werkzeug, die Stärke des 
Windes zu erforfchen, dergleichen fo wool die Drgelbauer, als 
die Seefahrer baden, obgleich bepder Werkzeuge von RArTDIEDeR 
ner Ari find, 

Der Windwagen, des —⸗s, plür. ut nom fing. tin Wagen, 
welcher ftart der Pferde vondem Winde getrieben wird, derglei⸗ 
hen von mehrern ver ſucht worden, 

Die Windwaſſerſucht, plur. car, eine Geſchwulſt des Leibes, 
welche fo wohl von ringefchloffenem Waffer, als auch ber ſperrier 
Luft verurſacht wird. 


Die Win dwebe, plur. die —n, im gemeinen Leben, der von dem 


Winde zuſammen gewehete Schnee, Es iſt von wehen, und folke 
eigentlich Windwehe beißen. 


Der Windweifer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug, 


weiches die Richtung des Windes in einem eingefshloffenen Raus 
me zeiget, ſo wie die Windfahne im Freyen; auch der Windzeiz 
ger, Griech. Anemoſcopium. 

Der Windurf, des —es, plur.die —würfe, im Forſtweſen, 


von dem Winde umgeworfene Bäume; Windriß, Windſchlag, 


S; and Windbruc. 
Die Windwurzel; plur.die=-n, S. Wetterbaum, 


weiſer. 


1300 


h 


v 








1561 Bin 
Der Wink, des —es, a. die N diejenige Beivtgung, womit 
man winfet, jemanden etwas ohne Wortegu verfiehen gibt. Liz 
nem einen Winf geben. Auf jeden Wink bereit ſeyn. Figüirs 
lich, eine Anzeige, welche fi nur muthmaßen lãſſet. Goiftder 
Wink der Harur, eine Beſtimmung der Natur, welche wir uur 
muthmaßen, im Örgenfaße der Stimme der Marnr. 

Die Winke, plur. die —n, bey den Dan aſtwebern, eine Art We⸗ 
gebalfen, vermittelft deſſen die Schäfte an dem Weberſtuhle vers 
einiget find. Bon ähnlicher Art in der Hauptfache iſt die Winte 
der Radier, Ohne Zweifel auch vomwinken, wegen d * ſchnellen 

auf⸗ und abfleigenden Bewegung. 


Der Winkel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. a Win: 


Belchen. 1. Der Det, wo zwey fich gegen einander neigende Li⸗ 
nien oder Flächen zufammen ſtoßen; da denn Winfei eigenilich 
den innern, Ede aber den äußern Raum bezeichnet, ob man gleich 
in der Mathematik Winkel, im gemeinen Leben aber oft Ede, für 
bendesgebraugt, Ein rechter Winkel, wenn ſich die Linien oder 
Flächen ſenkrecht aufeinander neigen, der folglih go Brad hält. 
Sin jpigiger Winkel, der unter 90 Gradhält, zum Unterſchie⸗ 
de von einem flumpfen, welcher darüber hält, Dev Winkel in ei= 
nem Zimmer, wo die Wände zufammen flogen, die Ede, Die 
Winkel des Mundes, der Augen, die Erremiräten, wo die Lips 
pen und Augenlieder zuſammen ſtoßen. 2.Ein verborgener, beine 
licher Dit, Etwas in den Winkel werfen. Jemanden in allen 
Winkeln fuchen. Sich in einen Winfel verſtecken. Zu Winkel 


kriechen, in der vertraulichen Sprechart, einen einfamen verbor⸗ 


genen Ort ſuchen. 


Anm. Schon im Ottfried und Notker Winkil, Winchil, ‘ 


die es auch für Ecke gebrauchen ; Winchelltein, Edftein, Im 
Niederdeutſchen gleichfalls WinPel,woes aber atich die Werkſtat⸗ 
te einiger Handwetker bedeutet, Wachter und Frijch leiteu es 
‚von dem Latein. angulusab, wogegen aber der regelmäßige völ« 
Hg Deuiſche Bandes Wortes firciiet, Die Eud ſylbe el iſt die Ab⸗ 
Teitungsfplbe, welche ein Werkzeug, ein Ding, Subject bezeich⸗ 
netz die erfte Hälfte aber iſt unftreitig von dem Verbowminken, 


fo —* es ehedem überhaupt neigen bedeuser haben mag. ©. dass. 


“ felbe, 

Das Winfelband,ses —s,plur. die—bänder,bep den Schläfs 
fern, Bänder, weiche einen rechten Winkel bilden, z.B. die Eden 

der Feuſterr ahmen damit zu befchlagen, , 

Der Wintelbogen, des —s, plur. die — bögen, in der —— 
trie, ein Bogen, welcher die beyden Schenlel eines Winkels ver⸗ 
einiget. 

Das Wintelda:h, des —es, plur. ie — Sacher, in der Baus 
kunſt, ein Dach, in welchem die Sparren rehuvinkelig, oder doch 
beynape rechtwinkelig zuſammen Rogen, Neudeutſches Day, 


Die Win!elebe, plur. die—n, eine heimliche verborgene Chr, 


im veräcdhtlichen Veritande, - 
Das Winkeleifen, ves—s, plur. ut nom. fing. 1. Zweh 
„nach einem rechten Winkel zufammen gefeste eiferne Lineale, bey 
ben Zimmerleuten und andern Hundwerfeen; das Winkelmaß, 
der Winfelbafen. 2. Zwey in Geſtelt des vorigen Winkeleifens 
zuſammen geſchmiedete eiferne Stäbe, Mauerwerk damitzu dere 
. binden. 3, Bey den Schlöffern werden anch die Winfelbänder an 
den Feuſterrahme Winkeleiſen genanrt,. 

Der Winkelfaſſer des —s, plur. ut nom: fing: zwey an dem 
‚. einen Ende beweglich zuſammen gefügte Lincale“ oder Stäbe, 
Winkel damit zu mefjen, bey den Ec.ötferh, wo diefes Werk⸗ 
zeug auch der Winkelpaſſer heißt. Die polgarbeiter nennen * 
die Schmiege. 

Der Winkeldaken, des —s, plur. ut no a.ſing. eigentlich * 
nach einem rechten Winkel gebogener Halen, da deun verjpiedene 


ee | Min 1562 
\ z 

Werkzenge und Theile derfelben diefen Nahmen befommen. Das 
eifeene und hölzerne Winfelmap der Zimmerleute und Tiſchler 
wird oft nur Winkelhaken genannt. Bey den Schlöſſern iſt es 

ein Hebel in Beftalı eines rechten Winfels, weicher in Deut ſchen 
Caſſen⸗ Schlöffeen den Riegel hebt. Bey den Buchdrudern iſt es 
ein meſſengenes Lineal mit zwey rechtwinkeligen Wänden, worin 
die Zeilen rechtwinkelig eingeſetzet werden. Der Winkelhaken 
der Schriftgießer iſt ein langes Lineal mit einem rechtwinkrligen 
Aus ſchnitte, die gegoſſenen Schriften darin zu juſtiren. Bey den 
Orgelbauern iſt es ein rechtwinkeliger Draht, welcher die Ab⸗ 
ſtracien und Wellen zuſantmen hänget. 

Der Winkelhebel, des—s, plur. ut nom, fing. in der Mecha⸗ 
nit, ein tehtwinfeliger Hebel, welcher fich fo, daß fihder Wins 
tel nicht ändert, um den ———— drehet; ein gebrochener 
Hebel. 

Das Winkelholz, des—es, plur; die —hölzer, ein nur im gro 
meinen Leben im figärlichen Verflande übliches Wort, Winkel: 
belzer ſuchen, Ausflüchte, leere Eutſchuldigungen. Dre Grund 
des ın die ſem Worte Tiegenden Tropen ift mir dunkel, 

Wintelig, adj.etadv. . ı. Einen Winkel habend oder enthal⸗ 
tend ; nur in den Zufammenfegungen rechtwinkelig, ſpigwin⸗ 
kelig, ftumpfwinkelig. 2. Viele Winkel enthaltend. So ſagt 
man ein winkeliges Haus, welches wegen der irregulären Bauart 
viele Winkelbar, Die Endfylbe if die Ableitungs ſylbe ig, welche 
eine Anweferheit, einen Befig bezeihaet. Winkelicht würde ei⸗ 
nem Winkel äbnlid; bedruten. 

Die Winkelklammer, plur. die —n, — einem rechten Win⸗ 
kel gebogene Klammern, die Quadrat⸗Steine damit zu befefligen, 

Des Wintelfrenz, des —es, plur. die —e, bey den Vtarkſchei⸗ 
dern, ein Kreuz, welches ensflehet, wenn ſich zwey Linien recht⸗ 
winfelig durchſchneiden. 

Dans Winkelmaß, des —es, plur.die —e, cin Werfzeng, rechte 
Winkel damit zu zieben, dergleichen virfchiedene Handwerker ha⸗ 
ben. Beſtehet es aus zwey rechtwinkelig zufanımen geſetzten Li⸗ 
nealen, fo heißt es auch ein Winkelhaken, und wenn die Lineale 
von Eifen find, Winkeleifen, Das Winkelmaß der Tiſchler 
gleicht einem geraden Göhrmaße. 

Der Winfelmeifter, des —s, plur. ut nom, fing. der erſte zus 
ſchneidende Geſell ben einer Schneiderwitwe; bey den Schuh⸗ 

miachern der Bretfchneider. 

Die Winkelmeffe, plur. die —n, in der Römiſchen Kirche, eine 
wider die Drdnung im Berborgenen gelefene Meſſe. 

DerWinkelmẽeſſer, des —s, plur.ut nom,fing. ein jedes Werk, 
zeug, Winfeldamit zu meffen, dergleichen Has Winkelmaß, der 
Winkelhaten, der Winkelfaſſer, das Schragemaß, die Schmies 
ge u. ff. find. - In engerer Bedeutung wird eine runde, auf den 
Umigeife in Grade getheilte Scheibe, auf welcher man die Winkel 
auf dem Felde vermittelffeines beweglichen, mir Dioptern verſe⸗ 
benen Lineales mißt, Ser Winkelmeſſer genannt, da esfonft auch 
die Winkelfpeibe, und mit einem Griechiſchen Worte Aſtrola— 
bium genannt wird, In einer andern engern Bedentung heiße 
der Transporteur auch der Winkelmeſſer. 

Die Winkelmünze, plur. die —n. 1. Eine auf eine widerrech!⸗ 
liche Art im Verborgenen gefchlagene Münze; geckmünze. 
2. Eine Anfralt, wo dergleichen Münzen gefchlagen werden,- 

Die Winfelnabt, plur. die —näbte, in der Anatomie, der Rah⸗ 
me einee von den Mähten oder Verbindungen der Knochen der 
Hienfchale. 

De: Winkelpaſſer, des — plur. ut nom. fing. ein Nabe 
desjenigen Wer zeuges, welches mit einem edlern Ausdrucke der 
Winkeifaffer genannt wird, von dem Niederdeutſchen paſſen, 
anpaflen. 

Sirff 3 Der 


BR 


Der Winkelprediger, Seas, plur. ut nom. fing. bereite, 


welcher auf eine unerlaubte Art im Berborgenen prediget. 
WinFelcedht, adj. er adv,eineu rechten Winfel gemäß, angemef- 


‚fen. Ein Bret winfelveht abfägen, nah einem rechten Winkel, 


Das Winkelrecht, des —es, plur. die—e, das Recht in Anſe⸗ 
hnug der Winkel oder Zwifchenräume zwiſchen zwey äuſern. 
Der Winkelrichter, ves—s, plur. ut nom, fing. rin unbe⸗ 


‚fugter Richter, der nur im Berborgenen richtet und richten darf. 


Kr ward des Chriſtent hums — MWinkelvichter, 
äged 
Die Winkelf cheibe, plur. die—n, S. Winfelmeffer. 
Die Wintelfyenfe, plur. die — n/ eine unerlaubte Schenke, 
wo nur-im Verbogenen Getränfe verkauft werden. 
Die Winkelſchule, plur.dsie—n, eine unerlaubte Schule, wo 
Kinder nur insgebeiin unterrichtet werden, 
"Der Winkelfparren)des— s, plur. ut nom. fing, ein Rab» 
mie, welchen in — Gegenden auch die Grathſparren befoins 
men, S. die ſes Wort, 


Die Winkelſpinne, plur. die —n, ein Nahme einer Art Spiu⸗ 


nen, welche ihr Gewebe in den Eden und Winkeln ausſpannen. 

Der Winkeltadel des—s, plur. ut nom. fing. ein unerlaub⸗ 
ter Tadel im Verborgenen. 

Der Winkelweifer, des—s, plur. ut nom. fing. bey den Mach 
ſcheidern, ein-an einem Arme bewegliches und mit Dioptern verfes 
henes Lineal, Winfeldamit zu meffen ; eine Art Winkelmeffer. 

Der Wintelzabn, des—es, plur,dir—zähne, die Hundszähne 
a dem unteren Kinnbaden, fo wie fie in demobern Yugenzähne 

reißen, 

Der Winkelzapfen, des —s, plur. ut nom. fing. im Berg« 
baue , der frummgebogene Zapfen ander Welle des Wendchodes, 
an einem Feldgefänge, 

Der Winkelzirkel, des —s plur ut nom. ſing. eine Art 
Sirfelzur Meſſung der Winkel bey den Bildhauern. 

Der Winkelzug, des—es, plur. die—züge, eigentlich Züge, 
welche im Winfel, d, i. im Verborgenen, gemacht werden; figürs 
lich, wie diefes Wort nur allein üblich it, geheime, unerlaubte 
Ränke, auch wohl Ansflüchte, leere Entfchuldigungen, Ich Ieiz 
de Feine Winkelzüge. Im Niederſ. Winfeltöge, und verderbt 
Sinfeltöge. — 

Winken, verb. reg. welches auf gedoppelte Art vor’ommt, ı. 
Als ein Heurrum, mit dem Hülfsworte haben, kleine und fchnelle 
Bewegungen machen. So neunet man ineinigen Mundarten noch 
das ſchnelle Aufrund Zuſchließen der Augenlieder winfen, wel⸗ 
Ges in andern Gegenden blinfen, blinzen genaunt wird, Eben 
dafelbfi.ift ein. Win? und Winker, eine folche einzelne Bewegung 
der —— In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutfchen un. 
bekaunt. 2, Als ein Activum und in engerer Bedeutung, feinen 

Willen Rastder Worte durcheine Bewegung ausdsuden. Nie 
den Augen, mit dem Bopfe, mie dem: Singer, mit der Sand 
winken. Du darfſt nur winken. Die Perfon ſtehet im Dar 

‚tiv. Einem winfen. Zuweilen auch mit dem Acenſativ der Sache; 
Die Leute zufammen winfen. Figürlich. Da dir nun bie 
ermattere Natur zur Ruhe win?t, Schleg. eine ungewöhnliche 
Verbindung, weildir hier nicht die grammatiſche Prrfon, fondern 
2 grammatiſche Sache bedeutet, und daher im Accufativo ſtehen 
follte. 

Siehedie einfame Nacht winkt mit dem bfeyernen Zepter 

Ihrem düfteren Zug, Zadar. 

Sp auch das Winken. G.aud ber Winf! 

Anm: Schon ben dem Ottfried und Rotker winken, winchen, 
im Riederf, wenken, im Angelſ. wincian, im Engl. to wink, 
im Schwed. winck a, Ihre, der in feinen fonft glüsflichenEtpino« 


ee 1564 


— Bau der Wörter * gu oft vernachläffiget,, leitet ie a 


Wort durch eine Verfeßungder Buchſtaben von dem Angelfächfis 
ſchen becoian ber ; allein diefe Verſetzung it ſtcher allemahl cin 
eipinplogifches Hiengefpinnfl. Winten iſt nadyeben der Form ges. 
ı Bilder, als wanken; das F — das Merkaabl eines Jutenſivi, und 
die alte Wurzel, wen, wie, bat ohne Zweifel eine Bewegung, oder 
gewifſe Art derfelben bedeutet. Ehedem ging Diefes Berbum ira 
» tegulär, and im —— bat es dieſe Form noch, ich wunk, 
Particip. gewunken. Im — iſt bie reguläre Form 
jetzt ohne Ausnahme üblich. 
Winnen, verb. irreg. act, Has fur ſich allein: im Hochdeutſchen 
veraltete Stammmort, für gewinnen, welches noch im Nieder⸗ 
deutſchen üblich iſt. 8 Gewinnen, Erwinden und überwinden. 
Der Winfeler, des—s, plur. ut nom, fing. eine Peefon, weis 
he häufig winfelt und webklaget. u 
Yinfeln, verb. reg. neutr. mit dem Hütfeworte haben, mit 
ſchwacher ‚ermatteter Stimme weinen und webklagen. über e et⸗ 
was winſeln. So anch das Winfeln. Es iſt von weinen, ver⸗ 

mittelft einer doppelten Ableitungsſolbe gebildet; das f, macht 
daraus ein Äntenftoum, die Sylbe eln aber ein Diminativam, 
> mit lauter, aber ſchwacher Stimme weinen. Jin Niederdeutfchen 


fagt man dafür pinfeln, mit weibiſchem Muthe Hogen, — 


auch im Hochdeutſchen fo unbekannt nicht iſt. 
Der Winter, des —s, plur. ut nom. fing. ı. Diefenige Jab⸗ 
reszeit, da es in einer gewiſſen Gegend am leſ⸗ iſt, welche 
bey ung vom zıflen Dec, bis 2 ı fen März dauert Es wird Win⸗ 
ter. Pin harter, ein gelinder Winter, 2. Die dieier Jahres-⸗ 
zeit gewöhnliche Witterung ; ohne Plural. Wenn der Winter um 
unſre Sütte ſtürmt, Geßu. Befonders,. die ihe gewöbnlide 


us 


Kälte. Go fagt man oftvon einem geliuden Winter, wie haben 


diefes Fahr fat gar Feinen Winter gehabt. Einen frühen 
" Winter haben, wenn die dem Winter gewöhnliche Kälte früher 
eintritt. Dev Nachwinter, im Früblinge einfallende Winterfälte, 
Anm. Im Deutfohen ſchon von desKerogeiten Wintar, Win- 
‚ter, im Niederdeutfehen, Englifchen, Schwedifchen u.f.f. unges _ 
»ändert, Winter, bey dem Ulphilas mit einer geringen Verände⸗ 
rung der Ableitungsfplbe, Wintrus ; woraus das hohe Alter dies 
fes Wortes erheller, welches noch eines von denen iſt, welches 
ſchon vor der Trennung der Dentſchen und der mit ihnen verwand⸗ 
ten Völker vorhanden geweſen feyn muß. Die Sylbe er ifi die Ab⸗ 


Veittungsfplbe, welche ein Ding, Subject bezeichnet. Die erfie 


Hälfte if unfer Wind, weil in dieſer Jahreszeit die Stürme am 
hãufigſten und heftigften zu ſeyn pflegen. Auf äbnlicheirt nann⸗ 
ten die Römer dieſe Jahres zeit, Hyerns, von vo, regnen, und die 
Griechen Aayaxv, von Aasw, gießen.  - " 

Der Winterabend, des— es, plur, Sie—r. ı. Ein Abend 
im Winter. 2. Der Ort im Horizonte, wo die Sonne — 
ſten Tage unterzehet; ohne Plural. 

Der Winterapfel, des—s, plur. die—Äpfel, Apfel, weie. 
fi den Winter über halten Lafjen, 


Die Winterarbeit, plur. dieen, eine Arbeit, weldeim Wine 2 


ter gefchieher, welche man bis auf den Winfer verfvaret, 
Der Winterbraunkohl, d:5s—es, plur. iouf, ©, Kohl, 


Die Winterbirn, plur, die-—en, eine Art Bienen, welche ſich dem ; 


Winter über erhalten läßt. - 

Die Winterbrunft, plur. inuf, bey de n Zigeen, die Srunfk- 
de3 Hirſches im Winter, 

Die Winterbistser, plur. inuf. Butter, welche im Winter ge⸗ 


macht wird ;Strohburter, weil die Kühe elsdann mir Stroh ges g 3 


fürteetäverden, 
Die Winterdroffel, plur. die—n, ein: Rahme der Rorhe oder 
Wein droſſel, zum —— von der weiß⸗ oder — 
dro 


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droſſel, weil diefe feiher, und zwar noch im Sommer, anfängt 


zu flreichen, als jene, 
Der Winterfälbel, des—s, plur. doch nur von mehrern Arten, 
ut nom. kag. eine Art wollseichen Fälbeld, welche dem Rauch⸗ 
\ werke äbnlihift, und daher vine gute Winterfleidung abgibt. 


Winterfaͤllig, adj. et adv. weldesin der Landwirsbfehaft von 


demjenigen Rindviehr gebraucht wird, welches auch bey der beflen 
Wartung im Winter mager , Traftlos und hinfällig wird. Dar 
her die Winterfälligkeie, diefe Eigenfchaft des Rindoviehes. 

Das Winterfeld, yes—es, plur. diet-er, in der Laudwirth⸗ 
fchaft, ein Feld, welches im Herbſte befüet worden, und folglich 
Winterfrucht und Wintergetreide trägt ; zum Unterſchiede von 
dem Sommerfelde, 2 ; 

Der Winterfint, des —en, plur, die—en, eine Yet Finken, 
vermuthlich, weil fie den Winter bey ung bleibt ; ſonſt auch Berg» 

—* Schneefink, Waldfink, TannenfrF; Fringillahyberna 
lein..:. : 

Die Winterflur, plur. sie—en, eine Flur, d. i. zufammen 
bangende Keihe von Winterfeldern, zum Unterſchiede von der 
Sommerflur. ©. Slur. i 

Die Winterfrucht, plur. die— früchte. 1. Eine Feldfrucht, 
welche im Herbffe gefäet wird, folglich den Winzer über aufdem 
Felde flebet, zum Unterfchiede vonder Sommerfrucht; in Frans 
Ten das Winterige, fo wie die Sommerfrucht dafeldft das Soms 
merige heißt. 2. 3a Meißen, woman im gemeinen Lebengrucht 
oft fürFruchtbarkeit und deren Urſache, die Feuchtigkeit gebraucht, 
äft die Winterfrucht, dieim Winter in der Erde befindliche, oder 
in diefelbe dringende Feußtigkeit, zum Unterfchiede von dersom⸗ 
merfrucht ; obne Plural, ’ 

Die Wintergerfte, plur. inul. eine Urt Gerſte, welche im Herbs 
fie gefüct wird, folglich den Winter über auf dem Felde ſtehet; 
Hodeum hexaftichum L, zum Unterſchiede von der Soms 
mergerfie. - i 

Das Wintörgetreide, des —s, plur, car. Getreide, welches 
im Herbſte gefäst wird, und den Winter über auf dem Felde fies 
betz zum Unterfchiede von den Sommergetreide. 

Das Wirtergewächs, des—es, plur. die—e, Gewächfe, 
welche den Winter über ausdauern, pevennirende Bewächfe ; 
zum Unterfehiede non den Sommgrgewächfen, welche gegen den 
Winter abflerden, : 

Dae Di; Htergrün, des — es, plur,inuf, ein Rahme verſchie⸗ 
dener Gewächfe, welche ihre Blätter auch im Winter behalten, 
folglich auch alsdann noch grün find; 5. B. der Pyrolla L. des 
Spheues, des Sinngrünes, des Sauslaubes, und vieleicht noch 
anderer mehr. | 

Das Winterhear, des—es, plur. car. oder, die Winterhags 

re, fing. car. in beyden Fällen als ein Eollestioum, dasjenige 
frärkere Haar zu bezeichnen , welches wmauche Thiere gegen den 
Winter befommen, zum Uinterfchiede von den Sommerhaare. 

Der Winterhafer, des—s, plur. inuf, eine Art Hafers, wel. 
che im Herbſte gefäet wird, folglich den Winter über auf demFel⸗ 
de ſtebet. 

MWinterhaft, adj. et adv. dem Winter ähnlich, von der Wit⸗ 
terung. : Winterhaftes Wetter. Es ift fhon fo winterhaft. 

Das Winterheug, des—es, plur. die — häufer, in den Bär, 
ten, ein Haus, worin man die ausläntifchen zärtern Gewächſe vor 
dem Winter verwahret; das Gewähshans, die Winterung. 

Das Winterholz, des — es, plur.car, dasjenige Brennholz, 
weiches man den Winter über bedarf. 

Winteridt, Winterin, Winterifh, Winterlich, vier nur 

im gemeinen Leben übliche Adjectiva und Adoerbia. Wint riſch, 
dem Winter ahulich, winterhaft, wird nur in den niedrigen Sprech⸗ 


x 


Bin 1566 


arten gehöret, S. — iſch. Wintericht und winterlich bedeu- 
‚ten auch nur dem Winter ähnlich, daher es unrichtig ift, wenn 
esim Geß ner heißt: ev ſah vergnüge durch das enge Senken 
über die wintrichte Gegend bin ; wo auch die Zufammenzishung 
zu hart ift. Indeſſen iſt für winreriche und winterlich im Hoch⸗ 
deutſchen winterhaft üblicher. Winterig bedeutet, der Ablei⸗ 
tungẽ ſylbe ig zu Folge, Winterwitterung, Winterfälte enthaltend, 
kommt aber ini Hochbentfchen am feltenften vor, obgleich fon Htte 
fried es hat: wintiriga zit, Winterzeit, 

Die Winterkälte, plur. car. die im Winter gewöhnliche Kälte, 

Das Winterkleid, des— es, plur. die—er, ein wärmeres 
Kleid fürden Winter, zum Unterfchiede von.einem Sommerkleir 
de. Auf ähnliche Art auch die Winterfleidung. 

Der Winterkohl, des—es, plur car. eine Art Kohl, welche 
gegenden Herbfi gefäzt, underft den folgendenSommer gebraucht 

‚wird ‚zum Unterſchiede von dem Sommerfohle. Zu dem Wis 
»terfohle gehören der weiße und rothe Kopflohl, der Savoper⸗ 
Kohl und grüne Wirfing. ‘ 

Der Winterfönig, des—es, plur. die—e eine Art des Zaun⸗ 
föniges, welcher. auch Schneefönig, und Teffelfinig genannt 

wird; Trochlodites K, Motaeilla TrochloditesL. 

Das Winterkorn, des—. es, plur.car. Korn, welches im Herb. 
fie gefäet wird, und den Winter über im- Felde bleibt ; wie Wins 
tergetreide, - 

Die Winterkreffe, plur. inuf. eine perennirende Kreffe, welche 
den Winter über ausdauert, zum Unterfchiede vonder Sommerz' 
kreſſe. S. auch Barbenkraut. 

Die Winterkuh, plur. die —kuhe, in der Landwirthſchaft, eine 
Kup, welche im Winter Milch gibt, zum Unterſchlede von einer 
Sommerkuh. 

Das Winterlager, des —s, plur. die—läger. 1. Ein Lager, 
welches eine Armee im Winter beziehet; zum Unterſchiede von ei⸗ 
nem Sommerlager. =. Wie Winter: Quartier, welches S. 

Die Winterleite, plur. sie —n, nur in malichen, befonders 
Dberdeutfchen Gegenden, die migernächtige Seite eines Berges 
oder Gebirges, die Winterfeite ; zum Unterſchiede von der Som: 
merleite. : 

Winterlih, adj. et adv. dem Winter und deffen Witterung ãhn⸗ 
lich. S. Wintericht. 

Det Winterling, des — es, plur. die—e, ein Nabme der 
Schueeammer in einigen Gegenden, welche auch Winterſper— 
Ting genannt wied; Emberizanivalis L. 

Der Winterlolch, des—es, plur. inuf. eitte Art perenniren⸗ 
den Lolches, Lolium perenne L. zum Unterfiede von dem 
Sommerlolde. 

Der Winter: Mejoran, des—es, plur. inuf. eine Art Pas 
joran, welcher den Winter über ausdauert, d. i. perenniet ; zum 
Unterfchiede don dem Sommer: Maiorane; Orig anum Hera- 
cleoticumL7 i 

Die Winter: Meliſſe, plur. inuf.eine Art perennivender Meliffe, 
zum Unterfchiede von. der Sommer: Meliſſe. 

Die Wintermöhre, plur. die—n ,Möpten, welche im Herbſte 
gefäet, und erft im folgenden Sommer genuget werden ; zum Un⸗ 
fchiede von den Sommermöhren. 

Der Wintermonatb, des—es, plur.die—r. ı. Ein Nahme 
der drey Monathe, welche den Winter ausmachen, welches der 
Jaͤnner, Februar und März find. 2. Eine Benennung des 
Novembers, weildie Witterung jest ſchon winterlich zu merden 
anfängt. Earl der große gab ihm den Nahen Windmonath. 
Beyde Berennungen werden wenig mehr gebraucht, 

Wintern, verb, reg. welches auf gedoppelte Art gebraucht wird, 
1. Als ein unper ſontiches Neutrum, wit dem Rükfsiwort haben, 

Wiateer 


1567 Din 

Winter werden. Br wird dieß Jahr frühe wintern, wir werden 
einen frühen Winter bekommen. Es wintert ſchon. 2. Als ein 
Aetivum, den Winter über erhalten, oder, wie man auch ſagt, 
durch den Winter bringen. Ein Gut, REN viele Schafe mit 


feinem eigenen Sutter wintern kann. S. auch Yuswintern 
und die Winterung. 


Die Winternacht, plur. die —nädte, eine der. — kalten 
Nichte im Winter. Jede Stunde ſcheint ihm eine traurige 
Winternacht, Geßn. 

Das Winterobſt, des —es, plur. car. Obſt, welches ſich den" 
Winter durch erbalten läßt. * 


DerWinter: Punet, des —s, plur. die —e, in der Aelronomie, 
derjenige Punet in der Ekliptik, in welchem die Soune im Mittas 


ge von dem Zenith am weiteften entfernet ift, weil alsdann der 
Winter feinen Anfang nimmt. 


Das Winter-d\uartier,des —es, plur. die —r. 1. Ein Quats 


tier, di. eine Wohnung für den Winter, im Gegenfaße des 
Sommer:Quartieres. 2. Ben den Armeen, Quartiere, welche 
einer Priegführenden Armee für den Winter in den Städten und 
Dörfetirangewiefen werden; in welcher Bedeutung esim Plural 
‚am üblichſten ift. In die Winter-Quartiere rücken. Kine Ar: 
mee indie Winter: Quartiere legen. 

Der Winter-Rapunzel, des —s, plur. inuf, ein Nasme des 
Sels:Rapunzelg, zum Unterſchiede von dem Rüben⸗Rapunzel. 

Der Winterroden, des—s, plur. inuf. Rod n, welcher im 
Herbſte gefüet wird, folglich den Winter überauf dem Felde bleibt, 
Secale cereale; Winterforn, zum Unterfiede von dem 

“Sommerroden oder Sommerforne, 

Die Wirtecrofe, plur. die —n, ein Rahme der Sammtroſe, 
weil ſie erſt gegen den Winter blühet, S,diefes Wort, 

Der Winterrübeſamen, im gemeinen Leben, Winterrübfen, 
des —s,plur. inul, eine Art des Rübe ſamens oder Rübſens, wel⸗ 
cher im Herbſte geſaet wird, und folglich den Winter über anf“ 
dem Felde bleiber ; zum Unte-fdiede von denn Sommerrübefa: 
men oder Sommerrvubfen. 

Die Winterfaat, plur. inuf. 4. Die Saat, oder das Ausfüen 
des Wintergetverdes, Sich zur Minterfaat anſchicken. 2. Die 
Saat, d. i. der anfgegangene Same des Wintergerreides, ehe er 
fcboffet. 3. Zuweilen auch das Wintergetreide feldft. 

Der Winterfchein, des —es, plur. die —e, in der ATronoiie, 
der Neumond im November. ©. Schein. 

Der Winterfchlaf, des —es, plur. car. der Schlaf mancher 
Spiere den ganzen Winter hindurch, als der Bären, Murmelthie⸗ 
re u, ſ. f. 

Die Winterfeite, plur. die —n, die gegen Mitternacht gelegene 
Seite eines Dinges, die Mitternachtsfeire, Nordſeite; zum 
Unterfhiede von derSommerfeite. In manchen Provinzen beißt 

> die Winterfeite eines Berges bie Winterleite, oder Winterlehne, 

Der Winterfperling, des —es, plur. die —e, S. Wirtterling, 

Der Winterfpinat, des— es, plur. inuf. derjenige Spinar, 
welcher im Herbſte gefäet, und folglich-zu einem Wintergewächfe 
gemacht wird, Spinacea oleracea Linn. zum Unterfeiede 
von dein Sommerfpinate. 

Wintero⸗Rinde, plur.inuf. die Rinde des weißen Zimmetbaus 

„ mes, (Winterania Linn.) weldye aud) weiße Zimmetrinde ge⸗ 
— wird, Den erſten Rahmen hat fie von dem Englifchen Ad⸗ 
mirale, Wilh. Winter, der diefe Rinde zuerſt 1579 von den Dias 
gellaniſchen Küften mit nach England brachte. _ - 

Der Winterſtand, des—es, plur.die—fände, bey den Jãgern, 
der Stand, d.i. Ort des Aufenthaltes eines Wildes im Winter; 
„zum Unterſchiede von dem Sommerſtande. 


Sin n — 


Die Winterfionpel, plur. — in * Landwirtbſchaft/ die 
Stoppeln des Wintergetreides, da es denn oft auch im Singular 
collective gebraucht wird, Das Vieh in die Winterfioppel 

treiben. 

— Winterſturm, des ⸗/plur. sie —fürme, ein Sturm im 

inter. 

Der Wintertag, des —es, plur. die—e, ein Tag im Winret einer 
der Tage des Winters; ingleichen ein Tag, wie im Winter, 

Die Winterung, plur. die —en, von dem Activo Wintern. 
1. Die Erhaitung des Viehes, oder der Gewächfe, den Winter 
hindurch; obne Pinral, doch nur felten, 2. Ben den Gärtnern, 

der Drt, wo zarte ausländifche Gewächfe den Winter hindurch 
anfbehalten wırden, das Gewächshaus, Die Gewägfe im die, 
Winterung bringen. 

Der Winterwaid, des —es, plur, inuf, eine Art Maid, — 
im Herbſte gefäet wird, und folglich den Winter über auf dem _ 
Felde bleiben. 

Der Winterweigen, des —s,plur. inuf. Weigen, welcher — 
Herbſte geſäet, und den folgenden Sommer geerntet wird; 
Triticum hibernum Linn. zum Unterſchiede von dem Som⸗ 
merweigen. 

Die Winterwelle, p! ur. die —n, in einigen Gegenden, Fleine 
verborgene Duellen,nahe ander Dberfläche,welche aud im Wins 
ter fortfließen; von Welle für Quelle. 

Die Winterwende, plur. die —n, die Sonnen wende im Bin 
‚ter, der fürzefte Tag; zum ——— von der Sommerwende, 
S.Sonnenwende. 

Das Winterwetter, des —s, plur. car. die Berchaffendeit der 
Wirterung im Winter; zum Unterfpiede von dem Sommers 
wetter. 

Die Winterwolle, plur. car, in der Landwirthſchaft, diejenige 
Wolle, welche den Schafen den Winter über wächfer, und ihnen 
im Früblinge abgeſchoren wird ; zum Unterſchiede von der Som⸗ 
merwolle, / 

Das Winterzeichen,des—s, plur. ut nom. fing. in der A 
nomie, die drey hinmlifchen Zeichen, in welchen die Sonne den 
Hinter über verweilet; zum Unterfdiede von den Sommers 
grühlings- und gerbfiseichen. 

Die Winterzwiebel, plur. die —n, eine Net Zwiebeln welche 
im Herbſte gefäet, und im folgenden Jahre genutzet werden. Sie 
werden Schleiß: oder Spaltzwiebeln genannt, weil fir fi) oden 

zu fpalten plegen. Vieleicht find fie auch eben diefelb: “welche, 
andere Zuckerlauch nennen. 

Winz, richtiger Wienz, weildas i gedehnet wird, ein eigener Habe 
me, welchen man im vertraulichen Umgange den Katzen beugules 

gen pflegt; ohne Zweifel als eine Onomatopðie ihrer Stimme, 

Auch maute trauervoll das Katzchen, Winz genannt, Sad, 

Der Winzer, des —s, plur.ut' nom. fing. ein Weingärtner, 

di. derjenige, welcher einen Weinberg anzulegen und zuwarten 


verfichet ; in manchen Gegenden Rebmann, in Franfen gäder, & 


weil das Hacken eines der Hahptgefchäfte im Weinbane ift, Das 

Wort Winzer ift allem Anſcheine nach ausWeinsieher zuſammen 

- gezogen; denn Jacob de Caſſalis bey dem Schilter hat ausdrück⸗ 
lih Winzieher, und in der Schweiz find Weinzieher, Wein 
zügel, in Baiern Weinzieri, bey dem Willeram Winzurnela,, 
alle für Winzer wirklich nod üblich, 

Winzig, —er, fe, adi.etr adv. welches nur im gemeinen Ben. 
ben Sachſens und Oherdeutſchlandes üblich ift, und fo viel als 
febr wenig, und figürlich fehr klein bedeuter. Sehr winzig efs 
fen. ‚Ein winzia Brot, ein Hein wenig» Ein winziges Brot, 
ein ſehr kleines. Dfi such in Berbindung mir Klein. Ein Kleiner 
w.nzigel ini; sem kleines winziges Ding. 

Anm. 








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der » Anm. — winzig ſind Wörter E 







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= vr pin i an 

ines Stammes, in⸗ 
„ dem der Wurzellau in beyden einerlen iſtz nur die Ableitungslaufe 
ſind verfchieden, Das z in dem legtern deutet.eineintenfive Form 


an , vud da Ableitungen diefer Art um- Hochdeutſchen längft ver⸗ 


„alter find, fo iſt auch das Wort in ber ediern —— aus 
dem Gebrauche gekommen. 


Der Mipfel,ses—s, plur. ut. nom. Ang Wichiout. das Wis 


pfelchen, der obere leicht bewegliche Theil der Bäume und Ges 
wachſe. Hoch fiebet dein Wipfel empor, Geßn. von der Eiche, 
. Der leichte Zephyr küßte 
Die Pflanzen diefer Infel, - N SE 
‚Uns fein. — wiegte 
Die Wipfel diefer Infel, Haged. 
An dem Forſtweſen wird oft der ganze mir Aſten bewachfene Theil 
‚ eines: Baumes der Wipfel genannt, An den Faſchinen ift das 
‚obere Ende der Wipfel, im Gegenfage des-untern, oder. des 
= &turjes. . 
Anm. SchonimWillercamWipfela. Es iff nicht von dem 
‚ folgenden wippen, welches nach einer ganz andern Form, obgleich 
von eben derfelben Wurzel, gebildet ift, fondern unmittelbar von 
weben, fo fern ea ehedem beivegen überhaupf bedeutete; pf ift ein 


+ Intenfivum, wie Gipfel von Giebel, hüpfen von heben, rupfen 


von raufen, Schnupfen von ſchnieben, fhupfen von fchieben ; 

aber doc) fein fo hartes als wippen, Da bier der Begriff der. Br⸗ 
weguug weſentlich ift , fo iſt leicht begreiflich, daß man zwar Gi⸗ 
pfel für Yipfel, aber nicht diefeg für jenes, gebrauchen könne. 


- Gipfel ift das Geſchlecht, ‚Wipfel die Aus letzteres bedeutet ei⸗ 
‚nen beweglichen Gipfel, 
"Der Wipfelbrüch, des —es, plür. — im Forſt⸗ 


weſen, die Zerbrechung der Wipfel ven der Laft des Schnees und 
Glatteiſes, und dergleichen abgebrochene Wipfel. Geſdiehet ſol⸗ 
ches von bäufigem Dufte, oder Reife, fo wird es der Buftbruch 
genannt, _ 


Wipfeldütte, adj. etadv.bürrein Anfehung des Wipfels, Lin 


wipfeldürrer Baum, defjen Wipfel verdorretift.: Im — 
fen auch giebeldürre. 


Wipfeln, verb. reg. act. des Wipfels berauben, Einen Saum 
‘s wipfeln, ihm ben Wipfel abhauen. Daher das Wipfeln. - 
Wipfelreich, —er, — fie, adj. et adv.einen Karten Winfel 


babend. Bin wipfelveicher Baum. In sinlgen Gegenden auch 


giebelreich. 
Der Wipfler, des —s, plur.utnom. fing. nur in einigen Ge⸗ 


genden, ein gewipfelter Baum, befonders fo fern die Abhauung 
des Gipfels ein Zeichen if ‚daß er zur Bienenzucht gebraucht 
werden foll. 


Die Wippe, plur.die—n. 2, Der Zuftand, da etwas wippet; 
figürlich, und ohne Plural, Auf der Wippe ftehen, in Gefahr, 


unglülich zu werden. Sein Eluck ſtehet auf der Wippe. 2. 
Der Zuftand, da etwas gewippet wird ; auch ohne Plural, Liz 
nem Verbrecher die Wippe zuerfennen, die Strafe, gewippet 
zu werden. Die Rippe und Wippe, das ftrafbare Befchneiden 

und Auswiegen der Münzforten, wofür doch Bipperey und Wips 


. perey üblicher iſt. 3. Ein Werkzeug, welches wippet, d.i. ſich 


‚um einen Punct ſchnell auf und nieder beweget; in welcher Beden⸗ 
‚tung es verfchiedene Arten von Wippen gibt. Eininder Mitte 


aufliegendes Bret, worauf fi Kinder zu ſchauteln pflegen, beißt 


in manchen Gegenden eine Wipve, fon auch eine Schaufel. In 


Niederſachſen iſt Wippe oder Wuppe ein Stürskarren , wo der 


am eine Achfe bewegliche Kaſteu nieberfält, die Ladung auss 


zuſchütten. Auch der Schnellgalgen beißt in manchen Gegenden 
. die Wippe, oder der Wippgeigen. In den Gerflädten iſt es 


eine Art einfachen Krahnes, Laſten damit aus den Schiffen und in 


Adel.· W. B.4. Th,2 "Au, 


Bir 1570 | 


> { I 


R Biefelben zu toben. Die Wippeder Radler ift ein eiferner Her 


bel, vermittelft desfelden die Knöpfe aufdie Schüfte der Steckna⸗ 
deln anfzuftampfen. Bey Sammt: und Zwillichwebern, in den 
Münzen, an den Thurmuhren if. f. find.die Wippen ähnliche 
Hebel oder Wagebalfen, andere Theile ſchnell zu heben, oder fallen 
zu laffen. "Bey den Drechs lern iſt es die lange biegfame Srange, 
woran die Darınfaite befeftiger ift. S. Wippen. 


Die Wippel, plur.die—n, in einigen Gegenden der Nahme 


des Kornwurmeg, ©. Galander; 


Wippen, verb.reg. act. fhnell aufs und. niederfteigen machen. 


So pflegen ſich die Riuder zu wippen, wenn fie fich anf einem in 
der Mitte aufliegenden Brete fhaufeln. Münzen wippen, fie 
auf eine firafbare Art auswiegen; am häufigſten in Verbindung 
mit tippen, Fippen und wippen, Münzen befepneiden und: aus⸗ 
"wiegen, @inen Verbrecher wippen, ihn an einem Schnellgalgen 
aufzichen and plöglic) wieder fallen laſſen. 

Anm. Im Riederf, wippen und wuppen, im Schwed. wippa, 
Es ift ein doppeltes Intenfivum von weben, fo fern es chedem ber 
wegen überhaupt bedeutete, indem die Verwandlung des D in 
p, und die Verdoppelung desfelben, Merfmahle der gehänften Ju⸗ 
tenfion find, durch die Verrauſchung des gedehnten e mit dem ge» 
ſchärften kurzen i aber, die ſchnelle Bewegung angedeutet wird. 


Der Wipper, des— 8, plur. ut nom, ling, derjenige, welcher 


wippet; am hãufigſten von demjenigen, welcher die Münzen auf 
eineunerlaubte Art auswieger, und in Verbindung mit dene Wor⸗ 
te Ripper; Kipper und Wipper. 


Die Wipperey, plur, die— en, die unerlaubte Auswiegung der 


Münzen, Wirperöp treiben. Kipperey und ——— — 


Der Wippgelgen, des —s, plut. urnom, ling. ein Rahnte 


des Schneilgaigens 


Wir, der Nominativ im Plural des perfönlichen Pronominis der 


erſten Perfon, welches in allen Geſchlechtern unverändert bleibt : 


Nomin. wir; Genit.unfer; Dat. uns; Accufat, uns. Man 


gebraucht ihn : 1. werirmehrere in der erſten Perſon redend einge» 


“führer werden, oder auch Einerim Nahmen mehrerer in der erfien 


Perſon ſpricht, oder etwas von ſich und einem oder. mehrern 
andern zugleich prädiciret. Wir wellen nicht, ſchrien fie alle. 
Wir kommen unbeRleidet und wehrlös auf die Welt, ih nnd 
alleübrige Menſchen. Als Cajus angefleidet war, gingen wir 
fpazieren, ich und Cajus. Daß wir nicht etwa behorcht werden! 
2, Fürſten, Neichsgrofen, und oft noch geringere regierende Pers 
fonen; wenn fie eine Art von Unmittelbarkeit haben, gebrauchen, 
ſtatt der erften einfachen Perſon, diefe erfie dielfache, auch in 
Sachen, worin fie nur als eine einzelne Perfon handeln, Wir 


ı hefeblen euch hiermit, ich. Und fo auch durch die übrigen Caſus: 


uns ift binterbracht worden u. |. . Mom hält diefe Form g8r 
meiniglich für ein Merfmahl der. Hoheit und Würde; alein im 
Grunde ift fie ein Überreft der ehemahligen Abhängigkeit der Lau⸗ 
desherren von ihren Untershanen, und befonders vonihren Stän- 


‘den, Fürſten und Regenten hatten eheden nur die erecutive Ger 


malt, fo wie ihre Unterthauen und Stände die befchließende; und 
auch jene übten fie nur als eine aufgetragene Gewalt im Rahmen 
ihrer Unterthanen aus, und fonntewnlfo grammatiſch richtig von 
fich im Plural reden, weil fie nicht als eine einzelne Perſon be⸗ 


"trachtet wurden, fondern im Nahmen aller ſprachen. So wie fich 
das Bewußtſeyn des Urfprunges diefer Form nach und nach ver⸗ 


for, ward fie ein Merkmahl der Würde, und wird von Regenten 
gemeiniglich auch in ſolchen Fällen gebraucht, wo fie ſchlechterdings 
nicht anders als individuell handeln können; und dann iſt es frey⸗ 
lich ein grammatifcher Barbarismus. 3. Im gemeinen Leben ge 


“braucht man oft die erfte vielfache Perfon gegen geringere, wenn 


man fie aus Glimpf nicht in der zweyten, aber aus Würde auch 
6 93998 nicht 


“ 


* 


1571 Bir. 
x ’ —— « 
nicht in der dritten anreden will, Wie beſtnden wir uns? für, 
wie befindefi du dich? wie befindet ihr euch ? Die zweyte Pär« 
fon mag nun einfach oder mebrfach ſeyn. S. auch Man, welches 
auf ahnliche Art gebraucht wird. — 
Anm. Im Hoch und Oberdeutſchen ſchon von den frühe ſten Zeir 
ten au wir, im Angelſ. wee, im Niederdeutſchen, Schwediſchen 


uud Dänifhen wi, bey dem Ulpbifag weis. Die perfönliden 


Pronomina find Wurzelwörter, und gehören iminer zu den älter 
ſten Wörtern in jeder Sprade, weil fie nicht allein fehr noxhwen- 
dige, fondern auch abff racte + „ciffe bezeichnen, iweld.e: man nicht 
anders, als durch dunkele Laute ausdrucken konnte, Daher werden 
fie auch nicht auf die gewöhnliche Art durch Viegung der End ſylbe 
dechinirer, ſondern jeder Caſus hat ſein eigenes Wutzelwort, weit 
dieſe Wörter zu einen Seit enıftanden, da man no nicht an re⸗ 
gelmägige Conjugationeit und Declinationen dachte, in weichen 
frühen Zeirpunet and) der Urfprung der irregulären Berborum 
fält, wo man die Conjugarion an der Wurzel verrichtete. Bey 
fo alten, nach ſehr dunkeln Ideen gebildeten Wörtern , amp die 
Erpmologie gemeiniglich verzweifeln ; alein bey dir ſem Worte 
kann man dem roben Deutſchen Geiſte doch einiger Maßen auf die 
Spur lommeı. Wenn man die obigen Formen, wee wi, wir, 
weis, verglich, fo finder man eine Übereinfliimmung der beyden 
erfien Konte, man fiehet, daß wer, wi,die einfachſten Formen 
find, und def dası und sin wir und weis bloße jetzt unbefannte 
Sebenbegriffe bezeichnen. Diefes wer. wi, aber if zugleich die 
Wurzel von weben; fanft bewegen; woraus wenigſtens wahr⸗ 
ſcheinlich wird, daß der Srundbegriff von wir, die mis der Mehr⸗ 
beit verbundene Bewegung tft, j ‘ 
Der Wirbel, des — $, plur: utnom. fing. Diminat. das Wir 
beigien. 1. Eigentlich, als eine Onomatopöie, bezeich net es ei⸗ 
nen gewiſſen fehr ſchnell wiederkehrenden eintönigen zitteruden 
Laut, beſonders auf der Lrommel. Den Wirbel ſchlagen. 

2. In weiterer und figürltiher Bedentung. (2) Eine treisför⸗ 
mige Bewegung, weil fie. ſehr ofı mir dem eben geraden: eigene 
thümfichen Laute verbunden iſt; befonders eine Freisfärmige Br 
wigung in Geftalt einer Schneckenlinie, welche fich aus dem Bir 
telpunete in lauter Kreiſen nach der Peripherie beweset. So be⸗ 
wu get ſich das Wafler in einem Wirbel, wenu es die eben ge⸗ 
une Bewerung har. Figürlich iſt der Wirbel in der vertraulie 
chea Sprechart, der Rauſch. Einen Wirbel haben, weil ſich das 
bey alles mit dem Becher umzudreben fdeinet. In manchen Ge⸗ 


genden wird anch der Schwindel der Wirbel genannt, (2) Ein, 


fich im Kreife bewegendes Ding. Der Wirbel des Waflers, der 
Waffe wirdel, der Strudel. Der Kauch ſteiget in Wirbeln in 
die Sobe. 2 " 

Wie wenn die Erde Freißt, zerbicher, Dampf , 

iind Siammen in Wirbeln fich gen Simmel drehn, Weiße. 
Stellen an menſchlichen und thieriſchen Körpern, wo das Haar in 
einem Kreiſe gemachfen ift, 4. B. vor der Stirn und Bruſt eines 
pferdes, heißen Wirbel ; fo auc in der Witte des menſchlichen 
Saupthaares, daher der Scheitel im Scherze und Berachtung 
oft der Wirbel genannt wird. - 

Was bilfe es auch, nach Weisbeit ſchnappen, 

Die oft dem Wirbel wehe thut? Haged. 


Ein wenig uneigentlich nenut mau auch ein Syſtem von Himmels» | 


srpern, wegen ihrer Freisförmigen Bewegung, einen Wirbel, 
Ss —— ‚ das Sonnen -Syſtein. Rach einer zum 
Sheil von einem Waſſerwirbel entlehnten Figur, iſt der Wirbel 
von Gefhsften, eine aeräufchvolle Dienae; der, Wirbel aufrüh⸗ 
riſcher Ledenſchaften⸗ ihre ungeftiime Bewegung/ welche gleich⸗ 
ſam alles wu2 ſich ihrem Kreiſe nähert, mit fich forgreißt ; die 
Welt it eine verführerinn, welche auch das geſegteſte Ges 


Pr 


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EUR 
muth in ihre Wirbel reißt. (3) In vielen einzelnen Füllen iſt ee 
ein Werkzeug, oder Theil eines Werkzeuges, weicher fich um feine 
Achſe, oder um einen feften Punct bewegt. Go wird die Scheibe 
ober Rolle, um weiche bey Hebegeugendas Seil gehet, in Rieder 
ſachſen der Wirbel genannt, im welcher Bedeutungesdochim - 
Hocdteutichen fremd iſt. Der Wirbel an einem Lentler, aneis 
nem Bierbahne, ander Violine und Clavieren, ift ein ſolcher 
Theil, welches in einer Offnung eingedreher wird, dort zu ver⸗ 
fliegen, und bier die Saiten zu fpanuen. Anden Fenftern wird 
er auch der Reiber genannt. In andern Fällen find die Wirbel, 
Ringe oder ähnliche Theile, welche einen in einer Öffunng beweg« 
lichen Savfen tragen, um einem Theile einer Maſchine eine Bez 
wegung nach ollen Seiten zu geben, wie an dem Steigbügel, den 
Reitſtangen, Fruerſpritzen, n.f. fi Auch der Krummzapfen an 
einem Kate, reicher fonft auch die Kurbel heiße, wird zumeis 
len der Wirbel genannt, Anden Auftern iſt dev Wirbel der Korte 
ſehnichte Muskel, welcher auch unter dem Nahmen des Bammes 
befannt iſt. — Han 
Anm. Im Nieder ſachſiſchen Warbel, fm Schwed, Hwirfwel, 
im Engl, Whirl, Die Endſylbe ei iſt die Ableituugs ſhibe, welche 
ein Werkzeug, Ding, Subject bezeichnet, Die erfie Hälfte ſtam⸗ 


inet von dem im Hochdeutfchen veralteten Berbo werben, ih im _ 
Kreifedrehen, Schwed. hwerfwa, ber, wovon fich bey den alten 


Schriftſtellern nod)-bäufige Syuren finden. Ottfried fagt von ei⸗ 
nem Hade, emmizigen werbit, es dredet fi) beſt ndi berunt; 
und von ver Hiumel: iher himellusio ware drebete 
fich herum, Eben demſelben ift Würbi; die Achſe. Ia deu Lat. 
vertere, vertex, gyrare, unlsin unfermwirren in verwirren, 
find die Wurzellaute genau damit verwandt, ©. auch Wirtel, 
Ver Wirbelbalten, des —s, plur. uunom, fing. Siche Wis: 
belſtock. 


Dabs Wirbelbein, des — es, plur. die —e, Beine an den hie 


riſchen Körpern, welche ſich nach allen Richtungen in einander be⸗ 
wegen, und von den Gelenfbeinen noch unter fHicden find, Solche 
Wirbelbeine machen z. B. den Ruckgraihaus; der Wirbelfno- 
chen. Von dem veralteten Verbo werben werden fig in einigen 
Gegenden auch noch Gewerbbeine genannt. RR 


Der Wirbeldofien, des— s, ’plur. inuf. eine dem Don 
ähnliche Pflanze, wegen der Geſtalt ihrer Blume, Clinopodium . 


Linn. das Wirbelfraut. \ Sir i 
Die Wirbelgegend, plur. die—en, dirjenigeGegend am Haupte, 


wo die Haare in einem Wirbel gewachſen ſtuid, auch nur derWirbel. 


Der Wirbelgeift, des — es, 
Menſch. 

Wirbelhaft/ adj. etadv.einem Wirbel aͤhnlich. So wird es 
zuweilen für ſchwindelig gebraucht. 

Wirbelig, adj. et adv. einen Wirbel enthaltend, ſich im Kreiſe 
dreheud. Das Haar iſt wirbelig gewachſen, wenn es einen Wir⸗ 
bel bilder, Am häufigften im figürlichen Ver ſtande, wo es theils 


plur. die — er, ein unrubiger 


ſchwindelig ift, teils auch die Empfindung eines Kaufches bezeich⸗ ur. 


net. Wirbelig ſeyn, einen Naufch Haben. 


Der Wirbel£aften, des—s, plur. urnom. fing,dielänglide 
ffnung in dem Halfe einer Violine, worin fich die Wirbel befinden. 


Wirbelknoͤchen, des —s, plur. ut nom. fing, S. Wir« 
belbein. x 


Das Wirbelkraut, des — es, plur. inuf, ı. ©. Wirbeldo⸗ 
fien. 2. Auch der Aftragalus Zinn. Bi — 
Mirbeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfs vorte haben. 1. So 
fern Wirbel eine Art des Lautes iſt, einen Wirbel ſchlagen. 
Beſonders auf der Tro mel; zuweilen aber auch von dem trile. 


gallen. 
Dann 


1372 


, 


Vernden Gefange mancher Bögel, 3.8. der Lerchen und Htacbiie , 








ie E73 Bir- 


Dann wirbelt heller Siegesgrfang ihm nach, 
Seſtürmt in Deut ſche Saiten, Denis, 


- +. Sich im Kreife bewegen, Wirbel machen, Der Wins ** 


belt im Staube. 
Flamme wirbeit ſich in der Luft, 


Das Waſſer wirbelt ſich. Der Dampf, die 
Wir wirbeln in der Welt 


berum, und vergeffen in derfelben unfere Beflimmung. Zur - 


weilen auch, eine wirbelfafte Empfindung machen, Der Wein 
wirbelt mir im Bopfe. - So auch das Wirbeln, und der Wir: 
bei, von welchem Irgtern Worte das Verdumgebildet zu feyn 
ſcheinet, ob es gleich auch ein Iteralivum von dem alten werben, 
im Kreife dreben, ſeyn kann. 


Der Wirbelſtock, des — es, plur. sie ho, dasjenige Holz - 


Auf dem Boden eines Gtavier- Kaftens, worein die W edel befeſti⸗ 
get werden; dev Wirbelbalken. 

Die Wirbelf‘ ucht/ plur.car. in einigen Gegenden ein Nahme des 
Schwindels, fo fern er eine Krankheit iſt; befonders eine Krank⸗ 


beit der Schafe, Schweine u. f. f. ben welcher fie fich im Kreiſe 


berum drehen. So auch wirbeljüchtig, mit diefer Krankheit be⸗ 


haftet. 

Det Wirbelwind, des —es, plur. die —e, ein Wind, bey wel⸗ 
chem ſich die Luft in einem Kreiſe drehet, und welcher eigentlich 
aus zwey einander eutgegen blaſenden Winden beſtehet, die da, 
wo fie zuſammen ſtoßen, die Luft iu einem Kreiſe herum treiben. 
Niederſ. Triſelwind, von Triſel, (Orehſel,) ein Wirbel, Kräus 
ſel; in andern Gegenden Zwirbelwind, Eine ſolche im Kreife 
ber um getriebene Luft beißt ein Windwirbel,. 

"Die Wirderung, plur. die — en, einim Hochdentfchen verals 
teres Wort, die Shäsung, Beftimmung des Werthes zu bezeich⸗ 
nen, wofür. Würdigung in manchen Fällen üblicher iſt. Es 
kommt noch 3 Mof, 27, 28 vor, und iſt von dem gleichfalls veralte⸗ 
ten Verbo wirdern, ſchätzen, von werth, würdig, gebildet. 

Das Wirkbret, des— es, plur, die—er, bey den Bädern, 


das DBrer, worauf fieden Teig wirken; der Wirfeifch, fo fern 


es ein Tiſch iſt. 

Das Wirkeiſen, dis — s, plur. ut nom, fing. bey den Huf⸗ 
Schmieden, das Eifen, womiteinem Pferde der Huf ausgewirket 
. wird; das Wirfin. fer, 

‚Wirken, verb, reg, welches auf doppelte Art gebraucht wird. 
1. Yl8 ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Veränderuns 


* 


gen in einem andern Dinge hervor bringen, am häufigſten von 


teblofen Subjecten. Pine Yrzeney wirft, wenn fie Verände⸗ 
rungen in dem Körper hervor dringt. Der Wein wirft, wenn 
er fröhlich, fehläferig u.f.f. macht. Der Gegenfland befomme 
amhäufigfien.auf. Die Luft wirkt auf den menſchlichen Kör⸗ 
per. Die Sonne wirft auf die Erde. Auch von moralifchen 
Veränderungen, Meine Vorkellungen haben gar nicht auf fein 
verz gewirkt. Auch in den folgenden tätigen Bedentungen kann 
es oft abfolutennd als ein Neutrum gebraucht werden, wenn der 
Hecufatinder Veränderung verfhwiegen wird, 

2. As ein Activum. 1. Beardeiten ;, nur noch in einigen 
Fällen des gemeinen Lebens, So wirket z. B. der Bäder der 
Teig, wenn er ihn zum legten Mable duchinztet, Der Hafſchmid 
wirket den Huf des Pferdes, oder, wirket ihn aus, wenn er 
ihn vordem Befchlagen mit dem. Wirtmefer ausſchnridet, oder 
ausarbeitet, In einer alten Überfegung der Bibel vor Luthern 
heißt e3 von Adam, ex wirfete die Erbe, für bauete, 2. Durch 
Arbeit hervor bringen , auch nur nochin einigen Fällen des ges 
meinen Lebens. Beſonders werden geiviffe fünfliche Arten des 
Webens nicht weben, fondern wirken genaunt, Strümpfe, Ta— 
peten, Borten, Spitzen, Damaf wirken. Judeſſen ſcheint v3, 
daß wirken nnd weben im Dberbeutfchen gleich dedeutend find, ins 
den man dafeibit auch Leinwand wirket. 3, Beränderungen. 


Bir 1574 


hervor bringen, mit dem Accuſative diefer Veränderung, und zwar 
am bäufigften von moralifchen Beränderungen, aber auch hier nur 
no in manden Fällen. Gort wirket fo wohl das Wollen als 
das Bollbringen. Meine Doritellungen haben doc fo v.el 
gewirket, daß u.f.f. In etwas wirken, deffen Zuftand vır- 
ändern, Am häufigſten gebraucht man diefes Wort noch int: F 
Theologie; außer derfelben aber nur im allgemeinen Berftantr, 
oder, wenn die Veränderung nur allgemein, z. B. durch viel, 
wenig, nichts u. (.f. beftimme wird. Wird fie genauer bezeich⸗ 
net, fo find andere Verba üblich. So fagt man z. B. im Hoch⸗ 
deutſchen nicht mehr, fein Glüd wirken, .fondeen machen, oder 
ſich glücklich machen, oder. zu machen ſuchen, an feinem Glüde 

„arbeiten, nicht Gutes, Böfes wirken, fondern thunz; nicht ein 
Wunder wirken, fordern chun, verrichten ; nicht Solgen, vere 
anserungen wirken, fondern hervor bringen u. ff. Dairs 

deſſen das Participium wirfend, und das Subſtantivum die Wir 
Fung öfter im allgemeinen Verflande dorlommen, 5. B. die wir⸗æ 
kende Urſache, fo werden fieauch häufiger gebraucht, S. Wir⸗ 
kung an feinem Orte beſonders, ingleihen Werk. 

Anm. Ju Niederſ. werken, bey dem Kero, Ditfried u.f.f. 
fo wohl werchon als wirken, werkon, wovon das erſte irre- 
gulär, die legtcen aber regulär conjugiret "Wurden, geworcht, 
für gewirft. Bey den jent gedachten Schriftſtellern wird es noch 
ſehr Häufig für bauen, ſchaffen, arbeiten u. ff, gebraucht, für weis 
he Bedeutungen, die obigen librebleibfel ausgenommen, jestber 
flimmtere Berba üblich find. Das Verbumift alt, und lauter ſchau 
bey dem Ulphilas wanıkjan, undim Schwediſchen ohne Dlafir 
laut, yrka, woraus echellet, dag es mie dem Griechiſchen egyon, 
‚und vielleicht auch mit dem Lat. urgere verwandt if. Die bin 
vielen noch übliche Schreibart wür ken iſt fo wohl wider die —* 

ſtammnug, als wider die wahre Hochdeutſche Ausſprache, weldhe 
bier ein i, nicht aber ii hören läſſet. Wider die Abſtammung iſt 
fie, weil Wer? und wirken auf das genaueffe mit einander. ver- 
mandt find, eund i aber häufig in einander übergehen, aber nicht 
foleicht e undii, Auch die Schreibattder Alten ift für das i. 

Der Wirker, des—s, plur. ut nom. fing. Fäinin. die Wir- 
Fesinn, eine Perſon, welche wirket; aber nur noch in den behden 
erſten Bedeutungen bes Activi. So beißt derjenige Baͤckergeſell, 
welcher den Teig auswirket, der Wirker. In der zweyten thätie 
gen Bedeutung iſt es nur in den Zufammenfegungen Strumpf- 
rg Bortenwirker, Tapetenwirker, Seidenwirker u. fr 
übli 


Wirkli v, adj. etadv. ı. — Wirkung beſtebend, im Ge⸗ 


genſaze deſſen, was bloß der Fahigkeit nach vorhanden iſt. Im. 
die ſem Berſtaude find wirkliche Sünden in der Theologie, weiche: 
in fresen Handlungen befteben, zum Unterfchiede von der Erb⸗ 
finde. 2. Als Wirkung, folglich in der That vorhanden, mit 
Kraft zu wirken verfeben, im Gegenfage deffen, mas nuc dem: 
Rahmen nach etwäsift, Wirklicher zofr ath, zum Unter ſchiede 
von einem bloßen Titular⸗gofrathe. In welcher Bedeutung as 
denn auch ſehr hauftz als ein Ado rbium der Verficherung ge 
brau bt wird, für in der That,in ser Wahrheit. Es ig wirk 
lich geſchehen. Ein Ubermaß von Sreude kann den Los vers 
urjachen, und verurfacht ibn wirklich öfter, als man wohl 
den?t. Glaubſt du wirklich, Haß er'fommen wird? 3. Als: 
Wirkung, der Wirfung nad vorhanden, im Gegenſatze deffen, 
was bloß möglich iſt. Wirklich verden. Nicht bloz mözligp,. 

fondern wirklich, 


Die Wirklicpfeit, plur.car. die@igenfchaft,da erwas wirklich 


ift, befonders in der dorigen dritten Bedeutung, zum Unter ſchlede 
von der Moglichkeit. Die Wirklichkeit des Teufels hingnen. 
© Einbildung / du hai ale Reige der ——— 4 


Öggsg * ge 


) 


4575 Bir 


Das voiermöfter, des —s, — ut he fing. ©. Wirkeifen. 

Wirtfam,— er, — fir, adj, et ade. eitt Beſtreden üngerkd, 
zu wirken, d. i. Beränderungen bervor zu bringen, und in 
eugerer nnd gewöhnlicher Bedeutung, ein ftarkes, tebbaftts, 
oder beſtã idiges Beſtreben diefer Art äußernd. Eine wirk⸗ 
fame Arzeney, welche merfliche Veränderungen i in den Körs 
per hervor dringet. Wirffam werden, machen. Zine wirk- 
ſame Erkenntniß, weiche auf deu Willen wirft, eine leben: 
dige. Kin wirffamer Menſch, wofür doch gejchäftig uud 
thatig üblicher find, 

ie Wirfiamkeit, plur. inufit.die Eigenfchaft, der Umfand, 
da etwas wieffamift, die Fähigkert zu wirken. Die Wirkfamkeit 
“einer Arzeney. Der Glaube muß ſich in einer bettandigen 
wirkſamkeit und thatigen Geſchäftigkeit befinden. 

Der Wirktiſch, des — plur. die —e, bey den Bädern, ©, 
Wirkbret. 


‚Die Wirkung, ER die — en, eine gewirfte, d. 1. vom einem 


andern Dinge hervor gebrachte Veränderung, eine jede Beränder 
zung, fo fern fie den Grund in einem andern Dinge bat, oder 
darin habend beirachter wird, Reine Wirkung tbun. Alue un— 
feve Dorkiellungen harten, thaten Feine Wirfung auf ibn, blie⸗ 
ben ohne Wirfung. - Wollte der Simmel, daß ihr Ratb feine 
Wirkung thäte. ibernariwlihe Wirkungen. Ein Gemablde 
thut viele Wirkung, wenn es die untern — in eine lebhafte 
Bewegußg fegt, 

Der Wirkungskreis, des— es, plur. Sie — e, der Kreis, b.i, 
Umfang, in welchem ein Ding wirfet, oder wirken kann; der 
Wirkungsraum, aber nicht fo gewöhnfich, 

Das Wircbund, Ses —es, plur, die — bünde, in der Lande 
wirthſchaft, ein Bund Wirriroh. 


Wirren, verb, reg. act in undeutlichen Kreiſen unter einander 


ſchlingen, oder bewegen; ein Wort, welches für fich allein felten 


mehr gebraucht wird, in verwirren aber defto häufiger if, Rur 


im gemeinen Leben hörst man noch zuweilen, etwag unter einens 
der wirren, Bey dem Ottfried wirren. Das doppelte r ver» 


rãth fon, daß es ein Iterativum oder Intenfivum von einem 


Verbo wlren iſt, welches noch in dem Schtoed. wira lebt, und 
im Kreife bewegen, Lat. gyrare, bedeutet, und womit auh Wie⸗ 
bel, der Wurzel nach ‚ nahe verwandt ıfl. Bey verwirren iſt 
bereits angemerfet worden, daß diefes Verbum zwar regulär 
gebet, daß. aber im Participie verworren Bblicher ift, als ver⸗ 
wirrt. 

Pr Wirrgarn, des. —es, plur. inuf, verworrenes Bar, im 
gemeinen Leben. 

Das Wirrſtroh, des — es, plur. cär, in der Banbewieihfehaft, 
verworrenes Steod mit zerfnickten Halmen, Brummfirob; zuin 
Unterf&iede von dein geradebalmigen Schüttenſtroh. 

Der Wirrwarr des — es, plur. die —e, eine verworrene Ver⸗ 


wifhung mebrever Dinge, Sich aus dem Wirrwerr nicht berz 
Salmafius 


aus finden Fönnen, aus dem verworeenen Handel. 
mache über diefe Stelle einen trefflihen Wirrwar, Leſſ. Es 
ift durch eine Verdoppelung des Wortes wirken, mit bloßer Vers 
änderung des Bocales gebilder, nach welcher Form mar im Rie- 
derdrutferdimehrere Wörter bat; z. B. Shnieihnad, Wibbel: 
wabbei, Tireltärel u.f.f. Im Hot entſchen iſt diefe ganze Form 
fremd, indem man vom derfelden hur das einzige Vort Miſch⸗ 
maſch hat, dem es aber auch an der nöthigen Würde für die edle 
Schreibart fehlet. Dieſer Mangel drückt das Wort Wirrwarr 
noch wiehr, indem man im Hochdeutſchen dafür Gewirre bat, 
daher jenes nur noch zumeiien in den niedrigen Sprecharten gehö⸗ 
vet wird, obgleich Leſſing ans Vorliebe für die Riederſächſiſche 
Mundart es mehrmahls gebraucht dat. ©, Wiſchwaſch. Rs 





Bir as 


Derwhfgt des — rg, plur. inuf. ber Rısme einer Art Koh⸗ 
les mit krauſen Blättern, welcher auch ‚Serstobl genaunt wird, 
und mwopon man fo wobl eine be, als grüne Art bat; 


Braffica oleracea-Sabellıca Linn. Im gemeinen Leben‘ : 
wird das Weri febr verfchieden ansgefprocen, Wir, Wer⸗ 


fing, Werth, Wirfping, Wirfchrobl, Möräing, Dürfchs 
Pohl, u.f.f. Die Eudſylde ıng-ift die‘ Ableituugsfylde; Wirg 
aber ſcheinet gleichfalls zu wirren zu gebören, und die Frgüfe 
Beſchaffenbeit der Blätter zu bezeichnen. Im Fetefifchen if, 

daher Wirſena eine Nunzel, Indefſen kann es auch jenn, daß. 
es das alte Wort Wurz, Wir; if, welches oft Gemöfe über» 
haupt bedeutete, 

Der Wirtel, des—s, plur. utnom. Buy. ein nur nod 4 den, 
jenigen Gegenden, wa man das Spinnen vermirteit der Spindel 
verrichtet, bekanntes Wort, den ıhönerhen Ring zu bezeichnen, 


welcher an die Spindel geſteckt wird, damit felbige deflo beſſer here _ 


um laufe; der Spinnwirtel, Das Wort ift mir-wirren , Wır- 
bel, und vertere eines Stammes, inden der Besriff der kreis⸗ 
förmigen Bewegung auch Bier der herrſchende if, 


Das Wirtelbeir, des — es; plur, Sie —e, der Rehne ai 


gewiffen Beines an dem Dbernfe, und zwar ande oberſten 
Theile desfelben; Pat, Allragalus oder Talus. 

Der Wirth, des — es, plur. die — e, Fämin. die wiethinn· 
1, Überhaupt, sine Perfon in Růckſicht aufdie Verwalinug ihres 
Vermögens. So nennt man jeinanden einen guten oder ſchlech⸗ 
ten Wirth, wenn er fein Vermögen gut oder ſchlecht verwaltet, 
oder anwendet, In etwas eingefebränfterm Berflande, eine Per⸗ 


fon in Rüdfiht auf. die Hausbaltung, wie fie der Hausbaltung 


"vorftebet. Die Selder als ein guter Wirth behandeln. =. In 


einigen engeren Bedeutungen. (1) Die mänıtlice und weiblide 


Hauptpeifon einer Haushaltung merden, befonders wenn es ge⸗ 
ringe Perſonen find, oft der Wirth, die Wirchinn, noch bänft- . 
ger und. beffimmter aber Sauswireh und Sauswirtbinn ge⸗ 
nannt. 
bewohnt, Hauswirrhen, Familien. (2) *Der Ehemann unddie 
Ehefrau ; eine jest veraltete Bedeutung, welche aber ededem febe 
gangbar war, (3) Eine Perfon, welche einen oder mehrere Bäfte 


verpflrger, d. i, mit Wobnungund Nahrung verforgt, es geſchehe 


nu: ans Freundichaft oder gegen Bezahlung. In diefer Bedeur ; 
tung ift der Wirth dem Gaſte, oder den Gäften entgegen gefegt, 


Geſchiehet die Berforgung füe Bezahlung, fo gibt es wieder ver- - 


ſchiedene Arten von Wirtben, welche durch die Sufammenfe Buns 
. gen Gaftwireb, Speilewineh, Soenfwirch, Bierwirth wif. 
„näher befkinms werden, 


Anm. Im Niederdeurfchen Wehrt,. in einigen Dberdente * 


ſchen Mundarten gleichfalls gedehnt, Wibrr, im ‚Shrei 
fen Wärd. Von diefer Debnung rühret vermuthlich noch das 
tb. her, mit welchem das Wort geſchrieben wird, ungeachtet _ 
es im Hochdeutſchen geſchärft lautet, Was die Abſtammuug 
betrifft, fo iſt es ohne Zweifel von wahren in bewahren, vor 
welchem au unfer warren abflammet, indem der Begriff,der . 
Beforgung , der Pflege, dee Aufſicht, in allen Bebentuugen 
ber berefchende iſt. 
Wirthbar, — er, — ſte, adj. etadv. bewohnbar, Demopät, fo 
wie unwirthbar, unbewobnbar, 
Unter dem laubichten Dach der alten wirthbaren Linsen, 
Zadar, 


Das Wort ift von einigen neuern, emuihlich nach Art diefer ; 


Herren, auf Gerathewohl, und ohne etymologifdge Kenntniß ge⸗ 
bildet worden, indem wirthen für haufen, wohnen, fängit verelter 
iſt, wenn eg anders je üblich gewefen, daher das Wort nur einen . 
fehr dunfein C egeiff DER PER i 


Das Dorf war vor dem Kriege mit ſechzig Wirtben 


Le 


Wir: -, 


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BES 


x 







TREE GE — — 


nn BI u er A 2 a h —2 
we DH E z 


ee 


wirıben. weldes ©, 


Die Wirtbinn, plur. die — en, S Wirth. 
Wiethlich, —er, — fie, adj. et adv. den Eigenfchaften eines 
- guten Wirtdesgemäß,unddariu gegründet; wofür doch wirth: 

ſtcdaftlich im Hochdeurfchen üblicher iſt So auch die Wirthlich⸗ 


keit. 


Die Wirtbſchaft, plar. Sie —en. Die Sandbabung eigenen 


oder fremden Vermögens‘, der Inbegriffder Rabrungsaefhäfte, 
und deren Verwaltung, fo wohl überhaupt, aller häuslichen 
Gefchäfte, oder auch nur der zufammen gehörigen Geſchäfte einer 
Art; ohıe Plural, Die Wirebicpaft verliehen. Der Wirebfchaft 
vorkeben. Pine nute, Schlechte Wirthſchaft führen. Die 
Lauswirthſchaft, Landwirthſchaft, Seldwirehfchaft, Jorfiz 
wirthſchaft, Gaftwirthſchaft u.f.f, In engerer Bedeutung 
gebraucht man es theils von dem Inbegriffe der häuslichen Ges 
fdäfte; fo fagt man z. B. iemand habe feine eigene Wirthſchaft, 


- wenn er die haustichen Geſchäfte felbft verwalten und beforgen * 


laßtʒ ıpeits von dem Jubegt iffe der zu einem Gaft- oder Scheufs 
wirthe gehörigen Geſchafte, und deren Berwaltung. Wicth- 
ſchaft treiben, ein Gaft- oder Schenkwietd ſeyn. Die Wirch: 
ſchaft verpahten. Im gemeinen Leben if Wirthſchaft oft 
die Handhabung eines jeden Beſchäftes, aber gemeiniglich nur 
im verüchtlichen Verſtande, von einer verworrenen, ſchlech⸗ 
ten Handhabung desfelben, Sie haben eine fchöne Wirth: 
Schaft in dem Garten. angerichtet: Was ift das für. eine 
Wirthſchaft? 2. Eine Luftbarfeit bey Hofe, nach welcher die 
häuslichen Gejchäfte eines Gaſtwirthes in einer Verkleidung 
vorgeftellet werden. 3. Der- Inbegriff der zu den. häuslichen 
Sefbäften gehörigen Perfonen, eine Familie. So fagt man 
oft, ein Dorf befiebe aus zwanzig Wirchfopaften, wenn es 
aus fo vielen Familien beftebet, 

Anm, Das Wort iff alt, und lautet fon bey dem Rotter 
and andern Wirthlcaft, wird aber daſelbſt am bänfigften von 


einem Schmaufe, einer Gaſterey gebraucht, von Wirch, fo fern. 


derfelbe den Bäften entgegen geſetzet iſt. 


Wirthſchaften, verb. reg. neutr. Wirthſchaft treiben, eigenes 


oder anvertrautes Vermögen handbaben, daes denn nach dem ver- 


" fhiedenen Umfange des Subfantives wieder in ver ſchiedenen Bes 


deutungen gebrandht wird, Dft bedeutet es überhaupt, anders 
trauteNahrungsgefchäfte verwalten. Wer z. B. einen anvertraue⸗ 
ten Wald nicht forftimäßig benuget, von dem fagt man, er wirth⸗ 

fchafte ſchlecht, oder übel. In engerer Bedeutung beieldinet es 
bald Landwirihſchaft baben, oder treiben, ein Landwirth fenn, 


bald Gaſt · der Schenfwirthichaft treiben, cin Gaſt · oder Schenfs 
wirth ſeyn. Feruer im gemeinen Leben, ein Geſchäft auf 


eine vermorrene Art verwalten, 


Der Wirthfinafter, des — 8, plur.ut nom. fing. Fämin.die " 


wirthſchafterinn, eine Perfon, welche Wirthſchaft bat, oder 
treiet, befonders in Rückficht auf die Art, wie fie felbiee ver- 
maftet. Kin guter Wirtbichafter, ein guter Wirtb, Am bäufig- 
ſten gebraucht man es von Perfonen, weiche der Wirthſchaft an- 
derer vorgefegt find, und weiche man and Saushälter , Baus 
halterinnen gu nennen pflegt. | 


/ Wirthſchaftlich, — er, — ſte, adj.et adv, einer guten Wirth» 


Schaft gemäß und darin gegründet. Wirebfchaftlihe Ordnung 
und Keinlichkeit. Kin Gut nicht wirthſchaftlich verwalten. 
So auch die Wirehiebaftlichkeit. 


Das Wirtbfchaftegebäude, des —s,plur. ut nom. ng, ein 


allein zur Wirthſchaft beſt iaimtes Gebäude, an gi ig 
von dem Wohngebäude uf 


U: ae 


Wirtben, verb. irreg. act. Wirth ſeyn, einen Gaft mit Woh- Das Wirthshaus, des—es, plur. die —häufer, von Wirth, 
uung und Nahrung verſorgen; nur aoch in dem abgeleiteten ber ° 


fo fern es einen Gaft » ode Shentwicth bedenter, ein Hans, in 
welchem Baft- oder Schenfwirtbfchaft getrieben wird ; ein Gaft, 
bof, eine Scheufe, ein Weinhaus, Bitrhaus u. ff. Am Schwa⸗ 
benſpiegel Lithus, Leutebaus. 

Der Wiſch, des—es, plur. die—e, don dem Verb⸗ wiſchen. 
1, Ein Werkzeug zum Mifchen, oder Abwifchen ; befondersiu den 
Sufammenfegungen Sorftwifch, leder wiſch —— uff, 
2. Ein Strobwiſch, d. 1. ein Bündel, leicht zuſammen gebundenen 
Strohes, fo fern dasſelbe als ein Zeichen verbothener Wege, des 

freyen Berfaufes auf dem Märkte, u, f.f. zusgeftedet wird, 3. 
Eine ſchlechte unbedeutende Schtift, im verachtlichen Verflande, 
Laffen fie mich nur die Wifche nicht Länger halten, Leſſ. 4. 


In Jrrwiſch bar diefes Wort noch feine erfte onomatopdietifche : 


Bedeutung , von der leichten und zifchenden Bewegung, © 
Wifchen. - 

Wirchen, verb.reg. welches aufgedoppelte Art gebrandht wird, 
1. Als ein Neutrum, mit den Hülfsivorte feyn, fich auf eine 
leichte, fehnele ud dem Laute diefes Wortes angemeffene Art 
fortbewegen, Er if Mir unter den Händen davon gewiſchet. 


Ehe ich.es mir verfabe, wifchte er in das Hans.. S. auch die 


Zufammenfegungen Entwiſchen, Exwifchen , Durchwiſchen, 
Sortwifhen u. ſef. 2: Alsein Activum, mit einem weichen 
Körper fiber etwas binfahren, es zu trodnen, reinigen uff. 
Den Mund, die Naſe wifchen, für abwiſchen. Sich den Schlaf 
aus den Augen wifhen. S. auch Abwiſchen, Yuswifchen, 
verwiſchen u. f(f. 

Anm. Im Niederf, wifken, im Engl. whiſk. Es iſt eine 
unmittelbare Dnomatopdie, und da der Lant, welchen es bezeichnet 
und nachahmet, mit zwey fo ganz verfchiedenen Bewegungen 
verbunden iſt, fo darf man.fid auch nicht verwundern, wenn 
beyde nur einen und eben denfelben Nabmen haben. - 

Der wifcher, des — 8, plur. ut nom, fing. 1. &ine Perfon, 
welche etwas wiſchet, oder abwifcher, velleicht aur ſelten. 2. 


Ein Werfzeug, etwas damit zu wifchen; oder zu reinigen, indie 2 


len einzelnen Fällen. So iſt der Wifcher, oder WifchEolben, in 
der Artillerie, eine Art Bürſte aneiner langen Stange, die Kar 
nonen damit auszuwifchen. -BcH dein Fleinen Gewehre if eg eim 
Kröger, den Lauf vermittelff eines Lappens zu reinigen, Bey 
den Zeichnern iſt es. ein Stückchen zufammen gerolltes Papier, die 
 Rötbelfiriche zu verwifchen, Und fo in andern Fällen mehr. 3: 
Figürlich, ein derber Verweis, fo wiederfelbe auch ein A usputzer 
genannt wird, Jemanden einen Wiſcher geben. 

Der Wiſchfang, des — 8, plur. imuf. bey den Jägern, eine 
Art, die Vögel zur Winterszeit bey tiefen Schnee, vermittelt eis 
nes auggefteften Wifches Getreide zu fangen, 

Der Wiſchkolben, des — 3, plur.utnom, fing. S. Wifcher, 

Der wiſchlappen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Lappen 
zum Abwiſchen. 

Das Wiſchtuch, des— rs, plur. die — tücher, ein Tuch zum 
Abwiſchen. 

Der Wilhwalcdh,des—es, plur. Sie—e, ein Gefhwäß, doch 
nur in den niedrigen Gorrdäriin. weil die Form, nach welcher 
dieſes Wort von waschen, ſchwatzen, vermittelft der Wiederhob- 
Ing gebildet ift, den Hochdeutſchen fremd und unedel iſt. Siche 
Wirtwarr. 

Der Wismuth, S. Wigmurb. 

Der Wifpel, des—s, plur. ut nom. fing. eine Xrt Maße trodt- 
ner Dinge, befonders des Getreides, welches dem nördlichen 
Dentfchlande vorzüglich eigen if, undin den meiften Gegenden 
zwey Malter , oder 24 Schäffel hält. Judeſſen gibt es doch Orte, 
wo gr mehr oder weniger Schäffel Hält, wa aber die Urſache in der 

-Ögg38 3 Größe 


* 


ma 


Größe der Schäffel zu liegen (ceinet, So Hat er im Brauſchwei⸗ 


giichen 3, und in Hamburg 10 Schäffel. 


Anm. Iu Niederfachfen gleichfal® Wifpel, in einigen Oegen⸗ 


den Winfpel. Das Wort lautet im Chron. Mont. Sereni 


bep dem Jahre 2217 Wilchepele, in NRiederdeutfchen Ur- _ 


funden Wihelchepele, und in einer Belziger Urfunde von 
2383 Weinſchaffel. In einer Urkunde von ı250 in Stap⸗ 
forfts Hamb. K. 9, Th. 2, ©. 31 beißt es: drey Wyſpel 
welfhern Wichſchepel werden genomer. Vielleicht von Wic, 
vieus, d. i. Stadtfeheffel, Stadtmaß. In einigen Gegenden 
werden auch die Mifpeln, Wifpeln genannt. : 
Wiſpeln, no h häufiger, Wifpern, verb. rey. act, et neutr. 
im legten Falle mit dem Hülfsworte haben, welches in der ver» 
traulichen Sprechart zuweilen für Bifteen gebraucht wird. Aus 
der; Stande wilpeln, Eſ. 27,4. Jemanden etwas in die Oh⸗ 
zen wifpeln. So auch das Wifpern, Engl. Whilper. Es ift 
eine Dnoniatopdie, fo wie flitern, das in einigen Gegenden üb 


liche ziſcheln, das Schwed. hwiska, das Lat. fibilare, und 


‚andere mehr. Don eben diefer Onomatopdie nennt Hagedorn 

einen ſolchen Flifterer oder Wijpeler, Bisbill: - Eh 

Der Zifchler Älteſter, Bisbill, 

2 Lehrt heimlich, was ex lehren will, 

Das Wifperlein, des —s, plur, ut nom. ling. in einigen 
Dberdeutfchen Gegenden ein Rahme des Weidenzeifiges, vers 
mutdlich auch wegen feiner Stimme. , 

Wißbar, adj.etadv. was man willen fann, wovon man klare 
Vorftellungen haben kann. Der ganze Inbegriff des Wiß- 
baren. So auch die Wißbarkeit, obgleich dasfelbe wur felte 
gebraucht wird, 2. 

Die Wißbegierde, plur. car. die Begierde, zu wiffen, das lebe 
hafte Verlangen nah Maren Vorſtelluungen. Diele Wißbegierde 
haben. Nahrung für feine Wigbegierde finden, Die Wipbes 
gierdehatdie Erweiterung des Verſtandes zue Abſicht/ die Neu⸗ 
gierde will nur Dinge wiffen, weil und fo fern fir etwwas Neues 

find; beyde find daher ehr Leicht zu nnterfcheiden. Jene iſt ein 
anſtändiges und edles Verlangen, diefe eine Fleinliche und oft dere 
ãchtliche Lüſternheit. 

Wißbegierig, — er, — ſie, adj. et adv. ein lebhaftes Verlan⸗ 
gen ãußernd, etwas zu wiſſen, klare Voeſtellungen zu haben, 
und darin gegründet. Ein wißbegieriger Jüngling. 

Wiſſen, verb. irreg. act. et neutr. Prãſ. ich weiß, du weißt, 
er weiß, wit wiffen uff. Conjunet. daß ich wiffe. Juiperf. 
ih wußte; Conjunct. wüßte; Partieiv. gewußt. 

1, $n dei weiteften und gewöhnlichften Verſtaude, eine Flare 
Borftelung vondemn Dafenn einer Sache und der Art desiriben 
haben. Sowohl mitdem Accufative. Ich weißeslange. Den 
vechten Weg willen. Ich weiß das Haus, d.i. weiß, wo es 
ſtebet. Ich weiß die. ganze Gefchichte fchon, fie it mir. fchon 
befannt. Beinen Rath wiffen; ich weiß mir Feinen Rath. 
Weißt du eine beffere Geſellſchaft, als die unfrige?! Das 
weißer auf ein Saar, im gemeinen Leben, für fehr genau. 
Diel wiffen, alles wiffen wollen, nichte wiffen. Als auch 
mit einer Conjunction, oder fo, daß das Prädicat einen eige⸗ 
nen Sag ausmacht. Ih weiß, daß er da iſt. Wir wiffen 
elle, daß er unfchuldig war, Du wirft doch wiffen, ob 
du ihm gut bik. Ich weiß nicht, ob ih ihm gefalle. Mr 
weiß nicht, wie der Mangel drückt. Ich" weiß nicht, was 
ich thun foll. Ich weiß, er Fommt. Ich weiß nicht, was 
für eine verdrießlihe Gemurhbsart Sie heute haben. Wil 
man ausdrucken, daß man nur einen Theil einer Sache wirfe, 
fo. befommt das Ganze das Vorwort von. Ih weiß nichts 


xon der Sache. 


2 ” 


| BE 10 
Du, der du denkſt, daß alle von die wiflen, ER 


von dir jegt alle veden müffen, Gell. 
Ich lefe es in den Yugen allerzpaß fie von unferer Unterre⸗ 


. dung wiffen. Ich weiß von nichts. Pine Liebe, die nicıs . 


von Zigennug weiß, welchefder Eigennng pöllig undefannt if, 
Die Präpofition um vor der Sache deutetan, daß man nebſt aus 


dern Kenutniß von <twaghat, oder esweiß. Sie weiß um alle 
meine Geheimniffe. Die Perfon, welcher man'eing Nachricht zu 


danken hat, bekommt das Vorwort von. Ich weiß es vonibm, 
ISwweiß es von guter Sand, von einer zuverläffigen Per ſon 
Woher weißt du das? von wen ? Las 

In manchen Fällen wird es auch als ein Heeiprocum, mit eis 
nem Adoerbio gebraucht. Sich ficher wiffen, eigentlich eime ellip⸗ 
tiſche RA. wiffen, daß man ficher ift, So auch, ſich unſchuldig 


wiſſen, ſich Feines verbrechens ſchuldig wiſſen. Auf eine ähne. 


liche Arc wird eg als ein Activum mitdem Accuſative der Perfon 


und einem Adverbio gebraucht, wo die Ellipfis noch ärkerif, 


Wie gern mocht ich dich glücklich wiffen, d.i. wie ſehr wünfchte 


ih, daß on glüdlich wäret. Willſt du mich ruhig willen, fo 1% 


fage mir nichts davon. Ich kann nicht ruhig flerben, wenn 
ich dich bey meinem Leben nicht ver ſorgt weiß. Wo es oft ei 
nen Befehl mirin fich ſchließt. Er will die Sache gethan wife 


Ten. Ich will die Sache außer Streit gefegt wilfen. Noch 


eliptifher und figürlicher ift der Ausdruck, ich viel mit erwas 
are 


. wiffen, ſtolz darauf ſeyn, fih damit blaben. NE 
Der Gebrauch mit deu Jafinitive, ich weiß ihn wohnen, flie, 


ich weiß, wo en wohnt, geböct ir pie niedrige Sprechart. Rich⸗ 
tiger find: einen etwag wiſſen laſſen, ihm Nachricht davon ge⸗ 
ben, mit den Aecuſatlve, nicht einem, weil hier die Confteuction 
des Accufativi mit den Infinifivo Statt findet. Aber meine Frau 
darfiches nicht willen Inffen, Gel. 5 B 
© liege mich der Simmel wiffen, — 

Wer mir im S plaf die ſand geküßt, eben derſ. 
Inaleichen, einem etwas zu win than, anch ihm Nachricht 
davon geben, ſchon ben dein Notker ze Wizzene tuan, Nichts 
von ſich wiſſen laſſen, keine Nachricht von ſich geben. 


Beſondere Ausdrücke find noch: Geld bey jem anden wiſſen, 


wiſſen, daß er Geld habe. Einem Dank wiſſen, ſich ibn zum 
Danke verpflichtet halten. Ich weiß es ihm vielen Dank, daß 
er es mir geſagt bat. In dieſer letzten Bedeutung ſcheinet es 
vielmehr von weiſen, in erweiſen abzuſtammen, wovon mau auch 
im Schwedifh, und andern Sprachen weta, fürgeben, leiſten, 
erweiſen bat. ; 
Wire, du follt wilfen, man muß wiffen, u, f.f. werden 

gebraucht, w.nn man etwas mit Ernſt und Nachdruck bekanut 
machen will, ! 

Wille, diefer böfe Mann 

Zielt, fo lang’ ich denken kann, Licht, — 
Sie müſſen wiſſen, daß er noch nicht die geringe Erfahrung 


bat, Ich bin ein ebrliches madchen daß fie es wiffen, oder, E 


daß file es nur wiſſen. 

in Philoſoph trat neulich bin, — 

Und ſprach: ihr Serven, wißt, ich bin, Haged. 

In der vertraulichen Sprechart wird diefes Verbum nach auf 

verſchiede ne Art gebraucht, mancherley Nebenbegriffe zu bezeich⸗ 
nen, 1. Wer weiß?eine Ungewißheit zu bezeichnen, Wer weiß 
auch, ob ich ihm gefalle, Gel. Wer weiß, wases gebörer har, 
es iſt noch fehr ungewiß, was er eigentlich ‚gehöret bat. 2. In 
andern Fällen iſt, wer weiß? ein Ausdrud der Möglichkeit. 
Wer weiß, wie viel fie noch damit gewinnen? Gell. es: if 
immer möglich, daß fie viel damit gewinnen. Wer weiß, wie 
glücklich Re noch werden, 3. In noch andern bezeichnet diefe 


a 
” 






— 
* 





a 
E 





* 
> 


— — 


— 


Form einen hoben, aber unbeftimmten Grad. Man könnte auf 


die Gedanken gerathen, daß nur, wer weiß was, an einer 
Stau gelegen fey ; Lefj. ſehr viel. Er denkt, wer weiß, wie. 


fett ich in ihrem gerzen fige, eben derſ. daß ich febr feft in 
ihrem Herzen fige. 4. Man kann nicht wiffen,, in Antworten, 
‚bedentet fo viel, als, es ift möglich. > 5. Wenn man etwas von 
einer Sache nur in fo fern prädieisen will, als man es weiß, 
ohne es eben als gewiß zu behaupten, fo druckt man. das gewöhn⸗ 
lich mit ſo viel ich weiß aus. So viel ich weiß, in er allen. 
It er ſchon dar Autw. fo viel ich weiß, nicht. Eine irre⸗ 
guläre Form iſt, weun man dieſes in Amwotten durch daß ich 
nicht weiß, und, daß ich nicht wüßte, ausdruckt, ob fie gleich 
oft in Leſſtugs Schriften vorfommt. Haben fie erwas Heues 
gehort ? Antw. Nichts von Belang, daß ih wüßte, fo viel ich 
weiß, oder mich erinnere, Auch der Gebrauch dis Participii, jo 
viel mir wiſſend iff, für bewuße, iſt tadelhaft, (S. die Ans 
merk.) Erträglicherift dafür der Benitivdes Subſt antivi, mei⸗ 


nies Wiffens, d.i. jo viel ich weiß. Er if, meines Wiſſens, noch 


nicht geiiochen, 6. Weißt du was? vder, wiſſen Sie was? 
eine gewöhnliche Kormel, etwas Neues oder —— au⸗ 
aufändigen. 

2. In einigen engern Bedeninngen, (+) Dem Getächinifie 
eingepräget haben, volflä:diger, auswendig wiſſen, wie kön⸗ 
nen. Seine Lection wiſſen. (2) Gewißbeit von der Wahrheit 


einet Sache haben, völlis davon überzeugt fen, in wel@ger Ber 


deutuug wiſſen ders glauben entgegen gefettift. Ich glaube es 


nicht blog, ſondern ipwah es. (3) Zäbigfeit Ju etwas heb-n, 


Drirtet und Wege wiffen, etwas zu thuu oder zu. bewerffieligen, 
für Binnen ; in welcher Bedentung es doch nur nie dem Infiniso 
des Prödicares und dem Worichen zu gebraucht wird. Ich weiß 
das Haus nicht zu finden, weiß nicht, wieich es finden fol, fann 
es nicht finden. Er wußte ihn nicht zu nennen. Zr wußte 
kein Wort zu RABEN. Er wußte ſeine Sache ſo geſchickt 
anzuſtellen, deß u. j. f. 

Man muß, will man ein Glück genießen, 

Die Steybeir zu behaupten wiffen, Geil, 


So verdienüvol auch ein Menſch ifi, fo muß er doch an ſich 


zu halten wiffen. Ich weiß dir keinen beſſern Rath zu geben, 
als den. Er weiß fich nicht zu belfen, weiß ſich nicht zu laf- 
fen. Er weiß zu leben. Das Dingifi nicht geſchehen, weil 
ich zu denken weiß, beffer, fo lange ich denken faun. Ich wüßte 
nich nicht zu erinnern, daß ich es jemahls gebörr hätte, 

Dabrr das Wiffen, ©, ſolches hernach befonders. 

Anm. 1, Dogleih diefes Berdum häufig mit dem Accu⸗ 
fative gebraucht wird, und im fo icon ein wahres Acrivum ift, 
fo ift es doch im Yaffioo ungewöhnlich. Man fagt zwar, ich 
weiß den Weg, ich habe es lange gewußt; aber nicht, der 
Weg wird von mir gewußt, die Sache iſt von mir längft 


gewußt worden, Das Partıcipimin der gegenwärtigen Zeit wiiz 


fend, wird als_ein Adjectiv für fich allein nur felien gebraucht, 
und vielleicht une mit den XBörtern, viel, alles, und nichts: 
der alles wiffende, oder allwiffende Gott, ein viel wiffender 
Mann, ein nichts wiffender Füngling. Als ein Adverdinn, 
wohl wiffend, daß. f. fi fommtes nur noch in den Ra zelleyen 
vor. Dir edler Schreibart maß es hier amichreiben. Aber wirt 
lich fehlerhaft ift es, dieſem Parkicipio eine paffıre Bedeutung 
unterzufchieben, un es für bewußt gu gebrauden, So viel 


mir wiff nd tik, bewußt. 


Ber Lowe ſah umber, zu bören, * 
Wem ſonft davon was wiſſend ſey, Lichtw. 
Au h das Parrieipinin der vergangenser Zeit, gewußt, wird wohl 
wicht leicht als cin Adjectio gebrauchte werdeu. 


2 Be 1588: 
Anm. e. Wiſſen, von den früheſten Seiten on, wizllan, wiz- 
zan, im Slicderteutfgen weten, bey dem Ulpbiles vitan, im 
Island, vita, im Schwed. weta, im Engl, weet, ift in der 
Hoddeusfhen Geſt alt ein Intenfionm, wir aus dem perboppelten 
s erheller. Löfer nian diefesianf, und ertwäget, dag t, dund g in 
den Mundarsen häufig in einander üdsrgehrn, fo wird es mehr 
als wahrfeprinlich, das wiffen, Hieverf, weren, und das Kat, vi- 
dere und vilus,; und Öried. dsw, (eben, Wörter Eines Stam⸗ 
mes find, indem doch alles unfer Wiſſen aus den äußern Sinner 
und beſonders dem Sehen entſpringet. Im Böhmifch.ift wedeti, 
gieisfalls jeden, und im Fopin. widze, ich ſehe, und Wiem, . 
wiezs, ich weiß. (S. auch Weiß, in der. R. A. einem erwag 
weiß machen, und Wig,) ImOberdeutſchen gehet dieſes Werbung, 
weuigftens im Präfeutt, vegulätz Ich weiß, du weifeh, er 
weißt.’ 


Dre Willen, des —s, plur, car. der $ufinirio des vorigen Ver⸗ 


bi, als ein Subſtantiv gedraucht. 1. Der Zuſtand, da man Vor⸗ 
ſtellungen von Dingen außer ſich bat, und der Jubegriff der ſelben, 
Erkenntniß, Wiffenjchaft ; doch nur ſelten. Alles unſer Wiſſen 
in Stückwerk. Das Wiſſen blähet auf. 2. Der Zuſtand, da 
man umeine Sache weiß, Kenutniß, Rachricht von derfelben 
bat; ohne Artikel und nur mit Proneminibus, Ohne mein, dein 
u.fh Wiſſen. Es gefcpieber mit meinem Wiffen, ich weiß 
darum. Weines Wiffens, fo viel ich weiß. Die Sache iſt meis 
nes Wifjens nicht sußtande gefommen, Sv and) feines, unferg, - 
ihres Wiffens. 


*Die Wiffenbeit, plur. car. der Zuffaub, daman etwas weiß, 


wie Wißenſchaft a. Einzin ſich Allein veroltetes, und nur noch 
in Allwiſſ enbeit und Unwifien beit wind Wort. 


Die Wiſſenſchaft, plur. die— en. . Der Zuſtaud, da man et⸗ 


was weiß, Kenntniß, Nach icht davor bar; ohne Plural. Ich 
habe keine Wiſſenſchaft von der Sache, oder, um dieſelbe. 
Etwas zu jedermanns Wiſſenſchaft bekannt machen, damit je⸗ 
dermann es wiſſe. Es fangt in dieſer Bedewung an, im Hoch⸗ 
deutſchen zu veralten; vernubli um der Zweydentigkeit mit 
den folgenden Berentungen Willen. Im Oberdeutſchen ift es 


noch für Andenken üblich. Benenfelben vuber in gnadigfier 


wiſſenſchaft, in gnädigem Andenken. 2. Der Inbegriff deffen, 
was man im engern Verſtande weiß, ‚der Inbedriff der kla⸗ 
ten und deutlichen Begriffe, weiche man bar, beſonders die 
Einficht ir den Zuſammenhang allgemeiner Begriffe; auch 
obne Plural. ®n Mann von vieler Wiſſenſchaft. Alle 
feine Wiffenjchaft verlieren. Auch diefe Bedeutung fomint 
wenig mehe vor. Am hänfigften gebraucht man das Wort 
noch, 3. Dbjective, von dem Inbegriffe in einander geariin« 
deter allgemeiner Wahrheiten; wodurch fid die Wiffenfchaft 
von der Kunſt unterfcheidet, indem diefe Hof Ausiibungsfige, 
jene aber in einander gegründete allgemeine Waprheiten ent 
hält, Es gibt demnach fo viele Wiſſenſchaften, als allges 
meine Wahrheiten, wie Wahrheiten Einer Art, und in einander 
gegründer betrachtet werden. 

Anm. Im Riederf. Wirfkcp, im Säwe.wetinskäp. In 
den alteſten Oberdeutſch. Schriftſtellern iſt mir dieſes Wort nicht 


„norgefomm.n, indem fie Chiwizs, Gewizzeda, Chiwizlla, 


dafür gebrauchen, 


wiſſenſchaftlich adj. et adv. von der dritten Bedentung des 


dorigen Wortes, nach Art einer Wiſſenſchaft, d. i. in einander 
georlindeser allgemeiner Wahrheiten. Die wiſſenſchaftliche Erz 
Eenninif, welhedie einze nen Dinge auf allgemeine Begriffe zus 
růck füheer, und ihre Gründe und Verbindungen einfirder ; zum 
Uarerfciede von der bloß diſtoriſchen, welche aut weiß, daf die 
einzeluen Dinge da find, uad allenfalls, wie fie da ſiud. Eine 

Sache 





sr 


— = — — ER 

1583 Bil, 

‚Sache wiſſenſchaftlich behandeln, nah allgemeinen Begriffen- 
und Grundfägen, z “2 
Wiſſentlich/ adj, etadv. mit Wiffen oder Bewußtſeyn verbun⸗ 
‚ den, und darin gegründet, Wiffentliche Simden, welche mit 
Willen gefheben. Wiſſentlich babe ieh ihn nicht beleidiger, mit 
meinem Wiffen, fo viel ich weiß. Sich vor wiffentlichen Las 
ern verwahren. Schon in den mittleren Zeiten wizzentleich. 
Es iſt von wiſſen; das eingefchalteree ift das t enphonicum, wel⸗ 
ches ſich auch in ordentlich, gefliffentlich, wefenelich u: a. m. der 
fiade. ST | SR 

Der Wißmuth, des— es, plur. doch nur vom mehreren Arten 
odey Quantitäten, die — e, der Nahme eines fehr fpröden Halb⸗ 
metalles von einer weißgelblichen, indasRörhliche ſpielendeu Far⸗ 
be, weich. 5 auf feinem Bruce ein würfliches aus Kleinen Blätt- 
Sen betehendes Gewebe zeiget. Das Wort fheinet zufammen 
gefegt zu feyn ; allein beyde Hälften find mir gleich dunkel, daher 
es ein fremdes, aus einer andern Sprache, vielleiyt aus der 
Slavon. entlehntes Wort zu ſeyn feheinet. Eswird auch Big: 

muth, Dän. Bismut, geſchrieben und gefprochen. Au Chprräi 
Nomencl. Saxon, komutt auch das Wort Mithan davon vor, 
welches dafeldft duch plumbum cinereum, Weſemot, und, 
Conterfey esfläret wird.  Conterfey bedeutere ehedem ein jedes 
nachgemnachtes Metall, paffer alfo auf Wißmuth nicht. Die Eng- 
läader nennen den Wißmuth Tinglals, die Franzofen aber 
Etain de Glace, * 

Die Wißmuthblüthe, plur, doch nur von mehrern Arten, 
die — n, im Bergbaue, ein vöthlicher Befchlag, welcher von der 
Verwitterung auf den Wißmutherzen entſtehet. \ 

Wifmutben,verb. reg. act, bey den Zinngießern, fih zum 

Köthen des Wißmuthes bedienen, — 

Das Wißmucherz, des —esplur. doch nur von mehrern Ar⸗ 
ten oder Quantitäten, die — e, vererzter, d, i. mit fremden Berg⸗ 
arten umhülleter Wigmuth, Erz,deffen vornehmſter Beſtandtheil 
Wigmurd ift. j 

Die Wifmutbgraupe, plur. die—n, im Hüttenwerfe, Stür 
de Wißmutherz , von welchen der Wißmuth abgefeigert worden, 
und nur noch der Kobald übrig ift. — 

Der Wißmuthkonig, des—es, plur. die — er, eben daſelbſt, 
ein ſprödes Halbmetall, welches aus Schmelzung des Wißmuth⸗ 
erzes entſtehet, S. 1. Rönig, 

Das Wißmuthkorn, des — es , plur. die —Förner, eben da⸗ 
feibft , Körner Wißmuthes, welche von dem Schmelzen der Wiß⸗ 
mutbäraupen entfliehen, 

Der Wißmuthrauch, des — es, plur. inuf, der in Geſtalt 
eines Rauches im Schmelzen aufgelöfere Wißmuth. ». 
Die Wifmuthftufe, plur. die —n, eine Stufe, d. i ein Stück, 

Wißmutherzes. * 

Wiſt !in der Sprache der Fuhrleute, S. sott! 

Der Witſtock, des — es, plur. die — ste, in der Rothwal⸗ 
ſchen Diebesfprache, ein dummer Menſch, beſonders, wenn er 

die Rothwalſche Sprache nicht lernen kann. Eben daſelbſt iſt witz 
tiſch, einfältig, dumm, 

Der Witten, des—s, plur. ut nom.fing; ein nur in Nieder⸗ 
ſach ſen übliches Wort, eine Scheidemünge zu bezeichnen, welche in 
den meiffen Örgenden ı 4 Pfennig gilt, fo dag zwey Witten einen 
Dreyer, acht aber einen Groſchen machen. In manchen Gegen⸗ 
den, z. B. in Stettin, gilt ein Witten zwey Pfeunige, Im-Lür 
neburgifchen, in Stralfund gilt ein Witten drey Pfennige, fo daß 
deren 96 aufeinen Thaler gehen. Ja Oſtfriesland ift der Witten 
die kleinſte Scheideinünge, indem deren dafelbft 540 auf einen Cha, 


ler gehen. Das Wort iſt das Niederfähfifhe wire, weiß, und 
hedenter eigentlich Weißpfennig, d.i. eine filderne Münze, weil 


a 


36.8 —** ARE 
x — 





En FR DOT AB 
We 


die Witten anfänglich aus Silber gefchfägen wurden, daher ‚die 
Gre Silbermünge auch in Schweden Wirren beifen. 
», As ein Neutruͤm, wit dem Hülfsworte haben, (1) Dons 
nern, unperfönlich, wofür in den niedrigen Sprech arien auch wet⸗ 
tern üblich iſt. Eswittert, bat gewitreit, 
So läßt der Froͤſche Volk fein Quaken in den Röhren, 


So wohlbeym Sonnenfihein, als wenn es wittert, hören . 


Haller, —— — " 
Figürlich, raſen, toben, da es denn Herfönlich gebraucht wird, 


> aber im Hochdeutfehen uubekannt iſt, obgleich die niedrige Sprech» 


art wettern im ähnlichen Verſtande gebraucht. In einem alten 
Kirchenliede heißt es: laß den Saran wittern, laß den Seind 
erbitteen. (2) Es wittert durch das Da, im gemeinen Le⸗ 
ben, wenn Regen oder Schnee duch das Dach dringen. (3) In 
einem andern Verſtande wich wittern in manchen Prodinzen 
gleichfalls unperſönlich von dee Beſchaffenbeit der Witterung 


gebraudit. Es wittert nun den ganzen Monath ſo, iſt den gan ı 


zen Monath ſolches Weiter. Da es denn zuweilen auch perfön- * 
lich gebraucht wird. er = 
Wer weiß, wie noch der Himmel wittert, TE 


‚Drum wohl dir, wenn du-fleißig bil, Gryphbbß. 


(4) Bon der Witterung verändert werden, doch nur in den Zus 
fanmenfegungen anwittern, auswittern ducchwittern, ver _ 
wittern u. f.f. Da es wegemder paffiven Bedeutung zugleich das 
ülfswort feyn befommt. EN LE 
% 2. Als ar Yeeisum „durch den Geruch empfinden. (1) Ei⸗ 
gentlich wo es vornehmlich bey den Jägern gebraucht wird, fo 
fern dee Geruch von dem Wetter, d.i. der Luft oder dem Winde, 


verbreitet wird, daher bey ihnen dafür auch winden üblich Re 


Das Wild wittert den Jaͤger. Der Hund hat den Hafen gewitz 


tert. (2) Figürlich, verfpüren, merken; elne Figur, welche frey⸗ = 


lich nicht die sdelfte ift, ob fie gleich häufig vorkommt, 
Kaum venne Crifpinzum neuen Schmaufe, 
Und wittert angenehmen Wein, Haged. 


Der, wie ein muthigs Roß, den Streit von ferne wittert, 


3 Weiße... 
Scharf, und wie Schiffer pflegen, 


Siehe er nacp Luft und Wind, und wittert Sturm und 
N - Regen, Haged. 


Du witterfiden verluft ses Bleinods aller Schäge, Günth. 


Als ein Reeiproeum. (1) Sich wittern lafſen, ſich fpür 
ten laſſen, merklich werden ; eine Fortſetzung der vorigen Fieur, 
welche im Hochdeutſchen nur in der vertraulichen Schreibart und - 
im Scherze üblie if. Die Mauſe laſſen fich diefes Jahr nit 
mebr in ſolcher Menge wittern. Im Dberdeurfcheirbingegen iſt 

es in die ſer Bedeutung ohne laſſen, als ein neutrales Reciprocum 
ſehr gewöhnlich. 


Kunein kleiner rauher Wind pr 
"ur zu wittern fi beginnt, Opitz. 


- Wieder Berg entbrennt, und wenn die Gluth ſich wittert, “ 


eben derſ. 


So wird fi bald ein Schwarm vonMlomus-Brüdernwie 


tern, Gin, 

Belial herrſcht über mih, : + 

Und der Drache wittert ſtch, Gryph. — 
(2) Der Witterung genießen, nur im gemeinen eben. So ſagt 
man, die Bienen wittern ſich, verwittern ſich oder wittern 
ſich aus, wenn fie fich formen, oder der (dönen Witterung freuen, 

Anm. Es i@ von Werter,, oder vielmehr mit Werter Eines 
und eben desfelben Stammes, and nur der Mundart nach untere - 


ſchieden. Werter fheintausder Niederdeutſchen, Wittern —* 
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Wistern, verb.reg. welches auf dreyfache Art gebraucht wird, 





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aus der Sd adeutſchen Mundars in — 


kennt die Nieder ſäch ſiſche Mundart in den ganzen Geſchlechte die⸗ 


fes Wortes kein i. Wittein heißt daſelbſt wedern, weren, aus- 
wittern, und verwittern, een und verweren, ungewitter 
aber Anrweer, 


Die Witterung, plur. die —en. +. Der merklich veränderliche ; 


Zuftand der Atmofphäre, alsen Collectivum, mehrere Befhafs 


feuiheiten diefer Art zu bezeich nen, wodurch esfih von Wetter _ 


uuterſcheidet, welches une eine einzelne Beſchaffenheit andentet, 
Der Grund diefes Unterfchtedes lieget in der Ableitungs ſylbe ung. 
Kine gemaßigte, veränderliche, fruchtbare Witterung. Au⸗ 


genebme Srublingswitterung. Daber die Witterungslehre, . 
die Lehre, die veränderlihe Beſchaffenheit der Aimopbäre zu be⸗ 
urtheilen und vorher zu fügen, 2. Im Bergbanewerden nicht al . 


lein die Dampfe, welche zuweilen aus den Grubeugebäuden fleis 
gen, fondern auch die unterirdifige Wärne die Witterung ges 


nannut. So ſagt man dafelbft, die Wirterung müſſe die Erze zur 


Zeitigung bringen, die unterirdiſche Wärme. 3. Von wittern, 


tiechen,ift die Witterung der obj etlve Geruch, beſonders bey den 


Jägern. Der Witterung nachgeben, dem Geruche. Die Witte⸗ 
rung von etwas haben, es durch den Geruch empfiuden. Eden da⸗ 
ſelbſt iſt 4. die Witterung ein ſtark riechender Körper, wilde 
Thiere damit anzulocken, er beftehe nun, woraus er wolle, 


Der Wittfiſch, des —es, plur. die —e, der Niederfächfifche i 


Nahme des Weißfifches, S. diefes Wort. 

Der Wittewal, des —rs, plur. die —e, in einigen gemeinen 
Mundarten, ein Rahme der Goldamfel, vermuthlich von dem 
diefen Vogel eigenen Geſchrey. ©. Goldamſel. , 

Die Wittfraͤu, plur. die —en, im gemeinen Erben für Wirwe, 
©. dasfelbr, 

Das Witthum, des —ıs, plur. die —r, ein im Hochdeutfchen 


größten Thrils veraltetes Wort. Es bedeutet: 1.* Eine Aus- 


ſteuer, Mitgabe überhaupt, in welcher Färgrk veralteten Bedeu⸗ 
fung es unter andern bey dem Wilferam vorkommt. 2, Das jeni⸗ 
ge, was cin Ehemann feiner Frau, auf den Fall, daß ſie Witwe 
werden ſollte, zu ihrem Unterhalte ausſetzt, wofür jest Leibge- 


dinge u. ſef. üblicher find. In diefer Bedeutung wurde ehedem 


night allein ein folches Capital, fondern bey vornehmen Witwen 
anch ein Grundflüd, auf welchem fie ihren Sig, und von deffen 
Ertrag ihren Unterhalt haben folten, Witthum genannt. ' In 
dem letztern Sale ift dafür Witwenſttz üblich. 3. Das einer Kir⸗ 
he oder.andern kirchlichen und andächtigen Auſtalt bey der Stif- 
tung vermachte Grundſtück, und in weiterer Bedeutung ein jedeg 
- einer folcden Anftalt gehöriges Grundftück; eine noch in an» 
Gen Provinzen übliche Bedeutung, welche aber im — 
gleichfalls veraltet ift, 
Anm. Das Wort ift alt, und lautete ehedem Widemo, RT 
noch in manchen Gegenden Widem. Es ift nicht von dein flhen: 


den Witwe, fondernvon dem Verbo widnen, und bedeutete übers - 


baupt ein jedes gewidimetes But, befonders das einer andächs 
tigen Stiftung gewidmete Gut. : Da widmen, vermittelſt 
des m, von einem veralteten Verbo wisen -abacleiter if, fo 
ift Wiethum, fo wie in. andern Fällen, eigentlich von — * mit 


Übergehung des Ableitungslautes m ia widthum, Witz 


thum. S. Widmen. 


* Der Wittling, des—es, plur. ine; eine Niederſchſiſche 


Benennung des größern ——— von wirt, weiß. Siebe 
Weißfiſch. 

Der Wittmann, des —es, —— die —männer; im — 
Leben für Witwer, S. das foigende. 

Die Witwe, Blu: die — n im männlichen Geſchlechte, SerWir: 
wer, des —8, plur. ur nom.fing, eine verheirathete ou 

Xsd.W.3.4.T). 2. Huf R ——— 


D 


ER Dis 1586 : 


welcheihres Ehegatten durch den Tod beraubt worden; die Wiewe, 
weldeipren Ehemann verloren bat, und der Witwer, welcher 
feine Ehefran verloren bat; im gemeinen Leben, die Wittfrau 
und der Wittmann. Witwer oder Witwe werden, feinen Ehe 


gatten duch den Tod verlieren, 


And. Das Wort iſt fehr alt, und beynahe allen Europäifchen 
Sprachen gemein, Es lautet bey dem Ulphilas Widuwo,beydem 
Dtifried und andern alten Dberdeutfchen SHriftfiellern Witua, 
Witena,Wituwa, im Anaelf.Wuduwa, im Enge. \Vidow, 


„im Niederf.Wedewe,imfricf.Wees a, Wida, in ben Slavoniſchen 


Mundarten Wdowa, im Lat. Vidua, Viduus, nud davon im 
Stal,Vedova,im Frauz. Veuve. Es erhellet hieraus, daß die 


in einigen Oberdeutſchen Provinzen übliche Form Wittib oder 
Wittibe und Wittiber, wenigſtens nicht die beſſere iſt. Da es 
nicht glaublich ift, daß fo viele entfernte Volker, nnd zwar zu eiĩ⸗ 


ner Zeit, da fie mit den Römern fo wenig Verkehr hatten, diefes 
Wort von dem Lat, vidua entlehnet haben follten, welches zus 
gleich voransfegen wiicde, daß ihnen der Eheftand und die damit 
verbundenen Begriffe bis dahin unbekannt gemefen, welches doch 


wider alle Gefdichte ifl.: fo muß diefes Wort eines don denen 


feyn, welches die alten Europäifchen Völker noch mit aus ihren 
gemein ſchaftlichen Vaterlande gebracht haben, Was denStamms 


begriff desfelben betrifft, fo ift Wachters Meinung, der es von & 


dein Lat.videre, in dividere, theilen, bey den Alten Hetrufeiern 
iduare, berleitet, nicht unwahrſcheinlich, fo daß es eigentlich eis 
ne getrennte Perfon bedeuten würde, Bey den Balifern iſt 


guith, die Ebeſcheidung/ welches zugleich an unfer quite erinnert, 


Anf ähnliche Art heißt eine Witwe im Schwed. Enka, und ein 
Witwer Enkling, gleichfan: eine einzelne Perfon. 


Die Wirwen-Cafle, plur. die —n, eine Anftalt, nach welcher 
Ehemänner bey iprem Leben eine gewiſſe Caffe errichten, auf wele 


Ger nach ihrem. Tode ihre biuterlaſſenen Witwen Be 
werden, 


‚Der Witwennebalt, des —es, plur.die—e,: Bädfenige,. mas 


einer Witte zu ibrem Unterhalte ans geſetzt oder beftimmt if; ; file 
tweilen auch das Witwengeld, 


Das Witwenjabr, des —es, plur.die—e, das erſte Jaht nad 


des Mannes Tode, ſo fern die Witwe in demſelben noch deſſen Ge⸗ 
halt genießet; in einigen Gegenden das Gnadenijahr. 


Der Wirweniig, des —es, plur, die —e, der Det, welcher einer 


vornehmen Witwe zu ihrem Aufenthalte angewieſen wird; ebe⸗ 
dem der Witwenſtuhl. 


Der MWitwenftand, des —es, plur. car. der Stand, sder Sur 


fand einer, Witwe. 


‚Der Witwer, 8. Witwe 
Der Witwerftand, des —es, plur. car. der Stand, oder Zus 


ftand eines Witwers. 


Der Wit, des—es, plur. car. 1.*Wiffenfehaft im mweiteffen 


Berftande,der Vorrath von klaren Begriffen, welchen ein Menfch 
batz eine jegt veralsete Bedeutung, in weldyer das Wort noch in 
Murterwig und Schulwitz gebraude wird. 2. Der Verſtand 
überhaupt ; eine alte, noch im gemeinen Leben bin und wieder- 
übliche Bedeutung. Go ſagt man, ein Bind habe vielen Wie, 
wenn es einen für fein After ungewöhnlichen Verſtand äußert. 


Daber Yberwig, Wabnwig, Verrückung des Berfiandes. 3. In 


der engften, jetzt noch allein üblichen Bedeutung il dev Wig, das 
Vermögen der Seele, Äbnlichfeiten, und befonders- verborgene 
Ähnlichkeiten, zu entdecken, fo wie Scharffinn das Vermögen iſt, 
verborgene Unterfchiedeaufzufinden, 


Anm. Das Wortif-alt, und lautet fchon von den früheften 


Zeiten an Wizzi,ift aber, fo wie alle Abftracta, in der Brdeu⸗ 


"tung fehr fhwanfend, indem es bald für nolitia, bald für intel» 


8666 ligen- 


— 


1587 Bis 
ligentia, bald aber aub fürratio gebraucht wurde, Ratio 
wizze, unde inzellectus, fernumelt, diu ouh mens, 
muot keheizzenfint, heißt es im Notker. Es iſt, wie das 
Enal. Wit, welches auch noch Verſtand, Scharffinn u. f. f. bes 
deutet, mit weife und wiſſen Eines Geſchlechtes, obgleich nicht 


“unmittelbar von denfelben abgeleitet, 
Hwafli, Scherffinn, und wizzen, weife werden, 


—1X 


Witzeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, in der 


dritten engern Bedeutung des vorigen, zur Unzeit witzig ſcheinen 
wolen, Wis am unrechien Orte und auf die unrechte Art anbrin⸗ 
gen. Kin Schriftkeller wigele, wenn fein Befteeben, Wis zu 
äeigen, zu merklich wird, wenn er denfelben am unrechten Drte 
oder aufeine unſchickliche Art anzubringen ſucht. Mit manchen 


Adverbiis auch als ein Aetivum. Es gibt Shöne Geiler, wel: 


he uns die Religion ganz hinweg wigeln, So aud) das 
Wigeln. 
Anm. Es iſt eines von den nenern Wörtern, welches aber 


völlig analsgifch und richtig gebilder iff. Das Fehlerhafte, wels 
es in dem Begriffetiegt, gründet fich auf die verfleinernde Form 
ein, nach weicher auch vernünfteln,grübeln m f. f. gebildet find, 
S—eln 


Wigie, —er, —ie,adj.etadv, 3.* Biel wiffend, viele Flare 


„im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich, 


Begriffe habend; nur noch hin und wieder im gemeinen Leben. 
2,* Viel Berftand befigend und verrathend, weiſe. 

Es bat mich auch jo wigig Fönnen machen, 

Herr, dein Befehl, dein beiliger Bericht, Opitz. 

Ihr dünkt euch nit faft wigig, Hans Sachs, 
Auch diefe Bedeutung ift im Hochdeurfchen veraltet, und nur noch 
3. In der engften 
Bedeutung ift wigig, Wig in der dritten Bedeutung habend und 
derrathend, bi. das Vermögen befigend, verborgene Äpnlichkeis 
sen zuentdedfen, und darin gegründet. in witiger Ropf, der 
diefes Vermõgen in einem hoben Grade befiget. WigigeSchrif- 


„ ten, worin dasfelbe vorzüglich angewandt wird. ErwasWigigte 


fagen. 


Wigigen, verb,reg. act. weifer oder Flüger machen, beſonders 


duch unangenehne Erfahrungen Flüger machen, ein Wort, 
welches nur noch fparfani gebraucht wird. Gewitsigetwerden, 
duch Schaden klug werden, Im Activo, 5.8. ich habe ihn ge: 


wigiger, d. i. durch Schaden Flug genracht, kommt es am ſelten⸗ 


ſten vor. 
Uns witziget, uns übt die Widerwärtigkeit, Haged. 
Anm, Es iſt nicht von dem vorigen Activo, ſondern eine inten⸗ 
five oder vielmehr factitive Form von dem veralteten wizzen, 
weife werden, woyon vermiszelft dev Ableitungsſylbe ig das Facti⸗ 
tivum, wigigen, weife machen, gebildet iſt * 


Die Witzigkeit, plur. Car, in der dritten Bedentung des Adjecti⸗ 


ves witzig, der Zuſtand, die Eigenſchaft, da etwas witzig iſt; ein 
ſeltenes Wort, welches allenfalls nur in didactiſchen Schriften 
gebraucht wird, wo man den Zuſtand, oder die Beſchaffenheit/ von 


dem Witze als bloßem Vermögen, oder die Außerung desſelben in 


einzelnen Fällen, zu unterfcheiden nöthig findet; denn außer dem, 
"wo auf die fharfe Beftimmung nicht viel ankoınme, gebraucht 
man dafür das fürzere Wig, 


Dev Wigling, des—es, Slur. die —e, in der engſten Biden 


sung des Wortes Wir, eine Derfon,; welche aufeine ungebührli⸗ 
ehe Art Wis zu verrathen fucht. Go nenner man denjenigen eis 
nen Wigling, welcher entweder einen allzu hoben Werth anf den 
Witz feger, oder ihr zur Unzeit anbeingt, Das Fehlerhafte des 


Begriffes liegt auch bier in dev Ableitungsfplde Img, (S. dieſelbe.) 


Ben dem Rotter Hingegen ift Wihilingo, ein Weitweifer, Ppir 
Bofoph. AZ, 


« 


Bey dem Kero iſt 


Woe 


090, eine varctkel, Welcheanf sing dedoppelle Art gebraucht wird 


3. Als ein Adoerbium, und zwar ) 


1 * — 
(1) Als ein Adverbium des Ortes, und. diefes wieder auf 
verſchiedene Art, (a) Einen determinativen, aber undefannten 
oder unbeſtimmten Det zu bezeichnen ; eine nur noch im ge⸗ 
meinen Leben übliche Bedeutung. Ich habe es wo gelejen, 
an irgend zinem mir jegt nicht befannten Orte. 2s muf 
doch wo feyn, an irgend einem Orte. Sp aud in Irgend⸗ 
wo, welches auch noch in der anftändigern Sprediart gebraucht 


., wird; aber für irgendwo iſt nirgends allein ſchon Hinläng» ⸗ 


lich. (6) Als ein Fragewort nach einem Orte zu fragen, Wo if 
er? an welchem Drte? Wo haft du es gefunden ? Wo ſchmer⸗ 
zet es? (c) Als eine relative Partikel des Orttes, einen vorher 


genannten oder im Folgenden näher beſchriebenen Ort zu bezeichs 


nen, für,an welchem Orte? da es denn fo wohl im Vorderfage, 
als im Nachfage, fteben kann, und fich oft auf ein ausgedrucktes 
ober verſchwiegenes determinatives da bezichet, Da, wo ich bin, 
darfft du nicht hinkommen. Wo Gelb if, da in alles, 34 
nehme es, wo ich es finde. Kin Ort, woich wohnen Bann. 
I& kanns erratben, wo dirs fehler, Der Menſchenfreund 
ſchägt die verdienſte wo er ſte finder, Wo auch mein Geiſt 
nach dem Tode ſeyn wird, ſo weiß ich doch, daß er allezeit bey 
Gott ſeyn wird, Gell. —— 


det, Cron. — 
Es ſey, wo es wolle. Zuweilen auch figürlich, oder vielmehr el⸗ 
liptiſch für woher. Wo willen fie denn,ob ich Bücher leſe? wos 
ber,von wen, Gel. Ingichen für wie? 21 Se 

Wo Penn’ ich feine Treu, wenn ei fie nicht beweit? 
Allein, wo wird er fie ung denn beweifen Pönnen ? Gel, 
Welcher Gebrauch doch nicht der befieif, weil er eine swepdeus 
tige Dunfelpeit macht, rn \ 

(2) Als eine relative Partikel des Gegenſtandes, doch nur in 
Bufammenfegungen, wenn Präpofitionen init dein relativen Vro⸗ 


Ich feb’ den Weifen nicht,wo mir der Menſch verfwine 


nomen welcher verbunden werden follen, da denn wo dag wel: 


eher vertritt, und mit der Präpofition zuſammen fliegen, doch fo, 
daß, wenn die Präpofition mir einem Confonanten anfängt, wo 
unverändert, bleibt, dagegen es noch ein r annimmt, wor, wenn 
ſich die Präpofition mit einem Vocale anfüngt: wobey, wos 
durch, woher, wohin, wofür, wogegen, womit, wovon, wos 
wider, wovor, wozu; Aber woran, worauf, wor aus, worein, 
worin, worüber, warum, (nicht worum,) worunter; alle für 
bey welpen, oder bey welcher, durch welchen welche, 
weldes u.f.f. Das v if in den Testen Formen Feine bloße 


“ Einfchaltung, denn da ehedem für wo auch wor üblich war, und 


es im Riederdeurfchen noch ift, fo hat man die legte Form um des 
Wohllautee Willen da behalten, wo ſich die Präpofition mir eie 
nem Bocale anfängt. S. von diefer ganzen Zufammenziehung 
Da ll, ingleihen jedes diefer zufammen gezogenen Wörter au 
feinem Orte befonders, — 

2. Als eine Conjunction, und zwar eine Bedingung zu bezeich⸗ 
nen, für wenn. Wo mir recht iſt, wenn. Sie fagte, fie hät— 


„ten Unvecht, wo fie nicht gar noch mehr fagte, el. Ich will 


des Todes feyn, wo er es unterlaffen wird. In dieſer Ge⸗ 


falt iſt es nur noch in der versraulichen Schreibart üblich, indem 


die edlere dafür das befftiummere wenn gebraudt. Doc) ver« 
ſchmãhet fie es auch nicht in dem ellintifchen wo nicht. Thue es, 


wo nicht aus Liebe zu mir, doch weniafiens tum dein feld 


Willen. Ihre, was ich fage, wonicht, fo fürchte meinenZorn. 

Opitz gebrandt diefe Eonjunciion häufig,lägt ihr aber oft noch ein 

müßiges daß nachſchleichen : 
Wirf 


er: 














158 Rob: 

waf alles das was Weltif,yondirbin,. < 7 
Wo daß du willt, was göttlich ıf, erlangen, = — 
Wo daß wir etwan geben wollen, 


So ſchließen ſte uns mitten ein. * 
Anm. Bey dem Otifried waar, bey dem W ler am wa, bey 


dem Uphilas hw ar, im Rederſ. waar, wor im Schwed hwar; 


im Engl. where. Wa, wo ift.die dunkele Wurzel, fehr. vieler 
Bekimmungswörter, welche in wie, was, wer, welcher u. fe f. 
weiter ausgebildet, und käher beftimme worden, 


Wobey, eine relative Partikel, für beywelcpem,oder bey welcher, 


doch nur von Sachen, nicht von Perſonen. Es iſt iĩ. ein relatives 
Fragewort. Wobey lag es 2: no bänfiger, 2. eine bloß relas 
tive Partikel; . Wobey noch diefes zu bemerken iſt, bey welcher 
Sache, bey welchem Segenſtande. 


Die Woͤche, plur die—n, - Eine, febr.alte Art der Einteilung 
„der Zeit, von. fieben auf einander, folgenden ‚Sagen ‚ von dem 


Sonntage bis zum Sonnabend, ine Zeit von drey, vier m. ſ. f. 
Wochen. Für zwey Wochen iſt vierzehen Tage üblicher. über 


drey Wochen, nad drey Wochen. In ſechs Wochen wird er 


Fommen, uach Verlauf von fünf dis ſechs Wochen. Auf die 
Woche / im gemeinen Leben,in fünftiger Woche. Die Woche drey 
Mahl ausfahren, in jeder Woche. Die Woche it an. mir, dieje⸗ 
nige Woche, in) welche die Reihe mich trifft. 2. Figürlich find 
im gemeinen Leben die ſechs Wochen, oder auch se ſchlechthin, 
die Wochen, die Zeit der Entbinöung mit den darauf folgenden 


ſechs Wochen, das Kindbett, Indie Wochen Fommen, die Wo⸗ 


chen halten, entbunden werden. Inden Wochen liegen, entbuns 
den ſeyn. Ich babe fieben Mahl in den Wochen gelegen, Gel, 


Aus den Wochen kommen, dieje ſechs Wochen überftanven ha _ 
ben. S. auch Wochnerinn. 


Anm. Schon im Jſidor, Kero u. ſ. f. Wehho, Wechchu, 


. Wecha, im Niederſ. Weefe, im Angel. Vea, Wuca, im Engl. 
. Week, tm Schwed. Wik, Vka. Juden Slavonifhen Munds 
arten ift Veca, Wec, Wik, ein jeder Zeitraum, Alter, ein Zeit , 


theil,bey dem Ulphilas aber ift Wiko, eine Reihe, Ordnung, wos 
mit auch das Lat. Vices verwandt zn ſeyn ſcheinet. 


Der Wöcpenbeft u, de8—es, plur. die —e, ein Befuch, wel⸗ 
Ken inan einer Kindbetterinn in den ſechs Wochen abſtattet; die 


Wochen⸗ viflte. 


Das Vochenbett bes- —es, plur.die—e. 1». Das jenige Bett, 


worin eine Rindbetterinmdie fechs Wochen zubringet. 2. Der Zus 


ſtand einer Entbundenen in den eriten fechs Wochen; das Bind- 


bett. In das Wochenbere Fommen, entbunden werden, 3. In 


engerer Bedeutung unterſcheidet man oft noch das Wochenbett 


von den ſechs Wochen, und da begreift erſteres bloß die. erſten 
fieden Tage nach der Entbindung; Lochiarubra, 


Das Wörpenfieber, des —s, plur. doch nur von mebrern Ars 


‚ten, utnom, fing. das Fieber einer entbundenen Perfun bald 
nach der Entbindung. 


Das Wöcyengeld,des—rs, plur. ir doch nur von mehrerh Sum⸗ 


men, die —er, Geld, welches jemanden wöchentlich oder alle 
Woche bezapler wird, * ſey nun Wochenlohn, oder in andern Ab⸗ 
fihten. 


Der Wöcyengefell, des — en, plur.die en, ben den Hand, 


werfern, ein Gefell, welcher auf Wochenlohn acbriset. 


Die Woͤchenkaͤnne plur. die —n, in einigen Gegenden, ein mit 


Zucker und Eitronen angemachter Wein, die Gevarterinnen bey 
den Wochenbe ſuchen damit zu beivirthen ; * Art der fügen 
Kanne. 


Das Wöchenkind, des —es, plur. — im gemeinen Le⸗ 


ben, ein kleines Kind in den ren (et Wochen nach feiner 
Geburt, i 


Wof 1390 

Das Wochenlohn, des —es, plur. doch nur im gemeinen Leben 
von mehrern Arten oder Summen, die —löhne, Lohn, welcher 
einen Arbeiter wöchentlich oder am Ende jeder Woche bezahlet » 
wich; zum Unterfhiede von dem Tagelohne, Fabrlohne u. (cf. 
Bon dem Geſchlechte dieſes Wortes S. Lohn. 

Der Woͤchenmaͤrkt, des—es, plur. die —märkte, ein Markt, 
weicher an gewiffen Tagen in jeder Woche gehalten wird; zum 
Unterfchiede von dem Jahrmarkte. 

Der Wöcyenprödiger, des —s, plur, ut nom. fing. ein Geiſt⸗ 
licher, welcher bloß die Predigten an den Wochentagen verrichten, 
zum Unterſchiede von den Sonntags- und Leſtpredigern. 

Die Wochenprẽdigt, plur. die —en, eine Predigt , weiche an ein 
nem hefliuumten Sage in der Woche gehalten Wird; zum Untere 
fdiede von der Sonntags: und Sefipredigt. 

Die Worhenftübe, plur. die —n, dasjenige Bimmer, in welchem 
eine Entbundene ihre ſechs Wochen hält; ein wenig edler das 
Wochenzimmer. 


Der Wochentag, des —es, plur, die —e. ‚Einer von den fies 


ben Tagen jeder Woche. In dieſem Verſtande iſt der Sountag 
der erſte Wochentag. 2. In engerer Bedeutung, einer dieſer 
Wochentage, auf welchen Fein Sonn · oder Fevertag fällt; da denn 
Wochentag oft für Art oiustas im gemeinen Leben Werkeltag 
gebraucht wird. 

Wöchentlich, adj.etadv, was alle Woche if, oder geſchiebet; 
zum Unterſchiede von täglich, monathlich oder jͤhrlich. Wo⸗ 
chentliche Zahlung. Wöchentlich bezahlen. S. T. euphon. 

Die Wochen-Difite,plur.die—n, ©. Worbenbefug. 

Wihenweif e, adv, durch die Woche beſtimmt. Wochenweife 
arbeiten, auf Wochenlohn. Wochenweile zahlen, allı Woche, i 
wöchentlich, 

Der WochenzetteL, des —s/ plur. ut nom. fingsein Berzeidhe 
niß deffen, was die Woche über geſchehen iſt, oder gefcheben fol. 
Das Wochenzimmer, des —s, plur.ut nom. üng. & Wo: 

chenſtube. 

Der Wöchner,des —s, plur.ut nom. fing. wo gewiſſe Verrich⸗ 

tungen unter mehrere nach den Wochen veriheiler find, derjenige, 
welchen in jeder Woche dir Reihe trifft, 

Die Wöchnerinn, plur,die -—en, das Fämin. des vorigen, aber 
in einer andern Brdeutung, eine entbundene Perfon, in den erften 
ſechs Wochen nach: der Entbindung, die Sechsw ochnerinn. 

* Der Woden,des —s, plur. ut nom. fing, ein nur im Rieder, 
deutſchen ühliches Wort, einen Roden oder Spinnroden zu be⸗ 
zeichnen, S. ı. Roden. 

Wodurch, eine relative Partikel, welche determinativen da⸗ 
durch entgegen geſetzet wird. 1. Als ein Fragewort. (a) Für, 
durch welden Ort? Wodurch iſt ev gegangen, gekrochen in 
weichem Falle doc die Theilung üblicher iſt wo. iR er durchge: 
gangen, durchgekrochen ? (b) Für, durds welches Drittel, We: 
durch iſt ex fo arm geworden ? Wodurch iſt es bewerkfelliger 
worden? 2. Als eine bloß relative Partikel. (a) Des Ortes. 
Die Thiv, wodurch er.hinein ging,durch. welche. Alle Länder, 
wodurch ich reiſete, durch welche. (b) Des Mittels. Das Spiel, 
wodurch viele Menſchen unglücklich werden. 

Mofern, eine Eonjunerion, eine Bedingung anzuzeigen, für dafern 
oder wenn. Wofern Fein höheres Geborb.erfolger, folld du es 
befommen.. Sr bat mich zum Erben einzefegt, wofern er. ſter⸗ 
ben ſollte. Er konnte ein gelehrter Mann werden, wofern er 
fleiffiger ſeyn wollte. ; 

Anm. Das Wort iſt ſehr eliveifch, und da wo in allen übrigen 

Fällen relativ if, bier aber die Brgichung auf einen verfchnieges 
nen Gegenſt and nur ſehr dunfelift, fo ſcheinet das determinative 
dafern in dieſer Bedeutung richtiger zu ſeyn. Judeſſen fänet 
66bb662 wo⸗ 


1591. Wof 


wofern wiellich an, Inder edlern Sghreibart zu veralten; ©. 


auch $ern. : ET IR EN 
Wofür, eine relative Partikel, anflatt für was, für welches, wel« 
che auf gedopvelte Art gebraucht wird. x. Als in Fragewort. 
Wofür halteſt du mich ? fürwelchen Menſchen, für welchen Ge⸗ 
genftand. Wofür hãtt' ich ihm denn fo lange unterhalten? aus 
was für Ucfache, warum. Im Riederi. löfet man es in diefer 
Bedeutung geru auf: Für was fehen fie mich denn an ?-Leff,_ 
‘3, Als ein bloßes Relativum, Ich bin nicht derjenige, wofür" 


du mich halten, beffer, Für welchen, weil die mit da und wozu Wobin, eine Partikel. 


‚fommen gefegten Partikeln nicht leicht von Perfonen gebraucht 
werden. Aber fehr richtig, die Sache ih nicht das, wofür du fie“ 
halteñn. Eine Gefalligkeit, wofür ich ihn langſt belohnet habe, 
Undfo auch in andern Bedeutungen des Wortes für _ * 

Die Woge, plur. die —n, ein vornehmlich in der böhern Schreibe 
art übliches Wort, eine große Welle zu bezeichnen. Er breiter 

aus den Simmel allein, und gehet auf den Wogen des Meeres, 

F Hiob 9,8. ; > 

Anm. Im Niederſ. Wagt, im Frief. Wag, bey den altern 
Oberdeutſchen Schriftſtellern Wag, im Angelf. Waeg, im 
Schwed.Wäg,bep dem UlphilasVegs, imFranz.Vague,welde 
insgeſammt tbeils eine Woge, theils die Fluth, theils ein Waffer und 
Waſſer überhaupt bedeuten. In manigero wazzero wage, 
in vieler Wafjer Fluthen, Notker. An einem wage, an einem 
Waſſer, Paren, Tirol: DieSifche indem Wage, im Schwa⸗ 
benſpiegel. Man ſiehet fehr bald, daß dieBewegung der herrſchen ⸗ 
de Begriff iſt, daher dieſes Wort zu wegen in bewegen gehöret. 
Auf ähnliche Art heißt eine Wogeiim Engl, Wave, von dem alten 


weben, bewegen. Im Miederf. hingegen iſt Wagt, fo wohl eine Wohl, eine Partikel, welche auf verſchiedene Art gebraucht wid 


MWafferwoge, als eine Wippe, und eine ‚Wage am Wagen, ale 
var bewegen, Der Unterfhied zwifchen Welle und Woge grlins‘ 
der fich auf den Bau des Wortes; jenes iſt der Form nach ein 
Intenſtvum oder Iterativnm, diefes nicht allein nicht, fondern es 
druckt durch das tiefere und gedehnte o und durch den einfachen 
Gaumenlaut fon etwas Großes und Langfames aus, 
Wogegen, eine relative Partifel von wo uudgegen, für gegen 
weldes. ı.Alsein Fragewort. Wogegen haft du es bingeges, 
ben? 2.Als rin bloßes Relativum. Sie gabihm einen Strauß, 
wogegeneribrein Band verehrte, beffer, wofür. 3." Als tin 
Adder bium des Drtes, für irgendwo; nur allein in den gemeis 
nen Mundarten. Er muß doch wogegen wohnen. 
Wogig, adj, etadv. Wogen werfend ; in der höbern Schreibart, 
Das wogige Meer. Wogicht würde bedeuten, den Wellen 
ähnlich, ; 
Wober, eine relative Partifel, von wo und ber, für von welchem 
Drteher. Man gebraucht es: 1, As ein Fragewort, fo wodl 
nach) dem Dete zu fragen, von welchem etwas it. Woher iſt ex 
gekommen? Woher kommt der Wind ? ; 
Woher mein liebes Täubhen? . 
Woher des Landes? Gleum. 
AB auch nach der Duelle, aus welcher etwas ber if. Woher 
haft du das? Woher wiffen fie das? Als auch nach der Urſa⸗ 
de: Woher Fommt es, daß der Sluß fo qufſchwillt? 2. Als 
ein bloßes Relativum, in den vorigen Bedeutungen. In Bezies 
bung auf einen Dre. Ich weiß nicht, woher der Wind kommt. 
Auf eine Quelle, einen Ucfprung. Wenn ip nur wiffen follte, 
woher er das hat. Ingleichen auf eine Urſache. Nun weiß ich, 
woher es fommt, daß u. f.f. de 
Anm. (G. von diefer Zufammenfegung bey dem Worte her.) 
Es wird diefe PartiPel, bejondert im gemeinenkeben, fehr häufig 
gettennet, und das her zu dem Verbo gefellee, als wenn 23 das 
wit verbunden wäre. Wo komme er ber? Ich wei niet, 


x 


Bob 0.2598 
wo er herkommt. Wo’hätte er fonft fo viel Verhand her? 
Leſſ. Was weiß ih, wo fi} der King eigentlich herfchreibt, 
ebenderf. Wo nehmen ledie Geduldher? Gel. Wo wollte 
ich die Reifekoften berachmen ? eben derſ. Ich glaube, wenn‘ 
ein folches Berdum mit her ohnebin üblich iſt, wie herkommen, 
bernehmen; herhohlen u. f. f. da iſt diefe Trennung untadeibaft; 
‚wenn aber das Berbum in der Zufammenfränng mit dem ber 


‚nicht üblich ift, wiebey haben, foläptman die Partitellieberuns 
geivennt, er PET 


— 
* Pi U; 


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7 
, 


ı, Eine dereeminative Partikel des Ortes, 
an irgend einen Dre hin. Er muß doch wohin gegangen feyn, 
an irgend einen Drt. Beine Sachen anders wohin legen, an 
einen andern Ort. 2. Eine fragende Partikel des Ortes, für, 
nach welden Det, in welchen Ort u. f.f. Wohin itergegan: . 
gen ? Wohin denken fle? 3. Eine relative Partikel des Ortes, 
Ich weiß, wohiner gegangen iſt. Ich folgeihnen, wohin fie 
"wollen. ee y . 
Anm. Auch diefe Partikel wird fehr Häufig getrennt, beſon⸗ 
ders im gemeinen Leben, welche Trennungen denn von verfchiedes 
ner Güte find. In manchen Fällen ift fie nicht anders als getrennt _ 
üblich; z. B. wo follte ich bin? Wo gehet die Reife bin? © 
"Zeit, wo bifi du bin? Wo denken fie bin? Andere laffen fich 
entſchuldigen. Ich ſehe fchon, wo du bin willft, für, wohin du 
willd; 'man muß gut zufeben, wo man hintritt. Im andern 
Dingegen läßt man fie lieber ungetheilt. Er mag hingehen, wo 
“er hin geböret, beffer, wohin er gehöre. Ich kann nicht erfah⸗ 
5 wo er hin gewollt hat, Gell. beffer, wohin er gewollt bar. 
"©, Sin. . - i 


ı,Ais ein Adverbium, oder Befchaffenheitswort, dassdenn 
der Natur der Sache nach zivar det Steigerung fähigifl, ſelbige 
aber nicht an ſich ſelbſt verftattet, fondern dafür, jo wie gut, den 
" Comparativ und Superlativ Heffer und befte von dem veralteten 
bes entlehnet. i 
(1) Dem Gefühle, und in weiterer Bedeutung den äußern 
Einnen angenebn, (a) Dem Gefühle angenehm, im Gegenſatze 
des weh. Das thut ihm wohl, erweckt ibm eine angenebime En 
rfindung des Gefühles. (b) Inweiterer Bedeutung, Feine nuans 
genehme Empfindung habend; im Gegenfage des übel, Mir 
iſt wohl, ich befinde mich wohl, wenn man Feine mrangenehme 
Einpfindung der veränderten Geſundheit hat. Mic ik niche 
wohl,ich befinde mich nicht wohl. DerGebraud mit demBerdo 
feyn, und dem Nominative, er ik ſeit ein Paar Tagen nicht recht 
wobl, für, ihm it u. ff. ſcheintt mehr eine provinzielle Eigenpeit 
"ale eine Hochdeutſche Form zu feyn. (6) Den übrigen Sinnen, _ 
den Empfindungen angenehm, wie gut, und oft im Gegenſatze des 
ſchlecht. Es ıfl mir nicht wohl zu Murbe bey der Sache, ih 
fürchte ein Übel, Es ſchmeckt, riecht, Flinger wohl, gur. Mr 
gefällsemir ganz wohl, Sie jieber ſehr wohl aus. Diefe Jar: 
“be flehet ihm wohl, Ich Pann ihn febr wohlleiden. Wohl“ 
" gebauet, wohlgebilder feyn, fo daß man andern gefällt. 
(8) Den Wünſchen, den Abſichten, der Natur der Sache 
angemefjen, für gut, im Gegenfagedes ſchlecht. (a) Den Wün- 
ſchen, der Abficht angemeffen. Es gehet ihm wohl, feinen Wüns 
fen gemäß. Leben Sie wohl! Schlafen Sie wohl! Eine 
Sache ſehr wohl ausrichten. Zinem wohl wollen, ihm gün- 
ſtig ſeyn. Das Glück will ihm wohl. (b) Der Natur der Sache 
Angemeffen, aufgebörige Art, Etwas wohl überlegen. Ss if 
ſehr wohl gethan. Etwas ſehr wohl bedenken. Daran thun 
"fie wohl. Wie wohl bat mein Freund für mein Oli 
geſorgt! Er zielt und faßt den Pilger wohl, Gel. Den . 
Dfeifer wohl fioßen, gehärig. Etwas wohl unter einander. 
mens. 


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1508 Voh 
wengen, hinlanglich. Ich kenne mich mehr als zu wohl, voll» 
kommen. er — 
cDa es denn oft dazu dienet, feinen Benfall an den Tag 
zu legen, wie gut. Wobl, nun wohl, wenn es dein Ernä if} 
Wohl, ganz wohl! Willi du deiner Schweſter erwas geben, 
nun wohl! Gel, Zuwellen aud als eine Berſtarkung des ja, 
Ja wohl ann man vor Liebe krank werden, Gel, allerdings, 
In manchen Provinzen, z. B. in Baiern, wird wohl allein, für 
ia gebraudie, 

{ (4) In manchen Füllen gehet die vorige zweyte Bedeutung 
in eine Art von Zutenfion oder Berftärfung über, und läfı fi 
alsdann oft durch binlänglich, füglich u. f.f. auflöſen. Ich 
weiß es wohl; ich fehe, höre es wohl; ich möchte wohl wiſ⸗ 
fen, woher er eshat ; ich höre es nunmehr wohl, daß dir nicht 

‚geht if, Gel. Ss kann heute nicht wohl fegn, nicht füslich. 
‚Gott wirds wohl machen. Da bat man dir nun wohl Feine 
Lügen gefagt. Zugleichenin Fragen. Glauben Sie wohl, daß 

"mir ihr Glück lieb it? Sehen Sie wohl, daß er noch nit 
Ba ih? Was hätte ih wohl fin Vortheil davon ? Es hatin 

- + 6llendiefen und ähnlichen Fällen verfchiedene ſchwache Rebenbe⸗ 
griffe, welche den Übergang diefes Adverbii zn dem folgenden Um⸗ 

ſtandsworte ausmachen. 


2. Als eine Interjection, und zwar des Glückwunſches, da fie- 


sbenn im Hochdeusfchen ale Mahl init dem Dative der gepriefenen 

Perſon verbunden wird. Wohlmir, daß ich es nicht geſehen 

babe! Wohl dir, wenn du es bat! Wohl dir, o du, durch. 

meinen $reund vegieret! Raml. Bey den Schwäbiſchen 
Dichtern kommt es fo wohl mit dem Dativeals Aceujative vor. 
Vol mich! Wol der fumerlichen zit, 


3. Als ein Umfandswort, du es denu den Begriff eines Verbi 


 ader andern Adverbii nur modificiret, und dabeyoft fo feine Ne⸗ 
benbsdentungen ausdruckt, daß fie ſich nur dunkel empfinden, 
aber nicht leicht duch Worte klar machen laſſen. Ich kann das 
bir nur die vornehmſten und hervorfiechendften anführen. Es 
find ſelbige: 
‘(!) Der Rebenbegriff des Ziveifele, der Vermuthung, der 
"Frage; wie vielleicht, Das Fann wohl nicht ſeyn. Das if 
wohl nicht erlaubt. Er iſt nicht foeinfältig, als Sie wohl 
denken. Zr barjegt wohlandere Gedanken. Das Gewif: 
fen eines Menſchen, der vielgereift ift, muß wohl eine 5ölle 
auf Erden ſeyn. Camilla, — doch wohl niept die Schwes 
fer des Lelio? Da nahmeſt du es wohl? Tode oder blind 
ſeyn, Fommt wohl auf eins hinaus. * Mit Sleiß wird er’s 
wohl nicht gerban haben. Sie irren ſich wohl, Den wilift 
> wohl gar noch lieben? Ich werde wohl nicht dabey nothig 
ſeyn. ar 
\ (2) Da es denn zuto Pen fo viel als ungefähr bedeutet, doch 
mit einen merflihen Rebenbegriffe der Gradation oder Zutens 
fion. Ich habe es ihm wohl zehn Mahl gefagt. Zier fang fie 
wohl eine Stunde lang. Ss ſind ihrer wohl zehen. Er muß 
nun wobl funfzig Jahr alt feyn, 
*. (3) In manchen Fällen ſticht die Gradation flärfer vor; Den 
fie fo lied, wie ach, und wohl noch Lieber hatte. Ich babe 
‚ wohl mehr dergleichen Männer gefeben, Die Liebe ifk fa, lcu: 
er, als die greundſchaft; ibr fßes Pfeifchen fopläfere wohl 


"einen Argus ein, Weiße. 


(4) Sr zwar, als eine conceffive Eonjunetion. Er har 

wohl Geld, abet Peinen Verftand, Ss ſind wohl gute Leute, 

aber fie find ein wenigfhwagbaft. Ingleichen in dem zuſqm⸗ 

men geſetzten Obwohl, (S.dasfelbe), Oft modificirt es das ad⸗ 

Serſative aber. Srutenicht, aber wohl morgen; und das copu⸗ 
ative und disjunctive fo, in So wohl, © dasfeibe, 


Bob 1594 

Anm. ı. Die Niederbeutfchen und einige gemeine Oberdeut⸗ 

ſche Mundarten fprechen diefes Wort in allen Fällen gefchärft, 

\ woll,auszinrdochdeutfchen hingegen lautet es in allen ſeinen Be⸗ 
deutungen gedehnt, wohl, nut daß es, wenn vs das Adverbium und 
die Inierjection iſt, wegen der Vollſtãndigkeit feinesBegriffes, auch 
den Ton hat, in den meiſten Fällen des Umftandewortes aber den 
Ton auf dag folgende Wort wirft, Wohl mir; ich ſehe es wohl, | 
Aber, ich babe es ibm wohl zehnmabl geſagt. Da denn im ere 
ſten Falle die Dehnung freylich ſtarker empfunden wird, als in: letz⸗ 
ten. Sonderbar genug iſt es,wenn einige Reuere bey dieſe Wor⸗ 
te die Hoch⸗ und Niederdeutſche Mundart unter einander werfen, 
und das Adverbium und die Iuterjection wohl, das Umſtaudswort 
aber wol, oder gar woll, ſchreiben und ſprechen lehten. Wie viele 
Partitein,ia wie viele tauſend andere Wörter müßten nicht umge⸗ 
modelt werden, twenu die Verſchiedenheit der Bedeutung und des 
Gebtauches dazu berechtigen fönnte, Der Eomparativ wehler 
und Superlativ am wöhlften find im Hochdeutſchen völlig fremd; 
allein in einigen Oberdeutfchen-Begenden find fie noch gangbar. 

‘ Anne. Diefes Wort lautet bey allen alten Scheiftfielern 
von des Kerd Seiten an wola, wela, woraus zugleid) das Alter 
der Dehnung echellet, bey dem Ulphilas vaila, im Angelj. Dinge 
gen wel, im Engl. well, im Schwed. wäl, im Wallif. gwell, 
Das Lat, belle iſt genau damit verwandt, _ 

Anm.3. Das Adverbium wohl wird mit vielen Wörtern zus 
formen gefegt, da denn der Brund der Zufammenfegung entwer 
der eine elliptifche oder figürliche Bedeutung, oder auch ein ge⸗ 
mieinftaftliches vorher gehendes und zwar biegfames Beftim⸗ 

mungewort ift.. Das Wohlbefinden. Wo Feine diefer beyden 
Urſachen vorbanden ift, da ſchreibt man eg getheilt, wie ein jedes 
anderes Beſtimmungswort, ſich wohl befinden, Daher werden 
viele Ürcha gerdeitt, ihre Subſtantida aber, ingleichen die Partie 
eipia, wenn fie als Adjretiva decliniret werden, zufanmmen geſetzt 
geſchrieben. (Man feheneine Sprachlehre, indem Kapitel von 
der Sufammenfegung der Wörter.) In vielen Fällen bezeichnen 
die mit wohlgufammen gejegten Wörter einen geringern Grab, 

als die ähnlichen mit body, befonders in den Titeln. ©, die vor 
nebmfien im Folgenden, N , 

Wohlachtbar, adj.et adv. in einem beträchtlichen Grade acht 

bar; nur noch in den Titulaluren mancher Gegenden uud Ders 
' bältniffe, da es denn weniger if, als goch achtbar. 

Wohlen, ein Wort, welches als eine Zuterjection gebraucht wird, 
fo wohl eine Aufmunterung, al auch einen fehnellenEntfchluß und 
deffen Ausführung zu bezeichnen, Wohlan, mein Lied, fpann 
alle deine Segel bis jan den Wimpel auf: Raml. Wohlen! 
num fordere ich Beweife, Gel, Es ift mit wohl und an zuſam⸗ 
men gefegt, and bedeutet eigentlich fo viel als friſch hinan! 

MWoblanftändig, adj, etadv.den guten Sitten und den änfern 
Verhältniffen einer Perſan in einem vorzüglichen Grade gemäß. 
Sic ernfihaft und wohlankändig bervagen. Kin wohlanftan⸗ 
diges Betragen. 

Die Wohlanſtandigkeit, plur. inuf, die Eigenſchaft, da etwas 
wohlanß andig H. S. auch Wohlſtand. 

WoHläuf, eine Ähnliche Iulerjection, als wohlan! gleichfalls eis 
ne Auf unterung zu bezeichnen, welche aber im Hochdeutſchen 
veraltet it, Wohlauf! wohlauf! zeuch Macht an, du Arm 
des zerrn! Wohlauf! wie vor Zeiten, von Alters ber! Ef. 
51,9. Friſchaufe! und das eiufache auf! werden auf ähnliche - 

‚Art gebraucht, In ver R. A. wohl aufſeyn find bepde Partikeln 

getheilet, 


Wohlbedacht / adj. et ady. gehörig bedacht. Ein wohl bedach⸗ 


ter Entſchluß. Etwas wohl bedenken, ich babe es wohl be⸗ 
dacht, find hingegen getheilt. 
b6bbb e Wohl: 





105 m ee 1596 


hr 


Wohlbebädtig, adi.et adr. mit ir arböiigen Bedachtſamkeit Anm. —— Wälfärt, Ungeff. Welfare, Dhaleih bier 
oder Überlegung verbunden, und darin gegründet. Ich babe es fes Wort bey unfern ãlieſten Oberdeutfchen Schriftftellern nicht. 
wohlbedächtig verfchwiegen. vorkommt, fo hat es doch allen Anfchein eines alten Wortes, be⸗ 


Das Wohlbefinden, plur.car, der Zufland, da man fih, wohl fonders wegen der alten weitern Bedeutung des Wortes gahrt, 


befinder, feine unangenehme förperliche Eripfindung bat, ger - _ von fabren, ſich befinden, ineinem gewiffen Zuflande feyn ; wo⸗ 
ſund iſt. Sich nah iemandes Wohlbefinden erkundigen, beſſer, don man noch fagt, obaleich in eingefhränfter Bedeutung, wohl 
— Befinden, weil dıe Erfundigung unnöthig ifl, wenn man den ode, gut bey einer Sache Fabren. ; 


weiß, daß ec ſich wohl befindet. Wohlfeil, —er, —fr, adj. et’ ady. einen verhäftnißmäßigen 
Das Wohlbebagen, des—s, plur. inuf. das finnliche Wohl⸗ geringen Vreis babend, im Gegenſatze des theuer. wohlfeile 
arfallen. S. Behagen. Waaren. Die Waare wird wohifeiler.. Etwas wohlfeil 


Wohlbehangen, aqj. et ady. welches nur bey den Jãgern ublich einkaufen, für einen geringen Preis. Eine Waare wohlfeil 
ift, wo man von einem Jagdhunde fagt, erfey wohlbebangen, geben. Ich konnte nicht wohlfeiler abfommen, Wohlfeile 


wenn er hinlãnglich lange Ohren und Lefzen hat, Zeit, da gewiſſe Bedürfnijfe wohlfeil find ‚im Öegenfage der - 
Wohlbetommen, verb. irreg.neutr. (.Rommen,) mit dem theu en Zeit, 
‚Hülfsworte feyn, richtiger getbeilt, wohl befommen. Der Spas Anm. Das Wort iſt, wie manleicht fiebet, von wohl und feil 


ziergang ıfl mirnicht wohl befommen. Nur in dem Wunfche, zuſammen gejeßt. Da die Bedeutung ſehr elliptiſch iſt, fo leider 
‚welcher in der vertraulichen Sprechart bes dem Nieſen eines aus diefes Wort auch die Comparation an der legten Hälfte, welches 
dern üblich-ifl, wohlbefomme es ihnen! ‚wird es als ein zu ſam· in den gewöhnlichen Fällen wider die Analogie ift, indem die Com⸗ 
men gefeßtes Wort,und zwar von der erften untheilbaren Ark, bes Paration an der erſten geſchehen follte, welche feibige aber in der 
‚handelt. Eigentlich. ſollte es beißen, es bekomme ihnen wohl! . Zufammerfegung nur ſelten verſtattet. Im Niederſ. iſt wohlfeil, 
wie man auföhnliche Art fast, es gebe ihnen wohl! nicht wohl: good Poop, fehr wöhlfeit, Chrifkoop, und ſchimpflich wohlfeil, 


"gebe es ibnen! ſchandkoop. er 
Woblbeleibt, adj. etadv.mit einem vorzüglich fleiſch igen Kor Die Wohlfeile, plur. car, der Zuſtand, da etwas woblfeil if. > 
per begabt. Wobibrleibre Kũhe. i Das Wort ift felten, und; wie es ſcheinet, meuern. Urfprunges; 


Wohlbeftanden, adj.et adv. welches nur im Forftwefen übliche indeſſen iſt es doch beffer, als Wohlfeilbeit, Wobiferikere, und. 
ift, wo ein Wald, der noch reichlichen Vorrath von allerley Arten WohlfeiligFeit, welche andere dafür verſucht haben. 
des Holzes hat, ein wohlbeitandener Wald beißt. Moblgeartet, adj. et adv. vem Berlangen anderer gemäß w 
Der Wohlbewußit, des —es plur. car. von der RAfich einer artei.. Ein wohlgearteter junger Menſch. 
Sache wohl, d. i. pinlänglich, bewußt feyn, der Zuftand, da man Woblgebauet, adj. et adv. aufeine gute verhältnißinäßige An 
ſich einer Sache binlänglich bewußt iſt, das Bewußtſeyn. Ss iſt gebauet. Eine wohlgebauete Stube, Jugleichen figürlich, für 
mit meinem Wohlbewußt geſchehen. Esfänat anzu veralten, woblgebildet. Eine wohlgebauete Drufl, Ein — 
kann auch entbehret werden, indem Bewußtſeyn und Wiſſen anga⸗ pferd. 
Ipgifcher End, und den Begriffeden fo gut ausdruden, Wohlgebildet, adj. etadv.-auf eine gute, angenehme — 
Wohledel, adj. et adv. in einem vorzüglichen Graͤde edel, ein bilder, Bine wobigebildete Perfon. 
nur noch inden Tueln übliches Wort, da es von bürg. lichen Pers- Wolgeboren, adj. et adv. von vorzüglichem Stande, von edler 
fonen gebraucht wird, und weniger fagt, als Zzochwohledel und Gebart. Swertugende hat, derli wolgeborn, Winsbed, 
Hochedel. Im Abftracıo Ew. Wohledeln. Jetzt gebraucht man das Wort nur noch als einen Titel, nicht al⸗ 
Wohledelgeboren, adj. et adv. auch nur noch in Titeln von lein von Perſonen aus dem niedern Adel, ungeachtet auch dieſe 
bürgerlichen Perſonen von einem vorzüglichen Range, da es dennſchon das ſochwohlgeboren bekomuien, ſondern auch von vorzüg ⸗ 
mebr iſt, als Hochedel, aber weniger als Sochwsbledelgeboren lichen Per ſonen bürgerlichen Srandes,wenn ihre Würden zunäht 
und Sochedelgeboren, (S. dieſe Wörter) Im Abfiracı, Ew, anden Abel grän en. Am Abfiracto Ew, Wobigeboren, ne. ' 
:Wohledelgeboren. , i dem war es ein rel des hohen und ſelbſt böchften Adele, Im 
Wohlehrwürdig, adj.et adv. gleichfalle nur in Titeln von Sirycker wirdes noch Königinnen und Derzogen bengelegt. Die 
geiftlichen Perfonen des dritten Kanges, befonders von Landgeiſt⸗ vielfachen Modificasionen, welde diefer und alle übrige ähnliche 
lichen, obgleich diefe jegt auch ſchon gemeiniglih das Sohwohls Titel, nach Verſchiedenheit der Kanzellegen und derjenigen Per⸗ 
ehrwürdigbefommen. (Sauch Sohrbrwindig.) Sm Abftracto foren befommen, welche an einander ſchreiben, find unzählig, ge 
Ew. Woblehrwürden. bören aber eigentlich nicht in ein Warterbuch. 
Wobhlerfahren, adj.eiady, in einem borzüglichen Grade ers Woblgefallen, verb.irreg,act. S. Grfalen,) in einem boben 


fahren. £ Grade gefallen, ; wi 
Das Wohlergehen, des —s, plur. car. ein nur inder feyerli⸗ Wo ift der geboren, At 

hen Schreibart übliches Wort, den erwünfchten Zufland einer Welcher allen wohlgefalle? Hape, . 

Perſon, fo wohl in Aufehung der Geſundheit, als der übrigen Wo es indeffen, um des Spibenmaßes Willen, für dag einfas 


Sindfsumfände, zu bezeich nen. Daman diefee Wort vorzüglich che gefallen ſtehet. Da wohl, wenn es überflüßig ſteben fol, hier 
von vornehmen Perfonen gebet ucht, fo haben ver ſtandloſe Pedau⸗ bloß einen höhern Brad bezeichnet, ſo iſt die Bedeutung des Gan⸗ 
ten von noch höhern fogar ein Socerzeben sefchmiedrt. zen gewiffer Maßen elliptiſch und figürlich, daher man es auch 
Die Woblfabrt, plur. car, bee Inbegriff alles deifen, was zu als ein zufammen gefegtes Wort behandelt, 
derBtücfeligteit cires Meufden sihwendig fh. Die bäusitche, Des Wohlgefallen, des —s, plur.car. ein höherer Brad ses 
„bürgerliche, zeitlihe ewige Wobfshrt. Sein Blut für die Gefalleus, und der Zuſtand diefer Empfindung. Daswird Sr. 
Wohlfahrt feiner Mirduracr vergießen. Zuweilen, obaleich Majeſtãt zu einem bejondern Wohigefallen gereichen. 
feiiener, was dir Wehlfabrt befördert. Wasmir Gott zuſchicht, Wohlgeben, verb. irreg. neutr. (8. Geben,) mirdem Hürfes 
hätte es auch die Getlalt des Elendes/ wird — ſeyn/ wotte ſeyn. Es wird nur uuverſönlich mir dem Dative der Pers 
Bel. ſon gebraucht. = geben ihm wohl, er beſtudet ſich in einem ſei⸗ 
i ‘ arn 


— 












— — * ve sei. 


— — 


— 
— — 
— — 


* 


* 





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"gen Wunſchen geinäßen Zuftande. Ich weiß, fie werden es 
"mie und der Tugend davon wohlgehen laffen, Bell. Da die 
. Bedeurung eliptifch und figürlich ifk, fo läßt fich die Zufammen« 
’ Ing entfehuldigen ; alrin, da die Figur bloß in dem Verbo gez 


des Subftantives, das Wohlgeben, gebraucht man Wohierge: 
ben, welches auch noch zuweilen als ein Berbum für wohlgehen 
gebraucht wird, 

Wohlgelehrt, adj.in einem binlänglichen beträchtlichen Grade 
gelehrt, nur noch als ein Titel gelehr ter Perfonen von geringerm 
Range, da es denn weniger ift, als Sohwohlgelebrt, (welches 
doch ſchon veralter ift,) und Hochgelehrt.. JmAbftracto, Ew. 
Wohlgelehrten, iſt diefes Wort nicht uͤblich. 


Wohlgemeint, adj.et adv. bon der X. A. es wohl meinen, aus 


einer guten Abſicht herſtammend. Kin wohlgemeinter Rath. 


Wohlgemuth, adj. etadv, gutes Muthes, aufgeräumt, ver» 
gnügt. Woblgemuthfeyn. in wohlgemuther Mann. Da 

die letzte Hälfte diefes Wortes als ein Beſtimmungswort längft 
veralter if, fo: ift aud) wohlgemuth nicht mehr üblich, indeffen 
kommt es noch bey den Schwähifchen Dichtern häufig vor. 


DerWohlgemutb, des—es, plur.inuf. ein Rahme des gemeis 

nen Doftens, Origanum Fulkare Linn. vielleicht wegen feis 
nes angenehmen Öeruches und gewürgbaften Geſchmackes. An 
einigen Orten führer auch der Borrago diefen Rahmen. 

Wohlgeordnet, adj. et adv. auf die gehörige Art geordnet. 
Wohlgeordnete Begierden. 


Wohlgersthen, adj. et adv. nad Wunſch gerathen, gut gera⸗ 


then. Wohlgerathene Rinder, 

Der Wöhlgeriih, des —es, plur. Sie—rüche, ein angenehmer 
Geruch, ein vornehmlich im der Hehern Schreibart übliches 
or. { 

Lane Lüfte, Wohlgeruche 
Laden ung zum Tunz, Raml. : 

Der Wohlgefmad,tes—es, plur. inul, ein angenehmer 
Geidimad; im Niederſ. Wohlſchmack. 

"Woblgefinnt, adj.etadv. gut, d. i. zu des andern Beſten, ge» 

ſinnet. Ein wohlgefinnter Mann. Gegen jemand weohlgefinne 

-feyn: Br i 

Wohlgefittet, adj. etadv. gutgefittet, anftändige Sitten ha⸗ 

bend; da denn diefes Wort den Begriff beftimmter austrudt, 
als gefitter, welches eigentlich überhaupt nur Sitten habend be» 
deuter, ob es gleich auch zuweilen für wohl gefittet gebraucht 
wird‘ Ein wohlgefitteter junger Menfch. 

Die Wohlgeftalt, plur. die —en, die gute, angenehme Geftalt. 


Auf einmahl fammeln ſich bie verzogenften Grotesf-Züge zur 


Wohlgeitait, Herd. - 
Wohlgewögen, adj. et adv. Neigung gegen einen andern, bes 
fonders Riedrigern, empfindend , ein pleonaftifches Wort, weil 
gewogen bereits den Begriff des wohl in fich ſchließet. So auch 
Wohlgewogenheit für Gewogenbeit: F 
Wohlgezogen, adj. et adv. auf die gehörige Art gezogen, gut 
ezugen, Ein woblgesonenes Rind. Das Subflantiv', die 
oblgezögenbeit, ift wicht fo üblich, 


Wohlhbaͤbend, —er, —fe, adj, et adv. mit binlänglichem Ber» 


mögen, nicht allein zu deu Bedürfniſſen, fondern auch zur Bes 


quemlichkeit verfepen, bemittelt; da es denn weniger fagt, als + 


reich. Ein wohlhabender Mann. Die wohlhabenften Leute 
in der Stadt, Wohlhabend ſeyn. Das Wort ift fehr elliptiſch, 
und vermuihlic aus der R. A ich wohl haben, d.i, ſich wohl 
ſtehen, zuſammen gezogen, Um diefee eliprifchen Bedeutung 


- 


.. Boß 1508 : 
Willen Teidet es auch die Comparation, Das GSubfantiv, die 
- Wohlbabenbeir, kommt jeltener vor, “ 


Wohlhergebracht / adj.et adv. auf eine rechtmaßige Art herges 
bracht, d.1.durchden Gebrauch erworben ; ein befonders in den 


"hen liegt, daber auch übel geben, ſchlecht geben, nicht zufammen- _Ranzelleyen übliches Wort. Wohlhergebrachte Jreybeiten. 
gefeget werden, fo ſollte man es billig getheilt ſchreiben. Anflate- 


Der Wohlklang, des —es, plur. die —klange. Ein angenep: 
mer Klang; eine feltene Bedeutung. 2. Die Eigenſchaft, da 
etwas wohl Flinget, d, i, auf eine angenehme Art durch das Gehör 
empfunden wird; ohne Plural, und im Gegenfage des Miß⸗ 

. Hlanges und übelklanges. Der Wohlklang eines Derfes, ei⸗ 
ner Periode, ; 

—* Wohllaut, des —es, plur, die —e. 

aut. 
Weit Fräftigee lehrt euch ihr Leben, 
Das lauter Wohllaut if, Weiße, 
2, Die Eigenfchaft, da etwas wohl lautet, die Euphonie; ohne 
Plural, Diele Confonanzen hören den Wohllaur. 

Anm. Wohllsut und Wohlflang find wie Laut und Klang, 
di. wie Genus und Övectes, unterfchieden. Laut bezeichnet über⸗ 
haupt die Eigenſchaft, daß etwas durch das Gehör empfunden wird; 
Rlang aber be eichuet die ſes allgemeine Etwas ſchon näher. 

Das Wohlleben, des —s, plur. car. die foridauernde Vergnũ⸗ 
gung der äußern Sinne, Seine Tage in lauter Wohlleben zu« 
bringen.» : 

Die Wohlluft, S.WoHufl. 

Woblmeinen, verb.reg.act, es wohl, d.i. gut, zu des andern 
Beften meinen; ein ungebräuchliches Wort, von welchem nur 
noch die Participia wohlmeinend und wohlgemeint vorfomment, 
Ein wohlmeinender Rath, beffer, ein wohlgemeinter, . Wenn 
ich div wohlmeinend rathen foll, Das Adoerbium wobhlmeis 
nentlich, auf eine wohlgemeinte Art, kommt nur noch im Obere 
deuifchen und in den gemeinen Spreiharten vor, weil es ſehr un⸗ 
analogifch gebifder iſt. : 

Die Wobleedenbeit, plur. car. die Fertigkeit, fih in allen Fäls 
len mit Woylgefallen anderer auszudruden; wodurch fie fich von 
der Beredfainkeit unterfcheidet, welche nur von der Fertigkeit, 
andere mit Wohlgefallen zu überreden, gebraucht wird, 

* Wohlrubend-und Mohifchlafend, zwey zufammen gegogene 
Participia, vonden R. A. wohl ruhen und wohlfchlafen, welche 
im gemeinen Leben oft ſehr ſprachwidrig gebraucht werden, wenn 
man einem andern eine wohlruhende oder wohlſchlafende Nacht 
wünfcht, weil. ſich dieſe thätigen Participia von der Nacht nicht 
brauchen laſſen. Man wünfche alfo lieber, wohlzu vuben, oder. 
wohl zu fchlafen. s 

Der Wohlſchmack, S. Wohlgefihmad. F 

Das Wohlſeyn, des —s, plur car. die Geſundheit. Sich in 
gutem Wohlſeyn befinden, bey guter Befunbheit, Jemandes 
Wohlſeyn trinken, welches mit der Formel, gutes Wohlfeyn! 
geſchiehet. Woblfeyn wird in diefer Bedeutung vornehmlich in 

. der Sprache der Höflichkeit, befonders gegen Vornehmere ger 
braucht, wo man Geſundheit für zu alräglich und gemein Hält. 
An weiterem Verſtande ift Wohlſeyn oft der Inbegriff aller zue 
Zufriedenheit gehörigen äußern Glücksgüter. 


1, Ein angenehmer 


Der Wohlftand, des —es, plur, car. vonder R. A. wohl ſte⸗ 


ben, und ſich wohl ſtehen. 1.8on wohl fiehen, it der Wohle 
hand das angenommene Urtheil anderer, von dem, was\eine® 
VPerſon und ihren Verbältniffen anftändig iſt, und die Übereins 
ftimmmng der äußern Handlungen mit diefen angenommenen Us⸗ 

eilen anderer, da es denn nicht bloß von eigentlichen Sitten, 
fondeen auch von allen äußern Haudlungen gebraucht wird, Lin 
Geitlicher, welcher tanzer, bandelt wider den Woblttand,wenn 
es nach den angenommenen Urtheilen des Würde fein Um 

7 5 


ET ee |. 
tes nicht angemeffen ift, daß er tanze. 
achten. Ihn beleidigen, wider den Wohlftand fündiger. 
- Selb die Tugend muß den Woblftand beobachten. &s gibt 
tauſend Dinge, welche an ſich unfchuldig find, welche aber der 
Wobltand verbiethet. DieBeobadhrung des Wohlftandes macht 
die gute Lebensart aus. Da diefe Bedeutung mit der folgenden 
oft Ziweydentigkeit machen fann, fo bedieut man fich alsdann Ties 
ber des beſt mintern Wohlanſtandigkeit. 2.Bon wohl ſtehen in 
der R. A. es febet alles mobl, ingleichen, fich wohl teben, fi 
in guten Glüdsumfländen befinden, ift der Wohlitens, (1) 
die Anwefenheit aller zur äußern Glüdfeligkeit und Ruhe nothe 
wendigen Imflände,, Der Wohlttand eines Landes. Der bür— 
gerlihe Wohlſtand. (2) Guter, zur Abſicht erforderlicher Zu⸗ 
“ fland Avon liegenden Gründen. Das aus, das But, der 
Garten befinder fich in beitem Wobhlftande. (3) Bon einzelnen 


Perfonen, it der Wohlſtand die Anmefendeit der nicht allein- 


zum Bedürfniffe, fondern auch zur Bequemlichkeit, nos; ıwendis 
gen GSlücksgüter. Sich im guten Wohlitande befinden. Im 
Wohlitanse leben. 2 

* Die Wohltage, fing.inuf, ein nur im Miederdeutfchen übliches 
Wort, gute Tage, ein bequemes und üppiges Leben zu bezeichnen. 
Zr weiß vor Wohltanen nicht, was er anfangen fall, die Ju⸗ 
ten Tage machen ihn übermätbig, muthwillig. Im Niederdeut⸗ 
ſchen Weeldane,von Wehl, Übermurh, wehlig,murhwiffig; weis 
ches doch mit. wohl genau verwandt iſt. 

Die Wohlthat, plur. die—en, eine That oder Handlung ang 
blogem Woblwollen, welche unfer Beftes befördert, und die Sarhe 
ſelbſt, welche uns in biefer Rückſicht bewilligetwird.  Femanden 
eine Woblthat erweifen, erzeigen. Beſonders, wenn die aus 
Wohlwollen bewilligte Sache ein Theil des Eigenthumes des 
andernift. Wohltbaten von andern empfangen,genießen. Oft 
au nur eine Sache, welche unfer Beftes befördert, ohne Rück ſicht 
aufdas Wohlwollen, als die Quellen desfelben, Die im gefittes 
ten Umgange eingeführte Seinbeitims Zuriick baltung iſt eine 
ſchãtzbare Wohlthat für das andere Geſchlecht. 

Anm. Schom im Oitfried, Willeram ukf. Woletat, Wo· 
ladat, ben dem Notker Liebtat. Es iſt nach dem Muſter des 
Latein. Beneſcium gebildet, 

Der Wohlthäter, des —s, plur, ut nom. fing. Fãmin. die 
Wohlthäterinn, plur, die —en, eine Perfon, welche einen an» 
dern eine Wohlthar erweifet, die fein Glück anz Wohlwollen bes 
fördert. Ich erfanntein ihm meinen Wohlehäter, Bin Wohl: 
tbater der Armen. ImDberdeutfchen ehedem und vieleicht noch 
jest Wohlehuer. 

Wohlthätig, —er, He, adj.etadv, ı. Geneiat, das Beſte 
anderer aus Wohlwollen zu befördern, unddarin gegründet, aus 
diefer Neigung herfließend. Wohlihätig ſeyn. Bin wohlth sti- 
ger Mann. Eine woblthätige Handlung. 2. In hohem Grade 
vortheilbaft, beilſam. Ein wohlthätig- v Regen. Die Stürme 
find für die Gefundbeit überaus wohlthärig. 

Die Wohlchätigkeit, plur.car. 1. Die Neigung, und in en⸗ 
gerer Bedeutung, die Zertigfeit,anderer Beftes aus bloßem Wohl 
wollen zu befördern, befonders, wenn folches vermittelt eines 
Theiſes feines Eigenthumes geſchiehet. von der Wohlehätigfeit 
anderer leben. Ingleichen die darin gegründete Beſchaffenheit. 
Die x 
beilfanen Befhaffenbeit. 

Wohlthun , verb.irreg. neutr, (©. Thun, mit dem Hülft- 
mortehaben, und der dritten Endung der Perfon. 1, Angeneh⸗ 
me Empfindungen,  befonders des Gefühles erweden, 
Brogen that ihm wohl, =. Heilfame Wirkungen auf jemanden 
haben. De Arzeney wird dir ſeyr wohlthun. Sn beyden Fal⸗ 


u 


Den Wohlitand beob⸗ 


ohlthatigkeit einer Zandlung. 3. Vorzügiicher Örad der + 


Das » 


ers 


* ſchreibet man * Wor ter lieber geißeifet, woßt ebum, — 
bier nicht die geringfteelliptifch: Bedeutung Statt findet. 3. Anz 
derer Beſtes ang ohlwollen befördern; da es doch nut im In⸗ 
finitive gebraucht wird, Er ſtehet — nicht allein auf glei⸗ 
che Art wohlihun kann, Gel. In den Modis gebraucht 
. man dafür Gutes rbun, Wohlthat — u. % J 
Das Wohlverhalten, des —s, plur. car. gutes, pflichtmäßle 
ges Verhalten, Du wirft nad dem Maße deines ig 
tens belebnet werden. . 
Das Wohlverley MoblferTey, des — ‚plur. car. —* 
me, welchen beſonders zwey Pflanzen führen. 1. Die A 
Lian. beſonders deſſen Arnica montana, welche im t⸗ 


ſchen auch Engelstrank, Mutterwurz, Waldblume, Taugen⸗ * 


kraut genanut wird. 2. Zuweilen auch, und vielleicht aur ngis 
gentlich/ der Srofchlöffel, Aliſma Linn. beſonders deſſen Aliſma 
Damatonium. Der Nabme iſt ohne Zweifel aus wohl und 
verleihen zufammen geſetzt, oder vielmehr verſtümmelt; ana 
die erſtere Pflanze ſehr vielfadhe Heilkräfte hat, — 

Wohlverſtanden, adj. etadv. eigentlich das Yartichoium von. 
wohlverfichen. Man fihreidter allenfalls nur dann zufammen 
gezogen, wenn manes alsein Abverbium, und zwat elliptifch, ge» 
braucht. Ich vede von dem noch ungebilderen Menfcpen, wohl⸗ 
verkanden im erfien urfprünglichen Stande der Marur. Au⸗ 
Ber dent bleibi es getheilet, z. B. ein — wohl ——— 
Ausdruck. 


Wohlwollen, verb.irreg.neutr, (S. wollen eek 
worte haben, Neignug befißer,cines andern Beſtes gern ju ſehen, 
mit dem Dative der Derfon, Einem wohlwollen. in Mann, 
der allen wohlwill, Er will mir nicht wohl, fucht mein Beſtes 
‚mit zu befordern, fordern zu hindern, Dadie Bedeutung el 
lirtifch iſt, fo wird es mie Recht zuſammen gezogen. * —* 
Dis Wohlwollen, des —s, plur. car, die Reigung, anderer 
Beſtes gern zu ſehen. Fcmanden aus bloßem Wohlwollen Ser 
tes hun. ImOttfried iſt wola willigu man,ein wohlthätiger. 
Wohnbar, —er, —fe, adj. et adv. fähig, bewohner zu merden, _ 
Kin baufälliges zaus wieder wohnbar machen. 
Wohrbarkeit, 
Das Wohnbött, des —— plur.die—e, bey den Zägern, das 
Lager eines Wildbretes, befonderg wilden Schweines, welches 
auch die Kuhe genannt wird, 


Wohnen; verb.reg.neutr, mitdem Hülfsworte baben, feinen 


beftändigen Aufenthalt an einem Orte haben, - ı. Eigentlich, 

\.(1) Bondem Orte im weiteſten Verſtande. Inder Stadt, auf 
dem Landewohnm. In Afrika, in Rom wohnen, Im Söblen 
wohnen, auf einem Berze wohnen. Die wilden Thiereweh- 
nen in einfamen Gegenden. (2) In engerer Bedeutung, "bon 
dem Srhände, in welch. m man feinen gewöhnlichen oder beflän« 

“digen Aufenthalt bat, da es denn fo wohl von dem eigentbümlis 
hen, Als auch gemietheten Aufenthalte gebraucht. wird, In eis 
nem -Pallafle, in einer Sütte wohnen” Bey jemanden wohnen, 
in defjen Haufe, Einem gegen über wohnen, Am Sluſſe, an 
der Straße wohnen. Besuem, angenehm, unbequem, ſchlecht 
wohnen, eine joiche Wohnung haben. Im erften Stod, binten 
aus, unter dem Dache we hnen. Ich weiß ihn wohnen, im ger 
meinen Zeben, ich weiß, wo er wohnt. 

RER 2 Fiaürlich. (1) An einem Orte eindeimifch ſeyn. So fagt 
man, eine Pflanze wohnein China, wenn fie dort wild wächfes, 
Golderz wohner in Ungarn, wenn es dafeibft Häufig gebrorhen 
wird, (2) Sich aufeine befrändige Art ihätig und gegenwärtig 
bewiifen. in Sers, in welchem die Tugend, das Lafer 


wohnt, Es kann Feine gure Yleigung in einem Zerzen woh⸗ 
nen, 


Sp auch die 


J 











nen, wo die unmäßige Bigise na Keisehum herrſcht, 
Gel. 


j und Fig die Stirn auch Seöblichkeir,.. RI ac 

So wohnt im Seren Wißvergnügen, Weiße, 2 
Daher das Wohnen und die TRPDRRHN: ©. das letztere im Fol 

genden befonders, 

. Anm. Diefes Wortlantet fon von des Kero Zeiten an, wo- 
nan,im Riederſ.e iwanen,im Engl,to won, Es bedeuteteehedem 

3 nicht ‚bloß wohnen in dem heutigen Berfkande, fondern verharren, 
bleiben, überhaupt, Tier wonat inder guati, der im Guten 
bleibet, verharret, Ottfried, und im Kero ift uruhwonan, ver⸗ 
harren, perfeveräre, So alt nun Nefes Wort auch ift, fo läſ⸗ 
fet es ſich doch leicht in feine erfien Beſtandtheile auflöfen. Das 
nin der Mitte zeiget, daß es ein Intetftivum ift, fo wie dehnen, 
fehnen, gähnen u, ff. Die Wurzel iſt folglich entweder ünſer 
wo, woen, fih aneinem Orte befinden, oder auch dag veraltete 
Verbum bauen, welches gleichfalls für wohnen gebraucht wurde, 
im Kero puan, und in Dänifchen noch jegt boe. - Daß b und w 

geen in einander übergeben,ift befannt genug. S. auch 1.Bauen. 
Wohnbaft, adj. et adv. welches die Bedeutung des Participii 


wohnend bat. An einem Orte wohnhaft feyn, dafelbft wohnen, 


anfäfig ſeyn. Alle in dem Dorfe wohnhafte Bauern. 

Das Wohnhaus, des —es, plur. die —bäufer, ein Haus, 
welches eigentlich zur Wohnung beſtimmt iſt, zum Unter ſchie⸗ 

de von einem Backhaufe, Brauhauſe, Cuſthauſe u.f.f. In 
Homburg, wo das Wort Erbe für Haus üblich iſt, beißt es ein 
MWohnerbe. 

“Der Wohnplag, des —es, plur. Sie —pläge, der Mag oder 
4 wo Menfchen wohnen, wo jemand wohnet; ingleichen fi- 
güclih, wo etwas einheimifch ift, der Aufenthalt. 
Wobnpiag ſtiller greuden! Weiße, 

Der Wohnſchmid, des —es, plur. die —ſchmiede, an einigen 
Drten, z.B. in der Mark Brandenburg, ein Schmid, der. feine 
beftändige Wohnung an einem Orte hat, zum Unterſchiede von 
einem Lauffhmide. 

‚Die Wohnftatt, plur, die —fätte, oder die Wohnftätte, plur, 


Du fußer 


"die —n, die Statt oder Stätte, wo Menſchen wohnen, ingleichen,,, 


wo jemand wohnet; wie Wohnplag. Figurlich, der Ort des. 
Aufenthalts, der beftändigen Anmeferheit. DieBienen ſſogen 
frohlich aus ihrer fernen Wohnttatt, Geßn. 


Die Wohnftube, plur. die —n, eine Stube, welche zurgewöhne- 


lichen Bewohnung, d. i. zumgewöhntichen Aufenthalte, beſt imuit 


“ft; zum Unterſchiede von einer Putzſtu be, Gaftſtube u. ff. Ir 


der edlen Sprechart, dag Wohnzimmer. 


Die Wohnung, plur. die —en, von dem Verbo wohnen. Der: 
beſtändige Aufem hait an einem Orte, als ein Abſtractum, folg⸗ 


lich ohne Plural. Seine Wohnung an einem Orte haben, 
nehmen. 2. Der Ort des Aufenthaltes, als ein Concretum, 
folglich mit dein Plural; da eg denn ein allgemeiner Ansdrud 
“if, welcher Häufer, Paläfte, Hliten, Höhlen u. f. f. unter fi ch be⸗ 
greift. 8. In eugerer Bedeutung it. die Wohnung ein Theil ei⸗ 
"nes Gebäudes, in welchem eine'Familie webnet, oder wohnen 
kann. Lin Haus hat vier Wohnungen, wenn es für foviele Fa⸗ 
milien eingerichtet iſt 
Anm. Schon im Tatian Wonunga, i im Ottfried sermittelft 
einer andırn Ableitungsfplde, Wont, 


"Das Wohnzimmer, des =, plur. ut nom, fing. ein Sims 


mer, weiches zur gewöhnlichen Wohnung befktinme if, zum Un⸗ 
terſchiede von Gafzimmern, Pugzimmern m ff. 

“ Wölben, verb. reg. act. 1, Dit einer gemanerten bogenför, 
migen Dede verjiben,. Kin gewölbter Reller, ein Sewölbtes 
Grab. Grwälbte Zimmer. Die bogenförmige gemauerte Dede 

Adel· W. een uf. ? 3 


. 
ee 


genförmigen Decke überhaupt verſehen. 


lich, zu einer bogenförmigen Dede ründen. 


Wo — 
ſelbſt beißt ein Gewölbe, In writerer Bedeutung, mit einer bo⸗ 
So hat man gewölbte 
Raſten, der 'n hölzerner Deckel einem Gewölbe gleicht, 2 « Figlies 
Sieh, wie auf: 
dem Bügel die grüne ſaſelſtaude zu grünen Grotten ſtch wölbe, 
Geßu. Lin gepflanzter Weinttod ſoll ſich wie eine Fühle Laute 
be tum die Senfter wölben, ebew derſ. Daher das wolden und 
die Wolbung. s 

Anm. Im Niederd, wolven,im Schwed. hracifen „welches 
aber auch im Kreife drehen bedeutet. Es fFammet mit volvers 
von einer Wurzel wol, wel ad,deren Hauptbegeiff die Künde, und 
die Bewegungin Geftalt derfelbenift, und wovon hıi verähdees 
ten Ableitungsfulben auch Welle, wälzen, u. f.f. derfoiamen, 


1602 r 


Der Wolf, des —es, plur. die Wölfe, Diminut, Wolfchen, ein 


Wort von fehr vielfachen Bedeutungen, wovon viele gewiß von 
ſehr verfchiedenen Stämmen find, welche bloß zufällig einerley 
Laut haben, Denn fift bloß ein alter Adleitungslaut, der den in 
wol liegenden Hauptbegriff nur.näber beſtimmet. Ich getraue 
mir nicht, den in jedem einzelnen Falle herrſchenden Hauptbegriff 
mit Gewißbeit anzugeben, daher ich die meiften Bedentuugen nur: 
muthmaßlich ordiren Fann, 

- 1, Der Begriff der Nünde, in welchem Falle diefes Wort‘ 'yu 
dem vorigen wölben, und deffen Geſchleht gehöret; denn an der 


Bertaufhung des b und f wird fich wohl niemand ſtoßen. So iſt 


in den Malzdörren der Wolf der eigentliche Ofen, in welchem das 
Feter angemacht wird, und aus welchem ſich die Hiße durch die 
ganze Dötre verbreitet. Vermuthlich, weil er gewölbt ift, oder 
auch ein fohräges Dach hat. Bey den Grappdereitern heiße dag: 
gauze Gerüft, woranfder Örapp gedörret wird, der Wolf. 

2, Der Begeiff dee Bewegung um feine Achſe, in welcher Be⸗ 
deutung es zunächfk zu Welle und wälzen, Rat. volvere, gehös 
vet. Ans diefer Bedeutung läßt fi dev Wolf der Tuchmacher er⸗ 
Hären, welcheseine Mafehine iff, in welcher die Wolle vermit⸗ 


telſt einer beweglichen Welle aufgelockert, und von allem Staube 


gereiniget wird, 
3. Der Begriff der Ausdehnung in die Lange, Breite oder Dice, 


Man hat viele Spuren,dag Wolf ehedem auch groß, und figüclich 


eine Intenfion bedeuterhat, in welchem Verſtande gs mit unferm 
wohl, dem Eugl. whole, u, a. m. verwandt if, In den nad 
gangbaren eigenen Rahmen diefer Are fcheinet: diefer Begriff 
gleichfalls der herrſchende zu ſeyn. Wolf, der Große; Wolf: 
gang, der erufthaft einher tritt; Wolflieb, fehr lieb; Wolfrarb,. 
ein weifer Rathgeber. ‚Obgleich auch andere Nahmen von dem 
Thiere diefes Rahmens entlehnet ſeyn können. Zu diefer Beden⸗ 
tung ſcheinen mir folgende Fälle zu gehören, ‚0) Inder Zimmers 
mahnsfunft heißt der lange Balfen, welder bey Steohdächern 
durch die Firfte des ganzen Daches gehet, und woran die Sparren 
befeſtiget find,der Wolf. Bey den ſchwerern Biegeldächern fehler 
er,dagegen fie einen eigenen Dach ſtuhl haben, (2) Indem Warffers 
baue heißt der an Striden befeftigte Rammblock, womit die Pfäb⸗ 
le eingetrieben werden, in mauchen Gegenden der Wolf, in ans 
dern der Bär. (3) Vielleicht gehöret hierher auch der Nahme 
einer Art Barnfäce mit nur vier Bügeln, welche am Rhein Wölfe 
beißen, wenn nicht der erfte Begriff der Ründe darin der herr⸗ 
(ende if. (4) Ein dicker, ſtarker Hagel, oder Bolzen, 3.8: 
der, woran die Wage andem Wagen hänget, heißt in manchen 
Gegenden gleichfallg ein Wolf, (5) Bey den Seilern mancher 
Gegenden ift der Wolf ein mit Furchen verfehenes Holz, in Ge⸗ 
ſtalt eines Kürbiſſes. Bey audern wird es die Lehre genannt. 

4. Bon dem gelfensen Laute, als eine Onomatopdie, werben 
von Alters der die Jungen mebrerer großen Thiere Wolfe genannt, 
Vzzer mitten leuuon welferen, von den Jungen der Löwen, 

RAS ms Motf.. 


£ 


1608 Bo. 


Rott. Und noch in der Niederſ. Bibel von 1565 find des Lonwen 
Wölpe, die Jungen des Löwen. Im Theuerdanfe wird es von 
jungen Bären gebraudt. \ ; ' 
Wieindem wald ein pyrin wer 
Mit ſambt iven welflein Flein. 
gest ift es nur noch bey den Zägern von jungen Hunden üblich, in 


welcher Bedeutung Welffchon im Detfried vorfommt; auch im 


Schwed. Hvaelp,ein junger Hund. Daß der gelfense, oder 
beulende Laut mancher jungen Thiere zu der Benennung Anlaß 
gegeben, iſt wohl gewif, undin fo fern gehöret es zu gelfen, heu— 
len, bellen u, f. f. welche lauter Modiftcarionen diefes Lautes be⸗ 
zeichnen. Gemeiniglich hält man Wolf, ein junger Hund, und 
Wolf, lupus, für Wörter eines Stammes; alein im Schwed. 
find beyde genau unterfchieden; ein junger Hund beißt daſelbſt 
Hvalp, im Isländ. Hwölpr, im Holländ. Welp, imftiederf. 
Wolp; das befannte Raubthier aber, im Schwed. wie in allen nor« 
difchen Mundarten, ULF, im Niederf. Wulf. Ver muthlich iſt der 
fehlerhafte heulende Ton gleichfalls die Urfache, warum die Or⸗ 
gelbauer den Fehler, wenn zwey überein ſtimmende Pfeifen zur 
gleich gerühret werden, und zwifchen fich einen dritten Diſſonanz ⸗ 
Son hören laffen, einen Wolf ıtennen. ’ 

5. Bon dem Begriffe des Raubens, um fih Steffens, vielleicht 
auch des Lilens, der Gefchwindigfeit. Daß der Begriffdes Raus 
bens diefem Worte angemeffen iſt, erhellet unter audern aus dem 
Möfo-Gothifchen, wo wilwen, rauben, Wilwan, ein Käuber, 


ift, womit auch das Franz. piller verwandt zu feyn feiner. Von- 


dieſem Begriffe fcheinen mie folgende Bedeutungen abzuffammen, 
(1) Der Nahme eines befannten Raubthieres; im-Fämin. die 
wölfinn. Sprichw. Wenn man von dem Wolfe fpricht, iſt er 
nicht weit; ein Überbleidfel des alten Mährchens von den Währs 
wölfen, weiches beſonders in den zwölf Tagen, von erften Weih⸗ 
nachtstage bis zu den drey Königen, galt, da ſich die Währwölfe 
fehen ließen. Schon im Ditfried und Notfer Wolf, Wolva, 
dep dem Ulphilas Wulfs, im Angelf.und Riederſ. Wulf, im Engl. 
Wolf, im Schwed. UIf, im Isländ. Ulfr, im Albaniſchen UIIk. 
Es uͤ⸗ ſich die ſer Napine gleichfalls von der bekaunten beulen= 
den Stimmedes Wolfes ableiten, indem ulfya im Schwed. und 
ylfa iu $eländ, Beulen iſt; allein der Begriff des Raubens ſcheint 
mir doc der herrſchende zu ſeyn, daher auch die Griechen den Wolf 
&gwor, nannten, Das Lat. Valpis iſt genau datnit verwandt, 
wert der Fuchs und der Wolffo wohl in der Geftalt, als in der 
Raubfucht, viel Ahnliches haben. (2). Bey den Bädern iſt der 
Wolf, oder Seuerwolf, eine zuweilen aus den Badofen bervor 
brechende Flanınte, welche viel mit dem Blitze gemein bat, uud 
nicht felten einen ſtarken Knall verurſacht. (S. Jeuerwolf.) (3) 
Im gemeinen eben werden verſchiedene fehädliche und. räuberifche 
Snfecten Wölfe genannt; 5.3. der weigeKorumurm, Phalaena 
granellaL. Auch ein gewiſſes Infectin den Bienenftöcen, wel 
ches anch der Kiehwurm genannt wird. Wenn diefes in den Bies 
nenftöden häufig ift, fo fagt mau, die Bienen haben den Wolf. 
(4) In den aufblühenden Selten ift der Wolf eine-fehiechafte 
:  Knofpe, welche ſich zumweifen in der Mitte der Blume zeigt, und, 
weil fie der Hauptblumedie Kraft entziehet, weggefchnitten wird, 
In andern Fällen nennet man eine ſolche Erfoheinung einen 
Räuber. (5) Eine Entzündung der Haut, befonders wenn ſte von 
einer farfen Reibung herrühret. So fagt man, fich einen Wolf 
reiten, oder gehen, wenn man von ſtarkem Neiten oder Gehen, eis 
ne Entzündung am Gefäße befommt, welches in einigen gemeinen 
Mundarten fich fratt veiten oder gehen heißt, von fritten, rei⸗ 
ben. Sonſt wird im gemeinen Leben auch ein um ſich freſſendes 
Seſchwür der Wolf genannt, im Mittell at. Lupus, Franz. Loup. 


Wenn es bis auf die Knochen einbringt, fo heißtes der Brebs, 


Bi 


*wolfbeißig, adj. et a von = Motfe gebiſſen; ein in fe 
tes, aber auch nur bey den Fleiſchern übliches Wort. 


Wölfen, verb. reg. neutr. mit dem Hüffsworte haben, Junge 


werfen, von Wolf 4 ; ein nur noch bey den äsere » von den Sun 
den, Wölfen und Buchfen übliches Wort, - I 
Wolferlep, S.Wohlverley. 


wöstfifh ‚adj. et adv. dem Wolfe ähnlich, in deffen. Natur ge⸗ 


gründet, ein uugewöhnliches Wort, ob es gleich die Analogie von - 


hündiſch ſaͤuiſch u. ff. für ſich hat. 

Der Wolfram, des—es, plur. doc nur von mebrern Arten 
oder Duantitäten, die—e, in dem Bergbaue, der Rahme eines 
den Sinngranpen ähnlichen Eifenerzes von grauer, brauner, röth⸗ 
licher oder ſchwärzlicher Farbe ; auch Wolfareh, Wolfert, Die 


erſte Hälfte rühret von der ränberifchen Beſchaffenheit dieſes Er» _ 


ger im Schmelzen her, indem es die Metalle foröde macht, Die 
zweyte vam iſt von Rahm, Ruf, Schwärze, weiles ſich am häu⸗ 
figſten in einer ſchwärzlichen zerreiblichen Geftalt zeiget, daber 
es oft auch Siſenr ahm und Kifenfhwärze genannt wird, ER 
farth iſt die Endſolbe die alte Ableitungsſolbe art, 

Die Wolfsengel, plur. die—n, S. Wolfseifen.- 

Das Wolfsauge, des—s, plur. die—n. ı, Das Auge ei⸗ 
nes Wolfes; fisürlich, ein raubgieriges Auge, raubgierige Ge⸗ 
finnung. 2. Zumweilen auch ein Halbedelflein, welcher doch unter 
= Nahmen des Katzenauges am befannteften ift. S. dieſes 

ort. 


Der Wolfebalg, Ses—es ‚ plur, die bälge, der Balg von 


einem Wolfe „d.i. die demfelben abgezugene Haut mit den Haas, 
ten. ©, Balg. 


Der Wolfebenl, des — es, plur, inuf. an. einigen Orten ein en 


Nabme des Rellerbalfes, Daphne MezereumL, 
Di-Wolfsbeere, plur, doch nur vonder Frucht, die —n, an _ 
‚ einigen Drten ein Rahme, 1. der Einbeere ParisL, 2. Bes 

fonderg der Toll beere, Atropa Bella DonnaL, welde auch 

Wolfskirſche und Wolfstraube genannt wird, 


— 


Die Wolfsbohne, plur. Sic—n, an einigen Orten ein Rahme ® 


der Seigbohne, (©. diefes Wort.) An andern wird auch die ‚p 
genannte Türkiſche Wicke mit diefem Rahmen belege, 

Das Wolfseifen, ses—s, plur. ut nom. fing. ı. Eine Art 
Angeln, welche man an manchen Orten den Wölfen au legen pflegt, 
die Wolfsangel, 2. Ein ſtarkes Fangeifen mit zwey Federn, Wöls 
fe darin zu fangen. 3, Eine Art Spieße bey der Wolfsjagd, die 
Wölfedamit abzufangen, 

Der Wolfsfang, des—es, plur, die—fänge. ı ‚Der Fangeines 
oder mehrerer Wölfe, ohne Plural. Yuf den Wolfsfang ausges 
ben, 2. Bon ang, einlanger Zahn, werden die großen langen 
“ Zähne, welche die Wölfe in dem Gebiſſe Daten Wolfsfänge 
genaunt. 

Der mwolfefift, des—es, plur. Sie—e, in benniebrigen Sorech · 
arten, eine Art Schwämme, welche unter dem — des Bofi⸗ 
ſtes am bekannteſten iſt, S. dieſes Wort. 

Der Wolfsfüß, des —es, plur. die —e. 1. Der Fuß von eis 
nem Wolfe. 2. Der Nahe einer Pflanze, welche auch Waffer- 


andorn genannt wird, Lycopus L. 3. An einigen Drten füh⸗ 


vet noch ein anderes Gewächs, welches fonft auch zerzgeſpann 
beißt, und eine Art deeLeonurusL, ift, dieſen Nahmen. 

Das Wolfsgern, des— es, plur. die—e, im Jagdweſen, ein 
ſtarkes Garn zur Wolfsjagd, das W olfsneg. 

Der Wolfagarten, des —, plur. die—gärten, eben Safel6ik, 
ein eingefhloffener Platz in einem Walde, Wölfe darin zu fangen, 

Das Wolfsgebiß, des 
nes Wolfes,d. i.deffen Dlanlmit den-Zähnen, ©. Eine-Art. Ge⸗ 
biſſe für bartmäufige Pferde, 


—es, plur. die—r. 1. Das Gebiß ei⸗ 


— Das. 


- 
j 





3 











a Sr a SET ee Eee 7: 


Pe — 


Dao Wolfogeflct, des —es, plur. inuf. der Nahme einer 

Art Pflanzen, LycopfisL, 

Wolfsgran, adj, etadv. der grauen Farbe des Wolfe⸗ whelich, 
Franz. Louvei, 

DieWolfegrube, plur. die—n, eine verdeckte Grube mit einer 
Fallthür, Wölfe darin zu fangen, 

Die Wolfshige, plur. dien, eine Anftalt, — einen oder 
medrere Wölfezur Luft hetzet; im Dberd, die Wolfshag. 

Der Wolfehund, Jes—es, plur. die—e. ı. Ein Hund, wels 
: cher zur Wolfsjagd gebraucht wird, 2. Eine Art Hunde, welche 
von einem Hunde mit einer Wölfinn gejenget worden. 

‚Der Wolfehunger, des —s, plur. car. ein unnatürlicher hef⸗ 

"8 tiger Hunger. 

Die Wolfejagd, plur. sie—en, bie Jagd auf einen oder meb- 
rere Wölfe. Eine Wolfsjagd anftellen. 


Der Wolfskaſten, des — plur. ut nom. fing. ein ſtarker 


gaſten, einen gefangenen Wolfrdarin lebendig fortzubringen, 

Die Wolfskirſche, plur. die —n, 8. Wolfsbeere, ©. Alraun. 

Die Wolfstlaue, plur. die—n. ı. Die Klaue eines Wolfes. 
- 2, Ohne Plural, der. Rahme einer ArtMoofeg, welches auch Bär⸗ 
lapp genannt wird, ©. diefes Wort. 

Die Wolfstlinge, plur. die—n, der Rahme einer Art vunder, 
etwas breiter Solinger Degenklingen, welche das Zeichen eines 
Wolfes haben. Nahme und Zeichen rübret von eincır Reiſter, 
Naͤhmens Wolfher, welcher 14 14 gelebt Haben ſoll. 

Das Wolfekraut, S. Wolfswurz. 

Der Wolfemagen, des — s, plur. die —mägen. ı. Der Ma—⸗ 
gen eines Wolfes. 2. Ein unerſättlicher, heißßungriger Magen. 

Die Wolfomilch, plur. car, 1. Die Milch von einer Wolß nn. 
2. Der Rahme einer befannten Pflanze, 
ſafte, weiche aud) Zfelsmilch, Sunds il, Teufelsmilch u. ſ. f. 
genaunt wird, Kupho:biahelioicopia. 

Der Wolfemonatb, des—es, plur. dir — e, in einigen®egen- 
den ein Nahme des Decembers, weil die Wölfein demnfelben am Der 
ſchwerlichſten zu. ſeyn pflegen, . 

Das Wolfenig, des—es, plur. die—e, ©. Wolfsgern. 

Der Wolfspelz, Jes—es, plur,die—e. 1.Ben den Kürfch- 

"nern, der Worfsbalg. 2. Ein Pelz von Wolfsbälgen. Den 
Wolfspelz anlegen, fisürkic, Gewali DeanebeR, im Öegenfage 
des Juchspelzes. 

Der Wolferif, des —es, pl. r. die—e. 1. Ein von dem Wolfe 
niedergeriffenes oder getödtetes Thier. 2. Der Schaden, welchen 
die Wölfe an anderm Wildbrete vecurfachen, 

Die Wolfofaite, plur, die—n, eine Art Saiten don Wolfs: 
därmten. 


Die Wolfsfcheide, plur. die—n, Seo den Kürſchnern, ein 


Geſtell, den abgezogenen Wolfsbalg darüber auganfgaunen, und 
zu trocknen. 

Die Wolfofchote, plur. Bie—n, in einigen Gegenden ein Nah» 
me der Seig: oder Wolfsbohne: 

Das Wolfsfchrot, des—es, plur. doch nur von niehrern Artein 
oder Quantitäten, die —e, eine Art groben bestes, Wölfe das 
mit zu fchießen, 

Die Wolfstraube, plu r.die—n,©. Wolfsherre, 

Die Wolfewurz; plur. car, der Nahe rinee giftigen Vfl anze, 
welche auch Wolfsfraut, Giftkraut, Sturmhut genannt wird, 

Aconitum L. 

Der Wolfozabn, des—es, plur, sie—zäbne, 1. Ein Zahn 
von einem Wolfe, 2, Ben den Ferkeln, kleine föwarze fpigige 

Zähne, welche fie am Freffen hindern. F 


Der Wolfszeug, des —es, plur. die —e, der fänmiliche zur i 


Wolfs jagd gehörige Zeug, oder Geräth, 


miteinen giftigen Milch⸗ 








\ Bol 1606 

Die weir plur, Sie—n, Diminut. — Oberd. wou⸗ 
lein. 2, Eine Menge wäſſeriger Dünſte, welche in fichtbarer Ge⸗ 
ſtalt in — obern Luft ſchweben. Eine Regenwolke, Gewitter⸗ 
wolfeu.f.f. Die Wolfen ziehen von Abend gegen Morgen. 2. 

Figürlich, leichte Theile, welche fih wie Wolfen in der Luft bewe⸗ 
gen. Line Wolke von Rauch. Wolken von Puder wälzten ſich 
‚gegen die Sonne. 3, Wolfen an den Fenftervorhängen find in 
Geſtalt der Wolken geſteckte Verhänge, 

Anm. Ben dem Ottfried Wolko, im Niederſ. Wulke. Ent 
weder vonder dunkelen ſchwärzlichen Farbe, unter welcher fich 
die Wolken am häufigften darflellen ; oder auch von ihrer wälgens 
den Bewegung, als ein Verwandter von walle, welle, wälzen ; 
oder endlidy auch wegen ihrer aufgedunfenen Geftalt, alsein 
Verwandter des Latein. Bulga. 

Wölfen, verb, reg. act, mi Wolfen überziehen. Der RE 
wölfet ſich. Zigüelih, miß vergnügt machen. Was wölket deiz 
ne ſonſt heitre Stirn? 

Der Wolkenbrüch, des—es, plur. die — brüche, die plögliche 
Verwandlung einer großen Wolfe in Waffer, das plögliche Her- 
unterſtürzen der in einer großen Wolke befindlichen Dünfte, wels 

ches durch Sturmwind, oft auch durch das Zuſammenſtoßen mehr 
verer Regenwolken enifiebet, Es iſt ein Wolfenbruc gefallen. 
Im Oberdeutſchen fagt man, er iſt niedergegangen. 

Ter Wolkenhimmel, des—s, plux. ut nom. fing. derjenige 
Theil des Weltraumes außer der Erde, in welchem ſich die Wolter 
befinden, der mittlere Theil Ser Armofphäre. 

Die Wolkenfäule, plur, die—n, eine ſenkrecht ſtehende Wolfe 
in Geftalteiner Saule. In der Geſchichte der ältern Zuden war 
die Wolfenfäule eine dunkele Wolke, welche auf ihrem Wege durch 
die Arabiſche Wüſte bey Tage vor —— berzog ; zum Unterſchiede 
von der Seuerfaule. Schon im Notker wolckenlule, 

Der Wolkenfipnitt, des—es, plur. die—e, in der Wapen 
funft, eine Linie, welche die Figur einer Wolke bar. 

Wolkig, —er, —fr, adj. et adv. mit Wolken umzogen, mit 

“Wolfen verfehen. Dev wolfige Himmel Wolkicht kann nur 
bed uten, Wolfen ähnlich, h 

Die Wollazbeit, plur..die—en, Arbeit, welcht in oder mit Wol⸗ 
le geſchiehet, deren vornehmſter Gegenſtand Wolle iſt. Sich mit 
Wotiarbeit befhäftigen. Ingleichen, obgleich feltener, aus 
der Wolle bereitere Arbeit, 3.8. wollene Zeuge. 

Der Wollarbeiter, des —s, plur. ut nom,ling. Fämin. die 
Wollarbeiterinn, eine Perfon, welche in Wolle arbeitet, wohin 
z. B. die Wolldereiter, Wolweber u, ſ. f.igehören. 

Der Wollbaum, des— es, plur. die — bäume,. der Nahme 
eines Oſtindiſchen Baumes, welcher an feinen Äften , Blumen 
und Blattſtielen mit einer dicken Wole umgeben ift ; Tomex 
Linn, 

Der Wollbereiter, des—s, plur, utnom. fing. Fämin. die 
MWollbereiterinn, eine Perfon, welche die Wolle fürdie Wollwe⸗ 
ber und Tuchmacher zubereitet, dergleichen z. B. die Wollkam⸗ 
mer find, * 

Die Wollblume, plur. die —n, der Nabme leiner Pflanze, wel⸗ 
che auch Wundkraut, Wundklee, saſenklee und Bagenklee ges 
nanut wird ; Anthyllis vulnerariaL, 


Der Wollbogon, des—s, plur Ste—bögen, bey den Hutme⸗ 


chern ein Bogen, die Wolle damit zu ſchlagen und zu reinigen, 
welcher doch unter dem Rahmen des Sacpbogens am befanntes 
ſten if. k 
Der Wolldorn, des— es, plur, die—e, der Nahme eines Art 
Woll ſa mens, welche in Oſtindien — it, Bombax 
Ceiba L. 
Aiii ⸗ Die 


- Wollen, adj. etadv. aus Molle bereitet. 
Strimpfe u. ſef. Salb wollen und halb jeiden. Ju den gemei⸗ 


a) 
— Pu . - 


1607 ; Vol 


7.38 


Die Wolle,plu r,car, ein re umd Materiale,, feine Furte 
ze Faden zu bezeichnen, beſonders, iwenn fie Frausund in einan⸗ 


der gefchlütrgen find. Befonders werden feine furze und Franfe 
Thierhaare mit dem Rahmen der Wolle beirgt. Im eugſten Ver» 
ſtande begreift man darunter die Haare des Schafviches, oder die 
Shafwolle, welcheman gemeinglich verfiehet,menn man Wol: 


le ſchlechthin nennet. Spanifche, Englifche Wolle, Landwolle, 


Scherwolle, Sterbwollen.f.f. In Wolle arbeiten. Beyden 
Jãgern werden auch die Haare der Haſen und Kaninchen, inglei⸗ 


‚en die Flauinfederu des jungen Geflügels, Wolle genannt, 
Dasß aud das Vflanzenveich vielerlen Arten folder weichen vers 


ſchlungenen Faden hervor bringt, iſt bekannt; die Baumwolle 
iſt darunter die vornehniſte. 
Anm. Im Notker Wolla, im Niederſ. und Angeff. Waulle, 


im Engl, Wool, im Schwed. und Isländ. Ull, im Slavoniſchen 
Welna. Der Srund der Benennung liegtin den weichen krau⸗ 
fen Faden, daher diefes Wort als ein Verwandter von Sell und. 


Vellus anzuſeben ift. 
Wollene Zeuge, 


ner Mundarten wollen und wullen. 


Wollen, verb.reg. neutr. welches nur bey den Tägern üblich iſt 


wo der Falke wollet, oder ſich wölfer, wenn er das Gewölle, d. i. 
die mit dem Naube — Federn und Haare von ſich 
gibt. S. Gewölle. 


Wollen, verb. irreg. neutr. pret ich will, du willſt, (nicht du 


wiilt,) ex will, wir wollen u. f.f. Conj. daß ich wolle, Im⸗ 
perf,ich wollte, Conj. daß ich wollte; Particip. gewollt; Im⸗ 
perat. caret. Es wird mir dem Hülfsworte haben verbunden, 
nnd druckt überhaupt die Außerung des Willens als ein Verbum 
aus, doch mit manchen Nebenbegriffen md nähern Beflimmun- 
gen. Es wird mit dem Infinitive eines andern Verdi verbunden, 
and bedeuset: 1, Einen Entſchluß fo wohl faffen, als gefaſſet ha⸗ 
ben. Er will hingehen, ift entfchloffen. Zr will, und will 
auch nicht, kann fich nicht dazu entfchließen. Ich frage, ob du 
willſt? Ich will mich fellen, als wenn sch ſchliefe. But, 
wir wollen es thun. Ich wollte eben hingehen, als er Fim. 

Du denkſt, du haft gefragt, weil dr haft fragen wollen, Gell. 

für gewollt, XS. die Sprachlebre.) Oft mit dem Nebenbegriffe 
des feſten, unwiderruflichen Entfchluffes, dA es oftfo viel als be⸗ 
fehlen iſt. Die Geſetze wollen es fo. Beſonders mit dem Parti⸗ 
eipio eines andern Verdi, Ich will es gethan haben. 2. Verlan⸗ 
gen tragen, Verlangen äußern, Sowohl mit den Jufinitive eis 
es andern Verbi. Der Kranke will eſſen. Sie hätte lieber 
meine Tochter auch zu dergalanten Lebensart anführen wol⸗ 
den, Gel, Ich willnur gern fehen, wie eg ablaufen wird, ich 
wünſche, es zu ſehen. Als auch mit daß. Wollen fie, daß das 
menfchliche Geſchlecht untergehen foll? Ingleichen mit dem 


Accuſatlve oder einem Ydverbio, WIR du das Huch haben, oder 


elliptifch, wit du das Buch? Was will denn ein Mann mehr? 
Zu wem wollen Sie? Was. willfi du? Erweiß nicht, was 
‚er will! 3. Neigung haben. Jch wollte lieber fchlafen, als 
effen. Kr willnicht daran, hat keine. Neigung, es zu bewillis 
gen, zu thun. Ich wollte es gern thun, wenn ich nur Fönnte, 


Er mag wohl oder übel wollen, er mag dazu geneigt ſeyn, 


oder nicht. Man wollte wohl oder übel, fo mußte es gefche: 


"ben. Wer wollte ihm auch nicht gehorchen? mer follte nicht 


geneigt feyn, ihm zu gehorchen. Einem wohl wollen, fein Bes 
ſtes gern fehen. Einem übel wollen, fein Beftes nicht gern ſe⸗ 
‘hen, Aufeine Ähnliche Art wird diefes Wort in Bitten gebraucht. 
Wollen Sie es wohl thun! Wollen, oder, wollten Sie wohl 
sie Gütigkeit Haben, es zu thun! Aber wollen Sie dieſe Fabel 


verſtattet. 


Vel K — 


leſen, eben derf, 4. ZurAbficht baden. Was wollen ſte damit 


‘ fagen ? Ich weiß nicht, was er damit babenwilf, oder, was 


er damit will, Wollen Sie mir etwa fagen, was mir meiz 


ne Schweſter ersablen will? Gel, iſt es etwa ihre Abfiche, 


mir zu fagen uff. Nicht verliebt, nur zärtlich wollen (oder, 
wollten) fie fagen. Ich will damit fo viel fagen u. bf. Bas 
will ich eben nicht fagen. 5. Zulaffen, verfiatten, veranfialten, 


So GH will; im gemeinen Leben, willg Gott! wenn es Gott 
Seſonders in Wünſchen: Gott wolle, Gottwolle ° 


nicht, daß esgefchebe! Wollte Gott, daß es gefihehe! Gore 
wolle nicht, daß es mir je fo begegne! 6, Behanpten, ver⸗ 
fidern, mit dem Inſinitivo und dem Parsicipio.  Erwill es ge⸗ 
hort, gefehen, gefagt haben, er behauptet, es gehört, acies 
ben, gejagt zu haben.  Die-Leute wollen dich mit einer Stadt: 
jungfer haben reden ſehen, in der vertraulichen Sprechaet. 
7. Können, vermögen; mit dem Infinitive. Wo will er fo ziel 
Geld hernehmen? Was will ich machen? Was wolle er 
machen? Wer will denn die Geheimniffe der ewigen vorſe⸗ 


bung erforfchen ? Dises denn, fo wie follen, auch oft gebraucht 
wird, ‚einen möglichen Fall zu fegen. 


Ich will mich betrogen - 
haben; geſetzt, ich Härte mich betrogen, oder, es kaun fepn, daß 
ich mich betrogen ‚habe, - 8. Im Begriffe fepn, etwas zu thun, 
oder zu leiden, da es denn auch vou-leblofen Dingen gebraucht, 
wird. Er will ſterben, erift im Begriffe, zu flerden. ‚80 
fing der Vater an, indem er ferben wollte, Gel, Das & if 
will finden, das Saus willeinfallen, dev Stod will brechen. 
Ich that, als wollte michs verdrießen. * Es war mir nicht 
möglich, ihn anzuſehen, wenn ich nicht errötben wollte. 9,Bes 
veit, fähig feyn, eine leidentliche Veränderung anzunehmen, nicht 
widerftehen ; am häu gſten mit der Verneinung, 
nicht ein. Das solz will nicht los, der Nagel will nicht her⸗ 
aus. Eswill nicht gehen. ro. Erforderh, notbwendig machen, 
Die Glashütten wollen viel Solz. Diefe Sache will ſorgfaluis 
in Acht genommen ſeyn. 

Ein kleiner Jeind, dieß merke fein, 

Will durch⸗ Geduis ermüder feyn, Gel. . 2 
11,0ft wird.diefes Berbum gebraucht, eine gewiſſe Gleichgültige 
feit gegen einen Erfolg und deffen Grade zu bezeichnen. Er züx⸗ 
ne, fo vielevwill. Es ſey ud, was es will, was es auch fegn 
mag. Ich mag Fommen, wenn ich will, zu welcher Zeitih au 


komme. Ss mag uber mich ergeben, wasda will, Ihre Seinde j 


mögen fagen, was fie wollen. 

Himme Sich die Zartlichkelt nur erſt vollkommen e ein, 

So ſey ſo ſtolz du willſt, du horſt guf,es zu ſeyn Gell. 
Zuweilen auch niit den Conjunctive. Dem ſey, wie ihm wolle; 
nicht fo richtig, dem ſey, wie ihm ſey. Es habe ihn, was auch 
immer wolle, zur Unereue bewogen, Gel. 
eine der vorigen Bedeutungen mit ihren Nebenbegeiffen in einen 
Pleonasmusüber. Die frifeye Luft will mir nicht bekommen, 
bekommt mienicht. Dazu will viel gehören, dazu gehöret viel, 
Es will hier nothig feyn, er iſt hier nöthig. 
wollen nichts ſagen. Das will etwas ganz anders ſagen. Ich 


> will doch nicht hoffen, daß ſte es für Ernſt aufnebmen werden. 


In den Kanzellegen wird diefer Pleonas mus oft unausſtehlich, 
indem er bloß auf eineunnüge Ausdehnung abzielet. Worauf 
fi gegründet werden wollen. Wennnigt daran ſchleuniger 
Antheil genommen werden wollte. 

So auch das Wollen. 

Anm. 1. Diefes Verbum hat feinen Imperativ; and ie das 
Kartieips Präf. wollend wenig oder faſt gar nicht üblich. Viele 
——— zãhlen die ſes Verbum mis zu denpälfswörtern, Als 

I, 


1608 


wohl auflsſen! Sen. Welten Sie —— diefen Punet 


Es will ihm 


12. Sehr oft gehet 


Tanfend Thaler 





RE 
M 


* 





4 





en. 


fein, wenn Bätfsisete folhe Yarba mit allgemeinen Begriffen 


-find, deren man fich bedienet, die vollſtändigere Lateinifhe Con⸗ 


jugation im Deutfchen zu umfchreiben, fohaben wir dere nicht 
mehr als drey, ſeyn, haben und werden. AIndeffen wird wols 
Ion, fo wie Fonnen, dürfen, mögen u.a, welche einen gewiffen 
Nebenumſtand jeder Handlung bezeichnen, mit dem bloßen Juff» 
nitiv disfer HandInng verbunden, ich will geben; welcher Um⸗ 
ſtand aber zu einem Hülfsworte aYein nicht hinreicht. Im Dbers 
deutſchen gebraucht man diefes Wort haufig, den Imperativ an⸗ 
derer Berborum in der erften vielfachen Perſon u unſchreiben: 
wollen wir gehen, laßt uns geben, oder, wir nlolley geben. , 
Unm.2. Man dat-nocheinen Ausdruck, wörsit man wollen 
in der erften Bedentung,in manchen Fällen zu umſchreiben pflegt, 
nähmlich gewillet feyn : ich bin gewillet, ich wad gewillet, bin 
gewillet gewefen, für, ich bin entfchloffen, will u. ſ. f. Es iſt ein 








von Wille abgeleitetes Adverbium, wenn es uicht vielmehr das 


noch übrige Partie ipium einer vberalteten Form willen iſt, von wel⸗ 
dem wollen nach das. Präfens der einfachen Zahl entlehnet hat, 
ich will, du. willſt, er will. Judeſſen gebrauchte man gewillet für 
entſchloſſen, am häufigken nur noch in den Kanzelleyen, und zwar 
nur als ein Adverbium, mit den Verbo feyn, aber nicht als ein 
Adijectib. 
Anm. 3. Dieſes Verbum lautet fchon im Kero wellan, bey 
dem Ottfried wolan, im Niederf. willen, im Angel. willan, 
- bey dem Ulphilas wiljan, im Schwed, vilja, in den Slavonis 
* ſchen Mundarten wola, im Lat, velle, und ſelbſt im Griechi⸗ 
ſchen Bovromas, ih will, Da der Begriff des Wollens fehr ab» 
ſtraet iſt, alle folche Wörter aber, der Natur der Sache nad), eine 
urfprüngliche finnlichere Bedentung gehabt haben, fo fcheinet das 
noch im Böhmifchen übliche wolati, rufen, das. Kräinerifche 


velim, ich deiße, befchle, und felbft unfer fekden in befehlen den 


mehr urfprünglichen Begriff aufzubewahren ; inden das Enjen, 
ſchrehen denn doch die nachſte Art ift, wodurch der rohe ungebil⸗ 
dete Menſch ſein Wollen ausdruckt. 


Der Wollenwöber, des —s, plur.utnom. fing, ein Weber, 


welcher wollene Zeuge verfertiget, in Wolle arbeitet; zum Unter⸗ 


ſchiede von einem Leinweber und Seidenweber. 
Das Wollgras, des —es, plur.inuf. der Rahme einer Gras— 
— welche auch Wiefenwolle und Wieſenſſachs genannt wird, 

S.Slachsgras. 

Der Wollhandel, ses —s, plur. car, der Handel mit, Wolle, 
Daher der Wollhandler, des as, plur. ut nom. fing. der wit 
Wolle, handelt, 

Wollicht, ⸗er/⸗ſtee adj. — der Wolle ähnlich. RO 
Dante, 

Wollig, —er, —Ae, adj, et adv. mit Wolle —— Wolle 
habend. Ein wolligeg Sell, Manche Arten von Weiden haben 
wollige Blätter, 

Der Wolltamm, des —es, plur. die — amme, eine Art Küns 

-me, mit welchen die Wolkämmer die Wolle zum, Spinnen vor» 
”  beveiten. . 


Der Wolltämmer, des —s, plur,utnom. fing. Fänin. die 


Wollfänmerinn, eine Perfon, welche die Wolle kämmet, und 
feldige dadurch zum Spinnen vorbereitet. 


N Der Wollkaflen, ves—s, plus,-ut nom, fing. beyder Verfers 


tigung der Papier-Fapeten, ein Kaften, in und über welchem die 


Scerwolle, womit die Tapeten beſtãubet werden ſollen, klein ge⸗ 


ſchnitten wird. 
Die Wollkrampel, plur, die —n, eine Art BR die Wolle 
damit zu see 





—— 1610 
Die wollkratze plur.die—n, inden Zeifte-Mihten, eitte mic 


einer Kratze umgebene Welle, den friſirten Zeug damit von dem 
FeifireBrete zu ziehen. 


Br 


Das Wollkraut, des —es, plux inuf. eine Hflanze, welche un⸗ 


ter dem Rahmen der Königskerze am befannteften iſt; Verbas 
- [cum Thapfas Linn. An einigen Orten heißt fie seldkerze. 


Der Wollmarkt, des —es, plur. die — markte. 1. Der offent⸗ 
liche Verkauf der rohen Wolle, und die Zeit, wenu bie ice geſchie⸗ 
bet. 2. Ein dazn beſtimmter Marktplatz. 


Die Wollmotte, plur, die —n, ein Rahme einer Art Racimot 
ten, Phalaenanoctua leporina Linn. welche voneinigen 
der Aderpunet genannt wird, 


Der Wollpelz, des —es, plur. sie —e, be den Kürſchnern, ein 
gar gemächtes Schaf- Hammel⸗ oder Lammsfell. 

Das Wollead,des —es, plur. die —räder, ein Spinnrad ohne 
Hoden, die Wolledaranfzn ſpinnen. j 

Der Wollfad, des —es, plur. die —ſacke. 1, Einmit Wolfe 
gefüllter Sad, 2. Ein Sad, w.ldrer mie Molke gefüllet werden 
fol, für Wolle beffimunt ift, 

Der Wollſame, des —ns, plur. inuf. ein Gewächs, deffen Sa⸗ 
me mit einer feinen weißen Baumwolle umgebenjift,; Bombax 
Linn. 


Die wollfchnur, plur.die — ſchnüre, ein facker Binsfaden, die 


abgeſchorue Wolle damit zuſammen zu binden, 

Die Wollfchur, plur, die en, die Handlung, da man den Schas 
fen die Wolle abnimmt, und die Zeit, wenn folches geſchiehet ; 
wofür doch Schefjchur üblicher iſt. 

Der Wollipinner, des —s, plur.ut nom, fing, Finin, die 
Wollipimnerinn, eine Perfon, welde Wolle fpinnet, -befonders, 
wenn fie daraus ein Gefhäft macht. 

Der Wollſtreicher, des —s, plur. ut nom. fing, Fämin. die 
Wollfireicperimi, eine Perfon, welche die Wolle ſtreichet, d. i. 
Fäinmet, wie Wollfämmer, Ö 

Die Wolluft, plur. doch nur Yon mehrer Arten, SAAL N Di 
welches fo wohl von der Empfindung, ‚als von der Begierde dar⸗ 
nad, und endlich. von dem Öegenffande gebraucht wird. 1. Bon 
der Empfindung, dass einen hohen Grad des finulihen Vergnü⸗ 
gens bedeutet, und von mehrern Arten desjelben auch den Plural 
verfkattet. (1) Imengern Verſtande bezeichnet es bier die höch⸗ 
fen Grade jedes nugeordneten finnlichen Vergnügens, befonders 
dasjenige, welches mitder Vermiſchung beyder Gefchlechter vers 
bundenift, Der Wolluſt nachhängen. Sich allen Wollüften 
ergeben, fich in allen Wollũſten wälzen. (2) In weiterer Bes 
deutung, der höchſte Grad eines jeden, ſelbſt erlaubten und mche 
geiftigen Vergnitgens. Sein ganzes Herz zerfloß in Wolluf. 
© was if einlimgang mit großen Herzen für eine Wolluf I 
Gel. Seine ſüßeſte Wolluſt if,andernÖntes zu hun. Es find 
Thranemder Wolluſt, die meine ganze Seele vergnügen, Geh. 
Die wahre Sreude läßt den Menfchen alle Wollüſte des Les 
bens ſchmecken, alle die vührenden Wolfüfte, welche dag. 
Zafter nicht kennet. Mrfcheinek diefe weitere Bedeutung ein - 
wenig unſchicklich zu ſeyn, weil doch dem Worte immer etwas vom 
der ungeordneten Sinnlichfeit anflebt, welche in der folgenden 
zweyten Bedeutung noch merklicher iſt. 2. Die angeordnete Neie 
gung zu den Höhften Graden des fi unlichen Vergnügens, beſonders 
zu demjenigen, welches aus der unerlaubten Vermiſchung der Ge⸗ 

ſchlechter beſtehet; ohne Plural. In dieſem Verſtande iſt es oft 
ein anftändiger Ausdrud für dag niedrige und harte Geilheie. 
‚Speifen, welche die Wolluſt erregen. Der Wolluß pflegen, 
nachbängsh: 3. Ein Gegenftand, welcher den höchflen Grad des 
finnliehen Bergeügend gewähret ; eine zus in den neurrn Seiten 
Jiiii3 elu⸗ 





Bor Be 


eingeführte — Es var eine Seit, da ihr Nahme die 
EN Wolluf meines Ohres war. 
e Anm. Das Wort lautes fhon im neunten Jahrhunderte 
Wo lult, indeſen gebraucht Kero noch Wuniluf, Wonueluſt, 
dafür, Es iſt von wohl und Luufanmen gefest, vermurblihzu 
einer Zeit, ba wohl noch als ein Adjectiv oder Subftantiv üblich 
“war, denn vn Tatign heißt die Wolluſt nur Wolo, Wenigftens 
ift es ein fehr altes Wort, und diefes hohe Alter erhellet auch aus 
Er dem Baue deselben. In den älteften Zeiten befolgte man bey der 
Ableitung und Zufammenfegung der Wörter dieKegel, daß, went 
auf diefe Art zwey Eonfonanten zufantmen trafen, der vorher ger 
hende Bocalgefchärft wurde, weil diefer Sag eine der Grundre⸗ 
geln der Deutſchen An⸗ſprache iſt. Wohl war für ſich afein ges 
dehnt; allein in der Verbindung mit Luft ward es gefchärft, weil 
zwey Laufdas o folgten, folglih Woluf, da man denn zum Zei: 
hen diefes gefchärften ones, nachmahls auch das b wegließ, un. 
geachtet die Abftaunmung es erforderte. Eben diefer alten An lo⸗ 
gie folgen vierte, Viertel, von vier, Bürde von bären, tragen, 
dieß von diefes, tertig, Simt, von fahren, größte von groß, 
wahrlich von wahr und hundert andere mehr. Da man inder Fol⸗ 
: / ge ſahe, daß durch die Befolgung diefer Regel die. nächfte Abſtam⸗ 
mung zu [br verdunfelt wurde, fo verließ man fie, und opferte 
der Dentlichfeit und Klarheit die andere Regel auf, nad; welcher 
8 zwey Confonanten den vorher gehenden Vocal ſchärfen. Alein, 
; die einmahl gangbaren Wörter mußte man behalten, und fo bebielt 
‚man auch Wolluſt, ungeachtet es wider die neuere Analogie ger 
-bildet iſt. In andern Wörtern behielt man die nächfte Abflanis 
ang wenigftens in der Schrift bey, wenn gleich die Ausfprache 
< fie verloren hatte, und fo ſchreibt man noch wabrlich, vierte, vier— 
tel, vierzig, dieß, u. f.fi ob man gleich alle diefe Wörter geichärft, 
und. nichtgedehnt fpricht. Wenn zwey entgegen: geſetzte Ana—⸗ 
logien zufammen treffen, fo muß freplich die eine weichen, und das 
wacht denn die Ausnahmen in den Sprachlehreu. 
Wollüſtig; —er, —fte, adj. et adv. ı. Wolluft, s. i.. den 
böchften Grad des finnlihen Vergnügens gewährend, eigentlich 
nur imnachtbeiligen Verftande, Bey den Neuern aber auch oft 


1611 Rn 


im guten Berftande von den höchſten Graden des erlandten Ber: ' 


gnügens. 2, Begierde nach den höchſten Graden des ſinnlichen 

Vergnügens empfindend, befonders nach der ungeordneten Ver— 

- miſchung beyder Geſchlechtetr. Wollütig ſeyn, ein woHlüftiger 
Menſch. Zur Tragheit in den Armen einer wolluſſigen Muße 
gewohnt feyn, 3. Dieſe Begierde erweckend, verratbend, in der⸗ 

— gegründet. Wollüſtige Bilder, vorſtellungen, Stel⸗ 

ungen. 

Die Wollüſtigkeit, plur. inul Die Eigenſchaft, da eine Verfon 

oder Sache wolüftig iſt; zum Unterſchiede von der Woluft 

der Einpfindung felbft. 4 


Moltüfling,, des—es, plur. die—e, eine Perfon, bey welcher 


die Begierde nach ungeordneten finnlichen Vergnügungen zue ' 


Fertigkeit geworden ift. Ein versärtelter Wollüfling. 
Die Wollufffeuche, S. Cuftſeuche, welches üblicher iſt. 
Die Wollweide, plur. die—n, eine Art Weiden, deren Blätter 
auf beyden Seiten wollig find; Salix lanataL, 


Der Wollzehnte, des—n, plur; dien, der Zehnte, oder zehn⸗ 


te Sheilvon der den Schafen adgenommenen Wolle, 

Womit, eineaus wound mit zufammen geſetzte Partikel. 1. Als 
ein Fragewort, für mit was: Womit hat er ibn geſchlagen? 
Womit haft du es bewerfftelliger ? 2. Als einerelative Partıkel, 
für mie welchem, mit welcher, mit weldem. ch weiß, womit 
er esbrwerffielliget hat... Das Werkzeug, womit du Wunder 
thuftl. Mit eben dem warmen Herzen, womit er andere 
gluctlich macht. S. Wo und Da. 


Word, oder Werth, ©. Werder. 


Bor 1612 3, 
1,Die Wonne, — die—n, ein. Graben, Canal, fließendes. - 
Waſſer, S, Wihne. 
2. Die Wonne, plur.car, bie Freude, das Serhnlgen, befons 
"ders ein bober Grad derfelben. Laß mich hören Sreude nd 
Wonne, Pf. 219, 131 und fo in andern bibliſchenStellen mehr, == 
Dian hatte das Wort im Hochdentfchen größten Tbeils veralten‘ 
laſſen, weil’es von einem dunfelen Bane und mit Freude fo — 
lich gleich bedeutend iſt; allein die meuern Schriftfteller haben #8 - 
‚ohne Noth wieder in denGang gebracht, indem es bey feinen dune 
feln Baue wenig mehr fagen kann, ale Iyeude, diefes Wort auch 
noch nichts von feiner Würde verloren bat, dag man nöthig hatte, 
es dur cin anderes zu etfegen. . Yunnas ter’ ich an der 
Silberquelle, die uns lieblich Wonne zugerauſcht, Wiel Noch 
widermwärtiger und tadelhafter find die in deu neuern Zeiten damit 
‚ gemachten Sufammenfegungen, Wonnetod, Wonnetag u.f.f- . 
Anm. Das Wort lauter ſchon don des Ditfrieds Zeiten an 
Wunn, Wunna, Schendie Form zeiget, daß es ein Jutenfi« 
vum if, deſſen einfachere Wurzel aber im Deutſchen längft verals 
tet ift ; indeffen febeinet fienoch in den Möfo » Borhifchen wan, 
ſchön, Wen, ein Freund, Wen, eine Geliebte, wenas, lieben, 
vieleicht au; in dem Lat. bonus und Venus übrig zu ſeyn. 
Diefe längſt veraltete Befhaffenbeit.der Wurzel, welche ſelbſt in 
keiner Ableitung im Deutſchen mebr vorhanden ift, tft ohmegweir . 
fel die irfache, warum mandiefes Wort veralten fafjen, indem 
ſich eigentlich Fein Hauptbegriff mehr damit verbinden Läßt, fone 
dern aus der Form blog der intenfive Nebenbegriff üblich. bleibt. - 
Aus eben derſelben Urſache find anch Minne, beginnen u.f. f.verale * 
tet. Verwandt ſind damit das Schwed. una, unna, zufrieden 
ſebn, ingleichen unna, winfcyen, und Vän, ein Freund. 
Der Wonnemonath, des —es,/ plur. die—e, die im Hodbeuts 
ſchen veraltete Benennung des Monatbes May, melde fih von - 
Carln den Großen berſchreibt, und.in einigen Prorinzen noch | 
jest üblich iſt. Die erſte Hälfte ift entweder auch von Wonne, 
Freude, Vergnügen, weil inden füdlichern Gegenden dieRatuer 
in diefem Monathe anfängt, ſich zu verfüngen ; oder auch vondem 4 
veralteten Wonne, Wunne, Wirfe, weil fig die Wirfen in diefemg 
Monathe in ihrem fbönften Schmucke zeigen. Ich babe in meis 
‚nem Magazine die Urfachen angegeben, warum dierer, fo wie _ 
die übrigen alten Deutſchen Monathsnahmen, im Hochdeniſchen 
veralter find; und veralten müffen. ” 
Moran, eine zuſammen gefegte Partikel, auf wo und an. = 
Als ein Fragewort, füran welchen, an welces. Woran liegt 
es? Woranerfennermandas? 2 Als eine bloß relative Pate 
tifel. Ich weiß , woranesliegt. Ich weiß nit, woran ich 
mit ibm bin, wieich mit ihm ſtehe, was ich von ihm haften oder { 
denfen fol. S. von diefer Zufammenfegung Wo und Da. 
Worauf, eine äbntiche Partikel, von wo undanf. ı, Als ein ; 
Fragewort, Worauf fieber es? Woraufgehet das? 2. Als 2 
eine relative Partikel, - Ich weiß, worauf es: gehet. Das War: 
gerade der Troft, worauf er ſich gründere. ©. Wound Da, 
Woraus, eins ähnliche Partifel, von wo und aus. ı. Als ein. 
Fragewott, Wor us folget das ? Woraus ſchließeſt du das? 2, ı 
Als einerelative Partifel, Ich weiß, woraus das foiget. Der . 
Grund, woraus ich diefeg fchliefe. Woraus denn folge, dag \ 
uff. Im Dberdeurfchen ift dafür worab üblich; worab — 
bar iſt; worab dieſelben exfeben werden. . 





N 


Worein, eine zuſammen gefegte Wattifel, ans wo und ein, wels 
che eine Bewegung nach dem Innern eines Ortes bezeichnet , und- 
mit Worin nieht verwechjelt werden muß. Sieifl: 1, ein Frage⸗ 

„wort. Worein ſoll ich es thun? Worein war esgewidelt! 2, 
Als eine velative Partikel. Ich weiß nicht, worein ih eg | 
Ä ıhur. 


* 








1613. Bor 


thue. Sie wirdin Boten Fällen nur * sebsaudt 8 ws, 


DaumdEin. . 
Worfeln, verb.reg. act. in der Landwirthſchaft das Getreide 
durch Werfen gegen den Wind von der Spreu zu reinigen. Das 
Getreide worfeln. So auch das Worfeln. 


Anm. &s iſt das Iterativum oder Diminutivum von — 


welches noch in manchen Gegenden für werfen üblich iſt, und auch, 
"fo wie das Niederf, worpen, für worfeln gebraucht wird : 
Dev feine Schaufel trägt, das Korn recht worfen ann, 
Opitz. 


Die Worfſchaufel, plur. die —n, in der Landwirthſchaft, die 
Schaufel, womit dag Getreide gemorfelt wird. Bey den alten 


Oberdeutſchen Schriftftellern Worphlcuvala, Wintfcubla, 
bey dem Ottfried Wintworfä. Es iſt, fo wiedas folgende, un« 
mittelbar von dem Dberdeutfchen worfen abgeleitet. 

Die Worftenne, plur.die—n, die Teune, worauf das Getreide 
getvorfelt wird. 

Worgen, verb, reg. act. welches nur als ein Reciproeum im 
Oberdeutſchen üblich if, wo fih worgen, das Beſtreben bezeich⸗ 
net, welches vor dem Erbrechen bergebet, eigentlich das Beſtre⸗ 
ben, eine Erſtickung zu vermeiden. Es iſt in dieſer Geſtalt das 
Neutrum von dem Factitivo würgen, welches im Hochdeutſchen 
gleichfalls für worgen gebraucht wird. Indeſſen gebrauchen die 
Oberdeutſchen ihr worgen eben fo oft für würgen, daher derlins 


terſchied zwifchen beyden bloß in der provinziellen Ausſprache 


liegt. S. Würgen. 

Worin, eine Partifel, von wo und in, welche auf seboppelte Art 
gebraucht wird, 1. Als ein Fragewort, Worin lieget es? Wor⸗ 
in beſtehet es? 2. Als eine relative Partikel. Ich weiß, worin 
es beſtehet. DasHaus, worin er wohnet. - Das Kleid, wo= 
rin du dich dritte. Die Schreibarten worinn, worinnen, find 
völlig fehlerhaft. S-Wo ‚Da und In, 

Das Wort, des—es, plur. die —e, und in der folgenden erficn 
Bedeutung, die Wörter, Diminut. das Wörtchen, Oberd. 

Wortlein. 

Ein einzelner Beſtandtheil der Rede, der Ausdruck einer 
Borftelung, welche opne Abfas und auf Ein Mahl ausgefprochen 
wird, oder auch ein Ausdruck, welcher einen volfommenen Sinn 
enthält. In diefer Bedeutung lautet der Plural Wörter, wenn 
nähnlich ſehr beftimmt folche einzelne Beftandtdeile außer ihrem 
Sufammenhange gemeinet werden. Line Sprache beſtehet aus 
Wörtern; Wörter beftehben aus Sylben. Fremde Wörter 
‚mit in feine Spracpemifchen. Treue Wörter bilden. Dev Bau 

der Wörter. # Linfplbige, mehrfplbige, edle, unedle Wörter. 

"Don Wortzu Wort überjegen, wörtlich. 

Begütert, Herr Baron, und Lreyer, * 

Die Wörter gehn durch Mark und Bein , Lichtivehr. 
Zumeilen ſcheint es, daß es, diefer Bedeutung ungeachtet, im Plu⸗ 
ral Worte habe. Die ehrwürdigen Worte, Religion und Ehre 
konnen wider den Strom des Beyfpieles und der Leidenfchaft 
nicht immer beftehen, Gell. So oft wir Worte obne deutliche 
Begriffe faffen, treiben wie mit unſerm Gedächtniſſe den ım: 
natürlichften Gebrauch, eben derf. Sprechen heißt, feine Ge: 
danken durch Worte ausdrucken. Er Fann mit zwey, drey 
Wortenmehr fagen, als ein anderer mir sehen. In dem ct» 
Ren Falle fönnte es Wörter heißen ; allein da Religion und Ehre 
wirklich verbunden find, fo läßt fih auch der Plural, Worte, 
vertheidigen. . Ju den übrigen Fällen aber werden‘ fehr deutlich 
Wörter im Zufammenbange gemeinet, daher ift derPlural, Wor: 
te, der einzige richtige, 

2. Wörter im Zufammenhange, d, i. die Rede, eine Reihe auss 
gedrudter Vorftellungen, da es denn im Plural jederzeit Worte 


⸗ 


haben, nicht eingeſtehen. 





Bor 1614 
bat, ſelbſt wenn es ein Zablwort vor fich haben ſollte. Es wird in 
diefer Bedeutung aufverfchiedene Art gebraucht, 

) Boneiner Rebe, d.i. Reihe ausgedruckter Vorfiellun. 
gen überhaupt, So wohl im Pfuralalfein. viele unn üge Worte 


x 


. machen, weitläufig und ohne Nußen reden, Wozu fo viele Wor— 


te? Dasfindleerve Worte; jemanden mit leeren Worten abs 
fpeifen wollen. Traue meinen Worten. Nur ein Paar Worte 
mit jemanden zu veden haben, Semanden viele gute Worte ge: 


ben. Hart mie Worten angelaffen werden. Sich mit Wor⸗ 


ten. an jemanden vergreifen. Etwasmit zwey Worten abfer- 
tigen, kurz. Ich weiß kaum Worte zu finden, meinen Dank 
auszudruden. Zr brach in diefe Worte aus w ff Er if 
von fehr wenig Worten, er fpricht wenig. 

Als auch im Singular allein, doch bier nur im vielen ein- 
mabteingeführten figürlichen oder fprichtwörtlichen Ausdrüden, 
wo Wort immer Rede überhaupt bedeutet. In einer Gefellfchafe 
das große Wort haben, allein fprechen, Das legte Wort has 
ben wollen, zuletzt ſprechen wollen. Das Wort führen, den 
Bortrag im Nahmen mehrerer ibun. Das Wort nehmen, ix 
einer gefelfchaftlichen Unterredung anfangen zu ſprechen. Ein 
Wort gab das andere, eine Reihe von Vorftelungen, @in gu⸗ 
tes Wort fiir jemanden einlegen, zu feinem Beftenreden. Ein 
nem das Wort reden, oder ſprechen, ihn vertheidigen, zu feinem 


Beften reden. Schon im Schwabenfpiegel ift, einem das Wort 


reden, ihn vor Gericht vertbeidigen. Jemandes Wort unter: 
fügen, feinen Vortrag, fein Geſuch. Er will es nicht Wore 
Auf jemandes Wort bauen, fich 
darauf verlaffen. Ich habe auch ein Wort, ein Wörechen, 


darein zu fprechen, meine Einwilligung iſt dabey auch ubthig. 


Einem in das Wort fallen, ihn unterbrechen: Wan lief 
mich nicht zum Worte Eommen, zum-Spredden. Sein Wort 
anbringen, fein Geſuch. Das if doch ein Arann, mit dem 
man ein Wort reden Fann, der geſprächig ift, “ingleichen, der 
Vorftelungen annimmt, fich lenken läßt. Ihr Wort in Ehren, 
eine Formel der Höftichkeit, imgemeinen Leben, wean man ſich 
genöthiget fiehet, dem andern zu widerfprechen. Das Wort 
ſtarb ihm ploglich aufder Zunge, er hörte vor heftiger Lei⸗ 
denfchaftplöglich anfzureden. Sprichw. Lin gut Wort finder 


eine gute State, gütliche Vorftellungen find felten vergeblich. 


Dft bedeuter Wort, oder ein Wort, eine ſehr kurze Rede. 
Sch wollte gern ein Wort, ein Wörteben mit ibm allein fpre- 
hen, Nur noch ein Wort, ehe du den Ausſpruch hut: Ga: 
gen fie ja Fein Wort, nichts. Ich wrif Fein Wort davon, 
Mit einem Worte, es wird nichts daraus. Aufs Wort ge: 
horchen, auf den geringften Befehl, Er fpricht Fein Worr, 
fonsern iſt immer .in Gedanken. Er gedenkt der Freundſchaft 
mit keinem Worte. Ich will ihnen ein Wort, ein Worichen/ 
im Vertrauen ſagen. verlieren ſte Fein Wort mebr 
(2) In einigen engern Bedeutungen. (a) Im Kriegesweſen 
wird die Parole bey einigen Truppen das Wort genannt; und 
in diefee Bedeutung ſcheinet der Plural ungewöhnlich zu feyn. (by 
Ein förmlihes Verſprechen; nur im Singular allein, Einem das 


" Wort geben, ihm etwas verfarechen. Ich verlaffe mich auf ihr 


Wort. Sein Wort halten, erfüllen. Sein Wort zurück neh— 
men. Es brechen. Ich halte fie bey ihrem Worte, dringe auf 
die Erfüllung ihres Verſprechens. Sein Wort von fih geben 
einförmliches Verfprechen thun. Sie haben mein Wort, mein 
Berſprechen. in Mann von Wort, der fein Verfprechen hält, 
Derfprich mir auf dein Wort, niemanden etwas davon zu 
ſagen. Sprichw. Ein Wort, ein Wort, rin Mann, ein Mann, 
ein rechtſchaffener Matın hält fein Verfprechen. (ch Das Wort 


Gottes, inder Theologie, die bei. Schrift, und einzelne Theile 
Des: 


r 


J Bo — a 


Be An u Bebentuligiird ih NReuen renemcn⸗ Rande hepääfiget, Daher Sie Words nen: In eyden eben Fr 
Ehriftus zuweilen das Wort genannt. tungen. 
Anm. Diefes alte * lautet — den feibeen Seien Wortlich, adj. et adv. 1 u Worten, d i. verneßmlichen Auge, 
‚an Wort, bep dem Hiphilks Waurd, im Engl. Word, im Rie⸗drücken, beſtehend. So ſetzt man zuweilen das wörtliche Geberh 
derſ. Woord. Im Hochdentfchen fautet es gefchärft, welche Ans: dem Gebethe des Serzeng entgegen; obgleich auch es Br 
fprache um der beyden Conſonanten Willen auch die richtigere iſt; anders als ans Worten befiehen faun, 2.In den Worten gegrün« 
dagegen die Niederfähfifhen Hochdeurfchen es germ gedehne det. Der wirtliche Derfiond,fo weit derfelbe-aug der eigen lichen 
ſprechen. Der Unterfchied des Plurals erſtreckt ſich au aufdie Bedeutung des Wortes folget, zum Unter chiede von dem fäplis 
Sufammenfegungen: Bunftwörter, Hauptwörter, Wurzel- chen. (©. Wortverſtand.) 3. Den Worten nach, von Wort zu 
-. wörter; aber Scheltworte, Sherzworte, Zauberworte, Drobs - Wort; nurals ein Adverbium. Wasich geftern geböret hat⸗ 
worte, u.ff.. Nur Sprichwort machteine Ausnahme, indem te, fiel mir heute wörtlich wieder ein, Etwas wörtlich Bag: : 
es durchgängig Sprichwörter hat, od es gleich eine zufammen Schreiben, von Wort zu Wort. 
hangende Vorftellung bezeichnet, Das Wort-Regifter,des —s,plur.ut nom. fing. ein Kegifler, 
Wortarm, adj. etadv. arm an Wörteru oder Ausdeüden, im oder alphabetifches Verzeichniß der in einem Buche vorfommen« 
Gegenfage des wortreich. Kine wortarme Sprache. Mas — zum — * ig ve — Se : 
„⸗er, —fte, adj, etady. ı ör 
Die Worterklarung/ plur. DIESEN; — — * Defi d. i. an vernehmlichen — der Begriffe; im Gegenſatze 
nition, welche nur die eigentliche Bedeutung des Wortes entivis 
Belt; zum Huterfhiebe vogeinet @a PRSIEN J des wortarm. Kine wortrelche Sprache, weiche für alle Arten 
38 — von bekannten Begriffen Nahmen bar. 2. Aus vielen Worten, 
‚Das Wörterbich, des—es, plur, die —bücher, ein Buh,in $, i. Ausdrücken feiner Vorflellungen, beſtehend. Ein wortrei: 
welchem die Wörter einer gewiffen Art in alphabetifcher Ordnung cher vortrag. Ein wortreiches Eeprange überdie Fa 
gefammelt uud. erfläret werden; mit einem Griechiſchen Aus» Tugenden. : 
drucke, ein Lexicon, ehedem ein Nahmenbuch, Aufſchlage⸗ Das Wortſpiel, des—es, plur. die—e, das Spiel, d.i. eine 
bug, , bloß auf Beluftigung abzielende Befhäftigung niit Wörtern und. 
Der Wortforfcher, des —s, plur. ut nom, fing. derjenige,” ihren Bedeutungen; 5.8. wenn man aus ber wahren oder er ⸗ 
welcher den Urfprung und die Bildung der Wörter einer Sprache zwungenen — ———— Bedeutung eigener Nahmen den Stoff zu BE 


zu erforfchen ſucht; der Etymologe. ‚ giner Gedankenreihe entlehnet. In engerer Bedeutung da 5 
Die Wortforfyung, plur. inuf; die Lehre von dem Urſpruuge Wortſpiel, wenn Wörter und deren Bedeutuugen, ohne eine 
„und der Bildung der Wörter eine Sprache: die Etymologie. '- „Wahrheit von einiger Erheblichkeit zu erhalten, bloß a Belu⸗ 


Die Wortfügung, plur. die —en... 1. Die Verbindung mehre⸗ ftigung einander entgegen gefeget iverden, : 
ver Wörter zu. einer Reibe von Vorſtellungen. SohatjedeSpra, Der Wortitreit, des —es, plur,die—e, ein Streit um Bioße 

che ihre eigene Wortfügung. 2. In engerer Bedeutung ift eg Worte, ohne dabey auf ihren wahren Sinn zu ſehen; mit einem 
derjenige Sheil-der Sprachlehre, welcher die Wörter einer Spras Griechiſchen Ausdrude, Logomachie. 
che zu einer Reihe von Vorſtellungen verbinden lehret; ſonſt auch Der Wortoerland,des—es, plur, car. Börlenige Berftand’eis 
der Redefag, Lat. der Syntax. nee Rede, welcher durch die Bedeusungder Worte heraus gebracht, 

Das Wortgepränge,-des—s, plur. ut nom, fing, das Ge» _ wird,der wörtliche, buchſtäblicht, unmittelbare Verffand ; zum. 
pränge mit Worten, die zwecklofe Einfleidung eines Gedanfeng Unterſchiede von dem mittelbaren, wohin der allegorifche/ und 


in viele und fhöne Worte, in der Theologie auch der myftiſche, typifche u. ff. gehöret. 
Das Wortgezänt,des —ts,plur. din—e, ein Gezank un or» Der Wortwechſel, des —s, plur.utnom.ling, eigentlich, ders 
te, ein Wortſtreit im verächtlichen Verſtande. jenige Sufland, da zwey oder mehr Derfonen Worte wechfeln,d, — 


Worth, ©. Werder. ſich mündlich untefreden, Alein,mangebrüucht es nuriu engeren 
Worthabend, adj. etadv. das Wort, d.i. den Vorſis, babend, . Bedeutung von einem mündlichen Streite, einem Streite, der | 
nur noch in ein zelnen Fällen, befonders in den Ranzelfeyen. So durch, Worte geführt wied. In einen Wortwecielgekarben 
wird der jedes Jahr regierende Bürgermeifter in manchen Städ⸗ Einen warmen Wortwerhfel mie jemanden haben. 
ten der worthabende Bürgermeifter genannt, Auch derjenige, Worüber, eine Partikel, welche aus wo und über zufammen aefete 
welder im Stahınen mehrerer das Wortführer, vder den Xortrag. zet iſt, für. uber was, und auf gedoppelte Art gebraucht wird, 
hat, wird zuweilen wortbabend, worthaltend, wortführend, 1, Als ein Fragewort. Worüber fprang der Zund? Worüber 
und mit einem Subſtantive, der Worrführer, — ge⸗ Pam der Streit her? Worüber 35 fie ih? Nicht über 
nannt. wag , nach Art ber Niederfüchfen, 2, Hs eine relative Partikel, 
Der Worthalter, des —s, plur, ut nom.fing. 'S, das Kai: Ich möchte wiffen, worüser der Sereit entſtanden wäre, Dee- 
Der Wortklauber, des —s, plur. ut nom. fing, derjenige, Sluß, woruber er fhwamm. 3. Ein Deserminafivum, doch nur 
welcher ſich auf eine unnüge und vergebfiche Art mit Wörtern. in den niedrigen Sprecharten. "ozüber erſchrecken, beffer, 
und ihrem Verſtande befchäftiget. Daher die Wortklauberey,  überetwas, 8.Wo, Da und tiber. 7 — 
plur.die —en. — Worunter, eine Partikel, welche aus wo, ehedem wor und unter - 7 
Der Wortfram,des —es, plur, die —e. 1. Eine Verbindung: zuſammen geſetzet iſt, und gleichfalls auf drenfacye —— 
mehrerer Wörter, ohne einen fruchtbaren Sinn. Ein derer. wird. ı, Frageweife., Worunter har es. geſteckt? 2, Relativ 
Wortkram. 2: Die ummüge und zweckloſe Befhäftigung init, © Die. Bank; worunser es Ing. Ducaten, worunter es auch 
Wortern, und deren Sin. ? leicyte gab. 3. Determinativ, nur im gemeinen Leben, X 
Der Wortfrämer, des —s,plur.ut nom. fing.. 1. Derjenis.. muß doc worunrer festen. Sich worunter mifpen, beifer,un- : 
‚ge, welcher leere Worte vorträgt, d. i. viele Worte ohne Abſicht ter etwas. 
und fruchtbaren Verſtand oorbringet, 2. Derjenige, welcher ih Woſelbſt, eine ähnfiche Partikel, von we — ſelbſt, fuͤr das eine 
anf eing unnäge aud zweckloſe Art mit ZBörtern und deren Ver⸗fache wo. 1. * Fragen, Woſelbſt han du ihn angetroffen % 
2. Re⸗ 


PA 





17 Bon 


‚2. Relativ. "Der Ort, PRORPER: ibn anteaf. Da fern bier 


eine bloß müßlge Verlängerung des wo ift, fo braucht man dieſe 


Partikel im Hochdeutfehen imerften Falle gar nicht; im zweyten 


aber ebenfalls nur dann, wenn dag einfache wo fürden Numerus 


der Nede zu kurz ſeyn möchte, 


Wovon, eine zuſammen gefegte Partifel, von wo nnd von, für von - 


was. 1. Als ein Fragewort. Wovonlebrer ? Wovon wollten 
du fprechen ? 2 von welcher Sache. 2. Als ein Relativum, Er 
bat ein Umt, wovoner reichlich-Ieben Fan. Ich weiß nicht 
mehr, woronich ſprach. 3. Als ein Determinativum, ur im 
gemeinen Leben, Man muß ia wovon leben, ſprechen. 
Wover, eine ähnliche Partikel, von wo und vor, für vor was, 
welches auch im irderfächfifchen dafür gebraucht wird. Es iſt, 


1, ein Fragewort. Wovor fand er? Autw. vor der Chür. Wo⸗ 


vor erſchrack er ? Wovor fürchteſt du dich? 2. Ein Relativum. 

Die Thür, wovor er fand. Das Geſpenſt, wovor er ſich 
fürchtete. 3. Ein Determinarivum, nar im gemeinen Leben. 
Sich wovor fürchten, beffer, vor etwas. 8. Da, Wo und 
dor. 

Wowibder, eine ähnlicye Partikel, von wo und wider, für wider 
was. 1. Ein Fragewort. Wowider reiten fie ? ©. Ein Relatis 
vum, Die Sache, wowider er ſtritt. Sie wird in beyden Fällen 
feltener gebraucht, als ei e der äpnlichen, indem die Auflöfung 
üblicher if. Die Sache, wider welche er ſtritt. 

Wozu, eineähnliche Partikel, von wo und zu, für zu wag, zu wel: 


chem Ende, zu welcher Abſtcht, zu welchem Ziele. 1. Als ein 


Sragewort. Wozu foll diefe Erniedrigung? Wozt if es bes 
fimmt?_2. Als ein Kelativam. Wer weiß, wozu du: noch bes 
kimme bi, Die Sache, wozu du dich entſchloſſen haft. 3. Als 
ein Deterininattvum, doch nur im gemeinen £eben, Sich wozu 
entfchließen, beffer, zu etwas, 

Anm. Die gemeinen Sprecharten löfen diefeund alle ähnliche 
Partiteln gern mit was auf, welcher Gebrauch des was aber zu 
unedel ift. Wo dient das Wunfchen aber zu? Dpis, 
enn wir denken, 
Zu was dein Fühner Muth dich treibt, Eron, 
Wer weiß, zu wasdas Gluͤck Olinten auserfab,eben derf, 


Das Wrad,des —es, plar; die —e, ein nur im Riederfächfifchen 


* übliches Wort, wo es fo wohl das Untaugliche in feiner Art, den 
Aus ſchuß, als auch den Körper eines gefcheitersten oder untauglich 


- gewordenen Schiffes bedeutet. In der erſten Bedeutung lautet 


es im Hochdeutſchen Brad. S. dieſes Wort. 

Der Wrackvogel, des —s, plur. die —vögel, der Nahme eines 
Seevogeld, welcher zu den Sauchern gehöret, und fich gern auf 
dem Wrade, d. i. den Trümmern eines verunglüdten ERS 
ſehen läffet, Mergus Merganler Linn, 

* Die Wroge, —— die —m ein gleichfalls nur im mRiederdent⸗ 
ſchen übliches Wort, welches mir anfernt Rüge nicht allein gleich» 
bedeutend, fondern auch eines und eben — Seſchlechtes iſt. 
"6. dasfelbe. 

* Die Wrufe, plur. die—n, der. giederſachfiſche Nahnie der 
Kohlrüben, ©, dieſes Wort, und Rauke, mir welchem es Eines 
Geſchlechtes a 

Der Wücher, des —s, plur.inuf. 7, Der Gewinn, welden 
man von feinem Eigenth ume im9andel und Wandel hat. In dies 

- fer allgemeinen Bedeutung wurde es ebedem häufig von dem Ge⸗ 
winne,weldhen man von ausgelichenem Belde hat, für Zinfe, In- 
tevefien, Renten gebraucht, Geld auf Wucher leiden, auf Zinfen; 
in welcher Bedentung 28 aber veralter if, Es fomme in derfel- 
ben nur noch zuweilen im figürlichen Verſtande vor. Unfer 
verſtand if cin koſtbares Pfund, das ung der Allmãchtige zum 
Wu her anvertrausthat, Gel. damit zu wuchern. 2, In euge⸗ 

Adel. W. B. 4 ung 2, ZUR. 


Wuch 1618 


ger und gewöhnlicher Bedeutung ih Sein übertriebiner, unbilli. 
ger Gewinn, welchen man von feinem Eigentbum im Handel und 
Wandel hat. Dom Wucher leben. Wucher sreiben. Alles auf 
den Wucher richten. Geld auf Wucher ausleihen, auf unbilli⸗ 
ge, übertriebene Zinfen. <Gefegewider den Wucher. 

Anm. Bey dem Kero, Dtifriebusf. f. Wocher,Wuocher, 
wo es aber eine jede Frucht, befonderg Feldaund Gartenfrucht, be⸗ 
deutete, und fächlichen Orfchlechtes war.  Daz wocherfines 
Ovezes, die Frucht feiner Obſtbanme, Willer. Erdewuocher 
find bey dem Rotker Erdfrüchte. S. Wuchern. 


Die Wücherblüme, plur, die —n, ein Gewächs, welches auf den 


Wieſen und Ackern wild wächfet, und ſtark wuchert, d.i. ſich aus» 
breitet; oder verimebret, Chryfanthemum Linn. Die gelöe 
Art, befonders das Chrylanthem um iegetum Lirn. wir» 
im Deutfchen auch Goldblume genannt. 


Der Wuͤch erer, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige,welcher 


von feinem Eigentbume im Handel und Wandel übermäßigen 
Gewinn zu ziehen fucht, uud zu ziehen gewohnt ift, Ein Famini⸗ 


‚num, Wurcherinn, läßt fich von dieſem Worte nicht bilden, weil 


fonft der Ton auf die vierte Sylbe vom Ende fommen würde, wel. 
ches die Deutfche Sprache nicht leidet. Man muß daber eniwe- 
der das Fämininum umfchreiben, eine wucherifche, dem Wuger 
ertebene Srau, oder auch Wucherer von beyden Gefchlechtern 
gebrandhen, wie Mrävterer. Ehedem bedeutete diefes Wort auch 
den Urheber. Der Teufel, der Wucherer aller Boßbeyt, beißt 


es in dem Buche Belialvon 1472. 
Wücherbaft, —er, —efie, adj. et adv. dem Wucher ähnlid. ; 


Ein wucherhafter Gewinn. 


Wuherlid, —er, ie, adj. et adv. in dem Wucher gegründes, 


auf Wucher abgezielt. Lin wucherlicher Contract. 


Wuͤchern, verb.reg. weiches auf gedoppelte Artgebraucht wird, 


1, Al ein Neutrum, mitdem Hülfsworte haben. ı (1) Sich vers 


-mebren, Ach ausbreiten; doch nur noch von Gewächſen. Lin 


Gewächs wuchert, wenn es fich ſtark ausdreitet und vermehrer, 
befonders, wenn felbiges vermitteift der Wurzeln geſchiehet. Kin 
eingewuchertes Unkraut. (2) Gewinn zu erwerben ſuchen, wo 
es fo wohl im guten als nachtheiligen Verſt ande, d.i. fo wohl von 
einem rechtmäfigen und billigen, als nrerlaubten und undilligen , 
Gewinn gebraucht wird. "Hit feinem Gelde wuchern. Beſon⸗ 
ders figürlich.. Mit feinem Pfunde wirchern, feine Fähigkeiten 
zu feinem und anderer Nugen anwenden. (3) Im engften und - 
gewöhnlichften Verfiande ift wuchern, mit etwas wuchern, un« 
erlaubten, unbilliaen Gewinn zu erhalten fuchen. 2. Alsein , 
Yetivum, dureh Wucher erwerben. viel Geld zufammen wus 
ern. Ingleichen als ein Reciprocum, ſich — wuchern, ſich 
duch Wucher Reichthum erwerben. 

So auch das Wuchern. 

Anm. Dieſes Wort lautete ſchon von den früheften Seiten an, 
wuochern,wochern,und.bedentere ehedem bald wachſen, bald 
erfparen, erwerben überhaupt, bald Früchte ragen u. ſ. f. Allein 
feine erfte urfprüngliche Bedeutung ift, vermehren... Es iſt dabey 
ein $terativum oder Intenfivum, daher man nur auf die Wurzel- 
foibe wuch zu feben hat, und diefe ift mir der erſten Sylbe in wach: 
fen einerley, indem die Bocale unaufbörlich in einander überge» 
ben; 4. B. Wuchs. Wucern und wachfen find daher bloß in 
der Form der Ableitung unterſchieden. Da aud) das w fo wie 
dag b in manchen Sprachen ein blog mügiger Vorfag ift, fo gebös 
ven unfer zuch und das Lateinifche augere gleichfalls zur Vers 
wandtfchaft. Im Schwed. ift Ocker, Island, Okur, Dän, 
Aager, Wucher, von öka, vermehren. 


Der Wuchs, des — es, plur. inuf, vondem Verko wachſen. ı. 


Der Zuftand, da etwas wächfer, im eigentlichen ya" wie 
KEertt WE Wade: 


1619 WB uch ee 
Wachsthum. Im volleſten Wunfe fanden die Bäume ER 
‚Sefn. Als ihr fie gefeben habt, war fie noch im Wuchfe, 
Weiße. Sieh, wie alles mit geſundem Wuchſe aufblühet, Geßn. 
2. Die Art und. Weiſe, wie etwas gewachſen iſt. Stellen auf den 
ückern, wo fich das Getreide durch feinen ſtarken und dien 
Wuchs merklich unterfcheider. Befondersin Rückſicht auf das 
Verhältniß der Theile , für das Franz. Taille. Einen fehönen 
Wuchs haben, eine f&öne Taille, ſchön gewachfen feun.- „Das 
Pferd har einen vorsrefflihen Wuchs. Im gemeinen Leben ges 
braucht man dafür auch das Gewüchs und Gewähs. 3. In ei- 
nigen Zuſammenſetzungen bedeutet es auch dasjenige, was gewach⸗ 
ſen iſt. Jahrwuchs, das Getreide dieſes Jahres. Im Forſtwe⸗ 
fen iſt Oberwuchs, das Oberholz, d. i. hochſtãmmiges Hol;,. Un⸗ 
terwuchs aber das Geftcäud). 
"Die Wucht, plur. die— en, ein nur im Niederdeutſchen übli» 

ches Wort. 1. Ein bober Grad der Schwere , eine Laſt; ohne 

Plural. 2, Ein Körper von vorzüglicher Schwere, nur ineihigen 
einzelnen Fällen. Daher der Wuchtbaum, der Hebebaum, 

Anm. Das Wort ift mir Wiche in Gewicht Eines Stammes, 
undgleichfalls.ein Abfömmling von wären. Der Nebenbegriff 
der geößern Schwere rühret, wie in fo.-vielen andern Fällen, von 
dem tiefern u ber, 


Wudeln, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, weis 


ches aber nur in den gemeinen. Sprecharten , beſonders Nieder⸗ 
ſachſens, üblich ift. ı. Sich invertworrener Menge bewegen, wie 
wimmeln. Es wudelt son Ymeifen. 2, Sich vermehren, ges 


deihen. DieBiene wudelt, wenn ein Birnenftod an Bolt und, 


Werk zunimmt. So aud das Wuseln, Es fcheinet mir Wesel 
und Wedelmeines Geſchlechtes zufeyn. ©. dieſelben. 

Wühlen, verb. reg.act.et neatr. im legtern Falle mit dem 
Hülfsworte haben, einen aus weichen Sheilen beftehenden Körper 
mit dem Rüſſel bewegen , zunächft von den Schweinen, welche in 
der Erde-wühlen, die Erde auf= oder. umwühlen. In weiterer 
Bedeutung auch vondem Waſſer. Das Waffer hatte eine große 
Vertiefung gewühlet. Figürlich und im verächtlichen Verſtande, 
auf eine verworrene Art bewegen, In alten Büchern herum 
wühlen, 

Anm. Das Wort fomme in den älteften Schriftftellern, fo viel 
ich weiß, nicht vor, Friſch leitet es fehr unſchicklich von Maul 
ab. Das Izeiget ein Sterativum, oder Diminutivuman, daher 
es nur auf die Sylbe wuh anfomme, welche mir zu weben, we: 
gen, in bewegen, oder, wenn man das mit zur Wurzel rechner, 
gu wallen, wälsen u. ſ. f zu gehören fcheinet. Der Rebenbe⸗ 
griff der Verworrenheit liegt in dem ü. 5 

Die Wuhne, plur.die— n, ein nurin einigen Gegenden übliches 
Wort, befonders ein in dem Eiſe gehauenes Loch zu bezeichnen, 
den Zifggen i im Winter frifche Luft zu verfHaffen. Jıraydirn Ges - 
genden find die Wuhnen fiunpfige Löcher -auf feuchten Wiefen. 
Das Wort ift mit Wunde eines Geſchlechtes, und nur in der Abs 
leituugsſylbe verfchieden; welche dort e, hier aber de ift. 

"Die Wubr, plür. die—en, ein provinzielles Wort ‚welches in 

» manchen Gegenden für das Wehr oder- Waſſerwehr gebraucht 

wird. Daher das Wuͤhrgatter, ein Gatterwerk aulf den Wehren, 
das Überfleigemgu verhindern, Der Wuhrbaum, der Fachbaum. 
©. Wehr, 

Der Wulf, des—es, plur. die Wülfte, eigentlich, ein — 
dunfener, aufgeſchwollener Körper, Zu engerer und gewöhuliche⸗ 
ver Bedeutung iſt der Wulſt ein dicker und runder Körper von eis 

-niger Länge ; doch nur in manchen einzeluen Fällen, Zu der Bau- 
kunſt iſt es ein ziemlich großes ausgebauchtes Ölied, welches nach 
einem Biertelfreife gerundet if. Bey den Schlöffern iſt der Wulſt, 


* 


oder auch die Wulſt, ein Stück Eiſen, welches irgendwo auge⸗ 


ee Bun) — 


ſchmiedet wich; — Theil zu verfäcken.. Dei Wulf — 
Schiffe iſt die Wölbung am Vordertheile über dem Stenerruder. 
Die Klempener nennen die Röhre an det Dadhrinne, duch welche 
das Wafer in die Erde  geleitet:wicd, den Wulf. An manchen 
Orten iſt es der Kopfring von Stroh oder Tuch, eine ſchwere Laſt 


darauf zu tragen; der ausgeſtopfte vordere Theil an dem Fallhute 


der Kinder; der Saarwulft, worüber die Weiber ihre Hase 
ſchlagen; und fo in andern Fällen mehr. > 
Anm. "Das Wort ift mie fchwellen, Gefhwulß, wallen, wöl- 
ben u. f. f. Eines Geſchlechtes, indem der, Begriff. der Ründe 
und Dicfeder herrſchende ift, Auch Wurſt gehöret mit — 
wandtſchaft. 
Die Wulſtnadel, plur, die —n Senden Sicbmadern ; eine Ia 
del, den Wulſt an den Sieben damit zu verfertigen. £ 
Die Wulftftange, plur. die—n, bey den Ktempenern, eine eis 
feene Stange, den Wulft, oder die Röhre darüber zu bilden. « 
Wund,adj,etadv, verwundet, an der obern Haut verleget, 
Eigentlich, wo es als ein Adverbium am bänfigften if. — 
den wund ſchlagen, ihn wund hauen.“ Sich wund reiten, 
wund geben, durch vieles Geben oder Neiten die äußere Hanf ” 


-  aufreiben uadentzünsen, Seltener als ein Adjectiv, Einewun: 


de Sauf haben, eine aufgeriebene, entzürdete. Sie wird eine- 
Schlechte Sigue machen, wenn fie ihm wunde Yugen entgegen 
bringe, Were, Figürlich, für bekümmert, in welcher Bedeus 
tung es als ein Adjectivam bäufigften if. Ein wundes Her, 
welches einen geheimen Kummer bat. Du, die du Nattern 
zeugſt, mein wundes Serz zu fliehen, Weife. Ein wundee 
Gewiſſen, ‚ein bekümmertes, verwundetes. 

Anm. Das Wort fommt als einAdjectiv ſchon bey: TR Shwi- 
bifhen Dichtern vor. Vielleicht iſt die beforgte Zwepdentigkeit . 
und der Gleichlaut mit Wunde und Wunder die Urfache, warum. 
„man es von je her nichtgern als ein Adjectiv gebraucht dat. Auch 
in der figürlichen Bedeutung konunt es eben ſo hãufig nicht vor, 
S. Wunde, * 

Die Wundarzeney, plur. die—en. 1. Eine Argenep gegen” 
Wunden , befonders, wenn fie bey Wunden innerlich gebraucht 
wird, Roc fänfiger, 2. die Kunſt, Wunden und äußere Gebre⸗ 
chen des menſchlichen Körpers zırt eilen,, ohne Plural beſtimm⸗ 


ter, die Wundarzeneykunſt, mit einem Griechiſchen —— 9 


te, die Chirurgie, 

Der Wiindärzt, des — es, plur. die—ärzte; derjenige * — 
die Kunſt verſtehet, Wunden und äußere Gebrechen ec rl 
chen Leibes zu beiten, ein Chirurg. 

Der Wundbalfaem, des—s, plur.dod nur von mebteen Arten, 
die —e, ein Balſam, welcher eine vorzügliche Kraft hat, Wunden 

zu heilen. 

Die Wunde, plur. dien. 1. Cine Verlegung ser äufernZhei 
le des: Körpers, beſonders fo.fern ein einer Trennung d 
‚Fere Gewalt beſtehet. Eine Wunde haben. Jemanden ei⸗ 
ne Wunde ſchlagen, bauen, flachen. 
Wunde, Eine Wunde heilen. An einer Wunde, an feinen 

Wunden fievben. 2. Figürlich ‚Kummer, Oram, O, wenn 

Be Monarch nur eine Wunde meines Nanecberrrs 
te! 

Anm. — — Wunto, Die‘ Endfolfede ie 

die Ableitungsfpibe; die. Wurzel wun aber iſt mit Wuhne vers 

wandt, fo daß Wunde urfprünglich eine jede Öffunng bedeutet 


haben mag. Noch einfaches ift das Bortindem Schwed. Bane, ; 


und Isläud. Ban und Ben, welche gleichfalls eine Wunde bes - 
denten , wohin auch das Möſo⸗Gothiſche Banjas, Wunden, ges 
höret. Das.chemaplige Verbum wunden iff für fish veraltet, und 
nur noch in perwunden üblich. ©. dasfilbe, 

Das - 


äus _ 


Eine offene, frifhe -. 


u 


4 


2 











der # Bun. 


Das Se, plur.ut nom, ar ein Werkzeug 
der Wundärke, die Tiefe und den Umfang einer Wunde damit 
gu erforfhen, wofür doch jegt das aus dem Srangöf ſchen eutlehn⸗ 
e Sonde üblichetr iſt. 


* 


* 


Wundenfrey, adj. et adv. frey von Wunden, Bricht wun⸗ * 


denfrep, doch unverk irzt an Jahren, Raml. 
Dos Wundenmahl, des—es, plur,die—e, feltener, —mäb: 
ler, die Narbe von einer ehemahligen Wunde; ein nur noch in 
der Theologie von den Wurden Ehrifti übliches ort. 
Das Wunder, des —s, plur. ut nom. fing, ı. Die Berwuns 
derung, die Empfindung des Hngewöhnfichen ; ohne Mural. Fir 
dieſer größten Theils veraltesen Bedeutung wird es nur noch ohne 
Artikel, und in eingen wenigen Verbindungen gebraucht, welche 
noch dazu im gemeinen Erben und der vertraulichenSprechart übe 
Ticher find, als in der eblern, Bein Wunder an erwas feben, 
etwas init Verwunderung feben, in den niedrigen Sprechatten, 
fein blaues Wunder anerwas fehen. Es nimmt mich Wun⸗ 
der, ‚d.i. 03 wandert mich, verurſacht mir Verwunderung. Ks 
darf dich nicht Wunder nebinen, wenn es gefihieher. (9. Veh: 
"men. Ehedem gebrauchte man dafür auch, es bat mich Wun= 
Ser. Ein fchol eu doch nicht wunder han, Stryker, welches 
aber im Hochdentfchen veraltet iſt. In Wunder ging ich hin zu 
ir, voß Berwunderang, Hans Sad. - 

* 2. Der Öegenftand der Verwunderung.: (1) Inder weiteten 
— Bedeutung, da eine jedeungemwöhnliche oder feltene Sache, oder 
* ‚Erfpeinung fon ein Wunder genannt wird.) Es iſt ein Wune 
"ger, ein großes Wunder, daß er nicht geſtorben if. Es ware 

Fein Wunder, ich verzweifelte, oder eliptifh, Fein Wunder, 
ich verzweifelte: Sie hatte ſich durch Tanzen erhitzt, und 
dann ift Fein Wunder, wenn die Leibenfchaft heftig wird. 
Komm, du ſollſt Wunder feben! Kin Wunder von. einem 


Binde, ein ungewöhnliches Kind. Ein Wunder der Tugend, 


eineungewöhnlid tugendhafte Derfon. Wunders halber," Wuns 
ders wegen, im gemeinen Leben, der Seltenheit ‚der Ungewöhn⸗ 
lichfeit wegen. Ich will doch Wunders balben hingehen, und 
ſehen, was es iſt. Wo e3 auch im gemeinen Leben adverbi fh 
-gebraucht wird. Ich bildete mir Wunder ein, was er mir wur: 
de zu fügen haben, ich bildete mirein, er hätte mir recht viel zu 
ſagen. Ich dachte Wunder, was es wäre, ich glaubte, eg 
"wäre etwas recht außerordentlichts, Er dachte Wunder, was 
für ein Säschen ihn geleckt hätte, er glaubte, es wäre ihm recht 
ſehr gütlich geſchehen ev hätte einen vorzüglichen Bortbeil ge 
‚habt, uf. f. Ich dachte Wunder, wo fie wäre, ich glaubte, 
. fiewäre an einem ſehr ungewöhnlichen Orte. (2) Inengerer Ber 
dentung, ein im höchſten Grade ungewöhnlicher, ein unbegreiflis 
cher Gegenſtand, wo doch das Wunder nach der jedesmahligen 
Faͤbhigkeit der Perfon beſtimmt werden ung. 
+ Der Erdball ändert fich, das Meer entflieber, - — 
Und det uns Wunder auf, Raml. 
Welches Leben, auch das niedrigſte und dunkelſte, bat nicht 
feine Gebeimnifeund Wunder, Gel. Don der belebenden 
Sonne bis zur Hleinfien Pflanze find alles Wunder, Gefn. 
(3) In der eugſten Bedertung ind Wunder Erfpeinungen, oder 
Wirkungen, welche fich aus den bekanuten Geſetzen der Natur nicht 
erffärenlafen, und daher für eine unmittelbare Wirkung Gottes 
gehalten werden ; da es denn aber wieder aufden Grad der Kennt 
niß der Naturkräfteanfommt, Je weiter der Renſch in diefer zur 
rück ift, deſto mehr Erfheinungen hält er für Wunder. 
Wunder thun, oder wirken, eine folche Wirkung hervor Bringen, 
> ‚Zeichen und Wunder, Im biblifhen Sıyl. ©. auch Wunderwerk, 


nm. Bep dem Kero Vuntru, bey dem Dttfried Uuntar, im 


> Som, Under. Zsländ, —* — — Ncuei. 


Ein 


Bun” 


Wönker, @. er ) Im geihsngen Leben wird es häufig 
den Adjectivisund Adverbiig vorgeſetzt, einen ungewöhnlich ho⸗ 
ben Grad zu bezeichnen; wunderfihön, — ef. 

Wunderbar, —er, —fe, adj.etadv. ı. Werth, bewundert 

zu werden , deffen Möglichfeit und — ——— man nicht 

einſiehet; daher es fo wie Wunder und viele andere deſſen Ge⸗ 
ſchlechtes, velativift, Kine wunserbate Sache. von wun 
derbarer Größe. 
Mer rãcht die deldherrn, die nah Ehre dürften, 
An diefem wunderbaren Siürften, 
- Der feine Schlachten felbit gewinnt ? Nam, 

- 2, Oftiftes ein glimpflicher Ausdruck für das-härtere feltfam. Bir. 
. wunderbarer Menſch, ein feltfamer. Lin wunderbarer Ein fall. 
Anm. Das Dberdeutfche wunderbarlich für dag Adverbinm 

wunderbar ift eine unnüge Verlängerung, 

Der Wunderbaum,des—es, plur. die— baume, der Nah 

- me eines ausländifhen®ewächfes, deffen Blumen eine ungewöhn⸗ 
liche Geftalt haben, Ricinus L, in einigen Gegenden Kreuz— 
baum. 

Das MWunderbild, des — cs, plur, Sie—er, ein wunderthä« 

tiges Bild, in der Römiſchen Kirche. 

Die Wunderblume, plur. die —n, der Nahme eines Indiſchen 
Gewächfes, deſſen Blume ſehr varitet; Mrabilis L. befon« 
ders deſſen Mrabilis Ialapa. 

Daͤs Wunderding, des —rs plur. die—e, ein wunderbares, 
unerhörtes Ding. Er weiß Wundersinge von feinen Reifen 

3 erzählen. 

Die Muſe? — doch, ich hör cu fragen, 
Welch Wunderding dieß iſt? Weiße. 

Die Wundererde, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n, 
ein Nahme, welchen man im gemeinen Leben wohl allen farbigen 
Erdarten gibt. Beſonders einem farbigen —— welches 
mit der Zeit zu Marmor wird, 

Die Wundergabe, plur. RE in der 
Wunder zu hun. 

Die Wundergeburt, plur. — eine mit wunderbaren, uns 
Begreiflichen Umftänden verbundene Geburt, 

Die Wundergefchichte, plur, die—n, eine wunderbare, unge» 
wöhnliche Gefchichte. 


1622 


Theologie, die Gabe, 


"Das Wundergefchöpf, des—es, plur. die—e, ein ——— 


tes, ungewöhnliches, unbegreifliches Geſchöpf. 


Der Wunderglaube, des—ns, plur car. in der Theologie, ein 


fo Hoher Grad des Glaubens, daß er Wunder, i im fchärften Bere 
fande, zuthunvermag. 

Windergroß, adj. et adv. imgemeinen Leben, außerordentlich, 
groß. 

Das Wundertind, des—es, plur. Sie —er, ein außerordent · 
liches, wunderbares Kind, & 


Wunderklein, adj. et adv. außerordentlich Hein. 


Das Wunderkorn, des—es, plur. tar. der Rahme einer Art 
Weitzens, welcher, ungewöhnlich viele Ahren bringt, vielähviger 
Weigen. 

Die Wundertraf, plur. die—Präfte, ». Eine außerordentli- 
he Kraft. 2. Die Kraft, Wunder im ſcharfſten Ver ſtande zu 

thun, die Wundergabe. 

Wunderlich, —er, —fe, adj, et adv. ı. Werih, bewun⸗ 
dert zu werden; eine jetzt deraltete Bedeutung, für welche wunz 
derbar üblich if, Ehedem war fie fehr häufig. Marcus Wag: 
ner ſchrieb noch 7579 eine Chronik von den herrlichen, wun— 

derlichen und großen Thaten Caroli Magni. Man gebraucht - 
e3 nur noch 2,in engerm Verftande, für feltfam, fonderbar. Lim " 
wunderliher Einfall, Es iſt ihm ſehr wunderlic gegangen. 

Sirft 2 Ks 


# 


4 








| Fa 


$ Rz 


Es Pann fi * wunderlich sit: ee einer 
felsfamen Gemürhrfielung, eigenfinzig. Ein —— 
Ropf. Er iſt gar wunderlich. 

Anm. Inder erſten Bedeutung ſchon im Afidor u.f.f.w un- 
darlich,wuntarlich.: Das Subfiyeiiv, die Wunserlig;Feit, 
ift wenig gebräuchlich, 

Wunbdern, verb. reg.neutr, mit dem Hülfsworte heben. 1,Die 
Empfindung des Ungewohnten verurfad;en, doch nur in der drite 
gen Perſon, und mir dem Aceuſativ der Petſon. Dieſe Sa: 
che wundert mic, ſie verurſacht mir Terwunderung Es hat 
mich ſehr gewundert, daß du fo fpät gekommen biſt. Es - 
wundert mich, oder, mich wundert es, daß er noch lebt. Es 
nimmt mich Wunder, wird auf eben diefelbe Art gebraucht, (S. 

. Wunder.) 2, Die Empfindung des Ungewohnten haben, als ein 
Keciprveum, wie ſich verw undern. Ich wundere mich, daß 


du fo ſpat kommiſt. Er wunderte ſich febr, als er börte, def : 


du noch lebe. Wit dem Genitiv des Sache, fi einer Sache 


windern, iſt es im Hoch deutſchen veralter, indem man die Sache 


vermittelſt der Präpofition über ausdruckt, ſich über etwas wun⸗ 


dern. 3. Verwundernng, oder die Empfindung des Ungewobhnten 


duch Worte und Geberden ausdrucken; ein provinzieller, nur in 
einigen Gegenden üblicher Sebrauch. Kr börse nicht auf, zu 
wundern. 

Arm. Schon bey dem Ottfried und andern alten Oberdent⸗ 
ſchen Schriftſtellern, wunteren, wuntarn, im Angeff, vun- 
crian, im Schwed. und Island. undra. Wachter leitete es auf 


eine fehr gezwungene und ganz wider finnige Art entweder von dem 


Sat. intueri, oder von dem Schwed.ovan, ungewohnt, ab. Die 
Form geist ſchon, daß es ein Intenfivum oder Iterativumift, das 

‚beresnur anf die Wurgelfpibe wund, wun, ankommt, die denn 
freylieh dunkel iſt. Vielleicht ifi fie ein alter natürlicher Laut, wo⸗ 
durch ſich die Verwunderuus geãußert hat. 

Der Wunderpfefler, drs—s, plur, inuf. S. Allerleyge⸗ 
würz. 

Der Wunderregen, des —s, plur. ut Dom. fing. im gemeinen 
Reben, ein mit wunderbaren, außerordentlichen Umfländen bes 
gleiteter Regen, z. B. da es Fiöfge, Fleiſch, Blur, N uff. 
regnen fol, 

Dee Wunderfalz, des—es, plur. doch nur ven mehrere Arten, 
die—e, der Rahme verfchiedener Arten künſtlicher Salze, denen 
auferordensliche Kräfie bengelrget werden. Das Glauberiſche 
Wunderfals, oder Blauber-Salz, welches aus Birriol- Säure 
und dem feuerbeftändigen mineralifehen Laugenfalze beſtehet. 

* Wunderfam, —er, — ſte, adj. et adv. werth, bewundert zu 
werden; einim Hocdeuifchen veraltetes, ohnehin auch überflüfs 
figes Wors, Inden wunderbar eben dasfelbe fagt. 

Munderfi Hön, adj:et ady. imgemeinen Leben, außerordentlich 
(Hön, ungewöhulich ſchön. \ 

Wunderfelten;adj.et adv. eben daſelbſt, außerordentlich felten. 

Der Wunderftern,des—es, plur. die —e, ein ungewöhnlicher, 
außerordentlicher Stern. So nenuet diellnmwiffenbeit ſchon jeden 
Kometeneinen Wunderſtern. An derAfttonomie bekommen diefen 
ahnen zuweilen noch folge Sterne, welche zu gewiſſen Zeiten 
am Himmel verichieinden, und hernach wieder fiihtbar werden. 

Der Wunderfiraud, des — es, plur. die — ſtrauche, der Nab⸗ 


me eines Oſtindiſchen Strandes, welcher einige ungewöhnliche -. 


Eigenſchaften in Anfebung der Art feines Wachsihumes Hat; 
Quisqualis Linn. 

Die Wundertbat, plur.die —en. 1. ine außesorbentliche,un- 
begreifliche Spat. Nog häufiger, 2.in engerem Berfkande, eine 
That, welche die befannten Kräfte derMatur überſteiget. In begden 


Bun, — — 


Vedeuinugen find indeffen Wunder und Wunderwert üblicher. 


Bm an 


} * wunderthater, des —s, plur. ut nom.Äing. Fämin, sie 
Wunsertbärerinn, eine wundersbätige Perfon, eine Perfon,wels 
che das Vermögen befiger, Wunder inder engfien Bedeutung zu 
verrichten. - 

Wunderibatig, —er, fe, adj. et adr, 1. Wunber zu thun 
vermögend, mit der Wandergabe bekleidet. Bin wunderthätiger 
Mann. ı 2. In einer Wunderthat gegründet, aus derfelben herz 
fließend, Kine wunderehätige Genefurg. Das Subftantie, 
die Wundershärigkeis, iſt in beyden Bedeutungen nicht unge» 
wöbhnlich. 

Das Wunderthier, des —es, plur. die —e, ein außerordentli⸗ 
ches, ungewöhnliches Thier, deſſen Antlick und Cigeuſch aſten Be⸗ 
wunderung erregen. 

Das Wunderwerk, des —es, plur. Sie, 1. In der weitern 
Bedeutung, ein jedes außerordentliches, im hoben Grade unges 

wöbnliches Werk, oder Ding, ein Wunder. Die fieben Wunder: 


werke der Welt. Kin Wunderwer? aus etwas machen, es ſehr 


bewundern. 2. In engeser Bedeutung, eine Wirkung, welche ſich 
ans den befannten Slaturgefegen nicht erflären läßt, und daher 


für eine unmittelbare Wirkung Gortes gedalten wird ; ein Wuns 


der. Lin Wunderwerf thun, verrichten. _ 

Das Wunderzeichen, des —s, plur.utnom.fing. ı. Eine 
jede außerordentliche Erfcheinung, fo fern fie als ein ‚zeichen ei⸗ 
ner fünftigen Begebenheit angefeben wird, 
nannte man in den Seiten der Unwiffenheit alle ungewöhnliche Ers 
ſcheinungen in und außer der Atmofpbäre, Wunderzeichen. 2.Ein 
under oder Wunderwerk in der engfien Bedeutung, nur ug 
im gemeinen Leben. 

Dir Wund⸗WEſſenz, plur. doch nur von mebrern Arten, die ⸗en, 
eine Eſſenz, welche die Kraft hat, Wunden zu heilen. 


Das Wundſteber, des —s, plur. ut nom. fing, ein mit könn 


von Verwundungen verbundenes Fieber; oft fhon ein PR ges 
Finder firberhafter Froſt bey Entzündungen. 
Des Wundbolz, des —es, plur.inul, rin Rabme, welden 


man im gemeinen Leben ver (Wichenen Sıräuden und Bäumen 


gibt, deren Rinde oder Holz die Kraft, Wunden zu heilen, haben 
fol, befonders der Aſche und dem gartriegel. 
Des Wundtraut, des —es, plus die —Eräuter, ein jedes 


In diefem Verſtande 


Kraut oder Gewägs, welchem eine heilende Kraft beygeleget 


wird, daher im gemeinen Leben fehr viele Vflanzen vorzugsweife 
WundPräuter genannt werden ;. 5. B, der Sauerklee oder Has 
ſenklee, die Boldruche, die Zauawurs, die fette Senne, der Au⸗ 
gentroft, die Maplieben, das Mondkraut, eine Arı ber Woll⸗ 
blume, Anthyllis vulneraria Zinn, und andere mehr. Gol⸗ 
den Wundkraut, oder beidnifches Wundkraut, iſt die Goldru⸗ 


the, Solidago Virga aurea Linn. Ehedem wurde anhwohl 


der Tobak, fo lange er noch grün war, heidnifches Wundkraut 
genannt, 
Dee Wundpflaſter, des —s, plur, ut nom. fi ing. ein Pflafter 
für Wunden, zum Unterfchiede von andern Arten von Pflaſtern. 
Das Mundpulver, des —s, plur, dod nur von ınebrern Arten, 
utnom, fing. ein Pulver, das Blut feifcher Wunden zu ſtillen. 


Die Wundraute, plur inuf, eine Art Kaute, welche eine hei⸗ 


Teude Kraft bat, vermurblich die gewöhnliche Kreugraute, 
Die Wundfalbe, plur. von mehren Arten, die —n, eine Salbe‘ 
für Wunden, Angleiher eine ſyuwathetiſche Salbe, frifche 
Wunden damit zu-beilen. 

Der Wundtrant, des —es plur. die —tränke, ein Sean, wel⸗ 
cher bey gefährliegen Verwundungen inzerlich gebraucht wird. 
Das Wundwaſſer des —s, plur, von mehrern Arten,ut nom, 
RB: ein aus mehrern Wundfräntern deſtillir les Waffer, Wunden 
damit zu heilen; Schuß waſſer, Zrang. Eau N 
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1625 De | Sur 


Be re bes —s, plur. utnom. Ang. der Seide 
eines Wundarztes über deu Zufiand einer. Munde, 


. Der Wunfdy; des —es, plur.sie Wünſche. +. Das befimmte 


Berlangen nach dem Befige eines künftigen uses, d deſſen Xu. 
Kerung durch Worte, Femandes Wunsch, jemandes Wünfche 
erfüllen. Id babe dir meine liebfien Wünſche anver Fauet, 
Diele gute Wunfchefür feine Freunde thun. Du, uber welchen 
das Glück alle feine Milde ausgießt, und deſen Wünfcben cs 
nichts verſatzt! Oft wird es mit der Pröpofition nach abjolute, 
imSinaular,und ohne Artikel, folglich auch indeclinabel gebraucht, 
Es gebet ibm alles nad) Wunſch, fo wie er es wüuſcher. 
Die Sorafalt, die ip angewandt, 
"Dein Glu nah Wunfeh zu gründen, &ell. 
2, Der Grgenftand diefes Berlangens,oder des Wunſches. Mein 
Schäfer war mein größter Wunſch/ und ig fein Glück, eben 
derſ. 


Anm, Eon im Rero, Rotker n.f.f. Wunsc, Wunfch, 


im Böbmifchen Winfs, im Engl. Wilh. S. Wünſchen. \ 
Die Winfchelcuthe, plur. die —n, einerurter gewirfen aber, 
glänbigen Umftänden verfertigte Ruibe von Holz oder Meffings 
draht, deren Neigung den Drt verborgener Schöge in der Erde 
anzeigen fol, und welche chedem häufig im Vergbaue arbraucht 
wurde, Erzgänge damit zu entdecken. Vermuthlich, weil ſie das⸗ 
jenige entdeckt, deſſen Ort man zu wiffen wunfche.. Wimſchel 


ſcheint hier das Diminutivum von Wunſch zu ſeyn, ſo wie in dem 


noch im gemeinen Leben nicht ganz veraltiien Wünſchelhüclein, 
„ein Zaubdeshut, vermittelft deffen matı alles erlangen fan, was 
"man wünſcht. Im Nieder ſachſiſchen heiße die wuünſchelrut he 
Wickrode, von wicken, wahrſagen. 


Wũn ſchen, verb.reg.act, ein beſtimmtes Verlangen nach einem 


künftigen Gute hegen nnd äufern. So wohl mit dem Accuſativ 


ter Soeche und dem Dativ der Verfor, Einem alles Gute wim⸗ 


ſchen. Sich den Tod wünſchen. Das iſt ein Mann, wir ih mir 
ibn wunfche. Einem Glück wünſchen, ihm Glück auf dieRTeiſe, 
oder zur Reiſe wünſchen. Sich reich, gelehrt, wünſchen. Der 
Menſchenfreund wünſcht alle glücklich. Srine fo lange ge: 
wünſchte Ankunft. Als auch min daß. Ich wunfche nicht, daß 


es geſchehe. Und, obgleich ſeltener, mit dem Accuſative und Infi- 


nitide. Ich ünſche, ibn kennen zu fernen, ihn nie wieder zu 
ſehen. So anch das Wünſchen. Das Subſtantid, die Wün— 
ſchung, iſt nur in Zuſammenſetzungen üblich, 

Anm. Schon bey dem Ottfried w Unsgan, inuuSchwed. õnska, 
im Eugl,to wila, im Böhnm. winſſo wati. Die eigentliche Bes 
deutung des Worttes iſt duntel,obgleich nicht deffen Form und Ab⸗ 
Femmung. Ans dem fap erbellet, daß es abgeleitet it, und daß es 
nur auf die Sylbe wun oder win anfommt. Vielleicht iſt es eben 

-diefelde, welche in dem Iusenfivo Wonne, oder dem Schwed.ähn- 
lichen Intenſivo unna, verlangen, begehren, zum Grunde liegt, 


und vieleicht. eine alte Interjection des Verlangeng geweſen . 


Im Oberdeutfchen har diefes Berbum noch ein irrezulãres Parti⸗ 
eipium, gewunſchen, für gewnſcht. 

Wunſchen, verlangen, begehren, mögen u. ſ. f. bezeichnen ei⸗ 
nerley Hanotbegriff mit verfchiedenen Nebendegriffen, Au Anſe⸗ 
bung des erſten find fie Synouymen; in Anfedung der lestern 
abernicht. Diefe Rebendegriffe Haben aber immer ihren Grund 
in dein Baue und der Abftammung eines Wortes, daher die Un— 
terjcgiede zwiſchen fo genannten Synonymen fih ohne Nückſicht 

‚ auf diefe nie genau beſtimmen laffen. Es erhellet daraus zugleich, 
daß, wenn der Fan eines Wortes oder die eigentliche Bedentuntg 
der Wurzelſolbe dunkel iſt, auch der Unterſchled ſchwer und oft gar 
nicht zubefiimmen iſt. Wünschen iſt zum Theil in dirfem Falle. 
Swar — es vermöge des {ch eh Jaten ſtrum oder Sterarioum 


' 


> 


= RS But 1636 


‚0 ſeyn, mweldies ich byrch den Seproe eines beftimmten Verkan⸗ 
gens onszudrucken gefucht; allein die Surzelſylbe iſt noch duns 
kel. Verlangen iſt ein tropiſcher Ausdruck, der von den: Ausſtre⸗ 
den der Oauud oder ber Arme nach den verlangten Gegenftande 
bergenommen ifl. Begehren, oder vielmehr deffen Wurzel ger, 
iſt eine Onomatopdie, wie noch iuebr aus dem Intenfivo girren 
erbeliei , daher ift es auch von einem weit eingefhränftern Ges 
brauche, obmanes gleich in dee nenern Philoſophie als einen all⸗ 
gemeinen Ausdruck des Hauptbegriffes gebraucht Kat, wozu eg 
mie doch nicht: ſchicklich zu fepn ſcheinet. Die Duometopdie 
ſchließt immer etwas finnliches mit ein, ' 

2 Wiünfchler,der —s, plur.ut nom. fing. im Sderje, eine 
— welche die Sluctn iwiſche der mediſchen Höfigfeis über⸗ 
treibet 

Die MWüppe, (S. Wippe.) Im Niederd. ift wupre nicht allein ein 
Etürzfarren, fondern auch eine jebe Maſchine, deren Haupitheil 
ans einem um einen Punet beweglichtu Hebel beſtehet, Laſten da⸗ 
nit zu beben, gleichfalls vor wippen, auf und nieder bewegen. 

Würben, in den Stahlhütten, S. Gärben. 

Der Wurbg, des —es, plur. car.in dem Forftwefen einiger Ges 
genden,der Umflurz eined Baumes mit Stamm und Wurzel. Es 
ift ohne Zweifel aus Wurf verderbet. 

Die Würde, plur. die —n. ı.Ein jeder Vorzug eines Dinges 
oder einer Perſon. Ich will ihn in ſeinen Würden laſſen, will 
ibn feine Vorzüge nicht abſprechen. 2, Ein ierklicher äußerer 
Vorzug in der bürgerlichen Geſell ſchaft, und ein mit ſolchen Vor⸗ 
güasn verbundenes Auu. - Die Faiferliche, königliche, Bräfliche 
Würde. Zu einer hohen Wirdeigelangen: Geiftliche Würz 
den. Aller feiner Wurden verluftig erkläret werden... Mit ei— 
ner Würde bekleidet werden. Es wird in diefer Bedeutung von 

bürgerlichen Vorzůũgen in den obern Claffen gebraucht, ſo fern fie 
zugleich mit iiner gewiſſen Ehre verbunden find, der Vorzug mag’ 
nun in einem wirtlichen Amie, oder : ur ineinem Titel beſtehen. 
In manchen Fällen wird es auch im Plural und im Abſtracto von 
geiftlichen mit jolchen Borzügen beffeideten Pırfonen gebraucht. 
Ew. Ehrwinden, Wohlehrwürden a. f. f. 3. Die Eigen⸗ 
ſchaft, da etwas den Vorzügen der obetn Claſſen in der 
bürgerlichen Geſellſchaft gemäß ift, bober Grad der Anftäns 
digkeit; ohne Plural, Ernſt und Würde berrfcher in feinem 
ganzen Betragen. Die Würde des Styles, die Eigenſchaft, da 
der Ausdruck dein verfeinerten Einpfindungsvermögen der obern 
Elaffen angetieffen iſt. 

Anm. Schon im Ditfried Wirde, im Kero Wirdi ge. &s 
iſt mit werth Eines Geſchlechtes, und von demfelben nur in der 
Ableitungsſylbe unterfchieden. Ob aber. die Wurzel wer zu 
ſchwer aeböret, und folglich Würde mir Bürde Eines Urfpruns 
‚ges ift, läßt ich vermutden, aber nicht beweifen, 

* Würdern,verb;reg. act, ein nılr noch in den Kanzelleyen man⸗ 
cher Gegenden übliches Wort, den Werth eines Dinges befkims 
men, es fhägen, tariren. Das Haus iſt auf 12000 Thaler ges 
wirdert worden. S. Wirdigen. 

Mürdig, —er, —fe, adj, et ady. von Würde, in der weis 
tern Bedeutung, jo fern es Vorzug überhaupt. bedeutet. _ 1. In 
jemandes äußern oder innern VBorzügen gegründes, derfelben ans‘ 
gemeffen. Diefegandlung iſt deiner nicht würdig. ?. Die nö- 
tbisen Vorzüge zu etwashabend, wodurch fih würdig von dem 
weiteren werth unterſcheidet. Liner Stelle würdig ſeyn. Ein 
würdiger Gak zum Tifche des geven. Sich zu etwas wür⸗ 
dig machen, ſich die nötbigen Borzlige dazu zgrwerben. Ich bin 
dieſes Cobes nicht würdig. Zuweilen auch in weiterer Bedeutung 

für werth. Des Todes würdig ſeyn. Ein der ſcharfſten Sirafe 
würdiges verbrechen. 3. Der Achtung anderer würdig. Ein 
Silit wir⸗ 


Br 


wirdiger Hann. Dieſe — iſt ſchon — alt, — 


1627 


Goͤttſched fieirrig fürnen, und esen fo ingegründet für verıwerfs 


Lich bielt. 
Schon ini Kero, Oitfried u ſf. irdig 
Wirdigen, verb. reg. act, ı. Für würdeg halten, mit dem 
Hecufativ der Perfon und dem Genitiv der Sadıe, Kr würdigte 
mich kaum feines Anblickes Würdigen Sie mich ihrer Ger 
genwart, ihres Befuches. Ingleichen hit dem Accufative und 
Jufinitive, welche Form aber nicht überall wohl lautet, fondern 
eine gefchiefte Behandlungerfordert. Unglücksfälle find Lehren 
vom Himmel, der uns würdiger, die Junfen der Tugend, wel 
che in uns ſchlafen, zu erwecken. 2. Ju weiterer Bedeutung, 
den Werth eines Diuges beftimmen, es ſchätzen. Das Gut if 
‚auf 20600 Thlr. gewurdiger worden, In einigen Gegen⸗ 
den ift dafür würdern üblich, ©. dasfelbe, ©. auch die Wür⸗ 
digung. 
"Anm. Das Wort ſcheinet in den mittlern Seiten von würdig 
gebildet zu feyn. In den-ältern Zeiten Foinmt dafür ih der eiften 
Bedentunggiwerdan, und fr der zwehten werdan ——— 
unmittelbar von Werth abſtammen. 


Die Würdigkeit plur. cat. der Zuſtand, da etwas Würde, d. 
i. meckliche Äußere Vorzüge hat; ein für ſich allein im Hochdeut ⸗ 


ſchen ungewöhnliches Wort, wofür Winde, in manchen Fällen 
auch Werth, üblicher iſt. Üblicher iſt es in Glaubwürdigkeit, 
Nichtswurdigkeit u. ſaf. 
Der Wurf, des — es, plur. die Würfe, von dem Verbo were 
fen. 1. Die Handlung des Werfens. Sinen Wurf, zwey Wins 
fe thun. Beſonders mit Würfeln, Ein glücklicher, unglüdlicher 
Wurf. Zuweilen auch von dem Neutro wärfen,. fo fern es von 
gewiffen Thieren für gedären gebraucht wird, Zunde von einem 
Wurfe, weihe auf Ein Mahl, zugleich, find geworfen worden. 
2, Die Richtung der geworfenen Sache, die Linie, in welcher 
fie ſich beweget. Einem in. den Wurf kommen, in diefe 
Kichtunglommen, fd daß man von der geworfenen Sache gu» 
zroffen wird. Figürlich if, einem in den Wurf Fommen, ihm 
von ungefähr begegnen. - Wer ihm da in den Wurf Föinmt, 
der muß es ausbüßen. Femanden in den Wurf bekommen, 
ihn irgendwo autreffen. "3. Die geivorfene Sache ;obne Plural, 
and nur in einigen einzelnen Fällen. --Derin der Fresco⸗Mable⸗ 
rey angemworfene-Kalf wird der Wurf genannt, Daher aufnaffen 
MWurfmahlen, al Feeseo. Bey den Jägern heißt das von dein. 
Wolfe niedergeriffene, oder nieder geworfene Wild fo wohl ein 
Wurf, als ein Riß. 4. So viel als auf Ein Mahl geworfen zu 
werden pflegt. So werden verſchiedene Dinge, 4 B. Beldflüde, 
MNüffe, Nadeln, u. ſ. f. von welchen man im Zählen eine beſtimm⸗ 
te Anzahl zugleich aus der Hand wirft, nah Würfen gezählet, da 
denn ein Wurf aus drey, und noch häufigeraug vier oder fünf 
Stücken beſtehet. Bey den Stabfehlägern beſtehet ein Wurf Pie 
penſtãbe aus drey, und in andern Fällen aus vier Stügen. In⸗ 
gleichen von werfen, Junge gebären, ift ein Wurf jungerHuns 
dr, Kagen, fo viel, alsauf Ein Dahl geworfen werden, 5. Das: 
Werkzeug, womit man wirft ; nur in einigen einzelnen Fällen. So 
nennen die Jäger den Nüffel der zahmen und wilden Schweine fo 
wohl den Wurf; als dag Gebreche,-da denn dee Oberwurf der 
obere, der Unterwurf aber der untere Rüffel if. » . 
Die Wurfangel, plur. die—n, ein Rahtne, welchen auch die 
Legeangeln bekommen, um ſie von andern Arten der Angeln, und 
beſonders deu stfhangeln, zu unterfcheiden. 
Der Wurfanker, des —s, plur, utnom, fing. auf den Schif⸗ 
fen, eine Art Heiner Anker, welche die Schaluppe im voraus auss 
wirft, ein Schiff vermistelft detſelhen an bogſiren, oder fortzu- 
vrhen. { 


u 


— RE 


Der Würfel, Ses—8, plur: ut nom. fog. ı, Ein cabiſcher 


Stüd Elfenbein oder Anochen, welches auf feinen Flachen mit 
Puneten oder Augen verſehen ik, ein gewiſſes Spiel, welches. 


daher das Winrfelfpiel genannt wird, damit zu fpicten. bedem., 
hießen fol: Würfel Doppelieine > an daanit fpiefen, doͤppeln. 
Im Niederfähfifchen beißt ein Würfel Tarl. 2..Ein jedes cubi⸗ 


ſches Stück, einjeder Enbus. Lleiſch in Würfel fipneiden. An 
dem Säufenftnple ift der Würfelder mittlere eubifhe Shei,. 

Anm. Würfel ifi gleichfalls von werfen, oder vielmehr von. 
Wurf, und bedeutet ein Dina, weiches‘ man wirft, Die lei. 
tnugsfhibe el bedeutet das Subject, 


Das WMiürfelbein, des—es, plur. die—e, ein Bein de⸗ Sb 5 


fußes, welches die Geftalt eines Wiürfels har; Os cuboideum. 


Wiürfelförmig, adj. et adv. die Geſtalt eines Würfelshabend, 
Würfelicht, Würfelig, oder Würfellich, adj. etadv. einem 


Das Bros 
würfelicht fehneiden, Ingleichen mit Quadraten von abwechſeln ⸗ * 


Würfel ähnlich, die Geſtalt eines. Würfels habend. 


den Farben, oder Beſchaffenhriten. Ein wür ——— 
Wort läßt ſich mit allen drey Ableitungs ſylben gebrauchen, mit 
icht, ig und lich; nur datß man nicht vergeffe, tu dem letztern Falle 


dastzu verdoppehr, Die Solbe icht bedentet zinacht Apulihte, 


ig Anwefenheit und Befitz ar aber beydes. 
Mirfeln, verb.reg, act, 


Als ein Iterativum von RT PURE ’ 


miehrmahls werfenz in —— Bedeutung das Werfen des Ge⸗ 


‚dm Hochdeutſchen worfeln üblicher iſt. In manchen Gegendenges _ 2 2 
2, Zungachtt von R 


treides zurReinigung zuweilen würfeln genannt wird, wofiie doch 


braucht man dafür wurfen, wurfeln. 
(1) Mit Wirfeln ſpielen, abſolnte und als ein MReutrum. 

etwas würfeln. Sie haben die ganze Nacht gewürfelt. Mar. 
Würfelförmig machen. Die Sem mel würfeln, in Würfef ſchuer⸗e 
den, _Gewirfelte Zeuge, auf welche Würfel, di, Quadrate, ger 
webet find, Ein gewürfelter $ußboden, welcher aus Quadra⸗ 
ten von abwechſelnden Farben beſtehet. So auch das Wurfeln. 


Der Würfelfpath, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten, 


die—e, im Bergbaue, eine Artöpath, welchei in Wurfeln — 
in Steyermark Roßzahn. 


die —e, eine Art Talkes, welche würfelförmig bricht, 


Der Würfelthon, des —es, plur, von mebrern Arten, die —e, 


eine Art Thones, welche in würfelförmigen Stücken bricht, 


"Würfen, Wurfen, verb, reg. act. durch werfen reinigen 


ein nur ig einizen Mundarten übliches Wort, wofür im Hold». 
dentfchen von dem Getreide worfeln, von dem Werfen durch einen. 
Käder oder Sied Aber, durch werfen üblich iſt. In Steyermark 


würfet man den gepochten Eifenft; im, wenn man ihn duch ein. 


ſtehendes Sieb wirft. 


Die Wurferde, 'plur, inuf. die ————— odernusgegras. “ 


Das Wurfgern, ses — es, plur. die—e, bey den Fifdhern, 


bene Exde, 5, B. bey Siehung eines Grabens, Verferugang eines 
Zeihesu, ſef. 


ein kegel⸗ oder trichterföcmiges Reg, welches an dein weiten Ende 
mit Blepfugeln verfehewift, und aufdie Oberfläche des Waſſers 
geworfen wird, da es denn ſchnell unterfinke, und ale Fifche, die 


es anteifft, einfchlicßt ; das Wirrfneg, iu einigen Gegenden auch 
die Wurfbaube, - 


Der Wurfhaten, $es—s, plur. ut fom. h ing. auf ben Schifr 


fen, Haken, welche, wenn man entern will, anf das feindlide 
Schiff geworfen werden, dasſelbe dermittelſt der daran beftudli> 
en Taue an ſich zu sichen. 


Die — — plus, diesen, S.Wurfgaum- — 
en 


y 


a; 


Des Wiirfelfptel, des—es, plur. von mebrern Seien diem, er 
‚ das Spielen mit Wärfeln. Alle Wirfelfpiele verbiethen. 
Der Würfeltalk, des — es, plur, doch nur von mehrern — — 


We un do Ar zu 


Y *—* 5 
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EEE ——— 


a I. 2 
- Der Wiücfling, des—es, plur. die—e, in der Landwirthſchaft, 
Schwarme, welche von einem altenBienenftode nach einander ges 
worfen werden. \ . { * 
Die Wurf⸗Maſchine, plur. die —n, ein allgemeiner Rahme 
aller ver Erfindung des groben Geſchützes üblichen Maſchinen, 
Steine und Ändere Laſten aufden Feind damir zu werfen, 
Das Wurfnotz, des—es, plur,die—e, S. Wurfgerm _ 
‚Der Wurfpfeil, ses—es, plar. die—e, ein Pfeil, welcher auf 
deu Feind aus freyer Hand geworfen wird, zum Unterfchiede von 
Pfeilen, welche vermitteift des’ Bogens gefchoffen werden. 
“ Der Wurfriemen, des—s, plur. ut nom, fing. in der. Falken⸗ 
g = beige, ein an dem Fuße des noch cohen Falken befindlicher Riemen, 
> ihn, machdeın er geiwörfen worden, wieder gu ſich zu ziehen, 
\ Die Wurffchaüfel, plur.die—n, in der Landwirthſchaft eine 
kurze Schaufel, das Öetreide damit zu worfeln; ſchon im Tas 
tan Worflcuvala, Er 
- Die Wurffcheibe,plur. die—n, bey den Türken und andern mor- 
genländifchen Völkern, eine metallene Scheibe, welche zur Übung 
nach einem Ziele geworfen wird. sn - ‘ 
Dev Wurffpieß, des—es ‚ plor. die—e, ein kurzer Spieß, 
— pftan einer Schnur, welcher aus freyer Hand anf den Feind ge⸗ 
— 


ſchlucken, ingleichen mit außerſter Mühe Athem zu hohlen ſuchen; 
als ein Reciproeum. So ſagt man, jemand wirge ſich, fo wohl, 
wenn er in Gefahr zu erſticken iſt, und ſolches durch äußerſte An⸗ 
ſtrengung des Athemhohlens zu hindern ſucht, als auch, wenn er 
wit der größten Mühe etwas hinunter zu ſchlucken ſucht, als endlich 
auch von der mitdem Erbrechen verbundenen Anftvengung. Im 
DOberdeutfchen gebraucht man ſtatt diefes Reciproci das Nentrum 
worgen, welches aber im Hochdeutſchen unbefannt ift : er har 
lange an dieſer Speife geworget. 2. Vermittelft diefer Anz 
ſtrengung hervor bringen, oder hinunter ſchlucken. Kine wider: 
wärtige Speife hinunter würgen, Es fagte Müh genug, den 
Gramberaus zu würgen, Bünth: 3. Erſticken machen, durch 
Bufchnürung der Lufteöhre töbren ; wofür doch erwürgen üblicher 
iſt. 4. Umdringen, tödten überhaupt. In den Küchen würger 
man das Sedervich, wenn man es fehlachtet, Bey den Kägeru 
v3 würgen fich die Wölfe, wenn fie ſich beißen, Sprihw, Den 
+7, Bürgen muß wan wuͤrgen. Anger dem gebraucht man es in die- 
ſer Bedeutung arı Bäufigiten in der dichterifchenSchreibart. Und 
den gefahrlichen Süd, den Vater würgenderSeuchen, Giefefe, 
, Zum Tyvannen der Thieve fich würgen, Zadar. 5. Ben den 
Sruerwerfern würger man Shwärmer- und Radeten: Zülfen, 
wenn man fie an dem einen Ende mit Bindfaden zufammen ſchnii⸗ 
tet. 6. Im geineinen Leben wird würgernoch figürlich von vers 
ſchiedenen mit großer Auftrengung verbundenen Arbeiten ges 
braucht, So würgen fi die Elbfchiffer yon einerSandbanf los, 
wenn fie fich von derfelben losarbeiten. Die Maurer würgen die 
Rüſtſtricke an die Rüſtſtangen an, wenn fie felbige mit dem Wir: 

gernittel feft zufammen zichen, # — 
So auch das Würgen. N i 
Anm. Schon bey dem Notker worchen und wurgen, Es 
ſcheinet eine Dnomatopdie des mit den Erbrechen, Erſticken, und 
„mühfamen Hinunterſchlucken verbundenen Lautes zu ſeyn. ©, auch 

_. Erwirgen. x \ x 


Der Würgeengel, des —s, plur. utnom, fing, 1. Ein zum 
Würgen, d. i. Tödten und Umbringen, abgeſchickter Engek. 2, 
Figürlich wird zuweilen eine Art Feiner Falten, welche im geineie 
nen Leben der Neuntödter heißt, Falco minimus K, der 
MWürgeengel und Würger genannt, 





. 


* 


Würgen, verb. reg act. », Mit äußerfier Mühe hinunter zu 


— 


Wur 1630 

Der Würgerdes —s plur. ut nom. fing. eine Perſon, wel de 
würget, d. i. tödtet, umbringet;, in der böhern und dichteriſchen 

Schreibart. 

Das ſchon gezuck te Schwert 
Starrt indes Würgers Sand, Wiel, 

Mürken, Würckung, S. Wirken u. f.f. 

Der Wurm, des—es, plur. die Würmer, Obetd, und in dee 
böbern Swhreibart, die Wiicme, Diminut. das würmchen, 
Dberd. Wirmlein. — 

1. Eigentlich, ein kriechendes Inſeet ohne merkliche Füße, in 
welchem Verſtande diefes Wort eine allgemeine Benennung aller 
derjenigen Infecten ift, welche fich ohne merkliche Füße aufdem 

Bauche fortbeiwegen, 5. B. der Maden, Regenwürmer, Seidene 
würmer Spulwärmer, Schlangen n. ff. (a) Im eigentlich» 
fen Berftande, Sich krummen wieein Wurm, _ Von den Wir: 
mern verzehrt werden. Auch das friedlichſte wirmchen beißt, 
wenn man eg treten will, Sonnenf. (6) In engerer Bedeutung 
nennt man oft manche befondere Arten nur ſchlechthin Wirmer, 


wohin befpndersdie Winrmer ini menfchlichen Leibe, der Spuble 


warnt, Fadenwurm, Bandivurm, Madenwurnr u. ſef gehören. 
Auch die Schlangen und manche Arten derfelben beißen im gemei« 
nen Leben oft nur Würmer, (ec) In weiter Verſtande werden 


oft auch manche andere Arten von Infecten, befonders manche Kä« i 


ferarten ‚int gemeinen Leben Wiirmer genannt;;.®. der Johan: 
nis» Bäfer, welder auch Johannis = Wurm heißt; der Rinden— 
Fäfer, Dermeftes Piniperda L. ingfeichen der Kornwurm, 


welcher oft aud) eine Käferart iſt, u.f.f. (d) Kinder, im mitle - 


digen Verſtande. Die armen Wirmer. : 
2. Im figürlichen Verflande, (a) Eine Krankheit, welche von 
Würmern herrühret, oder doch herrühren foll, wird oft im Sin⸗ 
gular der Wurm genannt, So iſt der Wurm eine Krankheit der 
Bäume, wenn fie von dem Rindenkäfer verderbet werden. Der 
Wurm, von welchem die Hunde toll werden follen, daher man ih⸗ 
nen denfelben zunehmen vder zu ſchneiden pflegt, iſt eigentlich 
Fein Wurm, fondern eine Nerve, weicher He Zunge mit dem uu⸗ 
tern Gaumen verbindet. Der Wurmder Pferde, Franz. Farcin, 
iſt eine Schärfe der Säfte, welche fich durch Tleine brauurothe 
Beulen an verſchiedenen Theilen äußert, und ein Vorbothe des 
Rotzes iſt. Bon ähnlicher Artift der Wurm des Rindviches, 
welcher ſich in den Lederwurm und Rnochenwurm theilet, (S. 
diefe Wörter.) Dev Wurm am Singer, at. Paronychia,Pa- 
naritium, iſt ein ſchmerzbafter Zufall an deu äußern Theilen dee 
Singer, welcher von einer flodenden Feuchtigkeit herrühret; Nies 
derf, Sich, Hal, Dauworm. Der freſſende ‚Wurm, £at. Her- 
pes, iſt ein um fi freſſendes Geſchwür im der äußern Haut, Ir 
allen diefen Fällen wird es nur im Singular allein gebraucht. (6) 


* 


Im moraliſchen Verſtande ſagt niany cin Menſch habe einen 


Wurm, oder er babe Würmer in KRopfe, wenn er ſich von vers 
wortenen Vorſtellungen zum Nachteile deutlicher beſt immen läſ⸗ 
ſet, thöricht, underſtäudig handeln, wofür man in einigen Gegen⸗ 
den auch ſagt, ein Schwarm, einen Schuß haben. 
Ein, Spotter Figle fich, ich gönu-ihm feinen Wurm, Günth.' 
Da man deun nach einer noch weitern Figur auch wohl einen fols 
ben Menfchen einen Wurm ju nennen pflegt. Yu einem andern 
Verſtande iff dev Wurm ein nagender Kummer, Ich ſehe, dag 
in ihrem Sevzen ein geheimer Wurm naget, Weiße. Noch 
lebe der Wurm, der-meine ‚Seele durchnagt, eben derſ. Dee 


Trope ift eigentlich bibliſchen Urfprunges, ſcheint aber nicht edel 


geung, weil fich Immer der Nebenbegeiff der vorigen Bedeutung 
mit einmiſchet. (c) Bey den Buchdeudern iſt der Wurm die 
kurze Anzeige des Titels, und bey den Werken, die aus mehr 
rern Theilen befichen, auch des ıflen, 2ten u. f. f. Sheiles 


— 


42631 WBur— he 2 


dire anf ieder erſten SMe eines Bogens; vieleicht verderdt _ 
- +, Rahmen belegt, z. B. der gelbe Rainfarn, Bey einigen Neuern 


aus Norm. & 2 
-Anm.ı. Die Plural Würme und Würmer find bloß der 
Mundart nach verfhieden, indem jener der Oberdeutfchen,diefer 
aber der Hoch, uud Niederdentjchen geläufiger if. Dpis, 
Bluntſchli und andere Oberdentfihe Schrififteller haben beft än- 
dig Wiirme. Daher manieret, wenn man den Unterſchied des 
Plutals auf einen Unterfihied in der Bedeutung gründen will, 
Da die höhere Schreibars der Deutfhen in hundert andern ähn⸗ 
ichen Fällen ihre Form- gern aus der Oberdeutſchen Mundart 
entlehnet, wenn ſie mehr Kürze und Würde haben, ſo gebraucht fie 
auch zuweilen den Plural Wirme, ohne Unter ſchied der Bedeu⸗ 
jung, wobey fie doch wohl nicht leicht Gelegenheit Haben wird,der 
“Würmer im menfchlichen Leibe zu gedenken, 

Anm.2. Schon im UlpbilaeW aurın,bepdemftotfer Wurm, 
bey bepden von einer Schlange,im Niederſ. und Engl, Worm, im 
Din. und Schwed. Orm, im at. Vermis. Es iſt eine Rachah⸗ 
mung des ſchwachen verworrenen Lautes, welchen eine Menge 
Würmer in der Bewegung mahen, S. Wurmen, 

Der Wurmirze, des —es, plur. die —ärzte, ein herum reifen- 
der Aczt oder Rarktſchreyer, welcher Mittel wider die Würiner 
im menichlichen Leibe verfauft; der Wurm=Doctor. 

" Wurmen, verb.reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, wie ein 
Wurm kriechen; doch nur in einigen figürlichen Bedeutungen, 
7, Bey den Koblendrennern wurmt das Seuer indem Meiler 
amber, wenn es in demfelden herum kriecht. 2. Im moraliſchen 
Verſtande ſagt man in der vertraulichen und komiſchen Schreib⸗ 
art, das Dingt fängt ihn an zu wurmen, in dem Kopfe herum 
zu geben, ihn nurubig zu machen. Das wurmt ihn. in dem Herz 
zen, wennes ihn unruhig macht. Das wurmte mich, ich ärgerte 
mich darüber. —— 

Anm. Wenn gleich dieſes Wort unmittelbar von Wurm abs 
geleitet werden follte,fo bat es doch die erfte urfprüngliche Bedeus 
tung desfelben, nach welcher es eine Dnomatopdie der unrnhigen 
Freisförmigen Bewegung, oder vielleicht der Priechenden Bewer 
gung in aufs und nieder ſteigenden Kreifen iff, ein wenig mehr 

» “bepbebalten, Esift in.derfelben ein Berwandter von Wirbel, 
Lat. Gyrus, wirren in verwigven, fhwärmen u. f. f. welche 
beyde legtern Jatenfiva davon find. 

Die Wurm: Bffenz, plur. die —en, eine Effenz wider die Würs 
‚mer im menſchlichen Leibe. 

Das Wurmfieber, des —s, plur. von mehrern Arten, utnom, 


fing. ein Fieber, welches vonden Würmern im menſch! ichen Lei⸗ 


be herrühret. 

Wurmförmig, adj.etadv. der Bewegung eines Wurmes in 
aufs und niederfteigenden Areifen ãhnlich. Die wurmförmige 
Bewegung der Gedarme. 

Der Wirmfräß, des —es, plur. car. der Zuſtand, da ein Ding 
von Würmern gefreffen oder zerfreffen wird, und der dadurch vers 
Arfachte Schade. Dem Wurmfraßeim Holze vorbeugen. 

Wurmig, —er, —te,adj.etadv. 1.Bol Würmer , im Hoch⸗ 
deutſchen nur felten. Bin wurmigev Räfe. In Luthers Bibel 
komut dafür das ungewöhnliche würmicht vor: mein Sleifh iſt 
um ins um wurmicht, Hiob 7,5; welches vermöge der Ablei⸗ 
tungsſylbe icht eigentlich Würmern ähnlich bedeuten würde. 2, 
Boneinem Wurme geſtochen, oder durchbohret, fir wurmſtichig; 
imHochdeutſchen gleichfalls ungewöhnitch. Wurmiges Holz. 3. 
Figurlich, einen Wurm habend, d. *. ſeltſam, wunderlich.. Bin 
Lurmiger Menſch, wurmig werden, ärgerlich, verdrießlich. 

Das Wurmfraut, des —es, plur. die —Pränter, eine jede 
Pflanz, welche ein vorzügliches Mittef gegen die Würmer um 
menfchlichen Leibe abgibt, In engerer Bedentung werden mehres 

S N 


—— To 


* * F Pe —— 
De) e ⸗ 
—— 


Bu n6e 


de Gerääfe, welche die gedachte Wirfung Baben , mit Siefem e 


5 


fübret die Spigelia Linn, welche in Süd⸗Amerika einhrimiſch 
if, diefen Nabmen. Set J 
Das Wuͤrmloͤch, des—es, plur. die —Töcher, ein von einem 
* * Würmern gemachtes Loch, 3.8. indem Holze, dem 
e, u. ſ. f. > 


Das Wurmmebl, des—s, plur. car. das von Würmern zu 


einen feinen Pulver wie Mehl zernagte Holz. 


u 
* 


Das Murmneft, des —es, plur. die—er, eine Berfammlung 


mehrerer Würmer in einem eugen Raume; dergleichen Wurens 
neſter es 5. B. in dem meuſchlichen Leihegibt, wenn mehrere Würe 
mer bey ſammen liegen. 3 


— > 
er _ - Mer N 


—J 


Das Wurmpflafter, des —s, plur.ut nom,fing. ein Pflafter, : S " 


welches wiser die Würmer im Peibe auf den Magen gelegt wird. 
DRBW urmpulner,des—s,plur.ut nom.Äing.ein Pulver wider 


die Würmer im mienſchlichenLeibe, z.B, von Wurmfamen, Raine 


farndlumen, weißer Diptam- Wurzel, Baldrian-Wurzeluf.f. - 
Die Wurm ſalbe, plur. von mehrern Arten, die —n, eine Sale 
be, welche wider die Würmer im 
gebraucht wied. / 


Der Wurmfamen, des —s, plur. inuf. ein Rahme verfehiede« | 


ner Samen, welche die Würmer aus dem menfchlichen Leibe ab⸗ 
führen, und daher zu Wurmpulvcrn gebraucht werden, 3. B. des 
gelben Rainfarn, Tanacetum vulgare Linn, einer Art dee 
Gãnſefußes, Chenopodiura anthelminticum Zinn. einer _ 
Art eines auslãndiſchen Beyfußes, Artemifia Iudaica Lian, 


des Zitiverfamens, und vieleicht noch anderer mebr ; da deum } 


auch oft das ganze Bewächs Wurmfamengenanut wird. 


inenfohlichen Leibe von außen — 


Der Wurmſchneider, des — s/ plur. ut non. fing. derjenige, 


welcher ein Geſchaft daraus macht, den Hunden den Wurm zu Pe 


f&neiden, S. Wurm, 

Der Wiürmftich, des—es, plur. Sie —e. 
Wurme in-einem Körper, z.B. in einem Apfel, grbohrtes Loch, 
Einen Wurmftich baben. 2, Der Zuftand, da ein Körper von cie 
nem oder mehreren Würmern durchbohret worden ; ohne Plural, 

Wurmfticyig, —er, —e, adj. etady, von Würmern durch- 
bohret. Wurmftichiges Obi. Wurmftichig werten. " 

Die Wurimtrodniß, pluf. inuf, ein nicht zum Beſten gebildetes 
Wort, den Zuftand des Nadelholzes zn bezeichnen, da es von Kür - 
fern, 3.3. dem Rirdentäfer und andern Anfeeten verleget wird, 
worauf es vertrocknet und sufdem Stamme 
trock niß. * 

Das Wurmzeltlein/ des —s, plur. ut nom. fing. Wurtʒvul ⸗ 
ver mit Trazant · Schleim zu Zeltlein genacht. 

Der Würfing, ©. Wirfing. y : 2 

Die Wurſt, plur, die Würfte, Diminut.das Würftchen, Oberd. 
Würfſtlein, ein langer runder , gemeinialich biegfamer Körper, , 
doch nur in einigen einzelnen Fällen.“ ı. Am häufigften gebraudit - 
man es von einer Art Speife, welche aus gefüllten Thierdärmen 
beftehet, deren e3 denn wirder vielerley Arten gibt, als Bratz 


wur, Blutwurſt, Fleiſchwurſt, Griswurft, Leberwurf - 


mff Würſte machen, ftopfen, füllen. Geräucherte Würz 
fie. Daber die fprichwörtlihen R. A. welche doch ins ge ſammt in 
das niedere Leben gehören: Wurſt wieder Wurf, ein Ausdrud, 
Gleiches mit Gleichen zu vergelten ; brateſt du mir eine Wurſt, 
fo löſche ich dir den Durſt, thuſt du mir einen Gefallen, ſo 
werde ich ihn zu erwiedern wiſſen; wie der Mann iſt, fo brater 
man ihm die Wurf, man begegnet jedem nach feinem Werthe, 
behandelt ihn, wie er es verdienet , eine Wurſt nach einer Speck⸗ 
feite werfen,burch eine kleine Aufopferung einen größern Gewiun 
gu erhalten ſuchen, u ff. 2. Verfgiebene andere Ähnliche Kör⸗ 

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1, Ein voneinem 


abſtirbt; die Baum 


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perwerden tn manchen Fetlen gleich/älts Wire genatint,” So 


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beißenim Waſſerbaue die Fafbinen Würſte. Die Würfe, der - 


' Bäder find wolzenfürmige Stüde Teig, woraus die Semmeln 
werden. Die fogenannten Baſchen andeu Hafelftauden, 
‚uff. beigenin mauchen Gegenden gleichfalls Würfte, 
3. Dey deu Schlöffern wird ein Stück Eifen, weiches man zur 


WVerſtãrkung aneinen Theil anſchweißet, eine Wurſt genannt, mo 


auf welchem mehrere reitlings fisen fönren, eine Wurf, Eigent- _- 


# 


es aber ans Wulf verderbt zu feyn feheinet, welchen Rahmen es - 


« zuweilen auch befonmm. 4. In mauchen Öegenten haft ein ge⸗ Die Würze, plur. doch nur von. mehrern Arten, die —n. 


wiſſes lündliches Fuhrwerk, e3 ſey nun ein Wagen oder Schlitten, 


lich bekommt der mittlere haldrunde gepolſterte, oder auch nur mit 
Stroh umwundene Theil, anfwelchem mau mit über geſchlagenen 
Beinen ſitzet dieſen Rahmen, daber das Fuhrwerk vollſtändig ein 
Wurſtwagen, oder Wurifhlitten genannt wird. Daher die R. 
A. auf der Wurft herum fabren, ober reizen, d. i. von einem Or⸗ 


te zum andern ſchmarotzen geben ; vun der ehemahligen Beiwohn- 


beit des Laudadels, auffolhen Wurſtwagen zu ihres Gleichen 
herum zu fahren, und daſelbſt fo Lange zu ſchmadſen, als noch 
etwas vorbandenwar, Oder auch von Wurſt, fd fern es ehedem 
einen Kreis bedeutete, Jar Niederfähfifchen fagtman dafür, auf 
der Garbe herum reiten, vieleicht auch, fo fern der Gig eines 
folgen Fubrwerkes mir Steop umwunden war, . 
Anm. Im Riederfächfifhen ohne r, Wut. Das Wort fommt, 
fo vielich weiß, weder ia unfern Älteffen Schriften vor, noch in 
"den verwandten Sprachen ‚if aber, deffen ungeachtet, gewiß fehe 
alt. Der Begriff der Ausdehyung ſcheinet n demfelben der herr⸗ 


ſchende zu ſeyn, daher es mit Wulſt Eines Geſchlechtes feyn fann,, 


zumahl da J undr fehr gerne mit einander verwerhfelt zu werden 
pflegen. 
Der Wurftbügel, des —s, plur. ut nom. fing. ein breiter 
Rigg von Horn, Holz, oder Metall, das Ende des iur Wurf be 
ſtimmten Darmes bey der Füllung ansgefpaunt zu erhalten. Ift 
er von Horn, fo wird er auh Wurnhorn genannt 


‚Der Wurfidorn, des— es, plur. die — dörner, ein Dorn, 


oder Dornſtachel, den zur Wurft gefüllten Darm damit zuzuma⸗— 

. hen, oder an den Enden zu verſchließen. : 
pe —— des — es, pluf. die — hörner. S. Wurf: 
ügel. 


Das Wurſtkraut, des — es, plur. doch nur von mehrern Aeten, 


die — krauter, sin Rahme verſchiedener gewürgbaften Kräuter, 
welche man unter manche Arten von Kochwürſten zu hacken pflegt. 
Beſonders Saturey, oder des Pfefferkrautes, Satureja hor- 
tenfis Linn: Jagleichen der große gelbe Kümmel. S. Kümmel. 


Der Wurſt⸗ Marmor, des —s, plur. von mehrern Arten, ut 


nom. [ing, eine Art Marmors, welcher, wenn er poliert iff, 
einer durchſchnittenen Blut⸗ oder Leberwarſt gleicht; der 
Wurſtſtein. J 

Der Wurſtreiter, des es, plur. ut nom. fing. derjenige, wele 
her auf der Wurſt herum reitet, d.i. ein Geſchaft daraus macht, 
don einem Drre zu dem andern zu fhmarogen. S. Wurd 4. 


‚Der Wurfifiplitten,ses —s, plur.ur noın. fing. eine Art 


Sehlitten, auf’welhemviefe Perfonen reit ings fahren Fönnen. 
S. Wurſt c. 

Der Wurſtſtein, des — cs, plur. die —e, ein Stein, welcher 
auf feiner Oberfläche einer augeſchnittenen Blat- oder Leber _ 
wurft gleicht , wohin manche Mabafter» und Marmoraͤrten 

gehören, 
Die Wurſtſuppe, p 
gekochten Würfien, e 
Der Wurfiwagen, des — 8, plur. uthon, nz. einentlih 


tur, die — n, die Suppe, oder Brühe von 


ein Magen, anf welchem viele Perfonen reitliags fan können. 


Adel. W. Bo a. TH, 2, Yufl. 


a \ 


Wur 1634 


S. Wurft 4. In weiterm Verſtande auch sine Art langer Kut⸗ 
ſchen, in welchen mehrere Perſonen der Linde nach mit gegen eins 
ander gekehrten Rücken ſitzen. 
Die Wurz, plur. car. ein für ſich allein veraltetes Wort, für 
welches das mebr ausgebildete Wurzel üblich iſt. Es iſt nur neh 
in einigen zufammen geſetzten Pflanzennahmen üblich, z.B. Braun—e 
wurz, zauswurz, Nieſewurz, Stabwurz, Schwarzwurz u. p 
f. welche beſouders ihrer Wurzel wegen merkwürdig find, 


1, 
Das Gewürz, rin jeder Körper, wenit mau die Speiſen würzet. 
Hunger ift die beſte, Salz die nothwendigſte Würze. Si dag 
wohlſchmeckendſte Gericht durch die Würze des erarbeiterem 
gungers noch mebr verfügen, Gell. (S. Gewürz.) TeurlWurze, 
(9. Allerleygewürz.) 2. Bey den Bierbrauern wird dag noch 
nicht gebopfte, und noch nicht gegohrne Bier die Würze etanntz 
Vermutblich wegen feines füs.n, gewürzbaften Geſchmackes. 

Unm. Zu der erſten Bedentung fchou bey denn Wilerarm und 
andern alten Schrififtelfern, Wurz, in der zweyten, Niederſ. 
Wörte, Schwed. Vört, Engl. Wort. Wurze iſt unftreitig 
von Wurz, Wurzel, weil man vor der Bekanntfchaft mir den. 
ausländifhen Bewürzendie Speifen mit einheimiſchen Wurzeln 
18 Kräutern zu würzen pflegte, daher ein ſolches Gewürz bey 

. ven Willecam zumUnterſchiede von audern Kräntern and Itank- 
wurzo beißt, von linken, fo feca es ehedem auch vohl riechen 

- bedentete, : ’ K 

Die Wirtzel, plur. die —n, Dimiunt. das Würzelchen. , Eis 
gentlich, der unterfie Theil eines Banaıes, oder Gewächſes, ver⸗ 
mittelſt deſſen es in der Erde befefliger it, und feine Nahrnug 
aus derſelben ziehet; da es deun fo wohl lın Singular colective ge⸗ 
braucht wird, die gefummten Wurzeln eines und ebeu desſelben 

Gewãch ſes zn bezeichnen, als auch von einzelnen Theilen, oder 
Stücken derielden, Wurzel ſchlagen, oder befommen,. © Lic)e, 
wie tief hat sein Same Wurzel gerhlagen! Weiße, Mit der 
Wurzel ausreißen. Im engften Berftande werden in einigen Ber 
genden die gelben Möhren are Wurzeln ſchlechthin gegaunt. Bir 
Zeld aus rauher Wurzel, ans einem ausgrrodeten Walde, 2. 
Figürlich. (1) Der unterfte Theil eines Dinges; doch nur inci⸗ 
nigen eiuzelnen Fällen. Die Warzel eines Berges, defen Fur, 
oder unterfter Sheil, Die Wurzel eines Zahnes, eines FSleiſhe 
gewähfes uff. So auch Zandwarzel nad Sufwurzei, 
(2), Der erſte Toril eines Dinger, deſſen Urſpruug; and wir 
in einigen einzelnen Fallen. Jeder Aridimnetit ſt die Wurzel.cie 
ne dröße, welche, wenn fie jeinige Mahl mit fich ſelbſt nultipli⸗ 
eiret wird, eine höbere Potenz herbor breigt. So iſt z. B. vor 
16, 72 u. ſef. die Zibl 4 die Wur zel. Ja der Siymofogie in die 
Wurzel eines Wortes diejenige Sylbe, welche den Grund des 
ganzen Wortes, und deffen Haupthedentung enthält. So iſt 
in bewegen die Sylbe weg die Wurzel, oder Warzelſylbe, welche 
auch die Stammfpibe genannt wird, 7 
Anm. Schon bey dem Ottfried, Rotkeru, f. f. Wurzel, iur 
MNiederſ. Wortel. Est verinittelt der Ableitangsſolbe el, wel 
che ein Ding, Subject, Werkzeug. f. f. bedeutet, von dein al 
ten Wurz gedilder, welches in eben derfelden Bedeutung arbrau Hr 
wurde, und im Oberdeutſchen tot üblich it, wa es fo wohl Wur« 
gel, als au h das ganze He vã hs bedeutet, und weiches ohne w 
bey den Ulphilas Aurts im Aageli. Ort, in S Hwed. ört Ian 
tet. Die erfte Bedeutung diefes Wortes iſt unbekannt, und läge 
ſich ʒar errathen. Die meiften ſtud auf das Lat, horrus, gefallen, 
und ſehen die Bedeutung des Krautes als die erſte an; indeffenit 
es wahrſcheinlicher, daB die verworrene, odee vieleicht auch die 
krie hende, oft wurmförmige Beſchaffenheit der Wurzeln der 
Grund der Benennung iſt. 
—A Der 


1635 Bu 


— 


Der Wurzelbaum, des — es — — der Nab⸗ Der Wo ürztron, $e8s—es, plur, die —tröge ; bey den Bier 


me eines Dftindifchen Baumes, deffen Wurzeln fich über der Erde 
An einander fchlingen, Rhizophora Linn. -- 

Des Wurzelgewächs, des—es, plur. die — e, ein Gewachs, 
deſſen Wurzeln eßbar ſind; im Gegenſatze der Kohlgewãchſ⸗ e 
Der Wurzelmann, des —es, plür. die— männet, ein Mann, 

welcher ein Gefchäfte daraus macht, die Wurzeln der medicinifihen 
Gerwächfe für die Apotheker einzufammeln und-zu trocknen, 
Wurzeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. 
Wurzeln befommen, fich vermittelft der Wurzeln in der Erde ber 
= feffigen. Die Pflanze wurzelefchon. Unter fih wurzein. (S. 
auch Anwurzeln und Einwurzeln.) 2. Wurzeln ſuchen; nur bey 
den Zägern von dem Dachfe. Der Dachs wurzelt, wenn er es 


brauern, ein Trog unter dem. Maiſchbottiche⸗ die Würze von den 
Trebern darein zu laſſen 


Die Würzweibe, plur. die —n, von Würz, oder Wurz , fo 


fern es ebedem ein Krant, oder Gewächs überhaupt bedeutete, in. 
der Römiſchen Kirche: 1. das Weiben getwiffer Kräuter am Tage 
> der Himmelfahrt Mariä, welche als dann Geſpenſter, Donnerwet⸗ 
ter, und audere Übel abwenden follen, die Krautweihe. 2, 
Der Tag der Himmelfahrt Mariä, oder der ı5fe Auguſt, an - 
weichem folche Kräuter geweihet werden. 

1. Der Wuſt, des — es, plur. inuf. Schmutz Unceinigleit, 
Korb. Voller Wuſt ſeym Don sem Wufte fänbern. Da die 
fen Worte Fein niedriger , oder gfelhafter Nebenbegeiff anflebt, 


— 


wie manchen andern, ſo wird es am bäufigßien i in der anſtändigern 
Schreib⸗ oder Sprechart gebraucht. 

Anm, Diefes Wort konmt weder in alten Deutſchen Schriften, 
no, fo viel ich weiß, inden verwandten Sprachen vor, iſt aber 
deſſen ungeachtet allem Anfcheine nach fehr alt, ımd fo wohl von 
dem folgenden Wuſt, als auch von wuͤft, leer ‚dem Urſprunge 
nach eben fo ſehr verſchieden, als der Bedeutung nach. Es ſchei⸗ 

net, daß der Begriff dee Näffe, oder Feuchtigfeit- der Stammbe⸗ 
griff, da es den mit Waffer Eines Geſchlechtes ſeyn wütde. 

Mas die Ausſprache betrifft, fo wird es im Hoch⸗ und eier ® 
fchen bald gefchärft, Wut, bald gedehnt, Wuͤſt, geſprochen; das 5 
gesen das folgende jederzeit gedehnt lautet. ©; ı Wüſt. 

2. Der Wüſt, des — es, Plur. inuf, eine verworrene wider⸗ 
wartige Meuge, Unfer Wuſt von Ersiebungsfchtiften, Beffere 7. 
nichts. Ein Wuft von verlegenen Waaren. , 

Anm. Da der Begriff des Schmutzes mit der verworrenen i 
Menge Feine brareifliche Verbindung hat, fo ſcheinet dieſe Wort 
ein Verwandter von den veralteten Wos, ein Berg, und Walli, ee 
ein Gipfel, dein noch bey den Papiermadjern üblichen Buſcht, ein 
Haufra, von baufen ‚ paufchen, turgere, und andern diefer 
Art an feyr, 

1.wil, — eu, efie, adj. et adv. ſchmutzig beſchmutzt; 
ein im Hochdeutſchen unbekanntes, aber im Oberdeutfchen noch 
gangbares Wort. Ein wiftes Gefiht, wüſte Hände, wütte 
Wilde. S. 1. Wuſt. 

2. Wuſt, — er, eſte, adj. et adv. von Menſchen und Arber 
ten des menſchlichen Fleißes verlaſſen. 1. Im eigentlichen Vera 
ftar.de, für unbewohnt, ungebanet.. Ein Saug ſtehet wit, wenn 
es nicht bewohnet wird. Ein Acer liege wür, wenn er nicht 
gebanet wird. Line wule Infel, eine unbewohnte, Einwi- 
fies Land. 2, Figürlich, verwildert, verwortett,-im boben Or 
de unordentlich, Bin wüfter Menſch, von wilden, rohen, un⸗ 
geordneten Gitter. Kin wüſtes Leben führen, ein‘ im hohen 
Grade unordentliches. Würte Sitten. Ineinem etwas andern 
Verſß ande fagt man der Kopf ift mir wüſt, wenn ſich verwor⸗ 
rene Ideen in deinfelben durchfrrugen, Ein Iautes Getöfe, ein 
vorher gegangener Raufbuf.f. machen den Ropf will, 3. 
Das wilſte Gerinne, bey den Waffermühlen, dasjenige Gerinne, 
welches das wilde, oder ———— Waſſer abführet, ſonſt auch 
das Freygerinne. 

Anm. Diefes alte Dort lautet von den frübeffen geilen: au; 
wuoft, und ift mit dem £af, valtare, wüſt machen, dem Slavon, 
puſti, wüſt, genau verwande, woraus deffen Alter und weiter 
Umfang binlänglich erbellet, Aber auch eben diefes bohe Alter 
macht den utfprünglichen Begriff, und zugleich den Unterfchied 
von dem ähnlichen öde ſehr dunkel. In sdeift der Brariff der - 
Leere zuverläßig der herrſchende; aber in wiift ſcheint es der Ber 
griff der Verwilderung, der durch Abwefenheit menfchlicher Cul⸗ 
tur bew rlten Unordnung zu ſeyn (S: Wuſſten.) Überdieß ift wür 

x id im 


Wurzeln wühlet. So auch das Wurzeln. 

Der Wurzelriemen, des— s plur. ut nom, fing. ben den 
Fleiſchern, der Rahme eines riemenförmigen Stückes Fleiſches 

“ aus dem hintern Viertel eines Ochſen. 

Die Wurzelfplbe, plur. die—n, diejenige Solbe eines Wortes, 

welche deſſen Wurzel ausmacht, den Hauptbegriff des ſelben ent⸗ 
hält, die Stammſylbe; zum Unteefchiede vonden Biegungs: und - 
Ableitungsſylben. 

Die Wurzeltafel, plur. ie—n, in der Rechenkunſt, ‚eine Tas 
fel, weiche die Wurzelzahlen mit ihren. berechneten Potenzen 
entbält, 

"Der Wurzeltorf, des es; plur. von mehrern Arten, — e, 
Torf, welcher aus ver: — ENTE Wurzeln bes 

fiebet. 

Das Wurzelmort, des — es, plur. die — wörter, ein einfa⸗ 
ches Wort, welches aus der bloßen Wurzel beftehet, zum Unter⸗ 
fohiede von einem abgeleiteten und zufammen gefegten. Solche 
Wurzelwörter find z.B. ab, aus, von, Saus, Mann, Weib 
uff. 

Die Wurzelzabl, plur. sie — en, in der Arithmetik, eine Zahl, 
"welche, mit ſich ſelbſt multipliciret, höhere Pntengen aibt, und 
welche auch nur die Wurzel fehlechthin genannt wird, ©. dieteẽ 
Wort. 

"Würzen, verb. reg. act, ĩ. Mit Würze, oder Gewürz mag⸗ 
baft machen. Eine Speiſe würzen. 2. Figürlich, eine angeneh⸗ 
me Empfindung durch etwas erhöhen. Ein ſinnreicher, und mit 
Salz gewiirzter Scherz. Vertraute Geſpräche würzten den 
blinkenden Wein, Zachar. So auch das Würzen. Es ſtammet 
unmittelbar von Wirzeher, 

Der Würzgarten, des — s, plur. die— gärten, ein vecaltetcs 
Port ‚ einen Küchen - oder ESewächsgarten zu bezeichnen, von 
Würz, oder Wurz, fo fern es ehedem eßbare Kräuter bezeichnete, 

Würzbaft; — er, —efe, adj. et adv. der Würzeim Geruch 
he Gefchmad ähnlich, gewürzhaft. 

Der Würzhandel, des — s, plur, car. der Handel mit Gitwürs 
gen; der Gewürzhandel. 

Der Würzbändler, des— s, plur. ut nom. fing. Fämin. die 
Wirsbändlerinn, eine Perſon, welche —— —— 
der Gew ürzhändler. 

Der Würzkram, des —es, plur.car.der Kram, d. i Handel 
im Kleinen, mit Gewürzen. 

Der Würzkramer, des— 5, plur. ut nom, fing. Fämin. die 
-Würzfrämerinn, eine Perfon, welche Gewürze in Fleinen Qugte 
titäten verfanft; der Gewürzkrämer. 

Der Würzladen, des— s, plur. die — läden, der Lader, oder 
Verkaufort eines Würzkrämers; der Gewürzladen. 

Die Wurznelke, plur. die — n, die Frucht eines Oſtindiſchen 
Baumes, welche als ein Gewürz — wird; zum Unterſchiede 
sonder Gartennelke, mit deren — ſie einige — bat. 


R 424 









— 





1637 Biüf - 

im gefellfchaftlichen Leben üblicher, als öte, welches mehr den 

höhern Schreibarten eigen iſt. 

..1.DieWMiifte, plur. die — n, bey den Sleifchern, der Nahme 
eines Stüdes — aus dem ãußernHüftſtucke des bintern Vier⸗ 
tels eines Rindes, wohin beſonders die Spannwüſte nnd die 
3 re gehören. Der Grund der Denennung iſt mir unbe⸗ 
anne, 

2. Die Wüfte, plur. die—n, eine wůſte J— anbewohnte, 
oder ungebauete Gegend, eine Wüſteney, Re — von 
größern Gegenden dieſer Art. 

Oder fie ſchaue herab ” 
Weit in die Wüſte des Meers, die jetzo set Morgen ber 
firablet, Zachar. 
Wo doch der Scope ein wenig zubartift, 
Anm. Ben dem Ottfried und andern alten Schriftſtelleru, 
“ Wuall, Wolte, Waltinna, Wuechfte, im Slavon. Paufl, 

Paußiua Es ift unmittelbar von 2, Wüſt. 

Wüften, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, auf 

‘eine verberbende, verfchwenderifche Art mit einer Sache nınges 
ben, Mit dem Gelde wüſten. Wer wird fo wülen. Gangbarer 
und edler iſt es in dem abgeleiteten verwülten, (S. das ſelbe) Wü- 
‚fien, von 2 Wüſt, iff mitdem Lat. valtare, dem Ital. guaflare, 
demFranz. galler, gäter, dem Möfo-Gethifhen quilijan, und 
Niederd. quifien, ver quiſten, verfchleutern, genau verwandt, 

Die Wüſteney, plur. die — en, eine wüfte, di. unbewohnte, 
oder ungebauete Gegend. Lord = Amerika enthalt viele und 
große Wülleneyen. Einen Garten bis zur Wüſteney verwilz 


4 gern laſſen. Es iſt von 2 Wuſt, und der Ableitungsſylbe ey, / 


mit dem eingeſchobenen euphontfchen n, oder en. 
*Wuſtig,/ — er, — fie, adj, et adv. von 1. Wuſt, ſchmutzig, 
beſchmutzt; ein im Hochdeutſchen feitenes Wort, 
Der Wiyiling,des— es, plur. die — e, von Wü, ein wüs 


fler , d.i. unordentlicher, ungefitteter, ausfehweifender Menfch. - 


» Ein afademifcher Wüſtling. Auch ein Nahme des Sliegenfahnep 

- pers, Motacilla Ficedula Zinn, 

DieWüllung, plur. die —en, in der Landwirthſchaft, ein vor» 
ber bebaueies, aber jegt wit -liegendes Feld, beſonders wenn es 


"mit Holz bewadhfen it. Eine Wuhung wieder urbar machen. - 


Es iſt fein Berbale, wie es bey dem erſten Anblicke zu fern ſchei⸗ 
net, fosdern von 2 Wüſt, vermittelt der Ableirungsfpibe ing, 
oder ung, gebildet. 

Die Wuth/ plur. car. eine mit heftigen Bewegungen verbundene 
Abwefenbeit dee Bewußtſeyns, fie rühte nun von einer völligen 
+ Beraubung desfelben her, da es denn mit Tollheit gleich bedeus 
end iſt, Die ftille Wurb, eine Art von Tollheit der Hunde, im 
Gegenfage der Jaufenden Wuth. Dder aud) von einer heftigen 
Reidenfchaft. In Wuth gevarhen. vor Wuth ſchaumen. Sei: 
ne Wuth anjemanden auslaffen, Sein Mund fhaumt vor 
prophetſcher Wuth, Zadar, 
Anm. Von den älteſten Zeiten an Wot, im Niederſ. und Engl, 
Wood. Bey dem Ulphilas iſt wods, befefen, und im Walliſi⸗ 
.. fen Gwyth, Sorn, Wu, 


ae 1638 
 Wirben,, ERS reg. veutr. mit dein Hülfsworte haben, Sie 
- Abwefeuheit des Bewußtſeyns durch die heftigſten Bewegungen 

an den Tag legen; Sp wohl wenn diefe Abweſenheit von einer völs 

ligen Beraubung herrühret. Lin wuthender Hund, ein rafender, 

toller. Würbend feyn, werden. Als auch von heftigen Leiden 
fhaften. Vor Zorn wüthen und toben. Wider fich ſelbſt wüs 

then. In weiterer Bedeutung, inder heftigften nachtheiligen Be⸗ 

wegung begriffen ſeyn. Das Meer wüthet. Wenn die Stür— 

‚me auf der See würhen. Das Seuer der Leidenfchaft wüthete 

in feinem Buſen. Da der Brieg fo fehr wurher. Das wür 

thende Seer, bep dem großen Haufen, ein Grfvenft, welches ſich 
in Geſtalt vieler jagenden Perfonen in den Wäldern ſoll ſehen laſ⸗ 
fen, uud welches auch das Faſtnachtsheer heißt, Wenn man 
diefes Gefpenft im Meflenburgifehen zu ſehen, oder zu bören 
glandt, fo fagt man dafelbfi, de Woode thüt, der Wode 
ziebet, worans wahrſcheiulich wird, daß der Nahme wüthen⸗ 
des zeer aus Wod ans Heer verderbs worden, und daß der ganze 
Aberglaube noch aus den heidnifchen Zeiten herrühret, wo Wo— 
dan, oder Odin eine der vornehmſten Gottheiten des nördli⸗ 
chen Euroba's war. 

Anm, Bey dem Rotker und andern alten Schriftſtellern, wuo- 
ten, im Schwed, ryta. Es iſt vermuthlich urfprünglich eine 
Hnomaiopsie der beitigften Bewegungen, obgleich von andern 

Modificarionen derfelben hergenommen , als toben, yefen, toll 
8. mir f. 

"Die Wütberey, plur. die— en, die Wuth, ohne Plural, und 
‚eine sit Wuth begleitete Saudiand, mit demſelben; in beyden 
Fällen im Horbdeurfihen veraltet, dagegen es noch mehrmahls 
bey dem Opitz vorkommt. 

Der Wütherich, des — es, plur. die — e. . Eine wüthende 
Perſon, ein raſender, ingleichen vor Zotu wüthender Meuſch, in 
welcher Bedeutung es doch wenig mehr gebraucht wird. 2. Im 

engern Verſtande, ein Tyranu, der fein Vergnügen an dem Blut 
vergiegen findet. So wird Nero noch zumeilen ein Wütherich 
> genannt, 
© Lied, verewige nicht die Graufamfeiten des Menſchen, 
Wie er zum Wüthrich der Schöpfung ſich würgs, 
Gieſeke. 

2. Ein Nahme des Schierlinges, Cicuta Zinn. wegen feines 
tödtlichen Giftes, daher er in einigen Gegenden auch Wutſcher⸗ 
ling, eigentih Wuthſchierling genannt wird. Es ift von 
wuürben und der Ableitungsfplbe rich gebildet, wie Änteyich, We- 
gerich, Tauderihu.f.f, Siehe — Ric). 

Wirbig, —er, —fle, adj. et adv. wüthend, in der Wuth 
beg:iffen. Ein wüthiger gund, ein toller, raſender. in wu— 
thiger Menſch ein wüthender, Es iſt im Oberdeutſchen gang⸗ 
barer, als im Hochdentfchen, wo man dafür lieber das Partici⸗ 

pium wurbend gebraucht, 

Das Wuthkraut, des — es, plur.inuf, in einigen: Gegenden, 
ein Nadine des Gauchheils, Anagallis Linn. weil es die Me⸗ 
lancholie und Raferey heilen fol, S. Gauchheil. : 

Der Re S. Wuherich =. 





"SINE a % der 





- ) 
der vier und zwanziaſte Buchſtab des Deutſchen Alpha⸗ 
betes, und der neunzebiig unter deit Eonfonanten, 
„weiber aber feinen einfachen, fondern einen zufanie 





ben wird. Die Figur desfelben ift aus ‚wen Lateinifchen C 
zufommen gefesf, “doch fo, dag in der größerm, oder Eapital- 
Schrift die- beyden \c mit dem Rüden an einander flogen, in 
der Eleinetn Schrift ‚aber über einander gefest werden, etwa 


ſo 3, woraus in der eckigen Schrift die Figur unfers heuti⸗ 


gen versffanden iſt. Wir haben diefen Buchftaben, nebſt alen 
übrigen aus der Laseinifchen Schrift erhalten, machen aber nur 
einen ſehr eingefränkten Gebrauch davon, indem ſich fein 


Deutſches Wort fo wenig mit diefem Buchſtab, als mit defe _ 


e 





— a ee 


9 


der fünf und zwanzigſte Buchftab des Deutſchen Alpha⸗ 

bets, und der achte unter den Vocalen, oder Hülfslau⸗ 

ten, in deſſen Figur cigentlich zwey ganz verſchiedene 
au⸗ vereiniget ſtud. 

In Wörtern, welche ans dem Griechiſchen und Lateiniſchen 
herd emmen, vertritt es die Stelle des wund y, und wird alsdenn 
mie Recht Ypſilon genannt, welchen Nabmen es ſchon bey den 
Griechen führte. Es ſt als dann ein einfacher Vocal, welder mit 
anferm u überein fowmt, oder vielmehr einen Mittellaut zwifchen 
dem ü nnd i hat; Sylbe, Syſtem, ſynthetiſch. Das Gefetz der 
nädhften Abftammung erfordert es, diefen Vocal in allen den Fäls 
ten zu behalten, mo die Urfprache ihn einmap! aufgenemmen bat. 

2. In eigentlich Deutſchen Wörtern iſt eg ein Seien eines 
gedebnten i, doch nur in einigen wenigen Fällen, und zuweilen 
auch eines j nach dem o und u. 
(1) Eines gedehnteni, in welcher Geſtalt es nur noch in 
zwey Fellen gebraucht wird, (a) Am Ente eines Wortes nach 
sinem ande, da rs denn nicht anders als ai und ei lauter; 
Bay, May, bey, Ey, vielerley, zwey, drey, Tandeley. 
46) Inabgeleite ten Wortern, wenn fich die Wurzel auf ay oder 
ey eudiate: beyde, ſchreyen, zweytens, meynen, welches doch 
jestam hãuftaſten meinen geſchrieben wird, weil die Wurzel mey 
Längft veraltet und vertunfelt iſt. So auch in dem Verbo feyn, 
welches nicht, wie gemeiniglich geglaubt wird , bloß zum Unter« 
ſchlede vondem Pronomine fein mit einem y geſchrieben wird, ſon⸗ 
dern weil es vermittelſt der Ableitungsſylbe des Infinitives, en 
pdern, von einer alten Wurzel fey gebildet if. 

(2) Eines j am Ende der Wörter und Splben, nad o 
und u: Soya, Soyerswerda, Boy, buy, pfuy. Allein die⸗ 
ſer Gebrauch ift, die eigenen Rahmen allenfalls ausgenommen, im 
Hochdentfihen veraltet, und man gebraucht dafür richtiger das j: 
Bir A —— die ſes y weit häufiger, und faſt ohne Unter ſchied 
Statt eines gedehnten t gebraucht, fo tob! zn Anfange der Wör⸗ 
ser, Ygel, Yuden, yetzt; als auch in der Mitte und am Ende: 


— 


men geſetzten Laut bezeichnet, und wie ks ausgeſpro⸗ 


die Abſtammung dunfel iſt, undın 


beyden letztern werden oft als ks geſprochen. 





fen Laute Ps, anfängt, es auch in der Mitte und am Ende 
nur ſehr felten gebraucht wird, nähmlich unr alsdann , wenn 
fen aut in ks, chs, oder gs auflöfen fol, denn auch dieſe 
Man ſchreibt es 
dader nur in Axt Rur und Here, weil es in dieſen Wör⸗ 


tern dunkel iſt, welchen Gaumenlaut man vor dem 5 ſetzen 
fol. Eidexe und Are werden richtiger Liyechfe und Achfe 


geſchrieben, weil bier der Bau erweislicher iſt, wie ben die. 
fen Wörtern bereits angemerfet worden. Buchsbaum und 
Burbaum find bepnabe gleich üblich ; der Dachs ‚/flugs , die 
Büchfe, fechs, die Slechfe, der Luce, u. ff. werden nie mit die 

nem x geſchrieben. : ‘> 


J 
’ * 

—— 

> > 





— 
July für Julii, der Mayn, Maynz, nye, Neyd, Gewyſſen, 
Zweyfel, Eyd, u. ſ. ſa bis die neuere Sochdrutſche Munbart es 
auf die eben gedachten Falle einſchraukte. RS 
Es ifi ſeht wahrfheintich, daß dieſes y, welcheemit dem Yra⸗ 
Ion der riechen und Bareiner nichts als die zufälige Fisur ger 
mein hat, ans einent i und j entfianden iff, und feinen Srund 
in einer veralteten Ausfprache bat, welche dem gedehnten i gesın 
noch ein, j nachſchleichen Iieß, fo wie noch manche gemrine Munds 


: arten allerleij, oder mobi garallerleije, und die Nieder ſach⸗ 


fen Sijend, für Seind, foredhen. Da man ehedem alle Schatti- 
rungen der provingielfen Ausfprache auch durch die Schrift auszu⸗ 
drucken fuchte, fo war nichts Leichter, als daß if in y zufaınmen ges 
zogen wurden, daber man es aud im den niedern Schulen das it 
nenuet, and es durch zwey darüber geſetzte Puncte von dem 
Ion unterſcheidet. > 


der kleinſte Buchſtab, der den wenigſten Körper hat, und daher 
auch unfähig feheinen kann, einen gedehnten Laut zu bezeichnen, 
Um diefer Urſache Willen bat man ihm auch in andern Fällen das 
b und egugefellet, um die Debnung auszudruden: ihm, ihr, : 


fiebe, Liebe; nud aus eben der Urfache bezeichnete man diefe Deh⸗ 


nung am Ende eines Wortes durch das ij odery. Es hat alfe 


die Figur wieflich einen Grund, und einen Grund, der fo ver⸗ ES 
äüchtlich gewiß nicht ift, ale viele glauben, die diefes y überall ver- 
» „bansiet, und durch dan: gedruckt wiffen wollen. 
nieht ein, was man damit erfparen oder dadurch gewinnen will, _ 


Ih ſehe daher 


Es ift eine befannteßegel, dag ſich ein Vernünftiger ohne Roth nie 
von einer nufchädlichen und unfchuldigen Gewohnheit eutfernen 
fol, am wenigften in dee Sprache, wo die Verlegung des Conben⸗ 
tzonellen felbfi in der Orthographie fo wohl die Einheit,als möge 
Kichfte Klarheit, ſtöret. Neuerungen diefer Art haben, mit dem 


Quintilian zu reden, feinen andern Grund, als Infolentiiam 


quandam etfrivolam in parvisjactantiam, 





“ 


® 


Ypſi⸗ * 


Die Urſache, warum die neuere Sochdeutſche Schriftſprache die⸗ 
ſes y noch in den gedachten Fällen beybehalten hat, ſcheinet mir in 
einer dunkelen Empfindung der Anfländigkeit zu liegen. Das i iſt 


% 


nicht weiß, ob mandepı 


J 


x 






» 


J 








Ä NR Ir kr‘ 
>. der ſechs une zwanzigſte und legte Buchſtab dee Deut- 
ſchen Alphabetes, und der zwanzigſte unter den Confo- 
nanten. Es iſt der härteſte unter den fo genannten Sau: 
* ſelauten, welche den Graden der Härte nach ſo auf einan⸗ 

- verfolgen : das gelinde ſ, in ſehen, ſteben, leife,; dus ß, oder 
einfach geſchärfte nach gedehuten Voralen, Spaß, fpaßen , fir‘, 
fließen, außer ; das doppelt gefhärfte nach gefihänften Bocale z _ 
Waſſer, willen, laffen ; unddas hatte, oderz, welches feiner Raͤe 
tue nad) jo wob! nach gedehnten, als geſchärften Vocalen ftehen 
kann, od es gleich im Hochdeutſchen nad geöchnten ſelten iſt. Es 
wird/ wie im Sriechiſch und Lateiniſchen, vermittelſt eines karten 
Druckes der Zunge an die Zähne ausgefpeochen,und ftehet ſo wohl 
zu Aurfange eines Wortes und einer Sylbe, Zahl, Zeit, zu, zur, 
als anch am Ende, und-in dieſem Falle anı häufigften nach gew ia 
fen Eonfonanten, befonders nach deml,n,x und r, ſchmelzen, 

Sitz, Lenz, Schmerzen, Schar, Wis, ſchützen. 

' Da diefee Buchſt ab mit einem Drudeder Zunge an die Zähne 
ausgefprochemiwerden maß, welcher einige Ahnlichkeit mit dem 
Bat. und auch im Buchdeusfchen nicht leide nach gedehuten Boca» 
Yen gefeget wird, fo haben vielediefen Buchſtab für einen zuſam⸗ 
men gefegsen gehalten, der aus geutſtanden fen, und daraus weis 
ter die Folge gezogen, daß dasg üb-rflüßig fep, indem fchon in 
dem bloßen z eintliege, Allein, es ſtreiten fo wohl wider die Vor⸗ 
aus ſetzung, als die daraus gezogene Folge, folgende Gründe, 1, 
Kuversigur des z iñ feine Spur einer Iufammenfegung, foudern 
e3 bein bloßes einfaches Zeichen, fo wie die übrigen, Die Zur 
‘ famnmenfresug müßte aljo bloß in dem Laute liegen, Allein auch 
Incfkannfie 2. nicht Liegen, weilder Druck, mit welchem ein 
Buchſtab vor andern feiner Elaffe ausgeſprochen wird, noch feine 
Sufammenfegung macht. $, E, p und. t find gleihf. 13, die har⸗ 
ten Buchſtaden ihrer Claſſe erfordern: alfo aud) einen Drud, der, 
wenn man ihn langſam auflöfet, Abnlichkeit mit eine b bar, 
ohne daß es bisher noch jemanden ein gefallen wäre, dicfe Buchſta⸗ 
ben für zuſammen gefegt zu halten, 3. Ein doppelter Büchftab 
fordert zwar der Regel nach einengefchärften Vocal vor fin, und, 
‚wahr ift es, daß das; im Hochdeutſchen faͤſt allemahl nach ge- 
ſchärften Bocalen ſtehet. Allein, wäre es ſeiner Natur nach dop⸗ 
pet, fo könnte es weder in den Mundarten noch in andern Spta⸗ 
hen nach gedehnten Vocalen ſtehen, weiches doch häufig genug 
geſchiehet; gaza, Oryza, die eigenen Nadınen Buzo, Mozyr, 
Wizo, Rozan, die provinziellen Puzeln für fißeln, Striezel, 
Biesz, biezeln, brößein, und viele ande mehr, und ſelbſt Bie 
Hochdeutſchen Hiez, Miez, Katzen zu rufen, der Biez, u. ſ.f. 

4. Die Eth mologie zeiget ſehr deutlich, dag daszam Ende einer 
Sylbe und in der Mitte der Wörter ansden gelindern f entfkats 
den ift, befonders weun es uach gewiffen Confonanten ſtehen ſollte, 
die ihrer Ratar nach dieſes fgern in das härtere 3 verwandelt,iwos 
bin befonders I, n und r gehöre: ſchmelzen, falzen, ſchmerzen, 
. ganzen, u. f.f. wo esaus den Ableitungsiplben fen und feln eul⸗ 
fanden it, Wenndase ein 3 nach fi Haben follte, fo theilet 
ſich deffen eigenthünnlicher Drud geen auch dem folgenden s init, 
daher dasſelbe gleichfalls in ein z übergeher: Ping, figen, Schatz 
h zen, jhugen, vergen, pugen u. ff." Mau febe, was don je⸗ 
den diefer Wörter in Anſehung der Etvmolo die geſaget worden, 
ſo wird man allewmahl finden, daß dasz aus einem bloßen gelin- 


ben s eutſtanden if, und daß folglich das zur Wurzel gehörrtz 


daher. auch die R iederdeutſchea, welche das s gern durch ein t aus⸗ 
*⁊ 7 ? & k 





drucken, dergleichen Wörter oft vertmittelfk eine! te ſprechen und 
ſchreiben: Schatt, itten, fcyütten, außer wo die DAumatopste 
noch zu merflich ift, wie in bligen, plagen u,f.f. Es ift alfo- 
eine wahre, Berftümmelung und Verlegung der nächften Abſtam⸗ 
mung, wenn man in folchen Fällen dass, daes doch zur Wurzel 
gebörer, weglaffen, und Schaz, fizen, bezen u.f.f. ſchreiben 


wollte, weil dergleichen Wörter nicht anders als gebehnt gefpros ' 


chen werden Fönnen, Schas, fizen, bezen. Eben fo groß iſt die 
Berffümmelung, wenn inan dem & ein 33 unterfchieben will, weil 
zwar die Ausſprache dadurch erdalten, aber der Bau des Wortes: 
nicht minder zerſtöret, und zugleich eine Wirkung ohne Urfache 
angenommenund angebracht wird; indem das 3 in alle dieſen Fal⸗ 
Ien feinen Grund bloß in dem vorher gehenden £ hat, und wie der 
in eins übergeben müßte, wenn diefes wegfallen Fönnte, daher 


auch eiır 33 ganz wider die Analogie der Deutfchen Sprache il. &3 


ift diefes zugleich ein neuer Beweis, daß alle folde Reuernugen 
aus Unfunde der wahren Sprachgründe herrühren, und zwar ein⸗ 
zeigen und zerflören, aber niemahls bauen und beſſern. S. auch, 
was ſchon zu Ende des Buchſtaben T von dem g gefaget worden. 
Eben fo wenig ann dag z, wenn es zu Anfange eines Wortes 
ftebet, für ginen doppelten Buchſtaben gelteg, indem die Nieder, 
deiufche Mundart, als eine Feindinn der Saufelaute, ihn gern mit 
«dent zsar eben fo harten, aber dennoch) einfachen t vertauſchen: 


tae, Tagel, Tal, Tabl, tehen u. ff. für, zahe, Zagel, Zacke, 


-Zabl, ziehen; dagegen fie in manchen anderen Fällen das fanfs 
tere Hochdeutſche | -in das härtere z verwandelt: Zabel, zuf- 
ten, für, Sabel, fenffen. 

Den alten Mundarten hatte dieſes z noch nicht Härte genug, 


daher fie es noch durch ein vorgefeßtes e verdoppelten: evczaigen, 


Pfalesgraff, Mainez, zu, Getäncz, ehurcz, Arezt, Exczes 
ney, Churczweyl. 


Zaͤch, S. Zube. 

Die Zäcke, S. Zecke. 

Der Zacken, des — s, plur.mtnom: fing. Diminut. das Zack⸗ 
chen, Oberd. Zäcklein, ein ſpitz zulaufender Köcper, eine Spitze, 


doch ne in manchen beſondern Fällen. Riszacken, gefrornes 
herab iröpfelndes Waſſer in Geſtalt langer Spigen. Die Zacken 


an einem Hirſchgeweihe, in der edlern Schreibart, die Enden. 


Die Zacken an einer Babel, weiche auch die Zinken heißen. Liehtz 
zacken, das au einem Lichte herunter vinnende Talg. Zackchen 
find ſchmale, mit feinen Spigen verfedene Käuder, alleriey Fleine 
Kleidungsftüde damit zu defegen, fehr ſchmale Spigen, Auch 
die Feigwarzen werden zuweilen Zacken genannt. Jan Ricderf. iſt 


. der Zaden rin Aft, in welcher Bedeutung es aber im Hochdeute ' 


ſchen fremd iſt. 

Arm. Im Riederd. Tal, im Schwed. Tagg, im Isländ. 
Taggar, im Engl. Tack, im $ranz.Dague, delches fo wohl 
einen Dolch, als die Enden an einem Diefchgeweihe, bedeutet. Es 


iſt mit ſtehen nabeverwandt. Ir einigen Gegenden iſt das Wort 


weiblichen Geſchlechtes, die Zacke, in andern gebraucht man es 
zwar männlich, aber ohne en, der Zacke. run es im Hutten⸗ 
baue inden Zufammenfesungen ‚Sarms ıfernnd Iciht,d5n@en, 
eine Argeiferner Platten bedeutet, ‘fo fhrinze #3 hier von einem 
andern Stamme zu jeyn, etwa von Dach. . 


Zaden, verb. reg.act. mit Jacken verſeden, zadig mach em en kurs 


indem zuſammen gejeßten Husjaden iblech es Wort, werherhy 
dem Flore, Taffer, u. |. fe vermistelft des Zace ſens sefgieder, 
gi a ie : 


y 


7 Zack er 


ie Zack linie, plur. die — n, in der Kriedsbaufunf, eine Art 
der Verſchanzung, welche aus hinter einander befindlichen recht⸗ 


D winkeligen Redans beftehet. ; 


ie Zu@enwalze, plur. die —n, eine mit ſtarken eifeenen Sta⸗ 
cheln befchlagene eiferne Walze, die ſtrengen Ackerſchollen damit 
zu zerkleinen: die Stachelwalze. 


Zackern, verb. reg. act. welches nur in der niedrigen Sprechart 


üblich iſt, oft und in kleinen Abſãtzen ziehen. Am häufigſten iſt 
esin den abgeleiteten abzackern, oder abzäckern, welches für 
wohl nach und nach abpflügen, als auch durch unaufhörliches Bits 
ten von jemand erhalten, bedentet. Esift ein Jterativum von eis 
nem veralteten zaden, welches wiederum ein Iutenfioum von 
ziehen ift, 5 


Zadig, — er, — fir,adj. et adv, aus Zaden, oder Spigen bes 


fichend, Spigen habend. Ein zadiger Tropfftein, welcher ſich 
in Zacken biſdet. Eine dreysadige Gabel, welche drey Zaden 
bat. Am Niederf, ift zackig, viele Aſte und Nebenäfte habend. 
Die Zatmotte, plur. die —n, der neuere Nahme einer Art 
Nachtmotten, Phalaena Geometraerolata Hufnag. 
Die Zaffers, plur.car. ©. ı. Safflor. 
"Der Zagel, des—s, plur. ut nom, fiog. ein provinzielles, im 


Hocdeutfchen unbefanntes Wort, einen Schwanz, und einen ähn⸗ 


“ Tichen langen, zugefpigten biegfamen Tpril zu bezeichnen. ° Der 
Zagel eines Hundes, defien Schwanz. Der Zagel eines Bau: 
mes, deffen Givfeloder Zopf, daher Afterzagel in manchen Ge: 
genden der Abgang von dem Bauholze an Gipfeln und Aſten ift. 
Ein Saarzagel, Haarzopf. Im Hüttenbaue ift der Zagel der 

- vierte Theil von einem Teul des gefriſchten Eifens, 

Anm. In einigen Gegenden lautet diefes Wort Zahl, bey dem 
Noıker Zagel, im Niederf, Tagel, wo es aber auch einen gefloch⸗ 
tenen Strid zum Prügeln bedeutet, im Engl. Tail. Wenn man 
die Ableitungsſylbe el abnimmt, fo bleibt die Wurzelſylbe Zag 

Ubrig. Diefe ſcheinet entweder zu zähe und ziehen zu gebören, 
oder auch etwas Spigiges zu bedeuten, in welchem letztern Falle 
Zacke das Intenfivum davon ſeyn würde. 

Barren , verb, reg, neutr. mit dem Hülfsworte haben , vor 
Furcht zittern oder beben, und in weiterer Bedentung Fleinmüs 
thig fepn. Sordert ev mein Leben zurück, warum follte ich 
zagen Gell. Man gebrauchtesbefonders in Verbindung mit 
dem Worte zittern, zittern und zagen, theilsund am bäufigften 
indem abgeleiteten versagen, (S.dazfelbe,) Ehrdem war es 
anch für fich allein üblich, Ich habe gefagt, in meinem großen 

Zagen, in Luthers Bibel, 

Anm. Schon indem alten Fragmente auf Earln den Großen 
bey dem Schilter, zagen, im Niederf. gleichfalls zagen. Ebes 
dem hätte man auch das Adverbium und Adjectivum zag, furcht⸗ 
fom, wofür wir jegtzagbaft gebrauchen. Durch.dehain za- 
gen muot, Strid. Du argerzage, eben daf. Das er dengeld 
bielt für ein Zagen, im Theuerd. / 

Banbaft, —er, — eſte, adj. etadv. die Anwendung eines Übels 
für ſchwer unmöglich haltend, und darin gegründet; im Gegenfage 
des herzhaft, oder murhig. Ein zaghafter Menſch. Zaghaft 
feyn, werden. Schonim Stryker zagehaft, von zagen. ; 

Die Zaghaftigkeit, plur. cawwderjenige Zuftand.des Gemüthes, 
da man die Überwindung eines Übuls für ſchwer hält; im Gegen» 


fage der Herzbaftigkeis, oder des getroſten Muthes. Weib: _ 


liche Zaghaftigkeit. 

Die Zanbeig, plur. car. wie dag vorige, nur daß es ein wenig 
feltener gebraucht wird, Es iſt unmittelbar von dem veralteren 
zag abeeleitet, (S. Jagen in der Anmerfung,) und lautet ſchon 
bey dem Ottfried Zagahait, der es aber für Trägheit, Faulheit, 
gebrannt, 3 


3. 


Zähe, — r, — fe,adj. et adv. fähig, ſich sieben ‚oder auedeb · 


nen zu laſſen. 1. Eigentlich, da man Köcper zähe nennt, wenn 
fie ſich mit leichter Mühe durch Ziehen ausdehnen laſſen. Zäher 


Schleim, zäher Leim, zabes Leder, fo sähe wie Peb. Das - 


Sleifchiftzabe, wenn es fich unter den Zähnen dehnet, anſtatt 
fich zerreiben zu laffen. 2. Figürlich. (0) Die Ausgabe; befons 
ders des Geldes, fo lange, als möglich, zurückhaltend. Eriſt ein 
wenig zähe. Ein zaber Besabler. Das Geldgeber zahe von 
ibm ; eine febr harte Figur. (b) Ein zahes Leben haben, im’ 


gemeinen Leben, ſchwer zu tödten feyn. 3. Im Hüttendaue wird 


sähe von dem gepochten Erzte gebraucht, und da bedeutet es fo, 

wirt als klar gepocht, Elein. Zäher Schlamm. x 
Anm. Schon bey dem Stryfer zehe , in einigen gemeinen 

Mundartenzach, im Bergbaue geziege, im Niederf. tan, rad, 


im-Holänd. taey, im Engl. tough, Es iſt von zichen, oder 


vielmehr felbft die Wurzel desfelben. 


Die Zaͤhheit, im gemeinen Leben, die Zahigkeit, plur, car. der. 


Zuſtand, da ein Körper zähe if, in allen Bedeutungen diefes 
Adverbii. Die Zahheit des Leders, Schleimes u. ſ. f. 


1.'Der Zabl,des — es, plur. die — e, ein nur ineinigen Gegen» - 


den fer Zagel; oder Schwanz übliches Wort, aus welchem es auch 
zufanmen gejogen ift. (S. dasſelbe.) Bey den Fifchern wird dar 
ber das fpigig zugebende Ende des Schleppfades der Zahl ge» 
nanıt. S,aud Zahlen. - F 
2. Die Zahl, plur. die — en. 1. Der beſtimmte Begriff der 
Mehrheit, oder der wiederhoplten Einheit. Eine einfache, eine 
gedoppelte Zahl. Eine gerade, ungerade Zahl, Drey Zah— 
len zufammen addiren. Die Zahl zwey. 
der Aſtronomir, welche andeutet, das mievielfte Jahr ein aufacges 
benes in dem Mondzirkel ift, 2. Eine Zahlfigur, oder Ziffer, 
Remifche Zahlen, Arabiſche Zeblen. 3. Im gemeinen Erben iſt 
die Zahl zumeilen eine beftinmte Anzahl von Dingen, So defiee 
bet im Fiſchhandel eine Zahl Platteiße, aus ı 10 Stüd, Bey den 
Spinnerinnen hält eine Zahl oder ein Zaſpel Garn 10, oft aber 
auch) 20 Gebinde, jedesvon 20 Faden, und jeden Faden von 4 


Ellen, - 12 Zahl machen ein Stu. Der Plural lauter indiefeer - . \ | 


Bedrutung nach demBorgange fo vieler andern ähnlichen Wörter, 
welcheein Maß, u. ſ. f. bezeichnen, gemeiniglich, unverändert, 
Zahl. 4. Der Zufiand, da ein Ganzes aus mehrern Einheiten 
beffehet, die Mehrheit; ohne Plural. Stark an der Zabl feyn. 
Es find ihrer nur wenig an der Zahl, oder, der. Zahl nam. 
Der erſte an der Zahl, dev Zahl nah. Ohne Zahl, d. i, in 
einer folcher Menge, welche nicht gezählet werden kann. Die 
Sterne, die fich ohne Zahl in dem weiten Raume des Siminels 
wälsen. 5. Inder Sprachlehre ifi die Zahl, Lat. Numerüs, der. 
Zuftand, da ein individneller Begriff entweder einfach, oder mehr⸗ 
fach genommen wird, und da gibt esin den neuern Sprachen nur. 
zwey Zahlen, den Singular, oder die Einheit, und den Plural, 
oder die Mehrheik. 6. Ein Eollectivun, mehrere Diuge Einer 
Art in bloßer Rückſicht aufihre Mebrbeit zu bezeichnen; ohne Pins 
ral, Er gehörer nicht unser die Zahl meiner Sreunde, Aus 
der Zahl der Seuchler feyn. 

Anm.ı.Dadie Zahl ein Begriff der Mehrheit if, fo kann 
eing eigentlich Feine Zahl feyn, weil die Einpeit nicht zugleich die 
Mehrheit feyn kann. Allein in der aften, 2ten und sten Bedeus 
tung gebraucht man es auch von der Einheit. _ 

Anm. 2. Zahl und Anzahl find nicht gleich bedeutend. Gemeis 
niglich fagt man, Zahl fey numerus numerans, Anzahl aber 
numerus numeratus. Allein diefer Unterſchied ift nicht ganz 
richtig, weil Zahl in der legten Bedeutung gleichfalg numerum 

_ numeratum bezeichnet. Nach Stoſch iſt Anzahl eine aus einer 
größeren Zahl ausgehobene Meiige, und fowären Zahl und —* 
a zZahl 


Die goldne Zahl in 


—F 


/ 
; 


FREENET WETTE a 








1645 — 


zabl als dag Ganze und ein Seit desfelben verſchieden. So 


fage man: unter diefer großen Zahl von Menfchen war nur , 


‚eine Fleine Anzahl, weldye ſich dazu entfchließen wollte. Al- 
lein mich däucht, man Ffanıres in diefem Falle gerade auch umkeh⸗ 


ven, ohne den Sprachgebrauch zu verlegen, und fagen : unter die⸗ 


fer großen Anzahl vonmenſchen war nur eine kleine Zablu.f.f. 
Der Unterfchied liegt hier in der Vorſylbe an, und da deren Bes 
deutung in diefem Falle fehe dunkel iſt, ſo werden auch Zahl und 
Anzahl oft für einander gebraucht ; ich fage, oft, denn in vielen 
Fäuen ſcheinet Zahl die Meheheit überhanpt, Anzahl aber in 
Rück ſicht auf die größere oder geringere Menge zu bezeichnen. So 
fagt man: unter die Zahl der Weifen, der Götter gerechnet 
werden, und, in flarker, geringer Anzahl Fommen; etwas 
nach der Zahl der vorhandenen Perfonen austheilen, und, eine 
beträchtliche Anzahl Bücher. So daß an hier eigentlich eine 
Sutenfion zu bezeichnen ſcheinet. 

Anm. 3. Das Wort ift alt; und lautet fon von des: Kero 
Betten an Zala, im Niederſ. Taalund Tall, im Engl, Tale, im 
Islãnd. Tal, N Bw. Tall. ©. Zählen. 


Das Zahlamt, des — es, plur. die — ämter; ein Amt, oder 
Collegium, welches gewiffe Ausgaben, oder Auszahlungen zu 
beforgen bat, 

- Zahlber, adj.etadv.vonzahlen, fähig, oder verbunden, gezah⸗ 
let oder bezahlet zu werden, Ein Mechfel iſt zahlbar, wenn die 
Seit, zu welcher die Zahlung in demfelben beftimmt worden, vor- 
banden iſt, welches man auch verfallen nennet. Zahlbare Bauf: 
-gelser: 

Zahlber, adj. etadv. von zählen, fähig, gezählet, der Zahl nach 
beſtimmt zu werden; im Gegenfaße des unzählbar. 

Das Zahlbret, des — es, plur. die —er. ı, Ein mit einem 
Rande umgebenes Beet, Geld daraufzu zählen. 
‚baue, ein Bret mit Löchern, die Zahl der ausgezogenen Kübel 

: vermittelſt eines Pflockes aufdemfelben zu bemerfen, 

‚ Der Zablbuhftab, des — en, plur. die—en, ein Buchſtab, 
welcher zugleich zu einer Zahlfigur gebraucht wird, dergleichen 

Zahlbuchſtaben die Griechen und Römer hatten, 


Zahlen, verb.reg. act. welches nur von dem Gerde gebraucht 
wird, Geld duch Aufzählen übergeben. So wohl abfolute: er 
kann nicht zahlen, kaun feine Schulden nicht bezahlen, Zum vor: 
. auszahlen, richtig zahlen, für einen andern zahlen, für bezah— 

len. Als auch mit dem Accuſativ der Sache, wofür doch bezahlen 
üblicher il. Seine Schulden ‚einen Wechfel zahlen, Den Zoll 
zahlen. Schulden mit Schulden zahlen. Als auch mit dem 
Accufativ der Perfon, wenn die Sache nicht ansgedruckt iſt. Die 
Soldaten zahlen. Einen redlich zahlen. Den Wirth zahlen, 
Auch in diefem Falle ift bezahlen im Hochdentſchen üblicher. Das 
ber die Zahlung, ©. ſolches anfeinem Orte, 


Anm. Zahlen und das folgende zählen ſcheinen ur ſprünglich nme 


der Mundart nach verſchieden zu ſeyn. Indeffen wird der Unter- 
ſchied in der Bedeutung jegtim Hochs und Dberdeutfchen ſehr ge, 
nau beobachtet. S. das folgende, 

Zäblen, verb. reg. act, 
nehmlich fprechen ; 
noch erzählen üblich if, (5, dasfelbe,) 2. Die in der Mehrheit 

enthaltenen Einheiten-oder Jndioidua beſtimmen. Geld zählen. 

„Die Soldaten, die Stunden, die Sterne zählen. Pr kann 

nicht drey zählen, iſt im höchſten Grade einfältig. Etwas an 

den Singern herzäblen. 3, Einen P lag unter einer höhern Claſſe 
beftimmen ; mit une, Jemand umter die Gelehrten, un- 


„te feine Freunde zählen. Unter die Götter gesählee werden. 


So auch das Zahlen, und ” Zahlung. 


2. Im Berge 


1. *Reden, ſprechen, befonders vers- 
eine längff veraltete Bedeutung, in welcher 


= Zah 1646 


> Anm. Von des Kero Zeiten an zellan, zelan, im Niederf, 
tellen, zählen, und talen, zahlen, im Angelf. tellan, im Eng‘, 
tell, im Schwed. tälja, welche insgeſammt nicht allein zählen, 
fondern auch reden, ſchwatzen, plaudern bedeuten, daber auch dag 
Niederſ. Taal, das Schwed. Taal, das Zsländ, Thula, das 
‚Engl. Tale, die Sprache, ingleichen eine Erzählung, Nachricht, 
bedeuten. Es fcheiner, daß es in der erflern weitern Bedeutung 
eine Onomatopdie des Sprechens, die zweyte Bedeutung aber bloß 
die engere von jener iſt. Wachter und Ihreleiten es mit fehr fi cht⸗ 
lichem Zwange von theilen, Schwed. tälja, ſchneiden, her. 
Das Zahlende, des — s, plur, die—n, von Zahl, der 
Schweif, Schwanz, in einigen Gegenden, der Gipfel eines ge⸗ 
fälleten Baumes; dag Zopfende. 


Der Zabler, eg, plur.ut nom, fing. Fämin. die Zahle⸗ 


rinn, eine Perfon, welche zahlet, oder bezabler,, oder vielnehe 
fo fern fie zahlet, für das üblichere Bezahler. Kin guter, 
ſchlechter Zahler, Lin ſcharfer Mahner ift gemeiniglich ein 
bofer Zahler. 

Der Zähler, des —s, plur. ut nom. fing. ı. Eine Perfon oder 
Sache, welche zählet; doch nur ſelten. 2. Inder Rechenkunſt, 

diejenige Zahl eines Bruches, welche die Zahl der Theile desGan- _ 
gen anzeiget, welche der Bruch enthält; im Gegenfage des 
enners. 

Die Zahlfigur, plur. die — en, eine Figur, fo fern fie eine Zahl 
bezeichnet. Unſere heutige Zablfiguren find Arabifch, oder In— 
difch ; die Griechen und Römer gebrauchten pre Buchſtaben 
zu Zahlfiguren. 

Das Zahlgeld, des —es, plur. von mehrern Summen, die⸗er. 
1. Eine Belohnung an Geld für das Zählen, oder Auszahlen des 
Geldes, ⸗. An einigen Orten Oberſachſens iſt das Sählgeld fo 
fo viel als die Lehenwaare, 

Der Zahlhafpel, ves—s, plur. die —n, ©, Zahlweife, 

Die Zablmeife, plur. sie —n, von Zabl,der Schwanz, in eini⸗ 
gen Gegenden ein Rahme der Fleinften Meife, welche den längſten 
Schwanz hat, und auch Bergmeife, Mehlmeiſe, Schneemeife, 
und Pfannenftiel genannt wird, 

Der Zahlmeifter, drs— 8, plur. ut nom. fing, Fämin. die 
Zahlmeifterinn, ein Beamter, welcher gewiffe Auszahlungen zur 
beförgen hat, und von dem Schagmeifker noch verfchiedenift. So 
hat man an den Höfen Hofzahlmeifter, Bammerzahlmeifter, 
Kriegszahlmeiſter u f.f, * 

Die Zahlperle, plur. die —n, ein Nabme der größern Verlen, 
welche nach der Zahl verkauft werden; zum Unterſchiede vonder 
Bro#- Rarten = und Staubperlen. 

Der Zahlpfennig, ©. Rechenpfennig. 

Zahlreih, — er, —fie, adj. et adv. ER an der Zahl, eas 
vielen Einheiten, oder Inviduis beſtehend. Kin zahlreiches 
volk. ine zablveiche Bibliothek. ö 

Der 3 rBlftein, des — es, plur. die—e, von Zabl, der Schwanz, 
bey den Fifchern einiger Gegenden, der Stein, welcher den Zapf, 
oder das Ende des Schleppfades aufdem Grunde erhält. 

Der Zahltan, des— es, plur, die— e, detjenige Tag, an wels 
chem gewiſſe Auszahlungen, oder Bezahlungen geſchehen shüffen, 
In den Meffen iſt der Zahltag derjenige Tag in der Sablwoge, 
an welchem alle Wechfel bezahle feyn müffen. 

Die Zahlung, plur. die —en, von dem Verbo zahlen, die Hand» 
luna, da man Geld zahlet. Richtige Zahlung leiften, oder chun, 
richtig bezahlen. Kür die Zahlung nicht forgen Surfen. Eiwas 
an Zahlungsftatt annehmen, Anftatt baren Geldes, 

Die Zahlweife, plur. die —n, eine Weife, welche die Zahl der 
Fäden vermittelt eines ſchnappenden Spanrs andentetz. bie 
Schnappweife, in Riederdeutfchland der Zahlhaſpel. * 

— e 


1647 Zah 


"Pie Zäblwsche, plur. die int den Mefen, Sie legte Wo: 


che der Meffe, in welcher alle Wechſel bezahlet werden afüffen, 
Das Zahlwort, des — es, plur. die — wörter, ein Wort, 
welches die verlang!e Zadl bezeichget. Dahin gehören fo wohldie 


allgemeinen Zablworter, viel, wenig, alle, Fein n.f.f. als 


auch die, befiimmten, unter welchen die Grundzahlen die vor⸗ 
nehmſten find, 

Zahm, —er, — fie,adj. et adv. der MWildbeit aubt, durch 
Eultur unfbädlich, gejellig, folgſam gemacht ; im Gegenſatze des 
wild. ı. Eigentlid) von Thieren. 
zahm machen. Zahmes Geflügel. So zahm als ein Lamm. 
Zahme Bienen, welche von Menſchen gepfleget umd gewartet 
werden, im Gegenſatze der wilden. Zahme Sifche, welche in 
Seichen gepfleget werden, zum Unterſchiede vom den wilden ; 
daber die zahme Sifcherey , im Öegenfage der wilden. 2. In 
weiterer Bedeutung. + (a) Bon Menſchen, biegfam, folgſam. 
Eine freundliche Miene macht ihn ſo —— wie ein Lamm. 

ch) Bon Gewãchſen, durch menſchlichen Fleiß gebanet, auch im 

Gegenſatze des wild. Zahme Hölzer, „Nach einer. noch weitern 
Figur find im Hüttenbaue zahme Erze, welche fich auf die bereits 
befannte Arı ſchmelzen laſſen; im Grgenfage der wilden. Im 
Dberdeutfehen bedeuter es auch fo viel ala bewohnt: ein zahmes 
Land, ein bewohntes. 

Anm. Schon bey den Notker u: f. f. zam, im Riederſ. taam, 


tamın, im Ängelf. und Engl. tame, imSchwed, und Möſo ⸗Goth. 


tam. Bepeinem fo alten Wurzelworte läßrfi-hdie erſte eigents 
Uche Bedentung nur vermuthen. Machter, Frifü und andere hal⸗ 
" tenesfüreinen Verwandten ven Zaum; aber es kann auch der 
Beariff des Schweigens der Stammbegriff ſeyn, da es deun zu 
- dem Hebräifchen 097 fo wohl fchweigen, als gebändigt werden, ge- 
hören würde. Erwäget man, daß für zahm in vielen Gegenden 
auch heimlich üblich if, von Seim, Haus, fo hat auch die Ver⸗ 
muthung ihre Wahrfcheinlichkeit, daß zahnrein Verwandter von 
Domus, das Haus, ift, weil zahme Thiere und Sausthiere in 
vielen Fällen gleich bedeutend find, Übrigens find das Gricdh, 2x- 
pay, zähbmen, das fat. domare, und vielleicht auch Dominus 
genau damit verwaudt. Im Niederf.ift Täms, Ruhe, Friede, 
Zähmen, verb. reg. act. zahm machen, 1, Eigentlich von wil. 
den Thieren. Ein wilges Thier zähmen. 2. Figürlih , von 
ungefümen Ausfchweifungen abhalten, wie das härtere bändi— 
gen. Seine Begierden sähmen. Seine Zunge zähmen, in den 
gehörigen Schranken halten. Daher dag Zahmen, und die 
Zahmung. 
& Anm. Im Tatlan u, ef. zeman, gizeman, im Niederf. tä= 
snen, bey deinlifphilas tamjan, Lat, domare, Franz. domter. 
S. das vorige,) Dasgrößten Sheils Niederf. besäbmen, in Rube 
laſſen, Tann fo wohl zu zahm und zahmen, als auch ziemen 
gehören. S. 2. Bezähmen. 
Der Zähmer, de8s—s, plur. ut nom. fing. Fämin, * Zah⸗ 
merinn, eine Perſon, welche zãhmet, doch nur in der dichteriſchen 
Schreibart. 


Der Zahn, des —es, plur. die Zähne, Diminat, das Zaͤhn⸗ 


en, Oberd. Zähnlein, Fleine hervor ragende Beine in den Kinn» 


baden der Meufchen und Ehiere, die Spcifen damit zu zerreißen, 


and zu zermalmen. 1, Eigentlich. Er baben , befommen. 
D.e Zähne wechſeln, neue Zähne befommen. Einen Zahn ausz 
ziehen, ausreißen. Die. Zähne werden ſtumpf, wenn fie von 
einer Säure die Kraft zu beißen verlieren, (S. Stumpf.) Einem 
die Zähne weifen, in einigen Gegenden, die Zähne bleken. Die 
Zähne fymerzen, thun wehe. Sprichwörtliche, aber kur inden 
niedrigen Sprecharten übliche Ausdrücke find: Haare auf den 
Zähnen haben, aul einem Tarfen Barte verſehen feyn, d. 1. Er⸗ 


Zahme Thiere. Ein Thice 


* 


er 


RE baben. Einem den ES anf den Zahn klin, ie 
ſchmerzbaften Zabn durch Fühlen erforichen, d.i. ibn auszufors 
fehen fun. Mit langenZäbnen ı beglerig. Es thut ihm Fein. 


Zahn mehr weh, erift lange ver forben. Einem etwas aus der 


Zähnen veißen, es ihm entziehen. 2, Feürlich werden viele Dinge 
und Theile, wegen ihrer hetvor tagenden, zu Theil (pisigen Gen 
fickt, Zähnegenannt, Dergleigen find die Zahne an den — 
welche in das Getriebe eingreifen; die Zähne an den Kamme 

den Sägen, an den Spigen, daher auch eine Art —— mit 
Zẽobnen verfchener Spitzen, Zahnchen, Frauz Denielles, bei⸗ 
Fin. Die Zinken, oder Zacken an einer Babel heißen ia mandı:a 
Gegruden gleichfalls Zahne. Im Bergbaue ſind die Zahne 34 * 
cken gediegenen Metalles, welche auf dem Erze hervor ragen. In 


den Hamm erwerkea und bey deu Metall⸗Arbe tern find die Zahne 


lauge Stücken gegoſſenen, oder gefchinixdeten Metalle, Eieir ve 
Arbeiten daraus zu verfertigen, ;. B. bep den Nagelſchmieden die 
zerfchrotenen Eifenftäbe, worans die Nägeln geſchmiedet werden, 
An audern Fällen ift dafür das nape ——— Wort Sein übe , 
lich, ©. dasjelbe, 

Anm. Diefes Wort lautet im Oberdeutſchen von den früßeffen 
Seiten an, Zan, bey dem Ulphilas Tunth, im Niederf, Tan,‘ 
im Xsländ, Tan, im Angelſ. Toth, im Engl. Tine und Tooth, 
im £at. Dens, im Griech 6doug, 08onrog. im Perf. Dendon, 
im Hebr. ıw. Es ſcheinet, daß die hervor ragende Befihaffenheit 
der Grund der Benennung iſt, fo daßes alseın Verwandter vom 
Sehe, Niederf. Taan, Zinke, u. ſ. f. und vieleicht auch Yon’ zie⸗ 
hen, angeſehen werden muß. Bey dem Notker fonmt das längſt 
veraltete zanon, — vor, wontit * Griech. ven 
effen, verwandt if. 

Der Zahnarzt, des— rs, plur. die — Ärzte ‚ein Wundarzt, 
weicher fih vornehmlich mit den Gebrrchen der meufblichen Zãb⸗ 
ne beſchãftiget. Geſchickte Zahnärzte — auch wohl verzuge 
weiſe ZahnEünfiler genannt, 

Der Zabnbalfzm, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e, 
ein Balfam für ſchadbafte Zähne, 


Der Zäbnbrecyer, dee — 8, plur. ut nom. ling, ein ange : 


ſchickter Zahnarzt, aus Verahfung. j 

Die Zahnbürfe, plur. die —n, sine fine Bur ſte, die Bißne 
‘ damifzureitigen, ' 7 

Der Zahneinguß, des — es, plur. bie — güffe, bey den Gold» 
und Silberarbeifern, eine Eifenftange mit länglichen Öiepfurs 
hen, das Gold und Silber darin zu Zähnen zu eigfen. 

Das Zahneifen, des — s pkur. ut nom. fing. 1. Bey den 
Bild hauern, ein Meisel mit Pleinen Zähnen, die Theile einer 
Figur damit anzulegen. 2. Bey den Eifenarbeitern, ein Collee⸗ 

 tivam, folglich ohne Plural, trans BSUIRE Eifenfläbe, u 
feinen Arbeiten ; auch Zaineifen. 

Zähneln, verb. reg,das Dinunutivum von dem folgenden zabe- 
nen. 1.Ein Neutrum, mit haben, Zähne befonmen; nur im 
gemeinen Leben.. Das Kind zähnelt. 2. Eim Activum, mis 
"Heinen Zähnen verjehen. Ein —55 zahneln, bey den Uhr⸗ 
machern. 

Zahnen, verb. reg. welches auf — "pt gebraucht wird; 
1, Als ein Seusrum, mitdem Hülfsworte haben, Die erfien Zhe⸗ 
ne befommen. Das Rind zahnet. 2. Als ein Activum. (a) 
Mir Zähnen derſehen. Lin Rad, einen Bamm zahnen. Ge» 
zahntes Eiſen, Frans geſchmiedetes Eifen, Rapneifen, (d) Eine 
Sigur zahnen, bey den Bildhauern, fieinis dem Zahneifen bear» 
beiten, 

Das Zahnfleber, des —s ,plur. von mebrern Arten,ut non, 
fing. ein Fieber welches zuweilen mit dem Zahuen der Kinder 
verbunden iſt. 

Das 


ir 


— 


— 








— 





N SEE 


| 


Das — des —es, hir car, SD füige — und har⸗ 
"te Fieiſch, welches die Zahn wurzeln und den Kinabacken umgibt. 


Sildern, im Niederf. Gachel. 

Der Zabnhammer, des—e, plur, die —hämmer. 1. Bey den 
Steinhauern, ein gadiger Hammer in Gekalt eines balden Mon- 
des, die olereckten Werkſtücke damit aus dem Groben zu behauen. 
"2. Aufden Eifenhämmern, ein ſchwerer Sammer; miteinem 000» 
fiebenden ſchmablen Stüde nach der ganzen Länge der Bahn, 
das Zahneifen damit Frans zu ſchmieden. 3.Bey den Goldſchmie⸗ 
den, ein Hamfher, die Gold⸗ und Silberzähne damit zu reden; 
auch Zainhammer. 

Er Zahnhobel, des ⸗⸗, plur, ut nom. fing. bey den Holzar⸗ 

beitern, ein Hobel, deffen Eifen auf der Schneide mit Zähnen ver⸗ 
ſehen ift, theils glatte Flächen damit rauh zu machen, theif® aber 
que wider ſpeuſtiges Solz damit zu bear beiten. 

Die Zahnhohle, plur.die—n, die Höhle in dem Kinnbaden, 
‚worin die Zahnwurzel ihren Siß hat. Sumeilen auch eine Höh⸗ 
le, oder Offnung in einem Zahne. 

Zahnig adj. et adv, Zahne Habend, doch nur ineinigen Zufam 

 menfegungen, befonders nit Zohlwörtern, Line zweyzähnige 
Gabel, Zweyzähnige Schafe, welche zwey Jahr alt find, und 
auch Zweyſchaufler beißen; zum Unterſchiede von Sessapnie 
—— — ——— 

Das Zahnklappen der Zahnklappern des —s, plur. car. 
das unwillkührliche Zuſammetiſchlagen der Zãhue/ beſonders vor 
Froſt. Im Tatian Zeno ktridunga. 

Das Zahnkraut, des —es, plur.car. der Rahme einer Pflan⸗ 


sr! 





tenwird; Zahnwurs, Schuppenwursel, Dentaria Linn. 
Der Zabnkunflex, #5—s, plur. ut nom. fing. Fämin, die 
Zahnk ünſtler inn, S. Zahnarzt. 
Die Zahn⸗Latcerge, plür. von mehreren Arten, die —n, ein 


Mund. Daher die Zahn! 
Die Zahnlücke, plur, die —n, eine Lucke i in der Reihe der Zãh⸗ 
ne, fo von einem fehlenden Sahne berrübret, Daher zahnlüdig, 
. Das Zehnmittel, des —s, plur.ut nom, fung. ein Mitzel 
.- zur Erhaltungvder Heifung der Zähne, 
Das Zahnmoos, des —es, plur. von mebrern Arten, die —⸗, 
eine Art Mooſes, welches einem Zahne ähnlich iſt. 


fih auf den Eichbäumen aujbält, Phalaena Geometra.la- 
cerlinaria Linn. 
Die Zäbnmüfcyel, plur.die—n, der Habe e einer einſchaligen 
ungewundenen Muſchel mit Zähnen am Nanve, Dentale. 
Des Zahnpulver, des —s, plur. von mererw Arten, ur nom. 
Aing,ein Pulver, die Zähne damit durch Keiben zu reinigen. 
Des Zahnrad) des—es, plur, die —räter, ein an der Stirn 
mit Zähnen verſebene⸗ Rad, dergleichen vs z. B. in den I ae 
ken gibt, 

u Die Zahnfamerzen,f fing ‚inuf-Schmergen, welche man an 
— unter den Zähnen befindlichen Nerven empfndit; im gemeinen 
0. Beben, das. Zahnweh. 

"Mer Zahnſchmid, des —es, plur. die —fäpimiebe, Inden Ham 
merwerken, ein Arbeiter, welcher das Zahueifen verfertiget. 
Der Zahnfynitt, des —es, plur die —e, eine aus Einfehnitten 
0 in Öeftalt der Zähne beftehende Verzierung. In der Wapenfunft 
iſt es eine Linie, melde gleich ſam mehrere Zähne neben einander 
vorftellet. - 
Sauptgeſimſes, wo fie auch Bälbersä Hegengnt wid, 

Adel. W. B.4. Th. 2, 


* 


Bon dem Raban Maurus Bilorna, in den fpätern Zeiten, die 


ze, welche für ein gutes Mittel bey dent Zahnen der Kinder gehals : 


Zahnpulver niit Rofendonig zu Latwerge gemacht. 
Zahnlos, adj et adv. der ne en Ein sabnlofer ‘ 


Die Zabnmotte, plur: die —n, eine Art Schmetterlinge, welche / 


In der Baufunft iſt eine Verzierung der Platte des 


6 
Die Zahnſichel die —n, bin den Dachdeckern, eine Si⸗ 
chel mit Zähnen, die Strohſchauben damir zu beſchneiden. 
Das Zahnſtlber, des —s, plur. inuf. das zu Zähnen ede Zain 
Ren gegoffene Silber; Zainfifber. - 
Die Zahnſpindel, plur. die —n, bey den Dres, eine mit 
Zähnen verfebene Spindel, —— 
Der Zaͤhnſtocher⸗ des —s, plur. ut nom. fing. ei inzugefoiätes » 
Werkzeug, die zurück gebliebenen Speifen damit aus ven Zähnen 
zu ſtochern. 


"Der Zahntröft, des —es, plur. car. eine Ar de⸗ —— 


welche ſchon nah dem Plinius die Zahnſchmerzen ſtillen fol]; 
Euphrafia Odontites Linn, 

Das Zahnweh, des—es, plur, car. die Zabnfchmerzen, 

Die Zahnwurz, plur, car. ©. Zahnfraur. 

Die Zebnzange, plur. die —n, eine Zange, bir Zähne damit 
auszuziehen. 


Die Zahre, plur, die —n, Diminnt. dag Ziehen, Dberd. Zährz » 


kein, in mit Thräne gleich bedeutendes Wort, nur daß es in dem 
gemeinen Sprachgebrauche wenig oder gar nicht mehr vorfommr, 
fondern nur noch in der dishterifchen und höhern Schreibart ges 
braudjt wird. Vielleicht begleiten einige wenige deine Säbre 
mit der ihrigen. 
Er liefr, und einefromme Zahre 
Sließt von des Helden Angeficht, Gel. 
Dem ſtarren Aug’ entfiel der Wehmuth fanfteZähre, Üeife, 
Anm. Schon im Kero, Ditfeied u, f.j.Zahar, Zaher, 
im Angelf, und Engl, Tear, im Schwed. Tär, Yständ, Deor, 
bey dem Ulphilas Tagr, in Brefague Daigr, welches mit dem 
alten Latein. Dacryma für Lacryma, und dem Grich. &x- 
‚agv überein kommt. Daß aber unfer Zahre zu eben derſelben 
Verwandtſchaft gehöret, und ſich blog durch Muderung des 
Hauchlantes unter ſcheidet, ſcheinet auch daraus zu erhellen, weil 
dieſes Wort noch im Ottfried Zachar lautet. Das Niederf. Tier, 
Geſchreb, Wehklagen, Lärm, ſcheinet nicht hierher, ſondern zu Bir 
nem andern Stamme, zu gehören. Wachter macht einen ſonder⸗ 
baten, wenigſtens überaus willführlichen Unterſchied, zwifchen - 
Thräne und Zahre, indem jenes bloß von dem Weinen uud 
Schmerz, diefes aber von alen aus dem Auge rinnenden Tropfen 
gebraucht werden fol, ein Unterſchied, weld®r wider alfen 
Sprachgebrauch, auch wider dir Abſtammung iſt. Yon Zähre ifk 
zwar die Stammbedeutung jegt unbekannt, allein von Thyäne iſt 
es das Rinnen. Wäre fo ein Unter ſchied zwiſchen beyden Wörtern, 
wie Wachter will, fo müßte vielmehr Thrane in der weiue ſten Bes 
deutung von jedem Tropfen gebraucht werden. Allein wie geſagt, 
es iſt zwiſchen beyden Fein anderer Unterſchied, als welchen vie 
Würde macht. Thrane iſt allen Arten des Styles gerecht; 
allein Zähre wird nur noch in der höhern Schreibart gebraucht, 
Der Zahrling, des—es, plur. die—e, in einigen Gegenden ein 
Nahme der Buchfinfen, vielleicht wegen feines Geſchreyes, von 
dem Micderf.tieren, fchreyen, Engl.to tear, daher er aus vier 
ähnlichen Urfüche in andern Gegenden auch Quäker heißt. 
Der Zährstiegel, des —s, plur. ut nom. fing. im Hüttenbaue, 
ein irdener Siegel, Erze darin zu ſchmelzen; wo der Grund der 
Benennung mir undefannt iff,, 
Der Zain, des—es, plur. die —e,- 1, Bey vsrfhiedenen Me⸗ 
tal-Arbeitern, ein Stab, oder zu einem langen Stücke gegoffenes 
Meiall. _ Ein Zain Eifen, Silber, Gold u, if. Niederfächf: 
Teen. Das Wort iſt unfiseitig aus Zahn verderbt, welches bey 
manchen Dietal- Ardeiteen auch wigflich dafür gebraucht wird, 
Am divfer Abffammung Willen ift auch die Screibart mit einem 
. al die richtigeve, obgleich Feiſch und anderr es Zein KARIN: 2, 
Nummm Bey 


* 


Vs 
» 


1651 


3 Zain Ay = 


Bey den Böttchern einiger Gegenden werden die weidenen Bänder 


Zaine genannt, welches zwar im Grunde auch zu diefem Rahmen 
gehöret, aber doch zunächft von dem Möfo» Gothiſchen Tains, 


eine Gerie, Ruthe, Rebe, Holländ, Feene, und mit demſelben 


zu sieben und dehnen aeböret, 
Das Zaineifen, S. Zahneiſen. 


⸗ 


Der Zainer, des—s, plur. ut nom. fing. auf den Stabhäm- - 


meru, wo das Eifen zu Zainen, oder Stäben zeſchmiedet * ein. 
NRahme des Schmidemeifters. s 
Der Zainhammer, des—s, plur. die —bämmer, eine Ans 
ſtalt, wo das Cwen, vermittelff der von dem Waſſer getriebenen 
 Hämmer, zu Zainen oder Stäben geſchmiedet wird; der Stab: 
bammer. 
® Die Safe, plur: Siem, ein nur in einigen Provinzen, befons 
ders in der Laufitz, Schlefien und Mähren übliches Wort, eine 
Art großer, grob » und langiwolliger Schafe zu bezeichnen, welche 
‚zum Theil fehr lange gedrehte Hörner hahen, und für Baſtarde 
von Schafen und Ziegen gehalten werden ; das Zakelſchaf. Das 


Wort ſcheinet Schavonifhenlirfprunges zu kon, im&runde — 


doch zu Ziege zu gehören. 
Bümel, Zaͤmer ‚Zämmel, S. Ziemer. 

Der Zampel, des —s, plur. ut nom, fing.einbey verſchiede⸗ 
nen Zeug⸗ und Seidenwebern übliches Wort,eine gewiſſe Eineſch⸗ 
tung des Weberſtuhles zu bezeichnen, welche aus Schnũren, Lit⸗ 
zen u. ſ. fͤbeſtehet, geblümte Zeuge darauf zu verfertigen. Kir 
Muſter indenZampel einlefen, ihn ſo einrichten, daß im We⸗ 
ben die von dem Muſter verlangten Figuren entftehen. Daher 
der Zampelſtuhl, ein Weberftupl mit einem Zampel, die Zam⸗ 
pel:Chorde, der Zampelſtock, der Zampelbafen u, ff. In 
Jacobſons technologiſchom Wörterbuche, welchem as, fo frey⸗ 
gebig es auch geprieſen worden, gar ſehr an der zu einem ſolchen 
Werke nöthigen Deutlichkeit, Beſtimmtheit und Präciſion fehler, 
wird weitläufig von dem ʒampel und deſſen Theilen gehandelt, aber 


ſo, daß wohl nicht leicht jemand einen klaren Begriff von dem We⸗ 


fen dieſer Einrichtung bekommen wird. Ich kaun daher auch von der 
eigentlichen Bedentung diefes Wortes nichts Beſtimmtes fagen. 
Iſt es an dem, daß der Zampelaud der Cymbel genannt wird, 
fo würde es wohl aus dieſem Worte veederbt ſeyn, da denn aber 
erſt gezeiget werden müßte, wie fern der Zampel feine Ahnlichkeit 
mit Cymbeln hat. Allein, da derjelde eine Englifche Erfindung 
ift ſo ſcheinet mir das Wort mehr aus dem Engliſchen San ple, 
ein Mufter , vondem Lat. Exemplum, verderdt zu feyn. 

Der Zamder, der Nahme eines Fifches, S. Sanser. 

Die Sange,,plur, die—n, Diminut. das Zänglein.  ı. Ein 
Werkzeug, welches aus zwey, gemeiniglich vorn — —— am 
einen Punct beweglichen Theilen beſtehet, etwas damit feft zu bal- 
ten, oder zu ziehen, 
ausreißen. Mit glühenden Zangen Fneipen, oder zwiden, 
Daber die Seuerzange, Beif = oder Rneipzange, Drahtsange, 
n.f.f. Bey den Tiſchlern führen die an der DEREN befindlie 
hen Scheaubenden Rahmen der Zangen. 2. Beyden Pferden 
werden die zwey vordern/Zähne Sie Zangen — vermuschlich 
auch, weil fie die Rebrung damit faffenund an fich ziehen. 3, Im 

‚Feftungsbane figürlich eiu Anßenverfi in Geſtalt einer Zange; 
das Zangenwerk 
Anm. Im Niederdeutſchen Lange, im Angeit. Tang, im 
Enal, Tongs, iveildiefes Werkzeug ang zwey Sheilen beſtebet, 
im Schwed. Tang, im Epirotifhen Daena. Der Begriff des 

Paltens, Faffensoder Ziehens iſt vermuthlich der Stammbrgriff, 
da denn das Wort ein Verwandter von dem alten Lat.tagere, für 
tangere, dem Griech. Ayu, demSchwed. taga, Isländ. taka, 
dem Eugl. to take uff, ſeyn würde; fo wie das Franz. Tenaille, 


Etwas mit der Zange faſſen, halten, 


— JB = — 


i Zan 
er. 
2 Ital. — gleichfalls von er iſt. Daßtas nee 
ein Begleiter der Gaumenlaute iſt, iſt hekannt. Im Oberdeut-⸗ 
ſchen wird eine Zange wegen ihrer geſt altenen Geſtalt in manchen 
Fällen eine Kluſe genannt, 


bern, ein meſſingenes Blech, welches in fünf ungleich große 

. fen, oder Zängel ausgeſchnitten iſt, die Weite der Ziehlscher da⸗ 
mitzu nieffen, Zaͤngel ift hier vermuthlich ein provinzielles Dir 
minutibum von Zahn, wegen der Ahnlichkeit dieſer Stufen mit 
Zähnen. Es wird auch das Blechmaß genannt, 

Zängeln, verb, reg. act, mir der — faſſen, aur bep einigen 
Handwerkern,  ® 

Der Zangeniäfer, des—s, plur.utnom, fing. eine Er 
‚fer z welche vorn mit beweglichen Zangen verfeben ift. 

Das s ngenwerk, dea—e8, plur. an in der ariegebau⸗ 
kunſt, ©. Zange 3. 

Der Zank, des — es, plur, inuf, ein Collectivum, einen oil 
tern Streit mit Worten, eine unnöfbige heftige Behauptung wis 
derfprechender Sätze zu bezeichnen. Einen Zanf anfangen, Zank 

‚fiften. Immer inZanf und. Bader deben; (S. Bader.) Keinen 
Zank dillen. 


Anm. So alt das Wort auch ſeyn mag, fo konmt es doch in 


unſern alten Oberdeutſchen Schriften nicht vor’; ich beſtune mich 
auch nicht, daſſelde in den verwandten Sprachen" gefunden zu. bar 
ben, Im Kiederf. iſt dafür Krakeel Üblich. Da die meiften Wör⸗ 
ser diefer Art Rachahmungen des Lautes ſind, oder doch von dem 
Zaureund Örränfche enilehner worden, fo ſcheinet auch ʒank einen, 
ähnlichen Urſprung zu haben, und mit dem noch in einigen Dbere 


deutſchen Gegenden üblichen zannen, beulen, weinen, zu dem Ge⸗ 


ſchlechte des Wortes Ton zu gehören, — auch im cc 
Adpenz Nein Zanf heißt. 

Der Zankapfel, des—s, plur. do feltener, die —äpfel, dee 
Gegenſtand eines Zankes, und Streites überhaupt, das, worüber 
geſtritten wird ; ein aus der Gri chiſchen Mythologie entlehuter 
Trope, ſo wie das 2a. Pomu idos. 

Das Zankeifen, des—s,plur, Mbnom. fing, . Künſtlich in 
eifernen Stäben verſchloſſene Ru 
zu begreifen iſt, daher mehrere, wenn fie felbige errathen wollen, 
‚leicht in Zank darüber gerathen fönnen ; eine&rfindung desNücne 
bergiſchen Wißer. =. Fisůclich, in. einigen gemeinen Dundarien, 
eine zãnkiſche Perſon. * 

Zankeln, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben ein 
wenig zanken, das Dimin utivum des-folgerern; cin ſelteues aber 


völig.analogifches Wort. Seine Reden waren ein — 
zankeln. 







Zanken, verb. eg. widerfpredhendeGäge mit Heftigfüitbebaups 


Das Zangelmäf, des — es, plur. bee ‚beyden Drabtjie 
e Stu⸗ 


deren Entftepungsarı ſchwer 


ten, da es denn auf verſchiedene Art gebraucht wird. 7. Als ein 


Ventrum mir dem Hülfsworte haben. über, oder um etwas 
zanfen. Wit jemanden zanken. Den ganzen Tag sanken, 
Wer gern zankt, findet leicht eine Urfache. 2. Alsein Reei⸗ 
procum. ‚Sich zanken, widerfprechende Säge gegen einander 
mit Heftigkeit behaupten. So bald fie ſich erbliden, fosanfen 
ſte ſich auch. 3. Als ein Yerivum, durch Banken in einen ges 


wiffen Zuftand verfegen. Sie hat fhon vier Männer in das 


Grab gezanket. Sich müde zanken. So auch das Zanfen. \ 


Anm. (9. Sant.) Inden gemeinen Mundarten hat man viele 
andere Wörter, diefen Begriff auszudruden, dergleichen z. B. 
Feifen, dag Niederf, Frafelen, das Thüringiſche uud Dberfühf, 
Fampeln, das Baieriſche greinen a. m. find, \ _ 

Der Zänfer, des-——s, plur. ut nom. fing, Fämin. die Zins 
kerinn, eint zankende, oder zauliſche Perſon. Di 

ie 


(dr * 


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an i. 


Pie Zinterep, plür. Siem, die Banblutig des Zanfens, das 


.  Gezänf, Line Zankerey anmnften. s i 

‚Der Zantfleden, des —s, plur, ut nom. fing. kleine Flecken 
anf der Haut und an den Nägeln, welche von ausgetretener Galle 
berrübren, und in der Rocken⸗Philoſophie Zanf bedruten ſollen; 
£ii. Pyctenae. 


x Zankiſch, —er, —te, adj. et adv. Neigung zum Zanken und 


Fertiskeit in deinſelben beſthend. Zankiſch feyn, Ein zãnteſcher 
Menfh. . FE 
Die Zankfucht, plur. car. herrſchende Neigung! zum Zanfe, 
oder zu zanfen, 7 F x 
Zantfühtig, —v, — ſte adj. et adv. Zankfucht befigend, und 
in derfelben gegründet, zänfifh.. Kin zankfüchtiger Menſch. 
Die Zantfüchtigfeit, plur. car, bie Fertigkeit, Zank, oder une | 
nörhigen heftigen Streit zu fuchen. ö » , 
Der Zapfen, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das: 
Zäpfchen, Dberd. das Zäpflein. 1, Einsberwwglicher runder, ein 
” wenig zugefpigter Körper, die Flüſſigkeit a3 einem Gefäße, ber ” 
—fonders aus einemgaffe, durch dasgapfenloch abzulaffen; wodurch 
fich der Zapfen von den Spunde, Pflocke, undSeöpfelunterfcheie ·⸗ 
dt, Den Zanfen.auszieben. Das Faß gehet am Zapfen, im ges 
meinen Reben, ein Faß anaefteder haben, in Fleinen Quautitäten, 
aus. deinfelben abfließen Laffen, feine täglichen Bedücfuiffe davon 
nehmen. Einen Wein amZapfen haben, ineben derfelden Bedeu⸗ 
tung. Oft wird quch das füngliche zuſammen gefeste Werfzeug 
diefer Art, welches fonft ter dem Nahmen des Sahnes bekannt 
ift, der Zapfen genannt. “Mit ähnlichen aber größern Zapfen 
wied das Gerinne eines Teiches geöffnet und verſchloſſen. 2. In 
weiterer Bedeutung, ein kurzer, ſchwächerer Theil an dem Ende _ 
eines-andern Körpers, ihn vermittelt deffelben zu befeftigen u. f.f- 
Gemeiniglich ift diefer Zapfen rund, wie ander Welle, welche 
fih um deufelben beweget. „Aber nicht allemahl, denn ſo wird 
auch der viereckte ſchwãchere Theil eines Zimmerholzes, womit daſ⸗ 
ſelbe in demLoche eines andern befefiget wird, der Zapfen ger 
narıt, 3; Figürlich.. (0) Wegen Einer Ähnlichkeit mitdem Zapfen 
der erfien Bedeutung werden verfehiedene Körper mirdiefem fahr 
men belegt; 3. B. in der Baukunſt ein Zierath in Geſtalt runder, 
oder ediger Kegel unter den Triglyphen des Doriſchen Hauptge» 
finfes, Franz. Goutte. Befonders führen diefen Rahmen zwey 


Drüfen im Munde zu bepden Seiten hinten am®aume, welche zur.» 


Berſchlie zung des Schlundes und der Luftröhre dienen, in welcher 
Bedeutung das Wort im Diminntivo am üblichften ift, das Zapf⸗ 
pen, Oberd. Zäpilein, «Sie werben auch das Bla, die Man⸗ 

- deln, im Oberd. das Arhemzünglein, Athemblatt, Gürglin, 
Sauchblatt, im Niederf, der Suuf, genannt. Die ſchuppige 
Feucht oder Samenfapfel des Nebelbolzes wird gleichfalls Zavfen 
genarint. In Eiszapfen, Stuhlzäpfchen u: f.f- iſt die Ahnl He 
keit gleichfalls der Grund der Benennumg. (b) Nach ꝛiner andern 
Figur wird ein betrunkener Menſch, ingleichen ein runfendold 
in den niedrigen Sprecharten, ein voller, Zapfen, oder Volle» 
gfen genannt. ke t : 

Anm. Inden Oberdeutſchen Mundarten nur Zapf, im Nie⸗ 
drrf. Tappe, im Angelſ. Taeppa, im Schwed. Tapp, imFrauz. 
Tapon, welches aus dem Riederdeuiſchen enilchner iſt in Ital. 
Zallo, Zipolo, in Böbm. Czep. Es iſt mit dem Griech. und 
Lat. Siphon, mit Zopf, und vielleicht auch mitzupfen, und o:@> 
mittetfk beffelben mit ziehen. verivande, wenigftens deutet das pf 
auf eine Intenfion., : — = 

Zapfen, verb.reg. act. vrrmittelfi des Zapfens ausfließen laſ⸗ 
fen. Ein Nößel Wein zapfen. Im gemeimn Leber wird dies 
{es Wort oft abſolute gebraucht, für Gett ant im Kleinen nerfans- 


— 


* ya Yus dem Haufe zapfen, das Griwänt aach Maßen otte 
aufen, ——— Lh 2 

Zäpfen, verb.reg. act, vermitselft des Zapfens befeftiaen; nur 
bey den Zimmerleuten , befonders in dem zufammen gefegten eins 

zäpfen. Einen Balken einzäpfen.- 

Der Zapfenbaum, des —es, plur. die—bäume, bes den News 
ern, der Rahme einer Art des Sitberbaumes, weil er fee 
Zangen , wieder Lärchenbaum, trägt, Protea coniferaL, 

Das Zapfenbier, des —es, plur. von mehreru Arten oder Quan⸗ 
titäten, die—e, Bier, welches aus dem verfchloffenen Zapfen 

irspfelt, und indem Zapfenfaſſe aufgefangen wird,: 

Die Zapfenbirn plur die—en, eine Art Birnen, welche einem 
Sapfen gleicht: . 

Der Zapfenbohrer, des — 8, plur. ut nom. fing. ein Bohreh 
mit einem dabinter befimölichen Theile, in Beftalteines Zapferr, 
ein volles Faß damit anzubohren, damit nichts heraus laufe. 

Dao Zapfenfäß, des—es, plur. die —faſſer, ein Feines Fuß, 

welches unter den ZapfeneinesBier- und Weinfaffes gefegt wird, 
die angrinnende Flüffigkeit aufzufangen. ; 

Das Zapfeingerüft, des—es, plur. die—e, im den Mühlwer⸗ 
ken, das Zapfenlager mit dem dazu gehörigen Gerüſte. 

Das Zapfenbaus, des—es, plur. die—häufer, am hänfigften 
tın Diminut. das Zapfenh auschen, ein. verfchloffenes Gebäude 
in einem Teiche über dem Orte, wodie Zapfen aegogenmwerden. 

Das Zapfenholz, des—es, plur. car. ‘1. Holz, weldes zu, 
Zapfen geſchickt if ; ingleichen derjenige Theil eines Stückes Hols; 
woraus der Zapfen beſtehet. 2. In engerer. Bedeutung wird der 
Faulbaum in manshen Gegenden Zapfenholz genannt, weil die 
Küfer die Sapfen daraus fehneiden. — 

Der Zapfenkeil, des—es; plur. die · im Bergbaue, hölzerue 
Keile ‚ die krummen Zapfen in den Welle damit zu verkeilen. $ 

Der Zapfenklotz, des —es, plur. Sie—Flöge, ein rund aus⸗ 
geſchnittenes Stůck Holz, oder Eiſen, worin der Zapfen einer 

Welile läuft; ſonſt auch das Zapfenlager. BER 

Die Zapfentoble, plur. die — n, Sänglich runde Kohlen, fo wie 
fie von-gebrannten Äften erhalten werden, 

Das Zapfenfraut,oderZäpfchenkraut, des—es,plur. inuf. 

der Nabme eines Gewächfes, welches ein gutes Heilmittel bey ge⸗ 

ſchwollenen Zäpfchen oder Mandel im Halſe ill, Uvularia L. 

(S: auch Galsfraut.) In einem audern Berfande führer auch ei⸗ 

ne Art des Mänfedornes,. defien Blame mir einem Heinen Blätt⸗ 

peu bedeckt iſt Rulcas Hy pogloflum-L.diefen Nahmen, wer - 
gen der Abnlichkeit mit dem Zäpfchen im Halſe. an. 

Das Zanfen'ager, des—s,plur. at nom. ling, in den Maͤhl⸗ 
und Uhrwerken, derjenige Theil, worauf der Zapfen einer Welle 

‚liegt 5 in beim Bergbaue der Zapfenklog.  . 

Das Zarfenlöch, des—es, plur. die —löcher, das füreinen 
Sapfen beffimnste Loch 33. B. das Loch diefer Arrin einem Faſſe; 
bey den Zimmerlenzen ‚das viereckte Loch in einem Stüde im 

32 merbol;, worin ein Zapfen befeſtigt wird 5. bey den Uhrinachern, 
das Loch, worin die Welle eines Rades fpieler, wo es auch die 
Pfanne genannt wird. 

Duo Zapfenricht, des-—es,. plur. inuf, an einfgen-Drten, das 
Recht, Betränferim Kleinen zu verzapfen, oder juverfanfeu; 
das Senkrecht. R 

Der Zapfenrine, des—es,plur. die—e, ein King, welcher an. 
das.Ende einer Welle, in der Oegend des Zapfens, um feldige 
geleget wird. 

Der Zapfenſchacht, des—es, plur: die—e, im Bergbaug ein 

Schacht; dur weichen das Geſtange gebet. 5 } 

Der Zapfenſtreich, des—es, plur. inul.- bas Zeichen, wel 
ds 3: Adends-für die Soldaren ait der Srommel gegeben. wind, ſich 

Dummm 2 5 auf 


1655 Zap 


} Aus den Bierbäufern in ihre Quartiere zu —— bielleicht weil 


dadurch der Zapfen aleichfam geſchloſſen wird. 


Das Zapfenſtück, des —es, plur. die —e, derjenige Theil an eis 


= 


ner Kanong, an welchem ſich die Zapfen befinden. 


Deräapfen-Topäs, des—es, plur. die—e, ein Topäs,welder 


in Öeftalt ediger Zapfen gefunden wird. 

Der Zapfenwein,des —es;plur. von mebrern Arten und Quan⸗ 
titäten, Hie—e, Wei, welcher um den Zapfen aus einem Faſſe 
tropfet. 


‚Die Zapfenwurzel, ‚plur. die —n, bey einigen die ſeukrechte 


Hauptwurzel eines Baumes, welche ſonſt auch die Pfablwurzel, 
Haarwurzel genannt wird. 


Der Zapfer,des—s,plur. ut nom.fing. berjenige,deffen Pflicht 


es ik, einen üffigen Körper vermittelt des Zapfens abzulaſſen. 
Im gemeinen Leben, Zapfer. 

Sappeln,verbireg.weütr. welches auf gedoppelt Art ablich ſt. 
1. Mit dem — Hände und Füße, oder den uns 
tern Theil des Leibes ſchnell bin und her bewegen. (a) Eigentz 
Kb. Das Rind zappele in der Wiege, wenn es Hände und 
Züge fehnel bewegt. Mit den Sänden, mitden Süßen jappelır. . 
DevSifch zappelt noch, zeigt durch feine Bewegung, daß er noch - 
Leben habe 
gen Sprechart. 


gebraucht. vor Furcht zappeln. (b) Figürlich, doch nur im 


niedrigen Leben, "gegen eine Widerwärtigkeit, eine Verlegenheit x 


kaämpfen. Yan muß ihn noch eine Zeit lang zappeln laſſen, 
ihn noch eine Zeitlang in der Noch ſtecken laffen. 2. Mit dem 


Hülfsworte feyn, mitfurzen REN —— Er - 


iſt fort gezappelt. 
So auch das Zappeln 
Anm. Das eln am Ende zeigt ein in Icreaticuin, das pp aber 


che zabeln üblich, welches fizürlich auch fich beſtreben bedeutet: 
vor Wundergleich mein gers thut grünsen —F 
Ob dieſen großen arbeiten und zabeln, Hans Sachs. 


Die Zarge, plur. die —n, eine Einfaſſung, ein Rand; ein nur 


r 


noch in eikigen einzelnen Fällen übiihes Wort. So wi icd die Ein⸗ 


faffung einer Violine an der Seite, oder die Seitentheile, die 


Jarge genannt. Eben dieſen Rahmen führer die Einfaſſung einer 


Spür und eines Fenſters, der Rand einer Doſe, worein der De⸗ 


ckel ſchließt, das Gerinne einer Mühle, ein Keſſel ohne Voden 
auf den Kupferhämmern, das Behältniß, oder die Einfaſſung in 
den Mühlen, worin die Mühlfteine umlaufen, die Seitentheile 
einer Schachtel ohne Boden, bey den Töpfern, der viereckte Rah⸗ 
men, worauf der Ofen ficht, der Rand eiues Foffes über dem Bo- 
den, welcher anch die Rimminge beißt, u, ſaf. 

Anm, Bey den Schwäbifchen Dichtern iff Zarge die Sinne, 
gleichfalls fo fern fieden oberen Rand einer Dauer oder eines Ge⸗ 
bäudes ausmacht. Im Ricderd. lautet diefes Wort Sarge. Es 
if mit unferm Sarg, Bezirk, dein, £at. Circus, u arm. genau 
verwandt. 


Zaͤrt, zarter, zärtefte, adj. et-adv. aus ſehr ſchwachen, feinen 


Theilen beſtehend, und daber jeden Eindruck von außen leicht an⸗ 
nehmend. 
Glieder haben, zart von Gliedern ſeyn. Zart gebildete Blät— 
ter⸗ Zarte Leinwand, ſehr feine. ine zarte Schrift, ſehr 
feine, oder Hare. Zumeilen mit dein Nebenbegriffe des ſchönen 
Berbältsiffes, Mit ibren zarten Händen. 2.Figürlich. _(a) 
Schwach, der Befhädigung leicht ausgeſetzt. Don zarter Fu: 
gend an. 1b) Iede Veränderung Teicht annehmend, leicht ein⸗ 
pfindend , vonder Empfindung. Die Empfinzungen des ſch ö— 
nen Befchlechres find zarte und Richtige Empfindungen, Gell. 


Das Gerz zappelt ihm vor Srende, in der niedrie 
In manchen Gegenden wird es auch für zittern Zaͤrteln, verb. reg. act. zärtlich behandeln, — doch ur in. : 


‚Die Zartlänge, 
ein Inenfioum an. Im Oberdeutfchen iffdafür das mehr einfa⸗ 


1.&igentlid: Zu einem zarten Pulverreiben, Zarte 


ae 9, 2 656 
en ——— in zu zart, als daß fie eine falfche Rube 
ſuchen fellte, Ein zartes Gewiffen, die Fertigkeit, auch die 
geringſte Abweichung von dem Befege bald zu bemerken, (c) Die 
angenehmen Empfindungen der Liebe, des Wohlwollens und des 
Mitleidens leicht, und in einem beträchtlichen Grade amehmend, 


und darin gegründet; wofür doch zärtich fo wohl beſtinimter, als 
auch üblicher if. ine zarte Liebe, ein zartes Sevz, zarte 


Thränen, u. ſ. f. beſſer, zärtlich. Trüg’ ich mid, oder bör ih © ö 


den zärteften Befang, Geßn. 

Anm. Im Niederf. teer, teder, im Angelf. tydder, im Engl. 
tender,womit auch das Öricch.ragyu verwandt if. Zart fcheint 
von zehren, vielleicht auch von zieren zu ſeyn, fo wie das Latein. 


tener zu dehnen,tendere ‚zugebören ſcheinet. Man at mehr. 


mahls verfucht,ein Subflantiv von diefem Worte zu bilden, ohne | 
daß felbiges viel Glück machen können; Zärte, Zartbeit, Zärs 
tigkeit, wovon doch das mittelſte noch das ertrãglichſte iſt. Siehe 
auch Zadtlich und Zartlichkeit. 


Die Zaͤrte, plur. die —n, eine Art kleiner eßbarer Flußffehe wet, ’ f 


che man in den Flůſſen Ober⸗ und Niederſachſens zu finden pflegt; 
Cyprinus Zerta. Im gemeinen Leben hält man diefe Fiſche ir⸗ 


rig für die junge Brut der Sander, oder Grrbärte, daher Biel. = 


leicht auch der Nahme rühres, von zart, 


verzärteln üblich ifl, (S. daffelbe,) Es iſt em Diminucionm; das 
Stammwort zarten war ehedem im Oberdentſchen gangbar. 
Die Zaͤrte lwoche, plur.die —n, S.ITittnwohe, 

"Die Zartheit, plur. car, das Abſtraetum von zart, die zarte Ber. 
ſchaffenheit zu bezeichnen ; ein zwar analogifch richtiges, aber 


doch wenig gebräuchliches Wort, indem man den Vegriff lieber 


unfchreibet. Die Zartheit des Leibes. ee 7 


Fe die —n, in einigen Gegenden, beſonders 
Niederſachſens, die längfte und beſte Art des Stodfifhes, welche 
auch nur Länge genannt wird, 
Zaͤrtlich/ —er, —fe, adj, etadv. 
Natur leicht jeden unangenehmen Eindruc don außen empfine, 
dend, und darin gegründet. Ein Rind zärtlich halten, aärtlich 
erziehen. ‚Zättlih gehen, als wenn man aus Schwachbeit der 
Glieder leicht jeden Eindrud empfände. 2. Einen hohen Grad 


- der Liebe. empfindend, und darin gegründet. Ein zärtlicher Lieb» ⸗ 
Zarrliche Thea 


haber. Seinen Sreund zärtlich umarmen. 
nen. 3. Fertigkeit befigend, leicht einen hoben Grad ber Liebe ans 
zunebnien. Kin zärtliches ſerz haben, 

Anm, Schonim Willeram zartlicho, wo es aber für ange⸗ 
nehm, lieblich gebraucht wird. Es iſt von zart, und vonder Ab⸗ 
leitungs ſy lbe lichh. 

Die Zaͤrtlichkeit plur, Siem. 


wird, Die Zärtlichkeit der Glieder. 2. Die Fertigkeit, jeden, 
auch f wachen unangenehmen Eindrud von außen leicht zu em⸗ 
pfindenz ohne Plural. Die Zaärtlichkeit des Körpers, dev Ge— 


fundheit. 3,Übertriebene Vermeidung aller unangenehmen Eine - 
drücke von aufen; ohne Plural. 4. Hoher Grad der Liebe; auch ohne » 


Plural. viele Zartlichkeit gegen jemand äußern, empfinden. 
5.Die Fertigfeit,leicht einen boben Grad der Liebe zu empfinden; 
gleichfalls ohne Plural. 
Drerfimahl der Zärtlichfeit, mit dem Plaral. 
ihre Zartlichkeiten koſtbar zu machen, Gel. 
Ich wünſche mir aufdiefer Wee 
Nur den Genuß ber Zärtlichkeiten, 
Die Neid und Argwohn nicht vergällt, Haged. 


Sie weiß uns 


Der Zaetling, des —es, plur. die —e, eimverzärteltes Kind, 


eig aartliche dei. gegen afe-unangenehme Eindrücke von en 
: uder⸗ 


1. Zarte, d. i. feine, Beſchaf⸗ 
fenheit, ohne Plural; da es denn zuweilen fürzartheit gebraucht 


un 


6, Als ein Coneretum, ein Äußeres — 


Wegen Schwachhelt der 





— F a — 


welche dem Zärtlingedes Glücks ganzlich verborgen bleiben, 
Duſch. Ein Zärtling mag den May erwarten, Käftn. Im 

Niederſ. ein Pipperling, von pipen, pfeifen, ſtöhnen, Witte: 
brodskind, das bey weißen Brote: erzogen worden. 


Die Zafer, plur. die —n, Diminut. das Zäferchen, Oberd, Zä= 
ferlein,ein mit Faſer gleich bedeutendes Wort; weiches befonders 
von den zarten, ſchwachen Faden ähnlichen Wurzeln an Bäumen 


und Gewächfen gebraucht wird, S. Safer, mit welchem es auch 
eines Stammes iſt. 


24 erig, —er, — fe, adj. etadv. aus Bafern beftehend, viele 
Saferu habend, wie faferig, befonders vonden Wurzeln, Zafı e⸗ 
rige Wurzeln habend, die aus lauter Zaſern beſtehen. 


Zaſern, verb. reg. act. in Zaſern auflöſen, wiefafern. ʒa⸗ 
fern, ſich in Zaſern oder ſchwache Faden auflöfen, 


Die Zaſpel, plur. die —n, ein Wort, welches mit gaſpel PR 
ley Urfprung und Bedeutung hat. Man gebraucht es vornehmlich 
in Ober- und Niederfachfen als ein Maß des gehafpelten, oder 

geweiften Geſpinſtes, da denn eine Zapfel 20 Gebinde, oder 400 


diefes Wort) Drey Zafpeln maden eine Strähn, zwölf Za- 

fpeln aber ein Stück Garn. 

rdaͤtſcheln, verb. reg.act. welches nur in den niedrigen Sprech» 

arten einiger Provinzen üblich iſt, und zärtlich behandeln, liebko⸗ 

fen, bedeutet. Ein Rind zätfcheln, verzätfcheln , verzärteln. 

Es iſt eine Onomatopöie, umbeben fo nivdrig, als Sie provinziels 

en härfcpeln,tätfcheln, ſtreichen, und zangeln, welches im Oſter⸗ 

reichiſchen gaugbar iſt. Schon im Ottfried iſt filu zeizan, fehr 
liebenswürdig, wovon jenes ein Inteuſiwunt zu ſeyn ſcheinet. 

Der Zauber, des —s, plur.ut nom. fing. ein felten geworde⸗ 

nes Wort, welches ehedem in folgenden Bedeutungen üblich war, 
1, Fir Bezauberung. Ich weiß. nit, was Zaurer⸗ euch an⸗ 

gethan worden, Leo Jud. 

Sie ſteht, es braucht den Zauber aufsulöfen, 

Was Außerordentliche, Wiel. 
2, Die Zauberey, magifche Kunſt; ohne Plural. &r tur eg mit 
Zauber an ihnen, durch Zauberey, in Eckhardts Script. 3.Ein 
— Zanbertranfn.f.f. 4. Figürlich, hoher Grad des 
Reitzes. Der Zauber ihrer Mienen, Inallen diefen Veden- 
tungen, befondersi in der letztern, iſt es von dichteriſchen sat 
ftellern, um der Kürze Willen, beybehalten trorden. 

Anm. Schon im Roter Zoufer, Zoubir, im Isländ. To- 

fur, 8. Zaubern. 

Der Zauberer, des—8, plur.ut nom. fing. Zämin. die Zau⸗ 
berinn, plur. die —en, eing Per fon, welche zaubert, die Zauber 
ven verftebet ; im gemeinen Leben eine Here, ein Serenmeifter, 

- Anm. Im Riederſ. Toverer und Tövener. Es iſt vermittelit 
der Ableitungsfylbe er von zaubern gebildet. Das Fämininum 

« follte eigentlich Zaubererinn lauten; allein, weil alsdann der Eon 
- auf die vierte Sylbe vom Ende fallen würde welcher die Deutſche 

Sprache nicht verträgt, fo wird das eine er verbiffen, welches auch 
- in Märterinn, Wucherinn, Römmerinn, Wanserinn n.a.m. 
geſchiebet. S. — Ium, 

Die Zauberey, plur, sie —er, 4. Die Kunſt, oder Wiſſenſchaft, 
zu zanbern, d.i. unbegreifliche Wirkungen hervor zn bringen, be, 
ſonders durch Hülfe böſer Beifter, die Schwarze Kunft, im ger 

meinen Leben Sererey; ohne Brural, Zauberey treiben. Dag 
gehet mit Zauberey zn Geſchwind gkeit iſt keine Zauberey. 
2Eine zauberiſche Handlung; mit dem Plural, 3. Figürlich, 


bober Grad des Reitzes und deſen Wirkung. Die Zauberey 
ſchoner — 





Faden, jeden von 4 Ellen, hat, und auch Jahl genannt wird, (S. 


% RE ‚Bau 1658 


. übertrieben empfinbfame Perſon. Es ibt große RER — adj. et adv. in der Zauberey gegründet. Zauberi⸗ 


ſche Mittel, Bücher, Befhwerungen, Charaktere, 

Die Zauberkraft, plur._die —Präfte, die bezaubernde Kraft. 
Sein Stolz, diefe heimliche Zauberkraft der Mannsper fonen. 

Die Zauberlaterne, plur. die —n, in der Optit, der opfifche _ 
Kaften, dir Laternamagica, _ 

Zaubern, verb. reg. act.et neutr. welches im letztern Sale 
das Hülfswort haben erfordert. 2. Wirkungen durch Hülfe der 
Geifter,befonders der böfen, hervor bringen ;-. als ein anftändiger 

Ausddruck für dasniedrige heren. Zaubern Finnen. Schlöffer, 
Wetter zaubern, durh-Zanberty hervor Bringen; 2; Figürlich, 
ducch einen hohen Grad der Reitze hervor bringen. Der mächtige 
Blick fährr indie Seele, und zaubert da, was er will, Sons 
nenf. So auch dag Zaubern. S. auch Besaubern. 

Anm. ImNiederf. esvern, im Holländ.tooveren. Es iff 
noch ungewiß, ob das Verbum ein Iteralivum oder Intenſivum 
von einem veralteten zauben iſt, oder ob zaubern von den Sub» 
fiantivo Zauber, abkammet, welches vermittelſt der Ableitungse 
ſolbe er, ein Werkzeug, Ding, wieder von einem Verbo zauben 
herkommen würde. Von diefem befindet ſich im Schwed.nod 
ein Verbum, tubba, reisen. Leibnitzens Ableitung von toben, 

. Wachters von dem alten Zabel, der Teufel, Peiskers von Logs- 

905, ſchwarz, und Friſchens von taub, gleichfam betäuben, har 
ben nichts als den Ähnlichen Wortklaug zum Grunde. Mich wun- 

. ders, daß finer die Ahnlichkeit mit dem Hebr, 1271, er. bat bezau⸗ 
bert, und Choverim, Zauberer im Plural, bemerket Hat, wel⸗ 
che wenigſtens das hohe Alter diefes Wortes beweiſet. 


Der Zauberring, des— es, plur: die —e, ein zauberifcher, oder 


begauberter Ring; und fo in vielen andern Zuſammenſetzungen, 
Zauberfette, Zauberbecher, Zauberkreis, Sauberfaal, Zau⸗ 
berſtab u. ſef. 

Das Zauberweͤrk, des —es, plur.inuf. Zauberey. Es ia 
alles Zauberwerk. 

* Die Zauche, plur. die —n, ein nme in einigen — übli⸗ 

ches Wort, eine Hündinn, oder Petze zu bezeichnen. Im Hause 
verifchen Tache, im Isländ.Tiik, welche insgefammt mirdem 
Engl. Dog, ein Hund, verwandt zu ſeyn feinen, 

"Das Zaudengericht,des —es,plur. die —e,ein nur ir Schles 
fien,befonsersim Glogauifchen,üblihes Wort,eindafeldft befind- 

ches Gericht zu bezeichnen, welches über erbliche und eigene Güe 
ter richtet „im Gegenfage eines Hof oder Leheftgerichtes. Da⸗ 
ber das Zaudenrecht, das in diefem Gerichte übliche Hecht. Das 

Wort iftohne Zweifel fremden Urfprunges, und ſtammet von dem 
Selavon Scud „Net, Gericht, ſo daß Zaudengericht eine Tas 
tologie ift. 

Der Zauderer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Menſch wel⸗ 
her zaudert, ein zauderhafter- Menſch. Ein Fämininum iftvon 
diefen Worte, fo viel ich weiß, nicht üblich, wollte man es aber 
bilden, fo müßte es Jauderinn beißen, und zwar aus eben dem 
Grunde, welcher bereits bey Zauberer in der Anm. angegeben 

worden. 

Zauderhaft, —er, — efte, adj. et adv. geneigt zum Zaudern, 
Fertigfeit im Zaudern befisend. Zauderhaft ſeyn. Kin zauder 
hafter Menſch. Daher die Zauderhaftigkeit. 

Zaudern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswotte haben, lang · 
ſam ſeyn, da man eilen ſollte, fehlerhaft langſam verfabren, zö · 
gern. Was zauderſt du lange? Er hat lange genug gezau⸗ 
dert. Die Sache, welche dadurch aufgehalten wird, bekommt 
das Vorwort mit. Mit der Bezahlung, mit der Kusferrigung 
zaudern. So auch das Zaudern. 
> Anm. Am Riederf. taueln, welches doch in einigen Gegenden 
nur von der fehlerhaft lang ſamen nnd gedehnten Ausſprache, in 

Mummm 3 andern 


x 


von noch die Ableitungen zauicht, hurtig, eilfertig, 


gefehwinde, eilig ,. u. ſ. f. Vielleicht läffer fih diefes Worsmis 
Zeumlos, adj. et adv. des Zaumes beraubt. Am bäufafßen fgürs 


Lich, freu von aller nothwendigen Einfchränfung, wich uns. . 


‚ gedoppelte Art gebraucht. 


a 


— Zau 


andern aber völlig, wie zaudern/ REN Die Form geint 
ſchon daß das Wort ein Iteratſvnm, oder Intenfivum iſt, wel⸗ 
ches ein Primitivum zauden voraus ſetzet. Was dieſes eigentlich 
bedeutet babe, iſt unbekaunt; gemeiniglich leitet man es von zie⸗ 
hen ab, don welchem das fo Amuch gleich bedeutende zögern une 
ſtreitig herſtammet. Allein dieſe Ableitung iſt doch zufehr ge⸗ 
wagt, und. ungewiß, als daß man "etwas darauf bauen Fönnte, 


Wenigſtens hätedas Niederf, töwen, warten, und Schwed. Tok, 


Berzug, eben fo viel Recht auf die Ehre das Stammwort zu ſeyn. 
In den Provinzen hat man eine Menge Wörter, den Begriff 
des Zauderns mit allerley Nebenbegtiffen aus zudrucken. Dergleiz 
chen ud das Meißniſche tempern, die Oberdeutſchen und zum: 
Theil auch Dberf achſiſchen trandelnn und trodeln, und die Niederſ. 
talmen, tidellen, von Tůͤd, Zeit, tundeln, tändein, nüffeln, von 


muffe, langſam, nalen, nufcheln, zorgen u. f. f, 


"Bauen, verb,reg, act welches im Hochdeutſchen fremd, aber 
\ im Eölnifchen noch völlig gangbar, und der Gegenſatz des vorigen 


Zaudernift, Esift wur als ein Reciproeum gebraucht : fich zauen, 
eifen, eilfertig ſeyn. Er zauet fih, daß er bald fertig werde, 
‚Sich mit einer Arbeit zauen, Es kommi noch in Luthers Bibel, 

2 Sam. 5,24 vor: zaue dich! eile. Im Coluiſchen har man das 
zaulich, 


mehrerm Rechte von ziehen asleiten, als das vorige, 


*Zaufen, verb. reg. welches im Hochdeutfchen vöfg fremd und 


nur in einigen Dberdeutfihen Gegenden üblich iſt. Es wird auf 
1, Als ein Aetivum, für zieben: Die 
Pferde zurück saufen 2..Alsein Neutrum, Aus flüchte ſu⸗ 
hen, beſonders in der R. A, hinter ſich zaitken, tergiverlari, 
Es iſt mie ziehen in dem Wurzellaute verwandt, und unterfcheidet 
fich von deutſelden nue indem Ableitungslaute, der indem einen 
b, in dem andern f.ift.. Unſer zupfen iſt davon das Iterativum. 


Der Zaum, des — es, plur. die Zäugge, Diminut. dasßZaum⸗ 


eben, Dberd, Zaumlein. 1. Ein Band, Strid ; eine lãugſt vers 


‚ altere Bedeutung, welche aber doch die urfprüngliche zu fepn ſchei⸗ 
. net, indem Zaummu in derfelben ſchon bey dem Kero vorkommt. 


Man gebrauchtes noch in einigen wenigen Fällen figürlich gewiſſe 
fleifekige, oder häutige Theile zu bezeichnen, welche zwey derſchle⸗ 
dene Theile des Lribes mit einander verbinden. So wird fo wehl 
das Zungenband, welches die Zunge mit dem untern Gaumen 
verbindet, als auch ein ähnliches Häutchen, welches die Vorhaut 
mit der Eichel verbindet, das Zäumchen genannt. 2. In der 
gewöhnlichften Bedeutung ift der Zaum die Verbindung von äns 
dern oder Riemen, welche einem Pferde um den Kopf gelegt- wer« 
den, es.vermitselft derfelben zu lenfen. Zaum bezeichnet hier das 
Banze, welches: fi wieder in das Kopfgeſtell und den Zuget 
theilet, Einem Pferdeden Zaum anlegen. Esim Zaume hal: 
sen. Figürlich ift jemanden, oder feine Begierden, feine Zunge 


im Zaumehaiten, fi möfigen, in den gehörigenÖchranfen halz - 


ten. DieSurge hält die Letterbaften im Zaume. Mit ver: 
bängtem Zaume (beffer, Zügel) reiten, im Galopp, Sprichw. 
Er weiß, Do die Zäume hängen, er ift in der Sache bewandert. 
Wegen einiger Ähntichkeitwird in manchen Gegenden aud das 


Leit = oder Güngelband dev. Kinder der Zaum, oder CLeitzaum 


genannt, 3.: Figürlich, ein Minel der Einfchränfung, Die Cex 
fege find ein Jaum für die Lafterhaften, 

Anm. Im Oberd, ſchon von den frübeften Zeiten an Zoum; 
Zaum, im Rieberf: Toom, im Schwed. Törm, im Isländiſchen 


Tab, im Engl. Team Die gemehnfie Meinung leiter re von 


Ra N — Sau 


Zahmen, verd 


1660 


iR, — denn * die A — der Säume war. Alein, 
dieſes kaun wieder ein Abken ming Dan ziehen ſeyn, welches auch 
aus dem Niederf. erhellet, wo Toom nigt allein der Zaum, fon» 


dern auch der Fiichyua mit einem großen Netze, — —— die 


Nachkommen, das Geſchlecht, die Jucht il.” Der Unterſchied⸗ 
zwiſchen Zaum und Zügel erpelet ſehr deutlich aus dem Shen 
dauke, Kap. 35 J— 
Do bebing-im an einem: paum, - 
Sein oferdt mit dem Zügel am — — 
. reg. act, den Saum anlegen, . Eigentlich, 
Lin Pfevdzeumen. 2. Figürlich. (a) Inden — — 
mandiegühbner, Rapaunen u. ſ. f. wenn man die elite zuſam⸗ 
men gebogene Keule durch den Durchſchnitt im Bauche, die andere 
aber durch den über den Rücken hinunter — Kopf und 
Schnabel ſtecket. 
ne Begierde, ſeine Zunge zaumen. Ungezaumte Begierden. 
Anm. Im Hicderk, tomen, welches aber auch Fräsıpen bedeus 
tet ; uptomen, den Hut auffnänpen, daal: sömen, die — 
niederlaſſen. 


* —— des— es; plur. von mehrern Arten , Sieber, 


dem Verfanfeeines Pferdes, das Geld, welches der Käufer . 
—— für den Zaum bezahlet, welcher bey Dein: werte 
ten Pferde bleibet. 


gebändigt. Zaumlofe Begierden. 


Zaumrẽecht, adj. et adv. nur ir einigen — Ein am⸗⸗ 
rechtes Pferd, welches bereits an den Zaum — * Er 


2 zucerittenes,. 
Der Zaun, dbes—es, plur. biegäune, Diminnt das — 


Oberd. Zäunlein. 1 Eine jede Befriedigung, das, womit etwas ' 


umgeben wird ; welche Bedeutung ohne Zweifel die ättefleifl, dar 


ber noch bey dem Noiker Steinzun eine Mauer. bedeute, In 
demSatzwerke zu@alle iſt noch etwas von diefer Bedeutung übrig, " 
indem die tehmerne Wand hinter der Feuermauer dafelbft der 
Zaun genannt wird. In diefer weitern Bedeutung ift das Wort 
veraltet; indem man es 2. nur noch in engerer gebraucht, eine. 
ans Reichel geflochtene Befriedigung zu bezeichnen. Bin todter 


che am häufigften ein Zaun ſchlechthin genann wird; im. 
genfage eines lebendigen Zaunes, welcher doch unter dem Rabe 
men einer hecke am befannteften iſt. Zinen Zaun machen. Mit 


einem Zaune umgeben. Einen vorwand vom Zaune brechen, 


im gemeinen Leben, den erſten den befien Vorwand zur Urſache 
anführen. Er iſt nicht vom Zaune gebrochen, nicht hinter dem 


Zaune aufgewachfen, auch nur im gemeinen Leben, er iſt nicht 


von verächtlicher Herkunft. 
Anm. Im Oberd, von den füßeften Zeiten an Tune, imfies 
derf. Tun. Gemeiniglid leitet man es von dom Möfo + Gothis 


ſchen Tains, eine Öerte, Angelf. Tan, und Holänd. Teene, 


ber, Allein, da das Wert ehrdem unläugbar in weiterer Bedeur x 
tnutg gebrancht wurde, und man felbft noch im Dberdeutfchen ein - 


Plankenwerk, oder eine Befriedigung von Bohleh, einen Breters 


zaunnennet, fo fheinet es wohl zu dem Angelf. tynan, einfajlies 
gen, umfangen, zu gebören, welches wieder ein Verwandter von 


unferm dehnen zu fenn ſcheinet, und wohin auch dasalte Dun, „ 
. Dupun, befonders an den eigenen Rahmen vieler alten Städte 
gehören Fonn, einen eingeſchloſſenen OrtZu bezeichnen, ob man 


es gleich gemeiniglich von Duh, ein Hügel, ableitet,. 


zahm, zäbmen her: allein.aus der älteflen Bedeutung eines‘ Die Zaunblume, plur.dic—n, der Nabıne einer Hanse, wel⸗ 


Strickes, oder Bandes erhellet, dag es mitdem®rieh,IaniyE,. 
and dem Lat. Thomix, Tomix, ein hänfenesSteid, verwandt. 


* 


ehe häufig an den Zäunen wächft, und wegen ihrer glocken förmigen 


Blume auch Zaunglocke genanut wird Authericum A, 
Zaunen 


(5) In den gehörigen Schranken halten, Sie ö 


* 


* 


Zu DEREN U EEE SEN ir ne 


Ex 


— 


Zaun, eine ſolche Befriedigung von abgebauenen — J 











rr & & J * 
1661 
Za unen, verb. reg. neutr. mit haben, einen Zann, oder Zãu⸗ > werden. Das Wort iſt ohne Zweifel Wendifchen, oder Selavoni⸗ 
‚ne verfertigen, In den Zuſa umenſetz ugen, abzäunen, bezäu⸗ fen Urſprunges. 5 
“nen, umz aunen, u. ff. wird es auch als ein Activum gehraucht. Zauſen, verb. reg act. durch verworrene Ausraufung der eins 
Das Zaungericht, des— es, plur. die—r, an einigen Orten, \ a Fäden rauch und ungeftalt machen. Es wird noch am hän« 
8 


> eine Art der niedern Gerichtbarkeit, welche ſich über einen bloßen ften von den Haaren gebraucht, Jemanden den Kopf saufen, 
Hof in eines.andern Gebieth erſtreckt, ſo weit nähmlichdes Hofes ihm die Haare ducch Saufen verwirren. Sich raufen und zaus 


IRRE TS BE 3. 2008 


- 


Zaun gebe. Ezwird daher auch das Pfahlgeriche genannt. fen, Daher vornehmlich zerzaufen, befonders von den Haaren, 
‚Die Zaungette, plut..die—n, Gerten, oder Ruthen, welche , in Unorduung bringen, Go auch das Zaufen. 
zum Aus flechten der Zäune gebraucht werden; Zaunruthen, Anm. Im Niederſ. tufoln, im Angelf. taelan, im Isläud. 
Zaunſtecken. > ' taefa, im Engl. teaze,toaze, tole,towfe. Es fcheinet mit 
Die Zaungilge, plar. dien, S. Zaunlilie. Siehen eines Stammes zu ſeyn, und fich von demſelben nurdur 
. Die Zaunglode, plur. die —n, dev Rahme verfchiebener Pfian- den Ableitungsbuchfkaben zu unterfcheiden. Im Dithmarſ. iſt tö⸗ 
N gen, welche mit glodenförmigen Blumen’ an den Zäunen wild fen, fehleppen, und im Bremifchen teufen, verteufen, bin und, 


wachſen. So wohl der Zaunblume, Anthericum L.alsau . . wieder fallen Laffen, im Hochd. verzetteln; woraus zugleich die 
der Zauwinde, Weißglocke, oder Glockenblume, Convolru- Berwandtichaft mit dem Lat. ducere begreiflich wird. 


luslepiunL. ; 5 .. Die Zechbrache, plur. die —n, im einigen Gegenden, Fels 
Die Zauntitfihe, plur.die—n, ein Nahme der SeKenfirfhe, der, welche nach der Zeche, d.i. nach der Reihe, brach gelafe 
(9. diefes Wort,) Lonicera Xylolteum L. fen werden. 


Der Zaunkönig, des —es, plur, die —e, der Nahme eines DerZichbruder, des— 5, plur. die—brüder, Fãmin. die 
Heinen Bogels, welcher zu den Grasmücken gehören, und-fihgern  Zechfchwefter, plur. die—n, vondem Verbo zechen, eine Per⸗ 
amdenZäunenaufpält; Motacilla TrochlodyiesL, Er fon. , welche gern zechet, Fertigfeirim Zechen befiget, in der vers 
wird auch Zaunfhliefer, Weffelesnig, Dornkonig, Schneekö⸗ traulichen Sprechart. 
nig, Meiſenkoͤnig u. f.f, geuanut. Die Zeche, plur. die—n, ein Wort, welches vornehmlich in fol⸗ 

Die Zaunlilie, plur. die —n, der Rahme eines Gewächſes, enden nahe verivandten Bedeutungen gebraucht wird. x. Eine 

mit lilienförmigen Blumen, weldhes anden Zäunen häufigiff;foe ° Zunft, Junung; eimenoch in vielen Dberdeutfchen Städten, 
wohl einer Art der Zaunblume, Anthericum LilagoL. als 3: B. zu Straßburg übliche Bedeutung, wo daher Zechgenoſſen. 
auh einer Art der Heckenkirſche, LoniceraPericlymenumL. Zunftgenoſſen, der Zechen ältefter, derdandiwerksältefter, uff. 
Specklilie. Im Oberdeutſchen Zaungilge. ift.. Daher rühret es vermuthlich auch, daß die Handwerksge⸗ 

Der Zaunpfabl, des—rs, plur. die—pfähle, einin die Erde -felen den Tag, an welchem fieihre vierteljährigen Zufammene 

geſchlagener Pfahl, um welchen die Zaungerten geflochten wer  Tünfte halten, an manchen Drten den Zechtag nennen; ob er 

den, da denn beyde den Zaun ausmachen. ; gleich auch von dem damit gemeiniglich verbundenen Zechen den 
Die Zaunrebe, plur. die—n, des Rahme einee ranfenden Pflan⸗ Mahmerrhaben fann. 1. Im Bergbaue iſt es die Zunft, oder Se⸗ 

. 38, welche häufig an den Europäifhen Zäunen wächſet; Bryonia  Aellfchaftder Gewerfen, und das ihr verlichene Feld, es ſey nun 
L. Die zweyte Hälfte ihres Nahmens bezeichnet ihre zarten eine Fundgrube, oder ein Stollen; oder aud) eine oder mehrere 

‚ Reben, oder Ranken, daher es vermuthlich ein Mißverſtand iſt, Maßen. Eine ſolche Zeche beſtehet aus 32 Theilen, oder 
wenn fieim gemeinen Leben gemeiniglihZaunriibe genannt wird; 228 Ruren. Bon der Gewerffchaft wird vs indeffen, wie es 
wenigftene ift mienicht befannt, daß ihre Wurzel Äpnlichfeitmie cheinet, am feltenflen gebraucht ; am bänfftn von dem ide. ver» 
einer Rübe hätte, Sie wird indeffen auch Gichteübe, Stier Kiehenen Felde undden dazu gehörigen Grubengebäuden, Daber, 
wurz genannt. ! seine Zeche bauen, darauf arbeiien Iaffen ; fie befahren, befich« 

Das Zaunrecht, des—es, plur. die—e.\1. Das Aecht, ei⸗ tigen; beftätigen, dem Muther in Lehne geben ; Keliegen laf- 

sen Plag zu umzäunen ; ohne Plural, 2. Das Recht, oderdie x ‚fen, nicht mehr auf felbiger bauen, u.f.f. 3. Die Reihe und . 
Gerechtſame, welche ein Zaun bat, z. B. daß er von andern Sroͤnung, wie ein Gefgpäft die Glieder einer Gemeinde, oder 
nicht befchädige werden darf, u.f.f. ... gefchloffenen Geſellſchaft trifft, obne Plural; eine noch in dies 
Das Zaunreis,des — es, plur.car, der Mahme einer Pflane Ten Gegenden auf dem Sande, beſonders Oberſachſens, übliche 
ae, welche Häufig an denZäunen wächfer, und weil ſich iht borftiger Bedeutung. Das Vieh um die Zeche, oder nach der Zeche 
Same gern an die Kleider anfängt; auf) Richericp, Klebekraut hithen, nach der Reihe, (S. Zechhuth, Zechbragpe.) Die 

2 genannt wird; Galium AparineL, ; Banuern nach der Zeche zur Frohne fordern, nach der Reihe. Bey 

- Der Zaünriegel, des — s, plur.inuf, ein Nahmedesgart dem Bothſchaftgehen sur Frohne if die ordentliche Zeche su 
viegels, Liguftrum vulgareL, 5 halten, die Reihe. Die Zeche it an das Dorf U- Tr. die 

Die Zaunrutbe, plur,die—n, ©. Zaungerte. Keibetrifftdaffelbe.. Auf den Dörfeen in Meißen theilt man die 
Der Zaunfchliefer, des—s, plur, ut nom, fing, der Oberdeut⸗ . Froßnfuhren, welche nach der Reihe gefchehen, in die große und 
ſche Nahme des Zaunköniges, (S, diefes Wort.) DieYvsgelhas Kleine Zeche;iene betrifft die Pferdner und ganzen Bauern, ine 
ben die Gebüfche verlaffen, nur der Fleine Zaunfchliefer Hüpfee gleichen die weiten Fubren, diefe die Häusler, Gärtner und Koth⸗ 
umber, Geßn, & faffen, ingleichendie nahen Fubren. Leſſing gebraucht einmabl 
Die Zaunwide, plur. die —n,eine Art Wien, welche wild an davon das Wort umzechig: fie wiffen wohl, ihre ſerrſchaft 
„. den Zäunen wäcfet, und ein gutes Zurter abgibt; Vicia le- _ über mich itumzechig, mehrere üben ihre Herrſchaft über mich 
pium L. Mac der dteibe aus ; welches Wort wohl wenigen ſelbſt in Meißen 

Die Zaunwinde, plur, die —n, ©. Zaunglode, verftändlich fepn wird, weilZeche in diefer Bedeutung dafelbft nur 

‚Die Zaupel, plur, die—n, ein nur in einigen Gegenden Ober⸗ auf dem Lande üblich ift. 4. Eine Geſellſchaft zuſammen reich · 

fachfens übliches Wort, zweyſchür ige Schafe zu bezeichnen, wel- Lich teinfenderPerfonen, ein Gelag. Ju dieſer Bedeutung ſcheinet 

che, weil fie gemeiniglich die Krätze haben, und daher immer ge⸗ Canitz daffelbe zu gebrauchen: 

fch mieret werden müffen, auch colective Schmiervich genaunt Grant geheimes Blatt, das durch die Zechen Ok sehen 
: 1: “ 


8 # e 


u a re ROTE ER — 


Indeſſen iſt es in dieſer Bedentuug im Hochdeutfchen fetener, ine \ 


dem es am häufigen figüclich fo wohl von den Koften einer 


Vrinfgefelfchaftüberhaupt,als auch von eines jeden Antheil dazu , 


- befonders,gebraucht wird,in welchem Berftande es denn gewöhn⸗ 
lich nur im Siugular üblich it. Dev Wirth macht die Zeche, 
wenn er die Rechnung für das macht, was feine äfte ben ibm ver: 


zehret haben. Die Zeche bezahlen miifen, für andere bezahlen, 


und figürlich, für andere bügen müffen. Seine Zeche bezahlen, 


> feinen Antheil. Um die Zeche fpielen. Einem die Zeche ſchen⸗ 


ken, borgen, den Betrag deſſen, was er verzehret hat. 


Arm. Da dieſes Wort, fo viel ich weiß; weder in den ältern 
Schriften, noch im Niederdeutſchen, und in andern verwandten | 


Sprachen vorkommt, fo iſt de ſen Abftanınung ſchwer mit Gewiß ⸗ 


heit zu beſtimmen. Im Böhmiſchen Bergbaue ift zwarGech nd 


Cecha, in der zwenten Bedeutung üblich; allein, es iſt hier, fo wie 
andere Bırgwerfswörter, unftreitig aus dem Deutfchen aufge 


nommen. In der legten Bedeutung Fönnteman esvon dem fols - 


genden Verbo zechen ableiten ; allein, mir ſcheint doch die allge⸗ 
mieinere Bedeutung einer Geſellſchaft die herrfhende,und die Bir» 
wandtfchaft mit zechen zu entfernt zu ſeyn. Friſch glaubte, es 
ſtamme von eben ber, weil vielleicht die älteſten Gewerffchaften 
aus zehn Perfonen beftanden hätten. Mit mehr Wahrſcheinlich⸗ 
keit könnte man es als ein Jutenſt dum von ziehen auſehen, obgleich 
die Verbindung zwiſchen dem Ziehen und einer geſchloſſenen Ges 
ſellſchaft freylich noch dunfel iſt. 
Zechen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das 
. Hülfswort haben bekommt. iReichlich trinken; in der vertrau⸗ 
lichen Sprechart. Wacker sehen. Sie haben Sieganze Fracht 
mit einander gezecht. : i 2 
Ihr Sveunde zecht, wieunfee Dürer zechten, Haged. 


-2, Bey einem Wirthe für fein Geld’ effen und trinken; eiwe im: 
Hochdeutſchen feltene Bedeutung, in: welcher es nur allein as, 


ein Neutrum gebraucht wird. Sir fein Geld zechen. Bey eiz 
nemzechen. Dober bag Zecden. 

Anm. Auch diefes Wort ift im Hoch» und Oberdeutſchen fo 
einzeln undeinfam, alzdas vorige; außer daß auch im Böhm, 
cechuje, ich zeche iſt, von welchem denn doch noch die Frage ift, 

ob es nicht aus dem Deutfchen entlehnet worden. Es iſt aller 
Wahrfheinlichkeit nach cin Intenſivum von ziehen, zumahl, da 
ſchon diefes von dem reihlichen Trinken gebraucht wird. 
Das Zecheneifen,des —s, plur. ut nom. fing. aufden Eiſen⸗ 
* bämmern, sin Hammer mit dem Zeichen des Hammerperren, dag 
Stabeifen damit zu zeichnen. _ ’ 
Das Zehenhäus, des —es, plur. die —häufer, im Bergbaue, 
" ein. Haus, wo 
zu verrichten, die Erze darin zu pochen u. ſaf. Es wird auch das 
Suttenhaus genannt. — 
Das Zechenhälz,des—es, plur. car. eben daſelbſt, ein Collecti⸗ 
vum, das zu den Grubengebãuden einer Zeche nöthige Holz zu be⸗ 
zeichnen. 
Der Zechenm eiſter, des —s, plur. ut nom, fing. ein Vorge⸗ 
fester der Bergleute einer Zeche, welcher die Rechnungen über 
Einnahme und Ausgabe führer. 
Der Zehenräsch, des —es, plur. car. ia einigen Öegenden ein 
Nabme des Schwefrlfisfes 5 vermuthlich, weil er fich Bey dem 
' Höfen großen Theils in Hauch auflöfer. 3 
Das Zechenreg iſter, &e8—s, plur. ut mom. fing ‚eben das 
ſelbſt, das Verzeichniß, weiches der Steiger über die täglichen Ara 
beiten und Borfallenpeiten hey einer Zeche hält. 
Der Zecher, des —s, plur ut nom. fing. Fämin, die Zeche: 
zinn, eine Perfon, welche zecht, Fertigkeit, reichlich zu trinken, 
beſitzt. — 


rin ſich die Bergleute verſammeln, ihr Gebeth darin 


* * ———— * a ER Tas 
——— 


ee 
War Calchas nicht ein hocherfahrner Zehen, = > 
Und, bald berauſcht, ein zeld im Prophezeyn? Haged. 
Die Zechführe, plur, die —n, von Zeche, Reihe, in einigen Ge⸗ 
genden, Frodnfuhren, welche nach der Reihe gefeheben. e 
Der Zechgenoͤß, des en, plur. die —en, it einigen Gegenden, 
ein Genoß, ein Mitglied einer Zecpe, d.i, einer Zunft oder Ge⸗ 

s meine. 7 { E —— ji 

Die Zechhüth, plur.inuf, auch ur in einigen Örgenden, die je⸗ 
nige Art der Huch, oder Hüthung des Viehes, da fein eigener Hir⸗ 
te gebaften, fondern das Vieh von den Einwohnern ſelbſt aach der 
Reihe gebüshet wird, 17, — 

Die Zechine, plur. die —n, der Rahme einer Venetianiſchen 
Goldmnze, welche 22 Venetianiſche Lire, oder 25 Rihlr. Conben⸗ 
tions⸗Geld hält. Das Wort iſt aus dem Jtal, Zecchino, wel 
ches wieder von Zeoca, die Münze, das Münzbaus, abſtammet. 

Der Zeihftein, des —es, plur. von mehrern Arten, die —e, 
ein Rahme, welchen die Bergleute an verſchiedenen Orten meh⸗ 
tern Öteinarten geben, ve rmuthlich, fo wie feibige auf einer Zeche 
büufig Drehen; fo wohl dem gemeinen Kalkfteine, welcher ın den 
Hodenfteisifhen Flöggebirgen diefen Nahmen führer; als auch 
"au andern Drien dem weißen Spathe; als endlich aud der ſo 

„genannten Adlöſung in den Zwittgegebivgen.  . een 

Der Zechtag, des—es, plur.die—s 1. Bon Zeche, Zunft, 

bey den Handwerkern einiger Gegenden, derjenige Tag, an wel ⸗ 

chen die Öefellen ihrv vierteljährige Verfammlung halten. 2.Bon 

- dem Verbo zerhen, ein zum reichlichen Trinken beftimmter Tag, 

Die Zee, oder Zäcke, plur. die—n, im gemeinen Leben, der. 

. Radmeeinesinfectes, weldyes ſich in den Gefträuchen der Wälder 
aufhält, und ſich gern an Menfchen undThiece hänget,da es denn 

mit dem Kopfe in die Haut eindringer, und ſich voll’ Blutfanget;. 
der Zolzbodt, die Schaflaus, Sundelaus, Kuhlaus. Im Nie⸗ 
derj. Tefe, im Engl, Tick, Tike, im Sranz.Tic, Tique, im _ 
Siıived. Tik, im Ital. Zecca. Es ift ohne Zweifel ein Jureu- 
fivum von ziehen, weil dieſes Inſect das Blut an ſich zieber, Si. Br 

ſauget. Don eben derfelden Formift das in manchen Provinzen’ , 

„7 übliche Verbum zecken, welches fo viel als necken bedeuten 7 

‚ Die Zebe, (mit yem bobene,) plur.die —n, 1. Ein fpigiges, ges 
fpaltenes Stück; eine Bedeutung, weiche im Hochdeutſchen 55 
und Hur noch in einigen Oberdentſchen Gegenden bekannt ift, wo 

eine Ingwersehe, vine Knoblauchszehe, ein Pleines gefpaltenes 1 
Süd it. 2,@in gefvalsener biegfamer Theil des äußerſten Bͤr  - 
derfußes an Menſchen und Thieren, das, was die Singer an den 
Händen find, Zehen haben. Die große Zehe, dieFleine Zehe. 
Aufden Zehen geben. - Sich aufden Zehen herbey ſchleichen. 
Die Biegfamkeitnn terſcheidet die Zehen von den Klauen undzu⸗ 
fen. Indeſſen nennt man auch den vordern Theil der Wand des a 
Hferdebnfes figürlich die Zehe ; — 
Arm. Im Oberdentſchen, von den früheſten Zeiten an, Zehe, 
im Siederf, Taanı, im Angelf. Ta, im Engl. Toe, im Shwed.. 
Ta. Esiftmit Zahn, Zade u. f.f. Eines Geſchlechtes, indenn 
die Hervorragung, ſpitz ige, gefpalene Beſchaffenheit ohne Zien _ 
fel der Grund der Benennung iſt. —— — 
Zehen, zuſammen gezogen, zehn, (mit dem fiefene,) eine runde 
zahl, welchefich zwiſchen neun und elf in dee Mitte befinder, und 
"jeberzeitunderändert bleibt. Zehen Tage, vor zehn Wochen, r 
sehn Zauſer m. ff. Selbſt wenn es ohne Subftantiv ſtehet, R 
bleibt es am beflen unverändert, obgleich einige andere Grundzah ⸗ 
len hier die Biegung verſtatten. Einer von zehen, beffer, ale " 
"von zehnen. Das Geld diefer zehen, oder zehn deffer als die ſe 
zehne. Kin gerr von sehen Sclaven, beffer, als zehner Scla⸗ 
den zerr So auch in Zufammenfrgungen, vierzehen, funfze⸗ 
ben, ſechzehen u. ſe f. zebentaufend, 


z 





Anm. 





” — 
ie ’ —— * 


1665 Zeh 
Arm. Im Oberdeutſchen von den früheſten Zeiten an, zehan, 
zin,cin, bey dem Ulphilas taihun, im Niederf, tain, im Fat. 
decem, im Griech, miteiner andern Ableitungsfplbe, deuag, im 
sländ, wieder mit einer andern, iju, in andern Sprathen ohne 
Ableitungsflbe,wie im Wallif. deg, im Bretagnifchen deo, im 


Zeländ. deag. Die Spibe en ift die Ableitungefplbe, entweder 
den Plural zu bezeichnen, oder, welches wahrſcheinlicher ift, ein 


Pa * 


Umſtandswort, dergleichen die Zablwörter find, auzudeuten, wie‘ 


in fieben, unten, ‚oben, außen: Es kommit bier alfoaur auf 
die Wurzelſylbe zeh, oder miteinem ſtärkern Hauptlaute, zech, 
tech u. f. f. an, welche ſich aber nur muthmaßlich beſtimmen läßt, 
weil die Rahmen aller Grundzahlen ein ſehr hohes Alter haben, 
and die Grundzahlen ſelbſt ſehr abſtracte Begriffe bezeichnen, 
Gemeiniglich leitet man es von dem vorigen Zehe ab, deil der 
Menfch an beyden Füßen zehen Zeben bat. Allein es ift wahr, 
f&einlicher, daß die Wurzelſylbe zeh mit zigin zwanzig, dreypig 
vierzigu.f.f. eine und eben diefelbe ift, und daß beyde von ziehen, 
Niederſ. teihen, sehen, herſtammen, weil man bey der älteſten 


einfachſten Art zu zählen und zu rechnen, zehen Einheiten zus 


fammen legte, und dann eine ſolche Sammlung zurück auf einen 
Haufen zog. (S. auch —Zig.) Übrigens läßt fih dieſes Zahl⸗ 
wort, fo wie alle Grundzahlen, mit vielen Adjectiven zufammen 
feßen, ſelbſt mit folchen, welthe außer der Zufammenfegung nicht 
als Adjeetive üblich find, zehntägig, zehnjahrig , zehnfüßig, 
‚zehnföpfig, zehnmablig u. ſ. f. 


Die Zehen, plur. die — em fo wohl die Figur, welche die Zahl 


zehen bezeichnet. Bine Römische Zehn. Alsauch ein Blart in 
der Karte, welches mit zeben Augen bezeichnetift, Die Pique 
Sehn. 


Das Zehend, des — es, plur. die —e, nicht —em,) ein Col 


lectivum, eine Zahl von zehen Einheiten su bezeichnen, 

} Den allen, die ung beffern Fönnen, 

Mehr ZehendenitZehende) an Jahren gönnen, 

Das will die Pflicht, Hager. - \ 
Das zweyte Jahrzehend diefes Seculi. Das Wort wird felten 
gebraucht, wird aber gemeiniglich mit dem folgenden, der Zehente, 
verwechfelt, ungeachtet fie fo wohl in derForm, als deu Geſchlech⸗ 
te und der Bedeutung, febe verfchieden find. Von diefer Verwech⸗ 
fefung ſtammt denn vermuthlich der Plural, die Zehenden, für 
Zehende, ber ; ungeachtet nur diefer der analogiſch richtige iſt. S. 
auch Decher, welches in manchen Fällen für Zehend üblich ift, 


Der Zehener, Zehner, des —s, plur. ut nom. ling. ı. Eine 


Zahl, welche fo viel Mahl zehen Einheiten bezeichnet, als ihre 
Figur andeutet, folglich eine. jede Zabl, welche in zuſammen ge⸗ 
festen Zahlen die zwente Stelle von der rechten Hand zur linken 
bedentet; im Gegenfage der Einer, Zundertek u.f.f. (S. auch 


Einer.) 2. Eine Zahl von zehn Einheiten alsein Ganzes betrach⸗ 


ter. Sofind die Zehnerin einigen Gegenden ein Gerichts - Eolz 
legium von gehen Verfonen, welches auh das Zehnergericht ges 


nanntıwird, Auch der Kaifergrofchen wird, fo ferner geben Pfens 


nige gilt, an einigen Orten ein Zehner genannt. 3. Ein Judi⸗ 
viduum aus einem ſolchen Eollegiv von zehen Perſonen; auch nur 
an einigen Deren, { S 


Zehenerley, Zehnerley, adj. indecl. et adv. von gehen ver« 


- Schiedenen Arten und Befhaffenheiten. Zehnerley Dinge unter 
einander mischen. Zebner iſt in diefer Zuſammenſetzung der ehe⸗ 
‚dem üblihe Genitiv vonzehen, z. B.zchner Rinder Vater, wo⸗ 
für man jest fagt, der Vater von zehn Rindern. 


Zehbenfach, Zehnfach, adj. et adv. zehen Mabl genommen. 


Sinen Zeug zehnfach legen. Einem etwas zehnfach erſetzen. 


Zehenjahrig/ Zehnjehrig, adj.etadv. zehen Jahre att, Ein 


zehnjähriges Kind. S. Jährig. 


Adel. W.B. 4. Th. 2. Zul. 


35 1666 


Zehenmahl, Zehnmahl, adv. zu zehn verfohiedenen Mablen ; 


richtiger, zehen Mahl, weil bier fein Grund der Zufaimmenzies 
bung iſt. Ich babe es dir ſchon zehn Mahl gefagt. Zehn: 
mahl zehn ift hundert. & 


Zebenmablig, Zehnmahlig, adj. was zu gehen Mahlen ges 


ſchiebet. Ein zahnmahliges verboth. 


Der Zehenſtrahl, des — es, plur. die—e, in der Naturgeſchich⸗ 


te, eine Art aufgeritzter Seeſterne mit zehen Strahlen, Decactis, 


Der Zehentacker, des — s, plur. die — acker, ein Ader, von 


welchem der Zehente gegeben wird, 


Das Zehentamt,des— es, plur. die —ämter, ein Amt, oder 


CEollegium ſolcher Perſonen, welche den Zebhenten 


h für den Ze⸗ 
bentberren einnehmen. - ; 


Zehentbar, adj.etadv, 1. Wovon der Zehent gegeben wird, 


Zehentbare Acker. Zehentbares vieh. 2. Zum Zehenten vege 
pflichtet, wie zehentpflichtig. Zehentbare Bauern. So auch 
die Zehentbarkeit. 


Der, die, das Zehente, Zehnte, adj. welches die Ordnungs⸗ 


zahl von zehen iſt. Der zehnte Tag im Jahr. Den zehnten 
dieſes Monaths. Zum zehnten Mahle wieder kommen. 


Der Zehente, Zebnte, des Sn, plur. die — n das vorige 


Adjectiv alsein Subftantiv gebraucht, denzehnten Theil zu be⸗ 
zeichnen. Es iftbefonders von folden Abgaben üblich/ welche von 
Feld = und Gartenfrächten, dem zabmen Viche, der Wolle n. f. f. 
in Natura gegeben werden, da denn diefe Abgabe von Alters her 
und noch jege am hänſigſten in dem zehenten Individud beſtehet. 
Der Sriuihrzehnte, der von Früchten gegeben wird; fo auch Obſt⸗ 
zehnte, Weinzehnee, Rauchzehnte, Sackzehnte, viehzehnte, 
Schmalzzehnte, Wollzehnte, u. ſef. Den Zehnten geben, eins 
fordern. Den Zehenten von etwas geben. An manchen Orten 
wird ſtatt des zehnten Sheils ſchon der deitte, vierte u.f.f. und- 
an manchen nur der zwangigike, dreyßigſte u. ff. gegeben, und 
doch behält diefe Abgabe in ſolchen Fällen. oft den Rahmen des 
Zehnten. ’ ; 

Anm. Schonim,Rero Zehanto, im Niederſ. Tegen, Tegede. 
In einigen Gegenden ift dafür das Lateinifche Wort, dev Decem, 
und verdirbt, Deg, Däg, üblich, Da diefes Wort die vorige 
Dodnungszapl if, nur daß fiebier ellipriſch und ſubſtantive ges 
braucht wird, fo erhellet daraus, wie unrichtig es ift, wenn man 
dasſelbe Zehend oder Zehent fehreibt, und es mit dem obigen, 
ganz verjchirdenem Worte, dag Zchens, verwechſelt. 


Das Zehentel, Zehntel, des —, plur, ut nom, fing. cin 


Theil eines im zehen Theile getheilten Ganzen. Sieben Ze: 


bentel. 


Zehenten, verb. rez,act. 1. Den Sebenten auflegen, nehmen, 


eintseiben. Ein Geiſtlicher zehentee den andern nicht. 2. Den 


‚Sebenten geben, doch nur in dent abgeleiteten verzehenten. 


Der Zehenter, des —s, plur.ut nom, fing. ı. Ein Beamter, 


weicher den Schenten im Naben des Zehentherren einnimmt, 


«oder eintreidet, der Zehentmahler, Zebentfammler. In mans 


chen Gegenden , obgleich nnrichtig, Jehentner, Zehendner, ine 

dem Zehenter vom zehenten gebildet ift, wie Geber von geben, i 
Flchmer vonnehmen, und taufend andere mehr, 2. An einigen 

Drten, Unterthanen, welchzverpflichtet find, dem Gutsheren um 

diezebente Garbe das Getreide zu ſchneiden, zu drefchen u. f.f. 

weichen Rahmen fie auch beybehalten, wenn es gleich nur um den 

zwölften Schäffel geſchiehet. Au manchen Orten gleichfalls Zer 

bentner, ©. Zebentfröhner. 


DieZebeniflur, plur. die — en, eine Flur, welche den Sehen: 


tenzu geben verbunden iſt. 


Der Zehentfrohner, des— s, plur. utnom. ing, wie Zchen- 


ser 2, d.i, Unterthanen, welche dem Gutsherren für den Genuß 
Nunnn des 


1667 — 


des zehenten Theiles zu feäßnen — ft, Mäffen fie da⸗ 


für deefchen, ſo heißen fie Zebentdrefcher, und wenn fie ihm da⸗ 


—— das Setreide hauen, oder ſchneiden müſſen, Zehentſchnitter. 


Die Zehentgarbe plur. die n, die zehente Garbe⸗ welche der 


Zehentherr als feinen Sehenten befommt. 

Das Zehentgeld, des — es, plat.. von mehrern Summen, die 
— er, dasjenige Geld, welches auſtatt des Zehenten ‚gegeben 
wird; an einigen Orten, der Zehentfcheg. 


Das Zehentgericht, Zehntgericht, des —es, plur. die — e, 
an einigen Orten, ein Gericht, welches die über die Sehenten ent« 
fiehenden Streitigfeiten ſchlichtet; und welches weder mit Send: 


gericht, von Synodus, noch mit Zentgericht, von Centena, 
verwechjelt werden muß. 


Die Sebentgränze ‚plur. die — die Gränge einer Sehentflar, 
die Gränze, wo die Befuguiß eines Sehentherren aufhöret, 

Der Zehentherr, des— en, plur. die — en, derjenige, welcher 
die Befngniß hat, den Zehenten in einem gewviffen Bezirke einzu: 
fordern. 

Der Zebenthof, des — es, plur. die — höfe aneinigen Drten, 
derjenige Hof, wo der Zehente zufammen geführet, oder verwah⸗ 
vet wird. 

Der Zehentholde, des — n, plur. die — n, nur an einigen 
Orten, befonders in Dberdeutfhland,, geßeutpflichtige Unter: 
tbanen, Si Holde. 

Das Zehentkorn, des — es, plur. inuf, Korn, di. . Betreide, 
welches aus dem, Zehenten kommt. So auch Zehenehrfer, Ze— 
hentgerſte, Zehenrocken weh 

Der Zebentmabler, des — 8, plur. ut nom. fing, an einigen 
Drten , wie Zehentſammler, ©. 1. Mahlen. 

Der Zebentmann, drs— es, plur. die — männer, derjenige, 
welcher den Zehenten zu geben verpflichtet if; im — *— des 
Zehentherren. 

Der Zehentner, S. Zehenter. 


Zehentpflichtig, adj. et adv. verpflichtet, oder — den 
Zehenten zu geben; zehentverwandt. So auch die Zehentpflich⸗ 

« tigfeit. 

Die Zehentordnung, pur. die — en, eine obrigkeitlich e Verord⸗ 
nung in Anfehung des Zehenten. 

Das Zehentrecht, des —es, plur. die — e. 
Befugniß, den Zehenten zu heben; ohne Plural. - 2, Der Fubes 
‚griff der Gefete in Anfehung des Schenten, entweder im Singu- 
tar allein, oder im Plural allein. 3. Ein Recht, oder Befugniß, 
welches dem Zehenten ankiebt, 5.3. daß er nicht mit Arreſt ber 
legt werden kann; mit dem Plural, 


Lie Zöhenteuthe, plur. die — m eine Ruthe von einer beſtimm⸗ 
ten Länge, mit welcher man.in ſolchen Gegenden, wo der Zebent 
nicht in Garben, fondern nad dem Maße des Feldes, gegeben 
wird, (S. Stabzebent,) das Feld abzumeſſen pflegt. 

Der Aehentfanımler, des— 8, plur. ut nom. fing. eine ver- 
pfichtete Perfon, welche den Sehenten für den Zehenthetren eins 
ſammelt. ©. Zehenter und Zehentmahler. 

Der Zehentfchan, des — es, plur,car. ©, Zebentgels. 


Der Zehentſchnitter des — 8, plur. ut nom. fing. (©. Ze⸗ 


bentfröbner.) Diefe Arc der Frohne, des Gerichtsherren Getrei- 
= de um den Zebertten zu fchneiden, wird in Meiffen die ‚Benfeu> 
oder Sichelfrohne genannt. 

Die Zehentſ⸗ cheuer, plur. die — m die Scheuer des Zehenther⸗ 
ten, worein der Zehente von den Getreide gebracht wied, 

Der Zeyentfchreiber, des—s, plur. utaom. fing. ein Serie 
ber, oder Actuarius in einem Zehentamte. 


1. Das Hecht, die - 





#3 % 1668 

Der Zeentfteii, des 6, plaur. — & — fo fern fe. 

die Granze der Befugniß eines — anzeigen, die Ze⸗ 
bentgränge ‚machen. 

Der Zehentſtrich des — es, plur. inuf an einigen Orten, die: 

jenige Art des Zehenten, da auftatt der Garben ein befiinmtes 


‚Maß Getreide gegchen wird — auch der —— ge⸗ 
nannt wird. 


"Zehentverwandt, adj. et adv. an einigen Ducen, wie zebent⸗ 


pflichtig, Zehentverwandte Bauern. 
Der Zehentzug, des — es, plur. die — züge, der Zug, — i. 
die Hebung, oder Einfammlung des Zehenten. 


Der Zchenzopf, Zebnzopf, des — es, plur. die — in 


der Naturgefchichte, eine Act vielſtrahliger Seterör, Deca- ' 
Enifuos. 


Zebig, adj. etadv. von Zebe, Beben babend, mit Sehen — 


nur in einigen Zuſammenſetzungen, wie einzebig, * 2 


dreyzebigu.f-f. 

Zebren, verb. reg.neutr. mit dem Hülfsmortfe. Haben; ı Er 
fen ;. eine längft veraltete Bedeutung, in welcher in einigen Ober⸗ 
deutfhen Gegenden noch das Abendzehren, Mittagszehren ı.[f. 
für Abendeffen, und Mittagsmahlzeit üblich iff, 2. In weiterer 
Bedeutung, Speife und Trank zur Unterhaltung des Lebens zu 
fid nehmen ; nur in folchen Fällen, wo die Art und Weife, und 


befonders die dazu nöthigen Mittel, bezeichnet werden. Don fee 


nen Renten, von dem Seinigen 3ebren. Don der Schnur zehe 
ten, im gemeinen Leben, von feinem Capitale, fo dag bazfelde 


duch die Bedürfniffe vermindert wird; wo die Figur freylich dune - 


kel ift, (S. Schnur.) Auch in diefer Bedeutung wirdes, die letz⸗ 
te R. A. ausgenommen, im Hochdeutfchen inımer feltener ‚indem 
man dafür lieber das allgemeinere leben gebraucht. - 3. An enger 
ver Bedeutung, bey einem Wirthe für Geld effen und teinfen. 
Beyeinem Wirthe zebren. Für fein Geld, ‚auf andrer: Leute 
Roten zehren. 4. Figürlich. (a) Der Wein, drr Thee, das 
Woaſſer zebret, macht den Menſchen mager ; ingleichen, erweckt 


Apperit zum Eſſen. Dev Wein zehret, aber das Bier nahret. 


45. auch Abzehren, Auszehren) (b) Vermindert werden, ſich 
verzehren, beſonders von flüſſigen Dingen, wenn fie durch Aus— 
dünftnng, oder vielleicht auch durch den Bodenſatz abuehmen. 


Der Wein zehret im Faſſe, daher muß er von Zeit zu Seit 
nachgefüllet werden. 


Orte. 


Anm. Im Oberd. bey dem Setfern, ff. zeran, im Ficderf, 
tereh. Bey dem Ulphilas iſt — und im Wendiſchen zeru 
verſchlingen, im Angelſ. taeran und im Engl. t6 tear, zerren, 
zerreiſſen, in Schwed. täAra, fo wohl darchbohren, als verzehren, 
und nahren wozu auh das Griech. regsw,durchbohren, das Lat. 
terere, nnd das Deutſche durch gehören. Der Sauptbegriff iſt 
ohne Zweifel das Zerreihen und Zerreiſſen mit den Zähnen, fo 
». daß unfer zevven das Intenfivnm davon ift. 

Der Zehrer, des — 8, plur, ut nom, fing.derienige, welcher , 
zehret, oder verzehret; ein ungewöhnliches nur in der ſprich⸗ 
wörtlichen R. U, üblicjes ort: ein Sparer will einen Zehrer 
baben/ oder, nad) dem Spare Fommt ein Zebren, d. i. ein 
Berichwender, 4 

Zehrfrey, adv. Femanden —— balten, die Unterhaltungefos 
fen in einem Gaſthofe für ihn bezahlen, ihn frey halten. . 

Die Zehrfreyheit, plur. car. das Recht, fi in einem Gaſthofe, 


oder an einem freinden Orte frey unterhalten zu laſſen, auf ander 
‚zer Koſten zu leben. 


* 


Der Zehrgarten, des —s, plur. die —gärten, an den Höfen, 


ſelbſt in Dberfachfen;das Gewolbe oder Magazin von den noch 
R ö wen» 


Daher das Zehren, und die GZebrung 8. cebere⸗ an feinem 


* 











1669. Zeh 
wendigen Lebensmitteln, fo wohl an Gemüfe, als Fleiſch und Fir 


bier nd fo viel alg effen, fpeifen, Garten aber einen eingeſchloſ⸗ 
‚fenen, verſchloſſenen Ort bedeutet. Das Wort wird oft, aber ir⸗ 
via, Ziergarsen gefchrieben und gefprochen, 

Der Zehrgärtner, des—s, plur. ut mom. fing, eben daſelbſt, 

- ein Hofbedienter, welcher die Aufficht über den Zehrgarten hat. 

Das Zehrgeld, des ⸗es, plur. doch nur von mehrernSunmen, 
die — er, das zu feinem Unterbalte notpwendige Geld, befonders 
auf der Reife und an einem fremden Orte; der Zehrpfennig, im 
Dberd. die Wegesehrung. Einem Kann ein Zehrgeld geben, 

ein Himofen zum Unterhälte, S. auch Zebrpfennig. 

Das Zehrkraut, des — es, plur, inuf. ein Nahme der Beto⸗ 
nie, welches ſ. 

Der Zehrling, des— es, plur. die — e, in einigen Gegenden 
ein Rabme des Bergfinfen, ©, diefes Wort, 

Der Behrpfennig, des —es,plur. inul. 3, Eine feine Geld: 
funyze zum Unterbalte auf der Heife, oder an einem fremden Drs 
te; beſonders fo fern diefelde als ein Almofen gegeben wird ; wie 
Zehrgeld. Jemanden um einen Zebepfennig anfprerhen... 2 
Das zu feinen täglichen Bedürfniffen, befouders zu demlinterhalte 
erforderliche Geld. So fast man 5.2. ein guier Wirth müffe 
aufeinen drepfachen Pfenuig bedacht feyn, auf einen Zehrpfen⸗ 
vig, Ehrenpfennig und Nothpfennig. 

Die Zehrung, plur. car. 1. Das Schrein, d.1. Efjen und Seins 
fen, an einem fremden Orte. . Sreye Zehrung haben, 2. Der 
Aufwand für Effenund Trinfen an einem fremden Orte, oder in 
einem Gaſthofe; eine größten Sheilg veraltcte Bedeutung. Geis 
ne Zehrung bezahlen, was man verzehret hat.) 3. Das dazu noths 

wendige Geld, wie Zehrgeld und Zehrpfennig. Jemanden um 
eine Zehrung anfprechen, ihm eine Zehrung geben. 

Der Zebrwurm, Ses — es, plur. die — würmer, ein Nabme 
der Miteſſer, S. dieſes Work. 

Die Zebrwurzel, plur. car, ı. Ein Nahme der Sieberwurzel, 
Arum maculatum Lian. weil fie wegen ihrec Schärfe zehret, 
und daher in Magenfranfheiten gebraucht wird. 2. Bey einigen 
auch daeDracontium Linn. auseben derfelben Urfache, 

Der Zehrzoll, des — es, plur. car. bey den Waffermüplen, ein 
Zoll am Mage, welchen man zwifhen dem Sicherpfahle undFach- 
baume zugibt, weildem Fachbaume mit der Zeit etwas im Wafler 

" abgehet, 

Das Zeichen, des — s, plur. ut nom. ling. 1. Die Figur, 
die Ausbildung einer Sache, das Bild derfelben; eine veraltete, 
und nur noch ineinigen wenigen Fällen übliche Bedeutung. Das 
Zeichen des Kreuzes, die Figur deffelden, auch wenn fie. mit dem 
Finger in der Luft gemacht wird, Die zwölf himmlischen Zeiz 
chen, die swölf Zeichen des Thierkreiſes, die zwölf Sterndilder, 
welche ſchon im Dtifried thie zwelfzeichan heißen. Das 
Zeichen des Krebſes, derSifhe u. f.f. In einem glücklichen 
Beichen geboren ſeyn. Es kann ſeyn, daß mir diefer Benennung, 
zügleich auf die Vorbedeutung künftiger Schickſale gefeben worden, 
indeffen ift doch die Bedeutung eines Bildes auch aus dem folgen» 


term Verſtande, etwas finnliches überhaupt, fo fern es beſtimmt 
ift, eine Vorſtellung zu erwecken. Sowohl eine Vorſtellung über» 
haupt; fo find dir gefchriebenen Worte Zeichen unferer Gedans 
fen. Als auch von der Anwefenheiteinee Sache; ein Merfinabl. 
Das ifi ein Zeichen einey guten Geſundheit. Rein Zeichen: des 
Kebens von fih geben. Kin Zeichen feiner Tapferkett ſehen 
leffen, beſſer, Nerkmahl, Probe. Die Zeichen des jüngiten 
Tages. Ingleichen eine Vor ſtellung von feinen Willen zu eriwe, 
gen, etwas ſichtbares, welches zur Borfgriftderpandlung dienst, 


J 





fen; ein bepden Theilen nach febr altes Wort, indem zehven 


ten Verbo zeichnen unläugbar. 2. Etwas ſich tbares, und in wei⸗ 


— Z 1676 


f > 

Kinem ein Zeichen mit der gans geben. in Zeichen mir der 
Trompete, der Trommel geben. Als endlich auch, ein Ding 
daran wieder zu erfennen ; ein Kennzeichen. Lin Zeichen an 
etwas machen ; ein Zeichen einbrennen, An dem Zeichen er⸗ 
Penner man es. Der Färber gibt bleyerne Zeichen aus, die 
Per ſonen, welche ihm etwas zu färben. gebracht haben, daran wie⸗ 
der zu erkennen. Viele Handwerfer machen Zeichen an ihren Ar« 
beiten, um fie daran wieder zu erfennen, u.f.f. So andy die 
Zeichen in einem Buche, . 3, In einigen engern Bedeutungen, 
(9) Ein Derfmapl einer Fünftigen Sache. Das. halte ich fur 
ein bofes, für ein gutes Zeichen. Kin Luftzeichen, Simmels= 
zeichen u, 1, f. fo fern man ehedem alfe feltene Erſcheinungen an 
der Atmofphäre, oder an dem Himmel fir Vorbedeutungen hielt, 
(6) Eine Veränderung, fo fern fie eine unmittelbare Wirfung 
Gottes, ein. Merkmahl feiner unmittelbaren Gegenwart ift, ein 
"Wunder ; eine veraltete, nur noch in der Deutfhen Bibel und. 
den biblifchen Style übliche Bedeutung, in welcher eg oft mit 
Wunder verbunden wird, Zeichen und Wunder thun; oft aber 
auch allein fichet: Gott thue ein Zeichen an miv. 

Anm. Bon des Kero Zeiten an im Oberdeutfchen zeichan, im 
Nieder. Teken, bey den Ulphilas Taikus, im Augelf. Tacu, / 
im Schwed. Toku, im Engl. Token, im £at. Signum, im 
Griech. renıangıov. % iſt mitzeigen und 'zeiben genau verwandt, 
©. diefe Wörter. 

Das Zeichenbuch, des — es, plur. die —bücher, von dem Bere 
bo zeichnen, ein Buch, worein man zeichnet, Jugleichen ein 
Bud) mit vorgezeichneten Figuren, zeichnen darnach zu lernen. 

Ser Zeichendeuter, des— 8, plur. utnom. fing. Fämin, die 
Zeichendeuterinn, eine Perfon, welche aus getoiffen Erfcheinuns 

gen zufällige fünftige Begebenheiten vorher fagen will; befonders, 
wenn foldes aus den Geflienen geſchiehet, in welchem Falle der 
Zeichendeuter und Aſtrologe gleich bedeutend find. 


Die Zeichendeuterey, plur. die—en, die Borherfagung Fünftir 


ger Dinge aus gegenwärtigen Eripeinanate; ; im verädhtlichen 
Berftande, 

er Zeichenhbammer, des —s/ plur. die bämmer, bey ver⸗ 
fHiedenen Metal, Arbeitern, ein Hammer nit dem Zeichen des 
Meiſters auf der Bahn, die Arbeit damit zu zeichnen; bey * 
dern der Zeichenitäampel, 

Die Zeichenkunft, plur. inuf. von dem Verbo zeichnen, ie 
Kunſt oder Fertigkeit, zugeichnen , Seichnungen zu machen; die 
Zeihnungsfunft. 

Die Zeichenlehre, plur. inuſ. ı. Im weiteften Verſtande, die 
Lehre oder Wiffenfchaft, ſchickliche Zeichen gewiffer Borftellungen 
zu erfinden;arscharacteriflica, 2, In engerer Bedeutung, in 
der Medicin, die Wiſſenſchaft, den Zuſtaud einer Krankheit aus 
den Zeichen gehörig zu beurtheilen; die Semiotik. 

Die Zeichenleifte, plur.die —n, bey den Ölafern, ein Lineol, 
das Maß zu den Fenflerflügeln damit zu nehmen. 

Der Zeichenmeifter, des—s, plur.ut'nom.fing, von dem 
Verbo zeichnen, derjenige, melcher Unterricht im Zeichnen, in 
der Kunſt, Zeichnungen zu verfersigen, ‚gibt. 

Der Zeichenftämpel, des— s, plur. ut nom, fing.: S. Zei: 
&enhammer. 

Zeichnen, verb. reg.act.et neutr. ». Die Umriſſe eines Ge⸗ 
genftandes und jeder ichtbaren Partie desfelben durchLinien nach- 


” Bilden; wodurch es fich von Mablen unterfcheider. Es ift hier fo 


wohl ein Reutrum. Zeichnen Fönnen, zeichnen lernen. ach 
der Natur zeichnen. Mir Bleyſtift, Röthel, der Seder, dem’ 
Pinfel zeichnen. Als auch ein Yerivum, - Eine Sigur, einer 
Baum zeihnen. 2, Ein Merkmahl an etwas machen, um es 
daran wirder zu erkennen. Kinen Ballen Waare, eine Stelle 

Hunun = in 





1671 — Zeil 
Pferd, weiches fchöne Unterfcheidungsmerfmahle hat. Gort hat 
ihn gezeichnet, durch ein fichtbares Merfmahl von andern untere 
ſchieden; ein im gemeinen Leben von ungeftalten, oder gebrechli⸗ 
eben Perſonen üblicher Ausdruck. So auch das Zeichnen. 

Anm. Die Endfplbenen verräth, daß es ein Intenfivum von 
einem veralteten Verbo zeichen ift, weiches noch im Kero, bey 
dem Detfried u. ſ. f. vorkommt. ImMiederf.tefenen, bey dem 
ulphilas taiknan, im Lat. ſignare. Das Örich: Zeixew, delu - 
usw, iſt fo, wie unſer zeigen, genau damit verwandt, 

Der Zeichner, des— s, plur, ut nom. fing, Fämin. die Zeich⸗ 
nerinn, eine Verfon, welche zeichnet , oder fo fern ſie zeichnet, 
in der erſten Bedeuiung des Verbi. Kin guter, ein ſchlechter 
Zeichner, — 

Die Zeichnung, plur. die — en, von dem Verbo zeichnen, doch 
nur in deſſen erſter Bedeutung. 1. Die Kunft, Fertigkeit zu 
zeichnen , die Zeichenkunft; ohne Plural; 2. Eine gezeichnete 

“ Figur, ein gezeichnetes Bild; mit dem Plural, 

Der Zeidelbär, des— en, plur.die— en, eine Art kleiner Büs 
ven, welche nach dem Honige der wilden Bienen lüffernift, uud 
fiedaber zeidele, d.i,das Honig heraus nimmt; der Honigbär, 
(S. Zeideln.) Dean muß diefen Nahmen nickt mit Zeifelbar ver- 
wechfeln, wie gemeiniglich geſchiehet. ©. diefes an feinem Orte. 

Der Zeidelbaſt, ©. Seidelbaft. 

Der Zeidelbaum, des —es, plur. die — Bäume, ein hoher und 
farfer Baum, in welchen Benten ausgehauen werden fönnen, 

Das Zeidelgericht, des — es, plur. die — e, ein nur in Nürns 
berg befindliches®ericht über die Zeideler und ihre Streitigkeiten, 
welches dem Wald⸗ und Forfigerichte untergeorenet iſt. 


Das Zeidelgut, des — es, plur. die — güter, in verſchiedenen 
Provinzen, beſonders im Rürnbergiſchen, ein Bauergut, welches 
das Recht hat, Bienen in dem Reichsforſte zu halten und zu zei⸗ 
deln. Im Nürnbergifchen gibtes öreyerley Güter diefer Art: 
Zeidelmüteer, unmittelbare Zeidelgüter, welche mittelbare, oder 
Afterlehengüter von fich abhängen haben, welchelegtern Zeidel⸗ 
töchter beißen, und einfedichtige Zeidelgürer, welche zwar auch 
unmittelbar find, aber feine Zeideltöchter haben. 

Die Zeidelheide, plur. die —n, in einigen Gegenden, 5.8. in 
der Laufig, ein Stüd eines Waldes, welches zue Bienenzucht bes 
ſtimmt ift, In der Herrſchaft Muskau in. der Laufig werden die. 
Zeidelheiden in gewiffe Uaße getheilt, dadenn ein Maß Zeidelz 
beide ein Stück Wald if, welches 60 Beuten oder Vienenfiöde 
faffen oder ernähren kann. 

Die Zeidelbufe, plur. die — n, ineinigen Gegenden, eine Hufe 
Aders, auf welcher das Zeidelrecht haftet, eine zu einem Seidel» 
gute gehörige Hufe, 


Der Zeidelmeifter, des — s, plur.utnom. fing. ı. Überhaupt - 
“derjenige, welcher die Kuuſt, die Bienen zu zeideln, und in wei⸗ 

terer Bedeutung, die ganze Bienenpflege gebörig verfichet, nur 
noch in einigen Gegenden; inandern der Bienenmeifter, Bie⸗ 
nenvater, Bienenwärter. 2. Inandern Gegenden, 5.2. in 
Nürnbergifchen, ein Vorgeſetzter oder Nichter der Zeidler, wel 
eher ehedem zu Feucht feinen Sig Hate, und immitılern Lareim, 
Magilter mellicidarum, oder Zeidelariorum hieß. Er 
fand unter dem Dberrichter, welcher Butigularius, Burigler 
Dieß, von Beute, ein Bienenhaus. S. Shwarzens Dilp. de 
Butigulariis, Altorf, 1723, 1743. — 

Das Zeidelmeffer, des — s plur. ut nom. fing, ein Meffer, 
die Bienenſtöcke damit zu zeideln, d. i, ihnen die Honigfcheiben 
zu befhneiden, 

Die Zeidelmutter, plur. die — mütter, ©, Zeidelgue. 


BI 
! 


Zei | 1678 


in emem Buche, das Vieh zeichnen. Lin wohl gezeichnetes Zeideln, verb. reg. act. 1. Schneiden überhaupt; eine im Ho. 


deutjchen veraltete, nut noch hin und wieder in einigen Gegenden 
übliche Bedeutung. 2. Im engeen Verflande , die Bienenfisce 


beſchneiden, d.i, ihnen fo viel Honig nehnien, als fie ohne Gefahr 


zu verhungern entbehren fönnen. Die Bienen zeideln. 


Anm. Friſch gibt ſich vieleunnötbige Mühe, dag Wort Zeidel, 
in den vorigen und folgenden Zufammenfegungen von demSlavon. 


Wtichel, tine Biene, abzuleiten; eine Ableitung, weiche ſich 
ſchon durch ihr en außerordentlichen Zwang verdächtig macht, und 
über dieg nicht einmahl auf das Verbum zeideln angewandt wer⸗ 
den kann, deffen Bedentung des Schneidens beſtimmt genug ift, 
Das alte Wort zeideln, welches, von der Bienenzucht gebraucht, 
ſchon in vielen Urkunden von dem zehenten Jahrhunderte an vor⸗ 
kommt, iſt mit dem Lat. caedere, und cidere in den Zuſammen⸗ 
feßungen genau verwandt, und mitdemfelben auseiner und eben 
derſelben ältern Quelle. Dabas Zeideln oder mäßige Beſchnei⸗ 
den oder Ausſchneiden der Bienenſtöcke eines der vornehmften 
Stüdeder Bienenpflege, befonders der Waldpflege der Bienen iſt, 
fo hat gar leicht die ganze Behandlung und Wartung derfelben das 
von benannt werden können. Diefe Ableitung wird zugleich durch - 


das Lat. Mellicida beftätiger, weiches in den mittlern Zeiten 


böufig genug für Zeidler vorkomnit. : 
Die Zeidelorönung, plur. die —en, sine Verordnung für die 
Zeidler und Zeidelgüter, Kay: } 
Das Zeidelrecht/ des — es, plur. die —e. 1. Das Hecht, Bier 
nenin einem Walde zu halten; ohne Plural. 2, Der Inbegriff 
. ber Rechte oder Öefege, in Anfehung der Waldpflege der Bienenz- 
fo wohl im Singular, als Plural, allein. ) FE. 
Der Zeidelrichter, des— s, plur. ut nom. fing, der 
in einem Seidelgerichte, der Vorgeſetzte der Zeidler, 
Die Zeideltochter, plur. die — töchter, ©. Zeidelgur. 
Die Zeidelwelde, plur. die — n. ı. Ein Waldbezirk, fo fern er 


mit Bienenſtöcken bejegt wird. 2;-Die Haltung der Bienen in 
einen Walde, und das Recht dazu ; ohne Mural, — 


Ts Beibelsgichen, des—8, plur. ut nom, fing. dasjenige Zeis 
chen, womit jeder Eigenthümer feine Zeidelbäume bezeichnet, 

Der Zeidelzing, des — es, plur. inul. die Abgabe, welche dem 
Grundherven eines Waldes für das Recht gegeben wird, Bienen 
in demſelben zu halten. 


Der Zeidler, des — 8, plur. ut nom. ng. In manchen Ges 


genden noch überhaupt derjenige, welcher die Kunſt verſtehet, die 
Bienen zu zeideln, und zu warten. 
find in mandıen Provinzen noch Zeidler folche, welche das Recht 


befisen, Bienen in einem Walde zu halten ; dergleichen es in der 


Reufig, in Sachen n. ff. gibt. In den Reihswäldern um Nürn⸗ 
berg waren die Seidler ehedem fehr angefehen, indem fie von dem 


Kaifer und Reiche mir dem Zeidelrechte beliehen wurdeu, und ihe. 


und der Zeidelgüter Rahme dauert daſelbſt noch fort, obgleich die 
Waldpflege der Bienen daſelbſt Tängff aufgehöret hat. : 
Der Zeigefinger, des — 8, piur. ut nom. fing. der vordere Fins 


ger zurächft an dem Daumen, womit man auf efiwas zu Jeiz - 


gen pflegt. : 
Zeitzen, verb.reg. act. 1. Dem Auge ſichtbar machen, fo wohl. 
durch Deuten auf einen Gegenſtand, um ihn dadurch von-andern 
"zu unterfcheiden, Einem etwas mit dem Singer zeigen. Auch 
als ein Neutrunm, mit dem Singer auf etwag zeigen. Kine 
Ubr, welche die Stunden zeiger. Als auch überhaupt ein Ding 
vor andern feiner Art bemeribar machen. Einem den Yechten 
» Weg zeigen, ihm eine Stellein einem Buche zeigen, ibm zei— 
gen, wie er es machen fol. Ingleichen, feben laſſen. Jeman⸗ 
den ein Buch, ein Gemablsen.f.f. zeigen. Zeige mir deinen. 
Garten, 2, Ms Wirkung einer Urſache ſichtbar machen. Zeige 
mir 


Kite 


2. In engerer Bedeutung 








alle an ums u 0 2 DE u 0 0-22 


—— 





2.1678 Zei 
mir deinen Glauben durch deine Werke, Er zeigte, daß er 
gerz hatte. Sich als Menſch zeigen. Zeige dich als einen 
Mann, oder, als Mann. Es wird ſich am Ende ſchon zeir 
gen, durchdie Wirkung, durch den Ausgang äußern. So auch 
das Zeigen, und, doch nur in den Sufemnnn[rgnngen die Zei⸗ 
‚gung. 

Anm. 1, Zeigen und weifen find völlig gleichbedeutend; nur 
daß zeigenedlerift, weifen aber auch in einigen figürlichen Ber 
deutungen gebraucht wird, in welchen zeigen nicht üblich iſt. 

Ynm. 2. Dirfes alte Berbum lautet von den früheften Zeiten 
an, zeigen,im Niederf. tögen, im Isländ. tia, im Schwed. 
nurte, Esift mit Zeichen, dem folgenden zeiben, und vieleicht 
auch mit zeigen genau verwandt; wenigftens bedeutet das Schwed. 
te nicht. ellein zeigen, fondern auch verfündigen, ingleichen bes 
kennen, beichten, und bey dem Ulphilas ift gateihan gleich 
falls verfündigen. 

Der Zeiger, des—s, plur. ut nom, fing. 1. Eine Perfon, wel- 

che etwas zeiget, Fämin; die Zeigerinn; ein für fich allein nur im 
gemeinen Beben fiir vorzeiger, Dorzeigerinn, übliches Wort. Zeiz 
ger diefes, d. i. der Vorzeiger, oder Überbringer diefes Briefes, 
diefes Scheines. In den Zufammenfegungen Anzeiger u. f. f. iſt 
es gangdarer. 2. Ein Werkzeug, damit zu zeigen, oder ein Ding, 
welches etwas zeiget. So wird der Zeigefinger oft auch der Zei⸗ 
ger genaunt. Befonders an einer Uhr, das Werkzeug, welches 
die Stunden zeiget, es fey nun eine Sonnen» oder Räderuhr. 

- Der Zeiger ſteht auf eins. Inden gemeinen Sprecharten eini« 

ger Gegenden, z. B. Meißens, wird daher die ganze Uhr, fie fey 
nun eine Sonnen» Sandsoder Räderuhr, nach einer verderbten 
Ausfptache,, der Seiger genannt, für Zeiger, obgleich Zeiger 
in der edlern Schreib » und Sprechart in diefer Figur für Uhr 
nicht üblich ift, und auch Hagedorn einmahl Zeigerfchlag für 
Glockenſchlag gebraucht. Vermuthlich geſchiehet es wegen eini⸗ 
ger Ähnlichkeit in der Geſtalt mit dem Uhtzeiger, wenn die 
Gold: und Sitberarbeiter ihre Brabftichel Zeiger nennen. 

Die Zeitterfiange, plur. die — n, der. Zeiger aneiner Sonnen- 
ubr,d.i. die Feine Stange, oder der Sa defien Schatten die 
Stunden zeiget. 

Die Zeigerubr, oder Zeigeubr, plur. bie — en, eine Räderuhr, 


weldhe die Stunden bloß zeiget, sum Unter ſchiede von einer Schla⸗ 


geuhr. 

Zeigen, verb, irreg. act. — ich zieh, Partleip. geziehen, 
Imverat. zeihe, eines Vergehens, oder Verbrechens überführen, 
nit dem Ucenfativ der Perſon und dem Genitiv der Sache. Wer 
Fann mich einer Simde zeiben ? überführen , in der Deutſchen 
Bibel. Einen einer Lüge seiben. Man bat ihn des Dieb: 
ftahls gezichen. Dögleich diefe Bedeutung nur ein Überreſt des 
ehemahligen weiteren Gebrauches ift, da zeihen flir mehrere Arten 
des Erflärens, Sagens u. f. f. gebraucht mırde, (S. Derzeiben,) 
ſo geböret doch auch fie ſchon, fe wie das ganze Verbum, unter die 
weniger arbräudjlichen, daher ee nur noch bin und wieder in dee 
böhern Schreibart gebraucht wird, Bey dem Notker, Ottfried 
undden Schwäbiſchen Dichter Fomme es für befchuldigen und 
anklagen fehrhäufig vor, Sieziegin’nan, fie beſchuldigten ihn, 
‚Ditfr. Des wilich niemant zeyhen, Hin. Im Riederf.teiz 
jen. Daher war Zicht, Niederſ. Ticht, ehedem Anklage, Beſchul⸗ 
digung. (S-Inziche.) Esift mit zeugen eines Stammes, und 
vermittelſt desſe lben auch mit Zeichen und zeigen verwands, zu: 
mabl da legteres fo woh! in den verwandten Sprachen, als auch 
in Iufommenfegungen, 5. B. anzeigen, von Außerungen durch 

2 Horte sebrandt wird, 

Der Zeiland, des — es, plur, inuf.-ein nurin einigen Gegen⸗ 
den übliches Wort, fo wohl den Seidelbaſt zu bezeichnen, Daph- 


# 


ER Zei 1674 


ne Mezereum und Laureola Linn, als anch eine andere übte 
liche, in Spanien einheimifehe Pflange, Cneorum Linn. Die 
erſte Hälfte feheint aus Seide und Seidel zufammen gezogen zu 
feyn, (S. Seidelbatt;) die Eudſylbe aber iſt vermuthlich die alte 
Ableitungsſylbe and, welche noch in geiland, Saland und einiger 
andern alten Wörtern übrig ift. 

1. Die Zeile, plur. die —n, ein Kahn, ingleichen eine Art Fluß⸗ 
ſchiffe, ©. Zille, 

2. Die Zeile, plur. Sie —n. 1. Eine jede gerade Reihe oder Linie 

von Dingen einer Art; doch nur noch in einigen Fällen des gemeis 
nen Lebens, indem fonft Reihe dafür üblicher ift,. Im Feldbaue 
wird der Milt in Zeilen gefchlagen, wenn er inHaufen in gerader 
Linie auf das Feldgeführer wird. Das Kraut wird zeilenwei- 
fe, oder in Zeilen geſteckt, in gerader Linie, Eben dafelbft 
heißt eine Reihe nieder gefchlagenes Bufchholz, dag gehauene und 
in eine Reihe gelegte Getreide u.f.f. eine Zeile , in manchen 

Mundarten aud)-eine Zahl, und in andern Gegenden ein Jahn. 
Eine Reihe über einander flehendee Fruchtkörner in den Ähren 
heiße gleichfalls eine Zeile, fo wie aueh dirSporer die Reihen Zäh⸗ 
ne in den Striegeln Zeilen nennen, Zine Zeile Semmel, bey den 
Bädern, eine Reihe an einander befindlicheer Semmeln. In mane 
chen Gegenden heißt eine Reihe Häufer, und folglich auch eine 
Gaſſe, eine Zeile. Soift z. B. die Wollzeil inWien die Wollgaffe, 
Ja, im Ober deutſchen wird diefes Wort in den gemeinen Sprech⸗ 
‚ arten faftin allen Fällen für Reihe, oder gerade Linie gebraucht : 
eine Zeile Stühle, Gläfer u. ff. Die Bäume nad der Zeile 

flanzem Im Hochdentfchen gebraucht man es 2. nur in engerer 

edeutung, von einer Reihe Buchjtaben oder Wörter. Inder er: - 

fien, zweyten Zeile, Gerade, Frumme Zeilen. Kin Paar Zeiz 
len an jemanden ſchreiben, einen kurzen Brief. 

Anm. Das Wort ift im Oberdeutfchen alt, indem zila ſchon im 
Odtfried eine Linie ift. Es ſtammet alem Vermuthen nach vor 
ziehen ab, und zwar aus eben dem Grunde, aus welchem auch 
Reiza, in den Donfeesfchen Gloffen eine Linie bedeutet, von rei- 
$en, ducere, ziehen. 

Die Zeilgerfte, plur. car,eine Art Gerfie, deren Körner in ſicht⸗ 
baren Zeilen oder Reihen über einander warhfen, 

Zeilig, adj. et adv. aus Zeilen beftehend, Zeilen habend; nur in 

. einigen Zufammenfegungen, Zweyzeilige, vierzeilige Gerſte, 
welche fo viele ſichtbare Zeilen dat. 

Die Zeilfemmel, plur. die — n, in einigen Gegenden, ein Nah⸗ 
me folder Semmeln, welche aus vielen aneinander gefioßenen 
Scheiben in einer Zeile beſtehen; an andern Orten Schichtſem⸗ 
mel und Reibenfemmel, 

Das Zeischen, ©. Zeiftg. 

Die Zeifel, plur, die —n, ein nur in einigen Gegenden befanntes 
Wort, die Spigmans zu bezeichnen. Das Wort ift SIavonifchen 
Urfprunges, indem eine ſolche Maus im Böhm. Sylel beißt, wos 
von auch das in einigen Gegenden übliche Ziſchmaus gebildet zu 
ſeyn ſcheinet; es müßten fid) denn die Spigmäufe durd ein ihnen 
eigenes Zifcehen unterſcheiden. 

Der Zeiſelbãr, des— en, plur. die —en, in einigen Gegenden 
der zahme Bär, ivelchen man zur Schau herum zu führen pflegt, 
So fagt man z. B. von einem mürcifchen Menſchen, ev krummt 
wieein Zeifelbär. Die erſte Hälfte ſcheint Slavoniſchen Urs 
ſprunges zu ſeyn, von Sidlo, ein Strick, fo daß Zeifelbär einen 
am Seile geführten Bären, einen Seilbären bezeichnen würde 
©. auch Seideln und Zeidelbar. 

Der Zeifig, des— es, plur, die —e, Diminuf. das Zeischen, 
Oberd. Zeislein, der Nahme eines fleinen geünlichen Vogels mie 
einer ſchwarzen Platte, welcher zu den Hänflingen gehörct, Lina- 
Biaviridis Klein. Figürlich im gemeinen Leben, ein verſchlage⸗ 

Nunun 3 ner 





he 1676 
N- Die Dauer tar nu im Singular und im gemeir 
nen Leben.‘ Welche Zeit if es I fragt man in manchen Oegenden, - 
für wieviellübeifi eg? La ik noch früb an der Zeit; d.i, der 
Zeit des Tages nach· ¶ Es itt ſchon fpär an der Se 2 
9) Die Zeiten der Verborum, d. i die Beſtimmung der 
verſchie denen Atten der Zeit, in — das Pradirat dem Sudjee⸗ 
te zukomumit, fo wohl der gegenwärtigen, als der vergangenen FR 
und zukünftigen; Lat. Tempus. 
(db) Im gemeinen Leben nennt man oft die monathliche 
‚Reinigung des andern Geſchlechtes, deſſen Zeit. 


"1675. ge le 2 2 


ner, leichtfertiger Menſch. Einfofer Zeifig batte ihm das weis 
gemacht. 

Anm. Am Niederſ. Zieske, im Engl, Siskin, im Vohl. Czyk, 
Czyzyk, im Böhnr. Tfehilcheck, un Norweg Suischen; alle 
Nachahmungen feines eigenthümlichen Lauter, In einigen Ge⸗ 
genden ift das Wort füchlichen Geſchlechtes das Zeiſtg. 

Zeiftegrün. adj. etadv. der grünen Farbe des Zeifiges Ähnlich. 
Tas Zeiftgfraut, des — es, plur. car. ©. Gauchheil. 
Die Zeit, plur. die—en, ein Wort;weldes eigentlich einen fehr 


4 


* 


verlaſſen. 


abſtracten Begriff bezeichnet, daher eg von jeher auch ſehr ſchwan⸗ 


Fend gebraucht werden, und erfi in den ſpätern Zeiten genau des 
—— lönnen. Es bedeuten: 
. Sm fhärfkenpbilofoppifehen Berftände, die Folge der uf 


. — endlichen Dinge; in welchen Verſtande die 
Zeit der Ewigfeit, entgegen geſetzt wird. 


Vorder Schẽpfung 
der Welt war Feine Zeit; weil es daſelbſt Peine endlichen Dinge 
geb, deren Folge den Begriffder Zeit ausmacht. - Iudiefer Bes 
deutung iſt der Plural ungewöhnlich, - Die Zeit wird cs lehren, 
die Folge der Dinge und die mir ihr kommenden Veränderungen. 

2, Indem gewöhnlichen geſell ſchaftlichen Leben, wo eine ſolche 
scharfe Abftvaction ungewöhnlich und unnöthig iſt, wird diefeg 
Wort in vielen Fällen, theils von einzelnen Theilen dieſer Folge, 
theils von der Dauer desfelben,theils aber auch von den zugleich mit 
erfolgenden Veränderungen gebraucht. Die vornehimficn Bedens 
tungen diefer Art mögen etiwa folgende ſeyn. 

(0) Ein Speildiefer Folge, fo fern er durch die Beyfäße nã⸗ 
ber beſtimmt wird; am häufigfien ohue Plural. Ich weiß die 
Zeit, da er heirarhen wollte, Es wird ſchon eine Zeit Fom- 
men, da du #8 bereuen wirſt. Er fol’ es zur andern Zeit 
wohlempfinden. Ich muß fle auf einige Zeit, auf kurze Zeie 
vor Furzer, vor langer Zeir. Nach langer Zeit. 
Die vergangene, die gegenwärtige, die künftige Zeit. 

(6) Ein Theil diefer Folge, fo fern er zu einer Veränderung 
erfordertwird; ohne Plural, Du baft noch acht Tage Zeit. 
Laſſen fie mir Zeit. Du haft noch Zeit genug dazu. Sich die 
gehörige Zeit zu. etwas nehmen. Ss: ift Feine Zeit zu verfäus 
men, zu verlieren, 


erfordert viel’ Zeit, Die Zeit Feidet eg nicht, 


(e) Ein Tpeil diefer Folge, fo fern gemwiffe Beränderunarn 


in demfelben gewöhnlich find, oder. fo fern er zu gewiffen Berän« 
derungen der ſchicklichſte ift, die gewöhnliche, die gehörige, die be⸗ 
Rimmte Zeit; auch ohne Plutal, Es iſt hohe Zeit, daß wir ge: 
ben, es if die höchſte Jeit. eo ift noch nicht Zeit, zu ſpre— 
chen. Die Zeit iſt vorbey, if verfloffen; es iſt nicht mebr 
Zeit. Krwas außer der Zeit thun, zur Unzeit, außer der gehö— 
rigen oder fehieklichen Zeit, Die rechte Zei verfäumen. Zur 
Fechten Zeit kommen. Vor der. Zeit ommen!  Willer mich 


tur beftimmten Seit, Gel, 

(8) Diefe Folge, fo fern ihre Dauer enıpfunden wird; auch 
ohne Plural. In diefem Verſtande fagt man: die Zeie wird mir 
lang, wenn manaus Mangel der Befhäftigung diefe Dauer als 
lange während empfindet. Zeit und Weile wird mir lang, Zi: 
nem die Zeit vertreiben, verkinzen. ©.Zeitvertreib. 

ee) Einzelne Theile dieſer Foige mit Eiuſchluß der Berändrs 
rungen, oder der Dinge, welche auf einander folgen; bald im 
Singular, bald im Plural, Sich in die Zeit ſchicken, ſich nach 
den Umfänden bequemen. Es find jetzt Schlechte Zeiten, 
Soffuung befferer Zeiten. Die Zeiten find-jegt fhwer, im ge- 
meinen £eben, wenn die Erwerbung des Unterhaltes mitSguwiee 
rigkeiten verbunden if. Er bat gute Zeit, es gehet ihm wohl, 
ER Zeiten, Feſte. 


gen, ebedem, 
Fönnen, werden dich zu ihrer Zeit peinigen, Fünftig einmabl. 


Es gehöret viele Zeit dazu, die Sache. 


Dier 


ve Zeit. 
(i) Endlich gehören hierher noch siehe adverbifche und elliptie , 


? ſche Arten der Ausdruckes, in welchen dieſes Wort bald im Sin⸗ 
gular, bald im Plural in einer der vorigen Bedeutungen gebraucht 


wird, von Zeit zu Zeit, fo wohl von einer Seit zur andern; als 
auch für bisweilen, Mach der Zeit, nachher, hernach. Der 
Ort, wo er fich die Zeit bev aufgehalten, divfe Zeit ber, ſeit⸗ 
ber, Zur Zeit gegenwärtig, bis jetzt. Zur Zeit iſt er noch 
nicht da. Zu Zeiten, im gemeinen Leben, für bisweilen, — 
Aus Rache fiel mir ein * 
Ein überfüſſigs Subn zu Zeiten abzulangen — 

fagt der Fuchs bepm Hagedorn. Bey Zeiten, ſtühe genug, yur 
rechten, aehörigen Seit. Zeit genug, im gemeinen Leben, für 
zeitig genug, fruhe genug. Du ſollſt es Zeit genug erfa ren. 
Zeit meines Lebens, fo lange ich bisher gelebt habe. 
Zeit, unter, dor Zeit, für indeſſen. 


uff. In den zu feiner Zeit angezeigten Briefen, im vorie 
Die Vorwürfe, welche du dir hätteſt erfparen 


Zweifel, welche zu ihrer Zeit wieder aufleben, fünfrig, wenn 


ihre Zeit gefommen ift, wenn die Umftände fie Begünftigen. Liebe 
' * ein Ausdruck der Verwunderung, des ſanften Verweiſes 


ff. Aber, liebe Zeit, wer konnte das wiffen? 


— Diefes Wort lautet von den fruheſten Zeiten an. im 


DkerdeutfchenZit, in ben lavonifeicu WundoctenZhas, Czas,. * 


im Niederdeutſchen Tied, im Angelſ. Tid, im Island u. ſ. 


Tyd. Bey einen: fo hohen Alter und fo febe abſtracten. Begriffe 


muß die erſte urfprüngliche Bedeutung notbwendig dunkel feyn. 
In den älteften Schriftftellern kdmmt va mehrmahls für Stunde 


vor, Ja int binoti zuelifdago ziti ? hat nicht der Sagzwölf - * 


Stunden ? Ottfr. Dagegen er in andernStellen lunta für unfer 


- Zeig gebrandit : thie iro flunta werbent, die zu ihrer Zeit ge» 
ben... Es fann ſeyn, dag biefes Wort zu zauen, zaudern, zie⸗ 


ben gehöret; es kann aber auch ſeyn, daß es mit aetas, Griech. 
#709, Gebr. Mt, NV, vermandt ift, indem der vorgefegte Ziſch⸗ 
laͤut, bey vieten Europäifchen Völkern blog zufällig ift. 


" vor der Zeit unter die Erde bringen ? vor der mir vonder Ni» Das Zeitalter, des—s, plur. utnom, fing, ein betsächtlicher { 


Sheil der. Dauer der Welt von unbefliimmter.£änge ; eine von den 
Altern des menfchlichen Lebens entlehnte Fiene. In allen Zeit 
altern und Gefchlecprsfolgen. 
Zeitalter. - Das mittlere Zeitalter. 


Die Zeitbeere, plur.die—n, ©, Fohannis:Brere. _ - 
— — ‚plur,car. ı, Die Befpreibung der vers 


ſchiedenen Zeitinaße over Eintheilnngen der Zeit; die Chronolds 
gie. - 2. Die Befchreibung der Begebenheit nad; der Zeit, wie 
ſie auf einander gefolget find; die Chronogrepbie. So aud der 
Zeitbeſchreiber/ ſo wohl der Ehronolog, (beijer, Zeitforicer, 
Zeitrechner,) als and der Chronograph. 


Der Zeitbock, des — es, plur. die — bocke, in der Landwirth⸗ 


ſchaft, ein junger Bock, der über zwey Fahr alt iſt, und zur Zucht 


brauchbar zu werden anfängt, Wird er dagu wirklich gebraucht, 


—J 


Sie bat ib s 


Mittler 
Vor Zeiten, chedem. Zu 
meiner Zeit, als ich noch leble, als ich mic) noch daſelbſt befand, gi 


* 


Das goldne, — a a Pa 











| a tr, 
fo heißt er efbor weim er aber under einem Fahr alt iſt, 
ein Bocklamm, nnd wenn er ein Jabr alt iſt, ein Fährling. 
Das Zeitbuch des — es, plur. die bücher, ein Buch, worin 
die Begebenbeiten ohne ae andere Verbindung, als der $ı it⸗ 
folge aufgezrich iet werden; ein Jahrbuch, eine Chronik. 
Obgleich keindeitbuch — von feinen Thaten ſchreibt, Cam. 
Die Zeitdauer, plur, inuf. die Dauer der Zeit. 
' Die Zeitfolge, glur. Sie die —n. 1. Die Ordnung, wie, Sie Bege⸗ 


benheten der Zeit nach auf einander gefolget ind ohne Plural. 


Ein Gefchichtfihreibeg beob achtet die Zeitfolge, wenn er bie Bes 
gebenbeiten jo erzählet, wie ſte witklich auf einander gefotget find; 
ex verletzet fie, wenn er das Gegentheil thut. 2. Seltener, eine 
Reihe von Begebenheiten, jo wie fie auf einander. gefolget fi ‚oA 
mitdem Plural. 

Der Zeitforfiher, ses — 8, plur. utnom. fing. derjenige, — 
cher fo wohl die Zeit, wenn Begebenheiten geſchehen find, als auch 
die Zeitmaße überhaupt zu erforfihen ſucht; ein Edrgmolog, Zeit: 


rechner. Daher die Zeitforſt ung, plur. car. die Erforſchung 


‚der Zeit, und Zeitmaße, 


Der — des— en, plur. die —en, Fämin, die Zeige: 
offinn, eine Perſon, weiche mit einer andern zu einer und eben . 
Aerfelben Zeit lebet, ein Zeitverwandeer, So waren z. B. Wolf, 


Lange und Baddeus Zeitgenoffen. 

Der Zeitglaube, des — ns, plur. car. in der Theo! osie, 
Glaube, welcher nur.eine gewilfe Zeit dauert, ein vorüber geheu⸗ 
der Glaube. 

Zeitglaubig adj. nuraufeine Zeit lang gläusig seben daferöfk, 

Der Zöitgrofihen, des— 8, plur. ut noın. ling. bey einigen 
Handwerkern u, ſ. f. eine Abgabe von einem Grofhen, weiche zu 
winer gewiffen beitimmten Zeitentrichtet wird. 


Der Zeithafen, des — s, plur, die — bäfen, inder Schiffahrt, .* 


ein Hafen, in welchen man ine zu gewiffen Zeiten einlaufen Fan, 

"Der Zeithalter, des 8, — ubmom. fing.ein In truent 
der neuern Aſtronomen, die Zeit noch genauer als eine Uhr zu 
halten und zu bezeichnen ‚dergleichen i 3. Hareifon angegeben 
bat; Engl, Tinte- keeper. 

Der Zeith ammel, des —s, plur.Sie — hammel, in der Sand- 
wirthfchaft, ein junger Hammel, wenn er zwey Jahr alt ift, zum 
Unterſchiede von dem Fahrlingsbammel und Alten Sammel. S. 
Zeitbo. 

Zeither, adv.fürdie Zeie bee, oder dieſe Zeit ber, in welchen 
Ausdruck esauch wohl aufgeföfet wird. Ich habe ihn zeither 
nicht gefeben, feit geraumer Zeit, Daher das Adjectiv zeitherig, 

welches doch inder anttändigen Schreibart noch ſeltener iſt. Un: 
fere zeicherige Bekanntſchaft, Bisherige. Beyde werden oft feit: 


ber uud feitherig geſchrieben und geſprochen; allein bey dem etz - 


fern Worte ift bereits angemerfet worden, dag dieſe Form ver⸗ 
nuthlich die unrichtigere iſt. 


Zeitig —er — fie adj et ady, von dem Subſt antivo Zeit. 


. Was zur gegeswärtigen Zeit iſt, oder geſchiehet; nurallein im 
er ag für gegenwärtig. Der zeitige Bürgermeiſter. 
2. Nur eine beſtimmte Zeit dauernd; auch nar im Oberdentſchen 
und in einigen Hochd. Kanzelleyen. 2. zeitige Zuchthaus: 
firafe zuerkennen, auf einige Zeit, 3. Was vor der gewöhnt. 
chen Zeit iſt, oder geſchiehet. Jeitig kommen. ErFam ein we: 
nig zeitig. Etwas zeitig merken, bey Zeiten, vor dem Aus; 
bruche der Sache. Zeitig aufitehen, vor feiner gewöhnlihen Zeit; 
wodurch es ſich von frühe unterfheider, welches ſich zunchſt auf 
eine feſte unbewegliche Zeit beziehet. Es wird in dieſer Beden⸗ 
tung am häuftgſten als ein Adverbium gebraucht; 
Adjeet vd, vermuthlich um die Zweydeutigkeit mit der folgenden 
Bedeusung zu —— welche 5. B.in folgender Stelle auf⸗ 


ſeltener als ein 








a 
a a 008 


faut· Seine vernunft wurde über dieſes zeitige Gefühl 
jungen Madchens nicht beunruhlget; wo es fo wohl reif, ats 
frübe bedenten kann. 4. Reif, d. i. feine gehörige Zeit habend, 

sunähft von Früchten. Zeitige Kirſchen. Die Apfel find. noch 
nice zeitig. Aber auch figürlich von: ‚andern Dingen, Der Ans 
ſchlag iſt noch nicht zeitig. 

Anm. Bey dem Oitfried, Notker u. ſ. f. ziteg : eitig 5 se 
Kero citim, im Niederf. tidig. 

Zeitigen, verb, reg, welches nur in’ der letzten Bedeutung des 
vorigen Wortes üblich if, und zwar ı, als ein Activum, geitin, 
oder veif machen. Die Sonne — alles. 2. Als eines: 
trum, mie dem Hülfsworte haben, zeitig oder * werden. In 
warmen Landern zeitiget das Obſt früher, als in Falten. Was 
bald zeitigef, vergehet auch bals, 

Die Zeitigung, plur. car. der Zuſtaud, da etwas zeitiget, oder 
reif wird, die Heife, Zur Zeitigung kommen, bringen. 

Die Zeitkuh, plur. die — kühe, in einigen Örgenden, eine junze - 
zweyjährige Kuh, welche man in Meiſſen eine Balbe gennet 
©, Zeitbock und Zeithammel. 

Die Zeitkunde, plur. car. die Kunde, di, Kenntniß und Wir 

ſenſchaft der verfchiedenen Eintheilungen der Zeit, dir Chro⸗ 

nologle. 

Die Zeitkürzuntz plar.die—en. ı. Die Kürzung er Vers 
fürzung der Zeit, d.4. die Bewirfung, daß man die lange Dauer 
derſelben nicht einpfinder, daß fie ohne nnfer Bewußtſeyn vorüber. 
eilet, ohne Plural; auch die Zeitverkirzung, der Zeitvertreib. 
Etwas bloß zur Zeitr ürzung tbun, dainit man ihre lauge Dauer 
nicht empfinde. 2, Eine Beſchäftigung, welche dieſe Wirkung ge⸗ 
mwähret, mit den Plural; die Zeitverkürzung, i tm gempineit ter 
ben , Zeitvertreib, 

Zeitlang, eine fehlerhafte Sufammenfegung, obgleich die meiſten 
—— fie für richtig halten, eine gewiſſe Dauer der Seit 
zu bezeichnen, Ich babe ihn eine kurze Zeitlang’ gehoret, eine 


kurze Zeit, beffer, Zeit lang; denn lang iſt bier ein blußes Um: _ 


ſtandswort, fo wie man fagt, ein Jahr lang, ich babe ihn 
Tage lang nicht geſehen, einelange Zeit hindurch, dieſe Tage 
ber, ' 

Der 5 des-— es, plur, die — Läufe, ein Abſchniet der 
Zeit, Di, der Folge der auf einander fommenden Dinge, beſonders 
BE der Veränderungen fr demfelben ; da man denn den 
Plural oft noch von dem veralteten Laufe bildet. In diefen be— 
ſchwerlichen Zeitläuften, d. i. Zeiten. Die ſpäteſten Seitläufte, 
Zeisräume, Seiten. ©, Lauf. 

'Zeitlebens, adv. für,in dev Zeit meines Lebens; in der vertrau⸗ 
lichen Sprechart. Ich werde es Zeitlebens nicht vergeſſen, fo 
lange ich lebe. Dergleichen babe ich Zeitlebens, Zeit meines 
Lebens nicht gefehen, in meinem Zeben. 

Das Zeitleben, $es— 8, plur. ut nom, fing. ein Lehen auf 
beſtiumte Zeit, zam Umerfhiide voneinem Erbleben. 

Zeirlich, ayj,etadv, 1. Waszur gegenwärtigen Zelt iſt, oder 
gefhiehet, gegenwärtig nur im Oberdeutſchen, wo auch zeitig auf 
eben dieſelbe Art gebraucht wird, Dex zeitliche Innhaber des 
Gutes, der gegenwärtige. 2..%or der gerwöhulihah, oder bes 
fri.amten Zeit, zeitig, am häufigsten im geineinen Leben, mit 
der Conparation, yetchihre, zeitlichfte. Zeitlich kommen. Zeitz 
lich aufitchen." 3. Zur gebörigen, zur rechten Zeit geſchehend, 
und darin gegründet, wie zeitig; auch nur im gemeinen Leben, 
Zeitliche Hulfe verſchaffen. Wenn du nicht zeitlich dazu thuſt. 
4, Zus gegenwärtigen Folge der veränderlichen Dinge gehörig, 
nnd darin gegründet. (a) Im Gegenſatze des Ewigen, wie irdiſch. 
Zeitliche Güter, zeitliche Dinge, die zeitliche Glückſeligkeit. 
Zeitlich * ewig ſtrafen. Auch als ein Subſtautivuni. —— 

eit⸗ 


> 


‚1679 3 Ra; , 


Zeitlihen klehen. Lach dem Seietigpen teachten. () IIm Ge⸗ 
genſatze die geiſtlich, oder vielmehr kirchlich, wie welelig; am 
bäi ‚fiaften, in dee Römifchen Kirche. Ein verbäher im Zeit: 
lichen. _ Zeitliche Güter, weltliche, 

Anm. Schon bey dem Kero, Notker u. ſ. f. citlihh, zitelich, 
Hicderf. eidelich. 

Die Zeitlichkeit, plur, die— en. 1. Die gegenwärtige Verbin, 

dung der auf einander folgenden veränderlichen Dinge; ohne 
Mural, im Gegenſatze der Ewigkeit. In diefer Zeitlichkeit, in 
dem gegenwärtigen irdifchen Leben. Diefe Zeitlichkeit verlaffen, 
ausser Zeitlichkeit in die Ewigkeit verfeger werden, in der 
feyerlichen Sprechart, für fievben. 2. Der Inbegriff welslicher 
Güter und Gerechtſamen, am häufisften in dee Römifchen Kirche. 
Einen Bifchof mit den ZeitlichFeiten belehnen, mir den weltlie 
— n Gerechtſamen. 
Die Zeitlofe, plur. die—n, ein Nabme, welchen Befonbert zwey 
wild wachſende Blumengewächſe führen. 1. Die Maßliebe, Bel- 
lis Linn. welche auch Gänſeblümchen genannt wird, Vermuth⸗ 
lich führer fie dieſen Rahmen, weil fie für ihre Blüthe Feine ges 
wiſſe Zeit hält, fondern den gausen Sominer hindurch blühet. 
2, Ein im fpäten Herbſt blühendes Zwiebelgewächs, welches anf 
feuchten Wieſen wohnet, Colchicum Linn. Serbfiblume. Die 
vörbliche Zeitlofe, der einfame Borhedes Winters, Geßu. Bey 
dieferift der Grund der Benennung dunkel, Im Riederf. heiße 
fie Tifoot, Tierliesken, Hol. Tyloos, welder Nahme vers 
muthlich auf Zeitloſe verderbt ift, welchen dafeldft aber auch eine 
Art früher gelder Narziffen bekommt. 


Das Zeitmaß, des — es, plur. die — e. ı, Überhaupt, ein je⸗ 
des Maß der Zeit, eine jede beſtimmte Dauer, nach welcher dier 
Seit gemeffen wird. So find Fahre, Monathe, Tage, Stunden 
u. f.f. Zeitmaße. 2. Iu engerer Bedeutung werden fo wohl in 
der Muſik der Tact, als auch in der Proſodie die Quantität der 

Sylben das Zeitmaß genannt. 

Der Zeitmefler, des— s, plur.ut nom. fing. ein jedes Werk» 
zeug, die Dauer der Zeit zu meffen, wohin folglich DER Zeitz 
balter n. ſ. f gehören. 

Die Zeitordnung, plur. inuf. die Art und Weiſe, wie Sie Din⸗ 
ge in der Welt, und beſouders die Begebenheiten auf einander 
folgen. Ein Sehler wider die Zeitordnung, wenn die Begeben⸗ 
beiten anders erzählet werden, als fie aufeinander sefolget-find. 

Der Zeitpacht, us—8, plür. die — e, ein Pacht auf eine ge⸗ 
wiffe beſtimmte Zeit, zum Unterſchiede des Erbpachtes. Lin 
Gut in Zeitpacht geben. 


Der Zeit-Punct, des — es, pur. die —e, ein durch eine gemiffe 
Begebenheit, durch einen Umſtand beftimmter Theil der Zeit. So 
if die Geburt Chriftiderjenige Zeit: Pumer, bey welchem ſich die 

chriſtliche Jahrrechnung anfängt. 

Der Zeitraum, des — es, plur. die — räume, ein Theil der 
Zeit von unbeflimmter Dauer. In dem Zritraume des dreyßig⸗ 
jährigen Rrieges, fo Tangederjelbedanerte, 


Der Zeitreihner, des — s, plur.utnom. fing. derjenige, wel⸗ 
her die Fertigkeit beſitzet, die verfchiedenen Arten der Eintheis 
luung und Deffungder Zeit zu berechnen, der Chronslog. 


Die Zeitrechnung, plur. die — en. 1. Die Art, die Zeit einzu⸗ 
theilen und zu berechnen ; mit dem Pinraf, Die Chrifliche, Ma⸗ 
bomesanifche, Indifhe u.f.f. Zeitrechnung. 2. Die Wiffen- 
ſchaft, die Eintheilnng der Zeit und die verfchiedenen Arten ders 
felden zu berechnen, die Chronologie; ohne Mural. 3. Zuwei⸗ 
Ien, obzleich. nicht auf die beſte Art, für ———— Ein 
Zehler wider dle Zeitrechnung. 


| g 3 — 


Das Zeit-Regifter, — plur. utnom. fing. ein Resiffer ; 


oder Verzeichniß von Begebenheiten, wie fie auf einander geſol⸗ 


getfindz ein Zeithuch, Jahrbuch, Chronik, Annalen. .- 
Das Zeitfchaf,des —es, plur. die —e; in der Landwirthſchaft, 
ein zweyjahriges Schaf, zum Unterfchiede von einem Fäbrlinge 


und alten Schafe. ©, auch Zeitbock, Zeithammel und Zeitkuh. 


Die Zeitung, plur. die — en. 1.*Die Witterung; eine längft 
veraltete Bedeutung, in weicher das Wort noch Apoſt. 214.17, in“ 
einigen Aus gaben der Dentichen Bibelvorfomme. 2. Eine Rach⸗ 
richt von einer geſchehenen Begedenheitz in der edlen Schreibart 
gleichfalls veraltet, und nur noch im gemeinen Leben gangbar. 
Bald ich viel neuer Zeitung erfar, Hans Sachs. Kine gute 
Zeitung bekommen, beffer, Nachricht. 3. Eine periodifche, ge» 
druckte oder geſchriebene Nachricht von den von Zeit zu Zeit vor⸗ 
gefallenen Begebenheiten; am häufigften collective im Plural, 
Zeitungen lefen. Etwas in die Zeitungen fegen laſſen. Politi— 
ſche, gelebrte Zeitungen. Daher der Zeitungsfchreiber, edler, 
Zeitungsverfaffer, der Zeitungslefer, Zeitungsträger uff. > 

Anm. Im Riederf, Tidung, im Engl. Tidings, im Schwed, 
Tidningar, welche nebſt un ſerm Zeitung nicht von Zeit abſt am⸗ 
men, ſondern von dem Angelf. Verbo tidan, getidan, geſcheben, 
ſich zutragen⸗ welches noch in dem Schw. und Isländ. tida, 
in eben derſelben Bedeutung, völlig gangbar iſt; fo daß Zeitung 
eigentlich eine gefchehene Sache, eine Begebenbeit, und figärlich 
die Nachricht davon bedeutet. Die Zeitwirgen inder ziventen Bes 
deutung find eine Erfindung der neuern Zeiten. Die erften veguläe 
ven wöchentlichen gedruckten Blätter diefer Art erſchienen um den 
"Anfang des vorigen Jahrh. zu Venedig, und da jedes Blatt mit ci= 


ner Gazeita, einer damahls üblihen Scheidemünze, bezahlet 


ward, fo befamen fir in Italien den Rahınen der Gazetten, wel⸗ 
chen auch Thesphr. Renaudot behielt, alser 1631 zu Paris die 
erfte Franzöfifche Zeitung berans gab, Im Niederdeutſchen hei⸗ 
Ben fie Aviſen, von dem Franz. Avis. 

Der Zeitverdsrh, des — es, plur, car. die unnüge Anwendung. 
einer zu beffeen Befchäftigungen beſtimmten Zeit. 

Die Zeitverfürzung, plur. die— en, eine angenehme Befhäfs 
tigung, fo fern fie bloß dazu dienet, den langſamen Kortfchritt der 
müßigen Zeit weniger zu empfinden; die Zeitfürzung, im gemei⸗ 
nen eben, der Zeitvertreib, Unſchuldige Zeitverfürsungen. 


‚ander zu nothwendigen Gefchäften beſtimmten Zeit. Jemanden 
vielen Zeitverlufi verurfachen. 2, ‚Ohne Zeitverluft, ſogleich 
ohne Aufſchub. 

Der Zeitvertreib, des = es, plur. obgleich ſeltener, die — e, 
vonder R. A. die Zeit vertreiben. 
unangenehmen Empfindung des langſamen Fortfchrittes der mis 
Eigen Zeitz ohne Plural. Etwas zum Zeitvertreibe thun. Sich 
mit etwag einen Zeitvertreib machen. 2. Eine dazu dienende 
Berbäftigung; allenfalls mit dem Plural, 
aller Zeitvertreibe. Beydes nur im gemeinen Leben und der verz 

traulichen Sprechart, für Zeitwerfürzung und Zeitfiirzung. 

Der Zeitvertreiber, t-8— 5, plur. utnom. fing. FAmin. die 
—- inn, eine Perfon oder Sache, welche die Zeit vertreibet. 
Raffeh⸗Satz wird num Ser Neugier Zeitvertreiber, 13. 

Der Seitvermandte, des —n, plur, die —n, der mit einem 
andern zu einer und eben derfelben Zeit lebet, wie Zeirgenoß. 
Das Zeitwort, des — es, plur, die — wörter. 1. Überhaupt 
ein jedes Wort, welches eine Zeit bedenter. So könute man bie 
Adverbia Temporis Zeitwircer nennen. 2. In einem andern 
Berftande bat marin den Sprachlehren dir Verba Zeitwörter 


». Die Verhinderung der 


Y 


"Der Seitverluft, des— es, plur. car. ı. Verluſt oder Einbupe 


Er if ein Send. 


De 


genannt, weil fie unter andern auch die Zeit bezeichnen, wenn eine 


Haudlung geſchiehet. Allein, da diefes nur Eine von den vielen 
s i — 


* 








3 
i 


gr 


Die: Zelle, plur. die — Diminut. das Zellchen. 





* 
Sr 
Beftimmungen if, welche die Verba ER und nicht, eins 
mahl eine der bornehneften, inden der Begriff der thätigen oder 
leidenden Han ung derHauptbegriff iſt, die Bezeichnung? der Zahl,“ 
Zeitn.f.f.aber nur Rebenbeſtimmungen find; fo ift diefe Bes 
nennung unſchicklich, weil fie zunichft an die Abdverbia Tem: 
poris erinnern muß, weiche wahre Zeitwerter find. Da der Bes 
gri feines. Verbi jehr zufammen geſetzt iſt, for wird fich wohl nicht 
leicht, ein ſchickliches Deutſches Wort ausfindig machen laffen, 
welches auch nur den Haupıbegriff mis Präcikon nnd Geſchmack 
ausdrudte; daber an lieber den Lateiniſchen Ausdruck bepbe⸗ 
halt, bey welchen manan die Woribedeutung nicht mehr, denft, 
daher. man jeden Brariff damif verbinden Fanny a 


\ 


- Die Zeitzahl, plur, die —en, ein Zablwort, welches zugleich eis 


ne Seit bedeuret, 3. B. ein Heunziger, ein Mann von go Jahren; 
ein Achtundvier ziger/ ein Wein von 1748. 

* Die Zelse, plur.die—n, ein im Hochdeutſchen feemdzs, nur . 

. „in einigen Dierdeutfchen-Begeuten übliches Wort, den dritsen 

= Theil einer Hufe, in Aufebung ber Beſtell ung zu bezeichnen, wel⸗ 


den man im Hoch demſchen eine Ayı ober viel mebr Ahrt nennet.. 


Die Sonnnerzelge, der Theil einet Dnfe, welche mit Sommerge 


- ‚steibe defteer wird, das Sommerfeld, zum Untecſchiede von der -, 


Winter⸗ und Bradselge: Zeige fhrint von Zeile, Reihe, gebil⸗ 
det zu ſeyn. Inandern Oberdeutſchen Örgenden ift dafür Ef) 
oder Eſche üblich. 


Der Zellen, des —s, plur. utnom. Äng. ein urfprünglich 


Niederdentſches Wort, einen Aſt oder Zweig zu bezeich nen, wel⸗ 
ches eigentlich Telken lautet, aber von den Niederfachfen, wenn 
fie Hochdeutfch reden wollen, in Zelken umgeiodelt wird, um dem 
Worie rin Hochdeutfches Anfehen zugeben, Das Riederd. Tel: 
Sen, Zeige, Angelf. Telga, Schwed. Telning, ſcheinet entweder: 


von telen, erzeugen, erzieley oder auch von delen, Bun, fpals 


ten, abzuſtammen. 

I, Ein kleines 
Zimmer, beſonders eines Monches oder einer Nonne. Sich in 
feineZelle verſchließ en. Auch die Heinen Zimmer im Vatican für 
die Eardinäle bey den Papftwahlen führen diefen Nahmen, 2. Ein 
Heines Klofler, oder eine Priorie, welche von einer Abtey ads 


- * hängt ; jegt.am hänfigften nur noch in manchen eigenen Rahmen 


folder. Drier, welche vermittelft folcher Klöfter entſtanden find, 
3.&in kleiner leerer Kaum neben andern,eine Heinedöhlung oder 
Abiheilung neben andern. So werden fo wohl dictleinen ediger 
Höhlen in den Wachsſcheiben der Bienen, als auch die Fleinen 
— in dem Gehirne u. ſ. f. Zellen genannt. 
Anm. Schon bey dem Kero Ceilo. Es iſt aus dem Lat. cella, 
— aber wieder mit Hoble, Belleu. ſ. f. verwandt iſt 
Der Zellengang, des —es, plur.die —gänge, in den Klsſtern, 
der Bang über dem Kreuzgange zu- den Bellen der Mönche oͤder 
Nonnen, 
Das Zellentewebe, des—s, plur. ut nom. fing. die Einrich 
- fungeines Körpers, nach welcher er aus mehreren neben finander 
befindlichen Fächern beſtehet. Das Zellengewebe der zaut, des 


Gehirnes, der Wachsſcheiben. 


Die Zellernuß, plur. die —nüffe, eine Art großer ſchmackbafter 
Hafelnüffe, wilche den Cambert snuſſen gleichen, nur daß fie feine 
rothe, fondern weiß gelbe Schafe haben, Corylus Hifpanica 
“ fruetumajoreangulold, Sie haben den Nahmen von der 
Stadt Zelle, wo fie häuftg wachſen, und von daher vermuthlih 
zuerſt nach Oberſachſen gebracht worden. 


Zelig, adj.er adr. aus Zellen beftehend, Zellen enthaktend; os \ 


für doch zellenformig üblicher iſt. 
1. Der Zölt, des —es plür, inuf. ein mehr im Ober⸗ als God. 
deutſchen üblicher Wort, denjenigen Gang eines Pfecdes an be, 
Adel. w. * 4. Th. 2. Auſf. 


Zem 
zeich nen, welchen man im letztern den Antritt oder Oreyſchlag, 
im Riederſãch ſiſchen aber den Paß zu wenzen pflegt; (S, dieſe 
Wörter) Ein Pferd gehet den Zelt, Ein Pferd im Zelte 
veiten. 

Anm, Es iſt ohue Zweifel aus dem Lat. tolutim incedere, 
den Zelt gehen, tolutarius, ein Zelter, wovon chedem vermuths 
lich auch ein Subflantivem übtit; war, 

2. Das Zelt, des —es, plur. Sie —e, im gemeinen Leben, —er, 
eine fpig zugebende Wohnung von Leinwand oder Zellen, welche‘ 
mit Stangen und Striden befeftige wird, und jeßt nur noch hey 
den Arzıeen im Felde gebraucht wird, Die Zelte a auffchlagen, 
abſchlagen u. ſ. f. Zelt ift in gemeinen Leben am gangbarften, 
und wird um der Kürze Willen auch noch zumdeilen von Dichtera 
gebraucht; außer dem ift Gezelt im Hochdeutfehen üblicher, nur 
daß in den Zufanimenfesungen lieber das kürzere Zelt, als Ge— 
zelt, gebraucht wird, R 

; Anm. Das Wort ift alt, und lautet ſchon bey dem Noifer und 

. Willeram Kezelt, Gezelt,im Angelf. Geteld, und ohne Ver- 
folbe, im Risderf. Telt, im Angel Tyld, im Engl. Tilt, in 
Jeland. Tiald,im Echwed. Talt. Esif von dem alten Selida, 
Seldo, Wohnung, Sig, gilelidon, wohnen, wovon auch Sidel 
abfiammer. Außer diefem dat man auch im Niederf. Tent, im 
Engl. und Holländ. Tent, Franz. Tente, rin Örzelt zu bezeich⸗ 
nen, welches mit bem Lat, Tentorium überein ftimmt, und von 
tendere,dehnen, fpaunen, abzugammen ſcheinet. Der Plural 
Zelter ift den Miederdeutfihen Mundarten eigen, und wird daher: \ 
- im. Hochdeutfhen nur im gemeinen Leben gebrangt. 

5.Der Zelt ein Kuchen, S, Zelten. 

Das Zeltbett, des —es, plur.die—en, ein Bettgeſtell mit Vor⸗ 
hängen in Geſtalt eines Zeltes. 

Die Zeltbude, plur. die —n, eine Bude in einem Gezelte, 

Das Zelsöad), des —es, plur. die —därher, ein auf allen vier 
Seiten fpigig zulaufendes Dach, wie ein Gezelt. 

Die Zeltdecke, plur.die—n, Deden, womitder Fußboden eines , 
Gezeltes belegt, auch wohl das Gezelt felbfi bedecket wird, 


„1682 


Der Zelten, des —s, plur: uinom, fing, auch wohl obne Ab⸗ 


leitungeſylbe, der Zelt, des — es, plur. die —e, ein Oberdeut> 
(ces, befonders Baieriſches, im Hochdeutſchen fremdes Wort, ei⸗ 
nen flachen Auchen zu bezeichnen. Daher der Lebzelten, ein 
Honig» oder Pfeijerfuchen. In den Hochdeutſchen Apotheken 
hat man davon bin tind wieder das Diminutivum Zeltlein, Arzes 
neymittel in Geſt alt Heiner flacher Kuchen zu bezeichnen, 5.8, 
Wurmzeltlein, Brufizeltlein. \ 

Der Zelter,? des—s.plur, ut nom. fing. von 1. Zelt, ein Pferd, 
welches einen Zelt oder Antritt. ‚gehet, am bäufigften im Ober⸗ 
deutſchen; eln Paßgaänger. 

Der Zeltofahl, des —es, plur. die —pfäble, ein Pfabl, dielans 
gen Seltfeile damit auszufpaanen und zu befefligen, 

Der Zeltpflock, des —es, plur,die —pilöke, Pflocke, fo wohl 
das Gezelt ſelbſt, als anch die fürzeen und ſchwächern Zeltfeile das 

mit inder Erde zu befeftigen, 

Der Zeltfihheider, des-—s, plur. ut nom. hg; ein Schnei⸗ 

der, welcher die Gezelte für die Sruppen verfertiget. 

Das Zeltfeil, des —es, plär. die — e, Seile oder Stricke, das 
Gezelt damit auszufpannen, 

Die Zeltftange, plur. sie —n, eine Stange, das Gezelt damit 
in der Mitte aufrecht zu erhalten. 

Der Zeltwagen, Sea —s, plur.utnom, fing. 1,.MWagen,wor« 

auf den Truppen die Gezelte mit ihrem Zugebör zugeführet wer⸗ 

be, 2. Ein Wagen, mit einem darüber geſpannten aka 


Der Zomer, 8. Ziemer, 
209» De 


1683 Zem 


Der Zemmel, des—s, plur nom. ut fing. ein ne in Ftanken 


übliches Wort, einejunge Weinvebe zu bezeichnen‘, welche no 
nicht über cin Jahr alt iſt. 

— Zen, eine Ableitungsſolbe für Verba, den Hauptbegriff eines Pri⸗ 
mitivi durch Rebenbegriffe zu verändern, und nãher zu beſtimmen 
Befſonders 1. Jutenſtva nnd Iterativa zu bilden, in welchemFalle 
es mit dem groben fehen, und feinern fen beynabe gleich beden⸗ 
‚send ift, nur mit dem Unterfchiedi ‚daß zen eigentlich einen noch 
ſtärkern Grad andeutet, als fen, weil 3 der härteſte Buchſtab feis 
ner Claſſe iſt. Befonders gehet das fen nach gewiffen Conſonan⸗ 
ten des Primitivi gern in einz über, als nach den ch, ächzen, 
ſchluchzen, Frächzen, jauchzen, lechzen ; nach dein f, feufzen, 
bäffzen, in einigen Provinzen für bällen ; nah dem n, grunzen, 
blinzen, glänzen, bunzen, tanzen; nach dem r, ſcherzen, 


ſchmerzen, ſtürzen; befonders aber nach demt, da fich der mit > 


dieſemLaute verbundene Druck natürlich auch dem folgenden fmits 
theilet, unddasfelde in ein 3 verwandelt, rigen, veigen, von 
- ziten, reiten, fugen, verlegen, von einem alten ‚mit laedere 
verwandten, Stammworte,fchligen, vom Wiederf, fliden, het: 
zen, befebmugen, wegen u. |. f. Aus diefen legten Beyfpielen 
werhefler zugleich, wie irrig manche Neulinge daran find, wenn 
fie infolchen Verbisdast weglaffen, und rizen, veisen, hezen 
ſchreiben, wodurch nicht allein die Abſtammung verdunfelt,, ſon⸗ 


Bern auch die Ausfprache verändert wird. S. Z.) Durch Einfbals - 


tung des I oder. el Laffen ſich aus den Verbis aus zen wieder Di⸗ 
nnnutiva, oder neue Fterativa mit dem Nebenbegriffe der Verklei⸗ 
nerung bilden :-runzeln, fpmunzeln,.blinzeln, Figeln, megeln, 
u,f.f. 2. Faetitiva, nur in einigen: beigen,, beißen machen, 
gen, effen machen, füttern, ergegen, freuen machen, von eis 
nem alten „mit gaudere verwandien Stamme. 3. Jmitativg, 
noch fparfamer, und zwar nur im gemeinen Leben, müchzen, 
muffzen, muffig, d. i. dumpfig riechen ; befonders von einigen Pro» 
nominibus: duzen, du nennen, nicht dugen, welches Feine Ana⸗ 
dogie hat, ihrzen, ihr.nennen , erzen, mit er anreden. 

In vielen andern Berbis gehöret das zur Wurzel, daber auch 
keine der. obigen Bedeutungen auf fie paffen Fanır: herz · en, wurz: 
en, fhägsen, fhürz=en, wigseln, plagen, u.f.f, von Herz, 
Würze, Schag, Schurz, Wit. 

Der Zöndel, eine Artleichten Taffets, S. Sendel. 

“Die Zenne, plur, die —n, ein nur in der Lauſitz übliches Wort, 
dir zähe Weide, oder Flechtweide zu bezeichnen, deren man fich 
zu den Körben bedienet. Es ift von dem Wendifhen Sczina, wel- 
ches wieder von.czenu, dehnen; ziehen, abfianinıer, wovon eben 
dafeldft Zenlicht, ein gezogenes Licht bedeutet. 

Die Zent, plur. die—e, ein nur noch ingranfen und Oberdeutſch⸗ 
land übliches Wort, fo wohl die Gerichtbarfeit , als auch den 
Gerichtsbezirk zu bezeichnen. Yu dem legtern Falle fagt man z. 
B. in der Zent angeſeſſen feyn, in dem Gerichte. In Anfehung 
ber Gerichebarkeit aber, kommt es vornehmlichin folgenden Fäls 
len vor: .ı, eine jede Gericjtbarfeit, daher man felbige an einie 
gen Drten indie hohe und niedere Zent abtfeiler.. 2. Am üblich⸗ 
‚Ken ift es vonder höhern, vderpeinlichen Gerichtbarfeit, welche 
vermuthlich zu verfteden ift, fo fern Die Zent abjolute und allein 


gebraucht wird. 3. In engſtem Verſtande wird in manchen de _ 


genden noch ein Unterfchied gemadjt, unter den Hals - oder 

Sraisgerichten und der hoben Zent, dadenn die letztere wur die 

vier Fälle, Mord, Diebſtahl, Brand und Nethzucht unter fich 
x begreift, 


Anm. Aus der Geſchichte der mittlern Zeiten iſt bekanut, daß 


die Fränfifchen Könige zur.befferer Handhabung der Gerechtigkeit 
die Gauen oder Bvaffchaften in Centenas und dieſe wieder in 
Wecanias theilten, d. i. in Bezirke yon hundert und von zehn 


— =». 3% 


Zen ' ‚1684 


Familien, oder nach aicdern von fe viel Dirt ern; und daher find. 
die meiften bewogen worden, das Deut ſche WortZent vouCentena - 


abzuleiten. Andete laſſen es von dem Dewfden Worte schen ab» 
ſtammen, und erklären es von einem unteru Vezirke, oder einer 
Decanie, zumabl da diefe im Angelfächfiihen Tethinge, die 
Centena aber Hundreda genannt wurde, Allein, da die Des 


eanie vermuchlich nur eine untere Gerichtbarkeit war, Zent aber 


gemeiniglich von der. obern gebraucht wird, fe ſcheinet die erſte Ab⸗ 
leitung wahrfcheinficher, Indeffen, wenn man bedenft, daß das 
Mort auf eine fo ſchwankende Art gebraucht wird, und-oft einen 
jeden Gerichtsbezirk, er fey groß oder Elein, bedeutet, fo fann es 
gar wohl feyn, daß beyde Ti: örter mit der Zeit in dem Deutſchen 
‚ Worte Zent zufammen gefloffen find. Es komnmit noch zu, daf 
die urforünglichen Centenae und Decaniae mit der Zeit ſehr 
> vielen eränderungen ansgefeget feyn mußten, zumahl da anfäng« 
lich jede Familiefür ſich allein auf ipremGrund.undBoden wohn⸗ 


te, wie noch ineinigen Niedevfächfifchen ®egenden ublich iſt, nach 


und nach aber, um der gemeinſchaftlichen Sicherheit Willen, ſich 


mehrere inDörfer verſammelten, da denn die Gerichtsbezirke ſehr 


verändert, und bald erweitert, bald aber auch verenget werden 
mußten. Übrigens muß man diefes Wort und die dadurch bezeich ⸗ 
nete Sache nicht mit der Send verwechfeln, welches im Oberdeut- 


ſchen die geiftliche Gerichtbarkeit bedeutet, und von Synodusiadb, 


flammet, (©. diefes Wort.) Da Zent nur noch allein im Dberr 


deutſchen üblich iſt, ſo gilt ſolches auch von den folgenden Ableisuns 


gen und Zujanmenfegungen. 


pflichtig, zentrerw andt. Daber die Zenebarfeit, 

Das Zentbuch, des — es, plur. die— bisher, das Protocol 
eines Zentgerichtes. N 

Der Zentdienft, des—es, plur.die—e, ein Dienfl, oder eine 
Schuldigkelt, welche die Untersbanen dem Zentherren zum Behuf 
der Zeut feiften müffen, 3. B. flüchtige Miffethäter zu verfolgen, 

Das Zentding, des—es, plur, die—e, das Zentgericht, von 
dem alten Ding, ein Gericht. ER he 

Der Zöntfall, des-—es, plur. die—fälle, ein Verbrechen, dep 
fen Unterfuhuag und Beſtrafung dem Zentherru zuſtehet, in dass 
Zentgerlcht gebörer ,an andern Oberdeutſchen Orten der Jrais: 

fall, Malefiz: Satt, obgleich in manchen Gegenden hier noch ein 
Unterjchied gemacht wird, S. Zent. 

Lie Zentfolge,plur:inuf. die Verbindlichkeit der Unterthanen, 
zu Handhabung und Beſchützung derZent die nöthige Maunſchaft 
au fiellen, die. Gerichts ſolge. i 

Zentfrey,adj. et adv. von der Gerichtbarkeit eines Zeutgerichtes 
befeeper. Go ſind z. Bſendbare Unterthanen, welche unter der 
Send, oder dem geiſtlichen Gerichte ſtehen, zentfrey. 

Das Zentgericht, des — es, plur. die—e, das Gericht eines 
Zentherren, das weltliche Criminal⸗Gericht, das Salsgericht, 


Der Zentgraf, des—en, plur. die — en, der Graf oder Richter 


in einem Zentgerichte; ‚der Zentrichter. — 

Der Zenthafer, des — s, plur.car, eine Abgabe in Hafer, wel 
che die Unterthanen an manchen Orten zur Anuerkennung der Ger 
richtbarkelt an den Zentherru entrichten müſſen; an andern Or⸗ 
ten. der Rügebafer. 2 — 

Der Zentherr, des —en, plur. die —en, der Eigentbümer der 
Zent, oder des peinlichen Gerichtsbezir les, der graisherr, Ge— 
richtsherr. Spa 

Die ZentPlage, plur. die—n, einein der Zentangebradite, 
die Sent gehörige Klage, 

Die Zentleute, fing. car. in der Bent gefeffeneund dem Zunthera 
wen unterworfeneinterrhunen, zenghare Leute, ig 

ee 


für 


Zentber, adj. et adv. einem Zentgerichte unterworfen; gene 


= 





1685 Ben 


= Der Zöntmann, BEN plur. die —manner, oder auch 


—Toute, ein zur Zent gehöriger männlicher Unterthan, 

Der Zentner, des — s, plur. ut nom. fing. ein Gewicht von 
hundert Pfund, — Wr Centenarius. (©. Centner.) 
Da imdefen das Wort in feiner zweyten Hälfte ſchon eine-völltg 
De utſche Geſt alt eigeneamen bat, fo ſchreibt manes richtiger 
Zentner. 

Die Zatoflicht, plur, die —en. 1. ine jede Pflicht, welche 
die Zentleute dem Zeutherren zu leiten verbunden find. 2. In 

engerer Bedrutung, der Eid, welchen fie ihm ablegen müffen. 

Das Zentrecht, des—es, . plur. die—e, das Befugniß, oder 
die Oerechtſame, die zur Zent gehörigen Verbrechen zu unierfus 

- ben und zu beftrafen ;die peinliche Gerichtbarkeit. _ 

Der Zentrichter, des —s, plur. ut nom. ſiug. der Richter in 
‚einem Zentgerichte, wie Zentgraf. 

Die Zentſache, plur. die—n, eine ffir das Zentgericht gehörige, 

in demſelben anhängige Sache 5 wie Zentfall.! 

‚Der Zentfhöppe, des —n , plur. die —n, der Schöppe, oder 
Beyſitzer in einem Zentgerichte, 

Der Zentſchreiber, des — 8, plur. ut nom, fing. der Schrei⸗ 

ber in einem folchen Gerichte. 

; Zöntverwandt, adj. et adv. einum Zentgerichte unte: — 
wie zentbar und zentpflichtig. 

Die Zentwade, plur. die—n, die Bewahungeines Sefanzenen 
in dem Zentgerichte, 

Der Zephyr⸗ des— 8, plur. die—e, cine File angenehme Luft 
aus Abend, ein fehwadher Abendtwind, ein Weſt; nur in der dich⸗ 
teriſchen Schreidart, ans dem Griech, und Lat, zephyrus. 


Raufche fanit, du viefelnde Quelle, erſch üttert nicht die Blus 


“ me und das Gras, ibr Zepbyre, Gehn. 

Dae Zevter, des —s, plür. ut gom. fing, ein Stab, 'fp fern 
‚er ein Chreuzeichen der Faiferlichen und Pönigiiyen Würde if. Das 
Zepter tragen. Daher denn figürlich auch die Farferliche oder Für 
‚nigliche Würde und Gewalt mit dieſem Raben belegt wird. Zum 
Zepter gelangen, zur Regierung. Das Zepter, oder, Bron und 
Zepter niederiesen, die Negierung. 

Anm. Schon im Schwabenjpiegel Zepter. Es iſt aus dem 
Sat. Sceptrum gebiitet, daher man es auch oft Scepter zu ſchrei⸗ 
ben pfleat. Allein, da diefes Wort in feiner leßten Hälftefchon 
eine völlig Deutfche Geſtalt angenommen hat, fe. kaun es felbige 
auch in dev erften ertragen, zumahl da der Laut feim Deurfchen 
feine Aualogie hat. Was das Geſchle bt betrifft, fo iſt das füchlis 
che theils am gewöhnlichtten,theils dem Lateiniſchen am angemefe 
fenften. Jadeſſen finder man es auch oft im männlichen; der 
Zepter ‚und zwar nach dem Borgange mehrerer freinder Wörter, 
welche ihr Geſchlecht veräudern, wenn fie mit dem Deut ſchen Bür · 
gerrechte begabet werden, z. B. das Labyrinth, der Punet, der 
Alt ar, der Paet m. ſ. f. 

Der Zepterbaum, des — es, plur. die — baume, bey den 
Neuern, der Nabme eines gewifjen Athispiſchen Baumes, Bra- 
beium L, 

Das Zepterleben, des —s, plur. ut nom. fing. in dem Deut⸗ 
ſchen Staatsrechte, ein Reichslehen, welches von dem Raifer ver- 
mittelft des Zepters verlieben wird, dergleichen denn alle geiftliche 


fürftliche Lehen find, dagegen die weltlichen fürftlichen Lehen ver» _ 


mittelft einer Fabne verliehen werden, und daher Fahnlehen hei⸗ 
gen, Schon im Schwahenfpicgel Zepterlehen, 

Zer —, eine alte untrennbare Vorſolbe, welche Verbis, und eini- 
- gen davon abgeleiteten Wörtern vorgefegt wird, eine Trennung, 
Auflöfung der Theil: durch den Begriff des Verbi zu bezeichnen, 

1. Eigentlich eine völlige Trenunng, oder Auflöfung der Theis 


ledur:h den Begriff des Verb ; zerfallen, aus einander fallen ‘ 





- Zen 1686 


zerlegen, ausleinauder legen, zerfließen, aus einander fließen, 
— in Stücke ſchlagen und ſo in den meiſten folgenden 
Verbis. 

2. Figürlich. (1) Die Erſtreckung des Begriffes des folgen⸗ 
den Verbi über der ganzen Gegenſtand, und die dadurch bewirkte 
Verderbung desfelben, zu bezeichnen, welche Bedeutung denn oft 

"in eine Art bloßer Intenfion übergehet, Jemanden zerprügeln, 

> ihn über und über prügeln, ihn gleichfam Fraftlos prügeln, ſehr 
prügeln zzerlöchern, überalmit Löchern verfeben, und dadurch 
unbrauchbar machen ; zerſtechen, zorlumpt u. ſ. f. (2) Die eige⸗ 
ne Entfräftung duch den Begriff des Verbi, ein Übermaf der 
Handlung des ſelben, als ein Keciprocum ; aber in den alermei- 
ſten Fällen nur in den niedrigen Sprecharten und im gemeinen 
Leben, wo man diefe Vorſolbe faft allen Verbis vorzufegen 
pflegt, weun man den obigen Begriff ausdrucken. wil: ſich 
zerarbeiten, zeraͤrgern, zerplagen, zermartern, zer angſtigen, 
zerlachen, zerlaufen, zerfragen, zergucken, zerfinnen, zerſirei⸗ 
ten u. ſ. f. Da dieſe Bedeutung, wie ſchon geſagt, den edlern 
Schreibarten fremd iſt, und höchftens nur in der vertraulichen 
Statt. findet, auch täglich neue Ableitungen diefer Art gemacht 
werden fönnen, fo werde ich die meiſten davon im Folgenden 
übergeben, 

Anm. Da diefe Vorſylbe außer der Ableitung völlig veraltet iſt, 
fo gedöcet fe auch zu den untrennbaren Vorſplben, welche ihr 
Berbum in feinem Falle verlaffen, und daher auch im Präterito. 
dasfonft gewöhnliche Augment ge verdrängen: ich serihlage, 

zerſchlug, babe zerſchlagen. Sie ift zugleich tonlos, und kann 
daher inder Dichtung nicht anders als furz gebrancht werden. Jer 
iſt ohne Sweifeldie Wurzel von ehren , und dein Iutenfivo zer⸗ 
ven, weit beyde in dem Hauptbegriffe der Trennung der Theile 
überein fommen. Ebedem wurde zu, und in noch frühern Zei. 
sen si, häufig für zer gebraucht: Zuſchlagen, dey dem Ottfried zi- 
ſlagen, für zerſchlagen. ©. Zu. 


Zerbeigen, verb, irreg. act, (S. Seifen); In Stüde 


beißen, 
machen, 


Eine Nuß zerbeißen. 2, Durch Seißen ondEnuchbar 


Zerberfien, verb.irreg. neutr. (S,Berften,) nit dem Hülfswors 


te ſeyn, berſtend auseinander fallen, 
Zerblafen, verb. irreg, act. (S. Blafen,) auseinander blafen. 
Den Rauch mit einem Hau he zerblafen, 


Zerbläuen, verb, reg, act. heftig bläuen, oder prügel”. Je: 


manden zerbläuen. 

Zerbohren, verb, reg, act. voll tiger bohren und dadurch un⸗ 
„brauchbar machen. 

Zerbrechen „ verb. irreg. (S. Brechen.) Es iſt 1. Ein 
Aetivum, in Stüde brechen, entzwey ‚brechen, Einen Stock 
ein Glas zerbrechen. Seine, bder jemandes Feſſel zerbrechen, 
fi, oder einen andern in Freyheit fegen; von der Sclaverep ber 
freven. Lucie, mein männliches Zerz zerbrach deine folgen 
Seffeln. Sich den Kopf uber etwas zerbrechen, im gemeinen 
Leben und der vertraulichen Sprechart, beftig über etwas nach⸗ 
finnen. Ein zerbvochener Geiſt, ein zerbrochenes Gerz, in der 
Theologie nach einer fehr harten Figur, ein hober Gra der Trau⸗ 
rigkeit über feine Undollfonmenbeit, (S. Zerfnirfchen.) 2, Ein 
Neutrum mitden Hülfsworte ſeyn, zerbroden werden, Das 
Glas, der Stock iſt zerbrochen. 

So auch das Ferbrechen und die Zerbrechung, letzteres nur 
in der activen Bedeutung. 

Unm. Bey dem Kero ziprehhan ınd farprehhan, Sep den 
Dtifeied ürbrechan und zibrechan, in den fpätern Zeiten zu» 
brechen, Niederſ. tobrefen, 

Dovne 2 Zer- 


— 


 Zerfabren,verb,irreg. (©. 


1687 \ ‚Ser 


Zirbrechtic ur, fit, 1dj. et adv. fäbig, zerbrechen, und in 


engerer Bedentung, leicht zerbtochen zu werden. Ein zerbroche⸗ 
nes Slas. So auch die Zerbrechlichkeit. 


Zerbrödsln, verb. reg.act. in kleine Stücke brödeln, Das 
Brorzerbrödeln. Im gemeinen Erben, serhröfeln. 


Zerdreſchen, verb irteg. act. .ı, Entzwey dreſchen, in Stücke 


‚drefchen. Das Strob, die Salmen zerdreſchen. 2. Sehr dre⸗ 
fen, d. i. ſchlagen; iin geheimen Leben. — serdtes 
ſchen, heſtig prügeln. 


Zerdrüden,verb.reg. Act. in Stüde DaB, entgwey drücken. 
Ein Ey zerdrüucken. 

gahren.) 1. Als ein WER, ob⸗ 
oleich ſeltener, entzwep, in Stücke fahren. 2. Als cin Teutcum, 
mit dem Hülfsworte ſeyn, aus eina⸗ ider fahren, fich zertheilen. 
Ber Rauch iſt zerfahren. Eine zerfahrne Suppe, in den Kü⸗ 
chen, von Aus einander geguerleten Epern. 

Zerfallen/ verb.irteg. (S. allen). 1. Activum, im Fallen 
zeeſchlagen. Sich den Äopfzerfallen. 2. Heutrum, mit dem 
Huifsworte ſeyn in Stücke follen, aus einander fallen. Die 
Stunde it nicht mehr fern ,.in welcher die Hütte zerfallen 
wird. Fin zerfallenes Gebäude. Zerfallen und verfallen find 

ſich inder Bedeutung zwar ähnlich, aber doch nicht gleich, Siype 
Derfallen. 


“ Zerfellen, verb. reg. act. ı. In Stügefeilen, 3. Durch all zu 


vielee Feilen unbrauchbar machen. 

Zerfe gen verbe reg. act. -ı. Aufeine ungeſchickle Art zerſchnel⸗ 
den. 2, Durch Terra, d. 1. ungeſchcktes Hauen oder Schneiden, 
nugeftait, uubränchhdr machen. Pin zerfetztes Getcht. Bepdes 
nur in der vertran ichen Schreibart. 

Zeeftattern, verb. reg. neutt. mit dem Hulfsworke feyn, ans 
einander flattern, leicht ans. einander fahren, 

Zevfleilsyen, verb. reg. act; die fleifgigeu Theile eines Körpers 
dur häufige Wunden trennen, Ein zerfleifiprer Leichnam. 

Zerfliegen,verb, irreg. neutr.(S: $ließen,) wit dem Hülfsworte 
Eyn, aus einander fliegen. Wie Wachs zerfließen. Wennnun 
‚alle —— Nebel vor feinen Blicken zerfließen werden. 


Fig irlich 5, in Tränen zerflieden, häufige Thränen vergießen; 


in Wehmutb, in Mitleiden, in Wellufi zerfließen, von diesen 
Empfindungen auf das lebhafieſte durchdtangen werden. 

Zerfoltern,verb, reg. act.in einem hohen Örade foltern, Sie: 
be, wie der Gram um dic) ihn zerfoltert, Weiße. 

Zerfreſſen, verb.ıirreg, act. (S. Sreffen,) überall anfreffen 
und dadurch nbrauch dar madpen, Don den Würmern, von dem 
Rode zer freſſen werden. 

Zerganglich / adj. et advsein — Wort, für das beffere 
verganglich. So auch die Zerganglichteit. 

Zergänzen, verb.reg. act. in jeine Theile auflöſen, gertbeilen ; 


eimim Hochd —— ungewöbnlihes Wort, welches zugleich wi⸗ 


der die Analeaie der mit zer — sufanımen geſetzten Wörter ift. 
Go’ auch die Herganzurm. | 

Bergehen, verb.inreg.neutr.(S, Geben,) mit dem Hülfsworte 
fegn. 1. Schmelzen, befonders in einen Hüffigen Körper. Der 
Zoatker iſt noch nichrzprgangen. 2. Vergeben ; im Hochdent- 
Der za ‚verälter, 
ergen, verb.reg. act. welches nur im Niederdent ſchen ü blich 
iſt durch Neckerey zum Zorne reitzen. Zemand zergen. Einen 
Sund zergen. Es iſt aus den Niederſ. targen gebildet, und wird 
anr von Niederdenefchen gebraucht, ‚wenn ſte Hochdeutſch ſpre⸗ 
chen wollen. 
genan verwandt, — das — eigentlich in einem Zupfen 
eder Rupfen befiehet, Schon im Erich. ij; Fuyper, undim Ans 


Es ii mit zerren, uud dem Engl. to tear, zerren, 


Be Kara 5 F 1688 
— tyrien, —— Im — (den gebraucht man dafür E 
neden, ob fh gleich deffen Sebeutung ein wenig. weiter ı > 
ficcdet. — 
Zernliedern, verb.reg. act. einen ebierifhen Röcper‘ in feine 
Glieder auflöfen, ihn zerſchneiden. Man gebraucht es nur noch 
in engerer Bedeutung für anatomiren. Chebem naume man 
auch das Zerlegen der Fleiſchſpeiſen, oder das Trauchiren, zer⸗ 
gliedern. Figürlich iſt einen Sag sergliederen, ihn in feine Glie⸗ 
der oder einzelnen Theile auflöjen,, und felbige einzel erflären. 
So auch die Zergliederung, SergliederungsFunft, bie Anatomie, 
der Iergliederer, d der Anatomiens, ns 
Zergreifen, verb.irreg. acı.(&. Greifen,) Biber 
Bädernüblich ift. Den Teig zergreifen,ibnmit den Sãnden Flein 
drũcken, zerdrüden, weiches auch ibn anfneipen genannt wird. : 
Zerhaden, verb. reg, act. 'ı. In Stüde ae pi ha⸗ 


er h 





den. 2. Durch mebrmahliges Hadfenverderhen, — 
Zerhämmern, verb. reg. act, in Stücke banmera. een 
Stein zerhͤmmern. — 
Zerhauchen, verb. reg act. aus einander Banden. J Ps 
Weit beſſer fpielteh du RES, Ri 


Mit Seꝛfenbla ſen⸗die die Luft gerhaucht, Weite 

Serhauen,verb, irreg. act. (SSauen.) ı. eu 
Ein Bret, ein Stud leiſch zerbauen. 2. Dur —— 
Hauen verderben, — 

Zerfauen, verb. reg. act. in Stunde, i in Heine Seite Tau, Die 
‚Speifen gebörig zerkauen. 

'Serklopfen, verb, reg, act, 2. er 
Hovfen oder, fchlagen. 

Zerknacken, verb, reg. act. in Stüde Inaden. Bine ——— 
knacken. 

Zerknicken, verb. reg, act. entzwep knicken. — ———— 
Salm. Die ganze Schöpfung braucht ſich aber micp zu vüc 
fen; das ſchawache Rohr, den Hleniiten, zu zerknicken, $ > 

Zerfnirfchen, verb, reg. act." 1. In Stüx'y Eniefchen,geratiete - 
[9 0,(©. Bnirſchen) Ein Glas, “einen Wurm terfnivefchen. 

2, Fignrikh, sit einem hohen Grade des Grames, des Kuumers 
erfüllen. Ein zerknirſchtes Zerz, in der Theologie, das lebbafte 
Gefühl der Rene über feine Vergebungen „im Notker ler· 
niulet herza.; 

SER verb..reg. act. et sr duch Koden in feine s 

Theile auflöfen. In gleichen, durch a u langes ochen ae 
beit; Das Sleifch zerkochen. 7 
Zerkragen, verb.reg, act. dur Vieles Rasen. ungeats . 
eu. Im Gefichte ganz zerkratzt fepn. ; 

Zerteimeln, verb, reg. act. in Kcumen ober Krümel verwane 
deln, Des Brot zerfrümeln, er 

Zerlarpen. verb. vB act.in Lappen gerreifen, Zaleby eine 
ber geben, FE 

Serlaffen, verb. irteg: act. .(®. Laffen,) zer fließen laſſen bi A: 
{&melzen. Wachs, Talz, Bley u,ff. zerlaffen, flüfie magen. RE 
Schon im Rotler zelazen. * 

Zerlaſtern/ verb. reg, act. im bohen Grade Berne nur. 
in gemeinen Leben, wo es oft fir verfummeln gebrauch: wird, 

Das Fleiſch zerläktern, ben den Fleiſchern, es ungefhidt Da i 
ten und zubäuen, ©. Lafer, -g 

Zerlechzen , verb.reg.neutr. mit dem Sülfs worte — vor... 

großer Dürre aus einander geben, und nude gunhge Werben, von 5 


2.$n Stich tlopfen. 


* 


hölzernen Gefäßen. — 
Die Tapferkeit taugt ungeübt 
So wenig, als zerledhjte Machen, Güuth. —— 


Zerleden, verb,reg. act. duch UCBR BEN —— ma | 
Ben, verderben, : Ks ; 











Be 
verb,reg. act. aud eindnderlegem - Eine ihr, eine 
In wiiterer Bedeutung, eit.on zur Speife 


1.1 Zu 
Fertig 
ee serlegen. 


— mmtenthierifchen Körper zertheilen; ſo wohl bey den Ja gern, 


weie zerwirken, als auch von dem Zerſchneiden oder Tranchiren 
bey Tiſche. Ein guhn, einen Braten zerlegen. So auch die 
Serlegung.· * 

Zerlöchern,werb. reg.act. überall mit febferBaften Böchern der 
feden, durch viele Löcher unbrauchbar maden, dur chlochern. 
"Kine zerlocherte Mauer. 

——— adj. et adv. von dem ungetoöhnfichen Verbo ʒerlum⸗ 
pen, ia Lumven verwandelt, in Lumpen zerriſſen. Ein zerlump⸗ 
tes Blei. Zerriſſen und zerlumpt einher gehen. 

Zermahlen, verb. reg. act. nur daß es im Participio ʒermah⸗ 
len hät, zu kleinen Stücken mablen. 

Zermalmen, verb, reg. act. einen feſten Körver mit Gerwalti in 
Fleine Theile verwandeln, Einen Stein zermalmen. Moſe 
nahm das goldene Kalb, und zermalmete es zu Pulver, 


2 Mof 32720. O Grdanpe, der mein Innerſtes gleich dem 
. Donner yermalmer. So aud die Zermalmung und das Zer⸗ 
malmen 


Anm. Das einfache malmen ift imHochdeutfchen längſt veral⸗ 
tet, doch fominen Malm und Mulm in den Mundarten und ders 
wandten Sprachen noch für Sand oder Staub vor. (S diefellen,) 
Malmen ifbein Intenfivum, weiches vermittelfider Ableitungs⸗ 
ſolbe men oder nen von mahlen zerreiben, gebildet worden, daher 
der Nebenbegeiff ber heftigen Gewalt. Notker uud andere alte 
Schriftſteller brauchen für zermalmen das einfache fermulen, 


Zermartern, verb. reg, act, in einesihohen Brademarsern, bis 


jur Entfräfting'martern. 

Zermeneln, verb.reg. act, ungeſchickt serdanen oder zerſchnei⸗ 
den. 8. Mensen, 

Zernagen, verb reg, act. duch Nagen verderben. 

Sernichreg, verb, reg, act. zu nichts oder zu nichte machen. 
1. Zu nihremadhen, > i. serftören, die Verbindung der Theile 
eines Dinges anfdehen. Kin Kunſtwerk zernipten. 2. In 


nichts verwandelt, aus der Reihe der exiſtirenden Dinge wegneb⸗ 


men. Der Gottloſe wünſcht, daß Bott feine Seele zernichte. 
In bedden Fällen wie vernichten: So auch die Zernichtung. 

Zerplagen, verb. reg. act. ſeht plagen. 

Zerplagen, verb. .reg, neutr, mit dem Guͤlfs worte fegn, in 
Stücke platzen. Die Bombe, die Blaſe⸗ die Flaſche iſt zer⸗ 
platzt. 

Zerpreſſen verb. reg. aet. 1.90 Stüdepreffen. 2. Durch als 

’ u vieles Preſſen derderden. 

Zerpulvern, verb. reg. act. in Pulver verwandeln, wofür doch 
pülvern hinlänglich und auch üblicher ift. 


Zerquetfchen, verb.reg, act, einen weichen Körper mit vlöglis 


der Gewalt zerdrücken oder zerſtoßen. 
fhen. Sich den Inf zerquetſchen. 
Zerreiben, verb. irreg, act. (&. Reiben, in Meine Theile reis 
bin. Larden zerreiben. Den Teig zerreiben oder aufreiben, 
bey den Bärkern, ihn mit den Händen Fein reiben. So auch das 
Zerreiben und die Zerreibung. 
Zerreiblin, —v, —Re, adj. et ady fähig zerrieben zu werden, 
in eugerer Bedeutung, fähig, mit leichten Mühe jerrieben zu were 
den, So auch die Zerreiblichkeit, 


Einen Wurm zerquet- 


Zerreiften, verb.irrrg. (S. Reigen.) Es ifl: 1. Ein Activum, 


in Stüdereigen, den Zufainmendang der Theile durch piößliches 
und heftiges Zichen trennen, 2. Eigentlich. Einen Strid, 
einen Brief u. f. f. zerreigen. Etwas mit den Zähnen zers 
veißen. 3. Fig ürlich. (a) Gewaltfam umbringen, von gro⸗ 


Ben Raubthieren. Dev Löwe hat das Schaf zerriſſen. Ein _ 


—6 1659 


von dem Wolfe zerriſenes Lamm. (6) Die Fortfrking einer 
Sache auf eine plögliche und gewaltfame Art unterbrechen. Mi- 
nen Landtag, Reichstag zerreißen. (c) Jomandes Zeus zerrei- 
Ben / ihm den lebhafteſten Schmerz verurfacben, Gabe Miteiden 
mit diefem Herzen, das dur zerreißeſt; Weiße, 
Da ward mein klopfend Herz von durcht und ng see: 
viffen, Schlea. 


2. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, in Stüdejetei ſſen 


werden; wofür doch das einfache reißen üblicher iſt Dex Strick 
Arie. iſt zerriffen. 
So auch das Zerreißen und die Zerreigung. 


1. Herren, verb.reg. act,beftig bin und derzichen. Fermanden . 


aus dem Zaufe, inden Koth zerren, ihm die Rleider von dem 
Leibe zerren. So auch das Zerren. 


Anm. Es iſt ein Iterativum und Intenſivum von ziehen, ver⸗ 
Riederſ. 


mutelſt der Ableitungsfplde ven, zerren fir 3iebe/en, 
‚tiven, Srang.tirer, bey dem Ottfried [cerren. 
2.'Zetren, verb. reg. act. Auf den Eifenhimmern wird das 


zweyte Schmelzen des Eiſens, unesweicher und geſchmeidiger zu 


A acnannt, ohne Zweifel als eine Zufammenzichung 
von dem folgenden zerrennen, welches auf deu Eiferbämmmeen für 
ſchmelzen gebraucht wird, welches dadurch wahrſcheinlich wird, 
weil das Zerrenfeuer 5 der Zerrenherd auch Rennfeuer und 
Rennherd, und der Arbeiter, der das Zerren verrichtet, der Zer⸗ 
renner genannt werden. So auch das Zerren. 
Der Zerrenbeum, des —res,plur, die —bäume, in einigen 9 
‚genden, ein Rahme des Buchbaumes aus dem Ital. Cerro. 
Das Zerrenfeuer des —s, plur, doch uur von mehrern Arten, 
ul nom. fing. von2. Zerren, dasjenige Feuer, oder derjenige 
Grad bes Feuera, bep welchem das Zerren geſchiebet; auch das 
Rennfeuer, von rennen oder zerrennen, zerrinnen machen, d. i. 
ſchmelzen. 
Der Zerrenherd, des —es, plur.die —e, derjenige Herd, auf 
w Ichem das Zerren gefchiebet, 


Zercennen, verb. reg. act: zerrinnen Laffen, 5.1. fchmtelgen, ein 


nur auf den Eifenbänmern von dem Schmelzen des Eifens üblie 


ches Wort, welches in einem Falle auch in zerren re ges, 


gegen wird. ©. dasfelbe, 


‚Der Zerrenner, des—s, plur. ut. nom. fing. auf den Cifens 


hämmern, derjenige Arbeiter, der das ʒerren oder awerte Schmel⸗ 
zen des Eiſens beſorget. * 

Der: Zerver,des—s, plur. ut nom, fing. in — Gegenden, 
ein Rahme des Miſtlers, einer Act Krammetsvögel, vermüthlich 
wegen friner Stimme, um weicher Willen er immanchen Gegen» 
den auch Ser Schn arrer genannt wird, 

Zerringen, verb.reg. act. duch vieles Ningen undrauchber, 
ſchadhaft machen, Die Wãſche zerringen. 
zerrungen waren, Gel, 

Zereinnen, verb. irreg, neutr. S. Rinnen) mit dem Hülfs⸗ 
worte ſeyn, aus einander rinnen Oder fließen. Butter am euer 
zerrinnen laffen, ſchuelzen. Sprichw. Wie gewonnen, fo zer: 
ronnen. ö N 

Zerrinen, verb,reg. act. durch vieles Nigen ungeſtaltet, un« 
brauchbar machen. 

Zerrühren, verb. reg, act. aus einauder rühren. Ausgeſchla⸗ 
gene Ever zeurübren. 

Zerriiten, verb. reg. act, eigentlich, durch rütten, d. i.befti» 
“ges bin und ber bewegen, die Theile eines Dinges in Unordnung 
bringen. Bie Räder einer Ubrzerrütten. Am börfigften in 
weiterer Bedeutung, die Theile. eines Dinge? auf eine gewalt ſame 
Art in Unordnung bringen, Den Staat zerrütten. Dab.r die 
Zerrüttung, gewaltfame Unordnung unter den Theilen eines 

209093 i Dim 


J 


Mir Händen, die. 


\ 


Ber 


Dinges. Die Serrfchfucht entfpinner Zerrüttungen und bluti⸗ 
ge Kriege. 

Ann. Die zweyte Hälfte iſt das außer diefer Abl itung veral⸗ 
tete Verbum rutten, von welchem wir noch das Iterativum rüt- 
teln haben, Rütten ſelbſt iſt ein Imteafivum von dem gleichfalls 
veralteten ruten, reiten, bin und ber bewegen, von welchem Reiter 
noch an manchen Drien ein Sieb bedeutet, 

Zerſagen, verb, reg, act, in Stůcke fügen, Ein Beet, ein 
Stud Holz zerfägen. 

Zerfihaben, verb.reg.act.durd vieles Schaden unbrauchbar 
machen. Ein zerichabeter Rock ein abgeſchabter. 


1691 





S 


Zerfchäumen, verb. reg. neutr, ınit dem Hülfswortefeyn, ſich 


in Schanm auflöfen. Die fruchtbaren Waldſtrome zerſchaumen, 
and ihre Wuth wird ſtich legen am Juße des Selfen, Löw, 

Zerfcheitern, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, in 
Stüde ſcheitern, wofür doch das einfache ſcheitern üblicher, und 
auch binlänglich iſt. Das Schiff iftan dem Selfen zerſcheitert, 
gefheitert,. 

Zer ſchellen, verb. reg. welches anf doppelte Art gebraucht wird. 

1, Als ein Activum; mit einem lauten Schale zerſchlagen. Die 

Bänke Steinfalzes mit einer Are zerfigellen, zerſchlagen. 2. 

Als ein Neutrum, mit dem Häifeworte feyn, mit einem lauten 

Schalle in Stüde gebrochen werden, Wer auf dieſen Stein fallt, 

der wird zerfchellen, Matth. 21, 44. So auch dag Zerfchellen. 

Es ift von Shall, kommt aber außer der dichteriſchen Schreiburt 

in beyden Formen wenig mehr vor. 

Zerfchießen, verb. irreg. act. (S. Shießen,) ein Ding durch 
viele darein gefchoffene Löcher unbraupbar machen. Kine zer= 
fchoffene Mauer. 

Zeriigirbeln, verb.reg. act. welches nurim Hüttenbaue üb» 
Sich it, das gefrifchte Eifen in Scherben, d, i, Feine Stüde, 
ſchlagen, zerſchlagen, zerfegen, 

Zerſchlagen, verb. irreg. act, (©. Schlagen.) 2. Überund 
über ſchlagen, durch vieles Schlagen kraftlos machrn. Ich bin 
wie zerſchlagen. Figürlich, ein zerſchlagenes verz, in der 
Theologie, wie ein zerknirſchtes. 2. In Stücke ſchlagen. (a) 
Eigentlich. Einen Stein, ein Gefäß zerſchlagen. (b) Figür⸗ 
lich. 1) Sich in mehrere Äſte theilen, als ein Reeiproenm ; 
nur in einigen Fällen. Im Vergbane zerfchläger ich ein Gang, 
wenner ſich in mehrere Trümmer , ‚oder fchmale Gänge theilet. 
(2) Dur — der Geſinnungen fruchtlos werden; auch als 
ein Reciprocun. Die Zuſammenkunft, der Kauf, die Heirath 
bar ich zerſchlagen, iſt wicht zu Stande gefommen. Eine zer⸗ 


> 


ſchlagene Seirasb, iff unFichtig , weil das Berbunt in diefer Ben. 


deutung ein Neciprocumift, von den Reciprocis aber die Partir 
cipia nur felten gebraucht. werden können. 

Zerfihligen, verb. reg. act. durch mehrere in etwas gemachte 
Schlitze unbrauchbar machen; zumeilen au in Stüde (bligen. 

Zerſch meißen, verb.irreg. adt, (©. Sıhmeißen,), in Stüde 
ſchmeißen. 

Zerſchme lzen, verb.reg. etirreg. (©. Schmelzen, weldjes auf 
doppeite Art gebraucht wird, ». Aisein Aerivum, durch Schmel⸗ 
zen in feine Theile auflöfen ; obgleich nur feltem, weil das einfache 
fchmeizen diefen Begriff bereits ausdruckt. 2. Algein Neutrum, 
mirdem Hülfeworte feyn, duch Schwielzen auseinander fließen, 
Der Schnee, der nah und nach zerſchmilzt, laßt die Quellen 

* Sommer nie verfiegen, Gel. Fiaüclih, in Liebe, vor 
Liebe zerfepmelzen, den hödhken Grad dev Zärtlichkeit empfin⸗ 
den, So auch das Zerſchmelzen. P 

Zerſchmẽttern, verb. reg. act, einen feften Körper mit der 
hoch ſten Gewalt in Stücke werfen. Zerſchmettere die Erde durch 
dein: Macht, Judith, 9, 9. Ein Glas zerſchmettern. Sich 


— — 


Ber 


den Kopf an einer Mauer serfchmettern. So auch das Zer⸗ 
fchmettern, Und die Zerſchmetterung. 

Zerfchneiden, v« b. irreg. act, (©. Schnesen) 3.%u Stüde 
föneiden, Kin Papier, ein Seid Zeug terfchneiden. Figürlich, 
ein zerfihnitiener Styl, ein unperiodifcher , der aus lauter kur⸗ 
zen — beſtehet. 2. Durch zu vieles Sqhueiden unbrauch bar 
machen. 

Zerf: chroten, verb.reg. act. nur daß es im Perticipio ʒerſchro⸗ 

ten und nicht zerſchrotet dat, in Stüde ſchroten, in allen den 
Fällen, in welchem das einfahrBerbum ſchroten gebraucht wird, 
So zerichroter man in deu Werkjkätten ein Stück Kifen, wenn 
man es mit dem Schroteifen theilet. Man zerfchroter einen 
Baum, wenn man ihn mit der Schrorfäge zerfäger. uf. f. - 

Zerſetzen, verb, reg. cin nur im Bergbaue für zerfehlegen ubli⸗ 
ches Wort. Mau zerſetzet eine Erzſtufe, einen Stein u. f. f. 
wenn man fie mit dem Fänftel in Stücke ſchlägt. x 

Zeripalten, verb.reg. act, nur daß esim Participio zerſpalten 
bat, in Stücke fpalten, Kin Stück solz zerſpalten, es ſpalten. 

Zerfplittern, verb. reg. act. et neutr. Im letztern Falle mit 
fepn, in Splitter auflöfen,, in Spkiter verwandeln, und darein 
verwandelt werden, Fighrlic, doch am häufigffen im Oberdent ⸗ 
ſchen, die Zeitzerfplittern, fie verderben, unnütz anwenden. Se 
au die Zeriplitterung. 

Zerfprengen, verb.reg. act. in Stucke fprengen, durch Spreu⸗ 
gen zertheilen. Eine Blofe zerſprengen. 

Zerſpringen, verb. irreg. neutr. (©. Springen) mit dem 
Hüffsiworte ſeyn, in Srünke fpeingen, gerfprenget werden, mp6 
Glas iſt vor Sige zerfprungen. 

Zerfiäuben,verb. reg. act. in Staub verwandeln und ans eins 
ander’ treiben; ingleichen als Staub zerftreuen, Einen Saufen 
Thiere zerſtauben, fie plätzlich aus einander treiben, fie zerſtreuen. 
Es iſt das Facritivum von dem folgenden zerſtieben. 

Zerfiöchen, verb. irreg. act. (S. Steden,) ein Ding durch 3 
viele darein geftochene Löcher verunflalten, URDFARIBENE machen, 
Sid) in den Dornen die gaut zerſtechen. 

Zerftieben, verb. irreg. neutr, (8, Stieben,) ah dem Hütfe- 
worte ſeyn, ſich wie Staub zeritreuen, wie Staub zer ſtreuet werden. 

Zerſtoren, verb. reg. act. die Theile eines Dinges anf eine ge⸗ 
walt ſame Art aus ihrer Verbindung bringen, Ein Inſecten⸗ ET ff, 
ein Runfiwerf, eine Stadt, ein Haus, ein Reid zerſtoören. 
So auch die Zerſtörung. 

Anm. Juiſoiker zerftoren, bey dem Ulphilas diftairan, e, 
Storen. 

Der Zerſtörer, deg—8, plur. ut nom. fing. Fämin, die Zer: 
förerinn, rine Per ſon, welche etwas zerftörer, ‚oder zerſtöret bat. 

Zerfloßen, verb,irreg. act. (©. Soßen.) ı. In Stüde floßen, 
Gewürz in einemmorſer zerfioßen.2.Ducch vieles Gtoßen unge, 
ſtalt oder unbrauchbar machen. So auch dag Zerſtoßen und die 
Zerſtoßung. 

Zerſtreuen, verb, reg. act. ı. Eigentlich, aus einander ſtrenen. 
Staub,welcen der Wind zerfiveuer. 2.Figürlich, (a)Auf eine feh⸗ 
lerhafte Art aus einander theilen. Der Mahler zeräreuer feine 
Lich ter, wenn fie nicht genug durch Schatten contraftivet find, und 
daber das Auge verbleuden. (b) Theilen und dadurch anwirffam 
oder unıherflich machen. Semandes Surcht zerfireuen. Wir müſ⸗ 
fen den verſtand anwenden, durch feinLicht den falſchen Glanz 
des Lafters au zerfireuen, Gell. Die Sonne, die den Nebel zer: 
fireuer. Jemandes Beſorgniſſe zerſtreuen. (c) Die Aufmerkſamkeit 
auf mebrere freindartige Dingeleufen. So zerſtreuet man einen 
Bekummerten, wern man deffen Aufmerkſautkeit von dem Gegen⸗ 
ſtaude ſeines Grames anf andereDingelenfet. Sich ein wenig ter» 
fireuen, feine Aufmerk ſamleit von den gewöhnlichen®egenfiänden 


— 


1692 








1695 ger 
anf andere Dinge lenket. Sich ein wenig serfirenen , frine Auf⸗ 
nierffamfeti von den gewöhnlichen Gegenftänder aufandere rich 
sen, Inengerer Bedeutung zerſtreuet man fich und an dere, wenn 
man die Aufmerkſamkeit aufeine fehlerhafte Art theiter, fie don eis 
nem pflichtmäßigen Gegerftande auf fremdartige Dinge lenket. 
Das Participium zerſtreuet wird gemeiniglich ir noch engerer 
Bedentung von der Fertigkeit gebrancht, fich des Zuſammenhan⸗ 
ges feiner Vorſtellungen mit fich ſelbſt unbewußt zn ſeyn, oder die 
Aufmerkfamfeit mehr auf fremdartige Gegenflände, als auf ſich, 
zu lenken. Zerſtreut feyn, den Zerſtreuten fpielen. 

Anm. Schon imDitfried in eigeutlicher Bedeutung giltreuan; 
ingleigen zilpreitan. Die legtere figürlihe Bedeutung ſcheinet 
nruernUrſprunges, und nach demFranz. diltrait gebildet zu ſeyn. 

Die Zerflreuung, plur, die—en, 1. Die Handlung des Zer- 

"  fiveneng, in.allen Bedeutungen des Verbi und ohne Plural. 2, 
Der Gemürhszuftand, da die Aufmerkſamkeit auf mehrere fremd⸗ 
ertige Dinge gerichtet wird, und im engften Verſtande, da man 
fi des Zuſammenhanges feiner fremdartigen Vorſtellungen mit 
ſich ſelbſt unbewußt ift ; ohne Plural, 3. Eine Befhäftigung des 
Grmüches, wobey die Aufmerffankeit von dem pflichtmäßigen 
Gegenftande abgezogen wird, mit dem Plural, Sein Leben in 
Iauter Zerſtreuungen zubringen. 

Zerſtůckeln, verb. reg, act. in kleine Stücke theilen; als das Di— 
mitutivum des folgenden, 

Zerftüden, verb.reg. act. in Stüde theilen. Auf zerſtückten 
Bretern Fommen Rriegesheere angeflogen, Kleiſt. in zer— 


ſtück tes Gebirge, im Berabaus, wo die Bergarten ſtückweiſe und 


abgebröchen über und neben einander liegen, 

Zerftufen, verb.reg. act, in Stücken ſchlagen, ein vornehmlich 
im Bergbaue übliches Wort, wir zerfegen. S. Stufe. 

Serftümmeln, verb. reg. act.durd Verftünmelung ungeftakt, 
unbrauchbar machen ; wofür doch verſtümmeln üblicher ift. 

Die Zerte, plur.dsie—n, oder dererter, des—s, plur, ut nom, 
fing.einimHocdeusien mit der Sache felbft veralteres Wort, dier 
jenige Act von Urfunden zu bezeichnen, da cifl Vertrag auf einem 
and eben deinfelben Bogen zwey Mahl gefohricben, und bernach der 

"Bogen in der Mitte ecfig, oder auf andere irreguläre Arc durchs 
ſchnitten ward, da denn im Fall der Klage beyde Theile zufammen 
paſſen mußten; daher dena ın weiterer Bedeutung auch wohl ein 

" jeder Vertrag eine Zerte genannt wurde. In manchen Örgenden, 
befonders auf dem Lande, ift diefe Art von Urkunden noch üblich, 
amd dort keunet man auch noch deffen Nabmen, 
Anm. Friſch und andere laffen diefes Wort auf eine fehr uns 
ſchickliche Art von dem Lat. certus abftammen. Wahrfcheinlicher 
iſt die Ableitung derer, die Zecte ans Charta verderbt feyn laſſen, 
zumablda befanue iſt, daß dergleichen Urfunden ehedem Chartae 
indentatae genannt wurden. Judeſſen läßt es fi auch füg- 
lich als ein altes echt Deutſches Wort betrachten, von zerren, reife 
fen, oder vielmehr von deffen Stammmworte zarten, theilen, fpale 
sen, welches noch in dem alten Sedichte auf Carln den Großen bey 
dem Scilter vorkommt, fo daB Zerer eigentlich eine getheilte, 
oder aefpaltene Urkunde bedeuten würde, weldjes fic denn auch 
wirklich if, i 

Zertheilen, verb.reg, act. ein Ganzes in mehrere Theile their 

"len, befonder3 in folcden Fällen , wo der Begriff fo adgeniein aus» 
gedruckt werden fol, oder nicht anders als allgemein gegeben wer» 
den kann. Der Wand zertheilet die Wolken. Bin Pflafter, wel- 
ches die ſtockenden Säfte zertheilet. Kin Stück $eld, einen 
Garten zertbeilen. In andern Fällen, wo fich der Begriff be⸗ 
ſtitamter ausdrucen läßt, find zerfchneiden, zerfägen, zerhauen, 

zerreißen n.f.f.ünlih. Go auch die Zerebeilung. 
Zertrennen, verb.reg. act.aus einander trennen. So zer⸗ 
trennet dev Schneider ein Kleid. Sa weiterer Bedeutung, Dins 


Zet 1694 
ge, welche ein Ganzes ausmachten, vereinze/n, und dadurch treu: 
nen. Seine Bibliorhefzertrennen. So auch die Zertvennung. 

Zertreten, verb.irreg, act. (G. Treten.) ı. In Stüdetreten. 
Ein®las, einen Wurm zertreten 2. Dur) Treten unbrauchbar 
machen oder verunffalten, Kin Beet im Garten zertveten. 

Zertrummern, verb. reg. act. ein Ding in Trümmer verwan- 
deln, mit der geößten Gewalt zerſtücken, oder zertheilen. Einen 
Stein zerteimmrin. Re 

Zerweichen, verb. reg. act. et neutr. im letztern Falfeinitdem 
Hülfswortefeyn, allzu fehr weichen, und weichen laffen, Dee 
Stock ſiſch iſt zerweicht, wenn man ihn im Waffer har laſſen zu 
weich werbeır, 

Zerwerfen, verb. irreg, act. (. Werfen,) in Stücke werfen. 

Zermwirken, verb. reg. act. ein befonders bey den Jäger für zer⸗ 
Tegen oder zerhauen üblihes Wort. Man zerwirke ein Wild, wenn 
man ihm die Haut abziehet, und das Wildbret in Stücke zerleget. 

Zerwühlen, verb. reg. act. die Theile durch Wühlen trennen, 
durch Wühlen verderben, So zerwühlen die Schweine den Acker. 

Zerzaufen, verb. reg. act. durch Zaufen verwirren, oder unge» 
fralt macheu. Zerzaufete Haare. 

Zerzupfen, verb.reg. act. durch Zupfen in feine Theile auflöfen, 
Seidene Läppchen zerzupfen. 

Zeter, ein ſehr alter Ausruf fo wohl des höchſten Schmerzens, der 
höchſten Gewalt, als auch eines geringern Grades des Unmwillens. 
Im erften Falle wird es noch an manchen Drten bey peinlichen 
Drogeffen gebraucht, wo bey Verurtheilung eines Mörders eine von 
der. Obrigkeit verordnete Perfon im Rahmen des Ermordeten über 
die erlittene Gewalt öffentliherer ſchreyen muß, daher diefePer- 

‚ fon der Zererfchreyer, undan manchen Orten der Blutfchreyer 
genannt wird. Zeter über jemand fchreyen, aus Berzweifelung 
über die von ihm erlittene Gewalt ſchreyen. Im letztern Falle ift 
diefes Wort noch unter dem großen Haufen üblich, wo es micht 
nur in geringen Graden des Unmuths, der Verwunderung u, f f. 
gebraucht wird, Zeter über den Menfchen! fondern auch in vielen _ 
Zufammenfegungen üblich ift: ein Zeterjunge, ein boshafter, 
leichtfertiger Junge, ein Zetermädchen, ein Zeterding u. ff. 

Anm. Das Wort ift in Obderfachfen und Oberdeutſchland am 
üblichften ; in Niederfachfen kennet man es bin und wieder auch, 
aber in manchen Begenden ift dafür Jodute üblich. (©, dasfelbe.) 
Wachters, Friſchens und anderer Ableitung von dem Lateiniſchen 
eitatur hat nichts, als diegufällige Ähnlichkeit des Klanges, und 
nichtein Mahl eine Ahulichkeit der Begriffe zum Grunde. Das 
gerichtliche Zeterſchreyen gefchieber ta nicht in der Abſicht, den 
Mörder zu citiren, fondern bey’ der Verurtheilung eines Mörders, 
die von ihm den Ermordeten zugefügte Gewalt defto finnlicher zu 
machen, Der Zeterfchreyer ſcheint die Stelle des Bluträchers der 
ältern Völker gu vertreren, Zeter fcheint vielmehr ein alter Auss 
ruf des rohen Volkes zu ſeyn, eine Interjection ohne Sinn, oder 
auch eine Berftümmelung eines jeßt undefanuten verftändlicher 
Wortes. Die Schreibart Zetter iſt wider. die Ausfprache, indem 
das erſte e jederzeit gedehnet wird, 

Das Zetergefchrey, des — es, plur. inuf. 1. Ein lautes Ge⸗ 

ſchrey über erfitiene Gewalt. 2. Ein jedes heftiges Geſchrey. 

Die Sprache der Liebe it im Neſte der Nachtigall ſüßer Ges 

fang, undim Winkel der Rage Zerergefchrey, Herd 


Der Zeterfihreyer, des—s, plur. ut nom.fing. ©. Zeter. 
1. Der Zöttel, des 8, plur. ut nom, ling. Diminut. das Ze⸗ 
telchen, ein kleines Siuck Papier, worauf etwas verzeichnet if, 
oder auch etwas darauf zu verzeichnen. Etwas auf einen Zettel 
reiben. Sinem einen Zettel geben, ein Kleines befchriebenes 
Papier, Franz. ein Billet. Go auch Beichtzettel, Dentzettel, 


Empfangzetttel, Freyzettel, Suhrzertel, Sreuerzeitel, ir; 
zettel, 


J 


Das Zettelende, des 


P} 


* z —— 
„1695 “ge — 
metrel, Bank zettei u.i.f. Im Riederſ. Zedel 
lich aus dem Zatein.Schedula gebildet. 


2. Der Zettel, des —s, phir inul, bey den Webern, der Aufzug 


sder die Kette, im Grgenfage des Einſchlages oder Eintragen. 
Man ſie het leicht, daß diefes Wort mir dein vorigen eine bloß zus 
fällige Apntichkeit des Rionges genwin bat; -aber nicht fd leicht 
it deffen Abſtammung zu beiiiinnien, Brifcheng Ableitung von 
Zeile, im Dberd. Zeilere, weil die Faden des Aufzuges gleich ſam 


ans Zeilen beffehen, ift zu gegiwungen. Vielleicht iſt es aus Kette 


verderbt, vielleicht auch von dem Verbo 2 Zerteln in verzet⸗ 
sein, in kleinen Theilen verehn, abgeleitet, weil der Aufzug ang 
Fäden, als Heinen Theilen, beftebet, welche auf eine kleinliche Art 
behandelt ſeyn wollen. Im Oberdeutfcden bat man noch ein an- 
deres gleich lautendes Wort, welches vermurhli mir feinem von 
beyden verwandt iſt; im Oſterreichiſchen näbmlich iſt Weinzet⸗ 
tel, oder Weinzeidel, der Beriwalter der Weingärten. 

Die Zettelbank, plur. die —en,in der Handlang, eine Geldbank, 
wo der Umſatz des Geldgs durch Überlieferung gewiſſer Zettel 
‚oder. Banfnoten geſchiehet; zum Unterfchiede von "einer Giro: 
Banf,wo ber ya dürch bloße Ab⸗ und Zurechnung gefßicher, 

—s, plur. die—n, bey den Webern, der 
Kand an dem bepden Enden des Tuches, wo der Zettel, d..i. der 

Aufzug, anfängt und aufhöret: 

1. Zetteln, verb.reg. act. von 2 Zettel, der Aufzug eines Gewe⸗ 

bes, ein nur in Ynzerrelmübliches Wort, ©. dasfelbe. 


7, Zetteln, verb. reg.act, einzeln und in kleinen Theilen fallen 


laffen, auch nur imder im gemeinen Leben üblichen Ableitung 
Derzetteln, welches S. Diefes Wort fheinet der Abſtammung 


nad) von dem vorigen ganz verfchieden zu ſeyn⸗ Es ift der Form - 
nach gedoppelt abgeleitet, fo wohl vermittelt der Sylbe el, ein 


Sterativum oder Dinunutivum zu bilden, von zetten, einem noch 
in Oberdeutfchland völlig gangbaren Worte, fallen laffen, und 
dadurch verlieren; als auch vermittelft des gedopvelten r, ein 
Intenſtoum zu bilden, von einem vetalteten Verbo zeten. Allein 
diefes ift feiner Bedeutung nach fehr dunkel, wenn es nicht dag 
zetan,abhauen, bey dem Disftiedifi : thie eftithie Ne zeti- 
tun, welde fie abhieben; welches fo wohl mit dem Lat. cae- 
dere, als and mit cadere, fo wohldem Laute alsder Bedeu⸗ 
tung nach verwandt iſt. 


Der und das Zeug,dss—es, plur. der doch nur in einigen Bes 


Heusungen üblich iff, die —e, ein Wort, weldjes überhaupt theiis 
den Stoff, die Materie, woraus eiwas bereitet wird, theils das 
Merfzeug, womit ſolches gefchieber, theils aber anch die verfer- 
tigie Sache, und dann in lveiterer Bedeutung, rin jedes Ding, eine 
jede Sache, bedeutet, _ Es wird fo wohl im männlichen als ſach⸗ 
lichen GSeſchlechte, vbgleich nicht ohne Urterfchied gebraucht; als 


lein da das Geſchlecht fich nicht genau nach den eben gedachten _ 


Bedentungen richtet, ſo muß jedes brjonderg abgehandelt werden. 
Im Hochdeutſchen unterfcheidet mon beyde fo: 
I: Dev Zeug im männlichen Geſchlechte. 
1.Der Stoff, Sie Mater ie, woraus etwas bereitet —— 


oder bereite: werden ſoll. (a) Überhaupt; eine Bedeutung, wel- 


che man im Hechdeutſchen um der Vieldeutigfeit diefes Mortes 

Willen veraiten laſſen. Der Zeug der Lüſt⸗ Opitz 

Denn er kennt wohl den Zeng, der an uns allen 

Zu finden if, es iſt ihm unentfallen 

Wie daß wirnichts als Staub und Aſche ſind, 

eben dern, Pf. 102 

ch) In engerer Bedeutung, da es denn noch in Dielen Handwerken 
und Gewerben für den Stoff zewiſſer Art gebraucht wırda So 
nennen die Papermacher bie geiampften Pumpen, woraus das 
Papier verfertiget wird, den Feu. Der Halbe. Zeug find bey 


Es iſt germutße ö 


ſo in bielen andern Fällen mehr. 


Zeu 
Ionen Rumpen, welche — Mahl geſtampfet worden. Vey 


den Mäureru heißt der Mörtel an manchen Orten der Zeug, und 
bey deu Büceen wird in einigen Oberdentſchen Gegenden auch der 


a z 
4 


.“ Zeig der Zeug genannt, daber der Butterzeug, Mandelzeug, 


Pafteten-Zeug,Pillinzeug n.Lf. Im Weinbeue heißen dig Wein. 
beeren, and figärlih auchdie Weinköde der Zeug, fo wie 
Buchdruckern die Materialien zu den Schriften, und folglich auch 
abgenutzte Schriften, welche wieder eingefehmolzen werden, Und 
Beſonders (c) im enaften Ver⸗ 
ſtande, ein G ewirk / ſo fern es das Materiale, oder der Stoff zu den 
Kleidung NMücken iſt. So wohl überhaupt. Sich den Zeug zu 


einem Rleite ausſuchen, es fen Such oder fonft ein Gewirke. 


und Hege collective der Zeug heißen. Der finfhiere Zeug, die, er N 


- pe und eine jede Waſſer⸗Maſchine der Zeug, vo 


Als auch, und zwar am bänfisften, im engften Vetſtande, danne 
gewiſſe leichte Gewirke won Leinwand, Seide, Baumwolle oder _ 
Wolle, Zeuge genannt werden, und Amar von den wollenen nur 
- ‚folge, welche entweder nie gewalfet werden, oder doch nur die 


halbe Walle befommen, Lin wollener Zeug, ſeidener Zeug, 
Sommerzeug uff. Tuch Sammer und Leinwand gehören in 


die ſer engften Br Seutung nicht.unter die Zeuge. In die 
„sen Bedeniung if das Wort ein Collectivum ober pielme ‚ein 


Maier ale/ daher der Plůral nur von mehrern Arten und Quau· 


titäten üblich ifl. 
2. Dasjenige, vermittelft defene etivag verrichtet wie, E& 


gentlich iſt es in diefer Bedeutung im Hochdeutfchen Tedticen 
Geſchlechtes; allein da man es im Oberdeutſchen in 1 


a) Ein lebloſes Hülfsm“ttel, etwas zu —— 


ſtaude in männlichen gebraucht, fo ift diefes auch im 
ſchen i in einigen Fällen üblich geworden, Dieſe find: 


1. Ein. Werkzeug, wo es nur in einigen Fällen im mänuli 

ſchlechte —* t wird. Beſouders im Bergbaue 5 wo * 
Rändiger, 

Runfzeug, Bunfgeseug-genannt wird. Den Zeug ge 

ben laffen. Ingleichen bey den Jägern, wo teils alle a: 

gen gehörigen Gerẽtbſchaften, ibeils aber auch nur die Tücher 


her und Planen; der lechte Zeug, die Retze. Bey den 8 
wird ein jedes Gabruugsmitiel zu den Semmeln, welches w 
Sauerteig noch Bierdefen if, der Zeug gendunt, Auf den — 
baden, ſich dieſes Mittels bedienen. Auch im Kriegewefen wur⸗ 
den das Geſchütz und ale übrige Geratbſchaften chedem der Zeug 
genannt, welche Bedeutung zwar im Hochdeutſchen veraltet iſt, 


aber doch die Zu ſammetiſetzungen Zeut baue/ Zeugmeiſter uff 


zurück gelaffen bat. 
-b) * Perfonen, duch, twelche man eine Abſicht erreicht, 


oder etwas verrichtet; als ein Eollectivum, folghch ohue Plural, 


In die ſer Bedeutung wurde ehedem ein Kriegehrer und ein einzel⸗ 
ner Theil des ſelben bäufig der Zeug genannt; in welcher Beden⸗ 
tung rs aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. Der reiftge Zeug, die 
Keiteren. Bin wohlgerůſteter Zeug su Roß und zu Fuß, in dem 
Dentiden Livius von 514. So willic mit den andern Zeug 
nachrucken, mit den andern Trubpea, Thenerd. In der Deut⸗ 

ſcheu Bibel fommt die ſe Bedentung noch bäufig vor. 

1. Das Zeug, im fächlichen Geſchlechte. 

1Ein mechaniſches Hülfssnitsel, etwas zu beivertfielligen, 
ein Werkzeug, als ein Colectivum, folglich ohne Plural, auf r 
in manchen Fällen von mehrern Arten, Es iſt in die ſem Verſt an⸗ 
de in gemeinen Leben fohr hänfg, Inder anffändigern Schreibart 
aber gebraucht man es om bönfissken inBufa@tnenfegungen, Das 
Scheseng, Ruſtzeng, Reifzeug, Schreidezeug, Spielzeug, 
Reitzeug, Pferdezeug u. In wanchen Fällen wird es von 
einzelnen Dingen eed ancht, das Sahrseug, Werkzeug, Rüf- 
zeng; im figärlihen Besfianden [fr Im Ohrrdiusfgen ifl es in 
PUR biefer 


1698 


den... 


14 











2697 Ben en 
diefer Bebeutung:männfigen — welches daher auch 
häufig in der Deutſchen Bibel vorkomut, wo ſeloſt Paulus ein 

- auserwähltes Ruflzeug genannt: w: ro. 
2.Das Gerãth, Gerathſchaften; nur in einigen Zälen, So 
wird leinenes Gerãth collecıive — Zeug ober weißes Zeug 
„genannt, Jrden:s, hölzernes, zinnernesn. ſ. f. Zeug, Geräthe, 
Das Bopfzeug, eine Bekleidung des Kopfes. Das Nachtzeug, 
Nachtgerãth, nächtlipe Kleidung, Tifchzeug, Sılbz zeug. 


3. Eine verfertigte Sache, doch nur in weiterer Bedeutung, 
ein Ding, eine Sache überhaupt, fie ſey von welcher Art fie wolle, 


aber nur im verächtlichen Verſtande, und auch als ein Eollectiv 
vum. Liederlihes Zeug, ſchlechte Dinge, ſchlechte Geräthſchaf⸗ 
sen. Albernes Zeug reden. Wer hat ihm diefes Zeug in den 
Kopf gefegt? Ja ſelbſt von Perſonen im geineinen Leben. Lies 
derliches Zeug. liederliches Geſindel. Diebeszeug, Zigeuner: 
zeug u. ſ. f. 
Anm Zeug, im Niederfächf. Tüg, im Schwed. Tyg, ſtam⸗ 
met ohne Zweifel von zeugen ber, ſo feru es ededem machen, her⸗ 
vor bringen überhaupt bedeittete, und ik in ſo fern mit dem Griech. 
TIVX9S, Voll FeuXBiv, Tuxeıy, ik achen, bereiten, verwandt, 

Tas Hrugamt, des—es, plur. die —ämter, cin- Amt, Colle- 

sium folcher Perfonem, welche die X ıffiche über die Kriegsgeräth⸗ 

ſchaften baden, nur an einigen Drien, z. B. zu Wien, wo es fo 
wohl ein geld und Saus- Artillerie Zeugamt, als auch rin Arz 
tillerie⸗ Oberzeugamt gibt. 

Die Zeugart, plur. die —en, eine Art gewirkter Zeuge, efonders 

> der leichteren Art, Bine wollene, feidene Zeugart. 

‚ Der Zeugbeum,des —es, plur, die —baume, bey deu Webern, 
derjenige Baum an dem Weberſtahle, auf wel.den der fertige 
Bus gewickelt wird, und welcher unter dem Streihbaume 
"Tivgt, 

Die Zeughütte, San die—en, bepden Pipiermachern, ein höls 
jerner Kaften, woraus der Zeug, d. 1. die zerſtampften Lumpen, 
mit der Papierform geſchöpfet wird. 

Der Zeuge, des —n, plur. die —n. . Eigentlich, eine Perſon, 
welche die Wahrheit der Ausſage eines andern mir ihrer Erfah⸗ 
tung beftätiger. Cajus ih mein Zeuge, daß ich das Geld be⸗ 


zahlet babe, wenn er dabey gegenwärtig geweſen, und. dieſes 


ausfaget, Jemanden zum Zeugen nehmen, zum Zeugen ans 
rufen. Ich nehme Bott zum Zeugen, berufe mich aufdie Ads 
wilfenheit Öottes. Einen Zeugen fielen. Lalſche Zeugen auf⸗ 
Rellen. © wie lange, ihr Götter, fol ich noch eurer Gutig: 

- ReitZeugefeyn! Geßn. In weiterer Bedeutung, fo wohleine 

Perſon, welche etivas mit anfieher, oder auböret. Ich brauche 

keinen Zeugen meiner Klagen, Weiße, Zu meiner Zärtlichkeit 
verlang’ich Feine Zeugen, Gel, Als auch eine lebloſe Sache, 

ſo fern fie ein ſinuliches Denkmahl eines Borganges ift. Diefer 
Ring ſey der Zeuge unſers Bundes. 2. Figürlich werden die 

- Heinen Steine, welche um die Wurzel eines Gränzſteines geleget 
werden, zu einen Merlmahle, daß derſelbe richtig geſetzt worden, 
Zeugen genannt. 

Anm. Im Schwabenſplegel Geziuz, im Niederſ. Tuͤge, bey 
dem Ulphilas Tuggo.Von der Abkau umung das Verbum 
zeugen. Gemeiniglich und der Regel nach ik dirſes Wort, dein 
Geſchlechte nach, eine commune,d.i, es wird ungeäudert von bey» 
den Geſchlechtern gebrancht. Deine Shwetter ſey mein Zeuge. 
Jadeſſen gibt es doch auch mehrere Shuftieler, welche ein eige⸗ 
nes Fãmininum, die Zeuginn, davon ableiteu. 

Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe, - 
«Leite felber die Gewähr, Hase. 
So bring’ ich diefe Schal’ ihr Far, 
Die Zeuginn unfers Sunys wir, Dam, 
Adel. W. 8.4. Th. 2. Aull. 


7 


J 


— en 1698 


Mir ſcheint diefe Ableitung unnöchig und unanalogifch zu fee, 


weil wir virle andere ähnliche Wörter baden, welche in beyden 
Geſchlechtern gebraucht werden, z.B. Bürge, Gai, Bunde, 
Parbe, Waife, Gatte, Rind, Liebling, Zwillingu.f,f. Den 
Fall höchſtens ausgenommen, wenn das weibliche Geſchlecht au 
dem Subjecte unkenntlich wäre, und doch deffen Veʒeichnuns 
nothwendig iſt. 


Der Zeugefall, des—es, plur. die —fälle, bey einigen Spradj- 


Ishreen, ein Rahme der zweyten Endung der Hennwörtum eine 
buchfädliche Überſetzung des Lateinifchen Genitivus, Allein, 
da diefe Benennung den Begeiff nur fehr unvolfommen und eins 
feitig ausdeucdt,fo gebraucht man ſt att diefes und der übrigen ãhn⸗ 
lichen Nahmen, Nennfall, Gebefall, Klagefall, Ruffall, lieber 
die Ausdriice, erſte zweyte u. ſ.f · Endung. 


Die Zeugemutter, plur. die —micter, eine Mutter, welche zeu⸗ 


ger, ertvasaus ſich felbf hervor bringet; eigentlich ein Pleonass 


mus, weil der ganze Begriff [don in Mutter liegt. Judeſſen 


wird das Wort zumeilen, um des Nachdrucks Willen, von einer 


fruchtbarrn Murter gebraucht, befonders im figürlichen Berfian- 


de. Die Natur, die fruchtbare Zeugemutter der Dinge. 


1. Zeugen, verb, reg. act. ein Ding feiner Act aus fich feldft, 


oder durch unmittelbare Mistheilung feines Weſens hervor drin» 
gen. 1, Ehhentlich; da es denn afein von vernünftigen Weſen, 

zunächſt nur von dem Vater gebraucht wird. Er hat nur einen 
Sohn gezeuget. Binder mit feiner Frau zeugen. Oder von 


Varer und Mutter zugleich. Sie haben in ihrer Ehe Feine Binz 


der gezeuger, Vou der Mutter allein iſt dafür gebären üblich, 
2.Ja weiterer Bedeutung, durch veranftaltete Fortpflanzuag ver» 
mehren ; im Hochdeutjchen nur ſelten. CanarienrVogel zeu⸗ 
gen, Serfer, ziehen. Bäume zeugen, Sieben, Weigen, Sanf, 
Siachs zeugen, bauen. 3. Figürlich. (a) In der Theologie, wo 
die erfte Perſon der Gottheit die zwegte gezeuger hat, bedeutet 
es ſo wiel, als fein Wefen auf eine unmittelbare Art mittheilen. 
(6) Die wirteishe Urfache fepn, hervor bringen, nur in der hö⸗ 
bern Schreibart, Alles, was die Erde zeugen, überfluß zeu⸗ 
get Stolz, Stolz zeuget übermuth. 

So auch die Zeuguns/ ©. ſolches an feinem Orie beſonders. 

Anm. Im Rotker ziugan,im Niederſ. tügen, ingleichen teen, 
welches jo wohl ziehen als zeugen bedeutet. Es ſcheinet, dag dies 
ſes Wort ebedem überhaupt machen, hervor bringen, bedeutet har 
be, und alsdann würde es mit dem Gricch. reuxemw, ebedem 
uxess, verwandt ſeyn. Merkwürdig iſt, daß zeugen, gene- 
rare, das folgende zeugen, teltari, zeihen, zeigen, und ziehen, 
in ihren Bedestyugen und Ableitungen fehr oft in einander über» 
geben, zwelches uuter andern auch aus den Intenfivis Zucht und 
bezüchtigen erhellet. Es ſcheinet daraus zu erhellen,daß alle drey 
ehedem in einer dr.tten algemeineen Bedeutung überein gefoms 
men, und vielleicht nur ein und eben dasfelde Wort gewefen find, 
So it auch im Lat. teltis, fo wohl ein Zeuge, als ein Theil der 
Beugungsglieder, Diminus, tefticulus, 


2.Zeugen,verb,reg.neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1.Fey» 


erih, mit Ernft und Theilnehmung ausfagen; eine längft ver⸗ 
alter: Bedeutung, von welcher ſich noch einige Spuren in Luthers 


Neuen Teſtamente befinden, 3.8. Jeſus zeugete, lehrte mit Ernſt 


und Lebhaftigkeit. 2. Ein Zeugniß ablegen, die Wahrheit einer 
Sache durch feine Erfahrung beftätigen. Ein Weib Fann nicht 


"zeagen, fann feinen Zeugen abgeben. Für, wider jemand zeu⸗ 
gen. Im Dberdeutfchen gebraucht man es aber auh niit dem 


Dativo, einem zeugen, ein Zeuzniß in feinee Sache ablegen. 
3. Ein Merkmadl, ein Beweis einee Sache ſeyn. Don ihm (von, 
Coit) zeugt jeder Gedanke unferer Seele, Bell. > 
So aach, obgleich nur fehlen, das Zeugen, 
Ppppp Anm. 


2099 


re ’ x « 
— N 0 / 


A 


eine fehr armjelige Ableitung, wenn Friſch und andere Zeuge und 
zeugen don ziehen ableiteten, - weil man die Zeugen ehedem bey 
. dem Ohre zu zieben pflegte. Bon ſolchen zufälligen Nebenumflän: 
den benennet der gefunde Menfchenverftand Feine Hauptbegeiffe, 


Zeugen bedeutete ehedem überbaupt, fagen, verfündigen, ausfar - 


gen, im welcher Bedeutung teihan und gateihan noch in dem 
Ulpbilas vorkommt. Unferzeiben ift genau damit verwandt, 

Zeu,anfällig, adj. et adv. welches nur noch in den Rechten eie 
niger Öegenden üblich iſt, in folchellmftände verfegt, wo man nicht 
befugt ift, feine Sache dur) Zeugen zu beweiſen; Niederſ. tüg⸗ 
borfig, * =) ' 

Der Zeugenführer, des—s, plur.ut nom. fing. inden Ned: 
ten, derjenige, welcher zum Beweife feiner Sache Zeugen aufs 


führer. 5 


Das Zeugen :Rotel, des — s, plur. nom, fing. eb⸗n dafeldft 
das Protofoll über die Ausfage mehrerer Zeugen. Die legte Hälfe 


teift aus dem Lat. Rotulus, f 

Der Zeugen: Tobak, des—es, plur, car.eine Art der Tobaks⸗ 
Pflanze, welche dicke und große Blätter, 8 Soll breit und 26 Zoll 
Yang träger. Der Grund der Benennung ift mir unbefannt, 

Das Zeugenverhör, des — es, plur. die—e, in den Rechten, 
das Berhör eines oder mehrerer Zeugen. t 

Der Zeuger,des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die Zeuge: 
rinn, eine Perfon, welche etwas zeuget, oder gezeuget hat; ein 
fehr ungewöhnliches und daher hart auffallendes Wort, indem die 
Analogie der Spräce nicht verftattet, von allen Activis derglei- 
Gen Perfonenmwörter zu bilden, 

Die Zeug:Sabrik, plur. die—en, eine Fabrik, oder Anftalt, wo 
wolleneZeuge, in der engeren Bedeutung diefes Wortes, in Menge 
gewirket werden; befjer, Zeug: Wanufactur, 

Der Zeugfeiler, des—s, plur. ut nom. ling. inden Gewehr 
Fabriken, ein Xrbeiter, welcher das _meffingene Befchtäge zuden 
Feuergewehren verfertiget, und auch der Meſſingfeiler genannt 
wird, 

Das Zeughaus, des—es, plur. die —häuſer. 2. Überhaupt, 
ein jedes Gebäude, in welchem Geräthfhaften, oder Werkzeuge 
einergewiffen Art in Menge verwahret werden. So heißen in 
den Seeftädten die Vorrathshäuſer, worin die zum Ban und zur 
Aus rüſtung der Schiffe nothwendigen Gerãthſchaften aufbehalten 
werden, Zeughäufer. In dem Jagdweſen ift Zeughaus, dasjeni- 
ge Gebäude ‚worin der Jagdzeug verwahret wird, wo es auch der 
Seugfiadelheigt. 2. In engerer Bedeutung iſt es ein Gchäude, 
worin das Geſchütz und andere Kriegesgeräthſchaften aufbewah⸗ 
ret werden. 3. Bey den Papiermachern iſt es ein Zimmer, in wel⸗ 
chem der halbe Zeug fo Lange verwahrei wird, bis man ihn in dem 


Holländer zu ganzem Zeuge macht. 


"Der Zeugberr, des—en, plur. die —en, in einigen Städten, 


ein Rathshere, welcher die Auffichtüber das Zeughaus der Stadt 
af, 

Des Zeuttjagen, des—s, plur. utnom, fing. ein Jagen, oder 
eine Jagd, wo das Wildbret mit Zeugen, d. i. Lüchern oder Ne⸗ 
gen eingeftellet wird. 

Die Zeugfammer; plur. —r, in vielen einzelnen Zälen, eine 
Kammer, worin man verfchiedene Öeräthfchaften, oder Werkzeu⸗ 
ge einer Art verwahret, : 

Der Zeugtafien, des —s, plur. ut nom. fing, bey den Par 
piermachern, ein Kaſten in dem Zeugdaufe, in welchen der balbe 
Zeng zut Aufbewahrung eingeffampfet wird; welches vermittelt 
der Zeugpritſche geſchiebet. 

Das Zeugkleid, des—es, plur.'die—er, ein Kleid vor leich⸗ 
tem wohenen Zeuge ; zum Unterſchiede von einem Tuchkleide. 


SB 00000 
Anm. Am Niederf. fügen, im Schwed. tyga. Es war gewiß _ 


Der Zeugfchteiber, sess, plur. ut nom, fing. der Schrei, 


— r — u a Kt T 3 er 
. i 
— 


BL ee 


Der Zeugtnecht , des--es, plur. Sie—e, in der Jägerey, Ar 
- beiter, welche den Jagdzeug, d. i. die Tücher und Nese ftellen bel 
= fen, und die Aufficht bey denfelben haben. RE 
Die Zeugfoften, fing. car. im Bergbaue, die zur Unterhaltung 
der Aunfigezeuge, oder der Waſſer · Maſchinen nörhigen Koften. 
Der Zeugmader, des—s, plur. ut nom. fing. ein Weber, 
weicher nur leichte wollene Zeuge ‚verfertiget; der Zeugweber, 
Zeugwirker, zum Unterfehiede vomeinem Tuchmacher. 
Der Zeugmantel, des—s, plur. die--mäntel, ein Mantel 


von einem leichten wollenen Zeuge, zum Unterjchiede voneinem 


Tuchmantel. 

Die Zeug-Manufactur, plur. die —en, ©, Zeug-ßabrik. 

Der Zeugmeifter, des—s, plur. ut nom.ling. ı. Ju der 
Jãgerey, ein Jäger, welcher die Aufficht über den Zeug und die 
Zeugknechte hat, und auch der Zewgwarter genannt wird. 2, Ein 
Krtegesbeamter, welcher die Aufficht über das Geſchütz und die 


übrigen Kriegesgerätbfehaften hat ; am bäufigfien in demlzuſam⸗ 


men geſetzten Feldzeugmeiſter. 
Das Zeugniß, des Ses, plur. die — e. 
Bedeutung, die Befräftigung der Ausſage eines andern vermöge 
feiner eigenen Erfahrung; in welchem Verflande dag Zeugnif 


». Zn der engflen . 


eG 


meher als Yusfage if, und eine Vergleichung zweperAusfageners , 


fordert. Sich auf jemandes Zeugnißberufen. Ein Zeugnıf für 
jemanden ablegen. Ein falfches Zeugniß ablegen. Lin Zeughiß - 
der Wahrheit von jemanden fordern. 2, In weitererBedeutun 


die feyerliche Ausfage deffen, was man-in Anfehnng dermoralie 


[chen Befchaffenheit eines andeen für wehr hält. Jemanden ein 


gutes, eintübmliches, cin ſchlechtes Zeugniß geben, ihm ein 
Zeugniß des Sleißes , des Wohlver haltens geben. 3. Eine jede 


Sache, fo fern ſie ein Beweis, oder ein Merkmahl einer andern » 


iſt; eine im Eochdeurfihen ungewöhnliche Bedentung, welche 
noch in der Deurfchen Bibel vorfomme. Eden dafeldft if 4. Zeuge 
niß oft eine jede feyerliche Behaupfung, in welchen Verſtaude es 
im Hochdeutſchen gleichfalls veralter iſt. v 


Anm. Jur Riederſ. Tugniß, Betuge. Im Kero kommt dafür , | 


noch Kiwiszida, und im SatienGiwilcaf vor. 
Die Zeuppritfehe, plur. die—n, ©. Zeugkaften. 
Das Zeugrad, des—es, plur. die—räder, das Kunſtrad, in 

dem Bergbaur. > j rc BR 
Der Zeugrafch, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e, 

eine Ars leichten Raſches, zum Unterfdiede von dem Tuchraſche. 
Der Zeugfchacht , ses —es, plur. die — ſchächte, im Berg: 


> 


baue, der zum Bebufeiner Waſſerkuuſt gegradene Schacht, der , 


KRunſtſchacht. 

Der Zeugſchmid, des —es, plur. die — ſchmiede, ein Eiſenarbei⸗ 
ter,welcher vornehmlich eiſerne und ſtãblerne Werkzeuge für Haud⸗ 
werker und Künſtler macht, dev Zirkelſchmid, weil er and) eiferue 
Biekel verfertiger, Seine Werkfiätte, die Zeugſchmiede, plur. 

die — n. — 

Der Zeugſchneider, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schnei⸗ 
der, welcher den Jagdzeug verfertig Lund ausbefjert, 


Die Zeugfchnur, plur. die ſchnüre, bey den Hutmachern, die 


Schnur an den Fachbogen, woriit das Bogenleder feſt angefpan- ⸗ 


net wird. 


ber in und bey einem Zeughauſe. PR. ; 
Der Zeugitadel, des —s, plur ut nom. fing. ©. Zeug: ‘ 
haus, ; : \ 
Die Zeugſteuer, plur. die —n, im Bergbaue, eine Abgabe, 
weldie eine Zeche für den Gebrauch eines fremden Kunſtgezeu⸗ 
ges, d.i, einerfvemden Waſſertunſt, entrichtet. 


De 





4 
4 








wor Ben B 


Ber Zengeiid, Seas, piur. Sie —e, im Bergbau; ein 
Zeich, die Runfigegeuge oder Woſſerkünſte daraus mir c Waſſer⸗ u 


verſorgen; der ‚Bunftteich. 


v, 


J— Zeugung, plur. die—en, von dem Verbo zeugen, ‚gene- 
‚rare, am bävfigften im thätigen Verſtande, die. Haudlung, da 


‚man feines Gleichen hervor bringet. Daher das Seugungaglied, ! 


oder der Zeugungetheil. 
Der Zeugwagen, des—s, plur. die — wägen, auch — wa: 
‚gen, in der Jägerep, ein Wager, auf welchem der zur Jagd ger 
börige Zeug, d. i. die Sicher und Klege, gefahren werben, 

Der Zeugmärter, des —s, plur, ut nom. ling. derjenige, 
„welchem die Aufficht über den Zeng, d. i. über die Werfjeuge, oder 
Geräthfchaften gewiſſer Art, anvertrauet iff, dergleichen Zeup« 
- wärter man fo wohl;bey der Jägerey, als dep den Armeen — 
hung des Geſchützes, hat. S. auch Zeugmeifter. 

Die Zibebe, der Rahmeeiner Aſiatiſchen Frucht, von dem tal, Zi. 
bibo und Cibibo, und dieß wieder von dem Syriſchen und Arab, 
Alcibib, ©. Cubebe. 

Der Ziberh, des—es, plur. iaul, ein Fark riechender dieflicher 

‚ Liquor, welchen man von einem Aſtatiſchen Thieve erhält, welches 

einer Rage ähnlich ift, uaddaher die Ziberh: Kate, oder das Zi: 

beth⸗ Thier genannt wird. Jtal. Ziberto, Sibetto, Franz. Ci- 
vette,. Engl; Civet, alle von dem Arab, Zibet oder Zebed, 

‚Schaum, weil der Ziberh in feinem frifchen Zuſtande einem weis 

„gen Schaume gleicht. _ S. Biſam. 

Zick, adv. fehlerhaft ſäuerlich, beſonders von dem; Biere uad Weis 
„ne, nur in einigen gemeinen Sprech arten. Das Bier wird zick. 
So auch das Verbum zicken, anfangen fauer zu werden, Der 
Wein zickt. 

Die Side, plor. dien, Diminut. das Zicklein, ein nur in 
den gemeinen Sprecharten übliches Wort, eine junge Ziege zu bea 
zeichnen. Schon im Willeram Zikki. Es iſt ein Diminutivum 
von Ziege, aber nach einer veralteten Form, vermitielft der Vers 
doppelung und Verhärtung des Confonanten. Da nun bie vers 
Fleinernde gorm in den neuern Zeiten unfenntlich ward, fo 

machte man ein neues Dimiantionm, Zielein, daraus. 

Zideln, verb. reg. neutr,. mit dem Hülfsworte haben, Junge 

werfen, doch nur von der Siegen, und auch bier nur im gemeinen 


* 


Leben, nach der sa von Jammen , kalben wölfen 


nf. 
Der Zickzack, —— plur. — eine Linie, welche aus 


wechſels weiſe ein» und aus ſpringenden Winkeln beſtehet, wie z. 8. 


das Lateiniſche Z. So werden in der Belagerungskunſt die Lauf⸗ 


graben in einem Zickzack geführet, da fie denn auch wohl ſelbſt 


dieſen Rahmen bekonmen. Das Wort ſcheint aus dem Nieder⸗ 
ſãach ſiſchen herzuſtammen, two man die Verdoppelung eines Wor⸗ 
tes mit veränderten Vocalen liebt, eine Mehrheit zu bezeichnen, 
z. B Wirrwarr. ( S. Miſchmaſch, welches auch im Hochdeutſchen 
üblich iſt. Zickzack würde alſo eine Mehrheit von Zacken in einer 
und eben derfelben Linie bedeuten, Die Franzoſen Haben es in 
ihrem Siclac gleichfalls begbehalten:  * 
+Die Zieche, plur. die —n, ein nurin den gemeinen Mundarten, 
befonders Oberfachfens, für Züge übliches Wort, den überzug 
eines Bettes, oder Küſſens zu bezeichnen. Die Kiffenzieche, 
Deckzieche, Beriziehe. Ob fih gleich das Wort fehr bequem 
von ziehen und Zug in überzug herleiten läßt, da es deun nach ei⸗ 
‚ner fehr veralteten Form davon gebildet ſeyn würde, fo fcheinet es 
‚doch ein urfprünglich Wendiſches Wort zu ſeyn, von Zycha, eine 
‚ Dede, ein Gezelt, und diegift denn auch die Urſache, warum es 
niein bie edlere Schriftfpradhe gefommen, foudern jederzeit pro» 
vinziell geblieben ift. 
Ziefer, in Geziefer und Ungeziefer, ©. das legtexe, 


* 


Zie 
Die Ziege, plur. 'sie—n, das Individuum eines befannten&hier- 
geichlechtes, da denn diefes Wort am bäufigſten von den Weibchen 
diefer Thiere gebraucht wird, zum Unterſchiede von dem Ziegen⸗ 
bode,vder Bode, Selten fommt es als eine allgemeine Benens 
nung ohne Unterfchied des Geſchlechtes vor, wozu es auch wegen 
feines grammatifh weiblichen Geſchlechtes unfchictih iſt. 

‚, Spridw, Er hat es in ſich, wie die Ziegen das Sert, man ſiehet 

ihm nicht an, was. hinter ihm verborgen iſt; weil die Siegen oft 
ee viel Salg in fih Haben, ohne daß man es ihnen von außen ans 
ſtehet. 
Anm. Niederſ. Zege, Angelf. Ticken. Ziga kommt ſchon im 
Ottfried vor, aber. nur von einem jungen Bode, Hoedus. Im 
„ Dberdeutfchen if für Ziege das Wort Gaiß, oder Geiß üblicher, 
fo wie in einigen andern Mundarten das Wort Kite üblich iſt. In 
einigen Dberdeutfchen Mundarten wird auch dleKieferiege,und 
Kirfernholz Ziegenholz genannt, wo e3 aber unſtreitig von einem 
anvern Stamme iſt. 

Der Ziegel, des—s, plur. ut nom. fi ing. Ein jeder. aus 

Lehm, oder Thonerde verfertigter Stein, ein Badiein, daber 
men auch die Mauerſteine wohl Ziegel, oder Ziegelfteine zu nens 
nen pflegt. Ungebrannte Ziegel, ungebrannse Mauerſteine. Zies 
gel brennen, Badfleine.- Ziegel ſtreichen, Backſteine aus der 
Maſſe formen, . In diefer weitern Bedeutung feheint es, viele 
der folgenden Zuſammenſetzungen ausgenommen, vornehmlich in 
Niederfachfen üblich zu feyn. 2. Ju engerer und gewößnticherer 

. Bedeutung, ein ſolcher Backſtein, ſo fern er zur Belegung eines 
Daches beſtimmt iſt, ein Dachſtein, Dachziegel; da mau denn 
Slachziegel, Hoblziegel, Sorfisiegel, Rebiziegel u. f.f. bat. 

Anm. JinTatian Ziegala, indem altenGedichte auf den heil, 
Anno Cigelo, im Nicderf. Tegel, im Angelf, Tigla, im Schwer. 
‚Tegel, im Ital. Tegola, im Franz. Tuile, im Engl. Tile, 
Till,im Pohln. Cegla; allevon. dem Lat. Tegula, und dieß 
von iegere, deden, indem die ganze Erfindung für die nordifchen 
Bölfer : one Sweifel Römiſchen Urfprunges iſt. Nach denr Lat, 
follte es weiblichen Gefchlechtes feyn ; allein im Hochdeutfchen 
hat es das mäunliche angenommen , vermuthlich weil die meiften 
Deutſchyn Wörter auf —el dieſes Gefchlecht Haben. - Doch ift es 

„in einigen Mundarten weiblichen Geſchlechtes, die Ziegel, plur. 
die—n. 

Der Ziegelbrenner, des ⸗s, plur. ut nom, fing, derjenige; 
weicher eine Fertigkeit befiger, Backfteinezu Breunen, und, im wel⸗ 
tern Verſtande, zu verfertigen, Eigentlich ifl Ziegelitreicher, der» 
jenige, welcher fie reicht, d. i. die Maffe zu Ziegel forme, und 
Siegelbvenner, der das Brennen verrichtet, oder die Aufſicht über 
eine Ziegelhinte bat, S. auch Her 

Die Ziegelbrennerey, plur. die=en, eine Auftalt, wo Siegels 
ſteine aller Art geformt und gebraunt werden, ©. * Ziegel⸗ 
bütte, Ziegelofen, und Ziegeley. 


Das Zie geldach, des—eg, plur. 8ie—därber, ein mit Ziegeln 


„belegtes Da, zum Unterfchiede von einem Strohdache, Schin⸗ 
deldache, Schieferdache, Kupferdache u. f. f. 

Der Ziegeldẽcker, des —s, plur. ut nom. fing. ein Dad. 
decker, welcher mit Ziegeln —** zum — von einem 
Strobdrder, Schieferdecker nf. f. 

Die Ziegelörde, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n, Ers 
de, woraus ſich Ziegelfteine brennen laſſen. S. Ziegellehm. 

Die Ziegeley, plur. die —en, eine Anfialt, wo Ziegel in Menge 
gebrannt werden, 

Die Ziegelfarbe, plur. inuf, die blafje brauntöthliche Farbe der 
Siegelfteine, 

Ziegelfarben, oder Biegelfarbig, adj. et adv, —— ha⸗ 
bend; ziegelroth. 

Ppppepe⸗ Die 





POS >=: 808 

Die Ziegelform, plur. die —en, bey den Siegelbrennern, die 
bölgerne Form, worin die Ziegelfteine ihre Geftalt erhalten. 

Die Ziegelbütte, plur. die —n, ein Gebäude, in welchem die 
Ziegel geformet, und vor dem Brennen zum Austrocknen aufge⸗ 
ftellet werden ; die Ziegelfcheuer. Beyde Wörter werden auch 
wohlin weiterm Verſt ande von einer Zierelbrennerey gebraucht. 

Die Ziegellatte, plur. die — n, bey den Siegeldächern, diejenigen 


Latten, auf welchen die Ziegel zu liegen fommen, 
Der Ziegellehm, des — es, plur. doch nurvon mehrern Arten, 


die —e, ein eifenfcbüffiger thonartiger Lehm, fo wie er zu Ziegel⸗ 


feinen erforderlich iſt; Ziegelerde, Ziegeltbon. 

Das Ziegelmebl, des—es, plur. doch une von mehreen Arten 
= Quantitäten, die —e, zu einem Diehl, d.i. unfühlbarem 

taube, gefloßene oder geriebene Siegel. 

Der Ziegelofen, des —s, plur. die —öfen, der Ofen, in wel⸗ 
Gem die Ziegeifteine gebranut werden. In weiterer Bedeutung 
auch oft eine Ziegelbvennerey, wie Ziegelhütte. — 

Das Ziegelöhl, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten 
oder Quantitãten, die —e, ein über glübende Stücke Ziegelftein 
in einer Retorte deflilfistes, und dadurch gereinigtes Obl. 

Ziegelroth, adj, etadv, det blaffen braunröthlichen Farbe dee 
Ziegelfteine pleich, ziegelfarben. Im Weinbaue ift der ziegelros 
the Wein eine Art Weinſtöcke, welche diefen Nahmen von der 
Farbe ihrer Trauben haben, = 

Die Ziegelfcyeuer, plur. He —n, S. Ziegelhücte 

Die Ziegelſchicht plur. die —en,im Bergbaue, eine Lage Steine 
kohlen, wo die! Kohlen bãufig mit Erde vermengt find,eine gerinas 
baltige Schicht Steinfohlen; vieleiht von der Farbe der mit 
ihnen vermifchten Erde, _ 

Der Ziegelſchlaͤger, des —s, plur. utnom. fing. ineiner Zie⸗ 

gelhütte, ein Ar deiter, welcher die Erdezu den Ziegein ſchlägt und 
zubereitet, eier 

Der Ziegelſchoppen, des—s, plur. ut nom. Ang, an einigen 
Drsen für Ziegelfcheuer, oder Ziegelhütte imengern Verflunde, 

Der Ziegelfparren, des —s, plur. ut nom.Äng. flarfe Sparı 
sen, jo wie fie zu einem Siegeldache erfordert werden. Ju Dber, 
ſach ſen gebraucht man diefes Wort oft für einen jeden Dachfparz 
zen, und alsdann fcheinet es ein Überbleibjel des Wendiſchen Zy- 
cha, dag Dach, die Dede, zu ſeyn. 

Der Ziegelftein, des —es, plur. die —e, ein ang Lehm geform⸗ 
ter und gebrannter Stein,gin Backſtein; zum Uuterfchiede von 
den Bruch⸗ und Uuadrat-Steinen. In engerer Bedrutung bee 
kommen nur die gebackenen Mauerſteine die ſen Nahmen, zum 
Unterſchiede von den Ziegeln, womit das Dach belegt wird. 

Der Ziegelſtreicher, des—s, plur. ut nom..fing. in einer 
Siegelbrennerep, ein Arbeiter, welcher die bearbeitete Erde in der 
Siegelform zu Siegelfkeinen bildet, weil er dabıy dievbere Seite 
mit dem Streichholze glatt flreichet, daher auch die ganze Arbeit 
Siegel ſtreichen genannt wird, x 

Das Ziegelwerk, des —es, plur, car. ein Nahme, welchen 
man im Hittenbaueden unreinen gepochten Zwitter gibt, 

Der Ziegenbart, des—es, plur. bie—bärte. 1. Der Bart 
einer Ziege. 2. Ein dem Ziegenbarte ähnlicher Bart. 3. Der 
Nahme einer Art efbarer Schwännte, S. Rebling. 

Bas Ziegenbein, des —es, plur. die—e. 1. Das Bein oder 

der Fuß von einer Ziege. =, In einigen Gegenden, befonders 
Dberfahfeng, nennet man eine Art Unfrautes unter den Getrei⸗ 
de Ziegenbein, welches ich doch nicht nã her beſtimmen fann, 

Der Ziegenbock, des —rs, plur. sie —bocke, das Mäunliche 
des Ziegenſchlerhtes, der Mann der Ziege, welcher auch pft une 
der Bock ſchlechthin genaunt wird. Ju denniedrigen Sprechar⸗ 
ten iſt es eine (himpflige Benennung eines Schneiders, 


Fr Er” er, 
* * ER 


- 


BE 2% 8 6 
Der Ziegenfüß, des—es, plur. die —füße. 1. Der Fuß einee 
Ziege. =. Figlirlich, verſchiedene andere Körper,fofern fie eine 
Abnlichkeit mic dem Fuße einer Siegehaben. So wird eime ge⸗ 
wiffe Dftindifche Art der Winde, Convolvulus Pes caprae 
 Linn.serZiegenfuß genannt. Auch eineArt des Sauerklees füh⸗ 


tet diefen Rahmen, Oxalis Pes caprae Linn. Ferner das ges 


fraltene Ende einer Brechſtange, daher denn auch wohl die Brech⸗ 
ftange felbfi der Ziegenfuß oder Geißfuß genannt wied,. 
Das Ziegenbaer, des —es, plur. die —e, oder Eollective fo 
wohl im Singular dag Ziegeiihaar, plur.car. als im Plural 
‚Ziegenhaare, Ang. car, Haare von Siegen, befonders aus ibe 
vem Barte und anden Keulen. Las Ziegenbaar, welches bie 
Petrrũcken⸗Macher verarbeiten, iſt von Ziegenböden. Fl 


1704, 


Der Ziegenbirg, des —en, plur. die—en, eig zur Aufichtüher 


weidende Siegen beſtellter Hirt. 
Der Ziegentäfe, des —s, plur. ut nom. fing. Käfe, welcher 
aus geronneher Ziegenmilch bereitet wird, 


Das Ziegenfraut, des —es, plur.car. in einigen Gegenden, 


ein Nahıne der Geißraute oder Peſtilenzwurz, Galega Linn. _ 


Das Ziegenlab, des —es, plur.car. das Lab ang demeierten 


Magen der Ziegen; zum Unterfchiede von dem Bälberlab, Sac 

fenlabu.f.f. S: Lab. - — 
Der Zietenmeèlker, oder Ziegenſauger, des —s, plur. ut 

nom. fing. im gemeinen £eben, ein Rahme des Nachtraben, 


weil er nad einem alten Mährchen den Ziegen in der Racht die 


Mil ausfangen fol. S. Nachtrabe. 

Der Ziegenfchurz, des—es, plur.die—e, bey den Böttchern 
eine ſchimpfliche Berennung eines Lehrlinges, welcher losgefpro- 
Gen werden fol, oder noch nicht Lange iosgefprechen ifl, eines 
nenen Befehlen, wie $uchs auf den Univerfitäten ; vermuthlich, 
weil ein folder ehrdem einen Schurz von einem Ziegenfelle tra» 
gen mußte, j RER } 

Ziegenfpedig, adj. ein nur im Bergbane übliches Wort, wo ein 
Gang von weißem Quarze, woran Wolfram liegt, ein ziegen⸗ 
ſpeckiger Gang genannt wird, an 


*Der Zieger, des —e, plur. car. ein im Hochdeutſchen unhe⸗ 


kaͤnntes, nur in dem füdlichen Deutfchlande, befonders in der 
Schweiz üblihrs Wort, welches überhaupt eine geronnene Feuch⸗ 
— tigkeit zu bezeichnen ſcheinet. Man gebraucht es vornchmlich in 
folgenden Fälen. 1. Inder Schweiz, wo die Milch eine in dem 


übrigen Deutfchlande ungewöhnliche Fettigfeit hat, werden nach - 
Bereitung des Käfes,die zurück gebliebenen Molken noch einmahl 


zuin ®erinnen gebracht, da denn die darans entfiehende Maffe eis 
gentlich Zieger,und der darans brreitere Käſe Ztegerkäſe, oft auch 
nur ſchlechthin Zieger genannt wird. 2,Die aeronnene Feuchtig⸗ 
Feit im Auge heißt imemi en Oberdeutſchen Gegenden gleichfalls 
derZieger; daher einZickevauge,ein tinnendes Ange,an welchem- 


ſich die Feuchtigkeit verhärser. z. Vermuthlich ıfl eg eine Zigut der 


erften Bedeutung, wenn in den&cieferbrüchen in der Schweiz die 
fehlerhaften Nuarzadern in dem Schiefer Zieger genannt werden; 
vielleicht wegen ihrer Ähnlichkeit in der Farbe mitdem Zieger aus 
der Milch. Das Wort fcheinet mit ziehen zähe verwandt zu ſeyn. 


Der Ziegerkäſe, des —s, plur. ut nom. fing. ©. dag vorige, 


Der Ziegler, des —s, plur. ut nom. fing.’ von Ziegel, für Zie⸗ 
geler, der Meifter oder Borarfegte einer Ziegelbreuncrey, welcher 
auch wohl der Ztegelbrenner genannt wird, 

Die Zteglerklinge, plur. die—n, eine Art viereckter chmahler 


Degenflingen zum Hiebund Stich. Sie haben den Nabmen von 


er Fabrik des ehemahligen Sächſiſchen Minifiers, Ziegler, zu 
Dresden, wo fie häufig verferfiger wurden, . 

Der Zieharm, des —es, plur. die —e an verfihiedenen Maſchi⸗ 

en, ein Länglicher Theil, welcher einen andern Theil der Ma— 


* 


14 


* 


ſchiue 











‚A705 Bier. Ba, 
ſchine an ſich sieht, und dadurch in Bewegung ſetzt. So werden 
in den Stampfmühlen, Hammerwerken u. f. f. die Zapfen in der 


Welle, welche die Stampfen und Hämmerpeben, fo wohl Ziehar⸗ 
me als auch zebearme genannt. 


Das Ziehband, des —es, plur. Sie—bänder. 1. EinBand, 


vermittelft deifen Man etwas ziehet. 2. Ein eifernes Band, wel⸗ 

ches durch Schrauben angezogen werben kann, z. B. an einen Wa⸗ 
gen, an den Rädern u. f. f. Anden Pochwerken iſt es ein eiferner 
King um die Welle, welcher durch Schrauben enger zuſammen 
gezogen wird, 

Lie Ziehbant,plur.die—bänfe,eine Ban, d,i. ein ſtarker Tiſch, 
‚auf welchem gewiffe Arbeiten vorgenommen werden, welche man 
mit dem Rahmen des Zieheng belegt. Ben den Metall⸗Arbeitern 
iſt es der ſtarke Tiſch, woraufdas Metall zu Drabt gezogen wird. 
Ben den Glafern,die Banf,woraufdas Fenſterbley gezogen wird. - 
Bey den Büchfenmachern, die ganze Maſchine, vermittelſt deren 

die Büchſen⸗ und Flintenläufe gezogen, di. inwendig mit Neifen 
verfehen werden, Bey den Holzacbeitern, eine Harte Bank, die 
Brerer auf der hohen Kante abzuziehen, d.i. horizontal zu hobeln, 
bey den Tiſchlern die Nothbank u. ſ. f. 

Der Ziehbrunn, des—en, plur. die —en; oder Ziehbrunnen, 
des —s, plur. ut nom. ſing. ein Brunnen, ans welchem des 
Waffer bermittelſt eines Eimers gezogen wird, zum Unterſchiede 
von einer Pumpe. 

Die Ziehe /plur. car. ein nur in den niedrigen Sprecharten, ber 

ſonders Oberſochſens, übliches Wort. 1. Die Erziebung eines 
fremden Kindes mit Inbegriff der Rahrung zu bezeichnen. Ein 
Rind in die Ziehe geben, einer andern Perſon zur Erziehnng für 
die Bezahlung übergeben, Zwey⸗ Kinder in der Ziehe haben. 
2. DieHandlung des Aufziebens oder Verſpottens, iu der R. A, 
jemandensur Ziebe haben, ihn aufzieben. 

Das Zie heiſen, des —s, plur. ut nom. ling. bey verfchiedenen 
Arbeitern, ein Eifen,mi. weichem oder durch welches etwas gezo⸗ 
gen wird. Brfonders werden bey den Metall Arbeitern die ſtaͤh⸗ 
fernen Platten, durch deren Löcher das Metall nach und nach zu 
Draht gezogen wird, Zieheifen genannt. 

Steben, verb.irreg.-ich ziehe, du zieheſt, er ziebet, oder sicht, 
(Dberd. du zeuchft, er zeucht,) Conj. daß ich ziehen. ſ. f. Juper“. 


ich 308, Conj. 3öge; Particip. gezogen; Imperat. ziehe oder _ 


‚zieh, (Dberd. zeuch.) Es iſt in einer — GSeſtalt 
üblich. 

J.Als ein!etivum,einen Körper langfam nach ſich zu in — 
gung ſetzen. Geſchiehet dieſe Bewegung nach ſich zu nicht langſam 


und nach und nach, ſondern ſchnell und mit Heftigkeit, fo heißt fie - 


reisen. Geſchiehet fie van fich weg, und zwar langſam, fo heißt fie 
fchieben, und wenn fie mit Heftiafeit gefchiehet, ſto en. Ziehen 
iſt alſo in Anfebung der Richtung dem ſchieben, in Anfehung des 
Grades der Stärke aber dem reißen entgegen gefeßt. 

1, Cigentiich, einen Körper, mit welchem man zuſammen 
hängt, oder ein Eontinuum mit demfelben ausmacht, langſam 
nach fich zu, und iu weiterer Bedentung, lanafamı nach einer ge 
wiffen Richtung, bewegen, Die Pferdezichenden Wagen. Ein 

. Pferd, das zur zum Zieben taugt. Waſſer aus dem Brummen 
ziehen. Jemanden bey den Haaren ziehen. Slachs durch die 
Sechel ziehen, ibn hechelun; daher figüefich, jemanden durch die 
Hcchel ziehen, ihn durchhecheln. Etwas mie einem Safen, mit 
einem Bande zu fih Ziehen. Lin Band fetter zuſammen zie— 
ben. Den $uß, die Hand zuruck ziehen. Den Bopf aus der 
Schlingze ziehen. Den Mund sieben, Die Achſeln ziehen, in 
die Höhe ziehen, zufen. Den Surziehen, von dem Kopfe, ihn 

abziehen. Den Degen ziehen, aus der Scheide, von Leder sice 
den,  Zinen Hagel aus der Wand ziehen. Kin Schiff an 


Sie ° 1906 


das Land — Die Glocke ziehen. Un efimem Seile, am 
Ruder, am Joche ziehen. Den kürzern sieben, ein figuriicher 


* Ausdruck, S. Rurz. 


2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. (a) Viele Hands 
Innaen, welche mit dem vorigen Ziehen verbinden find, werben: 


oft nur ziehen ſchlechthin genannt. Drabt ziehen, Metall durch 


das Zieben in Draht verwandeln. Lichter ziehen, durd) Eintau» 
chen der Dachte Liter machen; gezogene Lichter, zum Unterſchie⸗ 


de von gegoſſenen. Sederfpulenzieben. ‚Den Beutel ziehen, 


heraus ziehen, um zu bezahlen; auch figürlich, für bezahlen, 
Satten auf eine Dioline ziehen, ſpannen. in Feuergewehr 
sieben, es inwendig mit geraden oder getwundenen Reifen verfe- 
ben ; daber ein gezogenes Rohr. Line Lotterie ziehen, Biel 
Geld ziehen, aus etwas zieben,eitinehmen. Doppelten Gewinn 
sieben, haben, befommen. Intereſſen zieben. Einen Wechfel 
auf jemand ziehen, oder auch als ein Neutrum, auf jemand zie- 
ben,auf ibn teafjiren. Eine Linie ziehen. Surchen ziehen. Bine 
Mauer ziehen, führen oder machen. Blafen ziehen, entfteden 
machen. (b) Aufeineoder die andere Art in Bewegnng fegen, in 
vielen einzelnen Fällen. Die Sonne zieht die Dunfte aus der 
Erde. Die Sonne zieht Waffer, fagt man, wenn fie zwiſchen ein 
Paar dichten Wolfen durchſcheinet, ſo daß man einen bellenStreis 
fen ſiehet. Die Pferde aus Jem Stalle, in den Stallziehen,fühs 
ren. Den Wein auf Bouteillen ziehen, zapfen, Femanden uf 
die Seite ziehen, ihn auf die Seite testen machen. Semanden an 
fi ziehen, auf feine Seite, auf feine Partey ziehen. Die Son: 
nezieher die Sarbe aus dem Tuche. 
O wenn dich noch ein Opferſchmaus herab vom Simmel 
ziehet, Raml. 
— vor Gericht ziehen, nöthigen, vor Bericht zu erſchei⸗ 
nen, ihn verklagen. Der Magnete ziehet das Siſen an fi. Et⸗ 
was an ſich zıeben, es in feinen Befig bringen, Das Grfäf 
zieht Wafler, wenn es das Waffer eindringen läßt. Die Sonne 
bat das Bret ganz Frumm gezogen. Truppen zuſammen zie⸗ 
ben, verſammeln. (c) Herleiten, hernehmen. Seine Nahrung 
aus etwas ziehen. Kine gute Lehre aus etwas ziehen. Kine 
Solge aus etwas ziehen. Etwas aus einem Buche ziehen, 
fhreiben. Den Inhalt heraus ziehen. ragen, vortheil aus 
erwas ziehen. (d) In vielen andern Fällen Läffer es fich nicht ans 
ders als fehr allgemein beftimmen,da denn die nähere Act der Ber⸗ 
änderung durch allerley Beyſaͤtze bezeichnet wird. Stwas in 
Betrach tung, in Erwägung sieben, es erwägen, bedenken. Et— 
was auf fich ziehen, deuten, auslegen, Jemanden mit etwas in 
verdacht ziehen, Yaben. Jemanden zu Rathe ziehen, ſich 
feines Rathes bedienen, Sie haben mich mit in ihr Gebeim- 
niß gezogen, haben es mir anvertranet. Zu wichtigen Sachen 
gezogenwerden. Jemanden zur Der antwortung, zur Strafe 
zichen. Sich etwas zu Gemüthe sieben, fich darüber beunrus 
digen, Kummer darüber empfinden. Sich ein Ungluf über den 
Hals ziehen, ſich dasfelde verurfachen. Das ziehet viel Unglück, 
viel Böjrs nah Ah. Den Krieg in die Länge ziehen, feine 
lange Fortdauer vernrfachen, ihn verlängern. (e) Bon der Sims 
me und dem Toneder Stimme gebraucht man ziehen für dehnen. 
Die Wörter ziehen. Daher einige Sprachlehrer den gedehnten 
Ton den ge:ogenen nennen, wofür doch der gedehnte edler if. 
M Duch Pflege und Wartung heran wachſen machen, wo es 
wieder mit verfehtedenen Schattirungen gebraucht wird, ı, Kin 


"Rind, ein junges Thier groß sieben, es durch Pflege und Nah» 
° rung zum erwachfenen Alter bringen, es aufziehen. Yelken aus 


dem Samen ziehen, groß wach ſen machen. Einen Baut zie— 

ben, wachſen laſſen. ⸗. Fortpflangen machen, und zugleich groß 

ziehen. volſtein ziehet viele Dfevde, Liefland viel Flachs. 
Pppppa 3. Groß 








| 5 1707 —9 


* 


ee 


3. Groß sichen, und zugleich zu einem uffichtnäßigen Verhalten 


IN 


anhalten, erziehen, Ich siehe ihn zu allem Guten. Ein Rind, 


ich ziehe nichts ausihm, Gell. Ich will fiezieben, wie ich fie 
mir wunſche, eben derſ. In diefer ganzen Bedeutung ift das 
Wort ſchon alt, und lanterim&ero zechan, im Ottfried ziuhan, 
im Schwed.tukta, Indem Lat, educare herrſcht eben dies 
ſelbe Figur. S. auch Zucht. 
L. Als ein Reciprocum, it manchen Bedentungen des vori⸗ 
gen Activi. (1) Sich langſam fortbewegen. Die Wolken zie— 
ben ſich zuſammen. Die Truppen ziehen ſich nach dem Khei⸗ 
ne. Sich zurück ziehen. Ein röthliches Gemiſch zieht von 
dem Berge ſich ins Thal, Geßn. 20 Sich dehnen oder ziehen 
laſſen. Der Leim ziehet fi, went er ſich ausdehnen läßt, Der 
Weg ziehst ſich in die Länge,[wenn er lange dauert, 


fih gezogen, wenn es fich geworfenbat. 4. Sich in die Länge 
erſirecken. Das Gebirge zieber ſich weit indas Land. Der 
\ Wald siebet fih nach Sem Sluffezu. 5. Nach uud nach in et. 
was, eindringen. Das Waller ziehet fich -inden Schwamm: 
Der Geruch ziehet ſich indie Bleider. 6. In manchen einzel- 
. nen Fällen bedeutet esübeshanpt, einelangfame Veränderung an 


— ſich bewirken. Sich mit Klugheit aus einer Sache ziehen, die 


Verbindung mit derſelben aufheben, Sich ins Kleine, in die 
Enge sieben, feinen äußern Umfang, feinen Wirkungskreis 
vermindern, feine Ausgaben einſchränken, u.cf. ine blaue 
Sarbe zieht fih in das Rothe, wenn ihr ein wenig Roth bepge- 
miſchet iſt; iſt die Beymiſchung flärker, fo gebraucht man das 
Wort fallen. 

ILL. Als ein Neutrum, in verſchiedenen figürlichen Bedeutun⸗ 
aen des, vorigen Activi, mit dem Hülfsworte feyn, 1. Sich 
laugſam fortbewegen. Die Wolken ziehen gegen Abend. Die 
vogel ziehen, wenn fie anfommen, und fortflreichen. Ich ſah 
fe, die Bättinn deines Stroms vor deinem Tannenbaine mie 

ihren Schwanen ziehn, Raml. 
"Die Armee zieher durch das Land. Am haufigſten wird es 
freylich vonder langſamen Bewegung mehrerer Dinge einer Art 
gebraucht, aber auch Häufig von einzelnen Dingen. Der Acker⸗ 
mann ziehet zu $elde, wenn er mit den Pfluge in das Feld ges 
bet. Inden Brieg ziehen, Kriegesdienfte nehmen. - Auf die 
Wache ziehen, von Soldaten. Er 309 feine Straße frohlich, 
in der Deutſchen Bibel; doch ift es in dieſem Verſtande für gehen 
"im Hochdeutfchen veraltet, Nur die Jäger g.Draucden es noch von 
dem Hirfche für geben. 2. Seinen Wohnort, deu Ort feines 
Aufenthaltes verändern. Aus einem Haufe, in-ein Haug zie⸗ 
ben. Aus deriStadt, auf das Land sieben. In ein an= 
deres Land ziehen. Auch von dem Befinde und den Dienſt bo— 
then, wenn fieihre Herrſchaft verändern, Mein Bedienter if 


von mir gesogen. Zu jemanden, von jemanden ziehen. In. 


einen Dienfl, auseinem Dienfte zieben. , 

- Anm. 1. Dieſes Berbum lautet von den früheſten Zeiten an 
. zechan,ziuhan, bey dem Uphilas tiahan,im Niederf. tehen, 
teen, im Eugk, tug, und. row, in Schwed, toga, wouit auch 
das Eat. ducere und unſer zähe verwandt if}. Es erhellet daran 
zugleich, daß die Ber wechfelnng des t und z bloß eine Eigendeit der 
Mundarten ift, welche an den Wefen des Wortes nichts neräne 
dert. Dieß voraus gefeßt, il diefed Wort auch darum merkwürdig, 
weiles, wenigftens in den Ülundarten und verwandten Sprachen, 
mehrere alte Adleitungsformen anfbrhalten hat. Vermittelſt der 
insenfioen Ableitungsfpibe —nen if dar aus unfer dehnen, Nie⸗ 
derf, tanen, ſtark ziehen, Die iterative Ableituugsſylbe —ren 

* ‘ 


3. Seine: _ 
Richtung verändern. Die Wand ziehet fi, im Bergbaue, | 
wenn fie einen Bug befommt und einftürgen will, Das Bret hat 


Das Ziehgatter,»s—s, plur. ut nom. fing. inden Müh- 


BE Ay ' ra Dr j' LTR 4 ? 
/ 2 „ Sp 


—* % Zie Gen _1708° 


—— * — 8 
gibt das Niederſ. tiven, oft ziehen, wovon uuſer zerren, heftig 
bin und her giehen, das Jutenfioum iſt. Das Oſterreichiſche zz 
welches ſich gern ziehen läͤßt. Nehmt euern Sohn zuruck, 


geln, und Hannöv. tabein, unſer zuden, zupfen, Zucht, züchti⸗ 
gen, das Meflendurgifge todden, unfer zotteln, zögern, zau—⸗ 
dern u.a. it. find wieder’ nad). andern Formen abgeleitet... S. 
auch Zug. AR RR j 

Anm. 2. Ra einiden Dberd. Gegenden lautet diefes Berbum 
züchen ober zeuchen, und davonift im Präfenti du zeuchſt, ev 
zeucht, uud im Imperatigo zeuch, ein Überrefl, der von den 
Dichtern von Dpigens Zeit an bepbehalten worden, und ben dur 
zieheit,erzieht, ziehe, vorgezogen worden, weiljenes den Mund 


mebr füllet, Aus chender Urfache behalten auch unfere hentigen : 


Dichter felbige bey. 


Der Zieher, des-—s, ‚plur. ut nom. Ang. eine Verfon oder 
Sache, welche ziebet. Befonders bey den Kammmachern ein - 


krumm gebogenes Eifen, die Zähne der Kamme damit abzuziehen, 
d.ri zu ründen. eh E 


Das Ziehgarn, ses — es, plur. die —e, bey den Vogelſtellera 


eine Art Garne, welche an einem Seile Hängen und andemfelben, 
wie ein Borbang auf und zugezogen werden; auch Sängegafn. 


len, ein Gatter, vermittelft deſſen die Panſterwelle mit dem Pan⸗ 
ſterrade in die. Höhe gezogen wird, & 


\ 


Das Ziehgeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Summer, 
die —er, Beld, welhes man für die Koſt und Erziehung eines Kine 


des bezablet. Nach den Dresdener Statuten wird. bey Theiluug 


der Erbſchaften den Unmündigen bis ins ı ate Jahr jederzeit ein 


wöcdenitiches Fiehgeld ausgeſetzet. 


= 


Der Ziehhaken⸗ des—3, plur. ut nom. fing. im Bergbaue, 


Die Jäger ziehen zu Holze. „ 


“ 


Der Ziehkloben, des—s, plur. ut nom. 


ein Haken, vermttelſt desfelben das Geflänge des Bergbohrers 
aus den Bohrloche zu ziehen; auch der Gewinnbafen. . 


Die Ziehhechel, plur. die—n, ben den Perrücken · Dracderm,eine 


"grobe. Bechet, Worein. man die Haare ſchlagt, um fie defko beffer 
aus einander zu ziehen. \ 


Das Ziehkind, des —es, plur. die —er, im gemeinen Leben, | 
ein Rind, welches vor einerfvemden Perjon unterhalten und er» 


zogen wird; ein Pflegefind. ; * 


Die Ziehklinge, plur. dien, bey den Liſchleru ein dünnes 
breites Stück Stadi mit einer ſcharfen Schneide, faubere Arbeiten 


damit abzuziehen, d.1, glatt zu ſchaben. Ne 

fing, eben bafeldft, 
ein Werkzeug, worein maun dieeiften ſpaunt, wenn fie gefehnitten, 
‚oder gekehlet werden. 


Der Zehkopf, des —es, olur. die — kopfe, bey den Badern, 


S. Schropfkopf. 


{ 


Die Ziehleiter, plur. die-—n,bep den Damaflwebern, ein Rah⸗ 


men über den Weberfiubl, worin das Tabulet liegt. 


Das Ziehloch, des—es, plux. die —locher, in der Bienenzucht 
einiger Gegenden, das Loch in einem Bienenſtocke, durch. welches _ 


die Bieten aus» und einziehen ; am bäufiaften das Siuglocp. 


Der Ziehlüfter, des —s, plus, ut nem. fing. bep den Draht⸗ 


ziehern, ein ſtählerner Pfriemen , die Löcher des Zieheiſens damit 
zu bobzen, oder zu erweitern. ! h 


Lie Zieh⸗ Maſchine, plur, die —n, überhaupt, eine jede Mas 


fire, etwas damitzu sieben. Befonders bey den Ölafern, eine 
Maͤſchine, das Fenſterbley gu sieben z der Bleyzugs Ingleichen 


ben den Drahtziehern, die Mafchine worauf das Vetall zu Draht - 


gezogen wird. 


Die Ziehmutter, plur. die—mütter, im gemeinen Leben, eine 
weibliche Derfon, welche ein fremdes Kind erziehet, im Gegenſa⸗ 


Be dieſes Kindes; die pflegemutter. $ 
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1710 


Das Ziebranfter, des is, plur. ut nom. fing. “ den af Das'Ziel, des ·es, plur die ⸗, im Oberd. die—er. 1. Das 


fermüßlen, ein Kanfter, welches gezogen, d. i. nach Befinden hoch 
oder niedrig gebänger werden, fann ; zum Unterfchiede von dem 


unbeweglichen Stockpanſter. 
Das Ziebpflafter, des—s, plur.ut nom. fing. ein Pflafter, 


Blaſen zu ziehen, oder auch die fiodenden Feuchtigkeiten in einem 


Theile des Leibes zuſammen zu ziehen. 

Das Ziehrad, des —es, plur. die—räder, in den Panftermüb« 
len, dasjenige Rad, vermittelft deffen das Ziebpanſter in die Hö⸗ 
be a wird, 

Der Ziehring, Ses—es, plur. die — e, ein Ring, vermittelft 
deffen etwas gezogen, oder zufarminen gezogen wird. Im Bergr 
baue iftogein Ring mit einer Schraube, die zerbrochenen Stans 


„gen des Aunftzeuges damitzufammen zuziehen, In andern Fäl- 


len heißt ein folder Ring auch ein Ziehbband. S. dasſelbe. 
Der Ziehſchacht, des—es, plur, die-—fhächte, im Bergbaue, 
ein Schacht, duch welchen die Erze und Güuge aus deu Gruben 
gezogen werden ; der Förderſchacht. 
Die Ztebfcheibe, plur. die —n, rine Scheibe, vermirtelft ders 
felben etwas zu ziehen; Bes den Wachslichtziehern iff «3 die 


Scheibe, durch deren Löcher die Wachsſtöcke gezogen werden. In 


den Panftermühlen, ein Radınit Sproffen, wodurd) das Zieh: 
rad in Bewegung gefrst wird, 

Die Ziehſchlacke, plur. die—n, im Hüttenbaue, Schlacken, 
welthe, nacht Ahr das Gußeiſen abaelaffen worden, figen biriben, 
und daher abgezogen werden müffen, x 

Die Ziebſchraube, plur. die—n, im Schifflaue, ein Werkzeug, 
vermittelt desfelben dir Verkleidung nach den Gliedern des Schif⸗ 
fes zu zieben, oder zu biegen. 


Das Ziehſeil, des —es, plur. die —e, ein Geil, vermittelfſt deſe 


fen etwas gezogen wird, z. B. womit die Schiffe gegen den Strom 
gezogen werden, 

Die Ziebflange, plur. die—n, eine Stange, vermittelft welcher 
etwas gezogen wird. Bepden Draptziebern iſt es die Tange Stan 
ge, womit die Drebſcheibe umgedreht witd,, Bey den Pumpen, 
machern, die fange Stange, womit der Zug aufs und nieder geze⸗ 
gen wird, Au einigen Orten wird auch die Stange an dem Pfluge, 
woran dievordern Ochſen ziehen, die Ziehſtange genannt ; ananz 

dern heißt fie die Zopffiange. 

Der Ziehſtock, Ses—es, plur. die —ſtöcke, rin Stod, vermit- 
telft deffen etwas gezogen, oder der zum Ziehen gebraucht wird, 

8.8. bey den Damaftwebern, der Stock, welcher ben dem Ziehen 
der Ligen des Zampelzuges zwifchen die gezogenen Zampelfchnüre 
geſteckt wird, : ; ; 


Lie Ziehung, plur. die —en, die Handlung des Ziehens; doch 


em bäufisflen nur von dem Ziehen der Lofe, oder der Lotterien. 
Die zu einer Lotterie beſtimmten Lofe find gemeiniglich in mehrere 
Ziehungen vertheilt, ' . 

Der Ziebweg, des—es, plur. die —e, der Weg an den Flüffen 
und Canãlen, für die Menſchen oder Pferde, welche die Fahre 


2 enge ziehen. 


Die Ziehwelle, plur. die — n, in den Yanftermühlen, die Wel- 
le des Ziehrades, welche die Panfterwelle mit ihrem Nade in die 
Höbe ziebet. 

Das Ziehwerk, des —es, plur. die— e, eine Mafchine, oder 
Einrichtung zum Ziehen. Bepden Goldſchmieden iſt es eine Ma— 
fine, den Gold: oder Silberlahn Länger und dimner zu ziehen, 
An den Panftermühlen eine Einrichtung, dag die Panſter welle mis 
ihrem Rade höher gezogen werden kann. —— 

Die Ziehzange, plur.die—n, eine Zange, etwas damit zu zie⸗ 
ben, 3.3. bey den Nadl en und Deaptziehern, die Zange, wontit 
der Diaht durch dar Zicheifen gezogen wird. ’ 


\ 
\ 


beffimmte Ende eines Raumes, die Gränze. Unferm Leben 
ift ein Ziel gefege, welches wir nicht überfchreiten Fönnen. 
"DasLebensziel. Einem Map und Ziel’ fegen, ihm Gränzen 
vorfchreiben, ihn in einer Sache einfchränfen, Das Ziel 
überfohreiten, die vorgefchriedenen Gränzen überfchreiten, 2. Eiz 
ne zu einer gewiffenHandlung vorgeſchriebene oder beſtimmte Zeit, 
ein Termin; nur im Oberdeutſchen, befonders von Zahluugs⸗ 
Terminen. In drey Zielen bezahlen], in drey Zeriniden. 


Dep dem Neichsfammergerichte bedeutet es ‚zugleich die Summe 


welche ein Reichsftand in jedem Termine zur Unterhaltung des 


Kammergerichtes zu bezahlen hat, da es denn im Plural die Zieler 


" Tautet, (S. Bammersziel) 3. Der Körper, das Ding, nach 
welchem man zielet. Nach dem Ziele ſchießen, werfen, lau⸗ 
fen, nach einemausgefegten Körper. Zin Sugiegen, oder fies 
Ken. Das Zieltreffen, verfehlen. 
auch figürlich feine Abſicht vereiteln. In weiterer Bedeutung iſt 
das Ziel der Gegenftand, worauf man feine Wünjche, fein Bes 
miühen richtet. Das it das Zielmeina Würfhe. , Wir fire: 
ben allenacheinem Ziele. Hierber gehöret vermuchlich auch die 

figürliche R. A. ſich zum Zielellegen, ſich nach eines andsen Abe 
fiht bequemen, ſich gleich ſain nach dem Ziele ſeinet Wänfche, für 
gen, 

Unm.Bey dem Notker und andern alten Oberdeutſchen Schrifte 


Einem das Ziel verruden, 


ſtellern Zil, in den Sclavonifden Mundarten Cyl, Cil, im An: 


gel. Tell. Es ift noch ungewiß, ob esmit dein Griechiſchen re- 
Roc, das Ende, verwandt, oder_ mit, dem folgenden zielen, ein 
Antenfivum von feben, ift. In dem letztern Falle müßte die drit⸗ 
ie Bedeutung als die erfte nnd eigentliche betrachtet werden, _ 
1, Zielen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfeworte haben, ſcharf 
auf eiwas ſehen, um es zu treffen. . 2. Eigentlich, da denn der 
Groenftand die Präpofition nach bekommt. Nach einem Vogel 
zielen. Er zielete nach mir, traf mich aber nicht. 2.) 92 
weiterer Bedeutung. (a) Durch eine verftedte Hede etwas anzus 
denten ſuchen; mit auf. Im der Rede auf etwas zielen. (6) 
Eiwas zur Abfiht baben ; mit dahin. Meine Reife zielete da= 
bin, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Alles zielet dahin, ihn 
ungludlich zu machen. Go auch das Zielen. Se 
Anm. Im Niederf. telen. Schon bey [dem Kero, Ottfrieb u. 


a. von den früheften Zeiten an, zilon, wo es aber in weiterer Be» 


deutung vorfommt, nicht allein für beobachten, fondern auch für 
ſich bemühen, ſich beftreben. Es fcheinet, daß es ein Intenfroum 
von fehen ift, febelen, zufammen gezogen, fieblen, zielen, ſcharf 
feben. Bey den Schwäbiſchen Dichtern kommt es in einer acti- 
‚ven, aber verwandten Bedeutung vor), gezilt, hoch gezilt 
‚ftehen, auf einem hohen Drte fiehen, wo man von vielen gefehen 
wird, & ; R 


2, Zielen, verb. reg. act. ı. *Zeugen; eine im Hochdeutfchen 


. veraltete Bedeutung. Binder zielen. 2. Siehen, bauen; in 
welchem Verfiandees noch zumeilen in erzielen vorfommt, (S. 
dasfelbe.)- Helfen aus Samen zielen, ziehen. Viel Getreide 
zielen, banen, \ 

Anm. Im Oberdeutfchen lautet diefes Wort sieglen und Zuge 
Ien, woraus denn erbellet, daß es ein Intenfisum von ziehen, 
oder zeugen if. S.diefe Wörter, ? 


Der Zteler, des—s, plur. ut nom.fing. von 1, Zielen. 1. 


Derjenige, welcher nach etwas zielet. 2. Bey den Scheibenſchieſ⸗ 
fen wird derjenige, welcher nach dem Schuſſe die indem Ziele 
oder der Scheide getroffene Stelle zeiget, an manchen Orten der 
Zirler genannt. j 


Das Zielgeld, ses—es, plur. doch nur von mehrern Summen, 


die — er, nur im Oberdeutſchen, Seld, welches in Tirmihek, 
8 Bote 


Sir Be 


a7ıl 


öder an einem beftimmten Termine bezahle werben muß; von- 


Siel, Termin. 

Die Zielftange,plur. die —n,bey dem Wafferwägen, eine Stan. 

ge mit einem beweglichen Zeichen, durch die Dioptern der Waſſer⸗ 
wage dar nach zu zielen, 

Ziemen,verb.reg.neutr, mit dem Hülfsworte haben, der Seit 
aud den Umftänden, befonders dem Wohlſtande gemäß ſeyn, wie 
ursiemen, welches üblicher iſt, nur daßziemen, um der Kürze 
Willen, no& zuweilen von den Dichtern gebraucht wird, 

Der Rlageron, 
Mit dem du fprichht, ziemt nicht ein. m innlich erg. Weiße, 
Hein, Göttern ziemt Bein Spaß, Lichtw. 


‚e. Geziemen,wo auch von der Abflammung bereits das nöchigfte 


gefagt if. 

Der Ziemer, des 8, plur. utnom. fing. eine Art Pleiner 
Kranımersoögel, vermuthlich wegen ihrer Stimme. S. Miſtel⸗ 
droffel. 

2.Der Ziemer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Wort, welches 
befonders in einer gedoppelten Bedeutung üblich iſt. ı. An einem 
gerwirften Hirfche wird der Rücken nach abgelöfeten Keulen der 
Ziemer genannt; da man denn drey Ziemer hat, deu hintern, 
mirtlern und vordern, In engerer Bedeutung heißt der hintere 
iur fchlechtdin Ziemer, Eben fo heißt das Schwanzſtück ven ei⸗ 
nem Rinde bey den Fleifchern der Ziemer. - 2. Das männliche 
Glied eines größeen Thieres, z. B. eines Hirfshen, eines Ochfen 
u ſ. f. Daher der Ochſenziemer, das gedörrete mãnnliche Glied 
eine? Ochſen, fo fern es ſtatt einer Peitſche gebraucht wird, 

nm. Das Wort wird in den gemeinen Sprecharten fehr ver 

unftaltet, indem es bald Ziem, bald Ziemen, Zammel, Zammer, 

Zimmeln,f.f. lautet. Die Ausdehnung in die Länge, vie Teiche 

-- auch die Spitze, (heint der Grund der Benenzung zu ſeyn, fo dag 
es mitdem Franz. Cimier und Jial. Cima verwandt iſt. 

Ziemlidy, adj. et adv. von dem Verbo siemen. 1, Mash 
ziemet, wie es fich ziemet, geziemend; eine im Hochdeutfchen vers 
altere Bedeutung, in welcher es ehedem auch compariret wurde, 
Einem allen ziemlichen Geborfam erweiieı. Motbdirftiges 
und ziemlihes Eſſen. 2. Weder im feinem vorzüglich großen, 
noch vorzüglich Eleinem Grade, mittelmäßig, doch mit einem 
ſchwachen Nebenbegriffe des mehr großen Grades. Er ifi von 
ziemlicher Größe. Sie if von ziemlicher Schenheit. Einen 
siemlichen Sang zur großen Welt haben. Noch uehr als ein 
Aoverbium, da fi deun der Nebenbegriff oft verlieret, Der Weg 
it noch ziemlich. Ich babe ziemlich aut geſchlafen. Dft 
aber auch merklich vorfticht. Sie it Schon ziemlich alt. Es ik 
ſchon ziemlich fpät. Das krankte feine Zijenliebe ziemlich, in 
einem beträchtlihen Grade. 3. Beynahe; nur allein ale ein Ad» 
verbium, und nur in einigen Fällen. Er wird ziemlich fo alt 
feyn, als ich.- 

‚Anm. Am Riederf. tämlik. Es ift von dein Verbo ziemen. 
In der erfien veralteten Bedeutung hatte man ehedem auch das 
Subfanrivum die Ziemlichkeit, welches aber nunmehr gleich» 
falls veraltet if. 

* Ziepen, verb.reg.heutr. mit dem Hülfswortehaben, denjeni⸗ 
gen Lant vor fich geben, welchen man im Hochdeutſchen durch 
pfeifen ausdrudt, und von welchem es eine unmittelbare Duomas 


topdie il. Es iſt nur in einigen gemeinen, befonders Niederbrute - 


ſchen Mundarten-üblih, wo daher au die Pfeifdroflel die 
Ziepdroffel genannt wird. 

Die Zier, plur, car. die Wurzel des davon abgeleiteten Zierde, 
welche in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche veraltet iſt, und um 
ver Kürze Willen nur uoch zuweilen in der dichteriſchen und hö⸗ 
bein Schreibart gebraucht wird, A 


& 


—— gie. 1712 
2b’ als der fehöne Horgen A 
Der Erde ſchiEt des großen Lichtes * — * 
Anm. Bey dem Ottfried Ziar, Ziaro,bey dem Notker Zie- 
ra. ©. Zierde und Zieren. - 

Der Zieraffe, des —n, plur. dien, Diminut. das Zieräffchen,- 
in der vertraulichen Spredjart, eine Perfon, welche fih ziert, 
d. i. affectirte Bewegungen und Eomplimente macht. Soaud - 
die Zierpuppe, ein foldes Mädchen. 

Der Zierath, des —es, plur. die—en, etwas, das zur Berfchös 
nerung eines Dinges don außen hinzu fommt, Zieratben ah 
Säulen uns Gefimfen, an Tiſchlerarbeit, an den Gloden, 
an einem Gebäude, u ſaf. Zierathen von Meſſing, von 
Gold, vonSi.ber u.f.f. Ein Zimmer mit Zier athen übers 
Iasen. — 

Anm. Zierath und Zierde find eigentlich nur in der Wurde 
unter ſchieden, inden zier ath mehr im gemeinen Leben, Zierde aber 
‚mehr in der edlern Sprechart, und den ihr eigenen Figuren oder 
Arten des Ausdruckes üblihift. Der Grund des nterſchiedes 
liegt in der Endſolbe ach, welches die in den gemeinen Mundarten 
verunſt altete Ableitungs ſylbe heit oder de iſt Zierheit var ehe⸗ 
dem für Zierde, bey dem Willeram Zieredo, ſebr üblich. Wir 
haben dieſe alte verdorbene Ableitungs ſylbe mobi ingeimarb und 


ſveirath; daher fig diejenigen irren, welche dieſes Wort als eine 


Zufammenfegung von Zier und Rath anfehen, und es DaberZiess 
rath fchreißen. Frepli ſollte es eigentlich weiblichen Geſchlech⸗ 
tes ſeyn, weil ath eine abſtracte Abfeitungsfplbe it, auch Seirarh 
und veimath weiblich find; und in einigen Oberdeutſchen Ges „ 
genden iſt es auch — blichen Geſchlechtes, die Zierach, 
plur.die—e. Alla, auch die? gehörer mit zu den Abweichuns 
gen, welche dur die verunjtalsete Ableitungs ſylbe veraulaſſet 
worden. Im Dinabeid. lautet das Wort Sieraut. 
Die Zierde, plur. die —n, das Abſtractum des Verdi zieren, wel, 
ches aber mehr im concrese.: als abflracten Verſtande gebraucht. 
wird, und etwas bedeutet, was einem andern Dinge zur Veeſchö⸗ 
nerung dienet, da es denn vorzüglich i in der edlern Schreibart ara 
braucht wird, fo wie Zierath mehr im gemeinen Leben üblich if, 


Er iſt die Zierde feines Standes, die Zierde der Stadt; fie Mt 


die Zierde ihres Geſchlechtes. Etwas, das nur zur Zierde da f 
if, ein anderes Ding bloß zu verfchönern. Langefpigige Schu: ı 
be waren ehedemeine Zierdeder männlichen Rleidung, Dbs- 
gleich bey dem conereten Gebrauche der Plural natürlich ſchei⸗ 
net, auch nicht ungewöhnlich iſt fr klingt er doch immer ein wenig 
fremd ; ; ohne Zweifel, weil das Wort ee zu enem * 
ſtracto gemünzet iſt. 
Die ihr die Zerden Deutfihlands beißer, Rab. 
Sp finder die verborgnen Zierden, Hall. 
Geſchmacklos ik der Reitz, find alle ſanfte Zierden 
Der eigennügizen und tobensen Begierden, Duſch. 
In welcher legtern Stelle es auf eine ungewöhnliche Art für Reitz 
zu fichen ſcheinet. 
Anm. Es iſt vermittelfi der abſtraeten Ableitungsfolbe de von 
der. obigen Wurzel Zier abgeleitet, und indiejer Geſtalt ſchon alt, 
„indem Zierda fchon bey dein Notker vorfoınmt. ©, das folgtader 
ieten, verb.reg. welches auf sine dreyfache Art gebraucht wird. 
1, Als ein Neutrum, mit dem Hůlfsworte haben, einem Dinge 
zur Verſchönerung gereichen. Ehedem zierte det Barı den 
Mann. Bildfäulen zieren einen Garten. Tropen, wenn fie 
mit Derfkande angebracht werden, zieren eine jede Schreibart. 
SIndiefer Form iſt zieren mis ſchmücken und dem vertraulichen 
pugen gleich bedeutend, nur daß ſchmücken einen größer Gra) - 
der Berfihöneruug bedeutet, alg zieren. (De dasjelb.,) 2. Als 


eis Aetlvum, ein Ding durch einen Zuſatz von außen verjpänern. 
Eine 


en — ta 


u) 

















N — 


Die dZierlichkeit, plur.die — en. 


Era N EI ec Ed a en 4 ie, a > ah a A Ma A Au u 


a alt... Eu 
ine Stadt mit Tempeln, einen Garten mie Bilgfäulin ʒie⸗ 
ren. Seine Seele mit chriflichen Tugenden zieren. Wenn 
die morgenrothe ſich mit Roſen zieret. 
ſagt man Hoch: eine Braut zieren, eine wohlgezierte Braut, 


ein gesiertes Zimmer, eine ſchlechte Waare zieren, u. ff. wofür 
-man im Hochdeutfchen theils ſchmücken, theils pugen gebraucht. 


(S. auch Auszieren und Derzieren.) 3: Ein Reciprocum; fich 


> sieren. (2) Unnetürliche, oder gezwungene Geberden aus einer 
übel verftandenen Wohlanftändigleit machen, 
Schau anden Sauertopf, N hi fo fromm kann zieren, 
pitz 
— Feder Mund, der ohne Kraft und Geift 
Sid kindiſch ziert, und nur die Zähne weißt, Haged, 
, (2) Sich wider feine Neigung aus übel verflandener Wohlanftän- 
digkeit weigern. Sie ziert fih ja, wie ein Bind von acht 
"Fahren. 
Zur Unzeit flellen ach die Bürgermädchen ſproͤde. 
Bein Sräulein ziert ih fo, Zach. 
Sierher geböret eigentlich and) (3) die gezierte Sqhreibart wor⸗ 
unter man eine gekünſtelte oder affeetirte Schreibart verſtehet, ob» 


gleich die Form des Ausdrucks nicht ganz richtig iſt, weil zieren. 
. Ändiefer Bedeutung ein Reciprocum iſt, die Reciproca aber — 


lich Feine Participia Paffiva leiden. 

Anm. Das Verbum ift alt, und lautet (dom bep dem Hitfeich 
zieran, im Niederf; tehren, im Engl.totire. Die Grundbedeu⸗ 
sung iſt dunkel, Vieleicht iſt unſer ſchier, belle, ſchön, bey 

* dem Ottfried [cioro, ſchsn, die Wurzel. In dem alten Gedichte 
auf den beil. Auno fi nd Cieri, Koſtbarkeiten, Juwelen. Das 


Srirch. wage, ugsiv, veinigen, vieleicht auch das bebt 3%, 


die Öeflalt, ſcheinen damit verwandt zu ſeyn. 

Die Ziererep, plur.die —en, von dem Reciproco ich zieren, 
affectirte Geberdun und Meigerungen ; für das beffere Geziere, 
Der Grund der Niedrigkeit liegt in der niedrigen, © veralteten Abs 
leitungsform —erey. 

Der Ziergarten, des— s, plur. die — ein bloß zum 
Bergnugen eingerichteter Garten, wofür doch Lufigarten üblicher 
iſt; zum Unterfhiede von einen Küchengarten, Obfigarten 
u.f.f. Manverwechfele diefes Wort nicht mit dem Zehrgarten, 
welches in den gemeinen Sprecharten oft auch Ziergarten lau⸗ 
tet. S.dasfelbe, 

. Das Zierleder, des—s, plur. ut nom. fing. bey den Sattler, 
dasjenige Leder, welches mit einem Riemen eingefaffet,, und auf 
den Schwangriemen eines Pferdes anfgeftschen wird, . 

Der Zierlehm, des—es, plur. car. bey den Glockengießern, 


eine Art feinen Füffig gemachten. Lebhms, welcher über die Ziera⸗ i 


then einer Glockenform geftrichen wird. 

Zierlich, —er, — ſte, adj.etadv. 1. In den Rechten iſt ein 
zierliher Eid, der mit den gewöhnlichen feperlichen Umfänden 
abgelegt wird, ein feperlicher Eid; eine außer diefem Falle verals 
tete Bedeutung. 2. Berfcönert. 
ben, zierlich ſchreiben. Ein zierlicher Gang, ein ſchöner. Line 
zierliche Schreibart, rine fdöne, lebhafte, " Zierlich Deutſch 
ſchreiben. Das Wort fängt in vielen Fällen, wo mans ſonſt ge⸗ 
brauchte, an, zu veralten, oder doch weniger. edel zu ſeyn, ins 
dem fchön, artig, uf. f. üblicher find, 

Anm. Esift vondem alten Adverbio zier, welches noch bey 
dem Willeram vorkommt, und ſchön bedeutere, abgeleitet. 

1, Det Zufans, da etwas 
zierlich, oder verſchönert iſt; ohn⸗ Dar: al, Er beige einen ſel⸗ 
tenen Sluß der Rede und eine ungemeine ZierlichFeit des Aus- 
druckes. 2. Was zue — — dienet, Zierde, — 
größten Theils veraltet. 

Adel, w,B, 4. Th. 2. Auf· 


Im Oberdeutſchen 


Kine zierliche Zand ſchrei⸗ 








F 
18 1714 

Der Ziermeißel, ses — g, plur. utnom. fing. ben den Klempe⸗ 
nern, ein Meißel, Figuren damit in die blecherne Arbist zu hauen. 

Der Zierling, des— es, plur. die—e, eine Perfon, welche 
ſich zieret, fi auf eine gegwungene Art geberder, oder rs 
in der vertraulichen Sprechart, R 

Die Zierpuppe, plur.die—n, ©, Zieraffe. 

Die Ziefelmaus, plur. die — mänfe, in einigen Gegenden, ein 
Nahme der Bilchmaus, S. diefes Wort, ’ 

Stefer, ©. Zifer. 

Die Ziffer, plur.die—n, 1. Eine Zahlfigur. Arabifche, Röa 
mifche Ziffern. Mie Ziffern rechnen. 2, Eingeheimer,, oder 
willführficher Schriftzug, ein verborgenes Schriftzeichen; einge 
im Hochdeutſchen feltene Bedeutung. In Ziffern, mit Ziffern 
ſchreiben, mit verborgenen Charaktern, oder Schriftzeichen. Das 
Wortift ausdemFtal,Cifira, Franz.Chifre, Mittel, Ciffara, 
welches wieder aus dem Arabifdhen herflammet, und mit dem 
Hebr. 120, er hatgezählet, verwandt ift. 2 

Kies Zifferblatt, des — es, plür. die—blätter, die äußere - 
Seide an einer Uhr, worauf die Stundenzahlen befindlich find. 

Ziffern, verb. reg. neutr. mit haben, Zahlen. fhreiben , rech⸗ 

nen. Sie zähle und ziffert mie dev Breide an der Schranfs 
thür, Gel, 

— Zig, eine Ableitungsfplde für Zoblworter, Zehner von den, Ei 
nern abzuleiten, vierzig, vier Zehner, oder viermapl zeben, 
achtzig, acht Zehuer; neunzig, neun Zehner. Da die auf.diefe 
Art abgeleiteten Sudlwörter ſchon ſehr alt find, fo ift es fein Wuns 
der, daß die Rahmen der Einer dabey allerley Veränderungen ers 
litten baden, oder vielmehr Überrefte fehr-alter Formen find: 
zwanzig für zweyzig, funfzig, in den gewöhnlichen Hochdeutſchen 
Sprecharten fufzig, für fünfzig, ſechzig für fechszig, ſtebzig für 
Mebenzig. In dem einzigen dreyßig iſt das in das gelindere $ 
übergegangen. Die mit dieſer Sylbe abgeleiteten Wörter find 
dem Geſchlechte und der Declination nach eben fo underänderlich, 
als. ale Brundzablen von drey am Zwanzig Thaler, ein und 
zwanzig Weiber, drey und dueydig Groſchen. Nur weun fie 

. ohne Subftanıiv fieden, fo. bezeichnen fie den Dativ: einer von 
zwanzigen; er bares wohl funzigen gefagt. 

Bon den auf diefe Act gebildeten Zahlwörtern laſſen fich wieden - 
mancherley Ableitungen bilden., So wohl Drönungszahfen, der, 
die, das zwanzigſte, dreyßigſte uf, f. als Vetbältnißzahlen 
‚von bdiefen Drönungszablen, ein Swanzigfiel, Dreyßigſtel, vier⸗ 
zigſtel; als Zeitzahlen, ein Zwanziger, ein Menſch von zwanzig 
Jabren, ingleigen ein Wein von 1720, ingleichen ein Mitglied 

eines Collegti von zwanzig Perſonen. Ss auch Dreyßiger, Dier: 
ziger u. ſ. . Ferner balbirende Zahlwörter, zwaͤnzigſthalb, 
dreyßigſthalb u. ſ. f. 
"Anm, Dieſe alte Ableitungs ſylbe lautet ſchon in dem Saliſchen 
Geſetze toc, bey den ſpätern Alemiannifhen und Fränkiſchen 
Schriftſtellern zoch, zug, zuc, zeg, im Angelſãchſi ſchenlund 
Niederfähfifchen tig, im Schwed. tio, im Is länd. tiga, im 
Engl. ty. Gemeiniglich glaubt man, daß fie aus Zug entſt anuden 
ſey, indem man in den ältefen Zeiten der toben Einfalt immer 
zehn Einheiten zufammen gelegt, dann eine ſolche Sammlung zu 
der erſten gezogen, und folglich jede ſolche Sammlung einen Zug 
genannt. Dierzig würde alſo fo viel-als vier Züge bedeuten, 
Die Ableitung it dem erſten Anblidenag nicht unwahrſcheinlich, 
und wird durch die alten Schreibarten, z. B. finfzugi bey win - 
Dttfried achtuzug im Tatian, unſ. f. beſtätigt; allein Ke vers 
Wert bey einer genaueren Unter ſuchung viel. von ihrer Scheinbar, 
keit. Denn ı.iffdie angegebene alte Art zu zäblen noch mit nichts 
erwiefen, fondern wird zum Behuf diefer: Ableitung bloß Doraug 
gefegt und verma het. 2. Die van diefen Örundzaplen abgeleiteten 
2gggg ) Ord⸗ 


N . RN ‘ 
, d 


1715 — 


4 


7 Deduungsgablen find bereits ſehr alt, vermuthlich fo alt, als jene. 


Fin Kero ift ahtozogofo,der achtzigſte, finfzugofto, der funf⸗ 
zigfte, zehanzugofto, der dumderifte, Wäre zig fo viel als Zug, 


fo wäre eine ſolche AbleitungUnfiun, und Fein vernünftigee Den ſch 


würde darauf haben fallen Fönnen, von dem Hauptworte Zug eine 
Drömungszahl zu bilden. Es iſt daher wahrſcheinlicher, daß zig 
nichts anders als zehn bedeutet, und aus einer alten Mundart 
entlehnet iff, welche das h mit einem ſtarken Hauche ausfprach, 
wie im Lat. dec-em, Griech. due. Am Schwed. gebrauchte 
man dafür ehedem das Subftantivum Tiug, Tijugh , welches 
Decadem, ein Decher, oder Zahl von zehen bedeutete, kaem 
tijugh, fünf Decher, oder funfzig. EN 

Der Zigeuner, des — s, plur. ut nom.fing. Fãm. die —inn, 
der Nahme eines herum freifettden ausländifchen Gefindels, wel- 

ches bald nach dein Anfange des ı 5ten Jahrh. in Deutſchland und 


dem weftlichen Europa befannt ward, ausden öſtlich Gegenden 


kam, und aus Ägypten herſtammen wollte, daher fie in manchen 
Europäifchen Sprachen auch Agyptier genaunt werden. Einigen 
neueren Entdeckungen zu Folge fol diefes Volk von der Indoftanis 
{chen Gränze herftammen ; doch hier haben wir es nur mit deffen 
Rahmen zu hun, der im Ital. Zingaro, im Pohln. Cygan, im 
Böhmijchenaber Cykani lautet. . Friſch hatte den fonderbaren 
Einfall, das Wort von dem Lat. cingulum, circulari abgulei- 
‚ten, weil fte ein wanderndes, herum ſtreifendes Erben führten. Der 
Nabıne ift aus demPerf. Zengi, Türk, Tichingane, daher denn 
das Ruſſ. und Ungar. Tzigan, In Niederfachfen nennet man 
fie Tatarn, weil man fie dafelbft für Sartarifcher Abkunft Hält. 

Die Zille, plur, die—n, ein nur im Oberdentſchen übliches Wort, 
einen Kahn, oder Fleines Fahrzeug auf Flüffen zu bezeichnen, fo 
wie Zeile in Dfterreich und Baiern eine Art langer Donau Schiffe 
bedeutet, wovon es das Diminutivum zu feyn jeheinet, Das Wort 
iſt alt, und mit dem Angelf. und Rormannifchen Ciula, einFahr⸗ 


zeug, genau verwandt, ©. 1. Biel, wo mehr von der Abſtammung 


gefagt worden, 

Der Zimmel, oder Zimmer, ©. Ziemer. 

1. Das Zimmer, des — s, plur. utnom. fing. eine Zahl von 
40, einnurin einigen Fällen, befonders im Belzbandel, übliches 
Wort. Ein Zimmer Zobeln, 40 Stüd Felle. Dagegen beftchet 
an einigen Orten ein. Zimmer $üchfe nuraus 20 Stüd, Das 
Wort lautet im Mittellat. Timbrum, Timbria, im Englifchen 
und $ranz. Timbre, im Schwed. Timmer. Da es, fo viel ich 
weiß, nur indem Handel mit ansländifchen Pelziwaaren üblich ift, 
foift es vermuthlic; auch in einer der öftlichen Gegenden, woher 

dergleichen Pelze fommen, einheimifch. Rudbe glaubte, es 
fep das alte Parthiſche Wort aıamp, welches ben dem Heſychius 

vorkommt, und eine Art Hamſter, deren Felle man zur Kleidung 
gebrauchte, bedentete, Wahrfcheinlicher ift es.ein Zahlwort. 

®. Das Zimmer, des— s, plur. ut nom. fing. Diminut. das 

Zimmerchen, Oberd. Zimmerlein. ı.*Die Materie, der Stoff, 
alles dasjenige, worang etwas bereitet wid ; eine im Deutfchen 
längft veraltete Bedeutung, von welcher fih doch noch manche 
Spurei finden, indem im Alemanniſchen ehedem fo gar das Erz, 
- woraus die Metalle gefchmelzet werden, Zimbra hieß. Skaffe- 
lofa zimber iff dem Ruodpert imGoldaft, informismateria, 
2." engerer Bedeutung, der Stoff zum Bauen, Baubolz, Zim⸗ 
merholz, da es auch als ein Concretum von einem Stüde Bau- 
briz, einem Balken u, f. f. gebraucht wurde, in welcher Bedeutung 
es in einigen Mundarten noch üblich ift. Im Hennebergifchen bes 
deutet Zimmer, oder Traameinen Balken. 3.*Das Bauer, die 

* Erbauung, feldft im figüclichen Verſtande, in welchem Zimbere 

ben dem Kero vorfommt iſt im Hochdeutfchen längft veraltet. 4. 
*Ein Gebäude, alles, was gebauet iſt; in welchem Verſtande 


Die Zimmerarbeik, plur. die—en. -ı. Die Arbeit, d,i, pflicht⸗ 


ra. Dativ en Fi nn ed Y- ran 
* +07 Dad: 9 


Zimbri und Gizimbri noch bey dem Ottfried und Notker anges 
troffeu werden. Auch diefe Bedeutung ifi im Hochdeurfehen längft 
veraltet, two man es 5,nur no in dee anftändigern und edlern 
Sprechart gebraucht, eine zum Aufenthalte fürMenfchen beſtimm⸗ 
te Abtheilung eines Gebäudes zu bezeichnen, welche nian in den 
gemeinen Sprecharten sine Stube oder Bammer nennet, Zin “ 
Wohnzimmer, Speifesimmer , Schlafzimmer , Puszimmer, . 
Dorzimmer m. ff Auf fein Zimmer, in fein Zimmer geben. 
Das Zimmer hüthen, nicht ausgeben, befonders rauf, unpaf — 
ſeyn. Zimmer iſt in dieſer Bedeutung vorzüglich dem edleern 
Stole eigen, das niedrigere Stube zu vermeiden; aber da es ein 
allgemeiner Ansdruck iſt, der Stuben und Kammern unter fi 3 
begreift, foFann man. doch diefe Wörter nicht entbebten, wenn 
. ein genauer Unterfchied nothwendig ift. 6. Eine Perfon, doch nur 
in dem zuſammen gefegten Stauenzimmer. ©. dasfelbe. — 
Anm. Inder Niederdeutſchen und den verwandten nordiſchen 
Spraden Timmer, Timder. Bey dem hohen Alter diefes Wor⸗ 
tes bleibt es immer noch ungewiß, welche von den vielen Bedeu, 
tungen desfelben die erſte und eigentliche if. Wäre es die eines 
Baues oder Gebãudes, fo Fännte es mit Rimme, Franz. Cimier, 
die Höhe, Spige verwandt feyn; wäre es aber die fünfte, fo würs - 
de eszu Rammergebören. ©, Zimmern. 7 nr 


* 


mäßige Beſchäftigung eines Zimmermannes; ohne Plural. 
Dasjenige, was der Zimmermann verfertiget, vermöge feines » 
Handiwerkes verfestigen muß. Bl 
Die Zimmerazt, plur. die — ärte, die Art, womitder Zimmer ⸗ 
mann das Bauholz aus dem Groben bearbeitet, Er 
Die Zimmerfadel plur. die —n, eine Art vieredfiger Fadeln, 
welche aus vier aneinander befeftigten Kerzen beſtehen, und in - 
den Zimmern gebraucht werden, — 
Die Zimmerflöße, plur. die—n. 1. Eine Anſtalt, wo Baus 
ober Zimmerholz auf einem Fluffe fortgeflößer wird; zum Unter» 
f&iede von einer Scheicflöße. 2. An einander befeftigtes Bau⸗ 
oder Zimmerholz, um es auf einem Fluſſe fortzufiößen; in man⸗ 
chen Gegenden in diefer Bedeutung anch im fächlichen Geſchlechte, 
das Jimmerfloß, des— es, plur. die — flöße. ja A 
Der Zimmergefell, des —en, plur. die— en, ein Gefel dis 
Zimmerhandwerkes. 
Das Zimmerhandwerk, des — es, plur. inuf. die Fertigkeit, 
Gebäude und deren Theile aus Holz aufzuführen. Wird diefe 
Fertigkeit ald eine Kunſt betrachtet, jo heißt fie die Zimmers 
mannsfunf, oder Zimmerfunft. ar € 
Der Zimmerbäuer, des —s, plur. utnom. fing. im Berg. 
baue, ein Ardeiter, ver die zum Grubendaue nörhige Zimmerer 
beit verrichtet, dev Zimmerling. . ° —— EEE 
Der Zimmerbieb,des— es, plur. car. im Forfiwefen, die Be . 
arbeitung und Zurichtung des Bauholzes in dem Walde, Der 
Zimmerbieb ift den Walsernfchaslih. — 
Der Zimmerhof, des — es, plur. die — höfe, ein Hof, di. 
befriedigter offener Pag, das zu den Gebäuden nothwendige Baur 
bolz.auf deinfelben zu bearbeiten. Iſt ein ſolcher Plag unbefriee 






diget , ſo heißt er ein Zimmerplag. - Mi 5 
Das Zimmerholz,des— es, plur. car.ein Collectivum, Holy, _ — 
welches zum Bauen erforderlich oder tanglich ift; Baubolz. 
Die Zimmerkaue, pur. die — n,im Bergbane, eine Kaue, d. i. 
Püttr, das zum Grubenbaue erforderliche Holz darin zuzurichten. 
Die Zimmerfunft, plur. car. die Kunſt Gibäude und der 
ten Theile aus Holz aufzuführen; die Zimmermannsfun. S. 
Zimmerbandwerf. Er ’ 
Die Zimmerlaus, plur. Sie — Täufe,. in derhiedrigen Sprech⸗ 
art der Ziuunerleute, ein eingeflidres Stüd Zinmerholz. \ 


8 ER 


rn — 








J 
— 


am 


- 


Der Zimmerling, des — es, plur. die—e, im Bergbane, 


©. Zimmerbäuer. k , 
Der Zimmermann, des — es, plur, die — leute, derjenige, 
" weldjer das Zimmerhandwerf erlernet hat, oder über, da es denn 
als ein allgemeiner Ausdruck gebraucht wird, welcher die Lehr⸗ 
* Tinge, Gefellen und Meifter unter fich begreift. Siebe, wo der 
Zimmermann das Loch gelaffen bat, mache dich zur Thür hin⸗ 
aus, mache dich fort, ° s 
Die Zimmermannstunft, plur. car. ©. Zimmerkunſt. 
Der Zimmermeifter, des — s, plur. ut nom. fing. ein. Mei⸗ 
five des Zimmwerhandwerfes, oder unter den Zimmrerleuten. 
Zimmern, verb.reg. act, das zu einem. Grbäude erforderliche 


Figüurlich aber nur im gemeinen Leben, wied es oft für verfertis 
‚gen, machen, überhaupt gebraucht. Daher die Zimmerung, ©. 
dolches an feinem Dit, i 
© Yım, Bey dein Ulphilas timrjan, im Riederf. timmern, bey 
dein Kero und den fpätern Oberdentfchen Schriftfiellern kezim- 
bron, zimboron, zimbran, oft für bauen überhaupt, daher 
 Kero zimbirrono fo gar für erbaulich gebraucht, Ex ift ſchwer 
zu fagen, ob zimmern von Zimmer, oder diejes bon jenem if. 
Zu letztern Falle iſt zimmern der Form nah, ein Intenſivo⸗ itera⸗ 
tivum, weiches vermittelfi der Verdoppelung des m und der itera⸗ 
'tiven Adleitungsfplbe ex von einem aften Worte zimen gebildet 
worden, weldes allenfalls mit dem Griech. verwen, ſchneiden, 
“ und Hebr. 007, nieberhauen, verwandt ſeyn fönuse, 
Der Zimmerplag, des— es, plur. die — pläge, ©, Zim: 
merhof. ; * 
Der Zimmer - Polierer, des — 8, plur. ut nom. fing. ein 
Simmergefell, welcher in Abwefenheit des Meifters über die übrie 
gen die Aufficht bat, 
Das Zimmerröcht, des—es, plur. inuf. ein faft völlig vers 
alletes Wort, das Recht zu bezeichnen, Gebäude auf feinemGrund 
und Boden anfzuführen, einen Theil des Grundvechtes. 
Der Zimmerfleiger, des— s, plur, ut nom, fing. im Berg 
Baue, ein Steiger, d. i. Unterbeamter, welcher die Zimmerung 
in den Greubengebäuden in feiner Aufficht hat. 
ie Zimmerung, plur. inuf. das Zimmerwesf, das Holzwerk 
Ah einem Gebäude; befonders in dem Bergbaue, 
Das Zimmeriwerft, des— es, plur, ‚die — e, der Drt, wo 
Schiffe gebauer werden, wie Schiffswerftund Werft. 
Das Zimmerwerk, des —es, plur. inuf. ein Collectioum, von 


gezimmert iſt. 
Der Zimmet, zuſammen gezogen Zimmt, des—es, plur. car. 
die zufammen gerollte und getrocknete innereRinde des Zinumtbau⸗ 
mes, welche als ein Gewürz gebraucht wird; vollftändia, die Zim⸗ 
 meteinde, im gemeinen Leben auch Canehl, von dem Ital. Can- 
“nella. Der weiße Zimmt iſt die ähnliche gewürghafte Rinde des 
weißen Zimmtbaumes, (S. das folgende.) Das Wort Zimmer, 
"Rot, Cinnamurn, iſt morgenländifchen Hefprunges, und lautet 
ſchon im Hebr. Kinnamon, daher es in Luthers Bibel noch Ein« 
namet geſchrieben wird. 
Der Zimmtbeitm, des — es, plur. die — baume, ein in den 
 Dfimdifchen Infeln einheimifcher gewürzbafter Baum, deffen ger 
troͤcknete Rinde unser dem Rahmen desgimmtes befannt iſt, Lau- 
rus Cinnamomum Linz, Der weiße Zimmtbaum iſt von ihm 
x ganz berſchieden, und in Amerifa einheimifh, WinteraniaL, 
Die Zimmt farbe, plur. doch nur von mehrern Arten, die—h, 
die beauntörbliche Farbe. des Zimmtes, . , 


eine Art Torsen aus Heiß, Zuder und Zimmt, S. Bog. 


Holzwerk zurichten und zufamimen fegen. Lin Haus zimmern. 


* dem Zimmermanne verfertigte Arbeit, gezimmerse Arbeit, was. 


Der Zimmtkod, des - es, plur. dir — Födpe, in den Kücen,- 


‚Bin 1718 


Die Zimmtmandel, plur. die —n, gefchälte Mandeln, welde 


„ mit gefioßenem Zuder und Zimmt überzogen worden. Werden 


‚fie vorher in heißem Schmalze gebaden, fo befommen fie den 
Nahmen gebrannter Mandeln. 
Das ZimmtöhL, des — es, plur. inul, das aus der Zimmt⸗ 
rinde deitilfiete Ohl,  — > " 
Die Zimmtrinde, plur. die—n, ©. Zimmer. ; 
Die Zimmtroſe, plur. sie—n, eine Art Kofen, deren Blumen 
wie Zimmt riechen, Rofa cinnamomea Linn, . ° 
Das Zimmtwaffer, des—s,; plur. inuf. ı, Über Zimmt⸗ 
rinde deſtillirtes Waſſer. 2. über Simmerinde abgezogenerBrannts 
wein. 
Zimpern, verb. reg. neutr. mit haben, auf eine fehlerhafte 
Art zärtlich und Fläglich thun; in_der vertraulichen Sprechart. 
Ich dachte es wohl, daß fie nicht maulen over zimpern wür- 
den, Hermes. 
Der Zindel, 8. Sendel. j 
Die Zinge, der Nahme eines Fifhes, S. Alofe. l 
Zingeln, verb; reg. act. welches nur in Umsingeln üblich iſt 
(S.dagfelbe.) Es ift aus dem Lat. Cingulum, wovon man eher 
dem auch das Subſtantiv Zingel, für Kreis, hatte, 
Zink, ein Zahlwort, welches nur im Würfelſpiele üblich if, fünf 
. bedeutet, und eigentlich das Franz. cinque iſt, Alle Zinken, 
alfe Fünfen. 
Der Zink, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten und 
Duantitäten, die — e, ein weißbläuliches Halb⸗ Metall, welches 
unter den übrigen Halb - Metallen noch das gefchmeidigfte ift, und 


in manchen Öezender auch Spiauter genannt wird, (S. diefes 


Wort.) Esift ungewiß, wehrt der Rahme Zink rühret; vielleicht 
vonder ÄhnlichPeit mit dem Zinne, vielleicht auch, weil es ſich in 
mondenFälen in Zinken, oder Jacken in dem Dfenbruche anlegt, 
Su manchen Begenden ift eg ſachlichen Öefchlechtes, das Zink. 

Die Zinkaͤſche, plür. inufsdas Schwere, was bey dem Bere 
brennen des Zinkes zurück bleibe, und von dem weißen Nicht 
wenig unterfchieden if; Zinkkalk. —— 

Die Zinkblumen, Eng.inuf, zarte weiße Flocken, welche bey 
dem Verbrennen des Zinkes auffteigen, und ſich, wie Wolle, an 
feſte Körper hängen. Sie werden auch weißer Nicht genannt. 


Die Zinke, plur. die — n. 1. Ein zugefpigtes Ding , oder zu⸗ 
gefpister Sheileines Dinges, er ſey übrigens gerade oder framm z 
ein nur in manchen einzelnen Fällen des gemeinen Lebens übliches 
Wort. So werden die Zaden einer Gabel, die Zähne in einem 
Rechen, oft Zinken genannt, Bey den Jäyern heißen die fpigigen 
Enden an einem Hirfhgeweihe Zinken; bey den Tifchlern die klei⸗ 
nen Zapfen, womit die Zargen ’vereiniger werden. Im Theuer⸗ 
danke heißen die Zeben anden Füßen Zinfen, und im gemeinen 

° Leben nermet man eine große Raſe im verächtlichen Verſtaͤnde und 
im männlicien Geſchlechte rinen Zinken. 2, Der Nahme eines 
mufikaliichen Blaſe⸗ Juſtrumentes, deren man fo wohl gerade, als 
Frumme, und beyde wieder von verfiedenen Arten, hat, Ztal. 
Corsnetto, ohne Zweifel von der Ähnlichkeit inder Geſtalt. In 
den Drgeln find die Zinfen eine Art Pfeiffen, welche den Ton der 
vorigen uachahmeti. Ju manchen Fällen und Gegenden wird es 
in diefer Bedeutung im männlichen Gefchlechte gebraucht, der 
Zink. ©. auch Jagdzink. 
Anm. In der erſten Bedeutung auch im Böhm. Cynk, wel⸗ 
ches daſelbſt auch eine Poſaune bedeutet. Es iſt mit Zahn, Zacke, 
Zebeu.f.f. genau verwandt. & 


Das Zinfe ez / des — es, plur. doch nur don niebrern Arten, oder 
Duantitäten, die— e, dasjenige Erz, woraus der Ziuf erhal⸗ 
ten wird, ; ' 

29999 2 i Der - 


. >» 





-/ 


1719. ‚al: 


Der Zinkfang, des — es, — die ——— eine Einrichtung 


an den Schmelzöfen, den in den Et zen befindlichen Zink aufsufan, 
gen; auch der Zinkſtuhl. 

Das Zintglas, des — es, plur.boch nur von mebrern Arten und 
Duantitäten, die — gläfer, ein glasartiger, weißer, halbdurch⸗ 
fichtiger Körper, welchen man erhält, wenn man den Zink durch 
die Deftillation aus feinen Erzen bringt. a 

Der Zinkkalk, des — ee, plur. doch nur von mehrern Arten oder 
Duantitäten, die e, (8. ZinFafche.) Zumeilen neunt man auch 
die Tutia,- fine Art grauer Zinkblumen, Zinffalf, 


Der Zintftein, des — es, plur. die — e, ein Rahme, welchen 


in Goslar der Schwefelfies, wenn er auf Zink bereitet wird, nach 
feiner erſten Röftung befommt, 

Der Zinkſtuhl, des— es, plur. die — fühle. 1. ©. Zink⸗ 
fang. 2. Das Geſtell von Steinen, worauf der Zinkſtein in dem 
Schmelzofen gelegt wird. 

Der Zinf-Vitriol, des — es, plur.doch nur von mehrern Arten 
und Quantitäten, die — e, ein weißlicher, oder röthlicher Vi: 
triol, weichem Sin? in Geflalt eines Salzes beygemifchet iſt. 

Das Zinn, des—es , plur. doch nur im gemeinen Leben von meh⸗ 
tern Arten und Duansitäten, die— e. 
tal, welches unter allen dag leichtefe if. Engliſches Sinn, eis 
mit Zint, Spiefglasfönig, Wismuth oder Aupfer verfegtes Zinn, 
dagegen das Deurfche Zinn mit Blep-verfeget wird. 2. Figür⸗ 
lich, zinnernes Geräth, zinnerne Geſchirre; als ein Collectivum, 
and ohne Plural, Auf Zinn fpeifen, Vieles Sinn. baben. Das 
Zinn feuern. 

Anm. Im Niederf. Engl. Schtwed.u, ff. Tinn, in ben Slavon. 
Mundarten Cyna, im Wakififchen und Sretagniſchen Yllaen, 

im Franz. Eftain, Etain ; alle aus den: Lat, flannum, oder 
doch mit demfelbeit, aus einer gemeinf&aftlichen ältern Quelle, 

Tas Zinnafter, des —s, plur. doch nur von mebrern Arten oder 
Quantitäten, ut nom, fing. in dem Hüttenbane, aus gewaſche⸗ 
ner leerer Zinnſtein. 

Die Zinnaͤſche, plur. inuf. caleinietes oder verkalktes Zinn, 
wie Zinnfalf, 

Der Zinnballen, fen; plur. utnom.fing. in dem Hütten. 


baue, ein Ballen zufammen gerolltes und wie ein Gitter gegoſſe⸗ 
nes Zinn. 


Das Zinn bergwerk, des — es, plur. Sie—e, ein Bergwert, | 


wo Biunerz oder Zinnflein gebrochen, welches auf Zinnerz ge⸗ 
bauet wird. 

Das Zinp bete, des — es, plur. inuf, in einigen Oberdentſchen 
Bergwerken, des Nahme eines braunen, bläulichen Kupfererzes, 
welches halbtugelig —— dielleicht, weil es unter dem Zinn⸗ 
ſteine bricht. 

Die Zinwblende, plur, von mehreren Arten, oder Quantitäten, 
die —n, eine mit Zinnftein,oder Zinnerz verbundene Blende. 

Die Zinne, plur, die — m, der oberfle, mit Einſchnitten oder 
Schie ßſcharten verſehene Thell einer Mauer, ingleichen eine ãhn⸗ 
liche Einfaſſung des Hacken Daches eines. Gebäudes, Die Zinne 


“einer Stadtmauer. Die Zinne des Tempels, in der Deurfchen 


Bibel, der obere Flache Theil. Das Wort iftim Hochdeutſchen 
ungewöhnlich geworden, und wird nur zuweilen in der Höheren und 
dicgterifchen Schreibart gebraucht. 

Anm. Im Dberdeutfchen von Alters her Zinne, im Schwed. 
Tioae. Vermuthlich von Zahn , oder Zinfe, weil, der. obere 
Hand einer - ehemapligen Feſtungsmauer aus zehnartigen Eins 


ſchnitten befand. Im Niederf. it Tinne, die Zinfe in einem Res ° 


ber. S.auf Giebelzinne, 
Der Zinner, des —s, plur. ut nom.fing. in den Blehbämmern, 
einArbeicee, welcher die Bleche mit Ziun überziehen ; der Zinngeſell. 


. Ein weißes unedles Mes. 


“0 58 


‚1720. 


nerne Gefaße. Im Riederd. tinnen, im Oberd. zinnen, 


Das Zinnerz, des—es, plur.dodp nur won mehrern Arten oder 


Quantitäten, eine Sieinart, welche veterztes Zinn bey ſich 
führet, wohin die Zinngraupen, Zinnkeine u. f. f. gehören, 

Die Zinnfeile, plur. die — n, bey den Sinngießern, Zeilen, 
Gasen von Zinr damit zu feilen. 

Das Zinnflög, des— rs’, plur. die—e, im Bergbaur, ein 
Flötz, in welchem Zinnerz bricht. 

Die ZinnsSolie, plur. die —n, zu einer dünne Solie, einem dün⸗ 
nen Blättchen, gefchlagenes Sinn; Blattsinn, Stagniol, Br 
Der Zinngeng, des—es, plur. die— gänge, im Bergbaue, 

ein Gang, in welcher Sinnerz bricht. 

Das Zinngatter, des—s, plur. ut nom. fing. im Hüttenbaue, 

eine Tafel gatterweife gegoffenes Zinn, fo Tange es noch nicht 
a,» einem Zinnballen zufammen gerollet iſt. 
Das Zinngebirge, des — s, plur. ut nom. fing. ein Gebirge, 
in welchem Zinngänge, oder Zinnflöge reichen. 

Das Zinngeträg, des— es, plur. inul. ein EoRestivum, die 
Abgänge zu bezeichnen, welche bey dem Schmelzen der Zinn⸗ 
erze erfolgen. 

Das Zinngefchiebe, des —s, plur. ut nom. fing. im 2er 
baue, Sinnerze, wenn fie als Gefchiebe angetroffen werden, aus. 


ihren Geburtsflätten von bein Waffer fortgefchwenmet worden, + 


Der Zinngefell, des — en, plur. die— en, ©, Zinner. 
Der Zinngießer, des — s, plur. ut dom. fing. ein Handiwere 


fer, welcher alleriey Beräthfehaften aus Zinn gießet; im —— 


ein Kannengießer. 


Die Zinngraͤnate, plur. die — n, eine Art dunkelbrauner Oro 


naten, welche zinnhaltig find, 


« Die Zinngraupe, plur. die — h, eine Art vieledigen Sinnerzes, 


welches aus Zinn, Eifen und’ einer unmetallifhen Erde beftebet, 
Sind fie Fletn, dem Anfcheine nad ohne Eden, und anderm Eos 
fieine eingeſprengt, fo werden fie Zwitrer genannt. Sind die 


“ Sinngraupen mit Kieß überzogen, r nennen die Bergleute fie, 


+ Zinngraupen in der Saur. 

Die Zinngeube, plur. die —n. 1. Im —— ein BGru⸗ 
bengebäube, in welchem auf Zinn gearbeitet wird. 2. Im Hüts 
tendaue, der Herd, auf welchem das gefehmelzte Zinn aus dem 

Dfen fließet. 


Der Zinnbammer, des—s, plur. die — bämmer, den den 
Drgelbauern, ein Hammer mireiner großen polirten Bahn, die 


gegoſſenen Zinntafeln damit fefter zu ſchlagen, damit die Pfeifen 
Heller flingen, 

Das Zinnhaus, des —es, plu. die — häuſer, in den Blech⸗ 
bämmeen, bie MWerfflätte, in welcher die eifernen Bee verzins 
stet werden, 

Der Zinnbobel, des— 8, plur.utnom. fing. en den Orgel⸗ 


bauer, ein Hobel, daszu den Pfeifen auf der Gießbank — 


goſſene Zinn glatt zu hobeln. 

Der Zinnkalk, des —es, plur. von mehrern —— oder Duäntio 
täten, die — e, verfalftes, oder in Kalk vermandeltes Zinn, 

Das Zinntraut, des— es, plur, car. ©, Kannenkraut. 

Die Zinnfrüde, plur. die—n, bey den Drgelbauern , ein höl⸗ 
zerner, oben und unten offenet Kaften mit beweglichen Querbres 


sern, das zu den Pfeifen gegöffene Zinn damit zu plätten ; 5 die 


Gießfrude, Schleuße, 

Die Zinn-Krpftalle, plur. die —n, Quarz Rrpftallen, welche 
Sinngraupen enthalten, = 

Das Zinnloth, des— es, plur. inuf. ein ffüffiges Schnell» 
Er sinnerne Soden, oder verzinntes Blech damit zuſammen zu 
köthen. 


Die 


Zinnern adj. aus Zinn beftebend. Line zinnerne Safe. Zins | 


] 





—— 





A; 


I 





an a u une Lu u Fee Ka dl ba = 0 ee 1 
m ” = e Ze 





aa — Zin 


Die Zinnmutter, plur. car.'bey den Zinngleſßern, in Scheide⸗ 
waſſer aufgelöfetes nnd aus dem ſelbem wieder niedergefchlagenes 


Sinm, welches zu geſchmolzenem Zinne gefeger wird, dasfelbe das . 


durch gefigmeidiger und ſchöner zu machen. 


— des — s, plur. inuſ. ein rothes Mineral, wel» 


aus Queckſilber und Schwefel entſtehet. Der gewachſene 
Zinnober, Bergzinnober, der in ſcharlachrother Farbe in man- 
en Erzgebirgen gefunden wird, und ein mit Schwefel vererztes 

Queck ſilber iſt. Der künſtliche Zinnober, welcher aus Qurdfil- 

ber und Schwefel bereitet wird, 

Anm. Der Rahme ift aus dem Pat. Cinnabaris, und dieß von 
dem Griech. zıvapga, Kothgeruch, weil der gegrabene Zinnober 
einen foldhen Geruch haben ſoll. 

Das Zinnobererz, des— es, plur. die—e, Erz, welches 
Zinnober enthält, 

Der Zinnoberglanz, des— es, plur. inuf, eine Art Zinno⸗ 
beverze, welche die Hände fehwarz fätbet. 

Zinnoberroth, adj. et. adv. die lichtrorhe, ich ein wenig in das 
Selbe zichende Farbe des Zinnobers habend; ſcharlachroth. 

Die Zinnoberftufe, plur. sie —n, eine Stufe, d. i. ein Stüd, 
Sinnobererz. 

Der Zinnofen, des — s, plur. die — ẽfen. 1. Ein Schmely 
ofen, worin das Sinn aus dem Zinnfteine und Zwitter-gefcehmol: 
zen wird, 2. Inden Blehhänmern ein Ofen, in welchem das 
Sinn zur Verzinnung der Bleche geſchmolzen wird. 

Der Zinnopel, S. Sinopel. ; 


Die Zinnpfanne, plur. dien, in den Blechhämmern, die eie 


ferne Pfanne, worin das Ziun zur Verzinnung der Bleche indem 
Sinnofen geſchmolzen wird, ; 


Die Zinn:Probe, plur. die — n, die Probe, oder die Unterfir 


chung der Güte des Zinnes, befonders bey den Drgelbauern. 

Der Zinnquarz, des— es, plur. dech nurvon mebtern Arten 
oder Dnantiräten, die — e, im Bergbaur, zinnbalsiger Quarz, 
Quarz, in welchem Zinnftein, eingeſprenget iſt. 

Der Zinnroft, des— es, plur. von mehrern Arten und Quantie 
täten, die — e, im Hüttenbaue, geröfterer Sinnftein, 

Der Zinnfand, des — es, plur. muf. im Bergbane, ſehr kleine 
Zinsgranpen, in Geſtalt des Sandes, 


. Der Zinnfchörl, des —s, plur.inuf, im Bergbaue, eine taus 


be rãuberiſche Bergart, welche den Zinngranpen gleicht; Wolf⸗ 
vam. 8, Schorl. 


Die Zinnfeife, plur, Sie—n, eine Anftalt, wo Sinnfand oder 


Binnzwitter aus dem Sande, oder der Erde gefeifer, d. i. gewa⸗ 
{chen wird ; die Zinnwaſche. \ 

Der Zinnfparb, des—es, plur. vom mehreren Arten oder Quan⸗ 
titäten, die — e, ein weißes blätteriges Zinnerz, ein zinnhaltiger 
Spar. ö . 

Dei Zinnftein, des—es, plur. die — e. 1. Ein Stein, in 
weichem Zinnerz eingefprenget iſt. 2. $m Hittenbane, dag ger 
brannte, gepochte und gewafchene Zinnerz, welches nurnoch ge 
ſchmolzen werden darf, 

Der Zinnſtock, des— es, plur. die — ſtöcke. 1. Derjenige 
Dri in einem Gebirge, wo das Zinnerz ein Stodiwer? ausmacht, 
d, i, einen großen weiten Kaum in die Brrite und Höhe einnimmt; 
das Zinnflodwerf. 2. In dem Hürtenbane, ein hölzernen Stud, 

‚ Aber welchem dag gegoffene Sinn zu Ballen geſchlagen wird. 

Die Zinnftufe, plur. die—n, eine Stufs, d.i. einStüd Sinnerz. 

Die Zinnwälhe, plur. die—n. 1. Im Bergbau, eine Anz 
flalt, wo Zinnerz aus dem Sande, oder der Erde gewafchen wird; 
wie Zinnſeife. 2. Am Hüttenbaue, eine Auftakt, wo das gepoch⸗ 
te Ziunerz vordem Schmelzen gewaſchen, d.i. durch das Waffer 

- von den tauben Steinarten gefchieden wird, 


Zin 1722 


Die Zinnwäfcherinn, plur. die —en, an den Höfen, eine weiße 
liche Perſon, welche das zinnerne Geräsh zu waſchen und rein zu 
echalten dat; zum Unterfdiede von der Silberwäfcherinn. 

Der Zinnzug, des — es, plur. die —züge, in dem Hüttenbaue, 
das in gitteriger oder anderer künſtlicher Geſtalt gegofjene, und 
gleichfan gezogene, Zinn, 

Der Zinnzwitter, des — s, plur. doch nur von mehrern Arten 
ober Quantitäten, ut nom.fing. im Bergbaue, Heine Zinngraus 
pen, an welchen die eckige Oeſtalt nicht kenntlich ift, und welche 
anderm Geſteine eingefprenger find. (S. Zwitter.) Sind fie 
noch Feiner, fo heißen fie Zinnfand. i 

Der Zins, des— es, plur.die— e. x. *Eine jede Abgabe, welche 
man dem Landesherren entrichtet, dergleichen Kopfgeld, Steuer, 
Schasung, Schoß u, ſ. f.find. Dem Baifer Zins geben, in Zus 
thees Bibel, In diefer weitern Bedeutung ift es im Hochdeutfchen 

längft veralter, =. Eine Abgabe, welche ſich der Grundbefitzer 
von dem einentandern zur Nutzung überlaffenen Grund und Bor» 
den vorbehält, und welcher in einem Theile bon dem reinen Ge— 
wirne beftehetz der Grundzing, zum Unterfchiede von der folgens 
den Bedeutung. Lin Gut auf Zins weggeben. Daher Erb⸗ 
sing, Zeitzins, Pachtzins, u. f.f. Zins ift in diefee Bedeutung 
ein allgemeiner Ausdtuck, die Abgabe mag in Geld, oder in Pros 
ducten beftehen, daher man auch Zinskorn, Zinshafer, Zinsbühe 
nerm.f.f, bat. Wenn indeffen Zins für fid allein gebraucht 
wird, fo verftehetman gemeiniglich eine ſolche Abgabe in Oeld, 
und in manchen Oberdeutfchen Gegenden bedeutet Zins diefe nur 
allein, im Gegenfage der Gülte, oder einer ſolchen Abgabe im 
Producren. 3. Die Abgabe, welche mandem Eigenthümer eines 
Haufes für den Genuß desfelben, oder eines Theiles desfelben ente ·⸗· 
richtet; die Miethe, und zum Unterfchiede vondem vorigen, dee - 
Mierbzins. Lin Haus in Zins nehmen, miethen. Den Zins 
bezahlen, entrichten, erhöhen. In einem theuren Zinfe figen, 
viel Zins geben. Daher der Zaus zins, Bellerzins, Ladenzins, 
Gewolbzins, Stubenzins, Stallzins u. ſ. f. 4. Eine gemies 
thete, oder zu vermiethende Wohnung; nur im Oberdeutſchen. 
In dieſem Haufe And drey Zinſe zu verlaſſen, drey Wohnungen 
gegen Zins. 5. Die Abgabe von dem Genuſſe fremden Geldes, 
das Intereſſe; in welcher Bedeutung aber Has Wort im Hochdeut⸗ 
{hen im weiblichen Gefchlechte üblicher iſt, S. Zinfe. 

Anm. Schon im Ditfried und andern alten Deutfchen Schrift 
ſtellern Zinfa, Czins, wo es au für Zoll gebraucht wird, im 
Niederfächfifhen und Schwer. Tins, im Franz Cens; alle aus 
dem Lat. Cenfus. 

Zinsbar, adj. et adv. Bing In der zten Bed. zugeben verpflichtet, 
zins pflichtig. Kin zinsbares Gurt. So and) die Zinsbarkeit. 
Der Zinebauer, des— 8, plu. die—n, ein Bauer, welcher 
für den Genuß feiner Grundſtücke den Örundbefiger Zins zu ent« 

richten verbunden ift. x 

Der Zinebrief,des— es, plur. die —e, eine Urkunde, in wel» 
der der Eigenthümer ein Grundflü gegen einen jährlichen 
Grundzins einem andern überläffet. 

Das Zinobüch, des— es, plur. die — bücher, ein Buß, in 
welches die Örundzinfe eingetragen werden. 

Die Zinsbuße, plur. die—n, die Strafe für nicht bezahlten 
Grundzing, i y 

Die Zinfe, olur. die —n, das vorige Zins, nur ins weiblichen 
Gefchlechte gebraucht, in welchem esim Hochdeutſcheu allemahl 
üblich ift, wenn es die Abgabevon der Rutzung geborgfen Gel- 
des bezeidinet, da eg denn, fo wie Inteveffe, zugleich im Plural 
am üblichen ift, im Singular aber faft gar nicht gebraucht wird, 
Ein Capitalauf Zinfen austhun. Die Zinfen von einem Ca⸗ 

„ pitalebesablen, Wucherliche Zinfen, u 

Dagags Zinfen, 


1723 gi n 


Sinfen, verb. reg. & iſt ı. * Eeurcum, Sins eintragen, 

. Zins geben. Das Gut A, zinſet nach B, sntehöset feinen Grund» 

zins dahin, Ein Haus zinfer body, wenn e3 vielen Mierhzins 

einträgt, auch wenn es vielen Grundzins zu entrichten hat. 2. 

Ein Yctivum, als Sins entrichten, Ein. Gut zinſet zehn Tha⸗ 

ler, ſechs Schäffel Hafer, ein Schock Eyer u.f.f. In dem 

aufanmen gefegien verzinfen bedeutet es, Zinfen von einem Cas 
pitale geben. - 
Der Zinfer, des— s, plur, ut nom. fing. derjenige , welcher 

Srundzins zu geben verpflichtet iſt, der Zinsmann, dev Zins: 
geber. 

Zinsfällig, adj. et adv. verpflichtet, Orundzins zu bezahlen, 
zinsbar, + 

Zinsfrey, adj.etadr. 2. Frey von han Grundzinfe. Ein zins⸗ 
freyes Gut. 2. Fury von dem Miethzinſe. Zinsfrey wohnen, 

„ fo dag man feinen Miethzius entrichten darf. 

Die Zinegans, plur. die — gänfe, eine Sans, fo fern fie als 

Grundzins entrichtet wird. 

Der Zinsgeber, des —s, plur.utnom. fing. S. Zinfer. 

Das Zinsgericht, des— es, plur. die —e, an manchen Orten 
ein eigenes Bericht, welches die über die ——— entſtandenen 
Streitigkeiten richtet. 

Der Zinsgröfhen, des— 8, plur. utnom. fing, ‚1. Eine Ab⸗ 

gabe von einem Örofchen an die höchfte Landesobrigfeit; eine im 

Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche noch in Luthers neuem 
Teſtamente vorfommt. 2, Ein Örundzins, fo fern er: in einem 

 Geofchen befieher. 

Das Zinsgut, des — es, plur. die — güter, ein Gut, deſſen 

. Inhaber zwar das völlige Eigenthum darüber hat, aber dem 
Grundbefiger zu einein gewiffen Orundzinfe verpflichtet iſt. Die 
Zinsgyter wurden urfprünglich von Frengelafjenen, fo wie die 
Bauergüter von Leibeigenen , die zreysüter aber von Freyen 

‚und Herren beſeſſen. 

+ Der Zinshafer, des —s, plur, car. Hafer, fofern er ald ein 

Grundzins entrichtet wird, 

Der Zinshahn, des— es, plur. Sie —bäbne, 1, Ein Hahn, 
fo fern er als ein Grundzins gegeben wird. 2. Im gemeinen Le⸗ 
ben, ein zorniger, erhigter Hahn. Du bift erhige, wie ein 

Zinsbahn, Leif. Vieleicht, weil zu den Zinshähnen die mus 

. shigften und ſtãrkſten ausgefucht werden mußten. 

Das Zinehaus, des—es, plur. die — haͤuſer. 2. Ein Haus, 

. weldes Örundzing zu geben verpflichtet iſt. 
chesdermiether, oder zue. Miethe bewohnet wird; wofür doch im 
Hochdeutſchen Miethhaus üblicher iſt. 

Der Zinsheber, des — s, plur. ut nom. fing. 1, Derjenige, 

welcher den Grundzins zu fordern. berechtiget ift, im Gegenſatze 

des Zinsgebers, 2, Derjenige, welcher die Grundziuſe für den 
vorigen heber, oder eintreibet, 

Die Zinshenne, plur. die—n, eine- Henne, p fern fie als ein 
Grundzing gegeben wird. 

Der Zinsherr, des— er, plur. die — en, der Grundeigenthü⸗ 
mer, fo fern er vondem Inhaber Grundzins zu fordern berechti⸗ 
get ift; im Begunfage des Zinsmannes, - 

Der Zinshof, des— es, plur die — höfe, ein Hof, d. i. Gut, 
„ welches zum Grundzinfe verpflichtet if, wie Zinsgur. 

Die Zinshufe, plur. die — n, eine Hufe Ader, von welder 

Srundzins gegeben wird, 

Das Zinohuhn, des — es, plur. die — hühner, ein Huhn, ſo 

fern es als ein Grundzins gegeben wird. 

DasZinsleben, des — 8, plur, ut nom, fing. ein Leben, von 


welchen der Befiger Örundzins zu geben verbunden iſt, wohin 


die Zinsgüter, Zinshauſer, u.f-f gehören, 


\ 


2, Ein Hans, wel- 


>» * —— — 


Zir 1724 


Der Zinsteiften, des ⸗c, plur. ut nom⸗ fing. in ‚einigen Ge⸗ 
genden, z. B. im Churfähfiihen, eine Verfgreibung über, tück⸗ 
ſtãndige Binfen. Kine landſchaftliche Obligation nebft den da⸗ 
zu gebörigen Zingleiften. Leiten bedeutet hier ohne Zweifel fo 
viel, als ein ſchmables Stück Papier, worauf man dergleichen 
Verſchreibungen zu ſchreiben pflegt, daher fie mit einem halb 
Franz. Worte auch Fins-Couponsheißen. ©, die Leifte, 

Die Zinsleute, plur..car. Leute, * arg «oder RR 
zins zugeben verbunden find, - 

Der Zinsmann ‚, des— es, plur, —— oder: auch 
—leute. 2. Derjenige, welcher zum Srundzinſe verpflichter iſt, 
in einigen Gegenden der Zinfer, Sinsgeber, im Gegenſatze des 
Zinsberven. 2. Derjenige, welcher zuim Miethzin ſe verpflichtet . 
iſt, bey einem andern zur Miethe — * doch im a 
deutfchen Miethmann üblicher ifl. 

Der Zinsmeifter, des—s, plur. ut nom, fing, an einigen - 
Drten, der Einnehiner Berefehaftticher Grundzinſe. 

Zinspflichtig, adj. etadv. verpflichtet, Grund» oder Miethzius 
"zu bezahlen, wie zinsbar. So auch die Sinspflicptigkeit. 

-Der Zinstag, des — es, plur. die — täge, ein beffimmter Tag, 

an welchem gewiffe Grundsoder Erbzinfe bezahlet werden müſſen. 

Die Zinszahl, plur. die — en, ein nur in der Chrondlogie üblie 
cher Ausdruck, wo der Römer Zinszabl, Lat. Indiction, 
oder Cyclus Indietionum, eine wiederfedrende Reihe von 15 
Jahren iſt, welche fich mit dem ıften Jan. anfängt. Sie hat den 
Nahmen von einem Gebrauche der alten Hömifchen Kaifer, alle 

8 Jahre in den. Provinzen einen — Kopfzins —— 
zu laſſen. 

Ziper, u.f.f. ©. Cyper. 

Der Zipf, eine Krankheit der Hühner, ©. papps. ge 

Der Zipfel, des — s, plur. ut nom. fing. Oimiuut. das Zipfels 
chen, der zugefpißte äußere Sheileines, befonders biegfamen, Kör⸗ 
pers, Der Zipfel an einem Tuche, Rleide, Büffen. Der Zi: 

pfel einev Wurſt, das äußerſte Ende, Etwas bey allen vier. 


Zipfeln anfaffen, figüel, zu Erreichung einer Abſicht die rer 


fien Maßregeln nehmen, 


Anm. Zipfel, Tipfel, Tüpfel, Zopf u, ff. find Änsgefomme x 


—— 


genau verwandt, indem der Begriffder Spitze in allen der herr⸗ 


ſchende ift. Zipfel beſonders ift von der Wurzel Zipf, welche fchon 
um bes Pleinlichen i Willen etwas Tleineres, oder .niedrigeres als 
Zopf, bedeutet, und der Aoteisungsfple 

ject, zufammen gefeßt. 

Der Zipfelläufer, ©. Riemenläufer. 

Zipfelig, adjset adv. Zipfel habend, 

Der Zipfelpelz, des —es, plur. die— e, eine Art Pelze, an 
welchen zwey Zipfel anf dem Rüden herab hängen.- 

Das Zipperlein, des—s, plur,car. kine im Hochdeutfchen rö 
ten Sheils veraltete Benennung, fo wohl des Podagra, als des 
Chicagra. 
lein an den Sänden. Es ift nicht von dem heil, Cpprian, dem 
Heiligen wider diefe Krankheit, wir Zeityt will, fondern von einem 
noch in den niedrigen Sprecharten. vorbandenen Verbo zippern, 


zippeln, oft und in Fleinen Abfägen zuden nud zupfen gebildet, 


wie podagrifche Krenfe in den Schmerzen des Podagra zu thun 
pflegen. Diefe Niedrigkeit des Verdi ifE denn anch die-Urfache, 
daß man das devon abgeleitete Subftantivum veralten laffen, zu⸗ 

mahl da auch deſſen Form, als ein ——— keinen Dnaseife 
lichen Grund hat, 

Der Zips, ©. Pfipps. 

Der Zirbelbaum⸗ des — rs, plur, die — ie Oberd 
Nahnmie einer nur in Oberdeutſchland, beſonders der Schweiz und 
Tirol, PENIS wit fünf verbundenen Radeln, Pi- 

nus 


—el, ein Ding, Sub» 


Das Zipprrlein haben, befommen. Das Zipper: 











1795 


I ana HE LER EBENE, 
5. 5 

‚ aus Cembra Linn. der Cmber- Baum) in der Schmeig die 
Arben. Sumeilen, ader irrig, wird auch der Pignelen: Baum, 
Pinus Pinea Lira, mit diefem Mahmeh beleat, (&, Fichte.) Der 
Napıne ik aus dem Ital. Cerro, Lat. Cerrus, daber der Ziebel · 
baum auch in manchen Gegenden Zerrenbaum genannt wird, 

Die Zirbeldrüfe, plur. die—n, eine gewiffe Drüfe zu oberfi in 
dem Sehirne, in welcher fi die Nerven und verfdiedene Adern 
dereinigen, und welche daher von vielen für den Sid der Serle 

gehalien wird, Rd | 

— Oft ſchallt bier bis zur Zirbeldruſe 

Kin auserlefner Dudelſack, Haged. 
Vielleicht von den veralieten ſich zerhen, ſich im Kreiſe drehen, 
ſich walzen, welches noch im Ottfried vorkommt, wegen der der« 
flochtenen Bereinigung der Nerven. 

Die Zirdelnuß, plur. die —niüffe, der Samenzapfen des Zirbel⸗ 
baumes, Sumeilen auch, obgleich nicht fo richtig, der Samen- 
sapfen des Pignolen- oder Pinien-Baumes. j 

Der Zirgelbaum; des — es, plur. die— bäume, der Rahme 
eines in dem mittägigen Europa einheimifchen Baumes, welcher 
auch Fleffelbaum und Bohnenbaum genannt wird; Celtis L. 

In dem Nabmen Zirgelbaum ſcheinet die erſte Hälfte fremden 
Urfprunges zu ſeyn. : 

Der Zirkel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das Zir⸗ 
kelchen, ein Wort, welches fo wohl voneiner gewiffen runden Fir 
gun, als einem Werkzeuge gebraucht wird, 

..* 1, Eine runde Figur, deren Umkre's in allen Puneten gleich 
weit von dem Mittelpunete abſtehet. (1) Eigentlich, da es denn 
bald die Linie, welche ven Umkreis bildet, bald die daraus entftes 
hende Figur, bald aber auch die Fläche bezeichnet, obgleich diefe 
Begriffe, wenn fie beſtimmt ausgedruckt werden follen, durch Zir⸗ 
Bellinie, Zirfelfigur und Jirkelftache gegeben werden müffen. Ki: 


nen Zirfelmachen, befchreiben , eine ſolche Linie, oder Figur. . 


(2) Bigürlih; (a) Zn einem Sirfel, oder Kreis geftellte Dinge, 
So werden befonders an den Höfen die Verfaminlungen der Da: 
men, da die Damen in einem Keeife wm die Königiun oder Kür, 
ſtinn ftehen, Zirkel genannt. In noch weiterer Bedeutung ift der 
Zirkel, fo wie Kreis, eine jede Berfammlnng von Perfonen ges 
wiffer Art; Die Sueforge für das Glück unferer Verwandten 
ift außer dem Zirkel unfers eigenen Sanfes die nächfie Pilicht, 
die ung Sie vorſtcht anweifet, Gel, Das Lefen eines Meir 
flerftückes Fann zugleich einen ganzen Zirkel ergegen, eb. derſ. 


(b) EineHeibe von Veränderungen, welche nach einer gewiffen Zeit 
immer wieder von vorn anfangen, oder gleichartig werden. Das’ 


Leben diefer Welt if ein beitändiger Zirkel von gandlungen 
und äußern Befchaftigungen. — Wirden fie fich nicht gern 


in diefen Zirkel ſtiller und wahrer Freuden mit ihr eingefchlofs . 


ſen haben? Weiße. In einer etwas andern Bedeutung ift der 
Zirkel(c) zumeilen eine Heihe zufammen gehöriger, mit einander 
vderbuudener Beränderungent, 
Doch weil die Macht von manchen ällen 
Den Blügfien aus dem Zirkel reißt, Günth. 
€) Lin Zirkel im Definiven, im Schließen, u. f.f. in der Los 
gif, ein Fehler, wenn mar im Definiven oder Schließen wieder 
auf den Begriff zurück kommt, von welchem man ausgegangen iff, 
an ſtatt daß die Begciffe in einer Reihe an einauder gehänget wer: 
ben, und gleichfam in gerader Linie fortgehen follten, 

2. Ein Werkzeug, eine Birfellinie zu befchreiben, welches ges 
meiniglich aus zwey oben in einem Kopfe beweglichen, unten aber 
frigigen Schenkeln beftebet, dahin der Sandzirkel, Bogenzirkel, 
Saarziekel, Soblzirkel, Stangenzirfelu.f. f.gehören, / 

Anm. Das Wort iſt freylich aus dem Lat. Circulus entlehnet, 
nad wird daher gemeiniglih Cirkel gefprieben. Allein, da «sim 


u 1726 


Deutſchen ſchon alt iſt, und daber auch in der Eudfolbe Dentſchen 
Wörtern gleich gemacht worden, fo kann man es zu Anfange 
nach Dentſcher Art und Sitte fihreiben, und es als einen völli» 

gen Deurſchen Bürger betrachten, Am Latein. unterfcheider mar 
die Linie oder Figur Circulus von dein Werkzeuge Circinus;als 
lein im Deutſchen gebraucht man das erfte fiir bepde, Eine orebor 
graphiſche Grille ware, wenn es einige in der erſten Bedeutung 
Cirkel, in der zweyten aber Zirkel fchreiben wollten, indem die 
Unterfcheidung mehrerer Bedeutungen durch die Drtbograpbie 
theils wider die Analogie dee Deutfchen Sprache, teils aud) im 
taufend andern Fällen unmöglich ift. Im Niederdeurfchen it für 
das Werkzeug das Wort Paffer üblich, 

Der Zirvelbogen, des — 8, plur, die —bögen, ein Theil einer 
Sirkellinie, 

Die Zirkelfigur, plur. die —en, eine Sirfelfläche, als eine Fir 
gur betrachtet, , 

Die Zirkelfläche, plur. die — n, eine Flüge, welche von einer 
Sirfellinie umfebloffen wird, 

Der Zirkelhäcing, des — es, plur. die —e, in der Handlung, 
Häringe, deren Fäſſer, worein fie gepackt worden, mit einem 
Zirkel bezeichnet find. 

Die Zirkellinie,plur. die—n, der Zirfel als eine Linie betrach⸗ 
tet, d. i, eine krumme Linie, welche in allen Puncten gleich weit 
don ihrem Mittelpunete entfernet if, f 

Zitfeln, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, mit 
dem Zirkel (dem Inſtrumente diefes Nahmens,) abmeffen. Liber 
etwas zirkeln. , 

Der Zirkelpunct, des— es, plur. die —e, der Mittelpunee 

‘eines irfele, Er RL 

Zirkelrund, adj. etadv, forund wie ein Zirkel, vollig rund, 

Die Zirkelründe, plur, inuf, die Ründe eines Zirkels, und * 
jede ihr Ähnliche Ründe, eine vollkommene Runde, 

Der Zirkelſchmid, des — es, plur, die —ſchmiede, ein Schmid, 
welcher Zirkel und andere Werkzeuge von Eiſen und Stahl für 
die Handwerker verfertiget ; wie Zeupfchmid. 

*Zirfen, verb, reg. neutr, mit dein Hülfsworte haben, eine nur 
im gemeinen Leben übliche Onomatopdie, welche von der ähnli— 
den Stimme der Heufchreden, Brillen, Sperlinge u. f. fı ger 
braucht wird. S. auch Zirpen. 

Die Zirlammer, plur. die —n, ineinigen egenden ein Nahme 
der Jettammer, von ihrer Stimme, Zi! zil 

Die Zirneiche, plur. die—n, eine Art Eichen, welche ſehr hoch 
wächfet, wenige und Meine Eichel träger, aber zum Bauen fehr 
gut iſt. Vermuthlich von dem Lat. Cerrus, 

Der Zirnenbaum, des — es, plur. die — bäume, in einigen 
Dbegdeutfchen Gegenden, ein Nabıne des Zirkelbaumes, von dem 
tal. Cerro; inandern ein Nahme der Zirneiche. 

Ziepen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, eine 
Dnomatopdie, den ähnlichen Ausdruck Fleinee Vögel, der Brillen 

u. ff. auszudrucken; welches ein wenig edler iſt, als die im ger 
meinem Leben üblichen zirken, fchirpen, und tſchirpen. 
Welch ein Concert! die Fleine Grille 
miſcht Teife ziepend auch fich ein, Muſ. Alman, 

Zifcheln, verb, reg.neutr. etact. im erſten Falle mit haben, 
das Diminut. von dem folgenden ziſchen, welches Für flifern, 
leiſe reden, gebraucht wird. So ziſchelt er ihm in die Ohren, 
Gel. So auch das Zifcheln, 

Zifchen, verb. reg. welches eine Onomatophle eines Lautes iff, 
welcher dem Laute dieſes Verbi gleich formt. Es ift: 1 .feutrum, 
mit demHülfeworte haben, die ſenLaut von fich aeben, verurfachen, 

Jetzt gleicht fein würhend Herz dem glühend beißen Stabt, 
Der Tropfen ziſcht darauf und trocknet auf einmahl, Weiße, 
Die 


1727 5 

Die Schlangen ziſchen. (S. auch Ausziſchen) Figſirlich, leiſe 

reden, wie ziſcheln. Der Herr, ziſcht er dem Nachbar indie 

Ohren, Gel, =. Aetivum, leiſe ſagen, wie ziſcheln, Filtern, 

- , wwilperr. Einem eine Neuigkeit in das Ohr zifchen. So au 
das Zifcher. _ 

Anm. Esiffeine unmittelbare Onomatopdie, welche fi mit 

wenig Veränderungen in allenSprachen wieder findet, wiein dent 
ae hifcean, in dem Engl. hifs, in drm Stel, fiichare, in 
dem Holänd. hilfen, killen, in dem Dänifchen hvidſke, indem 
Krainifchen f) hvisgam, indem Pohln, klzyk, in En Griech. 
easy, und Lat, fibilare. 
Die Zifchmaus, plur, die — mäufe, ©, Ziefel. 
Die Z.fe, S. Aceiſe. 
Die Zifer, plur. die—n, oder die Ziſererbfe plur. die—n, 
von dem Sat, Cicer, ©, Kicher. 
Das Ziferiein, des—s, plur. utnom.fing.in einigen Ober: 
deutfch. Gegenden ein —* e der Cornel⸗Kir ſche, ©. Kornelle. 
4. Die Zither, (fprich Zitter,)plur.die—n, ein muſikaliſches Sai⸗ 
ten-Infrument, gemeiniglich mit vier Chören Saiten, welches 
. eigentlich eine unvollfommene Raute ift. Auf der Fither fpielen, 
die Zither fpielen. Eine Art Heiner Zithern, welche unten offen 
find, werden Cithrinchen, oder Zithrinchen genannt, 

Anm. Schon im Norker Ziterun, im Ztal, Guitarra, im 
Stanz. Guitarre, im £ot, Cithara, im Arab, Kithar. De das 
Inſtrument felbft fehralt, und morgenländifchen Urfprunges if, 
(S.Pfalter,) fo ift esder Rahme auch, welcher vermuthlich von 
dem Perfifchen Ciar, vier, und tar, Salte, abftaxımer, 

2.*Die Zither, oder Zitter, plur. die n, in einigen Gegenden, 


befonders Riederdeutſchlandes, ein Rebengebãude an einer Kir⸗ 


che, welches entiveder zu einer Sacriftey oder auch zu einem 
Archive gebraucht wird, Go wird an der hohen Stiftsfirche zu 
Magdeburg derjenige Dom- Vicarius, der die Aufficht darüber 
bat, der Cither⸗ oder Sptermieiller genannt. In Deutſchen Urs 
Funden Sytere, Syitere. Die Ableitung ift noch dunkel. Da das 
Wort, fo viel ich weiß, nur in Niederdeutfchland vorfonmt , fo 
könnte es von dem Niederf, Sied, Syt, niedrig, oder Siede, 
Siete, Seite, abflanımen, entweder ein niedriges Gebäude, oder 
auch ein Seitengebände zu bezeichnen, 

Zer Zits, des — es, plur. von medrern Arten, oder Quantitä⸗ 
sen, die — e, eine Art feinen bunten Kattunes , befonderg desje- 
nigen, welcher nicht gedruckt, fondern mit dem Pinfel gemahlet 
if. Dee Rahme ift, fo wie der Zeug ſelbſt, EUR Urfpruns 
ges, von dem Bengalifchen Chits. 


Das Zitfcherlein, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen 


Gegenden, der Nahme einer Art Hänflitge, von ihrer zwitfchern- 
den Stimme, S. Gräßlein und Sänfling, 

Der Zitter, des—s, plur. ut nom. fing, ©. Ziftermabl. 

Der Zitteraal, des— es, plur. die —e, eine Art eleftrifcher 


Aale, Gymnotus electricus L. der mit dem Zitterfifche oder . 


-Brampffifepe, Raja Torpedo Linn. nicht zu verwechſeln iſt. 

Die Zitteräfpe, plur. die —n, eine Art Äfpen, dere Blätter 
anlangen ſchwachen Stielen hängen, daher fie bey der gerinaften 
Bewegung der Luft zittern; Populustremula Linn. die Zit⸗ 
terpappel, 

Der Zitteriffig, des— es, plur. doch nur von — Arten, 
oder Quantitaten, die —e, in den Seeſtädten, ein ans; Obſt oder 
Dbfiwein bereitete Effig; ein aus Cider⸗Eſſig verderbteg Wort, 
©. Cider. 

Der Zitterfifch, S. Krampffiſch.! 

Das Zittert ruͤs, des — es, plur, inuf. eine —— welche 
bey der geringſten Bewegung der Luft zittert, und in det Su 
und Italien einheimiſch iſt; Briza. Linn, 


N . git 1728 
Zittererün, adi, et adv. eine Art grün, welche mit hablgeün ein, 
nerley ift, (S. dasfelbe.) Der Grund der ap ift mir 

uubefannt, Etwa für Cider grüin? 

Das Zittermahl, des —es, plur. die —e, eine Entzlindung u 
der Haut, welche plöglich eutſtehet, und eben fo gefhwinde wieder 
vergehet; in einigen Gegenden der Zittern. S. Slechte. 2 

Zittern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswotte haben, fi 
ſchnell und heftig hin und ber bewegen, Eigentlich. Er zittert 
wie ein Aſpenlaub. Das ganze Haus zittert von dem 
Knalle. Zittern und beben. Ihm zittert die Zand, oder, ex 
zittert mitder Sand. Mit zitternden Händen. Ich fabe fir, 
(mir zittern die Gebeine,) ich fab u. f.f. Raml. vor Jurdr, — 
vor Rälte, vor Zorn, vor Sreudesittern, 
figüelicher Bedeutung. 

Bedeutung, febr fürchten. _ Der nahırheilige Gegenſtand, der 
die Furcht verurfacht, betommt auch bier vor“ Ich zittre vor ſei⸗ 
ner Ankunft. Zuweilen auch bey, Eine ganze Nation, die 
bey dem gebierherifchen Winke eines ſtolzen Minifiers zittert, 
Aber der Öergenftand, welcher von demfelben bedroter wird, bes 
formt für, Ich zittere für mich ſelbſt. Ich zittere Für alle. 
die Andächtigen, die fo viele gärte blien laffen. (2) Sic 


2. In engerer und _ 
- (2) Vor Furcht zittern, und in weiteree = > 


bewegen ; in der höhern und dichterifhen Schreibart. Bine red⸗ * 


liche Thrane zitterte in ſeinen Auge, ine doc die Bewegung 
wirklich einem Zittern gleicht. Unausſprechliche Freuden zittern 


durch ſein Benz, Klopſt. Leyerlich zittert im fummen Gebolz 2 


ein beiliges. Schrecken, Zachar. (8) Eine zitternde Stimme, 
welche die einfachen Laute in kurzen ſchaell auf — folgen · 
den Abſatzen hören er — 

So auch das Zittexn 

Anm. Im Englec twitter, ind fi einigen Pesbfngen 
didder. Zittern, ift duch eine doppelte Ableitung von einem 
veralteten Verbo ziten, oder Mren aebilder, welches etwa beioes 
gen bedeutet haben mag ; fo wohl durch die Verdoppelung dest, 
die Heftigkeit oder Intcufion.der Bewegung zu bezeichnen, als 
auch durch das er oder r, ihre Geſchwindigkeit und kurzen Abfäge 
zu begeiönen. Und darauf ift auch der Unterſchied dieſes Wortes 
von beben gegründet, 


Der Zitterer, des—s, plur. ut nom, fing. eine Perfon, weile ° 


zittert. Befondersein Rahme, welchen man auch wohl den Qua⸗ 
Fern.beylegt, weil fie bey Er ſchein ung des innern Lichtes in ein 
heftiges Zittern gerathen. 

Die Zitternadel, plur.die—n, ein Stück des weiblichen Schu 

ckes, welcher aus einem Edelfteine an einem {wagen gewuns 
denen elaſtiſchen Drabte beftebet , welcher fich mit einer Nadel 
endiget , da denuder Steini in einer beftändigen zitteenden Bene 
gung iſt. 

Die Zitterpappel, plur. die —n, ©. Zitteräfpe. 

Die Zitterwurzel, plur. die—n, oder, die Zitterwurz, plur, 
car. in einigen Gegenden ein Nahme des Sauerampfers, Ru- 
mex:acetola Linn, weil er. gut wider die Zittermable ſeba foll. 

Der Zitwer,des —s, piur. inuf, die gewürzhafte Wurzel eis 
ner Dtiudifchen Pflanze, und diefe Vflanze felbft, welche eine Art 
des Galgantes iſt Kaempferia rotundälinn. Zitwerwurzel, 
um die. Wurzel von der Zitwerpflanze zu unter/&eiden, DerNade 
me ift fo ausläudifch als das Gewachs ſelbſt, und lautet im Jial. 
und Lat. Zedoaria. 

Der Zitwerfame, des ns plur. iaul: 1. Der San⸗ der 
vorigen Pflanze, 2. Im gemeinen Leben wird auch der Same 
einer auständifhen Art Benfußes, Artemifia ludaica Linn. 
welchen man geaen die Würmer gebraucht, und daher au Wurm⸗ 
ſamen nennet, mitdem Nahızen des ——— — 

Zitz / feiner Kattun, S. Zits. 


I 











—— SER RE n N 


aragı — 


ſonders der Thiere, die Bruſtwarze; am bänfigften im gemei⸗ 
ee — In einigen Gegenden iſt es männlichen —— 
er Zig. 


Bot: 1730 | 


\ 


Die Zige, — PER die Warze an der weiblichen Bruſt, ber Das Zögel, des — 5, plur, ut hom. fing. auf den Eifenhänn ‘. 


mern, ein Stück eines Teuls;oder vielmehr Theiles des geſchmol⸗ 


zenen Eiſens, welches auch das Zögelſchirbel genannt wird, Biel» 


leicht von ziehen, weil es von dem Theil abgezogen wird, 


Anm. Das ort iſt ſehr alt, und finder fih in vielen Spras- Zögern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, lang« 


hen wieder, Im Niederdeurfchen lautet es Tiere, im Angelf. 
Tit, im Engl. Teat, Teit,-im Schwed. Mile, Tille, im 
Sal. Ciccia, Zizza, Tetta, im Franz. n, im Span. 
Teta, in. den Slavon. Mundartern Cecy, Cys, im Albauiſch. 
Sila, im Griech. vur24, im Hebr. 77. Ben dem Ulpbilas ift das 
der daddjan, fäugen, im Griech. ziSevew, im Walliſ. diden, 


im Schwed. di, im Däniſchen die, welche beyden letztern, als die , 


rinfachſten, das Stammmort zu feyu ſcheinen. 


X er Zobel, ves—s, plur, ut nom. fing. der Rahme einer Art 


ur 


‚A.W.B,4. C).2.,Yuf. SENT - 


‚ Selle, welche aus den nördlichſten Begenden zu uns fommen, und - 


athft dem Hermelin das koſt barſte Pelzwerk find, Es wird als 
ein Materiale fo wohl im Singular alein, als auch im Plural 
‚aBein, gebraucht. in Mantel mit Zobel, oder, mit Zobeln 
gefüttert. 


„ Anm. Zobele kommt ſchon in dem alten Fragmente auf Carln 
den Örosen bey dem Schilter vor. Das Wort ift ausläudifch, 


and vermuthlich in den nördlichen Gegenden zn Haufe. Im Engl, 
lautet es Sable, im Jtal.Zibellina, in Schwed. Sabel, im 
Pohlnifchen und Ungarifhen Sobol, Zobel, im Isländ. Sa- 


er im mittlern Zateine Sabelum, bep dem Yornandes Pelles 


hirinae. 


— en; des—s, plur.utnom.fing, eine Art Kürſch⸗ 


ner, wolche die Felle, und befonders die Sobelfele, zu "färben wifs 
fen, und auch Rauchfarber heißen. 


Das Zobelfell, des— rs, plur. die —e, das gel des Sobel- ; 


thieres, der Zobel individuell betrachtet. 


Der Zobelpelz, des — plur. die ⸗ e, ein mit Sobe gefüt⸗ 


terier Pelz. 


Das Zobeltbier;des- — es, plur. die — e, dasjenige Shier, von 


welchem der Zobel kommt, eine Art Marder, oder Feldmänfe, 


. Der Zober, des — s, plur. ut nom. fing, Diminut. das Zo⸗ 


berchen, Oberd. Zoberlein, der Nahme einer geößern Art Hölzer» 
ner Öefäße, gemeiniglich mit zwey Handhaben, etwas Flüſſiges 
darinzutragen, In dem Salzwerfe zu Halle, wo die Sohle in 30s 
bern getragen wird, hat dieſes Gefäß feine beſtimmte Größe, und 
hält acht Eimer, 

Anm. In einigen Mundarten Zuber, im Niederf. Dubbe, 
Tubbe, im Sranz. Douve, im mittlern Lat. Dupia. Es ſchei⸗ 
net von tief abzuſtammen. 


Die Zofe, plur, die —n, Diminut, bes Zöfchen, eine weibliche 


Bediente, welche unter dem Nahmen der Rammerfungfer am bes 
Fannteften iſt. Das Wort iſt in dem gewöhnlichen Hochdeutfchen 
Sprachgebrauche oeraltet, und bloß für die höhere und dichteriſche 


Schreibart aufgeſparet worden. Ich ſchmeichle Feiner großen 


Zofe, Günth. 
Sie ſtürzt miniffer Hals, bald Zofen die regieren, Zach. 
Anm. Die Abflammung des Wortes ift ungewiß. Aus einigen 
Bey ſpielen bey dem Frifch erhellet „ da zofen, für zieben, erzie⸗ 
hen, gebraucht worden: cin wohl gesofter Mann, ein wohl ge- 
zogener, und in diefer Bedeutung kann zofen das Stammwort des 
Sutenfivisupfen ſeyn. In Baiern it zaufen für ziehen noch 


völlig gangbar. Allein diefe fcheinen hierher nicht zu gebären, 


wohl aber das veraltete Zofe, ſo fern es ehedem den Sch weif, oder 
die Schleppe vines Aleides bedeutete, und mit den Intenfioit Zopf 
und Zipfel verwandt ift. Bon diefem Worte war Zofmagd und 
verkürzt Zofe, eine Bediente, welche ihrer F Frau dir TR des 
Kleides nachtrug. 


* 


F 


ſchen it für Zoll das Wort Mauth ur 


famer verfahren, als man fol, zu einer Veränderung mehr Zeit 
anwenden, als man wünſcht; wie zaudern. In einer Sache 
30gern. Das viele Zögern ift mir fehr peinlich. Sie feufzte 
ſchon nach ber zögernden Abendſtunde. 

Anm. Zögern, Niederſ. toͤgern, iſt ein Iterativum von zie⸗ 
ben, zog, Niederſ. tehen, welches ſchon in verziehen, bleiben, 
warten, eine ähnliche Bedeutung bat. Zaudern und zogern find 
ſich fo wohl in der Abſtammung als Bedeutung gleich, indem jenes 
von dem alten zauen, für ziehen, herkommt; nur daß zaudern 
im Sochdeutſchen ein wenig üblicher iſt, als zögern, Huch das 
Niederf. tofwen, warten , verziehen, ſtammet von dem alten 
zauen, Niederf. rauen, ad, Der Begriff des Fehlerhaften, wel, 
Ser fo wohl dem zaudern als dem sögern anklebt, rühret von der 
iterativen Form eyn her. 


Der Zögling, des—es, plur. RER eine junge Perfon, welche ä 


man erziehet und unterrichtet, oder ebedem erzogen und unter⸗ 
richtet hat, da es dent von beyden Geſchlechtern » raucht wird, 
Er, fie it mein Zögling, ich habe ihn, oder fie erzogen. Zog⸗ 
ling iſt vermittelſt der Ableitungsfplbe ling, von Sieben, erziehen ° 
gebildet; aber auf eine icreguläre und jegr veraltete Art, wobey 
die Wurzel ſehr veranftaltet worden. Indeſſen kann man es 
in manchen Fällen nicht füglich entrathen, weil es an einem 
beſſern Worte fehlet, welches den ganzen Begriff erfhöpfte; denn 
Untergebener, Schüler u. f. f. laffen fi wohl in mauchen Fäls 
len, aber nicht jederzeit, dafür gebrauchen, 


1. „Der 300, des —es, plur. die — e, ein- Längeninaß , welches 


ungefähr der Breite ‚eines ftarfen Daumeng gleich if, und den 
zwölften Theil eines ee Fußes ausmacht. Etwas 
nach Zollen meſſen. Die Zolle nicht mitzählen. Wenn diefes 
Wort ein Zahlwort vor ſich bat, fo bleibt es, wie fo viele andere 
ähnliche Wörter, im Plural unverändert. Sechs Zoll lang, zehn 
Zoll hoch. Außer, wenneine Präpofition vorher gebet, die deu 
Dativ erfordert, da man es auch wohl zu decliniren pflegt. Eine 
Längevon ſechs Zollen. 

Anm. Im Niederſ. Toll. Die Abſtammung iſt ungewiß. Feiſch 
leitet es von theilen her; aber mit eben ſo vieler Wahrſchein⸗ 
lichkeit könnte es von Dolde, die Spige, der Gipfel, Schwed. 
Tull, Gried. rerog, das Ende, berfommen; oder auch von dem 
alten — Riederſ. tellen, ſchneiden, einſchneiden, Franz. 
tailler 


2. Der Zoll, des — es, plur. die — zölle, eine Abgabe für die 


Srevheit, duch einen Drt, oder ein. Gebieth zu reifen, da denn 
der Zoll fo wohl von Perfonen? als Sachen gegeben wird. Zoll 
vonetwasgeben. Zinen Zoll auf etwas legen. Das Land 
mit Zöllen befhweren. Den Zoll verfahren, einen Umweg 
ben dem Zoͤlld auſe vorbey nehmen. Daber der Judenzoll, Pferdes 
zoll, Waarenzoll, Brückenzoll, Wegezoll, Marktzoll u. ff. 
Anm, Schom in den älteften Oberdeutſch. Schriftſtellern Zoll, 
im Niederſ. Toll, im Enal. Toll, im Böhmifhen Celny, ale, 
wie e3 ſcheinet, aus dem Sat. telonium, und dieß aus dem 
Grie $,rerag,iudem der Zoll a TemAnfehen nach eine Rsmiſche Ers 
firdung it. Telosium und zerag abet fönnen wieder von einem 
Worte abſtammen, welches mit uuferm zahlen verwandt gemes 
‚fen. Das Ital. Taglia und Franz. Taille find von einem an» 
dern Stamme, und vontagliare, tailler, anf eben die Arı ges 
bilder, wie Keci’e von aocidere. (3. dasfelde,) In Oberdeut · 


d 
Rrrre Das 


1731 So 


Das Zollamt, des —es, plur. die — ämter. 1. Das * die 
Stelle und Obliegenheit eines Zollbeamten. 2. EinAmt, d. i. 
Collegium mebrerer Perfonen, welches die Aufſicht über die Zöl- 
le einer Gegend bat, 

Die Zollbank, plur. die—bänfe, in einigen Gegenden für Zoll: 

- Hätte, Zollhaus. 

Zoiber, adj.etadv. verbunden, Zoll zugeben. Zollbare Per: 
fonen. . Ingleichen, wovon Zoll gegeben werden muß. Zollbare 
Wagaren. So auch die Zollbarkeit. 

Der Zollbeamte, des—n, plur. die —n, ein Beamter, wel, 
‚der die Auffiht über einen ,-oder mehrere Zölle bat, 

Der Zollbediente, des —n, plur. die — n, ein Zollbeamter 
geringern Standes. 

Der Zollbereiter, des—s, plur.utnom, en ein Zollbedien⸗ 
ter, welcher die Straßen bereitet, damit niemand den Zoll ver 
fahre, oder umgehe. 

DerZolibefeber, des—s, plur.ut nom. fing. in einigen Obers 
deutſchen Gegenden, der Viſitator bey einer Zolftätte, 

Bollen, verb., reg.act. Soll geben, Figürlich, als eine Schuls 
digkeit geben, oder entrichten, Jhr edlen Mütter opfert Spe⸗ 
cereyen, die Maraba den Tempeln zollt, Raul, 


Zollftey, adj. et adv. vonder Verbindlichkeit, Zoll zu bezahlen, - 


befreyet. Zollfreye Waaren, Eine Waare zollfrey einfüht 
ven. So auch die Zollfreyheit. 

Die Zollgerechtigkeit, plur.inuf. das Recht, einen Zoll von 
durchaebenden Gütern, oder Perfonen zu fordern. 

Das Zollbaus, des —es, plur. die —haufer, dasjenige Haus, 
wo der Zoll entrichtet wird, 

Der Zollberr, des — en, pkir. die —en, der Grundpere, wel, 
Her an einem Drte die Sollgerechtigfeit hat. 

Zoͤllig/ adj. etadv. von 1.301, ein Längenmaß, einen oder meh» 
rere Zoll enthaltend, nur in Zufammenfegungen mit Zahlwör⸗ 
tern, in zehnzölliges Sernglas, welches zehn Zoll Lang if. 

Das Zoͤllmaß, des— es , plur. die —e, von eben demfelben 
Worte, ein Maß nach Sollen, welches nach Zollen beſtimmt wird. 

Der Zöllner, des— s, plur. ut nom, fing, derjenige, wel. 
er den Zoll einnimmt; ein im Hochdeutfchen veraltetes Wort, 
welches nur. noch in der Deutfchen Bibel vorlommt, aber noch 


im Dberdeutfchen gangbar ift, wo es doch Zollner lautet, Im ° 


Horhdeutfchen gebraucht man dafür arena gg Zollbedien- 
ter, oder Zollbeamter. 

Die Zollordnung, plur. die —en, eine von dem Zollperren vor, 
gefchriebene Ordnung, nad welcher der Zoll eingenommen wer» 
den muß. 

Zollpflihtig, adj. et adv. verpflichtet, den Zoll zu bezahlen, So 
andy die Zollpflichtigkeit. 

Die Zollrolle, plur. die—n, eine Rolle, d. i. Verzeichniß der 
Perfonenund Güter, welche, und wir viel Zoll jedes zu entrichten 


bat; mit einem halb Franzöfifhen Worze auch der Zoll⸗Tarif. 


Die Zollfaule, Ps die —n, eine Säule; fo fern fie das Merk, 
mahl einer Zolftärte ift. 


Der Zollfihreiber; des —s, plur.utnom, fing, der Schreiber 


eines Zolleinnehmers. 

Der Zoliftab, des — es, plur. die— fäbe, von ı. Zoll, 
nach Zollen eingerheilter Maßſtab; im gemeinen Leben der 
Zollftock. 

Die Zollſtadt, plur. die fſtadte, eine Stadt, wo durchgehende 
Güter oder Perfonen Zoll erlegen müſſen. 

Die Zollftätze, plur. die—n, eine Stätte, d. i, ein Drt, wo 
Bol entrichtet wird, 

Der Zollſtock, des —es/ plur. die —ſtocke, ©. Zollſtab. 

Der Zol:-Tarif, des —es, plet. die —r, ©, Zollrolle. 


ein " 


N Ver 
Die — sieh A n, ein von Morgen gegen Abend ‚gehende 
Streifen auf der Erdfugel, fo ferner duch die größere Wärme 
oder Kälte beftimmt wird; das Clima , der Lrögürtel. Die 
heiße Zone, der Erdſtrich zwifchen den zwey Wendekreifen.. Die 
gemäßigte Zone, der Theil zwiſchen den Wendefreifen und dem 
Polar Zirkeln, In weiterer Bedeutung wird, befonders inder 
böhern und dieterifchen Schreibart, auch wohl ein jeder @rd- oder 
Himmelsftrich, ein jeder beträchtlicher Sheilder Erdkugel, Zone 


genannt. Das Wort ift aus dem Lat. und Grieh.Zona,einGür- 
tel,und ffammet eigentlich aus der mathematifchen®eographie bes, . 


Die Zoologie, plür. die—n, aus dein Griech. und Lareinifchen 


Zoologia. +. Derjenige Theil der Hasurgefchichte, welcher dag 
Thierreich abhandelt ; ohne Plural. 2, Ein Bud, worin dasſel⸗ 
be abgehandelt wird; mit dem Plurale. 

Der Zopf, des—es, "plur. die Zöpfe, der äußere augefpigte Sheit 
eines Dinges, doch nur noch in zwey Fällen. " 1. Im Forſtweſen 


wird der Gipfel der Bäume, befonders des Nadelholzes, zuweilen 


noch der Zopf genannt, =. Am üblichften if es von zuſammen 
geflochtenen, oder mit einem Bande ummundenen Haupthaaren; 
der ſaarzopf. Die Haare ineinen Zopf flecpten. Minen Zopf 
fragen. Kin fteiſer Zopf, wo die Haare nicht geflochten, ſon⸗ 
dern mit einem Bande feſt umwunden werden. 

Anm. Von einem Haarzopfe fehon im Schwahenfpiegel Zopfe. 
Es ift der Form nach ein Intenfivum von dein veralteren Zaufe * 
ein Schweif, und zaufen, zieben, (S. Zofe.) Unfer Schopf, das 
Nieder. Tosp und Schwer. Tufva, ein Cröppwaim, re 
nan damit verwandt, 


. Zopfen, ©. Zupfen. 


Das Zopfende, des—s, plur. die — n, im Focfhnefen, der, 
Wipfel eines Baumes, das oderfte Endedesfelben mit dem Wipfel 

Das Zopfbaar, des — es, plur: inuf. oder die Zopfhaare, 
fing, inul. ein Collectivum, die langen Haupthaare zu bezeiche 
nen, welche gemeiniglich in einen Zopf senogten; oder gebuns 
den werden. 

Das Zopfbolz, des —es, plur, inuf. dasjenige Holg, welches: 


ausden Wipfeln der Bäume genommen wird. Zopfbolz und Ur. 


terſchlag, Wipfeln und Aſte. 

Die Zopfftange, plur. die — n, in dem Feldbaue einiger Gegen, 
den, diejenige Stange an einem vierfpänigen Pfluge, an welcher 
die zwes vordern Ochſen zieben ; die Ziehftange, der Ziehſtock. 

1.Die Zorn, oder Zorne, plur. die — en, in einigen Gegenden, 
ein Rahme der gemeinen wilden Änte, vermurblich ans dem Lat. 
Cerra, welchen Nahmen fiebeyeinigen Schriftftelfern führet. 


2. Der Zorn, des-—es, plur. car. die Äußerung eines hoben 


Grades des Unwillens über eine zugefügte Beleidigung. Zum 
Zorn geneigtfeyn. "In Zorn gevatben, Fommen. Jemanden 
sum Zorn veigen, in Zorn bringen. Vor Zorn wüthen. Seis- 
nen Zorn an jemanden auslaffen. Seinen Zorn fahren Iaffen, 
unterdrücen. Etwas im Zorne thun. Gottes Zorn auf ſich 
laden. Unrigentlich gebraucht man dieſes Wort zuweilen von der 
heftigen Bewegung lebloſer Dinge, 
Wellen. 
Mißvergnügen über jemand gebraucht, auch wenn beyde mit kei⸗ 
ner Außerung derſelben verbunden ſind. Seinen Zorn fahren 
laſſen, feinen Unwillen. Ehedem bedentete es auch Zwiſt, Sanf, 
Verdruß, Gram u. ff. 

Das thut mir von Herzen Zorn, 

Das ich die Zeie hab verlorn, Theuerd, 
Das krãuket mich. Und mit fein knecht ein zorn hett, eben set 
einen Sireit. 

Anm. Schon bey dem Ottfried und andern altenScheiftfiellern 

Zorn, im Niedirdiurfhen Toorn, im Angelf. Torn, — * 


1738 — 


Der ‚Zorn der Winde, dr . 
So wieman es zuweilen bloß von dem Unmillen, oder 





u 


— Re Sal... 


ohne Zweifel eine Onomatozdie des Ruiefisens mit den Zähnen, gar in PN Slaffen Bringen Laffen, wo fich aber die Fälle, wel« 

oder anderer Äußerung des Zornes bey rohen ungebilderen Men⸗ he in jede Claſſe gehören; nicht leicht allgemein befiimmen iaſſen, 

ſchen, und fo wohl mit dem Hebr. In, zornig ſeyn, als dein Lat. weil es. bey diefer Präpofitionmehr, als ben irgend einer andern, 

Ira, Angel. Yıre, Zorn, verwandt. S. auch Zürnen. k aufden Gebrauch und das Serkowsmen ankommt, in welhemFalle 
Zornig, — er, —fe,adj. etadv. ı, In Zorn gerarben , man in einer oder eben derfelben Bedeutung zu, oder eine ändere 
3 verfeßt. Zornig feyn, zornigwerden. Aufjemanden zornig  Präpofition zu gebrauchen hat. Aus diefer Urſache ift es andy 
ſeyn. Ein, sorniger Menſch. 2, Zum Zorne geneigt, Lin < nicht leicht möglich, bey jeder Bedeutung alle dahin hörige Fälle 
> zorniger Menſch. 3. In dem Zorne gegründet, aus demſelben — anzugebein. Sie bezeichnet aber: 


berfließend, Ein sorniger Blick. Bin zorniges Schreiben. 4 . Einen Stand der Ruhe, an oder in einem Orte, oder 
Heftig, nur im Dberdeutfchen, Kin zorniger Wind, ein zor⸗ — 
niges Donnerwetter. (a) Eigentlich, wo oda ihre Bedeutung ſehr eingefchränft 


Anm. Das chemahlige Adverbium orniglih, für zornig, ift it. Überhaupt leider fie in diefer Bedeutung nicht gern den Ar» 

im Hochdeutfchen veraltet, aberim Dberbeutfchen noch gangbar. tifel, ob fir gleich in manchen Fällen den Caſum durch ein angex 
Die Zornruthe, plur.die —n, ein bildlicher,, nur in dem Kan» 1 bängtes m oder r bezeichnet, oder vielmehr den Artifel nur ſehr 
zelſiyle üblicher Ausdruck, Übel, fo fern fir als Wirkungen des ſchwach anzeiget. Zu Haufe ſeyn. Ich war geiteun nicht zu 
göttlichen Zornes betrachtet werden, Haufe. Zu ebener Erde wohnen, fir im erſten oder unters 
Die Zote, plur. die —n, Diminut. das Zötchen, Oberd. Zir- fen Stode, Zu Tifche figen, am, Zu Bette liegen, im. 
lein. 1. Eine Auzahl berab Hangender und zufummen Plebender Zu Hofe dienen. Gut zu Pferde figen. Hier zu Lande, 
"Haare. Die Zoten ander rohen Wolle. Line Saarzote,derr in unferm Lande. Es it mir nice zur Sand, nicht be 
gleichen zufammen Flebende Haare. Sie (die Bären) fchüttelten quem. “ Einem zur Seite figen, an feiner Seite, Ich babe 
brummend die gießenden (friefenden) Zoten, Kleift. Wetterzo— niemand zur. Seite, der mir aufwarte, in der Nähe, zu meie 
ten, eine weiße pelzige Materie wie Baumwolle, welche ſich bey ner Bequemlichkeit. Lin Treffen zur See, zu Lande, Einem 
feuchter Luft an das Holzwerk anhängt., Zuiveilen werden auch zur Rechten jigen, auf der rechten Seite. Einem zur Linken _ 
herab hangende Lumpen oder Lappen, defonders an den Kleidungs⸗ gehen. Zur Ader laſſen, Blut aus der Ader lafjen, Nur im 
ſtücken, Zoten genannt. 2. Ein niedrig ſchmutziger Ausdruck aus Plural, (welche Fälle doch ſelten find,) ſtehet der Artikel, weil 
Dang zur Unkeuſchheit, ein Scherz, welcher den Wohlſtand in ho⸗ zun das Ohr beleidigen würde, Einem zu dens ußen liegen, Zu 
bem Grade beleidigt. Zoten vorbringen. Zoten veißen,. das den Barfüßern, zu den Predigern wohnen, im gemeinen Les 


iſt, vorbringen, Siehe Keißen. beu, für in der Gegend des Barfüßerkloſters, der Predigerfirche 
-. Anm. Das Wort ſcheinel von ziehen, fo fern es ſich Tongfam . oder der Predigerbäufer. 
bewegen, vielleicht zuch herab bangen, bedeuter hat, abzuſt am⸗ Ingleichen vor eigenen Nahmen des Ortes, für in. Die Ge 


men, und mit dem Schwed. Tätte, ein Seil, verwandt zu ſeyn. fandten zu Regensburg, Er lebe zu Berlin. Zu London ifk 
Zoteln, verb, reg. neutr, wit haben, Boten reißen, oder'vors es ſehr theuer, beſſer, in. Er ſpielte zu Dresden eine ganz 
bringen. andere Rolle. Der Biſchof zu Speyer, Churfürſt zu Sach⸗ 
Der Zotenreißer, des—s, plur. utnom. fing, vonder R. 4, fen, beffer, von. - Sreyberr von $repbeug zu Sobenau, wofür 
Zoten reißen, ein Menſch, welcher Zoten, niedrige ſchmutzige - auch auf üblich iſt. Zu Jernſalem if die Stätte, wo man ana 


Scherze, vorbringt, und fein Vergnügen daran finder. - bethen folk. Zu Paris geboven. Die Univerjität zu Leipzig, 

Zoticht, — er, — ſte, adj. et adv. einer Zote abnlich. Kin zu Sale u.f.f. Das Schloß zu Braunfhweig, Zu Jena 

a zerriſſenes zottichtes Kleid. fiudieren. Im Landezu Sachſen, beſſer, in Sach ſen. Predi⸗ 
Zotig, — er, — fie, adj. et adv. 1. Zoten, in der erſten Bedeu⸗ ger zu St. Thomas, au der Thomas⸗Kirche. 

E tung des Wortes habend. Kine zotige Dede. Lin zoriger und, (6) Einegeit. 1. Wenn etwas ift, oder gefchichet, auch 


“ein zotiger Bär. Zotige Saare haben, unordentlich herab han nur in einigen eingeführten Fällen. Zu Anfange, beffer, am 
" gende und in einander verwidelte, 2. Eine Jote in der zwepten Anfonge, aufänglih. Zu Mittag fand ich ihn, beffer, umden. 
Bedeutung enthaltend ; nur im gemeinen Leben, Mitiag, oder am Mittage, Zu derfelben Stunde, in, Zur 
Die Zottel, plur. die—n, das Intenfivum von Zote, welches Stunde über beventer fo viel als fogleich, auf der Stelle: einem 
doch. nur imgemeinen Leben wie Zote ı gebraucht wird. Daher zur Stundewillfabren. Seutzu Tage, beffer, zu unfern Zeis 
wird eine gewiffe Art Bären mit langen zotigen Haaren im ge⸗ ten, gegenwärtig, jeßt. Zu Nacht eflen, beffer, Abends ſpei⸗ 
meinen Leben der Zottelbar genannt. fer, oder Abendmaßlzeithalten. Befonders mit dem Worte Zeit, 
Zotteln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, fihim Zu der Zeit, damabls. Zumeiner Zeit, alsich noch lebte, oder _ 
ſchwerfãlligen Trabe fortbeiwegen , gleichfam als wenn man mit als ich mich noch in folden Umftänden befand. Sie Famen zu 
Zotteln behaugen wäre. Er zottelte hinter drein. einer und eben derfelben Zeit. Zu früher Tageszeit. Zu rech⸗ 
Zottelroth, adj..et adv. Im Weinbaue ift der zottelrothe Wein, ter Zeit. Zur Zeit dev Noth. Zur Zeit bleibt es noch unter. 
‚eine Art Weinflöde, welche rothe lange Trauben mit Fleinen Bee» ung, jest. Zur Unzeit ſchweigen. Zur andern Zeit. Ze 
ren trägt, und wenig gefehäst wird. Vielleicht, weil die langen Zeiten, zuweilen, 2. Eine Zeitdauer zu bezeichnen, Zubelben 
Trauben wie Zotfeln an dem Stocke bängen. Stunden plaudern. Zuganzen Tagen fpielen. Zu balben 
Zu, eine Partikel, welche auf eine dreyfache Artgebraucht wird, alg.- Nachten trinten, Welche Fälle man doch in der edlern Schreibe 
eine Prapofltion, als ein eigentliches Adver bium oder Beſchaf⸗ art lieber uniſchreibet. 


fenheitswort, und als ein Umfandswort. In den beyden er» (ce) Eine Are und Weife. », Eigentlich; auch nur ir 
fien Fällen hat fie allemahl den Ton, in dem legten aber nur in einigen Fällen. Zu Waſſer, zu Lande reifen. Zu Pferde, zu 
” iner Bedeutung. SußeFommen. Zundert Mann zu Pferde, taufend Mann zu 


I. Eine Präpofition, welche allemahl die dritte Endung des Suß.. Zu Deurfih, zu Latein, beffer, auf. Deutſch, auf Latei⸗ 
Renniwortes erfordert, in welcher Geſtalt fiein mehreen dem An⸗ niſch. Ihm is nicht wohl zu muthe. Zur Noth. Zur Bes 
ſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, welche ſich nüge BAR: genug, Zum Überduß. - Zum often, ofi. Zur 

FEB , ; cErE® Unges 





' 


Aber? Ich will dich zu ibm Führen. 


Haufe zum andern, 


Ferdi 3 


‚ Ungebühr mie etwas groß thun, auf ———— «it, 
Sie Fommen zu Paaren, in Paaren, Paarweife. ‘Sie Riegen - 


zu Scharen empor. Da farben fle zu tauſenden. Befens 
ders vor den Superlativen ‚fie als Adverbia zu gebrauchen, da 
denn das Merkmahl des Datives an das zu gehänger witd, Zum 
wenigften, auf dag wenigfte. Ich bin zum höchſten verbun⸗ 
den. Sich zum ſchönſten bedanken, im gemeinen Leben für 
auf das beſte, verbindlichſte. Er machte es unter allen zum 
beſten. Die ganze Form geböret böchſtens in die vertrauliche 
Sprechart, indem manin der edlern dafür die Form mit auf das 


vorziebet, auf das höchfte verbunden. Befonders 2, eine Zahl⸗ 


ordnung. Zum erfien, zum andern, zum dritten u. ſ. f. er 
tens, zwepteng, drittene. Zum erfien, zweyten, dritten Mah— 


Te wmtf. Zuerk kommen, der erfte feyn. Zulegt kommen, 


der letzte ſeyn. Zum legten Mahle. Zugurer Legt. 3. Ein 
Berbältnif, nur in einigen menigen Fälen, Ale Ausgaben 
mit zur Halfte tragen. Den Gulden zu 16 Groſchen gerech⸗ 


net. Die Elle zu zwey Fuß, das Pfund zu 16 Unzen gerech⸗ 
net. Wie fih verbäle 2 zu 4, fo verbale ih 6 zu 12. 


2. Die Nichtung einer Bewegung, oder Handlung nachei« 
ren Gegenſtande; auch nurin manchen Fällen, indem in andern 


andere Pröpöfitionen hergebracht find, 
(a) Eigentlich, die Richtung einer —— nach ei⸗ 


ner Perſon, oder einem Gegenſtande. Bomm zu mir. Gebe 
zuibm. Seinem eilen, laufen, fabren, reifen, fhwimmen, 


uff. Sich zu einem Fehren, wenden, fegen, legen, na= 


ben. Seine Augen zu jemanden aufheben. Zu wen wollt 


Baus ziehen. 
denn die Richtung oft durch ein Umftandswort nod) näher bes 


ſtimmt wird. Zum $enfter hinaus fallen, zum Senfter hinein 


fieigen. Zur Thir hinein, hinaus geben. Den Weg zum 
Lande hinaus ſuchen. 

Befonders in fehr vielen adverkifchen Ausdrüden, wo zu, mit 
dent Subffantive ohne Artikel gebraucht, die Stelle eines Adverkit 
veririst, Zu Tiſche, zu Berte, zur Rirche geben. Zum Tar- 
3e neben, Fommen.. Zu $elde ziehen. Zur Beicht, zum 


Abendmahl geben. Zur Mahlzeit geben. Zu ſSauſe kommen. 


Zur Stadt kommen. Waaren zu Marfre bringen. Zu Wins 
Tel kriechen. Zu Saite geben. Zur Schule Pommen. Zu Veſte 
tragen. Zu Baume fieigen, zu Baue Friechen, bey den Yä- 
gern. Zur Sodhzeit, zur Leiche geben. Zu Boden finfen, 
fallen, werfen. 
Zu Stuble geben. Bine Leiche 29 Grabe tragen. Zu Grunde 
gehen. Die Haare fteben mie zu Berge. Beſonders mit Auf 
Yaffung des ander. Von Haus zu Zaus neben, von einem 
von Thür zu Thür bettelm. Ich will 
von Infel zu Infel ſchweifen. Don Tag zu Tage, von Stun, 
de zu Stunde, von Fahr zu Fahr. ©. Ander. 

Ehen fo häufig in vielen figürlichen Ausdrücden, wo zwar zu 
die obige eigentliche Bedeutung behält, der ganze Ausdrud aber 


figürlich if. Einem zu Leibe geben, im gemeinen Leben, auf ihn 


Tosgeben. Etwas zu Papierebringen, auffchreiben.. Femanden 
zur Verantwortung ziehen, Ned’ und Antwort von ibm fordern, 
Ihn zur Rode fegen. Sich zur Ruhe fegen. Einen nicht zu Wor- 


re kommen laffen. Sich zum Ziele legen. Wenn es zum Besab: 


im Tommt. Und von Worten Fams zu Schlägen. Wie bi du 
dazu gekommen, wie haft du es befommen? Wie Fomme ich 
au der Stvafpredigt? Etwas zu Herzen nebmen. Das ging 
ihm zu erzen. ‚Einem etwas iu Gemiürbe führen. Er wächſt 
mir aır Kopfe, wird mir gu mächtia, überlegen. Zum Rrenze 
Peiechen, ſich demüthigen. Von. Ropf bis zu Suß, bis auf die 


zu Ende, iſt zu Ende, iſt geendigr, 


Zu jemanden in das : 
Etwas zu ſich nebmen, zu fich fieden. Da’ 


Zu- Schiffe geben. Sich zu Pferde fegen.. 


‚ Etwas zur Schau berum tragen. 


Züge. Amanden su ſich ſelbſt bringen, SER su ſich Bois 


men. Zu Rathe geben, rathfchlagen. Zu Karbe ziehen, um 
Kath fragen. Zu Schaden Fommen, Schäden nehmen, befchäs 
digt werden. Wieder zu feinem Vorhaben Pommien. Es gehet 
Etwas zu Ende bringen, 
endigen. Zu Sleifch kommen, im gemeinen Leben, fürfett wer- 
den. Zum Vermögen Pommen, reich werden. x Bann zu - 
nichts Fommen, erwirbt nichts. Pinem zu Suülfe Fommen, eis 
len. Zu Standebringen, Fommen, bewerffielligen, Zu Werte 
gehen, etwasanfengen. Zu Werferichten, vollenden, ° 

(6) Die Richtung einer Handlung , oder auch des Ge⸗ 
müthes auf einen Gegenſtand. Zu. Gott bethen. Luft zu et⸗ 
was heben. Zur Arbeit, zum ATupiggange, zum Sigen ges 
wöhnt, Zu etwas treiben, nötbigen, zwingen, bitten, bes 
rufen. Sich zu erwag bequemen, rüften, bereitenu.f. f. Es 
Fomme zum Treffen. Jemanden zu etwas einladen, zum, 
Tanze, zu Gatte bitten. Zu einer Sache etwas beytragen. 

(c) Eine zufällige Verbindung eines Dinges mie dem ano 
dern, eine Geſellſchaft; nur in einigen Fällen. Brot zum 
Sleifche effen. Zu meiner Zärtlichkeit verlang ich Feine Zeus - 
gen, Gel, Zu etwas fchweigen. Zu allem lachen, Zuerwasia | 
fagen. Jemanden etwas zum neuen Fahre, zu frinem Ge: 


burtstage ſchenken, wo es auch die obige Bedeutung der Zeit das 
ben fan, Die Pfläfterchen fchiden ſich gut zu deinem Geſichte. 


Die Bnöpfe ſchicken ſich nicht zu der Sarbe. 

(d) Eine Beftimmung. Ein Gefäß zur Milch. Rauch⸗ 
werk zu einem Pelze, Tuch zu einem Kleide. Waſſer zum 
Trinken, zum Waſchen. Papier zum Drucken, Schreiben, 
Ein Pinfel zum Mahlen. Lin Beller zum Wein. Lin Pferd 
zum Reiten. Holz zum verbrennen. Gel: zum Spielen. Wo - 
fich die ganze Redensart fehr oft in ein —— zuſammen 
ziehen läßt. Spielgeld, Brennholz, Reitpferd, Weinkeller, 
Trinkwaſſer, Waſchwaſſer u.f.f. Zum Leiden gemacht, sur 
Steude beflimmt. Das reicht zu feinem Unterhalte nicht zus 
Einem etwas zu einem Rleide fchenken. Zw nichts taugen. 
Zu etwas tüchtig, fähig, geſchickt ſeyn. Zum Todeverurthei⸗ 
len. Meine Zeit ift mir zu ſolchen Befehäftigungen zu Foftbar. 

(e) Die Endurfache, der Endzweck, Bewegungsgrund. 
Dir sum Mugen, zum Beften, zum vortheil; mir zum Scha⸗ 
den, zum Nachcheil. Das gereicht zu deiner Ehre, zu deiz 
ner Schande. Femanden etwas zum Doffen, zum Verdruffe, 
zu Liebe, zum Gefallen thun. Es ſtehet ibnen zu Dienften, . 
zu Gebotbe, zu Befebl. Was if zu ihrem Befehle?Zudem _ 
Ense. Halten fie es mir zu Gute, verzeihen fieesmir, nebe 
men fie e& nicht übel, Wollen ie mir's zur (aus) Dankbarkeit 
geben, fo nehme ich es un, Gel. Du wirft eszu deiner Qual 
wäblen. Das it dir zu Gut geſcheben, zu deinem Beſten. 
Zu meinem Glüde, Une 
glücke. Bey jemanden zum Beſuche feyn. - 

AM Die Hervorbringung einer neuen Qualität an eis 
nem Dinge, vor der neuen Qualität. Zu Brde,zu Staub, zu 
Stein werden. Zu Waffer werden, auch figürlich, vereitele 
werden. Etwas zu Pulver hopen; reiben, mablen. Etwas y 
zu Gelde machen, e?verfaufen. Jemanden zum. Pabft waäh⸗ 
len, zum Raifer Feönen, zum Statthalter erniennen. Zum - 
Prieſter weihen. Zur Srau, zum Mann nehmen Zum Doe⸗ 
tor, Magiſter machen. Zum Narren machen werden. Sich 
zum Herren aufwerfen. Es wird mir zu Theil. Sic jeder: 
mann zum Seinde machen. Jemanden zum Gevatter bitten. 


Ihr befomme ihn. zum Vater. Das Leben wirdmirzur Laf. \ 


An einem zum Mörder , zum Derrätber werden. EinePer= 
fon zur Seau verlangen. Sich — $ürften ——— Das 
werde 


— 
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* — 1 F — 
FIN & # 22 “# * 


— ——— — ha f 

137 2 
werde dir zum Sluge. Zum armen, zum zeichen Manne 
werden. Ein Latinismus if es, wehn man hier das zu wege 
läßt, weldesin der Deutſchen Bibel mehemapls geſchiehet. 3.8. 
Ich habe dich gemachtvieler Volker Vater, ı Mof.ı7, 5. Du 

macheft mich ein Haupt, Pf. 18, 44. Er iſt verordnet von 
Gott ein Richter, Apoſt. 10,42. 

j 09) Eine Stelvertretung,, das Berhältnig, da ein Ding 
eitie gewiffe Quaut irãt vorſtellet. Jemand zum Zeugen nehmen. 
Gott zum Zeugen anrufen. Das joH dir zum Zeichen, zum 
Merkmahl dienen. Etwas zum Beyfpiel, Zum Mufter neh⸗ 
men. Einer Gefellfhaft etwas zum Beften geben, es. ihr 

Preis geben,. unter ſelbige austheilen. Jemanden zum Beſten 
haben, ihn aufziehen, äffen. Etwas zum Sruhltüde effen. 
Zum Beſchluß. 

(6) Zuweilen Bietet es Stoß, eine Appofition näher zu 
beftimmep.. Sie hat einen liederlichen Menfchen zum Bruder. 
Er hatte einen großen Mann zum Vater. Jemanden zum Nach⸗ 

bar haben. Ich habe ihn zum Freunde, er ift mein Freund, 
>, di) Die Wirkung einer Handlung. Sich zu Tode trins 
ken, geämen, freuen. Das iſt zum todt Tachen, man möchte 
ſich darüber todt lachen. O, ich freue mich zum närgifch werz 
den. Das iſt zum toll werden. 

AII. Als ein Adverbium, oder Beſchaffenheitswort, welches 
folglich nur mit Verbis gebrducht werden kann, ihren Begriff nä⸗ 

ber zu beffimmen, Es hat in diefem Falle nur eine einzige Ver 
deutung, indem es fo viel als verfchloffen, zugemacht, bezeichnet, 
im Gegenfage des offen. Die Thuͤr it zu, Die Thür ging 
nicht zu. Es iſt in diefee Bedeutung nur inder Sufammenfes 
gung wit Verbis üblich: zumachen, zufchließen, zufiegeln, zu= 

drehen, zubinden, zuſchnüren uf. f. weil zu für ſich alein in 
dieſer Bedeutung veralterift, daher die Verba, welchen es zuges 
fellet wird, als Compofita betrachtet werden müffen, In einigen 

« gemeinen Oberdeutſchen Mundarten bingegen wird es fo gar noch 

als ein Adjectiv gebraucht: ein zues Haus, ein, sugemachtes, ver⸗ 

ſchloſſenes. 

ILL. Als ein Umſtandswort, welches einen bloßen Umſtand bes 
geichnet, und daher fo wohl Verbis, alsNennwörteen, Adverbiis 
und andern Umftandswörtern zugeſellet werden kann. Es kommt 
bier in doppelter Geſtalt vor. 

1, Betont. 
(a) Eine Befchleunigung, oder Verftärfung der Bewe⸗ 


gung zu bezeichnen. So wohl für ſich allein und als eine In- ° 


terjeetion: zu! zu ! die Befchleunigung anzubefehlen; als auch in 

der Zufammenjegung mit Verbis, in eben derſelben Bedeutung : 

zügeben, feinen Gang beſchleunigen. So auch zulaufen, zufchla= 
gen, zureiten, zufahren u.f. fs Doch diefe ganze Bedeutung ift 
nur im gemeinen Leben üblich, 

(6) Die Richtung einer Bewegung näher zu beſtimmen, 
da es denn allemahl andern Umftandswörtern und Präpofitionen 
äugefellee wird. Gerade auf etwas zugehen; im gemeinen Le⸗ 
ben, gleich zugeben. Schaue zum Merrezu, ı Kön, 18,43, 


beffer, nah denr Meere bin. Der Safe lief nad) dem Walde. 


zu. Der Lremde vitt nach der. Stadt zu; wo es oft nur eine 
ungefähre Richtung bezeichnet. Beſtimmter ift die Richtung nach 
dem auf: da lief er auf mich zu. So auch auf etwas zu reis 
ten, fahren, eilen, fcplagen , ftoßen, bauen u.f.f. Da zu 
bier bloß die Präpofition näher beftimmet, fo folget daraus, daß 
es unnöthig tft, wenn diefe die Richtung ſchon beftimmt genug bes 
zeichnet. Folglich nicht, er wandte ſich nach mir zu, weil das 
nach bier Feiner nähern Beflimmung bedarf. Wobl aber, er 
ritt nach der Stadt zu, weil es hier bloß eine ungefähre Richtung 
bezeichnen fol, die das nad für ſich allein nicht austrüden kaun. 


tiven Verſtande. Im paffiven. 


‚treffen, d. Eine Noihwendigfeit, nach feyn und haben, 
iſt bey der Sache zu chun. 





Zu 1788 


Eine andere Frage iſt, ob das zu in dieſer Bedeutung mit denn. 
Verbo ein Compoſitum ausmacht. Wenn die Zuſammenſetzung 
nicht auf bloße Willkühr, fondeen auf Grundſaätze beruhen ſoll, 
fo muß die Frage mit nein beantwortet werden,. Deun a. gehöret 


Das zu bier unftreiig zu dem Adverbio, oder der Präpofition; - 


diefe beſtimmt es unmittelbar, dagegendas Verbum nur mittels 
bar beſtimmt wird. Fände eine Zufammenfegung Statt, fo 
müßte fie mit dem Adverbiv, oder der Präpofision geſchehen: gera⸗ 
dezu, daraufzu gehen; weiches aber nicht üblich if, und zwar 
aus dem gleich folgenden Grunde, 2. Die Zufanimenfesung findet 
unter andern nur in ſolchen Fällen Statt, wenn ein Wort entwe⸗ 


der für fich allein veraltet iſt, oder eine ſehr elliptiſche Bedeutung 


bekommt. Allein feines von beyden läßt ſich Hier anwenden, da⸗ 
ber die Zufammenziehung fehlerhaft ſeyn würde, befonders wenn 
man den vorigen Grund mit dazu nimmt, — 

2. Unbetont, ſo daß es den Ton, welchen es indie vorigen 
Fällen hatte, auf das folgende Wort wirft. Es dienet in diefer 
Geftalt zus nähern Beſtimmung theils des Infinitives, theilg eis 
nes Adverbii, oder Umſtandswortes. 

(0) Eines Infinitives, wobey vorläufig zu bemerken,daß mau 
diefen Infinitiv mit zurgemeiniglih das Gerundium nennet, weil 
er unter andern aud) jur Umfreibung des Lateiniſchen Gerun⸗ 
dii dienet; welches doch ein wenig unſchicklich iſt, theils weil 
deſſen Gebrauch ſich weiter erſtreckt, als des Lateiniſchen, theils 
aber auch, weil es eine wahre Umſchreibung if, und aus zwey 
ganz verfciedenen Wörtern beftehet. Diefen Infinitiv mit zu ges 
braucht man vornehmlich. in folgenden Fällen. 

(1) Rad vielen Berbis, den Gegenftand derfelben, 
eine Abficht, eine Möglichkeit und Nothwendigkeit zu bezeichnen, 
und zuweilen auch zwey Säge in Einen zufammen zu ziehen, a 
Einen Begenftand der Handlung des vorhergehenden Berbi. Es 
fängt an zu vegnen. Er höret auf zu fpielen. Ich befehle 
dir zu Pommen. * Ich fürchte zu fallen. Er bath mich, es 
niche zu thun. Ich werde es berbey su Schaffen fuchen.- Ich 
werde mich bemühen, dir zu gehorchen. Laß dir nicht ein⸗ 
fallen, wieder zu kommen. Er weiß viel davon zu fagen. 
Man zwang mich zu geben. Zr pflege nach dem Kiffen zu 
fchlafen. Ich wünſche, es zu erleben. Ich habe bir viel zu 
fagen. Nichts zu effen haben. Einem zu thun geben. So 
aud mit dem Participio Hräteriti, fo wohlim prifiven als ac⸗ 
Die Schepfung ſchien einem 
ewigen Tode übergeben zu ſeyn. Es Fränfte ihn, fich über: 
troffen zu feben. Im aetiven. Er behauptet, es gefeben zu 
haben. Er befannte, es gethan zu haben. In allen diefen 
Fällen läßt fich der Infinitiv mit zu nur gebrauchen, wenn das 
Prädicarfurzift;z iſt es lang, oder macht es einen eigenen Sag 
aus, befonders wenn es wieder fein eigenes Subject hat, fo muf 
der Infinitiv mit daß aufgelöfer werden. b. EineAbficht. Ich 
Fam nur ber, dich zu ſehen. Ich veifere nur bin, ihn zu 
fprechen. Wenn die Abficht, sder der Bewegungsgrund noch när 
ber beffimms werden fol, fo wird noch um hinzu geſetzet: wir Ie- 
ben hur, um zu effen. (8. lim.) Eine Möglichfeit, doch 
nur nach dem Verso ſeyn. Bier ift erwas zu fehen. Beyder 
Sache iſt nichts zu verdienen. Er ik immer dafelbit amus' 
Was 
Mit dem Tode ift nicht zu fchers 
zen. Es find noch zehn Thaler zu berechnen. Ich babe zu 
fehreiben. Du haſt mirviel zu verdanken, e, Zwey Sügein 
Einen znfammen zu ziehen, Theils, wenn fie mit und verbunden 
werden jollten. Ich darf mic) nicht der Gefahr ausfegen, die⸗ 
fen Menſchen zu fehen, für, und dieſen Menfchen feben, 
Dieß läßt ſich nur thun, wenn ſich der zweyte Satz ausdrücklich 

Rerer3 als 


+. 


« 


1799 Sm. 


als der Gegeufland, — die Abſicht zu dem erſten verhält; im anı 


dern Fällen wird es ein fehlerhafter Gallicismus. Theils u am“ 


däufigften, noch dem ohne, wenn ein Verbum fiitut mis daß 
darauf folgen follte. 
er war, für, ohne daß ich wußte, wer er war. ©. Ohne. 


Noch gehöre Hierher der elliptifche Gebrauch des Infinitives 


mit zu, einen mit Berwunderung vermifchren Verweis zu . 
nen. Mir fo zu begegnen! 
Das Yleg, ſprach diefer, nicht zu febn? 
Dir, Jlattergeiſt, if recht — 
e 
Fehlerhaft hingegen wird der Infinitiv mit zu— 
Sufinitiv das bloße Subject der Kedeift. Beruhmt werden, iſt 
Feine Bunt, nicht, berühmt zu werden. So auch, Gott dies 
nen it die erſte Pflicht. 
wied, fodaß die Bedeutung des Gegenftandes wieder eintritt: es 
it Feine Kunſt berühmt zu werden. 2. Nach folchen Verbis, 
welche einen bloß allgemeinen Umftand der Handlung bezeichnen, 
denen folglich diefe bloß im Infinitive bengefüger wird. Solche 
Verba find: dürfen, Fönnen, laffen, mögen, müffen , follen, 
werden, wollen; undin manden Fällen auch: fühlen, heißen, 


belfen, hören, lehren, lernen, ſehen, finden, gehen, haben, . 


“machen, nennen, feyn, thun u. f. fi Siehe diefe Verba, ins 
gleichen die Sprachiebre. 3. Wenn das Eigenthümliche der Deut⸗ 
ſchen Sprache, nnd die iht eigenen Begriffe der Deutlichkeit ya 
des Woblflanges die Auflöfung mit daß erfordern. Nice: 
slaubte eg entjchieden zu jeyn, der Staat ſcheinet ſich einen ai 
gemeinen Autzen davon verfprechen zu können; fondern, er 
glaubte, daß es entjchiedenfey, es ſcheinet, daß der Staat ſich 
n.f.f. Eben jo fehlerhaft ift der pfeonaftifche Gebrauch dieſes Iu« 
finitives mit zu: man hätte es kurzer zu feyn gewünscht, fürzee 
und seffer, man hätte es Fürzer gewünſcht; er it im Stande et⸗ 
was dazu beytragen zu Fönnen,befjer, etwas dazu beyzutragen. 
(2) Nach Subftantiven, wenn der Gegenfland des 
Begriffes eines Verbi durch den Fufinitiv ausgedruckt werden muß, 
da denn diefer allemabl das zu befommt. Be ifi Zeit, zu gehen. 
Luft zu lachen haben. Du haft Feine Urjache, dich zu bekla— 
gen. Die Ehre, ibn zu fehen. In Gefahr, zu ertrinfen. 
Zrlaubniß, zugeben. Lreyheit zu Fommen. Der Befehl,.et- 
was zu thun. Der Eifer Gutes zu chun. Macht zu Schaden. 
* (3) Rad Adverbiis, gleichfalls wenn deren Begriff, 
und befonders der Gegenſtand, duch ein Verbum beftimnt wer⸗ 
den muß, befonders wach ſolchen, welche cine Möglichkeit, Leich⸗ 
tigkeit, Schivierigkeit, Nothwendigkeit, Pflicht, Reigung m ff 
bezeichnen. Leiche zu bewerkiielligen. Schwer zu thun. Möos⸗ 
lich zu glauben. Brgierig zu horen. Geneigt zu folgen. 
Hart zu beißen. Bereit zu folgen. .Dadenader Infinitiv batd 
abätig, bald leidend erflärzt werden muß, je nachdem der Sinn des 
AHöverbii es erfordert. Einige Adverbia bedürfen des zu nicht, 
Bier iſt gut wohnen. Du haſt gus jagen. Hier. iſt ſchlecht 
ehen. 
er (6) Eines Adverbir ;, oder andern Unftandsiwortes, cinen 
Grad des folgenden Begriffes, des die gegenwärtige Abſicht übers 
geiffr, gu bezeichnen. Die Sache iſt für mich zur theuer. Das 
gang iſt fin mich zu groß. Ich bin zu zärtlich gerübre, ala 
daß ich viel reden Fönnre. 
hätte höven koönnen. Wenn nuroder gar vorher gehet, fo bee 
zeichnet der ganze Ausdruck einz Antenfion. Ich bleibe gar zu 
gern zu Haufe, ſebe gern. 
wear, vollfommen gewiß. Ich fürchte, daß mir dieſe unglück⸗ 
liche Entdeckung nur mehr als zu ſehr bekannt if, Gell. Eis 
gen tlich hat das zu den Ton auch bier nicht; allein, weun mar 


Ich ſprach mit ihm, ohne zu wiſſen wer 


1, Wenn der: 


Wohl aber, wenn die Rede umgekehrt: 


Br ſaß zu fern, ale daß er es 


Ich bin nur zu ‚gewiß, daß er es 


— | > Zub 


pflegt man es oft zu betonen : o dag iſt viel zu groß! 

Anm. Zu iſt ein uralter Wurzellaut, weicher urfprünglich eine 
Dnematopdieder Richtung, der Annäherung iſt, von welchein Be⸗ 
griffe alle übrige Bedeutungen eutſprungen find. - 
lantet es to. Es wird diefe Partikel in Zufammenfegungen ſehr 


haufig gebraucht, da deun faſt alle vorige Bedeutuugen wirder vor⸗ 
kommen, aus welchen ders oft neue figürliche eutſtehen. In An⸗ 


ſehung des Tones merke man noch, daß, wenn es mit Verbis und 


deun davon abgeleiteten Nennwörsern snfammen gejegerifi, esale 


lemahl den Ton bat: zuͤdecken, Zubupe, zuͤwerfen u: ſ. f. eben 
wenn es mir Umflanoswörtern zufammen gefeßet ıft, oder in der 


Zufamnenjegung mit einem Neunworte ein Umftandsiwort bilder, . 


es ben Ton auf das folgende Wort wirft: zugegen, zunächft, zus 


weilen, u. [.f. Was aber in diefem Falle wahre Zuſammenſe -⸗ 


tzungen find oder nicht, läßt ſich bier nicht ausführen, daher ich 


auf meine Sprachlehre ind auf mein Lehrgebäude verweilen 


muß, wo ſolches binlänglich gefchehen. Ein den Niederdeurfchen 

Mundarten fehr gewöhnlicher Febier iſt es, diefes zu in der Zus 

fanımenfegung mit Berbis, mit zer zu verwechfeln ; subvecbeng 

zuftören- 1 6 f. für zerbrechen, zerſtören. S. 3er. 
Zubasen, verb. reg, act. durch Banen, oder durch einen wei 

des Gebäudes verſchließen. Einen Gang zubauen. 
Das Zubehör, S. Zugehör. 


Zubeißen, verb. irreg. neutr, (S. Beißen,) mit dem Hülfee 
voll Begierde .. 


worte haben, anfangen, wader zu beißen. 
er zu, Weiße, 

Der Zuber, ©. Zober.. 

Zubereiten, verb. reg, act. zu einem ——— 


ſchickt machen, wo das zu die Abſicht, die Richtung, näher de⸗ 


ſtimmt, als bereiten. Das Leder zubereiten. Jemanden die 
Speifen zubereiten. Binder zum Empfange des Abendmahles 
zubereiten, 

Die Zubereitung, plur. die—en. ı. Das Zubereiten, als 
eine abftracte Handlung betrachtet, ohne Plural. 2. Eineeingelne 
Handlung diefer Art, mir dem Plural, Zubereitungen zur Reis 

ſe, zur Socheit machen. 

Zubetten, verb. reg. act.et neutr. im letztern Falle mit 
ben, ein nur in der Bienenzucht übliches Wort, 
betten zu, wenn fie die Zellen derjenigen jungen Bienen, die fich 
in Puppchen verwandeln wollen, zufchmieren. - 

Zubiegen, verb. irreg. act. (©. Biegen) durch Unbigung 
eines Theiles verſchlirßen. 

Zubilligen, ©. Abbilligen. 

Zubinden, verb, irreg. act. (©. Binden.) 
—— Bande verfohliegen, 
binden. 2. Mit einer darüber gelegten Binde.verfihließen; vers 
binden. Binem die Augen zubinden. So auh das Zubindens 

Zudlafen, verb, irreg. (S Blafen) Es iſt: 
mit haben, wader anfangen, zublafen. Blafe zu! Ingleichen 
eifrig fortfahren, zu blafenz m gemeinen Leben. Der ine, 


blaͤſet immer zu. 
) Durch Blaſen verſchließen. So blafen bie 


— 


Mit finem 


2. Aetivlm. 
Glasarbelter auf den Glasbütten eine Offnung ie dem Glaſe zus 
2. Einem etwaszublafen, fo wohleigentlich, nah ibm hin bla⸗ 
fen; als auch figürlich, ihm etwas azufliſtern, leiſe nach deſſen DM 

re zu fagen. 

So auch das Zublafen. 

Zubreénnen, verb. irreg.. act. (S. — a Durch Beet 
neu verſchließen. Eine Wunde, eine ffnung zubrennen. 2. 
Einen Meiler zubvennen, bey den Kohlenbrennern, ihn bey ver» 
ſchloſſeuem Feuer brennen laſſen, ehe man einen Bruch hinein mache, 

3. Die 


1740 ° 


den übereriebenen Brad vorzüglich will RR fiechen Iafien, no 


Im Riederfi 


Die Bienen: _ 


Den Sad, einen Brufel zus. 


2. Keutrum, 


Ua u a ed a are * 











Zub üßen, verb. reg. act, 1. Zubuße geben. 








= * 


1741 Bub 


x 2. Die Erze zubrennen, im Züttenbaue ſie durch Roſten von 


den beygemifchten Unarten reinigen. So and das Zubrennen. 
ubringen, verb. irreg. act. (S. Bringen.) i. Su jemanden 
bringen, mit dem Dativ der Perfon. Femanden Waffer, Wein 
subringen. Sie bar ihm ein fipönes Vermögen zugebracht, 

durch die Heirath zu ihm gebracht. Zugebrachte Binder, welche 

man nicht ſelbſt erzeuget, ſondern mit dem einen Theile erheira⸗ 
thet hat. =. Die Zeit mie etwas zubringen, damit vergeben 
laſſen. Den Tag mir Spielen, ſein Leben mit Kleinigkeiten 
zubringen. So auch das Zubringen, 3. Einem ein Glas zus 
bringeh-, zuteinken. 


Der Zubringer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Pumpe 


mit einem Schlauche, das 
Feuerforige zuzubringen, 3 
Zubroden, verb. reg. act. welches nur im gemeinen Leben im 
figürlichen Verftande üblich if. Ich Habe dabey zehn Thaler zu: 
gebrockt, nach und nad) aus meinem Vermögen dabey aufgewandt. 


affer- aus der Tiefe in die Höhe der 


Das Zubrot, des—es, plur. car. ©. Zufpeife, 
Zubrüften, verb.reg. act. weiches nur im Berg⸗ und Hütten- 
baueüblihif, Das Gefteinzubruften, es eben hauen, damit 
man mit dem Bohrer dazu fan. Die Vorwand zubrüften, in 
der Schmelzhütte, fie verfchmieren, oder verwahren, So auch 
das Zubrüften, 
Zubühnen, verb. reg. act. gleichfalls nur im Bergbaue, mit 
polzwerk belegen und verfehließen. Einen Schacht, oder Bru 
subühnen. So auch das Zubühnen. : 
Die Zubuße, plur. doc nur yon mehrern Summen oder Quanti⸗ 
täten, die—n, der Beytrag zu Beftreitung der Koften einer Un. 
ternehmung ; ein nur noch im Bergbaue und Ähnlichen Anftalten 
üblihes Wort, wo es ben Beytrag an den Koften bedeutet, wel» 
ben die Gewerken oder Intereffenten nach Abzug der Ausbeute 
noch zuſchießen müflen. Daber die Zubußzechr, oder Zubußgrus 
de, eine Beche, welche noch nicht fo vieleinträgt, daß die Koſten 
davon befkritten Werden fönnen, fondern, wozu die Gewerfen nach⸗ 
ſchießen müffen. Der Zubupzertel, woranf diefer Nachſchuß ver» 
zeichnet iſt. Der Zubußbothe, der dergleichen Zeitel den Gewers 
fen überbringt, und die Zubuße einnimmt, 3 * 
Alle vierteljah⸗ 
te zehen Thaler zubüßen. 2. In weiterer Bedeutung, wie zu⸗ 
broden. Sein Dermögen bey etwas zubüßen, auftwenden, 
zuſetzen. 


Die Zucht, plur. doch — in wenigen Fällen, die Züchte ‚von 


dem VBerbe sieben, doch nur in einigen Bedeutungen desfelben. 
1. In der eigentlichen Bedeutung, ein Werfzeng oder Ding zum 
Sieben, iu welder doch nur in der Landwirtbfchaft einiger Gegen⸗ 
"den die Kette am Pfluge, welche den Pflug und die Räder zufanıe 
menbält, die Zucht genannt wird. In einem andern VBerfiande 
“bedeutet es in Abzucht einen Canal, 
Plural / üblich. 
2. Von ziehen, die Fortpflanzung und den Wachsſsthum ver⸗ 
anſtalten, iſt Zucht, und zwar ohne Plural. (1) Die Fortpflan⸗ 
zung eines Thieres, oder einer Art Thiere; doch nur in den Re⸗ 
densarten ; gut zur Zucht feyn ;einen Bullen sur Zucht halten; 
eine Sau zur Zucht geben laffen. Ingleichen in Zuſammenſet⸗ 
zungen, fodaß Zucht voran ftehet: eine Zuchtfau, eine Zucht: 
fiutee, ein Zuchefchaf, u.f.f. welcheman zur Fortpflanzung be- 
flimmet hat, (2) Die Veranftaltungder Fortpflanzung mit Ein⸗ 
ſchluß des groß Ziehens, der Pflege und Wartung. In diefer 
Bedentung wird es nur in Zuſammenſetzungen gebraucht, fo dag 
Zucht hinten ftehet, und auch bier nur von Thieren, obgleich zie⸗ 
ben auch von Gewächſen üblich iſt. Die Lämmerzucht it diefes 
Jahr nicht gerathen. So auch die viehzucht, Pferdezucht, 


In beyden Fällen iſt der 





Zu 1742 
Schafzucht, Bienenzucht u. ſ. f. Bon lebloſen Dingen gebraucht 
man Bau: Honigbau, Seidenbau, Slachsbau, Getreidebau 
u. ſaf. (3) Bezogene junge Thiere; als ein Collectivum. Di⸗ 
junge Zucht, aufgezogene Thiere. Von Kindern wird es nur im 
verãchtlichen Verſtande gebraucht. (4) Eine Menge zugleich ges 
zogener Shiere einer Art; nur ineinigen, beſonders Miederdeuts 
{hen Gegenden. Line Zucht Schafe, eine Herde. Kine Zuche. 
junger Huhner, eine Brut. S. auch Gezücht. 

3. Von ziehen, zu einem pflichtmägigen Verhalten anleiten 
iſt Jucht, und zwar gleichfallsohne Plural, (1) Die Anleitung 
zu einem pflichtmãß igen Berbalten, wo der Begriff der Schärfein 
den nöthigen Fällen, bald mehr, bald weniger vorſticht. Seine 
Rinder in guter Zucht halten ; gute Zucht unter feinen Kin: 
dern, unter den Soldaten halten, Kine ſcharfe Zucht einfühz 
ren. Der Zucht entwachſen ſeyn, ſich Alters halber nicht mehr 
sieben Taffen. Sich der Zucht unterwerfen. Aus der Zucht 
Fommen. Nicht mehr unter der Zucht Heben. Kin Rind je- 
mandes Zucht übergeben. So au Kinderzucht, Mannszucht, 
Kirchenzucht; ingleigen mit mehr hervor ſtechendem Begriff der 
Schärfe, Zuchtbaus, Zuchtmeifter uf. f. (2) Die Wirkung 
diefer Zucht, wo es befonders noch für Sittſamkeit, Schampaftig« 
keit und Eprbarfeit gebraucht wird. Ohne Zuche und Ehrbar- 
Peitleben. Alle Zucht an den Hagel hängen. Sprich, We 
Zucht ift, da it Ehre. In diefer Bedentung iffes, um der 
Zweydeutigkeit mitder vorigen Willen, wenig mehr gebräuchlich; 
ganz veraltet aber ift, außer der komiſchen Schreibart, der ehedemn 
gangbare Plural, die Zuchte: in Züchten und in Ehren, auf 
eine anftändige, die guten Sitten nicht beleidigende Arı. . Siehe 
auch Unzucht. Ehedem war es in diefer Bedeutung. ſehr gang⸗ 
bar, indem es bald gute Sitten überhaupt, bald Sitefamkeit und 
Schambaftigkeit, bald Befcheidenheir, bald auch Ehrbezeugung 
beſonders bedeutete. In zuĩchten leben, die Wiusbeckin. Wi- 
der menschlichen zuichten, wider die Ebrbarkeit, im Schwa⸗ 
benfpiegel, Sie zu im mit zuichten ſprach, auf eine beſcheide⸗ 
ne Art, dieWinsbedin,, Er botim allezucht und eer,Gros 
reverenz und alles mer, alle Ehre, im Theuerdanfe, 


Anm. Im Riederf. Tucht, (S. Ziehen.) Ehedem bedeutete es 


no, theils eine Geſchlechtsfolge, Generation, in welchem Vers 
ftande zuuachta bey dent Ottfried vorfommt ;theils ein Kind,di 
zuht was wahlenti, der Knabe wuchs, Ditfried ; theils Nah, 
eung, Unterhalt, dia dagalihun zuhti, unfer tägliches Brot, im 
Ditfried, von welcher Bedeusung noch unfer Leibzucht ein Über» 
bleibfel ift. 23 

Des Zuchtamt; des—es, plur. inuf. die Verbindfichfeit, ans 
dere zu einem pflichtmäßigen Verbalten anzuleiten. Beſonders in 
der Theoloai® wo man dem heil, Geiſte ein Zuchtamt beyleget. 

Die Zuchtbiene, plur. die —n, Bienen, welche man zur Zucht, 
zur Fortpflanzung ihres Geſchlechtes beſtimmt. An einer andern 
Bedeutung wird die Bienenköniginn oder Murterbiene zuweilen 
die Zuchtbiene genannt, weil fie allein ale Eyerder Fünftigen jun⸗ 
gen Zucht Teget. 5 

Das Zuchtgericht, des — es, plur. die —e, nur an einigen 
Drten, z. B. zu Steasburg, ein Gericht, welches über die Zucht, 
d. i. über die Sitten, der Einwohner wacht. : 

Das Zuchthaus, des—es, plur. die — häufer, eine Anflalt, 
in welchem Tafterhafte Glieder der Gefellfchaft durch Arbeit und 

» Schärfe zu einem pflihtmäßigen Verhalten gewöhnet werden,das 
Befferungsbaus, ©. auch Arbeits haus. 

Züchtig, —er , —fe,adj. et ady. der Zucht, d. i. den guten 
Sitten, gemäß, doch nur noch in engerer Bedeutung, der wohl 
anftöndigen Schamhaftigfeit gemäf, und darin gegründer, im Ge⸗ 
genfage des unzüchtig. Züchtig ſeyn. Züchtige Geberden, 


Indep_ 


* 


1743 Zuch el 
— > ‚f u 

Indeſſen fängteg immer mehr au, zu veralten, indem man den 

darin Fiegenden dunkeln Begriff lieber in die beffimmtern ſcham⸗ 


haft, fitefaat, beſcheiden, anftäudig u. ff. auflöfet. S auch 
die Züchtigkeit. 


Zůchtigen, verb. reg. act, ſinnliche Empfindung der Folgen feis. 


ner Bergehung zur Fünftigen Befferung verfchaffen; wodurch fich 
züchtigen von Rrafen unterfcheidet, obgleich beyde in mandhen 


Fallen für einander gebraucht werden. Ein Bind mit der Ru⸗ | 


the züchtigen. Gott züchtigetden Menfchen, wenn er ihn durch 
veranſtaltete übel zu beſſern ſucht. Mit Worten, mit der 
Peirfche züchtigen, 

Anm. Diefes Verbum bat mit * vorigen Worte nichts als 
die gemeinfchaftliche Wurzel gemein. Es ift ein Jutenſivum, von 
einem veralteten zuchten, mit Schärfe zur Zucht auhalten, welr 


ches noch in dem Niederf. suchten, und dem Schwed. tukta vor⸗ 
Shanden iſt. 


Die Züchtigung, plur. die-—en. Das Zuchtigen, als eine 
“abfiracte Handiung betrachtet; folglich ohne Plural. Sich der 
Züchtigung widerſetzen. 2. Eine einzelne Handlung dieſer Art; 
mit dem Plural, 3. Das zur Beſſerung veranſtaltete übel; au 
mir dem Plural. Züchtigungen Gottes. 


‚Der, Zuchtling, des— ke, plur.die— e, eine Perſon, welche 


im einem Zuchthaufe zu einem. pflihtmäßigen Verhalten auge⸗ 
balten wird. 


Zuchtlos, —er, —efie, adj. et adv. der Zucht, dei. der gus 


ten Sitten, ingleichen des pfüchemägigen Verhaltens beraubt. Sp 
auch die Zuchtloſtgkeit. 

Der ZSuchtmeifter, ses—s,plur. ut nom. fing. Famin die 
—inn. ».*Eine Perſon, welche die guten Sitten und das 
sflihtmäßige Verhalten afiderer bildet; eine jegt veraltete Bedeu⸗ 

‚tung, in welcher diefes Wort ehedem fehr gaugbar war, fo wohl 

. für einen Hauslehrer, Hofmeifter, und Lehrer überhaupt als au 
für einen Eenfor, oder Sigtenrichter. e. In härteem Berflande, 
der Vorgeſetzte in einem Zuchthauſe, welcher die Züchtlinge zu 
einen pflichtmäß igen Verhalten nöthiget. 

Der Zuchtochs, des — en, plur. die—en, ein Ochs, welcher 
zur Fortpflanzung ſeines Geſchlechts — der Stam⸗ 
ehe, Bulle. 

Der Zuchtrichter, des —s, plur. utnom. fing. nur an einis 
gen Orten, z. B. zu Straßburg, der Bepfigerin einem Zucht: 
Berichte, "S.dasfelbe. 

Die Zuchtrutbe, plur. die —n. 1. Eine zur Züchtigung beſt imm⸗ 


te Ruthe; ehedem auch der Zuchtbeſen. 2. Figürlich, ein Übel, 


ſo fern es von Gott zur Beſſerung verhängt wird, 

Die Zuchtfau, plur. die — fäue, in einigen — eineSan, 
oder cin Mutterfehiwein, 

Die Zuchtſchule, plür, die—n, bey einigen fo si als Pflanz⸗ 
Schule, oder Seminarium, wofür es aber wegen des dem Worte 
Zucht anflebenden arten Rebenbegriffes unbequem iſt. 

Die Zuchtſtute, plur.die —n, in den Stutereyen, eine bloß 
zur Fortpflanzung beſtimmte Stute, die Getürkute, 


Dis Zuchtoieh, des — es, plur, car..inder Sandivirthfchaft, 
Vieh, welches blog um der Rorspflanzung Willen gehalten wird, 
zum Unterfchiede von dem Zugoiehe, Schlach tvieh⸗ uff 


Zußen, verb; reg, welches auf gedoppelte Art gebraucht wird, - 

1, Als ein henıtum, niit dem Hülfsworte haben, ejue kurze gre 
ſchwinde Bewegung matten, Bude nicht! Wenn dur zucken, 
fo u ſef· Der Theil, womit dieſe Beweguna geſchiehet, bes 
Foyiint die Prävoficion Mir z mit dein Munde, mis den dingern, 
mit deit Süßen zuken. Daher Sie Zuckung, plur, die —en,. 
welches befonders won ſolchen unwillkührlichen Beivegungen 
dei Be dus Leibes gebraucht wisd, welche Lat, Convulfisnen - 


ur 1744 


beiden, u melche zu —— werben, wenn fe einen. u 


- Sheildes Leibes entfielen. Juckungen befommen, > 
2. Als ein Activum, mit einer kurzen geſchwinden Beregung 
sieben, in welcher Geſtalt es ehedem üblicher war, als jest, und 
oftfür ziehen Überhaupt gebraucht wurde, Der große Strom 
bat ung hinab gezuckt, Opitz. Der Held hort den Enall, ſich 
tuckhet, und feinen koph an fich zucket, Theuerd, Jetzt find 
dafür ziehen, veißen, u. f.f. üblich, und man gebraudht zucken 
als ein Aetivum nur noch theils von den Achſeln, theils von vem 
Degen, oder Schwerte. Die Achieln zu@en, die Achſeln zum 
Zeichen der Bedenklichkeit, eines geheimen Mißfallens, des Mit» 
leidens u. ſ. f. ſchnell in die Höhe ziehen, weldjes man in Ober⸗ 
deutfchland die Achſeln fchupfen nennet. Das Schwertzuden, 
den Degenzuden, zum Schaden thun bewegen, 
Das ſchon gezuckte Shwert. - 
Starrt in des Würgers Sand, Biel, 
Daber das Zuden. ; 
Anm. Bon des Ottfrieds Zeitenan zucken, im iederf.. sur, 
Een. Es iſt ein Intenſivum von ziehen, welches durch den Furgen | 
Ton zugleich die Kürge der Bewegung ausdruckt. r 
Der Zuder, des— s, plur, doch nur von mehrern Arten ab 
“ Quantitäten, ut nom, ing. der Nahme eines füßennoefenilt " 
chen Salzes, welches man aus dem Pflangenreiche, am haufigſten 
aber aus dem Zußerrohre.erhält, Süß, wie Zuder. Zuder . 


fieden, ihn vermittelft des Siedens aus dem Zuckerrobre verfertio 


gen. Lin Zut Zucker, eine Maffe gefottenen Zuders in Geſtalt 
eines zugeſpitzten Kegels, wie man ebedem die Hüte trug. 
Anm. Im Niederf. gleichfalls Zucker, im Engl. Sugar, im 


Franz. Suere, im Ital. Zuccaro, imSpan, Acucar, imYöbm. - - 


Cukr, alle aus dem Lat, Saccharum, im Gried, TaxXa- 
go, im Albanifhen Scheker, und im Perf.Schakar ; alle aus 
dem Malayifchen Dſchaggrie, welches mit der Sache fetbft aus 
Oſtindien nach den übrigen Welttheilen gelommen iſt. 

Der Zuckeralaun, S. Alaunzucker. 


Der Zuckerbacker, des — s, plur. ut nom. fing, ER 


welcher die Kunft verftehet, den Zucker fo wohl zu allerhand Back⸗ 
wert, als auch zu eingemahten Sachen, anzuwenden; der Con 
fect-Backer, und von dem Eandiren, der Conditer. Daher 
die Zudßerbäderey, fo wohl die Kunft des Zuderbäders, ohne 
Plural, als auch der Drt, wo er fie ausübet; in beyden Fällen 
auch die Conditorey. 
Die Zuderbirke;plur. die —n, eine Art ſchwarzer Birken in 
Nord» Amerika, aus deren Safte man Zuder bereite, 
Die Zukerbirn, plur. die — en, eine Art Pleiner faſt eyrunder 
gelblicher füßer Birnen; Franz. Petit Blanqueite, 80 igbien, 
DPerlbirn, 
Die Zuderbohne, plur. die —n, eine Art Phaſeolen, oder 
Schminfbohne ı, welche klein find, und fih wie Zucker vechen laſſen. 
Die Zucerbregel, plur. die —n, eine Art Feiner Brrgeln, der 
‘ren Teig mit Zuder angemacht wich, 
Das Zuderbrot, des — es, plur. die —e, ein Badwert von 
Mehl, Zuder und Eyern, in Geftali Eletuer Brote, da es denn 
fo wohl colleetive and materialitee, folglich ohne Plural, als auch 
individuell, folglich mit dent Plural, gebraucht wird. Im letztern 
Falke ift auch das Diminutivum Zuderbeötchen üblich. In weie 
terer Bedeutung befommt oftein jedes Confect oder Backwerk * 
und von Zucker ven Nahmen des Zackerbrotes. 


Der Zuckercand, des — es, plur. car. fenflallifirter Surfer; ein 


aus dem Jtal, Zuccaro candito, oder Franz: Sucre candi 
zufammen gejogenes Wort; Kandel⸗ Zucker. 


Das Zuckereis des — es, plur. car. bey den Zudeibärern, ein 


Überzug von Zuder, welcher auf Torten und anderes RIESE 
gegojen wird ; der Bisipi gel, 


% 


z 

















1705 Zud 


Die Zuderöchfe, plur. Sie—n, eine Art Stinnfchäffiger Gartens. 
erbfen von fügem Geſchmacke. 
Die Zudererde, plur.inul. ben den Sudterficdern, der Thon, wo⸗ 
mit der indie Formen gefüllte Zuder zur Reinigung bedeckt wird, 
Die Zuderform, plur. die —en, in den Sucerfiedereven, eine _ 


tbönerne fugelförmige Form, worin der Geſottene Zuder feine 


Geſtalt erhält. ‘ 

Das Zudergebakene, des—n, plur.car. und ohne Artikel, 
Zudergebadenes,Gebadenes, oder Backwerk aus Mehl, Enern 
und Zucker; zum Unterfchiede von dem Buttergebadenen, 


Das Zuderglas, des —es, plur. die —gläfer, ein eylindriſches 


Glas, trodene und nicht flüchtige Draterien darin aufzubebalten, 
Das Zuderhontg,des—es, plur.car. eine Art weißen förnigen 
Honiges, welches dem Zuder gleicht, und wegen feiner Dur» 
-fichtigfeit auch Glashonig genaunt wird ; zum Unterfchiede von 

x dem gemrinen braunen Honige, 

Der Zuderhut, des —es, plur. die —hüte, in Geſtalt eines ehe⸗ 
mabhligen Hutes, d,i, eines zugefpigten Kegels,geformter Zuder, 
ein Hut Zuder. Hutzuder hingegen bedeutet Zucker, welcher in 
Hiiten geformet iſt. 


Das Zuckerkorn, des —es, plur. die —kerner, bey den Zucker⸗ 


bädern, Samenförner, oder andere kleine runde Körper, welche 


mit Zucker überzogen worden, 

Der Zuckerlauch, des —es, plur. inuf. eine Art Lauchs, welche 
mit der fo genannten Winterzwiebel vermuthlich einerley iſt. 
S. dieſes Wort, 

Die Zucker⸗Melone, plur. die —n eine Art ſüßer trockner Dies 
lonen, wovon man ſo wohl graue, als runde und geſtreifte, hat. 
Die Zuckermühle, plur. die—n, eine Mühle, das Zuckerrohr 
zum Behuf der Zucerfiedereven zu zetmalmen. 
Zudern, verb. reg, act. mit Zuder füß machen, 

zuckern. So auch das Zuckern. 

Das Zuckerplätzchen, des —s, plur.utnom. fing, d. i. kleine 
dünne runde Kuchen, von Eyern, Mehl und Zucker, Zuckergeba⸗ 

cenes in Geſtalt der Plägchen. 

Das Zuckerpapier, des —es, plur. doch nur von mehrern Ars 
ten und Quantitäten, die —e, ſtarkes blaues Papier, welches um 
die Zuckerhlite gefchlagen wird. 

Die Zuderpuppe, plur. die —n, in Formen acbildete Puppen, 
oder Bilder von gereinigtem Zucker. 

Das Zudertohr, des —es, plur. inuf. ein rohrartiges Ges 
mwächs, welches in beyden Judien einbeimifch ft, und aus welchem 
der Zuder gefotten wird; Saccharum Linz. 

Die Zuderrofe, plur. die -—n, eine Arı blaßrother Kofen, welche 
zu dem einfachen Rofenzuder genommen wird, 

Die Zudkerrübe, plur. die —n, ©. Zuckerwurzel. 

Die Zucker ſchachtel, plur. die —n, ein metallenes Bebältnig 
in Geſtalt eineg Schachtel, den gefhlagenen Zucker zum Thee 
u.f.f. darin vorzufeßen. 


Den Kaffeh 


DieZuderfchote, plur.die—n, die Schote der Zuckererbſe, und oft 


auch die ganze Pflanze. Gemeiniglich neunt man die veredelten 
Erbſen, welche man in den Gärten bauet, Zuckerer bſen oder Zu= 
ckerſchoten, zumünterfchiede von dengelderbfen odergeldfchoren. 
Die Zuderfiederep, plur. die —en, eine Anftalt, wo der Suder 
aus dem Zuderrobre gefotten wird, Daher der Zuderficder, 
ein Arbeiter in einer folchen Anftalt. E 
Die Zudertanne, plur. die —n, eine Art Tannen, welche auf den 
Alpen und Tiroliſchen Bergen einheimiſch iſt, ein braunes feftes 
- Holz bat, und daher fü wohl zum Furniren, als zu den Violinen, 
gebraucht wird. Der Grund der Benennung ift mir unbekannt, 


Der Zufervogel,des —s, plur. die —vögel, in einigen Gegen⸗ 


den ein Nahme des Canarien:Vogels, weil er gern Zucker iffet, 
Adel. W. B.⸗. Th. 2, Aufl, 


er x a Sud- ; 


1746. 


Des Zuderwirß) des—es, plur. inul, aus Zuder verfertigte 
Arbeiten, beſonders Zuckergebackenes. 

Zuckerworte, ling. inul. figürlich, einnehmende Worte, Schmei⸗ 
cheleyen. 

Die Zuckerwurzel, plur. die—n, eine Art Waſſer⸗Peterſilie 

mit fehr fügen efbaren Wurzeln, Zuderrübe, Blingelmöhre, 
Gierlein, Geyerlein, Sium Silarum Linn, 

Die Zudung, plur. die —en, S. Zuden. 

Zudammen, verb. reg. act. durd) feft gefloßene Erde Miſt 
u. ſ. f. verſtopfen, oder verſchließen. Ein Thor mir Miſt, eine 
oOffnung mit Erde zudämmen. 

Zudeden, verb.reg.act, ı,Mitder Dede auf alen Seiten 
bededen. Sich im Bette fein warm zudeden. Jemanden zus 
decken, figürlich und im gemeinen Leben, ihm einen derben Rauſch 
zutrinfen. 2. Mit einer Dede oder einem Dedel verfchließen. 
Eimen Topf zudeden. 3. Miteiner Dede bedecken; nur im ges 
meinen Leben, Das Gefiht zudeden, bededen; verdeden, 

4. Eine Dffuung in einem DIS mit Ziegeln, Stroh u. f f. vers 
fistßen 

Anm. , Das im gemeinen Beben übliche jemanden — 
für ihn ausprügeln, iſt ohne Zweifel von einem audern Stamme, 
und geböret zu dem Niederſ. Däcks, ein derber Schlag, Lat. tax, 
nd mit demſelben vielleicht auch zu Stod. 

Zudeichen, verb. reg. act. welches nur in dem Miederdeutfchen 
Deichbaue üblich ift, mit einem Deiche, d.i. Erddamme, vers 
ſchließen. 

Zudeenẽen, verb. irreg.act. (S. Den?en,) zu denken geben, einem 
etwas beſtimmen. Wir denken ibm von unſerer Seite ein klei— 
nes Compliment zu, Gottſch. Am üblichſten iſt davon das Par⸗ 
tieipium Präteriti zugedacht. Dev Mann, den deine Altern dir 
zugedacht haben, dir zu geben befchloffen, für dich beſtimmt ha» 
ben, Das mirzugedachte Geſchenk. 

Zudreben, verb.reg. ı. Neutrum, anfangen zu drehen und 
wacer damit fortfahren. Diebe zu! ©. Yctivum, durch 
Dreben verſchließen. 

Zudrängen,verb.reg.recipr. ſich zudrängen, und zudringen, 
zwey VBerba, welche zuweilen für ſich hinzu drängen, oder hinzu 
dringen, ſich dringend, mit einer Art von Gewalt nähern, gefegt 
werden. Er weiß ſich überall zuzudyängen. 

Zudringlich, —er, —fe, adj. etadv. 1. Sic jemanden drin 

+ gend,d.i, wider defjen Willen, mit einer Art von Gewalt, nähernd. 
Zudringlic feyn, ein zudringlicher Menfch. 2.Figüclich nenne 
man denjenigen zudringlich, welcher fich wider des.andern Wils 
len in eine Sache miſchet, ingleichen, der wider des andern Wils- 
len und Beranlaffung Streit mit ihm fuchet. 

Die ZudringlichFeit, plür. die—en. ı. Die Eigenfchaft, da 
eine Perfon oder Sache zudringlich iſt; ohne Plural. 2. Eine 
zudringliche Handlung, mitdem Pural, Niederf, Indrang. 

Zudrücken, verb.reg. . Neutrum, anfangen, wader zu drü- 
en. 2. Yetivum , drüdend „ oder mit ‚einem Drude verr 
ſchließen. 

© Doris, drücke du 

Mir dore dereinſt die Augen weinend zu! Kleifl.” 
Lin Yuge bey etwas zudrüden, figürlich, ſich flellen, als fähe 
mau es nicht, es unbemerkt, ungeahndet laffen. 

Zuduften, verb. reg. act. duftend näbern, vermittelt des Duf⸗ 
tes nahe bringen; nurin derdichterifchen Schreibart, 

Dergebens duften ihr Orangen Sreude zu, BB 
Und doch voll Liebreig dufteſt du, 

So bald man dich nur pflüdt, 

Uns füß’re Wohlgerüche zu, 

Als mande, die ſich ſchmückt, Weiße, 


©3933 Zudün⸗ 


E Di n, D — BE u ER Bi 
EN AR RE la SEHE 
; * A! » ‚a, 
⸗ Bi - Y * 
Sat 
5 Zuf 


| 


| rs RER, 

* N eben derf. Gichrifche, hyſteriſche, enileptifche 
ufalle, \ Y i s —— 

Anm. Es iſt von dem folgenden zufallen, nur daß es in ſeinen 
Bedeutungen mehr dem Lat. accidere, als dieſem folget. 

Zufallen, verb.irreg. neutr. (©. Sallen,) welches das Hülfs⸗ 
wört feyn erfordert. 2. Niederfallen und verfchließen, Der de 
Eel, die Rlappe it zugefalfen. 2. Durch den galleinesandern 
Dinges verichloffen werden. ‚Das Loc if wieder zugefallen, ' 
‚von bevab gefallener Erde ausgefüllet worden, ‘Die Yugen fielen 
ihm vor Schlaf zu, 3. Herbey fliegen ; bey den Zägern. Die ” 
Safelhübner fallen zu, wenn fie auf die Lockſpeiſe zufliegen, A, 
Durch einen Zufall, von ungefähr zu Theil werden. Es iftibm — 
eine anſehnliche Erbfchaftzugefallen. 5. *Einfallen, in die Ger 
danken kommen; einelängft veraltete Bedeutung. Unfallo fiel 
ein anders zu, Theuerd. 6, *Beypflichten, beyfallen; im Hoch» 
deutfchen gleichfalls veraltet. * vr 

Zufällig, \— er, — fie, adj. et adv.vondem Subftantivo Zu⸗ 

‚ fall. 2. Was durch einen Zufalliffoder gefchiebet, in einem Su 
falle gegründet, nicht vorbergefehen. Kine zufällige und gele⸗ 
gentliche / Unterredung. Zufälliger Weife, von ungefähr. Zufäl- 
lige Gedanfen. 2. In der Philojopbie wird zufällig, theiledem 

 notbwendigen entgegen gefegt, und da ift alles zufällig, was feis 
nen hinreihenden Grund nicht in fich ſelbſt, fondern außer fich bAt, 
d. i. alles außer Gott ; theilsdem wefentlich, nnd da iſt zufällig, 
was feinen Grund nidt in dem Wefen des Dinges hat. So if 
3. B. die Schwere jedem Körper wefentlich,, aber Farbe und Ger 


1747 Er 


Zudungen, verb. reg.neutr. mit haben, in der Landwirchſchaft, 
den nöthigen Dünger völlig auf die Felder führen. 

Zueignen, verb. reg. acı, „1. Eigentlich, eigen machen, als 
ein Eigenthum in Befts nehmen, oder geben, doch häufiger von 
dem nehmen, als geben. Sich ekwas zueignen. Gefallt ihm 
nicht Sie Gettinn der Schönheit und Liebe, wenn fir von allen 
Bäumen die kleine Myrthe fich Zueignet > für ihr Eigenthum 
erfläret, Jacobi. 2. Widmen ‚dediciren, von Schriften. Ei: 
nem einBuch zueignen, zufchreiben, Dader die Zueignung, die 
Dedication, und die Zueignungsſchrift, die Schrift, worin fol» 
ches gefhiebet. 3. Als ein Prädicat beylegen, etwas van jemaß⸗ 
den prädiciren ; wofllr doch beylegen und zufchreiben ‚üblicher 
find, Einem ein Buch zueignen, behaupten, daß er es gefehries 
ben habe, beſſer beylegen. 4. Auf etwas antwehden, in der 

» Kedekunft ;in weicher Bedeutung doch nur. noch das Subſt anti⸗ 

dum, die Zueignung üblich iſt, denjenigen Theil einer Rede zu ber 
zeichnen, in welchem der vorhergehende Vortrag auf den Zuſtaud 
der Zuhörer angewendet wird. 

Zueilen, verb. reg. neutr,mitfeyn, zu einer Perſon oder Sa 
che eilen. Der geld verlaßt den Baum, undeile dem Sreunde 
zu, Haged. 

Zuentbietben, verb. irreg. act. (S. Biechen,) zu Wiffen 
tbun, entbietden ; nurnochinden Kanzelleven, Einem feinen 
Gruß äuentbierben. 

Zuerkönnen, verb. irreg, act. (S. Rennen.) 1. Durd ein 


Urtbeilfür jemandes Eigenthum erflären, Einem den Preis zu⸗ 4 —F Tem 
für) p ſtalt find oft nur zufällig. 3. Zufällige. Lichter, in der Mahler 


erkennen. 2. Durch ein Urtbeil auflegen, Einem 50 Thaler | 
Strafe, die Besablung der Roften, zuerfennen. vey, welche durch Mebenöffnungen einfallen ; zum Unterfehiede 


x e von dem Hauptlichte, s % 
Zuerft,adv.derSeit und der Didnung. 1. Bor allen andern. Ziterft ; ER: REN a ——— 
kommen. Dies muß zuerſt geſchehen. Am gemeinen Leben Die Zufalligkeit plur, car. die Eigen ſchaft da ein Ding zufällig 


— iſt, in allen vorigen Bedeutungen. Die Zufälligkeit der Welt. 
iſt dafür erſt und erſtlich üblich, =. Das erſte Mahl, Als i PER - ö Sie e 
Basta ch s ich Zufertigen, verbereg. act. zuſchicken, beſonders in den Kanzele 


— — leyen. Sinem etwas zufertigen. 
Anm. Ben dem Ottfried zi heroſt, im Iſidor azs erift, im \ 
Kero azerilt, in Tatian zi eriſten. Da die Bedentung biefes Sufleshten, verb.itreg, acı. (. $ledpten,) durch Flechten, bi 


ge —* durch ein Flechtwerk, verſchlleßen. RR 
Mortes fehr elliptiſch if, fo wird es billig zufammen gezogen; DE g ; 5 = 
folglich he ern ech. ven gez Zuflicken, verb. reg. act. durch Flicken verſchließen. Lin Loch 


in einem Kleidungsſtücke zufliden, i % 
Zufabren, verb.irreg.neutr. (S. Sabren,) mit dem Hülfsworte  Zufiiogen, verb. irreg. neute. (©, Sliegen,) mit dem sus > 
ſeyn. 1. Anfangen, zu fahren, nurim Jmperative und Jite worte feyn, berbey fliegen, : Ar 
finitive. Kutſcher, fahre zu! 2. Hurtig fahren. 3. Auf etz 


4 « Auf etz Zufliefen, verb, irreg. neutr. (©, Sliegen,) mit feyn. 1 i 
waszufabren, fich demfelben im Fahren näsern. Figürlich ift Sich fließend nähern, Ri Bach fließt auf — Pa bäu- - 
4, auf etwas zufabren, fich demfelben mit Ungeſtüm nähern, ‘ 


it Ungeſtüm darnach greifen. In noch weiterer Figur, eine figer. 2. Figüelich, fih auf eine bäufige und dabep fünfte Art 
mit Ungeflüm darnach greifen. Inn eite igur, nähern, von Dingen, deren Bewegung mit ei fi J 
Handlung mit Heftigkeit oder Ungeſtüm anfangen. Gleich zus — 


ung a J chen werden kann. Was fur ein ſanftes Entzudenfließeaus 4 
fahren. Blind zufabren, ohne Prüfung undliberlegung handeln, dir mirzu, herbfiliche Gegend, Geßn. Die Worte fließen ihm ee 
So auch das Zufahren. : ewo 


haufig zu. In noch weiterer Bedeutung fagt man, einem eiz 
Der Zufall, Ses—es, plur. die —fälle. 1. Derjenige Suftand, ne Wobithat zufließen laffen, fie ipm aufeine unvermerfte Are 
da etwas unvermuthet und aus unbefaunten Urfachen gejchtehet ; 5 - 


in Theil werden laſſen. ** 
ohne Plural. Er iſt durch einen Zufall hierher gekommen. Zuflößen, verb. reg, act. flößend nähern, Sinem Solz zuflo: 
Da es denn, ſo wie Ungefähr und Schickſal, oft von demjeni⸗ Ben. Daher der Zuflößer, bey den Holzflößen, Arbeiter, wel 
gen Weſen gebraucht wird, welhes nach der Philofophis des gro⸗ Ge das Flößhoiz in das Waſſer bringen und es den Auswäfcherr- - 
Ben Haufens, ale unvermurhete Begebenheiten, deren Urfachen 


zuflößen. i 
ihm unbefannt find, vegieret, Sich dem Zufalle überlaffen. Die Zufiuche, plur. car. ı. Die Flucht um Hülfe zu jemand, 
Flur der iſt unglüdlich, der ih unter den Streichen des Zur 


z% 
h 


oder an einen Drt, und in weiterer Bedeutung, die@rwarkung 
falles beuger. 2. Eine jede unerwartete Begebenheit oder Vers der Hülfe, oder des, Schußes von einer Perſon oder Sache, Sei⸗— 
ne Zuflucht zu jemanden, zu etwas nehmen. Zuflucht zu jeman⸗ 
den haben, von ihm Hülfe oder Schuß erwarten fönnen. 2. Die 
Derfor vder Sache, von welcher man Schug oder Hülfe erwartet. 
Gott iſt meine Zuflucht, Pſ. Das ift meine legte Zuflucht, 
mein legteg Hülfsmittel, i i 


änderung, deren Urfachen ung unbefannt find, mit dem Plural, 
Siemüffen wiffen, daß das ein bloßer Zufall if. Widrige Zu- 
fälle mit Standbaftigkeit ertragen... Sich in alleZufalle zu 
ſchicken wiffen. Kinungefabrer, ein blinder Zufall. 3. Ju 
engerer Bedeutung, eine unerwartete merkliche Veränderung der 
Gefundheit, welche man nit näher bezeichnen will, oder kann. 


Sie bekommt einen Zufall über. den andern, Gel, IE ihr Zu: ’ 


Anm. Bep dem Notker zuofluht, ingleihen nur fluht, & 
44 « 


ift von flichen, Slucht. i , 








J . 
\ * 


ee 


— Der Zuflug, des ⸗es plur. car. das Herbepfliegen. Der Zu⸗ 
Hug der Vogel. Von zufliegen, 


Der Zuflüfß, des—es, plur. die —flüſſe, von zufließen. x Das 


Herbenfließen eines Rüffigen Körpers z ohne Plural. Den Zuflug 
des Waſſers hindern. Meine Thrünen ergosfen ſich mit ſol⸗ 
chem Zufure, daß u... f. 2. Häufige Annäherung ſolcher Din⸗ 
ge, welche mit einem Fluſſe verglichen werden können; auch obue 
Plural, Ein Ort, wo ein großer Zufuß von Menſchen und 
Waaren iſt. Der Zufng an Mitteln, an Gedanken, an Wor— 

"gen. 3. Solche ſich nähernde Dinge ſelbſt; mit dem Plural. Ei— 
nem alle Zuft uſſe abſchneiden, die Erlaugung aler ihm zufließen⸗ 
der Hülfsmittel heuumen, < 

Zufolge, ©. in 3. Solge. 

Zufordern, verb. reg. act. nur im Bergbaue, aus der Tiefe an 
den Fülloer bringen. © 

: Zuförderft, ©. Zuvorderſt. 


Zufragen, verb. reg. neütr. mit haben, um etwas anfragen; _ 


im gemeinen Leben. Bey einem nach etwas zufragen. Frage 
morgen wieder 3u. 

Zufrieden, —er, —ſte, adj. et adv. welches inverfchiedenen 
Bedeutuirgen, bald als ein Adverbium allein, bald als ein Adver: 


bium und Adjeckiv zugleich , gebraucht wird. 


1. Aisein Adverbium allein , und ohne Comparatio. (1) 


In Rude von augen, unbeunruhigt; im gemeinen Leben, Laß 
mich zufrieden, beunruhige mich nicht. (2) In Anfeyung feiner 
Anfprüche oder Beſchwerden defriedigt ; nur mit dem Verbo ſtel⸗ 
len. Jemanden zufrieden ſtellen, ihu klaglos ftellen, befriedi⸗ 
gen. (3) Gemüthsruhe na h vorher gegangeuer Unruhe empfin⸗ 
dend, von einer vorher gegangenen Leidenſchaft befreyet, dem Ge— 
müthe nach beruhigt. Einen Zornigen zufrieden ſprechen, ibn 
mit Worten zu befänftigen ſuchen. Seltener mit dem Verbo ſtel⸗ 
> Jen: einen zufrieden fiellen. Sich zufrieden geben. Dis Bes 
genftand befomme über. Gib dich nur über deinen Jertpum 

» zufrieden. aa 
"2, Als ein Adjectiv und Adverbium, da denn zufrieden fo 
viel, als fein Mifvergnügen empfindend, Feine Wunſche habend, 
bedeutet, und ber Mittelſtand zwiſchen mißvergnüge und ver— 
gnügt iſt. Ein zufriedenes Gemutb, welches weder durch Wün— 
ſche noch Mifveranügen beunruhiget wırd. Sebr zufrieden les 


ben, mıt einem leichteu Nebenbegriffe des Wohlgefallens, welcher 


doch mehr von dem Adverbio ſehr, als von zufrieden, herr abret. 
übel zufrieden ſeyn, mißvergnügt ſeyn. Der Gegenſtand bekommt 
hier mit. Mit etwas zufrieden ſeyn. Mit ſeinem Bedienten, 
mit feinem Stande, mit feinem Schickſale zufrieden ſeyn. 
Sie war mitibrer Wahl äußert zufrieden, Gell. Das 4% 
verbium wird in der vertraulichen Sprechart,,  anftaıt des Vor⸗ 
iwortes mit, auch häufig mit dem bloßen Accufative verbunden, 
Ich bin ed zufrieden, bin damit zufrieden, laſſe es mir gefallen. 
Ich bin alles zufrieden. Er wird es ganz wohl zufriesen 
feyn. 
lic, Zufriedenheit gewährend ; doch. zur felten, weil die Figur 
einwenig hart ift. Mit dein Subftantivo Ehe wird es in diefer 
Figur häufig gebraucht; gedenken ſte eine zufriedene Ehe mit 
ihr zuführen? Aber nicht leicht mit andern Subſtantiven, das 
ber eine zufriedene Armuth zu hart iſt. 
Anm. Es it aus zu und Sriede zufammen gefest. Da die Bes 
deutung ſehr elliptiſch iſt, ſo ziehet mar es billig als ein Wort zu⸗ 
faınmen, i ; — 
Die Zufetedenbeit, plur. car. von dem vorigen, doch nur in 
der ioßien Bedeutung, denjenigen Gemüthezu dand zu bezeichnen, 
welcher aus der Abweſenbeit des Dirfyeranüigens ſo wohl, als der 
Wuͤnſche eutſtehet, und der Mittelſtand zwiſchen Vergnügen und 


EIN EN N “ 


Ich Fann alles zufrieden feyn, Gel. Ingleichen fisürs 


ra Bir. 


Zug ei 1750 


- Mißvergnügen iſt. Die Zufriedenheit des Gemürbes ift mehr 


wersb als ſchimmerndes Glüd. 
fur mich, daß u. f.f. 5 R 

Sufrieren, verb. irreg. neutr. (©. $rieren,) mit dem Hülfs, 
werte feyn, ducch den Froſt v.rfchloffen werden. Der Sluß, der 
Teich in ganz zugefroren. "Die Gffnung in dem Eife Frierer 
wicder zu. n s 

Zufugen, verb. reg. act, etwas Unangenehmes widerfahren 

‚lajjen; am bäufigften mir den Subflantivis Schaden, Nachtheil, 
verdruß. Einen vielen Schaden, allen Verdruß zufügen, 
In andern Fallen find verurſachen, thun, u, ſaf. üblicher. 

Zufühlen, ve: b. reg. neutr. mit haben, anfangen, zu fühlen, 
an eiwas fühlen; nur im gemeinen Leden, 

Die Zufuhre, plur. inul. die Herbevfhafung gewiſſer Bedürfe 
niſſe vermittelſt des Fuhrwerles und der Schiffe. ESiner Armee 
die Sufuhre abſchneiden, die Herdeyſchaffung der Lebensmittel. 

‚ Die Stade har viele Zufuhre an Gerveide aus den umliegenden 

" Gegenden, 


Zuführen, verb.reg.act. 1. Auf Wagen oder Schiffen nä⸗ 
bern. Einer Armee Ledensmittel zuführen. : Steine, Holz, 
zumBauezuführen. 2. Zu etwas leiten oderführen, min dem 
Dativ der Sache. Ich will deinem Willen folgen, vielleicht 
führt su mich $dern Gegenden zu, Geßn. 3; Im Dergbaue 
it zuführen, einen Der erweitern. ' 


Zufüllen, verb. reg. act. 2. Hinzu füllen, einen flüffigen Kör- 
per binzu gießen, Wein zufulten. 2. Dur Ausfüllen derſchlie⸗ 
fen, Einen Graben, eınen Teich zufüllen. 3. Dach Aus 
füllung ebenen. Ein Thal, eine Vertiefung zufullen. 


Der Zug, des — es, plur. die Zuge, das Abſtractum des Ver⸗ 
di zieben. 1. Diw Handlung des Zieyens, und zwar (a) diefe 
Handlung, als ein wahres Abftractum, folglich one Plural, für 
dae Ziehen ; in vielen B.deutungendes Verbi. Den Zug der 
Luft, des Warfers befordern. Die Truppen wurden in ih⸗ 
rem Zuge gehindert. Der Zug der Prozeſſion dauerte lange. 
Der Zug der gegenſeitigen Liebe. Der Zug des Vaters, in der 
Theolog e, nach Joh. 6, 44, die Veranſtaltung der entfernten 
Borbervitung zur Bekehrung. Mein Gerz war ſchon einmahl 
im Zuge, ſtch zu ängſtigen, die Angſt hatte ſich desſelden bereits 
bemãchtiget. Bey den Markſcheidern iſt der Zug, das Abzie⸗ 
hen, d. i. Abnieſſen, der Grubengedäude unter der Eede. In den 
Rechten wird die eigentliche Folter in vielen Gegenden der Zug 
genannt, weilder Verbrecher dabey auf der Folterbanf, der Keı= 
ter, Oder des Siuhle ausgedebner wird, (b) Diefe Handlung 
als ein Coneretun, d. j. don einzelnen Handlungen diefer Art, 
folgtich mir dem Plural, Zin Zug im Trinken, da: Trinken in 
—* Athem. Etwas Auf einen Zug, auf zwey Züge aus: 
trinken. Einen guten Zug thin, mit dem Netze, ingleichen 
im Spirlen, Zug für Zug handeln, fo daß fo Hleih Geld für 
Waare, oder aud) Waare fur Waare gegeben werden. In den 
legten Zügen liegen, in den legten Atheinzugen, d. i, mit dem 
Tode ringen, wofür man im Nir derdeutſchen das Verbum feel- 
sagen hat. 2 

2, Diejenige Sache, welche sicher ; in manchen einzelnen Fäls 
len, jo wohl von dem Neutro als Activo ziehen. So iff der Zug 
einer Prozefion, die in Progeffion ziebende Menge Menſchen. 
Wenn Truppen, welche in Reihen ſtehen, dieſe Reihen brechen, 
und hinter einander marſchiren, fo beißt ſolches ſich in Zuge fet- 
zen, Fr. deliler) ‚und eine beſtimmte Anzahl hinter einander 
marſchirender Soldaten, ein Zug. Auch die an einem Orte durch⸗ 
ziehende, oder durchſtreichende Luft, wird der Zug, volftändiger, 

©3385 2 TORE die 


Welche Zufriedenheit iſt es, 





1751 Zug 

die Zugluft, der Zugwind genannt, Im Zuge figen, inder 
Zugluft. An den Handwerkern und Künften kommt es irdiefer 
Bedeutung mehrmahls vor. So iftin den Pumpen, Feuerfprigen 
u.f.f. der Zug, der an der Zieh: oder Zugiiange befeftigte Pfropf, 
welcher das Waffer durch das Ventil in die Röhre ziehet. Auch 
die Rolle mit ihrem Seile, vermittelft deren man ſchwere Sachen 
in die Höhe ziehe, heißt oft der Zug. 

3. Dasjenige, was. gezogen wird ; gleichfelsin vielen einzel · 
nen Fällen. Ein Zug mit der Seder, ser mit der Schreibfeder ge⸗ 
zogen wird ; befonders eine zierlich derſchlungene Liuie. Auch 


der Umriß einer Figur und ihrer Theile wird.in der Zeichnung : 


ein Zuggenannt. Die erſten Züge einer $igur entwerfen. Das 
ber figürlich, mablerifche Züge in einem Gedichte. Die Züge 
des Gefichts, die Gejihresuge, die Lineamenten. Ein Zug von 
Wirde zwifchen den Yugen. Daber figürlich, ein Zug des 
Charakters, der Denfungsart, eineigenthümlicher Theil. Ich 
babe ibn genatı erforfcht, mir ih Pein Zug von feiner Den⸗ 
kungsart entwifcht. Inden Schmelzöfen, Drgelnu.f.f. find die 
Zuge gewiſſe Teile, welche geöffnet oder gezogen werden, Ju 
einem gezogenen Flintenlaufe heißt die Vertiefung ver Zug. bey 
„einigen auch der Drall. Und fo in andern Fällen mehr. 

4, MebhrereDingeEin-e Art, welche mit einander ziedben,oder zus 

+ gleich gezogen werden. Einzug Pferde oder Ochſen, ein Geſpaun. 

Der nach der Alten Brauch mir feinen eignen Zugen 
Das vüterliche Seld bemüht if, zu bepflügen, Car. 
Lin Zug Drabtfaiten, zwölf Rollen von verjchiedener Stärke, 
Im Bergbaue werden die auf einem Gange liegenden Örubenges 
bäude ein Zug genannt. 
Anm. "Schon bey den älteften Oberdentſchen Schrififtellern 
Zug; Zuog, im Niederſ. Tog, im Engl.Tug. S. Ziehen. 

Die Zugabe, plur. die —n, was bey einer verkauften oder ver⸗ 
ſchenkten zugegeben wird. Etwas als eine Zugabe be: 
kommen. Zuweilen wird auch ein Zuſatz, oder was nicht, Geile at⸗ 
lich zur Hauptfäche gehöret, eine Zugabe genannt, 

Der Zugang, des —es, plur. die —gänge, vonder R. A. Bin 
geben. 1. Die Handlung des Hinzugebens oder der Annäherung; 
ohne Plural. Jemanden den Zugang zu einem Orte erlauben, 
verhindern! Der Luft den Zugang verſtatten. Sie dürfen 
nur Dem Grame den Zugang zu ihrem gerzen vr rſchließen. 
zreyen Zugang zu jemanden haben. (S. auch Zutritt,) 2. Der 
Ort, durch welchen man hinzu gehet, ſich einem Dinge nähert; 
mit dem Plural. Alle Zugänge verſtopfen, verſperren. 3. Was 
ſich nähert; in welcher Bedeutung man es doch uur zuwrilen im 
figürlichen Verflande, für Hülfe, Unterſtützung, gebraucht. Dies 
len Zugang, viele Zugänge von jemanden baben, viren Zus 
fluß, von ihm reichlich unserflüget werden ; in weicher Bedeu⸗ 
sung es doch anfängt, ungewöhnlich zu werden. 

Schon bey dein Kero Zuokanc, 

Die Zugangel, plur. die —n, von Zug und Angel, in ‚der Fifches 
vop, mehrere an einem Seile befindliche Angela, welche quer über 
einen Fluß gezogen werden. 

Zugänglid, adj. et adv.wozu man. geben, wozu man mit leichter 
Hrübe kommen fann ; im Gegenfage des unzuganglich. Ein zu: 
gängliger Ort. Ein zugänglicher Mann, der einemjeden den 
frenen Zutritt verſtattet. So aud die Zugänglicfeit. 

Der Zuganfer, des— s, plur. ut nom, ling. im Yanıwefen, ein 
Anker, oder Stück Eifen, eine Mauer fenfrecht zu erhalten, weis 
cher durch ein Loch des horizontal eingemauerten Zugbandes ge- 
ſtecket wird, 

Die Zugarbeit, plur. die —en, bey den Webern, diejenige Weber 


vey, da allerley Figuren vermittelſt ef gezogenen — in 


den Zeug gewebet werden. 


| Zug arse 

Das Zugband, de 5, plur. die —bänser, im Baninefen el, 
borizontales eingemanertes Eifen mit einem Loche am Ende, durch 
welches dee Anker geſteckt wird, eine Mauer ſentrecht zu erhal⸗ 
ten. S. Anker. 

Der Zugbaum, des —es, plur. die TER an den Zugbrüs 
den, die umeinen Zapfen beweglichen Bäume, vernittelft wels 
er die Brücke aufgezogen und niedergslafjen wird. 

Der Zugbobrer, des—s, plur.utnom.ling. ben den Bött⸗ 
chern, ein Werkzeug in Geſtalt eines Bohrers, den Boden eine 
Faffes bey dem Einfegen damit zu handhaben, 

Die Zugdrüde, plur. die —n, sine Brücke, welche nach Belieben 
aufgezogen und nicdergeloffen werden kann. 

Die Züge, plur. die —n, der Überzug eines Bettes oder Süffens; 
die Bettzuge, Rüffenzuge; im Niederf,Büre, Es ift gleichfalls 
vondem Berbo ziehen, aber wegen feiner irregulären Form ſtatt 
des anftändigern Überzug nur in den gemeinen Sprecharten 
gangbar. 

Zugeben, verb.irreg. act, (&: Geben.) 1. Bey dem Verkaufe 
einer Sache noch etwas freymwillig mit geben. Auſf zwanzig 
Apfel einen zugeben. (S. Zugabe.) 2. Im Kartenfpiele iſt zu: 
geben,cuf eine ausgefpielteKarte eine andere von geringerm Wer» 
the geben, weiches aud) bedienen genannt wird. . 3. Die Wahr⸗ 
beit einer Sache einräumen, eingeſtehen. Ich gebeeszu, daß 
der Mond ein dunkler Körper if. Einem alles zugeben. 4Ei⸗ 
ne Handlung verfiaiten, feinen Willen dazu geben. Er wollte 
die ſeirath feines Sohnes nicht zugeben, oder, er wollte nicht 
zugeben, daß ſein Sohn heirathen durfte, ' 

Zugedacht / ©. Zudenken. 

Zugegen, adv.gegemwäctig, anweſend; doch nur mit dem Verbo 
ſeyn. Wenn er nur hier noch zugegen iſt. Bey einer Sandlung 
zugegen feyn, Geltener mit der dritten Endung als eine Präpos 
fitien, Gott iftallen Dingen zugegen, beffer, gegenwärtig. Im 
Schwadenſpiegel Zegagen. Im Oberdeutſchen wirdes auh - \ 
für entgegen gebraucht, Da du ihr zugegen kameſt, heipt es 
55% in einigen alten Deutſchen Bibeln, Ef, 14,9. Es iſt von 
mir gethan, was dir zugegen läuft, Opitz; entgegen, zuwider. 
in, Melche Bedeutung im Hochdeutichen veraltet iſt. 

Zugeben, verb.irreg.neutr. (6. Geben;) mit dem Hürfsworte 
fepn. 2. Im Gehen eilen; im gemeinen Leben, Gebezu! gehe 
burtis, 2, Sic verschließen, zumachen laffen. Die Thür, das 
Schloß will nickt zugehen. 3. Gefhehen, erfolgen, doch nur in 

Nüchſicht der Art und Weiſe, und am bäufigſten unperſönlich. Es 
ging ſehr higig zu, die Sache geſchahe mit vieler Hige. Nirgends 





4 
& 


gehet es ehrlicher zu, algin der Welt, Naben, Esgeberindie : 


ſems auſe ſehr ordentlich zu. Die Sache, welche auf diefe oder 
jeneXrt geſchiehet, bekommi das Vorwort mir. Iſt es mit ſeinem 
geſchwinden Tode natürlich zugegangen ? Zuweilen auch bey. 
Es. ging bey feinem Tode nicht natürlich zu. Die Art und Weir 

ſe, oder das Hülfswort befommt, wenn es ein Subftantio iſt, gleiche 
falls mit, Es ging mit feinem Tode mit Bräutern zu, ſein Tod 

ift auf eine unerlaubte, unnatürliche Art befördert worden. Das 
gehet nicht mit (nicht von) rechten Dingen zu, nicht auf einenar 
türliche, leicht begreifiiche Art. Es müßte mit dem Teufel zu⸗ 
geben, wenn er kãme; in der niedrigen Sprechart. 

Das Zugehör, des —es, plur.inuf. war zu einem Dinge gehös 
vet, ein Theil desſelben alseines Ganzen iſt; alsein Eollectivum, 
Ein Gut mitallem Zugehör. Die Brauerey mit allem Zuges 
hör, dazu gehörigen Geräthſchaften. Am Oberdeutſchen und an⸗ 
deen Mundarten lanrer diefes Wort oft Zubehör, Zubehörde, 
Zugehorde, Zugebörung, Zubeherung worunter doch Zugehör 
der Hochdeutſchen Mundart am angemeſſenſten iſt. Im einigen 
Gegenden ift es weiblichen Geſchlechtes, die Zugehör. z 

s uge= 











an 1 ee 


Zugehoren ‚verb, reg. neutr:; mit- ve Hütfemorte haben. 


1. Durch das Recht des Eigenthums oder Genuſſes mit jemanden 
verbunden ſeyn; da denn zugehören beftiimter und nachdrückli⸗ 
cher, als gehe sven, und der Bedeutung nah enger iſt, als gehören, 

mit zu. Es wird mit der dritten Endung der Perſon verbunden, 
Das gehoͤret mir zu iſt mein Eigentbun. Der Menſch gehöret 
mir zu, iſt in meinem Dienſte; aber er gehöret zu mir, er iſt von 
meiner Geſellſchaft, aus meinem Gefolge. Die Rache gehöret 

Gott zu, iſt ein Eigenihum Gottes. 2. Gebühren, jemandes 

Dflihe ſeyn; eine im Hochdentſchen veraltete Bedeutung. 

ZFurchte Gott und halte ſeine Gebothe, denn das gehöret allen 

Menſchen zu, Pred. 12, 13. 

Zugehorig, adj.et adv. einem zugehörend, in deffen. Dienft und 
Eigenthum ſtehend; da es denn. in engerer Bedentung gebraucht 
wird, als gehörig und angebörig. Gleichfalls mit der dritten 
Endung. Der mirzugebörige Garten. Dasgausif ihm zu: 

gehorig, geböret ihm zu. 


Das Zugeifen, don —s, plur, ut nom, fing. ein eifernes Werk⸗ 


zeug, womit etwas gezogen wird, bey verfihiedenen Handwerkern. 
Bey den Böttchern ift es ein krummes Eifen, den ducchlöcherten 
Boden eines Bottiches damit heraus zu sieben. Bey den Drechs⸗ 
lern eine ducchlöcherte Platte, die blechernen Röhren zu den 
Mundſtücken der Pfeifenröhredadurch zugichen, u.t.f. 

Der Zügel, des—s, plur, ut nom. ling. ein Werfzeug zum 


Sieben, doch nur noch in engerer Bedeutung, derjenige Theil ein 


nes Pferdezaumes, vermirtelft deffen der Kopf des Pferdes gelens 
ket wird. Lin Pferd Furz im Zügel balten,ibm den Zügel fchie- 
Ben laffen. Mit verbängtem Zügelreiten, im Öalopp. Dem 
‚Dferde in den Zugel fallen, es vonaußen bey den: Zügel auf- 
halten, Seinen Leidenfihaften den Zügel fhiegen laffen, 
ihnen die Herrſchaft laſſen. Femanden im Züael (im Zaume) 
alten, ihn einfchränfen. Figürlich ift dec Zügel auch das, was 
einichränft. Die Begierden haben des Zügels der Vernunft 
vonnsıhen. ! 
Die richtende Natur legt durch gemäße Qualen 
Dem Willen Zugeban, und bändigt Cannibalen, Duſch. 
Anm. Im Niederf. Tögel, . 
Werkzeug, Ding; die Wurzelfylbe Zug aber ift von Zug, ziehen, 
ein Ding, womit man ziebet, zu begeichnen, 

Die Zügelband, plur. car. auf der Reitbahn, die linke Hand, in 

welche der Keiter den Bügel faffet, 

Zügellos, ir, —tite,adj.etadv.des Zügels beraukt Er ritt 
zůgellos fort. Figürlich, der nothwendigen Einfhränfung des 
raubt, und darin gegründet. Sie konnen ſich kaum einbilden, 
wie zugellos 08 da zuging. Eine zügelloſe Shwarmerey. 

Die ZügellofigFeit, plur:die —en, inder figürlichen Bedeu⸗ 
tung desvorigen. 2. Die Eigenfchaft, da etwas zügellos, der nös 
thigen Einichränfung beraubt iſt; ohne Mural. Die Zügello: 

= figfeie der Sitten. 2. Eine zügellofe Handlung; ; tie dem Plu⸗ 
ale, Sich alle Zügelloſtgkeit erlauben. 

Das Zugemüfe, des —s, plur, utnom, fing, eine Speife aus 
dem Pflauzenreiche ‚ welche zudem Fleiſche, oder nach dem Flei⸗ 
ſche gegeſſen wird, z. B. Kohl, Rüben, Erbſen, Linſen, Grüge 
u.f.f. Eine Suppe und zwey Gemife. (©. * Gemüſe.) Im 
Niederf. Zukoſt, Zufpeife: 

Zugenabmt, adv. welches nur im gemeinen geben üblich ff, mit 
einen gemwiffen Zunahmen verfeben. Alexander zugenahmt drr 
. Große, befjer, mit dem Zunahmen dev Gvoße, —* Alexander 
der Große. 


Die Endſolbe el bedeutet ein 


" Zugefellen, verb. reg. act. zur Geſellſchaft, zum Umgange vers 


einigen, mit der dritten Endung der Perſon. 


Sich einem zuge: 
ſellen. Figürlich, verbinden, vereinigen, 


® 





a J 3 n 8 * TEEN 


— 


Zug 


Darum hätt' ich dieſen Klagen 
Bald mein Jawort zugeſellt, Can. 
Zugeſtehen, verb.reg. act. (S. Stehen.) 1. Die Wahrheit 
einer Sache einräumen, wie zugeben. Ich geſtehe ihm aller: 
dings Vorzüge zu, gebe es zu, daß er fie befiget. 2. Vewilligerr, 
erlauben; nurfelten, und faft wiezugeben. Er wollte feinem 
Sohn die Heirath nicht sugefieben. 
Zugetben, ©. in Zuthun. 
Der Zugfifch, des —es, plur. bie —e, Fifche, welche zu getwiffen 
» Seiten des Jahres fommen und wieder wegziehen/ z. B. die Häringe. 
Das Zuggarn, des—es, plur. die —e, in der Fifcherep, ein las 
ges Nes ohne Spiegel, mit einem Sade in der Mitte, worein ſich 


2 die Fifhe ſammeln, worauf beyde Enden mit den Fifchen an das 


Land gezogen werden ; dag Zugneg , Streichgarn, Schlepp= - 
garn, die Wathe, —S im Oſterreichiſchen der Segen. 

Der Zuggraben, des —g, plur.die —gräben, ein Graben, dent 
Waffer einan Abzug zu verfchaffen, das Waffer.abzuleiten. } 

Zugießen, verb, irreg, (S. Gießen.) Es ift: 2. Neutrum, 
—* wacker zu gießen. Gieß zu! 2. Activum. (1) Hinzu 
gießen, dazu gießen. Waſſer zugießen zu dem Biere. (2) Durch 
Gießen eines gefhmolzenen Körpers verſchließen. Kin Loch mit 
Bley zugießen. 

* Die Zugift, plur. die—en, ein im Hochdeutſchen veraltetes 
‚Wort, für Zugabe. Ehedem bedeutete es auch die Mitgabe einer 
Braut, Dos, 

Zuglauben, verb,reg. act, Glauben beymeſſen. Sinem etwas 

zuglauben, es ihm glauben, 

Zugleich, adv.temp. 1. Mit einem ändern Dinge zueiner und 
eben derfelbeu Zeit. Er Fam zugleich mit mir. Wir ſind beyde 
zugleich abgereifet. 2. Figürlich deutet es an, daß ſich ein Be» 
griff auf eine und eben dieſelbe Art aufmehrere genannte Begriffe 
erficedet. Die erſten Eindrücke der Natur muffen zugleich 
Eindrücke der Religion und des Vergnügens feyn, Gel. Wie 
teigend wird nicht die Sreundfchaft, wenn fie fi zugleich auf 
Natur und auf Tugend gründer! eben derf. 

Anm, Bey den Ditfried nur gilicho. Es iſt ein ellipti⸗ 
ſcher Yusdrud für zu gleicher Zeit. _ 

Zugleichen, verb, irreg. act, gleich, d.i. eben machen; befün- 
ders in den Münzen, wo ver Hand, nachdem mitder Benehmfchere 
etwagabgchommen worden, wieder angeglichen wird. E 

Die Zugleine,plur. die —n, eine Leine, oder ſchwaches Seit, et⸗ 
mas damit zu zieben. 

Das Zunlöch, des —es, plur. die—lächer, ein Loch, den Zug : 
der Luft zu befördern, dergleichen 5.8. in verfiedenen Arsen 
von Öfen find, 

Die Zugluft,plur inußeine auf eine merfliche Art ziebende, durch 
eine fohmale Dffnung fi forsbewegende Luftz oft auch nur 
ſchlechthin der zug. Iſt die Zugluft ſtark, fo brißt fie einzugwind, 

Die Zugmaus, plur. die —mäuſe, eine Art Feldmäuſe, welche 
zu gewiſſen Zeiten in großen Haufen fortziehen; dergleichen es 
3. 3. in den nördlichen Gegenden gibt. 

Das Zugmeſſer, des —s, plot.ut nom. fing. bey verfohiedenen 
Holzarbeitern, ein Meſſer mit zwey nach einem rechten Winkel 
gebogenen Handhaben, im Ziehen damit zu ſchneiden. 

Das Zugneg, des —es, plur. die —e, ©. Zuggarn. 

Der Zugochs des —en, plur. die —en, Ochſen welche zum Zie⸗ 
ben gebraubt werden, zum Unterfchiede von den Schlacht: oder 

Maſtochſen und Zuchtochſen. 

Das Zugpflaſter, des —s, plur. utnom. fing. ein Pflaſter fehs 
lerhafte Säfte an einem Theile des Körpers zufammen zu zieben. 

Die Zugramme, plur. die —n, eine große Kamme, welche mit 
Srilen gezogen wird, zum Unter chiede von ener Sandramme. 

6833383 Das 





1 a A SUN EL a cd Hs Ka a na a a a N ee aa Er a 


ee ee 


Das Zugrẽecht/ des—es, plur, inuf, ein nur in den Rechten 
einiger ‚ befonders Dberdeutfchen Gegenden übliches Wort. 1. 


Das Recht, Abzug oder Abſchoß zu fordern, das Adzugsrecht,(®. 


diefrs.) 2, Das Liniandsrecht, oder Naherrecht, (S. diefe 
Wörter.) 3. Das Recht, Appellationes von niedern Berichten ans 

zunehmen, von Zug, Bezug, welches im Oberdenſchen ehedem 
für Aopellation üblich war. Das ‚Sugrecpt haben. 

Zugreifen, verb. irreg, neutr, (8. Greifen,) mit baden, nad 
etwas greifen, anfängen, daruach zu areifen. Er griff mit beys 
den Handenzu. Seine Singer heißen greif zu, er ſtiehlt gern; 
im geraeinen Leben. 

Der Zugting, des —es, plur: die — e, ein Ring, welcher um 
einen Körper gelegt wird, denjelben zuſammen zu ziehen, oder zu» 
fanımen zu halten. 


Die Zugfigraube, plur. die—n, eine Schraube, etwas damit 


zuſammen zu zieben. 

Das Zugſeil, des — es, Pia Mesa; ein Seil, etwas das 
mit zu ziehen, 

Die Zugitange, plur. die—n, eine Stange zum Sieben, oder 
welche etwas ziedet, z.B. inden Wafferfünften und Pumpen, die 
Stange, wodurch der Koldenin der Koibenröpreauf und nieder 
gezogen wird, 

Der Zugſtiefel, des — s, plur.utnom. fing. die—n, Stie⸗ 
feln, deren Schäfte bie an die Wade gewalft —F welche fi folgs 
lich nach dem Fuße ziehen laſſen. 

Der Zugftubl, ves—es, plur. die—ftüble, ein Weberſtuhl, auf 
demſelben alleriey Figuren vermittelft der gezogenen Kegel in die 
Zeuge zu wirken; der Bugelfiupl, Zampelſtuhl. 

Das Zugtau, des— es, plur, die—e, ein Tau, daran zu 
zieben, etwas damit zu ziehen. 

Das Zugehor, des—rs, plur, die— e, derjenige Theil einer 
Zugbrüde, welcher dag Thor verfchließt, 

Zugürten, verb. reg. act. vermittelft eines Gurtes verfchließen, 

Das Zugvieh,des — es, plur. car. ein Collectivum, Vieh zu 
begeichnen, welches zum Siehen gebtaucht wird, dergleichen Och⸗ 
fen und Pferde find. 

Z er Zugvogel, des —s, plur. — Bögel, welche im 
Herbfte in wärmere Länder ziehen, un in Frühlinge wiederfom» 
men; Streichvögel, 

Der Zugwind, des —es, plur. — ein durch einen an zwey 
Seiten eingeſchloſſenen Ott ziehender Wind, eine ſehr ſchnelle 
Zugluft. i 

Die Zugwinde, plur. die —n. 1, Einejede Winde , vermit- 
telft welcher etivag in die Höbe gezogen wird.» 2. In einigen Ges 
genden führer der Kloben den Nabmen der Zugwinde, 3. Eine 
Art Winden, welche völlig den Wagenwinden gleicht, nur daß fie 
Keinen hölzernen Stod ‚wohl aber einauf alen Seiten verſchloſ⸗ 
fenes Gebãuſe hat, 

Der Zugzebent, des—en, plur. die —en, in einigen. Gegen⸗ 
den ein Nahme des Garben⸗ oder Mandelzehenten, zum Unters 
ſchiede von dem Sad: oder Schäffelzebenten. 

Zubaben, verb, irreg. act: (S. Haben.) welches nur im ges 
meisıen Leben. üblich ift. 
im Infinitiv. Er will erwas-zubaben, verlangt eine Zugabe, 
2. Zugeſchloſſen, zugemacht haben. Sein Suus immer zu⸗ 
baben. 

Zubäfteln, verb. reg. act, mit Häfteln verfehliegen. Ein Rleiz 
dungsſtück zubäfteln. 

» Zubäfeln,, verb. reg. act. mit Beinen Hafen verfchliegen ; wie 
dag vorige, 

Zuhaken, virb,reg. act. vermiuelſt eines oder mehrerer Haken 
verſchließen, oder zumachen. 


1. Als eine Zugabe bekommen; nur 





= zur) "be 


Subetem; verb, — ©. galten.) 


e⸗ 
(+) Verſchließen, zumachen, von Theilen des Leibes, Die Hand, 


den Mund, die Yugen zubalsen. (2) Vermittelſt der Haud 
bededen, oder verfehließ:n. Einem den Mund, bie Augen ſich 
die Laie, die GOhren zubalten. Ein Gefäß zubalten. Die. 
Thür zubalten. (3) Be: meloffen halten, Sein’ Haus den‘ gan« 
zen Tag zu halten, verichloffen haben, 
2. Neutrum, mit haben. (1) Mit jemanden zubalten, ei⸗ 
sten vertrauten, beſouders unerlaubten Umgang mit ihm haben; 
im gemeinen Leben, (2) Sein Verſprechen halten. Zın Schuld⸗ 


——— 5% 


Be 


ner hält zu, wenn er gu rechter Zeit bezahlt, eine im Hogpdeut, 


fen ungewöhnliche Bedeutung, für einhalten, 
Sp auch dag Zubslten. ü } 
Die Zubeltüng, Plur. die—en, an den Franzöfifchen und Eng 
liſchen Schlöffern, ein befondererXiegel, der, wenn der ordentliche 
Kiegel die Thür verschließt, in ihn einfällt, und ihn gleihfam 
zubält, fo daß er nicht zurück geſchoben werden fan, 
Zubauen, verb.irreg. (©. Hauen.) i. 
ben, anfangen, wader zu bauen, 
Hauezu! 2. Activum, zuvecht hauen, durch Hanen zu dem 
beſtimmten Gebrauche vorsereisen, 


MNeutrum, mit bar 
Auf jemanden zubsıen. 


Baubolz zubauen, fo da 


es auf der Bauſtaätte aufgerichtet werden fann. Div Kammmacher 


bauen den Ramm zu, wenn fie der Horuplaue mie dent Baumefs 


fer die Geftalt des — geben. 

Zuheilen, verb. reg. 
ſich durch — 
fi mit neuem Fleiſche ausfüllet und verſchließel. 2. Activum, 
zuheilen machen. So heilet der Wundarzt eine Wunde zu. 

Zuborchen, verb, reg. neutr. mıt haben, auf eiwas — 
leiſe, oder in geheim auf etwas höten. 

Zuhören, verb. reg. neutr. mit haben, auf etwas hören, dns 
Gehör auf eiwas richten. So wohl abfolute, aufmerkfam zubör 


ven. Als auch mit der dritten Endung der ‚Perjon, einem mus 


merkſam zuhoren. 


Der Zuhörer, des—8, plur. ut nom, fing. Fämin. die Zube. 


rerinn, eine Perfon, welche der andern zubörer; beſouders, mels 
che dem Kehrvortrage eines andern zuhöret. Die zuhoͤrer eines 
Predigers, Lehrers u. ff, 
Zujauchzen,verb,reg.act.etneutr.im letzietn Falle mit — 
jauchzend zurufen. Einem zujauchzen, ibm Beyfall zujauchzen. 
Die Zufehr, plur.car, ein ſeltenes Wort, für Zuneigung, im 
Grgenfage der Abkehr. Die Zukehr des Herzens zu Gott, die 
überwiegende Neigung, — — 
Zukehren, verb. reg. act. zu etwas kehren, oder wenden, mit 


der dritten Endung der Perſon. Einem Jen Ruden, das Geſicht 


zukehren. 


Zukeilen, verb. reg. act. vermittelſt einegoder mebterer Keile 


verfhliegen, verftopfen. 
Zufesteln, ‚verb. reg. act. vermittelt einer kleinen get vers 
fließen, Eine Thür von innen zuketteln. 
* Zußlammern, verb. reg. act: mit Klammern verfehließen. 4 
Zuflatfchen, verb. reg. act. et neutr, im legtern Falle mit ha⸗ 
ben, entgegen Flatfchen, durch Kiarfchen zu'erlennen geben, de 
manden feinen Beyfall zuklatſchen. 


Zu£leben, feltener Zufleiben, verb, reg. act. vermittelſt eines 


Klebers verſchließen. Zin Loch zukleben, 

Zufleiftefn, verb. reg. act. vermitielſt eines Kleifters vet ſchlie · 
Ben. ine Effnung, ein Loch in einem Senfter zufleikern, Seitz 
dem, daß uns der Wahn die Yugen zugekleiſtert, figürlich , Ind 
verſchloſſen, Caniß, 

Zuflinfen, verb. reg. act. vermittelt der Alinfe verfließen,. 


Die Thür zuflinien. 
Zufns, 


. Heutrum, mitdem Hülfsworte feyn, 
Kine Wunde beiler zu, wenn fie - 


* 


1 








-Zufnöpfen, verb. reg. act. vermittelt eines, oder mehrerer 


Knöpfezumanhen. Den Rod, die Worte zufnöpfen. 
Zuknüpfen, verb.reg. act. vermittelit eines genüpften Kno⸗ 
tens verſchließen. Ein Binsel zuknüpfen. 
kommen, verb. irreg. neutr. (S. Rommen,) welches das 
Hülfswort ſeyn erfordert. 1. Zu etwas kommen; in welcher Ber 
dentung es doch theils veraltet, theils nur im gemeinen Leben üb» 
ch ifl. Wegen eines Grabens nicht zukommen Pönnen, beffer, 
nicht dazu kommen fönnen. Zufomme dein Reich, im Vater Uns 
fer, beffer, zu ung Fomme, 2. Überbracht, überliefert werden. 
Die Hachricht, welche mir von Wien zugekommen ift, welche 
ich von Wien erbalten babe, In ciner etwas andern Bedeutung 
iſt, einem etwas zukommen laſſen, es ihm ablaffen, mirtheis 
“Ten, verfaufen, überlaffen. Einem Lebensmittel zufommen laſ⸗ 
fen, verkaufen. 3. Jemandes Pflicht und Befugniß gemäß ſeyn. 
(1) Seiner Pflicht gemäß ſeyn. Es kommt den Unterthanen zu, 
zu gehorchen. Er blieb liegen, wie es einem Sandreiter zu⸗ 
kommt (2) Seinen Befugniffen, Gerechtſamen gemäß ſeyn. 
° Diefe Rleidung Fommt dir nicht zu, ift deinem Stande nicht ger 
mäß, ift dir nicht erlaubt. Ich fordere nicht. mehr, als mir zu: 
kommt. Es kommt einem jungen Menſchen nicht zu, in alles 
zuveden. Das Fommt mir von Gote und Rechts wegen zu. 
4. Im gemeinen Leben wird zukommen vondem Viehe gebraucht, 
theils für ſich begatten, theils auch für empfangen, Die. Sau 
ift sugefommen, hat fich begattet, hat empfangen® Den Teig 
zukommen laffen, bey den Bädern, den gefüuerten Teig eine 
Zeitlang Reben laſſen damit er den Sauerteig gehörig ans 
nehme, , 
Die Zufoft, plur. car. im gemeinen Leben, für Gemuüfe, oder 
Zugemuũſe, (S. das lestere ;)in andern Gegenden Zufpeife. Das 
gegen Zubrot, zuweilen aud) Zufpeife, in manchen Gegenden dass 
jenige ift, mas zu dem Brote gegeffen wird, 5. B. Butter, Käfe, 
Muß, Häringn, f.f. 
Die Zukunft, plur. car. ı. *Die Ankunft; eine im Hochdeut: 
{hen veraltete Bedeutung, weldye nur noch im Kicchenftple üblich 
ift, wo die Zufunfe Chrifti ins Sleifch, oder zum Gericht, deffen 
Ankunft, Erfcheinungift. 2. Die Fünftige Zeit, oft mit dem 
Nebenbegriffe derin derfelben möglichen, oder wahrſcheinlichen 
Veränderungen. Sorgen für die Zufunft. Die Furcht vor 
einertraurigen Zufunft. Die Hoffnung erhebet uns zur Zus 
Funft, und entzieher uns das Gefühl des Gegenwärtigen. In 
Zukunft, Fünftig. 
Zukünftig, adj. et adv. welches ſeht häufig für das Fürzere 
Fünftig gebraucht wird, ob es gleich nichts mehr fagt. Die zuk ünf⸗ 
tige Ernte, die künftige. Auf das Zukünftige ſehen. 
Zuläcdeln, verb.reg. ı. Neutrum, mithaben. Einem su: 


Lächen, aufihn lächeln. 2. Xetivum, durch Lächeln zu erfennen 


geben. Jemanden Beyfallzuläceln. 

Die Zulage, plur. die — n, von dem Verbo zulegen. ı. Die 
Handlung des Zulegens ; ohue Plural, und nur in einigen Fällen, 
Bey den Zimmerleuten iff die Zulage die Iufammenlegung und 
Berzimmerung des Simmeriwerfes auf der Erde, damit es fo gleich 
zufammen gelegt werden Fanıt, 2. Was zugelegt wird ; mit dem 
Plural. 3. B,wasan jemandes Befoldung zugeleget wird. Zus 
lage befommen ; um Zulage anhalten. Vey den Fleiſchern were 
den die Stücke geringeren Fleiſches, welche fie dem beffern zulegen 
und ſich gleich diefem bezahlen laffen, die Zulage genannt, in ei- 

. nigen Öegenden die Beylüde. 3. Dasjenige, womit etwas zu⸗ 
geleget wird, 5.8. die Zulage einer Brücke, die obere Bedeckung. 

—— verb.reg. ı. Veutrum, mit dem Hülfsworte ha— 

ben. (1) Rach etwas langen oder greifen. Bey Tiſche zulangen, 

ſich RR aus der Schüffel nehmen, (2) Lang genug ſeyn, ete 


a Zul. 1758 
was zu erreichen. Der Sri, die Stange Tanger nicht sw, 
wenn fie nicht die erforderliche Bänge bat, Hoch häufiger figürlich, 
genug zu etwas ſeyn. Seine Befoldung langet zu einem ſolchen 
Aufwande nicht zu. 
2. Activum. Einem etwas zulangen, es ihm mit der ausge⸗ 
ſtreckten Hand nähern, es ihm zureichen. 

Zulänglich, adj. et adv. welches nur in der zweyten Bedeutung 
des Reutrius üblich if, der Zahl und dein Grade nach vermös 
gend, eine Abficht hervor ;u bringen, zureichend, hinlänglich, 
Dazu iſt mein Vermögen nicht zulänglich. Zulängliche Brafte 
zu etwas haben. So auch die ZulänglicpFeit. 

Das Zulaf, des— es, plur. mit einem Zahlworte, ut nom. 
fing. ein Weinmaß am Rheine, welches von einem Stücfaffe 
noch verſchieden ift. 

Zuleffen, verb. irreg. act. (S. Laffen.) ı. Verſchloſſen laſ⸗ 
fen. Line Büchfe zulaffen, fie nicht öffnen. 2. Sich nahen 
laffen, den Zugang verftätten. Jemanden in das Schlafzim⸗ 
mer zulaffen. _ In der Landwirth ſchaft läßt man den Ochſen, 
das Pferdu.f.f. zu, wenn man fie ſich begatten läßt, welches 
auch beylaffen genannt wird. 3. Nicht hindern, was man hin. 
dern fönnte. Bott läße manches Bofe in der Welt zu. Daher 
der zulafiende Wille Gottes. Das läßt ihm nicht su, anetwas 
anders zudenfen. So anch die Zulaffung. 

Zuläffig, adj. et adv, in der legten Bedeutung des vorigen, für 
big, zugelaffen, verftattet zu werden, So auch die Zuläſſigkeit. 

Die Zulaft, plur, die—en, ein vornehmlich in den Rheiniſchen 
Gegenden übliches Wort, ein Stückfaß zu bezeichnen. Eine Zu⸗ 
laſt Kheinwein, ein Stückfaß. 

Der Zulauf, des— es, plur. car. die Handlung des Zulau⸗ 
fens und die zulaufende, fich eilfertig verfammelnde Menge Men: 


ſchen. Es war bey der Leiche ein großer Zulaufvon Menfchen: - 


Bin Prediger har vielen Zulauf, wenn fi viele Menfchen ver- 
fanmeln, ihn zu bören. 
Zulaufen, verb. irreg. (S. Laufen.) Es iſt: ı. Neutrum, 
mit dem Hülfsworte feyn. (1) Anfangen, wader zu laufen. 
Cauf zu! (2) Hurtig laufen, Er lief tapfer zu. (3) Einen 


Gegenftand im Laufen erreichen, ihn zumSiel deskaufens machen. . 


Er lief auf mich zu. Blind zulaufen. (4) Nad) einer gewiffen 
Kichtung laufen. Wolauf’ ich zu, daß wir einander treffen ? 
wobin laufe ich, (5) Herben laufen, fich eilfertia verfammeln, 


Alles volk lief zu. Es laufen viele Menſchen zu. (S. Zulauf)‘ 


(6) Spigig zulaufen, fi aufeine Spige endigen, 

2. Activum, in welcher Form es doch nur auf den Glashütten 
üblich ift, wo ein Glas zulaufen, fo vielift, als deſſen Hals nach 
‚oben zu enger machen. 

Zulegen, verb, reg. weldjes in doppelter Geflalt übtich ift. 
Alsein Aetivum. (1). Durch Legung eines andern Dinges Det 
ſchließen. Line Grube mit Bretern zulegen. In einem etwas 
andern Verſtande legt man einen Briefzu, wenn man ihn duch 
Umbiegung einiger Theile verſchließt. (2) Durch Bepfügung ei⸗ 
nes Sheiles eben derfelben Art vermehren. Jemanden 100 Thlr. 
zu feiner Befoldung zulegen.- Der Käufer leget noch 10 Thlr. 
zu, wenn er zu einem vorigen Geboth noch 10 Thlr. Hinzu thut. 
Durch Murren und Unmutb feinem übel felbt ein größeres 
Gewicht zulegen, Gel. (3) Benfegen, zufchreiben ; dod) nur 
felten. Sſch große Derdienfte zulegen; beffer, beylegen. 
(4) Anfhaffen ; in der vertraulichen Sprechart. Si ein 
Pferd, einen Garten, eine gran zulegen. (6) Zurecht Tegen, 

‚ zufammen legen; nur in einigen Zälen. Die Zimmerleute legen 
ein Gebäude zu, wenn fie das Zimmerwerf aufder Erde fo zutich⸗ 
ten, daß es nachmabls fogleich aufarfeger werden kann. (8. Zu: 
lage.) (7) Bey den Markſcheidern ift, einen. Riß, einen Grus 

benzug 


Ps 


759 Zul. 


1 


benzeug zulegen, ihn auf das Papier in einen Riß bringen, wel⸗ 


ches vermittelſt des Zulege⸗ Compaſſes oder Zulege⸗ Inſtrumen⸗ 
tes geſchiehet. 

2. Als ein Neutrum, mit haben. Einem zulegen, feine Pars 
tey nehmen, ihn mit Worten vertheidigen; nur im gemeinen 
Leben. 

- Zuleimen, verb. reg; act, vermittelt des Leimens verfchließen, 

ö zumachen. 

Zuletzt, ein Nebenwort fo wohl der Zeit, für zum legten Mahle. 
Du fiebeft mich heute zuletzt; in welcher Geſtalt es doch nur in 
der vertraulichen Sorechart üblich if. Als auch der Drdnung, 
als das legteder Drönung nah. Zulegt geben, im Geben der 

letzie ſeyn. Da es denn auch als ein Bindewort gebraucht wed. 
Er ſträubte ſich gegen alle vorſtellungen; zulegt gab er 29 
nad, endlich. 

Bey dem Ditfried zilezilt, bey dem Notker aaa 

* Zulieben, verb. reg. neutr, mit haben, weldjes im Hochdent⸗ 
ſchen völlig veraltet ift, nnd freundlich zurufen, mit Liebfofen ans 
reden, bedeutet bat. Es kommt noch 2 Sam, 22,42 vor. Bey 
dem Opitz iſt Zuliebung fo viel als Schmeicheley. 

-+ Der Zulp, des —es, plur. die —e, ein nur in den niedrigen 
Sprecharten üblihesWort,den Zuckerbeutel zu bezeichnen, woran 
man die fleinen Kinder fangen läßt, und welcher in manchen Ge» 
genden Dolle heißt. Ehen daſelbſt ift zulpen fo viel als faugen, 

Zumaächen, verb. reg.act. Esift: 1, Acrivum, (1) Machen, 
daf etwas zu, d.i. verfchloffen, werde, da es denn ein ſehr allges 


“ meiner Ausdruck iff, welcher alle Arten des Verfohliegens unter _ 


fich begreift. Ein Loch zumachen, es gefchehe, auf welche Art es 
wolle. Das Haus, die Thür zumachen. Kinen Brief zu: 
machen, ihn zufammen Legen und verfiegeln. Den Rod zuma⸗ 
ben, zufnöpfen. (2) Zurecht machen, zurichten ; nur im Hüt- 
tenbaue. Den Öfen zumachen, ihn zum Schmelzen zubereiten. 
2. Ein Heutrum, mit haben, in, oder mit einer Sache eilen, wie 
fortmachen ; doch nur im genieinen Leben, Mache zu, eile, 
fördere dich. —— 

Zu maͤhl, einerläuterndes Bindewort, welches zugleich eine Stei⸗ 
gerung des Bewegungsgrundes oder der Urſache bezeichnet, und 
ale Mabl ein da nach ſich bat. Ich muß mich feiner annehmen, 

zumabl d« er mein Freund if, befonders, vorzüglich deßwegen, 
weil er mein Freund it. Es ift aus zu und Mahl zufammen ges 
fest, aber der Bedeutung nad) ſehr elliptiſch. Im Oberdeutfchen 
ift dafür bevorab üblich, 

Zumauern, verb. reg. act. mit Manerwerf verfhliegen. Eine 
Thür, ein Senfter zumauern. 

Zumeffen, verb.irreg. act, (S. Meffen.) ı. In jemandes Ge⸗ 
genwart meſſen und ihm übergeben. Einem das Getreide zumeſ⸗ 
fen. 2. Beymeſſen, beylegen, zuſchreiben, obafeich feltener, 
Sich alles zumeffen, zufchreiben, Jemanden die Schuls zumeſ⸗ 
fen, belegen. 

Zumpfen, verb. reg. neutr, mit haben, welches nur inden nie⸗ 
deigen Sprecharten.einiger Gegenden üblich iſt, fich auf eine ger 
zwungene Art fittfam fielen. Daher verzumpft thun, in eben 
detfelben Bedeutung. Ziimpferlich, auf eine gezwungene Art fitte 
ſam. Da das pf bier bloß ein Ableitungslaut iſt fo ſcheint zähs 
men, ziemen, oder vielleicht auch zaumen die Wurzel zu feyn; 

Zumurmeln, verb, reg, act. murimelnd nahe bringen, zu erken⸗ 
nen gehen, Der Bach murmelt dir Beyfallzu. 

Sumutben, verb.reg. act, etwas von jemanden muthen, d. i. 
serlangen, obne doch zu beflimmen, ob es bittweife, befehlsweife, 
oder auf andere Art geſchiehet. Einem etwas zumuthen. „Mu: 
then fle mir das nicht zu. Die Mama Fonnte mir vorhin zus 
mutben, ich ſolie ihn baffen, Gel, So aud die Zumuthung. 


4 J 


Zun. 1760. 
Im gemeinen Leben ift dafür and anmurben üblich, Beyde find 
von muthen, begehren, verlangen, ©. dasjelbe. 

Zunächft, eine Partikel, welche vornehmlich als eine Präpofition. 
gebraucht wird, und alsdann die dritte Endung erfordert, ſeht nas 
be, im höchſten Grade nahe.” Er faßzunächh mir, unmittelbar. 
bey mir. Zuweilen aber auch als ein Adverdium, mit bey. Er 
"ap zunächſt bey mir. Zunächſt bey Italien ſeyn. Figürlich be⸗ 
zeichnet zunächſt als ein Adverbium, das, was das erfle und ei⸗ 
gentliche an einem Dinge iſt. Das Wort Diabolus bedeutet 
zundchftund-eigentiich einen Zweyzingigen. Als ein Neben» 
wort der Zeit für nachfieng, in Furzem, ift ed nur im gemeinen 
Leben einiger Gegenden üblich. 

Zunageln, verb. reg. act, vermittelft eines oder mehrerer Nägel 

verſchließen. Eine Riite zunageln. 

Zunäben, verb. reg. act. durch Rähen verfchließen. Eine Öff 
rung in einem Rleidungstüde zunäben. 

Die Zunahme, plur.car. von dein Verbo zunehmen, der Zu⸗ 


28* 


ſtand, da etwas zunimmi, im Gegenſatze der Abnahme. Die Zus 


nahme eines übels, einer Krankheit. Die Zunahme an Kräf⸗ 


ten, an Vermögen. 

Der Zunabme, des—ns, plur.sie—n. ı. Der Geſchlechts⸗ 
nahe, im Gegenſatze des vor- oder. Taufnabmens. In Chri: 
ſtoph Müller ift der legte Nahme der Zunahme. 2. Dfliftes 
auch fo viel als Beynabme, d. i. derjenige Rahme, welchen eine 
Perſon r ihrem Vor⸗ und Geſchlechtsnahmen noch von ei⸗ 
nem gew.ffon Umſtaude bekommt. Alexander, mit dem Zunab: 
men der Große. 

Der Zunäbter,des—s, plur. ut nom. fing. von dem Verbo zus 
naber, eine verächtliche Benennung, mit welcher die Kürſchnet 
die Pfuſcher ihres Handwerkes zu belegen pflegen, 

Zunaſe en, verb.reg. act. welches nur in den Schmelzbütten üb⸗ 
Lich iſt, wo fih die Sorm zunafer, wenn fiedurd Schladen der» 
ftopft wird, fo daß dir Wind aus dem sa nit durchfireis 
chen kann. 

Zünden, verb.reg. mehr. ailt baben. 1. Feuer fanden Kal: 
fes Schießpulver zünder nicht. Noch häufiger 2. in Brand 
ſetzen; auch nur als ein at und ohne Accufativ, Das 
Pulver willnicht zunden. 3.* Leuchten; eine lãngſt veral⸗ 
tete Bedeutung. Und mie dem Licht darein, fo mügt er 


‚fs fhawen dep baß, Theuerd. Ein Paar andere Sepfpietefhäpet E 


Friſch an, 

Anm. Ber dein Notker zunten, in Baiern auch Fehren,; im. 
Engl.totind und to tine, im Angelf. tynan, im Gothiſchen 
tandjan,i in Satein. cenderein accendere und incendere. 
In einigen Oberdentſchen Gegenden gebet esirregulär; Particiv. 
gezunden. ©. auch Anzünden. 

Der Zunder, des —s, plur. ut nom, fing. ı. Ein breunbater 
Körper, welcher von einem darquf fallenden Funken zum Glim⸗ 
men gebracht und zum Feueraumachen gebraucht wird, Man hat 
befonders zwey Körper dieſer Art, Lappen oder Lumpenzunder, 
welcher auch nur Zunder ſchlechthin genaunt, und aus Lumpen 
gebrannt wird, und Shwammzunder, welcher aus-einer Art 
Baumfhwämme bereitet wird. 2. Oft wird auch der glühende 


Hammerfchlag Zunder, und is manchen Gegenden Sünder ges x 


nannt; ohne Zweifel, fo fern er von dem glübenden Eifen im 
Geſtalt großer glübender Funfen abfpringet. Wenn er erkaltet 
iſt, bekommt er erſt den Nahmen des gammerfchlages. 

Anm. In der erſten Bedeutung fhon im Kero Zuntru, im 


Niederf. Tunder, im Engl. Tinder, im Angelf. Tender, Tyn- -⸗ 


dre, im Schwed. Tunder. Ehedem bedeutete es auch eine Koh⸗ 

_ Te, und befonders eine glühende Kohle, von welcher Bedeutung die 
beutige des Hammerfchlages vermuthlich abſtammet. Es iſt 
von 


Sa: 


= 


den 


9 














196... Zum 
von zünden, nad. ber alten Oberdeutſchen Form, in welcher es 
zunden lautet, ein Ding, welches zündet, leicht Feuer fängt. 

Der 3 ünder, bes — 8, plur. uthom. fing. 1, Glüheuder Hams 

merſchlag, (S. das vorige.) 2. Ben den Koblenbeenneen wird der 
Meiler, fo lange er noch nicht völlig ausdem dazu‘ beftimmten 
© Holgraufgefegt ift, ein Zunder genannt. 3. Ben dir Feuerwer⸗ 

kern iſt der Zünder eine mit Pulver gefüllte Röhre, weiche bis zu 

dem Hauptpulver reicht, dasſelbe anzugünden, und welche auch 

die Zündrohre, der Brand genannt wird. Esift gleichfalls von 
zunden. ' 

Der Zunderbaum, des— es, plur, die — bäume, S; Alpen⸗ 
kiefer und Sichte. 

Die Zu nderbůchſe, plur, die—n, eine Buchſe, den Zunder 
darın zu verwahren. 

’ Der Zunderfhwanm, des— es, plur. doc nur von mehrern 
Arten, die — fhwänme, eine Art Baanidwänme, welche den 
Shwanmmsunder gibt. 

Das Zundfeld, des— es, plur. ——— Theil einer 
"Kanone, oder eines Möcfers, in welchem fich das Zündloch befindet. 

Der Zundkern, des— es, plur, die — e, an den Seuergewebren, 
ein fleines hohles Eifen, welches von der Zündsfaune binein in 
das Gewehr gefchoben wird, Aund das Zündloch Bilder. 

Das Zindtraut, des —es, plür. Car. Schiefpulver, oder auch 
eine ans Schießpulver berritete Maſſe, Feuerwerke, oder Theile 
eines Feuerwerkes dainit anguzüindei; im gemeinen Leben Zunds» 

pulver. ©. Braut. 

Die Zündkugel, plur. die —n, mit Fener fangenden Dingen 

.. gefüllte Kugeln, Öebäude n, ſ. f. damit anzuzüuden, wohin Bom⸗ 
ben, Granaten n.f. f. gehören. 

Das 3 ündlöch, des— es, plur. die— Ischer ‚ein Lob, einen 

“Körper durch dasfelbein Brand zu feßen, dergleichen das Zünd- 

loch in einem Kohlenmeiler iſt. Am häufigſten an den Fenerge- 
wehren ‚ dasjenige Loch, wodurch das Feuer in den Lauf dringet, 

, und den Schuß anzündet, 

Die Zündpfanne, plur. die—n, die Heine 
Bündloche der Geuergeweßrr, in welde das Zündfräut gefhüt, 

> tet wird. ; 

Das Zündpulver, des —s, plur. inuf, ©. ZündPraut. 

Die Zimdröhre, plur. — S. Zunder 

Die Zundruthe, plur. die—n, in der Artillerie, ein ſchwacher 
» Stab mit. einer brennenden Lunte am Eude, Sononen und Mörs 
ſer damit abzufenern. 

Die Zündftange, plur. die — n, ben den —— eine 
Stange, vermittelft welcher ber Meiler durch das Zündlod) in 
Brand yefted'et wird. 

Diez. adwurft, plur. die — wůrſte, in der Artillerie, ein mit 
Pulver angefülrer Schlauch eine Mine damit anzugünden, 

Zunehmen, verb. irreg. (©. Hebmen,) welches auf doppelte 
Art gebraucht wird, 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte 
baben, an Zahl, Umfang, "Dauer und innerer Stärke vermebret 
werden, im Gegenfage des Abnebmens. Der Mond nimmt zu, 
wenn feine Scheide dein Anfcheine nach vergrößert wird. Der 

Mond ik im Zunehmen, der zunehmende Mond. Die Zu: 
fhauer nehmen zu, es werden ihrer mehrere, Die Tage neh— 
men zu, wenn fie länger werden. Die Hige,die Kälte nimmt 
taglich zu. Ein Menfch nimmt zu, wenn er fetter wird. Das⸗ 
jenige, woran die Zunahme gefhicher, befonme die Präpofition 
an. An Rräften, am Verflande, am Vermögen, an @e- 
lehrſamkeit zunehmen. Zuweilen aud in. In der Tugend, in 


der Länge, in der Dicke zunehmen. S. au Zunahme.) 2. 


Als ein Aetivum, doch nur abſolute und ohne Accufativ, auch 
nur im Striden, wo zunehmen fo vielift, als die Mafchen ver⸗ 
a RUM. 2. uf. 


Pfanne vor dem 


gun 1762 
mehren, um bas Geſtrick breiter oder weiter zu. machen; im Ge⸗ 
genfage des Abnehmens. 

Die'Zuneigung, plur. inuf. die Neigung des Willens zu einer 
Perſon oder Sache, wo dag vorgefeßte zu die Rich tung ſchãrfer 
beſtimmt, als das bloße Neigung, daher Zuneigung auch nicht in 
fo weiter Bedeutung üblich iſt, als jenes. Anı häufigfken wird Ju⸗ 
neigung von der Neigung des Willens zu einer Perſon gebraucht. 
Diele Zuneigung zu jemanden Außern, viele Gewogeuheit. Die 
Zartlichkeit iſt alles wodurch ich dieZuneigung belohnen kann, 
die ev zu mir trägt. Von Sachen iſt das bloße Neigung übli⸗ 
cher und binlänglih. Das Wort ift ein Überreft von den ehemah⸗ 
ligen Verbo zuneigen, welches im Hochdeutfchen veraltet ift, 

“Zunefteln, verb.reg. act. niit Reſteln, d. i. ſchmalen Teder« 
nen Bändern, zubinden; ein im Hochdeutfchen even fo fremdes 
Mort, als Neſtel. 

Die Zunft, plur. die Zünfte. +, Eine Anzahl, oder Menge Mens 
ſchen Einer Art; in welcher weiteften Bedeutung z. 3. einStand 
ehedem eine Zunft genannt ward. Die Zunft der. Funggefellen, 
die Weiberzunft. In welchem Verſtande es noch jest zuweilen 
gebraucht wird. 2. In engerer Bedeutung, eine Geſellſchaft ver. 
vundener Menfchen Einer Art ; auch nur noch felten, In Cöln 

“gibt es eine Ritterzunft. Die Diebeszunft, Schelmensunft. In 
dem alten Kon wurden die Einwohner nach Zem Unterfchiede des 
Standes und Gewerbes in gewiffe Claffen oder Zünfte getheilet. 

"3. Ju der engſt en und gewöhnlichften Bedeutung werden die in 
eine gefchloffene Geſellſchaft vereinigten Handiverfer Einer Art, 
eine Zunft genannt, Indie Zunft aufgenommen, aus der Zunfe 
geſtoß en werden. Die Zunft, oder die Zunfte zufammen forz 
dern. Die Schneiderzunft, Schmiedezunft, Wraurerzunft, 
Schuferzunft, Briamerzunft u.ff- In manden Gegenden 
wird eine ſolche Zunft eine Innung, eine Zeche, ein Gewerk, 
in Niederfachfen ein Amt, in Aachen eine Gaffel, in den Nieder» 
landen eine Rotte genannt. 
Anm. Bey dem Kero ift Zumfti Berfammlung ang da⸗ 
her es ſcheint, daß Zunft ebedem eine jede Zuſammenkunft, Vers 
ſammlung bedeutet habe, uud alsdann würde es von dem veralte⸗ 
ten ſamen, ſammen, zuſammen kommen, nach eben der alten 
Form gebildet ſeyn, nach welcher Kunft von kommen, vernunft 
von vernehmen, Kunſt von Ponnen und Gunſt von gonnen ger 
bilder find. Ungizunft, welches bey dem Ottfried und Notker 
Uneinigfeit, Unordnung bedeutet, ſcheinet davon verfchicden zu 
ſeyn, und von ziemen oder zähmen, obgleich nach eben derfelben 
Form, abzufammen, 


"Der Zunftbrief, des — es, plur. die —e, w Stiftunas - oder 


Srepbeitsbrief einer Handwerkszunft. 

Das Zunftbiich, des—es, plur. die — ein Buch, worein 
eine Haudwerkszunft die bep derſelben vorfallenden Mertwürdig⸗ 
keiten verzeichnet. 

Der Zünfter, des — s, plur. ut nom. fing. ein nur in einigen, 
befonders Oberdeutſchen Gegenden, übliches Wort, ein Glied eis 
ner Zunft, ein Zunftglied „einen Zunftgenoffen, Zunftver⸗ 
wandten zu bezeichnen, x 

Der. Zunfttenoß, des — en, plur, die —en, ©. dag vorige, 

Der Zunftbere, des-—en,plur. die — en, ein Ratheherr, welcher 
einer Zunft vorgefeßet ift, fo wohl die innere Drdnung in derſelben 
zu handhaben, als auch ihr Beſtes in dem Rathe zu beforgen, 

ZSinftig, adj etädv. 2. Ineine Sunft vereiniget, Sunfirechtbar 
band. Ein sunftiges Sandwerf, im Geasnfage eines unzünfs 

ligen und freyen. *. Zu vinse Zunft gehörig, In derfeiden ger 
grüudet. Sp auch sie Zumftigkeit. 

Zunftgemaß, adj. et ady. ı. Einer setchloffenen Zunft gemäß. 
2. Deu Öefißen, oder Gebräucden einer gewiſſen Zunft gemäß. 

Sitte Der 


ER 


1763. Zun 


J 


“Der Zunftmeifler, des 8, plur. jut nom, fing. der — 


ſetzte einer Zuuft. So pflegt man das Tribunus der alten Kömer- 
‚ ofi durch Zunftmeiſter zu überfegen, obgleich eben nicht auf die 


ſchicklichſte Art, weil man fich bey Zunft inimer gern eine Deuts ⸗ 


ſche Handwerkszunftdenft. An einigen Drien werden bie Zunfts 
® herren mit dieſem Naben belegt. 


‚Des Zunftreͤcht, des— es, plur. die —e. 1,Das Recht, in 


eine gefchloffene Handwerkezunft vereiniger zu ſeyn; ohne Pluraf, 
2. Gerechtſamen und Berbindligfeiten, welche mit einer Zunft 
verbunden find, 


Der Zunftverwandte, des oe plur, sie—n, ©. Zünfter. 


„ Xer Zunftzweng, dee— es, plur. car, diejenige Einrichtung, 


da Perfonen einer Art in eine Zunft, oder geſchloſſene Geſell⸗ 
ſchaft vereiniget ſeyn, und ſich ihren Geſetzen und Gebräuchen 
unterwerfen müſſen. 

Die Zunge, plur. die —n, Diminut. das Zünglein, das beweg · 
liche Stůck Fleifh ins Munde, welches das vornehinfie Werkzeug 
des Geſchmackes und der Sprache iſt. 2. Eigentlich; befonders 
in Rück ſicht auf die Sprache. Eine ſchwere, ſtammelnde, gelau⸗ 
fige, beredte Zunge haben. Einem Rinde die Zunge löfen, dag 
Sungenband,; wenn es zu kurz ift, durchſchueiden. Figürlich lo— 
fet man jemanden die Zunge, wenn man ihn beweget, fich obne 
Rückhalt über eilbas zu erklären. Mit doppelter Zunge reden, 


nicht bey einer Rede bleiben, eine Sache auf verſchiedene, ſich 


feldft widerfprechende Art erzählen, (S. Doppelsungig.) Sein 
Serz auf der Zunge haben, fo reden, als man deuft, Ks 


ſchwebt, oder liegt mir auf der Zunge, fügt man, wenn man’ 


fih auf einen Nahmen, oder auf ein Wort nicht befinnen fann, 
Seine Zunge im Zaume halten. Mitder Zunge fündigen. Fes 
manden über die Zunge fpringenlaffen, ihn durchhecheln, ver⸗ 
Teumden, Nach einer noch weitern Figur war nach dem Vorgan⸗ 
gedes Latein, lin gua, Zunge ehedem fo viel als Sprade, daher 
mit Zungen reden in der Deutſcheu Bibel noch fo viel iſt, als ver⸗ 
ſchiedene fremde Sprachen reden; in welcher Vedeutung es aber 
veraliet iſt. 
2. Figürlich, wegen der Ahulichkeit in der Geſtalt. Die Lands 
zunge, Erdzunge, ein Fanges ſchmales Stück Land, welches 
ſich indie See erſtrecket. Inder Mechanik wird der Fürgere Theil 
des Hebels, an welchem die Laft angebracht wird, die Zunge ge- 
nannt, im Gegenſatze des Kopfes, oder des. längern Sheiles, 
An den Kramerwagen ift das Zünglein der in der Mitte ange 
brachte perpendiculärs Zeiger, welcher fi zwifchen der Gabel be- 
wegt und durch feinen Stand das Verhältniß zwifchen der zu wä⸗ 
geuden Sache und dem Gewichte andeuter. Im Bergbaue ift die 
Zunge ein eifernet Werkzeug, die abgebrochenen®tüde eines Boh⸗ 
vers ausdem Bohrloche heraus zu ziehen, wo es och aus Zange 
verderbt zu fenn feiner. Bey den Maurern heißt der Uuterfchied 
zwifchen zwey Röhren eines Scherfteing eine Zunge; bey den 
Kürſchnern ift es das Mittelſtück einer Wolfs⸗oder Fuchs ſcheide; 
im. Feldbaue das ſchmale Stück Holz an der Pflugkarre, woran 
die Pflugwage gehänger wird; bey den Tuchfcherern, fehlerhafte 
längere Haare, welche im Scheren fichen bleiben; bey denZöpfern, 
ein gefpaltennes Holz, über welchem fich di: Scheibe nit dem Tho⸗ 
ne borigontal herum drehet; ein Theil an dem Mundſtücke der 
Pfeifen; und fo in vielen andern Fällen mehr. Beſonders wird 
eine Art Scholfen und Plasteigen, wegen ihrer zungenförmigen 


"Geftalt, die Zunge, oder der Zungenfifch, genannt, Pleurone-- 


ctes Linguatula Zinn. Jtal.Lenguata, Span.Lenguddo, 
Lat. Lingulaca, Linguata, $ranz. Linguet. Wegen ihrer 
Ahnlichkeit miteiner Sohle heißt fie im Latein. auch Solea. 
nm. Diefes Wort iſt ſehr alt, und finder fih mit geringen 
Beräuderungen in ſehr vielen Sprachen wieder. Im Oberdents 


Bun N . 1708 


fihen lautet Br von den feüpeften Zeiten an Zungu, im. Nicderd, 
Tunge, bey dem Ulpbilas Tuggo, (fprid Tungo,) im Ans 
gelſ. Tung, i im Engl, Tongue, im Shwed. und Zsländ,. Tun- 
‚ga, im Itländ. Teanga. Nach dem Marius Bictorinus ſpra⸗ 
hen die glien Hömer für Lingua,Din gua, welches mit dem une 
frigen übereinfommt, Vermuthlich ſtammet es von Singen, 
Shwed.tinga, her, fo fern es ehedem fprechen überhaupt bedeu⸗ 
tete, indem die Zunge das vornehmfte Werkzeug der Sprache iſt, 
und alsdann könnte es auch mit dem Griech. gIoyyy verwandt 
ſeyn. Friſchens Ableitung von dem Griech. yAwrra iſt im höch⸗ 
ſten Grade gezwungen und ſeltſam. 

Das Züngel, des —s, plur. ut nom. fing. das im gemeinen Lu 
ben aus Zunglein verderbte Diminut. des vorigen, ©. dasfelbe, 

Der Züngel,des—s, plur. ut nom. fing, eine Art fehr ſfchmack⸗ 
bafıer Donaus Fiſche welcher gemeiniglich halbpfündig wird, und 
von braunrother Farbe mit großen ſchwarzen Zleden iſt. "Der. 
Grund feiner. Benennung ift mir unbekanut. 

Züngeln, verb. reg.neutr, mit dem Hülfsworte baben „die 
Zunge hin und her bewegen, mit der Zunge fpielen. 

Die Platten züngelten um den bewundsen Leib, Günth. 
Des Ulyſſes getreuer Hund bey dem Hagedorn. 
Naht fi mit vegem Ohr, riet, wedelt, süngel, 
ſchmeichelt, 
Ehrdem war zimgeln auch fwogen, plaudern, ein Züngeler, 
ein Schwäger, und das Gesüngel, das Geſchwätz. 

Die Zungen=Aloe, plur. inul. eine Art Aloe, deren Blätter 
einer Zunge gleichen, Aloe linguiformis Linn. “ 

Des Zungenband, des— rs, plur. die — bänder, ein Säuts 
hen unter der Zunge, welches diefeibe mit ders Kinne verbindet, e 
ineinigen Gegenden das Zungenhäutchen, Zaumchen, Ried 
der Köfelvem, Kafelriemen, von Fafeln, plaudern, weil es, 
wenn es zu kurz iſt, das Keden binders, daber es alsdann gelöe 
fer, d. 1. durch ſchnitten, wird. 

Das Zungenbein, des — es, plur. die —e, ein Bein, welches 
» bie Örftalt eines Hufelfens bat, und die Zunge im Stunde befe⸗ 
fliget, Oshyoideum,Jinguale. 

Das Zungenblatt, des — es, plur. inul. Der Nahme einer 


Pflanze, welche eine Art des Zapfenkraͤutes iſt, und einFleineg 


Blatt in Geſtalt einer Zunge auf dem größern liegen bat, sung 
genfrauf, 

Der Zungendrefcher, des—s, plur. ut nom. fing. * Be⸗ 
uennung eines zankſüchtigen und tänfevollen Advocaten, welchen 
manauch wohl einen Rabuliſten nenne. Die legte Hälfte iſt 
ohne Siveifel von drefchen, plaudern, (S. dasfelde und Dräus 
ſchen;) daher Zungendrefper eigentlich bloßeinen Schwäßer be⸗ 
deutet, folglich den Begriff fehr unvolllommen ausdrüdt. Da 
übrrdieg die Zuſammen ſetzung febr elfiptifch if, und einen Men⸗ 
ſchen bezeichnet, der mir der Zunge drifcht, fo ift das Wort dies 
fer Mangel wegen der Beybehaltung unwerth, wenn man auch die 
darin lierende Todtologie mit dir Nothwendigkeit eutſchuldigen 

’ wollte, einen Dreſcher in dieſem Verftande von Drefcpern in der 
gewöhnlichen Bedeutung zu unterſcheiden. 

Der Sungenfehler, d es ⸗e, plur. ut nom, fing, i. Ein Febr | 
ler in der Sprache, weicher von. ber Zunge herrühret, 5.8. wenn 
jemand fein r oder I ausfprechen kann. @. Ein Fehler, welcher 
mit der Zunge begangen wird, ©. Zungenfünde. 

Der Zungenfifch, des —es, plur.die—e, ©. Zunge ,  _ 

Die Zungenform, plur. sie— en, bep den Drgeibanern, eine 
Form, die Zungen der Pfeifen barin zu. bilden. , 

Zungenförmig, adj, et adv. die Geſtalt einer Zunge babend. 

Der Zungenfreund, des—es, plur. die —e, ein Freund, deffen 
Sreundfgaft ſich bloß, TR Doyle äußert, in leeren Verſiche⸗ 

run⸗ 








1765 r n 

‚tungen beftchet; in den niedrigen Sprecharten ein Maurferuns, 

Da 8 diefe Zufammenfegung wider die neuere Analsgie zu rl» 
liptiſch it, fo verdienet auch dieſes Wort Feine weitere Aufber 
wahrung. 

Zungenfrey, ad). et adv. die Zunge frey Taffend, ein nur von ſol⸗ 
hen Mundſtücken der Pferde übliches Wort, weiche der Zunge 
-ihre Freyheit laſſen, und auch offene, oder — genannt 
„werden, 

Das Zungenbäutchen, des —s, —* ut nom; fing. ©. 
Zungenband. » 

Der Zungenbeld, S, Maulheld. 

Das Zungenkraut,des— es, plur. inuf. S. Zungenblatt. 

Der Zungenfrebs, des— rs, plur. car. eine Krautheit des 
Rindviehes, welche in einer bloßen Mundfänle beftcher, und nicht 
anſteckend ift. ; 

Die Zungenfimde, plur. Sie — n, Sünden, welche mit der Zune 
ge begangen werden, und z. B. in unnüsen Worten, unanfläne 
digen Ausdrückenn, f.f. befteben. 

Zuniden, verb,reg. act.etngutr. ı. Veutrum, mit haben, 
auf jemanden nicken. Der Rathsherr nit ihr zu in langer 
Staatsperuße, Zach. 2. Aetivum, duch Nicken zu erfenaen 
geben. Jemanden Beyfall zunicken. 

Zunothigen, verb. reg. recipr. Sich einem zumächigen, wis 
der deffen Willen unt ibm in Verbindung zu kommen ſuchen, fich 
ibn aufdringen, zudringen; ein feltenes Wort. Üblicher iſt das 

Subſtantiv die Zunsehigung, plur. die — en, Handlungen zu 
bezeichnen, da man fich jemanden aufzudringen fucht, befonders 
ſolche, da man. wider deffen: Willen wit ihm Streit zu —— 
men ſucht. 

Zuordnen, verb, reg. act, Einen jemand zuordnen, * 

ſelbigen andie Seite fegen, zum Gebülfen in einem Geſchã äfte vers 
ordnen. Inden Neichskreifen find die Zugeor dneten, Keichsſtän⸗ 
de, welche dem Kreisoberſten mit Kath und That an die. Hand ges 
ben müffen, und im Nothfalle deſſen Stelle vertreten. Der erfte 
unter ibnen heißt der Nachgeordnete. 

Zupeitfchen, verb.reg.neutr. mit haben, anfangen, zu veits 
ſchen, ingleichen wader fortfahren, zu peitfchen. Peitſch zu ! 
Auf etwas zupeitfchen. 

Das Zupfeifen, des—s, plur. ut nom. fing. ein Eifen, das 
mit zu zupfen; befonders bey den Gelbgiesern, ein Drebeifen mit 
einer dreyfantigen Spige, den Überfluß anf glatten und erhabenen 
Flächen damit wegzunehmen. S, das folgende. 

Zupfen, verb. reg. act. ı. Mitden zuſammen gedrückten zwey 

„ vorderen Fingern in furgen Abfägen ziehen, Jemanden bey sem 
Barte, bey Sem ÄArmel, beyden Haaren zupfen: Zupfe dich 
bey deiner Naſe, fagt man, wenn jemand einem andern Fehlet vers 
weiſet, deven er fich ſelbſt ſchuldig macht. Femanden an dem Ro⸗ 
&e, an dem Mäntel zupfen. 2. Durch Zupfen bearbeiten. Rofen 
zupfen, die Blumenblätter auszupfen. Die Bürffenmacher zu- 
pfen die Borften, wenn fie die Borſten von einer Länge aus ei⸗ 
nem Bunde Borflenziehen. Die Wollarheiter zupfen die Wolle, 
wenn fie felbine mit den Fingern aus einander ziehen, Seide zu= 
pfen, verarbeitete Seide wieder in eingeltte Fäden anflöfen. 

Anm. Zupfen, im Niederf, toppen, iſt nit von Zopf, wie 
Friſch und andere wollen, fondern ein Intenfkvum, von dem noch 
im Dberdeutfihen gangbaren saufen, welches für ziehen üblich iſt, 
und mit denfelben don einer und eben derfelben Wurzel abffammer. 

Die Zupffeide, plur. car, feidene Fäden, welche aus gewebten 
Zeugen gezupfet worden, 


Zupflaſtern, verb.reg.act, mit Pflaſterwerk, oder Pflaſter· 


ſteinen derſchließen ‚ ausfüllen, 
Zupflöden, verb.reg. act. mit einem Pflocke verfchliegen, 


> 


& But. 51766 

Zupflügen, verb.reg.act, 1.Duch Pflügen Ansfülfen. il: 
nen Graben zupflugen. 2. Das Pflügen befchließen, den Sa⸗ 
men unterpflügen; gemeiniglich algein Neutrum, 

Züpihen, verb. reg, act, mit Pech vermachen, verjchließen. 

Zuplagen, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, plötz⸗ 
lich zufabren , in einer — übereilt und ohne — 
Überlegung bandeln. 

Zuplumpen, verb. reg. neutr. auch mit ſeyn, auf eine — 
pe, ungeſchickte Art zufahren, ohne gehörige Vorſicht, oder Bes 
ſcheidenheit handeln. 

Zupoſten, verb. reg. act. im Forſtweſen, Poſtenweiſe, d. i. in 
Haufen, zuzählen und übergeben, So wird das Floß⸗ oder Kohl. 
holz dem Käufer von dem Förſter zugepoffer, 

Zutatben, verb.irreg. act. ( S. Rathen,) zu etwas raten; 
im Örgenfage des abrathen. Jemanden zurathen, ihm erwas 
zurathen. 

Zurauſchen, verb. reg. act. durch Rauſchen nahe Sringen, zu 
empfinden geben. Jammernd irr' ich an der Silberquelle, die 
uns lieblich Wonne zugeraufcht, Wiel, Ihm rauſch ten die 
Linden Beyfall zu, Zach. 

Zurechnen, verb, reg. act. 1. Yufjemandes Rechnung ſchrei⸗ 
ben; im &egenfage des abrechnen. Inengerer Bedeutung iſt 
zurechnen, auf jemandes Eredis ſchreiben; auch im Gegenfage _ 
des abrechnen. 2. Zufcheeiben, als eine Mirfung don etwas anfe- 
ben. Ich rechne #8 deiner Bindheit Su. Kechnen le es mie - 
nicht su, daß die Sache verunglückt iñ. Im engerer Bedeu: 
fung, der Verbindlichkeit der Schuld und Steafe nah zueignen, 
Femanden eines andern Sünde zutechnen. Mas mit und 
nach eigener Wahl geſchiehet, iſt mie einer Sittlichkeit und 
Zurechnung verbunden. 

Zurẽcht, ady. gehörig zubereitet, in die gehörige Lage, Verfaſſung. 
Sid) zurecht machen, ſich zubereiten, befonders in Anfehung der 
Kleidung, Die Speifen, das Eſſen zurecht machen, eg zum 
Auftragen gubereiten, Etwas zurecht fegen, esin die gehörige, 
zur gegenwärtigen Abficht nöthige Lage fegen, So au, zurecht 
legen, ſtellen u, ſ. f. Jemanden den Kopf zurecht fegen, ihn 
mit Ernſt nad feinem Willen lenken. Ih will ibm den Ropf 
ſchon zurecht rücken, Gell. Mit etwas zurecht kommen, im 
gemeinen Leben, feine Abſicht damit erreichen. Nach einer ans 
dern Figur geht ER Fommen, zunächt. aufden bürgerlichen 
Wohlſtand. Wie kommt er zurecht? wie fommt er fort ? wie 
gehet esibin? Bey der Waare würde ein Kaufmann ſchlecht 
zurecht Fommen, er würde daben wenig gewinnen, Schaden Iei- 

den. Jch würde am ſchlimm ten dabey zurecht Fommen, wenn 
nichts daraus wurde, Weiße; ih würde am meiſten dabey leiden, 

Anm. Esit von dem Adverbio recht und der Yräpofition zu. 
Da die Bedeutung hier ſehr elliptiſch iſt, ſo ſchreibt man es billig 
als Ein Wort. 

Die Zurede, plur.inuf, eine Rede, wodurch man jemanden zu 
bewegen ſucht; wofür doch der Infinitiv des folgenden, das Zu: 
veden, üblicher ift. 

Zureden, verb. reg. neutr. nit dem Hülfsiworte haben, duch 
Worte und Gründe zu bewegen fuchen, mir dem Dativ der Ver. 


fort. Rede ibr doch zu, daß ſie ihren Sigenſinn fahren läge, 
Bell. Sp au dag Zureden. Sr bates auf mein Zureden 
gethan. 


— verb. reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt. 
Algein Ketivum , binreihen, damit der andere eg nehnte, — 
Sandlanger reicht dem Maurer die Steine und den Mörtel 
zu. 2, Alsein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, zu ei⸗ 
ner Abſicht genug, binlänglich feyn. Mein Vermögen, meine 
Krafte reihen zu dieſer Sache nicht zu. —— das Partici⸗ 

St ttt.2 vium 


1767 Be = 
Yinmzureichend, binfänglich. Der sureichende Grund , in der 
neuern Philo ſophie, dasjenige, woraus fich alles an einem Dinge 
Herieiten läffet, fo daß Fein anderer Grund weiter nöthig iſt. 
An beyden Formen ift zureichen ein edlerer Ausdrud für das 


niedere zulangen, obgleich sulänglich don diefer Niedrigkeit 
frey iſt. 


Zureiten, verb. irreg. (S. Keiten,) welches in doppelter Ge⸗ 


ſtalt üblich iſt. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn. 

(1) Anfangen’ zu reiten, ingleichen hurtig reiten. 
Auf jemanden zureiten, fich ihm reitend nähern. 2. Als ein’ 
Activum. Ein Pferd zureiten, es zu einem Reitpferde abrich⸗ 
‚ten, and inengerer Bedeutung, es ſchulgerecht abrichten. in 
zugerittenes Pferd. 

Zurichten, verb. reg. act. ı. Die gebörige Richtung, und in 
weiterer Bedeutung, die zu einer Abficht nöthige ———— 
ertheilen, doch nur in manchen einzelnen Fällen, dagegen in den 
meiften bereiten und zubereiten üblicher find. Die Speifen zu: 
richten, bereiten. So auch die Zurichtung. Bey den Bädern 
bat das Brotfeine Zurichtung, wenn esgenug Bahre bat. In 
weiterer Bedeutung iftes zuweilen ſo viel als veranflalten, Bi- 
nem ein Unglüd zurichten. =. Figürlich, doch nur im gemei- 

— gen Leben, (a) Befhmusen. Sich zurichten. (6) Verunſtalten, 
‚verderben: Femanden ſehr übel zurichten, ducch Schläge, in 
einem Duell, u, ff. 

Zuriegeln, verb. reg. act. vermittelft des vorgeſchobenen Nies 
gels verfchließen, verriegeln,. Ein Zimmer zuriegeln, 

Zürnen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, Zorn 
äußern. Auf ungezaͤhmten Roffen — — zürnet binter mir 
ein zwepter Serdinand, Raml. Auf jemanden zürnen. Go 
auch das Zurnen. 

Anm. Schon bey dem Otfried zurnan. Es iſt von Zorn, da- 
ber es auch in dem alten Fragmente auf Carln den — bey 
dem Schilter zornan lautet. 

Surollen, verb.reg. ı. Aeutrum, mit haben, — zu 
rollen, ingleichen das Rollen beſchleunigen. 2. Activum, durch 
Rollen nähern. Jemanden ein Saß zurollen. 

Zuroſten/ verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte ſeyn, durch 
Koft verfehloffen werden. Das Loc iſt zugeroſtet. 

Zurüd, adv, ineiner der Bewegung nach vorn zu entgegen geſetz⸗ 

ten Richtung, wieder nad dem Orte hin, wo die Bewegung aus- 

gegangen ift, 1. Eigentlich. Zurüd geben, fallen, fliegen, 
eilen, Iaufen, reiten, prallen, prellen, veifen, rufen, fchla= 
gen, ſehen, fpringen, weichen, ziebenn.f.f. Er fuhr vor 

Schreden zur ück. Zr ftieg der Berg hinan und fiel den Au⸗ 

genblid beladen indas Thal zurud, Gel. 

2. Figürligh, mit manchen Verbis, (a) In das Vergangene 
gerichtet. Zurück denken, bli@en, feben. Mie Zufriedenheit 
in die Reihe guter Thaten zurück bliden. Warum errörheii. 
du, wenn du andiefen Tag zurüd denkeſt? Ohne Vorwurf 
in die vorigen Zeiten zurüd fehen. Aber Abts, ih an etwas 
zurüg erinnern, ift ein Oberdeutfcher Pleonasmus, weilder Ge⸗ 
genfland der Erinnerung ſchon etwas Vergangenes voraus feßet, 
(b) An den vorigen Befißer. Etwas zurück fordern, zurück⸗ 
geben. Sordert er mein Leben zurüd, warum follte ich 3a« 
gen ? Gel, Sein Leben dem gelaffen zurnd geben, von wels 
ı chem man esempfangen hat.“ _(c) In ben vorigen Zuſtand. In 

die vorige Rrankheirzuräd fallen. Befonders in den vorigen 

ſchlechtern Zuftand. In feiner Aahrung zurüc gefegt werden. 

b) Die Sache geber zurück, die Seivarh if zur uck gegangen, 

es ift nichts daraus geworden. (e) Sein Wort zurück nehmen, 

fein Berſprechen wiederrufen. Seinen Entſchluß zurüd nehmen, 
ändern, Zurück treten, von ie Worie abgehen, {f} Zu: 


Reit zul (2) 


9% Br 768 


eüdteben müffen, — nachſtehen. Zurück geſetzet werden, 
vernachläffiget,, nicht geachtet werden. (9) In den vorigen einz 
fachern Zuftand, Die Schönheit ifk die Einheit im Mannigfal- 


tigen, oder das Mannigfaltige auf Einheit zurück gebracht, 


oder zurück geführt. (h)) Seine Meinung zurück halten, ger 
beim Halten, nicht äußern. (S Zur ückhaltend.) Und fo mit noch 
andern Rebenbegriffen mehr. 


Anm. Bey dem Ottfried zi rugge, bey tem Rotker zerukke, 


im Niederfächfifden to rusge. Es iſt ans zu und Rüden zuſam⸗ 
men gezogen, und bezeichnet eigentlich eine Richtung, die von dem 
Rüden ausgehet und in gerader Linie fortſchreitet. Ehedem ber 
dentetees auch in den Rüden. Die Römer Famen ihnen zurück, 


im den Rüden, im Deutſchen Livius von 1514. Da Rüden bier - - 


ſehr verkürzt und in die nackte Wurzel rück aufgelöfet worden, fe 
wird es billig als ein sufammen gefegtes Wort angefegen. Da es 
aber ein wahres noch jetzt für fich allein völlig gangbares Adver⸗ 
bium ift, fo darf es mit feinem Verbo, welches es beftimme, eben 
fo wenig zufammen gezogen werden, als rückwärts, DorWwäres, 
binauf, hinunter, u. f. f. welche Zufammenziehung doch in dem 
Partieipio Aetivi, dem Infinitiv, wenn er fubflantivegebraucht 
wird, und den Subffantivisaufung Statt finder, weil hier ge» 
meinfchaftliche Artifel und Biegungsfplben find. Folglich ſchreibt 
man, an den vorigen Ort zurück Pehren, und zurudFehrende 
verba, die Zurückkehrung. Man ſehe meine Sprachlehre. 


r 


Zurückhaltend, adj.etadv. das Particip, vonder R. A. zur uck a 


halten, feine wahre Gefinnung,oder Meinung verbergend, nicht 
äußernd. Gegen jemanden fehr zurückhaltend ſeyn. In en⸗ 
gerer Bedeutung, Feine Freundfchaft äußernd, kaltſinnig. Er 
erwiedertefeine göflichkeit ſehr zurückhaltend. 

Die Zurückhaltung, plur. inuf. dee Zuſtand, da man zurfich- 
baltend ift. Jch überließ mich ohne Zurüdbaltung dem füßen 
Schmerz des Mitleidens, 


Die Zurückkehr, plu:, car, der Zuftand, da man surüd kehret, 


fürzer, die Rückkehr. 


Zurüdfehrend, adj. etadv. eigentlich has Yarticip: von zurück 


kehren. Beſonders pflegen einige Sprachlehrer die Verba recipro⸗ 


ca zurückkehrende Zeitwörter zu nennen, weilfie eine Rückkehr 


„ihres Begriffes auf das Subject bezeichnen: er tadelt ſtich. 

Die Zurückk unft, plur.car. der Zufiand, da man zurück kommt, 
kürzer, die Kückkunft. 

Der Zuruf, des — er, plur. doch nur ſelten, die — rüfe. 1. Die 
Handlung, da man jemanden zurufet, ihm etwas zuruft, ohne 
Dlural. 2.Die zugerufenen Worte; im Rothſalle mis dem Plural. 

Zurufen, verb.irreg. (S. Rufen.) Es wird fo wohl als cm 
Neutrumgebraudt: einem zurufen, auf ibn rufen; als auch 
active, einem etwas zurufen, es ihm rufend zu erfennen ges 
ben. Femanden Beyfall zurufen. 

Surüften, verb. reg. geutr. mit haben, zu etwas rüſten 
Schiffer rüſtet zu, wenn er ſich zur Abfahrt fertig macht. So 
auch die Zurüftung, welches auch in weiterer Bedeutung von jeder 
gefchäftigen Zubereitung gebraucht wird, 

Zufien, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, in der 
Sandwirtbfchaft, das Säen vollenden, Der Landmann bat zuge ⸗ 
faet, wenn er die Ausfaat vollbracht hat, 

Die Zufage, plur. die — n, die Handlung des Bufagens,das - 
Verſprechen. Seine Zufage halten, brechen. Gott hat alles 
Dermögen, die Erfüllung feiner Zufagen zu gewähren. 

Zufatten, verb. reg, weldrs in einer doppelten Geſtalt üblich iR. 
1. Als erin Neutrum, mit bem Hiülfsworte haben. (1) In jes 
manden fagen, Ehud geben; eine provingielle Bedeutung. Ich 
fagte ihr auf den Kopf zu, daß dieß ihr Geliebter ſeyn müffe, 


fagte es: ihr in das Geſicht, Hermes, (2) ER: gemäß feyn, - 


überein 


De: 


Se a sen 


de 


ler de 











‘ 
r 


nal 2 7— ü 5 
1769. 3uf 
überein ſtimmen; auch nur im gemeinen Leben einiger Gegen⸗ 
den. Die Eckſt ander müffen an beyden Seiten an Dicke den 
folgenden Ständern zufagen. ‚Weil aber ihre Arbeit der 
bimmliſchen nicht zurefage, nicht gleich war, Opitz. (3) Es 


‘ bat mir nicht zugefagt, ift mir niche bekommen; auch nur im 
gemeinen Leben. 


2. Als ein Aetivum, ſagen, saß man etwas thun wolle, wie . 
verſprechen. Einem etwas zuſagen. Jemanden feine Tochter - 


sufagen. 
So au das Zufagen. 
Zuſ⸗ ammen, adv. welches von einer gemeinſchaft lichen Richtung, 
oder Bewegung mehrerer Dinge nach einem Orte gebraucht wird, 
ſo wie beyfammen ein gemeinfcaftliches Dafepn in einem Orte 
bezeichnet. Etwas in ein Bimdel zufammen Binden, Zufam- 
men brechen, ffürzen, fallen, im gemeinen Leben, für einbrechen, 
einffürzen, einfallen. Diele Truppen zufammen bringen. $a- 


> denzweinem Saden zufammen drehen. Zufammen fahren, in 
einander fahren. In dem Begriffe von Gott muß alles zuſam⸗ 


men gefaffee werden, was nur vollfommen heißt, Gell. Der 
Ort, wo zwey $luffe zufammen fliegen. Die Zinwohner eines 
Ortes zufammen fordern, fie verfammeln. Zwey Stüde zu: 
fammen fügen. Ein Brautpaar zufammen geben, copuliren, 
" Dinge, welche zufammen gehören, als Theile eines Ganzen, 
“aber außer einander, beftehen. Zufammen Fommen, ſich ver: 
" fammeln. Wie Fäme ich und fo vieles Geld zufammen ? in der 
vertraulichen, Sprechart, wie fämeich zu fo vielem Gelde. Die 
Mühle zuſammen Iaffen, bey den Müllern, den obern Stein nier 
driger ſtellen. in Pferd zufammen reiten, in der Reitkunft, es 
dahin bringen, daß es mit feinen Theilen wobl vereinigt werde, 
und den Kopf ſenkrecht trage. Zufammen fegen, aus Sheilen, 
‘ welche außer einander befindlich find, hervor bringen, Zufam- 
“men gefegte Dinge, Körper. Sin zufammen gefegtes Wort, 
welches aus Verbindung zweyer, oder mehrerer für fich beſtehen⸗ 
der Wörter zu einem Ganzen entftanden iſt, 3.3. Windfille; 
zjum Unterſchiede von einem abgeleiteten, wenn das eine nichtmehr 
" für ih allein, oder doch nicht in der Form und Bedeutung, üb⸗ 
lich ift, wie beieben. In der menfchlichen Seele fimmt alles 
zu weifen Abfichten zufammen. So auch zufammen laufen, 
* Tegen,. leiten, machen, naben, nehmen, paden, raffen, 
rechnen, ‚vollen, rotten, rüden, ſcharren, ſchleppen, ſchmel⸗ 
zen, Schrauben, ſtecken, fioppeln, ebun, ragen, treten, zie⸗ 
ben u. ff. woimmer eine Richtung mehrerer Dinge nach einem 
gemeinſchaftlichen Mittelpuncte bezeichnet wird. Ju einigen we 
nigen Fällen ſcheinet es für beyfammen zu ſtehen, z. B. in zu⸗ 
fammen balten, fo fern e3 als ein Neutrum gebraucht wied, zu= 
ſammen hängen, mit einander verbunden ſehn, zuſammen kle— 
-ben ; dermuthlich, weil man fich den Begriff des Verbi tbätig 
" und wirkfam gedacht hat. 
Arnm. Schon bey dem Ditfried zifamane, cefamine. Esift 
aus zu und dem alten fammen zufammen geſetzt, (S. Sammt und 
verſammeln,) fo daß das zu die Richtung nach einem Orte be> 
zeichnet. In Anfchung der Sufammenziehung gilt auch vor diefem 
orte, was ſchon bey Zurich angemerfet worden, Es ift ein ei⸗ 
genes für fich beſtehendes Adverbium, das folglich mit einem Ver 
60 fo wenig zufammen gezogen werden kann, als andere Adverbia, 
die davon abgeleiteten Subfiantiva ausgenommen, wo der gemeine 
ſchaftliche Artifel und die gemeinfchaftlichen Biegungsfplben die 
Verbindung zu einem Ganzen erfordern ; alfo zufammen fegen, 
zufammen gefegt, wie ſchlecht machen, Fopleche gemacht; aber 
Sufammenfegung. 
Der Zufammenflüß, des — es, plur. die — füffe, von zuſam⸗ 
wen fliegen, ». Der Zuſtand, da zwey oder mehrere füffige 


* 


| ‚Buf 1770 


Körper in einander fließen, und der Det, wo dasfelbe geſchiehet, 
2. Figürlid , die Verſammlung, Verbindung. Bin großer Zu- 
fammenfluß von Menfohen. Durch einen befondern Zufams 
menfluß mehrerer Umſtande. 

Der Zufammenbang, des—es, plur.car. von sufanmen bans 
gen, der Zuſtand, da die trennbaren Theile eines Dinges mit 
einander verbunden find, Der ufammenbangder Materie, eis 
nes vortrages. Eine Predigt, in welcher kein Zuſammen⸗ 
bang if, in welcher die Theile nicht gehörig verbunden, in ein⸗ 
ander gegründer find, 

Der Zufammenflang, des— es, plur. in uf, von zufammen 
Flingen, der Zufland, da mehrere Töne in dem gehörigen Vers 
hältniffe gegen einander fiehen; die Symphonie, Zufammenz 
fiimmung. 

Die wahre Tugemd if des höchſten Guten Liebe, 
If ein Zufammenflang der wohlgefimmten Triebe, Duſch. 

Die Zufammenkunft, plar. inuf. von zufammen Fommen, der 
Zuftand, da fi) mehrere Dinge an einem gemeinfchaftlichen Drte 
verſammeln. Vor unferer Zufammenfunft zu Berlin. Die 
Zuſammenkunft verfchiedener Umfände, 

Die Zufammenfegung, plur, die—en. 1, Die Handlung des 
Bufammenfegeus, der Vereinigung zweyer, oder mehrerer Dinge 
zu einem Ganzen; ohne Plural. Die Zufammenfegung eines 
Wortes, (S. Zufammen.) 2.Mehrere gu einem Samen verbune 
deite Dinge. Zufammenfegungen, zufammen gefeßte Wörter. 

Die Zufammenftimmung, ©. Zufammenflang. 

Der Zuf ammenftöß des— es, plur. die — föße, ber Zuſtand, 
da zwey oder mehrere Dinge an einander floßen, Der Zufam: 
menftoß der Körper. 

Die Zufammenziebung, plur. sie —en. ı. Die Handlung, da 
man zwey oder mehrere Dinge in eins zufammen ziehet; ohne 
Plural, 2. Zwey oder mehrerezufammen gezogene Dinge; mit 
dem Plural, Zn der Sprachleßre find Zufammenfegung und 
Zufammensiehung, Compofitio und Cralis ſehr verſchieden. 
Die erftere ift, wenn zwey oder mehr Wörter nach gewiffen Kegeln 
zu einem einzigen verbunden werden; die letztere, wenn fie blof 

“ verbunden gefchrieben werden, ohne gu unterfuchen, ob fie ein Gans 
zes ausmachen können, oder nicht. Rückkunft ifk ein zufammen 
gefegtes, zurück kommen aber bloß ein zufammen gezogenes Wort. 
©. meine Sprachlehre. 

Zufammt, ein Pleonasmus für Sammt, ©, diefes, 

DerZufag, des — es, plur. die — fäge, nicht fo wohl von zu: 
fegen, als vielmehr von hinzu, oder dazu fegen, dasjenige, was 
zu einem Dinge hinzu gefeget wird. Der Zufag in einer Erzäh⸗ 
lung, ein Umfland, der entweder nicht dazu gehöret, blof er» 

- ‚dichter iſt, oder von einem andern übergangen worden. Etwas 
mit vielen Zufägen erzählen. Einen Zufag zu etwas machen. 
In der Logik iſt der Zufag oder die Zugabe ein Saß, welcher un: 
mittelbar aus dem vorhergehenden folgt. Der Wein bat einen 
Zufag, wenn Waffer oder ein anderer Körper darunter gemiſchet 
worden, Das Silber ohne allen Zuſatz von Kupfer auspragen. 

Zuſchalken, verb.reg. act. welches nur in der Seefahrt vor⸗ 
kommt, wo esfo viel if, als mit Nägeln zufchlagen, zunageln. 
©. Schalken. 

Zuſchanzen, verb. reg. act. in der vertraulichen Sprechact. Bir 
nem etwas zufchanzen, auf eine gute Art veranffalten, daß er 
es erhalte, Könnte er uns nicht ein Paar reiche Parthien zu= 
fhanzen? Gell. Kinem eine Erbfhaft zufchanzen. Es iſt 
ohne Zweifel von Schanzen, fo fern es in dein Würfelfpiele mer« 
fen, und in weiterer Bedeutung, fpielen ift, fo daß zuſchanzen 
eigentlich im Spiele gewinnen laffen bedeutet, fo wie abfchanzen 
ehedem für abgewinnen üblich war. S. Schanzen. 

Ttttts Zuſcha⸗ 


CE a au 





y Zul ii ie u ae are = bu a 


1771 SB. 
Zuſch aren, verb. reg.recipr. et neutr. welches nur im Berg⸗ 


baue üblich iſt, fich vereinigen, S. Scharen. 
Zuſcharfen;, verb. reg. act. ſcharf oder ſpitzig machen; am 


häufigen in der Landlvirthſchaft. Die Zaunpfahle zuſcharfen, 


zuſpitzen. 
Zufcharren, verb.reg. act. ducch Scharren ausfüllen, bedecken. 
Zuſchauen, verb. reg. neutr. mit haben, welches nur im Ober» 
deutfchen, und inder dichterifchen Schreibart der Hochdeutſchen 
für zuſehen üblich if. 9, Schauen. Einem zuſchauen. — 
Der Zuſchauer, des —s, plur. ut nom. Äng. Fämin. die Zu⸗ 
fhaucrinn, ein Wort, welches ungleich üblicher ift, als das vor 
tige Berbum, und überhaupt eine Verfon bedeutet, welche einer 
Sache zufiehet, indem Zufeher nicht gangbar iff. 
Zuſchaufeln, verb. reg. act. vermittelt dee Schaufel zumas 
den, ausfüllen. Eine Grube zufchrufeln, mit darein geſchau⸗ 
felter Erde ausfüllen, 

Zuſchicken, verb. reg. act. ı. Einem etwas zuſchicken, es 
ihm ſchicken. Figürlih ſagt man von Gott, daß er uns etwas 
zufehide, wenn er veranftaltet, daß es und widerfähree. Was 

N Gottmir zuſchickt, hätte eg auch die Geſtalt des Elend8, wird 

Wohlfahrt ſeyn, Gel. 2, Zubereiten, Anfalt zu etwas mas 
den z; nur im gemeinen Leben; Lin Gaſtmahl zuſchicken. 
Zufihieben, verb. irreg. (5. Sieben.) 1. Neutrum, mit 
baben, anfangen, wader zu ſchieben, ingleichen, hurtig fehieben. 
Shiebe zu! 2. Xctivum. (1) Zinem etwas sufchieben, es 
ibm durh Schieben nähern, Einem den Bid zufihieben, die 
Ablegung des Eides vor Gericht von ihm verlangen. (2) Durch 
Schieben verfhliegen, im Begenfage des Aufſchiebens. Den 
Riegel zuſchieben. t gig 
Zuſchießen, verb. irreg. act. (8. Shießen,) welches nur von 
dem Gelde gebraucht wird. Zehn Thaler zuſchießen muffen, zu 
der von einem andern gegebenen Summe noh zehn Thaler zule⸗ 
gen miiſſen, fir dazu Schießen. - 
Der Zuſchlag, des —es, plur. sie — fihläge. 1. Die; Hand⸗ 
lung des Zuſchlagens, iu verfchiedenen Bedeutungen des Verbi. 
Wer das meiftebierber, dem ſoll der Zufchlag geicheben, dem 


fol e3 zugefchlagen werden, ‚In dein Deichbaue wird die legte Zus _ 


deichung eines Dammes, ingleihen die Ausfüllung eines Deich: 
bruches, der Zufchlag genannt. In einigen Niederdeutſchen Bes 
genden iff der Zufchlag fo viel als die Sperre, das Verboth der 
Ausfuhre oder Nusung. Der Kornzuſchlag, das Verborh der 
Ausfuhre, die Betreidefverre. Die Wiefen in Zufchlaglegen, 
fie hägen, die Hneh auf denfelben verbiethen. 2. Dasjenige, was 
zugeſchlagen wird, in welchen Verſtande befonders im Hüttens 
bane dasjenige, was zur Befzrderung des Fluffes der Erze den- 
felben zugefeget wird, als Schladen, Bley, Kalkſtein u. f. f. der 
Zuſchlag, zuweilen auch wohlder Dorfchlag genanut wird. 
Zufihlagen, verb.irreg. (S. Schlagen.) Es it: 1. Ein 
Meutcum, mit bem Hülfsworte haben. (1) Anfangen, wader 
zu ſchlagen, ingleichen, hurtig ſchlagen. Schlage zu! Sie 
ſchlugen wacker darauf zu. (2) Wohlbefommen; am häufige 
ſten im gemeinen Leben, Die Arzney bat mir nicht zugefchla= 
gen, it mir nicht bekommen, Srankreih hat ihm wohl zuge⸗ 
fhlager, fein Aufenthalt in Frankreich ift ihn wohl bekommen. 
2, Ein Aetivum. (1) Dit einem oder mehreen Schlägen vers 
fließen. Die Thür zufchlagen, mit einem Shlage zumachen, 
fie zu:verfen, in $a$ zuſchlagen, den „Boden mit Schlägen 
eintreiber. Im Deichdaneift es fo viel als zudänmen. (2) Mit 
einen Schlage zuerkeunen, zuſorechen, eigentlich in Auctionen, 
wo ſolches vermittelt des Schlazes mit einem Hammer geſchiehet. 
Wenn kein höheres Geboth erfolger, folldas Gut ihm zuge: 
Schlagen werden, In weiterer Bedeutung auch von andern Ar⸗ 


.. 


3 m 
ten bes Verfaufes. Linem etwas sufchlanen, es ibn vor ans 
dern Liebhabern überlaffen. 3) Zufegen, len 

- baue, wo man dem Erze Bley, Schlafen w.f.f. zufchläge, 
wenn man fie zur Beförderung des Fiuſſes zuſetzet. 

Der Zufchläger, des —s, plur. ut nom. fing. in den Münzen, 
derjenige Arbeiter, der bey dem Prägen mit dem Hammer aufden 
oben Stämpel des Prägeftodes fehlägt. 

Zuſchloͤppen, verb, reg. act, Einem etwas zufchleppen, es 
zu ihm ſchleppen. Ju weiterer Bedeutung undim verächtlichen 
Verſtande, theils es ihm in Menge zubringen: Ser belagerten 
Stast viele Lebensmittel zufchleppen ; theils einem etwas ver⸗ 
ſtohlner Weife zubringen: einem Gefangenen etwas zufchleppen. 


Zuſchließen, verb. irreg. act. (8. Schliegen,) duch Schlie⸗ 4 


Ben, vermittelft eines | 
Saus zufchliefen, EEE RES 
Zufohmeißen, verb. irreg. (S, Schmeißen.)._ 1. Heutrum 
mit haben, anfangen, ingleichen fottfahren, wader zu fchmeißen, 
d.i. zu werfen, ingleichen zu ſchlagen. 2. Aetivum, für zuwer⸗ 
fen, oder zufchlagen. Die Thür zufchmeißen. — 
Zuſchmiegen/ verb. reg. recipr. -Sich zuſchmiegen, ih 
ſchmiegend nahen. Figürlich, ſich fehmiegend und fhmeihelnd 
in jemandee Gunff zufesen fuchen. - — En 
Zuſchmieren, verb.reg. act. durch einen eingefchmierten Kör⸗ 
per ausfüllen, oder verſtopfen. Riſſe in dem Solze zuſchmieren. 
Zuſchnallen, verb, reg. act, vermittelft einer, oder mehrerer 
Schnallen zumachen. ; — 
Zuſchnappen, verb. reg. - 1. Neutrum. (1) Mit ſeyn, mit 
‚ einem ſchnappenden Laute zufahren. DasSchloß ih zugeſchnappt. 
(2) Mit haben, nach etwas ſchnappen. Es (das Fiſchchen, nahe 
fish ſchon, jegt ſchnappt es zu, Weiße. (2) Activum, mit eis 
nem ſchnappenden Lante zumachen. Sr nimmt vol Ernſt Tobak, 
und ſchnappt die Dofe zu, Zachar. N 
Zuſchneiden, verb. irreg, (8; Schneiden.) 1, Kfeureum, mit - 
‚ haben, anfangen, ingleidyen fortfahren, waderzu fchneiden, 
Schneide zu! 2. Xetivum, zum ferneen Gebrauche, zur Bear— 
beitung ſchneiden. So fchneidet der Schneider den Zeug zu eis 
nem Kleide zu; der Tifchler Schneider die Brerer zu, ; 
Der Zuſchnitt, des— es, plur, inuf. die Handlung des Zus 
ſchneidens, in der legten Bedeutung. Der Zufchnitt eines gemdrs, 
Zufhnücen, verb, reg. durch Zuziehung einer Schnur vers 
fließen. Den Beutel, die Shnürbruft zuſchnüren. 
Zuſchrauben, verb, irreg, (S. Schrauben.) 1. Neutrum, 
mit haben, anfangen, ingleichen, fortfahren, wader zu ſchrauben. 
2, Aetivum, vermittelffeinee Schraube , duch Zudrehung der 
Schraube, zumachen, verfchliegen. ' 
Zufchreiben, verb.irreg. act. (8. Schreiben.) 1. An jemans 
den fchreiben, eine feltene und um der Zweydeutigkeit Willer 
meift veraltete Bedeutung. Einem eine Nachricht zufchreiben, 


chloſſes zumachen, Die Thür, das 


fie ihm überfchreiben. (5, Zuſchrift.) 2. Dedieiren. Linem ein 


Buch zuſchreiben. (S. Zuſchrift.) 3. Für den Urheber ausgeben, ° 
beylegen, Jemanden ein Buch zufihreiben, ihn für deffen Vers 
faffer ausgeben, Sic) etwas aus Stolz zufchreiben. 4. Einem 
etwas zufchreiben, esihm zu Sute auf feine Rechnung ſchreiben, 
im Gegenfaße des Abſchreibens. Femanden zehn hen zu: 
ſchreiben. Einem ein Haus zufcpreiben, es auf feinen Nahe 
men fchreiben, ' . 
Zuſchreyen, verb. irreg. (S.Sihreyen,) theils als ein Neu⸗ 
trum, mit haben, einen zuſchreyen, auf ihn ſchreyen; theils 
als ein Aetivum, einem etwas zuſchreyen, es ihm mit einem 
SGeſchreye bekannt machen. 
Die Zuſchrift, plur. die — en, von zuſchreiben, doch nur in dem 
beyden erſten Bedeutungen des ſelben. 1. Ein Brief, in der Be 
s 3 den 





' 


Zufchütten, verb. reg. 


EN 


u Be a 


Tichen Schreibart. Ders angenehme Zuſchrift habe wohler! erhal: 


ten, u ſ. f. in einem Briefe. 2. Eine Dedication. 


Zufchüren, verb. irreg. act. el neutr. im legten Falle mit has 


ben. Hol; zufchüren, oder auch nur ſchlechthin zuſchüren, 
Holz zu dem Feuer ſchüren. Figürlich iſt zufchuwen ipı gemeinen 
Leben, einen Streit heftiger zu machen fuchen, 


Der Zuͤſchuͤß, des— es, plur, die — ſchüſſe, von dem Verbo 


zufchleßen. ı. Dasjenige, was man zu Erfüllung einer Summe 
eines andern dazu gibt, 2. Der häufige Zufluß, nur felten und 
ohne Piural. Das Kind Fann den Zuſchuß der Milch nicht 
ertragen, - \ 

2, Heutrum, mit haben, anfangen, 
ingleichen fortfahren ‚ lebhaft zu ſchütten. 2. Yetivum. (1) 
Durch Schütten ausfüllen oder zumachen. Kine Grube zuſchüt— 
Ken, mit darein gefpütteter Erde ausfüllen. (2) Dazu ſchütten, 
oder gießen. Waſſer zufpütten, zudem Weine gießen, 


Zufchwellen, verb.irreg.neutr. (S. Schwelien, ) mit dem 


3uf . 1774 
und ale ein Neutrum: du wirft dabeysufetgen. (4) Durch ein 
davor gefegtes Ding verjchliefen, oder zumachen. Den Öfen zus 
fegen, durch ne davor gefegte Thür. Inder Schifffahrt fege 
man die Segelzu, wenn man ihre Winfel vorwärts bieget, 


2, Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. : (1) Ei⸗ 
nem zufegen, ſtark in ihn dringen, es fey nun mit Worten, oder 


- aufandere Art, Jemanden mit Worten zufegen. Dur weißt, 


wie oft ih ihm mir Thränen zugefegt, Einer Leſtung mit 
Ranonen zufegen, fie lebhaft beſchießen. Dem Seindefcharf 
zufegen, ihn nahdrüdlicy angreifen. Einem mir dem Trunfe 
zufegen, ihn zum Trinken nöthigen. (2) In der Laudwirthſchaft 
fegen die Schafe zu, wenn fie vier Jahr alt werden, und folglich 
Feine Zähne mehr befommen, dergleichen Schafe daſelbſt auch zu⸗ 
ſetzige genannt werden, 
So auch das Zufegen. S. auch der Zufag. 


Zufichern, verb, reg. act, Einem etwas zufichern, es ihm 


veichlich verfprechen. So auch die Zuficherung. 


Zufiegeln, verb. reg. act, vermittelft des aufgedruckten Siegels 
verfchließen. Zinen Brief zZuſiegeln. Daher das Zuſiegeln und 
die Zufiegelung. 

Die Zufpeife, plur. die— n, eine Speife, welche zu einer an⸗ 
dern gegeffen wird, beſonders dasjenige, was zu dem Brote ges 
geſſen wird, als Butter, Kifewf.f. Noch en eine Spei⸗ 


> Hülfsworte ſeyn, vermittelft einer Geſchwulſt verfchlofjen wers 
den. So fchwellen in den Blattern die Augen zu. 
Zufhpwören, verb. irreg, act. (S. Schwören. ) Einem et⸗ 
was zufhwören, es ihm vermittelft eines Schmwures verfichern. 
Zufeben, verb, irreg. neutr. (S. Sehen, welches das Hülfs- 





©. Figürlich. 
ſen nicht länger zufeben. 


(8) Sid huthen. 


wort haben erfordert, gegenwärtig feyn und fehen, ein Zufchauer 
ſeyn. 2. Eigeutlich, ſo wohl abſolute. Der Sohn tanzt, und 
der Darer fieher zu. Als auch mirder dritten Endung der Per 
fon, oder Sache. Dem Tafcpenfpieler, dem Schaufpiele zufes 
ben, ®,warım Fann nicht die ganze Welt ihrer ne 
sufeben Gell. 
Da ſehn wir mit geſetztem Triebe, 
Noch öfters unfver eriien Liebe _ 

Im Bilde junger Hirten zu, Noff, — 

(3) Ungeahaderlaffen. Man kann dem Unwe⸗ 
(2) Gorge tragen. Siehe zu, daß 
nichts verloren gebe. Da firhe du zu, das. iſt deine Sorge, 
‚Siehe‘ zu, daß du nicht fallef. Syoni im 
Ditftied zualehan. ° 


Zuf ehend, oder Zufehends, ein Adverbium, fo dag man es fehen, 


mit den Hagen bemerken kanu. So hat die fchöne Stadt zufes 
ben» abgenommen, Opitz. Kr wird zufehends kranker. Es 
iſt eigentlich das Participiun Activum des vorigen, befommt aber 


bier, wider die Analogie, eine paffive Bedeutung, welche es in 


der edlern Schreibart verwerflich macht. Es kommt dazu, daß 
der Ton auf der zweyten Sylbe liegt, da er. doch auf der erften 
ruben ſollte. Wollte man es gleich um des Tones Willen als eine 
Sufammenziehung von zu febend anfehen, fo iſt auch dieß auf mehr 
als eine Art wider alle Analogie. 


Zufenden, verb,irreg. act, (©. Senden,) an jemanden ſen⸗ 


den, für dag weniger edle zuſchicken. Zinem Waaren, Briefe 
ailfenden, 


Zufegen, verb.reg. welches in einer doppelten Geſtalt üblich 
(2) Zu einemandern Dinge fegen, 


if. 1. Als ein Hctivum, 
ober nähern, abfolute und mit Verſchweigung diejes andern Ditte 
ges. Befonders in’ den Küchen, wo man die Speifen zufegt, 
wenn man fie an\das Feuer fegt,. (2) Durch Hinzurhuung vers 
mehren ; wieder auf derfchiedene Art, für dazu fegen. Im Spiele 
fegt many. B. acht Grofchen zu, wenn man fie zu dem ſchon 
ſteheuden Gelde ‚hinzu thut. Man fegt in einer Erzählung zu, 


wenn man unwahre Unſtände als wahr bepfügt. (3), Nach und 
nach verlieren; eine Figur der vorigen Bedeueung, vornedmtich 
Sundere Thaler bey einer Sache’ 


des Zufegens im Spiele; 
zufegen, fie aus feinem Vermögen dabep verlieren. Er har fein 


. ganzes Vermögen bey der Sandinug zugefegt, Auch abfoinie 


Zufpigen, verb, reg. act. fpigig "zugehen machen, 


Züfprechen, verb. irreg. ( S. Sprechen.) 
Durch Sprechen einzuflößen fuchen, 


fe, welche zu dem Fleiſche gegeffen wird, ©. Zugemüfe und 
Zufoft. 


Zufperren, verb.reg. act. was aufgefperret war, zumachen, 


Die Thür, den Mund zufperten. In mauchen Gegeuden ift es 
fo viel als zuſchließen. 

Die Na⸗ 
deln zufpigen, bey den Nadlern, wo daher der Zufprger ders 
jenige Arbeiter iſt, der die Nadeln auf der Zuſpitzbank vermit- 
telſt des Spigringes und Spigrades fpigig ſchleift. Daher ift 
zugefpigt oft fo viel als fpigig überhaupt. 


Die Zufpräche, plur. die—n, die Handlung, da man einen 


zuſpricht, und die Rede, wodurch es geſchiehet; ein feltenes, im 
Hocddentfchen großen Theils veraltetes Wort, wofür Zuſpruch 
üblicher iſt. ı. Eine tröftendr, beruhigende Anrede, Dem Strau- 
chelnden half deine Zuſprache auf, Michaelis Hiob4, 4. 2. 
Ein Beſuch. Diele Zuſprache haben, vielen Zufpruch, 
1. Activum. (1) 
Einem Muth, Troft zu⸗ 
ſprechen. (2) Zinem etwas zufprechen, ihm durch ein gerichte 
liches Urtheil zuerkennen. Das Gut it ihm zugefprochen wor⸗ 
den. Im Gegeuſatze des Abſprechens. 2. Neutrum, mit ha⸗ 
ben. (1) Su jemanden ſprechen, abfofute, mit der dritten En» 
dung der Perſon. Einem freundlich zufprechen, ihn freundlich 
aureden ; ingleichen ihn durch freundliche Worte zu bereden fire 
chen. (2) Einem zuſprechen, noch häufiger, bey einem zufpves 
hen, ihn auffurze Zeit befuchen, wie einſprechen. 

Uns fprigt der Scheinfreund, ſo wie du, 

Allein bey guten Tagen zu, Haged. 


Zufpringen, verb.irreg. neutr. (©, Springen,) welches das 


Hülfswort feyn erfordert. 3. Hurılglaufen ; im gemeinen Leben. 


2. Herbey, herzu fpringen, d. i, eilen. Als er fiel, fprang alles 


30 3. Bermittelft eines Sprunges,einer ſchnellen elafii/hen Be⸗ 


wegung, verſchloſſen werden. Das Schloß iſt zugeſprungen. 


Der Zuſpruͤch, des —es, plur. obgleich nur ſelten, die — ſprü⸗ 


che, von dem Verbo zufprechen, für das veraltete Zu ſprache. 
.* Ein Anſpruch, vermeintes Recht an etwas; eine im Hoch⸗ 
deutſchen veraltete Bedeutung. Alle diejenigen, welche An⸗ und 
Zufpruch daran zu haben vermeinen, 2. Die Zuſprechung des 
Trofks, Anfmunterung duch Worte. Jemanden dur d feinn 


Zuſpruch 


1775 Zuſ 
Zuſpruch aufrichten. 3. Ein Beſuch anf kurze Zeit; in der ver⸗ 
traulichen Schreibart. Gönnen ſie uns ihren Zufpruch. Re 
Zufpimden, verb, reg, act. vermistelit eines Spundes vers 
- fließen. Ein Faß zuſpünden. 

Der Zuſtand, des — es, plur. doch nur ſelten, Sie — Hände, 
die Einrichtung des Beräuderlichen an einem Dinge, und deffen 
Inbegriff. Das Haus finder ſich in einem guten Zuſtande. 
Der Zuſtand der Geſundheit. Sich im einem ſchlechten Zu: 


ſtande befinden. Leiseniheftlihe Zutandeder Seele, ſolche 


Erfiheinuugen, wenn die Seele von Leidenſchaften beweget wird. 
©, auch Stand. 

Zufländig, adj.et adv. von dem vorigen Worte, fo fern es ehe⸗ 
dem den Beſitzſtand bedeutete, gehörend, jemandes- Eigentbum 
aysmahend, Das Gut if einem Sremden zußandig, geböret 
einem Fremden. Dahrs die ZuffändigFeit, welches doch imn Ober» 

deutſchen üblicher ift, als im — — was einem uftehit, 

. ihm gebhöret. 

Zuftecyen, verb.irreg, (&, Stehen.) 1 Heuteum‘, mit da 
ben, anfangen, ingleichen fortfahren, wacker zu ſtechen. 2. Acti⸗ 
vum, mit Stichen, d. i. mit — und. Zwirn, gummchen. 
Ein Aoch zuftechen, 

Zufteden,„yerb. reg. actı =. Bermitteift- eines eingefledten 
Werkzeuges, z. B. einer Stecknadel, zumachen, verfoliege.r. 
Das Hemd zuſtecken. 2. Einem etwas zuſtecken; es ihm heimlich 
zu Handen dringen, Bis der das Geld iym zugeſteckt, Haged. 

Zuftehen, verb. irreg. (S. Steben.) 7, Activum. (2) iz 
nem etwaszuftehen, im Oberdeutſchen für zugeiteben, welches 
S. Ich ſteh esgerne zu, Opig. (2) Eclauben; wofür im Hochs 

deutſchen gleichfalls zugeſtehen üdlicher iſt. 2 Neutrum, mit 
haben, jemandes Befugniſſen, ingleichen jemandes Pflicht geinäg 
ſedn. Es ſtehet dir nicht zu, das zu thun, du biſt dazu nicht 
befugt. Rinder ſtehet es zu, die Alten zu ehren, es iſt ihre 
Pflicht. 

Zuftellen, verb. reg. act. ı. Durch ein dabor geſtelltes Ding 

zumachen, verſchließen. In dem Jagdweſen ſtellet man ein Ja⸗ 


gen zu, wenn man den mit Netzen umſtellten Jagdbezirk völlig 


ein ſchließet. In dem Hüttenbaue wird dev Ofen zugeſtellet, wenn 
man das Geſtell in den hohen Ofen einfegen, 2. Einem etwas 
zuſtellen, es ibm einhändigen. Jemanden einen Brief zuſtel⸗ 
len. 3. Einer Perſon oder Sache Glauben zuſtellen, beymef 
fen’; eine im Hochdeutſchen ſchon fparfame Bedeutung, welche 
anfängt, unedel zu werden, 

Zufterben, verb. irreg. neutr. (8. Sterben,) mit dem Hülfs- 

worte feyn, duch den Tod andeim fallen, Seine Güter jind 
Fremden zugeitörben, find nach feinem Tode an Fremde gefallen, 

Zuftopfen, verb. reg. act.ducd einen eingeflopfteg Körper ver 
fließen, oder zumachen, Ein Loch mir Leinwand sultopfen. 

Zuftoßen, verb. irreg. (5. Stoßen.) Es ib: 1. Neutrum. 
(1) Mit haben, anfangen, ingleichen fortfahren, wader zu ſtoßen. 
(2) Witfeyn, plöglich widerfahren. Es iſt ihm eine Ohnmacht 
zugefioßen. Sagen fie mir, was ihnen zugefloßen ik, Gell. 
Wenn ihnen eine Morh zuftößt. *. Activum, duch Stoßen 

verſtopfen. 

Zuſtreichen, verb. irreg. (S. Streichen.) 1. Neutrum, mit 
haben, anfangen, ingleichen fortfahren, lebhaft zu ſtreichen. 2. 
Aetivum, durch einen eingeftrichenen Körper ausfüllen, 

Zufteömen, verb. reg, neutr. mit feyn, ſtromweiſe zuftießen. 
Segen des Simmels firömet dir zu. Werd" ich alsdann nicht 
deiner Umarmung zufirömen? Zadar. eine viel zu barte 
Figur, 

Zutappen, verb, reg, neutr, mit haben, plump * ungefhidt 


zugseifen, 


ar Wer 1776 
Die Zupat, plur. die — en, dasjenige, was zur ——— 
einer Sache erfordert wird, dazu gethan werden muß, wenn fie 
eniſtehen fol. In diefer weitern Bedeutung heißt jedes Material, 
- was zu einem Werke erfordert wird. 3.8. Holz, Steine, Kalk 


u.Lf zu einem Gebäude, gefpounene Wolle, Seide, Flache zu 


einem Gewirke, nf f die Zuthat. In engerer Bedeutung iſt 
die Zuthat bey den Säueidern, die kleinern Bedürfniffe, außer. 
dem Zeuge und Futter, zu einem Kieidungsftüde z. B. Seide, 
Swirn,;teinwend, weil der Schneider dieſelbe dazu zu thun pflegt. 


Am gewohnlichſten wird das Wort collective im Singular, if 


ner im Plural gebraucht. 

‚Surbäcig, ir, fie, adj. et adv. :enfipeder. von einer jett 
"veralteten Bedeutung des vorigen, oder auch unmittelbar von zůu⸗ 
thun, ſich eineu Höheren zuthuend, fih duch Gefälligkeit um 
feine Guuſt bewerbend , wofür ım gen,einen Leben auch zuthulich 
üblich ift. Sehr Zuthatig feyn, gefällig. So auch Sie — 
rigkeit, im gemeinen Leben die Zuthulichkeit. 

Zutbeilen, verb. reg. act. zu jemandes. Theil beffimmen.,- ihm 
als feinen Theil geben. Einem etwas zutheilen Wem folk ich 
den Preis zutbeilen, ihr ſchsuen Sanger ? Gefn. * 

Zuehulich, Zuthulichkeit, S.in Zuebätig. EX 

Zuchun, verb,irreg, (S. Thun,)weiches in drepfacher Seat 
gebrauht wird. =. Als ein Aetivum, zumachen, als ein allge 
meiner Ausdruck, fo wie diefes ; doch nur noch.in einigen Fällen, 
Die Augen zuthun. 2. As ein Keciprocum „ ih zuthun, ſich 
einem zuthun, ſich durch Gefälligteit beliebt zu machen ſuchen, 


doch nur von Geringern gegen Höhere. Er weiß ſtch gar ſehr 


zuzuthun. 3. Als ein Neutrum, in welcher Form es doch nur 
als ein Defectivum gebraucht wird, indem nur einzelne Theile 
davon üblich find. (1) Das Zuthun, der Juftnitivals ein Sub⸗ 
flantiv gebraucht, ift ſo viel als Mitwirkung, Bephülfe. Es iſt 
ohne mein Zuthun geſchehen. (2) Das Participium zugethan 
wird häufigfür geneigt gebraucht. Dem Aberglauben zugethan 
ſeyn. Jemanden zugethan ſeyn⸗ geueigt. So auch in den 
Kangellegen, wo große Herren fo zu ſchlleßen pflegen: uns blei: 
ben euch. oder ihnen mit Föniglicher (fürftlicher) Suld'zuges_ 
than. Indeſſen wird es nur als ein Adverbium,und wohl mi 
leicht als ein Adjectiv gebraucht. Schon im Hero zuatun. . 

Zutragen, verb.irreg.act, (S. Tragen.) 1. Durch Tragen 
nahe bringen , zu jemanden tragen. Dem Maurer Steine und 
Ralf zueragen. — 

Ich trage dir die Speiſ⸗ zu 
Schon mit dem frühſten Morgen, Weite. 39 

2. Sich zutragen, vownngefäbr, oder durch einen Zufall gefcher 
ben. Es bat fich ein. großes Unglud zugetragen. Das bat 
ſich mit mir in meiner Jugend zugetragen. 

Zutrag lich, —er, —fie, adj, etadv. jemandes Beſt es befär- 
dernd, nüglich, heilfam, Das wird dir ſehr zuträglich ſeyn. 
— *5 Abweſenbeiten find den guten Nahmen eines jun⸗ 
gen Madchens nicht zutr aglich· So auch die Zutr aglichkeit. 
Es iſt von ben NReuteo einem zutragen, ibm wohl befommen, 
ihm heilſam, nützlich ſeyn, welches aber-im Hochdeutfhen 
lãngſt veraltet iſt. Im Oberdeutſchen iſt dafür fürträglich üblich. 

Zutrauen, verb. reg. act, tranen, oder verfichert ſeyn, daß 
jemand ciner Sache fähig ſeh, mit dem Yecufariv der Sache und 
dem Dativ ver Perfon. So viel Bräfte hätte ich dir nicht zu⸗ 
getrauet. Jemanden viel Gutes, alles Boſe zutrauen. 

Das Zutrauen, des — s, plur. car. ı. Das zuverſichtliche 


Vertrauen aufdes andern Woblwollen. Da denn Zutrauen eine wa 


engere Art des Vertrauens if. Etwas mit vielem Zutrauen von. 
jemanden bitten. 2. Das Vertrauen, eine unedle und uu ſchick⸗ 
liche Bedeutung. Sein Zutrauen auf —* fegen. 

Zutra u⸗ 























n * J A a Dee — ae Bayer; 


1777 ne 


Zutraulich, —er, —He, adj. et adv. Sutrauen begend und da, 


sin gegründet, Sie fahe mich ſo zutraulich an,Herm. Sie forz 
dern fehr zutraulich, daß ich wieder gut machen foll, was fie 
verdorben haben. So auch die Zutraulichkeit. 


Zutreffen, verb. irreg.neutr, (S. Treffen,) mit haben, eine 


Verſicherung, der Sache feldft gemäß feyn, damit überein kom⸗ 


" men, Star fagte mir, es würde geſcheben, und es traf richtig 


zu. Die Rechnung trifft nicht zu, iſt nicht mit der Wahrheit 
übereinftimmig. 


Zutreiben, verb. irreg. (S. Treiben.) ı. Yeutrum, mit haben. 


(1) Anfangen, ingleichen fortfahren, lebhaft zu treiben. - (2) Im 
Hüttenbaue iſt zutreiben, bey dem Abrreiben mehr Silber aus» 

. Bringen, als man fich vonder Seſchickung verfprochen hatte ; da 
deun diefer Überſchuß der Zurrieb genannt wird. 2. Activum, 
durd; Treiben, d.i. heftig fehlagen, verfchließen, zumachen. Im 
Deichbaue wird der Deich zugetrieben, wenn er mit einem krum⸗ 
men Pfable feft gefchlagen wird. 


Zutreten, verb. irreg. (S. Treten.) 1. Neutrum, mit haben, 


anfangen, ingleichen fortfahren ‚Tebbaft zu treten. . 2. Aetivum, 


durch Treten verfiopfen, ausfüllen. EinYTaulwurfslocp zutveten. 
Der Zutrieb, des—es, plur. inuf. &. in Zutreiben. 
Zutrinken, verb. irreg. act. et neutr.im legten Falle mit haben, 


G. Trinfen.) Einem zuteinfen, ihn durch einen Truuk gleiche 
falls zum Trinken nöthigen; in weiterer Bedeutung, jemandes 
Sefundbeit trinfen. Einem ein großes Glas zutrinken, das. 
felbe austrinfen, damit der andere es gleichfalls ausleere. 


Der Zutritt, des —es,plur.inuf. 1, Die Frevheit, zujeman- 


den zu treten, d. i. fich ihm zu nähern, die Freyheit der perfönlis 

ben Annäherung,der unmittelbaren Unterhandlung. Freyen Zu: 
tritt zu jemanden haben, ſich ihm ungehindert perfönlich nähern 
dürfen, © 

Bald wird der Zutritt mir zu ihm nicht offen Hehn, Weite, 


Das befcheidene verdienſt öffner fich den Zutritt bey den Soben- 


uns Friedrigen zugleich, Gel. 2. In weiterer Bedeutung, der 
Zugang, die Annäperung ; nur in einigen Fällen. Den Zutritt 
der Luft hindern. 2 f 


 Zuverläffig, —er, —fe,adj.et adv. worauf man ſich verlaffen, 


dem man ohne Furcht zuieren glauben, worauf man feine Hands 
Tungen ohne Furcht zu wagen einrichten kann; fo wohl von Pers 
fonen, als von Sachen, in zuverläfiger Mann, auf deffen 
Worte oder Berficherungen man fich verlaffen fann, Line zu: 
verläffige Nachricht. Es gehet zunächik auf gegenwärtige und 


künftige, fo wie glaubwurdig zunächft auf vergangene Dinge. 


So auch die Zuverläffigkeit. 

Anm. Es iſt von einem veralteten Subftantivo Zuverlaß, wels 
ches Zuflucht bedeutete, und wieder von fich verlaffen abſtammet, 
fo daß zu bloß um des Nachdruckes Willen vorgefeger worden, 
die Nichtilig des Vertrauens fehärfer zu bezeichnen. Im Ober⸗ 
deutichen iſt dafür verläffig und perläßlich üblich. 


Die Zuverficht, plur. car, der Höchfte Brad des Vertrauens, die 
Ermaitung feines Wobles von einerPerfon oder Sache aus übers - 


geugenden Gründen, Sich einer Perfon oder Sache mit Zuverz 
ſicht anvertrauen. Deine Güte erweckt in mir die Zuverſicht, 
daß u. ſaf. Seine Zuverſicht auferwasfegen, mit Zuverſicht 
etwas erwarten. —— BZ, ‘ 

Anm. Esift ein altes Wort, welches ſchon in dein Notfer 
zuofirfiht lautet, und ans der R. 4. ſich eines Dinzes perfehen, 
und dem nahdrüdlichen zu, die Richtung des Bemiiches näher 
zu bezeichuen, gebifder, 


Zuverſichtlich, —r, Re, adj,et ad vr, Subjeetive, Zuver» 


ſicht hegead und darin gegründet; nurvon Sahen, Bin zuver: 
ſichtliches vertrauen. Der zuverſichtlichen Soffnung leben. 
Adel. W. B. 4. Th. 2, up, 


Zum. 1778 


In weiterer Bedeutung, mit ccheinb arer Zuverſicht auf die Wahre» 


beit feiner Worte, Zr fpricht fehr zuverſichtlich. Reden fie 
nicht fo gar zuverſichtlich, Gell. 2, Objective, worauf man feine 
Buverficht ſetzen kann, worauf man fi mit Zuverſicht verlaffen 
kann; eine um der Zweydeutigkeit Willen unſchickliche Bedeu⸗ 
tung, melde auch der Ableitung nicht ganz angemefjen ift, daher 
man dafür lieber zuverläffig gebraucht. in zuverſichtlicher 
Sretind. Daher die Zuverſichtlichkeit, in der erfien Bedeutung, 


Zupor, ein Adverbium der Zeit, für vorber, fo wohl 1. in Rück⸗ 


fit auf eine vorher genannte Seitoder Handlung. Ich fprach 
ihn heute zum erfien Mahle, denn zuvor hatte ich ihn nicht ge= 
feben. In welcher Bedeutung doch vorher edler und üblicher if. 
2. In Rückſicht auf die vorher verftrichene Zeit überhaupt, für 
ebedem, ebemabls, vormabls; eine im Hochdeutfchen größten 
Theils veraltete Bedeutung. 3.Abfolute,wenigftens in fehr dunk⸗ 
ler Rückſicht auf eine im folgenden dunkel beſtimmte Zeit oder 
Handlung; nur noch miteinigen Verbis. Jemanden zuvor kom⸗ 
men,eigentlich eher fornmen,als er. Figürlich, theils eine ähnliche 
Handlung eher verrichten, als er. So Fommt manjemanden in 
dem Baufeeines Gutes zuvor, wenn mat es Fauft, ehe er den bee 
ſchloſſenen Kauf vollführen fonnte, Theile, jemanden eine Ges 
fälligke!: erweifen, cheer noch darum bittet, Daher die zuvors 
Fommende oder zuvorlaufende Gnade Gottes, in der Theolo⸗ 
gie, die Bearbeitung des Menſchen, welche vor deffen Borfag vor⸗ 
ber gehet. Es einem zuvor chun, ihn in einer Fertigkeit oder 
Handlung übertzeffen, wo man auch beyde zufammen ziehen: 
Fann, zuvorthun, indem die Bedeutung ſehr figürlich iſt. 

Anm. Im Oberdeutſchen ik dafür auch zuvorhin, ehevor, 
biebevor und oft nur vor üblich. 


Zuvörderft, ein Adverbium der Ordnung, vor allen Dingen, 


Wir wollenzuvörderk die Sachein Ordnungbringen. Es iſt 


. aus zu und vorderſte zufammen gefeßt, daher die Schreibart zu⸗ 


fördert unrichtig ift, fo Häufig fie auch feyn mag. Bey dein Stry⸗ 
derzuvodrif. Im Oberdeutſchen iſt dafür auch alforderfi, 
alvorderift üblich, i 


Der Zuwachs, des —es, plur. car. won dem folgenden Verbo. 


1, Was jemanden zuwächft, d. i. waser an Getreide, Heu, Wein 
u. f.f.erbauet. Der jährliche JZuwachs. 2. Von einer andern, 
aber jegt veralteten Bedeutung des Verbi, iſt es figürlich fo viel 
als Vermehrung. Meine Liebe gewinnet dadurcheinen großen 
Zuwads. Die Erfahrung if oft der ſtärkſte und deutlichſte 
Beweis der Wahrheit, und in jo fern such ein Zuwachs: der 
Vernunft, Gel, . — 


Zuwachſen, verb. irreg, neutr. (S. Wachfen,) mitfeyn. 1, 


Durch den Wachsthum verfchloffen werden, - So wächfer eine 
Wunde zu, wenn fie von dem nachwachfenden Fleiſche verfchlo” 
fen wird, 2. Zujeinandes Gebrauche wachſen. Sowachfen dem 
Landmanne die Seldfrüchte zu, wenn er fie ſelbſt bauet, und 
nicht erſt Faufen darf. % 


. Zuwege, adv. zur Wirklichfeit, nur mit einigen wenigen Verbis. 


Etwas zumwege bringen, feltener, Zur wege vichten, zur Wirklich⸗ 
keit bringen. Es ift von zu und Weg zufammen gefezet,und da die 
Bedeutung fehr elliptiſch und figürlich iſt, ſo wird es billig als eine 
Sufammenfesung behandelt. Ebedem war es in noch andern Bes 
deutungen aangbar. So beißt es in dem Deutfchen Livius von 
1514: fiebrachten viel Volks suwegen, zufamınen, 


Zuweben, verb. reg. act. ducch Wehen nabe bringen. Gerüche 


wehn vom Fräuterreichen Sybla aufs nen ung zu, Schleg. 


Zumwetlen, adv. zu manchen Zeiten, dann und wann, wie biswei⸗ 


len, und das niedrigere unterweilen, Wie mar den Verſtand 
nicht immer antrengen kann, faites auh erlaubt, Zuweis 
ben etw is: ſei htes zu llefen, Bei, Ehedem nur wilom, (3. 


— 


Huuun ; Sie: 


t 


1779. REM 
»  Bisweilen) Das vorgefeßte je, je zuweilen iſt ein unnützer 
überflus. 


Zuweiſen, verb. irreg. act: (S. Weifen,) Einem etwas zu⸗ 


weifen, ihm zeigen, oder ſagen, wo er es belomme. Einem je⸗ 
mand zuweiſen, ihn an ihn weiſen. 
1. Mit etwas 


Zuwenden, verb. irreg. act, (S. Wenden.) 
© verbinden; eine im Hodeutfchen veraltete Bedeutuug, in welcher 
nur noch in der Schweiz die mit den eigentiichen Cantons verbun⸗ 
denen Landfchaften, oder die nähern Bundesverwandten ber Can⸗ 


tons, zugewandte Orte beißen, 2: Zu jemanden wenden,. nad 2 
ihm zu richten; wofür doch zufehren ũblicher iſt. Zinem den 


Küken zuwenden. 3. Einem etwas zuwenden, veranftalten, 
dag er dasfelbe genieße, oder befommie. 
Verdienft, ihre Arbeit zu, fast der Handwerker, Kinem viel 
Guͤtes zuwenden. Aber in folgender Stelle Hagedorns :- 

in berrübter Eſel heulte , 

Weildes Schick ſals Farge Hand 

Ihm nicht Hörner zugewändt, { 


ſtehet es um des Reims Willen , weil hier. dag beftimmeere geben, 


oder ertheilen hätte fliehen ſollen. 
Zuwerfen, verb. irreg. S. Werfen.) 
ben, anfangen, ingleichen fortfabren „wader zuwerfen. 2. Ac— 
tipum. ı (1) Mit einem Wurfe verſchließen. Die Thür zuwer- 
fen.  Ingleishen duch Werfen ausfüßen, 2ine Grube zuwer⸗ 
fen, duch hinein geworfene Erde, 
fen, es ihm durch einen Wurf nähern, damiter es nehme, Zigürs 
lich, jemanden etwas mit Ungeffün, wit Widerwillen geben. 
Zuwider, eine Prapofition,. welche die dritte Eidung erfordert, 
und allemahl hinser ihrem Nennworte ftehet. 1. Thãtig wider die 
Abficht und den Willen eines andern gerichtet. Jemanden in eis 
ner Sache zuwider handeln, feine Abſicht dabey zubindern fur 
chen, Dem Gefege zuwider handeln, wider die Vorſchrift und den 
Willen des Geſetzes. Er ging, dem Befehle zuwider, fort. 2, 
Die Neigung eines andern beleidigend. Eine Sache iſt ung zuwi⸗ 
der, wenn wir.fie nicht leiden fönnen, eine ſtarke Abneigung das 
gegen empfinden. Mich daucht, ‚Herr Damis ifk ihr nieht zus 
wider, fie fannibn leiden, er iſt ihe nicht verhaßt, Gell. Im 
Dberdeutfchen feßt manes häufig vor das Nennwort: zuw ider 
der goldenen Bulles Bey dem Ottfried lautet es nur widari, 
Zuminfen, verb, reg. act, etneutr, im legtern Falle mit har 
—ben. Einem freundlich zuwinfen, ihm zum Zeichen feines Wohl» 


wollens winken. Einem feinen Beyfall zuwinken, ihm denſel⸗ 


ben durch Winken zu erkennen geben. 
Zuwintern, verb. reg. neutr. mit ſeyn, von der Winterkälte 
und dem Schnee verfchloffen werden. Wenn alles überfchneyt 
und zugewintert ift, Opitz. £ 
Zuwslben, verb.reg. act. vermittelt eines Gewölbes verſchlie⸗ 
gen, Der Backofen muß fih allgemach zuwölben und fchließen. 
Zuzahlen, verb.reg, act. nach der Zahl übergeben, vor jeman⸗ 


des Augen zãhlen, um es ihm zu übergeben. Einem etwas zuzählen, 


Zuzãunen, verb.reg. act. vermittelft eines Zaunes verfchließen. 


‘ Zuzieben, verb. irreg. neutr. (©. Ziehen.) 1. Duch Sieben 


verfchließen, Die Thur, den Beutel zuziehen. 2. Zur Ver 


mehrung der bereits vorhandenen Anzahl groß ziehen. So ziehet 


fih der Landmann junges vieh zu. 3. Dazu zieben, zu etz 
was ziehen ; doch nur figürlich , fich jemandes Neth, oder Mit⸗ 
wirkung bedienen, in welder Bedeutung aber auch nurdas Sub⸗ 
ftantiv. die Zuziehung üblich iſt. Mit Zuziehung des Raths. 
Ohne jemandes Zuziehung, ohne jemanden mit dazu zu ziehen. 

4. Ürfache ſeyn, dag jemanden ein libek widerfahre. Das wird 

dir noch großen: Derdruß zuziehen. Sich durch Unmäßigkeit 
eine Krankheit zuzishen, Sich Händel zuziehen. 


Wenden fie mir diefen 


1. Veutrum, mit be: 


(2) Einem etwas zuwers 


a . 300 1780 
Die Zuzucht, plur. car. junges zugegogenes Vieh ; nur im gemei⸗ 
nen £eben. ©, dag vorige, N r 
Das Zwadeifen, des — 8, plur. ut nom. fing. in den Glas⸗ 
hütten, ein längfich rund zufammen gebogenes elaftifches Eifen mit 
wen Spigen ‚dasfelde als eine Zange zu gebrauchen, _ Von dem 
folgenden Berbo. 3 — 
Zwacken, verb, reg. act, mit zuſammen gedrückten zwey fftum⸗ 
pfeu Spigen klemmen oderdrüden. 1. Eigentlich, in welchem 
Verſtande zwaden und zwicken gleich bedeutend find, bis auf den 
Unterfeied, welchen das vollere a und das kleinliche i der Ratur 
der Sache nach machen, daber erfleres theils von einer größern 
Fläche der zufammen gedrückten Spitzen, theils von einem größern 
‚Umfange der gedrückten Fläche gebraucht werden folte. Indeſſen 
iſt daseinfoche zwacken in diefer eigentlichen Bedeutung wenig 
mebr üblich, fondern lebt nur noch in abzwaden, und beswaden, 
. 2. Figürlich, jemanden zwaden, ihn aufziehen, ſchrauben, oder 
verieren. In einem andern Verſtande fage man zuweilen, die - 
—— Truppen zwacken den Feind, wenn fie ihn beuneu 
igen, j En ae 
nm. Im Engl.to thwack. Im Niederd. undAngelf.iftdas 
für gleichfalls zwicken üblich. ©, dasfelbe, : 4 — 
Zwatzen, verb. reg. et irreg. act. welches im Hoch deutſchen 
völlig veraltet ik, aber ehedem häufig für waſchen und baden ge⸗ 
brauche wurde. Thaz horo thana thuag, er wuſch den Koh 
ab;bepdem Ottfried. Figürlich bedeutete es ehedem auch, einen 
\feharfen Berweis geben, einem den Ropfwafchen. Wiefern das 
in den Ölashütten übliche zwagen, ein Glas nach der aufgegeber 
nen Größe verfertigen, biecher geböret, kann ich nicht beſtimmen. 
Anm. In den älteflen Zeiten thwaagen, bey demlllphilas twa⸗ 
han, im Angelf,twehan, im Schwed.tvaund tvätta. Es 
ift unffreitig mit Wage, Woge, Waller, wafchen u, ff. ver« 
wandt, indem das vorgefegte 3 oder t bloß eine Berftärfung, oder 
auch eine Eigenheit einer Mundartifl. | 117 
Der Zwang, des—es, plur.car, von dem Verbo zwingen. ı, . 
Der Zuſtaud, da ein Theil des Körpers heftig zufammen gezogen, 
oder heftig zuetwas gedrungen wird ; nur in einigen einzelnen Fäl« 
len, So ift bey den Pferden der Zwang eine ſtete, aber vergeblir 
che Bemühung, den Urin zulaffen. (B.audh Sufswang, ©&b: 
venzwangund Stublzwang,) 2. der Zuftand, daman fich ängfts 


* 


lich bemühet, etwas zuäußern, ober zu verbergen. Der Zwang a 


des älteften Hetrursfchen Styles in Bildwerken, die darin ſicht⸗ 
bare Ängftlichleit. Der Zwang im gefelfchaftlichen Leben, 
die ängftliche Beobachtung des Wohlftandes und des Cerimoniele 
les, ängftliche Einfcpränfung feiner Worte und Handlungen, 
Der Zwang, einfieifer Geift, der alle Sreuden flörer, 
Mit Birken alles fpricht, mir Lächeln alles höret, Zadar. 
Sich Zwang anthun. 3. Der Suftand, da man die freyen Hands 
lungen anderer durch Gewalt, oder Vorſtellung der Strafübel 
einfhränfet. Der Zwang des Gefeges. Zwang leiden. zwang 
macht Feine gute Chriſten. Noch häufiger, 4. der Zuſtand, da 
jemandes freye Handlungen duch äußere Gewalt eingeſchrän— 


Bet werden, die Nothwendigkeit, etwas zu thun und zu leiden, Jh 


habe es bloß aus Zwang gethan. 5. Bey den Fägern ifk Ser 
Zwang die Erde, weiche der Hirich im Sehen vermirteift der ſcharf 
zufammen gezwängten Schalen heraus wirft. 3 

Der Zwangbrief, des—es, plur. die—e, in den Rechten, vi 
niger Gegenden, ‚ein Befehl, die gerichtlichen Acten dem Appels 

lanten bey Strafe abfolgen zu lajjen, Litterae compulforia- 

les. ö — 

Der Zwangdienſt, des — es, plur. Lie — e, Dienſte, zu 
welchen jemand gezwungen iſt, zu welchen er dutch Strafübel an⸗ 
gehaften werden fann, z. B. Frohndienſte. * 


Der 








ae er 


Pe Bine — 


Dee ömengteefer, ve, — nom. fing. in eintgen 
Gegenden ‚Häusler, fo fern ſie gehalten find, dem Grundherren 
fein Getreide für einen gewiffen Lohn auszudrefchen. r 


Die Zwange, plur. die—n, ein vornehmlich im Bergbaue übli⸗ 


ches Wort, theils eine Art Schraubenzwingen ; zu bezeichnen, die 
‚ Felgen undLaſchen andem Waſſerrade zufammen zu halten, tyeils 
- ader auch Hölzer, welche bey Berzimmerung han Stollens nach der 
Quere eingezw ãnget werden. 


Zwängen, | verb. reg. act. Zwang authun, wie zwingen, doch 


nur noch in engerer Bedeutung, mit Gewalt zufammen drüden. 
Einen Pfropf hinein — heftiges Sufammendrüden 
bineli treiben, 

Das Zwanggefinde, des—s, plur. car. Gefinde, welches 


gebelten iſt, dem Örundherren für einen geringern Lohn zu BIENEN as 


als freyes Geſinde. 

Zwangbufig,adj. etadv. den ER habend, ©. Biefes Wort, 

Die Zwangmüble, plur, die—n, eine Mablmühle, auf wel» 
her gewiffe Leute ihr Getreide mahlen zu laſſen gehalten find ; im 
Dberdeutfchen eine Bannmüble, fonft auch Frohnmühle. 

Der Zwangofen, des—s, plur. die— öfen, ein Backofen, in 
‚welchem die ganze Gemeinde ihr Bros baden, oder dagegemeine 

gewiſſe Abgabe erlegen muß ; Oberd. der Bannofen. 

Das Zweangrecht, des —es, plur. die—e, dus Hecht, oder 
Befugniß, vermittelſt deffen man andere zwingen, d. i, anbalten 
kann , etwas zu thun, oder zu leiden. So gedören die Zwang: 
diene, Zwangöfen, Swangimüblen, u. ſef. zu den Zwang: 
rechten des Örundbefigers.  _ 

Die Zwangſchenke, plur. die—n, eine Schenke, welde ge 
zwungen ift, ihr Getränke von dem Örundherren zu nehmen. 

Dae Zwangemittel, des—s, plur, ut nom. fing. das Mittel, 
andere zu zwingen, ihre Handlungen von außen einzufchränten. 


Obrigkeitliche Zwangsmittel. SolheBewegungsgründe find- 


wohl nicht viel beffer, als wahre Swangsmitcel, Gell. 

Die Zwengepflicht, plur. die—en, in den Rechten, eine Vers 
“ bindlichfeit, deren Leiſtung im Falle der Noch erzwungen werden 
Tann, Officium perfectum ; zum Unterſchiede von den Liebes= 
pflihten und Gewiffenspflichten. 

Das Zweangtreiben, des—s, plur. ut nom. fing. inder Ja⸗ 
gerev, ein Treiben, in. weichem das WHdbrer nach dem erfien 
Treiben enger eitigeftellet wird, ‘ 

Zwanzig, einennabänderlihe Hauptzahl, zwey geben Mabl, oder 
zeben zwey Mahl genommen. Zwanzig Thaler, zwanzig 
Heilen, zwanzig Säufer, allezwanzig. Nurmußes, 
ohne Subflantiv ſtehet, wie andere Zahlwörter, den Dativ bes 
zeichnen fönnen. Liner von den zwanzigen; bagegen die Endung 
wegfällt, wenn das Subſtantiv dabep fiehet, einer. von den 
zwanzig Mitgliedern, 

Anm, Es ift fo), 
Alter. Bey dem Ulphilas lautet es twaintigi, in dem Salifchen 
Gefegethuotoc, bey dem Kero zueinzic, bep dem Ditfried, im 
Tatian u. ff. zueinzug, noch jest in einigen Oberdeutſchen Ge⸗ 
genden zwainzig, im Niederdeutichen twintig, im Augelf.twen- 
tig, im Engl. twenty, im Jsländ. tutugu, im Schwed. tjugu. 


Es iſt von Sween, nach einer alten Mundart zwain, und zig, 


©. in —zig. Es läßt fidh wie andere Bablwörter, mit vielen Ad⸗ 
jeeri:en zuſammen fesen, felbft ſolchen, welde außer der Zu: 
fammenfegung nicht übtich find 5 zwanzigiäbrig, Swanzigpfünz 
dig, zwanzigtägig n-t-f. 

Der Zioanziger, des—8, plur. ut nom, fing. ı. 
glied eines Colleaii von z vanzia Ver ſouen. 2 Ein Ding, welches 
zwanzig Jahre alt iſt Er if ein Zwausiger. Wo man auch 

wohl das Fämininum bilder. Sie ih eine Zwanzigerinn, Kin. 


wenn es 


wie alle Zahlwörter von einem feße hoben 


"Ein Mile 


Zwe 1782 


gie, ein Wein, welcher 20 Zahr alt if; aber auch 3, ein 
> Wein, welcher 1720 gebauet worden, - x 
Zwanzigfe, adj. welches die Drduungszahl von zwanzig if, Der 
zwanzigſte Theil. Es ift heut der zwanzigfte May. Bey dem 
Kero zueinzicolti. 
Zwar, Conj; concelliva, die feindare Aufhebung zweher Säts 
je zu verneinen, da denn zwar in dem Borderfage flehet, und ing 
Nachfage aber, allein, doch, feltener.nichts defioweniger, oder 
Dingegen nach ſich hat. Es ſtehet fo wohl zu Anfange des Sages, 
Zwar eine lange Nacht wird uns trennen; allein du verlie⸗ 
reſt nicht alles in mir. * 
Zwar lagen hier Palmen 
Dom begleitenden volk, zwar klang dort ihr lautes go— 
ſanna, 
Aber umſonſt, Klopft. 
Zwar lehren wir und lernen beyde, 
Doch unſre Wiſſenſchaft iſt Sreude 
Uns unſre Runft Gefälligkeit, Haged. 
Als auch nach einigen Worten. Es wird uns zwar eine lange 
Nacht trennen, u. f.fyoder: eine lange Nacht wird uns zwar 
trennen u. ſ.f. Du haſt zwar, o ‚Winter, alles.enrlaubt; aber 
du ſollſt es nicht hindern, daß ich einen Kranz flehte. Für - 
> ob zwar ift obgleich edler und üblicher, . 
Anm. Diefe Conjuuction lauter indem alten Fragmente auf 
Earl den Großen bey dem Schilter zewaren, in dem Zfidor . 
ziuuare, bey den Schwäbifchen Dichtern zeware, im Niederf, 
-twaer. Seiner erften undälteften Bedeutung nach war es ein 
Berfiherungswort, für gewiß, in welchem Sinne es bey allen als 
ten Schrififtellern vorkommt, und im. Niederdeutfchen noch übs 
lich ift. Es erbellet darans, und aus denodigen alten Schreidarten, 
daß es aus ift wahr, oder vielleicht richtiger, aus doch wahr 
zufemmen gezogen warden, indem: in der alten Alemanniſchen 
Mundart auch tho-war, und im Alt: Schwed.tho-waro für 
zwar vorfommt, In einigen gemeinen Mundarten bängt man 
demfelben gern ein müßiges en oder n an, zwaren, Zwarn. 
Der Zweck, des—es, plur. die —r. 1. Ein fleiner Ragel mit 
einem runden Kopfe, befonders fo wiedieSchufter fie gebrauchen, 
die Schuhſoblen gemeiner Leute damit zu befchlagen. oizerne 
Zwede, Saftelswede, Schloßzwecke, Schuhzwecke u.f.f, 
In welder Bedeutung es oft auch der Zweck, des—en, plur., . 
die—en, decliniret wird, 2, Der Nagel in ber Scheibe, wor 
nach der Schüge zielet, and in weiterer Bedeutung auch das Ziel, 
wornach man läuft, ’ 
Wie wenn im Wettelaufen. 
Sich einer ganz bemubt, vor dem gemeinen Saufen 
Zu treffen auf den Zweck, ſticht feinen Bleppenan, u. f. f. 
Opitz. 
3.. Dasjenige, warum eine Handlung gefchiehet, die im Gewmüche 
vorher beſtimmte Wirfung eins Mittels, fo wohlin Rückſicht auf 
die handelnde Perfon, als auch auf, das Mittel, So iſt die Beſ⸗ 
ferung der Zweck fo wohl des Predigers, als feiner Predigr; 
dagegen Abſicht nur von der handelnden Perfon gebraucht wird, 
und hier fo wohl von der Richtung des Bemüthes auf den Zwed, 
als auch von dem Zwede ſelbſt. Endzweck ſollte eigentlich den 
letzten und böchften Zweck bedeutert, von Ende, Finis; allein es 
‚wird jederzeit, obgleich mit mehr Nachdrud,, nit Zwe@ glei bes 
deutend gebraucht, (5. Endzwed,) Seinen Zweck erreicheh, 
verfehlen. Das ift wider meinen Zweck. Du hätteft kürzer zum 
Zwede kommen Fonnen. Die Liebe if eine übereinſtimmung 
zweyer Willen zu gleichen Zweden, Gel. 
Anm. Inder erfien Bedeutung eines Meiner Nagels lautet es 
im Niederf. Zwick, welches aber auch einen Zapfen, fp wie das 
Yuunu.2 Schwe⸗ 


- 


% 
— 


1788 3ve 


Schwed. Svicka.einen Spund, ‚bedeutet. Es iſt mit zwicken 


verwandt, daher die Zwecke auch oft Zwicknägel genannt wer⸗ 

den, Im Pohln. ift Cwieczek gleichfalls ein fleiner Nagel. 
Sweden, verb. reg. ı. Yctivum, mit Zweden oder Fleinen Nä« 

geln befeftigen ; doch nur in answeden, aufzweden u.f.f. 2. 


VNeutrum, mit haben, aufetwas, als den Zweck gerichtet ſeyn. 


Das zwecket dahin. \ 


Der Art vollkommenheit ward als zum Ziel gefledt, 
Wo aller Geifter Wunſch aus eignem Zuge zweckt Hall. 
eine ſehr Harte, dünfe und elliptiſcheStelle; türwohın «= 3wedt. 


Die Zweckendruſe, plur. die —n, ein Rahme,welchen in Sach⸗ 


fen der graue kroſtalliſirte Kalkfpath bekommt, wenner in Draferl 


oder einzelnen Stucken vorhanden iſt. 


Das Zwedenbolz, des —es, plur.car. ineinigen Gegenden, 
das Holz des Spindelbaumes, und diefer Baum ſelbſt, weil die 
Schuſter ihre hölzernen Zwecke daraus zu ſchnitzen pflegen, S. 
Spindelbaum. : 

Der Zweckhammer, des —s, plur. die —hbämmer, bey den 
Grodfhmieden, ein Spitzhammer mit einer abgefürzten Spige 
and einer halben Angel auf derfelden, Zierathen mit demfelben auf 
dem Eifen zu machen, 

Sween, 309, zwey, S. in Zwey. 

Die Zwehle, ©. 2. Quehle. 

Der Zweifel, des —;, plur.utnom. fing, 1. Der Gemüths⸗ 
zuſt and, da nıan Gründe hat, die Wahrheit oder Thunlichkeit eis 
ner Sache nicht für ausgemacht zu halten, ohne Plural. In 
Zweifel fieben.oder feyn, fi in diefem Zuftande befinden. . Ich 
fiebein Zweifel, ob ich es glauben fol, oder nicht, ob ich mich 
dazu entſchließen ſoll. Erwas in Zweifel ziehen, deffen Wahrs 
beit aus Gründen noch nicht für erwieſen oder ausgemacht halten. 
Jemanden in Zweifel fegen, durch Gründe diefen Gemiüchszu- 
fiand inidm erregen. In Zweifel geratben. 2. Der Grund, um 
deffen Willen man die Wahrheit oder Thunlichfeit einer Sache 
nicht für ausgemacht hält, ein Grund des Gegentheils ; mit dem 
Plural. Es Reigen allerley Zweifelbey mir auf. Es iſt kein 
Zweifel, daß er der Urheber davon if, Jemandes Zweifel bes 
entworten,ihm feinen Zweifelbenehmen. Ohne Zweifel, aus 
‚Ber Zweifel, feltener mehr Zweifels frey und Zweifels ohne, 
obne allen Grund die Wahrheit oder Thunlichkeit einer Sache 
nicht für ausgemacht zu halten, gewiß, 

Anm. Schon bey den Kero Zuifal, Zuifalunga, bey dem 
Ditfried Zuivul, im Niederf. Twivel, im Schwed. Trifvel. 
Es ffammet unftreitig von zwey ber, und vielleicht von dem alten 
Adjective zuivele, zwieföltig, indem der Zweifel ein getheilter 
Gemüthsſtand iſt. S. Zweifeln. 

Der Zweifeler, des —s, plur. ui nom. fing. eine Perſon, wel⸗ 
che zweifelt, In engerer Bedeutung, eine Per ſon, welche eine Fer- 


tigfeit befiget, an allem, auch an moralifch gewiffen Wahrheiten, 


zu zweifeln. 
Zweifelhaft, —er, —eſte, adj.etadv. 1.8weifel habend, em⸗ 
pfindend, Gründe des Öegentheils habend. Ich Bin zweifelhaft, 
ob ich es glauben, ob ich es thun ſoll. 2. Objective, Grün⸗ 
de des Begentbeils gegen fich habend, ungewiß. Die Sache ift 
noch fehr zweifelhaft. Das Glud im Kriege ift zweifelhaft. 
So auch die Zweifelbaftigfeit, welches doch felten vorfommt, 
Zweifeln, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte baben, Zwei⸗ 
feloder Gründe des Gegentbeils haben. . Ich zweifele noch, ob 
ich es thue. An etwas zweifeln, Gründe haben, warum man 
die Wahrheit einer Sache noch nicht für ausgemacht halten kann. 
Ich zweifele Beinen Kugenbli an feiner Redlichkeit. Sp auch 
dag Zweifeln, 


” ee J —* J 2 
7 - 


: WE. 1984 

Anm. Bey dem Ditfeied, Willeram u.f.f. zuivolon, im- 
Schwed.tvifla. (S.Zweifel.) Man batteeh em noch ein ande» 
res Wort, welches ſich nur durch dieXbleitungsfplbe unterfcheidet, 
imTatian zuuchan, zuchon, imXugelfstweogan, twigan, 
im Schwed. tveka, weldes gleichfalls zweifeln bedeutete, und 
deffen erſte Halfte auch zwey iſt. Auf ähnlicheArt ſtammen dasfat. _ 

_ Dubium,und dag Griech.du2ew, zweifeln, von duo, duo, her 

Der Zweifelsgrund, des—es, plur. die —gründe, der Grund, 
warum man zweifelt,der Grund des Gegentheils. Iſt dee Grund 
ſehr teiftig, fo Heißt er ein Zweifelsenoten. ae 

Die Zweifelfücht, plur.car, die ungtordnete Begierde, oder Fer⸗ 
tigfeit, an allem, auch an erwiefenen Wahrheiten zu gweifeln. 

Der Zweig,des— es, plur.dsie—e, Diminut, das Zweiglein,dere 
jenige Theil eines Gemächfes, welcher von dem Stamme über der 
Erde ausgebet,und mit demſelben von einerlep Materie ift, 1.€is 
gentlich, da überhaupt alle Tpeile diefer Art Zweige heißen. In 
eugerer Bedeutung befommen an den Bäumen nur diejenigen 
Theile, welche ſich von den Zten abfondern, zum Unterſchiede von 
diefen, den Rahmen der Zweige. Ein grüner Zweig. Zweige 
von einem Baume abbrechen. Sin Lorbeerzweig, Gblzweig, 
Palmzweig,u.f,f. Auf Feinen grünen Zweig Fommen, figürl, 

zu feiner Berbefiseung feiner Umftände gelangen, 2. Figürlich, 
ein Theil, welcher ſich als ein Zweig von einem Dinge abfondert, - 

So werden die Adern, welche aus einer größern enrfpringen, die 
Seitenlinien eines Geſchlechtes u. ſ.f. Zweige genannt. 

Anm.Bep dein Ottfried und andern alten Oberdeutſchen Schrift ⸗ 
fellernZui g,Zuih,imAugelf' T wig,im$iederf,.Twieg,im@ngl, 
Twig. Es iſt gleichfalls von zwey, weil ſich da, woder Zweig * 
abgehet, der Stamm oder Aſt gleichfam in zwey Theile iheilet... ° 

Zweigen, verb. reg. act. welches in einigen Öggenden für pfros 
pfen üblich iſt. ” 

Das Zweigrecht, des—es, plur. inuf. bey den Jägern, das 
Hecht, in einem fremden Walde Zweige zum Behuf der Jagd und 
des Gehäges abbauen zu dürfen. 3 

Zwerd), adv. über eine Sache nach defjen Breite gerichtet ; ein 
geößten Theils Oberdeutſches Wort, wofür im Hochdeutfchen quer 
üblicher iſt. Zwerch über das $eld reiten, quer, überzwerch, 

‚quer über, Es kommt im Hochdeutfchen nur noch in einigen wenis 
genZufammenfegungen vor, welche doch auch mit Quer — üblie 
er find, Zwerchfell ausgenonmen, wofür man nicht Querfell 
fagt. S. Quer, mit welchem es eines Stammes ift. 

Die Zwerchaxt, plur. die —ẽcxte, die Queraxt, ©. diefes Wort. 

Das Zwercheifen,des —s, plur. ut nom. fing. einMeißelder 
Bildhauer, welcher hinter der zirkelrunden Schneide alg ein\ 
Schwalbenſchwanz zufammen läuft, die Vildungen in das Feine . 
zu arbeiten, = - x 

Zwerchen, verb. reg. neutr. et act. quer über das Holz hobeln, 
bey den Tiſchlern. — 

Das Zwerchfell, des —es, plur.die—e, eine ſtarke Haut in 
dem menſchlichen und thierifhen Körper, welche quer durch den 
Leib gebet, und die Bruſthöhle von der Höhle des Unterleibeg ſchei⸗ 
det, das Brufifell, fat. Diaphragma. Kinem das Zwerch⸗ 
fe erſchüttern, ihn beftig lachen machen. — 

Das Zwerchſtück, des —es, plur. die —e, ein jeder Theil, wel⸗ 
cher ſich in die Quere über etwas erſtreckt; ein Querſftück. 

Der Zwerg, des —es, plur. die —e, Diminut. Zwerglein, eine 
Verſon, welche ungewöhnlich Eleiner iſt, als es die gewöhnliche 
Größe erfordert, fo wie Riefe einen Menſchen von ungewöhnlich 
größerer Ötatur bezeichnet, Dan gebraucht es am Däuffgffen uns 
geändert von beyden Befchlechtern,befonders wenn nur die Klein« 
beit auegedruckt werden fol, Sie iſt ein Zwerg. Muß aberdas 
weibliche Geſchlecht vorzüglich mit begeichnet werden, ſo ift auch 
Zwerginn üblich. Es laßt ih eine Zwerginn feben, ein * 

* er 











RE“ Ne Br nee) — 
2 u = N 


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1785 te 


ex Zwerg. In weiterer Bedeutung heißet ein jedes Ding, wel⸗ 


&es eine in feiner Art ungewöhnliche Kleinpeit hat, ein Zwerg, 
wobin auch die folgenden Zufammenfegingen gehören, 
Anm. Bey den Schwäbifhen DichternGetwerg. Im Ries 


3we 1786 


zwo $rauen, zwey Säufer; zwerner Männer, zwoer Frauen⸗ 


zweyer Häufer u. ff. welches denn in der Schriftſprache, ſelbſt 
von Hochdeutſchen Schriftſtellern nicht nur nachgeahmet, fon» 
dern auch wohl als nach ahmungswürdig empfohlen worden, Gi+- 


def. Dmarf, Dorf,im Angelf. Dweorg, im Engl, Dwarfund“ | fellon zuene guate, ODitf. Zuene dag, chen derf, Zuene 


- Durgen, im Schwed. Dwerg, im Isländ. Dwergur. Esift 
allem Anfehen nach ein fehr altes Wort, daher auch deffen Abſt am⸗ 
mung dunfel und ungemwiß if. Martinius leitere es von dem Lat, 
Divergium, gleichſam Divergium nafürae her, Gumund 
Ardreä von dem Griech. Groupyor, Wachter von zwerch, fo fern 
es im fianrlichen Verſtande böfe bedenten Fann, wegen der Volks⸗ 
mährcden von bösartigen unterindifchen Zwergen, Friſch von 

zwerch, fofern es das kürzere im Oegenfage des längern bedeus 
tet; anderer eben founwahrfcheinlicher und gezwungener Ableis 
tungen zu gefhweigen, 

DieZwerg:Uloe, plur, dien, sine Art fehr Fleiner Aloe, Aloe 
pumila Zinn. : 4 

Der Zwergbaum, des —es, plur. die —baume, ein Baum von 
ungewöhnlicher Kleindeit in feiner Art, Ju engerer und gewöhns 
licherer Bedeutung find Zwergbäume in den Gärten, folde Bäus 
ne, welche durch Propfen und Wartung fo gezogen worden, daß 
fiefeinen Stamm in die Höhe treiben, fondern fich bald über der 
Wurzel in Zweige verbreiten. 

Die Zwergbirfe, plur.die —n, ©. Alpenbirke. 

Die Zwergbohne, plur. die —n, eine Art Fleiner Garteubohuen, 
welche auch granzbohne geuannt wird, 

Die Zwergbühe, plur. die —n, ©. Sagebüche. 

Die Zwergörbfe, plur,die—n, eine Art kleiner Zudererbfen ; 
Sranzerbfen, in Niederſachſen Kriper. 


Der Zwergkaſe, des —s, plur. ut nom. fing. ©. Quarkkaſe. 


Die Zwerg Raſtanie, pluͤr. die —n, eine Art kleiner Kaſtanien⸗ 
Bäume, » ’ 
Die Zvoergmendel, plur,dsie—n, eine Art Feiner Mandelbãu⸗ 
ie, Amygdalusnana Linn, 
Die Zwergmifpel, plur, die—n, eine Art Feiner Mifpelbäus 
me, Melpilus Cotonealfter Linn. Wr 
Die Zwetfchte, plür. die —n,eine im gemeinen Leben übliche Bes 
nennung der kleinen länalichen Pflauinen, in Baiern Zwespe, in 
Niederdentſchland Quetſche. (S. Pflaume.) In der Lotharingiſchen 
Volksſprache Quoeches; Quoetches, im Böhm. 8s weltka. 
Zwey, eine Grundzahl, welche zwiſchen ein und drey in der Mitte 
ſtehet, und in den Sefchlechtern und Endungen unveränderlich iſt, 
wenn es fein Hauptwort bey ſich hat, und entweder der Artikel, 
- oder ein Pronomen,oder auch einedasfelde regierende Präpoſition 
vorher gehet. Die zwey Thaler, die zwey Schweitern, diefe 
zwey Häufer. Der $reund der zwey Fremden. vor zwey Jah⸗ 
ren. von den zwey Ducaten iſt einer falſch. Wenn aber der 
Artifel oder das Pronomen fehlet, auch feine Präpofition vorher 
gehet, welche dasfelbe vegieret, folglich der Cafus aus ſonſt nichts 
erkannt werden kann, fo hat es zu deſſen Bezeihuung im Genitiv 
zweyer und im Dativ zweyen. Dev Ertrag zweyer Rittergüter. 
Der Zwiſt zweyer Freunde. Auf zweyer Zeugen Mund, wo 
zwar eine Präpofition orber gehet, welche aber nicht zu zwey, 
fondern zu Mund gehöre, Entdecke dich zweyen Freunden. 
‚Eben fo verhält es fi, wenn es abfolute, d. i. ohne Subſtantiv, 


flebet, da zwarderNominatiy und Accuſativ zwey lautet, aber _ 


der Genitiv und der Dativ auf die vorige Art bezeichnet werden, 
Sie kamen alle zwey. Es gehet auf zwey. Zweyer Zrugniß ıfl 
nicht hinlanglich. Das Gut gehoret zweyen zu. S. davon 
mein Cehrgebaude Eh. ı, S. 571f. 
Einige füdliche Deutſche Provinzen decliniren dieſes Zahlwort 
nach den Geſchlechtern⸗ zween, zwo, zwey: zween Maänner, 


Salmun, Kero. 
Zweene (zween) Räuber zankten ſich 
Des gefiobinen Eſels wegen ‚Daged, 
Luther hat in der Deutfchen Bibel diefe Declination mehrmahls 
beobachtet,aber eben fo oft, und vieleicht noch bäufiger,zwey ohne 
Unterſchied des Geſchlechtes gebraucht, Es läßt ſich auch aus ans 
bern alten Schriftſtellern beweifen,daß diefer Unterf&ied von kei⸗ 
nen beftändig beobachtet worden, woraus erhellet, daß er in der 
Schriftſprache fremd if, und nur duch Nachahmung eingeführee 
worden. Zwilchen zwey froeiden, einer der Schwabiſchen 
Dichter. Dhero zueio heido, zuene dhero heido, der 
zwey Perfonen, im fidor; wo Heido, unfer —heit, die Perfon, 
ein Fämininum iſt. Vieler anderer Beyſpiele zu gefchweigen, 
Ich babe in meinem Lehrgebäude Th, 1, ©. 569, noch mehr 
aber in meinem Magazine B. ı, ©t. 3, 8.37 f. die Gründe ans 
gezeiget, warum diefe Declination wider alle Hochdeutfche Analos 
gie, folglich höchſt verwerflich ift, und will fie hier Fürzlich wieder⸗ 
hohlen, 2. Die Analogie aller übrigen Zahlwörter, worunter fig 
Fein einziges befindet, welches das Gefchlecht bezeichnet, Drey 
Männer, drey Blumen, vier Srauen. Zwar ſcheinet ein eine 
Ausnahme zu machen, weil diefes nach den Gefchlechtern gebogen 
wird: ein Mann,eine Srau, eingaus. Allein ein ift Fein blos 
v Bes Sablwort, fondern ver unbeſtunmte Artikel, und in manchen 
Fällen ein wahres Adjectiv, Um der beyden legten Veftimmans 
gen Willen mußte es vollſtändige Birgungszeichen annehmen, - 
und da es diefe einmapl harte, fo behielt es felbige aud) als Zahl⸗ 
wort, Allein, da feinanderes Zahlwortweder als Artikel, noch 
als ein wahres Adjectiv gebraucht wird, fo Fann es denfelben auch 
nicht zur Regel dienen, 2, Die Analogie aller übrigen Beftun« 
mungswörcter des Subflantives, Zwey iff nur im Plural ger 
bräuchlich. Kein einziges Deutſches Beſtimmungswort bezeich⸗ 
net im Plural das Geſchlecht. Warum ſolle es gerade das zwey 
thun? 3.Die Analogie der Biegung ſelbſt. Das Geſchlecht wird 
in allen übrigen Fällen durch angehängte Geſchlechtsſplben ber 
zeichnet: gutzer Mann, gutze Frau, gut-es Haus; aber in 
zween, zwo, zwey gefhiehet die Biegung auf die unregelmäßigfte 
Art von der Welt, 4. Die Analogie der Hochdeutſchen Mundart, 
welcher dieſe ganze Declination fremd iſt, daher fie nur von einzele 
nen Schriftfiellern aus Nahahmungsjucht angenommen, aber 
nicht einmahl beftändig behauptet worden. Ich glande, diefe 
Gründe find hinlänglich, ihre Verwerftichfeit zn beweifen, 

Diefe Declination ift eine bloße Eigerbeit des Volfesineinigen 
füdlichen Deutſchen Provinzen, 5.8, in Baiern, Tirol, Steiers 
mark; und esfcheinet, daß fie ein alter Dualis iſt, welcher fi 
in mehreren alten Sprachen befindet, und feinen Urfprung der Un⸗ 
gewißheit zu danken hat, ob die Zahl zwey zur Vielheit gerechnet, 
folglich duch den Plural ausgedruckt werden Fönne, Als fihdie 
Deutſche Sprade mit ein wenig mehr Bewußtſeyn der Abficht 
und Mittebausbildete, liegen die nenern Diundarten diefen Übers 
reſt des früdeften- Hiteribnmeg verciteir, weil ein dunkeles Gefühl 
ihnen faate, daß Fein Deutfches Beſtimmungswort im Plutal das 
Geſchlecht bezeichnen dürfe, folglich ſolches an einem Zahlworte 
am unfhidtichften ſeyn würde. 

Anm. Dieſes Zahlwort iſt überaus alt, und finder ſich faſt in 
allen, ſelbſt den eutfernteſten Sprachen wieder, zum klaren Bee 
weiſe, daßes, fo wie andere Ähnliche Zahlwörter, im Deutſchen 
nicht einheimiſch, ſondern von einem ãltern Volke entlehnet wor⸗ 
Uuuuuz bei, 


z 


1787 I 

den. Im Oberdeutſchen lautrt es von den früheften Zeiten on 
ZUen, zuo, zuei, bey dem Ulphilas twa, twai,two, im 
Riederdeutfchen ewe, im Angelfi tu, twa, twegen, im Engl: 


twe, im Schwed, tvä, im Seländ.do, bey den Keimmifchen 
Zatarı tua, im, Lat. duo,im Giiech. 3om im Slavon. diva, 


dwie, dwoie, im Perfifhen dou, im Indoftanifhen du, dut- - 


jum, uf. f. ẽ⸗ wird, ſo wie die übrigen Zahlwörter, mit vie⸗ 
len Adjectiven zuſammen geſetzt, welche außer der Zuſammenſet⸗ 
zung nicht üblich find: 
Perſouen ſchlafen können; zweybohrige Rohren, welche im Durch⸗ 
meſſer zwey Zoll halten, zweyrägig, sweyftündig u. f.f. In 
einigen Wörtern gehetesi in — wie in zwiefach, Zwie⸗ 
back, zwier u ff 

Der Zweybad, ©. Zwiehrd.: 

Das Zweyblatt 
Pflauze, an deren Stame ſich immer zwey gegen einander über 
ſtehende Blãtter befinden; Ophrys L. 

Zweyblatterig, adj. et adv, zwey Blätter — aus zwey 
Blättern beſtehend. in zweyblätteriger Stamm, in. der 

Botanik. 

Zweydeutig, —er/⸗ſte/ adj. et adv. 1 ‚Eigentlich, fähig, 
mit gleichen Rechte anf zweyerley Art gedeutet ju werden; dop⸗ 
pelſinnig. In, Luther verfolgte die Wahrheit, iſt dag Derk 

bum verfolgen zweydeutig. Kine zweydeutige Antwort. Sie 
fabe mich ſehr zweydeutig an. 2. Nicht beſtimmt, oder ente 
fhieden genug, ungewiß, ine zweydeutige Tugend, ein tür 
gendbafter Schein, deffen * Befpaffenpeit ungewiß, oder 
verdächtig ift. 

Die Zweydeutigkeit plur. die —en. 1,'Die Beſchaffeuheit, 

da etwas zweydeutig iſt, inbepden Bedeutungen des vorigen Aus» 
druckes, und ohue Plural, 2. Ein zweydeutiger Ausdruck, in 
der erſten Bedeutung des vorigen, und mit dem Plural, Unans 
fändige Zweybeutigkeiten fagen. 

*Zwepbdoppelt, adj.etadv. ein unnützes pleonaftifches Wort, 
wo zwey überflüßig iſt, indem doppelt dasfelbe ſchon einſchließt. 
Zweydräbtig, adj. etadv, in den Zeug Dianufacturen, aus 

. zwep, Dräbten oder Fäden beftebend.. 

Zwepbrittel, ein jubflantives Zaplwort , welches aus zwey Dritz 
tel zuſammen gezogen ift, und In :diefer Zufammenziehung nur in, 
einigen Zufammenfegungen gebraucht wird. in Zweydrittels 
ſtick, ein Bulden, welcher auch wohl ſchlechthin ein Zweydrittel 
genannt wird. Die Zweydrittelarbeit, im Bergbaue, wern auf 
einem Berggebäude in zwey Schichten gearbeitet wird, fo daß ſich 
in Tag und Nacht nur zwep Arbeiter ablöfen, welche daher Zwey⸗ 
drittelärbeiter heißen ; zum Unterſchiede von bee Dreydrittelars 
beit.: Außer folgen Zufammenfegungen ſchreibt man es richtiger 
getbeiltz zwey Drittel, wie zwey Diertel, ein Drittel, drey 
Simfrelu, ff... 

Zweyen, verb. reg. act. in zwey Theile theilen, einim Hoch⸗ 
deutfchen veraltetes, und nur noch in entzweyen im figürlichen 
Berftandeübliches Bor. Opitz gebranchte ſtatt BR noch dag: 
einfache :; 

Sie redet nicht zu — pflegt ungern ſich zu zweyen. 

Der Zweyer, des —s, plur, ut nom. ling, eine Scheidemünze, 
welche zwey Dfennige gilt; wie Dreyer, Sechfer, Achter n. ſ. f. 

Zweyerley,adj.indeclin, et adv.vonzwey ver chiedenen Arten 
und Befhaffenbeiten. Sweyerley Geldforten. Redli und recht: 
Schaffen, find zweyerley, ſind zwey ver ſchie dene Begriffe, S Ley. 

Zweyfach, S. Zwiefach. 

Deräwepfalter, ober Zwiefalter, des—s, plur. ut nom. fing, 
ein größten Theils Oberdeutſcher Tahme der Schmetterlinge; viel: 
leicht weil fie zmiefältige, d. i. doppelte, Flügel haben. 


ein zweymanniſches Bett, worin zweh 


des —es Se inuf, der Nadıne.einer 


* Zweyſchmelzig/ adj. et adv. zwey Mahlgefchmolzen ; — 


eiſen in Geflalt eines Kreuzes, hoble Stellen aus zuſchneiden. 


Zweyfaltig ‚adj. * adv. 8. Zwie falti A 
Zweybändig,adj.etadv. 1. Zwey H — Gaben; ‚ein unge ü J 
wobnliches Wort, 2. In engerer Bedeutung. heißt derjenige 2 
zweyh an dig/ welder die linke Hand eben fo, fertig gebrauchen | 
kann, als die vechte ; zum Unterfchiede von. denjenigen, "Aue —— 
entweder bloß links oder bloß rechts iſt. J 

Zweyhangig/ adj. et adv.ein nut in derBaufunft übtiches Wort 
moein zweyhängigesDach ein ſolches genannt wird, welches au 
zwey Seiten abhängft ift, uud auch ein Satteldach genannt wird; 
gumt Uuterſchiede von einem einhängigen, oder Pultdache. 

Zweyhauig, adj.et adv. ein in der Laudwirthſchaft von den Wie⸗ 
fen übliches Wort. Zweyhauige Wiefen, welche des Jahtes zwey 
Mabl gehauen, oder gemäbet werden können, und auch zwey⸗ 
mabdige, zweyſchürige, beißen; zum Unterſchiede von den eine 
und zweyhauigen. 

Awepberrig, adj. etadv, zweyen Herren zugehörend ; in den nie⸗ 
drigen Sprecharten zweyherriſch. Ein zweyherriges Soerfc. 

Zweyjahrig, adj et adv.zwep Jahr alt. Ein sweyjähriges Rind. fa; 

Der Zweykampf, des—es, plur. die — Fämpfe, ein Sanpf, 
oder Gefecht unter zwey Perfonen, ein Duell. 

Zweymahl,adv. richtiger, zwey Mabl, zu zwey —— 
Mablen. Aber zweym ahlig, weil hier gemeinjchaftliche Bie» - 
gungsjpiben find, zu zwey ee Maplen — Ein 
zweymahliges verſprechen. ©. auch Zwier. * 

Zweymähdig, adj. etadv. 8, Zweybanig. 

Zweymanniſch, adj. et adv. im gemeinen Leben, aufzwen Pers 

- fonen eingerichtet, wozu zwep Mienfchen gehören, w.f.f. Lin: 
zweymännifches Bett, worin zwey Perfonen ſchlafen Fönnen, ein 
zweyfpänniges, in’den niedrigen Sprecharten ein zweyfshläfes 

- viges, Ein zweymännifiber Bohrer, imBergbane, welpen zwep - 
Manner treiben müſſen. @in zweymännifcher Rübel, welchen 
zwey Menſchen tragen. Ein zweymännifcher Stuhl, ein De 
berftupl ‚worauf zwey Perfonen weben, 

Zweyſchattig, adj. etadv.den Schatten auf zwey Ekiteninene 
-fend. So werden in der Geographie die Bewohner der Länder 
zwifchen deu Wendekreifen zweyfepaftige genannt, amphifcii, is 
weil fie nach dem Stande der Sonnein Rückſicht aufden Aquator, 3— 
den Schatten bald auf die eine, bald aber auch auf die andereSeite 
werfen ; zum Unterſchiede von den einfchattigen. 

Der Zweyſchaufler des-—s, plur, ut nom. fing. ein Nabıne, 
welden in der Landwirtbichaft die jährigen Schafe befonmen, > i 
wenn fie die zwey mittlern Hundszãhae verlieren, und dafür zwey — 
Schaufelzãhne befoimmen. J 

Der Zweyſchlitz, des—es, plur. die—e, in ‚der Baufunſt, ein 
Glied in dem Doriſchen Frieſe, welches mit ziwep Schlitzen, oder 

Vertiefungen verzierer wird, Dyelyph us; zum Anier ſchierc * 
dem Dreyſchlitze. 





— 


* 
ER 
x x 


Hüttenbaue, wo dasjenige Eifen zweyſchmelzig genannt “wich, } 
welches aus altem Eifen und Eiſenflein gefchmolzen worden. 4 
Die Zweyſchneide, plür. bie—n, bey deu Orechslern, ein Dreh⸗ 


Der Zweyſchneider, des —s, plur, utoom. ling. ein Bobrer, 
oder anderes Werkzeug mit sivep Sdueiben, bey verſchiedenen 
Handwerkern. 

Zweyianeidig, adj. et adv. zwen Schneiden abend, anf bey⸗ 
den Seiten ſchneidend. Ein zweyſchneidiges Schwert, 

Zweyſch ürig, adj. etadv, warm Jahre ziwrn Mabl geſchoren 
wird, im Gegenſatze des einfhürig; Zweyſchürige Schafe, mel 
he dei Jahres zwey Mahl gefdioren werden, ZweyfiirigeWols j 
Te, welheden Schafen zum zwevsen Mahle abgenommen worden. < 
Zwey ſchürige Wirfen, zweyinahdige, zwepbauige, — 11 — 

Zwey 


Zweyfigig, adj. eriadv. wo nur zwep Perfonen figen konnen. 


Die Zwepfpige, plur. Sie—n, bey den Steinmegen, ein Ham ⸗ 


Zweyfeitig, adj. et adv. ı. Swen Selten babend. 2. Bin zwey⸗ 


ſeitiger Contract nach welchem beyde Theile einander etwas lei⸗ 


ſten ; zum Unterſchiede von einem einſeitigen. 
Ein sweyfigigerWagen, zumlinterfchiede von einem vierfigigen, 
Zweyfpännig, adj. et adv. 1.Mit wen Pferden defpannt ; zum 
Unterfchiede von dreyfpännig, vierſpannig u. f. Ein zweyr 
fpänniger Wagen. Zweyfpännig fahren. 2. Ein zweyfpannis 


ges Bett, im gemeinen eben, in welchen zwey Perfonen ſſchla⸗ 


fen fönnen, ©. Zweymanniſch. 


mer, deffen beyde Enden herab gebogen und zugefpiger find, die gro⸗ 
‘ ben Stellen aus dem Steine heraus zu bauen, 


Zweykämmig, adj. etadv. ı. Zivey Stämme habend, aus 


zweu Stämmen befbehend. =, Bey den Holzarbeitern find zwey: 
fämmige Balfen, Pfahle u. f.f, deren zwey aus der Dice eines 


Stammes gefchnitten worden ; zum Unter ſchiede von den ein⸗, 


drey» und vierfämmigen. 

Zwepftimmig, adj.etadv. ı. Aus zwey Stimmen beftehend, 
in der Mufil. Ein zweyſtimmiger Gefang, zum Unterſchiede 

von einem einfiimmigen. 2. Gleihfam zwey Stimmen ausmar 
hend, völlig zweperley Meinung hegend und äußernd. Zwey: 
ſtimmig in einer Sache feyn, Eine zweyſtimmige Wahl, wo 
einer dev Wählenden feine Stimme einen andern gegeben. Daher 
die Zweyflimmigfeit. 

Zwepfplbig,adj.etadv, aus zwey Sylben beſtehend. Ein 
zweyſylbiges Wort. - ® 


' Zweytägig, adj, etadv. was zmey Tage altift oder währer. 
" Zwepte, welches die Ordnungszahl von zwey ift. Zum zweyten 
mMabhle. Es iſt heute der zweyte Tag, Sie iſt ſeine zweyte Svan. . 


So auch ander. 

Anm. In den Gegenden, vo man die Hauptzahl nach den Ger 
ſchlechtern bieget, zween, zwo, zwey, pflegt man aud) die Ord⸗ 
nungszahl auf ähnliche Art zu biegen, der zweete, die 3wore, das 
zweyte, welches auch wohl einige Hochdeutſche Schriftfteller 
nachahmen. Allein es ift folches eine neue Verlegung aller Ana⸗ 
logie; indemman fein anderes abgeleiteses Adjectiv wird aufwei⸗ 
fen können, welches das Gefchlecht, ander Wurzelſylbe bezeichnet, 


Das Zweptel, des—s, plur. utnoms fing. ein Theil eines Gan⸗ 


zen, welches in zwey Theile getheilet worden ; wofür doch halb, 


oder die Halfte üblicher ift, Ein Zweytel Loth, ein halbes, 


Zweytens, ein Nennmwortder Drönung, für zum zwenten. Er⸗ 


ſtens erwägen wir feinen Stand, zweyteng fein Vermögen. 


Es iſt ſo wie die ähnlichen ertens, drittens u. f. f. nursim gemei⸗ 

nen Leben und der verrrauliherw Sprechart üblich ; in den edlern 

pflegt man fie gern zu umfcpreibert. — 
Zweytheilig / achret adv. aus zwey Theilen beſtehend. 


weyzackig acj et advy. zwey Zacken habend. 





Der Zweyzahn, des—es; plur. inuf. der Rahme einer Pflan⸗ 
ze, welche auch Gabelkraut genannt wird, BidensL, 

Zweyzeitig, adj. et advy. ein inder Proſodie von einigen Neu⸗ 

ern gebildetes Wort, welches aber den Fehler der Dunkelbeit hat. 


Der Zwſckbohrer, $fs— s, plur üt nom. fing, ein Bodret 
womit dag Zapfenloch in ein Faß gebobret wird; der Zapfenbohr 


rer. Bon dem Riedet deutſchen zwidten, ein Faß durch ein ge: 
bohrtes Loch anzapfen. Zuweilen werden auch die fleinen Bohrer 


. > zudem Holge mit diefem Nabınen belegt, Ass 
Der Zwidel, des —s, plur. ut nom, fing. ein,gugefpister Theil, 


befonders fo fern er in einen andern eingefeßer wird, doch nur in 
verfchiedenen einzelnen Fällen. An den Strüumpfen ift der Zwickel 
eine Verzierung zu beyden Seiten über der Ferfe, inder Geſtalt 


. eines Keiles, Bed den Nähteeinnen ift es ein fchief zulanfendes, 


oder zugefpigt?sStüd, welches an folden Drien.eingefeget wird, 
wo ein Kleidungsftäd richt fpannen fol. An den Beuftern mit 
rundenScheiben beißen die dreyeckigen Stüde zwifhen den Schei- 
ben Zwicel, und eben diefen Rahmen führer auch in der Baukunſt 
der dreyeckige Theil zwiſchen den Bögen einer Kuppel. 

- Anm, Im Niederf, aleichfalls Zwickel. Er bat vermuthlich 
den Nahmen von der Spige, und ift mit Zwed, ein Nagel, und 
zwick en genau verwandt, 


Der Zwikelbert, des—es, plur. die —barte, ein zugefpister 


Barı in Geſtalt eines Zwidels, d.i. ein Bart, welcher aus den 
in zwey Spigen vereinigten Haaren über der Oberlippe beftebet. 


Zwicken, verb.reg. act. ı. Mit zwey zufammen gedrücten 


ſtumpfen Spigen drüden, faft wie Fneipen. Eigentlich follte es 
nur von kleinern Spitzen und einer damit gedrückten Eleinern Fläs 
che, wie zwacken von geößern gebraucht werden; allein diefer Uns 
terfchied wird felten beobachtet , indem zwicken in den meiſteuFäl⸗ 
ten für zwaden üblich ift. Jemanden inden Arm zwiden, mit 
‚den Fingern fneipen, Rinen Verbrecher mit glühenden Zangen 
zwicken. Einen Hagel abzwicken, ihn mit der Zange abknei⸗ 
ven; ihn auszwicken, mit der Zange ausziehen. 2. Figüclich, 
einen Schmerz verurfachen , welcher dem obigen Zwicken nahe 
kommt. So fagt man, es zwickt mich im Leibe, wenn man eir 
nen folchen Schmerz in den Gedärmen empfindet, wofür auch 
Fneipen üblihift. 3. In mandjen Fälfen iſt es fo viel als furz 
und geſchwinde drucken. So zwickt det Rupferdrurfer kleine Plat⸗ 
ten, wenn er ſie ein Baar Mahl ſchnell durch die Walze ge⸗ 
ben läßt. 4. In einigen Fäll ſcheint der Begriff der Spitze der 


herrſchende zu ſeyn. So iſt das Ceder aufzwicken bey manchen 


Handwerkern, es mit Zwecken auf etwas befeſtigen, für aufzwe⸗ 
@en. So auch das Zwiden. : 

Anm. Im Niederſ. twicken und zwiden, im Angelftwiccan, - 
im Engl.totwitch. Es iſt der Form nad ein Intexffioum, von 
einem veralteten zweigen, zwigen, und es kann fepn, daß auch 
bier, fo wie in Zweig, auf die Zahl zwey gefehen worden, indem 
ve: Zwicken eigentlich mit zwey Spigen oder ſcharfen Flächen ges 
ſchiehet. 


Der Zwicker, des —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeng, tvo« 


mit man zwickt, bep verſchiedenen Handierfern, wo es eine Art 
- Zange bezeichnet, dergleichen der fFählerne mit zwey elaftifchen 
Schenkeln verſehene Zwicker der Hutmacher iſt. Im Bergbaue 
wird das untere Stüd eines jeden Bergbobrers der Zwicker ges 
nannt, vermuthlich von dem Niederfächfifchen zwicken, bobren. 


Bine zweyzeitige Sylbe, die man ſo wohl lang dis kurz ausſpre⸗ Die Zwidtmühle, piur. die—n, in dem Müblenfpiele, eine ſol⸗ 


chen kann Syllaba anceps, So auch die Jweyzeitigkeit. 
Zweyzüngig, adj. et adv. zwey Zungen habend. Figuͤrlich iſt 
zweyzüngig, nach Befinden der Umſtände zw y entgegen geſetzte 


Bebanptungen äußernd. Befonders nennet man einen falſchen 


Menſchen zweyzungig, der jemanden in feiner Gegenwart lobt, 
und ihm ſchmeichelt, ibn aber in der Abmwefenbeit verkleinert, 

Der Zwick, des—es, plur. die —e, ein mir in einigen Fällen 
füe Zwed, ein Pleiner Nagel, übliches Wort. So nenn die 
Böttcher die eifernen Stifte, woneie die Bodenſtücke eins Zaffes 
zuſammen gedöbelt werden, Zwide, Bier 


che Stellung der Steine, mo man durch Hffitung dereinen Mühe 
le immer die andere fließen kann. Es fcheinet bier nicht zunächft 
von zwiden, fondern unmittelbar von zwey abzuffammen, weil ' 
eine ſolche Mühle wirklich eine zwiefache, oder doppelte Mühle 
ift. (S Muhle 2.) Es müßte denn von dem Niederf. zwickern, 
ſchnell und Teife laufen, ſchlüpfen, abſtammen, von welchem da» 
ſelbſt Zwickloch, ein Schlupfloch, ein Schlupfwinkel iſt. In ei⸗ 
tigen Gegenden heißt die Zwickmühle eine Fickmühle. 


Die Zwilzange, plur. die —n, in virlen Fällen eine kleine Zau⸗ 


ge, etwas damit abzuzwicken oder auszuziehen. - 
er 


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1791 | u wi 
Der Zwieback, des—es, plar. die —e, zwey Mahl gebadfenes, 
und daher fehr trockenes Brot, fo wohl von groben Mehle für die 
Soldaten, Matrofen u, f. f. als auch von feinem Meble, Eyern 
und Zuder zur Nöfcherey. Im Riederf. Twübad, Es ift von 
wie, einer alten Form für zwey, von welder auch swiebragen, 

zwiefach, zwier u. ſ. f. abſtammen. 
Die Zwiebel, plur.die—n, Diminnt. das Zwichelchen. 1. Ei⸗ 


ne Art Lauches mit einem nackten unten bauchigen Schafte nud 


hohlen Blättern, Allium Cepa Linn, 2. Eine jede lünalich 
runde, oder faft runde Wurzel, welche, wie die Wurzel des voris 
gen, aus vielen aufeinander liegenden Häuten beſtehet; vollftäns 
dig, eine Zwiebelwurzel, Die Tulpen-Zwiebel, Syaeintben= 
Zwirbelu.f. f. In noch weiterer Bedeutung wird auch wohleie 
ne jede rundliche Wurzel, wenn fie gleich aus einer feſten und zu⸗ 
ſammen hangenden Maſſe, nicht aber aus Häuten beſtehet, als die 
Wurzel des Safrans, u. f.f. eine Zwiebel genannt. 

Anm. Ju der erſten Bedeutung im Niederdeutſchen Zipolle, 
im Engl. Clubbol, im Franz. Ciboule, im Böhm. Cybule, 
im Pohln. Cebula, alle aus dem Jtal.Cipolla, und dieg von 
dem Latein. Cepula, dem Diminutivo von Cepa. Da diefes 
Gewãchs aus Italien zu ung gefommen ift, fo bat es auch feinen 
Nahmen von daher mit gebracht, Au der zweyten Bedeutung ift 
dafür im Niederd. Bolle, Lat. bulbus, ‚üblich. 

Die Zwiebelbien, S. Junkerbirn. 

Der Zwiebelfifch, des—es, plur. die —e, Fleine Weißfifche, 
welche mar mit Zwiebeln zu fochen pflegt, 

Das Zwiebelgewachs, des —es, plur. die —e, ein jedes Ger 
wächg, deffen Wurzel eine Zwiebel ift. 

wiebeln, verb.reg. act, mit Zwiebeln reiben, wie 5. B. die 
Oblgemahlde gereinigt werden. Da die Zwiebeln in der erften 
Bedeutung Thränen aus def Augen loden, fo heißt jemanden 
zwiebeln im gemeinen Leben oft figürlich, ihn hart behandeln, ihm 
gleichſam Thrãnen auspreſſen. 

Zwiebraͤchen, verb. reg. act. et neutt. in der Landwirtbſchaft 

einiger Gegenden, einen Acker zum zweyten Mahle pflügen, Im 
Weinbaue bingegen wird die dritte Hacke die zwiebrache genannt, 
Die erſte Hälfte iſt gleichfalls das alte zwie für zwey. 

Zwiefah, adj. et adv. ein vermebrendes Zahlwort, zwey Mahl 
genommen,doppelt. Es ſoll div zwiefach vergolten werden, dop⸗ 
pelt. EinenStrick zwiefach nehmer. Es iſt von dem alten zwie 
für zwey gebildet, daher auch zweyfach hin und wieder üblich iſt. 

Der Zwiefalter, S. Zweyfalter. 

Zwiefaltig, adj. etadv, and ein vermebrendes Zahlwort, wie 
zwiefach, und in eben derfelben Bedeutung, nur daß es, fo wie 
die meiften Zahlwörter mit —faltig und —fälrig im Hochdeut⸗ 
ſchen größten Theils veraltet ih. Im Niederf. twevoldig, bey 
bem Kero zuuifalda, bey dem Ottfried Zuuifalta. 


" Die Zwiefe, plur. sie —n, in einigen Gegenden ein Nahme der 


HauptParpfen, S. diefes Wort, 

Die Zwiemark, plur, die —en, im gemeinen Beben, ein zwey ſei⸗ 
tiger Sränzttein, die Gränze zweyer Hereſchaften zu bezeichnen’; 
zum Uaterſchiede von einer Drey⸗ und viermark. 

* Zwier, ein veraltetes Adverbium für zwey Mapl, welches noch in 
Luthers Bibelüberfegung vorkommt. Ih fahe zwier in ‚der 


Woge. 'Zuirolechsjaro, zwey Mabl fechs Fabre, bey dem. 


Ditfried, Zuiren zehenzoy, zwey hundert, im Willeram. 
Mein Trinken iſt nicht falſch; ich darf mir nicht gedenfen 
Es ſey gebrauen zwier, vom Brauer und vom Schenfen, 

Logan, 
Und Slora heißer es hier zweymahl Srübling feyn, 
Behlümer zwier das Seld, Opitz. 
YUnm. Bey dem Kero zuiror,im Schwabenſpirgel zwierunt, 
im Niederdeutſchen, wo es aber auch veraltet iſt, cwie twier, und 


3 wi 1792 
twigge. Es iſt von zwie efür zwey, u * in Pe Verſtande 
jetzt lãugſt veralteten Ableitungsſylbe. 

Der Zwieſel, des —s, plur, ut nom, fing, ein A ober Zweig, 

"welcher fich in zwey Theile oder Zweige theilet, und denn ih weis 
terer Bedeutung, ein jedes ähnliches oder gabelförmiges Ding. 
Im Niederd. Twill, Twille, Twehl, wo auch twillen, in zwey 
Arme fpalten, bedeutet, Es ift gleichfalls von zwie für zwey, und 
der alten Ableitungs ſolbe fel oder fal, 

Die Zwiefelbeere, S. solzkirſche. 

Der Zwiefeldorn, des —es, plur. inuf. in einigen Gegenden, 
ein Rahme der Stechpalme, Hex aquifolium Linn. 

—— adj. et adv. in zwey heile gefpalten ; im gemeinen 

eben. 

Der Zwiefpalt,drs —es, plur. doch felten, die —e, eigentlich, 
der Zuftand,da ein Ding in zwey Theile gefpalten ift ; eine lãngſt 
veraltete Bedeutung. Figürlich,die lebhafte Außerung gegenfeitis 
ger Meinungen undÖefinnungen, Uneinigfeit, Zwietracht, Streit, 
San. In Streit und Zwiefpalt leben. Aber auch in diefee 
figürlichen Bedeutung fängt es an, feltener zu werden, da man fo 
viel andere Wörter hat, diefen Begriff auszudruden, und die vers 
fhiedenen Nebeubegriffe meiftens fehr unbedeutend find, 

Anm. Das Wort iſt alt, bedeutete aber ehedem auch dag dop⸗ 
pelte, dag duplum, und war daher eine gewöhnliche Bezeich⸗ 
nung eines doppelten Erfaßes. Ehedem hatte mandavon auch das 
Verbum zwifpeln, verdoppeln, vermehren, Das Adjectiv zwies 


fp ältig, ift noch weniger üblich, alsdas Subſtantiv. Es ift von 


zwie, fürzwey, und Spalt, 

Die Zwietradht, plur.car.eine lebbafte Außerung gegenfeltiger 
Neigungen und Öefinnungen; faft wie das vorige, nur daß Zw ie⸗ 
tracht mehr aufdie Neigungen gebet, Zwiefpalt aber allgemeiner 

iſt. Es herrſchet nichts als Zanf und Zwiesracht unter ihnen. 

Der Thiere Brieg hört auf, man * der — müde, 
aged, 
Es ift von zwie für zwey, und.trachten, 


Zwietraächtig, —er,—ite, adj. etadv. Zwietracht äußernd und 


darin gegründet, Zwiervachtig feyn. Zwierrächtige Theleute. 
Es wird gleichfalls nur noch felten gebraucht. 


Der Zwiewuche, des. —es, plur.car. im gemeinen Leben, ein 


Nahme der Englifchen Krankheit bey den Kindern, befonders fo 
fern fie in derfelben fchief, und gleichfam doppelt zu wachfen pfle⸗ 
gen, Den Zwiewuchs haben. Daher zwiewüchfig, mit dieſer 
Krankheit behaftet, 3 

Zwiewüchſig, adj.etadv. zweherley Wuchs habend, Inder 

Landwiribſchaft heißt das Getreide zwiew üchſig, wenn es uns 
gleich aufgehet und reift, Swiewuhfge Wolle, die wicht zu rech⸗ 
ter Zeit gefchoren wird. 
Der Zwillich, ses—es, plur. doch nur von mehrern Arten und 
Duantitäten, die —e, der Nahme eines Fächfenen Gewebes, wel⸗ 
ches Aus doppelten Fäden mit allerhand Muſtern geweber wird, 
Am Riederf. und Dün. Dwälg.: Es iſt von dem Niederdeutſchen 
twillen, doppeli machen, wie Drillich, ein Gewebe aus dreyfa⸗ 
chen Fäden von dem alten thrilic, dreyfach. 

Der Zwilling, des —es, plur. die —e, eines von zwey zugleich 
von einer Mutter gebornen Kindern. Zwillinge gebaren. von 
Zwillingen entbunden werden. Sie find Zwillinge, fie find 
von einer Mutter zugleich zur Welt gebracht worden. Ein Zwil- 
ling, eines ſolcher Kinder von zwenen, ohne Unterſchied des Bes 
ſchlechts. Sie iſt feine Zwillings-Schweiter, ev ih ihr Zwil⸗ 
linas-Bruder. Noch dag zwey davor zu feßen, zwey Zwillinge, 
iſt ein unnüger Pleonasmug, weil der Begriff des zwey ſchon in 
dem Subſtantive liegt. Figürlich, obgleich ſelten, zwey verbuit⸗ 
dene Dinge einer Art. So vflegen einige die — 
Zwillingshuchſtaben zu neunen. —— 

* Anm 


— 
— 


1 








* 


a ee: ER 
Anm. Im Willeram Zuilen, Zuellin. Es iff von zwie flir 
zwey, undder Ableitungs ſylbe ling, oder aud von dem Nieder⸗ 


deutſchen twillen, doppelt machen. und der Ableitungsipfbe ing.. - 


Im gemeinen Leben pflegt man drey von einer Mutter zu gleicher 
Zeig geborene Kinder nad eben dieſer Analogie Drilinge zu nen: 
nen, Im Niederd. beißt ein Zwilling Tweſeke Tweske. 

Die. Zwinge, plur. die —n, ein Werkzeug der Holzarbeiter, zwey 
StüdeHolz; znfammen zu zwingen. Die Schraubenzwinge, 
wenn ſolches vermittelt einer Schraube geſchiehet. Die Leim: 
zwinge, wenn mah zwey Breter, die auf ibren Schärfen follen 
zuſammen geleimet werden, zwiſchen zwey fenfrechten Zapfen zus 


ſammen feilet. f 


N 


Das Zwingeifen, des— 8, plur.ut nom. fing. ein Werkzeug 
der Meſſerſchmide, die Befhläge der Mefferfchalen darauf aus zu⸗ 
preffen und. zu bilden, y 

Der Zwingelreif,des— es, plur. die —e, bey den Böttchern, 
der zweyte Reif nach dem Bauche zu, der das Faß am meiften zus 
fammen halten muß. 


Zwingen, verb.irregul.act. Imperf. ich zwang, Conj. zwänge, - 


Particip. geswungen;.die Veränderungen eines Dinges auf eine 
gewaltfame Art beftimmen. ı ‚Eigentlich, fo wohl von leblofen Din» 
gen; in welchem Berfkande doch zwangen oft üblicher iſt. Einen 
Pfropfen in die Bouteille zwingen zwängen, Zwey Breter zu⸗ 
fammen zwingen. Als auch, und zwar am bäufigſten, vom leben⸗ 
digen und noch mehr von vernünftigen Geſchöpfen, jemandes Wil⸗ 
Ien mit Gewalt beffimmen,. Je manden zwingen, etwas zu thun. 
Ich bin dazu gezwungen worden, Etwas gezwungen thun. 
Die Hoch zwang mich. Jemanden mit Drohungen, mit Schla⸗ 
gen zwingen. Kine Stadt zur übergabe zwingen. 2. In en⸗ 
» gerer. Bedeutung den Widerfland eines Dinges mit Gewalt übers 
winden, für bezwingen, am Häuftaften in der dichterifchen. 
Schreibart. Gleich dem Tone, der Götter und Delphine sbvang, “ 
Raml. 3. Figürlich iſt gezwungen/ wobey der Zwang, oder das 
ängftiiche Beſtreben ſichtbar iſt, und darin gegründet; im Gegen⸗ 
ſatze des naͤturlich. Zine geswungene Stellung. Ein seiwuns 
gener Ausdruck. In welder Bedeutung doch nurdiefes Partis 
eipium aleinüblihifl.. — 
Anm. Bey dem Kero kedwingen, bey dem Dtifried thwin- 
gan, im Niederf. twingen, im Schwed.tvinga. ; 
Der Zwinger, des — s, plur. ut nom. fing. ı, Eine Perfon 
oder Sache, welche zwingt ? doch nur felten, und auch hier nur 
zuweilen in Sufammenfeßungen. 2. Ein eingefchränfter, ume 
ſchloſſener Raum ; auch nur ineinigen Zällen. So wird in den 
nad) alter Art befeftigten Städten, der enge Mag zwiſchen zwey 
Stadtmauern, oder vielmehr ziwifchen det Stadtmauer und den 
Hänfern, der Zwinger genannt. In ber Jägereh iſt der Zwinger, 
oder Hundeswinger ein eingefchloffener, oben offener Platz, in 
welchem die Sagdhunde aufbehalten werden, 
Der Zwirl, des —s plur. die— e, ben den Kunftdredhglern, 
eine Rählerne Spindel mit drey fiharfen Spigen, das Holz, wel⸗— 


8 man drehen wid, darein zu fchlagen. Vermuthlich von dem‘ 


Oberdeutſchen zwirlen, Engl.to thwirl, ſchnell umdrehen, wos 
hin auch unſer querlen gehöret. . 

Der Zwirlbobrer, des —s, plur. ut nom: fing. eben bafelbft, 
ein Werfzeug mit einer fharfen Spige und zwey fehneidenden- 
Seiten, vorgebohrte Löger damit zu erweitern, 

Der Zwirn, des — es, plur. doch nur von mebrern Arten, oder 
Düantitäten, die — e, ein. ſtark zufammen gedrehrter doppelter 
Faden von flächfenent Garne, als ein Materiale, Ein Soden 

Zwirn. Seiner, grober, roher, gebleichter Zwirn. Am Rie- 
derd, Tweern. Ohne Zweifel vonzwier, zweymabl, doppelt, in- 
dem der Zwirn gemeiniglich aus deppellen Fäden beſtehet, Siehe 
Zwirnen. HERZEN z 


Adel. W. 9.4. Th. 2, Auſt. — 


| Zwi 1794 

Das Zwirnbröt „des — es, plur. die — er, bey den Seiden, 
arbeiten, ein Käftchen mit zwey Pfoten, die rohe Seide darauf 
zu zwirnen. i 

Zwirnen, adj. etadv. aus Zwirn verfertiget; im gemeinen Les 
ben. Zwirnene Strümpfe, von Zwirn. » 

Zwirnen, verb. regul.act. et neutr. zwey, oder mehr Fäden zu 
einem zufammen drehen. Das Subftantivum Zwirn wird nur als 
lein von ſlächſenen Fäden, zwirnen aber auch von feidenen und 
wollenen gebraucht. Garn, Seide zwirnen, Gezwirnte Sei: 
de. Bey den Kürfchnern iſt zwirnen, diein Zeilen oder Reiben 
zufammen genäheten Felle zum Futter zufammen fegen; viel⸗ 

leicht weil ſolches vorzüglich mit Zwirn geſchiehet. Figürlich ſagt 
man, die Katzen zwirnen, wenn fie aus Behaglichkeit eingn ans 
baltenden Laut von fih geben, welcher dem Laute eines Zwirn⸗ 
rades gleicht. £ ; 

Anm, Im Riederd. tweernen, im Schwed. tvinna , erſteres 
von zwier, doppelt, und leßteresvontvain, zween, 

Die Zwirnmüble, plur. die —n, eine künſtliche Maſchine, viele 
Fäden daranf zu einer und eben derfelben Zeit zu zwirnen, 

Das Zwirnrad, des — es, plur, die — räder, ein Spinnrad, 
Fäden darauf zugwienen. Bey den Schwertfegernift.es ein Rad, 
zwey mefjingene Drahte daranf zu einem zufammen zu drehen. 

Zwiſchen, eine Präpsfition, welche eine Richtung nach dem Rau⸗ 
me, welcher zwey Dinge trennet, und ein Dafeyn in demfelben, 
bezeichnet, und in diefer Rück ſicht ald den Dativ, bald aber auch 
den Accuſativ des Nennwortes erfordert, 

1, Den Dativ, wenn es ein Dafepn, oder einen Stand der 
Aube, in der Mitte zweyer Dinge andeutit. Der Raum zwis 
ſchen zwey Häufern. Er ging zwifchen beyden. Wittenberg 
liegt zwifchen Leipzig und Berlin. Er ſitzet zwifchen Thür und 
Angel. Ss ifinur ein Schritt zwifchen mir und dem Tode, 
Der Saufe fey Zeuge zwiſchen mir und dir, ı Mof 13,8. Zwiz” 

ſchen Zurcht und Hoffnung fhweben. Sich zwifchen zwey 

Stühlen niederfegen. Es iſt ein Unterfchied zwifchen mir und 
dir. Auch von der Zeit, Zwif en Weihnachten und Öfiern. 
Kr iſt zwiſchen 18 und 20 Fahren. Suche Sreunsfchaft zwi: 
fchen ihnen su fiften. ’ 

2. Den Yccufativ, wenn es eine Nichtung, oder Bewegung 
nach dem Naume bezeichnet, welcher zwey Dinge frennet. Die 
Wolfenfaule Fam zwifchen das Beer der Egypkier und das 
Heer Jfrael, 2 Mof. 14, 20. Sich zwifchen zwey ſtreitige Par: 
teyen mengen. Zwifchen die Räder Fommen. SEtwas zwifchen 
zwey Singer faſſen. 

Zwiſchen beziehet ſich immer auf den Raum, welcher in der 
Mitte zweyer Dinge iſt, unter aber auf eine mit andern Dingen 
vermengte ortliche Cocxiſtenz: zwifchen swey Geiftlichen geben, 
aber unter den Geiftlichen gehen. Es iſt daher irrig, wenn es 

Mash. 13,25 beißt : Unfraur swifchen den Weiten füen ; iv» 
es unter heißen müßte, (S. Unter.) Es if cin Provin- 
giale Fehler der Niederfadfen, wenn fie Hochdrutſch reden und 
fhreiden, daß fie gern zwifchen für unter fegen. Jndeſſen gibt 
es doch aud) Fälle, too beyde mit gleichem Nechte gebrauch werden 
können. Seindſchaft unter ‚oder zwiſchen Freunden fiiften. 
So lange der Erbe ein Rind iſt, fo iſt unter ihm uns einem 
Knechte Fein Unterſchied, Gal 41; wo es auch ʒwiſchen beis 
fen Tauı.- ? 

Anm. In dem alten Gedichte guf den heil, Anno zufchin, im 
Notker, Tatian und Willeram, zeuuisken ‚zuisgene, zui-. 
Ichon, bey den Schwäbifchen Dichtern entzwilchent, imRies 
derf. twusken, tüſchen. Es iſt ohne Zweifel von zwey abgeleitet, 
ver muthlich vermittelſt der Ableitunge ſylbe ifch, zwep: ifch: en, 
welches aus dem Angelf, und Engl. noch mehr erhellet, wo es bet- 
weonan, beiwynan, beiwixt und beiween lautet, eich⸗ 

Kırır ſam 


x 


rl Alam An? Aa ir re 








1795 wi 
ſam inder Mitte von zivenen, Es kann mit vielen Subftantiven 
zuſammen gefeget werden, etwas zu bezeichnen, das dein Orte, 
oderder Zeit nach zwifchen zwey andern Dingen ift 5, B. ein 
Zwifchen : Aetus inden Schaufpielen, ein Zwifchendamm, eine 
Zwifchenwand, u. ſ. f. 
Der Zwiſchenraum, des — es, plur. die — räume, ein Raum 
zwiſchen zwey Dingen. Der Zwiſchenr aum, zwiſchen zwey Häu- 
fern, Figürlich: die hellen Zwifchenräume der Dernunft, nach 
dent Zat. Intervalla lucida. ; 
Das Zwifchenreich, des— es, plur. die — e, in den Wahlrei⸗ 


hen, die Zeit von dem Tode eines Kegenten, bis zur Wahl eines 
andern ;nach dem Lat, Interregnum , wo aber Reich eine im. 


Deutfhen ungewöhnliche Bedeutung annehmen muß. 


Das Zwifchenfpiel, des — es, plur. die—e, ein Furzes Schau⸗ 
fiel, welches: zwifchen zwey größern aufgeführet wird; nach dem 
* 


Ital. Intermezzo, 
Der Zwiſchenwall, des —es, plur. die — wälle, in der Ber 
feſtigungskunſt, der Theil eines Walles, welcher zwey benachbarte 
Bollwerke an einander hängt, Franz. die Courtine, beſſer, der 
Mittelwall. 
Der Zwifchenwind, des—es, plur. die — e, ein Wind, wel⸗ 
cher zwifchen den vier Hauptgegenden des Himmels wehet; befs 
- fer, Mittelwind oder Hebenwind, : 
Das Zwifchenwort, des— es, plur, die — wörter, in der 


Sprachlehre, eine ſehr unſchickliche Benennung eines Redetheiler, 


welcher im Lat. die Interjection genannt wird, nach welcher Ber 
nennung das Dentfche Mortgemodeltift. Da die Interjectionen 
die Empfindung als Empfindung ausdruden, fo nennet man fie 
tichtigerempfindungswörter, dagegen die Benennung Zwifchen: 
wort von einem bloß zufälligen Umftande bergenommen ift, der 
nicht einmabt in alen Fällen Stattfindet, indem die Juterjectio⸗ 
nen eben fo oft alein, uud zu Anfange einer Nede fichen, als zwi⸗ 
{chen andern Wörtern, 

Die Zwifchenzeit, plur. die —en, eine Seit, welche zwifchen 
zwey Handlungen verfließet. _ - 

Das Zwifchgold, des —es, plur. car. Blattgold, weldhes auf 


der einen Seite Silber ift. Die erſte Sylbe ift allem Anſehen 


nach mit zwifchen eines Urfprunges, und gleichfalls ans zwey iſch 
gebildet, weil diefe Blätter aus zwey Metallen entſtanden find, 
und daher beyder Farbe haben. 


Der Zwift, des — es, plur. die —e,dielebhafte Äußerung ver» 


fhiedener Meinungen und Neigungen durch Worte ; ein edler und 
glimpflicher Ausdrud für. die härtere Zwielpalt,Zwierracht, und 
dasunedle Zanf. Zwift mit jemanden haben. Ich bin den 
Lügen gram, ich fuche Feinen Zwiſt, Haged. Br fchlichtere 
-ibre Kleinen Zwifte, und lehrte fie gütig feyn und nachge- 
bend, Geßner. 


Anm, Im Riederdentfben, Schwediſchen und Isländiichen 


Twiſt. Es iſt vermittelftder Ableitungsfolbe ſt von zwie, zwey 
gebildet, und bezeichnet eigentlich den Zuſtand, da zwey oder med» 
rere Perfonen fich entzweyen. . : 

Zwiftig, —er, — fie, adj. et adv. Swift habend und äußernd. 
Zwilig feyn. Zwillige Perfonen wieder vereinigen, 

Die Zwiftigkeit, plur.die—en. ı. Der Zuffand, da Zwey, oder 
mehrere Verſonen zwiſtig find; ohne Plural, 2. Die lebhafte 
Äußerung dieſes Zuſtandes, wie Zwiſt. 

Zwie ſchern verb. regul.neutr, mit dem Hülfsworte haben, eine. 
Onomatopdie desjenigen Lautes, welchen Sperlinge und andere 
junge und fleine Vögel von fich geben. Sprichw. wie die Alten 


DIET 


ee 
fungen, fo zwirfchertendie Jungen. Baum hört man noch 
im Gebüſch ein Oögelchen zwitfchern, Weiß:, —— 
Der Sperling theilt ſein kurzes Leben 
In Zwitſchern und in Lieben ein, Haged. 
Zuweilen, aber nicht augemeſſen genug, auch von der Stimme 


* 


der Grillen und Heuſchrecken. Die Grille und die geuſchrecke 


zwitſcherten unter dem Schatten der Blätter im geſenkten Gra- 
fe, Geßn. 


ı DerZwitter, des —s, plur.utnom.fing. 1. Ein Gefchöpf, 


welches mit beyderlev Geſchlechtsgliedern zugleich verfeben ift, 
männlichen und weiblichen Geſchlechts zugleich.ift. Er, fie if ein 
Zwitter. 2. In weiterer, aber fehr uneigeiglicher Bedeutung, ein 
Geſchöpf oder Ding, welches von zweperley Arten etwas an ſich 
has, dergleichen man auch einen Baftard oder Blendling zu nens 


nen pflegt. In diefem Verftande beißt z. B. ein Hund, der voneie ” 


nem Pudel mit einer Möpfinn erzeuget worden, eine duch Deus 


liren, oder Pfropfen'von zweyeileyArt Pflaumen heraus gebrachte 


dritte Art, oft gleichfalls Zwitter, und beffimmter, Artzwite 
ter, zum Unterfciede von jenen Gefchlechtzwittern. 3. In noch 
weiterer Bedeutung werden verfchiedene Körper, welche dem äus 
fern Anfcheine nach von ziwendeutiger Act find, Zwitter genannt, 
So beißtdas Waffer » oder Reißbley in einigen Gegenden Zwitz 
ter, weile wie Bley ausſtehet, es aber nicht if. Am bänfigften 
wird imBergbane das gewöhnliche. unreineginnerz, Zwitter, und. 
zum Unterfchiede von jenem, Zinnzwitter genannt, da denn der 
Plural nur von mehrern Arten oder Quantitäten üblich iſt; ohne 


‚Sweifel, weile in mehrern Farkemfpielet, und mehrere Arten - 


von Mineralien in ſich zu-vereinigen feheinet. . 

Anm. Diefes Wort ift gleichfalls von zwie, zwey. In eini⸗ 
gen gemeinen Mundarten lautet es in der erſten eigentlichen Ber 
deutung Zwiedarm, Zwiedorn, Zwickdorn. 

Der Zwitterſtock, des — es, plur. die — ſtocke, im Bergbaue, 
ein Stodwerf, in welchem Zinnzwitter bricht, oder Zinnzwitter 
in Öeftalt eines Stockwerkes. S.Stockwerk. 

Zwo, S. in Zwey. 

Zwolf, eine Hauptzabl, welche zwiſchen eilfund dreyzehen in der 
Mitte ſtehet, und, wie andere Hauptzahlen, in allen Fällen um» 
verändert bleibt. Zwölf Männer, zwolf Frauen, zwolf zäu⸗ 
fer ; derzwolf Männer, den zwolf Frauen n.ff. Nur dag 
fieden Dativ bezeichnen muß, wenn fie ohne Subftantio flehet, 
"Einer von den zwölfen. Ich Fomme vorzwölfen, 

Anm. Bey dem Kero zuelifin, beydem Ottfried zuelif, bey, 
dem Ulphilastwalif, im Niederf. twelf,im Engl, twelve. Es 

ift aus zwey und dem alten lyfan, fo wieeilf aus ein und Iy fan 

zuſammen geſetzt. S. Eilf. —* 

Das Zwölfed, des—es,plur. die—e, eine Figur von zwölfEcken. 

Der Zwolfer,des-—s, plur. ut nom.fing. im gemeinen Leben ı, 

Einer aus einem Collegio von zwölfPerfonen, 2.EinWein vonı7 12, 

Der Zwölfftündner, des—s, plur, ut nom, fing. im Berg» 
baue, welcher von 24 Stunden deren zwölf arbeitet. al 

Zwolfte, adj. die Ordnungszahl von zwölf. Der zwölfte Theil 
eines Zentners. Ss iſt heut der zwölfte, Monathstag. Bey 
dem Kero zuuelſifto. 

Das Zwölftel, des —s, plur, ut nom fing. der zwölfte Theil ei⸗ 

- nes Banzen. EinZwölftel einesZentners, einZwölftel Zentner. 

Zwolftens, adv. im gemeinen Leben, zum zwölften. 

Das Zwölfter, des —s, plur.ut nom, fing, nur in einigen Ge⸗ 
genden, eine Zahl von zwölfen, ein Dußend, Kin Zwölfter 
Breter, zwölf Stück. 


— 





— 











1798 





D. W. Soltaws 
—Beyträge und Berichtigungen. 


See 


Der See und die See. Es verdient vielleicht angemerkt zu 
werden, daß wir Deutſche in dem Gebrauche der Wörter 
See und Meer entſchiedene Gegenfüßler der Holländer find, 
Mir nennen nie einen Landfee ein Meer, aber wohl das offene 
Meer die See. Die Holländer bingegen nennen wohl einen 
Landfee ein Meer, aber nie legen fie den Nahmen Meer den 

. großen Weltgewwäffern bey. Wir fagen dag Weltmeer, die 
Moröfee, die offene See, das offene Diver; aber nie dag Plüs 

. mer, dag Nageburger, das. Genfer Meer, Die Holländer 
Dingegen fagen fo wohl-het Harlemer Meer, als de La- 
dogasche Zee, und eben fo de Ost-Zee, dehooge Zee 
u. f.w, aber nie het hooge Meer, het Adriatilche 
Meer. 

Das Seegefecht, das Seetreffen, die Seefchlacht. Here 
Adelung bat die verfchiedenen Bedeutungen diefer drey Wör⸗ 
ter nicht aus einander geſetzt. Ein Sergefecht Fann fo wohl 
zwiſchen einzelnen Schiffen, als zwifchen Gefchwadern von 
mehrern Schiffen Statt finden. Ein Seetreffen ift ı. ein Ges 
fecht zwifchen zwey Gefhwadern, und 2. ein Gefecht zwi⸗ 
ſchen zwey großen Flotten, in weldem an beyden Seiten 
wenig entfehieden wird, fo wie z. B. zwiſchen den Admiralen 
Keppel und POrviliierk, Eine Seeſchlacht ift eine ente 
feheidende Schlacht, welche zwey anfehnliche — einan⸗ 
der liefern, 

Der Seebär, der Seehund, die Seekuh, der Seelöwe, 
das Wallroß, kurz alle Seerhiere, welche zu dem Nobbeis 
sefhlehte gehören, können nicht zu den vierfüßigen Thieren 
gezählt werden, wie Buffon gezeigt bat, obgleich folches von 
Linne geſchehen if, Denn eigentlich haben diefe Thiere ent 
weder gar Feine Füße (3. B. der Seehund,) oder bloß unförm⸗ 
liche Vorderfüße, wie der Seelöwe und das Wallrof. “Die 
Afterfinnen haben aber bey, Feinem eine Abnlichkeit mit Füßen. 
Was die übrige Geftalt diefer Thiere berrifft, fo haben zwar 
der Seebär uud der zottige Seelöwe vom Kopfe big an die 
Bruf einige Ahnlichkeit mit den Landthleren, deren Nahmen 
fie führen, allein der glatte Seelöwe, oder die. Seefuß 
(Trichechus Manati L.) gleicht fo wenig einer Kuh, als 
einem Löwen, und hat feine beyden Mabmen bloß wegen feis 
nes Gebrülls erhalten. Von dem Wallroß wird au feinem 
Dete befonders gebandele werden. . 

"is Seeoferd, fo wie Herr Adelung es efpreißt,“if bloß 
ein fabelbaftes Thier der Vorzeit, und es gibt unter allen Sees 
tbieren fein einziges bekanntes, welches von vorn einem Pferde 
gleicht; am weniaften das, Wallroß, welches auch nie dr viel 
ich weiß) ein Seepferd genannt worden ift, 


Greg 


f Der Seeproteff, eine eidliche Ausſage, welche gewöhnlich ein 


jeder Schiffer nebſt ſeinem Schiffsvolke, gleich nach ſeiner 
Anknuft an ſeinem Entladungsorte, vor einer obrigkeitlichen, 
oder vor einer andern beglaubten Perſon ablegt, und in wel⸗ 
cher ſie ſammt und ſonders nicht nur bezeugen, daß fie an 


Schiff und Ladung nichts veruntreuet haben, ſondern auch von 


den Zufällen, die ihnen unterwegs zugeſtoßen find, von Stür⸗ 
men und andern Sergefahren , und von den Mitteln, welche 
fie dagegen angewandt haben, Nechenfchaft geben, um ſich 
feld gegen Vorwürfe der Fahrläßigfeit und Veruntreunng, 
und die Anfprüche der Eigenthümer des Schiffs und der Las 
dung an. die Verficherer , wegen alles Seeſchadens, zu ver» 
wahren, 


Der Seerabe, (nad Heren Adelung) ein Rabe mit einem füge: 


förmig gezahnten Schnabel, welcher in Liefland einheimiſch 
ſeyn fol, Wenn es wirflich.eine folhe Art Raben in Lief- 
land gibt, und wenn fie in alten Thürmen und Gebäuden ni« 
ſten, und fih von Getreide, Fröfcheir, und Ungeziefer näh- 
ven, woher heißen fiedenn Seeraben ? und warum kennt mar 
fie fonft nirgends an der Dftfee? Ich Habe von ſolchen Naben 
in Liefland nichts gehört, 


*Der Serfchäumer (für Seeräuber); ein ganz unbekannter 


und ungewöhnlicher Ausdruck. Nach Herrn Adelung fol er 
befonders in Niederdeutſchland gebräuchlich feyn. Ich babe 
ibn nicht nur nie gehört, fondern auch noch niemand in meis 
nem Baterlande gefunden, dem er befannt wäre Es gibt je- 
doch freylich der nengebadenen Wörter heutiges Tages genug, 
und zu diefen wird auch wohl der Seefhäumer gehören, 


Die Seetonne; eine große, ſehr ſtarke, Fegelförmig geftaltete 


Tonne, Die Baſis des Kegels, oder der ‚Boden der Tonne, 
treibt auf dev Oberfläche des Waſſers, indem die Spise vers 
mirtelft einer ſtarken Kette mit einem am Grunde des Waffers 
verſenlten Steine zufammen hängt. So wohl diefe Tonnen, 
als die Bafen, oder Bujen, werden auf Nehden und ſchiffba⸗ 
ren Flüffen zu beyden Seiten des Fahrwaſſers gelegt, um daſ⸗ 
ſelbe zu bezeichnen. Die Seetonne wird aber nirgends eine 
Bake genannt, und muß folglich mit diefer nicht verwechfelt 
werden, 


Der Segelbaum if nicht der Maſtbaum, fondern ein ſehr 


lauger, etwas gefrümmter Bam, an welchen die Galeeren, 
Schebecken, und andere ähnlich betafelten Schiffe, ihre Lateis 
nifhen Segel führen. Er iſt gewöhnlich mehr als doppelt fo 
lang, als der furze Maſt, an welchen er führe, und bat ges 
gen denfelden eine diegonale Richtung. Dan kaun auch die Ra⸗ 
den Segeldäume nennen, 

Kırer 2 Wenn 





ee 
Wenn es Apoſt. Geld. 27 40 heißt Fu fie richteten den Se⸗ 


gelbaum nach dem Winde, fo iſt von dem bier befehriebenen 
Baume die Nede, und nicht von dem feflftchenden Maftbaumr, 
der fich nicht nach den Winde richten Täßt. — 

Das Segelgarn iſt nicht das Garn , woraus Segeltuch ae» 
weht wird, —— das ſtarke Garn, womit die Segel genahet 
werden. 

*Der Segelmeifter. Diefen Rahmen führt Fein Officier, öder 


Unterofficier auf. den Schiffen, fondern derjenige, welcher die, 


Aufſicht über Segel, Tauwerk und Bothe bat, beißt der 
Borhsmann. (S. Bothsmann und Schiemann.) 


mit 2 Drden. in. — Giägeliegen, a durch —— Eye. 


Pumpmaoffer, Aus guß waſſer, nad Geeflürzungen ſogleich von 
den Decken wieder abflleßen und durch dieſe Löcher gleiche 
ſam ausgeſpien werten, Daher beißen fie Spenlöcher, Spey⸗ 
gaten, und nicht (wie Here Adelung meint) Späbgaten von 
fpäbeı, 
außen mit Röhren von Leder, oder von getheerter Leinwand 
verfehen, damit das Seewaſſer nicht durch diefelben hinein 
dringen könne. 


Der Spielbabn, Solllhahn Birkhahn) Hat feinen Nahe 
men dermuthlich von dem Spilftaume, deſſen Kuospen ibm, x 


Auf den unteren Decken werben die Spey aten von 


ee 
& 


EN 


Selb. Das Engl, Wort Lelf heißt im Deutſchen felbft, obere 
brdeutet es feld. Dagegen wird das —— Wort lam ſo 
wohl für ſelb, ala für ſelbſt gebraucht. 

Die Schfe zunt Abmähen des Suimgriräee und des Zeues 
heiße im Niederſ. Sceßel. Das kürzere Siebt, wemit Buche 
weizen, Wicken und Feldbohnen gemäbet werden, beißt Sege, 
Segen. Dasjenige ſchneidende Werkzeug, womit der Raſen 
ausgehauen wird, nennt man in Niederſachſen nicht Seged, 
ſonderu Twicke. 

Der Senf‘ chiffer iſt derjenige, welcher nur in einem befondern 
Nothfall auf eine Zeit lang: die Stefe des wirklichen Schif⸗ 
fers vertritt; z. B. wenn diefer durch Kraukheit, oder andere 


ſo wie die Knospen der Birke, zur Nahrung dienen ; Dayee a 
auch Spillyahn richtiger ift, als Spielhahn, \ — 
Die Spiere beym Schiffbau und Seeweſen); ein jedes Yang : a | 

gerade, föhrene Rundholz, welches von 2 bir8 Zoll did,und 1 
30 bis 40 Fuß lang iſt, und auf Eleinen Fahtzeugen zu Mae 
fen, auf größern aber zu Nahen, Giekbäumen, — 
Sprieten u, dgl. gebrauchs werden kann. RN, 
+Die Spiferhaut (Niederf,) S:-Wurmbaur. — 
Die Spinne, Im Engl, wird ‚nur die Fanafüßige Gartenfpinne — 
ee genannt, Die — Epinne beißt 
pider, 
+Spligen; Holläus, fplillen ; Engl, to fplice; die Enten 


} 


Hinderniffe, abgehalten. wird, ‚die beſtimmte Heife felbft zu 
maden, oder wenn er auf der Reiſe, oder in einem fremden 
Hafen ſtirbt. Im diefen Fällen fährt der Setzſchiffer fo lange, 
bis der eigentliche Schiffer feinen Dienft wieder anteitt ‚oder 
bis cin neuer Schiffer angenommen wird, Daß der wirkliche 
Schiffer nicht immer einen Antbeilandem Schiffe zu haben 
Braucht, iſt ſchon oben unter Schiffer angeführt 

Die Sicht. Diefes Wort muß nie mis Nachſicht, oder mie dh 

ausländifhen. Worte: Nefpiet verwechfelt werden. Sicht iſt 

Auſicht, nicht Nachſicht. Der Wechfel Tautet auf acht Tage 

nach Sicht, das heiße nicht, der Zahler foll acht Tage Nach⸗ 

ſicht haben, fondern er fol den Wechfel acht Tage nach An⸗ 
ſicht deffelben (bezahlen. Deßwegen bemerkt auch allemahl der 

Anuehmer den Tag der Annahıne auf dem Wechſel. Rach ſichte⸗ 

tage 7 oder Reſpiet Tage Fommen dem. Zahler noch überdieß zu 

Starten. Jemand um Gicht bitten (ſtatt um — oder 

Aufſchub bitten) iſt völlig ſprachwidrig. 

Die Sonnenflecken werden, bekanntlich von den nenern Ra— 

turforfchern nicht für Wolken, oder Ausdünſtungen der Sonne 

gehalten, fondern entweder für Dffuungen und Zwiſchenräu⸗ 
me in der Licht - Atmofphäre, welche den Sonnenkörper um 
gibt, oder auch für Erhöhungen und —— auf der 

Oberflache der Sonne ſelbſt. 

Die Sonnenluft. Ich kenne dieſes Wort ni. und es ſcheint 
mir auch nah den Begriffen, die man ſich heutiges Tages 
von der Sonne macht, nicht recht, atıhaft zu feyn,. Denn 

obel⸗ ich ohne Zweifel die Sonne, der Mond, und jeder au: 
dere Weltkörper, mehr oder weniger, von einer Maffe ihrer 
eigenen Ausflüffe umgeben werden, fo iſt es doch nicht wahr, 
ſcheinlich, daß die ſe Ausffüffe bey irgend einem derſelben uns 
ferer Luft ähnlich fegn follıen. Am wenigfien iſt wohl diefes 
bey der Sonne der Fall. Dieſe fheint vielmehr, Fast der 


Euft, mit eich Yan ihr ausgehenden Lichtmaterte umgeben * 


= ſeyn. 
Der Spk (nicht der Schinfen) heißt im Engl. Bacon, Ein 


Sciufen beißt aHam, aGammon, 

Bas Speygat (Speylc —* Solland· Spuig-gat, Spoog-gat; 
Eust Scurper. Die. Speygaten auf den Schiffen find vier- 
fie, sder runde Löcher im den Seiten des Sdiſfes, welche 


eines abgeriffenen Taues, oder die Enden jivener Taue „an 
einander fügen, Die Duchten beyder Enden, werden näbine 


„Tip anfgedreht, und wie gefaltete Finger in einander geſcho⸗ 


ben. Dann werden mit dem Splighorne Sffnungen duch dem 
unanfgedrebten Theil beyder Enden geftochen, dutch Hape 
die aufgediehten Duchten einigemaßl freuzweife gezogen, 7 und 
dadurch bey de Enden mit einander verbunden werden. 


Das Sprietau, Puttingtau; Holfänd. Spreetouw. Die 
Sprietaue find kurze Fortfegungen det obetit Wandtaue, wor 


mit dieſe an. den unteren Wandtauen befefligt werden. Die 
Sprietaue der. Stengenwand find oben an ten Marsputtingew 
befefligt, von weldien fie ſchrage ‚herunter an die unterfben 
Wandtane fahren, und daſelbſt an einer fogenannten Wurſt 


befeſtiget werden, welche quer über der Wand liegt. Damit. 


aber dieſe nicht zu ſehr von ihnen angezogen werde, fo find 
die bepden einander gegenüber liegenden Würſte wieder durch 
die Schwich tungen mit einander verbunden, welches Taue 


find, die in horizontaler Richtung yon der einen Wand zur 


andern quer über das. Schiff geben. 


Der Sprungtbeler. Die Anıter Lüchow sieh Dannenberg, 3 


(wo nach ‚Herrn Adelung die Bezahlung des Sprungthalers - 
Ablich fen fol) Liegen nicht im Bremifchen, fordern im Lüne⸗ : 
burgifhen, an der Gränze der alten Mark, . 


Das Sta, Bi die Stage (nicht der Exas, die Stage), 


Die Stage find ſtarke Sande an dem Top eines jeden Dufles 
und einer jeden Ötenge , welche ihnen, zur Befeftigung vor- 
wärts dienen, fo wie fie an den Geiten und nach Hinten durch 
die Wandtane und Pardunen feftgehalten werden. Die Stage 
des großen Maftes und des Fodmaftes laufen beyde an das 
Bugfpriet, und das Stag des Befanmafles an den großen Maft, 
An den Stagen fahren auch die dreyeckigen Staofegel. Der 
Rahme Fomms von dem Holländ. llaag, fteif, ſtat. Die 
Stage. heißen and im Engl, Stays, von 10 Hay, und im 
Stanz. Etais von &taier, fleifen , feif halten: 


Stampfen wird von Schiffen geſagt, wenn fig bey —— 


Wetter und hohler See in der Richtung ihrer Länge ſich ges 
walrfam auf und nieder bewegen. Gefchieht aber diefe heftige 
Bewegung in der Kichfung der Breite, fo fagt man das Schiff 
rollt, jhlenfert, Kurze Sci J welche vorn und Wi 

[677 





a ehe 


- Scharf gebaut find, ſtampfen gern, —— die dund gebanten 
“mehr zum Rollen geneigt find. 


‚Btauchen muß nicht mit Stauen veredelt werden. Ein, 


Eifen ſtauchen, den Hanf ſtauchen, fi den Fuß verſtauchen 
heißt im Niederſ. ſtuken, verſtuken. Stauen hingegen, wel» 
ches auch im Riederſ. ſtauen heißt, bedeutet: 1. Im Allge⸗ 

meinen, Sachen, oder Waaren fo zufammen legen, daß fie, 

ohne Schaden zu Leiden, den wenigft möglichen Naum einnehr 
men, 2. Ing befondere die Ladung, eines Schiffes gehörig ber- 
theilen, und folche bequem fer legen, fo daß die Güter weder 
gedrückt werden, noch ihre Lage verändern können; daß feine 

Waͤare unter, oder neben einer andern Fiegt, durch welche fe 

könute beſchedio⸗ werden, und daß auch, durch ſchlechte Ver⸗ 
theilung der Laſt, das Schiff weder zum Rollen und Stam- 

pfen gebracht, noch zu ſehr vorderlaftig, oder binterlaftig ger 
macht wird. 3. Den Lauf eines Gewäffers aufbalten, 

+ Der Stauer; ein zum Stauen der Waaren, befonders der 
noffen WBaaren, obrigkeitlich verordneter Yuffeher und Ges 
hülfe beym Laden der Schiffe, — 

Staupen; Holländ. nicht Ruipen, fo dern geellelen, Stui 
pen heißt fich bücken; Engl. to-ftoop. 

Sterben. Im Engl. heißt to ltarve nicht ſterben, fondern 
als Activum, jemand verhungern, verfriecen , verſchmachten 
- Toffen , und als Neutrum verhungern ‚ verfrieten ‚ vers 
ſchmachten. 

+Der Stich (bey den Seelruten) ein Knoten, eine Schlinge; 
3.8. dee Anferftich , der Knoten, welcher das Tau im Ans 
ferange befeftigt. Jede verfihiedene Art, eine Schlinge zus 
fammen zu legen, bat ihre: befondere Benennung; 3. B. der 
Fiſcherſtich, Maulſtich, Simmerfich, Kettenſtich wtf. 

Der Streohbückling wird wohl nicht in Stroh eingepackt; 

denn davon würde er einen übeln Geſchmack bekommen. Der 

Nahme kommt vielleicht von. Strob, in der Bedeutung einer 

gewiffen Quantität, nad welcher er verkauft wird.z 

Die Stute. Das Engl. Wort Steed ift zwar mit Stute vers 
wandt; bedeutet aber Fein Mufterpferd , fondern ein edles, 
ke ig — 


T. 


Die Talje, ein Wudejeng oder Hebezeng auf den Schiffen. 
Sie beſteht aus einem zweyſcheibigen und einem einfcheibigen 
Blode, und iſt folglich mehr zufümmen geſetzt, als der foger 
naunte Klappläufer, welcher nur aus zwey einfcheibigen Blö— 
den beſteht. Das Takel hat noch einen einſcheibigen Block 
mebr, als die Talje, und über diefen läuft das Tau, ‚an 
welchem die Luft hänge, 


Das Tau; ein dickes ſtarkes Seil, welches entweder troß⸗ 


weife, oder Fabelweife gedreht if. Ein troßweife gedrchtes 
DTau beſteht aus drey Duchten, oder Strehnen , und jede 
Ducht aus fechs und mehr Kabelgarnen, Ein Fabeliweife ges 


drehtes Tau wird wieder ans drey Troſſen, oder troßweiſe 


gedrrhten Tauen geſchlagen, und heißt alsdaun ein drehſchäf⸗ 
tiges Tau, 

Im tweitlänftigern Verſtande werden unter Zhrien und Tau⸗ 
wert auch die leichten Strike und Leinen mit begriffen, 

Tow im Engl. bedeutet Fein Tau, ſondern Werrig, 

Tempern in der Bedeutung mäßigen, miſcheu, beißt im 

Engl. to temper. Das Enal; Wort to —— bedeutet 
nicht zandern, ſondern ſich heimlich mit jemanden verſtehen, 
iagleichen fi 9 ungebetber in eine’ Sache mifepen, 


1808 


E37 


Der Thes beißt bey den nördlichen Chinefen Tfai, odet 


Tichäi,-daber ihn auch die Kuffen,, die ihn von. der nörds 
lichen Gränze hohlen, Tichai nennen, Die Portugiefen, 
welche ibn aus. dem ſüdlichen China erhalten, neunen ihn 
Cha (ſprich Scha), welches wege die Mundart der füdli⸗ 
shen Ebinefen iſt. 

Der Tieger (if unter der Rubtik Panther bereits; mit be 
ſchrieben). 

+Die Tialf, die Tjalke ein kleines einmaſtiges, flaches, 
zur Waitenfahrt dienliches Schiff. 

Todtregnen, todtſchneien. Bey heftigem Regen, oder ‘ 
Schuee, pflege fi der Wind oft aänzlih zu legen. Dieſes 
‚nennen die Schiffer, den Wind todtregnen, todtfchneyen. 

f Todtſchießen. Wenn der "Wind nicht ſehr frifch weht, fo 
wich er in einem Geetreffen durch den Pulverdampf bisiveis 
Ten todtgefhoffen. 

+ Todtferrein. Ein Schiff fegelt die Ebbe, die Fluid, und ie 
einer Meerenge die Strömung todt, wenn es mit einem frie 

ſchen Winde gegen fie anfegelt. In der Meerenge von Gi- 
braltar iſt die Strömung bisweilen fo ſtark, dag man fie mit 
einem Öurchftehenden Winde Faum todtfegein kann. 

Der Tombad. Herr Adelung erwähnt unter der Rubrik Dome 
bad zweyer Ableitungen dieſes Worts. 
Malayiſchen Worte Tombago, Kupfer, ſcheint ein wenig 
weit hergehoblt-gu feyu. 
länder, Rahmens Dombaek, der Erfinder des Tombads 
geweſen ſeyn foll , ift gewiß unrichtig; denn in England nennt 
man den Tombad weder Tomback , noch Domback. fon» 
dern Pinchbeck, und wenn er den Nahmen feines Erfine 

‘ders führen fol, jo muß diefer wohl auch Pinchbeck ge 
beißen haben. 

Der Toppenant (auf den Schiffen). Jede Rah hat deren zwen; 
nãhmlich zwey Taue, welche von den, Hoden, oder» Enden, 
der Nahe hinauf an den Top, oder unter das Efelshaupt des 
Maftes, oder der Stenge gehen, wofelbft fie über zwey Biöde 


laufen, und von diefen hinunter bis <auf das Def, wo fie 


belegt werden. Sie dienen nicht nur, die Naben in ih— 
rer borigontalen Lage zu erhalten, fondern auch, um fie, 
avenn es nöthig iſt, zu toppen; d. i. ihnen eine verticale 
Stellung zu geben, indem der eine Toppenant angebohlt,und 
der andere nachgelaffen wird. Dieſes gefchieht, wenn die 
Schiffe im Hafen neben einander liegen, damit alsdanı die 
Raben nicht andern Schiffen Binderlich werden. Bon dieſem 
Toppen haben die Toppenante auch ihren Rahmen. 

Traben beißt im Engl, nicht to trap, ſondern to trot. To 
trap beißt ſchmücken, und to trape, ohne Zweck herum 
laufen. 

Das Trauerpferd ben fürſtlichen Begräbniſſen wird nicht 
traurig hinter der Leiche hergeführt, fondern es beſchließt den 
erſten Sug, welcher vor dem Leichenwagen hergeht, und ge— 
wöhnlid von einen geharniſchten Nitter zu Fuß angefübre 
wird, deffen ganze Küftung ſchwarz angelaufen if, Die bis 


Die zine, von dem . 


Die andere, nach welcher ein Enge - 


# 


auf die Erde herabbangende ſchwarze Dede bes Trauerpferdes 


iſt mit den ſammtlichen Wapenſchildern des Haufes beſetzt. 
Der zweyte Ing, angeführt von einem Ritter zu Pferde im 
ganz vergoldeter Rüſtung, folgt hiernächſt, und diefen be» 
ſchließt das Staatspferd, oder. Freudenpferd , deſſen reiche 
Turnierdecke von. Golöftoff abermahls mit den färinulichen 
Wapenfchilden prangt. - Alsdann folge erft der Leichenwagen. 
#Der Treibanker; eine Vorrichtung, deren man fie bedient, 
wenn ein Schiff in einem heftigen Sturme biyliegen muß. 
Man fürt alsdann gewöhnlich drey bis wier Naben, odır 
RELEE 3 Spieren, 


1803 TER 


‚Spieren, fo, zufammen, daß fie eitt Dreyeck eder Vireck 
bilden. Zwiſchen dieſen Hölzern wird ein gutes, ſtarkes Se⸗ 
gel eingeſpannt. Die eine Ecke des Dreyeds, oder Verde, 
wird mit einem Gewicht beſchwert, damit es im Waffer eine 
verticele Stellung erhalte. Diefer Treibanfer (oder ein ähn⸗ 
licher) wird an der Windfeite ausgelvorfen, und da er feine 
ganze Fläche dom Waſſer entgegen ſtellt, fo wird dadurch das 
Schiff verhindert, zu fehr leewärts abzutreiben. 

+Der Treiber. (©. der Brorgewinner). 

Die Truſche. Das Franzif, Truite bedeutet Feine © Sruför, 
oder Aalvaune, fondern eine Forelle, - 

Tupfen. ©. Dupfen. 

| u. 


Das Uhrbret „ der Uhrbort, ein fleines rundes Bret, 
welches in acht gleichlaufende Kreife eingetheife ift, die vor 
32 vom Mitreipuncte des Brets auslanfenden Linien durch⸗ 
fchnitten werden, welche die 32 Compaß- Striche brzeichnen. In 
jedem dieſer Kreiſe ift anf jeder Linie ein Pleines Loch, worein 
ein Fleiner hölzerner Zweck geftedt werden kann, deren acht 
an Fäden in dee Mitte des Bretes hängen. Von diefen Zwer 
den ftecft der am Ruder ſtehende Matrofe während feiner vier⸗ 
Hündigen Beftenrung des Schiffes am Endejrder halben Stuns 
de einen Zweck in ein Loch auf demjenigen Compaß- Striche, der 
er in der halben Stunde gehalten hat, In der erften halben Stun- 
de geſchieht dieß auf dem innerften Kreife, und fo weiter big 
zum Äußerfien. Am’ Ende der Wache wird diefe Beftenrung 
des Schiffes in das Logbuch eingetragen, 

Die Ukaſe (tiehtiger der Ufas, denn dag Ruſſiſche Wort 
Ukäs’ iſt männlicher Geſchlechtsform. Ach befehle beißt im 
Ruſſiſchen nicht kalam, oder kalu, fondern ukälywaju, 
prikalywaju‘, und befebleu ukafar prikafät’, von dem 
Slavoniſchen Stammworte kafät’, eigen. 

+linausführbar; was nit ausgeführt, oder vollbracht wer⸗ 
den Fann, 

Der Unmuth beißt im Niederf. Unmoos, wofür auch ehrmahls 
Ungemöth mag gebräuchlich gewefen feyn. Allein Ungemöth, 
oder Ungemöte ift wohl nie für Ungenügſamkeit, und noch; we⸗ 
niger für Unenthaltſamkeit gebraucht worden. 

Der Unterfeldmarſchall. Dieſer Titel iſt gewiß bey keinen 
Deutſchen Truppen gebräuchlich. Bey den Oſterreichern (und 
auch nur bey dieſen allein) gibt es zwar einen Feldmarſchall⸗ 
Lieutenant; allein Umterfeldmarfhal heißt er nicht, 

*Der Untermarfchall; ein eben fo ungewöhnticher Titel, als 
der vorhergebeude. Überhaupt gibt es der Fälle nur. wenige, 
in welchen bey Staats», Kriegs, oder Hofbedienungen dein 
Prãdicate Ober⸗ das Prädicat Unter: entgegen gefegt wird. Man 
fagt wohl Oberberghauptmann, Oberfriegs:Commiffär, Obers 


hofmarſchall, aber. nie Unterberghauptmann, Unterfriegs-Coms - 


wiffer, Unterhofmarſchall, fondern bloß Kriegs-Commiffär, Berg⸗ 
hauptmann, Hofmarfchalf, 

+Der Unz; Sranz. Once, Engl. Ounce; ein vierfüßiges rei⸗ 
fendes- Thier, welches in Afen einbeimifch iſt. Der Unz iſt viel 
Heiner, als der Leopard, Die Grundfarbe feines Felles ift weißlich, 
mis braunen Flecken und Ringen. Er läßt fich Teiche zähmen, 
und zur Jagd abrichten. Der Jäger führt ihn hinter fich auf dent 
Pferde. 

Das Urrheil, urtheilen. Here Adelung fcheint mie nicht gang 
Recht zu haben, wenn er der erſten Sylbe uc — iu diefen Wörs 
tern die Bedentung der Vollendung abfpricht, welche doc hätte 
fig in andern Fällen damit verbunden if, und welche ſich auch 
bier gan; wohl damit verbinden läßt. 


Bal 1804 
Theilen bedeut ete — (fo wie — jet dag East, to deal 


und das Schmid. dela) etwas mit einander verhandeln, abhan⸗ 
‚teln, erörtern, So ſagt man auch noch jegt von einem zonkiſchen 


Menſchen, ich mag nichts mit ihm zu tbeilen gu erörtern) ha⸗ 


ben ; Eugl. do not like to deal with him, Wenn nun 
zwey Leure in ihrem Theilen über. ihren Handel nicht einig were 
den konnten, fo mußte rin Dritter zwiſchen ur ıheilen ‚und 
duch fein Ur: Theil dem einfeitigen Theilen ein Ende mas 
‚Sen, Ein Beyſpiel zu diefer Erflärung liefert die alte Formel 
des im Lübeck ehemahls gehegten kaiſfert. Vogtdinges, wo der 


Raͤths, Anwalt dem Vogt einige beſondere Kechısfragen mit 


dieſen Worten vortrug: „Bere Vogt, laſſet meinen Herren. von 
Lubeck ein Urtheil theilen,“ de i. einen endlichen Beſcheid geben 


EN ER 


Derfihreiben. Es ſcheint mie nicht gegründet zu Ron, daß ven 


fehreiben. im Niederf, jemand fchriftlich verklagen, oder jemand 
durch eine Schrift in übeln Ruf bringen bedeute. In unfern Ges 
« genden wenigftens ift e3 in diefer Bedeutung nicht gebräuchlich. 


* 





Der Vogler. Dieſes Wort iſt in manchen Fällen, beſonder — 


für den Dichter, brauchbarer, als das vielſylbige Vogelſteller. 
Serr Adelung zählt es unter die veralteten. 

* Die Vorderflagge uund die zinterflagtze; zwey Wörter, die 
der Seemann nicht Fennt und nicht braucht. Die Heine Flagge 
vorn auf dem Bugſpriet heißt die Göfhe, und die große 
Flagge. hinten auf dem Heck wird bieCampagner lage, oder auch 
die Flagge «ar EEoxns genannt; 

*Der Vormars beifi op den Seelkuten der Zodmars. Das über 
demfelben ſtehende Segel aber wird das Üormarsfegel genannt, 


- ‚ Portheilen. Diefes Wort wird in Liefland und Ehftland noch häu⸗ 


fig in-der Bedeutung eines erlaubten Gewinne gebraucht. Der 
Liefländer fagt, z. B. ich habe bey diefem Kanf hundert Reicht» 
tbaler gevorsheilt, 


Der Wagenfchott ; Helländ. Wagenfchott, Engl. Wain-” 
[cot; auserlefenes, reines, zu dünnen Sreterhen von 4 bis 
Zoll dick geſögtes Eichenbolz, welches die Schiffbauer und Tiſch⸗ 
ler zu Täfelungen gebrauchen“ Here Abelung verwechſelt den 
Wagenſchott aus Itrthum mit den Wafjerfchoffen, oder Waſſer⸗ 
veifern der Bäume, mit denen er nicht das geringfte gemein bat, 

Das Wallroß; Trichechus Rosmarus L. bat mit einem 
Pferde nicht die entferntefte Üpnlichkeit. Der Kopf des Wall, 
voffes ließe ſich noch am füglichften mit dem Kopf eines Bibers 
vergleichen. Sein ganzer übriger Körper gleicht an Geſtalt den 
Körpern aller andern Thiere vom Robben⸗, oder Phoca- Ge 
ſchlecht. Es wird 15 bis 20 Fuß lang, ift außerordentlich fett, 
und bat vorn im Dberfiefer zwen lange, herunter ſtehende Stoßs 
zähne, welche einige Fuß lang werden, und womit es fine Nabe 
rung vou den Klippen ſchält, und aus dem Schlamme wühlt,. In 


Rußland verserten diefe Zähne häufig die Stelle des Elfenbring, .. 


welchen fie zum Theil an Weiße gleichen, doch nicht völlig an 
Feftigfeit des Gewebes; daher die darans verfertigten Sachen 
leicht ſchief, oder —— werden. 

Der Nahme Wallroß konunt nicht von Mal, Ufer und Roß, 
Pferd, wie Herr Adelung meint; fondern von dem Norwegiſchen 
Rufs. Hval, Ruffifcher Wallfiſch. Es hieß auch im Deutfchen 
ehemahls Rußwal, Roßwal, unter welchen Nehmen es bereits 
in Geßners Icon, animal, maritimor. p, 176 vorfommt, wo 


jedoch das hier ſelbſt ſehr unrichtig gezeick net iſt. Ans Roßwal 


iſt bloß durch die Verſetzung der Sylhen Wallroß N 


j 
4 








1805 Mal — TE 


Im Ruffiichen Heißtdas Wallroß Morfh, woraus die Eng 
Yänder Morle gemacht haben, und wovon au vermuthlich 
Mirusim Latein, entftanden if, Rosmarus ſcheint mir aus 
Roilo- Marus, Marus Roflicus zufanımen gezogen zu ſeyn, 
welches auch ſchon Geß ner muß vermuthet haben, weil er fagt, der 
Lateiniſche Nabme ſey bermuthlich nach einem Nordifchen Nah⸗ 


men gebildet worden. Da das Wallroß ſich am häufigſten in dem 


Meerbuſen aufhält, welchen das Eismeer zwiſchen den Mündun⸗ 
gen der Flüffe Dwina und Peſchtſchora bildet, fo ft es um deſto 
wahrfchrinlicher, daß die Bewohner der dortigen Küften ihm zu⸗ 
erſt feinen Rahmen gaben. 

+Der Walzer, ein befannter Deutſcher Tanz. 

Die Wand 2. Nra, 5; eine Vorrichtung von flarfen Tanen, 
welche den Maſten, Stengen und Bramftengen zur Befeftigung 
feitwärts und rückwärts dient. Die Wandtaue geben von dem 
Top der Maften fohräg über den Bort des Schiffes hinaus, 
und werden außen an den Seiten des Schiffes durch Jungfern 
und Puttingen befeſt igt. Die Wandtaue der Stengen und Bram« 
fiengen finden aufähnliche Weife ihre Befefligung an den Mars 
Een und Sahlingen. Die fammtlichen Wände find von unten 
bis oben mit leichten dünnen getheerten Striden durchſchoren 
(Webeleinen, vulg. Wevelingen genasnt), welcheden Matroſen 
fast Leitern dienen. 

Das Bugfpriet hat Feine Wand; fondern um der Kraft zu wir 
derfichen,, womit es von den Stagen angezogen wird, iſt es am 
vorderften Ende mit einem, oder mehreren Wafkerflagen verfehen, 
womit es unterwärts an dem Borderfteven befeitigt wird. 

+Wearpen, werpen; Holländ! warpen, Engl.to warp, ein 


Schiff vermistelft des Warp- Anfers nach einem beftimmten Drte _ 


hinbringen. Der Warp- Anker wird nähmlich durch ein Both an 
den beftimmten Ort gebracht, und daſelbſt ausgeworfen.. Das 
Zau defjelben wird biernächft aufdem Schiffe wieder eingrwunden, 
bis man dicht vor dem Anfer zu liegen kommt. 

t Der Waſchbar, ein Meines Nordamerilaniſches Thier , von 
dee Größe einer Hauskatze. An Kopf nnd Schnauze gleicht ev 
faft einem Fuchſe, und fein Schwanz ift wie ein Katzenſchwanz. 
Sein Körper ift ſehr kurz und die Beine verhältnißmäßig hoch. 
Die Kürfcehner nennen ihn den Schupp, und fein Balg gibt ein 
ſchönes und dauerhaftes Pelzwerf. Den Nahmen Waſchbär 
bat man ihm gegeben, weil er feine Speifen wafchen foll, ehe 

er fie frißt. 

+ Das Waflerflag; ein Stag , oder ſtatkes Tau, welches von 
dem vordern Ende des Bugfpriets an den Vorderfteven des 
Schiffes führt, und fehr ſteif angehohlt wird, damit das Bugfpriet 
nicht durch die Stageder Maften und Stengen zu ſtark angezogen 
werde. Große Schiffehaben zwey bis drey ſolcher MWafferfiage. 

Das Wattfchiff, bedeutet Fein bewaffnetes Schiff, zur Dedung 
der Wattenfahrt, fondern eine jede Schmade, Tjalke, oder 
anderes Fleines Schiff, welches die Watten (Untiefen) beföhrt, 

+Die Webeleine, Niederf. Weveliene und Weveling, Weber 
leinen find leichte, dünne, getbeerte Stridr, welche von dem 
Bortdes Schiffs bis zum oberften Top der Bramſtengen durch 
elle Wandtauen geichorem werden, und den Matrofen flatt Leis 
tern dienen‘, um in die Maſten und Stengen zu fteinen, 

+Wenfegen, ein Schiff weafesen , es frevelhafter Weife finfen, 
oder feheitern laſſen, um die Beefiihenen um die verficherte Sum⸗ 
me zu betriegen. f 

Das Wehrrebänt. Bey den Truppen verſteht man gewöhnlich 
unter dem Wehrachäng denjeniaen Schulterriem (Franz, Ban- 
douliere) an welchem einige®ruppen, zumahl die Öngländer und 


Sranzefen, ihre Säbel, Deden und Bayonndie tragen ; da dinger 


aen die Degenfoup-Ium den Leib geſchnallt wird, 
Adel. W. 3,4, Th, 2. Aufl. 


Bin 1806 


Wenden tbeym Seeweſen, beſonders beym Lavieren) ; das Schiff, 


nachdem es an einer Seite bey dem Winde gefedelt hat, fo um⸗ 
wenden, daß es an der andern Seite wieder bey dem Winde zn fies 
gen kommt. Ber gutem MWerter wendet man ducd) den Wind, di, 
man feuert das Schiff gerade in den Wind, biser vorn herum 
Fommt, und man den Wind von der andern Seite erhäft, Bey 
ſchwerem Wetter aber ift man gezwungen, vor dem Winde zu 
wenden, d.i, man läßt das Schiff mit dem Hinteriheil vor den 
Wind Fomnien, bis man an der andern Seite wicder aunluffen 
kan. Bey diefer letztern Art des Wendens wird aber das Schif 
immer etwas leew ärts abgetrichen. 


+Die Werterung (Riederſ); ein Graben, vermittelft deffen eim 
Bach, oder rin Quellwaſſer, durch Wiefen, Gärten und Fels 


der geleitet wird, um fic zu bewäffern. 


Die Wiege ı. Ein auf Zapfen, auf Federn von Stahl, oder Hols, 


oder auf bogenförntigen Füßen bewegliches Kinderbert. 2, Ein un⸗ 
ten ‚halbzirfelförmiges, mit fcharfen Zähnen verfehenes Werts 
zeug der Kupferftecher, zum Aufreißen der Plasten für die 
fhwarze Kunſt. 3.Cin Werkzeug der Köche, mit einer bogen⸗ 
förmigen Schneide, um Kräuter damit Flein zu fehneiden. 

In feiner diefee Bedeutungen heißt die Wiege weder im 
Engl. a Wedge, noch im Franz. une Fiche, A Wedge ift ein 
Keil, und uneFiche eine Hafpe. 


Der Wind, Die unter diefer Rubrik angeführten Nedensarten : 


einem den Wind abfcepneiden ; an den Wind feuern; bey dem 
Winde liegen ; anden Wind kommen; unter dem Winde eines 
Schiffes ſeyn; einem vor dem Winde feyn, find teils an und 
für ſich nurichtig, theils find fie im Gr, Kr. W.B.unrichtig, oder 
unvollfommen erklärt, 

Man fagt nicht, einem den Wind abſchneiden, fondern abgewin⸗ 
nen, abftechen, abfneifen, Der Vortheil bey diefem Manöver bes 
ftebt auch nicht bloß darin, daß mandem Feinde den Pulverdampf 
änjagt, fondern dei Hauptvortheil ift, daß die feindlichen Schiffe 
unter dem Winde eine größere Slächenfeite darbicchen, daß fir ges 
fährlichern Gruudſchüſſen ausgefegt find, und daß fie weit mehr 
Mühe haben, ihre Kanonen zu Bort zu bringen. 

An den Wind ſteuern heißt nicht, das Vorderrheil des Schiffs 
gegen den Wind, fordern nur näher an den Wind bringen, fo dag 
—— Sdiffs mit dem Windſtriche einen ſchärfern Winkel 
macht. 

Bey dem Winde liegen heißt nicht, die Segel fo ftellen, daft fie . 
feinen Wind faffen, fondern mir dem Schiffe fo liegen, daß der 
Strich, den man ſteuert, mit dem Windftriche einen mehr oder ve» 
nigerfcharfen Winkel macht, Ein Schiff liegt gut bey dem Winde, 
wenn e3 unter diefen Umftänden wenig oder-gar nicht leewärts 
abfäft. 

Anden Wind Fommen ift fein Sermanne- Ausdruc, und was 
Herr Adelung eigentlich darunter will verftanden haben, läßt 
fi aus feiner Erklärung jchwerlich errathen, 

Man ſagt auch nicht, unter dem Winde eines Schiffes fon; 
eineinvor dem Winde feyn; aber wohl, einem andern Schiffe, 
oder einer andern Flotte unter dem Winde, oder überdem Winde 


liegen. 


3ufäse 


Mit halbem Winde fegeln beißt, den Wind voll von der Seite 
haben, Man kann alsdann alle Segel führen. 

Breiter Wind (auch Badflaaswind genauns) ift ander Steu⸗ 
erborts, oder ander Backbortsſeite vier Compaß⸗Striche von der . 
Linie vor dem Winde entfernt, Erift vonallen Winden der gün- 
fiafte, weil man bey demſelben noch faft «le Segel führen Tann, 
und doh den Wind halb im Rücken har, } 


Ynnyy i Bor 





- 


1807 Bin r 
Bor dem Windefsgeln; ben Wind gerade im Rücken haben. 
In den Wind drehen ; das Bugdes Schiffes dem Winde ges 


zade entgegen legen. Es geſchieht nur in einem heftigen Sturme, 


wenn man befürchten muß, dor den Winde folche Seeftürgungen ; 
„von hinten zu befonmen, daß der Spiegel: des Schiffs u 


Tiefe, eingefchlagen zu werden. 

Der Wind räumt, wenn er der Fehrt günſtiger wird. 
ſchrau wenn er anfängt, weniger günſtig zu werden. Er krimpt 
ein, wenn er ſchwächer wird, Er krimpt auf, wenn er gegen die 
Sonne umläuft, welches oft fehlechtes Wetter verfündigt. 


"er. 


Der Wintermonath. Diefer Nahme fcheint in unfern Gegenden ; 


eher dem Januar, alsdein November zu gehören, 


Der Wirbelwind heißt im Niederf. am gewöhnlichfien Küfels 


wind, von füfeln, Freifeln, und Küfel, ein Keeifel. 


+ Wollreich, was viele Wolle hat; ein wolleeiches Zug, ein wolle 


reiches Fließ, 


+ Writen (Nieder) ein Both, oder eine Jolle, vermittelſt eines 


fangen, ſchmalen Ruders, in ſtillem Waſſer vorwärts bewegen, 
Das Ruder wird in einen halbzirkelförmigeu Einſchnitt oben in 
dem flachen Hintertheil des Boths eingelegt, und in: Waffer ſchnell 
Bin und ber bewegt, wodurch das Bord eine Richtung vorwärts 
erhält, und ſchuell fortgleitet, 


+ Die Wurmbaut, oder die Spikerhaut; eine Haut, oder Bes 


> Dieß den wefentlihen Vortheil, 


Heidung von Bretern (auch bisweilen von, dünnen Kupferplatz 
ten), welche den Boden und den Bauch des Schiffes umgibt, um 
Die inwendige Haut und den Körper des Schiffes vor dem Wurm⸗ 
fraß zu bewahren. Eine funferne Wurmbans gewährt noch über⸗ 
daß ſich keine Seegewãchſe, 
Heine Schaalthiere u. ſ.w. an dieſelbe anſetzen, und — die 
Bahr des Schiffs aufhalten können. 


⸗ 


Die Zauche (Hindinn) Heißt im Ruffifchen Süka, Mit diefem 


Worte ift das Oberd. Zanche geiwiß näger verwandt, als mir dem 
Engl. Dog, welches feine Hündinn, fondern einen Hund bedeutet. 


Der Zaum heißt im Enal. nicht Team, ſondern Bridle. A 


* 


Team iſt eine Reihe Pferde, oder Ochſen, welche entweder hin, 
tereinander angefvannt ein Fuhrwerk ziehen, oder auch nur hinter 
einander zufammen gekoppelt geben; 


Der Zeithalter. Diefes von Harrifon in England —— 


und ſeitdem zu größerer Vollkommenheit gebrachte Werfzeug zur 
Beftimmung der Meereslänge, iſt im Wefentlüchen nicht von einer 
Uhr verſchieden (wie man nachden Auserücden des Hru. Adelung 
vieleicht ſchließen möchte), fondernes ifteine wirkliche, zu hoher 
Vollkommenheit gebrachte Seeuhr, welche vermöge ihrer Beſtand⸗ 
theile und der Art ihrer Zufammenfesung, für jede Einwirkung 
dev Armofpbäre und für jede Bewegung von außen möglichſt we⸗ 
nig empfindlich iſt. 


Der Ziegel; Niederſ. Tegel und auch Teil. Daher Heißt in Ham⸗ 


burgeine gewiffe Straßedas Teilfeld, 


Der Zobel; von dem Ruff. Sobol’. Beyde Nabınen , im Kuff. 


wie im Deutſchen, bezeichnen fo —— Thier ſelbſt, als ſeinen 


— 





u AN 1808 


Balg. Sehr uncichtig iſt bie — der Zobel nächft A 
dem Hermeline dasfoftbarfie Pelzwerk liefere, Der Zobelift viele - 


mehr ohne alle Bergleichung Foftbarer, alsdag Hermielin, und nur 
allein der köſtliche ſchwarze Fuchs mit filberweißen Haarſpitzen 
kann wit dem Sobelumden Preis wetteifern, Der ſchlecheſte zo⸗ 
bet ift wenigftens einige Nubel werth. Dagegen kann man ein 
‚ganzes Zimmer (40 Stüd) der befien Hermeline für 15 bis 20 
Rubel faufen, 


— 


Das Zobelthier Dieſes Wort iſt eben fo ungewöhnlich und frage 
widrig, als wenn man Hermelintbier, Wolfthier, Fuchsthier, 
Bärtdieru,f.w. fügen wollte. Das Thier ſelbſt fo wohl, als fein 
Balg, beißt (wie ſchon oben gefagt it) der Zobel, Ergleiht an. 
Geſtalt dem Marder, zu deffen Gefchlecht er auch gerechnet wird, 
‚und er näher fich, wiediefer, von Vögeln, Eyern und Feldmäuſen. 
‚Er ift aber viel ſchueller und mugterer, als der Marder, und feine © 


fteilen Ohren und ſchönen fehwargen Augen geben ihm ein äußerft 
ſchlaues und lebhaftes Anſehen. Ein völlig ausgewachfener Zobel 


hat im Winter eine glänzende (Hwarzbraune Farbe, An der Wur⸗ 


‚gel ift das Haar feinwollicht und. aſchgrau. 


Der Zuder, (der Fryftallifirte Safı des Zuckerrohres) ift — 
Der Rohzucker iſt derjenige 


Rohzucker, oder gemachter Zucker. 
Zucker, welcher aus Dft-und Weſtindien und aus den Canari⸗ 


ſchen Juſeln in Kiften, oder Fäſſern, als Mehl⸗ oder Sandzuder . * 


gebracht wird. Et iſt eigentlich nicht mehr rob, ſoudern bereits in 


„den Pflanzungen aus dem Saft des Zuckerrohres gekocht und zu eis 
ner feften trockenen Subſtanz gebracht, und hernach zerfkampft. 
. Mach der. Beſchaffeuhtit des Bodens, wo das. Rohr wächft, und 


„der Behandlung, iſt der Rohzucker entweder braun, (von dem 


dunkelſten Braun bis zur gelben Farbe, ) oder weiß (ebenfalls in 
verſchiedenen Abfinfungen, von dem fhmusigen Grau bis, 5* — 
d 


nen weißen Farbe), Gemachten Zucker nennen die Kaufleute 


‚Suderficderalle Arten dee in Europa aus dem Rohzucker überge 
kochten, oder aus geringeren Arten verfeinerren Brot- oder Hu 
‚dersund-Candiszuders, Die verfchiedenen Sorten fleigen in dee 


Güte folgendermaßen: 
L. Hutzucer. 1. Baſtardzucker (S, Sarin.) 2. ‚Sumpzuder (©. 


dieſes Wort). 3. Große Meliz, feiner als Lumpzuder, und in ; 


Broten von 3 bigıı Pfund, 4 Kleine Meiiz, feiner als-die gro⸗ 


„gen, und inBroten von 4 bis 8 Pfd. 5. Nafinaden, deren es wieder 
„geringe, mittel, feine, und fein feine gibt, in Broten von 10, bis ı2. 


Pfd. 6. Candisbrote, oder Eanarienzuder, welchen nur die. Can 


diter zu Gefchenten bey befondern.Gelegenbeiten machen, Im 


1 en. kemmt diefer äußert feine und Harte Zucker wenig vor. 
I, Candiszucker, in Stangen iind Bodenftücen. . x 


Es gibt drey Hauptforten Eandiszuder, den braunen, gelben, x 
e und weißen, Zefeiner und beffer der Candiszucer, defto beller iſt 
‚ er. von Farbe, und deſto größer und fefler find die Kryſtalle, in 


welchen er anſchießt. 


Zuſetzen (beym Seewefen) ſpannen, anziehen, feſt anhohlen, auf⸗ * 
‚zichen. Ein Segel zuſetzen, oder. beyſetzen; es fpannen, auftie⸗ 


< hen. Eine Halfe, Sczote, ober ein Wafferfing sufegen, fie — 
„sishen, anhohlen. 

















RR 2 4 Adelung, Johann Christoph 
| 3620 Grammatisch-kritisches 
Au Wörterbuch 
1811 
Th.4 


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