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Grammatiſch-ekritiſches
Woörterbuch
Hochdeutſchen Mundart,
mit
beſtaͤndiger Vergleichung der uͤbrigen Mundatten,
beſonders aber der Oberdeutſchen,
von
Sobann Chriſtoph Adelung,
Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Hofrathe und Ober» Bibliothekar.
/
Mit
DD. Soltaus Bepyträgen,
revidiert und berichtiget
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Franz Xaver Schoͤnberger,
Doctor der freyen Künfte und Philofophie oͤffentl. ordentl. Profeſſor der Beredſamkeit und Griechiſchen Sprache
Subdirector des k. k. Convictes.
Vierter Theil, von Seh8
Wien,
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— Grammatiſch kritiſches Worterhuch
der Hochdeutſchen Mundart. —
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ebaͤſtian, ein männlicher Taufnahme aus dem Griech.
und gatein. Sebaltianus, von aeßaxgog, ehrwürdig.
Im gemeinen Leben wird er oft in Baſtian, Bafel,
Baflchen verfürzer, €
Der Sebenbaum, S. Sadebaum.
Sebefen, ohne Artikel und ohne Plural, bey einigen ein Rahme
der ſchwarzen Bruftbeere, welche in Agypten und Dftindien eins
heimiſch iſt; Cordia Linn, Befonders deffen Cordia Sebe-
Rena. Ohne Sweifel auch von dem vorhin gedachten Gricchiſchen
Worte, wegen der heilfamen Kraft diefer Beeren.
Das Sch, des— es, plur. die — e, in der Landwirtbfchaft,
das lange ſtarke gekrümmte Eifen in Geſtalt eines großen Meffers,
welches fenfrecht in dem Baume eines Pfluges vorder Pflugſchar
befeflige ift, und das Erdreich fenfrecht zerſchneidet, welches hers
nad die Pflugſchar unten abſticht und aushebet; das Pflugſech,
das Pflugeiſen, Pflugmeſſer, in der Mark Brandeuburg das
Bolter (S. dieſes Wort), in Steyermark der Arlen, vermuthlich
son ahren. In einigen Gegenden im männlichen Geſchlechte der
Sech, in andern die Säge, im Franz. Soc, Socquet, im mitt-
lern £at. Soccus, Es iſt ein ſehr altes Wort, welches vermuth⸗
lich noch von der erſten Erfindung des Pfluges, welche dem Plinius
zu Folge den Galliern gebühret, herrühret, und feine Verwandt⸗
ſchaft mit ſagen, fo fern es ſchneiden überhaupt bedeutete, dem ale
tun Sachs ein Meffer, dem Lat. lecare, u.f.f. nicht verläugnen
kann. Im Hanndverifchen wird eine Art kurzer Senſen Sicpre
oder Segete genannt,
Das Sechloch, des—es, plur. die — loch er, eben dafelbft,
dasjenige Loch in dem Grãndel oder Pflugbaume, in welchem dag
Sch befeſtigt iſt. Dev Sechring, derjenige Ring, der das Sch
am Pflugtaume befeftiger.
Seche, eine Grundzahl, welche fich zwifchen fünfund fieben in der
Mitte befindet, und ſowohl der Zahl, als dem Geſchlechte nach uns
Adel. W. 3,4. Thl. 2. Yu.
*
Sech
verändert bleibt, wenn fie ihr Hauptwort bey fich hat. Sechs
Thaler. Es ift fechs Uhr. Vor fechs Wochen. Iſt aber das
Hauptwort ausgelaffen, fo hat fie, wie die übrigen Grundzah⸗
len in der dritten Endung fechfen. Mit fechfen fahren, mit fechs
Pferden. Jch kann vor fechfen nicht Fommen, vor fechs Uhr.
Die Baronefiinn Quant mie fchönen Blonden Haaren,
Bam von dem Rittergut mit fechfen angefahren, Zach.
Bey meiner fechs oder meiner fechs, eine in den niedrigen Sprech⸗
arten übliche foherzbafte Art der Betheurung,welche noch auf eine --
Aufilärung wartet, wenn fie anders eine verdienet.
Anm. Bey dem Ulphilas [achs, im Iſidor [ehs, ben dert Ottfr.
fecs, im Niederd. ſoß, im Angelf. und Engl. fix, in Schwer,
Sex, im Islãnd. hax, im Pohln, (zefc, im Böhm. [selt, bey den
"Krainerifchen Wenden[het, beyden Latein. lex, bey den Griech.
z& , bey den Perfern [chefch, bey den Hebräern ww.
Die Söche, plur. die—en, diejenige Figur, welche die Zahl ſechs
‚bezeichnet. Kine Römifhe Sechs. Alle Sechfen zufammen
zählen, Die Sechs in der Spielfarte,
Das Sech seck, des— es, plur. die — e, eine Figur oder Kör⸗
per, welcher ſechs Eden hat; Hexagonum, Daber fechsedig,
ſechs Ecken habend.
Der Sechſer, des — s, plur.ut nom.fing.eine Zahl von fechfen,
eimans ſechs Einhelten beftehendes Ganzes. Daher iſt eine Are
Sceitemünge, welche fechs Pfennige hält, in Dberfachfen unter
dem Nahmen eines Sechfers bekannt. In Niederfachfen heit fie
Sechsling, und in andern Begenden ein Sechspfenniger. Auch
die Sechs, oder die Zahlfigur fechs führer, befonders in der Kos
chenkunſt, zuweilen den Rahmen des Sechiers.
Seech ſerley, adject, indecl, et adverb. von ſechs berſchiede⸗
nen Arten und Eigenfchaften, Sechferley Wein,
Sechsofach, ad). er ady. welches ein vermebrendes Zablwortift,
fe&smahl genommen,
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Der Sechsherr, des —en, plur. die — en, ein Herr, bag if,
eine obrigkeitliche Perſon, aus einem Collegio von fechfen. So wers.
den in Prag die Bauherren Sechsherren genannt,-weil ihrer
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Secchshundert, richtiger getbeilt, fechs hundert, adj. et adv.
welches eine Grundzahl ift, hundert ſechs Mahl genommen; in
dem Salifchen Gefege fexanchunna. (Siehe Hundert.) Daher
der ſechshundertſte, die Ordnungszahl der vorigen. :
Soͤchsjährig, adj.etadv. ſechs Jahre alt, fechs Jahre danernd,
Kin fehsiähriges Rind. Ein fehesiähriger Stillſtand.
Der Sechsling, des — es, plur, die — e, ein nur in Nieders
fachfen üblicher Nahme eines Sechfers, oder einer Scheidemünze
von ſechs Pfennigen, melche eben dafeldft in manchen Gegenden
auch ein Schilling beißt. In andern Niederdeutſchen Gegenden
iſt der Sechsling, eine Scheidemünze von ſechs Hällern, das iſt,
ein Dreyer. —* ARTEN
Sche:MTebl, adv, zu ſechs verſchiebenen Mahlen. Daher ſechs⸗
mablig, adj. was fehs Mahl geſchiehet.
Der Scchapfenniger, des —s,plur. ut nom. fing, Siehe
Sechſer.
Der Sechs ſchaufler, des —s, plur. ut.nom. fing. in der
Landwirthfchaft, ein Schaf, welches-fechs Schaufelzähne befom:
men bat, folglich drey Jahr alt iſt, weil es deren alle Jahre zwey
befommt ; zum Unterſchiede von einem Dierfhaufler und Zwey⸗
ſchaufler.
Der Sechsſtändner, des — s, plur. ut nom. fing. bey den
Bogelftellern, ein alter Herd» und Sangfink mit ſechs weißen Fe⸗
dern an dem Schwanze.
Der Sechoſtrahl, des—es, plur. die —en, in der Naturge⸗
ſchichte eine Art mit fechs Strahlen verfehener aufgerigter See⸗
fterne, Hexactis.
Seͤchſte, adj. welches die Ordnungszahl von feche iſt. Der ſech⸗
fie Monath. Es gehet jegt in das ſechſte Jahr. Die Sch:
fie oder vielmehr Serte, aus dem £at.lexta, hingegen, im Piquets
Spiele, ift ſeche auf einander folgende Btätter von einer Farbe,
zum Unterfchiede von der Quinte, Quarte uf.f. Schon bey
dem Kero [ehflo, lehtu, im Angelf. lexta, fixte.
Das Sechstel, des— s plur. utnom.fing. der fechfte Theil
eines Ganzen, für fechfie Theil, Ein Sechstel Thaler, d.i. vier
Grofchen. j
Sechſthalb, adj. indeclin. fünf und ein halbes. Sechſthalb
Groſchen. „©. Halb. h
Sechs theilig, adj. et adv. aus ſechs Theilen beſtebend.
Die Schswochen; oder richtiger, die ſechs Wochen, fing. car.
die erften fechs Wochen einer Rindberterinn nach ibrerEntbindung,
da fie zu Haufe zu bleiben gehalten iſt. Sechswochen halten,
in die Sechswochen Fommen, in Jen Sechswochen liegen, von
einem Kinde entbunden werden. Aug den Sehswocen gehen,
nach verfloffenen fechs Wochen wieder unter die Leute gehen. Im
gemeinen Leben ift dafür auch nur der Plural von Woche üblich,
In die Wochen Fommen, in den Wochen liegen, die Wochen
an einem Orte halten. Br
Die Sechswochnerinn, plur. die — en, eine Kindbetterinn in
den erften fehs Wochen nach ihrer Entbindung; ingleichen ver«
kürzt, die Woöchnerinn.
Das Sechter, des—s, plur. ut nom. fing. in Franken und am
Riederrheine , ein Maß trockner Dinge, deffen zwey auf eine dafis
ge Meße oder Metze, vier aufein Simmer, und ſechzehn auf ein
Malter gehen. .
Soͤchzehen, zufammen gegogen fechzebn, eine-unabänderliche
Hauptzahlfür fechs und gehen. Sechzehn Groſchen. Es waren ihe
ver ſechzehn. Indem alten Gedichte aufden heil. Anno ſelcein,
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vielleicht feftein, Niederf. föptein, Anaelf. ixtyme, Eigentlich ‚-
follte man ſechs zehen fehreiben und fprechen ; alfein das s iſt ſchon
vor alten Zeiten mir dem folgenden 3 zufammen gefhmolgen, wie
auch in fechzig. —
Der Sechzeͤhner, des — s, plur. ut nom. ſing. ein aus ſech⸗
zehn Einheiten beſtehendes Ganzes. Go wird ein Dovpelbagen,
weil er 16 Pfennige hält, in manchen Gegenden ein Sechzehner |
genannt, Angleichen, der fechzehnte Theil eines Ganzen; ein
Sechzehntel. So iſt in der Schweiz der Sechsehner, oder nach
der daſigen Ausfprache das Sechzehnerli, ein Maß trockner Dins
ge, derer 16 auf ein Immi und 8 auf ein Achterli geben.
Sedyzehnlöthig,.adj. et adv. ein befonders von dem Silber übe
liches Wort. Sechzehnlothiges Silber, das feinfte von allem
fremden Zufage völlig freyes Silber, welches in der Mark, d.i, in
einer Maſſe von 16 Loth, auch ı6.Lorh reines Silber hält; zum
Unterſchiede von dem funfzehnlöthig, vierzeh löthig und fo fera
ner, Siehe Lötbig.
Der ERTL, dieDrdnungszahl von ſechzehn. Das ſechzehn⸗
te Jahr. . \
Das Sechzebntel, für Sechzebntheil, des—s, plur.utnom,
fing. der ſechzehnte Theil eines Ganzen, - j \
Sechzig, adject.indechia, welches eine Hauptzaht ift, ſechs zehn
Mahl, oder zehn ſechs Mahl genommen. Sechzig Fahre,
Groſchen, Mann u.if. (9. Schock.) Ben dem Dıtfried [echs-
zug, bey dem Willerani, fezzoch, leszoch, Rieder. ſoßtig,
Angelf. ixteg, Holänd. lesltigh, S. —Zig. Das s iſt auch bier
um des Wohllautes willen, wie in ſechzehn mit dem 3 zufammen
gefhmolzen, ſechzig für ſechszig. ?
Der Soechziger, des —s, plur. ut nom.fing. ı. Ein aus ſech⸗
zig Einheiten beſtehendes Ganzes. Im Picketſpiele ift ein Sechzi⸗
ger, Franz. Pic, wenn jemand mit dem Ausſpielen ſechzig zählen
kann; zum Unterfchiede von einem Neunziger. Ein Sechziger,
Fämin, eine Schzigerinn, eine Perfon, welche ſechzig Jaber alt
iſt; fo auch ein@inundfechziger, Zweyundfechziger n.f.f. An mane
hen Orten ift der Sechziger ein Holzmaß, welches fechzig Schock
Heine Scheitebält. =, Was 1760 gebaut oder verfertiget iſt. So
witrd ein 1760 gewachſener Wein häufig ein Sechziger genannt,
Sẽchzigſte, adject. die O dnungszabl von fechzig. DexTechsigitie
Hann. Bey dem Kero lexzugolto, bey dem Notfer lech-
zigofti.
1. Der Sockel, tes — s, plur. ut nom. fing. cin bey den ältern
Auden üblicher Gewicht, welches aber nicht zu allen Zeiten gleich
war. Der Sedel zu Ehrifti Zeitenfam, nach dem Ritter Michaes
lis, mit unferm Loihe überein ; dagegen der ältere Seckel zu Mofis
Seiten und bis nach der Babyloniſchen Gefangenſchaft nur der ate
oder zte Theil deffelden war. Wie die Nabmen der Gewichte in
» fpätern Zeiten febr oft auch Nahmen der Münzen wurden, welche
diefes Gewicht hielten, fo war zu Ehrifti Zeiten der Seel auch
eine Münze, welche ungefähr einen Gulden nach unſerm Gelde auss
teng. In bepden Fällen iſt es aus dem Hrbr. pw, aus welchem
auch das Lat. Siclus, und’ das Griech aixrog entlehner find, und
welches zu unferm Schock, in der weitern Bedeutung einer Maffe,
Quantität zu gehören ſcheinet.
2. Der, Sedel, des —s, plur. ut nom, fing. ein vorzüglich im
Oberdeutfchen übliches Wort, welches einen Bentel, eine Taſche,
und befonders einen Geldbeutel bedeutet. Das Geld in den Seel
een, in die Taſche, in den Geldbeutel, Geld im Seckel baben,
Sir, 18,33. Sedel, die nicht veraleen, Luc. ı2, 33: Figüre
lich wird es daher fo wie. Caffe, Ratten u. f.f. auch böufts für
den öffentlichen Schatz, den Fiscus, gebraucht, befonders in den
Bufammenfegungen Seckelamt, das Schagamt, die Kämmerey,
Seckelmeiſter wi.f. ä
# Une,
—
ſowohl für Sad überhaupt, als auch in der Bedeutung eines klei⸗
‚nen Sackes oder Beutels, womit auch das Lateiniſche Sacculus
überein — Es ſcheinet nicht, daß es ein Diminut, von Sad
ift, weile
Haum, und der Ableitungsfplbe —el gebildet zu ſeyn, ein Ding,
welches einen hohlen Raum hat. - Indeffen würde auch in dieſem
Falle die Schreibart Sadel die richtigfte feyn, umdie Verwaudt ⸗
ſchaft mir Sad zu zeigen. Allein ganz Oberdeutſchland ſchreibt
einmahi Seel. '
E as Sedeliraut, des —es, plur. inuf;der Oberdeutſche Nah⸗
me einer Pflanze, welche in Oberfachfengirtentafche genammt wird,
©. diefes Wort.
Der Sikelmeifter, ses —s, plur. ut nom. fing. die Ober,
deutfche Benennung eines Vorgeſetzten einer Geldeinnahme oder
öffentlichen Schages, welder anderwärts Schagmeilter, Eaffiz
rer, Rämmerer u.f.f. im Oberdeutichen aber. auch Sedler, bey
dem Dıtfried Sekilar, Rafiner, Battenherr u. f. f. genannt wird.
Der Seden, des— 8, plur. doch nur von mehrern Arten, ut
nom.ling. ein nur bey den Drabtziebern übliches Wort, einen
flachen, flachrunden, hohlen Draht u. f. f. zu bezeichnen, dergleis
chen 5.3. der ift, womit die Tobaks, Doſen eingefaſſet werden,
Daher das Sedeneifen, ein flaches Eifen,; welches feft auf den
‚ Drabt in den Rinnen des Seckenzuges geſchraubt wird; der Se:
ckenſtock, ein Amboß mit eingehaueney Furchen, worin man den
Draht zuvor aus dem Gröbften flach fchlägt, che man ihn in den
Gedenzug bringt, oder in diejenige eiferne Preffe, worin er flach,
hohl u. ſ. f. wird, oder auch die Geſtalt eines Geſimſes befommt.
Anm. Wenn diefes Wort nicht ausländifchen Urfprunges iſt,
ſo ſcheinet es zu. Senkel zu gehören, indem der Naſenlaut oft nur
Das Secret, ses— es, plur. die—e, aus dem Latein, Secre- -
einüberflüßiger Begleiter der Gaumenlaute ift. S. auch Schafe
und Siefe, i ;
tum. 1,*Ehedem hieß das Siegel einesregierenden Herren deffen
Scorer, in welder Bedeutung es aber im Hochdeutfchen veraltet
iſt. 2. Das heimliche Gemach, der Abtritt; in welchen Verſt an⸗
de es ehedem ein anftändiger Ausdruck der feinern Welt war, jegt
aber bis zur gemeinen und niedrigen Sprechart hinab gefunfenift,
Der Sectetär, des — 8, plur. die—e, aus dem Franz. Secre-
tairs, und dieß aus demfatein. Secretarius, ein Wort, welches
. eigentlich denjenigen bezeichnet, welcher die geheimfien Angelegens
beiten eines andern, befonders eines vornehmen Herren zu Papiere
‚bringt und ausfertiget, und welchen man im Dberdeutfchen mit eie
nem alten guten Werte auch wohl ned) einen. Geheimfchreiber
nennet. Ju weitererBedentung pflege man in manchen Provinzen
auch wohl einen jeden Schreiber, befonders in angeſebenen Colle⸗
giis, Seeret ar zunennen. (S. Schreiber.) Deſſen Gattinn die
Seeretarinn.
Der Sect, des — es plur. doch nur von mehrern Arten oder
Duantitäten,die—e, eine allgemeine Benennung derienigen ſüßen
Weine, welche aus Spanien und aus den Canariſchen Inſeln zu
uns gebracht werden. Daher der Canarien-Seet, von der Cana⸗
rien⸗Inſel, der Palm⸗Sect, von der Canariſchen Inſel Palme,
der Kerefer: Sect, von der Stadt Keres in Andalufien, der Ma—
laga:Gect, oder nur ſchlechthin Malaga u.f.f. Franzöf. Sec,
Ital Secco ; nicht von Sad, weil dieſer Wein in Säcken oder
Schläuchen ausgeführer wird, weil es ſonſt eine allgemeine Benen—
nung aller Spanifchen Weine feyn müßte; fondern entweder von
dem Ital. und Span. lecco, troden, weil man ihn aus überreifen
und raft vertrockneten Beeren zu prrffen pflegt, welcher Wein auch
im Oberdeutſchen und Ungarn Trockenbeerwein genauut zu wer⸗
Anm. Bey dem Ditfricd Sekil, Sechil, im Tatian Sekil a,
ſonſt ungewiſſen Geſchlechtes ſeyn müßte; es ſcheint D
vielmehr von der alteſten Bedeutung des Wortes Sa, ein hohler
6 Er
den pflegt; oder auch vonder Afrikaniſchen Stadt. Beque, von
welcher die erfien Reben diefer Art nach Spanien und den Canari⸗
fen Juſeln follen ſeyn gebracht worden. In beyden Fällen iſt
das sein Zufag der Deutſchen Mundarten. ——
ie Secte y plur. die—n, aus dem Lat, Secta, eine Geſellſchaft
mehrerer, welche ſich durch einerley Lehren oder Meinungen von
andern Ähnlichen Geſellſchaften unterfcheider, in welcher allgemeis
nen Bedeutung das Wort wenig mehr gebraucht wird. Zn engerer
und gewöhnlicherer Bedeutung ift es eine Geſellſchaft mehrerer,
welche fich durch irrige Lehren und Meinungenvon der für wahr
und echı gehaltenen Geſellſchaft ähnlicher Art unterſcheidet. Die
Secte der Eſſaer und Sadducäer, Apoſt. 5, ı7. Derderbliche
Sesten, 2 Petr.2,1. Die @ecte der Stoifer unter den Welt,
weifen, Daher der Sectiver, welcher einer ſolchen in Lehren und
Meinungen irrenden Gefellfchaft anhängt; die Sectirerey, dag
darin gegründete Verhalten ; fectivifch oder fectiverifch, darin ges
gründer. Das Lat, Secta wird richtiger von lequi als von fecas
re abgeleitet, daher es ehedem auch in gutem, wenigftens gleichgül⸗
tigen Berflande gebraucht wurde, fo wie Partey, Geſellſchaft.
Netter überfegtdaber au Secte dur) Folgunga, und Sectis _
vey durch Selbfolgo,
Die Secunde, plur. die — n, aus dem Bat, fecunda. ı Nãhm⸗
lich pars oder diuifio, eine Art Maßes, welches in der zwenten
Stelle nad; einem andern, welches als das erfle angenommen wird, .
ſtehet. So ift in der Geometrie, Zeitrechnung u. f. f. die Secuns
de der fechzigfte Theil einer Minute, fo wie die Tertie wiederum
der ſechzigſte Theil einer Secunde iſt. Die Markfcheider hingegen
theilen den Zoll in zehn Primen, die Prime in zehn Secunden ,
die Secunde in zehn Tertienu.f.f. 2. Zuweilen auch das zwepte
der Stelle, der Ordnung nad, in welchem Verſtande in der Mus
ſik Töne, welche anf der nächften Stelle im Notenplane bey einane
der fliehen, Secunden genannt werden,
Die See, (einfplbig,) plur. die —n, (swenfpldig,) und der See,
teinfplbig,) des —s, (zweyſylbig,) plür. die — n, (auch zwey⸗
folbig;) ein ſehr altes Wort, welche eigentlich Waffer bedeutete,
aber jetzt nur noch in einer doppelten Bedeutung üblich iſt.
1. Die große Sammlung Waffers, welche das fefte Land des
Erdbodens umgibt, und welche auch das Meer, das Weltmeee
genannt wird. In dieſer Bedeutung ift es allemabl weiblichen Ge⸗
ſchlechtes. An der See wohnen. Auf der See fahren. In
See gehen, in die See flechen, von Schiffen. Der Handel zur
See. Die hohe See, die offenbare See, In dieſer Bedeus
tung leidet es feinen Plural, auch nicht, wenn es das Waffer der
See ſelbſt bedeutet. Die See läuft kurz, bey den Seefabrern,
wenn fie kurze Wellen macht, ‚lang, wenn ihre Wellen Yang find,
Die See brauſt, ſchäumt, geht hohl u. f.f. Auch einzelne Theile
und Gegenden diefes Weltmeeres befommen fehr häufigden Nah
men der. See. Die Atlantifche See, die ſtille See, die Hordfer,
die mittellandifche See, die Süderfee, bey Holland, die Ofifee
u. ſ. fe bey welchen man zum Theil auch das Wort Meer gebrans
chen Faun, dagegen bey andern das Wort See nicht hergebracht
iſt; das vorbe Meer, das ſchwarze Meer, das Griechiſche
Areeru.f.f. diefer Bedeutung Eines Theiles des Weltmeeres
ifi der Pural der Sache nicht zumider, ob er gleich wenig vor»
kouimt. "Überhaupt ſcheint das Wort See in diefer Bedeutung
mehr dem gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, Meer
aber mehr der höhern Schreibart angemefjen zu ſeyn.
2, Eine mir fand umgebene beträchtliche Menge Waſſer, befon-
ders wenn das Waffer in derfelben Wellen ſchlägt; ein Landfee,
Niederf, Binnenfee. In diefer Bedeutung iftes im Hoch deutſchen
allemahl männlichen Gefchlechtes. , Der Bodenfer, der Comer:
See, ar Genfer:See, der Coſtnitzer⸗See wi. fe Da es dıun
2 in
7 Ste —
in allen Landern auch kleinere Seen gibt, Der See Genesaretb,
Sue. 5, 1. über den See fahren, Kap. 8, 22. Zinen See ab:
en u. ſ. f. ———
” ne le —9 es, wenn dieſes Wort am Ende wächfet,
Seees, die Seren fhreiben; allein um den Übelftand dreyer auf
einander folgender e zu vermeiden, läßt man. ein e weg, foricht
aber dennoch Has Wort zwenfoldig. Einige Spraclebrer wollen
der See wie Meer decliniret wiffen, Plur. die Seee oder See,
zweyſylbig; alein esäft diefes wider den beſtändigen Sprachge⸗
brauch, der zu allen Zeiten Seen hat. Rede deine ‚Sand aus
über die Seen, 2 Mof. 7, 19. Ein Land da Bäde, und
Brunnen und Seen innen find, 5 Mof, 8, 75 und fo in andern
Stellen mehr ; nur Sir. 24, 34 heißt es Ein Mahl: meine-
6 erben große See. —
en. Diefes — welches vor züglich den nordiſchen
Sprachen und Mundarten eigen iſt, dagegen die ſüdlichen ihr
Meer, Mareu. f.f. haben, lautet ſchon bey dem Utobilas Sai ws,
ben dem Notker und Oitfried Seuue, Se, im Angelf. Sea, im
Engl, Sea, im Schwed. Sjö, im Holänd. Zee, im Niederf,
See, und felbft bey den Tartarn, vermutblich den Krimmifchen,
Su, Sui. Es fcheinet, daß die faufende Bewegung des Meeres
und der ihm Ähnlichen Seen der Grund der Benennung fey, da
denn mit andern Endſylben faufen, ſteden u. f.f. damit verwandt
find. Der Unterſchied in dem Geſchlechte ift zwar jet, wenig-
ſtens im Hochdeutſchen allgemein, ſcheinet aber doch nur aus
zwen verſchiedenen im Sochdeutſchen vereinigten Mundarten
entftauden zu feyn. Ben dem Ditfried iſt in der zweyten En»
dung thes feuues, der Ser, des Meeres, und im Zheuerdanke
komnt Kap. 64. der See und die See ohne Unterſchied von einem
en demfelben See vor.
* den ——— Zuſammenſetzungen finden beyde Bedeus
‚tungen ſtatt, doch find die in der erften die sableeichften, da denn
die mit See — zufemmen gefegten Wörter, oft auch mit Meer
_ verbunden werden fünnen, welches aber in andern nicht üblich
ift. So fage man Meeral, und Seeaal, Meeramſel und See:
amfel, Meerwaffer und Scewafler, aber nicht Meerfahrt,
Meerfahrer, Meerſtadt uf. f. hingegen auch nicht Seebuſen,
eenge u. ſ. f.
RE, plur. die —e, S. Meeraal.
Der Seeadler, des—s, plur.ut nom. fing. ©. Meeradler.
Die Seeamfel, plur, die — 1, ©. Meeramfel. ;
Dev. Seeapfel, des — 8, plur. die — apfel, ©. Meerigel.
Der Seebär, des — es,.plur. die — e, oder des en, plur.
die — en, eine Art vierfügiger Thiere mit unförmlichen Füßen,
welche eine dicke Haut, dichte ſchwarze Haare baben, und fih an
und inden nordifchenDteeren, befonders um Kamtfchatka, aufhal⸗
ten, übrigens aber einem Landbäre nicht unäbnlic find, welchen
fiedoch an Größe übertreffen; Phoca urfina Linn.
Die Seebarbe, plur. die —n, S.Barbe es
Der Seebars, des— es, plur. die — bärfe, eine Art Bärfe,
welche ich in der See aufhält; Perca marına Linn. Meer⸗
bars, Strandbars. Bey einigen wird auch der nahe verwandte
Sander, Perca Lucioperca Linn. Seebars genannt, ver⸗
muihlich weil ee ſich gern in Landſeen aufhãlt. *
Der Seebaum, des — es, plur. die — bäume, eine Art Schlag-
baum, wodurd die Einfahrt in einen Hafen aus der See ger
erregt wird,
BE Seeblume, plur. die — n. 1. Ein Gewächs welches in
Fluſſen und Landfeen wohnet, und eine ſchöne weiße ‚oder gelbe
Blume in Geftalt einer Roſe trägt, Nymphaea Linn. See:
roſe, Waffertilie, Wafferblume, Saarfirang, Saarwurs,
Misderf. Poppelie, 3. SeSeenelke.
8
Der Seebraſſen, des — 9, plur. ut nom. fing. S. Meer⸗
braſſen. : — —
Der Seebrief, des — es, plur. die — e, ein Brief, d.i. eine Ur»
Funde, welche man zur Seenöthig Bat, - Inengere Bedentung
werden die Päſſe oder Connoiffements, welche die Schiffer und
Kauffabrer von dem Drte ihrer Abfahrt mitnehmen, Seebriefe
genannt, y %
Se
+
. Die Seebütte, plur. die —n, ©. Meerbürte.
DieSeecharte, ©. Serfarte. ;
Der See-Compaß, des —es, plur. die —e, ein Compaß,
deſſen man fid) zur See bedienet, den Lauf des Schiffes darnach
zu beſtimmen; der Schiffs: Compap.
Der Seedeich, des — es, plur. die — e, ein Deich oder Damın
zur Abhaltung des Seewaffers; zum Unterfhiede von einem
Slußdeiche: a
Der Se edraͤche, ses —n, plur. die —n. 1.6, meerdrache
2. Eine gewiffe Art Seeffhe, Trachinus Drache Linn. wird.
gleichfalls Drache, Seedrache und Meerdrache genannt, Franz,
heißt er Vice,
Die Seedroſſel, plur. die —n, S. Meeramſel.
Die Seezeicye, plur. die —n, Siehe Meereiche.
Die Seezpichel, plur.die—n, S.Meeveichel. x
Das See-einhorn, des — cs, plur. sie — hörner, eine Art
großer Seefifche mit einem langen gewundenen und 9 bis 10 Fuß.
hervorragenden Zahne an der linfen Seite der obern Kinnlabe;
Monodon Lian. Meereinborn, in den nordifchen Gegenden
Narwall.
Der Seezengel, des— s, plur.ut nom. fing. ©, Engelroche.
Das See-erz, des — es, plur, doch nur von mehrern Arten,
die — e, eine Art Eifenerzes, welches in Sümpfen und morafligen
Landfeen angetroffen wird; Sumpferz, Moraftſtein.
Der Seefabrer,des —s, plur. ut nom, fing. Fänin. die See:
fahrerinn, eine Perfog, welche zur See führer oder reiſet. In
engerer Bedeutung, welche mehrmahls zur See reifet, deffen eis
gentliches Geſchäft in Seereiſen befteber. *—
Die Seefahrt, plur.die—en, die Fahrt, oder Reiſe zur Gerz
eindon Schifffahrt noch unterfhiedenes Wort. £ —
Der Seefaſan, des —es, plur. die — e, ein Nabe der Merr⸗
buütten, ©, dieſes Wort.
Die Seeföder,plur.die—n, ein Rahme der Meerfedern, ©.
diefes Wort. .
Die Seefeige, plur. die —n, eine Art knorpeliger Thierpflangen,
welde einer. Feige gleicht, eine Unterart dev Meernefter ift, und
in Oftindien gegeffen wird ; Meer feige, Seelunge, Alcyonium
Ficus Linn, Srang. Chapeau flamand.
Der Seefiſch, des— es, plur. Sie —e, Fifche, welche fich allein, -
oder doch am bäufigften in der See aufhalten ; zum Unterſchiede
von den Iuß-und Teichfiſchen. Auch Fifche, welche in Landfeen
einheimifch find, pflegen wohl Seefifche genannt gu werden ‚da
denn aber die Zivepdentigkeit unvermeidlich. äft. —
Der Seefluder, des —s, plur. ut nom, fing, im Oberdeutſchen,
einer Art großer Gänſe, welche fich zumeilen auf dem Bodenfee
feben läſſet. Be
Der Seeforelle, plur. die — n, diejenigen Forellen, welche ſich in
Landſeen und Zeichen aufpalten ; Teichforelle, zum Unterfchiede
vonden Bachforellen. 5
Der Seefroſch, des — es, plur. die — fröfche, S. Meerfrofch.
Der Seegebrauch, des —es, plur. die — bräuche, dasjenige,
was auf ber See, unter den Seefabrern, gebräuchlich ift.
Das
DE a EN —— Se —
*
J See
Das Soetteföcht, ses—es, plur, Sie —r, ein Gefecht zut See,
aufder Ste, das Schiffsgefecht, und wenn es heftig ift, und zwi⸗
ſchen vielen Schiffen vorfält, das Seetreffen.
. Das Seegericht, des — es, plur. die — e, ein Gericht, wel-
ches in Sächen, welche das Seewefen, die Schifffahrt und See
handlung betreffen, Hecht ſpricht. 3 Me |
Das Seegefchrey, des — es, plur.die—e, bey Flotten, das-
jenige, was bey Laud⸗Truppen dag Seldgefchrey iſt.
Das Seegefeg, des — rs, plur. die — e, ein Geſetz, welches
die Seefahrer, und alle welche zur See dienen, verbindet.
Das Seegewäche, des —es, plur, die —r, Siehe Meer:
gewachs.
Das Seegras, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die — gräfer, ©. Meergras.
Der Seehafen, des— s, plur. die — bäfen, zum Unterfchiede
von einem Flußhafen, (S. Meerbafen.) In weiterer Bedeutung
< fürgafen überhaupt, ohnedeffen befondere Are zu beſtimmen, iſt
es vorzüglich im Oberdeutſchen üblich, um die Zweydeutigfeit mit
Bafen, ein Topf, zu vermeiden, welches Wort im Hochdeutfchen
nicht gangbar ift. *
Der Seehafer, des —s, plur. inuf. ein dem Hafer ähnliches
Gewächs, welches in den Landſeen und ſtill ſtehenden Waſſern auf
Jamaika und in Virginien wächſet; Zizania.Linn. _
Der Seehäber, ves—s, plur. ut nom. fing. ©, Seekrähe.
Der Seebabn, des—es, plur. die — hähne. ı. Eine Art Ames
tifanifcher Seefifche, (S. Meerbahn.) 2. Ein Feiner Europäis
ſcher Seefifch, welcher nie zwey Pfund am Gewicht erreicht, einen
barten vierecfigen Kopf und dicken Bauch, harte Schuppen und
große Floßfedern hat, welche den Schwalbenflügeln nicht unähn⸗
lich find, daher er auch Serfehwalbe genannt wird, heißt an der
Dftfee ber Seehahn, ser Seekoch; Trigla Hirundo Linn.
Dan fagt, wenn übles Wetter kommen foll, fo fpringe er über dag
Waſſer indie Höhe, und krähe wie ein Sahn. 3. Der Lom:
‘men oder Lummen, eine Art Waffervögel, Colymbus arcti»
cus Linn. ingteichen fein Colymbns Rellatus, werden gleich⸗
falls Seebahn, genannt, fowie fein Colymbus auritus, das
Seehuhn heißt. } n
Der Seehandel, des — 8, plur. die handel. 1. Ohne Plu⸗
tal, der Handel zur See, zum Unterfchiede von dem Lanshansel,
2. Ein Handel, eine Streitigkeit, und überhaupt eine jede Sage,
. welche das Seeweſen und die Schifffahrt beteifft,
Der Seehafe, ses—n, plur. die—n. 1. Siehe Meerhaſe.
2. Bey einigen, eine Art zwenfhaliger Seemuſcheln, welche mar
nur noch verfeinert kennt, und welche eine Ark der Bäfermufchel
oder Kakadumuſchel iſt.
Der Seehecht, des — es, plur.die—e, Semeerhecht.
Der Seeheld, des —en, plur. die — en, cin Held zur See.
Das Seehuhn, des —es, plur. die —hühner, ©. Seehahn 3.
Der Seehund, des — es die—e. ı. Ein vierfüßiges Thier mit
unförmlichen Füßen, welches einen kurzen Katzenkopf mit Barthaa⸗
zen, und einen kurzen ſtumpfen Schwanz hat, übtigens aber einem
Sunde gleicht, und in den Europäiſchen Meeren einheimiſch iſt;
Phocavitulina Lin Seekalb, Meerkalb, Meerhund, in den
nördlichen Ländern Robbe, Niederſ. Rubbe, Salbımd. 2. Eine
Art Raubfiſche aus demYaiengefchlechte, deffen Kopf einen: Hundes
kopfe nicht unäbnlich find, und welcher oft über 1006 Pfund
{wer wird; Canis Carcharias Linn. Seewslf, Zundsfopf,
Der See-igel, &. Meerigel.
Das Seekalb, des—es, plur. die— Fälber, ©. Seehund.
Die Seekante, plur. die—n, ein befonders in Niederdeutfche
land übliches Wort, dir Seeküſte zu bezeichnen, von Bante, die
ãußerſte Ede eines Dinges,
Set 10
Die Seekarauſche, plur. sie—n, eine den Karanfhen ähnliche
Art Fiſche, welche ſich aber nur in der See aufhält; Labrus
rupefiris Linz. —
Der Seekarpfen, des —s, plur. ut nom. ling. Karpfen, wel⸗
che ſich in Landfeen und Teichen aufhalten, zum Unterfchiede von
den Fluß» und Stromkarpfen.
Die Seefarte, plur. die—n, eine Karte, auf welcher die Waſſer⸗
fläche des Dieeres oder eines Theiles deffelben, mit aleın, was
ſich auf derfelben zeiget, abgebildet ift, zum Unterfchiede von einer
Landkarte.
Die Seekatze, plur. die —n, eine Art nadter Würmer, mit fechs
Fühlfpisen um den Maule und zwey längernArmen;Sepia Linn,
von welcher der Dinzenfifch eine Art ift, Die Meerkage hinge⸗
gen ift eim geſchwänzter Affe.
Die Seekirſche, plur. die—n, S. Meerkirſche.
Der Seekoch, des —es, plur. die —köche, ©. Serhahn.
Die Seekrabbe, plur. die —n, ein Rahme, welcher von einigen
auch dem fabelhaften Ungebener der nordifchen Meere gegeben _
wird, welches unter dem Rahmen des Kraken am befaunteften iſt,
©. diefes Wort.
Die Seefräbe, plur. die —n, eine den Krähen oder Hähern -
ähnliche Art Patfchfüge, welche ein wenig größer als eine gemeine
Ante iſt, und fich an dem Meere aufhält; Seehaher, Plancus,
Corvusminor aquaticus Klein,
Die Seekrankheit, plur. die— en. 1. Eine jede Krankheit,
welcher vorzüglich die Seefahrer ausgefeser find, befonders wenn
fie ich auf der See befinden. 2. In engerer und gewöhnlichererBes
deutung und ohne Plural, eine mit Schwindel, Brechen, Stühlen
und verlornem Appetite verbundene Krankheit, von welcher diejes
tigen gemeiniglich befallen werden, welche dag erſte Mahl auf der
See fahren, und welche durch das Hin- und Herſchwanken des
Schiffes und die ungemohnte Seeluft verurſacht wird.
Der Seekrebs, des — es, plur. die e, eine fehr große Art
Krebfe, welche fi in der See aufhalten, und unter dein Rahmen:
der Summern am befannteften find; CancerGammarus Lian.
Meerkrebs
Der Seekreuzdorn, in einigen Gegenden ein Nahme des gaff⸗
dornes, S. diefes Wort.
Der Seektieg, des— cs, plur. die—e, ein Krieg zur Ger,
welcher mit Schiffen geführet wird; zum Unterfchiede von dem
Landkriege.
Die Seekuh, plur. die —kühe, ein vierfüßiges fünfzebiges Thier,
mit unförmlichen Füßen, welches von vorn einer Kuh nicht unähn-
lich fiebes; fehr groß iſt, und fi in dem Meere zwifchen Kam⸗
tſchatfa und Nordamerifa aufhält; TrichechusManati Linn.
Manati, dee Seeochs, und wegen feinerfläglicen Stimme eu
Lamentin.
Die Seeküſte, plur. sie —n, die Küſte ander See, das Ser
ufer, auch nur die Rüfte ſchlechthin, im Niederf, die Seefante.
Das Seelamt, des— es, plur. die—ämter, von Seele, in der
Römiſchen Kirche, eine fenerlihe Seelmeffe, welche gefungen
wird, und mit Diufif begleitet if.
"Die Seelaterne, plur. die — n, große Laternen von verfhiedener
Art, welche die Schiffe des Nachts auszuftellen pflegen, Sie
Schiffslaterne, Seeleuchte,
Das Seelbad,.oder Seelenbad, des— es, plur. die —bäser,
ein größten Theils veraltetes Wort, welches in der Römiſchen Kita
che ehedem eigentlich ein freyes Bad bedeutete, welches man armen
Renten zum Heile ſeiner Seele im Teſtamente ſtiftete, and womit
zuweilen eine Mahlzeit verbunden war, In weiterer Bedeutung
wurde bernach eine jede Spende für die Armen, welche man 'zu.n
Heile feiner und feinerBerwandtenSeelen fliftere,fowohl ein Seel⸗
43 x bad,
*
— N OR
v
"Bad, als auch ein Seelgeräch genannt, weldjes letztere aber von
weiterm Unfange war, S. daffelde.
2, Die Seele, plur. die — n, einnur in einigen Fällen übliches
Mort, welches daſelbſt in verfchiedenen Bedeutungen vorfonmt,
wo es nichts weniger, als eine Figur des folgenden Wortes zu feyn
ſcheinet. 1. An einem Feuergewehre wird der ganze -innere hohle
Kaum, die hoble Röhre, die Seele deffelden genannt, in welchem
Berftande es fo wohl von Kanonen, als von kleinem Gewehre üblich
iſt. Hier fcheinet die Bedeutung des hohlen Raumes die herrſchen⸗
De zu ſeyn, fo daß es als ein Verwandter von Schi, aula,Schale,
ZSille, ein’ Kahn, Zelle u, f. f. betrachtet werden muß. (S. Suhl.)
2, Der lange, halb durchfichtige, weiche innere Sheil eines Feder⸗
Fieles heißt im gemeinen Leben deffen Seele, im mittleren Lateine
ohne Zifchlantllum. Auf ähnliche Art wird in den Häringen die
dünne lange filberfarbene Blafe, welche durch den ganzen Rücken
berfelben gehet, deren Seele genannt. Bey den Tuchmachern heißt
dasdimne Eifen inwendig an den Schügen, die Seele. An allen
drey Fällen, entweder mit dem herrſcheuden Begriffe der Ausdeh-
nung in diefänge in Verbindung mitder Dünnheit, als ein Ver—
wandter von Zeile, Seil u.f.f. Oder auch inden beyden erſten
Fällen, wegen der weißen Farbe und halb durchfichtigen Befchafr
fenheit, wie Sol, Silber, Salm u. f.f. (5: Sahl.) 3. Endlich
äft Seele auch bey den Bildern die erſte grödere Form einer Figur,
welche hernach mit Gyps überzogen und völlig ausgebildet wird;
Ser Bern, im Franz. gleichfallsl’Ame. Vielleicht auch als eine
Figur der erfien Bedeutung, etwas das im Innern, inwendig iſt.
©. Sahl.
2.Die Seele,plur, sie —n, Diminntiv. welches doch nur im
vertraulichen Scherze üblich. ift, das Seelchen, ein fehr altes
Wort, welches in verfchiedenen Bedeutungen üblich ift,
2, Das Leben, und die Lebenskraft eines lebendigen Dinges;
eine dev erfien und älteken Bedeutungen. Merke, dag du das:
Blur nicht effeh, denn das Blur iſt die Seele, darum ſollt du
Sie Seelenicht mit dem Sleifche effen, 5 Mof. 12,23. Du folle
dem Armen feinen Lohn nicht vorenthalten —— Senn er erhält
feine Seele damit, Kap. 24, 14.f. Kommt ihr. aber ein Scha:
de daraus, fo fol er laffen Berle um Seele, 2 Mof. 21, 23.
Und fo in vieien andern Stellen mehr, Im Hochdeutſchen iſt es in
diefer Bedeutung veraltet, außer daß einige Redensarten der fol⸗
"genden Bedeutung auch durch diefe erfläret werden können EB,
die Seele if ihm ausgefabren.
gleihfals diefe Erklärung.
2, Das Vermögen, die Kraft, zu empfinden uud zu begehren.
Die Seelen der Thiere, Befonders diefes Vermögen in dem
Menſchen, als ein mit Gerz gleichbedeutendes Wort, da es denu
eigentlich dem Geifte entgegen ſtehet. Der Menſch bat eine ver:
nünftige Seele. Man fagt, jemand habe Feine Seele, wenn
fich diefes Vermögen nur ſchwach bey ihm äußert. Gottes Wort
ſcheidet Seele und Geiſt, Ebr.4,32., Meine Seele iii betr übt,
iſt fehr erfchroden, freuet fih, u. fr fe in der Deutfchen
Bibel. Eine edle, eineschlechte, niederträchtige Seele haben.
Das gehet mis durch die Seele, ſchmerzt wich in der Seele,
Ich ſchame mic) in der Seele. Es thut ibe in die Seele weh,
Befeelen und Entfeelen leiden
Ad, das Geld liege mir nicht an die (der) Seele, Gel, Wie:
edel gefinnt if ibre Seele! ebenderf, Die Mine, mir der fie
diefe Nachricht aufnehmen wird,foll mir ihre ganze Seele auf-
klaren. In der tiefen Berrübniß meiner Seele, Weldes
— größer, blühende Wangen, oder eine ſchöne Seeie?
m. i
3. Das Wefen, welches in uns denkt, Verſtand und Willen hat,
ein mit einem erganifchen Körper verbundener Geiſt.
el. re
(1) Sgentlich, fo wohl in Berbindung mit feinem Körper,
Die Seele des Menschen, die menfchliche Seele. Die Seete it
ein Wefen, welches Derfiand und Willen bat. Daber die im
„gemeinen Leben üblichen R. Areinem erwasauf — an⸗
befehlen anvertrauen u, f. f. auf das dringendſte. Bey meiner
Seele, vine in der niedrigen Sprechart übliche Art zu fhwören,
In jemandes Seele ſchworen, in feinem Nabmen, fo daß feine
Seele den Eid zu verantworten hat, und dann auch in weiterer Bes
deutung: in jemandes Seele roth werden, an feiner Statt, in -
feinem Rahmen. Als auch vor der Bereinigung mit ihrem fünfti-
gen wrganifchen Körper, und nad) der Trennung von demfelben..
Die Scelen Ser Verfischenen, der Gerechten, der Verdammten.
(2) Figürlich. —
(a) Ein mit einer vernünftigen Seele begabtes Geſchöpf,
zunächſt ein Menſch, in Anſehung feines Empfindungs- und Ber
gedrunssvermögens, Er iſt eine gute, eine feige, eine nieder»
trachtige Seele. Deine Keige werden auch die wildeſten See⸗
len bändigen. Eine feile Seele. Lafierbafte Seelen, die dag
größte, was die Wienfchbeit befigt , verunedlen.
Seele zertritewohl sonigſeim, aber einer hungrigen Seele ift
alles Bittere füße, Sprihiw. 27,7. Aber aud) in weiterer Bes
deutung, für Dienfch, Perfon, im weiteften Verſtande. Abram
30g mit allen Seelen, dieser geseuget hatte, in garan, ı Mof,
12, 5
viele lebendige Einwohner hat. Daher das Seelenregiſter, das
Verzeichniß aller an einem Orte zugleich lebender. Perſonen. Es
it Feine lebendige Seele da, wo es auch wohl in noch weiter
ver Bedeutung ein jedes lebendiges Geſchöpf bedeutet, Sie ſpricht
von Feiner lebendigen Seele Gutes.
Mit vorſag bar ernoch Feiner Seele gedienet. Indeſſen läſſet ſich
das Wort Seele in diefer weiteren Bedeutung nur. imeinigengällen
für Menfch oder Perſon gebrauchen, welche alemAnfehen nach nar
diefe zwey find, wenn man von den zugleich lebenden menfchlir
chen Einwohnern eines Ortes redet, und dann, wenn man narh einer
gewöhnlichen Figur ſtatt Menſch ein befeeltes oder lebendiges Ger
ſchöpf ſetzt. In der engern Bedeutung eines Menfchen in Anfehung
feinesEmpfindungs-undBegebrungsvermögens iftes allgemeiner,
4b) Dasjenige, was einem Dinge Leben, regelmäßige Be
wegungund Wirkſamkeit ertbeilet. Man fagt, jemand fey die
Seele der Gefchafte, wenn ihre Behandlung vornehmlich von ihm
abhängt. Die Liebe ift die Seele aller chriſtlichen hie =
eis
den. Die Demuth if die Seele aller Tugenden,
Die Seele der Ehe iſt die Gleichheit der Gemüther, eben-derf,
In einer mehr eigentlichen Bedeutung verfianden die ältern Philos
ſophen unter der Seele der Welt oder der Weltſeele ein geiſtiges
Vermögen der Materie, ihre Veränderungen ſelbſt hervor zu brin⸗
gen, welches fie auch die Natur nannten.
(ch Ju noch weiterm Verſtande, der vornehmſte, weſent⸗
lichſte Theil, die nothwendigſte Eigenſchaft einer Sache. Die Bil⸗
ligkeit iſt die Seele der Geſetze. Eine bündige Kürze iſt die
Seele der Anakreontiſchen Ode. Die Mannigfaltigkeit iſt die
Seele eines Gedichts.
Anm. ImIſidor Seulo,im Kero, Ottfried und WillferamSela,in
den gröbern Oberdeutſch. Mundarten Siel, bey demllpbilas>aivae
la, imAngelf.Savel,Savul, imEngl,Soul, im Schwed. sjal im
Islaãnd.Soal. Junius ſahe es als ein aus amiv, leben, und den Jsl.
Wala, Quelle, zufammen geſetztes Wort au, allein er hätte das letz⸗
tereimmmer wegloffen können. Friſch leitet es ſehr aefucht von dem
alten falen, übergeben, her, weil die Seele von Bott eingegeben ſey.
Da ale Rahmen des Geiſtes und der Seele faft ın allen Sprachen
Figuren des Athems, des Hauches, des Windes find; z B. anima
von Avenog: jo kann man auch dep diefem Worte ſchon zum voraus
etwa s⸗
)
Kine volle "
Eine Stadt en:hält zehntauſend Seelen, wenn fie fo
Sage es Feiner Seele
15 = See
etwas ähnliches vermuthen. In der That iſt auch Leben and Le⸗
benskraft eine der erften Bedeutungen, fo wie die Latein. anima,
Seele, und animal;ein Shier, Iebensiges Geſchöpf, Wörter Eis
"nes Gefchlechtes find ; der Ausdruck des Lebens aberiffwwieberum
eine Figur, theils des Athens, theils auch der Bewegung über:
baupt, da man denn anı Ende auf zwey Onomatopdien kommt. (S.
Sahl,) wo ſchon gezeiget worden, daf diefes Wort urfprünglich eis
Re dmomatopdieift, und bernach ſigürlich, fo wohlBewegung übers
haupt, als auch Zahl, Meuge, Geſellſchaft u. f. f. bedeutet. Ver⸗
wandti ſind damit freylich ſo wohl das Griech. Cacz⸗, leben, als auch
das Böhm, Syla, Kraft, das Hebr. dier, begehren, unſer ſelbſt
und andere mehr.
Es iſt eine alte und gewöhnliche Form, den Fämininis auf e in
der zweyten und dritten Endung des Singulars noch ein n anzus
hängen, welche Fornr auch im Hochdeutſchen nicht ganz fremd iſt,
ob fie gleich nicht dierichtigfteift. Die nach meiner Seelen fles
ben Pf.17,9. Angſt der Seelen, Röm.2,9,
Jede Freude, meiner Seelen Lriede,
Ir dahin, Wiel,
In welchem letztern Falle doch der Wohlklang dieſe Form eat ſchul⸗
digt, weil meiner Seele Friede einen Überklang bat, der ſich in
deiner Seele Beßtes nicht findet. Einige Zuſammenſetzungen
haben diefe Form gleichfalls behalten, wie Seelenangſt, Seelen⸗
lehre u. f. f. dagegen in andern nur Seel — üblich iſt.
Die Seelenengft, plur. inuf. ein hoher Grad der Augſt der
Seele, d.i. deg Gemüths.
Die Seelentraft, plur. die — kräfte, die Kraft der Seele, das
Vermögen, Beränderungen in fih hervor zu bringen, Inder
Einſamkeit werden die Seelenfräfte am meilten erweitert.
Die Seelenlehre, plur. doch tur von mehrern Büchern diefer
Art, die—a, die Lehren von dem Werfen und den Eigenfchaften der
menfhlihenSeele, and ein Buch, worin diefeibe vorgetragen wird;
mit einem Griechiichen Kunſtworte, die Pfychologie,
Das Soelen-Regifter,des-—s, plur. ut nom. fing. das Res
‚gifter oder Verzeichniß der Seelen, d. i. aller zugleich lebenden
Mtenſchen an einem Drie,
Die Seelentube, plur. car. die Ruhe der Seele, die Abweſen⸗
beit aller — oder unangenehmer Empfindungen des
Gemüthes.
Der Seelenſchlaf —— es, plur. car. derjenige Zuſtand der
‚Seele, da ſie ſich nach der Sreruning von ihrem Körper bis zur‘
MWiederdereiniaung mit demfelben in einem Zuſtande dunkler und
undeurliher Empfindungen befinden fol.
Der Seelenverfäufer, des—s, plur. ut nom, fing. von
Seele, Perfon, Menſch, ein Nahme, welchen man’ in Holland
denenjenigen Leuten gibt, welche Matroſen für die Schiffe in vor⸗
Aus annehmen, fie bis zue Abfahrt unterhalten, und fie bey der Abe
fahrt nochdürflig ansrüften, woranf fie fich denn vonibrem künfti⸗
gen Solde bezahlt machen, Es find eigentlich Matroſen-Mäkler,
die aber wegen ihrer tducherlichen Kunftgriffe den obigen verhaß⸗
ten Nahmen befommen haben; Holänd. Zielverkoper. Daß
diefes Wort, wie einige wollen, aus Zedelkoper verderbt wor,
den, weil fie Bie Zettel, welche die Oſtindiſche Compagnie denen⸗
jenigen gibt, welche in ihre Dienſte treten, an ſich kaufen, hat we⸗
nig Waboſcheinlichkeit. In weiterer Bedeutung werden in Nie⸗
derdeutſchland auch diejenigen Seelenverkaufer genaunt, welche
andere durch Liſt oder Verrãtherey zu Kriege: oder andern ſchwe⸗
ren Dienſten verkaufen.
Die Seelenwanderung, plur. die —en, der Überagang einer
and eben derſelben menſchlichen Seele in verſchiedene Körper nach
einander, mit einem Griechiſchen Kunftworte die Metempſycho⸗
fs; eine von verſchiedenen ältern Weltweiſen bebauptete Lehre.
Set s 14
—— \ —
Die Seelẽerche, plur. bdie — n. . Eine den Cerchen ähnliche
Art Kibitze, welche ihre Wohnung in den Höhlen am Ufer der See
bat, Gavialittoralis Klein. Charadrius Hiaticula Lin.
Enal.Sealark, im Deutfchen auh See Mornell. 2. Bey dent
Geßner iſt es eine Art Seefiſche, welche einen Schopf hat, wie eine
Zeche; Alauda Ge/n.
Die Seeleuchte, plur. die — n, die Seelaterne.
*Das Seelgeräch, des —es, plur. die—e, von dem alten Ge⸗
rath, ein Seftament, Vermächtniß, ein im Hochdeutfchen veraltee
tes, ehedem fehr gangbares Wort, ein jedes Vermächtniß zu ber
zeichnen, welches man zum Heil feiner Seele machte, wohin deun
nicht nur die Seelbäder, fondern auch die Seelmeffen, Vermächt⸗
niffe an Kirchen und öfter u. f. f. geböreten. In weiterer Ber
deutung wurden auch wohl die Xegräbnißgebühren des Pfarrers
mit diefem Nehmen beleget. Schwed. Själaryckt, Själaräd.
‚Das Seelbaus, des—es, plur. die—häufer, in einigen Obers
deutfhen Gegenden, eine Anſtalt zur Berforgung alter und unvere
mögender Bürger, weilman dergleichen in Fatholifchen Ländern
zum Heil feiner Seele zu fliften pflegt. Deſſen Vorſteher dee
Seelvater. Juandern Gegenden nennt man eine folche Anfralt
ein Hofpital, obgleich diefeg zunãchſt zur Übernachtung für arme
umgebende Fremde beſtimmt iſt.
Die Seelinfe, S. Wafferlinfe,
‚Die Seelmeffe, plur, die —n, in der Römischen Kirche, eine
Meſſe, welche für die Befrepnnng einer oder mehrerer Seelen aus
dem Fegfeuer gelefen wird, und weldde, wenn fie feyerlich mit Mu⸗
fif gefungen wird, das Seelamt beißt.
Die Seelnonne, plur. die — n, in den Fatholifchen Ländern ;
eine Art unverbeiratheter weibliher Perfonen, welche ſchwarz ge»
fleider gehen, und die Eodten beyderley Geſchlechts abwaſchen und
in den Sarg legen,
Der Seelöwe, des—n, plur. die—n, Zänin, bie Serlöwinn,
ein vierfüßigesThier mit undeutlichen Schwinmzehen, welches der
Seehund, den Seebär und das Seepferd an Größeund Grimm
übertrifft, und um den Hals krauſe Haare wieein Löwe bat, Phoca
leonina L.undPhoca juba For. Es Hält ih in und am Mee⸗
re auf,
Die Seelforge, plur. car. die Sorgfalt für die Wohlfahrt der
‚Seele, für dag geiftliche Wohl; in engerer und gewöhnlicherer Bee
deutung, für das geiftliche Wohl anderer „da denn die Seelforge.
eine Pflicht der Pfarrer, Prediger, Bifhöfe u ſ. f ift, deren gan⸗
zer Stand und Geſchäft daher auch wohl die Seelſorse genannt
wird, Im mittlern Lat. Cura.
Der Seelſorger, des —s, plur. ut nom. fing. ein Geiſtlicher, ſo
fern dieSechforgs fein vornehmſtes Geſchäft iſt; ein Prediger, Pfar⸗
rer,im mittlerntat.Curatus, Sram: Cure. Ehedem&eelwarter,
Die Serluft, plur. die — lüfte. 1. Der Zuftand der Luft auf
der See; obne Plural, im Gegenfage der Landlufe. 2. Eine
Luft, D.i. gelinder Wind, welche von der See fommt, im Gegen⸗
fage der Landlufe. Wir haben Seeluft. Wo der Plutal zu⸗
weilen vorkommt,
Die Seelunge, plur. die — n, S. Serfeige.
Der Seelvater, des —s, plur. die — väter, S. Scelhaus.
Die Seemadıt, plur. die —machte/ im®egenfage der Landmacht.
a. Eine Macht zur Ser, d.i, eine beträchtliche Anzahl Kriegesichiffe
gen Zugebör; ohne Plural. Line furchtbareSeemacht ha⸗
2, Ein Staat, welcher eine Seemacht hat. d. i. Flotten oder
ce unterhält; ehedem-eine See-Potenz. In diefem
Berftande find Sranfreich, Spanien Portugalu.fef. Seemãch⸗
0, In der engſten Bedeutung, ein Siaat, welcher nur allein vie
ne Seemacht, und gewöhnlich feine Landmacht hat, da denn beſon—
ders Großbritannien und Poland diefen Nahmen füpren, x
er
15 Ste —
Der Seemann, des — es, plur. die —männer, und von ges
ringen Perfonen, die —leute, eine Perfon männlichen Geſchlech⸗
tes, welche die Schifffahreverfichet. Daher die Seemannskunſt,
plur.car. dieKunft, ein Schiff ficher und geſchwinde an einen Ort
zu bringen, wovon die Steuermannsfunft einTheil iſt; dieSchiffr
fahrt. Meermann begeichuet hingegen ganz etwas anders, ©.
Meerfrau.
Die Seemannstreu, plur. car. von Mannstren und Ser, eis
ne rt der Mannstreu, welche an dem Seeufer wächfet , Eryn-
.gium maritimum Lian.
Die Seemaus, plur. die — mäufe. 1.(8.Meermaus.) 2. Dem
Friſch zu Folge wird auch die Häufige Schale eines Rocheneyes, wor⸗
aus der junge Roche bereits gefrochenift, die Scemaus genannt.
Die Seemeile, plur. die—n, eine Are Meilen, nach weldden man
die Entfernungen auf der See zu rechnen pflegt; zum Unterfchiede
vonden Landmeilen, Gemeiniglich rechnet man deren 20 auf
einen Grad,
Die Seemewe, plur. die —n, diejenigen Arten Mewen, welche
ſich an und auf dee See, d. i. dem Meere aufhalten, und deren es
wieder verfehiedene Artengibt, Im gemeinen Leben, werden auch
diejenigen, weldean und anf den Landfeen.angetroffen werden,
Seemewen genannt.
Das Seemoos, des — es, plur. doch nur von mebrern Arten,
die—e, eine Art Moofes, welches in der See wächſet; Meermoos.
Der See:Mornel, des — es, plur. die—e, ©, Seelerche.
Die Seemufchel, ©. Meermufcel.
Der Seenabel, des —s, plur. die —näbel, ©. Meernabel.
Lie Seenadel, plur. die—n. ı. Eine Artungewundener Schnee
den, inÖeftalt einer langen dünnen Röhre, oder eines abgebroches
nen Stückes voneiner Stricknadel; die Meernadel. 2. Einun:
eßbarer Seefiſch, oder vielmehr eine Art Seeraupen, welche oft
eine halbe Eile lang, aber nicht dicker als ein Pfeifenftiel ii; Syn-
gnatus Acus Linn.
Die Seenatter, plur. die — n, ein dem vorigen ähnlicher Fiſch,
mit welchem er auch zu einem und’eben demfelben Befchlechte ges
böret; Syngnatus Ophidion Linn.
Die Scenelke, plur, die — n, eine Art Seeneſſeln, in der aten
Bedeutung, welche fih auf Klippen und Aufterfehalen aufhält,
und auch Yufterneffel, Ser: Ane mone, Seeſtrumpf, Seetaſche
genannt wisd; ActinialenilisL,
Die Seeneflet, plur. inul. 3. Bey einigen ein Nahme des Meer⸗
odır.Sergrafes, welches in den mitternächtigen Gegenden See—
tang genannt wird; Zoliera Linn. 2, Eine Art gegliederter
Seewürmer; Actinial,
Der Seeoche, des— en, plur. die—en, S. Seekuh.
Der Seeofficier, des —s, plur, ut nom, fing, ein Offieier
sder Zefehlshaber zur Ser.
Das Seeohr, des — es, plur. die—en, eine ungewundene
Schnecke inGeſt alt eines —— welche zwar un den Mittelpunet
gekrümmt, aber nicht mit Kammern verfebenift. Verſteinert wird
fie anch Planis genannt. Die länglich rundean der Seite durchs
töcherte Perleumutter führet gleichfalls denNahmen des Seeohr es.
Die Seeorgel, plur, die—n, S. Meerröhre ı.
Die Seeotter, plur, die—n, eine Art Ottern, welche fich in Aſien
und Auierika an dem Seeufer aufhält, und deren Schwanz nur halb;
fo lang ift, als an der Fluß otter.
Der Srepapagey, ©. Meerpapagey.
Das Seepferd, des — es, plur, die — e. 3, Eine Urt vier
füßiger Thiere mit unförmlichen Fügen, und zuſammen geſwach ſe⸗
nen Binterfüfen, welches hervorragend eHundszähne hatund von
vorn einem Pferde gleicht ; Rosmarus, W Wallroß Meerpferd.
Es leht uier dem Mordpake, 2. Eine Arı Seerau, en, deren Kopf
| >
einem Pferdelopfe ähnlich ift, wird im Diminut. das Seepferd⸗
chen genannt, Syagnatus Hippocampus Zinn.
Die Seepflaume, plur. die —n, ein Ocwächs mit uufenntlihen
Geſchlechtern, welches eine Art Sermooſes ift, und. aus einer faſt
Tugelvanden einzelnen, intsendig faftigen Pflanze beſtehet; ;‚Ulva
pruniformis Linn. Man findet es inden großen Sandfern des -
| Chur: und Neumark Brandenburg,
Der Seepinfel, S. Meerpinfel,
Der Seerabe, des — n, plur,die—n. ı. . Eine Art Kaben in
Liefland, deren Schnabel wie eine Säge mit Zähnen verfehtn iſt.
Sie halten fi in Shürrmen und alten Gebäuden auf, und nähren _
fih von Getreide, Fröfchen und Ungeziefer, 2, Ein den Raben
ähnlicher buntfarbiger Vogel, weicher in Merico einheimiſch iſt.
3. Der Schlingrabe oder Schluder, welcher eine Arı Parfehfüge
if, und Äch an den Meeren und Landfeen des nördlichen Europa
aufhält, wird gleichfalls fowohlSerrabe als Wafferrabe genannt,
Pelecanus Carbo Linn. Franʒ. Cormorant.
Der Seeraͤchen, des—s, plur. utnom. fing, eine Art Waſſer⸗
vögel;welche'größer als die ſtärkſte wilde Ante, von Farbe weiß iſt,
und einen ſchwarzen Kopf, aber feinen breiten, fondern einen länge
_ lichen fpigigen Schnabel bat, Er hat den Rahmen von feiner Ge⸗
feäßigfeit, weiler die größten Fifche in den Landfeen und Leichen
verfchlinge, nnd die eine Hälfte fo lange indem Rachen und
Schlunde behält, big die andere Hälfte verditiet worden, Er
fheint eine Art Mewen zu ſeyn.
Der Seeräuber, des —s, plur. utnom, fing, derjenige, wel
cher zur See raubet, d. i. ohne alle Vollmacht aufder See oder zu
Schiffe das Eigentbum anderer mit Gewalt wegnimmt, der Cor⸗
fer, im Oberd. Meerraͤuber; zum Unterfchiede von einem Baper,
welcher Vollniacht dazu hat. S. auch Seejhäumer.
Die Seeräuberey, plur. die—en, die Räuberey zur Ser, bie:
*
gewdltthätige Wegnahme fremden Eigenthnmes zur See ohne alle
Vollmacht. Seerauberey treiben. Auch dergleichen Handlung,
Die Seeraupe, plur, die — n, eine Art Secfifche ohne Kiemien,
dedel, u Rohne Bauchfinnen, welche die Befialt einer Raupe ha⸗
ben, und wohin die Seenadeln, Serpferdihen u. ſ.f. gebösen ;
Syngpatus Linn.
Das Seeröpphuhn, des — es, plur. die — hühner, bey eini⸗
gen, ein Nahme derjenigen Seefifche, welche bey uns unter dem
Nahmen der Zungen am befannteften find; Pleuronectes Sola’
Einn.
Das Seerecht, des—es, plur. die—e, Geſetze nach — in
Vorfaͤllen auf der See geurtheilt wird, es ſeyen nun Sachen, wel⸗
che die Schifffahrt und die Handlung, oder den Spefrieg betreffen;
wo e3 doch vor dem ganzen Umfange oder der Saminlung diefee f
Geſetze am üblichften if, und alsdann entweder im Singular als
„Fein, oder Auch im Plural allein gebraucht wird.
Die Seereife, plur. die—n, eine Keife zur Ser, zum Unterſchie⸗
de von einer Landreiſe.
Der Seerichter, dee—3, plur. ut nom. fing. ein Nichter,
weicher in Sesfachen Recht fpricht, ein Richter in eiiem Serge»
richte; ein nur in einigen Gegenden und Fälleu übliches Wort.
So führer in Baiern der Vorſteher der Fiſcherzunft am Ammers
fee diefen Rahmen.
Die Seerofe, plur. sie —n, ©, Serblume,
Die Seerüftung, plur. die— en, die Rüftung sur Gee, befons
ders zu einem Seefriege.
-Die Seefäche, plur. die — n, eine Sache, welche das Seewe⸗
fen, die Schifffahrt zur See, die Sechaudlung, oder den Seekrieg
betrifft.
Das Seeſalz, des —es, — car. das indem Seewaſſer befind⸗
liche, aus demſelben beyeitete Salz, Meerſalz, in Nieder
deutſch⸗
—
Du ee in Zee
—— 2 EN — Er ! —
Pe? \ x
Deuiſchl and Boiſ⸗ als; zum Unterfdiede von dem Brsiunenfalze
und Steinfalze, 3
Der Seefhaum, ©. Meerfchaum.
Der Seefhäumer,des—s, plur. ut nom. fing, einebefonders
in Riederdeutfchland übliche gelindere Benennung eines Seeräus
bers und feines Schiffes; der Meerfchäumer. Siehe Shäumen.
Das Seeſchiff, des —es, plur. die—e, ein Schiff, welches die
See oder das Weltmeer befegelt; zum Unterfchiede von einem
Stußfchiffe. ; R
Die Seeſchildkrote, plur. die —n, eine Art großer Schildfröten,
- welche fi nur in der See oder dem Meere aufhalten, die Meer:
ſchildkrote; zumlinterfihiede von den Land-undsluß ſchildkröten.
Die Seeſchlacht, plur. die —en, eine Schlacht zur Ser, das
—Seetreffen; zum Unterſchiede von einer Schlacht zu Lande.
Der Seefchlagel, des —s, plur.utnom.fing. Siehe Sam:
merfiſch. A 3
Die Seeſchwalbe, plur. die —n, ein Nahme verſchiedener den
Schwalben äbnliher Seevögel. Befonders werden 1. die meis
ſten Arten Mewen z. 3, die weiße Mewe,oder Jifchaarmewe,der
Sraunkopf, der Schwarzkopf, die ſchwarze Mewen. f. f. in
viele: Gegenden Seeſchwalben, und nach einer andern Mundart
Serfhwalme genanut; Engl. Sea-Swallow. 2. Eine Art
Brachvögel,welche eigentlich eine Att Bienenfraß ift, wird gleich»
falls Seeſchwalbe oder Seeſchwalm genanut; Merops apia-
fierL. 3. Au eine Arı Serfifche mit großen Floßfedern in
Geſtalt der Schwalbenffügel; ©. Seehahn.
Die Seefemfe, plur, inut. eine Yet Semſen, welche in den Lande
ſeen und Flüffen Europens wächſet; Scirpus lacuftris Linn.
Der Seeſoldat, des—en, plur. die—en, ein Soldat, welder
zur See, d. 1. auf Schiffen dienerz zum Unterfgiede von einen
Landfoldaten.
Die Seefonne, plur. die —n. ı. Eine Art Seefterne, welche ei⸗
ner geftrahlten Sonne ähnlich fehen, und auch Meduſenhäupter
geuaunt werden. 2. Huch der in Ofkindien befindliche Sonnen-
fiſch, welcher faft eyrund iſt, einen ungeheuren Kopf mit großen
runden Augen und einein Eleinen Manle, eine harte förnige duns -
felbranne Haut, und an jeder Seite zwey Sloßfedern bat, wird
von einigen die Seefonne genannt.
Die Seefpinne, plur. die —n, S. Meerfpinne.
” u
IT a
Die Seeſtrecke, plur. dien, eine Strede der See oder des
Weltmieeres, d. i. eine beträchtliche Gegend derſelben. Kine
nosh unbefahrne Seeſtrecke. - 3
Das Seeſtück, des —es, plur. die = e, ein Stück, d.i. Gemahl⸗
de, welches die See mit ihren Theilen vorſtellet.
Der Seeftubl, des—es, plur. die — fühle, ein in den neuern
Zeiten von Heren Frains in England zu aftronomifchen Beobr
achtungen erfundener Stuhl, welcher feine Stelung bey allen
Bewegungen des Schiffes unverändert behält.
Der Seeflurm, des—es, plur. die Stürme, ein Sturm auf
der Ser; im Gegenfaße eines Landfturmes.
Der Seetang,des —es, plur. inuſ. ©. Meergras und Tang.
Die Seetaube, plur. die —n, ein in Grönland ginheimifcher
Seevogel mit Schwimmfüßen, welcher die Größe einer Änte,
übrigens aber die Geftalt einer Taube hat; Columba Groen-
landica Linn,
Der Seeteufel, des —s, plur. utnom. fing, ». S. $lußten:
fel.) 2. Auch der Meerfrofch, oder eine Art Rocher, wird wegen
feiner ſcheußlichen Geſtalt Seeteufel genannt,
Das Seetbier, deg —es, plur. die —e, Thiere, wilde ſich in
der Ser aufhalten, zum Unterfchiede von den Landthieren.
Die Seetonne, plur. die —n, Sonnen, welde an gewiffen Stel
len der See auf der Oberfläche ſchwimmend erhalten werden, um.
den Schiffeen dadurch die Befchaffenheit des Grundes anzuzei⸗
gen ; im’ Niederdeutichen die Safe. x
Das Seeteeffen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Treffen zur.
Ser, die Seeſchlacht. . \ f
Die Seetrifft, plur.doch nur von mehrern Arten oder Quantitã⸗
ten, die —n, im Niederdentfchen, alles was die See auswirft,
was auf derfelben treibt, es fey num Holz oder Waaren, oder
Theile von gefoheiterten Schiffen, der Seewurf.
Die Seetrompete, plur. die —n, S.Meerhorn.
Die Seeubr,plur,die —en,eine Uhr, welche dieSpeile der Zeit ben,
allen Bewegungen des Schiffes genau und ununterbrochen zeiget.
Das Seeufer, des —s, plur.ut nom, fing. das Ufer fo wobl
der See, d. i. des Meeris, als auch eines Landſees; die See—
küſte, der Seeſtrand, das Meerufer.
Der Seevogel, des —s, plur. die —vögel, Vögel, welche ſich
auf und an der See aufhalten; eine Art der Waſſervögel.
Der Seeſtaat des —es, plur. die —en. 1. Der Staat, d. ĩ. der Seewärts, adv. na der See zu; im Öegenfage des lands
Zuſtand des Seeweſens einer Nation, doch nur in engerer Bedeu⸗
tung, die geſammte kriegeriſche Einrichtung nebſt ihrem ganzen
Zagehbre zur Ser; ohne Piural. Den Seeſtaat vernachlaſſigen.
Einen furchtbaren Seeſtaat haben. Mit einem balb Franzöſi⸗
ſchen Ausdrucke See-Etat. 2. Ein Staat, welcher eine Seemacht
hat, wofür doch Seemacht üblicher iſt.
Die Seeſtadt, plur. die — ſtädte, ſo wohl eine Stadt, welche an
einem Landſee lieget, als auch, und zwar noch häufiger, welche an
der See, di. an den Meere lieget; zum Unterfchiede von einer
CTandſtadt im weiteften Beritande. Daher der Serftädter, der
"Einwohner einer Seeſtadt. z
Der Seefteen, des —es, plur. die —e. ı. Eine Art Tpierpflan
zen, oder nackter Würmer-mit Gliedmaßen, welche einem Sterne
niit Strahlen gleichen, und bäufig in dem Meere angetroffen wers
den; Alterias Linn. Meerſtern. Es gibt ihrer fehr viele Ar⸗
ten, welche nach der Zahl hrer Sterne eingerheilet werden. Das
Meduſenhaupt oder die Seefonneu. a. m, gehören gleichfalls
dabin. 2. Auch eine Art Taucher, Mergusglacialis Linn.
führer diefen Nabmen, }
Der Seeftrand, des —es, plur. der doch wenig gebraucht wird,
die frände, der Strand der See, oder auch rines großen Laud⸗
fees; die Seeküſte, das Seeufer.
Ysel.W. 3.4. Th. 2. Auf.
“ wärts.
Das Seewaffer, des—s, plur. inuf. 1. Das Waffer in und
ans einem Landfer, Noch hänftger,2. das Waffer in der Ser oder
‚dem Meere; das Meerwafler. Bender zum Unterſchiede von
dem Brunnenwafer, Slußwafferu. ſ. f.
Der Seewind des —es, plur.die—e. 1. Ein jeder Wind auf
der See. Noch häufiger, 2, ein Wi. welcher aus der Ser nach
dem Lande zu wehet; zum Unterfchiede von dem Landwinde.
Der Seewolf, des —es, plur. die — wölfe. 1. Einer der ge«
fräßigften Raubfifche, welcher zu den Haien gehöret, und auch
Sundstopf und Seehund genannt wird, (©, das legtere ;)
Squalus Carcharias Linn. 2. Eine Ars Aale, welche ſich an
den Engliſchen Küſten aufhält, nnd geründese Zähne hai;
Anarhichas Linn. ©. auch Meerwolf. -
Der Seewurf, des —es, plur. doch nur von mebrern Ürten ode
Duantitäten, die —würfe, alles was die See answirft,, Eiche |
Seetrifft. Hi 3 ;
Der Seewurm, des—es, plur. die — würmer. s. Würmer, .
welche fich in der. See aufhalten, 2. ©. Meerſchlange.
Das Segel, des —, plur.ut nom, ling, eine leichte dünne
biegfame Flache, welche an dem Maſtbaum eines Fahrzeuges beſe⸗
fliget wied, damit der Wind vermisselft derfelben das Schiff —
B Arsibr,
.
treibe. Die älteften Bölfer. hatten Segel von Häufen, Matten, $
Sitoh, Blättern u. ff. und viele fremde Nationen haben felbige
noch. Unſere Europäifiben Schiffeund Fahrzeuge haben Segel
"von grodem Tue, (9. Segeltuc.) Ein Europäifces großes
Schiff führe: an jedem Maſte drey oder zwey Segel von welchen
jedes feinen; eigenen Nahmen Hat. (©. Spönfabrfegel, Mars:
‚Tegel Bram ſegel, Fockeſegel, Beſanſegel, Kreuzſegel, Blinde
nf. f.1DieSegel aufſpannen, bey den Schiffern beyfegen, inglei⸗
‚hen Segel machen. egel einziehen, bey den Schiffern, eins
‚nehmen, beynehmen
fahren, Die Segel nach dem Winde richten. Mit vollen Ser
geln fahren. Die Segel ſtreichen die Haben, wöran die Segel
Befeftigt find, zumgeicyen der Ehrerbiethung, berunter laffen, Da:
ber die Segel vor jemanden ſtreichen, ſigütlich, ſich ihm ergeben,
ihn für feinen Meifterierfennen,idm ausChrerbiethung nachgeben.
Da man zwey Haupfarsen von Schiffen hat, Hochborte, weiche
‚vermüttelft der. Segel fortgetrieben werben,undftiederborte, wel⸗
che ſich mitHudern farthelfen, fo verſtehet es ſich von ſelbſt, daß die
obigen R. A. ſo wie das Zeitwort ſegeln, nur von ſolchen Schiffen
and Fahrzeugen gebraucht werden können, weiche ſich wirklich der
‚Segel bedienen. Figürlich wird dieſes Wort auch wohl für das
Schiff ſelbſt gebraucht. Eine Slorte. von zwanzig Segeln, d. i.
von zwanzig Schiffen.
Anm. Bey dem Ditfeied im männlichen Geſchlechte ther Se-
‚gal, auch im Thenerdanfe der Segel, im Niederf. Schwer. und
Angelſ. Segel, im Engl. Sail, im Pohln. Zagiel. Da die End⸗
ſylbe die bloße Ableitungs ſylbe —ekift, welche bier obne Zweifel
ein Werkzeug beögutet ‚fo kaun es wohl ſeyn, dag dieſes Wort mit
stehen, in feiner weitefien‘ nentralen Bedentung derBeränderung
des Dries, verwandt ift, und ein Werkzeug der Bewegung bedeu⸗
. tet, wenn es nicht vielmehr mit Sagum, Zeug, Tuch, uf. f. Ei⸗
"nes Gefchlechfes ift.
"Der Sigelbaum, des — es, plur, die — bäume, eine-im
Hocdentfchen veraltete Benennung des Mafidaumes, welcher
uoch Hpoft. Geſch. 27,40 vorkommit.
Der Segeler, zuſammen gezogen Segler, des —s, plur, ut
nom. fing. », Eigentlich, kin Schiff in Anſehung feiner Art und
Weiſe zu fegeln, So heißt ein Schiff ein guter. Segler, wenn es
autfegelt,. 2. Inder Naturgeſchichte heißt der Nautilüs oder
Schiffsküttel, bey einigen der Segler, weil er auf der Oberfläche
des Meeres gleichfam fegelt. 3. Schwindelige Schafe, welche auf
die Seite warfen und im Kreife herum geben, werden in derLand⸗
wirthſchaft Segler genanut.
Segelfercig , adjeet. et adverb, fertig, unter Segel zugeben, -
oder adzufegeln.
Das Sigelgarn, des-— ee, plurs doch nur don mehrern Arten,
die —e, eing befonders imgtiederdeutſchen übliche Benennung des
Bindfadens, weil daraus die Segelverfertiget werden, Aus Uns
Funde, diefer Abſtammung fchreibenund ſprechen viele Hochdeut⸗
ſche dieſes ort oft Siegelgarn.
T ie Sigellinie, plur, die —n, bey einigen, eine krumme Linie,
- welche derjenigen ähnlich ift, die ein Segel annimmt, menu der
: Wind. darein bläfer, Linea velaria,
“ Der Segelmacher des —s; plur. ut nom. fing. derjenige,
„welcher in den. Geeftädten die Segel verfertiget.
Ser Segelmeifter, ses—s,plur. ut nom. fingsauf den Schifs
fen, derjenige, welcher die Segel und das Segelwerk in feiner Auf⸗
ſicht bat, und das ſchadhafte daran ausbeffern muß und wohl noch
„einen Oberfegelmeiter über fich hat. Beyde gebören zuden Uns
{er Officieren eines Schiffes.
öyeln,verb. reg, weldes in doppelter Geſtalt 'iblich ift. I. Als
„ein Tutrum, bermittelſt der Segel don Ort verandern/ ver⸗
+
nter Segel geben, mit dem Schiffe ads .
ch der — fahren oder ——— — es |
„denn nur von folden Schiffen und Fahrzeugen gebraucht wer»
den Fan, welche fich der Segel bedienen. Es bekommt das
. „Hülfswort haben, wenn die Richtung nicht ausdrädlich beffimme -
- wird, Das Schiff ſegelt fchnell, hatte ſchnell gejegelt: Wir ba=
„ben den ganzen Tag gefegelr. Wird aber die Richtung beflimmt, -
fo erfordert esdas Hülfswort ſeyn. Das Schiff if vor uns vor: -
bey geſegelt. Die Slotte nach Amerika geiegelt.. Wirfind
‚auf den, Srundgefegelt. IL Als ein Aetivum, doch nur in ei⸗
nigen Ausdrüden. Bin Schiff in den Grund fegeln, imSegeln
an ein anderes Schiff ſtoßen, fo daß daffelbe einen Led bekommt SE
und fin nfen muß. So auch das Segeln.
Anm. Im Riederſ. Teilen und ſegeln, im Angef, [ex
Engl.tolail,im Schwed. legla. Es if vou Segel gebil
beſegeln bedentetes auch mit Segeln verfehen.
Die Segelftange, plur.die—n, die fange ſtarke Su
de an dem Maftbaume befefliget wird, und.woran das Segel
Bänat ;in der Sprache der Seefabrer die Kabe, S.diefes Work.
"Der Segelftein, des— es, plur. die — e, eine im Deutſchen
veraltete Benennung des Magnetes, weiler bey dem Segeln von
„großen Nutzen iſt.
Das Sogelt ůch des —es, plur. doch nur von mehrern Arten
oder Quantitäten; die —tůcher, grobes Zuch⸗ woraus die Segel
bereitet werden.
ian, — —
. IR.
u“
3
DasStgelwirk, des—es, plur.car. ein. Colreivum, die. ER
gel mit allem ihrem Zugebör,
Der Segen, des —s, plur.ut nom. fing: ein allem Anfhein
nach mi der chriſtlichen Religion aus.dem Eat, Signum, in-die _
Deutſche Sprache eingef ührtes Wort, welches indeffen in mnehrern
Bedeutungen üblich iſt.
1. Eigentlich, das Zeichen des Kreuzes, fo fern es mit den Hn⸗
=den gemacht wird, um dadurch übeenatürliche Wirku bervor
zu bringen, in welchen Verſt ande es no ch ben dem aroßen Haufen
in der Römiſchen Kirche üblich iſt. Den Segen machen, das Zei⸗
chen des Kreuzes. Schon Otefried gebraucht es 8, 5. Rap. a in
»biefem Berftande,
2. Zu weiterer Bedentung, verfehiedene mit bieſen Zeichen des
Kreuzes verbundene Formeln oder Reden.
(1) Eine Formel, woman durch gewiſſe Sergei rl
«eine übernatürliche Wirkung hervor zu bringen fucht, wohin denn
„auch die Zauber. und Beſchwörungsformeln gebören, bey welchen
das Zeichen des Kreuzes gemiß braucht wird ; eine nur uoch umer
dem großen Haufen übliche Bedeutung. Der Seuerfegen, eine N
, Formel, womit man, eine‘ Feuersbrunft zu löſchen glaubt; "der
* Diehfegen, bezaubertes Vieh damit zu heilen; der dieberſegen,
das Fieber damit zu veytreiben, der Wetterſegen u. f.f.. Daber -
"den Segen fppechen, eine folche Formel berfagen, ee
eher, oder Gegner, ‚eine noch inden gemeinen Sprecharten übli»
cheBenennung eines Beſchwörers durch dergleichen Fotmeln uff"
(2) Ein Gebeth oder eine Geserbsformel, eine noch int
- Zufammenfegungen Morgenſegen und Hbendfegen übliche 2
deutung. Im Oberdeutſchen ſagt man auch der Reiſe⸗ Ba
‚ berfegen, das Gebeth eines Neifenden, der Tifchfegen, das Tiſch⸗
gebeth u. ff.
‚gleichfalls mit dem Zeichen des Kreuzes begleitetwerden.
(3) Die feyerliche ebedem und eigentlich mit dem Zeichen
des Sreugesverbundene Ankündigung dev Fünftigen Önade Got:
- $e8, Fünftiger Glück ftgfeit von Gott; wo der Plural vurvon
i mehrern Formeln diefer Art üblich ift, (@ Eigentlich. Jemanden
feinen Segen geben. Der Segen, welchen ein ſterbender Vater
feinen Kindern gibs oder ertheiler. Auch in den Kirchen, die feyer ⸗
me mit dem Zeichen des Kreuzes verbundene. Auwünſchuug der
a
Andem dergleichen Gebethe in der Römifpen K ishe .
Ki
*
2*
Si | —
Berſorechen eines kůnftigen Gutes eine nur in der Deutſcheu Bi⸗
bel und bibliſchen Schreibart üblihe Bedeutung. Es. werden über
dich kommen alle diefe. Segen, 5 Mof. 28, 2. als auch jede Arte
. »wünfchung eines künftigen Gutes, im Gegenſatze desSlucheszt wo es
ſend Segeneilen für dich gen Simmel, tauſend gute Wünſche.
3. Figürlich, die Wirkung diefes feyerlichen Stoens und swar,
(1) Vervielfältigung des zeitlichen Vermögens, und in weiterm
Berſtande, das Gedeihen, der gute Fortgang ſeiner Bemühungen,
ohne Plüral; im Gegenſatze des Unſegens. An Gottes Segen
ihalles gelegen. _ Gott gebe feinen Segen dazu, laſſe es gr»
deihen.. Den Segen Gottes.fpüren. Das bringt Feinen Segen.
- Dübey iff-Eein Segen. Mit Segen arbeiten. (2) Menge,
Reichihum von Gütern aller Art, befonders fo fern derſelbe als ein
Geſchenk des höbern Wefens angefeben wird ;odne Plural, außer
etwa von mehrern Arten. Der Eheſegen, Kinder als ein Gut, als
ein Geſchent Gottes betrachtet. Der Ernteſegen die Feldfrüchte,
fo fern ſie ein Geſchenk Gottes find. Den Segen der Selder in
. die Scheuer bringen. Don den Bäumen und vom Weinffod?
lächelt des Jahres Segen, Oeßn. Ihn en tz uckt jede Schönheit
Der uns mit einemreichen Segen
von Korn ein ganzes Zahr ernahrt, Gell.
— von Jahren alt; an Gütern reich,
Theile einſt ein Vater fein Vermögen
; Und den mit Muh erworbiien Segen, u. ſef. eben derf,
Allerley geiſtlicher⸗Segen, Ephef. x 3, geiſtliche Güter. Da es
denn zuweilen auch fie Glückſeligkeit überhaupt gebraucht wird,
fo fern fie als eine Gabe Gottes angejehen wird. Jemanden zum
Gegen fegen, Pf. 21,7, zum Beyfpiel alter Glückſeligkeit aufftels
Ten ; eine blog bißtifche Figur,
Ynın, Schon beydem Otifried Segene, im — Segen.
©. das folgeude.
egnen, verb,regul; act. mit dem Zeichen. des Beruges als ei⸗
nem Ankündigungs- undErwerbungsmittel übernatürkicher Wirs
Eungen bezeichnen."
3, Eigentlich, in welcher Bedentuna es in der chriſtlichen Kir⸗
che ſehr frühe üblich ward, aber auch bald gemißbraucht worden,
ſo daß mandiefem bogen Zeichen des Kreuzes allerley abergläu⸗—
bige Wirkungen beylegte, daher dieſes Zeichen bey und nach der
Reformarion unter den Proteſtanten veraltete, obgleid) das Wort
in allen jeinen ſchon damahls üblichen Bedentungen geblichen iſt.
In der Nömifchen Kirche iſt, ſich ſeznen, noch jetzt, dag, Zeichen
des Kreuzes mit den rtden vor ſich machen. Sich freusigen
und ſegnen.
2. In weiterm Berftande u dieſes 8 itwort auch von ver⸗
ſchiedenen mündlichen Handlungen gebraucht, weichei in der chriſt ·
lichen Kirche mit dieſem Zeichen des Kreuzes verbunden waren,
uud noch find,.
¶Durch das Zeichen des Kreuzes und mit Herſagung ge»
wiſſer Formeln übernatürliche Wirkungen hervor zu bringen füs
then ; eine uoch unter dem großen Hanfen in der katholiſchen Kir-
She übliche Bedeuinug. Das Seuer fegnen. Das Vieh das Sieber"
u fef.Tegnen. (©. Segen.) Daher Segner ebedem einen Zauberer
oder Befhwörer diefer Ars bedeutete,
(e)* Mit dem Zeichen des Kreuzes und Anwänfdung alles;
Öuten von jemanden Abſchied nehmen, eine in der heifllichen
Kirche ehrdem übliche Bedeutung daher ſegnen und geſegnen ehe⸗
dem fo viel war, wie Abſchied von etwas nehmen, daſſelbe verlaſ⸗
fen, Die Welt ſegnen oder geſegnen, ſterben, Segne Gott und
kirb;Hiche, SH entjage Gott.
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eselihen®nase — —2 Sihfefic, fowohtein .
nur zuweilen noch in der höbern Schteibart gebraucht wird. Taus ee
des wechfelnden Jahres, jeder Segen der Natur, eben berjelhe,
en
Der ten —— * fpn& >
‚Sobald ernur gefegnet bat,
‚So wird ev inden Sand. verfenker, Opitz.
Im Hochdeurfchen iſt es in dieſer Bedeutung beraͤltet.
(3) Mit dem Zeichen des Kreuzes danken, und in’ weitem:
Verftande danken überhaupt; eine gleichfalls veralteteBedenting.- .
Theuerdank gefegnet fie freuntlich Theuerd. Kap. 106,
es dankte ihnen. Beſonders wird es in dir böheraSchreibart für
danken, preiſen gebraucht. Laß uns das Glück ſegnen, welches:
ung, mit. den Empfindungen Ser Tugend befannter made,
Duſch. Segnet fein Grab, fireut Rofen darauf, Bach.
(4) Böfes wünfchen, fluchen, läftern, vielleicht auch, weil
man dazu ehedem das Zeichen deg Kreuzes mißbraudte ;einevere
altere Bedeutung, welche indeffen noch in der Deutfchen Bibel vors
fommt. Du haft Gott und dem Bönigegefegnet, ı Kön, 21, 10,.
Er wird dich ins Angeficht fegnen, Hiob ı, 11.
(5) Mitdem Zeichen des Kreuzes füyerlich die gottliche Gna⸗
de ankündigen und mittheilen. So ſegnet der Geiſtliche in der
Kirche das volt. Da es denn auch von allen feyerlichen Ankün⸗
digungen Fünftiger Glück ſeligkeit gebruucht wird, wenn felbige:
> gleich nichtmehr mit diefem Zeichen verbundenift, So fegnet.ein-
‚ flerbender Dater ſeine Kinder. (S. auch Einſegnen.) In noch wei⸗
terer Bedeutung, für Gutes wünſchen überhaupt, doch nur in der
biblifhenSchreibart. Man ſchilt ung, fo ſegnen wir, Cor.4 12.
3. Figürlich, die diefemgeichen zugeſchriebene gute Wirkung.
hervor bringen, mo eg eigentlich von Gott gebrauche wird, Es de⸗
deutet hier überbaupt, den menſchlichen Bemühungen alles das
Gute inzeihem Maße ertheilen, welches fie zur erhalten fuchen,
dahin denn guter Erfolg, Gedeihen, Vervielfältigung des Vermö⸗
gens; u.f f.. gehören. Gott fegne ihr Bemühen, er Iaffe-daffelbe: °
einen guten Erfolg Haben. Einen gefegneten Nusgang haben, ei⸗
nen von Gott veranffälteren guten Ausgang. ° Mit Geſundheit,
mit zeitlichen Gütern, mit Binderngefegner ſeyn. Ein ge⸗
fegneter, von Gott beglückter, Mann. Gefegnetes Ceibes ſeyn,
ſchwanger ſeyn. Im Scherz gebraucht man es auch wohl vonDin ⸗
‚gen, welche nicht als ein Gut detrachter werden fünnen: Mit heh⸗
. ern gefegnet ſeyn, viele Fehler baden,
So auch das Segnen. Das Haupriwort die Segnung für Se⸗
gen wird zuweilen in der höhern Schreibart gebraucht;
Anm. Bey dem Ottfried und imFariar legenon; im Niederſ
fögenen. Zu Kero's Zeiten {deines die ſes Wort noch nicht gangbar
geweſen zu ſeyn, weil er begedicere immer noch durch auihan⸗
oder unelaquedan, wohl ſagen, überſetzt. Da wit rine Ablei⸗
tungsſylbe —nen, haben, welche Iteratida und. Intenfiva macht,
ſo würde ſich dieſes Zeitwort auch füglich aus dieſer Form erkla⸗
ren laſſen, da es von einem alten mit fagen verwandten Zeitwort
ſegen abſtammen würde, von welchem das HauptwortSegen noch»
ein Überbieibfel wäre, Allein 8 ift weitwahrftheinlicher, daß es
erſt mit der chriftlichen Religion aus dem Lat ſign are eingeführet
worden, und urfprünglich nicht Kanders als mir dem Zeichen dis
Kreuzes bezrichnen, bedeutet har,.da es densr durch den Inder
chriſtlichen Kirche nach und nach aufgefomnienen häufigen Ge⸗
brauch und Mißbrauch nicht nur ein völlig Deutſches Anfeben;
fondern auch den weisen Umfang feiner Bedeutungen befommten-
5a. Dr Schwediſche Sprache beflätiget diefeAbleitang, wo Pgnaı
ſo wohl mitdem Zeichen des Kreuzes bezeichnen, als auch befch wär -
ven, Gutes ankündigen, und endlich auch fiegeln oder figniren be⸗
deutet...
Die Sebe, plür. sie—n; voır dem foTgenden Zeitwert, 1, Das:
Vermbgen u ſehen, das Geſicht, ohne Plural ;- eine mar mon:
gemein Leben übliche Bedeutung, Sie möchten ſtch sriaasdter
Br — wenn ſie mich genau anſehen follter;, BTL.
Dh.
23 ——
2.Dat Merkjeug des Sehens ‚d.i.das Auge, auch nur in den nie⸗
drigen Sprecharten. Die Jäger nennen die Augen des Hafen,
die Sehen. Im Albanifhen ift Siu, das Auge. Bey den älteſten
Dberdeutfchen Schriftftellern, als dem Überfeger des Iſidor, dem
Rotker, dem Raban Maurus und andern ift Seha,der Augapfel,
dagegen bey einigen Neuern fo wohl die kryſtallene Haut des. Aus
ges, als auch der helle glänzende Fled im Auge, welchen auch die
Mahler ausdrucken, die Sehe heißt. B
Die SeheAxe, plur. die —n,in der Optif, die gerade Linie, wel»
che aus einem Punste einer Sage, nach welcher man ſiehet, durch ;
den Mittelpunet des Augesgebet; Axis opticus. . se
&eben, verb. irreg. ich febe, du ſteheſt (fiebi), er fiehet, (fiebt) ;
Imperf. ich fabe, Eonj. ſahe; Mittelw. gefehen ; Imperat. fies
be (fieh). Esift in doppelter Geſtalt üblich, 5
J. Als ein Neutrum mit dem Hülftworte haben, ı. Eine ges
wife Beftalt haben, welche durch ein Beywort ausgedrudt wird,
Wenn ihr fafter, ſollt ihr nicht fauer fehen, Matth. 6, 16 ; eine
fanere Geſichtsbildung annehmen. Warum fiebeft du fo ſcheel ?
Matih. 20;10, Die Fungfrauen fehen jammerlich, Kap. 1, 4.
So fauer auch die liebe Mutter fab, Gell.
Blaß fehen. Er ſtehet wie Wein. Die Farbe ſieht grünlich.
Sie ſehen ja ganz verdrüslich, Gel, Fegt ſehen fie ſo fein roth⸗
backig, wie ein Borſtorfer Apfelchen, Weiße,
Man mag gleich ſtumm und hirnlos feyn,
Man ſeh nur ſchon, fo nimmt man ein, Gell.
Es iſt in dieſer Bedeutung aur im ‚ae Wr und in der ver⸗
tcaulichen Sprechart üblich, befonders in
dafür ausſehen üblich iſt. Nur in den R. A. ähnlich fehen,gleich
Sehen ift es überall gebräuchlich. Er ſtehet div fehr ähnlich. Der
Tombad fiebt dem Golde gleich. 2. Eine gewiffe Richtung har
den; eine Bedeutung, welche im Oberdeutſchen üblicher ift, als
im Hochdeutfchen. Die Spitzen der Berge fahen am fiebenten
Tage hervor, 1.Mof. 4, 5. Die Senfter fehen auf sie Gaſſe. Das
Land fieher gegen Morgen.
II, Als ein Yetioum, ob es gleich auch bier oft abfolute und in
Geſtalt eines Neutrius fichet,vermittelft des Auges empfinden, ich
das Bild einer Sache vermittelft der Strahlen, die aus derfelben
indas Auge fallen, vorſtellen.
1, Eigentlih. So mohlabfolute und in Geſtalt eines Neu⸗
trius. Ich ſehe nicht. vor dem Nebel kann man nicht fehen.
Er ſtehet nicht gut, bat ein blödes Geſicht. Wenn ich anders
recht ſehe. Meine Augen ſehen nicht ſo weit. Nicht aus den
Augen ſehen Fönnen, Nun ſehen fie aus andern Augen, fig.
un haben fie eine ganz andere Geſtalt. Durch ein Glas, durch
die Brille fehen. Durch die Singer feben, ſigürlich, cine Sache
mit Wiffen ungeahndet laffen. Don der Seite ſehen.
Als auch in mehr thätiger Geftalt, mit der vierten Endung,
Ich ſehe nichts. Du ſaheſt alles. Vier Augen fehen mehr als
zwey. von allen geſehen werden. Ich fehe es mit meinen
Augen, vor meinen Yugen, eine nachdrückliche Art zu reden,
Sich an etwas nicht fart ſehen Fönnen. Ja,wiefiefeben. Es
it was Tleues zu ſehen. Es gibt hier was su fehen. Ich will
- Sen feben, deretwas daran zu tadeln finder, d. i. es wird ge⸗
wiß niemand etwas daran zu tadeln finden, Seine Freude, ſei—
ne Luft an etwas ſehen, eine beſondere R.A. es mit Woblgefal⸗
len enichen, feinen Sammer an erwas fehen, es mit Sammer
anſehen.
Zugleichen mit allerley Vorwörtern. Auf etwas ſehen, die
Augen auf etwas richten. Jedermann ſahe auf ihn. Ich babe
nicht darauf geſehen. Jemanden auf die Singer ſehen, feine
Handlungen genau beobachten, Eine andere figürliche Bedeutung
mit dem Vorwort auf kommt im folgenden vor, Jemanden in
n
eißen, obgleich auch, _
«Fommen.
Tr 24
das Geficht fehen. Man Bann nicht allen Leuten in das zerz
feben. Jemanden in die Karte ſehen. Einem in die Hände fes
ben müffen, figürlich, feinen Unterhalt fparfam von ihm haben,
Geſchwind, wir müſſen ganz in dieß » mnißfeben,
eiße.
es zu ergründen fuchen. Nach etwas ſehen auch figürlich fehen,
ob es nicht etwa Schaden leide, Wach dem Eſſen, nach dem
Kranken ſehen.
Sehr häufig wird ſehen laſſen, für zeigen, und ſich ſehen laf⸗
fen, für zum Vorſchein fommen, erſcheinen, fichtbar ſeyn, ge⸗
braucht. Etwas für das Geld ſehen laſſen. Femanden feine
Schäge ſehen laffen.
Laß fehn, fpricht Galathee, obs auch, die meine fey,
Gellert.
Es laßt ſich ein Komet, ein Irrlicht ein Geſpenſt ſehen. Die
Srau bat ſich nach ihrem Tode ſehen laſſen, iſt erichienen, Im
diefem Selbiibetruge wird fie ihnen (beffer fie) ihr ganzes gerz
feben laffen, Gell. Da kann ich ihnen (fie) die Geſchicklichkeit
meiner Frau fehen laffen, eben derf. Laß mich.es feben; nicht -
Tag nicht feben Laffen, nicht unter die”
mie. Sich den ganzen
Leute kommen. Er darf fich nicht feben laſſen.
Der Inweratio fiehe wird in der Deutjchen Bibel Häufig ges
braucht, Aufmerkfanfeit zu erregen. In diefem Verſtande ift er
veraltet; aber man gebraucht ihn noch häufig, theils feine eigene
Verwunderung auszudrücken, theils ſolche bey andern zu er⸗
wecken, da man ibm denn in der zweyten einfachen Perſon alles
mahl ein da zugefellet; fſtehe da! Ich fand und wartete und
ſtehe dal er kam nicht. Siehe da, wie übel du gethan haft.
In den übrigen imperativen Formen füllt dieſes da weg. Man.
ſehe doch, wie fich die Manner fo gefhwinde andern können.
Seht doch! gleich den Stuhl von die Thüre geſetzt! Gell
Das Mittelwort fehend fommt fo wohlin adverbifcher Als ad⸗
jectivifcher Geftalt vor, ift. aber. mehr der vertraufichen und gen /
meinen Sprechart eigen, als der höbern. Wieser ſehend wer: \
den,fein Geſicht wieder. bekommen. Dir Blinden fohend machen,
in der Deuefchen Bibel. Saul war. drey Tage nicht ſehend,
Apoſt. 9,9. Sehende Aunen, häufig in der Seutſchen Bibel,
Mit ſehenden Augen blind ſeyn. Geſchenke machen die feben-
den blind, 2 Mof. 23, 8, j —
Wenn ſehen ein Zeitwort ohne daß ben ſich hat, fo fieber diefeg.
Zeitwort im Fufinitiv ohne zu; eine Wortfügung, welche auch
bey den Zeitwörtern Surfen, heißen, helfen, hören, laffen, Fön:
nen, lehren, lernen, müffen u. f. f. Staftfinder, Ich fahe ihn
Einen Mann von Benntniß und Geſchmack ſtehet
man wohllädeln, hört ihn aber niemahls lachen. Ich ſehe
dich leiden, weinen, deine Hände ringen, höre deine Klagen,
deine Seufzer alle, Duſch. Da denn in den zufammen gefeßten
Zeiten au fehen fein Augment verlieret. Man harte mich herz
um ſchleichen ſehen, Weiße; nicht gefeben. Ich babe ihn im
großer Bil’ aus dem Haufe laufen fehen, Gel. Nur muß man
diejenigen Fälle zu vermeiden fuchen, wo das andere Zeitwort fo
"wohl einer thärigen alsteidenden Bedeutung fähig ift, weil als»
dann die Zweydeutigkeit nicht zu vermeiden iſt; B. ich fabe
ihn prugeln, ih babe ihn taufen ſehen. —
Ganz wider diefe Regel heißt es bey dem Opiz⸗ 2
So daß man diefen Tod fieht offenbar zu ſeyn.
Zugleich bey Sreund und Seins ; Ä
d.i, daß er Freunden und Feinden bekannt iſt. Und an einem an⸗
dern Drte: —
Lehrer, die man doch geſehn entblößt zu ſeyn
von irgend einer Macht. —
4—
Er
er
R
—
Zurgefhweigen, daß das Zeitwort ſeyn mit ſehen nichei im Zufinis
tiv verbunden werden fanın,
2, Figüelich, von verfehiedenen Dirkungen der Seele, wels
che duch u Sinn des Geſichts veranlaßt werden, und mit dem⸗
ſelben verbunden find.
— ) Unmittelbar empfinden, duch die Sinne erfahren,
bei immer zunächft vonder Erfahrung oder. €: wpfindung durch
den Sinn des Geſichts. Man muß fehen und auch nicht ſehen.
Ich febe wohl, daß er mich nur hintergeben will. Ich muß fe
ben, daß man mich verachter. . Die Gefahr vor Augen. fehen.
Wie fie fehen, der gandelift geſchloſſen. Ich will die Sache
geendiget ſehen. Er möchte gern jedermann glüflich, ſehen.
Soll ich dich in kurzen an dem Nöthigen Mangel leiden fe-
ben? $ Erwas gern feben, herrſcheude Luft oder Vergnügen dar»
an empfinden. Du wirft bier wicht gern gefeben. Wir fehen
täglich, daß Perſonen fih aus Dingen ein Vergnügen machen,
worin ale übrige Feines finden. Ich will doch feben, wie es
—J wird. Ich will nur gern ſehen, was daraus werden
wi
ret. Wer rühmlich handelt, weil er keinen Beſſern über ſich
ſehen will, der iſt aus der böſeſten Neigung, aus Neid, gut,
Gel. Wer einſam lebe, bar wenig Gelegenheit das zu ſe—
ben, wag unter der menschlichen Geſellſchaft vorgehet. Wenn
dieſes Wort in der Deutſchen Bibel von Bott gebraucht wird, fo
bedeutet es, aus unmittelbarer Voeſtellung auf aufbensabeBbeife
erkennen.
(2) Sätießen, urtheilen. Sieraus fehe id, daß u. ſ. f.
Ich ſehe es dir an den Augen an. Man ſiehets an ſeinen Blei-
dern, daß er wenig Geſchmack beſtzet. Ich ſehe nicht, wozu
das fol, Er lachte aber man fahe, daß dieß Lachen nicht aus
"dem Herzen Fam. Ich fehe nur allzuwohl, was diefes zu bes
deuten hat.
Soweit fah Feiner noch, ala der gefehen bat, Gell.
3) Verſuchen, einen Verſuch machen. Wir muffen fe:
hen, wie wir ihn dazu bewegen. Ich will ſehen, ob ich etwas
ausrichten Fann. Sehen Ar, daß ſte ibn biecher dringen.
Laß fehn, wer unter uns am weitfien werfen kann, Roſt.
Ich willfehen, ob ich nur noch einige Tage Aufſchub erhalten
kann, Weiße,
(4, Sorge, Fleiß, Müuhe anwenden, Wir müſſen ſehen,
daß wir Geld befommen. Er mag ſehen, wie er zurecht
kommt, er mag dafür ſorgen. Wir wollen ſehen, wie wir mit
‚Ahr aus einander kommen, Gell. Beſonders mit dem Vorworte
auf, auf etwas ſehen, Sorge dafür tragen, es zu erhalten, zu
befommen, Nur auf feinen Migen feben. Br firhernicht auf
das Geld. Wir müffen doch ein wenig aufdas Außerliche
"fehen. Bey einer guten Erziehung muß vornehmlich darauf
geſehen werden, daß junge Leute mit Geſchmack und Einpfin-
dung defen lernen, Gel. Ingleichen in Betrachtung ziehen,
Sehen fte nicht auf den Werth des Geſchenkes, ſondern auf
mein zert.
So auch das Sehen. Siebe auch das Geſtcht.
Anm. Schon im Iſidor, bey dem Kero u. ſ fleh an, bey den
Ulphilas mir einem ſtarken Hauche, der in den Gaumenlaut über⸗
gehet, faighan, im Niederdeutfchen ohne Hanchlaut feen, im
Enal.tolee, im Angel. feon, im Schwed. fe, im Jeländ. ha,
> ia Holifchen, esxew, wofür andere Griechiſche Mundarten Jexay
fagen, im Hebr. avı, 3%, 79%, Die neutrale Bedeutung, ger
fehen werden, eine gewüfe Geſtalt buben, ift ohne Zweifel die erfte
und älteffe, und da diefes eine Wirkung des Lichtes if, fo erbel-
let daraus die Verwandiſchaft diefes Wortes mit Schein, Hehr.
18, zumabl da in allen alten morgenländifchen Sprachen Ant,
5%. Wenn ich febe, daß mein Bitten fein gerz nicht rüh⸗
SW: 26
glänzen bedeute, Das mehr Oberdeutfchefchauen, iſt Bloß ein
Intenfivum von fehen, fo wie fügen, ſehnen und zielen, Antens
fiva in andern Bedeutungen, zeigen aber, Engl, to Ihewy das
‚Faetitivum davon iſt.
Aus der ivregulären Form Biefes Zeitworteserbelfet, daß es
aus mehrern Mundarten zufammen gefegetift, wovon fich in den
Provinzen noch häufige Spuren finden. Im Oſterreichiſchen ge⸗
ber das Präfens ich ſtech, du ſtechſt, ev ſtecht; Imperat. fich ;
in andern Dberdeutfchen Gegenden, ich fiehe, du ſteheſt n.f. fa
In noch andern Gegenden gehet es regulär, ich fehr, du ſeheſt, er
ſehet zc. Imperf. ich fehete, Amperat. ſehe. Der Imperat. lautet
im Iſidor lee und [eegi, im Tatian, wenn es anders feine fal-
ſche Leſeart if, lenu. Im Hochdeutfchen ift das e in der erften
Spibe ſcharf, wie in gehen; die Schlefier und einige andere
Mundarten fprechen es wie a, fehen.
Der Schenerve, des—n, plur. die —n, Nerven, welche indas
Auge gehen, und das Sehen verurſachen; Geſtchtsnerven.
Der Seber, des—s, plur. utnom,fing. Fämin, die Seherinn,
ein in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche veraltetes, aber noch
in der Deutfchen Bibel befindliches Wort, einen Propheten, eine
Prophelinn zubezeichnen, d, i. eine Perfon, melde in die Zukunft
fichet, zufünftige Dinge gleichſam vorher fiehet. Nar einige
euere haben es in diefer Bedeutung in der höhern Schreibart
wieder gangbar zu machen geſucht. So nennt 5.3. Klopſtock
feine Diufe die Seherinn Gottes.
Der Sehewinfel, des—s, plur.ut nom. fing, in der. Optik,
‚derjenige Winkel, unter welchem man die Grgenftände fiehet, das
ift, der Winkel, welchen die beyden Strahlen, die von den äußere
‚fen Buncten —— aus flie zen, in dem Mittelpunete des Au⸗
ges machen.
Sehm, ein auf den Blehfämiiern, fo viel ich weiß, nur in dem zu⸗
fammen geſetzten Sehmheißgleicher üblicher Wort, wo es cine
Art Gleicher bedeutet, welche von dem Sorserheißgleicher unter⸗
ſchieden iſt. Dir eigentliche Bedeutung diefes Wortes läßt fi
nur bey einer näheren Kenntniß jener Arbeit beſtimmen; indeſſen
ſcheinet es mit dem Hamburgifchen Semm, eine Augelſchnur, und
dem Oberdentſchen Semde, Binſen, verwandt zu ſeyn, welche
wiederum zu unferm Sehne gehören, indem m und n oft iu ein⸗
ander übergehen. Senf heißt im Nicderd. Semp. ©. Seine
Sehmiſch, S. Samiſch
Die Se hnader, plur, die —n in den thieriſchen Körzern, ein der
Ausdehnung irn die Länge nad) den Adern ähnliches, aber weißes,
Länglich rundes und ſehr zähes Wefen, welches die Ölieder des
Körpers mit einander verbindet, und die Muskeln in Bewegung
feßet ; die Sehne. S. Bandader.
Die Sehne, plur. sie —n, ein Wort, welches chedem ein jedes
Band, eine jedr Schnur zum Spanner oder Ausdehnen bedeutet
zu baben ſcheinet. Noch jegtnennen die Jäger die Leinen oder
fiarfen Stricke an den Jagdzrugen, Sehnen, oder nach Oberdeut⸗
{ber MundartSennen. Wir gebrauchen es im Hochdeutſchen nur
noch in dee eben gedachten Bedeutung für ‚Behneder wo man im
gemeinen Leben alle rundliche Bänder in den ehierifchen Körpern,
Sehnen nennet, fic mögen nun bIeß zur Verbindung der Glieder,
and befonders der Kuochen, oder auch zur Spanrurg, Biegung
und Ausdehnung der Glieder dienen. In der Anatomie macht
‚manbingegen niter beoden einen Unterfchied, und neunt die ers
fern Sehnen, Schnasern oder Bandadern, Vincula, und bie
degtern Spannadern, Nerven. Daber die Sehne an einem
Bogen, weil ſie urſprunglich aus den ſtarken Sehnen großer Thiere
verfertiget wurde.“ Nach einer von dieſen Bogenfehnen entlehn⸗
ten Figur iſt in der Geometrie die Sehne, Chorda, eine jede
Linie, weiche außer dem Mitselpuncte von einem Puncieder Pe⸗
32 RE tipherie
*
'& ch
“ gipherie eines irfelsgn dem andern RER wich, Gebet dieſe
Einie durch den Mitrelpuner, ‚Da beißt fie sen Durchmeſſer,
Diameter.
Anm. Bey dem Notker RE Bogen Semun, 7 bdeutung üblich ift, da esals eine Jutenſton gebraucht mird, den
27
Seneuua, bey dem Hornegf Senib, mit der gewöbnliden Ders
taufchung des s und £, im Schtwed. Tan, im Wallit Tant, im
Griech. vevson ; obne Zweifel aus Einer Quelle mit dehnen, enta-
‚weder jo fern die Sehne zur Ausdehnung und Spannung dienet,
oder auch in weiterer Bedeutung, fo fern fle felbft ein im die Län⸗
se ausgedehntes Ding iſt, daher auch die Schuhriemen ben den als
sen Oberdeutſchen Schriftſtellern Than,und ein Reis im Augelſ.
Tan heißt. S; au Zain, welches gleichfalls damit verwandtift.
Sehnen, verb. regul. reciproc.einen hohen Grad des herrſchen⸗
den Berlangens nach einer Sache empfinden, wobed diefe Sache
allemahl das Vorwort nach befommt ; fich nach etwas ſehnen.
Ich ſende nach der — mich.
"Heinrich von der Mure.
£in Knecht fehnet ſich nach demOchateen, und einTagelöhner,.
daß feine Arbeit aus fey, Hivb 7, Meine Seele ſehnet ich
nach den Dorhöfen des geren, Pf. 9 3. Ein Durſtiger ſeh⸗
net ſich nach einem friſchen Trunke, ein sungriger nach der:
Speife. Sich nach feinem vaterlande, nach Haufe fehnen.
Sp auch dag Sehnen.
Anm. Bey den ShwäbifhenDishtern kommt diefes Wort ſehr
oft vor, wo es auch, obgleich feltenet, ohne Reciprocation gebraucht
wird, Nach derbelien minne [ennet min lip, Walth. von:
Klingen. Den Riederdeutſchen und nördlichen Mundarten ſchei⸗
net dieſes Zeitwort unbekaunt zu ſeyn; die Niederdeutſchen gebrau⸗
schen. dafür janken und anken, und einige Oberdentſche ameren,
weldes ſchon bey dem Hornegk vorfommt. Was die Abſtammung
Betrifft, fo Läffet ich felbige mar muthmaßlich beſt inmen. -Dewie
- eine eigene Ableitungsſylbe —nen, baden, welche Intenſiva bildet,
fo Fann ſehnen ein ſolches Futenfioum von feben fepn, wie Ich
nen von legen, Sehnen von zieben u, ff. und für fehenen fies
Gen, wiefhon Bachter und Frifd angenommen haben, daes denn
sigentlich’bedenten würde, fharf und mit Begierde nach etwas ſe⸗
den, Da aber fend und fen, ein altes bey den Schwäbiſchen
Dichtern ſehr baufiges. Wort ift, welches ſchnerzbaft ängſtlich 1,
Ef: bedeutet, fo kann fehnen chedem auch Kammer empfinden, ſich
kränken überhaupt bedenter Haben, wovon indem folgenden ſehn⸗
Tich noch eine Spur übrig iſt.
treit, ein betrübtes Ditmar von Alt; lende klage; traurige:
den wird, zu erböden,
dern Nebenwörtern als auch Beywörternund Zeitwörtern zug '
fehr großer Lohn.
-fehr recht.
fehr ich dich liebe. Das vichtet mich ſehr auf Eilenipr fo -
‘ehr, Ich lebe ihn fo ſehr/ als mich ſelbſt. Du widerfegeft
Das er ein lenendes herze .
Sucht) Daberfehnfüchtia, darin gegeündet, ſehntich. Meine
Augen feben febnfücptig nach einem Trofi umber, ch.
ehr, ein Rebenwort, welches nur noch in feiner figürlichen Br KR
inneen Grad der Stärke des Rederheiles, mit welchen es verbun⸗
Es kann in dieſem Verſtande fo wohl an⸗
ſellet werden.” Sehr groß, ſehr klein, ſehr viel, ſehr wenig,
ſehr gut, ſehr böfe, Das kann ſehr wohl geſchehen. Ein ſehr
reicher, ein ſehr armer Mann, Ein ſehr kleines Zaus. Dein
Der Schein iſt ſehr wider dich. Du haft
Bu verlafier fih fehr darauf. Wüßteſt du wie
dich bier allzufehr. Wir ſehr du dich auch widerfegef „fo
wirſt du doch unterliegen müffen. Sie mögen mid nım noch
fo ſehr haſſen, ſo werde ich mich doch nie beklagen, Gell. Sie
gefallen ibm mehr als zu ſehr.
Sey noch fo fehrein geld, wird dich * Glück verlaſſen,
Sle werden dein verdient, — unfall haſſen
Pi 5 0.0 AT
9.1. wenn du gleich ser größte Held biſt.
Anm. In diefer Bedeutung lanter es Schwäbenfie,
gel ler, Schwed. (Ara. Da der Begriff der Intenfion auch in au⸗
ve Fällen eine Figur theils der Maſſe, der. Laft, tbeils der, Ge⸗
ſchwindigleit iſt, fo gilt ſelbiges auch in diefem Falle, Die älteften
Ober deutſchen Schrififteher, wie der. Uberſetzer Iſidors, Kero u.
fi f-gebrauchen ſaar, die Angelſach ſen tar, für gleich, den Augene⸗
blick, ſchnell. Daß es ‚it (wer verwandt ift, echelfet auch aus
andern Sprachen, z. B: der Schwed. wo Ivyär, ſchwer, „und
fvära, febe iff, Auf ähnliche Ars finddas Latein ſche valde, .
ſehr, validus, farf, -und anfer bald, -und das alte Niederd,
ſwieth, febr, Angelf; [withe, und unfer geſchwinde verwandt,
Der Begriff des Schmerzens gedöret gleichfalls in diefes Ger
ſchlecht, daber das alte Oberdeutſche Seer, Niederl. Sehr,
Schmerz, lere; ſchmer zlich Riederſ. ſehr, das Hebr, 7%, ängfien
u ſe f. Siehe auch verſehren.
An einigen gemeinen Mundarten wird Hiefea Nebenwort, wenn
es mit Zeitwörtern verbunden ift,comparicet, ſehrer, am ſehrſten
Die Hochdeutſche kennet dieſe Staffein: nicht, ſoudern gebraucht
dafür in manchen Fällen. ſt arker, gm färifien, in manchen aber
mebr,. am meiten.
fehmerzt; be. Des Herrn: Ihre Asleiting, der unfer febnen von. +DieSeichameife; plur. sen, ein Fahme der rothen Amel,
dem Schwed ler, langſam, im Oberd. ſenlich, (OS, Friſch) ab⸗
ſtammen läffet,da es denn zu unferm ſenden gehören würde, fcheint:
au. febr gefucht su ſeyn, obgleich das Franz. tarderumd Engl, to:
long, ſich ſehnen, felbigedem Anfcheine nach beflätigen, welche
aber auch eine andere Ableituag leiden, S, Verlangen.
Sehnig,
Riges Sleiſch.
Bl. — er, —fie; adj. etadv: vr, Anaſtlich im hoben Gra⸗
de betrůbt / ſchmer zlich; eine im Hochdeutſchen veraliereBedeutung; !
Seneliche not, feneliche fwerde, bey den Schwäbiſchen Die Beige, plurdie—n, 2. In der niedrigen Spredact,
Dichtern, welche auch ſend in eben dern Berffande gebrauchen.
— — horet zu, wie ich fo ſehmich weine, Opitz.
Jetzt muß ich über dich, und muß gar ſehnlich klagen,
eben derf.
E. Sehnen; Anm. 2, In einem hohen Grade des berrſchenben
Verlaugens nach etwas gegründet, Sehnlich auf etwas hoffen,
warten. Ein ſehnliches verlangen.
Sie Sehnſucht, ptur car. ein hoher Grad des hereſchenden Ser
ungen nach etwas. Mit Sehnſucht auf etwas hoffen. Siehe
fen von mittlerer Größe, welche ihre großen Haufen in den Ges
Hölzen bauen, und ſich durch einen a ee rächen, wo⸗
bey fie eine Feuchtigkeit Hinterlaffen, welche d der große Haufe Amei⸗
fenfriche neunet; Formica rufa Linn. Sügelameife, Wald⸗
ameife..
—⸗ exſte ad) et adv. viele EuPninBabenE, Sehr +Die Seichblume; plur. sie—n, cin Rahme desjenigen Löwene.
zahnes,. weicher fonft auch Wönchskopf, ingieichen Pfaffenblare _
genannt wird, Leontodon Taraxicum Linn. J
die ſeifenartige Wurzel den Urin treibs, vs J
ee
Hein, Ohne Plural, 2. Kin fleiner Bach, ein kleines einnendes
Waſſer Heißt fo wohl im Vergbaue,als invinigen gemeinen Munde
arien die Seiche,. woes doch vielleichr.richtiger Geige gefchrieben
and gefproghen wird,.obgleich beyde Woörter nahe verwandt. find,
EM
+&eichen, verb. regul. neutr. et,acıs welches im erften Falle
”
das Hinftwort haben erſordert aber nur in den niedrigen Sprech⸗ ——
arten üblich iſt, fein Waſſor laſſen. Es iſt eine unmirtelbare Duor
nratopdie, daher es auch aus dem gefikterern Umgange verbannet
warn. Vermn andi ſind iundefdamiifegenin verſegen feiben,
im
ſeichte ‚Gelehrfamfeit.
"in ——— feigen, Sasberamäunifhefäpern, waſchen,
und andere möbr, welche das Kinnen des Waſſers oder das Han-
"tieren mit demjelben ausdeuden.
- +Bie Seispfliege, plur. die—n, eine Art Fliegen, welche fi
gern auf den Auswürfen von Menſchen und Shieren aufpäle; Mu- u
‚fca' ftercoraria Linn.
"Setthe, —er, —efke, adjeet, et adv, „Niht God. "ein
feichtes Gebirge, im Bergbaue, welches nit hoch ift, und fi
flach erhebet. Es iſt in dieſer Bedeutung im ‚Bergbaue am üb⸗
lichſten; doch fang auch Kleiſt: B
©Sreund, erheb mic) won den feichten gügeln
"Huf deinen $lügeln!
a Ri tief. (1) Eigentlich. Seicht pflisgen, nicht tief. Velon ·
ders von dem Waffer. Ein ſeichter Sup. Seite Stellen in
einen $luffe, in dem Meere, wo ſie am bäufigften Untiefen beis
fen. Im Oberdeutfchen gebraucht man es auch von Gefäßen, wenn
ſie nach dem Verhäktniffe ihrer Größe eine geritige Tiefe haben,
wofür im Hochdeutſchen lach üblicher it. Bine ſeichte Schüſſel.
(2) Figürlich, wo es dem gründkich eutgegen ſtehet, und in diefem.
Verſtande erft in’den neuer Zeiten üblich geworden, Eine
Raopf. Ein ſeichter Wig. in ſeichter Scerz:
Des ſeichten Gly cons Bild, des Lachlers ohne Geiſt,
De ſtets die Baͤken dehnt, ſtets ihre Grübchen weile,
Daged. »
Anm. ‚Entweder von flegen‚inverfiegen, wozu fich aber die
Ein ſeichter Verſtand, ein feichter/
Sei I 30
*
"Anm. Aus dieſer legten Korm, PR Seidel mi fan
‚men gezogen zu ſeyn ſcheinet / erhellet, daß es eigentlich ein Dimi⸗
nutivum iſt, und daß Seid oder Seit chebem der Nahe eines
Gefäßes gewefen,twelches denn mit dem Riederſ Soot, rin Brun⸗
nen, dem Oberd. Siedel, eine Lade, unſerm Schatz, in der alten
Bedeutung eines Kaſtens, Schoß, dem Latein. Situla, Sitella,
"verwandt iſt. ©, ı Saite.
Der Seidelbeft; des eg, plür. car, ein Nahme, ‘fo wohl des
Kellerhalfes, Daphne Mezereum Lönn, als auch einer an ⸗
"dern naheverwandten Pflanze, Daphne Laureola Zinn wel»
he beyde auch Zeidelbait ‚Zeiland, genannt werden. In andern
Gegenden: wird fie auch Sußbaft genannt, obgleich ihre Beeren
überaus ſcharf und hitzig find, Wenn diefe Pflanze nicht einen der,
, Seide ähnlichen Hat gibt, fo Fanndielegte Sylbe aus dem Nie
derſ. Befing, Beer, die erſte aber aus dem Niederſ. ſot, ſüß, gebil⸗
det ſeyn.
Seideln, verb. reg. act. welches nur in einigen Gegenden für
feffeln üblich iſt. So werden in der Lauſttz die Pferde gefeidelr, wen
man fie mit gefeffelten Füffen werden läſſet, welchesim Nieder⸗
»deutfchen tüdern beißt. Es ſtammet wohl aus. dem Stavomfchen -
fidliez, mit Steiden binden, Sidlo ein Strick/ Seil, her.
Beiden, adj.etadv.von Seide. Lin feidenes Reid. Seidene
Zeuge, oder Seiden zeuge SeideneStrümpfe,
Der Seidenbaft, es—es, plur doch nur von mehrern Arten
‚oder Muantiräten die — e,, eine Art Baſtes, d.L aus Baum—⸗
vinde gewebten Zeugrs, welcher dem feidenen Zeuge nahe kommt.
erſte Bedeutung nicht reimet, oder welches noch wahrſcheinlicher Der Seidenbau,des—es, plur car. der Bau der Geide, d.i.
ift, alg ein Verwandter von ſacht; zumahl da manim Bergbaue
‚sin ſeichtes Gebirge auch ein fanftes zu nennen pflegt, -
"Die Seichtheit, plur.inuf, der Zuftand, da etwas feicht if; im
‚gemeinen Leben dir Seichtigkeit.
‚Die Seide, plur inufit’das Gefpinft de3 Siidenwutns, es fey
nun roh, fo wie es von dem Wurme formme oder ſchon gezwirnet,
oder auch ſchon zu Zeug verarbeitet, Rohe Seide. Geſponnene,
n gezwirnte Seide, Naͤhſeide Keine Seide bey etwas ſpinnen,
figürlich, keinen Rutzen, feinen Vortheil davon haben. Mit Sei:
de nahen, mit geſpounener Seide. Sich in Seide kleiden, in
ſeidenen Zeugen. In Sammt und Seide einher geben. Indeſ⸗
fen ift esin diefer Bedeutung des feidenen Zeuges oder Beiden»
zeuges nur in einigen wenigen Fällen üblich. Au das Slachs⸗
Fraut, CulcutaL. wirdin einigen Gegenden Seide genannt.
Anm. Xu dem alten Feagmente anf Earln den Großen Sithe,
bey dem Stryfer Seide, im Niederd. Side, im mittlern Lateine
: Seta, im Ital, Sera, Seda; im Franz. Soye, Da die Seide ein
ansländifches Product iſt, fo ift es der Rahme vermuthlich auch,
Im Hebr. ift nd, feiden, undim Holänd, und. Franz. ift Satin,
eine ſehr alte Yrt feidener Zeuge. DasEngl. Silk Schwed Silke,
Angelſ. Seolc, Seide ſcheinen durch Vertauſchung des + mit dem
Tanz dem Lat, und Griech Sericum gebildet zu ſeyn.
Das Seidel, drs—s, plur.ut nom. fing. ein in- werfeßiedeuen
Provinzen Dentfchlandes übliches Maß, fo wohl trockner, als
flüffiger Dinge, welches aber von verſchiede nem Gehalte iſt. In
dem Bergbaue einiger Gegenden, 5.3. in den Eiſenwerken zu
Burg im Vogtlande, iſt Has Seidel, oder wie man cs dafelbit
ſchreibt und ſpricht, das Seitel, ein großes Maß für die Eir
- Tenfteine, Koblen uf. f. welches 4 Kübel hält. Vier Seidel ma-⸗
hen dafelbft ein zuder. (S. Saite.) Am üblichften iſt es im Oberd.
Als ein gewiffes Maß fo wohl trockner als Rüffigee Dinge, welches
> mit unferm rögel überein kommt, und gemeiniglich die. Hälfte ei»
nes Koͤpfes oder Maßes hält, ob man gleich in manchen Gegen⸗
+ den auch große Maße hat,- welche » vier — halten. Es u dar
au auch Seidlein. !
Mer
die Gewinnung derfelben duch Pfiege und Wartung der Seiden-
würmer. Andere empfehlen dafür das unfchidflichereSeidenzucht,
wofür man, fo fern fich daſſelbe auf die Seidenwürmer: beziehet,
doch Sridenwurmzucht ſagen müßte,
Der Seidenbrächer, dee—s, plur. ut: nom.fing. eine Net
Bracher, oder Brachoägel, welche über den ganzen Körper eine
ſchwarze, wie Seide glänzende Farbe hat; — hoölofe-
-ricus Klein.
Der Seidbendru@er, des— 3, plur. ut nom. fing; eine Ari
Druder, welche Figuren auf feidene Zeuge druden, zum Unter.
ſchiede von den Cein und Kattundruckern.
Das Seideney, des —es, plur die ⸗er/ das odal runde Ger
ſpinſt des Sejdeniohrines, welches die Gerkalt eines Eyes bat, und
Sunter dem Frangöfifchen Napmer@scon am bekannteſten iſt.
Seidenfärbet, des—e, plur. ut nom. fing, eine Art
gärber, welche nur allein feidene Zeuge färben.
Der Seidenhändler, des—s, pluriutnom, fing, Fämin,
die Seidenbändlerinn, eine Art Kaufleute oder Krämer , welche
nur allein mit ſeidenen Zeugen oder Warren Handeln.
"Der Seidenhafpel, des —s, plur. ut nom. fing, eine ArtHaf- _
ſpel / die Seide damit non den Seideneh ern oder Cocons abzuw in den.
Das Seidentraut,des—es, plur. inuf. ©. glachskraut.
Die Setdenmühle, plur. sie —n, eine Maſchine, vermittelt
„welcher eine große Menge auf Spulen oder Holen gefponnener
Seide auf Ein Map! abgehaſpelt und zugleich gezwirnet werden
‚Tann; dieZwirnmühle, der Seisenrheder.
Die Seidenpflanze, plur. sie—n, eine Art der Askulapiſchen
Sp flanze, welche in Virginien einheimiſch iſt, und art ihrem Samen
sein langes der Seide ähnliches Flugha ar hangen hat, welches aber,
weil es nur kurz iſt, nicht anders als
zolle oder Floretfeide hear⸗
beitet werden fan, Alclepias[yriaca Linn. "
Die Seidenraupe, plur. die —n, ©, Seivenwnem,
‘Der Beidenrheder, des—s, plur. ut nom. fing, ein oder letz⸗
ten Hälftenach Hollãndiſches Wort, eine Seidenmühle zu bezeich⸗
nen Rheder ſtammet von dem Niederd. reden, bereiten ab. 5
# ie
31 Sei
Die Seidenrolte, pfur. die —ı, aufeine hölzerne Holle geſpott⸗
nene Seide. Diminut. das Seidenröllchen. ‘
Der Seidenfchmitterling, des—s, plur. die —e, derjenige
Schmetterling, welder die Eyer zu dem Seidenwurme leget;
Phalaena Mori Linn. ©, Seidenwurm.
Der SeidenfYwanz, des —es, plur. die —fhwänze, eine Art
Droffeln, mit einem kurzen, anfänglich breiten Schnabel, deffen
Schwanzfedern ſich mit einer häntigen Spige endigen; Turdus
crifatus Klein. Die Spisen einigerFedern an den Flügeln und
am Schwanze fehen aus, als wenn fie mit Seide gefticht wären,
Die Saubendroffel, in einigen Öegenden der Böhmer, Bohmer⸗
lein, weiler häufig aus Böhmen in die nördlichen und füdlichen
Gegenden kommt. In Wien wird er Zuferle genannt,
Der Seidenftider, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
Seidenſtick er inn, eine Verfon, welche fünftliche Figuren mit Sei»
de ſtickt.
feit, als auch auf ſolche Art geftichte Arbeiten.
Die Seidenwatte, plur. die —n, Watte von gefilzter Floretſei⸗
de, welche hernach gepreffet wird, und zufantmen bängende Flä⸗
en ausmacht; zum Unterfihiede von der baumwollenen Watz
se, daher man diefes Wort auch richtiger feidene Watre fehreibt,
©. Watte. :
Der Seidenweber, des —s, plur.ut.nom.fing. eine Art We⸗
ber, welche nur allein feidene Zeuge weben, \ *
Der Seidenwurm, des —es, plur. die —würmer, eine Art
Raupen, welche auf Maulbeerbaͤumen der wärmfien Länder woh⸗
net, und fih zum Verpuppen ein Gewebe von feinen und ſtarken
Fäden macht, welche, 2 fie wieder aufgerollet werden, unter
dem Nahen der Sfidebefanin find; die, Seidenraupe.
China, wo fie einheimiſch iſt, zuerſt nach Perſien, von da unter
dem Kaiſer Julian nach Conſtantinopel, und von da nach und
nach in das übrige Europa gekommen. Ehedem wurde fie der
Laubwurm genannt, ,
Der Seidenzeug, beffer der ferdene Zeug, oder feidener
Zeug, des —es, doch nur von mehrern Arten oder Duantitäten,
die —e, ein aus Seive gewebter oder gewirfter Zeug. ä
Die Seidenzucht, plur. car. S.Seidenbau,
ı. Die&Setfe, plur. do nur von mehreren Arten, die —n, ein .
mit einem unmineralifhen Alfaliverbundenes Fett, welches fich
daher im Waffer auflöfen läſſet. Seife machen oder. kochen.
Mit Seife wafchen. Venetianifche, Sranzöfifche, Spaniſche
Seifen, welche aus Baumöbl und einem Aifali verfertiget wer⸗
den dagegen zu unferer gewöhnlichen Seife Talg oder Knochenfett
der Thiere genommen wird. Die ſchwarze Seife, im Niederdeut⸗
ſchen grüne oder braune Seife, iſt ſchmierig und wird aus Thrau
bereitet, daher fie auch Thranfeife genannt wird. In weiterer
Bedeutung pflegt man in der Chymie, weil ein jedes mit eitiem |
Fette vermifchtes Salz, und in noch weiterm Verftande, eine jede
Subftang, welche das Ohl mit dem Waffer miſchbar madt, eine
Seife zunennen. Der Zuder ift eine fauere Seife,
Anm. Im Riederf, Sepe, im Engl. Sope, im mittleen Zar.
Cipum,im Angelf. Sape,im Wallif. Sebon,imfranz.Savon, |
im Span, Xabon,in Schwed. Säpa, im Lat. Sapo,im Griech
sry, Dlinius und Martial verfichern, daß die ex le bo et
cinere bereitete Seife eine Erfindung der Gallier fey. Es kaun
dieſes in Anfehung der Römer und Griechen wahr ſchn, denn dag
die Seife ſchon den älteſten Morgenländern befannt war, erbels
let unter andern aus der Deutſchen Bibel, und ſelbſt der Rahme
iſt in deu nforgenländifhen Sprachen nicht fremd, Im Perfifhen
heißt die Seife Saboun, im Malabarifchen Sawu-karam,von
karam, Schärfe,und im Arabifhen Cabum, Die fertige, glat«
Daher die Seidenſtickerey, fo wohl diefe Geſchicklich⸗
Sie»
ift die Larve des Seidenfchmetterlings, ift aus Oſtindien und
2: ©: i 3%
te, weiche Befchaffenbeit ift ohne Zweifel der Grand der Venen
nung, daher diefes Wort als ein Verwandter von dem Lat, Se-
bum, Talg, und dem Spr. my, Hebr. m®r, und Alban. Sipht,
Pech, angefeben werden muß. Da die glatte, fettige, fhmierige
Befchaffenbeit eine Figur des Fließens ift, fo erhellet daraus die _
Verwandtſchaft, theils mit unferm Suppe und feifen, wafchen,
tbeils auch mit dem Hebr. In, fliegen, und 24, fhmelzen. S.
auch Seifen. 03 >
2, Die Seife, plur. sie —n, von dem folgenden Zeitworte feifen,
ein Ort, eder eine Anftalt, wo die mit der Erde oder dein Sande
vermifchten Metallkör ner gewaſchen, d. i. der mittelſt des Waſſers
gefchieden werden, eine Metallwaͤſche; das Seifenwerk, Sluth:
werd, die Wäſche. Die Goldfeife, wo die Goldkörner auf diefe
‚Art von dem Sande oder-der Erde gefchieden werden, die Zinn-
feife, wo man auf folche Art die Zinnaraupen erhält, .
1.Seifen, verb, reg. act. von ı Seife, mit Seife befchmieren. -
Die Wäfce feifen.. (Siebe auch Kinfeifen.) Daher das
Seifen. P i 5
2. Seifen, verb. reg. act. welches eigentlich Waſchen, oder doch
im Waffer bantiven bedeutet, aber nur noch im Bergbaue üblich
iſt, wo es die Metalföcner vermittelft des Waffers von dem damit." _
vermifchten Sande oder Gefteine fcheiden, bedeutet, welches auch
wafchen genannt wird. Gold feifen, Zinn feifen. Es iſt dafür
auch das Intenfivum ſeifenen oder ſetfnen üblich, Daher das
Seifen oder Srifnen. —
Anm. Es iſt ein altes Wort, welches den aut, welchen das
Waſſer in ſeiner Bewegung macht, nachahmet. Daher iſt im
Wend. lsypam, und im Böhm. y paty, gießen, und im Hebr.
a1, fließen, (S. ı Seife.) Verwandte davon find unſer ſaufen,
Suppe, Seifer, Geifer, das Niederſ. ſtepen, tröpfeln und andere
mehr. i
Der Seifenapfel, des —s, plur. die —äpfel, die einem Apfel
ähnliche Frucht des Afrifanifhen Seifenbaumes, weilman fig
ihrer ftart der Seife bedienen Fann. RR a FE NER
Die Seifenafihe, oder Seifenfiederafche, plur,inuf. dieje⸗
nige Afche, deren fih die Seifenfieder zur Bereitung dey Seife
bedienen, -
Der Seifenbady, des—es, plur, die —bache, im Bergbau, ein
Bach, an welchem fich eine Erzſeife befinder. ©. 2 Seife.
Der Seifenbelfam, des —s, plur. doch nur von mehreren Ars
ten, die —e, in. den Apotheken, ein ans Spaniſcher Seife, Weine
geif, Kampher und Rosmarin: Ohl bereiterer Balſam.
Der Seifenbaum, des —es, plur. die —baume. 1.Siche Sei⸗
fenapfel. 2. Sirbe Seifenbeere, 3
—
‚Die Seifenbcere, plur, die —n, die beerartige Frucht, des in
beyden Indien. einheimiſchen Seifenbaumes, weiche die Größe
einer Kirſche hat, und deren harte Nuß mit einer braunen Haut
bededtift, welche wie Seife ſchaumet, und in Amerifa zum Was
ſchen gebraucht wigd; SapinusSaponaria Linn. .—
Die Seifenblaſe, plur. die —n, Blafen, weldhe ausdem Seifen»
waffer auffteigen, wenn man ducch eine enge Röhre darein bläſet.
Setfenen, oder Seifnen, das Iütenfivum von 2 Seifen,weldhes
auch frart deffelben üblich iſt. ©. daffelbe, Ä Ft.
Der Seifener, oder Seifner,des—s, plur. ut nom, fing, im
Bergbane, Arbeiter, welche die Erzkörner ausdem Schlanime der
Flüſſe feifen, und auch Seifer, Wäfcher, Erzwäfcher genannt
werden, ” > :
Die Seifenerde, plur. doch nur von mehrern Arten, sie —n, ei»
ne feine Shonerde, welche ſich fo glatt, wie Seife anſüblet, und in
den Tuch» und Wollfabriken gebrancht wird, die Fettigkeit der
Wolle wegzunehmen, baher fie auch Waſcherde, Waſchthon ges
nanns wird. *
Die
2
' 2.Der Beifer, des — 8,
A ia a nn Wirt, Be
6
war Srifongabet, plur. — in den Erzſeifen, ein ſchma⸗
les Bret v
ſelben, als mit einemSiebe, das Grobe von denn Kleinen zu ſcheiden.
, Des Seifengebirge, des — s, plur. ul nom, fing. im Berg⸗
baue, ein fandiges oder dettiges Gebirge, ans welchem die darin .
befindfichen Erztheilchen durch Seifen gewonnen werden.
Das Seifengeld,des— es, plur. doch nur von mehrern Sum⸗
men, die — er, ein nur in einigen Gegenden für Trinfgeld üb-
liches Wort; eigentlich, Geld, fi Seife dafür zu Faufen,
Die Seifengtaupe, plur. die —n, im Bergbane, durch das
Seifen gewonnene Zinngraupen,
Das Seifenkraut, des — es ‚ plur. inuf, eine Pflanze, welche,
wenn ſie gequetſcht wird, einen feifenartigen Schaum gibt, wemit
man die Feifleden ang den Kleidern ziehen kann; Saponaria
“ Linn, Speichelwurz.
Die SeifenFugel, plur. Jie—n, ‘Seife in Geftalt einer Kugel,
zu einer Kugelgeformte Seife.
Das Seifenpflafler, des — s, plur. ut nom. fing. bey den
Wundärzten, ein Pflaſter von — Mennige, geſchabter
weißer Seife und Kampher.
Der Seifenſieder, des —s, plur. ut nom. fing. ein Hand⸗
werker, welcher die gemeine weife Seife ang Talg, und andern
fetten Körpern fiedet. Daher die Seifenfiederaiche, die Seifen:
fiederlauge,die dazu nöthige oder bereits gebrauchte Aſche vder
Lauge, welche letztere auch Meitterlauge genannt wird,
Der Beifenftein, des — es, plur. Sie — e, im Bergbaue, ein
Sinuftein, welcher durch Seifen gewonnen worden, Man muß
diefes Wort nicht mit Seifttein verwechfeln,
Das Seifenwafler, des —s, plur. inuf. Waſſer, worin Seife
aufgelöfet worden, -
Das Seifenwerk, des —es, “plar. Sie—e, ein Werk, das if, eine
Auſtalt, wo Erzförner aus der Erde, dem Sande oder Geſteine ges
feifer werden; die Seife, das Siurbwerk, die Wäſche, Erzwafche.
Die Seifenkourz, plur. inul. eine Art des Gypstrautes, welche
inSpanien einheimiſch ift, und deren Wurzel von den Einwohnern
ſtatt dee Seife zur Reinigung der Wäfche gebraucht. wird; Gyp-
fophila Strughium Lian.
1. Det Setfer,deg —s, plur ut nom, fing. ©. Seifener.
plur. inuf., eisi nur im einigen Ges .
‚genden für Geifer, übliches Wort. Niederf, Sabber. Es ſtam⸗
met von dem Niederf. ſtepen, in kleiner Menge langſam fließen,
ber. ©, 2 Seifen, Anm.
Seifig, — er, — fir, adj, etadyv, mit Seife bcheicgen oder ber
ſchmutzt, ingleichen der Seife ähnlich, feifenareig. ©
Seifnen, Seifner,.S.Seifenen.
Der Seifftein, des — es, plur. die— e, ein thonartiger Stein,
welcher ſchlipfrig wie Seife anzufühlen iſt, und fich Leicht ſchaben
und drechſeln läffer. Der Körhel, Laverhein, Speditein, Ser:
pentinfein und Nierenftein ſind Arten deſſelben.
Die Seige, ©. Seihe.
-Seigen, ©. Seihen.
Geiger, adj.et adv. weldes nur noch —— üblichift, wo
es verpendienlär, ſenkrecht, bedeutet, und auch ſeigerrecht lantet.
Seiner fabren, ſenkrecht in die Tiefe oder in die Höhe fahren,
Ein feigerer Gang, Schacht, welcher ſenkrecht niederwärts abet;
‚Der Gang fällt ſeiger, nimnit eine perpendienläre Richtung. Liz!
nen Zug feiger auftragemoder zulegen, bey den Marffcheidern,
die Erhöhungen eines Zuges feufrecht auf dem Papiere vorftellen,
im Gegenfagedes fohlig, oder der —— Abbildung eines
Zugses. S. Seigerriß.
Anm. Dieſes alte außer dem Berabane veraltete Wort, ſtam⸗
met don dem gleichfalls verafteren feigen, Negen, fallen, der, wels
ed WB. 4. % 2. uf, ‘
[4
r Köcher umd mit hölzernen Zähnen, vermittelft def-
Sei
ches ung noch fein Iterativum ſeigern, und fein Intenfioum fin
‚Ten zurück gelaffen bat, und deutet eigentlich diejenige Richtung
. an, welche ein Körper im Sinfen oder Fallen nimmt, fo daß es
mit dem neuern fenfrecht Eines Urfprunges ift. Danieder lei ·
— niederfallen, bey dem Stryker. ©. auch verſtegen.
er Seiger, ein Werkzeug zum Seihen. S. Seiher.
Au Seiger, des —s, plur. ut nom, fing. ein nur in dem
Lüneburgiſchen Salzwerfe übliches Wort, wo der Ober⸗ und Un⸗
terſeiger dasjenige iſt, was man in andern Salzwerken den Ober⸗
und Unterbornmeiſter nennet,
3. Der Geiger, des — - 8 „plur. ut nom. fing. von dem vori»
gen Beyworte feiger, eine feigere, d. i. fenfrechte Linie. Befonders.
wird anden Waſſerwagen das an einem Faden befeftigte Stück
Bley, welches die fenfrechte Linie zeiget, der Seiger genannt,
4. Der Seiger, des —s, plur. ut nom. fing, ein nur in den
gemeinen Sprecharten einiger Gegenden, 3. B. Meißens, übliieg
Wort, eine jede Uhr zu bezeichnen, es ſey nun eine Sanduhr, oder
eine Schlaguhr, eine Stubeniubr oder Taſchenuhr .
‚Läuft unfer Geiger aus, fo gilt bier Fein verweilen,
‚Günth,
Wenn der Seigerzehn fihlagt.. Wenn es bier nicht: von ſeihen,
oder auch von dem oben gedachten alten Zeitivorte feigen , fins
ten, fallen, oder au von feigern, abſtammet, und alfo eigentlich
eine Sand = oder Wafferubr bedeutet bat, fo if es ohne Zweifel
aus Zeiger verderbt, welches bier figürlich für die ganze Uhr ges
nommen wird, Indefjen ift doch auch im Pobln, Zegar, die
Uhr.
Der Seikerabtreiber, des — 8, plur. ut nom. fing, in der
Seigerhütte, ein Arbeiter, welcher das in dem zum Geigern ge⸗
brauchten Bley befindlihe Silber auf dem Treibeherde —*—
don dein Bleye abtreiber. eder ſcheidet.
Die Seigerarbeit, plur. die — en, eben dafeldft, ale zum &eis
gern gehörige Arbeiten und Befchäftigungen.
Das Seigerblecy, des — es, plur. die —e, eben daſelbſt, Stüs
de Blech, welche am die Seigerſtücke gefegt werden, die Kohlen
beyfammen zu erhalten.
Das Seigerbley, des —es, plur. inuf. eben daſelbſt das zum
Seigern befiimmte Bley, dasjenige Bley, vermittelft defjen.
Das Seigern verzichte wird.
Der Seigerdorn, des — es, plur. die — dorner, eben dafelbft,
die Dörner,d. 1. das vonder Kienſtöcken übrig gebliebene Kupfer, -
wovon das Silber ausgefeigert, oder geſchieden iſt; in den Ober⸗
> bentfchen Bergwerken, Seigerdarndel; Dorn ſtammet hier von
dörren pdır darren ab. (6.2 Dörn.)/ Seigerdörnlein hinge-
ger find dafelbfi Fleine Stückchen Glätte, welche auf dem Geigers
herde fißen geblieben find,
Der Seigergang, des — es, plur. die gänge, von dem Beh⸗
worte feiger, im Bergbau, ein frigerer, d, i, ſenkrechter Gang,
welcher fenfrecht indie Tiefe gebet.
Seittergerade, adj.et adv.eben daf., feufrecht gerade, fenkrecht.
Die Seigerglätte, plur. inul, in den Seigerhütten, diejenige
Blötte, welche aus dem aus — geſch melzten Bieye
. zubereitet wird,
Der Seigerbafen, des—s, plur. ut nom. fing. eben daſelbſt,
‚ein Hafen, womit man das Kräg und die Kohlen aus dent Geis
aerofen ziebet, :
Der Seigerherd, des — es, plur. die — e, eben dafelbft, der.
Herd in dem Seigerofen, :
Die Seigerbütte, plur, die — m, im Berabaue, eine Hürte, $.i,
ein Gebäude, und in weirerer Bedentung, die. ganze Anfkalt, ws
das Silber gefeigent,B. i. vermittelft des Bleyespon dem Rupfer
gefchieden wird.
Dis
35 ee... 3
Das Seigerkratz des ⸗es/ plur. inule eben Safer, dasjer
nige Kräg oder Öekräs, welches beydem Seigern abfällt.
Die Seigerlinie plur. die —n, vondem Beyworte feiger, in
Bergbaue, eine feigere, d.i.fenfrechte Linie, - .
1. Seigern, verb. reg. act. von dem Beyworte feiger, ein Wort,
welches in dem zufammien gefesten abfeigern am üblichften if.
Einen Schacht abfeigern, ihn fenfrecht in die Tiefe graben. In
einer andern Bedeutung ift einen Schacht feigern oder abſeigern,
die fenfrechte Tiefe mit der Schnur abmeffen.
2. Seinen, verb. reg. act. inden Schmelzhütten, eine Bear⸗
beitung des noch mit Silber vermengten Anpfers, welche darin be,
fichet, daß man das im Srifchen mit dem Kupfer verbundene Bley
nnd Silber wieder von deinfelben ſcheide. Man ftellee zu dem
Ende die Friſchſtücke in Tängliche Seigeröfen, da denn das mit dem
Silber vermifchte Bley durch die Hige von dem Kupfer abtröpfelt,
‚und das Kupfer ungefchmolgen zurück bfeibet, da es denn den Nah⸗
men der Kienſtocke befommt, und alsdann gedarret, d. i; durch
einen noch größern Grad der Hige von allem noch darin befindlis
chem Bleye und Silber befreyet wird. So auch das Seigern,
- oder die Seigerung. m Böhmifohen, wo es ohne Zweifel aus
dem Deutſchen angenommen ift, zagrowati. Esift ein Itera⸗
tivnm oder Iutenfivum von feihen, tröpfeln machen, tropfenweife
berab finfen machen. (S. das Beywort Seiger.) In den gemei-
nen Sprechartenift ſtekern, gleichfalls. tropfenweife durchrinnen,.
Der Seitterofen, Its —s, plur. die— öfen, eben dafelbft,.
* derjenige Dfen, worin das mit dem Bley vermifchte Silber von
dem Kupfer gefeigert wird,
Die Seigerpfanne, plur. dien, eben dafelbft, eine Fupferne
Pfanne, werein das ausgefeigerte mit Silber vermiſchte Bley ang
dem Vortiegel gegoffen wird.
Seiterrecht, adj. et adv. welches im Bergbaue auch für das
Beywort feiger oder ſenkrecht üblich iſt.
Der Seigerriß, des — ſſes, plur. die—e, im Bergbaue, ein \
Riß, welcher die Grubengebãude in ihrer fenfrechten Stellung, d.i.
indem Durchſchnitte oder Profile abbildet; zum Unterfchiede von
einem Grundriſſe, Brubenriffe oder Sohlenriſſe.
Der Seigerſchacht, des —es, plur. die — fhächte, im Berg⸗
— baue, ein feigerer, d. i. ſenkrechter Schacht, welcher perpendicu⸗
lär in die Tiefe gehet; zum Unterſchiede von einem dohnlegen.
Die Seigerſcharte, plur.die—n; in den Seigerhütten, eiferne
Matten, "welche auf den Mauern liegen, worauf die Seigerſtücke
gefeget werden.
Die Seinerfchlade, plur.die—n, eben daſelbſt, Schladen,
welche bey dem Seigern fallen. :
Das Seitterftüd, des — «es, plur. die — füc®e,, in den Geis
gerbütten, runde Stüden mit Bley vermifchten Schwarzkupfers,
welche in: dem Seigerofen gefeigert werden.
- Die Beigerftunde, plur. dien, von 4 Seiger, ein nur in
den gemeinen Sprecharten Dberfachfens üblicher nahdrüdlicher
Ausdruck für Seunde, Line ganze Seigerfunde fiehen und
"plaudern.
Die Seigerteufe, — die —n, im Vergbaue, die ſeigere, d.i.
ſenkrechte, Teufe oder Tiefe. Auch an einem ee Stier
angel vflegen die Markfcheider die Perpendienlärkinie, die Sei⸗
gerteufe zu nennen. ©, Teufe.
Die Seihe, plur: die—n, von dem Zeitworte feihen. + 1. Ein
MWerfzeug sumStiben, der Seiber, in gröbern Mundarten die
Seige, der Beiger,
flüſſige Körper durch das Seihen gefchieden werden, in welchen
Verſtande, beſonders in der Hauswirthſchaft vieler Gegenden, die
Träbern, d.i.das nach abgeſeihtem Biere übrig gebliebene kraftloſe
Getreide, die Seihe, oder bey andern der Seib, genannt werden,
‘2, Ohne Plural, das Grobe, wovon der '
Seiben, verb. reg. act. Aen Rütieen Körper Bird einen sordfen E
feften laufen laſſen/ damit das darin befindliche Dicke oder Unreine x
zurück bleibe; welches in der Chymie fileeiven genanuf wird, Die
milch such ein leinen Tuch, den Wein Suvch-Löfchpapier,
die Gruge durch den Durchſchlag ſeihen.
Seihen.
Anm. Im Augelſ. fi igan und feon, im Niederf. fin, im
Schwediſchen mit einer andern ‚AbleitungsfplbeSila, wonitdas °
Latein. colare verwandt iſt. Es ift das Factitivum von fiegen in
verftegen, fo wie feigern da? Factitivum von ſtekern iſt ‚ geböret.
aber übrigens zu dem Geſchlechte derjenigen Wörter, welche dag
> Rinnen des Waffers nacha hmen, wie feichen, u.f.f. In den grs⸗
bern Mundarten lautet dieſes Wort, ſelbſt im Hocdeutfchen, ſei⸗
gen, daher Matth. 23,24, wo Luther gefegt hatte: Mucken ſei⸗
gen, d.i feihen, und Kamehle verfchluken, in vide Ausanı
ben irrig dafür fäugen gefegt worden,
Der Seiber, des—s, plur. ut nom. ling. ein Weren zum
Seihen, beſonders ein Durchſchlag in den Küchen, das Flüffige
damit von den Speifen abzufeihen. "Inden geöbern Mundarten
der Geiger, in einigen andern Gegenden er die Seihe, Geige,
Niederſ. Sifer,
Der Seihkorb, ses — es, plur. die—Förbe, ein Geiher in
Geſtalt eines Korbes, dergleichen die Brauer — dasBier
dadurch von dem Hopfen abzuſeihen.
‚Das Seihſtroh, des— es, plur. inuf. ‚bey den —
dasjenige Stroh, weldies unter dem Malze zu liegen fomint, wenn
das Bier durch Seihen von demfelden geſchie en wird,
Das Seihtüch, des—es, plur, die —tücher, ein ——
"Zu, wodurch man etwas feiber.
Das Seil, des — es, plur. die —e, Diminnd, * — |
. Im weiteften Berftande, ein jedes ſtarkes Band, damit zu
Sail, ein Riemen. Im Bergbaue wird die Haſpel⸗ oder Göpel⸗
Fette das Seil genannt, wo esaber auch eine Figur ber folgenden
engern Bedeutung fepn Paun, weil man ſich ſtatt derfelben anfäng«
lich eines Geiles bedienet.
© fchien, im Bergbaue, es zu Tage ausförderg, aus der Bersarube
zieben. Übrigens iſt es in die ſer weiteſten Bedrutung veraltet.
2. In engerai Verſtande werden gewiffe biegſame lange Bande
Seile genannt,
eine Leine, und ſchwächer als ein Taut find, und welche oft auch
Strike genannt werden, befonders, wenn fiefurz find,
feile, von Steob, die Garben damit zu binden, Baflfeile n.f. f.
Am hänfiäften find fie aus Hanf, Etwas aneinem Seile nieder⸗
Jemanden das Seil über -
An Einem Seile ziehen,
‚In einer böfen Sache Eines Sinnes, Eines Willens feyn, ein.
Das Brunnenfeil, Glodenfeil,- Leitſeil,
laſſen. Auf einem Seile tanzen,
den Kopf werfen, ibn liſtig berüicken,
Miiſchuldiger fen.
Ziebfeil, ein Schiff. damit zu ziehen, und fo fernen.
3. In noch engerer Bedeutung, (1) Die Suofeife, woran das ;
Laſtodieb ziehet, welche, wenn fie nicht iederne Riemen oder Ketten
Su weiterm Verſtande wird noch im Riederdeutſchen das ganze
Daber, etwas zu Seil bringen ober
welche flärker als eine Schnur, und oft auch als
© auch das:
‚sieben, zu tragen, zu befeftigen u. {.f. Ben dem Ulphilas heißt
Stroh⸗
find, jetzt lieber Strauge genannt werden, hießen ehedem nur Seile.
Pferdegeſchirr, auch wenn es aus Leder iſt, im Plural die Sälen
oder Sieblen genannt; entweder als ein Überbleibfel der erſten äl⸗
teſten Bedentung, oder auch, weil es in den älteſten einfaltigen
Zeiten aus eigentlichen Seilen beſtand. ImHodsdentfcheniftes
indiefer Bedeutung ungewöhnlich; indeffen ſcheinet doch Lutherin
einigen Stellen der Deutſchen Bibel daranf angefpielt zu haben.
‚Ich Tief
Der Bert bat der
Gott:
Laffet uns von ung werfen ihre Seile, Pf. 2,3.
fir inSeilen der Liebe geben; Hof, 11,4,
Si
F — die — Pf. 129, 44. 0) Ein-Ceil yoneir
ner beffimpiten Lange, in weichen Ver ſtande es iu einigen Gegeu⸗
den ein Longenmaß iſt. Ein Lande oder Walpiei FinBöhmen, hält
jetzt 52 Ellen, und ein Weinbergsfeil 64. Sn Danzig hält ein
Seil zehn Rüthen oder 150 Fuß.
° Anm. Schon bey dem Ulpbilas Sail, bey J Dtifried Seil,
im Angelj.Saela, Sal, welches aber auch einen Riemen —
bedentet, im Niederf-Seel, im Schwed. Sele, die Sielen, imYobin.
Sidlo,und ſchon bey dem Heſoch aid don. (©. auch, Sılle.) Ver⸗
muthlich mit dem herr ſcheuden Staminbegriffe der biegfamen Aus⸗
dehnung in die Länge, ©, ı Sahl.
* Seilen,verb. reg. act. welches nur in einigen gemeinen Sprech⸗
arten üblich iſt. 1. Seile um eiwas legen, wovon Friſch ein Buye |
fpiel aus Büntings Brannſchw. Ehron. auführet. in Schiff
„befeilen, es mit Seilen ver fehen. 2, Mit Seifen befeftigen, eine
im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung,
DIE Menſch fol jolche Hoch, ſoll folche große Korb
Mir feilen aufden Sels? Dpiß, \
‚3, Vermitielſt eines: Seiles ziehen, und in weiterm Verſtande
ziehen überhaupt, ein im Hochdeutſchen gleichfalls unbekannter
SGebrauch So auch das Seilen,
Der Seiler, des— s, plur, ut nom. fing: Fämin. die Seile⸗
rinn, ein zünftiger Handiverfer, welcher allerley Seile, Stride,
Schnüre u. f.f. aus Hanf verfertiger, der Keifſchläger, Niederf,
Reper, Repfläger, S. aud Spigarbeiter und Stodarbeiter.
Die Seilerbahn, plur. die —en, der lange, ſchmale, ebene
Platz, wo die-Öniler die langen Seile u, ſ f- verferugen⸗ die
Reiferbahn, in Leipzig die Weide.
——— Beilfifsher, des —8, plur. utnom. fing. in einigen Ges
genten ein Angelfifcher, der mit der Angelſchnur hide. Daher
die Seiluſ erey, die Angel ſcherey.
Der Seillhaten des — plur. ut nom. fing. im Bergbaur,
ein eiferner an bey den Ender gekrümmter Haken, womit die eiſer⸗
ner Seile, d. i. Ketten, wenn fie gefprunaen find, wieder an ein⸗
ander gehänget werden ; das Scherglied.
Tas Seilfrxut, des—es, plur. inuf, in einigen Öegeiben ein
Nabniv des Bärlappes; Lycopodium Linn, weh, es oft etliche
Ellen wie ein Seil fang wird,
er Seiltinzer, des—s,'plur, ut nom, fing. Fämin, die
Seiltänzerinn, ‚eine Berfon welche die Kuuſt verſtehet, auf ei⸗
- nem aus geſpanuten. Seile tanzend einher zugeben, im Niederſ.
Leinentanzer. Roiler unifipreidt BIER Yaephen, der gat
ansSeile.
Die Seilweide, ©. Sablweise.
‚Der Seim, des—es, plur, doch nur von mehrern Arten, die —e,
ein jeder eben flüfiger,, ſchlüpfriger, dicklicher Körper, welchen
man in manchen Fällen auch Schleim nennet, Gerſten ſeim oder
Gerfenfchleim, die didlihe, jblüpfrige Brühe von gefochter
Berfie. Gräapenfeim, dergleichen Brühe von gefochten Gran-
pen. Zuderfeim, Waſſer, worin Zucker aufgelöfer worden, ſo daß
es dadurch eine eben fluſſige dickliche Confirienz befommt. Honig:
ſeim,/ Honig in dicklicher aber doch dabey flüffiger Geſtalt, dergleis
chen dasjenige Hoaig iſt, welches vontjelbft ans den Waben rinnet,
zum Unterfchicde des ausgepreßten, weiches eine didere Eonfifteng
aunimmt. (S. Seim honig.) Jurengerer Bedeutung wird diefer
x Honigfeim in manchen, befonders Oberdeutſchen Gegenden nur
Seim ſchlechthin genannt. Ich habe ‚meines Seims geſſen,
Hobel 5,ı. Sey dem MWilleram it Seim Honig.
Anm. Im Niederf.Seem. Die f(hlüpfrige, dickliche eben flüfe
fige Sefbaffenheis ifl der Grund der Beneunung, daher Friſch nnd
andere irren, welche diefes Wort bloß von dem Henige erflären,
| * Um rben dieſer glaiten jchlüpfrigen Defgoffendeis wißen, heißt
Sei Be.
ad — Schmeer, Lat. Sebum; im Angels Seim , im Engl,
Seam, im Stanz. Sain, und im Schotiläud, Sam, Im Der;
ifeev, feti ſeyn. ©. auch Sanfı und Seife.
"Die Beine, plur, die — n/ ein mir in einigen Gegenden üblis
cher Wort, eine Leine, ein fhwädes Geil zu bezeichnen, So
pflegen bie Vogelſteller die Leimen an den Garnen Seimen zu nens
nen, da fie denn Spannfeimen , Swercpfeimen, Ruheſeimen
u "haben,
Anm. Die Ausdehnung in die Länge oder Dicke ift bier der
Stanımbegriff. In Hamburg heißt die Augelſchuur Semm. S.
Semfe, Sımms, Sehne, Sebm u, f: f.
Seimen, verb. reg. welches fo wohl als ein Neutrum, als auch
als ein Activum gebraucht wird. Die Geriiengraupen feimen,
wenn fie Seim, oder.eine feimige, ſchleimige Brühe geben. Den
Honig feimen , Wachs und die Unzeinigfeiten von dem flüſſigen
Honige abfondern, ihn läutern, eigentlich wohl ihn in Seim vers
wandeln.
Das Seim honig⸗ des — es, plur.car. Honig in Geſtal eines
Seimes, d.i. dasjenige Honig, welches von ſelbſt aus den Waren
fließt; fürdas veraltete Honigfeim, - In weiterer Bedeutung,
das von dem Wachſe abgefonderre Honig, zum Uuserfäiede von
dent Raub: oder Tonnanhonige,
Seimiht, —er, —eſte, adj, etadv. einem Seime ähnlich. Sei⸗
michte Bruhe.
1. Sen, die zuſammen gezonene zweyte Endung der perfönlichen -
Fürwörter er und es, ©. Seiner,
2.Sein, ar Prnzonien poilelivum oder zueignendes Fürwort
‚der dritten Perſon männlichen und ungewifjen Geſchlechtee· Es
wird auf zweyerley Art gebraucht. —
L. Als ein Conjunctivum oder in Befellichaft des Hauptiwors
tes, wo es auf folgende Art abgeänders wird,
Mafe, Fämin. Neutr. Plur.
Noͤmin. Sein, ſeine, ſein. Seine,
Genit. Seines, ſeiner, feines. Seiner,
Dat, - Seinem, feingr, ‚feinem, Seinen.
Accuſ. Seinen? feine, ‚fein. Seine.
\
Es begleitet ein Hauptort, welches der dritten Perfon oder Sa⸗
che männlichen oder ungewiffen Geſchlechtes gehöre, womit fie im
Berbindung ſtehet, oder aud), was ſich auf einige Ar: auf die ſelbe
beziehet. Jedes Land hat feine Gewohnheiten, Er bar fein
Gutes empfangen. Ein jeder bat feinen Kopf für ſich. Ich
ſuche nieht mein, ſondern ſein Belle. Er mag feine Wege
(im gemeinen Leben feiner Wege) geben, Er muß doch wohl
feine Urfachen. gehabt haben. Er har nur feinen Scherz mie
div haben wollen... Dein Rath thut feine Wirfung, Es ber
feine Richtigkeit damit, wo fi fein auf.es Bezieher; ohne diefes
Fürwort aber ſagt man, die Sache hat ihre Richtig keit.
Ein gewöhnlicher Febler einiger gemeinen Sprecharten, und bes
ſonders der Niedırfachfen iſt es, dieſes Fürwort der zweyten Enz
Yung, wenn ſelbige vor, ihrem Hauptworte ſtehet, zur Erkiärung:
bepgufügen... Meines Vaters fein Bruder, - Meines Bruders
fein Gut.
Und überträgt des Nächſten feine Schuld, Drig.
Den Befig miu Nach druck und ausfchtießungsiweife anzuzeigen,
fügt man diefem, fo wie den übrigen Poſfeſſivis noch das eigen zu.
Sein eigenes Gut. Die ültern Oberdeutſchen Schriftfieller ſag⸗
tendafür fein ſelbſt. In lines lelbes brulti, Ottfr. Sinlelbes
meiſtertuam, Kero.
Von dem curialen Se. Maiehär, &r. Burchlaugt, ©. Ihro..
Mir den Hanptwörtern Salbe, Weg, Wille wird es in den ver- ,
tranlihen Sprecherten: gern zuſammen gezogen, fo daß das m m
ein t übergehet, und der ganze —— cin Rebeuwort wird,
€: Sei⸗
*
39 Sei “
Seinethalben. 35 that es ——— Ich * es um ſei⸗
netwillen. (5.2 Dein,) wo mehr von diefen Ausdrüden geſagt
worden.
Es wäre vielleicht nicht unnüg, jedes Poffefioumi in ein —
ftrativum und Relatioum einzutheilen. Bey diefem würde es ſei⸗
nen Rügen haben, und mar: könnte hier noch das Demoaftrativos
Relativum hinzu fegen. Gib ibm fein Geld, wo die demon-
frasive Eigenfchaft am-meiften hervor ſticht. Das Demonſtrativo⸗
— — beziehet ſich anf das Subject der Rede. Meine Freun⸗
de flohen, und Fein einziger oͤffnete mir fein Herz.
crauet unſer Serz mebr als feinem Geliebten ? Der Gram ver=
zehret dich, o laß ihm feinen Lauf nicht! Das Glu hatte Ale: -
gandern fo viel gewähret, daß es nicht mehr in feinem Der=
mögen war, ihm nod einen Wunſch zu gewähren. Hier
wird er mit eben dem Serzen einen Dürfrigen glücklich ma⸗
chen, der feinem Eigennuge dienen Fann, womiter dort ei⸗
nen Gluͤcklichen kürze, der feiner Erhebung im Wege ſteht.
Duſch.
Das Relatidum endlich iſt im gemeinen Leben am üblichſten
und beziehet ſich aufein vorher gegangenes Hauptwort männlichen
oder ungeiviffen Geſchlechtes, wenn es gleich nicht das unmittel⸗
bare Subjest der Rede ift. Alles was dein Gluͤck in feinem Laufe
aufbalten Bann. Die Außenlinien eines Korpers flellen un:
fern Augen feine Geftaltdar. Die anfländigere Schreibart ger
raucht bier Lieber den Genitiv deffen des Demonftrativo » Res
_ Tativi der, welches noch nothwendiger wird, wenn fich dag fein‘
auf eine Sache und nicht auf eine Perfon beziehet. Es Fam ein
Schiff und man ſchickte einen Officiev an feinen Bort, beſſer
an deſſen Bort. Sechs Fahre folle du fein (des Fremdlings)
Land befäen, und feine (beffer deffen , weil es hier auf Land
geben) Srüchte einfammeln, 2 Moſ. 23,10, wenn aber das letzie
fein aufden Sremdling gehet, fo ſtehet es völlig an feinem rechten
Dre.
Am nothwendigſten iſt diefes deffen, wenn das fein eine Zwey⸗
dentigkeit macht, und fo wohl auf das Subject ber Rede als auf ein
näber vorher gegangenes Hauptwortgeben fann, Der Ober:
Lieutenant folgt auf den Obersten und vertritt in feiner Ab⸗
weſenheit feine Stelle, wo es beyde Mable deſſen heißen muß,
Cajus war zornig, daß Cafpar fein Gut verfaufe hatte, wo
23 deſſen heißen muß, wennes auf Cajum gehen fol, weil Ca⸗
par bier das eigentliche Prädicardes Sages if. (S. auch 2 Deill.)
Der Edelmann ging mit dem Pachter auf feinen Acker, wo
fein recht iſt wein es anf den Edelmann geht, aber mit deffen vers’
tanicht werden muß, wenn es ſich auf den Pachter bezieben ſoll.
Wo eine ſolche Mißdentung nicht Statt finder, da Farin fein als ein
Keciveocum ohne Bedenken gebraucht werden, befonders wenn es
ich auf eine Perfon beziehet.
"feinen Acker.
IT. Als ein Abſolutum mit Auslaffung des Hauptwortes wo
es auf zwiefache Art gebraucht wird. 1. So daß das ungewiſſe
Geſchlecht fein adverbifch ſteht. Der Acker if fein. Die Caffe
— war ſein. Das aus iſt fein, Die Rinder find fein. Das
Zaus bleibe fein. "Für welche Wortfügung der vertraulichen
- Sprechartman in der höhern oft lleber Umſchreibungen gebraucht;
außer etwa in dem ſtgürlichen Ausdrucke, er iſt nicht mehr fein,
er hat fich nicht mehr in feiner Gewalt, ift feiner nicht mehr mäch⸗
F Doch auch im größten Schmerz noch fein, Gell. Und mit
der Jun rfion, in welcher Geſtalt auch die höhere Schreibart dafs _ °
selbe verträge. Sein fi das Reih. (S. 2 Dein II.) ?. Außer
der Adderbial⸗Form, fo daß es ſich anf eine vorher gegangene oder
darunter verftandene Perſon münnkichen Geſchlechtes bezieber.
Das ih nicht mein Buch, es if feines. Das K nicht meine
.
Wen
Seinethalben,
Der, die, das Seinige, das Abſtraetum deszueignenden Für-
Ich sing, mit dem Pachter auf
die Sprache deg gemeinen Lebens. Dein Aufwand über rrifft des
$üriten feinen, beſſer, übertrifft den Aufwand des Süriien.
Anm. Bey dem Ulphilas heus, im Iſidor ha, im Niederſ.
fien, im Schwed, fin, fitt, im Rcainifchen ivoj, im Latein.
- fuus, Griech. wog, oa.
Seiner, die zweyte Enduug der perfönlichen Fürwörter ex und es.
Ich erinnere mic) feiner nicht mehr. Ich muß mich feiner
annehmen. Im Ober deutſchen ziehet man es gern in fein zu ſam⸗
men, welches auch wohl einige Hochdeutfche nahahmen, befonders
in gedumdener Rede. Herr, erbarme dich fein. Wan fpottet
fein im ganze Lande, Gell. Daman denn diefes fein im/Ober-
ei EN
Sache, n feine, a due Omi ehhtee es * hier in A
“
deutſchen nicht nur für die übrigen Endungen, di, für ihm und '
ihn, es, fondern auch für das weibliche fie, und fürdas Kecipro-
cum füch zu gebrauchen pflegt, Wegen feiner. Den Selden zu
ſehn vor fein, vorfih, Thruerd. Kap. 71.
auch in der Deutfchen Bibel nicht felten iſt. a!
Seinetwegen, Seinetwillen, ©. Sein I.
wortes fein, welches den beffimmten Artifel erfordert, nnd ohne
Hauptwortftebet, fich aber auf eine Perſon männlichen Geſchlech⸗
tes beziehet, Gib ihm das feinige. Das find nicht unfere Sa—
hen, eg find die feinigen. Er bat das feinige, oder dag Sei—
nige gethan. Die Seinigen, Perſouen, welche mit ihm in Ber⸗
wandtfchaft oder genauer Berbindung ſtehen. Die alte Form, da
man dieſes Wort gern in de
die, das feine zufammen 303,
füngt an zu veralten ; nur die,
Ich wii fein nie _
effen, das Fleifch, es, Buch der Natur 1483, welcher Gebrauch
ichefunft behält fie noch zumei- \
"Ten um des Bequemern Spyibenmaßes willen bey. Die —
ſeine Angehörige, Verwandte.
Seit, eine Partikel, weldde dag Schickſal aller Partikeln gebabt,
d. i. in ihren Bedeutungen und Gebräuche beträchtliche Beränder
rungen erfahren bat, welche hier angeführet werden müffen, damit
man die Abflammung diefes Wortes in der heutigen deſto beſſer
überfehen Föune. Es bedeutete,
3, Eigentlich dem Orte nach, niedrig, unten, dasuntere, wel:
ches wenigftens eineder erſten und eigentlichften Bedeutungen ift,
wo es fowohl als ein Nebenwort, als auch als ein Beywort üblich
"war. Im Hochdeutfehen iſt es vollig veralter, allein im Niederſ
Schwediſchen und Dänifchen iſt es doch völlig im Gange. Niederſ.
fied, ein fieder Stuhl, ein niedeiber, das Waſſer it fieder ge⸗
worden, Dan ſüd, Schwed. fid. Es iſt bier gewiſſer Magen
das Stammivort von den Intenfivis figen und fegen, und in An-
fehung des Dberd. fint, von finfen, fenfen; wenigftens iſt es
mit ihren Stämmen ſehr nahe verivandt.
2, Figürlich, was der Ordnung, Zahl und Zeit nach auf etwas
anderes folget.
(1) "Der Hrdmung nad, wo fith im Angelfächfifchen fo wohl
als ein Bey⸗ als Nebenwort, das nachfolgende, und ythelt
derlegteift. Im Schwed. gleichfalls id, Aidkt, Sm Deppape
fchen ift diefe Bedentung fremd,
0909) *Der Sahlnach, für weniger, eine im Deutfchen leid.
falls veraltete Bedeutung, in welcher aber das Schwedifche Id
üblich iſt.
(3) Der Zeit nach. (a) *Fürfpät, fo wohl als ein Bey - als
ein Nebenwort. Bey dem Ulphilas leit,im Schwed. fid, Der
e wart oderfit, Walther von der Bogelweide, der ehe oder
fpäter ward, Aush diefe Bedentung iſt veraltet. (b) *Für here
nach, als ein Nebenwort, ingleichen für nachdem, als ein Binde-
wort, ein gleichfalls ungewöhnlich gewordener Gebrauch, weicher
doch in Ottfrieds ic" mehrmahls vorkommt,
it [edan, und infanmen gezogen len, hernach, nadidem. (9.
Auch im Schwed,
Sint,)
:
— u
Sei ji *
Ein) (Eine — von einem gewiſſen BDA, Zeit⸗
punete an zu bezeichnen, als ein Nedenwort, in welcher Bedru⸗
> tung esim Hochdeutſchen allein noch üblich iſt, und alsdaun im
Ober deutſchen auch ſint, ſinter, im Niederdeutſchen ſeder, ſedert,
ſedder, funt, lauter, Engl. fith, fince, Schwed. (edan. Wenn
die Zeit in Geſtalt eines Hauptwortes ausgedruckt ift, fo ſtehet
diefes in der dritten Endung, weil feit eines von denjenigen Neben⸗
" wörtern iſt, welche ehedem auch als Vorwörter gebraucht wurden,
oder doch den Übergang der Nebenwörter in die Bortvörter auss
machen, aifo von beyden etwas an fich haben. Seit dem Tage,
da ich die Rinder Iſrael aug Egypten führere, 2 Sam. 7, 6.
Seit der Zeit (daß) Menſchen auf Erden gewefen find, Offeub.
15, ı8, Seit feinem Tode. Jch habe ihn feit Einem Jahre
nicht geſehen. Seit Pfingiten, ſeit geſtern. ©, wie liebt ich
dich, ſeit jenem Tage, u ſ. f. Beßn. Seit welcher Zeit bat
er nicht geſchrieben? Seit wenn iſt er dein Freund? Antıe,
ſeit vielen Jahren.
Die Verbindung mit der zwepten Endung ift im SHocdentfigen.
ungewöhnlich, Sint ses kamen die Rriegsleure nicht mehr in
das Land, 2 Kön.6, 23. Seit des Ungewitters, Opitz. Seit
"meines Hierfeyng, in welchem legtern Sale es abeg cichtiger Zeit
2 meinesgierfeyns heißt, fo fern es nicht einenterminum a quo,
} fondern. die Länge der Dauer. beſtimmt, wie man auf Ähnliche Art
fagt Zeit meineg Lebens.
Wem der Zeitpunct, auf welchen fi feit beziehet, ein ganzer
Sas ift, fo wird dem Nebenworte noch das Fürwort dem zugefel-
let, jo dag daß ausdrücklich folgt, oder auch wegbleibt, welches
letztere oft der Wohlklang erfordert. Er iſt mein Sreund, ſeit
Sem / daß ich ibn kenne, oder beſſer, ſeit dem ich ihn kenne. Seit
dem ich von dir ſchied, bin ich der Sreude unbekannt gewor⸗
den, Duſch. Seit dem ich fie traurig geſeben babe, habe ich
große Luſt es auch zu feyn, Gel, Die Schreibart feirdem läßt
fih nicht mit nachdem entſchuldigen, weil die Bedeutung bier
- figüelich iſt, in feit dem aber nicht ; indeffen läßt man beyde Wör⸗
ter lieber getheilt, wie in vor dem, aus den u.f.f. °
Das dem wird vonder höhern Schreibart oft mit Nachdruck
meggelaffen. "Siünf Tage finds nun, feit er uns deyde auf feinem
Schoß hatte und weinte, Geßn.
Geneuß, geneuß der Rub, die div entzogen,
Seit ich diep Seuer angefacht, Raml.
In der Oberdeutfehen Mundart iſt dieſe Weglaffung ſchon alt;
doch behält fie alsdaun germdas daß ben.
‚Sitdasich fi fo garherzeclichen minne, Kaiſer Heinrich,
Sitdas der winter hat die bluomen in getan, König
- 7 Menzel:
Dfofteher fo wohl in dem Vor » alsin dem Nachfage ein feit,
da denn das Testere das dem befommt, das erftere aber deſſelben
entbehren kann. Seit du auf dem Steine beym Brunnen mir das
Scuhlingstied fangeft, feit dem babe ich dich nicht gelehn, Geh,
"Seit der erhabne Sriederich s
Sir Gott und Vaterland fichr.
Seit dem, ihr Mufen, nahm ich nicht
Die Leyer in die gand, Gleim.
(4) Nach einer noch weiteren Figur, als ein verurfachendes
Binde vort, für da, weil; eine veraltete Bedeutung, in welcher
leit iu Schwabenfpiegel häufig vorkommt, nd welche noch in
ſintemahl übrigift, S. daſſelbe) Seyd nun die Keltin iſt ein
fach der dorcht, fo u. ff. weil num die Kälte eine Urſache der
Furcht iſt, Buch der Natur, 1483. Sept ir mich thut fragen,
fo wil ich, euch ſagen, Theuerd. Kap. 25.
Anm. Sieraus exheller, Haß weder Wachters und Zeifcgenstt-
Jeitung von ra, noch Gottſcheds und anderer von Zeit, die wah⸗
ee. 442
ren find. Der Teste tadelt ig deßwillen den Ausdruck ſeit der
Zeit, der aber immer untadelhaft ſeyn würde, weun auch die an⸗
gegebene Ableitung richtig wäre, S. auch Sine.
Die Seite, plur. Sie —n. 1.Diejenige Fläche eines Körpers,
„ welche fich neben der Hintern nnd vordeen Fläche befindet.
(1) Eigentlich. So ift an dem men hlichen Körper die Seite,
die Fläche von den Armen bis auf die Hüfte, Einen Schmerz in
der Seite haben. Die rechte Seite, die Tinke Seite, Einem
ander Seite figen. Einem zur Seite geben. Linen Körper
auf die Seite legen. Sich auf Ste rechte Seite legen... Je—
Minden von der ‚Seite anſehen, über die Achſeln. Den Leind
. ‚auf Ser Seite angteifen, auf der Flanke, im Begenfage des An⸗
geiffes im Rücken und von vorn, Die Seite eines Gebäudes.
Die Seite eines Stromes, die Fläche, welche von feinen Ufere
gebildet wird. Auf die andere Seite ſchwimmen.
Daher die figärlichen von der Geite des menſchlichen Körpers
entlehnten R. A, 7. Sich aufdie faule Seite legen „fa wer⸗
den. Sich auf die fchlimme Seite legen, ſchlimm, laſterhaft
"werden, Aber nicht, ſich ‚auf die fleißige, auf die gute Seite
legen. 2. Huf Sie Seite geben, ſich entfernen, Sie eriffe ihr
: fohlafend an, bleibe von der Seite ſtehen, in einiger Entfer-
nung, Geh. Sich aufdie Seite machen, ſich ſchnell und heim⸗
lich entfernen. Etwas auf die Seite bringen, ſchaffen, es beim-
lich entfernen. Scherz bey Seite, wir wollen aufhören zu ſcherzen.
Jem anden auf die Seite ziehen, deh ſeits, ihn ein.wenig von der
Geſellſchaft entfernen. 3. Auf jemandes grunen Seite figen,/
(S. Grün.) 4. Das iſt feine ſchwache Seite, da ift er am ſchwäch⸗
ſten. Du weißt, daß das meine empfindlichite Seite ift, daß ich
da amempfindlichften bin. Feder verſtand bat feine ſchwache
Seite, 5. Semanden die weiche Seite geben, ihn verzärteln,
ibm durch die Ringer fehen. Aber, jemanden die weiche oder
ſchwache Seite abgeben, bedeutet, ihn auf feiner ſchwachen Seite
angreifen, und dadurch. gewinnen, 6. Jemanden nicht von
der Seite Fommen, fi nicht von ihm entfernen. Einem zur
Seite gehen, ihm hülfreiche Hand leiften, ihm zur Hand gehen.
Ffiemanden zur. Seite haben, zur bülfreichen Handleiftung,
Menn ein grundlicher verſtand einelebhafte Einbildungsfrafe
zur Seite, ein veiches und treues Gedächtnig zw Gehülfinn
bat, Gell. 7.3ur Seite, neben, befonders von Perſoneu. Uns
nädften Baume ſahe er den Schäfer und ihm sur Seite den
Sund- liegen. x
Wenn im Streite
Der ebrne Donner von den Bergen ihm zur Seite
Die Jeldheren nie derſchlus, Raml.
(2) Figürlich, eine Partey, mit einander verbundene Perſo—
nen, im Gegen ſatze einer Gegenſeite, am bänfigffen ohne Plural;
eine von den Kriegen entlehnte Figur, da diejenigen, welche es
mit den Haupte halten, demfelben zur Seite ſtehen. Auf je=
mandes Seite feyn, zu einer Partey gedören, und in weiterm
Verſtande, es mit ihm halten, feiner Meinung, feiner Geſinnung
ſeyn. Femanden auffeine Seite ziehen, Auf jemandes Seite
ſtehen. Jemanden auf feiner Sefte haben.
An weiterer Bedeutung auch ohne Rückſicht anf einen Gegen⸗
cheil. Die väterliche Seite, die mügterliche Seite, in Sen Ge⸗
f&ledtsregifiern. Wo es häufig auch von In Svideris- gebraucht
wird, Don Seiten feiner, oder von feiner Seite if alles zw °
‚befiicchten, d.i.von ihm, im Oberdentſchen abſeits ſeiner, im
gemeinen Leben ſeiner ſeits, wie auch deinerſeits, meinerſeits uff.
"d.4, von deiner Seite, oder von dir u. ſ. f. Ich will auf meiner,
Seite, oder von meiner Seite thun, was ich kann, d. 1. was
mich betrifft. Es find auf der einen Seite ſo viele BEN als
auf der andern,
3 2. $u
Alles. 0 ne
2, a weiterer Vedentung jede Flãche eines Körpers außer ker
- abern und unfern,
(+) Eigentlich. ‚Die Seite eines Berges, eines Thurmes,
a Saufes u. f.f. Die vordere Geite, die hintere Beite.
Die Sciten des Altars. Wennein Körper. nar zwey Saupiflã⸗
chen det, d, i ſich in die Länge und Breite ohne beir aͤchtliche Dicke
erſtrecket, fo werden auch die Hauptflächen in engerm Verſtande
-Tie Seiten-genaunt, da ſich deun der. Begriff der Breite mit eins
zufihleishengfheinet, fo wie in dem Lat Latus, die Geite, von
latus, breit: Die rechte und linfe See zines Tuches. Die
Seite eines. Blattes Papier. Die Seite eines Buches, die
Dlattirite, Pagina, RT
12) Figürlih., (a), Die Grgend, der Kaum außer ung,
horizontal betrachtet, Die öſtliche Seite des Himmels, des Lanz
des,. Die Morgenſeite, die Abendſeite. Don allen Seiten
ber thürmen ſich Gewitter auf. Man macht mir von allen
Seiten verdruß. () Die Art und Weiſe, wie eine Sache fich
uns durch Wirkungen oder Außerungen darſtellet. Sich von der
guten Seite zeigen. Was iſt das wieder für eine ungeſtalte
Seite des gersens? Hermes, Ich wünfchte die ſe vernach läß igte
Seite ihres Serzens nicht geſehen zu haben. Sollte dieß Herz
wohl eine feplechte Seite haben? (ec), Die Art und Weife, der
Puttet, aus welchem man, ein Ding betrachtet, . Alles von dey
guten, von der ſchlechten Seite anfeben. Pflanzen und Thiere,,
welche auf der einen Seite ſchädlich find, find auf der andern
Seite ein Reicht hum medieiniſcher Kräfte, Gell.
3. In noch. weiterm Verſtande wird oft eine Fläche eines
Dinges die Seite genannt. Die obere Seite, die untere Seite.
Etwas auf allen Seiten beſehen.
nm. Im Tatian Situ, bey dem Notker Sittu, im Angelf.
und Engl. Side, tim Schwer. Sida, im Niederſ. Sies, Siede, im
Hebr. 73. Die Abſtammung läßt fih mr mutbmoßen. Es fan
ſeyn, daß es zu dem Niederd. ficd, niedrig, gehöret, (S. das vori»
ge,) indem ein Körper, wenn er auf der Seite liegt, gemeiniglich die ,
geringite Größe hat, Die alte Oberdeutſche zweyte und dritte En⸗
dung der Seiten, für Seite hat ſich noch in den folgenden Zuſam⸗
nienſetzungen erbalten.
Sie Seitengder, plur, die — n, an einem Pferde, S. Sporn⸗
ader.
Das Seitenbein, S. Gedankenbein.
Sas Seitenblatt, des — es, plur. die — blätter, ein jedes
Blast, welches ſich an der Seite eines Dinges befindet. So wer⸗
den z. B. an den gemrinen Pferdegeſchirren gewiſſe lederne Bläts
ter, welche die Stelfe der Reirfcheiden vertreten, Seitenblätter
genannt,
Der Seitenbli, des— es, plur. die—e, ein Bid, welchen
man von der Seite auf eine Sade wirft. Sinen foiefen Seis
tenbli® auf etwas. thun oder werfen.
Des Seitenbret, des — es, plur. die — er, ein jedes Dres
an der Seite eines Dinges, dergleichen 3.8. die geitenbregtt an
einem Bettgeftelle find.
Die Seitenflähe, plur. die —n, von Seite 2, eine von denje-
nigen Flächen, welche die Seiten eines ——— aus machen, im
Segenſatze der Grunsfläche,
Dae Seitengebjude, des — s, plur. ut nom. fing. ein Ge⸗
. käude an der Geite eines andern, welches mit dem Haupt oder
Mistelgebände einen rechten Winkel macht.
Dae Seitentewebr, des— es, plur. die —e, ein Gr
wehr, welches man an der Seite trägt, dergleichen der Der
gen, Pallaſch, Säb:l m. f. f. iſt, zum Unterſchiede von dem
Feriergewehre, Batonctie n.f.f. In engerer Bedeutung ders
Xen die Pallaſche oder Degen der Soeldaten Seilenge wehre
entgesen geſetzet. —
Der Seitengiebel, des —s, plur ut nom, fing. ein Giebel,
welcher fic an der Seite eines Haufes befindet; der Buergiebel.
Der Seitenhobel, des —s, plur.ut.nom. fing. bey den Buch⸗
fenfböftern, womit fie die Kante der Ninne abfiogen, worin das
Rohr zu Liegen kommt. |
Die Seitenlebne, plur. die—n, eine Lehne an der Seite eines
Dinges, zum Unterfehiede von der Rikenlehne, vorderlehne
an, ee
und. BR ‚genannt, uud ats u Eberteweht
und ſo ferner, hr
Das Seitenlier, in den Salzwerfei, S..Ller. -
Die Seitenlinie, plur. die—n, eine Linie, welche ſich uufoder i
an der Seite eines Dinges befindet, deſſen Seite einſchließt, die
Seite einer Figur ausmacht. In den Berwandtſchaften und Ge⸗
fhlechrsregiftern, ift die Seitenlinle die Reihe der Seitenver⸗
wandten, welche ſonſt auch die Frebenimie genannt wird, zumlins A
terfchiede von der aufleigenden und abfleigenden Linie, 4
Die Beitenrolle,plur, die—n, in der Baukunſt, eine Art Krage
fisine, welche durchaus vongleicher Dice, und an den Seiten mit
Schnitkeln verfehen find. -S, Rolle, -
Die Seitenſchiene, plur. die—n, eine Schiene an der Seite
eine Dinges; 3.2. die eiferne Schiene an * Hide des Pflug. =
hauptes.
Der Seitenſchirm, des — es, plur. die —r, in der Jägerep,
‚ein Schiem.zur Seite, oder in einiger Entfernung von dem Paupte
föieme, die Rotddurft der Ratur daſelbſt zu verrichten. -
Der Seitenfchlägel, des—s, plur. ul nom. fing, tin Sat.
ge: der Kupferichiniede, die Seiten vines Gefaͤßes damit zu be⸗
arbeiten.
Der Seitenfihmerz, des— es, plur, $ie—en, cin Schmec
in der Seite des menſchlichen Körpers; das — web,
Das Seitenftechen, des — #, plur, inul, —— ſtechender
Seitenſchmerz; Pleuritis,
Das Seitenſt ück, des — es- plur. die —e, wie welenſafi⸗
ſtuck, für das ausländiſche Pendant.
Die Seitenthür, plur. die— en, eine Thür an der Seite side |
Gebäudes, oder auch an der Seite der Hauptihür; Miederſ. Sies
deldor, Sieldör, Blangender, von blangen, neben, zur Seite.
Die Seitentonze, plur. die—n, im Bergbaue, die Tonnen,
de i Breter, welche im Förderſchachte an dieEinftriche und Stöfe
der andern Sonnenbreter befeftiger werden, woran die Kübel auf
und niedeugeben, ©, Tonne, :
. Der Seitenverwendte, des —n, plur, — n, Femin. die
Seitenverwandte, plur. die —n, eine Perfon vonder Seitens
Unie, welche ‚nur in der Seitenlinie mit einer, BER: vers
wandt iſt.
Der Seitenweg,, RR plur. die—e, ein ea, wegen Ki
dem Saupiwege zur Seite gebe, neben demſelben hingehet;
Flevenweg. Auch wohl ein Wes, welcher uufder Seite von 2%
ſelben abgehet.
Das ©eitenweb, des —es, plur.inuf, ©. Seitenfhmers,
Ar
Das Seitenwerk, des— es plur. die — e, anden Drgeln, er Br
zur Seite des Haupiwerles befindliche Theil der Orgceẽ.
Dos Seitenwehr, des — es,-plur. die — e, in der. Jagerey,
ein Wehr, welches an der Seite eines Klopfjagens angeſtellet wird,
damit dafelbft nichts durbrechen könne, dag yarlorne Wehr,
Der Seitenwind, des—es, plur. die —e, ein Wind, welcher
von der Seite fommit, befonders in er Echifffabtr.
Seither, ein Rebenwori der Zeit, welches auf doppelte Art betrach⸗
‚ tet werden muß. ı.* Als dag in einigen gemeinen Sprecharten
übliche ſeiter, für ſeit, da es non einigen fo wie dieſes mit der
zwepten Endung verbunden wird, Seither einigen Tagen. %
i i
*
U einige diefe Art zur
ben fchuldig fin, Heinrich. von Morunge, '
ee
if EN im Bochteutfen eben: fo ngewdhmich als
das nirdrige ſeiter, und müßte alsdann aud) wie diefes den Ton
auf der erfien Sylbe haben. 2. Als ein zufammen gefegies Ne-
benwort, deſſen legte Hälfte die Partikel ber ift, da deun bende
Sylben dem Tonerfordern. - Es bezeichnet eine Zeitfolge kisjegt
von einer entweder unbeftimmten oder im vorigen beſtimmten Zeit
an. vor fünf Fahren war er hier, ſeither babe ich ibn niche '
wieder gefehben. Lieber Brunn, ſeither habe ich nicht in dei:
» ner Rüble gerubet. Göthe. Allein, da viele gute Provinzen hier
ausdrücklich zeither fprechen, und das Nebenwort auch wohl aus:
Srüůcklich in die Zeit ber, auflöfen, überdieß auch die Elipfis zu
ſtark and dunfelfeyn würde, wenn ſeit die erfte Hälfte ſeyn ſollte,
fo wird es hier richtiger alg eine Zufammenfegung von Zeit angefer
ben. (S. Zeither.) Eben die ailt auch von dem Beyworte ſeit⸗
Berig, beffer zeitherig, S. daſſelbe.
Ss eis, das Nebenwort von dem Hauptworte Seite, welches nur in
Bufammenfegungen üblich iſt, wo es in einigen Fällen auch nur .
— ſeit lautet. Es bezeichnet, entineder den Ort, welchen das
Wort Seite bezeichnet, und lautet feie, wenn diefer beſt immt iſt;
dieffeit, ienfeit, beyſeit; oder auch die Partey, oder Perfon, wo
> 88 feirs lautet, allerſeits, fie fänmtlich, insgefanımt, —
feits, von beyden Seiten, beyde.
Seitwaͤrts ein Nebenwort des Ortes, nach der Seite bin. Seit⸗
wärtg geben, ſtehen u. ſ. f.
el, eine Ableitungsfplbe, welche Haupwöster bitden hilft, ©;
8Sal.
Selb, ein altes Neben- oder wie andere wollen, unabänderliches
Fürwort,welchesehedem in allen Fällen fiir das nenere felber und
ſelbſt gebraucht wurde, Im Hochdeutfchen iſt esfür fich allein
veraltet, und nurnoch in derZufammenfegung mit Drdnuncszahlen.
- üblidy. Er Fam felbandere oder felbswepte, felbdritte, felbvier:
ge, ſelbzwanzigſte, und fo ferner mit allen Drdnungszablen, wo
von einigendas End ze ungebührlich abgefüirget wird, ſelbzweyt,
ſelbdritt n.f f. er. oder fie fam mit noch jemanden, fo daß er
oder fie feldft der andere oder zweyte war, er fam mit noch zweyen,
- fo daßer ſelbſt der drittewar u. f.f. Es iſt ein einzelner und
Nicht fo richtig fcheinet es, wenu -
nice ſelb ander —*— 48.
en im Plural gebrauchen. Sie haben es
ſelbzweyte, felbvierte gerhan, Wir find ſelbſechſe. Go hart
nd ungewöhnlich diefe Ellipſts zu ſehn ſcheinet, ſo alt iſt fie doch.
Selb dritte kommt fon im Schwahenfoiegel, und felb-acht
im Hornegk vor. Auch die Niederfachfen fagen fulv ander u. ſ. f.
die Baieen hingegen fant wander, vielleicht ſammt ander.
Ehedem gebrauchte man dieſes felb auch in andern Zufü mente
fegungen,
ſelbrennend Seuer, Weish. 17,6. Auch dieNiederf. haben noch
ide Sulfmoos, Sufwald, ff. Im Dberdeutfchen gebraucht
man dafür jegt feldft. - Übrigens lautet diefes afte Wort im Anz
gelſ. ſylf, lelfk, bey dem Uphitas dene, im Schwed. Sjelf, Ai.
Engt.[elf, S Selbſt.
“Selbe, ein Fürwort, welches Seelinivet wird (&. Derfelbe) *
ehedem in doppelter Bedeutung üblich war. ı. Ein Individuum
näher uud mit Ausſchließ ung eines jeden andern zu beſtimmen, fine
unſer bentiges ſelber und ſelbſt. Selbo Tod, Kero, der Tod
ſelbſt, oder ſelbſt der Tod. Dienot hanich mir! elbe analle
fchuldegenommen, Neinmar der Alte. Ich erlos mir felbe
einen man;Dithmar von Aſt. Solde aberi iemananimfel-
Wo man es denn
auch wohl dendogeois beyzufügen pflegte. Sinfelbes kaw.al-
tu, Kero, In diefer ganzen Bedentung ift es veraltet. 2. Ms ein Y
Demonfirativo Relativum. An ſelben Tage, Moeſe,13.
mihr aber derſelbe dafür üblich find,
Selbfuanu, Willkühr, Kero Selbuualt, eben daſſ.
Notker, Selbfolgo,die Sete, in der Monfeeifchen Gloffe, ein
dere Mitwirkung.
- Sel 46
Czech, 40,2% An ſelben Orte, Mof.. 26, 7 Zur ſelben Zeit,
QJudüh 6, 10. Im Oberdeutſchen ſelbte. Auch hier gehöret es
im Hochdeutſchen zu den veralteten Wörtern, indem ſelbiger, noch
©, beyde, :
Arm. Bey dem lllphilas [ilbo, im Niederfächſtſchen fulve,
‚welches aber auch nur noch mit dem Artikel Ser gebraucht wird,
©. Selbſt. !
Selber, ein Nebenwort; weldhes mit felbft gleich bedeutendift, und
auf ebendie Art, wie diefes gebraudyt wird, nur daß es Lieber hin⸗
ter feinem Nenn⸗ und Fürworte ſtehet, dagegen felbfi aud) vor dem⸗
felben ſtehen kann. Der Herr. hat felber für euch geſtritten,
Jof. 23,3. Was felber wacht, 2 Kön. 19,29. Die Gottlo⸗
fen bringen fich ſelber um, Tob. 12,10, Arzt, Bilf dir felber,
Luc, 4,23. Wiewohl Fefus felber nicht taufte, Joh. 4,2, Ich
Tann eg felber nicht fagen, Gel. Ich wollte bitten da} fie
ſich felber eine Strafe auferlegten, eben derf. Olaſſen ke mich
geben, und zu mir felber Fommen , eben derſ. Ich wollte
Selber in die Apotheke geben, eben derf. Es ift vornehmlich der
Sprache des gemeinen Lebens und des vertraulichen Umgangesein -
gen, dagegen die anftändigere und höhere ihm das felbft vorziehet.
Anm Im Schweb. fjelf, im Isländ: lialfer. Ehedem ſagte
man auch mit einer andernEndung ſelben. Gutentroftwilich
mir felben geben, einerder Schwäbiſchen Dichter, wo es aber
auch der Dativ des vorigen felbefeyn Fan. Indeſſen gebrauchen
die Niederfachfen aud) fulvenfürfelber. Die Endung er, die
‚bloß adverbifch ift, hat Frifchen und andere verführet, felber Für
einen Compararivum zu halten, vor welchen Abiwege die Sache
ſelbſt fiefchon hätte verwahren follen. S. Selb die Anm.
Selbiger, felbige, felbiges, ein Pronomen Demonftrativo Res
Lativum, welches fich auf eine vorher genannte Perfon oder Sache
beziehet. Srlbiger Mann Fam, der Mann, von welchem im
vorigen gefprochen worden. Zur felbigen Zeit. In felbiger .
Stunde. Esift zwar im Hochdeutfchen nicht gauz ungewöhnlich,
indeffen gebraucht nran esdoch allemahMieber mit dem Artikel der,
derfelbige, diefelbige, daffelbige, wofür aber doch auch Fürzer
derfelbe, diefelbe, daffelbe, gangbarer und edler if, Denn die—
fes Wort ift vermistelft’ der Ableitungs ſylbe —ig.aus dem indeeli⸗
nabilen felb zu einem abänderlichen Fürworte gemacht worden, fo
wie in derfelbe u, f. f. die NE —£, deſſen Stelle
vertritt,
Selbft, ein Nebenwort, welches zur genauen: Beſtimmung eines
perſonlichen oder demonflraziven Fürs oder Hauptwortes dienet,
und von der Perfon oder Sache, woraufes ſich beziehet, die Bey⸗
binfe, Mitwirkung, Vertretung u. f. f. eines jeden andern Indi⸗
vidui ausſchließet. Es wird am gemübnlichfkän hinter fein Haupt«
oder Fürwort gefeset, kann aber auch zuweilen vor demſelben ſte⸗
ben, welcher legtere Stand den Nachdruck erhöhet.
1, Eigentlih. - Er muß felbit fommen, felbit muß er kom⸗
men, tn eigener Nerfon. Wir haben es ſelbſt gethan, ohne ans
Er it es ſelbſt. Die Liebe feiner felbit.
Sieh felbft verfennen, verleugnen. Wer andere loben will,
muß felbft lohens würdig feyn. Böfe Neigungen verffärfen die
Kraͤnkheiten des Körpers und find felbit die: gefährlichſten
"Krankheiten, Gell. Wo it eine Privat» Thorbeit, die nur
in dem Bezirke unfrer felbit bliebe, und fich nicht auf. irgend
eine Weiſe der Gefellichaft mittheilte? eben derf.
Zuweilen ſchließet es nur eine entferntere Theilnebmung uf. f.
aus. Selbſt baden, brauen, durch ſeine eigenen Leute baden und
brauen laſſen, und das Brot oder Bier nicht von dem Bäder
und Brauer nebmen, Oft wird es den Haupt und Fürwörtern
nur um des Nabdruckes willen beygefüget. Die Sade iſt an
und fire ſich ſelbſt nicht ſchlecht, für ſich alein betrachtet. =
ſt
47 Sel
fh ſelbft —
wieder zu ſich Fommen.
Dieſen Nachdruck zu verftäcken, pflegen manche Dberdeutfche
Provinzen nod) das veraktete feld vorzuſetzen, welches bey dem
Dpig und andern Schleſiſchen Dichtern häufig vorfommt, aber
auch in einigen andern Dberdeutfhen Provin zen üblich ift,
Dem die Hatur felbfelbitnichts kbgefohplagen, Opitz.
2 du dir auch felbfelbft nicht Fannf fo wo feyn,
"eben derf.
Es haben ja die Brüder beyde fich
Selb ſelbſt auf einen Tag erwürget jämmerlich, eben derſ.
Dft macht es eine Gradation. Ich komme far ſelbſt auf die
Gedanken, fo gar ich; da es fich denn der folgenden —
Bedeutung nähert.
Die Inverfion, oder die Stellung dieſes Wortes vor ſeinem
Haupt- pder Kürworte, oder gar zu Anfang der Rede, läßt fich hier
nicht fo oft anbringen, als in der folgenden figürlichen Bedeutung.
Dadiefes Wort allemahl zur nähern Beſtimmung eines Haupt⸗
oder Fürwortes gereichet, fo müffen diefe der Kegel nach ausdrüds
lid; da ſeyn. Aber es gibt auch Fälle, wo ſie ohne Tadel ver»
ſchwiegen werden fönnen.. Von ſelbſt, d. i. von fich ſelbſt. Er
ergreift von ſelbſt jede Gelegenheit, die ſich ihm darbiethet,
Gel. Was ſelbſt wäh, von ſich ſelbſt. Kine felbt erwählte
Demuth, Col. 2, 22.
s... Statt des Keeiproci fich felbfi gebraucht man im Oberdeniſchen
— ſelbſt, evbat es ibm ſelbſt zu verdanken; welcher
Gebrauch aber im Sochdeutſchen fremd iſt. In eben dieſer Mund⸗
art pflegt man es auch zur Beſtimmung poffeffiver Fürwörter zu
gebrauchen, Sein felbAgaus, für, fein. eigenes Haus, Yon
unferm felbft Vermögen, von unferm eigenen. Dagegen es im
Hochdeutſchen nur allein perfönliche und demonfkrative Fürwör⸗
ter beſtimmt. Nurinden Zuſammenſetzungen dafelbit, woſelbſt,
und hierſelbſt dienet es auch zur ausſchließenden Beffinmung der
Nebenwörter da, wo, und hier.
Die ſprichwörtliche N. A. ſelbſt it der Mann, d. i, mag ge⸗
hörig verrichtet werden fell, muß man ſelbſt thun, iſt elliptiſch.
Selb iſt der Mann; er ſelbf will glleshoblen, Haged.
Sonſt kann es in manchen Fällen auch als ein unabänderliches
Haupiwort gebraucht werden. Menſchen, die nur. ihr nichts⸗
würdiges Selbſt lieben ‚Neiße, ihre nichiswürdige eigene Perfon,
2, Figürlich.
(+) Ein» Öradation, eine Eiteiteräng des Begriffes zu bes
zeichnen, für fogar, wo es zugleich allerley Inverfionen leider.
Nichts iR natürlicher, und ſelbſt erlaubter. Er ann das
Stehlen ſelbſt nicht laſſen, er Fann felbi das Stehlen nicht lafr
fen, felbR das StehlenFann er nicht laſſen.
Der Schmerz tum ihn ift für mein Herz
Selbfi no) ein angenehmer Schmerz, Gel.
Auch ſelbſt der Zorn laßt ihr. noch ſchön, eben derſ
Auch nicht die Armuth felbE ſollte mich abhalten, redlich zu
handeln, Dufh. Wahrheit reden, fie felbf zu den Süßen des
Thrones veden, it ein Verbrechen, welches Hofleute nie ver:
zeihen. Selbſt der Fluch einer Mutter wiirde bier Praftlos
ſeyn. Selbft aug feinem Stolze wird einſt die ibm. und der
Weit fo norbiwendige Tugend der Befcheidenheit erwachfen, .
wenn er nur will, Gel, Man hüthe fich aber, daß nicht eine
falſche Stellung des ſelbſt den Sinn verdunfele, oder doch eine
Härte versrfadhe,
Was kann is denn für das, was ſelbſt die Liebe ehur.
- ER Gellert.
Wieder zu ſich felbit kommen. Daher —
denn bier auch wegfallen kaun. An und für ſich, in ſich gehen,
Sel
Wo es, wegen der — einfolbigen Mörtes , sta. bart
klinget, fondern auch fo wohl die erfle eigenthihe ‚ als diefe figür⸗
liche Bedeutung leidet, folglich, zweydeutig if,
(2) Wenn man andeuten will, daß, eine Perſon oder
Sache eine Eigenſchaft in einem hoben Grade befige, fo fagt
man nad einer gewöhnlichen Vergrößerung, daß fie diefe Ei-⸗
genſchaft felbft fey.. Er iſt die Sveunslicpfeir ſelbſt. Sie MM
die Schönheit felbfi. Mr wear die Tugend , die Bosheit
felbf, Das ih ja die Süßigkeit felbit. Do zugleich feine
weitere Inverfion Statt findet. Er iſt ia, die Leut ſeligkeit und
Menſchenliebe ſelbſt, Gell.
Viele Sprachlehrer diefes Wort für ein Prono⸗ Ka:
men aus, welchen Nahmen es doch fo wenig verdienet als eigen, Ai
welches die Pofjeffiva beftimmmet, und allein, welches die Anweſen ⸗
Anm, ı 1,
beit und Beyhülfe eines” andern Individui ansfehließer, fo wie ;
felbft, das Subject mit Aus [&ließung eines andern Individui ber
ſtimmet. Es if-ein wahres Reden wort, denn im Deutſchen baden
wir Nebenwörter, welche nicht alein die Seitwörser, fondern ud
die Nennwörter und Partifeln beftimmen.
Anm. 2. Das Stammwort ifi felh, welches in felbe, ein biege |
fames Pronomen wer; und noch ift, und fo wohlfür fich allein, als
auch mit allerley adverbifhen Endungen als ein unabänderliches
Nebenwert gebraucht wurde. Diefe Endungen find —en, —ew, .
—s oder —es —eſt, —ſt, —t; daher diefes Nebenwort bald ed
felben (Miederf. fulven), bald felber, bald felbs, felbeh, felbi,
(Riederf, ſulveſt, ſulvſt,) bald aber auch; wie noch jest iur Oberd.
felbt, felbten, lautet, Sich felbten dem Tode zu entreißen,
Gryph. Dieinfunde diefer verſchiedenen Endfyiben hat manche
Wortforfcher verleitet ‚ Selber und ſelbſt als den Comparatioum
und Superlatibum von felb anzuſehen, da doch dieſes Wort dem
Begriffe nach Feiner eigentlichen Comparation fäbig if. Einige
gemeine Mundarten Hängen diefem durch das adverbifche s ſchon
zu einem Nebenworie gebildeten ſelbſt noch eine adverbiſche En—
dung an, und machen daraus ſelbnen, welche Form zwar im Soch⸗
deuiſchen nicht felten, für die edle Schreibart aber zu gedehnt und
kraftlos ift, weil fie mit zwey Sylbeun nichts mehr fügt, als ſelbñ —
mit Einer.
Da ſelbſt ein von ſelb ——— Wort iſt, fo iſt eg frevlich
jünger als dieſes, indeſſen iſt es doch ſchon ſehr alt; Der Übers
ſetzer Iſiders, verreuthlich der alteſte Deutſche Schriftſteller, hat
ſchon lelpſo, und Dufried felbaz. Die RUREHE fpeehen
und (chreiben noch jest felbs,
Da von zwey End-Eonfonanten, Einer — ein Ablennnee
laut iſt, fo muß man don dem alten ſelb auch dag b trennen, wenn
mandefen Abftammung erforfehen will, Die alten Schweden
fügten wirklich nur ljel für feld, und noch bey dem Notker iſt
Seles felbige, Unfer ſolch unierfeidet fich von felbe nur in dem
Ableitungslante. Da diefes Wort urfprünglich ein Demonftvativo-
Relatives Pronomenift, fo ſcheinet es überbaupt ein exiſtirendes
Ding, ein Individuum zu bezeichnen, da es denn sit der Ablei⸗
tungsfplbe —fal, und unferm Seele Eines Stammes ſeyn würde,
(&: ı Sahl.) Sogar das Hebr. 23, bedeutet fo wohl Seele, als
. »felbR.
Es wird diefes Wort mit vielen Henn und Sefonderg Saupt⸗
wörtern zuſammen geſetzet, etwas zu bezeichnen, das wiran uns
ſelbſt verrichten, was ſich auf uns ſelbſt brziebet u ſef. Einige
davon find ſchon ſehr alt, und wurden ehedem mit Selb gemacht,
(S. daffelbe z) andere find in den neuern Zeiten gemacht worden,
eine lange Umſchreibung zu vermeiden, und lafſen ſich noch täglich
‚vermebren. Sie ſind von denjenigen wohl zu unerfcheiden, welde.
mit eigen ——— gefeget find, deren Zahl — doch ſo groß
* — Die
nicht if,
3
2%
vw.
ae
Die Selbftbefletung, plur. sie—en, diejenige Art der Un.
keuſchheit, weiche man mie feinem eigenen Leibe verübet ; die
„Onanie
Der Selbfibetrug, des —es, plur. inuf. eigentlich, ein Betrug,
welchen man an ſich ſelbſt verüber, doch nur im figürlichen Ver⸗
ſtande, ein falſches Urlheil, welches man von fich, feinen Empfin-
dungen, Vorzügen u. ſ. f. fället. In diefem Selbüberruge wird
fie ihnen ihr ganzes Herz ſehen Iaffen, Gel. =
Die Selbfibeurcheilung, plur. inul. die Beurtheilnus feiner
ſelbſt.
Selbſteigen, adj,etadv. wo die erfte Sylbe nur dazu dienet,
den Nachdruck deseigen zu erhöhen. Sein felbiteigener Herr
ſeyn, fein eigener, Dieß waren feine ſelbſteigenen Worte.
Die Selbfterhaltung, plur.car. die Erhaltung unfers eigenen
Lebens, undalles defjen, was unfere Natur vollfonunen macht,
befonders alg eine ‚moralifhe Pflicht betrachtet. Der Trieb der
Selbſter halt ung ſtraubt ſich gegen alle Lebensgefahren.
Die Selbfterhebung, plur. inul, die Haudlung, da man ſich
ohne Grund über andere erhebet, fih ihnen ohne Grund vorzies
het, und daſſelbe aufeine thãtige Art erweiſet. In engerer Bedeu⸗
tung diefe Fertigkeit,
Die Selbfterfenntniß, plur. car. die Fertigkeit, richtig von
fich ſelbſt zu urtheilen.
Belbfierwable, ad)» welches nur in engerm Verflande gebraucht
wird, von einem Verhalten, welches ınan zum Nachtheil eines
vorgeſchriebenen, nach eigenen Vorf&riften beobachtet. Welche
haben einen Scpeinder Weisheit durch ſelbſt erwählte Geiſt⸗
Uichkeit uns Demuth, Col, 2,23. Ein felblierwahlter Gottes⸗
. den
Die Selbfigefälligkeie, plur, car. ein ungeorduriee Gefallen,
welchen man an ſich und feinen Borzügen trägt, die Fertigkeit ſich
an fi) und feinen Vorzügen ohne Grund zu belufligen; ic der
Selbitgefallen.
Das Selbfigefühl, des — plur.die—e, das Gef üpt, die
lebhafte, anfihanende Erfenntuiß, feines eigenen Zuftaudes, bes
fonders feines moraliſchen.
Das Selbfigefcyoß,des —ffes, plur. Sie — fie, S. Selb ſtſchuß.
Das Soͤlbſtgeſprach, des —es, plur. die —e,ein Gefprächmit
ſich ſelbſt. Nicht fo richtig wird ein Mronolog in den Drama, wo
jemand allein fpricht, wenn er nicht dabey mit ſich ſelbſt ſpricht,
ein Selbſtgeſpräch genannt.
Der Selbſihalter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
Selbſthalterinn, ein Ausdruck, womit das gurongerusg in der Ti»
sulatur des Ruſſiſchen Kaifers von einigen überfegt worden, wofür
doch Selbfiherrfcher angemeffenter ift, wenn hier einmahlein mit
ſelbſt zuſammen gefegtes Wort gebraucht werden foll, welches
doch den Siun nicht erfchöpfet, indem es nureinen Regenten bes -
zeichuet, welcher ſelbſt und nicht durch Minifter regieret.
Der Selbſthaß, des —es, plur. car, der Haß feiner felbſt.
Die Selbfiheit, plur.inul, ein von einigen myſt iſchen Schrifte
ſtellern gebrauchtes Wort, das Abftractum von ſelbſt, ingfeichen
die eigene Perfon zu bezeichnen. Die Vernichtung des Menfchen
amd feiner Selbſtheit, die Unterdrückung der herrſchenden Eigen»
liebe, des Eigenfinnes.und Eigenwillens. Andere haben dafür Ei⸗
gendheit gebraucht,
Der Selbſtherrſcher, ©. Selbſhalter.
Die Selbithülfe, plur. die —n „die Hüilfe, welche man * ch ſelbſt
leiſtet. In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, die Hülfe, wels
"the man fich gegen einen Beleiwiger, zum Radtheil und mit Hint»
anſetzung der obrigkeitlichen Hülfe leiflet ; eigenmächtige Hül-
‚fe, Niederf. Sülfwolde, Sulfwald, Selbſt gewalt. Bry dem
KeroiftSelbwalt, Wiftüpr,.
Ze. W.B, 4. Th, 2. Aufl. 2
Sel 50
*Solbſtig adj. welches Aue im Ober deutſchen für eigen, felbfleis:
gen üblich ift, Wo es zu eines jeden Standes felbitigen Wohlc-
gefallen nothig iſt. Im daſelbſtig und hier ſelbſtig ifkes gleich⸗
falls im Oberdentſchen aın gangbarſten.
Belbftilug, adj.et adv, eine ungegründete Einbildung von fels
ner eigenen Klugheit befigend and Darin gegründet. So auch die
Seltfiklugbeir,
Der Selbſtlaut, des —es,lur. die —e, inder Sprachkunſt ei—
niger, ein Laut, welchen man für ſich ſelbſt, ohne Zuthunng und
Beyhülfe eines andern Lautes ausſprechen kann; mir einem La—
tein ſchen Aunſtworte ein voeal zum Unter ſchiede von einen; Mit⸗
laute, oder Conſonanten. Bey einigen ältern Sprachlehrern,
der Stimmer. Am richtigſten gebraucht man dafür das Wort
gülfslaut. ©. die Sprachlehre.
Der Selbſtlauter, des —s, plur. ut nom. fing. das Zeichen ei⸗
nes Selbſtlautes, die Figur, der Buchſtab. S. Laut und Lauter,
Die Selbfiliebe, plur.car. die Liebe feiner ſelbſt, die Fertigkeit,
fih.an feiner Voll kommenheit zu vergnügen und felbige zu beförs
dern. Da diefe Siebe ſo wohl erlaubtund pflichtmäßig, als auch
unerlaubtund übertrieben ſeyn kann, fo gibt es auch eine erlaubte
- und unerlaubte Selbftliebe, welche letztere auch Eigenliebe ge⸗
nannt wird.
Das Selbſtlob, des—es, plur, inuf. ein Lob, welches man ſich
ſelbſt ertheilet, und von welchem das Eigenlob eine Art ift,
Der Selbfimord, des —es, plur. die —e, der Mord, das iſt,
die Tödtung feiner felbft, In engerer und gewöhnlicherer Bedeus
tung, ein vorfeßlicher Mord, welchen man an fich felbft begehet.
Einen Selbfimors begeben.
Der Selbfimörder, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die
Selbſtmorderinn, eine Perfon, welche einen Selbfimord begehet,
oder begangen bat.
Die Selbftprüfung, plur. die —en, die Prüfung feiner ſelbſt.
Die Selbſtraͤche, plur. inuf. eine Rache, welche man felbft und
eigenmächtig ausuber, mit Hintanfegung. der obrigfeitlichen
Ahndung.
Der Selbftruhm,des —es, plur. inul. der Rupm, weichen marı
fich ſelbſt beyleget.
Der Selbfifchulöner, des—s, plur, ut nom, fing. Fämin.
die Selbſtſchuldnerinn, eine Perfon, welche eine Summe ſelbſt
ſchuldig iſt/ zum Unterſchiede von dem Bürgen.
Der Selbfifchuß, des ſſes, plur. die — duſſe, eine Art Feu⸗
ergewehre, welche fo zugerichtet und gefielet werden, daß ein
Menſch oder Thier, wenn es daran flößer, ſich ſelbſt erſchießen
muß; das Selbſtgeſchoß, die Legebüchſe, der Legeſchuß,
Schwer. Sjelffkott.
Selbfifliändig,—er, — ſte, adj. et adv. für fidh felbft beſtehend,
zu feiner Begreiflichkeit zu feinem Verftande Feines andern Dinge⸗
bedürfend. In dieſem Verſtande haben einige die Grundzahlen
eins, zwey uf. f. felbitfliändige Zahlen, die Selbſtlaute ſelbſt⸗
ſtandige Laute, die Hauptwörter ſelbſtſtandige Wörter genannt.
Angleichen nach eigenen Orundfägen bandelnd,und darin gegrüne
det. Inder engften philofophifchen Bedeutung iſt felbkftändig,
was von fich ſelbſt oder aus eigener Kraft beftehet, was den Grund
feiner Möglichkeit in ſich felbft hat,da denn nur Gott allein ſelbſt⸗
ſtandig iſt. So aud die Selbfiftändigkeit. Opitz gebraucht für‘
felbfitandig von Gott das ungewöhnliche ſelbſtweſend, ober:
gleich das Hanpıwort die Selbiiftändigkeie ſchon bat.
Die Selbfifucht, plur.car. die ungeordnete Begierde, in afen:
Vorfällen feine eigenen Vortheile zu ſuchen; der Egeismus.
Daher ſelbſtſüchtig.
Soͤloſtthatig, adj. et adv. welches nur in der Philoſophie in eue
gerer Bedeutung üblich iſt, ohne Bewußtſeyn eigene Vorãnde⸗
—2
rungen:
Sel
>
x 51
rungen hervor bringend, zum Unterfchiche von dem wilführlich,
womit Borſtellung und Bewußtſeyn verbunden ift, So auch die
Selbitthätigfeit, Spontaneitas.
Die S:lbftverachtung,plar. inufit.dieWerachtung feiner ſelbſt.
Die Selbfiverläugnung, plur.inufit. die Berläugnung feiner
felbft, die Hintanſetzung feiner gegenwärtigen Wohlfahrt, um
eine größere und wefentlichere zu erhalten. .
Das Selbfivertrauen, des—s, plur. car, das Vertrauen auf
ch ſelbſt. % 2 \
DieSelbftzufriedenheit, plur.inufit,diegufeicbenpeit mit ſich
ſelbſt und feinem Zuftande.
Selbftwefend, S.Selbätändig.
Delchen, verb.regul. act. weldes nur in einigen Gegenden,
z. B. in Baiern üblich ift, im Rauche trock nen oder dörren, rãu⸗
ern. Geſelcht Sleifch, geräuchertes. S. Schwelfen, womit
es verwandt zu ſeyn fcheiner: '
Selerie, S. Sellerie.
Selig ein Wort, welches mit dem folgenden Bey- und Neben⸗
worte Eines Urſprunges iſt, und an Haupt ⸗ und Beywörter ger
Bänget wird, andere Bey und Nebenwörter aus denfelben zu bil⸗
den. Es bedeutet eine enge, einen Reichthum derjenigen Sade,
welche das Hauptwort bezeichnet. So iſt im Jslãnd. Scläli, reich
an Getreide, fegerfäll, fiegreih, tockaläll, gnadenreid, Im
Dberdeutfchenift ein leutfeliger Ort/ ein volfreicher, der viele
Einwohner bat, redfelig, geivrädhig, wortreich uf. f. Eben diefe
Bedeutung des Reichthums liegt auch in den im Hochdeutſchen noch
üblichen Bey- und Nebenwörtern zum Grunde, glüdfelig, leutz
felig, mübfelig, faumfelig,rrübfelig, armfelig,feindfelig, hold:
“ feligu.f.f. viel Glück, Mübe, Armuch, Zeindfchaft, Huld uff.
habend. In gottſelig feheinet es eine Ähnlichkeit zu bedeuten, wels
her Bedeutung diefes Wort gar wohl fähig ift, ob fiegleich eben
nicht die hãufigſte iſt; indeſſen läſſet es ſich vermittelſt einer Figur
auch aus der algemeinern Bedeutung des Beſitzes erflärcit.
Am Oberdeutſchen dat man noch mehrere Wörter diefer Art,
welche aber im Hochdeutfchen fremd find; 3. B. rathielig, reich
an autem Kathe ; friedfelig, reich an friedfertigen Öeftunungen,
welches auch-von einigen nenern Dichtern im Hochdeutfiben ger
braucht. worden, bitefelig, eine gute Gabe zu bitten habend, gnad⸗
felig, anädig, gnadenreich, rachſelig, tachgierig babfelig, reich
an Habe, daher uhfer Sabfeligkeit, lobſelig, reich an Lob, und fo
ferner. —
Anm. Im Island. lautet dieſes Wort ſäll. Die Endſylbe
—ig, iſt die Ableitungsfp!be, daher es bier nur auf die Spibe ſel
anfommt, welche eine Zabl, Menge, Verbindung, Geſellſchaft,
Beſitz u. ſa f. bedeutet. (S. ı Sabl.) Mit der Ableitungsfplbe der
Hauptwörter —fal iſt es genan verwandt, obne eben unmittelbar
don demfelben abzuffammen, daher auch die Schreibart falig für
felig unnöchigift, zumahl da für—fal in vielen Fällen auh ——fel
üblich ifl. ;
Die vermittelft diefes Wortes gemachten Beywörter leiden nicht
nur die Comparation, fondern es fönnen au) Hauptwörter auf
—feit davon gemacht werden; Arübfeligkeit, Saumfeligkeit,
Armſeligkeit uf. f.
Selig, —er, —fe, adjzet adv. welches chedem nicht nur allein
reich ſondern auch-guf bedeutete,indiefen Bedeutungen aber längft
veraltetift. Es bedeutete nodh,
1. ineinem hohen Grade glücklich, und ſich diefes Zuffandes
mit herrſchender Luft bewußt.
Dem,der wol bittenkap,
Der wirt villichteein felig man,
Graf Rud. von Riuwenburg.
Selig fi min liebe frowe,
‘ Die mir froeitdasherze mitdienfinnen,
Markgr. Heinr. von Meiffen,
Und fo in vielen andern Stellen mehr, 52%,
— Bey glauben ich dir verſprich, 3
Dich reich und felig zumachen, Sheuerd. Kap. 36.
Ingleichen febr häufig in der Dentſchen Bibel, wo es oft auch nichts
anders, als glücklich bedeutet. Im Hochdeutſchen hat man es um
der gwendeutigfeit mit den folgenden Bedeutungen willen veralten
laſſen, und dafür das beftimmtere glückſelig eingeführet ; nur eis
nige neuere Dichter gebrauchen es noch in der veralteten Bedeu-
tung. 8%
4
*
Wenn er, ein Gott Oſtir, durch unſre SIuren
Im ſeligſten Triumphe faährt, Raml.
2. Inengerer Bedeutung. (1) Der himmliſchen Glückſeliskeit
nach diefem Leben theilhaftig. Selig werden, felig ſterben. Die
Seligen im Simmel.®ott babe ihn felig, eine im gemeinen Leben
übliche Formel, eines Verftorbenen zu erwähnen. Ja der Nömie _
ſchen Kirche nennet man im engern Verftande diejenigen felig,
welche in dem Geruche der. Heiligkeit geftorben find, welche die
Kicche zur Eanonifation beſt immt bat, und ihre Verehrung zunt
voraus billiget, ob fie gleich noch nicht canonifiret worden; zum
Unterfchiede von dem heilig. Im weiteften Verſtande nennet man
allein der Kirchengemeinſchaft verftorbenen Perfonen felig , ohne
eben dadurch. die Befchaffenheit ihres Zuftandes zu befkimmen,
und da hat man nach dem Unterfchiede des Standes auch wohl:
felig »bochfelig und höchſtſelig. Mein feliger Dater, mein ver»
fiocdener Vater ; wo man im gemeinen Leben auch 00h! das Bey⸗
wort nach alter Art hinten zu fegen pflegt, mein Vater Teliger.
Der wohlfelige Graf, der höchſtſelige König. 12) Sich dee -
Bereinianng mit Gottmitanfhauender Luft bewußt, und in diee
ſem Bewußefeyn gegründet. Tugendhafte und felige Empfin«
dungen des Serzens genen Gost, Gel, Beſonders bey einigen
nern finnlichen Kirchengemeinden £
Anm Bey dem Ditfried Lalig, im Niedert. felig, im Angelf,
faeli, im Engl. fly, im Schwed. falig, im Jsländ, läl, Die
erfte Bedeutung feheinet reich, begütert geweſen zu ſeyn oder auch
“gut, wie denn. noch im Ulpbilas el, gut, bedeutet, Die Bedeu⸗
tung des Glückes iſt eine gewöhnliche Figur des Reichthums, das
der auhim Schweb. läll, glücklich if. Das kat. Salus,unfer -
Zeil, und vielleicht auch das Lat. felix, find nahe damit verwandt,
Das alte Oberdrutſche Selde, Heil, Wohlfahrt, Glück, iſt veral-
get, und dafür das neue Seligkeit eingeführer. (Siebe das voris
ge, inaleichen ı Sahl.) Wenn im gemeinen Leben und ‚im
Scherze felig oft im hohen ®rade trunken bedeutet, fo kann ſolches
eine Figur ſeyn, weil ein ſolcher Betrunkener ſich feines Zuſtan ⸗
des mit vielem Vergiigen bewußt zu ſeyn ſcheintet; es kann aber
auch von dem Riederfähfifcben folig, ſchmutzig, abftammen, ob
es gleich den verächtlichen Rebenbegriff nicht hat, der ihm alsdaun
zufommen müßte, — —
Die Seligkeit, plur. die —en. 1. Glückſeligkeit, und derenEms
pfindung, mit einem hohen Grade des Wohlgefallens, in welcher
weiten Bedentung.es fo wie das vorige Beywort nur noch zumeis
en vorfommt, befonders in der böhern Schreibart. O, ſich ge⸗
Tiebe zu fehn, welche Seligfeit! Raml. In der Mittbeilung
unferer Begriffe an unfere Sreundelieget eineSeligfeit, die
auch der hartnaͤckigſte Einfame fühle, Zimmerm. wo es oft von
dem höchſten Grade des Vergnügens, der augenehmen Empfindun⸗
gen gebraucht wird. Die Seligkeit Gottes, deſſen höchſte Belu-
ſtigung an dem Beſitze ſeiner nothwendigen Vollkommenheiten.
Die acht Seligkeiten, die achtfache Mattb, 5 vorgetragene Büde ⸗
ſeligkeit. 2. Zu engerer theologifcher Bedeutung iſt die Seligkeit,
36
—
\ ER — NZ
A) der Gennf der Vereinigung mit Gottin diefem Leben, (2) Der
* . Öenußderfelben nach diefem Leben, die Fünftige Wohlfahrt der
= Menfchen in der unmitselbaren Vereinigung mit Gott, obne Plus
- sal ; das ewige Leben, der Simmel, —
Anm, Schon im oien Jabrbunderte für Glück, Glückſeligkeit,
Saliched:,bey dem Notkerdaligneit, mit andern Endſylben bey
dem Ottfried Salida, in den fpätern Zeiten Sup, im Jſidor
Salıchom, 7 >
Der S.lerie, (renfolbis) plur. inufit, die Wurzel einer grögern.
Art Peterfilie, und diefes ganze Gewachs, weldes aus Italien
zu ung gebracht worden, wober auch defjon Rahme ſtammet; Ital.
Celeri, Sceleri, Sranzöf. Celeri, Engl, Celery, Böhm. Ue-
ler, Im Deutſchen lautet vas Ldoppelt,
- Sellmann, ein Nahme des Leuhundes bey den Jägern, S. Ge:
ſellmann. F
Silten, Der, —fe, adject. el adverb. welches dem oft entge⸗
gen ftebet, und den Umftand drzeichner, da ein Ding nicht oft egie
ſtiret, gefchiebet oder angetroffen wird. Die Nordlichter finS
‚in unſern Gegenden felten, etwas Seltenes, in. den nöedlichen
find ſie nicht fo ſelten. In dem: Schoße des Glückes if no
felten ein Mann erzogen worden. Duſch. Seiten fabe man
ihn lachen. Bas Ungiu verfolgt ihn mie ſeltner Härte.
ine feltene Begebenbeit. Seltene Bücher, im gemeinen Leben
rare, - Einfelten gutes Bind, im genwinen Leben, ein ſehr gu⸗
‚665, dergleichen felten arfunden wird, —
Anm. Bey den SchwäbiſchenDichtern lelten, im Riederſ. ſel⸗
Sen, im Andelf.ield, leldan, im Engl. leldom, im Schwed.
lällan. Schon bey dem Uphiias ift Gldalik, wunderbar, und
fildalikan, bewundern. ‘
Die Seltenheit, plur. Jie—en. ı. Die Eigenfchaft eines Din--
‚ges, da es felten iſt; ohne Plural, Die Seltenheit einer Bege:
benheit, eines Buches. 2. Ein feltenes Ding, eine feltene Be⸗
gebeubeit; mit dem Plural,
Seltſam, —er, — ſte, adj. et adv. welches von dem veralteten
fele, Ratt der Ableitungs ſylbe en mit der Sylbe ſam gebildet iſt.
Wie felten, was nicht oft geſchiehet, wirklich ift, oder an ⸗
getroffen wird ; fchon bey dem Oitfried feitlan, bey dem Stry⸗
. Fer laeltzeim, .
, Dankbarkeit du theure Tugend,
Allterſt bald in deiner Jugend,
Drum macht deine kurze Sri,
Daß du immer feltfam bil, Logan. -
Sn ber anſtaãndigen Sprechart der Hochdeutſchen iſt es in die ſer Be⸗
deutung veraltet, und nur den gemeinen Mundarten überlaſſen.
„2. Sigärlic. (1)* Wunderbar, bewundernswürdig. Und fir ent⸗
ſatzten fiid alle, und preiferen Gott, und ſprachen, wir haben
heute ſeltſame Dinge gefeben, Luc. 5,26. Dasgerz muß fid) ver-
„wundern folches feltfamen Regens, Sir. 43, 20. Daſelbſt
fins feltfame Wunder, ®.27. Auch diefe Bedeutung ift im
Hochdeutſchen veraltet. (2) Bon der regelmäfigen,aehörigen oder
gewöhnlichen Geſt alt abweichend. Eine ſeltſame Hafe,3 Mof,
21,38, Sic feltfam betragen, ein feltfames Betragen. Eine
feltfame Sigur. Sie fehen heute fehr feltfam aus. Kin feltfa:
mer Menſch/ der imfeinem ganzen Betragen von dem Gewöpulis
chen abweicht, —
Aunm. In den gemeinen Sprecharten ſeltſen, oder felgen, im
Niederſ ſeldſen, Schwed ſalllam. Oitfried gebraucht es auch
als ein Hauptwort, thaz Seltlani, das Wunder.
Die Seltfamfeit, plur. die—en, gleichfals-nur in der legten
figürlichen Bedentung, 1. Die Eigenfchaft einer Sache, da fie
“ feitfan iſt ohne Plural, 2, Ein ſeltſames Ding, eine feltfame
igenfchaft,
Sen 54
Semiſch, ©. Samiſch.
Die Semmel, plur. die —n, weißes aus Weitzenmehle gebacke⸗
nes Brot. Schicht- oder Zeilſemmeln, zum Unterſchiede von den
Eck- oder Örtfemmeln, welche Ketern.am bäuftaften Semmeln
ſchlechthin genannt werden. Geraſpelte Semmeln, Mundſem⸗
melnuf.f. Für weißes Weigenmepl, wie Sir, 38, 1 1, iſt es
im Hochdeutſchen ungewöhnlich. .
Am. Im Niederſächſ. Semel, noch häufiger aber Stute, im
Schwed. Simla, Vohln. Zemla, Es ift aus dem Latein. fimila,
Griech. aepsöndsg. feines Weisenmehlentlehner, und ſtehet für
Semmeibior. Zemdrdurszagrog kommt ſchon im Homer vor,
Im Jial iſt Semora, uno ui Feanuz. Semoule, fowohl feines
Nudelmehl, ais auch die Kleye, vieleicht nur folche, aus welcher
das feine Mehl gefiebt worden.
Der Semmeliböß, des —es, plur. die — Flöße, Diminut,
das Semmelflöächen, in den Rüden, Klöße, welche flattdes
edles aus geriebenen Semmeln bereitet werden, ;
Der Stmmelfocd, des — es, plur. die — Fächer, ebendafelbft,
ein Koch, d,i. eine aufgelaufene Speife, welche aus Semmeln
und Milch bereitet wird. ; 8
Das Sömmelmehl, Jes—es, plur. car. dasjenige feine Wei-
Bennichl, woraus die Semmeln gebacken werden , zum Unterfchie-
de von dem feinern Mundmehle und gröberen Pohlmehle. Luther
gebrauchtes in der Drutſchen Bibel mehrmahls für feines Weitzen⸗
mebl überhaupt, in welchem Verſtande es aberungewöhnlich ift.
"Die Semmel:Paftete, plur. die—n, in den Küchen, mit ei⸗
ner Pafkeren- Füße gefüllte Semmeln oder Franzbrot,
Der Semmelſchleber, des —s, plur. ur nom. ing. bey den
Bädern ein Schieber, die Semmeln damit in den Dfen zu fehieben.
Der Sömmelfchnitt, des—es, plur, die e,\ runde voneis
ner Senimel —— Scheiben.
Die Semſe, plür. die —n, ein den Binſen ähnliches Gewächz,
welches an feuchten Orten wãchſet, und auch Binſengras genannt
wird; Scirpus L. Das Cyper⸗Gras iffeine Art davon
— Sen, eine Ableitungsſylbe, welche an Zeitwörter gehänger wird,
Antenfiva und Iterativa daraus zu bilden; gack ſen oder gäck ſen,
von gacken, das veraltete dinſen ziehen, von dehnen, hummſen,
ſummſen, von hummen, ſummen, raffien, von raffen, drud:
‚sen von drucken, lugſen, von dem alten lugen, ſehen, bamm-
Ten, wammfen n.f.f. Oft gehet das f in ein z über; brunsen,
von dem veralteten brunnen, pelsen, von pelen, fillen, ſchlagen,
hunzen; beſonders wenn ſich das Zeitwort auf ein tendiget, higen.
figen. Zuweilen auch in ein ſch, quetſchen, in andern Mund⸗
arten quetſen, manſchen. Zuweilen wird fie auch an Beywörter
gehänger, Activa daraus zu bilden ; gelefen oder gelgen, gelt
machen , d. i. ver ſchneiden, das alte reich ſen, zegieren , das Engl.
to renfe, to rinle, reinigen, von rein, Franz. rincer, Schwed.
renſa, Island. hreinfa,
Die Send, plur. de—e, ein nur noch in einigen Gegenden ühlie
ches Wort, ein geiftliches Sittengericht zu bejeichnen, in wel.
chem ebedem auch hrliche Laien Gig hatten ; das Synodal-Ge:
richt, Sendgerigpe. Nach dem Sächſiſchen Landrechte mußte je⸗
der Pfarrer in feiner Pfarre alle Jahre drey Mahl Send balten.
Eben dafelbft wird des Bifchofs Send, des Dompropſtes und der
Erzpriefier Send, und der Archidiaconen Send gedacht, wel⸗
bes ſo viele Synodal⸗ oder geiliche Gerichte waren. In dem
Schwabenfpiegel wird auch ein! Synode, d.i. die Verſammlung
der Geiftlichen einer Didces,die Sende genannt. Indeſſen fcheir
net es, daß aut weltliche Gerichte in manchen Grgenden Sende
genannt werden, Zn eintgenSchleswigifhenÄintern werden daber
diejenigen Bonden, welche in einem Eriminals Gerichte fißen,
Sand: oder Sende genannt, e
O 2 Anm.
55 a
Anm. IarNiederf. Sint. Es i aus dem Latein Synodus
entlehuet, und mit Zent nicht zu verwechſeln, welches ein ganz
‚werfchiedenes Geticht bedeutet, In einigen Gegenden iſt es mãnn ⸗
lichen Geſchlechtes, der Send. 2
Der Sendbrief, des —es, plur. die —e, von dem Zeitworte fen=
den, eigentlich, ein jeder Brief, ein jedes Schreiben, weil es anki-
nen andern gefande wird; zum Unterfchiede von Brief, fo fern es
ebedeni eine jede Urfunde bedeutete. In diefer Bedeutung ifl es
veraltet, und man gebraucht Sendbrief, oder noch Lieber Send=
ſchreiben, nur noch von einem Schreiben an mehrere, welches ci»
- ner dem andern zufendete \
Die Sendbrüche, fing. inul, ineinigen Gegenden, Brüche, di.
Strafgeldet, welche auf der Send, oder dem Sendgerichte er»
kanut werden.
Der Sendel, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut .
nom. fing. die geringfte Art Taffers,welche fehr leicht, dünn uirb
durchfichtig iſt, und auch Sendel-Taffer genannt wird. Im Ital.
Sendali, Franz Cendal, Schwed. Syndal, Engl. Tinlel,
alfe aus dem mittlern Lat. Cendalum, Sandale, Es ſcheinet
mit.awdoy, oder mit dem Arabifhen Cendali, ein fehr dünnes
Blatt, verwandt zu fenn. Es wird von einigen auch Zendel und
Zindel gefchrieben und gefprochen. .
Senden, verb. irreg. act. Imperf. ich ſandte; Mittelw. ge-
ſandt. Esift mit dem Activo ſchicken gleich bedeutend, nur mit
dem Unterfchiede, daß jenes mehr im gemeinen Leben, fenden aber
nur in der anffändigern und höhern Schreibart gebraucht wird.
Waaren von einem Orte zum andern enden. Jemanden eis
‚nen Borhen, einen Brief fenden. Der Herr har uns gefandt,
Sodom zu verderben, ı Mof.19,3. Daher auhdas Mittels
wort gefandt häufig als ein Hauptwort gebraucht wird, (S. der
Gefandte.) Ehedem gebrauchte man dafür Sendborhe. In der
Deutfchen Bibel bedeutet fenden oft nörhige Vollmacht und Vor⸗
fcheift zu einem Gefchäftegeben. Daher die Sendung, aud ia ,
der legten biblifchen Bedeutung. :
Anm. _ Schon in dem Kero, Dttfried und andern (entan,
Ben dem Upbilas landjan und (atjan, im Engl. to (end, im
Schwed.fända, im Lettiſchen ſinetu. Wachter zeigt febr gut,
daß diefes Zeitwort ein Factitivum von dem veralteten Zeitworte
finan, gehen, ift, welches noch bey dem Detfried vorkommit, fo
daß fenden eigentlich geben machen bedeutet. Daher bedeutet
fentan im Satian aud) werfen. Im Angelf. ift Athian, gehen,
und Sind war ehedemfehr gangbar, die Reiſe und den Weg zu be⸗
zeichnen,
Soͤndfallig, adj. et adv. nur in einigen Gegenden, vor einer.
Send, d.i. einem geiftlichen Gerichte, ſtraffällig, was in einer
Send beftrafet wird.
Das Sindtericht, des—es, plur. die —e, ein geiſtliches Ge⸗
richt, die Send, (S.diefes Wort.) So wird noch in Adchen das
- geiftliche Gericht das Sendgericht genannf,
Der Sendherr, des —en, plur. die —en, derjenige, der das,
mag in eine Send oder in einem geiftlichen Sittengerid;te bes
ſchloſſen worden, vollziehen bilfe, ;
Das Sendkorn, des — cs, plur. car, auch nur in einigen Ge⸗
aenden, dasjenige Korn oder Getreide, weiches dem Acdhidiacono
für die Haltung der Send aus feinem Sprengel entrichtet wird,
Sendpflichtig, adj. etadv. eben dafelbft, der geiftlichen Ge—
richtbarfeit jemandes unterworfen. Sendpflichtige Leute, wel⸗
che daſelbſt auch Sendverwandte genannt werden,
Das Sendrecht, des —es, plur. inul, das Recht, eine Send,
d. i. geiffliches Gericht, zu halten,
Der Sendricdh:er, des —s/plur, utnom, fing, ber Richter in
einem Sendgerichte. {
Der Sondſchopoe Ks —n, plur. die
56.
— , der Schoppe, oder
Her
& Sen
Venfiser ineinem Sendgerichte,
Das Senst reiben, des —s, plur. ut nom. fing. Siehe
Sendbrief. y 2
* a a ‚des—n, plur. die —n, Siehe Seud⸗
pflicheig. x —
Der Senes-Baum, des—es, plur. die —bäume, eine Net Caſ⸗
fien, welche ein Staudengewächs ift, ſo urfprünglich in Aghpten
wächfet, aber auch in Italien und Frankreich gebauet wird,und die -
in den Apotheken befannten Senes - Blätter liefert; Caflıa
' Senna Linn. bey einigen au) die Senne, Der Rahme ift ans
dem Ital. Sena, Lat. Senna,
Der Senf, des—es, plur. inuf. eine Schoten tragende Bflanze,
von welcher Eine rt auf den Adern wild wächferz Sinapi
Linn. Der Same des fhwarzen Senfes, Sinapi nigra
‚Linn. welcher auf den Dämmen des initternächtigen Europa
wild wächfer, twird mit Waffer oder Wein zu einer Tunke gemah⸗
len, und alsdann gleichfalls Senf genannt; im Miederf. beißt er
alsdann Menric, Muſtert, (S. daserfte.) In der imgemeinen
Leben üblichen figtelihen R. A einer langen Senf über etwag
machen, d. i, vieleunnüse Worte, ſtehet Senf für Senfbrübe,
und lang, bedeutet, wie in andern Fällen, mit vielem er ver⸗
dünne. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Geſtalt Gera
und des Samens, werden auch der Sederich und das Täfchel-
Fraut, zuweilen wilder Senf oder Bauernſenf, und der Dotten,
Sefamum orientale Linn. Wegefenf genannt. /
Anm. Im SatianSenaf,bin tem Notker Seneff,im Niederr, .
Semp, im Engl.Senvy, im Franz. Sönev&, im Schwed. Se-
napz alle aus dem£at.Sinapi, unddieß ausdemGrieh eirym.
Die Senfbrübe, plur. die —n, eine mit Senf zubereitete Brühe.
Das Sönfforn, des —es, plur. die —Förner, das Samenkorn
des Senfes. , pr ne
Die Senfmübhle, plur. die—n, eine Handmühte, den Senf date
aufzu mahlen.
Die Sönfte, S. Sänfte. ;
Der Senfteig, ses —es, plur, inuf. ben den Ärzten und Wind»
ärzten,ein Breyumſchlag von Senf, welcher als eine Bähung auf
einen kranken Theil des Leibes gelegt wird, Sinapifmus.
Sengen, verb. reg. act. die haarigen oder den Haaren ähnlichen
Theile auf der Oberfläche eines Körpers abbrennen. Bin ge:
fchlachtetes Schwein, eine gerupfte Gans fengen. Die zutma—⸗
&er fengen die Züte, wenn ſte ihnen mit angezindetem Steobe die
längften Haare benebmen. Im Kriegefengen und brennen, wo
ſengen alfem Anfehen nach das Getreide auf dem Felde abbrennen
4
"bedeutet. Die Grille und dig Heufchre£e zwitſcherten unter
dem Schatten der Blätter im geſengten Grafe, Geßn. nach eis
ner poetifchen Vergrößerung. SoauhdasSmgen.
Anm. Es ſcheinet den Laut nachzuahmen, welchen das Feuer
in dergleichen haarigen Theilen verurſacht, und iſt mit zůn den
uf. f. verwandt, Die Niederfachfen ſagen dafür ſchroien. Man
bemerke die Ahnlichkeit zwiſchen ſchreyen und ſchroien, und zwi⸗
ſchen fengen und ſingen; lauter Beweiſe, daß ähnliche Wörter
fehr verſchiedene Dinge bedeuten, wenn fich nur eine Ahnlichkeit
in dem Tone biefer Dinge befindet, oder die Erfinder der Sprache
fih felbige unter einem ähnlichen Laute gedacht baben. m
Das Sentbley, des —es, plur, die —e, inder Schifffahrt, ein
Dley an einer Schnur, die Tiefe des Waffers damit zu erforfchen,
welches auch dag Grundblep, Grundloth, Bleyloth, der Bley=
wurf, das Wurfbley u, ff. genannt wird; bey dem Pietorius
der Sentel, i :
Die Sente, plur, die —n, von dem Zeittworte fenfen. 1. Eine
niedrige Gegend, ein nur in einigen Provinzen übliches Wort;
p ® Niederf, -
*
an
a ih
Niederſ. Sinke.
zum Fortpflanzen, (S. Senker.) 3. Bey den Fiſchern wird auch
das Senkgarn die Senke genanut. x. Bey den Schmieden und
Schloſſern iſt die Senke, eine ausgehöhlte Form, andern Dingen
darin ihre gehörige Geſtalt zu geben. So iſt die Schlüſſelſenke,
eine ſtäblerne Platte mit rundlichen Reifen, die Höhren an den
Schlüſſeln darin abzurunden.
1 1,.Der Senfel, des —s, plur. ut nom. fing, von dem Seitiwor«
te fenFen, ein Ding, welches: gefenft wird; ein nur in einigen
"Fällen und ‚einigen Öegeuden übliches Wort, Ein Senfbley
wird noch in einigen Gegenden ein Senkel, und das Bleyloth die
Senkelfchnur genannt, fo wie auch ſenkelrecht für fenfrecht nicht
unbekannt ift. In andern Gegenden heißen die unten an die Fiſch⸗
netze befeftigten Bleyſtücke, fie damit unter das Waſſer zu fenfen,
die Senkel, welche fonft auch das Geſenke genannt werden.
2. Der Senkel, des —s, plur. utnom. fing. ein Wort, in wel⸗
chem der Begriff der Verbindung der herrfchende ift, welches aber
in mebrern Fällen gebraucht wird. ı. Ein Riemen, gewiffe Klei⸗
dungsſtücke damit zu verbinden, beißt fo wohl in Dber- als Nies
derdeutfchland ein’ Senkel. Daher ift der Schnürſenkel, im
Oberd. der Schnürriemen, auch wenn er nur eine Schnur und
Fein eigentlicher Riemen it, Vohln. Zenkiel, Obgleich der Bes
"griff der Verbindung dieſer Bedeutung vollkommen angemeffen
ift,fo kann doch auch die Ausdehnung in die Ränge mit in Betrach⸗
tung fommen, dars denn von Sehne nur in der Endſolbe verfchier
den feyn würde... 2, Im Bergbaue ſind die Senkel Feine eiferne
Klammern, die Öerinne oder Latten damit zufammen zufügen.
Von dieſer Art find auch die Senkel am Treibehnte, das Gerip⸗
pe des Treibehutes damit andie Bleche zu befeftigen.
Anm. Im Angelf, ift Sinc, eine Verbindung, Verſamm⸗
lung mehrerer Dinge, Sondre aber die Herde, (S. Senne.)
Mit einer andern Abfeitungsfolbe ift auch das alte Sune, Fami-
lie, damit verwandt, (5. Sohn und Gefinde.)
Wöͤrtern iſt, ſo wie innnferm Senkel, die Verbindung der Stamm⸗
begriff.
Das Senkblech, ses —es, plur. doch nur von mebrern Arten,
N die —e, dünnes Eifenblech, woraus die Pfeifen an den Schnür-
fenfeln oder Shnürriemen verfertiget werden,
Das Sentelholz, des —es, plur. die —hölzer, im Hüstenbaue,
ein langes Holz, in Geftalt eines Rührholzes, die Bechfchlämme
"in dem Wafchfaffe derb zu ſtoßen; vielleicht auch mit dem hert⸗
Rh fchenden Bestiffeder Bereinigung, Verbindung. S. 2 Senkel.
Die Senfelnadel, plur. die—n, in einigen Gegenden ein Nah—
me der Schrürnadel oder Einreihnadel, Senkel oder Schnüre da⸗
— mit durchzuziehen.
Senkelrecht, S. Senkrecht.
Die Senkelſchnur, plur. die —ſchnüre, in einigen Gegenden,
ein Nahme des Bleylothes, fo fern es dienet, die ſenkrechte Stel⸗
lung eines Körpers damit zu erforſchen.
Sinten, verb,reg. act. welchesdas Factitivum von ſtnken iſt,
ſinken machen, nach und nach in die Tiefe laſſen. 1. Eigentlich.
Eine Leiche i in das Grab ſenken. Den Anker in das Waſſer fen=
‘en. Die Senkung der Angel, nicht nur das Hinablaſſen derfels
ben in das Waffer, fondern auch das Maß, wie weit fie in das
Waſſer hinab reichen muß. Dasgaus, die Mauer ſenkt ſich,
wenn ſie nach und nach indie Erde finft.
© ſenkt euch bevab von raufchenden Wipfeln,
Seilige Schauer, die ganz die Seele des Dichters empfin:
der, Zadar,
2, Figürlih. (1) Im Wein und Gartenbane ift das Senfen
oder Abſenken eine Art der Fortpflanzung der Bewächfe, da mar
- eine Rebe oder einen Zweig, es fieven dem Stamme abzulöfen,
2, Das Senken, d.i.da3 Aizen der Senker
In allen dieſen
Sen 58 Ä
in die Erde fenker, d. i. beuget, damit der in der Erde befindliche
Theil Wurzel fchlage. Eine Rebefenfen. Zr batedle Reben
darein geſenkt, in den Weinberg, Ef.5,2; we es aber übers
haupt für fegen, pflanzen zu fleben ſcheinet. (S.Scaıker.) (2) Im
- © Bergbaue ift fenken oder: abfenken, in die Tiefe graben, wo es
aber bey den Bergleute gemeiniglich ſinken lauter.
"Schacht fenfen, abfenken, oder ſinken, abfinken. Es ift in
diefem Verſtande ſchon alt. In einer alten Tirolifchen Berg⸗
werksurkunde von 1208 in Spergas Zirol, Bergwerksgefchichte
femmt Xencare ſchon in diefem Verſtande vor. Eben dafelbft if
Xencelöchus, eine abgefenfte Grube, und Xincarum, ein
Geſenk. (©. daslegtere,) Iu Senfhammer,Senkeu f. f. bes
deutet es überhaupt vertiefen. . So auch das Senken und die
Senkung. —
Anm. Bey dem Ottfried lankan, ſangan, im Augelſ. len-
cian, im Schwed. lanka, im Ieländ. ohne nlöckwa, im
Engl, to fink, welches dafeldft fo. wohl ſenken als finfen bedeus
tet, S. das letztere.
Das Sönfende, des —s, plut. ut nom. fing.
gende,
Det Senker, des —s, plur. ut nom. fing. von dem vorigen
Seitworte, 2. Im Wein- und Gartenbaue, ein Zweig, Reis oder
Rebe, welcher zur Fortpflanzung indie Erde gebeuget worden, das
mit er daſelbſt Wurzel fchlage ; in einigen Gegenden die Senfe,
im Weinbaue auch das Senfende (von Ende) das Geſenke. (S.
Ableger.) 2. Ben den Fiichern, iſt der Senker ein einfaches viers
eckiges Fiſchernetz, welches etwas beutelförmig iff, und. an zweh
biegfamen Stangen hängt, vermittelft deren esin das Waffer ges
ſenket wird. Es ſcheinet von denjenigen Megen, welche Senken
und Senfgarne genannt werden, noch verfchieden zu ſeyn.
Dee Senkgern, des—es, plur. die —r, ein Fifcherneg, wel⸗
des vermittelft angehängter Bleyſtücke in das Waſſer gefentet
wird; die Senke. ©. dag vorige.
Die Senkgrube, plur, die —n, im Weinbaue, diejenige Grube,
in welche der Senker geſenket, d. i. ohne ihn von feinem Stocke zn
trennen zur Anwurzelung gebeuget wird,
Der Senfhammer, des —s, plur. die —hämmer, bey den Huf⸗
fchmieden,ein Hammer, welcher auf feiner größten Bahn Fur⸗
chen hat, Rinnen damit in das Eiſen zu ſenken.
Das Senkholz, des —es, plur. in ul bey den Holzflößen, dasje⸗
nige Holz, welches auf den Grund geſunken iſt ſich auf den Grund
geſenket bat, und herauf gehohlet und nachaeflößet werden muß.
Der Senkknecht, des — es, plur. die —e, im Weindaue, ein,
. Heiner Pfahl mit einem Halen, den Senfer damit in die Erdezu
befeftigen. ©. Knecht.
Einen
Siehe das fol⸗
"Der Senkfolben,des—s,plur. ut nom. fing. bey den Schlöſ⸗
fern, eine Art eines-Bohrers, ein Loch damit oben zu erweitern,
Schraubenköpfe, Verniethungen darein zu verſenken.
Der Senkkorb, des—es, plur. die —Forbe, im Bergbane, ein
Korb von Drabt oder Holzſchienen unter dem Anftecliele, damit
feine Steine oder Holzfplitter mit dem Waſſer hinan gezogen
werden, . 5
Der Sönkler,des —s,plur. ut nom. fing.von 2 Senfel. ı.Ein
Handwerker, welcher allerley Senkel, d. i. Schnüre und Riemen,
verfertiget und felbige an der Spige mit dünnem Bleche befchlä-
get, Da wo es keine eigene Senklerinnungen gibt, feinen die
Guürtler die Arbeiten der Senkler zu verfertigen. In einigen
Oberdeutſchen Gegenden werden fie Neſtler genannt. 2, Die fein
fie Art Bleches, fo wie felbiges die Spnfler zu den Senfeln ge-
brauchen, welches auch Senkelblech, Senklerblech genanut wird,
Der Senkpfahl, des —es, plur. die —pfäble, im Weinbaue,
ein Mahl, woran die Senfer, wenn fie ausfohlagen, gebunden
23 werden,
59 | Sen
werden. Oft macht er mit dem Senttnechte nur ein. unt eben
daffelbe Stüd aus..
Sinfrecht, adj. et adv. derjenigen Linie gemäß, welche ein
Körper nimmt, wenn er fi fenfer, d. i. perpendiclär ; im gemeis
nen Leben fenPelvecht, lothrecht. Kine fentrechte Linie, eine
perpendienfäre, , Senfrecht ſtehen. £
Die Senkreuſe, plur. die—n, eine Art Fifchreufen, welche an
tiefen Stellen eines Fluſſes oder Zeiches eingefenfet werden; sum
Unterfchiede von den Sachrenfen.
Die Senff. hlacht, plur. die —en, im Waſſerbaue, eineSchlacht,
d. i.ein Damm, welcher aus Faſchinen, Würſten u. f. f. beſtehet,
welche in das Waffer gefenft worden ;das Senkwerk.
Der Senfftod, des — es, plur. Sie—föde. 1, Im Wein,
baue, ein Wainſtock, yon welchem eine Rebe abgefenfet worden,oder
abgefinket werden ſoll. 2. Bey den Klempenern, ein Amboß, mit
allerley Reifen ausgefeilt, den Drabt nach Art der Gefimfe darin
zu fblagen, 8. Senke.
Das Senkwert, des — es, plur. die—e, ©. Sent ſchlacht.
Die Senkzeit, plur. die —en, diejenige Zeit, da die Gewächſe
am brquemfken Durch Sen ker fortuepflang:t werden können.
Der Sinn, des — en, plur. die-—en, ein nur in der Schweiz
übliches Wort, eineu Viebhirten zu bezeichnen, welcher das Vieh
den Sommer über auf den Alpen weider, und zugleich die Milch⸗
nutzung deffelben gepachter hat, ©. 3 Senne.
1. Die Senne, “in einigen gemeinen gg idarten für BR ©.
daſſelbe.
2. Die Soͤnne, — die —n, ben einigen der Senes- Baum,
wie Sennes:Blättey fürßenes:Blatter, ©. Senes Baum.
3. Die Senne, plur. die — n, ein nur in der Schweiz üblichrs
Wort, eine Herde zahmen Viehes zu bezeichnen, befonders Rind⸗
viehes, welche ſich unter der Aufficht eines Sonnen den Sommer
— über aufden Alpen aufhält; wo cs auch zuweilen Seunte lautet
Anm. Friſch leitet diefes Wort von Sahne ber; allein es ift
weit wahrjcheinlicher, daß, fo twie in Herde und andern Wörtern
diefer Art, der Begriff der Vielheit, der Menge, der Verſamm⸗
Yung der herrſchende iſt, es alsein Verwandter von dem alten
Oberdeutſchen Sene,Sune, Familie, Verſammlung niehrerer,
«5. Sohn) vonunferm Gefinde, 2 Senfel, Zunft u. f. f. ange-
feben werden. Im -Angelf. iſt — und Sunrae, gleich,
falls eine Herde,
Der Sinner, des—s, plur. ut nom. ing, ein in den. Stu⸗
tereyen, befonders Miederdentfchlandes übliches Wort, welches
gleichfalls zu dem vorigen zu gehören und ein Pferd aus einerStu-
tevey zu bezeichnen ſcheinet. In einem Anfchlage des berrfchaft-
lichen Beftüthaufes Lopshorn unweit Detmold, wurden 1775 zum
Berfaufefeil gebothen: ı. An bedeckten Sennerfluren, ein 3o-
belfuchs, einHelfuchs— 2.AnHengften, ein —
ein Braunſcheck u. ff.
Die Sennerey, plur. die —en, in der Schweiz. ı. Die Vieh:
zucht als ein Abftractum und ohne Plural, ‘2. Eine Viehherde,
©. 3 Senne. 5
Die Sennbütte, plur. die—n, eben daſelbſt, eine Hütte aufden
Alpen, in welcher ſich die Sennen oder Biehhirtendes Sommers
aufhalten. \
Die Sönnte, plur. die—n, ©. 3 Senne.
Der Senſal, des — es, plur. die — e,ein in den Handelsftäd-
ten übliches Wort, einen Mäkler derKRaufleute zu bezeichnen, wel⸗
her ihre Waaren, Wechfeldriefe u. f.-f.feil bietbet, Gelder für
fie unterhandelt, u, ſaf. In manchen Städten ven er auch nur
Makler genannt.
2
Anm. Dies Wort iſt ausdem n Xtafien. Senfale und Feangsf.
22
Senfal, in deu mittägigen Provinzen Ceniäl entlehnet, welches
sicht; wie Ferrarius will, von Alcenla, Senla, dem Him-
melfahrtsfefte in Venedig abflammer,an welchem daſelbſt ein gro⸗
per Jahrmarkt ıft, ſondern von dem Lat. Cerfuslis, welches eis
gentlich einen obrigfeitlihen Einnehmer der Sinfen und anderer
Gefälle bezeichnete.
Vielleicht waren die älteſten Cenfnalen der -
- Kaufleute zunächtt dazn beſtimmt, ihre Schulden einzufordern, In
Marſeille ſind die Senſalen fo alt, daß man ibteaur (prung nicht
« mehr weiß. £
Die Senfe, plur. die—n, ein langes vorn gefrümmtes ſchnei ·⸗
dendes Wertzeug mit einem langen am Ende befe ſtigten Stiele,
das Gras und Getreide damit abzubauen, Weit klingt ins Seld
die bligende Senfe, Zachar. Die Sichel iſt flein, und mehr ge⸗
Feiiiminerz mit derfelben werden Gras und Getreide geſchnitten.
"Die Senf iſt, außer. der, Verſchiedenheit der Geſtalt, weit größer,
mit derſelben wird gehauen oder gemaͤhet, indem fie mit beyden
; Händen gefaſſet une mit ausge firedten Armen aeführet wird.
Anm.Bey dem Pietorins Sagyien, bey dem Dafppodiusßas
gys, welches Frifch, alseine Zufamminfegung don Säge undEi—
fen anſiehet, aber unſer Senfe nicht auf eben diejelbe Art hätte er«
klaren ſollen. Diefes lautet in den Deutſchen und damit verwands
ten Mundarten fehr verfchieden ; bey dem Dttfried Seghe, im
Oſterreichiſchen mit dem eingeſchobenen Nafenlaut‘ Sengfe, wo⸗
von unfer Senſe mit Wegwerfung der Ganmenlautes gebildet zu
ſeyn ſcheinet, im Riederſ Seiße, wo auch Seged eine befondere
Art Senfen zum Ab- und Ausbanen der Raͤſen ift, ſchon im Sali-
+ hen Gefege Seilfe, im Jslãndiſchen dig Aur, imolagelfachſtſchen
und Engl. Sithe, im Niederſ. gleichfalls Seed Seid, im Osno⸗
brück. Sift. Aller dieſer Abänderungen ungeachtet, wird doch die
Berwandtfchaft dieſes Wortes mıSäge, Seh, Sichel und dem al⸗
ten Sachs, ein Meſſer, nicht zu läugnen feyn. Das nift einRafen«
laut, dee fich oft ohne Roth zum Begleiter der Gaumenlaute anf» _
wirft, Übrigens wird eine Senfe im Niederf; auch Lebe, (Dän,
Led, und Swade, grnamıt, 8. Schwaden.
Der Sönfenbaum, des — es, plur. die —baume, der lange
fiarfe Stielan der Senſe.
Das Sönfeneifen, des —s, plur. inul. aufden Eifenhämmern,
ein ſchmales Stabeifen, woraus bernach die Senſenklingen ge⸗
ſchmiedet werden.
Das Soͤnſengerüſt, des — es, —— Sie—e, an den Getreide⸗
fenien, ein Gerüft unten an dem Seufenbaume, wo er mir der
Klinge vereiniget ift. Es beftehet aus einer kleinen Säule und vier
Spiegen, weiche vermitteift eines Bügels befeftiger find, die Ah⸗
ren zu faffen, und fein ordentlich nicder zu legen,
Der Senfenſchmid, des—es, plur. die —ſchmiede, rin Schmid,
welcher vornehmlich Senfen verfertiget.
Der Senſentag/ des— es, plur. die—e, in der Landwir th⸗
ſchaft, ein Tag, an welchem die Bauern mit dee Senfe zu fröpnen
gehalten find. - .
Ker September, des—8, plur, ut nom. fing. der neunte
Monarhin: Jahre, welcher dreyßig Tage hat,
Hömifch, ven feptem, fieben, weil er bey den Römern, “welche
das Jahr mit dem März anfingen, der flebent: Monath war. Earl,
der Große nannte ibn nad) dem Egınhart Herbltmanoth, weil
der Herbſt in demfelden feinen Anfang nimnit, welcher Rahme no
im Oberdeutſchen gangbar if, auch von einigen im Hocdrutfihen
eingeführer worden, aber doch den alten Römiſchen Nahmen nicht.
ganz verdrängen können. Noch dem Raban Maurus war der
Mahme, welchen Karl der Große diefem Monatbe beylegte, Wi.
tumanoth, oder nach andern Lefearten Wildmanoth, weil
das Wild, oder der Hirſch in demfelben in die Brunſt ae
en
Sein Nahme ift
Er 2
*
Pi
1
—— und * anderer®bRt:.
nonath in Vorſchlag. Die altenSachfen nannten ihn Halegma-
x
noth, und bey den beutigen Dithmarſen beißt er Sellmaand,
Sillmaand, welches aber üderhanpt ein Nahme aller der Mo—
nathe fenn fol, in welchen man dag Eingefammulte nnd. Einges
ſchlachtete verzehret, Bey demAilian ift, Selle undSellemaend,
der Februar.
Die Serenäte, plur.. — ‚ aus dem Italien — eis
ne Cantate, welche des Abends unter freyem Himmel aufgefüße
vet wird; von lerena, ein ſchöner Abend.
Der Serpentin oder Serpentin-Stein, des—rs, plur. inuf,
eine ArtSpeckſteines, welcher eine grünliche und Shwärzliche Far»
‚be mit gelden und röthlichen Flecken hat, und fo wohl in Italien,
als auch in Sahfenu.f.f. gebrochen, und wegen feiner weichen
Befchaffendeit zu allerley Gefäßen verarbeitet wird. Ital. Ser-
pentino, weil er den Schlangen an Farbe gleicht. Der Ophites
der Alten gehöret nicht bierher, fondern ifteine grüne Ware mit
(Hwärzlichen Sleden und Adern, dagegen de rSerpentin rin thou⸗
artiger Stein iſt.
Det Serfchant, des—en, plur. die— en, eine aus dem Fran⸗
zöftichenSergeant entlehnte Benennung des erften und vornehm⸗
ſten Unterofficiers bey den Fußvölkern, welcher auch Seldwebel
genannt wird. Es iſt ſchon fehr frübe aus dem Franzöfiichen ents
lehnet worden, und lautet ſchon bey dem Hornegt Sariant, der es
‚aber theils für einenjeden Knecht oder Diener, theils auch für
einen Soldaten, er diene nun zu Fuße oder zu Pferde, gebraucht,
Das Franz. Sergeant,welches von dem Lut, lerviens abgeleitet
wird; aber auch wohl von ſchergen, Scherge abſtammen könnte,
war ehedem gleichfalls in der weitern Bedeutung eines Dieners
üblich. Rachmahls wurde es auf den Feldwebel eingeſchränket,
vermuthlich, weil er gleichſam des Majors Diener iſt, die Loſung
‚bey demſelben abhohlet, u. ſ. f. In den gemeinen Speccharten
lautet dieſes Wort oft Scharſchant.
Die Servellae-Wirft, plur, die — würfte, aus dem Italien.
“Ceryellata, welches eigentlich eine mit Gehirn gefüllte Wurft,
‚eine Hirnwurit bedeutet. In weiterm Berflande werden auch die
Staliänifchen Furzer dicken geräucherten Fleiſchwürſte mit dies
fen Rahmen belegt.
Die Serviette, plur. — aus dem Framef Serviette, cin
Zud ‚deffenman ſich bey dem Eſſen bedienet, den Mund und tie
Dände daran abzuwiſchen, das Tellertuch. Das Franzöfifche
ſtammt aus dem Lat. lervire ber, weil die Servietten ehedem dent.
Speifenden jedesmapl, fo oft er ihrer bedurfte, von dem Bedienen
gereihtw...den,
Die Seroitüt, ‚plur. die — en, inden Rechten, eine Gerechtig⸗
feit, welche dem einen in und au dem Grundftücke des andern zu⸗
ſtehet, da fie denn in Anſebung diefee Gruudſtückes und ihres Be⸗
“ fißers eine Servitut, in Anſehung deffen, der fie ausübet, eine
‚Gerechtigkeit ift, Aus dem Lat, Servitus.
Das Sefam, de8— 5, der das Sefam: Kraut, des —s,
plur. inuf.eine morgenländifche Pflanze, welche aber auch in
Stalien gebauet wird, und deren Same das chedem fo belichte
Sefrm: Ehlsibt, Selamum L. Der Nahme iſt jo auslãndi iſch
Setz
deutſchen vorzüglich die gepolſterten Stühle Seffel su nennen. Ein
Armſeſſel, Lehnſeſſel, Tragfeflel, welches im weitern Verſtande
auch eine Sänfte bedeutet, Seldfeffel, Drehſeſſel, Shlaffeilel, 4
Sabrfeffel u. f.f. Indemgemeinen Sprachgebrauche kommt ©
menig vor, außer daß man etwa Die gepolferten niedrigen Stühle
ohne Lehnen in den Schlafzimmern an vielen Orten Seffel zu nen⸗
nen pflegt. In der höhern Schreibart aber wird es oft für Stühle
überhaupt gebraucht.
Anm. Im Riederdeutfchen mie der gewöhnlichen Verwandlung
des sint, Setel,im Angelf. Sitl, Setol, im Engl, Settle, im
Böhm. Sedadlo, Selle. Ehedem gebrauchte man dafür imObers
deutfchen auch Siesel, Geſtedel. Es franımet, fo wie Sattel
Sitz u ſaf. von figen, oder vielmehr von dem Stammworte ab,
deſſen Jutenſtvum figen iſt.
Soͤßhaft, adj. etadv. anfüffig, liegende Gründe aneinem Orte
habend: Niederf. befetem,
Das Siflehen, des — s, plur. ut nom. fing. ehedem ein je⸗
des Lehen, welches nicht mie Kriegsdienfien verdienet wurde, zum
Unterſchiede von einem Reitlehen. So wurden chedem nicht nur
dic Hofleben, fondern auch die Bauerlehen, Bentelleben u, f
für welche der Befiger zu Hofdienften, Frohnen, Geldgaben n.f.f,
verbunden war, Seß lehen und Seglehen genannt, weiler dabey,
in Bergleihung mit deu Kriegesdienften, auf feinem Gute gleich.
fam ſtille fißet. =
Der Söfter, des—s, plur. ut nom. fing. rin nur im Ober
deutfchen Bbliches Maß, fo wohl flüffiger als toner Dinge. In
‚Anfehung flüffiger Dinge if der Sefter in der Schweiz nicht nue
ein. Weingefäß von etwa 83 Kannen oder 16 Maß, fondern auch
ein Mag von fo vielen Kannen; 12 Sefler und 92 Maß machen
ein Saum oder Muid. In Anſehung trockner Dinge iftz.B. in
Elſaß ein Sefter 4 Quart oder Bierling, jedes zu 4 Mäßel. Im
Ital. Seſtaro, im Franzöſ. Setier, ſo wie das Deut⸗
ſche, vermuthlich aus dem Lat, Sextarius, weil dieſes Daß ur⸗
ſprünglich der ſechfte Theil eines größern war.
Die Segatt, plur. die — en, die Art und Weiſe, wie man etwas
ſetzet. Die Setzart eines Tomponiſten, die Art und Weiſe, wie er
ſetzet oder componierif.
Des Segbret, des—es, plur. die — er, bey den Buchdrudern,
einviereeftes eichenes Bret, mit zwey ausgeſchnittenen Leiſten an
ben den Seiten, worauf die abgejegten Columnen geſtellt und völ⸗
lig zubereitet werden.
Die Setzbuhne, plur. die — n, im Bergbaue, eine Bühne, di,
ein von Bretern zuſammen geſchlagener hoher Tiſch mit Seitens
wänden ‚worauf die Erzegefeget und gewaſchen werden.
Der Seg:Eompaß, des — es, plur. die —e, eben daſelbſt, eine
Art des Gruben: Compaffeg, welcher in der Hand getragen oder
Auf eine horizontale Fläche gefeget, und aud) der Hand - Comz
paß genannt wird, zum Unterfchiede von dem Harges Compaf,
welcher allezeit angehänget wird,
Die Sige, plur, die—n, ein mie in einigen Öegenden übliches
Wort, einen mit Weinſtöcken befegten Det zu begeichnen, der auch
wobleine Segftart genanut wird. Die Saufıte, ein Weinberg
oder Weingarten an einem Haufe.
Das Sigeifen, des—8, plur. ut nom, fing. aufden Eiſenhãm⸗
. mern, eia großer breiter Neißel, welcher auf die auihenden Stüde
Eifen gefeger wicd, felbige vermittelft des Hammers zu zerthellen.
4. Segen,yerh.reg.neutr, welchesdas Hülfswort baben, ers
fordert, Es iſt in doppelter Bedeutung üblich. ı. Mit Hr ftig⸗
keit fort beweget werden, wo es in der anſtändigen Sprechart
‚theils für ſpringen arbraucht wird... Das Pferd ſetzt, oder macht
‚einen Sag, weun ex fpringt. {ber einen Graben fegen. Mit dem
Plerde über den Graben fegen, 9, auch Entfegen in der >
traleß
als die Pflanze. r:
Das Sefeli, plur. inuf, eine Pflanze, welche in dem mittägigen
‚Europa einheimiſch ift, von wannen fie auch ihren Rahmen mit
‚gebracht bat, Steinkümmel; SefeliL.
Der Söffel, des—s, plur.ut nom. fing. Diminue. das Sıf:
feldpen, ein Wort, welches vermöge feiner Abſtammung ein judes
Werkzeug oder Geſtell bedeutet, worauf man ſitzet, und au hehe⸗
denm in dieſem weiten Umfange gebraucht wurde, In den fpätern
Zeiten hat man es enger eingefchränft,nund fo pflege man in Ober⸗
2
63° Seh
tralen und reciprofen Bedeutung ;) theils auch von manchen ans»
"dern Arten heftiger Veränderungen des Detes, Mit dem Pferde
über den Fluß, durch das Waifer fegen, ſchwimmen. Mit der
Schaluppe über den Meerbuſen fegen, rudern. An den Seind
fegen, einen heftigen Angeiff aufdenfelben thun. In jemanden
fegen, figürlich, einen Berfuch des Angriffes auf deuſelben thun.
In jemanden fegen, mit Fragen, Drohungen u. fs f. in ihn drin»
gen. (D.auh Nachſetzen, das Neutrum.) Da esdenn zuweilen
den Begriff der Heftigfeit verlieret, und überhaupt für fich er»
fireden gebraucht wird, Der Gang fegt in das Gegengebirge,
im Bergbaue, wenn er fich in daſſelbe erſtreckt, bis in daſſelbe aus⸗
dehnt. Kin fehwarzes ſchiefer artiges Geflein fegs in das Ge—
birge. 2. Entftchen, doch nur in einigen Fällen, befonders des ge»
meinen Lebens, und zwar unverſönlich, Es wird Händel fegen.
Es bat einen fürchterlichen Zank geſegt, Es wird gewiß
Schlage ſetzen. Was har es geſetzt?
Es ſegte Muh genug, den —5 — heraus zu würgen,
Günther,
So auch das Segen, doch nur in eininen Fällen der erften Ber
deutung. S:aud Sag in der Bedeutung eines Sprunges.
nm. Im Schwedifchen in der erſten Bedeutung lätta. Es
{Seiner nicht, daß diefes Zeitwort unmittelbar mit dem folgens
den Activo verwandt ſey. Hier ift vielmehr die heftige Fortbewe⸗
gung der Stammbegriff, welche Bewegung es durch eine unmit⸗
telbare Dnomaropdie auszudrucken feheinet, Näher find damit
verwandt, das Isländ. fetia, entfliehen, das Angelſächſiſche li-
thian, und das alte Gothiſche Factitivum fatjan, geben, fort
beivegen machen, d. i. fenden,
: Gegen, verb.reg. act. nur daß einige Dberdeutfche Mund-
arten im Jnperf. für fegte, fagte, und im Mitrelworte gefagt
für gefegt fügen, Es if das Factitivum von figen, und bedeutet
eigentlich fißen machen, in weiterm Verffande aber auch fliehen
machen, und in noch weiterm, einem Dinge einen gewiffen bes
ſtimmten Ort geben.
1. Sitzen machen, in der eigentlichen Bedeutung des Reutrius
figen, fi aufden Hintern niederlaffen.
(1) Eigentih. Ein Rind auf den Stuhl, aufden Tiſch,
auf den Schoß fegen. Femanden auf dag Pferd fegen. Angleis
en als ein Keciprecum, fich fegen, wofür in der anftändigen
Sprechart der feinern Welt oft fich niederlaffen üblich iſt
Segen fiefich, oder laſſen fie fiih nieder. Sich aufden Stuhl,
aufdie Bank, aufden Tiſch, aufden Thron, aufdas Senfter
fegem. © Sich auf das Pferd, oder zu Pferde, firh auf den Waz
gen, in die Rurfihe fegen. Sich zu Tifche fegen. Sich in den
Roth, in den Schatten, in dag Waffer, in die Thür fegen,
Sich an das Senfter, an den Ofen, an das Seuer fegen. Sich
hinter den. Ofen fegen. Sich oben an, unten an fegen. - Dev
Dogel fegt ſich auf den Aſt, an die Erde,
Daher die figürlichen R. A. Femanden auf den Thron fegen,
ibn zum regierenden Herren niachen,ihn zur Föniglichen oder fürfte
lichen Würde erheben, Sich ſelbſt auf sen Thron fegen. Sich
vom Pferde auf den Lfelfegen, feinen Zuftand verfhlimmern.
. &eren fie ſich an meine Stelle, ftellen fie fich vor, als wenn fie
an meiner Stelle, an meiner Perfonwären, Man Fann nicht
richten, obnefich in die Lage desjenigen gefegt zu haben, den
man richtet. Sich auf den Bopf fegen oder ftellen, alles ans
wenden, alle Kräfte anſtrengen. Und wenn ihr ench auch auf
den Kopf fegter, ſollt ihr ſte jicht fehben, Weiße, Sich über
anderehinweg fegen, erheben, fih mehrere Vorzüge zuſchre ben.
Es gibt Tugenden, welche die Unglüclichen weit über den
verzärtelten Glücklichen hinweg fegen. Er glaubt, daß fein
Adel ihn über diefe Pflicht hinweg ſetze, odex wegfege. Dies
Buena NE a. Zune
JF — — a Ka re Daun
Seß
ſes Capital ſetzt dich über alle Besücfniffe hinaus, —
vor allen Bedürfniffen. Ein Schiff fegt ſich auf den Grund,
wenn es auf den Grund käuft, frande,
0) Figurlich. ?
(a) Ein flüffiger Körper fege fih, wenn das — auf
den Boden finft. Das Bier har ſich noch nicht geſetzt. Won
’ *
dem in einem flüſſigen Körper befindlichen Trüben ſagt man
gleichfalls, daß es ſich fege, oder ſich auf den Boden fer:
ze. Die Hefen fegen fih auf den Boden. (©, Sep.)
Im Hürtenbane feheinet es auch“ thätig üblich zu feyn, in
"dem die Erze daſelbſt gefeget_ werden, wenn fie geſchlãm⸗
met oder gewaſchen werden, fo daß ſich das gepochte &
zu Boden febt, ©. Segbiühne.
(6) ine Geſchwu ſt ſetzt ſich, — e nach und nach
niedriger und Heiner wird, Eben ſo ſagt man auch zuweilen, dag
Waſſer fege ſich, wenn es niedriger. oder kleiner wird. Der Teig
fege fich, werner niedriger wird, nach und nach zufommenfält,
Beyde figürliche Bedeutungen Fönnen als die erſte und eigent⸗
liche angefehen werden, indem der Begriff der Niedrigleit, we
unsern bier, der herrſchende ift.
(0 Wer ſich ſetzt, geräth aus ‚der Bewegung in den
"Stand der Ruhe, daher ift fih fegen, zuweilen, einen danerhaß |
Cajushar
ten, bleibenden Aufenthalt an einem Orte wählen,
fi in Beslin geſetzt, wohnhaft niedergelaffen. Sich aufs Lang
fegen. Sich auf fein Gut fegen. Sich in die Stadt fegen.
Sich zur Rube fegen,fich eine rahige Lebensart erwählen. Hier⸗
her fcheiner auch die R. A. zu gehören, fich mit jemanden fegen,
gütlich vergleichen, weil inan dadurch in den Stand der ruhigen
. Einsracht geräth.
(d) Wer fich geſetzt hat, befindet fich in einer feften,fichern
Lage. Kine Armee fegt fi an einem Berge, das Corps fege
ſich vor der Stade, wenn fie dafeldft eine fihere Stellung nebs
men, Daher iſt auch das Mtittelwort geſetzt, als ein Beywort ges
braucht, oft kurz und dick. Eine ſtarke gefegte Weibes perſon,
wefür auch unter ſetzt ublich iſt. Figürlich bezeichnet gefetzt dies
jenige Fertigkeit, da man ſich nicht leicht durch etwas aus feiner
Faſſung dringen läſſet, und darin gegründet, Ein geſegtermann.
Ein geſetztes Gemiuh. Kine geſetzte Antwort geben. Wir
müſſen uns zu der geſetzten Erwartung — — übel
gefaßt machen, Gell.
2, Stehen niachen, einen Körper in Biejenige Lage Griisgen; ie
3 weicher er flehet.
(1) Eigentlich, Das Blas, den Teller auf den Tiſch fegem,
Den Stuhl an die Wand, Sen Stock in die Ede fegens.
Das Licht aufden Keüberr, den Leuchter auf dag Senfter fer:
.. zen. Den Zuß aufeiwas fegen. Den vechten,$uß voran fegen.
Nie will ich wieder einen Suß uber feine Schwellefegen. Et⸗
was auf die Spige fegen. Eſſen und Trinken auf den Tifch
fegen. Alles an feinengebörigen Ort fegen. Jemanden einen
Stuhl fegen, damit er ſich darauf ſetze. Kine Bildfäule auf ihr
" Sußgeftellfegen. Die Garben in Mandeln fegen. Femanden
eine Ehrenfäule fegen. Granzzeichen fegen.. Bäume fegen,
pflanzen. Etwas aus der Sand-fegen.
Daber die figürlichen R. A. JZemanden zur Rede fegen, Res
cheuſchaft wegen ſeines Betragens von ihm fordern. Ziel und
Maß jegen, vorfchreiben. Sich zur Wehre fegen, oder ftellen,
ſich widerfegen. Die fih wider mid) fegen, 2 Mof. 22,40,
Etwas aus den Augen fegen, nicht die gehörige Yufmerffemfeit
daraufrichten. Etwas hinten fegen, es zurück fegen, in ähns,
lihem Berftande, Den Wellen einen Damm enıgegen fegen,
einen Damm wider die Wellen aufführen.
e) Figür⸗
) Biaiiliche ©
(a) Seuer fegen, im Bergdaue, Holzſtöße um das Geſtein
„ber fegen, und felbige anzünden; am das Geftein „uch mürbe
zu brennen. »
(b) Bon verfchiedenen Thieren if} fegen fo viel als wer⸗
fen, gebären, da es denn bey den Jägern befonders von den Hirfch-
kühen, Reben und Hafen üblich iſt.
ü ner, e \
- * F Verordnen, beſtimmen, in welcher Bedeutung es
ebedem noch häufiger war, Eine Zeit, einen Tag ʒu etwas ſe⸗
‚gen. Jemanden zum vormund, zum Bürgen, zum Richter
n.t.ffegen. Einen an eines andern Stelle fegen. Den Bock
zum Gärtner fegen. Geld auf jemandes Bopf fegen. Den
‚Dreis ſetzen, beflimmen. Zur gefegten Stunde, S. auch Ge—
feg und Satzung. :
8) Als wahr oder richtig annehmen, Setzen fie das
‚sraufamfie, das mis begegnen Fonnte. Ich will den Sall fee
gen, daß er nicht Füme, ich will annehmen, daß u.f.f. Etwas
zum voraus fegen, es ols nordwendig wahr und eriftirend anneh⸗
men, Es foll geſchehen, aber ich ſege dabey zum voraus,
daß er feinen Willen dazu gibr. d. i. unter der Bedingung, daf
"eeuf.f Die wahre Freundſchaft feger allezeit gegenfeitige
verdienſte voraus, Gell. Die Einheit oder das Ganze fegt
notbwendig die vielheit der Theile voraus, Sulz
So wird auch das Mittelwert gefege als ein Rebenwort ges
» braucht. Gefegt, daß er nicht Fäme, oder gefegt, er Fäme nicht.
i Geſetzt, du hatteſt beßre Sitten,
EN, So ili der Vorzug noch nicht dein, Gel.
Voraus gefegt, daß fich das einmahl fo fügen würde. Ges
ſetzt auch, daß meine Lebensart nicht recht nach der Mode
ware, fo iſt ſte doch ruhig, Gel. i
3. In noch weiterer Bedeutung, ein Ding au einen beftimmten
Drt dringen.
(2) Eigentlidy, wo doch zugleich viel auf den Gebrauch an⸗
kommt, ob dieſer in jedem Falle ſetzen oder ein anderes Zeitwort
"eingeführet hat. Gott fegte Lichter.an die Iefte, x Mof. ı, ı7.
Den zut auf den Kopf fegen. Einem den Degen auf die
"Bruft, dns Meſſer an die Kehle feger. Zu einer Zahl noch
“etwas hinzu fegen. Jemanden unter die Heiligen fegen. Fe=
manden in dae Gefangniß fegen, imgemeinen Leben anne ſchlecht⸗
"bin, ihn ſetzen. Etwas zum Pfande ſetzen. Jemanden
Schropfkopfe ſetzen. Zuſammen ſetzen. Jemanden den Kopf
zurecht fegen, figürlich. Da es denn als ein allgemieiues Wort
oft ſtatt eines befondern gebraucht wird, welches die Act nud
Weiſe näher befiimmt. Kin Stüd Zeug an das andere ſetzen,
nähen. Bnöopfe, Treffen auf ein Bleidfegen, Bey den Buch⸗
druckern ift fegen, die Scheiften,d, i.gegoffenen Buchftaben, aus
den Fächern des Schriftfaftens nehmen, und fie in Sylben, Wör⸗
ter, Zeilen und Seiten zufammen fegen. S,Seger.
(2) Figürlich in vielen befondern Arten desAusdruds, Geld
in die Lotterie fegen, oder auch nur, in die Lotterie fegen,
‚Etwas auf das Spiel ſetzen. Sein ganzes: Deymogen daran
fegen, dabey wagen. Leibund Leben daran fegen, es zur Er⸗
reichung einer Abfichttwagen. Jemanden auf die Probefegen,
ihn probieren. Etwas ins Geld jegen, es verkaufen, um bar
Geld dafür zu befonimen,
von Roftbarkeiten. haben, ins Geld fegen, Weiße. Eine ver:
worrene Sache auseinander fegen, fie ordentlich vortragen und
dadurch deutlich machen. Jemanden etwas in den Bopf fegen.
Ich weiß nicht, wer ihr den wunderlichen. Gedenken von der
Sreyheit in den Ropf gejegt bat, Gell. Mißtrauen inerwas
Adel. W. B. 4. Th.2. Auf,
* —
(©) Befonders mit dem Rebenbegriffe der Zefligkeit,, der.
Wir wollen alles, was wir noch.
Set 6%
fegem. Seine Hoffnung, fein vertrauen auf etwas fegen.
Seinen Ruhm, feine Ehre in etwas fegen, es fürRuhm, für
Ehre halten, Er fipeinet etwas darin zu fegen, daß u. ſ f.
eine Art des Vorzuges darin zu fuchen,
4. Endlich wird diefes Zeitwort auch noch in vielen beſondern
Ausdrüden gebraucht, eine Hervorbringung einer gewiffen Beräns
derung, eines gewiſſen Zuftandes zu bezeichnen. Min Land un
ter Waffer fegen, es. mit Waſſer überfchiwemmen. Jemanden
außer Stand fegen, etwag zu tbun. Sr fegee mic) durch
feine gar zu große Sparſamkeit außer Stand, (nicht außer den
Stand) jemanden Gefälligkeit zu erzeigen, Gell. Eine Sa
he wieder in den vorigen Stand fegen. Jemanden aufer
Thätigkeit fegen. Die Triebfedern, wodurch die Natur ibn
in Thatigkeit fegt. Ich will die Sache außer Streit gefege
feben. ine Perfon oder Sache in Bewegung fegen. Sich
in den Marfch fegen, anfangen zu marfchieren. In Unruhe
fegen, unrübig machen, Sich in Gefahr, in Unkoſten, in
Schaden, in vorſchuß fegen. Sich bey jemanden in Gunfk
fegen. Einen Gefangenen in Freyheit, auf freyen Fuß Segen.
Etwas ins Werk fegen. In Erſtaunen, in Sure, in Schre—
Een fegen, aber nicht in Freude, in Hoffnung uf. f. ſegen.
Ein Lied in Noten fegen, 88 componievem,
So auch das Segen: Das Hauptiwort die Sagung, ift in den.
Bufammenfegungen üblicher als für fich allein.
Anm. Diefes Activum oder vielmehr Factitivum Lauter ſchou
im Jfider und bey dem Kero lezzan, bey dem Ulphilas mit einer
andernXbleitungsfylbe latjan, im Niederſiſetten, Angelſ.lattan,
im Schwed. fätta,im Pohln. fadze. Die Verſtärkung des Mite
lautes vor der Endungen deutet auf ein Intenſivum. Das cine
fachere Stammwort fcheinet noch indem alten Niederd.faten, dem
Engl. to fet, dem Isländ. feta, und Schwed lätta, fesch, übrig
zu ſeyn. Uber dieß ift im Niederſ. ſaden, fadigen, beunruhigen.
Das Griech eurem, auflegen, few und #2u, fesen, und das
Hebr. mw, fegen, find ohne Zweifel damit verwandt, Da in den
eigentlichern Bedeutungen der Begriff der Niedrigfeit ſehr merklich
hervor ſticht, denn wer fich ſetzt, wird niedriger, als wenn er fies
bet, daher dafitr-auch niederlaffen üblich iff: fo fcheinet es mie
figen vondem Niederdeutfchen ſtet, niedrig, abzuſtammen. (S.
Seit und Sigen.) Die Oberdeutſche Eonjugation ich fagte, ges
fatzt, iſt im Hochdeutſchen veraltet, aber doch noch in dem Haupts
worte Sag übrig.
Der Seger, des — s, plur. ut nom, fing, von dem vorigen
Seitworte, ı, Ein Ding, womit man fegt, doch nur in einigen
Fällen. Se wird inder Gefchügfunft der Stampfer oder Seg-
kolben, womit die Ladung auf einander geftoßen wird, auch der
Seger genannt, 2. Eine Perſon, welche etwas fegt, auch nur
in einigen einzelnen Fällen. So wirdin der Mufit der Compos
nift im Deutſchen auch zuweilen der Seger genannt. Am übliche
flen ift es bey den Buchdrudern, denjenigen zu, bezeichnen, wel⸗
her die Schriften feget, um ihn von dem eigentlichen Druder zu :
unterfcheiden. S. Setzen 3.
Die Seyerde, plur. inul. bey dem Bane der Deiche und Däme
mebdiejenigen Raſen, welche v.n außen aufdie aufgewworfeng Erde
gefegt werden, damis des Deich grün und eben werde.
Der Setzhaken, des—s, plur, ut nom. fing. im Httenbaur, .
ein Baum mit zwey Hafen, die glühenden Rienftöcke damit von
dem Seigerofen zu heben. ö +
Der Seẽtzhamen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Samen der
Fiſcher, welcher an das Ufer gefegtwird; zum Unter ſchiede wem
dem Kratzhamen, Schauber u.[.f. i
€ : Der
67 St -
Der Sögbammer, des— 5; plur. die —hämmer, in den Et
fenhämmern, beyden Schmieden u, f.f. ein Gegeifen, in Geſtalt
eines Hammer! , deffen fharfe Seite aufdas Eifen, welches ge-
theilet werden fol, gefeßtwicd, da man denn wit einem andern
Hammer auf deffen Bahn fchlägt. X
Der Sétghaſe, oder Satzhaſe, des —n, plur. die —n , bey
den Kägern, der weibliche Haſe, die Häſinn, weil fie Junge ſetzet,
oder gebieret. ; u
Das Setzholz, des—es, plur. inuf. 1. Dasjenige Holz, d.i.
diejenigen Zweige, welche yon den Bäumen und Stauden abge- .
ſchnitten, and zur Foripflanzung in die Erde gefegt werden. So
werden im Weinbaue ale zur Forspflanzung beftimmten Neben
Seghols, Seglinge genannt. Die Segweiden find aleichfalls
ſolches Segbalz: 2. Bey den Gärtnern wird der Pflanzer oder
das Pflanzholz gleichfalls das Segholz genannt.
Der Sönhebel, ses—s, plur. ut nom, fing. ©. Segtrog.
Der Segkaften, des—s,plur. ut nom. ling, derjenige Kaften,
worein eftoas gefeBt, oder worin etwas angefegt wird ; nut in ei«
aigenFälen. So wird in den Bitrio- Werken das hölzerne Gefäß,
worin mar die Lauge kryſtalliſtren läßt, der SegPaften genannt.
Auch der Schriftkaſten dee Buchdruder führer diefen Nahmen,
weil er. die zum Sesen nöthigen Scheiften enthält,
Die Setzkohle, plur.die—n, bey den Kohlenführern ‚die lan-
gen Kohlen, welche, wennder Kohlenwagen vol iſt, iuwendig an
der Seite herum geſetzt werden, damit die kleinern Kohlen nicht
herunter fallen. —
Der Sẽtzkolben, des —s, plur. ut nom, fing. in der Geſchütz⸗
Eunft, ein hölzerner Cylinder an einer Stange, die Ladung damit
aufermander zuftoßen; der Stampfer, Seger. 3
Die Seglauge, plur, inul, in deu Salpererwerfen, diejenige
Lange, welche zur Kryſtalliſation hin- oder angefeger wird. _
Die Soͤtzlinie, plur. die—n, bey den Buchdrudern, ein meſſin⸗
genes Blech, welches, fo lange man fegt, zwifchen die Zeilen in
den Winfelhafen gelegt wird, damit die Schriften nicht ungleich
zu ſtehen kommen.
Der Setzling, des — es, plur. die —e ein Ding, welches od
fegt wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Zn Weindaue
find die Seglinge alle Fächfer und Reben, welche zur Forıpflan-
zung in die Erde gefeßt werden follen, (S. Setzholz;) bey den
Gictnern, diejenigen jungen Zwiebeln, welche zur Seite der Haupt⸗
zwiebel wachfen, und verfeßet werden, zum Unterfchiede von den
Sinkern; ingleichen ein jeder junger Baum oder junges Gewächs,
welches verfegt werden Fann. - In der Fifcherey werds auch die
Satzkarpfen, oder der drepjährige Karpfenfamen, welcher collee⸗
tive der Sag beißt, Seglinge genannt, :
Der Séetzmeißel, des—s, plur.utnom, fing, bey den Shlöf-
fern, ine Art Meißel in Geſtalt einesHammers mit einem eifernen
Stiele, deren manfich an folden Drtern bediener, we man mit dern
Hammer nicht hinkonnnen kanu.
Der Setzſchafer, des — s, plur.ut nom. fing. ein Nahme
‚derjenigen Schäfer, welche mit dem Eigenthümer der Herde ſetzen,
di. eine Anzahl eigenerSchafe zu des erſtern ſeinen Schafenbrin-
‚gen, und daher auch einen verbältnigmäßigen Aneheil an dem Ge:
winn und Berluft der Schäferen nehmen; Mengeſchäfer. Zum
Unterfchiede von den Pachtſchafern und.Lohnfepäfern.
Der Seͤtzſchiffer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schiffer,
welcher ein ihm nicht eigenes Schiff führer, über ein fremdes Schiff
‚eis Schiffer gefege iſt. W
Der Sigflämpel, des—s, plur. utnom. fing. im Bergbaue,
eine Art eines Hammers, welcher auf einer Seite ſchmal zugehet
und ſtumpf iſt, und bey Verfeilung der Schlöffer au den Kunſtſt au⸗
gen gebraucht wird,
‚Der Sögte=h, des—es,
FE FE
die—n, ©: Setze. ER r
Die Sipftatt, plur. die — ärte, oder die Stpftätte, plur. n
plur. die — e, ein Teich, worein dee
Sag, & i. die jungen dreyjährigenFifche, geſetzet, und daſelbſt
bis zum völligen Wachsthume, oder Fünftigen Gebrauche ernährrt
werden; der Satzteich, Sefegteich, zum Unterfchiede von dem
Streich⸗ und Steedteiche, ;
Der Setztrog, des — es, plur. die — tröge,im Hüttenbaue,
ein Trog neben det Sinnofen, den Ziunſtein und eh Schladenin
Setzhübel, Sübe -
demſelben mie einander zu vermiſ sn; der
troög, ©. das letztere. ;
Die Sögwage, plur. die—n, eine Bierwage, welche auf eiue
"Fläche geſetzt wird, ihre horizontale Stellung zu erforfchen. Die
Waſſerwage und Schrotwage find eine Art davon, ee
Die Séetzweide, oder Satzweide, plur. die — n, Stäbeoder
Pfähle vor Weiden, weiche zur Aniwurzelung in die Erde geſetzt
werden. ©. Segbols. fi
Die Senzeic, plur. die—en, diejenige Zeit, da die Hafen und
das Hirſch⸗ und Meheivildbret zu fegen, das iſt, Zunge zu gebär
gen pflegen. — Jar
Die Seuche, plur. die —n. ı.*Eine jede Tangivierige Krankheit,
Chriſtus hat unfere Seuche getragen, Matth.$, 17. Er machte
viele geſund don Seuchen Plagen und boſen Geiſtern, Luc.7,21.
4
‚Dev ward gefund, mit welcerley Seuche er bebafter war,
Id. 5,4. Und fo in andern Stellen mehr. Die Luftfeudge,
1. Theff. 4, 5, die finnliche Luſt als eine Krankpeisbesrachtit,
diefer weiten Bedeutung ift es im Hochdeutfchen veraltet, wo wir
es 2. nur nod) in engerer Bedeutung von einer anftedenden Krank.
heit gebrauchen, ſowohl mit als ohne den Beyſatz anſteckend. Auch
die niedrigſte Hütte bat ihren Stolz, der bald zu einer ans
fieenden Seuche für die Binder wird, Gell. Flie haben
ſchadliche Seuchen unfere Herden gemindert, Geßner. Die
Viehſeuche Schweiß ſeuche. In andern Zuſammenſetzungen ſt
dafür Sucht üblich, weiches überdieß auch no im figürlichen
Verſtande gebraucht wird. —
Anm. Bey dem Ulphilas Siuki, inder Alem anniſchen Mund⸗
art Siuchi,dep andern alten Oberdeutſchen SchrifiſtellernSeuch⸗
te, im Schwed. Sjuka, im Niederſ. Suke. Es iſt mit ſtech, fiee *
hen und Sucht Eines Geſchlechtes, und ſcheinet mit denjelben,
von dem Riederdeutſchen füchten, feufzen, abzuffammen,und folge
lich eigentlich das. Seufzenund Stöhuen eines Bertlägerigen aud-
zudrucken. Anſtatt des veraltsten feuchen, bettlägerig feyn, fagen
wir jest ſtechen. S.Seufsen, Anm.
"Syuchtig, adj.et adv.welhesimHochdeutfchen veralterift, und
nur ı Tim. 6,,4 für füchtig vorfomme, ſeuchtig im-Sragen
feyn, im Örtcch. vorws, mitder unzeitigen Begierde zu fragen,
als mit einer Sucht behaftet. \ 4
Seufzen, verb. reg. neutr, welches das Sulfswort haben er:
fordert, deu Athen unt einem diefem Zeuworte Angemeffenen. -
Klange in fich ziehen und wieder ansfloßen, welches ein Merkmal
eines acheimen Kummers, siner ſtillen Betrübniß, und eines merk⸗
lichen Grades der Sehnfuchtift. Wenn der Gortlofe herrſchet,
ſeufzet das volk, Sprichw. 29,2, Tief ſeufzen. Zu Gott feuf-
zen. tiber jemanden fenfzen, ans Geheimen Kummer über das
vor ihm zugefügte Leiden. Tach etwas fenfzen, zum Zeichen dee
Sehnſucht; ebedem auch um etwas feufsen. Wie hatten wie
nach diefer Zeit geſeufzet? Jem
oder feufzend, klaͤgen. ——
Auh
anden ſein Leid mit Seufzen,
Seufzen, achzen und Höhnen drucken aͤhnliche, aber doch noch
ſehr verſchiedrne Bunte aus; die beyden letztern bezeichnen Töne,
wilde yon eincin höher Grade auch körperlicher Schmerzenver ,
*
urfachet
#
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1 ur A a ie
NA
Er
St ö 0
*
609
— >
terdrüdten Kummer eigen ift. Go auch das. Seufzen.
Anm. Bey dem Oitfried, Notfer und andern alten Oberdeut«
ſchen Schriftſtellern lakten, füllen. ſupfen im Riederd. ſuften
and zuften, und mit einem andern Endlaute des Stammwortes
_fuchten, zuchten, Holärd. zugien, Schwed. fucka, bey. dem
. Ulpbilas(vogjan. Die Endfy!ben zenzten, fan, und die Ber
doppelung des Gaumenlautes in dem Schwed. ſucka, brzeichnen
ein Intenfimum, deffen Stammwort noch in dem Angelſ leolian,
. figan, Engl.to ich, Lappländ. agam, feufzen übrig iſt. Diefe
- find unmittelbare Rachabmungen des mit dem Seufzen verbundrs
nen Santes, der am Ende des Wortes bald mit dem f, bald mit
dem ch oder g ausgedruckt wird. Aus der legten Form erhellet,
daß unfer Seuche, Rech, ſtechen und Sucht Figuren von dem al-
"ten fuchen, fiechen, feufzen find. Es wird ſolches durch Disfrieds
* „quimon, feufzen (Lat. gemere)brjtätiget, welches in dem Ries
derf. guimen noch jeßt fiechen bedeutet. _ 5
Der Seufzer, des — s, plur. ut nom. fing. Diminutivam,
"welches doch am hänfisften nur im Scherze üblich iſt, das Seuf:
zerchen, Oberd. Seufzerlein, der durch Seufzen hervorgebrachte
Baut oder Ton. Br antwortete mit einem tiefen Seufzer. Ki:
nen tiefen Seufzer boblen. Seufzer ausſtoßen.
Bey dem Notker Sufto, im Niederf. Sucht, im Engl. Sigh,
im Schwed. Suck, im Islãnd. Sitting.
Der Sivenbaum, ©. Säbenbaum. ’
Seyn, eir ſeht ivreguläces Zeitwort, deſſen abweichende Form das
ber rübret, weil es, fo wie wir es jest haben, aus mehrern Zeite
Wörtern zufammen geſetzt iſt. Ich will zuförderſt deffen Corjuga-
tion berfegen, und, um die Anmerkung deſto kürzer faffen zu kön⸗
. nen, zugleich.einige alte und abweichende Formen beyfügen.
—— Praͤſens Indic.
Ich bin, Kero bim. pim. Niederſ. bin. Lat. ſum. Augelſ.
geh eom. Ulpbil, im, Engl, am. sländ. em, er. Perf. \
„em, Öriech. sus. Hot. su. Dor. zum. Schwed. är.
Du bil, Kero pilt. Oufr. bilt. Niederſ. buſt. Ulpbil, is.
Angelf. art. Lat.es,
Kero ze. ilt. Riederſ. is,Lat, et, Griech.ecu Ruffjek.
Walliſ. ſydd, ſy. ER
Wir find: Oberd. fepn, ſeynd. Niederſ. ſunt. Kero birum.
birumes. Notk. birin, binn.
Ihr ſeyd. Notk. bint birint, piriat. Minneſ uuelent. Theuerd.
ihr fing, ſeindt. Niederf.funt. Angelſ. aro.
Sie find, Oberd ſeyn, feynd. Kero lint. Iſid. findun, Ans
gelſ. aron, find, Riederf, ſunt.
— Conjunct. RL
Ich fey. Nicderf. wefe. Alem. lii. Isländ, ſie. Lat. im,
Uppitshijai.. ;
Du ſeyſt. Niederf. weſeſt. Ulphil. Ajais. Lat. ſis. Alem. GR.
Er ſey. Niederſ. weſe. Schwedele, Ulphil. ſijat. Alem. Bi.
Grieh.ten
Wir fepn, Niederf. wefen. Ottfried fimes, Isländ, Aeum,
F Lat.ſimus. —
Ihr ſeyd. Riederſ. weſet. Asländ, heut, Lat. Gtis.
Be iſt.
Sie ſeyn. Oberd. ſeynd. Niederſ weſen. Isländ. hen. Lat, fint.
Schwed. lein, feen.
Imperf. Indic.
Ich war. Iſid. uuar. Fräuf. 790,uuar,uuas. Angelf. was,
* Niederſ. was. Lat. era a. Schwed, var. Ulph. vas.
Du warfi. Niederf, wereſt.
Br war. Niederſ. were. \ 10
Wir waren. Nicderf. weren.
Ihr waren, Niederf. werer.
Re — Seu en h
hr nefadjet werden, dagegen feufsen ‚am Hänfigfien dem fillen, un:
, Dur wirk feyn uf. f.
: Ih werde ſeyn.
Ich würde ſeyn u. Ch.
Einer genug. Ich bin meiner Sande gewiß.
Sep. 70
Siewaren. Dttfe, uuarum,uueflum. Niederf. weren.
ẽ Conjunet.
Ich wäre 20, Alem, uuara, Stoff. Monf.uuifit, wäre, Ulphil,
vesjau, Lat, eflem.
Perfect. Indie.
Ich bin geweſen u. ſ. f Niederf, bin weſen.
Conjunet.
Ich ſey geweſen u. ſef. ‚Htefe.uuelli, du ſeyſt geweſen
Plusquamp. Indie.
Ich war gewefen mf.f. Riederſ. was weſen.
Conjunet.
Ih wäve geweſen u. ſaf.
Sutur, ı. Indic.
Ich werde feyn. Kero birum, bim. Niederf. werde wefen,
Grieb.saonss. Lat.ero, Ulppil, l;jai.
Eoniunet,
Du werdefi ſeyn uff
: Sutur. 2. Indie,
Eonjunet.
Ih würde ſeyn uff. ö
12 Imperxat.
Sey du. Wem fig. Iſid. lii. Oberd. bis. Willer uuis
Niederf, wes. Oitfr. wis. Angelf, wis,
Sey or.
Seyn wir,'im Oberd. Ottfralimes. Lat, [imus.
Seyd ihr. Niederf, wefer. 5 £
Seynfie z
; Inſinic
Seyn. Alem. geſeyn. Ottfrelen, uuelin, IAd. Kero uueſan,
Ulphil. ui an. Niederſ. weſen · Angelf. unelan.
Lat, elle. Griech slsas im Fute ereedu Hot. da-
ey, Dor. zupsyas. Schwed. vara, Jsländ. vera,
Angelf, ar und beon, Engl. to bee.
Geweſen ſeyn.
- Mittelw, . VE N ee
Gewefen, vulg. gewefl. Baiern gewesen, Niederfwefen, weft.
Es iſt in zweyfacher Geftalt üblich.
I. Als ein eigenes für ſich beſtehendes Zeitwort, da es denn die
einfachffe Beziehung ausdruckt, welche nur zwifchen dem Subject
und Prädicat Statt finden kann, diejenige Beziehung, da das Prä-
dient von dem Subjecte bejahet, demfelben zugefprochen wird. -
1.Eigentlich, wo das Prädicat von verfchiedener Art ſeyn kann.
J ) Ein Vebenwort, oder ein Bey⸗ und Mittelwort in
abſoluter oder adverbifcher Geftalt.
Ich bin gefund. Du bit
eroß. Sieifktraurig. ' Wir waren luftig, recht. ſehr Tufig.
Wer wollte'traurig feyn. Sey damit zufrieden. » Ich bin es
zufrieden, damit. Er war ſehr machtig. Seys fleißig. Ich
bin ihnen ſehr verbunden. Seyn fie verfichert, daß es ge—
ſchiehet. Wir find nicht ſo geſinnet. Er war arm und if
nun reich. Beſſer ſeyn wollen, als andere Leute Es iſt an
Es iſt, als wenn
es heut wäre. Wenn fie nım wüßten, wie lieb fie mir find,
Der Weg zwung.ifknicht fo leihr zugehen, Gell. €s war
mir leicht, fein ganzes Herz zu erratben. Das wurde mir
nicht Tieb feyn. Sie find mir fehr angenebm. Er it nicht
mehr weit. Schon längft war dirg gedroht, Weiße, Kr ıf
nun fort. Das verlangen glüdlich au feyn. Als wenn ee heute
wäre: Ich bin ihm gut, gewogen, Jemanden feind feyn.
& a Dos
71 Sty
Das Geld if Sein,
Es jind nicht mehr als hundert Gulden mein, Gel.
. 48, Dein, Mein n.f.fı) Es ift kalt, ſinſter. Es ik vorüber,
Er it noch weit zurück. Es war nicht wahr. Seyd will:
Zommen. Wohin auch das fey gegrüßat der Ältern und neuern
Schriftſteller, und zwar der legteen in der höheren Schreibart ge⸗
böret. Sey mir gegrüßt, Mykon, du lieblicher Sänger ! Geßn.
Ingleichen fehr viele befondere Redensarten zg.B. Er iſt da⸗
hin, todf, unglücklich. Bofe auf jemanden feyn, auf ihn. gürz
nen, Brit zwey Uhr? Es muß weiter feyn. Das wäre mir
recht! ironifch. Ey, das wäre fein! auch ironifch. Wie weit
find fie in diefer Sache? wo aber auch gekommen ausgelaffen
ſeyn Fann, da es denn das Hülfswort ift. Ich bin ſchon wieder
gut, ausgeföhnt. Das iſt mir vecht, ich laffe es mir gefallen.
Laß es gut ſeyn. \
Obdgleich die Sprachlehrer wollen, daß dieſes fubftantive Zeit»
wort ſeyn niemahls ausgelaffen werden dürfe, fo gibt es doch Fälle
genug, wo es üblich iſt, nur daß diefe Fälle nicht nach Gutduuken
vermebret werden dürfen. Nicht wahr, die Sauce if fo? für:
iſts nicht wahr ? Nicht fo böfe, mein Tieber Peter! Weiße;
d.i.fey doch nicht fo böfe,. Das fol dein, Gell. nähmlich feyn,,
welche Art zu reden freylich hart und niedrig ift. Auch die höhere‘
Schreibart leider diefe Auslaffung zuweilen,
Spalt, fo einen großen Bart,
und noch mit Plieinen Buben fpirlen! Wil,
3. i,fo alt ſeyn, fo einen großen Bart haben, u.T.f.-
verſtandig oder nicht, mir gilt es einerley, eben derf.
Er ſey verffändig-oder nicht. Ihr Brief, noch naß von-meinen
Thränen, Hegt aufgefchlagen vor mir.
Du, mehr als andre Götter werth,
Dir fleben auch die Prinzen, Naml,
Es iſt, däucht mich, eine ehr unfruchtbare Streitigfeit, ob das
in diefer Bedentung bey dem Zeitwort feyn befindliche Worttin
wabres Bey⸗ oder eimeigentliches Nebenwort ift. Genug, es if
‚ein Beywort in der adverbifchen Form, und warum follte diefes
nicht ein wahresRebentwort heißen können? Über dieß gibt es Fälle
genug, wo eigentliche Rebenwörter, welche nie ald Beywörter ges
braucht werden , zu dem ſeyn gefellet werben ;.:er iſt fort, die
Kirche it aus u. ff. Bey denfolgenden Bedeutungen kommen
deren mehrere vor. Es fcheinet mir daherauch ohne allen Augen
zu ſeyn, dag man aus diefem Zeitworte eine eigene Elaffe gemacht
und es ein fubfiantives oder ſelbſtſtändiges Seitwort genannt hat,
indem es dach am Eude wohl nicht mehr Selbftitändigkeit hat, ais
ein jedes andere Zeitwort, zumahl wenn man auf deffen Urſprung
zurück fiehet, da es aus mehrern anfänglich verfchiedenen Zeitwör⸗
teen zuſammen gefeßt ift, welche fo, wie ein jedes. andre Zeitwert,
eigentlich förperliche Handlungen bedeuteten, (S. die Aumerkung,)
Seyn wird mit feinem Nebenworte vornebmli in ſolchen Fällen
gebraucht, wo man fein anderes Zeitwort hat, den Begriff oder
die jedesmahlige Schattierung des Begriffes auszudruden,, Dos
2at. madere, geben wir durch naß, feucht fepn, macere, duch
‚mager feyn, proftare, durch feil feyn, weil wiefeine Seitwörter
haben, die diefen Begriff mit Einem Worte ausdruckten. Eben
fo müffen die Franzofen und andere Völker viele Begriffe mit Etre
‚amfchreiben, welche wir mit Einem Worte ausdrucken können,
£tre debout, ſtehen, qui n'elt pas ftable, unftätt,u. ff.
(2) Ein Haupewort, welches denn, fo wie das Subject,
in der erſten Endung eher, fo daß das Zeitwort feyn, in dieſem
Falle, zwey Nominarive bey fih bat. Salomo war ein König.
Dein Bruder iſt ein. ehrlicher Mann.
nicht. Ich bin ihr Diener. Seyd ihr der Wireh ! !-Das if eine
‚eiende Entſchuldigung. Nie fey-die Brünklichkeit des Bin:
ſeyn, für fterben ſchlechthin, iſt veraltet.
Ich bin ſein Freund
Sey J
bes eine Urfache zur Nachſicht gegen ſeine Söfen Sreigüngen,
Gell. Das itmireindeichtes. Das if ganz etwag anders.
Wo fepn auch oft unperfönlich gebraucht wird, fo dag das Wört- x
chen esdie Stelle des Subjectes vertritt, Es iſt heute gutes
Wetter. Es iſt hohe Zeit. Es iſt fchon Tag. Ks if die
Wahrheit. Es iſt ja die Rede nicht davon; wo es auch aus- -
gelaffen wird, die Rede iſt nice davon, davon ih die Rede
nicht. Mir diefer Sache iftes ein anders.
In der höhern u ddichterifchen Schreibart wird ſtatt des Ne⸗
benwortes oft zierlich ein Hauptwort gebraucht. Sie in ganz
Kiebe, fie iſt überaus liebreich.
Ih bin ganz Zufriedenheit,
Wenn ich dich voll Heiterkeie
Auf mich lächeln ſehe, Weiße,
In fehe vielen Fällen wird das Prädicat ſtatt der erſten Endung
in die zweyte gefegt. Sey gutes Muthes. Mas deines Amts
nicht ift, da laß deinen Sürwig. Das iſt meines Amtes nicht,
Leſſ. Er it meiner Meinung. Ich bin andrer Meinung.
Er war auch der Meinung. Sie it ſchön, guter Geburt,
und hat Deritand, Geh. für-von guter Geburt. Zr lt erwas
blöden verſtandes / Weiße. Sie find beyde Eines Gefchlechres,
Eines Stammes, Einer verkunft. Ich würde hierin ſehr feiz
nes-Gefchmadesfeyn, Leſſ. Ich bin des Todes, in der ver
traulichen Spredjart, ih möchte vorVerdruß, vorÄrgerniß gleich
ſterben. Man möchte vor Argerniß gleich des Todes ſeyn
Ich will des Todes feyn, wenn es nicht an dem iſt, eine im
‘gemeinen Leben übriche Art der Bethenrung. Aber, des Todes
Er iſt ganz des Gen-
-Fers, deg Teufels, im gemeinen Leben,erift wie der Teufel, "Wil: -
lens feyn. Ich bin nicht Willens hinzugeben. ie find Eines
-Sinnes. Guter Hoffnung feyn, ſchwanger ſeyn. Der Mittel,
um eg recht hoch zu bringen, find zwey. Im Dberdeurfchen fagt
man auch, es iſt der Nothdurft, es iſt nothweudig, es ift unſe⸗
zer Schuldigkeit, für unſere Schuldigkeit, wir ſind des Erbie⸗
thens, wir erbiethen uns u. ſ. f. Nach dem Muſter dieſer und
anderer R. A. andere ähnliche zu bilden, iſt nicht ganz —
erfordert aber Behutbfamfeit.
(3) Mit Vorwörtern. Auf dem Boden, auf sem 8el-
‚se, in der Stade feyn, wo es aber zu der folgenden figürlichen
Bedeutung des gegenwärtig few, geböret. Die meiften diefer
“Fälle, wo feyn unmittelbar mit Bormörtern verbunden wird, find
elliptiſch oder figürlich; 3. B. auf feyn, im Gegenfaße des Lies
gSens. Wohl auf feyn, ſich wohl befinden, Aus -feyn, zu Ende
feyn. Es iſt an mir, die Reihe iſt an mir, trifft mid, So.
viel an mir it, fo viel in meinen Kräften iſt. Es if an dem,
bedeutet ı,e8 ift,wahr, und 2, man ift im Begriffe.
Es iſt
nichts an der Sache, nichts — fieift nicht wahr. Ks if
nichts an ihm, di. nichts Brauchbares, er ift Fein tauglicher, Fein
‚ rbraucharer Menſch. Ich muß willen, was an dir if, was für
ein Menſch du biſt. Schlecht daran feyn, ſich in ſchlechten Um-
ſtänden befinden. Ich bin übel mit ihm daran. Du bift recht
‚daran, im gemeinen Leben, du haft Recht. Die-Sache if nicht
für mich, ſchickt ih wicht für mich. Aus der Modefeyn. Hinz
‚ter jemanden her feyn, ihn verfolgen, genau.auf ihn acht geben.
Alles iſt wider ihn, iſt ihm entgegen, ihm gehäffig, widerfegt ſich
ihm. Der .Schein iſt freylich ſehr wider mich. Sie war in
ihren prächtigfien Kleidern, nähınlich gefleidet. Auffeiner Such
feyn. Ich bin jege aus aller meiner verlegenheit. Er if
von fehr wenig Worten, er fpricht nicht geen-viel. Es mag
darım feyn. Was ift zu ihrem Befehle? Im Gange jeyn.
Ohne $reund foyn, feinen Freund bhaben. Niemahls obne Geld
feyn. Die jreude iſt vornehmlich für die Menſchen und die
Men⸗
BEN!
I —
2
ee 7%]
j Hrenfchen für die greude, nahmlich beſtimmt. Das if von mir,
rübret vor mic der. Lad fo in vielen andern Fällen mehr, der.
gleichen noch einige im folgenden vorfommen werden.
Zu dieſen elliptiſchen Arten der Ausdriicke gehören auch: ab feyn,
an ſeyn, auffeyn, aus feyn, zu feyn u. ff. welche von denmeis
fien als Zufammenfegangen augefehen werden, es aber nicht find,
. fondern als bloße elliptiſche R. A. betrachtet werden müffen,
. (4) Mit Zeitwörtern, wo es doch nurin einigen Fällen ges
, braucht werden Fauın, welche den Übergang diefesfür fich beſtehen⸗
den Zeitwortes zu den: folgenden Hülfsworte ausmachen.
; a) Mit dem bloßen Infinitiv, Hieviütgue ſeyn. Ges
lehrten it gut predigen. Gier üb nicht gue wohnen, fahren,
gehen, veiten. - In diefem Lande war Jamahls übel reifen.
Welche Wortfügungdoch nicht überall Statt finden ann.
Zn Dberdeutfchen. gebrauchte man es ehedem als ein Hülfswort
des Infinitivs. Er iſt geben, er gehet; er war gehen, er ging.
Und herzlich bitten was, (war), Hans Sachs.
Berker fiehen, ebend. Als Pluto das war merken, eben derf.
-.. _p) Mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu. Was
iſt zuthun? Ich weiß nicht, was bey der Sache anzufangen
iſt. Es iſt noch viel zu bezahlen. vier iſt nichts zu erwers
ben. Bey der Sache iſt nichts zu verdienen. Daran iſt nichts
zu gewinnen. Mit dem Tode ift nicht zu feherzen. Mit fol-
chen Xeuten if Fein Mitleiden zubeben. Kr ik in der Kir—
- che nie zu fehlen, er iſt immer -dafelöft anzutreffen. Es iſt
ihm bloß um das’ Geld zu thun, feine Abfichtäft dabey alkuin,
nn auf das Geld gerichtet, wozu thun in der vertraulichen Sprech⸗
art auch ausgelaffeu wird. Es iſt ihr bloß um mich;
Es ift mir nur um ung, mit dir hat Gott gethan, Opitz; d. i.
ich beflage nur uns. "Uber, es if davon fo viel zu erfahren
- gewefen, man bat davon fo viel erfahren , ift Oberdentfd.
; Mit dem Mittelworte der vergangenen Zeit. Da⸗
- mitift mie nicht gedienet. Nun iſt mir geholfen. Das fey
dem Simmel geklagt! Laß div das gefagt ſeyn.
2, Figürlich, von welcher Art des Gebrauches hier nur die
. vornehmften Fälfe angeführet werden Fönnen, wovon ohne dieß die
meiften efiptifch find, Es bedeute, =
(1) Befindlich feyn, gegenwärtig ſeyn, feine Wirfung
an einem Orte offenbaren, fo daß der Drt entweder durch ein es
benwort, oder auch durch ein Vortvort ausgedruckt wird. Er if
bier, er war da, fie find oben, unten u. ſef. Ich war-auf dem
Selde, er if in feiner Stube, fie find noch in der Rirche. Ich
bin nie in der Stadt gewefen. Du wareſt auch mit dabey.
Bey der Tafel ſeyn. Der Seind if. hinter uns, Wo bit du
gewefen? Er iſt täglihum ung. Morgen will ich bey ihnen
feyn. I bin gleich wieder bey ihnen, d. i. werde gleich wieder
bey ihnen ſeyn. Er wird in kurzen wieder bier ſeyn. Siec
vor meiner Hütte fey dev Altar! Geßn. Wo auch mein Geif
nach dem Tode feyn wird. In manchen Fähen gebraucht man
doch Lieber das Zeitwort fich befinden, .alsfeyn. In der Mitte '
des Schiffes war eine Bajuitre, beffer, befand ſich.
(2) Außen ſeyn, ausbleiben. Er wird nicht lange ſeyn.
Er Fann nicht lange mehr ſeyn. {
(3) Etwas feyn laſſen im gemsinen Leben, es unterlaſſen,
wofür man auch fagt, es bleiben Iaffen. Und alfo-ließ ers lie-
ber feyn. Schon Ditfried fügt, lazan fin thaz flafan , dag
Schlafen unterlaffen. ; ü
(4) In febr vielen Fällen wird es auch von den Empfinduns
gen, von dem Zuſtande des Gemüthes gebraucht, wo es wieder ein
febraligemeiner und unbeffimmter Ausdruck iſt, der fat von allen
Arten der Empfindunggebrauchtiverden kann. Es ſtehet alsdanu
War für den
Se -74
| unverſonlich, oder doch in der dritten Perſon, nnd erfordert Die
dritte Endung der Perfom. {
(9 Im weiteſten Verſtande. Mir it bange. Ihm ik
angſt. Es war ihm angft und bange. Mir ift wohl, ich be
“ finde mih wohl. Mir if übel, ich. befinde mich übel, - Mrir if
nicht wohl bey der Sache. Was if dir? was fehler dir, was
empfindefft du? Es iſt mie leid um dich. Es follte mir leid
feyn, wenn m.ff, Es iſt mir lieb, das iſt mir lieb. Ih
weiß nicht, wie mirif. }
3:9 muß nur felber gehn und fragenwas ihm ift, Gel,
Mir iſt nicht wie Muſik, in der vertraulichen Sprechart, ich
habe jetzt keinen Gefallen an der Muſik, die Muſtk behaget mir
jetzt nicht. Es it mir nicht als ob ich es thun wollte, ich ha⸗
be feine Reigung dazu. Zn den niedrigen Sprecharten fagt mar
auch, mic ik efferli,ich habe Appetit zu eſſen, mir iſt weiner-
lic), ich möchte weinen n. ſ. f. Der perſsntiche Gebrauch in die-
ſer Bedeutung iſt in der reinen Schreibart ungewöhnlich. Ich bin
ſeit etlichen Tagen nicht gar zu wohl gewefen, Naben. beſſer
wiritu.ßf. ’ “
(6) In engerer Bedeutung fir ſcheinen, ingleichen eine
dunfele Empfindung haben, mit welchen Worte feyn in diefer Be:
deutung viele ety mologiſche Verwandtfehaft hat, Es iſt mir, als
wennich etwas ſahe. Es it mir, als wenn ich ihn einmahl
geſehen hätte. Es iſt mir, als rückten mir ale, die mich Tes
ben, mein Vergehen vor. Es iſt mir aber oh, als glaubt
„Ih Petern mehr als dem Herrn, Weiße, Die Welt ih mir ein
Gefängniß,iftfür mich ein Gefängnif, oder kommt mir wie ein
Gefängnig vor. Wo die dritte Endung der Perſon auch Ausgr-
laſſen werden Lan, befontders wenn mianden Sag noch allgemei-
ner ausdrücken will,
Er fprach/ es if, als wenn ich ihn ietzt reden hörte, Roſt.
Wenn ich zurück ſehe, dann iſts, als hätt ich nur einen Ian-
gen Frühling gelebt, Geßn. Es if, als wendete die Natur
‚doppelten Sleiß darauf. Bey aller Liebe, die ich harte, ware
doch, als wenn ich wünfchte, ihn nie geFanne zu haben.
(5) Gehören. Wem it das Gut! wem gehörer es.
Das Geld if dein, —
Es find nicht mehr als hundert Gulden mein,
> Die follen deinen Rindern ſeyn, Gel.
Wo es, wenn es für beſtimmt ſeyn ſtehet, auch das Vorwort für
bekommt. Das if nicht für mic.
Derdache if für die Sucht, und Argwohnfür Tyran⸗
h nen, Eron,
18) Beſchaffen feyn. Wie find feine Umſtände. Ich weiß
ſchon, wie du biſt, was für eine, Gemürhsart du haft. Man
weiß, wie Rinder find, Gel. y
‚Wie Tityrus nun if, ev fing.sum Thyrſis an, Roſt
Nun fiehe man, wie du bift, eben derf,
Wenn ich, wie du wäre, fo thäte ich es, d.i. wenn ich an deis
ner Stelle wäre, Einebefondere Art zu reden iſt, dem fey nım
wie ihm wolle, oder, dem fey num wieihm fey, die Sache mag
auch befchaffen ſeyn, wie fie will. Im gemeinen Leben drückt man
den Gegenſtand auch wohl mir dem Vorworte mit aus, und braucht
das Zeitwort unprrfönlich. So ift es mit dem-Grfinde, d.i. fo
ift das Geſinde befchaffen, fo macht es das Geſinde. Aber in der
“anftändigen Schreibart klingt ſolches ungewöhnlich und fremd,
Es iſt mit dem Schale, wie mit den Tönen, beſſer, e3 ver»
hält fih mit dem Schalle u. ſaf.
(7), 9ft.wied es zur Beſtinimung der Zeit gebraucht ‚wenn
‚eine Sache geſcheben if. Es war eben im Setbfle, da ich ihn
ſahe. Es war am Morgen, da die Nymphe den bunten
E23 ‚ Brenz
Kranz auf ihre Seien fegre.
babe, daß fie meine Mutter war, ſo war es jn diefem Yugen=
bie, Duſch. Es find nunmehr sehen Jabre, daß ic ihn
nicht gefehen habe. Es ıft (ind) Faum vierzehn Tage, daß
du wegreifeteh, Schleg. Fünf Tage finds nun, feit er uns beyde
auf feinem Schoß bielt, und weinte, Geßn.
(8). Geſchehen. Wenn es feyn foll, fofey es. Es it um
‚Lebens und Sterbens willen, esgefchieker, Das muß nit
feyn. Das kann nicht feyn, geischen. Das Fann wohl feyn,
iſt möglich. Das kann nicht ſeyn, iſt unmöglich. Thun ſie es,
wernn es feyn Fann. Es kann feyn, daß ich ihm gewogen bin,
Es kann ſeyn, daß die. Liebe viele Annehmlichkeiten bat, Gell.
(9) Die Urſache ſeyn, nur in einigen Fällen. Wenn ich nicht
gewefen wäre, u. ſ.f. Wirediejes nicht, fo Fame ich gewiß.
Wenn es zuweilen auch gebraucht wird, eine Bedingung auge
zudruden, - Gut, wenn das iſt, magft du leben, Leſſ. Wenn das
it, fo haben wir ja nichts zu befürchten, Gel.
(10) Borhanden Br wirklich ſeyn. Warje ein Wunſch,
den mein Auge verrieih, den du nicht erfüllteſt, Geßn. Be—
ſonders abfolute, die reelle Exiſtenz, das Daſeyn eines Dinges
außer den Gedanken zu bezeichnen. Es iſt ein Gott. Gott iſt.
Goͤtt iſt von Ewigkeit her geweſen. Ich denke „darum. bin
ih. Daß ich jett bin, iſt unverdiente Wohlthat des Schö⸗
pfers, Gell. Das Verlangen nad Glück verläßt ung nur in
dem Yugenblide, da wir, aufbsren zu ſeyn.
ESEr lebet, wie gar viel ſchließt dieſes Wort — ein!
Ihr Weiſen, ſaget mir, heißt leben mehr als ſeyn?
Haged.
An der dichteriſchen Schreibart bedentet es oft nur in der Keibe
der ſichtbaren Körper, der lebendigen Dinge, vdrhanden ſeyn, leben.
Sie werden mich auch, wenn ich nicht mehr ſeyn werde, noch
lieben und fegndn. Unſer Freund iſt nicht mehr, er ift todt.
(1 1) Endlich gehören hierher noch verſchiedene einzeineArten
des Ausdruckes, in welchen das Zeitwort eine engere oder firürlie
he Bedeutungbat. Das wäre! eineim gemeinen Leben übliche
Formel, feine Verwunderung auszudrucken. Lußfeyn, daß er
reich ift, geſetzt.
muth zu pfeiffen und zu teallern weiß, Weiße, gefegt. Was
foll das ſeyn? was folldas bedeuten, warumgefchiehet das; nur
im gemeinen Leben. Was folls ſeyn? imgemeinen Beben, mas
wollt ihr ? was wird verlange ? Was if für-ihre Mrube! Was
ſoll für ıbre Mühe ſeyn? was habe ich für ihre Mühe zu bezahlen?
Herr, ſprach der gute Bauer,
Was foll für feine Mühe ſeyn? Gell.
Wie wäre 08, wenn wir die einig bothen? wärees nicht thun«
lich? Du laßt den ganzen die Herde Herde ſeyn, Roft;
du bekümmerſt dich den — nicht um die Herde. Was iſt
es denn nun mehr? dasift ja feine Sacht von Wichtigkeit.
Gefegt, daß Doris auch es dem Damöt vertraut,
Was-ifi es denn nun mehr? Gel.
Was wäre es denn geweſen, wenn er es auch gehöret hätte?
Was ift es denn nun, ob mich die ſer Mann lieſt oder nicht?
Sell. was iſt daran gelegen ?- Da fey Bote vor! da fey der zim⸗
mel vor! das wolle Gott, der Himmel verhüthen! O Daphne,
nichts gleicht dem Entzucken , es fey denn das Entzüuden von
dir geliebesu feyn, Geßu. wo eg fey denn in der feyerlichen und
höhern Schreibart für das kürzere als ſtehet. Ju einem andern
Berflande wird es fey gebraucht, disjunctive Süße zu begleiten.
Es fey Branfheit, es ſey veriuf der Güter diefes Lebens, —
der Gedanke an die göttliche Dorfehung vermindere ihr
ihmershaftes, Oel. Es feydarum, es mag darum feyn, es
mag arfihehen oder Statt finden,
Wenn ih jemahls sergefen -
° gleich in der Anwendung anf einze
Laffen fie es feyn; daß er nicht mit der Ans .
- bin gewefen.
= ‚terie.
BR.
II. As ein Sülfawont, womit — Seiten —
Zeitwörter von der Mittelgattung gemacht werden, Die ganze
Lehte von den Hülfswörtern der Neutrorum iſt in den Deurfchen.
‚KErradtebren noch nicht genug bearbeitet, wird fich auch wohl nicht
leicht auf gewiffe Regeln bringen laſen. Die Sauptſache kommt
darauf an. Ein Neutrum welches mehr einen felbfirhätigen Zus
ſtand bezeichnet, erfordert dag Hülfswort haben, und ein Reu⸗ hr
trum, welches einen mehr leidendenZuftand ausdruckt, das Hilfe» -
wort feyn, Dieſe Regel ift eigentlich ohne Ausnahmen, ob fie
ben fcheinet, 3.8. Die Neutra geben, laufen, deuten wirflic) ei»
iftin feiner beutigen gangbarftenBedentung nur ein eingejchräntter
Ball der urfprünglich allgemeinern, nach welcher gehen nichts ane
e Fälle Schwicriafeitenzuba-
nen fehr thätigen Zuftand an, und haben doch das Hülfe wort feyn.
Um bier nicht zu falſchen Schlüffen geleitet zu werden, muß man
der wahren Abſtammung eitteg jeden Wortes nachfpüren, Geben
ders ift, als fanft, oder langfam beweget werden. Und nun fiebet
man ohne Mühe, daß ibm das Hülfswort feyn, das eigentliche:
Zeitwort eines leidenden Buflandes zufommen müffe, Da es aber
in manchen Fällen ſchwer iſt, zu entjcheiden, welche Bedeutung im
einem Neutro die herrfchende ift, die thuende oder | die leidende ,
fo läßt ſich auch nicht allemahl gewiß beflimmen,weichespülfswort”
ſich ohne Ausnahme für daffelbe ſchicke; zumapl, wenn die Deuts
ſchen Dundarten bey einem ſolchen Worte wirklich gerheilt find,
Hieraus folgt ferner, daß ein und eben daffelbe Hulfswort in ver⸗
- fehiedenen Bedeutungen beyde Hülfswörter befommen könne, je
nachdem die Bedeutungen mehr felbft wirfend oder mehr leidend,
oder doch von den erſten Urhebern der Sprache fo betrachler worden
find, Eine ziemliy allgemeine Kegel. iſt die, daß diejenigen
oder zu welchen die Bewegung gefchiehet, mit ausgedruckt wird,
Wir haben den ganzen Tag gefegelt, und, wirfinduon Ea=
dir abgefegelt,- Hieraus folgt ferner, da auch die zufanımen
gefegten Neutra, wenn das Vorwort, womit fie zufammen gefept
a, einen folhen Terminum a quo oder ad quem enthält,
gemeiniglich das Hülfswort feyh erfordern. PEN das alles sehs⸗
ret in die Sprachlehre.
Anm... Seyn iſt, Als ein eigenes Beitwort betrachtet, ein,
Neutrum, welches einen völlig leidenden Zuftand ausdrudkt, und
daher in den vergangenen Seiten mit fich feibft gemacht wird ; ich
das Mitielwort der vergangenen Zeit; daher fann man auch gez
weſen als ein Beywort gebrauchen, mein geweiener Ki eund. Aber
das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit, ein ſeyender iſt im Hoch»
deutfchen ganz ungewöhnlich, ob man gleich in den Oberdeut ſchen
Kanzelleyen häufig geuug fagt, die in Bewegung feyende Ma—
für find, auch im Hochdeutſchen einführen wollen:
Die längft zuvor verblichen feyn, Dpis.
aber damit noch wenig Eingang gefunden. Es iff auch nicht —
ſehen, was damit gewonnen werden könnte, da ſeyn einmahl das
‚irvequlärfte Zeitwort iſt, welches wir nur haben,
Anm, 2. Aus dem, was zu Anfange dieſes Artikels gefant
worden, erhellet, daß dirfes Zeitwort, fo wie wir es jest haben,
eigentlich aus fieben andern zuſammen geſetzt iſt Diefe find:
Am, em, Angelf, eom, Ulphil im, Engf. am, Ssländ.em,
Perſ. em, Griech alas, ic ‚kin; ; Öriech. awvan, een, fen.
Ur,er. Isländ. er, Schwed. är, id, bin; Angelf. art, du
biſt; Engl. are, erifi, Angelf. aro, ihr fen, aron, fie find;
Kat, eram, ich war, ero, ich werde ſeyn; Angelf, ar, fepn.
ar,
Neutra der. eigenen Beiwegung, welche ordentlich das Hülfswort
haben befommen, das feyn erfordecn, wenn dev Dei, von welchem
Diejenigen Reutra, weiche ſeyn befommen, Teideu -
Diele Haben die Dberdentfchen Formen wir feyn, ſte ſeyn
N
en en Da
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EEE WIN EEE EN ——
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no ela.
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kenden Blafelaut gebildet zu ſeyn ſcheinet. Kero, Notker, birum,
birumes, birin, wir find, birint, pirint, ihr ſeyd; ich war,
ware, Schwed.var;Kero birum, id; werde feyn; Schived.vara,
Island. vera, ſeyn.
ar, wer, welches ang dem vorigen nur durch den verfkärs
Sig 78
In den andern Perſonen bat man Feine eigenen Heciproca, fow”
dern die perfönlichen Fürwörter vertreten ihre Stelle. Du liebeſt
Sich, ich fehame mich deffenniche. Im Oberdeutfchen gebrauche
man aud) in der dritten Perfon für fich Hänffg die perfänlichen Für:
wörter er, fie,es, welches auch Luther einige Dlahi æꝛachgeahmet
Us, es. Ulph. is, Lat. es, Griech. vos, dubift; er ift; Lat. = bat. Unigr Feiner Iebeihm felber, unfer Feiner ftirbe ihm ſel⸗
ef, Erich. a4, Ruf. jet; Griech. agu, er ſey; at. ellem, ih
wäre; Griech. eropas, ich werde feyn; Lat. elle, Grich. arx-
ar, fin \ F —
Was wes, welches wiederum nur durch Vorſetzung des Bla⸗
ſelautes von dem vorigen gebildet zu ſeyn ſcheinet. Minneſ. we-
ſent, ihr ſeyd; Niederſ. weſe, ich ſey; Fräuk. und Niederſ. was,
ich war; Ulph. vas, Angelf. hwas, geweſen; Willer. uuis,
fen, Niederſ. weg, Augelſ. wis, Kero, Dttfe.2c. uuelan, ſeyn,
Ulyhil. uuilan.
Bim bin, bien. Ich bin, biſt. Kero pim, bim, pilt;
Notker bin, wir ſind, bint, fie find; Kero bim, ich werde
ſeyn; Dberd, bis, ſey; Angel, beon, Engl. bee, Böhm.
byti, fepn. ° > ER
Seyn, Lat. fum, Ital. ſono, ih bin; Wallif. (ydd, ſy,
er iſt; wir find, ihr feyd; Alem. hi, ich ſey, Jsländ. lie, Lat.
im, Upbil,kjai, fey du; Infinit ſeyn.
Sid), das zurüc kehrende Für
Eben diefes gilt auch von andern Sprachen, weil in allen bes
ber. Er gedacht ihn, für bey ſich, Theuerd.
Sieht man denTod finihm, der Sochmurh legt fich wohl,
Opitz.
Weil ein jeder ibm faſt mehr oder weniger zutraut, als er eis"
gentlich im Vermögen hat, eben derf.
Lin andrer laßt ihm nicht an einer Wele begnügen,
: x Günth.
Im Hochdeutſchen pflegt man oft die Berba reciproca unperfün«
lich zu gebrauchen. Bier fügt fichs nicht gut, fiir man fißt hier
nicht gut, oder hier iſt nicht gut ſitzen. Bey einem leeren Magen
kann ſichs unmöglich zärtlich Lieben. Welches deun in den
Dberdeutfchen Kanzelleven fo weit als möglich getrieben wird. Da⸗
"gegen ift mie dürren Worten ſich evfläret worden, für man hat
ſich uff. > . E
nm. Schon bey den älteften OberdeutſchenSchriftſtellern ich,
> ben dem Ulph. Ak, und mit einem andern Endlaute lis, im Schwed.
fig, bey den Krainer, Wenden febi.
kaunten Sprachen diefes Zeitwort überaus irregulär iſt. Die Ur⸗ Die Sichel, plur. die —n,ein ſchneidendes landwirthſchaftliches
ſache davon iſt wohl, weil deſſen Bedeutung ſo fein und unerklär ·
bar iſt, daß man ſie in vielen einzelnen Fällen nicht anders als
durch verfchiedene Wörter ausdrücken ann, weiche urfprünglich
einen ganz andern Förperlichen Begriff haben, und bier nur in
figürlicher Bedeutung ſtehen. Wenn man diefe einzelnen Stamm⸗
‚wörter genauer unterfucht, fo wird man davon überzengt werden,
So iſt der Jufinitiv ſeyn, und der Eonj, ich fey, mit fcheinen,
‚und ſchehen, in geſchehen verwandt; if, eft, elle,sfihrint zu
‚effen zu gehören, denn einem ganz rohen und nngebildeten Begriff,
dekgleichen man bey den Erfindern der Sprache annebnen muf ,
find eſſen und ſeyn, fehr verwandte Dinge, (S.Wefen.) Bin,
GSrasſichel, die Getreideſichel. ©. Senfe.
Werkzeug in Geſtalt eines halben Zirkels, mit einem leihen Hefte
von Holz, Gras und Getreide damit abzufchneiden; zum Untere
ſchiede von der Senfe, womit gehauen oder gemähet wird: Die
Anm. Bep den alten OberdentfHenSchriftftellernSichela, im
Niederſ. Sedel, Sekel, im Axgelf. Sicol, im Engl. Sickle, im
Schwed. Sikel, im Lat. Secula, im Griech Zayaay, eayadov;
alle von fägen, lecare, Wend. lseku, u. f. f. indem die Adlei⸗
tungsfolbe el hier ein Werkzeug andenter. Mit andern Endſylben
Heißt die. Sichefim Wendijchen Secati, ini Albaniſchen Siagge-
re, im Pohlu. Sickarts, —
iſt allem Anfehennah Eines Stammes mit, Bein, Bahn, Bxwe, Die Sichelfröhne, plur. die —n, Frohnen oder Frohndienſte iu
venio, u. f.f. im Albaniſchen iſt binn, ichlomme; war mit»
[4
werden, uf. f. & =
in der dritten und vierten Endung vorhanden iff, und in denfelben
fo wobl in allen Geſchlechtern, als auch im Singular und Plural “
tnverändert bleibt, Es wird gebraucht, wenn don der dritten Per Das Sichelfraut, des —es, plur. inuf. eine Art des Waf:
* fondern aud) auf die andern zurückkehret, fo kann dafür auch einz »
ander gefrßrt.werden, „Sie lieben ſich wie Rinder, oder ein
fon oder Sache eine Handlung gefagt wird, die diefe dritte Perfon 5
‚oder Sache nicht nur felbft thut, fondern die auch dabeh auf fie
ort der dritten Verſon, welches nur D
der Ernte, welche mit der Sichel gefchehen, zum Unterfchiede von
den Senfenfrohnen.
er Sichelflöe, des —s, plur, inuf. eine Art des Schneden-
klees, deſſen Hütfen wie eine Sichel gefrämmt ſindz Medicago
falcata Zinn, }
ſermerkes, Siumfalcaria Linn. Sichelmohre, in einigenre |
genden-Sicheigewärre,
felbft zuriick gehet. Er bar es fich felbfi zu danken, Siefchreibe Der Sichelfdynäbler, des —s, plur. ut nom. fing. bey dem
fi alles felbfi zu. Schämer ihr euch denn nicht? Sie bat
endlich ihr ja von fich gegeben. Große Seelen halten fih
anden Simmel feſt, und laſſen die Erde unter ſich fortrollen,
Duſch. Wein Gerz erweitert ſich von einem frohen Stolze,
eben derf. Da ihm denn oft um des Nachdruckes willen noch das
‚felbft zugefellet wird. Sind fie denn nicht bey ſich ſelbſt.
‚Klein, ein eigenes Gefchlecht von Vögeln, deren Schnabel wie eine
Sichel geſtaltet iſt und welche auch Sichler heißen. Es gehören
dahin die BaumPferten mit den Grauſpechten und bie Bracher mit.
den Bienenfraßen und Wirdebopfen. In engerer Brdeutung wers
den die Bracher oder Brachvsgel, Numenii Klein, in einigen
Gegenden Sichler genannt.
Wenn ſich der Dlucal ift, und eine Handlung angedeutet wird, "Sicher, — er —e, adj, et adv. ı. Eigeutlich von der Ge—
die nicht bloß vonjedem Dinge unter den mehrern auf fich ſelbſi,
‚ander. Gleiche und einander (oder fih) entgegen geſetzte
Bräfte heben ſich, (oder einander) auf. Sie find fich alle gidich,
oder fie find alle einander'gleih. Yerzen, die fib fr einanz
der gefchaffen fühlen ; wo die Wiederhohlung des ſich einen Übel»
ang verurfachen würde, Welchesaber nit Sk«it finder, wenn
Die Handlung nur auf jedes der mehrern allein zurückkehret. Sie
ſMamen fi, nicht einander.
fabr zu fallen, und in weiterer Bedeutung , von jeder Gefahr
‚befrenet , wo es auf doppelte Art gebraucht wird. (1) Bon dem
Dinge, welches ſich außer Gefahr befindet, von der Gefahr be=
freyet ift. (a) Eigentlich, wo es doch nur als ein Nebenwortübs
lich iſt. vor dem Fallen ſicher feyn. Eine Sache ſicher ſtellen,
ſie außer Gefabrfegen, von der Gefahr befreyen Ich fiehe bier
Fehr ficher. Sich ſicher wiffen, überzeugrfeyn, daß nran feine
Gefahr befürchten dürfe. Wegen diefer Sache bin ich fiber.
Das Pferd gehet febr ſicher. Sicher wohnen. Wirgents ber
‚feyn. „ (6) Figürlich oder in engerer Bedeutuug ifificher, pi —
ur
Furcht vor Gefaht oder vor einem ———— two es anch als
er a
Anm. Schon im Ottfried Sihurheit, im Niederf; Sekerhed.
ein Beywort üblich iſt. ZJemanden ſicher machen. Bicher Sicherlich, ein Rebenwort, welches mit dem Rebenworte ſicher
ſchlafen. Ihr Sichern werdet zittern Eſ. 32, 10. Ein ſicherer
Sunder. Du kannſt dich mir nun ſicher zeigen. Du Fannf
mirs ficher offenbaren. Gemeinizlich verfinfen wir in unferm
Unglüse, weil wir zu fiber in unferm Glüde waren. Wenn
es als ein Beywort gebraucht wird, fo hat es gemeiniglich den Ne⸗
benbegriff der unerlaubten Sorglofigfeifbey einer wirklichen Ge⸗
fahr bevfich. (2) Von denjenigen Dingen, deren. man ſich ohne
Gefahr bedienen kann, fo wohl Inder adverbifchen als adjectivis
{den Form. Der Weg if fiher. Lin fiherer Wer. Es it bien
nieht ficher. Kine fihere Gelegenheit Ein firheres Pferd,
welches nicht fleauchelt, ſicher gehet. Sicheres Geleit, welches
uns Gicherbeit gewähret. Sichere Arzneymittel, bey welchen
man Feiner Gefahr ausgeſetzt iſt.
Du rent Rofen und Jesmin
Auf die fihern Pfase bin,
Die ich gebe, Weiße.
2. In engerer Bedeutung. (2) Von der Gefahr * irren be⸗
defreyet, gewiß. Ein Geſchmack, welcher durch die ſchönen
Biinfte feiner und fihrer geworden. Kine fichere Sand, in
den bildenden Künften. 2) Von der Gefahr des Grgensheils
befreyet, gleichfalls" für gewiß, nnd zwar, (a) eigentlich, wo es
doch nur objective üblich ift, von der Sache, welche mit Überzeu⸗
gung erfannt wird. Eine ſichere Nachricht, anf welche man ſich
verlaffenfann. Kin ficherer Beweis. Ich babe es ihm ſicher
verſprochen. Du kannſt dich fiher darauf verlaffen. Ich bar
be die ſicherſten Merkmahle davon. b) Figürlih wird es auch
von folchen Dingen gebraucht, von welchen mar hur einige allge:
meine Beftimmungen weiß, oder die man nur aufeine ganz allge-
meine Art bezeichnen will, Kin ſicherer Sreund bat mir gefant,
u. fi Ein ficherer Hoffolt fich fehr lebhaft zum Kriege rüften.
Wofür doch inder anfländigen Sprechart gewiß üblicher iſt.
Anm. Ben dem Kero lihhuc, bey dem Ditfried hehor, ‚im
Miederf. ſerer, im Schtvrd. fäker, im Franz. lur,.im Wallif.
ficer, im Lat. fecurus, im Griech. Exugos Die Syibe er ifk
die Ableitunasfplbe, welche Veywörter budet; es kommt daher
bier nur auf die Sylbe fich an, deren eigentliche Beventung aber
bier fo ausgemacht noch nicht iſt, indeffen fcheinet fie feſt, under
weglich, ſtark bodensee zu haben, und zu dem Angelfächf.
fegga; tapfer, ſtark, zu gehören. Auf ähnliche Are ift im Niederf,
wehlig, fiber, welches mit wehlig, ftark und shätig, verwande
zu ſeyn feheinet. ©. Sicherpfabl.
Die Sicherheit „plur. die — en, das Abflractum des vorigen
Bey- und Rebenwortss, welches doch nur in deffen erften Haupte °
bedeutung üblich ift. Der Zuſt and, da ein Ding ficher ift, ohne
Plural. ) Dbjective, der Suffand,da ein Ding von der Gefahr -
eines Übels befreyer it. In Sicherheit feyn. Etwas in Si:
cherheit bringen, fielen, fegen. Sein Vermögen in Sicher:
beit bringen. (2) Subjectior, von der Furcht einer Gefahr oder
eines Übels befreyet. Inwölliger Sicherheit leben. Die ſchein⸗
bare Unfchuld des Spieles verleitete fie zur Sicherheit. Er
fürzt ihre Macht durch ihre Sicherheit, Sprichw, 21,22. Die
feiſchliche Sicher heit, in der Theologie, die Gectigleit, fi eine’
ungegrändete Abweſenheit der Gefahr, befunders in Aufehung fei-
nes Verbältniffes gegen Gott einzubilden, 2. Dasjenige, mag
uns Sicherheit gewähret, befonders in engerm Verftande, was
uns vor dis Gefahr eines Verluftes ficher ſtellet, wo vornehmlich _
im den Rechten, ine Haudſchrift, ein Unserpfand, Caution und
Bürgſchaft, mit einem allgemeinen Ausdrucke Sicherheiten ges
nannt werden; im welcher Bedeutung es ſchon im Schwaben ſp. vor⸗
lommt. Ich muß Sicherheit haben. Sicherheit geben, fielen,
eigentlich gleich bedentend iſt aber in der edlern und höhern
Schreibart wenig mehr gebrancht wird. 1. Von riner Gefahr be⸗
freyet; eine im Hochdeutſchen völlig veraltete Bedeutung.
Die reiche Zahl der fi üptigen Raninen
Nimmt Rlüften ein, die ficherlich ihr dienen, Opitz.
‚die ihe Sicherheit gewähren. 2. Gewiß, völlig von etwas über-
zeugt; imgemeinen Leben und der vertraulichen Spredjart. Ich -
"weiß es ſicherlich. Wo es auch als eine verfichernde Formel üb:
lich iſt. Er Fommtfierlich. Glauben fie es ſicherlich.
Mein &fel ficherlich, -
Muß Flügen feyn, als ich, Leſſ.
Das Sichermaͤhl, des — es, plur. die — e, ein im Hochdeut⸗ \
ſchen wenig befanntes Wort, ein Mahl, wornach man zielet eder
ſchießet, zu bezeichnen. So will ich zu ſeiner Seiten drey Pfeile
ſchießen, als ich zum Sichermahl fchöffe, » Sum, 20, 20,
Friſch und andere haben fchon bemerkt, daß es von einem verals
teten Zeitworte fichern, abflammet, welches zielen bedeutete, und
. In Holländ. fichen, gleichfalls zielen,
1. Sichern, zielen, S. das vorige, -
2. Sichern, verb, regul, act. welches nur im Bergbaue für mas
ſchen üblich ift, das gepochte Erz durch Waffer von dom tauben Ger .
feine fegeiden, Erz fihern. Daher die Sicherung, das Wa:
{hen der Erze, Es iſt das Intenſivum oder Factitivum von fei-
ben, in den gemeinen Sprecharten feigen, deffen intenfives Neu⸗
trum im gemeinen eben auch fiefern lautet, S,dafjelbe.
3. Sichern, verb. reg. act. von dem Bey⸗ und Nebenworte
ſicher, ficher machen, das iſt, vor der Gefahr eines ubels der
wahren,
Er iſt mein Heil; mein Rubm und Leben,
Er ſichert mich ; mein Fels, mein Schug, Logau.
Wenn man fremdem Gute nachgehet, fo muß man zuvor das
feine firheen, in Sicherheit bringen. Glücksgüter fihern uns
gegen die Armuth. Hier bin ich nicht geſichert. In dem alten
Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter ifterlike-
ren, beſchützen. Opitz gebraucht das unDodbeutfggen erg
Hehe Sicher ung für Sicherheit. .
Der Sicherpfabl, des — es, plur. die — pfähle, bey den Waf-
fermühlenund Wafjerwehren, ein langer ſtarker eichener Pfahl.
welcher in die Erde gerammet wird, und die Eiche oder die geſetz⸗
mäßige Höhe des Waſſers und des Zachbaimes zeiget; der Mahl⸗
pfahl, Mühlpfahl, Echpfahl. Entweder von ſicher in der eis
gentlichen Bedeutung des feft, unbeweglich, weit diefer Pfahl die
Wafferhöbe fichert; oder mit Sichermahl ans Einer Duelle; ‚oder
als ein Abkömmliug von Zeichen, Signum;zoder endlich auch.von x
dem Niederdeutfehen Sichter, eine Rinne, weil er ih an dem
Mühlgerinne und zu deffen Behuf befindet. —
Der Sicherſtein, des — es, plur. die — e, in den Sinnpütten,
ein großer viereefter Stein, worauf die Zinnfteine, welche geſi⸗
chert oder gewaſchen werden ſollen, zerrie ben werden.
Der Sichertroͤg, des — es, plur. die—tröge, im Hüttenbaue,
ein Trog oder langliche Mulde, worin das Sichern oder Wafchen
der Erze gefchieher, *
Die Sicherung, ©. Sichern.
Der Sichler, des — s, plur, ut nom, fing. Giehe Sichel: :
fcpnäbler.
Die Sicht, plur.die —en, das Abſtractum des Zeitwortes fehen,
die Handlung des Sehens, Dan gebraucht es für fich allein -
"me
das Intenfivum von fehen war, welches in fichrbar, Geſtcht u.
. Lf. fhonden ſtarken Gaumenlaut hat. Im Schwer, iſt Agta, und.
——
eig.
Ant in foehen Wechfefieen NN fogtelch bey tem Eimpfange
wu „Bezahlen werden müſſen, und * gemeiniglid; fo anfangen: Gert
—— sable' auf Sicht dieſes u. ff. dder Ich — — zah⸗
le auf Sicht dieſes u. ſ. f. das iſt, bey Anſicht dieſes fo bald
- Hi) für Sicht gebraucht wird, ee es in eben die ſem
elne gewiſſe beſtimmte Zeit zu bezeichnen, nach deren Verlauf, von
der Praͤſentation des Wechſels an gerechnet, derſelbe bezahlet wer⸗
den muß. Der Wechſelbrief lantet auf acht Tage Sicht, verſtattet
acht Tage Nachſicht, mit einem Italiäniſchen Kunſtworte Reſpiet.
Auch im gemeinenLeken wird es daher noch zuweilen für Hachficht
des Glaubigers gegen. ſeinen Schuldner gebraucht: Femanden um
Siceditten, ihm Sicht geben, In beyden Fällen ift es nur im
Singular und gemeiniglich ohne Artikel üblich, außer dem gebraucht
man es nur in den Zuſammeun ſetzungen Abjicht, Anſicht, Ausſtcht,
Nachſicht, vorſicht, Get u. ſ. f. in welchem letztern es um
der Partikel ge willen zugleich ungewiffen Geſchlechtes ift.
Sichtbar, —er — fe, adj. etadv. was geſehen, durch das
Geſicht empfunden werden kann; im Gegenfäge des unſtchtbar.
. Bigebar feyn, werden. ine fihtbare-Sonnenfintternif,
7 3um Unterfchiede von einer unflchtbaren.
decs Dürftigen, die mein Erbarmen mit laufer Stimme fordert.
Die ſichtbare Kirche, inder Theologie, die durch einen ihnen ſelbſt
bewußten und andern merklichen gemeinſchaftlichen Lehrbegriff
ſchiede vonder unfichtbaren Bircpe, oder der Verbindung aller
ein zelneu mit Chriſto dereinigten Per ſonen, deren Berbindung nicht
unmittelbar in die Augen fällt, Das Nebenwort ſichtbar bedeu⸗
auch Sichtig und Sichtlich.
3 welcher es ſichtbar iſt; iin Gegenſatze der Unſichtbarkeit.
Sichtbarlich, weicher auf doppelte Art gefunden wird, 1. Als ein
2 Bepwort fir ſichtbar.
welcherGeſtalt es imHochdeutfchen veralter iſt, weil es nichts —
ſaget, als ſichtbar. 2. Als ein Nebenivort, aufeine fichrbare Art,
Er war ſichtbarlich ‚berreten ‚ als er mich evblidte,
brachte ibn ſichtbar lich aus der Faſſung. S. aub Sich tlich.
Der Sichtbrief, des —es — ee e, ein n Wechſelbrief auf
a. Sicht R
Sichten verb. reg.act. welches nur in den geiheiten. ——
arten Ober⸗ und Niederdeutſchlandes für ſteben, vermittelſt des
allen Seiden ſichten laſſen, gleich wie man mit einem Siebe
ſichtet, Amos 9,9. Der Satan as hat euer begehret, daß er
‚Sihten und die Sichtung.
- fehen, und die ſem ſichten, verleitete Friſchen, das legtere von dem
erſtern abzuleiten, fo fehr ihm auch der daben nötbige Zwang hätte:
indie Augen fallen follen, Die Eudſolbe — ten iſt ein Zeichen
" eines Intenfivi; dag Staimmwors bieß alfo ficben, welches mit
—— ſaen, ſat nen u. ff. verwandt ift, und fo wie diefe ur.
fprünglich die mir diefenDandlungen verbundene Bewegung nahe,
abet. Mit einem andern Endlautegebören auch Sieb und fieden
bierher, daber bie Niederfachfen fir ſteben intenfive fifren fagen,.
- "Engl, to.hft, Angelſ. ly yftan, im Griech. ifteguew,tütteln,
Der Sichter, des —s, plur. urnom. ling, bey den Backern
get, und das Sichten oder Beuteln des auf der —— nur ge⸗
5. Bad, m. 4.Th.⸗ + Yu
BEN
. mie dieſes vorgezeiget wird, welch· sAnſicht auch von, einigen wirk⸗
Mechfelgefehäfteim entgegen gefegten Verſtaude für Mahfiht,
Die ichrbare Noth
" und Boitesdienft mit einander verbundenen Ötäubigen; zumlintere
tet zuweilen auch, auf eine fichtdare,, in die Augen fallende Art, .
® wie Sichtbarlich. Die Urſache ift ſichtbar, diefe uff. Siehe
F »e Sichtbarkeit, plur. inußdie Eigenfchaft einesDinges, nach
Sicht barliche Güter, Weish, 13, 1zin
Das
Siebes reinigen, üblich if. ‚Ich will das zZaus Iſrael inter.
euch möchte ſichten, wie den Weizen, Sur. 22,332, Daher dag '
Anm. Die Übereinitisinung des Klanges zwiſchen von
‚einiger Gegenden, ein Backerburſche, welcher auf den Kneter fols
x ſchrotenen Setreite verrichtet. Ina großen Beghanſeen bat man
wohl einen Oberſichter und Unter ſichter.
Das Sichterzeug/ des— es, plur. die — e, in den Windnih⸗
„dem ein ſtehendes Betriebe an dem Beutelfaften,, welches das
Sichten oder Sieben in den Meblfaften vollziehet.
»Sichtig — er, — fie, adj.et adv. welches für ſich allein nur -
im Ober deutſchek für ſichtbar üblich ift, und von Sicht abſtammet.
Ein ſichtiges Pfand, einfihtbares, Dpie. Da ward die Wins
de ſichtig, Günth. Die ochdeutſchen gebrauchen es nur in den
Zu ſamme aſetzungen anſichtig, kurzſichuig blödſichtig, ſcharf⸗
ſichtig u. ſ. f.
Sicht lich —er, —⸗ſte adj. et adv. was geſehen wich, ine
gleichen was. gefehen werden kann, ein une zuweilen für ſicht bar :
übliches Wort. Sichtliche Vollkommenbheit. Ingleichen, auf eine
ſichtbare Art, für fichtbar. Erzſtufen, worauf das Gold fehr
ſichtlich anſtehet. Vvor meinen fichtlichen Augen, d.i, deutlich
febenden, ift nur in den niedrigen Srr wetten sangbar,
. Die Side, ©. Sieke.
1..Die Ste, plur. die—en, "Diminne, das Siechen, ein nur im
gemeinen Leben uübliches Wort, ein Thier weiblichen Geſchlechtee
zu bezeichnen, i im mung des@r. Ein Schaf, das eine Sie
it, 3 Mof. 4, 32,
üblichſten. Dre die Sir, das Männchen und Weibchen.
Anm Im Fe 1 Se, Diminut. Sefen, zum Unterſchiede
von dem Se uud Hefen, in einigen Hochdeutſchen Mundarten mit
vinem fürten Öaumtnlaute die Sieke, Side. Es iſt mir dem
folgenden Vorworte genau verwandt, S. auch ı Er,
2. Sie, das perfünliche Vorwort ſo wohl der dritten Perſoni im weib⸗
lichen Geſchlechte, da es in der zwehten Endung ihrer, in der drit⸗
ten ihr und in der vierten wieder fie bat; als auch aller drey Ger
ſchlechter im Plural, Rom, fie, Gen. ihrer, Dar, ihnen, Areuf
fi. Es ift anf doppelte Art üblich,
2. Als ein perfönliches Vorwort im firengfien Verftande, mb
zwar, (1) im Cingular, da man foldhe Perſonen weiblichen Ge⸗
m Hochdeutſchen iſt es von den Vögeln am
ſchlechtes mit fie anzureden pfleget, welche man höher achtet, als.
daß man fir du und. ihr nennen ſollte, aber nicht fo hoch, Och man
fie im Plural mitte anreden könnte, © Fungfer , har fie nichts
\ gehöre? (©. 2 Er,) welcher immännlichen Geſchlechte auf eben
diefe Art üblich ift, (2) Sm Plural, da es in der Sprache des
Wohlſtandes erſt in den nenernZeiten üblich geworden, ſolche Per·
fonen anzureden, für welche man zu viel Adıtung bat, alsdaf .
"man fie er und fie in» Singufarnennenfollte. -Es if in diefent
Verſtande von beyden Geſchlechtern fo wohl im Singnlar als Pins
ral üblich Sie weinen/ mein Sean? Seherfie, meine dreunde.
Hein, Dhillie, glauben fiees nicht, Da die Sprache des Wohls
ſtandes fo ver anderlich iſt, wie die Moden, fo hält man auch dies
ſes fie für bob: Perfonen ſchon für zu gemein, nud gebraucht ——
"oft das Demouſtrativum dieſelben.
2. Ein perſonale⸗relativum, welches ſich im Singular auf eine
Plural aber anf Perfonen oder Sachen aller Geſchlechter beziehen,
> und am liebſten bey Zeitwörtern firhet, Wo id PhiNis? — Sie
it hier. Unſere Srennde find noch nicht da, ich weiß nicht,
wo fie bleiben. Die Aufrührer weigerten fih; gehor ſam zu
ſeyn auch wollten fie die Gebühren nicht bezablen,
Und wiemanfiegelegt, fo lagen fie noch heute,
"Zur rechten er, und ſie zur linken Geite , el.
Da eg denn oft zu einem bloßen demonfkrativo: reldtivg wird,
für diefelbe, diefelben, felbige, Wenn man keine Noth inder
Welthar, fo macht man fir firh felbft, oder fich fie ſelbſt Die
Stefung beyder fie neben einander, machr Übellaut und ofe Mig-
deutung... Dis Coloniſten — eyſt recht erbittert auf die
Eng⸗
vorher genannte Perſon oder Sache weiblichen Geſchlechtes, im
Sie.
Englä under, nachdem fie ſte geſchlagen Hatten; das Iff ‚entweder *
nachdem fie ſelbige, oder nachdem felbige fie geſchlagen hatten.
Die gemeinen Oberdeutfhen Mundarten pflegen es, wenn es Dins
ter.dem Zeitworte ſtehen follte, gern mit deinfelben zuſammen
zu ziehen. Auch wolltens die Gebühren niche bezahlen. In
den Gedanken Famens dar, Theuerd. Inder böhern Schreibe
art ſtehet das Hauptivort, worauf fich fie beziehet, durch eine zier⸗
liche Iuverfion, auch zuweilen hinten. Sie iſt noch nicht ausge⸗
farben, diefe babe, diefe Ehrfurcht erweckende Tugend, für dag
mattere: Diefe — Tugend iſt nod Nicht ausgeftorben. Aber
Me wird gememiglich zu theuer erkauft, die immer dauernde
Glüdfeligkeit, Dub» >
Ben dem Kero, Ottfried n.f.f. fi, fie.
Des Sieb, ses— es, plur. die —e, eine löcherige geflochtene
Floche mit einem Kranze oder einer Einfaffung, trockne, feine Kör⸗
per damit ducch rütteln oder hin und her bewegen don gröbern -
abzufondern, Ein Haarfieb, Drabtfieb, Kornſteb, Erzſieb
u. ſaf. Mit einem Siebe ſtoben.
Anın. Bey dem Oltfried Sib, bey dem Hornegk Safıb, im Kies
dert. Seve,im Angelf. Syfe,im Engl. Sieve. Da die in vielen
-Fälfen gleich bedentenden Räder, Reiter, Sege, die Bewegung
ausdrücken, welche mit dem Sieben verbunden ift, fo iſt felbiges
auch bier zu vermnthen, Baber diefes Wort als ein Verwandter
Bon dem Griech. euerv, rüitteln, deicir, erfchkictern, von unferm
faen, uf. f. anzufehen iſt. Mit anderen Endlauten heißt das
Sieh im Schwed. Sickt, (S. Sichten,} ingleichen 8211, im Js⸗
Fänd. Saldıy im FinnländifihenSeula, (im Griech. if euren,
bewegen,) im Pohlnifchen Sito, (im Griech. iſt ande, fleben,)
uff. :
Die Giebarbeis, plur. die — en, das Sieben, als eine Arbeit
bettachtet, diejenige Arbeit, welche vermittelft des Siebes ver⸗
richtet wird. e 5
Das Biebbein, des — es, plur. die — e, der Nahme eines are
wiffen Beines am Kopfe, welches ſich don der Hirnfchale big in die
Mafe erftredet, und fo löcherig, wie ein Sieb iſt; das flebformige
Bein, Os cribriforme.,
Der Siebboden, des— s, plur. die — bösen, ber löcherige,
gemeiniglich aeflochtene Boden eines Siebes,
Sieben, verb.reg. act. in einem Siebe rütteln oder bin und Fer
beivegen, in der Abficht, das Feine dadurch von dem Groben ads
zuſondern, mit dem Siehe reinigen; vädeln, vädern, fichten.
Mebl, Sand, Erz fieben. Geftebtes Mehl. ;
Anm. Im Niederf. feven, und intenfive fiften, Angelf.Iyf:an,
Enal.to fift, Holländ. ziften. S.Sieb und Sichten.
Sieben, eine Grundzabl, welche fich zwiſchen ſechs und acht in der,
Mitte befindet, und fo wohl der Zahl alsdem Geſchlechte nad uns
verändert bleibt, fiemiag ihr Hauptwort bey fich Haben oder nicht.
Sieben Tage, fleben Stunden, vor fieben Wochen, Es ift
fieber Uhr. Es hat fieben gefchlagen. Es idnoch nicht fier
ben. Inder dritten Endung, in dem Falle, wenn das Haupt ⸗
wort verf wiegen worden,ein —en anzuhängen, wie bey dent übri⸗
gen Grundzahlen, iſt Hier nicht gebräuchlich, vielleicht um des
Wohlklanges willen. Br kam mit fieben. Ich Fann vor fieben
nicht Fommen. Unter ſteben und achten austheilen,Pred.ıı, 2.-
Da fieben die einzige Brundzablift, welche zweyſylbig iſt fo würe
de vor oder mit jiebenen zu gedebnt klingen, zumahl da die zweyte
Sylbe von fieben ſchon eine Ableitungsfplbe iſt.
Anm. Schon im Iſidor ibhun, bey dem Kero libun, bey dem
Ditfeied Aibini, ibbu, bey den Ulphilas fibun, imAngelf.leo-
fon, im Engl.feven, im Niederſ. ſeven, im Schwed. ſju, im
Lat. feptem, ini Brich.swra Wahtersunwahrfheinliche Ab⸗
leitung von aaßojaus, ich verehre, weil diefe Zapf jederzeit fehr in
9
ee a A a rt
— Sie
arsen haben ſtatt des Blafelautes ein d, wie das Krainifche und
Böhmische fedem, und Pohl, fiedm, Die Stammfplbe heiße
eigentlich lieb; warum man derfelben in diefer einzigen Grunds
zahl die Sylbe en angehängt, if ımbefannt, Da diefe Solbe .
nun ein bloßer Endlaut ft, fo fpricht und ſchreibt man ganz rich⸗
ig ſtebzehn, fiebzigfür fiebenzehn ıc. - ;
Die Steben, plur.utnom.fing, die Sahffigue fieben. Mine
Arabiſche Sieben. Alle Sieben wegwerfen, Sie if eine böfe
Sieben, eine von. den böfen Sieben, figürfich ein boshafteg
Weib," weildie Zahl ſteben ſchon von den älteflex Zeiten au für
unglücklich gebatten wurde; ein Vorurtheil, deffen Urſprung noch
nicht genug aufgekläret wogden, welches aber vielleicht mit der ers
firn Erfindung der Zahlwörter zufanımen hängt,
Kartenblatt mir fieben Augen,
Der Siebenbaum, S. Säbendaum. _ —
Das Siebenblatt, des — es, plur, inuſ. S. Siebenfinger:
kraut.
Das Sieben, des — es, plur. die —e, eine Figur oder ein
84 _
2 Ehren gehalten. worden, wird unter andern and durch das ver⸗
wandte Hebr. D>W fieben, widerleget. Die Slavongſchen Mund⸗
Jugleichen —
Körper mit ſieben Crfen, Heptagonum. Daber fiebenedig
A \ 5
fiedben Ede 5 ! end,
Der Stebener, zuſammen gezogen Siebner, des—s, plur. ut
nom.fing. eine Zabl von fieben, ein aus ficben Einheiten bes
ſtehendes Ganzes, Eine Münzforte von fieben Kreuzern heißt
daber in Oſterreich ein Siebener. Auch die Sieben, oder die
Zablfigur fieben wird inder Nechenfunft zuweilen ein Siebener
genannt, Ingleichen einer aus einem&ollegio von fieben Perfongn.
Daher heißen in manchen Gegenden die Feldmeffer; Gränzicheider
oder Untergänger Siebener, weil ihrer zu Begehung und Ente
fcheidung der Zlurgrängen allemahl fieden ſeyn müffen. An Windes \
beim ift zu dem Ende das Siebeneramt, welches ans vier Raths⸗
verfonen und drey Bürgern beſtehet, und die Aufficht über die |
Gränzfteine der Landſtraßen, Acker, Weinberge u.f.f. bhat. Ar
andern Orten hat man Siebnergerichte, welche mit fieben Verfos
nen beſetzt find, da” denn der Gerihtstncht der Giebner:
knecht heißt. 2%
Siebenerley, zuſammengezogen ſtebnerley, adi.indecl.et adv.
von fieben verfchiedenen Arten und Eigenfchaften. Siebenerley
Geld. 5 *
*
Siebenfach, adj. et adv. welches ein vermehrendes Zahlwort ift,
fieben Dahl genommen, =
Siebenfältig, adj. et adv. ineben diefer Bedentung, welches
. aber imHocdentfchen wenig mehr gebraucht wird. Wer Cain odt
ſchläget, ſoll fiehenfältig gerochen werden, ıMof.4, 25. Gier
Denfältig vergelten, Pf. 79, 12. Schon bey dem Kersiftfibun-.
faltu, feptenarius, und bey ben Notker fiebenfalt, feptus-
plum, ©, Saltig. E:
Das Stebenfingerfraut, des es, plur.inuf. +, In eint⸗
gen Gegenden, ein Nahme der Blutwurz oder Tormentill (S.
diefe Wörter;) Tormentilla Linn.wegen der Geſtalt derBlät»
ter, fo wie die Potentilla, Sinffinger!raut oder Sünfblate ge ⸗
nannt wird, 2. Fa andern Gegenden beißt das Ganſekraut,
Comarum Lina. ans eben derfelbenliefache Siebenfingerfraut
oder Sirbenblatt. —
Das Siebenggeſtirn/ des — es, plur. inuſ. ein Gehirn am
Himmel, welches aus fechs ober fiebeinbelen Sternen mit vielen
kleinern beſtehet, und.von einigen nicht fo richtig der Sicbenftern
genannt wird; Plejades, Vergiliae. Bey dem DtifriedSibun- ⸗
firri. Ebedem nannte man die ſes Geſtirn die Glußerinn und
die Mefiendurgifchen Landleute nennen eg Dumingr.
Das
Bet an“. Eier &6
Das Siebengezʒ eie, Sea—es ‚plus, sau, in einigen Gegenden Ter Siebl auf ex, des — s, plur. ut nom. finz, im Berg⸗
eine Art des Liees mit halb nadenden Hülfen, welche ſich in ei ⸗ haue, der Kübel, welcher den Kand oder Kranz des Erzfiro
ne Spige endigen, einem aufrechten Stamme und länglichen®lus bes ausmacht. „Laufer, ſcheint hier die fonft ungewöhnliche
menähren, Trifolium Melilotus coerulea Linn. dasSie- Bedeutung eines hohlen Raumes, oder au eines a
_ benzeit, Gartenſteinklee, woh! riechender Klee. Er hat den Rah⸗ ranzes zu haben.
men daher, weil er nach der gemeinen Meinung feinen Geruch des Der Siebmaͤcher, des — 6, plur, ut nom, fing. ein Hans,
ages ſieben Mabhl verlieren und wieder befommen fol. In der werker , welcher Siche von allerley Art verfersiger.
" Schweiz heißt dieſer Klee Schabziegerfraut, weil der Schab⸗ Der Siebner, ©. Siebener,..
zieger, eine Art Käfe, damit bereitetwird. In andern Gygenden Der Eiebfeger, des —s, plur.ut nom, fing. im Hüttenbaue
wisd das Bodshorn, oder Griechifche eu, Trigonella Poe- ein Arbeiter, weicher das gefleinte und grpochte Erz durch das
. num graecum Linn. Giebengezeit oder Siebenzeit genanıt, Sieh feger, d. i. ſiebet, und welcher, fo fern er dajfsibe zugleich
Siebenhundert ‚richtiger gerbeilt, ffeberr hundert, adj. et wäfder, auch der Siebwäfher genanut wird.
adv. welches eine unveränderliche Grundzahl iſt, Hundert ſieben Der Siebftab, des — es, plur. die —ſtäbe, Stäbe, woraus das
Mabhl genommen. In dem Salifchen Gefege feptunhunna, zu den Sieben nöthige Holz gefpalten wird.
(8. Sundext.) Daher der Sicbenhundertfie, die Ordnungszahl Das Siebt, des — ts, plur. die — e, in den Niederdeutſchen
davon, . schen Kändern, eine Arı Senfe oder Sichel, welche auseinem ı2
Siebenjährig, adj. et "adv. fieben Jahre alt, fi ben Johre dau⸗ Soll langen und » Zoll breiten Meſſer brftcher, weiches wagerecht
ernd, Ein flebenjahriges Kind. Kin fiebenjahriger Waffen⸗ an einen drey Fuß laugen Stiele hängt, dev ſich im Umfange des
Hilfend, dritten Fußes feiner Höhe answärts beuget, die Heide damit abzus
@&itebenmabl, richtiger getheift, fieben Mahl, adv. zu ſieben mähen, oder pielmiehr abzunarben 5 das Heidejiebte. Es iſt mit
dverſchiedenen Diehien. Dev Gerechte fällt des Tages ſteben Säbel verwandt und bedeutet ein. ſchueidendes Werfzeng.. Im
Mahl, Speichw. 24,16. Sieben Mablmehr, sen Mahl Bremifcpen heißt es Segd, da es deu” zu Sichel, Sage, Sch,
weniger. Bey den Kero bunltunt, (S. Stunde.) Dader dag Sachs u.f.f. geböret, Im Osnabrückiſchen iſt Sift eine ſcharfe
Beywort fiebenmaplig, was ſieben Dahl geſchiehet Querhacke, die Raſen damit von der Oberfläche des Angers ab—
Der Siebenfchläfer, ses —s, plur. ut nrun. fing. inder > zubauen.
Legende des hriftlichen Alterthumes, fieben Brüderausder Stadt Das Siebtich, des — es, plur. die — — ein locker ge⸗
Epheſus, welche, der Verfolgung unter dem Decius zu enigehen, im webter wollener Zeug, Siebe daraus zu verfertigen; Beutel⸗
J. C. 351 in einer Höhle einfchliefen, und nach 155 Jahren unter tu. ,
dem Kaifer Theodoſius wieder erwachten; eine Fabel, weiche viele Der Siebwäfcher, ©. Siebfeger.
leicht dem heidniſchen Alterthume adgeborges if, wo der Weife Siebzehen, Siebzehn, eine unabänderlihe Grundzabl für fieben .
Epinenides in feinen jüngern Jabren auf der InſelCraa gleichfalls und zehen. Giebzehn Jahre, Es waren ihrer fiebzehn. Im
57 Jahre in einer Höhle geſchlafen haben fol... Was das Wort Dberdeurfhen fiebenzehen, welche Forra auch in der Deutſchen
bereifft, fo heiße es eigentlich die fieben Schläfer , woraus denn
die ungefchichte Zufammenfegung die Siebenfipläfer, und endlich
‚garim Singular der Siebenfchläfer geworden. Letzteres wird
befonders im figürlichen Ver fiande gebraucht, fo wohl eine Art Ra:
Bibel beybehalten worden. Allein da die Hochdeutfchen niemahls
fo ſprechen, warum follten fie fo fehreiben ? Das —en iſt ohnehin
nur die Ableitungsfolbe, kann glfo in der Zufanimenfeguug, wie
. An andern Fällen, ohne Nachtheil des Siammwortes wegfallen.
©. Sieben.
Der Siebzehner, ses— 8, plur. ut- nom.. fing..ein aus fies
ben Einheiten befiehendes Ganzes. So wird im Oſterreichiſchen
a eine Münzforte, welche fiedzehn Kreuzer hält, ein Siebzehner
genannt, Ingleichen ein Mitglied aus einem Collegio von fiebzehn:
Perfonen, 1717 gewachſener Wein u,f.f.
Ben zu bezeichnen, welche im Winter eben fo feſt und Lange ſchla⸗
. fen, als die Murmelthiere, als auch im Scherze, einen demSchlafe
ſehr ergebenen Dienfghen zu benennen,
Der Siebenfhwanz, des — es, plur. die —fihwänse,, im
gemrinen Lehen ein Rahme desSeidenfchwanzes, Lanius Gar-
rulus Linn. aus —— vermuthlich auch verderbt iſt.
Der Siebenſtern, ©. Siebengeſtirn. Der Siebzehnte, die Drdnungszahl von fiebzehn, Der firbzehnte:
Der Siebenſtrahl, des —e8, plur, die— en, in der Natur» Theil.
3 geſchichte, eine Ars aufgerigter Seeſterue, welche mir firben Stra Da Siebzehntel, des—s, plur. —— fing. der ſiebzehnte
len verfehen find; Hepaactis, Zhbeil, für Siebzehntbeil.:
Siebente, adj, weldes die Drdnungszahl,von fieben ift. Der Siebztg, adj. indec}, welches eine Hauptzahl if), fieben sehn:
fiebente Tag, die flebente Stunde, Das Rind geber in das Mahl, oder gehen fieben Mahl genommen. Siebzig Jahr, Wo:
fiebente Jahr. Den fiebenten Mann ausheben. Schon bey hen. Diefiebzig Jünger. Es waren ihrer ſtebzig. Schou
. dem Kero ſihunto, bey dem Drtfried fibunta, im®ngetf, feofo- im Ifidor ibunzo, bey dem Kero ibunzog. Die heutigen Ober⸗
thon, im Niederſ. ſevente. deutfchen ſprechen noch fiebenzig, und ſchreiben daher auch ſo, wel⸗
Das Siebensel, %es— s, plur. ut nom, fing. ber fiebente che Form auch in der Deurfchen Bibel vor kommt. Da die dor
Theil eines Ganzen, ein aus fiebente Theil zuſammen gegogenes dertſchen nie fiebenzig fprechen, fo Fönnen fie die Eudſylbe en:
Wort, ‚Bin Siebentel Zentner. auch im Schreiben eutbehten. (S. Siebzehn.) Ditfried druckt
Siebenthalb, adj, indecl. ſechs und ein halbes; z Geben und fiebzig, durch einlif ftunton libini, das ifi, eilf
balb Thaler. ©. Salb, Mabl fieben aus,
©iebentheilig, adj.et adv. aus fieben —— ex Siebziger, des— 8, plur. ut nom. fing, . Ein aus;
Öiebenzeben, ©. Siebzehen. ‚ig Einheiten beſtebendes Ganges. Eine Perfon, welche fiebzig:
. Dae ———— S. Siebengeseit. alt iſt, heißt daher ein Stebziger, und im Famin eineSieb-
Siebenzig, ©. Siebzig. zıgerinn. Go aud rin Einundſiebziger u. ff. 2. Was im
Biebförmig, adj. et adv. die Geſtalt eines Siebes habend. Sabre 177,0 gebauet oder verſertiget iſt. So iſt ein Siebziger ein
Das fiebformige Bein, in der Anatomie) S. Siebbein. 1770 — Wein, Sp auch Einundſtebziger a. ſ. f. *
5 * Siebe
1 er en
% Fe e ” ur — er
Siebent-
“
x “
87. Sie
Siehsigfe adj.mwelcheg die —— von —— iM Ber
febzigite Tag. Bey den Hero Sibunzogolto,im Oberd. ſieben ·
zigſte. ©. Siebzig.
Sieh, — nr, — eſte, adj. et adv; franf, im Sochdeutſchen boch
nutr in engerm Verſtande mit einer Jangwierigen Krankheit oder
Sgwaghhen behaftet. Sie machten viele Sieden gefund, Mark,
26,13, Ein fieches Leben, Sir. 30, 17. -
Gleich ſchlich zu feinem Glucke
Ein ſiecher Alter vor ihr Haus, Gell.
Anm. Bey dem Kero luch, bey dem Ottfried und Bil
leram fiech, bey dem Upbilas fuks, im Niederf. feeh, für,
ſtek, im Angelf ächfifchen leöc, im Euglifchen fick, in Schwer.
diſchen Huk, im Griech. amexog. Bey den Wörtern Seuche
und Seufzen ift bereits bemerter worden, daß es eigentlich eine
Nachahmung des feufgenden Tones iſt ) welchen die, Krankheit
weranfaffet, daher es rhedem, wie noch. jest im Riederſ. für
krank überhaupt gebraucht. wurde. Im Dfereeichifchen iſt mi⸗
felfinhtig, kränklich, und im Niederſ. ſuchten ſeek, bettlägerig.
Die alten Oberdeutſchen Hauptwörter ©: echbeit und Siech⸗
chum findint Hochdeutſchen veraltet.
Das Siechbett, des — es, plur.inuf.ein (angwwieriges Kran⸗
kenbett oder Krankenlager. Der serr wird ihn erquicken auf
feinem Siechbette, Pſ. 43, 4. Viele Jabre auf dem Siechbette
zubringen. Niederſ. Siilbedde, Such bedde.
Slechen verb, reg. veutr, mit dem Hülfsworte haben, mit ef
ner laugwierigen ſchleichenden Krankheit oder Schwachhejt
behaftet fen,
De Thor, der heute praßt, ſecht odel bettelt morgen,
Duſch.
Nein, nein, die Weiber ſtechten alle, =.
"Menn diefes jjbel ſchadlich wär, Gell.
So auch das Siechen.
Apm Bey dem Ditfeied irhechan, im Oberd. intenfoe
fiedten ,„ fuchten (©. Sucht), im Kicberfächf. ſuken, ben
dem Ulphilas Aukan, Eual. to fick, Die Kirderjuchfen ges
brauchen dafür auch guimen und Fudeln, wovon twenigfieng
das erſte eigentlich ſeufzen, ächzen, bedenter, fo. wie unfır :
fiechen, eine Figurdes Angelſ. lican, Engl, to ligh, feufzen
af, ©, Seufzen: -,
Das Siechhaus des — es, plur. die—häfer. 1. Ein Haug,
wort fich cine oder mehrere. fiecde Perfouen befinden, . 2. Ein
- öffentliches: Hang, worin langwierige Kranfe verpfleget und geheir
Ist werdenzein Krankenhaus. DasLazarerh iſt ein Sichpaus
für anftedende Krankheiten.
Die Biechbeit, plur. die —en ſo wohl der Zuftand, man ſiech
if, ohne Pfural, als auch-die-laugmwierige Kranfkheit ſelbſt ein
im Hochdeurfchen-gangungewöhnliches Hauptwort, —— noch
—— bey dem Opitz vorfomme Im Oberd iſt in chen die⸗
gem Verſtaude auch Siechthum gangbar.
Der Siech kobel, des —s, plur, ut nom. fing, in einigen Ober⸗
denifhen Gegenden, ein Kobel, d..% Eleines Hänschen, ‚zein
ansfärige Perfonen außer den Srüdren unterhalten. iwerden, x
Der — des — es, plur. die — e, eine ſieche Yazfon.
S: —Ling.
Die Siechtage, füg, iguſ. ‚Sage, d. iu diejenige Zeit, —
man ſtech iſt. Stets Siechtage haben, beftändig ſtechen. 5
Bied, im Riederdeusfchen,für niedrig, ©. Seit. i :
Sie Siede, plur. inuf, in der Landwirth ſchaft/ befo: nbers,,
Fachfeng, dasjenige Futter des Viehes, welches mit heißem *
eingebrannt/ oder eingebrühet wird, ehe man es dem Viehe .:
zabeftche nun Aus Spreu, Überfchr und Häderlina, pder a;
Rocrpften Rüben, Kraut u. ſ. f. In einigen Gegenden N #
N
* das Geiste genannt. Beyde Benenmungen — —
dem. Zeitworte fieden her, weil dieſes Sutter. mie. fedendem
Waſſer anaebrüher wird, . "N
Das Siedefüß, des — fies, plur. sie—fäffer, eben dafersf,i das»
jenige Faß, worin die Siede angemacht wird; der Siedeboteich.
Die Stedebütte, plur. die —n, d derjgnige Theil einer auns
„oder Salpeterhütte/ wo die Lauge in bleyernen Keſſeln eing iten
wird z zum Unterſchiede von der Laughütte. ——
—
Der Siedetaften , des — 8, plur. ut nom. fing, in eigen. i
- Gegenden, ein Nabme der Suttecbanf, worin die Siede, oder
= das zur Siede — Futter oeſchnitten wird; die Bäder:
‚lingsbanf._
* Der Siebel, — plur, ut nom. fing. in einigen Ge
genden auch die Siedel, plur. die—n; ein im Hochdeutfehen ver» *
altetes Hauptort, 1. Ein Ort, wo mau figet, worauf man fißet, _
der Sig; befonders ein Stuhl. Seffel, Sattel, in diefem Ber:
frande iſt es noch in einigen Provinzen Dherdeutfhlandes für ef-
x nen jeden Siß oder Stuhl üblich. Niederf. Setel. Am Ober»
fachfen ifk auf dem Sande der Siedel ein Behaltaiß in Geſtalt ei⸗
ner Bank mit einer (malen Sehne, allerley ſogleich aus den Däns
den zu legen.“ 2, Ein Wohnhaus auf dem Lande mit den dezu
‚gebörigegdrundflüdten, eingandgut, Fandfig; auch noch im Ober⸗
deutſchen. Daher werden noch in dielen Gegenden feepe Biäuerne.
böfe, weldhe Feine Frodndienfte versichten dürfen, Sies:
und Sattelh oe genannt. 3.Der Ort, wo ſich in Ding anf e
daterbafte Act befindet, der Sig; auch nur noch im Hberdeutfd
Der Mund ik ein Sidel der verfüchenden Kraft der fel, Buch
der Nafur 1483: Die Sie del des Gebördes it ‚gegen sem bins
. deren teyl des Zauptes eben dafeldfi.
Anm. Schon im $idor Sedhal,-im Kir Seda J —
Ottfried u ſef. Sedal, Gelidele, im Rieder, ——
-Sedile. Es ſtammet —— De
‚dem veralteten feden ſte den ber, deffei Intenfioum —
ſitzen iſt. Seſſel und Sattel find geuau damit verwandt,
Ableitungen fiedeln, feinen dauerhuften Aufentbalt — — F
haben der Siedler, welcher feinen daurchaften Aufenthalt an ei⸗
nem Orte hat, die Siedelep, ein ſolcher Dt, find im Sochden⸗
ſchen theils aleichfalls vrraltet, thails nur noch in einigen. Zuſam⸗
menſetzuugen übrig, wohin befonders zinfiedler und wintehdieg
-gebören,
Der Siedelbof, ses — es, pfar. — böfe, Siehe: das vorige,
ingleigen Sattelhof. Au dem alten Gedichte auf den heil. Anno
ift Sedilhove in weiterer Bedeutung die Refidenz. i
Sieden, verb. irregul. ich fiede ‚du fieden, (Oberd, feudeh)
SM
che ne bi ah re Se
——
*
ev ſiedet, (Oberd. ſeudet); Imperf. ich ſott; Mittelw — Ar
ten; JImper. ſtede, (Oberd. end). Es abmer eigentlich den ;
febenden Laut nach, welchen ein in rine innere Bewe gung ‚gebt
flüffigee Körper von ſich gibt,und iſt in doppelter Bevenrung üblich.
1. Als ein Neutrum mitdem Hütfeworte brben, diefen ziſchen⸗
„ ben £aut von ſtch geben, und in weiterm Verftande, in der innern a
Bewegung befindlich fenn, mit welcher dieſer Laut ver bunden iſt.
Er macht, daß das tiefe Meer ſeudet (ſiedet) wie ein Tipfen,
Siob 41,22. Befonders, wenn ein-flüffiger Körper durch rin un⸗
ter ihm ober anfallen Seiten angebrachtes Feuer zu einem folchen
‚ nit Zifhen verbundenen Aufıyalle gebracht wird. Das Wa ſer
ſtedet, har geſotten: Siedend heiß. Da esdeni auch häufig theils
von.den in. dem flüffigen Kscper befindlichen feftern Körpern, heil
auch von den Gefäße gebraucht. wird. . Die Sifchpe fieden fchon,
‚Das Sleifch hat noch niche gefotten. Der Topf, der Beffel fteder.
Sieden druckt eigentlich den sifhenden Laut aus, derrdas Auf⸗
wallen begleitet, es wird Daher eigentlich nur in ſolchen Fällen ges
Brand: wo dieſer Statt finder, Setzet man das Feuer fort, fo
fängt
n *
en —
Rx fänarder Müee Körper eu zu — 3 i eineh ——
an von ſich zu geben. Kifche, Krebfe,-Eyer n. ſ f. kochen daher
Be nicht, fondern fieden nun, Indeffen werden deybe Worter febr
— anſig mit einander verwechfelt. "Be fonders vflegt man fo wohliu
iefer neutralen als der folgenden activen Bedeutung in’ der anſtän⸗
digen und böhren Schreibart Fieber ſteden ats kochen zu gebrau⸗
ddhen /velches fegtere in der Sprache des genteinen Lebens: am
7 gangbarften il. S. Kochen.
= 1. Aie ein Aetivum, diefes ziſchende Aufwallen durch Hütfe
des Feuer⸗ hervor bringen, und in noch weiterm und hänfi⸗
gern Berifande, anf ſolche Art zubereiten. Siſche fleden.
Syer fieden. Seife fieden. Alaun, Selperer, Thran fieden,
Salz ſteden. In manchen Fälen iſt doch auch in der ans
‚Rändigen Sprechart dafür kochen üblicher, Kaffeh kochen, fagt
man häufiger als Kaffeh ſteden. So auch das Sieden.
Aum. Bey dem Kero liudan, bey dem Ottfried lueden,
im Riederi. ſeeden, ſeen, im Engl. to [eeth, im Schwed. (juda,
© 4nHebr, Mn. Es ahmet den ziſchenden Laut des Siedens nach, daher
gem im Griech sifchen, brauſen, und Quseg, Bier, eisehilich
Siere, ein gefottener Trank if. DR irreguläre Form iſt ſchon
alt; das Misschvort lautet bereits bey dem Kero kalotan. Die
= äftern Schriftfieler. gebrauchten. es auch für ſchmelzen Itfoten
filber ift bey dem’ Norter durch das Feuer gereinigees Silber,
“7 Siehe auh Sud. -
—— plur. Sie, eine Pfanne, worin Awas
geſotten wird. Beſonders in den Salzwerken diejenige Pfanne,
worin die Sohle gefotten wird, zum Unter ſchiede von der Gra⸗
dier = Pfanne.
Der Sieder, des — 8, plun. ut nom, fing. eine Perſon, wel⸗
3— che ſiedet; am Häufigften in den RENT Seifenfles
"der, Salpetenfleder, Thranſie der ———
Die Siederep, plur. die— en, eine Anftalt, mo eine Waare
durch Sieden’ zubereitet wird. Die Salpetergederey⸗ Seifen⸗
ſiederey, Alaunſtederey u f.f. wofür in vielen Fallen auch nur
das einfache Wort gebraucht wird,
Der Sieg, des — es, plur. dĩ Me, die Sandlung, der Zu⸗
ſtand, da man feinen Gegner in eiuem Wertfireite überwin—
"det, befonders, wenn es in einem öffentlichen Gefechte zwi⸗
ſchen zwey Kriegsheeren geſchiehet.
fechten, davon tragen. Den Sieg.uber jemanden erfechten.
Ein blutiger Sieg, wenn daben vieles Blut vergoffen worden,
Der Sieg blieb lange zweifelhaft. Den Siegin Händen haben.
"Die dichtereſche Schreibart mache mit diefem Worte allerley
> Bufammenfehungen, Mit fleggewohnrer Rechte, Nail, Sieg:
rangend mL
ern, Schon imfidor bey dem Ottfried m, ER Sigu, den dem’
Norꝛker und andern ältern Oberdeut ſcheu Schriftfteller n mit einem
u ſammen gefetzten Worte auch Signunft, Siguuft, deſſen legte
+ Hälfte von nehmen abzuffammen fcheinet,, wie in Vernunft.
| Siedhe a Biegen.
Des Siegel, des— 8, plur. ut ‚nom; fing. Diminut. das
Siesel en, =, Eigentlich, wo es in einer dreyfachen Bedeu⸗
rung üblleh iſt. (3) Die Figur, deren ſich jemand. Bediener, ſelbige
Jur Verſicher ung oder Beſtãtigung auf etwas zu drucken. Einen
"Löwen im Siegel führen, Sein eigenes Siegel haben. Sein
‚Siegel aufetwag druden. in Siegel nach machen. Ein Sie⸗
gel ſtechen, dieſe Figur in einen feften Körper graben. . (2) Der
Albdruck dieſer Figur in einen weichern Körper, zur Verfiherung
uff. Diefer weichere Körper iſt Oblate, Wachs, Siegellack,
Bley, Silber, Gold, in welchen lesterh Füllen, wenn dieſes Bild
> in Metal gedruckt und an einelefundegehängt wird, daffelbe eine
Bulle heißt. Dis Siegel eines Briefes erbrechen. Das Sie⸗
Den Sieg erhalten, er—
*
gel iſt — ——— Lin wachſernes Siegel an eine Urdunde
hangen. Brief und Siegel über etwas haben, eine beſiegelte,
mit einem Siegel verſehene Urkunde. (3) Das Werkzeug, worein
dieſe Figur gegraben iſt, und womit man dieſelbe in einen Weis
chern Körper drückt, in weichen Verſtande es noch von den grö⸗
Bern und feyerlichen Werkzeugen dieſer Art, deſſen ſich ganze Ge⸗
ſellſchaften, Collegia u. ſ. f. bedienen, üblich gt, dagegen die Flei-
nern Werkzeuge einzefnev Per ſonen Derfchafte heißen. Das Kanz
‚zelleyjiegel, Rarhsftegel, Seadrfiegel'n.f.f.. Ein Siegel fe:
chen, durch Eingrabung des Siegels diefes Werkzeug verfertigen,
2, Sigiieich, der Berfichorungsgrundeiner Sache. Die Beſchnei⸗
dung zum“ Siegel der Gerechtigkeit empfangen, Nom, 4, 11.
Die Wunder der Propheten wr.en Siegel der göttlichen Dolls
macht. ö
Anm. Schon bey den älteſten ——— Schriftſtellen
‚Sigel, im Niederd. Segel, im Angelf, Sigel, im Engl,
Seal, im Schwed. Sigill. Ehedent gebrauchte man in deu
eigentlichen Bedeutungen dafür auch das zufammen gefeste
Infiegel.
Latein. Sigillum eutfebuet, welches wieder von Sighum,
Zeigen, abflämmet, muß aber ſchon ſehr frühe bon aus wvär
tigen Volkerſchaften ſeyn augenoamen worden, indem. — bep
dem Ulphilas hgljan, ſiegeln ift.
Die Siegelbanf, plur. die — bänke, bey den —— der
Tiſch, worauf die befechtigten Süher mit dem bleyernen Siegel
verjehen werden,
Der Siegelbewahrer, des plar. autonom. fing. der Bor.
geſetzte einer Kanzelley oder einer Gefellfchaft, welcher das Siegel
derſelben iu inerBerwahrung bat, und bey angeſehenen Collegiis
und großen Befellfchaften gemeiniglich der Banzler, bey kleinern
und unerheblichern aber. oft dev Servetär genannt wird. S.
auch Siegeler.
Die Siegel: CapfeL, plur. die —n, eine Bölgerne Capfel, worin
fih das angehüngte Siegeleiner Hifundebefindet.
Der Stegeler,oder Siegler, des —s, plur. ut nom. fing.
von dem Zeitworte fiegeln, derjenige, welcher fiegelt. Ju man»
Y
Es ift mit. der Sache ſelbſt ohne Siveifel’aus dene
hen Kanzelleyen ift esdaher der Rahme desjenigen Kanzelleybe⸗
dienten, welcherdas Siegel von dem Siegelbew ahrer empfängt,
und die Schriften und Urkunden unterfiegelt. -An einigen Drten,
beſouders Oberdentfchlandes werden ader auch die Siegelbewah⸗
zer oder Banzler, Siegeler genannt.
Die Stegelerde, plur. doch nur von mehrern Arten, die — n,
feine Bolar » oder Thonerde von allerlen Farben, welche geſchlem⸗
met, in fleine runde Stückchen geformet, und zur Gfaubwürdig.
keit mitdem eingedruckten Siegel desje nigen Ortes, wo fie bereis
‚set werden, verfehenwerden ; eigentlich Seflegelte Erde, Latein,
Terra figillata,
Der Siegelfalſcher des—s, plur. ut nom. fing, derjenige,
welcher ein Siegel vorfeglich verſälſchet.
Das Siegelyels, des — es, plur. doch nur von mehreren Sums
men, die — er, dasjenige Geld, welches. für die Knterſtegelung
‚oder Befiegelung einer Urkunde den Kanzelleybedienten entrichtet
wird. Anmanden Drten wird die Lehnwaare, welche bey dein
Anıvitte eines. neuen Erbherren ‚entrichtet wird, das Siegelgeld
genautif,
Die Siegelkunde, plur. car, die Kunde, d.i.. Keuntniß der äl⸗
‚tern Siegel, fo wohl objective als ſabjective; Sphragiftica.
Das Siegellack des — es, plur. doch nur von mebrern Arten,
die —e, eine Zufammenfesung von Gummi Lad, Harz, Wachs,
Kreide n. f. f. deſſen man ſich ſtatt des ehemahligen bloßen Wachſes
zur Beſiegelaug der Briefe und geringerer Utkunden bedienet; im
3:3 Dberd,
9: Sie
* — N . ur) y
Dberd. Spaniſch Wachs, und bey dem großen: Haufen Brief⸗
wachs, Brieflack. F —
Siegeln, verb.reg. act, mit einem Siegel verſehen, das Sie⸗
gel auf etwas drücken. Einen Brief ſtegeln. Sine Urkunde
fiegeln. In den meiſten Fällen find dafür die Zuſaiumenſetzuugen
befiggeln, werfiegeln, zufiegeln üblich. "Vor angehängten Sie⸗
-arbn jagt man auch lieber das Siegel anhängen, als fiegeln. ,
Im Zatian figilan.. ;
Die Biegelpriffe, plur. die—n, in den ung
> reife, mit welcher das flählerne Siegel aufdas auf die Urkunden,
Ausfersigungen u. f. f. gelegte Wachs gedruckt wird.
ZerSisgelring, des— es, plur. die —e, ein Mit einem Sie⸗
gel verfehener Fingerring, rin Siegel in Geſtalt eines Fingerrin⸗
ges; der Perichaft- Ring, ö
Dee Siegelwachs, des — es, plur. inuf. gefärbtes Wache, ;
deffen man fich noch jrgt in den Aauzelleyen und Gerichten zur Une
terfiegelung Öffenilicher Verhandlungen bedienet. Im gemeinen
Leben wird zuweilen auch das Siegellad‘, welches im geſellſchaft⸗
lichen Leben fatsjenes eingeführer worden, noch Siegelwachs
enannt.
Er "Siegen, verb, reg. neutr; welches vermushlich das Hülfe»
wort feyn erfordert bat, jegt aber für ſich allein veraltet iſt. Es
bedeutete + 1, Sich allmählig ſenkrecht neigen oder niederlaffen,.
in welcher Bedeutung es jetzt völlig veraltet iſt,z indem es von dem
davon abflammenten ſinken verdränget worden. Schwed. figa,
ſchon bep dem Ulphilas, der es von dem Untergehen der Sonne
gebraucht, ligan. In dem alten Fragmente auf Earin den Oro⸗
&en, ift [igen, ſich fegen, niederlaffen.. Er figet unde fturzet,
Rotier, er ſinkt und fält. Das Niederf. ſich ſacken, ſich fenten,
ift das Jute nſivum davon, fo wie auch-sinfen und feigee damit
verwandt find.. Siehe auch Siegern.. 2. Nach und nach vertrode
nen, von flürfigen Körpern, nach und nach und unbemerkt abflie⸗
gen, welche Bedeutung eine Figur der vorigen ift, in welcher es
aber nurnoch in ben zuſammen gefegten verſtegen vorfommt. ©.
daſſelbe.
2: Siegen, verb. reg. neutr. weldesdas Hülfswort haben er»
fordert, den. Eirg davon tragen, über feinen Gegner die Oberhand .
erhalten, befonders in einem öffentlichen Gefechte.. über jemanz
den ſtegen. Die biblifche Verbindung: mit weder, wider jemanz
den fienen, für über, ift im Sochdrutſchen veraltet... Dev Seind
bat daeſes Mahl gefieger. Der fiegende Theil. Daher, obs»
gleich felien,. das Siegen, indem dafür das Abftractum der Sieg,
ablicher iſt
Anm: Schon bey dem Ulphilas ſĩgjan, im Angelf, figa, im:
Schwed. legra, non Heger, der Sieg. Wachter, Friſch und an⸗
dere leiten eg von dem vorigen fiegen, finfen her, und ſehen es als
ein Factitivnm an, da es denn eigentlich finfen machen, zu Boden:
Tegen, bedenten würde; eine Ableitung, welche fich ziemlich wahre
ſcheinlich machen läffer. Allein, daim Jsländiſchen Ag, das Ge—
fecht, und figa,fechten, Rweiten, bedeutet, fo feiner fie ſo aus⸗
gemacht noch nicht zu ſeyn.
Der Siener, des— 9, plur.utnom. fing. Fämin. die Sie⸗
gerinn, eine Perfon, welche firget, den Gieg davon getragen hat.
Bey dem Notter Siegenunfter, von Siegnunft, der Sieg, ehe⸗
den auch der Sieg mann, iooraus orrmuthlich der. Nahme Sig-
mund entffanden iſt.
Die Siegerfrone, plun.die—n, ben einigen ein Nahme der:
Prachtlilie, Gloriola ſuperba Linn.,
Siegern, verb. reg, neutr.. mit: dem. Hülfsworte feyn, welches
903 Intenfieum oder Jterativum von dem veralteten ſtegen, fine
ken iſt, und ſo wir fiefern, nur im gemeinen Leben gebraucht wird,
nach and. nach ii Fleinen Sprilen rinnen. Das Silber ſiegert
F
ER a EU a N ‘ u
x En rau a r
r 5 *
BEN
‚Sie
auch fiefern lautet. ©. auch Siekern. i ;
Der Siegesbogen, des — 5, plur, ut nom, fing, ein zierlicher
Bogen ın Geſtalt eines Tores, durch welchen ein Sieger feinen
fefilichen Einzug hätt, oder auch, welcher zum Andenken eines
erfochtenen Sieges errichtet wird, ‚der Triumph = Bogen.
Das Sigeogehenk, des — es, plur. die — e, in den bildenden
si
Künften mehrere zufammen gebundene Krlegesgeräthe, welche
als irgendwo aufgebenfet„ vorgeſtellet werde, :
Das Siegeogepränge, des — 8, pluf. ut nom. fing, ein fey⸗
erliches Öepränge zur'feftliden Begehung eines erfochtenen Sie»
ges ; ein Triumph,
Das Siegeslied, des — es, plur, die —er, ein Lied zum An⸗
denfen eines erfochtenen Sieges, oder deffen Inhalt ein erfochtener —*
Sieg iſt.
Das Siegeszeichen, des — s, plur. ut nom. ling, das Zei⸗ —
Ein Siegeszeichen aufrichten,
ae
hen eines erfochtenen Sieges.
ı Sam. 15,12, Befouderswerden die Fahnen, Paufen
dere dein beſtegten Feiade abgenominene Geräthſchaften Sieges⸗
zeichen genannt. In den bildenden Künſten find cs Waffen und
Kriegsgeräthe, welche zum Zeichen des erfochtenen Sieges an eis
nem Pfahl Hängend oder geſteckt vorgefteller werden, Trophäen. -
Stegbaft, — er, — efie, adj. et ady. mit dem Siege begabt,
wagden Sieg davon getragen hat. Die fiegbaftige (fieabafte)
" Sand, Weich. 10,20, Sieghafte Waffen, das fiegbafte Heer,
Sieghaft zur ck Fommen, In der höhern Schreibart ift dafür Y
fiegreich üblicher, ; r
Der Ötegler, S. Siegeler. FR
Die Siegmannewurz, Siegmarwurz, odır das Sieg:
mennstraut, Siegmarfraus, plur. inuf. ein Nahme derjes |
nigen Pflanze, welche fonft auch Allerma nns harniſch, Allium
victorialisL. genannt wird, weil ſie dem gemeinen Aberglau⸗
ben zu Folge, feft und unverleglich machen, und den Sieg verſchaf⸗
fen fol; Siegwurzel, Seilwurz, Sülfwurz. Um eben dieſes Aber ⸗
glaubius willen, wird an andern Otten fo wohl die Augenpapr
pel, das Seiriß, Malua Alcea L, als auch dieroibe Schwert⸗
Iilie. Gladiolus communis L. Siegmarskraut, Sieg:
mannswurz, Siegwurz genannt, Der Nahme iſt ven dem veral⸗
teten Siegmann, Siegmar, welches ehedem einen Sieger bedeu⸗
tetr. Were 4 ——
Siegreish, —er, — fie, adj. et adv. reich am Siege, mit dem
Eiegein einem hoben Grade begabt, in einem hoben Örade firge ⸗
haft. Die fiegreichen Truppen, das ſtegreiche Heer. i
Der Siegftein, des—es, plur. die—e, bey dem großen Haus
fen ‚ine Art Achat, von weißer Farbe, mit vunden blänlichen
; Srreife
Krankheiten fiegen fol ; Lapis victorinus. Von einigen wird
auch der Sternftein: oder Aſtroit, Siegſtein genannt, vieleicht
um eben diefes Vorurtheiles willen, —
Die Siegwurz, plur. car, S. Siegmannswurz.
Thier weibli⸗
1,1Dieöiete, plur. die —n, im gemeinen Leben, ein
chen Geſchlechtes, befonders von denBögeln für dieBie. ©. ı Sir,
2, Die Sieke, plur. die—n, ein nur bey den Kleinpenern üblie ;
ches Wort, einaus Blech gefhlagenes Befimfe zu bezeichnen,
Daber der Siekhammer, einHammer,der auf bryden Serien eine
gekrümmte Finne mit einer cylindrifefen Bahn Dat, die runden --
hohlen Stãbe, welche dieSieke ans machen, damit indas Blech zu
ſchlogen; der Siekenſtock, ein Amboß mit runden Alnnen, in wel⸗
che derSiek hammer paſſet, und worin das Be die ged achte Figur
erhält. Das Wort iſt ohne Zweifel mit deu Secken der Drabts
sicher Emes Geſchlechtes, und gehöret mit bemfelben eutweder
zu
92 4
am, Geftein herab, im Bergbane, weun es in flüſſiger Geſtalt
an dein Geſteine herab rinnet; mo es mit einem andern Endlaut
—
ifen, welcher nicht nur feſt machen, ſoudern auch über alle
dan er
\
7
—F
*
N
— a na
"au Sendel, fenken, vertiefen, oder and; zu fiegen, Mb ia bie
Tiefe neigen, fo daß die Bedeutung der Rinne die herrſchende ift,
Hblich iſt. 1. Mit feyn. Eine Feuchtigkeit fiekert aus dem Saffe,
went fie nad) und nach, in unmerklich Fleinen Tropfen durchdrin⸗
get. 2. Mit baben, eine Feuchtigkeit auf ſolche Art durchdringen laſ⸗
ſen. Das Faß ſtekert. So auch das Siekern. —
Anm. Im Bergbaue auch ſtegern, im Niederd. ſtepen, zippern,
iſt ein Iterativum von ı Siegen.
Das Siel, des — es, plur. die—e, ein nur in den Miederdeuts
{den Darfchländern übliches Wort, eine Schleufe unter einem
Deiche oder Wafferdamme zu bezeichnen, wodurch dazsinnerhalh
‚des Deiches befindliche Waffer abgelaffen wird. Daher das Bal-
Benfiel, eine foldhe aus Balken beſtehende Schleufe, die Balfen-
fHleufe ; das Kumpftel, ein Feines Siel unter dem Deiche, wel
2 be mit Bohlen gefüttert und mit einer Fallthür verfeben if,
Rt das Pumpftel, ein Siel, aus welchem das Waffer ausgepumpet
ir wird; dag Blappfiel, ein Eleines Siel mit einer Klapps oder _
Fallthür, m. f.f: —
Anm. Es bat entweder mit Salum, das Meer, dem Angelſ.
Sete, ein fanft fliefender Fluß, u. a. m. den herrſcheuden Begeiff
- Boden, Sohle, Sulcus, Schaale, Zilte, ein Kahn u.f.f zu dem
Begriffe der Bertiefung. (S.1ıSahl.) In deni Bremiſch-Riederd.
0 Wörterbuche wird ihm das mãnnliche Geſchlecht gegeben derBiel;
=. andere gebrauden es im ungewiſſen.
Die Sielacht, plur. die —en, eben daſelbſt, der Diſtriet, wel⸗
her durch ein Siel von dem überflüſſigen Waſſer befreyet wird,
und daber daſſelbe zu unterhalten verbunden iſt. ”
Der Sielbothe, des—n, plur. die —n, eben bafelbff, ein ei:
gener Bothe, zur Beſtellung and Anfündigung in Sielfachen.
Der Sieldeich, des — es, plur. die —e, ebendafeldft, ein mit
> einem Siele verfebener Deich oder Wafferdamm,
# Die Siele, plur. se —n, ein nur im gemeinen Reben einiger
2. Gegenden üblihes Wort. ı. In einigen Oberdeutfohen Gegenden
iſt die Siele, oder bey andern der Sielen, ein Kummet, woran
die Vferde ziehen. Friſch leitet es bier. von ziehen, SAxuuv, ab;
ellein, da das gleich bedeutende Kummer den Brariff der Vertie⸗
"fung gewãhret, fo ſcheinet auch dieſes mit Siel, zu Schale n. f. f.
zu gehören. 2, Im Niederdeutfchen wird das Pferdegeſchirr im
Plural Sälen, und nach Hochdeutſcher Ausſprache die Sielen ge⸗
want, fo daß s im Singular ungewöhnlich ift. Den Pferden die
Sielen auflegen, das Geſchirr. Hier gehöret es ohne Zweifel zu
„Seil, weil Dragfäle eben daſelbſt auch einen Trageriemen, und
Sala, Sala im Angelfächfifchen einen jeden Riemen bedeutet,
Auch im Bergbane find die Sielen Iederne Riemen, woran die
Karrenläufer den Karren führen, 5
Sielen, verb. reg. act. welches nue in einigen Gegenden Nies
derdeutfchlandes üblich iſt, wo es das Waffer ableiten, abfuͤh⸗
ten bedeutet. ©. Siel, N
. Das Sielgeld, des— es, plur. die—er, chem daſelbſt, das:
jenige Geld, welches zur Unterhaltung eines Sieles gegeben
wird. F
Der Sielgeſchworne, des — n, plur. die—n, eben daſelbſt,
ein beeidigter Aufſeher iiber ein Siel.
der Hauptgraben, welcher dad Waſſer zu einer Siele führet;
Das Sieltief, die Sielwerterung, '
Die Sifflöte, S. Sohldöre.
‘ Das Signäl, des— es, plur. die —e, aus dem Franzöfijchen
Siekern, verb. reg. neuir. welches nur im gemeinen Leben
in der anftätdigen Sprechart in einigen Fällen auch fintern. Es
‚dee fließenden Waffers, "oder es gehöret auch mit Solum „der .
Der Sielgraben, des — s, plur. die —gräben eben daſelbſt,
Signal, ein Zeichen, jo fern dadurch der Befehl zu etwas gegeben
u Laer a > ’
‚Sit » 94
wird. -So hat man auf den Schiffen Tage: Signale und Nacht⸗
Signale, jene werden mit Flaggen, Segeln ur. Wimpeln, diefe '
mit Blickfeuern, Raderen, Laternen, Kanonenfhüffen und fofer- -
ner gegeben.
Die Signetür, plur. die —en, aus dem mitflern Pat, Signa-
tura, ein in vesfehiedenen einzelnen Fällen übliches Wort. Die
Unterze chnung eines Briefes, einer Urkunden, ſ. f. fo fern fie nur
mit dem Rahmenszuge oder den Anfanasbuchftaben gefchieher wird
in den Kanzelleyen häufig die Signatur genannt; zum Unter
ſchiede von der vollfändigen Unterſchrift. (S. Signireny Ben
den Buchdrudern iſt die Signarur,der Buch ſtab des Alphaberes,
welcher unten in der Mitte eines jeden Bogen gefeget wird, die
\ Folge der Bogen damit zu bezeichnen ; das Bogenzeichen. Au
die Kerbe an den gegoſſenen Schriften, welche verhindert, dag fie
von bem Setzer nicht verkehrt gefegt werden, Heißt die Signarug
Das Siunet, des— es, plur. bie—e, aus dem mitflern Lat,
Signetum, ein veraltetes Wort, welches ebedent ein Siegel ber
deutete. Ju den Ranzelleyen werden zuweifen noch die Pleinern
Handfiegel oder Petſchafte Signete genannt, zum Unterfihiede
von den größern Kanzelleyfiegeln.
Sitgniren, verb.reg. act. aus dem Pat. fignare, Es iſt bw
fonders in den Kanzelleyen üblich, eine Schrift mit feinem Nah
menszuge, feiner Chiffre, den Aufangsbuchſtaben feines Nahmeus
oder einem andern willfüßrlichen Zeichen unterzeichnen; zum Uns
terfchiede von dem vollftändigern unterſchreiben. —
Der Silau, des —es, plur. car. eine Net des Haarſtranges, wel»
che an feuchten Ortern der Schweiz, Dentfchlandes undEnglandes
mächfet; Peucedanum Silaus Linn. Sarwurs, Roßkümmel.
So ausländifch anch der Rahme flinger,fo ſcheinet er doch Deutſch
zu ſeyn, und zu Sil, Siel und Aite zu gehören.
Die Stlbe, S. Sylbr.
Das Silber, des—s, plur.der doch nur im Bergbaue von meb⸗
rern Arten oder Quantitaten üblich ifl, ut nem. fing. ein wei«
ßes alänzendes Metall, welches, weil es feuerbrftändig iſt, für das
edelfte nady dem Golde gehalten wird, nnd einen feinen hellen
Klang bar. 2. Eigentlich Gemunztes Silber, im Gegenſatze des
ungemüngten. Ein Gefäß von Silber. Silber ſchmelzen. Sei:
nes Silber, welches von allem fremden Zufage freu ift. Gedie⸗
genes Silber. vererztes Silber. Mit Silber beſchlagen. Ger
fponnenes Silber, geſchlagenes Silber. Baltes Silber, deu
den Gürtlern, eine Vermiſchung bon Weinftein und Silberfalt, "
damit »rüberfilbern. 2. Figurlich. (1) Silbernes Gerärh oder
Gefchirr, alsein Colleetivum; doch nur in einigen Fällen. Auf
Silber fpeifen. Sein Silber in Sicherheie bringen. - (2) In
der dichterifchen Schreibart, wird die filberweiße Farbe oft aue
Silber ſchlechthin genanut. Auf ihrem (ber Flügel des Schmet⸗
terlinges) glänzenden Silber ftehen kleine purpurne Sled’en,
Geßn- (3) Verfchiedene Mineralien, welche einige äußere Ahn⸗
lichkeit mit dem Säber haben, werden daher Queck Aber, Katzen⸗
filber und fo feiner genannt, 2
Anm. Schon bey dem KeroSilbar, bey dem DitfriedSilabar,
ben dem Willeram Silbere, ben dem Ulphilas Silubr, im Niet -
berf. Sulver, Zulver, in Angelf. Seolfer, Sulfer, im Engl.
Silver, im Schweb. Silfver. Die glänzende weiße Farbe diefes
Metalles ift ohne Zweifel der Grund feiner Benennung, daher man
diefeg Wort als einen Verwandten von Salm, Sol, Su!pbur,
u.f.f. enzufehen hat, (Siebe ı Sahl.) Die Spibe et if die Ab⸗
Teitungefulbe, ein Subject, Ding zu Bezeichnen. So wobl diefe
alängende Farbe , als auch die angenehme delle Stimme dirfs
Metalles oeben derDichterifchen Schreibart zu allerley Zuſammen⸗
feßungen Anlaß, z. B. in Anfebung der Garde, das Silberges
wolf, der Silberbach, die Silberquelle, der Silberglanz u. *
8* ür
für —— Gew olk — f. und in Kufehung ——— 5 REN, *. et — m — Br a. ——
—Silberklang, Silberſtimme, Silberton u. ff:
Die Silberader, plur, die — n, im Bergbaue EBENEN, welge
Silber oder Silbererz führet.
Der Silberahorn des — es, plur. die ⸗e, bey tinigen ein
Nahme des‘ zorben Ahornes, weil feine Bläner auf ber untern
Seite filberfarben ſnd.
Der Silberarbeiter, des — s plur. ut nom, fing, ein Künfi
Ier, welcher allerley Berärh oder Seſchmeide aus Silber verfertis
get; der Gold = und —“ im gemeinen Leben der
Seoidſchmid
Der Silberbär, des — en —— die —en, eine Art Lands
. bären mis filberfachenen Saarſpitzen.
Die Silberbärre , plur, die—n, oder der Gilbrebaksen,-
des —$, plur..ut nom. fing. Silber in Barren, d.i.langen
vieredigen Stäben, ©. Barıe,.
Der Silberbaum, des — es, plur. die —bäume, 1. Ein
Baum am Vorgebirge der guten Hoffnung, deffen Blätter mit fils
berfarbenen feidenen Haaren bedeckt find, und daher wie Silber
glänzen; Protea Linn. 2. In der Ehymie-in Salpeterjäure aufs
gelöfetes Silber, went esduch Queckſilber in Geſtalt eines Baus
mes niedergeſchle gen wird, dev Dianen : Baum,
Das Silberbergwerk, — plur. die — e ein Bergwerk,
wo auf Silber gearbeitet, wo Silbererz gebrochen wird.
Das Silberblatt, des — es, plur..die— blätter, Diminut,
das Silberblätichen, zu einem Blatte oder Blätrchen geſchlage⸗
nes Silber. Ab ſolute wird folches Silber Blarejtiber genannt,
Das Silberbloͤch, des— es, plur, die— e, Diminut. das
Silberblechlein, das zu einem Bleche gefchlagene Sieber,
Die Stlberblende, plur. doch nur von mehreren Arten, die —n,
in der Miner alogie, eine filberfarbene Sende, zum Unterſchiede
von der Goldblende. .
Die Silberblume, plur. die — n, Suůnenbaue, die Meinen
N Blafen, welche ſich bey dem Abtreiben des Silbers erheben, weun
aſſelbe faſt rein iſt
Der Silberbrenner, des —s, plur. ut nom, fing. im Süt⸗
tenbaue, eine beeidigte Pirfon, welche das Silber fein ‚Erenner,
d.i. esvor dem Bebläfe von allem fremden Zufage reiniget ſo
daß es wenigſtens 15 Loth 3 Quent auf die Mark hält, -
Der Sil berbüſch/ des— es, plur,
—Wollblune, miefilberweißen — Blättern, aim Jupi⸗
ters » Bart. u . x
Der Silberdiener, des—s, plur, ut nom. fing. ein Gof⸗
bediruter, weicher das Silbergefbirr unter: feiner ; Aufficht dat,
und es durch die Silberwäfcher reinigen Fäßt.
Der Silberötabt, des — cs, phır. doch nur von mehrern Arten
oder Duantisäten, die — e, zu einem Drabte gezogenes Silber.
Der Silberdruck des— es, plur, doch nur von mebrern Arien ; ; k
di⸗ — e/ mit filbernen Leitern zedruckte Schrift; Fin altes Brut,
ss teil, welches von dem irrigen-Borgeben berftammet, daß man
in Holfand mir fiibernen Lettern zu drucken wiege, dergleichen Lets
tern wicht einmahl möglich find,
Dis Silbererz, des — es, plür; doch nur don — Arten,
die — e/ ein Erz welches eine betrãchtliche Menge Silbers ent⸗
hält, worin dag Silber berricher.
Der Silberfohen, &ss—e, plur. die — Fäden, ein mit jariem
Sitber lahn uber ſponne ner Faden. Au wohl ein Faden aus maf
ſiven Silber, dergleichen aus ſolchen Fäden befichendes Sitber,
colleetive Sadenfiber genannt wird.
Sie Sslberfarbe, plurinuf, die ein wenig ir das Gelbe fal⸗
lende Farbe bes Silhers.
Die Silberforelle, plur.-sie—n, in einigen Beenden cin died·
Der Sildergehulfe des — n, plur. die — n, an ven Höfen, ⸗
Das Silbergefdirr, des — es, plur. inul, eder die ‚ Sbers Ah
die — büfihe, eine Art *
A
farbig, der Farbe des Silbers-gleich, di, weiß, weiches ein me⸗
nig in das gelbliche fallt flberweiß. Fa 2
Die Silberflotte, plur. die — n, ein Nahme —— Feue
von Kauffe brern, welche jährlich aus Spanien nad) Merico abſe⸗
gelt, und mit dem inder neuen Welt ‚gewonnenen Sübr a
nad Spanien zurüd Feinmt.. >
me der Serforelle, almo Goeden.
Der Silbergang, des — es, plur. Kemer Ren Bergbau,
‚ein Gang, auf welchen reichhaltige Sikbererze ſtreichen. —
Der Silbergebalt, des— es, plur. die-—g, dasjenige, mag,
ein anderer Körper an bepgemijchtem Silber enthält... ı z
ein Gehülfe des Silberdieners, /
Die Silbergere, plur. inul.bey verſchiedenen Re
derjenige Zuſt and des geiriebenen Silbers, va daſſelbe ſeine rechte
Gare erhält,d.i.von allen depgemifpien fremden Dealmpkiee s
freyet wird. Eu ee ’
— itbergeid, — plur, doch nur von mehrern — ER,
nien, die — er. 1, Aus Gilber geprägtes Geld, ohne Dluratz -
zum Unterfchiede von dem Bupfergelde. Zehen Thaler. Silber
geld. 2. Im Caſſelſchen verffeher man ünter dem Sılberpelde,. -
eine Summe von ı 000 ZI. welche die Juden. dafelbt jährlichen °
sichten müffen, ſtatt des chedent in die Münze gelieferten Bilder, gi
Das Silbergerätb, des— es, plur. jnul. eter die Gilbers
gerätbe, fing. inul, ein Eolleetionm, aus Silber, —
Geräth; ehedem Silbergeſchmeide. —
Das Silbergerinn, des — es, plur. die—e, im
„böur, ein ausgehauenes Berinm, vermittelt deffelben Wa —
"das geblickte Silber zu leiten, um es abzufühlen, BL WR.
geſchirre, fing.inuf. ein Eollectivum, aus Silber verſeruigies ——
Geſchitrzeine Art des Silbergerathes. EG
DerSilberglanz, des — 18, plur. car. ein dem. ‚Silber En ar
her weißer Ölanz. Du Suß, der du mir blendendem Slber⸗ —
glanze hinter jenen grauen Bergen bervor rauſcheſt —
Das Silberglas, des — es, plur. doch unr ron mehrern Arten
oder Quantitätcn, die — glaſer, im Berabsur einiger Gegenden,
"ein Nabme des Glaserzes/ weil es ſehr Ktpexhaleie iſt, Ba PUR; >
Glaſe gleichet vg
Die Silberglätte, plur. inuf. die ‚weiße Stepatäite, ;. weh RE
be wegen des ſchwächern Feuers eine ——— Farbe hat,
als die Goldglätte. N
Der Sılbergrofihen, des — - 8, plür, uinom. fing. ein ort, B:
welches vermöge feiner Bufammenfegung und feines ebemapligen an: — J
Gebrauches rigenilichrine aus Silber geſchlagenẽ Dielmünge be
beisete, welde auch wohl ein filberner Groſchen genannt wurde; \
zum Unterfchiede von den goldenen und vielleicht auch kupfernen er
Grstchen, oder Difmünzen, So werden in dem —
zu Axgsburg von 155 imochdie ganzen Thaler fülberne Sroſch
genaunt In Sachſen hieß bis auf Herzog Geotyen zu Dre * *
eing getwiffe Gitbermünge, welche drey Meipnife e Greſchen galt, . k
ein. Silber groſch en, und ein Schog folder Grojchen wurde als
dann ein Eilberſchock genaunt. Zegt führen gur noch in einigen .. >
Gegenden, 4.3. in Böhmen, die fo genannten -Raifergrofchen, F
welche drey Areuger oder 9 Pf. gelten, den Nahnn der Silbergro⸗
Shen ; vermůthlich zunächfi zum Unterſchiede von den kupfer nen
—— Sder Pohlniſchen er welche deep RIERRIBe. —
gelten. —— 1
Die Silbergrube, plur. en ee eine Erube, eine Anſtan ans. iR
ier der er wo Silbererz aebtechen ion. .%
BR when 2
Glimmer, welcher wie —— ausſichet, aber fein
Silber enthält.
—— —er, —— adj, et adv. Silber beygemiſch ent⸗
Haltend, Silberhaltiges Bleyerz.
oder Dirantitäten, die—e, einin Kalt vermwandelteg, dei duch
torte Erdart, welche zufülliger Weſe zuweilen Silber bey ſich
führet, Suberkalk genannt.
Die Silberkammer, plur. die —n. 1, Eine Kammer, d, 1. Ges
2 mach, worm Silber, oder filbernes Geräth verwahrer wird.
?- 2,An den Höfen, ein Collegium derjenigen Derfonen, welche zur
Aufbewahrung und Neinigung des Silbergeſchirres beſtinnut
* find. At deſſen Spige befinder ſich der Sitberfämmerer, weile
er die Silberdiener, Silbergehülfen, Sitberfchreiber, Sil⸗
; berwaſcher und Silberwaſcherinuen unter fich bat.
Der Bi berfämmerer, des —8, slur.utnom.fing. Siehe
ı dar vorige,
ger Salberkies, des —es, plar, doch nur von mehrern Arten
oder Quansitäten, die u ein dei Silber an Farbe ägulier
Aies
Der Sitbertlang, 4 es, — die —Flänge, in der dichter
Ey . zifchen Schreibart, ein dem Kiange des Sihers ähnlicher heller
md angenehmer Klaug. Ich hötte den. SüberFlang feiner
Stimme, Weiße,
pen, di. großes unſörmliches Stück Silder.
Der: Silberfönig, des —es, plur. die—e, inder Shmelzkunft,
ein König, d.i. Kegel oder Conus, welcher erhalten wird, wenn
man das Silber durch das Feuer von alten deyarmıfchten frems
den Metallen ſcheder, und welcher ein reines von allen fremden
Theilen befreptes Süberift.
2 Das Stlberkorn,des —es, plur. die —Pörner, Diminut. das
Silbert ornchen Silber in Geſtaͤlt eines Kornes oder Körnchens.
In der Schelztunſt iſt es daher dasjenige Stückſchen Silber,
weiches In Seſt alt eines Kornes bey dem Probierei 1 auf der Ka⸗
pelle liegen bleibt,
ne Des — aut, des — es plur. inuf, ein Nabme des Bän:
= feridge, weildeffen Blätter auf der untern Seire eine weiße Sil⸗
J berfat be baben
Sie Silberkrone, plur die —A d. eine mit einer
ſiedenen Ländern um? beſeuders in Frankreich asfchlagen wurs
> Betr, und etwas mebr.@!$ einen Ahaler galsın; zum Untirföhiede
won cimer Goldkrone.
Die Stlöcrtryffelle, plur. Sie m, Kıykalen, welche man er»
bälı, wenn man Silber in Sonen unflöfet,. und SIERT: ig
bernach gehörig anſchleßen läſſet. +
Zor @ilberfüchen,des —s, plur. utnom. ‚fing. & Siheri in Ge⸗
ſtit eines Fuchens. Beſonders wird in den melgdiitten das
auf der Kapelle atze etcae vnaitec wegen diefer feiner Ge:
Rat fo ge anne,
Lahn, des —es, plur. doch nur yon nichrern Ar⸗
w irantitäten, die — “ein au-Bahn. geplätteser Sil-
” ——— — ————— * ebrern Arten, ,
% ein mit weißen tem Silber Ähnlichen Flecken veriebener
1, der daber auch von einigen für filberhaltig grakrs
— nterſchiede von dei Soldlaſur.
Beh U. 2, Bun a - . a
Der Silberralk, des —es, plur, doch nur von mehren Arten
das Feuer oder auch durch Säuren feines drennbaren Weſens ber
raubtes Silber. Im Vergbane wird auch eine zufammen gefins .
Pr Silberklumpen, des —s, Sie. utnom. fing. ein Klum⸗
= Die Sitsergubr, — bo an von — Arten, Sie Der Silberling, des —es, plur, die —e, eigentlichein Ding von
en, im Bergbaue, eine Guhr, das ifl, ein zarter Icttiger
Silber, befouders eine Dünge von Silber, eine Gilbermünze,
Es iſt im Hochdeuntſchen längff veraltet, ſcheinet auch ebedem eben
nicht von beſondern Arten der Silbermunzen üblich gewefen zu
ſtyn; indeffen gebraucht e3 doch Luther in der Deutſchen Bibel
febr bäufiz,eine Münzforte der älsern Juden auszudrucken, welche
mit den Sedel gleiches Werthes war,und ungefähr ı2 Groſchen
unfers Beldes betrug. In eben dieſem Verſtande fommiSilabar-
ling ſchon im Tatſan vor, dagegen er in andern Stellen die drey⸗
fig Silberlinge, warnm Judas feinen Lehrer verrieth, ihrizzuc
Pfenningo undthrizzuc Scazo nennet. Der Argenteus
deralten Franken, deren acht einen Solidum aureum galten,
ſcheinet eine ähnliche Silber münze geweſen zu ſeyn. ©. Ling.
Der Silbermeißel,des —s plur. ut nom,ling.in deu Schmelze -
bürten, ein Werkzeug in Geſtalt eines Meißels, das Blick ſilber
damit von dem Herde abzuheben; der Silberfpieß.
Die Silberm ünze, plur.sie—n. 1, Ein Collectidum, Münze,
8.1. ©r1d, welches aus Silber gupräger iſt, ohne Plural, außer
von mebrern Arten, Silbergeld,zum Unterfbiede von der Gold⸗
und Kupfer munze. Hundert Thaler Silberhimze, 2. Auh
von einzelnen Siüden folder Beides, wo es ch une don eigente ⸗
Gin Medaillen gebraucht wird,
Silbern,adj.etadv. 1.BouSilder, aus Siiher beftehend, Sil⸗
berne Geiape. Ein ſi berner Leuchter, Teller u. f. f. 2. Flgür⸗
ih. (1) Bon verſchiedenen Dingen, an welden nur ein Theil von
Silber iſt. Line ſilberne Uhr, an weicher das Grhäufe von Sil⸗
berifl. (2) Verſilbert, ingleichen der glänzenden Farbedes Sil⸗
bers gleich; in der dichterifchen Schreibart. Das kleine diſch⸗
chen ſpielt bier im ſilbernen Bach, Weiße. Silbern war fein
saar auf Feiner Scheitel, Geßu. (3) Dem hellen angenehmen
Klange des Silbers ähnlich; auch. nur in der dichteriſcheuSchreib ⸗
art, . Sie ruftdie Glode bereits mit filberner Stimme zu dem
landlichen Tiſch, Zachar. (4) Das ilberneWeltalter,die filberne
Zeit,da die Einfalt der Sitten und des Herzens bereits anfingen von
dem Luxus und den Laſtern verderbt zu werden; zum Uuterſchlede
ſo wohl von dem goldenen als dent ehernen Weltaltar. :
Anm. Bey dem Wilecam filberin, im Angelf, leolfren, _
im NRiederf, fulverm."
Silbern, verb.reg. act. mit dünnen Silberblättchen überziehen,
wof ür aber das zufammen gefeßte verälbern hblicherift: Audep
jen bat Hert Herder das einfache wieder hervor gefucht und es im
figürlichen Verſtande gebraucht :- Wie fie (die ‚Körigiun der
Nacht, d.i, der Mond) die Schatten beglänzt und ſilbert.
& Det Silber-Page, (ſprich Paͤſche, des —n, plur. die —n/ an
7. Keong bezeichnete Mi F von Süber, dergleichen ehedem in ver- .
den Höfen, ein Page, welcher das Silbergefchier feines Herren ;
in feiner Aufficht hat,
Die Sikberprobe, plur. sie —n, die Probe fo wohl des Eilbers,
deſſen Reinigkeit zu erforfehen, als auch eines Erzes oder Minera⸗
les auf Silber, d. 1. ob es Aberhaltig ſey.
Der Silberrauch, des — es plur. inuf. in den ——
der Rauch, weicher ſich bey dem fein Brenyendes Silbers in dom
Brennhaufe anlegt, undoftreihanSilberifl.
Der Silberregen, des —s, plur.utnom. fing. it der Teuer _
werlskunſt, ein weißer oder ſilberfarbener Seuervegen, zum Mike ;
terſchiede vondem Goldregen. ©, Feuerregen.
——— —er ſte, adj. et ady. reich an zu virl Sil⸗
ber enthaltend, in ſich cutbaliend.
Die Silberrinne, ©. Silbergerinne.
Das Bilberröllden, des —s, plur: ut nom: fing. zu dünnen
Blech. geſchlagenes und zufammen gerollies Silber, dergleichen
diejenigen find, aus welchen man es Gold dur die Säuren zu
eiden pflegt,
R & t Der
Der Silberrüf,. Ss eg, — So. nur BR —
die—e, im Berghaue, ein Mineral, weiches in den Blaufarbene —
anmerken nebft der Speife gewonnen-wird, und ſehr reich an Silber
„if. Die letzte Hälfte iſt vieleicht das Wort. Rufe, die Hinde,
Das Silberfalz, des—es, plur.doch nur von mehrern Arten,
die, ©, Silber-Virriol.
Der Silberf‘ baum, des—es, plur.inuf. 1. Schläden, wels
S.che fi auf dem im Treiden begriffenen Silber fegen, und fo fange
ſie noch Hüffig find, dem Schaume gleichen. - Es komme nur in
" der DeutfchenBibel vor, dagegen diefe Kureinigfeit, welche gemei⸗
niglich aus©lätte beſtehet, in den Sch melzhüttenSilberfehla@en,
And wenn fie erkaltet ift, Silberſtein beißt. Alle ihr Erz iſt zu
Silberfch aum worden, Gech. 22,13, 2, Im gemeinen eben
wird auch das zu zarten Blãttchen gefihlagene Silber, befonders
. aber diennechren Blättchen diefer Art, Silberſch aum genannt.
Die Silberſcheibe, plur. die — n, Silber. in Geſtalt *
ESdcheibe.
‚Der Silberſchimmel, des—s, plur, ut nom, fing. ein fit
berfarbener Sphimmel ; zum Unterſchiede von einem Schwarz:
Schisemel, Roshfhimmel, Sonigfehimmel,gechtfchimmel u. («f.
"Die Silberſchlacke, plur. die—n, diejenigen Schladen, welche
‚bey dem Treiben des Silbers öben.adgezogen worden, ©. Silber:
Schaum und Silberftein.
i Der Silberfiymid, des—es, plur. die —e, ein Künſtler, wel⸗
her allerley Geräth aus Silger verfertiget. mie Silberſchmid⸗
‚sen um die Werte arbeiten, Weish. 15,9. Weil ein ſolcher
Künſtler zugleich in Gold arbeitet, fo nennet man ihn, jetzt gemri ⸗
niglich Goldſchmid, und in der aufländigern Srrechares oAd⸗ und
—
s Silberſchock, des — es, plur.die—e, Siehe Silber:
groſchen.
5 Sitherfäpreiber, des—s, plur. ut nom, fing. an.den
Höfen, ein Bedienter.dey der "Silberfammer , welcher die Ver⸗
x ‚über dag vorräthige Silbergefhier in ſeiner Verwah⸗
zung bat, und über die dabey vorfallenden — die Rech ⸗
ung führet.
Tie Silberſchwärze, plur. doch nur von e
im Bergbaue, ein ſchwarzer filberhaftiger Staub, welcher aus ei⸗
‚nem verwitterten weißgüldenen Erze eytftehet, BR auch vufiges
Silbererz genannt wird, n
"Das Silber:Service, (fprid SilbersBsenwieh)de—s, plur.
die ⸗e/ aus dem Franz. Service, das zufanmen gepöriger dar
. felgeräth von Silber, als ein: Ganzes betrachtet.
Der Silberfpieß, us —es, plur, die —e, ©. Silber:
meißel.
Der Silherfpinner, des—e, plur. ut nom. fing. Fämin.
die Silberfpinnerinnzeine Perfon, welche feidene Fäden mitSil,
berlahn überfpinnet, und welche am häufigften- Gola: und Sil-
berſpinner genannt wird.
Der Si [berflein,des—es, plur. doch nur von mehrera Arten
„der Quantitãten, die —e, im Hüttenbaue die verhättete Silber⸗
ſchlacke/ welche ben dem Treiben des Silbers oben abgezegen Bu
und nichts anders als Ölätte ift.
Der Silberfioff,des. —es, plur. doch nur von mehrern En
und Quantitäten, die—e, ein Stoff oder künſtlicher Zeug, "def:
‚fen Grund aus Silberfäden beſtehet, worauf Blumen von Seide
mit ihren natürlichen Farben gewirkt find; zum Unterfchiede won
dem Golöftoffe. S. das folgende,
Das Silberſtuck, des — es plur. die —e, ı. Ein Stück un⸗
verarbeiteten Silbers, 2, Der Silherſtoff — oft ohne Artikel
ASideeu genannt. Ein-Bleid von Silberſtück
‘Der Silberton, des—es,
f
a
Ä
Die Sitberuke, — — gine — bi Siie, Shen — 3
erz. Ingleichen eine jede Stufe — * wor in eine icag
“tie Menge Silber befindlich ifte
Der Silbertalf, dea—es, plur ns nut von — Irten °
. oder Quantitãten, die—e, ein filberfarbener Talk, welcher aber
nichts von Sitder enthält „zum Unterfipiede von. dem SEN.
und fo ferner,
‚Die Silber: Tinctür, plur, doch nie eon mehrern Arten oder
Duantitäten „die —en, eine-flüffige Arzeney, welche aufgelöfetes
Silber enthalten pl, Tinactura Lunae ©
plur. die —eöne, in der dichteri⸗
fen Screibart ein heller angenehmer, dem Klage ae)
ähnlicher Ton, u : |
Schon lauft der Silberton such. Sie belehren Saiten, rl
Zachar.
Der Silber-Vittiöl, des—es, plur. doch nur von mehrern au,
ten oder Auantiäten, die—e, Silber in Geſtalt eines Vitrioe
les, d. i. ein von einerSäure mtzeio ſetes und wieder zu gryſtalen
eingedicktes NE >Silberfals.
Der Silberwagen, des—s, plur. ut-nom.fing. indemlifuies
fihfifhen Erzgebirge, ein Wagen ‚welcher alle viergehen Zagevon
Freyderg nach Dresden gehet, das Braudfilber in die Ranen⸗ *
fert, und das daraus gemüngte, Geld mit zurück bringt. Ya
Der Silberwäfcher, des—s, plur. ut nom. fing, ‚Fänin.
die Silberwaſch erinn, an den Höfen, gewiffe Perfonen, welde
zur Silberkammer gehören, und das. Sitbergefhirt wafgenund
geinigen. =
Silberweiß, adj. et Adv. fo weiß wieSilder, ©, Süberfarben,;
„Die Stlbermeiße, plur. inuf, die-weiße Zarbe des Silbers,
das ift, eine weiße mit etwas Gelb vermiſchte Farbe, RER
© berfarbe.
per Silberzahn,- —— plur die ⸗zahne im Berghaus, .
Zahne, das.ift, Stängelchen gediegenen Gilbert); — Si
len durch das Geflein feßen;
— Silberzain, des—es, plur. die —e, in den Prüngen u. —
‚Silber in Zaine, d. i. langevieredige Stäbe gegofien; —
berbarre.
‚Die Silge, plur.inuf; im gemeinen Beben... ein Rabıne" einee \ :
„einheimifchen Pflanze, welche mit ihren Axteneingefhnittene oder
sreingeferbte Blätter hat, Selinum L, Die Peterfilie bat inder .
+ äußern Geſtalt viele Üpnlichkeitdemit. Es.fcheinet, baßfowohl -
der Deutſche Nahme Silge, als der verwandte-Selinumy eben 2.
dieſe eingeferbte Beſchaffenheit der Blätter ausdrücke, da eun
beyde zu Sulcus, eine Furche, dem Niederd. Siel, ein Kanal, *
: dem alten zalan theilen, u. f-f.gchören würden. ©. Sahl.
“Die Sille, plur. dien, bey den Federfhligen, zarte in ein.
. Dreped gefhlungene Riemen, welche den Locvögeln um den Leib
gelegt iwerden, fie damit vermittelft einer Schnur anf dem Vogel
derde zu befeftigen, welches. anſillen genannt wird. Es iſt mit 5
* Seil und dem Niederſ. Siele, “ein Niemen, die Sielen rn das
MPferdegeſchirt, auf das ‚genauefte verwandt. N
Das Simmer,, des—-s, plur. ut nom, fing. cin nur im Obere —
deutſchen übliches Maß trockner Dinge, beſonders des Getteides,
weiches aber doch nicht überall gleich if. Ju dee Pfalz undin
> Franfen hält ein Simmer 2 Megen, 4Scdhter, oder 16 Gehe
vier Simmer madsen dafelbft ein Malter oder Achtel. Im Wür - z
© tembergifchen hit ein Simmer, oder. wie man daſelbſt ſpricht
Simri, 4 Vierlinge oder Unzen, und acht Simmer machen das
: felöft einen Scheffel. Es ſcheinet urſprünglich ein Gefäß, einem ©
‚hohlen Raum zu bezeichnen, und mit Zimmer Eines Geſchlhtee
zu fenn. (S. auch 4 Saum, welches auch als ein Map Füfisee -
Dingegebedügt wird. Es kommti in —— —
a
x R in allen drey Gefchlechtern vor, doch ſcheinet das ungewiſſel das
gangbarſte zu ſeyn.
—
VBerbrechen, da man geiſtliche Amter durch Gaben oder Geſchenke
ai ſich zu br ingen ſucht; eine von Simon dem Zauberer, Apoft, 8
entlehnte Benennung ‚der die Gaben des heil. Geiſtes mit Geld
. erfanfen wollte, ea;
Simpel/ fimpler, impelfie.adj. et, adv.ausdem Franz fimple,.
"= oder demfät, implex,cinnur im gemeinen Leben übliches Wort,
ER ” andern Pus. 2. Einfältig, im nachtheiligen und verãchtlichen
en -Berfiande, Ein ſimpler Menſch
—* Der. Sims,des — es, plur. die — e,einfich indie Länge erſtre⸗
‚Fender und zugleich hervor ragender Theil eines Dinges, wofür
doch Gejims faft üblicher geworden, . So wird in den gemeinen
Bürger, und Bauerſtuben, ein Brot, welches in der Höbe um
—* die Stube herum gehet, etwas darauf zu legen, das Sims oder
Geſims genannt. In engeter und gewöhnlicherer Bedeutung iſt
der Sims, noch mehr aber das. Befims, ein zierlicher hervor fes
bender Rand, welcher den obertt Theil der. Säufenordnung- auss
macht, aber auch an dielen andern Dingen als eine Einfaffung -
angebrahtwird.. 7...
Anm, Bey dem Hornegk Symis. Vitenv nennet das Geſims
Zinne, Ital. Ci ma Franz. Oimier, abzuſtammen ſcheinet, weil
der Sims gemeiniglich den oberſten Zierrath eines Diuges aus⸗
macht. Jnudeſſen gibt auch. die Ausdebnung in dieLange einen gu⸗
Binſen u, f.f. gehören würde; ingleichen der Begriff der Zierde,
von Isländ, Sams,gierde, lemf':,beihiden,fhmürken, zieren.
Im Schwed. iſt löma, ſich siemen; und Söme, Sömd, der.
Woblſtand. In einigen Gegenden iſt es nugewiſſe n Geſchlech⸗
2. tes, das Sims. S. auch Gefims.. vn
Der ®imehobel, des— 5; plur. ut nom. fing. ben den Tiſch⸗
R; lern, ein Hobel, Simfe damit zu verfertigen; der Geſimsbobel.
- Die Simefachel, plur. die — n, ben den Töpfern, eine Art mit
Simfen verfehener Dfenfageln, zum Unterfchiede vonden glat⸗
2 ten; die Gefimstädel. . %
er Simsflein, des — es, ‚plur. die —e, .zirrlich geformte
„oder gehauene. Steine, Simſe damit zuſammen zu-fegen, Ge:
ne fimsflein. !- —
Sinau, S. Sinnau. ———
Singzebar, —er —fe, adj. et adv, was ſich ſingen lãſſet in⸗
glachen, was ſich leicht, mit Anmuth fingen lãſſet. Ein finger
Bares.
1 Der Singehiß, des ⸗ſſes, plur, die —bäffe, in der Muſik, der‘
© Bas , ſo fern er nefungen wird, und die Noten, nach welden ders-
felbe geſungen wird, ES
Das Singe hor, des — es, plur; die —höre, ein Chor fins-
‚gender Prrfoner®, ein Ebör Sänger, - | |
— ———
‚oder Sangdroffel üblichrs Wort; Turdusminimusnollras
Kl. welche mit ihrem Gefangr die Nachtigall nachahmet.
. Die Bingefliews, plur, Sie—n, eine Art Fliegen mis kurzen
borfienähnlichen Fihlhöruern, welde im Fliegen einen ſiugenden
London ſich hören laffen, EN ’
H . Die Singefuge, plur. die —n;inder Muſik eine Fuge, welche
rer gefungen wird ; zum Unterſchiede von einer Inſtrumen tal⸗ guge.
Die Singekunſt plur. car. die Fertigkeit, nach den Regeln der
EB Kunft zu ſingen ʒ ein Sheilider Muſtk oder Tonkunft.
Singen verb. irreg, ich fings, du fingeſt oder fngft,. er finger:
ader-fingt; Imperf ich fang, Conj. Fänge; Mittelw, gefuns
' Kal . *
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—
TE
—
*
I‘ .
BE PER X —
* BEN nr - . z = tr
—32 N ERS ne
Die Simonie, plur. die— n, in dem kirchlichen Nechte, ein
1. Einfach, ungefünftelt, Ein fimples Bleid, ohne Treſſen und
Ei; Cy.ıinatium, daher diefes fo wohl als das Deutſche von Bimme, .
ten Ableitungsgrumd ab, da es deun zu Saum, Srime,Semfe,.
"Die Sirzedrofel; plur, die —n; ein auch für Gefangdroffel, -
Schwed, Tjunga,und ſelbſt iagan bey dem Oltsfrird; entweder fo
—
ee
gen; Imper. Ange Es ſt eigentlich ein Neuttum / welches dase
Sulfswort haben erfordert, und einen gedehnien bell tönenden
Laut vorbringen, bedeutet, welchen Laut diefes Zeitwort gen au⸗
nachabmet. So wird rs im gemeinen Leben noch häufig von gewiſ⸗
ſen Dingen und Werkzeugen gebraucht, welche diefeit Laut her vor
bringen/ da man dern fügt, daß fir fingen: Weil man das Pfeifen:
* der-Kanonenkugeln in der Luft ehedem auch fingen nannte, fo fühe
. vete daber eine Art Kanonen auch den Nahmen der Singerinn,
welche um eben deßwillen euch die Machrigalt gehannt wurte,
Das Islãnd. lyngia wirdauf ähnliche Art vor dem Shwirxeir-
des Schwertes in der Laft gebraucht. Dahin gchörer auch det Feh⸗
ler: der Ausſprache, wenn man die Eplben mit einem aedehnten >.
hell tönenden Laute sansfpricht, da es denn ganze Provinzen und!
Völferfchaften gibt, welche im Reden fingen. x
In engerer und gewöhnlicher Bedeutmig ift fingen, ‚dein Ohre
angencehmeBewegungen der Stimme, abwechſelnde Flingende Tö⸗—
ne. vermittelft dev Stimmebervor bringen. So gebraudpt man es
von gewiffen Vögeln, welche foldhe abwechfelnde wohl Elingende:
„ Söne hervor zu bringen im Stande find, wo man daf ur auch ſh la⸗
gen fagt ; daher die Sang- oder Geſangvögel eine eigene Claſſe
ausmachen. Noch mehr von der menſchlicheu Stimme; fo wohl als
ein Neutrum / als aud) active, vermittelft des Singens ausdruden.-
Singen lernen. Schön, ſchlecht, ſchwach, farkfingen. Flach:
Foten fingen. Zur Laute, zum Claviere, in die Laute, in.
das Clavier fingen. In der Oper/ im Concerte fingen, Durch
die Hafefingen, wenn der Ton mit der Kehle an den Gaumen: '
des Dlundes angedrüdt wird, Einem ſingen, in der höbern:
Schreibart, ibm zu Ehren, zu ſeirem Ruhme fingen. . Somud-
ecıive,2in Lied, einen Pfalmen, eine Arie fingen, -. Die Hefe:
fingen.‘ Den. Alt, den Discant, den Baßfingen, Figürlic,.
3. Einen fingen, ibn defingen, in der höhern Schreibart. Di;
fang der Jungfraun Chor, das Rränze für dich wand. Cron.
2. Sein vergn ugen ſingen, auch narin der dichterifchenSchreibe-
art, fein Vergnügen durch Singen anden Tag legen. Die Dögel-
in der Luft und der ‚Zirt aufdem Selde fingen ihr Entziien;
Gefn.3. Dichten, Verſe machen, gleichfalls nue in der poecifchen;
Schreibart, in welcher die ſeBedeutung aber ſchon bey den Schwã⸗
biſchen Dichtern vorfommt zobne Zweifel, weil die älteften Dich⸗
ter ihre Gedichte gleich herſangen. h a
Die im gemeinew Leben übliche Redensart, da hilft Fein Sin⸗
gen noch Sägen, d. i. Fein Verbiethen, HR ſchon alt, und wurde-
von den Sch wãbiſchen Dichtern fehr Häufig für-fingen und dichter:
gebraucht. . - r
Swas ichfinge' und [was.ich fäge
Söne wilfi doch nihttroeflen mich vilfenden 'mar;,
i i Heinrich von Morunge,
Ein lieb ichmir vilnahetrage:
Desich zeguotenie vergas,
DesErefinge ich und fage, Reinm, der Alte.
O we groffer leide,
Mih froit'niht der anger noch dieheide
Noch-fingennoch Tagen, Ulrich von Winterfletten,.
Rein Singen und Fein Sagen \
Dermag-den Tod zu jagen, Opitz.
So auh das Singen: S, and Sang und Grfang,.
Anm, Schon bey dem Kero fingan, finkan, bey dem Otufe led
fingan, im Niederd, gleichfalls fingen , int Angelf. figgan, im
Engl. to fing, im Schwed, funga. Unfer Zunge, Ton, tönen,
bas Sat. canere, und in Zuſammen ſetzungen cinere, find genau
damit verwandt, Ehedein bedentete'es auch. Irfen,, brrfagen, wie:
des Uphilas figguan, (fprih finguan) dasAngelf. Iingan, dag’
fern:
ein
103. :
fern das Lefen des großen Saufen⸗ wierlich eine Art des Stagens —
iſt, oder auch als ein Verwandter von ſagen. ©. daſſelbe.
Das Singepult, des —es, plur, die —e, cin Pult, vor welchem
man ſinget. —
Der Singer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die Sin⸗
gerinn ein jegtveraltetes Wort, wofür Sanger und Sängerinn
üblich find. Ehedem wurde auch eine Art Karthaunen oder gro⸗
: Ber Kanonen, welche 45 Pfund ſchoß, fo wohl die Singerinn,als
au die Hachtigall genannt, ©. Singen.
Das Singefpiel, des —es, plur.die —e, ein Spiel, d. de
matifches Stüch, welches gefungen wird ; miteinem Italianiſchen
= Runftworte eine Opera, oder Oper.
Das Singeftüd,des —es,plur. die —e ein mufifafifges Stüd,
welches gefungen wird.
Die Singeftunde,plur, die —n, der Unterricht im Singen nach
Stunden, und eine folch« Stunde. Indie Singeſtunde geben.
Singehunde baden, von dem Lehrlinge; Singeſtunde geben,
von dem kehrmeifter. 5 \ 3
* Der Singetanz, des—es, plur, die—tanse, ein nur in der
Deutſchen Bibel befindliches Wort, einen Tanz zu bezeichnen, bey
ivelchem gefungen wird. Ich höre ein Gefchrey eines Singetan⸗
zes, 2 Mof. 32,18.
Der Singenogel, ©. Geſangvogel.
Das Singeün, des —es, plur. car. ein für Ingrün in vielen
Gegenden übliches Wort, fo fern es das Wintergrin, Vinca
minor Linn, beseichnet, welchesfeins bochgrünen Blätter auch
im Winter behält. Friſch glaubt, daß die erfte Hälfte des Star
wonifchen fin, grün, ift, da deun das Worteine Favtologie enthal⸗
ten würde. Allein es ann Auch das durch den bloßen Sifchlauf
werftärkte intenfive in fenn, S. Ingrun.
Sinken, verb.irreg. Imperf. ich ſank, (im gemeinen Leben ich
funk) Conj. ich ſanke, (im gemeinen Leben fünfe;) Mittelw. ge:
' funfen ; Imper.finte. Es iſt in doppelter Geſtali üblich.
1. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, nah und nach
und allmehlig fenfrecht in die Tiefe beweget werden, ſich ſenken,
von weichem: Isgteen thärigen Zeitworte es das Neutrum iſt.
1. Cigentli. Ein Stein, welcher indas Waſſer geworfen wird,
finft auf den Boden, oder finftunter. 2in Schiff fin!t, oder
fängt an zu finfen, wenn es zu ſchwer beladen worden, oder eis
nen Pre bekommen bat, und ſich, ſtatt zu [hwimmen, auf der
Srund ſenket. Das Schiff iſt gefunfen. Die Hände finken laf-
fen.- In den Schnee, in den Moraſt ſinken. In Ohnmacht fin=
Zen. Ineinentiefen Shlaffinfen. 2. Figürlich. (1) Dis zu
einem gewiſſen Grade erniedriget werden,in der edlen Schrribart,
und’ mie einigen Vor⸗ und Nebeuwörtern. Dev vornehmſte
Stans finft deito tiefer herab je mehr er die Welt in ihren Er⸗
wartungen bintergebet, Weiße. Ich werd: nicht zu Siefem un:
würdigen Betragen hinunter finten, mich nicht fo fehr erniedrie
gen. Wie tief ſinkt dev Menfch unter die Menſchen, der ein
geld it, Wein zu ſaufen!
Zuviel! Faſt fan? der Menſch sum feigſten Wurm in mir, -
- Weiße.
(2) Rad und nah abnehmen, an innerer Stärke vermindert wer.
den, nurin einigen Fällen.- Den Muth finPen laffen. Da ſank
der Zorn der reuerfüllten Götter, Raml. Das matte Ach if fo
wohl Laut der zerſchmelzenden Liebe, als der ſinkenden Ders
zweifelmg, Herd.
11. Als ein Hetinum, nach und nach in die Tiefe beivegen, eine
niur im figüelichen Verftande im Bergbaue übliche Bedeutung,
indem in andern Fällen dafür ſenken üblich ft. Der Bergmann
Anet/ wenn er in dir Ziefe grabet. Einen Schacht finfen, ab:
geichnen eine laugſame und allmählige, fallen aber eine ſchnellere a
Der Sinker, des—s, plur. utnom. fing,
Sauptʒwiebel in fenfrechter Tiefe wachen, zum Lnterfchiede von
Bergbaue einiger Gegenden, 3.8, in dem Mansfeldiſchen finddie - }
Sinker eigene Bergleute, welche nur Schächte ſinken oder abs
-Der Sinfler,des—s, plur. ut nom. fing. int Bergbaue, einge» “
Der Sinn, des—es, plur. die—e, ein Wort, welches eigentlich $
- bey Sinnen feyn, den Gebrauch feiner Siune nicht. haben.
—
J ‚en, oder fälten, in die Ziefe graben. So auch in den Zuſam⸗
4
menſetzungen Durchſtzken und Erfintn. t
Daber das Sinken, und in der thätigen Form im Bergbaue
auch Sinkung. Re, \
- Anm. Bey dem Nicker inchan, im Niederf, gleichfals fine
ken, bey dem Ulphilas figguan (pri Auguan,) im Schwed.
fjuaka. Es iſt cin Iurenfivum von fliegen, welches chedemfehr ,
bäufig für finFen gebraucht wurde, Ein anderes Antenfivum das -⸗·
von iftdas Niederf. ſacken, welches in einigen Fallen gleichfalls
für finfen gebraucht wird, (S. Siegen.) Sinkenundfiegende
und heftigere Bewegung nach dein Mittelpuncte der Efde, - u
1, Im gemeinen Les. -
ben für. Senker, ein zur Fortpflanzung abgeſenkter Zweig eines’
Gewähres, (S. Senfer.) Ben den Eufipanen bingegen, find -.
Sinker die jungen Brutziviebeln, welche unter den Zaferndeer
den Seglingen,weldhe zur Seite der Hauptzwiebel wachſen. 2.Am
ſinken, S. Sinken 1I.
ſchworner Bergbedienter, welcher eine gewiſſe Zeche in ſeiner Auf⸗
ſicht hat, und auch Sinkergeſchworner, Schauherr, und in den
WMansfeldiſchen Schieferbergwerken Schiefernefipworner ges
nannt wird; obne Zweifel auch von ſinken, in die Tiefe graben.
das Sehen bedeutet, hernach von der Fähigkeit zu fehen, in weite⸗
ter Bedeutung aber au von der Fähigkeit zu empfinden, und
dann figürlich von faft den meiften Fähigkeiten der Seele ges
braucht wurde, Heut zu Tage hede ntet es noch ,/
1. Eigentlich, die Fähigkeit zu empfinden. —
(1). Überhaupt. Der außere Sinn, die Fähigkeit Diuge zu
empfinden, welche außer ung vorg hen, liin Gegenfage des innern
J
S nnes, welcher das empfindet, was in uns felbft dorgehet. we⸗
der Sinn noch Leben haben, eine. Eupfiadung oder Bewigung,
Beinen Sinn fir etwas haben, keine Empfindung. Indiefer
\ weiteren Bedeutung ift esim Singular am gebraͤuchlichſten, da |
denn die ganze Zähigfeit zu empfinden drzeichnet.
(2) In engerer Bedeutung, die Fäbigfeit, die Dinge außer uns
zu empfinden, und da fich diefe Auf vrrfchiedene Art äußert, fo iſt d
es. von diefen Arten am üblichften.. Der Menſch bat finf Sinne, .
dir In ſeeten theils weniger, theils vielleicht aucd mehr. Die
Sublborner der Infeeten find vieleicht Ruh Werkzeuge eines a:
‚unbdefannten Sinnes. Der Sinn des Gefichtes, das Sıhen,
von welchem alle übrige Bedeutungen diefes Wortes Figuren
‚find. Der Sinn des Gehöres, des Geruches, des Geſchmackes, ;
"des Befübles. Etwas mit feinen Sinnen begreifen. Dasfäle
mir in die Sinne, läßt fi mit den Sinnen empfinden. Fripe.
EEE
2. Figürlich. « — —
(1) Die Fähigkeit des Bewußtſeyns, d. i. ſich von andern
"Dingen zu unterfcheiden, da es denn nur in eintzen R. A, im Pin“
ral gebraucht. wird, als eineunmittelbare Figur dre vorigen Alle
Bern Sinne. Bey Sinnen feyn, ſich feiner und anderer Dinge
außer fih bewußt feyn ; im Gegenſatze des nicht bey Sinnen
feyn. Bor Sinnen fommen, eigentlich den Gebrauch der ußern
‚Sinze verlieren, dann aber auch das Bewußtſeyn feiner und an⸗
derer Dinge verlieren. Seiney Sinne beraubt fryn.
(2) Die Fähigkeit zu erfeunen und zu beuctheilen, der Vers
fand; weil felbiges zundchft vermittelft der Stune geſchiehet, da es
denn auch Hier ehedem iur Plural gebraucht wurde. Ein Pfert
‚oder
>
dage des geiftlichen oder himmliſchen Sinnes.
si. nm. '
205 re sin
"oder ein Mul-di Hyt Sinne hant,. Notfer, Feinen Berftent,
Seubte Sinne haben, Edr. 5, 14. In chen diejem Verftande
fagt man auch, nicht bey Sinnen feyn, den Gebrauch feiner Ders
fandesträfte nicht haben, bey Sinnen seyn.
lective und im Singular allein von den, ſäümmtlichen Verſt andes⸗
s . träften. viel denfen fehärft den Sinn, Opis. Kin Gegen⸗
fand, wsrüber ie ein menfchlicher Sinn Gegrüdelt bat, Herd.
Indeſſen iſt doch im Ganzen dafür Verftand und Verſtaudeskräf-
te üblicher. So auch Bloͤdſinn, wahn ſinn/ Scharffinn, Tief:
Ann Unſitn
(3) Die Sähigfeit zu wollen, ſich nach Borftellungen zn des
Eimmen; wo es ebedem auch von einzelnen Wirfungen diefer
Fähigkeit gebraucht wurde. Die Sinne-des Hersens, Hebr. 4,
22, di, die Begierden des Willens, viel Köpfe viel Sinne,
- wo es aber and Meinungen bedeuten Fann, Am üblichfen cols
lective und obne Plural von dem ganzen Begehrungs der mögen;
das Gemüth, ingleichen die Gemüths art. Sich etwas in den
Sinn kommen laſſen, fein Braebrungsvermögen darauf richten.
‚Das ift miv niein den Sinn gekommen, Sich etwas aus dem
Sinne fchlagen, nicht mehr dar nach trachtan⸗ ingleichen keinen
Aummer, keine Unruhr mehr empfinden. Das liegt mir ſtets
- din Sinne, im Öemüthe, im Gedächt niſſe mir Eiufluß auf den
. Willen. Sich etwas zu Sinne sieben, zu Gemüthe.
.Bofes wider jemand im Sirne baben. Des fanfteWefen
x des weiblichen Gefchlech tes mildert den muthigen Sınn des
Manns, daß er-nicht in Trsg ausarte, Gell. Der fleifche
= Fiche, der irdiſche Stun, in der Deutſchen Bibel, die Fertigkeit,
ich nach bloß ſunlichen Toarfkillungen zu beftiniinen, im Örgen-
: in bober .
Sinn der nach hohen Dingen frachtet. Kin patriotiſcher Sinn,
sie Fertigfeit zur mösfichen Leiſtung der Pflichten der bite
gerlichen Sen chaſt So auch Leicht ann, Kaltſtun, Gleich—
oder des Begebtungenrrmögens i in einzelnen Fällen, der Wille,
doch nur in-einigen Fällen und gleichfalls ohne Plutal. Anders -
Sinnes werden, welches auch noch im writern Berftande, anderer
. Meinung werden, bedeutet. ind fie noch des Sinnes ? des
MWilens,des Borbabene, der Meinung. Auf ſeinem Sinne bleis
. ‚ben, bey feinem Vorſatze. Sie Andalle Lines Sinnes, haben
in dieſer Sache einerley Willen, eincrley Meinung. Es gehet
"nicht nach meinem Binn. . Jemanden N Sinn fahr en.
So auch Ligenfun, Sartfinn.. ;
(5) Der Sinn eines Wortes oder einer Rose, diejenige
Vorſtellung, welche dadurch erwecket werden fol, der verſtand,
- die Bedeurung, welche beyde doch haufiaer find; gleichfalls ohne
‚Hlural, Der veraltete Sinn eines Wortes. Der ſig ürliche
Sinn. Sanch Unſinn.
(6) Slerber arhören: auch noch folgende veraltete Beden⸗
‚tungen. (a) Rlusbeit, Weisheit, in welcher Bedeutung es bey
dem Strycker nnd feinen Zeitgenoffen mehrmahls vorfonmt.
(6) Kunſt Geſchicklichkeit gleichfalls bey den Schwäbifchen
Dichtern. (Siebe Sinnreich.) () Das Griffen, in Shwas
— —— I. () — ne ‚iin Schwed.
“Sinn... -
Texwrdank anzwe vt ym mit Spnnen, Shen * Kap. 76,
66) Der Geift, die & ‚eig, bey dem Ottfried Sinn,
= Libund Sinne,
Die gab ichir fureigen, Graf Aud von ehe:
Anm. In allen dien Bedentungen bey den Ottfried u, ſaf.
- Sion, im $ Rirberbeutfgen gleichfalls Sinn, im Schwed. Sinne,
dmg. * nuo, im gar. Senflus, Da⸗ Hoppeiten dentet eine
Ingleichen eols . x
Etwas
44) In engerer Bedentung, die Betimmung des Sinnes
Su
Antenfion an, und es iſt mehr als wahrſcheinlich daß Biefes Wort
von ſehen abſtammet, welches ohnehin nicht in allen Fälfen der
Hauchlaut hat. Im Niederf. ift fien, feben,das Gvficht beißt bey
dem Ditfeicd Gifiun, und die Erfcheinung bey dem Ufphitng
Siuns,fo wie innen bey dem Notker erfcheinen bedeutet, Sin⸗
nen ſtammei eben fo don fehen ab, wie beginnen von begehen.
Das Sehen ift der erfte und vornehmſte Sinn, und hat daher gar
wohl zur Benennung des ganzen Gefchlechtes und aller davauf
gegründeten Fähigkeiten der Seele dienen können. (S. Sehen
nnd Sinnen.) In der erſten Endung des Plurals lauter dieſes
Wort bey einigen die Sinnen, befonders in den ftgürlichen Beben,
tungen, wo es oft für denSingular gebraucht wird, Im Hochdeut⸗
ſchen iſt diefe Form veraltet, außer daß die Dichter fie um dee
Bequemlichkeit des Reimes willen zuweilen beybehalten,
Das Sinnau, oder Sinau, des—es, plur. inuf, der Nahme ei⸗
- ner einheimiſchen Pflanze, weiche breite runde lappige Blätter
hae, aufden Teiften i in den Wälder wäghfet, und ein antes Heil⸗
krant if; Alchemilla vulgaris Zinn. Liwenfuß, gülden
Gänfecich, Marienmantel, Scauenmantel. "Die beyden I: 8ren
Nehmen hat es vermuthlich wegen der Gefkalt feiner runden lap⸗
pigen Blätter, und da in einigen alten Bocabufariis Sinna feine
Leinwand bedeutet, welches Friſch von bylinus mit Wrawers
fung der erften Sylbe ableitet, aber auch vorSiudon abſtam—
‚men kann: fo könute ſich der Nahme diefer Pflanze auf eben
die ſelbe Arnerklären laſſen. Da fie indeſſen das Beſondere haben
ſoll, daß der Thau auch im Sonnenſchein darauf ſtehen bleibet, fo
wäre zu unterfuchen, ob fie nicht dielmehr von die ſem Umſtande
benannt worden ;.etiwa von Sonne und Yu, Ya,Wafter, Im
Dänifpen heißt diefe Pflanze Synav.
Das Sinnbild, des —es, plur. die —er, von Sinn, entweder ſe
fern es den Verſtand eines Wortes oder einer Rede bedeutet, oder
auch ſo ‚fern 23 ehedem für Erinnerung gebraucht wurde, ein kör⸗
perliches Ding, und deſſen Figur, ſo fern es uns an erivas unkör⸗
perliches erinnern fol; Embleraa. So iſt der Anker und der
fen Fiaur ein Sinnbild der goffnung, Im weiteſten Berftande
ift ein jedes Törperliches oder ſinnliches Ding, fo. fern eg ein une
Törperliches bezeichnet, ein Sinnbild. So iſt ber Athen, der
Wind faft in allen Sprachen ein Sinnbild oder Bild der Seele,
und die Wörter-Geik, Spiritus, wveuge, usf. fe find bildliche
oder finnbildliche Ausdrücke. —
Sinndildlich, adj. etadv. ein Sinnbild enthaltend, und als ein
Mebenwort, auf ſinnbildliche Art.
Sinnen,Ferb.irreg.neutr. welches das Hälfswort haben erfor⸗
dert; Imperf. ih ſann; Mitteio, geſonnen; Imper finne,
—— durch wiederhohltes oder gefchärftes Beuken zu er .
forſchen ſuchen. Ich inne undfinne, und kann mich. doch nicht
darein finden. Hin und her finnen, überall herum ſinnen.
Salchen dentt und ſtant und lebt inmiv, Gel, Die Sache, wel⸗
che man durch Denken zu erforſchen ſucht, befommudas Vorwert
auf. Auf eine Liſt ſnnen. Er ſann auf neue doltern ihn zu
peinigen. Der Geiſt ver Kaufmannſchaft ſinnt nur auf den
Erwerb dev Reichth imer. Daher das Sinn⸗n.
Anm. So auch in den Zuſam menſetzungen Au s ſin nen/ beſt n⸗
nen, erſinnen, nachſtnnen. Allein in geſtunen hat es goch einige
anbere Bedeutungen, welche doch ius geſammt indem Squntworte
Sinn gegründet ſind. Die Mittelwörter geſtunt und geſonnen
find allem Anſehen nach eher von dieſem Zeitworte gefinken ab⸗
zulelten, als bon dem eiufachen ſn en. Daß es vermuthlich ein
Snterfivum von ſehen ift, iſt ſchon bey Sinn bemerket worden,
S. dafſelbe) Das bey dem Ollſried befindliche finnan, veafen,
gehöret nicht hierher, fondern zu Gefinde und Senden, von ivels
‚hen fester es das Nutrum ifk,
@3 Die
106
4 *
BIT — ein 2
2 Die Sinnesänderung, plur.. dien; bicHuferungbe Sins
nes, d. 1, feines Borfages, Willens, am häufigften im enarrn Vers
; ſftande und in der Theologie, die Snderung, andere Richtung und
Beſtimmung der ganzen Gemuthefaſſungi in Abſicht auf Gast; die
Bekehrung. *
Tas Sinnge dicht, des —es, plur. die —e in der Dichtkunſt,
>ein künſtliches kurzes Gedicht, wo die Aufmerkſamkeit auf einen
er erregt wird; welcher amEnde ſtark und nach⸗
drũcklich ausgedrudtiwird, Epigrammaz weil es Ahnlichkeiten
mit einer Aufſchrift hat. Vermurblich von Sinn, fo fern es cher
dem Kunſt bedeutete, oder-auch fo fernes den RN des —
denkens, der. Erinnerung gewähret.
yes Sinngrün, eine Plange, ©. Sinerin.
— — en, —fle,adj. et ady. von Sinn und. ber&fbteitunae- Sinntog; —er,. —eſte, adj. et adv. des Sinnesoterber&in..
ſylbe ig, Sinn babend, ein Wort; welches ehedem in allen fir,
gürlichen Bedentungen von Sinn üblich war, jest aber ins’
Sochdeutſcheu nur noch in einigen Zufanmenfegungen. gangbar
5 iſt. a. Von Sinn, Bewugtſeyn, war ſinnig ebedem feiner ſelbſt
— bewußt, daber es im Nieder ſachſtſchen noch jetzt fatirlih für bes’
z
dachtfam, beſcheiden, behuth ſam, mitüberlegnng, ia in noch weiter m
Verſtande für langſam, allmählig üblich iſt; z. B. die Pferde
.. finnig. gehen laſſen, langſam. 2, Von Sinn, Nachdenten, Er⸗
kenntniß — — war es — fo viel wie ver⸗
nünftig.
Ein fianigherze ſol
‚Verdulden mangen zorn, Ditmarvon Aſt
“Mir gabein finnig herze rat, Reinmar der Alte
Ir diefem Berftande find. nur uoch unfinnig und wahnſtunig
gangbar, 3. Weife, Flug, künſtlich u.f f. wonsn.nocdh etwas in
fcharfünnig nad rieffinnig übrig iſt. 4. Auf die Bedetisung des
Begebrungspermögens der Gemürhsart, beziehen ſich die Sufame-
menfegungen eigen innig, kaltſinnig, leichtjinnig, widerfinnig ;.
fo wie gs 3, in der Bedeutung des Berflandes der Worte noch in
soppelfinnig vorfömint. In den meiſten noch üblichen Fällen find: .
aud) Hauptiwörter auf —Feit gangbar zinandern wird defürdas
einfache —finn gebraucht... _ i
Des Sinntreut, des—es, plar. innf. e. Sinnpflanse..
- Sinnlich, —er. —fe, adj..et adv. welches nur in der do
gentlichen Bedeutung des Wort s Sinn üblich if. 03..Su den
Sinnen, d. i. unmittelbaren Empfindungen — Gegen⸗
fände. gebörig. Die ſinnlichen Werkzeuge, diejenigen Ges
webe von Mrven, vermittelt deren wir empfinden. Noch
mehr, 2, in dieſer unmlttelbaren Gmipfindinig äußerer Gegen⸗
fände , folglich auf undeutliche Vorſtelluugen, gegründet. () Eis
gentlich. Die finnlide Empfindung ,. weiche veriiit tefft der
ãußern Sinne gefchieher. Sinnliche Begierden, Belufi-
„gungen, Zerſtreuungen. Sinhliche Liebe, ſiunlicher Ab—
ſcheu uff. wo es oft dem vernünftig im weitern Verftande,
3. i. auf. demiliche Erxkenntniß gegründet, entgögen geſetzet
wird... (2) Sigürlich, Sertigfeit. befisend, ſich nach ſinnlichen
und undenrlichen‘ Empfindungen! zum Nachtheil der deutlichen
oder vernünftigen zu beſtimmen. in ſinnlicher Menſch. Sehr
finnlich ſeyn.
Anm. Ehedem wurde es ſo wie fihnig auch für klug, weife,vere
ſtandig, gebraucht. -
Dasein yeder menſch anim bat
‚Dernunftams ſyndlichen Verftandt, Thenerd,
D ie SinnlichEeit, plur. die —en, von dem vorigen Bepiworte..
p
.Die Empfndung der Dinge von anfen,. die Fähigkeit, die
* nge von außen vermittelft der Sinne zwempfinden ;chne Phus
ral. Gott erfenner allıs ohne Sinnligfeie Manche Chiere '
haben eine weit feinere SinnlichFeit als dey Menſch. Die Na⸗
*
tur werte edle — au: sent dunkein Sölafe d
Gefuhls und keifet ſte noch zu feinerer Simmlic;feie, Herd.
Die Cüſte des Sleifches find Bewegungen der Sinnlich keit. 2,
Die Fert gkeit ſich nach ſtanlichen Empfindungen zu Befimmen,bes
fonters zum Nachtheil vernlinftiger Gründe,. die Fertigkeit des
überwiegenden Gebrauches der uuternSeelenfräfte zum Rachtheil
des pflichtmã ßigen Gebrauches der obern; auch ohne Ptural Herr:
ſchende Sinnlichfeit. Ale Dinge, welche der Eitelkeit und
Sinnlich keit des Menſchen ſchmeich eln müffen nur felten und
ſehr vorſichtig zuBelobnungen der Kinder angewandt werden,
Gell. 3, Eine ſinnliche Empfindnug, finnliche Begierde, da es
denn auch den Plural verftattet,aber in. biefer et, — —*
gebraucht wird,
ne beraubt, als ein Gegenias von finnin, two es doch Nur: in einte
gen Bedeutungen dee Hauptwortes Sinn üblich if. a) Der aͤu no
fern Sinne und der Empfindung durch dieſelben beraubt, Sinn⸗
los da liegen. Min ſinnloſer Zußend. 2. Der Vernunft, ——
Verſtandes beraubt, wo es zuweilen für nianie e
Ein ſinnloſer Menſch, finnios handeln. Schon im Scha⸗
benfp, ſinlos. Alles begreiftihen Verſtandes, vernünfs
tiager Bedeutung Secanbr; Sinniofe, Wörter, Lin finnlofer —
Ausdruck. Ein finnlofer Sag.
Die Sinnlofigkeit, plur, die Sen, die Eigenſchaft eines Din⸗
ges, dass ſiuntoe if, ohne Plural, ingleichen. zuweilen be u
Iofe Handlungen in der zwepten Bedenrung des Vepworses, mit
dem Plural, Bey dem dotter mit einer andern’ Abteiningsipibe
Sinnelofina..
Die Sinnpflanze, plur. — eine in dem initgägigenimerita -
. und den Amerikaniſchen Infeln einbeimifche Pflanze, welche eine
Art von Sinn oder Empfindung das, indem ihre Blätier fihben
einer jitteenden Berührung zufanımen zieben; MimofaL. ber
fonders die fenfitiva und BURN, — auch Swntraut —
nannt werden.
Sinnreich, —er, —fe, adj, et — von Sinn, fo. fern —
ehedenvanch für Witz gebra ucht wurde, Fertigkeit beſitzend, meh⸗
rere Begriffe mit einander zwverdinden, und ihre Ähnlichkeit gu
entdecken, und darin gegründet; wigig. Sinnreich feyn. in
finnreiher Scherz. in finnteiches Gedicht. WieFommen ..
fie denn zudem ſinnreichen Zinfalle + Bon Sinn, Kunft, Ge⸗
er ingleichen Rachdenen, wird es auch zumeilenfüür
Bünfifich gebraucht, ingleihen Serrigfeit im Nachdenken ————
and dar in argeündet,
Der Binnfprüch, des—es, plur. die ⸗ſprůche. 1, Ein kur⸗
ger Satz, ſo fern er. einem Sinnbilde zur liberfchrift Diener, und
daffe!be erffärer;.Lemma, (&. Sinndils): Zuwellen auch
ein Spruch oder — Satz, welcher einen nachdrüdlichen Sinn -
oder Berftand bat;oder auch sur&ii iurangeiner aügl: chen Wahr⸗
beit dienesz ein Oenkſpruch.
Der Sinopel,. des — s, pluf. doch nur von mehrern Arten,
ut nom, fing. ein eifenhaltiger. Inspiß, welcher von verfchie>
denen Farben angetroffen, and in Sadsen, Böhmen, Ungarn, ar
Schweden und Noswegen gefunden wird, Der Räpine, welcher
bey einigen Zinopel lautet, iſt ausländiſch.
*Bint, eine Vartikel, welche im Hochde utſchen nölig veraltet iſf,
im Obetdeutſchen aber noch für ſeit gebraucht wird, auch tm Nie⸗
derdeutſchen ehedem nicht unbekannt war. Als ein Nebenwort
für hernach, in welcher Brdeutung es in den Alten Gedichte auf
den beil, Anno vorkommt. Ein anderes: Niederdentfches Bey ſpiel
füscer Fiſch an. 2. Als ein Bindrwort, für, nachdem, indem, - .
meil, bey dem Ditfried fint, Ein Beyſpiel ans den Nieder deut⸗
*
waren
RER —— ben dem Sei 3. Als ein Vorwort \
wi‘!
Zeitfolge von einem gewiſſen beiftumtengeitpanctean zu bezeich⸗
nen, fur feic, in welcher Bedeutung es noch in der Dentſchen Bir
‚bel. mehrmablg vorkommnt.
. fihlug, 4 Mof.- "3,13; Sint der Zeit die Rinder Ifrael zus
Esypten gegangen, Kichter:9, 30. Sint der Zeit, dap Men⸗
ſchen geweſen ind, Hiob 20,4, u. ſ.f. Siehe Seit. .
Annm ImOberdeutſchen ebrdewlinen, im Holländ,fint,find,
.... feder, fichtent, tm Schwed, len, im Engl. ince, Es kanu
ſeyn, daß es aus ſeit gebitder, oder vielmehr aus feiten, Schwed,
ſedan zufammen gezogen worden; es kann aber auch von dem
veralteten innen, finden, reifen, ſich entfernen, abſtammen, (S.
Senden,) und eigentlich eine Bewegung, Entferuuug vor einem
Terminoaquo bezeichnen.
‚Sinvenabl, ein Bindewort, welches einer angeführten: Urfache
" zue Begleitung dienet,undsfeinen Stand allemahl zu Anfan—
ge des Satzes hat, für weil, indem. Wie Fann ich Abraham
} verbergen, was ich thue; fintemablier ein-groß und mächs
tig volt folk. werden, ı Mof. 18,18. So wife nun, daß
gute . Land ‚gibt. enger ſintemahl du ein halsſtarrig
volt bit, 5 Mof. 9, 6. In der.edlern Schreibart der Hochs
überläffet, wo ınau die Wörter uud Partikeln nicht vielfplbig
BES ‚genug bekonimen kann, und daher wehl-gar ein ſintemahl und
mehr “fügen als weil, indem, oder in einigen, Fällen: auch
nachdem.
det, daß es aus jint dem Mahle oder ſeit dem Mahle zufammen-
ſchen Schriftfieller aebrauchten dafür — oder ſeit, S. dieſe
_. Wörter,
1. Der Sinter, Blur; doch‘ nur von mehrern Krten,
ut nom. fiag, die glühenden Schuppen, welche voırden Eifen im
Schmieden abferingen, und dieſen Habınen behalten, auch wenn
fie erfaltet had, da es auch als ein&ollecrioum ohne Plural ges
braucht wird. Bey einigen lautet es Zünder, welches deffen Abs
ſtammuug von zinden, candere, Sonne, uf. f. noch näher bes
weiſet. Wenn aber diefes Wort, wir einige wonen, Schladen
überhaupt bedeutet. (Dan, Sins ev), fo würde es mit dem, fol«
genden zu ſintern, £riefen, rinnen, gerinnen, gerechnet werden
Ber mu ſſen.
2, Der Sinter, des —s, plur. doch gleichfalls nur von mehrern
Arten oder Quantitäten, ut nom. fing. 1: JmBergbaue und der
Miueralogie ein kalkartiger Stein, welcher aus dem herab oder
heraus ſtnrernden mit Kalkerde geſchwängerten Waſſer eutſtehet,
und nach Abdüuſtung des Waſſers zu einer feſten Steinart guſa m·
Bien ſtntert: Steinfinter, Tropfſtein Stalactites, Man ſin⸗
fo Höhlen, 5. B. in der Baumannsbäple, anf alten Stollen ud
Strecken w f.f. Das Confettidi Tivoli iſt von eben der Art,
vermuthlich auch die Kogenkeine und. Erbſenſteine.
+ ‚meinen Sprecharten lautes nur Sinner, 2. Inden Leinwands⸗
und Sinterafchegenaunt, zum Unterſchiede von der Ofenaſche.
Erauer Sinter, Aſche von morſchen Weißtanuen weiß er, von
polchen Eichen, Büchen und Aſpen.
Sintern, verb. reg. neutt. welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗
dert. a Stopfenierft heraus rinnen, von flüffigen Barren, trö⸗
J — —*F © —*8 —2 4 F mr” ,, Dur 4 » 5 -I% Kerl 1
de. Es iſt in der kufünsienEprenrib des Bergbauesund *
Maner alogie am ubli⸗ often ; in gemeinen Leben fagt man dafür‘
Aush ſte gern /ſtekern, uud in Niederſach ſen fiepen, fiepern. Dies
Mie lecen ——— — Cihund a eine
Sint dev Zeit ich alle Erxitgebkrt .
der Gore — Dir nicht um deiner Gerechtigkeit willen dieß
deutſchen "4 e3 veraltet, als welche e3 gern den Kauzelleyen »
“ alldieweil zufammen feet, ebgleich alle fieden Sylben nichts‘
Anm. In ältern Sberdeutſchen Schriften feitenmabl;fietine.
Er +. mahl,fittemebl,feitmabl, ſeydemm ahl, woraus-zugleich erhel⸗
‚gezogen ifi, wofür man auch nach dem Mahle findet. Die Nie⸗
Re fen und Holländer ſagen nademaal, Die ältern Oberdeut⸗
der diefeSteinart in allerley ſeltſamen Geſtalten in den unteriebi⸗
Iu den ge⸗
bleichen wird die Aſche von faulem und morſchein Holze, Sinter
*
a0
- Walfer fintert durch das Geiein, wein e3 Tropfe nibe ſe durch
daſſelbe dringet. 2. Gerinuen, von flüſſigen Körpern, wenn fie.
eine feſtere Geſtalt aunchmen, auch nur im Bergbaue, und in der
Mineralogie. Es ſintert ſich, gerinnet. Zufammen ſintern,
auf ſolche Het verbunden, zu Eiuer Maſſe vereiniget werden. UÜber⸗
Antern, auf ſolche Art mit einer — Waffe überzogen“
averden. So auch das Sintern.
Anm, Nicht von fondern, wie. Feifh will, —— allem Au⸗
ſehen nach, als ein Diminutivum oder Iteratioum von dem verals
teten finnen, hnan, geben, veifen, den Dre perancera deſſen Ae⸗
tivum ſenden iſt. ©. daſſelbe.
Das Sinterwaſſer, des—s, plur, doch nur von meßeeen Arten
uud Quantitäten, uı nom. fing: im Bergbaue ein heraus ſtutern⸗
des Waffer, befondees wennes mit zarten Steine und Erdtheil⸗
en geſchwängert äft, welche nach abgedünfieten Warfersheilihen.
ſich ſintern, oder in einem feſten Körper zuſammen fintern.
Das Sipmäß, des— es, plurdie—e Min nur in einigen Ger
„genden z.B. in Meißen, demXttenburgifhen uf. f. üblihes Maß
toner Dinge, weiches daſelbſt den-vierten TbeileinesScheffeis,
„oder ein Biertel. hält, Ein Scheffel hat vier Sipmaß, ein :Sip-
maß aber vier Megen. Wenn die erſte Hälfte! nicht Mendijchen
AUe ſpruuges iſt, fo ſcheiner fie zu Zuber, Zober, zu gehören, und
-den allgemeinen Begeiff eines Gefaßes zu — Friſch läffetes
von Sieb abſtammen.
"Die Sippfpaft, plur.inuf.Sie PER 0 fo wohlals
ein Abſtractum, als auch als ein Eoncrerum, im collectiven Vers
ſtande, verwandse Perfonen, Alle Dörfer, — das iſt ihre Wohz-
nung, und ihre Sipſchaft unter ihnen, 1 Ebron,-4,33,5d.i,
ihre Verwandten. Es ift im Hochdeutfchen veraltet, und zwar
mit feinem ganzen Geſchlechte, welches nur noch in den ältere
Schriften der Ober und Niederdourfchenvorfommt, Dahin ger
‚hören : die Sippe, die Berwandeicaft, bey den Schwäbifcheg:
Dichtern Sibii,Sibche, Nügelf.Syb,$ybbe, Schweb. S:ha;
‘der Sipp oder Sipper, der Ver wandte, die Sippe, die Veriandte,
Sep dem Ditfried Sibbo,Schwed, Sif; fippen, verwandt fepn ;
„befippt feyn, geftppt feyn; verwwaxdt fen; das Gejippe, Mehrere
verwandte Perfonen; herſtppen, herſtammen; die Sippzahl
der Grad der Verwandtſchaft, das Glied; das Sipptheil der
Sheil einer Erbſchaft, welcher jemanden als einem Verwandten
„gebühret, und’andere mehr,
„Anm, Wachter und Friſch keiten es von SenrZat, —
sein Baum ber, Ihre von dem alten Sibbe, Friede, Allein
«es ſcheinet vielmehr, daß der. Begriff der Verbindung, der Bers
» einigung,der eigentliche Stammbegriff iſt, welcher wieder eine
gFigur der Bewegung iſt, fo daß man dieſes Woͤrt als einen
Verwandten von dem alten Oberd. liwan, nähen, Engl. to few,
-Angelf.fiwigan, dem Isländ. Lafna, fammeln, den Zablworte
ſieben, fo fern es ehedem überhaupt. eine Vielheit bedeutet bat; u.
ff. anfehen muß.
‚Der Sirop/ ©; Syropp.
Die Sirpen, fing. inuf, ein nur. In Ser. Schweiz übliches Wort,
welches eine Arı Molten bezeichnet , welche bey dein Räfenaen,
nach dem vun den Buldern gefchiedenen Kaſe übrig bleiben, aber,
» weil fie noch viel Fettes enthalten, über ein ſtärkeres Feuer ges
» bracht werden, damit ſich derworbruch davon abfondere, S. Käfe,
Die Sitte, plur. die—n, ein — ‚welches in einer doppelten
Sauptbedentung vorlommt.
1, Die Fertigkeit feeyer ähnlicher Handlungen; welche mit
‚Gleichföcmigfeit und — geſchehen.
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De WETTE — ae a Te 7 a a Ei ra 5 HE ee A
ö ER Ehre = n . —
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Heißt,
a eit ——
(1) Im weiteften Berfande, wo jede gleichfäriige Art des
Berhaltens in Aufehung freyer Handlungen dadurch bezeichnet
wird, fie inag ip nun auf das Herkommen (S. Gebrauch), oder.
euf die Erwartung ähalicher Säle, oder auf die Rachah mung ane
derer (S. Gewohnheit), oder auf tin Geſetz gründen. „Es wird
hier fo wohl im Siagular, als iur Plural gebraucht.
Sein Leythundt er hoflich zuſprach
Wie da un das iſt nach Jegers Spt, Theuerd. Kap. 40.
Es i feime Sittenun fo, feine Art und We fe. Roch mehr von...
Ks if nicht Sitte in unferm Lande,
ganzen Gefillfpaften.
daß u ſf. » Mof.29,26. Wie es Sitte iſt. Es iſt der Welt
Sitte ſo. Die fromme Sitte, uber die Evangelien zu preis
en.
Seen macht euch felbit neue Sitten in meinem Heiligebume,
Ezech. 44, 8. Zedes Jahrdundert hat feine Sitten.
auf des Landes Sitten verliehen. Den Suten feiner vorfah⸗
ren folgen. >
Es fängt in: diefer Bedeutung ein wenig an zuveralten ; im
Plural vieleicht um der Zweydeutigkein mit der folgenden exaern ,
Bedeutung willen, und im Singular, weil Gebrauch Grwohnz |
. beit gangbarer find,_obaleich felbigeder Strenge nach nicht gonz
als gleichbedeutend mie Sitte angefehen weeden können. Diefes
iſt allgemeiner; Gebrauch gründet ſich zunachſt auf das Herkom⸗
wien, Gewohnheit aber ſo wohl auf die Erwartung ähnlicher
Falle, als anf die Nachahmung anderer.
In dieſer allgemeinern Bedeutung lautet es ſchon bey den Not ⸗
ker und Willeram Sito, indem Alten Gedichte auf den heil. Anuo
im männlichen Geſchlechte der Sidde, iin Hornegf gleichfalls
männlich, der alde Sid, im Angelf.Sida,Sitha, im Schwed.
er d, im Ssländ, Sidr.
(2) In engerer und gewöbnlicherer Bedeutung, dir Fertige
keit freger äußerer Handlungen in Aufehung des gefellichaftli,
chen Lebens, wo es nur im Plural üblich iſt, von mehrern Fertig⸗
reiten diefer Art, obgleich die Natur der Sache den Singular gar
wobl verftattet. (8) Im. weitern Berſande. Gute, böfe
Sitten en ſich baben.
Jemandes Sitten an ſich nebmen.
ren ſtreitet.
Ser vorzug weiſer Sitten
Mackt alles herrlicher und adelt auch die Sitten, Has.
16) Sur enoſten Verſtande werben auch die guten Sitten, d. iĩ. die
Srrtigfeiten zum rechtmãßigen äußern Verhalten im geſell ſchaft⸗
nchen Leben nur die Sitten ſchlechthin geusnnt. Schwed Sid,
Die vertraulichleit in das Grab der Sitten und der Freund⸗
ſchaft, Gell. In diefer ganzen zwenten Bedeutung —
ſchon Kero diti für mores.
2.* Dasjenige, wodurch die frese m Haudlungen beſtimmt wer⸗
den, ein Geſetz: eine im Hochdeutſchen veraltete Bedentung, wel:
che aber noch häufig in der Dentſcarn Bibel vorfanmt : Daß bu
wandelſt im feinen (Gottes) Wegen und halten fen Sitten,
"TrKöin.2, 3 Daß du halteſt meine Sitten und Gebote, Kap.
E14.
rm. In diefer legten Bedeutnug ſtammet es —— ifel von
fegen, Gef, Satzung ab, welches leßtere im Niederſachf Sate
An der erſten Hauptbedeutung laffen Wacker, Ihre und
andere es von dem Gricch. #Iog, abftammen, mit welchem das
Islã nd. Aete, Gebrauch, Gewohnheit, Sitte überein formt;
Alleın bey dem Ottfried, Notker und andern, findet ſich das Seite
wort liton, welches daſelbſt nicht unr anordnen, bereiten, fonberpr
auch Ban, nnd-pfleger (lolere) kedeutet, alem Anſe ben noch
das Stammweort ven dem intenfisen ſetzen iſt, und zugleich einen
weit beauemern. Stamm für Sitte abgibt, als das Griechiſche.
0
Ihr haltet die Sitten meines Seiligebums micht, ſon⸗
Sich
Ein. Menſch von baurifihen Sitten.
Was wider die guten Sit⸗
Düfciess fiton a — — und figen — ——
lich von ſted, niedrig, ber, (S. Seit, und das Lat. lolere nähert:
ſich dem Worte Sotum,deffen Stammybrgriff gleichfalls bie
iſt. Die Siätigfeit ſcheinet das Band zu fepn, welches beyde dem
Auiheine nach entfernte Bedeulnngen mit einander "verbindet.
(5. Sitefam.) Ubeigens wird das ai. Mos,im Plural Mores,,
faßt chen fo gebraucht, wirunfer Sitte und Sitten.
2 Sittengeſetz, des —es, plur. die—e, ein Brfes, wodurch
day Fertigkeiten freyer Handlungen aller Menſchen wicht eingelsio
ne Handlungen) berlimme werden, wo c3 fo wohl von einzeluen
Seſetzen diefer Art, als auch im Singular allein, von der ganzem
Sanmmlung folcher einzeln Befige gebraucht wid, zum Unter« _
fehiede von dem Hatuvgefege oder den Naturgeſezen.
Die Sittenlebre, plur, die —n. 1.3n dein zweyien engern Falle
der erilen Hanpebedeutung des Wortes Sitte, die Lehre don den. .
Sitten, d.i.non der Fertigkeit des rechtmäßigen Äußeren Beica %
gens indem geſell ſhaftlichen Leben, von den Pflichten des Wohl
. flandesz in weichen Verftande es aber am felteuftei: vorkommt;
2. In weiserer Bedeutung, die Lehre von dem rechtmäßigen Vers
"faffung daven auszufehtießen, „a aus welcher diefes Verhalten herz "
fließen muß; die Tugendlehre, die Moral. Die chriftliche x
Siteenlehre, zum Unterfehiede yon der phifsfophifgen. Das;
Wori Sirten muß dire freplich in weiterer Seprurung genommen +»
werden, alses ſouſt gewöhnlich ift, wenn Die russinung: —
und nicht zu euge feyn ſoll.
Der Sittenlebrer, des—s, plur. ut non — Finin.- —
Sittenlehrerinn, eine Perſon, weiche * in gutia Sitten un⸗
terrichtet, fo wohl in der erſten engern als ztvehren wertern Bedeu⸗
ung des vorigen Wortes; ein Sittenprediger, Moral. vn
Sittenloe, —er, —cfie, adj), el adv. der gutem orerpflichemäs
. Bigen Sitten beranbr, und darin gegründet. Ein ſittenloſes Ber
tragen, ein ſittenloſer Menſch. Do auch ie Sırernlofigkeit, >
‚ Ber Sittenfpruch, des—es, piur. die - forüiche, ein Spcub, —
dei. furzer Satz welcher eine gute Lehre für die Sitten, d. is für * :
das ganze freye ãußere Verhalten enthält, ein moralifper Grunde “>
fag,eite Sentenz. ———
*Sittig, —er, fe, adj.etadv. von dem HaupworteGinte ie
und der Ableisuagefslbeig. 1. Gute äußere Silten in j
des geſell ſchaftlichen Lebens an Hich yabend und barin gearindet 5
eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt ſtetſam üblich iſt, Rin ſttti⸗
ger Menſch lßt ſich am geringen genügen, Sir. 31,22 Die _
ungen Weiber follen ſiteig ſeyn, Feufch, hänshieh w. 1. Fit. u.
5 2. In weigerer Bedemung ſanft, gelte. Ein füßer firtigen
Schlaf, Aphord. eine — — Bedeutuns. Es ——
fein. Retig, im Oberd.
* Der Sittig, des —es, plur, hie —e, * int Soctenifhnum
befannte aber noch im Dierdeurfhen ganstare Benennung ei.
ns Papageyes / wo das Wort ud Sittikuſt, Sitkug, Sickut
faire. Es iſt aus dent Latein. Plittacus verder wofue man
in den pãtern geiten Citacus fügte, Daher fietiggr im Ober⸗ \
deutſchen papageyengrim, dir grünen Barre ——— Dana.
geyen ähnlich,
Sitt lich —er, fie, adj, et adv. in der — ————
des Haupiwortis Sitte. +. Din Sitten, d.i. den Gebrü
Gewobnbeiten eines Landes gemäß, Hblich,. gebräuchlich, Mita
derf. ſedelik. Ländlich, firtlich ;- außer welchen — su
hen Sage es indiefer Bedentung wenig gebr aucht wie * —
Dir Einfalt macht, daß landlich, ſietſich bei —
Ein weifer Mann iff Schöpfer feiner en * F
2.* Den guten Gitter, 8.1, dem aufländigen cußeru Verhaltea in
dem gefellſchaft ichen Le fen gemäß und darin gegründet; 1 —
halten gegen Gott, ſich ſelbſt und andere, ohne doch die Gemuthe⸗ ⸗ —
ee if? 2
FERNER ——— PEN Re hin,
heuerd. 3. Zu den geſellſchaftlichen Verhättniffen ‚bötie,
— darin gegründet, moraliſch. Das ſittliche Gefühl, oder
die Ewmpfindung deſſen, was ſittlich gut oder bofe iſt. 4. In
noch weiteren Bedeutung, zu dem freyen Verhalten des ‚Menjcen
gehörig, in deffen frenem Willen gegründet, moralifch z- ine
Gegenfage des Payfifch,. ‚ Die fietliche Zurechnung und Be—
lohnung. Was durch ein Geſetz verborben if, iſt ſittlicher
Weife unmöglich: Sittlich gut, ſietlich befe.
— Die Sittlichkeit, plur. imuf, die Eigeuſchaft einer Sache, da
“fie ſich auf das freye Berhalten der Menfchen bezlehet, ti. dem⸗
felden gegründet iſt. £ffen und Trinken an uns für fich be:
srachtet hat Feine Sittlichkeit, weil es zu Befriedigung eines
phyfifchen Bedürfniffes geſchiehet. Die Sittengefege enthalten
Sen Grund der Sittlichkeit bey allen übrigen Gefegen. Was
© mit und nach eigener Wahl gefchieber, it mireiner Sittlich—⸗
‚Felt und Zurechnung verbunden.
Sittfam.—er, — fſie, adj. et ady. von Sitte, und zwar (6
fern es von figen abſtammet, und zunächft den Begriff der Ruhe
u Stille hat, wo es doch nur von den menfchlichen Sitten, d.i.
dem freyen außern Verhalten in dem gefelfchaftlichen Leben ges
" Braucht wird, unddem wild, ungeſtüm, rauſchend, entgegen gefets
„set iſt. Man if in dieſen Verſtande firrfam, went man alles
‚dein geſellſchaftlichen Leben unangenehme, oder unanftändige Ger
rauſch in feinem Besragen vermeidet. In weiterer Bedeutung iſt
firtfam überbanpt, den guten Sitten, d.i. dem anftändigen äußern
Se in. der menfchlichen — gemäß, und in dieſem
haften gegründet, -
mir trat mit ſittſamen Sebasın
Zin Sen vergoldter Diener nach, Lichtw.
Arnm. Schon hen dem Ottfried lizzam, dev es nicht nur für
wohlanftändig , ſondern duch in mehr eigentlicher Bedentung für
gemãßigt gebraucht, fo daß es jeder heftigen Bewegung entgegen
„Kebet. Siche au Sing, — ehedem gleichfalls für ſittſam
üblich war.
Die Sittfamfeit, plur. inuf. Sie Eigenihaft eines Dinges, da
es ſittſam if, in den Bedeutungen des vorigen.
Der Sig, des— es, plur, die e, von dem Zeitworte figen.
..2.Die Handlung des Sigens, der Zuſtand, da man figer, we es
doch nur in einigen figiirlichen Bedentungen gebraucht wird, ohne
Plural. Sig und Stimme in einem Collegio haben. Doch
- fagt man im gemeine Leben au, zehn Thaler in einem Sitze
verſpielen. (S. au Befig,, Beyfig, vorſitz. 2. Der Drt,
me man fißet, worauf man fi ſitzet, von ſolchen Körpern, welche
jum GSigen dienen. Der Sig. eines: Stubles, die Flache, wor=
7, ufmanfiset. Der Theil des Körpers, womit mar figet, heißt
das Geſaß. An weiterer Bedeutung, ein j der Ort, ein jedes
Wberkzeug, worauf oder wo man figet, fo daß es ein allgemriner
Ausdruck ift, welcher die befondern Arten, als Thron, Stubl,
Seſſel, Bann. ı. fein fich fchließet. In ser Allee find bin und
: wieder Sige angebracht. Die Sige in der Kirche. Keinen
Sit in der Kirche haben. Die harte Erde, ein Stein war
mein Sig. Bey den Jägern beißt der Dit, wo ſich das Reh⸗
wildbret wieder hut, der Sig. Auch in einigen figürlichen Be—
deutungen des Zeitwortes figen. Beſonders der Ort, mo man ſei⸗
nen dauerhaften Aufenthalt hat. Seinen Sig aneinem Orte ba=
\ * ben; aufſchlagen/ ſich daſelbſt niederlaffen. Wien ift der Sig
ihren Sig an dem ſchwarzen Meere. So auch Wohnfig , Be
"teyiig, Landfig, Witmeniig and foferner,
Hs W. B.a. Th. 2. Aufl.
A
des Römifchen Raifere. Die alten Deurfchen volker hatten: ı
Sig | 114
Anm, Ben dem Drifried und Notker Gr Ge Bug im Pier
derfächt. Sitt, Sere, im Eugliſch. Seat, im Schwed äte, im
Griech Looe und edon,
Die Sigarbeit, plur, die. —en, im geiheinen Lehen, Seht,
welche figend, im Gigen verrichtet wird,
Sitzen, verb. reg. neutr, welches das Hilfswort Haben etfors
dert ; Iınperfi ich faß, Conj. faße ; Mit telw geſeffen Imper.
ſitze, ig. Es iſt iun einer doppeiten Hauptbedeutung —*
J. Sich gefeger haben, d. i. diejenige Sietlung wirtlich haben,
da man den Leib auf den Hintern niederläſſet, und ihn alfo zur
Ruhe bringer, zum Unterfchiede von. dem Stehen und Lienen;
in welcher Bedeutung die Dberdeutfchen esmis dem Hülfswörte
fegn, die Hochdeutſchen aber mit haben verbinden.
1. Eigentlih, Wir figen fhon. Bleiben fie figen, fie:
- ben fie nicht auf. Auf einem Stable, auf der Bank, auf dem
Bitte, auf der bloßen Erde figen. Auf dem Pferde figen.
Gut zu Pferde ſigen, im Reiten einen guten Anftand haben.
Wir baden den ganzen Tag gefeffen- Bey Tifche ſigen, d, i.
fpeifen ; außer dem fagt man am Tiſche vder vor dem Tiſche
figen. Am Ofen, ander Wand, im Senfer,, in der Thür
figen. Bey oder neben jemanden figen. Oben an, unten an
figen. Einem zur Rechten ſitzen. Sic mubde jigen. Hier
fige ichs gut, ubel u. ſ. f. für man figt hier gut oder übel, Auf
ähnliche Art, wie der Menfch, figer auch der Hund, die Kege u.f.f,
Allein das Geflügel ſitzet, wenn es fich auf die Bbuſt und den
Bauch nieder thut. In engerer Bedeutung iſt aufden Eyern
gen, und oft nur figen, fehlechtbin, fo vielwie Brüten.
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung.
(1) Ju einigen Füllen gebraucht man diefes Zeitwort von
folchen Bereichtungen, welche fißend geſcheben, da es deun zumeie
len anf befoudere Art confiruirt wird. Dem Mahler en ſi ch
mahlen laſſen, weil man dabey A Beicht figen, fisend die
Beiecht der Beichtenden anhören. Einem Beicht figen.
Dem Prieſter nur daß er euch Beichte ſigt,
aged.
Anf ähnliche Art fagt man im Niederdenrfchen, Recht figen, das
Gericht begen. Die bibliſchen R. A. zu Gericht und am Gericht
figen, Öerisht halten, find im Hochdeutſchen veraltet. Wohl aber
ſagt man, mit im Rathe ſitzen, mit im Gerichte ſitzen, mit in
der Commiffion figen, ein. lied eines ſolchen Colegii fepu, weil
felbiges fein Amt ſitzend verwaltet. In engerer Bedeutung iſt der
figendeRatb, nicht allein der verfammelte Kath, fondern, wo
das gefammte Raths⸗Eollegium in zwen oder drey Elajjen gethei⸗
let ift, wovon ale Jahre Eifie an die Regierung fommi, da it dey
figende Rath, diejenige Elaffe, welche eben jetzt die Regierung
hat. Sp auch der figende Bürgermeiſter, der zegierende,
(2) Ehedem gebrauchte man es auch für wohnen, feinen
dauerhaften Aufenthalt an einem Orte haben, in welchem Vers
ftande es aber veraltet iſt. Dagegen bedeutet. es in. manchen Fäls
len och, fi in einermit Rube, mit Mangel der Bewegung vers
bundenen Art des Zuftandes befinden. Immer zu Saufe figen,
nicht aus dem Haufegehen. Immer über’ den Bügern jigen.
Im Bothe figen bleiben, wicht aus dem Kothe fönnen. Auf
Rechnung, figen, einem Amte auf Rechnung vorſtehen, fo dag
man dem, Eigentümer die Ausgaben und Einnahmen berechne.
Br figt warm, im gemeinen Leben, er befindet ſich in.eitem gu⸗
in Wohlſtande. Stille figen, nicht wirffam ſeyn, nicht bar:
deln. Im Gefüngniffe over gefangen ſttzen ih um Gefängniffe
befinden, wofiic man auch nur figen ſchlechthin ſagt. Schwiden
wegen fiten, mi bmfich gefängen, Auf den Toy jigen, wegen
eines Verbrechens welches den Tod verdlenet. Sligen laffen,
9 bedeu⸗
115. Sig
bedeutet theils ohne feinen Willen guet laſſen viel Geld im
Spiele ſitzen laſſen. Die Belagerer haben viele ——
vor der Stadt figen gelaffen. Theils vorfeglich verlaffen.
Fomme den vornehmen Serven niche darauf an, ihre a
‚gen zu laffen, und fih mit andern zu fehleppen. Alſo will
er meine Tochter figen laſſen? Gel, fie feinen Verfprechen zus
‚ wider nicht heicathen. »Sigen bleiben, wider feinen Willen uns
gerheirathet bleiben, ‚von dem andern Geſchlechte.
-(3) Bon lebloſen Dingen gebraucht / bedeutet es oft, theils
ſich auf eine dauerhafte Art an einem Orte befinden, theils nur
überhaupt, ſich an.einen Drte befinden. (a) Eigentlih. Der
Zut fige niche feſt. Das Bret figt feit, figt locker. Es
Niger "yieler Schleim auf der Bruſt. Es fit ibm auf der
Brufl. gier figee mies, hier febletmirg. Die Schuld nicht
‚auf ih figen laffen. Nichts auf ich figen Taffen, fich gegen jede
Beſchuldigung verantworten, (b) In engerer Bedeutung mit den
Nebenmwörtern gut, ſchlecht n,f.f. von der Art und Weife, wie
‚ein folches Ding in die Augen fült;doch nur von Kleidungsfücen;
wofür auch ſtehen üblich ifl. Das Kleid figt ihnen vortrefflich
Der Mantel fige die nicht gut. Ehedem war es hier im weiterm
" Rerftande üblich, und wurdeüberhaupt für Eleiden, anſtehen, an⸗
+ ftändig fepn, gebraucht, von welcher Bedeutung noch das Haupt⸗
wort Sitte übrig gu feyn ſcheinet. Schon-Ditfeied gebraucht es
in diefem weitern Verſtande.
Anm. In diefer ganzen erſten Haupfbedeutung befonmt es im
Oberdeutſchen das Hülfswort ſeyn. Chriſtus iſt gelehenzuplied:
zen Gottes, inder Deutfchen Bibel, für ber.
Ih empfinde fat ein Grauen,
Daß ich Plato für und fur
Bin gefeffen über dir, Opitz. {
Ein figendes Leben, figende Arbeit, wobey man viel ſitzt iſt
wider die Analogie und nur im gemeinen Leben üblih. Kin ge
ſeſſener Mann, d. i. ein’anföffiger, ift eben fo unrichtig, aber
auch nur im Dberdeutfihen gangbar.
11. * In mehr thätiger Bedeutung, doch immer noch Als
ein Neutrum, dieſe Stellung nehmen, für fi) fegen; eine im
Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche aber im Oberdeut⸗
ſchen gangbar iſt.
Ein Stein, der traf den Jeger, das
Er vor Amacht darnieder ſaß, Theuerd. Kap. 37.
Er ſaß auf ein reſches Pferd. Kap. 84.
Ein jeglicher faß auf fein Maulthier, 2 Sam. 13,29. Giger
auf die Koffe, Ber. 46, 9. Alle Sürken am Meer. werden
"herab von ihren Stühlen figen, Ezech 26,16. Gig hin zu
meiner rechten Hand, Dpis. Pf. 110, LTaßt uns bier auf die
hohern mit Moos bedeckten Steine uns figen, Geßn. Wo es
Aberall für fih fegen flebet. Im Hochdeutſchen gebraucht man
es in diefer Bedeutung zumweilen in den Zuſammenſetzungen auf:
»figen, zu Pferde fteigen, fi zu Pferde fegen, eigen, von dem
Pferde oder Wagen ſteigen.
So auch das Sigen. S. auch Sitzung.
Anm. Schonim Iſidor und Kero ſitzen, üzzan, bey dem Ul⸗
philq⸗ ſitan im Niederf.fitten, im Angelſ. fttan, imEngt. to fit,
im Schwed. Rtta, im Slavon. [edeti, im Öried). «2er im Lat.
..„federe.. Das 3, gjeder tt in figen und fetten, iſt ein Zeichen
eines Intenfiei, dagegen das Gorhifche Titan, das Lat,-federe
u.f. f.einfacher find. Das Stammwort it das noch im Riederſ.
ühliche fied, niedrig (S. Seit ;) wer- figer, erniedriget fich, der
perfönlichen Höhe nach. Ditfried gebraucht auch lidelen für fi-
Sen, und Notker liden, für wohnen, Das Activum oder viel-
mehr Factitivum vor figen,ift ſetzen. S daſſelbe, iggleichen Saß,
Satz, Siedel, Seſſel u, f.
N
Der ‚Sitger, a plur. ut nom. fing. Famin. Ns, —
rinn, eine Perſon, welche figet, ein nur in Befiger und Beyſt⸗
ger übliches Wort. ale fagt auch Hagedorn, ober —
10 Schreibart; 3
Die Jahre, da des Safmabls Länge
> Den fleifen Sigern Luft gebar,
Das. Siufieifch, des — eg, plur. car. ein nur im vertrauli⸗
Gen Scherzeimfigüwichen Verſtande übliches Wort. Man fagt,
es habe jemand. night viel oder Fein Sigfleiſch, wenn er *
‚gern ſitzet
Das Sitzgeld, des —es, plur. doch nur von mehretn Summen, .
die — er, ein nur in einigen einzelnen Fällen übliches Wort. +
Dasjenige®eld, welches einVerhafteter dem Gefangenwärter ent
„tichten muß, heißt an vielen Orten das Siggeld. 2. An Schwa-
ben ift es dasjenige Geld, welches die Benfiger des Landgerichees,
‚als eine Befoldung befommen. 3. Auf dem Lande in Schwaben
iſt es dasjenige Geld, welches die Häusler den Grundherren des
Dorfes als ein Schutzgeld entrichten.
Der Sitzkaſten des —s, plur. ut nom. fing. ein Kaſten
darauf zu ſitzen, befonders in den Wagen, AN
Das Sitzküſſen, des —s, plur. ut nom, fing, ein 1 Rüffen,
worauf mar fist, ein Küffen, welches auf einen Sitz oder zum Sitze
beſtimmt iſt.
Der Sigort, des -—es, plur. Sie —örter , im Bergbane ,
Ort, wo der Bergmann anfiger, oder fisend arbeiter. Mir vr
Sigorte fortfahren, einen foldhen Det in die Länge fonstreiben.
Der Sigpfabl; des —es, plur.die— pfähle, eben daſelbſt,
ein Pfahl oder kleiner Klotz, worauf der Häuer in der Grube Be
Ort figet, das —* und Geſtein ſitzend aushanet. A
Der Sitztag, des — es, plur. die—e, ein Tag, an den BR
ein Gericht oder Collegium feine Sißung, oder Verfammlung hält.
Die Sigung, plur. die—en, nicht fo wohl das Verbale von Si⸗
gen, als vielmehr ein eigenes von diefem Zeitworte und der Ab⸗
leitungsſylbe ung gebildetes Hauptwort, die Verſamm ung eines
Gerichtes oder Collegii zu bezeichnen, weil die Glieder deſſelben da⸗
bey ſitzen, für dag aus demLateinifchen entlehnte Seffton.
der-erfien Sigung, Sigung halten, ſich verfammeln. = +
Der Skalde, des—n, plur..die—n, der Nabme der alten
‚Dichter, derSchweden,Norweger-und Aefänder,Schwei.Skakd.
Der Nahme Fammet ohne Zweifel von SHal, ſchallen, ab, und“
„war. ehedem auch dem-nördlichen - Deutfeblande nicht unbekaunt.
Im Niederfähfifehen war Schale, Schaller, Schaloe, ein Bän-
„Eelfänger,. Spruchfprecher, Leyermann u.f. f. wovon dag *
‚mifch- Niederdeutſche Wörterbuch nachzuſehen if.
Das Stelött, es— es, plurdie—e, die mit einander var»
bundenen Knochen eines thierifhen Körpers, nachdem alles Fleiſch
„und weichern Theile davon abgrfondert worden; dag Geripp, im
Dberd. Beingeripp, Beingerüſt, im Niederd. Reff, gefebild,
‚im Din. Beenrad, im Schwed. Benragel, Der Rahme SPe:
lett ift ans dem Franzöſ. Squelette, welches wieder von demLat.
‚und Griech. Sceleton,-wssAerog abſtammet. "Die Schreibart
Seeletift fo wohl wider die Ausſprache als Abſtammung.
Die Skizze, plur. die — n, in ber Mahlerey, der erſte Entwurf
einesGemähldes. Daher ſkizziven, einen ſolchen Eutwurf machen.
Es iſt aus dem Ital. Schizzo, ſehizzare, woher auch die Frau⸗
. gofen ihr Lsquiſſe und esqufller, baden.
Der Stlave, ©. Sclave.
Die Smalte, ©. Schmalte.
Der Smaragd, des — es, plur, die—e;. * gemeinialih
grüner Edelſein, welcher an Härte dem Topas weicht, feine Far⸗
‚be im Feuer in die blaue verändert, aber im Erkalten feine natür⸗
liche Farbe wieder bekommt. Mon finder ipn in Veru * —
at⸗
In
u); FRE A A "Be „> 9 J. F a
“ x * war
* * Br
*
⸗ —
N
— BE
De —
— —
Sgealtienugen, jo
Mahme iſt moegenländife und lautet im PerfifchenZemerud,im
7 Griedh..rpagaydog, und ohne Zifhlant napaydog, im mittlern
daß es, oßgleich feltener,andh weißegißt. Dar - fh ungefähr fo: m ff Ich babe es gedacht, daß co jo
Fommen wird, So gehet es, wennman nicht böret. Wen
fie miv fo kommen. So gefalfi du mir. Er bat mig nie
- Zat.Elmaraldus, Span. Efmeralda, Jtal-smeraldo, rang,
- Emeraude, Engl, Emerald, Im Hebr. heißt er mp2 , wels
es von PM, ‚glänzen abgeleitet wird. R
— ad, et adv, von Smaragd, ingleichen den Sma⸗
zagdean Glauz und Farbe ähnlich. Es lacht die ganze ſmarag⸗
- dene Slur, Uz. j
Der. Smardgd-$luß, des—fes , plur, die —flüſſe, ein grüner
Kepffall, welcher dem Smaragde an Farbe, aber nicht an Härte
gleich iſt. Ingleichen ein nachgemachter, unechter Smaragd.
Der Smaragd:Pras, des— es, plur. die—e, rin gras
grüner, dem Smaragd ähnlicher Pras oder Praſer.
So, eine Partikel, welche in einer dreyfachen Geſtalt üblich iſt.
I. Asein Wörtchen, welches die Stelle eines velativen Furs
wortes vertritt;da es denn in allen Zahlen und Örfchlechtern un⸗
verändert bleibt, aber nur vor einem Zeitworte- gebraucht wird,
welches die erſte oder vierte Endung erfordert, für welcher, wel
ehe, welches u. f.f. Die Heiligen, fo auf Erden ſind. Je—
‚rem, 44,1. Alle Juden, fo. in Yegyptenland wohneten, # Pet,
2,12. Der Mann, ſo uns begegnete, Der Gott, ſo uns
erſchaffen bat. ©
5 Ob ich mich kann aus dem Staube fchwingen,
und von der großen Zahl des armen Volkes dringen,
So an der Erde’ klebt, Dpig.
Die ſes relatide ſo hat in den neuern Zeiten viele fehr harte
Feinde befommen;, welche. es ſchlechterdings ans dee Deutſchen
Sprache verbannt wißgn wollen, Ich fehe indeffen feiner Grund
dazu, indem es von allen aud) den beſten Scheiftftelleen unzählige
Mahle gebraucht wird; wenn gleich richtig ift, daß welcher. dieBe«
ziehung vollftändiaer.und oft auch würbiger bezeichnet. Wenigſtens
Tann man es alsdann nicht. entbebren, wennin einem und eben
demfelben Satze das welcher mehrmahls ſtehen follte, da denn deſ⸗
ſen öftere Wiederhohlung einen übelklang machen würde... Der
Brief it verloren) welchen ich dem Manne mitgab, der ges
fern mit der Poft, ſo nach. Berlin ging, abreiſete. Dergleis
chen Fälle beftändig vorfommen. Ein Grund mebr, diefes uns
ſchuldige Relatidum nicht zu verfloßen, iff deffen Abftammung, ine
dem ss mit dem Artikel oder vielmehr dem demoufkrativen Fürs
worte Ser, die, das, bey dem Ulphilas: fa, lo, thata, im Js⸗
Yand. [a, fu, that, Hebr. MB ıb- Ns u. ſa f. genau verwandt,
und in diefer velativen Bedeutung älter if, als in den folgenden,
welche bloße Figuren davon zu fepn feinen,
IL, Als ein Nebenwort, welches aber dabey gleichfalls relativ:
iſt, und fich entweder auf ein vorher gegangenes oder darunter vers
flandenes, oder auf ein nachfolgendes Subject: bezie het, und eis
gentlich anf diefe. Art, auf ſolche Art, in diefem oder in. ſolchem
Grade bedentet: Da es den, ®
(1). Sich. auf: ein: vorher begeichnetes Subject beziehet, und
zwar,
Sache; worauf es fich beziebet, gletchſam mit den Fingern zeiget,
Für auf dieſe Urt, in diefem Grade; in welchem Falle es zugleich
den Son bat. Ich mache mir nicht fo viel daraus. Es find
ihrer fo viel.. So.recht! ſo auf dieſe Art iſt egrenät:.
—* So recht, mein Sohn,
Cueindens zerz if, wenn du folgf, bein Lohn, Gell.
So, meine liebe, Srenndinn,. immer verrheidigen-fie mich bey:
. meiner Braut, Gel. So ſpricht der zerr. Er machte es fo,
u nLf So ſollts nicht ſeyn. So haben fle noch niemahls
eliebt, auf dieſe Art, in dieſem Grade. Die Sache verbäls
(a) Entiveder: mebr demonfirativ iſt, indem man die :
einmahl darauf geantwortet, fo nachläßig iſt er..
Don Hopfen wird er Faum erFannt
So dürftig Fomme er angekrochen , Haged..
Dahin gehöret auch das Verwunderung ausdruckende Fragewort
ſo? auf dieſe Art? iſts möglich? So? Alſo hat er meine Toch⸗
ter nur in die XRede bringen wollen! Bell. Ferner das wie ſoe
ſich nach der Art und Weiſe zu erkundigen. Iugleichen das in der
vertraulichen Sprechatt übliche fo,. fo, etwas Zweifelhaftes, in⸗
gleichen etwas Mittelmäßigesanzudenten. Es gebet fo, fo, mit⸗
telmãßig. Es ifi nun fo, fo, bedenklich. Bald fo, bald fo,
bald auf diefe, bald auf eine andere Art. Wenn man die Art und
Weiſe einer Sacheniht genau beſtimmen will, fagt man im ges
meinem geben in der vertranfichen Sprechart häufig, ſo und fo
viel ſo und fo groß, m. ff.
Ferner gehöret Hierher das im gemeinen Leben und der vertrans
lichen Sprechart übliche fo ein, für ein folch, und fo was, für fo
etwas / etwas von diejer Art. Dächtenfie, daß ich zu fo einer
Bosheit gefchidt wäre? Gel, Ich habe nicht gewußt, daß:
ſo ein ſchones Buch in der Wele iff, eben derſ. Laffen fie ſich
fo ein Glüd nicht aus den Händen geben. Mit fo einem:
Beine blieb ich wohl unten im Thale, Geßu. Wenn mir fe
einer wieder queyfeldein käme, Weiße, ;
Ich finge nicht für fremde Reiche,
Wie Füm mir fo ein Ehrgeitz ein, Leſſ.
So was thueich nur zur höchſten Horb. Ich merke fo was;
Welche Formen der vertraulichen Sprechart nicht unangemeffen,.
für die edlere aber zu niedrig find, N
) Dderesift mehr velativ, für, auf ſolche Are, im
einem ſolchen Grade, da.es denn den Ton nicht bat, außer, wenn:
es ſich um des Nachdrucks willen mehr dein vorigen Demonfkrarive
nähert. Überhaupt find die Gränzen zwifchen benden ſchwer zu ber
fimmen, indem es bier bloß auf das mehr und weniger anfommk,.
Gefegt es wäre fo, als int vorhergehenden gefagt worden, IR
es iſt ſo. Er machte es eben fo, auch fo. Das if nice fo,
iſt nicht wabr, gehöret in die niedrige Sprechart.
Ingleichen mit allerley Bey: und Nebe uwörtern · Waren ih⸗
rer nicht act? Antw, Kein, es waren ihrer nicht ſo viel. gar’
be ich nicht. ſo viel Macht? So wir ich ihn Fenne,. Der fa —
genannte Prieftev, wenn man jemanden einen Titel oder einem
Rahmen. nicht- völlig zugeftehen will, *
Da esdenn, beſonders in der vertraulichen Spreshart,oftallers
ley kleine Nebensedeutungen bekommt, und oft bloß die Kinde:
der Rede befördern hilft. Wie heißen die kleinen Dingerchen,
die fo in den Sonnenfitablen herum fliegen? Leſſ. Du haß jo
ganz unrecht nicht. Es iſt mir nicht ſo gar recht. So genam
weiß ich es nicht mehr. Geſetzt auch, daß meine Lebensart
nicht ſo vecht nach Ser Modewäre. So gleich kann ich nicht
dommen. Man muß die Gffnung ſo gleich wieder verſtopfen,
Das iſt nicht ſo gleich geſchehen. Er verſtehet es fo ziemlich.
Sie that als käme fie nur fo von ungefähr, Gel,
©. au) die Zuſammenſetzungen ſodann fogar, u, f. f. in Anm. ©,
Das fo ſcheinet in den. meiftendiefer Fälle, (weſche aber auch
durch eine Ellipſin erklãret werden Fönnen) eine verflärtende Ber
drutung zu haben, welche in andern Fällen noch mehr hervor ik,
Ich bin ſchon fo oft da geweſen, ſehr oft. Er wird fo bald
nicht wieder kommen. Er meint es ſo redlich, und bar fo
viele Derdienfie, Gell. Er iſt Soc fo ein artiger Mann, em
bat miv fo viel Schönes vorgefsgt, Weiße, Ihe feyb ein fo
bejabrter Mann, und thut noch ſo Findifchh.
92 Inn
©
57
N
119
Am gemeinen Leben wird es aud häufig für ohne dieß, ohne
"Hin gebraucht, Ich wollte fo ſchon fpeifen, Haged. Ich den—
Fe, 08 wird fonicht mehr lange mit mir werden, Gell.
— Meinem Freund darf ichs nicht ſagen, :
Denn der predigt fo genug, Zach. -
) Eben fo oft bezichet fich diefes Wörtchen auf etwa
Nacfolgendes, eine Art und Weife zu bezeichnen, welche im Fole
genden näher beftinimt wird, _ Es gewährei alsdann, (a) Eine
bloße Befchreibung der Art und Weife, deren Beſt immung in eis
nigen wenigen Fällen mit und ausgedrudt wird, Seyn fle fo gut
and thun es. Sey fo Tiebreich und Fomm ihm zuvor. Noch
Bflers mit wie. So wie die Rede gehet. Es ift allentbalben To
‚wie bier. Laß die Welt jo wie fie iſt Ingfeichen mit daß.
So / daß es unmöglid iſt. So viel, daß man es kann. (Pr
Eine Vergleichung, ſo daß wie, oder noch mehr, als dar auf fol⸗
get. So helle, wie oder als bie Sonne So ſehr als er es
zerdiener. Es it ſo gut als geſchehen. Wer iſt fo reich, als
du 2 Wo das Wörtchen fo in einigen. Fällen: auch verſchwirgen
werden kann, welches befondersinderböhern Schreibart zuweilen:
geſchiehet. Schon als die Götfinn der Liebe. Noch öfter wird
das als weggelaffen, doch nur wenn eseinem durch ein Seitwort
ausgedruckten Gase zur Begleitung diene. Sobald ich Fann.
So viel genug iſt. So bo der Himmel über der Erde ill,
So lange ich lebe. So oft du feblefi, jo oft wirkt du geſtraft.
So wahr mir Gott helfe! So viel meine Umfände leiden.
©. Als ı (1)
III. Iſt diefe Vartikel auch ein Bindewort, welches gebraucht
wird, verfchiedene Glieder der Nede an einander zu knüpfen. Es
iſt bier von einem überans häufigen Gebrauche, befonders in den
Nachfägen, wo es faft die allgemeine Verbindungs, Formel iſt.
Es ift, . —
.Copulativ, für fo wohl — als auch; in welcher Gehalt
es doch nur noch um der Kürze willen zuweilen von den Dichtern
gebraucht wird. So Geduld als Zeit verffrich, Haged.
33 Grachus wird mir noch fo Luft als Ruhe rauben,
Gottfch.
2, Conditional, eine Bedingung zu begleiten, wo es fo wohl
im Vorderfage, als im Nachfase fehen kaun.
a) Am Borderjage, für wenn. So Gott wird mir
mir ſeyn — fo follder Here mein Gott fepn, 1 Mo‘ 28, 20,
So ihr bleiben werdet. an meiner Rebe, fo feyd ihr meine
rechten. Jünger, Joh. 8; 31. So ihr um Mifferbae willen
leidet, ı Det, 2, 20, So mirs gebe, wie ich will, Logau—
Welches fo des Vorderfages im Hochdeutfchen wenig mehr ge⸗
Braucht wird, | :
(2) Am Nachſatze, fo daß im Vorderfaße wenn vor-
ber gehet. Wenn du fromm bit, fo bit Su angenehm.
Und wenn die Liebe nichfs iſt als eine Pflicht: fo wun—
dert michs, wie fie fo. viele Serien an fich sieben Fann.
Gel. Anh. wenn dieſes wenn -verfhiwiegen wird , oder den
Vorderfag andere Partikeln andenten, Sinde ich dresgig
darinnen, ſo will ich ihnen nichts thun, ı Mof. 18, 30,
Verträge fih diefer Charakter des WTeidifchen mit: der Der-
nunfe, fo iſt ſte eine elende Anfubrerinn zum Guten, Gel,
Du hätten fie Sollen ruhig machen, fo fabe ich noch den
Mugen von deiner Geſchicklichkeit, Gel. di, wenn du fie
ruhig gemacht hätteſt, fo m ſ. f.
Denn, geht ein Wort aus deinem Munde,
So wird der Shag verſchwunden ſeyn, Gell.
Geſetzt auch, dad meine Lebensart nicht recht nach der Mode
märe, ſo iſt ſte do h ruhig, ebend.
Wo das fo Im Nachſatze auch zuweilen ausgelafſen werden lann.
Bere, ſo du willt kannſt du mich wohl reinigen, Matih. 18,
So dich dein Auge Örgert, veiß 08 aus, Marc, 10, 12, Wenn
- fie wollen, will ich hingehen. Wenn fie mirg erzählen, wird
es mir fo neu Plingen,
als ob ichs fel f —
—— chs ſe bi noch nicht wüßte,
Wenn die Bedingung verſteckt iſt, ſo daß der Vorderfag ohne
alle Partikel rinher tritt, fo wird ſtatt fo in der edlern Schreibart
juwellen und gebraucht. Lehren fie mich ihre Tugend nachah⸗
men, und ich werde fie als die Schöpferinn meines Blüdes ans
bethen, Gell. Denke Gott nur fogütig, als du deinen edelſten
Sreund denkeſt und du wirſt nicht mehr zweifeln, Geil,
3. Confecuriv, eine bloße Zeitfolge zu bezeichnen, wo fie
ihre Stelle in dem Nachfage dat. Es wührere nicht Tange, fo
lieg er mir fagen, u.f.f. \
So oft ich ihn erblicke, fo wird er fleißig ſeyn, Gell.
Indem nun Sylvia fich nach bein Banye Butt; “. ®
So Füßt fie ihn gefchwind, eben drrf. BEN
Solange mir meimgerz Feine Dorwsürfe mad,
Sie — Be anhören, eben derf,
ahr iſt es mit diefem fo, wenn es eine bloße eitfolge ge
bezeichnet/ viel Mißbrauch vorgehet, indem es nach 24 Se
hernach u. ff. oft ſehr überftüifig gefeßer wird, Als ih gebe
ther batte, fo ging ip in die Kirche. ßernach fo nimmt m
2
ihn, Roſt. Nachdem er es geſagt hatte, ſo ſchwieg er, Ja
entſchuldigen laſſet ja noth. x
welchen Fällen es fich nur alsd ann
wendig. wird, wenn der Vorderſatz Iana ift, und wiederum aus
miehrern Gliedern beſtehet, da denn der Nachſatz das ſo nicht ente
bebren ann. Wenn aber die Beitfolge zunleich die Urſache ent⸗
halt, ſo iſt das fo untadelhaft; alsdann abrt iſt es auch, TS
4. Cauſol, da es die Wirkungeiner vorher segangenen Ur.
ſache begleitet, wo es auf doppelte Art gebraucht wird,
(1) In einfachen Sägen, einch aß zu begleiten, der
eine Folgeeiner vorher gegangenen Urfache ifk, (illariv). Go
mache dich auf, ı Mef. 13, 6. So gehet nun bin und frohe
net. So wollen wirnun den Anfangmachen. & fo gehbeker
ner zur Rube des Grabes, er habe denn ſüße Früchte getra⸗
gen und erquickenden Schatten über den Nothleidenden ge⸗
fireuet, Oefn. Wo es denn auch eine indem vorber gegangenen.
gegründete Frage begleitet. So ift esdenn nicht wahr? So
wollen fie mich nicht melden Iaffen? Gel, So wird er fie
wohl war noch in feinem Teftamente bedenken > eben Berk...
So it die Liebe denn ein Spielwerk in Gedanken >
a eben derf. DT FT
Ingleichen eine Aufmunterung. So Eommen fe denn! Wie.
auch einen Unwillen, So höre doch! a
(2) In zufammen geſetzten die Wirfung der im Vorder }
faße gemeldeten Urfache anzufündigen. Weil du deg Seren Wort
verworfen haft, fo hat der Serr dich wieder verworfen. Da-
die Sache fchon überall bekannt ift, fodarf man weiter Fein
Geheimniß daraus machen. Nachdem er felbit die Thar ge⸗
fanden, fo braucht es Feiner weitern überzeuging. Wie man
den verſtand nicht immer anftrengen Fann, fo ift- eg auch er⸗
laubt, zuweilen etwas feichtes zu leſen, Gel. Um von dieſer
Sache den Anfang zu machen, fo n.f.f. Damit fie alles der
ſto beffer verfichen, fo will ich rsihnen erklären, Wo dag fo,
wenn damit vorher gehet, umd daffeibenicht allzuwei von den
Nachfase entferuetit, auch verfchmwiegen werden Fann, Damir
es gewiß gefthebe, willich es felbft hun.
5. Eoncefiv, wo es feine Stelle gleichfalls im Nachfage
bat. Ob es gleich ſchwer it, fo williches doch verfuchen.
Obgleich ein Geiſt Feinen Grt einnimmt, fo befinser er fi
fo werde ig jr
doch
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doch — und heben Acht Säulen — fo Heben
doe fruchtbare Bäume und Reben umber, Gefin. So un:
\ böfid dieſe beyden Br find, ſo muß ich fie doch an-fie \
thun, Gel, Doc, ift fie nicht ſo ſchon; fo iſt fie nicht fo
fols als du D Weiße.
Wbvo das fo auch zuweilen den Vorſatz begleiten Fann, er ber
balte nun. feine Stelfe, oder nehme den Plag des Machfages ein,
Die Sreundfchaft, —— fie it, hält uns doch nie we:
gen der Liebe ſchadlos; Gel, Dieß kann ich, fo elt ich bin,
doch wohl Teiden, ebenderf. Auch diefen Befehl nehme ich an,
ſo ſauer er mir such wird, eben derf.
Derlier’ ich doch, ſo mächtig ich auch bin,
An dir den Ruhm der größten Zauberinn, eben derſ.
Da denn oft beyde Sägedurch diefe Partikel ausgedruckt wer⸗
sen, So gern id auch wollte, fo unmöglich it es mir gig
So ſehr ich ſchrie und weinte,
Sa lieg man michnicht los, Weiße,
Der falfche Schäfer der, fo ebrlich fein Geſicht,
So ſchlimm iſt Hoch fein Zers, Gell.
Mo bepde Süße die Geſtalt einer Bergleichung haben,
} 6.Compatrativ, eine Vergleichung anzufellen, gleichfalls
im Rachfage, wo es doch als ein bloßeeNchenwort angefehen werz
Sen Fann,indem es hier mehr die Art und Weife als eine eigent-
liche Vergleichung bezeichnet. Wie man den Knaben gewehnet,
ſo bleibt er. Wie ich merke, fo mag ihr diefe Tugend ſehr nes
eurlich-feyn, Gell. Sowie ich ihn Eenne, und wie man ihn
"mir befehrieben bat, fo ifter ein Mann, dem man alles anver:
trauen Fann, eben derf,
So viel ih ſchließen Fann,
So hat fie ihn geliebt, eb’ ev le lieb gewann, Gel, _
7. Adverſativ, da es zuweilen, doch mar im gemeinen Les
ben, zur Begleitung des aber gebraucht wird. Jch wollte eu⸗
zen $reund befuchen, fo aber war niemand zu Haufe; für
- aber, oder allein es war u...
Anm. 1. In manchen Fällen wird für diefes fo das verlängerte
ao gebraucht, S. daffelbe.
Anm. 2. Oft dienet dieſe Hartifel zur Verſtärkung oder Beglei⸗
tung anderer Partikeln, mit welchen es von manchen oft irriger
Weiſe zu ſammen gezogen wird, welches nur alsdann Statt findet,
wenn die Bedeutung elliptiſch if. ©. die Orthogr. Th. ı, S.
325. Diefe Vartikeln find:
Bald, infobald als, beffer fo bals, S. Bals.
Dann, in fodann, für alsdann, Lehren fie mich W: isheit,
ſodann will ich fie andere lehren.
Sern, in ſo fern, ©. Fern.
Sobt , in ſofort, für fonleich, — im Oberbeuthen auch jr
— wie auch, ing leichen.
Gar, in ſogar, ©. Gar.
.. Gleich, in ſogleich, wo es eine ——— ausdeuckt. Ich
winke nur, ſogleich gehercht mir Sir Natur, Gell. Siehe das
Mebenwort So,
gin, in ſohin für folglich, — nur im Dierbanifhen.
“*Mie, in ſomit, im Dberdeutfchen für dadurch, folglich u. “2
Pac, in ſonach, für folglich, ingfeichen auf * Hr, ©
Nach 2.
WwWohl, in fowohl, beffer fo wohl, ©. WohL,
Ynm.3. Diefe alte Partifti Tantet ſchon von den älteſten Zeis
ten anlo, und.mit allerley Endlauten Fam, alſam, Tus, funk,
thus, im Engl, gleichfalls lo, im Schwed, 13 und Tom, im Ans
gelſe ſwa, bey den Krainerifchen Verden She, im Pohln. toc.
Der Lauf der Seiten hat in ihren Bedeutungen, wieben allen Par⸗
tifeln, viele Veränderungen hervor gebracht, welche in ein Gloſ⸗
a Er di, "m
Sn. 193
farlum gehören, Daß fe allem Anfiheine nach aus dem se
worte [o, [a, fu, derjelbe, im Schwed, noch jest ſlom, entſtan⸗
den iſt, iſt fon oben bemerfet worden, Die Latein, fi und fic
find nade damit verwandt. Das gleichfalls Lat. ita und Griech. ac
haben Ahnlichkeit mit den Artikeln id und Sg. - In manchen ge⸗
meinen Sprecharten gebraucht mar es auch für zu; es if gar fo
groß, für gar zu groß.: S. auch Sol,
Die Socke, plur, die— n. ı, Eine biegfame Bekleidung des
unter Fußes, melche nicht viel weiter als der Schub gehet.
Strumpfſocken, von ERBE, welche man unter den Strüms
pfen trägt; $ilsfoden, von Haaren und grober. Wolle, welche man
auch wohl über die Schuhe zieher. Auch der abgefhnittene untere
Theil eines Strumpfes führer diefen Rahmen. 2. Auf den Se-
Een geben, auf den bloßen Strümpfe,
Anmn. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem
Schilter Soke, inder Moun ſeeiſchen Gloſſe Sochili, wo es duch
Caliculas überfeget wird, im Nicderf, So&e, im Angelf. Socc,
im€ssf. Sock, im Schwid. Socka, im Franz. Socque, im
Span. Cueco, At Pat, Boocne. Esif ein fehr altes Wort, welr
ches ſchon bey dem Pollurauuxga und bey dem Hefpchins dung
lautet, welcher legtere es für eine Art Phrygiſcher Schuhe erriäs
vet, Es ſcheinet ein Verwandter von Sad, zu fepn, entweder.’
den Begriffeines Gewebes, oder auch eines hohlen Nantes, der
Bekleidung zu haben. Bey dem Pictorius kommt das Wort $infle
für Sodevor,
1.,Soden, verb. reg. act. von dem vorigen Worte, mit So⸗
den verjehen, am häufigſten in dem zufammen gefesten be·
ſocken.
2. Soden, verb. reg. recipr. welches nur in den Salzwerken
üblih if. Das Salz foder fich, wenn es fih nach und mach anf-
den Boden fenfet. Eben dafelbft Läffee man die Sälzftüde abſo⸗
en, d.i, abtröpfeln, Es ift mit dem Niederdeutfchen Ih Taken
- gleich bedeutend und ein Antenfivum von den gleichfalls nur-
in den Salzwerfen üblichen fogen, welches von ſtegen, ſich ſen⸗
fen, nureine gröbere Ausfprache ift. S. Sogen und deſſen Ahr
geleitete. P h
Der Soderfalt, S. Sakerfalk.
1,*Der Sod,des— es, plur, die Sode, ein nur in einigen
gemeinen Spredarten, befonders Niederdentfchlandes, übliches
Wort, einen gegrabenen Brunnen zu bezeichnen, Angelſ Seath,
Feief. Sohde, Holänd. Sode, Soode. Daher Pumpſod, ein
Brunnen mit einer Pumpe, der Sodeimer, der Brunncheimer.
Sodwafler, Brumnenwaffer u. ff. Friſch nud andere leiten es
von fieden, als wenn damit aufdas Sieden oder Rauſchen des
Wa ſers gezieler wiirde. Allein es ſcheinet vielmehr zu dem Nie⸗
derf. led, niedrig; Zu gehören, und den Begriff des in die Tiefe
aus egrabenen boblen Raumes zu haben. (S. Seit.) Ben den äl«
tern Friefen war Sad, eine Grube, ein Graben. Hierher ſchei—
net auch das Niederf. Sode, ein abgeftochener Raſen, zu gehören,
und foden, Raſen ausſtechen, ausgraben.
2. Der Sod, das Sod, des — es, plur. die — e, oder die
Söoder, in einigen Genenden auch dte Sode, plur. die—n,
ein im DON unbefanntes und nur in einigen gemeinen
Spredsarten Ober und Niederdentfchlandes übliches Wr 1, wel⸗
bes von freden abſtammet 1. Im Nicderf. iſt das Sod fo viel
Vaffer, als zu einem Gebräude Bier nöthig iſt. 2. In andern
Gegenden fo wohl Ober: ale Niederbeutfehlandes iſt das oder der
Sod, die Sose, eine Brühe. Ein gut Soht (Sod) auf
Birkbahnen, Coler. Einen Karpfen in Nelkenſode Fogen,
eben derf. Logan fagt von einem Koche bry Hofe:
Geußt Soͤder aufund Senfdaran, die dienlich für den
Grau.
93 Im
TERN FERNER —— TE
KEG “ \ ! Pa EDEN Da N ’
123 — en
Im Niederſ. iſt eine Sode Sifche, ein Gericht — Side
S. Siede.
Ohne Zweifel: ſtaͤmmen bieevort * die im gemeinenLeben üb⸗
lichen R. A. in feinem Sode leben, in feinem Sode aufwach⸗
fen, in oder nach feinen Lüften, finnlichen Begierden; in lchen
und andern ähnlichen ſigürlichen R. A. es nur im Singular mit
sinigen Vorwörtern gebraucht wird. -
2 Unvernunft in ſeinem Sode
wäh B auf als wie ein Rlog im Wald, Rufen Alm.
Es beißt, ich läg’ im Sode | %
Und wäre. nicht gewandt, Günth.
Die Jugend wachſt in eignem Sode, eben derf,
Wo man in der dertraulichen Sprechart auch wohl im Diminuf.
fagt, in feinem Sodchen leden, nach feiner Fantafte ‚ in feinem
ſin lichen Vergnügen, ImNiederſächſiſchen fagt man von jeman⸗
"den, welcher einen halben Rauſch Hat, ev ſey halb. ſode. Im
Oberdeutſchen fagt man, sie Sande mit im Sode haben, mie
im Spiele. Es ſcheimet, daß mit diefem Morte aufdas Sieden,
dasift, Rauſchen und Brauſen, finnlicher Bergnügungen N
werde,
2. Der &od, plur.car, ein größten Sheils veraltetes, und nur
in der N. A. dev Sod brenner mir, das Sodbrennen heben,
mit dem Sode geplagt feyn, übliches Wort, wodurch man Fine
brennende Empfindung bezeichnet, welche ſich vondem Magens»
munde bis in den Schlund erfiredet ,
Säure im Magen herrühret; Pyrofs, Franz; Soude, Im Ans
“ gel. Seada, Nirderf. Sood. Man fünnte es von v So, Bruns
nen, Schlund, ableiten, wenwes nicht wabrfcheinlicher wäre, daß
es cin überreſt des altenSod, Kraufheirift, welches bey demlllphie
las Sauth; und im Schwed. uoch jetzt Z0t lauter, und wofür wir
jest Sucht fagen. (S. Siech und Sur.)
man für Sodbrennen, Saarbrennen „ Soorbrennen, Soor⸗
feen, welches entivwder zu fauer, oder auch zu dem alten Sehr,
Schmerz, zwgehören ſcheinet. Im Hannöv. heißt es Grallen.
Die Soda Sode oder Soude, plur. car. aus dem Spani⸗
ſchen Soda, Franzöſiſchen Soude, ein feuerbeſtändiges mis
neralifches Laugeuſalz, welches eine Art Vottafche iff, und
durch Einäſchern gewiffer am Ufer des Meeres twachfender
Pflanzen erbalten wird, brfonders von eines Art des Salz:
krautes, welches in den falzigen. Gegenden des mittägigeir
Europa ‚wächiet ‚, Salfola Soda Linn, Im Deutſchen
pflege man diejes Sal; auch Aſchenſalz- Soerſalʒ, Schmalz⸗
falz zu neunen.
Sodaͤnn, S So Anm. 2,
Das Soöhr'nnen, des —s, plür.car, ©. 3 805.
Erna Sodbrot, des — es , plur. inuf. die Sülſenfrucht eines
in talien und den. Diorgenländern einheimischen Baumes, welche.
das Sodbrennen, und überhaupt die Säure des Magens dämpier,,
daher der Baum, welcher fie mägt, Sodbrotbaum genannt wird;
”. Ceratonia Kinn,
Die Sode, S. Sod, ingleihen Soda.
Der Sodomit, des — en, plur. die ⸗en⸗ Fämin, die Sodo⸗
mitinn. &Die Einwohner der ehemahligen Stadt Sodom in Par
lätina, 2. Eine Perfon, welche fich der Sodomiterey ſchuldig
macht oder ſchuldig gemacht bat, S. dag folgende.
Die Sodomiterey,. plur. die —en, die Sünde Sodoms, das
Verbrechen, welches ehedem in dieſer Stadt herrſchte und in der
snnatürlichen Bermifhuug mit Perfoneneineriey Gefd lechts be⸗
AS, und wovon die Rmabenschänderey eine Art ift, Daf diefes
dieeigentiiche Sünde Sodoms geiwefen, erhellet ans ı Mof..: 9, 4,
In weiteren Bedeutung wird auch die uunasürliche Vermiſchung
Sodom itiſch, adj. et * der Sünde Sodoms grarändt,
und von einer verderbten
Im Osnabrück. ſagt
"mit Thieren Sodomiter ey genaunt. Bodomiterey begehen Icn
dem Schwabenfp. Kap.166. B.23 heißt es, die Pfaffen hätteuKaie⸗ a
fer Fridrich verleumdet, und ihn nach geſagt, er uuaerSodo-
-mitte, oderer habe daz Vihe geunraint, odererfiain
Keizer: ©, Ketzer, welches ehedem gleichfalls in Diejem Vers .
ftande gebraucht wurde.
derfelben Ähnlich, * *
Das Soerſalz, ©. Soda. —
Sofern, richtiger fo fern, ©. Fern ARSTER —4
Der Soff, des—es, plur. inuf, von dem Seitioorte Saufen, ne.
in den niedrigen Sprecharten. ©». Die Fertigkeit de3 Gaufens,
Dem Soffe ergeben ſeyn. ?®. ‚Die Dandlung des Saufens, ein
unmäßiger Trunf, Einen Sof thun. Auf Zinem. Soffe
austrinfen. 3. Ein Getrãnk. in elender, ein guter Ss
Sofort, S. SoAum.2.
Der Sog, des — rs, plur. die— e, ein nur 6 den Schiffen‘
and inder Schifffahrt in doppelten Verſtande übliches ae Br
Die Spur, welche das Schiff im Segeln auf der Fläche >
fers zurück fäffer, und auch das Fahrwaſſer genannt wird,
Schiff legt fich in des andern Sog oder Sabrwafler, wenn es
deſſen Spur nachfäbret. 2. Ein Kaſten im Schiff binten amBe⸗
fanmafie, welcher bis auf den Boden des Schiffes gebet und in
welchen fih das Waffer zicher, welches ir das Schiff Tommt,
Anm. Es ſtammet allem, Anfeben nach vin ziehen‘ ob, In
Niederfächfifchen wird Sog mehrmablsfürZug —— der
Sog oder Sogwind, iſt daſelbſt die Zugluft. In der gwenten
Bedeutung tritt auch der Begriff des Saugens und Siegens mie
ein, von welchen beyden das erſtere ein Intenſivum vo stehen if.
Sogar, S. So Anm. 2. und Gar. »
Der Sogbaum, des — es, plur. die — baume; i in den Sal.
hütten, vier de Bäume, welche über der Pfanne liegen, die Kör⸗
be darauf zu ſetzen, wenn das Salz aus den Pfannen dareiu ge⸗
fehüttet wird, damit die fogende oder abtriefende Soplr wieder in 3
die Pfannen Taufen könne. S. Sogen.
Die Sögbrüftung, plur. die-—en, im Schiff baue die Abnabe
medes Schiffes am Vorders und Himertheile nach wuben zu; mach
leicht von fiegen, finEen, abnehmen, Br.
Sogen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort —— * ei!
dert, aber nur in den Salzſiedereyen üblich iR. Es wird daſelbſt
in doppeliem Verfiande gebraucht, 2. Für triefen, tropfen. Das
Waſſer von den Salzkorben fogen laffen; wofür daſelbſt auch
das Intenſivum ſock en üblich iſt. 2. Das Salz ſoget, d. i. kör⸗
net ſich, kryſto lliſtret fich, indem es dobey gleichfalls auf den Bo⸗
den der Pfanne ſinket; wofür auch ſocken gebraucht wird. Auf
ähnliche Arı bedeutet fintern, fo wohltvopfeumeife rinnen, als ai
gerinnen,. So auch das Sogen..
Anm. Diefes Zeitwort fcheinet.eine bloße asöbere Ausforäche. .
von ſtegen/ finfen, zu fenn, welches unter andern auch von flüſſi.
gen Körpern gebraucht wird, und wovon firkern, fipern nf fr Si
veränderte Formen find x iR f
Sogleih, 5.80 Aum..2. 4
Die Sogpfanne, plur.die—n, inden Satyhürten, ——
Arı Pfannen, worin die Sohle zum Sogen,, ri Körnen und
Anſchießen, gebracht wird, ES
Der Soufpen, des— s, plur. die —fpäne, Scua chen Breter 2
welche in Geſtalt eines halben Zirkels ausgefehnitten find, undanf
die Sogbäume gelegt werden, die Setzkörbe darauf zu feßen, dar‘ —
mit die Sohle abfogen oder abtriefen könne. X
Der Sogſtiel, des — es, plur, die —e eben daſelbſt, der
Stiel an den Salzfdjaufeln; womit das gefote Salz aus der
Pfanne genomnien wird. 1
s Die
4
*
a Sa ne NE Ar Ta Dia m
—
—
——*
BEE ENT RT
——
an
—
N Der Soblberg, des —es,
+
=
a.
RN,
4
ne Ta
‚Die Sohlbeere, plor. sie—n, ein Nahme der ſchwarzen Johan⸗
nid ere, vieleicht von dem alten Jal, Tchtvarz, ſchmutzig. Siehe
Zohannis · Beere und ı Sahl. >:
lur.die —e, im Berabane, Berg
oder Berge, d.i. taubes Schein, ‚welches fich in der Mitte zwi⸗
ſchen zivey Trümmern oder Armen eines Ganges befindet, und,
wegen feinerÖeftaft auch ——— genanut wird. Die Bedeutung
der erſten Hälfte iſt hier nicht ganz deutlich. S. indeſſen ı Sahl,
“Rand, — - R
Die Sohle, plur. die — n, ein Wort, weldes fo wie: Sahl
ſehr vielfaher Bedeutungen nicht nur fähig ifk, fondern zum Theil
wirklich in denfelben gebraucht wird. Es bedeutet;
1,,Salzwaffer, befonders natürliches, fo wie es aus der Erde
quillet, in welchem Berflande es befonders in den Salzfiedereyen
Ablich iſt. Das Sak wird aus det Sohle geſotten. Die Sohle
geht su Salz, wenn fih das Salz in derfelben körnet oder krh⸗
ſtalliſiret. Die wilde Sohle, das nach der Kryfkallifation übrig
' gebliebene Waffer, (S. Mutterlauge.) In diefer Bedentung iſt
der Plural nur von mehrern Arten oder Quantitäten üblich. Nies
derſ. Sie, Wend. Ssol: Dieſe Bedeutung iſt eine der älteften
und mit Salz, Sal, &rg, genau verwandt. :
. Mit dem herr ſchenden Begriffe der Flüffigfeit, oder auch des
Schmutzes, der Unreinigkeit, ift die Sohle bey den Fägern einis
“ ger Gegenden, eine Pfüge, ein Sumpf, worin ſich das Hirſch⸗
and Schweinwildöret abzufühlen pflegt, wo es zunãchſt aus Su:
- del zufanmen gezogen zu fepn fchkiner, und auhSohllache,Subl-
lache lautet, S. Sudel.
3. Mit dem Hauptbegriffe der Ausdehnung in die Breite oder
Länge, und als ein Verwandter von Schalle iſt die Sohle, (1)
Beyx den Wundärzten, ein langes hohles MWerfzeug, worein die zer⸗
brochenen Ölieder zur Heilung gelegt werden, wo es aber auch den
Brgriffder Vertiefung, des hohlen Raumes leidet. (2) Eine Art
Plattfifche oder Schollen mit einem Länglichen und ganz ſcharfen
Körper, welche wegen der Ähnlichkeit ihrer Geſtalt auch Zungen
genannt werden; Pleuronectes Solea Linz. Franz. Sole, im
Niederdeutfchen werden fie Scharren genannt, »
4. Mit dem herrfchenden Begriffe der Tiefe, des Unterſten,
ohne doch den Begriff der Ausdehnung auszujchließen, iſt es noch
in ſehr vielen einzelnen Häfen gangbar. So wird die horizontale
Grundlinie und Hrundfläche bey den Markſcheidern, in Bergbane
wtf. häufig die Sohle genaunt. So ift die Sohle bey den Mark⸗
ſcheidern die Grundlinie eines rechtwinfeligen Triangels, im Berg⸗
baue die horizontale Grundfläche eines Stollens. Die ſteiner⸗
nen oder eifernen Platten in den Vochwerken, worauf gepocht wird,
.. beißen die Pochſohlen. Bey den Zimmerleuten heißt ein jeder
horizontal auf der Erde liegender Balfe, ſo fern er dieerfte Gruyd-
lage zu einer Verbindung gibt, fo wohldicSohle als dieSchwelle,
» welches letztere genau damit verwandt it; Ital. Soglia. Niederf,
Sul. Auch das Lat.Solum war in diefer Bedenfüng üblich,
" Die unterehorizontalegläche an einem Pflughaupte unddaseiferne
Beſchläge derfelben führer gleichfalls den Rahmen der Sohle,
Bes den Tifchlern ift es dieuntere glatte Fläche des Hobels, welche
"auch die Hahn genannt wird. Die hornartige Klaue an dem Wild⸗
‚brete heißt bey den Jĩgern die Sohle oder Schale, wo es aber
auch den Begriff des hohlen Raumes Feidet. Eben fo ift die Soh⸗
Te an den Pferdehufe das dünne Horn ziwifchen dem umtern flare
- »Fen-Horne, welchesdas Hufeifen träger, und dem Straße, welche
auch die Sleiſchfohle genannt wird, zum Unterſch!ede von der utts
© tern sornſohle. An dem menſchlichen Fuge ift die Sohle ober
Sußſohle die untere Fläche des Fußes, worauf man geber, daher
auch derjenige Theil der Kleidungsftüce, weicher diefe Fläche bede⸗
0 Be die Sohle genannt wird. Die Sohle eines. Strumpfes,
—*
*
2 Spoh - 1896
die Strumpflohle, die Sohle eines Schuhre, die Schub ſohle,
welche dememiglich von ſtarkem dicken Leder ift, (&; Soblleser.)
In die ſer legtern Bedeutungim Niederf. Sale, im Angelf. Sof,
im Engl. Sole, im Schwed.Sola, im ital. Suola, im Span.
-Suele, Da dieſe Sohleder Haupttheil des Schuber if, ja die
älteften Schuhe faſt bloß aus Sohlen beftanden, fo führeren ehe»
dent auch manche Arten derfelben den Nahmen der Sohlen. Bey
dem Ulphilas iſt Suljanein Pantoffel, und in einigen Oberdeut⸗
ſchen Gegenden werden die Pantoffeln noch jest Sohlen genannt.
Im Franz. ift Soulier ein jeder Schub.
Die Übereinftimmung mit den Lat. Sole ift Feine Folge der
unmittelbaren Abftammung vou.erfterm, fondern pielimebrdeg ges
meinfchaftlichen Urfpeunges der Europäifhen Sprachen, daher
auch die Schreibart Sohle mit einem buntadelbaft iff, weil es
nur der Deutichen Sprache eigen ift, vor den Liquidig ein h herge⸗
ben zu laffen.
Siehe. von aflen diefenBedentungen des Worles Sohle ı Sapl,
wo ihre Berwandefchaft ausführlicher gezeiget worden.
Sohlen, verb, reg. neutr, welches. dasSülfswort haben ere
fordert, aber ur im Hüttenbaue üblich iſt. Beym Bupfererze
beruhet der größte vortheil im langſamen gelinden Röften,
weil — im ſtarken Seuer das Erz, wie auch der Kupferfteim
mit dem Arſenik gleich fintere und ſoolet (fohlet,) Henk, Dis
neral. ©, 331.100 es mit fintern gleich bedeutend gu feyn fcheinet,
und alfo gerinnen bedeuten, und gleichfalls zu Sohle, die Grund⸗
Hächegebören würde, _ Sogen oder fliegen und intern, bedenten
gleichfalls eigentlich abwärts rinnen, und hernach geeinnen. Bon
Sohle, Schubfobie, hat fohlen in befoblen eine andere thätigeBe-
deutung, ©, daffelbe.
Der Sohlenriß, des— les, plur. die — ſſe, im Bergbaue,
dasjenige, wasik andern Fällen der Grundriß iſt, von Sohle, die _
Grundfläde; zum Unterfchiede von einem Seigerriffe.. z
Die Sohlenzwede, plur, die—n, ben den Schuftern, eineArt
Sweden mit doppelten Köpfen, die Schuhfohlen an die Leiften
anzuzwecken.
Das Sohley, des — es, plur. die —er, in denjenigen Gegen⸗
den, wo Salzſtedereyen find, Eyer welche in Sohle, oder. von Na⸗
tur ſalzigem Waffer, hart geſotten worden, und dadurch geſalzen
werden. ’ ?
Das Sohlfaͤß, des— ſſes, plur, die —fäffer, in den Salz ſtede⸗
reyen, ein großes Faß, worein die Sohle getragen und hernach
daraus wieder indie Pfannen gefhöpft wird, ne
Der Sohlbammer, des — 8, plur, die — hammer, ben den
Schuſtern, ein Hammer, womit das Sohlleder gerade und fer
geſchlagen wird,
Sohlig, adj. et adv. welches von Sohle 4, die horizontale Grund⸗
fläche, nur im Bergbaue üblich iſt, wo es für horizontal, ge⸗
braucht wird; im Gegenſatze des feiger oder perpendiculär.
Die Sohlkunſt, plur. die — Fünfte, in den Galzfiedereyen ,
eine Waſſerkunſt, die Salzſohle aus dem Salzbrunnen zu
fördern,
Die Schllache, plur. die —n ‚6, Sohle 2.
Das Sohlleder, des — s, plur. doch nur vor mebrern Arten,
“utnom.ling. ftarfes Leder, fo wie es zu den Schubfhleige.
“braucht wird, *
Die Sobllinie, plur, die—n, im Bergbaue, die horizontale
“Linie. ©, Sohle 4.
Der Soblmeifter, des—s, plur.ut nom. fing, in einigen
Salzwerken, z. B. zu Aldendorf im Heffifchen, ein Aufſeher über
die Bornknechte ben Ausſchöpfung der Sohle.
Die Sohlrinne, plur. die —n, in den Salzſiedereyen, bölzerne
NRiunen, die Salzſohle aus dem Sohlfaſſe in die Pfanne zu yet
ie
.
127 En
Die Sohlrohre, plur. — n, eben — — Höhen, duch
welche die Sohle aus dem Brunnen in die Salzkothe geleitet wird.
Der Sohlſchacht, des —es, plur, die — ſchachte, eben daſelbſt,
ein Schacht über der Salzquelle, worin die Sohlkunſt ſtehet.
Die Sob lſchwiene, plur. die — n, am Pfluge, eine Schwirne,
di. lange eiferne Schiene am Pflagbaupte, welche die Sohle def⸗
felben bedecket; ingleichen die Sohle unter dem Streihhrete, Bon
der Testen Hälfte dieſes Worter, S. ı Schwein, _
Der Soblftein, des — es, plur, die —e, im Hüttensane ein
vier eckter Stein, fo fern er die Sohle der Anzucht eines Schmelz
herdes ausmacht.
Das Sohlſtück, yes — es, nlur. die —e, dasje nige Stüd,, wel«
bes die Sı!fe, 2. 1. die Brundfläche eines Dinges aus macht. An
den Fenſtern ift das Sohlſt ück oder die Grundfläche des Zenfters,
dem Sturze oder der obern Flache entgegen gefeger. Im Hütsen«
baue ift esder ſtarke Soden des Pechtaſteus worauf die Poch⸗
fämpel treffen.
Die Sohlwage, plur. die — n, eine Art bydroſtatiſcher Wagen,
den Salzachalt der Salzſt hle damit zu beftinmen; die Salzwage.
Die Sohlwanne, plur. die — n, in ten Galzfirderegin, große
Wannen, die Sohle daraus in die Pfannen zu febörfen. Man.
Bediener ſich ihrer zumeilen flatt der größern Sohlfäffer.
Der Sohn, des — es, plur. die — föhne, Diminut.dag Sohn:
. chen, Dberd, Schnlein, eine Perſen männlichen Geſchlechtes, fü
fern fie ihr Weſen durch mittelbare Mittheilung von einer, andern
empfangen bat, dem Urfprunge, der Erbaliung und dem Eigene
thume nad) in derfelben gegründet ifk ; fo wie Toch ter, eine ſolche
Perfon weiblichen Geſchlechtes bedeutet.
a +. Im enaften Verfiande, in Beziehung “auf die unmiktelbarew
(tern, d
mandes Schn feyn. Von einem Söhnchen,entbunden wer⸗
den. Der erſtgeborne Sohn. Ein nachgeborner, ange:
nommener, ehelicher, natürlicher Sohn. Der Schweher
Sohn, vder Schweſterſohn, des Bruders Sohn, sder Bru—
dere⸗ ſohn.
Ju weiterer Bedeutung. (1) Ju — auf die ent⸗
— Stammältern ; eine nur in der bitliſchen und Löhern
Schreibart übliche Bedeutune. Chriſtus war der Sohn Da:
. vide. Die Söhne Adams, ale von ihm abflammende Meuſchen
wännlien Gefchlechtes. (2) Oft iſt esauch eine Perſon männ«
lichen Geſchlechtes, zwifchen welcher und einer andern nur. eine
Ahnlichkeit des Verbältuiffes, in Anfehung der Erbaltung, derEr⸗
Frhung, des Unterrichtes m. f. f. Hatt findet, Lin Pflegefohn,
Stieffobn, Shwiegerfohn, Beichrfohn. Daher in noch weiterm
Verſtaude ältere Perſonen jüngere Prrfonen männlichen Ger
ſchlechtes, welche den Jahren nach unm ttelbar vor ihnen abſtam⸗
mentönnten, in der vertraulichen Sprechatt mit mein Schn ans
zureden pflegen. (3) In der bibliſchen Schreibart werden alle ver-
ninftige Gefhöpfe männlichen Gefchlechres, fo fern fie alle in
Gott gegründet find, Söhne Gortes genannt, nater weicher Be—
nennung auch zuweilen die Engel vorkommen. In noch weiterm
Berftarde ift mach ein r morsentändiih. Figur in der Deutſchen Bi⸗
bel der Sohn eine männliche Perſon, deren nähere Befchaffenhrig
durch tin beygefügtes Sauptiwors ausgedruckt wird. Söhne der
Bos heit, bos hafte Leine männlichen Geſchlechtes Söhne des Un—
ſglaubens u. ff. welche ſouſt im Deutſchen ungewöhnliche Figur
auch wohl in dee höhern Schreibart nach eahmet wird. Sbne
der Yiatur, im Stande der Natur lebende Perſonen män alichen
Geſchlechtes. Die Sohn der Sreyheir uff.
Anm. In dem Indor Sunu, bey dem Kero, Otifried m ff.
Sun, im Rieder. Scene, bey Sem Ulphilas — ins Angelſ.
Sune, in kn Sla bonſſchen Mundarten Syn. Es iſt ſehr wahr-
—
.i. ſo wohl auf den Vater als’ auf die Mutter. Je⸗
ſcheinlich daß der Begriff der PER Berbindungin
dieſem Worte der herrſchende iſt, da es denn zu Zunft, dem alten
Allemauntſchen Sune, Herde, Familie, zu Geſinde und vielleicht
auch zu dem Zeitworte ſohnen gehören würde, Da der Griechiſche
erwandter angeſehen werden. Das Fäninkrm die Sohnin
oder Sohnin iſt lãugſt veraltet, indem Tochter eingeführet
worden. Indeſſen wird doch in einigen Oberdeniid en Gegenden
eine Schnur oder —— noch Bon Sobnerinn
oder Suhnerinn geuannt
„ Hz dieſem Nahmen noch den Rahmen des Vater
- Hauch in andern Sprachen häufig in ein ſ übergebet, das naber .
ein bloßer Cudlaut if, fo muß auch das Griech. viog, als cim
Ehe bie eigemilichen, Sefchledhtänabmen Gbtichunueben, — uch Se
jede Derfon ihren eigenen Nuhmen führere, wares ſehr gebrauch⸗
⸗ mit dem Bep ⸗
ſatze Sohn beyzufügen, und ſich dadurch, von andern gieichesNafe
. mens an unterſcheiden. Diefe noch unter deu heutigen Juden, Kufe RR
“fen uud Morgenländern übliche Gewohnheitiftiehr alt, undfintet
ſich (bon in den erſten Altern der Wett, Sie war ehedem
in densnördlichen Enropa bis sin Zeiesland. gangbar, Jacob Ans
ders Sohn, Jacob Andreã Sohn; PaulBirks (Dietris) Sehr.
—
Mit der Zeit ward die ſes Sohn in In und gar nur in g verkürgt,
und dem Rahmen des Vaters äuget, der deun nachmahlsin.
dieſer Geſtalt gar zu eine. Geſchlerhtsn hmen wurde. Jacob
Anderſen oder Anders, Paul Dirkſen oder Dirks daher denn
die noch jetzt in Deut ſchla ud/ befonders in deſſen nördi chem Theile
gangbaren Geſchlechts nahmen Lüders, Peter ſen oder Peters,
Ciauffen, Jacebs Martens, Elers urſ. F entffanden ſind.
Im Eateinifehen druckt man dergleichen Rabe» durch den Geni⸗
tiv aus, fo dag. hlius darunter verfianden wird: Fac. Andreae,
PaulusDieterici uff. welche Form denn gleid falls fehwoft zu
einen aangbaten Gefgplech'z. abnien geworben ifh, woh u die Nah ⸗
men Andres, Pauli, Ehriftiani, Fridriei, Mart ni und fo
"ferner gebörem: ’
Söhnen, verb.reg. act. welches außer der Sufanmenfesung ver»
altet iſt, und nur noch zuweilen in der dichte riſchen Schreibart ges
braucht wird. Es dedeutete euedem,den Streit und Unwillen-bey; ö F
andern beben, fie befänftigen, zu Frieden ſtellen, es geſchehe nur
durch aütliche DBerftellung, oder duch Abträn und Senugthuung, —
oder auch durch richterliche Entſcheidung des Streſtes. David
ſprach zu den Gibeonitern: was foll ih tbur, und womie
ſoll ih (end) fehnen? 2 San. 22, 3; was ſoll ih euch fim@er
‚nugthuung geben, um euch zu befänfsigen.? Scheltworte kann
man ſohnen, Sir 27,23. Ss wird ein Unfall auf dich fal⸗
len, den du nicht föhnen kannſt, Ef. 47, 31.
es une noch in denZufammenfegungen zus ſöhnen und verföhnen,.
doch nur noch in. eingerchränkier Bredeutuus. So auch die
Söhnung.. 1
Anm. Chedem auch fühnen, ben dem ers, Hrtfeied' uf, f.
fuanan, im Riederf. gleichfalls ſonen,/ im Schwed. und Jsländ.
förlona. Das Haupiwort der Sohn, noch hänfiger aber, die
Söhne, Sühne, bey dem. Ulphilas Saun, die Beylegung freitis -
ger Händel, ingleichen ein Vertrag, Bergleich, ift noch mehr derale
tet. Bey dem Keroiftluanan. richten, Suana, dag Bericht nnd
Su anar,Suano,derXichter,weit das Recht ſprechen auch nichts
anders iſt, als ein Söhnen, oder eine Ausgleichung ſtreitiger Par -·
Es gehöret entweder gleichfalls zu Sohn, ſo daß der Be⸗
te yen.
griff der Vereinigung, Verbindung der herrſchende iſt eder
auch zu ſanft, indem befanfsigen in ähnlichem Serlande ge⸗
braucht wird.
Die Söhmopfer, des —s, plur. ut com. ang: —— Dante‘
ſchen Bibel und. brv den älfern Jude, ein Opfer, welches zur
‚Ausföpnung oder Berföhnung Gottes ER eig ——
ebracht
Wir gebrauchen
—
gebracht werden mußte, daber es auch das Sündopfer hieß, Mey
— F * in von einigen N wagtes
ie nſchaft, plur. car. ein von einigen Neuern ge
gutes Da de Eigenfihaft, das Verhältniß zu begeihnen,
A nach welchem jemand des andern Sohn ift.
Die Soje, plur. doch nur von mehreru Arsen, die—n, eine Art
7 Zeug, welches von gekämmter⸗ Wolle gewebet, und beſſer als
Kafch iſt, weil es aufder rechten Seite glätter iſt. Aus dem Ital.
Soja, $ranz. Soje, im miitlern at. Eflaium. Ehedem nannte
man es auch Cardies, Tarties, Catties, von dem Franz. car-
der, Wolle kammen. ——
Solcher, ſolche, ſolches, ein Pronomen, welches demonſtrativ⸗
relativ iſt, und ſich entweder auf ein borhergehendes oder auf ein
machfolgendes Subjeci beziehet. Es iſt wiederum,
Coniunetiv, wenn es fein Hauptwort bey fi hat. Alle
ſolche Scpriften konnen mir nicht gefallen, von der im vorher⸗
gebenden beichriebenen Art, Von ſolchem Bampfe wird mein
Gerz gefoltert. Ich kann es ſolcher Geſt alt nicht tbun, auf fol-
be At. Solchen Glauben babe ih in Iſrael nicht fanden,
Molth 8, 10. Wo es oft für fo groß, ſo ſehr, fo viel u. [.f. fle-
bet... Wenn zwiſchen ſolches und feinem Hauptworte ein anderes
Beywort firher, fo kann das —es von dem erſtern in der vertrau⸗
lichen Sprechart verſchwiegen werden; weil es ſolch fchones
Woetter iſt für ſolches ſchönes Wetter. Die ſolch gutes Deutſch
titel ein, ingleichen das Wort Fein vor ſich. Er iſt auch ein ſol⸗
cher Hann. Er in kein folder Mann. Eine ſolche geldenther
raue. ich ihm nicht zu. - Wer follte einen foldyen Yusgang
vermutbher heben. Wofür man iin gemeinen Leben und in der
- perteanlichen Sprechart gern fo ein fagt. So eine Selvenchat
teaute ich ihm nicht zu... Wer follte fo einen Ausgang verz
muthet haben. Der unbeflimmte Artikel kaun in diefen Fällen
auch hinter dem Firworie ſtehen, da es aber, fo wir welch, die Ge⸗
ſtalt eines Nebenwortes befommt, und feine Eudſylbe verlieret.
Solch eine zeldenthat traute ich ihm nicht zu, Wer ſollte ſolch
einen Yusgang vermutbethaden. Solch ein Mann. Welche
Form, wo folch für das bloße ſo ſtehet, doch auch der vertraulichen
Sprechart am angeineſſenſten iſt.
2.Abfolur, fo daß das Hauptwort ver ſchwiegen wird. Man
beſtraft die Schler an den Kindern, damit fie ſolche nicht mehr
begeben, felbige, dieſelben. Gib es ſolchen, welche es verdie:
nen. Das fey fern von mir, folches zu ehun, ı Mof. 44, 17.
I ygr ael ſoll folches thun, 2 Mof. ı 2, 47. Solches mußte Chri⸗
Rus leiden, £uc. 24, 76. Solcher ift das Himmelreih, Matth.
- 39,4 Jugleichen mit den unbeftinimten Artikel, und mit fein,
Er iſt auch Fein folcher. Einen ſolchen habe ich noch nicht ge-
- eben. : Er iſt kein folder, als du glaubfi, Ein Fehler des ger
- meinen Lebens iſt es, diefes Fürwort ſtatt desperfönlichen er, fie,
oder der relativen derſelbe felbiger, nnd es, zu ſetzen. Ca—
jus if angekommen, und folder will, oder eg will fols
cher weiter reiſen. Die Englander weigern fid Trup-
pen zu halten, auch wollen ſolche die Gnadengehalte
nicht auszahlen, ;
Ber
5 ern — Fee er
lich zunächft aus dem Relativo, und der Ableitungs ſylbe lich ges
Bilder, ohne Zweifel urfprünglich inder Abſicht, dieſe Partikel als
sein Beywort gebrauchen zu fönnen, Diefe Sufammenfegung er⸗
bellet aus allen alten Formen diefes Wortes. Indem Afidor, bey
0 dem Kevonnd Ditfried lautet es folih, falih, und bey denjenie
gen Schriftſtellern, welche für fo (wa, ſam, lus, gebrauchen,
h + : [waleik,wiebegmülpbilas,imAngelf.gufommen gezogen (wilk,
bey dem Notker (uslih,alfuslih, bey dem Hornegl Samlih n. ſef.
Abel. W. B.4. Th, 2, Aufl,
ſchreiben, GBottſch. Diefes Fürwort leidet den unbeſt immten Ar⸗
Anm. Dieſes Fürwort it aus der Partikel fo, und vermuth⸗
on 3
Manche Mundarten zichen diefes ſolch noch mehr zuſammen,
„wie die Niederfahfen in ihrem ſuk, wofür fie aber auch fule far
n, wie die Engländer in ihrem Fuch, die Schweden in ihrem
ok, ehedem lolik u. f.f. Auf ähnliche Arrift ünfer weicher,
‚aus wer, wo und ich, und das Schwed.dylik,tolik, tocken,
Griech. zyrinog, Lat. talis, aus. dem Artikel der, da und lich zu⸗
ſammen geſetzi.
Solchenfalls, richtiger ſolchen Falls, ein Nebenwort, welches
in den Kanzelleyen und im gemeinen Leben für in ſolchem Salle
üb, |
*"Solierley, ein unabänderliches Beywort, welches im Hochdeut⸗
ſchen veraltet iſt, für von ſolcher Art. Welcherley der irdiſche
iſt ſolcherley find auch die irdiſchen, Eor, 15, 48. DasSpeis⸗
opfer, das du don ſolcherley machen willt, 3 Moſ. 2, 8,
Der Bold, des—es, plur.car. dasjenige, was man einem andern
für jrine geleifteten Dienfte bezahlet, der Lohn. Der Tod if der
Sünden Sold, Röm. 6, 23. Wo es doch nur noch inengerer Be-
deutung von demjenigen Gelde gebraucht wird, welches man Trup⸗
pen undSeldaten für ihre Kriegsdienfte bezablet. UmSold dienen.
Truppen in Sold nehmen. Den Truppen ihren Sold aussah:
len. Dev Monathsſold. Im gemeinen Leben und von dem Sofs
de gemeiner Soldaten ift dafür Löhnung üblich. In andern Fäls
len,ift von ſolchem Solde, welchen man jemanden für feine beftäit
digen Dienfte entrichtet, das zuſammen gefeßte Befoldung üblis
cher, außer wo von Förperiichen Dienften Lohn eingeführer if.
Nur in der höhrru Schreibart wird Sold noch zuweilen für Bes
foldung und Kohn überhaupt gebraucht. -
Anm, Bey den Schwäbifhen Dichtern Solt, bey einigen im
ungeriffen Geſchlechte das Soltz,im Eugl, und Schwed Sold,
im Jtal.Soldo,ingranz.Soide,im Span.Sueldo,alle von dem
Lohn der Soldaten und Truppen, anf welche es ſehr früh einge⸗
ſchrankt zu ſeyn ſcheinet. Die Ähnlichkeit des Klanges mit Salz
bat viele verleitet, es von diefem Worte abzuleiten, ungeachtet eg
nirgends erweislich ift, daß man jemapls Salz fkatt des Soldes
gegeben. Es fammet vielmehr mit Salarium, foluere, und
zahlen, von dem alten [ellen, geben, übergeben, her, welches bey
den Oberdeutſchen Schrififtellern Häufig genug vorkommt, und
un Schwed. lähja lautet, Von diefem Zeitworte war Sal im
Schwediſchen ebedentdie Geldſtrafe, welche für vinen begangenen
Mord begaplet wurde, und im Ssländ. ift Sölnocy jetzt ein jedes
Geſchent, ingleichen eine Gabe, Belohnung, weiche Bedeutung
unfer Sold ebedem unſtreitig auch gehabt har, % {
Der Soldät, des —en, plur. die —en, derjenige, welcher ſich ge⸗
gen einen gewiſſen Sold eidlich zu Kriegsdienften verpflichtet hat.
So wohl überhaupt, ohne Rückficht aufden Stand, Kin guter,
ein ſchlechter Soldar. Kin Landſoldat, zum Unterſchiede von
den See; oder Schiffs ſoldaten Lin Stadtſoldat, zum Unter⸗
ſchiede von einem Leld ſoldaten. Als auch in engerer Bedeutnug,
von den gemeinen Prrfonen diefes Standes, zum Unterfchiede von
den ©fficiers. Ein gemeiner Soldat, welcher ofı nur Soldat
ſchlechtbin genaunt wird. Auch die eben gedachten Zufammen-
feßungen werden häufig in diefer engern Brdrutung gebraucht.
Anm. Im Schwed. gleihfalsSoldat. Der Stand des Tones,
welcher auf der Ableitungsſylbe und nicht auf dem Stominworte
lieget, zeiget fchon, daß diefes Wort aus einer fremden Sprache
eutlehnet werden, obgleich das Stanımmwort Sold Deutfch genug
iſt. Es iſt aus dem Jıal.Soldato oder Soldado, int Gascognir
ſchen Souldat; ohne Zweifel, weil die eigensiichen Lohnſoldaten
Ztahänifhentirfprunges find. Nach der ätreften Kriegeverfaffung
der Deutſchen machten die Dienftleute den Kern der Kriegsbeete
‚ aus, deren Unterthanen und Leibeigene bie Stelle der genieinen
Soldaten vertraten, und Knechte, Kriegsknechte, Reifige, von
3 ‚ Reife,
ht WER u - Kos a u m 7 a me a nn > ae ih Ss
151 So —
Keife, Feldzug, Seermänner u. ſ. f. biegen.
die Lohnfoldaten auffamen, wurden felbige von dem Solde, wel⸗
eben fie erhielten, Söldner, im mitslern Car, Solidarii, Engl.
Soldiers genannt, bis endlich in den fpätern Zeiten das ausläns
difche Soldar, auch das Deutfhe Säldner wieder verdrängete.
Der Soldatengalgen, drs—8, plur. ut nom. ling. ein Gal⸗
gen, an welchen ur allein die Ausreißer unter den Soldaten ger
benket werden,und welcher gemeinialich aus einer Säule miteinem
Duerbalken beſtehet; zum Unterfchiede von einem Diebesgalgen.
Das Soldatengeld, des—es, plur. doch nur von mehren Sum
men,die— er, Geld, welches von den Unteridanen zum Unter⸗
balte der Soldaten gegeben und an einigen Drten auch die Solda⸗
tenfleuer genannt wird. Ehedem hieß esdas Knechtgeld. Auch
- dasjenige Geld, welches für die Wohnung der Soldaten gearben,
oder wodurch die Einquartierung abgefauft wird, mit einem Fran⸗
zöfifchen Kunftworte Service, wird in einigen Provinzen das
Soldatengeld oder die Soldatenſteuer genannt,
Das Soldatenfpiel, des—es , plür. die—e, eine-Art des Kar⸗
tenfpieles, welches aus 36 Blãttern beftebet, welche von d in Ges
neral an,bis zu demSrommelfehläger und Bagage⸗ Wagen arheır,
BSoldatifch, adj. et adv. nach Are der Soldaten, im gemeinen
Reben, Bin halb ſoldatiſch Wefen, Günth,
"Die Sölde, plur. die—n, ein nur in einigen Gegenden, ber
fonders Oberdeutfehandes, übliches Wort, welches.überhaupt ein
geringee Haus, eine Hütte, ein Koth bedeutet, aber vorzüglich-
on einer gedoppelten Art folcher geringenHänfer gebraucht wird,
x, In Baiern, dem Öttiagifehen u. f. f. iſt die Solde, ein ges
einges Haus auf dem Lande, entweder ohne allen Ader, oder doch
nur mit wenigem Ader, in welchem lestern Falle ein ſolches Bau⸗
ergut, welches aus einem geringen Hofe und wenigem Acer beftes
Set, der erwa den vierten Theil eines völligen Bauergutes auss
macht, ein Söldengur oder Koblergut genannt wird, welches
eben das ift, wasin Ober: und Niederfachfen ein Kot hſaſſen· oder
Roffatengut beißt. Der Befiger eines folchen Gutes führet daher
den Rahmen eines Sölöeners oder Köblers, in Dder- und Bier
. derfachfen ein Koſſat oder Kothſaß. 2. Zu den Salzwerfen is
niger Gegenden, 3.3. in Frankenhauſen, ift die Sölde ein gerin⸗
* ges Haus, worauf das Hecht haftet, eine gewiffe Quantität Salz
zu fieden, welches in Halle und an andern Drten gleichfalls den
Nahmen eines Kothes führe, Derjenige, welcher eine folde
Solde befiger, wird dafelbft ein Sölder,genannt.
Anm. Diefes Wort wird auch, und zwar richtiger, Selde ge⸗
(eieben und gefprochen, undiR ein Verwandter, entweder von
Siedel, fiedeln, oder andy von Sahl, ein Gebäude, Wobnhaus,
fo daß es eigenglich ein jedes®ebäude bedeuten würde. (©. ı Sabl.)
Au der legten Bedeutung leitet Friſch es don Salz ber; alleinda
es auch bier. mit dem anandern Drten üblichen Koch gleich bedeu⸗
tend ift, und diefes Wort auch Salzſölde lautet, foift es. wahr:
fcheinlicher, daß auch Hier die algemeinere Bedeutung vorwaltet.
Der Sölder, des —s, plur. ut. nom. üng. der Beſitzer einge
Salzjolde, S. das vorige,
1.Der Söldner, des —s, plur. ut nom, fing. der Eigen»
tbümer einer Solde auf den Lande, ein Säusler, Kothſaß, S
das vorige.
. Der Sölöner, des—s, plur. ut nom. fing. von Sold,
derjenige, welcher um Gold oder Lohn Diener.
den die Lohafoldaten ebhedem Söldner genahnt, ebe das ausländir
(de Soldat eingeführet wurde, Jetzt wird es, bie dichterifche
Schreibart etwa ausgenommen, wenig mehr geböret, ©. Soldat
und Solb,
Bollen, verb, reg. neutr, ich Folk, du ſouf (nicht folk), er
so wtf Anmperf. ich follte; Mittelw. geſollt. Es —
—
Als nachmasls .
. ter haben, 2
Sie beftebt dar —— foll heute wieder nach Haufe, Gel, Da
Beſonders wur⸗
a ae ar iz ab;
Sol —
und bedeuter — — zu etwas ———
den ſeyn, wird aber in verſchiedenen Bedeutungen gebraucht.
1, Durch eine Pflicht oder Squldigtein iu etwas verbunden.
- fepn "oder werden.
(1) Überhaupt, Ein anderer rarget, da er nicht ſon,
Sprichtw. 21,24. Gpridw. Wenn wir chaͤten, was wir foll⸗
3,
*
sen, fo chäte Sort, was wir wollten. Beſonders im Conjunge
tivo, Du ſollteſt es billig thun. Ich follte wohl fehreiben,
Solche Leute ſollte man ſtrafen. Sie ſollten ſich ſchämen.
Du hätten früher aufſtehen ſollen. Wie ſorgfaltig ſollte man
feyn, den Sebler in feiner erſten Geburt zu befirafen j Gel,
Der Schlaue has nicht thun, und dus nicht stünden:
follen, eben derf,
(2) In engerer Bedeutung, zur Bezahlung einer Sub
verpflichtet ſeyn; im gemeinen Leben. Eajus fol mir noch bunz
dert Thaler, d.i. fi fie mir ſchuldig·
Wer mir funfzig Onlden toll, wäget zwanzig Gilden —— A
Daß er meine Zahlung mir Länger noch versögern
Logan.
Wer treu bey Hofe dient, verdient doch lauter Buß.
Warum? Wem man vielfoll, vor diefem wird man blaß,
"eben derf.
Im Hochdeutfchen iſt es bey den Kauflenten in Kechnungen und
ed ni am üblichften, wo es dem PRO — ge⸗
ſetzet wird, Cajus fol, d.i.ift ſchuldig
2. Durch die Billigkeit zu etwas verbunden nis; seh aur im
Eonjunetivo. Du hatteſt ſchreiben follen. Dieß hätte man.
nicht überfeben follen. . Versagen follte nur der Zufand feiger
Seelen feyn. —
3. Durch einen —— Vefebl eines andern verbunden
ſeyn oder werden,
42) Eigenslich, wo ei in folchen Fälfen RAN: wird, wo
der anderv zu defchlen bat.
Mof.2o, 3. Ihr folle heilig feyn, 3 Mof.
es denn auch oft in ſolchen Fällen gebraucht wird, wo der Befeb⸗
lende verſchwiegen, oder unbeſtinunt gelaſſen wird. Ks ſoll ges
heirathet feyn. Wenn es denn ja ſeyn oll. Es bar niche
ſeyn follen. Ofi wird das Zeitwort, welches die aus dem Befeble -
ent pringende Verbindlichkeit beſtimmt, verſchwiegen, da denn ſol⸗
len mit allerley Bor: und Rebeuwörtern elliptiſch ſehet. Was
ſoll ich hier nähmlich machen, thun. Was ſoll ich? Was
ſoll ich in der Stade ? nahmlich machen , (hun. Ich weiß nicht 3
waswirfollen. Er ſoll hinaus. Er ſoll fort.
(2) In weiterer Bedeutung, durch den beſtimmten Willen
eines andern verpflichtet oder verbunden ſeyn; auch nur in ſolchen
Fällen, wo der andere berechtigt iſt, beſtinunt zu wollen, Es foh
noch heute geſchehen. „Da foll fihon Rath werden. Mein, ich .
verlange nichts, du ſoll miv ana verzeihn, Gell, Rede, als
ob es der Himmel fo hätte haben wollen, daß ip hinter ihre.
Schliche Fommen follte, Gell. Sie follen es fchon bekommen,
Wo gleichfals der Wollende oft undeffimaıt bleibt, der zuweilen
in den jedesmahligen Umftänden u. f. fezu ſuchen iſt. Was ſol ich
fagen? Wem fol ich es anvertrauen? Wem ſoll man nun glau⸗
ben? Soll ich unfere Vereinigung mit Sorgen für die Sr
kunft anfangen ? —
Die, wenn von Wein und Liebe voll,
Ein Gaſt zu viel begehret,
Und ſie dock etwaͤs miſſen fol,
Am liebſten Band entbehret, Raml.
Es iſt luſtig zwo Perſonen zu ſehen, die nicht wiffen, was
ſie fich fagen ſollen. Sie ER nicht, wie Re fi. verhalten
*
Du ſollt (fol) Feine andere Got⸗ j
*
Pole ——
wu
1 Di
‘
*
X
’
*
v EL ae a
Mt a 7 x *
ea uch ER
e at
$ * 2 er
—9 a
a
follten. Das fol er wohl bleiben Taten, das darf er nicht
- -2bun, ingleichen das iſt ihm unmöglich. Aber wie fol man ihm
beifen ? Oft auch im der Abfichs, in dem Endzwecke. Man muß
mich rufen, wenn ich kommen ſoll. Sie muß durch Güte iger
wonnen werden, wenn Schwur unfräftig werden ſoll,
Duſch. Jugleichen in der Beſtimmung, da es dena oft in noch
weuerm Verſtande fo viel als nützen, belfen, bedeutet. Thue
die Stucke darein, die hinein follen, Ezech. 24, 4. Was ſol⸗
len die ſteben Lämmer? ı Mof. 21, 295 wozu find fie bes
ftimmt. Was fol doch diefer Unrath Mare, 14, 4. Herr, was
ſoll aber diefer 2 Joh. 21, 22. Wozu fol diefe Erniedrigung ?
nãhmlich dienen. Was foll dag Gefywaz ? Liebe Chlor, was
follen diefe Branze? Gehm, NE
Die Berfon, für weiche etwas beſtimmit ift, oder welcher es nüi⸗
gen fol, bekommt das Vorwori fir, neh häufiger aber die dritte
Endung, Sie ſollen alle für meingaus, fie find für mein Haus
befitiamt. Die Ejei follen für das Gejinde, ı Sam. 16, 2. Was
ſoll mie die@eigebure ? aöbınlich beifen, nügen, ı Mof, 25, 32.
Was foll mis Das Leben ? Kap. 27, 46. Wem foll denn diejer
Sıraus ? Gel, für wen iſt er beſtimmt? Was foll mir das.
Gold? Ben. nähmlidh nützen.
(3) Faürlich. (a) Dfe wird es im gebierberifch Iebrenden .
Tone gebraucht, An welchem Falle auch müffen üblich ifl, Sie
follen wiffen, daß die Sache ſich nicht fo verhält... (b) Oft ger
braucht man es, wenn man eine Sache als wahr, als richtig auf
2% eine Zeitlang zugibe, ohne von ihrer Wahrheit oder Richtigkeit:
überzeugt zu ſeyn. Sie follen Recht.baben, laflen ſiẽ mich nur
in Ruhe, Gel. Sie ſollen mich nicht beleidiger haben, ebend.
ich will annehmen, zugeben, daß fie mich nicht beleidiget haben
Ingleichen, wenn man will, daßein Ding das andere auf eine
Zeulang vorfielle,
- Uchen Falles.
Dieß bier bin ich, und dieß ſoll meine Chloris ſeyn? Geh.
4. Sehr oft dienet es imConjunctiv zur Einkleidung eines mög⸗
Wenn.er morgen firrbenfollte, . Wenn ich es
ja nicpe wieder befommen ſollte. Sollte er ihm begegnen
Wie, follr es dich vieleicht gereun, 2
Bey mir bier eingefperrtzu feyn ? Weiße,
‚Sollte ich meinen beiten dreund darüber verlieven. Schade,
fprach er, ſollteſt du Baum in die wilde Waſſer kürzen! Geßn.
So auch in Fragen. Sollte es möglich ſeyn? Sollteder Stolz
nicht ein linfraut ſeyn, das von einem Seinde der menſch⸗
lichen Natur auf unfer gerz gefder worden ? Gell. Gott ſollte
ich nicht bewundern, nicht über alles lieben, da er nichts wol⸗
len Fann, alg meine Wohlfahrt ! eben derf. Wie lange ſollte
deine Bluhe und deine Schönheit diefe Blumen wobl noch
überleben ? Duſch.
Oft bat esden Nebenbegriff eines deutlichen: oder verſteckten
Wun ſches einer möglichen Sache. ©, wenn ein Monarch nur
eine Winde meines Mutterberzens fühlen follte! Ach, wenn
fie wiffen follten, wie viel es mi gekoſtet hat! Wenn fie
„ Bpotentialis gebraucht wird. Ehe er wider dieEhrfttrcht gegen _
nur die Gewalt datten feben follen, die fie ihrem erzen an-
chat; Br, für gefebenbätten. Wenn fie ſte nur hätten follen
reden beren ben derſ. Menfi su wiſſen ſollteſt, wie viel
GSutes man mir von ibm erzäbler bar! ©, hatt’ ichs nur ver⸗
Beben folle |
Do, wenn ich die Natur nur einmabl weht verichen
es >. follte,
Und was ein JIrrlicht fagen wollte, Gel,
Wohin denn aus gehöeet, wenn esgum Ausdrucke des Mor
. Sort handeln ſollte, wird er lieber fein Leben verlieren, Oh,
E91: .: 134
Uns wenn bu mir gleich jegr die Serde ſchenken wollte,
. Soglaube, daß du mich dach nicht bereden ſollteft; Noft,
Der reiche Wohllüftise, welcher viel zu ſatt if, als daß er an
Gott denken folte. Mir hätte er nicht fo kommen follen,
Man follte glauben, ich follte denken u, ſ. f. druckt oft einen
hohen Grad der wahrſcheinlichen Gründe ans, etwas zu glauben,
oder zu denken, Bald follteich glauben, daß fie esniprif,
"Allein die Schere, ſollt ic) glauben, ’
Die konnten ſie mir wohlerlauben, Gel,
Man follte darauf ſchwören, es fey alles wahr, was fie fagt,
Wriße. Das iſt wohlfeil, follt ich meinen, Wiel,
5.* In einigen gemeinen Mundarten, fo wohl Dber- als Nieder,
deutſchlandes Wird es häufig für wollen gebraucht, eigentlich
durch feinen eigenen Willen zu etwas beſt immt werden, verbunden,
fepn, Theuerdank fprach, ich euch folgen ſoll, Kap. 56,
Der Diener merke den Befelb wol,
Sprach/ Herr, ich der Sach recht thun fol, Kapı 58.
Diefen Man ich recht führen fol, \ .
Das er fol wider Fhomen nit, Kap. 66, —5*
Auf welche Art es auch nicht nur in einigen Rieder deutſchen Ge
genden, fondern auch in einigen nördlichen Sprachen gebraucht
wird, im Hochdeutſchen aber unbekannt iſt. \
6, Eben fo wird es zuweilen auch für werden gebraucht, das
Futurum eines andern Zeittwortes zu bilden, und zwar, (1) Mit
dem Nebenbdegriffe eines gefchehenen Verfprecheng, einer Beſtim⸗
nung, wo es Boch zunächſt zu der vorigen dritten Bedeutung ges
höret. Ich fol es wieder bekommen. Figürlich bedenter die
RA. ich fol es no wieder befommen, nichts mehr, als ich
have es bisher noch nicht wieder befommen. So auch, ich ſoll ihn
noch ſehen, ich habe ihn nicht wieder geſehen. Ich ſoll ja noch
hören, daß er verfprochen ift, Leſſ. ich. habe es noch nicht gebörer,
Ich fol mein Geld noch wieder haben, u.f.f. (2) Ingleie
chen mit dem Nebendegriffe des in einem Befehl, in einem bes
fimmten Willen, fowohl unfeter ſelbſt, als anderer gegründeren
künftigen Grfolges, Ich hoffe, er ſoll mir nicht wieder Fome
men. Unfere Trennung fol nicht lange mehr dauern. (3)
In noch weiterm Verſtande gebrauchen die Niederdeurfchen,und
unter ihnen beſonders die Holländer, die Schweden, die Engläns
der A. f.f. es überhaupt als den Ausdrud eines zufünftigen Er⸗
‚folges für werden ;in welcher Bedeutung aber es den Hochdeuts
ſchen unbekannt ift. Ich fol Fommen, ich werde fomımen. Da⸗
ber war bey den älteru Schweden Skuld, die Zufunft, das Zu-
Fünftiae, 4
7. In einigen Fällen begleitet es auch eine: in unferer bloßen
Vermuthung gegründete Begebenbeit, wo es fo wohl von fünftigen,
als vergangenen Dingen gebraucht wird. Ich boffe noch immer
die Nachricht ſoll ſich niche befrätigen. Mich däucht, ich fol
‚ihn irgendwo gefehen haben. -
Noch häufiger wird es gebraudht,einen Vorgang zu bezeichnen,
welcher in einem bloßen Gerüchte gegründerift, Der Kaifer ſoll
geſtorben feyn, manfagt, man will, der Kaifer fep,gefiorben,
Dielürken follen geſchlagen feyn, oder, es follen dieTürFen ge:
Schlagen un. Ich ſoll mein Julchen bintergangen haben, Gel,
£ın Jungiing, welcher viel von einer Stade gehöre,
In der der Segen wohnen follee, eben derf.
Daher das Sollen, welches doch nur in wenig Fällen gebraucht
wird. .
Anm. ı, Die ſes Zeitwort ſetzt inden meiften Fällen einen Be
febl, einen beftinmten Willen voraus, folfte es auch nur der Wille
des Verbängnifies, der Umftände, der Abſicht u. f.f.ienn, und
unterſcheidet Ach dadurch birlänglich von mäffen. Im gemeinen
Leben und der vertraulichen Sprechart wird es oft überfluſſeg ge⸗
EUR
brauche
)
\
3
135 Sol
Braucht, Ich will doch niche hoffen, daß fleein heimlichen Der=
ächter des Geldes feyn follen, für feyn werden oder find,
Es dat gemeintglich, die elliveifchen Fälle ausgenommen, ein
anderes Zeitwortbepfich, welches allemahl im Infinitiv ſtehet.
Wenn ſollen in. diefem Falle in einem zufammen geſetzten Tempo⸗
ve ſtehet, fo tritt es nachdem Mufter des Zeitwortes dürfen, mo:
gen, ſehen, hören u. ff. ſelbſt in den Infinitiv. Du hätteſt
eschun follen, nicht, du hatten es thun geſollt. Iſt aber kein
Jnfinitiv dabep, fo folgt es der gewöhnlichen Form. Ich babe
ollt.
— — Conjunetivi kann auf doppelte Art
aus gedruckt werden. Für, du hattet es thun ſollen, kann man
auch unbeſchadet des Sinnes und des Wohlklanges ſagen, du ſoll⸗
teſt es gethan haben. —
Wal dieſes Zeitwort ſehr häufig gebraucht wird, Modos und
Tempora auderer Zeitworter zu bilden, welche die Late iniſche Spra⸗
che mit Einem Worte durch bloße Abänderung der Endung aus⸗
drucket, fo haben es viele Sprachlehrer unter die Hülfswörter ger
fegt, welchen Nahmen man ihm denn in manchen feiner Bedeu⸗
sungen nicht abſprechen kaun. Freylich würden wir alsdann eine
große. Menge Hülfswörter annebinen müffen, wie von vielen
Sprachlehrern auch wirklich. gefchebeu iſt welche wollen Fönnen,
dürfen, mögen, muffen; laffen u. ſ. f. dahin rechnen, Allein es er⸗
Heller daraus nur fo viel, daß der Begriff, welchen unfere Sprach»
lehrer von den Hülfswörtern hatten, ſehr ſchwankend war, und
durch den Unterfchied in eigentliche und uneigentliches ülfswor⸗
ger, welcher im Grunde fo viel wie nichts ſagt, nicht beſt immter
wird, Wir fönnten die ganze Lehre von denHülfswörtern völigents,
Behren, wenn nicht unfere Spradplehrer es ſich noch immer zut
Pflicht machten, die DeutſcheSprachkunſt mehr nach der Lateini⸗
> fchen, als nach dem eigenthümlichen Genie ber Deutfchen Spra-
he zu bilden, ; ;
Der Imperatio iſt von diefemSeitworte feiner Natur nach eben
fo wenig üblich, als die Mittelwörter in der adjectiviſchen Form
gebraucht werden fönnen. In den Oberdeutſchen Kanzelleyen
fagt man zwar, der ſeyn follende Bürgermeifter, der fo genannte
Bürgermeifter, der geſollte Lohn, der beſtimmte, fhuldige Lohn;
aber wer wirdihnen darin nachfolgen? ?
Anm: 2. Unfer ſollen, und das Engl. ſhall, verrathen durch
Bas verdoppelte Hein Intenfioum, deffen einfacheres Zeitwort ſo⸗
Ien, falen, lautete, Das Niederdeutſche holen ift ans beyden
aufammen gefest, und gehet daber irregulär; Prüf. ik fchall, du
Schaft, he ſchall; Imperf. if ſcholde; Infinit. ſchöͤlen. Das
einfachere Stammwors ift ſehr alt, und lautet ſchon bey dem Ul⸗
philas (kal, bey dem Kero fcolan, bey dem Ottfried feulen, im
Schwed. ſkola. Miteinem andern Endlaute fagte man ehedem
auch fonen für follen, und in der alten Zürch ſchen Mundart fun.
Dader Begriffdiefes Wortes fehr abſtract ift, fo iſt auch deffen
Abftammung undeigentliche Bedeutung ungewiß. In der erften
Bedeutung ift die Verwandtſchaft mitSchuld fehr fheinbar,wels
ehe Scheinbarkeit aber bey einer nähern Unterfuchung verſchwin⸗
det, S. Shuld Aum.
* Der Söller, des—s, plur. ut nom. fing. ein im Bochdeut⸗
ſchen veraltetes Wort, welches aber noch in den gemeinen Sprech⸗
arten Ober⸗ und Niederdeutſchlandes üblich iſt. Es bedeutet,
1. dasjenige, was man im Hochdeutfihen einen Boden zu nennen
pflegt, den getäfelten Raum über den Wohnzimmern, oder in ei⸗
nem andern Gebäude. Daher wird ein Kornboden im Ober. und
Mirderdeutfchen noch häufig ein Schürtfoller, Kornſoller ges
nannt. Luther gebraucht es mehrmahls in der Deutſchen Bibel,
wo er auch die lachen Dächer der morgenländifchen Bauart
Sölfer nenne. Er fallet Fährlicher durch ſolche Rede, denn fo
4
Solmifiren, verb.reg. act. von dem miitlern Lat, lolmifare,
Somit, 8.89, Ann, 2. N
Der Sommer. des —s, plur.utnem, fing. die wärmere Zeit
1, Eigentlich, wo überhaupt, die wärmere Zeirtes
Verſtaude.
— Som 136
er vom Soͤller flele, Sir,2o, 20, Es waren viel Fackeln auf
dem Söller, da ſie verſammlet waren. Es fiel aber ein Jung⸗
ling — hinunter vom dritten Söller, Apoft. 20, 8. f. So auch
Kap. 9, 37,39. Kap. ı, 9, 2. In einigen Oberdeutſchen Gegen⸗
den beißt auch ein Altan am Haufe, ingleichen ein jeder verſchloſ⸗
fener Raum vor den Thüren und Simmern, ein Soller. 3. Im
Niederfächfiichen iſt Soller auch ein-erhöhrter breteener Platz
auf den Fußböden der Zimmer, z. B. in den Fenſtern, wo ſelbig
nach alter Bauart noch ſehr hoch ſind. *
Anm. Bey dem Otifried und im Tatian Solar, Soler, wo es
an beyden Orten einen Saal, ein Speifezimmer bedeutet, im
Niederf. Soller, im Holländ. Zolder, im Engl. Sollar, im
mittlern Lat, Solarium, Solerium, im Schwed. Svale, ebe⸗
dem Svaler; und Skulle, im Griech mitdem verwandten Hau-
he und einem andern Endlaute, Aranos, Die Endſylbe er iſt die
Ableitungsfplbe, welche ein Ding, Subject bedeutet, Der herr
ſchende Begeiff in dein Stammworte Sobl, Söl, fehrinet die Era '
höhung zu ſeyn, obgleich in manchen Fällen auch die Bedeurung
des wohnbaren Raumes hervor flicht , wenn nicht überhaupt der
Begriff des Täfelwerks der Stammbegriffift,da es denn zu Schar
le, ein Brei gehören wiirde, (S.ı Sahl) In denjenigen Pros -
vingen, wo diefes Wort gangbar iſt, find auch die Seitwörter file
lern und aufſollern, üblich, Getreide, Waaren u. ff. zur Bere
wahrung auf den Boden fhaffen, *
in der Vocal⸗Muſtk, die Noten mit den ihnen zukommenden Syl⸗
ben ut, ve, mi, fa, fol, la, abſingen, aus deren zwey Solben fol
mi, das ganze außerdem verftandlofe Wort gebildet iſt. Von den
Sylben folund fa nannte man es in dem mittlern Lateine ehedem
auch folvifiren, nnd im Italiäniſchen noch jest lolveggiare, . 29
Daher die Solmifation, das Abfingen der Noten mir den ihnen -
zufommenden Sylben. ©. Abediren.
des Jahres,
Sabres, da die Gewächfe und Bäume zum Wachsthume kommen,
der Sommer genannt wird; im Gegeufage des Winters, "Die:
älteften Deutſchen Fannten nur diefe zwey Jahreszeiten, und im
gemeinen Leben gebraucht man beyde Wörter noch oft in dieſem
Es wird oder. it Sommer, fagt man, wenn die Wite
terung angenehut und anhaltend warmift, In den fpätern Zeis
ten, da man aus den Gränzen beyder Sabreszeiten zwen neue
machte, ift der Sommer, im engern Verftande diejenige Jahres⸗
zeit, da die Sonne den Krebs, Löwen und die Jungfrau durch—
Käuft. Wir haben Sommer, Den Sommer an einem Orte zu⸗
bringen. Bin naffer, Fühler Sommer. Dev Mittenfommer,im
gemeinen Lebeneiniger Gegenden, der Tag Jobannis des Fänfers, |
gleichfam die Mitte des Sommers. Der Nach ſommer, die an⸗
genehmen warmen Tage im Herbfte vom ıflen big ı 3ten Novems
ber, wilde man im gemeinen Leben auch den alten Weiber
Sommer zu nennen pflegt 2. Figürlich. (1) Für Jahr, doch nur
in der dihterif hen Schreibart. ;
Ich Eenne ſchon der Schäfer Ränke,
Und Dia nun fechzehn Sommer alt, Haged. ER
Nach einer andern Figur iſt, doch auch nur in dee dichteriſchen
Schreibart, der Sommer des Lebens, das männliche Alter,
Er ſtarb, ach er farb, in dem Sommer feines Lebens, Geßn.
(2) Die zarten Fäden, welche am Ende des Sommers die Erde
überziehen, und in der Luft herum fliegen, werben im gemeinen
Leben der Sommer genannt, weilder große Haufe fagt, daß als⸗
dann der Sommer fortziehe. Weil fie fih im Nachſommer eine
fiellen, fo werden fie gleichfalls der alte Weiber Sommer — bey
andera
*
— ee EN
andern aber Sommerfäsen, Sommerweben , Marienfäden,
im Niederf, Slammetje und Siammetje-Sommer, im Engl.
Goſſamer genannt, ©. Marienfaden.
Anm. Schon bey dem Kero Sumar, im Niederr. — im
Anelſ Sumer, Sumon, im Schwed. Sommar, im Irländ.
Sam,Samihad, Daß diefes Wort mitSonne nabeperwandtift,
- fo ferni in benden der Begriff der Wärme der berrfchende ift, wird
bey dem Zeitworte ſommern deutlich werden. ©, auch Sonne.
Der Sommerabend, des—es, plur. die —e, 1. Ein Abend im
Sommer, ingleihen ein. angenehmer Abend, wie im Sommer,
2. Zu der marhematifhen Geographie iftesder Drt im Horizon⸗
te, wo die Sonne an dem länaften Sage untergeher, ohne Plural;
zum Unterfhiede von dem Winterabende,
Der Sommerbau, des——es, plur. inuf, imder Landwirthſchaft,
1, der Bau des Sommergerreides. 2. In einigen Gegenden auch
dieſes Sommergetreide ſelbſt. Zu beyden RR zum Unter:
fchiede von dem Winterbaue. S
Der Sommerbfum, ©. Mayfonntag.
Das Sommerbier, des —es, plur. doch nur von — Arten,
die —e, in einigen Gegenden ein Nahme des März: oder Lager⸗
bieres, weil es im Sommer verſchenket wird.
Die Sommerbirn, plur. die —en, Birnen, welche im Sommer,
-d.i.im Julio und Auguſt, reif werden, und auch Frühbirnen heis
ßen, zum Unterfhiedevon den Herhft: und Winterbirnen.
Die Sommerblume, plur.die—n, Blumen, welche im Soms
mer blüben, zum Unterſchiede von den — oder Frühlingsblu⸗
men und serbſtblumen.
Die Sommer: Ealoiile, plur, die — eine Art Calsillen oder
Eidbreräpfel, welche im Sommer veif werden, zum Unterfchiede
von den Herdfl: Ealvillen.
Der Sommerdeich, Ss —es, plur. die —e, inden Rirderdeut-
chen Dlarfchländern, ein kleiner Deich, durch welchen ein Stüd ”
Landes nur gegen die Fluch im Sommer befhüger wird.
Die Sommerdroffel, plur. die—n, bey einigen tin Rahme der
Zipp⸗ oder Weißyroffel, weil fie noch im Sommer anfängt zu
flreichen ; zum Unterſchtede von der Ksth: oder Weindroffel,
welche wegen ihres ſpãtern Sttiches auch die Wineräroffel ge⸗
nannt wird.
Die Sommereiche, plur. die —n, ein Nahme der Maſt- oder
Auguſt⸗Eiche.
Der Sommerfaden, des —s, plur. die —faden, S. Sommer
und Marienfäsen..
Die Sommerfeder, plur. Sieh; bey den Jägern, welche die
- Haare der wilden Schweine gedern neunen die dunkelbraunen und '
ſchwärzlichen Haare und Borſten, welche die wilden Schweine im
Sommer haben, zum Unterfdiede von den hellgrauen winterfe⸗
dern.
Das Sommerfeld, des —es, plur. die —er, in der Landwirth⸗
ſchaft, ein Feld, welches mit Sommerfrüchten beſtellet wird, und
"im Sabre vorher Winterfeld geweſen, d. i. Wintergetreide getra⸗
gen hat. In einigen Gegenden Sommerungsfeld, von ſommern,
mit Sommerfrucht beſtellen.
Der Sommerfleck des —es, plur. die—en, kleine gelbliche
Flecken im Geſichte und an den Händen, welche befonders im
Sommer fichtbar werden; im gemeinen Leben auch Sommer:
fproffen, im Oberdeut ſcheu Sommermähler,sin Baiern Som:
mermietel, bey dem Pictorius Laubfleden, im Niederf. Som:
merfprutteln, Sunnenfprusteln, Sommerſtippen.
Bommerfledig, —er, —fr, adj. et adv. mit Sommerflecken
derſehen, felbige babend ; fommerfproffig.
Die Sommerflur, plur. die —en, eine lur, d, 1, an einander
TEE ERBE
oh 133
bangende Gelber; welche mit Sommetfeueht beſtellet wird; zum
Unterſchiede vonder Srahflur und Winter fiur.
„Die Sommerfrucht, plür. die —früchte · ¶ In inigen Gegen ·
den, z. B. in Meißen, die Fruchtbarkeit des Erdbodens im Som⸗
mer, und in engerer Bedeutung die Feuchtigkeit, welche der Erd⸗
boden im Sommer hat und empfängt; ohne Plural, - Die Win—
terfrucht gidt sen Gewachſen mehr NAahrung als die Sommer⸗
frucht, d. i. Feuchtigkeit. ⸗. Frucht, oder Früchte, welche im
Frühlingegefärt werden, und noch in demſelben Sommer zur Met»
fe fommen, zum Unterfchicde von der Winterfrucht, welchedem -
Herbſt vorher gefüerwerden muß. Es wird bier, ſo wie grucht,
fo wohl im Singular collective, als auch von mehredn Arten im
Plural gebraucht Das Sommergetreide gehöret in weiterm
Verſtande gleichfalls zur Sommerfrucht. Im engeren Verſtande
werden die Sommererbfen, Sommerlinfen, Bohnen, Heideforn,
Hirfe, Flachs Danfıf. f. Sommerfrischte genannt,
DieSommergallenfliege,plur,dsie—n eine Arı Gaffenfliegen,
welche fich auf den Eichbaumen aufhält; ;CynipsQuercus Linn,
DieSommergeifte, plur. car. eine Art Gerſte welche im Zrüh«
linge gefäet und in dem darauf folgenden Herbſte geerntet wird;
zumUnterfchiede von der Wintergerfie. Man hatihrer vornehm⸗
lich zwey Arten, die Pleine oder vierzeilige, und die große odeg
zweyzeilige Sommergerite, welche letztere (Hordeum difi-
chum Linn.) in der Tartarey am Fluffe Samara wild wächſet.
Das Sommergetreibe, des—s, plur. doc) nur von mehrere
Arten, ut nom. ling. Öetreide, welches im Frühlinge geſäet,
und in dem daranf folgenden Sommer geerntet wird ; zum Unter:
ſchiede von dem Wintergetreide, welches im Herbſte vorher gefäck
wird. In einigen Gegenden wird es Sommerkorn, das Soms
merige, das Sommerungsgetveide, dev Sommerbau, (Niederf.
Sommerbaute) genannt. Die Sommergerfte,das Sommer:
koen oder der Sommerroden ; der Ssmmerweizen und der
Safer find folches Sommergerreide. :
Das Sommergewächs, des—es, plur. die —e, Gewächfe,
welche nur Einen Sommer dauern, und den folgenden Winter abe
ſterben ; zum Unterſchiede von den Wintergewächfen welche
auch den Winter über fortdauern.
Das Sommerhaar, des —es, plur. inuf/ oder die Sommer⸗
baave, fing. inuf, Haare, welche die Thiere gegen den Sommer
zu bekommen pflegen; zum Unterſchiede von dem Winterhaare
oder den Winterhaaren.
. Sommerbaft, adj. et adv. der warmen Sommerwitterung ähne
ig; fommelih. Ein fommerhaftes Werter,
Das Sommerbaue, des—rs, plur. die—häufer, ein Haus,
welche? man nur im Sommer bewohnet ; zum Unterfchiede von
einem Winterbaufe,
Der Sommerherd, des—es, plur. die —e, ben den Vogelſtel⸗
lern, eine Art Sangherde, auf welchen den Vögeln im Sommer
mit dem verbaltenen Gefange nachgeftellet wird; zum Untere
ſchiede von den gerbft: und Winterherden.
Die Sommerhige, plur, car. die Higedes Sommers, oder im
Sommer.
Das Sommerhonig, des —es, plur. inuf, in dee Bieuenzucht,
dasjenige Honig, welches die Bienen im Sommer eintragen,
Das Sommerbubn, des — es, plur. die —hühner, in einigen »
Gegenden ein Rahme der Sinshühner, welche iin Somnter zur Ere
Fenntniß der Oberherrſchaft gegeben werden ; zum Unterfdiede
vos den Safinaprshühnern,. Pfingähühnern, Zerbtbühnern
uff.
ie Sommer?leid, des —es, plur. die —er, ein leichtes Füße
les Kleid, welches nur im Sommer getragen wird, zum Unter-
ſchiede von dem wärmern Winter bleide.
33 > Der
4 X 4 * ns
9 N RR
\
Der Sommerkohl, des — es ‚plur.. ear. Rob‘, welcher im
$rüblinge gefäer wird, und indem gleich daran folgenden Som:
mer ſchon Köpfe bringe; zum Unterfchiede von m Winterfoble,
welcher den Herbſt zuvor gefüet wird. ©. Kohl. |
» Dee Sommerkönig, des—es, plur. die—e, eine Art Zaun⸗
kenige, ©. Gold hähnchen.
Das Sommerkorn, des—es, plur. inuf, a. Im weiteſten
Berfiande, das Sommergetreide, (©. diefes Wort, ingleichen
Born.) 2, Im engern, der Sommerroden, ©. daſſelbe.
- Die Sommerfreffe, plur. inut. eine Art Gartenfreffe, welche
im Früblinge gefäet, und im darauf folgenden Sommer gegefjen
wird; zum Unterſchiede von der Winterkreſſe.
Die Sommerkuh, plur, die — Fühe, in der Landwirthſchaft,
eine Kuh, welche inn Sommer Milch gibt; zum Unterſchiede von
einer Winterkub.
Die Sommerlatte, plur.die—n, im Sorfiwefen, junge Spröß.
linge an oder von Bäumen, welche den Sommer über in die Höhe
f&lagen, oder einen Sommer alt find; Stammlohden, Erd:
lohden: ‚©. Latte,
Die Sommerlaube, plur.: die—n, eine Laube oder grüne Hüc-
se, deren man. fi im Sommer wider die Sonnenpige bedienet,
Kit, 2, 20524.
Die Sommerlibne, plur. sie—n, von Lebne, die abhängige
Seite eines Berges, die nach der Sonne gerichtete, d. i. gegen
Dtittag gelegene Geite eines Berges oder einer Anhöhe; die Som⸗
merjeite, Südſeite, Mitt ags ſeite, im Oberd. die Sommerleiie.
Bon Sommer, ſe fern es ebedem mitSonne oderSonnenwärnie
gleich bedentend war, S. Sommern.
Sommerlich, adj. et adv. dei Sommer ähnlich, wie fommers
baft, nur im gemeinen Leben. Ingleihen in dem Sonmer
und deffen warnen Witterung gegrimdet. Die fumurliche
‚zit, die Sommerzeit, einer der Shwäbifchen Dichter. -
Der Sommerlolch, des—es, plur. inul, eine Art des Lolchs,
welderein Sonmergewächs ift, und eine berauſchende, dunm
machende Krafı bet , Lolium temulentum L. Porig, Poſt
Schweineporſch.
Das Oommermahl, des—es, plur. die — e, oder —mabler,
&, Sommerffecken.
Der Soͤmmer-Majoran, des—es, plur, inuf, eine zarte
ſehr wohlviechende Art des Majoranes, welche aber nur einen
Sonmer dauert; zum Unterfchiedg von dein Winter-⸗Majoran.
Der Sommermonath, des— ts, plur, die—e, einer von
den drep Monaten, welche den Sommer im eugften Ver ſtande
anusmachen.
Sommern, verb. imperf. neutr. mit bein Hülfswarte haben,
Sommer werden, Es ſommert heuer früh.
3.@ömmern, verb.reg. neutr,-mit dem Hülfsworte haben,
‚welches nur in der Landivirrbichaft üblich ift, Sparten geben. Be⸗
fonders fagt man von manchen ſtark belaubten und mit langen
Äken verfehenen Bäumen, daß fie femmern, wenn fie, foweit
ihre Aſte reichen, fein anderes G:wäd 2 unter ihrem Scheiten
auftommen laffen. Die Linde fommert am ſtärkſten. Dieflarfe
Sömmerungder Linde. Es aebörer in diefer Bedentung ohne
Sioerfelzu dem Riederi. Scheme, Schatsen, ſchemern, dunkel
einen und beſchatten, Shummer, Dämmerung, momit auch
unfer dämmern und das Franz. lombre, dunfel, —— ver⸗
wande find,
».Sömmern, verb, reg. act. welches mit Sommer verwandt
if, aber in verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird. 1. Din
Sonne nit rahlen ausiesen, an dik Sonne, in die Sonar legen ; im
‚gemeinen? ben einiger Gesenorn, beſonders Weaißen⸗ wol: wıan
in andern Provinzen fonnen jagt Die. Betten fommen. Dir
-
er Mm
LINE J RE A ee he 2 Sr a 7 N Sach ra ii Mae 2 VE a A a
i F BET RAR Gr — ET
: Sühnee — wenn fie fi indie Sonte legen, um ihre . J
Strahlen zu empfangen. Figüclich ſommern die Gertuer die
Brume, wenn fie die Aſte aus ſchneiteln, damit die Sonnenfirahe
len ducchfallen können, 2. Bon Gewächſen oder Tpieren, welche
man den Sommer duch erbäit, oder fie durch. den Sommer
brinat, fagt man im gemeinen Leben gleichfalls , daß man fie ſom⸗ N
mere ; inweldem Verſt ande es in ausfommern nnd überfome
mern noch üblicher ift. Auf ähnliche Art fagt man, ein SGewãchs
oder ein Thier wintern, auswintern oder uberwintern, es durch
den Winter bringen. So bald ſich das Schaf ſommern kann,
ſeine Sommernahrung ſuchen. 3. In der Landwirthſchaft iſt ſöõm⸗
mern, einen Brachacker mir Sommerfrucht beſtellen, auſtatt ihn
ganz müßig liegen zu laſſen. Die Brache ſoͤmmern. sin geſom⸗
mertes Leld. So auch die Sömmerung.
Anm. Aus der erſten Bedeutung erbellet, daß Sommer und |
Sonne ſeht nahe verwandt find, und daß das erfie eigentlich die
Sonnenwirme bezeichnet, welche Berwandtſchaft aus Sommer⸗
ſeite und andern noch erweislicher wird. SD. Sonne Ann, © ©
Das Sommerobil, des—es, plur. inui. Obſt, welches noch
im Sonimer zur Reife kommt, und ſich auch nur den Sommer Br
über Hält, Frühobſt; zum. Unterſchiede von dem Winterobfe, 4
welches erſt gegen den Winterreifen.
Der Sommer = Punct, des—es, plur. die—e, in der Altro⸗ —
nomie, derjenige Punct in der Ekliptitk, in welchem die Sonne zu eg
Mittagedem Zenithe am nächflen fommt, weil ale dann der Som —
‚mer feinen Anfang nimmt.
Der Sommertoden, des—s, plur. inul. eine It he
ckens, welcher imFrühlinge gefäet wird, und den daranf foigenden, A
Sommer geerntet werden kaun, Semmerkorn; zum Unterſchiede ä
don dem Winterrocken oder Winterforne. _ a
Der Sommerrübefamen, im gemeinen Leben Sommerrüb: EN
fen, des —s, 3 inuf, eine Arc des Rübeſameus voerKübfehs > -
welcher im Frühlinge gefäet wird, und in demdarauffolgenden \
Sommer reifet ; zumlinterfidiede von deimWinterübefamen oder >»,
Winterrubfen. —
Die Sommerſgat/plur. inuf, Sr Die Saat oder das Sien '
des Sommergetreides,2, Die Saat, das ift, der aufgegangene Sa⸗
me des Sommergetreibes, ebe es ſchoſſet. 3. Zu einigen Ger
genden wird auch das Sommergerreide ſelbſt die Sommerſaat
genannt. N
Die Sommerfeite, plur. Sie—n, die nad) der Sonne, 8. u
nach Mutag oder Süden gerichtete Seite eines Dinges;die Wie:
tagsfeite, Südjeite. Die Sommerfeite eines Baumes, Has
fes u. ſ. f. Die Sommerfeite eines Berges, in einigen Gegen
den die Sommerlehne, im Dberd, die Sommerleite.
Die Sommerfproffe, plur. die—n, ©. Sommer RFgERM:
Sommerfpröflig, ©. Sommernedig.
Der Sommerfiand, des—es, plur. die — fände, Ze den
» Zägesn, der Stand eines Wildes im Sommer, der Det, wo es
fich im Sommer aufzuhalten afleger; ; zum urietſchiede von dem. “
Winterfignde, ee
Die Sommerfioppel, plur. die—n, in der Eantwirthfehaft,
die Stoppeln des Öommirgetreides, wo es auch im Singular cols
Vective gebraudı wird. Das Vieh auf die ——
“treiben
Der Sommerteg, RAR plür: die—e, ein Tag im Some
mer ;ingleichenein Tag wie in Sommer,
Das Sommerthierchen, des—s, pluri ut nom. Ang. in
einigen Örgenten, ein — bnderScpnrealsdiyen, oder Schnee⸗
tropfen, Galanthus L, villeicht weil. das daraus deſti lierte
Waſſer die EN oertreiben ſoll. bei Ze
om
*
Be om a Be. 66
Dir re es, plur: die—vögel, Vögel, Trelge "ihre Beſchaffenbeit weiter zn beftimmen. Dasik doch ein ſon⸗
. fich be ns nur imSommer ſehen laſſen. Im engern und gewöhn⸗ derbarer Fall. Eine fonderbare Orthographie. Lin fonder:
lichten Berftande werden die Schmetterlinge oder Tagefalter, barer Sag. Das iftfonderbar. Es wäre doch fonderbar,
- Papiliones L. auch Sommeruögel genannt, ‘©, Schmei⸗ wenn er nicht Abſchied nehmen ſollte. Dieſes Wort deutet
sterling. bloß das Befondere, das Auszeichnende, Ungewöhnliche an, und
Die Sommerweben, fing. inal®, Sommer: 2. läſſet es zwar unentſchieden, ob das Ungewohnliche vorttefflich
Der Sommerweizen, des —s, plur.inul. eine Art des Mei oder ſeltſam iſt, neiget fich aber doch mehr dem letztern. Im
zens, welcher im Früblinge gefäet, und in dem darauf folgen- » Dberdeutfchen gebraucht man es auch alsein Neben - und Bindes
‚den Sommer geerntet wird; Unter ſchiede von den Winters mort, für befonders, inföndecheit, vornehmlich, in welcher Ge⸗
weisen. ſtalt es. aber im Hochdeutſchen fremd iſt.
Die Sommerwende, die — n, die Sonnenwende im Som» Die Sonbderbarkeit, plur. die—en, 1, Die Eigenſchaft eittee
‚mer, der längfte Eier ; zum Unterfehiede von der Winterwende, Dinges, da es fonderbar iſt; ohne Plural, : 2. Eine fonderbare
©. Sonnenwende, Sache. Sonderbarkeiten der Orthographie.
Das Sommerwetter, Jes—s, plur. inufit. "Has Wetter, d. i. Sonderheit, ein nur in inſonderheit übliches Wort, S. daffelbe.
die Beſchaffenheit der Luft, im Sommer, ingleichen Better wie. Die Sonderleute, fing. inul. in einigen Gegenden Weſtphalens,
im Sonmter, unangeſeſſene leibeigeneLeute, welche daher nur inAnfehung ibrer
Die Sommerwitterung, plur. die—en, wie das vorige, ohne _ Perſonen leibeigen find; zum Unterſchiede von den Sofhörigen.
-Mural, Ingleichen von Ahänderutigen diefes Wetters oder dieſer Sonderlich, adj. et adv. gleichfalls von dem beralteten Bey⸗
Witterung, mit dem Plural. und Nebenwort ſo nder, von andern Dingen abgefondert, für be:
Die Sommerwolle, plur. car.in der Landwirthſchaft, diejenige fonder und befonders, 1. *Eigentlih, Fe eine gerde ſonder⸗
Wolle, welche den Schafen im Sommer gewachſen iſt, und ihnen lich, ı Mof. 32, 16. Feglichen fonderlich verbövey. Bift.
im Herbfte abgenommen wird ; zum Unterfchiede von der Win* Syf.v.5'.Dem wird gegeben für feinen Glauben wine fon:
terwolle, welcheibnen im Frůbunge abgeſchoren wird. Pr — — 34 3% N ee iſt —* Im
ochdenifihen veraltet. 2. Figürlich. (1 nen vorzüglichen
Die Sommerwurz, S. Sonnenwurz. —Grad der Güte habend; in der vertraulichen —— fo wohl
Der Sommerzauntönig, S. Goldh ahnchen. als ein Beywort, als auch ale ein Nebenwort. Deine Liebe if
Das Sommerzeichen, des —s, plur, ut nom, fing. in der mir fonderlicher gewefen, als Syauenliebe, ı Sam. 1,26. 28
Aſt rono mie/ die drey himmliſchen Zeichen, in welchen die Sonne ifi nichts ſonderliches an ihm, nichts beſonders vorzügliches. Das
‚ den Sommer über verweiler ; welche bey uns des Krebs, der Löwe Haus, das ich bauen will, Toll groß und ſonderlich ſeyn, ®
und die Jungfrau find. ; Chrom. 2,9. Es ſchmeckt nicht ſonderlich. Roch mehr, (7)
Sonach, S. So Anm. ⸗ einen vorzüglichen Grad der Wichtigkeit, der inuern Stärke Ban
bend, gleichfalls nur in der vertraulichen Sprechart, wo es u&
auch nur am haufigſten mit der Verneinung gebraucht wird Mag
wird Feine ſonderlichen Zolnen haben, Teinebefondern, Er iſt
nicht ſonderlich groß, veich, vornehm u. ſa f. Sie i nicht ſon⸗
derlich auf ſeiner Seite. Dazu ſchicke ich mich nicht ſonder⸗
lich. Darum, daß ihm fonderlid geholfen ward, 2 Chrom,
26,15. (3) Aufeinevorzügliche Art, als ein ER für
Sonder, adj. et adv. von andern Dingen abaefondert;; ein im
2 Hochdeutfchen veraltetes Wort, wofür das zuſammen gefeßte bez
“= fonder üblich iſt. Es fammle ih das Waffer an fondere Grter)
1 Moſ. 1. Lege dein Almoſen an einen fondern Ort, Sir,
29, 15.. Daer fie fegnete, einen jeglichen mit'einem ſon⸗
Lern Senen, 1 Mof. 49,28. Diefondere Derforgung Gottes,
J —3 — ern, das Zeitwort.
% — ——— Se ger * — befonders, infonderheit. Die vorſehung Gottes waltee
Sonder, ein Vorwort, welches mit ohne gleich bedeutend iff, fo fonderlicp über “Sirjenigen, welde u. ff. Das gefipie:
4 wie daffelbe die vierte Endung erfordert,aber im gemeinenSpradye bet fonderlich defwegen, damis n. f.f. Ich bade micMfon-
gebrauche der Hochdentfchen veraltet iſt, und nur noch zuweilen derlich befi se an A
scbeaucht wird, befonders bepden Dichten Sonder Zweifel, a; — efliſſen, das Evange ium zu predigen, Nö.
Sonder Scherz . Sonder große Mühe. Ynm, Schon bey dein Willicam ſume runs
Seit, daß ihr Opfer bringt, der Ceres fonder mich, Opik, Der en i& — e8, plur. die —e, Ein einzelnes, von ;
Die Liebe, die dic Franke, iſt Liebe fonder Geit, Gell. andern abgefondertes, oder trennbares Ding ; eine ungewöhnliche '
Dean finder zwar auch Vedſpiele in der dritten Endung, Bedeutung, in welcher einige die trennbaren Vorwörter in der
Was ſoll mich ſonder dir im Leben Fonnen Iaben? Opitz. Syrachfunft Sonderlinge genannt haben, "Fu gewähntichern
Welche aber wohl ale Ausnahmen von der Hegel, wo nicht gar Berkande, iA ein Sonserlin ———
als Sprachfehler betrachtet werden müſſen. Ju Oberdeutſchen a iR : r ” Pe —6
ya k miüher, das Gegentheil von dem zu thun und zu äußern , was der
findet man es auch als ein Biude · oder Nebenwort. Dev. Schenke Gebrauch, oder die Ratur derliiuftände erfordert, weil fie fich da⸗
des Röniges Pharao brachte zwey Fahre su, fonder an Jos durch von andern gleichfam abſondert oder aus zeichnet
fepb zu gedenken, für ohne; auf welche Art es im Hochdeut⸗ Sondern, verb.regul, act. welches iheilen, von einem andeen
ſchen noch feltner ift. Hingegen iſt es im Niederdentfchen ſo wohl , Dinge trennen bedeutet, und zwar fo wohl dern Raumes and dern
‚Für außer, es fey denn, als auch für aber üblich, körperlichen Zuſammenhange nach, als der Verbindung, dee Gre
° Anm. Im Niederſ. ſunder, bey dem Ulpbilasfundro. Auch meinſchaft nach. Er forderte die fprenglichten. und bunten
I. bier ift der Begriff der Abfonderung der herrſchende. Das Latein, Bote ı Mol 80,35. Du ſollſt die Leviten fondern von den
© fine iſt genau damit verwandt, vielleicht auch Shnefeldit;tenn ° Kindern Ifrael, 4 Mor, 8. 14, Wo dur die Srommen leh—
der Birchlaut if oft ein müfiger Vorflag. ©: Sondern. zeit, ſich fondeen von böfen Leuten, Jer 15, 19. Es wird,
Sonderbar, er, —fe, adj. et adv. von dem veralteten Bey⸗ im Hochdenifchen wenig mehr arbraucht , ſeitdem das zuſammen
worte Sonder und der Xbleitungsiulbr bar, befondere von andern geſetzte abſondern Üblicher geworden. - Nur bey den Ditern
ſfich vorzüglich aus zeich nende Eigewidhaften anfich hakend, ohne kommt es noch zuweilen vor, Hier athmet ev Ruhe,
i . 1 8* V on
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143 Pr f £ " u Ä
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Don dem leeren — der At Befunde BEER, Die Sonne, plur, die—n, 4 beſtãndig — Gimmetefie-
So auch die Sonderung. ©. auch Ausfondern.. [
Anm. Im Niederf, fündern, im Angelf, [yndrian, afyn-
drian, bey dem Kero kilontron. Das Stammwort ſon, wel⸗
ches mit dem Lat, fine vrrwandt iſt, hat allem Anſehen nach eine
körperliche Theilung bezeichnet, welche denn wieder eine Figur
der Bewegung und ibres Lautes ſeyn würde, (S. auch Sünde und
per, welcher den ihm zugetheilten dunkeln Karen oder Planen“
Kichtund Märtme ertheilct. ;
«2, Eigentlich. Die Sixferne find fo —* Sonnen, deren
jede die Quelle des Lichts und der Wärme für ihre Planeten.
il. Einen einzigen nebeligen Stern verwandelt das Fern—
glas im einen Simmel voll Sonnen, Käftı, Ju engerer und
Sonft.) Übrigens iſt diefes Zeitwort der Stamm fo wohl von
dem folgenden Birdeworte fondern, als auch von ſonder und ſei⸗
nem Geſchlechte.
Sondern, eine Partikel, welche jegt nurnoch als ein Bindewort
üblich iſt, ehedem aber auch als ein Neben: und Vorwort gebraucht
wurde, Sie bedeutete, 1. * Ausgenommen, außer, weiches eine
der erſten Bedeutungen iſt, die aber nicht mehr gebrandht wird,
Um fechs Uhr waren beyde Städte abgebrannt, ſondern von
einer Pforte blieben etliche Sänfer Heben, in der Frankenb.
Ehron. bey dem Friſch. 2. * Aber, eine gfeichfallg veraltete Be⸗
deutung, wovon Frifch ein Nicderdeutfhes Beyſpiel anfübrer,
Dir gebrauchen es jeßenur noch, 3. als ein adverfarives Binde
wort, etwas in dem Nachſatze zu fegen oder zu behaupten, wenn in
den Borderfage eine Berneinung vorher gegangen. „ Nicht ung,
Berr,fensern deinem Nahmen gib Ehre, Pf. 115, 1. Ich wer—
de nicht ſterben, ſondern leben, Pſouus, 17. Laß der Sunde
nicht ihren Willen, fondern herrſche über fie, ı Mof,4,7. So
auch, wennin dem VBorderfage nicht nur, niche allein vorher ges
gangen, da denn in dem Nadhfage fondern auch folge. Ich babe
es nicht nur gefeben, Sondern auch gehoret. Du haft es nicht
allein gethan, fondern du haft es auch nach der. That gelaug⸗
net. Wo das fondern auch zuweilen verſchwirgen werden kann.
Du haft es nicht allein getban, du haft es auch nach der Thar
gelaugnet. Er iſt nicht allein ganz unwiffend, er haſſet auch
noch allen Unterricht.
Anm. Schön bey dem Ottfried funtar, fantir, im Miederf,
funser, fondern. Es iſt mitdem-akten Vorworte fonser ein und
„eben daffelde Wort ; denn das n am Ende ift erſt in den ſpätern
Seiten ängehänget worden. Go wie hier der Begriff des Abfon-
derus der berrſchende iſt, fo ſcheinet das Lat. gleichbrdeutende [ed
mit unjetu ſcheiden eines Geſchlechtrs zu ſeyn.
Sonders, ein Nebenwort, für befonäeme, welches im Hoch deut⸗
chen veraltet iſt.
Bsif von hin nit fonders ferr x
In wald ein grSffes bawenses ſchwein Theuerd. Kap. 41,
Daß überall don ihm die Sage möchte gehn,
Der Mann konn auf die eur ſich ſonders wohl vertzehn,
Opitz.
Es Tonımt mat noch in den Kanzelleyen vor, beſonders in der For⸗
mel? Und bleiben euch fammt und ſonders in Gnaden gewo⸗
gen; d. 1. iusgeſammt und jeden ins beſondere.
Der Sonnabend, des—s, plurdie—e, der letzte Tag in der
ode, weicher unmittelbar vor dein Sonntage hergehet. "Der
Genitiv wird wie bey den übrigen Wochentagen auch adverbifch
gebraucht; Sonnabends, für am Sonnäbende.
Anm. Schon bey dem Dirfried Sunnunabend. Abend be
deutet bier, wie auch ſouſt, den Tag ver einem Fefte,fo daß Sonn:
abend eigentlich den Tag bezeichnet, welcher vor dem Sonntage
bergeber, vollſtändig Sonntagsabend. Die Oberdeutfchen nen«
nen diefen Tag am liebfien Samftag, (©. diefes Wors), und.die
Niederdeutfehen Saterd ag, Engl. Saterday, welches aus Sa:
turne-Eag, Die: Yaturni, zufammen gezogen iſt.
7
- der Sonne verbrannt.
gewöhnlicherer Bedeutung verftehen wir unter der Sonne ſchlecht⸗
hin denjenigen leuchtenden Himmelsförper, welcher uuferer Er d⸗
Fugel Licht und Wärme mittheilet. Die Sonne zebt auf, geht
unter, Der Yufgang der Sonne. Die Sonne fcheiner,weun fie
gefehen wird, Die Sonne sicht Waffer,im gemeinen Leben, wenn
fie zwifchen zwey dichten Wolken durchfeheiner, wobey man helle
Streifen an dem Himmel ſiehet. (©; Sonnenzopf.), Die Sonne
better unter ſich, auch imgemeinen Leben, wenn fi die Wolfen
am Tage unter der Sonne zufammen ziehen, worauf ungefiüm -
Wetter folgen fol. Die Oberdeutſche Deelination,in der zwchten
und dritten Endung der Sonnen für der Sonne iſt den Sochdeut⸗
ſchen eigentlich fremd, obman ſie gleich bey manchen Schrififiee -
lern häufig findet, Es geſchiehet nichts Neues unter dan Sonnen,
Pred.u,9. Sich der Sonnen freuen, Kap. 7,12, Außer wenn es
ohne beſiimmten Artikel ſtebet da es aber der Angehängte Artikel
iſt. Vor Sonnen Aufgang. Nach Sonnen Untergang. We -⸗
che Form auch in den folgenden Zufammenfegungen Statt finder,
2, Figürlih. (1) Sehr häufig verficher man unter dem Worte
Sonne die Sorinenftrahfen. Die Sonne hicht, brenner. von
Etwas an die Sonne, in die Sonne le:
In die Sonne geben, treien, ım Gegenſotze des Schatz
gen.
tens. Bey den ehemabligen Kampffpielen wurde den Kämpfern
die Sonne gleich ausgecheilet d, i. fir wurden jo geftellet, daß die
.
Sonne feinem mebr in das Geſicht ſchien als dem andern, () |
Inder Deutſchen Bibel wcd Gott mehrmahls figürlich dieSon⸗
ne dieSonueder®erehtigkeitgenahut. AicherhabenePerfonun, |
welche Erkenntniß und Thärigfeisum ſich her verbreiten, werden
. ander höhern SchreibartSonnen genannt. Noch mehr w'rb dies
‚verglichen feyn, ob fie aleich,wre Theophile fagt, ihr in nichts wein
fes Wort in der dichter ſchen Sprache der Liebe gemi$brandht, wo
nicht nur fhöne Augen, fondern auch ſchöne Perſonen jelbiSon= -
nen genaunt werden, Gelb Buhlerinnen wollen mit der-Suune
ter ähnlich find, als Daß beyde fürjedermann find. (5) Dertag, _
der Anbruch des Tages, doch nur in der höhern Dichttunſt.
Mit jeder Sonne ſoll mein lauter Lobgeſang
von allen Welten wie derhallen Raml.
Anm. Schon ini Jfidor und beh dem Kero Sunnu, ben dem
Ditfried Sunna,bey dem Ulphilas Sınno, im Riederf. Sunne,
im Angelf.Sunna, Sunaa,im Engl. Sur, bey den Krainerifchen ü
Wenden Sonze, & ift ode allen Zweifel sin Abkdumliag von ;
ſcheinen und fehen, weil dag Licht das eigenthümlichſte Mer ⸗·
mahl diefes Himmelstörpersift, deffen helles Licht durch das in» 3
tenfive verdoppelten bezeichnet wird. Das einfachere Sun war i
von fehen ehedem fehr gangbar ; fo iſt $ 3. dry dem Moser
Anafune, das Angefiht. Indemalten Gedichte auf den hei⸗
ligen Anno beißt die Sonne mit dem nabe verwandten m, Sum-
mi, welches die Berwandifchaft mit Sommerbeftäfiger. Mit
einem andern Endlause heißt Diefer Hiumelsförper im Shwed.”
Sol, im Dänifhen Soel, im Zettiſchen Saule, im £at. Sol, im
Watt. Hawl, im Griech gArog , welde. zunädh van einem
veralteten Sabl, Glanz, Licht abſtammen. (S. ı Sabl.)
Bey vielen alten Ob deniſchen Schriftſtellern z. B. den Schwã⸗
biſchen Dichtern, iſt dee es Wort männlichen Beſchlechtes, Iher
— &, R Süs,
Sonnen,
—8
Me " mr BR ER Et 2 * — — F * 1 —
Sr Se | .»_ » Son -.. 146»
E' Sonnen verb.reg. act. an die Sonne legen, den Sonneuſtrah⸗ Das Sennenjaht, des—es;, plur. die—e, daejenige Jahr,“
“= Iemauefigen. Die Betten fennen. Die gühner fonnen ſich, welches nach dem Laufeder Sonne beftimme wird, die Zeit, im :
wenn fie ſich an oder in die Sonne legeñ. welcher die Sonne die zwölf Zeichen des Thierkreifes durchläuft, -
Bier fand ich auch din Amor, — . Das Sonnenjabr beſtehet aus zwölf Sonnenmonarben und hält :
Der feine Slügel fonnte, Haged, Eh 365 Tage, 5 Stunden und 49. Minuten: Es wird dem Monds⸗
So auch das Sonnen. a jahre und bürgerlichen Fahre entgegeigefeßt, -
a7 Anm. In einigen gemeinen Munderten fennen, im Niederf, Ber Sponnentäfer, des—s,.plur. ut nom, fing. eine Art
funnen, funnigen. Andere, befonders Oberſächſ. Mundarten = Käfer mit abgeflugten Fühlhörnern, deff m Körper einer durchs
gebrauchen dafür aud) femmern. ©. daffelbe.: ſchnittenen Kugel gleicht und farbige Flügeldeden mit weißen, ro⸗
Tas Sonnenauge, des— s, plur. die—n, eine Art Dpal, , then oder ſchwarzen Puneten hat ;-Coccinella Linn. Viel-⸗
welche auch Ragenauge, Elementflein,und Augenſtein genanne 3 Teict weil er fich gern im Sonnenſcheine aufhält. Schon Now
wird; Silex Dans RR 27% ER ter nennt ihn Suncheuer.- - 4
Die Sonnenbahn; plur. die— en, S. Sonnenfirafe. Sonnentlar, adj. et adv. fo hell und klar wie die Sonne; am :
Der Sonnenblid, des — es, plur. die — e, ein Blid der Sons : hänfigften im figürlichen Verſtande, den höchſten Grad der Deute :
ne,dabdiefelbeauf kurze Zeit durch dte Wolfen oder Dünſte ſcheinet. Tichfeit, Erweislichkeirund Faßlichkeit habend. Pine fonnenklare *
— Dieß iſt ein Sonnenblick, Sad, Wahrheit. Er iſt ſeiner Betriegereyen ſonnenklar
& Der mubfam ſich durch eine Wolfe fielt, Weiße. tberführer worden, Naben
Die Sonnenblume, plur, die —n, vine Pflanze, dern große Der Sonnenfoller, des — 8; plur. inuſ. eine Art des Kol: -
gelbe Blume die Geſtalt einer Sonne hat; Helianthus annuus» Tersben den Pferden; da felbige den Koller befommen ; wenn fie :
und multiflorus Zinn: Sie iftin Peru und Mexico einbeis- Tangevon der Sonne befchienen werden ; der Sonnenfchuß.
mifch und aus Diefen Ländern ir unfere Gärten gefommen, Bone Das Sonnenkraut, des’ — es," plur,“inuf, bep einigen ein
einigen wird fie Sonnenfrene genannt, : 2% Rahme der Cichorie oder des Wegewartes.
Der Sönnenfächer, des — s, plur. ut. nom. fing. ein Fächer, Die Sonnenkrone, ©. Sonnenblume;t-
ſich damit vor den Sonnenftrahlen zu verwahren; zum Unter - Der Sonnenlauf; des — es, plur, inüf. die ſcheinbare Bewer -
fehiede von einem Seuerfächer. ©. Sächer. - gung der Sonne um die &rde,
. Die Bonnenferne, plur. die — n, in der Aftronomie, der Zus F au Sonnenlehen, des —s, plur:iut nom: fing. eine Art’
ſtand eines Planeten, da er in feiner Bahn am weiteften von derr Lehengüter oder Güter, deren Befchaffenheit noch fireitig ift, das -
Sonne entfernctift, und der Punch, in welchem er am weıteffens her fih auch d.n dem Urfprunge- ver Benennung nichts‘ gewiffes ”
- von ihr entfernet if, Aphelium; zum Unterſchiede von derSons « fagen läſſet. Viele erklären es durch ein freyes eigenes Gut, wels »
nennäbe, Perihelium. Diejenigen, welcheder Sonne und den 7 des von niemandemals der Sonne zu Lehen geher, Aber da diefe *
Planeten eine Bewegung um die Erde zuſchteiben, rennen dieſe Figur ſehr bart und ngewöhnlich ifk, fo würde, wenn die Son: =
Punecte die Erdferne, Apogasıım, und Erönabe, Peri gaeum, - senlehen oder. Sommengüter; tie fie auch genannt werden/ freye?
Die Sonnenfinfterniß, plur. die — ffe, eben daſelbſt, die Ber» - eigene Güter find, die erſte Hälfte wahrſcheinlicher von fein, "ebes =
iuſterung der Sonne duch den Mond, wenn der ſelbe zwiſchen ihr _ dem lung, abſtammen; ſo daß es fein eigenes Lehen bedeuten ®
und der Erde tritt, und fie auf eine Zeit lang bedecket. “würde, weiches bey dent Beſttzer ſelbſt zu Zehne gehet. Siehe *-
Der Sonnenflöden, des— 8, plur. ut vom. ling,- 2, Fle⸗ESchilters GloM:S. 545. Haltäus Glo M v. Sonnengut, Lens -
den, oder dunfele Theife in der Sonne, welde von den Nenern? nei Landfied; S. 57.71, Buri Lehnr. 437," &
für Wolfen oder Nusdünffungen gehalten werden.“ 2. Bon eini-⸗ Bie Sonmenluft, plur.car. inder Aſtronomie, der um der Gonz *
5 gen werden auch die Gommerfleden im Gefichte Sonnenflee - ne befindfiche der Luft ähnliche flüſſige Körper, --
en genannt, — — * Der Sonnenmonath, des — es plur.die —e, ein Monath.
Die Sonnenfrucht, plur. die — früchte, bey den Neuern ein“ deſſen Dauer durch den Lauf der Sonne beſtimmt wird, die Zeit, -
Amerifanifches Gewachs, deffen zweyfacherige Capſel auf beyden + in weldjer die Sonne eines von den zwölf Zeichen des Thierfreifeg :
- Seiten Strahlen wie eine Sonne har, Heliocarpus Linn. durchläuft; zum Unterſchiede von dem Mondsmonathe. Ein *
. Der Sonnenteper, des —s, plur. ut nom: ling, eine Art+__ Shnnenmonath befichek nach der mirtlert Bewegung: der Sonne "
Geyermit nacktem Kopfe und Halje, defjen Kopf mir einem Lichte aus 30 Tagen, 10 Stunden, 29 Minuten und 5 Seceunden..
ee ne a a rn u
——
kreiſe umgeben zu ſeyn ſche net. Klein hält ihn für das Weibchen“ Das Sönnenpferd, des —es, plur:die—e, in der Mytholo⸗
J des Kuttengeyers, VulturMonachus, . N gie, die Pferde, welche den Wagen der Sonne ziehen,
Der Sonnenglanz, des —es, plur. inuf, eigentlich dee Glang Der Aberglaube kampft und fliebr zugleich,
7, Ber Sonne, , ‚In einigen Gegenden wird diejenige Schwäche der Wie vor den Fühnen Sonnenpfersen,‘.
"2 Augen, da man ein Steben in denfelden empfindet, wenn man in Die blinse Nacht voll Selbfiverttäuen, Kaml;'. >
E die Sonne fiehet, der Sonnenglanz, Sonnenſchein oder Son: - Die Sonnenpflanze, plur. die=-n, bed einigen Neuern, ein ’
5. nenfepuß genannt. ‘ Nahme ver binfenfürmigenKfapperfchote, Crotöllariaiuncea *
— Die Sonnengoldblume, plur. die —n, ein in dein füdlihen» Linn. weldein Oſtindien einheimiſch iſt
Erropa einheim iſches Gewaͤchs, welches beo uns in den Bärten « Der Soͤnnen⸗Quadrant / des en⸗ plur. die— en, ein Qua⸗
2. gegegen wird, uud auf der Spitze des Stängels goldgelbe Blu» + draus, die Höhe.der Sonne damit zu meſſen; ingleichen ein Qua⸗
men bürftengeifeträget, wie die Schafsärbe. - dran, fo fern man ibn gebraucht, die Stunden des Tages damit ’
Das Sonnengut/ des— es, plur. die— guter, Siehe Son⸗zu erfahren, eine Sonnenuhrj welche aufeinem Quadranten ber»
&
7 mnenlehen. cſchrieben wird. 2, |
Der Sonnenhof, des — es, plur. die — höfe, ein Sof, d. Der Sonnenrauch, des — es; plur:doih nur von mehrern Arz :
a } ten, die e, befondere Dünfte,; welche nicht fo feucht als andere v
r Hchter Kreis um die Soune. * elche
Die Sonnenböbe, plur. die — n, in der Aftronomie, die Höhe: find, und beh dürren und warmen Sommertagen entſtehen. ©,
*
5 der Sonne über dem Horizonte, - i veerrauch
Adel. w.4. Thl.2. Auft — Dier
—
Br
Der Sonnentögen, des ⸗ plur. utnom. fing. ein ſchwa⸗
cher Regen, bey oder nach weichem die Sonne ſcheinet, und weis.
der nach einiger Meinung den Honigthau hervor bringen fol.
Sonnenreich, —er, —fe, adj.etadv: viel Sonne oder Sons
nenſchein habeud.
ſonnenreiches Wetter.
Der Sonnenring, des —es, plur. die—e, in der Mathema⸗
iik, eine Sonnenuhe in Geftalt eines Kinges. —
Die Sonnenſcheibe, plur.die—n, in der Aſtronomie, die Sons
ne, fofern fie eine flache Scheibe zu ſeyn ſcheinet. “
Der Sonnenfchein, des— es, plur.car. ı. Das Sceinen
der Sonne, der Zuftaud, da ihre Steahlen durch kein Hindernif
anfgebaltenwerden. Wirhaben Sonnenfcein, 2, Eine Schwä-
: de der Augen. S. Sonnenglansz.
Die Sonnenſchildkrote, plur. die—n, eine Art Schild-
frören, welche in Oſtindien eiuheimifch if, Teudo geometri-
ea. Linn. ei
Dee Sonnerfchirm, des — es, plur. die — e, ein Schirm, die
Sonnenftrahlen damit von fich abzuhalten; Franz. Paralol,zum
Unterſchiede von einem. Regenfchirme,
Der Sonnenfchuß, des— ffes, plur. inuf. 1. Der Sonnen:
Folter, (S.diefes Wort) 2. Eine Schwäche der Augen, S. So »
nenglans. i —
Der Sonnenſtaub, des — es, plur. car. Diminut. das Son⸗
nenſtäubchen, Oberd. Sonnenſt aublein, der in einem Zimmer
‘herum fliegende unmerklich kleine Staub, welchen man nur als⸗
dann fieher, wenn die Sonne durch eine kleine Offnung in daffelbe
ſcheinet. Man gebraucht dieſes Wort oft, etwas unmerklich klei⸗
nes zu bezeichnen, ; \
Der Sonnenftein, des—es , ‚plur: die —e. 1. Eine Art un⸗
edler Steine, auf: welchen Bas Bild einer ſtrahlenden Sonne ber
findlich ift, „dergleichen zu Maffel in Schleften gefunden werden.
I 3, Eine Art Opal, welcher durch ſicht g iſt und wenn er- am Sons
nenlichte umgewardt wird, das-Bild-der fortrüdenden Sonne
geiget. *
Der Sonnenſtrahl, des —es; plur. die — en. 1. Die von der
ger —— Lichtſtrahlen. In der höhern Schreibart
wird es auch zuweilen im Singulat colleetive gebraucht. Auf ei⸗
nem-Sügel lag der Greis Menalkas am mildern Sonnenſtrabl
und fab durch die herbftliche Gegend hin, Geßn. 2, Eine Art
Tellmuſcheln mit Strahlen.
Die Sonnenftraße, plur. dir —n, in der Aftronomie, der Weg
am Himmel, welchen bie Sonne imihrereigenen Bewegung durch»
zulaufen ſcheinet; die Ekliptik, Sonnenbahn, der Sonnen:
zirkel, Sonnenweg. Daeigentlich nicht die Sonne, fondern die
Erde diefen Weg zurück legt, fo follte er billig die Erdbahn, Erd:
ſtraße heißen, —
Der Sonnentag, des — es, plur, die — e, int der Chronologie,
ein T o fern deſſen Dauer durch die ſcheinbare Bewegung der
ee beflimmt wird, der folglich 24 Stunden hält;
der natürliche Tag, der bürgerliche Tag, zum Unserfchiede won
dem kunſtlichen, d; i. derjenigen Zeit, in welcher die Sonne über
unferm Horigonte geſehen wird.
Der Sonnenthau/ des — es, plur. inuf. eine Pflanze, ande
ren feinen gaferigen Würgeln viele Blätter in Geftalt einer Hofe
hängen, welche auch an den heißeſten Sommertagen Fleine gläns
gende Waffertropfen enthalten, welche ausden Blättern ſelbſt her⸗
vor ſchwitzen; Drolera Linn. —
Die Sonnenuhr, plur. die —en, eine Fläche, auf welcher die
Stunden durch den Schatten eines Beigers im Sonnenfcheine bes
ſtimmt werden; im gemeinen Loben der Sonnenweifer, Sonnen:
Lin fonnenveiches vorhaus. Trodnes und.
—— Eee N a DE ze U A a ——————
3 X — ng ——— 7 RL N ne DR
geiger: Daher die Sonnenubrfunf, die Kunfk, bergleichen U
ven zu verfertigen, Gnomonica. 00
Der Sonnenwedel, des—s, plur, inuf, ©. Wegewart, 1;
Der Sonnenweg, des — es, plür die—e, ©. Sonnen:
ſtraße. J
Die Sonnenwende, plur.die—n. In der Aſtronomie. Die |
Zeit, da die Sonne den längſten und den fürzeften Tag macht, weil
fie alsdann in ihrer Bahn fich rückwärts zu wenden fheinet; der
-Sonnenfillfiand,Solkitium.SchonimSchwabenfp.Sunuuen-
de, in den fpäteen Zeiten Sonnenkanbung, Sonnengicht, Sun⸗
gicht. 2. Auch die zwey Zirkel, welche von den zwey äuferften
Duncten der Sonnenbahn beſchrieben werden, die Tropici,'vere
den daher von einigen Sonnenwenden, von andern und mehrern
aber Wendesirkel genannt. 3. Ein Nabme der Eichorie oder Wer
gewart, welche auch Sonnenwedel, Sonnenwirbel, genannt -
wird, weil fich ihre Blume allzeit nach der Sonne wendet oder
Tebiet. (SG. Wegewart.) 4 Eiue Pflanze welche in Oſtindien und
dein füölichen Amerika einheimiſch if, und deren Blume fih nach
P R 5 e
den Laufe der Sonne wendet , Helioiropium Zinn,
Der Sonnenwirbeb, 3es—s, plur. utnom. ling. 1. Siehe
das vorige, 2. Eine Sorne mir den zu ihr. cebörigen Planeren,
weil fich ſelbige in Wirbein um ſich drehen; dar So nen Syſtem.
Die Sonnenwurz, plur. ınuf. eine Pflanze, welche auf den
dern und wochen Wiefen wild wächſet;, Orobanche Linn,
Sommerwursz.- , N
Der Sonnenzeiger, des —s, plur. ut nom.fing. der Zeiger
an einer Sonnenuhr. Jugſeichen die Sonnenuhr ſelbſt.
Der Sonnenzirkel ves—s, plur. ut nom. fing. 1. Inder _
Aftronomie, (S. Sonnenfiraße.)- 2. An der Chronologie, eine
Reihe von 28 Jahren, nach deren Endigung dic Sonu umd übrie
gen Wochentage wiederum auf die vorigen Tage des Julianifehen
Jahres fallen, und alfo wiederum mit einerley Fuchfiaben bemer⸗
ket werden, — ——
Der Sonnenzopf, des — es, plur, die — zöpfe, im gemeinen
Leben, die Streifen am Himmel, wenn die Sonue, wie man ſagt,
Waſſer zieher, ©. Sonne. :
Das Sonnett, des— es, plur, die —e, eine ſehr gezwungene
Art Gedichte, weiche aus vierzehen gleich Tangen Zrilen beſtehen,
Nahe iſt, fo wie die Suche ſelbſt Franzöfifchen Urfprunaes, Son
bedeutere bey den älteften Provenzal, Dichten im ı 2ten Sabrbuns
derie ein Lied, und das Diminut. Soneite, ein kurzes Lied. Die
Ilalianer gaben diefer Art furzer Lieder neue gegwungene Nrgelit,
befonders fol fich das beutigeSonnett von dem Petrarch herſchrei⸗
ben, worauf auch die Deutſchen es mit dem Italiãniſchen Rah nen
und in Anfehung der Keime vielem Zwange ausgeſetzet ſud. Der
2
Sonnetto angenommen baben, Die Holänder nennen ein Some
nett ein Rlinggedicht, welchen Ausdrud auch eihige Hochdeute
ſchen einzuführen gefucht, ungeachtet er {dom dem Dpis nicht ge⸗
fallen wollte, N : — —
Sonnicht, —er —fte, adj. et adv. nur im gemeinen Leben,
für fonnenreich. Indeffen bat doch Zachariã es in dir dichterifche
Schreibart aufgenommen.
*
—
In dem ſonnichten vorholz lauſcht der ſchimmernde
Roͤthſchwanz.
Der Sonntag, des — es, plur. die — der erſte Bag-
Woche, welcher in allen chriſtlichen Kitchen zugleich ei beriä
Feyertag if, Der weiße Söonntag,eine nodim Ober
in dee:
idi
übliche Benennung des Sonntaas nach Oſtern da Quslimodo- T
geniti, welcher in den mitsternd An and Dominıed in albis
genannt wurde, von der weißen Kleidecn weiche man in den Ale
tefien Zeiten iu den erſte wachiẽ age n mach fire zu wagen pflet Je
Der ſchwarze Sonntag, dep dem großen Haufen, "Per 5
J
*
*
FEINE ER er ©
ag.
pe 2 x * — a . z
0 Subich, weil derſelbe vorgalich ungltictich ſeyn fol. Die gold⸗
nen Sonntage, auch nur noch ben dem großen Haufen, die
Sonntags, weiche gleich anf die Quatember folgen, und welche
. mit vielem Aberglanben Leihmiget werden ; ze B. Kinder, welche
an denſelben geboren werden, können Öefpenfter ſehen, Verlödniffe
und Hochzeiten, welche an denfelben gerwoffen werden, bringen
Geld und Guru. f.f. Der Palmfonnrag di. ſ. f. —
Anm ⸗Schon im achtenJahrhunderte Sununtag, bey dem Ott⸗
fried Sunundag, im Niederſ. Sundag, fo wie er ſchon bey den
Römern Dies Solis hieß. Notker nennet ihn Frostag.-
Sonntagig, adj. etadv: was am Sonntage iſt oder geſchirhet.
> "&onntügluh, adj. etiadv, was alle Sonntage iſt oder gefchieber,
Oft aber auch wie das vorige. Der fonntägliche Gottesdienſt.
Der Sonntegsbuchftab, des en, plur. die — en, in der
Chronologie, derjenige Buchftab, welcher im Kalender alfe Sonn⸗
tage das ganze Jahr durch andeutet.
Das Sonntegstind, dbes—es, plur. die— er, ein an eimem
Sonntage, und befonders an einem goldenen Sonntage gebor-
> nes Kınd, dergleihen Kinder nicht nur Geſpenſter fehen köunen,
fondeen auch vorzüglich glücklich wirden folen.
Das Sonntagstleid, des— es, plur. die — er, das befte
Kleid ‚ welches man hat, und welches man Sonntags zu tragen
pflegt, ; ’
Sonft, adverb. wildes in allen feinen Bedeutungen eine Ab»
fonderung, eine Auswahme, eine Ausſchließung bezeichnet. Es
- bedeutet, } rt
“ 1. Etwasandereg, im Dberd. anders. Haben fie noch fonft
» etwas? außer diefem, etwas anders ° Wer weiß, was fiefonft
noch für einen Seind baben. Weil ich zuweilen in dem Zu:
> fihauer oder ſont in einem weltlichen Buche lefe, Gell. oder in
einem andern weltlichen Bucht. Was wollen fie font damit ſa⸗
.. gen? Dein Bruder oder font jemand. Ingleichen mit verneinen⸗
den Wörter, Ip habe ſonſt ichts fonft nichts gehorer,. nichts
anders, außer diefem nichts. Er bat ſonſt ni gethan. Sonſt
niemand als du. Ich babe ſonſt Feine Vorsuge als meine Un—
ſchuld. Mein Herz it mein Keicyrbum, ſonſt beige ich nichts,
Gel. Div Bedeutung, if bier. adjectiviſch, die Form aber völlig
adverbiſch
2, In mehr adverbiſcher Bedeutung. (1) Auf andere Art.
* Daniel, der ſonſt Beifazer heißer, Dan. 4, 16. Aber viel:
leicht gehoret diefe Voriellung ſonſt in die Keibe deiner Em=
pfinsungen, Gel. (2) In andern Stüden, nur im gemeinen
geben,
a Se N ie ©
”
ses jr
+ —J wegen,
=. Die fonften gräulich iſt, Doig.
43) An einem andern Orte.
nirgends. Mich däucht, daß ich ihn ſonſt wo geſehen habe.
Ja ſonß fo vernunftig. Soni bin ich gern bey dir. Komm
fonft einmab! wieder.
Du pflege doch ſonſt nicht fo zu denken.
Der Schıffer, font ein finfiver Mann,
Sa) feine Schonen freunslih an, El.
fd. Sonſt waren wir gute Sreunde, (5) Im entgegen ee⸗
2. feßten Falle, wo es zugleich etwas von einem verurſachenden Bin⸗
u. „beiworte an fich nimmt, Besable mich, fonft verflage ich dich.
34 will ibmnachgeben, ev möchte ſonſt gar zu große Handel
anrichten eben derſ. Der Spaß Fonnte mir jonf theuer zu
— . wenn ich nur wollte,
Bein Bluger liebt ein Menſch von ihrer Bleisung
Im Grabe ih Croft für mih,fon
(+) Zur andern Zeit, eine der: gangbarften Bedeutungen Zr if
Sie tefen mir 1a ſonn Feine Sabeln vor. -
a Daees denn in engerer Bedeutung auch wohl von einer andern ver» _
"0, gangenen Zeit acbraudht wird, für ehedem. Sonftwarerniche
Wenn fle es fagen wollen, fo machen fie, ſonſt gehe ich Gell.
S⸗
eben kommen Weiße. Bommt ia, font Riche Sie $ran
Schwägerinn, Bell. (6) Ich konnte, wenn ich fonfi wol,
150
- Anm. Sonſt, inden gemeinen Mundarten auch fonften, im
. Dberd, anfont, anfonften, im Niederf, fus, füß, fur, fuften ,
fußtes, ſtammet don ſonder, ohne, und fonsern, fvennen, ab, -
daher auch der Begriff bepder Wörter in allen Bedeutungen deffels
den der berefehende iſt. Die Berwandtfchaft mit fonder, ohne,
wird auch durch das Ital. ſenza und Franz. fans, ohne, beftätis
ger, welche durch eben denjelbgu Endlant Aus dem verwandten ine -
gebildet worden, Im Oberdentfchra ift für ſonſt in den meiften
Fälen anders üblich. S. auch Umforft. ;
*Sonftig, adj. welches von dem vorigen Nebenwerte gebildet,
aber nur im Dberdeurfchen üblich iſt. Seine fonfiigen guten
Eigenſchaften, welche er fonft, außer diefen Eigenfchaften hat,
Auf ſonſtige Art, auf andere Art. Die Gläubiger werden zur
Pflegung der Güte und Beobachtung ſonſtiger Nothdurft vor-
geladen.
Sopgen, ©. Sogen. ; ;
Sopbis, ein ausden Griech doßsn, Weisheit, entlehuter weib⸗
licher Tanfnahme, welcher iu geineinen Leben und in der derttau⸗
‚ lichen Sprechart inSöffe, Soͤffchen, Sieke, Fiekchen, in Preus
- Benaber in Sufch verfürget wird, 5 ER
Das Sopbien-Kraut, des—es, plur. inuf, eine Art der Rau⸗
fe, welche an Wegen und wůſten Ditern wild wächſet, und deren
Same einen ſcharfen brennenden Geſchmeck bat; Silymbrium
Sophia Linn. Wallfanien. S. ditfes Wort.
Der Sophiſt des — en, plur, die — en, aus dem Gried. und
Lat. Sophiftes,Sophifta, derjenige, welcher die Fertigkeit bes
figit, andere durch Trugſchlüſſe oder falſche Schlüffe zu hinter⸗
Heben. Daher die Sophiſterey, dieſe Frertigkeit, ingleichen
Trugſchlüſſe und darauf gegründete Urtheile feldft, ſophiftiſch
darin gegründet.
1. Die Sorge, plur. die — n, tin nur in einigen Gegenden in
dem zufammen gefegten Seirerforge übliches Wort, eine Feuers
giefe zu bezeichnen, Es hat hier die Bedeutung eines Gefäßes,
Bebältniffes, S. Sarg, mit welchem es genau verwandt iſt.
2. Die Sorge, plur. die — n. ı. Eigentlich, die mit Unruhe
verbundene anhaltenndeRichtuug des Gemüthes auf die Abwendung
eines Übels oder Erlangung eines künftigen Gutes, und die da—
mit verbundene Unluſt oder unangerebme Empfindung, Sein
Bror mitSorgen effen, Di. 127,2. Sorgen der Hahrung.
Ohne Sorge oder ohne Sorgen leben. Diele Sorgen haben.
Sic viele vergebliche Sorgen machen, Das iſt meine größte
Sorge. Einem taufend Sırgen machen, verurfachen. Je—
manden feine Sorgen benehmen.. Sich der Sorgen entfchlar
‚gen. Machen fie ſich Feine Sorgen, forgen fie nicht. In Sor-
gen fteben, aber heißt fo viel, als befiicchten, bejorgen. 2. Ju
weiterer Bedeutung wird es oft von einer jeden eruftlichen Nıch-
inng des Gemuthes auf die Erhaltung oder Wegfhaffting einer
Sache gebraucht da esdenn wohl nurim Sinaular am üblichſten
ift. Das iſt meine Sorge. Sorge fürerwas tragen, dafür fors
gen. Ich nehme Siefe Sorge über mich:
Arm. Schon bey. dem Kero Sora,.u, bey dem HttfricdSuorga,
im Tarian Suorg; bey dent Willeram Sorgo, im Niedırj. Sor-
ge, bey dem UlphitasSaurga, im Engl. Sorrow, im Schwed.
Sorg, im Finfänd. Sn’u. Das Stammwort ift das alte uod im
Riderdeutſchen ganabarc Ser, Schmerz, (©. Sehr und Verſeh⸗
ven,) daber Sorge noch just im Niederdentſchen Trauer, Trau—
rigteit; Kummer aberhaupt bedeutet; und auch im Hochdent ſchen
chedem bedeutet bat, ebe es anf eine befomdere Ari vieier Uniuft
eingeſchranket worden.
a * Sartzen,
‚51 er
“Sorgen, verb. reg. welches in "doppelter Sefatt gefunden wirt.
LAls ein Teuerum mitdem Hülfsiworte haben, wo es ehedem
- Kummer, Bram, Traurigkeit, Schmerzen des Gemütbes
empfinden, bedeutete, jeßt aber nur noch in engerer Brdentung
don einzelnen Arten dieſer Unküft gebraucht wird. ‘1, Das Ger
müth auf eine anhaltende Art mit Unruhe und Unluſt auf die Ab-
wendung eines Übels oder Erlangung eines .Fünftigen ungewiſſen
Gutes richten. Wie lange foll ich forgen in meiner Seele? Pf.
23, 3. Sorget nicht, wenn ein dürres Fahr. kommt, Ser. 17, 8.
Sprichw. Borgen macht Sorgen. Man forget fich eber alt als.
reich. In weiterer Bedeutung, für etwas forgen, ernſtlich darauf
- bedacht ſeyn, es zu veranftalten fuchen. Dafür laß mich forgen.
Ihn hält die. Ruhe der Nacht nicht ab, für unſers Alters
Freude zu forgen, Gefn. Wie wohl bat mein Beliebter für
- mein Vergnügen geforge ! Duſch. Die biblif HER. A. ich forge
für meine Sunde, IH.38,19, empfinde Betrübniß wegen meis
ner Sünde, ift in Hochbeutfcgen veraltet, :2. Ein künftiges Übel
(mit Unluft als möglich oder wahrfcheinlich betrachten, befurch⸗
ten; in der vertraulichen Sprechart. Ich ſorge ſehr, daß es
nicht geſchehen wird. Ich ſorge, ich Jorge, es wird dich ges
reuen.
11. Als ein Aetivum mit ber vierten Endung des Hauptwortes.
u. Befürchten. Was ich forgete, hat mich betroffen, Diob 3,
25; wofür doch beforgen üblicher ift. .2. Ernftlich veranftalten,
Silf mir mein Beites forgen, Can. Auch in diefer Brdrutung
ift das zufammen geſetzte be ſorgen gangbarer. So auch das
Sorgen.
Anm Bey dem Ottfried Tuorgan, im Niederfächf. gleich
- falls forgen, im Schwed. lörja, im Eugl. to forrow, ‚bey dem
Ulphilas ſaurgan.
Sorgenfrey, —er,.— ſte, adj. et: adv. frey von Sorgen.
Ein ſorgenfreyes Gemüth. Im Niederf ichfifgen wird es auch
objective gebraucht; eine forgenfreye Sache, für welche man
nicht beforgt ſeyn darf.
&eruenlos, —er, —efie, adj. et ady. wie das vorige, ob es
ei nicht fo üblich if. Ich bin jetzt ſorgenlos, babe Feine
Sorgeri mehr. Ein forgenlofes Gemutb. S. Sorgios, mit wel ·
hen es doch nicht verwechfelt werden muß.
Sorgenvoll, adj, etadv. voll Sorgen; viele — habend oder
empfindend.
— fleht der ſorgenvolle Gweis,
© Stifter der —— Raml.
Der Sorgeſtuhl, des — es, plur. die — fühle, in einigen Ger
genden, ein Rahme eines Arm- oder Lehnſtuhles, weil er ſehr be⸗
quem iſt, ſeinen Sorgen darin nachzuhängen.
Die Sortfalt, plur. car. die ernfiliche Richtung des Gemüthes
- auf einen Gegenftand und deffen fümmtliche einzelne Theile, die
ernftliche Richtung des Gemürhes auf die mit uns verbundenen
Dinge und auf unfer geböriges Verhalten gegen diefelben, und in
engerer Bedeutung, die Fertigkeit diefes Betragens, die Sorg⸗
fältigfeit. Etwas mit vieler Sorgfalt. betrachten , unterfus
chen , verrichten. "Sorgfalt anwenden.
Anm. Die erſte Hälfte ift ohne Zweifel, das Zeitwort forgen
in feiner weitern Bedeutung. Die Spibe falt iſt dunkel, zumahl
da ſie in dieſer Zuſammenſetzung bey den älteſten Schr: fiſtellern
nicht vorfommt. Wein ſie nicht von walten, Wille oder einem
ähnlichen Worte abſtammet, fo ſcheinet ſie eine Figur von faltig,
ehedem nur falt,' in einfaltig, dreyfaltig u f.f. zu ſeyn, und
vornehmlich die Richtung auf alle einzelne Theile zu bezeichnen,
Zudem 1502 gedruckten Buche der Weifen, dem älteften Buche,
in welchem mir diefes Wort vorgefonimen iſt, bedeutet Sorgfel:
„sigFeit, Sorgennd Kummer überhaupt: ſollt ev allen Luft fei:
a.
nes lybs rytumb haben vnd on a ‚Sarg, feige leben Der
Verfaſſe des Theuerdankes bingeg geben für Se; che / und
ſorgfaltiglich für gefährlich.
Sorg faleig ‚—e,—fle,adj. et dv; Sorgfalt — nd,
„in derfelben gegründet und im Rebenworte, mit Sorgfalt. "Ju
> allen Stufen ſehr forgfältig feyn. "Eine forgfältige Unter:
fuchung, Betrachtung. Man mache einen ſorgfaltigen Unter-
ſchied zwiſchen dengeh' ern des weſentlichen und des zufälligen
Wohlſtandes, Gell. In einigen Oberdeutſchen Gegenden beden⸗
tet es auch Sorgen, Summer habend, in welchem Berande Be
‚aber. im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt.
Sie Sorgrältigreit, plur, inuf. 1. Die Sorgfalt, eine veral⸗
x tete Bedentung. 2. Die Fertigkeit die ſes Gemürhszufandes, wo⸗
für doch auch Sorgfalt üblicher iſt.
Sorglich — er, —fe, adj. et adv. 1. Kummer, Sorge etie
„pfindend, und darin gegründet. Mit [orglichemo ruache,
> Ditfe, Im Hochdeutfchen iſt es in dieſer Bedeutung deralter,
< 2, Sorge anmwendend , wo es ehedem für forgfältig gebraucht
» wurde.. Bey dem Notker (orgliche, Niederf. ſorglik. Im
Svochdeutſchen iſt es in diefer Bedeutung umbefannt, 3. Sorge
— () Im weit ſten Verſtande, wo es noch zuweilen
vorkommt. Das iſt ein ſorglicher Handel.
kümmerliche. (2) “In engerer Bedeutung wurde es ehedem
> Bäufig für gefäbrlich gebraucht. Notker lorgliho, Holland
» de Du weyſt das auf diefem perg dort — - if zu gan
“ forglich, Thenerd. Kap. 61.
Die SorglichFeit, plur. inuf. welches ehedem in allen: Bedeu
tungen desworigen Beywortes gangbar war, im ———
aber wenig mehr gehöret wird.
Sorglod, — er, — eſte, adj. etadv. der Sorge, d. i. —** *
„chen Richtung des Gemüthes auf einen Gegenſtand beraubt, und
darin gegründet. Ich legte mich ſorglos nieder. Speneers
„Doefte iſt die forglofe Erhießung einer warmen Einbildungs—
Araft und Iebhaften Empfindungs- Ju engerer Bedeutung ber
zeichnet e3 die Unterlaſſung diefer pflichtmägigen Nichtung des
Semüthes. Ein ſorgloſer Menſch Sorglos feyn. x
Anm. Dieſes Wort iſt von dem Zeitworte ſorgen, beſonders
“in deffen weitern Bedeutuug, zuſammen gefegt, und unterfcheidet
ſich dadurch Dinfänglich von forgenlos, welbeg die Abwefeupeit
i. ängftlicher Sorgen bezeichnet. .
„Die Sorgloſigkeit/ plur. inuf.der Zuſtand * Gemüthes da
» man ſorglos iſt, in beyden Bedeutungen. Im engern —
"die Feetigfeitdiefes Zuſtandes.
3Borgfam, — er, — fle, adj. et adv. 1, Sorge uud in wei
ierm Verſtande, Kummer, Furcht, Traurigkeit erwedend, in
welcher Bedeutung in dem. alten Gedichte auf den beit, Anno
lorchlam für furchtbar vorfommt. 2. Sorge babend, empfin⸗
+ dend. -(1) In der engern Bedeutung des Haupkiwortes; in weicher
es im Hochdeutfchen veraltet ift. (2) An der weitern Bedentung
der ernftlichen Richtung des Gemüches, das Gemüth ernftlich auf
die vorkommenden Dinge und unfer Verhältniß gegen diefelben
richtend, wo es fi von forgfältig nur darin unterfeheiber, daß
ſich diefes mehr auf die einzelnen Theife, ſ orgſam aber mehr auf
das Ganze beziehet AIndeffen ift doch das letztere im Hochdent⸗
ſchen bey weiten nicht fo gangbar, als das erſte, welches in den
‚ meiften Fällen für daſſelbe gebraucht wird. en ibn, und -
ſchlleßt ibn forgfam ein, Gell.
Der Sorgſame, des — ns, -plur. Me—n, der Same: eines
r Staliänifchen Gewãchſes und diefes Gewichs felbft, welches von
einigen zur Hirſe gerechnet Wird, einen dich, hohlen, markigen
Stängel bat und röthliche oder braune Samenförner träge, welche
zwey Mahl jo grof wir Hirfenkörner find; und von den Italiänern
KW
3 * — zum
Sorgliche Zeiten,
⸗
— 74
— ae zu u m u ben dee. —— Sa aa u — —
a re e 3 m a
* zum Brote gebraucht werden ʒSorg / Sorgweitzen, im mittleen
> BateineSortum, Der Rapıne ift aussändifh, fo wie das Go⸗
wãchs ſelbſht. sr RER Ey
Die Sorafamfeit, plur: inuf, das Hauptwort von dem Bey:
worteforgfam, welches im Hochdeutſchen nur in deſſen letztern
Bedeutung gangbarift, die Richtung des Gemürhes aufdie mit
ung veebundenen Dinge nd auf unfer Verhalten gegen diejelben,
unddie Fertigkeit diefer Richtung. x
Das Sortau, des — es,
Schiffen, welches ſich beſonders an der großen. Bramſtange ber
findet, ; j ? >.
Die Sorte, plur! die —n, aus dem Franz. Sorte, die’ Art, fo.
fernes Dinge Einer Art bezeichnet. Waaren von der beften
Sorte. Schlechte Gels- oder Münzforten.
Das Sortement, des—es, plur. die—e ‚aus dem Franzöſ.
‚Sortement, ben den Kaufleuten, einBorrarb von mehrern Waa⸗
ren verfchiedener Art, doch fo, daß jede Art ordentlich bey eins
ander befindlich iſt. So iſt z. B. die Sortements- Handlung bey
‚den Buchhändlern von der Derlagsbandlung verfihieden.
Der Sortement-Stein, des — es ‚-plur. die — e, im Berne
ſtelnhandel, die größten und beften Stücke Bernſtein, vermuchlich,
weil nur fiegu dein Sortemente Fommen ;. zum Unterſchiede von
dm Sandſteine, dem Schlug, den Bnöbeln und Tonnenfteinen.
Börtiren, verb. irregul. act. von Sorte, im Handel und Wans
- del, Dinge Einer Art zufammen legen oder thun. Die Waaren
> fortiren, nicht. fo wohl die ſchlechten von den guten trennen, als
vielmehr die Waaren jeder Art beſonders legen. y
Sofifh, adj. er advaeinnur im Bergbaue übliches Wort. "Das
gepochte Geftein wird dafelbft fofifch genannt, wenn es fich in
der Fluch, d. i. in dem Abfluffe des Waſſers von dem Pochwerke,
zuſammen feßet. Der Urfprung und. eigentliche, Bedeutung ift.mir
dunkel. Biss
Die Söße, plur. sie—n, aus dem Franz. Sauce ‚'rine jede
Brühe zueiner Speife oder über diefelbe. - Das Wort ik fchon
frühe aus dem Franzöfifchen entlehnet worden, indent es ſchon bey
dem Kaifersberg vorfommt; zu einem Beweife/dafuıfere ſchmack ⸗
- haften Brühen felbſt eine Franzöfifhe Erfindung find.
* Sothan undSorhantg, adjget adv. welches im Hochdeutſchen
unbefannt ift, aber nicht nur in den Oberdeutſchen Ranzeleren,
fondern auch im Nieder deutſchen Häufig vorkommt. Es bedeuter,
1, fol. Auf ſothanes oder fotbaniges euer Bitten, 2. Der⸗
geftalt. Es ifforhan oder forhanigeingerichter, daß u.T. f.
Anm. Im Angelf. (othan;im Dän. faardann, im Holländ.
'zedanig,dusdanig. Wachter und’Aichinger vernruthen, daß
es aus ſodann gebildet worden ; allein es ſtammet eriveislich ges
nugvontbun ber. Im Schwabenfviegel find [o getan dink,
dergleichen oder ſolche Dinge Hornegl gebraucht dafür nur getan,
ohne fo, Chedem- war auch wiegethan, und ſwiegeton, Dän,
hoordann, für welch, und was für ein, üblich, wovon Friſch
Bceyſpiele anführet. Im Holländ.ifthoedanig, welcher Geftalt,
und Hoedanigheit, die Befchaffenheit,
Des Sottel,des— 8, plur.utnom.fing. ein nur in der Lands
wirthſchaft einiger Gegenden, z.B. in Thüringen, übliches Wort,
einen Acker zu bezeichnen, welcher ungefähr given Nutben weit iſt,
übrigens aber fo lang ſeyn kann als er will; zum Unterfchieie
von einem Strichel, welcher ı Ruthe, einer Dreygerte, welche
che 3 Ruthen, und einem Gelenge ‚ welches. 4 Ruthen breit iff.
Friſch, der aber diefes Wort überhaupt nicht verfiand, fcheinet es
von Siedel abzuleiten, weil er von Sortel dahin verweifet. Als
lein, da diefes Wort einen Acker von einer beftimmten Breite bes
zeichnet, fo ift diefe Ableitung zu unbeflimmt,
Die Soude, ©. Soda.
plur. die—e, eine Art Taue auf den _
— PT N
Bew 5) Be
ans dem Sranzöfifchei Souverain,. ı. Ein fduperainer, wine
. Sfbeänkter, Heer, welcher in Anſ huug der Hohelt rechte durch feine
eichsgrundgeſetze eingeſchränket iſt da es denn im gemeinen Le—
ben wohl von einem jeden Laudesheren gebraucht wird, fü fern
er in Anfehung -unferer fonverain ift, in Anſehung ſeines Ver⸗
haltens gegen uns nicht zur Kechenfchuft aezogen werden Fanır,
2, Eine Goldmünze ‚welche in den ehemahligen Spanifchen,
nachmahls Dfterreihifchen Stiederlanden gefchlagen wurde und
» ebedem zu 5 Nehle. 21 Gr. hernach aber zu drey Ducaten oder
28 Mhlr. 72 Ör, -ausgepräget "wurde; ohne Zweifel, weil.fie
non dem Souverain und mit deffen Brufbilde ausgepräget
ward, In gemeinen Leben lautet es in dieſer Bedeutung hau⸗
fig Severin.
Souveran/ — er, —⸗ ſte, adj. et ad v. aus den Franz. ſouve⸗
rain, unumfhränft, keinem andern von feinem ;Verhaftengur
: Nechenfcaft verbunden, unumfchränft. -Kin fonveräner Kö—
nig. Souveran ſeyn, vegiesen.
"Die Souverainitat/ plur. car aus dem franz. Souverainete,
diejenige ununiſchrãnkte Macht, da man von ſeinem Verhalten nie⸗
manden zur Rechenſchaft verbunden iſt
Sowohl; richtiger So wohl, S. Wohl,
Der Spachat, S. Spagat.
Der Spaden, S. Spaten.
"Die Spadille, (ſorich Spadilje) plur. die — n, aus dem Frauz.
tEfpadille, uud dieß wieder aus dem Spaniſchen, im L’Hombre
Spiele, der erſte und vornehmſte Matador, welches in allen Far⸗
ben das Pif Daus iſt. Ohne Zweifel von dem Spaniſchen Spado,
Deutſch Spaten ‚weil die Pik⸗Farbe in der Deutſchen Karte
= Schüppen vder Spaten 'genaunt-wird.
Ber Spagät des — es, plur, doch nur "von mehrern Arten,
die — e,sein.nur. in einigen Oberdeutſchen Gegenden, z. B. in
Oſterreich, Böhmen u. f. f. übliches Wort, Bindfaden zu bezeich⸗
nen, wo das Wort auch Spaget, Spacht, Spachter, Spagen,
Spoget u. ſ. f. lautet, Entweder von dem$tal.Spago,Spagket-
„to, dünner Bindfaden, oder auch von dem Böhm. ſpogüti, zu⸗
ſawmmen heften.
"Die Spah, plur. inuſ. die Handlung, da man ſpähet, eimaltes,
nur noch im Oberdeutfihen gangbares Wort, wo. es z. B. in den
Steckbriefen heißt, daß man auf die beſchrirbene Perſon gute
Spah und Rundfchaft halten oder ausſtellen ſoll. In einigen
© Gegenden: den Spee, Spech, im mittlern „Lat. Efpia. S.
Spahen.
Die Spahbiene, plur. die — n, in der Bienenzucht, Bienen,
welche aus einem Stocke, wenn derſelbe bald ſchwärmen will, aus⸗
geſchickt werden/ den beſten Platz für die künftige neue Colonie
auszuſpahen; die Spurbienen.
Soahen verb.regul:neutr, et act. welches im erſten Falle das
„Hülfswort haben erfordert. Es iſt eines der älteften Wörter nicht
nur der Deutſchen, fondern auch aller nur einiger Dläßen vers
- wandten Sprachen! indem gemeinen Sprachgebrauche der Hoch⸗
deutſchen iſt es veraltet, bis e3 in den neuern Zeiten wieder von
einigen in d-vdichterifchen ‚Schreibart gebraucht worden. Es be»
deutet, 2. Sehen, ſo wohl ſchlechthin, als genau und ſcharf ſehen;
bey dem Notker ſpehen und irſpehen. *
Dasfolm (ſoll man) an miner froven ſpehen,
Jacob von Warte,
* Man fpäbet dort mehr Dinge ſeltner „Art, Haged.
Bey den älteren. Oberdeutſchen war daher das ſpahende Le:
ben, vitacontemplativa, in der Theologie, und Spechunde,
-r eigentlih Spa hlunde, die. beſchauliche Theologie. Sas Lat. fpe-
eio und ſpicio find auf das genaueſte damit verwandt. Im De
835 : nabrü⸗
aA >
Dei Soiverkin(orih Soweräing))des —s, plun dis,
dag - Spa nr DA
nabrückiſchen iſt dag Sep and Mebeniwort ſi ee, feey, dell, wo
man von jedermann gefehen werden kann, und im Holländifchen
werden die Seitenlöcher in den Schiffen Spiegaten genannt, (S.
auch Spiegel.) 2. Mit den Augen zu entdeden ſuchen, und in
weiterer Bedeutung, kundſchaften fowohlim guten and unſchuldi⸗
gen als nachthetligen Verſtande; eine fehr weit ausgebreitete Be⸗
deutung.
Yon Stund an ſchickt der Held aus tu fpeben, -
Un welchem Ore die Seind wären, Sheuerd, Kap. 90,
Gefallig ſucht in meinem Bi -
Be jeden Wuni zu fpaben, Weiße,
Sin Hberd, iprgen, fpechen, Tpeigen, fpee, and intenfive fpieken,
im Niederf. ud Holländ. ſpeen, fpien, im Där: befpeide, im
Engl. to {py, elpy, im Ital. (Biare, im mitelern Lat expiare,
im Schwer. [peja, im Span. elpiar, im Wallif, yipio, im -
Pohln. Ipiegowae,imkar. fneculariund felbft im Hebr. 12%,
Daher das alte Spech, Specher, Speber, ein Spion, Engl...
Spy, Vehln. Spieg, im mittleren Bar. Elfpia, wofür vir das
Seanzöf. Spion entlehnet baben. (S. daſſelbe) 3. Wirklich
enidedin, biy dım Ottfried Ipichan, und noch jege im Ober⸗
deutſchen fpähen. 4. Nachftellen, in welchem Berftande man
noch jegt im Dberdeutfchen häufig fagt, auf jemanden fpäben, ’
fo wohl von Geri chten, wenn fiereinem verborgenen Verbrecher
nachſtellen, als auch von uuerlaubten und binterliftigen Mach»
fiellungen. So aud das Spähen.
Anm. Aus diefen mehr eigentlichen Bederitungen floß ehedem Die Spaltader, plur. die—nm, bey den ——
eine Menge figürlicher, welche aber jegt veraltet find, wenigſtens
iin Hochdeutſchen wicht vorfommen. "Die vornchmften find, ı,
Blänzen, ſcheinen / fo wie fehen im ähnlichen Berftande gebraucht
wird. Daher das alte Oberdeutſche ſpehe ſchön, das Alban ſpiun,
undWallach. ſpiuau, nen, eigentlich glänzend, diefat.[peciofus,
‚ Speciesu.f.f. ? In die Zukunft fehen. (1) Künftige Dinge
ware feben und beftimmen. Daher das Schwediſche ſp weßa⸗
gen, im Dän. ſpaa, im Scortländ. (pay. (2) Mi Soonſacht
in die Zukunft feben, hoffen, welches mir dem Geiech 'orevemw,
rigentlich auch feben bedeutet. Daher das Lat Spes, umd
„miteinem andern Endlaute [perare. 3. Scharfſichtig, weife, ver-
Schlagen feyn, eine eheden febr gangbare Bedeutairg. Schonbep
dem Kero ift(pahe, weite, im Jñdor un ff. Spahii, Spahida,
Spehi, die Weisheit. Das Schwediſche fpnk, bedcntetgleich-
falls weife.
Winsbeck und andern Schwäbiſchen Dichtern vor!
Das Spallier, des — es, plür. die— e, in dem Gartenbaue, 7
ein Geländer vonfarten und Pfählen; Bäumeun? Gewächfed daran -
zu binden ud zuzieben, es mag nun an Wänden ınd Mauern
angebracht ſehn, oder frey ſtehen. Es iſt aus dem Fralän. ſSpal·
liere, entlehnet, welches wieder von dem Latein. Palus, ein.
Dfabl, oder ſo fern es auch von einer Bekleidung gebraucht wird,
son Pellis, Sell abzuffammen fcheinet.; ; denn in einigen Oberz
dentfehen Gegeuden,pflegt man auch die —— Stuben Spal⸗
Tiere zu nennen,
Ber Spallierbaüm, des ⸗es plut, —— eben da⸗
ſelbſt, Baume, welche an dem Spalliere aczegen werten, So auch
das Spalliergewachs.
®pallieren, verb. reg. act. ı, Eine and ER Maner mit
einen Spalliefe öcHfeiden. 2, In weiterer Bedentung, cine Wand:
befleiden oder auszieren, doch nur im einigen Gegenden.
* Der nur mit Schwamm uns Meos einge um ſpal⸗
lierte Saal, Günth.
Der Spalm des ⸗es plur, doch nuc on mebrerm Arten: die ⸗e
- in. den Rieder deutſchen Seeſtädten ein Nahme des Schiffspeches,
oder dee jenigen Peches, welches aus Theer, Pech, Harz und Uns
Fůr liſtig, verichlagen, fpisffindig kommt es bey dem
—— si Sa; * Seit, PR vor * Fäulnig an
bewahren, Das Wort ik ausländifch und vermuthlich Hollandi⸗
ſchen Urſprunges.
Der Spalt, des — es, plum die—e, oder die Spalte,
plur, die —n, von dem Seitiworte fpalten,
© Spalten eutfandene- Off · ung oder Theilung in die Länge, Durch
1, Eine durch
den Spalt oder durch die Spalte einer Thür fehen. Das golz
befommt einen Spalt. it voller Spalte oder Spalten. in
Spalt in dem Eiſe. Dev Rnocpenfpalt, ‚bey den Wurndärzten,
eine Spalte in den Knochen, ingleihen der Zuſtand eins Anos
chens, daergefpalten iſt. Der Spalt oder die Spalte einer
Seder, Inden Spalt pfropfen, ben den Gärtnern, das Pfropfs
reis ineinen in den Stamm gemachten Spalt ſetzen. 2. Ein durch
Spaiten emflandener Theil, in welchem Verſtande in figürlicher‘
Bedeutuna nur die Theile einer geipaltenen oder der Länge, nach
gerheitten Seite bey den Büchern im weiblichen Geſchlecht die Spal⸗
ten, und mit einem Lat. Kunflivorse Columnen genannt werden.
Anm Bey dem Notker Spalte, der es in der weiteren Bedeu⸗
— von der Theilung des rothen Meeres aebraucht, im dtiederſ Y
Splete, Splett / (S. Spleißen.) Im Hochdeutſchen iſt es in den
beyden augezeigten Geſchlechtern aleich gangbar, obgleichi in eini⸗
gen einzelnen Fällen eines mehr üblich iſt, als das andere, Ehe:
dem gebrauchte man cs auch figüclich für Trennung, Uneinigfeit,
woflice aber, außer dem zuſammen gelsgten Zwieſpalt, je: Br
tung üblicher it, S. daſſelbe.
‚Jenigen Adern in dem innern Höte, durch weiche ſich das
Holz am Leichteften fpalten tät, dergleichen befonbers das Ras
delholz hat.
Spalten; verb. reg. Sauer daß eg im Mittelworte aner
geſpalten, als geſpaltet hat.
üblich,
I. Als ein Aeut um mit dem Hulfe worte feyn, fich mit dem
Es ift in. doppeiter Gartung
die ſem Zeitworte e geuthümlichen Schalle drrfängr, oder dem Laufe
der Faſern nad) von einander geben, oder hetlen. Er prügelte
ihn, bis das Rohr ſpaltete. Das Holz will nicht ſpalten. In⸗
deffen iſt doch fans die ſes neutralen Zeitwortes das folgende Achte -
vum in Geftalt eines Rrciproei üblicher, x
Ti. Als ein Aetireuim, spalten machen, den bärten Tangen Fa⸗
fern oder Matten nach mit dem diefem Zeitworte SUERRRETEN
Schalle theilen.
ı, Eigentlich,
Theile weiter don einandergeben, als das theilende Werkzeug in
den Körper eindringt, welches daher im eigentlichſten Verstande
nur byy harten efaftifchen Körpern Statt finden kann welche der
Länge nachan: Fafern oder Matten befichen , bey weichen dern
auch nur der Laut Statt finder, welchen dies Zeitwort zunähft „i h
nahahmet, Zolzfpalten, intgemeinen Leben der Ober⸗ und Nice
derfachfengstz fpelken oder fpellern. Den Schiefer fpalten. Eis
ne Seder fpalten. ' Det Ehlberg wird fich fpalten,. Sadar,
14,4, So auch rreiproce, ſich fpalten, einen Spalt betommen.
Das Hol ſpaltet ih. Die Thür hat ſich gefpalten.
2, Figüvlich, wo 88, (2) in vielen Fällen von mancherley
Arten ——— oder der Trennung des körperlichen Snfammens
hanges gebraucht wird. Geſpaltene Blauen haben. Ein ges
ſpaltenes Binn, eine geſpaltene Lefze. Die geſpaltenen Zuns
gen der Schlangen. Er hat meine Nieren geſpaltet, (gefpals
ten, Hiob 16, 13. 8: liege mit geſpaltenem Sanpte, Klopft.
Kine gefpaltene Eslumne oder ‚Seite, .bev den Buchdrudern,
„welche in zwey ober mehr Sheileder Länge nach gerbeilet ift. Dev | |
Fluß fpalter ſich in zwey Arme, wofür man doc) liebertheilen
gebraucht, Der weit gefpaltenr serr erreichte bald das Zim⸗
* * mir,
Ein Rörper wird aefpaleen, uch fa Bi ED
*
PEVEL‘ j +
a Ne Te SE 0 2 a ange = in D
aa de
er}
SAT‘
— ——
—*
4, eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, in welcher doch noch
das Hauptwors die Spaltung üblich iſt, (©. daffelde.) So auf
das Spalten.
- Fee [piltan, im Niederf, ſpellern und fplieten, im Engl. to Fpelt
’ und fplit, im Schwed. Ipjäika. Es ahmet, fo wie reißen, bres
chen, und andere ähnliche Zeitwörter zumächft den mit dein Spalten
2. verbundenen Laut nach, weicher vermirteift des intenflven Tau ba⸗
Ten, beilen geböret, wonit andy das Hebr. nb9, trennen, 358
und ba, zerfcehneiden, verwandtift. (S. Plagen und Spleißen.)
Statt diefes Zeitwortesaebrauchen die Niederd, auch kloben, die
Dberd. klieben, und die Bergleute greißen, für gereißen.
dem gind dieies Zeitwort trtegulär, und im Dberdeutfchen wird es
noch fo abgewandelt ; Imperf. ich fpielt. Davonrühret noch das
4J rer it, als das regnläre und neuere geſpaltet.
= @peltig, adj. etadv. 1. Spalte oder Spalten habend. 2. Was
j fich fpalten Läffet, befonders in den Zufammenfegungen eine vieyz
fpaltige Büche, welche in vier Theile gefpalten werden Fatın, ein
fechsfpaltiger Saumm.f.f. Ju einigen Mundarten fpaltig, im
gemeinen Leben fpellig, von fpellen, ſpalien.
Der Spaltkeil; des —es, plur, die — e, eigentlich ein Keil,
"ertwas damifzu ſpalte Im Bergbaue hingegen wird die Holze
“get, fo fern ſie zum Spalten des Holzes dienet, der, Spaltkeil ges
nannt. Fear —
Die Spaͤltklinge, plur. die —n, ein ſtarkes brrites Meſſer der
Böttcher, dag Holz damit zu ihrem Gebrauche zu ſpalten; das
Bliebeifen, von Flieben, palten.
Dos Spaltmeſſer des — plur. ut vom. fing, ein breites
Meifer der Gärtner, die Srämme und ihr eAſte bry dem Pfropfen
damit zu fpalten ; das Pfropfmeſſer.
, Der Spalttopf, des — es, plur. bie—töpfe, eben bafelbft, ein
gefpaltener, d i⸗ ans zwey Theilen beftehruder Blumentopf mit
einem Loche am Boden, Zweige von Bäumen darin abzuſenken,
ohne fie-auf.die Erde biegen zu dürfen. -
Die Spaltung, plur. die— en, welches nicht fo wohl dag
B:
ß Ableitungsfolbe ing oder ung gebildetes Hauptwoft iſt.
Es wird daher auch nur im figürlichen Verſt ande gebraucht,
eine Miß hälligkeit in Meinungen und dadurch verur achte
Trendung des geſellſchaftlichen Gemeinſchaft zu bezeichnen,
Laſſet nicht Spaltung unter euch ſeyn, ı Cor. ı, 10. Es
—J— find Spaltungen unter euch, Kap. 1u, 18. Otifried gebraucht
* dafür Giſſiz.
Die Spaltzwiebel, plur. die — n, in einigen Gegenden ein
Nahme der Winterzwiebeln, weit fie fih oben zu ſpallen pflegen;
J im Oberd. Schleißzwiebeln, -
Ven des Getreides, befonders der Gerſte, fo wie fie bey dem Mas
chen der Graupen, u. ff. abgefondert werden; eine Art der Kleye.
... Ameinigen Gegenden Spelze. ©. diefes Wort.
Das Spalzmebl, des —es, plur, inuf. bey den Müller und
Bädern, eine Act des Weisenmebles, nachdem daſſelbe durch ver:
ſchiedene Gänge gegangen iſt; vieleicht weil ade Spalzen oder
Aleye davon geſchieden werden, ns
+
S daßee.
Anm. Bey dem Notker und Ottfried ſpaltan, bey dem Siry»
Eher |
Mittelmort nefpalten ber, welches auch im Hochderufchen gaugba⸗
Verbale von ſpalten, als vielmehr ein eigenes vermittelſt der
> Die Spalze, plur. die—n, die gefpaltenen Häute oder Scha⸗
1. Der Span, des — es, plur. dir—r, rin Slavon ſches Wort,
welches einen Herren bedeutet, aber in Gefpan am üblıchften ift,
N 158
mer. Woflz der Here mitden langen Beinen. Gofpaltene Bau: 2. Det Span, bes — es, plur. bie — e, auch nur in Gefpan
{ N genden für gerbeilte, (2) * Dur Unis ’
igkeit trennen, Die Mengeder Seade fpaltere ich, Apoſt. 14,
einen Kamerad zu begeichnen, S. Grfpat. ;
3. Der Span, des— «8, plur. di? Späne, ein nur in eininen
' Gegenden übliches Wort, Im Miederdeutfhen, befonders in und
Im Englifhen bes . _
deutet Spoon einen Löffel. Es ſcheinet Hier den Begriff der Vers
* tiefüng, des hohlen Raumes zu haben, und mie Wanne Eine? Ge⸗
‚um Bremen, ift Span, ein Gefäß, Zuber.
ſchlechtes zu ſeyn. Das fivor einem Conſonans ift allemahl zur
fällig. Siehe au Spanbert, Spind, Sponse.
4. Der Span, des —es, plur.ivul; tm Forfiwefen einiger Ges
geuten, der Kern eines Baumes, das Innerſte deffelden, Viel⸗
leicht als eine Figur der vorigen Bedeutung. Da indeffen. diefer
Theil des Holzes auch der Splint genankt wird, welches von
fpleißen abſtammet, fo fcheinet Span auf Ähnliche Arc mie dem
alten fpanen, ſpalten, theilen, verwandt zu fenn,
5. Der Span, bes—s, plur. die Späne, Dimin. das Span:
en, Dberd. Spanlein. 1. Eigentlich ‚rin Theil, ein duch
Theilung eines Ganzen erhaltenes Stück, eine dem ganzen Um⸗
fange nach veraltete Bedeutung, welche nur noch in einigen einzel⸗
nen Fällen üblich ift. (1) Dünne durch Spalten entfiandene Bre⸗
ter, werden in manchen Fällen Spänegenaunt. So heißen im
Berabaue die Dachſchindeln nur Späne. In einem etwas andern
Berftandefind Dacpfpäne, dünne durch Spalten entſt andene Bres
ser, welche ben den Biegeldächern unter die Fugen der Dachfteine
gelegt werden, das Durddringen der Räſſe zu verhindern. Die
Sp ane der Schuſter, Buchbinder, u ſ. f. ſind ähnliche dünne Bre⸗
ter von Bucheuholz, welche aber nicht geſpalten, ſondern vermit⸗
telſt eines großen Hobels hervor gebracht werden. Die Tuchberei⸗
ter nennen auch die Stück: Pappe, welche fie zwifchen das Such im
Preſſen legen, Späne. Die Sopfpäne der Salgfieder find ſtär⸗
kerr Breter, Woranf die gefüllten Salzkörbe gefeger werden, damit
das Waſſer abfoge oder abtriefe. (2) Roch Hänfiger werden bie
durch Spalten, Schneiden, Hauen, Sägen u.f.f. entſtaudenen klei—
nen, unförmlichen Theile eines feften Körpers Späne genannt,
VAzſpoue, Hornfpäne, Papierfpäne u.(.f. Sobelfpäne, wel⸗
‚che von der Bearbeitung mitdem Hobel fallen, zum Unterſchiede
von den Zimmerfpänen, Drechfelfpänen, Sigefpänen, Rafpel:
ſpanen Seilfpänen u. f.f. Ein fpigiger durch Spalten entftan-
dener Span, heißt ein Splitter. 2, Figürlich. (1) Bey den
Dberdentfhen Dondu-Schifrnift der Span der Durchſchnitt oder
das Deofileines Schiffes, die Vorſtellung deifelben, als wenn es
durchſchnitten wäre, damit man die innern Theile ſehen könne. Dee
größte Span /der Durchſchnitt in der größten Breite. Ohne Zwei⸗
fel auch von dem veralteten ſpanen, theilen. .«e)* Mißhälligkeit
Uneinigkeit, Streit u. ſ. f. eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeu⸗
tung, in welcher es ehedem im Oberdentſchen ſehr gangbar war,
und es in einigen Gegeuden noch iſt. Als aber die Erben etwas
Spans befommen, mit denen von Appenzell, Bluntſchli. Auf
ähnliche Aet ſtammet Spaltung von ſpaltey, Schilma , von
xl, Lis, von laedere, legen, ſchleißen ber u. ſ. f.
Hm. Inden eigentlichen Bedeutungen im Riederf. Spoon,
Am Dsnabräd, Spaune, im Angelf.Spon, im Schwer. Span,
im 3:!änd. Spann. Die Analogie lehrer, daß diefes Wort von
einem veralteten Zeitworte fpanen abflammen muß, welches fpal:
ten, theilen, ſchne den u, ſ. f. bedentet hat, und von drffen Ge⸗
ſchlechte no das Griechiſcht yes, ſchueiden, übeig ift, Da zum
‚Spalten und Schneiden die Ewärfe und Spige notbwendig find,»
ſo erhellet darans die Verwandtfchaft mit Pinne, Point, dem
Samb. Punt die Spige u. f.f. welchen nur das zufällige bier
vermiüthlich iutenſive ſ mangelt.
Das Spanbett, des — es, plur. die —e/ ein hölzernes Beit⸗
geſtell ohne Himmel oder Dede, zum Unterſchiede von din darein
gı®
7} —xX 4 0 e * ——— Pe SE u
TR v 5 * |
Y * —35 X: * —
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gehörigen Setereten; ih einigen Gegenden eine Bettſponde.
Span und Sponde ſcheinen in beyden Wörtern den Begriff des >_
+ hohlen Raumes, eines Behältniſſes zu haben. S.3 Span, Spind :
umd Sponde. re“ ei \
Der Spanbrief , des — es, plur, die— e, ein nur noch in
* einigen, Oberdeutſchen Berichten. übliches Wort, einen gerihtz- Spangeler. h —
lichen Befebl zu bezeichnen, vermittelſt deſſen der Gläubiger in: Der Spungenmaͤcher des —s,
die liegenden Gründe feines Schuldners geſetzet, oder die &res» Bochdeutfchen ungewöhnliche Bemnnnug eines Gürtlers, weiler
eution in die. Güter des Schuldners erkannt wird: Der Nahme _ Spangen,d.i. Schnallen und andere zum Putz gehörige Stüde
zühret von dem ehemahligen Gebrauche her, daman zum Zeio- aus Merall verfertiget.ı. ——— — en
shen.der ‚erlaubten. Execution einen, Span gerichtlich aus dem. Der Span genſtein⸗ des — es, plur. die — in einigen Segen⸗
Haufe dus Schuldners hieb und ihn dem Gläubiger gab, daher: den ein Nahme der Räderſteine, oder Trochiten und Entrochi—
dieſe Handlung im mittlern Lat. auch Feltucatiound. Exfeltu> - f
catio genannt wurde. - Bee, wo fie in Menge gefunden werden follen. —
Spanen /ein veraltetes Zeitwort, welches ghedem. bereden bedeus- Her Spangler, oder Spangeler, drs-— s, plur. ut nom,
tete, ©. Abfpannen 2, und Abſpänftig. Ne fing. in einigen Oberdeutſchen Begenten, ein Rahme desjenigen
Spünen, verb.. reg: act, welches nur noch imeinigen gemeinen ı
Ne
— — IR, URL
s : Spa: N *
der ſelben noch mehrmahls in der Deutſchen Bibel vorkommt. In—
deſſen irberesdabin, ob es in dieſer Bedeutung nicht vielmehr zu
dem alten Spange, ein Blech, gehöret, fo daß es eigentlich zierlich
deutung iſt es im Soch deneſchen gleicfalls.veraftet, oh es gleich in
gearbritete Bleche zum Püge bedeuten würde. S. ı Spange und ;
ten. Man leitet den Nabmen von dem Spangenberge in Heſſen
Handwerkerg, welcher in Dher-und Riederfachfen unter dem Rah⸗
plur: ut nom, fing, eine im 9
Mundarten üblich iſt wo es fo wohl ſaugen, als auch von derMuts- men des Klempeners bekannt iſt, (S. dieſes Wort.) Ohne Zwei⸗
‚ termilch.entwöhnen bedeutet, S. Abſpanen uud. Spanferkel;
fel vondem veralteten Spange, Blech, indem das Blech das v
Die Spanfarbe, plurs doch nur.von-mehrern Arien , die —n
Farben oder Fardenkörper in Geftalt der Späne, dergleichen:
Späne auch wohl Sarbenfpäne genannt werden. Das gera>
fpelte . Brafiliendolz, Fernambuck, Blaubolz u.f. f. find Tblche .
Spanfärben:.. ;
Das Spanferfel, des — s plur. ut nom fing, sin ſaugendes Has Spangrün, des— es, plur. inuf.
Ferkel, ein junges Schwein; weldes noch an feiner‘ Muiter fangr. .
Nieder. Speineferfen, Spittferken. Es ſtammet von dem alten
Dberd.Spun, Spunne, die Bruftwarze,, die ige, ingleihen
figürfich: Muttermilch," bee, Niederf, Spon, Angelf., Spana, .
Schwed, Spene, Isländ, Spini.: S. Abfpänen:
- 1, Die Spange, plurz die — n, ein nur im Bergbaue übliches :
Wort wo die auzgezimmerten Bäume, welche man auf dieSpunds-
ſtücke bohret; damit das Fluder tiefer. werde, Spangen beißen. .
Bey einer näbern Kenntniß dieſer Theile wird es Teiz ſeyn, die:
wahre Bedeutung die ſes Wortes zu beſtimmen, ob es zu Span,
ein Bret, oder zu Shan; ein Bihältnif; oder zu dem folgenden-
Spange; oder: endlich auch zu dem Zeitworte ſpannen gehöret. Spanhef:el, Spanhbammer, ©. in Spann — *
Im Schwediſch ift Spang, ein Blech, dünnes Bret, oder dün⸗ Der&panhobel, des — s, plur..ut nom. fing. ein großer
ner Bike, im FH nd. Spaung, ein Blech. An den alten Bale⸗
riſchen Geſetzen iſt Spanga der ußerfle Balken, eo quo.ordi- -
nemtenet.pärietis.,
2, Die Spange; plur: bien; ein Wört,. welches .».*Eigents -
lich eine, Spiße, ein fpigiges Ding, ein fpigiges MWerfzeng bedeu⸗
tete, in dieſem Verſtande aber veraltet iſt. Nur im Oſterreichi⸗
ſchen und einigen andern Oderdeutſchen Gegenden werden noch die x
Stecknadeln Spangel, Spingel,;Spangelnadeln und. Spänna⸗
deln genannt; ohne Zweifel wegen ihrer zum Stechen dienlichen ı
So tze. Es achöretin dieſer Bedeutung mit dem Lat; Spinther,
Spina,ʒ zu dem Geſchlechte der Wörter Pinne, Sinne pungerer
wor f. aus welchen es vermittelſt des vorgefegten: Zifchlautss ge⸗
bildet ift, und. in. welchen: allen der: Begriffider»Spise herrſchet.
2, In weiterer Bedeutung warde da her auch ein foißig: 8- ieinem=
Ringe eingefaßtes Werl zeug, verſchiedene Theile der’ Kleidungs⸗
ſtücke zuſanmen zu balten, eine Spange genannt; in welcher Be⸗
deutung es nur noch ir einigen,gomeinem Spredartem. üblich iſt,
dagegen in dem anftändigern-dafürı Schnalle gebraucht: wird.n.
Schuͤhſpangen, Armſpangen, Gürtelfpangen u. ff. 3: *In :
noch weite rem Verſtande wurden denn auch‘ verſchiedene Arten
des Geſchmeides wenn ſte zierlich gearbeitet waren, mit dieſem
Nabmen belegt wenn gleich keine eigentliche Spange darin be⸗
find lich gar So find Arm ſpangen, dergleichen Geſchneide an
den Arnen Ohrenſpangen, Ohrengehenke, u, ſ. fs! Ju dirſer Be⸗
Der Spaͤngroͤſchen, des — s,
anch Blechſchlager genannt wird. ©. ı Spange.
plur.ut from. fing. in
Gegenden, eitte Abgabe in Geld für die Erlaubniß, die Späne und
Aſte in dem Waldedes Grundherren anffefenzudürfen..
1. Zn Oberdeutſch⸗
land; ein Nahme des grünen Kupferroſtes, welcher im. Hochdent⸗
fehen mit verfeßten Sylben unter dem Nahmen des Grünfpanes
anı befanuteften iſt. Es konmmt fchon im ı sten. Jabrhunderte vor
und iſt aus Spaniſches Grin anfangen gezogen, enfiweder fo
fern man dirfen Kupferroft ehedem wirklich aus Spanien erhielt, -
oder auch fo-fern Spanifch ehedem fremd,-aus!ändifch überhaupt“
bedeutere; 2. Die diefem Kupferrofte ähnliche grüne Farbe, welche
ein ziemlich hohes blauliches Grün: ohne alles Gelb iſt, und den
Übergang der grünen Farbe indie blaue aus macht. In diefer Bes
deutung if Grünſpan nicht üblich. Man gebraucht es auch als
ein Beywort. in fpangrünes Tuch. ı —
—
ſtarker Hobel, ‚die büchenen Späne für die Buchbinder damit zu.
verfertigens. ' Fat:
Das Spanbelz, des es, plur: car. Holz, fo fern Spane
daransgefpalten werden können. In einigen Gegenden wird dag
Holz des Kiendaumes Spanholz genannt, weil die Landlente ihre
Leuchtfpäne, desen fie ſich ſtatt des, Lichtes bedienen, daraus zu
ſpalten pflegen.-.
Spanifch,radj; et adv, >, Aus Spanien aebürtia, daſelbſ er⸗
zeuget oder verfertiget; in welchem Verflande vielerley Dinge, wel⸗
che entweder aus Spanierrza ung gebracht werden,.oder auch das
ſelbſt erfunden/ oder zuerfi daſelbſt in Menge verfertiget worden,.
diefes Beywort befommen: Spaniſches Grün; (S.Spangrün.)
SpanifchesWeiß, Franz. Blänc d’Elpagne, ein weißes Pulver,
welches aus dem in ſanern Geiſteru aufgelöfeten Wißmuthe mit rei⸗
nem Waſſer niedergefchlagen; und. weil es zur Schmnfe dienet,
auch SpaniſcheSchminke genannt wird. Span.Breide,der weiße
Spedftein. Die Spaniſche Weide, der gemeine Hartrivgel,' Li-
gufirum vulgare Zinn. Die Spaniſche Jliege, ein ſchmaler
goldgrüner Käfer von einem unangenehmen fwarfen Geruche,
Cantharis Meloe Linn. Spaniſches Kraut, in einigen®rgens
den rin Rahme des Spinates. @panifcher Hoblunder, der blaue! h;
einigen
Hohlunder Das Spaniſche Rohr, gin ausländifhes Rohr, wele _
ches chedimüber Epanien zu ung gebracht wurde, und an Spa:
zierſtöcken verasbeiter wird, daher auch ein daraus derfertigter
Spa- -
vor⸗
nehmſte Material dieſes Haudwerkers ift, daher er von bemfeiben e
se
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4
— =
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a Wr BE
-Gpagierflab, cin Spaniſches Rohr genannt wird, Spaniſches
0 Wachs, im Dberdeurfehen ein Rahme des Siegellades. "Die
RT arilgeWandcne bewegliche aus überzegenen Rahmen beſte⸗
dende Wand; ein Schirm. Der Spaniſche Kragen, eine Krank⸗
beit, Paraphimofis. Die Spaniſchen Stiefel, eine Art der
* + Zortur, die Schienbeine einzufchrauben ; Veinftiefel, Bein
BERTEWFN
5 fhramben, Beinfolter. Die Spanifche Perrüde, welche wer
0 gigftens +5 Stockwerke von Loden mitlangfamen Wellen auf den -
iucken herab fallen läffer. Spanifche Reiter, (9.1 Reiter,) Je: N
= manden wit der Spanischen Laterne nach Saufe leuchten, im
I“ gemeinen Leben, ihn nad) Haufe prügeln, obne Zweifel, fo fern es
£ “it einem Spanifchen Robre geſchiehet. Und foin taufend andern
y
- > ällen mebr, wo es aber auch in manchen fo viel wie fremd, aus⸗
- .. Fändifch überhaupt bedeuten fann. (Siehe die folgende dritte Ber
i deutung) 2.Rach Artder Spanier, Spanifche Schritte ma⸗
chen. Mit Spantſchem Evnfie. 3. In weiterer Bedeutung wird
3 inengerm Verſtande für ſeltſam gebraucht, letzteres vermuthlich,
weil ſich die Spanier durch ihre Tracht und Sitten. vorzüglich von
F andern Europaiſchen Völkern zu unterſcheiden pflegten. Das
Femme mir Spaniſch vor, fremd, wunderbar, ſeltſam. Das find
— ihm Spaniſche Dorfer, fremde, unerhörte Dinge, entweder we⸗
gen ihres fremd klingenden Rahmens, wie man in diefem Vers
ande dafür auch Bohmiſche Dörfer fagt; oder aud wegen der
Seltenheit der Dörferin diefem entoölferten ande. Im Griech.
x Mi emung gleichfalls fremd, wunderbar, welches mit Zramız,
Spanien, doch wohl nur zufäliger Weife gleich Tautet, dagegen
das Deutſche eine fehr begreifliche Figur von Spanifch im eigent»
= lichen Berftande if. z ;
Die Spankoble,S. Grubenkohle.
Spanneu, ein nur im gemeinen Leben in dem Ausdrucke ſpanna⸗
51 gelneu übliches Wort, welches gemriniglich ſpann⸗ nagelnen
Ausgeſprochen wird; völlig new, glänzend neu, funkelneu,
\ Funkelsnagelneu. Die Bedeutungdes Wortes fpan iſt hier dun⸗
el, Vielleicht fagt der Ausdrud : ſo neu als ein frifch gefpaltes
er Span und frifch gefchmiedeter Nagel, Dir Riederſachſen far
gen fpelderenif, fpoolsnij, Tpoolder-nij, welches gleichfalls von
2 pelden, fpalten, abzuſtammen feheinet.
Spanroſe, * Kane Bibel, S. Rofenfpan.
3 ann, 9. Geſpann.
* re — plur. die —e, der vordere erhabene Zheil
es menfchlichen Fußes, zu deſſen beyden Seiten ſich die Knöchel
"als ein Verwandter von Wand, Want, Bohne, mit vorgefegtem
Ziſchlaute; oder auch, weildie Schuhe dafelbfk zugefpanner, d.i..
j zugehbunden oder zuge ſchnallet werden. \
Die Spannader, plur. die—n, ein Nahme der Sehnen oder
MNerven des menfchlichen.oder thierifchen Körpers, S. Sehne,
Der Spannbaum, des—es; plur, die —bäume, an den Stübr
t Ten der Seidenweber, derjenige Baum, welcher bey andern We⸗
bern der Bruſtbaum, nnd bey den Saminetwebern der Pinnes
baum beißt; weilder Aufzug damitifiraffgefpanner wird;
Das Spannbett, ©. Spanberr. FE x
7 Der Spanndienft, des—es, plur, die —e, Frohndienſte, welche
mit einen Spann oder Gefpann Pferde verrichtet werden müſſen;
Subrfrohnen, zum Unterfchiede von den zanddienſten, JZußdien-
a Knufi Daher in einigen Gegenden auch folche zu Spanndiens
fen werpflichtete Untertbanen Spanndienfier genannt werden,
7 DieSpanne, plur.die—n- Ein Längenmaß, fo weitals man-
+ mit ausgefpannten Fingern reichen kann, die Länge von der Spitze
= des Daumens big zur Spige des kleinen Fingers der ausgeſpaum⸗
= ten Hand, welches ungefägez Ehe iſt; da denn auch wohl bie auf
5
Adel.W. B. 4. Th. 2. Auft.
J
"ssimgemeinen Leben oft für fremd, ausläudiſch überhaupt, und
Befinden; der Ritt. Entweder, fo wie Ri, von der Erhöhung, .
N
| A Me _
ſolche Art ausgefpannte Hand diefen Nahmen führe. Wer faffes
den Simmel mie der Spanrien? (Spaüine) Ef. 40, 12. Sechs
Spannen lang. Die Form dev Spannen in der sivepten und
dritten einfachen Endung ift Dberdeutfch und im Hochdeutſchen
ungewöhnlich. 2. Im Forſtweſen ift die Spanne ein Maß, die
Bäume der Randung damit zu meffen, welches indeffen feine bes
ſtimmte Größe hat, fondern einein Klafter, Schub u: f.f. getheil⸗
te Kette iſt, womit die Bäume umfpanner werden ; baberes auch
die Spannfette genannt wird. Die Baume nach der Spanne
verkaufen, nach diefem Maße. ?
Anm. Das MWortiftin diefer Bedeutung fchonalt; In den als
"ten Frieſtſchen Geſetze lautet 28 Spanna, bey andern Rateinifihen
Schriftſtellern des mittleren Seitaltsrs Spannus, Elpanna, in
dem alten Fragmente auf EarIn den Großen bey: dem Schilter
"Spanne, im Engl.Span,in: Jtel,Spanna,imfran;.Empan,
>. Spannen, verb.reg. act. bereden, ©, ı» Abfpannen und Ab—
ſpänſtig. Bea I
2. Spannen, verb. reg.neutz, welches das Hülfswort haben
erfordeit, aber nur im gemeisen Leben gangbar ift„mit auges
firengten Sinnen auf etwas merken. Kin jedes fpannte voller
Aufmerkſamkeit die Geſchichte zu hören. Auf etwas fpannen,
lauern, es geſchehe nun mis den Augen, oder auch mit den Dpren.
So auch das Spannen, — —
Anm. Es kann ſeyn, daß dieſes Wort ein Intenfivum von fpär
ben iſt, (S. daſſelbe;) es kann aber auch eine Figur des folgenden.
Zeitwortes und zwar in der Bedeutung der Ausdehnung, der Air
ſtrengung ſeyn, da es denn eigentlich die Sinne anſtrengen bedeu⸗
tenwürde. Auf ähnliche Mer find die Lateinifchen attendere,
intendere, n.f. f. von tendere, dehnen, gebildet,
3. Spannen, verb,reg.act, einen elaftifchen Körper entweder
durch Zuſammendrückung oder durh.Angdehnung in den Fall
ſetzen, daß cs ſich mit Heftigkeit bemühe, ſich wieder in feinen do»
rigen Stand zu fegen.
1, Durch Zuſammendrücken.
9) Eigentlich, ‘Den Bogen (das Schiefgewehr diefes Nab⸗
mens) ſpannen. Ein gefpannter Bogen. Die Armbruft fpan=
nen. So auch den Hahn an einem Seuergewelve fpannen oder
auffpannen, entweder, weil dabey die Feder wirklich gefpanns
wird, oder auchalseinevon dem Spannen der Bogen und Ar
brüfte beubehaltene Redensart.
(2) Ir weiterer Bedeutung, mit einer Schnellkraft befeſtigen,
fo daß entweder die befeftigte Sache, oder die zur Befeftigung die⸗
enden Theile eine Schnellfraft äußern. (a) Eigentlich. Der
Schlöffer Spanner das Eifen „ welches er bearbeiten will, in
den Schraubetod, der Drechsler, den Körper, welchen er ab⸗
drehen will, auf die Drechſelbank oder zwiſchen die Doden.
.
Die Fuhrleute fpannen den Wagen und die darauf liegende Laſt
mit der Spannfette, daher auch die Aufs oder Abläder, wilde -
ſolches verrichten, an einigen Drten Spanner oder Spänner Deis
fen, wo es aber auch zu derfolgenden Bedeutung des Bindens,
Feſſelns gehören Faut, Das gefpannte Roß, int der Zimmer
wannsfunft, wenn zwey Träger fo auf einander gefänmer wer⸗
den, daß fie eine groß Laſt tragen körnen. (S. Roß und Spann⸗
riegel) Das Rleid ſpannet, der Schuh ſpannt mich, fagt
man, wenn die Kleidungsſtücke die Theile des Leibes gu ſehr ei
ſchränken, fo daß diefe ihre elaftifche Kraft dagegen äußern.
(b) Zigütlid. a) Einen Slup Tpannen, oder auffpannen, ibn:
fämmen, feinen Abflug hemmen, und dadurch aufſchwellen mar
en, wo es in Anfehungbiefes Auffhwellens auch eine Ftanır der
Ausdehnung ſeyn Tann. - Auf ähnliche Artift, einen Fluß oder
Mühlenbach einfpannen, ihn einfaffen, fein Bett einichränfem
En mandenFäßen ſtehet esfür binden, feffeln überbaupr. In der
£ Land⸗
xX
163.
Landwirtbſchaft ſpannet man die wenn man — auf
m
der Weide die Vorderfüſſe mit Stricken zufammen ſchleifet, damit
fie nicht entlaufen, welches auch feſſeln, und in Niederſachſen tür:
"dern genannt wird. Im Niedesfächftfchen bedeutet.es auch, einen
Gefangenen feffeln oder binden. Am üblichften iſt es von der Be«
-feftigung des Zugviehes an der Wagen, Plug u. ſaf. Die Pfer—
"de vorden Wagen, die Ochſen an den Plug oder vor den Pflug
fpannen, in welcher Bedeutung ſchon Notker f pannen fagt, Die
Pferde hinter, den Wagen fpannen, figürlich, eine Sache ver-
kehrt anfangen, Die figürlihe R. A, ſte find mit einander ge=
‚fpannt, oder über ‘den Fuß gefpannt, von Perſonen, welche
nicht in dem beten Vernehmen mit einander ſtehen, ohne eben
Feinde zu ſeyn iſt dunkel. Dan Fönnte fpannen hier vondem als
'tenSpan,Spanigfeit,Streit, Mißh älligkeit, ableiten, wenn nicht
ber Beyſacz des Sußes diefe Ableitung —— machte.
2. Durch Ausdehnung.
(1) Nach allen Richtungen, Einen —— Leib haben,
„wenn derſelbe aufgetrieben, und die Haut gleichſam geſpannt oder
ausgedehnet iſt. Da es denn auch von der die ſer Ausdehnung ãhn⸗
lichen ERpfindung gebraucht wird. ch, wie ſpannt michs auf
dem Schienbeine! Gel.
(2) Der Länge nach von dehubaren und elaftifchen Körpern,
co) Eigentlich. Einen Mifferhäter auf die Leiter fpannen, eine
Yet der Tortur, weiche auch der Zug genannt wird. Der Seils
anzer tanzet auf einem ſtraff geſpannten Seile. Die Sai⸗—
ten auf einem muſtk aliſchen Inſtrumente ſpannen. Die Sai⸗
ten höher ſpannen, auch figürlich, feine Forderungen erhöhen.
Die Saiten zu hoch ſpannen, zu viel begehren, die Sache zu
weit treiben, Ingleichen durch Ausdehnung befefligen. Zeugin
sen Rahmen fpannen. (b) Figürlich. æx) Mit Ausdehnung
‚begreifen, erreichen. So weit. als man mit der Hand -fpannen
Fax, fo weit als man mit deu ausgedehnten Fingern der Hand
zeichen kann. (S. Spanne und Umfpannen.) Ehedem ſagte mar
auch gefpannte,d.i. ausgeſtreckte, Arme. Nach eiuer noch weis
tern Figur iſt ein weit gefpanntes Gewölbe, welches einen gro⸗
Ben Bogen macht. 4) Anſtrengen, von den Fähigfeiten des Leibes
und Beiftes, Alle feine Krafte fpannen oder anfpannen. Die
Spaunung der Bräfte. überſpannte Empfindungen. Ingleis
hen nach einer noch weitern Figur, ein zu hoch gefpanntes,übers
> seiebenes, Lob,
> So au) das Spannen Er die Spannung, welches leßtere in
einigenFöllen.aud von derHandlung des Spannens, noch häufiger
aber don dem Zuſtande gebraucht wird, da ein Körper geſpannt iſt.
Anm Bey dem Notker und Ottfried fpannan, welcher letztere
es für binden gebraucht, im Niederſ. gleichfalls ſpannen, im
Schwed. [pänna,welces fo wohl. biegen, als ausdehnen bedeu⸗
‚set. Das doppelten deutet auf ein Intenfivum, deffen.einfacheres
Zeitwort fpanen noch bey dem Notker vorfommt, und, wenigſtens
in einigen Bedeutungen, zudem Schwed. [pana, ziehen Griech.
‚argu, gehöret. In andern Bedeutungen hingegen fticht dieBedeus
tung des Bindens merklich hervor, aus welchem Worte es ver-
mittelft des oft’ gleichfalls intenfiven Sifchlantes gebildet ſeyn
kann, daher. diefes f auch in andern Sprachen mangelt, 3 B. in
dent £at,,pandere, dem Schwed. bända, päna, im mittlern
Zat/bendare, in Angelf. bendan, im Eugl.to bend, weiche
insacfammtfpannen bedeuten.
Ehedem gingdiefeseitwort irregnlär, ohne Zweifel,weil das
einfachere ſpanen, mit dem intenfiven fpannen vermifcht war,
gen Sufeinuienlehunann, EB Unfpanner, Bücfenfpanner,
Einfpänner. In einigen Oberdeutſchen Gegenden, befondersin
der Schweiz heißen die Aufe und Ablader der Frachrwägen Span:
ner, Einfpanner, weil ſie Die hier auf ben Wagen fpannen. 2.
Ein Werkzeug, ein anderes Diug Jamie zu ſpannen. So beißt das
Derfzeug, womit die Feuerröhre mit den alten Deutſche n Sch öſ⸗
fern gefpannet werden, der Spanner. Das Seödehen oben an
der Säge, womit der Strick —— und das Sãgeblatt ge⸗
ſpannet wird, führet gleichfalls dieſen Nahmen. *
Der Spanner, des —s, plur. ut nom, fing. än nur in einigen
Gegenden ‚5. B. in dent Halifchen Salzwerke übliches Wort,
denjenigen zu bezeichnen, welcher etwas mit einem andern gemeine
ſchaftlich beſitzet. So ſind daſelbſt Spänner diejenigen, welche
einen Salzkoth mit einem andern gemeiuſchaftlich befigen ; zum
‚Muterfchirde von den Pfännern, deren jeder eine Salzpfanne
oder ein Salzkoth allein beſizet. Im Bergbaue ift Einfpänner
ee
ze
derjenige, welcher eine Zeche allein bauet, (©. diefes Wort.) Von.
fpannen, verbinden, gleichfam; der einen Gefpen im 5* bat,
S.diefes Wort, — ⸗
en etwas damit zu fpannen, in vielen Sällen des gemeinen
Lebens.
Dae Spannhäftel, des— s, plur. ut nom.fing. im Jagd»
weſen, Häftel oder Blöcke, womit die Garne und Netze geſpauat
werden; Spannpflöde, Saupthäftel.
Der Spannbammer, des — 5, plur. die —hämmer, bey. den
Goldſchmieden, ein Hammer, mit zwey flachen, gleich gepßen _
„Bahnen, dieSilberbleche damit auszufpannen, d.i durch un
gen auszudehnen. ROTE 3
Das Spannbolz, des—es, plur. die— bölzer, bep den Zube.
Die Spannfrobne, plur.die—n, S, Spanndienf. N Er
Der Spannhaten, des— s, plur. ut nom., ——
*
webern, dasjenige Holz, wodurch das Tuch, fo wie es gewebet - —
wird, auf dem Stuhle ausgeſpannet erhalten wird/ der Spann⸗
Kock, bey andern die Sperrruthe.
Spännig, adj. etadv. welches von fpannen und deffen Ber
wandten abſtammet, aber in verfiedenen Bedeutungen üblich
ift. 1. Zunächſt von Span, Gefpan, ein Dirgefell, Socius, iff
fpannig nur in eittigenZufammenfeßungen üblich. In einigenGer ⸗
genden z. B. der Mark Brandenburg, if ein einfpanniges Bett, -
ein Bett auf Eine Perfon, ein zweyfpanniges, auf zwey Perſo⸗
nen. In andern gemeinen Mundarten find dafür die Wörter ein: _
männifch und zweymännifch, einfchläferig und zweyfchläferig
üblich. Auf ähnliche Art iſt einfpännig, zweyfpännig, dreyfpanz
nig, vierfpännig u. f- f. fahren, mit Einem, zwey, drey oder vier
Dferden. Ein vierfpannigerMagen, welcher mit vier Pferden. bes
fpannet ift. In, vielen Gegenden find die Einfpänniger/obrigfeit»
liche Diener zu Pferde oder Fuße, welche in allerley Vereichtungen
einzeln gebraucht werden. (S. diefes Wort.) 2. VonSpanne, dem
Maße im Forſtweſen ift ein ſpaͤnniger Baum, ein — wel⸗
cher nach der Spanne verkauft wird,
DieSpannkette, plur. die—n ‚eineßette,etwasdamitgufpannen
oder zu RE So wird die Kette, womit eine Laſt aufden Was
gen geſpannet wird, die Spannkette genanut. Auch die Kette,
womit diefeitern eines beladenen Leiterwagens zuſammen geſpan⸗
net werden, ingleichen die Hemmkette der Fuhrleute, wodurch
die Rader geſpannet werden, führen dieſen Rahmen. Im Forſt⸗
weſen iſt es diejenige Kette, womit dieBäume umfpannet werden,
«ihre Dicke zu erfor ſcheu. S. Spanne.
Das Imperf. lautet bey dein Notker [pien, und das Mitielwort Die Spannkraft, plur. inuf. bey einigen, ein NRabme der Ela
bey denn Ottfried gefpannan, für gefpannt. ,
Der Spanner, des—s, plur. ut nom, fing. von dem norigen
Zeitwortg, », Derjenige, welcher. fpannet, am hänfigßen in einie
flieieat, wofür doch Schnellkraft üblicher iſt.
Die Spannleute, fing. inuf, in einigen Gegenden ein Nahme
der Anfpanner, d.i, decjenigen Baueru welche zu Beſtellung ih⸗
res
\u
‚zes Ackers Zugvieh halten, und zu Spanndien ſten verpflichtet
ſind. S. Anſpanner .·. BEREIT
Der Spannnagel, des—s, plur.die—näsel, sin ftarfer tun⸗
der Nagel, oder vielmehr ein Bolzen mit cınem Kopfe, wie ein
"Nagel, welcher den bintern Wagen mit dem vordern verbindet;
- der Schloßnagel, in einigen Gegenden der Brolfnagel.
Zweifel von fpannen, fofern es chedem auch verbinden überhaupt
- bedeutete. Friſch erfläret esunrichtig durch denjenigen Nagel vorn
an der Deichfel, vermittelt deffen.der Wagen vor dem Zugviehe
rüdwärts gefchoben werden kanu.
Spannnagelneu, S. Spanngu.
bäftel. PN 2 \
Der Spannrabmen,des—s, plur. ut nom. fing. bey den
Wafermüßlen, ein Stück des Örießwerkes, vermurblic um das
Waſſer damit aufzufpannen oder zu ſt mmen.
Die Spannraupe, plur.die—en. 1. Diejenigen Ranpen, wel⸗
heim Geſellſchaft bey einanderbefindlich find, zum Unterichiede
vonden einfamen Blatt» und Ringelraupen.- Entweder von
Span, Gefpan, Gejell, oder auch von ſpinnen, weil fie in ih⸗
vom Gefpinfte bey ſammen Liegen, daher fie auch Spinnraupen,
genannt werden, 2, Ben einigen Reueen werden diejenigen Haus
pen, welchen die zwey oder-drey erften Paare der Bauchfüße feh⸗
len, GeometraeL, Spannraupen genannt, Andere nen⸗
nen ſie Spannenmefler, :
‚Der Spannreif, des— es, plur. die — e, bed den Böttchern
“ fpannt erhalten werden, bis der Boden eingefüget werden kann.
\ Der Spannriegel, des —s, plur.ut nom.fing,. fir der Zim⸗
} niermannsfunf, ein Balken oder Riegel an einem liegenden Dach⸗
2 fuble, wodurch die gegen einander über ſtehenden Stublfänlen
fpannen „verbinden.
men, etwagdamit zu ſpannen. Bey den Schufern, it es der⸗
jenige Riemen, womit der Schuh während der Arbeit auf dem:
KRuie feſt gehalten wird ; der Rnieriemen. Br
Den Spannring, des — es, plur. die — e, ein King, etwas
damit zuſammen zu fpanıen, Bey den Schmieden iſt es derjenige
R der Sperrring.- } |
Die Spannrippe, plur.. die — n, bey den Fleifchern, an einem
= anden vordern Theilen bey dern Kamme befinder.
Das Spannfäkchen, des—s, plur. ut nom, fing: an der
* Stühlen der Bortenwirker, ein mit kleinen Stücken Ziegelſtein
beladenes Sackchen, die Kettenrollen ſtraff zu ſpannen.
J
Leinen an den Garnen der Vogelſteller.
Der Spannſtock, des — rs, plur. die — Mode, bey den We⸗
bern, der hölzerne Stab, womit das Gewitk in der Breite aus⸗
geſpannt erhaften wird; die Sperrruthe, das Spannholz.
Der Spannſtrick des —es, plur: die — ſtricke, in der Lands
; wirihſchaft, ein Strick/ womit die Pferde auf der Weide an den
Vorderfüßen gefpanner oder gefeſſelt werden, damit ſie ſich [nicht
"weit entfernen können; die Leſſel. Fr
Die Spannwind,- plur; die—n, eine "Handiinde, den flähe-
4 lernen Bogen der Atmbru damit zu ſpannen. *
Die Spann vaſte, plur. die—n, bey den Fleiſchern, ein Stück
x
Bnteejchiede opn der Ziwergwüſte. 9, Mühe.
D
Ohne,
Der Spannpflod, des — es, plur, die —pflöcke, S. Spann:
= ein Reif, womit die Faßdauben in ihrer runden Geftalt ausger
unter dem Kehlbalken mit einander verbunden werden, Bon:
2 Der Spannriemeit, des—s,plur. ut nom..fing. ein Ries
"King, wonrie die Zangengriffe zufammen gefpannet werden ;-
& \
geſchlachteten Rinde, dasjenige Rippeuſtück, welches ſich glei:
Die Spannfeime, plur. die —n eines von den Seimen oder
——— Feeiſch aus dein hintern Viertel eines geſchlachteten Rindes; zum!
Spa— 166.
Die Spannzante, plur. Sie—n, bey den Soidſchla gern „eine.
; apıse, den Küchen der Form auf dem Tiſche damarzufommen zu
lemnien, wenn man die gefchlagenen Goldblätter zwiſchen den:
.. Enden der Form hinein-fchieben will.
Der&pannzettel,ses—s,plur. ut nom.fing. in großen Hanse
baltungen einiger Gegenden, ein Zettel, welcher jedem Bedienten
oder Dienftborhen bey dem Autritte feines Dienſtes gegeben wird;
worauf deffen Nahme, die Zeit, wenn er den Dienft angetreten
und der ihm bewilligte Lohn verzeichnet ift,
mir in diefem Worte dunkel.
Der Spanzieber, des —s, plar. ut nom; fing.: derjenige,
welcher Dach⸗ und andere Späne macht.
Der Sparblod, des—es, plur. die —blöde, auf den Holz
göllen and Elbkähnen, ein ſtarkes Stück Holz in der Mitte quer
über den Boden, welches 18 Zoll breit und 10 Zoll hoch, mit eis
. nem Sattel verfehen if, und ein Loch dat, worin der Moft ger
ſetzet wird. Dieerfte Hãifte iſt vermuthlich unfer Sparren, wel⸗
ches im Niederdeutſchen Spar, Sparen, Holländ. und Engl.
gleichfalls Spar, lautet, J
Das Sparbret, des — es, plur. die —er, bey den Maurern,
ein vierecktes Bret mit einer auf der untern Sette befindlichen:
Saudhabe, den Kalk und Mörtel darauf zu thun Das ZSandbret,
©. Sparkalt.
Die Sparbüchfe, plar. Sie—n, eine verfchloffene Büchfe, dae⸗
jenige Geld, welches man von Zeit zu Zeiterfparer, darin zu vers
währen ; Niederf. Sparport, weil man auch dergleichen höner⸗
ne Gefäße hat, Sugpott, von den alten ſchon bey dem Ulphilas
= befindlichen Huzd ‚ein Scyaß, }
1. Sparen, verb. reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt
1 *Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, fdimmeln;-
ingleichen faulen, in die Fäulnißgeratben, die Anweſenheit des
Schimmels durch den Geruc) verrathen; eine nurin Franken amd’
einigen Dberdeusfchen Gegenden übliche Bedeutung. Eben daſelbſt
iſt der Sparen, der Schinimel, die Fäulnif, *
IL. Als ein Aetivum, in die Fäulniß bringen. Die Weißgärs-
ber fparen die Selle, wenn fiefelbige in die ſchwache Kalkbrübe:
einweichen, am fiezur ſtarken vorzubereiten, vermufhlish weil die:
Fee daſelbſt in einen geringen Grad der Fäulniß geſetzt werden;-
Indeſſen da diegrangöfifchen Bärber diefeAirbeit fauvernennen,-
fo kann es hier auch zum folgender Zeitworte gerechnet werden,
fo daß der Begriff des ſparſamen Gebrauches der Kalkbrühe der
herr ſchende ſt Soaud das Sparen. |
Die erſte Hälfteifi.
Anm. In einigen Gegenden lautet dieſes Wort in der erſten Be⸗
dentung ſpuren, wo ſpurig auch ſchimmelig, feucht iſt DerKelz
ler ſpuret, iſt ſpurig, wenn er durch den Gernch verdorbene Feuch ⸗
tigfeit verräth. Ehedem war Spork, Koth, Unveinigkeit, und
im Berabaue wird es noch von allem tauben Geſteine an den Erzen
gebraucht. Das Latein. ſpurcus, das Franz pourri, von pu-'
tridusm. a. m. find damit derwandt..
2, Sparen, verb.reg, act. welches in verfchiedenen, doch fer
nahe verwandten Bedeutungen gebraucht wird. .-
1, Sum künftigen Be (1) Eigentlich, Spa:
< „rebdeine Weisheit bis zur andern Zeit, Sir, 32,6. Erſchöpfe
deine Bräftenicht über einen Verſtorbenen, fondern fpare fie’
für die Lebendigen. (2) Figürlich ,. wo der Nebenbegriff der’
Tüinftigen Gebrauches verfchwindet, (a) *Erbalten, die underlege
te Fortdauer eines Dinges bewirken; eineim Hochdeutfehen ver»
allete Bedeutung, AmNiederbentfchen fagt man mod: Gort-fpare®
dich gefund, erbaite dich gefund.- Aufichen diefelber Art heißet
es ſchon im Ottfried: then [par er nu ze libe, den erhalie exe
Er nen
’
2
167 Be
an beym Leben. (6) Aufichieben, verfchieben. Spare deine
‚Buße nicht; bis du Fran? werde, Sir, 18, 22. Die Arbeit bis-
auf eine andere Zeit fparen. In welcher Bedeutung doch vers
ſparen üblicher iſt.
2, In Anwendung einer Sache nicht mehr davon anwenden,
‚als zur jedesmapligen Abficht unentbehrlich nothwendig iſt. (+)
Eigentlich. Ich will die Wahrheit nicht fpaven, Weish.6, 24.
DerLandwireh ſparet das ſeu, wenn er allen nicht änßerſt noth⸗
wendigen Gebrauch deſſelben unterläffer. Sie hatte keine Schmin⸗
Fe geſparet, um ihre Geſichtsfarbe zu heben, Keinen Sleiß und
eine Roften fparen. ImOberdeutſchen gebraucht man es in die»
fer Bedeutung gern mit der zweyten Endung, Breite aus die
Teppiche deiner Wohnung, ſpare fein nicht, Ef.54,2. Sparer
Ser Pfeile nicht, Fer. 50,14. (2) Mit verfchiedenen Nebenbe⸗
"griffen. (a) Durch wenigen oder unterlaffenen Gebrauch in uns
verlegtemStande erhalten, wofür doch in der auftändigenSpredhs
art fhonen üblicher iſt. Seine Rleider fparen. Es iſt indiefer
Scheutung ſchon alt. Milelbon nifparoti, in dem alten Sie⸗
- gesliede auften König Ludwig. 1b) Mit dem Nebendegriffe dis
Gebrauches auffünftige Zeiten ift ſparen in engerer Bedeutung,
nicht mehr Geld ausgeben als die böchfte Nothdurft erfordert,
um jelbiges zu fünftigen Bedürfniffen vorräthig zu haben, wo es
fo wohl abfolute und in Geſtalt eines Reutrius, als and) active
und mit der vierten Endung gebraucht wird. - Welcher Farget
und fparet, ir. 21, 18. Sier ſparet er, dort verſchwendet er.
Wer in der Jugend ſpart der darbt im Alter nicht, Gel. viel
Geld zufammen fparen. (S. auch Erſparen) (e) Den Gebrauch
* gitter Sache völlig unterlaffen, fo daß der Begriff des fünftigen
Gebrauches wegfäüllt, oder doch ſehr ſchwach wird. Spare dein
Geld, deinen Wig, deine Derweife, Deine Entfchuldigungen
Fannft du fparen. So ouch das Sparen.
Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker [paran, im Nie»
derf. fparen, im Angelf. [paran, im Engl.te [pare, imSchwed.
und Islãnd. ſpara, im Franz. Epargner, im Italiãu. (para-
gnare. Wachter leitetes von wara, inbewabren, Helwig von
dem Griech. ewagvog, felten, Friſch und Ihre aber von dem Lat.
arcereher. Ale drey Ableitungsiylden haben ihre Wabrs
Scheinlichkeit, indem das f vor einem Mitlauter oft ein müßiger,
‚oft auch einintenfiver Zufag ift. Doch hält man das Lat. parce-
‚Fe und Griech. aragvog richtiger für Seitenderwandte, als für
die näachtten Stammwörter. In Anfehung der zweyten Ableitung °
gibt das Niederd. Spier, im Diminut. Spierken, eigentlich eine
zarte Spige,und figüirlich ein Weniges,eit noch näheres Stamnis
wort ab, als das Griech awxgvag. Sparen hat fo wohl den Be⸗
griff des Bewahrens, Erhaltens, als auch den Begriff des Weni⸗
gen in der Anwendung. Im Engl, iſt {pare, mager, gering.‘ ©.
Sperr. -
Der BR des —s, plur. ut nom.fing, derjenige, welcher „
fpart,d. i. Geld zum fünftigen Gebrauche fanımelt ; doch nu in
der im gemeinen Leben üblichen Sentenz: ein Sparer willei-
nen Zehrer haben, oder nach dein Sparer kommt ein Sehrer,
erfpartes Bermögen wird gemeiniglich wieder von einem Ver⸗
ſchwender durchgebracht. Br
Der Spargel, des —s plur. inuf. ı. Eigentlich, die jungen eß⸗
baren Stängel einer gewiffen Pflanze, und in weiterm Berftande
diefe ganze Pflanze ſelbſt; Alparagus Linn. Spargel effen.
Ein Gericht Spargel, Spargel fäen, Gartenfpargel, welcher
auch nur Spargel ſchlechthin beißt, und eigentlich eßbar ift, zum
linterfchiede von dem wilden Spargel, welcher auch bey uns wild
wãchſet, aber nicht gegeffen wird. 2. Spargel, Sparrkraut,
auch ein Unkraut, fo boch als Hederich, welches häufige Zweige
auswirft; vielleicht von ſpercen.
Der Spargeltlee, tes - 6, plur. inuf. ein Rahme, weichen die
ſie mie Sparkalk arbeiten ; allein im Böhmifchen wird es durch⸗
a Sr Bi nf a WA Wu
: x : Spa 168
Anm. Im Oberd, Spargen, Sparges, Spare, Im Nies
derf. Sparges, im Engl, Alparagus, im Jtaliän. Sparago,
Alparago, im Böhm. Slpargl; alle ans dem Latein. Alpa-
‚rägus, indem wie den Bartenfpargel ohne Zweifel ans Italien
erhalten haben. Da eigentlich die hervor fproffenden Stängel dies
fes Oewächfes den Nahmen Spargel führen, fofcheiner das Lat,
Alparagus mit dem Nieberd, Spier, dünne Spige, und Sport,
Holländ. Sport, Sproffe, verwandt zufeyn. S. Sparkund
Spern. { 2% F
Das Sparttelbeet, des —es, plur. die —e,cin Beet im Garten,
tvelches mit Spargel bepflanget wird. 3
Die Spargelbrübe, plur. doch nur von mehreen Arten die —n,
Brühe, mit welcher gemeiniglich der Spargel gegeffenwird,. °
Die Spargelerbfe, plur. die —n, eine Art Erbfen, derenjunge /
Schoten mir einer Spargelbrühe gegeffen werden, Lotus te»
tragonolobus Linn. Spargelfchoten. :
j
E
:
|
E
Lucerne, eine Art des Sichelklees, in einigen Gegenden führer,
Medicago latiua Zinn. | ——
Der Spargelkohl, des —es, plur. inuf. eine Art des Kohles
deſſen Blumenſt ãngel als Spargel zugerichtet und gegeffenwers
den können; Braſſica aſparagoides criſpa Zaun, In
Italien Broccoli. Melk er AR
Das Spargelfraut, des —es, plur. die —Präuter, einjedes _
Krantoder Gewächs, deffen junge Stängel oder Wurzelfpeoffen
wie Spargel gegeffen werden fönnen; cs —
Die Spargelraupe, plur. die —n, eine Ars Raupen, ausmee
her der kleine Kreuzkafer, Chrylomeia Alparagi Linn. ent- :
ſtehet, welcher auch das Spargelhahnchen genannt wird, weil - 4
ſich beyde gern auf dem Spargel aufbalten, ehr
Die Spargelfchote, plur. die —n, S, Spargelerbfe. *
Die Spargelzange, plur. die —n, eine jierlihe Zange in Ge⸗
fait einer gereiften Schere, Spargel damit vorzulegen, & si
DerSpark, des —es, plur.inul,ineinigen Gegenden, befonderg
Niederdeutſchlandes, eine Pflanze, welche bey ung fparfamwid \
wächfet, und, weil fie ein gutes Futterkraut ift, auch in vielen Ge |
genden gebauet wird, Spergula Linn. Spergel, Knöterich,
weil es fchr knotige Stängel hat, neben welchen die Blätter her, E
aus wachfen. Bon diefen Knoten rühret ohne Zweifel auch der {
Nahme Sparfoder Spergel her, ber denn mit Spargel Eineg
Geſchlechtes iſt. et :
Der Spartalf, des —es, plur. inuf, ein Nahme des aus Gyps
gebrenuten Kalfes; Gypskalk, zum Unterfchiede von dem Bittere
Falte oder Lederkalke, welcher aus Kalffteinen bereiterwird, Da
einige Öopsarsen bald durehfichtig find, wie z. B. das Fraueneis,
welches daher in einigen Gegenden auch Sperrglas,im Engl.abeer °
Spar genannt wird, ſo glaubet Friſch, daß diefer Umftand zur
Benennung des Sparfaltes Anlaß gegeben, fichet es aberirrig
als eine Zufammenziehung aus Ipecularis lapis an, da er es
ſchicklicher vonwahren, ſehen, wahrnehmen, hätte ableiten kön⸗
nen. Im Niederf.ift Spark, ein Funken. Judeſſen ſcheinet doch
auch diefe Ableitung zu gezwungen, als daß fie nicht einer beffern
Platz machen ſollte. Vielleicht von Sparten, fpannen, binden,
weil dieſer Kalk fehr ſchnell und feſt bindet. Das Handbret der
Maurer, worauf ſie den Kalk und Mörtel während der Arbeit in
der Hand halten, heißt auch das Sparbret, vielleicht nur in ſo fern
—J——
* N *
A ae Zn IN Fan m un u —
gängig Sporidlo genannut. *
Die Spertunft, plur.inuf; die Kunft zu ſparen, die Geſchicklich⸗
feit in der Anwendung einer Sache das Ziel der Nothdurft nicht.
zu überſchreiten, damit man immer etwas davon für Fünftige Be⸗
dürfnifieüdrig babe, ;
Spär⸗
ORTE WB
; —— — ” — 3
ER Spa :
a Sparuch —er, —— adj. etadv. mit genauer Beobachtung
des Maßes der Nothdurft, und darin gegründet,“ Line fpärliche
. Mahlzeit, welche nur zur Nothdurft zureicht. Sparlich leben.
Es wird fpärlich zureichen, faum, mit genauer Nord. Schon
bey dem Kero iſt paralihho, ſparſam, pardus.
"- # Sperren, verb. reg. act. welches im "Hochdentfchen völlig
fremd ift, und nur in einigen Gegenden für fpannen gebraucht
wird, daher der Spanneing der Schmiede dafelbft auch der
üiyäreeing genennet wird, Es ift mit fperren nahe verwandt,
S.daffelbe,
‚Der Sparten, des—s,plur. ut nom, fing. eines von den ſchrã⸗
- geftebenden, oben in eine Spise zufammen Taufenden Bauhöls
gern, welche das Dach eines Gebäudes bilden; der Dachfpar-
| ren. Man hat deren in der Zimmermannskunſt verfihiedene Ars
ten, (S. Grarhfparren, Lehrfparren, Kehlſparren, Querfparz
2 zen, Schiftfparren, Windſparren m f.f.) In der Wapenfunft
führet die Figur zweyer zufanımen gefügter Sharren oder eis
nes umgekehrten Sateinifchen V gleichfalls dieſen Nahmen. Mir
nen Sparten zit viel haben, nicht recht bey Verſtande ſeyn, ei⸗
‚nen Fehler am Verftande baden.
2 Anm. Im Niederdeutfehen mit einem einfachenr Sparen,
‚im Engl. Spar, im Schwed. tınd I3länd, Sparra, im mittlern
"> 2at. Efporium. Die meiften find in der Ableitung diefes Wor⸗
| tes auf das alte Barre, Barren, ein Balken u. f.f. gefallen, vor
— 0 welchem im Ital. Sbarra, ein Schlagbaum iſt, no andere auf
i das alte Spart, ein Dfahl, in welchem der Begriff der Spige der
— herrſchende zu ſeyn ſcheinet, (S. Speer.) Albin, es ſcheinet doch
wohl, daß dag Zeitwort fperreu den nächften Auſpruch auf dieſes
Wort habe, wegen der — a Geſtalt, welche zwey Dachſpar⸗
ven unen hoben.
Das Sparrengeld, des —es, plur,doch nur von mebrern Sun
? . men, die —er, in einigen Begenden, ein Nahme derjenigen Steur -
er, welche von den Hänferngegeben wird; das Biebelgeld, Feu⸗
erftättengeldu. ſ f.
Der Sparrenkopf,des—es, plur. die —Fönfe,in der Baukunſt
eine Berzierung in dem Karniefe oder Ktanzleiften, welche das
hervor ragende Ende eines Sparrens vorjiellet, fo wie Balfen:
Fopf, das Ende eines Balkens ift.
Das Sparrholz, des —es, plur,car. im Forfiwefen, Sol, wel⸗
ches zw Sparren dienlich iſt.
Das Sparrfraut, des —es, plur, inuf, ©. Spargel 2.
Die Sparrlatte, plur, die —n, Latten, welche berizontal über
die Sparren genagelt werden, das eigentliche Dach darauf zu be⸗
feſtigen.
DasSparrwoeerk, des —es, plur. die De / die fämmilichen Spar⸗
ren eines Daches, Niederſ. Speer.
Sparſam, —er, — ſte, adj. et adv. von dem Zeitworte fparen,
in deſſen zweyten Hauptbedeutung,. 1. Eigentlich, Fertige
Reit befigend, in Anwendung einer Sache das Maß der
Nothdurft, oder der Abficht auf das genaueſte zu beobach⸗
‚ten und darin gegründet, fo wohl mit der Abficht etwas zu
erübrigen, als auch ohne diefelde. Sparfam feyn, Ein
fparfamer Wirth. _Sparfam mit etwas umgehen. DORF
ſam leben. ine fparfame Mahlzeit.
Kin zufriednes volk, obgleich ein fparfamer gimmel
über den trauvenden Thalern hängt, Zachar.
2. In weiterm Verſtande, wird es oft für felten, ingleichen wenig
Sam gefunden, nur felten, bin und wieder ein Baum. Dev
. » Greisvon Teios, auf deſſen beitre Stirn das Alter fparfame
Aunzelngeficeuet. Das Waller tröpfeltfehr fparfanı. Zn
Schwed. [parfam. :
gebraudt, Der Ahorn wird in unfern. Wäldern nur ſpar⸗
Spa 170
Die Sparfamkeit, plur.inuf.die Eigenfbaft, da man foaefaım .
iſt, in der erſten eigentlichen Bedeutung des Beywortes, die ge
naue Beobachtung der Nothdurft oder-der Abficht in Auwerdung
feines Eigenthumes, und diefe Fertigkeit.
Die Sparfeide, phir. inul, bey den Schneidern, feiner Zwirn,
welcher da, wo es nicht in die Augen fällt, anflatt der Seite ges
braucht wied; weil man diefedadurdh erfparet.
Die Sparfi sche, plur. car. die ungeordnete heftige Begierde zu
fparen. So auch fpatfüchtig.
Der Spaß, des —es,plur. die Spaße, Diminut, das Spaßchen,
in der vertraulichen Spredart, ein jeder Scherz. Es war nur
mein Spaß. Er hatte es nur zum Spaße oder im Spaße ger
fagt: Das wird einen hübfchen Spaß geben. Spaß treiben.
Anm. Diefes Wort lautet auch im Jtaliäuifchen Spallo,
woraus doch noch nicht folgt, daf wie es von den IJraliänern ent
lehnet haben. Es iſt ohne Zweifel mit Poͤſſe verwandt,ob es gleich
den harten Rebenbegriff diefes Wortes nicht hat, fondern einen
jeden vertraulichen Scherz begeichnet. Der Plural lautet in eini⸗
gen. befonders Dbetdeutfchen Gegenden, Spaße. In manchen
Provinzen wird auch das a kurz und dasfolgende ß hart geſpro⸗
chen, twie das Ital. Spaſſo. S. Poſſe.
Späßen, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, föergen
doch nur in der vertraulichen Sprechart, Ich habe nur aefpata
Mit jemanden ſpaßen. So auch das Spaßen.
Spaßhaft, —er, —eſte, adj. et adv. wie ſcherzhaft, in der vers
traulichen Sprechart. Lin ſpaßhafter Menſch. Spaßhaft
ſeyn. Ein ſpaßhafter Einfall. Im Dberdeutfchen iſt dafür
auch fpapig üblich,
Die Spißhaftigkeit, plur, inuf. die Eigenſchaft, da eine Pers
fon oder Sache fpaßbaft if.
‚Der Späßoogel, des —s, plur. die —vogel, eine fpaßhafte
Perſon, welche Feriigkeit im Spaßen befiget,
Der Spat, 5. Spath. ’
Spät, —er, —eſte, adj. et adv. welches dem frühe entgegen ge⸗
feget it, und überhaupt nagh der gewöhnlichen, nach der aehörie
gen, nach der beſtimmten Zeit bedeutet, ı. Überhaupt nach der
gewöhnlichen Zeit. Spaãt zu Berte gehen. Spät auffieben.
Spät fpeifen, es ſey zu Mittage oder zu Abend. Spät Flug
werden. Ein fpäter verſtand. Beſſer fpätals nie. Nach
der gebörigen, nach der fchicklichen Zeit. _ Spat kommen. Br
iſt immer der fpäteie, Lin ſpäter Wunfch. Dein Brief
kommt zu ſpat. Es iſt nun zu ſpat damit. Wir Famen um eis
ne Stunde zu ſpät. Kine Uhr gehet um eine Stunde zu pet,
wenn fie zu langfam gehet, und die Zeit um eine Stunde fpäter aus
zeiget, als es die wahre Zeit erfordert, Ingleichen nach viner aug-
drücklich benannten, oder beffimmten Zeit. Er Eam fpäter als
“ich. Die ſpäteſten Nachkommen, nach uns, Wenn fpae
nad mir dich ſelbſt der Simmel fordere, Kauf. lauge nach mir.
2, In engerer Bedeutung. (1) Bon der Zeit des Tages, gegen dag
Eudeder Tages, Es iſt ſchon ſpät. Es wird fpat. Spät in die
achtaufbleiben, Diefpate Abendfonne, in der dichterifchen
Schreibart, Die fpäte Nacht. (2) Bon der Jahreszeit, ges
gen das Ende des Sommers. Spätes Obſt, welches gegen das
Ende des Sommers oder im Herbſte reif wird. Spätes Ge:
treide. Sp auch in den Zufammenfegungen Spätobſt, Spär-
gerſte u. ſ. f.
— Aum. Schou beh dem Kero, Ottfried u ſ. f. pat, bey den
Schwäbifhen Dichtern [pad,ben demlllohiſas ſped. Friſch fand
Abnlichkeit zwiſchen dieſem Worte und den Greech. arasız, jier
ben; wenigftens ſcheinet in dem unſrigen der Begriff der Lang ſom⸗
krit der berrſchende zu ſeyn. Im Oberdeutſchen lautet at
Wort fpat, fo wie mau für früh, daſelbſt fruh fagt; bie
23
”
er
1)
= 37%
+
Spa
iſt auch im Hochdeutſchen nicht ungewöhntich, daher auch in mans
hen der folgenden Zufammenfegungen ſpat nur allein üblich iſt.
Den Niederdeutſchen und den mit ihnen verwandten Sprachen iſt
dieſes Wort unbekannt, welche dafür laat gebrauchen, dasStamms
wort von unferm legte. i
Der Spatel, des—s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug in
Gefalt eines Spatens oder Grabfc;eites, nur daß es weit Peiner
N
ift, und von den Apothekern, Wundärzten u. f. f. gebraucht wird.
dide Säfte damit aus den Büchfen zunehmen, Pflafter damit zu
ſchmieren · u. f.f. Der hölzerne Spatel der Mahler, die Farben
damit von dem Reibeſteine zu flreichen, hat oft mehr die Geftalt
"eines breiten Meffers, und wird auch das garbenmeſſer eder
Temperier-Meffer genannt,
Anm. Im Engl. Spattle, im Franzöf. Efpatule, i im Sa
. Tiän,Spatola, imẽat Spatula, in Bahm.Sſpachtle, im Pobln.
Szpatela, Es iſt nicht unmittelbar aus dem Lat. Spatula ent
lehnet, auch nicht das Diminutivum non dem folgenden Speten,
weil es fonft ungewiffen Geſchlechtes ſeyn müßte, fondern vermit⸗
“ gelft der Ableitungsfulbe ef, welche ein Werkzeug, Subject bedens
tet ‚von Spar, Spige aebildet, dagegen das folgende die Sylbe
—enangenomnen hat, S. daffeibe.) Im mittlern Lat. ift Pa-
tulaodne Zifchläut, ein Degen, Dolch.
Der Spaten, des—s, plur.ut nom. Eng. ein Werkzeug zum
Graben, ein Grabeſcheit. Es iſt in den gemeinen Sprecharten,
beſonders Riederdeutſchlandes am üblichſten, wo man auch die
Seitwörter ſpaden, ſpaten, und deſſen Intenſivum ſpitten, unı=
graben, hat. Den Spaten flechen, iſt in den Riederdeutſchen
Marfchländern, dur Einftechung einesSpatens-rinen Deich und
das dazır gehörige Land für verlaffen oder verfallen erflären , und:
den Spaten ausziehen, einen Deich und das dazu gehörige Sand)
in Befignebmen. Das Spatenrecht, oder Spatelandsrecht,
iſt eben daſelbſt, die Gerichtbarkeit über einen oder ‚mehrere Dei⸗
he, ingleichen das Deichrecht
Anm: In einigen Gegenden die Spate, im: Rieder fächſiſchen
mit demdiefer Mundart eigenthümlichen weichen d Spaden tm:
Holländ. Spade, im Angelf. Späd,Spadu,'Spaedu, im&ngl.
Spade, im Schwed. Spade. Ehedem brdentete es auch ein
Schwert, und befonders ein breites Schwert; weiche Bedeutung
‚ das Pohln. Szpada noch hat. Im Ital. if: Spada ein Degen,
im Alban. Sapata, eine Art,.und im Gricch. ewadn; fo wohl
ein Degen, alseine Ruthe und Sclägel; Man fiehet leicht, daß
in der Bedeutung eines Grabeſcheites und Degens der Begriff der
Spigze, der Schärfe, der hert ſchende iſt.
Die Späterbfe, plur. die — n, eine Art Eröfen, welche fpät.
im Sommer reif werden, zum Unterfchiede von den Srüberbfen.,
Die Spatfährte, plur. die —n, bey den. Jägern, eine bereits
vor etlichen. Stunden geinachte Fährte, fo daß die Witterung bey:
nahe ſchon vergangen ift ‚eine Faltegährte, zumUnterfchiede von
einer warmen. Spat fir ber bier wach der Dberdeutfchen Art für
fpät; und bezieherfich.auf den Jäger, welcher fpar zu diefer Fähre -
te fommie.
Der Spatgang, für Späfgang,S deg—es, plur. die —gange
Bey den Jügern der Bang dee Hirſches zu Holz, wenn felbiger
fpat; d,i.furz vor Anbruch des Tages; gefchieher ; zum Unter ſchie⸗
Be sondenfrühen Gange, weldherlänger nor Anbruch des Tages
geſchiehet. Eben daſelbſt mird es auch zumeifenfüriparfährte ge»
Braut. 25 Im Berabane oder vielmehr bey dem Marfſcheider iſt
rin Syargang) welcher ſpaättſtreicht; d: 1, dem Eompaffe nach, die
Sinmnde von 6 bisg führer, ader von Morgen gegen Abend reicher
Die Sparsniır Spätgerfte, plur. inufit..in det Landwirih⸗
Ina, Werke welche ſpãt im Sommer reif wird, zum Unterfshies
An sen der Kruhgerſter Ä
— A a ER a
* Ic
— en — —
3. Der Spath, des— 18, — doch nur von ER —
die—e, cine Krankheit der Pferde und Ochfen, de fir an dem
Knie Erbrbenbeiten oder Knoten, wie Überbeine befommen, und
einen fleifen und labmen Gang baden, Er entficher vermuthlich
durch VBerbärtung dee Gliedwaſſers in denGel ‚nfen der ne
——
Die Curſchmiede unterfchriden den Beinfparh, Blurfparb, Sab: -
nenfparh,©chfenfparhn. f-f. welche aber bloß in aufälligen um
fränden unterfchieden find.
Anm. Im Niederf. gleichfalls Spat, '
Im Hollandiſchen bes
—
*
— ia al KR ——
⸗
deuten Spat und Spit überdieß auch das Lendenweh und“ den,
Krampf. Vielleicht als ein Verwandter vonSpige, wegen der dar.
ben fich äußernden Knoten. (S. das folgende.) Da aber der@ang _
eines mit dem Spathe behafteten Pferdes wirklich frampfarrig if,
fo faun auch diefeBedentung hier die herrſchende fenn, un? Spath
würde von fpantnen rue in der Endfolbe unterfehieden ſeyn. Im
Franzöfifchen Heißt diefe Krankheit der Pferde Spavin, Epar-
vin, wovon das legtere zu. fperren gerechnet werden fann. -
2, Der Spath, des—es,
lur. doch nur von mehreren. Arten,
die —e; bey den Bergleuten auch wohl die Spätbe, in. der Mi: ”
steralogie, eine feine Steinart, welche Erpfallinifch. angefchoffen:
iff, fie mag num in dünnen Blättern, oder knotig angefoffen '
ſeyn. Befonders werden die ungefärbten genieiniglih weißen :
. Spetharien, Sparh genannt, dagegen die gefärbten undurchfihe
tigen Llüſſe beißen. Ehedem wurde auch das. durchfichtige Frauens
eis,welches ein gypsartiger Stein ifl,Spach genanzt, daher auch
die Goldſchmiede das calcinivte Fraueneie Sparb nennen,
Anm. Es ſcheinet, daß es in diefer legten Bedeutung am ältes -
fen ſey, und alsdanı würde der Nahme zunächſt die Durchfiche
tigfeit, Helle„oder weiße Farbe des Franeneifes oderSelenitesbee
zeichnen, und zu fpäben, fehen, gehören, welches under andern.
and) alänzen, bedeutete, Dader Spath der Beralente zwar une
durchſichtig ift, aber doch in der weißen Farbe dem Franeneife
gleicher, fo bat man vielleicht aus Unfunde beyde Steinarten für
einerley gehalten, Übrigens bezeichnet der Rahme Spath nit dag,
Gewebe oder die Structur dieſer Steinart; indem man. Balt:
‚fparh, Gypofparb u, ff. bat.
Die Späthafche, plur. inufs im Sürtenbane, eine Ahr, —
aus weißem Spathe gebrannt wird, die Zeſte daraus
fertigen,
Die Spethörufe, plur, die—n, in * Dinerälogie, —
einem löch erigen Gefüge ern ‚gefügterSparh, Spath inGe⸗
ſtalt einer Druſe.
Das Spathen für Spärhen), — plur. inuf, Sen, N
es fpär- im Sommer gemacht wird, "und unter dem —
des Grummets am befannteften iſt, S. dieſes Wort.
1,&patbig, adject. et adv. von ı Sparh, mit dem Srarhe FE
behaftet: Ein fparhiges Pferd.
2.Spathig, adj, et adv. vom2 Sparh,dem Erebeäsuh, .
7
feathartig. Gewifle Zifenfteine baben ein ſpathiges
gleichen in ihrer Struetur dem Spathe.
Der Sparhopfen, oder Spathopfen, des—e, plur. Kal:
eine Art des Hopfeng, welcher fpät , und erft um Michaclis
wird / zum Unterſchiede von dem grühhopfen.
Die Spatbrepftelle, plur. die—n, Fenftalinifeh: angefhofler
ner Spatd, in Geſtalt der Kryſtallen
Dee Spätjahr, des—es, plur. Sie—e, in eitieen Gegenden,
der foötere Theil des Jahres, d.i der Herbft, Riederſ. daes Nach⸗
jahr; im Örgenfage bes Srühiehres oder. ———— Niederf,
vorjahr.
—— Sea—eg, plur. Sie ein Ding, welches⸗
ſpöter als gewöhnlich zum Vorſchein kommt, oder etwas fpäter
als gewohnlich oder ale zebörigift, verrichtet, Sp werden 4.8,
—
—
—
e
——
Bm
7 |
Schafe, welche ſpäter als gewöhnlich iſt, lammen, in der Laud⸗
wirthſchaft Spatlinge genannt, welchen Nahmeun auch die von
ihnen geworfenen Lämmer bekouimen. Moſ. 30, 42. m Gegen
ſatze eines grühliages.
Das Spaͤtobſt / ves—es, plur. car. Obft, welches ſpãt im Zaps
re, d. i erſt im Herbfte veif wird. ©. Serbitobft.
© Der Spatrögen, des—s,plur. ut nom. ling. in der Deutſchen
Bibel, derjenige Regen, welcher in den Diorgenkändern kurz vor
der Ernte im Aprill zu fallen pflegt, im Gegenſatze des Frühre⸗
gens. S. Abendregen.
Der Spatz/ des — en, plur. die — en, ein nur in der vertrauli⸗
> en Sprechärt, befonders Oberdeutſchlandes übliches Wort,
einen Sperling zu bezeichnen. Es ift von Sparund Sperling,
nur im Endlaute des Stammwortes verſchieden, und mit: dem
Franzöſ. Palle, und Lat. Paller, welchen uur der Zifchlaut feh⸗
let, genau verwandt. S. Sperling.
Spazieren, verb. reg. neutr, welches. das Hülfswort feyn erfor»
dert, zue Aufdeiterung des Gemüthes langfam geben, befonders
in der friſchen Luft, wo es für ſich allein alsdann am üblichſten iſt,
wenn der Ort entweder durch ein Rebenwort oder vermittelſt ei⸗
nes Vorwortes ausgedruckt wird. Wir wollen vor das Thor fpa=
zieren. Wir ſind zwey Stunden aufder Wiefe herum fpazie: -
xret. In dem Garten auf⸗ und abſpazieren. Am häufige
ſten gebraucht man es mit dem Zeitworte gehen, da deun ſpazie⸗
ven im Infinitivo zu ſtehen fommt ; fpasieren geben. Wir find
fpasieren gegangen. Figürlich ift fpazieven geben, müßig geben,
An weiterm Verſtande gebraucht.man es auch mit den Zeitwör⸗
teen veiten und fahren; ſpazieren veiten, ſpazieren fahren, zum.
‚bloßen Vergnügen ‚ausreiten oder ausfahren, So auch das
Spasieren.
Anm. Im Ital. ſpaziare. Es iſt aus. dem Lat, (patiari,
und fehon vor länger Zeit in das Deutſche Aufgenommen —
Darnach begab ſich auf ein Zeyt
Das ſpaciren ging Unfalle, Theuerd. Sap.34 5
Als ich vor. ein Holz fpacierer, 2 }
Darin gar wunniglich hoffiever
Der vogel fchar, Hans Sachs.
Durch den häufigen Gebrauch il es jetzt nur noch im gemeinen Le⸗
ben: und höchſtens in der vertraulichen Sprechart üblich. DiePegs
nisichäfer fuchten dafür luſtwandeln und für Spaziergang Luft:
wandelung einzuführen, welche aber mit ihnen abgeftorben find.
Die Spazierfahrt, plur. die—en, eine Fahrt, welche bloß“
zum Vergnügen gefchichet. Line Spazierfahre thun.
Der Spaziergang, des—es, plur. die — günge. 1. Ein.
Bang, welchen man bloß zum Vergnügen verrichtet. Einen Spas
3iergang tbun. =. Ein Gang, ingleichen ein Det, wo man ſpa⸗
zieren gehet. Spaziergänge i in einem Garten.
Die Spazterreife,plur.die—n, eine bloß zur Luſt, zur Sir
‚pfung feifcher Luft vorgenommene Keife,
Die Specerey, ©. Spezerey.
. Der Specht, des — es, plur. die—e, ne Art Waldvögel mit
einem winfeligen Schnabel, welche aufden Bäumen herum klet⸗
„teen, die Rinde aufbicken und die dahinter befindlichen Larven der
Juſecten mnit ihrer langen wurmförmigen Zunge hervor hohlen;
"Picus L. Baumbader, Baumſpecht, zum Unterſchiede von -
dem von einigen angenommenen Mauerſpechte. Man hat ihrer
verſchiedene Arten, ©, Schwarſpecht Grünſpecht, Bunt⸗
ſpecht, Blauſpecht u. ſ.f.
Anm. Im Englifchen gleichfalle Specht. Die ſer Vogel bat
den Nahmen von feinem charakteriſtiſchen Unterſcheidungsmerk⸗
mahle dem Bicken oder Hacken in dieBäume, woher auch der Las
— Elniſche Rahme Picus, rühret. In einigen gemeinen Mundarten
Spe | Ä 178
wird er daher auch Biker, Pier, Baumbicker genanut. Das
vorgeſetzte ſiſt hier vermuthlich intenfip,
Der Speoͤchter, des —s, plur. ut nom, fing.ein nur in einigen
"Gegenden übliches Wort, eine Art Hober und enger Srinfgläfer
zu begeichnen, welde vermuthlich eine Art der fo genannten Pag -
glafer find. Dem Frifch zufolge rühret der Rabme von dein Wal.
de Speßhart ber, der wegen der vielen darin.befindlichen Spech⸗
te.ehedem, Piccaria filua, Spechtesharr genannt wurde, und
wo man diefe Glãſer ehedem verfertigte. Indeſſen wird fpeche
ig in.einigen gemeinen Mundarten auch für ſchmächtig, lang
und dünne, gebraucht, vermurhlich von dem Niederf. fpaken, jur
ſammen trodnen,zerlechzen.
Die Spechtmeife, plur, die —n, in einigen Gegenden ein Nah⸗
me des Nußhackers, weiler einer Meiſe ähnlich iſt, aber wie ein
Specht auf die Bäume klettert. S, Nußhacker. ;
Die Spechtwurz, oder Spechtwurzel, plur. inf, in einigen
Gegendenein Nahe des Diptames. 9, diefes Wort, .
Die Species, plur. ut nom.-fing. ein aus dem Lat. Species
entlehntes Work, welches in verfeiebenen Fällen des bürs
‚gerlichen Lebens üblich if. In der Hechenkunft find die
wier, oder nach ander fünf, Species, die Arten, worin die
‚Regeln der ganzen Rechenfunft vertheiler find, In den Apo⸗
thefen find. Species, am häufigſten im Plural, zerſchuittene
und troden mit einander vermifchte Kräuter, Grobe Geld⸗
ſorten werden gleichfalls häufig im Plural Species genannt.
Daher Species: Geld, Geld in groben Münzforten. Ein Spe⸗
eies⸗ Gulden, ein Gulden in einem einzigen Stücke. Ein Sper
‚eies = Thaler, ein folder Thaler, welcher gemeiniglih zu ı
Shl. 8 ge. ausgepräger wurde, daher diefe Summe gleichfalls
‚ein Species: Thaler genannt wird, ‚auch wenn fie. aus meh⸗
ern Heinen Münzſorten beſtehet.
Der Specd, des—es, plur, car. welches in doppelter Bedeutung
üblich if. 2. In engerer,, das Fett, welches die Schweine
ſo wohl auf dem Rücken alsden Rippen zwifchen dem Vorderbu⸗
ge und den Schinfenhäben. Bin Schwein hat zielen Sped,
Lriſcher Speck. Gefalzener Speck. Line Seite Spree, (S.
Spedfeite) Speckſchneiden. 2. In weiterer, da alles Fett in
‚beteächtlichen Maffe, welches die Thiere unter derHant, befonderg
aufden Rippen haben, fo lange es noch nicht ausgelaffen iſt, häu⸗
‚fig Speck genanut wird. So führet das Fett der Wallfifche,See-
hunde u. f. f. ſo lange es noch nicht zu Thran geſotten iſt, den
Nahmen des Spedes, uad von andern Thieren und ſelbſt vom“
Menſchen wird.es in diefer Bedeutung gebraucht.
Anm. Im Niederfächfi fchen gleichfalls Speck, im Angelf. Spic,
im Schiwed.Speck, im Isländ. Spick. Frifch übergehet die Ab⸗
ſtammung dieſes Wortes gunz, Wachter aber leitet es unwahr⸗
ſcheinlich genug von dem Engl. Bacon, ein Schinken, her, wel-
ches zu Baf, Rüden, Erhöhung, oder noch mwabrfcheinficher zu
baken, baden, dürren, räuchern, gehöret. Slaublicher ift, dag die
weiche Befchaffenheit des Fettes, befonders, wo es in beträchtlic
cher Mengevorhanden if, und wodurch es fih auch von dem fes
ſtern Fleiſch unterfcheidet, der Grund feinerBenennung ift, fo daß
diefes Wort.vermittelftdes Zifchlautes aus weich gebildet wor⸗
ben, und.als ein Verwandter von Wachs, vielleicht auch von Pech,
‚baden, kleben, u. ff, augeſehen werden fann. Zu dem Begriff
des Weichen geböret auch der Begriffder Schmierigfeit, Schlüs
pfeigfeit, daher Speck in einigen Oberdeutſchen Gegenden auch
für Dreck, Uneeinigfeit gebraucht wird. Im Osnabrückiſchen Heiße _
der Speck Shmutte,weldes mit Schuus, Schmig,eigentlih ein
ſchmirriges Ding, ein und eben daſſelbe Wort iſt. In einigen Ges
genden ift diefes Wort ungewiffen Geſchlechtes: halb absenas⸗
les Speck, Saged. ©. Spicken. F
Die
175 er
Die Spekänte, plur. die —n, eine Art wilder tee auch
— ante genannt wird, und andere Arten an Fett und Wohlge⸗
ſchmack übertrifft.
Die Speckbank, plur.die wa in dem Wallfifchfange, eine
Bank oder Erhöhung,anf welcher der Speck des uni zer⸗
ſchnitten wird,
Der Spẽckbauch, des—es, plur. die —häuche, ein fettee mit.
vielem Fette beivachfener Bauch, ;
Die Späkbirn, plur.die—en, eine Art Birnen, geldei im Au⸗
-$erir dem Spede,gleicht,
Die Speckbohne, plur. die —n,Äigürlich, eine Art Schnunkboh⸗
nen init fehr fleifchiger Hülfe, und. bunten Bohnen.
DieSpedbrübe,plur, de—n,in den Küchen, eine von Schweine
ſpeck zemachte Brübe.
Der Speͤckbuckling, des —es, pkur. die —e, ein geräucherter
fetter Häring, welcher am Nüden dufatfchnitten if, im Nie⸗
derf. Sli®bäring. -
Der Speckdamm, des —es, plur. die —damme,; ein nur indem
Kiederdensfben Drarfhländern übliches Wort, einen niedrigen
und ſchmalen aufgetvorfenen Damm in einer. moraſtigen Gegend °
zu bezeichnen, und darauf zu gehen, ein erhöheter Zußfieig; die
Spede, der Dickeldamm. Entwodar auch von Spack, ſo fern es
weichen Roth, Sumpf bedeutet, oder als ein verſchiedenes Wort
mit dem berrichenden Begriffe der Erhöhung, einen erhöheren
Damm zu bezeichnen, von Bake, Bad, ein Gerüft, Beige, ein
Hanfen.f.f.
Spedfert,adj.et Er feßrfett.. Line ſpeckfette Gans. -
Die Spedgeft chwulſt, — die —gefchwülfte, bey den
und Wundarzten, eine Art der Geſchidulſt, bep welcher alle bes
nachbarten weichen Theile die Geſtalt des Speckes befommen,das
Spedgewä 8; eine Art ber Sack geſchwulſt. x
Der Spedguß, des —ffes, plur. die —güffe, indem Wallfiſch⸗
fange, eine von Bresern zuſammen geſchlagene Kinne, den zer,
fhnittenen. Spe von dem Verdeck in den Soiffraum zu
ſchaffen.
Der Spẽckhaken/ des—s, plur. ut nom ſing chen dafetbt,
ein Hafen an einer Stange, die. Stucke Speck damit fortzu⸗
ſchleppen.
Der Spedhale, des —es, plur. die —halſe ein allzu fetter, mit
vielem Specke bewachfener Hals, brfonders bey den Pferden, wo
auchein Pferd, welches einen zu fetten Hals hat, ein Speckhals
genannt wird.
a ER TE 7° ri a ae —, RE RE SEA
SE x “ 2 ‘ or —
Der Spidbafpel, des —s, plur; ut nom, fing. im Wall fiſch⸗
fange, ein Haſpel, den — aus dem Flensloche demit aufzu⸗
"ziehen,
Der SpedFäfer, PER —s, plur utnom. fing. eine Art Käfer i
mit feulenförmigen: Füblhörnern, welche gemeiniglich von der
Größe einer Erbfe, aber länglich find,und dein Spede nachgehen,
eber auhThierfelle, Bücher, Brot, Mehl, Holz u.xf. freſſen,
Dermeltes Linn... Rreuzkäfer.
Der Spẽckkonig, des—es, plur. die —e, im Wallfifchfange,der
jüngfte und unerfahrenfte Matroſe; welcher den Speck einpacken
muß... ©. König,
Der Speckkranz, des —es plur. die —Eränze, eben daſelbſt,
eig Kranz,. welchen man auf das Spundloch des Speckfaſſes legt,
Bam it nicht daneben falle,
Der Sprdfüchen, des—s, plur,.urnom. fing. eine et Rus
chen, welheanfder Ober fläche mit zerſchnittenem Specke beſtreuet
werden.
Die Spetlilie, plur. die —n, eine Art der Lonicere, deren
Blumen wie Dachziegel über einander liegen; Lonicera
Periclymenuin Lian. Geißblatt, Seiß lie Zaungilge,
—
3% — je Tieben, wegen ihres angenehmen — Die
Bedeutung des Wortes Speck in dieſer Zuſammenſetzung iſt mir
unbekannt.
Die Spedmaus, plur. die —maufe, in einisön-Bbegenden ein
Nahme der Sledermans, weil ſte dem geräucherten Specke nach⸗
gehet.
Die Spedmelde, plur. ind ein Rabıne des%Bingelkräutes.- \
Das Spedmeffer, des—s, plur.ut nom, fing. im Wallfiſch⸗
- fange, große Meffer, womit der Sped pop —
ſchnitten wird.
Der Spoͤckſchneider/ des —— vom, Ang, eben daſelbſt, %.
„Dee den Sped von vem getödteten Wallfiſche ſchneidet.
Die Spedfchwarte, plur. die —n, die ſteife dicke Haut von ger
räuscherten Speckſeiten.
Das Speckſchwein, des — es, plur. die —e,inder Hanswirthr
weiches fehr fett gemäfter wird, odergemün
ſchaft, ein Schwein,
ſtet worden, um Speckſeiten davon zu hefommen wilde zu Sp
gemäftet wird,
Die Spedfeite, plur, die —n, die mit Sped bewachfene Seite
- eines gemäfteten und geichlachteien Schweines von dem Vorder ⸗
buge an bis zu den Schinken, — nachdem dieſelbe —
chert worden.
Der Spedftein, des —rs, plur. doch nur von meßrern Heunsie
—r, ein ihonartiger Stein, welcher etwas durchſtchtig, aber
won verfchiedener Farbe it. Er bat den Nahmen vermuthe
lich daher, weil er fich alatt oder fertig anfürblen läffet. Derweiße
Bey einigen führen auch die -
wird auh Schmeerſtein genannt,
nabe verwandten, Seifenſtein, Topf: oder Lavegſtein und Ser⸗
‚pentinfein, den Nabmen des Spedfleines, De allediefe Arten
febr weich find, fo feiner Speck bier noch feine eigentliche Ber |
deutung zu haben;
Der Spedftrid, des — es, plur. die —e, im Walfichfange,
Stride, womit die großen Stücke Wallfiſchſpeck in das Schiff,
gezogen werden.
Der Spidthran, des —«, plur.inuf: der aus dem Waitfifche.
ſpecke gefottene Thran, zum Unterſchiede von dem ———
und Leberthrane.
De: Spedwurm, des —es, plur.die —würmer, ein Kabine *
des Speckkäfers, beſonders derjenigen Art deſſelben, welche vor⸗
züglich in dem geräucherten Specke augetroffen wird; Dermer,
ſtes laxdarius Linn. Settwurm.
Das Spectakel, des —s/ plur. utaom, figg.ein ans dem Lat.
Spectaculum entlehntes, aber nur in den gemeinen Sprechar-
ten übliches Wort, fo. wohl einen fürchterlichen, widrigen und
feltfamen Anblick, als auch ein widerwärtiges Getöfe, einen Larm
zu bezeichnen; kog man auch das Zeitwort fpectafeln bat, einen.
. widerwärtigen Lärm verurfachen, Im Oberdeutfchen achrauiht
man es auch für Schauſpiel.
Speculieren, verb. reg. neutr, mit dem Hürfsworte. haben,
‚aus dem Latein. lpeculari, auch nur im gemeinen Leben, ſol⸗
16 A
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4
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che Verhältwiffe betrachten und zu erforfthen ſuchen, welche ſich
nicht jedem Auge zur Einſicht darſtellen. Daher die Specula⸗
“tion, die Betrachtung oder Erſorſchung ſolcher Verbältniſſe.
Dev Speeulations: Sandel, bey den Kaufleuten, ein Handel,
welcher ſich auf vermuthete, nicht jedermann befaunte Bere
böteniffe und Ereigniffe gründet, wennz. B. jemand eine Waare
auffauft, weil er — Gründe hat, on felbige aufſchla⸗
gen werde,
Spedieren, verb. reg, act. ausdem Kal. fpedire,und dieß dom:
„expedire, abfenden, verfenden, ein befonders bey dert Kaufe
leuten übliches Wort. Güter, Waaren fpedieren, abfenden,weis
ger ſenden⸗ Daher der Speditsur, in Haudelsſtädten, derjenige,
. welchen
BT —— —
Er un annimmt und — verſendet;
Sr. Befläter. Die Spedition, di: Vrfindung der Waar
ren und Glier. Die Speditions - Gebühren, dre Gebühren,
. welde ven Speditine für biefe Bemüdung erhält m. ſ. f.
— Der Speer, des — es, plur, de — e, ein altes Wort, welches
ebedem "den, Begriff der langen. dünnen Spike hatte, und. da⸗
"Ber ein mit einer ſolchen Spitze verſehenes Ding-bedentete , aber
jest nur no in einigen wenigen Füllen üblich iſt. Der lange fpie
get wird, heißt bey den Feilenhauern der Speer, welchen Nah⸗
men bey den Zeugſchmieden auch die ähnlichen yeile ander er Werk⸗
‚zenge führen. Bey den Fiſchern if der Speer eine Babel mir ze⸗
ben Zaden, die Barden damit im Winsen zu ſtechen. Chedem
wurden auch die Spieße Sperre genannt, in welcher Bedeutung
es ſchon bey den alten Galliern Spara,Sparus lautete, wie aus
dem Birgit, Salluſt und Feſtus erhellet. Jesbi Speer war fehr
gestinet, Job. 19,34. Jetzt kommt es in dieſer Bedentung im
ne mehr vor, inden ER: Lanze uff. übli⸗
er fi
ER An der Bedeutung eines Syießes fon ben dem Ouftried,
> im Tatian uf. f.Sper, im Angitt. Spaera, im Engl, Spear,
im allg. Yiper, im Schwed,S;ju. Im Riederf. wird noch
eiue jede zarte Spitze ein Spiergen annt, Schwed. Spira; Engl,
Sdpire. Esifvon Spieß, Spige, Speile Spelze, Speichr,
Spina, nf. neeim Endlanıe verſchieden. Billig ſollte man
dieſes Wort Spehr ſchreiben, weil das vor einem Lquido übli⸗
cher iſt, als die Verdoppelung des Mitlauters; 3 — iſt Speer
einmabl eiugeführet.
DerSpeerentlich, des — es, plur. innf. ein 1 Rabıne des klei⸗
Wurzel zu beyden Seiten kreuzweiſe durchſtochen iſt abs wäre es
mit einem Speere geſchehen; Breuswury, Siunmeltängel, Mo⸗
delgeer.
nenfußes, mit langen gekerbten — Blättern in Geſtalt eines
Speeres; rege Flammula Linn. ‚Speerwurz, Speer:
wurzel⸗
De Speerreiter, kan. plur. ut nom. fing. eine cheinahz
fige Art Reiter, welche mit Speeren bewaffnet waren, aber jegt
wirihrem Nahmen veraltet find.
_ Die Splörwurz, plur.inuf, ©. Speerfraut.
. Die Speichye, plur.die— n, ein jetzt nur noch in einer inne
% " fhränften Bedeutung übliches Wort, diefeninen Stäbe zu bezeich⸗
0 nen, welche die Felgen oder. den Umkreis eines Nades tragen. Die
Speichen eines Rades, dieRadfprichen. Es ift von Wagenrär
"dern am üblichften, denn an einem Kunft: oder Waſſerrade wers
den fir Radarme genannt, Figürlich führer in der Anatomie
“ein Ruochen des Vorderarmes, wegen feiner Ahnlichkeint mit
- einer Radſpeiche, fo- wohl den Nahmen der Speiche als der
Spindel.
Anm. Von einer Radſpeiche im Roderfachſ. Specke, im Engl,
Spokey, im Ängelf. Spacan, im Ftal,Spiga, im®öhm. Spice,
* hm Pobln. — —— Auch in dieſem Worte i der Begriff derDünz
ne uud der Spiße der herrſchende Im Schwed. bedeutet Spik,
eine jede dunne Spige,Niederf. Spier Hochd Speer. Das Lat.
" Spica, eine Ähre,(S: Spier), Spiculum u. ff. find nahe da-
— ‚mit verwandt, Am Frief. heißt die" Speihe Spetze, welches diefe
Ableitung noch miche beftäriger. Vermuthlich waren die Radſpei⸗
chen ehedem fpigiger alsjegt, oder vielmehr fir waren lange Nä-
SF geY, welche durch die Felgen bis in die Nabe gingen, S. Spie⸗
J m W. B. 4. Th 2. Aul.
erd, der Guterbeſtater, Güterver ender, Gutfertiger,
Bige Theil einer Feile, vermittelſt de fen fie in dem Häfte beſeſti⸗
fchwer, 2 Sam. 21, 16, Jeſus Seite wurde mit einem Sperre
nen Enzianss.Gentiana crucıata Linn. deffin lange weiße
Dos. Spesrtvaut, & des — es, plur, inuf. eine Art des Habs,
Spt 278
Fer, welches nochjegt im Niederdenefchen rise Art Nägel hedeu⸗
tet, Siehe and Speer,
Der Speichel, des — 8, plur. inuf. die natürliche Flüſſigkeit
im Munde, welche zu drffen Benegung und zur Verdaunng dee
Seifen dienet, deren überfluß aber ausgefpien, oder ausgewerfen
‘ wird; wodurch er fich von dein Beifer-und dem gähen Schleime uns
terfeneider. Nuchterner Speichel. Erwas mit Speichel bene:
Ben, Jemandes Speichel leden, figürlich ihm auf die nieder-
trächtigfte At ichmeicheln, ſich auf das kriechendſte vor ihm des
möthigen‘, daher ein folder, Speicheleder genannt wird,
Arm. Schon bey dem Ditfrivd Speichel, im Niederd. Spedel,.
Spiie, Spey, Spule, welches letztere auch im gemeinen Leben
der Hochdeuiſchen nicht fremdift, und von dem intenfiven Dimirr,
ſpucken, abftammer, im Engl. Spittle, Ale ſtammen von Speyen
ab, weil der überflüſſ ge Speichel ausgeworfen wird. Die Eudſyl⸗
be el bedeutet ein Objtet, von welchem etwas geſagt wird. In
ein gen Oberdeutſchen Gegenden iſt es weiblichen Geſchlechtes, die
Speichel: ©. Speyen. \
Die Speichel⸗ Cur plur. die— en, bey den Arzten, diejenige
Eur, da verdorbene Säfte zu den Spricheldrüfen geleitet, uud
durch den Auswurf des Speichels fortgefi —— ;Saliva-
tio, die Salivation.
Die Speicyeldrafe, plur. die —n, Drüfen in bir Höhle des
Mundes und anf-den Lippen, weldyen der Speichel zugeführee
wird, welchen-fie, fo bald fir gedrüdee werden, in den Mund
‚ergießen,
Der Speichelflüß, des — Mes, our. inuf, der ſtarke Fluß des
Speichels durch die Speibeibrüjen, beſonders der durch die Kunſt
erweckte, fo fern er zur Speichel: Eur nothweudig ift,
Der Speichelgeng, des — rs, plur. die — gänge, Inder Ana
tomie, Gäuge oder zarte Röhren, durch welche ber Speichel zu den
Speicheldrüfen geführet, und aus —— wieder in den Mund
"gelaffen wird,
Das Speichelkraut, des — es, plur. inuf.eiu 1 Rahme eisten Art
übel riechenden Noßpolenes ‚welche den Zufluß des Speichels
befördert; Stachys fylvatica Linn. Sienenſaug CLaãuſe⸗
kraut, Mauſepfeffer, Raͤtzenpfeffer.
Speicheln, verb, reg. neutr. mit dem Sülfeworte haben, den
Speichel auswerfen. Es iſt nur im Oberdeutſchen üblich, vers
diente aber auch im Hochdeutſchen eingeführet zu werden, indem
ſpucken Niederdeutſch, ſpeyen aber hart und mebrdeutig iſt.
Die Speich elwurz / oder Speichelwurzel plur.inul, ein Rah⸗
nie des gemeinen Seifenkrautes Saponaria oflicinahs Linz,
weiles den Speichel treibet ; Seiferwurs.
Der Speichenring, des— es, plur. die—e, oder der Spei=
genrinken des — 8, plur. utnom.fing. an den Wagenra-⸗
dern, die beyden großen Ringe oder Rinken auf der Nabe zunächf
anden Speichen.
Der Speicher, des — s, plur. ut nom. — ein im —
und Riederdentfchen gaugbar es, im Hochdentſchen aber wenig übli-
des Wort, ein Gebände zu bezeichnen, welches dazu beſtimmt iſt,
aus gedroſchenes Getreide und andere Waaren darin in Menge aufs
zubehalten. Lin Kornſpeicher, im Hochdeuiſchen ein Bornbaus,
Schütthaus Lin Waarenfpeiger, Magazin.
Anm. Ditfeied und Roter gebrauchen Spibir undSpichar von
einer Schener, in welcher Bedeutung es jrgt veraltet zu ſeyn ſchei⸗
ner. Im Nicderdeutihen, wo es befonders in den Handelsfläds
ten ſehr gaugbar ift, lautet es Spirfev. Die Abſtammung iſt un⸗
gewiß, indem es fo wohl zu packen gehören kanm einen Dri zu bes
- zeichten, wo man Waarenzum fitıftigen Gebranche zuſammen
packet, als auch zu dem alten Beig, ein Haufe, Bod, Bake,
uff ſo dag urſprünglich ein aus Waaren beſtrheuder Hanfe div.
M ſen
*
19:28
fen Nabmen befommen, als endlich auch, zu dem alten
Bypd, ein Gebäude, von bauen, fo daß es ein jedes Gebäus
- ‚be bedeuten würde, Die legte Ableitung wird dadurch wahrs
fcheinlicher, weil die Landlente im Dsnabrüdifchen ihre Baus
erhänfer Speicher nennen, im Bremiſchen aber ein Luſthaus
mit etlichen Simmern auf einem Meierhofe ein Speicher beißt,
Die Endfolbe er bedeutet, ein Ding, ein Subject, von welchen
etwas prädiciret wird. Friſch führer die in einigen Gegenden
übliche R. A. an, das Seld fpeicht fattlich ein, wenn es die
Scheuer füllt. ; : :
Der Speicherdteb, des — es, plur. die — e, eine im Nicder«
deutfchen, vermuthlich nur im Scherze übliche Benennung des
gemeinen Sausfperlinges, weiler die Koenfpeicher gern zu befus .
chen pflegt. ;
F icherberr, des— en, plur. die — en, in denjenigen
— gemeinen —— Speicher heißen, dieje⸗
nige Ratheper ſon, welche die Aufſicht über diefe Häufer har ; der
Magazinherr.
Speilen, verb. reg. act. im gemeinen Leben einiger Gegenden,
mit Speilern verſehen.
be kreuzweiſe durchſtecken, damit die Bienen die Scheiben daran
befeffigen können. _ i \
Der Speiler, des — s plur.ut nom, fing, im gemeinen ter
ben, ein foigig zugefehnittener Stock, fo wohl etwas daran aufzu⸗
ſpießen, als auch gewiſſe Theile, beſonders des Fleiſches damit aus
einander zu fperren. So werden die ſpigigen Stäbe, worauf man
Fleiſch, Würſte u. ff. zum trocknen aufhängt,in manchen Gegen⸗
den Speiler genannt, Eben dieſen Nahmen führen in den Küchen
auch) die ſpitz g geſchnittenen Hölzchen, womit die Niere in dem
Braten, oder die Hintertheile eines Hafen feft gefpeilere werden,
damit fie nicht herunter fallen, -ingleichen die fpigigen Hölzer der
Fleiſcher, die susgefchlachteren Kälber, Lümmer u. ff. damit zu
fpeifern, d. i auseinander zu ſperren. Es ift aus dem Nieder»
deutfchen Spiele in eben diefer Bedeutung gebildet, welches den
Begriff. der Spitze, ingleihendes Sperrens bat, daher in der an⸗
kündigen Sprechart der Hochdeutſchen für Speiler auch Spieß
üstich if. ©. Spille. ; i x {
1. Die Speife, plur.doch nur von mehrern Arien, die — n, ein
ort, welches in vielen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht
wpieb, und in den meiften diefer Fälle den berrfihenden Bearif der
Verinifchung zu haben ſcheinet. 1. Im Bergbau ik es ein Wort
von ſehr ſchwankender Bedeutung, indem daſelbſt mehrere vers
mifchte Bergarten und meralifche Producte von dem Bergmanıe
Speife genannt werden. Es bezeichnet näbmliche (1) den Nickel
oder durch ſchwefelten Nickel, welcher den Schwefelund Arfenikan
fi nimmt, welche bey dem Roſten des&rzes nicht binlänglich fort.
getrieben worden. Diefe Speife hat ein dichtes Gewebe auf dem
Bruce, und bekommt fo wohl in der Berfalfung als auch in der
Auflöfung mit Scheibetwaffer eine grüne Farbe. (2) Den Kobalt,
oder vielmehr, den mit Schwefel und Arfenik vermiſchten Robalt ;
fie ift auf dem Bruche fablartig, macht mit Scheidewaffer und Bis
triot- Sbl rotheAuflöfungen, und gibt in derBerglafung ein blaues
Stas, oder die fo genannte Schmalte, welche hernach zur Elauen
Farbe gemablen wird. (3) Oft wird auch der nicht genug auege⸗
ſchmelzte Wißmuth Speiſe genannt; fie untericheidet fich von
den vorigen durch ihr Gewebe, und verändert die Farbe in den mis
necalifchen Säuren nicht. (4) Eben-fo oft if die Speife auch eine
merallifche Vermiſchung aus Fidel, Robelt und Eifen, welche
mit minerelifhen Säuren rotbetuflöfungen gibt, aber in der Ber«
kalkung theils grün, theils braun wird. (5) Nicht felten führee
diefen Nahmen auch eine metalliſche Verm'ſchung aus Bobalt,
Einen Bienenfiok fpeilen, dünne Stös .
«
Nickel und Wißmuth, welche mit mineraliſchen Säuren gel
grüne oder braune Auflöſungen gibt, und in der Verkalkung
theils braun, theifs grün wird, Es ſcheinet hieraus zu-erhellen,
daß der Bergmann jede metalliſche Vermiſchung, deren Beſtand⸗
theite ihm unbekannt find, Speife zu nennen pflege, 2, Bey den
Probierern ift die Speife ein ähnlicher König oder conifhe :
metalliſche Maſſe, welche man von Fiefigen und Pobaltifcgen
. Erzen in dem Kupfersiegel erhält, und welche aus Arfeni? und 3—
Eiſen beſtehet. 3. Im Hüttenbaue iſt es ein weißgrauer ſchwe⸗
ter metalliſcher Kuchen, welcher ſich bey der Bleyarbeit von fir |
baltifchen Erzen bey Stechung des Werkes und Blepfleines über
dem Werke feget, und als eine Scheide oder Kuchen abgehoben
werden kann. Diefe Speiig iſt eine Mifchung aus Arfenif, Ko: ,
balt, Eifen, Kupfer undetiwas Silber, 4. Bey den Kothgießern
iſt die Speife ein vermifchtes Metall, befonders aus Kupfer und
Zinn, welches anch Glockenſpeiſe genannt wird, weil, die Glos
den daraus "gegoffen werden. 5. Die Glafer nennen dasjenige
Mengſel aus Zinn aſche, Talg und Zinn, womit fie verzinnen,
"die Rolbenfpeife, 6. Ben den Maurern iſt der Mörtel, d.i. der
mit Sand vermiifchte Kalt, in vielen Gegenden unter dem Rah -⸗·
men der Speife befannt, wo es zuweilen auch im männlichen Ge
ſchlechte üblich ift, der Speise. N
Anm. Ich finde keinen begreiffichen Grund, diefes Wort, wie
don den meiften gefchieher, alseine Figur des folgenden anzufee ⸗
ben. Der Begriff der Bermifchung iſt bier vielmehr ſehr merf» |
- Lich der herrſchende; indeffen hat ich doch von deffen erweislichen
Verwandter nichts wollen anffinden laffen, man müßte denn dag
noch ineittigen Gegendenübliche Spiauter , Nigderf. Spialter,
bierher rechnen wolfen, welches rin aus Meffing und Zinn gemiſch ⸗
tes Metall bedenter. Im Bohlnifchenift Spiza, ein mit einem an .
dern Deralle vermiſchtes Kupfer, welches aber aus dem Drutfhen
entlehnet zu ſeyn fcheinet, —— ——
Die Speiſe, plur. dien. 1. Alles dasjenige, mas ein leben⸗
diges Geſchöpf an feften Körpern zur Erhaltung des natürlichen —
Lebens zu fich ninmnt, wo der Plural nur von mehrern Urten üblich
iſt; die Hahrung, Mabrungsmittel. Speife und Trank, Das
Brot if die gefündefte Speife. Erbſen find eine blabendte
Speife. Speise zu fich nehmen. Wag zur Speife diene. Da
diefes Worreine fehr allgemeine Bedeutung har, fowirdesuud
nicht ger. mehr von befondern Arten der£ebensmittel, außer indi® _
ſem allgemeinften Berftande gebraucht. Wenn es daher Moſ.
41,35,.36, 47 beißt, daß Jofepb die Speife, d. i. das Ge⸗
treide, der guten Jahre geſammelt und auftzeſchüttet babe,
fo iſt ſolches wider ven heutigen Sprach gebrauch. So auhvonden
Threven, des was isnen zur Nahrung dienet, welches im gemeiten
Leben der draß, und ben zahmen Viehe das Sutter Heißt. Dein e
Leichnam wird eine Speife ſeyn allen Vögeln des Himmels, _
5Mof.28,26. Kin Adler fleuht zur Speife, H'ob 9, 26, -,
Die Ameiſe fammelt ihre Speife im Sommer, Sprichw. 6, 8.
Figüclich wird auch die Nahrung des Feners 3 Mof.g,1 1,16, Ef.
9, 19 deſſen Speiſe genannt, in welchen Bedeutung es doch außer
der höhern Schreidart ungewöhnlich if. 2, Die zubereitete meuſch⸗ B
liche Nahrung Einer Art ; im gemeinen Leben das Effen. Den
Tiſch mit den ausgefuchteiten Speifen befegen. Die -Speifen
auftragen, abtragen. Sleifchfpeifen, 'Saltenfpeifen, warme -
Speilen.Falte Speifen, Mehlſpeiſen nf.f. Da es deun aud) oft
für Gericht gebraucht wird, die in eine m Gefäße bey ſammen befinde
liche zubereitete Rahrung Einer Art, Drey Speiſen aufkinmahl
auftengen. Wir haben ale Tage ſechs Speiſen. Da in dieſer
engern Bedentung nur die nach den Regeln der Kochkunft zubere, -
teten Nahrungsmittel den Nahmen der Speiſen führen, ſo wer⸗
den in dieſem eugern Berſtande auch Brot, Confeet. Obſt, Back⸗
Tl werk
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ſpeiſen .
ne Knie — je vn Speiſen Lerechuet n⸗ die
letztern gemeiniglich nieht ſo wohl zur Nahrung, als zur Kützelung
des Gaumens beſtimmt find. 3. Rach einer andern Einſchrankung
“wird in einigen Niederdeut ſchen Gegenden, z.B. im Osnabrücki⸗
ſchen, das Geſchlinge, d. i. das Eingeweide des geſchlachteten
- Biehes mit Kopf und Füßen, Speife genannt, Ralber ſpeiſe, Och⸗
ſenſpeiſe.
Anm. Schon bey dem Dirfricd Spilo, im Schwabenſp. Spis,
im Schwer. Spis, -
Futter, S. Speifen.
we Speifebier, des — es, plur. doch nur won mehrern Arten,
"die —e, eine Art ſchwächern oder geringeru Bieres, welches ge⸗
>. meiniglich bey den Mahlzeiten getrunken wird; Tiſchbier, Nach⸗
bier, im gemeinen Leben Kofent.
Der Speifefif‘ ch, des—es, plur. die—e, ein Rahme der Fleie
nern geringer eßbaren Fifche, 3.8. der Weißfifche, Breitfiſche,
Rothaugen, Bärfhen. ſ. f. nicht fo wohl, weil man fie ſpeiſet, in⸗
den ſonſt ale eßbare Fiſche dieſen Nahmen führen müßten, ſon—
dern weil man die Fifhreiche damit zu fpeifen, di. fie zur Raps
tung der geößern Fifche mit in die Fiſchteiche zu frBen pflegt.
Im Bö miſchen iſt Pice; opne Ziſchaut,
Speifegelb, adj. et adv. ein Nahme einer blaßgelden Farbe, wel⸗
he ein wenigin das Nöthliche fällt, eine ohne Zweifel von der
Speifeder Rothe und ——— entlehnte Benennung.
Das Speifegewölbe, des —s, plur.ut. nom, fing. ‚in den
Haushaltungen, ein Gewölbe, die — und deren Materia⸗
lien in demſelben zu verwahren.
Die Speiſekammer, plur, die — n, eben daſelbſt, eine Kan
mes, gemeiniglich zunächft an der. Küche, den kleinern Vorrath von
‘ Speifen und deren Beftandtbeilen in derfelben zu verwahren ; im
Sberd. der Speisgaden, der Behalten, auch uur die Speis.
Der Speifekümmel, des —⸗, plur. inuf, derjenige Künmel,
welcher in den Küchen au den Speifen gebraucht und euch nur
Bümmel ſchlechthin genannt wird; Carum Linn. S. Kümmel.
Der Speifemeiſter, des—s, plur. ut nom. fing. eine un
gewöhnliche Benennung desjenigen, welcher in großen Hausbals
sungen die Mahlzeiten anordnet, und die Aufſicht über die Küche
und deren Bedienten hat; der Küchenmeiſter. In der Deutſchen
Bibel fommtbiefes fonft ungebränlichr Wort mehrmahls vor.
‚Speifen, verb.reg. weldes in doppelter Geſtalt üblich iſt. J.
‚als ein Neutrum, weldes das Hülfswort haben erfordert. 1.
Svpeiſe, d.i. Nahrung in fefter Geftalt zu ih nebmen, wo es in
der anfländigenSprechart für das gemeinere effen gebraucht wird.
Wir werden bald fpeifen. Sie fürifen noch. Ich babe heute
allein gefpeifet. Beyjemandes fpeifen. Mit jemanden fpeis
fen, Zu Mittage, zu Macht fpeifen. Des Tages nur Zin
Mahl fpeifen. Inaleichen, feine Nahrung gewöhnlich an einem
Orte oder bey jemanden zu fiih nebmen. Bey einem Gaſtwirthe
fpeifen. Aufder Stube fpeifem, Nahrung geben, fättigen, von
den Speiſen und Rehrungsmitieln ; eine nur in einigen Provinzen
übliche Bedeutung. Das ſchwarze Brot fpeifer beſſer, als das
weiße. Auch das — — iſt in die ſer Bedeutung des Säts
tigens üblich, . i
11. As ein Activum.
1. Als Speife zu fih nehmen, auch für das gemeinere
effen. Was wollen fie heute fpeifen? Braten, Liſche u. ſ. f.
2. Speife reichen oder durch andere weichen Affen, (1) Eir
gentlich,. wo es fo wohl von einzelnen Mahlzeiten. als auch von
der gewöhnlichen Beföftiseing gebraudt wird, es zeſchehe nun für
Bezahlung oder obnediefelbe. Ich bibe heute ſechs Perionen
zu fpeifen. Der Roc fpeifer die Säfte, wenn er dir Sprifen
für dieſelben zurichien
sungert deinen Seind, fo fpeife ihn,
Spe 182
Syrichw. 25,22 Ein Gaſtwirth fpeifer, wenn er die Gäftefüt
Bezahlung mit den nörhigen Spelſen verſorget. Es iſt in dieſer
Bedentung von Menſchen am üblichflen, dagegen von Thieren fit»
tern awöhnlicher iſt, außer im algemeinften Verſtande, die Nah⸗
rung veranftalıen, entſtehen laſſen; dem fo kann mazı auch fügen :
Bott fpeifet die Raben. (2) Figürlich, (a) Jemanden mit
leerer Hoffnung fpeifen, ibn mirleerer Hoffnung unterhaften,
(S; auch Abſpeiſen) Zinen Liſch teich fpeifen, ihn mir kleinen un-
edlen Fiſchen befegen, damirfelbige den größern edleen zur Rab
rungdienen. Die Müller fpeifen die Mühlfteine, wenn fie Kör⸗
ner aufſchütten, damit felbige etwas zu mahlen haben, (6). * Ehe:
dem fagte man auch, eine Seftung fpeifen, d:1. fie mit Prodiant,
- Lebensmitteln verſehen, in welcher Bedeutung es aber im Hoch⸗
deutfehen veraltet iſt. (c) Austheilen, reichen; eine nur in einis-
gen Fällen übliche Bedeutung. An großen Hausbaltungenr beikt
fpeifen, ausfpeifen und ausfpenden, die zu den Speifen nöthis
gen Diaterislien ausgeben... So fpeifet der Küchenmeiſter dag
Sleiſch, Sedervich u.f.f. aus, wenner esden Köchen zur Zubes
seitung übergibt, Auch die Deputate bey der Kellerey an Wein,
Bier und Brot, werden an den Höfen ausgefpeifet, d. i. an bie
Behörde ausgefpender oder ausgetbeilet., „Sehr häufig wird dies
fes Wort auch ven der Neichung oder Austbeilung des Abend mah⸗
les gebrauchet. Die Communicanten fpeifen. Einen Kranken
fpeifen. Sich zu Haufe fpeifenlaffen. ‚Es ſcheinet, daß, es in
dieſer letzten Bedeutung des Austbeileng nur ein ſehr weitläufiger
Seitenverwandter von fpeifen, effen und zu effen geben, iſt, und
mebr zu fpenden gebäret. Merlwürdig ift dabey, daß das Grieh.
ersyöa, im Futuro erssse bat, oder vielmehr das Zuturum von
dem Zeitworte gras oder araccı, eutlehnet bat, Am Schwed,
iſt fpifa gleichfalls darreichen, (O,Spenden.) Sp aud) das Spei⸗—
fen und die Speiſung, welches letztere aber nur in der zweylen
Hauptbedeuiung des Acrivı gebraucht wird,
Anm. Ja Echwabenfpiegellpilen, im Schwed. ſpila. Die
Niederdeutſchen ſcheinen dieſes Zeitwort eigentlich nicht zu kennen,
fondern es bloß vonden Hoch deulſchen zu entlehnen. Wachter war
ungewiß, oberes ou. n erweas, libare oder von Cibus, (&
Bauen, Kiefer) ableiten ſollie; Friſch ließ es gezwungen genug
von Spezerey abffammen, und Ibre Hält das Uſphilaniſche wil' any
effen, fürdas Stammwort, Die letzte Ableitung iſt die wahr⸗
fcheinlichtte, indem auch Detfried Vuill für Speife gebraucht, (S.
Wefen, Weide und Weisen.) Noch näher geböret hierher unfer
beigen, dasalte Oberdeutſche Imbiß, aunfer Beige, Lodfpeife
uff. Das fvorcinem Mitlauter ift alemahl zufällig, und es
ſcheinet, daß es bierintenfio ift, dagegen beißen feine Intenfion *
in dem ig der Mitte verdoppelten s hat, Im Böb miſchen iſt Pice
Futter, Die Lateinifchen palcere, pafius u. f.f, gebören gleich⸗
falls zu diefem Stamme. 3
Das Speifeopfer, des —s, plur. ut nom.fing. inter Deute
[hen Bibel und bey den älter Juden, ein unblutiges Opfer aus
eßbaren Thrilen des Gewächsreiches; z. B. Mehl.
Die Speiſerohre, plur. die—n, eine Röhre oder ein —
Kanal in dei thieriſchen Körpern, welcher ſich von der Kehle’ bis
in den Magen erftrecket, uud diefem dir Speifen und das Öetränfe
‚zuführet, Ihrevomaufen fihtbave Offnung wird der Se
genannt. .
Die Speiſeruhr plur. inuf. bey den Ärzlen,eige Art der Hubs,
da die Sprife faſt zanz underdauet fortaebet, Lieuteria,
Der Speifefaal, des — es, plur. die — fäle, ein Saal, ». i.
großes geräumliches Zimmer, fo fern es befonders zum Speifen
beft ininn iſt; an Höfen, der Tafelſaal, in gemeinen Leben der
Eßſaal.
M 2 Der
Pe un
Haushaltun, ein Schrank, worin die Speifen und ihre Überbleibs
ſel vewahret werden; in einigen Gegenden Speifeföthe, Spei⸗
> fefpine, Behalter oder Gehalter, Ralter u. ſ. f. :
Der Speilewein, es —es , plur. doch nurvon mehrern Arten _
over Auantitäten, die — e. 1, Ein geringer leichter Wein, fo’
wie man ibn gewöhnlich bey der Mahlzeit trinkt; Tifchwein.
2. In einigen Gegenden auch ein noch "geringerer Wein, welchen
man nur in der Küche an den Speifen verbraucht. 3. In andern
. Gegenden wird.auch der zum Abendmable beftimmte Wein der
Speifewein genannt, weil die Communicanten damit gefpeifet
werden. —— ——
Det Speiſewirth, des — es, plur. die —e, Fämin die Speife:
wirtbinn. ı. Derjenige, bey, welchem man gewöhnlich für Geld
ſpeiſet. 2, Ein Wirth, odereine Wirthinn, welche andere für
< Bezahlung fpeifet, übrigens aber Feine Gäfte beberberger, mit
einem Franzöfifhen Ausdrucke ein Traiteur, Traeteur. i
Das Speifezimmer, des —s plur. utnom. fing, ein Zim⸗
mer, fo fern es beſonders dazu beftimmtift, darin zu. fpeifen; an
Höfen das Tafelzimmer, im gemeinen Leben das Eßzimmer,
©. Speifefaal. ; .
2. Speifig, —ew, — fie, adj. et adv. von ı Speife, im Berg»
baue , Beftandtheile zut Speife enthaltend. Speiſtge Erze ivels
che fehr kobaltiſch find und daber im Ausfhmelzen viele Speife
geben. Ein fpeifiger Bleyſtein, welcher von folchen fpeifigen
Bleyerzen fällt.
9, Speiſig, — er, — fe, adj.etadv. ein auch nur im Berg⸗
baue übiiches Wort, wo eine Erz» oder Bergart fpeiftg, beißt,
wenn fie auf dem Bruche Fornig im weitern Beritande ift, fo
dag auch würfelige Theile mit darunter verfianden werden. Kin
grobfpeifiger Bleyglanz / welcher aufdem Bruche aroße Würfel
zeiget, zum Unterſchiede von dem Fleinfpeifigen. Vielleicht auch
von ı Speife, ein gemifchtes Ding, fo fern esehedem eine Maffe
überhaupt bedeutet haben kann. —
Der Spelz, des —es, plur, inuf. eine Art des MWeisens, wels ;
cher ſich beisnders dadurd) von dem gewöhnlichen Weißen unters
ſcheidet daß allezeit ziwen Körner auf Einer Seite der Ahre neben
einander ſtehen; Triticum Spelta Linn. Er wird in Ober⸗
dentichlund am baufigſten acbanet, wo er auch Sefen,Defen, Bern,
Dinkel heißt. Im Rivderdeutfihen beißt er mit der gewöhnlichen
Vertauſchung des Zifiglautes Spele, in welcher Geſtalt diefes
Wort auch einige Mahle in der Deutfhen Bibel vorfommt; in
einigen Gegenden Auälforn.
Un. Im Angelf. Riederf, und Engl. Spelt, im Ital. Spelta,
im Frang. Epeautre, Speute, im Böhinifchen Sipalda, bey
den hentigen Griechen ewsdros. Man leiterden Nahimen von den
doppelten tiefen Spalten ber, welche aus der Stellung der Körner
an der Ähre entſtehen. Indeſſen kommen im mittlern Lateine die
Rahmen Piletum und Bilettum von eben derfelben Getreide
art vor.
Die Spelze, plur. die —n,. ein ort, welches eigentlich eine
Spige, und befonders ein durch das Spalten entflandenes fpigiges
Ding bedentet, aber nur in einem eingefchränften Berflande üblich
ift, da die durch das Drefchen gefpaltenen fpigigen Hülfen der Ge⸗
greidefrüchte, welche einen Theil der Spreu ausmachen, Spelzen
oder Spalzen genannt werden, worunter man zuweilen auch wohl
die im Dreſchen zerfchlagenen Grannen oder Acheln der Ahren
verſtehet. In der Botanik hingegen find die Spelzen die zwey
Eleinen_fpigigen Blätter, welche die innere Blumendede Co--
rolla, der Blumen ausmachen, und woran bey den Grasarten
geineiniglich-die Grannen befeſtiget find. x
‚ Die Spende, .plür. die —n, ein nur noch im gemeinen Leber
bin und wieder übliches Wort, eine Austheilung zu bezeichnen, ben
Spenen, 8. Spänen.
——
San — “ —
—
ſpalten üblich iſt; oder auch mic dem herrſchenden Begriffe
der Spige, als ein Verwandter von Speiler, Spilleuf.f.
x
fonderg eine öffentliche Austheifung des Almoſens zu gewiffen Zei⸗
ten. Die Brorfpende, Geldfpende u. f.f.. Daher denn diefes
Wort auch zuweilen von folchen Almofen gebraucht wird, welche =
zu gewiſſen Zeiten ausgerbeifet werden, Kine Spende ſtiften.
Schon bey dem Ottfried in dieſer Bedeutung des Almofeng
Spento, im Nivderf. Spende. FREIE
Spenden, verb. reg. act. ausgeben, austbeilen, nurnoch im
gemeinen Leben, befonders mancher Gegenden. In großen Hause
haltuugen fpender die Ausgeberiun oder der Küchenmeifter dem _
Koche die Materialien zu den Speifen aus, werner fir an ihn ab»
’ gibt. Die Deputate werden in den herrſchaftlichen Kellereyen
ausgeſpendet/ wenn fie andie Behörde abgeliefert werden, Dag
Abendmahl ausfpenden, austheilen. Befonders von Almoſen,
daffeibe an mehrere austheilen,wo doch auch das zuſammen arfegte
ausipenden amüblichfien if. Daher das Spenden und die
Spendung. x —
Anm. Schon bey dem Ottfr. [penton, der es für geben übere ·
haupt zu gebrauchen ſcheinet indem er unter ander einen Geſetz⸗
geber Vuizod Ipentar sennet, im NMiederf, ſpenden, im
Angelf. Ipendan, im Engifchen, wo es auch verihwönden,
verthun bedeutet, to Ipend, inr Jtal. Ipendere ,, im Lat,
"difpendere, expendere,- im Sricd; @wsrdw, Da diefeg
Wort ih fehon fo frühe in allen Enropärger Sprachen ber
finder, fo ift es faum glaublich » dag es aus der Zatvinifcher
. oder Briechifchen ſollte ſeyn entlehnet worden, fondern es fheis
"inet viefmehr ein altes Sta umwort zu ſeyn, welches allen dies
fen Sprachen von ihrem erſten Urſprunge an, gemein gewe⸗
ſen. Im Niederſächſiſchen if sufpenden, zureichen, und Zu:
fpender, ein Handlanger: J
Die Spendefohle, plur. inuf, indem Satz verfe zu Halle, eine
„men verfotten wird, u
Spendiren, verb, reg. act. welches vermurblih ans dem Ital,
[pendereentlehnet worden , aber nur im gemeinen Leben üblich
if, freygebig mittheilen. Einem etwas fpenditen. "So auch
fpendabel, fir freygebig. Niederf. fpenderen, Schwed pen»
v —
dera.
4 Y —
Die Sperbe, plur. die n. S. Sperberbaum. —
Der Sperber, des — 8, plur. ut nom. fing. ein Nahme, wel⸗
cher im gemeinen Leben allen Kleinen Falkenarten buygeleget wird,
welche nur auf kleine Bögel ſtoßen, woͤhin denn der Lerchenfalf,
Nifus Lian. dev Sinkenfalk, das Schmierlein, der Mauer—
falf, und vieleicht noch andere Arten gebören. Vieleicht gebüh⸗
vet dieſer Rahme zunächft den bunten Falfen, befonders. wenn fie-
auf der Bruft auf eine ihnen befondere Art gefprenfelt find, wel⸗ =
Ge Mifchung der Farben man auch bey andern Vögeln daher ge=
fperbert zu nennen pflegt; und alsdann würden wohl der Lerchen⸗
falk, und vielleicht auch der Baumfalbidiefen Nahmen am eigenes
lich ſten verdienen, ©. auch Sprinz.
Anm. In Schtwabenfo. Spaeriuer, im mittl. Lat. Efper- 3
verius, Sparverius, im tal. Sparviere, im Franz. Eper- -⸗
vier, im Engl. Sparhawk, gleichſam Spar :Sabicht, Die-
letzte Sylbe kann fo wohl die Ableihtasfplbrer, als auch das ver⸗
kurzte Wort Aar, ſeyn, welches von Friſchen und andern auch ir
Adler angenommen wird, ſo daß Sperber aus Sperb⸗Aar zus
ſammen gezogen worden. Die erfte Hälfte iſt ohue Zweifel — *
‚alte
%
gewiſſe Quantität Sohle, welche wöchentlich zum Beſten der Aue
v
Ber Speiſeſchrank des—es, plar. die — ſchränke in ber. Anm. Entweder von fpellen, welches im gemeinen Beben ffir _
A u a un nn 1 cn 2 nr Ah re re ek
*
—
—
4
—
F
RN *
Anle Spar, Soarb, Sperb, ein Sperling, weil dieſer Vogel
am liebſten auf Sperlinge und andere ähnliche kleine Vögel ſtößt.
S Sperling.
en Gegenden ein Nahme des zahmen Bogelbeerbaumes deſſen
mer Birn baben; Sorbus domeſtica Linn. Dieſe Früchte
9 werden Sperberbeeren Sperbeeren, Sperbirnen, Spor⸗
Bienen, Spuräpfel, Spierling, Speyerlinge, weil fie das
Sspeyen oder Breihen fillen follen, Schmerbirne, Sorbbir⸗
men , Efcherige, der” Baum felbft aber auch Sperbaum,
9 @&peerbaum, Sperbe, Speyerlingsbanm, Arelefche, Eſchros⸗
lein, u.fof. genannt, Eine Abart davon, deren rundliche Frucht
den Hofeln gleicht, iſt unter dem Nahmen des Sperapfels,
Sporapfels, Sorbapfels befannt. Da dieſer Baum aus dem
fublichen Europa nach Deutſchland verpflanzet worden, fo vermu⸗
eher Friſch, daß alle dieſe Rahmen aus dem Lat. Sorbus verune
Faltet worden. Aber da man im Dberdeutfchen das Yen-und Mer
+ Benwort ſper ſpar hat, welches herbe bedeutet, und diefe Feucht,
wenn fie nich: ihre völlige Meife eriangt bat, wirklich ſehr herbe iſt,
fo ſcheinet der Nahme aus dirfem Worte gebildet zu ſeyn. Billig
bollte alſo die Feucht Sperbeere und der Baum Sperbeerbaum
- oder Sperbanm gejchrieben werden, In einigen Gegenden wird
auch die Arlesſtaude oder dev Mehlbeerbaum fo wobl Sperber:
baum als Speperlingsbaum genannt, -
Das Sperberkraut, des —es plor. inuf. eine Pflanze, welche
auf unſern dürren Wiefen wohnet, und wegen ihrer zufammen zie⸗
= Henden Kraft wider die Blutflüſſe uud vorbe Rahr gebraucht wird,
Sanguilorba oflicinalis Linn: Bluttropflein, Wiefentnopf.
Friſch vermutbet, daß auch bier Sorba in Sperber verwan«
delt worden, Es Fann aber auch hier das Dberdeutjche ſper,
ſpar Stattfinden, IE
Sperbern, verb. reg. act, von welchem aber nur das Mittels
J wort geſperbert üblich it, an den Federn nach Art des Sperberg
9 gefprenfelt, fo wie man auf Ähnliche Art getiegert fagt,
=, 79er Spergel, eine Pflanze, ©. Spark.
3 Der Spergelbaum, des — es, ‚plur. die —baume , in einigen
- Gegenden ein Rahme desgaulbaumes;Rhamaus Frangula
"Linn. Spörgelbaum, deffen Beeren auch Spergel: oder Spör:
- gelbeeren genannt werden, Vermuthlich als rin gieih bedeuten
de Wort mitaulbaum von dem veralteten Spar, Spark,
=. Fäufniß, Unveinigkeit, ©. 1.Sparen. ’
Fr: Das Spergelkraut, des— es, plur. inul. der Spergel oder
nr Bnöreig, S.Spart,
Der Sperling, des — es, plur. die—.e, eine ſehr gemeine
Art Sangvögel mit.einem völlig Fegelförmigen geraden und ſpitzi⸗
‚gen Schnabel, dunfelgrauen Schwung: und Schwanzfedern, und
grauen und ſchwarzen Körper, miteinem weißen Striche über den
- Rornfperling, Sausfperling, Baumfperling, Wiefenfperling,
Robrfperling. £
Anm. Der Nahme dieſes Vogels ift feinem wefenslichen heilen
nach ſchon alt, obgleich dir Endſylbe febr verändert Avorden. Bey
1.f.Sparo,bey dem Hornegk SpewP, in einigen Oberdeutſchen
Segenden noch jest Sporf, Spork, Spier, Spyr ; im Schwed.
“ Sparf, im Jständ. Spaur, im Dänifchen und Rorweg Spurr,
im Angelf, Speare, Sparva,im Engl Sparrow. Miteinem
andern Endlante heißt diefer Vogel im Hoerdeurfchen Spag, wel-
ches mit dem Lat, Palfer nahe verwandt iſt. Es if fehr wahr-
ſcheinlich, daß diefir Vogel den Mabmen von feinem Schwirren,
Schirpen, oder Zwitſchern bat, zumahl da Spirk in vielen
R 4 » .
Der Sperberbaum, des — es, plur. die — bäume, in vie⸗
xthlich brauneder Miſpel ähnliche eBbare Früchte die Geftalt fir
- tes, befonders in deffen figürlihen Bedeutungen.
man im Hochdentſchen zu Berge fagt.
Flügeln; Fringilia domeftica Lian. Pafler Klein. S.
* dem Ulphilas lautet er Sparwa, bey dem Notker, im Tatian u.
— She 86
: gemeinen Mundarten das Zwit ſchern Heineelänet bezeichnet. Auch
im $tal. iftlberlingare ſchwatzen Frifch hält die Sylbe ling
‚ obıre Hoch für das Zeichen eines Diminurivi; Sperling bedeutet
ein ſchwirrendes oder zwitſcherndes Subject. Übrigens wird diefer
Vogel im Dberdeutfchen auch Wrufchel, Mutfchel, Holsmutz
fehel, (S.Meife) und im Niederf. Lüne, Lüning, Lünke genannt,
Bon dem Zeitworte fperren beißtin der Nochwälfchen Diebese
ſprache Sperrling, ein Knebel.
* Speru, — er, — ſite, adj. et adv. welches aber nur in einigen
Oberdeutſchen Gegenden üblich ift, mo es eigentlich gedrange, noch
mebe aber im figiielichen Verſtande, kümm erlich bedeutet, wofür
im Hoch und Niederdeutichen Klemm üblich iſt. Es gehet ihm
fperr, kümmerlich. Es find jegr fperre Zeiten, flenıme. Siehe -
Sperren. ; E
DerSperrbaum, des — es, plur. die — bänme, ein Baum,
womit ein Ort oderdie Öffnung zu demfelben gefperret wird, dere
gleihen z.B. der Schlagbaum iſt.
Die Sperre, plur. die — n, von dem Zeitworte fperren. 1, Die
Handlung des Sperrens in der zwenten Bedeutung des Zeitwor⸗
J Die Ges
treidfperre, die Heinmung der freyen Ausfuhre des Getreides,
Im Dberdeutfehen bedeutet es auch einen Arreſt, welcher auf
Sachen geleset wird. Die Sperre anlegen, aufbeben, den Are
reſt. Im Riederdeutſchen hingegen faat man zu Sperre ſtehen,
fih ſtränben, ſperren; die Zaare Heben mir zu Sperre, wofür
2. Ein Werfzeug zum
Sperren, doch nur in einigen Zufommenfeßungen. So if.
3.8. die Rudiperre, ein Werkzeug, das Rad am Wagen zu
fperren oder zu hemmen.
®perren, verb. reg. act. welches in einer dreyfachen Hauptbes
deutung üblich) ift. pie.
1, Mit Heftigteit aus einander thun, weit und mit Heftigfeit
öffnen, Die Iußeson einander fperren. Des Maul fperren,
weit öffnen, im Dberdeutfcheh, wofür man im Hochdentfchen aufs
ſperren ſagt, welches überhaupt in diefer Bedeutung am übliche
ſten iſt. Die Chur aufſperren. Ingleichen in einigen figürli-
den Bedeutungen. Die Zeilen ſperren, fie vor einander ente
fernen. Allzu fehr geſperrte Zeilen, welche zu weit von einander
Beben. ä 7 5
2, Mitder herrſchenden Bedeutung eines Kiegels, eines ſtei⸗
fen Werfzenges und in weiterm Verftande, eines jeden Hinder⸗
niſſes ift fperren (1) Eigentlich, mit einem Niegel oder ähns
lichen Dinge verſchließen Die Thür zufperren, befonders im
Oberdeutſchen, fe zuriegeln, zufchließen, fie auffperren, fie auf⸗
ziegeln, aufſchließen. Die Thore fperren, verſchließen. (S.
Syperrgeld) Im Hochdentfchen gebraucht man es am bäufigften °
in weiter und figüelichſtem Verſtande, dem freyen Zugang odee
Durchgang zu odecdurch einen Ort hemmen oder hindern, Die
Stadt fpercen, den Susoder Ausgang hindern, Einen Sluf
fperven, die Überfahrt über denfelber , ingleichen die Schifffahre
auf demfelben ducch ein Hindernis hemmen. Die Baffen mir Bet»
sen fperven. Zinen Hafen ſperren. Die Dardaneken ſper—
zen, die Sahrt.in Das fohwarze Meer. So auch einſperren, aus:
ſperren verſperren. (2) Die frene Bewegung eineg Dinges
durch ein Hindernig hemmen, Ein Rad fperren. So aud im
figürlichen Verſtande. Den Handel ſperren Bin gefperrtes
Sandwerf, welches nur auf Einen Ort aflrin eingefchränter iſt,
Im Oberdeutſchen bedeutet e3 auch mit Arreſt belegen, Die Erb»
fchaft fpeeren. 5 —
3.8ih ſperren / ſich heftig widerfeßen, wohl zunächſt mit An⸗
ſtãm ung der Hände und Füß dann aber auch für ſich widerſetzen
überhaupt. Sperre dich wider ihre Bande nicht, Sir. 6, 26,
ee) SE 5 DaB
“
19 | "She
& Da fi ein finiges volt wider alle Welt — Scüd. es,
2,4. Jnugleichen im gemeingn Leben, fiir fich weigern. Sper-
ven ſte ſich nicht ſo. Sich ſperren etwas zu chun · So *
das Sperren und die Sperrung.
Anm. Iu der erflen Bedeutung im Niederfä ächf. RER von
welchem. das Hochdentfhe das Jutenſtvum iſt, im Schwed.
...fparra. Es ſcheinet, dag bier die Dfiiung , der berrfchende
Begriff ik, da es deun zu bar und baren in offenbaren , zu
‚berfien, bohren, ingfeichen zu dem Lar. varus und: vari⸗
care gebören würde, wenn es anders nicht eigentlich ver»
ittelft eines eingeflemmten Barrens meit Öffnen und -fo ge⸗
“öffnet erhalten, bedeutet. Siehe au Spreigen und Sparre.
In der zwenten Bedeutung , in welcher ſchon Dttfried Ipers
ran für verfchließen gebraucht, geböret es allem Anfeben
nach zu Barre oder Barren, ein Riegel, Balfen “daher
. auch im Franzöfifchen Barrery im Ztaliänifchen barrare,
“ fbarrare, verfehließen „ verſperren, bedeuten, jo wie das
Augelſ. [parran,: das Engl, to (par, das Schwed. [pärra.
(S. Barre und Spiere.) Indeſſen ſcheinen auch fparen ‚und
wehren auf die Verwandrfchaft Anfpruch zu maden, von
welchem fegtern ſich ſperren, ein Intenfivum zu ſeyn ſchemet.
Am Niederf. iſt ſparteln fih mir Händen und Füßen beftig
bewegen,
Das Sperrteld, des—es, plur. doc nur don mehrern Sum»
mien, die—er, dasjenige Geld, welches man für den@inlaf in
ein bereits gefperrieg Thor entrichtet. \
Das Sperig ne, oder Sperglas, des— es, plur, inuf. im
gemeinen Leben einiger Örgenden, ein Nahme des Fraueneifes,
einer durhfishtigen Steinert, S. Sparkalf,
Die Sperrglode, plur. die—n, diejenige Glocke, mit welcher
in den Städten die Zeit angedeutet wird,. wenn die Shore ges
perret werden; die Thorglode, in Aachen Pfovzenglode, viel:
icht Dfortenglode. Die Sperrglode läuten.
Der, Sperrhaken, des — s, plur. ut nom. fing.. eigentlich,
ein Hafen, etwasdamit zu fperren. So führer der Haken an der
Hemmfette, vermittelf® deffen das Rad gefpercet wird, diefen Nab-
men. Im Niederfächfifchen ift esein Hafen, womit die Kenfter
aufgefperret werden. Bon der jegt veralteren Bedeutung des
Zeitwortes ſperren, da es fo wiefpannen auch für ausdehnen: ger
braucht wird, iſt der Sperrhaken ben den Boldfchmieden, Klems
penern, Schlöffern,n. f.f. ein Amboß mit zwey Haken, d.i, krum⸗
mer fpißigen Armıen, die Bleche rund oder eig darauf zu richten,
welcher auh das Sperrhorn, ——— der sornamboß —
wird.
Dev Sperrholz, des — es, plur. die — hölser, bey den Flei⸗
ſchern, dasjenige Holz, womit die Hinterbeine eines ausgeſchlach⸗
teten Ochſen aus einander gefpercet werden, uud woran derfelbe in
die Höhe gemunden wird. e
Des Sperrhorn, des — es, plur, die —hörner, ©. Sperr⸗
haken. Ben den Windenmachern iſt es eine Art Amboß mit ei⸗
nem rundlichen und flachen Horne, ‚welches fich im Seife umdre⸗
ben läſſet.
Sperrig, oder Sperricht, —er, — fie, adj. et adv. aus ein⸗
ander zeſperret. Die Jtaliönifche Pappel wachtt nicht fo fper:
zig als die gemeine, ſondern pyramidenförmig.
. Der Sperrkegel, des—s, plur. ut nofn. fing. an vielen Me i
fHinen, befonders Nädern, ein Kegel ober fegelartiger Theil, ein
Rad zu fpersen, d; i. deſſen Bewegung zu unterbrechen oder zu
bersihen.“ An den Uhren greift der Sperrkegel in die Zähne des
Sperrrades ein, wenn man die Uhr aufgezogen hat, damit die
Gewiehte nicht wieder ablaufen fönnen, \ Ähnliche ——
gibt 15 — an audern Raͤderwerfen.
RE
mit zu verfperren. So wird die Safenkette, womit der Ein
gang eines Hafens gefperret wird, auch die Sperrkette genannt,
Sugleichen eine Kette, ‚ein Dingdamit zu fperren, d. i. deffen Bes
wegung zu hemmen, von welcher Art die Semmfteteift, die Bene
gung eines Wagentades damit zu henımen.
Die Sperrleiſte, plur. die —n, eine £eifte, d. i. gerades Holy,
einen Körper damit aus eiyander zu fperrem... Au den KHüfwagen
ift es dasjenige Holz, mit weldhem die Wadenleitern in gleicher
Weite von einander gehalten werden.
* Der Sperrling, des —es, plur. die—e, von ſperren und
der Ableitungs ſolbe ling, ein Ding, eine nur im Oberdeutſchen
übliche Benennung rints Knebels, weil derſelbe auch zum Sper⸗
ren gebraucht wird,
Das Specrmäß, des— es, plur. die—e,. — Ba
eine Fleine Stauge oder ein Mafftab, die Länge der Zimmerhöls
zer Inden Gruben damit zu beftiimmen ; vielleicht richtiger Sper⸗
maß oder Speermaß, von Speer, lange dünne Stange. _
Das Sperrrad, des— es, plur, die—räder, ein Rad, ein
anderes Ding damit zu ſperren, oder deffen Beweaungzu bemmien,
Die Sperrkette, wine — — — da⸗
Pe
1
—
Es hat Zähne, welche Sperrzähne beißen, in welche der Sperre
Begel eingreift, das Rad und die damit verbundenen Thrile zw
beinmen., Dergleichen Sperer der Winden fihin den Ubren, da8
Ablaufen aller Räder bey dem Aufziehen zu bindern, anden We⸗
berftühlen, das Ablaufen des Garn· und Leinwardbaumes' zu ed
tertreiben, u. ſ. f.
Die Sperrruthe, plur. PETE * den Mebern; eine Xube, *
d. i. dünner Stab oder Schiene,das®ewebe damit auf dem Stuble
in die Breite ausgefperretzu erhalten; der Sperrfiod, Sperr⸗
ſtab, der Spannfiab, das Spannhois, bey den Domapnekern"»
der Tempel.
Das Sperr-Ventil,; * ⸗es/ plur. — e, in den Orgein⸗
ein Ventil, den in den Kanal gelaſſenen Wind damit zů verſperren.
Speᷣrrweit, adj.etadv. ausgeſperrt weit, ſehr weit, fo weit
als fih ein Ding nur ausfperven läſſet.
aufmachen.
Der Sperrzahn, des ⸗es plur. die Be die Söhne an
einem Sperrrade.
Die Sperrzeit, plur. — diejenige Seit, da die Shore
winer Stadt gewöhnlich gefpercet werden,
Das Spörrzeug, des— es, plur. die—e, benden Sctöffern,
ein Bebund RählernecHaken, Thůrſchlöſſer damit inErmangelung
des Schlüffels aufzufzerren.
Die Speyarzeney, plur, die—en, inden niedrigen Sprecharien,
eine Atzeney zum Speyen oder — ein a in. Da,
mitiv.
Das Speybiken, des ⸗s, plur ut nom. FR auch nur int
gemeinen Erben, ein Beten, den Speichel oder Answurf aus, dem
Munde hinein zu werfen; im Hochdeutichen das Spufbeden, ur
dor Spudnapf, Spuckkaſten, im Oberdeutſchen das —
cken, der Spügnapf, der Spugfaften.
Sp:yen, verb. irreg. Imperf. ich Spiez; Mittel, gefpien. Es
wird mit der dierten Endung als ein Activum, ohne diefelbe aber
auch als. ein Reutrum gebraucht, in welchem Falle esdaspülfs-
. Wert baben erfordert, Es bedeutet, mit Hefrigleit aus dem
en nde und mit dem Munde auswerfen.
"Eigentlich, wo es wrgen der damit verbundenen und dem”
Mopkfande zumider Jaufenden Heftigkeit, Kur im gemeinen Leben
nd. in-den niedrinen Sprechatten üblich iſt. Der Zund friſſet
wieder, was er geſpeit (geſpien) bat, 2 ‚Met. 2,22. Die Spei⸗
ſen wieder aus dem Munde ſpeyen. Blut fpeyen, auswerfen,
durch den Mund von ſich geben,
N,
Bie Tape fpeerteeit 5
A
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..
2
a N a a Ka tg
u
9 2. In einigen engern Bedeutungen. (1) Den Speichel ang ⸗
werfen, als ein Neutrum, aber auch nur im gemeitren Leben, au—⸗
- Ber wenn man die damit verbundene Heftigkeit vorſetzlich audeu⸗
0 ten will, Jemanden in das Geſicht ſpeyen, zum Zeichen der äu-
0 Berften Verachtung. Wenn ihr vater ihr ins Ungeficht gefpeyer
(gefsien) harte, 4 Moſ. ı2, 14. Sie fhonen nicht vor meis
nem Angefichte zu fpeyen, (auszufpepen), Hisb 30,10. Bon
der gewöhnlichen Auswerfung des Speichels ift im gemeinenLeben
der Hoch⸗ und Niederdeutſchen ſpucken, im Oberd. aber fpugen
und fpeicheln üblich. (2) Was im Magen befindlich ift;durch ei⸗
ne gewaltfame Zufammenziehung von fi geben, Galle fpeyen,
Alles Eſſen wieder von ſich fpeyen. Inagleichen ohne Accufativ
2. ale ein Reeiprocum, fich fpeyen. Alles nur im gemeinen Leben,
wof ür in dee noch niedrigen Sprechart Fogen, fich Pogen, in ge⸗
meinen Leben auch brechen, und fich brechen, in der anftändigen
: “Sprechart aber ſich übergeben üblich find, Dir Härte des Wortes
ſcherzhaften Sweydeutigfeit nah Speyer avpelliren. st
3. Figürlich, aug einer Offnung als aus einem Munde mit
Heftigkeit von ſich geben, Der Berg ſpeyet Seuer, wenn er
der Berg, welchen ungefchichte Überjeger wohl mit einem Französ
- Efchen Ausdrude einen Dulfan zu nennen pflegen.
’ Der blanke Degen klirrt, das Pflaſter ſpeyet Gluth,
ö Zachar.
Waſſer ausſpeyen. Feuer und SIamme ſpeyen, einen, heftigen
— Zorn ansbrechen laſſen. Geld ſpeyen müffen, in der niedrigen
Sprechart, es wider Willen hergeben müſſen. So auch das
Speyen. ,
Anm. Schon bey dem Ulphilas [piwan, ben dein Kero [pian,
bey dem Dttfried [piwan, [pean, in einigen Oberdent ſchen Ges
"genden fpöwen, im Niederf. ſpijen, im Angelf. [piwan, im Engl.
to [pew,Ipue, [pawl, im&chwed. fpy, im Jsländ. fpya, im
des Speichels, theils von dem Erbrechen, (S. Speichel.) Mit
einem andern Endlaute, welcher gewiffer Maßen diminuriv iſt, we⸗
nigfteng die Heftigfeit des breitern ſpeyen mildert, wird von der
gewöhnlichen Auswerfung des flüffigen Speichels im Dberd.
fpügen gebraucht, Angelf, fpaetan, (paetlan,, [pittan,
2at. Sputare, Griech. Yurrem, rusıw, daher im Nieder:
> fächf. Spedel, der Speichel iſt. Mit einem noch andern aber
gleichfalls verfleinernden Endlaute ik dafür im Niederf, pur
Een üblich. Die regulie Form, fpeyete, gefpeyer, ift im
. Hochdeutfihen ungewöhnlich. ;
Der Spaperbaum, des —es; plur. die — bäume, Siche das
folgende. S
Der Speperlint, des—es, plur. die —e, in manchen Begen-
"den: 14 Die Arlesbeeren, Ejfebeeren, oder zahmen Vogelbee—⸗
ven, welche auch Eyerlinge, Arkirſchen, Areſſel, Darmbeeren
u. f.f. genannt werden, und die Frucht des Elſebeerbaumes,
cataegus torminalis Linz. find, der daher auch Speyer:
ie lingsbeum, Speyerbaum genannt wird, 2. Dir nabe verwand⸗
i ten Mehlbeeren, die Frucht des Niehlbeev: oder Speyerlingsbaus
mes, CrataegusAria Linn. 3.DiegebnienSrotbeeren,Spovs
"Birnen oder Sporäpfel, weldhe auch Spierlinge, Speerbirnen
genannt werden, und die Frucht des Sperberbaumes, Sorbus
0 dameltica Zirn. find. Die erſte und Teste Art Beeren foll deu
Nabhmen von ihrer zuſammenziebenden Krafı baben, indem fie das
MR:
4
= Sobnicht auch das Oberd. ſper, heibe, mit in Betrachtung zu zie⸗
bbeſn iſt, oder ob nicht eine der die andere Art wegen ihres ekel-
schaften fügen Geſchmackes fo'benannt worden. ©. Sperberbaum,
\
N neyen zuverbergen, nennt man diefe Handlung auch miteiner =
brennende Mineralien mit Heftigfeit auswirft, Kin feuerfpeyens -
Lat. fpuere, im Griech. arsısn; alle, theils von der Auswerſung
2 Speyen, fomie ade Blut flüſſe ftilen. | Sudrffen ſtehet es dahin,
——
——
Tas Speyſieber, des — s, plur. doch nur von. mehrern Ars
ten, ut nom. fing, im gemeinen Leben, eine Art des Fi“
bers, bey welchem der Kranfe immer Speichel austwiefr;
Febrisfputatoria.,
"Das Speygatt, ves— es, plur. die--e, ein eigentlich Nies
derdeutſches Wort. 1, Anden Schiffen werden die Offnungen,
durch welche man hinaus fiehet, mie diefem Nahmen belegt, ws
es von fpähen, ſehen, herſtammet, und daher billig Spähgate
lauten follte, Gatt ift im Niederdrutfchen ein Loch, eine Off⸗
nung. 2. Au den Holländiſchen Papiermühlen iſt es eine Rinne,
+ vermittelft welcher das Waſſer aus deu Rufen ab, und zur Wrüpte
binaus fligßt, wo es, wenn es nicht eine Figur des vorigen iſt/ zu
dem Zeitworte ſpeyen zu gehören ſcheinet. S, Speyröhre.
Def Speytaften, des —s, plur. ut nom, ling. S. Spey⸗
ecken.
Die Spepröbre; plur.die—n, an denDadrinnen,diejenigeRöhre,
welche das Waſſer aus den Rinnen abführer und gleichfam ausfpeyer;
Die Speyfchlange, S. Sprigfchlange,
Der Speyvogel, des —s, plur., die —vögel, In einigen
Provinzen, ein Spöker; nicht von fpeyen, fordern von dein Nie”
derf. ſpeh, böhnifch, Eben dafelbfi find Speyworte, böhaifche
Worte, Verfpottung,
Der Speywurm, des —es, plut, die — würmer, S. Schaum:
wurm. a E N
Die Spezerey, plur. doch nur von mehren Arten, die —en, Ge⸗
würz und Gewürzen ähnliche Producte des Pflanzenreiches auch
wenn ſie nur um ihres Geruches willen geſchätzet werden, Spece⸗
rey zur Salben und guten Rauchwerk, 2 Mof.25,6,. Himm
zu die die beiten Specereyen, die edelſten Myrrhen — Ein-
100
names — Ralmes — Caſten — und Gble vom Gblbaume,
Kap, 30,23 f. Die Königin vom Reich Arabia Fam — mit
Bamelen, die Specerey trugen, 1 Kön. 10,2. Da nahmen
fie den Leichnam Jeſu und bunden ihn in leinen Tücher mit
‚Specereyen, 40.
Ihr edeln Mütter, opfert Specereyen,
Die Maraba den Tempeln zollt, Raml.
Anm. Im mittlern Lat. Efpiciae, $ranz.Epices. Es if,
aus dem Ital. Speciaria, welches wieder von dem Latein. Spe-,
cies berfiammet. Schon inden Digeften werdenCionamomum,
Piper longum u.f.f. Species genannt. (S. Species.) Gemei⸗
niglich ſchreibt man e⸗Specerey; allein da diefes Wort am Ende
eine völlig Drutfche Geſtalt befommen bar, fo ift es billig, daß
man ibm diefelde auch in der Mitte gebe, {
Der Spezerephändler, des—s, plur,utnom, fing. derjeiti»
ge, welcher mit Spezerehen handelt ; befonders wenn er im Gro-
Gen danıit bandelt; der Gewürz-Handler, Material-gändler,
Materialiſt, indem die Spezereyen eine Art der Marerial-Waa-
ren find. Handelt er damit im Kfeinen, fo wird er ein Spese:
reykrämer und noch häufiger Gewirzkrämer genannt.
Die Sphäre, plur. die —n, aus dem Geiech. und Ratein,
Sphaera. ı, Eine Kugel, in welcher Bedeutung es doch in der
böbernSchreibart am üblichften ift, theils einen leuchtenden Him⸗
melsförper mit den zu ihm gehörigen Planeten, theils auch das
ganze Weltgchäude zu bezeichnen. ; -
Sagt, Sterbliche, den Sphären ihre Zahlen.
Und lehrt dem tollen Winde feinen Lauf, Naml,
Inder Aſtronomie wird auch das aus lauter Zirfeln zuſammen ges
feste Inſtrument, ſich das Weltgebände daran vorzuftellen, eine
Sphäre genannt, 2, Ein Kreis, auch nur in einigen Fälfen, bes
ſonders in frgürlichem Verſtaude. Infeiner Sphäre bleiben, in
dem ihm gehörigen, feinen Fähigkeiten angeineffenen Wirfungs-
kreiſe. Das iſt über deine Sphäre, über deine Fähigkeit,
5 Sphär
N
,
194 I ee
Sphaͤriſch, adj. ei,adrv, einer Sir oder Angel äbnfid,*
itigleichen, aus Theilen einer Kugel beſtehend, Kin fpbärifcher
Winkel, welder von zweh Zirkelbogen gebilder wird; der Kugel:
winfel. Ein -fpharifcher Triangel, der von drey Sirfelbogen
eingeſchloſſen wird... Die frbärifepe Trigo nometrie— welche ſich
mit ſphãt iſchen Triangeln befchäftiget,
Der Spiauter, des—s, plur. inuf, im Bergbane, und ge⸗
- meinen Leben: ı, Der Zink oder dasjenige faſt blepfärbiae Halb⸗
metal, welches, wenn es gefehmolgen ift, an der freyen Luft mit,
einer blaugelblichen Farbe auf brennet. 2, Ein aus Sinn und Dirt
fing vermiſchtes Metall,
Ynm. Im Riederf. Spialter, im Holänd, Speauter, im Engl.
'Spelter. Das Wort it allem Anfeben nad ausländiſch. Im
Engl. iſt ohne Ziſchlaut Pewter, Sinn’; aber das mittere Lat. .
Pelirum und Peutreum, und die Franz. alle Pi autre,
* find mit dem Deutſchen — gleich bedeutend. ©. ı Sp: fe.
Spic, Spicanarde, SSpiek. \
Sdpicken, verb. reg. act. 1. Eigentlich, Tänglich defchnittenen.
Sped durch die-Dberfläche des Kleifches zieben. Einen Braten
ſpicken. Ein gefpierer Braten. Der gefpidte Safe, eine
Art der Zortur, welche vermittelft eines mir zugefpisten PAds '
den befhlagenen Holzes zugefüget wird.
im gemeinen Leben, ſich mit etwas beſpicken, reichlich ver»
fehen. Kin gefpidter Beutel, der mit Gilde angefullet iſt.
Die Wälle mie Banonen ſpicken, reichlich beſetzen. So euch
das Spiden.
Anm. &s haminet wohl zunächf von Sped ber, obgleich Friſch
glandt, dag auch Spiel, Spige, bien u. f. f. mit in Betrach⸗
sung fommenfönne, indem das Spicken in einem Durchſtechen
beftehe. Ein Anderes Wort ift das Niederf, ſpicken, Schwed.
Ipicka, räuchern, welches zu backen zn Gehören ſcheinet, und
von welchem-ein grräuchetter Häring im Niederd, ein Spickhä—
Ting, und eine geräucherte Gans eine Spidgans gendnnt wird,
Ein anderes nur im gemeinen Leben der Mitocutihen übliches
ſpicken, welches für guden —— wird, iſt cin Jutenfivum
von ſpahen, fehen.
Die Spienadel, plur. die — n, in den Küchen, eine fößlerne
ſpitzige, an dem vinen Ende aber bohle und offene" Nadel, deu läng⸗
Uch gefhnittenen Sped damit durch die Oberfläche des Steifehes :
au ziehen,
Der Spiegel, des —s, plur. ut nom. fing.. Diminut. bas
Spiegelegen, Dberd. Spiegelein, von dem Seitworte fpiegen,
fo fern 03 ehedem fo wohl active fehen, als au) als ein Reütrum
glänzen bedeutete.
2, Ftgürlich fast man
* gleichen der Lehenrechte, find noch jeßt unter. dem Nadmendes
= Fannt. Gewiffe Andachtsbücher führen noch zuweilen die Nafe
griffe des Glängensift der Spiegel oft eine jede glänzende Fläche. :
Spies “oder —— En — a ® Angel.
lichen Weisheit, ein feet ein Spiegel dev: gortlichen Macht.
Bo ſchrift des Verhaltens einen Spiegel zu nennen?
der Andachezuüden, fein Gewiffen zu orüfen uf. f. Auchrein
‘Kin Spiegel der Geduld, der Tugend.
ſpiegel n.1.f. Ein Brennfpiegel, ein folder Spiegel, weuner.
die zurück geworfenen Sonnenſtrahlen zuglvich in. einen Punet —
vereiniget damit zu brennen, Im gemeinen Leben verſtehet man
unter den Spiegel ſchlechthin ein poliertes Glas mit‘ eine dune J
keln — feine Geſtalt darin zu ſeben, oder ſich darin su ſpie⸗·⸗
geln. vor den Spiegel treten. Inden Spiegeifeben. Sihim _
Spiegel befehen, (2) Figürlich wird ein Ding, fo fern wein E
lebhafter Erkenntniggrumd eines andern Dinges iſt, oft ein Spies
gel deffitben genannt, So beißt Vie Welt ein Spiegel. der gott:
Ji noch weiterin Berftande pflegte manehedem eiue jede deurtiche *
Die alten
Sammlungen des Schwabiſchen und Sãchſiſchen Nechtes, in⸗
Schwabenſpiegels, Sachſenſpiegels und Lehenſpiegels be⸗ a.
wen Unvachtsfpiegel , Sündenfpiegel „ Gewiffensfpiegel,
Lebensfpiegel u.f.f. fo fern fir Vorſchriften enthalten, fih im
Mufer, ein Vorbild, wird zuweilen ein Spirgel —
2, Jr weiterer Bedeutung und. nut einem andern Stammbce 5
So heißen die ebenen glänzenden Fiächen mancher —— N
Spiegel, daber ein mit folchen Spiegeln verjihenes Mineraf
gleichfalls Spiegel genannt wird, dahin der: wifenfpiegel, &
Bupferkiesfpiegel, Schwefelfiesipiegehn. a. u. gebören. Die
fpiegeinden Fleden an manchen Vögeln und bierfüßigen Shier ” 4
ten find unger den Nahmen der Spiegel. befamit-genun, (S.
Spiege! ſchimmel, Spiegelmeife, Spiegelkarpfen Spiegel ⸗
änte uff) Der Pfau hat einen ſchenen Spiwgel, wern fein
der beftehet ; und auch wohl der Guß genaunt wird, S:Spie
Oberflache des ruhlgen Wuſſers.
. Bon der Bedeutung des Sehens, da es ehedem, (a) Über» ⸗
haupt, sin jedes: Werkzeug bedeutete, vermittelſt deſſen man ſie⸗
bet, oder wodurch man ſiehet. So wurde eine Brille, Lat, Con⸗
fpicilla, ehedem ein Augenfpiegel genannt, In einigen Ober-
deutfchen Gegenden heißt ein Fernglas noch jetzt ein Sernfpiegel,
und — ee ee egel. Bermuih-
Sich iſt ds eine Figur von dieſer Bedeutung ,‚ wenn man noch im
gemeinen Leben einiger Gegenden eine ſchöne Perfon, einen Au⸗
genfpiegelnennet, gleich ſam einen Örgenfland, den man mit Luft
anfichetz eben daſelbſt wird. auch ein tiedertiches Weibesbild Zu⸗
senfpiegelgenanat. (b) Zu engerer und gewößnlicherer Bedeu⸗
tung ift der Spiegel eine glatte Fläche nıit vinem undurchſichtigen
Grunde, welche die Strahlen ſo zutück wirft, daß man noch durch
dieſelben dag Bild eines Gegenitandes feben Fans, Lat. Specu-
Im; hefonders eine Fläche undein mit einer ſolchen Fläche ver⸗
ſehener Körper, beffen vornehmſte Abſicht diefe Zurückwerfung der
Lich iſtrahlen iſt. (1), Eigrutlich. Ein platter, erhabener, bobler _
Schwanz mit ſchönen ſpiegelnden Flecken verfeben iſt daher “ =
biefer Schwanz ſelbſt auch woh! der Spiegel genannt wrd. F
Dev Spiegel einer Torte, bey den Zuderbädern, ein län ·
gender Überzug der Dberfläche ‚welcher aus Eoweif und Sur ”
geln.) Der Spiegel des Waffers „ oder der ng z i
3. In noch weirerm Berjkande, ſo daß ser —“ Pr
Slänzine verfchwindet, il der Spiegel oft eine jede nn: N
Bey den Tıfchlern wird die eingefaßte ebene: Fäge einer Thür
uff. oftein Spiegel, toi häufiger aber eine Süllung gemannt, *
Der Spiegel eines Gewölbes, ein ebenes Feld in deſſen ———
S. Spiegelgewolbe.) Der Spiegel un einem Schiffe
glattes ebenes Hintertbeil, wo zugleich das Wapen oder Beiden
des Schiffes angebrahr wird, (S. Spiegelfipiff.) In derAriilfen
sie wird die hölzerne Scheibe, woraufdie Haudiggranate gelütich,
wird, der Spiegel genannt. Der Sebeipiegel und Bimmer:
fpiegel, find eben daſelbſt zwey andere ähutiche hölzerne Scheiben, '
(S. diefe Wörter.) Bey den Jägern wirdder Schwanz des Keb-
wilobretes, welcher ans einem Zopfe weißer Haare brfiehit, fe
wohl der Spiegel als die Scheibe genannt, wo aber audy der Bu
griff des Spielens, der Bewegung, der herrfchende fegn kann, ine
dem der Schwanz daher bey andern Thieren auch das Spiel heißt, —54
4. Zn einigen Fällen führen auch gewiſſe Arten der Sffnungen
den Nabmen der Spiegel. So find die Mafchen der Jagd und
Fiſchernetze vefonders die viereckten und rautenförmigen anıır
dein Nahmen derSpiegel befanut, (S. Spiegelgarn.) Biprinigen
Jägern iſt der Spiegel eine aufgeſtellte Schlinge. Auch die Wand⸗
ärzre haben gewiſſe Werkzenge, den Mund in der Mundklemme
und den verſchloſſeuen Muttermund bey einer todten —
ö ua,
Du a ER NEN
*
Ar, EINGANG a
de. A >: We
; ‚öffnen, welche Mundipiegel und Mutterſpiegel beißen, Latein,
f . Dioptrae, Vielleicht wegen einer Ähnlichkeit mit einem Spies
Ri” gel, oder in weiterem Verftande einer Mafche und Schlinge,
r ſo fern man fih den eingefchloffenen offenen Raum ats eine
glatte ebene Fläche denkt, oder auch, fo fern man dadurch fpä=
N hen oder ſehen kaun. gt —
Anm. ‚In der gewöhnlichſten Bedentung eines Glaſes ſich
darin zu beſehen, ſchon in dem alten Gedichte auf den heil,
‚Anno, Spiegel, in der Monfeeifhen Gloſſe Spiegal, im
° Hiederf, Speigel, Speiel,im Schwer, Spegel. Es kann feyır,
daß es in dieſer Bedeutung aus dem Latein. Speculum ent-
lehnet worden, wenn es anders ermeisfich iff, daß wir diefes
Werkzeng der Eitelfeit von den Italiänerir bekommen haben.
Allein das Wort ſelbſt fcheinet, wegen feines weiten Umfanges,
der Bedeurung echt Deutſch zu ſeyn. Die Ableitungsſylbe el
bedentet ein Werkzeug, ein Ding; die erfle Hälfte Spieg aber,
verrär) .ein Intenfioum von fpähen, welches chedem fo wohl
feben , . als glänzen bedeutere. Siehe dafjelde , ingleichen
‚Spiegeln. —
Die Spiegelänte, plur. die — n, in einigen Gegenden ein Nahe
me der gemeinen wilden Ante, Anas (ylveliris vera Klein.
wegen des fpiegeinden Glanzes der Federn.
Das Spiegelbeden, des —s, plur. ut nom, fing. ein flar
ches Becken mit einem Spiegel, d.i. einer ebenen Fläche auf dent
ı Boden, dergleichen Beden die Barbierer zum Zeichen ihrer Kuuſt
„auszubängen pflegen, 4
Sptegelbreun,adj, etadv. eine Artder braunen Farbe zu bes
zeichnen, welche den gläfernen Spiegeln gleicht, und das Mittel
zwiſchen ſchwarz braun und Fupferbraun zu ſeyn (einer. Franz.
“baiämireir.
Die Spiegeldede, plur. die —n, die Dede eines Zimmers,
"weiche mit einem einzigen Spiegel, d.i.. einer ebenen Släche, in
Ir
—*
F
*
der Mitte gezieret iſt; zum Unterſchiede von einer Selderdede,
j ⸗ welche mehrere eingefaßte Flächen bat, — =
Die Spiegeldrufe, plur. die — n, in der Mineralogie, eine
2 Drufe, welche mit Spiegeln, d. i, glatten, glänzenden Flächen,
oder vielmehr viereckten Kryftallen, verfehen ift.
=. Das Spiegeldrz,des— rs, plur. doch nurvon mehrern Arten,
m die— e,eine Arı Eifenerzes, welches aus glänzenden fpiegelnden
Filächen beſtehet.
Die Spiegeleyer, fing. inuſ. S. Spiegelfuchen.
Das Spiegelfechten des —s, plur..inuf. ein Wort, welches
vermuthlich ehedem ein Fechten zum Scherz oder zur Übung ber
zeichnete, jeßt aber nun noch im gem-inen Leben, von einer ver-
ſtellten Handlung gebraucht wird, welche nur zum Scheine ge:
ſchiehet, und welche audy wohl eine Spiegelfechterey beißt.
Friſch erfläret es durch pugnationem adolientationem,
weil Spiegler wi dem Pictorius Oßentator „ein Prahler
iſt. Allein in dem Begriffe diefes Wortes iſt nichte von Prah⸗
berey befindlih. Es ſcheinet daher entweder ein Fechten mit
feinem Bilde im Spieael zu bezeichnen, oder auch für Spiel-
fechten, Spielgefeche zu ſtehen, indem fpiegeln und fpielem
habe verwande find, Das veraltete Zeitwort fpiegelfechten
‚gebraucht noch Luther. Was fpiegelficht er dann mit evdichz
y teten. Worten ?
Das Spiegelfönfter, des —s, plur. ut nom. fing. ein
h Fenſter, deſſen Scheiben aus Spiegelglas find. S. pie
Seſſcheibe.
Die Spiegel: Solie, plur. die — m, die Folie, oder das dünne
“= Binnblart, womit die gläfernen Spiegel auf der andern Seite be-
deget werden, um ihnen einen dunkeln Grund zu verfhafen. ©:
E.. Jolie. ; Sa
Wel. W. 3.4,.T.2. Huf. s
Spi 194
Das Spiegelfutter, des — s, plur, ut nom, ſing.ein Fut⸗
ter, oder Futteral, einen Spiegel darin zu verwahren.
Das Spiegelgsen, des — es, plur. die — e, bey den Jägern,
eine Art Garne mit großen Mafchen oder Spiegeln, welche
Vierecke oder geſchobene Rauten vorfiellen, und im Stellen offen
ſteben; das Spiegelneg, ©. Spiegel 4,
Das Spiegelgewölbe, des —s, plur. ut nom. fing. in der
Baufunft, ein Gewölbe mit einem Spiegel in der Mitte, d. i.
mit einer ebenen Fläche. In engeter Bedeutung, ein ſolches Ge⸗
wölbe mit einem runden Spiegefz zum Unterfchiede von einem
Auldengewölbe, weiches einen vieredigen Spiegel hat.
Das Spiegelglas, des — es, plur. die— gläfer, 3. Das
Glas eines gläfernen Spiegels. 2. Geſchliffene Glasſcheiben fo
wie man fie zu den Spiegeln gebraucht, wo der Plural nur von
mehrern Arten üblid if. Chlar als ein Spiegelglas, bey ‘
dem Stryker. . :
Spiegelglatt,adj.etadv. fo glatt als ein Spiegel, fehr glatt.
Das Spiegelbarz,des— es, plur. inuf. in einigen Gegenden
ein Nahme des Öeigenbarzes oder Eolophonii, weil es auf dem
Bruche eine glänzende fpiegelnde Fläche zeiger.
" Spiegelbell, adj,et adv. fo dell, als ein Spiegel, ſehr hell.
Die Spiegelhütte, plur. die — n, eine Glashütte, in welcher
Spiegel verfertiger werden.
Spienelicgt, oder Spiegelig,adj. et adv. einem Spiegel ähn-
lich, ſpiegelnd, im verſchiedenen Bedeutungen des Hauptwortes.
Spiegelichte oder ſpiegelige Erze, welche glatte, Spiegel oder:
glänzende Oberflächen zeigen. Spiegelichter Eiſenſtein, Spiegel⸗
erz. Spiegelichte Netze oder Garne, deren Mafchen Rauten oder
Vierecke vorſtellen.
Der Spiege Karpfen, des — s plur. ut nom.fing. eine Art
Karpfen, mit großen: goldgelben ſpiegelnden oder glänzenden
Scäupren. -
Der Spiegelfaften, des, plür.. ut nom. fing. ein opti«
feber Kaften, worin durch angebrachte Spiegeleine Sache entwe⸗
dee vervielfältiget, oder vergrößert, oder entfernet vorgeſtellet
wird; Camera catoptrica.
Der Spiegelfies,des— es, plur, von mehrern Aoten, die —e,
ein geldlicher'auf einer oder dev andern Seite fpisgelartiger Kies z
Pyritesfpecularis. -
Der Spiegelkobalt, des — es, plur. doch nur von mehrern Ar⸗
ten, die — e, eine Art Kobaltes’mit einer fpiegelnden over glätte
zenden Oberfläche, welcher auch Sliegenfiein und Gifterz ger
nannt wird: ;
Der Spiegelfuchen, des—s, plur. ut nom. fing. eine im:
gemeinen Lebenüibliche Benennung der auf Butter geſchlagenen
Eyer, welche auch Spiegeleyer heißen, weil der Dotter einen ſpie⸗
gelnden Glanz bekommt.
Die Spiegelkunſt, plur. inul. 1. Die Kunſt, Spiegel zum gr⸗
meinen Gebrauche zu verfertigen ; in welcher: Bedeutung! eg aber‘
nicht gebraucht wird. 2. In der Mathematik iſt es ein Theil der
Dprif, welcher von den firhtbaren Dingen bandeft, ſo fern fie durch
Hülfe der Spirgel gefehen werden ;. die Katoptrik.
Der Spiegelmächer, des — 8, plur.ut nom. fing.derjenige,
we'cher Spiegel aufden Kauf macht.
Das Spiegelmaß, des — es, plur. die — e, bey den Jägern,
das vorgefchriebene Moß, nach welchem: die Spirgel oder Da-
fen in den Netzen verfertiget werden.
Die Spietelmeife, plur, $ie—n, ein: Nabme der Brand: oder‘
Koblmeife, weil ſie von verfhichenen Farben: ſpieg elt; Parus
major, Fringillago Klein, Mn
R Die
195 Sp
Die Spiegelmiüble, plur) sieh, eine von dem Waſſer !ges
triebene Anſtalt, ivd die Spiegel gefchliffen und poliret werden,
‚Spiegeln, verb..reg. welches in doppelter Geſtalt üblich -ift.
0, Ms ein Reutrum mit dem Hülfswortehaben, wegen feiner
glatten und glänzenden Dberfläche dieLichtſtrahlen auf eine merkli⸗
che und dem Scheine nach beivegliche Act zurück werfen, befonders-
„wenn zugleich auch das Bild anderer Gegenſt ande auf diefer Dber-
. Hläche gefeben wird. Pin fpiegelnder Glanz. Es fpiegele alles _
in diefem Haufe. Sie ſchminkte der fpiegelnde Quell, Zachar,
Auch von Spiegeln. Der Spiegel fpiegele dunkel, ſchief n. ſ. f.
IS IL Als ein Yetivum. +. Sein Bild in einer glatten, glän«
‚senden Fläche darfiellen, wo es doch nur als zin Reciprocum üblich
ii. Ser Baum am Ufer fpiegele fich in dem filberfarbenen
" Bache. Iugleichen figüelih. run aber fpiegelt ich in uns
E allen des Serven Blatheit, 2 Cot.2, 18. Dieß Herz, welches
ſich in den reinſten und ſtillſten Augen ſpie gelt. Sonnenf. 2. In
engerer Bedeutung, fein Bild in den zurück geiworfenen Strah⸗
len einer glatten Oberfläche betrachten; auch nur als ein Recipro⸗
cum, dr) Eigentlich: Sich in einem Bade fpiegeln. Sich’
“in einem Spiegel fpiegeln, wofür man auch nur fich fpiegeln
ſchlechthin ſagt. So glatt, daß man fi) darin ſpiegeln konnte.
(2) Figüelich : ſich an jemanden oder an etwasfpiegeln, es ſich
Sgur Warnung,ingleihenzum Muſter der Nachahmung dienen lafz'
(3) In den zuſaminen gefegtenvorfpiegeln hat es.noch eie ® ’derSpige, (S.Speiche.)
3.Einen Spiegel, d.i, eine‘
en,
& andere Bedentung, (©. daffelbe.)
glänzende Hoerfläche geben, nurin einigen Fällen. So fpiegeln
Sie Zuckerbacker eine Torte, wenn fie den Spiegel aus Zucker
und Eyweiß auf diefelbe bringen. Somih das Spiegeln.
Anm, Im Riederſ. fpegeln. Bey dein Zeitworte fpahen iſt
ſchon bemerket worden, daß daſſelbe ehedem nicht allein ſehen, ſon⸗
dern auch als ein Neutrum glänzen bedeutet hat. Hiervon ſtam⸗
"met vermittelſt der Ableitungsſybe — len, das Iterativum ſpa⸗
helen, fpalen, ſpielen her, und noch jetzt wird ſpielen ſehr hãu⸗
-fig von zuruck geiworfenen dem Scheine nach beweglichen Licht:
Krahlen gebrandht ; allerley Fabben fpielen, Durch Verdop⸗
pelung des mittlern Hauchlantes entſtehet daraus das Intenſivum
ſpiegeln, und wirtlich bezeichnet diefes einen ſtärkern Grad der Zu⸗
nüdwerfung der £ichtjtraßlen, als ſpielen. (S daffelbe.) _ Dem
Feiſch zufolge bedeutete fpiegeln chebem auch prabfen, in welchem
veralteten Verſtande es aber ein Intenſivum von dem alten fpelan,
weden, zu feon ſcheinet. S. Spiel und Spielen. ER
Das Spiegelneg, des — es, plur. die—e, ©, Spiegek
„gar.
| Der Spiegelrahmen, des —s, plur.ut nom. fing, der Rah⸗
‚men, die Einfaſſung eines Spiegels. ö B:
Der Spiegeleschen, des — 5, plur. die —n, eine Art Rochen
mit ſpieg Anden Fleden; RajaMiraletusL, Augenroche.
"Die Spiegelfcyeibe, plur. die — 1, eine Scheibe Gpiegel«
„glas.
— Spiegelfchiff, des — es, plur. die — e, ein Schiff mit
mem Spiegel, d. i. einem platten Hintertheile, zum Unterfohiede
von den Schaden, Flürten, Galioten und andern hinten rund
gehaueten Schiffen. j'
Spiegelfdyimmel, des — s,-plur. ut.nom. fing, ein
"Schimmel, deffen weiße Örundhaare mit ſchwarzen fo vermifcht
„find, daß fie gleich ſam fpiegeln,
Der Spiegelfpath, drs—es, plur. doch nur von mehrern Ars,
"sten, ie —e, eine Art Spatd), melcher aus'glarten fpiegelmden
Slattern beftebet, und vermuthlich eben der durchfichtige blätterige
Gyys ach ift, welcher auch Eipiegelfein, Iraueneis, Selenie
und ſchon ben dem Plimius Lapis fpecularis genauut wird,
Der Spiegelfein, des — es, plur, die—e, ©. das vorige,
2 £
das Zeug / d.i. die Mese, welche aus Spiegeln, d.i, vlereckten und
überhaupt weiten Mafchen beſtehen. S. Spiegelgarn.
\
—
Das Spiegelzimmer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Zim⸗ e
"mer, deſſen Wände von oben bis unten mit Spiegeln befleidet find; -
„das Spiegelgemach. END a Berk le Such,
Die Spiefe, plur. inuf, ein Nahme des Lavendels , Laven-
dulaSpica Lian. welche auch wohl N = Nardi -
genannt wird, Wegen ihresangenehmen Geruches,
“ Shl, Lavendelöhl. —
Anm. Dee Nahme iſt aus dem Latein. Spica entlehnet, wel⸗
hen dieſe Pflanze vermuthlich wegen ihrer ährenförmigen Blur
aber Spiek: Pi
- menfpigen erhalten hat. Da das iin diefem Worte gedehutift,fo
ſchreibt man es richtiger Spieß, als Spik oder Sid.
Der Spiefer, des—s, plur. utnom,fing. eine nur im Nie
derdeutſchen übliche Benennung eines Nagels, I Deichwefen
- Heigen die großen Nägel und Spitzholzen, womit die Balken nd
Bohlen zufammen gefüget werden, Spiefer. Noch häufiger ge,
braucht man e3 von kleinern Nägeln, welche denn durch einenVor-
ſpieker, Schloßſpieker, Pfennigsfpiefer uf. f. find. —
ſatz näher beſtimmt werden, dergleichen die Bretſpieker, Catten⸗
Anm. Im Holländ. Spyker, Spieker, Spie, in Engl Spi-
‘ke, Speek, in Schwed. Spik. Es Hat den hecrſchenden Begriff
Das aleichfals Niederdeutſche Spieker,
ein Speicher, gehöret nicht hierher, S. Speicher.
1. Das Spiel, des — es, plur. die—e, ein Wort, welches mue
in dem zuſammen gefeßten Kirchſpiel üblich if, deu zu einer”
Pfarrkirche gehörigen Bezirk mie den darin befindlichen Einmohe
nern zu bezeichnen; im Oberdentfchen die Bichhöre, Biechberde,
welche zu der Kirche gehören, Niederſ. Kaſpel. Gemeinialih
erfläret man es hier durch das folgende Spiel, Rede, diejeiia‘
gen zu bezeichnen, welche in einer Kirche den ah ;
«hören gehalten find. Allein da diefe Erflärung zu gezwungen und »
fprahwideigift, ſo ſcheinet Spiel in diefer Zufammenfegung viel⸗
mehr ein Gebierh, einen Bezirk zu bezeichnen, welde Bedeutung”
denn entweder eine Figur der Bewegung des folgenden Wortes
ſeyn, ober auch mit Spiele, Spille, Pfahl u f. f. versandt.
-fepn Fann, zigentlich einen durch Pfähle feinen Grängen nah ber
fſtimmten Raum zu bezeichnen. Im Bremifchen ift Spal, Sp alt,
noch jegtein gewiffer Landesbezirk oder Landesmaß, ©, ;
miſch⸗Niederſ. Wörterbuch. u
"nur in einigen Bedeutungen üblich ff, das Spielchen, von dem
Zeitworte Tpielen. ; [
12. So fern daffelbe ein unmistelbarer Ausdruck eines gewiffen
Zantes ift, ift Spiel, B Br,
(1) *eine Nede, ingleichen eine Geſchichte; vine ſehr alte ,
Bedentung, inwelberSpel,Spela nicht mir ſhon in den älteften
Deutſchen Denkmahlen, ſondern auch in allen mit der Deutſchen
as Bre⸗
2.Das Spiel, des— es, plur. die —e, Diminut, welches doch
196
"Das Spienelzeug, des —es, plur. Sie e, in der Yügerıy,
u
{
\
‘
verwandten Sprachen angetroffen wird, Bey den Nottker iſt Spi-
leuuorto, Schwatzhaftigkeit. Ottfried und andere gebrauchen
Gotfpel, häufig für Evangelium, als eine buchftäbliche Überfes
Bung diefes Griechiſchen Wortes, van got, gut, und Spel, Ge⸗
ſchichte, Bothſchaft, Erzählung. Doch in diefer Bedeutung iſt
es ganz veraltet, und nurnoch in Beyfpiel, Gegenſpiel, Wider⸗
ſpiel üblich. ——
(2) Der Klang, beſonders die hervor gebrachten harmoniſchen
Töne vermittelſt eines muſikaliſchen Juſtrumeutes, eine gleiche
falls veraltete Bedentung, in welcher Spil Bey dem Ottfried die
Muſik iſt. Man gebraucht es nur noch in einigen Fallen von ger
wiſſen mufifalifhen Infirumenten; z. B. das Glockenſpiel. Bey -
den Soldaten wirddie Trommel hänfig nur das Spiel genannt,
De x
> Bindes leiten.
ae ee
« ö * * er) x j\
2. Der Tambour fpannet fein Spiel zur Reveille. Das Spiel .
rühren, die Trommel,
\ | Mit Flingendem Spiele und fliegen ⸗
den Sahnen ausziehen. 2 \
(3) Lärmen, Getöfe, eine nur im gemeinen Leben einiger
Gegeuden übliche Bedeutung, Ein graßliches Spiel anrichten,
Lärmen, Am Niederfähhiichen hat man davon das Intinfivum
Spalf, ein Lärmen, und fpalfen, lärnen, welches. in Prengen
ſcherzen bedeutet. N — J
2, Bon ſpielen, ſich leicht bewegen, it das Spiel,
(1) Im weiteften Verftande, e ei
0) Eigentlich, frepe Bewegung und dann eine jede be⸗
flimmte Bewegung überhaupt; obne Plural, außer non mehrern
Arten. Das Spiel des Perpendikels einer Uhr, der Stampfer
-in einer Stampfmühle u. fof. Das Spiel der Hände eines
Schaufpielers,die in ſeiner Kunſt gegründete Bewegung? Häus
de, da dent auch wohl feine Geberden und Geſtus überbaupt das
Spiel genanntwerden. Jeder Sinn bat feine eigene ſchickliche
Materie, welche die Serven in das erforderliche Spiel feger.
(S. Spielraum.) Wenn bey den Jägern die Beige, oded die Jagd
mit Falken das Sederfpiel genannt wird, fo [einer Spiel. bier
ein Jagen, eine heftige Bewegung zu bedeuten und mit dem Lat.
pellere verwandt zu ſeyn. ER
)Ein bewegliches , ſich bewwegendes Ding; eine nur ins
einigen Zölen übliche Bedeutung. Ben den Fägern wird dee
bewegliche Schwanz der Aglafter das Spiel genannt.. Bey
den Büchfenmachern iſt das Spiel ein ſchmales bewegliches
Siuck Stahlin dee Nuß, welches "bey dem Abdruden, des
Sabnes hindert, daß die Stange nicht in die Mittelraſt fals
len kann; wo aber aud) der Begriff eines Bleches, vom Schwer,
BR
108
a) Gewiſſe duch Regeln beſtimmte Ergeglichkeiten die⸗
fer Art, befonders wenn fie daraufabzielen, einen Vorzug oder:
geſetzten Gewinnſt von dem andern zu erlangen, wo das Wort wie⸗
der in verfchiedenen Einfchränfungen der Bedeutung gebraucht. -
wird, 1. Oft bedeutet dag Spiel, ohne Plural, oder das Spielen
‚sollective, alle Befchäftigungen diefer Art, befonders fo fern fie. anf
die Erlangung eines Gewinnfles von dem andern abaefehen find,
Das Spiel fir unerlaubf halten, Das Spiel haffen.. Im
Spiele glücklich ſeyn. ‚Dem Spiele ergeben feyn. =. Noch
öfter wenden darunter befondere durch ihreXegeln beftimmteXrien
verftanden. Glüdsfpiele. Das Rartenfpiel, Brerfpiel, Schach-
fpiel, Würfelfpiel, Begelfpiel, Pfänderfpiel, Sombre:Spigl,
Picket⸗Spiel uf. f- Ein Spiel ſpielen. 3. Sugteicyen ,. bey
jedem Spiele Einer Art, die dazu gehörigen Handlungen big zur
Eunſcheidung des Vorzuges oder Gewinnſtes Zwey&pieleBilliard
x
Spjäll, ein Blech, und dieg von fpellen, fpalten, ingleichen |
einer Spiele, oder Spille, Statt finden kann. Bey den Sägern
“ werden auch die Federlapyen das Sederfpiel oder das Spiel
flechthin genannt. , Auch die zufammen gebundenen Feder fit»
tige bey der Falkenjagd, womit man den geworfenen Falken
wieder an fihlodt, werden. ohne Zweifel aus eben derfelben Ur—
fache das Spiel oder Sederipiel genannt, Es fcheinet, daß nach
einer noch weitern Figue Spiel ehedem auch ein lebendiges, d. i.
fich ſelbſt bewegendes Gefchöpf bedeuiet Habe. Denn das Fe⸗
derwildbrät wird noch jest bey den Jägern das Sederfpiel oder
Sesergefpiel genannt, wohin denn auch Windfpiel, d.i. Wind»
Bund, gehören würde.
(2) In engerer und theils figürlicher Bedeutung: iſt das
Spieleine Bewegung und Befhäftigung, welche ausfeiner andern
Abſicht als zum Zeitvertreibe oder zur Ergegung des Gemüthes
unternommen wird, * a
u (a) Im weitern Verſtande, mo alle Befchäftigungen diefer
Art Spiele genannt werden können. Indeſſen ſcheinet es, daß
man jege nur noch diejenigen mit diefem Worte benenne, welche
mit feinem eigenen Nahmen verfeben find; denn Spazieren geben
“ oder reiten, fechten, tanzen, jagen, u, ſaf. werden jet nicht mehr
Spiele genannt, obgleich die Ritteripiele noch unter diefem Nah⸗
men befannt find, Das Schattenfpiel, die Belufligung des Ge⸗
mäthes vermittelft gewiſſer duch den Schatten hervorgebrachter
Figuren, Ein Bind infeinem Spiele ſtören. Die Spiele eines
Das Soldatenfpiel, Gänfefpiel u.ff. In‘
noch weiterm Verftande iſt das Spiel, doch ohne Plural, noch
zumeilen fo. viel alsein Scherz, in welcher Bedeutung es ehedem
noch gangbarer war. Sein Spiel mit jemanden haben, ‚feinen
Scherz. Rechtſchaffenheit, Gewilfen , alles ift ihm nur ein
Spiel. Sonnenf.
46) Inengerer Bedeutung von beſondern Arten folder
Beſchãftigungen. *
ſpielen. Ein Spielchen machen oder fpielen, es ſey nun im der
Karte u. ſ. f. Geld auf das Spiel ſetzen. Es flehen zehn
Thaler auf den Spiele, es wird darum geſpielet. Mein ganzes
Glud eher auf dem Spiele, figürlich, es kommt dabey auf mein
ganzes Ölüd an. Ein Spiel gewinnen, verlieren. Das Spiel
it aus, if zu Ende, Daher die figüclihen R. A. wo Spiel ein
jedes Öefchäft bedeutet. Die ſand mit im Spiele haben, bey:
einer Sche mit wirkſam ſeyn. ,
Gott hat die Sand im jeden Spief,.
Bald gibe er wenig und: bald viel, Can.
Sich mit in das Spiel mengen, in eine Sache. Jemanden mie
in das Spiel miſchen. Laſſen fle das unſchuldige Schickfal
aus dem Spiele, Leſſ. 4. Der Zuſtand jedes Spielenden in
Anſehung des Spieles. So ſagt man z. B. in den Kartenfpielen,
man habe ein gutes, ein ſchlechtes Spiel, wenn man gute oder
fHlechte Karten bat... Jemanden ſein Spiel verderben. 5..&0
viel Hülfsmittel oder Werkzeuge als zu einem Spiele jeder Art
gebören. Lin Spiel Karten. Zwey Spiele Kegel. Drey
Spiele Würfel, a) Die nach getoiffen Regeln eingerichtete Nach⸗
ahmung menſchlicher Handlungen, fo fern fie zur Beluſtlgung an—
derer dienet, Im Oberdeutfchen fagt ınan daher noch, indag _
Spiel geben; allein im Hochdeutſchen ifi es für fich allein veraltet,
Defto gangbarer iſt es hingegen in denZufammenfegungenSchaus
fpiel, Trauerfpiel, Lufifpiel, Vorspiel, Hachfpiel, Zwiſchen⸗
fpiel, Poffenfpiel, Singefpiel, Schäferfpiel u. ff.
Anm. Im Niederſ. Spell. ©. Spielen,. - | \
Die Spielart, plur. die —en. 1. Die Art und Weife, wie van
fpielet, in verfchiedenen Bedentungen des Zeitwortes.. Die Spiel:
art eines Dirtuofen, 2. Inder Raturgefchichte ift die Spiels
art, ein natürlicher Körper, welcher ſich nur durch zufällige Ab⸗
weichungen von den übrigen Körpern ſeiner Art unterfcheidet, 5.8,
durch die Farbe der Blume, ihre gefüllte Beſchaffenheit, u ſ. f.
weil die Natur in ihrer Hervorbringung gleichſam ſpielet.
Das Spielbret, des — es, plur. die—er, ein Bret, ſo fer:
es dazu dienet, gewiffe Spiele, 3. B. Würfel, Dame, Schach
u. f f. darauf zu fpielen,
Die Spieldode, plur sie—n, eine Docke oder Puppe damit
zu fpielen ; die Spielpuppe,. PR RI
Die Spiele, plur.die—n, ein in manchen Fällen des gemeinen
Lebens für Spille übliches Wort, einen: zugefpisten Körper, be⸗
fondersein zugefpigtes Holz zu bezeichnen, Die. Spielen in ei=
nem Bienenflode. Bey den Fägern werden die Lappreifer „oder:
die kleinen dünnen mit Haken verſehenen Stangen, womit die Lap⸗
pen geſtellet werden, gleichfalls Spielen genannt. Die zarten:
Kiele der Federn an dem Geflügel, fo lange fie noch in der Haug:
fisen, heißen im Niederſãch ſiſchen, wo. diefes Wort überhaupt ein«-
beimifch zu ſeyn ſcheinet, Spielen, ©, Spille, %
.2 Spielen
199 ‚Si
Spielen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle
das Hülfswort haben befommt. Esift, fo wie alle Zeitwörter,
‚eigentlich eine Hnomatopdie, welche fo wohl den Laut derStiikme,
‚als auch den mic gewiſſen Feichten Bewegungen verbundenen Lant
nachahmet, und herirach, nach einer ſehr gewöhnlichen Figur, diefe
und andere Ähnliche Bewegungen ſelbſt ausdrückt.
1. As ein ammitteldarer Ausdruck eines gewiſſen Lautes, wo
es mit bellen verwandt iſt. R
(2) *Bon der menſchlichen Stimme, für reden, ſprechen;
eine jetzt veraltete Bedeutung, wohin das Angelf. ſpellan und
Zeland ſpialla, erzählen, das Engl. to lpell, buchſtabieren,
und ohne Ziſchlaut auch das Lat. pellare, in appellare;
compellare undinterpellare gehören. i
' En Bon dem barmorifchen Laute fo wohl der menfehlichen
Stimme, als auch mufifalifchee Werkzeuge. Bon der menich-
Fichen Stimme iſt es gleichfalls weraltet, doch ſcheinet das Griech.
Larrsım ſingen, mit dieſer Bedeutung verwandt zu ſeyn.
Fest bedeutet es nur noch barmonifche Klänge auf einem mu⸗
ſikaliſchen Inſtrumente hervor bringen. Auf der Violine,
auf der Begel, auf dem Slügel, auf dem Llarieren. 1. f.
fpielen, wo es doch nur von gewiffen fanft klingenden Juſtru⸗
menten gebraucht wird , deun von Trompeten, Voſaunen,
Pauken, Scommeln urd andern ſtark Flingenden MWerkzeign
gebraucht man diefes Zeitwort nicht gern; woraus bey nahe
zu erhellen ſcheinet, daß fpielen in diefer Bedeutung zunächft
nicht fo wohl den Klang, als vielmehr die leichte fchnelle Ber
wegung der Firger oder Hände ausdruckt, da es’ denn zur
folgenden Bedeutung gebören würde. Wenn das muſikaltſche
Auffeument in der vierten Endang mit diefem Zätworte dere
dunden wird, die Laute, Sie Violine, die Slöte, das Ela:
vier n.f.f. fpielen, fo bedeutet ſolches nicht allein, gegenwärs
tig harmonifche Laute auf diefen Inſtrumenten hervor brinden,
fondeen auch überhaupt, Fertigkeit befigen, auf diefen Juſtru⸗
menten harmonifche Mlänge bervor zu bringen. Gut, ſchlecht,
vortreffiich fpielen. Ein Lied, eine Menuet u.f.f. fpielen.
Line Spielubr fpielen laffen. j
(3) *2ärmen, ein Betöfemachen, eine veraltete Bedeutung,
von weldherin einigen gemeinen Mundarten noch das Zeitwort
ſpalken übrig iſt, welches lärmen, raſen, in Preußen aber fchers
gen bedeutet,
- 2, Als eine Nahahmung des mit gewiffen Bewegungen ver⸗
bundenen Lautes, da es denn dieſe Bewegungen ſelbſt bezeichnet.
(1) Bon gewiſſen heftigen Bewegungen, da es mit fallen,
wälsen, BaArsıw, pellere u. f.f. verwandt ift. Io [pilota in
theru muater, und hüpfte na der Mutter Leibe, Ottfr. Es if
in diefer Bedeutung nur noch ineinigen Fällen üblich, So fagt
mät; eine Mine fpielen laſſen, für ſpringen. Mit Morfern
auf eine Sedung ſpielen, fir ſchießen. Ein Gang, unter wel-
dem die Sturmbocke gegen die Mauer fpielten.
(2) Bon gewiſſen leichten und freyen Bewegungen, deren
eigentlicher Ausdruck diefes Zeitwort gnfepn ſcheinet. Die Lat.
Veies, velox; volaren. f.f. find damit verwandt.
(a) Eigentlich, Das Pferd fpiele mit Ser Zunge, mir
dem Gebiſſe, wenn es diefelben häufig und frey bemeget. Die
Sahne fpielen laſſen, fliegen. Sanft fpielt ein leichter Wins
aufsem vergoldten Teich, Willam. Der Henker fpieler ein
gutes Rad, wenn er esleicht und gefhicht zu führen weiß. In
der Mechanik wird diefeg Zeitwort febr häufig von der freyen un⸗
gehinderten Bewegung eines Körpers in einem beſtimmten Raume
gebraucht. Die Zapfen des Rades sder der Wellefpielen in ih—
ter Pfanne, wenn fie ſich frey in derfelden herum drehen. Das
Riedblatt muß inder Lade des Webers fpielen (beweglich feyn),
I»
weil es font zerbricht. Dabin gehoren allem Anfehen nach auch
diefigürlichen Ausdrücke. Jemasden ctwas in die Hand, aus _
der Hand fpielen, es ihm auf eine brhende, unmerkliche Arc in
die Hand, ans der Ha -d bringen. Eine Sache ins Weite fpie:
Ien, fiezu verlängern fuchen. Er ſucht es dahin zu ſpielen,
dapu.f.f.esdabin zu bringen, Einen frommen Betrug , je
menden eine Lift, einen Poffen, einen böfen Streich fpielen.
Bankerott fpielen, machen. Wenn er bankrott gefpielt‘, fo
wird mein Gut noch wahren, Opitz. Wo es doch in einigen
Fällen auch eine Figur der folgenden Bedeutung ſeyn kann.
Er (6) In engerer Bedeutung iff fpielen, eine Bewegung,
und in weiterm Vertande eine Vefchäftigung zum Zeitvertreib
oder zur Ergesung vornehmen. —— —
a) Überhanpt,ws es doch, fo wie Spiel, nur dom“
ſolchen Befchäftiaungen diefer Are üblich ift, welche feinen eitenen
und befondern Nabmen haben, Wit den Singern, mie einem
Dapiere, mit einem Stäbchen fpielen, mit einem jungen Zunz
de fpielen. Kannſt du mit dem Leviarhan fpielen, wie mit
einem Vogel? Hiob 40, 24. Die wilden Thiere fpielen, V.
15, Das Kind fpielt mir Ser Puppe, Aus der Tafıhe fpielen,
wunderbar icheinende Veränderungen durch die Geſchwindigkeit
der Bewegung und vermittelft einer Tafche hervor bringen, : (©.
Tafchenfpieler.) Mit jemanden unter dem Hutlein, unter dem
Mantellein fpielen, figürlich, in einer boſen Sache mit ihm ein» -
verſtanden feon, eine von einer ehemahligen Art betrüglicher Tas
febenfpiele bergenommene Figur. Im gemeinen Leben wird es
auch noch häufig für ſcherzen gebraucht, daher ſagt man auch
figüeli ‚mit der Religion, mit_einem Eide, mit der Tugend
fpielen, fie ‚als bloß zut Beluftisung erfundene Dinge behandeln, _
Nach einer andern Figur, wo der Begriff der Beluſtigung vers
ſchwindet, und dagegen der Begriff der Mannigfaltigfeirmerktih
hervor flicht, fagt man, die Klaturfpiele, wenn fie zufällige .
Veränderungen unter den Geſchöpfen bervor bringet, (9. Spiel:
art undTaturfpiel.) Das Glück ſpielet oft wunderlich, wenn es
manniafaltige Veränderungen hervor bringet-Die Weisheit Gotz
tes fpielet auf dem Erdboden, durch die Mannigfaltigkeit ihrer
Werke und VBeranflaltungen. h FEINE
P) Befonders von einigen eingelnen Arten folcher bloß auf
die Zeitverfürzung oder die Ergesung abzielender Handlungen.
- 2, Gewiſſe durch Regeln beftimmte Handlungen diefee
Artvornehmen, umvon einem andern einen gewiſſen Vorzug oder.
Gewinnſt zu erlangen. Der Nabme des Spieles ſtehet allemahl in
der vierten Endung. Bin leichtes Spiel fpielen. Zwey Spiele
fpielen. L’gombre, Pier, Schach , Billiard u. ff. fpielen.
Am Dberdeutfchen auch wohlin der zweyten Verſteckens fpielen,
der-blinden Rub fpielen,. Das Werfjeug oder Hülfsmittel des
Spielens erhält oft das Borwortin. In der Rarte, im Brete
ſpielen. Seltener das Borwort mir, mit Würfeln fpielen, wofür
mandod lieder würfeln fagt. Zuweilen ſtehet es auch in der vier⸗
ten Endung. Kegel fpielen, Ball fpielen, Um Geld, um Pfän=
der fpielen. Sehr hoch fpielen, um vieles Geld. Falſch fpies
Ien, ehrlich ſpielen. Sich arm, fich veich fpielen. In engeren »
Bedeutung iffin manchen, befonders einigen Kartenfpielen, fpies '
len dem paffen entgegen gefeget. Ich fpiele nicht, fondern
paffe. ;
2. Menſchliche Handlungen nach gewiffen Regeln zur
Beluffigung anderer nahabmen. (1) Eine Komodie, eine Tras
gödie fpielen. Heute wird nicht gefpidler. Der Acteur if
ranf, uns kann nicht fpielen oder mitfpielen. Seine Rolle
gut, Schlecht Spielen, auch figürfich von der Art und Weite des
Betragens in einen übernommenen Geſchäfte. In engerer Bedeu⸗
. { ‚sung -
ung iſt jemanden fpielen, ibn in einem Schauſpiele Lächerlich mas
5 ‚den, Schon Notker nennt das Schaufpielbass Spilehus. (2)
Figürlich, wo es für vorftellen, feyu wollen, und zuweilen für
5 Wirflich ſeyn gebraucht wird. Den Herren fpielen, einen Herren
4, worflellen, ſich in feinem äußern Betragen, wie ein Derr geberden.
© Baum aus dem Slügelkleide fpielt fie fehon ſtolz die Da=
— me, Zadar.’
Ich glaube, du ſpielſt den Freygeiſt, Leſſ. Es if eine ver
wirrte Sache, bey der ich eine fehr ungewiſſe Perſon ſpiele,
Gellert.
* - (3) Figürlich wird ſpielen auch hãufig von glänzruden Kör⸗
pern gebraucht, wenn ſie die Lichtſtrahlen auf eine den Anblicke
nach bewegliche Art zurück werfen. Geſchiehet die ſes Zurückwer⸗
fen in einem hohen Grade, fo daß zugleich das Bild der umſtehen⸗
den Gegenſtände mit vorgeſtellet wird, fo wird ſolches durch das
‚Äntenfive fpiegeln ausgedruckt. Dein ſpiluder augen glatt,
der von Öliers, Der Demant fpielee Schön. Ein fpielender
Glanz. Befonders wenn die zurück geworfeuen Lichtſt rahlen meh-
rere Farben zeigen, ——
Des Körpers ſeidner Anzug ſpielt
Bunt, wie ein Taubenhälschen, Zbeiße,
Wie ſpielt die fHone Blafe nicht
So bunt am goldnen Sonnenlicht! eben dert.
In welchem Verflaude es denn auch wohl von Körpern gebraucht
’ wird, welcheeben feine glänzende Oberfläche haben. Die Larbe
nn fpielt ein wenig in das Gelbliche. Das Niederſachſiſche fpelder
N. nij, völlig neu, gehöret vermuthlich auch hierber, ſo daß es mit
bein Hochdeutfchen funkel neu gleich bedeutend iſt. &
Sp auch das Spielen, denn das Hauptwort die Spielung iſt
nicht üblich.
Anm. Jin Riederf. fpelen, im Schwed, Tpela. Das die Ono⸗
matopdie des Lautes bier die erfte und eigentlichſte Bedeutung iſt,
heller unterandern auch aus andern Sprachen. So ift 5. 3.
in allen Bedeutungen unſers Spieleng gebraucht, außer in der
legten ves Ölanzes nicht. In dieſer iſt indeffen dir Figur fehr bes
greiflih, indem eine ipielende Oberfläche die Lichtftrahlen wirt,
lich aufeine bewegliche Art zurück wirft. In dem Oberd koſt⸗
ſplelig, koſtbar, viele Koften verurfachend, gehöret die legte Hälf-
te nicht hierher, ſondern zu fpielen, jest ſpillen, verfpillen, vers
ſchwenden. —
Der Spieler, des — s, plur. ut nom, fine. Fänin, die Spie-
tes, düßer inder legten des Glanzes. Die auf muſtkaliſchen Ans
firumenten fpielende Perfonen heißen Spieler; im gemeinen Le—
ben und von g:ringen Perfonen Spieleute, Muſtkanten. Dre
Schauſpieler, Brerfpieler, Tafchenfpieler u. f.f. In einem Katz
, tenfpiele, u. ff. if in engerer Bedeutung der Spieler demjenigen
entgegen gefegt, welcher paßt. Nach einer andern Einfchränfung
ift der Spieler derjenige, welcher aus dem Spielen um Geld fein
Di vornehmſtes Gefchäft macht, bey welchem das Spielen zur Leiden»
ſſchaft geworden iſt.
Die Spielerey, plur. die— en, nur in dem erſten Falle der zweh⸗
j ten Hauptbedentung des. Zeitwortes, eine bloß zur Belaſtigung
oder zum Zeitvertreibe vorgenommene Handlung, inaleichen ein
bloß aus diefer Urſache hervorgebrachtes Werk; rin Spielwerk.
Das Spielgeld, des — es, plur. doch ner von mehrern Sums
: mei, die — er. Geld, um welches man ſpielet, welches im
Spiele gewonnen worden, zum Spiele beſtimmt ift, 2. In einis
gen Gegenden bedeutet es auch dasjenige Geld, welches den Töch⸗
lerxinn, eine fpielende Derfon, in allen Bedeutungen des Zeitwors
das £at.ludere mit unferm Laut und kaute veriwandt, und wird -
*
Spi 202
fern bey ihrer Ausſtatiung außer dem Heirathsgule une der Aus⸗
frattung mtrgegebun wird, um es zum Spiele oder andern Fleisen
Bedürfnifen anzuwenden. N
Der Spielzefell, des — en, plur. die — en, ein arißten Theile
veraltetes Mori, eigentlich denjenigen vongleitem Alter zu bis
zeichnen, mit welchem man ſoirlet, den Gefpielen, in weiterer
Bedeutung aber auch einen jeden Ramerad.
Der Spielgraf,. S. Exbfpielgraf, ;
Der Spielhahn, des —es, plur, die — hahne, ein Nahme des
Birkhaͤhnes oder Laubbabnes, Tetraotelrix L. deſſen Weib⸗
hen dag Spelhuhn genannt wird. Etwa von feiner Stimme?
oder vonder Bewealichfeitfeines Schwanzes ? oder and) von feir
nen spielenden ſchwarzen Federn ?- In einigen Gegenden auch
Spill hahn.
Das Spielbaus, des — es, plur, die — häuſer, ein Haus, in
welchem gefpieler wird. So nennet Notker das Schaufpielbaus
Spilehus, An üblichften ift es jest von einem Haufe, welches
dazn beftimmt if, zur Erlangung des Vorzuges oder eines Gewinns
fes in demſelben zu fpielen, oder wo haufig in diefer Abſicht ger
fpielet wird.
Die Spieljacht, plur. die — en, inden Seeftädten, eine zu Spar
zierfahrten beſtimmte Jacht, ©, Fach.
Die Spielkarte, plur, die —n, Karten, dei. gemahlte Blätter,
zum Spieler, zum Unterſchiede von der Landkarte u.f.f. Dft
wird es auch im Singular colective gebraucht, mehrere zu einem
Spielegebörige Karten zu bezeichnen, ein Spiel Karten.
Der Spielleuchter, des —s, plur, ut nom. fing, eine Art
Heiner Leuchter, welche auf den Spieltifchen gebraucht werden, .
damit fie nicht vielen Plaß einnehmen. - —
Die Spielleute, fing.inuf, S. Spielmann.
Der Spielmagen, S. Spillmagen.
Der Spielmann, des—es, plur. die— manner, und—leute,
eine Perfon männlichen Gefchlechtes, welche fpielet, mo es im ger
meinen Leben in verfchiedenen Bedeutungen üblich. ı. Ein Mur
fifant, d. i. derjenige, welcher ein Handiverk darans macht, at
dern zur Luft aufzufpielen, beißt ein Spielmann, und im Pfüral
Spielleute ; welchen Nahmen auch die Muſtkauten bey den Regi⸗
mentern bekommen. Bringe mir einen Spielmann, 2 Kön. 3,
15. Die Spielleute geben den Sängern nach, Pf. 68, 16. Fie
Anfteumentitten befferer Art iſt ve, fo wie das gleich bedeu-
tende Muſtk nt, zu niedrig,indem man folche Lieber Aruflcos,
und, wenn fie eg verdienen, Virruofen nennet. 2. Ein Schaus
ſpieler heißt noch bin und wieder im gemeinen Leben gleichfalls ein
Sr elmann, ſchon im Schwabenf. Spilman und in Plural
Spillüte. Der Plural Spielleute Fann in beyden Fällen auch
von Werfonen beyderlen Geſchlechtes gebraucht werden.
Der Spielraum, des — es, plur. die — räume, in der Medas
nik, derjenige Raum; in welchem ſich ein Körper frey und unge»
hindert beweget; in einigen Fällen auch die Sucht. Der Per:
pendifel einer Uhr muß in dem Uhrgehäuſe den gehörigen
Spielraum baben. Eine Thür hat zu viel Bpielraum, went
manam Rande durchfeben kann. Der Spielraum in einer Des
fiflier-Blafe, der leere zum Auffteigen der Dünfte nötbige Naum. |
In der Artiller ie iſt es der Raum zwifchen der Mündung des Stüs
Fes und den großen Zirkel der Kugel, die daraus geſchoſſen wird,
and wird daſelbſt auch der Windraum, Luftraum, die Spielung,
das Windſpiel genannt. Die Bombe bat in dem Arörfer zu
viel Spielraum, wenn fiessicht die gehörige Größe hat. Niederf.
Speeltaum, von fpielen, fich frey beivegen, \
Die Spielfäche, plur. die — m Saden, d.i. Geräth, damit zu
fpielen, doch nur in dem erften Falle der zweyten Hauptbedentung.
N 3 ; Spic
er
*
Epielfachen der Binder, weldhe man auch set das Spiels
zeug: nenuet.
. Die Spielftunde, plur. die — n, eine von denjenigen Stuns _
den welche zum Spielen augewendet wird, zum Spielen be⸗
ſtimmt iſt.
Der Spielte ler, des — s, plur: ut nom. fing. von fpielen,
fo fernesum Gerwinuftes willen geſchiehet, ein Teller, das Geld-
oder: die Marken bey dem Spielen darauf zu legen.
Der. Spieltisch, des— es, plur. die — e, im eben diefer Ber
deutung, ein befonderer Tifch,, allerley —— — Karten⸗
ſpiele darauf zu ſpielen.
Die Spieluhr, plur. die —en, —— welche vermittelſt die
ner Walze mufifglifche Stüde fpielet.
Das Spielwerk, des —es, plur. dier—e, ein Werk welches
im Spielen oder durch Spielen hervor gebracht worden, in dem
‚erften Falle der zwenten Hauptbedeutung des Zeitwortes, Zuwei⸗
Ten und zwar collettive and ohne Plural wird es auch für Spiel:
Tachen, Spielzeug gebraucht, ſo wie es im Nieder ſachſi ſchen auch
die Muſik bedeuten -
"Das Spielzeug, des —es, plur; inul. ein Collectivum, Siehe:
Spielfahe.
Das Spier, des — es, plur. die, Diminut. Spierchen,.
Oberd. Spierlein, ein nur in den gemeinen Mundarten, beſonders
Niederdeutſchlandes, übliches Wort, eine jede kleine und zarte
Spitze, beſonders an den Grasarten zu bezeichnen, Engl. Spire,
Schwed. Spiraz daher es denn daſelbſt auch figürlich von etwas
ſehr Wenigem gebraucht wird. Nicht ein Spier, nicht das min⸗
deſte. Lin Spierchen Brot, ein wenig. Es iſt mit Speer ge⸗
nau verwandt, ©. daſſelbe
Die Spiere, piur. die—n, ein nur in der Schifffahrt, Befonders
Niederdentſchlandes, übliches Wort, Enden von Maſtbäumen
zu bezeichnen, welche vorn und Hinten an ein, Schiff befeti«
get werden, den Brander davon abzuhalten. In einem ans
dern Verſtande find die Spieren eben daſelbſt kleine Stangen,
welche vermittelt. eifeener Ringe an die Segelftangen des gro⸗
Ben und Vordermaftes befefliger werden , um: die Benfegel bey. ..
ſchwachem Winde an- feldige anzumachen. Gleichfalls alsein
Verwandter des vorigen, fo daß fich zugleich der Begriff der
Länge mit einfchleicht.
Der Spiering, des— es, plür. die— e,. in: einigen Gegen». /
den, ein Rahme des: Stintes, Salmo Eperlanus Zinn. Spier=
Ing; vermuthlich auch wegen feines fleinen zarten Körpers. In
endern Gegenden wird die’ ade Spiering und Spierling:
gerannt.
Die Spierſchwalbe plur. sie—n ‚in einigen Gegenden ein
Kabine der großen Schwalbe mit kurzen Füßen, welche an Kir⸗
Gen end alten Gemäirern niſtet, und daher auch Kirchſchwalbe,
Mauerſchwalbe und Steinſchwalbe genannt wird, In einigen
Gegenden nur Spiere, Sprir, Holländ. Spyre.. Vielleicht ſo
wie Sperling,, wofür ehedem auch ur Spar üblich war, wegen
der: zwirfcehernden Stimme, zumahl da ihr Rahme nut in-einigen
Gegenden wir klich Spirkſchwarbe lautet, von ſpirken, zwitſchern.
(S. Sperling) Dem Friſch zu Folge heißt auch die fleine Mewe
in einigen Gegenden Spiere, vieleicht aus einer ähnlichen Urfache,
fo. da Spier, Spar u. f«.f. ehedem ein Rahme aller Fleinen
zwitfcheenden Vögel gewefen zu: ſeyn ſcheinet.
Der Spieß, des — es, plur, die—e, Diminnt. das Spieß⸗
den, Oberd. Spießlein, ein jederlanger dünner mit einer Spitze
verfebener Körper, befonderg fo fern er beſtimmt iſt; etwas damit
zu Reden,
meinen Lehen vieler Gegenden noch ein Spieß. In der: Haushal⸗
1, Im weiteften Verſtande, in welchem es doch nur
in einigen einzelnen Fallen üblich iſt. Ein Splitter heißt im ge⸗
—
esse. SS:
tung iſt ein Spieß, eine Feine dünne fpigige Stange von Eifen
oder Holz die gerupften Lerchen daran zi zu ſtecken und zu bratengein .
Leripenfpieg? Kin Spieß Lerchen, foviel als man zufammen
auf einen folchen Spief zu ſtecken pflegt. - Der Bratſpieß, ift ein
ähnlicher aber größerer Spieß. Der Lichripieß,lange dünne zus
gefpigte Stäbe, die Dochte zu den Lichten im Lichtziehen darauf
zu veihen. Bey den Fägermwerden die erften Stangen dus Hits.
ſches ohne Enden, und bey einigen auch die Geweihe des Rehbockes
Spieße genannt. (S. Spießbod, Spießer.) 2. In engerer
Bedeutung, eine Art eines Gewehres, welches aus einer ſcharfen
Spitze an einem langen Schafte beſtehet, und ehedem bey den
Soldaten ſehr üblich war, nach Beſchaffenheit der Umſt ande aber
auch Speer, Lanze, vellebarde und ſo ferner genannt wurde,
Die heutigen Kurzgewehre oder Spontons der Unter⸗ und Ober⸗
Dffieiers dee Fußvölfer find noch ein Überbleibfsl davon. (S, auch
Bothenſpieß, Judenfpieh, Knebelſpieß, Wurfſpieß u. ſ. f.)
Er lauft noch mit dem erſten Spieße, fagt man von einem jun⸗
gen Menſchen der aus Mangel der Erfahr ung noch unbedachtfam
oder unbefonnen handelt, entweder als eine Anfpielung auf die
Spieße, d.i. das erſte Geweih, eines jungen Hirfches, oder auch
-von Spieß, fo fern es im verächtlichen Verftande von einem
langen Degen gebraucht wird, die Unbeſonnenheit eines noch nicht
lange mir dem Degen wehrhaftgemachtenFinglinges. zu bezeichnen.
Figürlich iſt bey den Buchdruckern der Spieß ein fehlerhafter Ab⸗
druck eines gegoffenen Spatii, wegen einiger Apnlichfeitinder,
Geſtalt.
Schilter Spiz, im Schwed. Spellſe, im Niederſ. mit der gewöhne ö
lien Bertaufchung des s und t, Speer, Spitt, im Schwed.Spett,
"Spets, Spiut, im Zsländ, Spiot, im Engl, Spit. Im trat, if
Spiedo, ein Bratfpieß. Es fann feine Verwandtſchaft mit Spi
Be, Spaten und allen. ähnlichen Wörtern nicht verläugnen, e
Speer und Spige.
Die Spießänte, plur. die—n, eine Yrt wilder 4 mit ee
nem fenercotben Kopfe, und einem fpigigen Schwanze, welden
doch nur das Männchen hat; Anasfera ı2 oder Cauda acu⸗
taKlein. Spisfhwanz.
Der Spießbaum, &es— es, plur. die — Bäume, im Berge ⸗
baue, der lange ſenkrecht ſtehende Baum in dem Göpel, um wel»
hen fich die ganze Vtafihine drehet. Bey andern findes die lan⸗
gen Hölzer am Göpel, "welche ihm die Rundung geben. .
gern, ein Rehbock, welcher das erſte Mahl auffeket, und alfo nur
nod) Spieße ohne Enden hat. S. Spieß und Spieß hirſch.
Der Spießbürger, Ses—s, plur, ut nom, fing, eine ehce⸗
mahlige Benennung.derjenigen Bürger, welche mit Spiegen be⸗
maffnet waren, zu Fuße dieneten, und auch Glefenbürger. biegen, 12%
Seht gebraucht man es nur immverächtlihen Ver ſtande von einem
jeden geringen Bürger, vieleicht weil man zuden Spießbürgern
nur die armiſten und untauglichiten wählete, dagegen die. reichern
beſſern zu Pferde dieneten. S, auch Philiſter.
Die Spießdruſe, plur. die — n, ©, Nadeldruſe.
Anm. In dem. alten Fragmente aufCarln en Großen beydem -
I
&
Der: Spießbock des — es, plur. die — böde, bey ‚den Ja⸗ —
—
Das Spießeiſen, des —s, plur. ut nom. fing, der elſerne
over ſtählerne ſpitzige Theil eines EN zum Unter ſchiede von
dem Schafte.
1, Spießen, verb. reg. ‚neutr. weldes. das Hülfswort: haben *
erfordert, und eineunmitselbare Nachahmung desjenigen Lautes
iſt/ wolchen man am häufigſten durch bitten oder piſten ausdruckt.
Die Jäger gebrauchen es vornehmlich von dem Laute, der Saſel⸗
hühner, wenn fie fich zufammen rufen, oder zur Begattung loden, _
wo aber auch pitten üblich iſt. Daher d as Spießen.
ER Spikes: —
Er 8. Spiesen, verb. te act, auf. etnt foiöiges als Auf *
en, Einen Milferhäter pießen, eine in Aien übliche
Hintern getrieben wird. Einen Suofch fpiefen, ihn an einen;
“_ gefpisren Stab ficken. Ein Chier-fpießer fich, wenn es, *
SBSoſpiel, über einen zugeſpitzten Pfahl ſpringen will, und ſich den⸗
ſelben in den Leib ſtößt. Die Jäger gebrauchen es auch von den
Birſchen, wenn ſie mit ihren ſpitzigen Geweiben ſtoßen. Bey eben
denfelben iſt ſpießen in noch weiterer Bedentung, eine Art der
Verbindung j zweyer geſprungenen Leinen, da ſelbige aufgedrehet,
zuſammen geſtoen und mit einem Bindfaden umwunden werden,
* welches auch ſchaften genannt wird.
x Spießer/ des —ꝰ plur. ut nom, fing, Geo den Jagern,
ein junger Hirfch, welcher das erſte Mahl aufſetzet, und daher nur
Spieße ftatı dee Gehörnes bat, der Spießhirfch. (S. Spieh:)
Im mittlern Lateine Brokettus, von Broca, Suanzöf.Broche,
“ein Spirp.
Die Spießuerte, plur. die —n, eine dünne mit einer Spike
perfeberte Gerte, dergleihen man zum Reiten gebraucht ; im ges
meinen Leben die Spießrurbe, S. dieſes Wort. >
x
einem Spieße aewaffneter Soldat, fo fern er mit und neben einem
andern zugleich dienet, in Rückſicht auf denfelben ; ein Kamerad,
Commilito. Jetzt gebraucht man es nur noch zuweilen von eis
böfen und verächtlichen Verftande, von dem Theilnehmer, Gehůͤl⸗
fen, Mitwiſſer in einer böfen Sache, ohne Zweifel von den Aus⸗
ſchweifungen, welche diefe ebedem ohne heutige Zucht lebende Sir
daten begingen,
Das SpiefigIas, des—es,plur.car. ein halbmetalifdjes mit
„Schwefel vererztes Mineral, deffen Halbmetal unter dem Nah⸗
ſchwarzgraue Farbe und ein fpiefiges-oder ſtrahliges glänzendes
glas, fo wie es theils in der Ratur gefunden, theils aus den
- Berg und Erdarten geſchmelzet wird, Unter dem Rahmen Spieß⸗
. glas verfichet man im gemeinen Leben, theißs dag Spiekglaserz,
: " stheils duch den aus demfelben gefhmolzenen aber noch mit dem
eguliniſchen Theile verbundenen Körper.
Anm. Im Böhmifhen gleichfalls Sipisgläs.bep en Plinius
Stibium. Grid. ana, welcher Nahme gleichfalls die Spitzen
oder Stifte zu bezeichuen ſcheinet, woraus das Gewebe die ſes Kör⸗
5.0 perg beſtehet. Der heutige Lattiniſche Nahme Antimonium iſt
Angetwiſſen Urſprunges. Irgendwo ward in allem Ernſte behaup⸗
tet, Baſilius valentinus habe bemerkt, daß die Schweine, wenn
Er ſey dadurch auf den Einfall gekommen, ſeine Mitmönche auf
eben die Art damit zu mäften, weil fie aber an, dieſer Eur
insgeſammt gefiorben, fo habe er daraus den Schluß gemacht, daß
dieſes Mittelzwarden Schweinen aber nicht den Mönchen heilſam
ſey, und esdaher Anutimonium, 9, i, Monchenzift genannt,
. Für einen ſcherzhaften Einfall gehet diefe Ableitung Hin; allein im
Er nſte kann fie auch um deß willen nicht Statt finden, weil dieſer
J Nahme älter iſt als Zaſtlius Valentinus, und fchon bey dem
N “ Conftantinus Africanug gefunden wid, welcher um 1 100 lebte,
* Spießglasblüthe, plur. inuf. im Bergbaue der Nahme
eines ftrabligen, kryſtaͤlliniſchen Spießglaserzes, welches zuweilen
wie Wolle angefchoffen ift, gemeiniglich aber mehrere Farben ſpie⸗
let; Flores Antimonii, Spießglasblume, welcher Ausdruck
abre auch die Blumen des in einer Retorte deſtillirten Spießglaſes
A kaun. S. Blume,
* © gar cafe, da dem Verbrecher eimgugefpister Pfahl Auch Be
Der, Spießgefell, des —en, plur. die—en, eigentlich ein mit
nem jeden Mitgeſellen oder Kamerad, doch am häufigſten nur im
mendes Spießglaskeniges befannt ift. Es hat gemeiniglic) eine _
: Geivebe, welches denn auch der Grund feiner Benennung iſt, deun
Glaß bedeutet eigentlich einen glänzenden Körper. Rohes Spieß⸗
ſie Spießglas gefreſſen, heftig purgiret und hernach fett geworden.
Spi— 206
Die Spieß glasbutter plur. car, iu der. Gbemie;rotes Spieß: *
glas, welches durch die Deſtillation mit einem ägenden Queck ſilber⸗
Sublimate zur Couſiſtenz der Butter gebraucht worden;Butyrum
Antimonü.
Das Spiefglaserz, des— es, plur. doch nur von mehrern
‚Arten, die —e, der mit Schivefel vererzte Spießglasföntg/ fo.
‘tie er in diefer Geſtalt im Bergbaue gewonnen wird, Minera
Antimonii..
Der Spießglanefilg, des —es, plur. doch nur von mebhrern Ars
sen, die — e, in den Apothefen, cine Art von Effig, welcher ang
‚dem Spieß glaserze durch angeſprengtes Waſſer erhalten wird;
Acetum Ahtimoni.
Das Spießglasglas, des — es, plur. inul. ein rothbrauner,
‚etwas durchfichtiger glasartiger Körper, welcher aus dem Spieß
glaskönige nach vorher gegaugenet Röſtuug bereitet wird, ;‚Vitrum
‚Antimonii.
Der Spießglaekönig, des—es, plur.inuf. ein weißes ford
des und firenaflüffiges Halbmetall, weicher. aus dem Spießglas⸗
erze geſchmelzet wird, und alsdann als ein König, d.i. in eoni⸗
ſcher Geſtalt, in dem Schmelztiegel zurück bleibt. (S. Rinig.)
Einen andern eigenen Nahmen bat dieſes Halbmetall nicht.
Die Spießglasleber/ plur. doch nur von mehrernAsten,die—n,
in der Chemie, ein feberfarbenes Product, welches durch die Ver⸗
puffung des Spießglaſes mit aleichen heilen Salpeters entſtehet;
‘Hepar. Antimonii. ©. Leber. ,
Des Spießglasohl, des —rs, plur. doch nur von mehrern
Arten, die—e, eben dafelbff, in Säuren 'aufgelöfere Spleßslas⸗
butter ;Oleum Antimonii.
Der Spießglao: Rubin, des— es, plur. die —e, eine Art
xubinfarbener Spießglasleber; RubinusAntimonialis, Mag-
neliaOpalmia.
Der Spießglasſaffran, des —es, plur..doch nur von mebreen
= Acten, die—e, eben dafelbft, ein faffranarsiges Product, welches
mun echält, wern man die Spießglasieber mit Waſſer wäfhsurs
trocknet; Crocus Antimonii.“ - ı
Der Spiefiglaefchwefel, des— 8, plur.inuf, a. Derjenige
Schwefel, welchen das Spießz glas bey ſich führer, mit welchem der °
— vererzet iſt. ©. Im gemeinen Leben wird auch
sein hochgelbes aus dem Spieß gafe bereitetes Pulver Spieß glas⸗
— genannt; Sulphur Autimonii.
Das Spießglasweiß, lubfi. indecl, plur. inuf. eine weiße
dem Bleyweiß ähnliche ans den: Spießglafe bereitete Arzeneh, wel⸗
sheden Schweiß treiber; fchweißtveibendesSpießglas,Antimo,
nium diaphoreticum, Cerufla Antimonii,
Der Spießglaszinnober, des —s, plur. inul, eben dafelöf,
eine fhwärzliche Maffe, welche ſich in der Defillation der Spieß,
glasbutter fublimiret, und durch das Heiden fo roth wie Sinnober
wird, Cinnabaris Antimonii,-
Des Spießhaar, des — es, plur. die—e, an den Hunden
uff. Haare, welche fleifer als gereößulich find, und den Schwein
borſten gleichen.
Der Spießbabn, des — es, plur. die—hähne, in der Land⸗
wirt hſchaft, ein Hahn, welcher weder fräbet, noch zur Sucht diene
lich if, und daper bloß für den Bratſpieß beſtimmet gi fopr
fheinet.
Der Spießhirſch, des—es, plur. sie, ©. Spießer.
Spieftii, —er, — ſte, — et adv. ı. Aus Spießen oder
langen Spigen befichend. ” Das Spießglas, der. Zinnober.u.f.f.
“haben ein ſpieß iges Gewebe. 2. Im gemeirin Leben mancher
Gegenden iſt ſpießig, diere, befouders fehlerhaft dürre und zer⸗
brechlich, vielleicht als eine Figur von eincan Fangen dünnen Spieße,
oder auch von irgend einem andern Stanıme, Spießiges —*
bey
= 207 Spi ——— =
bey den Gächern, welches nicht — gegärbet wor den, und da⸗
her hart und glaſig iſt.
Der Spießfüchen, des— 8, plur. ut nom. fing. ein Butter
gebadenes, welches vorzüglich in Meißen gangbar ifl, und aus
Butter, Rahm und Mehl beftehet, welche an einem Bratſpieße
gebaden werden,
Die Spießlerche, plur. die — n, ein Nahme der geidelerche,
vermathlich, weil ſie ambäufigiten gebraten gegeſſen wird.
Der Spießnagel, des — s, plur. die — nägel, eine Art
kleiner Nägel von beftimmter Größe, weil unter andern auch
die langen Nebeneifen des Spieprifens damit an den Schaft
genagelt werden,
Die Spiefrutbe, plur. die — n, die Spießgerte, befonders fo
fern diefe Ruthen zur Beſtrafung der Soldaten gebraucht werden.
Durch die Spießrurben laufen, wofür man nur Spießruthen
laufen fagt, von den in Reihen geftellten Sobdaten mit folhenRus
then gehauen werden, welche Strafe auch das Gaſſen laufen ge⸗
naunt wird. Im Schwabenfp. beißt eine Spießruthe Spisholz.
Der Spießtreiber, des —s, plur. utnom, ling. in einigen
Gegenden ein Nahme des Bratenwenders, es ſey felbiger num ein
Menſch vder auch eine Mafchine,
Die Szießw:rrzel, plur. sie —n, an den Gewächfen, die Haupts
vonrzel, wehyı Femeiniglich zugefpist ift, und gerade unter ſich in
die Erde gehet; die Pfahlwurzel, Herzwurzel, Sanprwursel,
bey den Weinftöcden auch wohl die Pfeilwurzel. \
Der Spiefizahn, des — es, plur. die — zahne, ein fpigiger
oder zugefpigrer Zahn; der Sundszahn, weil die Hunde ſolche
Zehne Haben.
Spik, Spiker, S. Spiek u.f.f.
Der Spillbaum, S. Spindelbaum und Spille.
x. Die Spille, plur. die—n, von fpalten, eine Art gelber
Pflaumen, ©: Spilling..
2. Die Spille, plur. die —n, Diminut. das Spillchen, ein in.
den gemeinen Sprecharten für Spindel ſehr gangbares Wort,
weiches fo wie diefes theils den Begriff der Spige, theils aber auch:
der Länge und Ründe hat, wozu noch zuweilen des Begriff der Ber
wegung nın die Achfe kommt. ». Mitdem herrſchenden Begriffe
der Spise, iſt die Spille ein zugefpigtes Hölzchen, welches man
wie einen Kräuſel zwifchen den Fingern dee rechten Hand herum.
drehet/ daranf zu fpinıien ; im Hochdentfchen die Spindel. (©.
Spillmagen.) Au dem Woll⸗ oder Schweizervade zum Wolifpine
ner find. die Spillen ähnfihedünne Hölzchen, woranfdie Baum⸗
wolle gefponnen wird. Im Jagdweſen find die Spilfen kleine jpits
zige Plöde, das Wachtelgarn damit zu befeftigen, daher fie auch
Spieße und Pfahlhölzchen beißen, In einigen Gegenden beißen.
die Ähren, welche gerade in die Höhe ſtehen, Spillen,, uud das:
Se ıwortfpillen bedeutet alsdann indie Ahre ſchoſſen. Im Engl.
iſt Spill, ein Zapfen, Raael, im Ztgl._ Spillo, fo wohl cine
Et: dnadel, als auch der Zapfeı an einem Fafe.. Die Spille am
Leiterwagen, welche quer durch die beyden Arıne und durch die:
Deich ſel gehet, um beydegufammen zu halten, fcheiner gleichfalls
ein Ragel zn. feon, oder doch urfprünglich geweſen zu feyu. 2..
Mudem Haupibeariffeder Länge und Ründe iſt die Sp:ITe in ſehr
vielen Fällen eine Welle oder Walze, welche, wrnu fie groß und
dick iſt uch wohl ein. Spill baum genasınt wird. - So ıft.die Spik
fe anf den. Schiffen eine bewegliche Wille, den: Aufer damit hin
auf zu winden, da deun auch die ganze Maſchine, welche vigent:
fi eine Winde ſt, die ſen Ragmen führer. _ In einem andern
Rertandr find vie Spillen die Stangen auf den Maſten, von ek
Eondir Flang: mund Wenpel wehen/ wo aber auch der Begriff der
Spitze Statt findet. Bey den Bergleuten werden diejenigen eiſer—
nen. Stangen, woran. die Kunſt ſtangen hefeſtiget Jad, Spiken
—
— 208
‚genannt, Ein Knochen des Borderarmes, welchen einer Kadfpeiche
gleicht, wird fo wohl die Speiche als die Spille genannt. Bey
den Nadlern heißt der zu den Nadeltnöpfen aufgefponnene Draht
die Spille, welcher Rahme vermuthlich zunächft demjenigen
Drabte zufonint, wotauf dieſer Knopfdraht gefponnen wird.
(S. Spill enſchneider.) Bey den Steinfchneidern find die Spik-
Ien egelförmige Zapfen , welche die Scheibe zum Schueiden |
Und. jo in andern Fällen mehr, in welchen man im
tragen.
Hochdeutſchen und in der auftändigern Sprechart fieber ‚Spins
del gebraucht.
Anm. Es iſt nicht aus Biefein Spindel zufammen —— ſon⸗
dern ein eigenes aber doch nur im Endlaute verſchiedeues Work.
Speiche, Speer, Spier, Spfeß, Spitze u f.f. find alles Wör⸗
ter Eines Stammes, in welchen theils der Begriff der Spige,
tbeils der Länge und Dünne, ıheils auch der Bewegung um die
Achfe, und folglich auch der Ründe, der herrſchende ift. Spile -
ift ein Intenſtvum von Speil, Niederf. Spieler und Spuhle, wo
elle u.f.f. ver⸗
„mir ohne Borlaut auch Beil, Pfahl, Pfeil, %
> wandte‘ find.
Spillen, verb. reg. act. welches nut im dem sufammen gefegten a
verfpillen, zerfpillen üblich iſt, welches theils unnüg_vereingelm,
und dadurch verlieren; theils auch verfhwenden beztufek; oe
‚dafjelbe.) Es ift in" diefer Bedeutung fehr alt, -Senn-fihon.
bey dem Kero it ipildanter, verſchwenderiſch, Das An—
gelj. [pillan, Engl. to ſpill, Shwed, und Isländ. Ipilla, ha⸗
ben eben Meib
Koſten verurſachend übrig iſt, und zu ſpalten, im gemeinen Leben
fpellen, zu gehören ſcheinet.
Das Spillenholz, des — es, plur. inuf. das Holz aller. ders
jenigen Bäumeoder Stauden, welche zu Spillen oder Spindeln.
brauchbar find; z. B. des weißen Ahorues. S. Spinvelbaum.
Der Spillenfiyneider, des —s, plur. ut nom, fing, ben den
Nadlern, derjenige Arbeiter, welcher die Spillen, d, i. den aufe
gefponnenen Knopfdrabt zerſchneidet.
Der Spillbabn, ©. Spielhahn.
Der Spilling, des —es, plur.. die —e, ein Nahme einer fehr
gemeinen Art Planmen, welche entweder ganz gelb, oder gelb und
roth, oder auch weiß find, eine längliche, noch häufiger ‚aber eine:
runde Geſtalt haben, und mit einer vorzüglich tiefen Spalter verſe⸗
ben find; in einigen Gẽgenden Spille, im Oberd. Spanling, im
Niederſ. Spelje, Spelt, Speltje, im Böhm. Sfpendliky. Das
her der Spillings baum, der dieſe Frucht träget.
Anm. Friſch leitet den Nabmen von Spille, Spitze her; allein,
da diefe Art Pflaumen gemeiniglich rund, wenigſtens nicht fo länge
Lich ais andere Arten find, fo fcheinet der Nahme wohl von der
merflichen Spalte, (im gemeinen Leben ift fpellen, fpalten) oder
auch von der hellen weißen oder gelben Farbe berzurübren, in wel⸗
&emi:green Zulle eu zu fpielen, glänzen, gehörenwürte, &
Spelt.
"Der Spillmagen, des—s, plur. ut nom.fing.ein im Hodi-
deutfchen veralteles Wort, einen Verwandten von der Spillfeite,
d. i..von der wuiblichen Seit, zu bezeichyen ; von Mag, ein Ver⸗
wandter, und Spilie, die Spindel, ein altes Sinnbild des weibli⸗
‚ben Geſchlechtes. Niederſ.Spillmagen.
"Die Spillfeite, p lur, die — n ein eben fo ſchr veraltetes Work
die weibliche Ochte oder Linie in den Geſchlechtsregiſtern zu bes
zeichnen, im Niederſ. nur die Spille ſchlechthin.
TDer Spindt.des— sg, plur. inul, cine Pflanze, deren zu Muß
erkochte Blätter eine angenehme und gefune ziühlingsfoeife indz .-
Spivacia Lira. im gem:inen Leben auch Spinerfh, Binctſch,
Niederſ. Spinalie, Holland. Spiügtip, Ital. — ——
2
e Bedeutung. Spillen ift ein. Ansenfivum von eis -
nem veralteten fpielen}welches noch in dein Oberd. Folifpielig,
de
TUR
3
. begeichnen; Niederſ. Spind. -
; dern Fällen mehr.
—
Eipinäcas, Fran. Efpinart, Epinars, Engl. Spinage: €
iſt in Jialien einbeimifeb, und bat von daher auch feinen Rabmen
# gebracht, welchen er ohne Zweifel wegen feiner langen, wie
‚ein Pfeil zugefpigten und mis Heinen Spitzen beſetztru Bläster,
oder auch wegen feiner Hacheligen Samenhülſe bekommen bat,
fo dag derfelbe als ein Verwandter von Spina, dem Dberd. Spa:
a nel, eine Nadel, und Spinselangefeben werden nıuf. Wegen ei»
niger Ähnlichkeit in der Geſtalt wird auch eine Art des Anıpfers,
Kumex Patientia Lirn. welche jonft Monchs⸗ Khabarbar
heißt, Engliſcher Spinat genannt.
Spind, des — es, plur. die — e, in rinigen Gegenden auch
die Spinse, plur, die —n, ein nur in einigen Provinzen, bes
fonders Niederdeutfchlandes, üblihes Wort, einen Schranf zu
Solange dann und wann und Spinde Markiſch it, Can.
Es iſt mit Spint, ein Getreidemaß, Sponde, Span und in Span⸗
bett u. ſ f. Ein und eben daſſelbe Wort, und bezeichnet eigentlich
"ein Behältniß, einen eingeſchloſſenen Raum, S. 2 Spint.
Die Spindel, plur. die —n, Diminut. das Spindelchen, ein
Wort, welches in der auſtändigern Spr: hart fr das gemeinere
und mehr Niederd. Spille üblich if, und fo, wie diefes, fo wohl
den Begriff der langen dünnen Spige, als auch der Bewegung um
feine Achfe hat. 1. Mit dem herrſchenden Begriffe der langen
5 ‚bünnen Spigeift die Spindel in vielen Fällen ein langer dünner,
entweder an Einem oder an beyden Enden zugefpigter Körper,
Bon diefer Art iſt die Spindel, deren man ich noch in einigen Ge⸗
genden, ‚befonders Dberdeurfihlands zum Spinnen bedienet,
welche ein fpiß zulaufendes Hölzchen iſt, welches man ziwifchen den
Fingern der rechten Hand berum dreht, wo es aber Auch unmitzel-
bar von fpinhen abftammen faun, ein Üerfzeng zum Spinnen zu
bezeichnen. Mit der Spindel, an der Spindel fpinnen,
Da klatſcht, da kümmert ſich das alte Arädelweib
"In jener Rodenzunft um alle Spindelgrillen, Günth.
Drey unerbittliche Schwettern (die Parcen) haben das Leber
dey Menichen auf ihrer Spindel. Die fpigigen Leimrutben der
Bogelfteller find gleichfalls unter dem Rahmen dee Spindeln ber
Tannt. Die Spindel an einen Thurme ift der dem Scheine nad
{pigig zulaufende lange Baum, worauf der Knopf befefliget wird,
‚Yrd foin andern Fällen mehr, wo es mit dem Dberd, Spänel,
eine Ravel, dem Lat, Spina, Punctum, Pinne, u, ff. verwandt
it. 2. Mit dem herefhenden Begriffe der Bewegung um feine
Ach ſe, il es ſo wohl eine um ihre Achfe bewegliche Welle, als auch
eine Achfe, um welche fich ein auderes Ding in einer ſchraub nför⸗
migen Linie beweget. Von der legten Art iſt die Spindel inder
| . Mechanif,d,i. einejede Welle, um welche eine Schraube geführ
setwird, Aneiner Wenbeitreppe ift es die ſeulkrechte Säule, um
welche die ganz: Treppe berum gebet, welche au) wohl der monch
genannt wird, welchen Rahmen in den Schneckenhäuſern auch die
kleinere Säule führet, am welche die Gänge gewunden find, Zur
erfien Art beiveglicher Wellen, gehören die horizontalen Spindeln
der Drechsler, dasjenige, was ſie drech ſeln wullen, daran zu befes
Rigen, da man denn Klebſpindeln, Schlagfpindeln, Kingfpins
deln u. Sf. hat.
auch der lange dünne Knochen des VBärderarmmes, Radius, füh⸗
yet, welcher auch Die Speiche und die Spille genannt wird. Bey
den Radlern heiptder Drabt, worüber der Knopfdraht gefvonuen
wird, fo wohhdie Spilleals die Spindels Und fo in hundert ans
Anm. Im Engl. Spindle,im Schwed Spindel, welches aber.
auch eine Spinne bedeutet. In Auſehung der longen dünnen Spitze
iſt es von Spilfe, Speer, Spie , Spige uff mar im Endlane
} m. 4,Ch,2 Aufl.
Der fenivechte Baum des Göpels, worin der
Korb und die Trifft geben, beißt. die Spindel, welchen Rahınen
\ £ ® i 2 4 ar
> — SH‘; ;
verſchieden. Wac aber den Begriff der Bewegung um die Ach ſe
* Berif f ift es in Anſehung deffelben ein naher Verwandtervon
winden. ;
Der Spindelbaum, des — es, plur. die — baume. 1, Eine
Spindel in Geſtalt eines Baumes, d, i, eine große Tange und ſarke
‚Spindel, von welcher Art die Spindel in dem Göpel der Berg⸗
leuteifl. 2. Ein Baum, deffen hartes und feſtes Holz vorzügli
su Spindeln für das weibliche Geſchlecht gebraucht wird, im ge
meinen Leben Spill baumz in welchen Verftande mebrere Bäunie
und Stauden diefin Nabmen führen, z. B. der-gemeine weiße
Ahorn, Acer Lizn. im gemeinen Leben Spillbaum, Spiel⸗
baum, Spuhlbaum, deſſen Holz auch Spindelholz genannt wird;
der Evonymus europaeus Linze. welcher, weil fein Holz ze
Zwecken für die Schufter gebraucht wird, and Zweckenholß
beißt, Franz. le Fufain,
Die Spindelbirn, plur. die—en, eine Art ziemlich großer;
baugjiger und etwas herber Birnen ; Rautenbirn.
Das Spindeliraut, des — es, plur. inuf; bey den Schriftſtel⸗
lern des Pflangenveiches, eine in dein füblichen Europa einbeimir
ſche Pflanze, Atractylis Linn. vielleicht wegen der mit Spitte
delmoder Strahlen verfehenen Blumenblätter.
Die Spindelpreffe, plur. die —.n, eigentlich eine mir einer
Spindel oderSchraubenfpindel verfehene Preffe, in weichem Ver⸗
ſtande aber die meiften Preffen diefen Nahmen verdienen würden.
In engerer Bedentung ift es eine Art Weinpreſſenn, wo eine blöge
E pindel zwiſchen ihren Nadeln und Krangbölzern geher, und auf
den darunter gelegten Sag drudet; zum Unterſchiede von einer
Baumpreffe, welde mit Ziwingbäumen verfehen ift, die Wirkung
der Spindel aufdie Schwellen und Drudbäume zu verflärfen,
Der Spinselwirtel, des — g, plur. ut nom. fing. da, wo mar
ſich der Spindel zum Spinmen bedienet, ein -Wirtel, d.i, dickes
Hing, welcher unten an die Spindel geftedht wird, das Gleichger
wicht im Drehen dadurch zu erhalten, -
Der Spinell, ves—es, plur, die— e, der Nahme eines- {eher
blaßrothen Rubines, welcher faft.in das Weiße fälle; ans dem
mittlern Lat. Spinellus. | ä
Das Spinett, des— es, plur. die— er, rine Art eines Cla⸗
vieres, wo die Saiten mir bekielten Spigen gefchlagen werden 5
aus dem Jtal. Spinetta, |
Die Spinne, plur. die —n, Diminut. das Spinnen; Oberd.
das Spinnlein, eintungeflügeltes Infer mit acht Augen, ache
Füßen und Warzenam Hintern, aus welchen fie die Faden zu ih⸗
vem Gewebe ziehet; Aranea Linn, f |
Der Blick, in welchem ſchlau
Der Argwohn gleich der finſtern Spinne lauſcht, Weiße.
(S. Erdſpinne, Garten ſpinne, Kellerſpinne Kreuzſpinne uff):
Einige große Arten find unter dem Nahmen der Banker bekannt,
(S-diefes Wort,) Wegen einiger Ähnlichkeit werdermaud einige
andere Inſecten, welche Fein Gewebe verfertigen, Spinnen: ge»
nannt, wohin die langbeinige Spinne, Phalangium.Linn. be;
- einigen Neuern dev Weberknecht, und die Waſſer ſpinne gebören..
Arm. Bey dem Notker Spinnu, im Öfterreih, Spinnerinn,,
im Engl, Spinner unt’Spider, (im Griech. omas, webrn),.
Sie hat den Naben von fpinnen, weilihr Gewebe ibr vorzüge:
lichſtes Unterfheidöungsmerfmahtift.-
Spinnefeind, adj. et adv. im höchften Grade feind, todtfeind,,
je feind als-die Spinnen einander, oder auch den Fliegen: find..
Dir Spinnen findin. der Raturgefobichte wegen. dev: Frindſchaftt
befannt, welche fie gegen ihr eigenes Geſchlecht tragen.
Spinnen, yerb, irreg, Imperf. ich ſpann, (im gemeinen Lehen:
ich fponn?, Esnj. ich ſpaune, Gm gemeitten Leben ich Henne);
Mittelw. geſponnen; Vnper. ſpinne. Es wird fo wohl abſolute
and
210
211 S
amd in Geſtalt eines Neutrius mit dem Hülfsworte haben, als
au active mit der vierten Endung gebraucht, und bedeutet,
Aus einem weichen und fafetigen Körper einige Faſen aus“
—* und ſelbige zu Fäden zufammen drehen. An der Spindel,
an einem Rade fpinnen. "Sich mit fpinnen nähren. Grob,
av, fein fpinnen. Iſt es ein Actionm, fo fönnen fo wohl die ger
ſponnenen Fäden, als auch dieMaterie, woraus fie gefponnen wor»
den, in dee vierten Endung firhen: Einen Flaren, einen groben
Saden fpinnen.- Garn fpinnen, Wolle, SIachs, Werrig , Sei:
de fpinnen, nämlich zu Garn oder Fäden, Der Seidenwurm
fpinnet fich felbit fein Grab. Beine Seide bey einer Sade -
spinnen, figürlih, feinen Nutzen, feinen Vortheil davon haben,
Sprichw Es ift nichts fo Flein gefponnen, es Pommt endlich an
der Sonnen; (an die Sonne ;) oder wie es Canig ausdende:
Es wird nichts fo Flein gefponzen,
Das der Sonnen
Endlich unverborgen bleibt.
In anſpinnen und entſpinnen bat e3 auch die figürliche Bedeu⸗
zung des Anfangens und Entfteheng. 2. Mit dem herrfchenden Bes
sgriffedes Drebens und Windens. Tobaf fpinnen, die getrockne⸗
ten Blätter des Tobakes zu langen runden Sträßnen zuſammen dres
hen. (8. Tobaffpinner.) Die Radler fpinnen den Rnopfdrabt
aufeineSpindel,wenn fiedenfelben vermitselft einesRades ſchnell
über diefelde winden, auf welche Art auch die Gold- und Silber:
fpinner den Gold⸗ undSilberlahn auf feideneFäden fpinnen. Das
Spinnen der Knopfmacher ift von noch anderer Art, obgleich auch
eine Art eines ſchnellen Bewindens oder Umwindens dermittelſt eis
nes Rades. Gefponnene Bnöpfe. Heu fpinnen, es in Bündel bins
den. So aud das Spinnen.
Anm. Es ift ein fehr altes Wort, welches fchon bey den: Ulphi⸗
Las und im Angelſ. [pinnan, bey dem Ottfried Spinnen, im Rie⸗
derf. gleichfalls fpinnen, im Engl. to pin, im Schwed. und Is⸗
länd. (pinna, im Dän, fpinde, und im GriehNobne Zifchlaut
rigen lautet, wo audı Pyrıov, ein Faden, und wyog, ein Gewebe
iſt Bas doppelten in der Vitte deutet aufein Jurenfivum, In
der erften Bedeutung fcheinetes ein Intenfivam von gran, ziehen,
(5. Spannen,)zufenn; allein in der zwepten ſticht der Begriff
des Windens deutlich hervor, befonders des ſchnellen Bewindens
vermittelſt eines Rades. Indeſſen kann es auch in beyden Fällen
eine unmittelbare Onomatopdie des mit deu Spinnen —
Lautes ſeyn.
Spinnenfeind, S. Spinnefeind.
Das Spinnengewebe, des— 8, plur. ut nom. fing. das Be
webe einer Spinne, welches fie, wie ein Netz ausfpannt, Fliegen
" und andere Infecten darin zu fangen; i im gemeinen Leben die Spin⸗
- newebe. Seine Hoffnung if wie eine Spinnewebe, Hiob- en
14. - Ihre Spinnewebe taugt nicht zu Bleidern , Ef, 59, 6.
Bey dein Notker Wuppen der Spinna, Nieder. Spinnewop»
pe, Engl, Cobweb, Schwed, Spindelwäf.
Bas Spinnenfraut, des — es, plur. inuf. ein Rahme der
. Zaunblume, Anthericum Linn. befonders des ramoli, vers
muithlich weil ſich die Erdfpinnen gern auf und unter vdenfeben
aufhalten,
Die Spinnenlinie, plur.die —n, in = Mathematik, eine
befondere Art einer aus geraden und krummen Linien zuſammen
gefeßten Linie, welche einem Spinnengemwebe gleicht,
Ser Spinner; des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die Spin-
nevinn , eine Perfon, welche fpinnet, befonders wenn das Spin⸗
nen ihr vornehmſtes Geſchäft ift. So auch im den Zufammenfeguns
gen Seidenfpinner, Wollſpinner, Gold: und Silberfpinner,
Tobafsfpinner uff;
DR SH | a
Die —— plur. Sie— en. ı. Die Art und Weiſe zu‘
ſpinnen; ohne Plural. 2.Das Spinnen, als eine Geſchicklich⸗
keit, als ein Gewerbe betrachtet ; gleichfalls ohne Plural. Die
Spinnerey verſtehen. 3. Eine Anftalt, wo. in Menge geſpon⸗
nen wird,
Die Spinnewebe, plur. Sie—n, (&. das Spinngewebe) In
der Jägerey iſt das Spinnewebengarn eine Art hoher Netze, wos
‚mit auf Repphühner und andere Vögel geftellt ı wird. Ve
Der Spinnhafen, des — s, plur, ut nom. fing. 1. In der
Landwirtdfchaft, ein bötgernes Werkzeug mit einem Hafen, vers
mitgelft deſſen die Landleuteihre Seile fpinnen. 2. Ein Hafen von
Draht der Spinnerinnen, den abgeriffenen Faden. wieder durch die
Spule zu ziehen.
Das Spinnbaus, des— es, plur. die— häufer, ein Haus,
welches beftimme ift, darin zu fpinnen. Beſonders eine Art Ars
beitshäufer, worin liederliche Weibsbilder zum Spinnen angehals
ten werden, und welches gemeiniglich mit einem Zuchthauſe ver⸗
bunden if,
Die Spinnhütte, — die—n, im Seidenbaue eigene Hütten“
von Hobeljpänen auf dem Gerüfle der Seidenwürmer, in welche
die letztern gethan werden , wenn fie ſich einfpinnen wollen.
Die Spinnichte, plur. die—n, ©. Spinnfiube, er
Die Spinnlaus, plur. Hie—läufe, eine Art Blattlänfe, welche
auf den Lindenblãttern wohnen, und die Bäume der Glashäuſer
mit einem faft unfichtbaren Gewebe überſpinnen.
Die Spinnmübhle, plur. sie—n, eine durch Näbder getriebene.
Mafchitie, mehrere Fäden zugleich mir Lahn darauf zu befpinnen,
Das Spinnrad, des — es, plur. die—räder, ein mit einem
Rade verfehenes Geftell, Flachs, Hanfoder Wolle Dermigtelft deſ⸗
ſelben zu Faden zu ſpinnen. Im Osnabrück. wehl, — ira
von Welle,
Die Spinntaüpe, plur, die—n, ©. Spanranpe, —
Der Spinnrocken, des — 5, plur. utnom.ing. ein Roden .
zum Spinnen, di. dieum einen Cylinder gewundene Materie,
„welche zu Fäden gefponnen wird; Niederf, Spinnwoden, Wo:
cken, ©. Roden.
Die Spinnfeide, plur, inuf. eine figürliche Venennung einer
Art des Atlaßerzes, oder kryſtalliniſch angefchoffenen grünen $ Kus
pfererzes, wenn es mit langen Kryſtallen angefchoffen ift. \
Die Spinnftube , plur, sie—n, eine Stube, welche zum Seins
nen beſtimmt ift, worin gewöhnlich gefponnen wird. „Auf dem
- Lande in Meißen wird das Spinnen des Gefindes durch aefell
fhaftliche Freunde gewürzt, um das Schlafmachende diefer einförs
migen Arbeit zu vermindern, Jedes Dorf wird daher in Anſehung
des Spinnens in mehrere Gefelfchaften vertheilt, deren jede. aus
vier Familien beftchet, welche nach dem Wechſel der Buche zuſam⸗
men ſpinnen. Jede ſolcher Geſellſchaften beißt eine Spinnflube, -
und mit einem Provinzial: Worte eine Spinnigte.
1, Der Spint, des — es, plur. die--e, ein im gemeinen Les
ben, befonders mandher Srgenden in verfchiedenen Bedeutungen
übliches Wort, 1. Der wäfferige nicht genug ausgebackene heil -
des Brotes und eines andern Gebãckes wird in manchen Gegenden
der Spint, noch häufiger aber der Spund genannt. Daher ſpin⸗
tig oder fpundig, nicht ausgebaden. 2, Bey dem Notfer ift
Spind, dasgett, Schmalz, weldye Bedeutung das Holländ.Spin,
Spint, noch hat. 3. Schr häufig wird auch der weichere und zu»
gleich weißerr Theil des Holzes zipifchen der Rinde und dem Kerne,
der Spin oder Spint, noch häufiger aber der Spline genannt.
Anm. Allem Anfıhen nach iſt die weiche Befchaffenheit in allen -
drey Bedeutungen der herrfchende Begriff, wozu in der erſtern noch
der Brariff des Wäfferigen kommt, da es denn mit Sinne, Moraft,
dem alten Wand, Waffer, u. ff. derwandt ift. Doch kann in
den
I)
A en u N er re eh
ot. ee , + Ne de ne
u a Be re
A vn — *
P- 213 = ar ——
EL den finden Iesten Bedeutungen auch Sie weiße Farbe, eine Figur
2 des Ölanges, des Lichtes, alader Stammbegriff angefehen werden,
- worte, plür. ut nom.fing. ein nur in einigen, befonders Nieder:
dentſchen Gegenden übliches Maß, vornebm'ih des®etreides. Im
Lun burgiſchen hat ein Himten vier, ein Schäffel aber acht Spint,
dagegen in Beemenein Schäffel ſechzehen Spine hat
5 Jegtern Orte machen 160 Spint, ein Quart, 640 aber eine Laſt.
5 a einigen andern Gegenden ift eg auch ein Feldmaß, welches aus
Br zeben Quadrat-Rurhen beftebet ; vermutblich fo viel Acker, als
man- mit einem Spinte Östreide befäen kann. :
fen damit auggemeffen worden, fondern mit dem Stammbear:ffe
eines Gefäßes, eingeſchloſſenen Raumes, fo daß es mit Spind,
oder Spinse, ein Schranf, Sponde, und ohne Ziſchlaut auch mit
. Pinte Wanne, Pfanne, Behnere,u.f. f. Eines Geſchlechtes if,
"&pineifiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,
welches nur im:gemeinen Leben üblich iſt, nachdenken, grübeln.
if, Leſſ. Vermuthlich von dem Ital ſpigaere, Spinto, Die
Niederdentſchen gebrauchen dafür auch primiſtren, welches Mats
theſon vomPrimicerio, nahmlich Cantore, berleitet.
. Nor Spion, des— es, plur. dic—e, derjenige, welcher ander
E rer Heimlichfeiten mit Lift auszuforſchen ſucht, um einen ihnen
7
als einen Spion gebrauchen laſſen. Beſonders im Kriegr, der
des Feindes Stärke, Berfaffung u. f. f. zu deffen Schaden mit Liſt
auszuforſchen ſucht; ein Kundſchafter. Bey den Jägern wird
auch wohl der Stöberhund Spion genannt.
Anm. Wir haben diefes Wort mit andern zum Kriegsweſen
gehörigen Ausdrüden aus dem Ftal.Spione, oderfran;.Efpion
—entlehnt, welches auch daraus erhellet, weil diefes Wort, wider
‚die Ratur echter Deutſcher Wörter, den Ton nicht auf der Stamm⸗
fondern auf der Endſylde hat. Aber beyde feemde Wörter flame
- mein wieder don dein alten Deutſchen Zeitwort ſpahen der, von
weichem man ehedem einen Spion einen Spe, Sped, Speher
nannte, welche Ausdrücke aber nunmehr veraltet find. S.Späben,
Spioniten, verb. reg. neutr, mitdem bülfsworte haben, an«
derer Heimlichkeiten mit Lift und zu ihrem Rachtheile zu erforfchen
fuhen; aus dem Franz. elpionner.
— Der Spiring, ©, Spiering. N BER
" Der Spiritus, plur. ut nom. fing, das Lateiniſche Spiritus,
sein Geift. Man gebrauchtes im Deutſchen nur im figürlichen
VBerſtande, voneinem flüchtigen durch die Deftillation erhaltenen
flüffiger Körper, welcher gemeiniglich leichter als das Waffer iſt;
in welchem Verſtande zwar auch Geift üblich, aber doch im gemei⸗
nen Leben nicht fo gewöhnlich iſt. r
Die Spirfihwelbe, ©. Spierfchwalbe. Re
Das Spital, des — es, plur. die Spitäler. 1, Eigentlich, ein
Haus, in welchem Fremde oder Keifende für ihre Bezahlung be⸗
berberget und bewirthet werden ; eine im Hochdeutſchen veraltete,
nur noch in einigen Oberdeutfchen Gegenden übliche Bedeutung,
wo es für Gaſthaus, Wirthshaus fiehet ; im mittlern Lateine
© ©.Hofpitale. 2, In engerer Bedeutung, eine Anſtalt, wo bejahrte
‚Perjonen: gegen ein von ihnen eingelegtes Capital auf Lebenszeit
verpfleget werden; dergleichen Anftalten es an mehrern Drtei gibt,
‚3. Eine Anſtalt, in welcher arme und unvermögende Perfonen
> aunensgeldlich- erhalten und verpflegt werden; vollſtändig ein Ar:
R: men: Spital. ‚Lin Harren:Spital, in welchem des Verſtandes
-berandte Perfonen derpflegt werden. Das Kranfen-Spital,
Peft · Spital, weldje dod unser dem Rahmen der Cazarethe am
belaunteſten find, \
i
—
2. Das Spint, des— es. plur. die — e oder mit einem Zahl⸗
An dem
Anm. Richt, wie Friſch will, von Spende, weil gewiſſe Almo⸗
Sa geht er num und ſpintiſtrt von dem was iſt, und was nicht:
nachtheiligen Gebrauch davonizu machen. Ein Spion ſeyn. Sich
Spi 214
Anm. Schon bey dem Stryker Spital, im Nieberf. Spitanl,
im Ital. Spedale,im Schwed. Spetal, im Engl, Spital, Es ift
aus dem Eat. Holpitale verfürze, wofür man in der anſtãndigen
Sorechart auch wobl Hofpital, im gemeinen Leben aber auch Spu⸗
tel ſagt. In einigen Gegenden iſt es männlichen Geſchlechtes, der
Spital, welches Geſchlecht auch in dem gemeinen Spirrel am übs
lich ſten iſt. Übrigens wird ein Spitalin den beyden legten Be⸗
deutungen auch in vielen Begenden ein Gafthaus genannt.
Der Spital-eifter, des—s; plur. ut nom. Bag. der Vor⸗
” gefegte eines Hofpitales, welcher auch wohl der Spital:Pfleger,
SpitalzVerwelter, genannt wird. R
Spig, —er, —efte, adj. etadv. ein tur imgemeinen Leben für
ſpitzig üblihes Wort, Lin fpiges Meffer. Und rückt sen
fpigen Hut die Queere, Gel, Ich kann es nicht fpig Friegen,
figür lich ich kann den Grund davon uichteinfehen, Fanır mich nicht
darein finden,
Der Spig, des—es, plur. die — e. 1. Ein gewöhnlicher Nahe
me einer Art Fleiner zottiger Hunde, mit einem langen nach der:
Schnuautze zu zugefpigtenKopfe, von welchem fir auch den Nahmen
- haben. Ju Dberfachfen pflegt man diefe Act Hunde auhPommer
zu nennen, weil fie aus diefem Lande herſtammen follen. 2, Zu der
vertraulichen Sprechart ift der Spig und im Diminutivo dag
Spigchen, ein geringerer Brad des Kaufches, da man nur big
zur Fröhlichkeit getrunken hat; welchen Brad des Rauſches mag
auch wohl einen Fefuiter-Raufch, einen Anfag u. („fozunennen
pflegt. Einen Spig, oder ein Spigchen haben, . Der Urfprung
biefer Benennung iſt mie unbefam ; vielleicht gründet fich ſelbi⸗
ge, ivie andere ähnliche Ausdrücke (©. saarbeutel, Hagel wi. f.)
auf einen individuellen, nunmehr vergeffenen Umfkand, In vielen
Doerdeutfchen Gegenden Heißt eine jede Spitze im männlichen Ger
fhiehte der Spig.. . $
Der Spigamboß, des— es, plur. die—e, bey verſchiedenen
Metallarbeitern, ein Amboß mir einer oder zweh Spitzen an deu
Seiten, welcher auch wohl ein gornamboß genant wird.
Der Spigerbeiter, des—s, plur, ut nom. ling..eine Art
Seiler, welche nur kurze Arbeiten von beftinmter and verlangter
Länge verfertigen; zum Unterſchiede von den Stückarbeitern oder
Seilern im engern Verftande, welche lange Seile und Taue, bes
fonders für die Schiffe verfertigen. Vieleicht geiündet fihder -
Nahme aufein Werkzeug, oder rühret auch von Spige, ein Eure
zes Ende, her. — LERNTE
Der Spisbart, des — es, plur. sie—bärte, ein fpigiger, zu⸗
— Bart, beſonders der zugeſpitzte Bart mitten auf dem
inne,
Der Spigbeutel, des—s, plur. ut nom. fing. in den Müh-
len, ein eigener Beutel von Draht oder groben Beuteltuche, wel⸗
hen man vorbängt, wenn man den Weigen fpiger.
Die Spigblatter , plur.die—n, bey den Ärzten, eine Art fpi=
Biger Blattern; zum Unterfehiede von den fetten Blattern oder
Slteßblattern. Im Niederdeutſchen und auch wohl im gemeinen
Eisen der Hochdeutfchen Spitzpocken. i
Der Spigbolzen, des — s, plur. utnom. fing. eine Act Bol.
zen, welcher an einem Ende zugefpigt, oder. auch wohl eingeha⸗
det iſt.
Der Spigbrand, des— es, plur. inuf, eine Art des Brandes
an,dem Getreide und befonders an dem Weißen; vermuthlich weil
er nur die Spige der Körner angreift.
Der Spigbube, des—n, plur. die—n, Finn. die Spige
buübinn, ein Dieb, welcher mit Fiftiger Behendigkeit zu Fichten
weiß,ein verfchlagener Dieb; ingleichen ein liſtiger Berrieger im
bäarteſten Verſtande. Im Schwed. gleichfahz ſpeisbof. Ohne
De. : 3wei⸗
4
215 Spi
Zweifel von fpig, fo fern esghrdei auch ſigürlich liſtig, verſchla⸗
gen bedeutete. S,Spige Aum.
Spigbubifch, — er, —fe, adj. et ady. auf eine liſtige diebifche
Ast, im härteften Beritande, .
Die Spige, plur, die—n, Diminut, das Spigchen, Oberd.
Spiglein, derjenige Theil eines Körpers, wo derfelbe anı Ende
in einen Punckz uſammen lãuft, und in weilerer Bedeutung, wo
ser ſich nur am Ende einem Puncte nähert. 1. Im weiteſten Ver—⸗
Rande, Die Spitze einer Nadel, eines Meſſers, eines Degens,
“ eines Thurmes, eines Baumes, eines Berges, der Aafe uff.
Die Spigen der Singer, ſonſt auch, die Fingerkuppen. - Eine
Meſſerſpige voll. Etwas auf die Spige fielen, auch figürlich,
seine Sache in den böchften Grad der Gefahr oder des mißlichen
Erfolges ſetzen, weil ein Körper, der auf der-Spige fichet, feinen
Augenblick vor dem Fallen ficher ift. Im Forkwefen werden die
Zopfenden der Bäume Spigen genaunt. Ron den ehemahligen
frißigen Schlahtordunugen, welche einem zugeſpitzten Keile glis
ben, fügt mannod), an der Spigedeg Heeres. d.i. vorn, vor dem
‚erften Gliede; fich vor die Spitze chen, voran, auch figürlich,
fich vor andern der größten Gefahr ausfegen,. Irandern Fällen
verfiehet man darunter die Spige des Degin?, Jemanden vor
die Spitze fordern, zum Duell. Jemanden die Spige biethen,
fſigürlich, ſich ihm thätig widerfegen, es mit ibm aufnehmen,
Da die Spise oft der.oberfteund äußerfie Theil eines Dinges be⸗
dintet, fotwird dieſes Wort auch zuweilen für die höchſte Stufr,
Den böchften rad gebraucht. Durch dieſes Mittel ſchwang er
ſich aus dem niedrigſten Elende auf die Spitze der menſchli⸗
hen Größe; wofür doch Gipfel üblicher iſt. 2. In engerer Ber
deutung ſind die Spitzen ein geklöppeltes Gewirk, welches an dem
Einen Rande mit zarten Spitzen oder Zacken verſehen iſt, von
welchen es auch den Nahmen hat, und daher fo wohl im Niederſ.
Kanten, als aud) im Franz. Dentellss heißt, Man gebraudt
es dier fo wohl im Plural collective und abfolnte ; Brabantiſche
Soigen, mit Spigen handeln, ein Kleid mit Spigen beſetzen;
- ats auch, obgleich ſeltener, im Stugular, einefeine fcpone Spige.
Mit Spigen handeln, fisfrlich, iur gemeinen Leben, verſteckte
beißende Borwücfe machen, vder ſolche Berweife ausiheilen, fatys
riftee en.
Anm. Schon bey dem Willeram Spitzo,im Niederf, Spets,
im Schiwed, Spets, im Böhm. SIpice, Es iſt ein altes ſehr weit
'ausgebreitetes Wort, zu deffen Geſchlechte mit andern Endlauten
auch Speiche, Spica, Spieulum, Spieß, Speer, Spille, Spinz
tel,n.f f.schören. D-S gift ein Zeichen eines Iutenfivi. In
vielen Dberdeutfchen Begenden ift es männlichen Geſchlechts, der
Spig. In einigen Zällen, befonderz in einigen Zufammenfegun«
‚gen, bedeutet es auch fo. viel wie fein, liſtig, Fünlih, 3.2. Spig-
bube, fpigfündig, inandern aber beißend, einen verſteckten Vor⸗
wurf enthaltend, wie Spignahme;frigige Worte u.f.f: Spig:
worte war ehedem für Argutiae fehr gangbar. Ehedenrfagte
man au, auf jem anden fpigeln, für Richeln. Allein das Nie
dee, &piet, Hohn, Verachtung, gehöret nicht hierher, fondern zu
dem gleichfalls Niederf, ſpah, fpey, böhniſch, verächtlich; unfer
Spott iſt davon das Intenſtoum.
Das Spitzeiſen, des —s, plur, ut nem. fing. bey den Stein:
metzen und, Bildhauern, pin drenediger fpigiger Meißel, den Mar ⸗
nor damit aus dem Broden zubearbeiten; des ®pigmeißel.
Spigen. verb. reg. act, ı1.Spisig machen. So fpigen bie
Naͤdler die Stadeln, weni fe felbige foigig fehleifen,. Die Sedex
fpigen, ſpitzig ſchneiden. Mach einer. größten Theils veralteten
Figur iſt, die Seder wider jemanden jpigen , ihn fchriftlih mis
bittern oder lebhaften Vorwürfen angreifen. Den Hund zum
Pfeifen ſpigen Die Ohren ſpitzen, aufmerkſam zuhören
Es ‚Spi ,
Pr wink die Ohren fpigen, »
Wenn er erfährt, was unfre Abſicht iſt, ie,
In eben demfelben Verftande fagt fchon Dpidins cacuminare
aures. Die Figne ff von vinigen Thieren, z. B. den Pferden, ent⸗
lehnt, weiche die Ohren ſpitzig beraus, oder in die Höhe recken,
wenn ſie ſcharf hören wollen. Sic auf etwas fpigen, figürlich
und in dee, vertraulichen Sprechart , fih Hoffnung auf oder zu
etwas machen. Friſch leitet diefe Figur von einem veralteten fich
erſpitzen, ſich ınit Spigen pugen, ber, allein wahrjcheinlicher if
es eine Figur von dem Spigen fo wohl der Ohren als auch des
Mundes zu dem Öenuffeeiner angenehinen Sue. Volftändiger
fingt Hagedorn :
Ihr lacht und fpige den Mund auf Küffe,
In Preußen fagt man dafür fich erfpigen, und in Schlefien ſich
verſpigen.
Die Themis, kommt mir vor, verfpigefich ſchon auf, ihn.
Günth.
“
2. Im entgegen gefesten Berftande ift fpigen in einigen Fällen
derSpigen berauben, In der Würtembergifhen Waldordnung bey
dem Feifch, bedeutet jemanden die Singer fpigen , ibm felbige_
„abbauen. Die Hutmacher fpigen dag Saar an den Hafenfellen,
den, damit fie nicht Länger find, als die feinen.
lern wird der Rocken und Weisen zumeilengefpiger, wenn man
‚ur die Spigenvon den Körnern abftoßen fäffet, welches befonders —*
wenn fie die Spitzen der groben Haare mit einer Scheere abſchnel⸗
bey dem Weisen, wenn erden Spigbrand hat, vermittelft. des
Spigbeutchs geſchiehet; worauf er erſt gegriefer, d. i zu Gries
gemahlen, der Rocken aber gefchroten wird. So auch das Spigen.,
‚Das Spigen - Silett, des— es, plur. die—e, ein Filet der
Buchbinder, Sierathen, welche gewirkten Spigen —— damit
auf die Bande der Bücher zu drucken.
Der Spitzengrund, des — es, plur. doch nur von — Ars
ten, die — gründe, -von Spige, 2 der Grund in den Spigen, °
x dasjenige Gewirl, auf welchem fich die Figuren beftudeir.
Der Spigenbandel, des—s, plur. inuf, von Spitze 2,
der Handelmit Spigen, der Spigenfram. Daher der Spigen=
. händler, der nit Spigen handelt, zuweilen auch der Spigen:
kraͤmer. Ein gemeines Wortfpiel ift es, wenn man einen Liffigen,
verfshlagenen Menfchen oder auch wohl den, welcher feine aber
doch beißende Vorwürfe macht, einen — J5 nennt.
Der Spigenflich, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die — e, bey den Rähterinnen, ein Stich, d. i. eine Artzunäben,
womit die Blumen in den genäheten Spigen und anderer feinem
hterey ausgefüllet werden.
— tur, die—n, eine" Art geilen, andere Dinge
pigfeile, p
damit fpigig zu Eiten, So haben z. 3. die Kanmmacher ſolche
Feilen, die Zähne der Känme damit zu ſpitzen.
Die Spigflöce, plar.' die —n, eine Act Flöten in den Orgeln,
welche oben vffen, "aber mehr als gewöhnlich zugefpißt find, und BR
einen fanften aber ſchneidenden Ton geben. _
Spigfindig, —er,— fe, adj. et adv. Fertigkeit befigend, feine
Sünde, d.i, Ränke und Kunſtgriffe zu erdenfen, und darin ge⸗
gründet. Ein fpigfündiger Hopf, welchen man im ‚gemeinen
Leben auch wohl einem SpigFopf nenne. Spigfündig ſeyn.
ine fpigfündige Antwort, eine liſtig ansgedachte Antwort, -
Ehedem gebrauchte man es auch in guten Verſt ande für ſcharffin⸗
nig, in welchem es aber im Hochdentſchen veraltet iſt; wo es nur
noch in engerer Bedentung von demjenigen Fehler des Witzes üb-
lich iſt, wenn die Ähnlichkeiten = Verſchieden heiten, worauf ſich
ein Gedanke gründet, zu fein und zu merklich ſind, als daß ſie Sin⸗
drud machen könnten. — (harfiunig feyn, und if
Hof sing ——
Bey den Mül⸗
7
N
e 17 Spi.
* Die erſte Hälfte iſt das Sepmwort ſpicz, fo fern es ehe⸗⸗
den and) für fein ausgedacht, leſtig, verſchlagen, gebraucht wurde.
*Dielegte Hälfte ſtammet von’Iund, im Vinral Fünde, Rank,
AKunſt griff/ Erfindung her. Das Hauptwori der Spigfund, ein
liſtiger Rank, Fund, komnit noch bey Ätern Oberdeutſchen ed -
fiefeen vor, Seine Spigfünd, H. Sachs, voller Spigfün
- und Schwürmerey, eben derſ. Hiergus erhellet zugleich, theils
daß die gewöhnliche Schreibart fpigfindig, unrichtig iſt, theils
aber auch, daß dieſes Wort urſprünglich nur im nachtheiligen
Verſtande, von liſtig ausgedachten Sägen uff. gebraucht wird,
„welche aufden Schaden anderer abziclen, oder höchſtens, welche
feinen begweiflichen Rusen haben. ;
Die Spinfündigkeit, plur. Sie —en, 1, Die Eigenfchaft,
da eine Perfon, oder ein Sag fpisfündig iſt; ohue Plural. 2, Ein
fpisfündiger Sag, GREINER? duch Worte vorgetragene
Sad...
Das Spitzgelänge, Seas, plur. ut nom.fing. in der Land»
wirchfchaft einiger Gegenden, 5.8. in Thüringen, ein Gelänge,
welches ſpitz g zuläuit,d. i.an dem einen Ende ſchmäler ift, als an
dem andern. (9. Gelange.) Sp auch Spigfortel und Spig:
ſtrichel, — — Sotteln und Stricheln, S. dieſe
Wörter.
Das Spigslas, des —es, plur. die — nläfer, eine Aet Wein⸗
glãſer, welche unten, ehe der Fuß angehet, ſpitzig zulaufen; zum
Anterſchiede von den Kelchglaſern. S. dieſes Wort,
Das Spiggras, des — es, plur. duch nur von mehrern Arten,
die — guafer, eine Art Grafes mit eyrunden nacbenförmigen
Ahren und einem ans vielen Bälglein — Kelche; Vnio-
la Linn.
Der Spitzgroͤſchen, es, plur. u ut nom. fing. ein Nah⸗
me einer ehemaligen Arc. Meifnifcher Groſchen, welche befonders
im ı5ten Jahrhunderte gefchlagen wurden, und 5 bis 18 Pfen-
"nige galten, daber fie auch JZunfzehnerlein und Achtzehner hießen.
Sagittarins, Friſch und andere verfichern, daß die Urſache ihres
Nahmens unbekannt ſey. Allein allem Anfcheine nach waren fie-
mit den Jude groſchen einerley, welche wegen des darauf ge⸗
prägten Judenfopfes mit einem damahls üblichen fehr fpigigen
Hute aud) Spiggrofihen genannt feyn fönnen ; denn dem innern
Werthe nach waren fie einander gleich. ©. Fusengrofepen.
Die Spighade, plur, die — n, eine fpigige Hacke, oder Haue,
bartes fiefiges Erdreich damit zu gewinnen; die Spitzhaue.
Der Spizhafer, des — s plur. inuf. eine Art leichten Hafers,
welder außer den Grannen noch zwey lange röthlicheSpigen hat,
und in Meißen häufig unter dem gemeinen Hafer wächſt.
Die Spigharfe, plur. die—n, eine Art fpigig zulaufender klei⸗
"ner Harlen, welcher meffingene Saiten hat; zum Unterfchiede von \
2er größern mit Darmfaiten bezogenen Davids = Harfe,
Die Spitzhaue, plur. dien, ©. Spighade.
Bpigig, ⸗er, —fe, adj. et adv. von Spige, eine Spigebabend,
im gem, Leben fpig. 1. Eigentlich. in fpigiges Meſſer. Ein
fpigiger $elfen. Ein fpigiger Schnabel, In engerer Bedeutung
iſt ipigigdem, t was nicht fo fpigig, fondern ſtumpfer ift, entge⸗
gen geſetzet. So iſt ein ſpigiger Winkel in der Geometrie, der⸗
jenige, welcher kleiner iſt, als ein rechter; in Örgenfage des rech⸗
ten und fkumpfen. 2, Figürlich, ift fpigig, im gemeinen Leben
nnd der vertraulichen Spredjart, einen verſteckten Verweis, oder
verſteckten Vorwurf enthaltend. Spitzige Worte. Ingleichen ver⸗
ſteckt höhniſch. Jemanden eine fpigige Antwort geben. Ich
ſtieß ihn fort, und machte ihm ein ſpitzig Compliment, Gel,
Wo es ſich zugleich dem Rieder deutſchen ſpietsk, höhniſch, und un⸗
ſerm ſpöttiſch nähert, ob es gleich nur einen ſchwächern, vxerbor⸗
3 — Grad des Sooites — S. Spige Anm.
Spi 218
Der Spitklee, * — 18, plur.car.
Die Spigklẽtte, plur. inuf. ein der Kette‘ übnticher Gewãchs,
welches eine mit Spigen oder Stacheln verfehene runde Feucht
hat; Xanthium frumarium Linn. Igelsflette, Spigkiee,
vielleicht nur nad) einer verderbten Ausiprache, Boetlers lauſe.
Die SpigEleye, plur. inuſ. als ein Collectivum, diejenige Kleye
zu bezeichnen, welche von dem Schrotmehle oder dem bloß gefpig-
ten Weigen fällt,
Der Spigkopf, des — es, plur. sie — kopfe. 1, Eigentlich
ein fpißig zulaufender Kopf, und:im gemeinen Leben auch eine
Perſon mit einem folchen Kopfe. 2, Figürlich im gemeinen Leben,
eine argliffige undin weiterer Bedeutung , eine jede —
Perſon. ©. Spigfimdig.
Die Spiglecche, plur. die — n,in einigen Gegenden ein Mapıne
der Grasmiide,
Das Spigmaul, des — es, plur, die — mäuler, eigendlich ein
ſpitzig zugeheundes Maul, Figürlich,der Nahe einer Art Kochen,
welche bey Siam ſehr Häufig find; ‚Raja Oxyrinchus Linn,
Die Spigmaus, plur. die — maufe, eine Art Mäufe mit fünf
Beben und einer langen fpisigen Schnauge, von welcher ſie auch
den Naßıen hat; ineinigen Gegenden wegen ihres zifchenden Lau⸗
tes, Ziſchmaus, Zeifel, Erdzeiſel, Böhm. SyLlel.
Der Spigmeißel, des— 8, plur. ut nom, ling. ©. Spigeifen.
Die Spigmorchel, plur, die —n, eine Art eßbarer Morcheln
nit einem fpißigen Hute und nadtem Stiele, welche in alten Wäls
dern wohnet, undim Aprill und Mey zum Vorſchein fommet Sie
ifteine Abänderung des Phalluselculentus Lian.
Die Spigmünze, plur. inuf,eine Are der Münze mit langen zu⸗
gefpisten Blättern, wovon Eine Art bey uns wild wächfet; Men-
tha [picata Linn.
Die Spitzmuͤſchel, plur.die — n, eine Art vielſchaliger faſt ey⸗
lindriſcher, an dem einen Ende aber zugeſpitzter Seemuſcheln, wel⸗
che auch verſteinert angetroffen werden; Pholas, Pholade.
der Spitznahme, des— ns, plur. sie—n, ein Bennabme,
‚welchen man jemanden gibt, um ihm dadurch einen verſteckten
Vorwurf zu machen, ihm feine Undollkommenheit auf. eine-ver-
ſteckte Art vorzurücken; der Stichelgahme, der, wenn der Bor>
wurf deuslicher iſt im Miederf. sin Gkernahme, Glelnahme,
und wenn ein merklicher Grad des Spottes damit verbunden wird,
im Hochdeutſchen au ein Spottnahme. heißt. ‚Eniweder von
fpig, auf eine verſteckte Art höhniſch, S. Spige Anm. oder. auch
son dem Niederf. Spiet, Hohn, Spott,
Die Spignüß, plur, die —nüffe, ein Rahme, welchen auch die
Waffernüffe, wegen ihrer Spitzen oder Stacheln befominen.
Der Spigpinfel, des —s, plur. ut nom, ing. bey den Mab⸗
‚Seen, ein Pinfel'mit ſcharfen Spigen zu feinen Arbeiten,
Die Spitpoite, plur. die —n, ©. Spigblatter”
Die Spiepumpe, plur. die—n, in einigen Gegenden, z. B. in
. Meißen, ein Raubvogel, welcher Flein von Leibe und nicht fo ſtark
‚als eine Waldfchnepfe iſt, aber einenlängern Hals undeinenläng-
lichen ſehr ſpitzigen Schnabel, gelbe Federn und ſchwärzliche Flü—
gel hat. Die erſte Hälftedes Nahmens rühretvon ihrem ſpitzigen
‚Schnabel ber, fo wie die letzte eine Nachabmung ihter dumpfi⸗
gen Stimme ſeyn kann.
Das Spigrad,des —es, plur. — ein Rad der Nad⸗
ler, vermittelſt deſſelben die Nadeln auf dem Spitzringe oder
Spitzſteine zuzuſpitzen; das Zufpigrad.
Der Spigeing, des — es plur. die — e, bey eben denſelben,
ein ſtählerner Ring, die Nadeln auf demſelben zuzuſpitzen.
Die Spigruthe, plur. die — n, ein in manden Gegenden für
Spießruthe übliches Wort, rine Ruthe mit einer. einzigen Spitze
zu bezeichnen.
23 Die
219 ‚Sp Ex
Die Spigfäule, plur.die—n, ein eff in den neuern Zeiten.
„gebildetes Wort, das Griechifche Pyramide dadurch zu überfegen,
wo nur das Wort Säule nicht recht ſchicklich ift, daher der Nahme
einem Prachtkegel oder Obelisk, welcher obeugleichfals ein we⸗
nig zugefpigtift, angemeffener ſeyn würde. , Den legtern nannte
Opitz seinen Spigffein.
Der Spisfhwanz, des — eg, plur. die —fchwänze, in eini-
gen Gegenden, ein Rahme der Spiefänte, (DS, dirfes Wort; in
‚ andern des Band eder Rlippfiies, CepolaLL,
Die Spisfortel, plur. die—n, ©. Spiggelänge und Sottel.
Der Spigftabl, des — es, plur. die —fähle, bey den Drechs»
lern ein zugefpigter Drebflahl.
Der Spigftein, des — es, plur. die— e, bey den Radlern ein
vonder Schleifſtein, die auf dem Spigringe zugefpisten Nadeln
darauf zu polieren,
Der Spigftokel, des —s, plus, üt nom.fing. eben daſelbſt
‚ein langer eiſerner Nagel in dem Werktiſche auf welchem der
Draht zu den Nadeln vorgefpigt wird,
Das Soitzſtrichel, des —s, plur.ut nom. fing. ©. Seeiel;
Der Spitzwegerich, des— es, plur, inuſ. ein Nahme drs Fleis
neu Wegeriches mit fpißigen Blättern, welcher in einigen Gegens
den auch nur die Spige brißt.
Spigwinfelig, adj. etadv. einen fpisigen Winfel babend, zum
Unterſchiede von dem vechtwinfelig und ſtumpfwinkelig.
Der Spigzahn, des— es, plur, die-— sahne, ein fpißiger,
zugefpigter Zahn; Spießzabhn, Hundszahn.
Die Spleife, plur. die —n, Diminut. das Spleißihen, ein nur
in einigen Gegenden und einigen Fällen übliches Wort, ein Ding .
zu bezeichnen, welches durch fpleißen oder fpalten entftanden. iſt.
‚ Se werden die Dashfpäne in manchen Örgenden Spieißen, Nie⸗
derſa Spleten, genannt, In andern find es die Schuppen oder
. unfen, welche von dem glühenden Eifen adfpringen, wo aber auch
der Begriff des Lruchteng, Glanzens mit eintritt, Dasjenige, was
ſich anden Kleidungsftüden von dem Zeuge abreibet, und ſich zwi⸗
fchen dem Zutterund Oberzenge ſetzet, beißt im Oberdeuiſchen in
weiterer Bedeusung die Spleißen. ©. das folgende,
Spleißen, verb.irreg, Imperf. ich ſpließ, Mittelw, gefpliffen;
Amperat. ſpleiß. Es bedeutet eigentlich fpalten, und wird fo
wie diefes fo wohl als ein Neutrum, als auch als ein Activum ge:
brancht, da es denn im erſtern Falle das Hülfewort feyn befommt,
Im Hochdentfchen wird es wenig gebraucht, defto häufiger aber in
einigen Oberdeutfchen Gegenden, da es denn auch in weiterer Be⸗
deufung für reißen, trennen, ſcheiden üblich ift. a. Eigentlich, wie
fpalten.. Das Holz ift geſpliſſem har ſich gefpliffen, gefpalten,
Moch häufiger alsein Activum; Holz fpleißen, Reife, Faßdau⸗
ben, Dachfpane fpleißen. .2. Im weitern Berffande für reißen,“
tbeiten,trennen,in welchem es im Hochdeutſchen völlig ungewöhn«“
Jh iſt. |
' Daß durch ſtolzen Wahn im Wiſſen.
Das arme Ehriftenehum in Stiſck en if ‚gefpliffen, Dpik.
Nur ir Hüttenbaue einiger Gegenden, z. B. auf dem Harze, iſt
das Spleißen ein Schmelzen, durch weiches das Königskupfer
verfchmolzen und reiner gemacht wird, welcher in andern Gegen⸗
den das-große Gahrmachen heißt.
fen Spleißlnechten. Wo ver muthlich auch der Begriff des Schei-
dens oder Trennens der herrſcheude iſt. So auch das Spleißen.
Anm. Im Niederf. fpliten, und,iutenfive ſpletten, ju welchem
letztern unſer Splitter geböret, im Engl. (plit, im Schweb,
Splita, im Örich, ewadxrrım, welche alle jo wohl fpakten alg
zeigen, zerreifien bedeuten; die Kleider zerfpleißen, im Riederfäch⸗
fijd en terſpliten. Es iſt nicht aus fpalten gebilder,fondern druckt
Es geſchiehet in dem
Spleißofen und der Spleißhütte von dem Spleißmeiſter und defs -
op 20
- feinen eigenen, freylich fehr nahe ——— aus, esif eine
siemlich allgemeine Rrgel, daß von zwey oder mehrern Anfangs.
Eonfonenten nur der letzte eigentlich zu dem Stammlaute geböcet,
die übrigen aber Präfixa ind, welche diefen Stammlaut auf verz
ſchiedene Art abändern. Rach die ſerRegel geböret ſpleißen zur dem
Laute, welchen Laffen, letzen in verlegen m, f.f, mit vorgefeßtem =
Blaſelaute bleſſer, plagen u, f. f.ausdrnden. Mir andern Bars
" Tante bedeutet auch fchleißen, und im Schwed. Iprita, in einigen _
Gegenden fpreißen, fpalten, welches letztere mit unſerm —
und reißen verwandt iſt. S. auch Splint.
Die Spleißhütte, plur. die —n, ©. das vorige. +
Spleifig, —er, —fie, adj, et adv. was ſich fpalten, und in
engerer Bedeutung, was ſich leicht fpalten läſſet; — ——
gen Gegenden.
Der Spleißmeiſter, Spleißofen S. Spleißen.
1. Der Splint, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die —e, ein nur in einigen Gegenden, beſonders Niederdeutſch⸗
landes, übliches Wort, den Anfang des Holzes an den Bänmen,
den weicheen und hellern Theil des Holzes zwifchen der Rinde und
dem Kerne zu bezeichnen, welcher in andern Gegenden der Spint,
der Span undder Spund genannt wird. Englifch Splint.- Es
—“
ſcheinet, daß entweder die weiche Beſchaffenheit oder auch die ber
lere Farbe zuder Benennung Anlaß gegeben: In Anſehung des er⸗
ſten Begriffes würdeSplint zu linde, gelinde, lenis, in Anſehung
der letztern aber zn Glanz, blenden, [plendere, u. f. gehören,
Wenigftens heißt der Splint wegen feiner weißtichen Farbei imLat.
Alburnum. Spint und Spund leiden eben die ſelde Ableitung,
fo wie das Lat. Splen, die Milz, ſowohl den Begriff der Wei⸗
che, als der Weiße haben kann. Das in den gemeinen Sprech⸗
arten übliche ſplinternackend, ganz, völlig nackend, wofürimanz
dern Gegenden ſplitternackend üblich ift, fcheinet gleichfalls. hier»
ber zu gehören; und fo wie bloß, gleichfalls. die Weiße der nadten
Haut zu bezeichnen, denn das folgende Splint und Splitter in
der gewöhnlichen Bedeutung geben feinen begreiflichen; wenigftens
feinen analogiſchen Ableitungsgrund, man müßte denn den Aus⸗
druck als gleich bedentend mit fafennadend aufeben,; fo nadend,
dasß man auch feinen Spline oder Splitter von dem Zeuge mehr
an ſich hat.
2. Der Splint, des —es plur. die—e, Diminnt, das Splint⸗
chen, ein auch nur in einigen Gegenden, beſonders Niederdeutſch⸗
landes, gangbares Wort, in welchem der Begriff des Spaltens der
herrſchende iſt. In einigen Gegengen werden dieSplitter oder zar⸗
ten Spãne, Splinte und Splintchen genannt. Am üblichſten iſt es
von einen dünnen zuſammen gebogenen Eifen mit einer Feder,
oder auch von einem dünnen, Fangen zufammen gebogenen Stück⸗
chen Stahl, welchesman durch das lange Loch eines Niegels oder.
Bolzens ſteckt, und hernach die Schenfel aus einander. bieget, das
Burücgehen des Riegels oder Bolzens zu verhindern, in welcher
Bedeutung Spline im Nicderdeutfchen am gangbarſten iſt; dage⸗
gen dirfes Werkzrug im Hochdeutſchen eine Spleiße, DE.
ger aber eine Schleige, oder Schließe heißt. (S. Splintbolzen.) .
U: diefe Nohmen eühren von der gefpaltenen Geftalt her obgleich
Schließe auch zunächft zu ſchließen gehören kann. Bon ähnlicher.
Art fcheinen die Splintchen der Tuchſcherer gu ſeyn, welches ſpi⸗
‚Kine nit Federn werfebene Häfchen find, deu: fo genannten Froſch
damit zu faſſen. In einigen Niederd. Gegenden ift auch derSplint
ein längliches geſpaltenes Stück Eifen, eine befondere Art Schlöſ⸗
fer, welche daher Splintenfiplöffer heißen, damit zuöifeen. . .
nm, ImEngi und Schwer, gleichfelz Sptint, Das Zeit
wort ſplinten, für ſpalten, * längſt veraltet ſeyn, wann es je⸗
mahls vorbanden geweſche denn da ſich das nals ein Naſenlaut
oft mußig mit einfchtei 9 fü kann —— auch von ———
e
x
22 —
FR: — ein serien odır gefpattenes Ding gebitdet
Be ſeyn. S Splitter“
’ — — des—s,plur. ut nom, fing: am hanig⸗
ſten ine Niederdeutſchen, ein Bolzen, welcher an dem einen Ende
bolzen.
—— &ı Splinr,
Splitterchen, Dberd, das Splitterlein, eigentlich ein durch
Spleißen oder Spalten entftandenes Stück/ wo es doch nur in en-
= gerer Bedeutung von Pleinen langen fpigigen Siücken diefer Art
E . üblich ifl. Ein Splitter von Glas, Holz, Stein m. ſ. f. ein
Singer fioßen. Was fieheft du den Splitter in deines Bruders
Auge und wirft nicht gewahr des Balken in deinem Füge?
N Matth.7,3. ©. Splitterrichter,
’ Anm. In Schwed. Splitter und Splitra, im Engl. Splin-
4 ter, (©. 2 Splint.) Die Endſylbe er, bezeichnet ein Ding, Sub:
£ ject ; Spliet aber ſtammet von dem noch Niederdeutfchen fpletten,
ein durch beftiges Spalten oder brechen eines harten Körpers ent»
flandenes fpigiges Ding.
Lumpen, egen, oder andern durch Reißen entflandenen Theil
"eines weisgen Körpers iſt es im Hochdeutfchen veralter. (©. Split-
ternackend.) In einigen Öegenden ift es weiblichen Geſchlechtes,
und daher rühret es wohl, daß man auch im Hochdeurfchen im
Plural zumeilen Splittevn für Splitter fagt,
Der Splitterbruch,, des— es, plur. die— brüche, bey den
Wundärzten, eine Art des Knecjendruches,da ſich zualeich Split:
ter von dem Knochen ablöſen.
Das Splitterholz, des — es, plur. doch nur von mehrern Ar-
ten oder Öehölzen, die — bölzer, im Forftwefen einiger Gegen-
dei ein Rahme des sauholzes, welches zu feiner Zeit gefchlagen
oder-abgetrieben wird; zum Unterfchiede von dem Sägeholse,
‚Splitterig, —er, he adj. etadv. fih in Spfiiter auflöfend,
viele Splitter gebend, Splitteriges Holz. Kin fplitteriges
Soffl,
1.*&plittern, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben,
welches eine unmittelbare Onomatopöte ift, und ängfklich ſchreyen,
ein Zetergefchrey erheben, bedeutet, Im Hochdentichen iſt es un:
bekannt, nicht aber im Niederdeutfchen, wo man es mit ſchreyen,
"zu verbinden pflegt, ſchreyen und ſplittern. In einer weitern
+ aber ähnlichen Bedeutung ſcheinet Opitz er zu gebrauchen,
N Daß Thal und Hügel fplitterr;
di, fchüttert, twiederfchallet. ;
— verb. reg. welches zu Splitter geböret, und in
worte haben, ſich in Splitter auflöfen. Das Holz fplittert, wenn
es in der Bearbeitung Splitter gibt. 2. Ir Splitter verwandeln,
Das Holz fplittern, es zu Spfittern machen, In zerfplittern bes
dentet es auch figürlich, fo wie zerfpillen, vereingeln und dadurch
verderben ober verlieren. So aud) das Splittern.
Anm. Entweder als das intenfive Iterativnm von dem noch
s Hiederdentfchen fpletten; fpleten, fpleißen, oder au unmittelbar
von Splitter.
"Splitternadend, oder Splitternackt adj.etadv. welches
- aber nur im gemeinen Leben üblich ift, völig nackt, gang unbeklei⸗
det, fo daß man auch feinen Splitter von einem enge mehr an ſich
» bat, fafennadr. Im Niederf, ſplinternackend im Schwed.
J gleichfalls fplitternaken , [pillernaken, im Dän. ſplitter
nogen. Merfwürdig iftes, dag man das Wort Splitter auch in
‚. » einigen Sprachen uud Muntarten gebraucht, überhaupt den böchr
mit einem Splinte verfehen wird; im Hochdeutſchen der Schließ⸗
Der Splitter, des—s, plur. ut nom. fing.‘ Diminnt. das
. Glas = Holz: oder Steinfpliteer. Sich einen Splitter in den
dem Jutenfive von fpleten, fpleißen, ber. Splitter bedeutet alfo
©, Spleifen:) Von einem Fafen, '
doppeiter Geſtalt üblich ift. 1. Als ein Neutrum mit dem Hülfs-
Sp» ‚222
ſten Grad eines Prädtcates auszudrucken. So iſt imSchweb.fplit
gaten, [plit rafunde, vFllig wüthend, oder raſend, und im
Niederf. ſplittertoll, ſehr tobend, ſplittergewalt, abſolut. Vers
glichen damit 1, Splint, und das Niederf, fpaldernen, völlig neu,
in Spielen und Spalten.
Das Splitterrichten, des —s, plur. car. ein aus dem bibli⸗
ſchen Gleichniffe, Matth. 7,3 entiehntes Wort, die Lieblofe Bes
urtheilung der geringen Fehler anderer zu begeichhen, (S.Splitz
ter.) Daher der Splitterrichter , Fämin. die Splitterrichte:
rinn, eine Perfon, welche die geringen Fehler anderer auf eine
lieblofe Art beuttheilet. Richt fo gewöhnlichiftdas —— ah
errichten.
Die Redlichkeit,
Die fich daran nicht ee EN fie ——
ünt
Die Oponibe; plur. die —n, ein nur in einigen Gegenden übli⸗
chtes Wort, ein Bettgeſtell zu bezeichnen, welches man auch wohl
eine Betefponde nennet. Die zu Samaria wohnen, und has
ben in der Eden ein Bette und zu Damasfo eine Sponden
Amos 3, ı2. Im Latein. gleichfalls Sponda, Entiveder von
ſpuünden, oder welches noch wahrſcheinlicher ift,als ein naher Ver⸗
wandter von Spind, ein Schrank, und Spanbett, fo daß der Be⸗
griff des Eohlen, eingefchloffenen Naumes der Stammbegriff iff,
(S. Spind.) Ein anderes Wort ift das $tal, Sponda, der Rand,
die Gränze, weldhes von dem veralteten deutſchen Baind, die
Gränge abſtammet, und mit — — uf f, Eines Gr
ſchlechtes ift. :
Spor,i im Hüttenbaue, &. Spur.
Die Sporader, oder Spornader, plur. die — n, bey den Pfer⸗
den, eine Blutader am Bauche hinter dem Gurte, in der Gegend
des Spornes; diegerzader, Seitenader, Thoracica externa.
Der Sporapfel, deu 8) plur, die—äpfel, Siehe Sper-
berbaum.
Sporen, verb. reg. neutr. welches nur in einigen Gegenben.
fürfaulen üblich iſt, Sr Sparen.
Das Sporey, des—es, plur. die — er, im gemeinen geben, uns
fruchtbare Eyer, welche von Hennen gelegt werden, obne dag fie
von dem Habue getreten worden, und noch häufiger Windeyer ger
nennt werden; vielleicht von bar, bloß, lerr, oder auch von ſpo⸗
ven, ſparen faul, untauglich ſeyn.
Der Spörenflidj,des— rs, plur. inul. eine figürliche Benen⸗
nung des Enzianes, S. dieſes Wort.
Sporenſtreichs/ S. Spornſtreichs.
Der Sporer, des — s, plur, ut nom. fing. ein Handwerker,
welcher Spornen, Gebijfeund anderes zur Regierung eines Pfer⸗
des gchöriges Geräth ans Metal'verfertigetz von dem: veralteten
Spor, Sporn.
Die Sporgelbeere, plur. die — n, ineinigen Gegenden ‚ ein
Nahme der Saulbeeren, deren Strauch alsdann auch der Spor:
gelbeerſrauch genannt wird; Rhamnus Frangula Linn.
Gleichfalls von fporen, fparen, faul ſeyn. ©. Elfebeere,
Das Sporkupfer, S. Spurkupfer.
Das Sporleder, ©. Spornleder.
Der Sporn,des— es, plur. die — en, ein Wort, welches über,
haupt ein Werkzeug zum Stofın oder Stechen bedeutet, aber ji st
nur noch in einigen einzelnen Füen von befondern Arten von
Stacheln gebraucht wird. Am befannteften ift es von denjenigen
Merfzruge, womit der Heiter feine Ferſe bewaffnet, das Pferd vers
mittelſt deffelben anzuteeiben, welches ehedem ein an dem Abfage
befeftigter Stachel war, jctzt aber ein ftacheliges Rädchen an einem
metallenen Bügel iſt. Die Spornen anlegen, ablegen, Dem
Pferde die Spornen geben, Ein Pferd heißt ſporuſtätig, wenn
es
* * — X 7 -
4 Rz x ; zug —
225 Be
hai!
S ſtãtig wird / d. Ünichtvon der Stelle will, fo bald es die Spor-
nen fühle. Wegen einiger Ahnlichkeit in der Geſtalt mit den al⸗
sen ehemahligen Spornen führer die befannte Blume Ritterfporn
dieſen Nahmen, welche auch Spornblume genannt wird. Wegen
eben diefer Ähnlichkeit führen nicht nur die Hinterflauen an dem .
Federdiehe und manchen Vögeln, 5. B. den Lerchen zur Ötreichgeit
fondern auch die Afterklauen oder Oberklauen mancher vierfüßis
gen Thiere über dem Ballen den Nahmen der Spornen, welche
dep den ‚wilden Schweinen auch die Rüden, Oberrüden, by
andern vierfüßigen Thieren aber auch die Aftern beißen. Fielire .
Uch iſt der Spornein heftiger finnlicher Antrieb, lebhafter Ber
wegungsgrund. —
In der weitern Bedeutung eines Stachels find die Spornen
bey den Goldplättern zwey eiferne Stacheln, welde die blecherne -
Rolle mit dem Drahte, der geplätter werden fol, tragen. Siebe 3
auch Lisfporn, weldes Stacheln find,’ die nian fi anter die
Schube defeftiget, um ſicher auf dem Eife gehen zu können. Ju den
Riederdeutfchen Merfchländern hat man auch Ähnliche Kleyſpor⸗
nen in dem feiten fhlüpfrigen Kleylande. Ju noch weiterm Vers
ſtande iſt der Sporn zuweilen ein Strebepfeiler an einer Futtere
mauer, wo aber,auch der Begriff des Bahrens oder Tragens-mit
eintritt. Auch getviffe mit eifernen ſchacfen oder fpigigen Eden
befchlagene Bäume an den Brüden, damit fih die großen Es⸗
ſchollen daran zerſtoßen, welche noch von den Eisböcken verſchie⸗
den find, fähren in vielen Gegenden den Nahmen der Spornen.
Anm. Schou bey dem Steyfer Sporn, im gemeinen Leben der
Hochdeutſch. befonders im Plural, Sporen, im Hiederf. Spaarn,
im Engl. Spur, im Schwed. Sporre, im Jsländ. Spore, im
Augelf Spora,im Jtal,Spore, im $ranz. Efperon,im Walz,
uiſtſchen Yfpardum, im Epirot. Spori. “Ihre gibi fi viele
vergebliche Mühe, dirfes Wort als einen Verwandten von dem
Lafonifch » Gricch. weg, Fuß, dem Lat. Perna, Perniones,
Pernix u. f. f. abzuleiten, weil die Spornen einen Theil der Bes
kleidung des Fußes des Neiters ausmachen. Allein der Begeiff
eines Stacbels flicht zu merflich hervor, als daß man deufelden
- verfennen fönnte, daher man es allerdings-als einen Verivandten‘
®
von Speer, Spier, bohren u, f..f. angufehen hat. Im Griech
iſt aregory , eine kleine Spige, Der Plural ſoll vielen Sprachleh⸗
gern zu Folge Sporne baben, allein alle Hochdeutſchen fagen
Spornen, Die gemeine Form Sporen ift noch in manchen Sur
fammenfegungendie hevt ſcheude, z. Beſporenſtreichs, der Spo⸗
rer u ſef.
pornen, verb. reg. act, welches, r. *Ehedem überhaupt hef⸗
tigloßen bedeutete, in weicher Bedeutung es aber orraltet iſt. Wi-
der garte ze [pornonne, überfest Notker das, wider den Sta⸗
chel läden, oder ausfohlagen. Thaz thue nr bilpurges in
fieine thinan fuoz, daß du deinen Fuß anfeinen. Stein ſto—
geh, im Tatian welches bey dem Drtfeied heißt -thazıhin fuaz
3o'uuanne in fieine ni irfpurne..Daber es deun auch ſigür⸗
Hich für hätte widerfegen gebranchs wurde, diuwider Gote
ornen, Notker, 2. In engerer Bedeutung, mit einem Stapel
gr Beſchleunigung des Ganges antreiben, wo es befonders vor
wen Stacelmübtich ift, womit der, Reiter feine Ferſe bewaffnet.
Bus Pferd ſpornen, ibm die Spornen geben, es mit den Spornen
Bechen,. Inqgleichen ſigür lich heftig anireiben Die Leidenſchaft
ſpornt den EprgeigigenBeftandig, Duſch. (S. auch Anſpor⸗
nen.) 3. Die Sporne anlegen, wo es doch nur im Mittelworte
ab lich iſt. Geftiefelt und geſpornt, nie Stiefeln und Sporuen
enaethang So auch das Spornen.
Amm Im genrinen Leben nur ſporen, wovon ſpornen cin
Intenſivum zu ſeym feines im Augelſ. [pornan, im Schwer,
iriema,im Jeland· Ipirna, Es if allım Auſe hen nah ver
Spornſtreichs / im gemeinen Leben fporenfireiche, adv: in
Der Sporftein, S. Spurſtein.
2
. A 2 — SIE £ > —*
mittelft des hier intenftven Ziſchlautes aus dem größteutheils ver⸗
alteten bären, ſchlagen, ſtoßen, gebildet, oder fo fern der Begriff
des Siechens dev berrfchendr iſt, von Speer hergeleitet. Bi
Der Spornbalter, des-— 5, plur, ut nom. fing. au den.
—— das ſtarke herverſtebende Leder, worauf der Sporn
ruhet⸗ EL * Di
Das Spornlöder, des—s, plur.ut nom. fing. dasjenige Le⸗
en der Sporn über dem Fuße feſt geſchnallet
Spornflätig, adj.etadv. ©. Sporm. $ EN
dem
ſchnellſten Laufe, gleich einem angefpornten Vferde. 1%
Der Spotnträger, des — s, plur. ut nom. fing, dasjenige Le
der ander Ferfe der Stiefeln, welches deu Sporn träger, worauf
derfelbe auflieget. 4 SE
Der Sporroft, im Hüttendaue, ©. Spurrofl,
*;
: ON
Die Sporteln, ing. inuf. diejenigen Gebühren, welche die Gr
richtsper ſonen von den Flagenden Parteyen für ibre Bemüyung
mancherley Art erhalten, in Anfebung diefer Gerichtsverfonen, da
fie in Rück ſicht bey der Gebühren beißen. Es iſt aus dem Latein,
Sportula entleönt, welches eigentlich einen Meinen Roub,bernaxh
aber auch Erfeifchungen und Speiſewaaren bedeutete, weiche au⸗
dern in folchen Körben zugefchicht wurden, worin deun auch wohl” ı-
dieäftefle Art der gerichtlichen Gebühren beftand. Bar en
Der Spott, des — es,plur..car. x. Scherz, Spiel, Handlm:
gen und Worte, welche bloß anf die Beluſtlgung abzielen. ga) *Im
weiteften Verſtande, einejege veraltcte Brdentug, in welcher e8
bey dem Stroker and deffen Zeitgenoffen fo wohl für Scherz ate |
Spiel überhaupt dorfommt, Auch das Schwed. Spott inch
in die ſer Bedeutung gangbar. In einigen Gegenden böret man
"noch jetzt: ich ſage es ohne Sport; es iſt mir in der That Fein
Spore, fein Scherz. (2). In engerm Verftande, das Vergnügen
über den Schaden oder die Unvollfommenpeitenanderer, foferue®
durch beigende Worte ansbricht. Wer den Schaden hat, darf
für dern Spott nicht forgen. Sich dem Spotte anderer aus:
fegen, Seinen Spott mit etwas treiben. (3) Ehedem ge
brauchte man es auch bäufigfür Schande, Schimipf, alsderWir-
Eung des Spottes, in welchem Verſtande es aber nur noch im ge
meinten Leben üblich ifl. In Spott und Scyande bringen." In
Spott geratben. Sport mit ermag einlegen. Einem einen
Spott antbun, einen Schimpf. Ich will den Sport nit auf
mir figen laffen. 2. Ein Begenftand des Spottes, ia der zwey⸗
ten engern Bedeutung, Zu Spott werden, Semanden um |
Spott machen. Du wirftein Spott ſeyn unter allen Völkern,
5 Mof. 28,37: Ich bin ein Spott allem volk, Klagel, 3, 2m
Licht zu Spott werden, Ef. 45, 17. 3. Ein verächtlich ge.
ringer Preis, ein Yerächtlich geringes Geboth, doch nur im gemei» |
neu Leben, für Spottgeld. Etwas um einen Spott Faufen. Ei
nen Spott auf etwas biethen. — ——
Anm. Bey den Schwäbiſchen Dichtern Spot, im Nieder,
Spiet, im Engl. Spite, im Schwed. Spott. S. Sporen
Spötteln, verb, reg. neutr.. mit dem Hülfsworte haben, mel»
des das Diminut. von ſpotten iſt, ein wenig fpotten, auf eine
_
„mehr verſteckte Art fpotten. Daher die Spötreley, das Spötteln,
fo, wohl vonder Handlung und obna Plural, ls auch von ſolchen
Morten und Ausdrücken mit demſelben. an
Spotten, verb. reg. welchesinboppelter Geſtalt gefunden wird.
T. Hs ein Neut vum mir dem Hülfeworte-haben. 1. Schere.
zen, eine im Hochdeutſchen veralicht, nud nar noch. in einigem ger |
neinen Mundarten übliche Bedentung. Ich ſpotte nicht, es HE
mein woahrer Exit, Wohl aber gebraucht man es mach zuweilen
Kin
* x
* po
Ir im engeen Berflande,ehrwürdigeund ernſthafte Dinge zumScher
—* ze miß brauchen, beſonders mit dem Vorworte mit. Damit iſt
nicht zu ſpotten. Mit der Religion, mit der Bibel ſpotten.
2. In engerm und gewöhnlicherm Verſtande, fein Vergnügen.
über anderer Schaden und wahre oder eingebildete Unvollkom⸗
en, die mir feind find, noch mit den Augen fpotten, die mic)
> halfen, Pf. 35, 19. In diefem weitern Verſtande iſt es im Hochs
Peutfchen fremd, wo man es nur in fo feru-gebraucht, als diefes
Vergnügen durch ſchet zhafte oder beißende Worte at den Tag ger
„jeget wird, da man cs denn fo wohl mit dem Vorworte über, als
auch, und zwar am häufigften in deredlern Schreibart mit der
zweyten Endung der Perfon oder Sache verbindet, Über etwas
"fpotten. über jemandes Unglück ſpotten. Wer fie fieber, wird
"ihrer fpotten, Pf. 64,9. Spotte des Lahmen nicht, 4Eſr. 2,
21. Kin Gallfüchtiger, derdes Verguugens fpottet, und der
Sreudeflucht, Sonnenf. Ohne Schamröthe eines Gebrechli=
hen fpotten, Gell. Mr 3
II. Als ein Aetivum mit der vierten Endung der Perfon, für
ienheiten ausdrucken oder merklich machen, Laß fienicht freu:
F
iſt. Irret euch nicht, Gott Läffer ſich nicht fpotten, Gal. 6,7.
Elias fpottete die Baals-Pfaffen, ı Kön. 18,27. Die Bnaben
ſpotteten den Eliam, 2 Kön. 2,23 Er wird die Spötter fpot=
ten, Sprichw. 3,34. So auch das Spotten.
Anm.‘ Bey dem Notker [potten, im Schwed. ſpotta. Faſt
- alle Wortforfcher Faffen diefes Wort von fpeyen, £at.fpuere,
3 ſputum, abſtammen, und erklären es, zum Merfimable der Bers
a chtung gleichſam auſpeyen. Judeſſen liegt doch nichts von Ver⸗
Worte, als mit dem Anfpenen verbunden iſt, wohl aber ſticht der
„Begriff der Freude, der Luſtigkeit, des Scherzes merklich hervor,
daher die Bedeutung des Scherzens, Spirlens, die erfte und ei⸗
gentliche zu ſeyn ſcheinet, da e3 deun ein Berwandser von Spaß,
Ppoſſe, im Niederſ. Pug, uf. f. feyn würde.) Übrigens erhellet
aus dem verdoppelten t, daß dieſes Wort eigentlich ein Intenſivum
ft. Das einfachere ift noch im Nieder ſächſiſchen übrig, wo Spiet,
Sohn, Spott, aber auch Verdruß, Kränfung, und fpieren, als ein
Intranſitivum, verdrießen, bedeutet. Spotten heißt dafelbft
Spietloden, eigentlich Spott lachen. Ohne allen Ableitungslaut
iſt im Nieder ſãchſ. ſpäh, ſpee, ſpey, ſpöttiſch, höhniſch, Speyvo⸗
gel, ein Spottvogel. — Ye :
Der Spötter, des —s, plur. ut nom, fing. Fämin. die Spötz
terinn, wine Perfon, welche fpottet, und in eugerer Bedeutung,
- welche eine Fertigkeit befiger, zu ſpotten, d. i. fo wohl ernfihafte
und ehrwürdige Dinge zum Scherze zu mißbrauchen, als auch ihre
CR Vergnügen über andererSchaden oderUnvollkommenheiten durch
sr fehergbafte ver beißende Wortean den Tag zu legen ; im gemeis
1. nen Leben ein Spottvogel. Ismael war ein Spötter, ı Moſ.
21,9: Der Spötter-fucht Weisheit und finder fie nicht,
Sspyrichw. 14,6. Aber mit dem poffeffiven Fürworte, meine
greunde find meine Spötter, Hiob 16,20 iſt esim Hochdeutfchen
» barift. TE
Die Spötterep, plur. die —em. . Die Handluug des
ESpottens, ingleichen die Neigung und Fertigkeit zu fpot=
gen; beydes ohne Plural. 2. Der Ausbruch diefer Nei⸗
. gung durch Worte und Ausdrüde, mit dem Piural. Eine
3. Spöttevey vorbringen. - —
Das Spottgedicht/ des —es, plur. die —e, ein Gedicht, deſſen
Abſicht iſt, über auderer Mängel und Laſter zu ſpotten; ein von
einigen für Satyre gebrauchtes Wort, wofür andere mit, noch
wenigerm Glücke Stachelgedicht einzuführen verſucht haben.
* Mel. w. B. 4. Th. 2. Auff.
verſpotten, in welcher Geſtalt es im Hochdeutſcheu ungewöhnlich
achtung, und am wenigſten von einer ſo tiefen Verachtung indem
ungewöhnlich,weil ſpotten als einXctivum hier nicht mehr gang⸗
— Spt. 226
Der Spottgeiſt, des—es, plur. die —er. 2, Die herrſchende
Reigung zum Sposten, ohne Plural, 2. Cine mit diefer Neigung
behaftete Perfon ; ein Spötter.
Das Spottgeld, des—es, plur. inuf, eine im höchften Grade
geringe Summe, als wenn man damit des Werthes der Sache
ſpotten wollte,oder auch fo fern Spott ehedem fo viel wie Schan»
‚de war, indem man in. eben diefem Verſtande duch ein Schand:
‚geld ſagt. Etwas für ein Sportgeld beFommen. Jemanden
ein Spottgeld biethen. Im gemeinen Leben auch nur der Spott,
©. Spott und Sportwohlfeil.
Spottifihy, —er,—re,adj.etadv. 1.Neigung, Fertigkeit ber
ſitzend, anderge zu ſpotten. Kin fpöttifcher. Hrenfch, 2. Einen
- Spott verrathend, enthaltend, indemfelben gegründet. Spötti—
ſche Worte, _ Kine ſpöttiſche Mine. Kin fchoner Mund, der
ſich ein wenig ſpöttiſch verziehet, iſt nicht felten um: fo viel
Schöner, Leſſ. im Riederſ. ſpietsk, fpey, fpeb, . i
Spöttlicy, —er, —fie, adj. etadv. rinim Hochdeutſchen wenig
üblihes Wort. 2. Für fpörtifeh, in welcher Bedeutung es: fich
ſchon bey dem Hornegk findet. Dem Haufen, der dir ſpöttlich
flucht, Canitz. 2. Darum haft du eine fpöttliche Strafe unter fie‘
geſchickt. Da fie aber ſolche Tpöttliche Ermabnung nicht be=
„wegeten.f.f. Weish, 12,25. Wo es für fhimpflich zu ſtehen
ſcheinet, von-dem veralteten Spott, Schimpf. :
Der Spottnahme,des —ns,plur, die —n, sin Beynahme, wel⸗
hen man jemanden gibt, feiner damit zu fpotien, » Siehe Spig:
nahme. ; \ -
Die Spotefchrift, plur. die —en, eine Schrift, deren Abficht
iſt, anderer Dinge damit zu fpotten ; eine Satyre, Sa Spott⸗
gedicht, ; 3 i
Der Spottvogel, des —s, plur. dir —rögel, in der vertrane
lichen Sprechart, ein leichtfertiger Spötter, eine leichrfertige
Spötterinn. ;
Spottwohlfeil, adj,etadv, im höchſten Grade wohlfeil. ©.
Spottgeld. SIR FE
Die Spriche, plur. die—n, von dem Zeitworte fprechen, ein in
einer doppelten Hauptbedeutung übliches Wort.
1, Als ein Abfiractum, und ohne Plurak,
1), Das Vermögen zu fprechen. (a) Im weiteften Verſtan⸗
de, das Vermögen, den innern Zuftand feines Griſtes durch Töne
euszudrnden, und in diefer Bedeutung haben auch. die Thiere ei
ns Sprache. Die Thierſprache. Ach! und ©! -find die Spra⸗
che des leidenden Menſchen. (b) Im engern und gewöhnlicher
Verfiandeift die Sprache das Vermögen, feine Gedanken durch
Worte, d. i. articulierte (eigentlich nachgeahmte Töne) auszu⸗
drucken, das Vermögen Worte als Zeichen der Gedanken zu ge⸗
brauchen... Die Sprache ik ihm vergangen. Die Sprache wies
der befommen. ‚Ohne Sprache da liegen (S.Sprachlos.) Der
Schrecken benahm ihm dieSprache. Die Sprache hat fich wies
der gefunden. (c) Figürlich bedeutet es zumeilen die Ausfage, das
Bekenntniß. Er will mit der Sprache nicht heraus. Nur herz
ans mit.der Sprache! Nimm mir es nicht ubel, daß ich mit
der Sprache heraus rücke, daß ich es gerade beraus ſage. Nach
einer andern Figur kommt eine Sache zur Sprache, wenn eruſt⸗
lich darüber gefprochen oder gehandelt wird.
(2) Die Art und Weife zu ſprechen, wo es wieder in verſchie⸗
denen Einfhränfungen üblich iſt. (a) In Rückſicht auf das Ver-
mögen zu fprechen, wo es doch feltener gebraucht wird. Line
ı fehwere, eine leichte Sprache haben. (b) In Rüdficht anf der
Schall, für Stimme. . Line grobe, einetlare Sprache haben.
. Diefes Srauenzimmer hat eine männlide Sprache. -(c) In
Rüdfiht auf die Mundart. Du bift auch einer-von denen, denn
deine Sprache verrath dich, Matıh, 26,73. (d) In —
P er
N
—
vieler Aufrichtigkeit abſchildert, Weiße,
227 — ep
der Art und Weiſe fich aus zudrucken, wo fafpjebet Scans der bür⸗
gerlichen Geſellſchaft, jede Lebeusart, jede Leidenſch aft ihre eigene
Sprache har. Die Sprache des gemeinen Lebens, desofes,
der feinen Welt, Die Jägerfprache, Gandwerksfptane, =
Kim ſiler ſprache u.{.f. Weg mit der Sarpre! fie iſt nicht die
Sprache dis Liebhabers. Diefe Thränen, diefe Seufzer, diefe
Sprache der Natur, wo ſich die empfindlichſte Seele mit fo
Die Sprache der
Kiebe ik im Neſte der Nachtigall ſüßer Geſang und im Winkel
der Rate Zetergefchrey, Herd. wo es in der weiteften Bedeurung
der Töne jeder Art ſtehet. Dieß iſt die Sprache der Pflicht/
Gel. vergiß diefe gezwungene Sprache bey mir, Weiße,
Menſchen, welche die feine Sprache Heldennennt. Der Tea
lemach bat eine veiche und glänzende Sprache, Er bat dieſe
Sprache erſt vonden Böfewichtern angenommen. Dieß iff
die Sprache der lauten Verzweiflung. Orgon fliehe die ehren ⸗
rührigen Worteund wahltaus der Sprace des Tadels die
‚gelindeften, Gel, In der Sprache der Liebhaber reden. Wo
fi denn. (e) auch oft der Begriff des Juhaltes deffen, was man
ſpricht „mit,einfchleicht.
den etwas, Gell. Sie reden in der Sprache der Liebhaber,
Sollte wohl meine Sprache ihren Obren,ungewohnlich feyn ?
Sühren nicht alle MTannsperfonen eben diefelbe Sprache, die
er führer 2 Sie baben 5weyerley Sprachen, und ich weiß. nicht,
auf welche man ſich verlaffen fol, Gel.
Sprache, weil der Plural in dieſer ganzen Hauptbedeutung nicht
leicht gebraucht wird, ob er gleich der Analogie zu ſolse, von meh⸗
— Arten Statt finden könnte.
2. Als ein Concretum, folglich mit dem Hural, ber Inbegriff
von 1 Tönen, wodurch man feinen innern Zuftand ansdruckt. :
(1) Im weiteften Berflande, von allen Tönen, fo fern fie
Seichen der Empfindung find, Die Thierfprache. Die Sprache .
der leidenden Natur.
(2) In engerer und gewöhnlicherer Bedentung, der ganze
Inbegriff von Wörtern und Redensarten, vermittelſt deren die
Slieder eines Volkes einander ihre Gedanken mittheilen, die von
einer gewiſſen mit einander verbundenen Menge Menfchen ange⸗
nommene Weife, feine Gedanken duch Wörter und Redensarten
von ſich geben. Alle Welt hatte einerley Sprache, 1 Mof. ia,
1,6...Eine reiche, eine arme, eine leichte, eine ſchwere
prache. Eine vaube, barbarifche, zierliche Sprache. Die
abensländifchen Sprachen, zum Unterfchiede von den morgens
ländifchen, Die Deutfche, Franzöſiſche, Lateinifche Sprache
u. ff. Die Mutterſprache, Landesfprache. Line Sprache
reden, verfiehen, ſchreiben. vielerley Sprachen lernen. Vers
fchiedene Sprachen reden. Figürlich wurde daher auch Sprache
eheden für wolf, Nation gebraucht. Jır dem alten Fragmente
auf Carin den Großen bey dem Schilter kommit es noch von unters
würfigen Nationen vor. IntHochdenrfchen ift es in diefer Bedeu,
tung veraltet, welche fich indeffen noch mehrmahls in derDeutfchen
Bibel findet.
alle Sprachen Macht geben, Kap. 33 7. Yen Sprachen verz
Fundigen, Kap. 14, 6.
(3) Figürlich, eine wiettich⸗ Unterredung. Datun eina
Sprach a, bielten eine Verſammlung, Dttfr. Will mit ihm ban
ein ſprach Theuerd. Kap.go. In dieſer Bedeutung ift es im
SHochdeutſchen gleichfalls veraltet, außer daß fie ngch zuweilen in
dem zufammengefegten Rückſprache vorkomnit. auch Marz
genfprache.
Anm. Schon bey dem Kero Sprahhi. bey dem Ottfried Spra«
<ha, im SatianSpraha, im Riederfächf, Sprafe, Spriß, im
Syiwed, Spräk, S. Sprechen.
Verändern fie die Sprache bey Jul⸗
beffer, zweyerley
Den Sprachen weiffagen, Dffenb.2o, ı uber
Bir ———— ER inuf. die — —
dung und Verũnderung der Wörter einer und eben en
che, d. i. das übereiuſtimmige Verfahren in dem Veränderlichen
ber@prade in ahalichengauten — — die Ana⸗
ogie.
Der Sprädfehler, ses, plur. ut nom, fing. ein Zebter
wider die Kegeln einer Sprage, ein — ** ein .
Szrahfchniger. -
Das Sprächfenfter,, des—s, plur. üt nom, fin 5% den
Nonnenklöfern, dasgenfter indem Sprathzimmer, buch, weiches
die Nonnen mit den Fremden zu ſprechen pflegen, welches, fofern.
es gemeiniglich mir einein Gliter verfehen if, wi das: —
gitter Heißt:
Der Sprähgebraud, des —es, plur⸗ inuf, dasjenige, mas
in einer Sprache gebräuchlich ift, die Beobachtung einer und eben
derſelben Sprachregel von allen Gliedern Eines Volles; und das
daraus erwachſende Geſetz.
Der Sprächgelehrte, des —n, plur. die—n, derjenige, wel⸗ er
cher eine Sprache auf eine wiffenf‘ chaftliche Art verfteher,d.i.von -
allen Veränderungen i in derfelben®rund anzugeben weiß, und von
einem bloßen SprachFundigen ce ————
den iſt; Grammaticus. St:
Das Spriäjgewolbe, des—s, plar: ut nom. Ang. in der
Mathematik, ein elliptiſches Bewölbe, wo der Schall, welcherfih
‚aus ehem Breunpunete gegen die Ellipſe bewegt, nad) dem andern -
Brennpuncte geworfen wird; daher derjenige, weicher in dem-
einen Brennpuncte ftebet, den indem andern Brennpuncte ſtehen⸗
den fprechen böret, ‚obgleich andere nichts davonvernehmen, u
Das Sprädgitter, des—8, plur, ut errang. Sprag:
fenfter.
Der Sprichgrübler, deg —s, plus ut nom.. fing, ——
welcher in einer Sprache grübelt, kleinen unerheblichen umnſtau⸗ —
den in der ſelben nachforſchet.
Der Spraͤchk enner, des ⸗ plur. u nom. fing. derjenige;
welcher eine Sprache fennt, d. i von dem Mannigfaltigen in dere
felben klare und deutliche Vorſtellungen hat; der —
dige.
Die Spraͤchkenntniß, plur. $ie—e, ı. Die Kenninif,; * i.
klare und deutliche Vorſtellung von dem Mannigfaltigen in einer
Sprache. 2. Der Inbegriff diefer klaren und dean⸗ Bil,
Yungen, ohne Plural ; die Sprachkunde.
Die Sprachkunde, plur. inuß,die Runde, d. i. je Inbegeiff,
der klaren und deutlichen Vorftellungen von dem Mannigfaltigen:
in einer Sprache, wo es am häufigften fubjective gebraucht wird ;
die Sprachkenntniß. Diel ——— befgen, eine Spradpe
genau fennen.
Sprachkundig, adj. et adv.einer — fündig, d.i. vor dem
Marnigfaltigen in derſelben klare und deutliche Vorſtellungen
habend. Sprachkundiger Lefer. Ein Sprachkundiger.
Die Spraͤchkundigkeit, plur. inuf. die Sprach kunde als eine
Fertigkeit betrachter;die Fertigkeit von dem Mannigfaltigen in
‚einer Sprache Elare unddeutliche Vorftelungen zubaben,
Die Sprachkunſt, plur. inuf. der Inbegriff aller oder doch der
vornehmften Ausübungsfäse einer Sprache, doch nur objertive ;
Grammatica, die Grammatiß, Sprachlebre. Ingleichen ein
Buch, welches diefe Ausübungsfäßeenthält, Der Plural iſt in
dieſer Bedeutung fo wenig als in andern äbntichen Zuſammenſe⸗
gungen üblich, fo wenig ale zur Zeit Sprachk inſtler für Gram⸗
-matieus, Sprachlehrer, und ipraprünktih für srammauiſch
eingeführet iſt.
Die Sprächlebre, plur, —— die Leben, dei. ber Inbegriff
der Vorſchriften von deagraeae m einer Sprage,gleiche ;
am
—
8 ;
— u et
mebrern Büchern diefer Art der Plural gebräuchlich ift..
prachlehrerinn,. eine Perfon, welche audere in einer Sprache
mterrichtet, wo man esinder anftändigern. Spredjart für das
" niedrige Sprachmeilter arbraudıt. In engerer Bedentung ift eg
der Verfaffer einer Sprachlehre oder andern grammasifchen
ne Bdelkki: W ? ‘
Sprach loo, adj. et adv. der Sprache, d,i.des Vermögens zu
‚. Sprechen beranbt, woman es dod am häufigſten von der zufälligen
Beraubung der Sprache gebraucht, zum Unterfchiede von dem
fiumm. Spraclos da liegen. Ein fprachlofer Kranker.
Die Spräclofialeit, plir.. inul, der Zuftand , da man ſprach⸗
=... des ift, befonders fo fern diefer Zuſtand nur zufällig iſt.
9 Der Spräcdjmeifter, des—s, plur. ut. nom. fing. überhaupt,
00 8er Lehrmeißer in einer Sprache, mo es doch nur im gemeinen
Leben üblich iſt; in der anftändigern Sprechart, der Sprachleh-
rer. Am bäufigften iſt es von ſolchen Perſonen, welche andere in
einer lebendigen Sprache unterrichten, beſonders fo fern fie aus
2% Diefem Unterrichte ein Geſchäft machen, und welche in der edlern
J Schreibart gleichfalls Sprachlehrer heißen.
Der Spraͤchmenger, des—s, plur. ut. nom. fing, Fämin,
f die Sprachmengerinn, eine Perfon, welche Wörter aus verfchier
denen Sprachen ohne dringende Noth unter einander mengt wel⸗
che Sprachmengerey in dem ſtebzehnten, und dem Anfange des
achtzebnten Jabrbundertes febr üblich war, und auch noch jetzt
die Lieblingsſunde mancher feichten Köpfe ift, i $
Die Sprächregel, plur. die—n, die Regeln, d.i. Ausübnngefäge,
nach welchen eine Sprathe gefprochen und Gefchrieben werden
muß. — —
Spraͤchrichtig, — er — fle, adj. et adv. den Kegeln einer
Sprache gemäß, und darin gegründet. So auch die Sprachrich-
E ‚ tigfeit. ER 2. -
Das Spraͤchrohr, des — es, plur.die— e, ein kegelförmiges
* verſtãrken; welches Sam. Morland, ein Engländer, erfunden
"und 1670 befannt gemacht hat. Es ift von einem Sorrohre noch
+ perfchieden. ;
Das Sprächzimmer, des—s, plur.. ut nom. fing. ein zur
0... gemeinfchaftlichen Unterredung befimmtes-Simmer.. Befonders
0 inden Nonnenklöftern. S. Sprachfenſter.
Der Sprahfichniger;des—s,plur. utnom.fing,($.Sprab:
: Spradfhniger macht.
ches nur in den gemeinen Sprechatten von dem Laute üblich iff,
ernster Näffedazu kommt, da esdenn in die Höhe fteigt, und um
— ſich berum ſpritzet. In einigen Mundarten auch ſpreitzen. ©,
J—— Sprigen, Praſſeln und Sprüben, welche Verwandte davon ſind.
Die Sprechert, plur. die—en, die Art und Weife, wie man;
ſpricht, befonders in Rückſicht auf die. Würde der Wörter.
‚= 0 Die anftändige, die niedrige, die gemeine Sprechart. Zumweilen
0 wird egandh für Mundart gebraucht. Die Oberdeutjche, die Nie⸗
; * Die Spreche ein Vogel, ©, Sprehe.
—
Spredien, verb. irreg Praf ich ſpreche du ſprichtt, eu '
ſpricht; Imperf. ich ſpräch Conj. ich ſprache; Mittelw. ge⸗
Spröchen; Imper. ſprich. Es iſt in doppelter Geſtalt üblich,
. 1 Ale ein Neutrum, mit. tem Hülffwostehaben,.
%
; erdeut ſche Sprechart.
|
En; alls nut objectlve⸗ und ſe wie Sprachkunſt nar daß hier von
4J ———— 8, plur. ut nom. fing. Fänin. die
-.. Robt, die Sprache, d.h Stimme eines Spredienden damit zu.
febler.) Daber der Sprachſchnitzler, derjenige, welcher Häufige
Spyratzen verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗
mit welchem gewiſſe trockne oder feuchte Körper im Feuer ſpringen
oder ſpritzen. Pin flüſſiges Metall ſpratzet, wenn kalte Luft
Wir ſprechen eben vonder Sache.
J
a
.Im weiteſten Verſtande, einen Laut von ſich geben, eis
ne jeßt veraltete Bedeutung, welche aber die erſte and urfprüngtiche
if, in welcher fprechen eine unmittelbare Nachahmung diefesfau »
330
tes iſt. Darum fpricht eine rauhe Sidel, nit als wol als ein po=
lieree, in dem 1483 zu Augsburg gedruckten Buche der Natur,
wo es für klingen flebet. Man gebraucht es noch in anſprechen von
den Pfeifen, und den ihnen ähnlichen muſikaliſchen Juſtrumenten.
Eine Slöte ſpricht nicht rein, wenn fie feinen reinen Son hat. Es
iſt in dieſer weiseften Bedentung mit brechen genau verwandt, (S.
die Anmerfung) und wurde daber fo wie die auch figürhch von
dem Glanze gebraucht. Daher fagen noch die Mahler, daß eine
Sarbe vorfpricht, wenn fie unser einer andern vorſchimmert.
2. In engerer und gewöhnlichererBedeusung, audern vers
fändliche Laute vorbringen, und in noch engerm Verfiande, feine
Empfindungen und Grdanken durch Worte merklich machen.
; (+) Im weiteften Verſtande, verftändliche Laute hervor
bringen, undin engerer Bedeutung feine Einpfindungen und Ge-
danken durch Worte ausdruden, in welcher Bedeutung man auch
reden gebraucht. in Dogel fpricht, Fann fprechen, wenn er
vernehmliche Laute vorbringen ann. Ein Rins lerne fpreshen,
wenn es feine Empfirttungen und Gedanken duch Worte ausoru-
den lernet. Figürlich und in der HöhernSchreibare, vermittelfi der
orte andern merklich gemacht werden.Die feurigieärzlichkeie
fpriche aus ibm , Sonnenf, Lieb’ uns Verzweiflung fpricht aus
beyden, Gell. Das Hers, das aus Serinen fpricht, ebenderf.
Ich Furcht, Achat, daß meine Schwäche nicht,
Wenn ich fie ſprechen will, aus jeder Sylbe ſpricht. Schleg.
(2) In verſchiedenen engern Bedeutungen.
- (a) In Rückſicht auf die Arı und Weife, wir man ſei⸗
ne Gedanken andern durch Worte mittheilet/ wo es doch mehr von
gewiſſen zufälligen Umſtãnden, als von dem Inhalte der Nede ge»
braucht wird; mo man auch wohl reden gebraucht. Langfam,ge=
ſchwinde, deutlich, undeutlich fprechen. Er fpricht gut Fran⸗
zoſtſch/ ſchlecht Deusfch. " Wo es auch active üblich if, Kine
Sprache fertig, ohne Anſtoß ſprechen.
(b) Mir dem ausdrücklichen Beyfage deffen, was-man
darch Worte befannt macht, für fagen, wo es ſich doch in die ſem
darin ungerfcheider , daß dieſes auch active mis der vierten Bedeu⸗
tung, Sprechen, aber mehr neutraliter gebraucht wird. Paulus:
antwortete und fprach u.f. f. Jefus fprach zu feinen Jlngern:
habet ihr u. ff. Wie, ſprach er, iſt das moöglich? Gott fprach :
es werde Licht! Der vater ſprach, das tauge nicht viel. Die,
Zeute ſprechen, daß unfer Rönig der frömmite liebreichſte Gere.
von der Welt iſt, Weiße. Indeſſen iſt im gemeinen Leben und in:
der vertraulichen Sprechart der Hochdeutſchen ſagen üblicher, da-
gegen die Oberdeutſchen in dieſer Bedeutung Häufig ſprechen ge⸗
Brauchen. Zuweilen, obgleich nicht fo häufig wie ſagen, wird es
bier auch active mit der. vierten Endung gebraucht. Was ſpricht
die Schrift ? Öal. 4,30. Was ſprichſt du dazu? — Ich ſpreche
ja. Sprich nur ein Wort. Oft wird dasjenige, mas man durch
die Sprache ausdruckt, nicht unmittelbar, ſondern mehr verdeckt
angedeutet. Für jemanden ſprechen, zu feinem Beſten reden. Ja,
mein ganzes gerz hat für fie geſprochen, Gel, Dazu gebore
jagar Feine Tugend, einer Perſon etwas zu gönnen, für welz:
che das Blut in mir fpricht, eben derf, In welchen Berftande
‚man auch wohl active fagt, einem das Wort ſprechen
) Mit näherer Beziehung auf dieWerfon, welcher
man etwas befannt macht, wie reden, befonders vom dem pres
chen und Reden im geſellſchaftlichen Umgange. Mit jemanden
ſprechen. Mit jemanden von einer Sache, (im gemeinen Leben
auch aus einer Sache) fprehen. Wir fprachen von alleriey;
Unter. uns. und. niemans-
; dm
ce
231. Spt
den zu rahe geſprochen. Auch wohl active, doch nur mit dem
Subftantioo Wort. : Ih babe ein Wore mit ihnen zu fprechen,
ein Weniges. Ich machte gern ein Wort mit ihm allein ſpre⸗
ben. Wo es denirmeit der vierten Endung der Verſon auch in weis
term Verſtande gebraucht wird. Jemanden ſprechen/ ihm per«
fönlich- gegenwärtig ſeyn, und mit ihm ſprechen. Kann ic) ihn
nit ſprechen Ich Fonnte ihn nicht zu ſprechen bekommen.
Sic nicht ſprechen laffen, niche zu ſpre hen ſeyn. Er iſt ſeit
drey Tagen nicht zu ſprechen.
heimlich Figürlich iſt gut zu ſprehen, und nicht gut zu ſpre⸗
en ſeyn, guter, nicht guter Laune ſeyn. —
* In einigen Fällen, beſonders der vertraulichen
Sprechart, wird es fo wie fagen aud) für befehlen gebraucht, ı
Bier. har er nichts zu ſprechen. ? i
A. Alsein Activum, wo es außer den bereits angezeigten Fäls
Ion, ducch verfländliche Worte, mit deutlichen Worten befaunt
machen heißt... Etwas gut fprechen, es mit Worten für gut er⸗
FHären. Femanden heilig fprechen, ihn fenerlid für einen Heilie
generfläven. Jemanden frey fprechen, losund ledig ſprechen,
ibn von einer Pflicht Frey fprehen. Jemanden vein, unvein
fprehen, 3 Mof. 13,7.44. Etwas recht fpuechen, es für recht
erklären ; aber den Parteyen Recht ſprechen, ihre Streitigkei⸗
ten durch geſprochene Urtheile ſchlichten. Sin Urtheil in einer
Sache ſprechen, wo man auch elliptiſch fagt, in einer Sache ſpre⸗
ben. Ben Segen ſprechen, ihn mit deutlicher Stimme herſagen.
Das Tiſchge beth, das Vater Unfer fprechen. Im Oberdeutſchen
fagt man and) Reime ſprechen, Sprüche fprechen, Heime, oder
gereinite Sprüche mit deutlicher Stimme hecfagen, (©. Sprud»
Sprecher.) In weiterer und figürlicher Bedeutung in der höbern
Schreibart. Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Ent:
zücken, Zachar.
Sey mir geſegnet, Stimme meines Seile,
Die neuen Troft in meine Seele fpricht, Gieſeke.
So aud) das Sprechen. (S. auch die Sprache.) In einigen
Sufammenfegungen, 3. B. Heiligfprechung iftauch das Verbale
ung üblich. * 2
ee ein im Jfidor, Kero u. ff. fprehhan, im NRiederf.
ſpreken, im Angelf. [precan, im Schwed. fpräka. Daß diefes
Seitwort mit brech en verwaudt ir, haben ſchon Friſch und andere
erkannt, nur haben fie die Berwandifchaft nicht aus dem rechten
Lichte angefehen. Sprechen und brechen find nur in fo fern ver»
wandt, als. bepde urfprünglich Onomatopdien eines ähnlichentau-
tes find, der in demerften durch das infenfive f verſtärket worden.
Ohne diefes intenfive ſiſt im Ottfried anabrechon, anrufen,
woraus denn erhellet, daß das Niederf.prachern, betteln, unfer »
fragen, die Zat.precari, Praeco, Preces, das Hebr.772,
loben, das Schwed. vräka, erzählen, verfündigen, und an. ere
mebr,. gleichfalls mit zur Verwandtfchaft gehören. (S. Pracht
and Pracder.) Nimmt man auch den Blaſelaut weg, fo kommt
auch das veralteterachon, wovon unfer rechnen abſtammt, mit -
in Betrachtung. Eben fo it für brechen in einigen alten Mund-
arten auch das intenfivere Sprechen üblich. Mit feinem wriſtum
find ausgefprochen (ausgebrochen) und entfprungen die Jeweg,
Abgründe,) in einer alten liberfegung der Sprüche Salomo,vom
Jahre 1400; Im Schwed. iſt ſpricka, fpalten. Das Engliſche
to [peak und Angel. Fpecan, ift nicht durch Ausftoßung des r
aus Sprechen gebilder, fondern ein eigenes Wort, welches mit dem -
Angelf.Swacg, der Laut, Shall, und [waegan, tönen, Nies
derf. fhwogen, rintönig und langiveilig reden, verwandt iſt.
In einigen Oberdeutſchen Gegenden gehet diefes Zeitwort tes
eulär; daß ich dießfalls fo hart ſprechete, in einer Oſterreichi⸗
ſchen Kanzelleyſchrift. In andern hat man für ſprechen das gleich,
Wir fpraipen einandernur.
fall⸗ regufũte ſprachen/ welches fo wohl
als befonders für vertraulich ſprechen, f
üe ſprechen überhaupt,
wagen, üblich iſt.
doch
den Markt, o fie reden heute
Geh aufs Dorf, geh auf
ö noch ,Zogau.
Der Sprecher, des —s, plur. utnom.fing. Fämin. die Spre:
cherinn, eine Perfon, welche fpricht, am häufighien in einigen Zus
fammenfegungen. Der Urtheils ſprecher, Großfpreiher, vor⸗
fprecher oder Sürfprecher, Widerfprecher, Spruchfprecher u.f.f.
Für fih allein gebraucht man es nur noch in einigenlansländis _
ſchen Parlamenten, von demjenigen, welcher in den Parlamente
gewiffer Maßen den VBorfig Hat. Der Sprecher im Haufe der
Gemeinen, in dem Engländifchen Parlamente, welcher auch wohl,
obgleich unbequemer, der Redner genannt wird. . ;
Die Sprehdroffel, plur. die —n, eine Art Droffeln, welche wer
gen ihrer nach Sperber» oder Tigerart gefleckten Geſtalt den
Spreben gleicher; Turdusfolitarius Alein. einfameDroffel.
Die Sprebe, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nahnie des
Staares, der in andern mit einen ſtärkern Hauche Spree, in
andern Sprewe, Spren, Sprinne genannt wird, Ohne Zwei⸗
E a: der weiß gefprenfelten und gleichfam gefprüberen
eſtalt. ——
Der Spreil, des —es, plur. die —e, in den gemeinen Sprechar⸗
’
\ Daß ein Eſel bat gefpracht, EN wundert manfih
*
ten einiger Gegenden, ein mit Speiler, Spreißel, Spreige, -
Sprenkel, Spriet, gleich bedeutendes Wort, von welchen letztern
es nur im Endlante verſchieden ift,
Der Spreißel, ©. Sprießel. i
Spreißen, S. Sprießen, ingleichen Spreitzen.
..
Die un add plur. die —n, inden Schtagubeen, eine Fe⸗
welche der Windfang auf feitrer Welle befeſtiget wird.
der, dur
Ohne Zweifel für Spreitzfeder won frreigen, welchesin einigen
weichen Mundarten fpreißen lautet. ———
Der Spreißhaken, des —s, plur. ut nom. fing, ben den Koh⸗
Tenbrennern, ein Werkzeug ſo wohl die Fuß ſche te aus dem Weiler
heraus zu ziehen, als auch dieverfertigten Koblen mit demſelben
auszuſtoßen.
Das Spreit, S. Spriet.
Spreiten, verbreg?aet. welches nur im gemeinen Leben für
breiten üblich ift, deffen Intenfivum es ift, der Breite nach aus⸗
— dehnen, aus einander legen, Mit ausgefpreiteten Armen. Die
Slugel ausfpreiten. E —
vergebens ſpreitet der Wald die friſcheſten zweige
Unm den Böhler herum, Zachar. —
ESo auch das Spreiten.
Anm. Gefpreiton unfere hendezefremidemo Gote,
Notk. Ottfeied gebraucht zefpreitan für gerfirenen, Im Nier
derf. fpreden, fpreen, fpreien, im Angelf. [predan, im Engl. to
Spread, im Schwed. [prida. Im Nicderf.ift daher Sprerde,
Spree, das Ausbreiten des geröfteten Hanfes oder Flachfes zum
Trocknen. Ein anderes ift das veraltete fpreiten, fprießen laffen,
welches bey den Schwãbiſchen Dichtern vorfommt. er
Der Spreitzbaum, des —rs, plur. die —bäume, bey den
Branern, ein Baum oder ſtarkes Holz, den Stellboden damit an«
sufpreigen. —— Be
Die Spreige, plur. die —n, ein Werkzeug etwas damitzu ſpreit⸗
sen oder anzufpreigen. So werden im Bergbaue und andern Fälz
Icn die Stügen, welche man gedrange unter den zu fFügenden Ort
treibt, Spreigen gengnnt. a
Spreitzen, verb. reg.act, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt.
I. As ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, in welcher Ge⸗
ſtalt es doch nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ift,
‘ we
wo es auch RR BEER, mit fprigen und fprüben —* be
deutend iſt, von welchem letztern es ein Intenfivum zu fenn feheir
0 net, Im Hüttenbaue fpreiger oder fprager geſchmolzen es Me:
rall, indemes, wenn Wind oder- Feuchtigkeit dazu fommt, in die
Sbbhe fleiger, und ſich in Tropfen und Körnern verbreitet.
II. Als ein Xetivum, wo es wieder in verfchiedenen Bedeu⸗
tungen gangbar iſt.
* 1, Als ein Intenſivum von ſpreiten und vielleicht auch von
reißen, mit Heftigkeit und weit aus einander dehnen. DieSüße
auseinander fpreigen. Kinausgefchlachtetes Kalb aus einanz
der fpreigen, mit Spreigen, oder Sprießeln. Die Thür aufs
fpreigen, weit auffperren.
2. Stämmen, ſtützen, mo der Begriff des Starrenund Stei ⸗
fen der herrſchende iſt, daber es hier auch von progig in der erſten
Bedeutung abzuſtammen ſcheinet. (a) Eigentlich. Sich mit den
Süßen an die Wand ſpreitzen, ſtämmen. Im Bergbaue ſpreitzet
man baufallige Zimmer, wenn man Spreitzen oder Stützen
ſich mit Heftigkeit widerſetzen, wie ſperren, doch nur im gemeinen
Leben. Sich wider jemand fpreigen. Er wird ſich nicht lange
ſpreitzen.
3. In die Höhe wachſen machen, als ein Faetitivum von
ſprießen, wo es doch nur figürlich, und zwar nur im gemeinen Les
ben einiger Gegenden üblich iſt. Sich mit etwas fpreigen, groß
machen, ſich deffen rühmen, fich damit brüften , welches letz—
| “tere auch damit verwandt zu feyn ſcheinet. —So auch das
Spreitzen.
1. Der Sprengel, S. Sprenkel.
2. Der Sprengel; des—s, plur. ut nom. fing. ein in ſeinen
J Gränzen eingeſchloſſener Hann, ein Bezirk, Gebieth. Der Ges
* richtsſprengel, der Be;irf, das Gebieth, wie weit ih ein Gericht
erfiredet. Der Kirchſprengel, das Gebieth, über welches ſich die
geiftlihe Bewalt eines Viſchoſes, zuweilen auch eines Pfarrher⸗
ren erſtrecket.
Anm. Der Begriff der Gränze, des eingeföhfoffenen Raumes
ſcheinet in dieſem Worte der herrſchende zu ſeyn, denn wenn man
’ die Bor» und Endlaute abrechnet, fo hat es mit Ring, Rain,
Granze, Schranke uf. f einericy Stammbuchftaen, ©. auch
8% ..2 Sprengen. °
e- 3. Der Sprengel, RR plur, ut nom. fing. von dem Zeits
i torte 2 ſprengen, ein Ding, womit man fprenget,i im gemeinen
E* Leben: einiger Gegenden, wofür in andern Sprengwedel übli—⸗
En her iſt.
1. &prenten, verb.reg. act: welches nur in einigen Gegenden,
k befonders Niederdeutſchlaudes üblich iſt, wo man einen Balken
= fprenger, wenn man ihn mit Fleiß keumm fügst. (S. Spreng⸗
3 werk.) Die Ahnlichkeit des Klanges mit dem folgenden Zeitworte
ſcheinet hier bloß zufällig zu fenn,fo daß es zunächſt zu dam Worte
Ring gehöret, und den Begriff der Krümme hat, So auch die
Sprengung und das Sprengen.
2. Sprengen, verbireg,act. welches eigentlich das Factitivum
von ſpringen ift, und foringen machen bedeutet, aber in einigen
- Fällen doch auch als ein Meutrum gebraucht wird.
1. Einen Körper in Eleinen Theilen und geringer Maſſe vers
. Breiten oder —— Moſe ſprengete den Ruß gen Simmel,
2 Moſ. 9, 8. 10. Simei ſprengete mit Exdenklößen, 2 Sam.
16, 13,- Sir Peer anf ihr Saupt gen Simmel,
Diode, ım, Salz auf das Sleifch fprengen, es mit Salz be
fprengen, mit Salz einfprengen. (S. Sprengmaſt.) Voneiner
‚arößern Menge gebraucht man dag Zeitwort freuen. — Am
"bäufigfien von flüftarn Körpern. Moſe fprengete das Blur
aufden Altar, 2 Viof.24,6. Ich will rein Waſſer über euch
—
darunter treibet. (S. Spreitze, Sprießel, Spriet.) (b) Figürlich,
7 — N
ee 1
sprengen, Ejedh. 36,25. Im Garten fprengen, (S: Spreng:
Fanne.) Von einem Fleinen gelinden Negenfagt man: ea bat
nur gefpvengt. So auch in den Zufammenfigungen befprengen,
einfpvengen, u. ff. Sprigzen feget eine größere dabey anger
“wandte Gewalt und Schnellkraft voraus, Das Öricch. amsıgem
und £at, [pargere, fpergere find mit ſprengen in dieſet Der
deutung nahe verwandt,
2. Mit dem berrfchenden Begriffe einer größern Heftigfeitund
Schnellkraft kommt es in folgenden Bedeutungenvor. (a)SYrins
gen und in weiterer Bedeutung heftig laufen machen. Bey den
Fägern fprenger man ein Thier oder einen Haufen Geflügel aus
* feinem Lager, wenn man ſie plöslich anftreibet uud zur Flucht
beweget. Jemanden ohne Noth in Ser Stadr herum ſpreugen,
ihn eitfertig in der Stadt heunm ſchicken. Ein Pferd anfprengen,
es durch die Spornen zum Springen und Saufen bewegen. Da
es denn au ein Nentrum gebraucht wird, im Galoppe reiten.
Mit dem Pferde über einen Graben ſprengen. Mit einem Pfer⸗
de daher ſprengen. vor jemanden her ſprengen. Mitten un:
ter das volk ſprengen. Durch die Gaffen fprengen. EN ſpren⸗
get auf daſſelbige Schwein, Thenerd. Kap. 41.
Doch Raufbold fegt ſich auf, ſprengt muthig see das
Thor, Zacher
Sie ſprengen daher oben auf den Bergen, Joel 2,5. Alles von
im Öalepp reitenden Perfonen. (b) Mit Heftigteit foringen, rei⸗
Ben oder drohen machen. Die Bugel im Bil ards Spiele ſpren⸗
gen. Die Saiten auf einem Inſtrumeute fprengen, durch allzu
beftiaes Spannen. Ein Stuck von einem Steine ſprengen, durch
heftiges Schlagen. Die Bank ſprengen, fiaürlich in Glückesſpie—
"Ten, dem, der die Bank hält, fernen ganzen Vorrath abgewinnen,
Die Thür auffprengen, mit ſchneller Gewalt erbrechen. Inens _
gerer Bedentung dermittelſt des Schießpulders. Einen Stein, "
einen Selfen mit Pulver ſprengen, oder nur fprengen ſchlechthin.
Kin Thor mit einer Petarde fprengen, Eine Seſtung, einSchiff
in die Luft fprengen. So auch das Sprengen, nnd in der erfien
Bedeutung zumeilen die Sprengung.
Anm. Diefeg Zeitwort iſt ſehr alt, befonders inder erſten Be⸗
dentung, in welcher es ſchon bey dem Kero —— lautet.
Schwediſch ſprenga, wo auch (pränga, fpalten ift, Angelfächf.
fprengan.
Der Sprenger, des-—s, plur. utnom.6n g. in den Criminal ·
Gerichten, ein Marter - Infteument, welches aus einer eifers
nen Stange mit. vier Schellen beftebet, wovon die. beyden Mitt
lern an die Beine über den Knöchel gelegt, mit den Schellen an
jedem Ende aber beyde Hände gefejjelt werden.
Die Spri ggabel/ plur.die—n, ein Werkzeug der Schlöffer,
welches An einem Ende eine Harfe Gabel vorſtellet, und bey Ver:
fertigung der Sprengwerke die beften Dienſte leiſtet.
Das Spreͤnggras, S. Berfigeas.
Die Spröngtanne, plur. die —n, ein Gefäß mit einer Röhre
und einem trichterförmigen durchlöcherten Auffage darauf, die
»Gewächfe in den Gärten damit zu befprengen oder zu begießen ;
die Gießkanne, in einigen Gegenden das Sprengfaß, der
Spreigfrug, der Sprigfrug.
Die Sprengfugel, plur. die —n, in der Gef ügFunft, ein Feu⸗
erballen, welcher mit Hand-Branaten verfeget und in die Trau⸗
ſcheen geworfen wird; die TranfcheeneRugel, Einige Ältere
Schriftfteller belegen eine jede Bombe mit diefem Rahmen.
Die Sprentmäft, —— in der Landwirthſchaft, diejenige
Beſchaffenbeit der Baummaſt, wenn nur hier oder da einige Eich⸗
oder Buchbãume Früchte haben, fo daß die Maſt auf der Erde
gleich ſam nur gefpvenge liegt ; zum Unterſchiede von der vollen
und halben Maft.
P3 Der
Ber
Ban ERS
RN
Der Springpinfel, des ⸗e plur. ut nom. —— * den
Maurern, ein Pinſel von Borſten mit einem furzen Stiele, die
Drauerfteine mit Waffer zu befprengen.
Der Spreengfel oder Springfel, ves—s, plur. ut nom.
Äng; in einigen Gegenden ein Nahme der Heuſchrecken, von
ſpriagen; Niederf. Sprenger, Grasfprenger, Sprinfe, Seus
ſprinke, Speingflabel, im Friefifchen Befprenger.
Der Sprengtrichter: des —s, plur. utoom. fing. ben den
Gärinern, ein Trichter, deffen weite Dffuung wir einem ſubtil
Buchiöcherren Boden verſeben ift, aus welchem man das Wafler
zur Begießung zarter Gdwäãchſe nach Bejiehen in Geſtalt eines
Staubregeus fließen laſſen kann, nachdem man das obere Loch mit
den Daumen entweder öffnet oder verflopfer.
Die Springwage, plur.die—n, die bölgerne Ware an einem
Magen, woran derfelbe von den Pferden gezogen wird, Etwa von
»Sprengen, wsil fie gemeinigfich geſpren get, d: & Frummm gear
beitet iſt ®
Der Sprengwedel, des—s, plur. ut nom. fing, ein Wesel
. von Borften an einem Stiele, Waſſer damit zu fpvengen; beſon⸗
ders in der@arbolifchen Kirche, das Weihwaſſer damit zu fprengen;
der Weihwesel, ineinigen Öegendender Sprengel,
Eas Spröngwerk, des—es, plur.die—e. 1. Bey den Schlöfe
‚fern einBitter, deffen Felder mit Verzierungen von allerley Figu⸗
zen ausgefüllet werden ‚und zu deren Verfertiaung die Sprengga⸗
bel eines der nöthigfren We: kzeuge iſt. Bielleihtvon »Sprengen,
krumm biegen, weil die Verzierungen gemeiniglich aus frumm
gebogenen eifernen Stäben beftehen, Oder vielmehr von dem in
einigen Dberdeutfchen Gegenden noch üblichen Zeitworte ſpren—
Ten, mit einem Gitter-verwahren,, fo daß Sprengwerk ein jedes
Bitserwerk bedeuten, und mit ſprenken von Riegel, Ranfe u: ff.
abſtammen würde. 2. In der Zimmermanstsfunft, diejenige ders
Bindung langer Balken, wo unter denfelden Strebebänder ange
bracht werden-; zum Interfchiede von einem Sängewerfe, (S.die»
ſes Wort). Vieleicht.auch von dem gefprengten,. di. krumm ges
hauenen Balken, mit welchem der Hauptbalten derzabnet wird;
oder auch von fprengen, fo fern es figürlich auch freben, der
Biegung widerſtehen bedeuten kann.
Der Sprengwifch, des—es, plur. die—e, biy den Bädern,
ein Wifch non Stroh, das Brot damit mit Waffer zu-befpremget;
De Sprenfel, des—s, plur, ut: nom. fing. ein: zufanımen
gebogenesund mit einer Schnur und einem Schnellhölzchen ver»
- fehenes Reis, Bögeldamit zu fangen. Sprenkel aufftellen.. Die
Sprenkel find gemeiniglich größer als die Dobnen, welche legtern
über diegmit einerSchlinge derſehen find, und den gefangeneu Vo⸗
gel ſogleich wingen, dagegen der Spreukel ihn gemeiniglich nur an
dem Zußefänget. Beyde werden indeffen in einigen Gegenden
auch Schneiden, Schneißen und Baumgevichte genannt, Siehe
diefe Wörter, -
Anm. Zin Engl. Spriäge; ohne Zweifel ald ein Intenffonnr
. von fpringen, weil die Sprenkel ben ber geringflienBesührung des
Schnellhöl zchens ans einander fpringen. In einem andern-Ber-
fande find im Nisderf; Sprenkel, Hölzer ‚ meldje man zwifchen-
etwas wirft/ es aus einander zu fperren; .
&prönkeln, verb; reg.. act: weldhes das Intenſivnm — Ite⸗
rativum von ſprengen iſt, aber nur ftgürlich gebraucht wird, mit
einer oder mefrern Farben gleich ſam beſprengen, wo doch das Mir⸗
tellvort —— für ſprenklich am üblichſten if. Niederſ.
ſprenk eln
Segeuden, beſonders Oberdeutſchlandes, ein kleiner gleich ſam an⸗
gefprengter Flecken. Sprenklein im Geſichte dergleichen dit
og eine Sommerfleden (+19. find,
und fprenFen, Augelſe (prencan, Eirgl;.to: [prinkle..
Das Sprentlein, des—s; plur..ut nom,fing: in einigen:
" &einetiä, er, er adj. —— —— Br
‚ dern Farbegleichfambefprenget, geiprengelt ; in Luthers Bibel
ſprenglich, im Oberdeutſchen ſpreck icht, ſprickelich
Die Spreu, plur. car. ein Collectioum, bfe ausgedrofihenen und
"gerfchlagenen Hülfen des Getreides und derFeldfrüchte zu bezeich⸗
. nen, welche, durch das Worfeln von den guten Körnern abgefons
dert werden, und bey dein Getreide zugleich mit den gerfihlagenen
Grannen oder Agen vermifcher find. Weinenfpren, Kockenſpreu,
Baferfpreu, Gerſtenſpreu, Erbſenſpreu, (woruuter man Die lee⸗
ren Schalen der ausgedroſchenen Erbſen verſtehet) Sirfenfpreu,
Leinfpren, s anfſpreu, u. f.fs Die Gotiloſſen find wie Spreu,
die der Wind wegfuhrer und —— Hiob he 18, Sprey
wie Born verfaufen, Anis 8; 6
Aunm. Schon im Iſtdor und bep dem Ditfeied Spring. ohne
Zweifel von dem veralteten und noch im Tatian befindlichen Zeit
worte-(preinaz, freuen, welches mit fprühen und fpreiten ders i
wandi iſt, weıl die Spreu ſehr leicht vondem Winde zerſtreuet,
na) durch denſelben vermittelſt des Worfelns vou dem Geireide
abgeſondert wird. Friſch ſchrãuket dirſes Wort ohne Grund allein
auf die ausgesnahlnen Hilfen des Dinkels oder Speltes ein, Im
Niederdeurfchen ift für Spren das Wort Baff, undeiw Baiern
Gaffter, vielleicht Geafter, von After üblicher. Fir Deifen
und vielen Oberdeut ſchen Örgenden gebraucht man im gemeinen - 4
Leben fürden Singular Spreu den Plural die Spreuer, ſchon im
Nosker Spriuuuer, welcher niedrige und der anſtändigen
Schreib⸗ und Spredyart ganz unbefannte Plural indeffen nicht
-. verdient hätte, von Gottſcheden in feiner Sprachkunſt aufgenonte _
men, und von feinen Freunden wider Deren Beinzend aa Mn
Miderfpruch vertheidiger zu werdem;. .
Die Spreublume, plur. die—n, bey den nenern Scrffifkel-
lern des Pflanzenteiches,, ‚der Nobme: einer Oſtindiſchen Pflanze, J
wovon eine Art auch II Jamaika I
Achyranthes L
Der Spreuboden, des —s, plur. di⸗ hosen, in der Band 4
wir thſchaft, ein eigener Boden, auf welchem bie Spreu Bra: i
vet wind...
Der Spreufteub, des—es, plur. car. e eben. Dafelbfl, die Heinfe
Art der Spren z. B. die, welche durch die Kornfege von dem Ge⸗
treide abgefondert wird, Spreu in Geftalt des Standes. '
Der Spzeuftein, des—es,,. plur. die —e, ©: Abrenflein. A
Das Sprichwort, des—es, plur. die wörter. 1. Inweiterm 3
Verſtaude, ein Sag ober ein Gleichuiß, welches von mehrern bey
nehrern ähnlichen Gelegenheiten in einerley Verſtande und Bedeu⸗
tung wiederhohlet wird, Du wivſt ein Sprich wort ſeyn unten al⸗
len Völkern, 5 Moſ. 28, 37. ı Kön.9, 7.
Sprichwort unter.den Leuten gefegt; Diob 17,6, Ihr werdet
-zu mir ſagen dieß Sprihwort: Arzt, hilf dirfelber, Luc. 23,
Was bad ihr fin ein Sprigwort im Lande Iſrael, und ſpre⸗)B ’
chet: weil ſichs fo lange verzeucht, fo wird nun fort nichts
aus der Weißagung, Ezech 12, 22.2. In eben ſo weiter aber
noch ungeiwößnlicheen Bedeutung wird es in der Dentſchen Bibel —
zuweilen von einer jeden figürlichen Art des Ausdruckes, von einer
Rede in Gleichniſſen oder, Allegorien gebraucht.⸗ Solches habe
ich zu euch durch Sprichwort geredet Job. 16, 25. Ich wer⸗
de nicht mehr durch Sprichwort mit euch reden, eben daſelbſt.
Aun redeſt du frey heraus und ſageſt Fein Sprichwort, BE: 29
35m engern und gewöhnlichſten Verſtande ift ein Sprichwort
= allgemeiner oft figürlich onsgedrudfter kurzer Satz, oder ſinn ⸗
reiche Art zu reden, welcher in aller Leute Munde iſt 35-83 | mie
großen Herren ift nicht gut Birfchen effen. Ein Rabe had dem:
andern die Augen nicht aus, u. (Im engſten Bertande vers ⸗
langet man von einrn Sp — ee alle mahl —
oder
Er bat mich zum
Spriegeln, verb. reg. act. mit
> HERE: a Ye re 7* 17 EN 22 > bi, *
ES
“ ‚oder oh EEE Ausdendt enthalte, und ER —*
ven die bloßen Lehr» und Sittenſptüche, z. B. Ende gut alles gut,
‚nicht mit unter die Sprichwötter, daher die Sprüche Salomonis
in dieſem engften Verſtande nicht Sprichwörter genannt werden
konnen, weilfie aus Sentengen, Lehr- oder Sittenſprüchen bes
fiehen.
nm. Sprichwort ſtammet von Wort, ein Furzer Sag, und
ſprechen ab, und bedeutet feiner Sufammenfegung nad) einen
„Burger Satz, welcher von jedermann in ähnlichen Fällen ausge-
ſprochen wird, nad) welcher weiten inder Abftammung gegründe-
"ten Bedeutung es denn freplich.gar vielerley ähnliche Sägeunter
ſich ‚begreifen Fann, ob eg gleich in der dritten engern Bedeutung
„am gewößnlichften ift. Die Schreibart Sprichwort ift weniger
wichtig, weil die erſte Hälfte nicht von Spruch herkommt, in wel=
chem Falle es Spruchwort heißen müßte, alsdann aber auch eine
Tavtologie enthalten würde. Ottfried und andere ältere Schrift»
fieller nennen ein Sprichwort Biwort , aber nur als.eine duch»
fäblicheliberfegung des8etein, Proverbium ; ; Engl. Byword,
Augelf. Biword,
Sprihwörtlich, adj. et adv, einem Sprid;worte ähnlich,
. Sprihwörtliche Redensarten, find figärliche Arten des Aus⸗
drudes, welche in jedermanns Munde find ‚aber feinen allgemti«
‚nen Satz enthalten , und daher auch feine Sprichwörter genannt
werden können 55.3. da ftehen die Öchfen am Berge, den man⸗
telnach dem Winde bangen, am Sungertuche nagen, ex riecht
den Braten, u.ff.
_D er Sptiegel, des—s, plur. ut nom. fing. eine dünne krumm
gebogene Schiene, etwasdarüber zudeden. Von diefer Art find
die Spriegel überden Wiegen, über den Fuhrmanuswagen, Poſt⸗
kutſchen, Kähnen u. ſ. f. eine Dede darüber jzu breiten, Auch
die Bogenhölzer au eier Kutjche, woranf oben derHimmel rubet,
—— dieſen Nahmen. In weiterer Bedeutung werden auch ge⸗
rade und ungebogene hölzerne Schienen zuweilen Spriegel ge⸗
nannt, wohin die dünnen biegfamen Schienen, mit welchen die
Wände uud Dede eines Zimmers befchlagen werden, wenn felbis
- ge mit Gyps überzogen werden follen, ingleichen die kurzen und
— Stücken Holz gehören, womit im Bergbaue die Ritzen
zwiſchen den. Pfählen verſtopfet werden.
Anm. Bey vielen ohne hinlänglichen Grund und wider die
Aus ſprache Sprugel.. Es fcheiner, daß der Begriff der Länge und
birgfamen Dünne in dieſem Worte der herrſcheude iſt, da es denn
zudemalten Gothiſchen Hrugga, eing Stauge, dem Nicderf,
Ried, eine lange dänue Stange, und unferm Riegel, Reihe n. ſ.f.
gehören würde. Im Niederſ. it Sprick und Spridel, ein Heie
ner, befonders verdorrter Zweig, un Sprigg, Waliif. Brig.
priegelg verſehen. Einen
‚Wagen, ein Zimmer fpriegeln.
| "Der Spriefel,des—s, plur, ut nom. fing. ein mit Sproffe
gleich bedeutendes Wort, welches doch im Hochdeutſchen nur in
r einigen Fällen üblih ifl. So werden die Sproffen in den Leitern
und Wagenleitern in manchen Gegenden auhSprießel genannt ;
im Niederf. heißen fie Stalen, von Staie, der Grund, und im
Hannöv. Stralen. Die Zaden anden Hirfchgeweihen über den
Augenfproffen heißen ben den Jägern Lisfprießel; und fo vieb
3) leicht noch in andern Fällen mehr.
Anm. Ju manchen Gegenden Sprüßel und Spreiße. Es bat
AR allem Anfehen. nad) den Begriff de3 Spriefens, oder der Ange
= debnung in die Länge und Höhe, und iſt daher mit Sproffe eines
Geſchlechts. S. daffelde und Sprießen.
ser verb, icreg. neutr, weiches das Hülfswort feyn er⸗
‚. fordert, obgleich dasgeitwort außer der Zufammenfezanginden
‚zufanmen ge; egten Seiten wenig vorkommt; ich ſprieße da -
* x = Wr 2 Sp H
" Fprießen, (Dbecd. ſpreußſh/ er fprieger, oder Hertept, Oberb.
Der Springbrunnen, des —s p
—
ſpreußt); Iuiperf, ich ſproß; Mitielw. geſproſſen; Imper.
ſprieße, Oberd. ſpreuß). Es ‚deutet Iangfam, und nach und nacy
hervor kommen, eigenslich und zunächft von Gewächfen,. in weis
terer und figürlicher Bedeutung auch von demEntfieben und Her«
vorfonmen anderer Dinge, Im Hochdeutfchen wird es außer
der dichterifchen Schreibartwenig gebraucht, indem dafür fprofz
fen üblicher iſt, welches ſich von fprießen —
unterſcheidet.
Hier wandelt fie und Blunen ſprießen
Bey jedem leichten Tritt hervor, Götting: Muſen⸗ Alman.
76. *
So auch das Sprießen.
Anm. Es ſcheinet, daß ſprießen, oder einigen Mundarten nach
ſpreißen, ehedem überhaupt eine jede ſchnelle Bewegung bedeutet
habe, da es denn zu veifen, veißenu.f.f gehören würde Daz
Ouge [preiz uz imi verre, das Auge flog weitheraus, heißt es
in den alten Lofgedichte auf den heil. Anno, Im Riederdeutfchen
lautet es mit der gewöhnlichen Bertaufchung des sundt, fprotz
‚sen, ſpruten, Angelf. [pryttan,Engl.[prout, HoBänd.(pruy-
. ten, Isländ. fprotta, Das Span. brotar, fproffer, und Bro-
ton, eine Sproffe, Franz. Brout, iſt nahe damit verwandt, (S.
auch Broſſe.) Im Schwer. ift pritta, ſpringen,* und bey dem
Ulphilas [prauto, ſchnell, burtig! S. duch Sproffen.
Das Spriet, des —es, plur. die—e, ein eigentlich Nieder»
deutfches Wort, welches eine an einem Ende mit einer Gabel ver⸗
fehene, oder in Geſtalt einer Gabel gewachfene oder gefpaltene,
Stange bezeichnet. Bon dtefer Art iſt dasSpriet an einem Leis
terwagen, ein jtarfes an einem Ende in Geſtalt einer Gabel ger
fpaltenes Holz an dem Hinterwagen, welches denfelden mit dem
Borderwagen verbindet ;im Hochdeutſchen die Schere. An deu
Schiffen ift das Sprier, eine Segelffauge in den Schmacken und
andern Holländifchen Schiffen, welche mit ihren untern Ende au
dem Maſtbaume befeffigetift und das Segel in die Quere bis zu
dem Punct ausfpannet, wo es am Maſte hefeffiget iſt; ;. vielleicht
auch,weil es aneinem Endemit einer. Gabel verfehen iſt; oder
auch ‚fo fern Spriet als ein Abfömmling vor fprießen, Niederſ.
ſprotien, eine jede Stange bedeuten kann, wie das Schided. Sprö-
te, Angelf. Spreota,Engl. Sprit, Sp fern aber der Begriff der
Gabel oder des gefpaltenen Endes hier —“ iſt, fo gehöret es
zu ſpreitzen.
Dos Spriettau, des —es, plur. die —e, auf den Schiffen,
Heine Taue, welche fih an den Wänden endigen, und die Steugen
zur halten dienen; vielleicht von ——— ſie die Stengen gleich⸗
fam ausfpreicen. 2
Der Spring, des —es, plur. die—e, ein nur in den gemei⸗
nen Sprecharten übliches Wort, eine Waſſerquelle zu bezeichnen,
einen Ort, wo das Waſſer ſichtbar aus der Erde entſpringet,
welchen Opitz mit einem ungewöhnlichen Worte eine Springader
nennet.
Das Springauf, indecl. plur. car. in den gemeinen Sprech⸗
arten einiger Öegenden, ein Nahme dermayblümchen, Con val-
laria fcapo nudoL,
Springauf, Lilien, Nar ʒiſſ⸗ en
Sullet euren Körben ein, Opitz.
Das Springbeden, des—s, plur. ut nom. fing, das Velen
an einem Springbrunnen, indeffen Mitte der Wafferftrahl indie
Höhe gehet.
lur. ut nom. fing.ein Bruns
nen oder Wafferbehältnig, aus welchen das Waffer durch feinen
eigenen Drud in einem oder mehrern Strahlen in die, Höhe ge⸗
trieben wird; mit einemaus den Frauzöſ. ensiehnten Worte, eine
Lon ·
239 Spr ; :
Sontäne, im Schwed. Springekälla, Bey dem Ditfeied hinge⸗
gen ift Ipringanta Brunno, eine Wafferquelle. . BR
Springen, verb.irreg. neutr. ich fpringe, du ſpringſt m. f.
inperf.ich fprang, (im gemeinen Leben fprung) ; Eonj. fpran=
ge, (im gemeinen Leben fprünge); Mittelw. gefprungen ; Im⸗
perat ſpringe oder ſpring. Es bekommt am häufigſten das Hülfs⸗
wortfeyn, zuweilen aber auch haben, und iſt wie alle Zeitwörter
ur ſprungtich eine Onomatopðie welche den Laut derjenigen Hand⸗
lungen, welche fie bezeichnet, genau nach ahmet. Diefe Handluns
gen find befondeis von doppelter Art, :
1. Bon trocknen, elaftifchen oder feharf gefpannten Körpern
fagt man, wenn fie ſchnell und mit-einem gewiffen eigenthümlis
hen Klange zerbrechen, daß fie fpringen ; in weldem Falle es
allemabldas Hülfswortfeyn erfordert, Das Glas ſpringt, iſt
gefprungen. . Die Saiten fpringen, wenn fie zu firaff gt»
fpannet werden. Die. Scoten fpringen auf, wenn fie reif
find. Wo denn oft der Hauptbegriff des Klanges verſchwindet
° und die bloße fehnelle Offnung eines trocknen eder elaſtiſchen Körs
pers übrig bleibt. Die Haut fpringe auf, iffaufgefpruhgen.
Dft geſellet ſich dazu der folgende Begriff der ſchnellen Berändes
iung des Dries. Der Bnopf fpringt von dem Bleide. ©,
auch Aufſpringen, Zerfpringen.
2. Ju fehr vielen Fallen ift fpringen der eigenthümliche Aus⸗
druch einer fehr ſchneilen Belvegung mit Überfchreitung oder doch
unmerklicher Berührung der Zwifchenränme, wo alffem Anſehen
nach gleichfalls eine Ouomatopsiezum Grunde liegt.
(1) Ron flüfigen Körpern fagt man, daß fie fpringen, wenn
fie durch einen Druck gezwungen’ werden, ſchnell und in einem
langen Strable aus einer Dffnung hervor zu brechen, befonders -
wenn es aufıwärts geſchiehet. Es erfordert hier gleichfalls das
Hütferoortfegn. Das Waffer fprings aus der Rohre, fpringt
Fehn Schub hoch. - Einen Springbrunnen ſpringen laffen.
Das Blur fprang ausden Adern. - Wenn die Zeitdauer dabey
beſtinunt wird, fo erfordert es das Hülfewort haben. Die Fon⸗
— RE
Gefprungen Pommen, (S.Bommen.) Wenn aber nicht d iege»
ringſte Beziehung auf den Drt, welchen man durch Springen
überſchreitet, dabey iſt, fo ficher haben. Wir haben den gan-
zen Tag gefprungen und getanzet. Hingegen fagtman: das
Rind ift den ganzen Tag herum gefprungen, weil hier die Ber
ſtinimung des Ortes in dem Mebenworte herum liege, Daß
es, wenn es zu einem Neciprocd wind, haben bekommen müffe,
verſtehet fih ohnehin. Wirhabenuns müde gefprungen. Bis
gürliche Arien des Ausdrudes find: Vor Freuden, vor Zorn,
vor Ärgerni aus der zaut fpringen wollen, einen fehr hohen
: Grad untubigerfeidenfchaften zu bezeichnen. Femanden über die
Zunge fpringen laffen, ihn verfeumden, ihm vorfäglich Böſes
nachreden, um ihn zu fehaden. Zem anden über die Rlinge fprinz
sen laffen, ihn niederhanen. 5
Hingegen bedeutet diefes Wortfigürlich. (a) Sich ſchnell aus
einem verwahrten Drte entfernen, in einigen Fällen. Aus dem
Kloſter, ausdem Gefangniffe fpringen; in welcher Bedeutung -
. doch das zufammen gefegte enefpringen üblicher ift. (6) Von dem
männlichen Örfchlechte größerer Thiere für befruchten, begatten,
weil daffetbemit einem Sprunge verbunden ift, wo es zugleich dag
Bülfswort haben befommt. Den Sengfi fprin
Ochs har gefprungen. ©, auch Befpringen.
gen laffen, Des
So aud das Springen, Siehe and Sprung: - Er
Anm. Schon im Jfidor kommt [pringan für quellen und bey
dem Willeramfür exlultare vor. Im Angelfäch ſiſchen lautet es
gleichfalls Ipringan, im Riederdeutichen fpringen, im Englis
ſchen to fpring, im Schwed, Ipringa,im Span. brincar. Die
Stammfpibeift rin, und fo wohl die Vorlaute ſ und p als auch der -
Endlant g dienen zur nähern Bezeichnung des eigenthümlichen
Lautes. Das Griech. Bpvew, quellen, iſt freylich damit verwandt,
druckt aber mehr den raufchenden als klingenden und fpringenden
Laut des hervor quellenden Maffers aus, Sprießen ift von fprins
gen nur im Endlaute verſchieden. Das Activum oder vielmehr.
Factitivum von unferm Neutro iſt Sprengen, S. daſſelbe.
tine hat den ganzen Tag geſprungen. Im weiterer Bedeutung Der Springer, des —s, plur. ut nom ling. von dem vorigen
wird es off für quellen von dem Waſſer gebraucht, reichlich aus ”
der Oberfläche der Erde hervor brechen, daher eine ſichtbare
Quelle über der Erde auch im gemeinen Leben ein Spring ges
want wird. DasWaffer fpringe aus einem Felſen. Beſon⸗
ders in der Oufommenfegung entſpringen, welches nach einer
noch weitern Figur auch ensichen überhaupt bedrutet, welche Be⸗
deutung anch in Urſprung Statt findet, Schon im Iſidor iſt ar-
Ipringan,entfichen. —
(2) Bon harten und elaſtiſchen lebloſen Körpern, ſich ſchnell
and mit Überſchreitung oder doch unmerklicher Berührung der
Zwiſchenraume indie Ferne bewegen, befonders wenn esin einer
Frummen Linie geſchiehet, gleichfalls mit dem Hülfsworte ſeyn.
Die Erbfen fpringen ausden Schoten. Es ſprang ein Stück
von dem Steine in das Fenſter. Vor großer Hige iſt die Farbe
von dem volze geſprungen. So auch abſpringen, ausſprin⸗
genu.f.f Eine Mine ſpringen laſſen, fie anzünden. _ Einen
Ducsten, zehn Thaler fpringen laſſen, figürlich fie aus.
gebei.
dung des Körpers und Überfchreitung der Iwifgpenräume veräns
dern. Es bekommt hier das Hülfswort fepn,fonft der Ort entiveder
Zeitworte, eine Perfon, oder ein Thier, welches eine vorzügliche
Geſchicklichkeit im Springen befiget, da es denn von Perfonen
and Seiltänzer und Tänzer
werden, wenn ficeine verzügliche Fertigkeit im Springen beſitzen,
and das Fäm die Springerinn leider.
Springer oderLuftfpringer genannt, Inden Reitfehnleniftdee
Springer ein Pferd, welcher zu Luftfprüngen oder Cepriolen abs
gerichter ift. Inder Narurgefchichte pflegt man eine Art Feiner
Meerfchweine, welche über dem Waffer fpringen, Springer zu ;
nennen, Thurlio f. Phocaena Klein. dagegen anderedag grö- "
Bere Meerfchwein, Orca Klein. mit diefem Nahmen belegen,
Die Wicelegnpe, welche gleichfalls fpringer, führet bey einigen
auch den Nahmen desSpringers. ImSchachfpiele ift der Sprin⸗
Mahl ein Feld überfpringet; urſprünglich aber ſtellet er einen
Reiser vor, daber er im Perfifchen auch Pharas heit. An eini-
gen Drien werden auch die Fußfeffeln Springer genannt; ohne
Zweifel aus einer Ironie, weil fie das Springen verhindern, Bey .
dem Notfer Sprangere.
(3) Von Ichendigen Gefchöpfen, den Ort fehnell, mit Erhe Der Springfaden, des —s, plur. die Fäden, Glasfaden mel
che in falten Waſſer abgchärtst worden, und wie die Springgläs
ſer in Stand zerfpringen, fo bald man etwas davon abbricht.
ausdrücklich gemeldet oder doch darnnser verfianden wird; außer Die Springfluth, plur. die —en, eine fehnelfe und hohe Fluth
tem aber das Hülfswort haben. Er iſt vor Sreuden in diegöbe
gefprungen; über den Graben, uber einen Stein, zum Senfler
dinunter, indas Waſſer, an das Land, von dem Wagen, aus
der Kurfehe, aus dem Bette, auf den Tifch ſpringen. Der zund
ſpringt über den Stock. Seufigveden und Slöhe fpringen.
# 5
des Meeres, weiche ducch verfchiedene Urfachen anßerordentlich
veranfaffer wird, und zuweilen viel Unglück anrichtet: ,
Die Springflurb feige mit großem Braufen auf, Opitz.
Niederfähfiih ESprengride, Sprengtie, Sprengflood; Engl.
Springtied,. ©, Springzeit. 1 .
De.
"ger der vierse unser den Dfficieren, weil er in feinem Gangeallen
7 ab nen; lur. sie i e; ben manchen
me ? oe, ieh ae bauen Urt
" Füße; ———— von den Lauf - und Schwimmfuͤßen.
— — des —⸗ es, plur. die —gläfer, gläferne Iron
pfen mit einem fadenähnlichen Schwanze, welche in Staub zer⸗
———— bald man von dem letztern nur ein Stückchen ab⸗
— daher ſie im gemeinen Leben auch Veriev- Gläfer, fonft
. aber auch Glastropfen grnannt werden. Sie entfichen, wenn
mian einen Tropfen geſchmolzeuen Glaſes in kaltes Waffer fallen _
und ihn darinn erhäcten läffıt. ©. Springkolben.
" Die Springgurke, plur. die —n, ©. Eſelsgurke.
F Der Spring afer, oder Sprungbafer, des— s, plur. inuf.
win einigen Örgenden, ein gewiffis Maß Hafer, wildes dem €
genthümer eines Springbengftrs oder Befihälers von dem Herrn
der Stute fo wohl gleich nach dem Beſpringen, als auch, wenn die
"Stute trächtig geworden iſt eutrichtet wird,
=]
*. Gegenden ein Rahme derHeuſchrecke, welche in andern @pringfel,
& Sprengfel, Seufpringer, Sprinfund fo fermer genannt wird,
eri
cher zum Befpringen, d. i. zur Kortpflanzung feines ——
gebalten wird; der Befchäler, Zuchthengſt, Stößer.
herde welche mit Springwanden umſtellet, und mit den gehöri ·
N gen Bochvögeln verſehen wird,
— Der Springtüfer,des —s, plur, ut nom. fing. in der Ro-
turgeſchichte, eine beſondere Art Käfer, welcher ſich auf den Küs
den liegend in die Höhe ſchnellet, mozwer eine sigene Feder unter
denm Leibein einer Grube hat; Elater Lian.
* Die Speingtifte, plur. die—n, in der Geſchützkunſt, Kiſten,
welche wir Kuseln, Eifen u. ff. gefülfer find, und aufden Schiffen
“an ſtatt der Minen gebraucht werden, wenn der. Feind an Bort
kommt; die Feuerkiſte.
Bi Speintfolben, des — 8, pur. ut non. fing. Hleine dide
hohle Kolben "von-Blas, welche fogleid; ringen, wern man
ſie von innen ritzet, oder nur einen Feuerſtein hinein fallen läſ⸗
— Bologneſer Stafchen. Sie entfliehen, wenn man fie nach
ihrer Verfertigung plöglicd an der freyen Euft abfühler, wodurch
‚das Olas in eine flarte Srannang geräth, wie bey den Spring:
gZlafern
* Das Springkorn, des — es ‚plur. die — Börner, die Barike
denen des Springkrautes: ‚Speingfame, Treibkoörner. - Siehe
Springkraut.
——— des — es, plur. inuf, ı. Eine Pflanze,
„welche bey ung in den Hainen wächfet, und deren reife Samen⸗
„ ‚Tapfeln. bey der geringffen Berührung aus einandet foringen; Im-
“ patiensNoli me tangere Linn. $udenbiitlein, wilde, gelbe
„ Ungeduld, gelbe Balfamine, Springiamenkvaut. Der Sameift
unter dam Rahmen der SpringFörner und TreibForner befannt.
— Bey einigen neuern Schriftſtellern des Pflanzeureiches wird
auch eine in Frankreich und Italien einbeimifche Art des Euphor⸗
‚bil, Euphorbia Lathyris Zinn. Springkraut genannt.
— Die Springfreffe, ir eine Art der Bergkriffe, deren
rreife Samenſchoten buy der getingfienBerübrung auffpringen und
and Lufefpringer ehedem anflatt.der Springkange in der Hand
bielten/ um ſich damit im Gleichgewichte zu echatten. —
F Die Soringlade, plur. dien, inden Orgeln, eine Art Wind»
Be - laden, welche mit einem Sptiug>Ventile verſehen iſt, fo von dem
Regifter geöffnet und zum Auffpringen — wird.
J win 3.4 Tb. 2, —
Der Springhahn, des es, plur. die — hahne, in —
‚des — es, plur. die e, ein Hengſt, wels
3 : DevSpeingbird, des — es, plur. die—e, eine Art Vogel, |
; deuSamen weit umher. freuen; Cardamine im patiensLinn.
Die SpeingFugel, plur,die— n, Kugeln, welche die Seiltänzer
„se sn
Der —— dlur. die — en, ein — ivels
cher zum Beſpringen, d.i. zur Zortpflanzung feines Geſchlechts
gebalten wird; der Stammochs, Zuchtochs/ Serdoche, Sulle R
"und fü ferner,
‚Die Springquelle, plur. die —n, eine Quelke herbor fpringens
den Waffers: die Waſſer quelle Quelle, im gemeinen Leben
der Spring.
Der Sptingfame, — plur. inuſ. S. Springkorn.
Das Springfamenfraut, ©, Springkraut.
Die Springſpinne, plur. die —n, eine Art Spinnen, wel:
che Fein Gewebe macht, fondern ihren Raub mit einem Sprunge
erhafchet,
Die Speingftange, plur. die—n, diejenige Stange, welche
dieSeiltänger und Lufefpringer in den Händen führen, fid) damit
im Gleichgewichte zu erbalten; die Balancier- Stange,
Der Springflod, des — es, plur. die — ſtocke. ı, Eine uns
> gen mit einem Kfoge verfehene Stange, vermittelft berfelben über
einen Graben zu ſpringen. Franz. Brin a Eſtoc, Ital. Brandi.
Rocco. A An einigen Deten kurze frumme Siöde, welche die
Hãſcher und Stadtfnechte führen, und ſolche den —
wenn ſelbige eutfpringen fuchen, ſehr geſchickt zwifchen die Füße
zu werfen und fir dadurch zum Fallen zu bringen wiſſen.
Und fie verfolgt im fliehn, gleich. einen Wetterſtrahl,
Der Springftock, Zachar.
“Das Speing-Ventil, des — plur, $ie—e, ©, Speing-
Inde, *
Die Springwand, plur. die — wände, bey den Bogeiftellern,
eine Art Garnwände, welche fo aufgeſtellt werden, daß fie bey der
geringften Berührung zufalen und überfpringen. S.Springbers.
\
Die Springwanze, plur. die—n, eine Art Wangen , wilde
ſpringet und hüpfet; Cimex (altatorius Linn.
Des Springwaifer, des —s, plur. utnom. fing. 1. Wafs
fer, weiches durch feinen eigenen oder fremden Druck aus Röhren
indie Höhe zu fpringen genöthiget wird gwehin z.B. die Spring:
. Brunnen gebören. \ 2. Im gemeinen Leben, wo Spring eine
Quelle bedeutet, iſt Spring waſſer ein jedes Sueloaiier, wo der
Puralnur von mehreren Acten Statt findet.
Der Springwurm, ©, Madenwurm
Die Springzeit, plur. die —en. 1: Diejenige Seit, da mar
‚die Zuchthengfte, Zuchtoch ſen u.f.f. Springen, d. i. die weiblichen
Ind vidug ihres Geſchlechtes befruchten läſſet. 2. Diejenige Zeit,
da die Springfluth einzutreten pflegt, weldyesjar manchen Kürten
ben ; dem Neu⸗ und Bollmonde iff,
Die Eseinz, des— en, plur, die— en. in einigen Gegeuden,
ein Rahme des afhfarbigenBergfalfen, welcher bunt von Puncten
und feinen Sternen iſt, ſtark himmelblaue Fuß: bar, und zur
Jagd ſehr gutzu gebrauchen ift; FalcoCyanopusKlern.Blau:
fuß. Im gemeitten Leben behauptet man, der Sprinz ſey das mänıız
liche Geſchlecht des Sperbers. Ohne Zweifel wegen feiner ges
ſprengten oder gefpvenkelten Farbe, weilfprenzen in einigen, des
—— Oberdeutſch Mundarten noch wirklich für ſpreugen ũb⸗
lich iſt Wegen dieſer ſprenklichen Federn heißt er auch im mittlern
Lat. Mulcetus, Itaſ. Mufchetto, Soll. Mosket, vom Franz. -
mouchetg, fprenflich. Übrigens fommt der NabmeSprinz (dom
in Schwabenſp. vor, wo e3 Kap. 335, heißt:
Speruuer, oder ain Sprintzen, oder ander Vogel, die
man .nif'der Hand trait, Rilt oder [leht u f. f.
Die Sprigbuchfe, plur: die—n, eine Meine Sprige von aus⸗
geböglten: Hohlunder, womit die Kinder zu fpielen pflegen.
Die Spritse, plur. die — n, ein Werkzeug, wodurch mar einem
flüffigen Körper ſpritzen, d. i Durch den Druck in einem Kangen
Strahle yigg, entfernten Ort bringen kaun. Die Wafferfpri=
5%
Suuer ainem.
2
243 SH
‚2
ren gebraucht wird, Seuerfprige beißt, und die Sandfprigen ,
Schlangenfprigen w ff. unter ſich begreift. Bon kleinerer Art
find dieSprigen der Köche zuSprigfuchen, dieSprigen der Wund⸗
ärzte u.f. fi Im Niederf, Spölte, im Holländ.Spuyte, imEngl.
Spirt, i Alta x
— verb.reg. welches in doppelter Geſtalt üblich iſt, in
benden.aber nur noch von flüffigen Körpern gebrauch: wird.
I. Alsein Neutrum mitdem Hülfsworte feyn. ». Mit Hef-
tiafeit in kleinen Sheilen foringen, von flüffigen oder flüſſig ges
machten Körvern. Der Boch fprigte mir in das Geſcht.
Wenn imHüttendaue Falte Luft oder Feuchtigkeit zu dem geſchmol⸗
genen Metalle fommt, fo fleher.es auf und fpriger um ſich
herum. Ebedem gebrauchteman es auch für heftig ſpringen von
harten Körpern, von welcher jet veralteten Bedentunggeifch eini⸗
ge Benfpiele anführet. 2. In engerer Bedeutung, nit Heftigfeit
und in beträchtlicher Entfernung aus einer Dffnung bervor drin⸗
gen; gleichfalls nur von flüffigen Körpern, wobey fprigen theils
eine größere Gewalt vorang feßt, als fpringen, theils auch noch
den Nebenbegriff hat, da fich der heraus fprigende Körper in klei⸗
ae Tropfen zertheilet. Das Blut fprigte aus den Adern, if
mir in das Geficht, auf dieKleider gefprigt. DasWaſſer ſpritzt
aus dev Röhre.
I, Als ein Aetivum, fprigen machen, einen flüffigen oder flüſ⸗
fig gemachten Rörper mit Heftigfeit zum Sprigen dringen, in bey ·
den Bedeutungen des Meutrius, Jemanden den Roth in das
: Geficht fprigen. Waſſer aus dem: Munde fptigen. In das
$euer fprigen. Femanden in den Halsiprigen. - So aud das .
Sprigen. f
Anm. Von einigen wird diefes Wort wider die Ausſprache ſprüt⸗
zen geſchrieben, ob es aleihimNtiederf.fprutten lautet; Ital. ſpriz ·
zare, ſpruzzare, Schwed. ſpruta. Es iſt eigentlich eine Oner
matopdie, welche den Laut ausdruckt, der mit einem heftig heraus
dringenden und fich in kleine Tropfen zertheilenden flüſſigen Körper
verbunden ift, und wovon fpragen, fpreigen, fprageln u. fi f.
bloße Abänderungen find. Der Form nad; ift es ein Intenfioum
von siprüben, fpreiten u.a. m. Übrigens gebrauchen die Nieder-
dentſchen dafür auch ihr fcheuren, foirtien und fputtern, Enal,
[patter, fpurtle, S. Spügen.
Das Sprigenbaus, des — es, plur, die — häuſer, ein Ges
bäude, in welchem die öffentlichen Fenerjprigen eines Ortes oder
einer Gemeinde aufbebalten werden. °
Der Sprigenmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. des'enige,
welcher die Aufficht über die Öffentlichen Feuerfprigen und deren
Gebrauch fübret.
Der Sprinfifch, des—es, ‚plür, $ie—e, ein Fleiner Fiſch in
Zava, welcher zuden Chaetodonis des Linne gehöret, und den
Rahmen von feiner ſonderbaren Geſchicklichkeit hat, mit welcher er
einen Waſſertropfen aus feinem Munde hoch über die Waſſerfläche
nach den Infecten fprigen oder ſchießen, und fie damis fangen fannz
der Schiefer, Holländ, Spuytvifch.
Die Sprigturfe, ©. Efelsgurke,
Die Sprigfanne, plur. die — n, in einigen Gegenden, ein
Nahme der Gieß⸗ oder Sprengkanne, womit man die Gewächfe
in den Gärten zu begießen pfleget.
Der Sprigfühen, des — s, plur. ut nom. fing, eine Art
Gebadenes, wozu der Teig durch eine befonders dazu verfertigte
Sprige in das beige Schmalz getrieben wird; in einigen Gegen⸗
den Straube,
Das Spriglöder, des —s, plur. ut nom, fing. ein Leder
an den Kutfchen und andern Wagen, tamitdas Gepäde nicht mit
Koth befpriger werde,
- ie, Waffer damit zu ſpritzen, welche, fo fern ſie in Feuersgefah _
| ‚ Spr 244
Der Spriglirig, des— es, plur. die —e, ein nacdter Wurm
miit Öliedern, miteinem länglichen gleichfam aus zwey Lippen zur
fammen gefegten Körper, zwey feilförmigen Fühlhsrnern und zwey
° Dffnungen zum Luftſchöpfen; Teihys Linn. Er hält fi im
Meere auf und der Meerhafe ift eine Art davon. —
Die Spritznudel, plur, die—n, in den Küchen, eine Art ges
bilderer Nudeln, wozu der Teig aus einer eigenen Sprige ges
trieben wird, ; —
Die Spritzſchlange, plur. die —n, eine Art Schlangen, wel⸗
che ihr tödtliches Gift dem Menfchen entgegen ſpritzen follen; _
Speyfchlange. - a 5*
Der Spritzwall, des —es, plur. die —e, in den nordiſchen
Meeren, eine Art Walle oder Wallfifche, welche dem äußern Ans
ſehen nach einem Cachelot gleicht, deu Zähnen in beyden Kinnla⸗
den nach aber zu den Delphinen gehöret. Er iſt ungeheuer groß,
und hat nur Ein Blaſeloch, aus welchem er aber das Waffer höher.
als andere Malififche heraus fpriget ; Phyfeter Linn.
Sprock adj. et adv. welches nur im Niederdeutſchen üblichift,we
es fpröde, zerbrechlich bedeutet, daher eine Art fehr brüchiger Weis -
den, welche im Biegen leicht zerbrechen, daſelbſt auch Sprodwei:
den genannt werden. Das Wort iſt mit Broden und brechen
augenfcheinfich verwandt, S. Sprüde,
Spröde, —r, — ſte, adj. et adv; welches überhaupt dem ge⸗
ſchmeidig entgegen gefeget if. 1. Eigentlich. (1) Raub und
troden, von Dingen, welche biegfanı, faftig und gefchmeidig ſeyn
follten. Eine fpröde Haut. Der rauhe Wind macht die Lips
pen fpröde. Sprödes Brot. (2) In engerer Bedeutung nennt.
man einen Körper fpröde, wenn die Theile zwar zufammen bangen,
aber unter fich völlig unbewegbar find, daher er bricht, wenn mar
feine Figur ändern will; im Mecklenburgiſchen gelfprig, inane
dern ‚Niederdentfchen Gegenden mit einem andern Endlaute _
ſprock, bey den Schmieden von dem Stable gührig. Bas i-
fen it fpröde, wenn es fich nicht dehnen läffet,, fondern eher
bricht. . Spröde Roblen , auf den Eifenbämmern., welche dag.
Eifen fpröde machen follen. Sprödes Holz. 2, Figürlich, (1)-
Lin ſproder Wind, ein rauber, doch nur in einigen Gegenden,
(2) Im fittlichen Verſtande ift ſprode Fertigkeit befigend, andern
mit Ötleichaüiltigfeit und Ungefälligfeit zu begegnen , und darin
‚gegründet. Sprödefeyn. Jemanden ſehr ſprode begegnen.
Kine ipröde Antwort. Im engiten Verſtande iſt e3 von dem
andern Gefchlechte am üblichften, wenn es die Liebfofungen des.
männlichen mit Kaltfinn oder Ungefäligfeit aufnimmt. Kine -
fpride Schöne. — —— —
Anm . Sprode vereiniget die Begriffe des rauhen, Lat. rudis,
und der Brächigkeit in ſich, in welchem legtern Verſtande eg zır
Ottfrieds britan, brechen, vielleicht auch zu reißen, Riederſ ri⸗
ten, gehöret. Bey dem Kero iſt Prody, Brüchigkeit. Zu der
figürlichen Bedeutung gehöret fo wohl das Hamburgiſche wreed,
fauer, herbe, als auch Kero's Preitii, der Stolz, und das heutige
Englifhe proud, ſtolz. ; RS:
Die Sprödigkeit, plur.inuf. die Fertigkeit, Eigenſchaft eines
. Dinges, da es fpröde iſt, in bepden Bedeutungen, Zuweilen auch
ein fprödes Beträgen, .in der zivepten figürlichen Bedeutung, da
es denn auch den Piural leider, FAR TER —
Der Sproſſe, des — n/ plur. die —n, oder die Sproffe,plur.
die —n; Dimintt. das Sprößhen, Dberd, Sprößlein, in
Junger hervor fpeoffender Sheil sder Zweig eines Gewäch ſes. Jun⸗
ge Sproffen. Bohlfproffen. Auch von Bönmen. Ihre Wur⸗
zel wird verfaulen, und ihre Sproffen werden auffabren wie
Staub, Eſ. 5,24. AG. auch Sprößling.) In weiterer Beden⸗
tung bedeuter es in dem zuſammen gefegten Sommerfproffe auch
hervor fprießende Flecken im Geſichte.
4 Ann, .
=
2
—
— — In Miederf. — Spratel, Sprote, im Angelf.
‘ Spranto, im Engl,Spront. Es fommt von fprießen uud ſproſ⸗
fen ber, ift aber mis Reis (von veifen, tiefen, bervor fommen)
Broſſe, u.f.f. genau verwandt. Das ori iſt beynahe in bey:
° den Geſchlechtern gleich üblich, obgleich im Hochdeutſchen das
2 männliche das üblichfle zu feyn fcheinet.
8 "Die Sproffe, plür. die—n. Diejenigen Steden in den Lei:
gern und Wagenleitern, welche befonders in den erſtern ſtatt der
Staffeln dienen, In einigen Orgenden Spreißel, Sprießel.
2, In den Fenflerrahmen find es diejenigen Hölzer mit einigen
‚ Öliederzierathen, worein das Glas ſtatt des Bleyes gefeßt wird,
Anm. Es kann fepn, dag dieſes Wort, wie Friſch will, von
ſpreißen abftammet, weil die Sproffen gewiffer Maßen auch als
Spreigen betrachtet werden Fönnen; esfanu aber auch ſeyn, daß
es mit dem vorigen Eines Gefdjlebte iſt, und einen in die Länge
- ausgedehnten dünnen Körper bedeutet. ©, auch Sprießel.
Syroſſen verb, reg. neutr, (außer daß es im Mittelworte lie⸗
ber geſproſſen als'gefprefferbat), welches das Hülfswort ſeyn er⸗
fordert, und mit ſprießen völlig gleich bedeutend iſt, außer daß
ſproſſen mehr in der gewöhnlichen, das Oberdeutſche ſprießen aber
ehr in der dichteriſchen Schreibart gebraucht wird. Keime, Blu⸗
men, Pflanzen, welche aus der Erde hervor ſproſſen. Sprof:
fende Blumen, wenn aus einer Blume eine audere bervor wächfet,
Zuweilen wird diefeseitivort auch in etwas: mebr thätiger Bedeu—
tung gebraucht, für Sprofjen treiben, und alsdann befonmt es
auch das Hülfewort haben. Die Baume fproffen 1950: Der
Bob! fproffer wieder. So auch dag Sproffen.
Arnm. Nicderf, fprotten, Jsländ, Iprotta, Engl. to fhroud;
©, Sprieffen.
"Das Sproflenbier, des — es, plur.: von: mehrern Arten,
die—e, eine Art gefunden Bieres, welches ang den Sproffen
>. der Sproffenfichte, PinusCanadculisMill. bereitet wird, und
dem Scharboce widerſtehet.
Die Sprofienfihabe, plur. die —n, eine Art Schaben, welche
ſich auf den Sproffen nnd jungen Zweigen der Bänme aufhält ;
Phalaena Tinearamella Lian.
Der Sproffer, des—s, plur. ut nom. fing, eine Art Nach⸗
tigallen,melche keiuen ſo rothen Schwanz haben, und etwas größer
find, als die gewöhnlichen Nachtigallen oder fo genannten Roth:
vögel, und vornehmlich die ganze Nat hindurch fehlagen ; der
Syroßvogel, Nachtſchlager. Etwa als eine Nachahmung ibres
Geſanges und eines Theils derſelben, und als ein Verwandter
von rauſchen?
Ab Sprößling, des— es, plur. die—e, ein Spreffe, hervor
„gefproffensjungre Gewähs, Keim oder Zweig, befonders von
jungen Zweigen oder Schoffen der Bäume. Kin junger Sprößs
ling. Auch figürlich. Ein Sprößling eigennügiger Ehe, Haged.
Bon fproffen und der Ableitungefolfe ling.
Der Sprott, des—es, plur. die— e, bey den Fifhern einis
ger Gegenden , befonders Niederdeutfchlandes, die Larven der
Srühlingsfliegen oder Maffer - Papilions, welche fih einen
u Eylinder aus Fleinen Hölzern, Steinchen, u. f. f. mas
chen, und zur Locfpeife für die Fifche gebraucht werden. ©.
2. dag folgende,
Die Sprotte, plur. die—n, wohl auch am bäufigften in Sticder,
: dentſchland, wine Art Sardellen oder Eleiner Häringe, welche ge»
räuchert zu uns aus England gebracht werden, Clupea Sprat-
tus Linn. Ena!,Sprat, Hol. Dän. und Schwed. Sprot,
Anm. Vielleicht iſt in beyden Wörtern der Begriff der Klein«
beit, welcher als ein® Figur derBrüchiafeit angefehen werden kanu,
der Stammbeariff, da deun diefes Wors mit ſpröde Eines Ger
lechts feyn würde, ©, dajjelbe,
* en "246
Das Spronie, des — es, plur. doch nur von mehrera Arten,
die —e, im Bergbaue einiger befonderd Niederdeutfchen Gegens
den, ein Nahme des ftrahligen Bleyglanzes, welcher an andern
Orten Blümchensglanz genannt wird. Ohne Zweifel von dene
Niederf, ſprotten, fproffen.
Der Spruch, des— es, plur. die Sprüche, von dem Zeit
“worte fprechen. "7. Die Handlung des.Sprechens, ohne Plural,
wo es doch nur in den Rechten von der Handlung des ordentlichen
oder felbft erwähiten Richters gebraucht wird, nach welcher er im
-einer Sache ein Urtheil fäller. Eine Sache zum Sprüche brins
gen. Die Sache fichet auf den Spruch.
2. Dasjenige, was von jemanden geſprochen wird oder gefpros
chen worden. (1) Im weiteften Verftande, in welchem es doch
niur in den Zuſammen ſetzungen An ſpruch, Ausſpruch, Einfpruch,
CLobſpruch, Machtſpruch, vorſpruch, Widerſprüch, Zuſpruch,
u. ſe f. üblich iſt. (2) In einigen engern Bedeutungen. (a)* Ein
jeder ausgefprochener oder auch ſchrifilich verfaßter Sag; eine
jegt veraltete Bedentung.
(6) Ein furzer, nahdrüdlicher und merfwürdiger Saß,
beſonders wenn er eine Lehre enthält. . Salome redere drey tau⸗
fend Sprüche, .ı Kön.4, 32., Die Sprüche Salomo, welche oft
unrichtig Sprichwerter genannt werden, In der Deutſchen Bibel
kommt es in dieſer Redeutung ſehr häufig vor, welche aber in der
anftändigen Schreibart veraltet iſt, und aur noch im gemeinen Les
ben gehöret wird; außer in den Zuſammenſetzungen Denkſpruch,
Wahlſpruch uf. fe” (c) Ein Satz, eine Stelle aus dir Bibel,
beſonders wenn fie eine lehrreiche oder wichtige Wahrheit enthält;
auch nur am häufigften im geineinen eben, Biblifche Sprucpe.
Der Sauptfprud, Beweisſpruch, Kernſpruch. (0) Der Aus⸗
ſpruch eines Richters in einer ſtreitigen Sache, eine Art des Urs
theils. Einen Spruch thun. Es find in diefer Sache ſchon
drey Sprüche geſchehen. (e) * Ein Gedicht, beſonders ein aus
dem Ötegreife verfertiateg und mündlich hergefagtes Gedicht; eine
gleichfalls veraltete Bedeutung, welche.aber zu den Zeiten der
Schwäbifchen Dichter fehr gangbar war, und bey den gemeinen
Reimſchmieden undMeifterfängern mancherGegenden noch zuweis
len vorfommt. S. Spruchſprecher.
Anm. Im Niederfähfifhen Sproke, Sprofe. (S. Sprechen.)
Im Oberdeutſchen wird es auch für Anfprug gebraucht, Siehe
diefes Wort,
Das Sprüchbũch, Seo e9, plur. die — bücher, ı. Ein
Buch, welches lauter Sprüche, d. i. finnreiche Ausfprüche und
lehrreiche Berhaltungsfüge enthält; eine faft ganz veraltete Bes
deutung. 2. Ein Buch, welches biblifche Sprüche, d. i.auserlefene
lehrreiche und zur Andacht reitzende Stellen ‚enthält,
Der Sprüchmann, des —es, plur, die— männer, oder —Ieute,
eine veraltete Benennung gefeßter oder felbft erwählter Schieds⸗
richter, welche den Ausſpruch in einer flreitigen Sache thun follen,
Spruchreich/ —er, —fie, adj. et adv. reich an Sprüchen, d. i.
finnreichen und lehrreichen kurzen Sägen.
Der Sprucdyfprecher, des—s, plur, ut nom. fing. in einigen
Reichsſtädten, z. B. zu Nürnberg, ein feilerReinſchmid, der aber
doch von der Obrigkeit beftätiget wied, und bey feyerlichen Gele⸗
genpeiten die Anwefenden mit Neimen aus dem Gtegereife beine
ſtiget; vondem veralteten Spruch, ein Gedicht. Ein folder
Spruchſprecher iſt weder mit einem A eifterfänger, noch mit
einem Bankelſanger zu verwechfeln, :
Das Sprühwort, ©: Sprichwort.
Die Sprüde, plur. dien, Diminut, das Sprückchen, auf
dem Lande einiger Gegenden, 3.3, im Amte Skeuditz, un⸗
förmliche Grasflecke, welche cin jeder Nachbar von einem Gemein⸗
ſtücke zu feinem Antheile eingeräumt befomme, mit den Haupt
DD: Rüden
Sa. _ Sp 4
fiücen nicht zufammen bangen, aber doch mehrentheils durch einen
Graben absefondert find. Sie werden auch Brüche, an andern
Srtten Aber Breischen und Solgen genannt.
Sprüde, Bruch
und Sprock find Wörter Eines Gefchlechtes, und bedeuten eigents
lich abgebrochene figürlich aber auch Beine durch Theilung ent»
fiondene Stüde. S. Sprock. rl 5
Sprudeln, verb.reg. neutr. welches Bas Hülfswort haben ers
fordert. Es ift eine unmirtelbare Onomatopöie , 1. eines heftig
aufwalenden flüffigen Körpers , er werde uun durch die Hitze,
oder durch feinen eigenen Druck (tie bey einem hervor quellenden
Waffe) in Bewegung gefest. Sanfte Entzickungen fprudeln
aus jeder Quelle/ Geßn. Ihe gleiche dem fiedenden Waſſer,
das von zu vieler Higeauffpeudele. Wie ſchön ſind die Quel⸗
len, wenn ſie aus Klippen ſprudeln, und dann durch blumige
wieſen ſich ſchlangeln. 2. Eine Bewegung mit dem Munde
machen, welche diefen Laut nachahmet, und mit einem Ausfpügen
verbunden iſt; 3.2. wenn man etwas mis Widerwilfen und einem
. fprudelnden Laut aus dem Dundewirft,
Vol Begierde biß er zu;
ganschen, o was ſprudelſt du! Weiße.
Figürlich iſt ſprudeln / im gemeinen Leben, ſich zu etwas ungeber⸗
dig ſtellen. So auch das Sprudein.
Anm. Der Form nach iſt diefes Zeitwort ein Iterativum von
ſprühen, fo wie ſpritzen das Intenſtoum daven iſt. Unſer bru⸗
deln, prudeln, und das Niederſ. pruddeln aufwallen, anfaugen
zu fieden, find nur durch den Mangel des Ziſchlautes davon uns
„terjchieden. ’ —
Der Sprügel, S. Spriegel.
Der Sprüſſel, ©. Sprieſſel.
Spruhen, verb. reg, Es iſt
worte haben.
perfönlich. Es regnet nicht, es fpruber nur.
1. ein eutrum mit dem Hilfs,
(2) In Tropfen
oder feinen Theilen mit Heftigkeit um ſich her verbreitet werden. .
Gluhendes Eiſen fprübet, wenn man Waffer darauf gießt.
Die Sunken fprühn aus halb verbrannten Sadeln, Weiße,
2. Ein Xetivum. (I) In unmerklich Fleinen Tropfen ver—
Breiten. Die Wolfen fprüben Regen. (2) In Tropfen oder
Heinen feften Theilen mit Heftigfeit um fich her verbreiten. \
und woder Mittag Slammen fprubt, Uz. ——
Man ſah sie Bohlen noch die rothen Sunfen ſpruhen, Zach.
So auch das Sprühen.
Anm. Sprüben iſt eine unmittelbare Nachahmung des damit
verbundenen Lautes und zugleich das Stammwort der Intenfiven,
fpreiten, fpragen, fprigenu. f.f. In einigen gemeinen Mund⸗
arten lautet e3 fpreuen.
"Der Sprung, des —es, plur, die Sprünge, von den Zeit,
* So fern daſſelbe einen Riß oder Bruch be⸗
worte ſpringen.
kommen bedeutet, der. auf ſolche Art entſtandene jnd mie dem
diefem Zeitiworte eigenen Laute verbundene Riß oder Bruch. Das
Glas hat einen Sprung. : K
2. Bon fpringen, den Ort mit Erhebung des Leibesund Übers
ſchreitung der dazwiſchen befindlichen Räume verändern , diefe
Veränderung des Ortes; ingleichen der Kaum, welchen man auf
folche Art zurück leget.
(1) Eigentlich. , Einen Sprung, thun. Sinen Sprung
zum Senfer hinunter wagen. Lin gefährlicher Sprung. Es
iſt nur ein Sprungbis dahin. Allerley feltfame Sprünge ma⸗
chen. Ein Cuftſprung. Figürliche Arten des Ausdruckes find:
Huf dem Sprunge fiehen, im Begriffe ſtehen. Jemanden viele
Sprünge machen, ihm vielgu ſchaffen machen. Femanden auf
die Sprünge, oder hinter die Springe Fommen, hinter
„Sehe Schuiche kommen, feine Rauke, Kunſtgriffe entdeckrn. Je⸗
(1) In unmerklich kleinen Tropfen regnen, une
Su 8
mansen Auf die Sprünge helfen, ibin die nöthigen Kunfigriffe,.
die Are und Weifebes Verfahrens angeben, Wieser duf feine
alten Springe Fommen, auf feine vorige Art und ——
bandeln. Beine großen Sprünge machen kõönnen nichts Wich⸗
tiges aus Mangel derHülfsnzittul unternehmen können. (2) Siglire
lid. (a) Bon großen Thieren, von welchen fpringen für ber
feuchten üblib ift, iſt der Sprung die Handlung deeBefcuchtend
Den vengſt zum Sprunge laffen, (6) Ein Bein des Vorderfu⸗
ßes andem menfhlichen und tbierifchen Körper, welches ſich als
eine Örundfäule unter dem Schienbeine befindet, mit feinen fehg
Stiten an die nahe aelegenen Beine verbunden ift, und dasSprins
gen erleichtert und befördet ; Talus, Aftragalus, bey einigen ,
der Lauf. Der Hafenfprung, ein ſolches Bein von einem-Da=
fen. (e) In der Sprungfifcherey iſt der Sprung, oder-in einie -
gen Gegenden der Sprang, diejenige Angel, welche bey dirfer
Art der Fijcherey gebraucht wird. (S. Sprungfifcherey.) (d), In
den Künften und Wiſſenſchaften iſt der. Sprung die ſchnelle Be
gebung oder Richtung von einem Gegenſtande auf einen andern
entfernten mit Uberfchreifung der Stufen, oder der dazwiſchen
zur Verbindung derfelben dienenden Gegenftände, wodurch es von
Schwung unterfhieden ift. Inder Mufik werden daher alle Ins
tervallen, welche weiter als eine Seeunde von einander entfeunt
find, Sprünge genannt, weil in denfelben rin, zwey oder mehr
Stufen der Touleiterüberfprungen worden. Der Übergang von
einem Bedanfen, von einem Sage zu einem entfernten, der keine
fichtbare Verbindung damit bat, beißt gleichfalls ein Sprung.
Die Natur thut keinen Sprung, alle natürliche Veränderunacr'
geſchehen nach und nach, durch gewiſſe unmerkliche Stufen, fe.
daß Frinedavon überfchritten wird. ©. Springen.
daher die Angel felbft auch der Sprung genannt wird,
Der Sprungbafer, ©. Springhafer. > re
Der Sprungriemen, des —s, plur. ut nom. fing. ein brei⸗
ter Riemen, welchen man andem Bauchgurte eines Pferdes befe-
fliget, zwiſchen den Vorderfchenfeln durchziehet und ihmandem
Zauıne feft mache, damit dns Pferd nicht mit dem Kopfe ſchnellen
könne; vielleicht auch das- Springen und Bäumen zu verhindern,
Der Sprungtbaler, des — s, plur. ut hom. ling. in eini⸗
gen Gegenden, z. B. im Amte Lüchau im Bremiſchen, eine» Ab⸗
gabe nen verehelichter Prrfonen, welche fieden Dlorgen nad) der
Hochzeit demAnıtmanne fo woblals dem Pfarrer, und zwar jedem
einen Reichsthaler, entrichten müffen. Man leitet es von fprin=
gen befruchten, beywohuen der; ‘allein, da im Niederfähfifchen
dasjeirige Geld, welches Kinder inden Schulen, oder auch andere
P rſonen bey andern Gelegenheiten, zum Anttitte oder Eintritte
gebin, das Linfpeingeyteld genannt wird, for kann es andy hier
den Antritt des Eheftand
Bermifhen, muß jedes neuverehelichte Paar dem Gerichtsſchulzen
ein Upfpringel-oter Aufſpringelgeld von 8 Schilling geben. An
andern Orten har diefe Abgabe, welchegemeiniglich als. ein über⸗
bleibſel des Rechts der erſten Nacht augeſehen wird, noch ‚andere
und oft eben fo zwendentige Rahmen. _ \
Die Spucke, plur. car. im gemeinen Leben, befonders Nieder⸗
deulſchlandes, der Speichel. Siehe das folgende.
art Ober⸗ und Niederſachſens üblich if, en Speichel auawerfen,
ſpryen ſpützen. Auf die Erde Tpucben, 8 au) das Spucken.
Anm. Spucken, in’einigen enteinen Oberdeutſchen Sprech⸗
arten ſpuchen, iſt mit ſpeyen und ſputzen genen verwaudt, welche
Die Sprungfiſcherey pkur. die—en, diejenige Art der Fiſche⸗
rey, da man den Forellen und Aſchen gewiſſe Infecten an die Ans -
gel bindet, welche fie mit einem Sprunge zu erſchnappen ſuchen,
es bedeuten. Zu Dannenberg, auch im
Spucken verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte haben, welches
gleichfalls nur im armeinen Leben und der vertraulichen Sprech⸗
me
Be er Lg
——
*
=
.
a ir
J
A Tin a ae un a rin
ae 2 Eu m ie 2 a Dad
——
*
heben verb. reg. recipr.
Agen ſcheinen 55.8. der Wi
TS a
ar im Endlaute davon. eſchieden find. (&, die felben) Den
-Rappländifchen f ;oikon und Ungarifchen pököm, fuden, feb⸗
let nur dor Ziſchlaut.
ESprecharten,
den/ eilen, etwas mit Geſchwindigkeit verrichten, daher denn das
von auch wohl: Spude die Eile bedeutet. Jin Engl. Speed, im
Solland. Spoed, im Gricch. wovay, die Eile, fo wie im Enal.'to
fpeed, eb fpoeden, und iniÖriech. aweudem, amoudadım,
* iſt. Im Riederſ. iſt ſpodig, eilig, bey dem Rotker Ipuotie
'go, im Alban. isspeita. Es ſcheinet mit Pfad, dem Niederſ.
pedden, treten, Pes, pedis, pedire in expedire u. f. f. ver⸗
welches nur in den gemeinen i
beſonders Niederdeutſchlandes üblich iſt, ſich ſpu⸗
Pk Kap Nee N RR .
Spu 250
Sestue, in welchem das in die Sin —— Waſſer mie
‚Hafpeln in die Höhe gezogen un& durch Tröge abgeleitet wird;
der Spulensieher,, ein Arbeiter , welder dos Waffer aus ber
Spyle ziehet und durch eine Rinne in die Saale givßer.
Anm. Entweder von dem folgenden Zeitworte fpitlen, oder auch
mit dem herrſchenden Begriffe dee Bchäfrniffes und hohlen Haus,
mes, als ein Beripandter von dem Angelſ. Wula, Sugt, Weil,
ein Brunnen, dem Deutfchen Balg, Balge, ein Zuber, She j
auch Spule, oder auch wegen des in folder Sammlung befind«
lichen trüben faulen Waffers, als ein Verwandter von faul, dem
"Angel. Will, Säuln: Fu.f.w. In dem Salzwerke zu Halle iſt
fpulig, fo viel wie trübe, fhlammieg.
wandt zu ſeyn, und —** eine jede ſchnelle Bewegung zu Die Spule, plur.die —n, Diminut. das Spulchen, ein Wort,
bezeichnen,
Der Spuk, des — es, plur. inuf. ein nur in den gemeinen
‚Sprecharfen übliches Wort. ‚1, Lärm, Geräuſch. Einen ent:
feglichen Spuf machen. Das war ein Spuk. 2, Beſchwer ⸗
liche Hinderniffe maucherley Art, Widerfüglichfeit, oder was man
im gemeinen Leben auch Frumme Sprünge nenuet; vieleicht cine
Figur der vorigen Bedeutung. - Einem vielen Sput machen.
3: Eine Erfheinung, einGefpenft, befonders in Niederdeutſchen;
Niederf. Spof, Holländ. Spook, Spooklel, Schwed.Spok,
Spöka. Daher iſt im —— vorſpuk, eigentlich eine
Fin Omen, und dann figüclich auch ein jedes’ Ge—
Tchöft, ein jedes Ding, welches vor einem andern her gehet, und
daſſeſbe aleichſam ankündiget.
Anm. In der erſten Bedeutung des Lärmens gehöret diefes
Wort allem Anſehen nach zu pochen, dem alten Dberdeurfchen
Paza, Yanf, Streit, bagen, zanken, und andern ähnlichen, wel,
ben nieder ohn bin nicht wefentliche Ziſchlaut mangelt, Die
dritte Bedeutung Finws Gefvenftes Täffet ſich als eine Figur erfläs
zen, ob fir gleich-auch noch andere nicht minder wahrſcheinliche
Ableitungen Teidet. Dergfeichen "find z.B. don dem Oberdeutſchen
ſpaͤhen / ſeben, Lat. ſPPecio. fo daß Spuk eigentlich eine Erſchei⸗
nuna bedeuten wücte, oder von dem Augelſ. paecan, betriegen,
wtf. ze gebraucht in feinen "Schriften Spignip und Ge⸗
ugnig mebrmahl? für Scheingrund, Ganfeley, im Engl. aber
5 Powke, Isrand. Puke, der Teufel, Ubrigens kommt Spuk
"in dieſer Bedentung mit dem Latein. Species und Spectrum,
ſehr ſihtbar überein,
Spuken verb.reg.neutr, mit dem Sülfsworte haben / wel-
ches am häufisften anperfönlich gebraucht wird, aber nur in der
festen Bedeutung des vorigen Hauptwortes üblich zu ſeyn ſcheinet.
Es put, es Yffer ſich in Gefprnft fehen, es gehetum, Figürlich
ſagi man es ſpukt infeihem Kopfe ev hat Ericheinungen‘, es
iſt mie ſein in Verſtande nicht allzu richtig. Im Niederdeuts
ſchen bat man noch andere —— welche die urfprüngliche
Bedeutung dis Grräufches oder der heftigen Bewegung zu beſtä⸗
ein fpufet ibm in dem Giebel, der
Wein iſt ihm zu Kopfe geftiegen; mit dem Leuer Yon we
vorfichtig damit umgeben; mit dem Gelde fputen, Geld ver⸗
ſchwenden; das fiehet aus, als wenn es ſpukte das ſichet ſelt⸗
ſam aus
Anm. En einigen Mundarten fpüfen, fpuchen, Niederf. ſpo⸗
Ten, Schwed. pöok S das vorige) Im Riederf. ift Spoerije
auch oft altes Gerünpel; ar neue Beftärigung der Bedrutuug
des Geräufibes,
x Spulbaum ©. Spinseibeum:
eSpule, "plür, die —n, eirente in einigen ‚Gegenden, '
"Bde Sbrunnen in Halle übliches Wort, einen bided- *
- ter Graben üintender Erde zu bigeichtten, wodurch. das w:ide W Bafr
fer abgeleiter wird, Raben ierhen daſelbſt das Spuipaus, cin
I
welches in drey dem Anſcheine nach ſehr verfchiedenen, aber
doch urfprünglich nahe verwandten Bedeutungen gebraucht Wird.
Mit dem derefchenden Beoriffeder Bewegung um die Achſe,
ohne duch die folgende des hohlen Raumes anszufchließen, ift die
Spuleanden Spinnrädern, eine Höhle Röhre, welche an beyden
+ Enden hıithohen Rändern verfehen ift, den „gefponnenen Faden
aufzunehmen. Sie Spule voll fpinnen. Eine Spule Garn.
Bey den Webern ift die Spule-die Fleine Röhre ohne Ränder,
welche mit dem darauf gewicfelten Garne in das Üeberfchiff ge⸗
than wird. und fich in dem ſelben gleichfalls um eine angebrachte"
Achſe beweget; die Weberfpule, Es wird daher das ganze Weber⸗
ſchiff oft nur die Schieffpule genannt. An beyden Bedentungen ig
Niederf. Spole, Hol. Spoele, Engl, Spool, Schwed. Spole,
Ital. 8pola, Span. Eipolin, Seanz: Efpaulee, wo auch Pou-
lie, ohne Ziſchlant, eine Rolle in. Der Begriff der Ründe, der
ſchnellen Beweguug um die Achfe, Richt Hier merilich vor, daher
manerbitr als einen Verwandten von dem alten bolen, wal⸗
zen, Welle, wölben, "bo, rund, u. f. f. anſehen muß Auch find
Spule und Spille verwandt, ebgleich die Spille eigentlich die
"Heine gedrechſelte nicht hohle Welle if, auf welche das Garn ges
wunden wird, wenn der Weber es ſcheren ſoll. Bon der Spille
kommt es auf die Spule 2. Mit ben herrſchenden Begriff des
hehlen Raumes, ohne doch den folgenden der Ausdehnung in die
Länge ganz auszuſchließen, nennet man den untern hohlen Tbeil
an den größern Federkirlen, und hernach auch eine jede noch ungee-
ſchnittene Feder mit ihrem Kiele, eine Spule, Niederf: Spole,
ingleiiyen Poſe. Sederipulen, Gänfefpulm, Shwanenfpulen
u.f.f. Bon kleinen nur zum Schließen tanglichen Federn ift es
nicht üblich. Es iſt hier mit Spike, ein Graben Canal, genau
verwandt, (Siehe daſſelbe) 3: Brit dem Stammbegriffe der Aus⸗
dehnung indie Länge ohne beträchtlich Dicke inaleichen“ ber
Spise, werden nur bey den Jägern die kleinen Skecken in’ den Hüh⸗
ner⸗ und Steckgarnen, welche ſonſt auch Sprießel und Spreißel
heißen, Spulen genannt. Es iſt Hier nie dem che Niederf.Spile,
> einzugefpißter Kleiner Stab, auf dasgenauefte verwandt, Eben-
daſelbſt heißen die zarten fpigigen Kiele an den Federn, ſo lange
fie noch in der Hant ſtecken, Spider:
Das Spuleifen, des — 5, /plür. ut nom, fing. ‘das Eiſen,
welches durch die Spulen gehet, und um weldesfie ih, als um
ihre Achte beivegein
Spülen, verb. reg, auf die Spule, und in weiterer Bedeutung
auch auf dir Siinser Yanfen laffen, Das Garn fpulen, es Auf
die Weberſpulen bringen. So auch das Spulen:
Spülen, verb, rez. welches in doppelter Geftalt üblich iſt.
L. Rs ein Neutrum mir dem Hülfsworre haben, da es Agent ⸗
Aich eine Racha hmung eines in diner ſchwanfenden oder wellenför⸗
migen Bewegung befi dlichen fü Misc Abryers if , welth· man
in einigen Gegenden auch durch har ad Seackt. Drötstuß
Anger. Lie Mauer, beiregt in friner w Arnftnligen Beweguug
23 % die
251 sr
- die Mauer, wofür doch anfpulen üblicher iff. II. Als ein
Activum, vermittelſt eines in eine ſchwankende oder wellenförmige
Bewegung gefegten flüffigen Körpers bearbeiten; beſonders auf
folche Art.reinigen, (wodurch es fich von waſchen unterſcheidet,)
fire das no üblichere ausſpüůlen. Js ein eherner Topf, fo
foll man ihn mit Waffer fpülen, 3 Mof. 6,28. Kap. ı5, 12.
Die Gläfer fpülen. Die Waſche fpulen. . Das Eſſen in den
Magen fpülen, im gemeinen Leben für teinten. Das Wafler
bat alles Holz mit weggeſp ület. So aud) das Spülen.
Anm. Bey dem Norfer fpuolen, im Riederf. fpölen , im
Böhm, Ipilati, im Wallach. [peln, im Alban, (paljann. Wel⸗
Te, wallen, quellen u. f.f. gründen ſich aufeine ähnliche Dnomas
topdie und unterfcheiden fi unter andern auch durch den Mangel
des Zifchlautes. Das h iſt in diefem und dem vorber gehenden
Worte eben fo unnö:big als in dem vorhergehenden Spule, daher
man e3 obne Bedeufen ſpulen ſchreiben kann. S. die Ortho⸗
graphie Th. 1, ©. 257.
Das Spülfaß, des— es, plur. die —fäffer, ein Fa, in wel:
chem das gewafchene oder gefchenerte Küchengeſchirr geſpület, d.i.
ab⸗ oder ausgeſpůlet wird, und welches nach Maßgebung feiner
Geſtalt, auch wohl die Spülgelte, die Spulftande, die Spül⸗
wanne wf. fr beißt.
Das Spuihaus, des— es, plur. die — häufer,, Siehe ı
> &pule.
Das Spülig, oder Spülicht, drs— es, — car, dasjeni-
ge Waffer, worin gebrauchte Schüffeln, Teller und Töpfe ausge⸗
fpület, und von den noch darin befindfichen Überreften von Spei⸗
fen gereiniget werden. Das Branntweinfpulicht, der für Men-
fen untaugliche Bodenfag in der Branusweinblafe, welcher mit
Waffer ansgefpület wird,
Der Spuljunge, des—n, plur. die — n, ben den Webern,
\ ein Knabe oder Lehrling, weicher das Spulen verrichtet,
Kor Spülkelch, des—es, plur.car.inder Katholifchen Kirche,
der in einem Kelche befindliche aber nicht confecrirte Wein, wel⸗
bir den Eommunicanten anf Verlangen gereichet wird, das con»
feerirge Brot damit hinunter zu fpülen.
Der Spülfeflel, S. Shwänfkeffel.
Der Spülfumm, oder Spülfumpf, des—es, — RR
ein baldrundes Gefäß, gemeiniglich von Porzellan, die Taſſen
- darin anszufpülen. (S.2 Rumpf.) Sonft auch der Spülnapf.
Die Spülmagd, plur. die — mägde, in großen Küchen, eine
eigene Magd, welche das Küchengeſchirr fpiktet, und oft von —
Scheuermagd verſchieden iſt.
Der Spülnapf, des — es; plur. die-—näpfe, ein Napf, an»
dere Grföße darin auszufpülen, ©. Spülkumm.
Das Spulrad, des — es, plur. die — rader, eben daſelbſt, ein
Rad vermitielſt deſſen das gefponnene Garn auf die Weberſpulen
gebracht wird.
Die Spulſpindel, plur. die—n, diejenige Spindel, woran die
Peberfpulen ſtecken.
Das Spülmafler, — plur. doch nur von mehrern Ar⸗
sen, ut nom. ling, Waſſer, worin und womit andere Gefäße aus⸗
gefpüler worden, oder aus geſpület werten folfen ; im erfien Falle
auch das Spuülicht.
Der Spulwurm, des — es, plur. die —würmer, ———
welche verſchie denen nackten und runden Würmern ohne Glied⸗
maßen beybeleget wird, um ſie von den Taeniis, oder breiten
Würmern zu unterfcheiden. 3, Einem länglich runden oder viel⸗
mehr fabenähnlichen, und an beyden Enden zugefpigten Wurme;
"Alcaris Linn, Er hält fi in den Sümpfen und an den Wurs
zein faulender Bäume, vornehmlich aber in den Eingemeiden der
Menſchen und Thiere auf. Diegewöhnliche Arc iſt nicht viel grös
% *
‘
5*
Spu u
Ber als eine ‚wie es gie ihrer * auch, Sehe lang
und den Regenwürmern ähnlich find, Alcaris tumbricoides
Linn. 2. Einer Act Negenwürmer, welche aber weißer ift, kei⸗
nen fo deutlichen King hat, oft Ellen lang wird, und ſich gleich falls
es den: menſchlichen Sedarmen antreffen läjjet; Lumbricus teres
nn.
- Anm, Niederf. Spoolworm, Dän, Spoolorm. One Zweifel
wegen der langen dünnen zugefpigten Geftalt, von Spule,Spiele,
Spille, wf.f. Siehe Spule 3,
1, Der Spund, des— es, plur.inuf. der wäfferige nicht ges
ang ausgebadene Theil des Brotes, ingleichen der. weißere, weis ·
here Theil des Holzes gleich unter der Rinde, ©, ı Spin.
2. Der Spund, des — es, plur, die Spünde, von dem Zeit
worte fpünden, ein aus mebrern zufammen gefpündeten Tbeilen
befiebendes Werk, eine nurin einigen Fällen übliche Bedeutung,
So ifim Hürtendane Ser Spund, ein Werk, das Waſſer dep
den Fludern zu ertragen, welches aus zwey fiarten winfelrecht
ausgehauenen Bäumen beſtehet, zwiſchen weichen Breiter eins
geſchnitten werden; wo aber auch die folgende Bedeutung einer
Rinne, eines Kanales, Statt findet. S. Spinden.
—
3.Der Spund, des — es, plur. die Spünde, Dininut. das.
Spündchen, ein Wort, welches fo wohl eine Offnung, als auch
einen Zapfen , als endlich auch einen Rand bedeutet. 2. Eine
Dffinung, wo es von oerſchiedenen Arten derjelben und eines bobien -
leeren Ranmes üblich ift. Eine Stelle im Dadye nahe an viner -
Feuermaner, two man das Dachwert inder Geſchwindigkeit weg⸗
nehmen ann, um in Feuersgefahr zu der Feuermauer kommen ö
Die Offnungen der Röhren in
zu fönnen, heißt ein Spund.
den Wafferleirungen find unter dem Rahmen der Spimde befannt,
Im Bergbane einiger Gegenden ift derSpund ein Weiter thürchen.
Am bekannteſten iſt es von der geimeiniglich runden, zuweilen aber
auch viereckten Offnung oben in derMiute eines Faſſes, den flüffigen
Körper dadurch in das Faß zu füllen, und welche oft derspund
ſchlechthin, oft aber auch zum Unterfchiede von dem darein gehöri⸗
gen Pfropfen oder Zapfen, das Spundloch genannt wird. Im
Dberdeutfchen auch ohne Ziſchlaut, Pundt, Punten, das Bunds
lein, 3tal. Bondonne, im Franz. Bondon, im mittlern Lat,
Bondonus, Böhm. Sipunt, Pohln, Szpunt. Es ift in diefer
Bedeutung mit Sponde, Spind, 2 Spine, Pınte, Wanne,
Pfanne, und andern Ähnlichen Wörtern genau verwandt, 2, Ein
kurzer Zapfen, Pfropfen, und was dem ähnlich ift, auch nur in
einigen einzelnen Fällen. Der hölzerne Pfropjen, womit der
Spund oder dag Spundloch eines Faffes verfiopfet wird, beißt
gleichfalls der Spund. In der Arıilferie ift es der. Pfropfen,
womit die Mündung eines Stückes verwahret wird, damir nichts
unteines hinein fole ; der Zapfen, Mundpfropfen. _ Bey den
Drechslern find die Zapfen oder Spunde furze runde Stüdhen
Holz, welche an dir Spindel befefiiger werden, das zu drehende
Erüc daran zu befeſtigen. Anden Firchteichen ift cs der Zapfen,
welchen man heraus ziehet, wenn man das Waffer ablaffen will ;
und fo vielleicht noch in andern Fällen mehr,
weder der Begriff der Spige, ‚als ein Verwandter von Sinne,
Pfinne, Niederf. Pinne, oder der Hervorragung und Ründe, wie
in Bohne, Wanſt, u. fü. f. 3. Ein Rand, gleichfalls nur in
einigen wenigen Fällen, 3.8. dry den Holzarbeitern, wo es zu⸗
weilen den Rand des Holzes bedeutet. Wo die Fenſterrahmen
mit Feinen Nuthen ausgefahren werden, da werden fie ander
auswendigen Seite auf den halben Spund einen balben Zoll
hoch abgeſtoßen, fo daß die Glas ſcheiben nur an einer Seite
am Holze anliegen Eonnen. Im Jtal. iſt Sponda gleichfalls
der Rand.
Oränge, Wand.
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Hier herricht en⸗
Beyde gehören zu dem alten Bann und Bank, die
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Spunöband, $ es — es, plur. die—bänder , ben den
. Böttchern, dasjenige Band eines Faffes, welches sunächft an dem
Spunde zu liegen fommt.
& Spundbaum, des — es, plur. die—bäume, 1. Im Holz
handel, ein ſtarker Baum, aus welchem flarfe Spundbreter ges
- fohnitten werden fönnen. 2. An den Waffermühlen und Wehren
„it der Grund: oder Fachbaum, welcher unmittelbar vor den Ges
rinnen lieget, auch unter dem Nabmen des Spundbaumesbefannt;
entweder von Spund, der Rand, die Gränze, weil. er zur Beſtim⸗
>
mung der Wafferhöhe dienet, oder auch, weiler fehr feft verbuns-
den oder auch gleichfam verſpundet wird.
" Das Spundbier, des— es, plur. car. an einigen Deren; eine
Ergeglichkeit an Bier oder Geld, welche den Kleibern gegeben wird,
"wenn fie einen Boden flechten und das legte Holz —— N und
gleichfam ein ſpünden.
Der Spundbohrer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art
großer Bohrer, die Spinde in den Fäffern damit zu. bobren,
Das Spundbret, oder Spundebret, des— es, plur. die —
breter, im Holzbandel und bey den Holzarbeitern, eine Art ſtarker
Breter, welche einen guten big 14 Zoll did find, damit fie zum
‚Spünden gebraucht, oder aufden ganzen oder halben Spund aus⸗
gezogen werden können.
"3. Spiünden, verb. reg. act. von Spuns, die obere Offunng
eines Faffes, den Spund verfchließen, oder zumachen. Ein Faß
fpünden, wofür doch zufünden üblicherift.. Ingleichen, durch
Berftopfung des Spundes einfhließen, verwahren. Wenn der
"Wein gebraufer bat, fo laſſet man ihn fpunden. In weiterer
Bedeutung gebraucht man es auch zumeilen von der Verſchließung
des Bodens eines Faffes, fo daß Spund bier jede Offnung ber
deutet. Wiehl inSäffer fpünden, weilman doch das Mehl nicht
durch den Spund in ein Faß zu bringen pflegt. S. Spund.
2. Spünden, verb.reg.act. von Spund, Falz, Fuge, oder
auch der Hand; ein im Hochdeutfchen wenig mehr übliches Wort,
3, Vermittelft einer an dem Rande befindlichen Fuge oder Naht
an und ineinander fügen, in welchem Verſtande es noch zuweilen
bey den Holzarbeitern von diefer Ars der Verbindung der Breter
- and Ähnlichen Stücke üblich iff, Breter fpinden, oderin einan⸗
der fpünden. (8. Spundbreru, f.f.) - Bermittelft foldher ge⸗
ſpündeten Breter überzieben oder befleiden ; räfeln. Er fpuns
dere dag Haus mit Cedern, beyde oben und an den Wänden,
ı Kön.6,9,15. Er fpundete den Altar mie Cedern, ®. 20,
‚Der Zalz brunn zu Halle if unten mit Bohlen geſpündet,
"Seid varii tract.bey dem Friſch. So aud) das Spiinden.
Anm. Im Niederf, frunden, im Schiwed. [prunda. Was
Fricſch i in feiner Ausdabe Bödickers S. 341 von der Abſtammung
diefes Wortes ſaget, iſt außerſt gesiwungenund weit geſucht. In⸗
deſſen läge ſich doch die nächſte Abſtammung mir muthmaßslich bes
kimmen. Es ſcheinet, daß binden oder verbinden der herrſchende
e Begriff fen,dec durch den vorgeſetzten Ziſchlaut bier nur mehr Nach⸗
druck befommen, obaleich auch Spund, Falz, Fuge, Nuht, Dffe
. ung, mit in Betrachtung fommen kann, da es denn eigentlich,
vermittelft einer Fuge verbinden, bedenten würde. Im Pohln. iſt
ſpinam aleichfalls ich füge zufanımen.
Der Spünder, ves—s, plur. ut nom. fing. oder volfftändig
der Bierfpiinder, Weinfpunder, ein verpflichteter Arbeiter, der
nicht nur volle Fäffer in dieKeller ſchafft, ſondern auch felbiae zur
gehörigen Zeit sufpunder, und der von der seiten Arbeit gemeinigs
ich Wein: oder Bierfihröter beißt,
-Das Spundueld, ses—es, plur. doch nur von Fmebtern Sums
inen, die —er, an einigen Orten, eine Abgabe, welche der Obrig⸗
Teit von dem aus geſcheukten Weine oderBiere entrichtet wird; viele
‚ leicht eigentlich nur diejenige Abgabe, welche für die von der Obrig⸗
Sm! 254
keit gemachte Taxe des zu verfchenfenden Getränfes gegeben wird,
wie das mittlere Lat, Foragium, weil dag Getränk dabep vorher
durch Öffnung des Spundes gefoftet wird,
Die Spundhefen, fing. inuf. diejenigen Hefen; welche das Vier,
nachdem es gefaffet worden, zum Spundloche ausivirft, die Ober—
befen, zum Unterfdhiede von den Unterhefen, oder Stellhefen.
Der Spundhobel, des—s, plur. ut mom, fing. ein Hobel
der Tifchler und Simmerleute, womit fie fo wohl den Falz als die
Nuhr an den Kanten derjenigen Breter, welche gefpiindet werden
foflen, verfertigen ; weicher Ausdruck denn fo wohl den Falshobel
als den Nuhthobel unter fich begreift.
Die Spundlade, plur. die—n, an den Orgeln eine Wind«
lade, deren Boden ausgemeigelt und hernach wieder derſpündet
worden.
Des Spundloch, des— es, plur. dir — läher, der Spund,
fo fern er ein Loch, eine Offnung bezeichnet, befonders diefe Dffe
nung eben in der Mitte eines Faffes, um e von Spund, Zapfen,
Pfropfen, zu unterfcheiden,
Der Spundnagel, des—s, plur. bir —nägel, 1. In elnie
gen Gegenden, eine Art Nägel, womit die Sonudbreter, ın’t vel⸗
hen ein Boden gefviindet wird, befeſtiget werdeit, und welche von
den ganzen Bretnageln vielleicht nicht verfchieden find. 2, Höle
zerne an benden Enden frigige Nägel, zwey Breter damit an eine
ander zu fpünden.
Der Spundpfahl, des —es, plur, die —pfähle, ein ineinen
andern gefvündeter oder gefalgter Wrahl.
Die Spundfage, plur. die—n, eine Säge Ser Faßbinder, den
Spund damit auszufchneiden,
Das Spundftük, des— es, plur. — Im Berge
baue, winfelrecht ausgehauene Bäume, welche zu se Fludern ges
brancht, und mit Bretern beffeidet werden, da denn ein ſolches
Merk ein Spund beißt. (S,. 2.Spunsd.) 2. Auch ein Stück oder
Sheileines Ganzen, in welchem ſich ein Spund oder die rg
befindet,
Die Spundtiefe, ler, Sie —n, die Tiefe eines Faffes ,- wern
daffelbe dncch den Spund gemeffen wird ; die Mitteltiefe, d. i, die
Tiefe in der Mitte,
Der Spundzapfen, des —s, plur.utnom. fing, ein Spuns,
fo fern diefes Wort einen Zapfen bedeutet, um es von eine
Spundloche zu unterſcheiden, dergleichen der Spund, oder
Spimdzapfen an den — if.
Die Spur, plur. Sie — en, ein Wort, welches überhaupt den
Begriff eines Einfchnittes, Eindrudes, eier Offnung u. ſf. zn
— ſcheinet.
Überhaupt, mp es doch nur noch in einigen einzelnen Fällen
astich if, So if im Bergbaue die Spur, der Mittelpunet. in
den Pfännchen, morinn dag Kreuz oder die Spindel herum läuft,
mo es eigentlich eine Vertiefung, ein Loch, zu bezeichnen ſcheinet.
An einem andern Verſtande iſt im Hüttenbaue die Spur, ein run⸗
der vertiefter Zirfel im Sreibeberde , worin fich das Blickſilber
fest, ingleichen eine ähnliche Vertiefung in dem hohen Dfen und
Krummofen, in welcher das geſchmolzene Metall zufummen fließer,
Die Spur fehneiden, fie indem Herde ausſchneiden. Die Berge
leute nennen diejenige Kerbe, welche fie bey Bohrung der Schieß⸗
löcher machen, gleichfalls die Spur.
2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeufuna iſt die Spur der
Eindrud von dem Gange eines Dinges in dem Boden, fo wohl von
lebendigen Gefhöpfen, als auch im weitern Verſtande von lebloſen
Dingen; wo eg denn, aemeiniglich colleetive, fo wobl imSinaufar,
als Pluraf von mehr cn ſolchenEindrücken gebraſicht wird. (1)Ei-⸗
gentlich. Die Spur eines Menſchen. Der Spur eines Diebes
nachgehen, Jemanden auf die Spur ee za auch figfirkich,
Merk⸗
“Be Rn *
mMkwahle — woraus man ihn * fin ——
feine Maßregeln entdecken kanu.
Wenn er — ER ;
Im feligten Triumphe fahre, —
Indeß der uber auß auf jede feiner Spuren
Sin ganzes Sullhorn leert, Nam. 8
Bey den jagdbarın Thieren wird die Spur aemeiniglich Sie
Sahrre genanm, obgleich einige beyde noch unterfcheideu, und
Spur une von beflaneten Thieren gebrauchen, dadegen andere es
bloß auf das ni,dere Wildbret einfchränfen. Die Spur verlieren.
„Der sund gebet der Spur nach iſt auf der Spur. Weun es
aber im Lich wehr beißt: Ein Suche,
— Der oft mit mehrerm Gluͤck als Rechte
Der ſchnellen sunde Spur entging,
wo es vonder Handlung des Spürens gebraucht zu feun fbeinet, i
ſo ift folches ungewöhnlich und wider den Sorachgebrauch. In
einem etwas andern Verftaude ift die Spur auch der Eindruck im
Boden von einem befländigen Ganae. Bey sen Pferdemublen
-müffen diePferde immer im einer und eben derfelben Spur blei⸗
ben. Auch das Geleife eines Wagens wird in manchen Provinzen
Bäufig die Spur genannt. (2) In weiterer und figürlicher Bedeus
tung ⸗ iſt die Spur ein jedes Merimabl einer vorhandenen oder
vorhanden geweſenen Sache, wo fich denn rin doppelter Rebenbe—
griff mie einſchleicht. (a) Ein Merkmahl einer. vorhanden geweſe⸗
nen Sache, ein Überbleibjel derſelben. Des fins noch die Spu: '
> zen der ebemabligen Verwüſtung. Man fiebt Feine Spurmehr
von dieſer ebedem fo großen Stadt. - (b) Ein Merkmahl, ein:
Erkenntnißgrund einer nicht ſichtbar erkaunten Sache. Spuren
von etwas baden. Es find Spuren davon da. An den Un:
fällen und glücklichen Begebenheiten die Spuren der Dorfes
bung entdeden.
Y Y Y pr
A:m, Ju der swepten Hauptbedeutung ſchon bey dem Hitfried -DerÖpicer, des — 8, plur. ut nom. fing. ©. Srürhuns. 4
Der Spurgang, des — es, plur. die — Hänge, bey den Kür
und RoiferSpor, im Oberdeuiſchen noch jegt das Spor, das
Geſpoer, oder das Geſpore, bey dem Wilferam und Stryker im
männlichen LSeſchlechte der Spor, im Niederſ. Spoor, im
Schwed. Spär, im Angelf. Spor, im Isländ. Spör. In der er⸗
ſten allgemeinen Bedeutung iſt es wohl gewiß, daß 8 den Begriff
der Offnung, Vertiefung u. f.f. bat, und als ein 555 von Der Spurhoͤrd, des— es, — Sie —e,in Hürtenbane, dere ei
e F
bohren angefehen werden müffe. Allein in der zweyten Bedeu⸗
tung haben fahren, für geben, fich bewegen, wogsg, Gaug, Sahr-
te, Serie und. ale diefes Geſchlechtes gleihen Anfpruch auf die
Verwandiſchaft, fo wie fich- in der figürlichen Bedeutung der
Begriff des Wahrnehmens, Erfahrens, uf. f. mit einſchleicht.
©; Spiren.
Die Spurbiene,plur. n, diejenigen Bienen, welche ein
Stock, wenn er Schwärmen will, voraus ſchicken ſoll, einen bes
quemen Ort für den Schwarm auszuſuchen; an einigen Orteu
Puger.
Das Syureifen, des 8, plur. ut nom, fing. im Hütten-
baue, ein. frummes Ei fen. oder Meffer, womit die Spur in den
‚Hecbe ausgeffhnitten wird,
Spuren, verb. reg. neuir. die Antvefenheit einer verdorbenen
Feuchtigleit durch den Geinch verraten, ©, ı. Sparen.
Spüren, verb. reg. act. welches in einer doppelten Hauptbe⸗
deutung vorfomeit, (1: In. mehr thätiger, vermittelft einer oder
mehrerer Spuven einDing zu erkenner, zu erforſchen ſuchen Nach
„etwas ſpüren, diegunde Spuren im Walde, fpüren nach. dem
Milse. Es it bier als sin Neutrum initdem Hülfsworte haben
und den Vorworie nach am üblichften, wird aber noch häufiger
inden Zuſamm en ſetzungen aufſpüren, ausfpüren, nachſpüren;
wrtegebraude, In einigen Mundarten lautet. es in dieſer thä⸗
tigen Bedeutung ſpuren. =, In mehr leidender Vedeutung , an
einer oder ind Spiten oder Deofmaßfen vefeiten, ER *
gemeiniglich den Rebenbegrtff der geringen —
der Erfenntuiß aus wenig Merkmahlen bey fich-führet, merken,
ſchwach emrfiden, 30 feine daß mi der ſerr fegnet ; um 3
— bdeinefwillen, 1 M. 30, 27, Es iſt kaum zu. foüven. Ich
früre nichts. Die Rage fpürer eine Maus, die Bunde fpüren -
ein Wild. Es if fo Teiche, deß man das Gewicht. kaum ſpü⸗
vet, Einen unangenehmen Srruůch fpuren. '&. auch verſpie
‚zen, welches häufig für das einfache fpüren ‚gebraucht ı — So
auch das Spuren. ' Mean
Anm. Schon bey den alten Dberd, Scheififtelern I
woven das Irerätivnmn Ipurilon bey dem Dttfr, nachdenken, me- 2
ditari, bedeutet; im Niederf. fpören, in Angelf. Ipyrian, Ipu-
ran, im Schweb. (pära „im Schottländ. lpeer, im Jeland.
ſplria, im Engl, to ſpere, alle bald im thätiger Bedeutung für“
forfchen, auffnchen, bald. auch in feidender für merten, enipfinde
Die Abſtammung ift ungewiß, weil mehrere Wörter darauf he =
- frruch machen können, Da —ren oft ein Merkmahl eines
vatioi und Inten ſivi iſt kann man es als ein ſolches von ſpã
“feben, zu ſehen ſuchen, betrachten, und danır würde —— —
ſpaheren ſtehen. Man kann es aber auch als ein vermittelſt des
Ziſchlantes von wahr und wehrnehmen, gewahr, erfahren
u. f.f. abflammendes Wort anfehen, fo daß es eigentlich durch die
Sinne empfinden bede nten würde, Am wahrfeheinlichften laßt es
ſich iudeſſen doch von Spur. ableiten, welches theils das aus. dem ur
entſtandene u glaubfich macht, teils aber auch der —
der ſchwochen oder dunkeln — ———— ‚ans geringen oder
Vefügium.ab, welches wiederum Pes, Suß, amd fteigen, aleich⸗
ſam Sußtapfe, für feine Stammieörter erfennet.
gern, ein Gang, welchen man bey einem friſch ‚gefallenen. Schnee:
thut, um zu feben, was für Sauen oder Wölfe in einem Wege
oder Flügel wechfeln. GBefgichet ee zu Pferde, fo beißt 2, ein
Spurritt,
jenige Raum, in welchem die Spur gemacht wird.
Das Spurholz des — es, plur. die —hölzer,; eben daſelbſt
eine dünn geſchnittene häſelne Ruthe, mit welcher man — die
Spur zu machen pflegte,
‚Det Spürbund, des — 08, plur. die —e, ein —— wel⸗
cher dazu abgerichtet iſt, das Wild anf pe Spur a zuſuchen
und zu verfolgen, da denn Spurbund, pliver, eine allgennine
Benennung aller Jagdhunde dieſer Art iſt, wenn fie frey geben
nnd ſuchen. Wenn ein ſolcher Hund aber an dem Hängefeile gebet,
elit
Merkmahlen. Das Lat, veltigare, mit welchem ſpiren in der
‚tbätigen Bedeutung überein komunt, ſtammet auf ähnliche Art npn
fo heißt er ein Leithund. Das Wort iſt alt, und * ſc ie
den alten Baierifchen Gefegen Spurfhunt.
Das Spurmeffer, des— 8, plur.ut'nom, fing. je Hütten. :
baue, ein Meffer, womit die Spur in den Schmelzherden — *
ſchnitten wird; das Spureiſen.
Der Spurritt, des —es, plur.die—e, S. Spurgan
Der Spürfihnee, drs —s, plur. car. bih den Fügen, friſch
gefallener Schnee, fofern es geſchickt iſt — andere —
shiere in demfelben zu ſpuren.
Der Spurftein,des— es, plur. See. ı. : Sn der Mineras-
logie, Steine, an und in welchen man noch die Spuren von ehe⸗
mahligen thieriſchen oder vegetabiliſchen Körpernentdecket, wohin
denn fo wohl die Abdrücke als die Steinkerne grbören. 2.Dime
Plural, außer von mehrern Arten iſt in dem Hütten baue der spur⸗
ſtein, ein noch mit Geſtein und andern Unarten vermiſchtes Kn·
* %
E
y D 4 r N er J
u im, Dale SE a Sn Dame nr nn um ZU ne Zul Au = Lana mn a TE u?
Nö
*
—
art 2231 At
Na ARE si TR
- ES
Se 1
5 -wied; vermuthlich weil cs fich in der Spur fammelt.
Das Spurwiefel, des —s, plur. ut nom.ling. eine Art Aav⸗
ptiſcher Wiefel, welche auch unter dem Rahmen der Pharaons:
DT Maus oder Pharaons- Rage befannt ift, und eine befondere Ge⸗
ſchicktichkeit in Kuffpürung der Vögel befiger, daher fie auch im
Griech. Ichnevmon genannt wird.
&pügen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, den
- Speicheb auswerfen, Fefusfpugete und rührete feine Zunge,
“ Drarc. 7,33. Er fpügerein feine Augen, Kap. 8, 23. Erfputz
zete aufdie Erde, Joh. 9,6. Es iſt ein urfprünglich Ober deut⸗
ſchs Wort, welches im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, aus
Ber, gumweilen in der edlern und anfiändigern Schreibart, das ges
meinere Sãch ſiſche ſpucken und härtere fpeyen zu vermeiden, So
auch das Spugen _ —
Anm. Im Sberd. ſpöutzen, fpeugen, ſpeyzen, im Angelfächt.
ſpaetan Spittan,im Hollaud. ſpitten, im Eaghto ſpout &s
if mic dem Lat. Sputum, Speichel, dem Öried. purrew arrusm,
ſPputzen, und unſerm ſpeyen und ſpucken genau verwandt, welche
insgeſammt Onomatopðien des damit verbundenen Lautes find.
Squenz, ein erdichteter komiſcher eigenebümlicher Rahme, nuter
welchem Andr. Gryphius in feinem ı 663 heraus gegebenen Luft»
ſpiele: Ablurda comica oder Peter Squenz, einen abge
Nahme noch dieErfindung des Stückes von Gryphio ber, fondern
. geböret dem Shakesfpear zu, welder in einem Zwijchenfpiele,
foin feinem Summer Nigths-Day eingeſchaltet ift, einen fol=
den Schulmeifire Rahmens Quince, aufführer, welches Zwi-
ſcheuſpiel Gryphius bloß nachgeahmes bat.
St, ein zufanımen gefegter Mitlaut, welcher. aus dem angezifchten €
oder d beftehet, und deffen Figur in der kleinen Schrift durd ft
angedeutet wird, Die Ober ſachſen und Oberdeutfchen, welche
das gelinde f in vielen Fälen gern in den ihnen eigenen Zifcher
|
i
{
|
:
}
|
|
|
\
verwandeln, fprechen diefes ft zu Anfang einer Sylbe wie ſcht aus,
dagegen die Niederdeutfchen hier bloß ein einfaches fanftes f hö⸗
ven laffen, Siehe S, wo von diefer Aus ſprache und der etymolo⸗
giſchen Beftimmung diefes f vor deme ſchon das nöthigſte gefagt
worden. ö r
St! ein Zwifchenwort, oder vielmehr nur ein bloßer Laut, welcher
i “ohne allen Selbſtlaut ausgeſprochen wird, und im gemeinenfeden
| "und der vertraulichen Sprechart üblich if, wenn man damit ein
bedeutendes Stilfhweiaen- gebietben will, um auf etwas zu hor⸗
chen aulauernnf.f. Se! ich glaubeer kommt. Franzöf.gkich-
falls St! fonft aber auch chute ! die Riederfachfen gebrautheu
| dafür tuß tuſſe! die Dänen d'üß, welche mir dein Lat.tace über»
—* einfommen, ohne eben davon abzuſtammen. Unſer ſt! iſt nicht
aus ftille! zufammen gezogen, oder davon abgeriſſen, wie einige
‘wollen, ſondern ein eigener Naturlaut, der in ſtille, ſtehen, aaltere,
u. a. m. ein eigenthümlicher Laut der Ruhe und der Stile iſt.
+ Der Staag, S. Stag.
Der Staar, ein Vogẽl. S. Stahr.
Der Staar, des— rs, plur. die—e, eine Krankheit des Auges,
da doſſelbe verdunfelt und zum Sehen unbrauchbar gemacht wird.
> Der graue Stäar, Cataracta, Suffufio, two der Augapfeleine
weiße oder graue Farbe befommt und die Kryſtall⸗Linſe völlig
verdunfelt iſt. Er beftehet oft in einer undurchfichtigen Haut,
weiche fich in dem Innern des Auges zwifchen der Hornhaut und
der Kryſtall⸗Lenſe erzeugt, und, wenn das Auge gebeilet werden
- fol, niedergedrückt, oder heraus gezogen werden muß, welches
"man den Staar ſtechen nennet. Der ſchwarze Staar, wenn der
Aungapfel bey einervölligen Blindheit feine natürliche Farbe bes
- hält, welche Artdes Staares für ganz unheiibar gehalten wird,
Adel. W. 3.4. Th 2, Auft.
+ pfer, welches durch die Schmelzung des Schwarzfupfers erhalten
>
2 ſchmackten Schulmeifter vorſtellet. Indeſſen rühret weder der
—J—
Ste. -. 48
weil die Netzhaut 802 Auges,eder deffen Nerve alsdann unbrauch⸗
bar geworden; Amaurofis, Gutta ſerena. —
Anm: Weil der Staar in einer Verletzung bes Sternes im
Auge beſtehet, ſo leitet es Friſch von dieſem Worte her, zumahl
da ältere Oberdeutſche Schriftſteller diefe Art der Blindheit die
Staarblindheit nennen. Allein, damit dem Staare behaftete
Perfonen ſtarr vor ſich Din feben, daher man für völlig blind auch
fareblind, und in einigen Mundarten ſtaarblind fagt, fo ſcheinet
diefes mehr Hecht auf die Abſtammung zu haben. Dafin karı
das verdoppelte x nicht weſentlich ift, erhellet aus dem Niederf
flieven, mit ſtarren Augen feben, Angelf. Rarian, Isländ.kara.
Was die Schreibartdiefes Wortes betrifft, fo fünnte man es int
mer Star oder höchftens Stabr ſchrriben; indeffen ift die Schreib-
art mit dem doppelten a die gemeinſte.
Die Stearbrille, plur. die—n, eine Art Brillen für kranke Au⸗
gen, befonders für ſolche, welchen der Staar geflochen worden.
Die Staarnadel, plar. die —n, eine goldne Nadel der Staarſte⸗
her oder Deuliften, den Staar damit zu ſtechen.
Derötaarfiedyer,des —s, plur. ut nom. fing. ein Wundarzt,
der ein eignes Geſchãft Darans macht, andern den Staar zu fies
hen, dergleichen: Verfenen fich aber doch Lieber Beulifien oder
Augenärzte nennen laffen.
1,* Der Staat,des — cs, plur. inuf., der Zuſtand, die Beſchaf⸗
fenheit einer Perfon oder. Sage; eine im Hochdeutſchen völlig
unbrfaunte, und nur noch in einigen Dberdeutjchen Grgenten '
‚gangbare Bedeutung. - In der Seat (Stadt) — da er vormals
fyn gewohnlichen Stat (Stand, Aufenthalt) und Wefen gehal⸗
ten hat, indem Drutfehen Liviusson 15:4. Hanna blieb nach
ihres Mannes Tode in dem Statt der Wittwen, Kaifersb, bey
dem Friſch. Sie fragtefleißig nah dem Start ihrer Schweſter,
eben verf. Sich im guten Star befinden, Cramer iur Ztialiänie
ſchen Wörterbuche. Im Stat feyn zu reifen, eben daf. Nicht
imStet fepn, anf;uffeben, eben daſ. In engerer Bedeutung if
in eben diefen Oberdeutſchen Gegenden Staat ein öffentlicheg
Amt. Wir pfaffen fuchen einen Stat, daß wir mögen Gore
dienen, Kaifersb. bey dem Frifh. Es gedenft mancher, war ich
in dem Stat, oder in dem Stot, und hatte die oder den, fo wär
miv wohl, eben derf.
Anm. Es iſt in diefem Verſtande mit Stand gleich bedeutend,
und ſtammet fo wie dieſes von ſtehen ab... Das Latein, Status,
Sranzöf. Etat, und Jtal.Stato, Iftato, haben gleiche Bedeu—
tung, ohne deßwgen die Stanunwörter des Deusfchen zu feyn,
Im Isländ, iſt Stiet, ein öffentliches Amt, eine Würde,
2.Der Staat, des —es, plur, die—en, ein Wort, welches ur⸗
fprüngli ein Geräufch, ein Getöſe bedeutet zu haben fcyeiner,
aber nur noch in einigen einzelnen und zum Theil figürlichen Fäl⸗
Ten üblich ift.
rGerãauſch, Wortgepränge,ohne Plural; doch nur noch in der
N. A. großen Staat von etwas machen, viel Auffebens, Nübs
men2; im Stal. gleichfalls fare grau. ſtato. Im Hoffänd, iſt
fiuyten, prahlen, und im $sländ; Stat, Prahlerey. Vielleicht
gehöret hierher auch die R.A. Staat auf etwas machen, ſich dar-
anf verlaffen, ingleichen es vermuthen, hoffen. Auf feinen Vater
konnen fie ſichern Staat machen, ſich fiber auf ihn verlaffen.
Id habe lange Staat darauf gemacht, es lange auboffet, var⸗
mutbet. Die Riederfachfen gebrauchen die R. M Staat machen,
noch in weiterm Verſtande, für vermuthen überhaupt, Ich ma—
che Staat, die andere Woche wieder hier zu ſeyn, ich vermuthe
es. Indeſſen Leider es in diefer Brdeutung auch nach andere Abe
leitungen, und befonders die von ſtehen. -
2. Glaͤnzende und folbare Hülfsmittel im gefelifchaftlichen fer.
ben, fo fern man dadurch feine Meinung vom feinen eigenem hohen
R Vor⸗
259
. Ben Staat magpen, oder-führen. Einen koniglichenStaat füh⸗
‚ven. Beinen Staat machen. Wo dieſes Wort fo wohl ein gro⸗
Bes und glãnzendes Gefolge, als koſtbareKleider, prächtiges Haus⸗
geräãth u. ſ. fain ſich begreift. Daher Staatswagen, Staats:
Fleider, StaatsFurfehe, Staats = Liverey u, f. f. In engerer Ber
deutung iſt Staat, (2) großes Gefolge, doch nur noch in dem zu⸗
ſammen gefegten Höfftaat, die fümmtlichen zur Bedienung eines
Hofes gehörigen Perſonen zu bezeichnen. (2) Prächtige Kleidung
im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart. Im volligen
Staate erſcheinen. Seinen ganzen Staat anlegen. Im
Niederf. aleichfalls Staat, Schwed. Stat, Stät. Engl. State.
Es [Heiner hier mit Fugen, in Schonen Itatfa, verwandt, und
eine Figur des Geräufches zu ſeyn, fo wie fih Pracht auf eine
ähnliche Figur gründet. Bey dem Notfer ift Stata, Aufwand,
die Koſten.
3: Eins Menge Volkes, doch nur noch in der engern Bedeu:
tung, einer zahlreichen Gefelfchaft von Menfchen, welche unter
dem gemteinfchaftlichen Bande eier Negierungsform fichen, wo⸗
durch es fich von volk und ration unterfcgeidet, und eine allgemei⸗
sie Benennung ift, weldedie Arten Reich, Republik u. f. f. unter
fich begreift, aber dech nur von folchen bürgerlichen Gefellfchaf.
ten von einem gewiffen beträchtlichenlimfange gebraucht wird, in⸗
dem manz. B. kleine Frepftädie wohl nicht leicht Staaten nennen
wird. Man gebraucht es hier theils als ein Abſtractum und ohne
Plural,
Staat. Ein Staarsverbtechen. Zum Beſten des Staates Thrils
ber auch als ein Concretum, eine anf ſolche Art verbundene bürger⸗
liche Gefellfchaft, mit dem ihr gehörigen Landeshezirf zu bezeich⸗
nen. Die Europäifchen Staaten. Ein Freyſtaat, eine freye Res
publik. Ein monarchiſcher Staat. Der Rirchenfisat, der
. Denetianifche Staat, der Sranzefifche Staat. Da rs denn auch
häufig für Provinz/ Land gebraucht wird, fo fern auch jede Pros
vinz unter ſich auf gewiffebefondere Art verbundenift. Durch
jemandes Staaten reifen, Die Preußiſchen Staaten. Seine
Staaten dermehren.
Anm. Im Ital. Stato,im Franz. Etat. Es leidet in Biefer
legten Bedeutung mehr. als Eine Ableitung, Es fann von fieben
ebftammen, und eine in einer beftimmten Gegend auf eine beffän«
dige oder. bleibende Art verbundene bürgerlihe®efelfchaft bezrich⸗
nen, zum Unterfchiede von einem unftäten, herum fehweifenden
Volke. Judeſſen fcheiner die Ableitung von dem Getöfe, Geräus
che, welche eine Menge Menfchen macht, auch ihre und vielleicht
noch mehr Wahrfcheinlichkeit zu haben, und würde alsdaun
Staat nur durch den vorgefegten Zifchlaut von dent alten Theut,
Thiot,Diet, Volk, dem Gothifhen Thiudan, Reich m f. f.
gedilbetfi fen, Zu der allgemeinen Bedeutung des Lautes Tones,
Geräufches gehören noch das Schwed. tuta, tönen, das Angelf.
thuran, heulen, das Oberd, Gethiode, Gethiute, Sprade,
das, Niederf. düten oder tüten, auf einem Horne blafen,.und an⸗
dere mehr, welche insgefammt Onomatopdien eines gewiſſen bes
ſtimmten Lautes find,
Die Staaten, ling. inuf. ein Wort, welches überhaupt Stände,
° Sandesftände bezeichnet, aber nur von den Ständen, d. i. den Abs
georditeten der vereinigten Riederländifchen Provinzen, üblich iſt;
Sranz. les Etats. Die Staaten von Holland, und Weſtfries—
land. Die General-Staaten, die Abgeordneten aus den Staa-
sen oder Ständen der Provinzen zur Verwaltung, der Angelegens
beiten der gefammten Republif. Einer von den General: Staa:
zen. Daber der Staatenrarh uff.
Anm. Es ſtammet hier, fo wie da< im Deutſchen in andern
Fallen üblichere Stans von ſtehen ab es müßte dem eine Figur
Se Be
Sorgen ander Tag legen will; auch oßme vplaeet hr 5;
Wiser den Staat veden. Ein Verbrechen wider den
4
Öfen vorigen Wortes foen, und Ne Repräfntane eines Staates.
bezrichnen. S.Stand,
Die Stagtengefchichee, plur, des, Se Geſchichte offer oder
doch der vornehmſten Staaten ;von? Staat 3. Die Geſchichte
eines einzelnen Staates oder niebrerer Staaten als ein —
betrachtet, heißt die Staatsgeſchichte.
Die Staatentunde, plur, car. die Kunde, d. i. Kenntnif meh
rerer Staaten und ihrer innern und äußern Verbältniffe. Die
Kenntniß eines einzelnen Staates oder mehrererStaaten, * ein
Ganzes betrachtet, iſt die Staatsfunde.
Staatlich, S. Stattlich, mit welcher Aue ſorache und Scpreibart
es am üblichften ift.
Die Staatsangelegenbeit, "plur. die—en, von 2 Staa 3,
eine Angelegenheit oder Sache , welche den Staat, d.i. dieunter _
einer gemeinfchaftlichen Regierungsform zerbundene —
Geſellſchaft betrifft; die Staats ſache.
Die Staato-Dame, plur. die—en,an den Höfen eine Dihir, :
di. vornehmes Frauenzimmer, weldes zur Vermehrung des
"Staates, d,i,de8 Öepränges gehalten wird. Im gemeinen Leben
wird auch wohl ein fehr gepußtes Frauenzimmier zum She sat.
diefem ahnen beleget. S. 2 Staat e.
Der Staatsentel, des—s,plur.utnom, fing. von 2 Giants,
der Schngengel eines Staates oder einer unter einer gemwinchafts
lichen Regierungsform verbundenen bürgerlichen Geſellſchaft.
Das Staats geheimniß, des —es, plur. die —e, eine Sache,
'
welche den Zuftand einesStaates.beteifft, oder geheim und eerbor⸗
gen bleiben fol.
Das Staatsgefchäft, des — es, plur: die cin Gefgäft,
welches den Staat und deffen Berwalrung betrifft; von S
Die Staatogeſchichte, SStaatengeſchicht·
Das Stantsnmefer, des—es, plur. die —e, ein Geſet/ ſo fern
es ſich auf die Verwaltung eines Staats und defjen öffentlichen
Zuftand beziehet.
Die Staatetanzelley, plur. die—en, in verfebiedenen Staa
ten ein Nahme derjenigen Kanzelley, welche ſich mir Ausfertigung
‚der Staatsfachen befchäftiger, nnd deren Vorgeſetzter derStaats⸗
Panzler genannt wird ; zum Unterfchiede von einer Hoffanzelley,
"Lehensfanzeiley, Briegsfanzelleyu.f.f. Bon? Staatz, !
Die Staatstlugbeit, plur. car. die Fertigkeit, den Zufammens.
bang der Staatsfachen einzufehen, und felbige zur Wohlfahrt des
Staates vortheilhaft zu leiten, mit einem Geiechifchen Runft-
worte die Politik. Daher Staatsklug, adj. et adv. diefe Kiug«
heit befißend, ingleichen darin grgründes, Kin ſtaatskluger Mann.
Der Staateklugler, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige,
welcher den Zufammenhang Ser Angelegenheiten eines Staates
aus Vorwitz einzuſehen und zu beftimmen ſucht. S. Mügeln,
Die Staatsfunde, ©. Staatenfunde.
Die Staatsfunft, plur, car. die Fertigkeit, die Woblfahrt eines
Staates auf das vergheilhaftefte zu erbalten und zu befördern,
Die Staatelutfche, plur. Jie—n, von. 2 Staat?, eine gierliche
Kutfche zum Stasre oder zum Örpränge,
Die Staatslehre, plur. die —n, die Lehre von dee Piüiglichen |
Regierung und Verwaltung eines Staates; welche mit andern
Nebenbegriffen auch die StaatsPlugbeit, eye und
Staatswiſſenſchaft heißt.
Der Staatsmann, des —es, plur. die — mänmer, . Ein '
ſtaatskluger Dann, ein Mann, welcher Fertigkeit beſttzet, die
Verhält niſſe eines Stagates mihrem Zuſammeuhange einzuſehen,
und zu leiten. 2. Ein Mann, welchem die Geſchafte eines ganzen
Stagtes wirklich anvertraner find. : ;
Der Staate- Minifter, des —s, plur. ur nom, fing. ein
Minifter, fo fern ihm die — ——— eines ganzen Staates
an⸗
—*—
—
Mb din)
al u N ana don
u u at ie Fi nn vn m no
2
*
‘ rn ge Breite oder Dicke bezeichner.
—
i. andertrauet find, ein Dirgtied des oberft en zur Verialtting der ins
„, zeen und äußern Auseles geifpeiton € eines Staate⸗ niedergeſetten
Dr 2
ei Staatenabt, plur. die —nähre, bey den Sſchuftern, eine
Hape biuten an den feifenStiefeln Mugfi des Schaftes wel che nur
balb öuechgenäber wird. Verniuthlich von 2 Stant2. N
de Staats: Perrüde, plur, die—n, eine Art großer Wertüicen,
"welche von den Schultern tief auf den Rücken hinabfallen und ehe—⸗
bdem eine borzügliche Tracht nidt nur der regierenden Herren und
Staats-Minifter, fordern auch anderer ea ee a ae
Staate war. ©, 2 Staat.
‚Der Staatsrath, des — es, plur. sie — vätbe, ı, Ein Col⸗
legium, welches die Angelegenheiten einesStaates verwaltet, und
zu welchen die Staatsfanzelley geböret. Ju manchen Staaten,
9 VB: zu Wien iſt es ein Raths Collegium, welches nur die in⸗
nern Geſchäfte eines Staats verwaltst. In andern Staaten hat
man einen geheimen Staatsrath, welcher alsdann das höchſte
Eollegium diefer Art iſt. 2 Ein einzelnes Mitglied eines ſolchen
Collegii, deſſen Gattinn alsdann Ste Staatsräthinn beißt! In
mauchen Ländern iſt es ein bloßer Titel, der fo wie andere ähnliche
mit keinen Geſchäften BAR:
Das Staatorecht, des—es, plur. die — e. 1, Die Rechte,
den Befuäniffe eines Staates, etwas zu thun — zu laſſen, da
es denn auch collective fo wohl im Sinaufar als Plural allein von
dem ganzen Inbegriffe diefer- Berugniffe gebraucht wird. 2.-Die
‚Maßregeln, nah welgen ein Staat regiert werden mng, der _
Inbegriff der Gerechtfame des Negenten und der Unterthanen '
. gegen rinander ; am bänfigffen colfective, imSingular allein, Das
Deutfche Seratsret, Ius publicun, So auch die Starte:
rechtslehre, Staatsrech tswiſſenſchaft u. ſ f. 3. Der Jube egriff
der Rechte mehrerer Staaten gegen einander, in welchem Ver
. ſtande es von manchen für volkerrecht gebraucht wird, obgleich
auf eine unbequeme Art, indem in dieſem Falle Staaten recht rich⸗
tiger wäre,
Der Staats: Roman, — plar. sie—e, ein Roman,
fo fern deſſen Abſicht iſt, durch eine erdichtete Geſchichte, regieren»
dr. Herren und Staatsminifter zu bilden.
Die Staats ſache, plur. die n, ©. Staatsangelegenbeit.
Di Staats ſchrift, plur. die—en, eine Schrift, welche die Ge⸗
rechtſame oder Verhaltniſſe eines Staates betrifft.
© Die Staatswirthſchaft/ plur. inul die Verwaltung der Ein»
‘fünfte und Ausgaben eines Staates; zum Unterſchiede von der
Privat. Wirthſchaft.
Die Staatewiflenfiaft, plur. inuf. die wiffenfchaftliche, oder
aus Öründen bergeie, M&rkenntnif- der Einrichtung und Berwal-
tung eines Staatee.
Der Stab, des-—es, plur. die Stäbe, Diminnt, dasStabchen,
Gerd, Staäblein / ein Wort, welches überhaupt einen ſteifen in
"die Ränge anzgedihnten geraden Körper ohne betr achuiche verhãlt⸗
Im wweiteften Verftaude, ‘ohne auf die übrige Figur eines
fotchen Körpers zu feben, er ſey rund, viereckt oder breit, wo eg
“A Dehrfchen nur nochiwelnigen einzelnen Fällen übtb if. So
"werden viereckig gegofjene oder‘ geſchmiedete Stangen Gold /Silber,
voruehnlich aber Eifen, fo fern daraus andere. Dinge verfertiget
werden fofen, häufig Stäbe geuaunt; wofür auch die Wörter
Stange, Barre, und von Gold, Silber u: f.f. Zain, üblich find,
Niederf. gleihfalsStaff. Sin S tab Eiſen Gold uf f.(©.Stab:
Seifen.) Im Solzhandel und bey den Böttchern, beſonders Rieder⸗
deutſchlaudes, werden die Faßdan ben gemeiiriglich Stäbe ge
anne, Miedert. Staff, Engl, Staff, Schwer. Staf, in welchem
Verſtaude es im Oeutſchen im Plural am üblichfien iſt. Pipen⸗
a N ; Wweyir -
Ir a —
— Sta ‚262
Böbe,. Tomenabe uf. — Siehe Stabholz) um fo noch im.
andern Bälen iteht, Im Schwed. iſt Staf, ein Balken, und
Stabbe eine Säule,
"2, $n eugererBedentung, ein folder gemeiniiglich Fleinet iu die
Länge ausgedehnter fteifer Körper von Holz, wenn er Feine andere
eigene Benennung bat. Bölzerne Stäbe, ‚Ein Gitter aus
Stäben sufammen feßen, —
(+) Eigentlich, wo die ſes Wort Befonbers vor ſolchen Hör,
pern diefer Art gebraucht wird, deren man fich zum Gehen bes \
dienet, und in der anffändigen Schreib » und Sprechart fürdas
gemeinere Stod üblich ift, Der Wanderflab, Reiſeſtab, Sir-
tenftad, Spaßierſtab, Bettelſtab u.f.f. An einem Stabe ge-
ben, n$ aus Alteroder Schwachheit im Geben eines wrapes be»
diruen.
Du wer e nel, nuif din Trit
Zuwtaheleider bi dem Stabe, Winsbeck;
‚ehrdein wareſt du ſchnell, nun aber ift dein Tritt, leider !zu nahe
ben dem Stabe. Palämsn bub fich zitternd an feinem Stabe
auf, Geßn. Seinen Stab weiter ſetzen, finürlich, weiter ger .
ben. Er iſt der Stab feines Alters, feine Süße. Zuweilen
: aueh, foferu.ein folder oder chuliher Stab zum Schlagen ges
braucht wird, für Stod, Stecken. Jemanden mit einem Sta⸗
beſchlagen.
(2) Figürlih. (a) Ein ſolcher Stab, fo fern er zum Meſſen
gebraucht wird ; der Maßſtab. An manchen Gegenden if
der Stab ein Längenmag von beffimmier Lunge, In Leipzig hält
der Stab zwey Ellen oder vier Fuß; in den Tirofifchen Bergiwers
ken aber Eine Ele, und drey Finger, (6) Bey den Werflcnten
wird in dee Baukunſt wird ein jedes rundes Blied in den Verzie⸗
rungen, welches einen halben Zirkel anzmadt, einStab genannt
bey dem Bitruv Torus, Sranzöf. le Tore, Stat, il Toro, bey
dem Goldmann der Pfubl. Man thiiterihnin den ganzen Stab,
und in den Diertel: Stab, welcher letztere auch Jer Wulf genaune
wird. Ein foldhtg fleines nach-einem halben Zirkel ausgebogenes
Glied, wird alsdann and) das Stäbchen genannt, Altragalus,
bey andern der Ring oder der Reifen. An den Kanonen hat mar
den Sinter ſtab und vorderſtab, welche beyde eben folche Ver ie⸗
rungen find. (ce) Schon von dan älteſten Zeiten ber warder Stab
ein®inndild der böchften fo wohl eichterlichen als oberher rſchaftli⸗
hen Gewalt, und er iſt es in vielen Fallen noch ob er gleich in man ·
ben Fällen in den zierlichern Zepter übergegangen iſt Als ein
Merkmahl der richterlichen Gewalt iff er noch in den Eriminals
Gerichten üblich, wo zum Zeichen des unabänderlich gefprochinen
Todesurtheiles noch der Stab über einen folchen Delinquenten
gebrochen wird.. Daher bezeichnete man ehedem die höhern Gr-
richtemitdem Nahmen des Stabes oder der Stabgerichte, od+
gleich in einigen Gegenden das letztere Wort nur die niedere' Ges
tichtbarfeit bezeichnet. (S. Stabgericht.) Unter einem Stabe
feben, unter deffen Gerichtbarfeit, Der Hofflab, die Gericht⸗
barkeit über den Hof. Dev Bürgerſtab, die Eivil» oder bürgerlis
iüche Gerichtbarfeit. Der Lehensftab) die Iehenshertliche Ge»
tichtbarfeit, Der Brummfab, (eigentlich, der aneinem&nde ger
frümmte Hirtenflab, ale ein Sinnbild der bifhöftichen Würde)
die weltliche Gerichtbarkeit eines Bifchofs. Ju einigen Gegen»
den der Schweiz b:deuter der Stab das Rathhaus mit der davon
“ abhängigen Gerichtsftätte.. Auch die bloße befeblhabende Gewalt
wurde chedem durch einen Stab bezeichnet, welches heutiges Ta⸗
gesin vielen Fällen noch geſchiebet. Det Serolsshtab, Mars
ſchallsſtab, Commando⸗Stab und foferner. Daber iff im Krie
geswefen der Stab noch jetzt ein Eolectivunt, die höhern befehl,
böbenden Officier einer Armee, eines. Corps, ja nur eines Krgi-
ai zu degeichnen, Der Regiments = Stab, Dir fünmtis
Hu
* —*
a
en höbern Dfficiere von dem Major am, denſelben mit einge:
ſchloſſen. Der General-Stab, die GensralssPrrfonen, Oft
‘
bedentet der Stab auch nur den commandirenden Dfficier einer
Anzahl Truppen, fie fen übrigens fo groß oder klein, wie fie wolle,»
wenn der ſelbe nur wenigſtens ein Major if. "Das Argiment
liegt auf den Dörfern, der Stab aber befindet fich in der Stadt.
In diefer ganzen Bedeutung iſt es nur allein im Singular
üblich. - ’
ER — Schon bey dem Ottfried Stab, im Nieder‘, Staff. und
— im Pincal Stäve, im Schwed. S:af, im Angelj. Sta -F,im Engt.
Staff, im Alban. Stap. Es iſt wohl außer alleın Zweifel, daß
der Begriff des Steifen hier der herrſchende ift, fo daß es mit dies
ſem Worte und deffen Verwandten ‚dem Lat.Stipes,dem Griech.
gurog, unferm Stubbe u. ff. Eines Geſchlechtes iſt. Zu den fis
gurlihen Bedeutungen diefes Wortes gehören auch das Schwer.
Staf,eine Linie,und nach einer noch weitern Figur,ein Buchftab,
und das Riederf. Stave, Schrift, ohne Zweifel, weil die ältefte
nordiſche Schrift geößten Theils aus geraden Linien beftand. ©,
Buhftad, in deſſen letzten Hälfte fichdiefe Bedeutung noch erhals
ten hatfingleiben Staben.
Der Stabblod, des —es, plur. die — blöde, im Schiffebaue,
ein ſtarkes Stüd Holz, ungefähr fechs Fuß lang, welches an den
Holzsällen, Schüten uud Kähnen auf die Hebung des Bodens ge
fetzt wird, um diefen mitden Bortplanken zu verbinden, —
Der Stabeingüß, des —es, plur. die —güffe, inden Münzen,
eine eiferne Stange mit einer langen rundlichen Rinne, das Sil⸗
ber darin zu Stäben zu gießen,
Das Stabeifen, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quauti⸗
>
täten, ut nom; Eng. Eifen in Stäben, zu Stäben geſchmiedetes
Eifen, welches man auch wohl Stangeneifen zu nennen pflegt.
Im engern und genauern Verſtande unter ſcheidet inan noch Stab⸗
eifen und Stangeneifen, und verſtehet uuter letzterem, Eiſen in
langen gevierten Stangen, von ein, zwey und mehr Zoll in das .
Gevierte,unter erſterm aber Eiſen in Fleinen und kürzern Stäben,
deren drey ungefähr 22 Pfund wirgen.
Der Stabel, des —s, plur.utnom. fing, ein nur in einigen
Gegenden üblich 8 Wort, welches vermirtelft der Ableitungs ſylbe
el von Stab oder deffen Stammworte ftaben berffammet, und
gemeiniglich einen Pfahl bedeutet, So werden indem Salgıwerfe
zu Halle die Pfähle oder Scheite Holz, welche neben der Pfanne in
die Erde gegraben werden,die Sogbäume darauf zu legen, Stabel
genannt; wo #3 aber auch das Wort Stapel jeyn kann, indem
man fi flatt der Pfähte auch Feiner gemanerter Pfeiler unter
diefem Rahmen bedienet. In einigen Gegenden werden die
Meinpfähle auch Stäbelgenanut, wo es das provinzielle Dimi-
nutioum von Stab zu feyu ſcheinet. x
‚Die Stabelerbfe, plur. die —n, eine Art Gartenerbfen, von
welchen man eine größere und eine Pleinere Art bat, welche geſtä⸗
belt werden, indem man zwifchen zwey und zwey Erbſenpflanzen
eine Ruthe ſtecket, an welche fie ſich ranken Fönnen; zum Unter,
ſchiede von den Sruberbfen, Zuckererbſen, Bronenerbfen uff.
Der Stabelherr, oder Stäbelherr, des —en, plur, die —en,
ebedem ein vornehmer von Adel; welcher bey den Turnieren den
Anfang und das Ende des Zurnieres mit dem Stabe zu gebiethen
Hacte, und auch wohl der Stabelmeifter, der Turniervoge ge⸗
nanmt wurde. In den Oſterreichiſchen Erbländern gibt es noch
angefehene Erbbeamte unter dem Rahmen Erbitäbelmeitter.
Stabel oder Stabel iſt auch bier das Diminutivum von Stab
für Sräblein. —
Stäbeln, verb.reg. act. mit Staben oder Stäblein werfehen,
fängeln, in einigen Gegenden Kiefeln. Die Erbfen ftäbeln,
Stäteoder Heine Stangen zu denfelben ſtecken, fih daran zu ran=
N * “ — = x 2 > —
ken. Den Wein ſtäbeln, in einigen Gegenden, ihn pfählen; von
Stab, ein Pfahl.
Staben, verb.reg. act. ein jetzt im Hochdeutſchen veraltetes
Wort , welches aber ehedem, beſonders in den Gerichten, ſehr gang⸗
bar war, zum Nachſprechen vorſagen oder vorleſen. Jemanden
einen Eid ffaben/ war ehedem ihm denſelben vorſprechen, fo daß
er ihn nachſprechen mußte. Daher ein geſtabter, ein auf ſolche
Art vorgeleſener, Eid, welcher auch wohl ein gelehrter Eid ge⸗
nannt wurde, Im alt Frief. fowian, im alt Schwed. hafva,
fiawa, wo es aber auch lefen überhaupt bedeutet. Allem Anfes
ben nach von dem noch Rieder. Scäve, Schrift, Sprache, als
eine Figur von Stab, Linie u.f.f. (Siehe Buchſtab, und Stab
Anm) Vergl. das Brem. Niederfächf. Wörterb. v. Sıaveumd
Staven. _ Go —
Das Staberrad, des —es, plur. die —räder, eine Art unter⸗
*
ſchlachtiger Waſſerräder, wovon die Schaufeln nachdem Radio 2
des Nades zwifchen den Wangen oder Felgen eingefegt find, und
welche fi von den Panfterradern nur in der Größe unterſchei⸗
den, indem diefe größer find, und zwey Mühlgänge treiben, jene
Heinern aber nur Einen in Bewegung fegen. Cin ſolches Rad
mit feinem Zugehör wird das Seaberzeug genannt. Die eigents
liche Bedeutung des Wortes Staber ift bier eben fo dunkel als
Pantter in Panfterrad. Vielleicht ſtammet es von Stab ber, fo
fern es auch, wie in der Bedeutung der Faßdanben, eine Art Bre⸗
ter bedeutet, da es denn von einem veralteten Zeitworte fiaben,
mit ſolchen Stäben verfehen, berfommen würde, ;
Das Stabgericht, des —es, plur. die —e, ein Gericht, weldhes
den Stab als das fombolifche Rennzeichen feiner Gerichtbarkeit
führet, oder auch, welches mit einem Stabe verliehen wird. In
diefem Verftande wurden ebedem verfohiedene höhere mit dem
Blurbaune verfehene Gerichte Stabgerichte genannt, wovon
Friſch einige Beyſpiele anführet. Anandern Orten war Stab:
gericht eine Benennung der niederen, mit feiner Criminal-Jurls⸗
diction verfebenen Gerichte, und in diefem Verſtande kommt dies
fes Wort noch im Drtingifchen und andern Grgenden vor, Ja
in einigen Gegenden Meißens werden die Feld⸗ und Dorfgerichte
Stabgerichte genannt. S.Stabz(2)() —
Der Stebbalter, des —s, plur. ut nom. fing, ein nur noch in
einigen Segenden übliches Wort, denjenigen zn bezeichnen, weis
her zum Zeichen der richterlichen Würde oder der befehlshabens
den Gewalt Br;
ter mebrern den Stab träget oder hält; der Prä⸗
fident. Bey dem kaiſerlichen Landgerihtrin Schwaben wird der-
jenige, welcher des Landrichters Stelle vertritt, aus eben der Ur⸗
ſache, fo wohl dev Stabbalter alsder Statthalter genannt, S.
Stabler und Stabträger. a : Ar
Der Stabhammer, des —s,plur. bie — hammer, ein Hammer⸗
werf vder Eifenbammer, wo das Eifen zu Stäben gefehmiedet
wird; zum Unterichiede von einem Blechhammer. 8
Der Stabhobel, des —s, plur.ut nom. fing. bey den Tiſch⸗
lern, eine Art Hobel, die unter dem Nahmen der Stäbe befanur
ten Verzierungen damit zu verfertigen, deffen Eifen folglich in
Geftalt eines halben Zirfels ausgehöhlet iſt. Ye
Das Stäbbolz, des—es, plur, inuf, ein Eoffectioum, Holy,
welches zu Stäben, d. i. Faßdanden, beſtimmt oder ſchon aus
Groben bearbeitetift. ©.Stab ı. ‘
Der Stabler oder Stäbler, des —s plur. ut nom, fing. !
. 1,Eime zum Zeichen der richterlichen oder befehlshabenden Gewalt
mit einem Stabe verfehene Perfon, in weichem Verſtande dieſes
ort nur noch in einigen Gegenden üblich if. So werden die
Handwerksmeiſter, welche ebedem zum Zeichen ihrer GewaltſStab
und Heiligen befamen, ‚an einigen Orten noch Stäbler genaunf,
Ehedem führeten auch die Stabelherren oder Stäbelmeifter, di.
die
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— —— N
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‚einen Rheiniſchen Goldgülden gingen. S. Friſchens Wörterb.
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ein Arbeiter, welcherdas Holz inden Wäldern zu Stabholz tei-
ßet oder ſpaltet; der Stabfchlager. . \ S
Der Stabs-Tapitän, des —es, plur. die —e, derjenige, wel«
eher die dem Eigenthümer eines Negimentes zuftehende Eonipa-
guie, (die Leib-Compagnie,) commandieret, weil er da, wo der
Stab fein Stand- Quartier hat, einquartieret wird.
Der Stabs-Officier des —s, plur. ur nom, fing. im Krieges»
weſen, ein Officier, welcher zudem Stabe geböret, wozu bep den
"Hegimentern die Ober- Dffieiere von dem Major an gehören. ©.
Stab (2) (c) ;
Das Stabs⸗uartier, des —es, plur. die—e, eben dafelbft,
derjenige Drt, wo Stab, di, der oder die befehlshabende
Stab3:Dfficiere, ihr Quartier Haben.
Der Stabträger,des—s, plur.ut nom.fing. derjenige,welcher
P
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—— nu hr, „ZU 20 ig Zaun an
den Stab als ein ſymboliſches Kennzeichen träger,in welchem Ver⸗
0 flande diefes Wortin verfchiedenen einzelnen Fällen üblich ift.
= So wird z. B. in derfatholifchen Kirche derjenige, welcher der
4 Geiftlichkeit den Stab oder Biſchofsſtab vorträget, dev Stabträ—
3 ger genannt. Bey den Schützen⸗Compagnien einiger Drte iſt es
rin mit einer gewiſſen Gewalt verſehener Ober⸗Officier, der ehe⸗
den der General⸗Gewaltige der Geſellſchaft geweſen ſeyn ſoll.
Die Stabwurz, plur. inul. eine Art Beyfuß mit äſtigen borſti⸗
gen Blättern und einem aufrechten ſtaudigen Stamme, welche
2 den Rahmen von den vielen Städen, Gerten oder Rırtben bat,
e welche der Stamin treiber, Artemifia Abrofanum Linn.
” * Gertwurz, Gertelkraut, Abruſch, Aberraute Eberwurz, 8of⸗
aute, im Oſterreichiſchen Gürtel, eigentlich Gertel, in den Bons
9 feeifden Gloſſen Keftiuuurr,Enal.Stabwort, Sie iſt guf den
unbeſchatteten Bergen des ſüdlichſten Europa einheimiſch, und
er
ung inden Härten gezeuget. Die wilde Stabwurz, Artemilia
campefiris Linn. wohnet auf dürren und undejchatteten Fels
deru Europens und wird auch Seldbeyfuß, Seldeberreis genannt,
wo der Nahıne Eberreis, fo wie Aberraute, Abruſch u. ſ. fı aus
dem Latein, Abrotanum verderbt if.
Die Stabzange, plur. die —n, auf den Stabhämmern , eine
» große Zange, die Kolben, wenn fie zu Stäben geſchmiedet werden
ſollen, damit zu regieren. 5
Der Stabzehente, des —n, plur. die—n, in einigen Gegen»
* den, derjenige Zehente, welcher von Wicken und andern Felde
"Früchten gegeben wird, welche man nicht in Garben zu binden,
fondern diefen Sehenten mit einem Stabe oder einer Stange,
welche die Zehentruthe heißt, abzumeffen pflegt ; der Stangen
zehente.
Der Staͤchel, des —s, plur. die —n, ein Ding, welches ſticht,
ein Werkzeug zum Stechen, in welchem Falle viele fpigige Werks
zeuge und Sheileder Körper,wenn fie feinen andern eigenen Nah⸗
men haben, Stacheln genannt werden. Dergleichen find die
Stacheln an den Waffernüffen, Dornen, Igeln, Stachelſchwei⸗
nen, an den Östreidearten, welche auch Agen, Acheln, Gracheln,
Grannen genannt werden, ingleichen die Stacheln der Bienen,
Wefpenu.ff. Sprichw. wer Honig leden will, mu; den Sta:
chel (det Bienen) nicht ſcheuen. Dornen nnd Stacheln werden,
wenn von fpigigen bofzartigen Auswüchfen an Gewächfen die
Rede iſt, zwar gemeiniglich als gleichbedeutend gebraucht; allein
in der Botanik unterfcheider man ſie noch, und nennet Stacheln
oder Spinas,dergleichen Auswüchſe, welche aus dem Holze durch
\
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4
wird wegen ihres balfamifchen und gewürzbaften Geruchrs bey
ee >
Hie Turnierdögte, diefen Nahmen. 2. Eine vermufblich veral- dieRinde herbor ragen, Dornen oder Acnlens aber, wenn fie
tete Art Schweigerifcher und befonders Bafeler Scheidemüngen,
“ welche einen Bifchofsftab zum Gepräge hatten, und deren 60 auf
niur an der Rinde befeſtiget find. Fu vieten
auch ein mit einer fcharfen Spitze zum Strchen verſehenes Werk⸗
- zeug: Dabin gehöret der Stachel oder Treibeſtachel, ein’
Der Stabreißer, des —s, plur. utnom. fing. im Forſtweſen,
Sieden mit einem eifernen Stachel dasZugvieh damit antatt der
Peitſche anzutreiden , eine morgenländifche Gewohnheit, welche
auch noch in manchen Gegenden Enropens üblich if, Daher die
bibliſche RA. es wird dir ſchwer werden; wider den Stachel zu
lecken, (uläden, binten aussufeblagen,) Apofk. 9, 5, Kap. 26,
4. Bey dem Notker, unider garteze[pornonne, Feiner
Art kleiner Schlitten pflezt man fich feld mit Stachela d.i,
Stäben, weiche an einem Ende eiferne Spisen haben, fortzuhel·
fen, (S. Stachelſchlitten.) Im Hüttenbaue find die Stacheln drey
Ellen lange vorn zugeſpitzte Eiſen mit hölzernen Stielen den Roh⸗
ſtein auf den hohen Ofen damit ab zuſtechen. Auf den Schnelg⸗
hütten heißt dieſes Werkzeug das Stecheiſen. Und fo in andern
Fällen mehr, dagegen in noch andern ein ſolches Werkzeug feinen
eigenen Rahmen hat. a
Anm. Diefes Wort ift vermittelſt der Ableitungsfolbe —el, .
welche hier ein Werkzeug bedeutet, von dem Zeitworte Rechen ge⸗
bildet, (S. daffelbe,) ° Im Oberdeutſchen iſt es bäufig weibli⸗
den Geſchlechtes, die Stachel, in welchem es auch Hiob 40,21
vorkommt: kannſt du ibm mit einer St xchel die Baden durch⸗
bohren? Welches im Hochdeutſchen im Plural beybehaftene
Geflecht vermuthlich auch Urſache ift, daß diefes Borg
in der Mehrheit Stacheln, und nicht wie andere Mafenlis
na Stapel hat. £
Die Srihelähre,plur.inuf, in einigen Gegenden ein Nahme der
Eſparſette, S. dines Wort,
Die Sachelbẽere, plur. die —n, die eßbare beerartige Feucht
der Staddelbeerſtaude, welche im Plural gleichfalls Stachelbee⸗
ren genannt wird, und nach dem Linnee, eine Art mit vielenSta⸗
chelu verfehener Johannisbeerſtauden if, Ribes Groffularia
Linn. Man bet ihrer inden Garten verichiedene Arten, dabon
. hen Öegenden Raubbeeren oder Rauchbeeren, inaleichen Kio:
Fällen iſt dev Srachel
X
die mit großen glatten Beeren in engerer Bedeutung Stachelbee⸗
ren, die mit grünen Fleincen und hagrigen Beeren aber in man⸗
fierbeeven, Braufelbeeren genannt werden. Beyde Arten heifen
in einigen Gegenden Grunzel, vermuthlich wegen der grünen °
Beeren, Groffelbeere, (Grollularia,) in Baiern Eiterbotzen,
Anerputzen, von dem alten aiten, ſtechen, brennen, ©. Eiter⸗
neſſel, und Botze, Batzen, eine große Beere, runder Körper, im
Bremiſchen Stidbeeren, im Oſterreich. Ackras, Ygras, viel⸗
leicht von dem Ital. Agrelta.
Die Staͤche lbiene, plur.die—n, ein Rahme der gemeinen Ar⸗
beitzbienen oder Bienen fchlechthin , weil fie mit einem Sta-
chel verfehen find ; zum Unterfhiede voy dem Meifel und deir
Drohnen.
Der Stäcyelfifch, des —s, plur. sie—e, ein mie Stachela
verfchener Fiſch. ı. Ein Feiner Fifch mit drey ſcharfen Stacheln
auf dem Rücken und drey auf dem Bauche, welcher in den Flüffen
und Seen wohnet; Engl. Stittle bag, Italiän. Strazzarigla,
2. Bon einigen wird auch der mit Stacheln verſehene Meer: oder
Seeapfel, Echinus marinus, mit diefem Nahmen beleget.
3. Siche auch) Stachelroche.
. Die Stachelflunder, plur.die —n, eine Art Flundern mit Sta»
cheln am Kopfe, Pleuronectes pafler Z.
Das Ste helgras, des es, plur.inuf. eine miteiner ſtacheli⸗
gen Hülle verfebene Grasart, deren Stadieln, wenn der Same
reif ift, von dem Stängel abgeben und ſich an daran rührende
Menichen und Shiere hängen ; Cenchrus Linn, Esift indem
mittägigen Eucopa und den wärmern Ländern einbeimiſch.
R:3 ie
8a er
267
Schaden thun,
‚Sradelig, ze, —f, ‚adj. et adv, Scaein habend, mit Sta⸗
cheln verſehen. Es ſind wohl widerſpenſtige und ſtacheligte
(tachelige) Dornen bey dir, Ezech. 2,6 Auch zuweilen figüclich,
fo wie beißend, fpigig. Stachelige Worte, welche eine bittere,
beißende Emp findung in dem Gemuthe zurück laſſen.
Der Stacheliarpfen, des — s, plur.urnem. fing. eine Art
Fiſche, welche den Karpfen völlig aähnlich ſehen, nur daß fie vol
ſcharfer Stacheln oder Dornen find; Dornkarpfen. Man finder
fie in dem Comer· See in Ztalien ‚two fir Pigo genannt werden.
‚Der Staͤchelk ranʒ des — es, plur. die — Fränze, in einigen
Gegenden, ein ſtacheliger oder mit Stacheln verfebener Kranz,
welchen die Bräute am zweyten Hochzeit etage anfſetzen, um ſich
damit gegen diejewigen zu wehren, welche idnea den Brautkranz
abnehmen wollen, :
Das Stüneliuzus, des—es, Dlar. inuf, S. Sauheobe,
Der Stachelmmchn, des—es, plur. inul. eine Art Mohnes mit
kleinen gelblichen Blumen und ffacheligen Samenhäuptern.
Staͤcheln, verb, reg. act nur in einigen Gegenden, mit einem
2 Stachel fiehen. Die Ochſen Hachelm, oder anftacheln. In ante
dern Gegenden gebraucht man es auch figürlich für ficheln, ©
daffelder
Die Eacheln uß plur. die ——— ein Nahme der Waſſer nüſ⸗
je, wegen der vier entgegen geſetzten Stachelu, womit ſie beſetzt
find ; Trapa Lwaſſernuß.
‚Der Stäcyelesihe, des—n, plur. die—n, eine Art Kochen,
N deffen Rücken mie fcharfen Sracheln veejehen iſtz Raja Fulloni-
ca Li; Walkerrode,
‚ Der Stächelfchlitten, ves—s, plur. ut nom. fing. eine Art
dem Eifr vermittcift zweyer mit eiſernen Stacheln verſebruer Stã⸗
be ſelbſt forthülft.
Die Staͤchelſchnẽ &e, plur. die—n, ein Art Schnecken mit ger
- wundener Schale, welche ragh und zum Theil mit Siacheln ver⸗
ſehen it; MurexL.
Diestächelfihrift, plur, die —en, ein von einigen für Sätyre
gebrauchtes Wort, welches aber wenig Beyfall gefunden hat.)
Der Staͤchelſchwamm, des —es, plur„ die —fchwämme, eine
Arthorizontalee Schwämme, deren Hut an der niitern Seite mit
Stacheln verfehenift, und wovon einige Arten eßbar find; Hyd.,
“ numL,
Das Stächelfchwein, des — 6, plur.sie—e, ein vierzebiv
ges vierfüßiges Thier, welches einem Schweine gleichet, nur daß’
«3 Fleiner, und an feinem Körper mit ſehr langen Stacheln be⸗
fege iſt, welche es durch eine beftige Er ſchütterung der Haut auf
feinen Feind ſchießet; Hyksix L, Es lebt in Affen, und dem
aördlichen Amerika. Es wird auch dm Stacheishier, und von
einigen auch Schweinigel genanut, welcher eßt:re Nahme doch
mehr eine Art Igel bezeichnet, Niederſ. Scharphafe. N
Das Stachelthier, des—es, plur, die—e, ©. das vorige,
E as Stader, des—es, plur. die —e, in der Bofeftigungsfunfk,
eig Reihe Palifaden, mit welcher ein offener Raum vor dem
Ingauge derwahret wird. Außer dem pflegt man auch einen
Zastenzaun, d. i.aus nabe an einander gefeßten fenfrechten Latz
ser beſte heirde Befriedigungen der Gärten; Höfe u. ff. ſehr häu⸗
#9 Stackete zu nennen, Niederf. Stafie, Böhm.'SRacheri,
aus dem Stal.Stachetta, woher es durch vie Krirgsfunft nach
Drutichland gefommen, Franz. Kilacade, chedem Ellachette,
kamitiern Sat,Eftachada, welche wie derum von dem noch Nie⸗
der deutſcheu Etaken, tin Pfahl, beſo nders ein kleiuer zugeſpitzter
Die Stachelhirſe⸗ a inuf. eine Keritßtadeln ober Grau⸗
nen verjebener Hirfe, welcher daher auch die Vögel nicht ſo vielen
kleiner niedriger Schlitten, in welchen man ſich im Winer auf
— alt Franz. Eliäche, Eſtace, Ital Staggio, abjinnint u.
Di —— plar. Sie—n, eu nur in einigen Gegenden tökich?s
Wort. 1. Zu dm Salzwerfe zu Halle werden zwep ımd
wey Ha — an dem Salzbrunnen, welche gegen einander über
ſtehen, Stadel genannt, Eben daſelbſt bezeichnet:diefes Wort
aber auch die ziwey Zuber Sohle, welche allemahl zugleich voll ge⸗
zapfet und weg getragen Werden,‘ =. Eine Stätte, Stelle, wo
vıas geſtanden hat; einemur im Oberdeutſchen übliche Bedeu ⸗
tung. Die Burgſtadel, die Stelle, wo ehedem eine Burg geſfan x
den bat. 3. Ein Schuppen, eine Scheuer, ein Stall, ein Vor⸗
rathsbaus oder anderes dergleichen Gebäude, gtichfalls nur u,
Dberdeutichen. Beyſpiele finden fih bey dem Friſch.
Anm. Es ſtammet allem Anfcheine nad von ſtehen — —
welchem Stamme es vermittelft der Ableituugsſylbe —el gebildet
worden. (5, Statt, Star; Stall, Stehen.) Inmanden Ger '
gendenift es männlichen Geſchlechtes; indeffen ſcheinet doch das
weibliche das gangbarfte
dela eine Scheuer, \ *
Die Stadt, plur, Sie Städte, Dikiapr; das Seädthen, Dierd,
Stüdtlein, welchesim weiteſten aber nur im gemeinen Leben übe
lichen Berftande oft einen jeden ummanerten,.d.i. mu Mauern \
und Thoren umgebenen , undeinigen ftä' Ne Frebheiten vers ·
ſehenen Wohnort mehrerer bezeichnet, fo dag mas oft auch Sle⸗
Een mit dem, Nahmen der Staͤdte oder Städechen zu delegen
pflegt. Im enaftcn und gewöhnlich ten Ver ſtande rfkiine ——
ein ummauerter Wohnort mehrerer bürgerlich: 2 Famitien, weis
che mit befondeen Stadt⸗ und Bürgerreihten begaben, und gewiffe.
befondere Nahrungsge werbe zu treiben befngt find. Zu diefen Ge⸗
werben geböret vornehmlich dir Veredelung und Berhandelung
der Naturalien, deren Etwerbung uud erſte Bearbeitung das Ge:
ſchãft der Dörfer und des flachen Landes iſt; daher dieſtadt auch
bäufig dem lachen Lande entgegen gefetzt Dir, befonders inne ——
Inder Stadt wohnen. In die Stadt zie⸗
ben. Eine Stadt delagern. - Eine feite, offene, große Stadt.
u ſef. Die Hauptftade, Refisens : Stadt, Bundelsfadt,
Bergſtadt Landiiadt, Reichſsſtadt, Seeſtadt u, f.f. Ein Mann
:- famminfegunaen,
bey der Stadt, eirangefehener, zu wichtigen G ſchãften brauch: - ri,
barer Mann, der gleichfam die Stütze der Stadt if. Fizürlich
wird es oft auch von den@inwohnern eirer Stadt gebraucht. Die
ganze Stadt weiß es: So wie auch. befondrre-abgefonderte. Th —
einer Stadt dieſen Nahmen führen die vor fladt, Alitade ——
ſtadt, Judenſtadt.
Anın. Schon bey dem Dyefried und Wileram Stat, weigers..
doch gemeiniglich nur von aroßen Städten gebrauchen, kleinere
aber eine Bueg uennen, Schwed. Stad. Es iſt mit State und
Stãtte ein und eben daſſelbe Wort, weiches unter andern auch aus
dem Schwẽediſchen erhellet, wo Sladh, nicht nur eine Stadt, ſon⸗
dern auch einen jeden Det, eines andern Statt, oder
beftändige, Mätise Wohnung, das Ufer oder Gefiade, und endlich,
auch riuen Theil bedeutet, fo daß die Stadt entweder vorzůgs⸗
weiſe den Nabmeu einer Stätte oder eines Detes bekommen, oder
auch mit ihrem Rahmen aufden br Rändigen, ftatigen Aufenthalt
geſehen worden. Die Schreibart mit. dt iſt weneon Urſpruuges,
vermuthlich um dieſes Wort voii Statt zu unter ſcheiden, mit wel⸗
chem es doch nur ein nid eden daſſelbe Wort ausaracht. —
Der Stadtadel, plur. car. ı. Im weiteſten Verſtaude und als
ein Eolkeetivum, die in einer Stadt wohnhaften oder,aufäßt
Perfonen von Adel; zum Unterſchie de von dem Landadel. 2,In
eugever Bedeutung iſt der Stadtadel, fo wobl im Abſtraeto, die⸗
jenigeadelige Würde, welche nicht durch Kriegsdienſte ſondern
durch ———— inden Stadlen und bey deren —
Diem.
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telfe, eine
Pfahl, eine — * Stake, iin ken Car. Stack, Eha- —
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Ei . Meferi —— — als cn: im Coneteto die damit RER
EN ten en ‚nen ; da denn in manchendteichsſtädten dig obern Stellen
En) mir vom gemwiffen mit dem Stadtadel begabten Ger -
" fehledhtern verwaltet werden können, dergleichen Pe rſonen Patri⸗
Moder in eimaendteichsſtãdten Geſchlechter genannt wer den. Auch
bier iſt es als ein Collectivum üblich/ ſämmtliche oder doch mehre⸗
e Perfonen dieſer Art zu bezeichnen.
ber der Stadt; zum Unterfchicde von einem Hofamte. nf. f.
2, Bon Amt; Amtsbezirk, fo wohl ein Kammeramt, fofirn ee aus
der gemeinenStadt Gütern beſtehet, alsaud ein landesherrliches
2 Kammeramt, fo fern es feinen Siß in der Stade hat, und die
Stadt felbft dazu gehöret. Daher der Stadtamtmann, ‚der eis
nem ſolchen Stadtamte vorgefi et ift, in beyden Fällen.
er Stadtanwalt, des — es, plur..sie—e, in einigen Städs
ei z. B. zu Straßburg, eine obrigkeitliche Perfon in und bey der
“ Stadt, welche fich vor demBürgermeifter befindet, und da⸗ Haupt
des innern Stadtrathes iſt.
ſteus.
Das Stadtbier, —— Blur, doch nur von — Arten,
die, 1. Bier, welches in einer Stadt gebrauet wird, zum Un⸗
terſchiede von. dem Land = oder. Dorfbiere, 2. Bier, welches
in der Stadt, in welcher man ſich befindet, gebrauet morden, zum
Unterfchiede von ausläudifchen Bieren.
. Das Stadtbüch, des— es, plur, die— bücher, ein Buch, wor-
ein die Statuten und Privilegien einer Stadt, ingleichen die Ge—
richesbandlungen, gerichtliche Befkätigungen, Verträge u. ff. in
derfelben unter öffentlicher Authorität, verzeichnet werden,
q
einer Stadt, einer der in der Stadt wohnet, im Gegenſatze der
Landleute.
ee Uraltes Zantsoikieier Hütten
— verſchont der Srädter Stolz und Neid,
Die Stadtflur, plur. die—en, die zu einer Stadt gehörige Feld⸗
flur; zum Unterſchiede von der Dorfſtur. ©. Slur.
Die Stadtgerechtigkeit, plur. die — en „©. Stadtrecht.
RB: Stadtgericht, des—es, plur. die—e, das gemeiner
Stadt gehörige Gericht, fo fern es von derfelben oder dem Raths-
\ Coflegio,beieget , und in deffen Rahmen verwalter wird, Jnalei-
chen ein Gericht, welches fid) in einer Stadt befindet, und fich
über diefelbe und ihre Einwohner erſtrecket, zum Unterſchiede von
- einem Dorfz oder Landgerichte. In beyden Fälen im gemenuen
Beben auch wohl in Plural allein die Stadtgerichte.
j.
7
Zu Pe Fe ee u
Der Stadtgraben, des —s, plur. die — gräben, der Graben,
melcher zur Sicherheit um eine Stadt geführet iſt.
Das Stadtgut,: des —es/ plur. die — gürer, ein Gut, weld es
eeiuer Stadt und deren gemeinem Weſen gehört.
Der Stadthauptmann, des es, plur. die—leute, ——
=
F
welcher einer Bürger: Compagnie als Hauptmann vorſtehet. So
auch Stadtfähnvich, Stadt: Lirurenant, Stadt - Maior, wel
che Stadt: Officiereder Bürgerfchaft in ihren Kriegesübungen,
ben feyerlichen Aufzügen u T. f. vorftchen.
Stadtiſch, adj. e! adv. einer Stadt und zu derfelben gehörig,der-
felben ähnlich, eigen... Städtiſche Gewerbe, --- M
Mic hat von ſtadtiſchem Gedrange
. Mein günſtig Gluͤck zu euch gebracht, 115.
= Das Stadthaus, des — es, plur. die— haufen, in einigen .
2 Städten ein Nahme des Rarbhaufes.
} ‚Der Stadtfämmerer, des—s,plur. ut nom. fing, derjenige,
welcher den Einnahmen and Ausgaben einer Stadt ind ihres ge-
‚meinen Wefens vorgeſetzt ift und Rechnung darüber führet, (S.
Sta
plur. die — amter. 1. Ein Anit ;
Der Stadtarzt, — plur. die —arzte, Sich: Seadt:pby-
‚Der Stadt Major, des—s, plur, die —e, ein Hfficier, un.‘
; Der Städter, des—s, plur. ut nom. ling. ein Einwohner .
StR 20
“ Künmerer,) Daber die Stader ammete⸗ ‚dein Amt und Wil
de, ingleichen der Dre, wo ſich derſelde mit den ihm untergebe⸗
nen Officianten ver ſammelt.
—* Stadtkeller, des—s, plur. ut nom. fing. ein Wein»
- oder. Bierfelfer, welcher dem gemeinen Wefen einer Stadt oder
"ihrer Obrigkeit gehöret ; der Rathskeller. 7: ‘
Das Stadtkind, des—es, plur, die—er, eine aus einer Stadt
gebürstige Perfon ; ein nur im gemeinen Leben übliches Wort, da-
ber Gottſched in einer feyerlichenHede den großenkeibniß ſeht un-
ſſchicklich Leipzigs berühmtes Stadtkind nannte. In Danzig
beißt derjenige , welcher für einen Verſchwender erkläret worden,
ein Stadtfind, weiler unter der Vormundſchaft der Stadt ſtehet.
Der Stadtinecht, des—es, plur. die—e, die geringften Die-
ner der Polizey und Stadtgerichte, . welche die Verbrecher ein.
fangen, für die Sicherheit der Runde und Gaffen wachen, und ans
dere niedrige Dienfle verridten, Sie werden auch Safcher,
Bnenten.f. f. genannt,
Stadte ündig, adj. ‚et adv.inder hängen Stadt age pur
Kündig.
ter dem Befehlshaber einer Feſtung, welcher die Schlüſſel zu den
Stadtthoren von ihm abhohlet und wieder zu ihm bringet, Ar
kleinen Feſtungen heißt er der Stadtwachtmeiſter.
Die Stadtmauer, plur. die —n, eine Mauer um eine Stadt,
welche zu ihrer Befriediaung und Sicherheit diener.”
Der Stadt: Muſikant, des—en, plur, Sie—en, die öffentlichen,
pripilegirien Muſtkanten eier Stadt ;- im gemeinen Leben hr
Stadtpfeifer
Die Stadtobrigkeit, plur. die—en, die Obrigfeit in einer,
Stadt und über diefelbe , deren Gerichtbarkeit fich über die Bür⸗
eerund Einwohner erſtrecket.
Stadtpflichtig/ adj. et adv. der Stadt und ihrer Obrigkeit zu
Abgaben und zum Gehorſam verpflichtet. Stadtpftichtige Güter,
weiche alle bürgerliche Abgaben und Beſchwerden tragen müfjen.
Der Stadt:Phyficus, des—ci, plur. die —ei, ein Arzt, wels
cher der Stadt und ihrem gemeinen Weſen mit Eid und Pflicht
verbunden iſt, und alle in feine Wiffenfchaft gehörige Berrichtun«
senzum Dienfte geineiner Stadt übernehmen muß; in einigen
Städten der Stadtarzt.
Der Stadtrath, des—es, plur. die — räthe, ein Collectivum,
das Raihs⸗Collegium in einer Stadt, das Collegium derjenis
gen Perfonen ‚weiche entweder die ganze Negierung e.ner Stadt,
N oder doch die Volizey in derfelben handhaben, der Magiſtrat,
auch der Rath ſchlechthin, im Schwabenfpiegel’die Stadtherren.
Das Stadtrecht des—rs, plur. dir—e.,ı. Das Recht eine
Stadt zu feyn, oder doch die Gerechtſamen und Freyheiten
derfelben zu befigen, ohne Plural. . Einem Sleden Stade:
rechte geben oder werleiben,. Ein Dorf hat Stadtrecht,
wenn es ſtädtiſche Gewerbe treiben darf. > 2. Die Rechte
oder Gerrchtſamen, weldje einer Stadt, als Stadt zuſte⸗
. ben, wo es auch als ein Colleckivum im Singular alein
üblich ift, 3. Diejenigen Gefege,, welche zu Erhaltung guter
Drdnungin einer Stadt gemacht, oder derfelben von dem Lan-
desherren gegeben worden ; auch häufig als tin Collectivum
im Singular.allein. 4. An einigen Orten wird auch die Ge⸗
richtbarfeit einer Stadt, ja ein, Stadtgericht ſelbſt das Stadt:
recht genannt,
"Der Stedtriditer, des —5, hlar. ut nom, fing, derjenige,
“ welcher in einem Stadtgerichte als Richter den Vorfig führer,
Der Stadtröthling, des—es, plur. die--e, eine Art Nörhlin-
ge oder Rothſchwänze, welche fih in den Städten aufhalten ;
zum Unterfchiede von den Gartenroöthlingen
Et, Der
eu — Sta | ee Di
Der Stadtſchreiber des plur. ut nom. fing. derjenige
verpflichtete Beamte des Stadtrathes, welcher die das gemeine
Weſen der Stadt betreffende öffentliche Verhandlungen verzeich ⸗
net,. und das Protocol über die vor/demStadtrathe verbandelten
Geſchäfte führet; an einigen Orten der Stadt:Seeretair. '
DieStadtfchule, plur.die—n. 1, Eine öffentlihe Schule,
> welche fih in einer Stadt befindet, zum Unterſchiede von einer
Dorfſchule.
deren Lehrer daher auch von ihr oder der Stadtobrigkeit
berufen werden. ;
Der Stadtſchuldheiß, des —en, plur, die-—en, ein Schuld⸗
heiß in einer Stadt, welcher imderfelben, oder über diefelbe zu ber
fehlen hat, zum Uuterfchizde von einem Dorft oder Landſchuld⸗
beißen; wo in einigen Örgenden fo wohl der oberſte Vorgeſetzte
einer Stadt in Civil⸗ Sachen, als audi der VorgefegreeinesStadts
gerichtes, der Stadtrichter, diefen Nahmen führen, welche zumeis
len auch Stadtvogte genansı werden. ©. Schuldheiß.
2. Eine Schule, weiche einer Stadt. gehöre,
s 13 ® Wars ——
rn
der Staffel, ſo viel als der Stapel, daher Staffelſtadt, Staffel:
güter, Staffelbar, Staffelgerechtigkeit, für Stapel, (S. diefes
Wort.)4. In einigru Gegenden iſt es eine gewiſſe Ader an ⸗ den
Pferden, weiche auch die Würfelader genannt wird; vermuth⸗
lich wegen einiger Abnlichkeit mit einer Staffel. EEE
Anm. In dem Thruerdanfe und bey audern alten Oberdeut⸗
hen Schrftſtellern Stapfel. Es iſt vermittelft der Ableitungs⸗
folde —el, ein Werkzeug, Subject, von dem veralteten fiaffen,
ſtapfen, achen, feinen, fielen, bey dem Ditfricd kafon, wovon
auch Sußftapfe und Stufe abftammen, Im Oberdeutſchen iſt es
männlichen Befchlichtes, der Staffel. ' u
Staffelbar, adj,etadv, im Dberdeutfchen, fähig und verbuns ; &
den, aufgeftaffele, d.t..an einem Stapelorte niedergeleget zu were
den, im Dber + uud Niederf. ſtapelbar. Staffelbare Güter, -
rt
| Be
taffeln Auf und über einander fielen, Niederf-ftapeln, ift im
Odberdeutſchen die oder noch häufiger im männlichen Geſchlechte
M > an aan uäl nal ee a DL un ann
welche ben und in einer Stapelſt adt niedergelegt werden müſſen.
Die Staffelbirn, plur. die —en, eine Art geldröthlicher und ges
tüpfelter Birnen, mit einer rauhen Haut, und einem fügen, faftie
gen Fleiſche. — ER AR
Die Staffeley, plur. die —en,bey den Mahlern, Bildhaneen und E
Kupferſtechern/ (S. Staffelz.) Ehedem Staffeler. Daberdas
Staffeleygemabide, ein Gemählde mittlerer Größe, weldes auf i
der Siaffılen verfertiget wird.
Die Staffelgeresptigfeit, Staffelgut,n.ff.S.inStapl—.
‚Der Staffen, des—s,olur. ut nom. ing. beyden Uhemahern,.
eine Scheibe in dem Neperier« Werke, welche nach der Zahl der-
Stunden zwölf Abfäge oder Stundenftaffeln hat, welche nach ei⸗
ner beſtimmten Abtheifung beftändig tiefer hinab aeben, und das
Sinfen des Rechen nach ber Anzahl der Schläge jeder Stunde bes
ffimmen. Gleichfalls von Staff; Staffel, weiles mit folchen Ab⸗
fägen verfehen iſt. — — ER
Das Staffholz, ein Niederdeutſcher Ausdruck für Stabholz.
Staffieren, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben, mir den nd.
Der Staͤdtſoldat, des —en plur, die —en, ein Soldat, welcher
bey einer Giadt in Eid und Pflicht ſtehet, und nur zur Befagung
7. An derfelben gebraucht wird; zum Unterſchiede von einem Seld-
foldaten.
Der Städtvögt, des—es, plur. die —vegte, ein Voigt, Ad-
vocatus, welcher in einer Stadt oder über diefelbe zu gebiethen
bat, zum Usterfchiede von einem Landvogte; da es denn nach
dem verfehicdenen Gebrauche des Wortes Vogt auch verichiedene
Arten von Stadtvogten gibt. (Siehe das erflere.) Daher die
Stastvogtey, die. Würde, das Amt eines Stadtvogtes; ingleis
chen deffen Gebietd, wie auch defien Wohnung:
Der Strötwachtmeifter, des —s, plur.utnom.fing. ©.
Stadt⸗ Major.
Der Stadtwagen, des —s, plur.ut nom. fing. ein zierlicher
bedeckter Wagen, deſſen man ſich in der Stadt bedienet; zum Un⸗
erchiede von einen Reifewagen. Ft
Die Stafette, plur. die —n, aus dem Ital. Stafetta, Franz,
Eftavette, Span. Eltafete, eine Auftaft, dadurch einen are
ſchwinde reitenden Voſt lion, welcher außerordentlich abgeſchickt
wird, ein oder mehrere Briefe zur nächſten Starivn überbracht
werden ; baher der StafetenKeirer, dieſer Poſtillion, ver fich
dadurch binfängfich von einem Courier unterfcheider,und oft auch
aurdie Staferte genannt wird. Cine Staferte abſchicken. Das
Italaniſche iſt das Diminurivum von Staffa, cin Steigkügel,
nud bedeutet eigentlich einen Fleinen Steigbügel; vielleicht weil
ſich die Voftikions in ſolchen Fällen ehedem derfelben bedienten,
um geſchwinder forszufommen.
Die Staffel, plur.die—n. 1. Die Sproffen einer Leiter, noch
mehr aber die Abfäge an einer Treppe, oder einer-auf ähnliche Art
eingerichteten Fläche, worauf man diefelbe hinan fleiget; die Stu⸗
fen. Auf der erfien,äuf der sweyten Staffel. Die Staffeln der
fteinernen Treppen werden abgerunder. - Ingleichen figürlich
für Stufe, Grad, Die höchſte Stuffel der Ehre. Big auf den
die) Staffel, da das Eıfen gluhend wirs, Altmann von den
beivet. Eisberg. 2.Beyden Mahler ift die Staffel, oder wie fie
noch häufiger beißt, die Staffeley, ein hölzernes fchief ſtehendes
Geſtell, auf welche fie die in Rahmen gefaßte Leinwand, wel-
che gemahlet werven FON, Füllen, : Ahuliche Staffeln oder
Stuffetegen haben auch die Bildhaner zu den halb erhabenen Ar⸗
beiten, nund die Rupferftecher zu den Fupfernen Matten, Vielleicht,
weil diefes Geſtell chedem verichteden: Staffeln oder Stufen hats
te, um das Gemãhlde bach oder niedrig fi. Men zu fönnen, welcher
Endzweck jegt durch YAöcde erreicht wird, oder duch von deur >
veralteten ſtaffen, tapfer, Reden, fo daß eg mit Geſtell aleich be-
deutend if. 3.* Bon dem im Gochdeuſchen ungedräuchligen
‚ verfeben, Mit Proviant wohl ſtaffiert fegn, Fronsperg, Ber
thigen Hülfsmirteln, Zugehör u ff. verfeber. Kin Zimmer af:
fieven, es mir den nöthigen Meublen verfehen, ausrüſten. Je—
manden mit Geld und Wechfelbriefen ftaffieven, hinlänglich
ſonders inengerer Bedeutung, mit den aöthigen Kleidungsflüdten
verſehen. Line Braut ausſtaffieren. Ingleichen von Rfeidungs«
ftücten, fie mit dein nöthigen Putzwerk und andern Zugehör verſe⸗
hen. Ein Bieid haffieren, es mit Treffen, Borten, Schleifen
u. f. fe anspugen, ingleichen das Futter an den Dberzeng nähen.
Einen Sut ſtaffieren, das Futter hinein ſetzen, die Treffe herum
nähen u.f.f. daher eine von den Hutmachern noch verfchiedene Ark
Handwerker Hurfiaffierer beißen, im Dfkerreich.Gurftepper, Da⸗
Serdas Staffieren, und die Staffierung, welches legtere auch
dasjenige bedentet, womit ein Kleidungsftück ftaffieret wird. ,
Hm. Schon die Endung zeiget, daß diefes Wort ausfändts
fen Ue ſprunges if. Es ſtammet von dem Franz, elöffer,auss
eüften, verfehen, Elioffure, Pug, oder dem Jiaf tuffare, aus⸗
- züften, her, welches wieder zu unferm Stoff, Franz. Eitoffer, je⸗
de Materie, woraus etwas wird, herkommt, daher auch dieSch we⸗
den mit Bepbebaltung des o ſtoffera fagen. Unmittelbar von
Stoffift im Isländ.Itofna, zubereiten, zurüften, Ä
Die Staͤffier⸗ Naht, plur. die — Nähte, ben den Schneidern,
diejenige Raht, mit welcher fie da⸗ Futter an das Tuch oder den.
Zeug nähen. } £ —
Der Stay, des —es, plur. die —e (im Riederdeutſchen, die -
Stage,) ein nur in der Schifffehre übliches Wort, disjenigen ftar-
Fin Taur zu bezeichnen, welch: den Maſt baum vorn feft halten, ſo
wir es die Wande zu beyden S:iten tun, Der große Stag, weils’
cher
⸗
=
EA OR NE
;
E
|
|
}
|
|
i
E:’ eo un ve en Maft bis zumobern Theile dus Vorderfieven
| Läuft, woer befeftigerift. Div Stage befommen ihren Nahmen
Re:
3
=
*
godeßaguf.f. Franz. Etai, welches ſo wie Stag zu Tau, Bars
kes Seil, zugehören ſcheinet.
Das Staynsl, (ri Stanist,) des —es, plur. car. ben ver⸗
ſchiedenen Handiverfeen, zu dünnen Blättern gefchlagenes Sinn,
* Blattzinn ; aus dem Jtal, Stagnuolo, von Stagno, Sinn.
Das Staufegel, des —s, plur. ut nom, fing. in der Schiff
“fahrt, ein dreyecliges Sigel, welches ohne Nahe an den Stag aus⸗
1. gefpannet wird. ?
|
chen, ein befonders in Niederdeutfchland übliches Wort,eine Pros
be zu bezeichnen, einen kleinen Theil eines Ganzen, um die Güte
des letztern daran zu erfennen,. Aus der Niederdeutfhen Mund⸗
ast haben es auch einige Hochdentfhe Handwerker beybehalten.
Se ift bey den Färbern der Stahl ein Läppchen, welches man in
die Blaufüpe taucht, um zu feben, ob die Brühe den gehörigen
Grad der blauen Farbe hervor bringt; mo denn auch abſtählen
fo viel if, als diefen Verſuch machen, Im Nieberdeutſchen iftes
nicht allein von einer jeden Probe üblich, fondern es bezeichnet da⸗
ſelbſt auch das geftämpelte Bley, weiches ein Beweis der Güte
gefärdter Tucher iſt; Holländ. Staeliot. Stahlen iſt daſelbſt,
dieſes Bley zum Beweiſe der Güte anhängen, die Wolle ſtählen
aber fo viel als färben. . =
Anm. Im Bremifch-Niederf. Wörterbuche wird es von ſtellen
abgeleitet,diejenige Waare zu begeichnen, welche der Krämer zur
Probe ausftellet, Franzöf. ẽtaler. Allein es fcheinet vielmehr zu
Theil, teilen, im weiteften Berfiande des Schneidens zu gehören,
und ein zur Probe abgeſchnittenes Stück zu bezeichnen. Im mitt:
lern Lat. ift Dalha, die Sichel, alt Franz. Dail, unddalliare,
mit der Sichel fehneiden. Zu andern Stämmen gebören die gleich.
falls Niederdentſchen Staal oderStahl,der Kiel an einer Schreib⸗
feder (zu Dohle, Stollen, ein Kanal) Staal oder Stahl, der
Grund eines Dinges , (zu Stelle, Geftell, Franz. Piedeltal,)
Stahl, die Sproffe einer Leiter, (zu Stiel,) u. ſ. f.
2.Der Stahl, des —es, plur. die Stähle. 1. Ohne Plural, ein
| gereinigtes und dadurch achärtetes, feiner und elaſtiſcher gemach-
a RE 3 1 an a ala SE te a nn
WEILTRPTE
— ee 7—
— in a Zr ee ee
tes Eiſen, da denn. der Stahltheils fogleih ans den Eifenerzen
durch eine beſondere Art der Ausfchmelzung, theils aus dem ſchon
| werfertigten Eiſen, durch Brennen, d.i. Schmelzen und Schmies
- "den, theils durch Cãmentiren erhalten wird, zu welcher lestern
Art auch das mehrmaßlige Glühen und Ablöfchen des Eiſens in
gewiffen flüffigen Körvern gehöret. Kifen in Stahl verwanz
deln. So-bart wie Stahl und ifen. Kine Schneide von
Stahl. 2. Verſchiedene aus Stahl. bereitete Dinge und Werd
zeuge, da denn nicht nur der Plural Stähle, fondern euch das
—
eeetes Werkzeug, die Schneide ſchueidender Werkzeuge durch
Streihen.darauf zufhärfen, der Wetzſtahl oder Stahl ſchlecht⸗
eng ift, Feuer damit. anzufchlagen.. Der eiferne Bolzen in den
pPplatt⸗ und Bügeleiſen heißt im Oberdeutſchen nur der Stahl,
An den ehemapligen Bogen, Mmbräften u, f. f. wurde der ſtãh⸗
—_ Ierne Bügel bänfig der Stahl genannt, da denn auch oft das ganze
Eeſchoß dieſen Rahmen bekam, EEE
=... Den Stahel fürt vor ewer pruft
r Gefpannt, darauf ein Geſchos ö
Denn er hat doch khein Zungel ſchloß Thenerd. Kap. 44. .
= Bey den Dredsleen werden die Drcheifen zu Bein und andern
harten Körpern nur Stähle genannt, dagegen dir zum Holze Lin
fen beißen. Daber der Schlichtſt ahl, Stechſtahl, s akrltahl,
- 481.%0,3,,.C42. Yu,
von den Maſten, an welchen fie fich befinden ; daher Befaanftag,.
1. Der Stahl, des —es, plur. die Stähle, Diminut. das Stähl:
Diminutivum Stahlchen üblich if. So wirdein aus Stahl bereis
Bimgenannt, fü wie der Stahl oder Senerfiahl ein folhes Werks
Sta 274
Schraubenftahl, Polierkabl, Garbſtahl u. f.f. Zn der höherem
Schreibart iſt der Stahl oft ein ſchneidendes oder flechendes
. Werigeng, ein Schwert, Meffer oder Degen. Ach ſoll ein Stahl:
dieß fehöne Haar verlegen ? Kal. -
Ynm. Im Oberdeutſchen Stahel, Stachel, im Riederfädhf,
Staal, im Angelf. Stal. im Engt. Steel, im Schwed. Stä], im
Popin.Stal. Mon leitet es gemeiniglich von Stachel, techn, ab,
weil doch die Spigen und Schneiden fcharfer Werkzeuge gemei-
niglich aus Stahl verfertiget werden; eine Ableitung, welche
nicht nur durch die Oberdeusfche Ausfpradhe Stachel, (in Baiern.
hingegen wird. ein: Stachel auch Stahl genennt,) fondern auch.
durch das mittlere fat. Acer, Franz. Acier,. Ital Acciaro,,
‚Span, Azero, beſtätiget wird, welche insacfamme Stabi bedeus
° ten, und von Acies abftammen fönnen. Jndeſſen gibt das roch
im Schwed. gangbare tel, fteif, hart, ſtarr, einen faft noch bes
quemern Stamm ab, wozu auch unfer ftols, in der eigentlichen Bea
deutung des Steifen, und vielleicht auch freil gehören, welche Be—
» deutung der Starren, Steifen, aud das mittlere Lat. Acer, mit.
feinen Abksmmlingen leidet. Im Böhm. iſt ſta ly, ſtandhaft, und
Stalof, die Steife. In dem Oberdeutſchen Stapel würde alfe-
nur dee gelinde Hauchlaut nach Oberdentſcher Art und Gitte ir
das ſtärkere ch veränders feyn, weiches daſelbſt mehrern Ähnlichen
Wörtern widerfährer, - -
Die Stahlader, plur. sie—n, ein nur bey den Schlöffern Kblke
Ger Ausdruck. DasEifen batdafelbfi Stahladern, wenn fi
Körner und Stellen in demifelben befinden, welche jo hart wie
Stabl find, und weder von der Feile und) von dem Bohrer ange»
griffen werden. ;
Der Stahlarbeiter, ses —s, plur.utnom. fing. ein Hand»
2
werfer, welcher verſchiedene feine Waaren,befonders Galanteries i
Arbeiten (nicht ans Stahl, fondern) aus Eiſen verfertiger, ihnen
dnch das Cãmentiren eine Stahlhärte gibt, und ſie durch die täurs
ſchendſte Politur derfchönert, _
Stahlblau, adj. et adv. der blauen Farbe des angelanfenen:
Stables gleich.
Das Stahlbrennen, des —s, plur. car.. in den Stablbütten,
die Verwandelung des gefhmotzenen Eifens in Stahl, wels
es durch mehrmahliges Schmieden und Schmeljen gefchie>
bet. Daher der Stahlbrenner, ein Arbeiter in einer fols
: chen Stahlhütte.
Stahlderb/ adj. et adv.inder Mineralogie, fo hart und derb wie
. Stahl. Man hat daſelbſt firblderbe Kobaldſtufen, ſtahlderbes
Glaserz / ſtahlderbes rorhguldenes Erz u. f. w
Stahlen, verb. reg. aot. », Miteiner Schneide oder Spitze von
Stahl verſehen; im gemeinen Leben auch verſtahlen. Eine Art,
* eine Sade, ein Meſſer ſtählen. Ein gurgeftäbltes Meſſer.
2, Sobarrwie Stahl machen, ineinem hohen Örade Perbätten ;,
“ in der dichteriſchen Schreibart. Loch weiß ich nicht, was für:
ein Gott sen Muth mir ſtahlt, Weiße. So auch das Stählen.
und die Stählung, -
Stühlern, adj. etadv. von Stahl, ans Stahl bereitet. Stah⸗
lerne Knopfe, Werkzeugen.f.f. In dem alten Gedichte auf den
heil. Anno alin, bey dem Strycker felein, im Buche Belial
von 1472 Hägplin, im Theuerd. fiechlein,, im Oberdeutfchen. noch
jegi fablin, ©. ern. ;
Das Stablerz, des —es, plur, doch nur wor mehreon Arsen,
die —e, ein Rahme, weichen man verfchiedenen reinen Eifenece
gen beyzulegen pfleget, welche zum Schmelzen der Stable gut
bequemſten ſind. S. auch Stablitein, befonders einem blauem
Eifenerze, welches inwendig braun und auf dem Bruche fahlblam
ausfiebet, viel und gutes Eiſen enthält, ind in Stencrmarf Prinz
ader Slinz genanug wird ; inglsichen einem weiglichen oder wei-
© gen
275 St a
pen Eifenerze,weldem der DeutſheSiuhi ſeine vente Güte
zu danken bar,
Stablgrün, ‚adj..et ER der grünen Farbe des pofierten und im
Feuer grün angelaufenen Stahles äbulich,
Der Stahlhbammer,des —s,plur,sie —hämmer,in den Stohl⸗ |
Hütten, ein Hammerwerk, das gegoffene Eifen durch Asien
zu reinigen, und in Stahl zu verwandeln,
Der Stahlhof, des —es, plur. die —böfe, ein Nabme, ——
‚das Comtoir und die dazu gehörigen Gebäude der ehemahligen
Gan ſeeſtädte in London führen; von welchen die Städte Lubeck
‚Bremen und Hamburg noch jegtdie Einfünfte genießen,
liſch Steel- Yard. Richt, weilietiva die Hanſeeſtädte vielen
Stahl dahin zum Verkaufe gebracht,fondern, weil dafeldft die Eug⸗
LfheuSücher,welhe nach Deutfchland gefhict werden follten,ges
#abler,d.i.mifblegernen Stämpeln und Zeichen verfehen wurden,
In der Stadt Soeſt hat man einen öffentlichen Stablgadem, wel⸗
ches ein ähnliches Gebäude zu ſeyn ſcheinet. S: ı Stahl.
Die Stablhürte, plur. die —n, eine Auftalı, wo Stahl in Mens
ge aus Eifen gemacht wird, welches in Deutſchland durch mehr⸗
mabliges Schmelzen und Schmieden geſchiehet.
Der Stahlknoten des —s, plur, ut nom. fing. in den Stahl⸗
bütten, eingewiffer Zufas, um dem Stahle diegehörige Härte zu
geben, welcher aber gemeiniglich fehr geheim gehalten wird.
Das Stahlkraut, des —es, plur.inul. in einigen Gegenden ein
Nahme der Sauberhel, Genilta Ononis Zinn. Ohne Zweifel
wegen der fpigigen Xurben, von dem Baierifchen Stahl — Sta⸗
chel. S. 2 Stahl Anm and gauhechel.
Die Stahlkugel /plur. die —n, bey den Ärzten, Eifenfeil alt
Weinſteinrahm zueiner fetten Maſſe gebracht und zu Kugeln ge⸗
formnt.
DieStablmotte,plur. die —n, eine Art Motten oder Nachtfal⸗
ter, welche aufden Eichbaumen einheimiſch iſt; Phalaena no-
ctua quadra Linn. |
Des Stahlſchießen, des—s, plur. ut nom. fing. an einigen
Drten, das fegerliche Schießen mit Armbrüften nach einem Zies
“fe; von Stahl, der flähleene Bogen einer Armbruſt und diefe
ſelbſt.
Der Stahlſchneider des —s, plur. ut nom. fing. einKünfte
lee, welcher allerley Figuren geſchickt in Stahl zu ſchneiden weiß.
Der Stahlitein, des —es, plur.die —. 1. Im Bergbaue, ein
Nadine, welhen man allen reinen Eifenfkeinen zu geben pflegt,
weil fie zur unmistelbaren Bereitung des Stahles aus den Erzen
am bequemften find; (S. Stablerz.) 2. Inden Bergwerfen zu
„Goslar ift der Stablitein eine Art Schiefer, welcher bey der
* Schmelzung des Galmeyes gebrancht wird. 3. Ju den Stahlhüt⸗
ten ift es ein gutes klarfpeißiges Eifen, welchrs man erhält, wenn
man das aus dem hohen Dfen gekommene rohe Eifen nochmahls
ſchmelzet; vielleicht weil ‘es mit fleinartigen Unveinigfeiten vers
miſcht if (5, Stein.) Ju den beyden legten Bedeutungen kanu
der Plurälnur von mehrern Arsen gebraucht werden.
Das Stahlwaſſer, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten,
utnom.ling. ein mit zarten Stable oder vielmehr Eifentheils
«hen gefhtvängertes, mit einem Eifen-Vitriol vermifchtes Waſ⸗
- fer, welches, wenn es ausder Erdequillet, auch Sauerbrunnen
gemannt wird.
Der Stabr, ein Fehler der Augen, ©. Staat.
Der Stahr, des —es, plur. die —e, oder des —en, plur. die
— en, ein Sangbogel, mit einem Fegelförmigen, zugeſpitzten dün⸗
nen, gemeiniafich gelblichen Schnabel, und mit einem ſchwarzen
Körper mit weißen Flecken. Er iſt fo groß wie eine Droffel, bat
eine zweh Mahl gefvaltene Zunge, und lernt die menſchliche
Stimmefehr leicht nach ahmen; Sturnus Linn. et Kein, In
a a lu LEE rt a A
Enge
den "gemeinen —— ER und —
dieſer Vogel Sorehe, wegen feiner geſprenkelten Far Miederſ.
‚auch Sprinne, Holländ. Spreeuw, im Alemannifen Spra, Ei
Der Rahme Stabr,. Angelfächf. Staer, Stearn, Engl,Stare,
tal, Storno, Franz. Etourneau, iſt ſehr alt, uud niedem
anpes Get gr
Lat. Sturnus genan verwandt, Vielleicht von fiören, foferneg
— — — Lerm machen bedeutet wegen feiner Schwatz ⸗
haftigkeit.
Der Stäbe, des —es, plur.die—e, in den gemeinen Spredare 2
ten, befonders Dberfachfens, ver Widder oder Schafbock. In
einigen Mundarten auch Stier. S. dag folgende,
Städten, verb. reg. neutr. welches das Hůlfswort haben erfor⸗ Bi
dert, aber auch wur in Dberfachfen üblich zu ſehn feheiner, 1.Bon
dem Stähr oder Schafbod fagt man er ſtaͤhre, wenn er die Schar,
fe befruchtet. Den Schafbod ſtahren laſſen. 2. Von den Schar .
fen hingegen gebraucht, ift käbren, nach dem — verlans *
gen. So and) das Stähren.
Anm. Ya den gemeinen Sprecharten fiecen. Es feheinet ent.‘ *
+ weder ein eigenthümlicher Ausdruck der Befruchtung zu feyn,oder
auch zu ftören zu gehören, fo fern es eigentlich Geräufch und raus i :
ſchende Bewegungen machen bedeutet. So aub Stier.
Das Stährlamm, des —es, plur. die —lämmer,eben —
ein noch ungeſchnittenes Lauum männlichen Geſchlechtes; ein
Bocklamm.
eg
Der Staken, des —s, plur. ut. nom.fing. ein nur im Nieder⸗ R
deutſchen übliches Wort, einen laugen Stock, eine Stange zu bes E.
“zeichnen ; im Angelj. Staca, Engl, Stake, Span. Eltaca,
' (&. Stader, Stod und Steden.) Daher hafen,ausflafen, ber 4
fiaPen, mit Staken oder ſtarken langen Stöden verſehen. 1
Das Stafet, S. Stader. 2
1. Der Stall, des—es, plur. car. von fallen,‘ den rin laſſen,
der Urin eines Pferdes, oder vielmehr das Stallen, das Laſſen
deffelben; ein nur in einigen Füllen übliches Wort. So iſt z. B.
der lauteve Stall,eine Krankheit der Pferde, da das Getränfuns
verdauet wieder durch den Urin fortgehet. S. ı Stallen.
2. Der Stall, des —es, plur. die Ställe, von dem Zeitivorte ſtal⸗
len, d. i. ſtellen, eine Stelle, und im engern Verſtande, ein umftelle ⸗
ter oder eingeftefter, d,i.eingefchloffener und bedeckter Kaum, et⸗
. was dahin zu fielen. 1. * Im weiteften Verſtande, wo es ‚chedem #
für Stelle ſehr üblich war. In dero marterero Stal, an =:
‚ Märtyrer Stelle, Rotker. Iu finen ſtal, an feiner St
; den Monfeeifchen Öloffen. In engerer Sedeutung ein eingefd ie
fener Raum, ConftruxitStallanova in choro, neue Site
ge, Stühle, bey einem Schriftſteller des mittlern Zeitalters. In⸗
gleichen ein Zimmer, eine Wohnung, -Daber war ein Stallbrus
- der ehedem fovielalsein Kamerad. Im mittlern Lat. i@EBal- _
lum, eine Bude, In diefer Bedeutung iſt es veraltet, außer in
dem zuſammen geſetzten golzſtall.
cherer Bedeutung iſt der Stall ein eingeſchloſſener und bedeckter
Kaum Vieh in denfelben zu ſtellen. Der Pferdeſtall, Kübel,
. Schafkell, Sühnerhall, Sundeftell, Antenſlall, Marſt all J
2. Ju eugerer und gewoͤhnli⸗
wo es deum oft ein ganzes Gebäude dieſer Art, ein Stallgebäuz
de, oft auch nur einen einzelnen. abgefonderten. Kaum in demfelben
bedeutet. Figürlich iſt der Stall an Hö en ein Eollectivum, die -
finmedichen zum Marfialle gehörigen Grbäude mit den darin bee
findlichen Pferden und den zu ihrer Wartung und. Aufſicht gehör
tigen Derfonen. Daber das Stallamt, Srall:Serretär, Stalls
Apotheker, Stallfchreiber, Stall-Chirurgus u. f
Anm. - Im Riederf, gleichfalls Stall, im Schwed. und Kar,
‚Stalla,im Engl. Stall,bey den Krainerifihen Wenden Shtalla,
um Lateiniſchen mit einem andern Endfaute Stabulum, bepdem
Heſychius von einenn Ochſenſtalle zung. ©: Stalin, - Ei;
Der.
— 1" en Et
” - KERN
& En mr - Sta |
“BL — — plur. die ⸗ bã ume, in den Pferde⸗
ſtöllen, ein faster Baum, welchen man zwiſchen den are br⸗
efnget, damit fie nicht zufammen konnen.
3, Stellen, verb. reg. neutr. et act. welches im. veften Sale
das Hülfsivort Haben befommt, barnen, den Urin laſſen. Es iſt
nucvonden Pferden und Efeln, ben den Jagern aber auch von den
\ Hirfehen, Wölfen undLeithunden üblich, wofür fie aber auch feuch⸗
ten gebrauchen. Ein Pferd ftallen laffen. Das Pferd Fann
nicht ftallen. Das Pferd ftaller Blur, Go auch das Stellen.
Anm, Im Schwed. ftalla,im Engl. tale, wo auch Stale der
Pferdeharn it, im Ital. ftallare, alle zunächft von den Pferden,
daher die meiften in der Ableitung diefes Wortes anf Stall fallen,
weil die Pferde gemeiniglih harnen, fo bald fiein den Stall kom⸗
men, -Andere leiten es von fiellen ab, entweder, weil die Pfer⸗
de dabey eine befondere Stellung annehmen , ‚oder auch fo fern:
fie im Harnen flille eben. Allein es ſcheint vielmehr, fo. wie
dieäbnlichen ſchollen, ftrullen u. f. f. eine Onomatopdie zu ſeyn,
und den Lauteines reichlich abfließenden Wafjers nahzuabmen,
da es denn zu Doble, ein Graben, Stollen, ein Canal u. ſ. f. ge
börenwürde, Im Griech iſt Mag, gleichfalls barnen, :
9, Stellen, verb. reg. weldes mit flellen gleichbedeutend iſt,
€ aber nur.in einigen Fällen gebraucht. wird,und in doppelter Geſtalt.
vorkommt. 3 Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben,
—
nur noch in figürlichem Verſtaude, friedlich bey und neben einan⸗
der leben, fich vertragen. Sie Hallen nicht mit einander, füns
nen fich nicht mit einander vertragen.
Süchfe Fallen nicht mie Wölfen, Lichtw.
Wo es auch, obgleich vielcicht. nicht fo richtig, als ein Keciprocum,.
gebraucht wird, fich Hallen. 2. Als ein Activum. (1) Für
ftellen in weisen Berflande, woes nur noch. in einigen Zuſam⸗
menſetzungen üblich ift. (©. Beftällen, Beilallung.) Im Ober⸗
— iſt Stallung auf einen flüchtigen Mifferhäter ma
hen, ihm nachfegen, nachftellen, ihn zu erhaſchen fuchen. (2): In
Sta ſtellen beſonders in dem zuſammen gefegten einfiallen,.
‚Reine Pferde mebr ſtallen önnen, feine Stallung oder feinen
Siallraum für fie mehr haben. So auch dasStallen und dieStal:
lung. Siehe daslegtere befonders..
"Anm. Im Nieder ſãchſiſchen gleichfalls Hallen. Zu den Pros-
vinzial ⸗Bedeutungen gehöret auch die, da es in Nirderdeutſch⸗
land für gerinnen gebraucht wird, Niederf. ſtallen, Holl. ſtollen.
‚©. Stellen..
Der Staller,, $1s—s, plur. ut nom. fing, ei im Sochdeut⸗
ſten Deutſchlandes übliches Wort, welches daſelbſt eine Art eines:
vornehmen obrigkeitlichen Beamten bezeichnet. So gibt es z. B.
in der Landſchaft Eyderftädt fo wohl einen Oberſtaller, als auch)
einen Unterfialier oder Staller ſchlechthin. Jener Hatdie Ober,
fie Aufſicht in Kirchen⸗ politifchen und ötonomifhen Sachen, die⸗
ſer aber ift eigentlich ein Richter‘, und bat das erſte Verfahren in.
ollen Privat: Sachen der Einwohner. Beyde haben in allen Ges
sichten der Landſchaft den Vorſitz. Bey den ‚Friefen ift-Staller
ſco viel wieein Statthalter, entweder nach einer den Niederdeuts
ſchen ſehr gewöhnlichen Ausfloßung der harten Mitlauser, oder
auch unmittelbar von Stall, Stelle, für Stellbertreter. Bey den:
_ ältern Schweden wurdeder Reichsmarſchall Stallare genannt,
wo es wohl zunähft von Stall, Marftall, herſtammet. Man hat
daher wicht nöthig, mit Spelmannen, Geifhen und andern diefes:
ort von dem mittlern Lat. Conflabularius berzuleiten, wels
dies vielmehr eine ungefchichte Überfegung oder Nachahmung des
Denuiſchen Staller zu ſeyn feiner...
*
ſchen unbekauntes und nur noch in einigen Gegenden des nördlich⸗
in einem Stalle,d, i. Raume, Zimmer, bey einander ſeyn; doch
St a 278
"Die Stallfiitterung, plur. inuf. in der. Banbrekithfgiaft, die:
Gewohnheit, das Vieh im Sommer in den Ställen zu behalten.
und dafelbft zu fütteyn; im Öegenfage des Weidganges,
Das Stalltgeld, des—es, plur. doch nur von mehreren Sum⸗
men, die—er, dasjenige Geld, welches man für den Gebrauch
eines fremden Stalles entrichtet. So zabhlet man in den Gaſt⸗
‚böfen für den Gebrauch eines Pferdeftalles ein gewiffes Stall geid.
Bon Stall, Bude oder Stelle, ift in Straßburg das Stallgeld-
- fo.viel wie der Budenzins oder auch der Zins für eine Stelle auf.
dem Jahrmarkte, das Standgeld;
Der Stallherr, des— en, plur. die—en, in einigen Oberdeuts
ſchen Gegenden, z B. zu Rürdh, derjenige Nathsherr, welcher über.
des Rathes Marftall geſetzt iſt.
Der Stallknecht, des—es, plür. die— e, ein Knecht, deſſen
Amt esift,die Pferde im Stalle zu warten, die Reinlichkeit des
Stalles zu beforgen u.{.f. zumlnterfchiede von einemReitfnechte,
Suhrfnechte, Ackerknechte u. ſ. fe
Das Stelltraut, des—es, plur. inul, in einigen Gegenden,
ein Rahme, 1. der Saubechel, Ononis arvenfis L, und,
2,de3 Slachs: oder Leinfrautes, Antirrhinum Linaria L,.
bepde von ı Stallen, harnen, weil beyde Pflanzen eine den Urin
treibende Kraft haben
Der Stallfchreiber, des—s, plur. ut'nom, fing. von Stall,
Marfiall, der Schreiber bey einem Marftalle,
Der Stallmeifter., des—s, plur. ut nom- fing, ein voruch»
wer Beamter, welcher einem. Marſtalle vorgefcgerift, und an
en großen Höfen.nocd) den Oberfiallmeifter über ſich hat. Erbat die
engerer Bedeutung, oder vielmehr unmittelbar von Stall, in den.
oberſte Aufficht über einen Marſtall, daber dieBerriter und andere
. Bediente feinen Befehlen unterworfen find. Im mittlern Lateine
Conftabularius.. _
Die Stellung, plur.. Sie-—en.. Unmittelät von fallen, als
das. Verbaledavon, ohne Plural, wo es doch nur in einigen Zu⸗
ſammenſetzungen üblich iff; die Einftellung, Befallung u. f.f..
Stallung auf jemanden machen, im Oberd. (Eiche 2 Stallen.)
2, Bon fallen, fielen, und. der Abfeitungefplbe ing oder ung:
if die Stallung :. (1) Im Kagdivefen, ein mit dem einen Zeuge
eingeftelfter Ort im Walde. (2) Stalltaum, di. Ställe oder
Raum in denſelben; ohne Plural. Das Gut hat wenig Stal—
lung, wenig zum Sialle oder zu Ställen eingerichteten Haum..
Auf fechs Pferde Stallung haben. In den Wirehebäufern:
etwas für die Stallung besablen..
Der Stamm,’ des— es, plur. die Stämme, Diminnt: das:
Stammchen, Dberd. Stämmlein. 1. Eigentlich, der Theil ei⸗
nes Baumes zwifchen der Wurzel und den Aſten, aus welchem
diefe letztern entfpringen: Kin gerader, hoher Stamm, Sprichw.
"Der Apfel fallt nicht weit vom Stamme; die Kinder arten ges.
meiniglich den Altern nach. "In engerer Bedeutung pfleat man zu⸗
weilẽen auch den unterſten dickſten Theil diefes Stammes zunächft:
an der Wurzel, das Stammende, mar Jen Stamm ſchlechthin
zu nennen, fo wie manin weiterer, unter Stamm oft den .gans-
"zen Baum verſtehet, fo fern er um feines Stammeswillen ges-
ſchãtzet wird. Sunfaig Stamme Bauholz fällen, Auch in den:
Baum ſchulen werden die jungen Bäume-gemeiniglib Stimme,
genannt, ohne Zweifel, weil man fie dafeldft um.ihrer Stämme
willen erziehet, um diefelben nachmahls durch Propfen veredein:
zu fönnen, ‚Im weiteſten Verſtande, ‚der. aber. nur in der Kräu⸗
terkunde am üblichſten iſt, heißt der "Theil einer. jeden. Pflanze:
über der.Erde, welcher die übrigen Theile träget, dev Stamm;
in gemeinen Leben der Stängel. An engerer Bedeutung bes,
kommt dieſer Theil nur den Nahmen des Stammes, Caulis,,
wenn er Blätter uud Blüthen srägr ; zum Unterſchjede von einem
Schafte und Strunfe.
© 2 2digür⸗
'279 = Sta
2. Figürlich. (1) Dasjenige, woraus ein oder. mehrere Dinge
Einer Art entfpringen. So pflegt man die Sramm= oder Wur⸗
zelwörter, woraus andere ent ſpringen, oft nur die Stämme die⸗
fer zu nennen. ' Indem lHombre · Spiel iſt der Stamm oder die
Staͤmmkarte, derjenige Haufe Karten, von welchem die fpielen-
den Perfonen, nachdem gegeben worden, die zum Spiele nöthigen
RKarten nehmen. . (2) Diejenigen Dinge Einer Art, welche von
einem gemeinfchaftlichen Urfprunge berfommen; als-ein Eolfectis
sum, doch mit dem Plural. (a) Mic dem herrſchenden Begriffe
‚des gemeinfchaftlihen Urſprunges, wo befonders eine Menge med-
rerer von einem gemeinfchaftlichen Stammpater hesfommender
Menſchen ein Stamm genannı wird. Dran gebraucht es hier
für Gef chlecht, doch nurin einigen Fällen und ohne Plural. Der
‚ganze Stamm ift ausgeſtorben. Sr iſt der legte feines Stam⸗
mes. Seinen Stamm vermehren, fein Geſchlecht. Zuwei⸗
Yen gebraucht man es in engerin Verſtande von den Sipeigenoder _
Aſten ‚eines Geſchlechtes. Der männliche, der. weibliche .
Stamm. Am bäufigften aber iſt es von einer aus mehrern eins
zelnen Häufern oder Geſchlechtern beſtehenden MengeMenſchen,
fo fern ſelbige von einem gemeinfchaftlichen Bater abftammen ; da
denn mehrere folder Stämme ein volk machen. So find in der |
Deutfben Bibel die zwölf Stämme Iſrael bekannt, welche zus
ſammen genommen das Fudifche volk ausmachten. (6) In einir
‚gen obgleich einzelnen Fällen verlieret fich dee Begriff des gemeine
ſchaftlichen Urfprunges, und es bleibt nur der Indegriff der Biel-
heit übrig, wozu fich noch der dirfen Worte uefprünglich eigene
Begriffder Feftigfeit und Dauer gefelet, 1. Ein Eapital, eine
auf Zinſen ausgethane Summe Geldes wird häufig der Stamm
oder Sauptflamm genaunf. (9, auch Lehensſtamm. Daher
auch in manchen Arten von Spielen, das im Por befindliche Geld,
warum gefpielet wird, der Stamm heißt... 2. Eine Menge Bier
Ges Einer Art, fo fern diefelde auf eine dauerhafte Art der Zahl
und Gütenacherhalten wird, heißt oft ein Stamm. Das Gut
bat einen tüchtigen Stamm von Pluft=.und weichhärigen
Schafen. 3. Im Bergbaue iſt der Stamm eine Zahl von vier
Kuren; 32 Stamm (nicht Stämme, nach dem Muſter fo vieler
andern Wörter, welche eine Zahl, ein Maß, ein Gewicht u. ſ. f.
bedeuten,) ‚machen eine Zeche oder 128 Kup. Jndeſſen fcheinet es
Bier auch einerandern Ableitung fähig zu ſeyn.
Anm, Im Schwed, gleichfalls Stamm, im Angelf.Stemne,
im Engl. Stem, im Lat. Stemma,,alfe in der erſten eigentlichen
Bedeutung. Inder figürlichen eines Geſchlechtes gebraucht ſchon
Winsbeck Stam, Rotker aber noch Chumberra, Chumbar-
ru,vielleicht Chunbarru, von Chunne, Geflecht. Der Bes
griff der Stärfe, Dicke und "Fefigkeit iſt ſichtlich der herrſchende.
(&. Stämmen, Stämmig, Stumpf, Stampfen u. f.f. Im
Griech. iff-eyue, der Stängel, welches zu dem Lat, Stamen,
n.f.f. gehöret, von welchen Stamm ein Intenfivum ifl, eine grö⸗
Kerr Dicke und Stärke zu bezeichnen,
Die Stamm⸗Aloe, plur. die —n; eine Art Aloe, twelche mit ei⸗
nomeigenen Stammeserfehen ift, von melcher es mehrere Gatiun⸗
gen gibt, welche zu der Aloe perfoliata Linn. gehören.
Die Stammsältern, fing. inuf, die erſten Altern eines Stams
mes oder Geſchlechtes, von welchen derfelbe herſtammet, und. wo⸗
bin; fo wohl der Stammvater als die Stammmufter gehören.
Sofind Adam und Eva Yie Stammaltern des —“ Ge⸗
ſchlecht es.
Die Stammausträge, fing. inuf, Auertäge,); i. ſelbſt erwähl«
te sue Vflegung der Güte beſt immte Gerichte, fo fern fie bey einem
Sram voder Gefhlechte bergebracht, bey demſelben von älter
Seiten her eingeführet ſtud.
‚Sta I
Die ———— plur. — im Sat und Zorfiefen, ne
- Art, womit die Bäume geftämmer, d. i. nahe über der Wurzel 80
fället werden.
Der Stammbaum, des es, plur. die bäume; ein in Ge⸗
ſtalt eines Baumes verzeichnetes Geſchlechtsregiſter, und in weis
term Verſtande auch ein jedes verzeichneres Gefchlechtsregifter,
welches letztere auch eine Seamintajl, ein Stammregifer ges
niannt wird, —
Das Stammbüch, 9— — es, — bie bücher. ı, Ein Ge ——
ſchlechtsregiſter in Geſtalt eines Buches, ingleichen ein Buch,
welches mehrere Geſchlechtsregiſter enthält; eine ehedem fehr 4
. gangbare, Bedeutung, welche auch noch jegt nicht ganz veraltet
iſt. 2, Ein Buch, welches dazu beitimmt if, daß Gönner und
Freunde Denkfprüche mit ihrem Rahmen eigenhändig in daſſelbe
derzeichnen; ohne Zweifel, wie ſchon Friſch vermuthet, weil man
anfänglich nur Anverwandte in ein ſolches Buch ſchreiben in
laſſen pflegte.
Das Stammeifen, — plur. utnom. fing. ein Meißel
der Holzarbeiter, Löcher damit aus zuſtämmen, oder einen —*
damit abzuſtammen; im gemeinen Leben der Surchſchlaz ©
Stämmen.
Stammeln, verb. reg, act,et neutr, welches imfeßtern Falle
das Hülfswort haben bekommt, in Reden die Sylben abgebro⸗
hen, oder mit merklichen Zwifchenräumen, nnd mit mehrmabli»r
ger Wiederhohlung einer und eben derfelben Sylbe ausfpredden,
es geſchehe nan aus natürlichem Unvermögen, ober aus heftiger
-Gemüthsbewegung. Das Rind kann noch nicht reden, es Ham:
meltnur. Mit Hammelnder Zunge. Dann wein ich und. finfe
* Bin, und ſtammle mein Erfiaunen, dem, der die Erde fi
‚Gen. Sage ihm daß diefe ſterbende Lippen für fein Wohl die
legten Gebethe ſtammeln, von Brawe,
Doch du hörſt auch dasLie, das fromme: Bewundruns 34
i dir ſtammelt, Zach.
Daber das Seammeln.
Anm. In den ——
landes ſtammern, im Engl.to ſtammer, im Schwed. flamma,
im Ange se: ftomettan. Friſch leitet es von ſtammen, fleben ma»
chen, und mit demfelben wie auch ſtottern, von ſtehen, Ihre aber
von ſtumm, bey dem Ulphilas Tammuua der. Allein es ſcheinet
fo wie ſtottern eine Dnomatopdie zu ſeyn, weil ſtammelnde Per»
fonen gern die Buchſtaben m und e zu wiederhohlen pflegen. Übri
‚gen iſt diefes Wort der Form nach ein Iterativuin,deffen Stammes
wort noch das Schiwed.Stamma erhält. Skammeln und Stot⸗
tern werden oft. als gleich bedeutend gebraucht; indeffen deut -
das legte doch mehr die Wieberhoblung einer und eben derfelben
Sylbe aus, ift auch mehr im gemeinen Leben, p wie: Rammeln
-mebr in der edlern Schreibart üblich.
Der Stammeler, sufammen gezogen — des —s,
plur.utnom, fing. eine Perſon, welche ſtammelt.
‚Stammen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von eis
nen Dinge, als feinem Stamme oder Urfprunge herfommen, Die
Succht, dieaus dem unendlichen Bunger und Duck unferer
Begier den frammet, Mosheim. Perfonen, die nicht mit uns aus
einerleysßefchlecht fammen, Gel, Ungeheuer, das aus der
Hölle ſammt! Haml, Indeſſen iſt es in der gewöhnlichen ger
ſellſchaftlichen Sprechart in den Zufanmenfegungen abſtammen
und herſtammen am gang barſten, in welchen * nur das *
bale auf ung üblich if.
Anm. Es komgit von Stamm bet, fo fern die Ae und —
ge aus demſelben ihren Urſprung haben, und fo fern derfelbe and
figürlich einen icde⸗ Urſpruug bedeutet, x
Stäme
N Eagı Sta
——— iR reg. act, welches mit Stamm eines und eher
deſſelben Urſpranges iſt. ꝛ. Ju mehr eigentlichen Verſtande, wo es
* eine namitteibare Onomatopdie zu ſeyn, nnd den dumpfigen Laut
nachzuahmen ſcheint, der mitder Zertheilung eines Stammes;in
die Quere und vermittelſt der Axt verbunden iſt. Einen Baum
ſtammen oder abftämmen,in einigen Gegenden für fällen. Einen
Baum voneinander fFammen, einen gefällten Baum mit der Art
der Quere nach theilen. Auch gebrauchen es verſchiedene Holzars
beiter von der, Bearbeitung mie dem Stämmeifen, und Schlägel.
Ein Loch ſtämmen oder ausſtämmen. Kinen Ai abſtämmen.
2.Im ſtgürlichen Verſtande, wo die unmittelbare Ouomatopöie
verſchwindet, und den Begriff des Steifen zurück läſſet. (1) Die
Süße an die Wand kämmen,' die ſteif gemachten Füße feſt an die
Wand ſetzen, ſtützen. Sich mit denFüßen anfkammen. Stämme
dich nicht zu viel, ſträube, widerfege dich nicht zu fehr. Den ER-
bogen auf den Tiſch ſtammen, feſt und plump auf den Tiſch ſetzen.
Bomm Lachen,
Die Zände geſtämmt in Feuchende Seiten, Raml.
Sich auf etwas Fammen, z. B. auf einen Stock, feſt ſtützen. (2)
Nach einer noch weitern Figur ſtammet man das Waffer, wenn
man deffen Abflug hindert, und es folglich an- und aufſchwellen
maht; es dämmen, fHauchen, Niederſächſ. ſtanen, Schwed,
fiämma, Jsländ. iyma. Das Waffer ſtammen. Der $luß
ſt ammt ſich bier. So auch das Stämmen.
Arnm. Der dumpfige Laut ift ohne Zweifel der Stammbegriff,
daher es auch mit dumpfig ſelbſt verwandt ifl, bis auf die Verſchie⸗
denheiten des Lautes, welche die Vocalen a und u ausdrucken.
Srtampfen iſt davon ein Inten ivum. Der dumpfige Lant ſetzer in
vielen Fällen eine dicke, ſtarke uk voraus, daher denn der Ber
griff de3 Stammes, und ohne Zifchlaut des Dammes, womit ‚der
Begriff des Steifen wieder nahe verwandt iſt.
‚Das Stamminde, plur. die —n, das didere Ende eines Stams
mes oder Baumes zunächft an der Wurzel; im Örgenfage des
Zopfendes.
DersStammer, des —s, plur. utnom, fing, eineeiferneStüge
an dem Wendefchämel eines Wagens, welche die Runge an dem
Blattedes Schämels befefkiget, ſo daß ſich erflere darauf ſtãmmet
oder ſtůtzet.
Der Stammerbe, des —n, plur.die—n, ber Erbe eities Ge⸗
ſchlechtes oder Stämmes, welcher die Güter deffelben erbet.
"Das ORDNER: des — es, plur, doch nur von mehrern Sum⸗
men, die —er, 1, In einigen Gegenden, fo viel wie ein Capital,
der Stamm, oder Zauptflamm, zum Unterſchiede von den Zins
fen, (S. Stamm.) 2. Im Forfiwefen ift das Stammgels, eine
. Erfenntlichkeit, welche die Forfibedienten für die Anweifung im’
Ganzen verfaufter Stämme oder Bäume befommen,
Das Stammgut, des —es, plur. die —güter. 1. Ein von dem
gemeinſchaftlichen Stamme oder Stammvater herrührendes But,
es mag daſſelbe von einer Beſchaffenheit ſeyn, von welcher es wol⸗
le, Erbgut, Stock gut, welche Ausdrüde mit Stammgut oft als
gleich bedeutend vorkommen, 2, Oft werden auch frene und eigen«
„ bümlich befeffene Güter eines Stammes oder Geſchlechtes, Alo—
dial⸗Gücter, mit dem Nahmen der Stammguter belegt, um fie
don Lehen zu unterfcheiden; weiche Bedeutung aber freylich
aicht die ſchicklichſte iſt. 3. In der engtenund üblichflen Bedeu⸗
‚tung if das Stamm zut ein von einem Gefchlechie oder Stamme |
ererbtes Öut, weiches bey demſelben bleiben muß, uud nicht vers
außer werden kann; ein Sidet-Commiß-Gur.
Das Stammbast, des —es, plur. inal. over die Stamm⸗
haare, fing. inuf, grobe und ſtarke— Reife Haare, befonders von
den Haaren, auswelchen die Wolle beſtehet. Swafwolle, we be
aus folgen Daaven beſtehet, wird daher Stammwolle, eine cine -
— Sta
» gelne bocke ſolcher Haare aber die Scammlode genannt, Daher
Stammharig, folde Haare habend. Stammhärige Wolle.
Stamm har in allen diefen Wörtern den figürtichen Begriff -
Steifennd Dicke.
Stammhert, er, —efte, adj,etadv. dick und far, Ge;
meinen Leben ſtämmig, im Gegenfage des ſchlank oder ge:
ſchlank. Die fkammhafte dorifche Säule, Die ſtammhafte
Leibesbefhaffenheit der Alten. Daher die Stammhaftig⸗
keit.
Der Stammhalter, ses—s, plur. ut nom. fing. diejenige
Perfon männlichen Geſchlechtes auf welcher die Erhaltung unk
Fortpflanzung eines Stammes oder Sefchlechtes berubet,
Das Stammhaus, des —es, plur. die haufen, dasjenige
Haus, derjenige Sig eines Geſchlechtes, aus welchem daffelbe
herſtammet, und von welchem es, wenn es von Adel iſt, gemeinige
lich auch den Nabunen Har,
Das Stammbolz, des—es, plur. inuſ. 1. Dasjenige Holz,
woraus der Stamm eines Baumes beftebet, ingleichen, Holz, wel⸗
es aus dem Stamme gefchlagen oder von demfelben genommen
worden. 2. Holz, welches zu völligen Stämmen oder Bäumen
° erwachfen ift, Oberbolz; im Gegenfaße des Bufch- eder Untes=
bolzes.
— —er, —fe, adj et adv. 1, Bon Stamm, der
Stamm eines Baumes, und ohne Comparation, einen Stamm
habend. Stämmiges Zolz, welcher zu Stämmen oder Bäumen
exwachfen ift, welches aber noch lieber Stammholz genannt wird.
un üblichften iſt es hier in denZufammenfegungen hochfkämmig,
ursftämmig, dunnfämmig, einſtämmig, zweyſtämmig wu ff,
ieh, ſteif und flarf, Ein ſtammiger Menſch. Wofür doch in
J anftändigen Sprechart ſammhaft üblicher iſt.
282
Die Stammkaxrte, plur. die —n, ©. Stamm.
Die Stammklafter, plur. die —n, in dem Forſtweſen, eine
Klafter Holz, welche aus den Stämmen,d, i, Stöden, der. gefäller
ten Bäunte gefchlagen worden, Bon Stamm, fo fern es zuwei⸗
len, obgleich Seltener, den Stock oder — eines gefãlleten
Baumes bedeutet,
Das Stammleben, des —, plur, ut nom. fing, ein eben,
‚oder Lehngut, welches dem ganzen Stamme oder Geſchlechte ges
Höret, und in welchem die ganze Familie in ihrer Ordnung folgen
Tann.
Die Staämmleifte,plur. die —n, an den Rüſt⸗ und Leiterwägen,
eine karte Stange, welche unten aufder Achfe ſtehet, eden aber
durch einen Ring. an den £eiterbaum geſteckt wird, damit fich dere
delbedaran ſtammen und flügen köune.
Die Stammleiter, plur. die —n, in der Tonkunſt, die Tonleiter
von e.bis c,nach welcher alle übrigen gebildet werden; die Saupk
leiter. r 2
Der Stammiler, S. Stammeler.
Die Stammlode, plur. sie —n, ©. Stammhaar.
Die Stammlohde, plur. die —n, im Forfiwefen, Lohden, di.
junge Schüffe, welche aus der Wurzeln und Stämmen des abges
banenen Holzes hervor kommen.
Die Stammmotte, plur. die —n, eine Motte oder Nachtfalter,
- welcher fich auf den Obſtbäumen Aufpält und auch Shwamm:
motte genannt wird; Phalaena Bombyx difpar Linn,
Die Stammnadel,oder Stammnodel, plur.die—n,bey ben
Schuſtern, eine Art Radeln, weiche vorn dir Grftalt einer Lanze
mit einem gebogenen Ohre haben, die Überſtämme damit.an das
Hberleder anzunadeln. Man bediener fich dabey eineg offenen
Fingerhutes, welcher der Sraͤmmring genannt-wird, —
S3 —
28 —
Der Stammorbe; des—en; plur; die—en; ein och⸗ welcher
zur Fortpſlanzung feines Stammes oder Seſchlechte⸗ gehalten
wird; der Zuchtochs, Serdochs, Bulle.
Die Stamnraupe plur. die—n, eine. Art Raupen, welhe- ‘
ihre Eyer an den Stämmen: der Bäume zwiſchen den Schalen.
“der Aſte und in den Klüften in einen rauhen Schwamm oder Pelz
Tegenz zum Unterfchiede von den Neſtr aupen undRingelraupen,
Das Stammregifter, $es—s, plur.utnom. fin& das Ger
ſchlechtsregiſter, das Berzeichniß der Glieder eines Stammes oder
Geſchlechtes nach ihrer Abſtammung.
Der Stammring, des — es, plur. die — e, 6, Stämmnasel.
Der Stammſchwarm des— es; plur. die— fhwärme, im
Schwarm oder Bienenſtock, welcher zur Fortpflanzung des Ge⸗
Schlechtes gebalten wird ; der Leibkod, Mutterfiod, Ständer,
Die Stammfprache, plur. Yie—n;, diejenige Sprache, von
. welcher eine oder mehrere andere abftammen, S,Sauptipracpe..
Die Stemmfplbe; plur: die—n; diejenige Sylbe eines Wortes,,,
welche den Stamm oder.die Wurzeldeffelben enthält, und zu wel⸗
cher fich, die übrigenSpliennus: als Zuſatze oder eig abe
gen verhalten,
Die Stammenfel, plur.sie-m, eigentlich ein®efälechtsregifier
in Geftalt einer Tafel ;in weiterer. Bedeutung. ein jeher. Staum ·
baum, eine Gefäslechtstäfel..
Der Stammträger, des—s; plur. ut nom: fing. derjenige,
welcher im Rahmen des.ganzen Stammes oder mehrerer Erben die:
Lehen von dem Tepensperseniempfängt, and auch der Lehentrager
genannt wird.”
Der Stammoater, des—s; plhr. die—bäter, der erſte eines
Gefchlechts, diejenige männliche. Berfon,. von welcher ein Be»
ſchlecht herſtammet.
Das Stammoieb, des—es „plur. car, dasjenige Vieb, welches
bey einem Grundftücke bleiben und. mit demfelben wieder überger
ben werden mäß; das Inventarium an Dich, eifernes Dieb..
Der viehſtamm hingegen; ift nn ein Haufe bey einem;
Grundftüce befindlichen Biehes,. S..Stamms.
T 05 Stammwapen, des—e, plur. ut nom. fing. ein Wapen,
welches eihenr ganzen Stamme.sderÖefchlechte gemein if, welches:
dasganze Gefchlecht führet;.
Die Stam mwolle, plur, car: S. Stammberr..
Das Stammwort, des—es, plur. — —
Wort von welchemein anderes herſtammet. So iſt roth dag:
Stammwort von errothen.
Der Stampel, des—s, plur ut nom; fing. Diminut, das:
Stempelchen, ein Werfzeng zum Stampfen,. daher es im
Dkerdeutfchen auch StampfelYautet. Eigentlich. 1. Der Stäm:
‚pel in einem Morſer, welcher doch im Höchdeutſchen lieber
die Räule beißt: Wenn: du den Narxen im Morſer zerſtie⸗
Seit mit einem Stämpfel, Spridw. 27,.22. Die Stämpel
in den Stampfmühlen ,. welche auch Stampfen genannt wer—
den, in den-Pochwerfen ; die. Pochſtämpel, bey den. Nadlern
in der Wippe, die Knöpfe damit anf. die. Stecknadeln zu ſtam⸗
fen. u. ſ. f. Die Grobſchntiede haben einen Zufftämpel,
Schienenſtampel und fo ferner, die Löcher in den Hufeifen,
Radſchienen und fo Ferner damit zn ſtampen. In eungerer
Bedeutung iſt der Stampel ein mit einem Zeichen verſehe⸗
nes Werkzeug; diefes Zeichen vermütselft eines mit einem Schlage:
oder Stoße verbundenen Drudes’aufeinen andern Körper abzu⸗
Benden: Daber der Stämpelin der Münzen, der Yrünzfiäms-
pel, der das Gepräge dert Münzen und Medaillen enshäft, Der
Stampel, vermittelft deffen dag Vapier, die Karten, die Ka—
leicder u. ſ faeftämpelt werden; ingleichen die ähnlichen Stäms
xel, verſchiedene Arien Zeuge zum Zeichen ihrer erproblen Giue
—
dacnena — Am. orftweſen wird auch die Mablart, ae
das Waldeifen, der Wa ammer, der — genannt, und ſo
in andern Fälen mehr, fb wie in ‚andern der Stämpel feinen eige
nen Rahmen hat. 2. Figürlich, (1) Das mit einem Stämpel aufs
gefhlagene oder aufgedruckie Zeichen. DerStämpel auf dem Par
pieren.f. fi (2) Wegen einiger Ahnlichkeit in der Geftalt haben
einige, Schriftfteller des Kränterreicheg die Piftilla in den Blur
men &tämpel genannt, welche bey andern bequemer Staubwege
beißen. (3) Arten von Stügen, welche misÖewalt unter. oder zwi⸗
ſchen einen Körper getrieben werden; —* ‚beißen, in manchen Fälen
. ‚gleichfalls Stämpel. Dergleichen find dieStampel im Bergbaug,
oder ſtarke Hölzer, weiche zwiſchen die Wandru en und Anfälle
eines Schachtes getrieben werden,
Anm. Schwed. Stämpel, im mittleren Lat. Stampilla,. Es
iſt eigenitlich aus der Riederdeutfchen Mundart. entlebnet, von
fampen, Rampfen,und zeiget vermittelft der Ableitungsfplie—el,
ein Werkzeng zum Etampfen an, Die Oberdeutfche Munkartlicht
Stänipfel, und einige Hochdeutſche folgen ihr; ; indefjen. F np.
Stämpeldas gewohnlichſte.
Das Stämpelamt, des—es, plur. die — ämter ein Ant,
di. Collegium von Beamten, wo Waaren, Papier, Spielfarten
uff. geftämpelt werden, deffen Vorgeſetzter zuweilen. der Stum⸗
pelmeiſter beißt.
Das Stämpelgeld, des ⸗es, plum doch nur von mehrern Sum⸗ ER
men diejer Art, die—er, dasjenige Geld, welches für. die.
pelnng der Waaren, Karten, des Papieres * f. au die Obrig⸗
keit entrichtet wird,
Die Staͤmpelkammer, plur. die—n. 1. Ein Zimmer oder
Gebäude , wo die Obrigken fie Waaren, Rarten, das Papier u.ſ.f.
ſtämpeln läffet. 2. Dae Collegium der dazu a rrac
das Stümpelamt; ‘
‚ Der StämpelLüfter,des—s,plur.utnom.fing. Sep den Rabe
feru, ein verftähltes Stück Eifen, die Stämpel in der Wippe das
mit gu lüften, d. i, die Gruben in den-Dbet» und. Unteeßänpel de En
mit zu öffnen, *
Der Staͤmpelmeiſter, des—s, plur, ut nom, ‚ling. Sihe
Stampelamt.
Stämpeln,verb. reg. act. —— Stämpel, 5. i.. ‚eingegta-
benen Zeichen des Stämpelsverfehen. So werden. manche Ar⸗
ten von Zeugen zum Beweife ihrer Güte von einer obrigkeitlichen
Anſtalt geſtã mpelt, welches entweder vermittelſt eines mit Farbe
aufgedrucdten Zeichens des Stämpels geſchiebet, oder es wird
- auch der: Stämpel auf ein Stückchen Bley geſchlagen, und dieſes
an den Zeug befeſtiget, Das zu einem gewiſſen Behuf beſtimute
Schreibpapier, die Spielkarten, die Kalender, öffentliche Zeitun⸗
gen u, ſo f. werden zum Beweife, daß diedarguf a
entrichtet worden, in vielen Ländern gleichfalls geftämpelt. Ge⸗
‚ fiampeltes. Papier. oder. Sreänpelpapier, m Dberbeutfgen:
fkampfen..
&
Das Stämpelpapier;drs—es,plur.dod; nur von mehrernArten: >
oder Quantitäten, die—e, geflämpeltes Papier... ©. das vorige...
Der Stämpelfchneider,. des—s, plur. ut nom. ‚ fing, ein:
Künftler; welcher das Bepräge zu den Münzen und Medailſen in
ffählerne Stãmpel ſchneidet oder grübt.
Stämpen, verb. regul. act. welches nur in einigen Fällen des *
gemeinen Lebens für ampfen, Riederf- ſtampen üblich iſt. So
fampen die Grobſchmiede die Löcher in die Hufeiſen, Radſchieuen
uf. f. wenn fie felbige mit dem Srämpeleinfhlagen ‚ und ſie here
nach mit dem Spishammer. völlig ausarbeiten. -
Der Stamper, oder Stämper, des—s, plur. ut‘ ERS
“ auch nur in einigen Fällen für Stämpeloder Stampfe. Sy
haben die Hutmacher — — und bey ven Nadlern werr
den:
\
3
i
3
1
€
*
Jan bie Srämpel in! * ine in Aigen Oegeisen Stämper ge⸗
anne,
Der Stampf, : eos, plur. si —e, aleichfalls nur in einigen
Fällen für Stämpel oder Stampfe. So ift bey den Boldfchmies
den der Löffelitampf ein ſtarker eiſerner Stämpel, dem ſilbernen
* die bleyerne Platte, in deren Vertietung das zu einem Löffel bes
- genftampfe,Dofenftlampfean. ff. Bey dem Sronsberg heißt der
> MörferderStampf. Bey andern beißendiefe Werkzeuge rich ti⸗
ger im weiblichen Geſchlechte die Stampfen. ©. das folgende,
"Wie Stampfe, plur>die —n, von dem Zeitworte ſtampfen.
— — durch das Stampfen, ohne Plural, "Die zir⸗
fe in die Stampfe ſchicken, um fie ſtampfen zu laſſen. Noch häu⸗
figer, 2. ein Werfzeng zum Stampfen, in fehr vielen Fällen, wels
ches in einigen-andern der Stämpel, Stamper , »Stampfer,
Stampf beißt, im Oberdeutſchen Stampfel. Die Krautſtampfe
iſt in der Hauswirthſchaft ein in der Geſtalt eines Latein. 8 gebor
genes ſcharfes Eifen mit einem Stiele, das Krautzum Futter für
das Virb damit zu ſtampfen, d.i. es ſtampfend zu zerſchneiben.
In vielen andern Fällen bleibe der Nebenbegriff des Schneidens
108g, und nur der eigentliche Begriff des dumpfigen Stoßens ilb⸗
‚wig. So heißen die Stämpeloder Stöde in den Lohe-Walk- Pa-
pier⸗ und Oblmůhlen, welche durch ihr Erheben und Fallen das
Stampfen verrichten, die Stampfen. Auch die ſchweren Häms
‚ mer in der Papiermühle, womit das. Papier gefchlagen wird,
führen dieſen Nahmen. Auch die Form, worin etwas geſtampft
wird, beißt zuweilen die Stampfe, dergleichen die Bleyſtampfe
oder das Bleyſt ampf bey den Goldſchmieden iſt, Franz. Etam-
pe. S. das vorige.
———— reg. neutr. et act. welches im erften Falle dag
Hülfswors haben befommt, mit einem dicken fi chweren Körper
‚oder auch mit Heftigkeit ftoßen, fo daß der dumpfige Laut erfoigt,
welden diefes Zeitwort zunächft aubdruckt, und welcher dafs
ſelbe von dem allgemeinern ſtoß en unterfcheibet, Mit dem Suß
auf die Erde kampfen, mit den Füßen ſtampfen. Zornig kampf:
te der Slußgott wider die Erde, und wo er ——— da ſprudel⸗
te eine Quelle an ſeinem Suße auf, Geßu.
Wie wiehern die muthigen Pferde
Und ſchlagen und ſtampfen die. Erde, Bernß.
Ingleichen, durch ſolches Stampfen bearbeiten, Befonders zer⸗
ftoßen oder beſtoßen. Go werden in den Lohe⸗ Walk⸗ Papier⸗
Sdol⸗und Graupenmühlen die Rinde, der Zeug, der Samen, das
Getreide geſtampft. Graupen, Sivfe ſtampfen, mit den Stam⸗
pfen inder Stampfmühle die Bälge abſtoßen. Im Oberdeutſchen
gebraucht man es auch von dem Stoßen im Mörſer, wofür im
Socdeutſchen ſloßen üblicher iſt. Eben daſelbſt ift es auch fo viel
als prägen. In der Haushaltung wird das Braut geſtampft,
ſchnitten wird, Die Nadler ſtampfen, wenn fie den Sieckuadelu
dermittelſt der Stämpel in der Wippe den Kopf anffegen, Die
Goldſchmiede ſtampfen z. B. einen Löffel, wenn fie dein platten
Blieche in der Bleyfismpfe mit der Loffelſtampfe die ndihige Vers
tiefung geben, (©. der Stumpf) ' Und fo in vielen andern ahnli ⸗
hen Fällen mehr. Daher das Stampfen,
Yum. Im Nieder(.ffampen, im 1 Engl, to amp, inSchwed,
Rampa, im $ranzöj. eltamper, in Ital Rampare, welches
auch miteinem Groß: drucken bedeutet, Es druckt den dunipfigen
Inienſtoum, vermittelſt des pf oder p don Stamm, ſammen
uff und vermittelſt des vorgefeßten Ziſchlauies von dumpf,
dämpfen, R f. ‚Siehe auch Sumpf u:
Sf! feine Vertiefung zu geben. Der Bleyſtampf iſt eben dafettft
ſtimnite Blech alsdann gelegt wird. Eben diefelben baben auth De⸗
„wenn es mit der Krausftampfe in den Stampftroge ſtoßend zer⸗
mit dem Stampfen verbundenen Laut ang, und iſt ein doppeltes
ta. 236 -
Der Btampfer.örs 8, plur.ut nom. fing. 1. Eing mänım
liche Perſon, welche ſtampft, dai. ein Ding durch Stanıpfen bes
arbeiter. - 2, Ein Werkzeug zum Stampfen, in einigen Fällen,
indem in’den meiften Stämpel und Stampfe übliherfind, So
wird in der Artillerie der Setzkolben oder-Seger, womit die Bas
duug feſt geſtoßen wird, auch der Stampfer genannt. Einen aͤhn⸗
lichen Stampfer haben die Bergleute, das Pulver indem Schicß⸗
loche mit Shon feſt zu ſtampfen.
Ber Stampfgang des —es,plur.sie—gänge, derjenige Bang
an einer Mühle, in welchen: Körper geſtampfet werden, zum Un⸗
terſchiede vbn einem Mahlgange. Werden die Früchte in einem
ſolchen Bangenur abgefchäler, wies. B. Hirfe, Gerſte zu Braus
‚pen u, f. feſo beißt er auch ein Schälgang.
Der Stampfbammer, des —s, plur,die —hämmer, ben den
Guürtlern, ein fehwerer Hanımer, die zu den Knöpfen rund ges
ſchnittenen Scheiben in der» Anke damit zu: Kleinen . Keſſeln zu
ſtampfen oder zu ſchlagen.
Der StampfFlog,des—es, plur. die —Plöge, ein Nahme / wel⸗
chen in einigen Gegenden der Bär oder ſchwere Klotz in einer
MRamme, der Rammklotz/ fübret.
Die Stampfmühle, plur. die —n, eine Mühle, inivelcher ges
wiſſe Körper durch Scämpel oder Stampfen zerſtoßen oder. zuber
reitet werden.
Der Stampftrog, des—es, plur. die —tröge, ein hölzerner
Trog in der Hauswirthſchaft, das Kraut darin für das Vieh mit
‚der Krautffämpfeftchend zu gerfehneiden, G-Stampfe.
Der Stand, des—es, plur. die Stände, von dem Zeitworte
‚Beben.
1.Das Stehen, die Handlung des Stehens; ohne Plural,
1) Eigentli, we es doch nur von einigen Fallen üblich iſt. Weiz
“nen feften Stand haben, nicht feſt ſtehen können, wo aber auch
die dritte Bedeutung des Ortes Statt findenfann, Am üblichften
iſt esin den Zuſamnien ſetzungen Stillſtand, Aufſtand u.f:f. Its
gleichen wird es in manchen Fällen von lebloſen ngen gebraucht,
"Der hböchfte Stand des Waſſers. Der niedrigſte Waſſerſtand
des Sluſſes.
(2) In engerer Bedeutung. (a) Im Gegenſatze der Bewegnug,
doch nur in einigen figürlichen N. A. Stand halten, fichen biei,
— nicht fliehen. Aus Scham mußt ih Stand halten, *
fing
Als wie ein geld infeiner- Sand
Geſchwinde Rrirgespfeile rräget,
Sie aufden karten Bogen leget,
ER Schnellt los, und hält mit ihnen Stand, Brig, Pr 127,
Ingleichen ſigürlich. Noch har fie ziemlich Stan) gehalten,
Weiße; ſie iſt jo ziemlich ſtandhaft geblieben,
* Wer ihn ben Herren liebe,
Bey diefen halt ev Stand, Opitz, Pſ.97;
denen ſtehet er Fräftig bey, verläßt fie nicht. (6) Im Gegenſatze
des Liegens, auch nur in einigen figärlichen Arten des Ausdruckes.
Zu Stande Fommen, den gehörigen Grad der Vollkommenheit er⸗
‚langen, Etwas zu Stande bringen, e8 zu dem gehörigen Grad
der Boffommerheit bringen. Piel anfangen und nichts zu
Stande bringen. Auf diefe Art werden wir niemabls zu
Stande koͤmmen. Ä
2Die Art und Weiſe, wie man ſtehet. (1) Eigentlich und ohue
Plukal nur in einigen Redensarten. Ich habe hier keinen gu:
sn Stand, ſtehe hier nicht gut.
(2) Figheligh, der Inbegriff det zufälligen Betimmungen
‚eines Dinges,
(a) Im. weiteften Berflande, und öhne Plural, wo es
oft mit Zuſtand oleich bedeutend ift,mebrentpeiis abet eine mehrere
Dauer
287 Be, 0.
Dauer FR Beftändigkeie diefer zufälfigen Beftimmungen aus⸗
druckt, wie das legtere; welches vermöge der Partifel zu stwas
mehr vorübergehendes zu bezeichnen ſcheinet. Der Umſtand iſt
eine dieſer zufälligen Beſt immungen ſelbſt. Du wird einen ſchwe⸗
ven Stand befommen, wirft viel zuleiden, viel Hinderniffe zu
Eberwinden befommen. Das wer ein harter Stand N Er ſchien
sen Stand meines Herzens zu wiffen, den Zuffand. Die Sache
befindet fich noch indem vorigen Stande. Etwas wieder in
den vorigen Stand fegen. Etwas im Stande erhalten, in dem
gegenwärtigen oder auch in dem gehörigen Stande. Kin Haug im
baulichen Stande erhalten, Im Stande feyn, etwas zu thun,
die nöthigen Kräfte, das Vermögen, den Willen dazu haben, Ich
< Bin es nicht im Stande, bin nicht im Stande es zu thun. Br fege
mich durch feine gar zu große Sparfamfeit außer den Stand
(beffee außer Stand, ohne Artikel) jemanden Gütes zu hun,
Sch. DieSinfternif des Verſtandes iſt der Stand der Abwe⸗
j
ſenheit der Zur Beurtheilung — Umftände unentbehrlis -
Shen Mobrheiten,
(6) Im engern Verſtande von beſondern Arten ſolcher zu⸗
#ifigen Beſtimmungen, da denn von mehrern Einrichtungen Eis
ner Art auch der Plural die Stande üblich iſt. Der Yiympben-
oder Puppenſtand eines Infeetes, im Öegenfaße des Standes
feiner vollkommenheit. Befonders: ı. Inder Theologie wer
den die auberweſeutlichen Verbältniffe und Veränderungen Chris
. fi, die zur Verrichtung feines Mittleramtes nördig waren, Stän-
degenannt. Der Stand der Erniedrigung Chrifti, im Gegen⸗
fage desStandes der Erhöhung. Von Menfihen aber gebraucht,
bezeichnet es die Einrichtung der zufälligen Beſchaffenheit oder
außerwefentlichen Hinffünde in Abficht auf Gott. Der Stand der
Unſchuld, der Sünde, der anade, der Knechtſchaft, der herr—
ſchenden Sicherheit, u.ff. 2. In Anfebung der bürgerlichen
Geſellſchaft iſt der Stand überhaupt der Inbegriff der zufälligen
Beſtimmungen in Anſehung des gefellichaftlichen Lebens, welche
denn wieder von verſchiedener Art ſind. Der lebige Stand, im
Gegenſatze des Sheſtandes. In den Stand der heiligen Ehe
treten, . Der Jungfernſtand, der Funagefellenitand, der Wit:
wenftand. Mit feinem Stande zufrieden ſeyn. In engerer Bes
deutung find HieSrande die verfchiedenenXrten von Verhältniſſen
gegen die ganze bürgeriiche Geſellſchaft; wars aber auch eine Fi»
gur der folgenden Bedruenırg des Ortes ſeyn kaun. Niemand iſt
mit feinem Stande vergnügt.. Don vornehmen, von geringem
Standefeyn. Das läffeenicht für meinen Stand. Im Mittel:
Aandeleben Sin Mann von Stande, elliptifch, für von vor⸗
nehmen Stande: eine Redensart, welche Gottſched ohne Roth
tadelte, weil es saufend ähnliche Ellipfen gibt. Der Sausſtand
oder Nahrſtand, der bürgerliche Stand, dergeifiliche Stand,
oder Lehritand, der. Brirgsftand oder Wehrſtand, der obrig⸗
Feitliche Stand, der Bauernſtand. Der Surftenftand, Gras
fenkand, Ritterffand, Adelftand, ſerrenſtand u. ſ.e.f. Da es
denn zuweilen auch den Inbegriff der Pflichten und Befugniffe im
gejelfchaftlihen Leben, noch bänfiger aber als ein Coneretum
and Eollerrivum, alle zu. einem gewiſſen Stande gehörigen Per ſo⸗
ae bezeichnet. Siehe diefolgende vierte Hauptbedeusung deſſen
was ſtehet.
3. Der beſtimmte Ort/ wo man ſtehet, mit dem Plural,
Stand in der Kirche, der Kirchenſtand. Seinen Stand auf
dem Chore haben. Der Stand eines Krämers auf dem Mark⸗
te, (5. Standgeld.) Die Stände für die Pferde in einem Pfer⸗
deſtalle, die abgetheilten Räume. | Bey dem Scheibenſchießen iſt
der Stand, der beſtimmte Ort, woman ſich zum Schiegen anftel⸗
let, (S, auch Anſtand) Bey den Jägern werden die Drie im
Raide, wo ſich das Wild gern ſtecket, und wo fich dag Raubgeflü⸗
‚Sta. 288
get de. Abend⸗ einfindet, deſſen Stände genannt. In weiterer
Bedeutung bezeichnet es auch den Det, wo ein Thier feinen ge»
wöhnlichen Aufenthalt hat, fo wiees in Gerichtsftend figüirkich
dasjenige Gericht bedeutet, vor welchem jemand zu Recht ſtehen
muß, oder deffen Gerichtbarfeiter unterworfen ift,
4. Da-jenige was ſtehet. (1) Am weiteſten Verftande, doch
nurin den Zufammenfeßungen Ruck and, Gegenftand, Bey⸗
fand, Vorfand u.f.f. (2) In einigen befondern Fällen. (a) Der
viehſtand, als ein Eolecrivum, eine Anzahl zu einem Brunde
ftücfe gehörigen Viehes, woflir auch viehſtamm üblich iſt. Bir
nen anfehnlichen viehſtand haben. Befondere, wein es als ein
Inventarium zu den Grundflüce gehöret. Der Schaf: Kind»
Schwein: und Federviehſtand. (b) Ja dem Siaatsrechte, iſt
ein Stand, eine Per ſon, welche in den Verſammlungen derHänps
ter eines Landes Sig nud Stimme bat; eine vermuthlich noch
aus den Älteften Zeiten herrührende Bedeutung, wo die Beraths
ſchlagungen in dergleichen Ver ſammlungen ſtehend gehalten wur⸗
den. Lin Landſtand, eine Perſon, welche auf den Landtagen
Sig und Stimme hat, und auch nur einStand ſchlechthin genannt
‚wird. Auch eine ganze Gemeinheit, 3. B. eine Stadt, wenn fie der
Sandtagen durch Abgeordnete beywohnet, beißt alsdann ein Stand
oder Landſtand. Der Stand eines Reichs oder Reichsftand,eine
Perſon oder Gemeinheit, welche auf den Keichstagen Sig nnd
Stimme hat, und gleichfalls nur ſchlechthin ein Stand genannt
wird. Indem Dyntfhen Reiche find Stände oder Reichsſtände
im eigentlichſten Verſtaude unmittelbare Reichsglieder, welche
Sitz und Stimme auf den Heichstagen hergebracht haben, dage⸗
gen in weiterm Verſtande auch folche unmittelbare Reichsglieder
dieſen Rahmen führen, welde nicht mit Sitz und Stimme verfe-
Ben find. Der Rahme iſt in die ſein Ver ſtande in dem Deutſcheu
Staatsrechte nicht alt, ſondern erſt unter dem Kaifer Fridrich IV.
üblich geworden, da man anfänglich nur die niedern unmittelba=
sen Keichsglieder mit diefem Rahmen belegte, daher denn auch
noch jetzt der Ausdruck vorkommt: Churfürſten, Fürſten und
"Stände des 5. R. Reichs. Der katholiſche Reichstheil behauptete
einmahl, daß unter dem Nahmen der Stände bloß weltliche un⸗
- mittelbare Reichsglieder der ſtanden würden, welches denn eftige
Streitigkeiten veranlaßte.
5. Derjenige Theil, woraufman flebet, in welchem Berffande
doch une de Füße der Auechahnen und Reiher bey den Zägern
Stände, bsy andern aber Ständer genannt werden, Siehe das
letzte.
6. Eine kin: Muſik, man vor einem Haufe oder Fenſter
ſtehend bringet,ift im Diminutivo unter dem Rahmen desSt ande
chens bekanut; im Dberd. Stanserlein.. Jemanden ein
Ständen bringen.
Ynm. ImEngl.Stand, Stond, im Schwed. Ständ, im
VPohln. Stan; alle von fieben und deffen Imperf. ich fans. Es
kommt inden meißen Bedeutungen mit dem Latein. Status übers
ein. ©. Stehen.
Die Standarte, plur, Sie —n, ein nur im griegweſen üßlices
Der: :
Wort, wo die bey ker Meiterey üblichen Eleinen Fahnen nod)
Standarten genannt werden. Daher der Srandarsenfchub, die
Scheide, den nntern heil der Standarieim Tragen darein zu
ſtecken, bey den Fahnen der Jahnenfpub, Standarteniugfer
. ein Unter- Dfficier, welcher die Standarte anf den Marſche fühe
vet; bey dem Fußvolke der Sahnjunfer. Figüirlich ift bey den
Sägern der Schwanz des Wolfes und 3 Fuchſes uuter dem
Nahmen der Standarte bekannt.
Anm. Im Niederſaächſiſchen und andern J——
Standare,Schwed,Standar, im Angelf, Siandard, im Franz,
Eteudard, Es iſt aleın Anſehen nach, ſo wie mehrere a
» : ges
7
-
Fe
—
a Alb: im mittlern Latein. Standardum entlehnet; welches une
"ter andern auch die Stelung des Bones Beiveifer,, der nicht,
25 mie bey andern Deutſchen Wörtern auf der Stammſylbe, fon
dern aufder obnehin ausländifchen Ableituugsſylbe ruber, ob
88 gleich von dem Deutihen Stand, oder fieben abzuffammen,
Hr und eigentlich eine ſtehende Fahne, welche in die Erde geſteckt
wurde, zu bezeichnen ſcheinet, wenn es nicht vielmehr von exs
tendere gebildet worden, eine lange hohe Fahne zu bezeichnen,
In den geitieinen Sprecharten nennt man eine lange hagere Pers
fon figürlich-eine lange Standarte, Das tal. Standardo
bezeichnet unter andern auch die große Eommando-Flagge auf eis
ner Öaleeren. Flotte.
— Standbaum, des — es, plur. die — baume, ein Baum,
oder flarke Stange, welche in den Pferdeſtällen der Länge nach
zwiſchen die Pferde befeftiger wird, die Stände damit abzutheilen.
=. ©. Stand 3.
Das Standbild, des —es, plur. die — ev, ein fiebendes aus
, gebanenes Bild; ein Wort, weiches das Lat, Statua beſtimmter
= ausdrudt, als das gewöhnlichere Bildſäule.
Der Standblog, des— es, plür. die — blöde; auf ven Schif-
fen, große viereckte fenfrecht fiehende Blöcke oder Bäume, welche
„an dent Fuße der Maſten auf der Kielſchwinne fFehen, und bis an
das Verdeck reichen, Es find ihrer allemahl zwey, welche von den
WMWaſten, an welchen fie ſich befinden, gertannt werden, und auch
Rnechte heißen; der große Standblod oder Knecht, an dem
großen Mafte, and der Sodefnecht.eder Standblock, an dein
Fockemaſt. Bende haben oben ſtarke Rollen, vermittelſt derfel-
2 ben die Segel aufzugiehen, oder eizen Daft anfzurichten.
4 Die Stande, plur. die —en, Diminut. das Standchen, ein
- bölgernes Gefaͤß aus Böttcherarbeit, welches gemeiniglich drey
hohe aus verlängerten Dauben beftebeude Füße hat, und unten et»
- was weiter iſt, als oben. Die Badeſtande, Sahnſtande, Wafs
ferftande, Spülſtande w.f.f. In einigen Gegenden der Stän⸗
der. Vermuthlich auch von ſtehen, ein auf feinen Filßen ſtehen⸗
des Gefäß, oder ein Gefäß, worin man etwas fliehen bat, zu bee
‚zeichnen. Siehe das folgende.
- Der Ständer, des— 8, plur. ur nom. fing. Diminut, das
menden Fällen auch ein Ding, worin man etwas ſehen hat, in
weicher Bedeutung es in verfchiedenen Fällen vorfomnt. (1)Das
feft angeſchlagene Ende eines lanfenden Zanwerkes heißt in dem
Schiffsweſen der Ständer,
So baben die Kramer Baumohlſtander, welde von Zinn oder
Blech ſind, worin fie das Baumöhl zum Verkaufe ſtehen haben;
Bey den Papiermachern iſt es ein Faß mit kaltea Alaunwaſſer, wor⸗
in das Papier alaunet wird. (3) Ein auf einem Grundſtücke ſehen⸗
> des Eapital, wenn esaufdemfelben beftändig haften und versinfrt
En Merdenmuß, wird in manchen Gegenden ein Ständer genannt, fo
—8 wie in andern, (4) die in den Bienenha uſern ſtehenden Bienenſtö⸗
Bi "deStinser oder Ständerhisde heißen, zum Untetfchicde von
den Lagerfiöcken. (5) Ein Feiner Fifhteih, in welchen man
die Fifche zum taglichen Gebr auche ſtehen bat, heißt gletchfalls ein
‚Ständer, an anderen Orten ein Zälter. 46) Ein aufrecht fie-
hendes Stück Baubol; iſt in vielen Fällen unter dem Nabmen des
Standers befannt, In Riederdeutfchland führer ein jedes
Stüg gerade ſtehendes Baubolz i in einem &ebäude diefen Rahmen,
welches in Oberjachfen eine Säule heißet. Befonders auch in
Dberfachfen eine. hölzerne Säule zur Vermachung der Gärten
oder Dortgeländer. Ingleichen die aufrecht chende Rinne an
einem Beiche, vernittelſt welcher derfelbe abgelaffen werden kanu.
Zauallen diefen Bedeutungen gleichfalls von Reben,
2 nu: Yoıl W. B. 4. Th. 2, Au.
ER, gehörige Wörter aus ‚dental: Siandärde, Stendar-
Standerchen, Oberd. Ständerlein, ein kehendes Ding,-oder in
(2) Ein Oxrfäß, (Siehe dag vorige.) -
var
Der Standerſtock des—es, plur. bie fü.
Ständer 4.
2 go
"Sieh
Die Standgebübr, plur. inuf. oder vdie Standgebühren „
fing. inul. (S. Srandgels.) Standesgebühr hingegen, von
Stand 2 (2) was jedem nach feinem Stande an Vorzug gebührer,
find zwey Wörter.
Der Standesherr, des — en, plur. die — en, ein nur in eini⸗
gen Provinzen, 5.8. Schleften und der Lanſitz übliches Wort, ein
nen Freyherren, Dynaften zu bezeichnen, welcher außer feineneiz
genen Gütern noch Sub-Vafallen hat. Daher die Standreherr-
ſchaft, die Herefchaft, das Gebieth eines ſolchen Standesherren,
worauf diefe: ürde baftet. Entiweder von Stand 4, fo fern eine
folche Herefchaft und deren Beſitzer das Recht Haben, ein Lande
frand ihrer Provinz zu ſeyn, oder auch von Stand, ſo fernes ehe⸗
dem. in engerer Bedeutung den Stand des höhern Adels bezeichnet
baben mag. ©. Standesperfon.
Standesmäßig,adj. et adv. von Stand 2, feinem Stande feir
nem Berbältniffe und Range in der bürgerlichen Geſellſchaft ger
wöß. B:e'zebub verfchwand fandsmaßig mit Geſtank, Haged,
Die Standesperfon, plur die—en, eine Perfon bon Stande,
d,i. von hohem vornehmen Stande, In engſter und eigentlich⸗
ſter Bedstifung gehören dahin nur Perſonen von dem höbern Adel,
in weiterer aber auch folche, welche ihnen an Würde nahe kommen.
Im meiteften Verſtande pflegt man, obgleich ans einem Mike
brauche, oft jede über dem Bürgerſt ande erhabene Perfon mir die ⸗
fem Rahmen zu belegen,
Das Standeswapen, des—s, plur. ut nom.fing. ein Was
pen, welches jemand vermöge feines Standes, di, feiner Vers
hältniſſe in der Bürgerlichen Geſellſchaft führet; zum Unterſchiede
von einem Gefchlechtswapen, Heirarbswapen, Gnadenwapen
und ſo ferner,”
Das Standgeld, des — es, plur, doch nur von mehrern Sum⸗
mien, die — er, dasjenige Geld, welches jemand von feinem
Stande oder für denfelben auf dem Markte odsr den öffentlühen
Gaſſen zur Markt: oder Jahr marktszeit bezablet; die Standge⸗
bühr, in einigen Städten das Bohlengeld, Stattegeld, im mitt⸗
lern Eat. Efantagium.
Standhaft, —er —eſte, adj.etadr. +. Dauerhaft, geſchickt,
lange zu ſtehen und zu danren, beſonders von Gebäuden ; doch nur
in einigen beſonders Oberdeutſchen Gegenden. Kin Bantbafter,
dauerhafter Bau. 2. Im Bergbaue brechen die Erze tandhaft;
wenn fie fich in einer beträchtlichen Weite erſtrecken, und nicht bloß
in furzen Refteen oder Nieren vorfonmen, Am üblichſten iff eg
3. im figürfichen Verſtaude, gegen alle Reitzungen zumGegentheil,
befondersgegen alle Vorfiellungen des Scheingnten und Schein⸗
böfen anfaltenden Widerſtand leiftend, die Fertigkeit dieſes Wider⸗
frandes befigend, und darin gegründet. Bin ſtandhafter Mann.
In feiner Enrfchliegung ſtandhaft ſeyn. Standhaft in den
Schmerzen, wenn man ſich durch die Schmerzen nicht aus feiner
Gentüthrfaffung bringen läffet, Der unfchuldig Leidende, der
allen feinen wibrigen Schickſalen eine Randhafte Geduld ent⸗
gegen fegt, Duſch. Im Niederſ. ſtandfaſt. Beſtändig bezeich⸗
net vermdge,des Zeitwortes beſtehen, eigentlich Die Zeitdauer,
ſtandhaft aber zunächtt den Widerſtand gegen die Hinderniſſe.
Sefcbieberdiefer Widerſtand gegen vechtmäfige Hinderniſſe, oder
gegen VBorftelungen des wahren Guten oder. wahren Böfen, ſo
beißt es berinädig, halsſtarrig, und in manden Fällen wis
"derfpenftig.
Die Standhaftigkeit, plur. inuf. die Eigenſchaft —
ges, da es fandhaft iſt, beſonders in der lezten ſigürlichen Been⸗
tung, die Fertigken, gegen olle Hinderniſſe, gegen er Heigungen
zum Gegembeil, und beſonders gegen ale Vorſtellungen der
.& \ Schrins
⸗or — Sta
Sdeinguten und Scheinböfen anhaltenden Widerſtand a leiften
Mit der Standhaftigkeit, mit welcher du unerſchrocken dem
Tode entgegen ſaheſt, Duſch. > dem n Willer am Statekheit,
©. das vorige.
‚Ständig, adj. et adv. fiebend, wo fichet, ein file ſich allein
mein einigen Fällen übliches Wort, Ständige Spanndienite,
beſtãudige, welche dos ganze Jahr zu beſtimmten Zeiten fortdau«
. ern, gemefiene. Ständige Gefälle, beftändige, im Gegenfüge der
unſtaͤndigen, d. i. zufälligen oder dgränderlichen, ImNiederſãch⸗
ſiſchen gebraucht man es auch für geſtandig. Einem etwas fan:
"Sig feyn, geffändig. Am gaugbarften iſt eg in deu Zuſammen⸗
fegungen beſtändig, anftändig, geſtändig, inftändig,. růck⸗
fündig, perſtändig und fo feruer.
Staͤndifch, adj. er adv. welches nur von Stand, ein Land oder
Reichsftand üblich if, den Land: oder Heichsftänden gehörig, ih⸗
men zufommend, Die ſtändiſchen Gerechtſamen, beffer , die
Gerechtſamen der Stände,
\ "Die Standlinie, plur.die —n, die Linie, wo mau fichet, eine
gewiſſe Fläche zu überfehen. So ift 23 im Feldweſen diejenige
Linie, aus deren beyden Enden inan eine Figur in den Erund legt ;
Linea ftationis, S. Standyunet.
Der ‚Standort, des — es, Plur. die —orte, und —örter,
(S. Orth der Ort mo man ſtehet, befonders in Rüdficht auf ein
„aus deinfelben vollbrachtes Gefbäft, ler au in Rückſicht auf
das Verhältuiß gegen andere Dinge, t
Der Standpunet, des —es, plur: die — e, derjenige Punet,
in weichen mau ſtebet, aus tbefchen: man einen Öegenfläud be⸗
trachtet, oder das Verhältniß eines andern Dinges beſtimmet.
In der Mathematik iſt es der Punct, aus welden man eine Ents
fernung miſſet.
Das. Standquartier, des — es, plur, die e, von Stand ,
Ort des Aufenshaltes, ein nur in demKriegestoefen übliches Wort, -
„ ein, Det, wo ein Kriegesbeer, ein Regiment, oder ein Theil defz
felben, auf einige Zeit im Quartier ſtehet, auf,einige Zeit feinen
Aufenthalt bar; Statiua,
Das Standrecht, des—es,plur, car. ——
gezweſen, dasjenige gerichtliche Verfahren, da man einen in. gro⸗
.. ben Verbrechen begriffenen Soldaten nach kurzer Unterfuchung for
“gleich auf der Stelleverurtheilet, Tudicium flatarium, ohne
Ziwrifel, weildiefes Recht oder Gericht anfänglich ſtehend gehals
sen wurde, Standrecht über jemanden halten. In das Stande
recht gehen.
Die Standrede, plur. die —n, eine kurze Rede, welche ſte—
hend gehalten und ſtehend angehöret wird; am häufigen in enge⸗
ver Bedeutung, vou einer ſolchen Rede, — nach Einſenkung
einer Leiche bey den Grabe,gebalten wird, wodurch fie ſich von
einer Parentation unterfcheidet; >
"Der Standriß, des —s, plur. die —e, ein Rif, welcher
einen Körper, und beſonders ein Gebäude ſtehend abbildet, oder fo
"wie es ſich von außen davfteller, wenn man vor deitfelben ſtehet;
„der Aufriß, zum a ae vbn einen Grundriffe,, Durch⸗
ſchnitte u. ſ. f.
Das Standthier, des —es, — — bey den Jagern,
ein Wild, weiches ſeinen gewöhnliche Stand’ an einem Drfe
und in einer Örgend hat, ud ſich nicht weit berwechſelt.
Der Standvogel, des —s, plur. die — vögel, eben daſelbſt,
im Grgehfaße der Zugosgel, Vögel, welche fih au einem Orte
beftändig aufpalten.. In engerer Bedeutung find die Standysgel
diejenigen Schnarren und Drsffeln, welche fich gewöhnlich in ei-
sem Forſte aufhalten, und nicht mit dem Striche kommen und
wieder abgehen,
»
- Stönglein. Bon der Artift die Srange ineinem Bü
Die Stange, im Schiffbau, ©. RE f
5 a
J
Die Stange/ — — Diminut.e Stänglein, NEAR
Leben der Hochdeutſchen Stangelchen. 1. Im eigentlichſten VBer ⸗
ftande, ein jeder in die Länge ausgedehnter Körper ohne beträcht ⸗·
liche Breite und Dicke, in welchem weiteflen Berftande es doch
nur in einigen einzelnen Fallın üblich it, wo dergleichen Körper
mit leinem andern eigenen Rahmen verſehen ſind, der ihre Be⸗
ſtimmung nãher ausdruckt. So werden die beyden laugen Theile
eines Hivfchgeweihes, welche unten die Roſe, oben’ die Krone,
und dazwiſchen die-Enden tcagen, die Stangen genannt. Ein
‚Dirfhhat gemeiniglich zwey, felten drey der. vier folcher Stan»
gen, An einen Pferdegebiſſe find die Stangen zwey auf beſon⸗
‚dere Art gekrümmte Stücke Eiſen, welche mit dem einen Ende an
‚dem Honptg: ftelle, mis dem andern aber an dem Ziel difefliget
"find, ad das Mundft uck, das Kettchen und die Rinnkerte zwiſchen
ſich haben. (S. Stangenzgum.) Bey den Handwerkern und, +
Künſtlern führen viele entweder gerade oder gefrümmte Körper, ER,
auch wenn fie noch ſo flein find, den Nahmen der. Stangen oder
—
welche mit einer Schraube auf dem Schloßbleche befeſtiget iſt einen
flart hervorragenden Zapfen hat, und die Mittele und Hinterraft *
räget. (S. Stangenfeder,) Anden Scheren heißt der lange de
rade Theil zwifchen dem Ringe und dein Schilde die Stange, und
fo in vielen andernFälen mehr. 2. Im engften und gewöhnlichſten
Verflande, iſt die Stange ein ſolcher Körper von beträchtlicher aber
doch unbeſtimmter Länge, ein langer glatter Körper ohne beträcht ⸗
Ihe Breite und Dicke, der größer und ſtärker iſt, als ein Sud
oder Stecken, ‚aber doch Fleiner und ſchwächer als ein Baum.
"Die Stange an einem Spieße, welche doch lieber der Schaft
genannt wird. Die Sopfenkange, Bohnenflange, Segelſtan⸗
ge u.f.w. - Eine Stange etwas daran zu tragen. Eiſen in
Stangen, Stangeneiſen. Gold, Silber in Stangen. Je⸗
manden die Stange halten, figürlich, ibm beyftchen, Hülfe
leiften, ibn vertheidigen; eine noch) von den alten Rampf- unb
"Nitterfpielen übrig gebliebene Redensart, da der Griefwä rtel
Exeiswãrter) die — unterfchießen mußte, wehn die
"Kämpfer zu higig wurden, oder auch über den, der zu Bodeır ge⸗
fallen war, die Stange hi Bielt, ‚am ihn dadurch vor aller weitern _
Beleidigung zu fchüsen, Bey der Stange halten: oder bleiben, N
ſtandhaft ausbatren, nicht fliehen, jemanden nicht verlaffen ; eine
vermuthlich auch daher eutlehute Redensart. Ehedeim fagte man \
auch, der Stange begehren, d,i. Hülfe begehren. Im Forſt -⸗
weſen werden junge gerade aufgeſchoſſene Bäume Stangen ge⸗
nannt, Auch ſchwache Bäume, welche vier Zoll im Durchmeſſer |
did und 15 big 20 Ellen lang find, führen im Holsbandel den. RER.
Nahmen der Stangen, Zuiveilen werden auch ſehr ſtarke und -
lange Körper, welche fonft gewöhnlicher Säume heißen, S tangen
genannt; von welcher Artz.B. die ‚Vogelftangeift, dagegen ne .
auch eigentliche Stangen den Nahmen der Pi; Be führen, 5.8.
der Sebebaum. Aufden Schiffen iff die Stange ober a X
"der obere verlängerte Theil des Maſtbaumes. Figürlich beißt bey -
deu Fägernder Schwanz des Fuchſes und des Wolfes ſo wohl die
Stange äls die Standarte : Be
Anm. Schon.bey dem Ditfried und Willeram Stang; {mies }
derf. Stange, im Angelf.Stynga, im Jtal. Stanga,im&chwed.
Stang, im Waltififchen Yliang. Die berrächtliche Ausdehnung *
in die Länge iſt vdermuthlich der Stammbegriff,‘ fodaß diefeg Wort ©
eitt naher Verwandter von dem Niederdeutfchen Staken it, web -⸗·
ches fih nur durch den Dlangel des Naſenlantes unter ſcheid et. (5,
Stock Ste£en, Staken.) Im Niederfähfifchen, bat manuodh,
die Wörter Schecht Prange, Ri, Wiem u. f. £ welde alle
eine Stange, obgleich gemeiniglich in beſondern BOCH an
; De gränget Mae; Ha ut nom, Bag, Dimtnnt: das
Stanglein, im gemeinen.Leben der Hochdentfchen Stängelchen,
108 Wort, nur daß es einen Fleinern-in die Länge ausgedehnten
Körper bezeichnet, als dieſes. Am üblichften if es im engern:
Verſtande von demjenigen. in die Länge ausgedehnten Theile der
= eigentlichen Pflanzen, welcher fich über der Erde befindet, die übri⸗
n Theileder Pflänze träget , und bey den Bäunnen der Stamm
5 Be wird... Der Stängekeiner Tulpe, einer Lilie u f-f..
Bon den Grasarten iſt diefes Wörtzwar auch üblich, befonders in:
-Miederdeutfchland , doch nennt man im Hochdeutfchen bier den :
Stängel lieber Salm, fo wie bey einigen andern Gewächſen die
Rahmen Schaft, Strunk undStieküblicher find, (S. diefe Wör⸗
ter.) Im Riederdeutfchenift es gewöhnlich, auch diejenigen Theile,
wodurch die Blumen, Blätter und Früchte an dem Stängel oder:
Stammebefekiget find, Sringel zu uenneu; allein im Hochdeutz-
ſchen ift dieſe Bedentung ungewöhnlich, indem man bier durch»
gangig das Wort Stiel gebraucht. . Der Stieleiner Pflaume, ei⸗
ner Kirſche, eines Apfelsw.f.f. und nicht der Stängel :Daber-
auch der ganze Unterfchied, welchen Here Stoſch zwiſchen beyden
Wörtern in diefer Rückſicht macht, wenigfiens für die Hochdruts-
ſchen unbrauchbar iſt.
Anm. Im Schwediſchen aleichfalls Stängel. Gemeiniglich:
* an man die ſes Wort für ein Dimitrutivum von Stange; in wel⸗
chem Falle es denn überans alt ſeyn müßte, weil es das den Ber⸗
Fleinerungsmörtern ſo eigenthirmliche ungewiſſe Geſchlecht verlor
ren und dafür das männliche Angenommen bat... Man ſiehet es:
dabher richtiger als. ein mit Stange von einem und eben dem-
ſelben aunmehr veralteten Zeitworte ſtangen, ſich in: die Län⸗
vermittelſt der Ableitunss ſolbe el, ein Snbject, Ding, davon:
. gebildet worden. Be
feolen, welche geſtäugelt werden, an Stangen hinauf ranken,
Steigbohnen; zum Uuterſchiede don den Kriech⸗ oder Zwerg:
bohnen.
Die Stäntelerhfen, fing. inufim Gartenbaue; Gröfen, welche
3 geſtängelt werden, welche man an Statigen oder Stäben vans
2 Fentäffetz. im Dberd. Stabelerbfen:.
4 ‚Stängel, verb,reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt
—J HS ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, Stängel
"men, in der Landwirthſchaft einiger Gegenden. . Das Korn fans
gelt, wenn es. einen Stängel oder-Halm treibet,. 2) Als ein.
ZAetivum, wo es ein Factitivum von Stange if, mit Stangen“
Stangeln.
Das Stanteneifen,- des —.g, plur; ut!nom. f; —
2.Im Bergbaue, dasjenige Eifen amdem. Kreuze der Künſte, an
welchem die: Kunſtſtangen befeſtiget find...
das Stangeneifen in. Fangeiſen für die: Wölfe, Füchſe und
Luchſe, welches aus zwey Stangen mit Zähnen: und einer Feder
beſtebet, und einem Tellereiſen gleicher,
ZN, ‚eine Feder, welche auf der Stange liegt, und diefe in der Raſt ders
Ruß feft hält.»
Die Stangengraupe, plur. die n; in den Hefffhen Berg⸗
werten: zu eanfenberg, eine Art in den dafıgen Schiefern bre⸗
chenden Fahlerzes welches ein mit Erdharz weißem. Sisfe. und:
— a an Holz fern. falle.
ein mit Stange von einem und eben demfelben Stamme gebilde⸗
‘ge ausdehnen, extendi, abſtammendes Wort an, welches,
or Stängelbobne, plur. die ⸗n/ Schmintboßnen.oderPha-- 3
oder. Stänglein verfehens Den: Zopfen, ‚die Bohnen , die:
Erbſen fängeln;. im. Oberd. fäbeln;: — ©». auch das
ftarfen und langen viereckten Stangen geſchmiedetes Eiſen; wo
der Plural affenfalls nur von mehrern Arten gebraucht wird, .
3. Bey den Jägern iſt
— ‚plur. die — n, in den Gewehrſchlöſſern,
FR — Re 204
* ———— des ⸗6 — Sie — hammer, Bey:
den Windenmachern, ein ſchief abgehauener Hammer/ die Süßne:
ander Stange der Winde damit auszubauen. --
Das Stangenholz, des — es, plur. doch nut von mehreren Ar⸗
"ten, oder von mehrern mit folchem Holze bewachfenen Gegenden,
die —bölzer, im Forſtweſen, zu Stangen erwachfene junge Bãu⸗
> me, ingleichen ein mit ſolchen jungen Banmen bewachfenerSchtag,.
Der Stangentuchen, des — s/ plur, ut nom. fing.in Mei«
‚gen eine Art Zuckergebackenes, welches an einer runden Stange”
gebaden Bird, Baumtudın |
Die Stangentugel, plur. die —n, in der Geſchützlunſt, ganze
v oder halbe Kugeln, welche durch Stangen mit einander verbunden.
find, und befonders in dem Seefriege gebraucht werden, die Wãn⸗
de, das Tauwerk und die Srgel zu zerreißen.
Die Stangenkunſt, ;plur. Sie — Fünfte, im Berabane, eine
Wafferfunft, welche das. Waſſer vermittelft mehrerer. Stangen;
und. Säbe aus einer großen Tiefe hebt
‚Die Stangenlaterne, plur. die—n, eine große Laterne, wel⸗
che anf einer Stangein der ‚Höhe vorgetragen wird; Niederf ädf.
Stocklüchte.
Die Stanuenleinwand, plür,car. eine befondere Yet geimodels
ter Leinwand mit übergefchlagenen Fäden, welche nicht fo dicht iſt,
als des Zwillich, und zu Tiſchzeug, Handquehlen uud andern Ge⸗
räthe gebraucht wird.
Das Stangenmaß/ des — es, plur. die—e, beh den Win⸗ IR
denmachern „ein, mit einem Einſchnitte verſehenes Blech, die-.
‚Stärfe der Stange i in. der Winde bey dem: Schmieden der ſelben
damit zu meſſen.
Der Stangenquaͤrz des — es plur, doch mir von mehrern: ,
Arten, die —e, in der. Mineralogie, Düarz , welcher: in Geſtatt
der Stangen auf einer Druſe befindlich if;
Das Stangenpferd, des— es, . plur. die —e; diejenigen.
Pferde, welche gleich vor dem Wagenan die Stange oder Deich ſel
geſpannet werden, die Seichſelpferde; 3 zum Unterſchiede von den
Riemenpferden.
Das Stangenrecht/ des ⸗es plur. inuf, in einigen. Orden.
den, zum Bepfpiele im Hennebergifchen, das Recht, die
: Schuldner abgepfändeten Dinge öffentlichen die Meiſt biethenden
zu.verfaufen, im Dberd. das Gantrecht ; vermuthlich als eine
buchfäbliche Überfegung des Latein. Jus Subhaftationis, von‘.
der alten Art, etwas bey-einem.: — — Spieße zu vers:
auetioniren...
Die Stangenrege, plur: dien; bey — Vogelſtellern, ein
Rege, an welcher der Lockvogel vermittelſt zweyer laugen Stangen
auf und nieder gezagen wird; die hohe Rege.
Der Stangenfalveter;des—s, plur. inuf: Salpeter, wetz. \
her aus großen Kryſtallen in Geflali der Stangen beſtebet
Der Stangenſtahl, des — es , plur. inul, Stahl im viereck⸗
ten Stangen, ‚wie Stangeneiſen.
Der Stangenzaum, des — es; plur; ses säumr; eine Art:
Hferdezänme mitzwey zu bepden Seiten des Mundſtückes bes:
feſtigten Stangen, woran die Zügel befindlich find, S Stangen... '
Der Stangenzehente, des— n, plur, bie —n. ‚Siehe Stab:
zehente.
Der Stangenzirkel, des — 3, plur. ut nom. fing. ein Sitfelie«
Geflalteiner Stange, eine Stange mit zwey ſenkrechten Spit⸗
zen an beyden Enden, wovon die eine ER ift, große, Siefek
damit zu befhrriben,
Der Stank, des — rs, plür. car: einim Hochbentfehen: größten:
Theils veralteter Auſsdruck. Er bedeutete, „1. Überhanpt eineua
jeden Geruch, die Ansflüffe aus den Körpern, fofern fie durch dis
Reſe eye — ohne zu beſz immen, ob ſie eine augem-
22. nchurae
\
TR a;
295
Aehme oder eiderwäctige Empfindung re; eine valig
veraltete Bedeutung. Stanck libes ze libe, ein Geruch ders -
Rebeng zum Leben, Rosker,. -Der Stauk. dines mundesift
famo.der [uozon Ephelo, Willer.. , Iurengerer Bedeutung.
. a) Ein angeuehmer Gerud, ein Wohlgeruch; eine gleichfalls
. veraltete Bedeutung, Der ſtauk dinero Salbonderiltuber
‚ alleltank unurze, Willer. Suollen Stang tuoe dir min
gebet, Rotk. (2) Ein ‚übler widerwäctiger Geruch ; in welchem
Berftande es noch im gemeinen Leben für das üblichere Geltan?
‚vorkommt, Es wird Stank für. guten Geruch feyn, &. 3, 24,
Stanf der Leihnamen, Kap. 34, 3.
Anm. Im Angel, Stenc, im Schwed, Stauk. Esift von
- ‚Sinfen, ©. daffelbe.
Wer Stanker des — s, plur, ut nom. fing, ı. Eine flinkehs
de Perſon der Sache. So wird ein ſtinkender oder einen Geſtank
michender Menſch ein Stanker genannt. In einigen Gegenden,
dem Nahmen des Stankers bekannt, fo wie der Iltiß gleichfalls
wegen⸗ eines Geſtankes hin und wieder dieſen Nahmen führer:
2, Eine Perfon, welde aus Vorwig alles durchfucht oder durchs
ftänkert, im verächtlichen Verftands, (Siehe Stänkern.) 3. Eine.
Per ſon, welche gern unnüge Streitigkeiten anfängt, ein Jänker;
ingleichen, welche duch Berdegen Uneinigkeiten unter andern
Fiftet. S. Stänfern.
Die Stänferey, plur, die— en, 1, Ein erregter Geſtank; obue
Plural, Bine Stanfırey.anrichten. 2. Die vorwigige Durchſu⸗
chung: fremder Sachen; ohne Plural, 3. Ein Zank, unnüger
Streit, befonders ein unter andern ohne Noth verurfachtes Ge⸗
‚zünt, ©, das folgende.
Stäntern ,.verb. reg. neutr, mitsdem Hülfsworte ‚haben,
1, Als das Fterativum oder Intenfivum des Activi ſtinken, fo
. fern es ehedem auch riechen, den Geruch zu empfinden fuchen, bes _
deutete, iſt ſtänkern eigentlich, den Geruch mit mehrntahliger und
heftiger Einziehung in die Naſe zu empfinden, und dadurch zu ent
decken fuchen, wofürim gemeinen Leben auch fhnobbe:n üblich
if. Man gebraucht es nur figürlich für, aus Vorwitz durchfuchen.
»Im Saufe herum ftänfern. Ein Buch durchſtankern, durch⸗
fuhen. Etwas aufflänfern, auffuchen. In Weißen lautet es
in-biefer Bedeutung, und vielleicht richtiger flankfern. 2: Als
dns Factitivum von ſtinken, einen Geſtank verurfächen, Se auch
inden Zuſammenſetzungen einſtankern, durchſtankern. 3. Eis
nen Zank, Streit, Händel anfangen, ingleichen andere zu uunds
thigen Händeln reigenz alles nur in den gemeinen —
So auch das Stankern.
Anm. Im Riederſ.gleichfalls ſankern. Die — Bedeutung
Füße ſich füglich von Stank, ſtinken, ableiten, es kann aber in
der ſelben auch vermittelft des n euphonici, welches die Gaumen⸗
Laute fo gerne begleitet, von dem Niederſ. ſtaken, aufſuchen, ſtö—
bern, Hören, abſtammen, wovon man daſelbſt auch ftakeru ſto⸗
chern oder ſtöchern hat. Wenigſtens ſtammet die dritte Bedeutung
am wahrſcheinlichſten von dieſem Worte ab; dem im Niederſ.
iſt Quadſtaker und Stakebrand, ein Menſch, der duch Verhet⸗
zung, Zank, Streit und Händel ſtiftet, und upſtakern, aufhetzen,
derhetzen. In Schwed. iſt Nuka, cum — ferri.
Der Stamniol,- ©. Stagnol.
Die Stenze, plür. die — m bey den Gürtlern, side kurze meſ⸗
ſingene oder ſtählerne Platten mit einer Vertiefung in dee Mitte,
in welcher diejenige Figur gegraben ift, welche ein Stüd Arbeit,
fo darin getrie ben oder geſchlagen wird,befommen fol. Etwas mit
tanzen oderinder Stanze treiben, im Gegenfage deg Trei⸗
bens qus freyer Hand. Daher der Stanzenfiämpel, ein zu
jeder ‚Strange geböriger Stämpel, welcher an dem einen Ende
OR
—
Der Stapel, des —s, plur. ut nom. fing. ein ort, welches
een a
; etwas rund ifk, das- Blech damit in * zu Häring der
- Sesnzenbammer, ein ſchwerer Hammer, womit dabey auf dem
Stampel geſchlagen wird; der. Stanzenbunzen, Bunzen mital-
lerley erhaben gefehnittenen Siguren auf ihret Spise, die Sianı
zen Damit auggugierei,
Anm, Bey den Goldfehmicbeitgeißt diefes Werkzeug die Stam-
pfe. Es fcheinet, daß auch Stanze von eben der Bedeutung iſt,
da #8 denn verinittelft des Ziſchlautes von dem alten Oberdeutſchen
tunfen, tinfen, deinfen, ſchlagen, ffämpfen,tundere, abfiammen.
könnte; wenn nicht vielmehr die Furze abgeftumpfte Geftalt dee
Stammbrgeiff if. Im Niederd. iſt Stunzel, ‚ein kurzer, dicker
Menſch/ und im Schwed. Runt, abgeſtutzt.
vorzüglich in der Niederdeutfchen Mundart einheimiſch, und aus -
derfelben auch in die Hochdeutfche aufgenommen worden iſt, in
der Oberdeutſchen aber Staffel lautel. & konmt in einer dop
4,8. in Meißen ift der Their’ oder das Wagenfchinier unter - -
pelten Hauptbedentung vor,
1. Ein Pfahl, eine Stüge,eine nurin einigen Fällen * Bw.
‚genden gangdare Bedeutung. So werden inden Salzwerien die -
in die Erde gegrabenen Pfähle, worauf die Sogbäume geleget wer⸗
den, welche die Pfannen tragen, Stabeln, Stapeln, oder tichtie .
ger Stapelgenaunt, an deren Statt man ſich auch wohl gemauer⸗
ter Pfeiler bedient, Aug wenn man die Pfannen reiniget, werden
fie niedergelegt, und an einer Seite ein Stapel, .d,i. eine Stüge,
‚antergefegt. Der Hedpfahk, ober derjenige Pfahl, woran das .
Hed oderdieniedrige Gatterthür in. den Zäunen u, ff. befeſtiget
ift , beißt in Niederfachfen bänfig der Seftapel. Im Angel,
iſt Stapul gleichfalls ein Pfahl. Es ift in diefer Bedeutung if
«dem Latein. Stipes, den Deutſchen Stab, Stubbe, ‚Sioppel,
Steif, u.f.f. genau verwandt:
2. Ein Haufe mehrerer Dinge. (1) Eigentlich, in —
Verſtande es vorzüglich in Niederdeutſchland gangbar iſt; Rie⸗
derf.Stapel, Engl, Staple, Schwed. Stapel, und ſchon im Sa⸗
liſchen Gefege Staplus. Ein Stapel Holz, ein Holstagel,
‚ein Haufe ordentlich aufeinander gelegten Holzes. Ein Stapel
Thaler, in Niederfachfen, ein Hanfe anf einander gefegter Se
ler. Auf einen Stapellegen, auf einen Haufen, eben daſelbſt.
"Ein Stapel Volks, ein Haufe Volks. Am Hochdeusfchen höret
man eg in diefer Bedeutungfelten,_ außer etwa im gemeinem Ler
ben, Sp feßendie Gärber ihre: Hänte i in Stapel, wennfie fels
bige in Haufen legen. #
-(2) An engerer und zum Theil figürlicher Bedeutung. ka) Eis
Unterlage, ein Geſtell, Gerüſt, worauf etwas ruhet ; vorzüglich
auch im Niederdeutſchen. Es können zu .diefer Bedeutung auch
die oben aus den Salzwerken angeführten Arten des Gebrauches
gerechuet werden. Beſonders iſt es im Schiffbaue die Gruudlage
—
*
oder das Gerüft, worauf der Kiel oder der Boden eines Schiffes
fo fange daran gebauet wird, ruhet. Daher die R. A. ein Schiff
auf den Stapel ſetzen, anfangen daran zu bauen, den Grand .
dazu legen. Es vom Stapel laffen, es in das Waſſer laſſen,
»welches geſchiehet, wenn der ganze Bau gezimniert und bisauf
die dritte Planke verkleidet ik,- Ju weiterer Bedeutung wird auch
„wohl der ganze Platz, wo Schiffe.gebauet werden, der Stapelge-
ein Stapel. (b) Ein Ort, wo man etwas auf eine Zeitlang in’
Saufen niederlegt. Dabrr war golzſt ar el im Niederdeutſchen
ehedem fo viel als ein Solzkalt. Figürlich wurde ehedem in den
- nördlichen Gegenden Dentſchlandes eine Meſſe, ein Jahrmarkt.
häufig ein Staprl genannt, weil die Waaren elsdann in Menge
‚an einem folben Orte niedergelegt werden;
Scwed. Stape: Dar
her die Stapeiiiabe eprdem einejide mit-«einem Jahrmarkte ver⸗
ſehene Stadt war. In en — noch jrtzt a Bedeutung ift
IL REEN
naunt. Im Schwedifchen beißt auch ein hölzer ner Glockenthurm, : |
je.
—
Pr AT.
—
ver — ie 8 geſetzliche Riedetlag⸗ deisiffer.
+ Waaren an einen Dr, und das Recht, welches gewiffe Handels:
5. Btupelveche ; daher auch ein mit diefem Rechte verſeheuer Ort in
wird, Die Oberdeutſchen baden das Wort in diefer Bedeutung
- and, ſprechen esaber alsdann Staffel aus. Engl. Staple, Ital.
Stapola, Frauz. Etape, immittlern Lat. Eltapula. (ec) Auf
der Infel Rügen führer das gu Bergen befindliche Landgericht deu
- 2 Hahmen des Stapels; vielleihtvon Stapel, ein Jahrmarkt,
weil es etwa urfprünglich nur anden feyerlichen Jahrmärkten ger
Halten worden,
Saufens find in ihrem Urfpeunge nahe mit einander verwandt;
GS. Stab, Staffel, Stufe, Stifeu.f.f.) Im Lat. if flipare,
aufbäufen undStipes, ein Pfahl, inBöhm.aber kawiti, ſtellen.
In der Bedeutung einer er eglichen Niederlage der Waren leiten
es Friſch und Ihre vordem Lat, Stabulum, ein Stall, Bude,
Magazin, ber; allein man bleibe mit Wachteen, füglicher bey
der Bedentung eines Haufens ſtehen. Das Niederf. Stapel, ene
Seuſchrecke, gehöret zu fapfen, ſchreiten, fpringen.
Stapelbar, adj. et adv.dem Stapelrechte unterworfen. Sta⸗
pelbare Waare, welche, bey ibrem Durchzange durch einen Sta-
—* deſſen Bezirk, auf eine gewiſſe Zeit zum Verkaufe nie⸗
F —2 werden müſſen; Stapelgüter, Stapelwaaren. Im
Oberd. Kaffelbar.
Die Stepelgerechtigkeit, plur, inuf. im Oberd. Staffelge:
rechtigkeit, S. Stapelrecht.
Das Stapelgut, des — es, plur, die — süter , im Oberd.
Staffelgut, S. Stapelbar.
Stapeln, verb. reg. welches im Niederdeutſchen am üblichften
if, wo es in doppelter Geſtalt gebraucht wird. 1. Als ein Fteu:
trum mit dem Hülfsworte feyn, mit langen hoch aufgebobenen
Beinen langfam daher fehreiten. Sehr ernſthaft einher Kapeln.
Geſtapelt Fommen. Es geböret hier zunächft zu Stapfe / und
ſtapfen, iftaber doch. mirdem folgenden nabe verwandt... 2. Als
ein Aetivum und zunächſt von Stapel, ein Haufe, ‚ordentlich in
— Saufen legen, auf einander legen; Schwed. ltapla, Holz auf
einander ſtapeln. Es wegſtapeln, es an einen audern Ort auf
einander ſchichten, damit es wegfomme, Aufſtapeln/ auf haufen.
So auch das Stapeln.
Stapelplatz, des — es, plur, die — pläge. ı „Bon Sta⸗
pel, Jahrmarkt, Meſſe, ein jeder Händelsplatz oder Hafen, in
welchem Handlung getrieben wird; in weichem Verſtande es beſon⸗
ders in den nördlichen Gegenden Deutſchlandes und Europens üb⸗
lich iſt. Beſonders werden in Schweden die vier. und zwanzig
Ein⸗und Ausführung der Waaren nad) ausländifchen Orten zu
fahren, Stapelpläge oder Stapeltädte genannt. Da Stapel
im Oberdeutſchen Staffel lautet, welches mit dem verwandten
+ Staffel, Stufe, feichtverwechfelt werden Fönnen, fo ift es ſehr
woaheſcheinlich, daß die Franz. Echelle, ein Handelsplag in der
" Levante, und Efcale, ein Handelsplag in Afrika, ungeſchickte
Aberſetzungen des Deutfchen Stapels find, pon welchen Wörtern
die Franzöfifchen Wortforſcher fo viele ungereimte Ableitungen
"gränmen, Auch im Ftaltänifchen wird Stapel, Handlung, Nie
derlage haufig duẽch Scala überfegt.
tung, iſt der Stapelplag, wenn es eine Stadt iſt, die Sta⸗
, pelhast, ein Dit, weicher mit dem Stapelrechte in engerer Ber
J Deutung A: im Oberd. Staffelplag, ——
Dun .. frädte baben, nach welchen adedurchgebende Br daſelbſt auf
=... eine gewiffe Zeit zum Verfaufe niedergeleget werden müffen, das -
engerm Verſtande ein Stapelplat oder eine Stapelkadt genannt _
Ynm, Die Bedeutung eines Pfahles, einer Stüge und eines :
Städte, weiche das Hecht haben, mit ihren eigenen Schiffen zu
2, In engerer und. guch ‚im Hochdeurfhen bekannter Bedeu⸗
ef | 7.208
Das Stapeleicht, des — es plur. inuf, 1. * Das Recht,
„Jahr märkte zu baben, und Handlung gu treiben, vor ganzen Dir.
tenz eine im Hochdeurfchen unbekannte Bedeutung. 2. Fin eugeru
Berſtande, das Recht, welches ein Ort hat, daß alle oder doch ger
wiſſe durch denſelben, oder den ihm augewieſenen Bezirk gehende
Waaren eine Zeit lang daſelbſt zum Verkaufe niedergelegt werden
müſſen; de Stapelgerechtigkeit, die Niederlage, das Nieder⸗
Tagsrecht, im Oberd. das Staffelrecht, in Cöln das vent-Kecht,
von dem Lat. venum, feil, oder vendere ‚werfaufen,
Die Stapelftadt, plur. die — fäsıe, ©. Stapelplag.
Die Stapelwaare, plurn die — n. 2. ©, Stapelbar. 2, Die
vornehmſte Waare eines Ortes oder Landes. Wollene Zeuge find
Englands Stapelwaare.
*Stapfen, verb.reg, neutr. mis dem Hälfsworte haben, im Ge
hen feſt aufereten, und in weiterm Verſtaude, geben, fleigen,
ſpriugen u. ef. ein im Hochdeutſchen veraltetes, ehedent aber ſehr
gangbares Wort. (S. Fußſtapfen, welches noch davon übrig if.
Es ift eine Onomatopöte des dumpfigen Lautes, welcher mit dein
feften Auftreten im Gehen und andern Ähnlichen Bewegungen ver⸗
bunden iſt, und muß als ein Verwandter von Staffel, Stampfen,
Tupfen, Tappen Stumpf, Stufe angeſehen werden.
Der Star, ©. Staar und Stahr.
Der Star, der Schafbock, S.Stähr.
Das Star, oder Stär, des — es, iplur. die —g, und mit eis
nem Sahlworte, ut nom Ang; ein nur in einigen Oberdeutſchen
Gegenden übliches Wort, wo es fo wohl ein Maß als auch ein Ge⸗
wicht bezwichnet, 1. Als ein Maß erkläret Friſchlin es durch
24 Simmer. 2, Als ein Gewicht ift es beſonders in den Tiroliſchen
Bergwerken üblich, wo esmit unferm Zentner überein kommt, ge-
meiniglich Starlaufer, und 208 bis ı 10 Pfund hält.
Anm. Huch im tal. ift Stara, ein Getreidemaß, welches Friſch
mit dem Deusfhen Worte als eine Zufammenziedung des Latein.
Sextarius, anſiehet, wovon in einigen Oberdeuiſchen Gegenden
auch Sefter üblich if.
Stark, färfer, Kärkſte, adj, et adv. ein Wort, welches über⸗
banpt dem ſchwach entgegen gefetet if, und eigentlich den Bes
geiff der feſten Berbindung feinen Theile und der daraus erfolgene
‚den Härte, Unbiegſamkeit und Unbeweglichkeit hat. -
1. * Eigentlich „ wo es chedem für hart und das nahe vers
wandte ſtarr gebraucht wurde, im Gegenfüpe des weich oder
ſchwach in der erffen veralteten Bedeutungs Stark lo ko Rein,
Sttfried, fo hart wie ein Stein. Am Schw. iſt Hark,
ſtarr, unbeweglih. Das Griech. gugeog, sepaag, ſtarr, nud
dag Lat. durus, hart, dem nur der Ziſchlaut mangelt, ſind
nahe damit verwandt,
‚2. Figürfich, wo es non verfchiedenen Eigenfe haften der Dinge
üblich ift, welche die Harte und Unbiegfamfeit gemeiniglich zu bes
- gleiten pflegen. (1) Bon der Förperlichen Größe; einen beträcht⸗
lichen Uinfang dee Maffe, uud. zwar nach allen Richtungen, befon«
ders aber der Dicke, habend, wo es oft ein auftändiger Ausdrud
‚für dick if, ohne doch den folgenden Begriff der Damit verbundes
nen Kraft anszufchließen. Stark von Gliedern ſeyn. Dick und
sftarf werden. Ein großer ftarker Mann. Alle Tage ſtärker
werden, corpulenter, an Maſſe zunehmen, befonders in der Dicke,
Ein farker Baum, im Gegenfaße eines ſchwachen. Ein Farkes
Reis. Lin ſtarker Strom. (2) In Anfehung der Zahl oder Menge
der Theile, aus vielen Theilen oder einzelnen Individuis beftehend.
Ein ſtarkes Krieges heer, oder zahlreiches. Die Armee iſt hun—
dert tauſend Mann Fark, Es war eine ſtarke Geſellſchaft da,
die Geſellſchaft war ſehr ſark. Sin ſtarkes Gefolge haben.
„Si einen ſtarken Anhang machen. Eine ſtarke Samilie ba=
ben, Wie ftarf if. die Samilie? Aus wie viel Perfonen be
33 fiehıt
Mar:
< eine fr Seftung, ein ſaarker Thurm.
Fem Ungeſtüm. Weiße.
5 209- St ©
Asa? Srarke Auogäben haben, vieler 6) Zu ifeßung:
der Zeit und des‘ Raumes. Sine ſtarke Meile, eine ſtarke
Stunde. (4) In Auſehung der Kraft; viele Kraft, d. is viel‘
"Vermögen habend, Widerftand zu überwinden; fo wohl von der-
Bl NR Re A 20 7 aeg f)
Ste
—————— in. PR BR sa man, —
Dohfen häufig einen Stier zu neunen pflegt, (©. Diefes Wort),
Ralb bezeichnet das Findifche, Stier und Stärke das —— F
Bub und Ochs aber das mãnnliche Alter dieſer Thiere. }
Törperlichen Stärke, Förperlichen Widerftand zu überwinden, in Die Stärke, plur, inuf, das Abftractum von dem Bep- und Ne⸗
ſtarker Mann. Stark ſeyn, ſtark werden. Das Recht des
Stardern, das ewigr, allgemeine und ununifchränste Hecht: der
Eine ſtarke Natur haben.
Starte Speife, wolche ſchwer zu verdauen iſt. Ein ſtarkes Seil,
eine harte Leinwand, ein ſtarkes Tuch Eine ſtarke Brücke,
Das Schiff if ſehr
Hark: gebauri: Eine fiarfe Hauer, ein ſtarkes Gebäude.
Als auch von andern Arsen des: Widerflandes,: ‚Lin ſtarker
Bert Ein ſtarker Deritand, welcher ungeachtet aller Hinder⸗
niſſe tief in den Zuſammenhang der Dinge eindringet. Ein ſtar⸗
kes Gedaächtniß haben. Ein ſtaxder Geiſt, eigentlich, welcher
Allen Reitzungen zum Gegentbeil, und in engerm Verſtande, wel⸗
cher allen Vorurtheilen Widerſtand leiſtet. Sin ſtarker Be⸗
weis’, ‚welcher alle Gegengründe eutkräftet. Stark in einer
Kun oder Wiſſenſchaft ſeyn, viel Fertigkeit oder Finficht in der⸗
filbenbefigen. Ingleichen in einigen engern Bedrutungen. So
neuner man gewiſſe Arten von Östräufen, welche ſchnell und ſehr
werklich auf die Rerven wirken, ſfarke Getraänke, Pin far si
Bier, ein ſtarker Wein, ein ſtarker Eſſige Go wie eine jede Arze⸗
ney Fark heißet, wenn fie mit mehr Kraft, als der Widerſrand befißr,,
mirfet. Starke Ausdruckẽ, welche ſehr merklich auf das Gemuth
wirken. Ein ſtarkes Gemahlde⸗ welches lebhafte Empfindungen
hervor dringet. (5) Da es denn oft eine Jutenſton ausdruckt,ei⸗
nen hohen Grad der innern Kraft zu. ‚begeichnen; für ‚beftig: Bin-
farfer Rau, ein / ftarker Geruch, ein fharken Wind, ein
farfer Regen. Divgunger wardfiarf; "Kön,25; 3. Stark.
ſchallen, ſtark ſchreyen, ſtark vufen. Eine ſt ark⸗ Stimme, ein:
ftaͤrker Donner Ein finrfer Schlag: Starke CLeibenſchaften.
Lin ſtarkes Sieber, Es jind fiarfe Anzeigen davon vor-
Banden: Bin Farfer Schlaf, ein Bnrfes Seuer, ein fiarferr
Brand, eine ſtarke Kälte. Lin flarfer Glaub eine ſtarke
Soffnunge Durch das Geſtrauch reißt ſich das Roß mit ſtar⸗
Stark laufen, Sehen, fieden, ziehen,
fechten, weinen, anklopfen, zweifeln u. ſef. Man redet ſtark
davon. Sich etwas Hark einbilden. Stark an etwas den=:
ten. Mimm re dir nicht ſo are zu verzen, fo ſehr.
i gene: inen Sprecharten ift es bier in vielen Füllen gebrändhlich, wo
die edle und auſtandige Sprechart es nicht kennet. überhaupt
kdommt es bier, ſo wie ben den meiſten ähnlichen intenfiven Wör⸗
tern anf den Gebrauch am, ob er dieſes oder ein auderes in jedem
einelnen Fate hergebracht hat. (6) *Im engften Verſtande iſt
In den
Sin ſtarker Magen.
farf, doch nur in einigen Oberdeutſchen Gegenden, fo viel als
ranzig, von Fett und ferten Dingen; Starke Butter, rauzige.
Dev Speck ih Jark. Ohne Zweifel don der ſtarken widerwärtigen
Empfindung, diediefr Eigenſchaft verurſacht.
Anm; Schon ben dem Aero harch, bey dem Ottfried fkark;
"in Schwed lark Esifmitfiere, — geoeog, dem Siaben.
ſtar groß, und andern hnlichen nahe: verwandt.
Die Starte, oder Starke, plure die — m, ein vornehmlich in
Riederdentfehland Abliches Wort, eine junge gemeiniglich zwey⸗
jabt ige Kub zu be geichnen, welche noch nicht getragen bat, oder;
zumrerften Mahle irẽ? gtz im Meißen die Särfe und Mofa, Im:
Hamıpv: Quene in anderw Öegenden die Schelbe/ Kalbe, bey:
tem Aberus Stollin.
Anm: Im Niederſ Sterke, im Holänd: Stierick.. Friſch
laſtet ẽ nou gegsag, Merilisz abftanıme, weil eine: Starke ge-
nte imiglich noch nicht getragen hat, Alltin es [cheiner vielmehr das
benwort ſtark welches der Schwäche entgegen ſtehet.
1. Als ein eigentliches Abftractum, die@igenfchaft eines Dinges,
da rs ſtark iſt, wo es in alfen Bedeutungen diefes Wortes, außer
der veralteten eigentlichen gebraucht wird, - (1) Bon dem körper⸗
lichen Umfange, defonders als ein anftändiger Ausdruck fürDide,
ohne doch den Begriff eines beträchtlichen Grades der Kraft aus
zuſchließen. Die Stärke Ser Glieder, des Leibes. Der Baum:
halt 20 Zoll in dev Stärfe, (2) Von der Zahl und Menge;
Die Starke eines Briegesheeres, eines Saufens, einer Samilie-
"mLh (3) Bon der Zeit und dem Raumes; obgleich felsener..
. Die Stärke der Stumde, einee Meile. (4) Am bänfigften von.
„einem beträchtlichen Gräde der Kraft,. oder einem heträchtlichen
" Grade des Vermögens, Widerfkand zu überwinden, wiederum in
allen den Fällen , in welchen das Beywort gangbarift. Leibes=
H#ärke, Riefenftärfe. An Stärke zunehmen. Kine große: _
‚Stärkein den Armen haben, Die Stärke der Seele, vd
dächtniffes, des vVerſtandes, der Beurtheilungskraft u ſaf.
Laß dieſen verluſt deine Starke nicht beugen, die Stärke dei⸗
ner Seele. Die Gelaſſenheit ziehet ihre Stärke aus dem Be⸗
wußtſeyn höherer Güter, als die ſind die wir entbehren, Bell,.
Ingleichen, die Stärke einer Seftung, -einer Mauer, eines: ,
Zeuges, des Weines u. ſ.f. Da es denn (5) eben ſo oft auh -
als eine bloße Intenſton, einen Hohen Grad der innern Kraft eines: _
-Dinges augdrugt. Die Stärke der Leidenſchaft, des Same *
zens, des verluſtes u. ſ. fi. |
2. Der Drt, woein Ding feine vorzligliche, Stätte PER RR
im Gegenfage der Shwäche. So wird bey vielen Künftleen und
Handwerkern der dickſte und ſtärkſte Theil eines Dinges deffen
Stärke genannt, An den Degen und Nappierflingen heißt in
der Fechtkunſt der Theil von dem Stichblatte big zur Mitte dee:
‚ Klinge, die Stärke, weil die Klinge- bier mit der- ——
wirket, welcher Theil denn wieder in die ganze un halbe⸗
Starke getheilet wird. Auch in der Ringekunſt bat man ſo wohl |
am Kopfe, ‚als an den Armen, und dem. keibe die ganze. wu
halbe Stärke. BR
3, Was-fark/ d:i, ſteif — doch nur in — Filen
‚So iſt die Stärke, oder weiße Starke das von feinen alka _
liſchen Theilen geſchiedene und getrodinete Weigen oder Dinkel⸗
mehl, weil man die Wäſche damit zu färken, d. i. Rleifzu mas
chen pflegt; Engl; Starch, Schwed. Stärkelfe, Niedergsstin
vels, Helländ. Styfsel:.. Im gemeinen Leben pflegt man and:
die klar gerithene bians Smalteblaue Stärke (Niederf. Ylatiels),
zu nennen, weildie Wäſcherinnen fie unter die weiße Staärke zu pe
mengen ‚pflegen, der geſt reiften Wãſche daducch ein blauliches
Anſehen zu geben ·
Anm Als ein Abkraetum ſchon bey Sem Rotke Starchi,im: 5
"Schwabenfpiegel Sterke für Tapferkeit, —— ðiyrka im⸗ —
————— —
Stärken, verb.reg: act. flarf; oder ſtärker machen. 1: Indei:
eigentlichen Bedeutung diefes Wortes, wo es noch in einigen Fäls- F
len für ſteif machen oder ſteifen gebraucht wird, So fiarfen die:
Weber den Aufzug, wenn fie ihn mit einer Art’ Kleifters: Steife: 3
und Stärfeertheilen, wofür doch in vielen Gegenden ſchlichten
Ablicher iſt. Die Wãſcher innen ſtarken die Wäfche, wenn ſie ſel⸗
bige mit Starke fleif. machen 2. In den fiatislichen Bedeutuu⸗
gen des Wortes Bart, () Inden beyden er ſten der Dicke vud 4
der Zahl enge nach ſtarler madru;. in welchen es aber ver⸗
altet⸗
— — * — — ie 6 m
RR päufgleuifes in der vierten, mehr Stärke, oder einen beträdht: .
‚chen Grad der Kraft verleihen. Stärkende- Arzeneyen, bey
den Slczten, welche die ſchwachen Fiebern.des Körpers flärker mar
hen. Von vielen Dingen, 5. B. dem Weine, ben Gewüugen
u. ff. fage man, fie ſärken ben Korper, wenn fie nur die Rees.
ven auſpaunen oder reitzen. br Umgang hat mich in. der Tu⸗
gend geſt arket. In engever edentungsift Härken, Zeoft, in⸗
gleichen Munterfeie, Thätigkeir'vecleiden. Binen Befümmerten
t duch feinen Zuſpruch ſtarken. Jemanden im Guten ſtarken.
Sp auch die Stärkung, nicht allein von der Handlung des Stär⸗
tens, doch nur im Agfirlichen Berftaude, weil von der Wäfche
des Starken üblich iſt; ſondern auch ‚von ſtärkleuden Dingen, J
gleichfalls nur in der letzten figürlichen Bedeutung.
Anm. Bey demKero kellarachen, bey dem Notker kerchen,
Ebedem gebrauchte man es auch für beftätigen. !
2.0. Diei anders in der Schrift der: Juden aufgemerket,
Wird durch Bezeugungen der geiden auch geſtärket, Opitz. /
Welche Bedeutung aber im Hochdeutſchen veraltet it. Vor Alters
hatte man zu dieſem Activo auch das Neutrum ſtarken, ſtark wer⸗
den, wovon ———— erſtarken noch Im Oberdeutſchen gang⸗
bar iſt.
"Die Starkgeifterey, else inul. ein vor einigen aus dem Aus⸗
drucke ſtarker Geift gebildetes Wort, diejenige Fertigkeit zu. be:
zeichnen, da man die Lehren der geoffenbarten Religion als Vor⸗
uͤrtheile zu beſtreiten und zu verwerfein ſucht.
‚Der Stärffleifter, des — s, plur. inul. ein aus Stärke, be⸗
reiteter Kleiſter, zum Unterfchiede.von dem Mehlkleifter
Das Starkkraut, des — es, plur. inul in einigen Gegenden
ein Rahme verfchiedener Kräuter, von welchen man — alanbe
te, daß fie fo machen oder Stärke verjeihen Fönnten. Des
Orantes odırDorantes, Antirrhinum Orontium — (S,
ran. ) 2. Einer Pflanze, welche in Lauguedok und auf der Ins
ſel Creta einheimiſch iſt; Catananche Linn. wo aber. auch. die
‚Benennung einen andern Grund haben kaun.
Der Starkmacher, des—s, plur. ut nom, fing.-ein:unzünfe
tiger Handwerker, weldjer Stärke mächt, oder wielmehrden veges
tabilifhen Theil des Mehles von dem alfalifchen fheider, da denn
der erfie den Hahmen ver Stärke bekommt S. Stärke 3.
DAR Starkmehl, des—es, plur. inuf, das aus der Stärke
“bereitete Mehl, d. i der eigentliche vegerabilifche Theil des Weir
eeuns und anderer Getreidearten, in Geftalt eines Mehles; Kraft:
en mehl, im Dberd, Ammelmehl. S, ‚Stärke 3.
Die Stärkung, plur. die—en, S. Stärken.
"Die Stärkwsiche, plur. car. in der Hauspaltung die kleine und
‚feine Wäfche, d. i. leinenes Beräth, welche nach dem Wafchen ge=
firker oder ıhit Starke ſteif gemacht zu werden pflegt, S
"Das Starkwaſſer, des—s, plur. inul, Waffer, in welchen
Starke oder Starkmehl aufgelöfet worden, Bey den Stärfma-
chern iſt es die noch mit Waffer vermifchte Stärke, welche in dem
Tretfaſſe ans dem eingeweichten Weigenfchrote getreten wird...
Der Starofk, des—en, plur. die —en, Fämwin, die Star
finng ein eigentlich Slavonifches Wort, welches befonders in Poh⸗
Ken üblich ift, einen vornehmen Beamten zu bezeichnen, welcherein
königliche⸗ Schloß mit dent dazu gehörigen oft auſehnlichen Ge⸗
blethe verwaltet, die Gerechtigkeit in dem elben Handhabet u.ſaf.
und ungefähr das iſt, was ebedem die Grafen in Deuſſchland wa⸗
em. Daher die Staroftep, die Würde eines Staroften, noch
; * mehr aber das Gebieth, über welches ſich deſſen Aufficht und Here⸗
ſchaft erſteecket. Die erſte Hälfte dieſes aysländifchen Wories iſt
das alte Ölavonifibe Star, alt, ohue Zu weifel, weil diefe Würde
ehedem nur alten verdienten Perſonen auigeisagen wurde, da es
at ie
benn auch hierin mit Graf überein Formen wirde, wenn dieſes,
wie viele glauben, von grau, alt, bejahrt, abſtaumen toller.
‚Starr, —er,— eſte, adj. et adv. in einem hohen Grade Reif
und unbiegfam, beſonders von Dingeitwvelche weich und blegſam
‚entfallen, a, Eigentlich, Die Glieder werden dor Kalte
ſtare. ginen ſtarren Arm haben. Starr da ftehen. Starr
„werden, Die Kälee halt den Teig zufammen.und markt ihn
ſtarr, ſehr ſteif. Starre Leinwand, fleife, -». Figürlich: (1)
Zemanden ſtarr anſehen, mit offenen underwandten Augen;
Niederſ. ſtier, Kekel. Ein ſtarrer Blick. Ich hieng ſtarr an
Seinen Blicken, Dufch.
Dem arten Zug entfiel der Wehmuth fanfte Zahre⸗
Weiße.
+42), Ein ſtarrer Sinn, eine unbiegfame Gemürhsfäffung, da man
sallen Gründen hartnäckig widerſtehet, Giche Starrkopf un
Salsikarrig;
Anm. In ———— ſturr, im Schweb. kark und flarr, im
Walliſiſchen ohne Ziſchlant terrig. Es iſt mit ſtorrig nahe ver⸗
wandt, und w# aus dem derdoppelten r erbellet, ein Jatenſidum
von einem. veralteten ſtar, von welchem auch ſtark abſtammet.
Ehedem war im Oberdeutſchen für ſtarr auch rag üblich, welche⸗
augen ſcheinlich zu dem eſchlechte des Lat. rigidus gehöret.
Stareblind, adj.etadv. völig, ganz blind, im gemeinen Leben
auch Fow@blind. Smerblind feyn, völlig btind. Bey dem Hang
Sachs ſtaren blinde, im Riederbeutfchen ſtarblind, Augelf,laer-
blind, Eugl. und Dän.ltarblind. Man leitet die erfie Sylbe
grmeiniglich von Staar, Felllanf dem Auge, ber, und will es das
‚ber auch mit den Niederdeutſchen Karblind oder Haarblind ges
»fchrieben haben, Allein, da im Hochdrutfchendas.r unlängbar
doppelt lautet, das a aber kurz iſt, ſo ſcheinet es von ſtarven abs
zuſtammen, nnd eigentlich die ſtarre Beſchaffenheit eines oöllig
blinden ‚Auges zu bezeichnen.
Sie Starre, plur. car.die: fehlerhafte Eigenfhaft eine? Dinges,
da es ſtarr if, einnur in Zalsſtarre übliches Wort. Sſdaſſelbe.
Staͤrren, verb, reg. neGer. mitdem Hülfsworte ‘haben, ſtart
ſeyn oder werden. i. Eigentlich. Die Singer ſtarven mir vor
Kalte, wofür doch erſtarren üblicher if. Die Adern ſtarren wie
‚ein Aft, Hiob 40, ı2, leider, welde von Golde ſtarren
Bor Hochmurh Karren. Kann ich meinem Herzen ‚gebierbin.,
daß es nicht. mehr folast, uns meinem Blue, Der es ſtarrt?
Weiße.
Ihm ſtockt fein Blut, bin Haret JasHaar, Wiel.
DSas chon gezuckte Schwere
Starrt in des Würgers Hand, eben def.
. 2, Figürlich, mit ſtarren, unverwandten Augen auſehen. Auf
etwas ſtarren ‚es anſtarren; im Niederſ. ſtieren, ſtarogen.
So auch das Starren.
IE Km. Im eee aren, im Angelf. ſarian, im Island.
Rara, in Engl. ſtare, von welchen allen unfer Karren und des
Sihwer. ftirra das Intenfiom fl. - Inden gemeinen Spree
arten bat man von diefem ein neues Inteuftvum ſtarzen, im ho—
ben Grade karren, weiches aber der-anfländigern Sprechart uns
befanne Hi.
&: arzig, —er, — ſte, adi. et advs ein im Oberdeutſchen
für ſtarr übtiches Wort. Ein ſtarriger Hals, ſtarriger Sin
Die Hochdrutſchen kennen es nut in dem zuſammen geſetzten hals⸗
ſtarrig.
Der Starrkopf, des — plur. die ⸗köopfe, eine ſtarre, bals⸗
ſtarrige, unbiegfame Grmütbsart, ohne Plural; der Starrſinn.
Einen Startkopf haben. Jugleichen, eine mit — ſolchen Ge⸗
mütbsart begabte Perfon, ‚Ein Stavrkopf.feyn, Im Niederſ.
Senerkopf, Stieffopp, Sciefnacke. —
KEN R zer
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303 S f a
Starrkopfi, —er, —fe, adj.etady. einen Startkonf, hohen
Grad. des Eigeitfinnes, der Unbiegfamfeit des Gemürhes habend ;
ſtarrſinnig, ſtarrköpñg ſeyn. Im Niederfs ſturrkopped, ieh
kopped, ſtiefnacked Swed. Ayfuackot.
Die Sterrlenwand, plur. car.in einigen Gegenden für. fatre
Leinwand oder fieife Leinwand.
Der Startfinn and Scarrfinnig, ©, Starrfopf und Starr⸗
kopfig.
* ER 7
‚Die Startfischt, plur. car. bey den Arzten, eine Art der Fig -
mung eines oder mehrerer Glieder, da feldige ſtarr und unbiegſam
werden und bleiben; catalepfis.
Stät, — en, —Hr, adj. et adv. ein mit Staat, State uff.
von Hrben abſammendesWort, welches nur noch in einigen figür-
lichen Bedeutungen üblich ifk.
desunftäe. State Augen. Die Yugen ſlät suf etwas richten.
Bine hate Zuverficht, Maceab. 15,7. 2.* Sangfam, ingleichen
ftilf, rubig, eine im Hochdentſchen unbefannte, aber in der Oſter⸗
richifhen Mundart ganabare Bedeutung, im Grgenfage des une
Kit. 3. Seſtändig, anhaltend, pnunterdrochen fetdaueend, Stäte
——— Ein Hüter Fleiß. Ein ſtäter Regen.
"* Romm, zeige wir nach langer Nacht
Des ſtaten Tages helle Pracht, Gryph.
Ingleichen unverrüct in feine Gefiunungen beharrend, beftäns
dig. Bin Hätesgert, Opitz; ein beſtändiges. *
Anm. Ben dem Rotker ſtat für Itabilis, ben dem Winsbeck
fer. Man hatte ehedem davon andy das Sanptwort die State,
Beſt andigkeit, Standhaftigkeit, welches noch bey den Schwäbi⸗
ſchen Dichtern vorkommt. Übrigens wird ſtat im Hoch dentſchen
felten gebört, außer etwa in der dritten Bedeutung Es ſtammet
don Heben ab, nnd wird von vielen auch ſtet geſchrieben; dagegen
ſtät nicht nur Benfpiele des Alterthums, fondern auch die Vers
waudiſchaft mit Statt, Stätte u. ff. für ſich hat. S,das folgen»
de, ingleichen Stets,
Stätig, —ır, —Ie, ein vermittel®, ber Ableitwirasfplde ig
von dem vorigen gebildetee Wort, welches mit demſelben die miei«
fen Bedentungen gemein hat.
ſtehen will, da es achen follte, wenn man es nicht ven der Stelle
Bringen fan, Ein HätigesPferd, In den gemeinen Sprecharten
ſt atiſch / Niederf. ftedis?, Holländ. Hedig. 2. *Fefl,unbeweglich,
bey dem Ottfried fetig ; eine im Hochdeutſchen veraliete Bedeu⸗
tung. 3. Ununterbrochen fortdauernd; ſo wohl (1)dem Raume
nach, wo doch nur in dev Philoſophie ein. Fätiges Ding, conti-
nuum, ein anf folche Art zuſammengeſetztes Ding iff, dag deffen-
heile in unverrücter Ordnung auf einander fo/gen, ohne daß
man andere in einer andern Ordnung zwifchen ihnen ſehen könne,
B.die Fläche eines polierten Öfafes. Ein ſolches Glas hat. eis
nen fätigen Glanz. (2) Der Zeit nah, wic flät. Zin ſtatiges Ge⸗
berb, ſtariges Wohlergehen, ein ſtätiger Regen. Ein ſtätiges
Triefen, Sprihw. 19,13. Wofür doch im Hocdbeutfhen be:
ſtandig üblicher iſt.
Anm. Schon bey dem Kero iſt ſtatig, Rabilis, im Riedert
fledig, im Angelſ. kaedig, im Engl. Reaty, im Schwed. ftadig,
im Griech graos, sadng. 3
Die Stätigkeit, plur, car. die Eigenſchaft eines Dinges, da es
Rätig ift, in allen Bedeutungen des vorigen Wortes, Bey dem
Kero mit einer andern Ableitungsfplbe Statigii, bey dem Wils
leram, der. es für Standhaftigkeit gebraucht, Stadekeit,imNies
derf. Sredigfeie, wo es aber auch die zu einem Geſchäfte nothwen⸗
dige Zeit bedenter, die Muße, eigentlich wohl Ruhe.
T ie Statik, plur. car. fin aus dem Griedh. earıny entbaltenes
Kunſtwort, diejenige mathematische Miffenfchaft zu bezeichnen,
1, Feſt, unbeiveglich, int Benenfage
ı, Ein Pferd it hätig, wenn es _
RP Te
ET
Sta
welche von * Gleih gewihee feſter Körper handen, mie Beten. e
Bewegung fich die Mechanik befchäftigt.
Die Station, plur, die—en, ans dem Latein. Statio. ı. Im
Poſtweſen, ein Ort, wo die Pferde gewöhnlich — werden;
der Poſtwechſel. 2. Eine anſebnliche Bedienung, beträchtliche
Sielle ; am bäufigffen imgemeinen und geſellſchaftlichen Leben,
Line einträgliche Station befommen. Von geringen Bebienun, %
gen und- Ämtern iſt es nicht gebräuchlich,
Der Statift, des — en, plur. die—en, aus ben mi itfern,
Eur. Starila; und dieß von Status, Staat, derjenige, wi Ser
des Staatsrechts,. der Staatswiffenfehaft, Eundig ift.
Die Statiſtik, plur: die — en, ans de euern Lat, Statipien, u
1, Die Wiſſenſchaft von der narilidhen und politifchenBerfaffung
eines Staates; ohne Plural. Daher ſtatiſtiſch, darin gegründer;
der Starifiifer, der fie verfichet, 2, Ein — worin dieſe Biſ⸗
ſenſchaft gelehret wird.
Das Stativ, des —es, plur. die —e, ans dem Rat. Stativa, x
ein Geftell, worauf man etwas ſtellet; ein vornehmlich in der Ma⸗
theniatik übliches Wort, wo beſonders die Geſtelle, worauf die jum -
Feldmeßen dientichen Werkzeuge geſtellet werden, diefen —
führen.
Die Statt, plur. der doch nicht gebraucht wird, die Stätte, ein
mit Srätre und Stelle gleich bedeutendes Wort, einen Ort, eine
Stelle zu bezeichnen. Yrirgends eine bleibende Start baben,
im Dberdeutfchen, So auch in den Zufamntenfegungen, die Bett⸗
ſtatt, Wohnſtatt, Cagerſtatt, Gerichtsftatt,. Wahlkatt, Wer
fate u. f. f. welche doch im Hochdeutſchen mie Seärte am übliche
ſten find, außer ettva in zofſtatt, Wahlfiatt, und vieleicht no
einigen andern, Im Höchdeutfchen, wo dieſes Wort feinem gane
‚ zen Umfange nach unter die veralteten geböret, gebraucht man es
nur noch in einigen adverbifchen ——— ohne Artikel und ge⸗
melniglich im figürlichen Verſtande. 1. Ohne Artikel. Statt
haben, bewilliget, zugegen, Shrek werden können. Das
bat bier Beine Start, ann bier nicht eingeränmet,zugelaffen ,
. verfattet werden. Statt finden, in eben diefer Bedeutung, außer
welcher es aber auch noch bedeutet, vorhanden oderamög"z fenit.
Die Demurb kann nicht ohne Gefühl dev Lebe des Shopfers,
Statt ſinden, Gell. Theils mit dem Zeitworte laſſen etwas
Skatt finden laſſen, es bewilligen. Laſſen fie meine Bitte,
meine Lrmabnungen, u.f. f. Statt finden. Ein gut Wort _
findet eine gute Statt, gütliche Vorflellungen find felten obne -
Wirkung. So auch, jemandes Bitten, jemandes Ermahn un⸗
gen, Vorſtellungen Stattgeben, fie nit Einfuß auf den Willen
anbören. Jemandes Start vertreten, im Oberd. deffen Stelle,
Ehedem foate man auch, der Zufage Statt tbun, fie erfüllen. -
>Snaleichen fehr bäufig mit dem Vorworte an: an meiner Statt,
an Kindes Start, und mit Auslaffung des Vorwortes/ State
meiner, u. ſ. f. SR
2, Mit dem altenXrtichlo pofipofi tivo, in der deitten Endung «
„und mit den Vorwörtern von und zu, in den Redensarten, von
Starten geben, und zu Stetten Fommen. Don Statten ge:
ben, gefördert werden, einen auten Forigang haben. Die Ar-
beit gebt ibm gut von Starten, erarbeitet geſchickt und hurtig.
Das will mir nicht von Statten geben, nicht göiingen. Zu °
Starten Fommen, zu einer Abficht nügtich, beförderlich ſeyn. Das
Geld wird mir heute gur zu Starten kommen. Das Fam mie
zu dieſer Abſicht vortrefflich zu Statten. Dann wird ihnen
ihre Gelehr ſamkeif recht gut zu Statten Fommen. In Aichin⸗
gers Sorachlehre heißt es, von Starten und zu Starten, hätten
feinefnaloaie,und folften alfo billig als Ein Wort gefchrieben wers
den; allein die Analogie iſt unläugbar. Nicht vom Slecke kom⸗
men, das gehet ihnen zu Sur, und tanjend andere Ausdende
; find
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findeben — —— darin, TR perfon in mehr ögentlichen Berflande eineraibsfähige, weile
i Statt außer folder Redensarıen im Hochdentfipen veralter iſt. zu einer Sielle im Rathe die nöthigen Eigenschaften bar, AR
: — — CER iſt ‚Der Statthalter, des —s, plur.ut now, ling, Fämin. die
Er mag nit ſtets Pomen darvon Statthalterinn · 1.Überhaupt, eine jede Perfon, weiche einer.
Sonnder müesein mallmißrarten. . & andern Start oder Stelle vertritt, im mittiern Lat. Locifer-
Unnd im Ehomen zu vn atien, Theuerd. FR, 85. . © vator, Löcumtenss, Franz. Lieutenänt ; inwelper weir
Acnm. Schon im Zfidor, Disfeiwd und andern die Stat, bey - ‚tern Bedeutung es doch nur noch in einigen Fallen gebraucht wird..
dem Ulphilas Stad, Stads, im Angelf. Styd, Sted, im Engl. Bey dem katſeelichen Landaerichte in Schwaben heiße derjexige,
Stead, im Schw. Stad. Esift mit Stadt, vrbs, urfprünge - beudes Landrichters Stelle vertritt, defieni Statthalter. In Pom
lich ein und eben daſſelbe Wort, von weldem es erſt in den ſpä⸗ mern wird ein Verwalter quf adelichen Gütern, der des Eigeuthür
. tern Zeiten durch die Bedeutung und Schreibart: getrennt wor« mers Stelle in der Aufſicht über die öfonomifche Berwalsung vers
- den Weil dieſes Wort im Hochdentſchen nur in adverbifegeh. . tritt,und der in Meißen einsofmeiſter heißt/ Statthalter genannt;
Aue drücken gebraucht wird, fo wird es von vielen fehr uubellig mit und ſo noch in einigen andern Fällen mehr. Am üdlichſten ift es,
einenitleinen R geſchrieben, indem es durch dieſen Gebrauch wel ⸗2. in engerer und vorgüglicer Bedeutung, derjenige, welcher des
chen es mit fo vielen audern — gemrin hat, nichts von Landesherren oder der höchſten Obrigkeit Stelle in einem Lande
feinen Gerecht ſamen verhieret. 1(S,aud Anſtatt.) Statten iſt + oder in einer Prodinz vereritt, und welchen man mit anständiichen
bier nicht der Plural, der in der dritten Endung Stätten beißen Wörtern auch einen vice- Konig, "wenn die höchſtt Eandesobrigs
müßte,fondern die Endfgldeißt der w ahre Articulus poſtpoſitidus, Feitein König iſt, noch häufiger aber einen Gouverneur zu neunen
welchen ſo viele andere Hauptworter annebmen, weun fie ohnr Ars pflegt. ZumsStatthalter ließ der König hinter ibm den Sürfien
titel gebraucht werden: vonsanden Fommen, abhanden, vor: Andronicum, 2 Dacead.4,31. Im neuen Tefaınente gebraucht
handen feyn, von ‚Sand, zu jemandes Gunften fpredpen, im _ Luther dafür das noch Oberdeuiſche Lanppfleger. Dev Statt:
Sberdentſchen; befonders die auf eine: auf Erden zu Gnaden halter baden vercinigten Niederlanden befleidet eine beynahe Für ⸗·
" Fommen, und viele andere mehr, obgleich alle a von nigliche Würde, umd versritt die Stelle der General⸗Staaten im
dieſem angehängten Artitel fchweigen, einiaen Süden, befonvers im Kriege.
"Die Stätte, plur. die —n; das vorige Mort, nur init dıme Fü Anm Im Schweb: Sıaihällare, Es iſt bon Statt, Ste,
minino am Ende, der Dit, wo etwas ſtehet, oder geſtanden hat, nunud wird daher von einigen irrig Stadthalter — ——— So
die Stelle. Gott ſchloß die Stätte zu mie Sleifep,r Moſ2,21. fern ein Statthalter zum Zeichen feiner Würde in manchen Fäls
Ich gehe hin, euch die Statte zu beyeiten, Joh. 14, 2. 3. Wir “ Ten einen Stab träger, beige derfi !be in einigen Oberdeutſchen
aben hier feine bleibende: Statte Ebrr 13, ı4.. Esift inder ° Gegenden auch Stabhalter, (S:diefes Wort) Im Schwidi-
edlern und höhern Schreibatt amoüblichſten, dagegen in der ver⸗ ſchen, un Hollſteiniſchen, in Friesland u. ſ. f. iſt für Statthalter
traulichern und gemeinen Stelle gangbar iſt sauer i in den Zus auch Staller üblich, velches von vieien als eine Zufahtmengiee
; fenmenfegungen Bershätre,Byanditgrre, Wohnfl ätte,Öerispts= bung des erflern aügefehen wird, Siehe Staller. 4,
ſtätte, Schlaftratte Werkſtatte Wohnſtatte, wovon doch einige Die Statthalterey, plur.die—en. . Das einem. Statthalter
"auch Häufig mit — ſtelle gemacht werden, anvertrause Gebieth, doch nur in einigen Fällen” So find die
"Anm, Schon im ZfidorStedi,bey dem Dtifried, bey welchem Länder des Biſchofs zu Straßburg in vier Statthaltereyen adr
es auch eine Stadt bebentet, Steti, im Miederf.Stede,imAngelf. getheilet. Von ganzen Provinzem ift diefes Wort nich übliche
'Steda, Stede, - Das Niederfähfifche iſt dafeldft archt nur fhr 2, Die Wohnung, der Pallaf eines Statthalters,
Stelle hehe gaiigbaz, gehe nicht von Statte, auf der Stätte, Die Statthalterſchaft, plur die —en;die Würde ei es Statt⸗
auf derStelle; ſondern es bedeutet auch eine Bedienung, Station, halter; zuweilen auch das demſelben auvertrante Shen, y
ingleichen,Gelegenpeit,.in welchent letzteen Verſt ande auch Stry⸗ Senttlich — er, — ſte, ein von Staat, Pracht; Pomp, abſtam⸗
der State, für Belrgenheitgebraucht. Staat, Stadt, Stand, mendes Wort, 1. Prächtig koſtbar; Niederf. aatsk. Statte
Statt, Stätte uf, faſtammen insgefammt von fieben ab, ſo wie liche Kleider. Startlich gefleider feyn. Binder mir einen rech⸗
die Lat. Status, Station. f.f.von Rare, ten fhartlichen Ernsefranz, Weiße. Sin ſtattliches Sreusdenz .. -
Das Stättegeld, des —es, plur. doch nur von mehren Sum mahl, 3 Marcab. 6,3. Ein ſtattliches Geſchenk. Mine ſtattli⸗
mien, die —er, an einigen Orten, eine Abgabe, welche diejenigen, che Hochzeit, ein Rattlicheg Leich en beg angniß, ein ſtattlicher
die etwas zu verkaufen haben, fuͤr ihre Statte oder Stelle ax die Pallaft, ein Rarrlicher Titel. Senienden ſtattlich bewirthen,
Obrigkeit entrichten; das Stansgeld, Niederf. Stedegeld, wel⸗beſchenken u. ff 2, In noch. weiterm Verſtande wird es häufig
ches aber auch den Grundzins bedeutet, für oortrefflich, im hohen Grade vorzüglich überhaupt gebraucht.
— en verb,reg. act. fleben machen, flellen, ein für ſich al⸗ Ein fateliches Amt, ein anſehnliches, einträgliches. Lin ſtattli—
lein veralteres Zeirwort, welches noch bey dein Notler vorlommt, ches verſprechen. Ein ſtattlicher Prediger, Nedicus, Muſteus
der es für das nahe verwandte latuere, jo wobl im eige ilichen u ſaf. Sin ſtattlicher Mann, eine fiattliche grau, von vielen
als figürlichen Verſtande gebraucht. Wir haben es noch in den Verdienfien und Borzligen. Eine ſtattliche Rede, eine ſtattliche
. Bufammenfegungen abſtatten, betatien/ — erſtatten, Antwort. Ein ſattlicher Wein. Einen ſtattlichen Grund in
eſtatten u ſ . den Wiſſenſchaften legen, im Oberdeutſchen. Stattliche ge⸗
Statthaft/ er⸗ —eſte⸗ adj, etadv, ı. Was Statt baben, lehrte Männer, eben dkſelbſt. Stattlige aufgeweckte Gemwe
=. der finden Fann, d. i. eingeräumt, Sigeaeben, bewilliget, ingleis tber, Ds. Da es denn in noch weiseen Verſtande im Oberdeut⸗
chen gefatser werden fang im Öegenfage desunftarehaft. Dier ſehen häufig für febr, im hoben Grade gebraucht wird. Klagt
fe Einrichtung iſt nicht — —— kaun nicht angenommen wer⸗ Rateli, ſeufzt und ſchreyt, Opitz. Ich muß ja ſtattlih büßen,
dem Ein ſfatthafter Beweis. 2, Rechtebeitändig, gultig auch... ben derſe 3. Einen: guten Schein oder Auſchein habend, ſchein⸗
im Geaenfase des unſtatthaft. Kin ſtatthaftes Verfahren. bar, Unterallerley fHattlichen-Dorwänden.
Miederſ ſtede. Anm. Jide v erffen Bedeutung im Saal, ftately imSchweb,.
Anm. In beyden Bedeutungen if es in den Kanzelleyen am fätelie,im söbm. Iirtecny. Die Hochdem ſchen kennen und⸗
U ahihfien. In einigen: EEE. eine ſtatthafte gebrsisgu dieſes Wortiauch iu allen dtey Bedentuuten doch nicht
ac WB 2 No u: Sf
en A 7 a 1 (Sagen be 3 eu, A A V—
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fo bäufia als die Hbrrdentfchen, denen es überaus geläufig ift. Es
ift ohıre Zweifel von Staat, Pracht, Pomp, und viele gemeine
Mundarten ſprechen es auch fehr richtig faarlich aus, Nicderf.
ſtautsk. Indeſſen ift im Hoch und Oberdeutſchen die kurze Aus⸗
ſprache des a und die Verdoppelung des folgenden Mitlauters die
gewöhnlichſte, auf welche Art es denn auch am bäufigften geſchrie⸗
ben wird. Das Hanptwort die Stattlichkeit iſt im Hochdeut ſchen
felten, im Oberdeutſchen aber gewöhnlicher. :
Die Statüe, drepfolbig, plur. die —n, eine: jede in erhabener
Arbeit und abgefondert adgebildere menfchliche oder. thierifche Fi⸗
gur ‚im eigentlichfien Verftande, fo fern ſie ſtehend vorgeftellet
rd, in weiterm aber auch in jeder andern Stellung; die Bild-
fäule, das Standbild, weldjes leßtere doch nicht fo gewöhnlich
ift. Eine Statue von Holz, Marmor; Gyps ‚Metall u, f.f. Es
iſt zunächft aus dem Franzöf. Statue, deſſenn Ausſprache auch im
Hochdeutſchen beybehalten wird, Jui Oderdeutſchen hingegen folgt
man dem Lateiniſchen Statua, und ſpricht und ſchreibt daſelbſt
Staͤtua, Stätue, nach welchem Muſter auch Gellert fang:
Ihr ſeht bier Statuen vor euren Augen ſtehn.
Die Statur, plur. die—en, ans dem Lat. Statura, die Leibes⸗
größe, beſonders in Anſehung der Länge, doch ohne das Verhält⸗
niß derſelben gegen die Dicke auszuſchließen. Lin Menſch von
guter Starur, von gutem Wuchfe. Line lange Starur.
Das Statüt, des—es, plur. die—en, aus dem Zatein. Statu-
tum, ein Geſetz, welches einer Stadt, oder einer bürgerlichen Ge⸗
ſellſchaft gegeben, oder vonderfelben ſelbſt gemacht worden, Die
Statuten einer Stadt, die Stadtgeſetze; cheden die Willfübr,
uff. Die Statuten einer Innung, einer Zunft, eines Hand
werkes. 7
Der Staub, des — es, plur. car. ein Eollectivum, mehrere ſo
fehr zert inte Theile eines trockneng Körpers zu begeichnen, daß fie
zwifcheffden Fingern unfühlbar find, und ſich leicht von der Luft
und dem Winde erheben laſſen. 1. 3m weiseften Verſtande. Mo:
ſes machte das gegoffeneRalb sußtaub,5 Mof. 9,2 1,wofür doch.
jegt fo wie in andern ähnlichen Fällen Pulver üblicherift, Wenn
Staub in diefem weiteren Berftande allein ſtehet, fo verſtehet man
darunter gemeiniglich die zarten unfühlbaren Theile, welche ſich
von allen Körpern abreiben, ſich in der Luft erheben, und ſich wies
der anf andere Dinge legen’. Voller Staub feyn. Den Staub
abkehren, ausflopfen. Näbher beſtimmet man einen folchen zer-
Fleinten Körper durch die Zuſammen fegung : Roblenftaub, Mehl⸗
Raub, Spreufiaub, Mühlenftaub, Biumenfiaub, Seiiftaub, der
diefen Rahmen doch nur uneigentlich fübree u. ff. 2. Inengerer
Bedeutung ift der Staub zn unfühldaren Theilen zerkleinte Erde,
oder Sand, welche fich leicht in der Zufe erbeben, Lin großer,
dicker Staub: Ss erbeber fihein Staub. Der Wind erbe-
bet den Staub. Staub machen, erregen, diefe zarten Theile
in die Luft treiben. Ich erwartete nicht, daß fie den Staub,
den fie mit den Sußen auffloßen,. für Wolfen ausneben’ wiirz
"den, Weiße, Jemanden Staub in die Augen freuen, figür⸗
lich, ihm ertvas Falſches vorbilden, um ihn zu hintergehen. Ich
weiß, daß er ſich albern ftelle, um ihr Staub in die Augen zu
werfen, Weiße. Befonders gebraucht man eg in verſchiedenen
figürlichen Redensarten, den Standder tiefſten Niedrigfeit, der
Demuth zu bezeichnen. Im Staube Liegen, iu der ticfften
Miedrigkeit. Femanden aus dem Staube erheben, hervor
Ziehen. '
Denn finft der fihwache Henker, den Srevelthat und
Glück,
vom beſſer aus dem) Staub’ erhoben hatte, in feinen
- | Steub zur uck, Duſch.
Er
iefſte Niedrigfeit verlegen. Ich trat dein zitterndes Alier
Brawe. Sich im Staube krummen, im der tiefften Demuth,
& £ \ E Teens ir. x
.3. Man bar von diefem Worte auch das Dimmur. Stäubchen
Begriffe, da es einäusdeu eines ſtumpfen und dumpfigenStoßrs-
‚ pierte, daß es ſtaubte.
” I ra a ar | x
ER,
0
EN ar RE ER
Sen Staub treten, auf das verächtlichke behandeln, in die
in den Staub der Dürfrigkeie und Verachtung nieder, yon
Riedrigkeit, 7 24.00.06
Und fiebft, wie ich der Stolz _
- Der Tyranneyim blurgen Staube Frumme; Weiße, '
Inder höhern Schreibart gebraucht man es auch häufig figürlich
für Erde beſonders wenn deren ®:rächtlichkeit oder Verganglich⸗
keit zugleich mit bezeichnet werden ſoll. ER } Yin
AUnſterdlich, doch des Todes Raub, A
Sind wir halb Engel und halb Staub, Cron.
andim Oberdeutfehen und der edlern Schreibart der Hochdent ·
ſchen Stäublein, welches aber nicht eolleetive, ſondern individua⸗
liter gebraucht wird, einen eiuzigen ſolchen unfühlbaren Sheit-zw
bezeichnen. Be ih mir ein Staublein in dag Auge gefommen,
Das Sonnenftäublein.. Welches Wort deun auch für einuns
merklich Weniges gebraucht wird. Nicht ein Stäublein, nicht
das geringfie. Lin Stäublein Salz, ſehr ivenig. Aus dem Friſch
erhellet, daß Staub, Niederf. Stoff, cheden auf eben diefe Are
gebraucht worden. . — x.
- Anm, Bey dem Ufphilas Stub, Stubjus, bey dem Notker
Stoub, bey eben demſelben aber auch daz Stuppo, Dirfried
Stubbi, Willer. Stuppe, (welches vermurblich ein Iuteufioum
von Staub ift,J im wiwlern Lat. Eltopa, im Rieder. Stoff, im
Din, Stof, im Schwed. Stoft, Stybbe, Martinius, Junius
und Friſch leiten es von dem Griech zißew, mitden Füßen ſtam⸗
pfen, ber, weil dadurch der Stand erhoben wird, Wachter no
unmwabrfcheinlicher Von @modag, Aſche. Das Griech· außen, kann
mit feinenBerwandsen ftauperufiampfen, ſtapfen u. (. frallerdings
als das Stammivort.angefeben werden, doch in demaligemeinften
if, vermittelfi deffen Körper zermalmet und zu Staub verwandelt
werden ; wenn anders nicht die Erhebung in die Luft der Stamm⸗
begeiff ifi.(S.Stauben, Stäuben und Stieben.) Ohne Ziſchlaut
iftim Isländ. Dupt, und Schwed. Doft, ter Stand, ©. Duft,
rl 3 u at N Bahn in Te
—
a N *
Eat af. um ni Ela and en in 5 a.
aa a a 2
j
und mit einem andern Endlaute im Nieder, Duft, Angelf, uud 7
— 1
Enol. Duft. —
Das Staubbehältniß, des — es, plur. die—e, S. Staub⸗
beutel. RENT,
Der Staubbefen, S Staupbefen. nd er
Der Staubbeutel, des—s, plur, ut.nom. fing, in der Pflans
zentunde der Reuern, kleine mehreiubeils gerärbte Köpfe in den
Blumen und, Blürhen, welche aufden Staubfäsen beivftiger find,
in ihren innerm Behälsniffen oder Färhern den befruchtenden Blu⸗
menſt aub enthalten, und das Merfmahl männlicher Blumen
find ; Antherae, bey einigen Sraubfächer, Staubbebäleuf,
Der Staubboden,des—s, plur. die -—böden, einekreturs
E
2
J
;
ne Bühne oben unzer dem Boden in den Mahimühlen, den Mehl⸗
ſtaub darin aufgufaugen.
Der Staubbrand,des—es, plur.car. eine Art fchädlicbenBran» |
des an dein Weisen, welcher auch der Steinbrand genannt wird,
weil er ſich in einer fo lockern Schale befinde, daß fir unter dem -
Dreſchen zerreißt, und wie Staub in der Scheuer berum flirget,
Stauben, verb. reg. neutr, welches das Hülfewort haben er⸗
fordert aber nur unperfünlich gebraucht witd Staub von fihgen
2
ben, voller Staub ſeyn. Es ſtaubt in der-Mühle. Er galop-
Unm, Riederf. ſtuven. Es iſt das: Neutrum des folgenden
Activi ſtauben, und von dem irreanlären fiicben, welches aber np
inmweiterer Bedeulung üblich if, nur inder Mundart ver ſchirde n
w.
NN i
* F far * Er t ur u 3
Ne. 2
> Sndeffen werden Ruben ad fäuben, in den gemeinen Sprechar ·
gen von alten Zren ait ſebe boufig verwech ſelt. So beißt es auch
2 Mofe 9,9. Moſe ſprenge den Ruf gen Himmel, daß über
5 ganz Eayptenland fläube. \ *
Stauben, verb, reg. act. welches die thätige Gattung des do⸗
* er ——— — erregen, Rieder ſ. ſtuven, im Oberd.
ſauben. Staube nicht ſo. Bey den Jagern ſtauben oder ſtau⸗
ben, dir wilden Hübner, wenn ſie fich im Sande baden, 2. Als
Staub fireuen, einen in Staubverwandelsen Körper irenen, Mo⸗
ſe zermalmete das goldene Kalb zu Pulver und ſtaubte es aufs
Waller, 2 Mof. 32,20. Kin wenig Pfeffer auf die Speife
FHäuden. Gefläubte Tapeten, auf welche fehr fein gehackte Wolle
ober Seide gefläubet wird, Ju weiterer over ftgürlicher Bedeutung
Rauben bey den Jägern die Seldhühner, wenn fie ihren Koch
won ſich geben, wo es aber auch ftieben und üben Tauter, 3. Yon
- dem Staube reinigen, Niederſ. Föpen, wo man es oft für ab»
.- Köuben und ausſt auben, gebraucht. Ein Zimmer fäuben.
- Das Getreide ſtauben, im der Landwirthſchaft, es durch Schwin⸗
+ gen don dem Staube reinigen. Die Betten ſtäuben, die Federn
mit einen Flederwifde in Bewegung bringen, ſo daß die taugli-
eben auffticden, die untanglichen aber liegen bleiben.‘ So auch das
Stäuben. RS
Anm. Bey dem Notker Rouben, für freuen , in dern alten
Fragmente auf Carln den Großen bey demöchilter lieven, wel-
des jetzt nur als ein Neutrum üblich if, -bep den Krainerifhen
‚Wenden [htupan,ic treue. S. Stieben und Stänbern.
Der Stäuber, des—s, plur.-ut nom, Ting. ı. Bon fäuben,
eine Perſon, welche ftäuber, beſonders in einigen Gegenden, eine
Perſon, welcheein Geſchäft daraus macht, die Betten für ans
dere zu ſtãuben und auszufßßopfen. Inaleichen, ein Werkzeug, da⸗
mit zu ſtauben, d. i, von dent Staube zu reinigen, ein Flederwiſch,
MBedeln.f.f, am häufi gſten in Riederfachfen, 2. Eiw Art kleiner
‘ Hunde, welche dazu adgerichtet find, das Wild aufzuſtaubern,
di. duch ihr Bellen aus ſeilnen Schlupfwinkeln zu treiben, in den
gemeinen Sprecharten ein Stöder, Niederf. Seöver, Schwed.
7 Stöfvare, welches letztere einen Spürhund bedeutet. Nicht wie
Feriſch will, weil et das Wild, wie der Wind den Staub, wegblä-
Feb, noch wie Ihre vermuther, weil er es mir derRafe in demStan-
be aufſuchet, fondern mit dem folgenden aus einer Duelle,
© Stäubern,verb. reg.act.et neutr, welches nur in ben gemeinen
Spgrecarten üblich ift. 2. Stieben machen, als ein Iter ativum
"von ſtauben, wo es nur im einigen Gegenden üblich ift, und
Auch Höbern lantet. Das Haus ſtaubern oder auskaubern, von
bdem Staube veinigen. Noch mehein weiterm Verſtande, auf:
- lieben — d.i. auf- und fortireiben, über Hals und Kopf
“ fortjagen. So ſtäubert der Sräuber das Wild auf. Ih
vwill ihn Häubern, er ſoll an mich gedenken. Jemanden zum
Haufe hinaus ſtaubern. 2, Begierig fuchen, -.m gemeinen
Seben und im verächtlichen Verſtande; als ein Neutrum mit
dem Hülfsworte haben. Im Saufe berum Häubern. Etwas
7, aufkäubern, aufjagen, auftreiben. So and sag Stäubern.
>. Arm. In einigen Gegenden, befonders inder erſten Bedeutung
and faupern (intenfive) und fisbern, im Niederf. fövern. Es
if ein Zterativum von Fäuben, und ſcheint in der Bedeutung des
Aufja geus eine Dnomatopdie eines Lautes zu ſeyn welcher mit
dem, welchen Staub nachahmet, Einer Art if, Im Griech. ift
= gißeven, gleichfalls ſuchen auffuchen,
Die Srauberde, plur. dos) nur -von mehrern Arten, dien,
diejenige, Erde, welche ſich, wenn fie trocken wird, gern -in Staub
gerwandelt, und welches die auch ſonſt ſo genannte Mohrerde if,
at da a —
u a ir N u ar DD,
Er m }
J welche im naſſen Zuſtande eine ſchwarze Zarbe hat.
*
*
a a 3
Das Staubfäh, des—es, plur. die — facher,
beutel.
Der Staubfaden, des —s, plur. die —fäden, in den Blumen
der Gewächſe, ein Faden ähnlicher Theil, welcher den Staubbeu⸗
telträgt, Famentum L.
Die Staubfüdern, ling. inuf. in einigen Gegenden, ein Rahme
der Slaumfesern, weilfie bey der geringſten Bewegung der Luft
in die Hödr ſtieben. .
Das Staubgefäß, des—es, plur. die —e, diejenigen Örfäge
inden Blumen der Pflanzen, welche den Blumenſtaub enthalten.
der Staubbeutel, x
Das Stanbbaar, des—es, plur. inuf. oder die Sraubhaarr
‚fing. inuf. in einigen Gegenden ein Nabme yder zarten
weichen erfen Barthaare des männlichen Gefchlechres‘; Kies
derf, Stofhaar, vermuthlih wegen ihrer Üpnlichkeit mit den
Siaubfedern.
Staubig er, —feradj. et adv. Staub entbaltend. Lin hau-
biger Tiſch Haubige Bücher, Esift fehr Häubin, wen ;
ſtaubt. Riederf. ſtoverig. g, wenn es ſehr
*
3ꝛ0
S. Sranb:
‚Der Staubfüfer, des — s, plur.ut nom, fing. eine Xrt Kã⸗
fer, welche mit einem feinen Staube beſtreut zu ſeyn fheint ;Sca-
rabaeus pulverulentusL, 3
Der Staubtamm, des— es, plur. "die — Fämme,
Kammmachern, ein Kamm, deſſen Zahne ſehr nade beyſammen ſte⸗
hen, um damit den in Staub verwandelten Schweiß, Puder uff.
wegzubringen. ©. Staubzeug. ;
Die Staublauwine, inder Schiweis, S. Lauwine,
Die Staublaus, plur. die— laufe. 1. Eine Art fehr Heiner
Kopflänfe, welche fo Flein wir "Staub, und derinutblich die junge
Brut der gewöhnlichen find. 2. Bey einigen wird anch die Papier⸗
laus, welche ſo klein iſt, daß man ſie kaum mit den bloßen Augen
entdecken kaun, Termes pulfatorium L, die Spaublaus ge⸗
nannt. ER I,
Das Staubm hl, des—es, plur. car. in den Mühlen dass
jenige flüchtige Mehl, welches im Mahlen in Geſtalt deß Staubes
aufſtiebet/ und auch lugmehl und Mehlſtaub genannt wird,
Die Staubperle, plur. sie—n, im Perlenhandel, die geringfke
und kleinſte Art Perlen, weldye gemeiniglich nur zur Arzeney ger
braucht wird. Samenperle, Lorbperle, _
Der Staubregen, dee—s, plur. utnom, fing. rin ſehr zar⸗
ter Regen, deſſen Tropfen dem Staube gleichen, Er erfolget,
wwenn die ungere Luft fehr dicht und dick jff, Niederſ. Stofregen,
Sabberegen,‚Smudbderregen, in Schwaben und in der Schweiz
Staubeten.
Die Staubſäge, plur. die —n, S. Staubzeug.
Der Staubfand, des —es, plur. car, ein zarter feiner Sand,
deſſen Körner dein Staube gleichen, daher auch leicht wie Staub,
in die Höhe ſteigen. N
Der Staubfhywamm, des—es, plur. die — ſchwamme, eine
Art faſt kugelrunder Schwämme, welche mit einem feinen Samen⸗
ſtaube augefüllet find, welcher, wenn der Schwamm auffpringet,
indie Luft fäuber; Lycoperdon L, &s gehören dahin die
Trüffel, der Sternfhwanım nebſt noch einigen andern,befonders
aber der Bofiſt.
Das Staubfieb, des es, plur. die — e, in der Hauswirth⸗
ſchaft, ein ſehr enges Sieb, den Staub damit won dem Getreide
abzufondern. ae 3 \
Die Staubfpinne, plur. die —n die gewöhnliche Stuben fpinne,
deren Gewebe gemeiniglich mit Staub bedeckt if}; die Behrig-
fpinne, ;
Der
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Der Staubwig, des —es, plur. die —e, in der Botanik der dämpftes, in einem berjchloffenen Gefügelangfamgefochtes, Se
Neuern, gewiffe Speile in den weiblichen Blüthen, welche ans | auch das Stauchen und zuweilen die Stauhung.
dem Fruchtknoten entfpringen, ſich in eine Spigeendigen, den Anm. Km Niederfächfifchen und einigen —— —
Blumenftaub empfangen, und dadurch befruchtet werden; Pi · ¶ Mimdarten lautet dieſes Wort ohne Hauchlant fiauen, Engl.to-
ſtillum, bey einigen dev Srämpel. fiow. Es ah met den mit die ſer Handluug verbundenen Laut ge - -
Das Staubzeug, des—es, plur. die —e, bey den Kommma- nau nach, welcher Laut demjenigen ähnlich ift, welchen mit andern
chern, eine Säge mie zwey Blättern, die Zähne in den Staub: Endlauten die Zeitwörter ſtaben, ftapfen, ſtammen, fiampfen,
Firmen damit einzufchneiden; die Staubſage. Siehe Staub⸗ flopfenu.f. fr und ohne Zifchlant, tauchen, ducken n.f.f.aus
Tamm. : ; — — —— welche er *
uch, des —es, plur. die —e, ein nicht überall befanntegs al urt un ick find, ſo wird nad einer gewöhnlichen Figur
Peer den Mafermühlen fagt man, das Radgebeim. nmancen Fällen die ſer Begriff allein der herrſchende. (Siebe
Seauch oder auch adverbifch, es gehe Hau, wenn das Wafler Stau, Sad, Stück u. ſ. f. Der Begriff eines Hanfens grüns
F fo groß-geiworden, daß das Rad’ nur fehiper berum geben Tann der füch auf eine ähnliche Figur, wohin auch dick, Deich, in der Be⸗
\
und von dent Waffer gleichfam geffauchet wird; MNiederf, Sram. Peitung eines Dammes, u. (.f. gehören. ——
Es hat in diefer Bedentung da es eigentlich einen Zuſtaud brzeich⸗ Der Staucyer, des —s, plur. ut aom. fing, in Schwaben, ein- =
net, feinen Plural. 2; Im Dberdeusfchen it Stau) oder Stau⸗ Muf,S.Stauh fa ———
cher, ein Muff, befonders ein furzer enger Muff, der daſelbſt auch Die Stau hzange ; olu —— Be — ——
"ein Seug; ein Spliefer genannt wird. Eben dafılbft werben &Ycr Zange, vermutplich das Stangeneifen damitzu fauchen, ©,
auch die Ärmel, ingleichen eine Art — ass re den: diefes Wort, i - * BE
Kopf fiedt, Stauche genannt. wovon Friſch einige Beyſpiele as · Die Seguse, plur. die —n, Dimimut. zus Ds
führet welcher es in dieſer Bedeutung von teen, flechen, in eis — 6 ee em das Stauden, Oberd.
2 a Shape ei zunächft von dem Zeitworte
nigen Mundarten ſtauchen ‚ableitet, weil man die Hände, Arme fieben, in welder Vedentung «doch nur ineirigen Rä R
- , “ 2 g es doch nur imeiigen Fällen von
„und den Kopf darein ſteckt. Es kann aber auch die ſtumpfe abge⸗ —— . me,
. Proften oder Sänfenüblich iſt. So werden in den Papiermühlen
flugte'Gefkaft, um deren Willen ein folcber Duff dajelbft auh —yie reinen Säuten,in und wifchen welchen die Schwingen geben,
—— G. Stauchen 2 —
kei Seutz beißt, der Orund der — — — — Stauden genannt, ‚(S. Hinterflaude, vorderſtaude.) Bey an⸗
and das folgende.) Im mittleren atein. iſt BEER, dern Handiverfern beißt eine folche Fieine- Säule eine Strudel. »-
gium, ein Behältniß, Franz. Etui. — 2. Eine Art Gewächſe, welche einen vielfachen Stamm oder
Die Stauche, plur. sie—n, gleichfalls nur in einigen Gegenden, Stängel augder Wurzel treiben, wo es (2) int weiteften DVerfkate
In ein igen Hochdeutſchen Gegenden find die Stauchen Feine Bür Ye zuweilen von allen Pflanzen oder Gewächfen diefer Ari ger
ſchel oder Bündel Flachs, in welchen derfeibe, wen er ausder Braucht wird; melde nicht SieB Ein, (enbern ——
Roſte genommen worden, zum Trocknen aufgeſetzet wird; in einie treiben, uud welche man zum Ihuteefohiebeoon bentolecnden and
gen Gegenden werden fie Bofen genannt, Niederf. Bord, weiches -— wohl Stausengewächfe nennt, Indiefem Berflande ilz.B.die
mit Buſch, Büfchel Eines Geſchlechtes zu ſeyn ſcheinet. Stau: Mielke eine Staude oder ein Srandengewächs, obgleich biervon,fe
eben beißen fie, entweder, weilnran ſolche Büfchel, indem man fie © wievon einigen andern das Wort Stock üblicyerift. (S, Stau:
bindet,anf die Erde taucher,oder anch fo fern Stauche überhaupt Zentzerſte Staudenkorn / Benauden) (2) In etwas engerer Ber
etwas Kurzes nnd Mies bedeutet, da t# denn BES, An dinfungift die Staude, ode’ zum Uuterſchiede von dem folgendeit,
Klotz, Sumpf, nabe verwandt iſt. Das Niederf, Stufe, welches das Staudengewächs, ein ſolches Gewächs mit mebrern, genieis
von Stauche nur in der Mundart verſchieden ift, hedeutet einen niglich bolzartigen Stämmen, weiche im Herbſte über der Wurzel
" Haufen, oder ein jedes Bündel, Kine Stute oder Staude verdorren, im Früblinge aber wieder ausſchlagen; Sutfrutex. ·
Torf, ein Haufe Torf von ſechs Stücken. i —— (3) 2 —— und — find —
‚ verb.reg. act. melches eigentlich eine Onomatopðie wachſe mir mehrern holzigen Stämmen, welche im Herbſte nicht
a ae — hauchenden Laut nachahmet, welcher ente © abſterben ſondern fortdauern; Frutex. In dieſem and dent vori⸗
Rebe, wenn man einen kurzen diefen weichen Körper gegen einen gen Verſtande find die Stauden das Mittel zwiſchen den größern
Harten, oder einen folchen feſten gegen einen weichen ſtößet. 1. -undnuemit Einem Stammeverfehenen Baumen,und den eigehts
gentlich. Jemanden-mir- dem Sihtern gegen die Wand haus — et a — einen —
Sich die Sand, den Zuß verſtauchen. Waaren in ein ngel haben. Die Hafelfiaude, Brom beerſtaude, ßzohlunder⸗
* in ein Sa Rauchen, fie feſt zufammen fegen, mit den Fü⸗ faude, Wach holderſtaude uff. Staude und Strauch werden oft
Ben in ein Faß treten; Niederſ. Nauen. Die Schmiede ſtauchen als gleich bedeutend gebraucht, fie find aber verfchieden, Nach g
“ein Stüd Kifen, wenn fie daſſelbe glühend = ba ber —— Ar — —5 a. F
mieden, ſo doß es kurzer und dicker werde. Daher iſt im g⸗ ‚Stauden, bie übrigen aber Sträucher genannt. Allein der wahre
I eine Axt ſtauchen, ſie ausſchmieden. Fignrlich. 6 Den Unterfehied feiner in andern Umftänden zu liegen, Denn ı. iſt r
ganf Rauchen, in der Landwirthſchaft einiger Gegenden, 38 ° Staude der Riederdentſchen Mundart unbefaunt, welche alles 3
Hherfackfens, ibn, wenn er geranfet worden, in feine Häufchen Strauch nennet; dagegen das erſtere mehr der Ober deutſchen
zufammen lehuen, damit er trockne; Hiederfähf. Hufen, von Mundart, und ans diefer der edlern und anftäudigern Schreibart |
J
ws
Ba RE RR Pe cin HE RE N
Stufe, eine Stauche, ein Haufe, Bündel. Den Llachs ftaus der Hoch deuiſchen eigen ift, daher. man auch in der höhern Schreibe ⸗
&ben,ihn nach dent Röſten in ähnliche Dündebauffegen. (Siehe art lieber Dornftaude als Dornſtrauch ſagt. 2 ——
Stauche.) Das Waſſer wird geffaucyer „ wenn man deſſen Strauch eine mehr oerworrene Lage der Stämme urd Zieige,fe 5
. Kbftuß hindert, und es dadurch zufie; welen macht; Rammen, wie das gleichfalls nur iur gemeinen Leben übliche Buſch eing mit
Niederf. Kitten, Bel. lkuare. Einen Sau, einen Bad ſtau⸗ febe viefen nahe an einander ſteheuden orer dick brlanbten Gräitte }
Gen. (3) Au den Küchen eininer Gegenden ift ftauchen ſo viel men verſchene Staude bezeichnet. Und uin deß willen ift Dorn:
als yaınpfen, Niederf. köfen, ſor en. Geftauchtes Sleifh, ge ſtrauch Ablicher als Bornſtaude. In manchen Fällen iſt nr *
to
— — allein, FR mit ae gleich ſeht PRO PR
Roſenſtock und Aoſent aude, Weinſtock, aber nicht wein⸗
Raabe. Re;
Anm. An deröehen Bedeutung ſtammet es mit Staat, Statt;
Stock invielen Fällen mit Staude gleich bedeutend if, fo ſcheiuet
Kr mäßige kleinliche Beſchaffenheit der Stämme ausdruckt.
te Staudelbeere, plur, die —n, ©. Seidelbeese 1.
er Staudenapfel, des —s, plur. die —apfel, eine Art
undz wergäpfel, und weil ſie am früheſten reifen, Johannis apfel
deißen.
De Staudengirfte, plur. inuf. eine Art zweyzeiliger Sommer-
gerſte, welche ſich in einem ſchweren uud feuchten Boden fehr be:
Hauder, di. — Halme treibt. Sie wird auch Blate gerſte
genannt, * J
"Das Staubengew, 58, des eg, plur: die —e. 1.Eine&taur
> de, ein Geivächg, es eine Staude genannt zu werden verdie⸗
ner. 2. Ein ®r eich, weldjes einer Staude nur ahnlich ift, ©
Staude 2 (1) (2),
"Der Staudenhopfen, des —s, car. ein Nahme des wil⸗
den Hopfens, vermuthlich, weil er in den Heden und in den Ge⸗
fräuchen wächfet, und ich) an die Stauden anranfet; Hedenbo:-
pfen, Rafenhopfen, Deidenhopfen.
Das Staudenkorn, des —es, plur. car. eine Art Korn oder
Rockens, welcher mebrere Halme aus Einer Wurgel treibet, und
and daher das Anfehen einer Staude hat; in Niederfahfen Stau:
denrocken, in Meißen Stollforn.
Der Staudenfhnasper,des —s,plur. utnom. fing. in Ober»
ſachſen, ein kleiner Bogel von der Größe einer Hanfmeife, wel⸗
cher einem Rochichichen aleicht, und wohl auch zn die ſem Ge⸗
ſchlechte geböret,. Er läßt fich fchon im März aufden Gipfeln der
Stauden feben, wo er nad) dem Gewürm ſchnappet, und heiten ;
in denſelben auf und nahe über der Erde.
Stauen,®. Saucen.
Der Stauf, Ses—es, plur. — Diminnt, das Stäuflein,
ein im Hochdentſchen unbekanntes und nur im Oberdeutſchen gang⸗
bares Wort, ein Gefäß bon einem gewiſſen Umfange ingleichen ei⸗
nenBecher, einen Kelch zu bezeichnen, Gemeiniglich if ts ein Maß
flüffraer Dinge, welches mit unfern Stübehen fo wohl dem körper⸗
lichen Inhalte, als der Abſtammung nach, genan.überein kommt,
und in einigen Niederdeutfchen Gegenden Stoff lantet; bey dein
Notker Stouph, Schwed, Stop, Isländ, Sıaupa, Angelfühf.
.Stoppa. ©, Friſcheus Wörterbuch und unten Srübayen:
Staunen, verb.reg.neutr, welches das Hülfswort haben erfors
dert, vor Berwunderung gleich ſam ſtumm, unbeweglich da ſte⸗
"ben, da es denn zur Bigeichnung des höchſten Grades der Vers
wunderung gebraucht wird, Es ift ein altes Deutſches Port, wel⸗
. ches für ſich allein im Hochdeutſchen veraltet if im Dberdeuts
*
ge ſchen aber gangbar geblieben,
Du ſtaunſt; es regt fich Seine Tugend, Sell,
k Rach dem Veyſpiele Hallers und einiger anderer neuerer Schwei⸗
„eriſcher Schriftficller, iſt es auch von den Hochdentſchen in der
höhern Sihreibart wieder eingeführet worden, da man es bisher
in diefer Mundart nur in dem zufammen geſetzten Erſt aunen
kannte. S. daſſelbe, ingleichen Antaunen. =
— Anm. Auch im Engliſchen iſt unned, betäubt, und Stun-
vwing das Betãuben. Friſch leiter bag Deutfche von-&tein ber,alg
wenn e8 eigentlich vor Berwunderung verfeinert werden, bedeus
tere, Allein man muß den Urſprung allem Anſehen nach höher _
3 Stätte u. ff. unfreitig von ſtehen ab. Inder zweyten Bedeutung
iſt der Stammbegriff nicht ſo deutlich. Wennman erwäger, daß
es daß es zunäch i, entweder den Umfang in der Dicke, oder auch
es Baum eine Stande bleibt, daber fie auch Sedenäpfel, _
Te u 14 -
„fuchen, Die Endſylbe —nen iſt bey den Zeitwörtern in den mel⸗
fen Fällen sin Zeichen eines Intenſtoi; das Stammmwort müßıe
alſo ſtauen gelautet haben, wovon ſtauenen, zufammen gezogen,
ſtaunen, geworden. Stauen, oder Oberd. ſtauchen drückt zwar
beutiges Tages feinen eigenen Laut und Begriff aus, iſt aber auch
ſebr nabe mit Heben verwandt, und Farn auch unbeweglich da fie»
ben und da fichen machen, bedeuten, welcher Begriff mir dem
Staunen unfkreitiaverbunden iſt. (SG; auch Erflaunen.) Das
Srans. tonner, ehedem eftonner, iff genau damit versnndt,
- Der Staupbefen, des —s, plur. ut nom. fing. ein Befen, dit.
große Ruthe, einen Mifferhäte® damit zu fäupen, in welchem
Verſtande es noch die große Ruthe bedeutet, mit welcher gewiſſe
Verbrecher von „dem Henker öffentlich aus geſtrichen werben,
Den Staupbefen befominen. | Zum Staupbefen verurrheilee
werden. ——
Anm. Beſen wurde ehedem mebrmahls von einer Ruthe ger
braucht, (S. dieſes Wort) Die Schreibart Staubbeſen iſt der
Abſtammung völlig zuwider.
1, Die Stause, plur, doch nur von wa Arten, die —n, ein
nur in einigen Gegenden liches Wort, eine anftedende Kranf«
beit, eine Seuche zu bezeichnen. Die Staupe befommen,die herr⸗
fcheude anfterfende Krankheit, Die Viehflaupe, die Viebſeuche.
In engerer Bedentung iſt in einigen Gegenden die Staupe, eine
anſteckende Krankheit der Schafe, da fie den Taumel, und hernach
den Durchfall bekommen, und plötzlich ſterben. (©. Blurfieupe.)
Friſch ſiehet dieſes Wort als eine Figur des folgenden an, fo daf
es jede Laudplage oder Plage bedeuten würde, Allein es ſcheinet
woblein eigenes und verſchiedenes Wort zu ſeyn, obgleich deſſen
Stanm begriff ſo deutlich noch nicht iſt.
2. Die Staupe, plür. die —n. ı.Cine Ruthe, beſonders eitte
große Ruthe, jemanden damit zu ftäaupen. Ich babe dich ge—
ſchlagen — mit unbarmberziger Staupe, Jers30,»4. de
manden die Staupe geben. Im Hochdeurfehen ift es in diefer
Bedeutung veralser, wo man es 2,nucfirStaupenfchlag, d. i.
die Strafe der öffentl ichen Zücht igung mit einer großen Ruthe ges
braucht, und zwar ohne Plural, und in der dem Anſcheine nach
fondrrdaren R. U, Femansen zur Staupe ſchlagen, d..i. ihn den
Staupdefen geben, ibn oͤffentlich Näupen, welche R. A. noch in
den Gerichten gaugbar ift, und Niederdentſchen Urforunges zu
feyn ſcheinet, wenigftens in die ſer Mundart ſchon ſehr alt iſt. Nie⸗
derſ. Stupe.
Stäupen, verbireg. act. mit Ruthen freichen. Er ‚fäuper
aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt, Ebr. 12, 6. Ein
ind ſtaupen. Beſo ders, Sfientlid) mit Ruthen fireichen, wie
ned jegt zur Strafe geiviffer Verbrecher geſchiehet. Ich bin drey
"Mahl geftäupet worden, 2 Cor. 11,3, Etliche ſtäupeten fie,
Marc. 22,5; und foin andern Stellen mehr, wo es auch zuwri⸗
Ten figürlich für züchtigen, ſtrafen überhanpt gebrandıt wird. Es
if deiner Bos heit Schuld, daß du ſo geft upet wirft, Jer. 2,19.
Es feiner in Oberdeutſchen am gangbarſten zu fenıt, und Dir
im Hochdeutſchen nur noch inder edlern und anfländigern@chreibe
‚art gebraucht, dagegen imgemeihen Leben die Ausdrikke, die Rus
be Heben. von Kindern, "und von der öffentlichen Strafe diefer
Art an arobe Verbrecher, den Staupbefen geben, ‚zur Staupe
ſchlagen, mit Rutben fireichen oder ausftreichen, üblicher find,
So auch das Stäupen und die Stäupung.
Anm. Im Niederf.ftupen,Bolländ.tuypen, Schiwet.fu PA,
Xstönd.heypa. Dev Begriff des Schlagen, Haueng ift obne
Zweifel der herrſchende, der bier urfprünglich durch eine Dinonias
topdie ausgedruckt worden, und in fofern iſt es auch mit Er
ertwandt, ob dieſes gleich. micht eigentlich ein Werfzrug zum
Schlagen bebeutet,ingleichen mirdem Niedetſ. deffen gui Fänften
— ſchlagen
£ 315
TIEREN SEEN,
Be Be
ſchlagen Sem Böhmifchen Staupa, ein S:ärupel, Sibhel OR
Griech. rurrem, ur fHlazen u.a. m. |
Der Staupenſch ag des — es, plur. Car.die Handfung und
Strafe, da ein Verbercher öffentl ih — aeſvia
gen, oder mit Narben geftrichen wird
Stäupern, ©. Stäubern.
Der Stechapfel, des —s, plur. die — Apfel, eigenstich bie mit
- Stachel beſetzte üpfelföcmige Feucht eines gewwiffen Gewächies,
und in weiterer und gewähnlicherer Bedeutung, doch ohne Pural
auch diefe Pflauzefelöfi, Datura L. und befonders deffen Da-
tura Stramonium, Es iſt eigentlich in Amerika einbeimifch,
wird aber jest in allen Gärten Europens augrftoffen, und von eis
nigen auch Igelskopf, Stachelnuß Rauch apfel und Sliegenfraue
genaunt, vieleicht, weil man wit diefem gifligen Gewächfe die
- Fliegen vergiften Fan,
Die Stechbahn piur. die—en, die Bahn, das iſt, der lange welche geſtochen wird, ſtehet in der vierten Eudung.
ebene Platz, wo man mit Lanzen zur Luſt nach einem aufgeſetzteu
Ziele ſticht; der Stechplag. ;
Der Steypbaum, seh —e3, plur. Sie — baume, ©, Step: -
palme,
Die Stechbeere, plur. die—n, in einigen Gegenden ein Nah⸗
me des Rellevhalfes, Daphas Mezereum L, welder auh
Brennwurz genannt wird.
Der Stepbeutel,des—s, plur. ut nom. fing. bey denHolgs
arbeitern, ein Beutel, oder breiter Meißel, zum Stechen, oder.‘
das Holz mit der Fauſt geradezu deſto hen, zum Unterſchiede von
einem Lochbeutel; das Stecheiſen. 8.4 Beutel. ?
Der Stechdoen, des—es, plur. die—en, ein Rahme verſchie⸗
PRO NUR RIES EL MaDE Ache vorzüglich nrit vielen Stacheln
verfehen find. 1. Des Haffdornes, Hippophae L. wel.
cher auch ER Weidendorn und Meerkreuzdorn ges
nannt wird, 2. Des-Rreus = oder W: gedornes, Rhamnus
„eatharticus L, und 3. dis Chrifisornes, "Rhamnus Pa-
liurusL. —
Die Stecheiche, plur. die — nS. Stechpalme.
Das Stecheiſen, des —s/ plur ut nom. ling. ı. Ein Eifen
„damit zu ſtechen, doch nur in einigen Fällen, wo ein ſolches Werfe
zeug feinen eigenen Rahmen hat. Eo wird der Stechbeutel zu⸗
weilen auch das Stecheiſen genannt. Im Hüttenbane ſt es eine‘
ſpitzige eiſerne Stange mit einem hölzernen Stiele, das Auge in
dem Schmelzofen damit zu Öffnen oder aufzuſtechen; das Stich⸗
eifen. 2. Auf dem hoben Ofen iſt das Strideifen, oder geſto⸗—
chenes Eiſen, Eiſen, welches fo lüffig wie Wafjer gemacht, und
hernach abgefiochen worden, wo der Plural nur von mehrern Arten
üblich iſt.
®teihen, verb. irreg. if ich Ace, du ſtichſt, er ſticht;
Conj. ich fteche, du ſtecheſt, er ſtẽche. Juperf. ich fach;
Eonjunet. ich ſtaͤche. Mittelw. geſtochen. Imper. flich. Es
iſt in doppelter Gattung üblich, wo es zugleich zwey Hauptbeden⸗
tungen hat, welche ſich auf zwey der Sache nach ſehr verfchiedene,
Sem Laute nach aber ãhnliche Onomatbpoten aründen.
L. Als ein Neutrum mitten Hilfswortefeyn, den Ort ſchnell
zerändern;.in welcher Bedrutung es doch nur in einigen Fällen
ablich iſt. In dem Bergbaue iſt jemanden nachfiecyen, fo viel
als ihm nachſahren, d.i. hinter ihm her in die Grube fleigen, Er
kommt angeſtochen, eine im gemeinen Lobvn ſehr übliche Beden»
Aung,eigeuslich, er kommt mit weiten Schritten oder langen Bei⸗
as einher gevangen, welche Ari des Sehens man im Riederfächti:
Wendush Haken ausdruckt. Servor Rechen, vor andern Diu⸗
ae merfrich empfunden werden, 5 2 Hülfsworte haben,
Der Begriff ſticht merklich hervor. (S. anch Abſtechen) Al
A ichſten iſt es in der Schiffer ſprahe, F ein Schiff in die See
A Da BL ——— A a a a, a
RE RE a N ea El N u
* er“ —— RAR
1
wird, wenn fiein einen Körper dringen und deuſelben ——
Mo, 15.
Ihr folle euch Fein Mahl ſtechen, 5 Mof. ı4, ı.
* men ee — — —— —
Kertbteibfel der chemadiigen unvolloimmeyn Art der difffabrt |
iſt da man ſich im Fahrenallein mit langen Stangen forrfchieben
‚mußte, jo fcheinet es bier fo, wie in den vorigen Hüllen, ein Vers
wandter von zieben, SHiederf. tehen, oder auch von ſteigen zu ſeyn.
‚Das erſte würde durch den Ziſchlaut und den verfärken Hauch i in
ſtechen in ein Krtenfivum verwandelt ſeyn.
li. Als ein Xetiwum, ‚wo es von, frißigen Dingen —
2. Eigenilih. Das Subject, welches diefes ıhur, es ſey
'nun allein oder vermistelfi eines Werkzruges, ſtehet wie gewöhte
lich in der erften Endung. Die Biene, die Schlange ſticht. Die
Nadel ſticht. Linfpigiges Meſſer ſticht. Das Werfzeug bes
kommt als Werkzeug, das Vorwort mit,
dein Dolche, mit dem Stapel fiechen. Die Perfon oder Suche,
Jemanden
todt ſtechen. Die Nadel hat mich geſtochen. Star ſiach ibn
mit dem Dolche. Die Bienen ſtachen uns nicht. Der Drt,
dig Stelle, oder der heil au diefern Dinge, „beonmt das Vor⸗
Mir der Wadel, mie
EN:
—
wort in, zuweilen auch ein anderes, fo RER Acenfarıo Verdi. ER
Seifen feiyen, x
Hi — Sam. 3, 27. Die
Sich
Du wirft ihn (nit ihm
And flach ihn in den
Sonne fach dem (den) Jona aufden Kopf, Kon.4,8.
ge: bleibt.
fon fleben, wenn das Werf zeug oder auch die Wunde, weiche duch
Gtehen hervor gebracht wich, in der vierten Endung ſt hit. Ri: .
nem den Dold in das ers ſtechen. Einem ein Low ſtechen.
Einem den Geck ſtechen, figüelich im gemeinen Leben, (S. GE.)
Nach jeman-
den ſtechen. Figürliche, doch nur im gemeinen Leben übliche —
ten des Ausdruckes ſind: Das iſt weder gehauen noch gelloch en
bat von Feiner Sache die gehörige Eigenſchaft an ſich Deu ,
in den Arm ſtechen. Nur dann muß die drute Endung der Per⸗ A or
x
x
" Bigel ſticht ihn, er iſt muthwillig, übermärhig. Bey einem Ei
Manne, dea noch der Bıgel wie ihn ſticht, Weiße; der
noch verliebt ift, Der Hafer ſlicht ihr, die guten Tage mas
chen ihn übermüthig, murhwillig, eine von dei Pferden ent⸗
lehnie Redensart.
So reißt der menſch auch aus, wenn der Safer
fit, Obitz —
Sylben Stechen, ſich zu ansſtlich und prdantifcg arit Yıffuchung
des Wortzerftändes abgeben; ; eine vermuthlich aus den Leſeſchu⸗
leu entlehnte Redensart, vo bie Kinder die Sylben mit frigigen.
Griffeln zeigen. .
. Dann lachen fie mit Reht, wenn einer Splöenfige,
Käſtner.
», Figlelic.
Bearbeithngen ‚ welche mit einem Stechen 'veronuden find, ‚ddr
wobep das Stehen den voruebnſten Theil aus macht werden fer.
chen genannte. "In Kupfer ſtechen; daher der Kupferſtecher,
Kupferſtich. Ein Bild in Kupfer ſtechen. Ein Petſchaft fies
"chen. Ein Wapen in Stein, m Stablfiecyen, fo fern es von .
dein Perfpaftmachern geſchiehet. Semanden den Sta ar eben,
den Staar im Auge durch eine vermittcift eines Stiches gemachte
Dffunng beraus ziehen. Ein Schwein, ein Balb Hlechen, ben .
den Fleifchern, es vermittelfteines Stiches tödten.
baue wird gehocpen, wern man das Auge in dem Schmelgofen
mit dem Stecheifen öffnet, damit das gefchmelgene Metall von
dem Herde ablaufe. Auch twird es in maachen Follen für graben
gebraͤdcht, befondersin den Jufammenfegungen, abſtechen, aus»
ſtechen w. ff, ingleichen für fyaufeln, das Getreide wegitechen, £
a) Verſchiedene Arten der Handlungen oder *F
Im Hütten ⸗
umſßechen; auch fiir nähen, in betechen, und von andern ähn
(2) Beſonders war ſtechen shedem für -
lichen Haudlungen mehr,
—
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—*
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Br Ru ey J Denk 5 4 - —
Ay 32} ET Ne ned ul: i Ka
ERS Te
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x
geſtellte bürgerliche Übimaen ein Stechen genannt werden. Wach
2° einem Ringe ſtechen eine Art vitterlicher- Übungen, Das Ge:
fellenſtechen Fiſcherſtechen, n. f.f. Von diefem Stechen, fo fern
es ein Gefecht bezeichnet, ſtammen ohne Zweifel noch folgende fi⸗
h —— fehr.aanader, fo fern es mit Bangen geſchahe, da denn
=" Auch noch jegt ähnliche theils ritterliche, theils bloß zur Luſt aue⸗
PEN he N IH:
—* * * 8* — 4
ae Ste
—
ehedem ein Stecher. An den Orgelbalgen iſt «sein Holz an deur ,
Dberblatte, welches das letztere in die Hohe flicht oder läßt, wen«
der Balg gererten wird. "Bey den Hutmachern führen auch die
Kopffache, weiche den Herzfachen gleichen, und im Walken auf -
„den Hut geleget werden, den Rahmen der Stecher, und au den -
Kugelbüchfen wird die Zunge unser dem Schloffe, womit man die
gürliche Bedrutungen ker, (a) Ju den Kartenfpielen ſticht eine + Büchfe abdrudt, fo wohl derSchneller, als der Stecher genannt.
y Karte die andere, wenn fie mehr iſt, als diefe, fie überwindet, Der Stewerling, des —es, plur. die-—e, in eintgen Gegen ⸗
und daher diegeftochene von dem, der die höhere Karte harte, eins - den, ein Nahme eines Heinen Fiſches mit ſtacheligen Floßfedern;
er rar is
de an
*
J
"des erſten, mit Deichfel, Zacke, Niedetf. Tacke, und
“ perwandt, In dem Schwabenfpiegel fomme es noch fü
Der Stöcyer, des--s, plur. ü
MNahmeg nf. f. anf den Lauf Rechen, Stecker.
% v ein Sagelöhner, welcher den Torfnad) der Länge und,
“ Breite abfiicht, zum Unterfchiede von dem Gräber, welcher ibn
onigen‘
genommen wird. Das Daus ficht den Konig, der König die
Dame un. ff. (Siehe auch Abftechen.) (db) Mit jemanden ſte—
den, eine befondersindem Würfelipiele übliche Redensart, da
äiven, welche eine gleiche Anzahl Augen haben, noch Ein Mahl
werfen, welches im Niederfächfifchen Fampen, kämpfen, genannt
wird. -(c) Nach etwas flechen, d. i. ſtreben, ein im Hochdeutſchen
unbefannter Ansdend, :
Die Ruhm: und Ehreſucht, das Gaſthaus der Gebrechen,
Da Romund Griechenland fo geigig darnach ſtechen, Opitz.
(3) Einen Schmerz vernr ſachen, weicher dem von fteshenden
Werkzeugen gleicher, (a) Eigentlich, Die Sonne fticht mid.
Daß dich des Tages die Sonne nicht ſteche, Pf. ı8ı, 8.
"Stechen in, der ‚Seite empfinden. Das Sriteniiehen. Die
Milz ſticht ung, nach einem ftarfen Laufen. Es ſticht mich in
meinen’ Pieren, 9. 73,23. (b) Fisürlich. Das ſticht ihn in
die Naſe/ in die Augen, im gemeinen Leben, das reitzt fein Ber,
tonger feine Begierde, — BEER
Wir fucyen nicht Sen Heldenrubm , der dir (dich) ins
Auge ſticht Weiße. .
Das kleine Lieschen ſticht, ;
> Dem (den) Siöfler ins Geficht, eben derf. _
) Im gemeinen Leben ift fiechen, häufig fo viel als tau⸗
fihen, befonders in den Zuſammenſetzungen verſtechen und umſte⸗
chen, S, diefe Wörter. 5%
” (5) Für beflechen, eine. im Hochdentfchen veraltete Be⸗
- deutung. Dielelaffen ſich mit Geld ſtechen, Sir. 8, 3. So auch
das Stechen. Al —
Anm. Schon bey dem Ottfried Rechen, im Tatian ſtehan,
im Niederſ. ſteken im Schwed ltika, im Engl. to flich, und mit
dem Naſenlaute ſtine, im Lat. tigare, welches noch in-in-
gare üblich if, im Griech geyrw greeiy Es dereinaet den Be⸗
geiffder Spise mit dem Bearıffe des Stoßes, und iſt in Rückſicht
gen mehr
oßen vor;
ſtichet ain ochs ainen mar zetode. Stegen und Stecken
find genau verıwande, und dar Niederf. ſtecken un @chwed. ftıcka
haben beyderBedenfungens allein im Hochdeutſehen find di Grän-
jen beyder Zeitwörter genau bezeichnet, ob fie gle ch in der Anwen⸗
dung von mandem häufig verwechfelt werden, ©, auch Stachel,
Stich und Stochern. —
t nom. fing von dem vorigen
Beitiworse. ı. Eine Perfon, welche Richt, doch nur in einigen
Faällen. Derjenige, welcher Geſchicklichkeit im Turnieren und
‚Steben mit Zangen beſaß, wurde ehedem ein Stecher genannt,
In den Gewehr⸗ Fabriken heißen diejenigen Arheiter, weiche den
Im Niedert. HE
der ——
‚aus der &ide grabt. Nm üblichſten iſt es in den Zuſammenſetzun⸗
gen Kupferſtech er Petſchafiſtecher / Staarſtecher u. ff 2. Ein
Ding‘, welshrg ſticht, cin Werizeng zum Strchen; auch nur innei⸗
—— ‚weil es in den meiſten übrigen einen eigenthümli⸗
en Nahmen hat, Eine Art breiter Degen zum Siechen hieß
Riederſ. Stekerling Stekelffang Stengelftang, Stekelgrinde
Pen. Im Hochdeniſchea ift er unter dem Nahmen des Stichlin⸗
ges am befannteften , ©. dieſes Wort.
Die Stöchfliege, plur. sie—n , eitie allgemeine Benennung dere
jenigen Sliegen, welche empfindlich flechen, zum Uuterfchiche vom
. andern unſchãdlichern Arten, ——
Der Abch ginſter des—s, plur. ut nom. fing. ein dem Gin⸗
fter ähultches Gewächs, welches wie diefer fpigige Blätter hat,
welche mit Stacheln oerſehen find; UlexL,
Der Stechgröfchen, des—s, plur. ut nom. fing. an einigen
Deren, z 3, im Amte Giebichenſtein bey Halle, eine Abgabe von :
einen Gtofchen, welche eine Witwe, wenn fie wieder heira⸗
then will, ber Grundobrigkeit entrichten muß, worauf fie zut Ber
ſcheinigung der enfrichteten Abgabe cinen Stechzettel oder Stech⸗
ſchein erhält, S. Sprungthaler.
Der Stechhaufe, ves—ns, plur. die — n, bey den Flei⸗
fern, ein Haufe zum Schlachten oder Abſtechen beſt imnten
Birhes, dergl chen Vieh auch Stechvieh genannt wird, Friſch ers
kläret es nucichtig, durch dasjenige Schlachtvieh, welches die
Fleiſcher über ipr ordentliches Vieh der Stadt zur Rothdurft ſchla⸗
gen dürfen.
DevStschheber, des—s, plur, ut nom. fing, ein Heber
welcher unten enger ift als oben, und in dir flüßige Materie gefios
chen, d. i arftogen wird, daman denn, wenn man die obere Off⸗
"nung dep dem Deranszichen mit dem Daumen ver ſchließt, etwas
von dem flüfjigen Körper beraus ftechen kann.
Der Stechhelm/⸗ Ses—es, plur. die —e, in den ehemahligen
Zurmieren, ein ganz verſchloſſener und nur mit einigen Löchern
verichener Helm, das Geſicht bey dem Stechen mit Lanzen zu vers
wehren, zum Untevfchiede von den: offenen Turnierhelme.
Das Stechholz des —es, plur. die —holzer, im Hüttenbaue,
ein dickes rundes Holz, Einer Ellen lang, über welches der Stich
durch das Geſtübe in der Oberbruſt des Vorherdes geführet, oder
das geſchmolzene Metal abgeſtochen wird.
Der Stehfamm, des —es, plur. Sie — Fämme, bey den Nad-
teru, ein Werkzeug in Geftalt eines Kammes mit etwa 2 5Spigen,
die Löcher in das Papier zu den Nadelbriefen damit zu fehlagdı.
Die Sccchfanne, plur.die—n, in einigen Gegenden, befonders
Niederdenrfchlandes, ein Maß flüſſiger Dinge, welches ungefähr
ſo viel wie ein Srübehen ift. In Bremen Hält ein Orhoft Thrau
2 Tonnen, oder 12 Gicchfannen, eine Stechlanne aber 16 Men⸗
gel oder 4 Quart.
Das Seeyfraut, des—es, "plur. inuf.eine Art des Rrag:
krautes mit flacheligen Kelchen, wilde: auf den Brahädern
. Spanieng häufig wählt, Cnıcus Acarnal,
Das Stichkiiffen, des —s, plur. ur nom. fing, bey den Ku⸗
pferſtechern, ein langeundes mit Sande gefülltes ledernes Küffen,
© woranf fie die Wlarge unter dem Stechen und Radieren legen der
Santfad, } r
Das Stechlaub, Ses—es, pInt, car. ©, Stechpalme.
Der Stech ling/ S. Stichling.
Der
\
310 — 6&te —
Der Srechtöffel, des —s, plur-ut no nom, fing, in den Münzen,
ein Löffel mit. einer Spalte in — — durch welche das
Stechmeſſer aeſtoßen wird, i
‚Dee Stechmeſſer, des —s/ plur. ut nom, fing. überhaupt ein
Meſſer, welches zugleich zum Stehen geſchickt und beſtimmt iſt.
In den Münzen iſt es eine drey Fuß lange eiſerne Klinge, welche
in den Formſand geſtoßen wird, die Löcher zu den Sitberzainen
damit in dem Saude zu machen.
Die Steppalme, plur. die —r, eine der Palme ähnliche Staus
de, welche eyförmige ſtachelige fpigige Blätter hat ; Alex Zinn.
beſonders deffen liex Ayuifolium, welches auch indem mitläs
Sigen Europa einheimiſch iſt; Stechbaum, Stecheiche, Stab:
laub, Walddiſtel, Sülfe, Sülfenbaum, Biefebufch, Chriſtdorn,
Mäufesorn, Myrrbendorn.
Die Stechpille, plur. die —n, ein längtiches tumdes Stifchen
Seife, welches man bey Verftopfungen in. den After ſtecket, den
Stublgang zu befördern⸗ das Stuhlzapfchen. Stech — ſtchet
bier für Steck
Ter Stechplatz des — es, plur. die — pläße, ein Pag, worauf
geſtochen, d.i, mit Langen gefochten und geſtochen wird; die
Stech bahn.
Der Stech ſalat, des —es, plur. doch ner von mebrern Arten,
die — er, inder Hauswirthſchaft, ein jeder Salat, von weldiem
man int Früblinge die. erſten Blätter abſticht oder abfchuteider, und
der an hänfigfien Schnittſalat genannt wird. ;
Das Strchfäraf, des —es, plur, die—e, zum Schlachten oder
Abfechen beftimmte Schafe, Kuch enſchafe· Siehe Ste:
baufen. j
Der Stöchfchein, des—es, plur. die —e, S. Stechgroſchen.
Der Seihfiglieren, des —;,-plur. ut nom, fing. ein kleiner,
Schluten, in welden man fh elbſt vrrmittelſt zweyer miteis
fernen Spigen verfebener Stäbe durch Stechen forthilft; Sta—
chelſchliet n, Nicderſ. Pricke lede *
Die Ste xbwalbe⸗ plur. — eine in DR: ifen übliche Bes
Kennung einet gewiſſen Art Schwalben.
F
DE 5 ‚ech fihwein, des —<s, plur. die —e, Schweine, welche
zum Abſachen, d.i. zum Schlachten befliinint find tum Unter⸗
ſchiede von den Zuchtſchweinen.
Das Stech ſpiel, des —es, plur. die —e, ein Spiel, wobey mit
Laugen geſtochen wird; eine Art der chedem je üblichen Tur⸗
niere,
Dev Stechſtahl des — es, plur. die —ſtahle, ben den Drechs⸗
lern in harten Materien, deren Drehe iſen Stahle heißen, ein fols
ches Dreheifen, das Bein damit abzuftechen,
Die Stechſtaude, plur.die—n, in einigen Gegenden, ein Rabe
me der Stachelbeerſtaude, S. diefes Wort,
Das Stechvieh, des —es, plur. car, Vich, welches zum Abſte⸗
eh, d. i. zum Schlachten beſtimmt iſt; Sdlachtvieh/ —
Stechhaufen.
Die Stechweide, plur. die —m,. in. einigen Gegenden ein Rabe
me der Bergweide mit dem Lorbeerblatte, welche auch Bitterwei—
de, Schafweide, Sanlweide und Baumwollenweide genannt
wird; Salix pentandra Linn.
Die St: hweinde, plar. die —n, ein.ausländifches Gewächs, wel⸗
ches der Windr gleicht, nur daß es einen dornigen eckigen Stamm
bet; Smilax Linn. beiouders deffen Smilax afpera.
Der Stehmurm, des —es, plur. die —würmer, im gemeine
Leben,.ein kleines fliegendes Infect von verfd;iedener Rache, wel⸗
ches die Soroffen an den jungen Bäumen abfneipt und abfrift;
Eıripmurm.
Ter Stichzettel, li plär, ut — Eich Suche
woſchen.
Der Stecken, des—s, plur.utnom, fing. ein mößiger oder.
—— reg. welches in doppelter Geſtalt üblich.ift, A —
te
Der — bes —es, plar. — ———
Handwerkern, z. B. den Kupferſchmieden ein Anbof, wei ·
wos wenn mai ihn braucht, in einen Fuß oder * eStütze geſteckt
wird.
Der Ste@briefides es; plur. dies, in * Gerichten, Keie =
fe, welche man an andere Obrigleiten ergeben löfjet, worinman >
einen entwichenen- Übelihäter beichreitt, und felbigen im Berre-
tungsfall anzubalten nus in Verbaft zunehmen bittet; der Hüfte ⸗
brief. Die erfie Sylbe ift von Hoden, in den Stock oder intas
Gefängniß werfen, wildes auch häufig fieden geſchrieden oder ENT
gefprochen wurde ; jemanden ſtecken, in Verbaft nehmen, wovon 42 —
Friſch einige Benfpiele anführet. S. Stöcken. er
Der Stedelkiel, des —ee, plur. die —e, im Ber gboue ein Biel
oder kleine Röhre in dem Punıpentverke, in weicher das Ventil ber
feſtiget wird, und wozu auch Ins Seedelbieg und a —
fchraube grhöret; der Steckkiel.
kleiner Stock, und zuweilen auch ein jeder Stock. An« einem
Stecken geben. Aarons Sted’engrünete und-blühete, 4Mofe er
- 17,8: Dein Steden und Stabrröfien mich, Pf. 23,4. Auf - x
einem Steden reiten, wie die Kinder, Llichteinen Srediengoig.
im Haufe haben. Der Latelieten oder Ladefiod, Saumishem, > E
ein von einem Sauneabgrbrochener reden. —
Anm. Im Jtal Steceo, Stecea. Die Nirderdeutſchen runde - 3
arten und damit verwandern Herdifchen Sprachen ferinen diefeg 3
Wort nicht, welches daher eigentlich Dberdeusfchen Utſprunges EN
au feyu feheinet, wo man ee fehr häufig wit Stock als gleich bedeuw
send gebraucht, Ehen daſelbſt bezeichner es aber auch zuweilen e eis
nen Pfabl z Rebſtecken für Weinpfabl.. I Hochdeutſchen iſt
es in den edlern und anftändigeru Spresbarten am üblichſten, ane
flatt des nisdeigern Stocks, Mit welchem man gemeiniglich den
Begriff eines Steckens zum Schlagen verbindet, Indeſſen ſtam⸗
met es air demſelben aus Einer Quelle ber, indem es nur vern it⸗
telſt der Ableiltunge ſylbe en gebildet worden. Der Begriff der
Kleinheit wird ſchon durch das Feinliche e ausgedrudi, fo Be das
rende o den Begriffder mehrern Größe bat.
ein. Reutrum, mit. dem Hülfsworte haben, (im ——
mit feyn) in eine laugliche enge Offnung hinein geihait: fepn, . zu⸗
nãchſi mit der Spige,oder von ſpis igen Dingen, hernach BEAT...
von alien länglichen und vielem andern Körpern, >
3, Eigentlich von fpgigen Dingen als das Neutrum von Be.
ben. Der Hagel ſteckt in der Wand, eriedr feh. Der Bra⸗ ee 2
ten ſteckt am Spieße. Mr ſchreyet als wenn er am Spiehelled:
te. Deine Pfeile ſteck en in mir, Hiob 6,4. i
2. In weiterer Bedeutung, an einen "Srıe Befindfich ſeyn ge⸗
meiniglich mit den Nebenbegriffe der Feſtigleit —
oder des Unbermögrus, dieſen Ort verlaſſen zu können. Im
Sdlamme ſtecken. Im Boche ſtecken bleiben. Zwiſch en Thür
un dAngel ſtecken, ſich zwiſchen zuey Gefahren oder —
ten befinden, von welche man Einewöhlen muß. Es fledt mir
in allen Gliedern. Es ſteckt ihm auf der Bub. Dem Tode
im Kachen ſtecken. In Fred, in Gefahr, in Schulten, im _
Elende fieden, Jemanden in der Horb, in dem Elende fies
&en laffen, ibm feine Hülfe verfagen. Du ſteckeſt in deinem
Unglüd, 2 Som, 16,8... Thorbeir fiedt dem Knaben im ger» ©
sen, Sprihw. 22, 15. Ich weiß nicht, was ihm imBopfe.
ſteckt. Stecke dich nicht in marcherley gändel, Sit. ıı, 205,
menge dich wichtdavein, . Alleswer ©br, den Shwägerinnn
blieb dad Wort im offenen Munde fird’en, Gırmes. : Immer
in den Wirths hauſern ſtecken, ſich doſelbſt auſbalten. Oift aber
aud mit dem Rebenbegrifie der Terbergenfein. Da bedt etwas
* Bus
*
a 3. Figürlich. (1) Steden bleiben, nicht von der Sielle .
- . fortfegen, nicht fortführen können. 12) Die Sachefiedt, wird
deutfchen lieber ſtocken ſagt. Doch gebraucht man daſelbſt Häufig.
den Jufinitiv als ein Hauptwort, ins: Steden gerarben, in eben:
dieſem Berflande. Die Sache it ins Stecken gerathen.
Anm. Schonbey dem Nötker ecchen, bey andern gleidhzeis
tigen Oberdeutichen Schriftfielern Rechen, fiecden, und noch; °
jegt wird in manchen gemeinen Mundarten diefes Neutrum fles:
«en mit ſtechen bäuftg-verwechfelt, befonders von den Niederſach⸗
fen, bey. welchen ihr ſteken, ſo wohl ſtechen als ſtecken bedeutet. Ver⸗
-muthlich rühret es ber; daß
dieſes ſtecken in niguchen Gegenden irregu lãr abgewandelt wird,
beſonders im: Imperfecto, — ihfedir: =
? Ein armer Schiffer ttafin Schulden, Gel;
Da es, wenn es wirklich ein irreguläres Zeitgport wäre, audit,
Mittelworte gefted’en-haben müßte, diefeswber nicht üblich iſt, fo
ſcheinet auch dasivreguläre ſtak ein bloßer aus der Riederſächſ.
A Mundart herrührendee Miß oerſtand zu ſeyn. :
e
U, Als ein Yctivum, ein Ding. in das andere tun, fieden :
*
machen.
pern gebraucht wird, wenn fie in eine enge Offnung gethan werden;
Sen Braten an den Spieß, die Nadel in das SZemd, den Nagel
imn die Wand, den Degen in die Scheide den Schluffel in das
Schlüſſelloch, ein Licht auf den Leuchter ſtecken. JInglei-⸗
chen auf ſolche Art befeſtigen. Einen Zettel an den vorhang
"arken. Oft ſtehet ſtecken abſoluie mit Verſchweigung des Ortes,
wWeinpfahle ſtecken, in die Erde. "Bohnen, Exbfen,. Melsnen⸗
>. gerne, Pflanzen u.f.f. ſtecken, fie in ein mit einem ſpitzigen
0 MBerfzeuge'geftochenes Loch thun. Jemanden ein Ziel fteden, .
Ziel und Maß ſtecken. Auch durch mehreres Steden hervor
beingen oder zubereiten, Sanben fleden. -
R . 2, In weiterer Bedeutung, auch von andern Körpern, wenn:
; * fie in eine euge Offnung gethan werden. Das Geld in den Beutel,
in die Taſche ſtecken. Die Jand-in. den Bufen, in die Taſche
feten.: Den Biſſen in den. Mund ſtecken. Den Ring an
- den Singer ſtecken. Einem etwas in die zand ſtecken, heim⸗
slim. die Hand geben, wozualeich der Begriff der Verborgenheit
| bervor ſticht. Jemanden unfer die Bank, oder in den Sad
fie2en, ihm überlegen feyn. Sich binter jemanden fleden, ihn
7 zam geheimen Werkzeuge in Erreichung feiner Abfichten gebrau⸗
© hen, Die Köpfe zufammen ſtecken, heimlich mit einander reden,
= Sugleichen in noch weiterm Verſtande. Sich in Schulden ſtecken,
- Schulden machen, von welchen man ſich nicht leicht wieder befrey⸗
en taun. Sich in Gefahr, in fremde Händel ſtecken, im gemeis-
. «nen Leben. Stede dich nicht in mancherley Hundel, Sir. 21, 10,
E 3Figürlich. (1), In einen fihern Ort in Verteahrung brin⸗
gen. Eine Jungfer in das Kloſter, einen Derbresher in das
Gefängniß ſtecken. Bon der Einfperrung in ein Gefängnig find
im gemeinen Leben auch einfted'en und beyſtecken üblich. In:
einigen Oberdeutſchen Gegenden ift Hedden noch abfolute, für in
Berhaft nehmen üblich; wo es aber auch eine fehlerhafte Schreibe
und Sprechart für Kocken ſeyn kann, (S; daffelde,) (2) Sich fe:
Een, von dem Waſſer, ift im gemeiuen. Leben fo viel als fich
ſtauchen, dur ein vorliegendes Hindernig im Abfluſſe gehemmet
gehindert, inibrem Fortgange aufgehalten, wofür man im Hoch⸗
*
Ehentlich, wo es zunächft von fpigigen oder langen Rör ">
Ste
werden, Bey den Jãgern ſteckt ich das Wild, wenn es im Trei⸗
ben zu enge zuſammen kommt, ſo daß es nicht weiler kann, und
322
. gleichfam- ſtockt. (3) In einem andern Verſtande it eben das
ſelbſt ſich ſtecken, fo viel als fich verbergen, wofür ſonſt verfies
Een üblich iſt. Das Wild ſteckt ſich, wenn es fi) in die Die
ckungen verbirgt. (4) Geld in etwas ſtecken, es auf etwas. weite
‚den. Diefen Profit ſtecke ich in meinen Garten Gel, ver⸗
wundern fie fich nicht, daß ich fo viel Geld darein ſtecke
eben derſ. (5) Jemanden etwas ſtecken, ibm insaebeim Rach⸗
richt davon geben. Er hat mir Fein Wörtchen davon geſiecke.
6) In den Brand ſtecken, anzimden, von großen in Brand
geſetzten Maſſen. Ein Haus. eine Stadt in Brand fieden.
©. auch anfteden, So auch das Steden. R
Anm. Bey den alten Dberdentichen Schriftftellern kecchen,
Das Niederf, ſteken, Angelſ ficap, Engl, fick, und Schweb,
Ricka, bedeuten nichtallein ieden, fonderwauc fechen, Beyde
Wörter ſcheinen urforünglich nur in der Mundart verfchieden zu
ſeyn, obgleich auch das letztere ein Jutenſtvum des erſtern ſeyn
könnte; indeſſen find ihre Gränzen im Hochdeutſchen beut zu Tage
genau abgezeichnet. Stechen bedeutet bloß eine Offnung, die Ver⸗
wundung machen, ſtecken das Befeſtigen oder Verbetgen in dies
felbe. Im Oberdeutſchen iſt erſtecken auch für das Aesivum.ers
Sſticken üblich:
— ESglechte Kunſt if Krieg erwecken,
Shweye Caſt MH Krieg erfiveken,
Große Rünf iſt Bvieg erfieden,- Logau—.
ET: ochdeutſchen undbefannt. ©; Ste@flug,
ige Open: —— und nad ihm Aichinger be⸗
Henze Unterſchied in der Aus ſprache zwifchen dem Neutro
und Aetvo ecken und wollen, daß das erſte e in dem Neutro
wis ein ä, in dem Artivoraber wie ein ſchatfes e lauten ſoll. In
der Aus ſprache der Sochdentſchen findetſtch von dieſer Ausſpra—
che keine Spur, welche allenfalls ein Peovinzial- Gebrauch ſehn
kbnnte, wenn er nicht gar eine Grille ift,
*
Die Stedenerbfe, plur. die — n in einigen Gegenden für Gta—
bei: oder Stangelerbſen, welche ſich an Stecken oder. Stäbe zw.
ranken pflegen, i -
Der Steckenknecht/ des—es, plur. die — ‚ein: Kutecht oder
Gehülfe des Profoßes in. dem Kriegesiwefen, entweder weiler nur
mit einem Stecken bewaffnet ift, oder weil er die zur Züchtigung
der Sofdaten nöthigen Stecken berbey ſchaffen muf; ingemeincie
Leben. einiger Gegenden ,. Stäbfe, Stäbfen, vor Stab. In
Dresden werden auch diejenigen Baunknechte, wilche die Aufſicht
auf die Baugefangenen unter dem Profvße haben, Steckenknechte
genannt, i
Das Stedenpferd, ses —es, plur, die e, ein Strden, mit‘
einem vorn daran befindlichen Pferdckopf, auf welchen Heine Kine
der zu reiten pflegen. Figüclich, eine unbedeusende Sache, mit wel⸗
her mon ich gewöhnlich zum Vergnügen, oder als zum Vergnü⸗
gen zu-befchäftigempflegt.. Auch der firengfte Philofoph bar oft
fein Steckenpferd. . Be
Die Steckerbſen, fing.inuf. ein Nahme der Felderbſen, wenn fie
nicht gefäet, ſondern nach Art der Garteuerbſenin lange ſchmale
und ſeichte Gruben geſteckt werden;
Der Steckfluͤß des — es, plur. die — flüſſe, ein Fluß, wel⸗
her den, welchen er befällt, plöglich erſtickt; Catarrhus ſuffo⸗
catiyus. Bon dem Oberdeutfh.Heden, erſticken machen; daher
in-vielen Gegenden auch dag mehr HochdeutſcheſStickſuß üblich iſt.
Der Ste dförfter,des— 8, plur.. ut nom. fing. ein nur ie:
undum Nürnberg übliches Wort, einen Förfter zu bezeichnen,
welcher von dem &rbförfter an feine Statt zum Huth des Waldes:
verorduet wird,
= Era
*
x he; \
Das & ern, —E RR im — ————
ber Netze⸗ voelche zum Hüh ner oder Lerchenfange gebraucht und
auf die Erde geſteckt werden; Steck netze / Rlachgarne.
Der Steckhuſten/des —s, plur. do h nur von mehrern Arten,
‚ut nom. fing, wie Steckũ uß, von dent Oberd. ſtecken, erſti ·
cken machen, ein Huſten, welcher mit Erſticken drohet, mit wel⸗
hen rin Trieb zum Erſticken verbunden it; der Sei@hsften.
Der @tifiel, S.Steelkiel,
"Das Ste Ferant, des—rs, plur, inuf, Sr Orant..
Die Stedleiter, plur. dier—n, keiteen, (eine Art Garne,) wels
che an Feine Stäbe gebunden und zu beyden Seiten des Treibe-
zeuges geſtecket werden; damit auf den Flãgeln nichts RR
men kann; Laufleitern. ©: Leiter. . i
Der Steckleuchter, des — 8, plur; ut nom, fing, eine Art
Keuchter, mit einem kurzen hölzernen Griffe und einer eiſernen
Spige,ibn in eine Wand u. f.f. zu ſtecken.
Die Steckmuͤſchel/ plur. die—n, eine Art unenthhtie langer
Muſcheln, welche in eine ſchmale Spise zufaufen, PinnaL,
Vielleicyt weilman fie mit ihrer Spitze gemeiniglich- im Sande
firdend findet.
Die Stecknadel, plur. die —n, Nadeln mit einen Heinen run⸗
den Kopfe, die Theileder Kleidungsftädedamit anzuſtecken; zum
Unterfchiede von den Ylähnäseln, In Sſterreich und Balern
nennt man die Stecknadel Spannadel Soandel, Spenel. Franz .
Epingle, im Böbrkifeben Sspendiik, Spinadlo, mit dem La-
fein, Spinula, ans. Einer Quelle; imandern Oberden ſchen Be⸗
genden Guffe, Gluffe, Klufe, Riufe, Sürfsarg, Seftel, Seftienn,
ich Niederfächfiichen Rnopfnadel, Bntpnadel, und in einigen We⸗
genden aleichfals Spendel, Spenel.
Der Stödnagel, des — 8, plur. die—-nägel, ein Magel, iwel:
cher zur Befeſtigung in etwas geſtecket wird, von welcher Art die
Stednägel im Bergbane find, ‚die Kunſt ſtangen in dent Gefpüge
zu befeſtigen.
Das Steͤcknetz, des — es/ plür. dien ©. Ste@taen.
Das Stedreis, des—es, plur. die--er , cin Reis, oder juu⸗
ger Zweig eines Baumes, welchen man unter dem Knoten des vo⸗
rigen Jahres abichneider, und ihn zur Fortrflangung in die Erbe
ſt⸗eckt. So werden die Weiden am häuftgſten durch Steckreiſer
fortgevflanzt.
Die Steckrübe plur, die —n, ein Rahme, welchen in einigen
Gegenden, z%. in Meißen, die Kohlrüben führen, Braffica
oleraceaNapobraflica Linn: In andern nen vine Art Plei-
nerer Rüben, welche eine Abänderung derBraffica N apus bin,
: find, den Nabmen der Steck⸗ oder Sreßelvüben, und zumeiien
pflegt man auch die ganzkleinen Küden, welche vorzüglich bey der
Stadt Teltsv in der Mittelmark wachſen, mit diefem Rahmen zu de⸗
legen. Von die ſer Art find vet muthlich auch die, welche man in Oſt er⸗
reich Scherrübel nennt, weil man fie ſcheren oder ſchaben muß,
Der Ste &zirkel, des —s plur. ut nom: fing, bey vinigen
ein Nahme des Reißzirkols, weil man deffen Spigen verwedfetn,
und bald dieſe, bald jene hinein ſtecken kann.
Steffen, der Nahme Siephanus in den gemeinen ENG: ©.
denſelben.
Der Steft, ©. Stift.
Der Steg, des — es, plar die r, ein Wort welches über.
haupt den Begriff eines ſchmalen ſich ih die Lünge dehnenden Kör⸗
pers zu haben ſcheinet. 1. Iimmweireffen Verſtande wo es doch
nur als ein Kunftwort in einigen einzelnen Fällen üblich ifi. So
find die Stege ben den Buchdruckeen ſchmole lange Hölzer, den
leeren Raum zwiſchen den Colnmnen in der Form auszufüllen.
An Bergbaue werden fo wohl die — zwiſchen welchen das
Felbgeſtãnge ſchiebet, als auch das Quereiſea an dem —
—— Se amannt; der! tößtere h
zeru zuſammen gefeßte — 5 — Brücke; fo lange fie nur allein
iſt der Steg an den Wiolinen und andern ee
Der Stegebereiter, ©. Steigebereiter; | Ay
Der Stegekebrer, $es—s, piur.utnom.fing. ein Arbeiter
in dem Salzwerke zu Halle, weldjer die Stege oder Bohlen, wor⸗
Det Stögersif, des — es, pllur, — ein niit ein
dein Strpdernmd in Schwabenfpiegel Stegraif, Stogeraiß
von dem Stegeveife nähren, von dem Straßenraube. Die erſte
Der Stegering/ des — es, plur. die — e, ein Ring an dem
Der-Stegefgänfler, id Bien ‘ut nom. fing. Siebe
Stehen, verb. irreg ** hehe, du flehen ch, er —
Bu.
————
der Rertenfien. Ben dei Tifchlern find die Stege die fchmalen
Breser an ben Thjiten, welche die Füllungen — und auf ·
nehmen, Der Steg ander Sage iſt das lange ſchma e. Holz, wel⸗
. ches die beyden Armeüber dem Blatte verbindet, und den Span
ner iräat: Dr Stege oder Sartelftege find ähnliche Hölzer zwis
fehen den Bäutnen zu bepden Seiten des Sattels. Juden "
Sänlenordnungtn iſt det Steg die mittelfte Erhöhung zwifcher
zwey ganzen Schligen an den Dreyſchlitzen der Dorifchen Ord ⸗
* ; Femur. Und fo noch in vielen andern Fällen mehr,
es engerer Bedeutung if der Steg: ein langes ſchmales Holz
über en Graben oder Fluß, auf welchem Rußgänger über
dent: deu’ geben fönnen ; ingleichen eine aus mehrern ſolchen Höls "
für Fußgänger dienet. über einen Strg ‚gehen. Alle —
und Stege wiſſen. Weder Weg noch Steg wiffen, Auch
ähnliche ſchmale Brücke, welche man von einem Schiffe an das,
Ufer lest, heißt im Niederf, der Steg/ ſo wie im Vergbaue, ein
folcher Wes, worauf man hin und wieder gehet, oder mit bein —
Sqhubk arren führer, diefen Nähen Führer, wo es aber imMieder«
fähfifbenungewiffen Gefchkeibles ift, dag Steg. Figürlich, mes
"gen einer Ahnſichkeit in der Geſtalt mit folhen fchmalen Srüden sh:
„ein erhabenes oben halb geründetes Bretchen, welches die Saiten
** und fie in- der beſtimmten Erhöhung hält.
- Anm, Im Niederf. aleichfals Steg: Steg, Steig und &tie: F
ge find freylich nahe verwandt und ſtammen alle drey von dem Zeit ⸗
“worte ſteigen ab; Steg aber, allem Anſehen nach, nicht f6 wohl,
ſo fern diefes Seitwort geben, ſondern vielehr fo fern es nach,
ſich in die Länge alısdehnen oder erſtrecken bedeutet, fo daß Steg
mie Stock, Stecken, Stange, und dem Niederf, Staken na
"verwandt iſt. Indeſſen werden Steg und Steig in den
meinen Mundarten ſo wobl für ſich alein, als auch in den Fans
fonmenfegungen Häufig verwechſelt, :obgfeich Ir im —
ſchen deutlich unterſchieden ſind.
anf die Seble in die Kothe getragen er) teiniget, der BR K
ſchẽ: vet
men an dem Sattel befeftigter Keif, vermittelſt deſſelben * das.
VPferd z afteigen. und die Fliße im Reiten darein zu feßen. Er J
jetzt unter dem Nahmen des Steigbügels am bekanuteſten. Bey
Mit einem fein.Sus er'bearayff »
Die erd, der annder in Regkrayff \
Woch belibe hangen, Thenerd. Hap.ss, >
Im Hochdeutſchen ifi es in einigemfigirlichen R. ER ——
Aßen. Etwas aus dem Stegereife thun, auf der Stelle, ohne
lange Vorbereitung, extempore. Ehedem ſagte man and), ſich
Solbe ſtammet unmitielbar von dem Zeitworte ſteigen her, daher
manes billig Steigreif ſchreiben und fprechen follte ; indeffen it
die obige Ark nicht nur die — ſondern auch noch jetzt Dr * ef
gemeinſte.
Sattelſtege, andere Theile daran zu befeſtigen.
Stegekehrer a
oder ſteht; Inwerf. * ſtand, (im — Leben a
unch..
*
BD la Zaun; BES aa Zu sea
eu nn lau FT 3 Se em ar un
auf dem Ciſche ſtehen.
Gerade, aufrecht, ſchief üeben.
Ausdruck, den höchſten Grad des Schauderne,
gen, ſtachen und ſchwebenden Ganges,
beon! Die Uhr bleibt ſtehen.
ſatze des fließenden: -
den.
wvo ihr Alter gleichfam einen Stillſtand macht.
wenn er mie Eis bedeckt ift, und alſo nicht ſichtbar Flieger.
* nr
hund ——— eiien Base) Mt. gelten
den; Iinperf, febe oder feh. Es iſt ein Neutrum, weldes
im vochdeutſchen ‚das Hülfswort haben. befowme, nad bedeutet,
anf feiner Keinen Seite ruhen, in. — ein Körper
- zugleich die größte mönlihe Höbe bat.
Eigentlich. Ich babe den ganzen Tag ——— Auf
feinen Süßen ſtehen, auf dem Kopfe Heben; welches Vorwvort
> auf geineiniglich auch der Ort oder Naum herkommt, welchen man
in diefer Stellung einnimmt. Auf der Erde, aufdem Stable,
Das Glas ſtehet anf dem Schranke,
‚im Senſter, im Öfen u,fof. Immer auf Einer Stelle fieben.
Am Ufer, dam Markte fichen, Eine Leiter fimd (fand)iauf
Erden, Mof. 78,12." Das, Stehen fällt mir beſchwerlich.
Sie fienden elle um uns
berum. inter der Chir fchen. Steben bleiben. Jeman—
den im Wege ſtehen; auch ſigürlich für hindern. Er war ſchon
Lange der geſchwor neseind des Umgefonmenen, der allen feiz -
nen Abſtchten iM Wege geftanden harte, Sulz. Etwas ſte—
hend thun. Stebendes Fußes bingeben, den Augenbiich, auf
Die Saare fteben mir zu Berge, ein gewöhnlicher
des mit Abfchen
‚verbundenen Schredens zu bezeichnen, Das üteffer ſteht uns an
der Kehle, wir befiöden uns indem Augenblicke der größten Gis
fahr. Lin fiehender Gang, im Vergbane, der dem Compaſſe
nach die Stunde won-a2 bis 3 führer. Dem Fallen nad) ift eben
der Stelle,
. dafeldft ein ſtehender Gang, welcher gerade nieder, oder doch
80 Brad nach dem Zirkeibogen fällt, im Gegenfage eines donler
Stehendes Holz, tm
Forſtweſen, welches uoch auf dum Stamme leher, noch nicht ges
fãlet if.
In alen diefen Fällen wierd Reben entweder ohne Rück ſicht auf
eine andere Art der Stell ung, oder auch un Gegenſatze des Lie-
.. gens und. Sitzens gebraucht. Ju fehr vielen Fällen aber wird es
auch, dein Heben und im weisern Verſtande der Bewegung über:
banpt entgegen-gejrgt.
Steben oder ſtille Heben. Und die Trä⸗
"ger iunden, nähmlich fill, Zus, 7,14. Sonne ſtehe ill zu Gi:
Stehendes Waffer, im Gegen⸗
Einen füffigen Rörper umrühren und
Heben laſſen. Etwas ſtehen laffen, es im Stonde der Ruhe laſ⸗
fen. Die Pferdewollen nicht Heben. Wie ich gebe und ftehe,
wie ich gewöhnlich gekleidet bin. Stehendes Tauwerf, auf den
Schiffen, weiches feſt augeſchlagen iſt, im Gegenſatze des laufen⸗
Worauf ſich denn pa verfchiedene figürliche Arten des Aus»
druckes beziehen. Die Soldaten fieben im Jelde, wenn fie Stand
i halten, ihren Feind erwarten, um ihm zu wider kehen. DerSeind
wollte nicht fiehen, war nicht zum Steben zu bringen, Einem
fieben, ihn erwarten, um ihm Widerftand zu leiften, ihm Rede
and Antwort zu geben. uf. f. Um diefe Zeit (im 28ſten Fahre)
find die Frauenzimmer in ihren fiebenden Jahren, Rabeuer,
in Sluß hebt,
Bey
etwas ſtehen bieiben, nihrweiter fortfahren, ſich dabey aufhalten,
ingleiden dabey und damit abbrechen. Wir blieben * den drey
Morgenſegen ſtehen, Gel. er
2. In weiterer und. figürficher Beseumma. ( * In einigen
® bob nur einzelnen und beftimmten Fällen wird es von folchen
“ Handlungen gebraucht, welche mit einem Stehen verkunden find,
da es denn auch dievierte Endung der Sache be omunt, als wenn es
ein Activumsväre, Schildwache ſtehen, Gepärter ftehen,, bey
f jemanden — fieben, im gemeinen Br zu Gevatter
* *
Stehende Hebungen eines Gutes, gewif] eEinfünfte, im
> Öegenfage der ungewiſſ
—ſteehet bey ihnen, ift inihrer Gewair, Wilfüpr,
eben. 35 habe Sevatter — Ef, Bey jemanden
die Jahre Reben, die Lehtjahre bey ihm aushalten und vollbrin⸗
gen. ‚Sein Vater und ich haben die Jahre mie einander ger
. Handen, Weiße; find zu Einer Zeit bey einem Lehrberren in der
Lehre gewrfen.. »Seinen Mann ſlehen, eigentlich in der Vooiheis
digung es nit feinsinbegner aufnehmen, demfelden gewachſen fepn,
and in weiterer Bedeutung, ſich männlich wehren, widerſtehen.
Opitz ſagt dafür; feinen Wann nach vermögen wehren. Der
Hund. Acht einen Hafen, div den Figern, wein der Hühner i
hund ein Wildbret augetroffen und Bor deniſelben ftiffesfteber,
42) Sehr häufig verkiever ſich der Begriff der Heinften Fläche,
und da bedeutet ſtehen bloß ſich an einim Drte befinden, oft oda
neallen Nebeubegriff, oft mit dem Nebenbegriffe der Ruhe, oft.
aber auch der Dauer, des Doſeyns u. ſ. f. Die Pferde ſtehen
im Stalle, beñuden ſich in demſelben. Sechs Pferde auf dem
Stalle ſehen haben. Es ſteht ein. Gewitter am uamoöl.
Sic Waarchleben im ßauſe. Bon Truppen gebraucht, bedeu⸗
tet es, fich eine Zrittang on einem ‚Orte im Stande der Hude
befinden, Im Loger, in Garnison, in den Winter⸗Ouartieren,
im Selde eher. Der Stab ſteht in der Stadt. Die Sranzofen
ſtehen am Rhein. Mein gerz erweitert ſich von einem froͤden
Stolze, indem eine Thraͤne in meinem Augze lieber. Duſch.
Und mit der auch nicht ungen öbalichen Verwecfeiuig bes Suͤb⸗
jets. Die Augen ſtehen voll Chränen ʒ der. Stall teht voller
Pferde: Das Würdbret ſtehet in einem Holze, bey ven Ichern,
weunesfihgrwöhnlich und gern in Dramfeibeu aufhält. Es Heben
artige Sachen in den Buße. Das ſteht in m äibek Geld
bey jemanden fteben haben, Geld auf Intereffen eben baden.
Ein Eapitelauf Grundiiäken lieben baden, - Der Altar stehe
in der Rirche, der Baum am Waller, das Hıus-auf einem :
Berger Es fieher mir ein Unglück, bevor, Es Keber noch
dahin / iſt nos) uugewiß. Zur ick ſteyen müflen, gift gejegt
werden. Das Haus, die Stadt ſteht noch, iſt noch wirklich
vorhanden. So lange die Welt ſtehet, wirllich iſt.
Boſonders urit ollerley Vorwörtern, welche thetis figürlich eRe⸗
deusarten bilden hetfen, theils auch dem Stehen allerley Kebenbe⸗
griffe erthelen dach jo, daß der Begriff des örılichen Befindens
immer der hetrſcheude bleidt. (1) Mit an. -goch am Brete
bey jemanden ſtehen, bey ihm in Auſehen ſtehen. Die Ochſen
heben am Berge, im gemeinen Leben, wir können wegen eines
Hinderniffes nicht weiter. (2) Mit auf. Auf dem Sprunge,
auf dem Puncre fichen, im Begriffe ſeyn. Yufjemandes Seite
fieben, es nit ibm. halten, feine Parien nehmen. Stehe nicht
auf deinem eigenen Kopfe, Sir 10, 29, wofür man jetzt beſte—
„ben. fagt. Auf feiner Suth ſtehen. Das aus ſtehet auf den
» Sell, im Dberdeusfchen, neiget ſich zun Falle, iſt im Brerif: zu
fallen. Auf deinen Kopf ſtehet eine. Belohnung. Es eher
der Galgen, eine große Strafe daran, (3) Mit bey. Das
Das ficher
bey Gott, Fommt anf Gottes Williman. Die Zabi der Mon⸗—
„den ſteht bey Gott, .Hiob.14 , 5. Mein Glüd ſtehet bey
ihnen, in ihrem Vermögen. gütte: es bey mir. (in meinem
Willen) geitanden, fo würde.es nicht geſchehen fepn. „But
bey jemanden. fiehen, bey ihm in Gunit, in Gnaden fee.
‚ben. Er ſteht ziemlich ſchlecht bey ihr, ſo ſehr fie ſich
auch nach feiner Weife zu richten ſcheint, Leſſ. Stehe ich
bey ihnen noch fo wie ehemahls? Bey jemanden ſtehen Pf.
94, 9,ihm Beyſt and leiſten, iſt veraltet, weil beyſteen dafür üb⸗
licer iſt. (a) Mir fin, Wir ſtehen für. Einen Mann, derices
ten Die Stelle eines einzigen, bandeln mir vereinigten Kräften,
Ic) fürbe dafür, bin aut dafür ; um gemeinen Leden, ich ſtehe
dir gui dafür. Sir eine Schuld ſtehen. Ich mode nicht das
2 2 fin
7: = Ste’ 5 a —
Fu men RE Te RER
Dein Serz wird für dich ſtehn, dein Wandel für dich
BE ſprechen? Schleg.
"für ſtehen, daß er —— ſoltee. wWer ſtünde mir denn
Wer foll die Koſten fiehen? d,i.tkagen, mit Austaffung des für.
A57 Mit in, In Gnaden bey jemdnden fteben, in deflen Gunft
ftehen. (S. mit dem Vorworte bey.)
tem Selde, if noch ſehr ungewiß. Das ſtehet nichr in meiner
Maͤcht in meinem Veimögen, in meinen Kräften, in mei ;
net Gewalt. unſer Schick ſal ſtehet in den Händen der Vor⸗
ficht , Gel, Unſre Zeit ſteht im Gottes; Sand, Pf. 31, 16.
Im Begriffe fichen. In den Gedanken, in der Meinung ſte—
ben. In Zweifel, im Sure ſtehen. Ich hehe in dem ver⸗
dachte, fo wohl ıch hege den Verdacht, als auch andere hegen von
mir den Verdacht. In gutem dernehmen, in Derbindung.mit
jemanden fiehen. Im Rufe dev Wahrheirsliebe und Tugend
fiehen. Wenn es in feinem Gehirne fo richtig ſtünde, als in
feinem Gewiſſen, ſo wollte ich gut für ibn ſeyn, Schleg. Er
ſieht in der Blüthe feiner Jahre.
Du liebſi ihn; doch dein Zerz Hehe mit ſich ſelbſt in
Streit, Gel, s
wer nichts unerlaubtes denkt, Ser ſteht fie in.der Gefabr
zu frey zu reden, eben derſ. In, ver Vereinigung mit Gott
fieben. © Sein Hetz ſteht jegt nicht in der Verfaſſung, ſich
deßwegen zu-berübigen. Bey jemanden in der Lehre, in Ars
beit, in Condition fiehen. In einem offendichen Amte ſte⸗
Hen. Das Reich Gottes ſtehet nicht in Worten, a Cor, 4, 20,
für beitehet, eihe veraltete Bedeutung. - (6) Mit mach: Je⸗
anden nach dem Leben ſtehen, trachten. Mit andern Haupt
wörtern ift es im Hochdeutſchen veralter. In Luthers Bibel kommt
noch vor, einem nach der Seele ſtehen, Pf. 17, 19. Nach eis
nem hohern Stande fiehen, Sir. 3, 2°. Mac) der Gerechtig⸗
Feit fieben, Nöm-9, 30. Und Opitz fagt no: i
j Die, fo nach gutem Wandel Heben.
(7) Mitunter. Unter jemanden leben, von ihm in feinen
+ Berhalten eingeſchränkt werden, Unter jemandes Gerirhrber-
keit, gerrſchaft, Gewalt Heben. Er ſteht, ſo wie die meiſten
YHräuner, unter dem Pantoffel. (8) Mit vor. Vor den Riß
fieben. Und fo in hundert andern Fällen mehr. N
Of wird eg auch in noch weiterm Verſtande für ſeyn ſchlechthin
gebraucht. Sie ſtehen in einer Gleichheit, fie find einander
gleich. Es ſtehet dir frey, du haft die Erlaubniß die Frepbeit
dazu. Das Saus, ‘die Thiw ſieht offen. Mein Haus ſteht
ihnen offen. Zu Baufe fichen, im gemeinen geben für feilfepn.
Zemanden zu Geborbe ſtehen, bereit, verbunden feyn, deſſen
' Befehle anzunehmen. Das feher zu ihren Dienften, Was fies
bet zu ihrem Befehle? Alle Leidenfihaften müſſen der herr⸗
ſchenden zu Gebothe ſtehen.
alechen mit dem Infutitiv, welche Wortfügung beſonders den
Sbeerdeniſchen ſehr geläufig iſt. Es ſehet nicht zuläugnen, nicht
abzuſehen. Das Reber leicht zu ermeflen, zu gewarten , zu
winfchen, zu hoffen, zu überlegen uff. Ohne fein Dorwilz
fen ſtehet mir nichts susufegen, darf ich nichts binzufegen. Für
den Leib eher nichts beſſers zu gewarten, als Tod und Ders
wefuig. Wem nicht zu varbın ſteht, dem ſteht ach niche
su. helfen. ESTER, N
19) In vielen Fllen bedeutet. ſtehen auch «befinden ‚-deig än-
Eern Zuftande, den äußern Umſt änden nach. Wie heben die. Sa⸗
ghen $ int was für Umftänden befinden fiefich ? Die Sache ſteht
aut, ſchlecht. Wie ſtehet es. zu Haufe? Ich weiß ſchon wie
ich ſtehe, in was fir Umftänden ich mich befinde, Ingleichen
is einigen Vorwortern. Wie ſehet es mis deinem Bruder? mit
LG “ ee er
Das ſtehet nochin weis -
——
fteht es um unſre Sachen ? Sehen fie doch, wie es um mein.
künftig Gluck ſteht, Gell. REES RATE BEN,
"Wie folimm wirds um die-Sphären ſtehn? eben derf
Hingegen, mit jemanden ſtehen/ bezeichnet das Berbäftniß ver=. ”
ſchiedener Art, in welchem man ſich mit jemanden befinder. Ih
weiß am beiten, wie ich mit ihm ſtehe. Mit jemanden auf-
seinem guten Fuße ſtehen, in einem guten Vernehmen mit ihm
deben. Dev Umgang mit einem Menfchen, 'mit welchem man
ſo fieber, ift ſehr peinlid. Sich gut fteben, in guten Umſtanden
des zeitlichen Vermögens ſeyn. Sich gut bey etwas ftehen, Ge
‚winn, Vorebeil bey einer. Sache haben, x —
44) Zu ſtehen kommen, deutet in der vertraulichen Sprech⸗
art aufden Preis, um welchen man eine Sache hat. Das Gut
kommt mir (nicht mich) hoch, theuer, nicht hoch, micht ebeuer
zu ſtehen. Der Spas Fönnte mir fon tbener zu ſtehen kom⸗
‚men, Weiße, er fünnte nachtheilige Folgen für mich haben,
Die Rache kam ihm hoch zu ſtehn, Lichtw.
(6) Gut ſtehen, gut laſſen, zieren. Das Kleid ſtehet *
mie nicht, kleidet, zieret mich nicht. Die Ohrgehenke ſtehen
Ahnen ganz vortrefflich, Bell, Ja, lockigt Saar fehefein,
Umfränzt mit Rofen eure Scheitel,
Noch ſtehen euch die Rofen gur ,,Haged,
- Ihr empfindliches Gewiſſen
Saſſet, was fo weltlich ſteht, eben derſ.
Vnd ftatdinrofenkranz dir eben, die Winsbedinn.
So auch das Stehen, doch nur in der eigentlichen und der er⸗
ſten Fgürlichen Bedeutung. .. 2. - R
Anm. .». Im Oberdeutichen: ift diefes Zeittwort, fa wie figen
and liegen, mit dem Hülfsworte feyn üblich. Ich felle es dabın,
ob Budorgis jemahls bier. geflanden fey , Opitz. Das Schl
äft.chemabls aufdem Eggberge geſtanden, Bluutſchli. Wel⸗
ches auch wohl einige Hochdeutſche nachahmen. Das iſt mirim
Wege geſtanden, Gottſch. Allein die Hochdeutſche Mundare
keunt eigentlich nur das Hülfswort haben. Diefe und andere
Beyſpiele haben denn auch wohl einige Sprachlehrer bewogen, d
sfle diefem Zeitworte bey de Hülfs wörter beplegen, welches doch nicht
anders als mir Vermiſchung der Mundarten geſchehen Fan. =
Anm 2, Bey dem Kero, Ottfried und andern Alten, ſugleie
chen noch bey den heutigen Schweizern ſtaan, ſtandan, im Nie-⸗
derf. gleichfalls ſta an, bey dem Ulphilas lkandan, im Aingelfächf,
ftandan; ltondon, im Schwed. NA, Nanda, im Island Randa,
im Eugl.to fand, im Böhm. ltati, im Pohln. oĩe, ch ſtehe, im
Lat. ſtare, im Grieh.sgv, syyar; woraus das hohe Alter uud
der weite Umfang dieſes Zeuwortes zur Genüge erhellet. Im Ober⸗
deutſchen wurde es ehedem auch für ſteigen gebraucht. Tewrdank
Fund von feim pferdt. Theuerd. Kap. 25. Darumb fo fleet
ab pald zu fuß, Kap. 30. Diefe mehr thätige Bedeutung fhei-
net eine der erflen und urfprünglichften gewefen zu ſeyn, ſo dag
ſtehen oder ſtahn, eigentlich den.Laut nachakmer , welcher mit
dem Auftreten verbuurden iſt, welches mit andern. Endlanten und
Härterm£aute auch von ftapfen, Stufe u. f. fs ailt. (S. Staat,
Stadt, Statt, Stand, Stärig, Stets uf weiche ingger
fomme von diefem Zeitworte-abflammen.) Das Factisivum von
ſiehen ift Bellen, fichen machen,
Steblen, verb. irreg,act. ich fteble, du fichlk,er Michle;
Imverf. ich ſtahl, (imgemeinen Leben ich ſtohl;) Conjunet, ich
» fähle, (im gemeinen Leben ftöble; ) Mittelw. geſtohlen; Im⸗
perat. ſtiehl. 2, In weiteſten und allem Anfehen nach urfpriing«
uchen
deiner Seſundh⸗ie⸗ u fiw. Wie Miebe es mie —— gerims
Gell. Es ſteht ſchlecht mit ihm, fo wohl der Gefundbeit, als
auch dem Bermögen, den häuslichen Umftänden nad. Wie.
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Ne,
De ne
Einen fleifen Hals, feifen Arm haben.
. wenn es die Örlenfe in den Füßen nicht biegen Fan. Steif da
ern ee
fi Satleme etwas in der Stille un mir Seimtichtet hun,
= es von zen bemerft werde; in welcher Bedeutung es
naur nech ineinigenFällen und Zufanmenfegungen üblich iſt. Sich
heimlich aus einer Geſell ſchaft wegfieblen, ih aus dem Haufe
"fehlen. fich hinaus ſtehlen, unbemerkt binau⸗ fhleichen..
. Unfalo der ungetrew man
Aus dem ſchiff ſich heimlichen fiel, Zbeuerd. — u
DSDiließ iſt ein Sonnenblid,
Der mübfam ſich durch eine Wolke ftiehle, Weiße,
Daher Heißt verſtohlen noch ſehr häufig fo viel als beimlich,
unbemerkt. ©. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt fteb>
Ien, eitem andern fein Eigenthum heimlich und wider deſſen Wil-
len enttwenden ;- durch welche Heinilichkeit es fi von vauben uns
terfchrider, welches eine -offendbare Gewalt vorausfeget. Einem
andern etwas fieblen, Geld, Vieh, Menſchen ſtehlen. Es if
mir geſtohlen worden. SEr ſtiehlt, wie ein Rabe. Rauben und
ſtehlen.
Wer meinen Rubm berupft, nit zwar fich ſelbſt nicht
rei
mich aber ſtiehlt er arm, Haged.
Ein Bub ausandern zufammen fteblen, zufanımen fehreiben,
Sobne die Verfaffer zu nennen. An einigen Fällen verlieret fich das
> Gebäffige, welches die Entwendungdes Eigentbumes auf diefes
Wort wirft, Jemanden feine Zeit ſtehlen, ihn unvermerft um
- diefelbe bringen. Jacob ſt ahl Laban das Ser, U Mof. 31,20,
feste ſich unbermerkt in Labans Gunſt. So auch das Stehlen.
S:;auchDiebltahl.
Anm. Bey dem Ulphilas flilan , bey dem Notker, Ottfried
u ſaf lelan, im Angelſ. ſtelan, im Niederſ. fielen, im. Engl.
10 Real, im Island ſtela, im Schwer. fjäla. Ihre glaubt, daß
es mit vorgeſetztem ft von hehlen, verbergen , gebildet worden,
indem Riäla iur Schwed. ehedem für verbergen, gebraucht wur«
"pe, auch in mehrern Sprachen ſtehlen, unläugbar von beblen ab⸗
ſtammet, wieinSchwed. fula, von fela, bededen, im Gothiſcheu
Blitrus, ein Dieb, von hlifan, bedecken. Allein, da der Begriff
der Heimlichkeit diefem Wort fo ſichtlich anflebet;fo ift es glaublis
eher, daß es urfprüglich den ſchleichenden Laut einer-heimlichen
Bewegung nachgeahmet hat, und zugleich das’ Stammwort von
dem Intenfivo ſtill iſt S. daſſelbe.
Der Stehler, des —s plur. ut nom, fing, eine Perſon, welche
ſtiebit; ein ur in dem ſprichwörtlichen Sate: der Gebler in fo
gut, als der Stehier, uübliches Wort, In audern Fallen iſt dafür
"Dieb eingiführer,
Steif, —er, — efle, adj. et adv.unbiegfam; was fih,nicht biegen
läſſet. ». Eigentlich, wo es fo wohl überhaupt von-diefer Eigen⸗
ſchaft gebraucht wird, als auch in engerm Verflande von folchen
Körpern, welche gewöhnlich bieafam find, Es bezeichnet alsdann
einen geringeren Brad der Unbiegſamkeit als das intenfive ſtarr.
- Steife Leinwand, welche mit Gummi ſteif gemacht worden ; im
Oberd fiarre. Mofisgandeblieben fleif, 2 Mof. 17, 12. Steife.
Stiefeln. Die Bleiver, die Singer find ganz fleif gefroren,
Das Pferd if fteif,
Sehen, In einigen Fällen auch von weichen Körpern, wenn fie
einenhoben Grad der Dicke baben. Steifer Mas, ſteifer Räfe,
sin einigen Gegenden ein Nahme des Streichkãſes oder Quarkes.
Ehedem bedentete es auch frft, unbeweglich, im eigentlichen Ders
‚Rande; in ‚welchem es aber im Hochdentichen veraltet iſt.
Diß Ganze hier, der Erden ſchönes gaus,
Sat er fo ſteif geſeget aus und aus, Obltz.
Dein Same von mır unendlich ſteif gefeger, —
— “ Bat ey auch auf ihren duß
ein ſteifes vVertrauen, ein feftes,
ſelbige nach dern Färben mit Leim ſteif machen.
N Be... Ng00
& ſteif gefegt, daß ihr Grund bleiben muß,eben derf.
Auf welche Bedeutung firh noch einige der folgenden figürlichen
beziehen, 2. Figürlich, (1) Steif auf erwas ſehen, mit uns
‚ verwandten Augen‘, wofür auch ſtarr üblich iſt. Jemanden
ſteif in die Augen ſehen. Steif auf die Erde ſehen. Es ift
bier nur als ein Nebenwort gangbar. (2) Standhaft, feſt im
figürlichen Verſtande, mit anhaltender Auſtrengung des Ges
müthes. Sich etwas ſteif vorfegen. Steif über etwas hal⸗
zen, Er halt ſteif uber den ‚alten Adel,
Ich bilde fteif mir Gottes Beyftand ein, Opitz.
Weil alle ſteif auf ihren Sinn behavrten, Gel.
Befonders in Verbindung mit dem Worte feſt. Steif und feſt
auf etwas beharren. Es ift feif und feſt Befchloffen, unver»
‚Anderlich,
Ich werde ſteif und feſte daran bangen, Opitz.
Im Sochdeutſchen iſt es auch bier als ein Rebenwort am üb:
lichſten; in einigen Provinzen bingegen fagt man auch, ein
fteifer Dorfag , ein feſter; eine fleife Liebe, eine ſtandhafte;
(4) Auf eine fehlerhafte
Art unbiegfam und gerade, von Dingen, welche eine ange>
nehme Biegſamkeit haben ſollten, und in weiterm Berftande,
‚gezwungen, von Stellungen, Gebecden u. f.f. Er ſtehet fa
feif da. wie ein Rlog. Kin fleifes Compliment. Die fteife
Sormlichkeit im Umgange, Die ſtolze Sofdame, welche ih⸗
rer Sean eine fleife Verbeugung und ein durglauchtiges
Lächeln abgeborgt bat. In feinem Betragen ſteif ſeyn.·
A Kin Sprößling eigennugger Ehe,
Der ſtolz und ſteif und bürgerlich
Im. Schmaufen feinem Surften wid, Hash,
Anm. Im Riederf, ſtief, im Angelf. Kif, im Engt.- Riff, im
Schwer. fiyf,imYsländ. itfur, im Stich. wupgog, wel ches
wohl fleif als feft bedeutet. Es⸗ ift allem Anjehen nach mit
Stab. Eines Gefhlechtes, und ſtammet mit demfelben vermit⸗
telft des verändereen Endlautes von fiehen ab, Im Nieder⸗
ſäch ſiſchen ift auch ſtavig für Feif äblich, welches feine Abs
FRammung von Stab, Niederfähf, Stay, noch weniger ver⸗
läugnen kaun.
Die Steife, plur. die — n, von dem vorigen Beyivorte. 1 ‚Die
Eigeuſchaft eines Dinges, da es fleif if, in allen vorigen Vedeu«
‚sungen; ohne Plural, Die Steife Ser Glieder. Einem Zeuge
die Steife benehmen. Die Steife der Stellung, in welcher
letzten figürlichen Bedeutung noch das Beywort im uſtgewiſſen
Seſchlechte am üblichften iſt; das Steifg einer zigur, eines Com⸗
pliments.. Ju einigen Gegenden wird auch die Lähmung oder ben
Schlag, fo fern er nur ein oder day andere Slied fteif macht, die
Steife genannt. Im gemeinen Leben ift für diefes ganze Abfträcz
‚tum auch die Steifigkeit, in der beſſern Schreibart aber Steifz
‚beit üblich. 2, Was andere Körper ſteif macht; wo der Plural nur
‚von mehrern Arten gebracht werden kann. Sp wird die Stärke,
‚womit man die Wöfche zu fleifen oder zu ſtärken pflegt, häufig
die Steife, dag Steiffel, Niederſ. Stievels genannt. Bey. dew
Sutmachern iſt die Steife der Leim, womit man die Hüte ſteifet.
3. In der Zimmermannskunſt wird eine Stütze, beſonders eine
ſchiefſtehende Stüge , worauf ſich eine Laſt fteifer, ſo wohl eine
Stütze, als eine Steife genannt.
Steifen, verb. reg. act. ı. Steif machen, doch nut in rinigen
Fällen, : Die Wäfche fteifen oder ſtarken, fie mit Stärfe ‚oder
Steife ſteifer machen. Die Hutmacher ſteifen die Hüte, wenn fie
(S. auch Auf⸗
ſte fen. Derjenige, melcher dieſes thut, wird der Steifer genannt.
Figürlich iſt, jemanden in etwas ſteifen, ihm Bewegungsgründe,
Reitzun gen geben, auf ſeinem Vorhaben zu beharren; ihn in feiner
*3 Bors⸗
er,
ST BR! Be:
— in feinem Vorſatze Reifen. 2.Stüsen, Die Leuer⸗
baten feifen, fie mir Oabeln fügen, Am häufigften als ein Re⸗
eiproeum. Sich auf etwas leifen. Befonders im figüelihen
Verkande., Sich auf einen Ein wurf, auf einen Grund fleifen.
3 Fonnte mich weder auf meine Rräfte, noch auf anderer Hülse _
fe fieifen, verlaſſen. So auch das Steifen.
Ann: Im Niederf. Riven, Griech sußsi, verdiden. Im
Angerj.ift Rifiau, fieif fenwoder werden, als ein Neutrum.
Die Steifheit, plur. inul: Die Eigerjchaft, da ein Ding fteif
ift, fo wohl im eigentlichen als figürfirben Verſtande. Man ſie⸗
het der überſezung eine gewiſſe Steifheit an.
Det Steig, des ⸗es plur. die —e, ein Peg, wo es ehedem
im weiteften Verftande üblich geweſen zu ſeyn feiner, in wel-
diem es in dee Deutſchen Bibel noch hänfig vorfoimmt, Zei
‚ge mit und lehrte mich deine Steige, Df. 25, 4. Ich wıll
"fie fübren auf Steigen, die fie nicht Fennen, Ef, 42, 16.
Daber ift der Sußfleig, ein ſchmaler Meg für. Fußgänger, ale
lein. Ya Hochdemſchen if es in diefer weiteften Bedeutung
deraltet, wo man es zuweilen nur in engerer für Jußkeit 8 ger
draucht.
Anm. Im Nicderf. Stieg, im Schwed. Stig, bey im Wphis
las Staiga, Es ſtammet von ſteigen ber, fo fern daſſelbe ebhedem
‚and gehen überbaupt bedeutete, wodurch es ſich von Steg und
Stiege binlänglich unterſcheidet. Ohne Ziſchlaut gebörer and dag
Sdwediſche Taé, ein enger Weg zwiſchen zwey Zäunen, und
das Sinnländifche Tie und ErthländifcheTe, ein jedet Weg hierher,
welche zunächft von ziehen, Niederf. tebenzabzuffanımen ſcheinen.
Sõo fern ſteigen aufwärts geben bedeutet, war Steig ehedem im
Oberdeutſchen auch ein Hügel. Dader denn die eigentbünlichen
2, Mahmen Wieſenſteis Altenſteig, Nieder ſteig u Rf. S.
Steige 3:
Der Steigbereiter, des —s, plur. ut nom. 0 von Steig,
ein Weg, in einigen Gegenden, ein verpflichteter Aufieher über
dieöffentlihen Wege nud Straßen; der Weges oder —
beveiter, im armeinen Leben Stegbereiter:
Die Steigbohne, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nabe
‚me der Schminkbohnen oder Faſeolen, Phaleolus vulgaris
Linn. weil fie an Stäben in die Höhe Heigen oder ſich rauken.
6. :Stängelbohne. «
, er ©: seigbügel, des—s, plur. ut nom. fing. rin Bügel an
"einem Riemen, welcher an dem Sattel eines Reitpferbes len
‚ ift, fo wohl defto leichter anf den Sattel zu fommen, als ſich and)
deſto feſter in demſelben zu erhalten. Ehedem der Stegereif, (S.
diefee Wort.) Schwed. Stegbögel. Es iſt von Reigen, weilman
vermitseift deffelden auf das Pferd fteiger.
Die Steige, plur. die — n, ein ineiner dreyfachen Bedeutung
übliches Wort. ı. Von dem Zeitworte Reigen, fo fern es aufwärts
geben bedeutet, iſt die Steige in vielen Hoch⸗ und Oberdeutſchen
Gegenden, 'eine Leiter oder Treppe. "Die Hühnerfieige oder Gübs
herleiter, worauf die Hühnerin den Hühnerſtall ſteigen. Dieel-
lerſteige Wendelfieige u. f.f. für Treppe, Auch ein erhöhres
Brei, vermittelft deſſelben über vinen Zaun zu fleigen, im Dberd,
eine Stiegel. Niederf. Stiege, (S. daffelbe,) 2. Ein ausStäben,
Sprießeln oder Sproffen beſtebendes vierecfiges Bebäleniß,in Ges
fait zines Käfiges ‚das Federdreh und befonders die Hübner. dar⸗
in zu mäften, beißt in Oberfadfen eine Steige, eine zůhner⸗
- feine, im Oberdeutſchen aber-eine &teye, Ital. Sısa, Etwa wer
[
’
"gen der Ähnlichkeit mit einer Steige oder Leiter ? Oder audi von |
fieben? zumahl da man vinefolde Steige auch. wohl einen Hub:
neriane zu nennen pflege; Im Riederdeutſchen beißt ein ſolches
- Behältnig ein Bote 3
einer fenfrechten oder ſchiefen Fläche aufwärts geben.
an —— — er
deutſchlandes, z. B. in. Sen, Nürnberg, Ulın, ei Sberſach ⸗
fen iſt die Steige eine Zahlvon 20; An Riederde ihlaud Seies: |
x Eine.Steige Eyer;i Steine, ‚Thaler u, ff. It mitilern Lat.
teca, Btica. Es ſcheiue t hier tie Mandel und andere ähnliche
Wöcser urfprünglich eitten Haufen bedewier zu haben, und daher
zu ſteigen zu achören, fo fern «3 Aufwärts i in die Höhe gehen, be⸗ n
deutet. ©. Steig, Anm. wo die Oberdenuſche — eines
Hugels hiermit verwandt ift..
Steigen, verb. irreg. ich fleige, du ſteigſt, er hear, Iuperf.
ich fieg; Mittelw. geitiegen ; Imperat, feig, oder feige, Es #
ift eigemtlich ein KLenerum, welches das Hüifswortfeyn —
aber ĩn einigen Zälen mit der vierten Endung auch als ein Reis;
PH gebraucht wird. Es bedeutet, h
. Mirdem Stamm» und Brundbegriffe der Höbe, “f) I A
w — Veeſtande, auf Stufen geben, es fen nun hinaufwärts
oder hinabwärts, und in noch weiterer Bedeutung, binauf oder
binab fehrsiten oder geben ‚fo daß die Richtung afemanl durch ein
Bor- oder Neben wort bezeichnet wird. Von dem Berge herab
fleigen. Sinauf, hekunter fleigen. Aus: dem Berte,in das
Bert ſteigen. Auf den Tiſch, von dem Stuble, in das Senken _
ſteigen. Don dem Pferde eigen. (5. auch Abfeigen) Wo
der Begriff der Höhe oft in der blogen Erhebung der Beine liegt,
daher man auch im Scherze fagt, es Eommejemand angefliegen,
wenn er mit aufgehobenen Beinen und weiten Schritten feyeriich
eiubergehes, welches man im Riederi, ſtapeln nennet,*von Stapel
Staffel, Hier wird es mit ver vierten Endung der Fläche oft als
ein Yetivnim gebraucht, IH muß die Treppe des Tages zehe
mahl feigen, fo wohl hinauf, alshinab, ‚Ich Fann Feine Trep= |
pe mehr fleigen. Mit den Hauptwörtern Treppe, Leiter,
Stiege iſt es in diefer Form am üblichften ; feltener mie: andern,
Doch fagt man auch, den Berg hinauf eigen.
(2) In engerer Bedeutung, vermittelfb der Stufen, ober au
mit aufgehobenen Beinen- aufwärts oder in die Höhe geben, a En
! (0) Ei gentlich Auf einen —— auf einen Berg, ef
das Dach, auf die Kanzel eigen. Wo «8 oft auch gebrauht
wird, wenn diefe Erhebung duch einen bloßen Schritt, duchäre |
hebung der Beine geſchiehet. Auf den Stuhl, auf das Pferd, in
=
f
j
auf den Tritt, in das Bert nf. f; fteigen. k x
(b): Figür lich. æ) Sich in gerader oder ſchiefrt Kihting a
aufwärts bewegen, es gefbehe, auf welche Art es wolle ; oft in
Gegenſatze des fallen. Die Sifche ſteigen im Waſſer, wenn fie
ſich nach der Oberfläche zu beiwegen. Der” Salke ſteigt in der.
Luft, wenn er ſich in die Höhe ſchwingt. Die Rackete ſteigt.
——
Das Waſſer ſeigt, wenn es an Maſſe, und folglich auch an Ei
Höhe zunimmt. Das Barometer ik um zwey Grade geſtiegen,
» Der Wein flieg mir in den Kopf, das Blut in das ——
In das Steigen kommen, anfangen zu ſteigen.
Die Zune, ſteigt, und ſchwirrt von Luſt erregt.
Saged.
58, welch ein laute Pdan — von fin —
Siegen ee
An mein. entzůcktes Ohr! Kaml, *
Das Steigen und Sallen der Töne, der Stimme, der Kloten, E
in der Mut. 6) Sich in die Höhe erſtrecken. Das Steigende, ı
”
x
E
in Bergbaug, die Erhöhung der Gebirge, Stollen und Steedug . -
im Gegenfatze des Sallenden. Befonders in Ber höhernSchrerbs _
art, Pall aſte von Marmor fieigen dort hoch an die Wolfen, =
Gebr y) An Raıg und Würde in der bürgerlichen Geſellfchaft 4
zunehmen. Er it. in kurzer Zeit fehr boch Zeſtiegen. über
andere hinweg ſetgen. —* ——
* Sey
—3—
E;
a 8
— a“ — mandıer. it — er
Sn Ipeit'er enefchloffen en Gefahr —
und durſtig nach der Ehre war, Gell
Zaunehmen, ſo wohl an Zabl und Menge, obgleich feltener, Line
„feigende Progreffion, in der Geometrie, wo die folgenden Glie⸗
BE TA
I
der immer größer werden, in Gegeufage einer fallenden. Wo.
es befonders von dem Preife üblich ft; Det Preis feige, iſt
eſtiegen. Die Waare ift im Preife geftiegen, oderjauch nur -
„ abfelute iſt geftiegen.“ Das Korn feige taglich. Als auch, und
ar am bãufiaſten, an innerer Stärke. Die Leidenfchaft feige.
Bir feigende Wutb, Bewünderung,Liebeusf.f. Sein Gluͤck
. fleigt. ;
+4 Ehedem war Heizen auch flir gehen überhaupt ſehr gangbar,
© wo der Begriff der Bewegung in die Länge der herefchende if, fo
. daß Steg, Ste?en, Staken u.a. m. mit zu der Verwandtſchaft
gehbren ‚ben dem Ulphilas Reigan, (tiguan, imAngelf. Rigan,
im Shut. figa, im Lettiſchen Raigath, im Örich, go,
alle für geben. Siehe auch Stechen, in der Bedeutung der ſchnel⸗
len Veränderung des Ortes, ImDeutfchen iſt es, außer im Scher⸗
ze, wo es fich alemahl auf die feyerkiche Erhebung der Füße zu be-
ziehen ſcheinet, in dieſer Bedeutung unbekannt. Nur die Jäger
\ gebrauchen es noch von dem Bären, Bieber, und der Dtter für ge⸗
hen. So auch das Steigen.
‚Anm. Inder erften Hauptbedentung mit den Begriff der Höhe
bey dem Kero und Derfried fizan, im Niederf, Negen, im Engl.
'ebeden fley, fig, lie. Der Steig, fo fern es ebedem einen
Hügel bedeuteie, dir Steige oder Stiege, eine Zahl von zwau—
zig, das Ober deuiſche ſtickel, ſteil, u. a. m, find genau damit
© perwandt. Der Beariff_der Ansdehnung im die Höhe und
der Erſtreckung in die Länge find in den meiften ähnlichen Wör—
tern beyfammen, weil fie ſich auf eine und eben dieſelbe Duos
metopdse gründen.
Der Sreiger, des —8, plur.ut nom. fingirine Berfon, wel
che fleigt, ein in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche wenig ges
bräuchliches Mort, außer etwa in dem forihwörstichen Lehrſatze:
hohe Steiger fallen tief. Am üblichſten iſt es im Bergbaue, wo.
der Steiger ein bey einer Zeche befindlicher verpflichteter Bediens
teift, welcher dienächfte Auffiht über. die Arbeiter und die Bergge⸗
Bände bat, und nad) dem Unterſchiede beyder der Kunſtſteiger,
Pohfeiger, Zimmerſteiger, Grubenfteiger u. ff. beige, ‚Er bat
— den Rahmen von ſteigen, weil er nicht nur zur beftinmeen Arbeits,
zeit in die Gruben ſteigen, ſondern auch die feiner Aufſtcht anver⸗
"traueten Dinge befteigen, d. i. begeben muß. Im Bobmiſchen ver⸗
nuthlich aus dem Deutſchen Stteygiri,
Das Steigerad des —es, plur. die —räder, in dem Gehwerle
der Uhren, ein Sperrrad von 30 Zähnen, welches von dem Boden»
rade umgetrieben wird, undin defen Zähne die Lappen bei Englis
ſchen Hakens eingreifen.
Der Steigereif/ ©. Stegeyeif.
teigern, verb. reg. act. welches das Factitioum von ſteigen ift,
ſteigen machen. Im Dsnabrücifhen ſagt man noch, ſich ſteggern,
dei ſteigern, vonden Pferden, für ſich bäumen, welches in Nie⸗
derfachfen auch ſich ſeilen heißt. Im Hochdeutfchen iſt ed nurin
einigen figürlichen Bedentungen übfich, Befonders von dem Breir
ſe; Niederf. fleagern, Schwed. Regra, Den Preis einer Waare
“Heigern, fie thener machen. , $ugleihen, jemanden fleigern, ibn
böber treiben, ihr nöthigen mehr zu bleiben, indem Preife höher
: “zugeben. Daher verfleigern, im Dberbeusfchen, ‚öffentlich den .
Maeiſtbiethenden verfaufen. In: sleichen zuweilen auch iutenfi pe
von den innern Graden der Stärke, Lin Gleichniß bis zur einsm
artigen Bilde feigern, erhöhen. So auch die Steigerung in -
allen borigen Fällen, wa es unter andern im Dberdeutfchen ia
[4
Kassa er:
eine Kuckion, d. i. einen Verkauf an die Meifbieigenden Bedeutet:
Insleichen füt Gradation, die ſtufenweiſe Erböhung oder Sunaf ;
me ſelbſt, fo fern felbige eine Figur if, nach welder die Morteoder
Gedanken immer an Stärke gunchmen,
Um. Die Endſylbe —ern iſt hier das Zeichen eines Kactitivi,-
Ebedem aber war es auch das Merkmahl eines-bloßen Iterativi
oder Intenſivi des Neutrius ſteigen; denn Wileram gebraucht lie-
geren noch für geben,
Das Sceigerohr, des—es , plur. die—e, oder die Steitte-»
röbre, plur. die —n, an einem bydrauliſchen Drudiwer-
Fe, diejenige Röhre, in welcher das Waſſer zum Steigen ger
nöfhigt wird; zum Unterfhicde von dem Stiefel oder der Stiefel
röhre.
Der Steiglitz, des — es, plur. die—e, in Meißen und in eine
‚gen. andern Dberfächfifchen Gegenden, ein Gerüſt, vonzweySäns
len und einem Ayerbalfen, welches über einem Fußſteige aufgerich⸗
tet wird, damit niemand auf demſelben fahren oder Feiten Far,
Die erfie Häffte it das Wort Steig oder Sußfteig; wenndie lese
nicht Wendifchen Urſprungs iſt, ſo gebört fie zu unferm Aige,
Franz. Liffe, fo fern daffelbe mit Leifte,Larte u. ff. verwandt if,
einen Baum, "oder ftarfes langes Holz, vielleichtaud eine Grüne
zu bezeichnen. ©. Stieglig, welches doch in der Bedeutung Ders
ſchieden ift,
Der Steigreif, ©. Stegereif. i
Der Steigriemen, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige
Riemen am Sattel, welcher Ken Steigbügel trägt.
Steil, —er, —ehe, adj.et adv.im,gemeinen Leben, ſich geradein
die Höhe erſtreckend, ſich ſin der Richtung der fenfrechren Linie nä⸗
bernd, wofür in der anfändigern Schteibart jähe üblich it; im
Gegeuſatze des lach, Sanft,im Bergbane donlege, im gemeinenLe⸗⸗
ben lehner Ein ſteiler Berg, ein jaher, im Berabaue ei pralliger. .
Der Weg gehet ſehr ſteil den Berg hinan. Die Stütze ſtehet zu
ſteil, fie muß mehr geſehnet werden.
Anm. Im Riederf, gleichfalls feil, inder Schweiz ftibt, im
Schwed el, welches dafelbft auch ſtarr bedeutet, Es ift mit
Stelze, Stoß, Stollen u, f.f. Eines Stammes, indem auch hier
der Begriff der Höhe der herrſchende iſt. Zunähft von Feigen
und mit einem andern Endlaute lautet Heil im Oberdeutſchen Kid,
ftider, ſtickel, feiger, im Osnabrück. feggel, fleggev,, im Angelf.
"Ricol, fiechal, und mit noch andern. Endlanten im Engliſchen
ſtee ply, und im Oberd ſtog acht iz ſtotzig. Im Niederf, iſt np
fieilen, von Pferden, ſich bäumen,
Der Stein, des— es, plur. die—e, Diminnt.das ‚Steinen,
Oberd. Steinlein, eine harte und feſte mineralifcde Maſſe welche
fich unter dem Hemer nicht treiben läſſet, und aus verhärteter
Erde beitebet. Es if in doppelter Geflalt üblich,
3, Bon der Materie, ale ein Abſtractum und ohne Plural und
Diminutivum, gemeiniglich.auch ohne Artikel. So hart alsStein.
Es ik Stein. Zu Steinwerden. Ein großes Stüf Sein.
Es iſt von Stein. In Stein verwandeln. So auch in einigen
Zuſammenſetzungen. Marmorſtein, Kalkſtein zwey Stüde
‚ Bernftein u. ff. Im Hüttenbaue pflegt man die durch Schmel-
. zung ber Erzeerhaltene Maffe, fo, feru fie noch-mitvirter ſteinarti⸗
‚gen Materie und andern Unreinigfeiten oer miſcht if}, in vielen Fãl⸗
len Stein zu nennen. (5. Bleyſtein, Kobfeih Stablfein, Ku⸗
pferflein.) Wo mau es zwar ofr mit dem Artikel gebraucht, aber
doch ohne Plural, außer wenn mehrere Arten diefer Materie be⸗
‚zeichnet werden follen.
2. As ein Concretum bon heilen oder Stüden diefer Materie
‚ oder Maffe,
(a)*Bon fehr oroßen, zu ſammen hongenden, wo ct ehedem
für $-Is ſehr üblich war, fon bey dem Kero Steine. Sein “ar
su
#
ee
"auf einen Stein bauen, auf einen Zelfen, In welcher Beben ·
tuilg es im Hochdensfchen veraltet iſt, ob ſie gleich noch in man⸗
chen eigenthümlichen Rahmen der FZelſen bi felfigen Gebirge
vorkomnit.
(2) Bon kleinern, da es denn von allen Ycten dieſer Meſe
ſo fern fie in kleinern Stücken vorhanden iſt, gebraucht wird.
(a) Eigentlich. Kin Edelffein, Leldſtein, Ziegelſtein,
Bruchſtein, Senerfiein, Gränzſtein, Kieſelſtein, Blafenflein,
Gallenſtein uf. f. Stehet das Wort Steinallein ‚fo verſtehet
man dadurch gemeiniglich die auf und unter der Oberfläche der
Erde zerſtreueten Stücke diefer Art, welche man fonft auch Feld—
feine zunennen pflegt. Femanden mit einem Steine werfen, '
"Das Feld iſt voll Steine. ‚Ein harter, weicher, durchfichtiger:
Stein. Figürliche Arten des Ausdrucdes ſind. Alle Steine aus
"dem Wege räumen, ale Hinderniffe, Einen Stein aufdem Herz .
zen haben, ein ſchweres Anliegen, Da iftmir ein rechter Stein
vondemgersen gefallen, mein Herz ift von einem ſchweren Anlie⸗
‚gen, von einer. großen Beängftigung befrepet-worden, Kin Stein
des Unfioßes, eine aus der Deutfchen Bibel entlehnte Figur, eine
Bade, welche bey andern Anſtoß verur ſacht. Dev Stein der Weiz
fen,das Geheimuiß Gold zu machen, vermutblich, fo fern das Vers
wandelungsmittel ebedem die Geftalt und Härte eines Steines
Hatte. Das möchte einenStein erbarmen, das konute auch die uns -
empfindlichften Herzen zum Mitleiden bewegen, Stein und Bein
ſchworen, im gemeinen Leben, etwag mit. vielen Eidfehwüren Ber
theuren, (S. Schwören.) Suweilen verſtehet man darunter Edel⸗
ſteine oder Halbedelſteine. Ein Salsbans von Steinen. Ge⸗
ſchnittene Steine. Zuweilen auch Steine, welche ſich in den thie⸗
riſchen und beſonders in dein menſchlichen Körper erzeugen, da es
denn oft die dadurch verurſachte Krankheit bezeichnet, Den Stein
haben, den Blaſenſtein. Am Steine krank ſeym Jemanden
$en Stein ſchneiden. Am Steine ſterben.
(b) Figürlich. a) Ein aus Stein bereitetes Ding ober.
Werkzeug. Daber der Muhlftein, Leichenftein uf, f welche oft
nur ſchlechthin Steine heißen. Ehedem wurde auch ein aus Stei⸗
nen aufgeführtes Gebäude oder Schloß ein Stein genaunt; welche
jest veraltete Bedeutung noch in manchen eigentbümlichen Rah⸗
men üblich iſt; Konigſtein, Grimmenffein , Friedenſtein ui fi f-
Der Steinzu Baden, das dafige Schloß, Steinam Anger u. f.fs
° Die Körper, womit im Breite; ingleichen diejenigen, womit Schach
gefgiefet wird, werden noch durchgängig Steine genannt „ohne
diente, Einenguten Stein im Brete haben, einen wichtigen Gon⸗
ner haben. In andern Fällen iſt Stein jo viel als ein Gewicht,
auch fo fern man fich ehedem dazu eigentlicher Steine von gewiſſer
Schwere bediente. Der Zentnerſtein, Pfimdftein, Lorbfiein ; im
mittferh Lat, Petra, In engerer Bedeutung ift der Stein ein Ges
wicht von beſtimmter Schwere, welches gemeiniglich den fünften:
Tbheil eines’ Zentners, oder obige. Pfund beträgt, aber doch in‘
verschiedenen Gegenden allerley Abweichungen hat. Lin Stein
Bramergewiche, hält in Wittenberg 22, Sleifchergewicht aber
nur 18 Pfund. DerFleine Stein hat zu Berlin 22, und der große
22 Pfund. Der große Stein hältin Danzig ’34, und an andern
Orten Preußen? 33, der Fleine zu Danzig 24, und an anden Die
sen 20 Pfund, An Hamburg und im Mecklenburgiſ. hatein Stein’
gachs 20, Federn und Wolle aber nur 10 Pfund. In Holland
iff’ein Stein (Steed)8 Pfund. Iſt ein Zahlwort dabey, fo bleibt:
Stein, wie fo viele andere ähnliche Wörter, im Plural unveräns
dert; zehn Stein Wolle, nicht Steine. Bey den Papiermachern
ift der Stein ein hölzernes Faß mit einer Welle und ver ſchiedenen
Meſſern, den Papierbr2y zu der Pappe darin zu querlen; vielleicht
auch fo fern es rhedem ein ſteinernes Gefaß war, wenn es bier
nicht gar zu — — ein Gefäß, wi
Die Steinauffer, plur. die — n, eine Art Auftern,. melde nur:
St
nen. .p) Degen
der Apntichfeit, fo wohl in der Geſt olt dadie Hoden in den mann ⸗ ö
" Lichen Zengungsgliedern in vielen Gegenden Steine genannt wer⸗
dem. Noch mebe aber in der Häcte, da die feinartige Kernſchale
in manchen Früchten häufig ein Stein heißt. Ein Kirſchenſte in
Pilaumenfiein, Ehe Aprikofenftein. (6. &Steinobft.)
Die in den Fiſchen, Krebfen und andern Thieren befindlichen.
ſteinartigen Berhärtungen find wahte Steine und. befteben gemei⸗
niglich aus einer alk aliſchen oder kalkartigen Erde, daher fie auch
mit Hecht Steine beißen.
Anm, Bey dem Ulpbilas Staids, bey dem Kero, Ottfried u
Stein, im’ Niederf. Steen, im, Engl. Stone, im Angelf. Stan, -
im Schw. Stea, im Griech. sie, sıos. Im Böhmiſchen iſt
Stena, wine Wand, Maner. Es flammer ohne Zweifel von
ftehen ber, fo fern diefes Zeitwort hart, feſt ſeyn, bedeuten, ſo
daß Stein eigentlich die Härte und Feftiafeit diefer Körper auge- -
druckt. Im Schwed. ift Rind, Rarr,ftarf. Wegen der Mengeder -
Seldffeine, dielßeicht auch trgen ihrer Härte ift Stein, in mans,
Ser Zufammenfeßungen, ein Zeichen einer Intenſion; fleina
> alt, fteinbave‘, ſteinreich, ſeht alt, hart, reich. Im Schwe.
fagt man Ienblind,, fendöd (Hokänd. Reendood,) völlig
Blind , völlig todt. Ob bie Endung des Superlativs — ſte
Angelf. — fian, anch hierher gehörer, PER, ‚der. befte, wie
Ihre vermiribet, ſtehet dabin.
Der Steinadler, des —s, plur.utnom. fing. die größte Ar
Adler, welche fich gemeiniglich mitten in dein Lande aufhält, wo er.
gern in den Felfen und Steinhöhlen niſtet; Falco Chryfaetos
Linn. Landadler, Goldadler, zum Unterſchiede von ——
adler und Meeradler.
Die Steinahre, plur. die—n, S.Xhorn Aum ··
Steinalt, adj. etadv. im gemeinen Leben ſehr alt. Ein feine
alter Mann. SStein Aum.
Die Steinamfel, plur. die —n, ein Rahme der Golsamfe,
vermuthlich wegen ihres Aufenthaltes in felfigen und gebivgigen —
Gegenden.
Det Steinäppich,des— «s, plur. inuß. eine dem Mppich —
liche Pflanze mit einer enförmigen, geſtreiften und rauchen Frucht,
wovon die eine Art in Macedonien und | Mauritanien, die andere
. aber, von welcher das Galbanum oder Mutterharz komm, in
Athiopien, eicheimiſch iſt BubonLinn.
„Die —— —— die—n, in einigen. Gegenden ein Nabme
- Sweifel, weilman ſich inder erften Einfalt da zu bloßer Steine ben
der gewöhnlichen Aſche, Fraxinus excelfior Linn. vieleicht,
weil fie gern in einem ſteinigen oder felfigen Boden wächſt. In ei⸗
nigen Gegenden führet auch die gemeine ‚Gage: oder. Seeinbuge
twegen ihres harten Holzes’diefen Rabmen.
zwiſchen Felfen-gefunden werden.-
Die Steinbanf; plur. die — banke, im Bergbane und: Bey. den.
Steinbrechern eine Steinmaſſe in Geſtalt einer- Bank, d, i.
eine horizontal oder doch faſt horizontal in dee Erde liegende
Lage Stein.
Der Steinbau, des — es, plur. car. der Bau, oder das Bauen '
mit Steinen; im Gegenſatze des golsbaues..
Die Steinbeste, plur. Sie —n. 1.%n einigen. Gegenden. eine
NRahme der Preifelsbeeren ‚ entweder weil-fie gern in fleinigen
und felfi igen Gegenden wachen, oder auch, weil fie wegen ihrer
Sãure eine gute Arzeney wider den Blaſen- und Nierentein find;
2, Eine Art Brombeeren, welche in einisen Gegenden auch Bru—
nitſchen heißen, und gleichfalls in felfigen Gegenden wachſen,
Rubus ſax atilis Lian. 3. Auch ein Rahme der Sandbeere,
Arbutus uva urſi Linz, welche gleichfalls eine gute Arzeney
wider den Stein if
Das
J
ei .—
Sas Steinbein, des—es, plur, die —e, in der Anatomie ein Nah⸗
me des Schlaf: oder $elfenbeines am Kopfe. ©. dieſe Wörter.
. Der Steinbeifer, des —#, plur.ut nom. fing. ı. Eine Art
2. Heiner Fiſche, welche zu den Schmerfen gehören, und fich mit dem
5 — *
—
Munde an die Steine und Felſen anhangen ; Cobitis Taenia
Linn. Steinbider. Der Schlammbelßer iſt eine Art davon.
2, Auch der Seewolf oder Rlippfifch, Latargus Klein. beißt
I in dennördlichen Gegenden Steinbeißer, 3. Unter den Vögeln iſt
; eine Art Diefchnäbler, welcher mit feinem digen Schnabel die
0 Rirvfchfteine mit befonderer Geſchicklichkeit aufzubeißen weiß,
und daher auch Rirfchbeißer, Kirſchfink, Kernbeißer, Steinbicker
heiße, gleichfalls unser dlefem Nahmen befannt; Loxia Coc-
- » eoihrauftes Lina. Coccothraufies Klein. -
Die Steinbefgwerung, plur. die — en der Stein im menſch⸗
lichen Körper, befonders der Blaſen⸗ und Nierenſtein, als eine
Beſchwerde betrachtet,
A
Das Steinbect, des —es, plur. die —e, im Bergbaue, der
ebene Plag, auf welchem bey den Eifenfteinzechen der gewonnene
° Eifenftein zuſammen gefahren wird,
. Der Steinbider, des—s, plur, ut'nom. fing. ©. Stein:
beißer s und3. » } %
Das Steinbier,des— es, plur. von mehrern Arten, die — e,
Bier ‚welches vermittelft glühend gemachter Steine gebrauet
wird; dergleichen man befonders in Eurzumd Liefland brauet.
Die Steinblatter, plur. die — n, eine Arc falfcher Blatter,
welche mit den wahren nichts gemeitt haben, fondeen in Fleinen
Erhabenheiten der Haut beftchen, welche mit einer harten Mater
rie angefüllet find, daher fie au den Nahmen badenz zum Uns
terfchiede von den Wind: und Wafferblarrern. In Niederfach:
fen Steinboden. 2 1 —
Die Steinblume, plur. die — n, ein ausläudiſches Gewächs,
> welches in’ Athiopien, am Vorgebirge der guten Hoffnung und in
Perſien einheimifch it; Antholyza Lian. —
Der Steinbod,des—es, plur. die —bocke, ein einem Bode ähns
lich es zweyhufiges vierfüßiges Thier, mit großen ſchweren Hör-
nern, welche gang über dem Rücken liegen; Ibex Linn. der Berg⸗
be, Franz. umgefehet, Bouc etain. Er ift olivenfarbia, hat
einen langen Bart und befißt große Geſchicklichkeit im Springen.
K: Er wohnt in den fühlichen Gegenden Deutſchlandes und Enropeng
+ auf hohen und jäden Felſen, daher er auch den Rahmen hat; von
Stein, Felfen. Stein bock iſt in der Bücherſprache ein Wort
welches bald überhaupt beyde Geſchlechter Diefes Thieres, bal
ur ec ——
ed
a in Mir ae de u an are
oder Gais, wird in den Oberdenifchen Provinzen. Jefche; Geſche
ober Hub, in Tirol die Pofchgais, ein Junges aber Riege oder
Schuckle genamuf. | —
Der Steinbohrer, des— 8, plur. üt nom. fing, ein ſtãhlernes
| Werkzeng mit verfchiedenen Spigen; welches mit den Hammer
getrieben wird, vermittelſt deffeiben Löcher in einen Grein zu
-. bohren. *
Die Steinbradyfe. plur. die — n, oder der Steinbraſſen,
20,888, plur: ut mom. ing eine Acı Sradien oder Braſſen,
vermuthlich, weilfie fih at and ziwifchen den Klıppen aufpältz
Syparus Salpa Linn. —
Per Steinbrand, des — es plur, car. eine Art des Brandes
indem Getreide, welcher feſt und hart iſt ſo daß anch die Körner
Kerner dem Dreſchen ganz bleiben; zum Unterſchiede von dem
Slrg-oder Staubbrande, BEER
Arten faft insgefammt auf Nelfen und heben Gebirgen wachfen,
wo ſie ſich durch die Sigen und Felſen des Geſleines drängen, da-
Er ber fie auch den Nahmen haben; Saxılraga Linn. Weißer
} 3uL.W,8.4,Ch,2. Auß.
aber auch nur das männliche beze ichnet. Das weibliche, die Ziege.
Der Steinbrecy, des — es, plur. car, 1, Eine Pflanze, deren -
7% Rn
n ‚
IADER 238
Steinbrech, zum Unterfchiede bon dem folgenden. Einige Artöm °
- berfelben ſollen auch den Stein in dent menſchlichen Körper auflö«
fen, wie}. 8. die Saxifraga granulata, 2. Derretbe Stein
brech, ift eine Art der Spierpflanze, wohnet auf den Europãiſchen
Teiften, und wird wegen der zufammen zichenden balfamifchen
Kraft jeiner Wurzel in der Medicin gebraucht; Spiraea Fili-
pendula Lian: 3, In einigen®egenden ift auch die Rebentolde,
Oenanthe Lira. hunter dem Nahmen des Steinbrechs oder
Waſſerſtein brechs bekanut, in andern das Srauenhaar Adian-
tumCapillus VenerisZ, fo wie in noch andern dicStein-Pim-
pinelle, Pimpinella Saxifraga Linn. Fleiner Steinbrech
und in andern die Goldmils, Chryfolplenium Zinn. zelber
Steinbrech beißt; einige wegen ihrer Ahnlichkeit mit ber erften
Pflauze dieſes Nahmens, andere aber auch wegen ihres Aufent-
haltes auf Felſen und felfigen Gebirgem,
Der Steinbrecher des — 8, plur. ut nom. fing. ein Arbeiz '
ter, welcher die Steine in ihren Lagerftätten loebriht, Siehe
das folgende, .
Z er Steinbruch, des — es, plur. sie — brüche, derjenige Ort,
wo das in Banken oder Schichten liegende Geſtein von den Stein:
: bredern los gebrochen wird.
Die Steinbůche, plur, die — n, in einigen Gegenden ein
— ver ſagebüche, wegen ihres harten Holzes, S. dieſes
Wort.
Die Steinbühfe, plur. die —n, S. Steinſtück.
Die Steinbütte, oder Steinbutte, plur. die — n, eine Art
Butten oder Butten, deren linke Seitenlinie ſtachlig iſt; Pleu-
-rosectes maximus Linn. f
Die Steinbutter, plur. car. in der Mineralogie, ein gelblicher
Alaun welcher ganz fett und weich wie Butter anzufüblen ift, und
in Sibirien aus einem (Hwärzlichen Alaunſchiefer dringt; Axun-
giafolis: Der Nahme ift nach dem Ruffifchen Kamennoje
Maslo. ; -
Der Steindamm, des — es, plur. die— dämme, ein mie
Steinen gepflafterter Damm, oder erhöheter Weg; der Steinz
weg. — ———
Der Steindeich, des— es, plur.die—e, in den Niederdeutſchen
Marichländern, ein Deich oder Waſſerdamm, welcher am Fuge
; mit Steinen befleidet ifk.
Die Steindrufe,plur.c® in Nahmedes Roges bey den Pfer⸗
den, vermuthlich, weil der Answurf ans der Nafe daben zäher -
und härter if, als biy der wahren Drufe, aus welcher er zu⸗
weilen entftebet. ©: Steinrog. —
Die Steineiche, plur. die — n, ein Nahme unſerer gemeinen
Sommer: oder Früheiche, vermutblich wigen ihres harten Hole
zes; zum Unterſchiede von der Coh⸗Roth oder Wintereiche.
Steinern, adj. et adv. 1. Aus Stein oder Steinen verfertiarr,
Sin ſteinernes Bild, eine Heinerne Brüde, ein ſteinernes Mef:
fer, ein ſteinernes Haug, ein ſteinerner Mörfer. 2. Figürlich,
doch nur in einigen wenigen Fällen, fo hart wie Stein. Ein ſtei⸗
nernes Herz baben. s
Anm. Bey dem. Dftfried- und Notker fleinin, und im Ober»
deutſchen noch jeg: Heinen, Riederf. ſtenen. S. — Eın.
Die Steineule, plur. die —n, ein Nahme derjenigen großen
Nachtealen, welche ſich in alten Mauern und wüſten ſteinernew
Gebãanden aufzuhalten pflegen; zum Unter ſchiede von deu zorne
eulen, welche in hohlen Bäumen wohnen,
Das Steinep, des — es, plur. die— er, bey den Gränzbezie⸗
hungen, Syer, d. i. Heine Steine, welche man heben-den Öräug-
feinen mit einzugraben pflegt.
Der Steinfalf, des — en, plur: die — em, die kleinſte Urs
Sperber, welche in altem Ormäner nifter ; der Schmerl.
2 \
4
Dr
4
38 —
"Der Seeinfall, des — es, plur. die —fälle, im ———— der
- Einfall oder Einſturz des Örfteines-in der, Grube;
"Der Steinfern,; des— rs, plur. doch nur von mehrern Arien,
‚ut nom.fing. ein Rahme aller derjenigen Farnkräuter, wel.be
auf Steinen.und Felfen, und in Felsrigen wachfen, von welchen
es drum mehrere Artengibt, Das-Steinfarnmoos, iſt eine Art
-des Aſtmooſes, welches gleichfalls auf Steinen wohne, Hy paum
proliierum Linz,
.
Der Steinfint, des—en, plur. die — en, in einigen Gegens \
den ein Rahme des Steinbeißers, oder Kirſchfinken, S. Stein:
beißer ».
Der Steinflachs, des—es, plur, inuf, ein Nahme des Ami:
Aanthes, weiler zu den Steinarsen gebört, und fich doch wieFlachs
sheurbeitei laſſet; Bergflachs, Erdfi achs. S. Amianth.
"Die Steinflechte, plur. inuf. eine Art der Flechte, welche auf
Cutopäifchen Klippen und Steinen wächſet, und braun färber;
"Lichen laxatilis Lira. Steinleberfraut , Brunnenfraut,
Moosflechte, Eichenlunge.
Die Steinftetſche/ plur. die —n, im gemeinen Leben eini⸗
„ger Gegenden ‚ ein Nahme der Grasmüde, welde fih an
„soifien Orten zwifchen Steinen aufbält; Motacilla Salicaria
Linn. Außer dem ift es auch. ein Rahme : des Braunkehl⸗
chens, Motacillarubetra Linn. bey andern Petronella,
Grich. wergopidog; Steinpatfihe, Steinſchmatz, Steingall,
‚alle wegen des ſchmatzenden oder fletfchenden Lautes, welchen
es von fih gibt,
Die -Steinfrucht, plur. die —früchte, eine Frucht, deren Same
oder Kern,mit einer fteinharten Rinde umgeben , diefer aber mit
‚einem faftigenFleifche umphiller ift, dergleichen die Kir ſchen, Pflaus
men, Pfir ſichen uff. find. Collective werden dergleichen Früchte
:Steinobft genannt.
Der Steingeall, des—es, plur. die — e, in einigen Gegenden
1. ein Nahme des Männcheng von den Wannenweher, welches
‚auch Steinfhmad genannt wird. "Die Endſolben —gall und —
ſchmack ſcheinen fich, wie in Nachtigall, auf die Stimme —
Bogels zu beziehen. 2.E. Steinfleriche,
Die Steingalle, plur. die — n. ı. Don Galle, eine Art in
Pferdekrankbeit, diejenige Krankheit diefer Art, welche ſich in dem
Hufe oderin den Ferſen der Pferde zriget; zum Unterfchiede von
der Flußgalle, welche ihren Sig a: #.n Anien bat. Sie beſtehet
in einer Beule, welche anfänglich weich iſt, aber endlich die Härte
eines Steines bifommt, DerPluralift bier ungewöhnlich. 2. Im
-Bergbauefind die Steingallen Stellen harten tauben Gefteines
in dem. Erze. ©. Galle,
Der Steingeyer, des — s, plur, ut nom, fing. ein Nabme
des Geyers, fo fern er feinen Aufenthalt auf und in Felfen
bat.
Der Steingraus, des—es, plur. car. Graus, d.i.grober Sand
von bearbeiteten Steinen, welcher, wenn er Fleinförniger iſt, auch
wohl Steingries genannt wird,
Die Steingrube, plur. die —n, eine Grube, in welcherSteine
gebrochen werden, oder weiche entſtehet, nachdem Steine daſelbſt
gebrochen worden; der Stein bruch.
Das Steingrin, "indech, plur. car. bey einigen-ein Rahme
des Berg: oder Schiefergsün, S. diefe Wörter,
Der Steingrund/ des — es plur. die — gründe, ein aus Stei⸗
nen beftebender Grund; befonders inder Schiffahet, ein ausSteis
wen beflebender Grund Des Meeres, zum Unterſchiede von dem
Sandsrunde⸗ Schlick grunde u. ſef.
Sas Steingut, des—es, plur. car. ein Hahme-feiner irdenet
Gefäße aus weißem Thone, deren Derfläc verglafer ift; als ein
Esleerivum. Kin-Dugend Teller Sieingur Kine Schuffel
Se
arbeit Steengood und Steenfig genannt. -
Der Steinbänfling, de8s—es, plur. die — e,der gemeine grane
‚Hänfing, welcher ich gern in felfigen Begendeu aufpälr,Linaria
fera,faxatilisKlein. Graußinfing, zum Unterſchiede von dem
Bluebänflinge oder Rothhanflinge.
Steinhart, adj. et adv. ſo hart wieein Stein, fehr Hart ; im ge»
meinen Leben. Daher die Steinhärte, plur. car. einen hohen
Grad der Härte zu bezeichnen, ‘
Der Steinhafe, des—n, plur.. die —n, Hafen, welche ich
in Felſen und felfigen hohen Gebirgen aufhalten, und eben
Feine-eigene Gartung ausmachen, ob fie gleish im Winter ger
meiniglich weiß werden; zum Unterſchiede von. den Seld: ur
Landhafen.
Der Steinhag, bes —en, plur. sie —en, S:Steinzabe..
Die Steinbaue, plur. die—n, eine zugefpiste Haue, Steine dar
mit loszubrechen, oder im fieinigen Grunde damit zu arbeiten,
Der Steinhauer, des —s, plur. ut nom, fing, ein Haudwer⸗
fer, welcher die von dem Steinbrecher gewonnenen Seite bear-
beiter, um fie zum Bauen und zu andern Bedürfniffen zw gebrane
„hen; «ser Steinweg.
Der Steinbaufen, des—s, plar.ut nom. fing. ein 1 Haufen
unordentlich auf einander geworfener Steine, ine Stadt, einen
Orr, ein Haus in einen Steinhaufen verwandeln, völlig zer⸗
flören,
30°
Steingur, Im Niederf. — alle ledene Geſchiere, alle Zöpfer-
Die Steinhäufungaplur. die—en, in der Raturgeſchichte, eine x
Maffe, worinmehrere Steinarten außer und neben einander zur
ſammen gewachfen ind, ingleihen die Art und Weiſe diefer Zur
fanınenfegung ohne Plural. In der erſten Bedeusung im Berg⸗
baue ein Saufwerf.
Die Steinhirfe, plur. car. in sinigen Gegenden eine Nr dus
Steinſamens, welcher in den Apothefen gebraucht, und auch
we Perlhirſe genannt wird; SALEON er oifiernale
inz
Der Steinhohlunder,. des —g, plur. inul. Siehe, Sobluns
der 2 (2).
Dee Steinbonig, des — es, plur, car. altes verhärtetes de
ıigin den Scheiben ; Zu erhonig, weil es die Confiftenz des Zur
ckers befomme.
Das Steinhuhn, —— plur die — pübner, eine Art Holy
„Hübner, welche fih in Felfen und felfigen — aufhalten/ S. |
Schneehuhn.
Die Steinhummel, plur. die —n, eine Art ganz ſchwarzer
SHSummeln, welche zwiſchen Steiahaufen wohnt, uud vielen. vonis
einträgt; Apis lapidaria Linn.
Steinicht, —er, — ſte, adj. et adv. einem Steine ähnlich. Die
ſteinichten Bernhülfen des Obftes, Am häufigſten gebraucht ınan
es im gemeinen Leben für das folgende ſteinig, indem die an ſich
fehe verfchiedenen Ableitungefplden — icht und —ig daſelbſt ſehr
häufig verwechfelt werden, (S. dieſelben.) Im Tatian feinacht,
An Oberdeutſchen noch jetzt ſteinachtig.
Steinig, — er, —ile,adj.etadv. 1, Steine enthaltend und
in engerer Bedrutung viele Steine enthaltend, doch nur forfern
Steine als ein Hindernif oder als eine Unbequemlichkeit angefeben
werden ;im gemeinen Leben fteinicht. Ein ſteinigerAcker, ein fteis
niger Weg. 2, Bon dem Abſtracto Stein, aus Steinmaffe *
fiebend, Die ſteinige Subſtanz.
Steinigen, verb. reg. act. ‚2. Von dem Steiue reinigen, di
nur indem Salzwerke zu Halle übliche Bedeutung, wo man de
Balzpfannen fleiniger, wenn man fie von den Schepp oder Salz⸗
ſtein befreyet. 2.Am häuftgften, jemanden fleinigen, mit Stei⸗
‚nen nach ibn werfen, und imengerer Bedeutung, ihn mit Steinen
x
= Y — Ste AR
yo zn Zobe werfen⸗ eine bed den WERTE Ahliche ———
daber #8 in der Deutſchen Bibel in diefer Bedeutung mehrmahls
vorkommt. So auch die Steinigung:
Anm. Es iſt vermistelft der Ableitungsfolben —-igen, ein, Ste
rativum oder Intenſivum von dem veralteten feinen, welches
in der zweyten Bedeutung noch beydem Ditfried vorkommt. Auch
im Schwediſchen ifi kena, einigen:
Der Steinfalf, des —es, plur. car. deraus Steinen gebrannte
Kal, welcher, weil er ſich fireichen Täffet, auch Serrichkalk are
nannt wird zum Unterfchiede von dem Gypſe oder Sparkalke,
und den metalliſchen Kallen.
Der Steinkamm, des — es, plur. die —kämme, ein ſaur im
Bergbaueübliches Wort, wo dic Ste nwande auch Steinfämme
genannt werden, ©, Kamm.
Die Steinbarauſche, plur.die —n, eine Art der Karaufsen
fieinigen Waſſern aufhalten,
Die Steinkarthaune, plur.die—n, ©. Steinſtück.
Der: Steinfaug, des— es, plur. die —e,. eine Art Feiner:
Kautze, welche fich in ‚alten: Semãuern und ſteinernen Gebãu⸗
den aufhält.
2 Dre Steinfönner, des — sg, — utnom: fing, Fãmin. die
Steinkennerinn, eine Perſon, welche die Steine nach ihren Ar-
ten, Gattungen, Eigenſchaften und Beftundrheilen keunet. So
valoge und Mineralogie nebrauchen, fo find fie zu enge, weil
ſich die Mineralogie nit mehtern Körnern als mit Steinen be:
ſchãftiget.
Der Steinkitt, Sea, plur; inuf, oder die Steinkitte, ein
2 Kitt, Steine damit an einander zu Fitten ‚oder zu verbiuden,
Die Bteintlarfhe, plur. Hie—n, in-einigen Gegenden,
. " ein Nabe desjenigen Fleinen Vogels, welchrr auch Stein:
fletſche, Steinſchmack und fo ferner genannt wird, Siebe
die ſe Worter.
Der Steinklee, des —s, plur. inufe eine dem Klee ähnliche
Manze, deren Blumen faſt koͤpfförmig zuſammen gefegt find; Tri-
folium Melilotus Linn; Beſonders deſſen DU coerulea
welches auch Siebengezeit und in der Schweiz Schabziegerkraut
genannt wird, und R M. officinalis, welches im engſten Vers
ſtande Steinklee,; fonft auch nach dem Latein, Melilote beißt.
Dader das Steinkleepflafter oder Melilsten-PRafter, wozu nebſt⸗
“ andern hrilſamen Kräutern und Harzen — Kraut des Stein⸗
klees genommen wird;
Die Steinkluft, plur. die —klüfte, von Stein; Felſen, eine“
Kluftoder Risein einem Felſen; die Felskluft oder velſenkluft.
Es kommt mebrmahls in der Deutſchen Bibel vor, -
Die SteinFohle; plur. die — n, ein den Kohlen ——— ſtei⸗
niger Körper, welcher ans einem mit Erdyech durchdrungenen Gee
ſteine beſtehet, welches ſich wegen des erſtern zur —— agebrane
chen läßt. Man ıheilet fiein Pech⸗ oder. Glanz⸗ und Shiefer:
kohlen. Im Riederf:Schmiedekohlen, weil die Schmiede fe ſtatt
der Holzfohlen aebranchen: im mittlern &at-Hulläe, Hyllag;.
a 3 er a
—
a ee a2
die Skiinfohlenmaffe in Geſt alt vines Flatzes, das SteinFehlen:-
sebivge, fo wohl ein Gebirge, welches Steinkohlen entbalt, als
auch die über and ı unter dem Koͤblenflötze llegende Erd? und’
Steintgaen.
Br Steinfopf, ders —es, phir. die koͤpfe in vinigen Ger
‚genden, 3. Bam Zelle,. eine Art -Ropffalates ;. vermutlich we⸗
‘gen der feften harten Köpfe,”
Die-Steintoft, plur; die en; ‚im Hüttenbane, em Raften oder:
Brhältnif, worein der gepochte Stein aus den Pochmühlen gr⸗
—
——7
N
4
i
von einer. aſch grauen ———— vermuthlich, weil ſie ſich ri in
auch die Steinkenntniß. Wenn einige beyde Wörter für Mine-
Franz, im Licich iſchen Houilles.: Dahber das Stein koh lenſte
A Slte 342
ſchüttet wird;
Raften verderbt.
Das Steinkraut, des — es, plur. inuf..im einigen Gegenden -
ein Nahme des Waues, Refedaluteola * vie lleicht weil er
gern an ſteinigen Deten wãchſet.
Der Steinkrebs, des — es, plur. die — e. 1. Eine Art dee:
gewöhnlichen Fluß⸗ oder Bachkrebſe, weiche nachdem Sieden
weiß⸗ oder bleichroth ausſehen. 2. Auch vberſte iner le Krebſe führen
in der Raturgeſchichte dieſen Nabmen, worunter die Japaniſchen
die berühmieſtew ſinde
Die Steinkropfe, plur. die—n, eine Maſchine, mit weldter
man große Steine in dem Mittelpuncte ihrer —— ping:
und in die Höhe ziehet. S. Kropfe.
Der Steinkümmel, S. Sefeli,
Das Steinkupfer, des — s, plur: —* in den Meſſingwer⸗
fen, Meffinatöener, welche in dem Schaume in. der Grube vor
dem Ofen beſtndlich find, and mir Waſſer aus demifelben geſchieden
“werden; vermuthlich weil man vermittelſt derfelben die Gieß«
feine abzufchleifen pflegt. Kupferſtein in den Schmelgbütten iſt
etwas anders.
Die Steinkütte, &: Steinkitt.
Das Steinleberfraut, des—es, plür. inuf. ©. Steinfechte.
Die Steinlerche, plur. die — n, ein Nahme der gewöhnlichen :
geide⸗ oder Brachlerche, ſo fern * ſich in felfigen und gebirgigen
Gegenden aufhölt.
Die Steinlinde, plur. die—n.-ı. Eine Art der gewoöbnlichen
Linde, weiche ein fefteres Holz aber ſchmälere Blätter hat, als die
Gras: Waſſer⸗ oder Oftlinde; Tilia- cordata Mill. Sie wird
auch WaldlinseundSandlindegenanuf, =, Ein der Linde ähnliv-
cher Baum, welcher auf denHiigeln des mittägigen@urova wãch ſet;
Phillyrea Zinn, - 3. Cine Art des Faulbaumes, deſſen Bfätter
der Lindenblättern gleichen; Rhamous Alaternus Linn.- 4. -
Die Hleinevder fchinal."tterigellime, VIlmus miaor Linn.aud :
wegen Ähnlichkeit der Blätter und Härte des Holzes,"
Det Steinmarder, des — s, plur. ut nom. fing. eine Art
Diarder, welche ſich inFelfen, Gemäucen und alten Gebäuden aufr-
bält, und ein dunkleres koſtbareres Fell bat, als der in Wäldern:
mwohnende Baummarder. Im gemeinen Leben wird er Kuder
genannt, welches mit Batev Eines Geſchlechtes ift.
Der Steinmärgel, des —s, plur. inuf, eine Alt Märgek
welche fo Hart wie Stein iſt, und im gemeinen’ Leben einiger Ger:
genden Back ſtein genannt wird, .
Dee Steinmark, des—es, plur-car. ein Rahme, welder ver⸗
ſchiedenen Erdarten, als dem Thone, Märgel und der Kalterde -
gegeben wird, wenn fie indem Innern feſter Steine gefunden wer«
den nud gleichfam das Mark derfelben vorſtellen; Lithomargä,
Das-Steinmöbl, des—es, plur:car, 1. Fein pulverifirteßtei-
ne / oder Steinmaffe in Geftältrines Medles, 25 In den Mühlen
ift es dasjenige Mehl, welches ziwifchen den Mühlſteinen und
in den Pänfeırguvtie? bleibet ; -im gemeinen Leben Steingfe, rich
tiger Steinaß, weil es zum Futter der Schweine dienet;
Der Steinmeißel, des —s plur, ut nom. fing. 1, Bey den
Bildhauer, Steinmetzen n.f. fein Meißel, Steine damit zu
“bearbeiten. 2. Jin Hüstenbane iſt es ein langes Eifen'mit einem
: Hafen und hinten mit einem’ Stiele, den Blehſtein Hamit-yen dem
Mer? abzuziehen,
Der Steinmen, des—en; ‚plar. die Dem ein fir Steinhauer :
fehr gangbares Wort, einen Handwerker zu bezeichtten, welcher die’
zu Gebäuderund andren Bedürfniffen nöthigen Fels, und Bruce
feine behauet. Bendem Drtfried nur Mez0) int mitttern Bat.
Macio, daher. das Framyöf,.Maron, ein- Maͤurer/eigen tlich inn
Stein metz⸗ ©. Metzen.
— Darı
Die letzte Hälfte-ift ohne:Ameifel aus Kiſtb oder
+
*
_
3 %
343 Ste. | >
Das Steinmoos, des — es plur, inul, ein Rahme der Stein:
flechte, S. diefes Wort, S Sn
Die Steinmüfchel, plur. die —n, eine vielfchalige faſt cylin-
driſche Mufchel, weiche fich in die inn Meere liegenden Steine und
harten Zelfen hineinfrißt; lange Spitzmuſchel, Pholäs.
Die Steinnelfe, plur. die—n, invielenÖrgenden ein Rahme der
wilden Helfen oderDonnernelfen; Danihus Armerialinn,
vermushlich, weil fie an unfruchtbaren fieinigen Orten wächfet.
Die Steinnuß, plur. die — nüffe, eine Art Heiner Wälfchen
Nüffe, mit fteinharten Schalen, weiche auch Grübelnuffe heißen,
weil man den Kern gemeiniglich heraus grübeln muf.
Das Steinobft, des — es, plur. car. ©: Steinfrucht.
Das Steinöhl, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die —e, ein brennbarer flüffiger mineralifcher Körper, welcher in
der Conſiſtenz eines Ohles aus den Felfen hervor quillet, und auch
Bergöhl genannt wird. In Tirol Dürſchenöhl von einem gewife
fen Sürſch, deſſen Entdecker. —
Die Steinpatſche, plut. die — n, ein Vogel, S. Steinfletſche.
Das Steinpe ch des — es, plur. doc) nur von mehrern Arten,
die — e, ein brrunbarer mineralifcher Körper, welcher in der Con⸗
fiftenz eines Peches aus Felfen und Steinrigen hervor dringetz
Bergpeh. Finder man ihn in der Erde, fo wird er Erdpech
genannt, \ ge DER
Die Steinpeitfche, plur. die —n, in einigen Gegenden ein din
ner langer Fifch in Geſt alt einer Peitfche in füßen Riegenden Waſ⸗
fern, welcher einen Laut von ſich gibt, wenn er aus dem. Waſſer
gezogen wird, daher er auch Knurrpeitſche oder Gnurrpeitſche
genannt wird; Ophidion barbatum Linn.
Das Steinpeterlein, ©. Stein-Pimpinele.
Der Steinpfeffer, des —#, plur, inul, in einigen Örgenden
ein Nahme der Dimpinelle ) —
Die Steinpflanze, plur. die — n, natürliche Körper, welche Eis
aenfhaiten fa wohl von Steigen als Pflanzen an fih haben,
. Spierpflangen, welche ein ſteinartiges Grhäufe bewohnen; Li- »
thophyta, dergleichen befohders die Rorallen find,
Das Steinpflafter, des —s, plur. ut nom. fing. ein aus. Steis
nen befichendes Pflafier, ein mit Steinen gepflafterter Naum,
Der Steinpilz, des — es, plur. die —e, ein Rahme der befien
eßbaren Schrwämme oder Pilze, weiche unten von, weißer Farbe
find; vielleicht, weil fie etwas derb oder hart find,
Die Stein: Pimpinelle, plur. inuf\ eine Art Pimpinelle mit ge»
fiederten Blättern; Pimpinella laxifraga Linn. im gemei-
nen Leben Steinpererlein.. Vielleicht, weit fie gern auf flei-
nigem Boden wächſet.
Die Steinpocke, plur. die —n, S. Steinblatter.
Die Steinpreffe, plür. die —n, eine Preffe der Steinfhneider,‘
den Stein, welcher gefäger werden fol, in diefelde einzuilemmen,
Das Steinpulver, des — 5, plur. von mehrern Arten, ut nom.
fing. .3n ein Pulver verwandelte Steinmaffe, gepülverte
Steinmaffe. 2. In dew Apotheken, ein Pulver wider den Stein
im menfehlichen Leibe, welches aus Saudbeereakraut und Auſter⸗
Schalen. beſtehet.
Der Steinrabe, des— tr, plur. die —n, eine dem Widchopf .
ähntiche Art Brachvögel von dunkelgrüner Farbe, mitzinem gel⸗
ben Ropfennd blutrothen Fleden, weicher ſich in felfigen und ges
birgigen Gegenden aufbält; Upupa montana Klein. Wald⸗
gabe im gem, Leben, Waldrappe, Steinrapp, Waldhof, in der
Sch weizder Kinfiedler, weil er einfamlebt, Berg⸗Eremit. Die
Feste Hälfte feines Nahmens deutet auf fein Geſchrey, daher er in
zinigen Gegenden auch Sch alfer. genannt wird.
Dir Steinraute,.plur. !nul, ein Nahme der Mauerraute;
Aplęaium Buta mu rarıa Linz,
—
Steinreich, — er, — fe, adj. et adr. 1. Obwohl feltener
!
und gemeiniglich nur im Schere, veich an Steinen, viele Stei⸗
2. Schr reich, im hoben Grade reich, von Stein,
ſo fern es oft eine Intenfion bezeichnet, ©, Stein Ann, Ein J
ne babend.
fieinveicher Mann. -
Das Steinreich des— es,
J
lur. inuſ. derjeuige Theil dcs
Mineral Reicheswelcher die
wire in fich begreift. In weis
«Steine der vornebmfte Theil deffelben find,
terer Bedeutung auch wohl das ganze Mineral: Reich, fo fern die,
Der Steinting, ses— es, plur. die—e, inden Mablmüplen,
ein eiſerner Ring, welcher un die Mühlfteine geleget wird,
Der Steinröthel, des — 8, plun. ut nom. ling. oder der ;
Steintöthling, des — es, plur. die — e, ein Bogelvon der
Größe der Weiß: oder Zippdroffel, mit einem zarten länglichen
Schnabel, himmeldlauen Halfe and Bruſt, und ſchwärzlichen
Rüden und Flügeln. Er nifter in Felfen und alten Gemäuern
in Oſterreich und Tirol, und wird wegen feines angenehmen Ge ·
ſanges geſchätzet. SS
Der Steinrog, des—es, plur. car. eine Art des Rotzes dep
den Pferden, welcher auch der weiße Roy genannt wird; zum
Unterichiede von dem unbeilbaren gelben oder zirnrotze. Er
ſcheint mit der Steindrufe einerley zu feyn. * 8
Der Steinrüß, des — es, plur. inuf. die aus dem ſchwarzen
Schiefer bey Ottengrün im BergamteBogtsberg bereitete ſchwar⸗
je Farbe. F 3 x
Die Steinfäge, plur. die—n, eine Säge ohne Sähne, Mars
mor und andere Kalf- und Sandfleine damit zu zerfchneiden,
Das Steinfalz,des— es, plur. car. ein Mittelfalz, welches “
manin und unter der Erde von der Härte eines‘ Gteines findet, -
wo es theils in Stockwerken, theils in Flögen gebrochen wird 5°
zum Unterfchiede von dem Brunnenfalze, Seeſalze u. ſ. w.
Der Steinfame, des—ns, plur. inul. eine Pflanze, deren
enförmige Samenförner fo hart wie Stein find; und mit fauren
Geiſtern nicht aufbraufen; Lithofpermum.Linn. Stäkbirfe,
Perlbirfe, vorbe Ochſenzunge, Schminfwurzel, weil die fri⸗
ſche Wurzel roch färbet, wilde Rothwurzel. bi
Der Steinfand, des — rs, plur. car. ein grobförniger aus klei⸗
nen Steinen befiehender Sand, zum Unterfchiede von dem
Staubfande. . :
Die Steinſcheide, plur.die—n. ĩ. Von dem Hauptworte Scheis
de, ein Nabme der Steinmuſchel, (S. dieſes Wort.)2. Im Berg⸗
baue iſt die Steinſcheide, von dem Zeitworte ſcheiden, eine Kluft
in dem Geſteine, weil fie daſſelbe ſcheidet oder treunet.
Die Steinfcheidung, plur. vor mehrern Arten, die — en, if
Bergbaue, dasjenige Geftein, welches fich an dem Sapldande ab⸗
feßet, oder fich von dem Sahlbande fheider. \
Die Steinfchleife, plur. de —n, von Schleife, ein Feine®
ſchwerer Schlitten, in dem Hüttenbane, eine folche Schleife, deu
gepochten Zinnfein darauf fortzuſchaffen. Außerdem auch wohl
eine jede Schleife, große Steine darauf fortzubringen. *
Der Steinfhleifer, des — s / plur. ut nom, ſing. ein anglinfs
tiger Handwerker, weicher ein Geſchäft daraus macht, unedle und
halbedle Steine zu fchleifen, und ihnen einen fpiegelnden Glanz zu
ertbeilen; zum Unterſchiede von einem Steinichneider,welcher Die
.bärtern Edelſteine bearbeitet.
Der Steinſchmack des— es, plur. die— e, in einigen Ge⸗
aunden , fo wohl eine Art MWannenweher, als auch rine Aut
Braunfehlepen, beyde wesen ihres Aufenthaltes tn felfigen und
bergig.n Gegenden, und wegen ihres Lantes, welchen fie daſelbſt
"von ſich achen; Stanfpmas, Steinfhmagerle, Stein Fiarfche.
S. Steinflet ſche. art ’
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Die Steinſchmerzen fing. inuf. Schmerzen, welche von dem
Steine im mienfohlichen Leibe verutſocht werden,
Die Steinfchnalle, plur. die—n, Schnallen, welche mit ge⸗
9 fhliffenen Steinen befegt find. .
Das Steinf&hneiden, des — s, plür..car. von den Ausdrucke
Steine fehneiden, die Geſchicklichkeit, Edelfüeiten und Kryſtallen A
" vermirtelft eines Rades eine requläre Geſtalt zu geben, fie zu vos
a lieren, und oft auch Figuren in dieſelben zu ſchneiden.
Der Steinſchneider, des—s, plur. ut nom, ling. Ein
j Küuftler, welcher das Steinfohneiden verftebt und ausübet, und
welcher fo weit von dem Steinfchleifer verfehieden iſt, -als der
Bildhauer von dem Steinmegen, 2, Ju einem andern Verſtande
iſt der Sieinfcpneider ein Künftler, welcher Gefäße und Dofen
sus alleriey harten Steinen verfertider und felbige mit erhabenen
Figuren ausjieret. 3. Ein Wundatzt, welcher den Stein in dem
menfchlichen Leibe durch den Schnitt heilet, ihn vermittelſt eines
Schnittes heraus nimmt; in welchen Verftandees doch feltener .
gebraucht wird, ?
' Der Steinfchnite, des — es, plur. inuf, die Handlung des
Sch neidens des Steines, doch nur in der hirurgifchen Sudentung,
diejenige Handlung, da der Stein im menfchlichen Leibe durch eis
nen von anfen gemachten Schnitt heraus genommen wird, ©.
— Bteinfchneider.: —
Die Stein ſchraube plur. die —n, in den Meſſingwerken, eine
Perffemir eier Schraube, die Gießſteine damit zufammen zu
preſſen. J
Ser Steinſchreiber, des—s, plur. ut nom. fing, zu Nürn⸗
berg ein Schreiber, welcher ein Bersiihnig über die Gräber and
. Grabfleineauf dem Kirchhoſe Hält, damit man wiffe, wenn man
eine Leiche wieder in ein altes Grab fenfrn fönne.
te Steinfchrift, plur. die — en. 1. Eine Auffhrift anf einem
.. Grabs oder Denfftein, befonders auf einem folchen aus dem Alter⸗
thume übrig”gebliebenen Stein. 2,Schriftzüge, welche ehedem
auf ſolchen Steinen üblich waren, wo der Pluräluur von mehrern
Arten Statt findet, |
Das Steinfiprot, des —es, plur. inuf.-Schrot, d.i. unförm⸗
liche Stüde, weiche bey dem Behauen der Steine in der Stein»
grube oder bey den Steinmegen abfallen,
Die Steinfpule, plur. die — n, bep den Gärtnern, eine Baum
ſchule, we junge Stämme Steinobft gezogen werden; zum Unters
ſchiede von einer Rernfchule. 8
Die Steinſchwalbe, plur. die — n/ ein Nahme der Mauer:
oder Kirchſchwalbe, weil fie ſich in Felſen und Gemäuern auf
häalt; ©. Kirchſchwalbe.
Der Steinſetzer, des —s/ plur. utnom. fing. ı. Eine ver
pflichtete Perſon, welche die Gränz⸗ und Markſteine nach der Bor»
ſchrift und dem Herkommen feget. 2. An einigen Orten werden
- auch die Pflafterer oder Dammfeger mie dieſem Rahmen belegt.
Der Steinfinter, des — 8, plur. don mehrern Arten, ut nom,
‚fing, in der Mineralogie, ein Falfartiger Stein, welcher aus
‚ berab tröpfelndem mit Kalkerde geſchwängettem Waffer erzeuget
wird; Stalaclites; Sinter, Tropfiiein.
welche eine zufällige außerordentlihe Geſtalt haben, und auch
‚Haturfpiele, Sildfene, heißen; zum Unterfhiede-von den ver—
. Aeinerungen.. Solche Steinipiele find zB. die Adlerfeire, die
Mogeit> oder Erbſenſteine uff.
Das Steinfiüf, des — es, plur. die —e, ein Sehe, das if,
| große Kanone, ame welcher man Steine nudfitineore Kua-In,
+ Bruccballenu. f.f. fbießr. Sie baden Kammern sole Die Dißrfer
f nud fiegen bis hundert und ichr Pfund; die Steinfarthaune,
A —
Das Steinfpiel,des— es, plur. die — e, eben daſelbſt, Steine,
2 Ste 346
das Kammerſtück ehedem Steinbüchfe, Steinwerfer, Schrot⸗
ſtuck, Feuerkatze.
Die Steintaube, plur. die — n, eine Art wilder Zauben, weis
che in Felfen und alten Gemäuern brütet.
Der Steintopf, des — es, plur. die —töpfe, Töpfe von Stein⸗
gut, welhenicht zum Kochen beffimme find; zum Unterfdiede
von den Rochtspfen. i -
Der Steinwälzer,des— s,plur. ut nom. fing, der Rahme
einer Are Kibige mit Sinem griinen fpigigen Fonifchen Schnabel,
welcher eine befoudere Geſchicklichkeit befigt, Steine zu wälgenz
Gaviarofiro virefcente, conico, acuto, Klein. Da alle
am Ufer ſich aufhaltende Vögel diefe Kunſt, Steine zu wälzen,
verfishen ; fo wird diefer Vogel im gemeinen Leben auch fehr häd«
fig mit dee Seelerche verwechſelt.
Die Steinwand, plur. die — wande, eine ffeinerne Wand, eine
Mauer als Wand betrachtet, Im Bergbaue führet die jähe fenke
rechte Seite des Geſteines oder eines Felſens diefen Nehmen; der
Steinfamm, fon bey dem Stryker Stainwant, S. Wan».
Die Steinwarze, plur. die — n, eine Art Aftermoofes, welches
in Geſtalt dee Warzen, oder zäher runzeliger und höderiger
Körperchen auf Steinen unter dem Waffer wohnet; Tremella
verrucola Linn. i ’
Der Steinweg, des — es, plur. die — e, ein mit Steinen ges
pflafterier Weg, *
Der Steinwein, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten
oder Dnantitäten, die — e, der Nahme eines hoch geachteten
Frönfifchen Weines, welder auf dem fo genannten Stein bey
Würzburg wächfet, wo die meiften Berge diefer Art dem dafıgen
Julius⸗ Spiiale gehören, .
Das Steinwildbret, des — es, plur. inuf, bey den Jagern,
‚ein Nahme desjenigen Wildbretes, welches fich auf Zelfen und
Klippen anfhält; dergleichen dic Steindöce und Genifen mit ihren
Zbieren und Jangen find. ER
Der Steinwurf, dee— es, plur. die — würfe, der Wurf eis
nes, Steines, dir Handlung , da man einen Stein wirft. Roch
mehr, ale ein ungefähres Maß des Raumes; fo-weit Als mau ei—
nen Stein werfen kann; Miederf. een Schmet Wiges, im
Tatian Sieines Vuorf.
Die Steinwurzel, plur, inuf. eine Art des Farnkrautes mig
einer ſchuppigen Wurzel, welches in den Risen der Europäi-
fiben Klippen wohne; Polypodium vulgare Linz, ges
meines Engelfüß, “ —
Die Steinzange, plurs die — n, ein Werkzeug in Geſtalt einer
Zange, die großen Steine im Baunendamit in die Höhe zu ziehen,
©. Steinkropfe. ".
Der Steinzeiger,des—s, plur.ut nom. fing. ben ben Pet»
ſchaflſtechern und Waperfchuidern, Heine eiferne Werkzeuge,
welche in die Hülfe der Schleifmaſchine eingefegct werden, die Fiz
guren damit in den Stein auczugraben. Sie heißen nach Maß ge—
bung ihrer Berfchiedenheit Schneidezeiger, Slachperien , Slach⸗
zeiger, Kundperlen, Bolsenzeiger, Spigfipelu. ff.
Der Steiß, des —es, plur. die—e, Diminut. das Sreißchen,
in der vertraulichen Sptechart der Hochdeutſchen ber Hintere
fo wohl au Menſchen, als an Thieren, welder in der niedrigen
Sotechart der Arſch genanut wird, *
Ann. Jim Oberdeutſchen ſt dafür Stoͤß üblich, welches beſon⸗
ders von den Steißin des Federviches und Geflügels gebraucht
mird, im Riederfachſiſchen Stier, Stüt, Hol. S.uyt, Schwed.
Stuls. Dr Begriff ver Hervorcagting, befonders der hervor ra⸗
genden Spitze it obne Siveifelder Stamuſpegriff, daber dieſes
Wort als ein VBerpandter von Stoß, ein Haufen, anzufeben ift,
Wenn iadein Salzwerke zu Halle dir untere Spige der. Salgförbe
»3 der
*
Wver Steiß — ſo if folches wohl —— ſondern
vielmehr ein überbleibſel der ältern allgemeinen Bedeutung.
Das Steißbein; des—es; p
347 1
—
Aur. die — e,, in der: Anatomie,
ein Bein, welches ans vier bis fünf Stücken beſtehet, und den
Steiß bildet; Os coccygis, das Gefäßbein, welcher Ausdruck
doch nur aufdas Bein diefer Art bey Plenfchen paßt,
Die Steißdrüſe, plur. die — n, eine Dyüfe über. dem Steiße
der Bögel, aus welchem die langen Schwanzfedern entfpringen.
Der Steißfuß des—es, plur. die—füße, eine Art wilder Halb⸗
änten mit fpigigem Schnabel, deren Füße nabe bey dem Steiße
" angehänget find, daher ſie nur fliegen und ſchwimmen kanu; Nie⸗
derſ. Arsfort, Oſterr. das. Patſcherle —
Die Stelläfche, plur. die — n, in den niedrigen Sprecharten,
beſonders Niederdeutichlandes, ein Berüft, etwas darauf zu ſtel⸗
Ten, oder. fich darauf zu fielen.
Sollãnd. Stellaazi,Stellaadje, und dieß von fellen.
Der Stelboden und Stellbortih, S.in Stellen.
legen.
Sie Stelle, plur. sie—n, Diminut,, welches doc nut inr Scher⸗
je üblich ift, das Stellchen,der Dit, welchen ein Ding einnimmt
2, Eigentlich, Sinen Stein, em Buch auf eine andere Stelle:
Eine Laſt nicht von der Stelle bringen Fönnen. Das:
pferd will nicht von der Stelle. Nicht von der Stelle wei⸗
„sen. Nicht von der Stelle Eommen Fönnen:
Stelle verftanden wird, in und auf welcher ınan fich befindet. Sei=-
"ne SteHe behaupten, verändern. Sich auf eines andern Stelle
fegen. "Ihm. brenne die Stelle unter den Jüßeny oder die
“ Stelle brennt unter ihm, fagt man von jemandın, der ſich in ei⸗
nem hohen Gradeder Ungeduld befindet,
Räume, bitt ich, bey den Deinen
Mir ein Stellchen wieder ein, Geyph
Auf der Stelte, ein figürlicher Ausdruck für, den Augeubltck,
ohne allen Aufſchub, gleichjanrohne feine. gegenwärtige Stelle zu
verlafen, bey dem Drtfried intheru ftalla,, in diefem Augen
blide. Auf der Stelle bingeben, ſoglelch. Im engerer Bedeu⸗
tung iſt zur Stelle kommen in der: vertranlichen Sprechart,
denjenigen Ort kommen oder gelangen, wohin man wollte, wofür
man noch häufiger ſagt, am Orr und Stelle Fommen, an den:
Drt, wo man wohnhaftift, wohin man gebörrt, oder’ doch, wo⸗
Bin man wollte. Nach einer ähnlichen Einſchränkuug iſt Stelle:
zuweilen in enaerer Bedeutung, die einem Dingegebährende Stels-
‚le, das Verhaltniß dei Ortes in der Reihe der neben einander bes:
ſfindlichen Dinge: Ein Ding wieder infeine Stelle fegen. Seine:
Stelle einneh men. Das ſteht richt an feiner Stelle, oder an’
feiner rechten Stelle:. Jedes Triebrad muß fein verhältniß
amd>feine-Stele babew, fonft machen fie Fern Gamzes einer
Miihine Die oberſte, die unterite Stelle,.
2. Figürlich. (1): Eine Stelle. aus einem Buche, einer
Schrift, vermuthlich nach dem Latein. Iocus, ein: oder mebrere
zuſammen gehörige Säße; Bibliſche Stellen, Schriftſtellen,
Stellen aus’ der Blbel, im gemeinen Leben Sprüche. ine
Stelle anführen. Ich find⸗ viele Ste Aen in dieſem Briefe
die mir bedenklich. fe). fe) Das Ver haltniß eines einzelnen:
. Bliedeg in der. bürgerlichen Geſellſchaft, wo es oft für Bedienung,
Anıt; usf. we gebrandt-wird,. ine einträgliche Stelfe. Je⸗
mandes Stelle bekommen; Eine böhere Stelle erhalten: Ziner
Felle imRärbehaben:. Die Rarbsitelie; Satiptmannsftelle;.
Fonsiannsfielön.f.f. Diefe Stelle iEifchon vergehen, Stelle
in hierin gebr.afaemeiner Ausdruck; der bloß das Verhältnigin:
Ma fahremebenretnander befrrd ſichen Glirderder.Gefelfcaft:
sirndt) Al terrelchiſchen wird’ee auch fur einr Drportemeut
gedrauchet. Ehbeftehrtsig tert Juſtiz⸗· Stelle zu Bien, ang’
ra Miente a ver ſchiedr m en AſſſKerem Hofräthen, Gert sege
verſehen, in eben dieſem Verftande.
Hiederf. Stellafte, von. dem:
Wo überall. die
348.
sinuff. ) In weiter m Vaa land⸗ TER 2 zuwe Ten den +
Zufammenhang von Berhäftniffen, worin man fich befiuder, wo.
auch Statt üdltch ift. Segen ſte ſich an meine Stelle, fkellen fie
fich vor, fie befünden fich in eben den Verhältniſſen, in eben drn
Umftänden, worin ich mich befinde, Wenn ich an ihrer Stelle
wäre, ſo wide ich eg nicht thun. In An die Stelle der.
Sinnlichkeit seite die verläugnung unſerer angenehmiten
Empfindungen, Gell. (4) Nach einer noch weitern Figur bie,
deutet es oft den Zuſammenhang der, Obliegenheiten, zu welchen
man vermöge dieſes Verhältniffes verbunden iſt Jemandes Stelle
vertreten, das thun, was er perfönlich thun ſollte es in feinem
Nahmen thun, es an feiner Stelle chun. Femandes Stelle
Einen andern an: fiiz
ne Stelle ſchicken. Ih fihamere mich an ihrer Stelle, für
fie; in ihrem Rahmen. vaterſtelle bey rinem Rinde vertreten.
Im DOberdeutfchen und in der. höhern Schreibart — der Zu⸗
fammenfesung auch bier Start üblich.
Anm. Bey dem Notker Stal,im Schwer. Ställe, im Kugeff.
Stealle, Steale. DieNicderfachfen gebrauchen dafürgtede. Zu
der Schweiz fagt man noch jegt-die Stahl, und im Mural Sräb-
le, für Stelle. Ort, Plag, Statt, Stätte und Stelle werden
ſehr oft als gleich bedeutend gebraucht, und in den meiften Sälen
kommt es dloß aufden Gebrauch an, ob dieſes oder jenes üblicher
iſt. Indeſſen finderallerdings ein allgemeiner UnterſchiedStatt
auch ohne Rückſicht auf die Etymologie, Orr iſt allgemeiner,
und bezeichnet überhaupt den beffimmeen Theil des Raunies, wel» _
den ein Ding einnimmt; Stelle ſcheiuet zunächft, auch wo die ſer
Begriff nicht deut ich ——— ſticht, das beſtimmte Verhältniß des
Ortes in der Reihe der neben einander befindlichen Dinge zu ber
zeichnen, twelcher-Begeiff in dem Zeitworte ſtellen amı merflichften
> iR. Plag bedeutet die ebene Fläche, aufwelder fih ein Ding mit
feiner-Brundfläche befindet, und ift, wenn es für Stelle gebraucht .
wird, mehr dem gemeinen Leben eigen,fo wieStatt und Stätte,mehr
Oberdentſch und daher mehr in der edlern Schreibart üblich find,
an: &telfen, verb. reg. act. welches das Faetitivum non heben iff.
Es bedeutet, 1, im eigentlichſten Verſtande, ſtehen machen, eis
nen in der Rewegnna begriffenen Körper zum Steben bringen, Im
Schwediſchen fagt man, ein Pferd ſtellen, Gtälla,) es’ zum Sie ⸗
hen bringen, und das Griech «eAAsm bedeutet gleichfalls iltere.
Im Hochdeurfchen iſt diefe Bedeutung nur noch in einigen Fällen
amd Öraenden üblich. Ben den Jägern ſtellet der Sund ein .
Wild, werner es zum Stehen bringet, und das Wild ſtellet fich,
wenn es vor dem Hunde fliehen bleibt. In einigen Gegeuden Heller
ntan-die Milch, wern man ſie zum Grrinnen bringet, ImObers
denifchen fagt mon anch das Blut ſtellen, wofür wir ſtillen ge-
brauden,. Eben daſelbſt flellet man auch das Waffen, wenn
man es ſtauet oder ſtauchet, d. i, deffen Ablaß hindert. Er zerthei⸗
lete das Meer und ſtellete das Waffer wie eine Mrauer, ‚Bi. 78,
135 Im gemeinen Leben ſagt man noch, einen Dieb ſellen, durch
abergläubige Künſte machen, doß er auf der Flucht Reben muß.
Vermuthlich gehöret dahin anch die in einigen Gegenden übliche
A. A. das Bier flellen, ber Würze die Häfen geben, und fie zur
Bäprung in Ruhe bringen, welches in den, Stell bottiche sefhiege, ’
der einem beweglichen Boden (der Stell boden) hat.
2. In weiterer und gewöhnlicherer Vedeutung. ;
(2) Ein Ding in diejenige Lage bringen, in welcher es fe:
Ber. (o. Eigentlich; wo es in manchen Fällen mit fegen gleich
bedeutend iff,. in manchen aber nicht mit demfelben verwechſelt
werden darf; beſonders wenn vom-Körpern die Rede iſt, an weis
chen man die Zuſt aude des Stehens, Sigens und Liegens genan
zu nntertdheißen nflegt!. Sich in das Fenſter, indie Thür, anı
den fen, vorn en Tfeb,, an den Wrg;, in den Wag ſtellen
Ei
di ie un 1 Ed nn _
{
a u Sn 2) 0 unge 7 nn 1 una 2
349 RER, ENTE Ah
+ Sich auf den Kopf Helfen. Einen Verbrecher an den Pran⸗
„ger ſtellen. Den Stod in den: Winkel, den Stubl an die
Wand, ein Dingan feinen Ort ſtellen. Etwas gerade flellen.
Die Soldaten in Ördnung, eine Armee in Schlachtorsnung.
fielen. Die Bücher in das Bücherbret fielen. Jemanden
oben an, in die Mitte Bellen. (b) Zigüriich, in verſchiedenen
einzelnen Arten des Ausdrudes. Sich zur Wehre ſtellen, wofür
man auch. fegen fagt. Jemanden zur Rede ſtellen oder fegen,
Femanden etwas vor Yugen ſtellen, (S. auch vorſtellen.) Ei⸗
nen Gefangenen auf freyen duß ſtellen oder ſetzen. Kine Sa⸗
che dahin ſtellen, ſie dahin geſtellt ſeyn laſſen, ſie unentſchie⸗
deu laſſen, fein Uetheil darüber zurück halten. Jemanden auf
die Probe ftellen oder fegen. Seine Hoffnung, fein Vertrauen
auferwas ftellen, beffer fegen. Etwas in Vergeſſenheit ſtellen, es
vergeſſen, in Zweifel ftelfen,es bezweifeln, in Zweifel ziehen. Jeman⸗
sen zufrieden ſtellen, machen / daß er ſich zufrieden gebe. Stellen fie
ſich zufrieden, geben fie ſich zufrieden. Und vielleicht noch andere
mehr. - “ ;
(2) Dft deutet diefes Zeitwort guſtatt des Begriffes des
Stehens diegebörige und zu der Abficht dieuliche Lage der Theile
eines Dinges an. (a) Eigentlih. Die Jäger ſtellen den Zeug,
die Garne, Tücher und Lappen, wenn fie felbige um eine Ges
gend ziehen und in der gehörigen Lage aufrichten. Line alle
#ellen, ihre Theile in diejenige Lage bringen, in welcher fich ein
Thier darin fangen kann. So auch Schungen lellen. Ein Weg
‚Bellen, Bi.9, 6. Daher die figürliche R. U. jemanden nach
dem Leben ftellen, ihm nach dem Leben ſtehen oder trachten.
Einem ein Bein fielen, es ibmunterfchlagen. (S. auch Auf:
ftellen und FTachftellen.) Das Geſchütz ſtellen, wofür doch rich⸗
gen üblicher iſt. Kine Uhr ftellen. (Siehe auch Beftellen und
Anftellen.) ' (6) Figürlich. x) Ehedem fagte man auch häufig,
ein Bud, eine Schrift, einen Brief, ein. Teſtament, eine
“Rede u. ff. ſtellen, ſie entwerfen, verfertigen; vermuthlich zu⸗
nächkt, die Theile, woraus fie beſtehen ſoll, die Säge und Worte,
‚gebörigorduen. Jemanden die Tativität Bellen. Zinen Ba-
iender ftellen. . Stelle ihnen Rechte und Gejege, 2 Mof.13,20,
‚2, daß meine Reden in ein Buch gefiellet wurden! Hiob 19,
23. Derſelbige Prediger fellete viel Sprüche, Pred, ı2, 9.
Sintemablen fichs viele unterwunden haben, zu ftellen die Ke-
de von den Gefhichten, Lue. 1,735 zu entwerfen, aufzufegen.
AIm Hochdeutfchen ift es in diefer Bedeutung veraltet ; weiche doch
"noch in Briefiteller und Schriftſteller übrig ift. ®) Sich ſtellen,
‘ven Sheilen feines Körpers eine gewiffe zu Erveihung eine Ab⸗
ficht dienliche Lage geben. Sich ungeberdig ſtellen. Er ileler
fich, als wenn er zugreifen wollte, Befonders ducch fein Außes
res einen Zuftend annehmen, welchen man nicht wirklich bat.
Sich krank ſtellen. Sich fremd, luſtig, trauvig fiellen, Sich un⸗
wiffend, unſchuldig ſtellen. Er ſtellete fi, als wenn es ihm
leid wäre, als wenn er nichts davon wüßte, als wenn er
mich nicht gefeben hätte, Er flelfer ſtch nur fo, es ift nicht fein
wahrer Ernſt. ©, Geſtalt, Anſtellen, Derftellen und Stellung.
(3) Zumeilen bedeutet es nur, ohne Rückſtcht auf die vorigen
Nebenbegriffe, perfönlich gegenwärtig mashen. Femandenftellen,
ihn gleichfam zur Stelle bringen, Einen Hüchtigen Miffeehäter
aufhalten und ſtellen. Fedes Dovf muß fünf Mann Receu=
ten fielen. Binen Burgen fiellen. Zeugen flellen. Einen anz
dern Mann an feinen Plag fellen. Sich ſtellen, ſich auf Befehl
Yerfönlich einfinden, S. auch Einſtellen.
Daher das Stellen und die Stellung,
sem Orte befonders. .
Anm. Bey dem Rotfer Rellen, im Niederſ. aleichfalls fellen,
im Schwed, Hälla, Das Grich.geanss hat vide Bedeutungen
S. das letztere an ſei⸗
— Sit
mot un erm feffengemein, 4. B. vmasıX heim, verſtellen. Stellt
gründet ſich entiveder anf eineeigene Huomatopöie des Segens mit
Nachdruck, oder es ift auch vermitteifl der Ableitungsſylbe —ten
von fiehen gebifdet ; ſtehelen, ſtehen machen, wovon unſet ficken
wieder das Intenfivum.ift, aus welcher Form auch ter Begriff:
der Ordnung und gehörigen Lage der Theile, welcher dieſem Zeit⸗
worte in feinen meiften Bedeutungen anflebt‚eeflärerwerden fan.
In vielen Oberdeutſchen Mundarten ging diefes Zeitwort ehedent
irregulaär ; Imperf. ich ſtallte Mittelw. geſtallt. Dahor rühren
noch die Zuſammenſetzungen Anſtalt, Geſtalt, Geſtaltet.
Der Steller, des — s, plur. ut noin, fing. ein Ding, welches
fiellet, d. i. die Theile eines andern Dinges in die gehörige Lage
fest; doch nur in einigen Fällen. So wird der Kechen an dem
Vorlegewerke der Uhren, welcher zur Abmeffung der Uhrfchläge
dient, auch der Srelier genannt,
Der St:Uflügel, des—s, plur,utnom;fing. im Jagdivefen,
“Sfügel, d.i, breite durch den Wald gebanene Wege, die Zitcher und
Garne darin zu-fiellen oder aufzustellen, der Stellweg/ Richtweg.
Das Stellgarn, des — es, plur. die—e, in rinigen Gegenden,
ein mit doppelten Spiegeln verfehenes Garn oder Neg, welches
wegen der Schwere des Geſenkes nicht gezogen werden Fan, font«
dern über den ganzen Fluß geftelles wird, da ſich denn die Fifche
von felbft fangen, ;
Der Stöllgraben, des — es, plur. die — gräben, bey den Vo⸗
gelfieleru, Pleine Gräben, worein die Stellftäbe eines Vogelher⸗
des gelegt werben.
Die Stellheren, fing. car, diejenigen Hefen, welche fih auf dem
Boden des Zaffes anfesen, die interhefen ; zum Unterſchiede von
‚den Öberhefen oder Spundhefen. Ohue Zweifel, weil anderes
Bierdamit geſtellet d. j zum Gahren gebracht wird. S. Stellen].
Stoellig, adj.et adv. welches für. geſtellt nur in den Zuſammen⸗
ſetzungen Sinterfellig, Kück ſtellig, Vorſtellig, Werkſtellig u. f. f.
üblich iſt, S. dieſelben.
Der Stellkeil, des —rs, plur. die— e, in der Geſchützkunſt
derjenige Keil, womit ein Gefhüg geſtellet, d.-i. gerichtet wird,
‚und weldyer noch häufiger der Richtkeil heißt.
"Die Stellunft, plur. inuf.'ein unſchicklicher und daher auch
mit Recht veralteter Nahme der Algebra; vieleicht von ſtellen,
entwerfen, erfinden, verfertigen.
Die Stellleute, fing.car. im Jagdweſen, Leute, welche außer den
Kägernzur Stellung des Jagdzeuges gebraucht werden.
Der Stellmacper, des —s, plur. ut nom. fing. im gemelnen
Leben, befonders Niederfahfens, ein Rahme des Geſtellmachers
oder Wagners, weil er die Geſtelle zu den Wagen niacht.
Der Stellpflod, des — es, plur. die — pflöde, bey den Bor
gelſtellern, ein Pflock oberhalb des Stellſtabes, womit derfelbe
vefeſtiget wird.
Das Stellead, des — es, plur, die — räder, ein Rab inden
Taſchenubren, diefe damit zu ſtellen, damit fie langſamer oder ges
ſchwinder gehen, Es.befindet fich auf der Stellfcpeibe, an welcher
fih auch der Stellzapfen befindet, Die Franzöſiſchen Uhren ba»
ben außer dem auch noch einen Stellzeiger, ;
Die Stellfiheibe, plur: die —n, ©, das vorige.
Die Stöllfcyraube, plur. sie —n, eine Schraube an einer Ma
ſchine oder einem Infteumente, daffelbe damit zu einer gewifler,
Ab ſicht zu fellen, oder die Sheilein ‘eine gewiffe Lage zu dringen.
Der Stellfieb, des — es, plur. die — ſtäbe, dey den Vogel—
£ellern ‚sein Stab, welcher dag geftellte oder aufgerichtere Garn
leitet, wenn die Bögel mit der Wand gefangen werden follen.
Die Stellitange, plur. die —n, im Jaadınefen, Staugen, wo⸗
‚mir der Zeug aufgeſtellet wird, welche denſelben im Stehen un:
terſtützene; die Lorkel.
Die
7
Die Settlung plor, die — en. 2, Mr * Berbafe FIRF ſtellen,
die Handlung bes Stellens, in den meiſten Bedentungen dieſes
Zeitwortes. 2, Die Art und Meife, wie mehrere Dinge Enter
Art geſtellet find, oder das Verbältnif mebrerer Dinge Eine?
Art, in Anfehung des Ortes, welchen fie einnehmen. Die
. Stellung der Planeten, die Conſtellation. Die Stellung
winer Armee, die Art und Weife, wie fie-geftelet oder auch
gelagsst iſt. 3. Die durch ritte Bewegung hervor gebrachte
Lage der Theile odet Glieder eines lebendigen Körpers; Die
Poſitur. Eine natürliche, unnatürliche, angenehme, wider:
wartige Stellung. Seine — verandern. Eine andere
Stellung annehmen.
Der Sttellvertreter, des — s, pIu —— fing. Fãmin die
Stellvertreterinn eine Perſon, welche einer andern Stelle ver⸗
tritt in einigen en der Statthalter, Pisgverwefer, gran.
Lie utenant,
Der Stellwir, des — es, plur. die—e, ©, Steüfliigel.
Der Stellzepfen, des —s, plur. ut. nom. fing. ©. Stellvab.
Der Stellzeiger, des — 8, plur. ut nom. fing. S. eben daſ.
Der Stellzirkel, des —s, plur. ut nom, fing. ein Siekel, wel-
her verimittelft eineran einen: Bogen befindlichen Sehraute in
einer jeden beliebigen Weite geſtellet werden kann.
Die Stelze, plur. die—n, ein nur noch in einigen Fällen bu⸗
ches Wort. 1. Stangen mit Querhölzern, die Füge darauf zn
fesen, uud aufdenfelden zu geben, theils um größer zu feinen,
als man wirklich iſt, theils aber auch ortmittelſt derfelben durch
einen Bash, durch den Koth u. ff. zu geben, ohne ſich naß zu mas
hen, oder zu beſchmutzen. Auf Stelzen geben, welche auch
wohl figürlich bedeutet, ſich hochtraben der, übertrichener Vorſtel⸗
lungen und Ausdrücke bedienen. Im Bergbaue find die Stelzen
kurze Stützen, welche auf dir Schuhe unter die Spießbäume geſet⸗
zet werden. 2. Ein hölzerner Fuß, auf welchem man in Ermange⸗
Kung oder bey völliger Unbrauchbarleit des rechten gehet. Sinen
folchen Fuß pflegt man auch wohl einen Stelzfuß zu nennen, wele
hen Nahmen im verächtlienBrrffande auch derj jeitige b. Oel,
welcher fi eines folchen Fußes bedienet,
Anm. Im Niederf.Stelte, imEngt,Stilts, im Schwed Stylia,
welches ebedem auch eine Krücke bedeutete. Es hat den urfprüng-
lichen Begriffder Ausdehnung in die Höhe und Länge, und ift ein
Berwardter von Stiel, Stolz, Stuhl, uud den Holänd. Stijl,
Grüße. In der Schweiz ift der Stelz sin Stengel, Ein Stelsener
oder Stel;ner, der anf einer Stelze gehet, ift wur im gemeinen
Eben üblich In Bachſtelze/ S. dieſes Wort.
Stemmen, Stempe, Stempel, S. in Stä.
Der Stendel, des — s, plur. inuf.rine Pflanze; Baker
Lian. Stenselwur;, Knabenkraut/ Sundsbödlein, wegen der
zwey runden Wurzeln, in- Geftalt ziweyer Dliven, werauf *
der Nabme Stendel abzuzielen ſcheinet.
Die Stinge oder Stänge, plur. tee — n, ein nur in dem. Nic:
derdentfßben Schiffkaue üblich es Wort, dem odsen zur Verlange⸗
rung des Mafidaumes angrfcgten Thcit zu bezeichnen. Die große
Stenge, der exſte Auffag des Mittilmafter ; die große Bram:
tenge, der zweyte Aufſatz. Die wor ſtenge oder Sodeflenge, der
erfie Aufiaßdes vorderfien Miles; die Dorbramfienge, diffen
zweyter Auffag. Die Kreuzſtenge, die Verlängernug des Be—
fanmafter. Die Bogfienge oder blinde Stenge, der Anffag auf
dem Bogſpriet. Es iſt mit Stange ein und eben daffelbe ort,
and nur im der Mundart von demſelben verſchieden.
Der Stengel, ©. Stängel. ;
@ecpbenus, Stephen, ein männlicher Zaufüahme, welcher ans
dem Griech genxsog Fntjehnes if, und in den RER Mund:
arten Stetfen kautch,
ö E a Er
De Stephan: Römer), Bir. Ina, der‘ Same * Pros
Kirterfpornen, welche in dem füdlichen Europa wild wachfen
und deren ſcharfer Same Läufe, Mänfe und: Rasen tödter;
Delphinium Staphifagria' ‚Linn, Läufekrant, Laãuſeſa⸗
men, Mauſepfeffer Speichelraut.
Das St evᷣbane⸗ Braut, one St. Stephbans- Kraut, plur,
car.eine Pflanze, welche in’dent erechagen Europa —
ſet; Circasa gexenkraut.
Der Stephans Stein des rs, plur, die, in —
Soder Adern; Gemma S.Stephani, .
Der Steppdrabt, des —es, plur. inuſ. bey den Scufen;
Draht, damit zu fleppen.
Die Steppe, plur, die—n,bey den neueren Crösefeßreibern, in
aus dem Ruſſiſchen entlehntes Wort, ein hoch Tiegendes chenes
unbewohntes und unfruchtbares Land von beträchtlichen lirhfange
zu bezeichnen, * man im Re eine Beide wu *
nen pflegt.
Steppen, verb. reg. act, welches nur in der Nähterey ästib
ift, eine Art des Nähens zu bezeichnen, da nach Abzäplung *2
oder dreyer Faden, durch an emander hangende Stiche gera
nien, Blumen, oder Gänge genähet werden. Auf dieſe Art —
dir Schuſter auch die Schuhe zu ſteppen, wenn fie ſolche zierliche
gevade Linien in diefelden nähen. Ein gefteppter Rod, in wel⸗
chen man, nachdem er mit Haaren oder Wolle unterlegt worden,
Blumen oder Figuren arfteppet bat. Im der Schifffahrt pflegt man
auch wohl ein Stüd Segel mit alten Werkenden zu ſteppen oder
durd zuſteppen, d. i. durchjfichen. So auch das Steppen.
Anm, Aus dem legten Gebrauche ſollte faſt erhellen, daß dieſes
Wort zu ſtopfen/ Niederf. ſtoppen, oder dem alten Oberd. ſte⸗
pfen, ſicken, gehörete. Da indeſſen im Oſterreichiſchen ſteppen
auch aufſtutzen, ſtaffieren, bedeutet, daher ein Hutſtaffierer daſelbſt
Sutſtepper beißt, fo ſcheinet auch der Begriff des Staffiereus un“
Steifens mit in Anfchlagzufonmen.
Der Steoport, des — es, plur. die — e, ein Ort der Sgaller⸗
die Löcher bry dem Steppen damit vorzuſtechen. J
Die Stöphfeide, plur, dar, gezwirnte Seide, wie man fie. zum
Steppen gebraucht. &
Der Bteppftich, des — es, plur. die — e, bey In Pitt,
‚an einander bangende ‚ride, welche das Steppen aige nutich
ausmachen, )
*Die Sterbe, plur. inuf, int Oberdeutihen * —
Seuche, und beſonders die Peſt; ein im Hochdeutſchen unbe⸗
kauntes Wort,. Die Viehſterbe⸗ iſt daſelbſt die Viebſeuche. 5,
Sterbesrüfe.
Das Sterbebett des es, plur. inuf. dasjenige, tt, anf
und in felchenrjenand geſtorben iſt. Noch h
Bere Krantheit, in welcher jemand geſt orben iſt, oder vielmehr der
Zuſt and diefer Krankheit ‚im gemeinen Leben auch das Todbett.
*Die Bterbedcufe, plur. sie— n, von &terbe, die Peſt, eine
Pbeule; ein im Hochdeutſchen unbekanntes Wort, welches noch
5 Viofze 8, 2vorlommt. S. Sterbe.
änfiger frücttch, die’
\
Der Sterbefall, ses — es, plur. die — fälle, 1.Der Fall, ve =
jemand ſtirbt. 2. In einigen Grgenden and das Recht bey dem
Abſter ben eines Leibeigenen, ſich eines Zbeiles der Brriaffenfhaft
deſſelben anzumaßen; welches an andern Orten der Todfall, die
Baͤulebung u. ſ. f. und fo fern dieſer Theil das beſte Stück Bieh
it, Sas Sterbehaupt, genannt wird, ©. Baulebung. :
Der Sterbefle@en, des — s, plur. die—n, Fleden, welde
. ein? Leiche. bald nady dem Bode zu befommen pfleat.
Das Sterbegebich ‚des es, plur; Sie—e, Gebethe für
Ste rbende oder wilde Sirrbenden vorgelefen zu werden pflegen.
a ee; — Das
—
A
Gegenden, der Nabme eineg wrißen Achates mit Karen Züpfer es |
-
—
| * | e ”
F, Deo Stöxbegels, ben — es, plur. dech nme von mehrern Sum-
: men, die — er, bey den Witwen, Caffen, dasjenige Geld,
|
M
melches den. Hinterlaffenen eines Mitgliedes ; fonleich nach defe
“fen Abflecben zer Beſtreuuus der Begrabnißkoſten austezab⸗
let wird.
Die Sterbeglode, plur. die — n, Glocken, welche bey der Be⸗
erdigung einer Leiche geläuter werden.
Das Sterbegras, des — es, plur. inuf. S.Brofigras.
Sterbelehen und Sandlohn.
. Sterbefall,
. Das Sterbehaus, des —es, plur. die—häufer, dasjenige Haus,
worin jemand geftorben ift, da es denn dieſen Nahmen gemeinig-
lich nur bis zur Beerdigung des Verfiorbenen, oder big zur Theis
lung feiner. Verlaſſeuſchaft führer ; das Trauerhaus.
Das Sterbebemd, des — es, plur. die — en, dasjenige Hemd,
"welches man eineni Brefiorbenen anzulegen, undipn darin zu bes
graben pflegt. j
. Der Sterbeberr, Seen, plur, die — n. 1. In einigen
Gegenden, derjenige@igenthumsherr, welcher den Sterbefall ein⸗
zunehnien hat. 2. In manchen Städten, ;. B. zu Soeſt, find die
Sterbeherren, Rathsherren, welche die Aufficht über die Erb»
Schafen der Apwefenden führen, und dender Obrigkeit davon ge»
: bührenden Abzug einfordern.
Das Sterbehuhn, des — es, plur. die — hühner. ©. Supn ı.
und Abu.
Das Sterbejahr, des — rs ,plur. die —e. 1. Dasjenige Jabr,
in welchen jemand geftorben iſt. So au Sterbetag und Sterbe⸗
ftun de.
Ster bejahr, dasjenige Jabr, in welchem eine Veſt gewüther hat.
Der Seerbefistel, de8— 8, plur. ut nom. Reg Siehe dag
h folgeude.
Das Seörbekleid, ses — es, plur: Sie — er, diejenige. Tange
Bekleidung, mis welcher eine Leiche in den. Sarg gelost wird; im
‚gemeinen Leben der Sterbekittel, in einigen Bogenben. der Mark
die Badek appe.
Die Setorbelehen / plur. ut nom, fing. oder volftändiger die
Sterbelehenwaare, plur. die-—n;in einigen Gegenden, dies
jenigeLehen oder Lehenwaare, welche der Lehrnsberr nach des Er b⸗
laſſers Tode aus dem Lehengute bekommt, und welche von der Er⸗
var — oder Lehenwaare im ſtrengern Berflan-
de, welche die Erben bey dem Antritte eines ſolchen Gutrs erle⸗
gen / noch verſchieden iſt. In einigen Gegenden, z. B. im Culm⸗
bachiſchen, heißt ſie der — — S. Sandlobn in an⸗
der die geſammte Leben.
Das Sterhelied, des — % plur. die — er, tin Lied, welches
vonm Sterben handelt, und emiehuiglich bey Begräbniffen geſun⸗
gen wird,
Die Seerbelifte, plur, die —n, die Lille, d.i. das Verzeichnig
B; R von dan Verfiarbeneneimes Ditezoder eines. Bezirkes, wie Ge⸗
4 bucselifie, das Verzrich niß der Gebbrnen f.f!
—3 Sterben, ein Zeitwert, wrichesin einer doppelten Geffalt üblich
Ai LAls ein. Yerivam, nittegnlärer Eonjugatien : ich fferbe,
du ſterbſt er ſterbtz Imperf. ich ephte; Dlättelw. ürfterbt ;
ſſterben machen, d. 1. tödten, umbringen, und figürlich vernichten.
Sa die ſer ganzen thãtigen Form iſt es tm Sechdeutſchen unbe⸗
kaunt, im Oberdeutſchen aber, wenigſtens iu einigen Provinzen, ,
; fehr ganabar,
Bann Sröfche,Sliegen, Shwalden, Würmer, Schneden,
Die Raltes Herbie, Warmes wieder wecken, Fogan.
Sein Weg hat alles ’sSleith, in der erſten Wels verdarbe⸗
Ze, MB, 4 Th.2: uf
"+ Der Sterbebandlohn, des — es, plar, die — loͤhne, Eiche
Das Sterbebaupt, des #8, plur. die —häupten, Siehe
2. Bon Sterbe, die Peſt, ift im Dberdeurfehen das. .
& e 364
— * durch den Sunbenluß Bott gar recht das
Steifch gefterbr, eben derf.
Gecheiltes Berti: Haß, der nimmer wird geſterbt,
Opitz.
Se bleibt doch ein guter: Ruhm,
Den der Tod uns nicht kaun erben, eben derf.
Bey dem Notkerirflarben, im Engl, to-ftarve, Auf ähnliche
Art war anch unſer heutiges tödten ehedem alsein Rentrum für :
ſterben üblich, bey dem Ulphilas gedauthnan, bey dem Ditfried
douen, im Angelf. dydan, im Schwer, dä,im. Engl. to die,,
welche alleflerben bedeuten..
H. Als ein Sentrum mit iereguläcer Conjugation ; ich ſterbe,
du ſtirbſt, ev ſtirbt; Imperf. ich ſtarb, vulg. Hurb; Eonj, Hürbes;
Mirtelw, geftarben; Imperat. ſtirb. Es erfordert das Hülfswortt
ſeyn, und. bedruter, aufhören zu few;
1. Eigentlich, vonorganifchen Körpern, aufhören zu leben,
two es als ein allgemeiner Ausdruck von allen Akten des Todes ge⸗
braucht wird ; befonders von Menſchen. Alle Menſchen müffen«
fterben. Unfer Sveund iſt ſchon gefiorben; eben jetzt flirbe ex.
Auf dem Berte, auf dem Schlachtfelde ſterben. Mr-ik fehe-
jung, in der Jugend, ſehr alt, im hoben Alter. geftorben...
Die Krankheit, welche den Tod verurfacht, befommt das Vorwort:
an. An einer Brankheit, an dem Sieber, an der Peh, amı
den Blattern, an feinen Wunden fierben.. Andere Urfachen des
Zodes erfordern das Vorwort vor. Dot Alter, vor Gram,.
vor Sorgen, nor Hunger, vor Durſt herben. Mur das Hanptivort:
. Hunger fann mit Auslaſſung des Vorwortes au, im Gehitive»
fleben, ſSungers ſterben, d. 6 vor Hunger ; ſchon im Schwa--
benfo. Hungarz terben. Weeche Endung auch das Wort Tos.
befommt, wenn es die Todesart, die Art und Weiſe, wie manı
ſtirbt, bedgutes. Eines maturlichen, gewaltfamen, fchmäligen,..
‚Ichre&ligen Todes fierben, Sie find.eineyley To des geſtorbenc
Meine Seele ferbe des Todes dieies Gerechten. Wofür man;
in der böhern Sehreibart auch wohl die vierte Endung gebraucht...
Bis er mit wenig Edlen den Lohn der Gelden fans,
Den beiten Tod zu fierben, den. Tod fürs vaterlanð
Duſch.
Aber ber Codes ſterben, für ſterben überhaupt, oder gewiß.
ſchlechterdings terben, wie mebrmabls in der Deutſchen Bir:
bei gefunden wird, ift ein ‚Hebroismus, der wider die Anas-
Aogie der Deutfepen Sprame. if. Uber etwas. fierben, in:
der Wefchäftisung damit: Auf eiwas flerben, die Wahrheit
einer Sache bis. an: feinen god behaupten, und durch feinen Tod»
beffätigen...
2; Figürlich aufhören zu — beſon ders in der höbern;
Schreibart. Sein Ruhm wird nice ſterben. Welchem Baus:
me ent ankt dann dasfierbende Laub auf mein ruhiges Grab ??
Getzu. Wie ſchmuckt Ach das. ſterbeade Fahr ? eben var Wis:
ihm farben ineine Sreuden. ?
Die Fugend Richt und ihre Freuden erben, Gieſeke.
So auch das Sterben, melches doch nur überhaupt von dem.
Aufhören zu Ichen gebraucht wicd,.. An das Sterben Senken...
Wirt es zum Stetbenfommt. Vom dem Zode einzelner Perſo⸗
‚nen ift Abſterben üblich. Mach meinem Aefkirben, nit Stera-
+ ben. Im gemeinen Leben wird das Sterben auch häufig von ei⸗—
ner anſteckenden Sranfdeit gebraucht, an welcher viele ſterben Er;
Fam ein Sterben anter das Volk, unser das vleh. Dass
vrchſterben. Im Oberdeutſchen die Starba, der Sterbend
Sꝛerbat.
Ham. Im Tatian ſter ban, im Niederſ. Farven Es ſcheinet,
ſo fern das Rentrum dee Form nach am älteſten if, zu danbeza,
dorren au gehören, wird ein allınähliges Abnehmen nd Berfchini--
Zi .... Ya
BER 28.0 er e
Sen zu bezeichnen. er das Ketionm Aber älter, ni kann es mit.
"Werben in verderben verwandt feyn, weldjes im Schwed. nur
derfva lautet. Im Arab. if taraba, er hat abgeſchnitten, von
welchem Worte von einigen der Rahme der Paree Atropos ber⸗
geleitet wird. Im Hberdeutfchen fagt man fü wich fierbe, ich ſtirb.
“Die Jãger gebrauchen von Spieren d das Beitwort verenden anſtatt
ſterben. *
Sterbenskrank, ady. krauk bis zum Stechen, todtlich krank,
todkrank.
Der Sterbeſchilling/ des — es, plur. die —e, in — Ge⸗
‚genden, 5.2.im Herzogihume Bremen, ein gewiſſes Geld, welches
nach dem Tode eines Meiers von deffen Erben dem Guts herren
vor Sonnen⸗ Untergang entrichtet, und damit die Meierey von ihr
nen beſprochen wird.
Die Sterbefohle, ptur.inuf. inden Salzwerfen zu Halle, eine
” rewiffe Quantität Sohle oder deren Werth an Geld, welche der
Geiſtliche für die — eines Sterbenden unter den Thal,
5 leuten erhãlt.
Sterblich/ adj.etadv. ‘1. Dem Tode anterworfen, eine ſolche
‚Einrichtung der organiſchen Theile babend, dag man einmahl ſter⸗
ben muß ; im Gegen ſatze des unſterblich. Ster bliche meynſchen.
Der ſterbliche Leib, Daher in der pöpern Schreibart, ein Sterb⸗
"Tier oft fir ein Menſch gebraucht wird, fo fern befonders auf
Biefe Eigenfchaft angefpielet werden fol, obgleich das Wort von
" pielen zur Unzeit ohne Abficht auf dieſe Eigen ſchaft gebraucht wor⸗
"de, Der Erlöfer der Sterblichen, fagt [bon Dpig, Figürlich,
— befonders in der höhern Screibart; auch für vergäuglich, doch nur
als ein Bey- und Nebenwort allein. Unſere Freuden find ſterb⸗
lich, ſterbliche Freuden. 2. * Den Tod verurfachend, töstlich,
eine sur im Oberdeutſchen gangbare, im Hochdeutſchen aber unbe⸗
"Fannte Bedeutung. Eine fterbliche Krankheit. Doch ſagt man
"anch im Hochdeutfchen: ſterblich in eine Perſon verliebt ſeyn,
Bis zum Sterben, fo daß man vor Liebe ſterben möchte,
Anm. Bey dem Notker mit einer andern Endſolbe, ſtirbig.
. Ehen derſelbe gebraucht für Herblich in der erfien Bedeutung auch
todig, der alte Überfeger Jfidors aber dodhlichho.,
Die SterblichFeit, plur.car. ı. Die Eigenſchaft eines organi⸗
fchen Wefens, da es einmabl aufhören muß zu leben, da es den
Tode unterworfunift; int Begenfage der Unſterblichkeit.
feiner Sterblichkeit erinnern. Ingleichen figürlich, befonders in
“ der höhern Schreibart die Bergänglichkeit., Dev Tag,.
an dem die SterblichFeit
verkehrt wird. in den Sluß der unerfchöpftenZeit,Dpig,
Ingleichen fürden ganzen Zufammenhang ſterblicher, dem Tode
and der Vergänglichfeit unterworfener Dinge. So Tange ich
noch in diefer Sterblichkeit wandere. Aus diefer Sterblich:
keit abgeforders werden, in der fegerlichen Kanzel und Kanzel
Lenfprache, für ſterben. Nach einer fehr ungewöhnlichen Figur
gebraucht es. Dpig auch für Menſchen überhaupt, Sterbliche.
2, Bey einigen Reuern iſt die Sterblichkeit, die Anzahl der in eis
nem gewiffenZeitraume in einem Lande oder Drte geftorbenen Pers
fonen, eine tinfchicfliche nach dem Franz. Mortalite gebildete Bes
deutung, welche weder Analogie noch Gebrauch für ſich hat, u
daber billig vermieden werden follte.
Der Sterbling, des — es, plur, die —e. ı.Ein zeſtorbene⸗
Thier, beſonders in den Schäferenen, ein umgefallenes oder ges
fiorbenes Schaf. Die Woke von Sterblingen. 2. Sterblinge”
zeugen in Dberfachfen, Kinder, welche bald und frübgeitig ſterben.
©. — Aing.
Der Sterlet, des —, plur. die —e, eine Art Fiſche, welche
zu den Stören aebören, in Rußland gefangen werden, und and)
" Asviar liefern, welcher dem von den Stören noch vorgezogen wird;
Sich
en
— ee — Linn. Der Nahme MUB UnDE
deutet vermuthlich einen kleinen Stör.
Sterling, der Nahme einer eingebildeten Münzart, ‘oder elnee
Rechnungsmünze in England, welche den wahren Münzarten bey⸗
gefüget wird, ihren Grbalt näher zu beffimmen. Kin Pfund -
Sterling, ein Schilling Sterling. Das Wort ift alt und vers
muthlich Engliſch, wo nicht gar alt Sächfifch oder Deutſch, deſſen
Bedeutung und Abͤſtammung aber noch ungewiß iſt. Einige leiten.
es von dem Örpräge einesSternes, andere von dem Gepräge eines
Stahres Lat. Sturnus, andere von dein Schloffe Sterling in
Schottland, Camden von den OÖfierlingern, d,i. Engländern her,
‚anderer zu gefehweigen. _
1. Der Stern, des— es, plur. die —e,derbintere Theil eines
Schiffes, Angelf. Steor, Engl, Stear, "Stern; nicht als eine
‚Figur des folgenden, fonderu von Reueen, Angelf, fteoran, weil
ſich daſelbſt das Stieuerruder befindet.
2. Der Stern, des #8, plur. die—e, Diminnt. das Stern _
hen, Dberd, Sternlein, ein leuhtender Himmelskörper, welcher
ſich dem Auge nicht in Geſtalt einer glänzenden runden Scheibe,
fonderu mit ftraplendenSpigen(gemeiniglich i mit ſechs folderSpir
gen) darſtellet, daher alle leuchtende Dinmelsförper, die Sonne
und den Mond ausgenommen, Sterne genannt werden... 2.Cie
gentlih. Sonne, Mond und Sterne. Die Sterne am Sim:
mel. Der Himmel iſt oder fiebee voller Sterne, wenn viele. L
Sterne fihtbar find, Die Sternef‘ &näugen fh, (S:Sternputz
38.) ‚Lin Stern der erfin, zweyten, dritten’ Größe neh
Weser Glück noch Stern haben, fein Glück haben; eine ohne
Zweifel noch von der alten Art zu veifen und zu ſchiffen, de man i
fich des Nachts durch die Sterne leiten lief, übrige R.A. welche
aber auch von einem glücklichen Sterne oder Glüd’sfierne aunsder
Aſtrologie herſtammen Fann, (S. auch Unftern.)” Pog, Sternt a
eine in den niedrigen Sprecharten übliche Formel, einen boßen
Grad der Berwunderung auszudruden. Der Jrrſtern Sirftern,
Morgenſtern/ Abendſtern, Sundsflern , u.f, f. Mehrere na⸗
be an einauder befindliche und als ein Ganzes betrachtete Sterne 2
heißen ein Geftivn. 2. Figürlich , wegen einiger Ähnlichkeit in
‚ ber Öeflalt, wo viele runde mit ansgebenden Spigen verfehene
‚Körper oder Fignren Sterne genannt werden. Dev Stern auf -
der Stirn eines Thieres iſt ein rundlicher weißer Fled,mitöpigen,
Der Stern auf dem Magel eines Fingers, ein ähnlicher weißer
Fed. Der Stech im Auge, der mittelfte ſchwarze Fled in dem
Augapfel, oder vielmehr das Loch in dein traubenförmigen Häut -⸗
hen, durch welches die Lichtſtrahlen in das Auge fallen ;im gemeie
nen Leben die Sehe, Nivderf.-die Süne. In welchen Fällen aber.
auch der Brgriff des Leuchtens, und im fegten des Sehens der J
herrſchende ſeyn kaun. Inden Gärten iſt der Stern einirumdlie 7
- HerPlag, ans welchem ſechs Gange nach verfchiedenenNichtungen
ausgeben. Die Überbleibiel der verdorrten Blütbe an dem Kern ⸗·
obſte heißen gleichfalls der Stern, und fo in vielen andern ze
fen niehr. !
Anm. Ben dem DitfiiedSterro, bey dem ulbphilas Be s
im Rigderf‚Steeen, imAngelf, Steorra; ‚imYsländ, und Shwed,
Stjerna,im Perf. Stär,im Griech &gyp, im Latein. Allrum 5
und mit einem andern Endlaute Stella, es iſt ungewiß, ob dee
Beariff des Leuchtens, Glaͤnzens, oder der Begriff der ftrahligen
Spigen, unter welchen die Sterne dem Auge ſichtbar find, oder
auch der Begriff dee Sehens, der Unbeweglichkeit, im Gegenfage J
der Sonne und des Mondes, indem die Sterne dem ungelibten
Auge ihren Stand wenig.oder gar nicht zu verändern feheinen, im
die ſem fo alten Worte der herrſchende ift. Das Latrin, Sıdüs, ”
gehöret unſtreitig zu ſehen, fo fern es ebedem “auch ſcheinen be⸗
deuset „daher confiderare, beitachten. Stern mid Stirn find
4
;
4
3
;
4
3
h
*
—— und das gkicberf, Steren und Schwed.
' Stjerna bedeut en beydes; aber doch in det ſchiedenen urſprungli⸗
Hin Rüdfiheen. In Stirn iſt der Begriff der Erhabenheit
der berefchende, welcher mir denn Sehen und Schiinen nabe
verwandt ift, indem das Erhabene in vielen Fällen am erſten und
deutlichſten ſichtbar iſt. .
Die Sternader, plur, die—n, ein Bapıne der Schwanzader
au den Pferden.
Der Sternanieß, des — es, plur. inuf. eine Pflanze, welche in
Japan uud China einheimiſch ift; Llicium Linn. Der Same,
- welcher zunächfk diefen Nahınen führet, weil er wie Anieß riechet
und ſchmeckt, iſt aus verſchiedenen — in Geſtalt eines Ster⸗
nes zuſammen geſetzt.
Die Steꝛrnänte, plur. die —n — Art wilder Anten mit brau⸗
Ex
- aufdem Rüden; Anas ttellata Klein,
ähnliche Frucht eines Amerikaniſchen Baumes, und diefer Bauın
feldft; Chrylophyilum Cainito Lian. ;
Dos Sternbild, des—es, plur. die — er, in der Aftronomie,
mehrere in einer Figue zufammen eingeſchloſſene unter einem
Bilde begriffene Sterne, ein Geſtirn, eine Conftelstion. In
der feyerlichen Schreibart Ster nenbild.
Die Sternblume, plur.die —n. ı. Die einem Sterne ähn⸗
Griechiſchen Nabmen After bey uns am bekanateſten iſt, und die⸗
fes Sewädhsfeldft ; Alter Linn, 2. Auch ein Rahme der vogel ⸗
mild, Ornithogalum Linn. deren Blume HERAN einem
Sterne gleicht; Glasblume,
Die Sternbühne, plur. die—n, ©. Sternwarte,
Der Sternbugen,. ©. die Sternpuge. ;
Der Sterndeuter, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
- Sterndeuterinn, eine Perjon, welche die Fertigkeit beſitzt oder
zu befigen glaube, die zufälligen menſchlichen Schidfalle aus den
Sternen und deren Stellung vorber zu ſagen; ein Aſtrologe, zu:
weilen auch der Sternfeber. Daher die Sterndeutung, fo wohl
diefes Vorherſagen felbfi, als auch die Fertigkeit deſſelben, die
Aſtrologie, welche man auch im verãchtlichen Verſtande dieStern:
deuterey zu nennen pflegt.
Die Sterndiftel, plur. die—n eine den Difteln ähnliche Pflans
a welche-in England und dem mittägigen Europa wohnet, und
- deren Blume die Geſtalt eines Sterneshat, Centaurealalci-
trappa Linn. Stau. Chardon &toile, Wegewalle, Walldi⸗
fel, weil fie Häufig an Wegen wächfet.
> Die Sterndunen, ling.inuf, ein Rahme, welchen im Nieder—
deutfhen auch die Eiderdunen führen, ©. — Wort.
Das Sternenbild, S. Sternbild.
Der Sternenpol, des — es, plur. die—e, bey einigen Dich⸗
tern der Himmelspol, und in-weiterir Bedeutung, der große
Raum der Himmels, in welchem ſich die Sterne befinden.
vielleicht irrt noch ihr Blie F
- " Meugierig an dem Sternenpole,. Gel.
= #Der Sternenfaal, des — es, plur. inuf. eine veraltete poeti⸗
ſche Benennung des Steruhimmels.
Das Stöenfeuer, See—s, plur. doch nur von mebrern Arten,
ut nom. fing, in der Zenermerstunft, eine Art eines Lufffeners,
welches, wein es entzündet iſt, eine Dienge Sterne vorfteller.
‚De Sternfifch, des— es, plur, die —e, eitte Art nadter
- Würmer mit Öliedern, deren Körper die Geſtalt eines fünfeckten
Sternrs bat; Alterias Liun. -
Ber Steingang, des — es, plur. die — gänge, ein Gang in
einem Garten; welcher die Geſtalt eiues Sterne⸗ va.
*
PEN — —
x
Ve;
—
1}
4
*
Rx
*
nem Kopfe, aſchfarbenem Leibe und einem großen weißen Stern
Der Sternapfel des —s plur. die—äpfel, die einem Apfel
liche Blume eines ausländifchen Gewächies , welches unter dem
1
Ste 358
Das Sterngebaude, eds, plur. ut hom. fing. 1. Die
fämmtlichen Sterne am Himmel als ein zuſammen hangendes
Ganzes betrachtet. 2. Mehrere Sterne, welche fich in ver ſchiede⸗
nen Weiten um ihren Hauptſtern als ihre Sonne — *
Sonnen⸗ Syſtem ,
Das Scern gewoachs/ des — es / plur. die—e, cin Art Sr:
ferne, welche unter dem Nahmen des Medufen-Gauptes-am bes
Fannteften ift; Altrophyton, Caput Medulae, : ;
Der Sterngucker, ©. Sternfeber.
Sternhell, adj. etadv: von der hellen oder beicern Befhaffengeit
der Luft zur Nachtzeit; fo daß man die Sterne ſehen kann ſtern⸗
Par. Es iſt ſernhell oder Reynklar, Eine ſternhelle Pracht.
Der Sternhimmel, des— 8, pkur. inuf. der unermeßliche
Kaum außer der Erde, in welchem ſich die Sterne befinden; zum
Unterfchiede von dem Lufthimmel und dem Simmel der Seligen,
Der Sternbut, des—es, plur, sie —hüte, eine Art Fingers
hüte, welche oben wir Rnöpfehen verfehen find.
Die Stern-Syacinthe, plur. die —n, eine Artder Meerzwie⸗
bel, deren feitwärts befefkigte ker den —— gleichenʒ
scilla amoena Linn
Der Sternkegel, des— 5, plur. ut nom. fing. die Borfiels
lung des halben Sternhimmels mit allen daran befindlichenSter-
nen in der Geftalt eines hohlen niedrigen Kegels, Coniglobium,
Sterntler,-adj.etadv. ©, Sternbetl.
Der Sternklee, des--s, plur. car. eine Art Klees,. Trifo:
"lium ftellatum Linn, Franz. Faronche.
Das Srernkraut, des—es, plur. inuf. 1. Ein Rahme der
Sternblume vdet des Aſters; Aller Linz. wegen der Ahnlich⸗
keit der Blumen. 2. Geldes Sternkraut, eine Ark des Alantes;
Inula britanniea Zinn: Eine andere Art, Inula dylenterica
Linn, wird Bergſternkraut genannt, »3, Kleines blaues Stern⸗
kraut, eine Artdes Walsmeifters, welche auf den Adern. einheiz
mifhift;‘AlperulaaarvenlfisZinn. 4.Wafferfternfraut; eine
Art des Zweyzabnes, Bidens cernua Linn; welches and; gel⸗
bes Lieberkraut und kleiner gelber a genannt wird,
- 5. ©’ Sternpflanze.”
Die Sternkunde, plur. car. die Kunde, ve 1. Kenntniß der
Sterne und ihrer Bewegung, welche, wenn ſie bis zur Wiſſenſchaft
erhoben wird, die Sternwiffenfchaft heißt; die Aſtronomie, wel⸗
ches von beyden gebraucht wird. Daher der Sternkundige oder
Sternfenner, der die Sterne und ihre Beweguugen kennet; der
Aſtrono m ©. Sternfeber.
Der Sternkürbiß, des — es, plur. die — e, eine * Kürdiffe,
welche die Geftalt eines Srernes Baben.
Das Sternleberkraut des— es, plur. inuf.-in rintjen Ge⸗
genden ein Rahme des wahren Waldmeiſters/ Afperula odoras
ta Linn.
Die Sternmelons, plur. die — n, eine Art Melonen, welche
die Geftalt eines Stevnes haben,
Das Sternmoos, des — es, plur. doch nur von meheten Arten,
die —e, eine Art Moofes, welches die Geſtalt eines — dat,
Bryum Linn.
Die Sternpflanze, plur: dien, ein Gabe einer Yflanze,
welche in den Europäifihen Hainen wächſt; Stellaria Linz,
Sternfraut , vermutblic auch wegen der Geſtalt ihrer Blumen,
Die Sternpuge, plur. die—n, im gemeinen geben, Shlige-und
harzige Dünfte, welche fich in der höchſtenLuft iun einen ſchleimigem
Klumpen fammeln, ih entzünden und als ein ſchleimiges Weſen
auf die Erde fallen ; die Sternfchnuppe, die Sternfhnsuge im
Dberdeutfchen der Steenbugen, weil.der große Haufe glaubt, def
fi alsdann die Sterne pugen oder ſchnäutzen; in eitigen Be,
genden der Sternſchud, Stenfall, woil diefer snszündee Drwefk
- 3" z 4 Er;
N
gleicht ;
39 er
m Greunterfahien: einem fepießenden oder Falfensen 44
im Niederſ. Qualſter. Die Feuerkugeln und fliegen»
„den Drachen find von diefen Sternpugen nur in der Größe vers
ſchieden. Wegen der Ähnlichkeit in der Geftalt, wird im gemeinen
Leben auch eine gemwiffe gallertartige Pflanze, Tremella Noitoc
“ Linn. ig ‚oder Sternſchnuppe —
Das Sternrad, S. Stirnrad.
Die Sternſaule, oder der Ste dent‘ aulenftein, . Sternfein.
Die Seernfchenze, plur. die —n, in der Befeſtigungskunſt, eine
Schanze, welche aus lauter Scheren zu ſammen geſetzt iſt, daher
fie die Gehalt eines vier- fünf» bis ſechseckigen Sternes bat.‘
‚Die Sternſchnautze ober * Sternſchnuppe, — dien,
©. Sternpuge.
Der Sternſchuß, des — a4 plur. die — ſchüſſe ER eben daſelbſt.
De Sternfeber, des— 8, plur. ut nom. fing. Fämin. die
Sternfeberinn, plur. die — en, eine Perfon, welche eine ers
tigkeit. befist, die Sterne zu betrachten, ſo wohl ihre Bewegung zu
verfeunen, in welchem Fake es ehedem für Sternfundiger üblich
war, als auch ihre Einflüſſe in die Schickſale der Menſchen zu bes
Rimmen, da es denn auch für Sterndeuter gangbar war. In
beyden Fãllen im gemeinen Leben auch Sterngucker, (Riederſ.
Sternkiker,) welches auch Ef. 47, 13 vorkommt. Bon einem
Sternkundigen Aſtronom, wird es wenig mebr gebraucht, theils
weil es zu unbeftimme , theils aber auch, weil es zu niedrig iſt.
Daher die Sternſehekunſt, welches noch von einigen gebraucht
r wird, fo wohl die Aſtronomie oder Sternfunde, Sternwiffen=
Schaft, als auch die Aiirologie, Sterndeutung zu bezeichnen.
Dex Sternflein; des— ts, plur. die—e, in der Mineralogie,
platte vier» oderfünfedige Berfkeinerungen, welche auf der Dbers
and Unterfläche.die Figur eines Sterues Haben; Afteriae, A-
“Groitae, Kicoiten. Sie find vermurhlich Gelenfe ausden Ar⸗
men des Sternfifches, Alterias Linn. Wenn mehrere derfelben
‚in Geftalt einer Säule zufammen hängen, fo heißt felbige eine
Sternſaule oder.ein Sternſaulenſtein.
Die Sternuhr, plur. die — en, ein Werkzeug in Geſtalt einer
Sonnenuhr, die Stunden der Nacht vermistelft der Sierne zu
erkennen.
Die Sternwarte, plur. die — n, eine Warte, oder ein Gebäude
in Geſtalt eines Thurmes, die Sterne und ihre Bewegung auf
derfelben zu beobachten ; mit einem Lateinifchen Knuſtworte ein
Obſervatorium „bey einigen, obgleich mit wenigerm Beyfalle,
eine Sternbühne.
Mie Sternwiſſenſchaft, plur. inuſ. S. Sternkunde.
Die Sterzänte, plur.die—n, eine Art wilder AÄnten , welche
Klein für eine Abartung der gemeinen wilden oder Märzänte hält.
Der Sterz, des— es, plur, die —e, oder die Sterze, plur.
die —n, Diminut, dag Sterzchen, ein Wort, welches übers
Haupt den Begriffder Ausdehnung in die Länge hat, und einen
Yanggı Stiel, eine Stange bedeutet, aber nur in einigen Fällen
‚üblich iſt. Befonders gebraucht manes von einer an dem untern
oder hinteru Theile eines Dinges befindlichen langen Hervorras
‚gung. So wied der fiarfe Baum an den Windmühlen, womit .
mnan dieſelben umdrehet, und nah dem Winde richtet, das Wen=
deholz, fo wohl der Sterz als die Sterze genannt, Die Pflug:
Kerze ift ein hinten an. dem Pfluge hervor ragendes Holz, wonsit
. Derfelbe regieret wirdz>und in einigen Gegendew heißt die Deichſel
aneinem Wagen die Wagenkerze. Im Bergbaue ift das Ster⸗
sel das Holzunter dem Hunde, werauf die Deichſel lieget, Vie
ſonders iſt Sterz im gem, Leben, vieler Gegenden, der Schwanz
‚ eines Thieres. Die Kuhſterze, der Subhſchwanz. Den gund
auf die Sterze oder auf, den Sterz treren, auf den Schwanz,
Die Rothſterze, ein Vogel, welcher auch Rohſchwanz heißt,
Seäezen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort fen erfor:
um ſterzen, herum ſtreichen. Sterzen gaben, in eben dieſet Be⸗
Die Sterzſeuche, plur. inuf, in einigen Gegenden, eine Krank⸗ j
Seit, Stetig, ©. Stat, Stätig.. ;
©&tets, adverb, ununterbroden fortwährend, im gemeinen Sehen
wie in einigen Dberdentich. Gegenden and) wirklich gefhiehet, Ins
Huch der Sintere am Menſchen wird it in den geimeinen Soreharten
und im Scherze häufig der Sterz genaunt, -
Anm. Jin Miederſ. Steert, im Angelſ Staert, Steort, im.
Holländ, Steert, Staart, im Schwed, Stiert, im mittlern Bar. “
obne Ziſchlaut Dardus. "Die Ausdehnung in die Länge iffohne
Zweifel der Stammbegriff, daher diefes Wort als ein Verwandter
von ſtarren, ſich unbiegſam in die Länge, erfivedfen , angefehen
werden muß. In Nordengland ift ‚Start, ein langer. Stiel,
Siehe das folgende.
EN Wa RN RE RR
dert, aber near in ben gemeinen Sprech arten Ober s und Nieders.
deutſchlandes üblich ift, wo es gehen, wandern bedeutet, beſon⸗
ders mie dem Nebenbegriffe des Müßigganges. Im Lande hev⸗
deutung.
Wo find die Muſen ſelbſt? Sie haben müffen Kerzen,
Ihr Sig ti umgekehrt, Opttz. ;
Daber im Dberdenifchen ein Landfterzer oder Kandförzer, ein.
Landſtreicher.
Anm. Im Micderf, ſteerten, Engl, to llart. Nicht mit dem
herrſcheuden Begriffe des vorigen Wortes in feiner engern Bedeu⸗
tung, als wenn es eigentlich bedeutete, den Hintern im Fliehen
kehreu, mit der allgemeinen Bedeutung Dre Bewegung, von
welcher die Ausdehnung in die Länge eine gewöhnliche Figur ift,
Die Endfplde — zen, Niederſ. — ten, verräid ein Imenſtvum,
welchesvonzinem veralteten feren gebildet worden, wonut ſteu⸗
ern und Hören verwandt zu feyn ſcheinen.
Here des Rinddiehes, wobey der Sterz oder Schwanz gauz weich
oderwelf wird, fo daß man ihn herum drehen Fann, und woran
das Vieh in kurzer Zeit ſtirbt; der Sterzwurm. Pr. Erxleben
hielt dieſe Krankheit für eine Art eines Nervenficbers,
immer: Meine Augen fehen Hers zum Serven, Pf. 25, 15.
Dennoch bleibe ich ſtets an dir, Pf. 73, 23. Bey Gütern,
die wir ſets genießen, wird das Vergnügen endlich wart, |
Gellert. gleichen zu allen Zeiten, in allen vorfommenden
Fällen; für allezeit. Wer fein Kind lieb hat, der hält es fiers
unter der Ruthe, Sir.50, 1. Sie wollen einem ſtets einem
Muth einſprechen, Gel.
Ein großer Krieger if nicht ſtets ein großer Mann, Crom,
Sie widerſprechen mir ia ſtets, Gel. Wir werden ſtets ee
den, daß Gott es beffer mie den Mtenfchen meint, als es der
Menſch mit fich meinen Bann, eben derf,
Kin Schäfer pflegtfich nicht flets an fein Wort zu binden,
i eben derfi
Yu einigen Oberdeutſchen Gegenden ſcheint es auch für oft üblich
zu feyn, in welchem Verſtande es aber im PRADCHIdER under
kannt iſt. Wenigſtens fagt Opiß
Schr ſtets hat die Natur beherzet ſeyn * lieben
In einen hohen Sinn zuſammen eingeſchrieben.
Ann. Im Schwed. ſtadle, Aüdes. Es iſt ein ans fär gebil-
detes Nebeniwort, weiches urfprünglich feft, unbeweglich, beden-
tet hat, welche im Hochdeutfchen veraltese ‚Bedeutung no —
dem Opitz vorkommt:
Wer alſo redet, alſo lebt,
And emſig nach dem Guten fſtrebt,
Der bleibe auch ſtets und unbewegt. ER
Um diefer Abftammung willen, ſollte man es billig ſtäts ſchreiben,
FRE SR
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deffen äft im Kochdeutſch. die — mit inc einmahl ale
gemein,
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' = 361 *
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- ftedelif, ſtedig und geſtadig, welche unfer ſtät und ſtätig find
Im Sberdeutſchen pflege man wohl noch ein mäfiges all vorzu⸗
-..s feßen, allters für ſtets. ©. Stär.
Das Steuer, des— s, plur. ut nom. fing. ein in der Schiff»
+ fahrt für Steuerruder üblihes Wort, (S. daffelbe,) Im Riederf.
Stur,im Angelfi Steore, im Holländ. Stuur, im Schweb,
Sixre. Es iſt von dem Zeitworte feuern, S. daſſelbe.
Die Steuer, plur. die — n, gleichfals von dem Zektworte fteu—
ern. » 1.*Dder Schuß, ohne Plural, eine veraltete Bedeutung.
Thero Engila Stiura, der Schuß der. "Engel, Ottfried.
2. *In mehr shätigem Verſtande, Hülfe, Benftand, gleiche
falls ohne Plural. Bey dem Ditfried Stiuro, bey dem Stry»
Fer Sture. Darzu dorfft ev ewr Sullff unnd ſtewr, Theuerd.
Kap. 51. Darvmb gebet mir ewr Stewr mie eim Schaft
und guten eyfen, eben daſ.
Komm, uns Armen, doch zu Steuer
Wider diefes Ungeheuer, Opitz.
— Das flernenlichte Seu®
Bommt, wie der ſchöne Hord den Schiffern, mir zu
Steuer ; eben derf.
Kommt doch mein Fefus mir zu Steur, Graph.
Auch in diefer Bedeutung ift es veraltet, doch ſagt man noch, bes
fonders in den Kangelleyen und Gerichten, etwas zu Steuer der
Wahrheit ‚bekennen, befcheinigen, zur Unterflügung , Beför⸗
derung der Wahrheit. 3. Im engern Verſtande iſt die Steuer,
seine Bephülfe an Gelde oder andern Vedücfniffen , dem Mangel
eines andern abzuhelfes. (1) "Im weiteſten Verftande. Line
Bepfteuer zu erwas geben oder ehun, ‚Darnad bieß er fe eine
Steuer zufammen legen, 2 Maccab. ı2, 43, Ingleichen ein
freywilliger Beptrag, welchen man einem Armen gibt. - Don
der Steuer, die den Heiligen geſchleht, a Cor. 16, 1, Die Hand
reichung diefer Steuer erfüllee nicht allein den Mangel der
Heiligen, u. ſ. f.2 Cor, 9, ı2. Da es denn nie bloß von gemein«
ſchaftlichen Beyträgen mehrerer gebraucht wurde, fondern auch
in manchen Gegenden noch von einem jeden Almofen üblich ift.
Jemanden um eine Steuer anfprerhen, um ein Almoſen. Im
. Hochdeutfchen ift es auch in diefer Bedentung veralter, in welcher
doch das zufammengefegte Beyfteuer noch gangbar ift. (S. auch
Ausfteuer und geimfleuer.) (2) Im engern Verftande ifk die
Steuer ein Beytrag der Unterthanen an Geld oder@eldeswerth zu
den Bedürfniffendes gemeinen Wefens, eine Abgabe, welche der
" Dbrigkeit zur Veftreitung der Bedürfsiffe des Staates gegeben
wird; im mittleren Lat. Steura, und nach einer wörtlichen Über-
ſetzung Auxilium, Franz, Aide. Steuern und Gaben anlegen,
EineStener ausfchreiben. Die Steuer entrichten. Da es deun
faft von allen folchen Abgaben üblich iſt, welche alsdann durch
allerley Zufammenfegungen näher beftimmet werden, Die Hıns
deſteuer, zur Erhaltung derFagdhunde, die Kriegsſteuer, zut Füh⸗
zung eines Krieges, Fräuleinkeuer, zur Ausſtattung einer
Prinzeſſinn. Die Nachſteuer, das Abzugsgeld von Erbichaften
n.f.f. Die Sleiſchſteuer, Brotſteuer, Trankſteuer, welche von
dem Fleiſche, Brose oder Getränke entrichter wird, die Kopf⸗
Beier oder Derfönenfteuer, welche nach ‚den Perfonew und deren
v Stande gegeben wird, die vermogenſteuer, welche von dem Vers
*. mögen entrichtet wird nf. f. Im engſten Verftande iſt die Steuer
ſchlechthin eing folche Angabe von liegenden Öründen, eine Grund⸗
* feuer, umfie von dem Kopfr oder Perfonengelde, der Accife
uf. f. gu enterfcheiden. - Figürlich wird auch rin zu Einhebung
und Berechnung dee unter dem Nahmen der Steuern ganabaren
- Abgebenmiedergefegtes Collegium, das Steuer-Collegium, Steu⸗
Sn
an, ſchlechehin die Scewer genannt, welden Habmen dem
— Im Nieder ſäãchſ. gebraucht mau dafür ſtede, ſtadelik,
”
Ste 362
auch wohl daͤs Gebäudeoder das Zimmer führet, in weichem fi
dafjelbe verfanmelt. In die Steuer geben. S.Steurm.
Das Stelieramt, des — es, plar. die —ämter, von Steure
2 (2). 1. Ein, Amt, d.i. Collegium mehrerer zu Einhebung and
Berechnung der Steuer nicdergefegter Perfonen; das Steuer
Collegium, oft auch nur die Steuer ſchlechthin. 2, EinAmtir
oder bey einem folchen Collegio. 5
Der Steueranfchlag, des — es, plur. die —fchläge, der Au⸗
ſchlag, nach weichem eine Steuer ausgefchrieben und entrichtee
wird, das Verbältnif, nach welchem das Vermögen, das Gewerbe,
der Stand u. f.f. der Unterthanen mit einer Steuer belegt wird.
S.Steuer3 (2) - Yy
Steuerbar, adj, et adv. der Steuer 3 (2) unterworfen ; im® Ge⸗
genfagedes ſteuerfrey. Steuerbare Güter, Perfonen.
Der Steuerbeamte, des — n, plur. dle — n, von Steter 3
(2), ein Mitglied eines Steuer-Eollegii, ingleichen ein jeder, wel⸗
Ger von der Obrigkeit zu Einnehmung und Berechnung dee Steu⸗
ern verordnet if, Arc:
" Das Steuerbort, des — es, plur. die— e,in dee Schifffahrt,
» das rechte Bort, oder die rechte Seite des Schiffes, wenn man aus
dem Hintertheile nach vorn zu ſtehet; im Gegenfage des Bak—
bortes oder der linken Seite. Niederſ. Stürboord, Holind.
-Stuurbord, Engl. Starboart, Schwed. Styrbord, $slänb.
Stiornbord,. Bermuthlich von Steuer, Steuereuder, weil die»
ſes ehedem nicht in der Mitte des Hintertheiles, fondern an dee
rechten Seite angebracht war, wie noch aus den Abbildungen
der ehemahligen Schiffe auf alten Münzen erhelle« 5
Der Steuerbörs, des — es, plur. die — böcfe, eine Art Böeſe
mit ausgehöhltem Kopfe; Perca cernua Linn, In einigen Rica
derſächſ. Gegenden wird der Kaulbars Steuerbarg oder Stuur—
*bars, im Lüneburgifhen Sture genaunt. Vermuthlich von dein
noch Niederf. ſtuur, groß, ſchwer, did, mütriſch, grob.
Die Steuerbrücke, plur. die — n, auf den Bothen oder Kähnen,
eine Bohle, worauf der Sieuermann ſtehet, wenn er das Fahrzeug
ſteuert. —
Das Steuerbüch, des — te, plur. die — bücher, von Stkeuer
3 (2), ein Buch, in welches die Steuer, und wie ſie enfrichtee
worden, eingetragen wird.
Das Steuet- Collegium, des — gii, plur. die —gia, Siehe
Steurramt,
Der Steuereinnehmer, des—s, plur. tt nom, fing. deffen
Gattinn, die Steuereinnebmerinn, derjenige, welcher dazu -ver«
erdnet iſt, die Stemer in einer Gegend oder einem Kreife einzu⸗
uehmenund den Landesheren zu berechnen, \ —
Der Steuerer, des —s, plur. utnom, fing. S. Steuermann,
Steuerfrey, adj..et adv. auch von Stewer 3 (2), von der Steuer
befreyet, ini Gegenfage des ſteuerbar. Steuerfreye Güter, Pey-
foren. \ 2
Steuerläftig, adj. et adv. welches nur in derScefahrrüblich if;
Zin Schiff geht ſteuerlaſtig, wenn eshinten wach dem Steuere
ruder zu tief gehet, weiles daſelbſt zu. fehr beladen worden, das
ſelbſt zu viel Laſt hat; binterläftig, zum Unterfchiede von dem
vorlaftig. &
Das Stenerlehen, des — s, plur. ut nom, fing. in einigen
Gegenden, ein ſteuerbares Lehen, ein Lehengut, welches zu Sten«
‘ern verpflichtet ift ; eine Art Zinslehen.
Der Steuermann, dra--es, plur. die — männer, odet—Teüte,
auf den Schiffen derjenige,. welcher das Schiff Feuert, das
Stenerrwder-führet, von welchem folatich der gangze Lauf und
die Sicherheit des Schiffes abhänger. Anf großen Schiffen hat
man deren zwey bis drey, welche alsdanı durch die Wörter Ober—
und Anter⸗ unter ſchieden werden. Huf Handelaſchiffen Wird er oft
83 dre
363 Ste—
der Schiffer genannt, fo wie er auf Bothen, Kühnen und andern
- Heinen Fahrzeugen nur derSteueter heißt. Bey dem Rotker nur
Stuuro, Ehedem war in den Oberdeutſchen Gegenden fürÖteuer-
- mann auch Marner und Morner ſebr üblich, welches unter andern
noch bey den ShwäbifhenDichtern Häufig vorfommt. Daher die
Steuermannsfusft, plur, Car. die Fertigkeit, das Schiff ſicher
und geſchickt zu ſteuern, einer der wichtiaften Theile der See⸗
fahre. -
Steuern; verb: reg. et act. und in einigen Fällen — neutr,
in welchem legtern Falle es das Hülfsmort haben erfordert. Es
war ehedem ein Wort von einem fehr großen Umfange der Bedeu⸗
tung, und iſt es zn Theil noch,indewes urſprüuglich verſchiedene
Arsen heftiger Bewegungen bezeichnete, in welchen Fallen es größ⸗
sen Theils ein Intenſtdum oder Iterativum von hauen, ſteuen heben
a. fe fi, von welchen das mittlere unter die veralteten gehöret.
Es bedeutet, 1. *Ungeftüm, mit Heftigkeit verlangen; eine nur im
Niederſächſiſchen übliche Bedeutung, wo es ſtüren lauter. Auf
etwas firuecn, erpicht ſeyn. Daher Upftur, eine plötzlich cuts
ſtehende heftige Begierde, verftüced, anf erwaserpicht, balſtürig,
frevelhaft, unſtür, heftig ws f. Tauter nur im Niederſachſen gang:
bare Wörter. Es ſcheinet bier eine Onomatopdie der braufenden
- heftigen Begierde, und niit Sturm, floren m ff. verwandt zu
ſeyn. 2: Wehren, abwehren, Einhalt hun, mit der ‚dritten Eu⸗
‚dung der Perjon oder Sache. Dem Verderben ſteuern, Ei. 1o,22,
Du laſſeſt die nicht ſteuern, Jer. 3, 5. Daß Gott den Sims
‚ dern fieuref, daß fie nicht fortfahren, 2 Maccad. 6, 23." Wit:
"um feuern fie diefen fchteyenden Grobbeitennicht? Gell. Im
Niederſ. gebraucht man es mit der vierten Endung ; Gott feuert
die Bäume, daß ſie nicht in den, Simmel wachfen. Welches
Sau wohl von einigen in Hochdeutſchen nachgeahmet wird. Im
Niederf, küren, Angelf: ftiersan, Shwed.fiyra. Die beyden
letzten bedeuten auch züchtigen „daher ifFim Augeli; Stiernefle, .-
die Zucht, undStorre, die Züchtigung. Ohne Hifchlant ift in eis
nigen Niederfächfifchen Gegenden foren, demLaufe Einhalt ihun,
im Holänd. deren, überwinden, undbedaren, zähınen, 3. Res
ee...
Rügen, veelaffen, 8i mit dem Yem —— — an a
anſteuern. Steuern iſt hiet uuſtreitig ein Intenſivum von ſt
ſtehen machen, wohin mit andern Endlauten auch hauen " Bin
“men, ſtützen u. . f: gehören. : 6. Helfen, unterſtützen, Beyſtand
leiften ; eine. im weiteften Verſtande veraltete‘ Bereutuug. Mag
\, gebraucht es nur och im engern, einen Beylrag an Geld oder an⸗
dern Bedürfniſſen geben oder entrichten, Den Armen ſteuern,
‚ein Almoſen geben, imDberdeurihen, we man auch wohl die Beti⸗
ter ſagen höret, ſteuern fle uns etwas, Einem etwas zu einem
Baue ſteuern, ihm einen Beytrag zu den dazu nöthigen Erforders
niſſen thuu. Zufammen feuern, einen Beytrag zum Behufe eiies
dritten zuſammen ſchleßen S. auch Ausieuern.) 7. Am büufige
ſten gebraucht man diefes Seitwort im Hochdeutſchen von der Ente
richtuug der- Steuern'an die Obrigkeit, (©. die Steuer 3 (eI
Devigerefchaft, dev Obrigkeit ſteuern, ihr Steuer entrigrem
Diejes Gut ſteuert nach Selfenburg, entrichtet feine Steuer das
bin. Kin Gut verfieuern, die Steuer davon entrichten. Hingegen
bat.es in beiteuermund überſteuern, eine mehr thãtige Bedeutuag,
mit Steuern belegen. Daß dieſe Bedeutung eine Figur von der
Bedentungdes Stügens iſt, erhellet unter andern auch aus dem
Schwediſchen, woſtod, welches unfkreitig von Fügen abftammet, ;
auch Hülfe, und beſonders Geldhulfe Beytrag bedeutet. Vieleicht -
gehören ohne Ziſchlaut auch das Griech. dapos, eine Gabe, und das
Latein. Dos, dotis, hierher. Sd au das Steuern. >
Anm. Aus dien und mehrerneutweder längtt veralteten, oder vs
noch in andern Spraden üblichen Bedeutungen erbeller, daß diefes
Wort anfänglich eine Onomatopdie verfchiedener ähnlicher Arten.
beftiger Bewegungen geweſen, woraufes eine Benenuung ſolcher
Handlungen geworden, welche mit diefenroder einem ädulidhenLaur
te verbunden find; woraus zugleich dieBerwandtfchaft mit Sturm,/
flören, sechören, Stern, Stirn, Stevz, ſterzen, ſturzen und ans
dern mehr erhellet. Die Screibatt ſteuren iſt in-diefem fo pie.
in andern ähnlichen Fällen nur harten Mundarten eigen; dieHoche
deutſche gelindere behält das erſte e verbeißt aber das letzte ſteu⸗
ern, für ſteueren, wie es eigentlich heißen mäßte, S Ern.
‚gieren, und zwar, (3) in mehr eigentlichem Verflande, diefichtung Der Steuernagel, des —s, plur. die —nägel, ein Nagel Dinter
einer Bewegung beftimmen; wo es noch vorn Schiffen und Fahr⸗
zeugen üblich Ift, chtenẽauf ben imnmen. Kahne und ähnliche kleine
Fahrzeuge werden mit einer Stange, größere aber mit dem Steu—
etruder gefiruert. Der Steuermann fieuert das Schiff. Wo es
auch abfolute nnd als ein Reutrum gebraucht wird. Nach London,
nad Cadir. gegen Often, gegen Weften ſteuern, den Lauf des
Schifres dahin richten, dahin ſegeln. Auch von den Schiffen fagt
man, dasSchiff ſteuert gut Schlecht, wenn es fich gut oder ſchlecht
ſteuern läffet. Bey Windſtillen feuern die Schiffe fchlechter ,
-als ſonſt. (2) Figürlich, das freye Verhalten vernünftiger Ges
ſchöpfe beffimmen, regieren; eine im Hochdent ſchen veraltete Be⸗
deutung, welche aber ebedem ſehr gangbar war, und überaus altiff.
Bey dem Ulphilas ftiuran,imAngefi.fteoran, Reyran,imEngl.
ſteer, Holländ, ftieren, Riederf. Küren, in Slavan. karam,id
Reuerr, im Schwet. tyra, im I:länd.iorna; welche alfe fo
wohl von den Schiffen, als auch überhaupt für #egieren gebraucht
werden. Auf aͤhnliche Art bedeutete auch ſchalten, chedem fo wohl
ein Schiff regieren, als regieren überhaupt. Im Riederf. ift be—
ſturen, einrichten, das Veruͤnderliche an einem Dinge beffimmen,
4. *Schiden, fenden; eine nur im Niederſächſiſchen übliche Be⸗
deutung. Ich habe darnach geſteuert, gefchicht. Einen Bothen
abſteuern, Waaxren, Güter abſteuern, abſchicken, abfenden.
3. Stützen; eine nur Bd in den gemeinen Sprecharten einiger
Gegenden übliche Bedeutung, wo auch eine Stüge die Steuer
Beige: Ein Jans feuern. Ingleichen als ein Reciprocum.
Sich auf fsinen Stab Beuesn. Sich auf jemanden ſteuern,
*
dem Hintergeſtelle eines Wagens en dem Langwagen hinter der
Achſe; der Vorſtecknagel. Vielleicht, weil er dem Auseinauder ·
gehen des Wagens ſteuert.
Die Steuerpflicht, plur. die— en, von Steuer oder Steueren.
der, die Erhöhung über dem oberften Verdede in dein Hintertbeile _
eines Schiffes, welche unter“ dem Rahmen des vinter· Caſteles a am
befannteften ift. ©. Pflicht.
Der Steuerrach, des rs, plur. die — räthe von Sure.
3(2), ein mit dem Set eines Nathes befleideres Mitglied a
Steuer⸗Collegii. —
Das Steuerruder, des — s, plur, ut nom, fing. hasjınige -
Kuder, womit ein Schiff oder Fahrzeug gefeuert, das if, i ‚in.
“feinem Laufe beftimme wird, und welches auch nur das Steuer
heißt; zum Unterſchiede von Benjenigen Rudern, welche blofdejs
fen Fortkonmen befördern. Auf den Donaufhiffen wirdes das
Kehrruder, an andern Oberdeutſchen Re * der Leimatel
geuaunt.
Der Steuerfchein, des — es, ‘plur, Sie —e. 1. Ein Shin, .
eine Befcheinigung, daß jemand die ſchaldige Steuer abgetragen
babe, =, In einigen Provinzen find esDbligationen 0d.rSchulds -
feine über dem Landesherren vorgefhoffene Summen, milde
aus der Steuer wieder bezahlet werden follen, und wofür dieſe
haftet. S. Steuer 3(2).
Das Steuerſchock, des — es, plur. die ⸗e in Sachſen der
Werth der Grundſtücke nach ehedem üblichen Schaden, nach
weldim die Steuer entrichtet wird. © — en
Zie -
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8% — plar. die—n, anf den Schiffen, von Shot,
„ein Geil, eine Art Seile an den Ecken der Segel, zum Unterſchiede
von den Mars ſchoten, Bramſchoten u. ſef.
Die Steuerſtange, plur. die —n, auf Kähnen und kleinen Fabre
zeugen, eine Stange, womit die ſelben in Ermangelung eines Sieuer⸗
ruders geſteuert oder regleret werden.
Der Stöven, bes—s, plur. ut nom. fing. im Schiffbau, der
Nahme zweyer ſtarker aufrecht fiehender Baubölger andenbenden
Enden des Kieles, wovon der Vorserfleven, dem Vordertbeile,
der ‚Sinterfieven aber dem Sintertheile feine Geſtalt und Feftiokeie
gibs. Das Wort ift Riederdeutſch, ift aber mit Stab, in deſſen
weiteſter Bedeutung genau verwandt,
RK er Stich, des—es, plur.die—e, Diminut. das Stihlein,
von dem Zeitworte ſtechen. 1. So fern daffelde eine ſchnelle
- Bewegung bezeichnet hat, wovon man noch fagt, in See tie
"en, angeftochen fommen, iſt diefes Hauptwort ‚ohne Piu:
gol.nur noch in der im gemeinen Leben üblichen Redensart üb⸗
Hd, eine Perfon oder Sache im Stiche laffen, fie verlaffen,
vermuꝛhlich eigentlich, fie im Laufe, in der Bergung, auf
dem Wege zurücklaſſen. Der Hirte ließ die Kerd’ im Stich,
Lichtw. Der Dieb entfloh, und ließ einen Theil der Beute
im Stiche.
2, Bon flechen, eine Dffnung. ober Wunde mit einem fpißigen
Werfzenge machen.
(1) Die Handlung des Stechens mit Einfchfuß der dadurch
derucfachten Wunde. Huf den Stich Fechten. Auf den Sieb
und auf ben Stih. Jemanden einen Stich, zwey, drey Sti⸗
; che geben, beybringen, ihn ſo oft ſtechen. Die Wunde iſt von
einem Stiche. Einen Stich in den Leib haben , davon trae
gen, befommen. Das if ein Skich ins Gerz), figüclich , das
fehmerzt plöglih und empfindlich. Jedes Wort iſt ein Stich.
durch mein Herz, Weiße. Welche Stiche fühle mein Herz,
wenn ich fie ſehe! Ein Stich, der nicht blutet, eine beißende
Mede. Kin Stich mit det Naͤhnadel Täben, einen, zwey,
drey Stiche. thun, nicht geben, Das Leder, der Zeug, hält
nicht Stſch/ wenn beydes im Nähen ausre izt. Vermunhlich rühret
daher die R. A. Stich halten, ſtandhaft, dauerhaftfenn, bewährt
‚ ‚Befunden werden, und deſſen Gegenſatz nicht Stich halten. Die
Soldaten halten nicht Stich, wenn fir nicht Stand halten, ſon⸗
dern ausveißen. Die Lüge halt nicht Stich, hat feiner Bes
fand, Feine Dauer, gewähret feine wahre Hülfe, Alle deine Be:
weisgründe halten richt Srich, beweifen ben näherer Unterfur
h chung nicht, was fie beweiſen ſollen. zier halt Fein ZweifelStich.
Mir fol er gewiß Stich halten, Stand halten, nicht enttwifchen.
Figürlich ift derstich in einigen Gegenden, beſonders Nieder ſach⸗
feus auch fo biel als ein Primer. Nicht einen Stich sehen, nichts
ſehen können. SEs iſt ſtichdunkel, in einigen Gegenden, wofür
man it andern ſtockinſter ſagt. Im Niederſächſiſchen hat man
auch das Nebeuwott ſtick für auf den Punct, geuau. über—
baupt iſt das Wort Stich in allen den Fällen üblich, wo das
Zeitwort eine Öffnung oder Verwundung mit einem fpigigen
Werkzeuge machen bedeutet, Der Nadelſtich/ Slohttip, Schlan:
gerftih, Dolchſtich n.f.f, Am Hüttenbane ift der Stic), die
Offnung des Auges in dem Schinelgofen vermittelfi eines Sti⸗
ches, (Biche Stichhers, Stichofen, u. f. f.) Daber über den
Stich ſchmelzen, oder gubeiten, das Erz in. einem Stichofen
ſchine lzen, weiches auch das Stihfehmelzen genannt wird. Bey
deu-R upferfiechern find die Stiche die einzelnen Einfchniste in das
Rüpfer, Ber Sci mit einem Grabfcheite in die Erie ; einen
Stich in die Erde thun; Fin Stich Erde, fboiel Erde als man
‚auf Ein Malt mit dem Gradfegeite ausſticht. Figürlich ift der
Stich in ven Fiſchtrichen die Grube, worein ſich die Fiſche bey Ab⸗
el a VV
Sti 366
lafſſung des Teiches zufammen giehen, und woraus ſte nach einan der
‚gefangen werden; welche Grube auch dieSifchgeube, und JerYulss
‚zug heißt. Man hat in den Leichen den sauptſtich ttebft einigen
Beyſtichen.
(2) Die Art und Weiſe zn ſtechen, wo dee Plural nur von
miehrern Arten üblich ift. Sp wird in derRäbteren die Art und Weis
fe des Nähens mehrmahlsder Stich genannt, So find der Bra⸗
bantifche Stich, und der Bohmiſche Stich befondere Arten der
Rahmunahterey. So auch der Kreuzſtich, Bettenftich u.f.f Auch
die Art und Weife, wie ein Kupferſtecher fliht, nenne man guwei⸗
len deffen Stich.
(3) Was geſtochen —* oder geſtochen worden, am häufige
ſten als ein Kunſtwort in einzelnen Fällen· Inden Kartenfpielem
iſt der Stich die mit einer höhern Karte auf Ein Mahl geſtochenen
Karten der Mitſpielenden. Einen Stich machen, einnehmen.
Beinen Stich bekommen. Alle Stiche machen. Drey Stiche
haben. In manchen Spielen iſt dafür das Wort,Lefe üblich. Das
durch das Ange des Stichofens abgeſtochene Hüflig gewordene Mes
tall beißt im Hüttenbaue gleichfalls der Stich. Der Abdruck einer
geſtochenen Aupferplatte wird der Stich, vollftändiger und hãufi⸗
ger aber der Kupferſtich genannt. Sin ſchöner Stich).
(4), Der Det, wo geſtochen worden, beſonders bey den Flei⸗
ſchern, wo der Ort am Halfe der Rälber und des Nindviehes, wo
felbige gemeiniglich geftochen werden, der Stich heißt. Sleifch
von dem Stiche,
"> (5) Die Entfernung zweyer Stiche von einander, Sefonders
bey den Schuſtern, wo die 26 Meinen Abtheilungen an der Maßla⸗
de Stiche heißen, Jeder Stich Hält drey Linien,
- (6) Das Bier, dee Wein hat einen Stich, wenn fie fäuerlich
ſchmecken, Anfangen fauer zu werden,
3. Bon ſtechen, taufchen, iſt ohne Plural der Stich die Sands
lung des Bertaufchens der Waaren, der Tauſchhandel. ImStich
bandeln, auf den Stich handeln, taufgweife, Stich um
Sch, Wärre gegen Waare. '
Anm. Im Niederf. Steet und Stik, im Engl. SR, im
Pohln. Sztych. ©. Srecyen.
Die Stihezxt, plur. die—ärte, eiite Art ie Bimaeeienie; "die
Sapfenlöcher damit auszufloßen ; die Kreuzaxt, Zwerchaxc
Der Stihbalfen, des-—s, plur.ut nom. fing. in der Sims
mermantısfunft,Furze Hölzer, welche anf den Haupthölzern oder
Platiſtücken deräußern Wände befeftiger werden, damit es feheine,
als wenn Balken durchgingen. Vermuthlich, fo fern Stich ehe⸗
dem auch etwas Pervorragendes bedeutete. Ben. dem Apherdian
iſt Überflich, der Arker an einem Haufe. Der Stichbalken würde
alſo einen hervor ragenden Balken bezeichnen.
Das Stechblatt, des — es plur die —blätter. . Ein Blatt,
‚oder platter Theil an den Degengefäßen, die Hand vor dem Stiche
des feindlichen Degens zu derwabren. Figkirlich heißt jemand des
andern. Stichblatt, wenn er zudeffen Schuß gereicht, oder auch,
wenn ſich der andere deſſelben zum Vorwande, zur Ausrede,
zur Vertheidſaung bedienet. %; In einigen. Gegeuden iſt das
Stichblatt eine Karte in den Kartenſpielen, womit mau acſtochen
bat, oder welche andere ſticht, ein Trumpf.
Dor Stichel, des 3, plur. ut nom. ling, ein Werkzeug zum
Stechen, dach nur in’ einigen Fällen. Die ſtählernen Wertzeuge
der Kupferficcher und mancher andern Handwerker und Künfligr,
danıti in Metall zu araben oder zu flechen, heißen Stichel, noch
Hönfiger abır Grabflibel, Very deu Jägern ift der Stichel oder
das Sticheleifen, ein ſpitz iges Eiſen mir einem bölzernen Stiele,
die Löcher’ zu den Stellſtangen und Forteln damit in die Erde zu ſte⸗
chen. Notfer werner ein Breceifen Sticchele, . Die End ſylbe
el zeigt hier ein Werkzeug an, \
2 Die
3%
” wie geideley, plur. die — Stichele; in der figürlichen
Bedeutung „ ingleichen eine Stichelvede, - 59: >
@tilpelbärig, S. Stikelhärig. ‘
Seicheln verb. reg. aet. welches das Iterativum und Diminut.
Ron ſtechen iſt, oft und mit kleinen Stichen flechen, 1. Eigentlich -
wo es doch nur in einigen Gegenden iblich iſt, wofür in audern. :
Rachelp gebraucht wird. 2. Figürlich, auf. jemanden ſticheln,
anf deffen Unvollfommenheiten anfpielen, ihn auf eine verdedte
Art tadeln; im Oberd.flacheln, ſtochern. Auf Blonde ſtichelſt
tur Haged. Auf jemandes Geig ſticheln. Sp auch das -Sti-
cheln. Iemanden anftechen wird auf ähnliche * oebraucht,
Schwed. ſtick a, Franz. piquer.
Pie Stichelrede, plur. die —n, eine Rebe, das if, geſprochene
Worte, worin nian auf jemanden ſtichelt, demſelben feine Unvoll⸗
kommenheiten auf eine verdeckte Art vorrüct ; die Sticheley, in
Franken eine Stocherrede. Stachelrede — iſt von eini⸗
* gen für Satyre gebraucht worden,
‚Der Sticherling, ©. Stichling.
Der Stichheber, ©. Stecpheber. j
Der Stichherd, des— es, plur. dien, im m Hüttenbane, ders
jenige Hecd vor dem Stihofen, worein das abgefischen: Me⸗
=, tal von dem obern Herde fließet.
Das Stichholz, des — es, plur. die — hölzer, eben Bafelbfk,
ein rundes Holz, über welches der Stich in die Oberbruſt des
Vorher des geſchiehet.
Der Stichling, des — es, plur. — ein Diug, wel⸗
ches ſticht. 1. Eine Art selber Bruflwenzel wird Stichling
odet Sticherling ‚geuannt; Motacilla Nava Linn. gelbe
Baͤchſtelze, Bubfielse. 2. Noch häufiger eine Art Kleiner Fir
ſche mit ſtacheligen Floßfedern; Stechling, Stecherling, im
Nieder ſachſ. Stekerling, Stekelſtang, Stengeltang, Ho länd.
Stekeling, Stekelgrindken; wo mehrere lirine Fiſche dies
fen Nahmen zu führen ſcheinen. Beſonders iſt der Gallerofleus
aculsatus Lian, unter dieſem Rahmen befannt, welcher
gemeiniglich noch, nicht die Länge eines Fleinen Fingers bat,
und fich in den meiſten Zlüffen häufig finder.
genden werden auch die Börfe, umd befonders die Zungen
. „ betfelben Srichlinge genannt.
2er Stichofen, des — s, pler. die — Sfen, im Hüttenbaue,
ein Art Schmelzöfen, wo das gefhmolzene Erz duch Dffuuag
der Borbruft des Oberherdes abgeſtochen wird, damis esinden
+ Stihherd fließe. S. Stich. 2.
Die Stichprobe, plur. sie — n, eben daſelbſt, die Brobe, weiße
aus dem Siich herde von dem durch den Stich abgelaſſenen Werke
genommen: wird.
Die Stichfäge, plur. — bey den Sifätern, eine Säge mit
einem Stiele, wie eine Geile, runde und andere IR damit in dic
Breter einzuſchneiden.
Das Seichſchmelzen/ des— s, plur.inuf. im Hüttenbane,
das Schmelzen auf oder über den Stich; ©. Erich.
Die Stiywand, plur: die wände, eben dafelbfi, eine Wand,
di. eimplatier Stein; welcher oben an der Worfsgwand über den
Herd geleat und ugser velchem der Stich gemacht wird,
rn: adj. at adv. weldies aur im Oberdeutſchen für heil üb⸗
if; 8; dieſes Moprt,
Pin: elhärig, adj. et adv. im gemeinen: Leben, beſonders
Nieder ſach ſeus karze Reife und emporſteheude Haare habend;
Miebwf, ſtick eIharig, bey einigen Hochdeuiſchen ſtichelhärig. es
iſt von dem Niederſ. Sticke, rin Stiel,
— Kids, Beil,
An einigen Ge⸗
Stift, oder ana von
r
Sticken, verb, reg. welches in’doppelter Hauptbedeutung üblich -
ifb.r. Eine Art der fünftliherNäbterep, eine gemachte Zeichnung
mie Stichen ausfüllen, erhabene Figuren auf etwas nähen ; wo⸗
durch ſich das Sticken von dem Ausnaͤhen unterfcheiden Mir
Seide, mit Ramehigarn „ mit Gold hicken, mit ſolchen
Fäden, Sine Blume, eine Ligur ſtieken. Sinen Ro ſticken, eine
geſtickte Wehe, welche mit geſtickten Figuren gezieret if, Nie⸗
der. ſticken, Schwed. ieka. 2. *Bernörhigen Luft zum
Athemhohlen berauben und beraubet werden, fo wohl geuttali⸗
ter, als auch active; in welcher Bedentung es im Hocdeut-
ſchen veratter iſt, feitdem erſticken in beyden Fällen üblicher
geworden, (©. daffelbe.) Im Oberdeurfhen if für das Asti-
Dam fticken, in diefer Bedeutung auch ſtecken übfich , erſticlen
machen, deber man für Stickhuß auch noch Steckſtuß ſagt.
Anm. Sticken if das Intenfieum von fiehen. Das Hiederf,
fielen bedeutet über dirfes anch noch anzünden, anfleden.
Der Stier, dcs—s, plur. ur nom. fing. Fämin. die Site
sinn, eine Perfon, weiche Ridt, die Kunſt zu fliden. verfichet,
in der erfien Bedretung des vorigen Zeitwortes.
Die Stiderey, plur. die—en. 1. Die Auafi zu ffiefen, ohne viu⸗
rel. Die Stickerey verfichen, 2. — Arbeit; das Stick⸗
werd, ;
Das Stickſteber, des — s, plur. ut nom. fing. eine Art des
Fie bers in welchem der Patient mit * Erſticken bedrohet are
Febris futfocans,, °-
Der Stiküß, drs— es, plur. sie — if, ©. Suckfluß.
Der Stickh aſten, des —s, plur. ut nom. at· S Sted>
"buften.
Du Stidrahmen, des ⸗ plur, utnom. ‚Eng. ein Bahn, 42
in welchem Zeuge, welche geſtickt werden (oleh, ausgeſpannet
werden.
Dos Stickwerk, des — es, plur. caz,ein Coleetivum, gehiche £
Arbeiten pi bezeichnen,
Die Stickwurz oder Stickrourzel / plur. inuf; er Nahme fo
obl der Jaunrübe als any der Schwarzwurzel; beyde, weil der
rohe Haufe fie in Kolifen und Mutterbeſchwerungen, worin
man mis dem Erfticken bedrohet wird, zu gebranchen pflegt.
Stieben, verb. regul. Imperf. ich ſtob, Mittel, sefaben,
Zarer. ftiebe. Es weit von Kauben v Käuben nur in der
Bundart ab, doch mir dein Unterfehiebe, Bag Kauben.und fauben
in Gochdeutſchen nar von dem Staube, fliebem-aber nur von an⸗
dern Körpern gebraucht wird... Es fin doppelter Geſtalt üblich,
I. His ein Neutram, wit dem Hülfworte feyn, fich in Geſtalt des
Staubrns, d.i. in ve der zahlreicher Menge, ſchnell forrbewegen, - %
Kin Suufe Menſchen Kiebet auseinander, wenn er plöglich aus
einander getrieben wird. Die Repphühner Rieben auf, wenn fie
»löglich aufflieaen. Ich weiß nicht, wo er geſtoben und ges
flogen if, in den gemeinen Sprecharten, wo er fo plötzlich hiuge⸗
loumen iſt.
Die Sunken ſtieben ſelbſt ſchon auf — Sianen, "13
Lohenſt.
TE, Als ein Activum oder Factitivum, fieben machen. Sinen
"Saufen Leinde aus einander. Mlebrm. Sinen Trapp vögel
auffkieben, Thie molten ufflieben, fen Staub aufkänben, in
demi alien Fraamente anf Ear!n den Örofen bey dem Schilter,
Ben den Jägern ſtieben die deldhichner, wenn fie ihren Koth fah.
ben laſſen.
um. (S. Stauben und Sräuben.) Statt des Activi find im:
gemeinen Leben auch die Intenfipe ſtäubern, ſtöbern und Aänz
BERN,
Dss-
Be on
“.-
ER er
En
Der Stieber, des —s, plur.utnom. fing. 1. Vey den Jügern
* sin Nahme einer Art Fleiner Hunde, von dem Activo fiieben,
(S. Stäuber.) 2. In Baiern und andern Oberdeutſchen Ger
genden wird der Bofft, eine befannte Art Schwämme, welde
eine Menge Staub fliehen Läffet, dey Stieber oder Stoiber ges
\
nannt,
Stief, ein für fich allein längft veraltetes Wort, welches nur inder
Sufammenfegung mit gewiffen Berwendtfhaftsnahmen üblich
' if, Stiefbruder, Stieffchweiter, Stieffohn, Stieftochter, Stief⸗
mutter, Stiefvater, Stieffind u, f. fs durch die zweyte Heirath
zugebrachte Perfonen diefer Art zu bezeichnen, weiche in manchen
Fällen auch durch das Wort halb bezeichnet werden, galbbruder,
Salbſchweſter, Salbgefhwilter,an einigen Orten aud) Halbmur:
ter; alles im Öegenfage der vollbürtigen, leiblichen Perfonen
dieſer Art, welche in einigen Fällen durch voll ausgedruckt wer»
den, der vollbruder, die vollſchweſter, Dollgefhwilter: Siebe
die mit Stief — zufammen gefegten Wörter. -
F Anm. Diefes alte Wort lautet ſchon ben dem Naban Maurus
Ruph, indem alten Gedichte auf den heil, Anno Rif, imSchwa⸗
benſpicsel Riuf, im Niederf. fteef, im Angelf, fleop, im Eugl.
ftep,im Schwed. ſtyl, bey den ältern Schweden fiup und mit
einem andern Entlaute fiugh.” Dadiefes Wort nie alein vor» '
kommt, ſondern nicht nur. im Deutſchen von den älieften Zeiten
an, fondern auch. in allen jegt gedachten verwandten Sprachen,
nur in den oben angeführten Zufammenfegungen üblich ift, fo
bleibt deffen Abflammung noch ungewiß und dunkel, ob fid gleich
mebrere Begriffe mit Wahrfcheinlichfeit angeben Laffen, welche
“ in demfelben die herrfchenden feyn können. Hier find.die vor»
nehmſten Ableitungen dtefes Wortes. 1. Viele, und unter andern
auch Gramm, fehen es alg.eine Figur von fleifran, und erflären es
durch hart, firenge, weil Stiefältern fehr oft diefe Eigenfchaft ges
gen ihre Stieffinder Haben,daher auch Stiefmutter und ſtiefm üt⸗
terlich noch in manchen Fällen für hart, lieblos, gebraucht wer»
den, und Opitz ſagt zu Gott: 5 SE, N
‚Hor auf und zeuch doch wieder ein. 7
Dieß ſtrenge Stiefgemürhe.
Gramm bemerfet, dag man daher in den mittlern Seiten dieſes
Wort gern vermieden,und dafür nSchwedenFolterfader, Fo-
ftermoder,Folterfon,u.f. f.gefagt, (vom Angelf,fofler,Nahr
rung, Schwed. foftra, ernähren, erziehen) fo wie die Engländer
noch jetzt Father inlaw, Mother in law u. f.f. gebrauden..
Allein diefe Vermeidung ift doch nicht fo allgemein, als Gramm
elaubt,und wenn ftief in einigen obgleich wenigen Fällen den Be»
griff derHärte hat, ſo iſt es nur ein figürliche, und übergetragenen.
‘ Begriff, der anf die meiften Zufammenfegungen, z.B: Stieffin=
der, Stieffohn u. ſ. f nicht paſſet. Zu geſchweigen, daß ſteif und
ſtief, das Angelf. ſtek und fieop u. ſef. auch im Laute ſehr ver⸗
ſchieden find. -2. Wachter leitet es von dem Angelfi low, dee
Det, ber, und erfläret Stiefoarer m ff. der an des Vaters Statt
ifi, einen Vire-Vater.. 3. Dietrich von Stabe fällt auf das Zeil“
wort fiften, „ordnen, verordnen, ſo daß Stiefvater u. fu f. unge⸗
fähr mit dem Engl, Father inlawn. f. f. gleich bedeutend. ſeyn
"würde. 4. Faft ähnlich if Friſchens Ableitung, dem dabey das
Bohmiſche Stipeni, Einpfropfung, Ripiti, pflanzen, fäen, eins
“fällt, und. ihm bedeutet ſtief eine Perfon; welche der andern Hülfe,
Beyſtand leiſtet; worin ihn die ZittauiſcheChrouik beftätiget,ivo-
dieficchhenväter oder Kirchenvorſteher Stiefvater, und die Braut⸗
jungfern auf Hochzeiten dee Braut Stiefſchweſtern heißen.
5. Nach dem Junius, deſſen Meinung auch Ibre beypflichtet, iſt das
Aungelſ. lie pa, berauben, Aſteple, St eopehild, eine Waiſe, das
Stammwort. Stiefvater, Stiefmutter, würde alſo einen Vater
Adel. W. 4m Th.2. Il. £ ;
’
en — sr
—
Sti 370
eine Mutter eines oder mehrerer Waifen, und Stiefkind, ein ver⸗
waiſetes Kind bedeuten. Allein, zu gefehweigen,daf in jenenStief
ein Subſtantivum, in diefem aber ein Adjectivum feyn würde, fo
iſt der Begriff zu allgemein und unbeftimme, und paffet über dieg
auch auf Stiefbruder, Stiefſchweſter u. ſ. f wicht. Wenn man
alles zufammen nimmt, fo feheinet fief vielmehr etwas unechtes-
zu bezeichnen, weldjes dem echt, wahr und völlig entgegen ge»
fest iſt; ob fich gleich bey dem hoben Alter diefes Wortes, wels
bes vornehmlich auch daraus erhellt, daß es feit fo vielen Jahr⸗
hunderten für ſich allein, in faſt allen befanuten Sprachen verals
terift, deffen nächfte Terwandten ſich noch nicht haben auffinden
laffen wollen. Auf ähnliche Art wurde die Lateiniſche Endung
— after gebraucht, Poetalteru.f.f. Daher das Franz, —ätre
und Jtal.—aftro, jaunäatre, gelblich, ſelbſt in den Verwandt
ſchaftsnahmen, welche wir mit Stief — zumachen pflegen 5 die
Stiefirutter, Franzöſ. Maratre., Ztaliän. Madalira, der '
Stiefyater, tal. Padraftro, der Stiefbeuder, die Stieffiuder,
- der Stieffchwager, Ital. Frätellaliro, Filiafri, Suocera-
rouf.f. .
Die Stiefältern, Ang. car. durch Heirath zugebrachte Altern, in
Aückſicht auf die Stiefinder, und im Öegenfage der reipten und
leiblichen Altern. ©. das vorige, an
Der Stiefbruder, des —s, plur. die — brüder ein durch die.
Heiroeh der Altern zugebrachter Bruder; ein gSalbbruder, halb⸗
bürtiger Bruder, zum Untsrfchiede von eineni leiblichen Bruder
oder vollbruder. : 2
Der Stiefel, des —s, plur ut nom. fing, oder die —n, Dimis-
nut. das Stiefelchen, ein Wort, welches, ı. überhaupt, einen
hohlen, tiefen Kaum, ein Gefäß, Behältnig, bedeutet zu Haben.
ſcheinet, ob es gleich indiefer weitern Bedeutung, einige wenige»
Zölle ausgenommen, veraltet iſt. An den Waſſerkünſten, Sprit«
zen,£uftpumpen u.f.f. wird noch diejenige Röhre, worin die Pump⸗
fange mit dem Kolben auf⸗ und. niedergebet, fo fern fie von der
Steigröhre verfchieden iſt, der Stiefel oder die Stiefeleshre ge⸗
nannt. Die Figur müßte fehr feltfan feyn wenn man ber Benetts
nung einer folchen Röhre Feine nähere Ähnlichkeit als mit einem
Stiefelinderfolgenden Bedeutung follte haben fisden Fönnen, düs-
ber diefes Wort ehedem eine jede weite Röhre Bedeutet zu haben:
feheinet. Das mittlere Lat. Efiiva,und unfer Stauf,Stübchen,. .
und ohne Zifchlaut au tief, gehören unſtreitig zur Verwandte
fihaft. Vermuthlich muß auch die in den niedrigen Sprecharten:
übliche R. A. feinen guren Stiefel trinken, d. i. wacker trinfem:
können, aus dirfer Bedeutung erfläret werden, fo daß Stiefel, fo.
wie auch das Dberd, Stauf, ehedem eine Benennung eines weiten:
oder geoßen Trinkgeſchirres gewesen; ob man gleich diefa N, X.auch
auf andere vorzügliche Sertigfeiten anszudehnen pflegt. Denn fo
fagt man wohl, er Fann fernen guten Stiefel laufen, er predigt
feinen guten Stiefel weg, er arbeiter feinen guten Stiefek
u. ſ. 2. Inengererund gewöhnlicherer Bedeutung ſind die
" Stiefel Bekleidungen der Füße, wo Schuhe und Strümpfenue
Ein Stüc ausmachen, Silsffiefel. Befonders wenn fie von Les
der find. Bin PaarStiefel, DieStiefel anzieben.. Reitſtiefel,
Salbftiefel, Keife Stiefelu.f.f. Pelsftiefel, wenn fie mit Pelz
_ gefüttert find. Spanifche Stiefel,ein Werkzeug zur Tortur, wel⸗
es die Waden zunfammenpreffet.
Anm, In der legten Bedeutung im Riederfächf, Stevel, im
Schwed.Stöfvel,imItal.Stivale, im Franz, ehedem Stivelg,,
tm mittleren LateineStivale,Eltivale, Aeftivale. Die legten
Sthreibgrten habenviele verleitet, es von aelti v um abzuleiten,
als wenn dieStiefel eine Tracht geweſen, welche man nur im Some
ser. angelegt habe. Allein, fie haben nicht bedacht, daß die La—
OEM teinifche
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teiniſche und die mit berfelßen verwandten Mundarten vielen mit
einem Mitlaut anfangenden Wörtern gern ein müßigesa odere
vorzuſetzen pflegen, wovon faufend Beyſpiele angeführet werden
könnten. Friſch Teitet es von fleif ab, als wenn es urfprünglich ,
‚eine fleife Bekleidung, ein ſteifes Ding bedeutet hätte, Wachter
aber vermittelft des vorgefegten Ziſchlautes von demfat. Tibiale,
Allein eg iſt wohl gewiß genug, daß es unfprünglich eine algemeis.
ne Benennungeines tiefin weiten hohlenHaumes gewefen,zumapl
da in andern Benennungen der Stiefel eben derfelbe Begriff herr»
ſchet. Dahin das Schwed. Bota, Franz. Botte, Span. Bota,
Engl. Boote, im mittlern Lat. Bota, ein Stiefel, welches un.
flreitig zu unferm Botrich, Burtegehöret. Eben diefes gilt auch
von Sofe in feiner alten Bedeutung, (S. daffelbej. Der Kegel nach
muß dieſes Wort, fo wie andere männliche auf —el, im Plural
die Stiefel haben. Allein imHochdeutfchen fagt man gemeiniglich
die Stiefeln.
Das Stiefelbret, des—es, plur. die— er, bey den Schuftern,
eine Art yon Richtleiſten gu den Stiefelfpäften in Geſtalt eines
Bretes, ;
Die Stiefeldtte, plur. die—n, aus dem alten Franzöf. Efive-
lette welches das Diminutivum don dem veralteten Eftivele,
sin Stiefel ift, eine Bekleidung der Füße, welche den Stiefeln gleis
het, nur daß fie Feine Schube hat, fondern über die Schuhe und
Strümpfe gezogen, oder über felbige gefnöpfet wird, Keinwande:
ne, wollene, lederne Stiefeletten. Mit einem andern gleichfalls
aus dem Franzöfifhen entlehnten Worte werden fie auch Cama=
fchen genannt. — —
Das Stiefelholz, des —es, plur. die —hölzer, bey den Fir
ſchern, ein Holz zu benden Seiten der Mündung des Schleppſa⸗
ckes die Mündung deſſelben zu ſtiefeln, d. i. feif und offen zu
erhalten.
Der Stiefelknecht, des — es, plur. die—e, ein bölgernes
Merkzeng, ſich vermittelft des darin angebrachten Ausſchuittes
die Stiefel auszuzieben. S. Bnegpt. Re
1, Stiefeln, verb. reg. act. welches von fieif, Riederf. ſtief, ab»
ſtammet, und fleif machen bedentet, aber nur in einigen Gegenden
üblich ift. Die Bohnen oder Erbfen Kiefeln, Stäbean benfel-
ben Reden, damit fie fich daran binanf vanfen können, fie‘ ſtan⸗
geln ; wo es aber auch aus ſtabeln in eben derfeiben Bedentung
verderbt ſeyn fann.
2, &tiefeln,verb. reg. act. van Stiefel, 2, Stiefel anfenen.
Sich fiefeln und fpornen. Am bäufigften im Mittelworte ge⸗
ſtiefelt, mis Stiefeln bekleidet. An Beinen geſtiefelt, Epbef. 6,
25. Und fchon amgeftiefelten Juß, der filderneSporn Flirt,
Zachar.
* Stiefelnonne, plur. die —n, ein Spottnahme der Neoel⸗
ſchweſtern, oder Schweſtern vom dritten Orden Franeiſei, welche
nicht beyſammen wohnen, aber doch klöſterliche Gefetze und Or⸗
denszeichen haben, und an Sonn⸗ und Feſttagen zuſammen
kommen. Fe
Die Stiefelröhre, plur. die—n, in deriöndraulif, ©. Stie⸗
el ı.
— Stiefelſchaft, des — es, plur. die —fchäfte, der Schaft
an einem Stiefel, d. i. derjenige Theil, welder das Bein von dem
Kuöchel an beffeider, zum Unterfcbiede von dem Stiefelfchube.
Die Stiefgefhwifter, fing, .inuf. durch eine zweyte Heirath
zufammen gebrachte Geſchwiſter, Perſonen, welche durch die zwey⸗
e Seirath ihrer Altern oder Eines Theiles der ſelben in dieſes Ver⸗
haãltniß verfegt wordeg; galbgeſchwiſter, zum Unterſchiede von
vollbürtigen oder leiblichen Geſchwiſtern. Es iſt ein Collecti⸗
vum, welches die Stiefbrider und Stiefſchweſtern unter fich des
greift, S. Stief. IR &
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Das Stiefkind, des—es „ plur. die er, Bush eine gwepte
Heirath der Altern oder EinesTheiles derfelben zugebrachte Kin⸗
_ der, zum Unterſchiede von den leiblichen Kindern. S. Stief,
Die Stiefmutter, plur. die — mütter, eine durch die zwehte
GSeirath des Vaters zugebrachte oder in diefes Verhältniß gefegte
‚ Mutter, in einigen Begenden Salbmutter ; zum Unterfchiede von
“der leiblichen Muster, Bey dem Raban Maurus, Stuphmu--
ter, Niederf.Stefmpder. Figürlich, weil die meiften Perfonen
dieſer Art eine Abneigung gegen ihre Stieffinder blicken Laffen,zus
weilen eine Perfon, welche denen, fo von ihr abhängen , mit Härte
und Liebl,®zkeit begegnet. Daher ftiefmürterlich, nach Art einer
folchen liebloſen Stiefmutter, außer welchem figürlichenBerftan«
de dieſes Bey⸗ und Nebenwort nicht üblich iff. Das ſtiefm ütterliche
Glück, das Glück handelt an mir ſtiefmütterlich. JIm gemeis
nen Leben pflegt man auch eine Art Garten » Violen, von deren
fünf Blättern die oberſten beyden purpurfarbig, die zwey mittlern
weiß, und das unterſte gelb ift, wegen der Stellung diefer Blätter
Stiefmürtercpen oder Seiefmutterlein zunennen. In andern
— heißt ſie Dreyfaltigfeitsblume, grey ſamk raut. Siebe
tief, ;
Der Stieffhwager, des —s, plur. die — fchwäger, Fämin,
die Stieffchwägerinn,Perfönen,welhennrdürch diezwepteheis
rath in diefes Verhältnig fommen; z. B. wenn meine Schweſter
nach Abfterben ibres Mannes von neuen beicarhet, fo iſt diefer
mein Stieffehwager: S. Stief.
"Die Stiefſchweſter, plur. die—n, eine Perſon weiblichen Ge⸗
ſchlechtes, welche durch die zweyte Heirath der Altern oder Eines
Theiles derfelben die Schwefter einer andern geworden ; die galb⸗
ſchwefter, zum Unterſchiede von der leiblichen Schweſter. Siehe
eben daſelbſt. —
Der Stieffohn, des — es, plur. die — ſohne ein Stiefkind
. männlichen Geſchlechts, (S.diefes Wort.) In dem alten Gedichte
auf den beil, Anno Stiflun. BEER HS
Die Stieftochter, plur. die —töchter, ein Seieffind weiblichen
Geſchlechts. S. dieſes Wort. eh
Der Stiefvater, des—s ‚plur. ie-—väter, ein duch die zwey⸗
te Heirath der Mutter zugebrachter Vater, zum Unterfchiede von - -
dem leiblichen Vater, in : ;
Der Stieg, S. Steig, welches ketztere der Hochdeutſchen Mund»
art angemeſſener iſt. Mid “
Die Stiege, plur. die —n, einin den Niederdeutfchen Mund»
arten für das mehr Hoch ⸗ und DberdeutfcheSteige üblihes Wort.
1. Eine Leiter eder Treppe zu bezeichnen , auf welcher man Auf:
oder niederfteigef, in welchen Verſtande es im gemeinen Leben der
Hoc und Dberdeutichen fo wohl für eine jede Treppe überhaupt,
als auch befonders von einer ſchmalen Treppe ſehr gangbar iſt.
Zwey Stiegen hoch wohnen, zwey Trepyen boch. Line Schne⸗
‚Eenftiege oder Wendelſtiege für Wendeltreppe u. ſ. f. 2. Cine
Zahl von zwanzig, ©. Steige. ———
Der Stieglitz, des — es, plur. die —e, eine Art kleiner bunte
färbiger Sangvögel; Fringilla Carduelis L. Fringilla
louis K, Diftelfin®, weil man ihn häufig auf den Diſteln finder,
in einigen Örgenden auch Rothvogel, im Norweg. Stillig, im
Böhm, Stehlik; im Pohln. Szezygiel, Dieerfte Hälfte diefes -
Rahmens kammer ohne Zweifel von ſteigen her, weil diefer Boael .
eine befondere Fertigfeitim Klettern beſttzet; die legte Sylbe ſchei⸗
net Wendifehen Urſprunges, und mit der Deutfchen Ableitungs⸗
folbe — ling aleich bedeutend zu feyn. Das Norwegifche Stils
litz if vermutblich aus dem Deutſchen entlehnet. Figürlich wird
in Scchfen auch cine kleine Fifchart wegen ihrer bunten Farben
Stieglitz genannt, e
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SR gen, ©. Steiglige:
Zaun zuft
‚Stiel, des ⸗es, plur; die —e, Diminuf. das Sehen,
ein im einer doppelten Hauptbedeutung übliches Wort, 1, Mit dem-
- herefchenden Begriffe des Stehens, Stelens oder der Feſtigkeit,
iſt in manchen Gegenden der Stiebein unbeweglich und aufrecht
ſiehendes Stück Bauholz, welches unter dem -Nabmen einer
Saule ambefanntefien ift. Die Stiele an einem’ Gebäude, die
- Säulen, welche die Balken tragen, Auch dieäßnlichen in die Er⸗
de eingegrabenen Säulen an einem Plankwerke heißen in manchen
Gegenden Stiele. Das Öriech, guXog, eine Säule, erAexag, eim
Stamm, und andere find nabedamit verwandt. 2. Mit dem herr⸗
ſchenden Begriffe der Ausdehnung in die Länge, (1) Derjenige ver
längerteSheil eines Werkzeuges, bey welchem man daffelbe angreis
fet und Handhabet, heißt gemeiniglich ein Stiel,, befouders wenn
er eine beträchtliche Länge bat. Der Beſenſtiel, Hadenfliel,gam:
merfliel, Löffelttiel, Meſſerſtiel, Pfannenftieln.f.f. Ein Ding
bey dem Stiele anfaſſen. Kinen Stiel zu feiner Are fuchen,
einen Verwand fuchen, In verſchiedenen Füllen find ſtatt deffen
die Wörter Sälm oder gelm, Seft, Griffin. ff. üblich. (2) In
dem Gewãchsreiche iſt der Stiel der lange diinne Theil eines Ge⸗
wächfes, woducch daſſelbe miedem Sramım, den Ziveigen oder der
MWurzel verbunden wird; Petiolus L. in einigen Gegenden
au wohl Stängel, In diefen Berftande haben fo wohl die Blãt⸗
tes, als die Blumen und Früchte Stiele. Der Apfelitiel, Birn⸗
fiel, Pflaumenſtiel, der Stiel eines Blattes, einer Blume,
einer Beeve u.f.f.
Anm. Inden beyden lebten Bedentungen im Niederf. Steel,
im Angelf. Stela,im®ngl.Stele und Stale, im Schwed. icite.
welches letztere eigentlich ein Dininusioum iſt. DaeStammiwort
ift fehlen, fielen, ſtehen u. ſ. f. ſoffern fo wohl der-Begriff des Fe⸗
fien, des Aufrechten, als auch der Ausdehnung in diefänge in die:
fen Wörtern der herrſchende ift, Im Zheuerdaufe kommt ſtielen
noch für ſtellen vor,
Die Stieleiche, plur. die —n in einigen Gegenden, ein Nahme
der Sommer: oder Maſteiche entweder, weil ihre Eicheln längere „
Stiele haben, als die übrigen Arten, oder auch, weil fie wegen ih⸗
ves geraden Wuchfes zu Stielen,d. i. Säulen, in Gebäuden am
bequemften ift.
Stielen, verb.reg, act. mit einem Stiele im der zweyten Ber
deutung verſehen. Bine Arrftielen,
Macht Blanken in den Zaun, Te Slegel, ſtielt die
— Hauen, Opitz.
Stieligz, adj. etady. einen Stiel babend, gleichfalls nur in der
zweyten Bedeutung diefes Hauptwortes, doch nurin den Zus
J fammenfegungen langſtielig, kurzſtielig.
Etier, welches fo wie ſtierig, nur in einigen —
der Hoch und Oberdentſchen für ſtarr üblich iſt. S,-daffeibe,
. Der Stier, des—es, plur. die —e, Diminut. das Stierchen,
Dberd. Stierlein, der Mann oder das männliche Geſchlecht der
Kühe. So wird der Dann der zahmen Kühe, dev Bulle, Brumm-
ſerd⸗ oder Zuchtochs in manchen Gegenden noch der Stier oder
Stierochs genannt. (S. Stieren.) Judeſſen iſt ee doch im Hoch⸗
deutſchen von der wilden Art diefes Geſchlechts am üblichften,
der wilde Stier, oder wilde Ochs, deffen größere Arten Büffel
und Aurrochfen genannt werden. (Siehe Stiergefecht ): Das
Zeichen des Stiers, eines der zwölf Zeichen in dem Thierfreis
fe, wo das Wort Ochs nicht üblich if. In engerer Bedeu⸗
tung ift der Stier in manchen Gegenden ein folcher junges zah⸗
‚mer. Stier, fo lange er noch nicht drey oder vier Jahre altift, da
er denn auch wohl diefen Nahmen führet, wenn er gefchnit
venif. Schon bey dem Ulphilas Stäurk, im Engl. Steer,
1 plan, die—n, in Meien, eine Stufe über einen -
si 374
Stirk, im Üngef, Steor, In manchen Gegenden wird ei
ſolcher "junger Ochs oder Stier im Diminut. einSrärfen genannt,
dagegen die Starke oder Starke in Meißen undtieberfachfen eine
junge Rub iſt.
Anm, Wenn man den Ziſchlant als einen Soßen müßigen oder
höchſtens intenfiven Vorſchlag anfiebet, fo ift es eines der älteflen
. Wörter inder Sprache, indem es in dererften weiten Bedeutung
im Dän. Tiur, im Schwed, Tarb und Tjur, im Island. Tyr,
in Grich. und Latein. Taurus, im Phönieifchen Tor, und im _
Hebr. gleichfalls 719 lautet. Mit dem Ziſchlaute iſt des Ulphilas
Stiurk, ein juager Stier, welches das Diminut, von Stiur ifl, -
das Älteffe, Diefes Hohe Altermacht den eigentlichen Stamm⸗
begriff dunkel und ungewiß, indem das eben fo alte llor, in andern
alten Spracjen tor, groß, das in einigen Gegenden * gangba⸗
reftären, ſtieren, fein Geſchlecht fortpflanzen, das alte Celtiſche
und noch Walliſiſche taruzſtoßen, und andere mehr mit gleichem
Rechte darauf Anfpruch machen können. DasSchwediſche Tjur,
bedeutet auch Vieh überhaupt, und iſt alſo auch mit unferm Thier
verwandt. S,aud Stähr, ein Widder, welches in einigen Gegen»
den aud) Stier lantet, und Stähren.
Stieren, verb. rege welches nur in den gemeinen Sprecharten
üblich iſt. ı. Als ein Activum, ſein Geſchlecht fortpfianzen, vor
dem männlichen Geſchlechte einiger Thiere, befonders des Stiers
und des Stähres. Der Ochs, der Schafvock ſtieret die Bub, :
das Schaf. Aneinigen Gegenden ftahren, (Siehe diefes Wort,
2. Als ein Neutrum, wo es befonders von den Kühen üblich iff,
wenn fienahdem Stiere oder Ochſen verlangen, welches auch
rindern genannt wird. Die Kuh ſtieret. ;
Das Stiergefecht, des—es, plur. die--e, ein Gefecht, wel⸗
ches mit wilden Stieren oder Ochſen gehalten wird, beſonders in
Spanien und Portugall, wo es eine Art feyerlicher Luſtſpiele iſt,
da Menſchen mit wilden Stieren kämpfen müſſen.
Der Stierhammel, des — s, plur. die —hammel, in einigen
Gegenden ‚ein Rahme des Schafbockes oder Widders, welchet in
andern der Stahr heißt,
Der Stieroche, des—en, plur. die —en, ©. Stier.
Der Stift, des—es, plur, die—e, Diminut. das Stiftchen,
Dberd. Stiftlein, ein Fleiner, kurzer, vorn zugefpigter Körper,
ein Feiner Nagel obne Kopf. Der Dorn in einer. Schnalfe
bie ehedem der Stift... Da ‚Stift, an einem Schnürbande, -
im Oberdentfchen der Senfelftift. Bey den Schlöffern führen
alle Fleine eiferne Dorne, andere Theile damit: zu befefligen,
den Nabmen der Stifte oder Stefte. - Auch der Stumpf eis
nes abaebrechenen Zahnes heißt deffen Stift, vermurhlich weit "
er gemeiniglich oben eine Spige bat. Die Stifte (imeinigen Ger
genden Stiftel) an einer Gans, die zarten noch in der Haut bes
finslichen Kiele der Federn, in Dber- und Niederfachfen die
Spielen. Ingleichen folche kleine zugefpigte Körper zum Zei»
nen, Schreiben und Reißen. Der Schieferſtift oder Rechen
ftift, ein Stift von Schieferſtein, auf einer Schiefertafel damit
zu ſchreiben. Der Bleyſtift, ein Stift von+Wafferbiey. Der
Rothſtift, oder beſſer Röthelſtift, von Röthel. Die Mahler
baden zum Relßen Larbenſtifte, Kohlenſtifte, Kreidenſtifte
n. ſ. f.
Anm. In manchen gezierten Mundarten Steft, im Niedert
Stift, Sticke, im Vohln. Sztyft. Cs har den Begriff der Spit-
ge, und geböret zudem Hiederf. Stip, ein Punct, flippen, mit:
etwasSpigigen berühren, ingleichen zu denoochdenſchen tupfen,
Tüpfelu,f.f. Siehe Stiften. ı.
Das Stift, des—es, plur. die—e, in wi gemeinen Sprechar-
ten —er,. von dem Zeitworte ſtiften, in deffen zwenten Hauptber
deutung, eine gefliftete Sache, ein gefliftetes Ding, wo es bee:
Yas- fon»
-
„5 Su
ſonders von einigen einzelnen Arten vorkoumt. Ein Bund, ein
Bündniß, eine im Hochdeutſchen veraltere Bedeutung, welche nur
noch in der Dentſchen Bibel vorfommt. Daher die Hütte des
Stifts, oder. die Stiftshütte, und die Lade des Stifts,) welche
etztere auch die Bumdegladegenannt wird, Ich will euch fegen
auf den Bergdes Stifts, Ef. 14,14, Schaue Zion die Stadt
unfers Stiftes! Kap. 33, 20; wo auf den BundGottes mit den
:ältern Juden angefpielet wird, 2.* In einigen Oberdeutſchen Ge⸗
genden,5.B.in Baiern, iſt Seife nicht alein Zins, Erbzins,fondern
auch Micthe, vermuthlich auch in der Bedeutungeines feften Ver⸗
trages, oder auch inder folgenden,eines beftimmten Geldes, Gu-
‚ter, welche mitStift und Gülte unterworfen find. Eben daſelbſt
der Stiftmann oder Innmann, ein Miethmann oder Häusler, wels,
er auf Stift oder Mierhe wohnet, die Stiftzeir, die Miethzeit
uff. 3. Ein zueinemgewiffen,befonders öffentlichen Gebrauche _
‚gefliftetes, d.i. auf eine beſtimmte, dauerhafte Art ausgeſetztes Ca⸗
pital, in welcher Bedeutung doch die Stiftung und in ein igen Ge⸗
genden das Geſtift üblicher ſind. Sin Stift machen, ein ſolches
Capital zu einem gewiſſen Gebrauche auf alle fünftige Zeiten bes
ſtimmen und verordnen. 4. In engerer und gewöhnlicherer Be-
deutung. ift das Stift, ein veruritseift Eines folchen Capitals auf
ewige ZRen zum gortesdienftfichen Gebrauche beftimmtes Ges
bäude, mit allen dazu gehörigen Perfonen, Auftalten und Güter,
Man wird eure Stifte vertilgen, Ezech. 6,6; wo von den Götzen⸗
tempeln die Rede iſt. Bethel iſt ses KZonigs Stift, Amos 7,13;
das von dem Könige geſtiftete Heiligthuun. Kirchen, Klöſter, Ars
menbäufer, Lazarethe, Canonicat- Kathedral- und Domfirchen,
beißen mit. olen dazu gehörigen Anſtalteu, Perfonen und Grund»
füden in der katholiſchen Kirche noch beft ändig Stifte oderStif-
ter, welchen Rahmen fie auch unter deu Proteſtanten beybehalten
haben, da denn,wenn das Wort Seift allein eher, derZufammen«
bang entjcheiden muß, was für eine Art gemeiner fey: ein Stift
oder Urmenfift, ein Hofpital; ein Stift oder Rrankenftift, ein
Lazareth; einCanonicat: Stift, ein Domitift, Kathedral⸗Stift,
eine Domkirche, mit allen dazu gehörigen Perfonen.und Gütern,
ein Bisthum; ein ſochſtift oder Erzſtift, ein Erzbisthum. Da
auch das ganze zu einer ſolchen Stiftung gehörige Gebieth nur
ſchlechthin das Stift genannt wird, i
Anm, Im Riederdeutfchen und auch einigen gemeinen Ober⸗
deusfchen Mundarten Sticht, Geſticht, im Schwed. Stift und
-Stikt, (S. Stiften-3.) Der Befonders in der vierten Bedeutung
{ehr gangbare Plural Stifter für Stifte,ift befonders den gemei⸗
nen Mundarten eigen, S. —er. x
Stiften, verb. reg. act. welches in einer doppelten Hanptbedeus
tung üblich if. 1. Mindem herrſchenden Begriffe der Spige.
(1) * Stehen, oder mit einem fpigigen Werkzeuge ftoßen, berüh⸗
"ren, in welchem Verflande es doch im Hochdeutfchen veralter iſt.
Berwandt find damit das Oberdeutſche ſtupfen, das Niederſ. ſtip⸗
pen und Stip, ein Punkt, und unfer-tupfen, tüpfeln und Tüpfel.
Im Döecdeuiichen iſt Kiften und ſtifteln, mit Puncten verfehen.
Gefifteltes Leder, Chagrin, Ein filbernes Gefäß ſtifteln oder
fiften, welches unfere Öoldarbeiter punzellieren nennen, (2) Fis
güclich, zu etwas reißen, eine nur no in dem zufammengefeßten
anfiften übliche Bedeutung, (S. daſſelbe.) (3) Bon dem Haupt⸗
worte der Stift, iſt fiften mit einem oder mehrern Stiften verfes
ben. ine Neſtel oder ein Schnurband ſtiften, einen Stift dar»
an machen. ae
2. Mit dem Begriff der Ausdehnung in die Höhe, ingleichen
der Feftigfeit, der Dauer, , (1)* Bauen, ginelängfi veraltete Bes
deutung,imwelcher diefes Wort ehedem nicht nur Kiften, fondern,
mit der nicht ungewöhnlichen Berwechfelung dev Hauch⸗ und Bla⸗
felaute,in manchen Mundarten auch Richten lantete. (2) Zigürlich
$ lm A ae al ns ea Kai ie ii
‘
der Grund von dem Da s n eines Dinges auf alle Pünftige Seiten :
ſeyn. (a) Im weiteften Berftande, wo es nur noch in einigen Fal⸗
re
len üblich iſt. Un welchem Orte ih meines Nahmens Gedacht⸗
niß ſtiften werde, 2 Mof. 20,24. Sich einewiges Andenfen, ;
ein gutes, ein ſchlechtes Andenken fliften. Das erſte Teſta⸗
ment ward nicht ohne Blut geſtiftet, Ebr. o, 18. Einen Seyer=
tag, ein Seft ſtiften, es auf alle künftige Zeiten anordnen und
einrichten. Ein Reich fiften, esgründen, fick die Unterthanen
dazu erwerben und fammeln. Lin volk, ein Gefchlecht Hiften,.
Einen Bottesdienfk, einen Örden, eine Stadt Hiften. Aber ein
‚ Gefeg ſtiften u. ſ. f. find nicht mehr üblich. (6) In engerer Bes
dentung ift fiften eine Anſtalt nicht nur anordnen und einrichten,
ſondern auch zuderfelben Forıdauer die nöthigen Koſten auf eine
danerdafte und bleibende Arc beftinimen und anweifen. Ein Klo—
fier, einen Altar, eine Canonie at-Kirche, ein Bisehum, ein
Armenhaus, ein Lazareth, eine: Univerflcät, eine Akademie,
eine Schule, eine offentliche Jeyerlichleitkiften. Wo es denn
auch wohl von dem dazu beftiminien und ausgefegten Vernrögen
gebraucht wird, - Sein Vermögen zu einem Kloffer fliften, ein _
Capital zu einer Spende, zu einem Ylmofen fiften, beffimmen,
ansjegen und auf alle folgende Zeiten niederlegen. Aber- von
Perfonen , wie in der Deutfchen Bibel, Priefie, Wahrfager,
Sänger fliften, iſt veraltet, a Be
. 3. 3m weiteften Verſtande ift es oft bloß den Grundeines Din⸗
ges enthalten, denfelben den Urfprung, das Daſeyn geben, ſo daf
der Begriff der Dauer und Feſtigkeit großen Theils verſchwindet, 9
oft aber der Begriff der angkwandten Bemuhung dafür eintritt,
Srieden zwifchen zwey flteitenden Parteyen fiften. Freund⸗
. Schaft mit einander fiften. Lin Bündniß fiften. Line Seivarh
- zwifchen zwey Perfonen Riften. Aufruhr, Sader, Zanf, Uns ‘
heil, viel Bofes, nichts Gutes, viel Gutes fliften. Die irri⸗
gen Geifter fliften viel Bofes, Sir. 3a, 11, Ein großes Unz
glüd ſtiften. Beinen Nutzen mit etwas, vielen Mugen ſtif⸗
ten. Aber Lügen itiften, Gir, 7,13,
23,3 iſt ungewöhnlich, BP
Daber die Stifrung, nicht allein von der Handlung bes Stife ;
tens in der zweyten und.dristen Hauptbedentung, fondern auch
als ein Coneretum von einer jeden geftifteten Sache, Anftalt oder
Gebäude. So find geffiftete Feyertage, Armenhäufer, Kloͤſter
u. ſ. f. Stiftungen. Es wird bier auch in weiterer Bedeutung von
einer jeden auf alle folgende Zeiten verordneten Anſtalt und den
dazu ausgefesten Einfünftengebraucht, wo das Wort Stife nicht
gewöhnlich ift, ig A ’ EN
Anm. Indem alten Gedichte auf den heil. uno if liphten,
bauen, verfertigen, Griech. reuxgew, im Iſidor fiftan, gründen,
im Schwed. fifta, fiften, im Angelf. ftigtan. So wie in der ers
fen Hauptbedeutung die Spige der hert ſchende Begriff if -
es in den zwey folgenden der verwandte Begriff der Ausdehnung
in die Höhe und der Fefligkeit, fo daß diefes Wort als ein Vers
wandter von Stab, ſteif, fHopfen,.n. ſ. f. angefrhen werden muß, .
‘ı Die Endfplbe —ten dentet auf ein Intenfioum,daher das eigent«
liche aber fängft veraltete Stamnıwort flifen, fietfen gebeißen
haben muß, Unter den veralteten Bedeutungen verdienet befons
+ ders Eine angemerfet zu werden, da es in den Monſeeiſchen Gloſ⸗
fen auch für ernähren, und in dem alten Augsburgifchen Stadte.
vechte für lohnen, den Lohn geben, ingleichen auch für prrmierhen,
verpachten, gegen Sins, Miethe oder Pacht austhun bedeuten,
"welches mitin die zweyte heutige Hauptbedeutung einſchlãgt. S.
auch das Stife u, . ;
„ Der Stifter, des—s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Stif:
terinn, eine Perfon, welche etwas fifiet, in der zwenten.und drit⸗
ten Bedeutung des Zeitwortes, - Der Sriedensflifter, Eheſtiſter,
Umz
N
Irrth ümer füiften, Rap.
ü
J
4
—
————— der — Kloſters/ einer utadenie,
‚eines Bis thumes u. ſ. f.
Dir flehe der forgenvolle Greis,
O Stifter der Geſchlechter, NRaml.
Na ch, adj. et adv. ein beſonders in den Rangelleyen üökicjes
Wort, einem Sfifte gehörig. Die ſtiftiſchen Unterthanen, die
‚Unserthanen eines Stiftes, d. i. eines Bisthumes. Diefiftifchen
Lande. Stiftlich würde anftändiger und edler ſeyn, ob es gleich
"nicht gangbar iſt. S. —Iſch.
Das Stiftsamt, des —es, plur. bie —ämter, ein einem Stifte
gehöriges Kammeramt. ‚Ingleichen ein foldes Kammeramt, wel⸗
‚ches aus den Gütern eines ebemahligen Stiftes, d. i. Kloſters
oder Bisthumes errichtet worden, in welcher letztern Bedeutung
es befonders in einigen proseftantifchen Gegenden üblich * Da⸗
her der Stiftsamtmann.
Der Stiftobrief, des—es, plur, die —e, von Brief, eine Ur⸗
ande, Urkunden, welche einem Stifte gehören, defjen Gerechtſa⸗
me, Güter und Angelegenbeiten betreffend. Aber Seiftungebrief
ift eine Urkunde, worin etwas geſtiftet wird.
‚ Die Scifteftau, plur. die —en, die Frauen oder ordentlichen
Glieder eines weiblichen Canonicat » Stiftes, welche bey vorneh-
men Stiftern diefer Art auch wohl Stiftsdamen genannt wer«
den; die Canoniſſinn. Stiftsfräulein hingegen find junge ades
lige Frauenziminer, welche in einem evaugelifchen Stifte bis zu
ihrer Verforgung erzogen werden, Auch in den katholiſchen ade»
ligen Ronnenflöfiern werden die Nonnen mit einem anſtändigern
Yusdrude Stiftsfrauen, fo wie in den bürgerlichen Stiftsjung-
fern senannt. :
Der Stiftsherr, des —en, plur. die—en, das Mitglied eines
adeligen Canonicat- Stiftes; dev. Canpnicus,, bey Domftifiern,
der Domherr.
vornehme Stifter einer Stiftung oder eines Stiftes.
Die Stiftshütte, plur. die —n, ben den Altern Juden, ein be⸗
wegliches Gebände oder Bezeit, welches vor Erbauung des Zein-
pels die Stelle eines gottesdienfilichen Gebäudes abi die
zůtte des Stifts. S. das Stift.
Die Stiftejungfer, plur. die —n, ein anfländiger Ausdeud für
Sonne, ein Mitglied eines Ronnenkloſters.
Der Stiftskanzler, des —s, plur. ut nom, fing. ©, Stifts:
vegierung,
Die Stiftafiche, plur. die —n, die Rice eines Stiftes, d.i. .
eine Collegiat⸗ Kicche ; zum Unterſchiede von einer biſchöf lichen
oder Cathedral⸗ Kirche, welche die Domkirche genannt wird.
Stiftsmäßig, adj. et adv, fähig in ein adeligesStift aufgenom⸗
men zu werden, d. i. 26. oder 32 Apuen haben), Dahrr.die
Stiftsmaßigkeit.
. Det Stiftsprediger, des —s, plur, ut nom. ſing. der Predi⸗
ger: an, oder in einem Stifte, befonders an einem ehemãhligen
Collegiat⸗ Stifte.
Die Stiftsregierung, plur. die —en, in verſchiedenen protc»
ſtautiſchen Ländern, eine Regierung, d. i. ein Collegium von Re⸗
gierungsrãthen, indem einem ebemabligen Collegiat⸗ oder Dom⸗
ſtifte zehörigenLandesbezirle, — * alsdaun der Stifts⸗
kanzler genannt wird.
Der Stiftsſtand, des —es, plur, Base, Landesftände,
in dem einem Stifte oder Bisthume gehörigen Landesbezirke, wel⸗
che ib aufden Stiftstagen ver ſammeln, und in einigen Provinz.
gen, 5.8. in dem Stifte Merſeburg, ihren eigenen Suiſa⸗ Direetor
haben.
Die Stifteftdt, plurssie Nadte einr Stadt, wege zu einem
Stifte oder Bisthunie gehöret.
Der Stiftstag, des —ee, ch die —e, ‚S, Stiftsfand,
>
Bey einigen auch, obgleich nicht fo Häufig, der ;
ver
Die Stiftung, plur. die —en, ‚©. Stiften, am Cube
Der Stiftungebrief,S. — Wr
Der Stil, S. Styl.
Das Stilett, des —es, plur.sie—e, aus dem Fat. Stiletto,
unddießvon Stylus, einen Dolch zu — ein kleines Ge⸗
mehr zum Stechen.
Still, — —eſte, oder auch Stifte, mit dem eeuphonieo, Lt,
—fte, adj, etadv. ein Wort, welches eine Abweſenheit fo wohl
der Bewegung, als des Lautes, des Geräuſches bezeichnet,
1, Eigentlich, (1) In Abſicht auf die Bewegung, Feine Bewegung
babend, wo es im ſchãrfſten Verſtande nur alsein Rebenwort übe
lich iſt, und zwar nur mit folchen Zeitwörtern, welche ohnehür ei»
uen Stand der Ruhe bezeichnen. Stille ſtehen. Die Sonne fand
ſtille, Joſ.no, 12. Stille figen, liegen, halten. Mit einem Wa=
gen,mit dem Pferde ftille halten. Einem ftille halten, ſich un⸗
ter deffen Händen nicht bewegen. Im Selde ſtille liegen, von Ar⸗
meen, im Gegenfage des Marfchierens. Stille eben, auch
figürlih, Meine Betrachtung fand bey dem Werfen ftill, wel⸗
ces wir die. Seele nennen, verweilete bep demfelben,; um ihe
nachzudenfen. Aber, bier fiehet mein verſtand ſtille, ift fo viel,
dos iſt mir unbegreiflich, unergründlich. Jugleichen einer großen,
heftigen Bewegung beraubt, wo es auch als ein Beywort gebraucht
wird, aber doch nur in einigen Fällen üblich ift. Das ſtille Meer,
die Südfee, weil auf derfelben unter gewiffen Breiten die Stürme
nicht ſo häufig find, als aufandern Meeren, Das leer ward
ſtill (tılle), Jonsı, 12.
oder haben tiefe Gründe, von der äußern Stille und Gelaffenheit
iſt nicht. alle Mahl auf eben diejelde innere Beſchaffenheit zu ſchlie⸗
ßen. Wie rein nahm da mein Gemüth jeden frommen Eindruck
auf, wie ein ſtiller Ser das Bild des reinen Mondes! Hermes,
Die fille Auft, welche von feinem Winde bewegt wird; bey Hill:
lem Wetter. Es iſt Windſtille, es gehet kein Bin.
(2) In Abficht des Lautes, alles Lautes oder Tones beraubt.
Stille ſchweigen, nicht reden, wo das Mittelwort ſtillſchweigend
auch als Ein Wort geſchrieben wird, (S. auch das Stillſchwei⸗
gen.) Stille ſeyn, keinen Laut von ſich hören laſſen. Warum biß
373
du nun ſo ſtille? Alles um mich ber it ſtille. Wir wollen nicht
reden, ich will ſo ſtille ſeyn als das Grab.
ſchweigen, nichts davon ſagen.
Allein ich ſchwieg doch bald von ihren Seblern ſtill, Gell.
Zu etwas ſtille ſchweigen, nichts dazu ſagen, ingleichen es nicht
tadelu, nicht ahnden. Stille! eine gewöhnliche Juterjection,
Stille oder Stillſchweigen zu gebiethen. Stille! er mochte es
ſonſt horen. Jugleichen alsein Beywort, alles Lauter, Grräus
ſches von außen beraubt. Lin ſtilles Geberh,weldesnicht durch
hörbare Worte geſchiehet. Gewiß ging dein zitternder Fuß aus
der Hütte hervor, im ſtillen Gebethe den Abend zu feyern,
Geßn. So auch eine ſtille Liebe, eine ſtille Freude, ein ſtilles
Grammf.f. Leidenſchaften, welche ſich nicht durch Worte und
Geräufh äußern, Und der Sohn ſahe lange mit ſtiller Freude
auf den frommen Vater herunter, Geßn. Wir fühlen ung bei
ruhigt, und mit einem flillen-Beyfalle des Serzens belohnt,
wenn wir andrer Glück befsrderr haben, Gel. Such deine
Luft in fiıllern $reuden, ebenderf.. Ein ſtiller Gram war auf
ihrem Geſichte verbreitet, Sornenf, in fliler Abend, eine
fille acht, ein Killer Wald u,ff. wo fein Laut, ein Geräuſch
gehöret wird, . Ihr iıllen Wälder ! Bey fliller acht. Oft bee
ſucht die Mufe bemooste Hütten, um bieder Landmann fille
Schatten pflanzer, Geßzn. Bey flillem Abend harte Myrtill
noch den mondbeglänzten Sumpf beſucht, eben derſ.
Aa3
Don etwas ſtille
Unt
*
Stille Waffer find tief, geimden tief, °
x
*
39 a
er
wo es wiirde ausfommen bey dem Landpflegen, wollen wir ibn
ind warum ſtoh der Heldiegt ftillen Sinnen 16. Sichi in der Stifte trauen Taten. Eine Leiche in der Stiche
Und wählte für den Streit des Ghlbaums trage Ruhr grabenlaffen.
Weiße, Anm. Schon bey dem Kero, * es auch für Stillſchweigen
Ferner, ſtarken Laut, ohne vieles Gerãuſch. Stille geben, gebraucht, Stille, * andern Eudſylben im Niederſ. Stillte
ſprechen, reden, fingen, beſſer leiſe. Bin fiilles Saufen, im Angelf, Stillida, bey dem Ottfried Stillnils, im Tatian 8
Köon. 19, 22, einfanftes, Die ſtille Hefe, in der Römifchen Stiltenelle. Im mitileen Lat. iftEftillus, der Schlaf.
Kirche, oder die Stillmeſſe, welche ohne Muſik gelefen wird, Stillen, verbreg. act. ſtille machen, wo es doch nur in einigen
Der ſtille greytag, der Charfreytag, die ſtille Woche, die Char⸗ eingeſchränkten Bedeutungen des Wortes ſtille gebraucht wird, £
woche, weilmanfich zu diefer Zeit aller ranfchenden Luſtbarkeiten 1, Eigentlid, (1) In Abficht der Bewegung, die Bewegung beme 1
enthält, dieſe Zeit in abgeſchiedener Stille feyert. Zuweilen wird men, wo manes nur in ver R. A. gebraucht; das Blur fillen, R
"auch das Neutrum, doch nur mit den Vorworte in, als ein Haupt⸗ den Fluß des Blutes hemmen, wofür man in einigen Gegenden ke
wort gebraucht; ;im Stillen, fürin der. Stile, ohne äußeres Ge⸗ auch ftellen fagt, welches letztere auch im Dberdeusfchen von ans ö
rãuſch. Er harmte ſich darüber im Stillen. dern Artender Hemmung der Bewegung üblich ift, (S. daſſelbe); 1
2. Figürlich, fo wohl in NücfichtderBewegung als deskautes; "woraus zugleich die Verwandtſchaft nicht nur mit ftellen, ſondern F
6) Ein file Menſch, ein eingezogener, ſitt ſamer, gelaffener auch mit eben erhellet. Die Stillung des Blutes. T mr y
Meuſch, der wenig Geräuſch macht, auch von heftigen Leidens - bluatfirltualti, das Blut wurde geftillt, fagt ſchon Ottfried, und
ſchaften frey zu ſeyn ſcheinet. Lin ſtilles Gemüth. Ein filler gleich darauf, tar abſtult brunno thes bluates, da hörete
Ort, wo wenig Geräufch iſt. Es iſt hier ſehr ſtille, man höret Fluß des Blues auf; wo es als ein Neutrum, für ſtille fiehen, —
Bier wenig Gerãuſch. Ein ſtilles Leben führen, ein eingezogenes; inne halten, gebraucht wird. To aluæx geArew, fagten ſchon die
in der Stille leben, Ein Schäfer in feinem ſtillen Sirtenftande, Griechen. (2) In Ab ſicht des Lautes, des Tones, wo esimeie
Bel. (2) Ruhig. Stille leben. Das ſtille Alter, Den ſtil⸗ gentlichſten Verſtaude im Hochdentfehen wenig gewöhnlich iſt;
len Sabbath der Ewigkeit feyern. Ein ſtilles volk, Richt. 13, aber in einigen Oberdeutſchen Gegenden ſagt man noch, einen
27. Die Stillen im Lande, Pf. 35, 20. (3) Es if ganz Plauderer, einenSchwäger flillen, ibn zum Still ſchweigen brin⸗ F
ſtille davon, man höret nichts davon, es wird nichts davon ges gen, ihn ſchweigen heißen, Auch Matıh, 28; 14 heißt es neh: 4
BE
fprochen. Vorher ſprach man viel davon, aber jegt wird es
wieder flille,
Anm. Schon bey dem Kero und Otfried Rill, im Nieder» Ans
gelf. und Engl. gleichfalls Kill, im Schwed. Rilla, im Niederſ.
als ein Nebenwort auch ſtillken, im Augelſ. ftillice- Es ahmet
durch feinen Laut eigentlich eine Leife fanfte Bewegungnad , und
if der Form nach ein Intenfivum, voneinem veralteten Stamm⸗
worte, zu weichem auch unfer fehlen zu gehören fcheinet. In eie
nem hohen Grade ſtille druckt man im gemeinen Leben durch mau
ſeſtill und ſtockſtill aus. Die härtern Mundarten ſchreiben und
Sprechen diefes Wort gemeiniglich ſtill; allein die ſanftere Hochdeut ⸗
ge Fann bier dag e euphonicum nid füglich entbehren, Für ſtille
tim Oberdeutfchen auch hoſch, und im Dfterreihifchen taſtg
üblich, welches letztere augeaſcheinlich mit dem Lat tacere ver⸗
wandt iſt.
Die Stille, plur. car. das Abffnaetum des vorigen Wortes, den
Zıntand, da es ſtille iſt, in allen vorigen Bedeutungen, hefonderg
jo fer» frill eine Abwe ſenhrit des Lautes und Geräufches bezeich-
net, da es denn auch ſehr häufig figürlich die Abweſenheit lärmen⸗
dcr und unruhiger Öefhäfte, heftiger Begierden n.f.f. bezrich⸗
net. Die Stille des Meeres. Die Windftille. Die Stille der
Lischt, der Wälder, der Luft: Es herrſchet hier eine große:
Stille. Einfhwarses Gewitter fiirg fernber auf, ängitliche
Stille war in. den Wipfeln der Bäume, Gefn. Die Stille
Ser Nacht und der Kinfamfeit fin) Syeundinnen der Schmer:
zen, Weiße, Wir leben jegt in einer ruhigen Stille. In
. werborgener Stille, bereitet die Warur die Beime ihrer Ge:
ſcepfe, Sommenf.. Sie wiſſen, daß. mir eine: glüdliche
Stille. weit. vorzüglicher if, als alles Geräufh, Weiße, ©,
die Stille der. Seele, wie allgewaltig: verter fie in. allen Ger
fahren! Die Stille dev. Leidenſchaften. Dieß iſt die Stille
ſtillen.
2. Figürlich, eine in ſigürlichem Verflandei in — be⸗
{
griffene Sache hemmen, ihrer Bewegung ein Ende machen, we
doch in manchen Fällen auch.der Begriff des Lautes, des Geräus
ſches mit einteitt, (2) Überhaupt, wo es gleichfalls nur in einigen
Fällen gangbar if, - Da machte ſich der Rönig eilends auf,
daß erden Aufruhr fillere, 2 Diacc. 4,31. Daß ich das Mur⸗ ;
ven der Rinder Iſrael ſtille, a Moſ. 17,5. Sie fiilleren Faum-
das volk, daß fie ihnen nicht epferten, Apoftelg. 14, i8. Er
. fiillere das Ungewitter, daß fih die Wellen legten, P. 107,
29: Die Gläubiger fillen, fie zum Stilfrdeigen oder zum
Stilfigen bringen. Die Schmerzen flillen, aufhören machen,
Die biblifchen Ausdrüde Hingegen, den Jorn flillen, dend ank, den
Hader ſtillen. Hachlaffen ſtillet groß Unglück, Pred. 10, 4,
find wenig mehr gebräuchlich, aber noch weniger, dieSeele ſtillen,
Pf. 131, 2, fie ruhig machen. Das Gerz fillen, ı-%ob, 3, 19.
(0) Von Begierden, fie
(2) In einigen engern Bedeutungen.
durch Befriedigung aufhören machen. , Seinen Durſt, feinen
Bunger flillen, ihnen durch Speife und Trank ein Ende machen.
So auch , die Begierde, die Brunft, feine Weugier, jemandes.
Verlangen fillen. () Ein Rind fiillen, von faugenden Kindern,
a
#
var
ihm die Beuſt veichen, eigentlich deſſen Durſt fien , daher eine ?
-Säugamme, zuweilen eine Stillamme genannt wird, Aber ein
fiillendes Rind, füreinnod) ſaugendes, noch nicht von der Bruſt Y
entwöhntes Kind, ift wider die Natur der meiften Mittelwörter anf:
„—end, db es gleich im gemeinen Leben felbft Oberfachfens fehr
häufig iſt. S. auch die Stillung und das Stillen,
Anm. Bey dem Ottfrird geltillan, im Schwed. Rilla, im. “
Angel, iyllan. ©, Still, Stell und DEBN, a8 welchem leßs.
tern es gleichfalls verwandt iſt.
ENTE ee er ——
Stillgedackt/ im Orgelbaue, S. Gedackt.
Das Stilllager, des—s, plur. die —läger, der Ort, wo ein
Kriegesheer eine Zeit lang ſtille lieget. x
Das Stillfehweitgen, des—s, plur, car. von der R 4. fie RN
2:8. Grabes!
Oft denft, wenn wir der Stille pflegen,
Das Herz im Stillen tugendhaft, Gell.
Du biſt der Demut) Ebenbild,.
Die in der Stille wohnt, Weiße;
In der Stille, ohne vieles Geräuſch. In der Stille, in aller
Stille davon geben Laſſen fie es: in der Stille abboblen,
ſchweigen übergeben, Das Still ſchweigen brechen, anfangen
| ; zu
ſchweigen, die Handlung, da man ſtille ſchweiget, nicht fpricht, -
Eintiefeg Stillfchweigen beobachten. Ic willes mit Still:
u u ach ern ar
u
— — das Mittelwort — ——— wich gern als@in
Wort gebraucht,auf welche Art viele auch Killhaltend,fHillfigend,
— uff. fhreiben,odgfeich bloße Rebenwörter nicht gern
mit Beitwörtern Zufammenfegungen machen, einige wenige aus-
“ —— welche diefes Vorrecht ſchon ſeit langer Zeit herge⸗
bracht haben. Etwas ſtill ſchweigend gut heißen, durch unter⸗
laſſene Bezeigung feines Mißfallens. Ein ſtillſchweigender Con⸗
traet, figürlich wo die Einwilligung nicht ausdrücklich durch
Worte angedeutet worden, fondern aus andern Zeichen zu ſchlie ·
Ben ift. Übrigens ift Hill in diefem Worte, fo wie in der Nedensart
file ſchweigen, nur um des mehrern Rachdruckes willen da, ins
dein ſchweigen den Begriffdes ſtille (don in fich fehlieger. von
file Liegen, ſtille figen wf.f. gilt dieſes nicht, weil ſtille bier
feine eigene Bedeutung hat. . i
‘Der Stillftand, des—es, plar. inuf: die Handlung, der Zuſt and,
ER:
Ei:
8
inne hält, ihren Fortgang auf eine Zeitlang unterbricht.
da man ſtille ſtehet - 1, Im eigentlichſten Verſtande. Der
Stillſtand der Sonne, des Mondes, Der Stillſtand eines
Planeten, in der Aſtronomie, wenn er einige Tage einerley Länge
und Breite behältund alfo ſtille zu ſtehen feheinet. 2. Figürlich.
() Der Zuftend, damen in einer Bewegung, in einer Wirkung
Einen
Stillſtand machen. Die Brankheit machte einen Stillſtand.
E) In engerer Bedeutung if dev Stillſtand oder Waffenttill-
ftand, die Handlung, da zwifchen ziwen Friegführenden Heeren mit
den Feindfeligkeiten aufeine Zeit lang inne gehalten wird. Einen
Stillſtand machen, Schließen. Ehedem der Srietfag.
Die Stimme, plur, die —n, Diminutivum, welches nur in der _
vertcaulichen Sprechart won einer ſchwachen, feinen und angeneh-
men Stimme üblich if, das Stimmchen, Oberd. Stimmlein,
der Laut, welchen organiſche Geſchöpfe durch dieLuftröhre von ſich
*
geben, lautbar oder hörbar gemachter Athem.
Im weiteſten Verſtande. Die meiſten Sifche haben Peine
Stimme, weil die wenigſten eine Lunge haben, welche, zur Stim-
me unentbehrlich ift. Die Stimme des Löwen, ber Vögel des
— bare Stimme.
3
Himmels, inder Deutfehen Bibel, Der-Löwehateinefurcht:
Ein Efel wollt’ — auf öffentlichen Gaffen,
_ Sein lieblich Stimmchen hören laffen, Eichtw.
Ehen derfelbe faat von einem Gimpel: ?
Sein Stimmchen machte fchlechten Staat.
* Figüielich leget man auch wohl leblofen Dingen, die durch das
*
Gehör empfunden werden, in der dichteriſchen Schreibart eine
® Stimme ben.
bel.
Die Stimme des Donners, in der Deutſchen Bir
Die fchrekende Stimme des Donners fchweigt, Geßn.
Die Stimme des Getiimmels, einer —— der Trompete,
der Pfeifen und ſarfen u. fe f. für Laut, Schall, Klang,
* Taf ſich nur in der dichterifchen Schreibart nachahmen.
—So ruft die Glode bereits mit ſilberner Stimme ı
Zu Sem ländlichen Tiſch, Zadar.
‘2, In engerer Bedentung, die menfchliche Stimme, mo diefes
h ort eigentlich den durch die organifchen Sprachwerkzeuge höre
bar gemachten Athem bezeichnet, ber zur Spree wird, menn die -
Stimme und die einzelnen Laute, die fie umfaffet, Seichen der Em⸗
- pfindungen und Gedanken werden,
6) Eigentlich, Kine grobe, eine feine, eine Plate Stim:
me haben. Er-fagte mir lauter Stimme, "Seine Stimme
“erheben, ſinken laſſen. Seine Stimme hören Taffen. Die
" Stimme verändern.
miehrmahls gebraucht wird, z. B. Gott erhöre meine Stimme,
würde es ſich allenfalls noch in der — Schreibart ge-
Brasıpen laſſen.
Für Rede, wie es in der Deutſchen Bibel
. OU, 382
* An engerer Bedeutung, bedeutet es in der Mußt
(a) Die Befchaffenheit der Stimme, fo fern fie fih zum Geſaug
ſchickt. Line gute Stimme haben, «Beine Stimme haben
Feine zum Öefange taugliche Stimme, Stimme zum Singen ba:
ben. Die Stimme verlieren. Hier wird der Plural nur, von
mehrern Arten gebraucht. (6) Die Artender Stimme in An⸗
fehung der Tiefe und Höhe heißen in dee Muſik gleichfalls Stim⸗
men, Die Difcant: Stimme, Alt = Stimme, Tenor = Stimme,
Baf- Stimme. Line Stimmefingen. Da denn auch die für
jede Stimme gefhriebene Noten die Stimme genannt werden,
In weiterm Verſtande heißen auch die für jedes mufifalifche In⸗
ſtrument geſchriebenen Noten Stimmen. Die Diplin= Stimme,
die Noten für die Violine. ;
(3) Figürlich. (a) Ju der höhern und dichterifchen Schreib-
art iſt die Stimme die Wirkung eines lebloſen Dinges auf das
Erkenntniß⸗ und Begehrungsvermögen. Die Stimme der Natur
bie Überzeugung, welche durch den Zuſammenhaulg der natürlichen
Dinge in uns gewirket wird, In einem andern Verſtande iſt die
Stimme der Natur, der natürliche Trieb. Das große Intereſſe
des Menſchen Liegt alſo darin, daß er dieſer Stimme der Na⸗
tur, die ihn zum Schönen, sum Guten hinruft, gehorſam
werde, Sulz. In fo weit wir bloß diefer Stimme der Natur,
die unfre Herzen einander zuführen will, folgen, info weitik
es noch Feine Tugend, Geh. Die Stimme des Blutes, bie
Empfindung, welche aus der nahen Verwandtſchaft entfpringet.
Man hoͤre bey-feiner achtfamen Wahl zuerſt auf die Stimme
des Herzens, Gel. (6) Die duch Worte oder Zeichen ausge⸗
druckte Meinung in der Berathfchlagung mehrerer. Sechs Stim⸗
menwaren für, und fechs wider die Sache. Die Stimmen
- fanmeln. Die meiften Stimmen gelten. Wo esinengerer Be»
deutung auch die beyfallende, bejahende Stimme diefer Art bedeus
tet, Er hatte alle Stimmen. : Seine Stimme zu etwas ger
ben. (c) Das Hecht, in der Berathſchlagung mebrerer, feine
Stimme zugeben, d. i. feine Meinung, frin Urteil zu fagen,
das Stimmrecht, ohne Plural. Sig und Stimme im Rarbe,
in einem Eolfegio , im Bapitel u. f. fi. haben. Jeman⸗
den feine Stimme nehmen, (d) An verſchiedenen mufifalifchen -
Anfteumenten iſt die Stimme ein Theil, welcher den Klang oder
Tondes Werkzeuges beſticumet. So iſt es ein aufgerichtetes Hölz«
cher in den Beigen, welches den Reſonanz⸗ Boden in die Höhe häk,
An den Pauken wird der Trichter über dem runden Loche an dem
Paukenkeſſel, fo wohl das Schalltud, als die Stimme genanıt, -
Anm. Schon im dor und bey dem Kers Stimma, im Tas
tian Stemmi, bey dem Notker oßne Zifchlaut Timmo, im Ries
derf. Stemme, im Schwed. Stämma, im Angelf. Stemn, und
mit-andermobgleich verwandten Endlanten im Angelf. Stefen, bey
Ulphilas Stibna ‚nd im Lappländ. Stiubne, (S.Staben] Das
Griech. gone, welchesunter andern auch die Stimme bedeniet, ift
nahe damirverwandt. S. das folgende,
Stimmen, verb. reg. welches eine doppelte Hautbedeutung hat,
und zugleich i in doppelter Gattung üblich iſt.
1, Als cin unmittelbarer Verwandter von dem vorigen Stimme,
1. As ein Neutrum mit dem Hülfswortehaben.
(1) Eine Stimme und in weiterer Bedeutungeinen Ton
von fich geben, mo esim eigentlichen Verftande von mufifalifchen
Stimmen am üblichften ift, doch fo, daß es fo wohlvon der Sin-
geſtimme, als auch von dem Klange mufifalifcher Inſtrumente ges
braucht wird. (ar &igentlih. Zwey Inſtrumente ſtimmen zu⸗
ſammen, wenn fie beyde das gehörige Verhältniß des Toges oder
Klanges haben, wofür man auch nur ſchlechthin faat, fie ſimmen.
Die Violine ſtimmt nicht zur Trompete, Das Clavier flimmt
vein, wenn alle Saiten die verhältnigmäfige Tonhöhr haben, In
den
333 Sti
den Eon ſtimmen ihre Klagen, Seufser und Winfche, Herd.
Siehe auch Anftiimmen, Einffimmen und Beyſtimmen, wels
ches letztere doch nur non der Stimme des Redenden üblich iſt.)
46) Figürlich iſt zuſammen kimmen und überein ſtimmen einer⸗
fen Inhalt, einerlcy Meinung, und in weiterm Verſtande auch
‚as gehörige Verhältniß gegen einander haben, überein Fommen.
Ihr Zeugniß ſtimmete nicht überein, Marc. 14,56, Menſchen,
die in ihren Meinungen, Neigungen und guten Abſtchten mie
einander übereinftimmen und überein zu ſtimmen fuchen, Bi.
Im Ganıen ſtimmen bie Theile nicht gehörig überein, haben
nicht das gehörige Verhältniß. Der Ausgang immer nicht mie
meiner Erwartung uberem, ift ihm nicht gemäß. In der
menfchlichen Seele ſtimmet alles zu weifen Abſtchten zufam=
men, Gel, Wo das Nebentvort auch wohl ausgelaſſen wird. Wie
Aimmet Chriſtus mir Belial? 2 Cor. 6, 14. Mutter und Toch⸗
4er fimmen nicht fo vechr, find nicht fo recht einig. Diefe Derge:
bungen dimmen nicht zu der heiligen Miene, dicer ſich gibt,
ſchicken ſich nicht dazu. Nach einer noch weiten Figur ſcheint
Svpitz es auchfür gefallen zu gebrauchen, in welchem Verſtaude
#3 aber im Hochdeutſchen fremd iſt: - n
Wahr ifis, daß alles Ding nicht allen Menfchen ſtimmt,
Das 8ochmuth dieß fin das, und das für jenes nimmt.
2) Bon Stimme, Meinung, Urtheil unter mebrern, iſt
#immen, diefe Meinung von ſich geben. Sur eine Sache, wis
der diefelbe ſtimmen. über etwas ſtimmen, die Stimmen darüs
ber geben. Wir haben noch nicht gefiimmt. Siehe auch Beya
flimmen.
Als ein Activum, wird ein muſikaliſches Inftrument ge⸗
ſtimmt, wenn man demſelben oder den einzelnen Theilen deſſelben
die verbältnigmäßige Höhe oder Tiefe des Tones gibt. Ein Cla⸗
vier, eine Dioline, eine Orgel fimmen. Lin Inſtrument um
einen Ton höher fimmen. Ingleichen figürlich. Zarmoniſche
Empfindungen gleich geſtimmter Seelen, Dufd. ‘Seinen ver⸗
Hand ſtets nach der Anleitung anderer ſtimmen, heiße fein Ei⸗
genthum verlaffen, um betteln 3u können, Gel, Wir bewun⸗
dern die treffliche Anlage diefes Mädchens; fe ſtimmte ſich
mit ungemeiner Richtigkeit auf jeden Ton, Herm.- Erik im⸗
mer auf den prablbaften Ton geftimmt. Jemanden finmen,
ähm unter der Hand eingeben, angeben, wie er urtheilen und han⸗
deln ſoll. Er iſt ſchon geſtimme, et hat ſchon geheime Anweifung
erhalten. Wo es aber auch eine Figur der folgenden Bedeutung
feyn kann we
II. Mit dem herrſchenden Nebendegriffefo wohl der Spitze als
auch der Feſtigkeit und Dauer, iſt es als ein Activum nur noch in
verſchiedenen figürlichen Bedeutungen in dem zuſammen geſetzten
Seffimmen üblich, welches fo wohl bedeutet, die Merlmahle einer
Sche genau angeben, als auch, feſt ſetzen, eutſchließen u. ſ. f«
SEhedem war. das einfache ftimmen in eben dieſem Verſtande gang⸗
bar. Stimme mir, wenn ich für dich bitten fol, = Mof. 8, 9
Und Rimmeten einen Tag, da die beyde zu Haufe Fommien föll« -
sen, 2 Mace. 14, 21, Alfes für beſtimmen.
So anch die Stimmung.
nm. "Ander erften Hauptbedeutung iſt es ohne Zweifel eine
Dnomatopsie der Stimme felbft, der Form nach aber ein Intenfis
vum von einem veralteten ftimen, wohin auch daskat.aeflimare,
and obnegifchlaut das alte Gothiſche domjan,nrtheilen,richten,
mi ff. zu gehören feinen. Die zweyte Hanptbedeutungift wohl
Feine Figur der erſten, fordern eine eigene, obgleich am Ende
gleichfalls verwandte Bedeutung. Die meiften Wörter,welche ur⸗
ſor inglich einen Laut bezeichnen, bedeuten nach fehr gewöhnlichen
Figuren auch verfchiedereNzten derBewegungen, Richtungen und
Sörpermafen, die mit ſolchem Laute verbunden ſind. Stim Ir
— U AI a es a a hi:
deutet daher in Stimulus, und ohne Ziſchlaut in Temo, din in
die Länge ausgedehntes Ding, in Stamm, deßgleichen mit dem
Begriffe der Feftigkeit, der Diaffen.f.f. Stimmen in Beftim:
men,die Merkmahle eines Dinges anzrigen ſcheinet eigentlich eine
Figur des Stechens, in der Bedeutung des Feftfegens aber ein
Bild von Stamm zu feyn. Aufeben diefelde Art heißt die Stims
me im Gothifchen Stibna,im Angelf. Stefen,im Lappländiſchen :
Stiubne, welches zu unferm Stab, Stift, Srupfenu.f.f.geböre.
Der Stimmer, des —s, plur.utnom, fing. 1.Eine männliche
Prrfon,welde ſtimmt, doch nur Diejeyige, welche die mufitalifchen E
Werkzeuge flimmt. 2,An verſchiedenen muſikaliſchen Inftru
menten, ein Theil oder Werkzeug, diefelben damit zu flimmen. =
Der Stimmbammer,des—s, plur. die —hämmer,ein Werks,
zeug in Geſtalt eines Hammers, ein Elavier nnd ähnliche Saiten» -⸗
Jnſtrumente damit zu ſtimmen —— * ——
Stimmig, adj. et adv. Stimme habend, ein nur in den Zuſam⸗
menfegungen einftimmig, einhällig, vollkimmig, dreyfiimmig, |
‚vierftimmig uf. f. übliches Beywort, A 2
Die Stimmpfeife, plur. die —en, eine hölzerne Pfeife, vermit⸗
telft deren die Pfeifen in einer Orgel geftimmt werden, + Fr
Das Stimmrecht,des —es, plur. inuf. das Recht, feine Stim- |
me oder Meinnng in einer Verſammlung mehrerer zugeben, ©,
Stimme. ee { E12 125 DIE
Der Stingel, des —s, plur.utnom.fing. ben den Fägern eis
niger Gegenden, der Schwanz anden wilden Schweinen; ein
une Zweifel von Stangel une inder Ausfpsacheunterfhiedenes
ort. — ei a
Der Stinfbaum, bes —es, plur.die—bäume. 1. Ineinigen
Gegenden ein Nahmedes ſchwarzen Vogelfirfchbaunes,Prunus
Padus Linn, (S.&lfebeere2.) 2; Ein Baum, welcher inden
füdlichen Gegenden Europens einheimiſch iſt, und deffen dreyfache
_ Blätter, wenn man fie zerdrückt, fo ſtinken, daß ſie auch Kopf⸗
ſchmerzen verurſachen; Anagyrisfoetidalinn. ,
Stinken, verb,irreg. Imperf. ich ſank, im gemeinen Leben
fiun?, Eonj, ſtänke, im gemeinen Leben fünke; Mittelw. gefun- ⸗
Een; Imperat.fin? oder ſtinke, Es kommt in doppelter Gattung
vor, J.* Als ein Activum, den Geruch empfinden, riechen, eine
längft veraltete Bedeutung. Habent nafa unde ne flinkent,
Rotker. II. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, einen
Geruch von fich'geben, riechen, fo wohl ı.* Überhaupt, eine gleiche .
falls veraltete Bedeutung. Suazu hethir tinkent, fie riechen
dir ſüß, gut, Ottfr. Als aud 2, inengerm Berftande, (a)* Wohl,
gut riechen, in welcher Bedeutung es gleichfalls veraltet iſt
Thiu diurithera Salba flank inalahalba, die foflbare
Salbe roch überall Detfr.Stankuuurzo, ift bey dem Willeram
wohlriechendes Getwürz. (b) Häplich, efelhaft riechen; in welcher
Bedeutung es noch allein üblich iff. Das flinfe, ein finfendee
Geruch. Nach etwas flinfen, nach Räfe, nad Knoblauch
finten. Stinkendes Sleifh. Stinkend feyn oder. werden,
Kine ſtin kende Lüge, im gemeinen Leben, eine grobe, wofür man
in den niedrigen Sprecharten wohl fagt, eine erfiunfene. Die
biblifche Figur, Iſrael ſtank vor den Philitern, David ſtank
vor feinem Dolfe, in Schande, Unehre bey —
im Hochdeutſchen ungewöhn ich. Doc ſagt man noch, an
Fabmen, fein Andenken flinfend machen. Go aud das
Stinken. N —
Anm. InderlegtenBedentung imNiederfähftichen gleich falls
fiinfen, im Angelf. Aincan, ftencan, im Engl, to flink, im
Shwed.finka. Das Aetivum davon ift Hänfern. Stinfenmwar,
mie aus obigen erbelfet, fo wie riechen, ehedem ein ganz allge⸗
meiner Ausdrud, (S. auch Stanf.) Da die Empfindung des es
ruches nieht in das Gehör fallt, und daher nicht anders als durch
— eine
EA ie Sa <a ln acc au art man
le
er eine Figur audgedrudt werden kaun, ſo fcheinet das noch im Schwe⸗
diſchen übliche llinga, ſtechen, bey dem Ulphilas figgan, (ſprich
agan, das Stammwort zu feyu, welches ſich von unferm fies
hen nur duch den eingefchobenen Nafenlant unter ſcheidet.
7 förmigen Flügel
SGeruch bat; Hemerobius Linn.
7 für fiinFend üblich find ; Niederf, ſtinkerig. Beyde find wider die
"Analdaie der meiſten Beywörser diefer Art, ſtinkicht aber würde
noch dazu nur bedeuten, einem Geſtanke ähnlich. Stinkig wer:
den, beffer ſtinkend. Selle
"Der Stinkkaͤfer, des— s, plur.ut nom. fing. eine Art glãn⸗
gender Käfer, der fich auf dem Lande, in dem Waffer und in ſuni⸗
.. pfinen Gegenden aufhält, and einen übeln Geruch hat; Bupreltis
Linn, a :
Der Stinfrag, des —es, plur. die — e, in einigen Öegenden
ein Nahme’des Jltiffes, Multela putorius Linn, wegen feines
beftig flinfenden Athems. In anders Gegenden wird er das
E. Stinkthier genannt.
Die Stinffeyabe, ©. Ersfchabe.
per Stintfchiefer, des —s, plur. doch mur von mehrern Arten,
L utoom, ling, ein Falfartiger Schiefer, welcher wegen der dariıt
Ey
x x
- ten Geruch gibt, wenn manihn reibt. ©. das folgende.
- artiger Stein, welcher angeben derfelben Urfade wie Kagenurin
‘tier, Lapis [uillus, Schweinfein, Saufein. &
Das Stinkrhier, des — eß, plur. die—e, ©. Stinkratz.
Der Stinktopf,ses— es, plur, die — topfe, in der Seſchütz⸗
- kunſt, mir flinfenden Sachen angefüllte Gefäße, welche niainehes
0 dem ans Bomben unter die Feinde zu werfen pflegte.
Der Stiyt, des— es, plur. die — e, ein. Nahme verſchiedener
0 Fehr Fleiner eßbarer Flußfifche. 1.Des Salmo EperlanusZinn,
durchſichtigen Kopf, und violenartigen.aber übel riechenden Ge⸗
such, 2. Des nahe.verwandten Salmo Albula Linn. welcher
gfeichfalls ſtinket, noch kleiner it, und eine weiße Farbe. hat.
3.Des-Cyprinus Aphya.Linn. der, weil er fi gern im
Schlamme aufpält,im Niederf, auch Moderliesfen genannt wird.
Und 4, des Gobiuspaganellus Linn. _ —
Arnm. In einigen Gegenden lauter dieſes Wort Stinz, indeſſen
iſt Stine in Ober⸗ und Nieder ſachſen am gewöhnlichſten. Ber:
muthlich ſtammet der Nahme von ſtinken ab, weil, wo nicht alle,
doch die meiſten der obigen Arten ſtinken. Ob der Tinca des
Au ſo mus auch hierher gehöre, und ih im Rahmen nur durch den-
_ Mangel des Zifchlautes unierjheide, mögen andere unterſuchen.
Der Stinthbamen,des— $, plür, üt nem, fing. ein enger
Damen, die Stintedarin zu fangen.
as Stipendium, des — dii, plur. die ⸗dia, das Latein. Sti-
üblich iſt, ein vermachtes Geld oder Vermächtniß zum Behuf jun⸗
ger Studierender zu bezeichnen. Im gemeinen Leben das Stiz,
pendien, des — s, plur. ut nom, ling. Baber der Stipen⸗
AR geuießet.
Die Stirn,/ plur. die
F Stirnlein, der vordere erhabene Theil des Kopfes über den Augen
— ſsigig vor der Stirn feyn, leicht zornig werden. Es ſtehet Fei-
3— nem ander Stirn geſchrieben, was ey im
J
——
Sie Seinkfliege, plur. die — n, ein Inſeect mit vier nackten netz⸗
n,. welches einer Fliege gleicht, und einen üblen
Stinkicht und Stinfig, adj.etadv. welche nurim gem, Leben
befindlichen fetten und flüchtigen alfalifchen Theile einen elelhaf⸗
Der Stinkflein, des — es plur. die —e, ein ähnlicher Falfz -
Franz. Eperlan. Zıreinigen Gegenden Spiring. Er hat einen |
pendium, welches doch im Deutfchen nur in engeree Bedeutung
diät, des — en, plur. die — en, dir. ein ſolches Stipendium:
— en, Diminut, das Stirnchen, Oberd.
und zwiſchen den Schläfen. ine. hohe, flache Stirn haben...
Die Stirnrunzeln, zum Zeichen des Unminthes, des Verdruffes.:
Lerzen bat. Kine:
Sti 386
harte Stirn haben, unsssfchäntt ſeyn, indem die Stien fibon vor
“ Alters für den Sigder Scham gehalten wurde, Iſrael bat eine
barte Seien, Ezech. 3,7. Deine Stirn ih ebern, Ef. 48,4.
. Sigürlich, zuweilen auch der vordere erhabene Theil eines Dik-
ges, S: Stivnmauer,. Stienrad, Stirnband, Stirnbled. -
Anm. Die ältern Oberdeutſchen Schriftfieler wie der afteliber-
ſetzer Iſidors, Ottfr. uff. gebrauchen dafür Andinu undEindo,
welche unjer Ende zu ſeyn fcheinen, Im Niederfähfifchen lauter
es Steern, im Schwed. Stjerna, welche beyde aber auch einen:
Stern bedeuten. Es fcheinet, daß der Begriff der Höhe oder der.
Servorragung der Stammbegriff iſt, ©. Stern. 5
Das Stirnband, des— es, plur. die — bänder, ein zierlis
ches Band, daffelbe vor die Stien zu Binden, ein Ausdruck, wel⸗
her mehrmapls in der Deutſchen Bibel vorkomnit. Bey den Kleme
penern iſt es eine Zarge, welche vor der Thür des Feuerftübcheng
befeftiget wird, woran fich div Thür lehnet, wenn fie verſchloſſen
wird; von Stirn, der vordere hervorragende Theil, i
Das Stirnbein,des—es, plur. die —e, dasjenige Bein der
Hirnfchale, welches die Stien bildet; Osfrontis.
Die Stirnbinde, plur. die—n, eine Binde, weiche gemeine:
weibliche Perfonen in manchen Gegenden zu den weißen Schlep⸗
pen um die Stirn zu binden pflegen,
Des Stirnblatt, des — es, plur. die — Blätter, ein zierliches
metallenes Blatt, daffelbe zur Sierde vor die Stirn zu binden,
Bey den ältern Juden war es ein Stück des hoben prieſterlichen
Schmudes, Bey uns wird noch der breite Riemen an den Pferdes
gefchirren , welcher um die Stirn des Pferdes gebet , fo wohl
Stivnblatt als Stivnriemen genannt,
Das Stirnblech, des— es, plur. Jie—e, bey den Kupfer⸗
Schmieden, die Bleche an der fhmälern Seite einer Braupfanne,
zum Unterfihiede von den Seitenblechen. Bon Stirn der vors
dere Theil, au Es 7
Die Stirngegend, plur. die — en, die Gegend des Kopfes, wor
ee * Stirn befindet, der mittlere und vordere Theil der Hirn⸗
ale, €
Das Stirnhaar, des—es, plur. die —e, oöre collective, Sag:
Stirnhaar, plur. car, das vor der Stirn befindliche-Haar,..
3. B. an den Pferden, ° \
Die Stirntranfheit, plur. inuf. eine Kranfheitder Pferde, de:
fie rothe geſchwollene sriefendeXugen befommen, den Kopf hängen:
laſſen, nicht effen und viel Hige haben. Sie foll von einer Erhit⸗
zung des Geblüts durch übermäßige Arbeit herrühren, \
Die Stirnfraufe, plur. die —n, ein gutes don einigen vers
fuchtes ; aber noch nichrallgemein gewordenes Wort, das Franz,
Touppe&e zu verdrängen, weil ſich diefe Krauſe gerade über der:
Stirn befiudet,. ——
Die Stirnlocke, plur. die —n, Haarlocken an der Stirn, der⸗
gleichen 4.8. Bir Merde haben, P —
Die Stirnmauer, plur. die — n, in einigen Fällen, berdor ra⸗
gende Mauern, So werden diejenigen Mauern, worauf die Tonz-
nengewölbe an bepden Enden ruben, Stirnmauern genanuf ; bey;
andern Gewölben beißen fie Wiserlagen.. _
Das Stienmäushen, Stivnmäuslein, des—s, plur: ut:
nom.ling. oder det Stirnmuskel, des —s, plur die—n,;,
in der Anatomie, ein Mäuschen oder Muskel, vermittelit deſſen
die Haut auf der Stirn beweget oder grrunzelt wird..
Das Seitnrad, des — es, plur. die — räser; in der Mecha⸗
af, ein Rammpyad, bey welchen die Zähne au der Stirm,.d. ts.
andem äußern Umfange angebrachg worden, fo dag fie mit-denei
Durchmeſſer dee Rades eine gerade Ainie ausmachen ; dag Sterne
ragd, zum Untzefchiede von rinem Bronrase..
B6 Zie
387 Sti
Die Stirnſchnalle, plur. die — fi, eine Schnalfe , d. i. ein
Schneller mit dem gebogenen Mittelfinger vor die Stirn; in ans
dern Sprecharten zirnſchnalle, Sternidel.
Die Stirnfpange, plur. die—n, in der Deutſchen Bibel, eine
Art der Spangen, welche bey den ältern Juden zur Zierde an dee
Stien getragen wurden. Hof. 2,13. ö
Der Stober, eine Art Feiner Hunde, S. Stauber.
7
Stöbern, verb. reg. weldjes in.den gemeinen Sprecharten in
* doppelter Geftalt üblich ift. I. Alsein Neutrum mie dem Hülfs«
worte haben. 1. In Geftaltdes Staubes herum fliegen, als das
Jntenſivum oder terativum des.Rieberf. ſtoven oder ftöben, flies
ben. Die Jedern fisbern in der Luft herum.
Noch bat erfrifchender Schnee nicht über Berge geftö:
} bere, Zachar.
Es ſtobert, es ift Stöberwetter,
wenn der Schnee von dem
Minde in Geſtalt des Staubes herum getrieben wird, Daher das _
Schneegrfiöber. 2. Begierig fuchen, (S. Stäubern.) II. Als
ein Activum, ſtieben machen, befonders im Niederdeutfchen, 10»
für in der anftändigern Sprechart ſtäubern, intenfive in einigen
Gegenden au ſtaupern üblich find, (S. diefe Wörter.) Den will
ich bals atis dem Bette Höbern, flieben machen. Go auch das .
Stobern. S. Stieben’Stauben, Stäuben und Stäubern,
Stoberig, adj. etadv. im gemeinen Leben. Es if ſtoberiges
Wetter, wenn der Schnee in Geftalt des Staubes von dem Wins
de herum getrieben wird, welches Wetter man auch ein Stöber:
wetter nennt. i
Das Stöchas: Kraut, des— es, plur, car. eine ‚Art des La⸗
vendels, welcher niedrig wächfet, und fchmale, ſtumpf zugefpigte,
einander gegenüber ſtehende Blatter hat, Lavendula Stoechas
Linn. Stochas⸗Blume, vder nur der Stochas ſchlechthin, im
gemeinen Leben Stoches, Stoches-Braut. Der Rahme ift aus
dem Griechiſchen gorgag, weil es zuerſt von den drey Inſeln um
DMarjeille, welche evevem unter dieſem Nahmen befannt waren,
gebracht worden. Es iſt im ganzen mittägigen Europa einheimiſch.
Die Stöchelftange, plur.die — n, im Hürtenbaue, eine lange
Stange mit einem breiten Eifen, das vom Feuer abgehobene Erz
. damit abzuftochern oder abzuftogen. R
Der Stödyer, des — s, plur. utnom. fing. ein Werkzeug zum
Stochern, befonders in dem zufammen gefegten Zahnfiocher.
Stoͤchern, verb, reg. act. welches ein Intenfivum von ftechen
ift, mehrmahls in etwas oder an etwas ſtechen, eineim Hochdent⸗
fchen unbefannte Bedeutung, welche aber im Oberdeutfchen gangs
barifi. Die Ochſen Hochern, fie ſtacheln, mit dem Stachel fort-
treiben, In ein Weinen ftochern, fiören. Das Leuer fios
chern, mit einem langen oder fpigigen Werkzeuge darin flören;
Niederſ. fiaken. Inder Hafe ſtochern, arübeln. Auf iemansen
flochern, ſticheln. Lauter im Oberdeutſchen gangbare Ausdrücke,
Im Hochdeutfchen gebraucht man eg nur von den Zähnen. Die
Zahne ſtochern, fie mit einem fpigigen Werkzeuge dor ten dazwi⸗
{chen befindlichen Überbleibfeln der Speifen reinigen. So auch
das Stochern. i —
Anm. Im Niederf. ſtakern, bey einigen Hochdeutſchen auch
ſtochern. Es iſt das Intenſibum oder Jterativum von dem Ober,
deutfchen Kochen, welches zu ſtechen gehöre, und dafeldft mit
ſtochern, ſtacheln, ſticheln gleich bedentend iſt.
Der Stock, des —es, plur. die Stöde, Diminut. das Stöck⸗
chen, Oberd. Stocklein, ein ſehr vieldeutiges Wort, indem es
den alten weiten Umfang einer Ausdehnung nach faſt allen Rich⸗
tungen größten Theils beybebalten dat, deun ſo wird es, obgleich
größten Theils nur in eins lnen Fällen von verſchiedenen Dingen
gebraucht, welche in die Länge, Höhe, Dicke und: Tiefe ausgedeh⸗
Ber find,
a ae
A Mit dem hereſchenden Begriff 2 in geehnebereägttige
idee,
(1) Der Stamm eines Baumes ader Gewächfes, Notker
„nennt noch den wilden Ohlbaum uniltStocche. Wir gebrauchen
es im Hochdentfchen nur noch ven einigen Stauden, Der Weins
‚Ho, dev Johannis-Beerſtock, der Foſenſtock, Roßmarinftock,
Stachelbeerſtock u.f.f. Der Wein ſchmeckt nah dem Stode,
Vieleicht weil die Stauden aus mehrern Stämmen befteben;ob ' _
es gleich noch uugewiß ift, ob hier nicht vielmehr auf den
MR
die Ausdehnung eines ſolchen Orwächfes gefehen wird, (S, ar
de.) Befonders ſcheinet es auch den Stängel eigenslicher Pflamfer _
bedentetzu baben, denn von dem Getreide fagt man noch, es beſto⸗
de ſich, wenn es Halme bekommt. Indeffis gebraucht man es
bier nur noch von einigen eigentlichen Pflanzen oder®ewächfen, fie _
mögen nun ftaudenartig wachſen oder wicht, holzartige Stängel
baben oder nicht; Jtal.Stecco. Det Biumenfiod, Melkenftod, '
Salbeyio®, Lavksjento®, Ladiio® u.f. fe in fchonee
Stock. Im Schwed. iſt Källiock, ein Kobifirund,. 0
Hierher feheinet auch die bey den Buchdruckern übliche Bedeu⸗ ;
fung zu gehören, wo der Stod? oder Buhdruderftod, wine in ;
Holz, Bley oder Meffing geſchnittene Verzierung zu Anfange und
Endr eines Buches sder eines Theils deffelden iſt. Man Fönnte
dieſe Benennung zwar von der Beftalt der hölzernen, meffingenen 1
oder bleyernen Formen folder Verzierungen herleiten, welche ger
meiniglich Heinen Stocken, d.i. Klögen, gleichen ; allein, wenn
man erwäget, daß eine ſolcheVerzierung im FranzöfiichenVignet- °
te heißt, welches das Diminutivum von Vigne, ein Weinftod ift,
Lat. Viricula, fo wird obige Ableitung wahrfchrinlicher, indem
daraus zugleich erhellet, daß diefe Verzierungen anfänglich. blog
aus Figuren von Wein und Blumenftoden beffanden, welche legs
‚tere gemeiniglich noch dazu gewählet werden. Iſt eine ſolche Vers
sierung in Kupfer geftochen, fo nenner man fie im Deutſchen nicht
mehr einen Stod, fondern man gebraucht alsdann das Franzöfis
ſche vignette. Die Buchbinder baden ähnliche Stöcke, welche ſte
auf die Bände der Bücher drucken.
(2) Ein Stab, fo fern er ein Langer Theil eines dünnen - i
‚Stammes voneinem Baumeoder Staudengewächfe iſt, beißt it
gemeinen Leben häufig ein Stock, in der anffändi va Sprechart
einStab. Der Rahme eines Stockes komnit ihm nur zu, wenn
‚er eine gereiffe, aber unbeſtimmte, mittelmäßige Länge bey einer
geringen Dice bar. Iſt er lang, fo beißt er eine Stange, Nies R
derf. Stafen ; fehr. lang, dünn und vorn zugefvißt, eine Gerte
oder Ruthe; iſt er kurz und diek, ein Knüttel, Bängel oder Prüz
gel; wenn er flein.ift, wird er ein Stecken genannt u. ff. Der
Ladeſtock, oder Ladefieken, der Spatzierſtock/ Springſtock
uff. Am Stode geben. Mit Stod und Degen fpagieren
geben. Femanden mit einem Stode prigeln.
Stod,Angelf. Stoc, Ital. Stocco. Manche Wortforfcher glaus
ben, daß bier der Begriff des Schlagens der herrſchende ſey, wel⸗
hen Begriff die verwandten obgleich des Ziſchlautes beraubten, zu⸗
decken für prüpeln, Niederſ. tageln, das Lat. tax! den Laut
eines Schlages nachzuahmen, verftatten, der aber doch bier nicht: >
der herrfchende zu ſeyn fcheinet. Für Stock gebraucht man in vie⸗
len Fällen in der anfländigen Sprechart lieber Stab; 3.83. Com:
mando:Stab, Mafftabu.f.f, Doc find auch bier einige ausge»
nommen. Der zierliche Stab, woran man gebet, heißt dech faft
durchgängig dev Stod, obgleid die dichterifche und erbabene
Schreibart ihn auch den Stab nennen wird. In einigen Gegen»
den ift der Stock ein Stab von beflimmiter Länge, da es denn als-
ein Läugenmaß gebraucht wird,
: Ä ländern
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Den Std >
bekommen, damit geſchlagen werden. Im Miederf.gleihfals 7
In den Nederdeutſchen Marſch⸗ |
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2 yon Rhein. Zuß. Lin Stock Torf. In andern Ricderfüchfts
>, Sehen Gegenden ift Stod fo viel wie Elle. Kin Stod Cein⸗
& wand,eine Ele. Zuweilen werden auch ähnliche Körper von grös
irer Längeund Dicke Stöde genannt. So iſt der $laggenfiod®
auf den Schiffen, eine ſtarke Stange, welche die Flagge trägt,
,nd die Stange, oder der Schaft, woran die Fahne defeftiger if,
wird wohl auch der Sahnenftod genannt. "Fa dem Banwefen
wird ein feinernes Fenſterkreuz, ein Fenſterſtock genannt,
.Mu dem herrſchenden Begriffe fo wohl der beträchtlichenLän⸗
ge, als der beträchtlichen Dicke kommt es nur in einigen Fällen als
ein Kunſtwort vor. Ehedem wurde es häufig für Säule, Balken
n. f.f- gebraucht, von welcher Bedeutung noch einige Fälle üblich
find, Die Fenſterſtocke oder Stöde eines Fenſters, find die vier
ſtarken hölzernen oder ſteinernen Maffen, woraus die Einfafung
eines Fenfters beſtehet. Der Pfeiler auf der linken Seite einer
Drechfelbank heißt der Stock. Im Schwed. ift Stock, und im
rich, 304g, ein Balken. Auf äbnlicheArt iſt im Schwed. Stab-
be, eine Säule, welches mit unferm Stab verwandt iſt. Wenn
Stock eine Säufe oder etwas fiehendes bedeutet, fo tritt auch der
Begriff des Stehens, der Feftigfeit mit ein. :
3. Noch häufiger verfchwinder der Begriff der Ausdehnung im
die Länge, dagegen der Begriff der Ausdehnung ‚in die Dide zus
nimmt, wo es denn wiederum in-verfchiedenen befoudern Fällen
bi
> 1) Ein Furgesdides Stück oder Ding heißt fehr häufig ein
Stock, wobey zugleich der Begriff des Stehens, der Feflig-
keit, Unbeweglichfeit;oft auch eines Stückes, der gefchehenen Abs
ſtutzung, Abkürzung, mit eitrztritt. Im Schwedifchen ift läcka,
abfützen, und llackig, furz. f /
Derinder Erde zurüchgebliebene Sturz oder Stumpf: Eines ge⸗
„ fölleten Baumes heißt gewöhnlich ein Stock; Niederf. Stak,
Stufe, Stubbe. Schwed. Stock. Die Kienſtocke ausraden,
die Stöde von ae Kienbäumen, . ‚Daher ausſtocken, diefe
Stöde.ausgraben, Laffer den Stock mit feinen Wurzeln in der
Erde bleiben, Dan.g,ı2,20. Zrfiehet wie ein Sto@, mit
dummer Unbeweglichfeit. über Stod und Stein, über Stod
und Block Iaufen, in der größten Eile, ohne fih durch einige
Hinderniffe aufhalten zu laffen ; imeinigen Orgenden über Rufch
and Buſch. ü ——
Nicht anders laufen fie auch über Stock und Stein, Opitz.
Eben diefen Rahmen befommt ſehr oft auch ein Klotz oder Block;
Ital. Zocco, ser zauſtock, Haublock oder Hauklotz. Der Am:
boßſtock oder Stock fehlechthin, der Klog oder Bloc, worin ein
Amboß ſtecket. Welchen Rahmen denn auch viele Dinge befoms
men, welche dic Geſtalt einesKloges haben, oder urſprünglich aus
einem RoßenStocke beſtanden. Bin Stod zum Almoſen, derAr—
hin ausgehöhfter eingegeabener verſchloſſener Stock, wor⸗
in Almoſen für die Armen gefammelt wird, der, went er in der
Kirheftehet, auch der Kirchenſtock beißt. , Dev Geldſtock, eine
Art fchiwerer ſtarker Geldkiſten, welche anfänglich ver muthlich auch
ein ausgeböblter feſt fichender Klog war. Der Bienenſtock, oder
Stock ſchlechthin, ein kurzes dies Bebältnif für Bienen, weil
ſelbiges ebrdem nur ein auggeböblter Klog war, und es zum Theil
wech iſt, daes dein auch eine Beute genannt wird, Er beißt jegt
rein Siock auch wenn es ein geflochtener Korb iſt Der Saubens
} ſtock, Perr uckenſtock ein rundlicher Kloß, die Hanben oder Per»
rücken darauf zu fegen. Von übneiches Are ift der zutſtock der
Hutmacer. Das vieredige Zußgeftel einer Säule ober Bildfäule
heißt im Oberdeutſchen ein Säulenhod, Bildiod, oder Stock
sage 3 (Siede Suhl) Ir den Waltmühlen iſt der Stock
. sinansgehöhlter Klog, worin das Walten verrichtet wird, Ein
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landern iſt der Slock ‚ fo viel als Ruthe, d; i. ein eãngenmaß
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Amboß wird bey verfihiedenen Handwerkern nur ein Stock er
nannt, dergleichen der Polierfiod® der Klempener ift. 2,
Befouders ift dev Stock rin folder Klo, woran die Gefauge⸗
nen in den Gefängniffen befeſtiget werden, oft auch ein ausgehöhl⸗
ter Klotz, worein fie mit den Füßen geſchloſſen werden. Du haft
meinen Suß in den Stod gelegt, Hiob 13, 27. Schiwed.Stock.
Jemanden in den Stock legen oder fchlagen. Da «8 denn auch
zuweilen für Gefängniß überhaupt gebraucht wird,in welhem Ber»
Rande es ſchon in dem alten AngsburgifhenStadtrechte von 1276
vorkommt. Jemanden mit Stod’ und Galgen beleiben, mit
dem Hechte die Verbrecher gefangen zu nehmen und hinzurichten.
Im Engl; fagt man für Stod aPairof Stocks. S.Stöden,
Stock haus, Stodmeilter u. ſ. f.
Noch häufiger iſt der Stock ein kurzes dickes Werkzeug oder
Ding ; wo es als ein Kunſtwort in ſolchen Fällen üblich ift, wo ein
ſolches Ding feinen eigentbümlihen Rahmen hatı So ifb der
Stock in den Drgeln, das kurze dider ſchmale Bret, worin die
Pfeifen fteden. Eine Dode der Drechsler heißt zuweilen gleich»
falls der Stock, wohin der bewegliche Reitſtock geböret. Selbſt
das Wort Dode gehöret hierher, indem es ſich bloß durch den
Maugel des intenfiven Sifchlautes von Stock unterfcheidet. Das
Geftell eines Lichtes, der Leuchter, heißt im Oberdeutfchen ein
Lichtſtock. Eben dafelbft werden die hölzernen Abfäge an den
„weiblichen Schuhen im Diminus, Stöck lein, und in gemeinen Les
ben Steel genanat. In Schraubſt ock, Daumenſtock u. ſaf.
herrſcht eben dieſer Begriff eines kurzen dicken Dinges, Der Ars
beitsſtoek der Petſchaftſtecher, iſt ein hohler Cylinder, worein fie
die Petſchafte befeſtigen, welche fie ſtechen. Das kurze dicke Holz,
worauf die Wagenwinde befeſtiget wird, heißt der Steck. Der
Rittſtock der Steins und Glasſchleifer iſt ein kleiner Klotz mit ei⸗
nem Stiele, die Dinge, welche geſchliffen werden follen, darauf zu
kitten. Ahnliche Stocke haben die Zinngießer, die zinuernen Ges
füße, welcherfie ausdrehen wollen, daran zu befeftigen, Und fo in
hundert andern Fällen mehr. S. auch Wachsffock
Dee mittlere Theil eines Hemdes odue Ärmel und Gebren oder
Zwickel, heißt in vielen Gegenden der, Stod, in andern der .
Rumpf. SR
(2) Eine Maſſe ben einander befindlicher Dinge Einer Art,
befonders fo fern fie dev Grund davon entjpringender anderer Din» _
ge eben derfelben Art ift, in welcher Bedeutung in vielen Fällen
auch Stamm üblich if. Der Eyerſtock, die bey einander befind⸗
lichen Eyer in den weiblichen Körpern. Der Eiterſtock inden
Geſchwüren. Die Stammgırer eines Haufes werden in mancher
Gegenden Stockgüter genannt, Im Engl. iff Stock, Frangöf.
Eftöc, Ital. Stocco, dasGeſchlecht, inaleichen der Stamm eines
Geſchlechtes. Lin Stod Dich, der viehſtock, eine Meng: za
einem Ötundftüd gehörigen Viehes, wofür doch im Hochdeutſchen
Stamm, viehſtamm übliderifi; Engl. gleihfalls Stock, Im
"Englifchen, Holändifhen und Schwedifchen bedeutet Stock fehr
häufig ein Capital, befonders ein in einer Bank ſtehendes oder zu
öffentlichen Bedürfniffen Bergelichenes Capital, in welcher Bedeu⸗
tung es auch) von einigen. im Deutſchen gebraucht wird, In den
Kartenfpielen wird der Haufe. Karte, wovon die Spicler die ihre»
ger nehmen und bekoinmen, in einigen ®egenden dev Stock, Karz
tenſtock, noch hänfiger aber der Stamm genanıt.
(3) Ein unföcinlicher Haufe von Dingen Einer Art, doch
be verwandte Bedeutung. Ein Stod imBergbaue, rin großer
‚mit Erz ausgerüllter Raum, (9. Stodwerk.). Auf den Kupfer=
hämmern ift der Stod ein Stoß in einander pafjender Schaktn,
wofür in andern Fällen Sagüblih iſt. Ein Seuftod if in eini⸗
gen Gegenden ein Heuſchober, Heupaufe, und in andern ind
Bb 2 Mauer⸗
w -
7
auch nur in einigen einzelnen Fällen ; eine mic der vorigen fehr na= ° :
— ? & t —
Mauerſtocke, Ruinen. Im Schwed. iſt Stock ‚gleichfalls ein
Saufe, Irrländ. Stacadh, Pohln. Stog, Jtal.Stacca, Engl.
Stack. (S. auch Steig und Steigen , von welchen es in diefer
Bedeutung ein Intenfivum iſt.) Aus den eigenthümhchen Nab⸗
men vieler Berge in der Schweiz und andern Gegenden, z. B.
Blankenſtock, Eck ſtock, Örefiod u. f-f. erbellet, daß es fo wie
Steig ehedem auch einen Berg bedeutet habe. Hierher geböret
auch Stock, fofern esineinigen Gegenden ein Getreidemaf iſt.
In Hamburg ift ein Stock Gerfien eine Menge von drey Wifpeln,
In andern Fällen ift dafür Laft üblicher, Wenn es alsdann ein
Zahlwort vor fich bat, fo bleidres im Plural unverändert, Sechs
Stoc nicht Stocke.
Nach einer, auch bey andern Äbnlichen Wörtern, welch
rine Maſſe, eine Ausdehnung nach allen Seiten, oder auch eine
Feftigfeit,eine Unbeweglichkeit bedeuten, geiwöhnlihen Figur, ift
Fo in vielenZufammenfegungen des gemein.Lebens ein gewöhn⸗
liches Zeichen der Iutenfion, welches fo wie erz — den Begriff des
‚folgenden Wortes erhöhet. Der große Haufe der Hoch und Ober⸗
deut ſchen kennet von diefer Art die Wörter ſtockblind, ſtockd ürre,
ſtockd umm, fotfiniier, ſtockfremd, ſtockſteif, ſtockſtille, ſtock⸗
fumm, und vielleicht noch einige andere, Im Niederfächfifchen
fagt man auch ſtocktodt und ſtocknackend. Ben welchen Wörtern .
man nicht allemahl unmittelbar an einen Stod, Stab, oder an
einen Stock, Kloß, denfen muß, S. diefe Wörter an ihrem
Drte, ingleihen Stockbohme und Stodnarr. - :
4. Der Begriff aller in Einer Höhe oder auf Einem Boden eines
&:häudes befindlichen Zimmer heißt ein Stod oder ein Stock⸗
ziert, fonftauch ein Schoß oder Geſchoß, wo der Plural, wenn
ein Zablwortvorber gebet , gleichfalls Srod lauter. Ein Haus
7}
Der Stockamboß, des — es, plus, Sie—e, Sep, Sen
fehmieden, ein Amiboß, welcher oben in Geſtalt einer Kugel abges -
Geflalt, 8. Stod %
—
— — —
*
N Fe
Kupfer⸗
ruudet iſt, die runden Böden der Geſchirre darauf zu ſchmieden;
vielleicht von deweifernen Stocke öder Stade, anfweldiem erin«
dem Klose ſtecket.
meinen großen wilden Änte, welche aud) Zorn, Werzänte, Blau:
änte,Spiegelänte genannt wird; Anas [ylueliris vera Klein,
Vielleicht iftes die Anas clypeataLinn. weiche gleichfalls die
Die Stodänte,plur. SHe—n, bey einigen ein Rahme der des 32
J
fen Rabmen führer. Virfeicht auch wegen ihrer furzendiden
Der Stodarbeiter, des — s plur. ut nom. fing, eine Art
Der Stod - Böhme,des— n, plur. die — n, im gemeinen
*
vontzwey, drey Stock. Im erfen ; im zweyten Stode
wohnen. Im Bohmiſchen gleichfalls Stock, im mittleren Lat,
Eftaco, Etaga, woher die Franzoſen ihr Etage haben. Der
Stammbegriff iſt in diefer Bedeutung noch ein wenig dunkel; ins
deffen fcheinet, ſo wie in Schoß oder Geſchoß, der Begriff der
Höbe, der herefchende zu ſeyn, obgleich auch der vorige Begriff
der Maffe, des Inbegriffes mehrerer Dinge EinerArt derStamms
begriff feyn fann. S. auch Stockwerk.
5. Endlich finden ſich auch Spuren , daß Stock ebedem
- Auch einen hohlen Kaum , ein Behältniß bedeutet haben müffe,
da es denn als ein Verwandter don dem Dberdeutfchen Teichel,
ein Canal von der-Dode im Schiffsbaue, von dem Holländ,
Dogger ,eit Tleines Schiff, von tauchen u.f. f. angefehen
werden kann. So wird 3. B. inden Brauhäufern ein vierediges
Gefäß in Geftalt eines Kaſtens, worin man das Bier abfühlen
‚Täffet, und welches auch die Rühle und das Bühlfchiff heißt, der
Kuͤhlſtock genannt. -
Anm. Der verdoppelte Gaumenlaut am Ende ift ein Zeichen
einer Iutenfion, fo daß diefes Wort fo wohl von fichen, fiauchen,
freigen, ftechen, in der weiteſten Bedeutung der Bewegung, und
andern ähnlichen adgeleiter werden muß, deren fämmtliche Beden⸗
ungen zum Theil in denfelben zufammen fließen. Ju der ganzen
dritten Hauptbedeutung find di! und Dode, Teig, und andere
ähnliche als nahe Vertvandte davon anzufehen, indem ihnen
zum Theil nur der theils zufällige, theils intenfive Ziſchlaut
mangelt. ©. auch Stoden.
Der Stockaar, des—en, plur. die—en, oder det Stock⸗
aöler, ves— 8, plur. ut nam. fing. eine Art Falken mit
Ihwarzen wellenförmigen Flecken aufder Bruſt, lehmgelben Für
Ser und einem ſchwarzblauen Schnabel, Falco palumbar us
Klein. Taubenfalk weil er heſonders den Tauben nachſtellet.
Den Nahmen dat er vielleicht von feinen kurzen Flügeln, welche
ia eine Inrze nad dicke Geſtalt geben, S. Stock 3.
Stockdunkel, ©. Stoffinfer. 3
Der Stödel,des—s, plur. ut nom, fing, bey den Nadlern,
Seiler, welche odue Läufer arbeiten, und verſchiedene Arbeiten der
andern Seiler nicht verſtehen. Sie ſcheinen eine Art Spitz ar bei⸗ —
ter zu ſeyn, beyde aber find von den Keiffcplägern unter ſchieden.
Feifch verfichert, daß fieden Naben daber haben, ‚weil fie ihre
Arbeit auf einen Knauel, wie einen Wachsftod wickeln, und Er -
fentveife verfanfen. Dan finder fie Häufig am Rheine, -
Das Stodband,des — cs, plur. die — bander, ein zierliches
Band an einem Spazierfiode, ;
Der Stodböre,des— es, plur. die — börfe, eine Art "großer
Borfe, zum Unterfehiede von den gewöhnlichen Börſen und Raul:
börfen. Vermuthlich auch von Stock gt
Ding, Förperliche Maſſe, bedeutet;
Stockblind fegn. Ein ſtockblinder Menſch. Bon Stock, *
fern es ein Zeichen der Jutenſion iſt, S. Stock 3. 4).
ben, ein dummer, ſtöckiſcher und hartnäcklger Böhme, und in wei⸗
term Verſtande, ein jeder Meuſch diefer Art. Da diein der Peibeis
genfchaft ledenden Böhmen ihrer ſtockiſchen Genfithsart wegen
3, fo fern es ein gropes
Stockblind, adj. et adv. völlig blind, im höchſten Grade si d
dr -
*
berufen ſind, ſo ſcheinet Stock hier entweder zu ſtock iſch zu ge⸗
böven, oder auch das bloße Zeichen der Intenſion zu fryn, gleich-
ſam einen Erz⸗Böhmen zu bezeichnen, oder auch von dem inten, /
fiven od, fehr zufammen gefegfzufepn, weil die Siock⸗ Beh⸗
V
men den Deutſchen Bauern in Böhmen entgegen geſetzt werden.
©. aud) Stocknarr.
Stockdickfinſter, S. Stokfinter. i
Stockdumm, adj. et-adv. im hohen Grade dumm, im gemeinen
Leben, S. Stod 3 (4). ;
Stockdürre, adj. et adv. fehr dürre, vollkommen dürte, fo Büren, -
wie ein Stock, euch nurim gemeinen Leben, S. Stod 3 (4).
dev eiferne Lauf, worin fich der Unterſtämpel oder Amboß an der
Wippe befindet ; einohme Zweifel mit Stock, Kloß, gleich beden.
tendes Wort, nur daß es vermittelt der Endfpibe — el, cin Werke
zeug, Ding von dem Zeitworte ſtocken gebitder if,
Das Stödel, des— 8, plur. ut nom, fing. ein im gemeinen fee
ben übliher Diminutivun von Stock, für Sro@lein. Beſon⸗
ders iſt es im Bergbaue das runde Holz über und an dein Ventile
in-den Pumpen, E $ —
den meiſten Bedentnngen das Stammwort deſſelben iſt, aber mr
noch in einigen Fällen feines ehemahligen vermuthlich viel weitern
Gebrauches üblich iſt.
I. Als ein Yetivum, wo ee zunächk von Stock gebildet zu fi TER
fheinet. 1. Die Tuchmacher Baden die Tücher, wenn fie felbis
ge aufr oder zufanıme-rollen. Vie leicht, weil esaufeinen Stock
oder Stab gefhicher; wo nicht, fo ſcheinet der Begriff der Maſſe,
der Dicke, der berrfehende zu fepn, 2. Im Dberdeurfchen ſocke
man den Wein und andıre Gewöchfe, win man Stocke di
—— vlabi⸗
*
Pi
ER .
*
Stocken, verb. reg. welches mit Stock nahe verwandt und in x E
-
|
—ñ—
*
— Sue oder Seiberutenftsen u: welches man in
andern \ genden pfablen, flangeln, fabeln, nennet. 3. In
SEEN, bedeutei e3 die Stöcke oder Wurzeleiiden gefälleter
. Bäume,austoiten ; in verſtocken aber, hart, unempftadlich dem
Ge müthe nad, machen, (S. daſſelbe.) Im Schwed. iſt Kocka
gleichfalls verhäcten. 4. Das Reciproeum ſich Hoden ader fich
befioden wird von den Öewächien gejagt, wenn die Pflanze meh⸗
tere Stängel oder Haliue treibt, welches man auch ſich beſt au⸗
Sen nennen.
IL Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte baden. . Mit
dem berefchenden Begriffe des Stehens, von welchen Zeit
worte es hier ein Intenfivum ift, und den figürlichen Neben⸗
begriffen fo wohl der Die, als auch der Unbequemlichfeit.
6) Aufhören fi zu bewegen. Das Waſſer wenn es
nicht abfließt.
Ihm ſtockt ſein Blut, ihm ſtarrt das Saar, Dich:
Beſonders figüclich. Das Geld ſtockt, wenn es nicht circuliret,
wenn deffen Uns oder Kreislanf gehemmet iſt. Stockungen in
dem Umlaufe des Geldes verurfächen. Die Sache ſtockt, will
nicht fort, wird gehindert. Die Handlung ſtockt jegt überall.
ngleichen unperfönlich. Es ſtockt mit der Sache. In welchem
Verſtande man * fagt, in das Stocken oder Stecken gerathen.
2Im Reden inne halten, weil man nicht weiß, was man fagen
_ fol, im Reden * Een bleiben. Nach einer kleinen verglei⸗
ung fahrt ev mie einem Aber fort und ſtockt; nun ſerr Or⸗
gon, was haben fie? was ſtocken fie? Gel.
Er ſtockt, wenn man ihn fragt, zeigt ein yerfieeut Geſicht,
Und widerſpricht ſich ſchon, eh’ er sehn Worte ſpricht,
eben derſ.
Auf hören fi gu bewegen und dicke werden, wo es beſouders von
flüſſigen Körpern für gerinnen, geſtehen, üblich iſt. Das Blut
Hot, die Mild ode. Auch algein Reciproenm. Die Milch
ſtockt ſich. Im Schwediſchen gleichfalls Mocka , im Latein.
mit dem n, dem Beg’eiter der Öaumenlante, ftagnare. 2. Trock⸗
ne Körper ſtocken, wenn fie von ſchädlicher Feüchtigkeit ohne -
Bewegung verdorben werden, Die Leinwand jtodt, werin fiean
- einem feuchten Orte liegt. Stodfledig feyn, duch das Stoden
Slede befommen haben. Ingleichen unperſönlich. Man muß die
bolzernen Geſchirre an einem bedeckten Ort Nelken, wo es nicht
ſtockt, dr. nicht ſtocken mad.
So aud das Stocken, undin einigen Fällen die —
Anm. Schwede ſtocka, to ftik. Siche Stock, Steben,.
Stauen, Stauchen uff. .
3 Stöken, verb. reg. act. Re Stod legen, $. i. in. Berbaft
nehmen und mit den Füßen.in einen hohlen Rlog befefligen, und
in weiterer Bedeutu ig, tn ein hartes Gefängniß legen; ein
nur im gemeinen Leben üblihes Wort, befondersin der R. U.
‚jemanden ſtöcken und blöden, inden Stod und Block legen.
Wenn es Weish. 2, 19 heißt, mit Schmach und Qual wollen
wir ihn ſtocken, d. f peinigen, fo ſcheinet es daſelbſt in einer
ungewöhnlichen weitern Bedeutung. iu ſtehen. Im Schwer.
Stocka. S. Stock 3. \
Die Stokerbfe, plur. die —n, eine Art wilder Erbſen,
welche unter dem Getreide in Europa wächſet; Pilum ar-
"venle Lian.
. Das Stoderz, des— es, plur. bo nur von mehrern Arten,
die — , im Bergbaur, Erz, welches in Stöden oder Stockwer⸗
ken bricht, S, Stockwerk.
Die Stockeule, plur. die — n, in einigen Geaenden, ein
Nahme der Fleinen Art Eulen, welche unter den Nahmen der
Kauge am befannuteftenfind, Noctua parua Klein, Biel
leicht wegen iprer kurzen dicken Geſtalt, von Stock 3,
as ae 394
Die Stokfäulung, plar. inuf, indem Weinkauc, das Faulen
der Weintrauben an dem Stocke, welches weniger aber beſſern
- Mein gibt,
‚Die Stodfeder, plar, Sie — n,oder der Stockkiel des —te;
plur, die — e, der äußerfte Federkiel an einem Gänfeflüget,
— kürzer und härter iſt, als die übrigen; vielleicht wegen
dieſer Härte,
"Die Stockſidel, plur, die — n, S. Stotgeiga,
Stodfinfter, ad). et ady. im höchſten Grade fiuffer, im gemein
nen Leben. In Hodfinfteree Mache. Stockdunkel, in der Deum
[ben Bibel, Hiob 10, 22, mit einer ungewöhnlichen Tavtolodie
ſtock dickefinſter, in — Gegenden, ſtichdunkel, ſtichtinſter,
bey dem Hans Sachs ſtick finſter, im Niederf,; ſtickendüſter, von _
Stock, den Zeichen der Intenfion, ©. Stock 3 (4).
Der Stockfiſch, des — es, plur. die — e, ein Nahme gewiſſer
‚ohne Salzan der Luft fehr hart gedörrter Fifche ‚aus dem Ges
ſchlechte der Dorfche, befonders aber des Kabeljaues, Gadus
Morhua Linn. welcher an den Nordamerikaniſch. Küffen gefan⸗
gen und zugerichtet wird, ohne Plural; im Franz. Stocfiche oder
\. Tocfiche, im Böhm, Sstok ws, beydenach dert Deutſchen. In
engerer Bedeutung befonumt diefer Fifh den Nahmen des Stock⸗
fiiches, wenn er an dem Rückgrathe vorher aufgeriffen worden, i-
welchem Falle er in einigen Gegenden auch Stahfifch beißt; iſt er
- ganzund ungefpalten gedörret worden, fo wird er Rundfifch ger-
nannt. Der Klippfifch ift gleichfalls eine Act Kabeljau, der auf
den Klippen gedörret worden.und nicht fo hart at, als der Stock⸗
fifch. In weiterer Bedeutung wird aud) der grüne und lebendige -
Kabeljau von einigen obgleich fehr unbilligStockſiſch genannt, Der
Nahe rühren gewiß nicht, wie, Friſch will, von der Ahnlichkeit
der zuſammen gebundenen Bündel diefesFifches mit einen Amboß⸗
ſtocke eder Klose ber; ſondern entweder, weil.esiauf einem Ge-
rüſie non Sröden oder Stãben gedörret wird, oder auch wegen
feiner Ahnlichkeit mit einem Stocke, oder auch wegen feiner Härte,
lich als eine Anfpielung auf die Steife und Gefühlloſigkeit bepder.
Wenn ich den ſofmeiſter nicht fortgejagt bätte „ fo wäre ip
ein SERIE geworden, wieer war, Gellert.
Stokfiekig,adj. etadv. von dem Stoden verurfachte Fleden
haben. S. Stodenll. 2.
StoFrfremd, adj. et adv. völlig fremd, im gemeinen Leben, ein
ſtockfremder Menſch. S. Stock 3 (4).
Die Stockgarbe, pluͤr. die —n, in einigen Gegenden, ein er
bent au Garben, welchen der Eigentdümer eines Holzes dem
Wald sund Forfiherten für die Ausſtockung oder Ausrottung
deſſelben entrichtet; die Sorigarbe. - _
Die Stofgeige, plur. die —n, eine kleine (male Beige in Ger
. ftalt eines Stodes oder Stabes, die Stockſidel.
Das Stockgut, des — es, plur. die —güter. 1. Ein nur in
einigen Örgenden für Stammgut übliches Wort, (S. daffelbe 4
"Bon Sto&,gemeinfchaftlihe Dlaffe, Stamm, Geſchlecht. 2. Gü«
1er, d. i. Grundſtücke, welche durch Ausſtock ung oder Ausrottung
eines Waldes zu Acker gemacht worden,
“Der Stodbamen, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen
Gegenden , ein Fiſchhamen mit einem Stocke oder Stiele,
Die Stockhaue, plur. die—n,. eine ſtarke Haue, die Stöcke
. oder Wurzelenden der Bäume damit auszurotten.
Das Stock haus, des —es, plurf. die —häufer, ein Haus oder
Gebäude, in welchem fih.Ein oder mehrere Gefãngniſſe zur Ver⸗
wahrung der Befangenen befinden.. Bon Stod, ein Klotz in⸗
Gleichen Gefängniß. S. auch Stockmeiſter.
Das StoKholz, des— es, plur. car. Holz, welches aus den
Stocken, d. i. Wurzelenden — ————— worden.
Bb3 Stockig
Figürlich iſt Stock ſiſch ein dummer einfältiger Dienfch, vermuth⸗
£
— *
95 2 Ste 5. en
Stodig, er, —fe, *— et — von ſtocken — Feuch⸗ Die Stocrolle plur. die ⸗n bey den PEN —
tigkeit verdorben werden, ** Beucprigfei verderben, DieWis rer auf einem Stocke ſtehende Rolle auf Bm abfuheuche ui
ſche iſt ſtockig. welche ſich der Draht winden muß. ——
Stockiſch, —er, —te, adj. et adv. von ME, unbeweglich -Die Stodrofe, plur. die—n, eine Art Pappel mit einem ein»
fenn, ingleichen mitder Sprache nicht fortfommen, aus Bosheit, fachen hoben, arten und rauchen Stode oder Stäng:L, und gro⸗
Eigenfinn oder Hartnäckigkeit nicht ſprechend oder antwortend, Sen Auer Hofe ähnlichen, aber geruchlofen Blumen; Alcea rolea
Stockiſch feyn. Ein ſtockiſcher Menſch inn, Rofenpappel, gefüllte Pappel. —
Der Stockkiel, des —es, plur.die— er, ©, Stodfeder. Die Storihere, plur. die —n, bey verfchiedenen Handiverfern
Der Stockkien, des — es, plur.car. Kien,zuelder. “aus Bien: und Künftlern, eine Schere, welche mit dem einen Arme in einem
ocken di. den Wurzelenden gefälleter Kienbäume geichlagen wor⸗ Stocke oder Kloße, oder einem flarfen Stode oder Stabe undes »
den; zum Unterſchiede von dem Baum- und vogelkiene. weglich ſteckt, Bleche u. f. f. damit zu zerfihneiden, Solche Stock⸗
Die Stockkohle, plur. die—n, Kohlen, weiche aus den Stöden Scheren haben die Schtöffer, Güriler Kartenmacher ee SB
und Aſten in Gruben gebrannt werden; Grubenkoblen. Das Stodicheit, des—es , plur. die — e, Scheite, welche aus
Die Stoklaterne, plur. die—n, eine Laterne miteinem unten ° denStocken ober Zurgetenden gefüllten &dume gechlagen worden. — N
an derfelben befindlichen Stocke oder Stiele, an welcher fieinder Der Stockſchilling, des — es, plur, die —e, von Schilling, £
Höhe getragen wird; die Stockleuchte, Stangenlaterne. fo fern es eine Anzahl Schläge bedeutet, (Sdaffelbe.) ı . Schläge,
Der Stodmeifter, des — 8, plurs utnom. fing. von Stock, mit dem Stode, als vine Strafe, bin nad wirder im gemeinen
RKlotz im Öefängniffe,, und das Gefängniß felbft, derjenige, wel⸗ Leben; Stockſchlaͤge Einen Stockſchilling bekommen, 2, In
eher die Gefangenen in feiner Aufſicht bat; in der höhern Schreib- einem andern Verflande iſt der Stockſchilling eine Züchtigung ı aut, — A
"art dev Kerkermeiſter in Aachen der Grasperwahrer, im mitt» Ruthen oder einer Peirfcheindem Srode oder Grfängniffe.
lern Lat. Cipparius. Der Stokfchlag,ses—es,plur.die—fchläge, Schläge —
‚Das Stockmeſſer, des —s, plur. ut nam. fing, in einigen Stocke zur Strafe oder zur Züchtigung. Stockſchlage befom
Segenden das krumme Meſſer oder die — der Winzer, womit Der Stockſchnupfen, des —s, plur. inuf, ein Schnup
fie die Weinflöde beſchneiden. welcher oder, nicht zum Fluffe kommen will, zum —
Die Stockmorchel, plur. die — n, eine Art runder Mor» voneinem fließenden Schnupfen.
cheln, voller löcheriger Knorren, Ohrenmorcheln, zum Un» Die Stokfchraube, plur. die —n, die Schraube an ——
terſchiede von den Spigmorcheln. Vermuthlich von Stock, Schraubeſtocke, womit er geöffnet und zugeſchraubet wird —
ein Klog, Maſſe. Der Stokfdiwamm, des—es, plur, die —Ihwämme, eine Act
Der Stocknarr, des—en, plur, die en, derjenige, welcher- Feines eßbarer Erdfhwämme, welche aufund anden Srödenger
ein Geſchaft daraus macht, andere durch feine Narrheit zu beluſti⸗ faͤlleter Bäume, beſonders der Buchen und Echen wachfen; Ss —
gen, in welchem Verſtande die sofnarren ehedem frbr hänfig pilz. Ob der Amanita faleiculoſa Dillen. — Si
Stock arren genannt würden. Friſch erkläet den Nahmen von auch Stock ſchwamm beißt, eben derſelbe ift, weißi nicht. ED
dem hölzernen aufeinem Stode befindlichen Narrenbildg, Franz. _ Stodfteif, adj. etadv. im gemeinen Leben, fehr fteif, fo ſteif ie S
Marotte, weldhes fie ehedem zum Zeichen ihres Berufes in den ein Stock. Wie du fo ſtockſteif da fiebet S.Sto& ala. *
Dänden führten. Allein Stock kann bier auch eine bloße Intenſtou Stock ſtille, adj. eradv.aud) nurim gemeineu Leben, im dochſten
bezeichnen, uud fo viel wie Erz — bedeuten. (©. Stod 3 (4). Grade ſtille. Er ſchwieg ſfockſtill. Inſtockſtiller Macht.
Ebhedem ſagte man auch Stoderey treiben, für Poſſen machen ; Niederf. boomfill, baumftill, In beyden iſt die erſte Hälfte a 4
woraus inan beynahe fchließen follte, daß Stock ehedem aud) ei- Zeichen der Jutenfion. ©. Stod 3 (4). a
nen Narren oder Hokdummen Menſchen bedeutet habe, fo wie „Die Stokubhr, plür: die — en‘, bey einigen, ein Rapmeeinen
ſich das Zar. Stultus, zu demGefchlechtedes Wortes Srelfe rech⸗ Stugubr, ©. diefes Wort.
nen läffer, fo fern es mit ſeinen Verwandten ehedem auch einen . Die Stodwäche, plur. die—n, biyden Reiegesherren und Sole
Stock, Stamm, Stumpfen, bedeutet hat, daten, die Wache-bey den Gefangenen, von Stock, Gefänanig. .
"Das Stodpanfter, des —s, plur. ut nom. fing. in- der 59. Das Stokwerk, des—es, plür. die—e. 1. Im Bergbau
draulit, ein Panſterzeug, wo das Panfterrad auf einem feften La⸗ eine große Maffe in einem Gebirge eingefhloffenen Erzes, in Ge⸗
‘ger unberveglich liegen bleibt; zum Unterſchiede von einem Zieh: . _ flalteines großen Alumpens, oder in der Bergſprache, eine große „
panfter. Eutweder von Stock, ein Klog, Balken, das feſte Las Menge bey einander befindlichen Erzes, welche weder Hangendes
. ger eines foldyen Rades zu bezeichnen, oder auch von fioden, uns noch Liegendes hat; der Stock das Geſtöcke, zum Unterfchiede
beweglich feun.. von einem Gange, Slöge, Gefihtitte, Gefchiebe, und Fleife odıe
Die Stodpfeife, plur, sie —n, eine wenig mehr gebrätchliche
Benennungeinerflüte douce sder Flüte ä bec, welche wegen
des ſpitzigen Mundflüdes auch Sie Schnabelpfeife genannt wird.
Wegen der Ähnlichkeit mit einem Stocke.
Der Stodpilz, des —es, plur.die—e, S. Stockſchwamm.
Die Stockpreſſe, plur. die —n bey den Buchbindern, eine gro«
ge,gemeinialich eiferne Preffe, die gefalgten Bücher darin zu prefs
fen. Bon Stock, ein Bled, Klo,
Der Stodraum, des—es, plur.die —räume, ein ausge
rottetes und zu Ader oder Wiefen gemachtes Stück Waldes, wo
die Stöcke, d. 1. Wurzelenden der gefälletenBänme weggeräumes
‚nem Gange machen würde.
Niere. . Das Tleſt oder die FFiere iftvon einem Sto@werke nur
in der Größe verichieden. Ein Stockwerk muß, wenn es diefen
Nahmen haben foll, wenigſtens fieben Lachter mächtig feyn, und
feine Streichen in die Länge haben, welches Ießtere daſſelbe zu ei⸗
Stod bedeutet Hier eine Maffe, eis
neu Haufen, Klampen. 2. Aiıden Gebäuden ift der Stock oder
das Stockwerk, der Inbegriff der über einander auf EinemBoden _
befindlichen Zimmer oder Räume, Kin Zaus von einem Stock⸗
werke, von zwey, drey Stockwerken. Im erfien Stockwerke
wohnen. Franz. Etage, das Schoß, oder Geſchoß, im Oberd.
der Gadem, in einigen Gegenden auch das Gemach Stock⸗
werk kann bier, fo wie das Griech Joswrsg, von downg , ein Bal⸗
Eon, eine Verbindung tichreter Srode,d. u. Sänten und Balken, -
Brzeichnen. (9, Stod 4 MNigürlich iſt bey den Perrückenache vn
das
werden; Rodeland, Neubruch, Neuland das Geraumte. —
Die Stockrinne, plur. die —n, eine bö’gerne, aus einem Stöde
eder Stamme gehauene Dachtinue.
* * *
— — das Seftinnunfe: ar der Bänge gu den Hann ;
-welcyes auf dem Maßſtabe von » bis 20 gebt.
er des— es, plur. die—zähne, 1.Bes einigen
ein Rabe aller Badenzähne, welche die von den Hnndsgähnen |
serfehniftenenBpeifen, zermalmen; vielleicht wegen hrer mehrern
Größe, Dice und Breite ; von Stock, Klotz, Maſſe. 2. Im engern
" amd eigentlichern Berflaude wird nur der letzte Backen zahn auf
jeder Seite der Stockzahn genannt, vielleicht weil er unter allen
Zahnen amlangfamften und fpäteften und bey manchen wohl gar
nicht zum Vorfcheine kommt, vorftoden, inne balten, nicht bewe⸗
get werden. Weil diefe Zähne gemeiniglich erſt in den Jahren des
Verſtandes aus ihrer Höhle berans tceten, fo werden fie and Weis»
beitssabne genannt,
"Die Stodzenge, plur. dien, eine Fleine Zange dr Schlöſſer,
aubere Stüde damit anzugreifen. Einige haben auch runde Mäus
. Tev, faubere Stücke damit rund zu biegen.
" Der Sto@ziemer, des — 5, plur. ut nom. fing. ein Rahme
der Meeramfel, S. diefes Wort.
S Der Stof, in einigen Niederdeutſchen Gegenden, ein Becher undein _
beſt immtes Maß flüffiger Dinge, ©. Stübchen.
Der Stoff, des — es, plur. die — e. 1. Ein gewirkter Zeug,
. welcher vielfäcbige Blumen durch das Broſchieren erbalten hat ;
mo der Plural nur von mehrern irren eebraudht wird. W slliner
Stoff. Seidener Stoff, welcher nur Stoff ſchlechthin genannt
‚wird, Reicher Stoff, Goldoſtoff, Silberftoff, in welchen Gold
oder Silberfäden broſch ieret worden. Englifh Stuff. In diefer
- Bedeutung ift es aus dem Franz. Etoffe entlehnet, welches aber
einen jeden Zeug bedeutet, 2.Eine jede Materie, aus welcher etwas
wird, oder werden foll, und in weiterer Bedentung Urfach, Anlaß,
Gelegenheitzalles in der edlern und bödernSchreibart. Stoff zum
© Lachen haben. Femanden Stoff sum Weinen geben. Der
Stoff zu einer Geſchichte zu einer Komodte. Da dieſes Wort
bier eigentlich eine unbeſtimmte Menge oder Maffeebedenter, fo
iſt der Plural auch nicht gebräuchlich, obgleich derfelbe von yinigen-
‚ ‚zerfucht worden. Gedichte/ die in Anſehung Ihrer Stoffe (beſſer
ihres Stoffes), die nächfte Ahnlichkeit baben.
Schau, fagte die Hatur, dir Steffe geb' ih dir
Wiee due brauchen Faunirdes lerne ſelbſt von mir,
R Duſch.
Anm. Inder zweyten Bedeutung im Fran; aleichfallsEtoffe,
ehedem Koffe, im Engl, Stuff, im Span. Kliofa,i im Hollãnd.
Stoff. Im ten iſt diefes Wort erſt in den nenern Zei⸗
gen recht eingeführet, und von manchen, ale ang dem Franzöfi ſchen
entlehnet, verworfen worden. Indeſſen ſcheinet es doch ein antes
altes Deutſches Wort zu fen, tiven das NRiederdentfehe Stoff, ſo
wohl von einem Zeuge, als von einer jeden Materie allgemein
gangbar, und alfo wohl ſchwerlich aus dem Franzöſiſchen ent
Ichnet worden it. Man muß eg daher alseinen gleichzeitigen Ver⸗
wandten von dem mittlern Lat, Eftoffa, und det rang. Etoffe
anfehen, welder allen Anfeben nach uefprünglich mitStück gleich
bedeutend geweſen, und zuStaub, Stufe im bergmännifchen Ver.
ftande, Staffieven u.f.f. geböret. Auch unfer Zeug, bedeutet
nicht allein einen —— Zeug ——— manchen Fällen auch
eine Materie,
Stoffen, adj. etadv. ans Stoffin der erften Bedeutung, verfertie
‚get, Ein ſtoffenes Kleid.
@töhnen, verb. reg, neutr. wildes das Hülfsinert baben er⸗
- fordert, anhaltend fenfzen, mit Scufzeu Atdem hohlen, fo wohl
> zum Zeichen großer Mattigleit, als auch eines heftigen Schmer⸗
gene, welches von dem Achzen wenig verſchieden iſt. Scufzen
ad Stebnen. Bey der Arbeit ſtohnen, vor Mattigkrit oder
großen Anftcengung. Der Kranke liege im Bette und ſtohnt.
— ——— ——
ET R EAN ) 3 2A
ee
vor großen Schmerzen ächzen und föhnen: “ auch das
Stohnen.
Anm. Im Niederdentfchen und andern gemginen Brundarin
fiebnen, im Schwedifhen mit einem davon gebildeten Intenfive
ftanka, %:!änd. Rianka, im Griech gevem. gvaxeır. Daber
iſt im Griech. aoIevim frank feyn, Böhym,liunatı, wo auhStos
nani die Aranfheitiji, Ex tff eine unmittelbare Dnemaropbie des
ſtöhnenden Eantes, und mit tönen verwandt; Statt diefes Wortes
gebrauchen die Niederſachſen auch kümen, Ditfrivd’kumen, (©.
Kaum und Rummer,)ingleichen Flöhnen, Schwed. Klanka, (S.
Klingen, Rlang,) und anfen. Wenn. ehnen oder ftöhnen
im Niederfächfifhen auch fich Rügen, lehnen bedeutet, Hol. leur
nen, foiftes alsdann ein vermittelft der Endſylbe nen gebilderes
Intenſivnm von fteben oder vielmehr fianen.
Stöhren, ©. Stören,
Die Stolle, plur. die —n, Diminut. das Stöltchen , das fol.
gende Wortim weibtichen@eihlechte, i in welchem es in verſchiede⸗
nen Fällen von einer Furzen dicken Maffe, und in weiterer Bes
deutung für Maffeüberhaupt, ein Theil, Stüd, gebraucht wird. .
Daß es in einigen Gegenden eine Wachsferze, vermutblich eine
von dicferer Art bedeutet, erbellet aus dem Friſch, eine Wachs⸗
folle. In Butterſtolle iſt es in einigen Gegenden für Butter⸗
baume oder Butterbrot üblich, d. i. ein mit Butter beſtrichenes
Stif Brot. Ju einem andern Verſtande iſt in Oberfachfen die
Butterſtolle eine Art Gebackenes aus Butterteige, welches die Ge⸗
falt eines langen an? schmalen Brotes hat, und jo fern daffelbe ges
meiniglih um Weihnachten gebacken wird, die Chriſtſtolle beißt:
Wird der Teig zu einer ſoſchen Stolle aus drey heilen wie einZopf
arflochten, fo befommt fie den Nahmen eines Burterzopfes. Die
Fierenftolle, ift bey den Köchen der ansgelaffene Nierentalg der ,
Kinder vermurhlich auch wegen der Gefkalt, in welche es geſchmol⸗
zen wird. Fa manchen Öcgenden wird auch das folgende Stol⸗
len, als tin weibliches Wort, die Stolle, gebraucht.
Der Stollen, des—s, plur; ut nom.fing. Diminut, dasStöll-
‚hen, ein Wort, welches in einer SoppeltenHauptbedeutung üblich iſt.
3, Dir dem Begriffe des Stehens, der Feſtigkeit, Kürze und
Dicke, der Hervprragungn. ſaf. (1) Eine Stüße, beſonders eine
kutze dicke aufrecht ftebende Stüge, beißt in manchen Fällen ein
Stollen, und in einigen Gegenden eine Stolle ; in andern Fällen
eine Stüge, ein Stubl, ein Suß, eine Pfofte, eine Dode usf. f.
Die Bettſtollen, die furzen aufrecht ſtehenden Säulen an einem
Bettaeftelle, die Bertpfoften., In einigen Gegenden werden auch
die Füße an den Bänken und Stühlen Stollen genannt, Banfz
fielen, Stubliiellen. "Die Stollen, d, i, kurzen dicken Säulen,
an den Öetändern, weldye ſouſt auch Docken heißen. Die StoKen,
Turzen ffarfen Füßr an einem Hafen, (S.Stollbafen.) Auf Stole
len ſtehen, Stollen an etwas machen. Die Stollen an den
Hufeifen der Dferde, die Furzen ſtarlen ſenkrechten Theile hinten
an den Eiſen welche die Stelle der Abfäge vertreten; und foin ans
dern Fallen mehr. (2) Ein Abjas einer Heroorragung, gemeinig=
lich auch nur ineinigen Fälen, wo es in manchen Gegenden gleich,
falls dir Stolle lautet. So wird der Abfas an einem Meffer bey
ber Angel die Stolle oder derStollen genannt. Figürlich iſt ben den
Me ifferfängern der Stollenein Abſatz in einem Geſetze, welcher
aus einigen Verſen beſtehet. Ein Bar. oder Lied befteber bey ibnen
RR verfchiedenen@efrgen, und ein jedes Geſetz aus zwes Stollen.
Mit dem verwandten Begriffe der Tiefe, der Anshöhlung,
Bes hobfen Raumes, in der Srollemim Lergbaue, ein börizona«
ler Canal, weldyer in dag Gebirge getrieben wird, fo wohl die Waſ⸗
fer abzufetten, als Wetter, 8. i. frifche Luft, einzubringen, ur
Lich auch das Innere des®ebirges zu. erforfchen. Daber der Dafs
ſerſtollen, Tagefiollen, Wetterfiollen, Suchſtollen; ing eichen
Erbe
Erbftollen, uf. — Den Stollen treiben, ibn, gra
ben und verfertigen; ihn aufnehmen, zu treiben übern hmen;
ibn faffen, auszimmern; ihn löſen, Schächte oder Lichtlöcher
auf denfelben niederfenfen ; ihn zuführen, weiter und höher mas
Senn. ſ. f. In den gemeinen Sprecharten der Bergleute lautet der
Plural auch wohl Stöllen. Das Schwed. Stola, Engl.-Siulm
and Böhm, Sstula, bede utet gleichfalls einen folben Stoffen.
. Anm. In der erſten Hauptbedentung einer Stütze u, ſ f. lautet
es im Schwed. Stol, im Böhm. Sstula. Im Riederdeutſchen ſt
Stal, der Grund eines Deiches oder Dammes, ingleichen der Fuß
eines Tifches, Stellen, Geſtell, Stubl, Stels, Stolz, u: ſ. f.
find getan damit verwandt ° Ohne Ziſchlant find in Hamburg
Dullen die Pflocke in dem Borte des Fabrzeuges/ zwiſchen welchen
die Ruder liegen. In der zweyten Hauptbedeulung gehören zu
deffen Gefchlechte, doch ohne Ziſchlaut, unſer Dille oder Tülle,
das Oberd. Doble, ein Abzug, Canal, und das Meißnifche Dölle
oder Tölle, eine tiefe Stelle im Adler, worin fi das Waſſer
ſammelt. So ſehr die Begriffe der Tiefe und Hervortagung eins
ander entgegen gefegt zu fepn feinen, fo nahe find fie doch in
‚dem Urſprunge der Wörter verwandt, und man wird nicht Teicht
ein Wort in der Spyache finden, in welchem ſich nicht beyde ver⸗
einigten,
Stollen, verb. reg. act, ein nur no in einigen Fällen übliches
Wort. 1, Die Weißgärber ſtollen die gar gemachten Selle,
"wenn fiefelbige auf den Stollpfahle oder Stolleifen ausſtrecken,
indie Breite dehnen und dadarch ihre Geſchmeidigkeit vermehren;
welche Arbeit auch ausbvechen und bey den Frangofen ouvrir
beißt, Vermuthlich von dem Stollpfable, welcher wegen feiner
Zurzen dicken Geſtalt anfänglich’ der Stollen gebeißen haben mag;
(S.diefes Wort.) Im Niederfächt. iſt foen, Rügen, und Notker
gebraucht es für gründen: Du ltollotoli dieerda, du gründe⸗
teft die Erde. 2, Mit Stollen, kurzen dicken Stücken oder Abfät-
zen verfehen. Ein Sufeifen tollen, die Stollen daran fhinieden.
Sp auch das Stollen.
Die Stollenarbeit, plur. die— en, von der Stollen, im
Bergbaue diejenige Arbeit, wei! in und an einem Stollen ge⸗
ſchiebet.
Die Srollenbefabring, plur. die — en, eben dafels, die ——
liche Befahrung eines Stollens von dem Bergamte, um zu ſehen,
ob er ſich noch in dem gehörigen Stande befinde,
Die Stollenbeule,plur, die—n, eine Beule an dem Gelenfe “
des Vorderfußes, welche ſich die Derdei im Liegen mit den Stollen
des Hufeifeng verurfachen; der Stollenfhwamm.
Die StoHenfirfte, plur. die — n,von der Stollen ?, im Bergs
baue die Firfte eines Stollens, d. i. deffen obere Fläche, und alles,
was über derſelben iſt; im Gegenſatze der Stodlenſohle.
Die Stollengerechtigkeit, plur. die — en; eben daſelbſt, die
Gerechtigkeit, d. i. das Recht, welches ein Stollen und deſſen
Eigenthümer auf gewiſſe Befugnifferhat, wohin z. B.der Stollen:
bieb und die Stollenſteuer gehöret. Auch das Stollen⸗
recht.
Das Stollentgerinne, — plur. — fing. eben da⸗
felbff; ein Gerinne an einem Stollen, das Waffer aus demfelben
abzuführen
Der Stollengeſchworne, es—n , plur. die —n, eben dar '
ſelbſt, ein geſchworner Bergbeamter, welcher einen — in
ſeiner Aufſicht hat.
Ter Stollenhaken/ des ⸗8 plur.ut nom. hof: inHüstenbane;
ein eifernee Hafen an einem langen Ötiele, drffen man ſich bey tem
Abtiechen des Stiches, wenn die Gänfe gemacht werden, beditnet.
Welle q⸗ van Stolen, Er Sun furge Maſſe
‚Die Stollenſteuer, plur. die —n, eben daſelbſt, eine Steuer, —
Das Stollenwaſſer, des —s/ plur. doch nur von mehrern Qnane
"st — RER . 440 —
* — — car, von der ‚Stollene, 1 Ba
Bergbane, das Recht, welche⸗ ein Stölluer bat, ı wenn er mit feinem Re
Siollen auf Erz triffrzdafjelbe in einer gewiffen Weite 2
und in feinen Nıfgen zu berwenden. Den Stollenhieb. baben. .
Da es denn auch wohl das dadurch ‚gewonnene Erz bezeichnet,
"Der Stollentarren, des, plur. utnom, ling. eben Dafelbf, >
ein ſchmaler Schublarren, deſſen man ſich in den en —
Berge und Erz durch dieſelben zu fuhren..
Die Stollenkaue, plur, die—n, eben daſelbſt eine Baut, &i.
leichte Hütte, über einem Stollenſchachte. A
Das Stollenm undloͤch, des — es, plur. die — Löcher. h eben 1
daſelbſt, das Mundloch, das iſt, die Sfuung,, der Eingang; ines
Stollens, J
Das Stollenneuntel, des — 8, "plur, ut nom. fing. eb nd 4
ſelbſt, das Neuntel, oder der. neuute Theil, welcher dem ( 2
thümer eines Stolfens vonden benachbarten Zehen für den Mur | ?
zen gegeben wird, welchen fie von dem Stollen haben. - -
Das Stollenzecst, des — es/ Plus, Sie—e, ©. TEE 4
rechtigkeit. ——
Der Stollenſchacht, des — es, plur, die — fhädte, ein
Schadt, welcher auf einen Stolen gehet, Licht eder friſche uf
in denfelben zu bringen, 3
Der Stollenfywamm, des —es, plut. die ſwwanne, =
©. Stollenbeule. -.
Die Stollenfohle, plur., — von Stollen e J Bere
+ baue, die Sohle, d. i.untere Fläche eines Siollens au Untere · €
ſchiede von der Stollenfirſte. \
4 Ya
— In e
welche dein Eigenibümer eines Stolens von den. angränzenden
Gewerken für die Vortheile gegeben wird, welche ihnen durch den
Stolfen zufliefen; wohin 5.8. das Stollenneunsel gehoret.
Die Stollenſtrecke, plur. die ⸗¶n/ eben dafelbft, der Kaum, wel⸗
chen ein Stollen in der Länge einnimmt; ‚ingleicpen, ein ſich in die
Länge erſtreckender Stollen.
Der Stollentraͤger des —s, plur, ut nom fing. von Stolle,
eine Art Gebackents, ein langer enger. Korb, worin die aus u
geformte Stolle zum Aufgehen gelegt wird, F #
Der Stollentrieb, des — es, plur. car. im Bergbaue, die Hand/
lung, da ein Stollen in die Länge fortgetrieben oder forigefeget
wird,
Der Stollenwagen, ses —s, plur. die—wägen, eben Bath,
ein Karremanf zwey Rädern, worauf’ das zu einem Spollen.nde"-
thige Zimmerholz angefahren wird, N
rg
titäten, ut nom.ling, eben dafelbft das aus. einem Stellen Ka
fließende, durch denfelben abgeführte Wafjer. n
Der Stollhafen, des —s, plur. die —häfen, ein Safen, die
eine Are Töpfe, welcher mit Stollen oder. furzen. Süpen ‚ders
feden iſt.
Der Stollnagel, des — 8, nlur, die— nägel; eine Art Nägel,
woniit die Sättel befchlagen werden, Etwa, weil ihr Kopf einen.
Stollen, d. i. einer kurzen digen Ssügegleiht?- 1
Der Stöllner, des — s, plur. ut nom. ling, von der Sr FR
2; im Bergbaur,derjenige, weicher einen Stollen auf feine R
führet und auterhält, der Eigentbümer eines Stolfens, Sun
ten’ werden auch wehl die Arbeiten in ‚einem ſolchen St
Stölfner genanut.
Das Stollort, des —es plur, — eben dafelft-ı ‚Das. 3
Ort oder ‚Cube eines Stollens,; im Gegenfage des Stolten. |
mund des, 2 2 ‚Ein Cr, ls —— oder. unterit diſche
Orisr-
Gang, eigene bie ande einer Grube nad dem Stollen
4. Bra ger um mit des ſelben Gemeinſchaft zu befonimen. .
Ber Stollofahl, des — es, plur. die — pfahle, bey den Weiß⸗
garbern ein kurzer Pfahl mit einer oben darauf befeſtigten runden
ſernen Platte, die gar gemachten Felle darauf zu ſtollen. Die,
Platte wird das Stolleifen genannt.
Stolpern verb, reg. neutr. welches das Hürfswore feyn erfors
Bert, im Geben auftoßen und dadurd) ans dein Gleichgrwichte ger
bracht werden, in der edlern Schreibart rauchen. Im Geben
"fsipern. Ps ftoipert auch wohl ein gutes, Pferd, tiber einen
‚Stein ftolpern.
— — Mit Beicyen Rolprete der Pferde müder Trab, Yadar-
Sigleichen ſigürlich, einen Fehler begehen. Sp auch das Stol:
ern,
2 Anm. Su den ——— —— fast man für. fiöl-
pern auch einen Stolprian machen, wo diefes Hauptwort auch
figürlich einen Fehler bedeutet. Bey dem Pietorius kommt ſtulen
— für flolpern vor, die Niederfachfen gebrauchen dafür ſtrübbeln,
frumpeln, Holänd. Arompelen, fulfeln , die Engländer
Rumble, die Schweden ſtupa, Gapla, die Isländer Aumra,
welche wohl insgeſammt, ſo wie folpern, Dnoniatopdien des
Anftoßens felbft find.
Stolz, —er,— eſte adj. et adv. ein Wort, welches urfprünglich
den Begriff der Höhe, der Größe, oder Hervorragung über aus
dere hat, aber nur in eigen figürlichen Bedeutungen üblich iſt.
2, Andere Dinge feiner Art an äußeren Aufehen übertrefs -
fend , und in weiterm Verſtande in feiner Ars vortrefflich,
prächtig, ſchön; eine noch im gemeinen Leben «vieler Gegen⸗
\
den übliche Bedeutung, Er wer der ſtolzeſte ſchönſte Mann,
den man von Leib und Grfund finden Foninte, Königshov.
bey dem Friſch; wo es von dem perfönlien guten Anfehen
mit Inbegriff vorzüglicher Leibesgröße gebraucht wird. Bey
den Fägern iſt der Sirſch Holz, wenn er völlig verendet hat,
weil er alsdann das böcfte und beſte Anfehen bat. Ein Hol
zes Haus, ein ſtolzes Maschen, ftolse Kleider, noch in
vielen Gegenden für präßtig. > Im Niederfächfifhen ſagt
man, einen ſtolzen Thaler Geld bey etwas verdienen, für
einen fchönen. Riederf. Holt, Schwed. keit. Ihre leitet esin
dieſer Bedeutung von dem alten Gothiſchen Stilt, ein Feft ber,
daß es eigentlich feftlich oder feyerlich bedeuten müßte, Allein
es ſcheinet dem Begriffe der Hervorragung, dee Überteeffens
‚an derhäftnigmäßiger Größe, der Vorzug zu gebübren. Im
Wallachſſchen ift Stolida, Zierde, Pu.
2.*Kübı, dreift, entweder fo fern die Kühnbeit in Erhebung
fiber andere beſtehet, oder auch fo fern fie aus dem Bewußtſeyn
eiener Größe und Vorzüge entfpringer , Holländ. Aout, Im
Hochdeurfchen ift andy die ſe Bedeutung ungangbar ; in einigen
Degenden- aber fagt man fich verfolgen, für ſich erfühnen,
3. In weiterer Bedeutung ift ſtolz feiner Vorzüge bewußt, und
5 Bewußtfeon durch fein Äußeres verrathend, wo es fo
wohl in gutem als nachtheiligem Verſtande gebraucht wird,
() Im guten oder wenigftens gleichgirttigen Verſtande, ih wah⸗
rer Borzüge bewußt, und diefem Bewußtfegn gemäß bandelnd.
Stolz auf etwas seyn, fich deffelben als eines Vorzuges bewußt
ſeyn. Ich bin ſtolz aufihn. Glückliche Zeiten, da Tugend und
FE meine Gefpielinnen waren, da ich noch anf mein zerz
folz feyn konnte!
Schön, edel, mild, zu flols, durch Bine zu gefallen,
— nd doch von Hochmuth fern, gefällt Ser Fiingling
allen, Weiße,
«2) Im AGcheiligen Berftande iſt man Holz, entireder, wenn die
? e. zůge / deren man fich bewußt ‚aifeyn ſcheiuecrache wierug vor⸗
Adel. W. B. 4Th. 2, Aufl. :
*
/ *
402
Banden ins, oder wenn man durch feine Handlungen ein höheres
Gefühl feiner Vorzüge verrärh, als fie verdienen, ingleichen in
diefer Denfungsarı gearündet; im Gegenfage des befcpeiden.
Stolz feyn, werden, machen. Einfiolzer Mann. Kine Hole
Antwort. Stolze Geberden , ſtolze Mienen , folge Augen.
Stolz. von Greberden, Gel, Reicptbum und Schonbeit machen
fiolz. Auf dieſe verſtcherung Bann ich eben nicht ſtolz werden,
Gel, Lucie,mein mannliches Herz zerbricht deine ſtolzen Sef-
feln. Noch werde der Brieger ſtolzeſte ſagen, Klopft, Zuwei-
Ten inengerer Bedeutung auch für ubermüchig. _
Die ſtolze Siueh (dat ung) verſchwemmet ganz und. gar,
Opitz;
in welcher Bedeutung es in der Deutfchen Bibel mehemadi⸗ vor⸗
kommt. — ——
Anm. Im Niederſ. ſtalt, im Schwed. gleichfalls ſtolt, im
Engl. und Holländ. lout. Es iſt wohl mehr als wahrz
ſcheinlich, daß der Begriff der ‚entweder wahren oder anger
nommenen vorzüglichen Größe der Stammbegriff ifl., daher
diefes Wort als ein Verwandter von Stelje und fleil anges
feben werden muß. Ein Stolzer ſucht oft auch feine förßerliche
Höbe größer zu machen, als fie iſt. Ein ſtolzer Menſch beige
im Niederf. auch ein Steilohr. Ohne Ziſchlaut geböret auch
das Latzin. tollere hierher. - Diefes Wort verändert in der
Eompofition feinen Selbftlaut nicht, daher es irrig iff, went
es beym Hagedorn heißt: tauſend mögen ſtelzer wählen,
Wenn im’ Prengen die Butter, wenn fie im Winter ſteif und
ungefchmeidig iſt, ftolz heißt, fo feiner es Feine Figur der
vorigen Bedeutungen, fondern alsdann ein: Berwaudter von -
‚Stollen zu ſeyn, fo fern es auch den Begriff der Feſtigkeit
bat,
Der Stolz, des —es, plur, car. das Hauptwort des vorigen Bey
wortes, 1. Das Gefühl feiner Vorzüge und die thätige Erweifung
diefes Gefühles durch äußere Handlungen. (+) Im guten oder
doch gleihgültigen Verftande, das Gefühl wahrer Vorzüge und
deffen Erweifung. Erhöhen eine Nation wahre Vorzüge, welche
fie befigt, durd das Bewußtſeyn ihres wahren Werthes, fo
iſt das edler Stolz, Gonnenf. Deine Seele ift — einen
edlern und gerechtern Stolz zu haben.
Es hören meinen Stolz, Belt, Donau, Wolga, Rbone,
Und weichen hinter mich, Naml.
(2) Im nachtheiligen Berftande, das Gefühleingebildeter, ingleir
hen dasübertriebene Grfühl wahrer Vorzüge. und deffen. thätige
Ermweifung. Dielen. Stolz haben. Er Fennet fih vor Stolz
nicht. Der Stolz iſt nicht etwa nur ein Antheil unverſtändiger
Seelen und Fleinev Geifter ; er ſchleicht fih in: die beſten
und. edelften Gemürber ein, Gel. Der Stolz auf feine Ab:
nen, der Ahnenſtolz; der Srolz auf fein Vermögen, im geniei«
nen Leben, dev Beutelftols ; der Stolz auf ſchone Bleider, der
Rleiderſtolz u. f.f. Dev Bauernfiolz, wenn fid) der Stolz auf
eine ungefittete bäuerifche Art äußert, 2, Ein Vorzug, in deffen
Befig man fich über andereerhaben fühlt; in der edlern und hör
bern Schreibart. Ein Mann muß der Stolz feiner Sram, und
ibre Ehre die frinige feyn, Reſte. Ich deines ſerzens Stolz,
eben derſ.
Die Menſchen lieb ich ſtets, der Menſchheit Stolz und
Ehre, eben derf,
Bey dem Stryker Stolzheit und in einigen Ober deutſch. Ge⸗
genden noch jetzt Stolzheit. Von der letzten Sylbe in ſSageſtolz,
fiche dieſes Wort.
Stolzieren, verb. reg. neutr. welches dag Hülfswort baden j
erfordert, aber nur im gemeinen Schen am bäufioftem:ift, feinen
‚Stolz durch ein Gepränge im Außen orrrathen. Mit etwas Bol:
—6 zieren,
” 7
“
Der Stöpfel, S
Stopfen, verb. reg, act. einen weichen Körper feft in eine ff⸗
Ritz Hopfen.
Bosheit wird das Maul geſtopfet werden; Pf. 107, 42,
405. —
x
siecen, Damit prangen. Auf etw ieven, darauf ſtolz fep,
ARE nicht fo gewöhnlich. as hof uf ſtolz fepne r
Wer gewöhnt ift, fo wie du zu denken,
Und zur Weisheit feinen Trieb zu lenken, ' 7
Der ſtolziert nicht auf zerrißnen (zerrißne) Fahnen
Ruhmwerther Ahnen. Zac.
So auch das Stolsieren. Es ift vermittelft der ansländifchen
7
Endung —iven von ftolz gebildet, und gehört um diefer Zuſam⸗
menfegung willen in die Sprache des gemeinen Lebens. (Siehe —
Teen.) Bey dem Dafppodins Fommt dafür das reinere * im
Hochdeutſchen —— fremde ſtölzen vor,
. Stöpfel.
nung drüden, um diefedamit angufüllen. ı. Eigentlich mit der
vierten Endung des weihen Körpers. Werk inein Loch, ineinen
Sedern in das Kiffen ſtopfen. Den Tobak in
die Dfeife ſtopfen. Den Stöpfel feſt in die Bouteille fopfen.
Seſtopft voll. Jngleichen mit der vierten Endung der Dffuung
oder des-Körpers, worin fich dteſelbe befindet, auf foldhe Art ans
oderausfüllen. Line Pfeife Tobak ſtopfen. In andern Fällen
iſt dafür zuſtopfen und verfiopfen üblicher. 2,Figürlich. (1) Je⸗
manden den Mund, das Maul ſtopfen, ihn zum Schweigen brin⸗
gen, es geſchehe auf welche Art es wolle, durch Gründe, durch ein
Verboth, durch Drohungen, durch Gefchenfe, oder aufandere Art.
IH will mir meinen Mund nicht ſtopfen laſſen, Pf.40,10. Aller
Sie
plauderte beſtandig, nichts Fonnte ihren Mund ſtopfen.
(2) Ganſe, Kapaunen ſtopfen, fie mit Nudeln, welche ihnen in
den Mund geftopft werden, fett machen; im Oberdeutſchen ſchopfen/
in andern gemeinen Sprecharten frerxen. (3) Ein Loch in einem
Zeuge, Gewirke oder Geſtricke Hopfen oder zuftopfen; das Loch mit
kreuzweiſe über und ducch einander gefhlungenen Fäden » asfüllen.
SEinen Strumpf ſtopfen die Löcher in demfelben auf ſolche Art aus⸗
füllen. Im Oberdeutſchen wibeln, zuwibeln. (4) Etwas, das im
Laufe begriffen iſt aufhalten hemmen; eine im weiteffenBeeflans
de im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung. Dieſer Ruhm foll
mir nicht geopfert werden, 2 Eor.11,19. Inder Parforee⸗Jagd
werden die Sunde gefiopft, weun man fie in ihrem Laufe mit Ges.
walt auf⸗ und zur ück halt. Im Mieder ſach ſtſchen iſt es in diefer Fer
deutung noch am gangbarken, wo man eine Winde, ein Tau ſtopft,
wenn man fie im Abraufen aufhält. Englto ftop. In Hochdentſb.
gebraucht man es nur in einigen Fall n Ein-Speife Hopft,wunn fie
die Offnung desLeibes hindert. Einen Duchfall Hopfen, deminen.
{
⸗
en
im Saljwute zu Sell Sisjentgenebeie, wel edas Sa
ie Wagen laden, Stopfer genannt, —— ch
fern es ehedem auch für paden üblich war, 2. Ein Werkzeu nr
Stopfen, Lin Pfeifenfopfer, den ausgebrannten Tobak
Pfeife damit nachzuflopfen. An der Seefahrt find die En
Niederſ Stopers, kurze Enden Tane, € andere zerriffene Taue das
"mit zwergängen, Inandern Fällen, wenn es ein Werkzeug zum
Suftopfen bedeutet, ift dafür Stöpfel üblicher.
Die Stopffarbe, plur. die —n, bey den Mablern, eine Farbe
‚aus Serpentin, Umbra und Firniß, — ————— einem
Gemählde damit auszubeſſern.
Das Stopfgarn, des—es, plur. doch nut von mehrern —
oder Quantiräten, die — e, Garn, die Löcher in den Keidungs-
ftücken und — damit zu ſtopfen.
Der Stopfbader, plur.die—n, im Bergbaue, Hadern oder Lap⸗
pen, die Wechfel an den Sägen der Künfte damit zu verflopfen,
Das Stopfbolz, des — es, plur. die—hölzer, im Hüttendane,
ein rundes mit einem Lehm beftrichenes Holz, NeDfihnne —
ches Damit zuzuſtopfen.
Der Stopfmeißel, des — s, plur. ut nom. fing, ein
emen weichen Körper damit in eine Offaung zu ſtopfen⸗ beten
mans. B. im Bergbaue bat.
Die Stopfnadel⸗ plur. die —n, eine ſtarke große Nedradel
Das Stopfſtück, des — es, plur. die — e, auf kei, Söifen,
zerriſſene Kleidungsftüce damit zu ſtopfen.
Stüste Holz, welche mit Pech beſchmieret und mit Werrig ume«
wunden werden, die in den Schiffen manpeen Löcher * uw“ &
zuſtopfen.
Das Stopfwachs, des—es, plur. car. in der Biene
grober Leim, womit die Bienen die Risen eines Stodes, und gegen
nsucht, ein —
—
den Winter die Flu: alöcher zuftopfen und verwahren, der —
Pichwachs, Beutenleim, Vorwachs.
Die Stopine, ©. Stoppine. -
Die Stoppel, plur. sie —n, die übrig gebliebenen und * der.
’
Der Tobak ſtopft mich, bemmet den Fluß der Feuchtiakeiten durch
die Nafe. (S. Verſtopft in Derttopfen.) So aud) dag Stopfen.
Anm. Im Niederf. ſtoppen, in Angclf koppan, im Schwed.
ſtoppa, im mittlern Lat, flupare, iöpare, imätal. ftoppare,
im Sranz. eftouper, im Engl. uff, op, im Griech supaw, fö
wie auch das Lat. Hipare und Griech. gesßemw , verdiden, damit
verwandt fi nd. Es deceinigen jich in diefem Worte dirBeariffeder
Spise, des Drütfens, der Dichte und der Unbeweglichteit, ſo daß
es als ein Berwandter von Zapfen, Stab, fiapfen, Döbel, zu:
pfen, dem Ital. Toppa,ein Schloß, ingleichen ein Lappen, zum
Stopfen, und andern mehr angefehen werden muß. Der Form
nad ifies ein Intenfivum von einem veralteten oben, fionen,
welches zu unferm ſtauen und dem fchon gebadhyten®tied).geißew,
gehöret hat. Übrigens ifk für flepfen im Dberdentfchen ſchopfen,
und im Hochdeutſchen auch pfropfen üblich. - Im weiteſten Vers
ſtande wurde es ehedem auch für packen gebraucht, wie noch aus
dem folgenden Siopfer erhellet.
Der Stopfer, des— 5, plur. utnom.Ting. don dem vorigen
Zeitworte. 1, Eine männliche Perfon, weiche flopft. So werden
Erde hervorragenden Enden der Halmen, nachdem das Getreide ab»
geſchnitten bder abachauen worden. Die Born» oder Roden-
fisppeln, Gerfientoppeln, Haferitoppeln , Weigenfioppeln ,
Erbſenſtoppeln u. faf. Die Stoppeln verbrennen. Das Dieb
indie Stoppeln treiben. Wo es auch im Singulätcolleetive ge
braucht wird ein ganzes Feld voller Stoppeln zu bezeichnen. Das
Vieh in dꝛe Stoppeln treiben. Die Wintertoppel,Sommerfiop- a
pel,die Stoppelnvon dem "Wintergerreide, Sommergetreide, "Zus
weilen wird es auch von andern ähnlichen in Menge bey einander
befindlichen Aumpfen Spigen gebraucht, indem auch die jungen %
noch in der Haut befindlichen Kiele des Federviehes bey einigen die
Stoppeln geuannt werden,
Anm. Im Oberd. Seupflen, im Niederſ. gleichfalls Soppel,
im Enal. Stubble, im Schwed. ohue Endſylbe Ftubb, and) in
elnigen Niedrrdemfchen Gegenden Zalmſtub, im Ital. Stoppia,
im $ranz. Eliouble, im £atein. Stipula. Die kumpfe Spitze
ift vermuthlich der Stammbegriff, Baber diefes Wort als ein Ber⸗
wandter von Stubbe, der Stod eines Baumes, Stuffe in der
Bedeutung eines Stüdes, Kumpfu. f.f. afgefeheu werden muß.
G. Stupfen:) Auch der Begriff der geſchehenen Abb auung fomme
Die Stoppelbutter, plur. car. inder Hauswirthſchaft, But- -
mit in Betrachtung. (Siehe Stuffen.) Die Endſylbe —el ift die
Abieiinngsinibe, ein Subject, Ding, zu bezeichnen,
ter, welche von folchen Küben kommt, welche > der Ernie i in die
Stoppeln zur Weide getrieben werden.
Der Stoppeler, 8, Stoppler. .
Das Stonpelfieber, des—e, plur, doch nur von meprern den,
uLnom,fing. S. MariFranfbeit, —
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Die Stoppelgano, plur. die — günſe, in der Hauswirth-
| —— welche nach der Erate in den Stoppeln geweis
Das Stoppelgrae, des —«s, plur. inuf. eben daſelbſt, das
jenige Gras, welches nach abgehauenem Getreide in den Stop-
er ——
Das Stoppelkstn, See—es, plur. car. Korn oder Rocken, wel:
icht Weigen, fondern nur Korn getragen haben ; der Stoppels
t n.
Stoppeln verb. reg. act. . Diein den Stoppeln Liegen ge⸗
bliebenen Abren zufanimen leſen. Ahren ſtoppeln. Jemanden
nachſtoppeln. Auch in weiterm Verſtande von der einzelnen Aufz-
ſammelung anderer zurück gebliebener Früchte. So gebraucht man
es duch von dem Nach ſammeln der fißen gebliebenen Weintrauben
in den Weinbergen. Ingleichen figürlich und im verächtlichen
Berftande, mühfam aber ohne Wahl zufammen leſen oder ſuche n;
esmpiliven. (S. Stoppler.) in Buch ans hundert andern
Büchern zufammen fioppeln. 2. In einem andern Verflans
- de if in der Landwirthſchaft Hoppeln, das noch mit Stoppeln
bedeckte Feld zum erſten Mahle Pflügen, welches Plügen auch
Hilrzen genannt wird, weildadurch die Stoppeln umgeftürzet Wer
den. So auch das Stoppeln.
Der Stoppelroden, des —s ‚‚plur.car. ©. Stoppelfsen,
Die Stoppelrübe, plur. die—n, in der Landwirthſchaft, Rir
ben, welche nach der Ernte in das mit Stoppeln bedeckte Feld, nach
geſchehener Zubereitung geſaet werden.“ Da man nur die langen
Küben auf die ſe Art zu bauen pflegt, fo führen in einigen Gegen⸗
den auch nur diefe ven Rahmen der Seld: oder Stoppelrüben, um
‚fie von den Steckruben zu unterſcheiden. In einigen Gegenden
beißen fie Salmrüben.
Der Stoppelvögt, des — es, plur. die — vögte, auf großen
tearbeiter im Felde. >
ie Stoppine, plur.die—n, Diminut. das Stöppinden, in’
der Feneriverferey und Gefchügkunft, eigentlich eine zubereltete
Bunte, allerley Feuerwerke damit anzuzünden; Zündftrid, In
weiterer Bedeutung werden auch die anſtatt felcher Lunten einge
führten Heinen blechernen und mit einem ſchnell brennenden Sage
angefüßten Röhren, Kanonen und andere Feuerwerke ſtatt des
meift aus dem Jtal.Stoppina,Stopina,und dieß vonStoppa;.
Stopa,2at. Stupa,.Werrig, der eigeislichen Materie, woraus
Solche Lunten bereitet werden.. ;
Der Stoppler, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige, wels
cher ſtoppelt; beſonders im verächtlichen Verftande, ein Schrift
ſteller, welcher feine Gedanken aus andern ohne Wahl undBeurs
theilungskraft zufammen trägt. BER
Der Stöpfel, des—s-, plur. ut nom. fing. Diminut, dag
Stöpfelchen, ein Körper, eine Offnung damit zuzuffopfen, da es
denn befonders von ſolchen Körpern gebraucht wird, womit men
die. Öffnungen der Flafchen und ähnlicher Gefäße zu verftopfen
pflegt; der Pfropfen. Lin Korkſtöpſel. Ein Stöpfel von Par
" pier, von Sol, von Glas, ein Glasttöpfel. Wegen der furzen
fen im gemeinen Scherze auch wohl einen Stöpfel zu nennen,
In einigen Gegenden führer diefen Nahmen auch der Pfropfen in
- einem Feuergewehre, fo wie in andern auch der Stämpel oder
Stößel in den Handfprisen. _
. Anm. Im Oberd. Stopf, Stöpfel, Stüpfel, welche auch von
einem jeden Pfropfen and Spunde gebraucht werden, im Engl.
Stopple, im Pohln. Stypfel, im tal, Stoppone, Stoppag-
«
cher in ſolche Somiherfäider gefüet wird, welche das vorige Jahr _
Gütern in einigen Gegenden, ein Bugs oder Aufſeher über die Grenz
Bündpulvers damit abzufeuern, Sroppinnen gehanut. Der Rah⸗
dicken Geſtalt folder Stöpfel, pflegt man einen Furgen dicken Mens,
OR...
lo, Stöpfel iſt ang dem Niederd. Etsppeh für Fopfen und der
Ableitungsſylbe —fel zufammen geſetzt, Unmittelbar von ſtopfen
und zugleich edler iſt das Oberd. Stöpfel, ob es gleich im Hochs:
deutſchen nicht fo gangbar ift.
Der Stör, des— es, plur. die — &,rine Ark großer Fifche, wel⸗
ehe an jeder Seite ein Luftloch Hat, im Deere und in großen Strös
*— lebt, und oft 20 und mehr Fuß lang wird; Acipenfer Sturio
Inn,
Anm. Im Riederf. gleichfalls Srör, im Angelf. Styria, Styri-
ga,im Holländ, Steur, im Schwed. Stör, ehedem Styria, im
Engl. Stourgeon, im Franzöſ. Eltourgeon, im Span. Eftus
rion, im $tal. Storione, Sturione, im Böhm Sstjir,. im '
Pobln,Styr. Klein leitet den Nabmen von igs0y her, weil fein
frigiges Maul einem Schiffsfnabel gleicht. Frifh von Hören,
weil er im Schlainme wühlet u. [. f. Allein am wahrſcheinlichſten
bat er feinen Nahmen von feiner Größe und Stärke, weiler einer
der größten Fifche if, welche in die Ströme zu kommen pflegen,
son dem alten for, Nirderf. kur, groß, ſtark, (S. Stier und
Stark) Die Rufen nennen diefen Fiſch Ofeter, und die Böb-
men Geleter, Der Saufen und der Fleinere Sterlet find Arten:
des Störes, :
Der Storax, des — es, plur.car. der fette gäbe brannrörpliche
Balfami dee Storaxbaumes, welcher in den Morgenländern ein-
Beimifch if, und auch in dem ſüdlichen Europa wächfer; Styrax-
officinalis Zinn. Der Balfam, welder zu uns nur verhärter
in Geſtalt eines feften Harzes gebracht wird, hat einen ſtarken und
ſchweren Geruch. Der Hüffige Stovar, welchen-man gleichfalls
in unfeen Apotheken hat, ift der Balfam eines ganz andern Bau⸗
mes. Des Nahme, welcher eigentlich Styrax lauten follte, iſt ſo
frerud als das Prodner ſelbſt
Der Story, des— es, plur. die Storche, ein bochbeiniger
Sumpfvogel mit einem langen, geraden, gtwas zugefpisten Schna⸗
bel, weldyer Schlangen, Fröſche u. ſ. fi frißt,fich imAuguft aus un⸗
fern Gegenden verliert, und im Frühlinge wieder fommt ; Ardea
EiconiäLinr.: Der weiße mit ſchwarzen Schwungfedern niſtet
auf Häufern, Thürmen und abgefappten Bäumen, und wird, weil
er in feinem Neſte oft mit dem Schnabel Flappert, im genteinen
Leben auch dev Zlapperſtorch, in der March der Kleppner, BEneppz-
ner genannt.
Mit frohem Geklapper
Seht ih den Storch von dor nichten Fell, Zach
Mit den Storchen im Prozeſſe liegen, im gemeinen Leben, dun⸗
ne Beine ohne Waden haben, wie die Störche. Der Storch,
Kranich und Reiher ind ſehr nabe verwandt.und Vögel eines Ge⸗
fehtechtes, Se
Anm. Im Niederf.Dän. Schwed. und Engl.Stark, imAngelf,
Storc. Biele leiten den Nabmen von gogyg, Findliche Liebe ber,
weil man fchon vor alten Zeiten viele Mährchen von der Liebe der.
jungen Gtörche gegen die alten erzählet hat; eine Ableitung; deren
bloße Aufüthrung zu ihrerWiderlegung genug ift.Wahrfcheinlicher
bat er den Nahmen von feiner Größe oder vielmehr Höhe, von
den alten ftor, groß, noch jest im Niederf. ſtur, oder auch von
ftöven, ebedem ſtoren, im Oberdeutſchen noch Horgen, fo fern es
-urfprüngli eine Onomatopdie des Gerãuſches war, wegen des:
“ Elappernden Geraͤuſches, welches er mit feinem Schnabel macht.
Iu Niederdeutſchland ift diefer Vogel unter dem Napmen des
Bar, im Bremifchen Eber, im Braunſchweig. geilebart , in dee
Sprignitz Alebar, in andern Gsgenden Aatjebar, iin Hollähb;
.Oyevaer, befaunf, welche Nahmen dem Wachter zufolge einen
Sugvogel bedenten follen,. von einem alten celtifhen Ad, Ed. Vo⸗
gel, (S. Lidervogel) und fahren, reifen. In einigen Gegenden:
wird er auch Keinife genannt, vieleigemit Reiher: dns Einer
&e. 2- b Duelle;
07 Sto
Quelle, wegen ſeines — Schnabels — füneehchen Seine, -
undin andern Hainotter. Im Arabifchen heißt er Al-Koko,
und in Agypten Wird ‚eine dafeidfteinbeimifche Art Stöche
wouKupx genannt, welcher Nahıne , dee mit dem Latein,
Uxonia verwandt ift, entiwrder auch eine Ongmatopdie feines
Geklappers ift, oder Von köken, ſpeyen, im Malabar, kak
berfommet, meil diefer gefräßige Bozel das zum Überfluffe ge
freffene twieder von ficb gibt, daher * der Reiher im Malaͤ⸗
bariſchen kokkunbeißt.
Die Storchblume, plur. die — n, in einigen Gegenden ein
Nahme dir Korn» oder Klapperrofen , weil fie blühen, wenn > +
die Störche ſich einzuſtellen pflegen. S. Anemone.
‚Der Storchſchnabel, des — s plur. die —fchnabel, eigentlich,
der Tange-fpigige Schnäbel dus Storches. Figürlich, wegen einiger
" Hönlichkeit in der Geſtalt. 1. Eine Pflanze, von weicher es febe
viele in allen Weltiheilen jerfirguete Arten gibt, welche den Nah⸗
men von der fa tz zulanfenden ſchnabelförmige n Geftalt ihrer Sa⸗
menfapfel baben ,‚Geranium Linn, Gichtkraut. 2: EiniHebes
zeug, mit einen fcbief hervorgehenden fangen Balken, Laſten das
mit aus undin die Schiffe zu heben, und toelches verimuthlich eben
daſſelbe ift, welches unter dem Nabmen eines Krahnes an bee
> Tannteften ift, (5, diefes Wort.) 3. Ein Werkzeug, welches aus
zweh Parallelogrammen beſtehet, undeinen Riß zu vergrößern
und zu verfieinerndienet ; Pantogray:hum Parallelogram-
mum delincatorium,.ser Affe, Franz. Singe. 4. Bey den
Schmieden find die Storchſchnäbel Zangen mit langen ſpit⸗
jigen Kneipen, +
Der Storchſtein, des — es, plur, di⸗ e, ein Nahme, wel⸗
chen im gemeinen Leben einiger Gegenden die Belemniten oder
Zuchsfleine führen, weil die Störhe fie zuweilen in. ihre Nefter
tragen ſollen.
Stoͤren, verb. reg: wel s in doppelter Geftalt üblich ifl. TI: Als
ein Neutrum mit demhülfsworteheben, wo es, ı „Eigentlich eine
Ono matop die iſt, eine gewiffedem Lante diefes Zeitwortes ange⸗
meſſene Art des Geräuſches zu bezeichnen. In diefer Bedeutung
iſi es zwar Längft veraltcı, allein es finden ſich doch noch. häufige
Spuren davon, Ben dem Ulphilas ift Haurran, murren, brum ⸗
wen,weldes cin Intenſtvnm davon iſt. Frifch führer verfchiedene
Stellen ans ältern Schriften an, worans erhellet, daß Storing,
Storling, Siorin, Lürmen, heftiges Geräufch bedeutet habe. Das
bin aeböckt auch uaſer Sturm, -und ohne Zifchtant turnieren,
* machen, das alte Thor, der Donner und andere mehr,
In weiterer Bedeutung wurde es nachmahls gebraucht, ver»
——— zu bezeichnen wi —* mit diefem oder doch ei⸗
nen ähnlichen Laute verbunden find.
zu Boden werfen, welches noch. in unſerm zerfiören, und in veu
Sıtenfivisfernere und ſtůrzen zum Grunde liegt. Ehedem wurde
Asıen auch für treiben gebraucht; die Winde ſtoren die Wolfen
zufammen, bey dem Friſch. Daß es vor Zeiten auch für geben,
wandern gebraucht worden, erhellet auch aus dem noch Dberdeuts
? fa en Jotenſtoo fierzen, ſtorzen, im Lande herum wandern, daher
ein Landſtreicher daſelbſt ein Landſtörzer heißt, (S. Sterze und :
Sterzen) 3 Jetzt gebrauchen wir es in dieſer Form nur noch in der Sterrig vr, — fe, adj. et adv:
Bedeutung, auf ungebührliche oder unordentliche Act in etwas
herum fahren. Alles herum ſtoren, unordentlich berum werfen,
“ ametwas darin zu fuchen, Unter den Büchern bevum ſtoͤren
In alten Schriften ſtoren, verächtlich für ſuchen In ein Weiz
penneſt Horen,
Genug, wer Wefpen fiört, kriegt Beulen ins Sefichr, Ean.
> es auf eine ungewöhnlichere Art active gebrancht wird. Im
ser Klafe, in den Zehnen fisven. Jutenſiva und Frequentativa
devon find in dieſer Bedentung die in den gemeinen Sprecharten
*
ren.
— Er
Abtiehen fiel, förlen, — — u. ſaf. & ER Kl
fioven, Ausſtoren m. ff. 4. Dierber gebörer and) die bey den a
Handwerfern übliche Bedeutung, wo foren fo viel iſt, als ın daſ⸗
felbe pfufchen, ein Pfufcher ſeyn, itiebt in der folgenden Vedentung,
als wenn es eigentlich birße, die guten Ordnungen des Handıwers
fe, deſſen Borrebieflören, ſondera ‚ohne Zweifel von Hören, a
fern es chedem auch derum gehen, wandern bedentrte und das
Stammwort von dem ſchon gedachten ſter zen iſt. Daß diefe Ab⸗
leitung die wabrſcheinlichſte i iſt erbellet aus dem bey dem Pietorius
befi idlichen Hanpıworte Stor, welches er durch die Arbeit iiues
Handwerkers außerdem Haufe erfläcet ; auf die Stor geben, aus
ßer dem Haufe arbeiten, eigentlich auf die Wanderſchaft geben. $
Weil die Pfuſcher aemeiniglich im Lande herum wandern, oder
doch außer ihrem Haufe arbeitem fo bat daher. das Zeitworr fören
die Bedeutung des Pfuſchens befommen. Daher der Störer, im
Dberd Storger, ein Piufcher, in der Schweiz Schübierz die
Störerey, in den gemeinen Sprechatten die Vfuſcheren,
1. Als ein Aetivum. .ı. Die Foridanereiner Sache auf. eine:
unerlaubte, oder doch unangenehme Art unterbrechen; eine Fi
der vorigen Bedeutung. Den $rieden, die öffentliche Kube fids
Störenflie
Das gute Dernehmen einer Samilie ſtören.
meine Freude nicht. Kein saug ſtörte die seiner keu der
Cuft.
I, fann dem Zweifel nad. der meine Ruhe hört, GM,
Femansen ftsren, ihn auf eine unangenehme. Art in eine —
lung unterbrechen. Laſſen ſte ſich nicht ſtöoren. Bier ſört mich
al-s. Bas Geräufhfiörtemich im Nachdenken Jemanden
in der Arbeit, in der Ruhe, in dem Schlafe, im Studieren,
in der Andacht Hören, 2: "Bernichten, den Zufammenhang aller
Theile eines Dingıs gewaltfam unterbrsben, in welcher —
tung es veraltet iſt, ſeitdem das zuſammen geſetzte zerſteren d
üblicher geworden. Indeſſen gebraucht Notker noch foren.
zerſtören Daher dag Stören, und in der ıhäligen Sedencu —
w.hl die Störung.
Anm. Bey dem Notker Aursnundftoren, im Angelf. ‚Aycan,
für rühren, bewegen. im Enal. firr, im J:läud, furia,ımöhw,
"Föıöra, im Lat. ohne Zifehtaut, turbare, alle in-der erſten
thätıgen Bedeutung. Im Engl. ift fir anreigen, antören.
Der Storer, des —s, plur.ut nom. fing. Fänıin, dieStörer
rirn.. 1, Ein Pfufcher, (S. dag vorige.) 2. Eine Perfon , welche
die Forsbaucr einer Sache aufeine unerlaubte oder doch unanges
nebme Art unter bricht.
Stirefried. Das Lafter A der Störer der. Abſichten
Gottes, Gell.
Daher das Grich. sog, Der Storger, des —s, plur. ut nom. m. Äng: aur-in den- ‚gemele 7
nen Sprecharien Dberdentfchlandes, ein Pfufcher, und} in ER «
Berkande, ein Markiſchreyer Quackſalber.
Man waget den verſuch und baut imnächften Vrt
Zwo große Sto gerbũhnen auf.
Apollo hat als Arzt viel herrliches zu Rauf, Haged.
Bon Hören, im Lande herum wandern, von welchem es das In⸗
tenſivum iſt, ſtorgen, für ſtorchen. S. Steren. J.
1. Unbiegfam, db nur
im figücfichen und moraliſchen Verftande, für hartnackig hals⸗
ſtarrig, in en Gegenden Aarınadig. Ein förriger Menſch.
Stötrig feyn. 2. Widerfpenflig, Feriigleit beſitzend, der rechte
mäßigen Gewalt anbaltend zu widerſtehen und darin gegründet,
von einem demüthigen Retter laͤßt ſich auch das Hörrige Lafter
am liebfien retten, Gell. Aber mit dem Supino, fie waren
ſtorrig binauf zu sieben, 4 Mof. 4, 44, ift wider den. Deuts
fchen Sprachgebrauch. 3. Fertigkeit befisend, andern durch lieblofe _
Worse und Geberden ohne ng ER! zu IRRE und:
darie
Der Zriedens ſtor er, im gemeinen Leben J
I
— ya Ein Mörriger Mann. Bine Förrige Antwort.
Störrig feyn. Stoͤrrige Menſchen Röim, ı. 315 2 Timorh.: 3, 3+
. woim Griech. das Wor' dseayog. ieblos, ſtebet.
% Anm. Im Niederf ſturr · g ſturrsk, im Schwed. ftöurfk, im
Engl. lturdy, im Holland. tuurich. Es iſt von dem im Hoch⸗
deuſchen veralteten aber noch in einigen Gegenden üdlichen Sturr,
das Stammende eines sifälleten Baumes, der Stock, von wel⸗
Heim Worte fodig ſtock ſch, verfiodt, in ähnlichen Bedeutun⸗
> gen üblich find, "Für ſtorrig in der legten Bedentung gebranchen
BieRiederfachfen auch nur ſtur, welch s mit dem Latein. auflerus
- Giberein kommt, wo dir erſte Sylbe ein bloßer müßiger Bocallaut
zu feyn fcheiner, der im Lateinifchen und Griechiſchen auch in vies
len andern Wörtern nicht felten iſt. S, auch Starr, welches
gleichfalls ſehr nahe damit verwandt it, ‘
Die Störrigteit, plur’car. das Abſtractum des vorigen Wortes
in deffen ſammt ichen Bedeutungen. Bittere, friedenlofe, unmus
thige Storrigkeit, die überall Läftig in/ Hermes; in der letzten
Bedentung des vorigen Wortes.
Ber Storrogen des — 8, plur. car. der eingeſalene Rögen 3
des Stores; im Jtal.Caviaro, Caviar, Ruffifh Ikari. _
Die Störitange, plur.die —n, bey den Fiſchern, eine vorn mit
Filz oder Stücken Leder derſehene Stange, die Fiſche damit aus
ihren Löchern su fören, und in das Meß zu jagen; die Sifche
trampe. .
. Der Stotz, S Sturz. Fer
Storzen, 9. Sterzen. _
F DerStöß, des — es, plur. die Stoße, Diminut. welcher doch
nur in einigen Bedeutungen üblich ift, das Stoßchen, Oberd.
Sioðßlein, vondem Zeitwor te ſtoßen.
Eigentlich die Handlung des Stoßens, eine ſchnelle und bef⸗
tige Bewegung eines Körpers auf einen andern. Femanden eis
nen Stoß mitdem Suße, mit dem Ellbogen geben. Der ge⸗
ringſte Stoß wird es fallen machen. Der Stoß des Windes,
der Win ſtoß. Stößebefommen, im gemeinen Leben auch) für
ES chläge. Ehedem wurde Stoße, auch- für Krieg; Streit, ge
braucht. Oft iſt Stoß fo viel alsein Stich mit einen Seitenges
wehre. Sich auf den Stoß ſchlagen. Auf sen gieb und auf
‘den Stoß. Jemanden einen Stoßbeybtingen. Einen Stoß
ausparieren Dev Stoß ging durch das Berg, ‚An einigen
* Deren wird aud) der Eisgang, d. i. wenh das Eis auf den Flüſſen
aufgehet, und mit Beftigkeit an die. Gegenſtnde ſtößt, der Stoß
genannt. Dev Stoß gebt, der Stoß geht auf, der Eis ſtoß.
Bey den Jãgern iſt der Stoß, ein kurzer Abſatz mit dem Hifthor⸗
ne, Figürliche Arten des Ausdruckes find, "Seinem Herzen einen
Stoß geben, etwas wider feine Neigung thun, ſich Zwang, Ges
walt anthun. Das wird feiner Gefundheit, feiner Ehre, feiz
nem guten Nahmen feinem Wohlſtande einen Stoß geben,
“einen merklichen Nachtheil bringen.
2, Figiclich, dasjenige, woran man ſtößt, ober woran etwas
.- Rößt, wo es doch nur in einigen Füllen als ein Kunſtwort üblich
ift, (+) In mehr eigen lichen Verſtande. Der hintere Theil’ der
Nabe, wo fie an die Achfe Hößer, heißt der Stoß. Yu einem
andern Verſtande ſind die Stoße eiſerne Nägel am Wagen mit
breiten langen Hateh, welche auf jeder Seite des Ringſtockes ein«
geſchlagen werden, da wo. der Stoßting des Hades an den Trage⸗
Ting ſtößt. Bey den Sinsmerleuien iſt es der Ort, wo vineSchwels
le an die andere gefegt wird. In der Jãgereh if der Stoß oder
das Sröfneg, ein Netz, in deffen Mitte eige lebendige Taube
angepflöder ti, Stoßvögel, wein fie anfdie Taube ſtoßen, damit
zu fangen; bev den Falkenierern wird es die Rinne oder das Rinne
garn genannt, In einigen Oberdeutſchen Gegenden wird & of
— der Grönge gebraucht. Der Bodeneines ME bußt
or 40
”
gfeichfells der Stoß, entweder fo fern er dem Stoße Bes Pulver
am meiflen ausgefegt ift, oder auch in der folgenden vierten Bes
deutung des Endes eines Naumes, (S. auch Anſtoß.) Nach noch
weitern Figuren, iſt der Stoß zuweilen, (2) ein hervor rageudes
Ding. Sowirdder Hintere an dem Federviede und Geflügel im
Dberdeutfehen der. Stoß genaunt, wofür in Hochdeutfchen
der Steiß und im Niederdeutſchen Stüt üblich if, Der Bäls
berſtoß iſt in Oberdeutſchland eine Kalbskeule, der Stoß
von einem Schöps , der Schopfenfioß , eine Schöpskeule.
(3) Ein ſenkrechter Haufe mehrerer Dinge. 30 Stozz und ze
Hauff, bey dem Hornegf. Lin Stoß Holz, ein Haufe ſenkrecht
auf einander gefchlichteten Holzes. So auch ein Stoß Papier,
ein Stoß Bucher. Ein Stößlein Thaler, ein Haufe auf ein»
ander gefegter Thaler. Daher deunim Oberdeutſchen auch logig,
ſotzachtig für jähe fteif, gebenucht wird. Ohne Zifchlaut ift im
Schwed. Dös, gleichfalls ein Haufe, im Walififhen Das, im
Island. Dys, im Sranz. Tas, wohin aud) das Griech zuarem,
feßen, ordnen, gehöret. (4) In ähnlichem Verſtande wird es ım
der Schweiz auch von einer Dlenge, von einer beitimmten Zahl
‘gebraucht. Ein Stoß Vieh, ift im Canton Glarus, fo viel Vich,
als der Werth von 30 Gulden beträgt; daher werden bafelbfi @
Kinder (nicht 200, wieesim Friſch heißt,) auf Einen Stoß ars,
rechnet, dagegen 7 Schafe gleichfalls fürEinen, eine Kuh aud für
Einen Stoß, ein geffanden Pferd aber für vier Stöße gerechnet ”,
wird. Kin Ulp kann oft 800 Stöße Dieb fommern, den Some
“mer über ernähren, Tſchudi. Vieleicht bedeutet Stop bier eis
gentlich Jen Stog der Haufen Gulden von 30 Stüd, nad weils
hen bier der Werth des Viehes beſtimmt wird. (5) Das Ende
eines Raumes, gleichfall⸗ nur in einigen Fällen. So wird im
Bergbaue das Ende eittes Stollens oder einer Grube der Stoß ge»
nannt, welchen Nahmen daſelbſt auch der Ort beko mint, wo ſich die
Straßen.enden oder wenden. Eben dafelbfi heißen auch die bey⸗
"den fürzern Seiten eines Schachtes, die Stoße. Ein Streifen
Seuges, womit der Saum der Weiberröcke anf der unrechten Seite
befeßet und verftärfet wird, heiärgleichfalls der Stoß, entiweder
auch in diefer Bedeutung des Endes, oder auch, weil er hindert,
daß ſich der Saum nicht fobald abjtoge, Ju den Mon ſeeiſchen
Gloſſen it Stozza,der®rund. -
Anm. Im Niederſ. Stoot, in Engl. ohne Ziſchlaut zu Anfange
Tofs, S. Stoßen.
Der Stößaar, des — en, plur, die — en, Siehe Stoßer und
Stoßvogel.
Die Stößart/plur. die — ägte, bey den Zimmerleuten, eine Art
obne Helm zum Stoßen, d, 1. einslangesparalleles Eifen mit einer
* Schuride, dieWinkelderZapfen mit einem Stoße gleich zu machen.
Die Stöfbenf, plur. die — bänke, bey den Böttchern ein ſtehen ⸗
der Hobel in Geſtalt einer Bank, die Dauben daranf zu beſtoßen,
danıit fie gehörig. an einander gefüget DIR können; die Sur
gebanf,
Die Sröfbühne, plur. Pa im ——— eine Feine Bühne,
indem Stoße, d. 1. der ſchmalen Seite des Schachtes, baranf ande
zuruben; bep den Berglenten im Dimimut das Stoßbuhnel:
Ker Stoßdegen, des — s plur.vutnom.ling, ein Degen mit
ſchmaler ip Biger Klinge, damit aufden Stoß zu fechteu, zum Hüs
terſchiede von einem Haudegen, Miedirf —
Dae Stoßeifen, des —s, plur.ut nom. fing. ». Ein Eiſen
damir su ſtoßen, oder etwas Kamit zu zerſtoßen. '& wird im
Bergbauedasjenige&ifenan einem langen ho gernen Sitele, momis
Die Dfenbrüche ausgeftofen werden, dasStoßetfen fina int. Au
ein ſcharfes Eifen an einem Stiele, Gewähr, Früden.t.fin,
einem Troge damit fFoßend zn zrfhuetden. 2, Ein Cifen, woran
etwa: ſtößet. So führet ein gewißes Eifen an der Ute eines
Sc - Wagene,
*
4 St»
Wagens ‚ woran die Nabe des Rades ſtoßt, den sen des
Stoß eiſens. An den Gewehrlänfen iſt es ein ftarfes Blech auf.
dem Grunde des Ladſtockloches, damit diefer das Loch nicht tiefer
ausftoße.
Der Stöfel, des, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug zum
Stoßen, wo es in vielen Fällen für Stößer üblich if. Der Stö-
Bel in einemMörfer, die Keule. Auch ein Stämpel der Feuer
werfer, das Pulver in den Nacketen damit feſt zu fioßen, Zuwei ·
len ſcheinet es auch ein Ding zu bedeuten, welches geſtoßen wird.
So wird der Vorſtecker, oder Nagel an den: Pflugbalfen,vermit-
telſt deffen der Pflug ſeicht oder tief gefiellet wird, auch der St oßel
genannt. An den Kutſchgeſchirten befinden fHStögel mit Schnal⸗
Jen. Die Eudſylbe iſt die Ableitungsſylbe, ein Werkzeug zu dee
zeichnen,
&tößen, verb. reg. ich ſtoße, du fößen, er ſtößet oder ſtößt:
Eonj.ich Roße; Imperſ. ich ieß; Mittelw, geioßen ; $mperat,
fioße oder ſtoß. Es ift in doppelter Oeſtalt üblich,
1. Als ein Aetivum, ans einer geringen Entfernung (Buell und-
beftig nach einem Körper zu bewegen, um denſelben aus ſeinem
Orte zu bringen.
Eigenlich. JZemanden mit dem Sue, mit dem Ell⸗
bogen in die Seite ſtoßen. Der Ochfe ſtoßet mit den Sörnern.
Zu Bodenfloßen.. Über den Saufenfioßen. Sich am erwas.
fioßen. Mit dem Suße an eihen Stein floßen. Sich eine-
Benle, ein Loch floßen. Jemanden von etwas: weg fioßen.
ihn in den Both, aus dem Haufe ftoßen.
in den Leib, den Degen in die Bruft ſtoßen. Da esdenn auch
von verfchiedenen Handlungen gebraucht wird, welche.mit einem.
Stoße verbunden find,. Mit dem Degenrach jemanden fioßen..
Femanden über den Saufen ſtoßen, mit. einem fpigigen Werks
zeuge ſo fiechen, daß er zu Boden fallt. Einen Pfahl in die
Erde ftoßen, miteinem Stoße indie Erde ſtecken. Die Tifchler
ſtoßen einen Leifien, wenn fie ihn mit dem Hobel verfertis
gen. (S. Abſtoßen, Beſtoßenu. f.f.); Befonders mit Stößen
jermalmen,. ı Gewürz, in einem Mörfer ſtoßen. Etwas zwi
Pulver. fioßen, Blein ſtoßen. Pfeffer ſtoßen. Daher die figürz
° Tichen Redensarten. Femandes Anerbiethungen von ſich oßen,:
ſie aus Beratung nicht annehmen wollen. Sie ſtoßen alle Phis-
loſophie über den Saufen, Gell. vernichten fie, heben fie, ihre
Erweislichkeit und ihren Nutzen auf. Einen König yon dem
Throne ſtoßen, ibm der Herrſchaft gewaltihätig-berauben. So
auch jemanden von ſeinem Amte, aus dem Rathe, aus einer
Geſell ſchaft ſtoßen. In das Gefangniß floßeny werfen. Fer.
manden vor den Kopf ſtoßen, deſſen Mißvergnügen durch eine
—— — erwecken.
SFigürlich. 2... Sich an etwas ſtoßen, ein Bedenken: das
ben Soßen (S. Ynfoß) Woran höße fich denn dein Serz noch?
Gel, In einen andern Verftande ift, ſich an etwas fioßen, ſich
«ein wenig daran Argern,. So wird ev feyn ein Stein des Anz
fioßens uns ein Jels- der Frgernif — — daß. ihrer viel ſich
. daran foßen werden, Ei. 8, 15, Aber die Sache ſtößt fi
noc daran, iſt ſo viel,, fie wird noch dadurch gehindert, aufge⸗
halten. Es ſtößt Ab noch .an- eine Bleinigfeit. (2) Zumeilen
veriieret ich der Begriff der, Heftigkeit, und da iſt zuſammen ſto—
den in manchen Fällen ſo viel, als zwey Stücke mit den Enden
“ einander nãhern, ingleichen auf ſolche Art verbinden, in welcher:
Bedeutung es bey den Schueidern, Tifchlern, u.f. f. vdorkommt.
Im Oderdentfchen. iſt Geld zuſammen ſtoßen, fo viel, wie es:
zuſammen fchießen oder legen.
U. Als ein Aeutrum.
. In mehr thã tigem Verſtaude, mit dem Hülfsworte baben;.
An etwas kopen, es. mit einem Stoße berühren... Die Winde
N ;
Einem das Meffer
Der Stößer, des— s,-plur. uenom.liag.
Sto
ſtießen an das Baus,
wenn er mit einem Stoße auf fie niederfährer, (S. Stößer und
Stoßvogel.) In das Horn, in die Trompete fioßen, einen
kurzen Sag blaſen. Bey den Zügern fagt man, der Fe wo
ein gutes Horn, für Hefe,
42) Iu mehr leiden
feyn, “gefloßen werden, heftig an einen andern Körper-getrieben
werden, fo daß der djefem Zeitivorse eigene Laut entſtehe. (1)
Eigentlich, wo es doch nur felten vorkommt. Das Schiff ließ
auf den Grund, ift auf den Grund gefloßen. (2) Figürlich.
40) 3u jemanden ſtoßen, ſich ihm nähern und ſich mit ibm ver»
‚einigen, von Truppen und Mantıfchaften,
dert Mann zu dem Regimente, zehn Kegimenter, zur Urme
ch) Yuf jemanden flogen, ihm unvermuthet begen: 3
gefioßen.
nen. Ingleichen, auf etwas ſtoken, es von ungefähr finden, an⸗
treffen. : (c} Berühren, an etwas gränzen. Das Haus flößt an
den Weg, der Gärten an den Wald, das Seld an den Sluß.
Deutfchland ſtoßt gegen Abend an Sranfreich, gegen dig
an die Schweigund Italien. Beyde Selder ſtoßen an —
der. So auch ‚das Stoßen, ©. auch der Stoß.
Anm: Bey dem Kero hozzon, bey dem Ottfried fozen, im”
Imperf. kiaz, ben dem Ulphilas fautan, im Niederf. fiöten,
im Schwed,. fiöta,im Island. fleytan, im Engl. ohne Ziſchlaut
tofs, wohin auch das Lat. tud ere geböret, welches anfänglih
für tundere übfich war. .Es abmerden dumpfigen mit einem Sto⸗
fe verbundenen Lant genan nach, welcher dumpfige Laut, theilg, Er
von dur Befchaffenbeit der einanderim Stoße berührenden Körper. -
und ihrer Oberfläche, theils aber auch von der geringen Entfers‘
nung, aus welcher der Stoß gefchieher , berrübret ; ducch welche
Umftände ſtoßen, von fchlagen, und andern ähnlichen Haudlun⸗
gen unterſchieden iſt. Da es viele Abänderungen des Stoßes in
Anfehung des damit verbundenen Lautes gibt, fo gibt es in den ge⸗
meinen Sprecharten auch eine Menge eigener Wörter, diefe
änderungen auszudeuden, wohin 3.3. busen, butzen, hurten, e
hirzen, gnucken, puffen, nubben, ‚nieten, pütfchen u.fuf. ger _
hören. Da das o in diefem Worte und allen feinem Ableitungen,
“Lang iff, fo ift der folgende Ziſchlaut Fein doppeltes f, fondern ein
eigentliches ß, welches der Mittellgut zwifchen dem s und ſſaiſt.
Stoffen würde ein vorher gehendes kur zes o voraus ſetzen.
Eine Perfon,
welche Rößt, Fämin. die Srößerinn. So ift in den Apotbefen,
dep den Material-Händlern u. ſ f der-&riger, ein Arbeiter wels
cher die nöthigen Dinge in dem Mörſer Flein ſtößet. 2. Ein Thier,
welches flößt.
mit einem Stoße aufibren Haub falen, Stößer genannt, wo⸗
bin beſonders die Weihe gehöret. So auch der Anenſtößer,
Hafenftöger. (S. Stoßvogel.) In verſchiedenen Gegenden heiße: m
auch der Springbengfl oder Befhäler, der Stößer Nieder,
3. Ein Werfgeng, damit zu floßen, in manchen Fällen:
In dem Bergbaueift eg ein rund gedrechſeltes Dei: n
Stoter.
Stoßel.
Aſche in dem Teſte damit feſt zu ſtoßen.
Die Stoßfeile, plur. die — m bey den Schlöffern, sine Art tlei⸗
ner Feilen, befonders zu den Schlüffelbärten.
Des Stößgern, des— es, plur, die — e, ben den Fü ägern, ein: —
Garn, um einer in demſelben angepflödten lebendigen Taube,
Stoßvögel, wenn fie auf diefelbe ſtoßen wollen, darin zu
das Stoßnetz, auch nur der Stoß ſchlechthin, S. diefes Wort.
Das Stößgeberh, des — es, plur. die— e, Diminut, dass .
Stoßgeberbahen, Dberd. Stoßgebrtblein, ein Zurzes, gleichfam
miteinem Stoße hervor gebrachtes Gebeth, d. i.eine Furze untere -
brochene Erhebung des Herzens zu Gott ;im mittlern£at,Oratio:
iaculata, Precesiaculatoriae,.©. "Stoßfeufser,
Ben zabiche ftößt —* TR rerben
dem Verſtande und mit dem Hülfsworte.
Es find noch bum«
u
So werden verfhiedene große Raubvögel, welche 5 4
gem,
”
st
£ 5 y —
Br E er dergleichen 5.
3: Degen, Spiefe und Bajo⸗
Sesthächeet, des — 8, — ut nom. fing. in einigen
Bag ein Nahme des Sperbergeyers, weil e mit einer
a auf Er "Raub fälle.
.. Das Stößholz, des — es, plur. die — hölzer, ein Solz damit
ſtoßen, ein bölgerner Stößer oder Stößel, dergleichen im
Bergbaue dasjenige Holz iſt, womit dag Geſtübe gemacht wird.
ee ‚ein Stoß Holz, ift ein auf einander gefchlichteter. Haufen
olzes,
Sto * —er,—fe, adj; etadv. geneigt, Fertigkeit beſttzend
— oßen, beſonders von Thieren. welche mit Hörnern verſehen
find. Lin ſtößiger Ochſe. Der Ochſe iſt ſtößig. Niederf.
nietsk, netelsk/ von niten, ſtoßen.
konmt es in anſtoßig und aufſtoßig ver,
Die Stoͤßkante, plur. die —n, ein Nahme, welchen im Schiffe
baue auch die Bark hölzer führen, oder dielangen hölzernen Rãu⸗
der, welche in der äußeren Verkleidung des Schiffes um daſſelbe
herum laufen, vermuthlich um das Schiff vor einem Stoße zu
fihern.
Der Stößkeil, des — es, plur. die—e, eben daſelba Reife,
welche zwiſchen die Stredblöcde uud den Kiel geftoßen BERdeR,
wenn ein Schiff von Stapel gelaffen wird,
Die Stoßflinge, plur.die—n, eine ſchmale foisige Klinge,
. zum Stoßen oder — zum Mnseef@iebe don der breiten
Bauflinge,
* Der Stößkolben, des—s, plur.ut nom. fing. ein Kolben,
damit zu ſtoßen, dergleichen der ift, womit in dem Hüttenbaue der
Hard gefloßen wird; in der gemeinen Sprache der Hüttenleute,
der Stoßkolm.
Der Stoͤßkraͤuel, des — s, plur. utnom, fing. eben dafelbft,
ein Keäuel, di, zadiger,eiferner Hafen, das Geſtübe damit auf
und abzuftoßen.
. Die Stöfnebt, plur.die—nähte, bey den Schueidern undRäh.
- terinuen, eine Art der Nabe, zwey an einander geftoßene Enden
ohne Umſchlingung, oder ohne Hinterftiche zufammen zu nähen;
der Anſtoß, die Anſtoß naht.
‚Der Stoͤßriemen, des — s, plur. ut nom. fing. Riemen, wo⸗
durch der Kutſchkaſten mit den Bäumen verbunden if, damit ders
ſelbe bey einem Stoße nicht fo fehr ſchwanke.
Der. Stößring, des— es, plur. die—e, derjenige Ring an der
Nabe, welcher im Laufe des Rades an die Achfe anftößer; wegen
feiner Größe auch der Stoßrinken.
—*
mit einem Heft, etwas gleich ſam mit einem oder wenig Sıöpen
Ba abzıtfägen, dergleichen die Beinfäge der Wundörzte iſt.
Die Stoßſcheibe plur.die—n, lange balb geründete Scheiben
= oder ſtarke Bleche, womit die Deichſel eines Wagen⸗ vorn beſchla⸗
gen wird.
Der Stoßſeufzer, des —s plur ut nom, fing. ein unters
brochen zu Gott geſchickter Seufjer, ©. Stoßgebeth.
Die Stößfprige, plur. die —n', eine große Fenerfprige mit eis
nem dopyelten Dradiwverke, wo der eine Men ae wenn der
andere aufgezogen wird,
— Die Stoßſtange, plur. die —n, im ——— eine lange,
vorn mit einem breiten Eifen verſehene Stange, DaB‘ von dem Zeus
er losgebrannte Erz damit loszuſtoßeu.
De Seößtreil, des — es, plur. die —e,. bey nekfhiedenen
wichte verfehenen Treils vder Drillbobrers, weil er gleichtam
Sa einen Stoß in Bewegung gefeßt wird,
lur. ——— ein Gewehr,
In andern Bedeutungen .
“\ fogig, in eben Diefer Bedeutung vorkommen,
Die Stößfäge, plur. die— n, eine Süge ohne Geſtell und nur |
Dandwerkern und Künftlern, der Nahme eines mit einem Ge⸗
Str 414.
Der Stoͤßtrog, des —es, plur. die—tröge, ein Trog, Rrän«
ter, Früchte u. f. f. darin mit dem Stoßeifen, zu zerſchneiden
Der Stöfoogel, des— 8, plur. die —vogel, ein jeder großer
Ranbvogel, welcher mit einem Stoße auffeine Beute Fällt, de®
‚gleichen die Adler, Habichte, Falten u. ff. find; Stößer, Riederf.
*. Rlemmovögel, weil fie ihren Raub mit ihren karten Klauen klem⸗
men, Der Stooßaar und Stoßhächtel find Arten davon.
Des Stößwerf, des — es, plur.die—e, in den Münzen,
- eine Maſchine oder Münzpreffe, die groben Münzſorten ver
mittelft des — Schwunges der Preßſtange zu prägen,
der Anwurf.
Stottern, verb. reg. neutr. welches — Hülfswort haben ers
fordert, im Reden oft anſtoßen, d. i. nicht im der Ordnung fortre⸗
den, fonderu unterbrochen reden, mit mehrmahliger Wiederhoh⸗
Yung einiger, und Auslaſſung anderer. Solben, es geſchehe nun aus
einem natürlichen Unvermögen, oder ans Ber virruug des demä>
thes; zum Unterfchlede von fammeln. Im Reden ſtottern. Zu—
weilen auch wohl active, Etwas daher ſtottern. Daher ti
Stottever, welcher aus einem Fehler der Spragwerkzeuge ſtot⸗
tert, dag Geſtotter, das Stottern.
Anm. In den gemeinen Sprecharten ſtattern, Hagen, Hagen,
fogchen, florzen, ſtatzeln, in Baiern flikerzen, in Schwaben
Faden, in Steyermark Eifesen, in Schlefien mädern, in Riederf.
fötern, im Engl,to futter. Es iſt eine Onsmatopdie des Stat
terns, welche zunächft die mebrmahlige Wie derhohlung des Buch ⸗
ſtabens t, fo wie Stammeln die des m ausdrudt. Der Form
nah, iſt es ein Iterativum und Iutenfivum von ſtoßen, Riedeeſ.
ſtoten, im Sprechen mehrmahls anſtoßen.
Der Stotz, des — en, plur. die —en, oder der Stotzen,
des — s plur. ut nom, fing. in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗
den eine Art Gefäße, und ein Maß flüffiger Dinge. In Zürch
hält ı Kopf 2 Maß, ein Maß 2 Quärtle, und ı Quärtle 2 Stoz ⸗
zen, S. Stutz, in der Bedeutung eines Gefaͤßes
* Stogig, ädj.er adv. welches gleichfalls nur im Hberdeutichen
für jäbe, ſteil, üblich it, wo auch ſtotzachtig, jäbflogig und jach⸗
Stogige Seifen.
Es gehört zu Stoß in der Bedeutung eines fenkrechten Haufens,
und ſtammet mit demſelben von foßen ab, fo fern es ehedem auch
Schnelle Bervegung in ſenkrechter Tiefe — * bat, von weichem
es das Intenſtvnm iſt. N
*Strack, — er, — efie, adj. et adv. ein in ſhochder ihn ver⸗
altetes und nur noch in den gemeinen Sprecharten übliches Wort,
welches gerade, bedeutet. Lin ſtracker Weg. Kin ſtracker
Baum. Der Baum iſt ſehr ſtrack gewach ſen. Straf ma:
hen, ziehen. Ingleichen figüielich, Steades Sußes hingehen,
gerades Weges, fosleich, den Augenblick. Ich ging ſtracks We:
ges zu ibe, Sir. 51,21, gerades Weges, Alſo lief Abimsaz
ſtracks Weges, 2 Sam. 18,23. Die Weishrit leitet den Ge
rechten tracks Weges, Weish, ı0, 10. Stracks laufs kamen
wir gen Samothraeiam, Apoſt. 16, 11, Auf die ſtracke Scun-
de, diefeldbe Stunde. Lauter nur in einigen gemeinen Sprecar-
sen üblicheAusdrüde, Es kammer von ſtlecken ab ; was geſt reckt
ift, iſt auch gerade. Derin dem folgenden ſtracks berrfchende
Beariff der Geſchwindigkeit iſt eine natürliche Figur der geraden,
als der fürzeften Linie.
* Stra@lidy, adj. etadv. welches vermitselft der Ableitungsfolbe
lich von dem vorigen gebildet worden, imHocddeutichen gleichfalls
fremd if, aber noch in einigen gemeinen Mundarten im figürli⸗
chen Verſtande üblich iſt. . Für plöglicdh, ſchnell. Lin ſtrack ⸗
licher Tod, ein ſchueller, plötzlicher. Die ſtrackliche Ankunft,
ſchleunige, ſchnelle. 2. Punctlich, genau, in welcher Bedentung
es noch zuweilen in den Hochdeutſchen Rangelenen gebraucht wird.
Damit
45
Be
Damie diefen Mandaten ſteack ich Feier werde,
Straͤcklich über einen Befehl halten,
* Straͤcks adv. weldirs vermittelt des Endlautes g. vou ftur® ge⸗
bildet ift, und in allen feinen Bedeutungen in dee-anffändigen
- bar handeln.
Schreibart der Hochdeutſchen gleichfalls veraltet if, 1. Gerade,
Strafen, verb, reg. act, welches 1, "Ucfprünglic), lorperuche
Da fing an ſich zu erheben von der Stadt ein Rauch ſracks u
uber fich, Richt. 20, 40. Sie gehet nicht ſtracks auf dem
Wege ses Lebens, Sprüchw. 5, 6. Lin jeglicher wird ſtracks
vor ſich daher ziehen, Joel 2, 8. Aber gehe ich num ſtracks
fir mich Hiob 33, 8. Es kommt im Hochdeutſchen une noch zu-
weilen in dein zufammer geſetzten fchnurkrads, fehnurgerade
vor, Das läuft deinem Glüfefhnurira@szuwider-e. Pünct-
ich, genau, ſtracklich. Darum halte ich ſtracks alle deine Be:
fehle, Bf. 129, 128. 3. Sogleich, den Augenblid, in den gemei⸗
nen Sprecharten, fo wohh Ober⸗ als Niederdeutſchlandes Komm
Üradis wieder. Er if darum noch nicht ſtracks ein reicher
Hann, noch nicht gleich.
Stracks rennet er in vollem Lauf
Bis an des Haufes Dach hinauf,‘ Saged.
Die drohende Colonne lag
Stracks hingeſtreekt in Sand, Gleim.
— re
‚eingegeben if zur Strafe u 4 iRerim Sesscuföm
veralten,
Beſchadigung, oder körperliche Schmerzen zufügen, bedeutet zu
baden feiner, in welchen Verſt ande es aber im Hochdeutichen.
veralter iſt. In Schleß wigiſchen ſagt man noch, einen Baum
ſtrafen, ihn ausſchneiteln welches noch ein überbleibſel der erſten
urfpeünglichen Bedentung zu ſeyn fcheinet, ‚Bon der Sufügung
Förperlicher Schmerzen überhaupt, ſcheinet es auch noch Lucher
E1.523,7; gebraucht zu haben, da er geſtrafet und gemgrteut
‚ward, thät ev feinen Mund niche auf. 2. Ju engever und
gewöhnlicherer Bedeutung ift trafen, cin Über um einer vor«
ber gegangenen unrehtmäßigen oder doch unweifen —
willen zufügen, da es denn von allen Arten folder zug:
—*
Anm. Im Riederſ ſtrack, ſtraͤcks, im Angelſ. Rrace, im °
Engl. raight, im Schwer, Arax. &.Strad.
Doliegendeit zu flrafen. Das Strafamt der Obrigkeit. Das
Strafamt des heiligen Geiftes, inder Theologie, die Entdeckung
der Strafbarkeit des Zuſtandes des Menſchen.
Straͤfbar, —er, — fie, adj. et adv. der Strafe unterworfen, -
wertb beſtrafet zu werden. Eine firafbare Handlung. Straf:
Wer findiger, if frafbar. Sich fur firaf-
Daher bie Straͤfbarkeit, dir Eigenfchaft,
bar erkennen.
da eine Perfon dder Sache der Sırare unters
der Zufiand,
mworfen iſt.
Das Strafbüh, des —es, piur. die Bügger;i in den Gerich⸗
ten einiger Provinzen, ein Birch, in welches die auferlegten und
eingezogenen Geldſtrafen eingetragen werden.
Die Strafbüchfe, plur, die—n, eine Büchfe, im welche die
Strafgelder getban , worin fie geſammelt werden,
Die Strafe, plur. doch rur von mehreren Arten, die — n, im.
weneſten Berfkande, ein Übel, welches anf eine unrechtmiägigeoder
unweiſe Handland erfolgt. Wenn jemand eine Biene angreift,
und vom derfelben geflochen wird, fo fagt man , dag ift die
Strafe deines Porwig’s. In engerer und gewöhnlicherer
Bedeutung, iſt es das Übel, welches der Geſetzgeber mit der
Übertretung eines Geſttzes verbindet, das auf die Übertretung,
eines Geſetzes folgende Übek Line Strafe auf etwas fegen.
Erwas bey Strafe, bey hoher, ſchwerer Strafe, bey Leib-
und Lebensfivafe, bey Gefängnißfirafe ‚bey zehn. Thaler
Strafe verbierben. Jemanden eine Strafe auflegen , zuer:
Zennen. Die verdiente Strafe leiden, Jemanden zur Stra:
fe, zur verdienten Strafe ziehen ibn ſtrafen, ihn mitder
2erdienten Strafe belegen. Seine Strafe leiden, augfiez
ben. Das iff die Strafe dafür, das foll deine Strafe feyn.
Zur Strafe frohnen müffen. Eine Strafe mildern, aufbe:
ben: jemanden der Strafe erlaſſen, oder ihm die Strafe
erlaffen; im gemeinen Leben ihm die Strafe ſchenken. Die
kihlifchen RA. Strafe üben, beweifen, u. f. fı find im Hoch⸗
deniſchen wıgewähnlich. In engerer Bedeutung wird es zus
weilen von einer Geldſtrafe gebrancht. Strafe geben, die Geld»
firafe erlegen. Jemanden in Strafe nehmen, ihn an Geld fra,
fen, Bon eitienm Verweiſe, Entdedung der Unvollkommenheiten
Auch Worte, wier Simoid, 3, 12€: alle Schrift von Gert
Das Strafamt, des—es, plür, var. das Amt, die übertragene
Übel üblihift. Feimanden firafen, ihn wegen eines‘ Der) —
chens, um eines Verſehens willen ſtrafen. Jemanden am
Leben, am Leibe, an der Ehre, an Gelde ſtrafen; u 2
weilen fagt man au, ihn um Geld firafen, welches Vorwort
um -doch denn am bäufigften iſt wenn die Geldfumme ber :
ler, um vier Grofhen
firafen, wo dn nicht gebraucht werden kann, Kin Kind mif der
Ruthe firafen. Mit Gefängniß, mit Sunger firafen.. ‚Gert
mit Seiter, mie
Brieg uff. Ingleichen mit der dierten Endung des Verbre⸗ ph,
—* wird? jemanden um zehn T
firafer die Menſchen oft mir Blindbeit ,
chens. Den Ehebruch, den Diebftahl, ein Derfehen ‚fivafen.
Strafe mich Gott! oder Gore foll mi firafen! nähmlich,
wenn ich nicht die Wahrheit vede; eine in den niedrigen Sprech·
arten übliche leichtſinnige Berheurung,
es auch, jemanden feine Mängel und Gebrechen mit Worten Ru
entdeden, ihm einen Verweis geben. Die Menſchen wollen
3. Zumeiten bedeutet
ſich meinen Geift nicht mebr firafen Taffen, ı Mor. 6, 3. Stu
me Hunde find ſte, die nicht ſtrafen können Eſ. 56, 10.. =
dein Bruder an die fündigee, fo ſtrafe ihn, Eur, 17, 3,
des wurde vom Johannes geflvaft, Kap. 3, »9. Wohin auch
die Redensart gehöret, jemanden Lügen flvafen, eigentlich. der BE
Zügen, ihn befhuldigen, daß er lüge. Bin ich gut genug, daß
fie mich ins Gefichte Lügen firafen? Gel, Da es denn inden
gemeinen Spregarten oft für tadeln übechanpt gebraucht wird,
Ich finde ander Sache nichts zu ftrafen. Ich kann ihn deßwe⸗
gen nicht fivafen, tadeln.- Ich willmeine Wege vor ihm firafen;
Hiob 13,15; wo es bey Michaelis heißt: ich will dreift meinen
ſero⸗
x
Wandel vor feinem Angeficht bekennen, So auch das Strafen, —
Anm, Ju Schwed. firafla, Dän. ſtraffe, Holänd. firaffen.
Es kommt weder bey den älteſte n Oberdeutfch Schriftſtellern nach
in andern verwandten Sprachen, außer den ſchon angeführten vor, 4
ſcheint aber urfprünglich eine gewaltſame Förperliche Behandlung.
bezeichnet zu haben, und mit freiffen , fo fern diefes ehedem auch
freichen, peitfchen, bedeutete, ſtraff, dem Schwed, träf, ranh
- frenge, den Jtal. Intenſtois irappare, wippen, und frappaz-
zare, und demÖricch. gpspege, verwandt zu feyn. Ohne Ziſchlaut
gehören auch Nörkers drepa, ıödten, unfer treffen, und das Ni» .
derfächf. dreffen/ fchlagen , und drapen, züchtigen dahin. Die
dricte Bedeuting des wörtlichen Berweifes feiner feine bloße _ J
Fizur der vorigen, ſondern eine eigene Bedeutung zu ſeyn in wel ⸗
ec es mit dem vorgeſetzten ſt aus dem alten bey dem Notker, z*
Ottfried und andern häufigen reflan, mitWorten tadeln, verweise
fen, ſchmälen, im Niederf. noch vifpen, gebilder worden. Dies
fes veffan und wifpen iſt ein Jutenſtvyum von einem veralteten
refen, welches zurufen gehörete, und eine Dupmatopöie nicht nur - 5 g
der menfchlichen Stimme, fondern auch anderer ahnlich Tautender‘ E |
Bervegungen war, wieaus reiben, greifen, vaffen u. f.f. erhellet.
Auf, —— Art iſt ur Lateiniſchen corröpere, verweifen, von
u
Dr
\ rapere, 2 — ie een. Bene Verſtande,
von prehendere: / —
— ff ©. nat den Sufammenfegungen mit er
% ** affau des — eg, plur, die — folle, in den Gerichten,
Fälle, wo Strafen Statt finden, welche beſtrafet su werden ver⸗
dienen.
— —er — fie, ei adv: in Strafe verfallen, vers
pl: hier, Sivafe zuieiden, ma es von Perfonen für ſtrafbar ge⸗
Braucht wird, Stu affalig ſeyn werden. Wer Boſes thut iſt
Aaraffallig der Strafe unterworfen. Ingleiche n obgleich feftener,
bvon Verbeechen und Handlungen, Eine ivaffällige Char, eine
ſtrafbare. So anch die —— die — — zur
Strafe.
Rn ‚Des Strafgeboth/ des 8, plur. die —e, in den Rechten,
ein Geboth oder Befehl, wo ah bey — Strafe gebo⸗
then wird.
Das Strafgedicht, des —es plur. bie ⸗0 S Siraflied.
Das Strafgeld, des — es, plur. doch nur von mehrern Sum-
- men, dier= er, zur Strafe, oder als eine Strafe grlegtes Geld.
. Die Strafgere heigkeit plur.car. die Gerechtigkeit, fo fern
fe fih durch Befkrafüng des Böfen äußert, zum Unterſchie⸗
de von der — — — Die Swafgerehtig:
teilt Gottes.
Des Strafgericht, des 8,
ir em drrigt,d.i verbürtgtes Ü
zufehen ift. Die Strafgerichte Gottes.
lur, die—e, in der Sheologie,
Sträflih, — er, —fe, adj. eradv. von dem. EBEN ſtra⸗
fen. 1. In deffenzwester Bedeutung, der Strafe unterworfen,
fo wie ſtrafbar und fraffällig, doch in gelindere Bedeutung, weil
‚die Ableitungsfvibe — lich eigenttich nur eine Ahnlichkeit bedru⸗
106, Lin ſiraflicher Menſch, Mräfligge Sandlungen. Du lei⸗
Senſ und ich war der firäfliche, Duſch. Es wird in diefer Bes
——— deutung nur von einigen Neucen, vermuthlich aus Unkunde der
folgenden gebt aucht, daher manes, Di ßdeutung zu vermeiden,
in derſelben lieber berme den ſollte, Denn eigentlich ſtammt die⸗
es Wort, 2, von ſtrafen in der dritten Bedeutung ber, und bes
deutet ſo diel wie radeldaft, werth mit Worten beſtrafet, oder ger
tadelt zu werden; ım Örienfügtdes unfteäflig. in firaflicher
Stols. Das Tanzen ift unter gew ſſen Umflasten nicht firaf-
lich· Er iſt fo Bräflich wie du. Dann kann auch Fein Engel
unſere Derbindung eh Biden, Duſch © auch die Straf:
"Ticpkeit.
Das Straflied, des—es., plur. $ie— er, ein von ‚einigen vom,
einer poerifchen Satyre gehranchtes Wort, welches andere ein
Strafgedicht nennen, weil Laſter uud Zborbeiten darin geſrafet
werden
"Die Strafpeedigt, plur. die _en, eine Predigt; worin die Eafler
‚gefvaft zoerden, de isibre Strafbarkeit gezeiget wird, Jngleichen
fſgurlich
zu 2 Strafpredigt?
Der Straftag; des 6plur. vr in einigen Gegenden.
‚1, Ein Gerigtsteg in Wald» uud Forſtſachen, auf welchen die
En und Forſtverbrechen geſtrafet werden der Waldbustag,
2. Ein Tag, welchen frohabare Unierthanena zur Strafe fröhnen
mülfen; in einigen Gegenden dev Buͤßtag
Das Strafübel $es-——s, plur. ut noni. fing, eine Sitafe,
als ein Übelbetranstet. Die Bewegungegründe eines Grfeges
müfen Droburgew eines Strafubels ſeyn.
BRR Steafurtheil, des — eg, plur. die —e, ein urtheil in
"welchem eine Strafe zuerkannt wid; in ben — de das
Pona urtheil.
— B. 4. Th. 20. a
‚fo fern es als eine — an⸗
‚ein weisfäufiger-erufßhafter Braweis, ‚Wie Fomme ich
e 1 418
————— tn, —— adj, et adv. wurdig, oder wertb,
befteaft zu werden, arafbar. Kin frafwirdiges Verbrechen,
Sp auch die Strafwindigkeir.
a et eſte, adj. et adr. arf ausgefpannt oder aus»
gedehnt, in der anfkändigen Sprechart, und im Gegenſatze des
ſchlaff. Kin ſtraffes Seil.) Line Sehne ſtraff ausſpannen.
Und die ſinkenden Knie machteſt du ſtraff, Hiob 4, 4, nach
Michaelis Überfe etzung.
Anm. In den gemeinen Sprecharten iſt dafür das verwandte
kramm üblich. Im Osnabrück, iſt ſtref, ren, beftig, in einis
„gen Yberdeurfchen Gegenden aber wird ſtraff ſi gůrlich für ſtrenge,
raub, ſtörrig gebraucht. Straffe Geresprigkeie, ſtreuge. Lie
ſtraffes Semüth, ein rauhes, ſtörriges. Im Schwediſchen⸗iſt
firäf, rauh.
Die Straffbeit, plur. car. die Eigenfshaft, der Zuſtand eines
Dinges da es ſtraff iſt
Der Strahl, des — es plur, die — en, ein ſich in unmerklich
ſchneller Geſchwindigkeit in gerader Linie fortbeivegender, ges
radliniges Ding, wo es von verſchiedenen einzelneg Dingen diefer
Art vorkommt. 1. *Ein Pfeilbeifti in allen alten Mundarten und
vielen auch nicht ‚nahe verwandten Sprachen, ein Strahl, bey
dem Rotker Strala, in Angel‘. Strael, im Schwed. Sträle, im
Ital Strala, im Wend. Strela, im Dalınat. Strilla, im Aufl.
Striela , daber daſelbſt fireliti, hießen, uud Sirehiz. eine
Shügeif. Ein fharpf ralauf demfelben lag, auf. der Arm⸗
bruſt, Theuerd. Kap. 44.
Und het fein todtlichen Sansebogn
Miteim ſcharpfen ſtral anfgesogen, Hans Sache.
Bald er zeucht feinen ſchavpfen ſiral, eben derf. X
In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen Tängft veräl itet.
Daher wird noch ſigürlich der mittlere Theil in dem Hufe eines
Bferdes, wegen feiner Ahnlichkeit mit der Spiße eines Dfeiles ser
Strahl genannt, Bey andern heißt erdie Gabel, 2. Der Blitz,
euiweber fo fern er zuweilen in gerader Richtung fortsujchießen
febeinst, oder auch weil fein äußerfles Ende zuwellen in.ver Ges
fait einer Pieilfpige erſcheinet. Der Blitzſtrahl, Donnerſtrahl,
Witterfivabl, oder nur Strahl ſchlechthin, weiches Icgtere doch
im Oderdentſchen dangdaver iſt, als im Hochdeutfchen Er der er⸗
flesit Mundart fagt man auch Strablfiveich für Blitz ſtrahl und
deffen Einſchlagen, Strahlweiter für Donnerwetter n. .f. Eden
dafelbftift es in dieſer Bedeutung auch, weiblichen Gefchlechtes,
die Strabl. 3. Ein fig in gerader Linie unglaublich ſchnell forte
bewegender Lichttheil, wo beſonders die Theile eines: ſehr hellen
Lichtes unter gewiſſen Umſtänden in Eeftalt ſolcher gerader heller
Linien geſehen werden, daher diefes Wort auch nur von ſolchen hel⸗
lenLichttheilen üblich iſt. Strahlen fchießen, werfen, von fi ge:
ben., ie Strahlen umgeben. Der. Lichtſtrahl, Soinen-
‚ Arabl. Die Strahlen derfugen, eines gefchliffenen Sdelſteines,
die von denfelben zurück geworfenenLichtſtrablen. Daber figürlich
manche Arten gerader Linien auch unter dem Rahmen der Strab:
Ten bekannt find. Indem Minerafreiche find die Strahlen lange
ſchmale gerade Theile, in welchen die Fleinften zufammern/gehäufs
\ ten Sheile des Foffils abgefondert find, und welche ein Mitsele
ding zwifchen den afcen und Blätiren ausmachen. (S.Strablig,
Strablglimmer, Strabhlaypsn.%f.) Die Säbne eines Rommes
beißen in einigen Gegenden eis falle Steablen, daber ein Kanım
feibß im Oderdeutfchen ein Sträbl, nnd Fänmenfträblen genannt
wird, Am Hatindv, ıff Striah: die Staffel in einer. Leiter. Bes
ſonders werden Strah en in vielen Foellen die aus einem gemein
ſchaftlichen Meitielpuncke nach allen Seiten ausgehende gevade Li⸗
nien genannt, unger welchem Bilde man auch die Sonne vorzuſtel⸗
len pflest: 4, Eiu aus eine enge Dfnung in gerader Binie foftger .
Do trĩe benen
—
>
Ag .&tt
> stichener flüffiger Kürper ; der Waflerfienbl. Der Strahl des _
Waſſers in einem Sprinsbrunnen, aus einer Sprige , u. ff.
Hiederf. intenfive der Strull, Er, ale
Anm. Im Schwed. Sträle. Das Wort ift eine Dnomatopsie
eines ſich in-der größten Gefchwindigfeit in gerader Linie fortbewer
genden geradlinigen Körpers, An einigen gemeinen Sprecharten -
üft es in einigen Wörtern ein Zeichen eines Intenfivi, für erz;
ein Strahlſchelm, eine Steablbere, eine Strablbure u. f. f.
Der Diurallautet Strablen ; allein in Dreyſtrabl, Lünfſtrahl
m ff. ein mit fo vielen Strahlen verfehenes Ding ,„ beißt er
—firahle, eben fo wie mar im Plural fagt die Sechsede ‚von
Zas Sechseck, und dieß von die Ecke, plur. die—n.
Die Strablader, plur. die — n, an den Pferden, eine Aber an
der Spitze des Hufes, welche durch den Strahl gebet,
Der Strahlasbeſt, des—es, plur. doc nur don mebtern Ars
ten, die — e, ein frabliger oder aus einen ſtrahligen Gewebe
beftebender Asbeft, welcher ben den Bergleulen unter dem Rahmen
des Strablfhörls bekannt iſt.
Die Strablblende, plur. auch nur von mehrern Arten, die .
in, eine firablige, aus einem frapligen Gewebe beſtehende
Blende. i
Strahlen, verb.reg.act, et neutr. wildes im festen Falle
das Hülfswort haben erfordert, Strahlen von fich werfen, Strafe
len ſchießen, fo wohl aus einem Über maße eigenenfichtes; als auch
von Körpern, welche das Licht in Geſtalt merflicher Strahlen zus
eüd werfen. Die Sonne hrable kraft ihres eigenen Lichtes,
In Wohnungen der Schmerzen,
Wo keine Sonne firablt und Beine greude lacht, Weiße.
Wie ſtrahlt das Seuer fchoner Augen ! Haged.
Don Gold und Silber irahlen. Der Diamant: ſtrahlt. Au
gleichen figürlid. Die Tugend firabler auch im Sinftern.
Die Jehlen werden fchon und Tugend firablt aus Schwär _
&en, Haller.
Aus ihrem Blick ſtrahlt file Sreude, Weiße,
Mo man ouch activefagen fünnte, ihr Auge ſtrahlt ſtille zreude.
Sp auch das Strablen. ©. Strahl.
Die Strahlenbrech ung plur. inuf. in der Dptif, die Bre⸗
Kung eineg oder mehrerer Strahlen, di. die bewirkte Abweichung
derfelben vor ihren vorigen Wege, welche geſchiehet, wenn fie aus
einem dichtern Körper in einen dünnern, oder aus einem dünnern
in einen dichtern übergeben; die Refraction, Refractio; zum
Unterſchiede von det Zur ückprallung, Reflexio.
Die Steahlenfrone, plur, die —n, eine Krone oder Kranz von
Strablen, womit die Mahler die Häupter der Heiligen zu zieren
pflegen; der Schein, der geiligenfhein, bey dem Zadjariä der
Strahlenſchein:
So wie ein Strahlenſchein den Heiligen umflicht.
Das Strahlgeſchwür, des—es, plur. die — e, ein Geſchwür ’
in dem Strahle eines Pferdes,
Der Strablalimmer, des —s, plur. doch nur von mehreren Ar⸗
-ten, ut nom.fing, inder Mineralogie, ein Glimmer, welcher
aus einem firabligen Gewebe beſtehet.
Der Strahlgyps, des— es, plur, doch auch nur von mehrern
Arten, die —e, ein aus einen firabligen Gewebe befichender
Gyps, welcher auch Sederiperh
Gyplum firiatum,
Strablig, Adj, etadv.aus Strahlen beftehend, Strablen babend,
am häuftgften im figürlichen Beritande, Ein Foſſil heißt Krablig,
went eg aus Strahlen, d. i, langen und fchmalen einer Fläche
ähnlichen Theilen beſtehet. (S. Strabl,) Im eigentlichen Ber
ande iſt ar ahlend üblicher. Strahlicht wiirde nur Strahlen
ähnlich. bedeuten.
und Sederweiß genannt wird;
Das Strahlrohr, des— es, plur. die—e, an
*
IE *
Die Serabfmüfhel, plur. Bie—n, In einigen Gegenden ein
Nabae der Bammmufgel. Pecten, von dem Dberdeutichen -
Hi x
Strabl, ein Kanım, S. dieſes Wort. -
; den Feuerforis
gen, dasjenige Rohr, durch welches der Wafferflrahl ausgeftogen
wird; das Ausgußrohr. .
Der Strahlfiniel, des —s, plur. inuf, S. Strahlasbeſt.
Der Strahlſtreich, des — es plur. die —e, amhäufigften im
Oberdeutſchen, der Blitzſtrahl und der damit verbundeneStreich
oder Schlag. R $ Eur SM r $ —*
Die Strähne, plur. die —n, Diminut. das Strähnchen, Ober⸗
deutſch das Straͤhnlein. 1. Bev den Nadlern, ein Packet gerich⸗
teren Drahtes; eine Strähne Draht. 2. Bey den Spinnerin-
nen, ein Strang geſponnenen Garnes von einer beſti muten An⸗
zabl Fäden. InSachfen beftchet ein Stück Garn aus ſechs Straͤh⸗
nen, eine Strähne aber aus
Binden, oder 800 Fäden,
Anm. ImBöhmifdien if Struna, eine Schnur,
Strang genau verwandt, daher für Strähne auch in einigen Ge,
genden Strang und Streng üblich. In manchen Provinzen ift
es männlichen Geſchlechtes, der Strabn, » #1
Stramm, —er, — eſte, adj. etadv. welches nur in den ge⸗
meinen Sprecharten für ſtraff üblich iſt S,daffelbe.
Strampeln, verb, reg. neutr.et.äct, welches im erſten Safe -
dos Hülfswort haben erfordert, aber nur in den gemeinenGprede
arten üblich iſt. Es il day Iterativum und zugleich das Diminks
fivam des folgenden firampfen, und bedeutet die Füße oft zum
Treten bewegen. viele und ſchnelle Furze Tritte machen. Wis den
Süden fivampeln. Schlage deine Hände sufammen und frame
pele mit deinen Süßen, Ezech 6, 121. Bas Kind frampelt im:
Bette, wenn es die Füße beitig zum Treten beiweget ; eg ſtram ⸗
pelt dag Bett zu Schanden, So auch das Strampeln. .
Anm. Im Dberd, frampfeln, im -Riederf, gleichfalls gram⸗
peln, und char Ziſchlaut au trampeln. S. das folgende
=
a.
Steampfen, verb. reg. neutr,et act. welchesimerfien Falle ı
gleichfalls das Hülfswort haben erfordert, heftig mit dem Fuße »
auf die Erdetiofen. Die Pferde ſtrampfen, krampfen auf die
Erde, ingleichen active, doch nur in. der dichter ſchen Schreibart ſte
ſtrampfen die Erde. Das Roß ſtrampfet auf dem (den) Bo—
den, Hiob 39,21. Der Wuth auf die Erde ſtrampfen.
Anm. Im Niederfücht. ſtrampen, im Schiwed. ohne Ziſchlaut
trampa, und auch im Deutfchen trampen und. iterative trams
peln, rammeln. Es iſt eine unmittelbare Nachahmung desfaur
tes, jo wie die verwqudten trappen und traben, welche ähnliche
Laute austruden, - —
Der Strand, des — es, plur, inul. die Seite des feſten Lane
des, wo es an dag Meet oder an div See auftößet, das Meerz
ober Seeufer, welches in der höhern Schreibart das Gefiade ges
nanntwird, und bie Außerfie Seite der. Hüfte, &i. des an der
See liegenden Landſtriches iſt. Es bedentet nicht bloß, wie Gott ⸗
ſched und. mit ihm Stoſch behaupten, ein flaches und untiefes,
fondern ein jedes Seeufer, ohne Rüchficht feiner Höhe. Ein bos
ber, ſteiler Strand. Ein flacher Strand. Das Schiff wird
auf den Strand geworfen, läuft-auf den Strand, wenn es
firandet. Es bleibe auf dem Strande ſitzen. vom Strande
abfahren. An dem Strande hinfahren. Es kommen Güter
an ben Strand getrieben. = RE in
Anm. Im Miederſ. Angelf Engl. Shwed. Däm gleichfalls
Strand, im Isländ, Strond. Wachter fabe es als eine Zufams
menfeßung von Salt-rand, Merrrand, an, undFrif nimmt aus
der groben Niederdeutſchen Ausfprache Strang für Strand, Ger
Iegenpeit, es von Strang, ein Strick, abzuleiten, Indeſſen iſt
Par ! der
N
zwey Zaſpeln oder. Zaplen, 406
Geikmie
x
FR = \ ;
zur ne re re et ae
I.
J
=
FE Das Strardiut, Ws—es,
der Wei
anfireftig der herrſchende, und in fo feru Tann es als ein Seitens
‚verwandter von Strang angefehen werden, welches vermittelſt ei⸗
nes andern Endlautes von den Stammworte ſtran abflammet. In
einigen gemeinen Sprecharten iſt herum ſtreinen fo viel als herum
freſchen, und Landſtreiner und Seririzer, ein Landſtreicher, wo
—— Begriff der Bewegung in die Ferne der herrſchende
AR, von welchem der Begriff ver Seite (imStaspnifchen itStran,
Strana,Strona, die Seite,) eine Figur if. Da von mehreren -
n zu Aufange eines Wortes nuc der letzte zum Stamme
geböret, fo mug Rand als das eigentliche Stammmort angefehen
werden, bon welchen Strand mis voraefestem doppelten Juten⸗
fibns, Zeichen gebildet worden, InFinnländifhen heißt der Strand
nurRanda. Das Lat; Ripa gehörer auf Ähnliche Art zu unferm
Reif, Riederf, Keep, fo wie Littus, zir Latte, Lohden, oder
auch zu Leiche ii der Bedeutung einer Anhshe. Dee Plural die
Strände, welcher von einigen gewagt worden, ift ungewöhulich,
indem Strand eigentlich eine unbeſtiumte Strecke des Seeufers
bezeichnet. In vielen Begeuden wird es auch von dem Ufer ſtill⸗
ſtehender Landſeen gebraucht, da man denn das Meerufer den
Meer⸗ oder Seeſtrand nenunet; ſo wie es ehedem auch von dem
Ufer der Flüſſe üblich \var,
Der Strandbauer, des —n/ * die—n, Bauern, welche
am Strande wohnen, _
Strandbediente, des—n, plur. die —n, in Breußen,
obrigfeitliche Bediente, welche Nie Auffichtüiber, die Einfammiung
des bon der Ser au den Strand geworfenen Bernfleines babın ;
wohin z.B. die St.andreiter gehören.
Der Strardböre, des— es, plur. die—börfe, in einigen Ges
. genden ein Nahme des Seebörfes, Perca marina Lian, Wei
- er am Strunde gefangen wird,
Stranden, verb. reg. neutr. welches das Bitrswort feyn ers
Me. 442
——— in die Länge, ingteichen dor Seite, Die —— plur. die ⸗n, eis ben Larauſchen ãhn⸗
licher Fiſch, welcher in der Weſt ſee an dem Dänifchen Strande ge⸗
fangen wird, Vieleicht der Labrus rupe firis —
Der Strandklee, des —s, plur. car, ein dem Klee ähnliches
Moos, weldhes am Strande wächſet; Fucus lerratus Linn,
Sceeiche, Meereiche.
Der Strandfnöterich, des —s, pkur, car, eine Artdes Kuds
terichs, welche am-Ötrande wächfer; Arenaria rubraLinn.
Der Strandtohl, des — e8; plur, car. eine Art wilden Kobles,
welche an der See oder dem Strande wächfet ; Crambe mariti⸗
ma Linn. Meerkohl.
, Die Steandfrabbe, plur. die—n, eine Art Krabben, welde
fordert, an den Strand getrieben werden. Gefteanderes Holz,
welches von den Wellen am den Strand getrieben wird.
gerer Bedeutung, wider feinen Willen aus der Sre an den Strand
getrieben werden, und dafeldfkfigen bleiben, in weichen Berftaude
oft Walfifche und andere aroge Seethiere ſtranden. Im engſten
Verſt aude wird es von den Schiffen gefaat, wenn fir an dem Stran⸗
de Schiffbtuch leiden aufden Strand laufen, im Scherze, auf
den Biel ankern. Das Schiff ih weitrander, Min geflrans
detes Schiff. Gefivandere Güter, Waaren, vor geflvanderen
Schiffen Strandgürer, So auch das Stranden und die Stran⸗
ung. S. Strand.
Der Stransfify, des — es, plur. die — e, Fiſche, wel⸗
che ſich häufig: am Strande aufbalten, und daſelbſt gefangen
werden.
Die Strandgerächtigteit, — car, die Gerichtbarkeit über
den Strand nad diedafeldft geflivanderen Schiffe, \
Das Sttandgrae, des—es, plur. doch nur von mehrern Arz
ten, die—gräfer , Öras, welches häufig um Strande wächſet.
Beſonders iſt der Sansbafer, Eiymus arenarius Linn. un
ser diefem Rahmen befannt.
&iter, Girer oder Waaren, welche von geftrandein Schiffen an
den Grund geitieben werden; Nieberf, Sardwurp, Saud⸗
wurf.
Der Strandherr des — em, — die—en, der Oberberr ei:
neg Strandes, welcher in ——— Gegenden auch der Herr der
daſelbſt an den Strand geworfenen Güter iſt.
Die Strandtamille, plur.inuf. oder die Seranstam''Ton,
fing. inuf, eine Art Kamillen, welde am Straude —
— Matricaria marit mi Lim ?
*
kur, die — guter, geſttandete
An en⸗
ſich Häufig an dem Strande aufhält; Cancer Moenas Linn,
ok Strimöfreffe, plör. car. ein der Kreſſe äbnliches&ewächs,
welches gern an dem Strande wächfer ;
Meerfenf.
Der Strand. Ladeuf, Jes—es, plur,car. ein dem eattiche ähıte
liches grünes, Seemoos ; Ulva Lactuca Linn.
Der Strandläufer, des — 8, plur, ut nom. Ang. S. Sand⸗
Täufer.
Die Strandmelde, plur. doch nur von mehrern Arten, Yen,
diejenigen Arten der Melde, welche fich Häufig am Strande finden
boffen, vergleichen dieAtriplex portulacoides, Meerbürzel,)
laciniatamund litoralis if. 3
Die Strandorönung, plur, die=en, in Breufen, eine odrige
Peisliche Verordnung, wie es mit Einfammlung des Berufleines
am Strande gehalten werden fol. L
Das Strandreͤcht, des — es plur. die —e. ı ‚Hechtsregeln,
in Anfehung des Strandes und der an denfelben angetriebenen
Güter, da denn auch der, ganze Inbegriff diefer Rechte collective
das Strandrecht genannt werden Lönnte, 2. Das Recht, weis
ches der Grund» oder Eigenthumsherr eihes Strandes oder eines
Zheiles deffelben bat, die-an demſelben gefiranscien Güter und
Per ſonen als fein Eigentbum- anzufehen und zu behalten, das Uſer ⸗
=
dentſchlandes Dünernarfes u.f,f. üblich HF, dagegen an andern
Orien dafür ein beſtimmtes Bergegeld eingeführenifi ; das Sahrz
recht die Grundruhr, das Grundruhrrecht, das Kubrrsche,
weil es Statt ſin det, wenn ein Schiff, ober deffen Gut, eines au⸗
dern Erund berühret, im mittleren Lat, Varech, Verilcus, lus
Var eci, von Lahrrecht.
Der Straͤndrei iter, des —s, plur ut nam.,fing. ein verofliche,
teter obrigkeitlicher Bedienter zn Pferde, welcher die Aufficht über
den Strand bat. Devgleichen Strandreiter gibt es in Preußen,
welche Acht haben, daß nie mand den am Strande ausgeworſenen
Berüftein aufjanmelr.
Das Strandricägras, des — es plur, imuf..eine Art-des
Riedgraſes welches am Strande bes Meeres wächfet ; "Triglo-
chm ma:itimum Lian,
Die Strandſchnepfe, plur. die — n, eine Art Sand- oder
. Etrandläufer, welche diele Ahnlichkeit mit einer Schnepfe bat;
Triıgahı polencos Linn. Ingleichen deffen Fringa Tor:
matus.
Die Strandfemfe, plur. die—n, eine Art Semfen, welche am
Strande wohnet ; Scırpus maritimus L.
Der Strandfpergel. des — s, plur. inuf. eine Art wilden
Spargels, welcher am Strande einbeinif if; Alparagus offi-
» einalis maritimus Linn. Meerfpargel.
Der Strandverwalter, des — , plur. ut nom. fing, iv
Prrußen, ein obrigfeitlicher Beamter, welcher die Einfimftevon
dein am Straude gefemmelten Bernfleine berechnet und ver⸗
waltet.
md“ Der
Bunias Cakile —
recht; welches alte Recht noch in manchen Gegenden Nieder⸗
223
"Ber Steandbotel, * — ur — a N Male kä
am Strande aufhalten, und ch daſelbſt von Fiſchen, Du
ſcheln und andern Seegefchöpfen näheren.
Der Strandvögr, des — es, plur. die — vögte, in einigen
ur Dee
Miederdeutſchen Gegenden, ein Vogt oder beeidigter Aufſeher über.
die an dein niedrigen Strande aufgeführten Deiche.
Der Strandwermuth, des — Es, plur! inuf. eine. Art Wer⸗
muthes mit breiten Blättern, welcher am Strande einheimifch ift;
Artemifia coerulelcens Linn.
Der Strandpfopp ; richtiger, Strandifopp, yes—es, plır.
\ inul. eine dem Jforpe ähnliche Pflanze, weiche in Europa amı
Strande undan Salcquellen WER Glaux — Linn,
mMilchkraut.
Der Strang, des — s, plur. die Stränge
Berftande, ein Strid, fo fern derfelbe zum Sieben dienet., Die
Glock enſtrange, womit die Öloden gezogen werden. -Die Strän:
"ge am Wagen, an einem Pfluge, woran die Pferde ziehen. Sei:
nen, Streng ziehen, im gemeinen Leben ‚das Srinige thun,
“Wenn alle Stränge zerreißen, im höchften Rothfalle. Sie: Fie⸗
ben alle Einen Strang, fie arbeiten geueinſchaftlich, find in eis
ner Sache einig. ⸗ Zuweilen auch ein jeder Strick, doch im Hochs
deutjchen une noch von dem Stricke womit Übeltdäter gedenfet -
werden; da es denn auch vonder Strafe des Henkers oder des
Galgens gebraucht wird.
Leben zum Tode bringen. Mit dem Strange hingerichtet
. werden. Jemanden zum Btrange verurtheilen, ihm dew
Strang zuerfennen, Er bat den Strang verdiene. Jim Nies
© berfächfifggin wird auch die Nabelfchrur, ingleichen eine Schaur
Perlen, Granaten u. f. f. unı der Hals fin Strang genannt, jo
wie im Oberdeurfehen-auchfeiue Serähnedarn ei» Strang beißt,
Anm. Im Niederſ, Angelſ. Schwed. und Jatänd. Sträng, im
Engl, String, im Ztal,Stringa, im Slavon. Strona, Struna,
S Strahne) In der erſten Bedeutung iſt der Begiff des Anz
ſtrengens oder Ziehens, in der zwedten weitern aber der verwandte
Begriff der Ausdehnung in die Linge der herrſcheude. Zur erfien
geböret auch das Lat. tringere, zur zwepten aber Strang, wenn
28 in einigen Oberden ſchen Gegenden eine Furche bedeutet. Bey _
dem Tſchudi und andern Schweizerifchen Schriftſtellern wird es
auch von.dem Arme eines Sluſſes oder des Meeres —
S. Strick.
Stränge, S. Strenge,
Strangulieren, verb. reg. act. an oder mit einem Strange
oder Stricke erwütgen, erdroſſeln, fo fern e@, wie big den Türken
übfich il, auf der Erde, und nicht durch Aufgängung oder Hen⸗
Een geſchiehet. Jemanden ſtrangulieren Iaffen. Sich felbſt
ftrangulieren, duch Zuziehung der Luftröhre vermittelſt einer
Schnur oder ähnlichen Bandes, Dahee das Strransulieren. Es
iſt aus dem Lat, Arangulare, Grich. ggayıyareın , iweldhe zu
anferm Steang gehören. Ehedem gebrauchte man #afüir das
mehr Deutſche Hrängeln, Engl, to fraugle. Im Riederſ. iſt
ſtrengen in einen Strang oder Steick verwideln.
Die Strapäze, plur.die—n, boher Grad abmattender Arbeis
ten vder Befchwerden ; daher ſtrapazieren, auf ſolche Art abe
"matten, Beyde find nur im gemeinen Leben üblich und aus ben
Italien. firapazzare entlehnet, - ‚Für Strapaze fagt man
in der anſtändigern Sprechartlieber Befchwerde, Befchwerliche
eit u. ſaf. Indem Mirderf, Bremifchen Wörterbucye wird es
von dein Engl. Strapp, ein Strick, Holländ, Strop, Schw:
Stroppa abgeleitet, als wenn es eigentlich bedeute, jemanden
durch Peit ſchen übel gurichten. Allein es ſcheinet vialmehr ein In⸗
cenſivum von ſtreben ſtrauben zu ſeyn, ſo fern beyde in der Bedeu⸗
sag giner heftigen — überein lommen, wohin ohne
1, Sin engflen ;
Einen Dieb mit dem Strange vom.
»
er “ © % —
gipstane PR treiben geböret, Sm Söpımi m —
geblagt, und ohne Ziſchlaut trapiti, sth Kr ;
Die Straße, plur. sie —n, ein Weg, derjenige Kaum, m‘ f
welchen ſich ein Körper — Orie zum andern brweget. *
1Im weiteſten Verfiande für Weg überhaupt, in-weldem’es
doch nur in einigen wenigen Fällen üblich iſt. Geh deiner Sie
fen, oder geb deine Straße, im geineinen.Leben, gehe fort; gebe,
deines Weges. Darnach gehet Eure Straße, Kof. ©, 16, er
ben fie ibrev Straße una laſſen fie ung ungehudelt, Weile,
So ging ich meine Straße, ich ging davon. Damit rirtenfie
ihr Straßen, im Thcuerd. Die Mittelivaße, (S:biefes Wort.) !
In der Schifffahrt iſt die Straße zuweilen. ‚dee Weg, welchen ein
Schiff auf ſeiner Fahrt nimmt. 2. Im engeren Verſtande, wor
von verſchiedenen befondern Arten des Weges üblich if, € ı)Ein =
breiter öffentlicher Weg, auf welchem jedermann don einen Orte x
zum andern reiſen kann. Auföffentlicher Straße. Zemanden —
auf der Straße aufallen. Die Laͤndſtraße, Heerfitaße, Poſt⸗ F
frage. Die Milhirape am Himmel, (Siehe dieſes Wort) -
(2) Eine breite Gaſſe in einer Stadt Heißt genieiniglich ee 3
" Straße zum Untrrſchiede von der ſchmälern Gaffe Ih will
in der Stadt umgeben auf den Gaffen und Straßen, >
Hobel. 3, 2: - Befonders in den zufammengefegten eigen⸗ —*
-"tbämlihee Nabmen folder Straßen 5 die Steinkvape,
Koͤnigetraße Peters Straße, geufraße wit (3) Eine “
Mirringe beißt In der Schifffobrt mehemabls eine Straße
Die Straße bie Gibraltar, die Straße Davis, die Ma:
gellaniſche Straße uf. Ebedem wurden auch. —— SE
Ströme Strapen genannt, wie iu den Bremiichen Worter⸗
"buche v. Strate beiwiefen wird. Im Niederfähf. iſt Strom
Straße, auch der Saumd, da es denn zu unſern Droſſel
gehöret. J———
Anm. Bey dem Dılkeich Strazza, im PIE
Sraut, im Niederf. Drate, in einigen Mundarten Sreoste,
im Schwer, Strät, ini Engl, Street, im mittlern Lateim
Eftrada, im Fran. Efree, im Italien. and ———
im Wend. Stiotoe, in Walif. Vſtty d. Die Abſtammeng
diefes Wortes iſt noch ungewiß, daher ſich aud der herefchene
‚de Brgtiff in demfeiben nicht beftimmen läſſet. Die gemeinfte
- Meinung if, daß es von dem Latein. hreta via, ſtrata via· —
rum, ſtratum, abſtamme, und eig entlich einen gepfl
og bedeute, welche Bedeutung aber unerweislich iſt, und erſt
die Abſtammnung als gewiß vorane ſetzt, da doch bey der Als 3
weſenheit diefes Wortes in fo vielen alten und ‚entfernten: Spra⸗ 2
hen nicht glanblich ift, daß es aus dem Lateiniſchen follte fenm ere Y
borget wordet. Dit mehterm Kechte, Läfferes ſich von dem Angel.
-ftraedan, fternere «bleiten , da es denn-eiten gebabnten
Weg bedeuten würde, eder von dem noch Riederf. Heiden, ſtreiten,
oder fchreiten, zu welchem ohne Ziſchlaut auch unſer treten gehö⸗
vet, da es dein einen jeden Weg bezeichnet haben müßte, ——
wenn man das als zufällig anfichet, von reiten fo fern es ehe⸗ 2
dem veifen übergaupt bedenteje, worum auch daB Fran. Route h
abfiauımet, :
Er
ei ee a
er Bl Ce Tee
Der Steagenbereiter,des—s, plur. ut nom. haz. — 54
keitlicher Bedienter zu Pferde, wolcher die öffentlichen. Strafen 7
bereitek, und auf bie Siherheit und gute Ordnung auf denſelben =
ſichet. —
Der Straßenfahrer des — s, plar: ut nom. fing, in einiaen; U
* Seeftädten, ein Schiffer,welchrtdned die Straße Bey Bibraltar
in das mi⸗e llã ndiſche Meer ſchifftt „von Straße, Meerenge.
Des Straßiengeleit, des. e8, plur. de —e, das. Örleit, fe
fern es Sicher heit auf den öffentlichen Straßen gewähret, und
- auch nur das Geleie ſchlechthin grnauni wird, © diefes Wort.
Das
€
x
traßengericht ei. die ler in.
ericht, welches auf öffentlicher Straße gihalten wird, in
x Seveutung es doch nicht mehr gebrãnchlich iſt. 2. Die
Abarkeit über die öffentlichen Landſtraßen, wo es noch
- an mandyen Orten in weiterm Verſtande üblich iſt, die all⸗
gemeine Gerichtbarkeit zu bezeichnen, zum Unterfchiede von
den Zaun» oder Pfahlgerichten , welche fi nur über den
Bezirk eines Dorfes Eſteeden wo es EM ri allein am
Ablichſten ift,
be Straßenraub, des — es, Bar: —— Haub, ki kewate
ſame Ent vendung fremden Eigenthümes ‚welche auf der öffentlis
den Straße begangen wird. Zinen Styapenraub begeben In
3 den Shwabenfo. Strauzraub,
Der Straßenräuber, des — 8, plur. ut nom. fi ing. Fämin.
"die Atvaßenräuberinn, eine Perſon, welche eines Straßenrau⸗
= "bes. ſchuldig iſt Straſsrouber, in einer Verordnung Kaiſer
‚Sriedrihs von 1236. Schwed. Bıätröfvare, Daber die Stra⸗
Eenränberey, das Rauben auf der öffentlichen Sitafe, firaßen»
räubeeifch, nach Art der Steaßenräuber.
„Dar Stra enröcht, des —es, plur. die — e, ein Recht, wel⸗
ches die Obrigkein den Straßen zut Sicherheit und Bequemlich⸗
0, Feitder X ifenden verliehen bat. - =
Die Straßenfünde, plur. die—n, in den echten, Sünden,
di Verbrichen, weiche anf der Landſtraße begangen werden;
u B. Berfabrung der Sölle, Berhädigung des Gutes eines
* andern auf der Strofewf.fi
Der Serapengoll, des ⸗es plur. die — zölfe, ein Zoll, mel
er für die Crbaltung der Strafe von den ak aa ERIERDirE
S wird; das Wegenet®.
die Sereube, plus Sie Diminut. * Sträubihen;
Ob rd Steaublein, ein fraubiges, d. i. unebenes mit einer -
“ höcerigen oder rauhen Hberfliche verfehenes Ding, ingleihen
eine ſolche Fläche an einem Dinge; ein nur. noch ‚in einigen
— ‚Fällen ublichs Wort, 1. Der Bart, di. rause Theil an
seinem Holge, Strden u.f.f. welcher von Schlagen oder Sto⸗
sen berrühtet, heißt die Straube, Im Verabaue werden
ach die kleinen abgeſchlegeuen Stückchen von den vifernen
Werfzengen Strauben genanmt, weil fie anfänglich ähnliche
Bärte find. 2, Die Sprigkuchen, beißen in pielen Gegenden
5 vohl Dbert als Miederdeutfehlandes Strauben Riederſ.
Struve Schwed. Strufva, dermulhlich ach wegen ibrer ran.
ben gewundenen oder gerippten Oberfläche: Lat. Strebulum,
Ötied), ge F3Ruryg, von gpuXRog; artwunden, Bey den alten Rö⸗
4 2 mern wur auch Sirues ame Art Bebadenes.
- Ynm. Ir Rieder, iſt ſtruuf⸗ rauf, farbig , 5 nnd: fotcich
y ER Shih S folgende.
2 en erb.reg. act. ı, Straubig machen, Befonders von
der Emporrichinng der Haare und Federn. Der Zahn ſtraube
= feine Sedern, wenn er fie ſenkrecht in die Höhe richtet. Noch mehr
„als ein Reciprocum, ſich ſirauben Hier ſtraubet ſich der Peg,
der Bir, KHaged. (©, Scraubhuhn)
"and Füßen widerfeßen, und in —— Wedenstinh ſich beftig wi:
derſetzen; nur als ein Reciorocum. Sich wider jemand fräuben,
j E fich wider alle Zucpt und Ortnung fräüben. Sid) wieein ei:
Er genfluniges Rind ſtrauben. Dev Trieb der Selbſterhaltung
Araube fich gegen Ste Lebensgefahen, Sonuenf, Dawider
Aröude ip Sie vernunft. Grand das Stränden,
E Anm By dem Stryker hravpen, im Niederf. Mrüven, im
! 3 ‚Engl.to firive, Es ſt mit ſtreben verwandt / und bedeutet zu:
"N nächk.eine heftige toiderfichende Bewegung, wopon der Begriff
ges Haufen eine Figur if, Im Niederfift fy ns auch ES
a eg arg ——
*
2, Sich mit Händen:
— en
9* — des es, bie _ Bühne! -n Eine
Art Fafanen mit ffraubigen Köpfen, Phahanus crifpusLinns
- Das männfiche Geſchlocht heißt der EURER, 2. Siehe
Straußbahn. —
— —er, fe, adj. et adv. von Mahrgent: Vapaciiio
benden Theilen rauh oder ‚san, So könnte man einen Die
felkopf firatbig nennen, Am üblichen E08 indeffen von den
er ſolche Art uͤnordentlich emporſtehenden Haaren und de⸗
dern.
Das ungebundne Saar ſtoß ſtraubig um das gaupt Leſſ.
Es iſt don Straube, eine Sammlung ſolcher emporſtehender
Theile. Bon ſtrauben bat man im Riederſachſiſchen das Ben»
wort firufs, für fraubig, was fich flräubf, welches aber
im Hochdeutſchen anbekamt if. Im’ Oberdeutſchen iſt für
ftraubig auch ſtraubachtig üblich. Im gemeinen Leben Hat
man davon auch das Sueenfisum Rruppig, ſehr ſtraubig. ©,
Strobel.
Das Straubrad, des —es, plur, die — räser, in der Hydra
TR, ein unterſchlachtiges Wafferrad, an welchem die Schaufeln
auf der Stirn eingefegt und anden Enden mit Ste den oder Stä«
ben verwabret werden, zum Unterfchiede won dem Staberrase,
Kin ſolches Rad mie fünem Zugehör wird indem Müßfenbaue
ein Straubzeug genannt. Vermuthlich auch wegen Dre ftrau⸗
bigen Anſehens eines ſolchen NRades.
Die Straubſchnecke, plur. die—n, eine Art — ein⸗
facheriger Schnecken, deren Schale fich auf der Seite erweitert;
- Strombus Linn, Gleichfalls weaen der Stranben, oder durch
"die Windung cutftandenerlingleichhriten, Die Scraubenfchne-
cke, Turbo, if davon noch unterfhirden, wird aber auch von ei⸗
nigen Straubſchnecke genannt,
Das Straubzeug, des—es, plur. die e, ©. Straußras:
1.*Der Strauch des — es plur. car. das Herumfirichen,
ein im Hochdeutjchen veraltetes Wort, S. Strauchdieb
2. Der Strauch, des — es, plur, die —e, die Handlung des
Strauchelns oder Stolperns, ein im Hochdeutſchen gleichfalls
veralteres Wort,
Das Schwein hieb das Pferd in den Bauch,
Davon esnahm ein wilden Strauch
Und todt nieder vielzu der end, Theuerd. Kıp.6 %
SStraucheln
3. Der Strauch, des—es , plur. bie Steäuche, in den geniei⸗
nen Mundarten Str äucher, Dimin. das Sträudlein, gine ver-
torren geiwachfene Stande mit bolgigen Stängeln, (©, Staude,)
wo der Uaterſchied zwiſchen beyden gezeigt worden, Mit Strau⸗e
chen bewachſen. Raum hatte ce dieſe Worte geſagt als er
von mir und in die Sträucher (Strauche) eilte, Kaben.-
. Da fab ich durch die Strauche [Be
Nein Mädchen bey (an): dem Teiche, Uz
” Du rufeh zwiſchen Robr und Strauchen, Haged,
von dem Suckuck. Der Safelfteauch, beffee die SafeMauds, weit
fie nicht verworren geiwachfen il, Ser Dornkrau, Brombeere
ſtrauch Wahbolderkrandh, Roſenſtrauch, wenn er. verworten
getoachſen iſt, u. fe Das Eolleetivum davon: ift Geſtrauch und
Strauchwerk
Anm Im Nederſ. Strunk, Madhier leitet eg bon’dem' ©
thiſchen Triu, ein Baum, Enal. Tree, ber, Allein die verwor⸗
tene ſraubige Geft al jſt ohne Zweifel der Stammbegriff , daher
dieſes Wort von Straube, und Strauß nur im Endlaute ver⸗
ſchieden iſt. Im Ziel, ift Rovo, ein Straub, Lat. Rubus, wel⸗
ches zußtranbrardärer, ſo wieStrauch nad Abgiehung des nicht
zum Stammegnebörigen ſt zu rauh und rauch gerechnet werden
auf: Im Nieder iſt Struddik, und obne ſt Ruddick ein nie⸗
23: Brig © e
”
4
ſtrauchelt, Pf. 94, 18.
ee ea
driges verworrenes Geſträrch delches zu Straub Riederfächf.
Strunt gebörck
Die Strauch birke, plur-die—n; einein Sisieien einheimifche
Art Birken, welche in Gefkalt eines Strauches wãchſt; Betula
fruticofa Lian, .
Der Strauchdieb, des —es, ‚plur. die 362 ein herum flreichen»
“ber Dieb, befonders, fo fern er feine Dieberen auf öffentlichen
Straßen ansüber, ein Straßenräuber, Im Niederf‚Srruufröver..
Alle Wortforfcher feiten es von dein vorigen Strauch ab, und ers
flärenes, jo wie Buſchklepper, von einem Räuber, welcher in den
. Sträuchen und Gebüfcben auf dieKeifenden lauert. Allein felbft
dem Friſch zu Folge war Strauch ebedem Die Handlung des Herz .
amfiveihens , befouders in Abſicht zu Tauben, daher auf den
Strauch geben, darauf ausaebew,. und das Strauchreiten, das
Rauben aufden Straßen zu Pfecde;, fo dag die erfte Hälfte diefes
Wortes vielmehr zu fireichen, hecum ftreichen, herum ſtreifen, zu
gehören ſcheinct.
Straucheln, verb. reg. ueutr. welches das Hülfswort haben
erfordert, im Gehen auftoßen und aus dem Gleich gewichte kom⸗
nen, in der anfländigern Sorechart für das niedrigere ftolperm,
Ich bätte ſchier geſtrauchelt, Pf.73,2., Mein Suß bat ge:
Roſſe die nicht Hraucheln, Eſ.63, +3.
iiber einen Stein ſtraucheln. Ingleichen figürlich, einen Fehl⸗
tritt, das iſt, einen Fehler begeben. Der Menſch ſtrauchelt oft.
Er jiebet, daß er auf der Bahn der Tugend bald mit u
bald mit ficauchelnden Tritten einher seht, Gel. So au
das Straucheln.
Anm. Im Nieder ſ. ſtrükeln, im Holländ. ſtrukelen, im Engl.
to ſtrugsle, im Ital.ſdruccolare, imWaltififchentrwecio.
Es iſt das Intenfioum oder Fterativum von dem noch im Ober:
dentſchen in eben diefer Bedeutung gangbaren frauen. Da
raucht. fein Roß, Hagen, in der, Ofterreich. Chronik, Sie ha—
ben gefivaucht uff ebenee Erd. Kaiſersb. Daß er zu der erd
firauchen tet, Theuerd. Kap. 37. Wo man auch das Hauptwort
der Strauch, die Handlung des Strauchelns hat, (S. daffelbe.)
Es iſt mir fireichen verwandt, fo fern daffelbe auch eine gelinde
Arı des Aufioßens hedeutet, und eine Dnomaropdie deffelben ift.
Einige Sprachlehrer legen dieſem Zeitworte das Hülfswort ſeyn
bey , welches aber wider deu ganzen Hoch und Dberdeutfchen
Sprachgebrauch ffreitet, zumahl da auch die Bedeutung des Anſto⸗
Gens mehr Thãtigkeit als Leiden voraus ſetzet. 1
Spredarten hat man für ſtraucheln auch. die Wörter firunkein,
Afurcheln, ſftürcheln, firumpeln, ſchuubbeln u. f. f. id
auch Stolpern.
Der Straucden, des—s, plur inuf. ein nur in. einigen Dier,
deutſchen Mundarten für Schnupfen üblihes Wort. DenStraus
chen haben, den Schnupfen. Vermuthlich als cine Dnomaropdie
der damit verbundenen rauhen Stimme.
Das Strauchhaupt, des — es, plur. die—bäupter, in dem.
Waſſerbaue, ein Haupt, dasift, in das Waffer hinein gebendes
Bollwerk, welches aus Strauchwerk oder Fafchinen verfertiget
wird; zum Unterſch iede von einemSteiwhaupte, oder hölzernen
Gaunpee,
Der Strauchherd, des — eg, plux. die —e, eine Yet Vogel ·
herde auf freyem Felde, weldje niit grünen Sträuchen und Bü⸗
ſchen umfegt werden ;- der Bufchberd.
Strauchiche, adjser adv, einem Strauche ähnlich,
Der Strauchklee, des — s, plur. car. eine Art des Klees,
welche wie ein Strauch wählt, Cytilus. Kirfutus Linn,
Die Straͤuchmelde, plur, inuf. eine Art Melde, welche ſtrauch⸗
artig wäch ſet; Atraphaxis Linn.
In den gemeinen
mienſetzungen.
a —
Das —— des — es, plur. inuf. ein —E
mehrere Sträuche und acten derſelben zu PN; das Ge⸗
ſtrauch.
1. Der Strauß, d des eg, plör, die Sträuße, ein Wort, nd»
dies einen mit elhem Getöfe verbundenen Streit, einen Kampf,
Handgemruge, ingleichen ein Gefecht, Treffen bedeutet, in welchen
: Bälleitesxhebem ſehr häufig war, Es Famen aus dem Stsausg
- die viert Tail chaum heraus, ein alter Dichter in&ccardsScript,
ben.dem Frifch. IH babe nur die führnehmiten Sträuße und
Rr iegsthaten angezogen, Wurfifen, Mit einem einen Strauß
balten, einen Kampf, eine Schlägerep mit — — NE
gen Steät,' i
Mit großem: Straus ; Fan RE =.
Iſt die. gemein alle einpor ;
Und beit dort aufdem Plag Sarvor, Thenerd. Kap. PP —
Die Nachbarn hegen Zank und Strauß, Opitz.
Es iſt im Hochdentſchen nut noch hin und wieder im gemeinen Le⸗
ben ubdlich, wo man noch zuweilen höret, das war ein harter
Strauß, ein harter Kampf oder Streit. Es wird einen bharten
Strauß ſetzen, Streit.
Anm. Es iſt von Streit nur im EnSlante — J
ſcheinet ein Überbleibſel der Ältefien Oberdeutſchen Mundart zu
ſeyn, welche ſtatt dest fo gern den Ziſchlaut anbeinget. Es ahntet
urfpeünglich das mit einem Btreite verbundene Grtöfe nach, und -
geböret nach Abzug der intenfiven Vorlaute zu dreſchen, dröſchen,
raſen, rauſchem raſch, ruſch u. ff. Ju der erften aus dem
Theuerdanke angeführten Stelle ſcheinet es noch für — 3
Getöfe zu ſtehen.
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N ae A a en
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II Ye GEN INGE DEN OR
»
2. Der Strauß, des— es, plur. die —e, Obeed —
plur die — em, der Rapme des größten unter allenBögeln, wels
her zu.den Sunpfoögeln mit EurzemSchnäbel geböret, unrzwep
Sehen hat, überaus ſchnell Läuft, hingegen wegen feiner Kleinen
Flügel zum Fliegen ungeſchickt iſt. Ex ift in Arabien und Afeifa
einheimiſch, uud lebt vor Kräutern und Feldfeüchten. Strüthio.
Lian. Befonders deffen Struthiio a es —
von dem Caſuar, Struthio Caluarius. Deutſch auch
Straußvogel; Jral.Struzzo, Angelſ Strutha, Schwed Strulfs,
Enst.Ollrich, Kltrich, Pohln Strus. — ——
Struthio,Struthius, Siruikiocamelus fommen ſchon bey
dem Plinius vor; indeffen ſcheinet bie rauf: oder büfchelförmige
Geſtalt des Schwanzes, deffen Federn wie ein Strauß. empor fies _
hen, den Erund der Berrennung zu ‚fenn, (S. das folgende;) wer.
DE
*
——
felbige nicht vielwehr in feinem ſchnellen Gange zu fuchen if, da -
denn das Niederſ ſtryden mitweitenSchritten gehen, in Betrach⸗ —
tung konunt, fo wie der Engliſche Nabme Ofirich, zunächſt zu
fireichen, ſich ſchnell fortbewegen, gehören würde.
auf den Kopf, ©. Goldhahnlein.
3. Der Strauß, des — es, plur. die Sträuße, im gemeinen £
— dieſtraußer) Diminut das Strauß chen, Oberd Strauß ⸗
lein, eigeutlich eine ſtraubige Sammlung mehrerer Dinge, einBüs
ſchel, wo es doch nur in einigen Fällen üblich iſt. Ein Büſchel
empor firbender Federn, detgleichen manche Vögel beſonders auf
dein Kopfe haben, wird noch zuweilen ein Strauß und beder⸗
ſtrauß genaunt, (S. das vorige, und einige der folgenden Zuſam⸗
Am üblich ſten iſt es von einem Büſchel mehrerer
zierlich zuſanimen gebundener Blumen, ein Blumenſtrauß, oder
Menu das
Goldhähnden, in einigenÖegenden im Disıinut. Sträußlein gen,
nannt wied,fo geſchiebet eswrgen des Straußes oder Federbuſches
nurStrauß ſchlrchthin, iun Oberd dieSchmecke das Schmeckerle,
von ſchmecken, riechen, im Niederſ, Kaffe, Franz, Bouques,
Sträuße winden. Inder Kräuterfunde iſt der Strauß eine aus
mehreru Blůthen sans die erftern RR
tãn⸗
ben, vielleicht * nur in Meißen üblich, indeſſen ließ ſich Gott⸗
ſched dadurch verleiten, ihn für den einzigen richtigen auszugeben
uuund ihn wider allen auch noch fo gegründeten Wideripruch zu vers
u kheidigen, Das von ibm zum Beweife angeführte Steäußermäd:
= S. auch tt. r D - PR
Der Strauß-Bafterd, des—es, plur. die —e, ein dem
Strauße fehr äbnlicher Vogel, nur daß er drey Sehen hat, übt igens
aber dem Strauße an Größe und Geſtalt nahe kommt, fo wie
er zum Fliegen gleichfalls ungeſchickt ift;.Struthio-nothus
Kecxein. Obrfdjwans. Er iſt in Süd Amerifa einheimiſch.
Der Straußſink, des—en, plur. He — en, eine Act Fiufen,
mit einem rothen Strauße oder Federbuſche auf dem Kopfe; Frin-
giilla criftata Klein. \ -
Das Straußgras, des—es, plur. inuf. eine Grasart, deffen
- Heine Blütben einen großen, weit ausgebreiteten flatterigen
Strauß ausmachen; Aprollis Linn. ne
Der Straußbahn, des —es, plur. die — hähne, in einigen
2 Gegenden ein Nahme derjenigen Sarıds oder Strandläufer, deren
mMuaãunchen mit einem braufenden Geräufche beftä.,dig mit einan⸗
der Fümpfen, und welche auch Brausdahne genannt werden ;
> Fringa pugnax Linn. Bow Strauß, Kampf, Streit, fonft
auch Rampfhahn, Straubhahn, weilfie ſich dabey ſtraubig ma⸗
hen. Strauß huhn bezeichnet theils das weibliche®efchlecht,tbeils
auch das Thier ohne Rück ſicht ſeines Geſchlechtes.
> Die Straufmeife, plur.dir—n, eine Art Meiſen mit einem
f bunten Strauße oder Federbufche auf dem Kopfe ; Parus criſta-
tus Klein. Saubenmeife, gäubelmeife, Schopfineife, Robel:
£ Ka ; i ;
Die Strauß-Domeranze, plur. dien, eine Art Pomeranzen,
> Seren Blätter und Früchte wie in Sträußen oder Büſcheln zufame
samen wachen. \ En R
Der Straußtabe, ses—n, plur. die—n, ein dem Naben
ähnlicher aber fehr bunter Mexicaniſcher Vogel, welcher einen lan⸗
—
—
— Ratus Klein. * Eat ? x
Ber Strauffperling, des—es, plur, die —e, gleichfalls ein
Mexicaniſcher einem Sperlinge ähnlicher Bogel, mit einem berad
hangenden Strauße oder Federbuſche; Paller in oceipite cri⸗
ſtatus Linn. —
Der Straußtaucher, des —s, plur. ut nom: fing. eine große
= 30 er S: auch Grebe. nv
ns ek des — 5, plur. die vögel, Siebe 2.
+» Steauß. - —— ——
Der Straußzaucher, ©, Straußtaucher.
> Die Strebe, plur, die — n. 2. Inder Zimmermannsfunft, elne
ſchrãge ftebende Stiitze, weil fie durch ide Streben einemanderit
eörvyer in feiner@age erhält. 2. Die Handlung des Strebeng,
ehe Plural, nur in einigen Gegenden. Sich zur Strebe fegen,
ſich widerfegen, ſträuben. Daber er denn ſigürlich zuweilen ‚auch
, bie fchiefe von der ſenkrechten Linie abweichendeRicheung bedentet.
\ Bine Stütze zur Strebe fegen, nach ſchiefer Richtung gegen einen
9 andern Kärper.. Niederf, Streve. 3. In dem Bergbaue einiger
den felbſt ft nur in der Sprache des gemeinen Lebens einheimifh.
‚ einem Amte ſtreben.
gen Strauß oder Federbuſch auf.dem Kopfe hat, Corvus cri-
Art Taucher mit einem Strauße oder Federhuiche anf dem Kopfez
. Colymbus majorcriftatus Klein, Seraußz aucher, Kobel⸗
„fangen an den Negen und Züchern im Jagdweſen find,
et
Gegenden, 5.8. su Eisleben, wird das Unsere der Schiefer Sie
Strebe genannt, vieleicht auch weil die obern Schiefer darauf
fireben oder drucken,
Das Strebeband, des — es, plur. sie — bänder, in der Jime -
mermannsfunf, Bander, d. i. lange fchräg Legende Bauhölger,
welche ineinem Hängewerfe gegen den Ständer fireben, um zu⸗
gleich das Biegen des Balkens, worauf ſich beyde befinden, zu vers
bindern ; die Streben, s
Die Strebefage,,plursdie —n , im gemeinen ben, r. Eine
Kage, welche fich ſträubet, widerſtrebet, und figüclich eine Perfon,
welche fi ungebübrlich wider ſetzet. 2, Auch ein Spiel gemeiner
Kinder und junger Leute, da ein Theil an einem Seile ziehet, und
der andere mir den Füßen widerſtrebet; ohne Plural, Serebe⸗
Bage fpielen, Nach dein Bremifchen Wörterbuche ift es auch fine
Art Dieflendurgifher und Pommerfchen Münze, welche auf der
einen Seite den Wendiſchen reif in einer ſtraubenden Stellung
zeiget,
Streben, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, alle
Kröfte zu etwas anwenden, mit Anwendung aller Kräfte wirken,
zunächſt von de@ftväften des Leibes, in meiterm Veeſtande aber
auch, vonandern, überall wo Kraft ſtrebt, wo Wirkung er-
fcheinet, Herd. Dev über die Alltäglichkeit hinweg ſtrebende
Schwung der Seele. Zimmerm. Befonders einen Widerfland
zu überwinden, 19 es eigentlich fo, wie das verwandte fräuben,
von lebendigen Geſchöpfen gebraucht, fich mit Händen und Fügen
twiderfegen bedeutet. Screbet nicht wider,den Strom, Sir, 4,
33. As auch durch Anwendung der größten möglichen Kraft
fih widerfegen, welches bey Leblofen Körpern, zum Theil auch
ben lebendigen, duch die ſchiefe Richeuug gefchiehet, von wel.
her Bedeutung noch das Wort Strebe üblich iſt. Ingleichen
einen Endzweck zu erreichen. . Jeder ſtrebte, zuerſt ans Land
3u Fommen. k Ki; i
Du ſtrebeſt gludlicher zu werden, r
‚Uns fiehft, daß du vergebens irebll, Gel. Lied,
Beſonders mit denn Borwortenach; nach efwag fireben. Sire:
bes nicht fonach dem Tode, Weish. 4,12, Strebet mach den
beften Gaben, ı Eor,. 12,31. Strebet fleifig nach der Liebe,
Kap. 14, 1. ach Lob, nad Ehre, nach hohern Dingen,nach
So uch das Streben. ©. auch Beſtre⸗
ben, Hachfiveben und Widerfireben, 3
Anm. Indem alten Fragmente auf Carfn deu Großen ſtreven,
im Biederf, ſtreven, im Angelf. iraefan, im Schiwrd, Arafva,
im Engl.to frive, Es iff ohne Zweifel eine Dunometovöie des
Strebens ſelbſt, undin fo fern mie dem Lar, Intenfivo Arepere
verwandt. Eine Art des Strebens ift im Niederf, firiven, weite
Schritte machen, mit weiten Schritten fortgehen, Andelf. kras-
fen,im Dentſchen noch in einigen Fällen fireifen. Auf ähnliche
Art bedeutet das Riederſächſiſche ſteiden, fo wohl ſtreiten, als
ſchreiten, und unſer traben wurde ehedem anch für ſtreben ges
braucht. Do in mie Ritterſchaft nyemand wider drabt, wider⸗
ſtrebt/ Hornegk. Straff, Sträuben wa, m, ſind gleichfalls damit
vrrwandt.
Der Strebepfahl, des—es, plur. die —pfähle, ein ſchrãge ſte⸗
bender Pfahl, weicher zur Stüge diener, ein Pfahl, fo fern er eine
Strebe It;
Der Strebepfeiler, des —s plur. ut nom. fing.einr gemauer⸗
ter Pfeiler an einer Futtermauer, welcher nach oben ſchräge an die
Mauer auläuft, feldigezu verflärken, ein Pfeiler, weicher zur
Strebe dienet,
Die Ströbeftange, plur. die—n, eing ſchrage ſtehende Stange,
ſo fern ſie einem Dinge zur Stüge dienet, dergleichen die Strebe⸗
Sired»
”
Streckbar — en, — * adj.et adyefähie, aeffreckt Ar ansgi
debnt pa werden„dehnbar. So auch die Streckbarkeit
‚ Der Steödblod, des — es, plur. die —biöde, im Bane dee _
Kühne und Flugichiffe, die Blöcke, welche zu Unterlagen fücden
Boden des Kahnes dienen, auf weldheir derjelbe geivedt, dider
Längenach zufammen geſetzt wird.
Die Screcke plur. dir—n, von dem Zeitwortekrerken. 1. Ein
"Werkzeug zum Streden, in einigen Fällen. So if die Strede' Das Stredöngeflänge, des 8, Aldo: ut nom, ——
= oder. Rode bey den Riemern ein langer Baunı zwtſchen given Do⸗
den, wonit dag groͤß Leder geſtrecket oder ausgedebnet wird. Bey
den Lohgärbern iſt die Strecke oder das Sir Weifen ein rundlie."
ches Eiſen in einem-Sränder, die Schaffelle damit zu firedın.
2, Cinfih A: oder ein ausgedehater Raum yon undı-
ffimmter Grögs, beſonders ein indie Länge Anggedehnter Raum.
Eine lange Be Dirin, das Streck Hen; wofür zuweilen
auch Strich üblich iſt. Line Strecke Landes, ein Strich Zander,
+ Die Pferde liefen eine gute Strecke wieder zurüd, - Es iſt
noch ene gute Stroke big dahin. Geben fie noch ein Streck⸗
hen mit. Srelreten, Strecken oder Köumzaufder Sie. Im,
Bergbanr find Sie Strecken rer oder horſontale Kanäle, welz
she wie ein Stollen getrieben werden, aue 86 fie nicht die Lenge
derfelben baden. Daher die Waſſerſtrecke wenn edicner Wuffer
abzulafjen; die dor derſtrecke, Berge oder Erzden nãchſten Weg
an das Fülfort zu brin.enu.ch.. Nwderf, — Engl. BErRIch,
Shweb’Siräcka. ,
Das Steideifeh,des— s,plur. ut nom.“ fing. ©. dis do⸗
tiger 1,
Strecken verb. reg. "act, heftig oder fehr in die Rürige Ausdeh:
sion, wie. das wiedrigere recken 1. Eigentlich. Das Leder five:
Een, bey den Garbern und andern Lederarbeitern⸗es diwch Ziehen
in die Länge ausdehnen. Bey den Jägern wird der Zeug geſt eckt,
wenn die Leinen ſcharf augtzogen und die Tücher und RE dadarch
Die Schmiede ireden ein Sid Kifen, .
ä ausgedehn vet werden.
wenn fie es länger und dünner fchinieden, imGrzenfuge der Staus
dene. Si Hreden, fi dehnen, Inder niedrigen Spiehart ſich
"reden, in Baierir ch fHranzen. Figürlich, alle Bräfie an etw as
recken, wofür man doch lieber fagt, alte Rräfte annrengen.
Ich ſtrecke mich zu dem was da vornen ih, Philr3, 23,5 eine
"gteichfals veraltete Figur. Sehr oftverlieret ſich Ber Begriff der
Heftigkeit oder der ſchatfen Anſtreugung, und laſſet aut den Bes
griff der Ausdehnung in die Länge übrig. Ein fleiß iges Weib ſtre—
cket ige gandnnach dem Rocken Sprichw. 31, 19. (©, Aus ſtre⸗
&en.) Sich in das Gras ſtrecken/ legen, Indeß daß er einfam
ins Gras geſtreckt mit irrenden Bucken den Simmel durchlief,
Beßun Sich nach ber Decke ſtreckem ſich nach feinen. Kraäften,
nad feinem Vermögen, richten. Alle viere von fh ſtrecken, aus⸗
geſtreckt da Kegen, im gem, Leben. Der Weg ſtreckt ſich ſehr in
Die Länge: Daber wird geſtreck zuweilen. für lang gebrandht.
Min Pferdaſt geſtreckt wenn es eine fhöne Länge bat. 2, In
weiterer und figürlicher Bedeutung, fo daß auch der Hegriff dee
Ynsdehnung derſchwindet Die Füge Bvedien das gefchoffene
Wildhrer, wein fie es auf den Boden der Länge nach binkegen, >
‚Das Gewehr ſtrecken, es der Länge uah auf den Boden legem,
Sin Berg bane mird dag Feld geftrecke wenn es der Länge nad
vermeſſen wird. Wenn Friſch behauptet, daß ſtrecken in einigen
Dezenden auch pflügen bedeute, fo iſt er ohne Zweiſel durch das
Niederſ. reken dazu verleitet worden, welches den Acker ſtürzen,
don zum orfiga Mable pflägen bedeutet, und im Hochdeutſcheu
wicht reden ſoudern — So auch das Steecken.
Anw Das dem Kero,
dle htfall grecken im Schwed. Rräcka, im Angelf. Arecan,
Aa Cugleba Ireich, Es iſt aeliwöge des — Vannua·
0 N —
Der Streich des —es ꝓlur. — von — — ſteei⸗
otker u. ff. ſtreceb an, im Niederſ.
an ——— von ah und — —— ma
Be: lechte der Wörter Sig. fra, (Bar. Üiricte,) und ohne
ifchlaut zu dem Miederſ. trecken, ziehen, und ohne t zu vrdden,
weichen, ichten uf. Das vorgefegie fHfcpeinst ierein Iutenfie-
vum zu bejeichnen, Chedem ging es ireegulär, in welcher Zoran -
es doch in einigen Brgenden uni if, id Mradır, gerad, de
dem Steyfer ich Rrachte: a
Berabane', ein Geſtäuge, welches wegen Entfernung des
Kunſt ſchachtes von dem waffernöthigen Gebäude, durch Areg⸗ z
welfen uad Arıne in einer borlgentalen Stede rate.
‚wird, { = Ai
‚Der Strökhammer, des 5; PEN He der Ham
mer in Einem Ham nerſverke —— das. ——
ſtrecket, d.i.indie Länge ausgedehnet wird, ” RE
Der Stroͤckteich des—es, plur. Sie—e, eine Pr
teiche worein der swegjährige ‚Baitte geſetzt wird, amit
ſich darin ſtrecke, vi sur gehörigen Größe wachle, in einigen
Gegenden der Erſtreckteich; zum Unterfihiede von den s raich
teiche und Setzteiche
‚Die Stveck walze plur. die—n, die Watgen in einem St
werde, zwiſchen welchen die ‚Sitpeigaine eſtrecket Der \
werden,
Da9 Stkistwert, N es, plur. — in den Münze '
den Goldfehlägern weh eine Maſchine, wodie Gold u d
berz une zwifchen geh ſtahlerne we —
und dünger geyreſſet werdeit,, 8 i
Die Sttehne, S: Swähne Er
ben, wo es doch nur in einigen Bebeutuaaen deff thzen
indem in andern Strich Statt bar, 1. Boa feeiden,
Zuge, oder einer sichenden. Bewegung dayeır oder Ichlagen, uff
Streich zuweilen eine folche zichende Beiwrgung. So’ wird z.
die Bewe gung eines Piedulz, indem es ſich von einem Bun c
. dem audern ſchwinget/ cm Srieich'gihanur, Zwey ſol her s
che machen eine Schwingung aue . NH baufide ein mit’ein
ſolchen Zuge gegebener Schlag sder Hieb. Einen Bopf mit in
Streiche abbauen; miteinem ‘Hide! Dev Baum! falle a
den erſten Streich, . Der Sammerfireip, ein ſolder
mit einem Hammer, Da es denn auch vobhl für Schläge,
fie eine Büchtigung find, gebraucht wird, fie Werden nun
Ruthe, mit dee Gxißel, mit dem Socke, nut der Prufbe,
gegeben, wenn fie nur mie einer ziebenden Bewegun
den find. Diele Streiche beisen, £uc. 22, 47. Ich babe fünf
mM⸗hl empfangen vier zig Streiche weniger eins, 2 Eorirı,24
Du wirft Streiche bekommen, mit der Ruthe oder —
IJemanden einen Streich geben. Nur der · iſt unglüclt '
Ad unter den Streichender Zufalle beugt. Der. Bader veich,
Stock reich Auch in der Fechitunft fo woht auf den Hub als;
der bloßen Hand, 'ein folcher Dieb oder Schlag, Jemanden einen
‚Streich beybringen, Binem Streiche augweicgen, ihn aus;
rigen. Den Stfei wohl anbringen. So-auch fiſtreiche
"Sehlfiveich, Meiſter ſtreich. 2. Eine fönche oder unerio Dei
füige oder auch nur miurtis llige Handlung wird haufig ein@&treich
genannt, Pin Avtigek Streich, eine artige luſtige Handlung Fe
. manden einen Streich ſpielen, ihn ducch eine Liſt Hintergebe —*
durch eine boshaft e oder muipwtßise Saudlung beleidigen. D
+ ift ein boshafter Streich. Verliebte Steeiche, Br kann feine
Streiche nicht laffen. Diebs ſtreich Poſſen ſtroich Schelmen⸗
ftreich, Staatsſtreich ſauptſtreich alle i in der Bedeutung lifti⸗
“ger, oft auch betruglicher Handlungen; Bubenſtreich Auns
genfgeich, igbege — — DZ es — a
— w
5 5
wi —— Speeharten oft von einer jeden Begebenbeit gen"
braucht wird. Denke den verwünfigten Streich, der mir bes
3 ; —
Anm. Im Niederſ. Streh, im Engt, Stroke. Das Schwer,
4 ; Strek bedeutet fo wohl einen Strid, al seinen Sırcid) oder Bes
\ teug, daher Idre die legte Bedeutuug als eine Figur von einem
Fallſtricke anjichet. Allein es feiner, daß unſer Srreicp in ſei⸗
er zwepten Bedeutung von dem Ötreichen ver Fed :kunt, beſon⸗
’ ders der altern Art derfelben, ſich ohne Geivehr me ver bloßen
Han) zu ſchlagen, © entlehnet ift, indem ein fo. cher Streich mit Liſt
2. und Geſchicklichkeit angebracht werden muß. Wenn dieß nice
wäre, fo önnte man es von triegen und betriegen, Frans. tri-
cher, Engl, trick, Riederf, betrecken, ableiten, von welhenrs
mit vorgejegtem $: — gebildet worden.
Die Streichbank, plur, die —banke, in den Zeug · Manufactu⸗
ven, eine Vant, oder ein Tiſch, worauf die Baumwolle gerichen,
d. 1. gekämmet wird. ‚
. Der Streichbaum, des —es, lur.die —baume, 1.8ey ben
\ Lohgärbern, ein der Länge nach ausgehöhlter Baum, das Leder
! darauf zu ſtreichen oder zu befhaben, 2. An den Weberfkühlen,
ein Baum unter der Lade, über welchen der fertige Zeug von
dem Bruſt baume treicht, cbe er auf den — aufgewickelt
"wird,
Das Streichblech, des —es, plur. die —e, anden Tobür ſchlöf⸗
fern, das Blech an den Thürpfoften, in deſſen Löcher die Kiegel
- des Schloffes fallen, vermuthlich, weil die Thür im ——
daran ſtreicht; ſonſt auch das Schloßblech.
REN A ai die —n. ı. Ein Nahme der Kain-
‚ Blume, Gnaphalium Stoechas Linn. (©. Rainblume.)
2, Eine Art Ramillen, deren gelbe Blumen fhön eitronengelb
+ färben, und welche auf unbeſchatteten dürren Wiefen fo wohl
H als auf den Mauern einheimifch iſt; Anthemis tinctoria
Linn $ärber-Bamille, Gildblume, Rindsguge:
F
Ve TE ZEN —
——— —
"Das Streichbrit, des—es, plur.die—er, ein an der rechten
Seite des Pflüges ſchief geftelltes Bret, welches die von dem Bo⸗
den abaelöfere Erdfurche auf dle Seite Areicpet ; "in einigen Ge⸗
gendendas Ohr, das Pugbret, die Pflugſtürze, welche: init der
Pflugflerze nicht zu verwechfehrift.
Die Streichbürfte, plur. die —n, bey den Kattundruckern, eine
Biürſte, die Farbe auf den Farberahmen damit aus einänder zu
ſtreichen.
Die Streiche, plur. die —n. . Ein Werkzeug zum Streichen,
doch nur in berſchiedenen einzelnen Fällen. Bey den Tuchmachern
iſt es eine Art Kardätſchen, welche Fleiner als die Krämpeln find,
"und mit weichen die Wolle geftrichen oder gefämmet,und dadurch
zum Anieftreichen vorbereiter wird. Sie werden auch Serubeln
genannt. Die Knieftreiche iſt die feinfteund ſchmäleſte Art Kar⸗
dätfchen. Bey den Bädern iſt die Streiche ein Pinſel von Koru⸗
äbren, das Brot mit Waffer oder Eygelb zu beſtreichen. Die
- Streichen der Tuchdereiter find.eine Art Kardärjchen, womit das
gewalfte Tuch geſtrichen oder gerauber wird. 2. Im Feſtungs⸗
baue iſt die Streiche diejenige Seite eines Bollwerkes, welche die
Faße mit der Cortine verbindet; die Streiplinie, die SIanque,
vieleicht, weil fie die Cortine Berireicher, » r
Werkzeug zum Streichen,eine Sireiche von Eifen. DasStr eich⸗
eilſen der Lobgärber iſt eine frummeRlinge mit zwey Handgriffen,
die Hänte damit zu ſtreichen, d.i. die Haare abzuſchaben; das
aareiſen Schabeifen. Mit einem ähnlichen Sreicheifen Areis -
- hen die Weißgärber nachdem Walken den Kalk aus den Fellen.
' DasStreiheifen der Buchbinder hat liec an cines Herzens mit
* —— B. 4. Th. 2 Auft.
J
®.
te 1 ri aa 1 Ber ar ——
Zu a
Das Streicheifen, des —s, plur. ur nom. fing. ein eifeeneg -
Str. 434.
einem langen Stiele, geradeinien durch Streichen indie Bücher»
bände rüizubtennen,
Streicheln, verb. reg. act, welches das Diminutivum und Ite⸗
vatioum des folaemden iſt, oft und fanft mit der Hand fireichen,
aber nur gebraucht wird, fo fern diefes fanfte Streichen eine Art
der Liedtoſung iſt. Jemanden ſtreicheln, ihm das Kinn, die
Baden, die Sand ſtreicheln. Eine Rage, einen Zund ſtrei—
cheln. So auch das Streicheln. Im Niederſeſt akeln, firaken,
feiiivafen, im Oberdeniſchen auch tatſcheln.
Streichen, verb. irreg, Yınperf, ich firich, Mittelw, gefieichen,
Imperat. reiche oder fireich. Es iſt ur ſprünglich, ſo wie alle
Zeitwörrer, eine Dnomatopdie, welche einen gewiſſen beſtimmten
dieſem Worte eigenthümlichen Laut nachahmte, und dernach von
allen den verfchiedenen Veränderungen oder Handlungen ge⸗
braucht wurde, welche mit diefem Laute verbunden find,oder unter
. beimfelben gedacht werden. Daher kommt es denn, daß diefes
Wpri,twie fo viele andere,in fo verfchiedenen einander dem Scheine
nach ſehr unähnlichen Bedeufungen gebraucht wird, Es iſt in
doppelter Geſtau üblich.
1, Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, und wenn die
Bewegung mit mehr — —— verbunden iſt, auch mit
haben,
1, Als eine —— einer ſchnellen von oben herab ge⸗
ejchteten Bewegung, für niederfabren, ablaufen; einenoch im
Niederdeutfchen übliche Bedeutung, Niederſ.ſtriken. Daber rufer
daſelbſt die Arbeitsleute bey dem Auf- und Abwinden ; laß fireis
; ‚Sen! laß los! laß ablaufeu! Vondiefer Bedeutung rühret noch
der auch im Hochdeutſchen übliche active Gebrauch Her, die Segel
fireichen, ©. fogleich im Activo,
.. 2, Als eine Dnomatopdie einer ſchnellen in horizontaler Linie
- ohne merklicheZwifchenräume fortgebenden Bewegung, wo * *
nur in verſchiedenen einzelnen Fällen üblich iſt.
(a) Eigentlich· Man gebraucht es bier, a, von der fönel-
len einem Zuge ähnlichen Bewegung der Luft and des Windes,
Die Luft reicht duch die Zimmer. Der Wind vg dur
die Senfier bevein.
Die Lüfte, ſo hier Arabien,
Sind immer ungefund, Dpig.
2.Bon dem ſchnellen in gerader Linie gehenden Fuge mans
er Gügel, Bey den Jögern ſtreicht das Yuergeflügelnach dem
Geaͤße, wenn es darnach fliegt.
* Tief um das Schilfgras ſtreicht,
Die Erdſchwalb und der Spatz, Hag.
Befonders gebraucht man ſtreichen von denjenigen Vögeln, welde
gegen den Herbftin wärmere£änder ziehen, und im Früblinge wie⸗
der kommen. Die Dögelfireichen oder ſtreichen weg, wenn fie
wegzichen; fie fireichen zurüc, ſie reichen wieder, wenu fie
zurück fomnien, Dabet der Strich, der Zup ſolcher Vögel, der
Wegſtrich, Wiederftrich. ¶ S. auch Abſtreichen.) 3, Von andern
Thieren und Menſchen für ſchnell gehen, wandern laufen; Nies
derf. ſtriken, Augelſ. ſtrican, Engt. to firike, Schwed. firyka,
Asländ, Ariuka. Daber iſt un Schwed, Strok, ein gebahnter
Weg, eine Straße, wovon vielleicht auch unfer Strauchdieb ab⸗
ſtammet. Bey den Shwäb, Dichtern wird riehen mebrmahls
für veifen,und beftrichen für bereifen gebrau“. 1, Ich bin ver-
re her geltrichen;gefommen,in dem « ieh ragBnEnte auf Carlu
den Großen bey dem Schilter. Yin Arczt chom aefkichen, gegans
a"; Hornegf. Sie ſtrichen hinter ihnen ber im Streit,» Sam. ı4,
. Streichen gehn, imNiederf davon gehen, Jetzt gebraucht
—* im Hochdeutſchen nur im verachtlichen Verſtande. Im
Cande herum greichen, wo es das Hülfswort ſeyn erfordert, Er
&e iß
435 | ar
iſt gehn Jahr herum Beftrichen; aber er hat das ganze Land
durchſtrichen. Den ganzen Tag auf den Gaffen herum freis
hen. (S. Landttteicper.) Im Doerdeufgen in diefer verächte.
fichen Bedeutung auch fhreinen, franzen, Herzen, ſtörzen. Fi⸗
gůrlich kommt es auch) in veriireichen, ſchnell vergehen, vor,
68 urlich, mit dem Hülfsworte baben. 1.S'!h nad
der Begattung fehnen, und fich wirklich begatten, we es bey den
Sägen von Händen, Wölfen, Luchfen und Füchfen üblich ifl,
‚ohne Zweifel als eine Figur der vorigen Bedeutung,fo wie laufen
and laufiſch fepn, in eben dieſem Verft ande üblich find. Die zün⸗
bin ſtreicht, will laufen; fie bat gefreichen, bat fich belaufen,
Mit einander ſireichen, fi belaufen. Ferner gebraucht man es
von Fiſchen, wenn fie fich begatten und in und nach der Begat⸗
ging den. Samch und die junge Brut fahren laffen, für leichen.
Die Iſche Rreichen, wenn ſie leichen. S. Streichkarpfen und
Streichteich, ingleichen Strich. —
2, Sich In die Länge ausdehnen, ſich erſtrecken, welches
ſrecken und erſtrecken ein Intenfivum von ſtreichen in die ſer Be⸗
Deutung iſt. Ir pris kanfo-hohe ſtrichen, Burckart von
"Hobenfels, Satin fo hoch reichen, fich fo hoch erſtrecken. Dev Gar:
ten ſtreicht bis an den Fluß, in einigen Provinzen, Im Hoch⸗
deutfchen ift es hier im beramännifchen Verſtande am üblichften,
wo ein Bang freicht, wenn er fich in die Länge, d.i. nach einer
der Weitgegenden ausdehnet. Das Streichendes Ganges, oder
Sein Streichendes, feine Ausdehnung nach einer der Weltgegen«
den, zum Unterſchiede ven feinem Sallen, d.i, feiner Richtung ges
gen die Horizontal⸗Linie. Der Gang gewinner ein anderes
Streichen, wenn er diefe Richtung ändern, Er ſtreicht von Mor⸗
‚gen in (gegen) Abend; von Mitternacht in Mittag u. ſef. ©.
Strich. 3
42) In der ſchnellen Bewegung die Oberfläche eines ans
dern Körpers berühren, wo es eine gelindere Berühtung ausdruckt
als ſtreifen, und eine eigene Onomatopöie diefer Berührung zu
ſeyn fcheint. Mit dem Bleide, mitder Sand an die Mauer
reichen. Es leidet hier beyde Hülfswörter ſeyn und haben, je
nachdem die Berührung mit mehr oder weniger vorfeglihen Thä⸗
tigkeit verbunden ift, \
(2) Scheinet es ehedem auch eine Drnomatapdie einer. ges
dehnten oder mit vollem Nunde ausgefprorhenen Nede geweſen zu
ſeyn; wenigſtens ſetz die folgende thätige Bedentung etwas her⸗
aus ſtreichen, mit aufgeblafenen Backen loben, eine ſolche neutrafe
Bedeutung voraus, ſte müßte denn eine Figur einer andern thäti⸗
gen Bedeutung ſeyn.
IL At ein Activum, wo es beſonders in einer doppelten Be⸗
deutungüblichift, welche fich auf zwey beſondere Onomatopdien
zu gründen ſcheinet. RAN
1. Bor oben an einem Seile niederfallen laſſen; eine nur
moch in der Seefahrt Hbliche Bedeutung, wo es das Activnm von
dem vorigen Neutro fireichen, niederfahren, iſt, eigentlich, nie⸗
derfahren machen. Die Slagge ſtreichen, ſie zum Zeichen der
Ehrerbiethung an dem Flaggenſtocke herunter fallen laſſen. So
Auch die Segel freichen, fo bald man ſte als ein Zeichen der Ehr⸗
arbierhung falle läſſet. Da denn auch das Zeitwort flreichen in
behhden Fälfen ab ſo lute und allein gebraucht wird: vor einem
freien, die Segel oder die Flagge. Ein Schiff zum Strei⸗
abe zwingen. ;
2. Mit der Oberflache etnes Dinges auf der Oberfläche eines
andern in die Länge hinfahren Das Geſicht mir der 5and ſtret⸗
ben. Das Papter glaet ſtreichen. Etwas verade ſtreichen.
Etnem den Bart arerchen. Eine KRatze ſtrrichen. Den duchs⸗
Kchwanz ſtreichen einem Andern nach dem Munde reden, imT beuere
danke den Zalben ſtreichen. ImMNiederf wird ſtriken, ſtrrichen,
anudhabſelute in die ſen Verf ende gebroucht¶ Er Fann gue frei:
Zegug ⸗ und Tuchmachern wird die Wolle geſtrichen, wenn fie ge⸗
chen, andern gut nach dem Munde deden So fern ftreichen eine
re La wi — —
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Artder Lichfofung if, ift fireicheln das vepfleinernde Zteratioum
davon. Befonders werden eine Menge mit einem folcher Streit
chen verbundene Handlungen oderBearbeitungen nur reichen ges
naunt, Den Schweiß von.dem Gefichte, den Staub vondem
Tiſche reichen, ſtreichend von dem Körper wegſchieben. Das
Geld zuſammen flueichen, einftreichen. Einem Rinde den Bey
inden Mund reichen. Die Dioline ſtreichen, mit dem Bogen
aufden Salten ſtreichen. Eine gute Dioline ſtreichen, für ſpie⸗
len. Butter auf das Brot ſtreichen; ſo auch von allen weichen
und flůſſ gen Körpern, wenn fie durch ein Streichen aufder Oober ⸗·
fläche des andern Körpers ausgedehnet werden, für dad niedrigere
ſchmieren. Ein Pflaiter flreichen. Eydotter auf das Brot
ſtreichen/ bey den Bädern. Ziegelftreichen, fie machen, weil der
weiche Thon inder Form eben geſtrichen wird. Das Meſſer auf
dem Stahle,aufdem Wegiieine,auf der Thürfchwelle fireichen,
es zu ſchärfen. Die Senfe freichen,mit dem Streichholze. In
Niederfachfen wird daggPlätten oder Bügeln Streichen genannt. -
"Gold und. Silber auf dem Probierftein reichen, an den zurück⸗
gebliebenen Theilen deſſen Güte zuerfennen. Das Getreide im
Scheffel freichen, oder den Scheffel fireichen, mirdem Streich⸗ 4
holze das Getreide abftreichen, (daß es nicht über den Nanddes
Scheffels hervor vage. Kin geſtrichener Scheffel.. en
—R
kãmmet wird, Die Weißgarber ſtreichen die gewalkten delle,
wenn fie den Kalf mit dem Streicheifen heraus ſiteichen, dagegen
dag Streichen der Lobgärber die Haare wegnimmt. Die Hut '
macher fhreichen die Süte, wenn fiefelbige in heißes Waſſer tau-
chen und bernad) mit demſelben die über üfrgegarbe berausfirei
chen. Die Böttcher reichen die Dauben, wenn fie felbige mit
dem Schnittmeffer anspöhlen, „Lerchen ftreichen, fie mit Regen
oder Sarnen, weiche auf der Erde über fie bin gezogen werden, _
fangen ; daber das Lerchenſtreichen. (S. Streihgarn.) Mit
dem Neizegelirichen,fommi ſchon im Schwahenfpiegel
braucht wird, obgleich daspauptworttreich in diefer Bedeutung
noch völlig gangbar iſt. 5 a
3. geraus ſtreichen, gurlingrbühr loben, Etwas heraus |
ſtreichen. 158. dasvorige Neutrum in der leßten Bedeutung.)
Fest gebraucht nian es une im nerächtlihen ‚Verftande,.von
einemungebührlichen Lobe; all ein bey dem Opitz fommteanod
im edlern für preiſen vor. RER“ —— (a
Du, des Levi werthes sans, —
Streich des Herren Lob heraus, Pf.1'95. - 5
Etreiche loblich aus dem Herren ſeine Werke, eben derſ. —
So auch das Streichen, von der Handlung. S. auch Streich ud
“Anm. Im Niederf. ſtriken, im Engl. to Arike, im Schwede i
Öryka,im Ital. ſtriccate, liriloiare, im Latein, mit deim ein
HR i geſcho⸗
ein En
— gtöenn fa ER Streten iſt in einigen Bes
das Intenfivumdanen.
u Stepper, dee—s, plur. ut'nom. ling. 1. Eineper-
. fon, welchẽ reiht, Famin. die a Er nur dr einie
gen Fellen. So werden in den Zeng + Manufacpuren diejenigen,
weiche die Baumwolle zwiſchen den Kardätfchen ſtreichen oder
ãmmen, Streicher genannut. S. auchLandflveicher.) 2, Ein Werk:
zeug zuin Streichen, auch nur inwinigen Füllen. So nennen die
Sleiſcher den am Bürtel bangenden Stahl, das Meffer daran zur
reichen oder zu ſch ärfen, den Streicher.⸗
. Das Streispfeuer, des —s plur. ut nom.fing. in der Ehy»
miie, ein Feuer, — — ůͤber einen Körper himtreicht; das
Reverberier⸗ Leuer. Daher der Streichoefen, ein dazu einge⸗
Er. ‚Kichteter Dfen ; der Reverberier: Öfen.
—— Der Streipfifh, des — es, plur. die—e, ein Fiſch, welchet
ſtreicht, d. i. leicht, oder im Sirrichen begriffen iſt. Der Streich⸗
karpfen, wern es ein Karpfen iſt.
Des Streich garn, des — es, plur. die —e. ı, Ein anfange
Staugen gebundenes Garn, welches man desNadies über dasgeld
ſtreicht, Hühner, Wachteln uud Lerchen damit zuffangen; das
Streichneg, Nachtg arn, De&neg. 2. Ein großes Fiſchernetz,
va auch das Suggarn, Schleppneg, die Streichwat he
eißt.
Der Streichhamen, des——-8, plur, ut.nom, fing. im Fiſch⸗
fange, ein Hamen mit einer. weiten Offnung, welcher auf-ähnliche
Art auf dem Grunde des Waſſers geftrichen oder gezogen wird, Fir
ſche darin zu fangen z der Braghamen,
Das Streichholz,des—es, plur. die —hölser,ein Holz damit
%
ein dünnes und. ſchmales mit Theer und grobem Sande überzogenes
Bret mit einer Handpabe, die Senfen damit zu ſtreichen und zu
ſchärfen. Das Streichholz der Hütteuleuteift ein. Holz, die Pla⸗
nen damit glatt zu flreichen, Auch das lage Holz in der Haus⸗
wirthſchaft, womit bey Meffung des Getreides das Gemäß abger
ſtrichen wird, führetdiefen Nahmen, ’
Der Streichtaltydes—es ,, plur, car. ber aus Raltkeinen ge⸗
brannte Kalk, Steinfalf, weil er ſich wie ein Muß reichen Läffer,
- zum Unterfdiedevon | dem Gypfe oder Gypskalke, welcher in der
Näöſſe bald erhärters
Der Streichk arpfen, des — s, plur. ut nom, fing. Siebe
Streichfiſch.
Der Streichkaͤſe des—s, plur. car. mit Bier oder Milch er-
i weichter Käfe , welcher fich wie Butter flreichen läßt. Auch der
Quark oder noch unverhärtete Käfe wird, fo fern er auch in diefer
Geſtalt aufdem Brote gegefjen wird, in einigen ÖegendenStreich-
Des Streichfraut, des — es, plur. car, in einigen Öegenden
ein Nahme des Waues, Saarktautrs oder Särbergrafes, Rele-
“daluteolaL.
Das Streiylämmel, 003, plur. ut nom, fing: in den®las,
hütten, ein Lammel, d. i. eine Mefferflinge, den obeen und un-
"tern Theil der Gläſer damit zu fhlichten. Lämmel bedeutet in
- ganz Niederdeutfehland eine Mefferklinge und gehöret zu dem Ger
ſchlechte des Lat. Lamen, ein. Blech.
Die Streichlinie, plur. die — n,im Feftungsbane, S. Streich.
Das Streiymäß, des—es, plur. die—e, ben den Tifchlern, ein
kleines vierecktes Klöschen, mit zwey Fleinen parallelen am Ende
mit einem Stachel — ——— — Linien daurit zu
ſtreichen.
Der Streihmeißel, des ⸗6 plur. ut nom, fing: im Hütten-
baue ein Meißel, d, i. langes fpigiges Eifen, die: Schlacken von
* um Erze damit abzuſt reichen,
zu flreichen , eine hölzer neStreiche. In der Landwirthſchaft iſt es
kaſe genannt, 5%
x Str 488
Das Streichmeſſer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Meſ⸗
fer, einen weichen Körper damit zu ſtreichen. Ben den Mahlern
wird auch das dünne in Geſtalt eines Meſſers gefehnittine Brer,
womit die Farbe auf dem Keibefteine zufammen geſtrichen wird,
das Streichmeſſer genaunt. ©. Streich ſpatel.
Der Streichmonden, des —s, plur. ut nom? ling. bep den
Weißgärbern, ein ſtumpfer Monden, die Felle ie. :
das Streiceifen, ©, Monden.
Die Streichngdel, plur. die—n, bey den Gold» und Sikers
arbeitern; Elriue Stangen Gold und Silber von verfchiedener bes
Fannter Feinheit, ig Geſtalt der Nadeln, fie auf den Probierftein
zu freien, und die unbefaunseFeinpeit des darneben-geftrichenen
andern Goldes und Silbers darnach zu erſorſchen; die. Pros
biernadel.
Das Streichneg, des —rs, plur. die —e, ©, Stteihgarn..
Der Streichofen, des —s, plur.die—öfen, S. Str eichfeuer.
Der Streichfpatel, des—8, plur. ut. nom. ling, ein Werks
zeug in Geſtalt einesSpatels, einen weichen Körper damit aus ein
ander zu ſtreichen, dergleichen z. 3. die Bundärzte zu den Pfla⸗
ſterun haben.
Die Streichftantte, plur. die—n, bey den Maurern, Stangen
an den Gerüſten, mwelche- ınan quer. über die Schere bindet, und-
welche fich auf den Negbäumen ſtützen. An einem Kutſchengeſtelle
werden diejenigen Stangen, welche die Mage. mit der Achſe vers-
binden, gleichfalls Streichſtangen genannt.
Der Streichflein, des—es, plur. die —e, bey einigen ein.
- Nabme des Probierfieines, worauf die Feinheit des Goldes und
Silbers durch den Strich probieret wird..
Der Streichteich, des—es, plur. die—e, eine Art Karpfen⸗
teiche, in welche die Streichfarpfen geſetzt werden, damit fie unge⸗
bindert darin ſtreichen oder leihen können, der Ceichteich; zum:
Unterfehiede von dem Streckteiche und Segteiche, -
Der Streichvogel, des—s, plur, die —vsgel, Vögel, welche
gegen den Herbfi aus den Fältern Ländern Europens in großen
.. Haufen in wärmereWelttheileftreichen vder ziehen, und im Früh⸗
linge auf eben die Art wiederkommen; Zugvögel, bey einigen auch»
Strichvogel, von welcher Art die Finken, Zeischen, Lerchen und
fo ferner ſiud.
Die Streichwetbe, plur, die —n, ©. Streichgarn.
Ze Streichwehre, plür. die — n, cine Wehre oder Feſtungs⸗
werk, von welcher man die benachbarte Gegend mit Gefchüg bes.
fireichen und dadurch vertbeidigen fauın,. So könnte man ein Ba=-
ftion oder eine Baſtey, ingleichen eine Batterie, eine Streich⸗
wehre nennen,. In Hamelmanns Dldenburgifchen Chronik wird-
es von einem jeden Wale ‚gebraucht. eine. Streichwehre um ein:
Haus ziehen.
Der Streihwinel, $es—s; plur; ut nom: Bng.imFeftungss-
baue, derjenige, Winfel, welchen die Streiche mit der Cortine
macht; Frauz. Angle fanquant,.
Die Streichzeit, plur. die—en. 1.Bon fiveichen, ſich begatten, .
diejenige Zeit, da ſich gewiſſe Thiere zubegatten pflegen, .von den⸗
jenigen Shieren, von welchen ſtreichen in diefer Bedeutung gefagt:
wird; von andern die Ranzzeit, Brunftzeic.u. f.. fe 2. Von:
ben; ziehen, die Zeit, da gewifje Vögel im Herbſte von uns
weg. und im Früblinge wieder zurück ſtreichen.
Der Streif, des—s, plur, Sie—e, von’ ſtreifen, fo fern es:
den Drt fchnell verändern. bedentet, iſt der Streif, ein ſchneller
Zug mehrerer Perfonen in eiue Gegend, ſelbige zu durch ſuchen. Eis:
nen Streif thun, vornehmen: In dieſenn Verſtande wird eg!
fo wohl von Soldaten gebraucht, wenn fie um Beute zu machen in:
eine Grgend ziehen, als auch, wenn die Diener der Polizey einem:
Streif oder Zugindie Wälder wm ff sbun, vr dagce⸗ Perſonen,
Er 2 Wilde
439 *
Wilddiede nf. f. aufzuſuchen. Bon Soldaten if im Hochdene⸗
ſchen auch S treifzug üblich. Im Theuerdanke lauter es in diefer
Bedeutung der Strayffen, bey dem Hornegk Strawff.
‚Der Streifen,des —s, plur, ut aom. fing, bei vielen auch der
Streif, des —es, plur. die —e, Diminur, das Streifchen,
Sberd. Streiflein, gleichfalls von dein folgenden Zeitworte, ver -
muthlich fo ferh es ebedem auch figürlich fich in die Länge er»
reden bedeutete, ein Langer und ehr ſchmaler Körper, wenn ders
felbe feinen andern eigentdümlichen Nabmen dat. Ein Stveiz
fen Papier, Zeug. Ein ſchmaler Streifen Landes, Ingleichen
dergleichen ſchmale fi fi in die Länge erſtreckende Theile oder Ab⸗
änderungen an einem Körper, wenn fie th durch eine andere
a öder auch durch eine Erhöhung. oder Vertifung von dem
anzen unterfheiden. Die Streifen an einer Säufe, an gewif-
fon mineralifchen Körpern u, ſ. f. Ein weißer Zeug mit gelben
Streifen.
daran, ı Mof. 30,27.
Anm, Im Niederf. Stripe,im Engl,Stripe, wo auch Strap
ein Riemen is Sereif iſt mieReif, Ribbe, Ripaa.f.f. ver
waudt, fo wie die ähnfichen Strieme (im Riederf. iſt Strämel
ein Streifen) Streich. u. ff. ſich Bloß im Endlaute unterfcheiden,
Der Streif iſt im Hochdentſchen nicht fo gangdar, wie der Strei⸗
fen, wo die Endipibe —en die Ableitungs ſylbbe if, ein Ding,
Subjier zu begeichnen. In einiger Dberdentfchen Gegenden iſt es
-indiefer Bedenung auch weiblichen Gefchlechtss, die Streife, ©.
Striefe
Streifen, verbireg. welches ſo wie reichen eine Onomatopdie
if, nur daß das feine ſcharfere Bewegung und Berübrung im je⸗
nemausdruct, ats das ch in Bag 5 Es iſt fo wie diefes in dop⸗
pelter Geſtalt üblich,
1. Als ein Neutrum, welches dag BHütfeworl haben ecfordert
. In der ſchnellen Bewegung an der Oberflãche hin berühren, fo
daß ſtreifen eine ſchärfe re Berühru g voraus dest, als fiteichen,
eine Berührung, weiche oft eine Verlegung der Hberfläche zurück
Killer. Die Bügel freifte ander Wand hin. Die Bügel hat
mich nur geſtreift, wo es aud) active gebsaucht: werden Fans,
Sich ein wenig ſtreifen, ſich an den Kopf, an die Hand ſtrei⸗
fen, in der Bewegung an einen andern Körper din Fahren, und
Kch dadurch die Hast verlegen, (S. Streifwunde.) 2. Den Drt
ſchnell verändern, von mehrern Perfonen, wenn es in der Abficht
geſch ehet, eine Gegend zu ducchfuchen, wo es befonders von Sol,
daten, Krieg führenden Parieyen, Polizey⸗Bedienten nf. f. ges
braucht wird, Der Scind ſtreifet ibber die Granzen. Die leich⸗
ten Truppen haben bis an die Stadt geſtreift, ſtreifen ſchon
bis vor das Thor. Streifende Parteyen. Die ſreifende Rot-
ten, d i. Partehen oder Haufen, ı Sam. 4, 15. Streifen,
ſtehlen und rauben, 3 Eſt. 4,24. Im-Lande herum ſtreifen.
Durch das Gebüſch ſtreifen, Känber, Wilddrebe, u. ſ. f. aufgufu-
chen oder zu verjagen. Im Schwed, iſt Gröfva, welches Ihre
von röfva, rauben, ableitet, ungeachtet es fo wie ſtreichen in
ähnlichen Verſtande eine eigene Stammbedeutung des Zeitwortes
ſtreifen zu ſeyn Icheinet, in welcher es zu dem Niederf. ſtreven,
weite Schritte machen, (S. Streben) arböret. * Der Begriff des
- HandensTiegtnihtindem Worte. S, Streif,,
IL Als ein Activum. Mit Streifen verfeben, beſonder⸗
im Mittelworte, geſtreift. Geſtreifte Leinwand. Geſtreifter
Taffet. Eine geſtretfte Säule. Niederf.kripen,Enal.to ſtripe.
2, Man fireift ein Thier, wenn man demfelben’ die Haut, eder
sen Bals, ohne fie am Bauche anfzufchneiden, über den Kopf zie⸗
bet. Einen Safen, einen Suche, einen Harder freifen,
Einen Aal reifen. Riederf.firepen und frespen, Ergkto Äripp.
(S: auch Abſtreifen) 3. Durch eine enge — —
Jaeob nahm Scäbe und fihälere weiße Streifen
Sit = SE
Die Bletter von einem Zweige abfreifen, wenn
man die Blätter durch dir feft gefchloffenrHant zirher. Daffelbige
verwiiliet meinen Weinberg und flveifet meinen Seigenbaum,
Koelı,r. Gekochte Sporen durch den Mund glg ©
auch sas Streifen.
Anm. Im Niederf. bald ſtripen, bald Krepen, wo man davon
in der erfien und deitten thätigen Bedeutung auch dasAutenfioum
ftrippen bat,fo wie im Hochdeutfchen auch. wohl das / verkleinernde
Itrrasivum ſtreifeln üblich iſt, kleine Streifen machen; geſtrei⸗
felte Leinwand, Der Begriff der ſcharfon Bewegung in die Län⸗
ge, befondsrs der in derjelden gefchehenen ——— iſt d der
Stammbegriff.
Der Streifer, des —s, plur ut nom „fing. an einigen Orten ein
-
Y
=
>
%
} — oder auf und unter der Oberflãche befindlichen &hite
zu berauben,
a — —
Mahme bewaffneter Schergen, welche die Gaſſen in der Nacht Re
durchſtreifen, um die Sicherheit und Rube zu erbaltei.
Die Streiferey, plur, die —en, das Streifen der Soldaten BR,
*
Streiflicht/ adj», eradv.S. Streifig. _
Das Streiflidyt, des —es plur. die —er, in der Mahlerep, cin
‚üßuticher beivaffneter Haufen, befonders fo fern es in it 2
geſchiehet, Beute zu mache n.
Streifig, —er, —fe, adj.et adv. Streifen habend, aus Steei
fen beftehend. Streifiger Taffet. Indeſſen iſt dafür das Mittels
wort geſtretft üblicher Won dem verkleinernden Iterativo ſtrei⸗
feln, oder vondem Haupiworte Streifel für Streifen, fagtman .
im gemneinen Leben auch wohl freiflig oder fveiflicpe für areis
und geſtreift.
Das Streifjagen/ des—s,; plur.utnom. Bag; diejenige. *
da mau eur auf das Wild ſtreifet, d. .
iche ilmſt elluug mit Netzen,
des Jagens oder der Jasd
mit Leuten oder
auf ein Gerathewohl in das Feld ziehet/ und was man anteifft,
auf eine oder die andere Art füller; das Rlopfjagen. *
kleines Licht, welches zwiſchen zwey nahen Gegenftänden gleich⸗
ſam herein ſtreifet, und einen Theil dieſer Gegenſtände oder einen
benachbarten Körper erleuchtet. Frauzöſ. Lumiere oder Jour
Echapẽ. Ein mit ſolchen ————— oeeſchenes Semãblde
heißt fireifweife erleuchtet.
Das Streifrecht, des —es, plur. inuf, das Recht auf Übelihü
ter, befonders auf Straßenräuber zu freifen, fie mit —
Mannſchaft auf den Straßen ü. ſofr aufzuſuchen. —
Der Streifſchuß/ des —es, plur. die —fchuffe, ein Schuß, imels
her nuefireift, wo die Kugel nur reift. Einen Streifſchuß bee
Formen. Niederſ. Schrammfchste, von ſchrammen, aeg —
fen verwunden.
Die Streifwunde, plur.die —n, eine Wunde von einer fireis
fenden Kugel, oder einem Seitengewehre, wenn felbiges nur ges
fireifethat. u
um zu ſtreifen, d. i. Beute zu machen, Übelihäter aufzuſuchen
uff.
die Steeiferey. Einen Streifzug thun, vornehmen.
Streinen, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗
ches nur in einigen gemeinen Sprecharten, be ſonders Ober deutſch⸗
ET
abe
Der Streif, und ivenn ee in der erſt en Abficht geſchiebet,
⸗
Der Streifzug, des—es, plur. die — züge, ein gug mebreter
landes, für herum fiveichen, ohne Ordnung und regelmäßige Abe F
ſicht herum wandern, gebraucht wird. Die Jäger gebrauchen es
auch von denebhunden werin fie nicht vegelmäßig fpüren, fonts. j
dern obne Abficht herum Laufen und fuchen, da dein ein folcher
Hundein Streiner genannt wird. ©, Streichen und Strabne,
Der Streit, des —es, plur. die —e, vonder Zeitworte frciten,
der Ausbruch der Uneinigkeit unter zen Vartenen. 1. Gigente
lich, nnd zwar, (1) So fern die Uneiniofeit oder widerſprechende
Gefianung durch Thärfiggfeiten ausbtaht wo es ehedem für
Schlä⸗
u
u”
vie wi.‘
Ä Schlägerep, Gefecht Terffen, ja anch für Kriegfehr gangbar war;
der Oeutſchen Bibel fommt es in diefer Bedeutung noch fehr häufig
vor. „In den Streitziehen, 4 Mof. 10,9, in das Treffen, und
. Inandern Stellen für in den Krieggieben. Zum Streit aus zie⸗
. ben, Richt, 3, 10,
4Moſ. 21,24. DieHelden find gefallen im Streit, 2 Sam,
1,25. Und fo in hundert andern Stellen mehr. Mit vielen in
"den Streit, mirwenigen zu Rathe geben. Im Hochdeutfchen
iſt es in dieſer Bedeutung in dem gemeinen Sprachgebrauche bver⸗
altet, ob es gleich noch in der höhern Schreibart in derſelben ger
braucht wird. Glorreich im Streite für fein vaterland ſterben,
Sonnenf. ,
Der geld, um den du bebteſt, wann im Streite,
Wohin ibn dein verhangniß trug,
Der ebene Donner vonden Bergen ihm zur Seite
Die deldherrn niederfchlug, Raml.
(2) So fern ſie durch Worte ausbricht, wo es ein ganz allgemeis
ner Ausdruck ift, welcher die Heftigkeit ünbeſtimuit und die Sitte
lichkeit unentfchieden läßt, wodurch es fih von Zank, Hader u.f.f,
unterfeheibet, die Behauptung widerſprechender Säge, Einen
ſtreit. Sin unn ützer Streit. Kin Rechtsfreit,ein Streit vor
Gericht, über eine Rechtsfache, In Streit mit jemanden geras
then. Einen Streit erregen. Einen Streit mit jemanden an-
fangen. Urheber des Streites ſeyn. Es iſt ein Streit uns
- ter ihnen über die Frage, obu.f.f. Mit jemanden im Streite
liegen, vor Öerichte, Immer im Streite leben, Streit ſu—
"hen. Kinen Streit Schlichten, beylegen, ausmachen, endis
gen, Ich mochte die Sache gerne außer Streit gefege ſehen.
Der Plural wird in diefer und der folgenden ftgürlichen Bedeu⸗
‚sung felten gebraucht. =. Figürlich. Der Streit wider die Leis
denfchaften,dieBemühung ibnen durch klare Begriffe zu widerſte⸗
. ben, Der Streit der Pflichten gegen einander, der Widerfpruch.
0 Das Leben der Ehriften ik ein ewiger Streit, Bemübnug, die
Sünde und fündliche Begierde zu überwinden, Der Streit der
Begierden, der Einfluß widerfprechender Vorftellungen auf den
Willen. Der Streit der Elemente, ihre Bemühung einander
eufzuläfen oder von fich zu ſtoßen.
Strid, nud ohne ff atıch nur Rid, ©. Streiten.
Die Steeitegt. plur.die—ärte,ein ehedem ũbliches Gewehr, wel⸗
y ches einer kleinen Art an einem langen Stiele glich, dergleichen ſich
J die Alten ehedem in den Kriegen und Gefechten bedieneten.
Streitbar, —er, —ie, adj.etadv. 1. Bon Streit; Kampf,
3 . Gefecht, Krieg, Treffen, zum Streite geſchickt und geneigt. Ein
ſftreitbarer geld. Taufend Mann treitbare Leute, Soldaten,
Streitbare Thiere, weldde Fertigkeit befigen mit einander zu
kämpfen. Kin fireirbares Volk, weiches zum Kriege geneigt,
und in densfelben gefchicht ift. Es iſt in dieſer Bedeutung noch
völlig gaugbar, obgleich Streit in derfelben veraftet ift, dagegen
wird es von der Fertigkeit zum Streite mis Worten wenig oder
Zar nicht gebraucht. 2.* Für ſtreitig, dem Streite unterworfen,
# Die Sache iſt noch ſtreitbar Line ſtreitbare Sache. Eineim
Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche nur in einigen gemeis
‚2
new Dundarten gangbaeif, *
Die Streitbarkeit plur. car. die Fertigkeit in und zum Streite,
d. i. zum Kampfe, Gefechte oded- Kriege, in der erſten Bedeutung
bdes vorigen Wortes. —
Streiten, verb. irreg. neutr. Jupperf. ich ſtritt; Mittelir ges
0 feitten; Imper at ſtreite oder ſtreit. Es erfordert das Hülfs-
R worthaben, 2, * Eigentlich, Förperligge Kräfte anwenden, fich
In dem alten Gedichte aufdem heil. Anno Sırıt, für Krieg. In
Das Bud) von den Streiten des Seven,
Streit mitjemanden haben. Kin gelehrter Streit, ein Wort: .
Anm, Bey dem Ditfried Strit, im Angelf.Strith,imSchwed. -
> SE 442
mit Anftreugung körperlichen Kräfte bemühen, in welcher Beden-
tung noch lkrit a im Schwed. üblich iſt. Im Hochdentſchen ik es
in die ſem Verſtande veraltet, und ner das zufanmengefeßte ber
freien hat denfelben noch zum Theil erhalten, Ohne Zweifel war. : ;
. es anfänglich eine Dnomasopdie eines lebhaften mit Anfrengung*
körperlicher Kräfte verbundenen eräufches,und das Niederf. ſtri⸗
den, ſchreiten, Engl. ride, Schwed. Aride, ift eine Art dee
körperlichen Anſtre ngung, fo wie das Schwed, Arid, flark,hefrig,
eine Figur davon iſt. Ohne ſt gehören auch unfer reifen, reitem,
reiten in bereiten u. a. m. dahin. 2. In engerer Bedeutung,
"einen Feind oder Öegner zu überwinden fich bemühen, (1) &is
gentlich, durch Förperliche Bemihung, two es ein fehr allgemeiner
Ausdrud iſt, welcher die Arc und Weife, den Grab der Hefrigkei,
die Art der Waffen u. ff. unentfchieden Läffer, So fireiten zwey
Thiere, wenn fie ſich ſchlagen, ſtoßen oder beißen,zweg Perfonen,
wenn fie fi raufen, Schlagen oder fechten, zwey Kriegesheere, .
wenn ſie ſich ein Treffen liefern u. fe f. Gott lehrer meinegans
fireicen, 2 Sam. 22,35. Michael und feine Engel figjtten mie
dem Drachen, Offenb.ı2,7. Die Soldaten Fristen wie bie -
Löwen, Jür das Vaterland, für die Freybeit reiten. Es
ift indiefer Bedeutung üblicher als das Hauptwort Streit, befon.
ders in der höhern Schreibart, doc; gebraucht man eg, um der
Allgemeinheit des Begriffes willen, nuralsdann, wenn die Art
des. Strettes nicht näber beffimmt werden darf, (2) Durch Wor-
te, einen widerfpreipenden Gas behaupten, wo es, fo wiedag -
Hauptwort Streit, auch ein allgemeiner Ausdruck iſt, der den
. Grad der Heftigfeit, die Sittlichkeit u. ff. unentfchieden täffer;
Mit jemanden ſtreiten. Sie ſtreiten, oder fie fiveiten mis ein-
ander, fie behaupten und vertheidigen einander widerfireitenbe
Säge. Wider die Wahrheit freiten. Vor Gericht reiten,
es gefchehe nun fhriftlich oder mündlich. Die Kreitenden Par-
teyen. Zach langemStreiten ward endlichnichts ausgemacht,
über den Vorzug fireiten, über einen Sag ſtreiten, Mrfirei-
tet gern, fucht gern einen Widerſpruch zu vertheibigen. Zutveilen
gebraucht man es auch im thätigen Verſtande für beftrfiten. Das
will ich nicht ſtreiten. Welche Form doch nicht fo üblich ifk, al⸗
das Reciprocum fich fFreiten, für das Neutrum freiten, Sie
ſtritten ſich lange, ohne etwas auszumachen. 3. Figürlich, eine
Hinderniß, einen Widerftand zu überwinden uchen, lit vielem
Rranfheiten zu reiten haben. Mirsunger, mit Kälte fireie
ten. Streitende Pflichten, 100 die Ausübung der einen die Asa
bung der. andern hindert. Dir ſtreitende Rivche, in der Theologe '
> gie, die Befelfchaft der noch auf Erden befindlichen Gläubigen,
im Gegenfage dee triumphivenden, Ingleichen entgegenfepn,
widerfprechen. Das freiter wide allegefunde Vernunft. Se
anch das Streiten. —
Anm. In der engern Bedeutung im Schwabenfpiegel riten,
im Niederf, Äriden, im Schwed. Hrida, im Grieh,epzreusm. '
Ohne Ziſchlaut ift im Schwed.träta, mis Worten fireisen, Trä-
ta, ein folcher Sreit, und ohne Feben dafeldft Rid, ein Streit.
Am Niederf. hat man von ſtriden, ſtreiten, das Intenfionm ſtride⸗
den, heftig flreiten, zanfen, wonon man In den gemeinen Sprech⸗
arten anch das Beywort firittig für fireitig bat.
Der Streiter, des —s, plur. ut gom. fing. Fämin, die Strei⸗
£erinn, eing Perfon, welche ſtreitet, doch nur in der erſten engern
Bedenfung des Zeitwortes. Ein guter Sryeiter Jeſu Chriſti,
2 Tim. 2,3, ; —* MER
Die Streitfratze, plur. die —n, der Sag, worüber mit Worten
geftritten wird. :
Der Streitgenöß, des —en, plur. die —n, don Streit, Krieg,
Gefecht, der, welcher neben einem andern, für eine und eben dieſel⸗
be Sache ſtreitet, der Mitieelter ; Philem, v. 2. h
des S Dar
443 Str
Der Streithbammer, dee—s, plur. die —hämmer, einſ ehe⸗
mabliges Gewehr, welches in einem Hammer an einem langen
Stiele befand, deffen man ſich in den Gefechten bediente; der
Sauſthammer. PD : — ®%
Der Streitbandel, des—s, plur. die — hänsel, eine flreitige
Sache, befonders ein Rechtsſtreit, oder Streit por Gericht.
Der Streithahn, des —es, plur. die — häbne, eine Art
Strandläufer, deren Hähne mit großem Getöfe beftändig mit eins
ander firsiten; Tringalpugnax, L, Kampfhahn, Braufe:
“Bahn, Saystenfel, Streitichnepfe, Streithuhn.
Streitig, —er, —fe, adj. etadv. im Streite befangen, fo wohl
von Perfonen für freitend, als auch von der Sache, worüber
geſtritten wird. Die freitigen Partegen, Theile. Wir find
noch fireitig dar über. über etwas fireitig werden. Die fireiz
‚tige Sache, worüber geftritter wird. Bis auf die fireitigen.
Puncte. Einem etwas flreitigmachen, den Beſitz deffelden be»
fireiten, Die Sache wird ſtreitig, man fängt an darüber zu
reiten. In rinigen gemeinen Mundarten, beſonders Ober⸗
deutſchlandes ſtrittig, von dem veralteten Jutenfivo ſtrimen, hef⸗
tig flveiten, Niederſaſtridden.
Die Streitigfeit‘, plur.die—en, 1. DieCigenfchaft einer Sa⸗
che, da fie flreitig ift, da darüber geftritten wird; als das Abſtrac⸗
tum, undohne Plural. 2. Ein Streit mit Wortenund Sägen,
and der ganze Umfang einander entgegen flehender, und wider,
ſprechender Säge. Kine Streitigkeit mit jemanden haben.
Kine Streitigfeit beylegen.
flott des ungewöhnlichen Plurals von Streit, Theologifche, phis
loſophiſche Streitigkeiten.
Streitkundig, —er, —fe, adj, et adv. im Streite, d, i.
Kriege und Gefechte erfahren ;ein ungewöhnliches nur ı Chrom,
6, 18. befindliches Wort. r- i£ ;
Der Streitfolben, des—s, plur. ut nom fing, ein Kolben
oder eine Käule, fo fern man fich derfelben ehedem alscines Ge⸗
wehres im Kriege bediente,
Streitmüthig, —er, —fte, adj. et adv. welches nur von einis
gen Neuern gebraucht worden, Neigung mit Worten zu flreiten
kabend, und darin gegründet. So auch die Streitmürbigkeit.
Die Streitfäche,plur, die—n, eine Sache, worüber geftritten
wird, eine flreitige Sache.
Die Streiticynepfe, plür. die—n, ©. Streithahn.
Die Streitfchrift, plur. die—en, eine Schrift, in welcher man
mit jemanden ftreitet, einen oder mehrere den feinigen widerſpre⸗
chende Säge behauptet. In weiterm Verſtande pflegt man auch
wohl eine Difputation, 3. Schrift, worüber difputieret wird,
eine aFademifche Streitſchrift zu nennen, als eine Schrift, über .
welche zur Übung geftritten wird,
Die Streitfucht, plur. car. die Sucht, anhaltende heftige Bes
gierde zu fireisen, widerfprechende Säßr zu behaupten, So auch
Streitfüchtig, damit behaftet, und darin gegründet.
Der Streittag, des—es , plur. die —e, von Streit, Treffen,
Gefecht, ein ungewöhnliches Wort, den Tag eines Treffens zu
bezeichnen, welches nur ı Sam, 13, 22, und Sprichw. 22, 31,
vorkommt.
Strenge, —r, —fe, adj.etadv. welches im eigentlichſten
‚Verftande ſcharf angezogen, angefirenget bedeutet. "Eigentlich,
Schwed. fireng, im Lat. firictus von firingere, eine im Hoch⸗
‚dentfchen veraltege Bedeutung, in welcher es doch noch in einigen
Provinzen üblich iſt. Das Bleid liegt mir firenge an, das if
gedrange. Arie ae
2, Zwimeiterer Bedeutung, hart, eine nur noch in dem Hütten»
baue übliche Bedeutung, wo firenge Bergarten, fitenge Erze dies
jenigen find, welche für ſich allein gar nicht oder doch ſchwer in
Am üblichften ift es im Plural,
4
2
ws
U
den Fluß zu bringen find, und welche man noch Häufiger ren:
flüſſig zu nennen pflegt. 3. Figürlich. (1) *Zeft, haltbar; wine
noch im Oberdentſchen übliche Bedentung. Kin ſtrenger Paß,
„ein fefter, (S, and; Geſtreng.) (2) *Siark, und nach einer noch
weitern Figur, tapfer. zeine ebedem ſehr gangbare Bedentung, in
welcher esgleichfalls vrraltet ift, außer daß es noch in einigen Ge⸗
gendru, beſonders Oberdeutſchlandes, als ein Titel adeliger, und
- der ihnen an MWürdegleihen Perſonen iſt. (8. Geſtrenge.) Nie
derſ. ſtreng, Angelſ. rang, Engl. firong, Schved. lreug,
Griech. sonun;, Lat, llreuuus, welche alle theils ſtark, theus
tapfer bedeuten, — —
Er hat nicht Luft an Roſſes Stärke,
Nicht an des ſtrengen Mannes Beinen, Opis Pf. 147.
(3) Die Hant zufammen ziehend, berbe, ſo wohl dem Geſchma⸗
de, alsdem Gefühle nah, rauh. Unretfe Weintrauben fchmer
Een ſtrenge, in einigen Gegenden. ImHochdeutſchen iſt es beſon —
ders vonder Kälte üblich, vinen hohrn Grad derfelben zu bezeich⸗
nen. Eine ſtrenge Kalte, ein ſtrenger Winter. Daffelb Wetter was
geſtreng und hart, Shenerd. Kap. 72. Ju Bretagne ifkobne
Ziſchlaut trencq, herbe, rauh. In einigen Gegenden iſt ein
ſtrenger Urin, welcher mit Zwange fließt, daher die Sarnfivenge,
diefe Krankheit, Strranguria. In noch weiterer Figur, mit äue °
berſter Entfagung aller Bequemlichkeit verbunden... Lin ſtrenger
Orden, ein ſehr harter. Sehr ſtrenge falten, eine fivenge Saften.
Strenge leben, einftvenges Leben. (4) Mit Anftrengung, d. i.
“ möglichfier Anwendung aller Kräfte, und darin gegründet;
nur zuweilen als ein Nebenwort. Wem fein Gemüt ſtrengelich
viff zytlich Gut geneige ih, Buch der Weifen 1501. Strenge -
arbeiten. (5) Pünctlich,. genau, mit der möglichfien Ber
folgung der Vorfchrift oder des Vorfages. Ein fivenger Gehör: -
fam. Ich werde fehr ſtrenge beobachtet. Strenge Diär halten.
Die fivengfte weibliche Tugend. \ ——
Ach, ſtrenge Schaferinn, a dein Herz nicht mein?
| el. NE
—
J
Dt
TE TEE A ers
(6) In engerer Bedeutung, pünetlich auf die möglichfie Erfüllung
der Pflichten dringend, und ihre Übertretung mit der pünctlichften
Beobachtung der Gefege befirafend; im gemeinen Leben auch
fcharf, im Örgenfage des gelinde, Ein firenger Herr. Strenge
regieren. Strenge Servenregieven nicht lange. Sin ſtren—
ger Rönig, Weish, 1,11. Kin firenges Geboth, Kap. 6, 7.
Ein fivenges Urtheil. Jemanden ſehr ſtrenge firafen. Eine
ſtrenge Gerechtigkeit handhaben, die Gerechtigkeit auf dag
firenafte handhaben. . £ Dr De
Anm. Schon bey dem Ottfried und Willeram [ireng, im Engl.
- lrong, im Schwed. fireng. Es ſtammet von dem veralteten
Seitwort firengen in anſtrengen ber, und iſt mit rad, drangen —
2. 0, m. nahe verwandt, Um der gelinden Ausfprache des g willen
Tann das e euphonieum am Ende nicht wegbleiben; fireng müßte
ſtrenk gefprochen werden, wiein Klang, Gefang.
DieStvenge, plur. car.dasAbftractum des vorigen Wortes, wel«
ches im Hochbeutfchen in allen den Bedeutungen üblich ifk, in wel«
en das Beywort noch gebraucht wird. Die Strenge der Kälte,
des Winters, des Geborfams. Mit Strenge regieren. Die
"anßerfie Strenge beobachten. lach der Strenge verfahren.
In einigen gemeinen Dundarten hat man dafür das ohne Noth
verlängette Strengigkeis. Befonders wird in einigen Gegenden
der Schnupfen, fo wohl bey Menſchen als. Thieren, die Strenge,
oder der Strengel genannt, wo aber der Grund der Benennung
noch dunfelift. Bey den Pferden iſt die Strenge oder der Stren⸗
el, rin mit einem ſtarken Fieber begleiteter Schnupfen, Franz. +
Morfond ure, da er denn ſehr häufig mit dev Druſe verwechfelt
‚wird, obgleich bey der letztern die ganze Mafſe des Geblüts, *
em
-
Hein erſten abet nur die Schleimhaut der Naſe und die Werkzeuge
Strengen, verb.reg. act, jarf anziehen, ein veraltetes und
“
me noch in anfvengen, in figürlichem Verftande übliches Wort,
©. daffelde, ingleichen Strenge und Strang.
' Streengfläffte, —er, — ſte, adj.et adv. ſchwer in den Fluß
2
®
zu beingen, ſchwer ſchmelzend, ſtren ge; befonders im Hüttenbaue,
Serengflüffige Erze. Kinefivengflüffige Bergart. So aud
die Strensfluffigkei.
er Strenfel, des —s, plur. inuf. eine Pflanze, S, Gerſch.
te Streu, plur. die —en, vondem Seitworze ſtreuen. 1. Düse
jenige, was dem Viehe zum Lager untergeftreuet wird, und dazu
_beftimmtift, fodag es Stroh, Moos, Laub und Tangeln unter
ſich begreift,fo fern fie diefem Gebrauche gewidmet find,in einigen
Gegenden Streuling; ohne Plural, Die Waldſtreu, wohin
sicht aur das Moos, fondern auch die Laubfireu und Nade häer eu
gehören. Wenn die Jäger die von feldft adgefallenen Blätter und
Tangeln Streu und Ströhe nennen, fo geſchichet es vermuthlich
auch in Hückficht diefes Gebraudes. 2.Ein von ſolcher Streu ger
machtes Lager DenPferden,denBüben eineStreu.machen. Auf
der Streu liegen. Sechs Pferde auf der Streu baben, d.i,
in feinem Ställe, fie eigenthümlich haben. Kine Streu von
" Stroh, von Moos, von Laubu.f.f. Auch Menfchen liegen zu⸗
"werden,
weilen nur auf einer Streu, welche denn auch diefen Rahmen bes
hält, wenngleich einige Betten aufuntergeßreutes Stroh gelegt
3. Der Boden im Stalle, weranf fich das Pferd Legt.
Die Streu wird gepflaſtert. $ }
Anm. Bey dem Kero Kaltreuuitiu, gefirenet,undKaftreuui,
Geſtreu, im Schwed. Strö, im Angelf. Streaw, Lat,Stratum,
D
Stramen, In einigen Gegenden fcheint.es männlihen Gr
ſchlechtes zu ſeyn, wenigftens gebraucht Dufhesfo:
Die Sorge findt den Streu und findt das Schwanenbekte.
ie Streubiichfe, plur. die —n, eine oben mit Löchern verfeher
ne Büchfe, einen gepülverten Körper daraus zu ſtreuen, dergleis
93.8. die Sandbüchfe, die Zuderbüchfe u. ſ. f. find.
Streuen, ver b.reg.act. mehrere bey einander befindliche trockne
Körper mit einem gelinden Geräufche reichlich auf eine Dberflä-
che aus einander fallen Taffen, wo eg eine unmittelbare Nachah⸗
mung det mit diefee Handlung verdundenen gelinden Geräüſches
iſt wodurch es ſich don den Ähnlichen fprengen, fprüben, fräuben,
ſprigen ſchutten u. ſf. unterſcheidet. ı.Eigentlih. Stroh auf
den Miſt treuen. Blumen auf den Weg ſtreuen. Aſche auf
fein Saupt, Sans in das Zimmer, Zucker, Salz, Pfeffer auf
die Speifen fireuen:; Geld unter das volk ſtreuen. Jupiter,
der sirtenſtab' und Kronen aus Einer Urne freut, Raml.
Elliptiſch bedeuret diefes Zeitwort zuweilen theils füen, eigentlich
den Samen ſtreuen: fammeln, da man nicht geſtreuet bat,
Matth.25,24, theils yem Diebe ſtreuen ihm eine Streu machen.
In noch inem andern Verftande fagt man im gemeinen Leben,
das Getreide ſtreuet gut, wenn es vieles Stroh gibt.
lich, verbreiten, reichlich verteilen, in der dichteriſchen Schreibe
art. Der Greis ton Tejos, auf deſſen heitre Stirn das Alter
Sparfame Runzeln geſtreuet, Elod. Lodernde Flammen ange—
brannter durrer Keifer freuten angenehme Wärme in der
‚Sutteumber, Gen. Aber du Blaue Diole, du Bild des Wei:
‚fen, du ſtehſt befpeiden niedrig im Graſe und ſtreueſt Gerüche
umber, eben derſ. O, fo gebe Feiner zur Rube deg Brabes,
er habe denn füße Srücpte getragen, und er quickende Schatten
über den Nothleidenden gefreut! eben derf, So auch das
Streum. - BT
Anm. Schon ben dem Ulphilas ſtrauan, bey dem Ditfried, im
Zartan u, ff, Nenuan, Rreuas,im Angelfintenfior Areawi-
2. Figür⸗
u.
Str 446
gan,im Engl. to firew, (fptich ſtroh,) im&chived, Arö, bey den
ältern£at.rao, wie aus Araui,ratum erbellet, bey denältern
Griechen Späcs, wovon das Intenfioum Spovvuns. Es iſt eine um
mittelbare Dnnoittatopdie, tveldhe das mit derDundlurig verbhndene
“ Geräufh ausdendt, welche auch inStroh zum Grunde liegt, nicht
fo fern es oft zum Streuen gebraucht Wird, ſondern fo feen e in
—— Handlung eben das Gerkufh macht, welches freuen nach⸗
ahmet.
Die Streugabel, plur. die —n, in der Sauswirtbſchaft, eine
bötzerne feld gewachfene Gabel, womit den Pferden die Serew
aufgerüctelt wird ; Niederf, Grepe.
Das Strengut, des —es, plur. die —güter, in einigen Gegen-
den, 5.3. im Schleswigifchen, ein. But, welches verſchiedene Her⸗
‚ ten hat, unter mehrere Herren verſtreuet oder vertheilet it; das
Mankgut, von dem Nieder. Mank, Miſchung, vermiſcht.
Der Streuling, des —es, plur. car. in einigen Gegenden füe
die Streu, d. i. dasjenige, was dem Viehe zum Nachtlager untere
geſtreuet wird.
Das Streupulver, des — 8, plur. doch nur von mehrern Arten
oder beftimmten Quantitäten, ut nom. fing. bey den Wundärz⸗
ten, ein Pulver, welches auf oder in die Wunden geſtreuet wich,
Das Streurechen, des—s, plur.car. das Reihen der Streu
im Walde, d. i. die Auffammlung desMoofes, des abgefallenen
Laubes und der Tangeln niit dem Rechen, um diefe Dinge als
Streu zu gebrauchen,
Der Streufand, des —es,plur.car. eine Art grobkrnigen San⸗
des, welchen man auf frifch gefchriebenes Papier ſireuet, die Dinte
damit zu trocknen.
Das Streuſtroh, des —es, plur. car. dasjenige Stroh, welches
man dern Viehe zum Nachtlager unterſtreuet.
Der Strich, des —es, plur. die—e, Diminnt. das Strichlein,
zuſammen gezogen Strichel, im gemeinen Leben der Hochdeut-
ſchen and Strichelchen. Bondem Seitworte ftreichen.
1, Bondem Neutro, fi fehnell forrderegen. 1. Die Haus-
lung dieſes Streicheng,doch nur in einigen Fällen. Sinen Strich
. durch ein Land bun, wofür doch im Hochdeutſchen Streif üblie
der if, Der Strich der Döpel, ihr Abzug im Herdfte, und
Rückzug im Feühlinge. In einem Feriche, ohne Unterbrechung.
In tinem Striche weg arbeiten , fchreiben u. f. f. 2. Der
Weg, die Richtung, welche man im Streichen nimmt; gemeihig«
lich ohne Plural, aber auch nur ineinigen Fällen. Das Krie⸗
gesheer nahm feinen Strich dahin, Steitler; wofür man im
Hochdeutichen Lieber Weg oder Zug gebraucht. ;
Ich bin dem geilen Simdenftrich
Wir eine Sümdinn nachgerenner, :
fagt Bryphins eben fo ungewöhnlich für Sundenweg. Doch faat
man im Hochdeutfchen der Strich des Gewitters, der Wolfen,
der Weg, nach welchem fie ziehen. Ber Strich des Windes oder
‚der Windſtrich, die Richtung, nach welcher er geber, welchet auf
den Seefaiten durch gerade Liaten angedeuter wird, welche algs
dann gleichfalls Striche beißen, Der Strich desgolses,die Rich⸗
fung, nach welcher die Holzfaſern gehen; nach dem Stripe, ih⸗
nen nach, wider den Strich, huen entgegen. So auch Ser
Strich eines Zeuges u. ſ. f. in Rleid nad dem Striche, zoi-
der den Strich bürften, Die Fiſche gehen, wern fie ihre Nab—
- zung ſucheð alle Mahl dem Strome entgegen, daber man,um fie
zu fangen, 3u Striche ſtellen muß. 3. So viel Dinge Einer Art,
als mit einander in Geſellſchaft reichen, wo es doch aur von den
Dögeln üblich if. Lin Strich Cerchen, Arppbübner uff.
ein Flug, fo viel alsihrer mit einander fliegen. 4, Bon Rreichen,
leichen, iſt ver Strip ohne Plural, fo wohl die Handlung des
Lei⸗
447 | —— . u
Leichens, alg PER die junge Brut, der Leich, ober Sarnen, welcher
im erſten Jahre der Strich Heißt.
5 Von dem Activo,an der Oberfläche eines ‚Körpers bh bes
"wegen. 1, Die Handlung des Streichens, d.i. der Bewegung
der Länge nach anf der Oberfläche eines andern Koörpers doch nur
Ah einigen Fällen. Einen Streich mit dem Pinfel hun; Ein
Mabl mitdem Pinfel auf einen andern Körper ſtreichen. Einen
Strich auf der Geige thun, mit dem Bogen EinDkabi auf. den
Saiten ſtreichen; wo Strich zuweilen auch die Art und Weiſe bes
dcufet, wie man eine Geige reicht: einen’ freyen, leichten,
ſchweren Strich haben. Der Strich der Lerchen oder noch hau⸗
.. figer derLerchenftrich,der Fang derferchen mit dem Streichgarne.
* =: Strich war gut, ſagt man, went man auf diefe Art viele
Lerchen gefangen, Den Strich halten, die Handlung des Strei⸗
chens anf dem Probierfteine aushalten, d. i. von guten Gebalte
fepn, von Gold und Silber, welche durch den Strich probierer
Werden. Figürlich auch wohl von andernDingen,bewährt befun»
den werden, obgleich bier die R. A. Stich halten üblicher ifi.
Und fo vieleicht noch in einigen andern Fällen. . 2. Das. Product
des Sıreichens, bejonters diefinie, weiche entfiebet, wenn mar
mit einem färbender Körper auf der Oberfläche einesandern bins
führer. Einen Strich machen. Einen Strich mir der Seder,
mit der Breide, mit dem Pinfel. Hier macht er einen Strich
mit Biere, Günth. Einen Strich durch eine Rechnung ma—
- pen, fie durchftreichen, ingleichen figürlich, jemandes Hoffnung,
Erwartung, Vorhaben vereitelm Miederf. Streef, Schreve,
\ von. fchreiben, bey dem Ulphilas Striks, im Schwed. Strek, ”
Angelf.Strice, Engl. Sıreak. Das Romma wird daher im
Deutfchen auch der Strich genannt : einen Strich machen, (S,
auch Strichpunct.) In weiterm Verftande heißen auch mehrere
Arten von Linien, wenn fie aleich nicht auf die obige Art entfieben,
" Striche, dergleichen die Striche in den Händen und dem Gefichte
find, die Linien in der Haut. Bey den Probierern iſt der Strich
die breite gefärbte Linie auf dem Probierfteine, welche entſtebet,
wenn man ein Metall auf demſelben ſtreichet oder reibet. Am häus
figften werden Gold und Silber auf diefe Art. probierer, daman ‘
denn von der Farbe des Striches auf die Reinigkeit des Metalles
ſchließet. Zumeilen ift der Strich auch eine Linie von beſtimmter
Breite. So wird der zehnte Theil eines Zolles, welcher doch unter
dem Rahmen der. Linie am befanntefien ift, im gemeinen Leben
oft der Strich genannt, 3. In weiterer Bedeutung iſt der Strich
oft ſo viel als ein Streifen, Fial. Stricca. Ein ſchwarzes Pferd
mit weißen Strichen.
über den Riiden. Aud ein Streifen Zeüges wird in vielen Fäl⸗
len ein Strich genannt, dahin 3. B. die Haubenfiriche des ans
dern Geſchlechtes gehören. In Thüringen ift das Strichel (nach
einer verderbtenAnsfpraheStriegel,) im Diminut. ein Stück Fel⸗
des, welches ungefähr Eine Ruthe breit, und von unbefiinimter
Länge ui. Iſt es zwey Ruthen breit, fo beißt es ein Gottel,
wenn es drey Ruthen hat, eine Dreygette, und wenn es deren
vier bält, un Gelange. Yu noch weiterm Verſtande heißt ein fi
in unbeftimmte Länge erfirecfender Theil der Erdfläche häufig ein
Strip; Angelf.Strice, Engl, Stroak,Streak, Latein. obne
Ziſchlant Tractvs, im Deutfehen au Strecke. Kin fruchtb a⸗
ver Strich Landes. Es iſt noch ein guter Strich dahin, eine
gute Sırede, Beſonders werden in der Geographie gewiſſe Strei⸗
fen der Erd and Himmelsfugel, welche misdem Yquato. parallel
> gehen, Erdſtriche oder Himmelskriche genannt; Zomae, ben eis
nigen auch Erdgürtel, Simmelszurtel.
Simmelsfiriche, Zonae frigidae; die geinafigten,iempera-
1ae; der heiße Erdftrih,Zona torrida. Wo Strecke nicht
üblich ift. 4. Was gefirichen wird, dasjenige, woran man ſtreicht,
Das Strichbret,am Pfluge, S. Srreicpbeet, 2
Der Strich⸗ Compaß, des —es, plur. die —e, eine PN See⸗
Compaß, welche jederzeit die Richtung des Kieles anzeigt; zum
Der Strichzaun, des —es, plur. di
Das Pferd bar einen ſa warzen Strich
Die Falten Erd- oder
5 S St i S N 3 48
doch nur im einigen Fällen, Son werden die langen Zitzen an den
Thiereutern in dev auftändigen Sprechari Striche oder Strichel
. genannt, vermuthlich weil fie imMeften gefirichen werden 5. Was
geſtrichen worden, gleichfalls nur in einigen Fällen. So iſt ein
Strich Zirgel, eine Duantirät Ziegel, welche auf Ein Mahl aus
fteichen worden. Beronders iſt esin einigen Gegenden rin Maß _
twoduer Dinge,nornehmlich des Öetreides,vermurblich eigentlich
ſo viel ats in. ein geſtrichenes oder abgeſtrichenes Maß gehet.
So iſt der Strich ein bekanntes Getrede maß in Böhmen, welches
4 Viertel, ı6 Mäßel, oder 192 Seidel hält. Ein Strich iſt fo
viel als ı4 Dr sdner Scheffel. Im Schwedifchen ifi lirik a,
meſſen, deſſen Abſt ammung und Bedeutung Herrn Ihre unbekannt
war, der es gern von ltrika, polieren, ableiten wollte, Allein
es ſcheinet eiue Figur des —— des Gemaßes au ſeyn. 8 :
‚Streichen.
3
Unterfchiedevon dem Variatlons-Compaſſe, welder den wirk⸗
uchen auf des Schiffes zeigt.
Die Strichnaht plur. car. eine Arı der Naht oder des Näheng,
welche einem Geſtricke ädunlich fiebet,daber fie auch die Stricknaht
heißt. Man gebroucht fie voruehmlich, die Übergüge der Betten
und die Betttücher zu verbrämen,
Der Strichpunet, des—es, plur, bie —e, ein von einigen für
das fremde Semi: Bolon verſuchtes Wort, weil es aus einem
Stripe oder Komma, mit einem darüber ie Puncte bes
fichet.
Der Strichrögen, des—s,plur. — ‚fing. ein Kegen, wib
cher aus einer. einzelnen vorüber gehenden Wolfe fällt, weil er
nur einen Heinen Strich eines Landes zu treffen pflegt. Bey an⸗
dern iſt er ein Krgen, defjen Feine Tropfen unmittelbar mit eittane
der veobundenszu ſeyn feheinen und in der Luft: gleich ſam zarte
Striche vorſtellen.
Die Strichſchindel, plur. die—n, Sdindeln, welche zur Vers
meidung der Feuersgefahr mit Lehm überzogen and ſtatt der Zie⸗
gel zum Decken gebrauchr werden; Streichſchindeln
Der Strichvogel, ©. Streigrogel; ix für Streichzeit auch
wohl Strichzeit üblich iſt.
3kune, ein Zaun, wel⸗
her zu Befeftigung des Ufers in das Waͤſſer gemacht wird; viele
leicht von den Gerten, welche von dem Iegten Pfahle an etwas in
das Waſſer Hinein reichen, und gleihfam Striche vorſtellen.
Der Strick, des —es, plur. die —e, Dininut, das Strick-
hen, Dberd. Stricleim, ein Furzes Karfes einfach zuſaumen ge⸗
drehetes oder aefponnenes Seil, "Wit Stricken binden. Die
Windhunde an einem Stride fübren, bey den Jägırn, daher
drey mit einem Sıride, an welchem fie geführet werden, verkuns
dene Windhunde,aud ein Stri@ Hunde genannt werden, „dagegen
zwey andere verbundene Jagdhunde eine BuppePpeißen. Die
Bühe im Stalle mit einem Stri@eanbinden. Die Glocken⸗
fieide, welche doch lieber Stränge eigen. Die Siride, woran
diePferde dei Wegen zieben, werden jegt gleichfalls Strängeger
nannt, Do ſcheinet noch die fiaürlicheR. A. davon abzuftanınıen,
wenn alle Stride reißen, d. 1. im böchften Norbfabe, wofür man
auch fagt, wenn ale Strange reißen. Sich mit einem Strick
erbangen. Sinem Diebe den Strick um den Sals legen, ibn
damit zu hängen; daher, im gemeinen Leben auch die Sırafedes
Galgens dev Strick aenanni wird, in der anftändigern Sorichart
der Strang. Den Strid verdienet haben, um Lohne be:
Fommen, den Strang, , Ingleichenein Strick, fo fern er als eine
Schlinge aufgeftellet wird, saß: AO daran Beyi den ” Gen zu
angen.
— 4
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a a a a a en
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Wo
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Ailteſte Art zu feyn, weil fie die einfachfte if.
fanamz % —** Stricke ER — Wort Strict
dee Deurfihen Bibel häufig ſigürlich für Nachftelang, Verfüh⸗
\ —*— u ff. gebraucht wird, Eden daſeloſt wird es auch zuweilen
fur Seikgebraucht. Stricke an die Stadt werfen und ın den
Bad veißen, 2 Saul. ı7, 13. Die Stricke vom Kahn ab-
"hauen, Apott. 27,32. In welcher Brdeusung es aber im Hoch⸗
deutſchen veralser iſt, außer etwa in den niedrigen Sprecharten
oder im verächtiichen Verſtande.
Anm. Im Riederſ. gleichfalls Strick, im Tatian ——— bey
dem RotterStrigh, bey dem Winsbeck Strik, im Schw, Strek.
Es ſcheinet nicht von Strang, ſtrenge, ltringere, binden u. ſ. f.
abzuſtammen, ſondern mit ſtreck en zu drehen zu gehören, von wel⸗
chemes ein dobpeltes Intenfivum iſt. "Denn in der Verfertk⸗
gungs art ſcheinet das eigenthümliche Unterfheidungsimerfmahl
eines Strickes zu liegen, Ein Steid iſt eine Seilerarbeit, weiche
nur einfach zufammen gedrebet, oder aus vier oder acht einfachen.
‚Faden gefponnen wird, dagegen Strange und andere dauerhaftere
Seilirwaaren aus gezwirnten Faden beftehen. Und aus-diefer ein»
fathen und ſchlechte n Be rfertigungsart rühret auch dev verächtliche
Nedendegeiff diefes Wortesher, Übrigens unterfcheidet fich ein
Streik durch diegrößeee Dide oder Stärke von einer Schnur,
‚und duch die geringere Länge von einem Seile eder einer Leine,
obgleich dieſe zuweilen auch nur aus einfachen Faden, wie ein
Strick gefponiren werden, Wennin den niedrigen Sprecharten
ein liederlicher nichtswürdiger Denf ein Strid genannt wird,
ſo kann ſolches theils eine Figurvon einem Stride zum Hängen
ſeyn, einen des Ötranges würdigen Menfchen gu bezeichnen, in
welchem Ver ſtande auch wohl Galgentrick gebraucht wird, oder
von ſtreichen, Niederſ. ſtriken, einen Landſtreicher zu bezeichnen,
welcher um das Jade 1482 im Dberdeutjchen noch Strickling
beißt. Im Riederf, ift Strick auch eine liederliche Weidesperfon,
"and Huren pflege man doch eben nicht zu Hängen,
Der Strickbeutel, des — 8, plur. utaom, fing. ein zierlicher
Beutel des andern Geſchlechtes, das Strickzeug darin bey ſich zu
“ führen,
Das Strickbret, des — es, plur. die — er, bey den Jägern
und Fifhern , ein ſchmales Bret, worüber die Nege geſtrickt
werden, damit alle Mafchen einerley Weite befommen;, das
Strick holz, Steidmaß, die Lehre, der Strick ſtock. Die Rd:
bank iftein folches Holzzu großen ſtarken Degen,
Striden, verb. er act. welches in einer doppelten Hauptbes
deutung üblihift. 1. Sunächfkoon Strick, und zwar im deffen
Bedeutung eines Fall⸗vder Fangeſtrickes, in einen ſoichen Strid
* verwickeln, damit fangen ; in welchem Verſtande es doch nur in
den Zufammenfegungen verkriden, beſtricken uud abfiriden
üblich if. 2. In mehr eigentlichen Verſtande ift ſtricken, Faden
7 vermittelſt befoaderer Stricknadeln fo in einander fhlingen, dag
= daraus ein zufammen hangendes Gewirke enıflehe, Jede einzelne
Umfbiingung heißt eine Mafche. Frege, Garne ſtricken, Strüm ⸗
pie, Weſten, Mügen vandſchuhe ſtricken.
Ein geſtrickter Bentel. Das Stricken der Retze iſt von dem
Stricken der Heidungsftüde noch unterſch eden, ſcheinet aber die
Für ftricken ges
" brauchen die Riederdrurfchen knütten, eigentlich Enüpfen, Där,
knytte, Ergl.to Knit, Angelf, cnitian, dieSchweizer aber Jirf-
"men, daher die Ließnaͤdel, bie Sprit nad, weiches zu Lige oder
bielleicht auch zu ligare zu gehören fheiner, Übrigens gebrand;t
man das Zuisiwurt‘ friden nur, fo fern diefe Arbeit aus freyer
"Hand geihiehrt;, geſchiehet fie.aber auf einem bejonders dazu er⸗
fündenen Siubte, fo Heißt ſie witfen. So auch das Striker.
Anm! Divies Zeitwort hat fihi in unfern Älteften Schriften noch
nicht arfundenzob es aleich win deßwillen nicht a aid jeyn
YHl.WiB,4.Th, 2, Huf.
Geftrickte Sofen.
450
ſcheinet. Das ckein der Mitte deutet auf ein Jatenfioum, und es
ſcheinet, daß drehen das Stammwort ſey, woraus mit dem vorgr⸗
ſetzten Ziſchlaute und der mittlern Verſtärkung ſtricken 'gebilber
worden. Dem Franz, tricoter, und Ital. tricare, triecare,
ſtricken, fehle diefer Ziſchlaut, fo wie dem Lat. Trica, verfchlüns
gene oder verworrene Faden, Das Striden ift doch wirklich eine
Artder Verſchlingung oder des Drehens im weiteften Verſtande.
Inkiefland wird Arien für weben gebraucht, welches gleichfalls
in einer kunſtlichen Verfhlingung der Faden beftehet. So auch
Strick, welches mit diefem Seitworte aus Einer Duelle ders
ſtammet.
Das Strickgarn, des —es, plur. car. Garn, womit man ſtrickt,
woraus man Retzze, Strümpfe u. ſ. f. ſtrickt.
Das Stridaras; des — eg, plur. doch nur von mehrern Arten,
die — graͤſer, eine Art Gras, welches teils einen rundlichen,
theils einen dreyedigen Stamm hat; Schoenus Linn. Biel«
leicht weil ſich Stricke daraus drehen laſſen.
Das Strickholz, des — es, plur. die — hölzer, S. Strickbret.
Die Stridleiter, plur. die —n, eine aus Stricken beſtehende Lei⸗
ter mit Haken, an Wände, Mauern u.f. f. daran hinauf zu ſteigen.
Das Strickmaͤß, des— es, plur. die =e, S. Stridbrer.
Die Strienadel, plur. ie —n, Nadeln, d. i. an den Enden.
tundlich zugefpigte Stücken Draht, deren man fi bey dem Stri⸗
denbedienet, den Faden über felbige zu umfchlingen ; im Niederſ.
Knuttnadel, in der Schweiz Ließnadel. Bey dem Siricken der
Nege ift die Stricknadel ein Holz, welches oben eine Zunge und
unten eine ausgehöhlte Offnung hat, den Zwirn darauf zu winden,
"Dasjenige Holz hingegen, über welches die Mafchen gefnüpft were
den, und welches die Stelle der eigentlihen Stridnadeln vers
tritt, wird das Strickbret oder Strickholz genannt.
Die Stricknaht, S. Strichnabt.
Die Strickſcheide, plur. die — n, eine halb hohle Fleine hölzer⸗
ne Scheide, welche an dem Leibe befeſtiget wird, im Stricken die
Stricknadel darein zu ſtecken.
Der Strickſtock, des— es, plur. die — ſtake S. Strickbret.
Das Strickverdeck, des — es, plur, die — e, auf den Schiffen,
ein aus Stricken geflochtenes Reg, welches zuwetlen über dag
Schiff gezogen wird, umdas Entern zu veriwehren,
Das Stridzeug, des— es, plur, die — e, das zum Striden
gehörige Geräth, 3 B. Zwirn, Strigfnadeln, die Sitrickſcheide
u. ſe f. welches das andere Geſchlecht in dem Strick beutel bey fich
zu führen pflegt. :
Die Striefe, plur. die —n, in einigen Mundarten für der
Streifen,iwo man auch wohl gefirieft, für geftveife fagtı
Die Seriegel, plur. die—n. 1. Ein gemeiniglich eiferner Kamm,
mis mebhrern Reihen kurzer Zähne und einem hölzernen Griffe,den
Schweiß und Staub vondem Körper, beſonders der. Pferde, das
mit abzufragen oder abzur eiben; Lat. Strigilis, Ital. Striglia,
‘ Streggina, $ronz.Etrille. Die Pferdeitviegel oder nur Strie⸗
gel ſchlechthin, ineinigen Dberdeutfch. Gegenden Roßſtrahl, von
Strabl, Strahl, ein Kamm, im. Niederſ. Schrape, Schwed,
: Skrapa, In einigen Provinzen, befonders Ober deutſchlaudes iſt
es mannlichen Gaſchlechtes, der Striegel. Die Endfpide —el iſt
die Ableitungsſylbe, welche ein Wertzeng bezeichnet, md beyde
SGeſchlechter leidet, Das Stammwort iſt frreichen, weil das Sirie⸗
geln in einer Art des Streichens beſtehet.
Hürtenbaue bedeutet der Striegel einen Zapfen, verniuthlich auch
von Streichen oder Strich, fo fern es eine Bewegung indiefänge
bedentet, da es denn eigentlich einen länglichen dünnen Körper
bezeichnen würde, 3. Wenn Striegelin einigen Gegenden. auch
- ein langes ſchmales Stück Feldes bedeutet, fo # es eine ang Stri⸗
ei verderbie — S. Sirich.
2) Serie⸗
2. Ju Berg⸗ und
*
das Seriegeln.
einem Binde zu weich ift, der Plaget feine Striemen,Kap,30,7. . umd Spießglas beftebet. Gleichfalls von Strippe, —
— verb. ‚reg. act, von dem vorigen In * — Be⸗ näbet, fe, unfben Sictcie tina ll fiten gu AI FR
deutung, mit der Striegelreinigen. 1, Eigentlich. Dir Pferde fo vielleicht nod in einigen andern Fällen, Dabder, ein Stück
‚ Rriegeln. 2, Figürlich, im gemeinen Leben, höhniſchoder bite Leinwand firippen, die Strippen annähen. . —
er durchziehen, fo wie man im ähnlichen Verſtande au durhe ., Anm, Bey einigen Striepe, Srrüppe, im Holänd. Sion —
hecheln, ſcheuern u ſ. fſagt. Jemanden ſtriegeln. In einir im Engl. Strapp, im Schwed. Ströppar, im Plural, im
gen Gegenden wird es im gemeinen Leben auch für plagen ges Lat. Strepus, Struppus, Strupus,. welche bald ein ge RYTCHEe
braucht, die Bauern friegeln, und in noch andren für prügeln, auch einen Riemen bedenten, „ Das Wott ift alt; ſchon bey dem
jemanden rechtſchaffen ſtriegeln. In dem letzten Falle ſcheinet Eivius bedeutet Strupusden Hiemen, woram bie Ruder befeftiges
es won ſtreichen, mit Ruthen hauen, abzuſtammen. Souih . wurden, und der auch eine Strippe war, bey dem Iſidor Strop-
pus, Struppus, In einigen Gegenden iſt Strupf, Stiopf, f
Im mittlernZat.eftriliare, Franz. etriller, Ktar. firigliare. Strop, ein mit einer Schlinge verfehenes Band oder R
Die Strieme, plur. die—n, Diminut-dasSeriemchen,Dberd;- ingleichen eine Wiede, das it, ein ſolches gedrehetes bölgerag
Striemlein, ein Wort, welches fo wie Streifen und Striefe ei⸗ Band, Kat, Stroppa, und feupfen, firopfen, mit einem ſol⸗
> ne lange ſchmale Fläche von audrer Farbe bedeutet, Man ſahe cher Bande befeſtigen⸗ Ital ‚firoppare. Es ift in allen
„einen langen Streimen am Simmel, Bluntſchli. Im Hoch⸗ Fällen oßneZweifel ein Futenfioum von Streifen; Wicberpkhtaen
dentſchen iſt es vornehmlich in zwey Fällen üblich, Die gefärbten pe. Im Engl. iſt Strapp,ein Sırid,
und zugleich sehöhten Streifen, welche von den Schlägen mit einer Das Stripperz., des —es, plur. doch nur von mebtern Arten,
„ Muthe, Geißel oder Peitfche auf dem Körper eytfichen, heigen die — e, im Bergbane, der Nohme einer Art Blevglanzes mit
. Striemen, ‚Die Geißel machet Striemen, Sir, 28,71, Weg , einem flcabligen Gewebe, welches aus Bley, Schwefel, Silber
Kin Knecht, der oft geſtaupet wird, ih nicht ohne Striemen, gen feines geſtreiften oder ſtrabligen Gewebes.
Kap. 23,10. In einigen Gegenden werdeu auch die Rarben Strie⸗ Strittig, ©. Streitig.
men genannt, in welchem Verſtande es aber im Hochdeutſchen une Der Strobel, .ses— s, plur. ut nom. fing. ein nur in Be
befannt ift, we man aber die von der Feuchtigkeit in dem nicht aus⸗ gen Gegenden übliches Worr, wo es die Zirbeinuß, Lat. Strobi-
gebadenen Brote entſt andenen Sireifen Striemen oder Waffere _ Jus, bedeutet, da denn auch wohl ein jeder Tann oder
friemen zunennen pflegt. >, , — zapfen dieſen Nahmen führet. Von der ſtraubisen oder fir
Anm. Im Schwed. Strima. Strom, und ohne Ziſchlaut pigen Geſtalt. Daß die erſte Hälfte diefes Wortes nichtum —
Rabın, Riemen, Rima u. ſ. find gleichfalls damit verwandt und bar aus dem Sat, Strobilus entlehnet if, erbellet aus verſchiede⸗
kommen in der Bewegung in die Länge, wovon die Bedeutung eis nen gemeinen Mundarten, i wo der Strobeldorn, ein Nahme dee _
ner langen ſchmalen Fläche eine Figur ift, mit einander überein. Artifchode if, ein Strobejfopf aber, einen jottigen franbigen
Ben den alten Oberdeutfchen Schrififtellern fommt Strabm und Kopf, Strobelitern, einen Kometen, und Rrobelig,frubelig,firaus
Sirxreim häufig für. Strahl, Sonnenftrabl vor, wo auch ſtromen, big, bedeuten, fo daß Aräuben, als das Stammwort —
„ firamen und ſtreimen, ſirahlen, Strahlen werfen bedeuten. Mit den muß.
andernEndlanten gehören auh Strich, Streifen, Streich Strahl. Das Stroh, des—es, plur. car. ein Goffeetivum, die —
Striezel Strähne, Stria m f.fi zu dieſem Geſchlechte. In ei⸗ des reifen Getreides, befonders Vie Halme, welche. von dem use
nigen Gegenden ift es männlichen Geſchlechtes, der Striem. gedroſchrnen Getreide übrig bleiben, und in weiterm
Striemen, verb. reg.act. mit Striemen verfehen, wovon abee auch die übrig bleibenden: Halme anderer Feldfrüchte; Ko: "2
das Mittelwort geſtriemet, für friemig noch am gangdarfien if. - firob, Gerſtenttroh, Saferfiroh, Dinkelſiroh Weigenfieohb,
Der Rüden ifgeiriemet von Geißeln, Dpis, Erbſenſtroh, Wickenſtroh, Bohnenftroh u.f.f. Wenn Stroh
Striemig, — er, — ſie adj. et adv. Striemen Habend, Der allein ftebet, fo verfieherman darunter. gemeiniglichNoagenftrop.
Rüden if ftriemig. Waſſer triemiges Brot. Schürtendrob, welches aus langen geraden Halmen befteher, un
Die Seriepe, S. Strippe. | in Schütten gebunden wird; zum Unterfehiede don dem Wirrſir
Der Striez — plur. die —e, oder der Serie el, Krummſtroh oder Rittſtroh, welches aus zerknickten und ver
des — $, plur. ut nom..fing. oder sie Striezel, plur. tenen Halmen defiehet, Ein Saus mit. Strob decken. Fer
dien ‚ein im gewgeinen-Leben vieler Gegenden übliches Wort, dem Strobe fehlafen, auf, bloßem Strohe. Kin Buns@trob.
- ‚einen länglichen (malen und dien Körper zu bezeichnen, Ein Leeres Stroh dreſchen, eine unnütze Arbeit verrichten. Figür
in Tänglicher Form gebackenes Brot, beißt in einigen. Gegenden bezeichnet Stroh in einigen Fällen auch eine gewiſſe —
Striezel, in andern Wed, und in noch andern Stolle. Butters- Menge. So ift in der Landwirihſchaft, Ein Stroh
firiesel, ein Burtergebadenes in diefer Geftalt, In einem an fünfbisfehs Garben, vermuthlich fo feru ihrer fo viel mit —
dern Verſtande iſt die Butterſtriezel ein Stück Butter in ähnli⸗ Strohſeile zuſammen gebundeit und zum Vor ſchlagen aufdir
cher länglicher Geſtalt, ein Butterweck; Ital. Striſcia. Iu getragen werden. In Bremen, Hildesheim und den Ser
ZSaiern und Dflereeih find. die Striezeln eine Art Kuchen, viels ift Lin Stroh Bück ünge, eine gewiſſe Zahl zufammen in yo
leicht von aãhnlicher Geſtalt, welche im WendiſchenStruza beißen, gepackter oder mit Stroh zuſammen gebundenerBücklinge, Zwans
wo es von einigen von ſtrotzen abgeleiset wird, In allen Fällen zig Stroh machen rine Laß Bücklinge.
ſticht der Begriffder Länas hervor, daher diefes Wort vonStriem, Anm. Schon bey dem Roter Stroh, inden gemeinen‘ Mund ⸗
Streifen u.f.f. nur im Endläute verſchieden iſt. arten Strau, im Schwed. Strä, im Angelf. Streow, Streu,im
Sie Strippe, plur, die m eine Schleife oder zuſammen ges Engl, Straw, im 2atein, mit einem andern Endlaute Stramen.
legtes Band, weiches an einemandern Körper. befeftiget wird den⸗ Entweder von firetien, weil es von denälteften Zeiten an zum
jelden daran zu ziehen, oder feft zu machen. Die Strippen oder Unterfireuen gebraucht worden, oder. auch unmittelbar von dem
Stiefelſtrippen, find furze lederne zufanımen gelegte Riemen, fo Geränfche, welches das Strob in der. Behandlung macht, und wel⸗
daß fie ein Ohr bilden, die Stiefeln "daran anzuziehen, Ähnlide ches demLaute ahnlich iſt, welcher mie dem Streuen verbunden iſt,
ER: von Dindfaden oder Band werden an die Leinwand ger in welchem Falle aa uut Seitenderwaudte ſeyn wine
m
i j R — — aus edroſchenem Geireide.
Leben mancher — von Stroh ee,
ſidum das Geffrohde fur Strob,oderötrohiallerArt,
e an 3.3. Schachteln init Stroh ausgelegt! n,.{h
Strobbalien, des—s, plur. ul nom, ing. (hwadeBat
belbächeen zu gebrauchen pflegt. _.
Re Strehband/ des — es, plur. die — bänder, ». Ein aus
Stroh beſtehendes Band — Seil, dergleichen die ſind, womit
man die Barben, ‚Steobbunde u. ff. zufammen zu binden pflegt;
as Strohfeil. 2. In einem andern Verſtande ift das Stroh⸗
band oder Strohbandchen eine Art zarten ſchmalen feidenen
Bandes von offener Seide, welches ſtark mir Gummi geſteifet iſt,
und von dem —— zwverfchiedenen Arten des Putzes
gebraucht wird, Vermurhlich, di es in der Breite einem Strobs
balme gleicht.
Die Strohblume, plur. a ein Gewäcs, welches bey ung
> in Gärten gebauet wird, und weiße, pucpurfarbene oder, ‚gelbe 9
i + Blumen trägt; Xeranthemum Linn,
Der Strobbudling, des —es, plur. die—e, Bidlinge, wels
&e in Stroh gepackt und fo verſchickt werden, zum Unterſchiede von
den ſchlechtern Tonnen dücklingen. Aber Ein Stroh Büdlinge,
. jfteine gewiffe Anzahl auf folche Art eiugepackter Bucklinge.
Die Strohbutter, plur. car. inder Hauswirthichaft , Butter,
- welche iin Winter gemacht wird, da man das Rindvieh mit Steoh
zu füstern pflegt; Winterbutter, zum Unterſchlede von der Grass
oder Sommerbuster.
Das Strohdaͤch, des — es/ plur. Sie —Hächer, ein mit Stroh
gededtes Dach, zum Unterfbiede von einem Schindeldache, Zie:
geldadeu.f-f. Figür lich inder höhern Schreibart, ein geringes
mit Steob gedecktes Haus. Die‘ Ruhe folget mir zum niedern
Strobsad bin, U;. .
Die Strobdede, plur. die—n, eine Decke von Sirob, derglei-
ben z. B diejenige iſt, mit welcher die Gäriner hin Winter die
Miſt beete zu bedecken pflegen.
Der Strohoecker, des —, plurs ut nom. fing. ein Hrbeiser
‚oder ungünftiger Handiverfer, welcher Strohdächer verfertiget, mit
Stroh decket; zum Unter ſchiede von einem Shieferdeder, Sie:
geldecker u. ſf.
Strohern, adj. et advsaus Stroh verfersiget,
ſircherner Zut. Sin ſtrohernes Dach. Wofür man doch lie:
ber die: Sufammenfegungen mie Stroh — gebraucht, Ingleichen
figürlich, unkrãftig, nnſchmackhaft, wie das Stroh. Es ſchmeckt
ſo ſtrohern Ein ſtroherner Witz Zinfall, kraftloſer, matter, -
Die Steohfarbe, plur. car. die „blafigelöe Farbe des Sirohes,
S. Strobgelb.
S. eben daſelbſt.
Due Strohfeuer, des—s,.plur. inuf. ein Feuer von brennen⸗
‚= dem Stredz zum: Unterjliede — einem solzfeuer und Bob:
lenfeuer.
Die Strohſtedel plur. — ein ———— mußlatifches
Werkzeng, welches aus dünnen Hölzern beftshet, die, wenn fie auf
gebundenes Sırob arlegı werden, einiaen Klaug von fich geben,
, wenn manmit Heinen Hämmern darauf ſchlagt; Jan ee 348
holzerne Gelaͤchter, Ital. Ribecea.
—— "adj. et adv. der gelben Rarbe des Strohes afeich,
"welches eine Slaßäelbe mit ein wenig. töfblich gran vermifchte gar
beiſt ſtrobfarben oder irobfarbig, Franz. pailie.
*
„Der Serobbaln, des —es,, plur. die — rs, Dimin.das Stroh:
halmen, Dberd. Strobbäliniein, ein einzel ner Hala Stroh von
Aus ihrer feligen Bube
—
——
ebeit, plur die ⸗ en/ künſtliche aus Stroh verfere .
” — ser Baumftäninr, ſo wie maıt fie zu den Stroh⸗ und Schin⸗
von Ein
Str
geht se Weisheit auf Ymeifen
Tämpfen, Duſch.
Die Steobhoczett, plur. die. en, '&. Strohfrans.
herunier, die um puehbahme
Der Strobhut, ses — es, plur. die — büte, Diminut, das.
> Strobhütden? Herd. Steobbitlein, ein aus Stroh geflochtener
Hut ; wohin die Tirolersgute, Pferdeköpfe, Schaubhute und
Andere Arten mehr gehören,
Die Strokbütte, plur.die—n, eine von Strop aufgeführte Hüt⸗
te in’ Geſtalt eines Dreyeckes.
Der Strobjunter, des — s, plur. ut nom. fing. eine verächt,
liche Benennung eines Landedelmaung, deffen voruchmſte Beſchaf⸗
tigung in dem Feldbane beſtehet.
Die Strohkarte, plur. die — n, bey den Tuchbereitern, Kar⸗
ten, oder Diſtelkolben womitdas gewalfte Tuch geraubet wird,
Der Strohfranz, des — es, plur. die— kränze, ein Kranz
von Strod; dergleichen z. B. derjenige iſt, woraufinan in den Küs
hen die Keſſel, Schüffeln u. ſ. f. zu jegen pflegt, und welcher im
gemeinen Leben die Strohkringe genaunt wird, Ehedem mußten
geſchwächte Weibesperſonen am Tage ihrer Hochzeit anſtatt des
Brautkranzes zum Zeichen ihrer verlornen Ehre mit einem Stroh⸗
kranze esfipeinen, welcher Gebrauch in einigen Gegenden noch
inblich iſt Da denn eine folche Hochzeit eine Ztrohhochzeit genanut
wird, Diefer Gebrauch iſt alt, und kommt auch in Fraͤnkreich
ſchon im a3ten Jabrbunderte vor, wo man fh an einesScrog.
Frames auch wohl eines Kranzẽs von Binfen zu bedienen pflegte.
Auf eiwas ahnliches zielet auch Richard Biſchof von Salisbury,
wenn er in einer DBerordaung von 1217. bey dem Dur Ftesne V,
Annulus, fagt: Nec quisguam annulum de luuco, vel
:quacumquevili materia, velpretiola, iocando mani-
=
„businnectat muliereularum, vliberius cum eis for-
‚nicetur ; ne dum iocari le putat, honeribus matrimg-
nıalibus fe altringat. Auch bey einer jeden feyerlichen Hoch»
zeit pfleget.der new vermählten jungen Fran deir andern Dochzeitss‘
tag einStrohkranz überreicht zu werden, welches von dem Stroh⸗
kranzredner mit. einer ſcherzhaften Sttobrrauzrede geſchiebet.
S. Strohwitwe.
Die Strohlatte/, plur. sie—n;fi —— womit oeScrob⸗
dãcher benagelt werden.
Das Strohledwerk, des — es, plur. die — e, in den Salzfies
derehen, ein Leckwerk, wo die Sohle über angebrachtes Stroh trös
pfelt, und dadurch gradieret, oder durch die Ausdünſtung in Ges
halte erhöhet wird,
Der Strobmann, des— es, plur. die männer, das Bild
‚eines Mannes Aus Stroh, jo wie man es zu Verjcheuchung der
Vögel indie Felder und Bärten aufzuftellempflegt,
Die Strohmatte plur, die — n, eine aus Stroh geflochtene
Maite,
Der Strohmilt, des—es, plur, car. Mif oder Dängee vor
verfauftem Strob, zum Unterfchiede von andern Arten des Miſtes.
Der Strobſack, des— es, plur, die — ſacke, ein mir Stroh
gefüllter Sad, dergleichen 5. B. der.ift, welchen man im das Bette
geſtell unter die Beiten zu legen pflegt ; der worauf die Soldaten
in den Wachſtuben ſchlafen u, af
Die Strohſchaube plur, die —n, eine Shaube,b. b Bündel
langen geraden Strohes von mittefmäßigerStärfe, derafeichen die
„find, womit die Strohdächer gedeckt werden, und alsdann Dach»
ſchauben beißen, Ä
Der Stroͤhſchneider, des —s, —— ut nom. fing, ein Ars
biirer, welcher das Stroh zu Hädjel ſchueidet; der Sutter fpners
der Sädfelfehrider.
Diss Serobfeil, ende bie Ze, ein aus Siroh zus
Jane getnüpfees, Seil S, Strohband.
52
Der
% 2 1 * Peer
455 . Str 85 . Ex
Der Strohſparen, ne, plur.usnom. fing. . Teichte (was
de Sparen, fo wie fie zu den —— —— gebraucht
werden.
Der Strohtoller, des — s — ut nom. fing. ein von Strob
geflochtener Teller die Teller, Schüffeln und Gläſer zur Scho⸗
nung des Tiſchtuches bey der Mahlzeit darauf zu ſetzen.
Ber Strohwein, des — es, plur. doc nur von mehrern Arten
oder Quantitäten, die —e, eine Art fügen eines, der den
Nahmnen von feiner Bereitung hat, weil die Trauben, * man ſie
preſſet ‚einige Wochen auf Stroh ausgebreiset werden.
"Der Steobwif ch, des — es, plur. die—e, ein Wiſch von
Niederf. Strohwiep.
Die Strohwitwe, plur. die-_n,im Scherje, eine Fran, —
che ihren Mann auf kurze Zeit verloren bar, fo wie cin Ehemann,
in der Abweſenheit feiner Gattinn ein Strohwitwer heißt. Am
Schwed. Gräfenka, von Gräs, Öras, und Eaka, Witwe,wel«
Yebes Ihre ireigvou gradig, braiecig ‚ ableitet, ‚weil dergleichen
Perfonen ſich gemeiniglid nach ihren Gatten zu fehnen pflegen,
Die Benennung iſt ohne Zweifel vine Anfoielung auf den Stroh⸗
kranz. In Niederfachfen wurde ehedem eine gefhwächte Weibes-
perjon eine Gras witwe genannt, d, i. eine. Perfon, welche nach
einen unredytmäßigen Bepfchlafe ihres Gatten beraubt worden,
und daher bey einer Fünftigen rechtmäßigen Verheiratbung miteis
nem Kranze von Stroh oder Gras zur Kirche gehen muß. Stroh⸗
witwe bezeichnet dahereine Perſon, welche keinen Gatten bat,
und doch feine Jungfer iſt. So auch Strohwitwer.
Strollchen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,
welches im Hochdeutfchen fremd, aber in einigen Oberdeut⸗
{ben Gegenden gangbar ift, wo es mit herum reichen gleich
bedeutend ift. Im Lande herum ſtrollchen, Engl. to Strole,
Daher Strollchengeande, Landſtreicher. Es gehöret zu us
ferem Trolfen.
Der Strom, des— rs, plur, die Ströme, von dem Zeitivorte
fromen. ı. Der Zuftand, daein flüffigee Körper ſtrömet; ohne
Plural, Das Meer Fam wieder in feinen Strom, 2 Mof. 14, 25,
Dem Strome des Waffers burch Damme wehren, =. Ein fitö-
mender flüffiger Körper, d. i. eine grofe Maffe eines ſich ſchnell
fortbewegenden flüſſtgen Körpers, beforiders went es in gerader
Richtung geſchiehet. 1) Eigenelic. Sp nennet man denjenigen
Sheil eines Fluſſes, Bades u. ff. wo das Waffer einen ſebr ſtar⸗
ten Zug bat, den Strom. In den Strom Fommen, Strom
auf fahren, gegen den Strom, Wider den Strom ſchwimmen,
auch figürlich überlegenen Hindeeniffen Widerftand leiften wol-
fen, Ströme im Meove, Daffen Waffer, welche einen ſichtbaren
Zug nach gewiſſen Gegenden haben. Der Zauptſtrom des Welt⸗
meeres gehet Con Morgen gegen Abend. Die berühmte Scolla iſt
weiter nichts als ein Strom zwifchen den Vorgebirgen Faro und
Sciglio, Auch in der Siefe gibt es Strome, welche auf der Ober⸗
fläche der Seenicht merklich find. Auch geringere aber ſich heftig
aus einer Offnuig hervor drängende Maffen eines flüffrgen Kör⸗
pers beißen nach einer nicht fektenen Vergrößerung zuweilen Stro⸗
me. So fagt man, der Wallfi ſch blaſe einen Strom aus ſeinen Luft⸗
löchern. In eagerer Bedeutung nentiet man große Fluſſe, zumahl
wenn ihre Bewegung nach ihrem Ausfluſſe zu ſtark und heftig if,
Ströme. Solche Serome find die Denau, der Rhein, die Elbe
u. ff Eigentlich verdienen nur diejenigen großen Flüffe diefen
Nabnien, deren Lauf vorzügtich ſchuell und veißend it; allein in
weiterm Berftande gibt mar ihn oft alfen großen Flüffen, fo wie
mandbingegen auch reißende Bäche im geme in. Leben bäufig Strö⸗
me zu nennen pflegt. (2) Figärlich. cch In Rüdficht auf die
ſchnelle Bewegung. Du wirft deg wegen ben fehnellen Strom
der Zeie nicht um eme Minute aufhalten, Duſch. Sich von.
en — — ——— ————
Meinungen und Sitten feiner Zeit. Die ehrwürdigen Worter
Religion und Ebre, Pönnen wider-den Strom des B
und der Leidenschaften nicpt immer befteben, Sonnenfr (6)
Anfehung der Maffe, eine große Menge: Lin Stvom von Wor⸗
ten, wo zugleich mit auf die Bewegung angefpiclet wird,- Ströme
Blurs vergießen. Ströme von Thränen. find zu ‚wenig für
diefen verluſt.
Y ‚Ein Strom frambarter Mähren a
ö Sloß von des Alten Angeſicht, Gel,
Ströme des Segens, der Wohlrharen wf.f- -
in
Anm. Im Angelf. und Engl. Stream, im Schw. Ström.. J
©. Strömen,
Die Strombabn, plur. die —en, er: eigentliche Sm eines
jeden fliegenden Waffers, die größte Tiefe deſſelben, mo die flie⸗
ßende Bewegung allemahl am frärfften iſt; der Strom.
Strom bahn eines Fluſſes, eines Baches ſchmalern.
fen Richtung bewegen, wo es fo wohl mehr Maſſe, als auch mehr
Heftigkeit voraus ſetzet, als ſtießen. Das Weltmeer ſtrömet von
Morgen gegen Abend. Bey Guinea firömer dag Meer von
Weſten nach Olten, bey Sumatra von Süden gegen Vorden.
Die Donau firömer bey vielen Ländern vorbey. Der Bach
firsmet von demBerge herunter. Ingleichen ſigürlich, ſich theils
Die Zeit ſtrömet unaufhaltbar dahin. Bache von Thränen
ſtrömeten aus ihren Augen. Das Blur ſtrömet aus den
Adern. Seine Wohlthaten ſtroͤmten auf mich zu, So auch
das Stromen.
Strömen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswert haben er⸗ —
fordere. und eigentlich von flüſſtgen Körpern gebraucht wird, ſich
in einer beträchtlichen Mengerund mit Heftigkeit nach einer gewife
nit Heftigkeit, tbeils in aroßer Maffe und Menge fortörwegen.-
*
Anm. Es iſt eine unmittelbare Onomatopdie des ffrömenden ;
Waſſers. Figürlich bedeurete es chrdem auch ſich in die Länge er-
ſtrecken, daber gebraucht Victorius Strom noch) von vinem Lan» - E:
——— und Strieme von einem Strahl. Auch unſer Strieme
in der heutigen Bedeutung iſt eine Figur davon.
Der Stromkarpfen/des —s, plur.ut nom. fing. Karpfen, “
—welche ſich in Strömen oder Flüffen aufhalten; StußFaupfen, rag
.. zum Unterfchiede von den Sees und Teihlarpfen, 5
Der Stromforb, des — es; plur. die — korbe 1. "Spieih:
zulaufende Körbe, welche mit Dornen gefülfet, und an dem Ufer“
eines firömenden Waſſers auf den Grund geleget werden, die Ber
fbädigung des Ufers zu verhindern, 2. Eine Arı Fiſchreuſen ohne
Kchle, welche vor den Strom eines ®erinnesoder anderer fließen⸗
‚den Waffer geleget werden, diemir dem Stron:e Tommenden ger
che darin zu fangen; Franz. Panier de Bonde. .
Der Strömling, des— es, piur. die—e, eine Art fleingr Hu
tinge, welche häufig in dem Borbnifehen Meerbuſen gefangentitd .
auch wohl Strömminge we werden, Clu Den Harengus
minor. Linnä :
Stromweife, adv. nach Art eines Stromes, wie ein Sem -
Dpig gebraucht dafür das ungewöhnliche ſtrömig.
Dilie Baͤch der Thranen rinnt
—Mir ſtromig Tag und Nacht. ;
Die Strophe, plur. die—n, ein Abſchnitt In einem Gedichte,
nach deffen Ende die Melodie und die Versart wieder Don vorm
angefaugen wird; ehedem ein Gefeg. Es ift aus dem Griech.
Soon, Wiederkehr, fo wie Devs, weiches noch bey geiftlichen Lie-
dern am üblichften iſt, vom Lat. Verlus, von vertere,
Der Ströfibaum, des— es, plur. die — baume, im Berd- und
Hürtenbane, diejenigen ausgegimmerten Bäume an einem Feldger
Tänge, zwiſchen welchen die Schtwingergehen, Auch in 1. u k
‚äume, — das’ Seil aus dein -
pel beſtaden fid
Schacht im Auftreiben nach dem Korbe zu gerichtet wird, ‚Bere
> mutplich vom dem folgenden Seroffe, ein Abfae,
Die Strofle, plur. die—n, ein Abſatz, eine Stufe; ein
in dem. — Sprachgebrauche veraltetes Wort, welches
nur noch von den Bergleuten aufbehalıen worden, welthe die
— oder Stufen, nach welchen zuweilen die Stollen und
Sange ausgehauen werden, damit mehrere Häuer binter ein,
ander arbeiten könuen, Stroffen nennen. Im Böhmifchen,
wo es duch die Deutſchen Bergleute eingeführet worden,
Strols. Der Begriff. der Erhöhung, der Hervorragung , iſt
ohne Ziveifel der Stammbdegriff, fo daß diefes Wort ein Fit»
eenfioum von Strauß, ein Bündel, Büſchel, if. Ohne Ziſch⸗
laut ift im Schwed. Drofle, ein Haufe, Angel. Throfme,
> wobin auch unfer Drufe, Drüfe geböret, In einigen Provinzen iſt
"ser Stroß, die Gurgel, Droffel, tal. Strozzo, Strozza,
Niederſ. Strate, Straße. ©. auch Strotzen.
Der Stroffenbäuer, des —s, plur ut nom, fing. eben daſelbſt,
"ein Häuer, welcher das Erz firoffenweife aushauet, zum Un
terſchiede von-andern Arten der Häuer. 2
Der Ströter, des—s, plur. ut nom. fing. ein veraltetes,
nur Hof.6, gbefindliches Wort: und die Priefler find wie die
Stroter, fo da lauern auf die Leute, und würgen auf dem
"Wege, Das Wort bedeutet einen Straßenränber, Strauchdieb,
Sandlautetbendem Jeroſchin Struiter, der auch Struterey für
Straßenränberen gebraucht, Es ſtammet entweder von dem ver⸗
alteten Strut, Strauch, her, oder von fiveiten, fo fern es ches
“dem auch herum ſtreichen, bedeutete, Niederſ. ſtriden.
Strotzen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, von
“innerer Fülle im böchken Grade aufgetrieben, aufgeſchwollen
feyn. Dev Beutel firoger von Gelde, der Bauch von vie⸗
Ien Speifen. Ein firogender Beutel. , Bitter man den
Bäuern, fo trotzet ibm der Baud,. Mattheſ. user, wel:
"the von Milch firogen. agleichen figürlich,, ‘mit etwas
überfülfer ſeyn. Predigten, welche. von Griechiſchen Wer
tern ſtxotzen. Verſe, die von Gedanken Itrogen. Strogene
"de Wörter, fesquipedalia verba. Sie wurden über die
wilthende und von Schimpfwörtern recht flrogende Bes
redſamkeit erſchrecken, Gell. Jugleichen prahlen, ſich mit
etwas brüſten, im einigen Gegenden; Niederſ. ſfrunzen. Mit
feinem Gelde, mit feiner Gelehrſamkeit fvogen, So and
das Strogen. m
Unm. Dasy inder Mitte deutet anf ein Antenfivum, welches
von einem veralteten firoten ſtroſen oder ſtroſſen abſtammet, a
ches in dem Engl. firut, firogen noch, vorhanden iff. Der
griff der Erhöhung, Ausdehnung ift auch bier der herrſchende, es
ber di ſes Wort gleichfalls zu Strauß, Stroffe u. (. f. gehöret.
Im Hannöver, ift ſtrutt, ſtarr, ſteif. Auf ähnliche Arriſt von
Fair, imeinigen Provinzen ſtarrzen fo viel als regen, welches
aber nicht das Stammwort des unfeigen iſt, wie Friſch glaubt.
Der Strudel, des—s, plur, ut nom. fing. ein Wort, deffen
Stammbegtiff diefchnelle TreisförmigeBetvequng ift, und welches
noch in einem doppelten Falle sorfommt, ı. Der Ort in einem
Waſſer, u wo fih das Warfer mit einem Beräufche in einem Kreiſe
drehet, an ſich in einen auf dem Grunde befindlichen Abgrund zu
ſtürzen; wodurch ſich ein Strudel vos einem Wirbel unterſcheidet.
Diefer beſtehet bloß in einer FreisförnigenBemegung, welche auch
von Klippen unter der Wafferfläche, widrigen Steämen uf. ber:
wühren kann; jener fegt einen Abgrund voramg, in welchen fich das
Waſſer mit einer Vreisföcmigen Bewegung ſtůr zet. Ind eſſen werden
beyde häufig verwechſelt, da man denn auch wohl die kreisförmige
- Bewegungbes Wafjers unter und wach einem Waſſerfalle einen
Sr 158:
— tiennen pflegt. 2. Eine Aet Obadeuſc Diebiſpeiſ⸗
welche" aus einem gefüllten Zeige befichet, der in Geſtalt einer
Wurſt gewicelt, wie eine Schuede zufammen gelegt, und her⸗
nach gekocht wird, Böhm. Sttrudle, Opne Zweifel auch wegen
diefer Freisförmigen Geſtalt.
"Anm. Die Endſylbe —el bedeutet hier ein Subject, Ding;
es femme alfo nur auf die Sylbe Strud an. Giche dasfok
gende, -
Strudeln, verb. reg. neutr, mit dem Hülfewortehaben. Es if
eine Dnomatopdie des Lautes, welchen ein flüffiger Röcper macht;
wenn er heftig aufivallt, mit Heftigkeit aus einee Öffnung fließt,
oder ſich in eine Offnung ftürzet. Das Waffer feudelt, wenn es
heftig firdet, Die Duelle ſtrudelt, wenn fie das Waſſer mit Hefe
' tigfeitderausftößt. Weil im Meere und in den Flüffen,, wenn
ſich das Waſſer nach vorbergegangener Freisförmigen Bewegung
in eine Tiefe hürger, ben derfelbe Laut. Statt finder, fo werden
ſolche Orte, wo diejes geſchiehet, gleichfalls Strudel genannt,
So auch das Strudeln.
Anm. Dem Weſen nach iſt es eine Onomatopdie des Lau⸗
tes, der mit prudeln nahe verwandt iſt. Der Form nach if
es ein Iterativum von Aruden; firiden, ſtreiten, welches
mehrere Arten heftiger Bewegungen bedeua:, (5. Streiten.)
Pictorius gebraucht ſtrudeln für eilen, ſtrütten und ſtrutteln,
für wabedachtfam handeln, und in dem Narrenfchiffe ift unter
einander firudeln, unordentlich unter einander werfen. Unter
andern bedeutet es auch die kreisförmige Bewegimg, da es
denn von Kreis nur im Präfico verfchieden ift,, In Wend
ift Zrodlo, Zrudlo, nach eben derſelben Drtomatopdie, ein |
ſtarker Duell. .
Strumeln, verb. reg, act, et neutr. im letzten Falle mit dem
Külfsworte-feyn, welches nur bey den Kohlenbrennern üblich
iſt, wo die Zußfcheite ſtrumeln, weun fie an den Enden abbren=
nen. Es gehöret zum folgenden ſtrümpfen, "weil die Scheite
dadurch gleich ſam geftrümpfer werden.
Der Strumpf, des — es, plur, die Strümpfe, Diminuf, das
Striimpfihen, Dderd. Strümpflein. . Im weiteften Verſtan⸗
de, der Stamm oder Hanpteheil eines Dinges nach abgenommes
nen Rebeniheilen und Emden, der Stamm, undin einigen Fal⸗
ten der Rumpf, Strunk. Der Strumpf von dem in Sruden
zechauenen Widder, 3 Mof, 8,50. Der Strumpf des zerhaue-
nen Dagons, ı Sam, 5,4. der Numpf. Seyde Ai und Strumpf
von Jiraelabhatıen, Ef, 9, 145 den Stamm. Weder Aſt noch
Strumpf follin Egypten fen, Kap. 19, 15. ,
Bleibt alfo nur-allein
Der bloße Stumpf allda zerſchmettert und 3erfchla=
gen, Opitz.
der Rumpf In diefer Bedeutung konmit es im Sochdentſchen
wenig mehr vor, obgleich noch in einigen Gegenden die Stamme
enden eines Baumes, und die furzen Enden eines jeden abe
geichnittenen Dinges Steumpfe beißen, wofür fonft auch
Stumpf, Stürzel, üblich. iſt, Tannenſtrümpfe, Stanmene
den von Tannen, im Niederſ. Stübben. Mit Steumf und
Stiel ausrotten, Taat man im. Hochdeurfchen , d. i. mit dem
Wurzelende und dem Stamme, ganz und gar, völlig, Dee
den Bart ſchirt mag die Steumpf nicht heraus fcheren,
die Strumpflin bleiben darin, Kaifersb, bey dem Friſch. 2.In
En Dedeutung find die Strümpfe eine Bekleidung der
welche über das Bein gezogen werden und daffelbe gang
bie an» und über die Knie bedecken. Unterftrumpfe, Über: |
" Arümpfe; zwirnene, möllene, feisene, Uderne Strümpfe,
Cefiridie Strümpfe, um Unter ſchiede von] den gewirkten.
‘Ein Paar Strümpfe.
3 Anm:
wi er es mit,
ein Stüd, Rumpf u .f..f..habe verwan
Die zievte Bereutnus; if Hof eine Fiaur der. —— —
Aus der Geſch chie diefes Kle duugslt uckes erfläres werden muß.
Anfänglich deitand die Beffeidung „des. Uhterleides, wie noch
den vielen öfflichen Bolkeru, aus Einem Stüde, und dieß an⸗
je Siück hieß die Soſe. Nachmahls ſchuttt man din mutern
Theil oder die Bekleidung der Füße davon ‘ob, und zog jedes
Hefonders sam, da denn die Bekleidung der. Diebeine den Nab⸗
* der-Sofe.bebiels, die Bekleidung der Beine aber, weil ſol⸗
che anfänglich abgeſtrümpfte Stücke waren, den Rahmen der
—— befam,.- Schwed. Strumpa. Andere Provinzen
Hingegen, bev weichen Bruche oder weite Unterkleider üblich wa»
zen, ließen den Strümpfen, als fie jelbige annabmen, den Nah⸗
-men,- welche das ganze Kleidungsſtück ehedem führte, daber
beißen die Strümpfe noch jr dt in Weftphalen Hafen, d.i. Hofen, -
im Denabrüdirhe u Stumpbafen, -aba:feümpfte Hofen,.in ans
dern Gegenden Bniehofen, im Seief. Zu ſſe, und im Engl, Hole.
5, Sofe, Sl
Das Strumpfband, den. — es, plur, die — Bänder, einBand, -
womit man die Strümpfe iber oder unter dein Knie feſt zu binden
pflegt... Niederf zaſenband.
„ Bwümp 4
Strumpfen, verb. reg,,act, in einen Strumpf, in der erſten
weiteſten Bedentung verwandeln, d. i durch die Quere iheilen. Es
i nur noch in einigen Gegenden üblich, So wird in Thüringen _
ein Ver gehrumpft,. wenu men ibn in die Quere tbeilet, da
denn die dadurch entftebende Theile Strümpfe oder Strümpfunz
‚gen, der Ort der Ableituug aber das Steumpfgewende genannt
werden
Anm. Es iſt ein Intenfiouin von einem veralteten firumen Pr
welches ein Berwandter von Strom Striemen u, f. f. war, und
von Bewegungen nach mubr.rn Richtungen gebraucht wurde.
Strunk, Teumm, Rumpf und anders mehr. gehören gleichfalls
zur Verwandtſchaft. S. Strumeln.
Der Strumpfſtricker, des —s, plur.ut nom. fing. Zimin, ;
die Strumpfſtrickerinn eine Perfon welche ein eigenes, Geſchäft
"daraus macht, Strümpfe für andere zu ſtricken oder ſtricken zu
laſſen; beſonders fo fern es ehedem eine Beſchäftigung eigener
Handwerker war, aus —— Baht die Baretkramer ges
‚worden find,
Der Strumnfflubl, des — es, — die — ſtühle, ein We⸗
berſtuhl, anf welchem Strümpfe und andere Heidungs ſtücke
gewirkt, d. i — gewebet werden; der ——
kerfühl.
Der Strumpfwirker des — s; plur. utnom, fing. Fämin.
die Steumpfwirferinn, ein Handıwi ser, welcher Strümpfe und
andere Kleiturgsfhüde auf den Strumpffinhle wirfer, dei. nach
Art des Gefrides mu Mafchen webe,
Der Strunk, des — rs, plur. die Strünke, an den Pflanzen,
‚ein kurzer und dicker Stamm, befonders wenn ſich andere Theile
der Pfiunzen unmittelbar daran befinden; zum Unterfehiede von
einem Stamime in enaerer Bedeutung, einem Stängel, einem
Ehafteu.f. "Ein Roblfrunf, der. die kurze Stamm des
Kables. Auch die Schwämmebaben Steunfer Inder Boranik
ift in engerer Bedıntung der Strunk ein folder Stanım, der mi it
em Bi:
obgleich da —E wohl —
und Dicke er ge Arten yuman
Arus ‚und dem niedrigen Runks, ein ‚grober, uuger
ſchiffener Meuſch eines ſchlechtes Ber
SER. ; a j
"Der Strung, des—es,.plur. car.ein In Bachsenifen
Faunees, nur um Mderdentichen gangbares Wort, wo es den do
‚vier Dreck in allerley Verſtaude bedeuri; Hollãnd. Stront,
$tai, Sıronzo, Framzei. Eiron, Sci. Strunt. Dabe
iſt Srruntsäger, bey. den Seefahsern der; Rahme eines
vogels, der die Kutgegef um ihres Loihes willen verfolgt, ©
Scheißfalt. a;
+ Die Strunze, plur. die —n, * Ben ———— — J
groß s ſtarke⸗ Weibsdild, im verächtlichenBerftande. Bine faule y 1
Strunze. Gewiß nicht von dem vorigen Strunt, als wenn es,
wie Friſch vs poffierlich genug. ‚erflärt, eine Perfon bedeute, welche
fib binten unvein häls, fordern von dem Nirderf. Strüne, eine-
ſtarke große Diene, ven welchem es das Surenfoum if Siehe -
Steun? Anm. nnd Sträne, —
Die Steupfe oder Seruppe, plur. — lange raube Rin⸗
den, weiche die Pferde an den Füßen befommen, und welche von
einem vorher gegangenen Reiben oder einer a
berrühren. Bey einigen wird auch die Maufe, eine Art Ge⸗
ſchwüre an dem untern Fuße der Pferde, die Strupfe genanut,
weil fie zuletzt zu einer ähnlichen Rinde erhartet. Das Wort
pin zu ſtruppig und druckt das Ranhe der Rinde aus. Strup —
iſt der Hoch⸗ und Oberdeutſchen — der — —
Mundart angemsfeiter,
*Streupfen, verb. reg, welches nur im gemeinen Leben übt
3. Mir Hefrigkeit ſtreifen, alg.ein Yetivum und das Iuraufioum
von diefem fveifen. Das Laub von den Bäumen firupfen,
Im Bergbaue fogeman von einem fehr harten Gefteine, man
ne nichts berunter - frupfen. 2. Als ein Neutrum mit J
‚Hülfsworte ſeyn, und als ein Intenfivum non ſträuben — * * ——
es in einigen Oberdentſchen Mundarten ſehr Harfe Runzeln bee
Fommmen,befenders durch die Eintrocknung ſchrumpeln. Wenn ein
Ding gefriert, fo fiebt du wohl, daß es zufammen Arupft, Kaie -
ſereb. Sein $lefb iſt ganz ringehrupft, Hedion. Derfrupfte >
Weinbeeren, Pictor. Impocdentfchen iſt es — —
gang unbekannt. Go auch das Strupfen.
rn
1, Die Steuppe, plur, die —n, ©. Strupfe.
‚2 Die Struppe, plur. die —n, in der Segfabit Srictegefpfite 2
„den Blättern end Blüchen nur Ein Stuck ausmadyt;Stipeslinn. .
und in diefem Be: ſtande ‚haben nur die Sdwänme und Farııe
Iräuter Strunfe,
Inm, Am Holländ. fo weht Sironk als Tropk, im Ntiebderf,
gleichfale-Strunf. Der Begriff der eſchehenen Berflämmelung
nr Strũmpfung iſti in diefer Bedeuiung ch der hereſcheüde,
" terter Taue, auderen Ende man einen eifernen King vermittelſt
des Ringknotens befeſt iget, allerley Tanwerk damit zu verlanger
oder zu. befeſtigen. Es iſt von Strippe nur in der Mundart vo ⸗
ſchieden, als welches in vielen Gegenden auch Struppe undsir üp⸗ —
pe lautst, —. —
Struppig, — er, —Rr,adj. et adv. ſehr Rranbia, als das Ins —
sen ſirum don dieſem Araubig. Lin ſtruppiges Haar, ein ſtrup⸗ — N
„piger Bopf, firuppiger Bart, ſehr firaubig, empor ſtehend und j
verwiret, befonders von harten Haaren. Ein närrifp haar %
(baariges)Gefigpt i ineiner Rruppichten(Feuppigen) Perru a. -
Im Oberdeyrihenift daber auch das Geſtrippe fo viel al⸗ voerwor⸗
renes Geſtrauch, im Niederſ. Struddik.
Die Struſe, plur. die—n,in Preußen und Rußland, ein Rabe
me geiwifer vlatter Fluß chiffe, mit welchen man in Preußen Holz, J
Steinfohlen und Stroh auf deu. Flüſſen hinab führet. Die Stru·⸗·
fen, decer fich die Ruffen auf der Wolga bedfenen, baben die Gr
ftalt großer Schinen ſind mi Hütten und Bnden_ver fehen, babe.
Ruder und Segel und. werden auch zum. Kriege gebraucht, : Der
Nahme it vermuthlich Sfavonirchen Urfprunges. 2 ;
+ Der Strun, des —ıs, plar. die ⸗e, inden niet rigen größe. —
arien, ein Reuliug in feinem Berufe, das, was man auf ra —
* ver
AR un tuts ‚nenue, > Befonders pflegen die Sorsaren dir
Heu angeworbenen eine Zeit Lang fo weh! Struge als auch Hopfe
nennen, Bey dem Pietorius ift feütten, aus Imbefonnen«
J—— uud — ein — Meet en As
N . Seriger, S — Ft 5
. Die ũger, plur.die—n, in einigen Gegenden ein Naßmeber
* ee day oder geckenkirſche; Lonicera Xylofteum Linn,Etwa
von Strauß, wegen der Rraubigen Geſtalt? Im Niederfähf: ift
Struddik, Öefträuch.
der Stubben, ves—s, plur. ut — — ein nur im
Niederdeutſchen üblihes Wort, den Stod oder das Stamm⸗
ende eines ‚gefälleten Baumes zu bezeichnen. Im Angelf,
+. Steb, Stybb, Engl, Stubb, Schwed. Stubbe, Es ift
mit dem Lat. Stipes, Stipula, mit unferm Stoppel, Hapfen, .
- fumpf u, f. fe nahe verwandt.
abgeſtutzt.
Des Stübchen, des —s plur, ut nom. fing. ein Diminutiv
bvum von Stube, fo wohl in der Bedeutung eines Zimmers,afs auch
- An der veralteten Bedeutung eines Befüßes.. .Von Stube, ein
Im Riederſ. iſt kuuf, Rumpf,
Zimmer welches geheitzet werden kann/ it Stubeben, ein Meines
Zimmer dieſer Art, Oberd. Stüblein. 2. In der Bedeutung eines
Behältniffes, Gefäßes, komme es in ver ſchiedenem Verſtande vor,
41) Eine Seuergiefe wird in vielen Gegenden ein Feuerſtübchen,
‚ An einigen auch eine Sewerftube genannt, bey dem Apberdign $uß=
Aüblein. _ Im Niederf. Stave und Stove, Eben dafelbft iſt im
Diminut Stafken, Stäveken, Stovefen, Eine Fleine Kohlpfanne,
3. B. zum Räuchern. Es gehöret in diefer Bedeutung gleichfalls
zu Stube, (2) Von Stauf, Stoff, Stube, ein größeres Gefäß
von einem gewiffen Öehalte, ift dag Stübchen ein ſehr altes und
weit aus gebreitetes Maß flüffiger fo wohl als trockner Dinge, wel⸗
ches geineiniglich vier Maß Quart oder Kannen hält, und fo wohl
im Ober: als Niederdeutſchen gangbar iſt; im mittlern£at.Stopa,
"Stupa, Stu pulus, Eftiva, im Niederf. Stöneken, Störfken,
von Stoof, Stoop, 2in Stübahen Wein oder Bier, d..t, vier
. Map: 40 bis 45. Slühchen machen eine Ohm Zu fien ges
braucht man dafür das verwandte Topf, weldes von Stoff,
Stauf, ame durch den Mangel des Sifchlautes verfchieden ift,
. Im Hannöverifden werden auch die Häringe nach Stuben
j " gerechnet, und dann geben 254 Stübchen auf eine Toune,
Das Stammwort Stauf, bey dem Notker Stuof, .Stouph,
iſt in der Bedeutung eines großen Bechers noch im Döerdeut-
„ fen gansdar, fo wie Stof, Stoff und Stoop noch im Nie
derdeutſchen, Schwedifhen uf. f. von einem -beffimmten
Maße üblich find, wo es aber Heiner iſt, als ein Seübchen.
In Danzig geben 255 Stof auf einen Auker Wein, dagegen
20 Stübchen ſchon einem Anker, machen. Zehn Danziger
Stof machen ı9 Hamburger Quartier oder Maß; fo wie r2
"Hamburger. Stübchen ı7 Holländifche, Stsopen machen. In
Schweden hält eine Kanne zwey Stop: ©. Stauf und
- Stübich.
iS —* Die Stube, phur. bien, Diminut. BasStübehen, Oberdenefch
Stüblein. 1, Im weiteften Berftande, ein eingefhloffenerXaum,
ein Det, Wöhnort, ein bedeckter Det, fich darin aufzubalten, und ein
+ Sbeildeffelben,ein Gemach. Im Angelfiift Stov,Stowa,eine
+ Wohnung, undein jeder Ort; im Frief, Sto, Step, Stef, eine
"Hütte, eine Wohnung, ein Haus, daher im Riederſ. Warenſteve
und Warendſiew, einen Bormund, eigentlich einen Haushofme ſter
bedentet, Engl. umgekebrt Steward. In dieſer weltern Bedeu⸗
‘Kung iſt es im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und nur noch in
einigen einzelnen Fällen üblich Seitz. B. die Radſtube der
eingefhloffene Kaum, das Behaltniß/ worin fi das Rad einer \
— u *
‚str.
Waſſertunft — die Glockenflube, der Det —* Olsen
"bangen, die Brunnenflube, ein Gebände über einen Brunnen,
In noch weiterm Verſtande eines Behältniſſes, eines Gefäßes,
kommit es in Feuerſtube und deſſen Diminnt. Feuerſt übchen, eine
Feuergieke, vor, und in dem veralteten Stube, ein Gefäß, wovon
noch das vorige Stübchen üidrigift. 2. In engerer und gewöhn⸗
licherer Bedeutung iſt die Stube ein Gemach in einem Hauſe von
mittlerer Größe, welches vermittelft eines Kamins oder Ofens ge⸗
beiget werden kann; bey den Shwäbifhen Dichtern die Stuven,
im Niederſ. Stave, Stauve, Sruve,im Angelf. Stova,im Engl,
Stew und Stove, im Schwed.Stufva, im Island. Stufa, im
Stal,Stuffa, imFranz. Rtuves, im Span, Eltuka, Wenb Stiva.
Die Wohnſtube, Gaftäube, Putzube, Kinderſtube, Kran—
kenſtube, Rathsſtube, Schreibeſtube, Studierſtube, Trinkſtube
wachſtube uff. Beſonderẽ? eine Wohnſtube. Auf der Stu⸗
be, oder. in der Stube ſeyn. Immer auf der Stube ſitzen, die
Stube hüthen. Eine warme Stube haben. Stube und Kam ·
mer. Stube bedeutet eigentlich dasjenige Gemach in eidem Haufe,
welches man gewöhnlich betwohnet, und weil diefes in den nördli⸗
chen Ländern im Winten geheizet wird, ſo iſt es nachmahls von al-
len ſolchen ema chern, beſonders gemeiner Art gebraucht worden
daher man in der edlern Sprechart dafür lieber dag allgemeinere ”
Zimmer oder Wahnzimmer gebraucht. Überdieg wird ein großes
Gemach dieferArt, wenn es gleich gebeizer merden Fann,nihtStuz
be, fondern Saal genannt. 3. In noch engerm Verflande wurde
ehedem eine Badfkube nur eine Stube ſchlechtbin genannt, in wel⸗
chem Verſtande ſchon Stuffa bey dent Paladius vorfommt, obs
gleich die Leſeart bier neh verdächtig ift. Daher warden dieBader
in den vorigen Jahrhunderten nur die Stübler, Stüberer, Stüb-
ner genannt, Jetzt werden die Ausdrücke Badſtube und Barbier⸗
ſtube noch oft von der®erechtigkeit gebraucht, das Baden und Bars
bieren als Meifter ausüben zu dürfen,
Anm. Die zweyte engere. Bedeutung hat die meiſten Worte -
forfcher verleitet, den Begriff der Wärme für den Stanmbegriff
anzufehen, und es von dem Riederf.ftöden, in elnem detfhloffenen
Topfe Fochen, dampfen, und von dem Jsländ. Stoo, ein Fenere
Herd anzufeben. | Allein, ſtoven ift ſelbſt nur eine Figur von ſtauen,
Aund hat nichts von dem Begriff des Feuers in ſich fo wie das Is⸗
Känd, Stoo, nur eine Ellipſis für Eldlto, Feuerſtütte iſt. Kurz,
Stube bedeutet eigentlich einen jeden Wohnort,eine jedeWohnung,
iſt von Statt, Stätte, Stand m.f. f. nur im Endlaute verſchie⸗
sen, und ſtammet mitdiefen von fiehen, ad. Im Schwed. ift Sıö
and im Island. Sto, ein jeder Ort. ©, auch er Stuben
sound: Stuübich, welde nahe damit verwandt find
Der Stuben=Urreft, des — es, plur. Kr ‚diejenige Art
des Arreftes, da man von dem Richter Befehl erhält, nicht von
feiner Stube’ zu geben; ein etwas ſtrengerer vr. als Sause
Arreft.
Der Stubenburſch des — en plur. die—en, ein junger
Menſch, welcher witeinem andern auf Einer Stube wohnet; der
Stuben geſell, in der-anffändigern Sprechart, Stubengenoß, bey
: den Soldaten, Handwerkern n. f.f. der Bamerad.
Die Stubenfliege; plur. die—n, die gewöhnlichfte Xrt-Fliegen,
‚welche ſich inden Stuben oder Wohnzimmern suipält; ; Mulon
“"domelftica Linn,
-Der Stubenzelebrte, des —n plur. dir—n, 4 Beleheter,
“welcher feine Wiſſenſchaft bloß auf der Stube,d. i: aus Büchern,
- erlanges und ausübetz zum Unterfhiedevon demjenigen, welcher
ſie im Umgange mü der Welt ausbildet und anwendet.
Der Stubengenöß, der Stubengefell, des —en pl.
„die—ens. S. Stubenburſch.
er
x Dr ET A ne A 4
x 5 3
— iR x J
J
7 468 = Stu: 2 —
drucke oft der Calefactor.
Die Stubenk ammer plur. die —n, eine Kammer an oder nehen
> „einer Stube zum Unterſchiede von einer Bodenkammer.
"Das Stubennadchen, des — s, plur. ut gom. fing. ein:
Dienſtmadchen, welches zu häuslichen Arbeiten auf der Stube
gebraudt wird, and von der jungen Magd zuweilen noch ver=
fhiedewiftz in der bärterg Sprechart die Stubenmagd, und
in der niedern das Stubenmenſch. a.
Der Stubenofen, des —s, plur, die — öfen, ein Ofen in einer
Stube, die Stube zu heißen ; zum Uuterfchiede von einem Bratz
ofen, Brennofen, Backofen, Shmelzofen u. ff. |
Die Stubenfihabe, plur. die — n, eine Art ſchwarzer Schaben,
welche fich gern in den Stuben aufpält, underji in den neueren
Zeiten aus dem’ Driente zu uns gebracht worden; Blaua
orientalis Linn. die Mehlfchabe, R
Stubenſtech, adj. et adr. ſiech oder Eränflih vondem Mangel
: der Bewegung in freyer Luft. Stubenficch ausfehen.
Die Stubenthür, plur, die — en, die Thür zu einer Stube, zum-
Unterfchiede von der Rammerrhür, Hausthur u.f.f, ;
Die Stubenubr, plur.die—en, eine große Uhr, welche man
“in den Stuben an die Wand zu hängen pflegt; die Wanduhr,
zum Unterfchiede von einer Taſchenuhr.
1. Der Stüber, des— s, plur. ut nom. fing. ein elaſt iſcher
Stoß mit dem an den Daumen gedrückten und losgeſchnellten
Mittelfinger ; befonders in dem zuſammen gefeßten Raſenſt ü—
der. G. daſſelbe.) Jemanden einen Stüber geben. Es beden⸗
set einen ſtumpfen Schlag oder Stoß und iſt mit ſtauen, ftau⸗
chen, fläupenn.f.f. verwandt.
2. Der Stüber, des —s, plur. utnom. fing. Diminut. das
Stübercpen „ eine Niederdeutſche Scheidemünze, welche gemein
niglidy 14 Kreuzer, oder 18 Pfennig hält. Iu Holland machen‘
5° Stüber einen Thaler Caffen-Geld, 20 aber einen Gulden; in
Eleve machen 60 und in Oſtfriesland 54 Stüber einen Reichs
„baler, Doländ, und Nieder, Stüver, Schwed. Styfver.
Biele ſehen es als eine Überfegung des Latein. Solidus an,
‚and, leiten es dom ſteif her; allein es Tann auch von Stufe,
ein, Stüd , abfiammen , und eigentlich ein Stüd einer größe⸗
sen Münze bedeuten, weil man den Didwmünzen ehedem ein
giefes Kreuz einzuprägen pflegte, fo daß man fieim Nothfalle
in vier TPeile brechen fonnte, (S. Schilling in der Aum.):da
denn Stüber urfprünglich ein Stüd einer folden größerit
Münze war. j ;
"Der Stubich oder Stübich, des— es, plur. die — e, nur in
einigen Oberdewtfchen Gegenden, ein Pad oder Schlaafaß. Die
Waaren in einen Stübich packen. Die Endſylbe iſt das Suffi⸗
zum, ſo daß cs ohne Zweifel zu Stube, Stübchen, Stauff unſef.
gehdðret, und ein Behältniß bezeichnet.
Das Stück, des — is, plur. die—e, Diminut. das Stück⸗
ben, Oberd. Studlein, ein in doppeltee Haupebedeutung übli⸗
ches Wort, — —
Ein Theil eines Ganzen, wo es eigentlich won einen eirgern
Umfange der Bedeutung iſt, als Theil,und ein abgefondertes aug
Einer Maffe beſtehendes Theil eines Ganzen bedeuten, die Abſonde⸗
zung fen unn geſchehen, auf welche Art fie wolle, Sinen Rörper
in Stüce ſchneiden baum „brechen, fügen, veißen u. ff.
In zwey⸗ ſechs Stücke ſchneiden Ein abgebrochenes, abge⸗
riſſenes Stud. ‚Ein Süd Brot, Sleiſch, Buchen, gob,
Grein, Bindfaden, Gold u.L.f Wo dus Gange oder die Ars
Bir — Be Ta WE A Et «
—* *
anderändert laſſen, eines ungebauten Stuck Landes; beſſer
eines ungebauten Stückes Land. Go auch ein Britt We⸗
ges, wofür man auch nur ein Stück ſchlechthin jagı, Er
ging ein gut Stück Weges. oder ein gut Stud mir. «Sehen
fie noch ein Stückchen mit, Sie gingen noch ein. guies
Stüde, (Stüd,) Gell. Be —
Ex ſchalt, und lief ein gutes Stüde
Dem böiem Schwurme zu entfliehn, eben derſ.
Wo es aber auch diefolgende Bedrutung eines auggedebnien Dins .
ges leidet, und mit Strecke und Strich gleich bedeutend iſt. Im
Tatian fommt Stuk von einem Naume vor, Iugleichen ein Theil,
"worang ein förperliches Ganzes zufaninıen geſetzt ift. Kine Hlöte
von ſechs Stüden. Eın Strumpfſtuhl beſteht aus faft unzäbli
vielen Stücken. Das Kopfft ick Mundiüd , Mittelſtück u. ſ. f.
Das Gartenſtuck, Baumſtuck, Cuſtſtück, Raſenſtück uff
In weiterer Bedeutung wird es auch, odgleich nur in einigen Fäl⸗
len, von den Theilen eines unkörperlichen Ganzen gebrancht. Ein
Stüd aus einer Rede, aus einre Schrift, Die Side Eſther,
in der Deutfchen Bibel, die Fragmente von ihrer Geſchichte. Et⸗
was von Stüd’ zu Stüd erzabien,, im gemeinen Leben... Die
Srageſtücke, Fragen über einzelur Säge, auch nurnoch im geimtie
nen Leben und in den Rechten, Ehedem fagıe warn aud die Glan:
bens ⸗ Stücke, für Glaubens» Artifel. Aus allem erhellet, daß
Stüd in dieferBedentung eigentlich nur von Förperlichen Eeiten
gebraucht wird, eg mag ein Ganzes darein zerleget werden, oder
‚daraus zufommen gefeget ſeyn; wodurd) es ſich von Theil wel⸗
ches von einem größeren Umfange ift, hinlänglich unter ſcheidet.
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Ni — — —
— de le a TE ee ee Ba
.2, Ein zufammen hangendes®anzes; fo wohl, Eigentlich da |
es denn zunächft von einem Förperlichen Ganzen, als eineund eben
die ſelbe zufammenhange Maſſe betrachtet, gebraucht wird, Es
ift aus Zinem Stide. Eine Slöte, eine Säule aus Linem
Stücke. In weiterer Bedeutung fagt man auch wohl: in Einem
Stüde fortsrbeiren, ununterbrochen. - Der Weg gehet in Eis
nem Stüde fort. Wofür man auch wohl Streck e und Strich
gebraucht. : RSS A Fe RAT
(2) In engerer Bedeutung, ein Individuum, entweder fo
fernes als ein Theil der ganzen Art oder Oattung betrachtet wird,
oder, welches noch wahrfcheinlicherift, ſo fern es c* iu:
tes Ding ausmacht. Die göttliche Voriehung gehet nicht bloß
auf ganze Arten der Dinge, fondern auch auf einzelne Stirn -
de einer jeden Art. Befonders: edle!
(a) Bon lebendigen Grfchöpfen, mo es von Thieren aller
Art am üblichfien ift,sam bäufigften von dem Viehe und Wild⸗
bret. Ein Stuck Wild. Zehn Stud vieb. Sundere Stud Och ⸗
fen. Zwanzig Stück Schafe. Bon andern Thieren gebraucht
mian es nur, wenn die Art oder Gattung nicht beſtimmi wird, ſon⸗
dern bloß die Zahl der Individuen angegeben werden fol. Dies
Stü, nabmlich Raupen n.f.f. Es bleibe hier, wenn es mit einem
Zahlworte verbunden wird, im Plural gemeiniglich unverändert,
wie fo virle andere Wörter, welche eine Zabl, in Maß, ein 6% -
wicht u, ff. bedeuten, Sechs Stlick, nicht Srüde: Von Men:
febgn iftes für Perfor in einigen gepteinen Mundarten fo wohl
Ober⸗ als Niederdeurfchlandes gleichfalls gaugbar. ERs waren
ſechs Stück in der Geſellſch aft Allein in der anftändigen Hoch⸗
densich. Mundart iſt esin diefer Bedentn»g unbefannt, Doch fügt
man noch zuweilen ein Weibesftüß, im verachtlichen Verſtande,
für Weibsspevjon, Ingleich en es if ein bapligss Siü# von f
einem
————
— Stu BR
2 einen Weiße. Im Neserfächt. — im engern Veeſtadde
ein Stud Diebes, ein Stück ek “ni, ein arger Dieb,
; ein arger Schelm.
- (6) Vou teblofen Dingen, wor, ı, In weiteſten Ver⸗
"landeven allen leblofen Körperngebraucht werden Tann, welche
" pon mittelmäßiger förperlicher Größe find, wenn fie als bloße Ine
dividuna bezeichnet werden ſollen; wo der Plural, wenn ein Zabl⸗
wort daben if, gleichfalls Srüc lautet. Sechs Sıük Rücher.
Zehn Stüd; e3 fey nun Bücher, Ducaten, Bäume, Steine, Pflans
zen u. {. f. Aber von fehr großen Maſſen, z. B. Gebäuden, Siad⸗
ten, Bergen, Simmelskörpern u. ſ. f. iſt dieſes Wort — üblich.
2. In engerer Bedeutung, von einzelnen Arten lebloſer
Individuen. a) Ein Grundſtück, iſt ein unbeweglicher Theil des
Vermögens. Die Acker beete werden in manchen Gegenden Stüz
cke genannt, in andern heißen fieRüden; wo aber auch die Bedeu⸗
tung eines Theilos Statt findet. in Stud Wein, iſt fo, viel als
ein Stückfaß, (2. diefes Wort.) Sieben Stück (nit Stücke)
S Wein, 8) Ein an einander Hangendes Geipinnft oder Gewebe
heißt ein Stüd. Ein Stück Zeug, oder ein Stud Zeuges. Ber
" fonders, wenn es. von eier deſtimmten Größe iſt, da es denn mit
einem Zahlworte im Plural gleihfalls Stück für Stücke hat. Ein
Sei baumwollen oder wollen Garn hält in Sachen 4 Strähn,
‚oderr2 Zahlen oder Zafpeln ; ein Stüd leinen Garn aber 6
Sträbn, jede zu 2 Zaſreln. Ein Stüd Tuch hält gemeiniglich 22
bis 32 Ellen und wirdan manchen Orten auch ein Tuch genatint.
Au dee Leinwand, dem Kattune, den feidnen Zeugen u. ſ. f. find
die Stücke von verfchiedener Länge, ) Ein Werk der Kunft,
beißt als ein Werk derKung, oder als cin künſtliches Individuum
betrachtet, häufig ein Stu, Franz. Piece, Ein ſchönes, ein
vortrefflihes-Stud. Ein. RBunßtü®, ein Meiſterſtück, ein
Stück Arbeit fertig machen. Befonders ein Werk der bildenden
" Künfte. , So werden Gemählde, mufifaliihe Compofitionen,
Brufiſtuck, Knieſtück, Nachtſtück von Gemäblden,
J
Adel. W.B, 4. Th.2. %ufl.
Gedichte, Schaufpiele u. ff. febr häufig Stude genannt. Ein
Ein mus
ſtkaliſches Stück, ein Diſeant⸗Stück, ein Singeſtück von muſika⸗
liſchen Compoſitionen. Voltärs Zaire iſt ein vortrefflich esStück.
Eine mit Lift verbundene Handlung, wofür auch Streich üblich
iſt; im Diminut.dag Stückchen. Das war ein vortveffliches
Stüd. Er hat mir ein boſes Stückchen geſpielt. Boſe Stücke
vornehmen, 5 Moſ. 19, 20. Sie geben mit böfen Stücken um,
3 5,28. Gewinnft ſuchen durch böfe Stude, Weish. 15, 22,
see Schelmfid, Sechtertüd, Von einer jeden
fung auch im guten Berfiandeift es im Hochdeutfchen ver-
& —* e) Ein Individuum von Geld⸗ und Münzforten; Franz.
Pitce. Zehn Stück, entweder Pfennige oder Groſchen, Gulden,
Thaler. Bin acht Grofchen Stück, ein zwey Grofchen Stück
u, f. f. eine, Münze, welche acht oder zwgp Grofchen gilt. Ein
SGoldfſt ück, eine goldne Münze ; dagegen man nicht fagt, Silber: _
Ki und Rupferftüd. Lin Stud von Achten, eine Spanifche.
Munzſorte, (S. Acht. Ein Srüc Geld oder Stück Geldes bes
deuten auch hãuftg eine unbeſtimmte Summe Geldes,
Ein gut
Sti Geld bey erwas verdienen. 2) Ein Individuum des groben
Geſchützes, eine Kanone, wurde ehedem häuftg ein Stück genannt,
in welcher Bedeutung es zwar noch nicht ganz veraltet iſt, aber
doch für ſich allein im gemeinen Leben häufiger gebraucht wird, als
in der. edlern Sihreibart, wo das ausländifche Kanone üblicher
geworden; die Zufammenfegungen Leldſt ick, Bammerſtück,
Steinftuck ausgenommen, Franz. Piece, im Böhm. Delo, wel⸗
ches zu unferm Theil geböret. Die Stüde laden, Ioshrennen.
Unter die Stücke Fommen. Ehedem gebrauchte man dafür auch
das Geſtück. 4) Endlich wird diefes Wort aud) häufig für Sache,
Umſtand gebraucht. — Stüdehafler der. Serr, Sprichw. 6,
i
"RR 466
16; file U Noch fufiger für Umſtand, Sache, Ich babe.
audi in die ſem Stücke Dich angefeben, ıMof. 19,29. Galte dich
in allen Stüden vern imftig, Sir. 31, 18. In diefem Grüße
muß ich ibn Ioben. In dieſem Stüde bin ieh mir dir nicht
Einer Meinung. Don freyen Stüden, aus eigener Bewegung,
äns eigenem Antriebe, wofür man chedem auch fagte von freyen
Dingen. Sie fingen von freyen Studen davon an zu reden.
Mit ser Tugend werde ichs von freyen Studen niemebls ver:
derben, Orgon beym Geil. Auch die im gemeinen Leben übliche
RA. große Stude auf etwas halten, viel auf etivas halten,
ſcheinet zu diefer Bedentung zu gebören, für große Dinge.
Anm, Bey dem Notfer Stucchiu, bey demStryker Stuck, ir
den gemeinen Mundarten Ober-und Niederdrutfchlandes Stuck,
im Augelf. Stiece, im Scdiwed.Stycke, im Pohln. Sztuka, Es
iſt wohl gewiß, ob es gleich noch von nienianden bemerfet worden,
dag in den zwey Hauptbedeutungen dieſes Wortes zwey verfchtedene
“Begriffe zum Grunde liegen. In der erften herrſcht der Begriff
„der gewaltfamen förperlichen Theilung, und da fommt es von
ſtuck en oder ſtücken ber, fo fern. es ein Intenfivum von ſtechen iff,
welches im weiteften Berftande mehrere Arten der förperlichen
Theilung bezeichnet, In der zweyten Bedeutung, iſt der Begriff
der Ausdehnung der herrfchende, wonon der Begriff eines einzel⸗
nen ausgedehnten Dinges, eines Individul “eine Figur iſt, und da
gehöret es zu Stock, inder Bedeutung einer Maffe, dick, deihen,
in gedeihenu.f.f. Im Riederf. ift Stufe‘, fo wohl ein Haufe,
als auch das Stammende eines Baumes, ein Stiod. Wenn die»
ſes Wort ein Judividuum im weiteften Verftande bedeutet, und
ein Zahlwort bey ſich bat, fo lautet es im Plural nicht Stücke,
fondern Stud, wie fo vieleandere Wörter, welche eine Zahl, Maß,
Gewicht n.f.f. bedeuten. Der Plural die Stücken ift eben fo
provinziell als der Oberdeutſche die Studer.
Der Stüdgrbeiter, des—s, plur, ut nom, ing, ©. Spig«
arbeiter und Stückwerk.
Die Stüdbettung, plur. die— en, S, Stuckwall.
Stüdeln, verb. reg. act. welches das Diminut. des folgene
den ift, und in beyden Bedeutungen gebraucht wird, fo wehl in viel
Heine Stücke zertheilen, befonders in den zufaıninen gefegten zer—
früdeln ; ale auch aus kleinen Stüden zufammen feßen, befon»
ders durch Nähen. So auh das Stüdeln.
Die Stückelſchere, plur. die —n, in den Münzen, eine Schere,
womit die Gold «oder Silberzaine zerſtüchelt, d. i. zu Schrötlein
zerſchnitten wer den.
Stüden, verb, reg. act. 1. In Stüde theilen, «3 geſchehe auf
weiche Art es wolle. Er faffete fein BRebsweib, und Hüfte fie
mit Bein und mit alleminzwölf Stücke, Richt. 19,29. Am
üblichften-ift es: in dem zufammen geſetzten zerſt ücken. 2. Ein
Ganzes, welches eigentlich ein zufammen hangendes Ganzes feya
folte, aus Stücken zuſammen fegen; befonders bey den Nähterin⸗
nen und Schneidern. Lin Kleid ſtücken. Das Tuch lange nicht,
man muß ftücken. Noch etwas daran füden. Zufemmen
ſtücken. S. auch Anſtücken. Sp aud das Süden. ;
Anm. Bey dem Notker indererften Bedeutimg ſtucchen. Es
ift hier eigentlich ein Insenfivum von Auchen, ſtechen, fo fern es
‚ebedem auch ſchneiden, hauen u. f.f. bedeutese, daher fagt man
noch in der Schweis, die Bäume füden, d. i. föpfen, die Gipfel»
zweige abbauen. In der zivepten Bedeutung ſcheinet es von
Stück gebildet zu ſeyn.
Das Stüuckfaͤß, des — es, plur. die —fäffer, ein Rahme eineg
großen Faſſes, von beſtimmter Größe, beſonders an dem Rhein⸗
- Reome,wo ein Stück faß Rheinwein, 15 Fuder, oder 74 Ohm,
oder ı5 Eimer hält. Ein folches Faß wird auch nur ein Stud
6s {Slot
467 Stw 4
ſchlechthin aenanut. Anch in Frankreich hat man eine Art eines
Heinern Weingebindes, welches Piece beißt. Yudeffen feheinet,
daß indem Deurfihen Worte der Begriff der Ausdehnung , *
Größe, der herrſchende fen.
Das Stütgeftell, ves— es, plur. die—e, ein Geftel, wors
auf ein Stud. d. i. eine Ränoie lieget, wofür aber das ausländis
the Laferte üblicher ift.
Der Stückgießer, des--8, plur. utnom. ing, ein Sandwers
Fer, welcher Stücke, d. i. Kanonen gießer, und welcher, fo fern er
auch Glocken gießet, der Glockengießer genannt wird.
Tas Stück gut, des —es, plur. die —güter. ı. Inder Hanse
- Inng, Güter oder Waaren, welche ans mebrern einzelnen Stüden
beſtehen. Ein Fuhrmann, ein Schiffer, führet Stückgüter, wenn
feine Fracht aus verfhiedenen Waaren beſtehet, welche einzeln an
ihn zue Ladung abgegeben worden. 2. Eine Mifchung von Kupfer
und Zinn, woraus die Stücke, d. i. Kanonen und Glocken gegoſ⸗
fen werden; ohne Plural. Glockengut.
Die Stüdpufe, plur. dsie—n, in der Landwirthſchaft einiger
“ Gegenden, ein Theil einer volftändiaen Hufe oder 5 auptbufe, es
fen nun die Hälfte oder ein Viertbeil derfelben. Der Befiger einer
ſolchen Stückhufe wird alsdann eingalbbüfner, oder-viertelshufs
ner genannt,
Der Stuckjunker, des —s, plur.ut nom. fing. ben den Ar»
meen, ein junger Edelmann, welcher fich bey den Stücken oder
dem Artillerie, Corps zu der Stelfe eines Dfficiers tüchtig macht;
wie Sabniunfer.
Die Stück?ohle, plur. die —n, diejenigen Steinfoblen, welche -
in großen barten Süden brechen; zum Unterfchiede von den
Grusfohlen,
Die Stückkugel, plur. die—n, von Stück, eine Kanone, eine
Ranonenfugel, um Unterfchiede-von einer Flintenkugel.
Das Stüdfüffen, ses — e, plur. ut nom. fing. auf denSchifs
fen, diegroße Unterlage auf der Lafette, welche das Bodenftüc eis
‚nes Stiid’es, oder riner Kanone trägt.
Die Stükladung, plur. die—en, die — eines Stüdes,
d.i, einer Kanone,
Die Stück⸗ Lafette, plur. die —n, in engerer Bedeutung,
eine Art Lafetten für die Stüde oder Kanonen auf den Schifs
fen und in den Feftungenz zum Unterfdiede "von den Selde
Laferten.
Stucklich, fkil, S. Sticklich.
Das Stükmeffing, des—es, plur. inuf. anf den Meſſinghüt⸗
sen, beſonders zu Boßlar, eine Art Meffings, welches aus Grüße
Fupferund friſchem Galmey verfertiget, und zu groben Arbeiten an
die Gürtler verfauft wird; zumlinterfchiede von dem Tafelmef-
fine und det Mengepreffe:
Die Stukncffel, plur. inuf, if einigen Graender ein Nahme
einer Art Roßvoley, toelche auch unter dem Mahmen Bienenfaug,
Brötenfraus und große ſtinkende taube Neſſel bekannt ift ,Sta=
chys[yluatica Linn.
Der Stitofen, des — s, plug die—öfen, eine Art Schmelze
öfen für den Eifenftein, welche nur felten gebraucht wied, weil fie
nur wenig Eifen auf Ein Mahl verfchmelzen kann; Dlaaofen, rich
tiger Blanofen.
Die Stückpforte, plur. die —n, aufden Schiffen, die Pforten
oder Offnungen an den Seiten des Schiffe, aus welchen man. die
Stüde oder Kanonen abfeuert. Gie find auf dem Schiffe das,
was die Schieß ſcharten auf dem Lande, find.
Des Stükpulver, des—s, plur. dody nur von mehreren Arten
oder Quantitäten, ut nom. fing. ein grobförniges Pulver, wos
mit die Stüde oder Kanonen geladen werden; Rartbasınen:
Pulver.
—
Der Seucring des ⸗ es plur. diem & ——
—— welche um die hölzernen Röhren ber Kunſtgezeuge gelegt
werden, ;
Die Stüdfäne, plur. Sie—n, eine einfache ans Einem Stüde
beftehende Säge; vieleicht die, welche unter dem — der
Stichſage am bekannteſten iſt.
Der Stück ſäger, des —s, tur, utnom, Rap. eine Act Vs ⸗
gel mit einem egelförmigen hnabef, deffen bende Hälften fang
und ansgezadı find, und einer Stuck ſage gleichen; Säger, Säge:
fehnäbler, Plotus Serrätor Klein,
Das Stück ſeil/ des es, plur, die—e, euf den Schiffen, eine
Art Seile, welche zu den Stufen oder Kanonen des Shifies ı ae,
braucht werden,
Der Stüd-Vifierer, des — 5, plur. ut nom. fing, in dere»
fhügfunft, ein Werkzeug, die Seele eines Srüces damit zu vifier - —
ven, d.i. zu uaterſuchen, ob es vollkommen rein gebohret worden,
fo daß feine Gruben darin befindlich find,
Der Stůckwall, des—es, plur. die —wälle, ein voneinigen
für Batterie verfuchtes Wort, wofür dochStuckbettung id
ter und ſchicklicher iſt.
Stüdweife, adv. in einzeinen Stücken, von Stück. ——
Waare fück weiſe verkaufen. Eine Sache flůckweiſe er —
Jegt erkenne ichs fckweiſe, ı Cor. 13,12. Etwas fu weife |
beweifen, einen Sag nach dem andern,
Das Stückwerk, des—rs,_plur. inuf, ı, Von Sir,
Arbeit, welche ein Handwerfer dem ——— welcher damit
BR;
a r
banteit, ſtůck weiſe dringt; daher ſolche Handwerker oderZabrifan- 5 4
ten auhStüdarbeiter und St ück urrkor genannt werden. 2.Bon ° >
Füßen, aus einzelnen Stüden zuſammen fegen, iſt Stüßwerk
eine folde unvollkommene Arbeit, welche, anftast daß fie ang einem
Ganzen befiehen follte, aus einzelnen Stücken sufammen gef
iſt. Ingleichen figiirlich, eine unvolfommene&rfenntniß, woman
nur einzelne Umftände oder Verhältniſſe von einer Sache erfennet, ;
Unfer Wiffen ift Stůckwerk, ı Cor. 13,9. 20,
Der Stüwifcher, Ses—s, plur. ut nom. fing. in der Ge
ſchützkunſt, ein Wifcher, die Stude oder Kanonen nad dem Abs
feuern damit auszumwifchen,
Die Stubel, plur. die—n, ein Wort, welches eigen
eine Säule bedeutet, aber im Hochdentſchen nur noch bey ei»
nigen Handiverfern von. Fleinen Säulen, oder erhabenen em⸗
por fichenden dien Theilen üblich ift. So wird in den Sclöffen |
die Krampe, worin. der Niegel gebet, die Studel genannt, Auch
in den Gewehrfehlöffern gibt es eine Studel, deren ‚Kappen, die
Nu bedeckt.
Anm. Die zwehte Sylbe if die Ableitungsfolbe, and —
dieſelbe iſt bey dem Daſypodius auch Stud, eine Säule, Egg
ſtammet mit Stüge, Stadel, Statt, Statua, u. ff. von
fteben ab, und bedeutet ein fiebendes Ding, Au einigen u -
aenden ift es männlichen Befchlechts, Her Strudel, Die Thüirpfos
ften werden in manchen Oberdeutſchen Gegenden uoch jetzt Thür⸗
ſtudel genannt.
Der Student, des — m, plur. die —en, aus dem mittlern La⸗
teiniſchen ltudens. derjenige, welcher ſich auf einerllniverfität oder
hoben Schufe den Wiffenfchaften widmet; zum Unterfchiede von eis
nem Schüler undGymnaftaften, EinStudent ſeyn oder werden. -
Es bat das Wort durch den häufigen Gebrauch etwas Allrägliches
befonmer, daber man inder edlern Sprechart einen. folchen den
Wiſſenſchaften fich widmendenJüngling lieber einenStudierenden
oderStudiolum nennt,dagegen in der vertraulichen Sprechart auf
UniverfitätendasWort Burfeh dm Hblichften iſt, Auf den Nieder⸗
fähbfifchentiniverficäten hießen dirStubenten ebedem Papen, Pfaf⸗
Kar die Pennäle oder Füchſe vorn Selbpapen. In Geßlers 1506 »
gedruck⸗
f 4
fi
2;
Ru ä
er
er
0
23
——— — BER die —— Soc ſchüler genannt.
In den karholiſchen Schulen, beſonders in den Schulen der ches
mahligen Jeſuiten, befommen auch die Schüler der niedern Schu
len den Rahmen der Studenten.
Me Studenten-Blume, , plur. sie—n, eine bochzelbe Slume
von widrigem Geruche, welche in dem nördlichen Afrika einheis
Br miſch iſt; Othonna palultris Linn.
Fe Seudtexen, verb.reg.act. etneutr. welches im legten Falle das
Sulfswort haben befonmt. Es iſt aus dem Latein, ſtudere ent»
lehnt, und bedeutet: 1. Nachſinnen, die Art und Weiſe einesDins
ges zu erforſchen oder zu etkennen ſuchen. Auf etwas ſtudieren,
88 zuecförfchen ſuchen. Auf eine Antwort, auf eine Entfchuls
digung, aufeinefvindung, aufMittel undWege findieren. Auf
„eine Predigt, auf eine Rede ſtudieren. In den Propheten
“ fiudieren, Sir. 39,1. Jngleichen als ein Xerivum, eine Sache
fuderen, fie deutlich zu erfennten ſuchen. Ich ſtudiere 1egt mein
gerz mehr als jemahls. Die Gemuthsarten anderer ſtudieren.
Jemandes Mienen, Gebehrden ſtudieren, ihre Bedeutung zu
ee ſuchen. Das Mittelwor: ſtudiert, eine ſtudierte Ant⸗
wort, fudterte Predigt, worauf man ſtudiert bat, iſt zwar ſehr
gewöhnlich, aber nicht fprachrichtig, weil man nicht fagt, eine Ant⸗
wort, eine Predigt ſtudieren/ fondern auf eine Antwort oder
Predigt ſtudieren. 2, In engerer Brdeutung iſt ſtudieren,
gelehrte Wahrbeiten zu erfennen , Gelebrfanfeit zu erlangen
fuchen; als eiu Neutrum. Den ganzen Tag fiudieren, au
der größte Gelehrte darf nicht aufbören, zu fudieren, ſich
tung iſt ſtudieren, ſich den gelehrten Wiſſenſchaften widuen,
beſonders jo fern es auf Univerſitäten geſchiehet. Seinen
Sohn ſtudieren laſſen. Luft zum Studieren, haben. Zu
Leipzig, zu. Göttingen ſtudiert haben. Ingleichen, als ein
Iogie, die Rechte, die Arzneywiſſenſchaft, die Weltweisheit,
die Mathematik ſtudieren, wofür man in einigen Dberdeuts
ſchen Gegenden fagt, in der Theologie u f. f. fudieren. Ein
Studierender, welcher aufUniverfitäten Wiffenfchaften zu er=
© Iernen fucht, im-gemeinen Leben ein Student. Der große Haufe
pflegt auch wohl einenGelchrien einenStudierten zu nennen. Auf
einen Advokaten, auf einen Doctor u. f. fusieren, ſich die
"dazu nöthigen Wiffenfhaften auf Univerfitäten erwerben, iſt nur
im gemeinen Leben üblih.
Die Studier:Stube, plur. die —n, diejenige Stube eines Ge⸗
febrten, auf welcher ev gewöhnlich in der Ertenninß gelehrter
Wahrheiten zu wachſen ſucht.
Oberd. Stüflein, ein nur noch im Bergbaue übliches Wort, wo
fiein eingehauenes-oder‘ eingefchlagenes Zeichen heißt dafeibft
RAUM, die Markſcheideſtufe, die Erbfiufe, Sas Stufengeld
Urt "Ein abaehauenes oder abgefchlagenes Stüd Erz
oder Sein; ein Sandflein, Die Ersfiufe, Goldſtufe, Sil-
berſtufe u. f.f. 1 her
‘ Anm. Im Böhmifh. Shuffa: im Wend.Stowp. Es ſtammt
von dem Seitworte flufen ber, ©. daffelde,
Stuflein die Abſẽtze an einer Fläche vermittelſt derfelben hinauf
die Sproffen einer Leiler nit Stufen beißen, ob fie gleich im
Oberdeutſchen Staffeln genauni werden. Die Sturfen einer Crep⸗
*
nad Wachslhum in der Erkeuntniß gelehrter Wahrheiten zw '
— befireben, Sur fi Aiudieren. 3. In noch eugirer Bedeu⸗
Activum mit der vierten Endung der Wiffenfchaft. Die Theo:
. Die Stufe, ‚plur. die—n, Diminut. das Stüfchen,, S
es in einer doppelten Bedeutung vorfomnit. 1. ‚Ein in das Ges
eine Stufe,» Stufen fchlagen, ſoſche Zeichen. Daher die Ge⸗
2.Die Stufe, plur. die—n, Diminut. das Stüfchen, Oberd.
oder binab zu ligen, für das mehr Oberdentfche Staffel. 1. Eis’
‚gentlid, wo es nur von Flächen diefer Art gebraucht wi cd, Saber'
Er x \
WR 0
pe. Zehn Stufen hinunter fallen. Stufen in einen Berg
hauen. "Die Stufen zum Altar. Es geben schn Stufen zum
Altar hinauf. 2. Figütlich, das fleigende oder. abnchmende
Verhaltniß, wo es doch nur von einem foldheh Berhältuiffe in
einigen äußern Umſtänden üblich ift, dagegen das aus dem La>
teiniſchen entlehnte Grad, und das Oberdeutſche Stöffel, in
einem weiteren Umfange der Bedeutung üblich find. "Die Stus
fen des menſchlichen Alters, (S. Stufenjahr.) Befonders
von dem äußern Verhältuiſſe in der bürgerlichen Gefelfchaft.
Mach der hoöchſten Stufe der Ehre, des Anſehens fireben,
Welche wohl dienen ‚ die erwerben ihnen (fich) ſelbſt eine gu⸗
te Stufe, ı Timoth⸗ 3, 43. zu einem höhern Anite. Sic der
Armuth rechtſchaffener verwandten und der niedern Stufe
ſchämen, auf der fie ſtehen, iſt nicht bloß, Stolz; es iſt zus
gleih Grauſamkeit, Gell. Die Stufen der Erniedrigung
und der Erhohung Chriſti, in der Theolsgie, Begebenheiten
derfelben in Auſehung des ſteigenden Verhältniſſes, in welchem
fie auf einander gefolgt find. -Dagegen ſagt man nicht, Stu—
fen des Reichthumes, "der Gefundheit, der Wärme, des Zor—
nes u: fi f. ſondern Grade, Doc haben einige Sprachlehrer
die Grade der Bepwörter Stufen zu nennen verfucht, und in
Stufengang wird es ohne Anftoß in weiterm Verſtande ges _
braucht. An einigen Obsrdeusfhen Gegenden werden auch die
Grade eines Zirkels Stufen genannt, wodurch bermuthlich Luther
bewogen worden, die Abrheilungen.an dem Sonnenzeiger Histiä,
‚2 Kön. 20, 9, gleichfalls Stufen Zu nennen, ob es gleich imHoch⸗
deusfchen i in diefer Bedeutung nicht gangbar ift.
Anm. Es flammet mit Staffel von dem veralteten Zeitworte
Rufon ber, welches noch bey dem Ottftied für heigen, aufwärts
er ee und don welchem unfer ſtapfen ein Juten ſi⸗
vum i
Stufen, verb, reg. act. welches nur noch in Bergbauefi ir fchlas
gen, oder vermittelfi des Meißels hauen, üblich ıft. Ein Zeichen
oder Gewer? in einen Stein fiufen, fehlagen oder hauen, Siehe
auch Verfiufen. Daher Abſtufen, mit den: Schlägel und Eiſen
—— zerſtufen, in Stücke ſchlagen oder hauen. So auch das
tufen,
Anm.. Es ift allem Anfehen sach ein fehr altes Wort, welches
den mit einer gewiffen Art des Schlagens oder Hauens verbunde⸗
nen dumpfigen Laut nachahmei.
Der Stufengang, des — es, plur. die —gänge, die fortdau⸗
erude Bewegung oder Veränderung nad einem fieigenden Vers
bältniffe, die Gradation. Der Stufengang des menfchligen
Lebens, der Sinnlichkeit, der Zeidenfchaft.
"Das Stufengeld, des — es, plur. doch nur von meßrerhßuns -
men, die —er, im Bergbaue, dasjenige Geld, welches die Ge⸗
ſchwornen für das Einhauen der Stufen oder Beiden indas Ges
fein befommen.
Das Stufenjabr,.des—es, plur. die— re, jedes fir benfes
Jahr des menſchlichen Lebens, weil in demfelben allemahl
eine merflihe Veränderung in dem Körper vorachen fol, das
ber an ſolche Zeit von ſieben Jahren auch eine Stufe genaunt
wir
Der’Stufenpfalm, des es, plur. die —e, in der Deutſchen
Bibel, gewiffe Pfalme, welche bey den ehrmahligen Juderan den
hoben Feſten anf EOPOBIBER Stufen abgefungentwurdeu,oder nach
andern, weil man die Stimme dabey nach und ach oder Hufen
weiſe erhoben; ;Pfalmigraduales, £uther nenne fie Lieder i im
hohern Chor.
Der Seufenfhact, des — es, plur. die ⸗ſchochte, im Berg⸗
baue, ein in einen de gehauen Schacht, welcher ſtatt der
el n e% ——— verſehen äft,
Stu⸗
—
471 Sn
Stufenweife, adverb, nad Artder Stufen, oder Abfäge, einer
Treppe, d.i. nach einem fleigenden oder abnehmenden Verhältniffe,
Wenn die Rräftedes verſtandes ſtufenweiſe duch Mühe und _
Ynwendungfleigen, Gel. :
Das Stuferz, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Duantitäten, die — e, im: Bergbaue,.Erz, welches fo rein iſt,
daß es nicht gepocht, fondern nur geſtufet werden darf. In einem
andern Verſtande nennt man in einigen Gegenden ein aus ganzen _
Stufen eder Stüden beftebendes Eifenerz Stuferz; zum Hnter-
ſchiede von dem Fleinern Bohnerze.
Das Stufwerk, des — es, plur, inuf. eben dafelbft, Stücke
reines Erzes, welche in den Gängen mit unter brechen, und nur
geſtuft, oder ausgefchlagen, nicht aber:gepocht werden dürfen.
Der Stuff, des — es, plur, car.ein veraltetes Wort welches fo
oielals Staub bedeutet, und noch A Esdr. 8, 2 vorkommt: ein
wenig Stuff, daraus Gold gemacht wird ; Goldſtaub. Es iſt
von Staub nurin der Mundart verfchieden. Fin dem Latein,
erte ſteht parvum pulverem. £
Der Stuhl, des — es, plur. die Stühle, Diminut. das Stühl⸗
chen, ein noch in verfchiedenen Bedeutungen übliches Wort,
1. Ein ſtehendes Ding, wo. es mit Stiel von ſtehen abftammet,
aber nur noch in verfchiedenen einzelnen Füllen gangbar iſt.
(1) Eigentlich, Eine Säule hieß ehedem ein Stuhl, Griech.
ur, surog, im Epirot. Stula, im Alban. Sitjula, wohin aud
unfer Stolle, in der Bedeutung einer Furzen dicken Säule gehöret.
Es ift in diefem Verſtande im Hochdeutfchen veraltet, außer dag
noch eine Säule, d. i.ein fenfrecht ſtehendes Stück Zimmerholz in
einem Gebäude, in einigen Gegenden ſo wohl ein- Stiel, als ein
Stuhl genannt wird. Pe 2
(2) Figürlih. (a) Ein ſtehendes Geld, wird noch zumeilen »
ein Stuhl genannt, daber ein ausftehendes Eapifal in einigen Ge»
genden noch der Zauptſtuhl beißt, zum Unterfchiede von den Zin-
few, Shwed.Hufvudltol. Es ſcheinet, daß bier der Begriff
des Srebens der herrſchende iſt, ob gleich auch der. folgende der
Maſſe Statt findet. Denn, (b) in einigen Fällen ſticht der Be⸗
geiff dee Menge und der Maffe ſehr merklich hervor, In den
Schmelzhütten macht das Erz einen Stuhl, wenn ſich imSchmet-
* zen ein Erz auf das andere fegt, wo es aber auch zur folgenden
Bedeutung gehören kann. Eine Menge mehrerer Dinge Einer
Art, heißt im Islãud. in einigen Fällen Stol; fo ifi Heraftol oder
Stolaher das Kriegsheer, Skipaflol, die Flotte. Unfer Stock
wirdauf ähnfiche Art gebraucht. In Boxborus Gloffen il Stual,
die Laft. Bermuthlich gehöret hierher auch der in dem Salzwerfe
gu Halleübliche Gebrauch, wo die Salzbrunnen in Stühle ge-
„theilet werden. Der Deutfche Brunnen hält dafelbft 32 Stühle,
ein Stuhl 4 Viertel oder Quart, und ein Quart ı2 Pfannen; wo
esvielleicht eigentlich auch eine Menge oder Maffe bedeutet,
2. Ein Geftell, etwas darauf zu ftellen, etwas daranf zu feßen,
etwas zu tragen.
(1) Im weiteſten Verſtande, wo es gleichfalls nur noch in
einigen Fällen üblich ift. Der Dachſtuhl iſt inder Zimmermanns-.
Funft ein Geftell von Zimmerholz, das Dach zu tragen, oder zu
unterflüßen ; der Glockenſtuhl, das Zimmerwerk, welches die
Gloden ttäget; der Stuhl oder Weberftuhl , das Geftell des
Webers, oder Wirkers. Der Zinkſtuhl, in den Goslarfchen
Schmeljhütten, das Geftel von Stein, worauf der Zinkſtein
in dem Schmelzofen gefegt wird. (S. auch das Gefühl.) In dem
Salzwerke zu Halle wird auch der Hafpel der Stuhl genannt, da«
her der Oberſtuhl und der Unterſtuhl, der obere und der untere
Hafpel. In einigen Niederſachſ. Gegenden beißt das Holzwerk
eines Heuſes bis unter das Dach, der Stuhl. Ein Haus bremne
alsdann bis aufden Stuhl ab, wenn nur das Dach abbrennt. , 8
* 3 2 ei
ve NO,
\
*
(S. Stublgeld.) Im Schwed. gleihfasStol, im Epirotiſchen
Stula. Im Schwed. iſt Stol auch die Bank, woraufdie Krämer ® —⸗
ihre Wancen austegen, im mittlern Lat. Staulus, Stallus, da ° -
ber das Franz. Etaler, und inden Slavon. Mundarten heißt ein
jeder Tiſch Stol, Stul, fo wie im Böhm, Stül au das Bett
geftell if. - - ie er De
ein Geſtell in und auf demfelber
cr, ur NV
(2) Ih engerer Bedeittung, en.
zu figen. Linen Stuhl in der Kirche haben, einen beſtimmten
eingefchloffenen Drt, wo man in derfelben figen Fann, Die Bir .
chenſtühle, wenu es gleich nur Bänke find. Beſonders indem
Zuſammenſetzungen Beichtſtuhl, Bethftuhl, Lehrſtuhl Katheder,
Predigeftubl, Kanzel u. f. f.wo es aber auch. oft eine Figur der
folgenden Bedeutung ſeyn Fann, indem dergleichen Arten von”
Sigen ehedem bloß aus beweglichen Stühlen befanden haben -
a a A
—
köonnen.
(3) Inder engfien Bedeutung, ein ſolches bewegliches Gef,
daranf zu fißen. # ——
Ein zierliches bewegliches und erh abenes Geſtel
Eine Pet ſon darauf zu figen, wodurch es ſich von Bank, Kana⸗
peh/ Schamel u. f. f. unterſcheidet; ſchon ben dem Ottfried Stual,
im Niederf. Stool, im, Angelf. Stol, im Engl Stool, bey dem
Ulphilas Stols, im Schwed. Stol, im Wallif. Yiiol, imSlenem.
Stolek, im mitsl, Lateine Stolium, daher Faldıltolium, ein
Stuhl der zufammen gelegt werden kann, movondas Franz. Fau-
teuil gebildet ift. "Entweder auch von Stuhl, Geſtell, Ver auh
von Stuhl, Säule,fo fern ein folcher Sigin denerfien Zeiten der
Einfäle, eine bloße Furze i
war, F &
1, Eigentlich. Bin Feldſtuhl, ohne Lehne, welcher zu⸗
ſammen gelegt werden Fann, ihn auf dem Felde, und im Felde mit
Eh zu führen; Armſtuhl, Lehnſtuhl, Sorgeſtuhl, Badenfubl.
Ein gepolſterter odet gefürterser Stuhl, im Oberd. ein Seffel.
Sich aufeinen Stubl fegen. Femanden einen Stuhl reihen.
Dom Stuhle auffieben. Don dem Stuhle fallen. Figürih,
Sich zwifchen zwey Stühle fegen, vonbeydenniches befommen,
‚von zwey Dingen, welche man haben könnte, feines befommen,
Jemanden den Stuhl vor die Thür fegen, plößlich alle Bers
bindung mit ihm aufheben, eigentlih, ibn aus dem Laufe
— Seht doch, gleich den Stuhß vor die Thür geſegt!
el. EN
2. Figürlich, der Sig eines geiftlichen oder weltlichen
Regenten, ingleichen eines Richters oder eines Gerichtes, Fomme
noch bäufig unter dem Nahmen eines Stubies vor. Schon Duff.
und Notker. gebrauchen Stual und Stuol für Thron, und in “
. der Deutfchen Bibel kommt es in diefer Bedeutung mehrmahls
. nor, da.esdenn zugleich die Fönigliche Würde bezeichnet, Der
Stuhl des Röniges, ı Mof; 41,40. ı Kön. 1,46, DerSeubl
des Herren, des großen Gortes, 2 Mof. 17,165 PE9, 5,8.
Gott. wird Chrifto den Stuhl feines Vaters David geben,
Luc. 1,32, Die Stühleder Gewaltigen Kürzen, Weish.6, ı,
Im Hocdpdentfchen ift esin die ſer Bedeutung veraliet, wo man es
nur noch von den Thronen derigeiftlichen Fürften gebraucht. Der
pöpſtliche Stuhl, oder der Stuhl zu Rom,d. i. fo wohl der Häpfte
liche Thron, alsauch der Papſt mit feinem Hofe, der päpftliche
Hof. Zuweilen auch noch von Erzbifchöfen und Bifchdfen, Dee ,
erzbifchöfliche oder bifcpöfliche Sruhl. Der Stubl zu Mainz,
der Erzbifchof gu Mainz mit feinem Karitek Auch ein Geridye
oder Gerichtshof wird noch zuweilen ein Stuhl genannt. . Der
Zreyſtuhl, Lantfiubl, ein Freygericht, Landgericht. Dar Gey
richtsſtuhl, Rechtsſtubl, Scheppenſtuhl, Dingeſtuhl. S.aud
einige der folgenden Zu anmenſetzungen. EN
(6) 3a. Te
A
9
Säule, eine Stolle oder ein Stock F
geben, Richt. 3, 20, auf den Stuhl gehen, im mittleen Latein,
aufden Abtrittgehen. Figürlich iſt der Seuhl in der anfländigen
- Spredhart theils der Stublgang, die Entladung des Leibes durch
gehabt haben, es gehet Blur durch den Stuhl mit ab; tbeils
auch die Excreuente felbft, Ein blutiger Stuhl, Füffiger Stuhl,
harter Stuhl. 2 )
Der Stublerbe, des —n, plur. sie —n, von Stuhl, Thron, ein
wenig mehr gebräuchliches Wort; einenShronerben zu bezeichnen:
Stublfrey,adj. et adv. ein nuc in einigen Gegenden übliches
Wort. Im Amte Weıter in der Graffhaft Mark gibt es gewiſſe
Frey güter, welche ſtuhlfreyeGüter, und ihre Befiger Stuhlfreye
genannt werden. Vieleicht von Stuhl, Gerichtsſtuhl, weil fie
von einem gewiffen Gerichte befreyet find, oder auch von Stuhl,
8 Sitz Wohnung, wie gFreyſaß. S.Stuhlgeld.
Der Stublgang, des — es, plur, die — gänge, von Stuhl,
Machtſtuhl; ein anfändiger Ausdruck fo wohl der Dffnung des
Zeibes, als auch der Exeremente; in beyden Fällen au nur Stuhl.
Beinen Stublgang haben. Den Stuhlgang befördern. Ein
dünneree und öfterer, Stublgang , als gewöhnlich ‚heißt ein
» Durchfall. Daher fich befiuhlgäangeln, im Scherze, ſich im
Stublgange verunreinigen.
Das Stublgeld,des— es, plur. doch nur von mehrern Sum»
men, die —er, in einigen Gegenden, 5. B. im Dsnabrüdifchen,
dasjenige Geld, welches der Käufer eines Gutes dem Verkäufer
fegn ſcheinet, Vielleicht von Stuhl, das Zimmerwerk des Hau-
R fes, und ſigürlich das Haus feldft, S. Stuhl 2,
Der Stuhlgenof,des— en, plur, Sie —en, von Stuhl, Gr
eichtsbof, in einigen Gegenden, diejenigen, welde einen und eben
denfelben Gerichts » oder Diugeſtuhl haben. —
Der Seuhlherr, des — en, plur.die — en, von eben dieſer Be⸗
deutung, und auch nur in einigen Gegenden, der Gerichtsherr,
der Eigenebumsherreines Gerichtsſtubles.
DieStuhlkuppe, plur, die —.n, Kappen oder Überzüge, welche
So man über. die gepolkerten Gige der Stühle zu Rreifen pflegt.
2 Das Stuhlknie, des — es, plur. die —e,an den Flußichiffen,
ER ein Sheildes Steuerruders, welches inwendig im Schiffe ſtehet.
Der Stublrichter, des — s, plur. ut nom. fing. in einigen
- Begenden, der Präfident eines Gerichtsftubgg2, der Richter,
Die Stuhlfäule, plur. dien, von Stuhl, Geftel, eine Säule
in einem ſolchen Stuhle, z. B. in einem Dachſtuhle, Gloͤcken⸗
N finble a, tk. —
Der Stuhlſchreiber, deg--s, plur. ut nom. fing. 1:%on
Subl, Berichtsftubl, in einigen Gegenden der Gerichtsfchreiber.
2. An einigen Orten werden auch die Schreib- und Kechenmeifter
Stuhlſchreiber genannt ; etwa, fo fern fie.uefprünglich wirkliche
* Gerichtsfchreiber waren ? 3. An andern Orten ift es derjenige,
welcher die Auffücht über die Kirchenſtühle hat, ein Verzeichniß
“darüber hält, und fie vermicıber,
Der Stuhlzapfen,des— s, plur. utnom. fing. noch häufi-
gerim Diminut. das Stuhlsapfehen odrr Stublsäpflein, Zäpf⸗
chen von Srife, Talg oder andern Dingen, welche man im den
After ſteckt, den Stuhl oder Stuhlgang zu befördern; Stechpille,
Wachtpille.
Der Stuhlzwang/ plur. car.rin Zwang oder heftiger Trieb zum
Stublgange, wobry doc) wenig oder nichts abgehet; der After⸗—
. zwang, Leibzwang, Tenesmus. ;
. DerStubrbare, ©, Steuerbats.
: adfellare; welche R. X. auch oft überhaupt fo viel bedeuten, als
den After : Beinen Stuhl haben, feinen offenen Leib, drey Stühle
bey dem Abzuge entrichtet, und eine Art eines Schlüſſelgeldes zu
Stu
*Die Stuce, plur. die— n, ein nur im Miederfächf, bekanntes
Wort, wo es theils das Stamniende eines gefälleten Baumes
mir dee Wurzel, den Wurzelflog, oder Stock bedeutet, theilg
auch einen Haufen, ein Bündel gewiffer Dinge, So wird ein Hleie
ner Haufe Torf von 6 Stüden, eine Stuke genannt. Die zuge⸗
ſpitzten Haufen, in welche der Buchweitzen, wenn er gemäbet wor⸗
den,-auf dem Felde ausgefeßet wird, beißen im Ealenbergifchen,
Holfteinifchen u. f.f. Stufen. Es ift mit dem Hochdeutſchen
Stauche, Stock und Stück in ähnlichen Bedeutungen nahe
verwandt, \ ea r ö
Die Stülpe, in einigen Öegenden/Stulpe, plur. die — n, von
dem Zeitivorte ftulpen. 1. Ein Dedel, doch am häufigſten nur ein
beiweglicher, erhabener hohler Deckel, ivelcher auf einen Topf,
Gefäß uf. f.getülper wird, in welchem Verftandees im Nieder-
deutichen am üblichften ift, dagegen man im Hochdeutfchen einen
folden Dedel eine Stütze nennet. 2. Ein umgeftülpter, das iff,
umgeſchlagener Sheileines Dinges, im Hochdeutfchen nur in einie
gen Fällen. So wird der aufgefchtagene Rand eines Huteg, die
Kraämpe, in einigen Gegenden auch die Stülpe oder Hutftülpe
genannt, Das fleife Knieſtück an einem Stiefel, welches gleich ſam
umgeſchlagen iff, führer gleichfalls den Nadmen der Stülpe. An
den Thürſchlöſſern ift die Stülpe, oder wie es auch bey einigen
lautet, der Stulp, die umgebogene Seite des Schloßbleches, durch
welche der Riegel hinein und hinaus gebet. Anden Gewehrſchlöf⸗
fern hingegen iſt es ein vierediges vorfpringendesStüct auf der in.
ern Fläche des Schloßbleches, weichesdas Schloß in der gehöri⸗
gen Entfernung von dem Holze hält ; entiweder auch, fo fern es atte
fänglich ein bloßer umgefchlagenerZheil war,oder auch vonStulp,
fo fern es von Stolle, Studel u. f.f. nurim Endlaute verſchieden
ift, und auch eine Eleine Säule bedeuten Faun, Im Wendif, iſt
Stolpa, ein Pfeiler, und Stolpien, eine Stufe, FZußftapfen.
Stulpen, verb. reg. act. welches nur inden gemeinen Sprech⸗
arten, befonders Niederdeutfhlandes, üblich ift. 2, Einen bo-
ben hohlen Deckel auf etwas legen, befonders in den Zuſammen⸗
ſetzungen zuſtülpen, aufitulpen, abftülpen, im Hoch- und Oberd,
ſturzen. 2. Umkehren, von Gefäßen oder andern Körpern mir”
breiten hohlen Flächen , im Hoch und Oberdeutſchen ftürzen. Bi-
nen Topf, einen Scheffel umſtülpen. Ein Butterbror zufam-
men ſtülpen, daß die obern beftrichenen Flächen auf einander zu
liegen fommen, 3. Umfchlagen, anfichlagen, befonders in dem zus
ſammen aeſetzten aafitülpen, abftülpen. So auch dag Stulpen.
Anm. Im Riederf. fulpen, im Schwed. Rjelpa. Es ift allem
Anicben nach eine Dnomatopdie fo wohldes Bedeckens eines hoh⸗
len Raumes nit einem hohlen Dedel, als auch der Amfehrung ei-
nes hohlen Gefäßes, &
Stumm, —er, —fte, adj. etadv. der Sprache beraubt, ſprach⸗
los, Stummfeyn, aus einem natürlichen Fehler nicht ſprechen
können. Stumm werden, eim Stummer. Stummer, wie
ein Sifch. Figiielich, theils ans Vorſatz oder Schüchternheit nicht
reden wollend. Star iſt in allen Befellfchaften ſtumm. Theils
feinen Lant von ſich gebeud, ich durch keinen Laut offenbarend.
Eine ſtumme Bewegung. Stumme Buchſtaben, diejenigen
ſtitlauter welche vhncHülfe eines Selbſtlauters nicht ausgeſpro⸗
chen werden Fönnen, zum Unterſchiede von den flüſſigen. Mein
Herz war fumm und thränenlos. Stumme Seufzer, ſtumme
Thraͤnen, ſtumme Blicke. Wird dein Auge beſtändig gegen
mich ſumm ſeyn, und mir niemahls die Worte ins Herz reden,
die ich dir mit jedem Blicke begreiflich zu machen ſuche?
Koni. Theat von S. Stumme Sünden, in der Theologie ‚- wel⸗
che ohne Iuziehung einer andeen Perfon begangen werden, befors
ders folche Sünden der Unseinigleit, Weisb, 14,26, Im Nie
©g3.. . det»
475 em
derfüdsfehen ——— auch den Wein ken; u wenn er fo ſehr ; — deren ſich jemand rühmet, —— BER nu:
geſchwefelt ift, daß er darüber‘ den Geifk verloren bat, Engl.
fium, Holland. fom, in andern Gegenden dumm.
Anm. Bey dem Ottfried Aumm, imftiederf.gleichfalle FR m,
im Holfänd. ſtom, in Schwed, flum, ben dem Ulphilas ohne
Ziſchlaut dunibs, im Angeli; dumb, dumba, im Engl. dum,
im Dän. und Schtwed, gleichfalls dum? imWBallif, mud, welches
mit den Zat, mutus verwandt if. Stumm und dumm find ges
nau verwandt, und ein Stummer ift im eigentlichften Berftande
dumm. Stumm ift allem Anſehen nach eine Onomatopöie des ei«
nem m ähnlichen Lautes, welchen ffumme Perſonen gemeiniglich
won ſich zu geben pflegen, daher es im eigentlichftenBerftande auch
aur von natürlich Stummen gebraudir wird. Der Form nach iſt
=. 28 wegen des doppelten m ein Jırtenfipam von einem veralteten
-#um, oder füm, von welchem noch ungeſtum herſtammet, ©.
daſſelbe. *
Der Stümmel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminuit. dns
Stunmelden, ein nur in den gemeinen Sprecharten für der
Stumpf; oder der Stumpfen übliches Wort, ein kurzes abge,
ſchnittenes, abgebrochenes oder übrig gebliebenes Ende zu brzeich⸗
nen. Ein Stümmel Licht, einübrig gebliebenes Stück. Der
Stümmtel von einem Zahne ‚ der Stift oder Stumpf. Ein
Stimmel von einem Baume, ein übrig gebliebenes Ende. ‚In
Thüringen werd en guch rurze Stücke Acker, welche am Ende oder
zwiſchen andern inne liegen, Stümmel genannt. Die Endſylbe
begeichuet ein Ding, ein kurzes dickes abgeſondertes Ding. ©. das
folgente; ingleichen Stumpf, Stumpfen.
- Stimmeln, verb. reg. act.ineinem Stümmel verwandeln, d.i Di
ein Ding fürzer und Fleiner machen und dadurch verunftalten, der -
zur vollitändigen Geſtalt gehörigen Theile berauben , ſtümpfen.
Femanden die Naſe, die Ohren ftümmeln. Geftümmelte
"Glieder. Die Worteftünmeln. Im Hochdeutfchen ift es ins
defien in dem zuſammen gefegten verkiimmeln, welches die Ber
unſtaltung noch näber bezeichnet, am üblichſten. (©. — So
auch die Stümmelung.
Anm. Die Endfolbe deutet aufein Intenfioam, fo daß das ei⸗
gentlicheSta mmwort, Aummen, gelauret baben muß,welches aber
löngft veraltit ift. Es hat entweder den dumpfen Lantnachges -
ahmet, welchen ein Furzer abgeftümpfter Körper in manchen Fäls
Ien von ſich gibt, oder auch fehneiden, hauen, ſtechen u. ſ. f übers
haupt bedeutet. Das Schwed Stum, Griech supog, einStüm-
mel, find noch Überbleibfel davon; im Tegıern alle aber gehören
unſer fimmen in befimmen, Stimulus, u. a, m. zur Verwandt
ſchaft. Stumpfund ſtümpfen find ähnliche Intinfivadavon,aber
rad einer antearnForm. Im mittlern Lat;ift Ellema,Extema,
Stema, die Verfiümmelung eines Glieder,
Stummen, verb. reg. neutr, mir dem Hülfeworte ſeyn, von
dem Beyworte ſtumm, ſtumm ſeyn, wovon. aber nur das zuſam⸗
men geſetzte verſtummen, ſtamm werden, üblich iſt, ©. daſſelbe.
Die Stummheit, plur. car. das Abſtraetum des jetzt gedachten
Beywortes, der Zuſtand, da man ſtumm iſt.
Stumpeln, Verb. reg, act, welches nut bey den Roblenbrentieen
üblich ift, welche einen Meiler ffiimpelnoder ausftunf ein, mein
fiedie Zwiſchentäume zwifchen dein großen Holze mit Seimmeln
pdertleinen Holze ausfüllen. Vermuthlich von dem Micderfäch.,
Stumpel, ein Stünmel, Stumpf: In einigen ‚gemeinen und»
arten fagt man auch Fümpeln für fumpern, S. daffelbe.
Der Etimper, des —s plur! ut nom. fing. derjenige, welcher
das, was er zu fönnenund zu wiſſen vorgibt, iur ſehr unvollfums
men kann und weiß, und feine Arbeit daher gleichſam verſtüm—
melt ober verdichr; zunächftvon Förperlichen Urbeiten, hernach
aber insverächil chen Veeſt aude von alleu gertigkeisen und Wiens
*
Ein Handwerker iſt ein Stümper, wenn er die zu feinem Hand⸗
werte gehörige Fertigkeit nicht hat,, und daher das, was er macht,
ungeftaltet nnd gleichfam verffüuimelt liefert, ,
- Anm. In einigen Mundarten auch Stümpler, Schwed, ‚und
Island. Stympare, von dem Niederf. fumpen, fümmeln, vers
fümmeln, Shiwed,iympa, Auf ähnliche Art nennet man einen
Stümper in einigen Gegenden auch Zümpler, von hammeln,
bummeln, verflugen, verftünmeln, Übeigens ſind dafür auch die
Aus drücke Sudler/ Pfufcher u. f. f. und im Nieder, Prülker,
Prudler, Maddeler, Rnilfiker u. ff. übtich,
"Die Stümperey, plur. die — en, ungefcjidte, unvoll£omtiene
Arbeit oder Fertigkeit; in einigen Gegenden Stümplevey.
Stümperbaft, — er, —efle,adj. et ady. nach Art eines Stüm⸗ i :
pers, unvollkommen und ungefchidt.
. Stümpern, verb. reg. act. et meutr. im letztern Falle mit dem Re
Hülfsworte haben, aus Mangel der nörhigen Fertigkeit, auf eine
unvollfommene oder ungeſchickte Art verrichten, zunächft vonDine
gen, welche eine Fertigkeit voraus feßen; in einigen Öegenden
flümpeln, Hümpen, von welchem letztern es das Jutenfivum- iſt,
und daher eigentlich oft und ſehr verſtünmeln bedeutet, Von ei⸗ —
nem ungeſchickten Sandwerker der Künſtler ſagt man, er u
pere, Ich Hümpere einwenig auf dem Claviere, Weiße. So
auch das Stiimpern.
Stumpf, er, —efte, * et adv. von dem Zeitworte Aump: —
fen oder hümpfen. , 2. Eigentlich, geſtümpft, abgekürzt, und
dabher feiner gehörigen Länge beraubt ; Sin welcher Bedeutung —
doch wenig mehr gebraucht wird, ob. man gleich noch fagt, ein
ftumpferScpwanz,welder nichtdie gehörige oder gewöhnlichefän.
ge bar; ein ſtumpfer Befen, welcher geſtümpft, oder abgebauen iſt.
2, Fu engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, der Schärfe und.
Spige beraubt, im Gegenſatze des fcharf und fpigig. [6 Eigentlich”
)
von derförperlichen Schärfe oder Spige, ſo wohl überhaupt,nicht 2
ſcharf, nicht fpigig. Ein ſtumpfer Winkel, welcher üher 90 Gras
‚ behält, im Öegenfagceines fpigigen. Als auch vornehmlich, von." 3 ;
Dingen, weldefcharf oder ſpitzig feyn ſollten. Eine ſtumpfe
FM
Be en
Vafe, weldpe nicht die gewöhnfiche Srige har, (8. Stumpfnafe)
Kine Humpfe Schneide, ftumpfe Spige.
feyn, machen, werden.
was man imfigürlichen Berftande Scharf und fpigig zu nennen
. pflegt, (a) Die Zähne werden ſtumpf, wenn fie von einer berben
Säure die gehörige Kraft zum Beiffen verlieren; Lat. fupidus,
blennus, Die väter haben Herlinge gegefen, und dev. Binz \
der Zähne find ſtumpf worden, er.31,29.30, In einigen.
Gigeuden ſagt man dafür, die Zähne find aufgeflanden; in
. Sranfen gebraucht man für ffumpf, elger, wo derZahnelger auch
die ſtumpfe Beſchaffenheit der Zihneift, Stupor dentium, im
Meigen eilend, in Tiederdeusfchland. ichlehe, flee, Ital. ohne
Ziſchlaut legaro. (b) Der Wein it kumpf, wenn er nicht die
gehörige Schärfe hat, im Riederf. ſtumm, und im Hochdeutſchen
von andern Köcpern, 3-8. dem Salze, and dumm. Lin —
fer Geſchmack“ (ec) Bon den Sinnen, dem Verſtande u. f. f.
der gehörigen Schärfe, Durchdringlichkeit, Lebhaftigkeit u. fe
beraubt. Stumpfe Sinne haben. Ihr ſerz und ihre Sinnen
ſind durch das Laſter ſtumpf geworden, Sonuenf. - Bey jedem
frumpf, ‚Zimmern, > in ſtumpfer Beobagytungsgeilt, Ver⸗
fra. - 32, fle fingen, aber unfer Ohr if zu tumpf das feine
Eoncert zu vernehmen, Geßn.
wenn fieniche mehr ma der gewöhnlichen Schärfe feben.
fagt, es werde jemand fumpf, weni vor Alter oder Schwach⸗
heit
Das. Mefer, die
Art, die Säge it ſtumpf. Lin humpfes Meſſer. Stumpf
(2) Figürlich ‚im Gegenfage deffen,
Gegenſtande unferer. Leidenfchaften wird zuletzt der Kopf
Die Augen werden tumpf,
Den
ER EEE S
EN: WE
| NO -
gen ah * Sie gehörige Lebbaftigkeit — oder des
Leibes zu agree bat, Ein flumpfer wis, fumpfer
— Linfall,
Anm. Im diiederſ. und Schwed. ftump. (S.Stümpfen.) Im
„ Nieder. ift dafür auch ſtuuf üblich, fo wie im Schwed. fiufva,
fümpfen if. Es fehler derDeutfhen Sprache ein Hauptwort von
- diefem Beyworte, denn Stumpfheit, —— das ſchicklichſte wär
re, ift nicht eingeführet. Y
Der Stumpf, des—es, plur. die Strümpfe, oder der Stumpe
fen, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das Stümpf-
chen, Dberd. Stümpflein, ein abgefchnittenes oder übria geblie⸗
benes kurzes dickes Stüid voneinem Ganzen, für das gemeinere
Stümmel. Ein Stumpfen oder Stümpfchen Licht. Der
Stumpfen voneinem gefälleten Baume, das Wurgelende, der
Wurzelſtock, Schwer. Stum, welcher ain häufigften der Stock,
Niederf. Srubbe beit, Zuweilen auch das Ganze, von welchem
ein Theil weagenommen worden, wenn esdadurd ein ſtumpfes
An ſehen befommen, oder verunfkaltet wordeir. Der Stumpf eines
abgebrochenen Zahnes. Der Stumpf, der überbliebene heil des
Borderarmes nach abgehauener Hand. Zunächſt von ſtumpf,
nennen die Käger die abgerundeten, ſtumpf gefretenen Spitzen der
Hirſchſchalen Stümpfe. In einigen Oberdeutſchen Gegenden wers
den auch kurze dicke gefälleteSährStumpfe genannt. EinStumpf
Wolle, ein fo cher mit Wolle gefüllter Sad. Ein Stümpf oder
Stümmel Geld, ein folcher Bentel mit Geld. Im Riederf, Engl.
und Schiwed. Stump. ©. das folgende,
Stümpfen, verb. reg. act. ı. Der Spige ER ORG, und dar
durch ein ſtumpfes Anfehen geben; in welcher Bedeutung es. doch
im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. Die Bäume ſtümpfen,
‚in der Schweiz, wofür man im Hochdeutfchen kappen, Föpfen
oder Hugen fast,
-derf,Rumpen, auch nur in einigen gemeinen Mundarten. Das
Meſſer ftumpfen. Berbes Obſt ſtümpft die Zähne. So au
* das Stümpfen.
Arnm. Das pf am Ense ift ein Zeichen‘ eines Antenfi vi, wel⸗
ches von einem alten ſtumen, oder ſtimen gebildet worden, weldhes
“unter andern auch ſchneiden, hauen, bedenter hat, doch zunächſt
wohl fo, daß ein Körper dadurch ein ungeftaltes ſtumpfes Anfeben
befommt, zu welchem Zeitworte, dach mit veränderten Endlauten,
auch das Niederf, fiuven, ſtuppen, Schwed. ftufva, der Spise
ER berauben, ſtutzen, Stubbe, Stock, Stoppel, Stipula, Stipes,
ftupidus u,f.f.gebören. Ehedem hatte diefee Zeltwort nebſt ſei⸗
nen Verwandten verſchiedene figürliche Bedeutungen, welche aber
Bi insgeſammt veraltet find; z. B. Stumpf, für Schimpf, ſo wie
Schande und Lafter , eigentlich auch Förverliche Berunftaltung
bedeuten fümpfen, ſtumpfieren, fliheln, frotten, two der "Ber
4 der Spitze der herrſchende iſt, wie in dem Rat, Stimulus;
fumpf, ſchnell, Aumpflich, eilend ,unverfcheng u. f. f.
Der Stumpfbafer, des —s, plur.car. eine Art des Hafers,
welcher kurze, dicke und nmpfe Köener bat, welche faſt der Gerſte
gleichen, und das beſte nnd meiſte Mebl geben.
R: - Die Stumpfnafe, plur. d8ie—n, eine fiumpfe eingedrngfte
Nafe, welche nicht die gehörige Entfernung vom Geſt chte und
Spitze bat; inafeichen im verädhtlichen Verſtande, eine mit ei⸗
ner ſolchen Naſe verfebene Verſon; im Oberd. Kumpfnaſe, im
Niederſ. Stuufn aͤſe. Daher ſtumpfnaſig, mit einer ſolchen Na⸗
HUREN verfeben,
Der Stumpffchmanz, des — es, plur. Siem (mans, ein
ſtumpfer oder abgeſtümpfter Schwanz ein Schwauz, welcher fürs
zer und am Ende dicker iſt, als gewöhnlich. Jugleichen ein Thier
mit einem ſolchen Schwanze; z. B.ein geſtutztes Pferd. Niederſ. —*
Stuufſteerd Daber ſtumpfſchwanzig.
ſtanden und erklaret.
Riederſ. fumpfen. 2. Stumpf machen, Nie⸗
- Stundon fbinu, ficden Mahl fieden;im Jſidor.
.. St 478
Stumpfwinkelig, adj. et adv. einen fFumpfen Winkel habend⸗
im Gegenſatze des fpigwinfelig. Bin kumpfwinfeligerTriange
Die Stunde, plur. dien, Diminut. das Stündchen, Oberd.
’ Stündlein, ein Wort, welches urfprünglich einen kleinen abge»
fonderten Theil eines Ganzen bedeutet zu haben fcheinet, da es denn
noch befonders in zwey Fällen üblich iſt.
1. Ein kleiner Theil eines größern Raumes. In dieſem Ver⸗
ſtande wird bey den Markſcheidern ein Zirkel ſtatt der in der Gere,
meivie üblichen 360 Grade in 24 Stumden oder gleiche Theile ges
theilet, welche nach der’ unveränderlichen Mittagslidie beftimme
werden, welche daher die Stumdenlinie beißt; fo daß man von
Mitternacht duch Morgen, Mittag undAbend bis wieder zu Mit⸗
ternacht zählet. Daher ift die Stunde des Ganges , deifen
Stteichen in Anfehung der Weltgegenden, fo fern felbiges aufdiefe
Art beſtimmt wird. Dev Gang fallt aus feiner Stunde, wenn
er von feiner befiiinmten Richtung abweicht. Kine Stunde abſte⸗
"Een, die Richtung des Ganges am Tage mit Pfählen bemerken,
welches man auch nennet, die Stunde aus der Grube zu Tage
ausbringen. Frifch hat es in diefer Bedentung ganz unrecht vers
Bey dem Detfried iſt Stunto, ein jeder
Raum oder Drt,allen ther flunton, an allen diefen Orten, wel⸗
che⸗ vermuthlich auch zu dieſer Bedeutung gehöret.
In gewöhnlicherer Bedeutung, ein kleiner Theil der Zeit. (1) Im
weiteſten Verſtande, ein kleiner Zeittheil von unbeſtimmter Dauer,
eine kleine Weile, ein Augenblick; eine ehedem ſehr übliche Be—
deutung; welche auch noch jetzt ſehr gangbar iſt. Bey dem Kero
iſt Stunthuuilu, ein Augenblick, eigentlich eine Stundweile,
ſume Stunt, bisweilen, Willeram, noch jetzt im gemeinen Leben
unter Stunden. In churzer Stund, bey dem Horneaf, furz
darauf. Im Riederf. ift upftund, jeßt. Von Stund an, im
gemeinen Leben von Stunden an, von demſelben Augenblide an,
ſogleich, Niederf. anftund. Theurdank von fund ſtündt ab
zu fueß, flieg ſogleich ab, Theuerd. Zur Stunde, den Augen«
blid, Ich weiß es noch dieſe Stunde nicht, dieſen Augenblick.
Ih weiß die Stunde noch nicht, was das für ein Ding iff,
für, diefe Stunde. NichtSine guteStundebey jemanden haben.
Reine gefunse Stunde haben, ununterbrodjen frank feyıt. Eine
beifere Stunde,. wo meine Standhaftigfeit alle diefe Kinder:
niffe überwunden hat. Bange, unglüdlicye Stunde, o fey
noch fern! Wo es überall einen kurzen Zeittheil von unbeſtlwinter
Dauer bedeutet. Figürlich fagt men: er iſt ihrer alle Stunden
werth, ich bin es alle Stunden im Stande, u. f. f. zu allen
Seiten, vollfommen, Ehedem war es auch für Zeit eerhaupt fehr
‚ üblich, in welcher Bedeutung v3 bey dem Ottfried und feinenZeits
genoffen mebrmahlg vorfommt. Bey dem Kero heißt diegwifchens
zeit, Untarftuntu, Hierher geböret auch die im Höchdeutfchen
‚veraltete aber noch in einigen Provinzen übliche Bedeutung für
Mahl. « Andrera Stunt, bey dem Kero, zum- andern Mahle.
TrizzugStunton dehtnn ‚drengig Mahl zehn, Dttfried. Sibun
(2) In enges
rer Bedeutung, ein kurzer Zeittheil von beftimmter Dauer, d. ie
der 24fte Theil eines natürlichen Tages... Tag und Macht beſte⸗
bet aus 24 Stunden. Die Jtaliäner zählen vom Unfergange der
Sonne big wieder zum Untergange, 24 Stunden, und diefe Art
die Stunden zu zöblen, beißen Italiäniſche Stunden; dagegen
andere Europäifcdhe Nationen-von Mitternacht bis Mittag zwölf
Stunden, und von Mittua bis wieder Mitternacht, wieder zwölf
Stunden zählen. Yon einer Stunde zur andern, von Stunde
zu Stunde. Ich warte ſchon zweyStunden. Die uhr ſchlagt
Stunsen. Es iſt noch keine Stunde ber. Vor einer Stunde.
Kine halbe Stunde, viertelfunde. Ss it eine ſtarke Stunde
bis dahin. Beine Stunde Ruhe haben. Ich will ihnen >
h [4
*
⁊
479 Stu.
es vergnügtes Seündchen machen. Es i# um ein böfes
Stundchen zu thun. An Feine Stunde gebunden ſeyn. Wenn
die Zahl der Stunden nach der uhr beſtimmt wird, ſo gebraucht
man das Wort Stunde nicht mehr, ſondern Uhr; es iſt zehn Uhr,
oder es iſt zehn, nicht, es iſt die zehnte Stunde, welche veraltete
Are des Ausdruckes indeſſen noch in der Deutſchen Bibel vor-
Tommt. Figürlich, ift Stunde häufig ein Unterricht, welcher
Stuhdenweife gegeben wird FJemanden aufdem Clavier, im
Zeichnen, im Tanzen, im $echten, in einer Sprache, Stunde
geben. Stunde bey jemanden haben, nehmen. In die Stun:
de geben, in den ünterricht, welcher nur eine Stunde dauert.
” Stunde halten. Die Stundeilkaus, iſt zu Ende, So auch.
Die Fechtſtunde, Tanzſtunde, Schreibeſtunde, Sranzöfifche
Stunde u. ſaf. Im gemeinen Leben wird nach einer andern Figur
auch das Stundenglas nur die Stunde ſchlechthin genannt.
Anm. In diefer engern Bedeutung ſchon bey dem Detfried
Stunta, im Riederf. Stunde, imSchwed.Stund. Da im Schw,
noch ſtunt, abgekürzt geftugr, und ftunta, fingen, Kim
„fen, bedeuten, ſo leiter Ihre es fehr wabrfdeintich von diefem
Zeitworte ber, ſo daß Stunde eigentlich einen,abgefonderten Fleis
nen Theil bedeuten würde. Das im Deutfchen längſt veraltere
Stammwott ſtunen oder ffunden, abkürzen, iſt alsdann von ſtüm—
meln, fümpfen, fiugen, dem Riederf. ſtuven, und andern diefer
Art, nur im Endlaute verfchieden. Im Niederdeurfchen ift Stun:
zel noch ein kurzer kleiner Menſch. Übrigens gebrauchen Ottfried
und feine Zeitgenoſſen für diefesStunde im engern Ver ſtande auch
Zito, Zeit, und Wilu, Weile. Ta fint binoti zuelif dago
ziti? Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Ottfr.
Stunden , verb. reg, act. welches nur noch hin und wieder in
den Kanzelleyen üblich ift, wo es zuweilen auch gefunden lautet,
Zeit und Frift geben. So auch die Stundung.
Das Stundenbret, des — es, plur. die— er, in der Schif
fahrt, eine bölzerne Scheibe, worauf die32 Windftriche verzeichnet
find, und welche der Steuermann am Mafte bangen hat, die Zahl
der Stunden, wie lange der Wind eine und eben,diefelbe Kichs
tung bebalten hat, daran zu bemerken; bey den Holländern das
Uhrbord.
Das Stundengebeth, des —es, plur. die—e, ein Gebeth,
weiches zu gewiſſen beftimmten Stunden gebetbet wird, befonderg
in der Nömifchen Kirchedie fo genannıen Horae canonicae,
Das Stundenglas, des — es, plur. die—gläfer, ein mit
“ feinem Sande gefülltes Glas, durch deffen Auslaufen die Dauer
einer Stunde zu bemerken ;. die Sanduhr , im gemeinen Leben
nur die Stunde.
Das Stundenfreuz, des— es, plur. die— e, in den Gnomo⸗
nik, eine Sonnenuhr in Geſtalt eines Kreuzes, welche, ohne Hülfe
eines Zeigers, durch ihren eigenen Schatten die Stunden zeiget.
Stundenlang, adj. et adv. eine oder mehrere Stunden dan⸗
ernd. Stundenlang auf etwas warten, Ein fundenlanges
Gebeth.
Der Stundenlehrer, des —s, plur. ut nom, fing. ein Leh⸗
ter, welcher feinen Unterricht nach Stunden bezahlt befonmt.
Die Stundenlinie, plur. die — n. 2. In der Önomonif, diejes
ge Linie, welche ber Schatten des Zeigers einer Sonnenubr zu eir
ner gegebenen Stunde erreichen nıuß. 2. In der Markſcheidekunſt
wird die Mittagslinie die Stundenlinie genannt, weil die Stun⸗
den oder Theile des Sirkele von derfelben an gezähler werden.
Der Stundenting, des— es, plur. die—e, an den Uhren,
‚der Ring oder Kreis aufdem Zifferblatte, in welchen die Stunden
werzeichhet werden. |
Det Stundenrufer, des — s, plur. ut nom, fing, derjenige,
velcher die Stunden des Tages, befonders aber des — abru·
v
fet; in welchem letztern Falle es eine anffänbige Seneunnug ice
Nachtwãchters x
Der Stundenfund, des — es, plur. car. Sand, Sn et in
den Stundengläfeen gebraucht wird; Uhrfand, y
Die Stundenfäule, plur. die — m in der Gnomonik, eine Sour
nenubr in Geftalt eines Cylinders. $
Die Stundenfcheibe, plur, die —n, bey den Martſcheidern,
eine meſſingene im 24 Stunden oder Theile eingerheilte Scheibe,
das Streichen eines Gauges in Anfehung der Weltgegenden damit
zu beiimmer; die Eiſenſcheibe, vermuthlich, weil fie ebedem ;
‚von E:fen war.
Der Srundenſchuh / des ⸗es plur. $ie— e, in der Afttonos
mie.ein Schuh, oder der dritte Theil von der Länge eines Pen»
dulg, welches feine Schwinguug in einer Secunde zu Ende bringt.
Der Stundenfeiger, des — s, ©. Stundenzeiger.
Der Stundenftab, des — es, plur. die — fläbe, in der Snomo⸗
nik, ein Stab, auf welchem eine Sonnenuhr verzeichnet iſt
Die Stundenftaffel, plür, die —n, an den Schlaguhren, eine
in zwölf Theile oderStaffeln nah Schueckenzugen ausgefößnittene
Scheibe, durch welche die zwölf Uhefchläge abgemeffen werden,
Die Stundentafel, plur. die—n, in der Aftronomieund Sciff-
fabrt, berechnete Tafeln‘, aus der beobachteten — die
Stunde jedes Tages zu finden.
Der Stundenzeiger,des— s, plur. ut nom. fing, A, Der
.
Zeiger an einer Uhr, welcher die Stunden zeiger, zum Unterfhiefe .
von dem Minuten und Secundenzeiger. 2. Im gemeiiten Les
ben auch ein einfaches Werfzeng, welchrg die Stunden jeiget ‚da
"denn fo wohl die Sanduhren, als auch dieSonnenzeiger Stunden ⸗
zeiger, und in einigen BegendenStundenfeiger genannt werden,
3. In der Mathematik iſt es eine runde Scheibe,
Einer Seite die. Stunden; aufder andern aber diezu ihrer Er⸗
kenntniß nöthigen Zirkel der Himmelsfugel — find; Ho- ®
rofcopium.
Der Stundenzirkel, des —s, plur. ut nom. fing. in der
mathematifchen Geographie und Aftronomie , zwölf Zirkel, wels
che durch die beyden Welt Pole gehen, und den Äquator in 24
gleiche Theile theilen, und zugleich die aſtronomiſchen Stunden
„bezeichnen; Circuli horarii.
Stündig, adj. etadv. eine Stunde Sauernd, welches — ie -
denZifammenfegungen zweytindig,dreyfündigu. ff. üblich ift,
Stündlicy, adj.et adv.zu allen Stunden, ingleichen von Stunde
auf deren
z
zu Stunde, Wir erwarten ihn ſtundlich. Das Fündliche Geberb.
Die Stunze,plur. die — n, ein nur in einigen Gegenden übliches
Wort, eine Art eines Gefäßes zu bezeiihnen, welches dermuthlich
eben daffelbe it, welches unter dem Naben einer Stande -
am befannteften iſt, (S. diefes Wort.) Im Niederſ. iſt Stüns ken,
ein kleiner Zuber.
*Stupfen, verb. reg. act. welches aber im Hochdentſchen unbe
Fannt, und nur im Hberdeutfchengangbar iſt, mit einer ſtumpfen
Spige ftoßen, ingteichen mit einer jeden Spige fiechen. Er ſtupfte
den Bönig, 3 Maec. 5, 1223 er ſtieß ihn mit dem Finger oder der
Hand an, ihn aufjuweden, im Griech. svufe. Ein Pferd mit
der Spießgerte ſtupfen. Einen Ochſen fupfen, mit dem Stachel
anflogen. Mit Nadeln ſtupfen, ſtechen. Lauter im Ober deut ⸗
ſchen übliche Redens arten. Daher der Stupfel, ein Treibeſtachel,
Stiwulus. Es if mit dem Riederſ. ſtippen, und dem Hochdeuts
fen supfen und tippen genau verwandt und ahmet zunächfi den
Laut des Stoßens oder Stechens mit einer ſtumpfen Spitze nad.
Der Sturm, des — es, plur. die Stürme, ein. Wort, welches
ein heftiges mit Gewalt verbundenes®etöfe durch ſeinen Laut nach ⸗
‚ ahmet, und daher auch ehedem von einen jeden heftigen Getöſe,
ia von einer jeden heftigen Bewegung gebsancht wurde, wie es
deaa
Bar. — — —* —
Fern 7.7. 708
denn noch in den Monſeeiſchen Gloſſen durch motus und ſtrepi⸗
tus gegeben wird. Noch jetzt iſt es in dieſer Bedeutung gangbar,
einmit heftiger Gewalt verbundenes oder von derfelben verur⸗
ſachtes ®etöfe zu bezeichnen, Die Herde Saͤue ſtürzte ſich mit
einem Sturmeindas Meer, Mattb. 8,32. Min Sagelturm,
Dafferiduem, Ei.28, 2; braufender Hagel, tobendes Waſſer.
„Mit einem Sturme gelaufen fommen, befonders von mehrern,
Jial. Stormo. Aus beiliger Stille auf die Stürme der niedri⸗
- gen Erde herunter feben, Duſch; auf das unrubige Getümmel.
Befondert, 1.Ein hoher Graddes Windes, deſſen nächfter und
böchſter Örad ein Orkan genannt wird; ein Sturmwind, in
einigen Öggenden au Windſturm, obgleich diefes eigentlich nur
einen heftigen Anfall, Stoß vder Sturz des Sturmes bedeutet;
bey dem Stryker Sımerm, Riederf. Angeli, Eugl. Schwed.
Storm, in Bretagne Storm, im Irländ. Sturrim, im Isländ.
Stormur, im Pohln. Szturm, im Wallif. Yitorm, im Lat.
ohne Zifchlaut and mit einem andern Endlante Turbo. Ein gro»
Ber Sturm, ein heftiger Sturm. Es enıfland ein Sturm, es
- erhob ſich ein Sturm. Die Stürme toben, wüten. Jugleichen
figürlich. Der auffahrende Sturm einer Leidenfchaft. Ein
Herz, welches vondem Sturme einer getheilten Liebe bin und
ber getrieben wird. Wodurch wollen fie den Sturm abwen:
den, der uns bedrohet? Sonnenf. Wenn es niemand wagen
will; fih dem Sturme Preis zu geben, fo will ip es thun, Gel.
"Was für einfinfiver Sturm droht meiner ZarrlicpFeit
er Weiße.
2. Das Gerlinnmel mehrerer in heftiger und gewaltſamer Bewe⸗
gung befindlicher Perfonen. Da fich aber ein Sturm erhob der
Beiden undder Jüden, Apoft. »4,5. Sturm läuten, mit einer
Glocke das Zeichen eines entftandenen Feuers geben, nm alles
"zur eilfertigen Löſchung dadurch aufzufordeen, kurmen. Der Haus
fe rannte mit einem Sturme daher, fürmte daher. Mit eiz
nem Sturm an die Mater Taufen, in dee Deutſchen Bibel.
In einigen Dberdeutfchen Gegenden ſagt man aud), ein Sturm
Leute, Buben, ein Haufe in heftiger Bewegung befindlicher Pers
> fonent, wohin ohne Zifchlaut auch die fat. Turba und Turma ge>
bören, Eden daſelbſt ift ein Sturm Vögel, ein Flug oder Strich,
fo viel als ihrer zugleich auffliegen. 3. Befonders, der mit einem
ſolchen Getöfe verbundene gewaltfame Angriff mehrerer. Daber
war Sturm ehedem auch fo viel als der Krieg, ingleichen ein Ge⸗
fecht, Treffen. Zu Sturme reiten, in das Feld, in den Krieg, in
. alt Engl. Stour, in Bretag. Stourm,im Isländ. Styr. Jetzt
gebrancht man es nur noch von dem gewaltfamen Eindringen in
einen feften und dersheidigten Ort. Sturm laufen, ſtürmen, eis
nen feſten Ort oder einen Theil deffeiben gewaltſam zu erfteigen
und zu erobern fuchen; Ital. Stormo, immittlern Zar. Turma-
tus. Eine Stadt mit Sturm einnehmen oder erobern, mit ſtür⸗
mender Sand. Die Belagerten fchlagen den Sturm ab, wenn
fiedie Stürmenden zwingen, abzulaffen. Sturm fehlagen, bla-
fen, oder zum Sturme Tchlagen, blafen, das Zeichen zum Stur⸗
me mit dev Trommel oder Trompete geben. Die bibfifche R. 9.
den Sturm anlaufen iſt nicht üblich. Jugleichen figürlich. Was
für einen Sturm haben fie aufmeine Seele gerham? was für
einen heftigen Angriff ? ©. Stürmen. N
2 fer, vorn mit Eifer befchlagener Balken, deſſen man fich vor Er:
findung des ſchweren Geſchũtzes bediente, bey und in dem Stur m⸗
aufen die Maueru damit einzuſtoßen; Aries, der Mauerbre—
en, Die letzte Sylbe gehöret nicht zu Bock, hircus, ſondern
ar zn Bock, win Werfzeng zun flogen vobs pochen.
Adel. W. 5, 4. Th, 2. uf. i
3. dr N le A er a EI , A r “#
dem alten Gedichte auf den heil. Anno, im alten Sranz.Eftour,
Der Sturmbock, des —es, plun. die —böde, ein fehwerer gror
'
| Stu 482
Die Sturmbrücke, plur. dien, eben daſelbſt, bewegliche höl⸗
„gerne Thürme, welche man nahe an die Mauern ſchob, und her⸗
nach eine Brücke auf diefelben fallen lie, die Mauern auf ſolche
Art zu erfleigen; f i *
Das Sturm daͤch, des —es, plur. die — dächer , eben daſelbſt
ein bewegliches Dach, unter deſſen Schutze ſich die Starmenden
den Mauern naheten.
Der Sturmdeich, des — es, plur. die —e, in den Niederdeut⸗
fen Marfchländern, ein Deich, das Binnenwaffer bey einem ent»
fiedenden Sturmwinde abzuhalten, daher erinnerhalb des Haupt⸗
deiches angeleget wird; Landdeich, Bienendeich.
Stürmen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt üblich iſt.
I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. ı. Ein heftiges
‚ von gewaltfamer Bewegung herrührendes Getöſe machen, welches
dem Laute diefes Zeitwortes gleicht. An die Thur ſtürmen,
mit Gewalt anpochen. In das Zimmer hinein ſtürmen, mit der
größten Heftigfeit und dem ſtärkſten Getöfe, Die Treppe hinauf‘
fluemen. Auf jemanden hinein flürmen, ihm mit ungeffümer
Heftigkeit zufegen. Alles ſtürmte auf ihn hinein. Kiferfuche
‚und fehlgeſchlagene Liebe ſtürmten fo auf fie ein, daß u. f.-f-
Sturmende Leidenfchaften. 2
Belinde ließ nunmehr dem Zotne freyen Lauf,
Und Klagen kürmten bin und Thränen hörten auf, Zah.
Befonders von demim böchften Grade bewegten Winde. Der
Wind fiirmer; ingleichen unperfönlich, es Kürmt. Wenn der
Winter um unfere' Hütte ſtirmt, Geßn. In der dichterifchene
Screibart, auch wohl in der thätigen Form. Der Oſtwind ſtürme
ibn aus feiner Stelle, Hiob 27, 21. nach Michael. 2. Sturm,
läuten, d, i. durch das Schlagen an die Glode, das Zeichen zums
Alarm geben, es fey nun in Fenersgefahr, oder bey einem ein»
dringenden Feinde. ©. Sturmglode.
11. Alsein Activum, mie ungeflümer Gewalt und einem heftie
gen Lärm zu vernichten ſuchen. Die Bilder ſtürmen, fie auf
folde Art aus den Kirchen seißen und vernichten, Ingleichen auf
folche Art zu erbrechen oder einzunehmen fuchen, befonders, went
esvon mebrern gefchiebt. Jemandes Zimmer ftürmen. Lin
Baus ſtürmen. Eine Stadr; eine Leſtung fürmen, Sturm
laufen, mit Gewalt in diefelbe einzudringen fuchen, Eine Se
fung mit Hucmender Sand einnehmen, in Sturm, mit Sturm.
Die Mauern fkürmen. Das Thor. flürmen. So au das;
Stirmen.
Anm. Bey dem Notker iſt flutmon, toben, und im Tatiam:
ſich empören. Es ifi eine Nachahmung des ungeftiimen Getöſes,
welches es ausdruckt, und mit hören und ſterzen, ſtürzen u.a. m.
nahe verwandt, deren abgeänderter Laut und urſprüngliche Be»
deutung durch die Endlaute beffimmt wird, Mit veränderten Vor⸗
lauten gehören auch Turbo, Turba, 6 gun, ein heftiger Anfall,
und fo ferner Hierber.. ; -
Der Stürmer; des —s, plur, ut nom. fing. eine Perfon, wel»
che ſtürnit, doch nur in einigen Snfammenfegungen; z. B. Bildere
ſtürmer, Selfenlürmer. Bon Sturm laufenden oder zum Stur«
me commandirten Soldaten ift es nicht ubli 9, wobl aber von ei
nem ffürmifhen Menjchen, Vler Stürmer (fürmifhe Renome _
miften) böx ich ſchon, nach Siffem Saale Heigen, Zachar.
Die Sturmfahne, plur, dir—n, von Sturm, Gefecht, Trefr
fen, ebeden: dıejenige Fahne, mit welcher die Truppen in das Grm
fecht grführer wurden. Des Reichs Sturmfahne, welche ehedenn
die Grafen von Würtemberg führeten.
Dee Sturmfaß, des — es, plur, die— fäſſer, Fäffer, worim
ben einem Sturme, d. i. Senerlärme, das zum Löſchen nöthige
Woher angefahren wird; die Sturmkufe, S. Seuerfaß-
Der Starmfnk, des — en, plur, die — 1, 9,Surmmeun
ob a
Die
488 Si⸗
Die Stuͤrmflaͤſche, plür. die —n, thonerne Flaſchen welche man
— —— F füllen, und fie von en, und Wäls
Ten unter die Sturmlaufenden Truppen zu werfen pflegte; Sturm⸗
hafen, Sturmfrüge, S. auch Seuerropf.
Die Sturmfluch, plur. die—en, eine durch den Sturm höher
als gewöhnlich aufgetriebene Fluth des Meeres.
Des Sturmmatter, des— 8, plur. utnom. ing. ein Nabe
der Fallgätter in den Thoren, weil fie vornehmlich alsdenn nieder»
- gelaffen wurden, wenn der Feind das Thor ſtür men wollte.
Die Sturmglode, plur. sie — meine Ölode, mit welcher man
- das Zeichen zu einem Fenerlärme zu geben pflegt; die Sewerglos.
de, Lörmglode, Die Sturmglode angiehen. An die Sturm:
slodefchlagen. 1775 2”
nr Sturmbafen, des — s, plur. die—hafen, S. Sturm⸗
afche: ; :
Det — — des —s, plur.ut nem, fing. ein Nahme
der Feuerbafen, fo fern fie bey einen Sturme oder Feuerlärme
zu Einreigung der brennenden Bebäude gebraucht werden.
Det Sturmbefpel, des —s, plur. utnom. fing. ein Rahme,
welchen auch die Friefifchen oder Spanifchen Reiter führen, vers
muthlich, ſo fern fie zu Abhaltung eines Sturmes von einer bela-
gerten Stadt dienen,
Die Sturmbaube, plur. die —n, ein Selm, ‚vermutblich, weil
man den Kopf damit indenSrürmen, d. i. Gefechten und Treffen -
zu ſichern pflegte; ebedem auch die Bickelhaube. Figürlic ,
wegen einiger Ahnfichfeit in der Geſtalt. 1. Eine Art Nachtvss
ael, PhalaenaBombyx Libatrix Linn, 2. Eine einfchälige
gewundene Schnede mit fihtbaren Bindungen, niedrigen Spits
zen, einem gewölbten Rücken, einer engen Spalte und einem aufs
vechte fichenden Hintertheile ; Calfis Linn. Sie ift eine Art der
Begelichneden, Conus Linn. i
Der. Sturmbut, des — es, plur. die — büre, ein Wort, wel⸗
ches ehedem auch eine Sturmhaube, oder doch eine Art derfelden
bezeichnete, Figürlich, wegen einiger Abnlichkeit in der Geftale
der Blumen, eine giftige Pflanze, welche in den gebirgigen Gegen⸗
den des füdlicheen Enropa einbeimifch it, Aconitum Linn. bes
fonders der blaue, Aconitum Napellus, welcher auch Eifen:
bürlein, Bappenblume, Narrenkappe, blaue Teufelswurz und
blaue Wolfswurz genannt wird.
Stürmifch, —er, — te, adj. et adv. mit einem Sturm, d. i.
ungeffümen gewaltfamen Getöfe oder Lärmen verbunden. Ss if
ftürmiſches Wetter. Die fürmifhe See. Lin ftürmiſcher
Wins, beffer ein furmender, Lin ſtürmiſcher Menſch, wels
her in feinemBetragen mit dinem gewaltfamen Ungeftüm handelt,
Eine fürmifche Gemüthsart. Stürmifche Zeidenfcpaften.
Und doch Fann ich, o junger Thor!
SH Dein fHürmifch Gerze (Herz) nicht regieren , Gel.
Der Sturmkolben, des—s, plur. ut nom. fing. ein ehe⸗
mahliges bey den Sturmlanfen übliches Werkzeug, welches in eis
nem Kolben oder Vrügel beftand, ‘der mit brönnbaren Sachen um⸗
wicelt, angezindgt, und auf die Gegenſtände geworfen wurde,
welche man in Bränd ſtecken wollte; Sturmprügel.
Der Sturmkrug, des — es, plur. die — krüge, S. Sturm⸗
flafche. % j —
Die Sturmkufe, plur. die —n, S. Sturmfaß.
Die Sturmleiter, plur.die—n, Leitern, auf welchen bie zum
Sturme beffimmten Teuppen die Wälle und Mauern zu erfteigen
‚ pflegen, Zuweilen werden auch die Feuerleitern, deren men ſich
ben "einem Feuerlärme oder bey einer Feuersbrunſt bedienet,
Sturmleitern genannt.
Die Sturmmede, plur die —n, eine Art deeszebiger Vatſch⸗
fuße, welche einer Meve gleicht, von ſchwarzer Farbe iſt, und ei⸗
re AT
en bevorſtehenden Scurm veefiinfiget ; Plautus'minimus
*
— 88 *
Procellarius Xein Siurmfink / kleiner ſchwar zer Sturm · 2
vogel, Engl. Stormfink. 6, Sturmuogel.
Der Sturmpfabl, ses—es, plur. die — pfähle, ein Rahme,
weichen ebedem die Pallifaden führeten, ehe diefes Frangöftfche
Wort gangbar wurde, weil fie zur Abhaltung des ſtürmenden Feine
>" deg dienen, FR $ ———
Der Sturmprügel, des — s, plur. ut nom. fing. S. Sturm⸗
Folben. . 5
Der Sturmreif oder Sturmring, das — es, plur; die ⸗
ein ehedem üblicher hölzerner Reif, welcher mit Feuer fangenden
Sachen ummwunden und. brennend unter den fürmenden oder des
ſtürmten Feind geworfen wurde. ——
Der Sturmſchlag, des— es, plur. die — ſchläge, ein Schlag *
an die Glocke, fo fern derſelbe das Zeichen zu einem Feuerlärme iff,
Des Sturmfögel, des —s/plur ot nom. fing. ein viereckte⸗
Segel der Tartanen und Galeren, welches fie nur im ſt ürmiſchen
Vetter führen, : ——
‚Der Sturmfpief, des — es plur. Sie, eine Art Spieße
deren man ſich ehedem in dem Sturme auf eine Stadt bedienete,
und welche mit einer Feuerkugel, und einem mit Schlägen und
bleyernen Kugeln gefüllten Sade verfehen waren, S. Seuerſpieß.
Der Sturmtopf, S. Seuertopf. RT —
Der Sturmvogel, des— 8, plur. die—vögel, eine Art Waſ⸗
fervögel, welche einen bevorftehendrn Sturm verfündigen, Pro- =
cellaria Linn. bey denHoländifhenSchiffern Mallemucke der
bey einem bevorftebenden Sturme auf die Schiffe fliegt. Siehe :
auch Sturmmeve, welches eben derjelbe Vogel zu ſeyn feheinet.
Der Sturmwind, des — es, plur. die —e, tin ſtürmender
Wind, di. einein fehr bohem Grade bewegte Luft, deren höchſter
Grad ein Orkan genannt wird, auch nur Sturm ſchlechthin, im
Oberd. Windfturm, S. Sturm, n 3
Der Sturz, des—es, plur. die Stütze, ‚von dem Zeitmprte
fürzen. 9. Der Zuſtqud oder die Handlung, da man ſtürzet,
und zwar fowohl da man plöglich und mit Heftigfsit in die Ziefe
Femanden im Sturze auffangen. Einen Sturz tbhun
fällt.
oder nehmen, beffer Hürzen. Daber der Umfurz. Al⸗ auch .
eine heftige mit Gewaltſamkeit verbundene Veränderung des Ortes.
Nun brechen Einwendungen hervor wie Waldweffer; mit
furchtbarem Sturzefiürzen ſie daher, Lavat. Alles mit einem
Sturzethun, mir dem heftigſten Ungeſtüm. Daher Blutſturz.
Ingleichen ein plötzlicher ungeftümer Anfall, der auch wohl ein
Sturm genannt wird, obgleich dieſes Wort einen geringern Grad
der Heftigfeitund Beſchwindigkeitbezeichnet. Es wird noch ei⸗
nen heftigen Sturz ſetzen ungeſtümen Streit, Sturm, Strauß.
Sat ſich der Sturm des Meeres gelegt! _
Antte, Noch nihtz nur nod ein Sturz, alsdann iſt es vor⸗
ar bey, Weite, —
2. Ein Ort, wo man ſtürzen kann. So wird der jäße, ſenkrechte
Abhang eines Berges oder Felſens in vielen Gegenden ein Sturz
oder Abſturz genannt, 3. AmBergbane iſt der Sturz oder ins
- weiblichen Geſchlechte die Stürze, der Ort, wo die Erde und
das taube Öeftein geftürzer, oder auggefchütter wird, der Sturz⸗
ylag. Der Roblenfurs, der Det, wo die Kohlen abgeſtürzet
werden. 4. Dasjenige, was geſtürzt wird, doch nur in einigen
einzelnen Fällen, (1) In den Blcchbämmern if ein Sturz, ein
- Maar unverjinnter mit den flachen Seiten auf einander liegender
Bleche, Ein Saufen Blech befieher aus 66 bis 68 Sturjen,
d.i. Daat Bleche. (2) Der obere überdangende Theil eines Dins-
ges beißtin vielen Fällen der "Strunz, zum Unterſchiede vonder
Sohle oder Schwelle, So wird dieöbere Ache eines Feuſters,
einer Thür u. ff. fiefep min horigontal oder gewölbt, und der
u En Da MM ZU an
% "Körper * bir
IN
27 et, ur , =
ss Rörpen, welcher dieſe Fläche bildet, der Sturz genannt, zum Un⸗
terſchiede von der Sohle, Schwelle u,f.f. Der Fenſterſturz,
Thürſturg. Bey den Schlöffeen heißt auch die -Stange Ei-
fen, welche einen gemanerten Sturz hält, der Sturz. Der
Mantel über einem Herde wird nicht nur der Schurz , fondern
3 auch der Sturz genannt, und zwar letzteres, weil er überhängt.
Rahme des Sturzes bey den Papiermachern,, d. i, desjenigen
kupfernen Bleches, welches auf allen vier Leiften dev Form berum
vgenogeltwird. 3. Ein abgefchnittenes Stück, ein langer Körper,
von welchem etwas abgeſchnitten worden, wodurch derfelbe verkür⸗
get iſt; ineinigen Fälen, dagegen in andern Stumpf üblich. if.
Der Sturz, der Borderarm nach abgehauener Hand, dev Stümz
+. zelenden, im Niederf. Stubben. Bey den Jägern wird der furze
Sturz genannt. ı Auf den Blechhämmern find die Stürze oder
Stürzlein kurze zwicfad zufammen geſchlageneStückeEiſen, wel⸗
che aus dem Deule gehauen, und hernach zu Blech geſchmied et wer⸗
> den; wo aber auch der Begriff des ZuſammenſchlagensStatt finder.
Dasjenige Endeder Faſchienen, wo. ſelbige abgthanen worden,
3 heißt der Sturz oder das Stürzende, zum Unterfchiede von dem
> WBipfelende. (S. auch Stürzel,) 6. Ein Gefäß, entweder fo fern
83 dienet, etwas hinein oder heraus zu ſtürzen, oder auch -in dem
. weiteften Verſtande eines jeden Gefäßes; doch nur in einigen Fäl⸗
len. So haben. die Seifenfieder ein gewiffes Gefäß, welches fie
+ Sen Storz oder Sturz nennen, und welches unten enge ift, fich
nach oben zu.aber immer erweitert, —
Anm. In der erſten Bedentung ſchon bey dem Notker Sturz.
Dieſes Hauptiwort hat noch verſchiedene Bedeutungen, welche ſich
dem erſten Anfcheine nach nicht aus den bentigen Bedeutungen
‚ des Zeitwertes ſtürzen herleiten Laffen, daher man zur Einficht
iihrer Begreiflichfeit zu dem alten Worte ſturen, zurüc ‚geben
muß, von welchem ſtürzen nur ein Jatenſivum ift, und von
. welchem unfere feuern und foren: Überbleibfel find, Dieſes
bezeichnete, fo. wie alfe ähnliche Zeitwörter der Bewegung ,
» mehrere mit einerley, oder doch ähnlichem Laute. vesbundene
» Handlungen, unter anderg auch des Verkürzens, Stutzeus, wo⸗
don. in zerfiören noch etwas Ähnliches if, der Bewegung in die
Eifenff
Der Stürzader, oder Sturzader, des —s, plur, die —-äder,
in der Landwirthſchaft, ein Acker, welcher geftumzer, oder nach der
Brache zum erfien Mahle gepflüger worden,
Der Stüurzbaum, des—es, plur. die — bäume, ©, Purzel⸗
baum.
mern, eine Art fehr ſtarker eiſerner Bleche, wovon 8.bis 16 Stück
‚einen halben Zentner.wiegen.. Etwa, weil ſie vornehmlich zu eis
fernen Stürzen verarbeitet werden ? Aber ein Sturz. Blech, find
2. dafelbft ein Paar zufammen geflürzter oder mit den Oberflächen
auf einander gelegter Blechtafeln. . f —
Die Stürzbühne, plur. die — n, im Bergbaue, diejenige Büh—⸗
Ä =. ne am Schadte, wo die Tonnen ausgeffürzer werden,
Die Stürze plur. die—n, Diminut. des Stürzchen, Oberd,
Seurzlein. - 2. Von dem Zeitworte ſtürzen. (1) Der Ort, wo
im Bergbang die Erde hingeſtürzet wird, und welcher auch der
ihn auf oder über ein Ding zu ſfürzen. Die-Stürze.auf einem
Topfe. Dan hat auch zierliche blecher ne Stürzen, ſie auf Teller
un Schüffeln zu ſtürzen. Niederſ. Stulpe. 2. Die Sterze
an einem Pfluge wird aush- in vielen Mundarten die. Sturze ge⸗
aaunt, in welchem Falle es aber bloß eins verderbte Ausſprache
on ” N i " \
*
+ Vielleicht grümder ſich auf den Begriff des Uberhängens anch ber
, mel, Stumpf. Die Stürze gefälleter Bäume, die Stöde, Wurs -
Schwanz des Rothwildes, weil er wie abgeſtutzt ausſtehet, der:
Das Stürzblech, des—es , plur. die — — den Blechham⸗
Sturz heißt, (S. dieſes Wort.) 2. Ein bober erhabener Deckel,
a a Pc a
— Stu 486
des erſten iſt, obgleich auch diefes mit von. Auren, Hören ab.
ſtammet.
Der Stürzeböcher, des —s, plur.ut nom. fing. eine ſcherz⸗
bafte Benennung cines.dem Seunfe ergebenen Menfchen, welcher
gleichſam eine vorzügliche Fertigkeit befiger, die Bechet zu fürzen,
d. ie suszuleeren, daes dein auch wohl als ein eigent hümlicher
Nahme eines ſolchen Trinkers gebraucht wird. Wenn ader das.
Niederſachſiſche Stortebefer, einen Menſchen bedeutet, welder
alles ig; Sturze, oder mit Ungeftüm verrichter, einen Stürmer, fo
mag es wohl eineAnfpielung auf den berüchtigten Niederſ äch fiſchen
Seerãuber des 1aten Jahrh. ClausStortebekor ſeyn. An eben dies
‚fer Mundart iſt Stürz becher auch ein Becher mit einer Stürze.
Der Stürzel, des — s, plur. ut nom, ſing. wie Sturz 5, das
zur ückgebliebene kutze Ende, nachdem das längere abgeſchnitten
J
worden. Go werden die. Stoppeln in einigen Gegenden Stürzel
genanut. Jin Weinbaue heißen die in vorigen Jahren verfürzten-
‚Reben, fo wohl Stürzel, als Bnoten, Ranken und Schenkel,
Es fiammet vermittelſt der, Endfy!be--el von kürzen ber, fo fern
es. ebedem auch verkürzen, ſtutzen bedeutet hat. Wenn Stürzel
in einigen Oberdeutſchen Örgenden einen jeden Stängel bedeuiet,
fo gehöret es zu dem verwandten Sterze.
Stürzen, verb.reg. welches: in doppelter Geſtalt üblich iſt. LATE
ein Neutrum nit dem Hülfsworte ſeyn. 1. Plöglich und. mit gro⸗
„Ber Heftigkeit fallen, Das Pferd ſtürzt. Mic dem Pferde ſir⸗
zen, von dem Reiter. Zu Boden ſtürzen. Der ſirſch ſtürzt,
bey den Jägern, wenn er von einem empfangenen Schuffe zu Bo⸗
den führ, wu das Zeitwort fallen mit dem Weidemeffec beftraft
wird. Star ſtolperte im Laufen und ſtürzte hin. Von dem
Pferde, von dem Thurme, aus. dem Senfter kürzen.
jenem Tage, da dem jungen Aleris zwo Ziegen von der. $elz
fenwand ſtürzten, Geßzn. Schade, fprach er, folltef du
‚ Baum in das wilde Waffer ftürzen, eben der Das Waſſer
ſtürzt vom. Berge herab. In figürlichem Verſtande, von einem
bohen Grade des, Anſehens, der Ehre, der Macht u. ſe f. plötzlich
in einen niedrigetn, verächtlichern Zuſtand gerathen, der Stolze
ſoll ſtürzen, Jer. 50, 32, iſt es im ßochdeutſchen nicht gangbar,
obgleich das Activum in der dazu gehörigen thätigen Bedeutuug
noch völlig üblich iſt. 2. Sich mit großer Heftigfeit und Geſch win⸗
. digfeit, gleichfam ſtürzend, fortbewegen, Er Hürstein das Jim⸗
mer. Tobend ſtürzt die Fluth daher. Das Blue Hürzte aus:
der Wunde, ausdem Halfe uff. Daher Ser Blutſturz oder
„Lie Blutflünzung. ; £
AI. Als ein Activum. 3. Schnell und mit geoßer Heftigkeit
„von einem höhern Orte fallen machen, als das Factitivum des vor
‚rigen Reutrius, (1) Eigentlich. Femanden von dem Thurme,
Sid; in das Weffer, in den Abgrund, aus dem Senfter, von:
dem Thurme ſtürzen. - (2) Figürlich.
Grade der bürgerlichen Ehre, des Anfebens, der Macht plötzlich in
einen. niedrigeren Zuftand verfeßen.. Jemandes Mac ſtürzen.
Einen Konig von dem Throne ſtirzen. Die ßoffahrt wird
ihn ſtürzen, Sprihw. 29,23. Sinen Miniffer Kürzen, Mit
kaltem Setzen wird er den Glücklichen ſtürzen, welcher ſeiner
Erhebung im Wege ſteht, Duſch.
Auf fich.den Haß der Miedern laden,
Dieß ſtürzet oft den großten Mann, Gel,
Sugleichen ini weiterm Berftande, plötzlich in einen unvolfommer
nen Zuftand verfegen. Jemanden im das Derderben, in Uns
gluück, in Elend, in Armuth ſtürzen. Sic in Laſter, in Un⸗
glud', in Schande, in das: verderben fürzen.: Die lange
‚Meile ſtürzt uns in eine gedanfenlofe Unthätigkeit. (D) Gera
de unter ſich, ſeukrecht nieder geben, am haͤufigſten im Bergbaue,
ee ET
Seis .
von einem Selfen, in den Abgrund, aus dem Senfter Hinzem..
(4). Bon einem hoben.
—
487 Stk
won der ſenkrechten Richtung des Gannet. Der Gang fürse ih
ins Liegende, wenn cc aus feiner vorigen Nichtung fenkrecht nie⸗
der zehet. Daber wird derjähe Abhang i in einigen Gegenden auch
der Sturz and der Abiturs genannt.
2. Schnell und mit großer Heftigfeit fottbewegen machen.
Die Geläufigkeit ihrer Zunge ſturzt alles vor fi heraus,
was ih in ihrem Wege findet.
3. Blöglich umkehren, fo daß das oberfte zu unterft komme.
(1) So dag das darin befindliche plöglich und in Menge heraus
falle, Eine Tonne ſtürzen, d. i. umffürzen, befonderg im Berg»
bane, um das darin befindliche auszufihlisten. Das Erz aus der
- Tonne in den Barren fürzen. Einen Barren kurzen, (S.
Stürzkarren.) Die Gläfer, die Becher kürzen, figürlich wa⸗
rer gehen, (S. Stürzebecher.) Daher Ausſtürzen und Um—
funzen. (2) Ohne den Begriff der Ausfchüttung. Einen in das
Waller gefallenen Menſchen ſtürzen, ihn auf den Kopf ſtel⸗
Yen, damit das eingeſchluckte Waffer von ihm abfliefe, Wo oft
der Siamimbegriff der Heftigfeit und Geſchwindigkeit verſchwin⸗
det, fo daß ſtürzen nichts mehr fagt, als das unterftezu oberſt
kehren. Einen Vorhang kurzen, ihn fo aufmachen, daß das une
terſte oben komme. Geſtürzte Eyer, in den Küchen, hart gefot-
gene, ‚gefüllte und umgewandte Eyer. Das Getreide funzen,
es umfhaufeln, umſtechen. Ju einem andern Verſtande if
ſtürzen in der Landwirthſchaft, den Brachacker zum erflen
Mahle pflügen , weil dadurch die Stoppeln umgeftürzet werz
den, welches Pflügen auch koppeln, brachen und felgen genanut‘
wird. Auch fagt man von zwey Körpern zuweilen, daß man fie zus
fammen ftürze, wenuman die Oberfläche beyder auf einander
Legt. Butterfihnitten zufammen flürzen, beyde mit Butter bes
ſtrichene Oberflächen.
4. Mic einem hohen hohlen Deckel bedecken; entweder als
‚eine Figur der vorigen Bedeutung, fo fernein folher Dedel als
ein ungeflürztes Gefäß betrachtet wird, oder auch als eine eigene
DOno matopðie des mit diefer Art der Bedeutung verbundenen Lan⸗
ces. Nieder. Hülpen. Den Deckel, die Sturze, auf den Topf,
diber den Topf ſtürzen. Die Baube über den Bopf, auf den
Bopf Hürzen, fie nachläffig und in der Geſchwindigkeit auffegen.
Die Perrucken aufſtürzen, eben fo. In einigen gemeinen Munde
arten wird es indeffen ‚für bedecken überhaupf gebraucht, daher
auch in der Scheiz Eine Art Bleches, womit die Dächer befchla-
gen werben, der Stürzer heißt. So auch das Stützen.
Anm. Bey dem Notfer im Neufro lturzan, fo wie noch jetzt
in einigen Oberdeutſchein Gegenden das Reuteum ſturzen lautetz
im NRiederf. ſtorten, im Schwtd. Rörta, dagegen im Engl. art,
fo wohl anffpringen, auffahten, als auch thätig, aufjagen ift. Die
Endſylbe zen verräth ein Intenfivum, fo daß dieſes Zeitwort von
ſtaren, Hören, ſteuren, Huren u. ff. abgeleitet werden muß, fo
feru fie ehedem verfchieden- Arten heftiger Bewegungen bezeſch⸗
neten, und deren Laut nachahmeten. Bey dem Ditfriedift nidar
Karen, fihuiederfüden, welches das nächſte Stammwort von
unferm Fürzen iſt; im Angelf-Hyrian, fo wohlbewegen, als auch
umkehren, Franz. ohne Sifhlauttourner. Das Lat, ſternere,
geboret auch hierher, nırd unterfheidet ſich bloß durch einen gleich
Hedentenden intenſiven Endlaut von einem andern Laute. In be⸗
ſtürzen hat ſtür zen noch rine audere jetzt in dem einfachen Zeit⸗
worte veraltete Bedrutung, wo es eigentlich ſtarr, ſtutzig machen
zu bedeuten, und nah dem Lei. coulle rnere gebildet zu ſeyn
ſcheint, im mittl. Latein, ltsrdire, Franzöf. Eto urdir, ehedem
eou die S auch Sturz, weilches noch ein ige er jetzt ver⸗
‚altete Bedeutungen aufbewahret.
a a aan a und
BE a Fi ——
ER
Der Stürzet, bene; plur, ut nem. fing.
baue, diejenigen Arbeiter, welche am Shaste ſtehen und das
betauf.gegogene aus den Tonnen inden Kasren ſtürzen. ®, Eine =
Art Yleches, S. Stürzen IT. 4.
Des Stürzgut,des—es, plur. die — güter, ein Colleetum,
welches entweder im Singular allein, oder auch im Plural allein.
gebraucht wird, in der Schifffahrt, diejenigen Süter, welche weder
Fäffer noch Ballen erfordern, fondern ohne felbige in den Raum
geſtürzet werden, 5. 8. Salz, Getreide, Kohlen. uff
Der Stürzbaten, des— 5, plur. ut nom. firig. im Bergbaue,
ein Hafen an einer Kette über em Schachte, womit die Sonnen
gefangen werden, damit fie fih umftürgenfönnen, -
Der Stürzkarren, des—s, plur.ut nom. fing, ein —
mit zwey Rädern, deſſen Kaſten man bey dem Abladen hinten nie⸗
derläſſet, damit die Laſt heraus ſtürzeʒ derSchuttkarren, Riederſ.
Stortekare/ Wuppe.
Der Stürzplatz, des — er, plur. die — plätze, im Betobame;
der Der neben dem Schachte,, wo die herauf gezogenen Tonnen
ausgeſtürzet werden ; der Sturzvaum, die Stürze.
Die Stürzſtatt, plur. die — frärte, bey den Jägern, be@lan, -
. oder dev Det, wo ein angefchoffenes Wild geſtürzet iſt.
Der Srürzerog, des — es, plur. die — tröge, im Hürtenbang, .
eine hölzerne Mulde, womit der Schlich in dei Brennofen ger
-fliirzet wird,
Die Stute, plur. die—n,ein Pferd weißlichen Sefcbledhtes,
im Gegenfage des Hengftes ; ein Mutterpferd. Kine Stute
veiten. Eine Stute belegen laſſen, fie von dem Bengfte bes
fruchten laſſen.
Anm. Schon bey dem Winsbed Stuot, im Engl. Steed, i im
Schwed. Stod, im Isländ. Stedda, Das Schwer. Stod bedeu⸗
tet indeffen au theils eine Herde Pferde von 12 Stück, theils den
Hengſt, welcher auch im Angelf, Steda, bey dem Du Fresne
Stuot eißt; in welchem legtern Falle der Nahme vielleicht von
fioßen berffammt, indem man einen Sengſt von demſelben auch
ſehr Häufig den Stoößer, Niederſ. Stöter zu nennen pflegt. Bey
x
So. weiten Bebrauche des Wortes Stut und Stute iſt dejfen - —
Abſtammung und erſte Bedeutung ungewiß, und Opitz nemmt.fo.
gar eine Ziege, eine Stute, undim Schwed. ift Stutz Dän. Sted,
ein Stier. In einigen Riederf. Gegenden heißt eine Stute, Täre,
vermuchlich von dem alter Tada, Mütter, und da könute unfer
Wort leicht durch den vergefezten Ziſchlaut devon’gebilder ſeyn.
‚Übrigens iſt die Schreibart Stutte unrichtig, weil das u gedehut
ift, und das e nur einfach lautet. -
Der Stutenmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. der Bor
geſetzte oder Aufjeher über-eine —— in einigen Gegenden
der Geftutmeifter wildmeifter · Bey einigen Stutereyen heißt
der Borgefegte derfelben der Stutereyverwalter, und alsdann ift
der Stutenmeiſter ein ihm RACE Bedlenter an %
die Aufſicht über die Stuten hat.
Die Stuterep, plur. die — en, eine Anfkale, wo Stuten: —
Fortpflanzung ihres Geſchlechtes in Menge Sehalten —
das Geſtüt.
Der Stutereyknecht/ des ⸗ es; plur. die—e, Anechte, weie
die Pferde in einer Stuterey zu warten haben,
Der Stuterepverwalter, des —s, plur, ut aom. fing.
Siehe Stutenmeiſter.
1. Im Borg-
*
——
x
Das Sturfüllen vver Srurinfüllen,des—s, plar. utnom.
fing. ein Füllen weibfiben Geſchiechtes, ein Mutterfülen;
zum Unterſchiede von einem zengtfüllen.
Der Stun, des —es, plur, die — #, ton dem Beitworte Runen,
4. ©9 feet eg ehr Intenfioum von Fopen fill der Scug, ein befe
03 Skurzende, plur. Ben aröhe Sotbbien, das untere
—— tiger auit einem Widerſtaße derbunde ner Step, Schwed. a
Eid ‚in Begeufage dee Wipfekendes, Ex Suurʒ.
© in welchem
elchem Verſtande es doch wenig gebraucht wird. Doch fast
man in einigen, age figürlich, von der mit einem ſolchen
" Stoße verbundenen Gefigwindigfeit, auf den Stug, für plöglich,
ſogleich, anf der Stelle, in andern gemeinen Mundarten, auf
"pen Plug. Bey dem Notker ift Auzzelingen , vor ungefüpr.
2. *Bon der veralteten Bedeutung, hartnädig, widerfpänftig
fepn, welche vermuchlich eine Figur der vorigen ift, iſt der Stug
ohne Plural, in einigen Gegenden Widerfinnigkeit, Hartnädigs
* Zeit. Er thut es aus Stug. Es iſt lauter Stug und Trug in ihm.
— Daber der Stutzkopf, ein Starrkopf, und jtugig, balsftarrig.
Im Sochdeutſchen ift esindiefer ganzen Bedeutung fremd. 3.
Bon hugen, fürzer machen, iſt der Stug, Diminut. das Stutz⸗
chen, Oberd. Stuglein, ein abgeſtutztes, abgekürztes Ding, oder
auch ein Ding, welches eine Fürzere Geſtalt hat, als andere feiner
Art, Sp werden eine Stugbuchfe, eine Stutzuhr, eine Stutz⸗
perrüucke auch fehr häufig nur Stuge ſchlechthin genannt, wofür
in vielen Gegenden mit der Endſylde —er auch Stutzer üblich,
if, (S.daffelbe.) Bey dem andern Geſchlechte find die Stugchen,
Sandſchuhe ohne Finger, welde nur bis an die Knöchel geben.
Dabin gehöret and das Wort Stug, wennes ein Furzes niedriges
Grfäß bezeichnet, welches fürzerift, als andere feiner Art, in wel ⸗
em Verſtande es in einigen Gegenden Stütze lautet. So bat
‚man in der Hauswirtbfchaft niedrige bölgerne Fäffer, 5.8. zur
Siede für das Birch, welche Stuge genannt werden, Zu Zürch ift
der Stogen, ein kleines Maß flürfiger Dinge, deren zwey ein
Zürcher Quart, vier ein Naß, und acht einen Kopf machen. 4. Von
flugen, gerade und ſtarr in die Höhe ſlehen, war Stutz ehedem
ein zur Zierde empor fiehender Federbuſch. Daher der Helmftüg
oder Ritterſtutz, ein folcher Feder buſch, welcher von den Hittern
zur Helmgierde getragen wurde, Franz. Cimier. Noch jest ges
braucpen die Feder ſchmücker diefes Wort. Die Sedern zu Stug
bereiten, wenn fie in die Höhe ſtehen follen, zum, Unterſchiede
"von den Plate liegenden Federn, z. B. den Hutfedern. S. Stugen.
Der Stugäenel, des— s, plur, ut nom.fing. furze abges
ſtutzte Armel an den Aleidungsftüden, befonders des, andetn Ge:
ſchlechtes.
Das Stünband, des — es, plur. die —bänser, ben den Zim⸗
„merleuten, kurze Bänder, welche in einen Sränder und in ein
* — darüber frey liegendesHols, oderin die darunter liegende Schwelle
eingesest werden; um felbige zu flügen, und mit tragen zu helfen;
>, Tragebänder. ;
Der Stugbart, des — es, plur. die — barte, der an der Dders
lippe abgefürzte oder abgefchnittene Bart, -
Die Stutzbüchſe, plur. die —n, eine kurze dide Kugelbüchfe,
welche fürger it, als gewöhnlich, das Srugrohr, der Stug (im
Oberd. der Stugen), ingleichen-der Stuger.
1. Die Stüge, plur. die—n, in einigen Gegenden, 3. ®. in
Baier, ein Nahme eines hölzernen Gefaßes von Böttcherarbeit
eine Bierſtütze, Waffertrüge. Es lauter dajelbft auch Stige,
und iſt entweder mit Srug, in der Bedeutung eines ähnlichen Ges
füßes, ein und eben daffelbe Wort, oder auch mit Stande gleich
> bedeutend, da es denn fo wie diefes gleichfalls von ſtehen abſtam⸗
‚men würde,
2. Die Stüge, plur, die —n, Diminuf. das Stützchen, Oberd.
-Stüzlein, von dem Zeitworse ſtüßen, ein Ding, weldes ſtützt,
de 1. ein ſteifer Körper, welcher unter oder an eine Laſt geſetzt
wird; den Fall derfelben zu verhindern; in vielen Fällen auch eine
Steife. So pflegt man Stägen ah die Hänfer, unter, und an die
Bäume u. f. f. zu fegen, den Einfall: oder das Umfallen derfelben
In verhindern. Figürlich nenne man eine Perfon oder Sache eine
Stuite, wenn ſie ugs hr einen unvollkommuern Zuflaud zu geras
then biadert, Bin Mann iR eine Stüge Ira Srautes, der Kirche,
*
z
Stu 490
‚einer Familie u. ff. werner deren Verfall hindert, fie in ihrem
Wohlſtande aufrecht erhält. So manches Serz, das (melde)
auf der Bahn der Tugend zu wanken anfing, bie an dem
" Sreunde eine Scüge gefunden, Gel. Jugleichen Das if feine
Stüge, er gründet, beruft, verläßt fich darauf.
Anm. Bey dem Ulphilas Stud, im Niederf. Stud de, Stutte,
im Angelf. Studu, Stuthu, im Engl. Stud, im Din, Styttels,
im Schwed.Stod, welches im weitern Verſiande auch eine jede
Hülfe, ingleichen einen Beytrag an Gelde bedeutet. ©; Stügen,
Stugen, verb. reg. weldes in doppelter Geftalt üblich iſt.
1. Als ein Neutrum mit dem: Hülfsworte haben. ı. Deftig ſto⸗
gen, und zwar fo, daß von dem geftoßenen Körper ein Wicdere
floß erfolge; wo esder Forın nach ein Intenfivum von ftoßen,
Riederf. hören, dem Werfen nach aber eine genaue Rachahmung
des mit dieſer Artdes Stoßens verbundenen Lautes iſt. (1) Ei⸗
gentlich, wo es doch im Hochdeutfchen wenig gebraucht wird; Italk
» cozzare. In verfchiedenen Provinzen aber gebraucht man es vor *
Ochfen, Siegen, Böden, wenn fie floßen, wo es auch die thäs
tige Form leider. Matihefius erflärer ſtutzen, durch Stirnſto—
gen wie ein Bock. Schon bey dem Ulphilas iſt Rautan, flogen.
Im Hochdeutfehen fagt man noch zuweilen, mit den Weinglüfern
' fiugen, fiean einander ſtoßen. In einigen gemeinen Mundarten
find für die ſes ſtutzen auch hugen und bugen üblich, welche ähn⸗
liche Onomatopdien find. (S. auch Aufftutzig, welches auch noch
etwas von dieſer Bedeutung enthält, (2) Figirlich, wo es in
einigen Srgenden, z.B. in Hamburg, für raufchen gebraucht wird.
“ Hit einem. genen Getreide ſutzen. Eine Waare verkugen,
vertanfchen. Stoßen wird oft in eben derfelden Bedeutuug ger
braucht; Waaren umfloßen, ‚verfioßen, d. i. umfegen.
2, Bey Empfindung eines unerwarteten unbefannten Dinges
plöglich ſtille ſtehen, wo es einen getingern Grad der Empfindung
ausdrudt, als beſtürzt werden und fich entfegen. Im Schwed,
gleichfalls utfa, dagegen (don Kerv Rozzon für fürchten ger
braucht. Ein Pferd ſtugt, wenn es unvermuthet etwas Fremdes
erblickt, und noch unfchlüffig iſt, ob es fortgehen foll oder nicht. So
auch von Menfchen, feine Befremdung fiber etwas Unerwartetes
durch ein plößliches Stille fichen, oder Iunehalten inter Bewer
gung, in der Nede, im Denfen, an den Tag legen: ſtutzig werden.
Uber etwas,fugen, es ſey nunein Übeloder etwas Angenehmes,
wenn es nur unerwartet if. Bey diefen Worten. ugte er. Es
ift bier ein Antenfionm von Reben, welches in Statt, Hatten,
u. ſ. 1. fchon ein bat, wo das Plötzliche durch das g ausgedruckt
wird, man müßte denn diefe Bedeutung lieber als vine Figur der
vorigen Bedeutung anuſehen wollen, indem dag Stugen auch als
eine Art eines plöglichen Zurückſt oGens oder auch Zurüdweichens
üngefchen werden kaun. Auf ähnliche Art ift aub im Schweb,
hirta, flußen, welches zu unferm hirten, hürten, ſtoßen, geböcer.
3. Prangen, Staat. machen, im äußern Gepränge andere zu
übertreffen fuchen, im Schwed. gleichfalls Autla, Mir prächtigen
Kleſdern Fugen. Jetzt Fann er fiugen, Tas fluge! das
pranget, dasfält in die Augen.
Das Menſch gefallt auch ungepugt, .
r Trog mancher, die in Slirtern tust, Hagrd.
(S, Stutzer.) Es gehöre hier zn Staat, iſt aber alleni Anfchcine
nach gleichfalls ein Intenſtvum von ſtehen, und ſcheinet eigentlich,
fid; iider anbere zu erheben, größer ſeyn wollen, als andere, zu ber
deuten; Holtieren, von fols, erbaben. In Stutz nnd Yuffugen,
iſt diefe Bedertung derErhebung , des Emporftehens, noch ir
mehr eigentlichen Verſtande üblich. Auf ähnliche Art find butzen,
fioßen, der Bugen, erwas-Hervorrägendes, und pugen, gisren,
verwandt, Am alt Franzöf, Filiauceure, jeder Pus oder
Staat in Kleidern, und eltautier,pugen, Latpıntiet leiter es
9563 von
491 "Stu.
i Efawramentum ab; allein es ſcheinet RATE —
zen zu gehören. (S. auch Stüge) Im Holländ, iſt das mehr ein«
. fashe fin yien,prangen, prahlen.
A. As ein Activum. ‚ı, Empor ſtehen madhen, oder vieleicht
auch, alsdas Activum der vorigen Bedeutung, -prangen machen,
Boch nur in dem zurfammen-gefegren Aufſtutzen. (S. daffelbe, in»
: Fürger machen, und dadurch ein kürzeres Anſehen geben, als eine
Sache gewöhnlich Hat. Sinem Pferde den Schwanz, einem
Bunde die Ohren ſtutzen. Die Haare iugen, fie der. Länge nach
beſchneiden.
abbauen; , Den Süuhnern die Slugel, den Schwanz ſtutzen, (S.
; Bug, Stuger und viele der folgenden Zufammenfegungen,) So
auch dag Stugen.
Anm. Das g in der Mitte des Workıs deutet auf ein Inten⸗
firum, deſſen Stammwort bald open, Rirderſ. töten, bald ſta⸗
den, ſtatten, von ſtehen, bald auch ein veraltetes Fusen, kürzer
„machen, iſt, welche, ſo verſchieden fie auch ihren Bedeutungen nach
find, ſich doch aufähnliche Onematopdien gründen. Für ſtutzen,
fürzer machen, gebrauchen die Niederfachfen fluven, welches zu
“Rumpf geböret.
&tüten, verb. reg. act. eine Laſt, welche fonft fallen würde,
durchlinter- oder Anſetzung eines fieifen Körpers ftehend erhalten,
in Saus, einen Baum, eine Mauer fügen. Sich auf. den
Sillbogen fügen. , Sich an einen Baum fügen. Ingleichen
ſigürlich. Sich auf etwas ſtützen, ſich darauf verlaſſen, ſich
darauf gründen, cs als den Grund feiner Erwartung, feiner
Berficherung anfehen. . So auch das Stügen, felten ‚die
Stützung.
Anm. Am Riederſ. ſtud den, ſtutten, im Schwed. lödja. ‚es
ift das Activum oder vielmehr Factitivum von Augen, eıhpor fies
«ben, und bedentet eigenilich empor ſtehen machen. Das einfachete
Rudan, welches unmittelbar von ſtehen abſtammet, gebraucht
ſchon — für gründen, Ohne Ziſchlaut gehöret * das Griech
Is mit zur Verwandtſchaft.
Der Stuger, des —·5 plur. ut nom.ſtug. von dem Beitworte
fugen.: 1, Von fugen, in Kleidern prangen, if Stuger, derjenir
98, welcher andere feines Standes in zierlichen Kleidern gu über:
ireffen ſacht. Fämin. die Stugerinn, Lin Stuger feyn. (©:
Grugen,) 2. Vonflugen, abfürzen, iſt Stuger, ein abgefürztes
Ding, doch nur im figürlichen Verſtande, ein Ding, welches eine
.. Eürgere und gemeinliglich auch dickere Geſtalt har, als andere feiner
Art; Dininat, Stutzerchen, Oberd. Stugerlein. So werden eis
ne Stugubr, eine Stugbuchfe, zuweilen. auch eine Stutz⸗ Perr ů⸗
.Ee, häufig nur Stuger, und obne Ableitungsfylbe in, einigen Ges
genden nur Stuge genannt, Auch eine Art Weingläfer niit einem
Eurzen ſtarken Fuße, beißen fo wohl Stuggläfer als Stuger, ent⸗
weder auch wegen diefer kurzen Geſtalt, oder auch weil fie wegen ih⸗
zer Stärke zum ſtutzen, oder anftoßen, bequem find,
. Wenn Eintracht, Luft und Darf, mie vollen Stutzern
winken, Haged.
Am Htrteurfihen wird auch ein Feiner enger Muff, fo wohl
Stutz, als Stugen and Sruger genannt, vermufhlich, weiler.
einen abeefußten Armel ähnlich ſiehet, In sandern Ober⸗
deutſchen Gegenden heißt er Stau, Stauchen ———
Schliefer.
Das Stunglas, des — es), 'plur, die — gläfer, ein Weinglas
mit einein furzen Zuße, ©. das vorige. e
Das Stutzdut, des — es, plur. die — güter,im Churfächfie
fihen eine Art lehnbarer Bauergüter, welche⸗verſtu get, das iſt,
fo wohl getheileg, als auch vertauſchet werden können. Von ſtut⸗
sen, tauſchen.
gleichen Stutzen. 2. Im entgegen geſetzten Verftande iſt ſtutzen
Einen Baum ſtuten, den Wipfel abſchneiden oder
—— — ehr
Der Seünbaten; des, — utnom. fing. bey den Su
Br — Art Sbürhafen, unter welchen eine rd Stütze ange⸗
racht i —
Stutzig, —er, —fe,adj.et adv. von Augen, 1." Bonflugn,
flogen, oder auch ſtehen bleiben, ifi Augig in einigen Gegenden fo
‚viel als bartnädig, widerfpänftig. in Augiger Ropf, welchen
man dafelbfi auch wohl einen Stugkopf neunet. 2.* Ir andern
Gegenden bedeutet es uneins, freitig, auch von fügen, flogen,
Da ward er mit dem Raifer ſtugig, Spangend, $ürft Wil»
beim von Senneberg if mit Biſchof Conrad zu Würzburg
Nugig geworden, eben derf. wofür er an einem andern Orte
auffiugig fagt, (S. diefes Wort.) In bepden Bedeutungen
iſt es im Hochdeutſchen unbefannt. 3. Von ſtutzen, I. 2, ben
Empfindung einer unerwarteten Sache plöglich fteben bleibend,
oder inne haltend. Stugig werden. Das Pferd wird fugig,
wenn es etwas ——— erblickt. Dieß machte mich
ſftutzig
Der Stugkopf des —es, plur. die — kopfe, Siehe das -
vorige.
Die Stügleiter, plur. die — n, eine Leiter mit Scigen, dr
gleichen z. B. die Baumleiternder Gärtner find. *
Der Stüsler, des —s, plur.ut nom. ling, ein im ——
ſchen undekauntes Wort, welches nur in einigen Gegenden N:
ift. Haus: und Stadrftugler find bey dem Beſold nah dem
Friſch Polizey- Auffeher, welche für die Beobachtung guter Site
ten und der Polizey — An andern Orten werden die Feld⸗
und Flurſchutzen oderFeldwãchter Feldſt ützler genannt. Es ſchei⸗
*8
net von ungen Abzuflamınen, fo fern es ehedem auch herum geben,
herum wandesn, bedeutet haben mag, welche Bedeutung es ‚gar
wohl leidet.
Der Stutzohr, des — es, plur. die — e, ein Thier, beſonders =
ein Pferd mie geſtutzten oder abgeürgten Ddren; Niederf.
Stufohr.
Die Stug:Pertie, plur. die-n, eine kurge Perrüde, melde
nut bis in den Nacken reicht, und ginen ganz lockigen Kopf —
ahmet; ein Stug, ein Stuger. ;
Des Stutzrohr, des —es, plur. die e, ©. Stugbücfe.
Der Stutzſchwanz, — Iur. die — ſchwanze, ein Thier,
beſonders ein Vferd mit einem ge Buchen Niederſ Stuf⸗
ſchwanz.
Die Stugubr, plur. die — en, eine große —————— welche
man in einem zierlichen Gehãuſe aufden Tiſch feet; ein Seug,,
“oder Stutzer. Entiveder auch, wegen der Fürzen abgeſtutzten Ge⸗
ſtalt des Gehãuſes, oder auch von ſtutzen, ſtehenn, eine ſtehende
Taſchenuhr zu bezeichnen. Eine Stuguhr und Tafeluhr ſiud nur
darin unterſchieden, daß Bey dieſer die Stirnräder fenfrecht, —*
— jener aber horizontal liegen.
Der. Styl, des — es plur. doch nur von mehrern Arten, —
aus dem Griech. —*8* Stylus, die Art und Weiſe, wie man,
feine Gedanfen ordiiet und vorträgt; zunächft ven dem Vortrage
‚ derfelben durch Worte, Sie Scpreibart.. Daher der männliche,
der kraftige, der ſchleppende, der weitfhweifige Styl; der
profaifche, dex poetiſche Styl, der Brief-Stpln.f.f In weir
. teten Bedeutung, auch von den übrigen bildenden Künfteni-
So ſchreibt man einem Eomponiften, einem Mahlerar, fi f. einen.
Styl zu, fu fern fie durch ihre Werke gleichfalls ihre Gedanken
ausdrucken. Daher har man in der Mufif den Kirchen⸗Styl,
Theater⸗ Styl, u. f. fe Von dem Style eines Mahlers und
Bildhauers läßt ſich Has Deutfhe Wort Schreibart nicht für
Styl gebrauchen ; wohl aber von dem Style des Eompomften..
Um die. Mitte des 1 4ten Jahrh. ah‘ dae Lat. —— *
Ticht uberſetzt. ?
Der
E
"Au
4
Un, ses —⸗en, plur. die — en, von dem vorigen Wor⸗
Kr Der Got, engerer Bedeutung, eine Perfon in Anfebung ir
ungebundenen Styles, welden fie ſchreibt. Man fagt,
ſey jemand ein guter, ein ſchlechter Styliſt, wenn ee » -
ungebundener Nede gut oder ſchlecht fchreibt. Von der ge«
bundenen Schreibart wird diefes Wort nicht gebraucht. Das
. Beitwort fiylifiven, feine Gedanken ordnen und durch Worte
‚vortragen, ift tue noch in der niedrigen Sprechart üblich.
Die Suade, (forich Shwabe,)plur. car, aus dem Lat. Suada,
“die Fertigkeit andere mit Leichtigkeit zu überreden,
Das Subject, des — es, plur. die —e, aus dem Latein. Sub:
jeetum. ı. Dasjenige, von welchem etwas gefagt wird, zum
Unterfchiedbe deffen, was von demfelben gefagt wird, oder des
Prädicates; inden meiften Fällen im Dentſchen der@egenfand.
2, Im gemeinen Leben pflegt man einen Meuſchen, in Anfehung
feiner Säbigkeit oder Tüchtigfeit zu etwas, häufig ein Subject zw
nennen,
Bublimiren, —— reg. act. aus dem Lat. fablimare, in die
Höhe treiben, in der Chymie, die feften Theile eines Körpers duch
das Feuer in die Höhe treiben; zum Unterfchiede von dem Deftils
Tieren, we nur die flüffigen Theile in die Höhe getrieben werden.
" Daher das Sublimat, des — es, plur. die—e, dasjenis
ge, was auf ſolche Art in die Höhe getrieben worden, welches,
wenn es aus leichten und zarten Zeilen beſtehet, Blumen ge:
nannt wird,
Die Subfidien, (dierfolbig,) fing.inuf. —— Sat. Subfidia
‚Sülfsgelder , S. diefes Wort.
Das Subftantiv, des —es, plur. die— e, in der Sprachtunft,
©. Sauptwort.
Die Subſtaͤnz, plur. die —en, aus dein Latein Sublantia,
1, Als ein Abftractum und ohne Plural, das Werfen eines Dinges,
(S.Wefen) In engerer Bedeutung nennet man die nährenden
Kräfte eßbarer Dinge, ingleihen den wefentlichen Inbalt einer
Rede oder Schrift, Sie Subſtanz. Daher fubftantics, diele näh⸗
rende Kräfte habend. 2. Als ein Coneretum, ein für ſich beflehen-
desDing, inder Philoſophie. In der erſten Bedeutung indem Iſi⸗
‚dor, vondem Weſen Gottes, Spuodi, bey dem Kero Eht, und
den dem Rotkee Vuiht, wofür inden fpätern Zeiten Wefen üb
‚ich geworden, 4
Subeil, — er, — fe, adj,etadv. aus dem Latein. fubtilis, im
‚gemeinen Leben für fein, zart, bebende, lifig. Mine Kıbtife
v Spige, Eine Sache febrfubtilanfangen. Lin fubtiler Bot:
tesläugnev, im Gegeufage eines groben.
Subtrabiren, plur. ut nom, fing. ans dembLat. fübtrahere, in
‚der Rechenkunſt, eine Zabl von einer andern gleichartigen weanch-
min, um zu erfahren, wie viel Einheiten die eine mehr bat, als die
andere ; abziehen, Daber die Subtractiõn, fo wohl diefe Hands
' Tung, als auch der Sheil der Rechenfunfk, welcher fie lehret, der
- Inbegriff der dabin gehörigen Regelu.
Succediren, verb.reg.neutr. mit dem Hülfsworte feyn, im
gemeinen Leben, für nachfolgen oder folgen, d. i.’in einem Amte,
‚einee Würde, oder dem Beſitze eines Dinges auf jemanden folgen,
Linem fuecedieren. Daher der Suceefor, welcher auf einen
- andern in einem Amte, einer Würde, oder indem Befige ines Dins
ges — der Nachfolger; die Suecerſſion, dieſe Folge, oder
olge,
Die Süche, plur. die—n, von dem folgenden Seltworte, befon
‚ders bey den Kägern. 1, Dar — des Leithundes, die Hand»
‚fung, da er ſucht; ohne Plural. Der Zund het eine richtine
Suche, wenn er- "gehörig fucht. Dem gumde eine gute Suche
machen, Da dein oft die Naſe des Leithundes, ingleichen die
4 *
Sup. 494
‚Seit, da mit bem Leithunde auf den Hirſch geſucht wird, uãhmlich
von Ende des Maimonathes bis zum Eude der Brunft, umer Dies
fem Worte verffanden wird, 2. Eben dafelbſt führer in einigen
egenden auch die große Kammer, oder dag Hinterjagen, men das
Wild, welches auf dert Lauf vorgejaget werden fol, im hohen Ben
ge flehet, den Nahmen der Suche.
Süchen, verb.reg. act. etwas, deſſen Det unbekannt ie, Au ſin ·
den oder zw entdecken ſich bemühen, beſonders fo fern es duch Bin
und her ſehen geſchiehet, ſo, daß es als ein Intenſtvum von fi *
betrachtet werden kaun.
1, Eigentlich. Etwas ſuchen und nicht finden. Das ver
lorne ſuchen. Eine Sache in allen Winkeln, auf dem Wege,
indem Sande, im Waffer u. fif. ſuchen. Der Leithund fucht,
wenn er ein Wild vermit elſt der Spur zu finden bemüber if,
Jemanden fuchen. Ich babe ihn gefircht und nicht geftin
den. Wo ſoll ich ihn fuchen ? Ich fuchte dich bey dem Seeuns
de. Das hatte ich in ihm nicht gefucht, von ihm nicht vermu⸗
thet. Die groben Seelen ſuchen ſich fo wie die feinen, beinik«
ben fich einander Fennen ju lernen, miteinander in Verbindung zu
Tommen, -
2. Figürlich. (8) Was haft du hier zu ſuchen? zu thun,
zu verrichten. Ich habe da nichts zu ſuchen, nichts iu dere
richten.
Wenn er nicht Hiehen will, was ſucht er bey den Sch a⸗
fen? Schleg.
(2) Was fucht er darunter ? was hat erdabey für eineverber-
gene Abſicht? IH weiß fhon, was du darunter ſuchſt.
(3) Er ſucht etwas darin, fegt,eine Art vor. Ruhm, von Vor,
zug darin; eigentlich eineeliptifhe R.A. er ſucht einen Ruhm
darim Br fucht etwas Sarin, feinen Derdruß merken zu Taf-
- fen. (4) Das Mittelmort gefucht von Werken des Verflandes,
bedeutet oft, die Mühe, welche es dem Erfinder gekoſtet, verra⸗
thend, von Dingen, welche diefes fichtbare Mühfame nicht haben
folten. Die Wendung, das Gleichniß, der Ausdruck ik zu
gefucht. Der Anlas zu. eingeflveufen Betrachtungen muf
nicht gefucht feyn „ fordern aus der Materie felbit hervor
dringen. Ein geſuchter — der nächſte Grad nach einem
gezwungenen.
3. An weiterer Bedeutung, ſich bemühen etwas zu erlangen,
oder eine Abſicht zu erreichen, es geſchehe auf welche Art es wolle.
So wohl mit der vierten Endung, ° Den Schatten fuchen, in der
Scatten aehen oder treten. Femandes Mugen, andrer Beßtes
fuchen. Jemandes Glück, Schaden, Derderben fuchen. Ur:
face zu etwas, einen Vorwand fuhen» Schur bey jeman⸗
den, Hülfe ſuchen. Ein Capital Suchen. Line Gelegenbrie
ſuchen. Ein Amt, eine Verforgung fuchen. Bey andern
Mitleid, wo niche Stärkung, Troft, wo nicht Sülfe ſuchen.
Seine Ehrein etwas fuchen. Ich bin den Ligen gram, ich
ſuche Feinen Zwiſt, Haged. Er ſucht feinen Reichthum nicht
in dem überfluſſe, ſondern in dem Gebrauche deſſelben, Gel.
Indeſſen läljet es fich nicht mit allen Hauptwörtern gebrauchen.
8.8. die biblifchen Ausdrüde, die Sünde, das Hofe, ieman⸗
des Befehle, Demuth und Gerechtigkeit, ein Zeichen, die Sluche
fuchen ‚laffen fih im Hochdeutſchen nicht nachahmen. Befonders,
such Bitten, Anbalten, Gnade, Vergebung: fuhen. Die
abe erlangen. Da denn inden Kanzelleyen auch
das Suchen für Geſach gebraucht wird... Da diefem Suchen
‚gefüget worden. Jemandes Suchen abfihlagen. Inden Zu⸗
fammenfesangen anfuchen, er ſuchen nnd Geruch iſt diefe Bedeu⸗
tung.nedh merfficher, Ingleichen mit dem Juſinitiv und dem Wört ⸗
den zu, für Mühe anwenden, fi bemühen, überhaupt. Jeman-
den
SE
495 Sud
den zu fchaden, zu nügen fügen.
ihm auszuweichen,, ihn umzubringen ſuchen. Ich ſuche es
dahin zu bringen, dapm.f.f. Erwas zu befchleimigen , zu
verzögerh, zu hindern ſuchen. Suche ihr Muth eimzufpre-
een, Feder fucht meine Entſchlüſſe auszuforſchen. So auch
"das Suchen.
Anm, Indem Ifidor, ep dem Kerou. ſef. füahhan, bey dem
Ulppitas lokjan, im Niederſ. fofen, im Angelf. lecan, im Engl,
to feek,im Schwer. löka, im Vohln zukam. Wachter leir
tet es von Auge, Ihre aber von Cyres,ber, Allein, in der ers
fien Bedentung ſcheinet der Begri des Sehens der herrſchende
zu ſeyn, daheres dafelbfi füglich als ein Zuienfivum von fehen
betrachtet werden Tan. Die folgefide weitere. Bedeutung läßt
ſich als eine Figur der erſten anfeben, indeffen ſcheint doch, daß
in derſelben mehrere dem Auſcheine nach verwandie Begriffe
zu fammen kommen. Denn da die meiſten Zeitwörter urfprüng-
lich Dnomatopdien find, fo geſchiehet es oft, daß ein Wort meh⸗
rere gang verſchiedene Wirkungen oder Handlungen bezeichnet,
welche mit eben demfelben Laute verbunden find, oder unter dem⸗
- felben gedacht worden. Die verfchiebenen Bedenungen, weiche
bey dieſem Worte noch im Betrachtung kommen, find: 1.Des
Sehens oder Ziehens. Se fechten den Wolkenſtein, ſie zogen da⸗
Hin, in der Stiftifchen Febde bey dem Friſch. Das Lat. lequi
iſt damit verwandt, und im Lettiſchen ift lekku, ich folge, Auch
unſer befuchen leiderdiefe Bedeutung. Ja es fonmen Spuren
vor, daß es ebedem noch mehrere Arten körperlicher Berweguns
gen bedeutet bat. Friſch führer verſchiedene Stellen an, wo es
für plagen, plündern fichet. 2. Des Kedens, Sprechens, befon-
ders mancher Arten der Rede, Noch jest wirdes für bitten ges
draucht, Bey dem Kero iſt Kefuahhidda, Unterfuchung, in»
gleichen Streit. Bey andern alten Oberdeutſchen Schrifiſtel⸗
Kern ifi [uachon, fordern. Das Lat. quaerere bedeutet fo
wohl fuchen , als fragen, und queri, flagen, und das Hebr.
pyi, rufen, ſchreyen. Unſer fagen gehöret gleichfalls dahin. Die
Riederdeutfchen haben von ſuchen ein neues Intenfivum fuffen,
welches aber nur von den Hunden gebraucht wird,
Der Sucher, des— s, plur. ut. nom. fing. ı. Eine Perfon,
° welche ſucht, Fämin, die Sucherinn, am häufigften in.einigen Zus
fammenfegungen. 2. Bey den Wundärzten ift der Sucher, Franz.
Sonde, ein Werkzeug, die Wunden und deren Tiefe zu er⸗
forſchen.
Das Suchort, des — es, plur. die örter, im Bergbaue, ein
Det, welches von einem Gange abgeführet wird, andere unbes
Farınte Gänge zu ſuchen.
zer Suchftollen, des—s, plur. ut nom, fing, eben dafeldft,
sin Stollen, welcher vornehmlich geführet wird, am die Befchaf-
fenbeit des Gebirges damit zu unterſuchen, einen verlornen Bang
zu fuchen n. ſ. f.
Die Sudıt, plur. die— en. 1. Ein Wort, welches ebedem cine
jede Krankheit bedeutete, fie fey von welcher Arı fie wolle, in wels
chem Verftande.es ſchon bey dem Ottfried vorfommt. Auch das
alte Gothifche Saulıt, und Schwed. Sjuka bedeuten eine’ jede
Krankheit. Befonders gebrauchte man es, wie Seuche, ehedem von
anftedenden, gefährlishen Krankheiten, daher die Peſt noch jegt
in ‚einigen Gegenden dig Sucht genanut wird, Im Hoch deut ſchen
if es in diefer weiter Bedeutung veraltet, indem es ſich nur noch
in einigen Jufammenfegungen und Nabhmen einzelner Kranfhei⸗
sen erhalten har. Die fallende Sucht, (©. Sallen,) ——
fonft auch das bole Weſen, das ſchwere Gebrechen, der Jam⸗
mer, in Preußen das v öch ſte, in andern Gegeuden die Lollſucht;
Sie gelbe Sucht oder Geibfucht, die Schwin dſucht/ die Lungen=
Fucht, Tobſncht, Waſſer ſucht u. ff. Im einigen Gegenden ſagt
Zemanden ʒu gefallen,
-
273 EN vr
= 1
man auch Sauprfucht; für Kopfweh, Blutſucht, für —— |
oder Blutſturz n. f.f. Es gehöret zu fie und. Seuche, von wels
den e2 ein Intenfivum ifl. 2. Ohne Plural, eine anbaltende oder
berrfchende ungeordnete Begierde, eine zur Fertigleit gewordene
ungeordnete Begierde, Die Neigung zum Spielen iſt bey ihm zu
einer Sucht geworden. Die Liebe zur Sucht werden laſſen.
So auch in Zufammenfegungen z. B. Ehrſucht, Eiferſucht,
Ruhmſucht, Servfchfucht, Geldfucht, Rach fuhr, Spieifucht,
Taselfucht, Zankſucht u, ik. In welchen es iusgefammt eine,
heftige ungeordnere Begierde bezeichnet, das einzige. Sehnſucht
ausgenommen, welches den naciheiligen Nebenbegriff wicht bat.
Anm. Gemeiniglich fiebet man die letzte Bedeutung als eine
Figur der erſten an, und fie fönıtig es ſehr füglich ſeyn, udem ans |
baltende heftige Begierden wirklich als eine Krankheit der Seele
angefehen werden Fönnen. Indeſſen Faun es auch bloß ein Seitens
|
verwandter des erften feyn, und unmittelbar vor dem noch Nies
derdeutſchenSucht, ein Seufzer, und ſuchten, ſeufzen, abftammen,
Angel. ican und icettan, Engl. ligh, Holänd, zughten,
Schwed. lucku, welche alle jeufzen bedeuten, Siechen und deſ⸗
fen Intenfiriim ſuchten, bedeuteten eigentlich ſeufzen, figüclich - x
aber fo wohl vor Kranfheit, als auch vor Verlangen, A beſtiger
Begierde, ſeufzen. S. Seufzen.
Sührig,—er, — ſte, adj. et adv. ı, Bon Sucht, grank⸗
heit, iſt ſüchtig überhaupt, ſo wobl krank, ls auch Krankheiten»
verurfahend, ungefund, Allein im Hochdeurfihen gebraucht man
es nur im engeren Berflande, fo wohl nach und nach Schwaren und
Wunden verurſachend. Die Nagel an dendingern find füchtig, d.
i. wenn man fich damit verwunder, fo heiter die Wunde nich: leicht.
ſondern ſchwäret. Eine füchrige Saut haben, welche nicht leicht
heilet. Als auch die Krankheit nach und nad) vermebrend. Wol⸗
x
. len Zeug if füchtig. Schon bey dem Kero ift [uhtig, fiech, Fran, ,
In den Sufammenfegungen ſchwindſüchtig, lungenfügptig,
gelbfüchtig u. f. f. hat es diefe allgemeine Bedeutung noch.
2. Von Sucht, heftige anhaltende Begierde, ift es nur in Zuſ *
menſetzungen üblich, und zwar in allen, welche Sucht am
haben, da dern auch Hanptwörter auf keit davon gebildet —
konnen, die Fertigkeit der Sucht zu bezeichnen; ‚Ehrfucht, ehr:
füchtig, Ehrfüchtigkeir, Gewinnfucht, sewinnfühnig, Se:
winn ſůchtigkeit u. ſ. f.
Das Suchtkraut, plur. car, ein Rahme des eerandorne,
Stachys arvenfis Linn,
Der Sud, des — eg, plur. die Süde, von dem. Seitivorte fieden,.
3,Der Zuftand, da ein Körper fiedet. Das Warfer fiedet in
einem Sude fort, ununterbrochen.
Sude effen. Einen Topf zum Sude bringen. Eigentlich lei⸗
det es bier als ein Abſtractum feinen Plural; allein man gebraucht
ihn im gemeinen Leben doch, fo fern diefer Zuftand zuweilen als
ein Eoneretum angefeben werden Fany, Das Waffer noch Einen
Sud, ein Paar Sude thun laſſen, es noch Ein Mahl, ein Paar
Mahl anfſteden laſen. 2. So viel als von einer Sache auf Ein
Mabl grfotten wird. Lin Sud Biry, ein Gebräude, in einigen
Gegenden. Fedem Bürger iſt erlaubt, drey Süde zu thun,
Ein Sud Seife, Meth u. f.f. Ein Sup Sifche, ein ———
Im Niederfächfifchen in beyden Behrntungeir Sode, Si, © .
Sieden, |
Der Süd, des— is, plur, car. ı. Biejünige: Siminehigegend,
von welcher die warmen beißen Winde berfommen, oder welche
ung zur linken legt, wenn wir Morgen in däckent, und Abend vor
ung Faden; Mittag. Es wird bier nur ohne Attikel und gemeigige-
lich auch ohne Declination in Geſtalf eines Hebenwortes gebraucht.
Der Wind it Sid, fonimt von Mittag. Noch häufiger wird für
eg Hauytwori ve⸗ ſolgrude Rebenwort * en — Der
u den
L.
re RN
u - Alk Si
.
RR, ——
v7 =
a EEE Ei
En IE)
se 2
Etwas fogleih aus dem.
a RE Tau
| Sud
Dichtern gewagt worden,
Bi; ; 20 ip nicht jimgſt, als er von fernem Süden
ER Sen Riefen aus der Mittenaht,
| Sein Heer entgegen riß, u. f. f. Raml. j
Ro ließe fich vieleicht auch behaupten, daß diefes WortSüd,
; Südens, Süden drelinieret werden müßte, und daß das folgende
= Mebenwort Süden bloß diedritte Endung fen; welches denn auch
von Oſt, Öiten, Nord, Norden, und Wer: Welten gelten würde,
N g, Einausdiefer Gegend fommender Wind, für Süswind, doch
9 nur in der dichteriſchen und höhernSchreibart. In die ſer Bedeus
tung hat es ohne Widerſpruch im Genit, Südes oder Suds, im
Dat. Sud; obgleich diefe Endungen feltner vorfommen, fo wie
auch der Plural,-den diefe Bedeutung gar. wohl verfigtier, nicht
gangbar iſt.
und den gefährlichen, Süd, den Vater wurgenser Seu⸗
i den, Gieſeke.
Anm. Im Angelf- Suth,im Engl.South,im Franz. Sud,im
Wallif.Su, Bey den ältern Dberdeutfchen von@aris des Großen
und Rabani Dlaurigeiten an Suut, welches noch) in einigen eigens
thüinfichen Nabmen übrig ift, 3.8. Sundgau. Sımsbeim rn ff.
Diefes Sund ift mit Sonne unftreitig Eines Geſchlechtes, fo wie
unfer heutiges Süd allem Anfehen nach zu ſteden gehöret, diejenis
ge Gegend zu bezeichnen, in welcher die heißen Länder liegen, und
aus welcher die warmen Winde fommen. Indeſſen gilt diefes nur
von nnferer Hälfte der Eröfugel;denn in denjenigen Ländern, wel⸗
he auf der andern Hälfte Liegen, iſt unſer Nord iht Süd, weil fie
‚ihre warmen Winde von dem Aquator ber, die Falten ſtürmiſchen
Suder.
Der Sudel des—s, plur. utnom. fing. ein nur in einigen Ge»
Prüge, einen Pfubl, eine Lache zu bezeichnen. Lin miffusel,
- eine Mifipfüge, ©, Sudeln.
DasSudelbüh, des —es, plur. die —bücher, ein Buch, worein
man die täglichen Vorfallenheiten ohne Ordnung und Neinlich-
Reit verzeichnet, um fie daraus hernach in das Reine zu fohreiben ;
bey den Kaufleuten auch die Kladde, das Klitterbuch, und mit
einem Staliänifchen Sunflworte, die Strage, vun Beate,
Straccia. -
. Der Budeler, ©. Sudler.
Die Sudeley, plur. die —en, eine uttreinliche, fEmusige Art zu
"arbeiten, und dergleichen Arbeit felbft. Niederf. Solerije
Der Sudelkoͤch, des —es, plür. die —Föche, ein ungefchichter
Koch, welcher ſchmutzig und unreinlich mit den Speifen umgehet,
welche er bereitet. Fämin,die Sudelt ochinn.
Sudeln verb. reg. act. etmeutr. welches im letztern Falle das
Hülfswort haben befommt, unreinliche naffe Arbeit verrichten,
In der Büche fudeln, wohin z.B. das Aufwaſchen des Geſchir⸗
rei gehöre, Am häufigften bedeutete, unreinlich und ungeſchickt
mitetwas umgehen. Der Boch fudele, oder fudele die Speifen
. nur fo bin, wenn er mit ihrer Zubereitung unreinfich und unge⸗
ſchickt umgehet. Die Waſcherinn fudele mit dev Wäfche, weun
fie felbige duch ungefchicte Behandlung nicht gehörig rein tvä-
ſchet, oder fie inder Bearbeitung von neuen befhmuget. Juglei⸗
hen, ſchlecht und unreinlich ſchreiben. So auch das Sudeln.
Siehe auch Beſudeln.
Anm. Im Niederf. ſuddeln, im Schw. fadda,fuddla. Es
ii if entweder ein Intenfioum, welches vermittelft der Endſylbe
— —eln von einem veralteten ſuden gebildet worden, oder es ſtam⸗
met auch unmittelbar von Sudel ab,welches vermiftelft der Ablei-
A, W.8,4. Th. 2. %ufl.
ER Eisen, die mittägige Gegend, Kr ig, iſt nur von einigen ;
aber von dem Sidpole haben, Siehe auch Ofi,ingleihen Süden, _
genden übliches Wort, eine Sammlung unreinen Waffers, eine -
tungs ſylbe —el, welche —— —
Sub 1.498
Sud gebildet worden. In einigen Gegenden bedeutet Suste noch
‘ Jet eine Dfüge, Kothlache, und das noch nicht ganz veralteteSoß,
Brühe,gebhöret gleichfalls hierher, fo daß in die ſen Wörtern eigent-
lich der Begriff der Flüffigkeit berrfcht, Im Hüttenbane fudere
man den Eifenilein,wenn man ihn mit lehmigen Waffer begießet,
— ſudern von ſudeln nur ſehr geringe verſchieden iſt. Mit
andern Endſylben Heißt ſudeln im Niederd.nuch ſubbeln, in eini⸗
gen Oberdeutfchen Gegenden fulwern, fulzen, fulchen, foldhen,
welche ähnliche Intenfiva von dem noch Rirderdeutſchen folen,
füblen,bey dem Ottfried Salon, bey demUlpbitas laaljan, im Ans
gelf.[ylian,im Engl.ſoĩl. ſully, imFtanz. louiller im Schwed.
löla, im Jial. logliare ſind, deren. Slaumwen noh im Franz.
fale, ſchuutzig, und im Engl. Soil, Koth, übrig iſt. EsTäßt fi
daher nicht ſagen, daß unferBochdeutiches fudeln dur Einfchal«
tung desd. aus dem Niederf. folen gebildet worden. Siehe auch
Siblenund Sauen.
Süden, ein Nebenwort, welches nur miteinigen Borwörtern üblich
ift,die füdliche Himmelsgegend zu bezeichnen, ob es gleich auch die
dritte Endung don Sud feyn kann. Der Wins Fommtvon Si:
‚den. Gegen Süden fegeln, fahren, Liegen, wohnen. Aud
die Schweden haben das Nebenwort lunnan gleihfalls, Man
ſchreibt es fowie Öften, Nor den und Werften gemeiniglic, mit ei»
nem großen Buchftaben, Entweder, fo. feen fie wahre Hauptwörs
ser der dritten Eudung find, oder auch, weil man fie von Alters
ber als eigenthümliche Nahmenangefehen, Siehe auch Ofen,
ingleichen Süder.
Süder, ein Beywort, von Bus, die mitfägige Gegend, welchesfür
ſich allein veraltet,und fo wie Ofter, Norder und Weiter nur noch
- in einigen Sufammenfegungen für füdlich üblich iſt; im Schwed.
föder, im Zeländ. [udur. ©. diefolgenden,
Die Süderbreite, plur.die —n, inber Aftronomie und Geogras
phie, die füdliche Breite, d. i. die Entfernung eines Ortes von dem
Südvole,
Das Suöerfrenz, des— es, plur. inuſ. in der Aftronomie, ein
Sternbild, nahe am Südpole, welches aus vier kreuzweiſe fer
henden Sternen beftehet, und den Seefahrern in den füdlichen Ge⸗
wöäjjecn eben das ift, was der Eleine Bär in deu nördlichen iſt; das
füsliche Kreuz.
Suödern, verb. reg. act. im Hüttenbaue, ©. Sudeln Anm. ”
Der Süderpol, des—es, plur. inuf. ©. Südpol. z
Das Südland, des —es, plur. die —länder, überhaupt, ein
ung gegen Süden gelegenes Land,in welchem Verftande man Star
lien in Rückſicht Deutfchlandes ein Süderland uennen-fönnte,
Sndeffen gebraucht mai es nur in engerer Bedeutung von einem
anf der ſüdlichen Hãlfte der Erdkugel gelegenen Lande,und in noch
engerer Bedeutung und am hänfigften, von den auf diefer Hälfte
dem Südpole am nächften liegenden Ländern, wohin z. B. Neu-
Guinea w.a.m. gehören. Daher der Suüdlander, Fämiu. die
Sißänderinn, ein Einwohner aus einem ſolchen Südlande.
Der Sudler, des —s, plur. urnom, fing. Fänin, die Sudle-
rinn, von dem Zeitworte fudelt,für Sudeler,eine Perfon, weldhe
fudelt, ungeſchickt und unreinlich mit einer Sache umgehet, z. B.
ein ungefchickter unreinlicher Mahler; ingleichen eine Perfon,wels
he zu unreinlienArbeiten beftimmt ift, in welchem Verſtande ein
Küchenjunge zumeilen ein Sudler,undeine Spülmagd in den Kür
en eine Sudlerinn genannt werden.
Süölich, —er, —fe, adj. etadv. von Süd, gegen Süden oder
Mittag gelegen: ine füsliche Gegend. Die füdliche Seite,
* die Süd ſeite. Jtalien liege uns ganz füdlich.
Süssft, adj. indecl. eradv. die Gegend zwifchen Süd’ und Oſt
zu bezeichnen. Das Land liegt Sudoſt. Der Sidoftwind, wel⸗
- her leßtere bey dem Rahan Maurus Suntoltroni heißt,
Sr Dir
499 Sud
Der Sübdpol, ses—es, plur, inuf, inder Affconomie, der fühs
che Pol auf der Erd- und Himmelsfugel, bey. einigen, obgleich‘
nicht fo häufig dev Suderpol; zum Unterfopiede von dem Nord⸗
oder Norderpole. * ERBETEN
Die Südfer, plur. car. der Nahme des großen Weltmeeres zwĩ⸗
fpen Amerika und Aßen, ohne Zweifel, weildeffen füdliche Hälfs
te vonden Europäern am erſten erfanıt und befahren worden; bey
einigen die Süderfee, fonft auch das ſtille Meer genannt,
Südwärte, adv. nad Süden wärts.oder hin. Subwärts reis
‚fen, liegen. In der Schweiz ſonnenhalb - ER
Das Südwaffer, des—s, plur. car. inder Schifffahrt, ein
Rahme, welchen man einem gewiſſen Strome des Weltmeeres
gibt, welcher das Waffer in demfelben von dem Südpole gegen
Mitternacht ziehet; der Südſtrom, zum Unterſchiede von dem
Nordwaſſer oder Nordſtrome.
BSüdwelt, adj. indeclin. et adv. zwifchen Sid und Werft. Der
Wind it Südweſt, Südweſt fegeln. Der Susweftwind, bey
- dem Raban Maurus Sundweltroni.- —
‚Der Südwind, des — es, plur. die —e, ein Wind, welcher
aus Süden font, dev Mittagswind, inder höhern Schreibart
der Sid. Bey dem Notfer Suntuuint, bey dem Willeram [un-
dene Wint, in Boxhorns Gloffen Sundar Wint. Ju der
Schweiz nennet mar ihn den Föhn, Föhnwind, die Pfähn, ver»
wuthlich weil er wegen feiner Wärme Eis und Schnee ſchmelzen
macht, für Shauwind, von $en, Sinne, Suhne, Waſſer.
Die Suhle, plur. die — n, S. Suhllache.
Duhlen, verb. reg. act. welches nur in einigen Gegenden, ber
fonders bey denNiederfachfen, wenn fie Hochdentfeh reden wollen,
für ſudeln üblich ift, fo wohl, fo fern es ſchmutzige Arbeit verrich-
- en,als auch, weun es unreinlich mit etwas umgeben bedeutet, Jırs
gleichen fich fühlen, ſich im Kothe wälgen. So aud das Süh⸗
Ten. Es iſt von dem Niederf. fülen, S. Suseln.
Die Suhllaͤche, plur.die —n, eine Pfüge, ein Sumpf, befone:
ders, fo fern fich das Wild in demfelben im Sommer zu fühlen oder
gu mälzen pflegt; in einigen Gegenden eine Suble, ein Sudel.
©. Sudeln.
“Die Sühne, plur.die—n, die Beylegung ſtreitiger Gändel,
der Verträg, ein im Hochdeutfchen veraltetes "Wort, ©.
Suhnen, | ——
*Süuühnen, verb. reg. act. welches in dieſer Form gleichfalls ver»
alitet iſt, S. eben daſelbſt, ingleichen Verſühnen.
Das Sühnopfer, S. Sühnopfer. ;
Der Suicent, (ſprich Schwizent,). des—es, plur. von mebrertt
Ar em die—e, eine Art des Virginiſchen Rauch⸗ Tobackes, aus
dem Engl, Sweet-Scent,
Die Sulze, plur. dien, ein im Sochdentſchen nicht durchgängig
befanntes Wort, 1. Eine Salzledewirdin vielen Gegenden eine
Sulze genannt, es ſey nun die mit Salz vermengse Maſſe, woran
das Vieh oder Wild leckt, oder auch der Ort, wo man ihnen diefelbe
binſtellet.
Salzlecken anlocken, um es zu fangen oder zu ſchießen. 2. Ein
Salzwerk, d. i. eine Anfalt, wo Salz aus Sohle gefotten wird,
Heißt in manchen Begenden eine Sulze oder Sülze, da denn die
Arbeiter isn einer ſolchen Anftalt, weiche im Saalkreife Halloven
heißen, daſelſt Sülzer, und ihr Borgefegter der Sulzmeiffer ges
nannt werden. 3. Eine ſalzige gufasumen geronnene Brühe,z. B.
die erkaltete Fiſchbrühe; in weiterer Bedeutung, auch, eine jede
- getonnene durchfichtigegieternde Subflanz, welche man aus thie⸗
riſchen und vegetabiliſchen Körpern mit Waſſer ausgiebet und vor
der üderflüßigen Feuchtigkeit befreyet, vermuthlich-wegen dee
Ahnlichkeit miteiner ſolchen geronnenen falzigen Brübe ; die Gal⸗
Texen, wehhes Wort im vochdeutſchen ublicher iſt. 4, Ju einigen
—
gigen Europa und im Morgenlande einheimiſch, wie d
Die Summätien, (vierfyldig).
meln uud fo ferner. ! ER ER
1, Summen, verb. reg- act. zn einerSumme zuͤſammen zählen,
chen Summe werden, G. dafielbe,
Daber ift alsdanııdas Wild fulsen, esduch folhe Summen, verb. reg. neutr, mit Bem Dllfeworte Dabensmels,
"263 Bel. Das Iutenfivum davon ift fumfen. Der Laut, wels-
Gegenden heißt alles, was inSalzbrühe oder Eſſig eipgeleat wich
Sulze oder Sülze, Rieder. Sulte, Schwed. Sylta ; befonders
ein gefochter yon den Knochen abgelöſeter und in einem Suche ges
preßter Sciveinskopf, welcher hernach in Salzbrühe oder Effig
verwahret, und im Hochdeutſchen aud) Preßkopf genannt wird.
Es kammt voit Salz her, ©, daffelbe, 0 ARE TCHTE Taylen
er Sumady, des—es, plur.. Sie—e, ein Baum, deſſen zuſam ⸗
men ziedende Rinde nicht nur gelb färbet, fondeen auch ſtatt der
Lohe zum Gärben gebraucht wird, Rhus L, beſonders deffen
Rhus coriaria; im gemeinen Leben zu ammen gegogenSchmad‘,
Smack, ſonſt auch Särberbaum, Bärberbaum, Er iftim mittä«
si | | au
fein Nahme morgenländifch zu ſeyn ſchine.
ummatie i fing. inuf. aus dem mittlern
£at. Summaria, ein wenig mehr gebräuchliche Wort, den kurz⸗
gefaßten Zuhalt eines Abſchnittes in einem Buche oder einer Schrift
zu bezeichnen; der Inhalt.
Summärfch, adj. et adv,aus dem fpätgen Lat. [um marius,
in das Kurze gefaßt, in den Rechten und im gemeinen Leben. Der
: fummarifche Inhalt. Etwas fummarifch erzäblen, dem kurzen
Zuhaltenach. Der fummarifhe Prozep, wenn eine Sache bloß
nad) Maßgabe derHauptumfiände ohne Schriftwechfel, Aufſchub, an:
Appellation u. ſ. f. unterfucht und abgethan wird, 5
Summariſch
verfahren, auf ſolche Art. ER
Die Summe, plur. dJie—n, aus dem £at, Summa, eine arößere *
Ze
Y
%
Zadt, welche entſtehet, wenn mehrere Fleine-zufammen gezäblet
werden, Dasifinun die Summa (Summe) zu der Wohnung
des Zeugniffes, 2 Moſ. 38,21. Mehmet die Summa der gan⸗
zen Gemeinde der Rinder Ifracl, 4 Mof. ı, 2. ine große
Summe, eine große Zahl, Sirben it die Summevon vier und
drey. Imengerer Bedeutung ift es eine unbeftimmte Zabloder
. Menge Grid. Kine, Summe Geld, oder Geldes, ein Stüd
' Geld. - Eine große Summe für etwas biethen, nähmlich Geld,
Mo denn auch wohldas Diminut. Simmehen von einer kleinen
Summe gebraucht wird. Mit der Lateinifchen Endung %,. wiees
r
noch Luther gebraucht, iſt e veraltet, außer, wein es im.gemeir
nen Leben noch adverbifch gebraucht wird, für, mit Einem Worte,
"Furz, oder alles zufammen genommen, ein Kefultat aus dem voris
gen zu begleiten. 3
“ Summa, Gottes Werke Fann man nicht alle erzählen, Kap. 38,
8. Summa, durch fein Wort beſtehet alles, Kap. 43, 28. Wo⸗
für man auch wohl die völlig Lareinifchen R. A. inSumma, und
"Summa Summgrum gebraucht. Das Lat, Summa, auswels
*
em diefes entlehnet iſt, geböret zu unferm fammen, ſammt, ſam _
wofür doc fummieren üblicher ift, Man gebraucht es nodin - | _
dem zufommen geſetzten Reutro aufiummen, zu einer beträghtlis
ches den eintönigen dunmpfigen mit einigem Bifchen verbundenen.
- Bart genau nachahmet, weichen es bezeichnet, von welcher Art der
ift, welchen die Bienen, Werpen, Hummelnn. ſ.f. machen. ‚Die
Weipen fummen. Es ſummt mir etwas vor dem Ohren.
Auch der Laut, den ein verworrenes dumpfiges Geröfe, beſonders
in einiger Entfernung macht. Das f ummende Getoſe der Stadt.
Sollte er glauben, daß das Verlangen nach äußerlichen Gü—
gern die fummendenWMünfche eines Menſchen ausmachen könne
hen diefes Zeitwort nachahmet, gleichet dem welchen wir ſonſt
auch mir hummen und humſen, die Lateiner mitbombitare,
bambilare, diegtaliäner mit bömbare, bombilare, ZUR
pr; m — are,
“
+
a 0 he
.
j
J
Summa, fütchte den Herren, Sir 7,33. *
$ J J ⸗
bare rombolare, unſef ausdrucken.
Wenden iftShum, dasCcräuf. Wenn in einigen Oberfächfifchen
Gegenden einBienenflod einSummer heißt,fo laun es fo wohl zu
Be? diefemgeitworte gehören, als auch zu dem Oberdeutſchen Simmer,
Sein Mas ſo fern es überhaupt ein Gefäß oderBepältniß bedeutet,
005 indentesin einigen Ösgenden auch Suͤmmer und Simmer und
Sumer lautet,
Das. Summer, ein Maf trocner Dinge), S, Simmer. :
e Summieren, verb. reg. act. aus den fpätern Sat, fum-
X mare, zit einer Summe gufannsen zählen, Swey Zahlen ſum⸗
— mieren. So auch das Summieren.
3 .Der®&umnf, Sra—es, plur, die Süimpfe, Diminut. das Sumpf⸗
weichen moraſt igen Boden ſtehenden Waſfers, und der Ort, wo
das Waſſer flach über einem weichen moraſtigen Boden ſtehet. Sin
Canb welches voller Siümpfeifl. In einen Sumpf gerathen.
In einem Sumpfe Heden bleiben. 2. Ju weiterer Bedentung,
E eine jede Sammlung Waffers von feinem beträchtlichen Umfange,
Br und ein Warferbebältniß, bepdes nur noch als ein Kunſtwort in
# einigen einzelnen Fällen; (1) Eine Sammlung Waſſets. So wird
im Bergbaue das Waffer, welches fig in der Grube fanmmelt,wern
es nicht abgeführer werden Fanın, ein Sumpf genannt. Daher
= das Wafler zu Sumpfebalcen, es vermittelft einer Woſſerknuſt
aus⸗ſchöpfen. Eine Grube, ein Bergwerf zu Sumpfe geben
aſſen, oder fie zu Sumpfe treiben, durch Nachlaſſigkeit das Waſ⸗
J Sen, Oberd. Suͤmpflein. 3. Cine flaͤche Sammlung über einem
und unbrauchbar wird, (2) Ein Behältnig mit Waffer. An dem
Bergbaze iſt der Sumpf fo wohl der Trog, in welchen das Waſſer
vonden Wafferfünften ausgegoffen wird, als auch ein geboblter
Graben, durch welchen der Schlauim bis in die Fluth geleitet wird.
In der Bergfchmiede wird.die Sonne mit Waffer, worin dasEifen
zu Stahl gehärter wird, gleichfalls der Sumpf: genannt. Bey
den Ziegelſtreichern if der Sumpf oderdasSumpfloch, ein vier»
edig aus gebohltes Loch, in welchem der Thon eingefumpfer, d. i.
Sump bedeutet auch einen Fifchhälter.
Anm. Bey dem Derfeied in der erfienBedeutungSunft, Friſch
muthma hte ſchon ſehr wahrfheintich, daß es in der er ſten Bedeu⸗
tung von ſincken, ſenken abſtammen möchte, weil main einem
Sumpfe, wegen des unter dem Maffer befindlichen weichen
Erdreiches, leicht unterſinket. Dieſe Ableitung wird durch das
veraltete verfümpfen, verfinfen, gar fehr beftätigef, als welches
noch hey dem Kaifersberg vorkommt: es haben etliche geirrt,und
gemeint, es Fonne ein Menſch Gott fo inbrünſtig lieben, daß er
als verſümpft würde in Gott, daß er mit Gott Ein Weſen hett.
Um deßwillen heißt ein Sumpf intAngelfähfifhen auchð amp,
Jir der zweyten Bedeutung ſcheint es Waſſer über hanpt zu heben
ten, da eg denn vo See, Salum, Suns mt. f. alle in der Bedeu⸗
tung des Waſſers, nur im Endlante verfchieden fepn würde,
Der Sumpfandorn, des —es, plur, inul. in einigen Gegen⸗
den ein Nahme des Wolfs fußes, Lyco pus EuropaeusL,weil
- er dem Andorne ähnlich iſt; und gern an Zeigen und Sümpfen
wächfer ; Wafferandorn, Sparfaden.
Die Sumpfbinfe, S. Sumpfſemſe. x
Die Sumpfdiftel, plur. die—n, eine Art Diſteln mir herunter
laufenden gezähnten Blättern, welche auf den fumpfigen Sieſen
wãchſet; Carduus palultris L.
Das Sumpfeinblatt, des--es, plur. inuf, eine Art deeCin⸗
Blattes, welches an Sümpfen und feuch ten Drien wãchſet; Par-
nallia paluftris Li
"DasSumpferz, des—es, plur. doch nur von mehrerndleten ober
RA die—r, Eifenerz, welches in —— Gegen⸗
Be den Reainerkfchen
fer überhand nehmen Taffen, fo daß die Grube dadurch verderbt
mis Waſſer begoffen und durchgeardtiter wird. Das Schwedifge
7 D F Sum 502
Knie dem Waffer-befindlich if; Secerz, Moraſterz⸗ Mo⸗
dererz.
Das Sumpfhabichtkraut, des—es, plur. inuf. eine Art des
Habichtkrautes, welches in. den fumpfigen Hainen des mitterwäch-
tigen. Europa einbeimifc) ift, Hieracium paludofum L.
Der Sumpfbabnenfuf, des —es, plur, doch nur von mehrern
Arten, die-—füße, eine Art desHadnenfußes,der in den fumpfigen
Gegenden wächfe: Ranunculus palulirisL, von weichem es
wieder mebrere Unterarten gibt,
Die Sumpfbeiselbeere, plur, die—n, eine Art der Heibelbees
ten, welche in den feuchten Gegenden des mitternächtigen Europa
angetroffen werden; Vaccinium uligioofum L,
Sumpfig, —er, fe, adj. et adv. viele Sümpfe enthaltend,
Kin fumpfiges Land. AIngleichen einem Sunipfe gleich oder ähns
ich, d. i. aus einein min Waſſer vermifchten weichen Erdboden bes >
ſtehend, in welchen man leicht einfinfer, da es denn mit moraftig
beynahe gleich bedeutend iſt, obgleich nicht völlig, Ein fumpfiger
Boden, ein ‚fumpfiget Ort, eine fumpfige Gegend. Am Oberd.
fumpfechrige
Das Sumpf! Bannenktaut,des—es, plur. inuf, eine Art des
Kannenkrautes, welches in den. — Gegenden Europens
einhemiſch iſt; Rquiletum paluſtre L.
Der Sumpfkiel, des —es, plur. — e, im Bersbaue, die
unterfte Röhre aneinem Kunftgezenge oder einer Pumpe, welche
fi unmittelbar in dem Sumpfe oder Grubenwaffer befindet; die
Schlungröhre.
Der Sumpfklee des—s, plur. inul. ©. Sieberflee,
Der Sumpfkohl, des—es, plur. inuf,; eine Oſtindiſche Pflanze,
welche vonden Einwohnern, wie ein Kohl gegeffen wird, und au
fumpfigen Orten wächfet „Pontederia haftata L,
Der Sumpflorb, degs—es, plur. die — Förde, im. Vergbaue,
ein Korb von Baſt, worin der Sumpffiel ſtehet, damit nichts von
Erdeoder Stein in die Nöhre komme.
Das Sumpfkraut, des— es, plur. die — Bränter, Eine
jede Pflanze, welche in Sümofen und an ſumpfigen Orten ein⸗
heimiſch iſt. 2, In engerer Bedeutung und ohne Pural iſt eg eine
Pflanze, melde an den überſchwemmten Drten. des nisternächtie
gen Europa wãch ſet; ‚Limolella L..
One Sumpflabiraue, des—es, plur. rd eine Art deäfads
end welches in und au Wafjern wächfer ; Galium palu-
Te
Das Sumpflöh, Jes—es, urn bie-—lächer, bey den Siegele
ſtreichern, S. Sumpf 2, -
Der Sumpfporf: ch, des — es, plur. inul, der gewöhnliche
Porfch, welcher in Deutichland und in dem mitteenährigen Euros
pa in.fumpfigen Gegenden einheimifeh if, Ledum ——
"©, Porſch.
Die Sumpfranke, pftır. inuf, eine Herder Manke, welche in
Sünpfen wohnet; sh, mbrium, palulire L.
Der Sumpfſchlamm, des—es,. plur, inuf. der Schlamm
aus einem Sumpfe, Im — iſt es der Schlamm oder
Schlich welchet in dem Sumpfg, d. i. ausgehohlten Graben
hefindlich ift.
Die Sumpfſemſe, plar. die —n, eine Art der Senife, welche
ſich nur in wäfferigen Gegenden — Seirpus — L.
Sumpfbinfe.
Die Sumpffilue, plur. inuf, eine Art der Silge, weldhe in er
a des mitternächtigen Europa wãchlet; Selinum palu⸗
re
Der Sumpftorf, Ses—es, plur, doch nur von mehrern Arken
- oder Quantitären, die—e, Torf, Ber ans Sümpfen. oder
fumpfigen Orten geſtochen wird,
Si 3 Die
“ u zen m. #,
—* er *
—*
x
505,» Sum
Die Sumpfoiole, plur. die—n, eine Art kammiofer Biolen,
welche in den Sümpfen desfältern Europamwächjet: Violapa-
lultris Linn. i z
Der Sumpfvogel, des —s, plur: die —vögel,eine Art Vögel,
welche einen Fänglich runden ſtumpfen Schnabel haben, und fich
in fumpfigen Gegendeu-aufbalten, Grallae Linn, bey wels
chen fiedie vierte Ordnung der Vögel ausmachen. Die Liffels
gang, der Kranich, die Schnepfe, der Kibig, der Trappe und der
Strauß gehören dahin. : ——
Sas Sumpfwaſſer, des —s, plur. inuſ. Waſſer aus Sims
pfen, d.i. flachen Sammlungen ſtehenden Waſſers, welche Feine
merkliche Tiefe haben, und wohin das Moorwaſſer und Moder⸗
waſſer gehören. —
Der Sumpfweiderich, des —s, plur. inuf. eine Art Weide⸗
richs, welcher in den feuchten Gegenden Europens wächſet; Epi-
lobium paluftire Linn. 2
Das Sumpfwerk,des —es ‚plur.inuf. imHüttenbaue,der zu ei⸗
nem zarten Schlich oder Schlamm gepochte Zinnzwitter; zum Un⸗
terjchiede von dem Gerinnſte ine undJafenwerfe,oder Pochmehle.
Summfen oder Sumſen, verb. reg, neutr, mit.dem Hülfs⸗
worte haben, welches das Intenfivum von < Summen ift, und
oft ſtati diefes Zeitwortes gebraucht wird, Was fur ein lieblis
ches Summfen ſchwarmt um mich ber, Geßn. Die Bienen
ſummſen fröblich umber im blumigen Anger, eben derf.
Sand, in Gefund, S. diefes Wort, ”.
Der Hund, des —es, plur. die —e, ein Wort, welches über»
Haupt eine Meerenge bedeutet, aber nur als ein eigentbümlicher
Rahme einzelner Meerengen üblich if, 3.8. Der Ore:Sund,
oder Sund ſchlechthin, die Merrenge, welche Schonen in Schwer
din bon der Inſel Seeland trennet, und die Oſt⸗ und Nordfer zur
- > fammen hängt; Smiths ⸗ Sund, iſt eine Meerenge bey Zriedrichtr
hall, der Sund von Teva uff.
Anm. ImEngi.Sound,iniHolländ.Sond,imSchwed,Sund,
Dasß diefeg Wort fich ehedem weiter erſtreckt haben müffe, erbellet
ausdem Nahmen der Stadt Trapssunt, welche gleichfalls an ei«
nem Sundelag. Zrifch leitetes ſehr unwahrſcheinlich von ſieden
ber, weil das Meer in folchen Engen gemeiniglich febr unge ſtüm
—
zu feyn pflegt, andere von ſondern, Ihre aber von dem Angelfächf.
fundan,fhwimmen, Iständ.Lynda, fo daß es eine Wafjerdreite
- bedente,über welche man bequem ſchwimmen Fönne: Allein, wenn
es nicht überhanpt den Begriff des Waffers hat, da es denn von
See, Salum, Sumpfu. f.f. nur im Endlaute verfchieden ſeyn
würde, (S. Sindflurb,) fo ſcheinet es vielmehr zu dem veralte»
ten finan, findan, (S. Gefinde und Senden,) reifen, den Ort
verändern, zu gehören, da denn eine Meerenge um eben deßwils
len ein Sund genannt feynfann, um weßwillen fie noch jeßt zur _
weilen eine Straße heißt. — ——
Die Sünde, plur, die —n, ein Wom, welches ehedem eine jede
Übertretung des Geſetzes und die Handlung, durch welche daffelbe
übertreten wird, bedeutet hat, in welchem jegt veralteten weitern
Verſtande e3 bey dem Stryder und andern alten Oberdeutſchen
Sch riftſtellern noch mehrmahls vorkommt. Auch in den Monfeei⸗
ſchen Gloſſen wird Sunta durch crimen überſetzt. Etwas davon
iſt aoch inSimder übrig. (S.daſſelbe.) Jetzt iſt es nur noch in enges
ver theologiſcher Bedeutung üblich,eine Übertretung des göttlichen
Gefeßes und die Handlung, wodurch felbiges übertrefen wird, zu
bezeichnen. Kine Sünde thun oder begeben. Sic) einer Sün⸗
de ſchuldig machen. Etwas für eine Simdebalten. Das iſt
Feine Sünde, Temansen zur Sünde verleiten. Sein Brot
mit Sinsen verdienen. Sich der Finde fürchten, in oder
bey einer Sache fich eine Sünde zu begehen fürchten. Die wirk⸗
liche Sünde, zum Unterſchiede von der £rbfunse,. Da es denn
Das Sündenübel, des —s, plur.ut nom, fing, bie Sünde
% NET Be el, 3 1% *
"17 3 ? n ——
in ber Deuiſchen Bibel au häufig als einAbftract — de
Unzecht der Gott mißfalligen — rn ae I
auch die fündjiche Gott mißfällige Beſchaffenheit ſelbſt ausdrudt.
Anm. Schon im Jfidor Sunda,bey dem KeroSunta,bepdem
Ottft ied, Willeram u, [.f, Sunta, Sunto,im Angelf,Syane,im ‘.
Engl.Sin,im Schwed.Syud, im Lappländ. Suddon. Dietrih
von Stade, Friſch und andere leiten es von fübnen, ſohnen, ber,
‚ weil die Sünde verföhner werden müffe. Allein es ſcheinet, fo
wie Lafter, Schande, und andere äbuliche Wörter, eigentlich kör⸗
perliche Verunſtaltung bedeutet zu haben, zumahl da inden Mons
ſeeiſchen Gloſſen Sunta auch durch infirma und macula übers
fegt wied, fo daß mau es als einen Verwandten von dem Griech.
amaw, (baden, und vielleicht auch von Schande ſelbſt anfeben
kann. Das Lat. (ons gehöret gewiß zu deffen Familie, opneeben
das Stammwort zu ſehn. —
Des: Sindenfell, ses —es, plur. die —fälle, die vorſetzliche
Verſündigung gläubiger Perſonen. In engerer und gewöhnliche⸗
rer Bedeuiung und ohne Plural, iſt der Sundenfall oder der Sal
Asams, die dorſetzliche Brrfündigung Adams.
als ein Übel betrachtet,
Der Sünder, des —s, plur. ut nom, fing. Fämin. die Sün-
derinn, bon dem veralteten fimden für fundigen.. 1, Ein Vers
brecher,eineim Ganzen veraltete Bedeutung, welche une noch. in
einigen einzelnen Fällen vorfommt. So pflegt. man einem zum Tor
de verurtheilten Verbrecher noch einen armenSünder zu nennen.
Auch im Scherzeift ein Sünder noch zuweilen eine Per ſon welche
fih eines Vergebens oder eines Fehlers fehuldig gemacht hat. Da
fieht nun der Sunder und ſagt kein Wort! Auch im Stryder
fcheint es noch etwas Ähuliches zu ‚bezeichnen: Seingewinne
ein Sunder oberhant; wenn egda nicht vielmehr einen Seis
gen, Kranken u. f.f, bedeutet, indem in den Monfeeifchen Gloffen
Sunta auch infirma heißt. Für einen Verbrecher uberhanpt
kommt es in der Deutfchen Bibel noch mebrmabls vom 2. Zu ges
wöhnlicherer und engerer Bedeutung if der. Sünder, ein jeder
Übertreter des göttlichen Öcjeges, da denn in Rückſicht auf die
Erbfünde alle Menſchen Sünder, arme Sunder beißen, =
Anm, Bey dem Noıfer und Strycker Sundar, Sunder, Es
iſt vecmittelft dee Ableitungsfylbe —er von dem veralteten Zeit⸗
worte funden, fündigen, gebildet. Kero, Ottfried und andere
gebrauchen dafür Suntigo. /
Die Sindflucb, plur. die —en; eine jede große und heftige Übers
ſchwemmung eines ganzen Landes oder eines großen Theiles dese
felben ; in welcher Bedeutung es noch bin und wieder porfommt. ' -
Die vollſte iniſche Sündfluth. Die Thüringiſche Sünsfluh, -
vom Jahre 1723. An engerer Bedeutung verfleher man unter‘
Sindflueh ſchlechthin, diejenige großeüberfchwenimung zu Toah
Zeit da die ganze Erdfugel unter Waffer gefeger gewefen ſeyn foll,
Anm, In diefer legteen engern Bedeutung ſchon bey dem Not⸗
fer Sintfluote, Sinfluote,in einer alten Bibel-Überfegung von
...1462 die Sintweg, von Wag, Woge, Meer, Welle, bey andern
Dberdeutfchen eben diefes Jahrhundertes Synfluß, Sindfluß.
Gemeiniglich leitet man die erfte Hälfte von dem vorigen Sünde
ab, und erfläret das Wort durch eine um der Sünden der Men» -
ſchen willen veranſtaltete Überfehwenmung. Indeflen iſt wahres
ſcheinlicher, daß das Wort Sind hiek von Sund, Waffer, Ser;
abſtanimet, fo dag Sundflurh eigentlich mit Waſſerftuth, gleich⸗
bedeutend ſeyn würde, ; f i
Sündhaft, —er, —efte, adj.et adv. zur Sünde geneigt, ingfeis
chen mit Sünde behaftet, wiefundig. Diefunshafte Unvoll⸗
kommenheit deg Verftandes. Ein ſuͤndhafter Menſch, ein füns
diger, So auch die Siindhaftigkeit. —
BSündig,
0
N
IM
‘
*
SE De ae De u Kl —
sun .
indie, er Me, adiretadv. mit Sünde behaftet, elu aus
05 Ber der biblifhen Schreibart größten Theils veraltetes Wort,
Fertigkeit zu fündigen befigend. Owehe des ſündigen Dolfes !
&f. 1,4. Die Augen des Seven ſehen auf ein fündiges Rönig:
reich, Amos 9,8. Das vaffere er mit feinen fündigen Sanden
. binweg, 2 Maccab, 5,16; two es für verbrecherifch, laſterhaft,
zu ſtehen fheinet. Aber für fündlich, wie Röm.7, 13,aufdaf
dieSinde würde überaus ſündig durchs Geborh, iſt es völlig
ungewöhnlich. . So auch die Sündigkeit, welches indeffen noch
feltener vorkommt. ER np \ nr
‚Anm. Dieſes Wort ift fehr alt, und Älter als ſündhaft und
fünslicy, indem es ſich fhon bey dem Kero, Ottfried u. f. f. finder,
die aud) Suntigo, als ein Hauptwort für Simder gebrauchen,
welches auch noch 4 Moſ 32, 14, vorkommt, der Sundigerfind
deſto mehr, aber jegt gleichfalls veraltet iſt. x
. &ündigen, verb. reg, neutr. mitden Hülfsiworte haben, Süns
de begehen, in der engern theologifchen Bedeutung diefes Haupte
wortes, Bein Menfch if, der nicht fündiget, ı Kön. 8, 46,
Wider Bott, wider feinen Nächſten fühdigen ; ingleichen an
Bott, am Herrn, an feinem Nächſten, an feinem Leibe, für wels
che biblische R. Alınan doch lieber fagt, fid an Gott, anjemanz
den verfündigen. Am Gefeg fündigen, Röm. 2, 12; beffer
wider das Geſetz, oder noch beffer, das Geſetz übertreten. Bierin
haft du gefündigee, eine Sünde begangen. Zuweilen, obgleich
felten, und nur mit einigen Fürwörtern wird es auch als ein Actio
vum gebraucht, Was habe ich. gefündigee? Er hat nichts ge:
ſündiget. In weiterer Bedeutung, einen Fehler begeben. Wi⸗
der das Zeitmaß der Sylbenfundigen. So auch das Sundigen.
Anm. Dieſes Zeitwort iſt ein Jutenſtvum von dem veralteten
finden, welches ehedem in eben diefer Bedeutung üblich war; bey
dem Kero und Ottfried [unton, im Schwed. [yoda, im Enge
liſchen tur finn, N
Sindlih; —er, — ſte, adj,etadv, dem göttlichen Geſetze zur
" wider,gleichfam eine Sünde feyend. Kine fundliche Sandlung.
Sinsliche Gedanken, Begierden, Scherze. In der Deutſchen
. Bibel wird es mehrmabls für fündig, mir Sünde behaftet, Fer⸗
tigfeit zu fündigen befigend, gebraucht; z. B. ein fündlies
“ DolP,%ob,13,6, das fündliche Fleiſch, Röm. 8,3... In welcher
Bedeutung es aber ungewöhnlic) it. Im Schwabenfp.[untlich,
Die Sun dlichkeit, plur. car. die Eigenſchaft einer Handlung, nad
welcher fie fündlich iſt ihre Abweichung von dem göttlichen Geſetze.
- Das Sündopfer, des —s, plur.utnom. fing. in der Deut⸗
re ET ——
‚Sf 1506
riſchen Kirche bat mandiefes Wort, fo wie die Würde bepbehats
ten, und da iſt dey Supetintendent ein voruchmer Geiſtlicher,
welcher die Aufſicht über die Geiſtlichen und Pfarrherren eines ger
wiſſen Kreiſes oder Bezirkes hat, füß dieſe die erſte Inſtanz iff,
feldft aber unter dem General:Superinsensenten der Provinz,
oder auch unter einem Ober⸗Conſiſtorio ſtehet. Erift in der
evangelifchen Kirche ungefähr das, was ein Bifchof in der Römi⸗
ſchen ift, und wird in einigen Gegenden auch Dechant, Decanus,
Senior u. fe f. genannt. In manchen Ländern hat er noch Ins
. fpeetores oder Prapoſitos unter ſich, welche die nächſte Auffiche
über einen ihnen angewiefenen kleinern Bezirk haben.
Superflug, adj.et adv. von dem Lat. luper, und nur im ge»
meinen Leben, übermäßig flug, d. i naſeweis.
:- Die Suppe, plur.die —n.. 2, Eine warme Brühe, welche für
ſich allein mit dem Löffel gegeffen wird, Diminat. sasSüppchen,
Dberd. Süpplein. Die Bierfuppe, Weinfuppe, Milchſuppe,
Berbelfuppe u.f.f. Eine Suppe kochen, anrichten, auftva:
gen, effen. ‚Einen Löffel Snppe effen, ein wenig Suppe, Fir
gürlich ift, jemanden auf einen Löffel Suppe, oder auf eine
Suppe einladen oder bitten, ihn zum Effen, auf eine Mahlzeit
bitten, In Brautfuppe und einigen andern bedrutet es gleich⸗
falls eine Mahlzeit, befonders fo fern die Suppe der vornehmfte
heil derfelden it. 2. Im gemeinen Leben wird es zuweilen fo.
‚wie Brühe von einer jeden dicklichen Feuchtigkeit gebraucht. Die
tothe Suppe, verächtlich und in der niedrigen Sprechart, das
Blut, Die Grundfuppe, der untere dickere Theil eines flüffigen
Körpers. Jemanden in der Suppe figen laſſen, id einem ſchlim⸗
men Handel.
Anm. In einigen Oberdeutſchen Gegenden auch Sauf, Soof,
‚Seuf, im Rirderf, Soppe, im Schwed.Soppa, im Engl. Sop,
Soop, Sup, im $ränzöf, Soupe, Souppe, woher auch lou⸗
per, zu Abend fpeifen, ift, im Jtal, Suppa, Zuppa. Es iſt von
dem noch Dberdeutfchen fupfen, fehlürfen,lorbere, welches eine '
Dnomatopdie des Schlürfens ift, weil die Suppr mit deu Löffel
gleichſam eingeſchlürfet wird, daher auch ein$runf oder Tränkchen
im Oberdeutſchen eine Suppe oder Saufe beißt, in welchen Ver⸗
ftande es im Hochdentſchen nicht gebraucht wird, Übrigens ites
mit Saufen, Saft, Nieberfähf. Sapp, Seif, uud andern mebe
verwandt, ;
Suppig, —er, —fie, adj. et adv. einer Suppe ähnlich, di. aus
dünner Brühe beftehend, wenn es dicklicher ſeyn follte, imgemeis
nen Leben ; wo es doch eigentlich fuppicht heißen ſollte.
ae
;S ſchen Bidel und bey den Ältern Juden, ein blutiges Opfer, welches
4 zur Ver ſöhnung Gottes für eine begangene Sünde gebracht wurde,
$ daher es auch das Sühnopfer und Schuldopfer genannt wurde,
Der Unterſchied, welchen einigeAusleger zwifhen&undopfer ı nd
Schulsopfer machen, daß jenes für Bergehungs: diefes aber für
Unterlaffungsfünden gebracht worden, ift noch ftreiti.
>... Dee Sündwafler, des —s, plur. inuf. ein nur in der Deuts
ſchen Bibel befindliches Wort, ein Waffer zu brzeichnen, welches
. bey den älteren Juden zur Reinigung von einer begangenenSünde Wachters Ableitung die ſes Wortes iſt viel zu gelehrt; es (heint
7 gebrancht wurde ; an defien Stelle in der katholiſchen Kirche das vielmehr aus den Worten, Sufe ninne fufe, momit die Animen
Weihwaſſer getietenift, 4 Mof.,7. , und Wärterinnen die Kinder einzufchläfern pflegen, gebildet zu
Superfein, adj etadv, deffen erfie Hälfte das Lat. fi uperift; ſeyn, und welche alem Anfehen nach bloGe Zöne ohne Sinn find.
außerordentlich fein, von der beſten Art,doch nut im gemeinen Les (S. Säufeln.) Ju einenvalsen zu Magdeburg bifindlichen Wörs
Die Supplif, plur. die—en, aus den Franz. Supplique, die
demüthige fehriftliche Bitte an einen Höhern, befonders An die
höchſte Obrigkeit. Daber fupplieiren verb. neutr, mit haben,
anf folche Are bitten, der Supplicant,deg —en, plur.die —en,
derjenige, welcher auf ſolche Art bittet, Fam. die Supplicantinn.
* Das Sufeninne, des —s, plur, inul, ein veralteies Wort, ein
Wiegenlied zu bezeichnen, welches tur noch in Luthers altem Kir⸗
dentiede, vom Simmel buch da Fomm ich ber, befindlich iſt.
— ben, befondens von Waaren, N terbuche, welches Hr. Diac. Kinderling in meinem Magaz. B. 2,
B Der Superintendent, des —en, plur. sie —en, aus dem Lat. St. 1.8.78.f. befaunt gemacht hat, beißt rs: F fienunine
E Superintendens,denjenigen zu bezeichnen, welcher die Aufficht dieuntur carmina, quäe nutrix contat eirca puerum
über andere bat. In der katholiſchen Kieche waren es ſchon vor movendo cunas; weiches Faftenunine mie fouft nicht vor»
Alters gewiffe Anffeher über die Griftlichen einer Didces, welche gefommen ift.
unter demBifchofe ſtanden, und mit den an andern Orten üblichen Si, — er,— eite,adj. et adv. den höch ſten Grad der angenchmen
0... Desanis oder Dechanten einerlep zu ſeyn ſcheinen. Zu der Luthe Empfindung auf die Nerven des Geſchmackes machend, y [2
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307
dein von — Empfindung durch den Berhmat —
wird, welche eigentlich dem ſauer, oft aber auch dein ſalzig und
bitter entgegen gefegtift. ı. Eigentlich da es ſo wohl von der
‘Empfindung, als auch don den Körpern, welche diefe Empfindung
: verarfachen, gebraucht wird, Süß fhneten.’ Ein füßer Ge:
ſchmack. So ſuß wie Honig, Zuteriu. ff. Süßer Wein.
Siße Kirſchen. Da es deun in wellerm Verſtande nur oft nicht
fauer, nicht gefänert, inaleihen nicht ſalzig oder nicht gefülzen bes
“deutet. Süßes Bror, wigefüuertes. Süße Milch, im eg
“ fage der fauern, Simes Waffer, im Gegenſatze der Salzſoble
ſo wohl als des gleichfalls ſalzigen Seewaffers. Süße Buͤtter,
ungeſalzene. 2. Ju weiterer Bedeutung, ei nen bohen Grad der ans
- genehmen Empfindung durch andere Simie veruc ſachend. ) Im:
"Anfehung des Gehöres, dem Gebore im hohen Grade angenebm.
Kine füße Stimme, füße Tone, füge Lieder, in der Deuifihen
Bibel; in welchem Verſtande es doch in der dicherriiben Schreib
aetaı bäufisften vorfommt. DieSprache der Liebe it im Leite
der Aachtigallen ſüßer Geſang, und im Winkel der Kage Ze—⸗
tergeſchrey, Herd. Das ſüße Gezwitſcher der Schwalben.
Bein Mißton ſtort die ſüße Harmonie, Bew, Die Liebe iſt
ſchlauer als die sreundſchaft, ihr füßes Pfeifchen ſchlafert
wohl einen Argus ein, Weiße, Die füge Stimme der dreu—⸗
de, eben derſ, wo es aber auch oft angenehm üserhaupt bedeuten
fann. : (2) Von dein_Öeruche, diefem Sinne im hoben Gra«
de angenehm. Suazo fie thir Itinkend, Oitft. fie riechen dir
angenehm. Bin füßer Geruch, in der Deutſchen Bibel. Indeffen
»-Fonumt es im diefer Bedeutung, die dichtertſche Schreibart etwa
- ausgenommen, jetzt am wenigſten vor, 3. . Figüielich, der. innerit
Empfindung im hohen. Grade angenehm. - Ein ſußer Schlaf.
"Süß ſchlafen. Sanft umfängt die Macht ihn mit ſaßem
Shlummer, Geßn. Meingerz fhmilst in füßer Wehmuth,
IH ſchame mich der füßen Schwachheit nicht, Gel. Ach,
wie füR ie mir, an diefer Quelle zu ruhen! Geßn. Mit dir
sft jedes Glück mir füßer, eben derf, Sein füßefter Zeitvertreib,
eben derſ. Die füßefte Liebe der Hatur, Gell. Ss if ein fir
Ber Gedanke für Tugendhafte, wenn fle fih ſchmeicheln Fine
nen, daß ihr Tod beweint wird, Duſch. Du ſüßer Wobnplatz
Ailler Freuden, Weiße. Ich babe dir meine ſüßeſten Wünſche
anvertrauet, eben derſ⸗ *
Uns denkt mie ſüßer Luſt an ſeinen erſten Reigen, Zadar.
Jemanden etwas ſußes, tauſend ſüße Sachen vorfagen, et⸗
was ſchmeichelhaftes. Ein ſußer Gere, welcher ein Geſchäft
daraus macht, dem andern Geſchlechte etwas füßes vorzuſagen,
demfelben zu ſchmeicheln, oder zu gefallen ‚im Franz. Petit mai-
tre. £in füßer Serr kriegt nie verſtand, Gel,
Anm. Im Iſidor luuozsf, bey dem Kero, Ditfried u. f. f.
fuazza, im Riederf. ſůt, im Schwed, [öt, im F:läud. ſaet, im
ngelf.iwete, [waes, im@ngl. [weet, womit auch dag Latein.
fuauis nud Gricch, 4dug verivandt find. "Die erſte eigentliche Be⸗
deutuug dicfes fo alten Wortes iſt unbekannt; vieleicht bezeichnete
es anfänglich etwas ‚ das dem Gehöre angeiehm wer, durch Nach⸗
ahmung eines angenehmen fantrs, wie etiva faufen, ſauſeln, ders
gleichen etwas auch im Hebr; Ey , fich freuen, hervor zu flechen
ſcheinet. Daß auch ſüß und ſanft nicht fo weit ensferntfind, als
es anfänglich fcheinen möchte, erhelfet aus dem Schwed. [yfia,
füß machen. Das n ift oft ein müßiger Begleiter der Hauch + und
Blaſelaute, ſt aber und $ find ——
Der Süßapfel, ©, Sonigapfel.-
Der Süfbaft, des—es, plur, car. ein Rahme des Belterhalfee,
Daphne Mezereum L. ©, Rellerhals.
Die Süße, plur, inuf. ein veralteres Hauptwort für Süßigkeit
big dein Ditfried Suazi,
er
Die Süßelep, ———— — —— ein efelhaft
oderwiderwärtig füßesBetragen, dergleichen WIRTH 5
cheleyen u. ſ. f· Aſthetiſche Süßeleyen, F
er verb, reg. neutr, mit dem. Hürfsworte haben, —
haft ſüß riechen und ſchmecken, wie maage Raser bey undin —
Fãulniß zu thun pflegen.
Süßen, verb, reg. ı. Neutr. mit baben, feine Sügigfeit eis
‚nem. andern Körper mittheilen. Der feine Zuder -füßer beſſer
als der grobe. 2. Act. füß machen, doch nurin einigen ®egenden,
Kine Epeife, eine Yrzeney fügen, © auch das Süßen.
Siebe and vVerſüßen.
Das Süsbolz, des es plur, inuf bie Kolgige Wurzel einer Ai
Pfianii, weldye gelb von Zarbeit, einen angenehmen Geruch und
fügen Yerhmac Bat, und die Pilange ſelbſt; Glycirrhiza L.
Die Staude wäãchſt in Franken und, d
füße Wurzel dei fehwargen Erve, Orobus.niger L. wird in eis
Aigen Gegenden wildes Süpyolz genannt. Br
Die Süfigkeit, plur. Sie — en. ı, His ein Abſtraetum — we —
Plural, die Eigen ſchaft eines Dinges, da es ſüß ift, in allen ‚Bes
Deutungen dieſes Bed wortes. Die Züßigkeit des Zuckers, des
Honiges, des Schlafes u. ſaf. 2. Ein füßer Körper, ſüße
Ding, und in figürlichem Verflande, bober. Grad. der angenebmen u
Empfindung ;mit dem Plural. Eine Fleinediene — ſog Sußige
dem wärmern Europa; aus h }
ibrer Wurzel iwicd der Lakrigenfaft geſotten. Diegleichfals
a
7 h
Feit aus allen Blumen, Öleim, gleichen, obgleich feltener, Kir
ne Schmelcheley. Sie jagen ihr bey. aller Gelegenpeit Süpige-
keiten vor, Weifie,
Anm. Bey dem Kero, Ottfried und —— mit andern Sud -
- folben Suazzi, Suoze, Süße, in Schwaben noch jetzt Sit, 3
Suaznifli,
Der Süßtlee, des—s, plur. car. eine dem Klee ähnliche —
ze, welche auch Türkiſcher Blee und Honigklee ——— wind; 7
HedyfarümL,
Suͤßlich —er/ſtee/ adj. et adv. ein wenig fü. Ein Fü
cher Geſchmack. —
Der Süßling, des—es, plur. — 1. In einigen —
den ein eßbarer braunröthlicher Feldſchwanm, welcher eink füge
weiße Milch gibt; Brätling. 2. Ein füßer Her, S,Süp.
Die Sylbe, plur. $ie—n, Dininur. das Sylbchen, ein einzelner
Laut/ welcher mit Einer Offnung oder Zuſchließ ung des Mundes
hervor gebracht wird, und aus einem Gelbfis oder Doppellaute
und einem oder mehr Mitfauen beſtehet. Beſonders, ein
folcher Laut, fo fern er einen Theil einer vernehmlichen Rede aus⸗
macht. Eine Sylbe iſt ein etnzelner, ein Buchſtab aber ein einfa⸗
facher Laut. Nicht eine Sylde hervor bringen können. Ich
verſtehe keine Sylbe davon. Die Sylben ftechen, (©. Stechen.)
Schon bey dem Diffried Syllaba, bey demRoifer Sıllabon. Es
ift ausdem Örich. und Lat. Syllaba, daher es voıf einigen, ierig
&ilbe gefchrieben wird.Hingegen ift das doppelte lt unnötpig,nach-
dem im Deutfchen der mittelfte Selbſtlaut weggeworfen worden. -
Das Sylbenmäß, des—es, plur. die—e, das Zeitmaß der, -
Sylsen,d. i.die Zeitdauer, mit welcher jede derfelben ausgeſpro⸗
chen wird: init einem Lateiniſchen Kunſtworte die Ouansität.
Nachdem Sylbenmaße find die Sylben entweder lang oder Fuss,
oder unbeſtimmt. Derjenige Theil der Sprachfunft, welcher das
Spibenmaß lehret, heißt die Profodie oder Tonmeffung.
Die SpIbenftödyerey, plur. die — en, unnüse und pedantifhe
Unterfuchung der Sylben eines Wortes, und in weiterm Verſtande
unnütze und thörichte Auffuchung des. Wortverflandes ; von der
RL. Sylben ſtechen, (S.Stechen II. So auch der Sy benſtecher
Sylbig adj, et adv. Sylben habend, ein nur in den Zuſammen⸗
ſetzuugen einfglbig, tige vielylbig u.f.fübliches Fo
lien ul an rain ae eng" ei an bu 1 2 rn
—ß— Zr a 1. 20 2 =
'
SELTENER RER EERYDE
‘
Spltäbifd,ad; ——— Sem Selen. Lyllabicus, befonders
in der Mufif, wo der ſyllabiſche Gefang diejenige Art des Sins
geus iſt, wo zu jeder Note eine Sylbe gefpochen oder gefungen
wird, wie 5. B. bey den Kirchengefängen und Kecitativen üblich
e
Shſt | "510
I fpınparbiffeen mie jemanden, wenn tie Ähnliche Empfindungen
ilt; zum Unterfchiede von dem melismatif: chen Geſange, wo zwey
and mehr Noten auf eine Sylbe geſungen ——— wie in den
Arien u.ſ. f.
Der Sylphe, des—n, plur. Sie—n, ein aus un. Griechifchen
entlehntes Wort, eine Art poerifcher Luftgeiſterchen zu bezeich⸗
onen, welche Abt von Villars in feinem Comte de Gabalis
‚ Wieder in Bewegung brachte , wok auf Pope fir in feinem Locken⸗
raube nuste. Die Gnomen find ähnliche Erdgeifterchen, die Nym⸗
phen ſolche Waſſergeiſter und die Salamander ſolcheFeuergeiſter.
Ein ſchon geputzter Geiſt, bunt, wie ein Regenbogen,
Den Gabalis erſchuf und Pope groß gesogen,
SEin Sylphe — Zadar,
Bee adj. etadv. aus demfätein. [ymbolicus. 1.Bon
Symbolum,ein ſinnliches oder bildlihes Erfenntnißgeichen eis
"nes andern ähnlichen Dinges, da. alles dasjenige fymbolifch ge—
nannt werden Tann, was ein anderes Ding vermittelft einiger
Ahnlichkeiten abbildet oder bezeichnet. In engerm Verſtande ift
ſymboliſch/ was ung eine unförperliche Sache unter einem finns
ichen Bilde vorſtellet. Die ſymboliſche Erkenntniß, von welcher
Art eigentlich unſere ganze Erkenntniß ift, befonders, fo fern fie
auf Worten beruhet, indem jedes Wort ein ſinnliches Bild enthält.
Im engſten Verſt aude unterſcheidet man die ſym boliſcheErkennt⸗
niß, oder die Erkenntniß durch Worte, von der anſchauenden.
2. Bon Symbolum, einÖlanbensbefenntniß, ift ſym boliſch/ was
dazu geböret, in demfelben gegründet ift, Die fymbolifchen Bü⸗
Ser, diejenigen Bücher und Schriften, welche das Glaubensber
kenntniß einer Kirche ausmachen,
Anm. Das Gried. und Latein. Symbolum, wird von einem
Sfaubensbefenumniffe nur noch zuweilen von einigen ältern Bes
kenntuiſſen dee chriſtlichen Kirche gebraucht, 3. ®. dag apoſtoli⸗
ſche, das Athanaſiſche Symbolum, wofür doch auch Glaubens
hekenntniß ſchon üblicher iſt Notker gebraucht dafür Geuuerf;
welches eine buchftäbliche, Überſetzung des Griechiſchen Ausdru⸗
-. des ift. Bon einem ſigürlichen Erkenntnißzeichen wird es noch we⸗
niger gebraucht, wohl aber bezeichnet es im — gebe noch
bäufigeinen Wahl: oder Denk ſpruch. :
Die Spmmett’e, (drenfpldig) plur. "doch nut don mehreren Ars
ten, Se-—n, (vierfplbig,) aus dem Griech. und Lat.Symmetria,
dir gehörige-Ubereinftimmung oder das gebörige Verhältniß der
Theile eines Dinges fo wohl unter einander ſelbſt, als auch gegen
das Gange, In engeem Verſtande ift die Symmetrie das ‚gebörige
Ver hältniß der Theile zum Ganzen, diegarmonie aber, das gebö-
& rige Verhaltniß der Theile unter einander. Nach einer noch andern
“ Einfhränfnrg ift, z. B. in derBaufunft, dieSymmetrie oder Ev
U ryehenie,bieAfntilhtn t der Seiten bey einem unähnlicyen mittlern
Theile. Daher ſymmetriſch/ te Verhältniſſe gemäß, darin ger
- 2, gründen ; ;
» Die Sympathie, (drepfoibig,) plur, sie—n, (virefplbig), aus
dem Griech. und Eat. Sympathia, ‚welches eigentlich Mitleiden
bedentet, im Deutſchen aber in folgenden Fallen üblich iſt. 1. Die
Eigenſchaft eines lebendigen Weſens, vermöge welcher die Vor⸗
ſtellung des Zuſt andes eines Dinges ähnliche Empfindungen i
uns hervor bringet, und diefe Äbnlichen Empfindungen felbft :
beſonders in engerm Verftande, ſo fern fie auf uudeutliche Begrif⸗
fe gegrüudet iſt, oder aus uns undefannten Gründen berrühret.
Ir die reundſchaft zugleich die Sympathie der Natur / der ver⸗
nunft und der Cugend/ fo kann für den empfindlichen Menſchen
aichts ſchagbarers und nuglichers gedacht werden, Gell. Wir
mit ihm haben. 2, Die Neigumg zu einem Dinge, befonders fo fern
fie auf dunklen Begriffen, oder ung unbefannten Gründen berubet,
imGegenſatze der Antipathie; in welchem Berftande man auch leb⸗
loſen Dingen eine Sympathie gegen einander zuſchreibt. Ju
weiterm Verſtande gebrauchen die, Mahler dieſes von den Far-
ben, wenn fie in der Vermifhung eine angenehme. dritte Farbe
hervor bringen, wie 3.3. Blau undGeld ; dagegen, zwifchen Blau
und Zinnobereine Antipathie herrfchet, weil beyde eine undnger
nehme harte Farbegeben. 3. Die Wirkung eines Föcperlichen
Dinges in ein anderes entferntes ohne ein merkliches dazwiſchen
kommendes Mittel; da man denn im gemeinen Leben Sympa-
thien oder fympatbetifihe Wirkungen bat, befonders folhe
Heilartenu. f.f, Wenn eine folche Wirkung obne alles dazwi⸗
fchen befindfiches begreifliches Mittel bervor gebracht werden fol,
fo ift fie ein Unding, nicht aber, wenn das Mittel une gröbern
Sinnen unmerklich oder unemipfindbar ift, wie 5. B bey fympa«
thetifhen Dinten, bey dem Magnete u.f.f.
Symphonie, (drenfoldig) plur. die—n, (pierfglbie,) aus dem
Griech. und Lat. Symphonia im weitefken Verſtande, zus
fammen klingende Töne, befonders in der bögern- Schreibart.
Ungewohnte Symphonien
Schlagen mein eniz ücktes Ohr, Raul,
In engerer Bedeutung, iſt de Symph onie in der Muſik ein gewiſſes
muſikaliſches Stück, welches allein mil Juſtt umenten aufgefüprer
wird,
Der Spndicue,des—ci,plur. die-—ci, dasLat. undGrich.Syn-
dieus,derjenige, welder einer ganzen Gemeine, oder einer auſehn⸗
lichen Seſeuſdefe Nath ertheilet, und fie in gerichtlichen Sachen
vertritt ; im Oberdeutfchen ehedem, Schaffner, Sürfprech, Fried⸗
dinger. Dader dag Syndicät, —— plur, die ⸗e/ das Amt,
die Stelle eines Syndici,
"Der Syntäg, des— es, plur. die +—e, aus dem Griech. und
—
at. Syntaxis, S. Wortfügung.
Der Sprup, des —es, plur. doch nur vor mehrern Arten, die —e,
ein mit Zucker zur Honigdicke eingekochter Saft, dergleichen man
aus den Decocten oder Aufgüffen wieler Pflanzen, Blumen und
Früchte hat, Ingleichen derjenige Abgang von dem Zucker, welcher
durch die Spigen der Formen abfließt. Im Engl, Sirro p, im
Italianiſchen Sirupo, im Lareinifehen Syrupus, Das Wort ift
fo wie die Erfindung morgenländifh, und lauterim Arabiſchen
Serup, und im PerfifchenScherbet,
Das Spftem, des —es, plur. die—e, aus dem Griech. und Latein.
Syftema, ein Zufammenbang vonDingen einerlepArt undEins
richtung, und die Ordnung, nach welcher fie unter einander verbun⸗
„den find, Das Welt⸗Syſtem, Syltema mundi, die mit einander”
zu einem Ganzen verbundenen“ großen Weltfürper, das Weltge:
baude; ingleichen die Ordnung, in welcher fie neben einander bes
fudlich angenommen werden, Daber das Ptolemäifche, das Ty⸗
onifche, dag Copernicanifche Spfiem, die von dem Ptolemäus,
Tycho und Eoperuicus angenommene Ordnung und Verbindung
der Himmelskörper. Man nehme den Hang zur Grefelligfeir aus
‚LemSpfteme unſerer Neigungen heraus, Gel: Ingleichen ein Zu⸗
fanımenhang von Wahrheiten einerleg Art und Einrichtung ; dag
Lehrgebäude, Daher werden die fürnmtlichen ımter einander vers
bundenen theologiſchen Wahrheiten das theologifche Syſtem ges
nannt. So auch von Wahrheiten aHerArt: Ingleichen ein Zuſam⸗
menbang practiſcher Wabrheiten oder moralifherAusübingsfäge,
Ein Syſtem derTugend,desLafters, dergeucheleyu.ff. Das ſey
ihr höchſtes Syſtem derEhre und Nacheiferung, Gell. Daher ſy⸗
ſtem at iſch, von Dingen einerley Art und Einrichtung, in eine begreif⸗
— gebracht; und dadurch u einem Öanzen verbunden,
T, der
— — — —
der fechzehnte unser den Mitlautern, welcher mit an die
N] Zähne gelegter Zunge und ſchnell und Fark ausgeftoße-
\ em Athen ausgefprochen wird, wodurch er fich von dem
d unterfcheidet, welches mit einem langfamern und gelindern
Drude der Lunge begleitet wird. Um diefes fchnellen und ſtarken
Drudes willen, iſt diefer Buchſtab auch der eigentliche Ausdruck
ähnlicher Hörbarer Beränderusigen in der Natur, daher er denn
auch fehr ſchicklich ift, ein Zeichen der Intenſton abzugeben, befons
ders in folhen Fällen, wo der uefprüngliche Laut durch ein d oder 8
ausgedrudt wird. Daberifl das g, wo es vorfommt, gemeinigs
lich ein im hoben ®rade verflärktes s,nb es gleich auch in manchen
Fällen ein durch den härteſten Ziſchlant verſt ärktes d und t iſt.
Da ſich die Ober und Niederdeutſchen Mundarten, beſonders
durch das Harte und Weiche in der Ausſprache unterſcheiden, ſo
wird dieſer Unterſchied vorzüglich in den Fällen ſichtbar, two ein
und eben derfelbe urfprüngliche Lauf nach verfchiedenen merflis
chenStufen derHärte oder Gelindigkeit aefprochen und gefchrieben
werden fann. Daher hat die weichere und fanftere Niederdeutfche
Diundart in den. meiften Fällen ein d, wo in der raubern und här⸗
tern, zu lauter Intenfionen und harten Nachdrücken geneigten
Oberdeutſchen das t herrſchet. Die Niederfächfifchen dadeklik,
Dag, Dans, Dapper, daven, Deeg, Dook, deigen, Dütſch,
u. f. f. lauten im Hoch⸗ und Oberdeutſchen eharlich, Tag, Tanz,
tapfer, toben, Teich, Tuch, tilgen, Teutfh, Die Hochdentfche
Mundart,welde in niefen Fällen das Mittel zwiſchen beyden hält,
folgt zwar bier größten Theils der Oberdeutfchen, bebält aber doch
‚ in manden Fällen das Niederdeutfche d; 3. B. Dacht oder Docht,
Deich, ein — 52— ſo f- welche im Dberdeutfchen Tocht,
Teich, tichten lauten. In vielen Fällen ſcheinet dag fo sweyden-
tige tb, feiner urfprünglichen Beftimmung nach, ein Mittellaut
zwifchen dem weichen Niederdeutfchen d und harten Dberdeutfchen
1 zu ſeyn, wovon an feinem Orte befonders,
Von dem Ubergange des tin s ift bey ©. 3, (1) ſchon etwas ges
fagt worden, Ein mehreres würde bier zu weit führen.
Die diefem Buchftaben eigene Härte ift oft ein bequemes Mit
tel. in der Zufammenfegung und Ableitung der Wörter, die uns
angenehme Weiche zufammen treffender flüſſiger Meitlauter zu
‚wermeiden; welches befonders alsdann Statt findet, wenn von eis
nem Jufinitiv oder einem andern Worteauf —en, ein Wort auf
lich und ni gebildet werden fol, wo um des Wohllautes willen
gern ein eingejchaltet wird; Kenntniß, Erkenntniß, Bekennt⸗
niß, Fenntlic,eigentlich,wefentlic, öffenelich,nabmentlich, ge:
fliffentlich, ordentlich, gelegentlich, wiſſentlich, wöchentlich,
flehentlich, freventlich, hoffentlich u. f. f. wofür man ehedem
nur fagte, Bennniß, öffenlich, eigenlih n.f.f. In manchen
Billen geſchiehet diefes auch vor einem Hauch- und Blaſelaute;
allentbalben, deffentwegen, Penntbar,meinetwegen, deinethals
ben, um feinetwillenu. ff. Ineinigen Oberdeurfhen Gegen»
den gehet man noch weiter, und ſchreibt und ſpricht daſelbſt zwi⸗
fchent, hebent„diefelbten u. f. f. für diefelben, zwifchen, neben.
Eben fo gebraucht man diefen Buchſtaben im Franzöfifhen in
manchen Fällen den Hiatum zu vermeiden; fera-t-il? für
ferail? ©. auch Antlig und Ene— ’
Bondem sh fiehe au feinem Drte befonderg,
der zwanzigſte Buchſtab des Deutſchen Alphabetes und
Tabak, S. Tobak. — RE
Die Tabelle, plur. die —n, aus dem Lat. Tabella, ein Verzeich⸗
niß, wo Individun, oder auch die Arten, Gattungen und Unter»
arten Fürzlich unter oder neben einander gefeget werden, ſo wie
fie auf einander folgen, oder auseinander fließen. Bine genenlos
gifche, hronologifche Tabelle. Daber tabellarifch, in Geſtalt
einer Tabelle, A Sr F
Das Tabernaͤkel, des —s, plur. ut nom. fing. aus dem La⸗
tein. Tabernaculum, in der Römiſchen Kirche ſo wohl eine mit
Säulenund Giebeln gezierte Bilderblinde, in Geſtalt eines klei-⸗
‚ nen Altares, Bilder und Heiligthümer dahin zu fegen, als auch
wird. —
* Die Taberne, plur. die —n, aus dem Lat. Taberna, ein noch
bin und wieder in Obers und Niederdeurfehland übliches, im poch⸗
deutfchen aber undefanntes Wort, ein öffentliches Wirthshaus, —
eine Schenke zu bezeichnen; im Oberd. ehedem Tafern, Tefern,
Tüferey, im Niederf. Taverne, Engl.Tavern. Daher Tas
verner, ein Gafts oder Schenfwirth, In einigen Döerdentfchen
eigentbümlichen Rahmen ift es in Zabern verändert werden;
Bergsabern, Tabernae montanae, #lfaßzabern, Taber- _
nae Alfatiae, Xheinzabern, Tabernae Rhenanae. .. _
Das Tabulat, des —es, plur.die—e, aus dem Lat. Tabula-
ER
GE
das gezierte Behältniß, worin die confecricte Hoftie verwahrer'
&
tum, ein noch bin und wieder, befonders in den Klöffern üblihes N >
Wort, einengediehlten Boden oder mit Bretern belegten Gang
zu bezeichnen. _
Die Tabulatur, plur. inuf. -». Inder Mufil, die Art die To·
ne an Statt der Roten mft Buchflaben und darüber geſetzten Stri⸗
. hen zu bezeichnen. 2. Bey den Meifterfängern bezeichnet es den
Anbegriff der Regeln und Gefege, nach welchen fie ihre Gefänge
verfertigen und abfingen mußten , daher ift im gemeinen Leben
nach der Tablatur noch fo viel, als nach der Drdnung. Es ift
in beyden Fällen ohne Zweifel von einem mittlern Lat. Tabula-
tura,welches wieder von Tabella abftammer, ungeachtet erſt eres
bey den Lateinischen Schriftſtellern des mittlern Zeitalters noch
nicht gefunden worden.“ — —
Das Tabulet, des —es, plur. die —e, ein aus leichten Bretern
gemachter Kaften oder ein ähnliches Behältniß, worin gewiffe
berum wandernde Krämer ihre Waaren am Halfe hängen haben.
Daher ein Tabulet:Brämer, ein herum wandernder Krämer, |
welcher feine Waaren auf folche Art mit fi berum trägt, Franz. .
Col-porteur, von Col, der Hals. Es ift aus dem mittlern
Lat. Tabuleta,welches einen Fleinen Tiſch bedeutet, vermuthlih, _
I: wa nz Ci ah ua A
"weil fie ihre Waaren oft auf einem folchen Fleinen Tiſche m. F 2
ee |
bangen haben, Er heißt Reffträger, wenn er fiein einem R
auf dem Rücken herum träger.
Der Tact, des—es, plur. die—e, aus dem Latein. Tactus, in.
der Mufit und Tanzkunſt. . Die gehörige und beſtimmte
Dauer eines jeden ones und einer jeden Geberde, als ein Abs
firactum und ohne Plural; das Tonmaß. Nach dem Taecte fin:
gen, tanzen. Den Tact fehlagen oder führen, diefe Dauer. mit‘ -
der Hand bezeichnen, von welcher Bewegung der Hand eben die
Benennung bergenemmen ift, " Tact halten, diefe Dauer beobs
achten. 2. Befonders die beſtimmmte Dauer derjenigen Noten,
welche auf dem Papiere zwifchen zwey Strichen eingefohloffen *
un®
a y
ER U TS
ee En ff
- 15 *
unnd dieſe Noten ſelbſt. Minen Taet , zwey Taete, drey Taete
re Fa a ee le ale Te Se
2
ee" ni
- Ein ganser, halber Tacı, ein Dreyviertel-Tact und fo ferner,
3, Diejenige Note, welche einen ganzen Tact bezeichnet, dieganze
” Facts Mote, x R ' b
Tactfeſt, er, —efte, adj, et adv. Fertigkeit befigend, den Taet
. oder das Tonmaß gehörig zu beobachten, und darin gegründet,
Daber die Tactfeſtigkeit.
Der Tactführer, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige, wels
cher bey großen Muſiken den Taet führer, d. 1. das Tonmaß durch
"Aufhebung und Niederfhlagung der Haud anzeiger,
Tactmaßig, adj. et ady. dem Tacte oder Tonmaße gemäß.
Der Tadel, des —s, plur.utnom. fing. 1. Eine förperliche
und in weiterm Verftande, eine jede Unvollfommenheit, ein ehr
» fer. Reiner unter feinen Knechten iſt ohne Tadel, Hiob 4, 18,
— BinDing, an dem Fein Tadel iſt. Einen Tadelan erwas fin-
“ den, Kinemjedeneinen Tadelanhängen, etwas an ihm zu tas
deln finden, „Der Plural kommt zwar feltener vor, allein, er iſt
doch der Sache gemäß, daber man nicht, wie von einigen Sprach⸗
lehrern gefchiehet, fagen kaun, dag diefes Wort feinen habe, Dies
le Tadel an etwas finden, iſt eben fo richtig als viele Makel,
° 2, Die Entdeckung einer ſolchen Unvollkommenheit duch Worte,
anı häufigiten auch ohne Plural. Sein Tadel iſt mir unerträg-
li. ge dich meinen Tadel beſſern. Das verdienet keinen
Tadel.
Anm. Im Daniſchen Sadel, in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗
den Zadel. Die Niederſachſen kennen diefes Wort nicht, und auch
bey den älteſten Oberdeutſchen Schriftſtellern hat es ſich bisher
noch nicht finden laſſen. Indeſſen ſcheinet es doch ein altes Wort
zu ſeyn. Die Endſylbe bezeichnet ein Ding, ein Sübject, daher es
nur auf die Sylbe Tad ankommt. Es ſcheinet, daß dieſes körper⸗
liche Verunſtaltung, Verſtümmelung, oder auch Befleckung bes
deutet habe, da es denn entweder zu dem Holländ. Todde, Fetzen,
Lumpen, Engl, Tatter, Niederf, Talter, oder auch zudem Js⸗
länd. Tad, Koth, und vieleicht au zu unferm Sudel gehören
würde, Mit einem andern Endlante iſt im Schwed.tälja, fo
wohl fhneiden, theilen, als auch radeln. Lafter, Shande, Man⸗
gel, vielleicht auch Sünde u, a. m. bedeuten alle zunächifförpers
liche Berftümmelung. ©. indeffen auch Tadeln,
Der Tadeler, S. Tadler, —
Tadelhaft, —er, —eſte, adj. etadv. 1. Mit einem Tadel oder
Fehler behaftet, werth geiadelt zu werden. Eine tadelhafte Auf⸗—
fuhrung. Das gleichbe deutende tadelig, (nicht tadelich, indem es
alsdann tadellich beißen müßte) iſt nur in dem Gegenſatze unta=
delig üblich. 2. Neigung, Fertigkeit befigend, Tadel oder Fehler
an etiwag zu finden; nur in einigen Gegenden,
Tadelbaftigkeit. ;
Tadeln, verb. reg. act. die Tadel, d. i. Mängel, Fehler, Unvolle
— fommenpeiten an Einer Perfon oder Sache-beinerfen oder anzei⸗
gen Kine Waare, jemandes Arbeit, Berragen, Sitten, Ge:
fihtzbildung tadeln. Etwas an einem radeln. Ich finde
nichts hieran zu tadeln. Man hat das an ihm getadelt, daß
uff Immer etwas zu radeln haben. Ich tadele dich nicht.
Gott tadeln Hiob 39,25. So auch das Tadeln.
Anm. Am Schwed,tadla. Im Riederfähfifchen und bey den
Altern Dberdeusjchen Schriftſtellern fonmt. es fo wenig vor, als
das Saurtwort Tadel, Indeſſen zeiger ſich ein doppelter Weg,die
Yodammungdiejes Wortes anzugeben. ı. Von einem veralteten
Tad, Berftüinmelung, oder auh Schmusfleden,fo daß das Zeit⸗
wort tadeln, eigentlich von dem Hauptiworte Tadel abttanımen
win de S. as etztere.) 2. Von dent noch in den geme inen Sprech ⸗
artenmender Gegindenüblichen taddeln, Niederf. tateln, planz
teen, ſchuattern, als eine Onomatepdie, und welches in eugerer
Adel.W. Br 4: Th. 2, Huf
So aud) die
Taf 514
Bedeutung auch ſſchelten, Mängel nnd Fehler ungeſtüm durch
Worte entdecken, bedeutet hat. Bey den Krainerifchen Wenden
iſt tadlam noch jegr, ich ſchelte. Allein, da dag Deutfche radeln
weder den Begriff des Ungeftünes,noch der Schwaßhaftigfeit bey
fich hat, ſo fcheinet die erſte Ableitung die wahrfcheinlichtte zu ſeyn,
und da würden unfer tadeln, und das gemeine taddeln, ſchwatzen,
eben fo zufällige Onomatopölen ſeyn, als das Angelf. taellan,
‚Engl, tell, erzäblen, und unfer theilen; und-das Schwed.tälja, '
tadeln, und talja, fehneiden, theilen. Die Nicderfachfen gehraus
hen für tadeln;mäfeln, laken u. ſ. f.
Die Tadelfucht, plur, car, die Sucht, 8. i. ungeordnete anhal⸗
tende heftige Neigung oder Fertigkeit zu tadeln, d.i. Mängel und
Fehler an andern Dingen zu bemerfen,
Tadelfichtig, —er, —fe, adj. etadv. mie der Tadelfucht ber
haftet, und darin gegründet, Go auch die Tadelfüchtigkeie, die
© Zadelfucht als eine Fertigkeit, ein Zuſtand betrachtet,
DerTadler,des —e,plur. ut nom, fing, Fänun. die Tadlerinn,
eine Perfon, welche eiwas tadelt, Ingleichen in engerer Bedeu—
tung, welche Neigung und Fertigkeit befißt, an andern Dingen
Mängel zu bemerken und zu entdecfen. Momus warein großer
Tasler. Wer am Wege bauer, hat viel Tadler,
Die Tafel, plur. die —n, Diminut, dag Täfelchen, Oberd. Ta-
felleın. 1. Im weiteſten Verſtande, ein jeder gemeiniglich vier»
eckiger ebener Körper, welcher ungleich länger und breiter, als dick
iſt; am häufigften nur in foichen Fällen, wo ein folcher Körper
feine audere eigene Benennung bat, denn Blatt, Platte, Bret
u. ff. find im Grunde auch Tafeln. Line Tafel Spiegelglas.
Glas in Tafeln, eine Olastafel. Meſſing in Tafeln, (S. Ta—
felmeffing,) Morſellen in Tafeln oder Taͤfelchen. ine Tafel
Chocolate. Bey den Tiſchlern find die Tafeln zwey oder drey an
einander geleimte aud auf der einen Seite glart gehobelte Brerer,
womit die Fußböden und Wände der Zimmer geräfele, d. i, bes
Eleidet werden, Kine Tafelvon Marmor, eine Marmortafel.
Einen Stein zu Tafeln ſchneiden. Indeſſen ift von fteinernen
und meraffenen Tafeln das Wort Platte in den meiften Fällen üb⸗
licher. In einigen Gegenden werden auch die Scheiben vder War
ben in der Bienenftöcden Tafeln genannt, ;
2, Befonders, fo fern ein folder Körper dienet darauf zn fehreie
ben. Line Schiefertafel, Rechentafel. Die Gefegtafeln, ſtei⸗
nerne Tafeln, auf welchen die zehn Gebothe des Sitifigefeges der
Juden gefehrieben wurden; daher die zwey Hauptarten des gött⸗
lichen Sittengefeges noch jest diezwey Tafeln genanat werden.
Die ſchwarze Tafel, von Holz, mitder Kreide darauf zu ſchrei⸗
ben. Die Schreiberafel, eine oder mehrere Tafeln, von Elfen»
bein, eine befondere Art Pergamentes u. f. f. ſolche bey ſich zu
tragen und darauf zu ſchreiben. Die Geſchlechtstafel, cin Ges.
ſchlechtsregiſter, fo fern es eheden auf eine eigentliche unbeugſa⸗
me Tafel verzeichnet und aufgehänget wurde. Um eben deffeiben
Willen pflegte man auch ehedem die Landkarten Landeafeln, und
Gemählde gleichfalls Tafeln, Franz Tableaux,) zu nennen,
in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutfchen veraltet ift, wo
man das Wort Tafel nur noch von feſten unbiegſamen Flächen
erbracht, die pergamentenen Schreibtafeht etwa ausgenommen.
©, auch Tabelle, ’
3. In engerer Bedeutung, ein jeder aroßer Tifch, er fey viereckt,
oder rund, oder lang, oder von welcher Geſtalt er wolle ; ehne
Diminutivum. Der Schneider fchneider die Kleider auf einer
langen Tafelzu, (S.Tafelfihneider.) Die Beilfentafel,. Bes
fonders, (1 ) ein ſolcher großer Tiſch, daran zu fpeifen, (a) Eis
gentlich, wo ein jeder großer Tifch, woran viele Perfonen Platz
haben, der Nabmen einer Tafel fübret, "Line Tafel, woran
zwanzigPerſonen fpeifen Finnen, An einer runden Tafel fpetz
Ka; 5 ö fen,
*
TEN? De ca en
sı5 | Taf
fen. Die runde Tafel, ER Table — ein EIER al⸗
ter Roman. Bine ovale Tafel. Die Tafel decken.
vornehne Perfonen gemeiniglih zahlreiche Tiſchgeſellſchaften
haben, fo iſt es in dieſer Bedeutung beſonders von ihren Speiſeti⸗
ſchen üblich. Es wurde an vier Tafeln geſpeiſet. Die Speis
fen auf die Tafel fegen. 16) Figürlich, eine foiche mit Speifen
befegte Tafel, ingleihen eine Mahlzeit, ‚fo wohl eine ‚fenerliche
Mabizeit mehrerer Perſonen, als auch die gewöhnliche Mahlzeit
vornehiner Perfonen, wie man von geringern ineben diefem Vers
flande das Wirt Tiſch gebraucht, ohne Plural. Sich zur Tafel
fegen. Zur Tafel gehen. Noch bey der Tafel figen. Nach
“ der Tafel. Jemanden mitzur Tafelnebmen. Tafel halten,
d. is fpeifen, ingleichen, eine zahlreiche Geſellſchaft zu Tiſche ha⸗
ben. Offene Tafelhalten, öffentlich fpeifen. Freye Tafel hal⸗
> gen, wo jedermann voneinemgewiffen Staude Zutritt hat. Lanz.
ge Tafel halten, lange bey Tifche figen. von der Tafel aufſte⸗
ben. Die Mittagstafel, Abendtafel. Es iſt heute große Ta:
fel, es fpeifet heute eine zahlreiche Geſellſchaft bey Hofe. Je⸗
manden zur Tafelziehen, einladen laffen. Zur Tafel blafen.
Zur Tafel Fommen, bey der Tafel erfcheinen. Die Tafel bey
Bofe haben, gewöhnlich bey Hofe fpeifen. _Eine gute Tafel füh—
zen,’ gut fpeifen. Iaderdichterifhen Schreibart auch wohl die
Speifegefellfhaft.
‚ine muntere Tafel, von leichten Schersen umflatsett,
Schmaufte den langen Nachmittag durch, Zadar.
(2) Eine ſolche Tafel, fo fern die Ölieder eines Öerichtes.oder eis
ner Berfammlung an derfelben zufammen kommen, daher in eini⸗
gen Provinzen und Ländern ein Gerichtshof noch die Tafel ge⸗
nannewird; daher die Landtafel, das Landgericht, die Lehuta⸗
fel, die Lehenistangellen u. ſ. f.
Ynm. Schon bey dem Notker und Willeram Tauelo, Ta-
bilo.im Shwed.Tafla,im Wallif. Tafall, Gemeiniglich leitet
man es von dem Lat. Tabula her; allein, wegen feines hoben Al⸗
ters, ſcheinet es vielmehr ein Seitenverwandter,als ein Abkömm⸗
ling deſſelben, zu fepn. Die Endſylbe —el,Lat, —ula, bedeutet
ein Ding, Oudject. Das eigentlide Stammwort Taf, feheint
entiveder den Begriffder Ausdehnung in die Fänge und Breitezu
Haben, und mit Tapete, Teppich, Daube, vielleicht aud) mitStab,
derwandt zu ſeyn, dder auch zu einem veralteten tafen, in Blätter
ſchneiden, zu gehören, weiche Bedeutung das Wallififhe tafella
noch bat. Übrigens lauter diefes Wort in einigen gemeinen Mund⸗
arten auch Zabel, Zagel, daber Schachzabel, das Schachbret,
Wurzabil, bey dein Raban Maurus die Wurftafel.
Das Tafelbier, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die —e. 1,Eine anftändige Benennung des Coventeg, oder dün⸗
nen Bieres, welches man ehedem gern über der Tafel oder wäh⸗
eend der Mablzeit zu trinken pflegte. 2. An den Höfen, dasjenige
Bier, welches von der Herrfchaft bey der Tafel getrunken wird,
zum Unterfchiede von dem Sofbiere, !
Die Tafelbirn, plur. die —en, ı. Eine elgemeine Benennung
aller ſchmackhaften Birnen, welche man auf die Tafel zum Nach⸗
eifche aufzufegen pflegt; gum Unterſchiede von den wirthſchaft⸗
lichen Birnen, welche gekocht, oder gebacken werden, 2. Eine bes
fondere Art diefer ſchmackhaften Birnen, welche auch zerrenbir⸗
nen, Bönigsbivnen, und im Oberdeutſchen au Pfeffenbirnen
genantıt werden,
Der Tafeldecker, des—e, plur. ut nom. ing. an den Höfen,
and inwornehmen ‚großen Haushaltungen, ein Bedienter, deffen
Amt es iſt, die Tafel zu deden, nnd das leinene Tiſchgeräth in ſei⸗
ner Aufficht zu haben.
Die Tafelgeider, livg. inuf, Gelder oder Geltfummen, welche
einem voruchiin Herten zus Beſtreituug feines Tafel, uud in
x Safel annimmt;
und beſtimmt find.
Das Tafelgemäch, des es, — die — macher, das Gemach
eder Zimmer, worin ein dornehmer Herr gewöhnlich Lafel bãlt,
oder fpeifet.
Das Tafelglas, des—es, plur.dod; nur von Ihebeern Arten, .
die —gläfer, Glas inZafeln, d. 6. platten, viereckten Flächen.
gen und Gemählden, diejenige Linie, welche man unten längs den:
die Grundlinie, “
Das Tafelgur, des —es, plur. die —güter, 1. Güter, welche
dem Landesberren zur Beftreitung der Tafel und des gangendofe
ſtaates von dem Lande ansgefegt find; Franz, Domaines,
Bammergüter, Brongüter, wenn der Landesheter ein Kö
2. In dem Salzwerte zu Halle wird der vierte Sheilter Sohle, |
. ‚welche ebedem zur Unterhaltung der lern Tafel der —
ſtintnit war, Tafelgut genanut.
Der Tafelkranz, des —es, plur. die —Fränse, 4 nerucher
Kranz oder Ring, die Schüffeln auf der Tafel heacea ns.
der Schüffelring.
Das Tafelleben, des—s,plur. ut nom. fing, in ecigenkBen =
genden, ein Lehengut, deffen Einfünfte zur Unterhaltung der Tu
fel und des Hofſtaates eines ——— beſtimmt ſind. Siche
Tafelgut.
Das Tafellicht des —es, plur. die —er, große und beffere Side
— ter, fo wie fie nicht nur aufden Tafeln, fondern auch in den a
mern gebrannt werden ; zum Unterfchiede von den Fragt: und
- Rücpenlichtern.
Das Tafelmefling, des —es, plur. inuf. auf den Seffingbüts
ten, eine Art Meſſing in ſtärkern Plattenoder "Tafeln zum Unter⸗ “
ſchiede von dem Rolmeffinge, Stüd'mefinge und.der —
preſſe.
Tafeln, verb. reg. ı, Neutr, mähaben, Zafel Halsen, DE. fpeis-
fen, doch nur in gemeinen Leben uud im Scherze. Lange tafeln,
nach Art der großen Herren lange bey der Tafel fiben, 2. Act.
bey den Zärbern, die übrige. Brübe von den gefärbten ‚Zeus
gen ablaufen laffen, vermuthlich, weil es auf. einer Tafel ge⸗
ſchiehet.
Täfeln, verb.reg.act. mit Tafeln, d.i, mit wey ober Dreh eb
fammen geleimten Bretern zierlich befleiden. Einen Sußboden -
töfeln, welches, wenn eg ganz einfach mit-an einandes gefügten
Bretern gefchiebet, dielen oder ausdielen genanut wird, Die
Miinse- eines Zimmers täfeln, wo man diefes Wort auch ge
braucht, wenn gleich die Bekleidung aus rinfachen an einander ges
fügten Bretern beſtehet. Und räfelteden Boden des Zauſes mie
‘ _Tännenbretern, ı Kön.6, 15:
Jer 22,14, So anch das Tafeln und die Täfelung, die Da -
ne Bekleitung ſelbſt, das Tafelwerk.
Der Tafelriß, des—es, plur.die—e, bey großen und feperlie
chen Tafeln oder Mablzeiten, ein Bf, wie die —— auf die
Tafel geſetzet werden müſſen.
Der Tafelſchiefer, des —s, plur. doch nur von PARSE Arten,
utnom, fing. eine Act Schiefers, welche zu Rechentafeln und
Rechentiſchen verarbeitet wird ; zum Unterſchiede von dem dach⸗
ſchiefer.
Der Tafelſchneider, des 6 plur. ut nom, fi ing. bey den
Schneidern, ein Geſell, weicher nah Abſterben eines Meifters
deſſen Stelle in der Werkſtätte vertritt ; weiler an deffen Statt
Kleider auf der Tafel zuſchneidet. Ben den Schuſtern wird er der
Bretmeiſter oder Bretſchneider genanut.
Die Tafelfeide, plur. car. in den Seiden Fabriken, eine Art der
Or gauſin Seide⸗ welche aus 4 Di 5 Süden beſtehet, ae &
en 7: weiterer Behrutung, zur Sißcung fin Serfaus anein 1
14 ex
Der Tofelgrund, des — es, plur. die — gende, bey Seichnune
1
k
Ein Haus mit Cedern rafeln,
j
bag 03 Add Buell 1 = ED
Das Tafel-S:rvieß,des—es, plur, die —r, ein Colleetivum,
dasjenige Grath an Shüfeln, Tellırı u f. f. weiches zur Se
0 Jeßung einer gudedfien Sael nöchig iſt Die legte Hälfte- iſt das
.. geamgöl.Servion ; Be —
Der Cafelſtein des —es, plur. die—e im Juwelenhandel,ein
. diiner Diamant in Geſtalt einer Heinen Tafel, indenr er unten
‚and oben Kap geibüff.n it, uud an den Satten unr eine Ride
L Faßetten bat. Zumllaterſchiede vvn den Roſetten undBrillanten.
Der Tafelteller, des — 8, plur. an nom. ag. Tcder, welche
anf den Tafeln vornehmer Perſonen gebraucht werden; von gerin⸗
gern Perſonen Tiſchteller· Beydes zum Unterſchiede von den
Bäxchenteller n. EN \
Das Tafeleuch, yes — es. plur, die —ticher, ein großes fei-
"nes leinenes Tuch, eine Tafel, das iſt, einen großen Speifetifch
damit zu decken; zum Unterſchiede son dem Pleinern und geringern
2 Tiſchtuche. —
von einer Wand: und Taſchenuhr· S©.Stugube:
Das Täfelwerk, des es plur.inul. die aus Tafeln, d. i,
"zufanmen geieimten Bretern, beftehende zierliche Sekleidung des
Fus bo ens uud der Wände; die Tifelung, im Niederl. Panele,
Engl. Pannel. R
Das Tafelzeug, des—es, plur. inuf; das leinene Gerãth,
welches zu Beftellung einer Latel, oder eines großen Gpeir
ſeuſches nöth'g iſt, wohin das Tafeltuch nit den Servieren
"gehöre. Das Tiſchzeug, beziebis ſich auf kleinere gewöhnliche
Speifetifhe. — ‘ 3
Das Tafelzimmet, des —$s,
g8gemnadb. oh -
Die Taferne, ©. Taberne. E
DerCäffet, Jes—s, plur, doch nur von mehrern Arten, die—e,
die leichte ſte feideneZeugart, welche unter allen die wenigften Ker⸗
tenfäden hat, daher die gewöhnliche Art oder der fo genanttteleich-
te Taffet nur mir zwey Kämmen und vier Fußſchämetn, ‘der
Schwere aber mir acht Kämmen und zwey auch vier Zußichämeln
gzewebet wird, Dev Quadrille⸗Taffet erhält durch den Einfchlag
vielfärbige Streifen; der Brillant.: Taffet, iſt ein Taffet mit Fi⸗
guren, deffen Figuren indeffen doch nur Brillanten, d. ı Steine
oder Quadraie find; der Spiegeltaffer beftcher ans Länglichen
* Quadraten vonanderer Farbe als der Grund u, f.f, Im gemeinen
Leben auch wohl Taffent, Tafı,im Frauz Taffetas, im Ital.
Taffeta. Der Nahe if ohne Zweifel morgenländifch, denn
ſchon im Perſiſchen lautet er Dakteh. Die Nabmen Tobin und
Tabinet, welche Arten gereäfferten Taffets bezeichnen, ſcheinen
eben deffelben Urfprunges zu ſeyn.
Das Taͤffet baͤnd des — es, plur. sie —bänder, eine Art ſei⸗
denen wie Taffet gewirkten Bandes.
" Täffeten,.adj. et adv. von Taffet. Ein tafferenes Bleid, oder
taftenes Kleid. * —
Der Taffet weber, des —s, plur. ut nom. fing. ein Seiden⸗
weber, welcher allerley Arten Taffet webet. —
Der Tag, des — es, plur. die —e. . Die Anweſenheit des
plur. ut nom, fing.S Tafel;
r
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J
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—*
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auch diefes Licht ſelbſt; beydes ohne Plural und im®egenfage der
Nacht. Dev Tag brichtian. Mit anbrechehdem Tage, Es wird
Tg. Zeil noch nice Tag. Es iſt fchon heller Tag. vor Ta⸗
ge aufſtehen Noch bey Tage zu Berte gehen. - In den Tag
hinein ſchlafen, bis an den hellen Tag ſchlafen. Daber vermuthlich
auch die im gemeinen Leben üblichen R. A. mo in den Tag hin⸗in,
“fo viel als unbeſonnen, ohne UÜberlegnug bedeutet, Siehe aber
auch die gleich folgende veraltete Bedeutung der freyen Luft, In
Die Tafeluhr/ plur. die— en, einellör, welche ineinem Ger
bäufe auf-die Tafel oder den Tifch gefte ler wird ; zum Unterſchiede -
Sonnenlichtes über der Oberfläche der Erdfugel, und zuweilen
Kae
— *
Li
Tag
den ig hin⸗ein leben. Man die ſerzen jegs nicht foi
as binei nicht foin -
den Tg hinein weg, Leff. In den Tag hinein ſchwagen.
Die Welt lebt in den Tg, begebrer nichte zu wiffen
Don Zicht und $rommigkeit, Opitz.
Stwas bey Tage beiehen. Ich habe zu früh Tag gemacht,
518
\
ef. bin zu fruh aufgetanden. Der Tag ſcheint durch die Ris
* das Sonnenlicht, Fı einigen Prooinzen gebraucht man diefeg
Wort in mehrern Fällen für das Licht des Tages. Einem den
"Tigbenehmen. Linem in dem Tage ſtehen, im Lichte. Gehe
mirausdem Tage. Weiche R. A. doch im Hochdeutfäen unge
wöhnlich find. Doch ſagt man daſelb ſt im figüslichen Verftande s
Es liege am Tage, oder iſt am Tage, es ift Plar, deutlich. Sei—
ne uñſchuld liegt amTage. Alsdann ik ja unfer Betrug am
Tage Erwäs an den Tag dringen, eine verborgene Sache far
und deutlich „machen, Simmel, bringe es an den Tag, wer
ein Betrüger ifi, Gel, An den Tag Fommen, bifaunt werden,
‚von geheimen, verborgenen Dingen. Dein Betrug wird ſchon
anden Tag kommen. Etwas an den Tag oder zu Tage les
gen, es äußern. Seine Gefinnung zu Tage legen. Er legte-
bald fein Mißvergnügen, baldfeinen Beyfall an den Tag,
Gell. Zu einigen Oberdeutſchen Gegenden wurde es ehedem häufig
für die freye Luft, den Luftraum gebraucht. Ein Rüftbaum Iag
noch indenTagfrey hinaus, Sheuerd. Kap. 28. gern, fo
trett auf difen plock do, unnd meſt (meffet) hinaus in freyen
tag anderhalb ſchuch in der wag (im Gleichgewichte) eben daf,
Tewrdank ſich bald aus feiher Kraft fchwang mit Jen füllen
in.den tag, durch daſſelb ev gewann die Wag eben daf. Kap. 56.
Fgürlich gebrauchen die Bergleute dieſes Wort häufig von dee
Doerfläche der Erde, im Begenfage der Grube, "Erz am Tage
antreffen, auf oder nabe unterder Oberflache. Etwas zu Tage
ausfördern, es aus der Grube auf die Oberfläche fchaffen. Das
Waſſer fließt zu Tage aus, Hundert Kachter unter Tage,
unter dee Dberfläche der Erde. Eine Ortung zu Tage bringen,
bey ven Markſcheidern, einen in der Grube angenommenen Punct
in einer ſeigern oder fenfrechten Linie am Tage, d. irauf der Ober».
fläche angeben. Und fo in tauſend Fällen mehr, S. auch einige
den folgenden Zuſammeuſetzungen. ;
2, Diejenige. Zeit, da die Eine Hälfte der Erdfugel yon der
Sonne erleuchtet wird. Plur. die Tage, im Dberd. die Tage.
(1) Eigentlich. (a) Im engſten Verſtande, die Zeit von Mor⸗
gen bis zum Aubruche der Nacht, die Zeit, wenn die Sonne über
unferm Horizonte ſichtbar iſt; im Gegenſatze der Nacht. Der
turzefie Trg. Der langſte Tag. Ein trüber, heller, war—
mer Tag. Den Tag mit etwas zubringen. Tag und Nacht
arbeiten. Die Zeit, wenn Tag und Macht gleich find, Die
Tag: und Rachtgleiche. Es iſt noch hoch am Tage, der Bag gebt
fo bald noch nicht zu Ende. Es iſt ſchon hoch am Tage, es iſt ſchon
lange Tag geweſen. Dev Tag gehet zu Ende, Dev Tag neiget
. fi, in der höheren Schteibart. ;
"Und gleichwohl neigt fi ſchon der Furze Tag, Weiße,
Des Tages nur Ein Mahl effen.. Den Tag vorher, sder Tas
* ges vorber; den Tag hernach, Tages hernadh, Don Tag
zu Tage warten, vonrinem Sage zumandern, Tag fur Tag,
(nit vor,) alle Tage, einen Sag wie den anderi.
Du weißt, daß Tagfür Tag dein alter Dater keift, Roſt.
Tag vor (für) Tag, muß ich es feben, Dpig.
Guten Era !der gewöhnlige Grup,iwenn man einander am Tage
begegnet. Jemanden einen guten Tag bierben, ihn mut dieſer
Formel grüßen. Linen Tag zu etwas zu beiimmen, fegen,
"Sich einen guten Tag machen, einen Sag zu feinem Bronügen
anwenden. Gute Tage haben. Müpige Tage haben. Mor—
gen des Tages, imgemeinen Leben, nachdrucklich für morgen
si2 ; ſchlecht⸗
“rTT. wur Te
5
59 Tag
ſchlechthin, nicht morgendes Tages. — * Tages fade
ich ihr den Dienk auf, Weiße, Tagund Mache, wird oft für
snunterbrochen, unaufhörlich gebraucht. Tag und Nacht figen
und fudieren. Tag und Nacht ift auch eine im gemeinen Leben
übliche Benennung verfchiedener Pflanzen, (S. Glasfraut und
Kuhweigen.) Ein Bleid auf alle Tage, ein Alltagskleid, im
Gegenfage eines Sonntagsz oder Seyertagsfleides, (S, AL.) (b)
Da der Tag eigentlich die zu Geſchäften beſtinmte Zeit ift, fo
wird er auch febr häufig von der ganzen Zeit gebraucht, in welche
fich die Erdfngel Ein Mahl um ihre Achfe drehet, fo daßer als⸗
dann auch die Nacht mit in ſich begreift, und eigentlich für Tag
uud Nacht, oder eine Zeit von 24 Stunden ſtehet. In einigen
nördlichen Gegenden gebraucht man das Wort Nacht aufeben
divfelbe Art, Wenig Tage hernach. Vor drey Tagen. In ein
paar Tagen. Esift nun der dreyzehnte Tag. Acht Tage, eine
gewöhnliche Benennung einer Woche, ob fie gleich eigentlich nur
aus fieben Tagen befiebet, dagegen vierzehn Tage, eine Zeit von
zwey Wochen bezeichnet, - In acht Tagen, vor acht Tagen,
nach acht Tagen. Heute vor acht Tagen. Morgen über acht,
über vierzehn Tage, Geitern vor vierzehn Tagen. Nächſter
Tage, d.i.nächflens. Dieſer Tagen, richtiger diefer Tage, d. i.
nenlich, vor wenig Tagen, Zr war diefer Tagebier. Geſtrigen
Tages, wofür doch im Hochdeutfchen geitern oder am geftrie
gen Tage üblicher if. Jahr und Tag, in den Rechten, Ein
Jahr und 45 Tage. Das Bibliſche welches Tages, für wenn,
oder an welchem Sage, ift im Hochdeutfchen noch weniger
gangbar.
(2) Fiaürlich. (a) Ein zu einem gewiſſen feperlichen Be:
fhäfte beſtimmter Tag. Im gemeinen Leben, befonders Ober,
dentfchlandes, wird jemandes Nahmeng- oder Geburtstag häufig
deffen Tag genannt. In den Berichten bedeutete es ehedem häu⸗
fig den Bag oder die Zeit, da jemand vor Gericht befchieden war,
Sugleichen eine auf einen gewiffen Tag beſtimmte feyerliche Ber»
fammlung. Einen Tag halten, ſich fryerlich verfanimeln. ‚In
diefer Bedeutung iſt es nur noch in den Zufartmenfegungen Kreis:
tag, Landtag, Reichstag, Wabltag, EChurfürftenteg, Städte:
tog, Grafentag u. ff. üblich, eine Verſammlung der Kreis-
Land» Keichsftände u. ſ. f. zu bezeichnen." (b) Die Lebenszeit eines -
Menſchen, indem der Tag die merflichfte Abtheilung der Zeit iſt,
in welchem Verſtande es doch nur im Plural allein gebraucht
. In meinen alten Tagen, in meinen höhern Alter,
%
wird, reine Tage, oder häufiger mein Tage, ein im gemeinen
Leben fehr üblicher Ausdruck für in meinem Leben. Das habe ich
mein Tage nicht geſehen, in meinem Leben nicht.
Tage auch häufig für jemahls, und mein Tage nicht, für nie—
mahls gebrandht wird. Das ift der unverfchämtefe Menſch, den
ich mein Tage gefeben habe. Das babe ich mein Tage nicht ge:
wußt. Es ih mein Tate nicht gut, wenn die Binder willen, daß
die Altern Geld haben. Ich Fann das Tanzen mein Tapenicht
leiden. So weiß man doch mein Tage den Morgen nicht was
den Abend wefcheben wird, Weiße. In unfern Tagen, zu unſe⸗
ter Zeit. Die Tage Mofis, Meſſtä, zu ihrer Lebenszeit, In
feinen beiten Tagen feyn, wofürman doch im Hochdeutfchen lies
ber fagt, in feinen beſten Fahren, in feinem beften Lebensalter.
‚Was ihn
angetrieben bar auf feine alten Tage (in feinem hoben Alter)
noch zu beivarhen. Werden fie mir auf meine alten Tage,
oder in-meinen alten Tagen nicht noch eine Sreude machen?
Befonders kommt ed in der Deutfchen Bibel in diefer Bedeutung “
bäufigvor. Deine Tage find aus, ich wıll deiner Tage vie! ma=
gr ff. Ingleichen in der böhern und dichterifehen Schreibe
dee Hochdentfchen. So floſſen mein: Tage fill und ruhig
Gabe. Seine Tage befchließen, ſterben.
Da denn mein
Tag
Zwar will ich mich jugendlich
Meiner Tage freuen, Weiße, \
Line Tugend, die ehedeſſen meine Tage heiter, wie dir —
des Srüblings machte. -
Seil uns, daß unfer Morgen in die Tage A
Des einzigen Monarchen fiel, Raml. ’
Murre nicht, wenn Zevs unter deine Sand voll Tage auch 4
be Stunden miſchet, Geßn. Im Srühlinge meiner Tage babe
Ihr Muſen nie mich unerbört gelaſſen, eben derf,
auch für eineunbejlinmte Zeit überhaupt, fo wie das Hebräifche
Jamim. Sentzu Tage, oder heutiges Tages, zu unfeen Zei-
ten, Nachſter Tage, nächftens, in wenig Tagen, Befondersin
der höbern Schreibart undim Plural, "Die Tage der Zukunft,
die fünftige Zeit. ©, daß es dir gefalle, wenn meine Mufedie
fingt,wie in der Jugend der Tage (in dem erften Alter der Welt)
ein Sive die Gartenkunſt erfand, Gefuer.
"Ein Brandmahl wird er euch, worauf i in fpäten Tagen
Ein beßrer Enkel flucht, Raml.
Anm. Im Iſidor Dagh, bey dem Kero Tac,bendem Ottfried
Dag, im Niederſ. Dag, im Angelſ. Daga, bey den alten Schwan.
den und im Dänifchen Dag,-und mit andern Endlauten bey den
Kraineriſchen Wenden Han, im Frieſiſchen Dy, im Irländiſchen
Dia, im Engliſchen Day, im Lat. Dies, und in einigen R, A.
div. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, dag der Begriff des Lichtes in
dieſem Worte der erſte und herrſchende iſt, ſo daß es zu dem Go
ſchlechte des Arabiſchen daa, er hat geleuchtet, gerechnet werden
muß. (8. Tagen.) Auf ähnliche Art fheiner das Hebr. Iund‘.
Griech. ypegx, mit unferm Schemen (Schein) und —
verwandt zu ſeyn,/
Die Tagearbeit, plur, die —en. 1, Eine Arbeit, welche am.
Tage oder bey Tage verrichtet wird, zum Unterfchiede von der
Klabtarbeit. 2, Diejenige Arbeit, welche man den Tag über zu
verrichten bat, das Tagewerk. F Eine Arbeit, welche nach
dem Tagelohn bezahlt wird; zum Unterſchiede von der Stüd:
arbeit,
Das Tagebüch, des—es, plur. die —bücher. ı. Ein Vuch in
welches man die gewöhnlichen Borfallenheiten jedes Tages ver⸗
2, Diefes Verzeichniß der täglichen Vorfallenheiten
ferbft, Abenden Fällen nach dem Franz, auch ein Journai, und
zeichnet,
im £at, Diarium,
Der Tagedieb, des —es, plur, die—e, ein Müßiggänger, eine
Perſon, welche Gott undder Zeit gleihfam die Tage Riehlet, fie
mit Müfiggangezubringet, > -
Der Tagedienſt, des —es, plur: die—e, in einigen — *
ein Nehme des. Frohn⸗ oder Hofdienſtes, weil er nach Zegen ge ·
leiſtet wird.
Die Tatgeerde, plur. doch nur von mehrern Arten, sie —n, im
Meinbaue, die obere Erde, fo weit fie von der Sonne und dem Re⸗
gen Ducchdrungen, und auch die Thauerde, die Dammerde ges
nannt wird; von Tag, die. Oberflächeder Erde,
Das Tageirz, des —es, plur. doch nur von mebrern Arten, die
—e, im Bergbang, Erz, welches am Tage, d, i, auf und nahe uns
terder Oberfläche der Erde bricht,
Die Tatge fahrt, plur. die —en, ein im Kochdeusfchen veraltetes
Wort. ı. Die Sagereife, (S,diefes Wort.) 2, Ein in den Ge⸗
richten, oder zu einer gerichtlichen oder verbindlichen Handlung
beſtimmter Zeitpunet, ein Termin; in welcher Bedeutung es im
Dberdeutfchen noch amüblichften iſt. Wenn es ein beſtimmter
Zeitpunet iſt, zu welchem gewiffe Gelder bezahlt werden müffen,
fo ift daf ür auch Tagezeirüblid, ©. auch Tapefrifi.
Der Tattefalter, des —s, plur. ut nom. fing. ein Nahme der-
jenigen Zweyfalter, welche ſich bey Tage fehen laffen, und unter
’ dem
(6) Zumweiten.
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hal, af
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Fe Fr IN
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—
dem Nabmen der Schmetterlinge am bekannteſten find; Papi-
- Jiones Linn, Zum Unterſchiede von den Nachtfaltern.
* Die Tagefriſt, plur. die — en, ein im Hochdeutſchen unge
wöhnliches Wott, einen beftimmten Tag, befonders einen Termin
zu degeichnen,
Weil du mein Shug gewesen biſt,
“Mein Heil zu jeder Tagefrift, Opig Pf. 59.
©; auch Tagefabrr. 2, h ,
Die Tagefrohne, plur. die —n, Frohnen oder Frohndienſte, wel⸗
he bey Tage oder am Tage geleiftet werden, zum Unterfchiede von
den Hachtfrohnen. j
Der Taygegang, des—es, plur. die —gänge, im Bergbaue,
Gänge, welche nahe unter der Oberfläche der Erde angetroffen
‚werden, oder gar am Tage ausgehen, und nicht in die Teufe oder
Tiefe fortfegen, ; *
Das Tatgegarn, des —es, plur, die —e, bey den Bogelftellern,
« ©, Tageneg.
Das Tagegebäude, des — 3, plır.ut nom, fing, Berggebäude,
welche auswärts amTage,d.i.auf der Oberfläche der Erde befinds
lich find, zum Bepfpiele Poch⸗ Wäſch⸗ Huthhãuſer, Kunftgezeuge,
Schmieden n. f. f.zum Unterſchiede von den Grubengebauden.
Das Tagegehänge, des—s, plur. ut nom. fing. eben daſelbſt,
Gebänge, oder Klüfte, welche ſich am Tage, oder gleich unter der
Dammerde befinden; die Tagekluft.
Die Tagekluft, plur. die —Flüfte, S.das vorige.
Die Tagekohle, plur. die—n, eine Art gegrabener Holzfohlen,
welche am Tage, d. i.nahe unter der Dammerde gefunden und
auch Erdkohlen genannt werden, zum Unterfehiede vonden Pech⸗
und Steinfohlen, welche in einer größern Tiefe brechen,
* Der Tayel, des —s, plur. utnom, fing, ein Riederdeutfches
im Hochdeutfchen unbefanntes Wort, ein Ende eines Strickes
zum Prügeln zu bezeichnen. Daher tageln, mit einem ſelchen
Werkzeuge prügeln, ingleichen prügeln überhaupt. Es ift mit dem
Hoch und Oberd. Zagel, Zahl, ein Schwanz, verwandt, (S.daf:
ſelbe;) noch mehr aber mit dem Lat, tax ! der Onomatopöie eines
Schlages: tax,tax erittergotuo, ©. ı Tafche,
# Die Tageleiftung, plur. die —en, einim Hochdeutfchen verals
tetes Wort, eine Verſammlung mehrerer in öffentlichen Angeles
genheiten an einem gewiffen beftimmten Tage zu bezeichnen, einen
Kreis⸗ Land: oder Reichstag.
deutende Tagef‘ — noch in der Schweiz vor,
Die Tagelilie, plur. die —n, ein Nahme der Asphodel- oder
Affodill-Cilien, weil ihre Blumen über einen Tag nicht offen
bleiben.
Tageln, S.Tagel.
Des Tagelohn, des —es,plur. doch nur von mehrern Summen,
die —Johne, der Lohn für die Handarbeit, fo fern derfelhe nach
Tagen bezahlet wird; im Gegenfagedes Gedinges. Das Tagrr
—* mit einrechnen, 3 Mof.25, 50.53. Alm Tagelohn ars
"beiten.
. Der ETagelöbner, des —s, plur, ut nom. fing, Fämin.die Ta⸗
gelohnerinn, ein Handarbeiter, welcher um Tagelodn arbeiter.
. 3m Schwabenfp. Tagewerker, chedem auch Liedlähner. Is.ens
gerer Bedentung iſt es ein unzünftiger Handarbeiter diefer Art,
indem man Maurer, Simmerleuten. f. f. wenn fie gleich auf Tas
gelohn arbeiten, eben nicht Tagelöhner zu nennen pfleat.
Die Tageluft, plur, car. im Bergbane, die auf und über ber Ers
de befindliche Luft, zum Unterfchiede von der didern Grubenluft,
Bon Tag, Oberfläche der Erdr, 5
Taxen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt. I. Als
ein Neutrum, mit dem Hülfswerte haben, Tag werden, von dem
Aubrechen des Tages ; ambäufigfien perſönlich. So tagetes
ee ae Be 2 a a Er AA a a a ae Tu Bi ii ee u a
Es kommt, fo wie das gleichbe⸗
Ing 522
in dem herzen min, Heine. von Morunge. Alsbald es wird
MAR tagen, Theuerd. Kap. 18, Wenns aufgehöverzu tagen,
Pie“
Kaomm, ſchöner Morgenſtern, Fomm, komm, und laß es
⸗ tagen, eben derſ.
Er ging zum Kirchhof hin, und zwar fo bald es enger,
— Gellert.
Dann, Gottinn, laß es ſpäte tagen, Kleiſt.
In den Thalern tagt es feäter als auf den Bergen. Zuweilen,
obgleich feltener, und amhäufigften nur bey den Dichtern, auch
perfönlid, Min villiebe [unnen diu mir fo wunnekli-
chen taget, Heinr. von Morunge, wo es für ſcheinen, leuchten,
zu ſtehen ſcheinet.
Diß iſt das Licht, das auch in Japan felbfferfchien,
Und tagt nun fort und fort bis an Chinea bin, Opiß,
Die Tage tagen noch, brechen noch an, dauern noch fort, Sculket,
So bald ser Morgen tagt, Michael, Hiob 24,27.
IL, * Als ein Aetivum, einen Tag fegen, zu etwas beftimmen,
ingleichen auf einen beftimmten$ag vorladen,eitiven, eine im Hoch⸗
deuifchen veraltete Bedeutung, Jemanden tagen, ihn vorladen,
eitiren. · Betagen und vertagen waren ehedem in eben dieſem
Berftande üblich. Das Mittelwort betagt bat über dieß noch eine"
andere Bedeutung, ©. daffelbe. i
"Unm.. Inder erften Bedeutung ſchon bey dem Notfertagen,
im Niederf. dagen, im Angelſ. daegian, Die Bedeutung des
Leuchtens, Scheineng, iſt auch bier, fo wiein Tag, vermuthlich
die urfprünglihe, Dien ze tagenne, ihnen zu leuchten, zu
ſcheinen, heißt es bey dem Notker. Im Mecklenburg. bedeutet
dagen auch zaudern, fich Zeit nehmen, ;
Das Tageneg, des—es, plur. sie —e, eine Art Lerchennese,
welche bey Tage auf Forkeln geftelet werden, um dieferchen des
Abends darin zu fangen. Tagegarn, Klebegarn, Klebeneg, zum
Unterfchiede von den Nachtgarnen oder Nachtnetzen. {
Der Tagepocher, des —s, pluk.ut nom. fing. indem Hütten«
baue, diejenigen Arbeiter, welche das Pochen der Erze bey Tage
beſorgen, zum Untepfchiede von den Jachtpochern.
Die Tattenumpe, plur.die —n, im Bergbaue, eine Pumpe, wel⸗
che von Tage, di. vonder Oberfläche der Erde in die Grube ges
richtet iſt, und ihr Waffer auch am Tage wieder auggießt; zum
Unterfshiede von folhen, welche es in die Stollen oder Streden
ausgießen, i
8 Tatterenifter, des—s, plur.ut nom. fing. ein Regiſter
— der Borfallenbeiten nach der Heibe dor Tage, an
welchen fie ich zurragen ; am häufigfien ein Tagebuch,
Die Tagereiſe, plur. die —n, eine Reife von Einem Tage, d.i. fo
viel Weges, als man in Einem Tage bequem zurück legen kann;
bey den alten Oberdeutſchen Scrififtellern Tagewaidi, Da-
geweidi,Tageweite, Tagefabrt. Es find drey Tagereiſen von
bier. Die Art, die Entfernungen der Orter nach Tagereifen zw |
befiimmen, ift außer Europa am gewöhnlichen, und alsdann ver⸗
ſtehet man darunter gemeiniglich fo viel Weges, als ein Fußgän⸗
ger in Einem Tage bequem zurück legen Fantı ; in den Morgens
Ländern aber auch, fo viel als ein beladenes Kamehl den Tag über
geben kann. Starke Tagereifen thun.
ie Tatte-Konbe, plur.die—n, indem Krieasivefen, die Ron⸗
— bey Sanegefciehet, zum Unterfdiede von der Nachte
Ronde.
Die Tareröfche, plur. die —n,im Bergbane/eine Röſche, welde
am Tage oder über der Dammerde geführet wird, i
——13 Die
523 ru
Die Tarf atzung plur. die Sen ‚ein im 6ochdentfigen verals >
tetes Wort, ein zu einem feperlichen Gefchäfte, befonders zu einer
"öffentlichen Berfammmtung-deftinuneer Tag, und noch mehr diete
Verſammlung jelbft, ein La id oder Reichstag. Es forms fo wie
Tageleiſtung noch in der Shiwriz voß,
Der Tageſchacht/ es—rs, plur. Siefhägptei im Bergbane,
ein Schacht, welcher von Tage, d.i. von der Dasımerde an in die
Grube gebet; zum Unterfibiede von ſolchen Schächten, welche ſich
An der Grube ſeibſt beftuden. -
Die Cageſ hicht plar. die—en, eben daſelbſt, dijenigeSchicht,
d. i. abgerbeilte Arbeit, welche bey. Sage geſchiehet zum Untere
ſchiede von der Aachtſchicht. Von der Ardeit der Bergleute am
+ Tage, d. i.aufer der Grube, zum Unterfchiede von * Gruben: .
Schicht, konmt es nur felten vor,
Der Tagefinicyter, des—8, plur. ut nom. fing. eh daſelbſt,
ein Ardeiter, welcher die Tagearbeit verrichtet, des Tages arbeitet,
und dem Nachtſchichter entgegen flebet, i
Der Tageſchlafer, des—s, plur. ut nom fing. ı, Ein Vogel,
(5. Nachtrabde) 2. Auch ein Nahme der Rellmaus, welche cine
Art Haſelmãuſe oder Eidhöruchen ift, uud bey Tage befländig
ſchlaft, ©, Rellmans,
Der Tagefiplüger, ses—s, plur. ut nom, fing, ein Nabe
der gewöhnlichen Rachtigallen, welche nur bey Tage ſchlagen,
und in einigen Gegenden auch Rothvogel und Dorlinge ars
nannt werden; zum Unterfchiede von den — oder
Sproſſern.
Dus Tage-Signäl, des— es, plur. die—e, änfdeh Schif⸗
"fen, Signale oder Zeichen, welchebey Tage mit den Flaggen und
Kanonenfchüffen gegeben werden, zum Uaterſchiede von den
Macht : Signalen.
Die Tageslänge, plur. die—n, die Länge dus Tages.
Die Tageszeit, plur. die—en,die Zeit des Tages. ein Theil eines
Tages. Die vier Tageszeiten, Morgen, Mittag, Machmittag und
Abend. Bey fruber Tageszeit. Siebe auch Tagezeit.
Der Tageſtollen, des —s, plur. ut nom,linz, im Berabaue,
ein Stollen, welcher zur Ableitung der Tagewaffer diener.
Der Tagevogel, des 8, plur, sie—vögel, Vögel, welche bey-
Tage herum fliegen und ihrer Nahrung fuchen, dergleichen denn
die meiften find; zum Unterfchiede von den Hachrtvögeln. Auch die
Tagefalter werden von einigen Tagevögel genannt,
Der Tatewähler, des—s, plur. ut nom. ling. derjenige, mel-
cher aus Aberglauben gewiffenFagen vor andern einen Vorzug zur
ſchreibt, Fämin.die Tagewählerinn ;ein Wort, welches mehr⸗
mahls in der Deutfchen Bibel vorkommt, 3.8.3 Mof. ı9, 26,5
Dof.ı8,1;&f.2,6; Kap. 57, 3. Daher die Tagewählerey,
die Einbildung größerer Vorzüge gewiffer Tage.
Das Taygewafler, des—s, plur. von mehrern Quantitäten, ut
nom. fing. im Bergbaue, Waffer, welches vom Taxe, d.i. von
der Oberfläche in die Gruben dringet, und dem Grubenwaffer,
welches ausdem Innern der Erde kommt, entgegen gefegt wird,
Das Tatgewerk, des — es, plur. die —e. 1. Diejenige Arbeit,
welche jemand den Tag über zu verrichten bar ; am bänfigften ohne
Plural. Sein Tagewerk verrichten. Befonders die Handarbeit,
welche Tagelöhner und Fröhner jeden Sag zu verrichten haben, da»
ber dieerftern alsdann auch Tagewerfer genannt werden. Bey
den Bergleuten ift das Tagewerk, dasjenige, was einem Haͤuer
in einer Schicht herans zu ſchlagen, aufgegeben wird. Sein Tas
gewerk heraus ſchlagen. 2. Su viel Arbeit, als ein Handarbei-
ter in Einem Tage verrichten Fann,gemeiniglich nur in einigen ein»
zelnen Fählen.Ein Tagewerf Heu, in Niederdeurfchland, fo viel
Hei , als einer in Einem Tage abgemäber bat. Daber, denn auch
Tagewerk invielen Gegenden ein gewiſſes Feldmaß iſt, ſo viel
Adler ‚oder Wiefe zu —— it —* in einem — —
beiten kann welch s Maß in auder n Ge genden ein2cker oder mMor⸗
‚gen beißt, va denn dieſes Wort ehedem auch Trgewand, Tage
wan Tagwen lautete, woraus in einigen ®egenden das noch uhr
verunſtaltete Thauen geworden iſt; im mittleen£at. De: wer ka,
D urnum, Dıuturna, in einigen Gegenden Fran'rıichs Jouir-
nai. 2ın Tagewer® Ader, fo'vich, als Ein Plugin Enen Tage
"bearbeiten kann, ein Morgen, Lin Tagewerk Wiefe, wo es in eis
nigen Gegenden auch Tagemahd, Tagematt / Frieſ Dagmat lau⸗
tet, fo viel Wieſe, als jemand in Einem Tage adınad.n kann,
Mannsmahd, Mannsmatt, Mannwerk. Auch im Torfgra⸗
ben if das Tageweif ein gewiſſes Muß fo wohl des -abzugradens
den Torfgrundes, als auch des geftochenen Torfes felbft. Das erſte
wird ein Tagewerk im Grunde genannt, und iſt im Grünlande
6 Fuß breit, 4 Zuß tief und 96 Zußlang ; im Morafkodergohe
moor aber 9 bis 10 Fuß breit. 5 Fuß tief und 48 Fuß la
Das zwente, weiches ein Tagewerf uber, der Erde bei
Niſt im Öränlande 7 sg bo, ı3 bis 14 Klemm ee und *
Fuß lang.
Tatzewerken, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsamte haben,
weldheg aur in einigen Gegenden üblich ift, auf Tagelohn arbeiten. —
Die Tagewirkung/ plur. die —en, im Bergbane , Arbeit, wel⸗
he am Tage, oder über der Erde geſchiehet. Es gibt
Fungen, fogt man daſelbſt, wenn, das Ba) nahe am Tage liegt *
in keine geofr Teufe ſetzt.
Die Tagewürzel, plur. die —n, en den Qäumen mb
bejonders an dem Weinſtocke diejenigen Wurzeln, welche auTxge
oder in der Dammerde nicht weit vonder Ober flache der Erde zur
Seite auswachfen, und auch Tyauwırzeln genannt werden, weil
fie nicht tiefer wachfen, als ungefähr der Thau in die. Erde zu deine
gen pflegt; zuin Unterſchiede von den Waflerwurzeln, und der
Pfeil: oder Serswursel,
en ptür. die —en i. Für Tageszeit, im gemeinen :
Leben, (S. diefes Wort.) 2. Fir einem andern Verſtande ſind die
: Hageseiten, gewiffe verglichene Friſten oder Termine, an weichen
gewirz
eine Summe bezablet werden muß. Ein Gur auf Tagezeiten
“ bezahlen, dir Kauf Summe nicht auf Ein Mapı, fondern in ges
wiſſen verglichenen Bi minen, bezahlen,
Der Tageziriel, des —s, plur. ut nom. fing. in der Aſtro⸗
nomie, eis Zirkel, welcher von einem jeden Puncte der beweglichen
* Fläche derWeltkugel an der unbeweglichen beſchrieben wird; Cir-
eulus diuraus,
Der Tagezug, des—es, plur. — bey den Darkicheie
dern, ein Zug, d.i, eine Vermefjung und Abzeichnung, welheam
Tage, d. in über der Erde geſchiehet; zum Unterſchiede von dem
Grubenzuge.
Tagig, adj. et adv. Tage enthaltend oder danernd,ein Tore den
Zufammenfeßungen eintägig, zweyıagig, dreyeägig, mitsägig,
uf. f. übliches Wort.
Taglich adj.et adv.mwas alle Tage iſt ober geſchiehet. Ih frbe -
ihn taglich, glfe Tage. Die tägliche Arbeie. Die täglichen
Kleider. Dortäglichen Grfabven beben, Dietäglihe Hab:
rung, weldeman alle Tage zu ſich nimmt oder bedarf, Das
lehrt die tägliche Erfahrung. Das ift meinerägliche Plage.
Allt aglich ſonntaglich feyerräglich, Hındes Nachdrudes wil⸗
len pflegt man im gemeinen Leben auch wohl das Wort Tag voran
zu frgen, tagtäglich, zuberläßig alle Tage.
Anm. Ber dem Hero tagalıh, bey dem Ditfried tagelich,
dagalıh, im Angelſ. daezlie.
Tehlen, S. Dablen. ?
Die Taille, (ſprich Talje,) plur. von mehrern — dien, .
das Franzoſ. Taille, die —— im Verhaltniß ge⸗
* gen
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A ——— eg —— ba I tn en 1b A a ar ea
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engerer Bedentung ift die Taille, die Län ge des Leis
bes le den Hüften und der Bruſt; Niederf. Basp. Eine
kurze, einelange Taille haben,
Anm. Das Franzöf.Taille ſtammet ohne Zweifel von dem
alten noch Niederf. Tall, die Höpe, Länge, ber, welches zu wajeei
Zahl gehöret, S. daſſelbe.
—* Tafel, des —s, plur, ut nem. fing. ein nur inder Söift
fahrt üblihes Wort. 1. Dasjenige Hedezeug zu bezeichnen,
welches man auf dem feften Lande den Seilund Kloben oder den
Zlaſchenzug nennet. 2. Werden auch ale Schiffsfeile, alles
Tauwerk auf einem Schiffe collertive fo wohlim Singular des
. Tafel, als auch im Plural die Tafel, noch häufiger aber das Ta⸗
kelwerk genannt. Engl. Tacle, Holliud. Takel, Schwed.
Tackel; Ihre leitet es von dem Wallif. tacclu, zieren,
ausrüften her; allein es fcheinet vielmehr von ziehen, Niederf.
tehen, —— herzuſtammen, und mit unſerm Tau, Schwed.
Tog, Eines Geſchlechtes zu ſeyn. Das Niederſ. Tafel, Lum⸗
pengefindel ift vermutlich eine Figur davon,
Der Tatelmeifter, des —s, plur. ut nom: fing. im Schiffer
baue, derjehige, welder das Sakelwerf an einem neuen Schiffe
beſorget.
Cabkeln verb. reg. eben dafelbft, ein Schiff mit dern nötbigen Ta⸗
kelwerke verfehen. Eugl. to tacle, wofür aud) wohl die Zus
fammenfegunaen betafeln und auftakeln gebraucht werden. Das
her ein Schiff abtakeln, das fämmtliche Talelwerk von einem
Schiffe nehmen, Damit es nicht verderbe.
Das Tatelwer?, des—es, plur. inuf. ein Eollectivum, bie
ſämmtlichen Sciffstaue oder Schiffsſeile zu bezeichnen, wefäg
man in den Niederdeurfehen Sergegenden a nurdas Wort
-Tafelgebraudt.
Der Talür, des —es, plur. die —e, aus dem Sotein, talaris,oder
vollſtãndig veltistalaris, ein bis auf die Ferſen reichendes lan⸗
ges Kleid zu bezeichnen, Man gebraucht es noch von der fegerlis
chen einem Mantel ähnlichen Kleidung diefer Arı fürfklicher Pers
fonen. Der Raiferlihe Talar, ‚Ein gemöhnlicheres Kleid diefer
Art, beſonders bey dem andern Geſchlechte, heißt ein Schleppkleid
oder langes Kleid.
Die Talem üf⸗ e, plur. die —n, ein wohl nurin Meißen übliches
Wort, eine Art Bustergebadenes zu bezeichnen, welches mit Kü«
ſefülle gefüller wird,und die Geſt alt einer Jefuiter- Dlüge mit drey
Hörnern hat, daher es auch eine Fefuirer-Müge genannt wird,
Das Wort ift vermuthlich Wendifchen Urfprunges, von. wels
‚her Sprache in Meigen noch mehrere Überbleibfel vorhanden
find,
Das Talent, kes: eg, plur. die—e, aus dem Sat. Talentum,
nach deffen neuern Bedeutung, natürliche Käbigkeit zu bezeichnen,
Ein Mann von vielen Talenten, Gaben, Fähigfeiten. ‚Bein |
Talent zur Muſik haben. "Ein hoher Grad der Fähigkeiten Eis
ner Are macht das Genie aus.
Der Tales. des — es, plur. car. eine Act des thieriſchen Fettes,
„weiches eine mehrere geftigfeit hat,als das Schmalz oder Schmeer,
befouders, nachdem es gyſchmolzen und gereiniget worden; in
vielen Gegenden fo wohl Ober⸗ alsRiederdeutfeblandes Unſchlitt,
im Osnabrück Ungel, welches letztere ein Verwandter von V m»
guentum zu ſeyn ſcheinet. Schörppfentalg, Rindertelg, Sırle -
talg. In weiterer Bedeutung pflegen die Jäger alles Fetteoder
Feiſte an dem Hirfeh- und Rothwildbrete Talg zunennen.
Arm.‘ Im Riederſ Friel. und Schwed. gleichfalls Talg, im
Dän, Talge, im Engl, Tallow,im SiunifgenTali, Es ſcheinet,
%
end die were; ie Wuchs, nl Kietma, im ie
Sid, ben. den Pferden der Leiſt· Eine gute Taille
Sur “ 526
daß der Begriff dee weichen Lefehaffenbeit in die ſem Worte bee
herrſchende iſt, da es denn zu dem Angelſ. telgan, ſchmieren, zu
dem in einigen gemeinen Sprecharten üblichen talken etwas Weis
bes drucken, und vielleicht auch zu dem Wallif. deilliow, flie⸗
> fen, gehören würde. Das Lat. Sebum, Talg, ift mitunferm
Seife verwandt. (Siehe auch Talk.) Viele, befonders härtere
Diundarten, ſchteihen und fprechen diefes Wort Talk, welches
aber wider die Hochdeutfche Ausfprache iſt. Wasdas Gefchleche
dieſes Wortes betrifft, fo ift es in manchen Gegenden in dem unges
wiſſen gangbar, obgleich das männlihein Oberfachfen am meis
fen geböret wird,
Der Talgbaum,plur. die bey den Schrififteleen des
Pflangenreihs, eine Art, des Eroton, welcher in China einhei⸗
miſch ift, unſeret Zitterpappel ähnlich ſiehet, und einen Samen ie
der Größe unferer Erbfen trägt, welcher mir einer. dünnen weißen
Talghaut unigeben ift, aug welcher die Chineſer eine Ark Lichter
„bereiten,
Der Talgboden, des —s, plur, die —bösen, geſchmolzenes und
geveinigtes Talg in Geſtalt einer dicken runden Scheibe, Siebe
Boden.
Talgen, verb. reg. L Als ein Hasen ndı baken; Talg in fi
enthalten und geben, Der Ochs talger nicht gut, wenn er,
nachdem er aefchlachtet worden, nicht viel Talg gibt. 2. Als ein
Aetivum, Talg oder Fett verurfachen, von Speifen; in einigen
niedrigen Sprecharten. ine Speife talget, wenn fie fett oder
feift macht, Zumeilen auch mit Talg fett machen. Kine Sups
pe talgen.
Talgicht, adj. et adv. —er, fie, dem Talge ähnlich, mas
leicht gerinnet und fo feſt wird, wie Sala; ingleichen, dem Ge»
tue und Geſchmacke nah, dem Talge äbnlich. Talgiche
Schmeden.
Talgigg/ —er, te, adj. et adv. mit Talg veßhmiert, Talgige
Singer haben, Sic talgig machen.
Das Talglicht, des —es, plur. die —e, und —ey, ein aus Talg
bereitetes Licht; iu vielen Begenden ein Unſchlittlicht sder Un—
ſchlittkerze, zum Unterfchiede von einem Wachslichte.
Der Talk, des —es, plur. doch nur von niebrern Arten, die —e,
eine thonartige Steinart, welche aus glängenden Schuppen von
ungleichen Flächen beſtehet, und ſich fertig wie Talg anfüplen
läſſet; dev Talkſtein. Man findet ihn von verſchiedener Härte .
und Farbe, Der Goldtalk iſt goldfarben, fo wieder Silberfalf,
filberfarben. Dran bat aber euch grauen, rothen, grünen,
ſchwarzen u. ſ. f.
Anm. Im mittlern Lat. Taldım, auch im va Talcgq,
Talchum,. Es ſcheinet, daß diefes Wort urfpriinglich in Aſten
‚einheimifch ift, indeſſen ik es doc) unftreitig mie unferm Talg vere
wandt, mit welchen diefe Steinart nicht nur dem Gefühle, fone
dern auch oft der Farbe nach, viele Ähnlichkeit Hat.
+Ealten, verb.reg.neutr. mithaben,: welches nur in einigen
niedrigen Mundarten üblich if, 2. Unvernehmlich fprechen, als
wenn man Brey im Munde hätte, wo 68 eine Onomatopdie diefer
widerwärtigen Sprechart ſelbſt iſt. 2. Etwas Weiches druden,
ängleichen, unceinlich und efelbaft mit einem weichen Körper um⸗
geben. Mit etwas talken. In weicher Bedeutung es mit Talg
aus Einer Quelle berflammet,
Das Taltohl, des —es, plur, doch nur von mebreen Arten, die
ir, ein flüffiger Körper, welcher für rin aus dem Talke oder Talk⸗
fleine deftillietes Ohl ausgegeben wird, und eine ſchöne Haut ge⸗
ben fol, aber eigentlich nichts als Weinfeinöbl, oder ein an dee
Luft si flofjenes Vrinfkeinfalz if.
Der
t
Be Re
Der Talkſtein, des —es, plur. die ⸗e/, der Sa, als eine Stein
arı betrachtet, S. Tal,
Der Talmud, des —s, plur, inuf. ein Hebräifches Wort, mit
welchem man das Gefegbuch der neuern Juden zu bezeichnen
pflegt. Im eigentlichſten Verſtande führer nur die Miſchna dies
fen Rahmen, ob man gleich in weiterm Berftande auch die Gema—
ra oder beyde zufanımen mit diefem Nadmen zu belegen pflegt,
Daber talmudifch, in diefem Gefegbuch gegründet; der Talmuz
diſt, des —en, —— die —en, eine Perfon, welpe in dem als
mad und deſſen Lehren erfahren ift.
‚Der Talpatſch, S. Tollpatſch.
DieTamarınde,plur.die—n,oder derlamarinden: Baum,
des —es, plur. die —bäume, eininden beißen ſüdlichen Welt⸗
theilen einheimifceher Baum, welcher eine theils fanre, theils füß:
lichere Hülfenfrucht träger, welche in unfern Apotheken gleich.
fals unter dem Rahmen ter Tamarinde bekannt iſt; Tama-,
rindus Linn. Daber das Tamarinden-Mark, in den Apothe⸗
fen, das Mark der innern Hülfe mir dem Samen in Waſſer ge
"Focht und mit Zuder zu einem Muſe verdidt, Pulpa Tama-
rindörum. Der Rahme ift morgenländiſch.
DieTamsriste,plur,die —n,oder der Tamariefen- Baum,
die Tamaris ken⸗-Staude einStaudengewächs, welches oft zu
der Höye eines Baumes wäch ſet, in den wärmern Ländern Euros
pens einheimifch ift, ein feines, den Eppreffen ähnliches Laub, und
eine gewürzbafte Rindeund Wurzel at; Tamarix Linn. bes -
fonders deſſen Tamarix gallica. Eine gröbere Art wächſt
auch indem füdlihen Deutfchlande.
Der Tambour, des —s, plur. utnom. fing. ı,* Eine Trom⸗
mel oder Paufe, eine jest im Deutſchen veraltete Bedeutung, in
welcher es aber ehedem häufig war, und alsdann auch Tamber,
Tabur und Tubur lautete.» Das Franzöj. Tambour hat dieſe
Bedentung noch. 2. Ein Trommelſchläger, in welchem Verſtande
es im Deutſchen nur noch allein gangbar iſt, und in welchem es bey
dem Königshofen Tauber lautet.
Unm. Ungeachtet dieſes Wort in einer von beyden Bedeutun⸗
geh im allen Europäiſchen Sprachen angeiroffen wird, fo iſt es
doch, fo wie das Werkzeug felbfi, allen Anſehen nach morgenläns
difchen Urfprunges. Im Perf. Heißt die Tiommel gleichfalls
"Tambourch, und im Malabärifchen it Tamburu und im
Andofthanifhen Thanbura, ein ähnliches kriegeriſches Inſtru⸗
ment. Das Latein. Tympanum ift genau damit verwandt,
Da das m vordem Blafelaute oft zufällig if, fo geböret auch dag:
Hebr. 1N, eine Trommel oder Pauke, mit zur Berwandtfchaft,
zumabl,da in deu ſchon angeführten ältern Deurfchen Ausdrücken
das m gleichfalls mangelt. _ 5
Der Eand, des —es, plur.car. 1,Ein Geſchwaãtz, eine grund⸗
loſe Rede, Alter Weiber Tand, Pick. Ben andern Oberdeut⸗
fen Schriftſtellern kommt Tandm ähre in eben diefer Bedeutung
wor. 2. Eitele unnüge Dinge, als cin Collectivum. Menſchene
tand, Irere meuſchliche Erdichtungen, wo aber auch die vorige
Bedeutung Statt findet. Narrentand, Nartenpoffen. Binder:
tand, Kinderpoſſen, Kindereyen. Das iſt weiter nichts als
Tand.
Hein Geiſt ſoll fi fi dem Tand der Srde fühn eniſch win⸗
gen, Kleiſt.
Anm. Im Niederſ.gleichſalls Tant, und im gemeinenLeben da⸗
ſelbſt wir der auch in andern Fällen nicht ungewöhnlichen Verdop⸗
pelung Tanterlantent, im Schwed. Dant: Wachter leiter eg
von dem Arab. und Ital. Dad, ein Würfel, Pelletier in feinem
Bretagnifchen Wörterbuche, von Dant, ein Zahn, Dens, Friſch
zontantı dir; welche leßtere Ableitung wohl die fonderbarfis iſt.
Tan
Die erſte — des Beſchwahes hat ni in manchen —
nen Mundarten ihre Verwandten, wo danten, Niederf. tantern,
ſchwaten, Franzöf. dandiner, Tander, ein Schwätzer, und
Tanderey, Geſchwätz iſt. Es ſcheinet in dieſer Bedeutung eine
Onomatophie des Schwägens zu ſeyn, und mitzu Ton, tönen zu
gehören, Wenn die zweyte Bedeutung feine Figur der erſten iſt,
wie ſie es denn nicht zu ſeyn ſcheinet, ſo ift fie wieder eine eigene
Divomatopöieder fpielenden Bewegung, und in diefem Falle ein
Verwandter von tanzen, Im Oberdeutfcheirbedeutet Tand, auch
\ alte leider und Hausratb, Tändlerey, Tändelkvam. Daher iſt
. Tndler, Tändlerfrämer, Tändlermann, dafelbfl ein Trödlee -
oder Trödelmann, der — der Lrödelmarkt. Siebe
Taändeln.
Die Tande, plur. die—n, ein nur in einigen Mundarten üblis
- bes Wort, eine Klaue odereinen Hafen zu bezrihnen, So were 5 e
den die Klauen oder einem Hafen Ähnlichen Schaufeln an den
Dreg » Ankern dafeldft Tanden genannt. Das Wort ift mit
Zahn, Nicderf. Tan, Dretapı, Dant, Lat, — nahe ver⸗
wandt.
Die Tündeley, plur.die—en. +. Untüge, Bloß zum Zeitders
teeibe oder zur Vergnügung vorgeneinmene Beivegungen, und
weiterer ‚Bedeutung jede Beichäftigung diefer Arı mit unecheblis
den Kleinigfeiten oder unnutzen Dingen, und dir Neigung dazu;
in diefem legten Falle ohne Plural, das Getändel. Die Sranz
ofen find mehr zum Tändeln geneigt, als die Deurfihen. Das
find Tändeleyen. 2. Ohne Plural wird es auch wohl für das
\
Zaudern gebraucht, vermuthlich auch nur, fo fern daffelbedie _
Belhäftigung mit unnügen oder unerheblichen Dis verur⸗
ſacht wird.
Der Tandeler ober Tansten, des plur. ut nöm: fing.
Fämin. die Tändlerinn, eine Perſon, welche tändelt, welche Nei⸗
gung oder Fertigkeit zum Tändeln befigt. - Zuweilen auch, eine
Perſon, welche aus diefer Neigung in ernſt haftern Verrichtungen
zaudert oder zögert, Im Oberdeutſchen bedeutet es auch) einen
Trödler, S. Tand, Anm.
zum Fändeln befigend und darin gegründet. Ein tändelhaf:
ter Menſch. Tandelhafte vandlungen. Daher Sie Tandelhaf⸗
tigkeit.
Tändelig, oder Tündelich, (eigentlich tändellich,) er, —fe,
in der vorigen Bedeutung. Ein tändeliger Menſch.
Tändeln, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben. 1.Eir
gentlich, leichte Bewegungen bloß zum Vergnügen oder Zeitvees
treibe machen, in welcher Bedeutung v3 doch jegt mit der folgens
Tändelhaft, —er, —efie, adj. etadr. Reigunz ———
den weitern zufammen gefloſſen it. Ein Kind auf dem Schooße
tanzen laſſen, heißt in diefemeigentlichen Verſtande noch im Nies
derf. dendeln, demken im Engl. to dandle, in Schlefien tillats
zeln. 2. %aweiterm Verftande, ſich zum Zeitvertreibe oder zur
Belufligung mit unecheblichen Kleinigkeiten oder unnügen Dins
gen befchäftigen; fpielen. Das beißt nurgetändelt, Mit 5
nem Kinde tändeln. Er tändelt gern. Den ganzen Tag m ie
Tandeln zubringen. Mit einem Stauensimmer tändeln, in eis
nigen gemeinen Mundarten dahlen. 3. andern, zögern, in eis
ner Sache mit unnüger Lang ſamkeit verfahren, vermuchlich zus
nächſt, fo fern diefe Zangfamteit von unnötbiger Beſchãftigung
mit Kleinigfeisen Bervühret; im gemeinen Leben in Niederdeurfche
land rinseln.. So aud) das Tondeln.
Anm. Im Engl. to dandle, im Franz.dandiner. Bey dem
Hornegk lauter dieſes Wort mit der ausländifhenEndung—iren,
taãndellieren. Es iſt überwiegend wabrfeheinlich,daß leichte, fviels
hafte Bewegung dir herrſcheude Begriff in diefem PR
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y daß es von tanzen, denken/ in ſeiner urſprlinglichen Bedeutung,
nd dem Sawcd. danka,herumfhweifen, nur im Eudläute ver⸗
ſchieden if. Die Sylbe — eln bedeutet theils eine Wiederhoh⸗
\
ten Bedeutung gebrauchen die Niederfachfen auch dammeln,
E draueln, daueln, feſteln n.f.f. *
Die Candelſch urze, plur. die — n, bey dem andern Geſchlechte,
— eine kleine kurze Schürze, mehr zum Zierath, als zur eigentlichen
F Abſicht einer Schürze; im Niederſ. Dammelplate, vebelplate,
von hebeln, fpielen, tandeln. —
Die Tandelwoche, plur. die — n, die erſte Zeit nad der Hoch⸗
> zeit, weil dieſelbe gemeiniglich mit Tändeln und tändelhafter Liebe
zugebrache wird; die Flitterwoche.
Der Tändler, S. Tandeler. RE
Der Tantz, des — es, plur. car. ein in nördlichen Ländern Euros
pens üblicher Nahnie einer Art Seegrafes oder Seemoſes, welches
fehr häufig aufdan Grundedes Meeres wächſet, und feine Spit-
zen bis auf die Oberfläche des Waffers treibet; Zoflera Linn.
Seetang Meertang, Weergras, Sergras, Schwed. Ting.
Die Tangel, plur. die —n, ein: Art runder foigiger Blätter an
gewiſſen Böumen und Sträuchen, welche wegen der Ähnlichkeit
ihrer Geftalt, auch NRadeln genannt, und den: Laube uud Blärs
tern in engeter Bedeutung entgegen gefegt werden, Die Tannen,
Fichten, der Wachholder u. ff. haben ſtatt der Blätter ſolche Lane
gein oder Nadeln, daher fie auch Tangelbolz genannt werden.
Die nadeifürmige Spige iſt ohne Zweifel der Grund der Venen»
nung, fo daß tiefes Wort als ein Berwandtervon Zahn, Niederf.
Tan, £at. Deus, dünn, anzuſehen ift. a
Des Tangelbolz,des— es, plur, die — hölzer. 1. Eine Holz
ort, deren Stämme ſtatt der eigentlichen Blätter mit Tangeln bes.
kladet find, wo der Plural nur von mehrern Arten üblich iſt; Tas
deibols, zum. Unterfchiede von dem Laubholze. Dahin gehören
dir Tannen und Fichten mit ihren Unterarten, der Lärchenbaum,
der Sarug, der Eibenbaum und der Wacholder. 2. Ein mit folchen
Holzarten bewachfener Platz oder Bezirk,ein Gehölz von Tangelholz.
Taͤngeln, ©. Dengeln.
Sie Taͤnlake, plur. die—n, ein nur in einigen Gegenden üblicher
Nahme der Aalmutter, Multela vinipara Linn. In einigen
Gegenden wird die Quappe oder Yalcaupe, Lota Linn, Lake
genannt, :
%
BaS > 42 = ran sheet 142 —
Ba
Die Tanne, plur. sie—n, eine Art Fichten, im weiteften er.
ſtande diefes Wortes, deren Nad:In einzeln wachfen ‚und wohin
wiederum die Weiß : oder Edeltanne, welche auch nur Tanne
ſchlechtbin heißt, und die Rorhranne gehören; Abies Linn. der
Tannenbaum. (©. Sichte,) wo der Interfchied zwifchen die ſer Art
Bäumen gezeiget worden, Der Nahme kann entweder von dem
alten Europäifch. Tan, Feuer, wovon unfer zünden, Zunder, Lat.
candere, cendere u.f.f. Überbleibfel find, weil das Holz diefes
Baumes leicht Feuer fängt, oder auch von Tangel, Radel, wegen
der ſpitzigen Blätter, oder auch von andernlimftänden berftanmıen.
Tannen, adj.et adv.ausdem Holze der Tanne bereitet. Tanne:
‚ne Bretev, In der Deutſchen Bibel Fautet es tannen, welde
Form aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt.
= En Tannenbaum, des— es, plur. die — bäume, S. Tanne.
4, DieTannenblatter,plur.die—n,TleineBlaitermoderBenlen une
ter der finde der annen,iwelchr wer n manficriget,das weiße durchs
ſichtige und faſt wie Zitronen ⸗ Schalen riechen de Tannenharz geben,
Teer Tannenfink, des — en, plur. die — en, eine Art Finken,
mit gelbem Schnabel und bunten ſtaarartigen Farben auf dem Kopfe
und Rücken, weicher auch den Winter über bey uns bleibet; Fringil-
lahyberna Klein. Montifringilla Linn. Schnesfint, Win⸗
erh, Waldfin?, Quäfer. Zum Unterſchiede von ben Buchfinken.
- Adel. W. B. 4. Th. 2. Aufl. J
En‘
1}
X
hung, theils auch eine Verkleinerung. Fir tändeln in der zwey ⸗
Der Tannapfel, des —s, plur. die — äpfel, S. Tannzapfen.
2
Tau 530
‚Der Tannenhäber, des —s, plur. ut.nom.: fing. eine Art
Soher/ weicher am Bauche ſchwarz und weig gefprengt, und auf
> dem Rücken von dunkelbranner Farbe ift, ſich auch gern in den.
Tannenwäldern aufhält, Tannenkrähe, zum Unterſchiede von
dem Hußbaber, welcher in Laubhölzern wohnet.
Der Tannenbain, des— es, plur. die — e, ein mit Tannen
bewachſener Hain.
Das Tannenhärz, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die—e, ein jedes Harz, welches aus den Tannenbäumen fließt, da
man derin auch wohhdas Harz der Fichten « und Kienböume mit
diefem Rahmen zu belegen pflegt. In engerer Bedeutunug iſt eg
das weiße, wobltichende durhfichtige Harz aus den Tannenblats
tern, weiches and) Weißharz genannt,wird,
Die Tannenträbe, plur. die — n, ©. Tannenhäber,
Der Tannenmarder, des—s, plur.utnom. fin. eine Are
Marder, welde fih in FihtensoderSannenwäldern aufhält, und
auch Sichtenmarder genannt wird,
Die Tannenmeiſe, plur. die—n, eine Art Meifen mit ſchwar—
zem Kopfe, weißen Scheitel, grauem Rücken und weißemBauche,
welche in den Tannenwäldern wohurr;, Motacilla Regulus
*
—
*
Linn. Waldmeiſe, kleine Kohlmeiſe. S.golzmeife. >
Die Tannenmotte, plur. die —n, eine Art Morten oder Racht⸗
falter, welche fich aufden Fichten oder Saunen aufkält; Phalae-
. naBombyx Pini Lira, Sichtenmotte, »
Der Tannenpapanep, des— es, plur. die — e, in einigen
Gegenden ein Rahme des Rreusfepnabels, Loxia curvirolira
Linn, weil ex fi geen auf Tannenbaumen finden läffer,
Der Tannenpilz, S. Birkenpil;.
Der Tannbiriis, S. Dambirfch. —
Der Tännling, des — es, plur. die — e, in einigen Gegenden,
ein Nabme derjenigen Schiw ãmme, weldhe an den Tannenbaumen
wachſen und auch Tannenſchwamme genannt werden.
Das Taͤnnwild, S. Damwild. —
Der Tannzapfen, des — 8, plur.ut nom. fing. das aus lißee
‚einander liegenden holgigen Schuppen beffchende Samendehänfe
der Tannen, welches die Geſtalt eines Zapfens, oder auch eines
ovalen fpigigen Apfels hat, daher es auch Tannenapfel, Tann
apfelgenannt wird, Tannz apfen, Lichtenapfel und Bienapfel
erden oft eben fo ſehr verwechſelt als Tanne, Sichteimd Kien
baum. In einigen Begenden beißt der Tannzapfen Tange, in
Schleſien Schurfe, in andern Provinzen Pufelke, Pugelkühe,
Zutſche.
Die Tannzapfenmotte, plur. die —n, eine Art Motten oder
Nachtfalter, welche fich auf Sanrzapfen aufhalten; Phalaena
Tinea Sirobitella Zinn. ——
Der Tanz, des —es, plur. die Tanze, Diminut. dag Tanzchen,
Dberd. Tänzlein, eine Reihe aneinander Hängender Bewegungen
des Leibe, fo feru fie ein Ausbruchder Freude oder des Vergnü⸗
gens find, und nach einem gewiffen Zeitmaße beffimmt werden,
Einen Tanz, ein Tinschen mitjemanden machen. Eine Per:
fon zum Tanze aufziehen, auffordern, Den Tanz aufführen,
+ führen. Jemanden den Tanz verfasen. Mir an den Tanz
müſſen, figüclich, mit daran müſſen. Iugleichen das Tanzen,
als eine Handlung, ohne Plural. Zum Tanze geben. Einen
Tanz halten, anftellen. Wie auch das mufifalifche Stück, ra
welchem geianget wird. Einen Tanz fpielen. In. der weiteften
Bedeutung wirdes zuweilen, obaleich wohl nur im Scherze, von
einer jeden heftigen Beweaung gebraucht. Das war ein Tanz!
Ynm, Bey dem Strpfer Taniz, im Niederf. Dans, im Engl,
Dance, im Franz. Danle, im Ital. Danza, im Böhm, Ta-
nec.Tance, im Pohln. Tanieo, fo gar imArabiſchen Tantza.
S. Tanzen. :
ei Der
nt ie) (a * *
381 u DR ee ee.
Der Tanzbir, des—en, plur. die—en, ein Bär, welcher zum Tapeziren, verb, reg. act. mit Tapeten berfeiden, Ein Zim-
© Tanzen abgerichtet worden. L "mer, eine Wand tapesiven.. Eine Stube austapesiven, alle ,
Der Tanzboden, des—s,plur.sie—böden, ein Boden oderSaal,
auf welchem im Tanzen Unterricht gegeben wird, zuweilen auch ein
jeder Orizan welchem beſtãndig Unterricht im Tanzen ertheiler wird.
Tanzen, verb;reg. act. etneutr. welches im legtern Falle das
Hülfswort haben erfordert, Eigentiich, anhaltend der zu wieder
hohlten Mahlen fpringen, fich fchnell auf und nieder bewegen; in _
welcher vermuchlich urfprünglichen Bedeutung es noch bin und
wieder vorfommt, Die Sonnenfirablen tanzen in den STurben.
In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt tanzen, fein Ber»
guügen durch abgemefjene Bewegungen des Leibes an den Tag les
gen, Tanzen und fpringen. Mit jemanden tenzen, Einen
Reiben, eine Mlinuet, eine Polonoife tanzen. Auf dem Seile
tanzen. Nach jemandes Pfeife tanzen müffen, figürlich, ihm
gehorchen müffen. In weiterer Bedeutung iſt tanzen nicht felten, .
finuliche Gegenftände durch abgemeſſene Beweguug des Leibes vor⸗
fielen. Daher das Tanzen. x
Anm. Im Riederf. danzen, im Frauzöf. danfer, im Schwed.
-danfa, imEngl.to dance, imBretagn.danfa, und ohne Naſen⸗
laut bey den Dalefarlen dafla, und im Hebr. YIT. Die Endſylbe
gen oder vielmehr das z in derfelben iſt ein Zeichen eines Inten ſivi,
And es iſt mehr als wahrfheinlich,daß die Bewegung der herrſcheu⸗
de Begriff in dieſem Worteift, ſo daß es als ein Verwandter von
tändeln, dem Schwed. danka, herum ſchweifen, unferm denken
in der erften Bedeutung, dem Grirch. Sonyasg, heftige Bewegung,
u. f.f. angefehen werden muß. ’ f —
Der Tänzer, des — s plur, utnom, ling. Fämin, die Tänze:
rinn, eine Perſon, welche wirklich tanzet; ingleichen welche tanzen
kann. Der Tanzer eines Svauenzimmers, welches mit demfelben
tanget, oder getanzet hat.
Die Tanzkunft, plur. car. die Kunſt geſchickt zu tanzen, der In⸗
begriff der dazu gehörigen Regeln— —
Der Tanzmeifter, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige,
welcher ein Gefhäftdaraus macht, andere in der Tanzkunſt zu
unterrichten, .
Der Tanzplag, des— es, plur. die — pläge, derjenige Platz,
auf welchem getanzt wird.
Der Tanzſaal, ses— es, plur. die—fäle, ein Saal, in wel⸗
chem getanzet wird.
Der Tanzſchuh, des — es, plur. die—e, leichte Schuhe zum
Tanzen. U 4
Das Tapet, des— es, plur. die—e, ein Teppich, oder. eine
gewirkte Zifchdede, aus deuwrtat. Tapes, undFranz Täpete;zein ,
N dm Hochdeutfchen veraltetes Wort, welches nur noch in der RA,
vorkommt, etwas auf das Tapet bringen, eine Sache als den
Gegenſtand eines Gefpräches, oder einer Ber athſchlagung aufdie
Bahn bringen, eine ohne Zweifel von dem Teppiche auf dem Tifche
einer Ratheverfammlang entlehnte Figur. ,
Die Tapete, plur. die—n, eine jedr gierliche Belleidung der Wand,
ſie beſtehe ann aus gewebten oder gewirkten Zungen, oder aus Re
der, Papier u.f.f. Kin Zimmer mie Tapeten verzieren. Leis
nene, feidene, lederne, pdpierne Tapeten, Gleichfalls aus dem
Rat. Tapes. S. au Teppich. Re
Der Tapetennagel, des—s, plur. die —nägel, eine Art klei⸗
ner Rägel; womit die Tapeten befeftiget werden. ?
Der Tapötenwirker, des—s,plur.ut nom.fing.eitt unzünftiger
Handwerker, welcher fünftlichegapeten aus Wolle oder Seide wirket.
Die Tapezerey, plur. die — en, atisdem Franz. Tapillerie,
ein Eollectivum, mehrere sufammen gehörige Tapeten , oder auch
Zaperen verfchiedener Ars zu bezeichnen. Die Tapezerey eines
Zimmers, die Tapeten in demfelben.
3
en — en
Mände mit Tapeten befleiden, „Daher die Tapezirung, fo wohl
bas Tapeziren, als auch die Tapeten ſelbſt, und die Arc und Weile - - |
des Tapezirens. Es iſt aus dem Franzöf. tapiller.
Der Tapeziret, des — s, plur. ut nom. fing. ein Hansıwer»
Per, deffen vornchmites Geſchäft es iſt, die Zimmer zu tapeziven.
-Tapfer, — er, —fe, adj.et adv. 1, Fertigkeit befigend und
zeigend, die Hinderniffe nur zu mehrerer Anffrengung feiner Kräfte
in Überwindung dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet: wel«
he Bedeutung unſt reitig eine der erſten iſt, weiche noch hänfigun
gemeinen Leben gebraucht wird. Tapfer arbeiten, Du mufe
tapfer zulaufen. Er kann tapfer gehen. Tapfer eben.
Tapfer aushalten. Halte dich eapfer! welches man in einem
*
jeden Falle gebraucht, wo Auſtrengung der Kräfte zu Überwintung
der Hinderniſſe erfordert wird. Daher es innody weiterm Vers
ſtaude im gemeinenLeben auch noch häufig für fehr gebraucht wird,
Jemanden tapfer ausprägeln. L
cherer Bedeutung tft tapfer, Fertigkeit beſitzend und zeigend, alle
Gefahr bloß zu mehrerer Anfteengung feiner Kräfte im Wiserfkanz
; de dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet; im Gegenſatze des
feige. Ein tapferer Manm Tapfer ſeyn. Beſonders im Kriege
- und im Gefechten. Kin tapferer Soldat, ein tapferer geld,
Sich tapfer wehren. Kine tapfere That. Sich tapfer halten,
I diefer Bedeutung fommt es mit herzhaft in der engern Bedeu⸗
tung überein, außer, daß es etwa einen höheren Grad bezeichnen, r
fo wie es auch zuweilen für herzhaft in weirerm Verſtande, von
der pflichtmäßigen Mäßigung aller Furcht gebraucht wird, im Ges
genſatze des furchtſam. 3. In weiterm Verftande bedeutete dieieg
Wort ehedem fehe häuftz, den zu feiner Abficht gehörigen Grad
Kötprlicher Stärke befigend. in tapferes Pferd, ein braves,
Kin tapferer Arbeiter, ein guter Und in noch weiteriußer ande,
von jedem vorzüglichen Örade der gu feiner Abficht nötbigen@igen>
f&haften. Ein tapfever Mann, ein nüglicher, brauchbarer. Eine
tapfere Urfache, eine rechtſchaffene, hinlänglich gegründete, Ta—
pfere Früchte, reife, gute. Ingleichen für derb, fer, Harp,
Kin tapferes Gebäude, ein hartes, Bluntichli, Die Brüflin-
follen an den Jungfrauen Plein fein und tapfer, Buch der Nas
tur von 2483, d,i. derb. WelcheBedeutungen och hin und wieder
im Oberdeutſchen gangbar,)im Hochdentſchen aber veraltet find,
Anm. In den gemeinen Ober⸗ und Mederdrutſchen Mundarten
dapfer, dapper, im Engl. dapper, im Schived.tapper, By"
unſeru älteften Oberdeutſchen Schriftfiellern Fomint diefes More
nicht vor, indem ſie in deffen zweyten Bedentung degen, mannfef
mannhaft, frommu.f.f. dafür gebrauchen. MWachter, Belft
und andere leiten es von dem Slavon. dobry, gut, ber, ohne gn
bedenken, daßdiefe Bedeutung, welche zu.der angezeigten dritten
gehöret, bloß eine Figur einer ältern eigentlichern ift, Daher dag,
Slavoniſche Wort wohl einSeitenvermandter, Feines Weges aber
das Stammwort ſeyn Faun. Da Förpaeliche Stärfe und deren Era
weiſung überall der hereſchende Begriff in diefem Worte iſt, fo iſt
es mehr als wahrfcheinlich, daß es urfprünglich eine Dnematopsie
einer heftigen Leibes bewegung geiwefin, und mit toben, dem Pros
vinz. rabben, tubben, fchlagen, tappen u.% f. verwandt it, fo
fern auch diefe den Laut heftiger Bewegungen nachshiner.
Die Tapferkeit, plur, inuf. das Abfiracmım des vorigen Wortes,
« die Eigenfchaft, Fertigfeit und darin gegründete Berchaffenheit zu
bezeichnen, wo es doch im Hochdeurfehen nur noch. in der zwehten
engern Bedeutung üblich ift, Die Fertigkeit alle Gefahr zu mehrerer"
Anfvengung feiner Kröfte im Widerftande dagegen zu geßnuchen,
und die darin gegründete Befchaffenpeit. Sich mir vieley Tapfer-
x Feig
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2. In engerer und gewöhnli⸗
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Tapferkeit e einem That.
Berftanders nur im geineinen Leben von einer Handim verächtli⸗
chen Verſtande üblich iſt. Seine Tappen überall baden, feine
Hände, Angleichen ein breiter Vorderfuß, wo eg gleichfalls i im vers
ähtlichen Berſtaude von dem menfchlichen Fuße, in einiaen®egene
den aber auch von den breiten weichen Füßen mancher Thiere ges
braucht wied, dergleichen 5.3, die Bären, Affen, Hagen u. f. f. ha⸗
ben. Alles, was auf Tappen geher unter den Thieren, ſoll euch
unrein ſeyn, 3Moͤſ. 1,27. Wofür doch i im Hochdeutſchen Tat⸗
ze üblicher iſt, S. des, J—
Tappen, verb. reg.neutr, mit dem Hütfawort haben; welches
eine Ouomatopöie desjenigen Lautes iſt, welcher entficher, ſowohl,
wenn man mit der flachen Hand plump und ungeſchickt auf etwas
rühret, als auch, wenn man mit unfichern oder plumpen Tritte ein⸗
* ber gebet, daher es fo wohl für plump berühren,als auch für plump
einher gehen, i im Gehen plump auftreten, gebraucht wird. Im Sin-
fievn tappen,, mit der flachen Hand umher fühlen. Uns wirft
tappen im Mittage, wie einBlinder tappet im Dunkeln. 5 DHf,
28,29. Wir tappen nach der Wand, "wie die Blinden, uns
tappen evtappen,zutappen. Tappen, mit weichen Füßen unge;
ſchickt einher geben, ift um gemeinen Leben nicht ad So auch
das Tappen. *
Anm. Im Schwed. tappa, im Franzöf. tapper,, Im Hebr.
iſt 207, tappend einher geben, von den Füßen, daher der Bär
dafelbjt 317 heißt. Unſer ftapfen ift das Inter ſtdum davon, fo
" wie Tage, taften, Franzöf. täter, toucher, £at.tangere, Ta-
‚ctus, nur im Endlaute verſchieden find. Zu eiitigen gemeinen
Mundarten ift noch jegt taden, für tappen mit den Händen
üblich.
Tappiſch, —er, —te, adj. et adv. plump, ungeſchickt in feinen
7 plumpen Menſchen auch wohl einen Tapps zu nennen pfleat.
Die Taräntel, plur. die —n, eine Arı Spinnen mit acht Füßen,
; deren Augen in drey Lirtien flehen, und deven Gift wahnfinnig
machen ſoll, fo dag diefe Krankheit. bloß durch die Muſik gehei⸗
let werden könne; obgleich diefes Vorgeben noch ſehr verdächtig
ift. Der Nabme ift ans dem Zraliänifchen Tarantola, und rüh⸗
et von der Ötadt Taranıo ber, um welche diefe Spinnen debr
J hãäufig u 4 ;
+ Taras, S Tarras.
Der Tarif, des — en, ‘plur. die —e, eininder Handlung ib»
liches Wort, dag Verzeichniß deſſen, was Waaren mancher Art für
* Zoll und andere Abgaben zu entrichten haben ; aus dem Ktaliän,
ſchen Tari£,
welches auch das Trappelier-Soiel genannt — Tarock fpie-
len, trappeleven. Doher die Tarock⸗ Kaͤrte. Der Nahme iſt
deutet.
Die Tarnickel, plur. $ie—n, ein nein einigen Gegenden übti- -
ches Wort; eine Ari Heiner Pflaumen zu bezeichnen , welche in
: net aus'ändifh zu feyn-
. Der Tarraf, des— es, plur. inuf, ein gepilverter Stein, ober
= Saudes zur Bindung des Kaltes, befonders in dem Woſſerbaue
gebrauchen ; ingleichen die Steinart aus welcher diefer Stefnſtaub
bereitet wied, der ein Toph⸗ oder Duckſtein, nach andern aber ein
ren — ER Seine Tepferkir zeigen. Die
Die Tarp plur. dien, eine breite pfumpe Hand, in welchem
tappen als die Peine Augen haben, Ef. 59, 10. So auch in be=-
Dewegungen; im gemeinen ben, wo man sinen ungefchicten,
Tariffa, nnd dieß aus dem Morgenländ: fejen beſonders Perfir
Das Tarsd, vs r8, plur. car. eine Art eines Rartenfpieleg, i
aus dem Jral. "Tarocco,. weiches eine Tarock⸗Karte ber
andern Gegenden Turkelchen genannt werden, Der Nahme ſchei⸗
Steiuſtaub, welchen die Maurer in manchen Gegeuden ſtatt des
x > N
f TUE *
Sandſtein iſt, welcher um Frankfurt am Mapn, im Darmkäbtir
Then und der Werterau häufig gefunden, und an dem reflern Orte‘
von den Züchtlingen gefioßen wird, - Im gemeinen Leben au
Tras. Das Wort ift allem Anfeben nach fremden,vielleichtgranz
zöſiſchen Urſprunges. In einem andern Verftande war Tarraß
ehedem ein Erdwal,, eine Baftep, da es denn aus dem Franz, Ter-
ralle gebildet war,
Die Tartäng, plur. die—n, eine Art Feiner Schiffe auf der mit⸗
teländifhen See, welche ein Lateiniſches Segel führen, Fleiner als
Die Polakern find; einen Maſtbaum und eitıe Fode Haben und uns
gefähr zehn Diann führen. Der Nahme ift zunächft Italläniſch,
ſcheinet aber morgenländifchen Urfprunges zu ſeyn.
Der Tärtar, des— 8, plur. die—n, Fäinin, die Tartarinn,
eine Perfon von derjenigen zahlreichen Völkerſchaft in dem nöordli⸗
chen Afien, welche bey den Alten unter dem Rahmen der Scythen
befannt war, von welcher die eigentlichen Tartarn nur ein brfons -
derer Stamm waren, Jugleichen ein Pferd. aus der Tartarey, ein
Tarsarifches pferd. AleMorgenländer, Ruffen und Pohlen ſchrei⸗
ben und fprechen diefes Wort Tatar, und fo lautet es auch in den
niedrigen Deutſchen Mundarten, woman die Zigeuner Tatarn zu
nennen pflegt. Indeſſen ift in der anftändigern Schreib: und
Sprechart die Lareinifche Form diefes Wortes einmap! allgemein.
Daher die Tarıarey, das Land, welches von Tartarn bewohnet
wird, tartärifch, u. ſef. Die Sprechart, der Tartar, mit dem
Zone anf der legten Sylbe, welche nach dem Franzöfifchen gemo⸗
delt iſt, iſt größten Theils veraltet. S,aud) Tatar.
Die Tartſe che ‚plur. die — eine ehemahlige Art langer halb run⸗
der Schilde, deren man ſich noch ziemlich lange nach dem bereits
erfundenen Feuergewehre bedienze,da man fie denn fo ſtark machte,
daß fie einen Schuß von einem Doppelhafen aushalten konnten.
Dry hundert Tartſchen vom beiten Golde, je drey Pfund Bol:
des zu einer Tartfche, ı Köu.. ro, 17. Rüſtet Schilde und
Tartfchen und ziehet in den Streit, Jer. 46,3. Und werden
dich — mit Tartſchen, Schilden —* Selmen, Eh.
23, 2 \
"Das ev ranndt feinen widertayl
Zu der linfen feit ins. Gefäg binein, _
Under den Kürriß Tartfchen feyn, Thenerd. Rav.sz,
Wo es einen Theil des Harniſches in Geſtalt eines Schildes zu bes
zeichnen ſcheinet. Aus einigen bey dem Friſch angeführten Stel⸗
Ien erhellet, dag man eigene Sturmtartſchen gehabt, welche ver»
muthlich größer. und-flärfer waren, als die gewöhnlichen, daß eine
andere Arı Hoher Tart chen mit einer langen eifernen Spige in die
Erdr geſteckt und Setztartſche und Paffefun genannt wurde, da fie
"denn die Stelle der heu igen Schanzköcbe vertraten u. f. f, Se
iſt das Wort mit der Sache felbft veraltet.
Anm. Im mittlern Lat. Targia,im Franz, Targe, i im Ital.
Targa, im Pohln. Tareza, im Böhm, Tarts. ‚Es Hat: alles
Anfehen eines fremden Wortes, wie denn mehrere Theile der Dent-
{hen Kriegskunſt unbRrie ‚gr rüſtung der mittlern Zeiten ausla ndi⸗
ſche Erfindungen find. Schon in: Arab. it Tarka und Darka,
ein Schild, ingfeichen on im Ehalbärfgen.
Der Tartüffe, es—n, plur. sie—n, ein Scheiubeiliger,
aus dem Franz. Tarıuffe, welches Wort Moliere bildete, und in ,
feinem Luſtſpiele dieſes Mahmens verewigte. Die Veranläffung
dazu war folgende, Ex befand fich bey dem pär ſtlichen Nuntius,
wo auch zwey Ordens aeiſtliche gegenwärtig wären, nud ihren Ro⸗
ſenkranz dem Scheine nach ſehr audächtig betheten. Indeſſen kam
ein Savoyard welcher Drůffeln zu verfaufen hatte, worauf die Be⸗
ther ſogleich voller ———— austiefen:. OSignore tartuffi,
tartuffi
81.2 ; : Die
535 7 ar
Die Tartuffel, oder Tarxcüffet, — die⸗ —n 1, Ein —
der Teüffeln, (©. diefes Wort.) 2. Der Bartoffeln, Solanum ‚s
tuberolum Lian. welche in einigen Gegenden auch Erdeuffeln -
. genannt werden, (S. Exrdapfel:) Der Rahme foheint aus dent
Stal. Tartufo, Tartuffo, Tartufulo entlehnt zu ſeyn, weil
die ſes Gewächs eher in Italien als in Deutſchland gebauet wor⸗
den, und erft zu Ende des 16ten Jahrhundertes durch den päpftli«
hen Geſandten im Holland befannt geworden fenn fol, Alsdenn .-
kann der Italiänifche Nahme fo wie das gleichfalls darans entſtan⸗
dene Bartoffel, wohl nicht, wie gemeiniglich gealaubt wird, aus
‚dem DeutfchenErdapfelverderdt fepn, fondern. if vecpusblich mit
- dem Gewächfe felbft aus Nordamerifa nach Europa gebracht.
worden,
Der Tärz, des —es , plur. die— e, in vielen Gegenden, das
Mannchen des Sabichres, welches kleiner und ſchwächer iſt, als
das Weibchen.
1,Die Taͤſche, plur, die —n, Diminut, das Täſchchen, Oberd.
Taſchlein, ein Schlag, doch nur mit der Faden Hand oder einem
flachen Körper auf einen weichen Körper. Jemanden eine Taſche
geben, eine Maulſchelle. Daber Maultafche, ein Schlag auf das -
Maul. Das Diminut. Tafchlein, ein fanfter gelinder Schlag aus
Liebe, it. befonders im Oberdeutfchen fehr gaugbäar, mo man auch
das Zeitwort t aſcheln, aus Liebe fanft mit der Hand Elopfen, bat.
Ein Kind t aſcheln. Femanden auf die Baden täfcheln, klopfen.
Anm. Es iſt in diefer Bedeutung eine unmitteldare Onomato⸗
pöte diefer Art des Schlages.felbfi, und flammet von einem vers
alteten Zeitworte tafchen, ſchlagen, ber, von welchen noch das.
Niederſ. daſken, drefhemübrig ift, S. Drefihen Anm,
3, Die Taͤſche, plur. die —n, Dimimut.Töfchchen, Oberd. Täſch⸗
kin, ein Wort, weldheseine Erhöhung, etwas Erbabenes bedeu⸗
x." get, aber nue noch in einijen wenigen Fällen vorfomme. Lederne
mit Hamen ausgeftopfte Kugeln, das Waffer damit vermittelſt
" einer Röhre aus der Tiefe zu beben, werden noch Taſchen, fonft
aber auch Bäuſche, Paternoiter genannt. (Siehe Taſchenkunſt,
An dem Hüttenbaud einiger Gegenden iſt die Tafche ein Klump
Lehm, in. Geftalt einer halben Semmel, welcher bey den Schlei-
Ben oder großen Garmachen bey der Form auf die Herdfohle gelegt
wird, damit das Gebläfe daran ſtoße.
es das Auge genanut,
Anm. Im Schwed. ift Taſſel, ein Quaft, Das Franz. Tas,
ain-Haufen, iſt gleichfalls damit vertvandt. (S. Tag.) Da fait alle
Mörter, welche eine Vertiefung bezeichnen, auch zugleich eine &rhüs
bung bedeuten, fo erhelfet daraus auch die Berwandtfchafe mit dem
folgend
3. Die Tilye plur. die—n, Diminut. das Taͤſchchen, Oberd.
Taſchlein, im gemeinen Leben Täfchel, ein Wort, in welchem der
Begriff der Dffuung, desBehältniffes der herrſchende iſt, welches
aber nur noch in einigen beſondern Fällen gebraucht wird. 1 Ein
gemeiniglich vierediger oder halbrunder Beutel, Geld nud andere
Bedürfniffe darin ben fich zu tragen, herßt eine Taſche, fie ſey guu
* in einem‘ Kleidungsftüce feſt gemacht oder nicht. Die Kodtafche,
Weſtentaſche, Hofentafche. Etwas indie Taſche ſecken. Aus
der Taſche ſpeiſen. Die Gaukeltaſche, Reittaſche, Satteltas
ſche/ Jagdt aſche, Patron⸗Taſche, Bügeltafchen. ſ. f.. woronei:
„wige Arten beweglich find, und an⸗ oder übergehãuget werden Das
Wort Taſche iſt die allgemeinfte nnd üblichfle Benennung diefer
Art Beuteloder Bebältnif, Im Dberdeutfchen.nber beißt fie anch
Ser. Sad, Schubſack, das Sadel, int gemeinen Leben der Hoch⸗
deutſchen die Side, (von: Fach, oder ſicken, ſtecken, in Franken
der Waãtſchger Naſer im Niederdeutſchen Schrap, (Engl.
:Shrip,) Grep, Köke, Kipſack, Intfche, ben dem Ottfried
Malahae, bey dem — Malch, Molch, im Tatian Kyulla,
übliche Bedeutung. Halt die Taſche! Jemanden eines auf die
Der Taſchentrebs des —es, plur. die—e, ein Rahme der
Die Taͤſchenkunſt/ plur, Sie Fünfte, eine Waſſerkunſt, wo das
In andern Hütten wird
Das Taͤſchenmeſſer des —s, plur, ut nom.fing. ein Deffr,
Der Taͤſe Henpuffer des —s, plur. ut nom, fing, ein kleiner i
Der Tafchenfpiegel, des—s, plur. ut nam. fing, ein. Heiner
Der Tälchenfpieler, des—s, plur.utnom, fing. Fämin die
Die Tafchenubr, plur, die — en, eine Feine Uhr, welche man
Das Taͤfthenwerk, des — es, plur.die— e,S. Taſchenkunſt
Der Täſchner, des —s, plür,. ut nam, fing. ein: zünftiger
Sandwerker, welche ehedem die rauchen Jagd⸗ und Reiſetaſchen
—
vom Micderf. Buble, Brube, im Schweb. Poffe , Franzsf.
Pocheu.f.f. 2. Das Maul, befondersei ses weites auf, -
eine nur in den niedrigen Sprecharten im —— Verſtande
Taſche geben. Die Plaudertafche ein plauderhaftes. age
und eine folde Perfon, s
Anm. In der erften Bedeutung fchon bey dem Ottfried Dasgv,
im mitgleen Lat. und Ital. Tafca,im Riederf. Taffe, im Hol»
länd. Tas, Tafch, im Schwed. Tafka, im Pohln, Tafz, im
Böhm. Tallka, Es gehöret zudem alten Franz. Desquet, ein -
Korb, zudem neueren Franz. Tafle, und andern mehr, in welchen
der Begriff der Vertiefung, des Bepältuiffes gleichfalls der herr⸗
fchende ift. S. Taffe.
Das Täfcheltrant, ©. Taſchentraut. 3
Das Täfchenbüch, des— es, 'plur: — —— ein Feines —
Buch, welches man bequem in der Zaſche bey ſich tragen kann.
Jugleichen ein Buch, welches man beſtandig in der Safe bp...
Aführet. | |
Das Taſchendaͤch, des — es, plur. Sie — dacher / bey eini⸗
gen ein Rahme einer Art Dächer, welche nur auf der andern Seite
abhängig find, und am häufigſten Puledächer genannt werden.
Der Taͤſchengucker, des—s, plur. ut. nom. fing, ein furges
b:
"Fernglas, oder Perfpee:iv, welches man bequem in der Safche bey 1
fi tragen kanu, und, fo fern- man daffelbe. am häufigſten in den 4
> Opern gebraucht, aud) ein Opern: Gucker genannt wird, :
4
Das Tifihentraut, des— es, plur. inuf. der Rahme einer
Pflanze, deren Rahme die Geſtalt einerHirtentafche hat; Thiafpi
Burfa Paftoris Linz. Taſchelkraut, Hirtentafche, Bank —
Fraut, Täfchel.
größten Art Krabben oder. Seefrabben, wegen ihres runden
‚tafchenförmigen Leibes.
Waſſer vermittelfi an einander gereiheter Tafcyen, d. i. lederner
mit Haaren ausgeſtopfter Bäufchen oder Kugeln in die Höhe ge⸗
dracht wird, welche auch eine Bauſchel⸗ oder Büſchelkunſt, in⸗
gleichen ein Taſchenwerẽ/ Paternoſter⸗ Werk genannt wir, S:
2 Tsſche.
welches man zuſaimen legen kann, um es in der Taſche bey ſich
zu tragen; das Einlegemeſſer, Sin ſchlagemeſſer.
Puffer, welchen man in der Taſche bey fich tragen kann; das Ter⸗
zerol, im Oberd. die Sack⸗ Piſtole.
Spiegel in einem Futterale, ihn in der Taſche bey ſich zu tragen.
Taſchenſpielerinn/ eine Perfon, welche, vermittelt der Geſchwin⸗
digkeit und der Spieltafche, und aus derfelben leichtgläubigen Zus- -
- febauern alferley Blendwerke vormadht ; eine Art Gaukler. Das
Taſchenſpiel, diefe Art der Gaukeley; die Tafepenfpielerey:
bequem inder Taſche bey fich tragen Fann ; im Oberdeuuſchen eine
Sackuhr.
derfertigten, heutz.: Tage aber vornehmlich die Koffer überziehetn,
Stühle polſtern und dergleichen, und wegen der Gränzen ihrer
‚Arbeiten mitden Beutlern und Gürtlern häufige Streitigkeiten
baden. In einigen Oberdeutſchen Gegenden werden fe auchſack⸗
lex geuanut.
Ser
“ —⸗— T
SER)
h
- Der Tafß,des—rs, plur. die e, ein im Hochdeueſchen unbe⸗Der Tätar, dee —s,"plur. die —n, ein Nahme woinit rar
kanntes und nur ineinigen gemeinen Mundarten übliches Wort. in den gemeinen Sprechatten fo wohtdieTarrarn, als auch die Zi⸗
72, Ein Haufe, befonders ein Haufe Stroh, Garden oder an- geaner zu betegen pflege. In dem Bremifchen Wörterbuche witd _
0 derer Feldfcüichte. Daher taſſen, auftaffen, aufbäufen. 2. Den vermuthet, daß es in dleſer letzten Bedeutung nicht von der erften, ,
' Ratım zu beyden Seiten Mder Scheuer ‚in welchen die Barben fondern von dem Engl, Tatter, Lumpen abſtamme, und daher
‚gelegtwerden; Sie Banze. Daher eintaffen, das Getreide in eigentlich Lumpengefindel bedeute. Allein Tater Fönnte alsdanı
IH
EN
A eo
“
"die Banzen legen, einbanzen. - F
Anm, Im Franz. ift Tas gleichfalls ein Haufe. (5. 2 Tafche.)
In der. zwenten Bedeutung kann es auch zu 3 Taſche und zu dem,
folgenden Taffe gehören, einen hohlen Raum zu bezeichnen, Die
zwar Lumpen, aber niemahls Lumpengefindel bedeuten, weil nichts
da ift, wodurch der Begriff des Geſtndels ausgedruckt werden löng⸗
te, Über dieß ift eriweislich genug,daß man die Zigeuner, als fie an⸗
fänglich nach Eutopafamen, fat überall für wirkliche Tartarn ge-
halten babe, ©. Tattar und Zigeuner.
Mer Täg, des — en, plur. die — en, in den gemeinen Ober⸗
deurfchen Mundarten, der Sehente, da es dern aus dem Lat,
Decem oder Decimus, verderbt if, In Wien befinder fich ein
‚ gemeiner Stadt Wien Tatzamt, welches aus einem Tägamts-
Adminiſtrator und verfchiedenen andern Beamten beftchet, ;
Die Taxe, plur. die —n, Diminut. das Tägchen, Oberd. Tig-
“Begriffe der Erhabenheit und des hohlen Raumes fitd genau mit
. einander verbunden, und befinden ſich bey taufend Ähnlichen Wörs
teenbeyfamien. ° BER
Die Taffe, plur. die — n, Diminut, das Täßchen, Oberd. Täß:
lein, Peine Schalen, woraus man Thee und Kaffed zu trinken
pflegt, und deren gemeiniglich zwen zufaminen gehören, wovon die
©berraffe Flein und tief, die Untevtaffe aber groß und flach iſt;
im Oberd, das Schaichen, Theeſchalchen, Raffebfchalcpen.
Anm. Das Wortift aus dem Sranzöf. Tafle, und mic der
Sache ſelbſt aus Frankreich zu ung gebracht worden. Im Ital,
lautet es Tazza. Beyde feinen zunähftaus den Morgenläne
dern berzuffammen, aus welchen beyde Arten Getränke bey ung
bekannt geworden. Im Perfifhen ift Tas, ein Becher, Yudef
© fen ift doch auch dieſes mit nuſerm Taſche in der weiteſten Bedeu⸗
tung eines hohlen Raumes verwandt, ;
Taflen, verb. reg. act. ©. Taf.
"Taflen,'verb, reg. act. et neutr. im letztern Falle mit dem
Hülfsworte haben, mit der flachen oder ausgefpaunten Hand füh⸗
‚ Ienoder berühren. Nach etwag taiten, greifen. Taſtend ges
ben, im Dunfeln um ſich ber greifen, wofür doch imHöchdeutſchen
tappen üblicher ift. Nun nehme der Blinde noch das taftende
langfam umfpannende Gefühl zu gülfe, tafte die Zuckungen,
er fühle den Bruch der leidenden Mafchine ganz u, f.f. Herd.
Darnac Fann zwar ein Menſch wohl tafien als die Bline
x “den, Dpiß,
So auch in Antaften und Betaften. Daher das Taften. :
Anm. Im Riederfähfifchen gleichfalls raten, im Holländifh,
taften, im Franzöf, talter, täter, im Italianiſchen taftare,
im Shwed.tafta, Es ift ohne Zweifel eine Onomatopdie des
“ Safteng oder Angreifens mit voller Hand ſelbſt, und daher ein Ver»
mwandter von 1 Tafche, ein Schlag, und dem Dberdeutfchen tä—
ſcheln, ein fanfter Schlag. Im Niederfähfifhen, wo Taſt gleich⸗
falls eis Schlag ift, hat mian von diefem Worte mehr Zufemmens
fegungen, z. ®. eineaften , binein greifen, durcptaften, durchs
fühlen, durchgreifen, mißtaften, fehl greifen, zurafien, zufübs
den, zugreifen, umteften u. ff. Tappen bedeutet auch mit der
flachen Hand berühren, bat aber außer dem noch einen merk⸗
lichern Begriff der Ungeſchicklichkeit und Plumppeit bey fich.
©.Tage ..
Der Tafter, des—s, plur. ut nom. fing. ein Zirkel, deffen
Schentkel und Spigen gegen einander krumm gebogen find, die Dis
cke eines erhabenen und bauchigen Körpers damit zu meffen , der
Tafterzirkel. Dee Nahme ſtammet von dem vorigen Worte ber, '
daber ein folcher Zirkel von einigen auch Greifzirkel genaunt wird,
weil man einen runden Körper damit. betaftet, oderumgreifet.
+Tatta oder Tarte, ein Wort, mit weldem in einigen niedrigen
Mundarten Ober und Niederdeutfehlandes die Kinder ihren Va⸗
ser zu belegen Pflegen, daesdenn Auch wohl. als ein allgemeines
Sauptwort gebraucht wird, der, Tatte, des — n, plur. die—n,
der Vater. Im Haundv. end Frieſ. Teite, im Pohln. Tata, Ta-
‘ tus, im Epitotifchen Tata, und fegon bey den alten Theſſaliern
‚wsera, S. Atte, weldes genau damit verwandt ft.
Tein. ». Der breite mit baarigen Klauen verſehene Fuß mancher
Shiere, befonders, fofern fie felbigen zum Zagreifen gebrauchen.
So hat der Bär im eigentlichen Verſtande Tagen, welde auch
Kappen und Branten genanntwerden: Aber im gemeinen Leben
ſchreibt man auch wohl den Löwen, Hunden, Kagen u. if. Tagen
zu. - Etwas mit der Tagc angreifen.
beißt daher der Bär, vrlus, Tegbär, zum Unterfhiede non dem
Eber, der daſelbſt gleichfalls Bär genannt wird, 2, Eine plumpe,
breite Menfchenhand, im verächtlichen Verfkande, da es denn im
einigen Mundarten auch woh! Tatſche lautet. Es ſcheinet aber,
daß es ehedem auch Hand überhaupt bedeutet habe, wenigſtens
werden die Handkrauſen oder Manſchetten im Sſterreichiſchen
nod im Dimin. Tätzlein, Tagel oder Sandeäglein genannt,
Anm. Im Schwed. Talſe. Inder erſten Bedeutung, vermuth⸗
lich als eine Onomatopdie des Ganges auf ſolchen breiten haarigen
Füßen, indem im Schwediſchen tafla auch langſam einher geben
iſt. Inder zweyten fcheinet es vielmehr von taften, Franzöf.
täter, abzuffammen, twelches ſich duf eine ähnliche Onbmalophie
gründet... Huch tappen wird daher in beyden Bedeutungen
gebraucht.
Das Tau, des — es, plur. die—e, ein ſehr ſtarkes odet dickes
Seil, in welchem Verftande ale ungewöhnlich frarke Seile Taue
‚genannt werden. Beſonders auf den Schiffen, wo mau daher
Anker⸗ oder Rabeltaue, deren ſtärkſtes das Zaupttau genanut
wird, ſSißtaue, Salstaue, Spriettaue, Raktaue Windetaue
u. f.f bat. Takel und Taue, alle ſchwachen und ſtarken Seite
auf einem Schiffe. Das Sährtäu, woran eine Fähre gebet.
8. Tauwerf, ; F
"Anm. Im Riederf, gleichfalls Tau, im Holänd. Touw, im -
Engl. Tow, im Schived. mit einem andern Endlante, Tog, im
Isländ. Tog, Taug, Es ſtammet unfreitigvon ziehen, Nice
‚deri, teben, Gngl.to tow, ab, fo. daß es eigentlich. cin Seit,
ſchwere Laften damit zu ziehen, bedeutet. Das Schwed. Tog beflü»
„tiget diefe Ableitung, zumahl, d4 in eben diefer Sprache toga gie⸗
ben bedeutet. Im Niederf. ft Tau und Tautüg, Tauzeng, au
dar Geſchirr am Wagen, befonders die Stränge mit ihren Zuges
«hör, alles, vermätselft deffen der Wagen gezogen wird. Weun
‚aber in eben diefer Mindart-Tau, Tou und Geton auch das Ges
rãth, ingleihen einen Weberſtuhl bedeutet, fo gehöret es alsdann
"sicht hierher, fondern zu unferm Zeug, Niederf. Tug, bey den
Bergliuten Gezah.
Taub —er, —ele, adj. et ady. ein in einer doppeften Hauptbe⸗
‚deutung übl hes Wort. 2.*200, unfinnig ; eine veraltete Bes
„deutung, von welcher noch die Tobfucht in manchen Grgenden
Die Taubfucht genannt-wird. 2. Drs Örböres beraubt. (1) Eis
213 genilich.
Im Oſterreichiſchen
X
539. Er au.
— Bon einem tobenden Larmen 5 Getdſe dus dentfichen,
Gehöres beraubt; in welchen eigentlichern Verfiande man noch
fehr Häufig von einem heftigen Larmen oder Scha : fagt, das er
nnssaub mache oder beräube. In theilsweiterer, daß engerer
Bedeutung ift taub, gehötlos, sicht hörend, es geſchehe nun aus
Vor ſatz: gegen eines Blagen, gegen eineg Bitten taub feyn. =
Ewas mit tauben Ohren anhören. Ober aus einen Fehler in _
den Werfzrugen des Gchöres, des Vermögens zu hören beraubt,
Taub ſeyn, werden. Ein tauber und fummer Menſch. Ki:
nem Tauben das Gehör wieder verſchaffen. (Siehe Taubheit.)
Ben dem Ulphilas daubata, beydem Motker tonb, im Niedert, .
doep/ im Angelſ. und Eugl. deaf, im Schwed. zt in einigen
gemeinen Oberdentſchen Mundarten töberich. In der Ehwrizfb
dyppel ſo wohl taub, als auch biind, in weicher legterm. Bedeutung
‘es Auf.eine merfwürd’ge Art. mit dem Griech. ausd-g Hberzin
Kommt. (2) Fügürlich.
gangbare Beventiung, Tauses Sindrüten. In einigen Gegen⸗
den nennt man ein Gfied saub, wenn man feine Empfindung in
deniſelben hat. Niederſ. toop. Ein tauber Schmerz, welcher
mit einer halben Unrmy ſindlichkeit verbunden ift, -ImSswed. flogenes Holz täuben. Im Nicderf. Hoden. = auch Bas
iſt dö”, dumm, fo wie dumm in der Schweiz auch taub bedentet. Täuben. 8, Tb,
) —— cine veraltete Bedentung, in welcher douen bey dem Der Caubenaprel, Ds — 8, plur. die —äpfel, eine Kräfte
-Mötfer für Rerben vorkemmt,. Vielſeicht hat e⸗ diefe Bedintung
auch in folgender Stelle des Kriften von Hamle, eines Ebiwäbir
ſchen Dichters:
Swaelag vieltoub diu Heide
Da-dihtman fihone ou zenweide;
wors aber auch leer bedeuten Tann. c) Kraftlog, der gebörigen °
Kraft berandt; eine nur noch in einigen Fellen übliche Bedeutuno.
Taufe Ko bien, ansgebrannte nud gedäinpfer, (S.Taubfohle.)
ben, die wilden Tauben, Seldtauben , Kröpftauben, Lach:
tauben, Pfautauben, Turteltauben u.f.f. gebören. Tauben
balten. Wenn diefes Wort ohne allen Beyſetz gebraucht wird;
fo dry ichnet es die gewöhnlichen zahmen Tauben. Su einer "an:
weit u — | * —
a —
BE kebentef Taube Viefes hier ohne RE auf
„das Geſchlecht. Sell aber dieſes näher beſtimmt werden, fo wird
das männliche derTauber oder Täuber, ii im gemeinen Lehen Tau⸗
bert, Täuberich, Riederf. Duffert, Duvert,. dag weibliche aber _
» entweder die Taube infhgerm Bere, ober auch die "Töokinn.
‚genannt.
Auf dem moflehten Dach giert fon der Sublende Tauber
Um die Geliebte herum, Zachar.
Anm. Bey den Otfried Dubu, Diuba, bin dem Rocter Tu-
bu, im Nederf. Duve, im "Dän. Düe, im-Angelf. Duva, im
Engl. Dove, in Schsed. Dufya, bey dem iliohitaslJubo. Es
ift mehr als wahrſcheinlich dieſes Wort eine BER
der ähnlichen Stimme des Tauıbers ift, weicher Noikers. Tub
und das Niederſ. Duve, näher kommen, "als unſer Behr
ſches Taube,
0) Sinnles, unempfindlich; eıne wenig Tauben, verb.reg.act.taub machen, in welchem Verfinnde —
fo wohl eigentlich als fizärlich nur in dem zufanmen gefeßten, ber.
täuben üblich iſt. Judeſſen iſt eäuben in einigen gemeinen, Mund
‚arten auch, fo viel wie däirpjen unterdrücken. Funges ange 2
Die Fchannisäpfel werden auch rothe Taubenapfel genannt,
Franz. pigeoüs TRUE Etwa von der einem Saukenboife übe
‚Tichen Farbe ?
Der TaubenfalE, — ‚ plud die—en, eine Art a
fen mit wellenfäcmigen ſchwarzen Flecken auf der Bruß und
dem Bauche, lehmzelben Füßen und fhwarzblanen: Shnas
bel, welcher den Tauben ſebr balsftarrig nachiieler, Falco
palumbarius Klein.et Linn. Stodzar, —
lichkeit der Biumen, ein Hasme des Eiſenkrautes oder Tauben:
Frauteg, Verbena Linn. Zugleichen des Erdrauchs, KFumn-
ria Linn. welchet anch al genannt —— EErde⸗
rauch und Ackerraute
Der
Ein tauber Schall, ein leerer, kraftloſer. Taube Veſſel, mel Eine audere Art iſt der Butſchwanzel oder Carslinifche
che nicht brennet, Lamium Lian. d) Des gehörigen Gehaltes Taubenfalf, Falce Carolinienfis palumbarius Are J
beraubt, lrer an dem nörhigen Gehalte; am baͤnfgſten aus rar welcher vinen bunten langen Schwanz Sub: furze Flügel bat, J
ineiniacn bereits angenommenen Fällen. Tube Nuſſe, Terre, Sand Taubenbadt,
welche keinen Kern haben. Taube Ähren, welche keine Körner Die Taubenfarbe, plur. inuf. eine dene: bte Zain, in. wel⸗
_ enthalten, Tauber Zafer, (S. Tanbhafer.) Taube und leere ber roth, blau nad grün unter einander fpieien, oh dir Hardı tie hr
Bergerten, im Bergbane, welche fein Erz enibalten. Ein tan: _ nes Tanbenhalfes; Franz. Colombin. Bader taude farbig, J
bes Geb rge, eben daſelbſt ini Gegenſatze des haltigen. Ein tau⸗ auch wohl taubenbalfig. g
bes &y rin Windey. Im Niederfächfifken beteutet ee Teer im Der Taubenfuß drs —eg, plur. inuf, eine Art des Storch⸗ —
\ weit ſten Verſande: ein tauber Graben, ein leerer, ausgetrock⸗ ſchnabels, deſſen Blätter einige Ahnlichteit mit ein m Saubenfuße —
ueter. Ein tauber Dunſt, ein leerer. Sie machten die Lande baben; Geranium rotundifo'ium Linn. 4
coube leer, Jeroſchin. Aus welchem weiteen Umfange man bey» DerTaubenhabicht, des— es, plur. dir—®, ©. Taubenfilt, 3
safe vermithenfollte, daß es in diefer Bedeutung der Mecenidt - Taubenhalftg, adj. et adv. S Taubenfarbe. |
ſe zu taub, gehörlos, «8 vielmehr tief geböre, fo fern Das Taubenhaue, des — rs, plur. die — häufen, € ein eigenes “
: Ba ſelbe überhaupt einen hohlen, leeren Raum bedeutet hat. freyfichendes Gebäude, in welchem die Feld⸗ und Flu tauben ger
Anm. Da alle Wörter urſprünglich Dasmatopdien find, und. halten werden, und welches von einem Taubenſchlage ai ver⸗
vigentlih ſolche Verã aderungen bezeichnen, welche unmitteldar in ſchieden ift. Im Oberd. Taubenkobel.
Gebor fallen fo iſt 95 ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes Wort Der Tauben hacht des—es, plur. die —.e.\in einigen Gerens
Ehr genau mit toben veripande iſt, und eigentlich von einem to: den ein Nahme des Mäufegeyers, welcher auch auf Zant Be ;
Senden Eekoſe beraubt bezeichnet. Andere ſeben Lie Bedeutung ftößt, und vielleicht mie dem Taubenfalken einerley iR. Sicht 3
der Leere als dir ecfte an, Fönnen aber alsdann weder cinen Grund bedeuret fo viel-als Habicht, 3
diefer Bedentung, noch auch eine wahrſcheinliche —— Der Taubenkerbel, des — 5, plar. inuf. S. Taubentropf, 3
„derfelben mit der Gebörlofigfeit angeben. 20 Taubenktraut, des — es, plur. inul, ı.Eine Dflarze,
Fir Laube, an einem Faſſe, S. Daube. von welcher verſchledene Arten an denFlüſſen und Sümofen Euros - eg
ir Taube, plur. die —n, Diminut. das Täubchen, Oberd. pens einbeimifh find; Lyfimachia Linn. 2. EinNahmedes, ,
Täublein, eine Arı Vögel, mit einen Fegelförmigen zugefpigten Zifenkrautes, VerbenaLinn. S.diefee Wort... E
Schnabel, und offenen und nadten Rafenlächern, von welchen es Der Taubentropf, des— e8, plür: die — Eropfe.. 1. Eigent- 3
mirhrere Arten gibt, dahin die zahmen Tauben, oder Schlageau: Lich, der Kröpfeiner Taube. 2. Figürlich , wegen einiger Ahn— 4
— A BZ a 2
ver Be
Nat}
*
3
2
be — a, er inuf, in NER ERDE
if Thüringen, ein Rahme des Bannenfrautes, Equis -
— etum Linn. Der Grund der Benennung iſt mir unbefannt. . .
\enruf, des —es, plur. die —e, bey den Jagern eine
"DE
‚ Heine Pfeife, die gg —* wilden Tauben damit ——
— an ſich zu locken. Xuf.
NR TERN, des—es, plur. die ⸗ſchlage ein Ben
° 2 bäftniß-untee dem Dache eines Gebäudes, dirzahınen Tauben
darin zu halten, - Schlag beißt es, weiles gemeintalich mit einer
Eleinen Schlay oderFalktbür. verfchloffen werden Fanır.. Sprichw.
Br geht davon wie die Bage von dem Taubenfchlage, er.
* frhleicht fich mit einem ſichtbaren böfen Gewiſſen Davon.
. Der Taubenvögt, des — es, plur, die — vogte, in großen
Hausbalrungen , derjenige, welcher die Auf ſicht über die Tauben
hat im Dberd. Tauber, Taubener.
—— Taubenzebnte, des — n, plur. die —n, der Zebole, wel _
cher. von. den Tauben gegeben wird,
‚Der Taubfifch, des—es, plur: die—e, ein Nohmedes Brampf:
fiſches, Torpedo Linn deſſen Berührung eine Art eines tauben
Schmerzens berur ſacht. S. Krampffiſch.
Due Taubbafer, des— s, plur. inuf, ein Nahme verſchiedener
Gewächſe, welche dem Hafer ähnlich ſehen, deren Samenkörner
aber eaub, d.4.Kicht niehlreich find,
fecalinus Linn. (S.dieiesWort,) 2.Auena paniculara. Lin.
welcher auch Singbafer, Windhafer, Mäufehafer; Gsuchhafer
genannt wird.
A Taubheit, nlur: car. der Zuſt and, da man taub iſt. Mit⸗
tel wider die Taubheit. Niederſ. und Dän, Doobes, im Ans
. geff, mit bem e.abftracte, Deafe.
Die Taubiohle, plur. sie —n, eine Art Erdlohlen, welche aus
einem in der Erde verſchlänunten und mit einer, öhligen Erdſäure
durchzogenen Holze beſtehen; —— im Seanate der fer
ſtern und Fräftigern Steinfohlen.
en Taubfern, des —es, plur. car. ein Nahme des lebs,
Lol:um Lina, weil es dem Korne ähnlich fuhrt, aber taube, d. i.
mehl⸗ und PernlofeSamenförner bat. In manchen Gegenden wird
es Dovten, Twalch, Tauſch, Tower genannt,
Der Taubling, des — es, plur, die mc, eine Art efbarer _
. Schwänme, welche «in ſehr weißes, trocknes und zerbrechliches
Fleiſch, dicke walzenförmige Stiele, dicke Samenklätter, und el⸗
nem Nabel ähnliche Vertiefnugen der Hüte haben, welche letztern
‚übrigens von verſchiedenen Farben find, Fungi umbilicum re-
ferenies C. Bauh. in einigen Mundarten Tauberling. Der
Grund der Benennung dirfes Schwanmes ift mir noch dunkel.
. Eine Art deſſelben welche nicht eß ar iſt, indem fie Speyen er-
wert, beißt in: Öfterreich Speyeöubling.
Die Taucyänte, plur.die—n. 1. (9. Tauger.) ?. Auch eine
- Are wilder Änten, welche am ganzen Leibe ſchwarz ik, undeinen
weißen Unterleib hat; Mooränte, Schuppsänte, wird in eittis
gen Örgenden, obateidh i ierig, Taucpänte genanı,
Tauchen, verb, reg. act. 1, Mit vorn nieder gebengtem Kopfe
fih in und unser einen füffigen Körper begeben, um bäufigften.als -
ein Reciprocum. Sich in das Waffer tauchen. Die Äntenund
verſchiedene andere Waffrtoögel tauchen fih. In weichen Zäl-
len man doch fieber das zufanımen gefegte Intertauchen gebrancht.
2, In weiterm Verſtande ift tauchen in einen flüſſſgen Körver
thun oder ſtecken, wo es verghalich in der höheen Schreib⸗ und
Sporechart theils für tunken, theils aber auch für ſtecken üblich
A. Ein glühendes Eifer in das Waffen taugen, ſtecken, er
‚sen. Der mit mir in die Schufel tauchet, Matth. 26,
Das äußere feines Singers ins Waſſer tauchen, Luc. —
Die Sonne tauchte ſich bereits ins Meer, Kleiſt
1. Der Trespe, Bromus:
: Tan
a tauchet den Pinfel » =
. Indie Sarben des Morgenroths ein, dich würdig zu
mablen? Zach.
So — das Zauden.
Anm. Ben dem Rotker tunchen, im Niederf.in der erſten Be⸗
deutung ducken, im Engl.to duck, in Dän. dycke, im Schwed.
dyka,im mittlern Lat, docare. &s feiner, daß der Begriff der
Beugung/oder Erniedrigung in dieſein Worte der herrſchende iff,
> denn im Niederfound den gemeinen Sprecharten iſt ducken über«
Haupt, den Kopf: mit eingezogenen Achfeln vorn niederwärtg beu⸗
gen, Holl.duiken, Das Schwed. duka bedeutet beydes, fo wohl
deprimere afsemergere, in welchem letztern Falle man im
Deutſchen aufduden, und, wenn von der Erhebung im Waffer die
Rede-ift, auftauchen fagt. Übrigens find ‘tauchen, taufen, tün⸗
2
hen, tunken und das Niederf, kippen, fehe nahe verwandt. Tun⸗
Een iſt nur vermittelſt des zufälligen Nafenlautes und des intenfis
ver kaus tauchen gebildet, Notker gebraucht für eauchen aus
drücklich tunehren, Taufen ift nur im Endlaute verfchiedenzdenn
tauchen heißt im Jtal.tuffare, und im Böhmifch. topiti,. Das
Niederdeutfche fippen, für tauchen in der zweyten Bedeutung, iſt
eindoppeltesgutenfivum davon. Vieleicht ift Hecken ein ähnliches
Jutenſtvnm von tauchen.
Der Tauiher, des—s, plur. ut nom. fing. ı. Ein Menſch
welcher Fertigkeit befitzt, ich unter das Waſſer zu — und eine
‚Bei: Tang auf dem Eruude deſſelben auszuhalten. Im Niederf,
Dufer.
das Waffer tauchen, wo im weiteften Verſtande alle Bänfe, Auten
u. ſ. f. Taucher find, Allein, man gebraucht es nur im engern
Verſtande von einer befondern Art diefer Vögel mir befappten Fal⸗
bala⸗ Zehen, welhefich indas Waſſer tanchen, eine gefehene Beu⸗
te aus dem ſelben zu hehlen, und bald. mie derfelben wieder zum
Borfcheine formen; Mergi Lin, Inweiterm Verſtande pflege
man anch die, welche unter dem Waſſer schwimmen und nach einis
ger Zeit wieder empor fauimen, Colymbi.Lizn. Taucher zu neu⸗
nen, Klein begreift beyde Arten unter dem letztern Mabmen. Im
gemeinenteben theilet man dieſe Tancher nach ihrer Ahnlichkeit mit
andern Vögeln ein, und da gibt es Tauchänten: oder Taucher:
änten, Tauchganfe, Tauch ſchwane und Tauchhuhner. Siehe
diefe Wörter,
Anm. In vielen gemeinen Mandarsen Täufer diefes Wort
Tauber.
Die Taucherglocke, pluri die —n, eine Göfzerne Maſchine in
‚Geftalt einer Glock vermittelfb deren ſich die Taucher unter das
Waſſer laſſen, und eine Zeitlang daſelbſt aushalten,
Die Taucyerfäge, plur. die —n, eine Art Taucher oder Tauch ⸗
vögel, mit einem fügeförmig gezähsıten Schnabel; MergusSerra-
tor Linn.
Das Taucherſchiff / des —es, plur, die — #, eine in den neuern
Zenen erfundene Art Schiffe, welche unter Dem Waſſer gebet,
Die Taͤuchgans oder Cauchergans, plur. die — gänfe, eine
Ars Taucher oder Tauchvõgel, welche fo groß als eine mirtelmäßice
Bansift, und einen ſchmalen gegähnsen Schnabel hat, Mergus
‚Merganler Linn.
Das Tauch huhn oder Taucherhuhn, des — es, plur. die —
huhner, Taucher in Geſtalt der Hühner, welche am häufigften
Waſſerhihner genaunt werden. ©. dirfes Wort.
Der Tauv ſchwan, des — es, plur. die ¶ſchwane, den rinis
gen ein Rahme ter Nobrdonmel,- wegen einiger Ahnlichkeit mit
einem Schwane.
2, Eine Art Wafferpögel, welche mit beim Kopfe unten
’
*Tauen, verb.reg.act. welches nue in denfticerbentfien Munts
arten üblich iff, wo es für gerben, Leder betriten, gebraucht wird.
‚Leder tauen, bessien, gerben. Daher dev Tauer oder Apder:
eaueg,
*
sauer, der Gerber. Im Oenabruck eswwen, im Holländ. tou-
wen, im Angelf. tawıan,inEngl.totaw, bereiten, Entweder
von dem mit die ſer Arbeit verbundenen mehrmahligen ziehen, Nies“
derf.teben, (S. Tau) oder auch von dem fchor bey dem Ulphilas
befindlichentaujan, machen, tbur, vor weichen Worte vermuth⸗
lich auch das Niederſachſ. Tom; Ton, Werkzeug, Zeug/ Gezäh,
abſtammet.
Das Taufbũch, es— es, plur. die — bücher, in den Pfarren .
und beyden Kirchen, dasjenige Bud, in welches die Getauften
von dem Kirchendiener eingetragen werden, das Kirchenbuch.
Der Taufbund, des — es, plur. car. in der Theologie, dag
Bündniß, weiches der Täufling in der Taufe mit Gott errichtet.
Seinen Taufbund halten, brechen.
Die Taufe, plur. die — n, vondem-folgenden Zeitworte taufen,
von welchem es doch nur in engerer Bedeutung üblich iſt. 1. Die
gottesdienftliche Reinigung vermittelſt des Waffers; in welchem
Berftande die Taufe ſchon bey den Ältern Juden üblih war. In
engerer Bedeutung in der chriſtlichen Kirche, die facramenfliche
Reinigung mit Waffer und damit verknüpfte Aufnahme in die Ge⸗
ſellſchaft der Ehriften, in welchem Verftande die Taufe das erſte
Sacrament der Kiccheift, welches man denen ertheilet welche
man zu Chriften macht, daher fie ehedem auch die Ehriftenbeit,
im Niederf. Kerſtening, Franz. ehedem Chretiente, tanfen aber
Sriftenen, Nieder. karſtenen, kaſtenen, im franz. chretienner,
im Angelf, criftnian, im Engl. to chrifien, genannt wurde,
Das Saerament ver Taufe, Einem Menfchen, einem Binde
die Taufe errbeilen. Die Taufe empfangen, getauft werden,
Kin Rind zur Taufe bringen. Ein Priefier verrichtet drey Tau⸗
fen, wenn er drey Kinder tauft ; außer welchem Falle der Pfural
nicht gewöhnlich ift. In einigen gemeinen Mundarten bedeutet
es cuch den Taufftein. Daher die auch in der anftändigen Sprech⸗
arı noch gangbaren R. A. ein Rind aus der Taufe heben , oder
über die Taufe halten, deffen Pathe oder Taufzeuge ſeyn. In
der Deutfcher Bibel bedeuterdiefes Wort auch figürlich die reich⸗
liche gotiesdienftliche Mittbeilung einer Sache. Daber dir Seuer:
tanfe; Matth. 3, 17, d, 1. die reichliche Mittheilung des beit. Geis
fies, zum Unterfchiede von jener Taufe, welche alsdaın die Waſ⸗
fertaufe beißt.
weihung durch Eintandung oder Abwafchung mir Waſſer, beſon⸗
ders , wenn felbige mit Ertheilungeines Rahmens verbunden iſt;
ein aus der vorigen ſacrameutlichen Taufe entflandener Mißbrauch.
An der Ratbolifchen Kirche werden auf ſolche Art Glocken, Schiffe,
Kanonen u.f. f..gerauft. Bey den Seefahrern ift es ein poſſen⸗
bafter Gebrauch, diejenigen, welche zum erſten Mahle die Straße,
den Wendezirkel, unddie Linie pafficen, auf eine fryerliche Art in
das Waſſet zu tauchen, und fo in andern Fällen mehr, befonders
bey den Handwerkern.
Ans. Beydem Ditfried fo wohlthie Doufa, alg auch) ther
Douf, im Iſidor Daufi, bey dem Willeram Toife, bey dem
Sirpter der Touff und die Touffe, und noch in der Schweig
und andern Oberdeutfch. Gegenden der Tauf,im Niederſ. Döpe,
welches daſelbſt gleichfalls den Taufſtein bedrutet. ©. das folgende.
Taufen,/verb. reg. act, 1.*Eigentlih, in das Waffertaudyen,
wo es mit tanpen aleich bedeutend und. von demſelben nur im
Endlaute verfchieden ift. Line hölzerne Seuerfugel in Pech und
Sarz getanft, Fronsb. Beffel, das Seuerwerf darein zu tau—
fen, eben derf, Naem an taufte ſich im Jordan ſieben Mahl,
3 Rön, 5.14; wo es für baden ſtehet.
Der Stymen,
In den der Kranche Heer die krummen Sedern täuft, Opitz.
Am Socl deutſchen ſt es in diefer Bedeutung veraltet, wo man es,
2, nur im engern Verſtand e gebraucht, auf eine gonesdienfiiiche
2, Zn weiterer Bedeutuug, die feyerliche Eine’
Der Täufling, des — es, plur, die — e, diejenige Verfon, wels
Der Taufſtein, des— es; plur, ie, i in den auchen, ein zier· · Fi |
re.
®_ *
et in dat Woſſer tauchen «e). Im engſten Verf —
ſaerameniliche Art mit Waſſer reinigen und dadurd) in die Gemein⸗
ſchaft Gottes und der Kirche aufnchmen, Ein Bind, einen we
wichfenmraufen. Taufen laffen, fein Kind zur Taufe befür ·
dein. Im gemeinen Leben auch mit der vierten Endung des Nah⸗
mens, welchen man in der Laufe erbält, Er iſt Sans getauft
Daper es zuweilen einen Nahmen geben bedeutet. Man tanf
ibn, wie man will, ich heiß ihn Benjamin Roſt. In der
Deutſchen Bibel bedentet es figürlich zuweilen im reihen Maße
mittheilen. Mit dem heil, Geiſte gerauft werden, Apofl. 2, 5.
(d) In weiterm Verflande, anf eine feyerliche Art mie Wafier
reinigen, und daducdeinweihen, befonders, wenn dabey jzugleich
ein Rabıne ertheilt wird. Inder Römiſchen Kirche kauft — *
noch die Glocken. Ehedem taufte man da ſelbſt and Schifie, Ku
nonenn.f.f. Der Wirth tauft den Wein, wenn er Wa
darunter miſchet; ein. im ‚gemeinen Leben» üblicher Scherz.
auch das Taufen. \ -
Anm. Inder engern Bedentung bey dem Ulphilas —
bey dem Diifr. dodfan, im Rieder. döpen, im Schwed. Op.
im Angelf. depan, dyppan, i im Engl. to dive, im Sum, N
dupu,: im Pohln.topie, Esift ein altes Wort, welches von x
tauchen nur im Endlaure verſchieden iſt, indem die öltefte Art der
Taufe ein wahreg Eintauchen oder Baden war; daher euch Ottft.
- noch badan für taufen gebraucht. Jurtar.ift iufiare,im&ried.
" Zurruis, und.im Hebr. y3D, gleichfalls eintauchen, woraus das
hohe Alter diejes Worteserhellet. Das Niederf. fippen, —
iſt ein doppeltes Jaten ſtoum davon, J
Der Täufer, des —s, piur, ut nom. fing. derjenige, och N
die Taufe handhabet, wel@er tauft, ein für ſich allein nur in dee
Deutfchen Bibel übliches Wort, wo Johaunes, der Vorlanfer Ehrie
fi, zum Unterfchiede von dein Evangeliften Johannes, der Täus
fer genannt wird, (bon im Tation Toufar, Gaugbarer iſt es in
dem zufammen geſetzten Wiedertaãufer.
Der Taufgefinnte, des—n, plur. die —n ‚ eine Beneunung
der Wiedertäufer oder Mennoniten. S,Wicedertäufer.
Die Taufenade, plur. car. ‚in der Theologie, die in und mitder
Taufe ertheilte göttliche Gnade, In der Taufgnade bleiben, 7
feinen Taufbnud halten,
⸗
—— oder getauft werden foll, fie fiy nun erwachſen F
oder nicht. N
Der Taufnabme, des— ns, plur. d ie—n; derjenige Rahme; En
welchen man inder Saufe.erhält: der Vornahme, zum Under MB.
ſchiede von dem Zu: oder Geſchlechtsnabhmen. —
Der Taufpathe/ des — n plur. die — n, Fämin. die C Pr
tbe, plur. die — n, bey einigen auch Taufpathinn, eine Perfon,
welche eine andere aus der Taufe debet, der oder die Pathe— *
in der anſtändigen Sprechart der Taufzeuge; im Oberd. Taufe ⸗
gotti. Zu vielen Gegenden wird auch der Zäufling in Rüdfine
der Zaufzengen Taufparhe genannt. ©. Pathe.
Der Tauffchein, des —es, plur. die —e,
niß aus dem Kirchenbuche, dag jemand getauft iR von Bach
Altern gezenger iſt
Der Tauffipmaus, des — es, plur. die —fömäufe, —
Schmaus, welcher bey Gelegenheit einer Taufe gehalten wird ;
das Taufmabl, Taufeffen, im —— Leben auch nur die
Taufe. Kindtaufe.
liches ſteinernes Behältnig in Geſtalt eines Brnuncks oder gro⸗
» fen Örfäßes, an und über welchem die Kinder getauft werden;
" inngemeinen Leben vieler Gegenten die Taufe, in andren Ser.
—— ini Riederſ. auch die Shnte, von bem Lat. Fons.
f Ibr⸗
. Miller,
X "aber duch nur mit der Berneinung vorfomint,
auge, Nöm.ı,23. Es taugt nicht, daß wir ſte in Getteskaſten
Ehedem bedeutere es auch ſich ſchicken, ge⸗
Tauglich, —er, he, adj. et adv. brauchbar,
8
Ibte bemerketl — Font, * in * un
chen der Alten wirklich ein Brunnen befindlich gewefen, aus wel-
chem man das Waſſer zur Taufe gehobier, und über weichen denn
vermuhlich diefelbe auch verrichtet worden. Dieſen Brunnen
feinen unjere heutigen Zauſſteine oorzuſtellen.
—— des — es, plur. die — tler, ein fauberes Tuch,
‚welches man an einigen Drien über das geraufte Kind deckt, und
es darin nach Haufe trägt.
Dab Taufzeug,drs —.s,plur. inul, ein Goleetionm,bie fänmts
Inchen Rieiduugsftücke zu begeichnen,in welchen ein Kind zur Tau⸗
fe gebracht und getaufi wırd.
r Taufzeuge, des—n, plur, die —n, diejenigen Berfonen,
welche den Täufling zur Taufe dardringen, und die ſe Handlung bes
zeugen; die Pathen, undin Biziehung auf die Altern des Kindes,
die Gevattern.
Taugen, verb. reg. neutr, welches das Hülfswort haben erfore
dert. ». Brauchbar zu etwas ſeyn, die erforderlichen Eigenfchafr
ten zu Erreichung einer Abſicht haben ; in welder Bedeutung es
jest am gangbarjten it. Der Zeug taugt dazu nicht. Die Jeder
taugt nich:s mebr, ift nicht mehr zu gebrauchen. Der B-weis
tauge nicht. Das taugt nicht, diefe Art zuwerfabren ſtimmt
"mie der Abſicht nicht überein. Er taugt zu keinem Thürfieber.
Die Holländer taugen zu Waſſer, aber nicht zu Lande. Was
ins Seer zu ziehen taugt, 4 Mof.ı,3. Ich tauge nicht zu
predigen, Ier. 1,6. Does ‚gleich bier bejahender Weiſe nicht
galız ungewöhnlich iſt, fo wird es doch am häufisffen mit der
- Berneinung gebrauch:, welches aber dloß dem Gebrauche zuzu⸗
ſchreiben iſt. 2. Rützlich feyn, nüsen. Was tohta unsthaz,
In welcher Bedeurung es noch im gemeinen Leben und
ver wäfferigen Poeten vorfommt. _
Das Fann Achillens Yugen
Auch bey der Sochzeit ſelbſt zur Luſt und Sreudetaugen,
Goitſch. Iphig.
Ingleichen gut, dem Geſetze gemäß und übereinftimmia feon, in
welcher Bedeutung es gleichfans nur noch im gemeinen Leben,
Thun, das nicht
legen, Matth. 27,6.
ziemen, Soız dohta, Dirfried,
Anm. Ben dem Ottfried dohan, Hochan „bey dem Wilferam
toukan,im Riederſ. dögen,iin Schwet. doga duga,im Angelf,.
dugan, im Dän, due Tugend und tüchtig ſtammen unftreitig
von diefem Worte her, welches urfprünglich zu gedeihen, Niederf,
dijen, dick u. f. f. gehört, und nöthige förperliche Stärke beden.
tet zu haben fcheinet, Im Niedteſ. ift doger, fihr. Es ging ehe⸗
dem irregulär und lautete im Jufinisiv und im Plural deg Prä⸗
feus tügen, welche Form noch in der Deutſchen Bibel vorfommt,
Die Thoren tügen nichts, Pf. ı 4,1. Wein Gebet müffe vor die
tügen, Pf. 141,2. Nun han wir nyemandf dee do tug (taugfe)
zu demfelben, Sheuerd, Da tochte ich ze freuden weder
wibenoch manne, Kaiſer Heinrich, .
na Taugenichts, plur. ut nom. fing, ‚eine Per‘ on, welche gu
"nichts tangt, zu nichts brauchbar iſt. Er iſt ein Taugenichts.
Alle diefe Trugenichts. Bey einigen auch der Taugenicht, da
es denn im Plural von einigen irrig Taugenichte gebilder wird,
indem alle am Ende, mit Adverbien und Partifeln zufanımen ger
feste Wörzer indeclinabel find. Im Riederf. — Dügenir,
Undogt,im Dän, Bogenige, im Sranzöf. un Vaäut-rien,Vaut-
neant,
Wittel erwaͤhlen. Kintauglicher Zeuge Das if mir nicht
taualich, in dazu nicht GEBR Ich Fonnie nichts sauzlis
Adel. W. B. 4. Th. 2 Aufi.
Tausliche
— *
Tan 546 „
des antworten. Das if Peine taugliche Entſchuldigung.
Niederſ. dögelik, zufammen gezogen dölk, wo m Aa *
et auch fromm, tugendbaft bedeutet. So auch das verwandte 2
üchti
Die Tauglichkeit, plur. inuf. die Brauchbarfeit, die Anweſen⸗
heit der zu einer gewiffen Abjicht unentbeprlichen Beſchaffenheit.
Der Taumel, des —s, plur. car. der Zuftand, daman tanmelt,
Eigentlich von einem Schwindel oder Haufe, Minen Tgumel
haben, einen Rauſch. Rtwas im Taumel thun. Figürlich aber
auch von einem hoben Grade der Leidenſchaft, in welchem man
Feiner deutlichen Begriffe fähig ift, Im Taumel der Steude, Im
Hiederf. Tümel.
* Der Taumelbecher, des —s, plur.ut nom, fing. und der ,
Taumelkelch, ses —es, plur, die —e, zwey nur in der Deuts
{chen Bibel im figürlichen Verſtande übliche Wörter, ſolcheGegen⸗
ftäude zu bezeichnen, welche einen bohen Grad des Mangels des
Bewußtſeyns und der deutlichen Begriffe veranlaffen. Ich wilf
Jeruſalem zum Taumelbecher zurichten, Zach. 12, 2. Dieges
fen des Taumelfelchs haft du aus getrunken, Ef. 5 1,17.
Taumelig, —er, —te, adj. et adv. einen Taumel babend, mit
ſchwerem Kopfe hin und der wanfend, Taumelig werden,
ſeyn.
Der Taumelkäfer, ses —s, plur. ut nom, fing. eine Art Käs
fer, mit fadenãhnlichen furzen Fühlhörnern, Shwimmfüßen und
gedoppelten Augen, welcher im Gehen gleichſam ‚gu taumeln
ſcheint; Gyrinus Linn.
Der Taumelk lch, S Taumelbecher.
Taͤumeln, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte bahn: und
wenn der Ort ausgedrudt wird, mit feyn, im Gehen mit ſchwe⸗
" rem Kopfe bin und ber wanten, als wenn man fallen wollte, der»
gleichen in einen hohen Grade Trumfene, vom Schwindel befalle:
ne zu thun pflegen. Daß fie taumelten und wanferen wie ein
Trumfener, Pf. 107,27. Taumelndgeben. Zur Thur bins
aus taymeln. Zur Erde taumeln; er iſt zur Erde getaumelt.
Das arme Rınd befam eine Maulſchelle, daß es taumelte. In⸗
gleichen figuclich, ohne Bewußtfeyn und deutliche Begriffe hans
deln. Ein leichtfinniger junger Menſch, Ser no in den Lüren
berum taumelt, Weiße. Nach einerandern, obgleich ein wenig
hart fcheinenden Figur, auch von der heftigen Bewegung leblofer
Dinge,
Gewäffer taumelnjegt in Strömen von den Hohen, Dufch,
So auch das Taumeln.
Anm. Im Niederf. tumeln, im Engl, tümble,; im Shwed,
tumla, Die Endſylbe —eln ift ein Zeichen eines Jterativi oder
- auch eines Diminurivi, und oft bey des zugleich... Es ſcheinet das
ber, daß diefes Wort mit dem Franzöſ. tomber, dem Jtal. to-
mare, tomolare, tombolare, fallen, verwandt ifl. Im
Angelf.iftumban, fpringen, tanzen. (©, auch Tummeln.) In
den niedrigen Sprecharten ift für taumeln auch torkeln üblich,
“welches aber eigentlich einen noch ſtärkern Grad des TSaumelns
bezeichnet.
Der Taͤumler, des— s, plur.utnom. fing. eine Art Schlag»
tauben, welche im Geben taumeln,. ©, aud Tummiler,
‚Die Taupel, plur. die —n, in der Fiſcherey, ein dierrckt geſtrick⸗
tes oben offenes, unten aber mit einem geſtrickten Biden verfebes
nee Netz, Karpfen nnd andere Fiſche darin zu fangen. Es wird
mit feinen Wänden an zwey Freuzweife über einan\er jeitagmach-
te Biigel gebunden, und vermittelfi einer laugen Siange in dag
Waſſer gelaſſen und wieder heraus gezogen. In einigen Greenden
heißt es die Senke, das Senfgarn, der Tauchpeern oder Tauch⸗
bern, von Peern, Bärn, ein geſtrickter Sad, Letein. Pera
Fri leitet Taupel gleichfalls von sauchen ab; indejjen bedeutet
Mm biefes
847 I; an SR
die ſes Wort in einigen gemeinen Mandarten auch eine Taſche, da
es denn zu tiefgebören würde, Im —— iſt Tob olka
gleichfalls eine Taſche.
Tau 1
Im Hochdentfihen kommt es nur ft, und — — im
gebäffigen Verſtande vor, dagegen in den ſchönen Nünften das
Wort Tauſchung üblicher iff,
Der Taufh,des— es, plur. die— e, bie Handlung, da man Der Tauſchhandel, des—s, plur. car. diejenige Art des Han⸗
eıne Sache oder Waare gegen eine andere überläßt;, zum Unters
ſchiede von dem Baufe, woman Geld für Waaregibt. Linen
Taufc mit jemanden treffen, machen. Einen Taufch Schließen.
Der Tauſch iſt gemacht. Bey den Kaufleuten ift dafür auch das
Wort imfag, und in einigen Gegenden Umfchlag üblich, fo wie
in einigen gemeinen Mundarten der Taufch die Kaute, und im
Siederf. die Büte, Butebüte heißt.
Laufen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, ein
Diug gegen das andere, oder Waaregegen Waare geben, Mit
jemanden taufchen, ihm ein Ding für ein andevesgeden. Mit
den Sücen taufchen. Ich wollte niche mis ibm taufchen, au
figüvlieh, ich wollte nicht an feiner Stelle, in feinem Berdältuiffe
ſeyn. So auch in den Safamnenfegungen auataufchen, ein⸗
tauſchen, vertauſchen. Daher das Taufchen.
Anm. Im Niederſ. tuſchen, tuusken. Die Abſtammung iſt
dunkel; aber gewiß iſt das Dauß in der Karte nicht das Stamite
wort, wie Friſch wähnet, weil man im Kartenfpielei immer die
Blätter verwechfelt. Andere fehen den Begriff des Betruges als
den herefchenden an, und rechnen es zum folgenden saufchen, da
doch nicht die geriugſte Spur eines folchen Begriffes in dem Worte
anzutreffen ift, ſondern dee Tauſch vielmehr die älteffe und ehr⸗
lich ſte Art der Handlung iſt. Übrigens ift für tauſchen auch um⸗
ſetzen, utzen, und in einigen gemeinen Mundarten Bauten, Nie⸗
derſachſiſch küten, buten, Fütiebuten, eigentlich küten und büten
üblich.
QTäufihen, verb. reg. act. gerechte Erwartungen unbefriedigt
Laffen, Schein für Wahrheit geben, Er hat mich getäufcht, tınd.
nun zehnmal meinen Lohn verändert, » Mof. 31,7. Meynet
ibr, daß ihr ibn täufchen werdet, wie man * Menſchen
täufchet ? Hiob 13, 9. Die Sinne täufchen ung nicht ſelten. Die
Binder mir dem Recht Ruprecht räuftpen. Wenn mid der
Spiegel nicht täufcht. Die Einbildung täuſchet fie mit une
möglichen Dingen, Eine getäuſchte Liebe,
Durch falſchen Schein getauſcht, eil ich Ihm nachzuwan⸗
dein, SGellert.
Der Geld, der dreymahl Srieden beifche,
Bevor ſein ſchwerer Arm durch fieben Donnerwerter
Der Sürften Raubſucht tauſcht, Raml.
In engerer Bedeutung iſt in den ſchönen Künſten täuſchen, die
Sinne auf eine angenehme Art hiutergehen, verurſachen, daß die
ſinnliche Empfindung das Übergewicht über die Vorſtellung bes
kommt, und die Täufhung, angenebmer Betrug der Sinne.
3. B. wenn ein Gegenftand fo geſchickt nach dem Leben gemahlt
iſt, daß der Beobachter alles dag dabey empfindet, was er ben ber
Natur feldft empfinden würde, wenn er die Copie für das Urbild
ſelbſt hãlt.
Anm. Auch bey dieſem Worte iſt der Stammbegriff dun kel, zu⸗
mahl, da es weder hen unfern älteften Schriftſtellern, uoch in den
dels ober der Handlung, da man Waare gegen Waare gibt, zum
Unterfciede von dem Raufbandel,
Der Taufend ‚ein Hauptwort, welches nur im gemeinen Leben in
der erfien und fünften@ndung üblich iſt, wo eg ein verdeckter Ause
druck für Teufel iſt. Daß dich der Taufend! Der Taufendt
feine Berwunderung an den Tag zu legen, Es iſt one Zweifel
. ausdem alten noch Niederſ. Duus, der Teufel, welches ung ar
div Dulios der alten Gallier erinnert, gebildes, und, um deffen
Härte zu mildern, dem folgenden ähnlich gemacht worden, fo wie
man in eben demſelben Berftande auch wohl der Deutſch, oder der
Deutfcher höret. Im Niederſ. bedeutet au Dur, ineinigen ante _
‚dern Mundarten der Deufer, und im Engl. Dewce, den Teuft
Taufend,eine Geundzahl, welche zehn Mahl Hundert oder bundert
Mahl sehen Einheitenausdrudt,und alseinunabänderliche
wort unverändert bleibt, wenu fieipröauptwost bey fich hat. Sin
taufend Thaley, sehn tauſend Mann, zu viel tauſend Mahlen,
vor taufend Fahren. Für ein tauſend iſt im gemeinen Leben
um-der Kürze willen nurtaufend üblich. Taufend Mann, Ste⸗
bes diefes Zahlwort ohne Hauptwort,, fo nimmt es in der. dritten
Endung noch ein —en an. viel taufenden wohl tbun, Jerem.
32, 18. Unter taufenden faum einen, Sir. 6, 6. Ich fürchte
mid nicht vor viel taufenden, Lreund, den ich mir unter
taufenden erwahle. Der Genitiv taufender iſt hart und unge⸗
wöhnlidh, ob er gleich noch in raufenderley vorfommt. Taufen-
der Lob wide mich nicht rubren, beffer das Lob von tauſen⸗
den. Aber in der erften und vierten Endung taufende für tauſend
su fagen, iſt ein Fehler,
Was liege Monarchen ob, die taufende regieren? Haged.
Oft fichet es auch als eine runde Sapl für fehr viel. Ich babe
esdir fhon taufend Mahl gefagt, fehr oft. Taufend gutes
wird oft an einem Menſchen nicht bemerkt, dagegen ein ein» ⸗
ziger Lehler leicht alles in ‚Bewegung fegen ann. Sonnenf.
Wir wollen taufend Spaß mit ihm baben,
Umftände Iaffen es vermurhen. Das ift eine taufend Luß,
im gemeinen Leben , für taufendfache Lufk,
Anın, Bey dem Ulppilasthufund, in den Saliſchen Befegen
thocond, bey dem Ottfried thu Cont,bep dem Willeram dufent,
im Niederf. dufend, im Angelf.dufend, imEngl, thoufand,im
Schwed. tulend, im Pohln, tyfiac. Schon Notker leitete es von
dem gemeinen Earein, des-cent, für decies centum her, wel
che Ableitung im Grunde richtig wäre, wenn er dabey nur mehr -
Rück ſicht auf feine Mutter ſprache genommen bätte. & iſt übers
wiegend wahrſcheinlich, daß dieſes Wert ans zehn, Miederf. rain,
In einigen alsen Mentarten duis, und dem alten bunt, hundert,
centum zuſammen geſetzt iſt; indem taufend doch nichts anders
alszehn Mahl hundert ift. Im Isländifchen heißt daher taufend
noch jegt thushundrud, zehn hunders, und bey dem ulphilas
noch vollftäudiger tigos hund,taihuns hund,
verwandten Sprachen vorfommts Es ſcheinet indeffen, daß ed Das Tauſend, de—s, plur, die —e, die vorige Grundjabl,
eine Onomatopöie einer geſchwinden Bewegung, befonders mit der
Hand. ift, und eigentlich jemanden durch die Geſchwindigkeit bins
tergeben, bedentet bat, da es deun zu dem Franz. toucher, be⸗
rühren, gehören würde, r
Die Taͤuſcherey, plur. die —en, finnlicher Betrug, und Betrug
überhaupt. Weiffaget ung Täufcherey,Ef.30, 20. Täufche-
rey, damit fie ung erfchleichen zu verführen, Epheſ. 4, 14,
Daß nie der Sımde Täufcherey
© :fährlic deinem Rinde ſey, Cram.
als ein Hauptwort gehrandht, eine Dienge vor taufend Einheiten
Einer Art zu bezeichnen. Das erſte tauſend taugte nichts. An
manchen Gegenden hat man ein doppeites Taufend, fo wieman
dafelbft auch ein aedoppeltes Hundert hat. Bin gewöhnliches
oder Fleineg ranfend hält aledann 1000, ein großes Taufend
aber 1200 Einbeiten.
Das Tanfendblatt, des —es, plur. inuf, in einigen’ Ösgen-
den ein Nahnie der Schaafgarbe, Achillea MillefoliumL,
S. dieſes Wort.
Der
Tauſend kleine
*
Ei be En nn iarcz
Tau
Der Tauſender des ⸗8, plur. ut nom. fing.
>
in der Rechen,
funft, eine Zifier oder Zablfigur, welche fo viele taufend bedeutet,
als ihre Figur anzeigt, eine Zahl, welche unter mebrern in der
vierten Ötelle von der rechten Hand zur linken ſtehet; zum Uns
terſchiede von den Zundertern Zehnern und Einern.
Tauſenderley, adj. indecl. et adv. von taufend verföhiebenen
Arten und Befhaffendeiten, wie hun derterley, zehnerley u. ſ. f.
Die erſte Hälfte iſt der fonft ungewöhnliche Genitiv tauſender.
©. Taufend.
Tauſendfach/ adj. et adv. welches ein vermebrendes Zablwort
Ah, tauſend Mahl geuommen. Tauſendfache zrucht brin⸗
gen. Einen tauſendfachen Lobn bekommen. In einigen
Gegenden wird der Blättermagen oder. der dritte Magen des
Bındviehes , wegen feiner vielen Falten, das Tauſendfach
genannt,
- Tanfendfältig, adj. et adv. welches ein mit dem vorigen gleich
bedeutendes vermebhrendes Zablwort ift, nur daß es in der edlern
Schroibart zu veralten anfängt. Taufendfältige Frucht bein:
gen. Gott wird dirs taufendfältig belohnen.
Der Taufendfüß, des — es, plur. die — füße, eine Art Kel⸗
ferwürmer, Oniſci Linn. weil fie hundert und mehr Füße haben.
Sie werden in den Apotheten unter dem Rahmen Millepedes
gebraucht.
Bas Toufenduüldenfraut, des—es, plur. inuſ. eine Art
des Enzianes ; Gentiana Ventaurium L. Sieberfvaut, Erd⸗
galle. Es hat den Nadmen, der eine Nachahmung des Lat. Cen-
-taurium ifl, von feiner heilfamen Kraft in den Wechfelfichern
und dem Podagra. Eine Art glockenblume, welche auf den Al»
pen und in der Tartaͤrey einbeimifch ift, Centäurea Centau-
reum L,Hff unter dem Nahmen de3 großen Taufendgüldene
krautes belaunt.
Tanfendjäbrig, adi. et adv. tauſend Jahredamrnd. Das tau⸗
fendjährige Reich, bey den Öottesgelehrten,
Das Taufendtorn, des—es, plur. car. in einigen Gegenden
ein Rahme des Bruchkrautes, Herniarıal.
Der Taufendfünftler, des—s, plur.uinom.fing, Fämin,
die—inn, eine in dieleriep Künften und Kunftgriffen erfabrne
Perfon. Im härtern Verſtande wird der Teufel, wegen der ihun
Schuld gegebenen vielfachen Runftgriffe nnd Ver ſuche gurBerführ
rung der Menſchen, ſchon bey den Kirchenoalern uugserexperng
genannt, ’
Taufendmahl, adv. richtiger tausfend Mahl, zu tanfend vers
fibiedenen Mablen, und figürlich ſehr oft. Daber taufendmablıg,
adj. was zu taufend Wablen geſchiehet.
Das Tauſendſchön, des—es, plur. inuf. ein Rahme verſchie⸗
dener Gewähr, wegen shrer fhönen Blumen, >. Die Aaßlies
ben oder Gänfeblumen werden in vielen Örgendei Tauſendſch on
und Tauſendſchẽnchen genannt. 2, Am gemenſten iſt diefer
Nahme von dem Ymarantı, Amaran'hus L, deflen Blumen
ſchont dohe Karben beben urd ibrraus lange dancrn ; wohin denn
auch die GomphrenaL, gehöret , Welke von den ältern Kräu⸗—
terfunkigen gleichſalle den Ar arantben gerechnet wurde,
Teufendfie, adj. weldes die Ordunugszahl von tauſend iff,
Der tauſendire Theil, Dos bundersäe ım das wufendle ve:
Sen, alles chin Drdiang uhiereinander, - Das weiß der tau—
fendie nicht, 0.7, unter saujeud'nigpt einer. Ben vielen nur
taufende, oder richtiger tauſendie, weiße denn au bunderte _
fügen. , Dog; laffen fir uns nicht das hunderte in das tauſen de
fhwagen, Leſſ. Der Taufende Theil Sch, Allein da die
D orungszablen von zwanz.a aufleit des te insgeiarmt fe au⸗
nehnten, ſonſt diejes unſtreitig auch hier das rich tigſte.
*
Zei 550
"Das Taumwerk, dre—rs, plur. inuf, rin Eollestivum, mans
Serien Tane und Stride, das fümmtliche Zugehör, an Tauen und
Seien, befonders auf den Schiffen gu bezeichnen.
1.Der Tax, ein bier, S. Dachs.
2, Der Tax, ©. die Tare. #
3 Der Cax, des — es, plur. ih, ober der Tarbaum,
des — es, plur. die-—bäume, derim Ho - und Riederdeuge
ſchen übliche Rahme des Fibenbaumes, welcher ausdem Latein,
Taxus entlehnet ift,in welcher Form derfelbe auch wohl im Deut⸗
ſchen üblich iſt. Im Böhmifchen hrißt er Tis, ©, Eibe,
Die Taxe/ plur. dien. 1. Der beftiinmte Preis oder Werth
einer Sache, befonders der von der Dprigfeit beflimmte Preis,
Eine Taxe machen. Die PolcTare, Lebens» Tare, gleifch:
Tore, Brot:Tareu. ſ. f. 2. An einigen Driem begeichuer es
auch eine Auflage, vermutblich, fo fern fie nach dem beftinumten
Wertbe beweglicher oder nubeweglicher Güter entrichterwird, Es
iſt aus den mittleren Lat. Taxa, und dieß aus dem Sriech wagıg,
Drdnung, Befiimmnag. In einigen, befondere Oberdentfpen®er
genden, iſt es im männlichen Gefchlechte üblich, der Tar.
Tarieren, verb. reg. act. aus dem mitilern Lat. taxare, de
Werth oder Preis einer Sache beftimmen, fchägen, windigen.
Stwas ſehr bob, geringe taxieren. Daher die Taxierung,
ingleichen die Tararion.
Die Tar-Örönung, plur. die—en, eine obrigfeitliche Berords
nung ‚ worin der Preis oder Werth einer Soche beſti anit wird.
Die Tazeette, plur. die —en, eine Art Rarziffen, mit einer viel
blümigen Blumenfcheide, deren Blumen ein glodenförmigeg abe
seftumpftes Honigbebältnig haben; Narcillus Tazetiä L,
Dan hat fie. ſo wohl'gefüllt, als einfach, und von ver/chiedeurn
Karben, Sie wohnen am Meerfirande ir Languedoc, Spanien und
Portugal, wo au der Nahme derzuftammen ſcheiuet.
Die Tehſe, plur. die — n, in ben Salzhürten, ©, Döſe.
Der Teich, ein Erddaumi, oder Erdwall, S. Deich.
Der Teich, des —es, plur. die —e, ein gegrabenes Waſſerbe⸗
hãltni veffen Wafftr abgelaſſen werden kann. Der Mühlteich,
bas zu einer Waffermühle nöthige Waſſer darin zu ſammelu. Be⸗
ſonders, fo fern Fiſche in einer ſolchen Sammlung Waſſers gehal⸗
ten erden, Bin Fiſchteich, Karpfenteich, Forellenteich u. ſ. f.
Einen Teich graben, ablaſſen, fiſchen u. ſ. f. Kin See it
größer als ein Teich, welcher legtere überdieß allemahl ein Werk
der Runft zu ſeyn feheinet, dagegen ber er ſtere ein Werk der Dasus
iſt. Der Einfag oder Ziſchbälter iſt Fiqguer als ein Teich.
Anm. Im Niederf. Diek, im Dän. Dige. Ba Teich allemahl
ein gegrabenes Behaltuiß zu ſeyn feiner, fo ſtammet es mit dem
Niederf,Deih, ein Erddamm, ohne Zweifel von dem. Angel.
ditan, eraben, ſtechen, her, mit welchem letztern auch das Kat.
Stagnum, verwandı zu ſeyn ſcheinet. (8. Dei.) Im Angelf,
ift daber Die, im®ngl,Dich,Ditch und inSchwed. Dike, rin
Graben, (Siebe Teichel) Am. Dberdentfchen if für Teich auf
Weiber üblich, Das Oriech doxy, bedeutet gleichfalls eine Sanun ⸗
Inna Waſſers.
Teichamt, u. 1.f.Teihen, ©. nm,
"Der Ceichel, des 2s pur· ut nom.Äing. ein im Sochbentſ hen
freindes und mır im Sberdeutſchen üdliches Wort, einen Canal,
eine Roͤhre zu bezeichnen. ‚Das Wafler dur Teichel in die
Stadt leſten. Im mittlern Lat. ugale, Doa, Moga, Doc-
cia,Dacaria, Ductus. Entweder auch vondem alten dıcan,.
teichen, graben, eine aegrabene oder aurgehöblee Kınne zu bezech⸗
nen, oder auch owinzieben , Niederts teben, ducere,leuen, weil
das. Maffer Dadurch abgelente wird. Dir Endiplbr —el ift die
Ablertunssinibe theils ein Wetzeug / thei. aber auch ein Subjeet,
Din zu bezeichnen,
Era! Leit
Teicheln, verb. reg. act. welches bey den Bärtreen, befonders
Oberdeutſchlandes, üblich iſt, eind Art des Deulierens oder Au⸗
gelns zu bezeichnen, S. Köhrlen.
Das Teichfeniter, des —s, plur.ut nom, fing. in einigen Ge⸗
genden, die Offnung in einem Teiche,durch welche das Waſſer ab»
. gelaffen wird 5 dee Ablauf. ’ .
Der Teichfiſch, des —es, plur. die —e, Fiſche, weldemanin
Zeichen zu dalten pflege, zum Unterfchiede von den Slußfifchen,
Seefifhenw ſ.f. k x —
Die Teichfifcherep, plur. inuf. die Kunſt Fiſche in den Zeichen
zu erziehen, zu erhalten, und zu fangen; die zahme Sifcherey,
im Gegenfage der wilden, zu welcher wieder die Fluß ⸗ und Seefi:
erey gehören. -
2 Teidyforille, plur.sie—n, Forellen, welche in eigenen Tei⸗
hen gehalten werden; zum lnterfchiede von den Wald: oder
Bachforellen.
Der Teichgraber, des —s, plur. ut nom, fing. ein unzünftie
ger Arbeiter, welcher fein Gefchäft daraus macht, Teiche zu gras
ben. oder anzulegen, 5
Der Teichkarpfen, des —s, plur. ut nom. fing, Karpfen, wel,
he in Zeichen gehalten werden; zum Unterfepiebe von den Sees
und 3lußFarpfen. ,
Die Teichkolbe oder der Teichkolben, ein Sewãchs, S. Rohr⸗
Polbe. in
er Teichmeifter, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige,wels
R —— Landgütern die Aufſicht über die Fiſchteiche hat.
Die Teichm ünze, ein Gewähs, ©. geldm imze.
Die Teichordnung, plur. die—en, eine obrigleitliche Verord⸗
nung in Anſehung der Fiſchteiche, welche nicht mit einer Deich⸗
ordnung zu verwechſeln iſt.
Der Teichrechen, des— 6, plur. ut nom. fing, ein großer Re⸗
chen, welcher von Pferden gezogen wird, die Teiche von dem darin
befindlichen Schlamme zu reinigen; in Thüringen die Roßkrücke,
onft auch Moderrechen, Schlammrechen, Moderkrücke.
Der Teig, des —es, plur. doch nur don mehrern Arten oder
Quantiräten, die —e, mit einem ffüffigen Körper zu einer weichen
dicken Maſſe gemachtes Mehl oder anderer ähnlicher fefler gepül⸗
verter Körper, Pillenzeig, woraus die Pillen verfertiget werden.
Zu einem Teige machen. Befonders diejenige Maſſe aus Mehl,
woraus Meblipeifen, Brot, Kuchen u.f. f, bereiteg werden, vor
dem Kochen oder Baden. Brotteig, Burterteig, Ruchenteig,
Pafterenteig, Oblatenteig, Sauerteig u.f.f. Den Teig anma⸗
chen, Mehl vermistelft eines flüffigen Körpers in Teig verwan⸗
dein, DenTeig fäuern. Den Teig geben laſſen. Den Teig
Eneten. In die Teige der Egyptier kamen Fröſche, 2 Moſ. 8,3.
Anm. Ben dem Steyder Taik, im Niederſächſ. Deeg, im
Schwed.Deg, im Dän. Dei, im Augelſ. Dah, im Engl.Dough,
Die meiften leiten eg von deihen, Niederf. dien, aufquellen,
Wachter aber von dem Angelf. deagau,anfenchten,ber, Allein,
es ift wahrjcheinlicher, daß der Begriff der weichen Befchaffens
heit dee herrſchende äft, und daß Teig ur prünglich einen jeden
weichen Körper von einer gewiffen Feſtigkeit bedeutö*hat. Im Js⸗
Find. ift deigr nochjegt wei, und teyga,fneten, im Yugelf,
mit einerandern Endfylbethavian. Um eben deßwillen bedeu⸗
tet auch im Wendifchen tuch, fett.
Teigicht, —er, fie, adj. et adv. dem Teige ähnlich. Teigichte
Birnen, welche fo weich wie Teig find. Teigig hingegen bedeutet
Seig enthaltend: Teigiges Brot, welches nicht ausgebacken if,
Wenn man indeffen den Begriff der Weiche überhaupt als den
Stammbegriff anftehet, fo kann man aud) teigige Birnen ſagen.
Am Oberdeutfchen lautet es nur teig, teige Mifpeln, Birnen;
welches die urfprängkiche Bedeutung befrätiget.
Be, | 3 =
Die Teigfrage, plur, die—n, bey den Bädern, ein Werfgeng,
den Teig damit ausdem Backtroge zu fragen.
Das Teigmahl, des—es, plur. die—e, oder —mähler, Fle⸗
den, welche einem getrockneten Teige ähnlich ſehen. In der Land⸗
wirthſchaft find die Teig mahle eine Kraͤnkheie der Kälber, welche
fi wie ein trodner Grund oder getrockneter Teig aufder Ober⸗
fläche der Haut zeiget, K;
Das Teigrad, des—rs, plur, die —räder, Diminur, Teich⸗
rädchen, Oberd. Teichrädlein, ein kleines mit Spitzen verſehe⸗
nes Rad an einem Stiele bey den Köchen und Kuchenbäckern, dem
Kuchenteig damit abzufchneiden, -
Die Tele, plur.sie—n, ein nur in den gemeinen Sprecharten
übliches Wort, eine Fleine Vertiefung auf der Dberflächeder Erde _
zu begeichnen,in welcher ſich das Waſſer farnmelt ; in einigen Ge⸗
genden die Tülle, der Cümpel. Es iſt mit a Dille und Thal ge⸗
nau verwandt, ©. auch das folgende: r
Der Teller, des —s, plur:ut nom. fing. Diminut. das Teller:
chen, Oberd, Tellerlein, ein Geſchirr, die Speifen bey der Mahl»
zeit auf demfelben zu gerfchneiden. ſolzerne Teller, welche aus
ganz ebenen runden Bretern beftchen, ehedem aber viereckt waren,
Irdene oder ehönerne, porcellanene, zinnerne, ſilberne Teller,
weiche eine flache Vertiefung haben. Suppenteller, in welchen
dieſe Vertiefuug größer ift, zum Unterfchicde von den flächern
Speifetellern. Ingleichen wegen der Ähnlichkeit in der Geſtalt,
der Präfentier-Teller, Spielteller u. f.f. Um eben diefer Ahn⸗
lichkeit willen, pflegt man auch wohl die bohle Hand, den Sande
teller zu nennen, —
Anm. Im wittlern Lat. Talierium, im alt Franz. Tailleor,
im Ital. Tagliero, im Böhm. Taljre, in Dän. Tallerken, int
Schwed. Tallrick, im Finnländ. Talricki, im Ruſſiſchen Ta-
relka; welches letztere insgeſammt aus dem Deutſchen Teller=
hen, Niederſ. Tellerken, entlehnt zu ſeyn ſcheinet. Wenn die
Teller von Anfange an eine flache Vertiefung gehabt hätten, fo
würde dieſes Wort ſehr wahrſcheinlich mit dem vorigen Telle von
einem veralteten tel, tief, niedrig abgeleitet werden Fönnen, (Siehe
Thal.) Allein, da fieuefprünglich flache und zwar viereckte Bre⸗
ser waren, wig diehölzernen Teller oft noch find, fo mug man wohl
das Zeitwort theilen/ fpalten, fchneiden, Franz. tailler, tal,
tagliare, alsdas Stammmwortanfehen, und zwar entweder, fo
fern die urfprünglichen Seller gefpaltete Breter waren, oder auch,
fo fern man die Speifen auf denfelben zu zertheilen oder zu zer⸗
ſchneiden pflegt, daher ein Teer im mitelern Lat. auch Scillo-
rium genannt wurde,
dirfes Wort ungewiffen Geſchlechtes, das Teller. Übrigens if
dafür in einigen Gegenden auch Plendel üblich, fo wie die hölzer⸗
nen Teller im Niederd, Briden, Breter, genannt werden. 4
Das Tellereifen, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art Fang _
eifen, welches anf allerley Kaubtbiere geftelles wird, und aus ei⸗
ner Mafhine mit zwey Federn, zwey Biegeln und einem Tellex
von breitem Bleche beſtehet; das Tritteifen, FR
Der Tellerhammer, ders —s, plur. die —hämmer, bey den
‚ Kleimpeneen, ein Hammer, mit einer polierten runden Bahn, ble⸗
cherne Teller und andere Vertiefungen damif zu fchlichten.
Der Tellerleder, des—s, plur. ut, nom. fing, Fämin, die .
Tellerleckerinn, ein Schmarotzer welcher durch niedrige Schmei-
cheleyen von den Tellern eines andern lebt, einem audern um einer
Mahlzeit willen niedrig fehmeichelt; Ital. Lecca- pianti,
Hiederf. Pannlicker. ‘ ä —
Der alles ſucht und wahlt, was Tellerlecker äger, Hag.
Die Tellermüge, plur. die —n, eine Art flacher Mützen, in Ger
ſtalt eines Telers. An einigen Orten tragen die Juden ſolche
Drüsen, welche alsdann auch Judenteller genaunt werben, Bey
a dene»
*
—326*
558 K 4
Vin ni a ine
In einigen Oberdeutſchen Gegenden ik
f
r Ar
——
*
em weiblichen Geſchlechte if es eine Art flachet Mügen gemeis.
aier weiblicher Perjonen, weiche im Oberdeutſchen auch Tellerz
hauben genannt werden, — 5
Die Telerrübe plur. die —n,eine Art großer weißer runder Nüs
ben, welche auch Mayrüben genannt werden; Rapa ſativa ro⸗
tuuda radiee candida Bauh.eine Art der Brallica Rapa
Das Toͤllertuch, des — es, plur. die —tücher, Diminut. dag
© Tellertüchlein, ein Wort, wildes noch im Oberdeutſchen am
gangbarſteniſt, eine Servierte zn bezeichnen, d. i. ein Tuch, wel⸗
ches man bey der Mahlzeit auf-den Teller legt, fih während ders
felben daran abzuwifchen. —*
Der Tellerwärmer, des —s, pi nom,fiag. ein Kuften
"oben mit einem Rofte und inwendig mir einem Koblenfener, die
Teller darauf zu wãrmen.
DieTehmufgel, plur. die—n,
Muſcheln, welcheden Miesmufcheln gleichen, nur daß fie ſchmä⸗
ler und
des vorigen, zunächft ausländiſch iſt, aber doch entweder zu une
feem Telfe, oder auch zu Teller gehöre Verſteinert werden fie
Tellinicen genannt, ——
Die Temnitz, plur. die—en,ein nur in einigen Gegenden, beſon⸗
ders Oberfachfens, übliches Wort, ein Gefängniß zu bezeichnen,
weiches win Überreft der Slavoniſchen und Wendifchen Sprache
“#6, Ruf. Temoitza, Wallach Temnize., Im Böhmifchen
bedeutet Dymnice, ein dunkles, finfieres Loch, dergleichen z. B.
* ein Rauchloch ift,temny aber finfter, und Temnod, Dunkelheit,
welche Wörter doch insgefamme zu dem Geſchlechte unfers däm=
mern sgebören fcheinen. a
- Der Timpel,des—s, plur. utnom. fing. ein zum öffenzlichen
Gmesdienfte gewidmetes Gebäude, da es denn von einem fehr
weisen Umfange ift, und eigentlich ein jedes Gebäude dieſer Art
bedeutet, es mag nun der wahre Gott, oder auch falfche Bötter
and. Bögen darin verehret werden. Der Tempel Salomonis.
Dei: Tempelzu Jeruſalem. Kin heidniſcher Tempel, ein Got⸗
sentempel, Wegen des Tempels der ehemahligen Inden werden
"auch noch die Synagogen oder Verſammlungsörter ver heutigen
den im gemeinen Leben Tempel oder Judentempel genannt.
$o afgemein nun auch die Bedeutung diefes Wortes ift, fo iſt es
"doch von den gottesdienftlichen Berfammlungsbäufern der Ehri«
fien in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche nicht gangbar, indem
$elhige Birchen genannt werden, fo wie die ähnlichen Gotteshäu⸗
fer der Türken unter dem Nahmen der Moſcheen befannt find,obs
gleich in der höhern Schreibars auch beyde Tempel genanttit wer⸗
den, Esfcheinetdaher, daß Tempel eigentlich ein ſolches gottes⸗
dienftliches Gebäude bezeichnet, in welchem die Gouheit unter ei⸗
- „ner fichtbaren Geftalt vershret wird, welches denn auch von dem
_ Zempel der älteren Juden galt.
Anm. Schon im SfidorTempil,im Tatian im ungewiſſen Ge⸗
ſchlechte ihaz Tempel, Es iſt alem Anſcheine nach, ans den
Griech. und at. Templum in die Deutfehe Sprache gekommen,
welches Stufely von spayog, ein abgeſonderter Ort ableitet,
Merkiwürdig ift indeffen, daß im Niederf. Tempe] eine Kammer in
der Höhe,tempeln,auftempeln, auftbürmen, hoch aufbänfen, ı:$
Tempeltoorn, einen hoben Haufen bedeuten, welche wohl ſchwer⸗
ich füriguren des 2a. Templum gehalten werden tönnen,. &:
ſcheinet daraus vielmehr zu erbellen, dag Tempel ein alics Euro»
‚päifches Wort gewefen, welches einen hohen Haufen, ein hohes
Gebäude, ein in der Höhe befindliches Ding bedeutet bat, und dag
Stammwort desLat. Templum geweſen, wo es befonders ein ho⸗
Hes gottes die aſtliches Gebãnde bezeichnet bat, welche Bedeutung
Sengn nachmahls auch wieder in das Deutſche aufgenommen more
-
eine Art flacher zweyſchaliger
cher find; Telline, welcher Rahme fo wie die erſte Hälfte
Teu 354
den, Ein Berwandter in dieferBedeutung deoHsbeiff Damm. (S.
daſſelbe, ingleicheu Tempelſtock.) Ber den Tuchmachern und Atr
laß⸗ Webern peißt die Spereruthe der Tempel, Böhm. Templ,.
Der Tempelbörr, des —en, plur. die —en, ehemablige geiftliche
Ritter, welche dem Lande Paläſtina zum Beſten, und befonders
gurBefreyung des Tempels zu Jeruſalem aus den Händen ber Mas
' bomedaner zu Anfangedes ı aten Jahrhundertes geitiftet, zu Aue
fange des 4ten aber wieder ausgerotter und aufgehoben wurden;
im Niederf. Tempeler, im mittlern 2at, Templarii, Daher der
Tempelorden, der Orden diefer Tempelperren; der Tempelhof,
die Wohnung eines Commandeurs dieſes Ordens, welchen Nabs
men noch jest manche Schlöffer und Häufer führen, weil fie ehe⸗
dem Wohnfige der Commandeurs diefes Ordens waren.
Der Tempelftod,des —es,plur. die —föde, inder Landwirtts
{haft einiger Provinzen, z.B. in der Mark Brandenburg, ein
rundes Stück Eifen an dem Pfluge, welches vor das Sohlband ges
ſteckt wir!, damit es nicht.abgehe. Etwa von dem Niederſ. Tem⸗
pel, etwas Erhabenes? S. Tempel Aum. 25
DaslEemperament,des —es,plur, die —e, aus dem Lat. Tem-
„ peramentum, ı.Ein gemäßigtes Mittel, zwiſchen zwey füßere
fen; im gemeinen £eben. in Temperament treffen. Daher :
auch eine Bermittelung, ein gütlicher Vergleich zwifchen zwey
flreitigen Perfonen zuweilen ein Temperament genanntwird,
2, Die Miſchung der feften und fläffigen Theile, in einem thieri⸗
ſchen, defonders menſchlichen Körper, Lin gutes Temperament
haben eine gute Natur,gute Leibesbefchaffenbeit und Befündheit.
“ Befonders 3, in engerm Berftande, diefe Miſchung der feften und
füffigen Theile des Körpers,in Rückſicht auf die dadurch beſtimm ·
ten finnlichen Vorſtellungen, Begierden und Neigungen, An dies
fem Berftande nimme man vier Haupt » Temperamente bey den
Menſchen an, das phlegmatifche, fanguinifche, cholerifche und
melancholiſche. Wer eifrigfte Enthuſtasmus in der Freund⸗
ſchaft, der ih nur auf gleichfeitige Teigung des Tempera:
ments grumder,sft an und fürfich Feine Tugend, er iſt ein bloßer
Naturtrieb, Gell. Das beite gez hat feine Fleinen Sehler der
Erziehung und des Temperaments, eben derf,
DerTemper-gafen,des—s, plur.die—häfen, S.Temperofen.
+Tempern,verb.reg.iwelches nur in einigen gemeinen Sprechar⸗
ten üblich ii. 1.* Als ein Activum, mifchen, mäßigen, wie das Lat,
temperare. Schon Kery fagtin diefer Bedeutung tempron.
15 der luft mit [unnen vuire
Wartgetempert und gemilchet, Burfart v.Hobenfels.
In diefer Bedeutung iftes im Hochdeutſchen veraltet. 2. Als ein
Deutrum mit dem Hülfsworte haben, zaudern, duch) tändeln die
Zeit verfäumen oder verlieren ; nur im gemeinen Leben Meißeus,
wofür in andern Gegenden tändeln, trändeln, trödeln m f. f.
Yüblich find. So au das Tempern.
Arnm. Inder erften Bedeutung ift es vermuthlich ang dem La⸗
ten. enulehnet, welches denu ſchon ſeht früh geſchehen ſeyn muß.
Allein, in der zweyten feheinet es ein echtes Deutſches Wort zu
ſeyn, welches indeſſen mittempus und dem mittleren Lat. tem-
porilare, $ranz. temporiler, Zeit zu gewinnen fuchen, aus
Einer Quelle herſtanimet, wenn es anders nicht fo einen Ähnlichen
Stammbegriff der Spielerey bat, ale sändeln, rrahdeln uud ans
dere diefer Art, Im Engl. ifttamper gleichfalls zaudern.
Der Temper⸗Ofon, des —s, plur. die —ofen, in den Glashüt⸗
sen, ein Nahme des Kühlofens, in weichem die geblafenen und ver⸗
fertigten noch glühenden Gtäfer in großen Töpfen, welche Tems
per- Safen brißen,abgefühlet werden. Aus dem Lat.temperäre,
ae Tenätel, des —s, plur.utnom,fing. ans dem Latein,
Tenaculum, bey den Buchdruckern, ein längliches mit Papive
‚äbergogenes Hol; das Manufeript,welsges abgedruckt werden foll,
Mm 3 darin
555 —
darin feſt zu kleirmen; der balter, ——— Der Buch⸗
halter des gemeinen Lebens iR demſelben ähnlich.
Tingeln, ©, Drngein. E
Die Tenne, plur. die — n, Diminut, das Tenngen, ein ges
ebneter und feft gefihlagener Theil der Erdfläche, gewiffe Verrlch⸗
tuagen Darauf vorzunehmen, wo es doch nur in einigen einzelnen
Fällen üblich iſt. Die Saustenne, im Oberdeutſcheu, der Haus»
flur, das Borbaus, derPiag imsraufe gleich an derHau⸗thür. Die
Vogelienne, in einigen Oberdeutſchen Gegenden, der Vogelherd. In
den VPochwerken wird der Fußboden, welcheriſouſt iur Bergbaue
die Sohle heißt, gleichfalls die — genannt, Am üblich ſteu
iſt es um Hochdeutſchen, denjenigen geebnesen und feſt gefchlagenen
Fußboden zu bezeichnen, auf welchem das Getteide ausgedroſchen
wird, wo es iu der ediern Schreibart für das gemeinere Dieble
gebraucht wird; die Dreſchtenne, Niederſ. Dreſchdiehle; die
Scheun⸗ oder Scheusrtenne, wenn eine foiche Tenne ein Toeil
einer Scheuer ift, zum Unterfchiede von einer Seidtenne. Die
Tenne ſchlagen, durch Fefifcplagung der Erde over des Lehmes
eine Tenne berciren.
Anm. Schon im Tatian Tenni, beym Rottker der es im uh⸗
gewiſſeu Geſchlechte gebraucht,
ſchen Mundart vorzüglid eigen, indem die Riederdentſche dafür
ihr Deble, Dichle gebraucht, Dis Abftammungift ungewiß. Wenn
man aber das eben gedachte Riederdeutſche mis zu Rarbe zieht, fo,
feines der Begriffder Niedrigkeit, vielleicht auch der ebenen Be⸗
ſchaffenheit der herrfchende zu feyn. Im erftich Falle würde es
niit den Anzelf. Den, Lagerflätte, Engl. Den, eine Höhle, Stube,
Stel. Tana, und dem Franz. Tanierr, eine Höhle, eine Lager»
far wider Shiere, Eines Geſchlechtes ſeyn. In den gemeinen
Drundarten ift esin alen drey Geſchlechtern, ini Hoch deut ſchen
"aber nur im weiblichen üblich,»
Zer Tennenmeifter, des —s plur. ut nm. fing. in der Lands
wirihſchaft einiger Öegenden, derjenige unter den Dreſchern, weils
her, die Aufficht über die andern hat, und an andern Drien der
Scheunknecht genaunt wird,
Der Tenoͤr, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, die
— e, in der Mufif, die dritte unter den vier Sutzeſtimmen, wel⸗
She dietiefere Mittelſtimme zwiſchen dem Alte und Baſſe iſt. Den
Tenor fingen, Daber der Tenor iſt, des —en, plur. die—en,
der den Scnor fingt; die Tenor: Stimme, fo wohl die Art der
Erim:me, welcheder Teaor genannt wird, als auch die für Diefeibe
gefegien und ausgefchriebenen Roten. Das Wort ift aus dem
Ital. Tenore, welches wieder von dem Latein. Tenor abſtam⸗
met, wril, wie man glaubt, in den alten Moteteu dee Juhalt ves
Stuckes gemeinigiich im die ſer Stimme angedracht wurde,
Der Leppis, des — es, plur, die —e, eine jede zierliche, bes
fonders gewirtte Dede, wvomit die Wände, Fußböden, Tiſche, Si⸗
Be, Altären. f. f. zut Zierde befleiver werden. Teppiche an der
Sitte deg Stiftes , 2 Moſ. 26, 1; womit die Wände defkidet
wurden. Densimmel, wie einen Teppich ausbreiten, Pf, 204, 2,
Die Winde des Zimmers mit Terpicgen behangen. Lederne,
ferdene, wollene Teppige. Der Wandteppich, Ciſchteppich,
Suß reppich, Airarteppip u. 1. f. Das Wort ift im Oberdentſcheu
am gangbarſten, indem die Wandtoppicbe im Sochdentſchen unter
dem Habmen der Taperen am befannifteu finds Doch gebraucht
mai vs bier noch von dergleichen zierlidhen Beded ungen per Tiſche,
Fus böden nf. f, Mir einer Perſon auf den breiten Teppich
tireten, hgürtieh, mit ihr copnliert werden, weib-dergieichen Ver⸗
ſonen on manchen Drien während der Trauung auf einem Teppi⸗
Hefiehen, Im Dberdeigichen fagt max und, erwas auf Jen
Teppich bringen, wofür im Pocherutſchen das Wort Tapet üblich
az Teune,.&s iſt der Oberdeut ⸗
Ter
AR dietelih i in dee Gettentba der Teppich ringrfr te
ſeuſtück, welches wie ein Teppich mit Blumen beſetzt wird.
Anm, Schon in denMonfeeiihen Slogen und imGchwabenfi,
Tepih. Dos gleiehbedeutende aber durch den Hochdeutſchen
Sprachgebrand eingefchränfte Tapete ii unftreitig aus dem kat. |
Tapes entlehnet; diefer Teppich aber ſcheinet, feiner völlig Dent ⸗
ſchen Gefiait wegen,ein echtes Dentfhes Wort zu ſeyn, welches
mit dem Latriniſchen aus Einer und eben devfelben altern Quelle
herftammet, und eine jede Decke bedeutet zu baden feiner. In
den zu Baſel 1523 gedrudten neuen Teſtamenie wird es als ein
unbekauntes Wort durch Gautter, Golfer, Sergen erkläret.
Der Tippiywirker, des—s, plur. ut nom. lag. e ein Hands
weifer, weicher Zeppichr vder Tapeten wirfer, wor iu Hochdeut⸗
fen Tapetenwirker üblicher ift, Yu der Deutſchen Bibel heißt.
er Teppichmacher. Jun Dberdeusfchen wird dee Tapezierer auch F
Teppich? Staffierer, Capezerey aber Teppichwerk genannt, >
Die Terbutte, plur. die —n, eine Art Schollen, weiheaud
- Butreund $lunder genannt wird, ‚Pleuronectes llefus &,
Aus dem Engl. Turbot. i
‚Die Terebrätel, pluc. die —n, eine Art jwepfchafiger Muſchela
mit einer glänzenden Schale, welche den Gienmuſcheln —*—
find, und an ihrem gekrümmten Ende ein kleines Loch haben.
bat fie nur noch verfeinert gefunden, Der Rahme ift aus dem
Lat. Terebratula,
"Der Terling, des— es, plar, die —e, cin nut in einigen ge⸗
meinen Mundarten übliches Wort. 1. In einigen Gegenden, de⸗
fonders Niederdentſchlandes werden die Korneltirfhen Terlinge _
und Tierlen genannt; daher der Terlingbazum, der Cornelkir⸗
ſchendaum. 2. Im Niederdentfigen ift Tari, Carrel, Tarling, |
Teerling und Terling ein Würfel, ingleichen ein vieredfigerBale
len Waare, befondersigin folder Ballen Tuch von einer gewiſſen
Zahl — vᷣblland. Teer liug· Daher iſt tarlen, mi Würs
feit fielen.
Der Termin, des —es, plur. bie — ein zu einem gewi
Geſchafte, beſonders zu einer gerichtlichen Handlung beſtim
Tag. Einen Termin anfegen, Den Termin abwarten, ver»
faumen. Eine Summe Geldes in zwey Terminen beza
in zwey $chien, Tagezeiten, Tagefriften, im Oberd. auch Zielen,
Zielen, Es ‚ft mit dem Römiſchen Rechte aus dem fat. Ver-
minus in die Rechtsſoracht aufge noume n worden, od es gleich den
alten Deut ſchen necht an Wörtern mangelte, dieſen Segriff ause,
zudrucken, wohin, außer den ſchon gedachten, beſenders Tagefahrt
und Tageſatzung gehöreten.
"Dice Terminey, plur. sie—en, auch aus dem Pat, Terminus,
ein in feine Öränzen eingefplofiener Bezirk, ein Srbieih, Beyiriz
ein im Hochdcutſchen veralietes Wori, weiches une och beh den
Bertelmönchen, befpaders Oberdentſchlaudes, üblich ifi, wo es
eigentlich den Bezirk bedenter, in weldjem ein Derteirtofter zum |
Kuterhalte feiner Ordensglieder Almofen einſammelu darf . Fi⸗
gürlich wird dajetbfl auch die ſes Betteln ſelbſt, und das dazu de⸗
flimmie Haus, die Terminey genanne, Daher terminiren, in
der Terminen Almofen ſammeln, und bernach anık beiteln übers
baupt, dev Terminirer „der von einem Klofice Settel⸗ Ordens sw
ESinſammlung der Almofen ausgreſchickt wirb,uud hernach in wein
term uud veracht ichem Berftande, ehr icder im Lance hetun mans
dermder Bettler. Siehe grſcheus Wertexb h, v.
Der Terpenthin, des—es, plur. doch u Fur mehrern Aeten,
die—e, ein Hüjjiser Harz, oder harziges Dit, welches aus vers
ſchiedenen Arten des Rad⸗ holzes erhalten wird, r, Der. cchte
oder Cypriſche Terpenthin, komme von einer ärtPiliacten, weiche
daber Errpetebinbrum gran wice,
wusL, wrider ın den Imeägigen Ee rpa dem norelich en afri⸗
Pıltavia Tersbin‘ hie:
Ter
ka und Oſtindien einheimiſch iſt. Er hat eine weiße gelbliche, in
das Grune oder Hellblaue ſpielende Farbe, einen angenehinen bal⸗
ſam ſchen Geruch und ſcharfen, bittern mud harzigen Geſchmack.
Weil er jehzt ans haufigſten zu Verfalſchung anderer Balfame ges
‚braucht wird, fo iſt er ſelten mehr rein zu haben, 2. Der dene⸗
tianiſche oder Denedifche Terpenehin if ein ähnliches harzlges
Sdbl, welches durch Ciuſchnitte in den Lärchenbaum, Pinus La-
rix L, erhalten wird, und anfänglich gelblich weiß, und fo
dünne, wie Waffer If, fich aber hernach berdicket und eine Eitronz
—X
RE — 5 K
557.
Farbe annimmt, Cine noch edlere Het, weiche vor felbft aus dem
Ranme rinnet, wird in Frankreich Bijon genannt. 3, Der ges
meine Terpentbin ift ein Product der gemeinen Fichte jo wohl, als
auch der Weiß⸗ und Rotdtanne, woraus durch die Deftilation fo
wohl das Terpenthin = Ghl, als auch der Terpenthins Geift be⸗
reitet werden. TE
> Anm. Der Rahme ift ausdem Lat. Terebinthina, der wie⸗
der aus den: Griech. wegßIyun; repuımsuun, entlehnet iſt. Daß
aber auch diefes in den Morgenländern einheimifch ift, erhellet
aus den Perf. Terbentin,welcpes gleichfalls diefes darzige Ohl
bezeichnet. In einigen Gegenden iſt es ungewiffen Geſchlechtes, das
Terpenthin. Ehedem nannte man den Terpenthin im Deutſchen
auch Pullpech, von pullen, quellen, fließen, und den Baum Pull⸗
pech baum. rs
Der Terpenthin:Baum, des — es, plur, die — bäume, ©,
das vorige. u ER ur?
Der Terpentbin=@eift, des—es, plur. inuf. das. flüchtige
ärherifche Obl, welches durch die Deftiflation aus den: genieinen
Serpentbine erhalten wird; Spiritus Terebinthina.
Das Terpentbin- Gbl, des --es, plur. inuf. ein ſtarkes hie
Biges, flüchtiges und durchdringendes Obl, welches gleichfalls aus
dem gemeinen Terpenthlne bereitet wird. Ein geringeres äbnli⸗
es harziges Ohl wird in den Vechhütten aus den Kienſtöcken und
Wurzeln geſotten, und fo wohl Terpenthin⸗Ghl, als Kienöhl
genannt,
Die Terraffe, plur. die —n, ansdem Franzöſ. Terralfe, ein
zierlicher erhabener Platz von Erde, befonders in einemLuftgarten.
Ehedem nannte man von eben diefem Worte eine Baitey, ingleie
hen einen Erdwall Tarras, —
Die Terrine, plur. die —n, eine zierliche Swpenſchüſſel von
ungewöhnlicher Tiefe und Höhe; eine Tieffehüffel, Es ift aus
dem Kranz. Derrine, welches von Terre, Erde, abſtammet, und
eigentlich dergleichen irdene Schüffeln bezeichnet zu haben ſcheinet,
aber fe6t von allen Schüffeln diefer Art gebraucht wird, fic mögen
von Porcelan, Zinn oder Silber fepn.
Der Tertiän, des—es, plur. die —e, ausdem Lat. Ter-
tianus, bep den Orgelbauern, ein Drgeb Kegifter, deffen größte
Pfeife von zwey Buß, die größere Tertia, und die kleinſte eie
ne Duintegibt, Bey den Ärzten wird das dreyränige Sieber
mit einem halb Lateinifchen Worte andy das Tertians Sieber ger
nanat. $
Die Tectie, Orepfolbig,) plur. dien, im gemeinen Leben, die
Terz, plur. die—en, aus dem Lat, Tertia. 1. Inder Dür
fit, ein Ton, welcher um drey Stufen von einem andeen Tone ent
fernet ift, wenn diefe beyden Töne mit gezählet werden, ſo daß
eine dazwiſchen liegende Note nicht gedöret wird. So iſt in cde,.
der Son e die Fertievonc, 2. Inder Marhematif iſt die Tertie
der Softe Theil einer Secunde, nah dem Lat. Minutum ter-
. tum, 3. In verfhiedenen Kartenfpielen wird eine auf einander
folgende Heide von drey Blättern in Eine Farbe die Tertie ge⸗
nanut. 4, In der Fechtfunft bedeutet es eine gewiſſe Arr des Gips
Bes, eigentlich die dritte Art des Stoßes in der angenonimenen
Heide künſtlicher Sröge. ä
*
Teſt 58
Das Terzerst, des —s, plur. die —e, aus dem Ital. Ter-
zaruolo eine kleine Piſtole zu bezeichnen, welche man in der
Taſche ben fich tragen kanu; eine Tafchen-Pürtole, im Ober, ein
Sad: Peſtol, fonft auch ein Puffer, Sadpuffer, Tafchenpüffer,
Das Terzett, des—es, plur. die—e, aus dem Italien. Ter-
zetto, in der®tafik, eine Arie für drey Siugeſt immen; wieDuert,
Quartett, Quintett u. ff.
Die Tefipine , plur. die—n, eine Art {chöner gegogerer und mit
Bley verfehener Büchfenröhre, melde in der Stadt Tefiden in
Ober⸗Schleſten gemacht werden, wovon fie auch den Rahmen has
ben. Man hat deven fo wohl lange als kurze, welche leßteun be»
fonders von denlingarn gefucht und von ihnen Teſchinken genannt
. . werden ‚welche Form denn auch, wohl im Deutfcheu gangbar if,
Ehedem wurden diefe Tefchinen Häufig nacpLiefland nndEurland -
verſchickt. ie
1. Der Teft, des—es, plur. car. ein Rahme, welcher in eini⸗
gen Begendeu dem Waſſerbleye, Reißbleye oder Bleyſchweife ge⸗
geben wird. Da dieſe dem Bleye in der Farbe äbrliche, aber taube
und nichts metalliſches enthaltende Bergart ſchon lange für eine
Unreinigkeit oder bergmãnniſche Unart angeſehen worden, fo ſchei⸗
net dag Oberdentſche und beſonders Baleriſche Teft, dicke, zäbe
Unreinigkeit, das Stammwort zu ſeyn. So pflegt man daſelbſt,
3 B. die aus Schweiß, Puder und Pomade beſtehende Un: einigkeit
des Kopfes einen Teſt zu nennen, welches ohne Zweifel das Böhr
miſche Telto, Teig, Maſſe iſt,
2, Der Teft, des — es, plur. die —e, ein nur im Hüttenbaue
übliches Wort, ein flaches irdenes Gefaß zu bezeichnen, worin man
das Silber fein beenuet und zum Blicken bringet, welches auch
dir Kapelle genannt wird. Eben dafelbft führer diefen Rabmen
auch die elſerne Schüffel, worin der Teſt geſtoßen oder verfertiget
wird, So fchr auch diefes Wort dem Lat. Telta, Teltula, äßn-
lich iſt, fo fcheinetes dach nicht unmittelbar von demfelben abzu ⸗
fanımen, fondern vielmehr ein Seitenverwandter deſſelben zu
ſeyn, indem (don Notker Telti, für Scherben, gebraucht, da e⸗
denn mit 3 Taſche Eines Befchlechtes ſeyn wärde. ’
Das Teltament, des — es, plur. die —e, aus dem Lat. Te-
ftamentum, +, Jeder letzter Willeeines Lebenden aufden Fall
feines Todes, nnd in engeren Bedeutung, die Verordnung eines
Sterbenden über fein Elgenthum, und die Urkunde, worin dirfer
Auffas enthalten iſt. Sein Teſtament mahen. Ein Teſtament
eröffnen. Daber der Teſtaments Erbe, welcher Kraft eines Te⸗
fiamentes eines andern Vermögen erbet ; der Teiaments = Säls
ſcher, der ein Teſtament verfälfchet, u. ſ. f. Ehe dir ſes ausläns
Bifche Wort mit dem Römiſchen Rechte in Deutſchland eingeführet
wurde, hatte man verſchiedene Deutſche Ausdrücke, den Begriff
deſſelben anszudrucken. Rotker gebraucht dafür Beneim! erift,
Beneimeda,vor beneimen, ernennen, Erbefcrift ;derSchwas
ben ſp. Gefchaeft, von fehaffen, verorduen; andere Airere Ober⸗
dentſcheSchriftſteller Erbſchrift, Erbgemächt, Erbfagunr. Im
Oberdentſchen neunt man es noch jetzt das legrwillige Geichaft,
im Sochdeutſchen aber den legten Willen. 2. Fig ürlich gebrauchte
man den Lateiniſchen Ausdruck in den mittlern Zeiten von dem fo
* genannten göttlichen Önadenbunde mit den Dienfden, daber esin
der Theologie und der DeutſchenVibel noch felgeude Bedeutungen
Bat. (1) Die Zeit der verſchiedenen Hausbalinuugen die ſes göttli⸗
chen Gnadenbundes, und der dahin gehörige Zuſtaud der Kirche
"unter demſelben. Das alte Teſtament, die Kirche Doties vor
der Geburt Ehrifti, und befonders unter dem Moſaiſchen Gefeße,
im Gegenfage des neuen. (2) Die Sammlung der zu jeden: fol»
ben Zeitpuncte gehörigen Bücher der nähern Offenbarung Got ·
tes, Dag alte Teſtament, im Gegenſatze desnetien. In diefer zwen ·
ten Hauptbedeutung kommt dafür im Iſidor vor ai
em
559 Th
dem Kero Kin; bey dem DitfriedE, (8, @be,) und Urchim-
de, bey dem Rotfer Kourchunde, Ea,; alter Beneimedo,
das alıe Teftament u. ſ. f. y
Teftamentarifch, adj. et adv, in Form und nach Art eines Te⸗
ffamentes, d, i, legten Willens.
* Der Teitamenter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin, die
Teiiamenterinn, diejenige Perſon, weiche ein Zeitament macht,
oder gemacht hat; ein im Hochdeutfchen veraltetes Wort, wofür
man daſelbſt das Lat. Teitaror,zumeilen auch Teftierer gebrauchts
Epedem Hatte man dafür die Wörter Erbfeger und Erbſchreiber.
Teſtamoͤntiſch, adj.et adv. im der gwepten Bedeutung des
Hauptwortes Teftament, zu einem der bepden Teftamente gehö⸗
rig, darin gegrüudet, daher es nur in den Zuſanunenſetzungen altz -
teſtamentiſch, und neu: ted amentiſch üblich iſt, wofür dech das
Wort teftamentlich ſchicklicher wäre.
Das Teflforn des —es, plur. die -Förner, von? Tefi,im Hüts
° . tendaue, diejenigen Silberkörner, welche ſich hin und wieder in
dem Teſte anfegen,
Die Teftfugel, plur, die —n, eben daſelbſt, — Kus
gel, womit die Teſte glatt gerieben werden,
Der Teuchel,ein Canal, 9. Teichel.
Die Leufe, plur.die—n, ein von Tiefe bloß in der Mundart
verſchiedenes Wort, weiches noch ım Bergbaue gäng und gäbe ifk,
wo es überall für Tiefe gebracht wird. Die Erbteufe, Erzteufe
n.f.f- Line allzu große Teufe macht die Gebäude ſchwerh al⸗
tig. Es iſt in diefer Geftalt nicht blogden Berg:euten eigen, fons
dern auch in einigen gemeinen Mundarten üblich. Bey dem Not
Ber lautet es Douti.
Die Ströme gehn mit ſtürmender Gewalt,
Und reifen mich hinunter ın die Täuffen, Opitz Pf. 69.
Daher fie von den Bergleuten nur aus einer andern Mundart
bey behalten worden.
Der Teufel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut das Teufel⸗
hen, in der Theologie, ein übelthätiges Weſen höherer Art, wel⸗
ches fein Hauptgeſchaft ausder Verführung der Menſchen machen
fol, daher ihm auch alles fittliche, und von dem großen Haufen
oft auch alles natürliche Übel zugefchrieben wird, Durch des-
Teufels Neid iſt der Tod in die Welt gefommen, Wrish. 2, 14,
Dem Teufel dienen, in der harten Schreibart für fündigen, ae
dem Teufel,von dem Teufel befeffen feyn. Den Teufel austrei-
Sen, bannen. Der Teufel hat mich verblendet, verfuhrer, eine
gewöhnliche Entihuldigung des großen Haufens. Man ges
braucht das Wort Teufel bald vondem Hberhaupte aller vonder
chriſtlichen Kirche angenommenen böfen Geifter, welches in der
Deutfchen Bibel auch der Satan genanat wird, bald aber au :
von jedem böfen Geifte oder gefallenen Engel.
Die Neigung des großen Haufens, alles fittliche ind das meifte
xby ſiſche Böfe ans Bequemlichkeit einem bösartigen Weſen zuzu⸗
ſchreiben, bat eine Menge figürlicher Ausdrücke veranlajfet, Wels
He doch ins gefammt nur in den niedrigen Sprechartei üblich ind,
8.3. dem Teufel ein Hein abfepwören, heftig ſchwören, inglel⸗
shen ſehr leicht zum Schwören zu bewegen ſeyn. Du wir in des
Teufels Küche kommen, du wirft übel anfommen, Das müßte
mit dem Teufel zugeben, mit Hülfe des Teufeld. Wohin auch
die Speüchwörter gehören: wenn man vom Teufel fpricht, fo
kommt er; man darf den Teufel nicht an die Wand mahlen,
er kommt "ohnedin wobi; an armer. Leute Hoffare wiſcht
der Teufel den Sintsen; wie dein Teufel geboren ward, ging
der meine ſchon an Banken; der Teufel iſt fein, ‚aber er
feiens grob, u. fe fe Ingleichen die Ausdriiche, einen hoben
Grad zu bezei hnen. Er wehret ſich wie der Teufel; er arbeiz
Ber wie der Teufel; er iſt ein Teufel im Arbeiten; es ſtinkt
des Unwillens, der Verwunder
« » v ar HE DET EN Te
= Hy r
Mein Serr, fie werden mir ein ander Carmen machen,
Das taugt den Teufelnicht, Zachar.
Es taugt gar nichts. Ferner, wo es als ein — Ausdruck
u. ſ. f. gebraucht wird. Was,
zum Teufel! haſt da gethan.
ſeyn! Leſſ. Was, den Teufel! —— ich für ihre Tugend nicht
genug bezabler +
Der Teufel! feht, das war ein rechtes Rad! Gel.
Und endlich die niedrigen Arten zu ſchwören, fluchen und verwün⸗
ſchen. Ich will des Teufels ſeyn! der Teufel hohle mich !Sobl
ibn der Teufel! Gehe zum Teufel! Imaller Teufel Nahmen!
Ich danke dirs mir dem Teufel, Und andere Blumen mehr, wos
von die niedrigen Sprech arten voll ſind. —
1. Einen im höchſten Grade bösartigen und bos⸗
Figürlich.
haften Menſchen nennet man ſehr häufig einen Teufel, Ein
Menſch iſt des andern Teufel, Sie iſt ein boſer Teufel, ein
Teufel von einem Weibe,ein eingefieifchter Teufel," So auch
der Zankteufel, Eheteufel uff.
dem im gemeinen £cben üblichen, ein armer Teufel,
Br
rent ee Teufel; ich frage niche
den Teufel darnach, nicht das mindeſte. Er se⸗ den Teufel
davon.
Den Teufel mag das Spaß
Richt fo hart lautet edin
‚ ein armer
Menſch, ein narrifcher Teufel, ein poffenbafter Menich, 2.Eine
Art vierfüßiger fünfzebiger Thiere, welche in Dfkindien einheis
mifch find, Ameifen, Würmer und Eidechfen freſſen, und mit
Schuppen bededi find, werden Teufelchen,fonft aber auch Arma⸗
$i.is genannt; Manis Linn, Vielleicht, weil fie ſich fehr
ſtrãuben, wenn man fieerzürnet, 3. Der Cartefianifche Teufel,
oder Terrfelchen, gläſerne hohle Figureit, welche ſich, jo wie man
will, im Waffer untertauchen, und wieder hervor kommen; Tau:
erden.
Anm. Schon Afidor uhd bey dem Kero Diubil, bey dem Ott⸗
fried Tiufel, Diufal, bey dem Notker Tievel, "Tiefel, bey
dein Willeram Diuuele, in Oberſchwaben nod) jest Dinfal, im _
Hiederf. Diwel, im Angelf. Deofl, im Engl, Devil, im Walıf,
Diafl, Diafwl, im Dän. Diävel, in Schwer. Diäfwul, im
Böhm. Dabel, im Franz. Diable, im Stat, Diavolo, im
Syan. Diablo; alle von dem Lat. Diabolus und Griech. dicc⸗
a —— 2
LER 6
24 y
a El x *
* —2
Borag, ob es gleich Wortforfcher gegeben bat, welche es baldvon - 3
Deuve,ein Diebſtahl bald auch von dem Holländ.d’Übel,derBös
ſe, berleiten wollen, Bey dem Ulpbilas ift diefes Wort dem Gries
chiſchen noch am ähnlichiten, woes Diabuiaüs lauter.
- lich genug, und der damaͤhligen Seit ſehr ähnlich, iſt die Ableitung
des Sateinifchen Wortes, welche fi in der Gloſſe zu den Dectes
talen ®. ı befindet, wo es heißt: Diabolus deriualur a dia,
quodeft duo, et bolus, quod eli morfellüs; quia duos
bolos tantum decorpore etanima quaerit facere. Die
gewöhnliche Ableitung iſt von SraßxAAew, verleumder, fo dag
Teufel eigentlich einen Berleumder dedeuten würde, Allein, da
im Türliſchen Diofs,böfe Geiſter, beißen,und das Perf Diuw,
und das Syriſche vn gleichfalls den Teufel bedeuten, fo ficher es
dahin, ob diefes Wort mieder Sache (lb nicht vielmehr aus dem
Drorgenländifchen herſtammet. Notker uberſetzt das Lat Dia-
wenig glimpflichere Ausdrücke dieſes mãchtigen bösartigen Wer
ſens find, der boſe Seind,der bofe Geift; in gemeinen Leben, der
arge Wicht, der Arge, der Bofe, der Geyer n.f.f. —
Das Wort Teufel iſt erſt mit der chriſtlichen Religion in die
Sprache und den Lehrbegriff der Deutſchen gefommun, Yudıfın .
kanete man ſchon zu den Zeiten des Heidenthumes a: wilfrbögärti.e
Weſen, deren Nahmen fh noch bir aufnnfere Zeiten unter dem
gisfendanfen schalten Haben ;von weichem fie haufig als berſteckt⸗
oder
*
Poſſier⸗
bolus ſehr buchſtäblich durch Niderfaile, Niderrife, Ein
— a En at
Saar
Erz
oder gelindere Rabmen Br6 Teufels gebeankißt — Kar
ben finds der Tauſend, der Deutſch, der Deutjcher, im Schwer.
- Tuffe, im Isländ. Thurs, im Engl.Dewce, ım Btiederf.Duus,
> bey ven alten Galın (don Duliusz der Deufer oder Teufer,
Rivcerf. Düer, Dur; Engl, Dickens; der Hammer, dev Ba:
‚gel. Bejonders die N cd-rdeutfchen Oalant, Dander , Rnımel,
Srammbeker Rrammwyre, Drummel, Budde, Nicker, Engl.
the old N: ch, Dros, Hoffänd. Drocs, und die Schwediſchen
Puke, Scottländ. Powke. Dolgur, Draugur u. \f.
Sie Teufeley’*plur. die — en, eine anuuttelbare Wirkung des
Teufels, und was dafür gehalten wird, Jagleichen figuriäy, bos⸗
bafte, lofe, verwirrte Händel, Lauter Teufeley anfangen.
- Teufelifin, teufliſch, — er, — te, auject. 1,Bon dem Teufel
berrührend, in demfelden gegründ.t, Moch mehr, 2 figurtich, im
— Grade lafterhaft und bo haft. Teuftiſche Gedanken.
Ein teufiſcher Anſchlag. Eine teufliſche Bos heit. Ein teufli⸗
ſches Mittel, Im Angelſ. deotlice, r
Der Teufelsabbiß, ses — fles, plur. inuf, eine Pilanze, wel»
che auch Teufelsbig genannt wird, S. Abbiß.
Dae Teufelsauge,des —s, plur. die — n, ineinigen Gegenden
- ein Nahme der Ydonis Blumen, Adonis Linn. welde auch
Seuerrofen genannt werden. In andern des Bilſenkrautes.
Das Teufelsdanb, ©. Orant.
Der Teufelsbanner, des — s, plur.ut nom, fing. derjenige,
> welcher den Teufel bannen zu Fönnen vorgibt.
Die Teufelsbeere plur. dte—n, in einigen Gegenden, ein
Nahme der Tolifirfihen oder Schlafbeeren, welche auch Teu⸗
fels kirſchen genannt werden, Atropa Belladonna Linn.
In endean werden dieBerren des Geißblartes oder der Wales
lilie, Perielymenum Lian. weıl fi e nicht zum Eſſen taugen,
Teufelsbeeren genannt.
Der Teufelsbif; ©, Teufelsabbiß.
Der Ceufelsdred, des — es, plur.iguf. eine ——— Be⸗
deutung des widerlich und wie Knoblauch riechenden kleberigen
. Darzes einer Act des Gartenkrautes, welches in Perfien einheir
miſch iſt, Ferula Allafoctıda Linn. Das gelbe, weißröth⸗
liche glänzende und- durchſiſchtige Gummi diefer Pflanze; wird
aus ihrer Wurzel gefammelt und Lat. Alla foetida genannt.
Die Teufelsfarbe, plur. inuf. din Nahe, mit welchem in der
zweyten Hälfte des 1 6ten Jahrhundertes der Judigs belegt wurde,
und unter welchem man ibn ſelbſt in mrehvern Reichsgeſetzen ver ⸗
both, weil man ihm Schuld gab, daß er die Zeuge zerfreſſe und
>” mürbe mache,
Der Teufelsfegel, des — s, plur. ut nom. Rap: in einigen
Gegenden, ein Rahme der Belemniten oder Luchsſteine, wet der
» ‚große Haufe mandperiep alberne und alergläubige Meinungen
vonibrem Ürfprunge und ihrer Wirfung hat.
Das Teufelstind, des — es, plur. die — er, in dem harten
Kanzelſtyl, ein verflocdter Sünder, Im gemeinen Leben and
wohl ein derchtriebener, im böchften Grade leichtfertiger Menſch.
An manchen Drten wird alıch wohl der Iltiß, tbeils wegen feiner
Schãdlichkeit, theils aber auch wegen feines heftigen Geſtankes
- . mit diefem Nabınen belegt.
Lie Teufeloklrſche, plur. die —n. (1.6. Teufels beere) 2,
In audern Grgenden ift es ein Nabme der Zaunrube, weiche
Auch gundskirſche und Kür biskirſche genannt witd; Bryonia
alba Linn.
Die Tewieisfigue, plur. inuf, ein Nahme des Bärlappıs, ©.
; dieſes Wort.
Der Teufelskopf des— es, plur. inuſ. in einigen Grgenden,
ein Rahme des Eirinen — mit ſchmalen —— Plan-
tago Jubia ! inn
Arel W, B. 4. Th.2. Kuh,
Tel, 8. Theil,
zb 562
Die Teufetemile, plur. car.ein Nahme einer Pflanze, welche
einen ſchadlichen Milchſaft in ſich hat, und auch Wolfsmild und
Eſelsmilch genannt wind; ;Euphorbia heliofcopia Linn,
Die a. ewourz, plur. car. ein Nahme des blauen Slurm⸗
butes; Aconitum Napellus Linn,
Die Teute, ©. Düte,
Der Text, des —es, plur. die — e, aus dem Latein, Textus,
die Worte eines Shriftfielers, zum Unterfchiede von der Ausle⸗
gung derfeiben, ‚oder fo fern fie zum Örunde einer Erklärung die-
nen; in welchem Verſtande, befonders dir bibliſchen Stellen, über
welche gepredigt wird, Terte beißen. um, weiter in den Tere!
weiter in oder voü diefer Sacpe. Zu dief in den Text kommen,
zu viel von einer Sache reden. Femanden den Text Jefen, ibm
eine ernfthafte Vermahnung, rinen ernſthaften wörilichen Vers
weis geben, wofür man auch ſagt, die Epiſtel, den Leviten leſen;
lauter von den Texten der Prediger entlebnie R. A.
Der Teyanker des — 8, plur. ut nom. ling. auf den Schiffen,
ein Feier Anfer, welpen man auswirft, damit ein Schiff nicht
von bene Strome oder der Fluth fortgetrieben werde; der Gabel⸗
anfer. Der Fluthanker und Ebbeanker find Arten diefes Aus
kers Das Wort ift Niederdeutſch nud Lauter daſelbſt Tyanker,
vermuthlich vowTide, Tie, Holländ, Tye, die Zeit, und figürs
lich Ebbe und Fluth. ‘
TH, der Figur nach ein zu fammen gefegter Buchftab, welcher indeſ⸗
ſen doch mur einen einfachen Laut bezeichnet, einen Laut, wilder
der t gleicht, nur daß er der Kegel nach gelinder feyn, und das
Mittel ziwifchen dem weichern d und härtern t halten ſollie; Theil,
Theer, Thau, Muth, Berhen, Werth;
In den neuern Zeiten bat diefer Buchftab von ſolchen, welche
ſich zu Sprachverbefferern aufwarfen, und die Verbeſſerung der
Sprache immer mit der Rechtſchreibung anfingen,weil du das Beſ⸗
ſern am leichteſten und bequemften ift, vieleegner befommen. Die
-fhwächften darunter verfannten feinen wahren Werid und jene
Beſtimmung, und glaubten, dag das h bloß zur Bezeichnung eines
gedehuten Selbſtlautes da jey, und aus Unfunde in den vorizen
Seiten von-ieiner rechten Stelle verfegt und den t angehängt wor⸗
den, Unter der Zahl diefer befand fih au Mosheim, deffen ans
-derweitige Gelchrfamfeit und Verdienfte viele any feine Seite |
“ zogen, welche alanbten, ein gelehrter Mann müſſe gerade in allen
Wiſſenſchaften und Theilen derfelben gleich gelebrt fen. Bender
irrigen Borausfegungen zu Folge fhrieben Mosbeim und feine
Nachfolger Noht, rabten, Wehrt, Teibl, tuhn, Tiebr, Tuhrm,
teuher u, ſ. f und alanbten, fich ein großes Verdienft erworben zu v
haben, daß fiedas h ihren Gedanfen nach wieder an jeine wcchte
Stelle gebrachthatten, Allein, es war ſehr leicht ibnen zu zeigen, -
daß das h, wenn es dem'tzugefellet wird, Fein Zeichen eines ge⸗
dehnten Selbftiantes, fondern vielmehr eines gelindern Lautes
dest fen, und diefes geſchahe befonders von Gottſched in den krit.
Beytr. Th. 5 ©. 57 17 und in feiner Sprachkunſt, od er gleich kei⸗
nen andern Grund anzugeben mußte, als weildie Miederdeutichen
in den Fällen, wo wir ein eh fehreiben, ein d gebrauden; welches
aber viel zu viel. beweifer, indem auch das bärtefte t der Hoch» und
Dberdentichen in eben fo vielen Fällen im Niederdeutſchen ein d
ift- Dis Mosbeim find die Feinde diefes Buchſtabens nicht abge-
forben, fondırn es baben ſich auch noch in den neuejten Zeiten
verfchicdene fo genannte Spracyverbefferer gefunden, weiche das
h verbannet wiffen wollten, weil fie feinen bestein we⸗ Nutzen
von demſ⸗e ben einfaben,
Dir Sriechen hatten eine eigene Figur, den Mittellaut zwiſchen
dem ⸗ und anzudeuten, nähmlich das g oder I, weiches abrr mit
einigem Ziſchen ansgefprochen wurde, Die Lateiner, welchen es
Na “ au
563 een.
aun eier eigenen Figue fehlte, wählten dafür das ıh, welches fie
beſouders in ſolchen Wörtern gebrauchten, welche unmitt Ibar aus
dem Griehifchen herffammeten und dafelbft ein oO hatten. Die
. » gängern fand, ob man es gleich in der
ältefien nordifchen Völker Hastenden Laut des th gleichfalls und
ihre Runen hatten dafür ein eigenes Zeichen, das g, welches aber
erweislih aus dem Griechiſchen H entlehnet it, Auch in der Spra⸗
che der Augelſachſen befand fi ein Mittellaut zwiſchen dem d und
t, welcher noch dazu wie das Griechiſche 9 mit einem gelinden Zi⸗
ſcheu ausgeſprochen wurde, und ihr Alphabet hatte das B denfelben
zu bezeichnen, wofür ihre Nachkommen, die heutigen Engländer,
als fie das Angelfähfifhe Alphabet Mit dem Lateinifchen vers
taufıhten, das Zar. th annahmen, welches fie noch jetzt mit einen
gelinden Zifchen ausfprechen, : SCH ? N
Die alten eigentlichen Deutſchen hatten kein eigenes Alphabet;
fondern nahmen mit@inführung des Chriftenehung dasPateinifche
an. Es iſt undrfannt, obin einer ihrer alten Mundazten ein 9
gewefen, welches wie das Englifhe ih mit einem Ziſcher ausge-
ſprochen worden, Aber es ſcheinet doch, das fie den drepfachen Un⸗
serfchied des t fehr lebhaft gefühlt, daber fie aleriiy Verſuche
machten, den mittlern aus duch Buchſtaben auszadrucken. Der
uubefannte Überfeger eines Stückes des Jfidor, welcher für den
ätteften Schriftſteller gehalten wird, ſchreibt erdha, dhuo, (a,)
dhanne, uuwardh, dher, dhiz, dhurah, u. ff. Indeſſen
hangt er nicht einem jeden d das h an, fündern er fchreibt: auch
miitungardes, garuuida, abgrunidiu, herduom un. f.f.
Das th kommt bey ihm feltener vor, doch fchreibt er anthlutte, -
Auslig, anrhlühhan, eröffnen, "Sein nächfter Nachfolger Kero
hat weder dh nod) th fondern ſchreibt Teil, — um, tuan,tbun,
tat, That u ſef. Mein, Ditfried, welcher über feine Sprache
mehr nachgedacht zu haben fchrinet, macht einen beftimmten «Ges
“ brauch von demeh, welcher doch von dem heutigen ſehr abweicht,
indem er das Hochdeutſche d häufig dadurch ausdruckt; thu, du
ıhaz, dag und das, thiu, die, thanne, dann, u.f.f. Es würs
de unnöshig ſeyn, diefem Buchſtaben in den folgenden Jahrhunder⸗
ten zu folgen, indem doch nichts weiter daraus erhellen würde, als
daß man denfelben zu ollenZeiten für nothivendiggehalten, daß mar
aber in deffen Anwendung febr unbeſtimmt und ungewig geweſen,
entweder, weil der Unterſchied im der Ausſprache ſchon anmerflich
oder ſchwankend getvorden ; oder weil jeder Schriftſteller der
Mundart folgte,.in welcher er ſchrieb, welches bey allen Schrift:
ſtellern deg mittleren Zeitalter der Fall iſt. ag
So viel if gewiß, daß in unferm heutigen Hoch« und Oberdeut⸗
ſchen die alte wahre Ausfprache des ch verloren gegangen, und
dag wir heut zu Tage feinen Mittellaut zwifchen dem d und t mehr
Haben. Theil lautet nicht anders als Teil, Thau nicht anders
els Tau, Ruthe nicht anders als Rute, u.f f. Ein Mittelaut
zwifchen dem d und e bloß in der Härte oder Weiche ift vieleicht
ein bloßes Hirngefpinft, eine Grille; das geziſchte g und th.aber,
der Griechen und heutigenEngländer haben wir in unferer heutigen
Sprache nicht ; ob es gleich fehr wahrſcheinlich ift, daß die Augel⸗
ſachſen und übrigen verwandten Germanifchen Völker es gehabt. .
Andeffen ſtehet es noch dahin, ob unſer ch wicht urfprünglich ein-
Überbleibfel rauher Oberdeutſcher Mundarten iſt, welche das t mie
einem anklebenden Hauche aus der Gurgel aus ſprachen und zum
Theil noch jetzt ausfprechen, welche Ausſprache denn die älteſten
Oberdeutſchen Schriftſteller, welche ſichs zur Pflicht hielten, ihre
rauhe Mundart nach allen ihren Schattierungen zu ſchreiben, durch
Buchſtaben ſo gut auszudrucken geſucht, als ihnen möglich war.
Das h war dazn am geſchickteſten, weil es in der Schrift der alten
Dberdeutfihen Schriftfieller die Stelle des ch vertrat. Als ſich in
der Folge die Sprache verfeinerte, oder vielmehr, als feinere
Mandarten in den Schriften die Oberhand befamen, behielt man
”
81
—
das th verunthlich Bloß darum Bey, weil man es beb feinen Vor⸗
*
*
unterſchied.
ſonſt feinen erweislichen Nutzen hat ? Ich glaubenicht. So un⸗
beſtimmt und ſchwankend auch deſſen Gebrauch in den vorigen Zei⸗
‚sen war, fo iſt der ſelbe dech ſeit ungefahr Einem Jahrhunderte durch
die ſtill ſchweigende Bereinigung der ganzen Nation hinlänglich be⸗
finmi und gewiffer Maßen zu einem orthographiſchen National
Sefige geworden, Ganz Deutfchland ſchreibt Thal, That,
thun, theuer, Werth, Ruthe, roth, vertbeidigen u. f; f. und
eine Neuerung würde nicht den mindeflen Nugen, wohl aber viel
Verwirruug und Mißverſtand verurfahen. InunfhädlichenDin-
gen ift die allgemeine übereinſtimmung des Volkes einHeiligthum,
} welches jedeu einzelnen Mitgliede ehrwürdig feyn muß, Aber es
gehet unferer Sprache heut zu Tage wie der Neligion. So viele
"arbeiten öffentlich und insgeheim daran, fie uns aus den Händen ,
Eu
zu winden, ohue etwas befferes dafür verſorechen zu Fönuen. Maut
ſehe die Bemühungen unferer neuern Sprachverbefferer an, und
er
”
die meirten Stimmen für fich bat.
weislih, daß es mit dent Berlängerungs h verwechfelt, uud von -
urtheile, ob denn ihre Neuerungen, wenn fie auch allgemein were:
‚den önnten, vor dem bisherigen Sprachgebrauche dns geringfle
voraus baden. ö FRE NE
Dieß voraus gefeßt, wird man nicht erwarten, daß einige Re—
geln gegeben werden könnten, wo man-ein th oder. eine fchreiben
müre. . Es kommt bier bloßauf den Gebrauch an, und diefer iſt
zum Glücke fo übereinffimmig, als man es von irgend einem Punce _
te der Drthographie nur erwarten kanu. Einige wenige Fälle find
zweifelhaft, z. B. bethen, biethen, Geboth, two aber doch das th
In einigen Fällen iſt es er⸗
ſeiner wahren Stelle verdrängt worden, So ſchreibt man richti⸗
ger Draht, Naht, Jahre, als Drath, Nath, Sarth, weil fie
von drehen, nahen, fahren abſtammen. Buche hingegen kann
fein eh behalten, weil eh hier ſtatt der Ableitunasfpibe de ſtehet.
Wollte man Blühthe oder Blubte ſchreiben, fo mirgtemandas h
auch in Blut, Blumen.f.f. einführen, weil fie insgefammt von
blühen herkommen. ; | ——
Das Thal, deo — es, plur. die Thäler, Diminut, das Thäls
hen. 1, Eine zwifchen zwey Bergen oder Anhöden liegendeSiefe.
Ein fchones, ein fruchtbares Thal. Über Berg und Thal,
Sprichw. Berg und Thal Fommen nie zu ſammen, wohl aber-
gute Freunde. 2, Zu Haleim Magdeburgifhen wird derjenige
„Theil der Stadt, in welchem fi die Salzkothen befinden, ‚nur
ſchlechthin das Thal genannt, weil er fich in dee Tiefe an der
Saale befindet. Daher einige der folgenden Zufammenfegungen
aus diefer engern Bedeutung erfläret werden müſſen
nm. Bey dem Detfried Dal, bey dem Notfer und Willeram
Tal, bey den Ulphilas Dalei, im Angelf.Dael, im Engl.Dale,
im Schwed, Dal, im Isländ. Dalur. Es kommt we ı.dem alten
Mebenworte dal, nieder, niederwärts her, bey dem Ulphilas da-
lath,im Slavon, dolu, im Wend. dele, welches noch im Nie⸗
derdeutfchen gänge und gebe iſt; fich dal ſetzem niederſetzen u. ff.
Ob es glei im Hochdentfchen veraltet iſt, ſo ſcheinet es doch noch
in einigen Gegenden Oberdeutfchlandes üblich zu ſeyn, wenigfteng
Fonmeim Theuerdanke zutab und zutall häufig für nieder, nies
derwärts vor. (©.2 Diele) In der Deutſchen Bibel lautet der
Plutal vfi Thale; auserwählte Thale, Ei. 22,7; alle Tale
follen erhöher werden, Kap. 40,4. Welches doch einebloße vers ⸗
altete Oberdeutſche Form iſt, welche nicht, wie Herr Stofch vors _
ſchlögt, zu einigem Unterſchiede in der Bedeutung gebraucht wers
den kaun, indem eine bloße Verſchiedenheit der Mundart feine
7
2 —* abi
pinen or
Ausfprasbe nichtvon deme t
* Sollten wir aber um deßwillen das ch ausunferer Schrift ver ⸗
bannen, weil es in der Ausſprache nicht gegründet iſt, und auch
J
>
—
J
24
Rn
2
4
*
x
FR
— Th J—
’ Absnverung inter Bedeut ung machen Fat, es anch völlig unge
0 wöhnlich ill, ein Ding überhaupt, und ein fruchtbares bewohntes
————— ——— —— Es
—— 8
J
"männlichen Gefhleches, der Thal.
Die Thalbüuche, S. Brühe,
Than, tändeln, ©. Dnhlen.
Der Thaler, des—s, plur.utnom,
welche in Oeutſchland von gedoppelter Art iſt; der ganze Thaler,
© harte Toaler oder Speeies Thaler, welcher die ältefte Arc iſt,
wieget zwey Lorh und gilt 32 ante Groſchen, dagegen der Reichs»
thaler, welcher auch nur Thaler ſchlechthin genannt wird,am häu=
figſten als eine Rechnungsmünze befannt ift, welche 24 gute Öro-
"schen, 30 Raifergrofchen, 36 Marien-Grofchen, ı 8 gutcoder 2 2
leichte Basen, 7? gute oder 90 leichte Kreuger gift. Ein halber
Thaler, d.i, eine Rechnungsmünze von 12 Grofchen, (Siebe auch
Ortsthaler.). Im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprech»
art wird Thaler als die gangbarſte Nech uungsmünze, befonders in
dem nördlichen Deutfeblande, dagegen in dem füdlichen die Rech⸗
nnng nah Gulden häufiger if, für Geld überhauvt gebraucht,
Sie Friege nach ihres Vaters Tode einen feinen Thaler Geld,
Gell. Sie Fönnten einen anſehnlichen Thaler Geld dabey ge:
winnen, Weiße. Das Dininurivum Thalerchen iſt nur imScher⸗
ze üblich. Bin Paar taufend Thälerchen.
F Anm. JIm Niederſ. Dahler, im Dän. und Schwed. Daler, im
- Engl, Doller, im Ital. Talero. Dieſe Münʒſorte hat den Rah⸗
- men von der Bergſtadt Joachims-Thal in Böhmen, wo die Gras
vw
*
zwar nicht zuerſt, aber doch ſehr häufig And ant fchlagen fioßen,
genannt wurden. Schon vorher hatte man ähnliche harte Silber,
miüngzen, welche aber nicht Thaler, fondern dicke Groſchen, Gul:
dengrofchen,gedoppelte@uldengrofchen genannt wurden, Weil
die Böhmifchen Schlickenthaler von guten Gehalte waren und in
großer Menge gefchlagen wucden, fo fanden fie fo vielen Beyfall,
den Gehalt der Böhmifchen zu Binden; daher entſtanden die Dick⸗
pfertbalern. f.f. In Ruß land beige ein Thaler, dem Frifh zu
Folge, Jephimock , von Jsechim.
Das Thalzebänge, des s, plur. ut nom. fing. dir abhän⸗
gige Seite eines Berges oder einer Andöbe, wo ſich diefelbe in das
Thal neiget; auch die Thalhange, der Abhang. Daher thalhän:
gig, abhängig. Toal iſt in diefer Zuſammen ſetzung ver muthlich
das veraltete, noch Miederdeutfche Rebeuwort thal dal, niedrig,
welches hier die Stelle des Borivortes ab vertritt. ,
Das Chalgericht, des — es, plur. die —e, zu Halle in Sach⸗
fen, dasjenige Gericht, deffen Gerichtbarkeit fich über das Thal,
dei. die in Grunde liegenden Salgwerke erſteecket; zum Unteefidies
der Stadtgeböret. Jetzt find beyde vereinigt, und werden alsdenn
das Berg und Thalgericht genannt.
Das Thalgut, des — es, plur. die — gurer, eben daſelbſt, in
dem Thale, oder in den Salzkothen gelegene Grundſtücke, an Kv-
then, Hänfern uf. f. ra
Die Thalhange, plur,die—m, ©. Thalgebänge, —
Die Thalleute, ling. car. zu Halle im Magdehnrgifchen, diejeni⸗
gen, welde zudem Thale, d. 1. don Salzwerken gehöcen, und mit
ihrem eigenthümlichen Nahmen Zaloren genannt werden.
Die Thalord ung, plur. die — en, eben dafe bi, eine obrig⸗
eituche Verorduung für das Thal, 8. i. für die Siulgwerke,
Der Thalfhöpp>, "des — n plur die — n, eben daſelbſt, ein
Schöppe oder Beyfiger in dem Shalgerichte, ;
-
fing. eine Sitbermünze,
daher fie anfänglih auch Schlickenthaler und Joahims: Th ler”
de von dem Bexggerichte, unter welches der höder arlegene Theil :
7 Ding auf foldje Art zu uaterfche den. In eigen Gegenden iſt es
fen vonSchlick ſolche harıeSiibermüurgen von zwey Loth um 1318
⸗
daß man fie auch in andern Ländern nachahmete, ohne ſich doch an
thaler, Laubthaler, Philipps-Thaler , die Schwediſchen Ku⸗
a DR &
Tha
Die That, plur, die —en, von dem Zeitworte (hun, und deſſen
vergaugenen Zeit, wo es doch nur inengerm Verſt ande gebraucht
wird, eine durch Überlegung außer ſich hervor gebrachte Berändes
rung zubezeichnen. 1. Im weiteften Berftande, eine jede foiche
Vränderung, ohne Rück ſicht auf ihre Befchaffenpeit, oder Wich⸗
tigkeit. Kann man mir Zufriedenheit in die Reibe guter Tha⸗
ten zurück bliden, wenn man da eine Lude fiebet, die fo
leicht ausgefüllt werden Fonnte ? Hermes. Indeſſen wird es in
diefer weitern Bedeutung ihrem ganzen Umfange nach, im Hoch⸗
deutfhen wenig mehr gebrauch:, indem Sandlung dafür üblicher
ift, obgleich diefes eigentlich einen weitern Umfang hat. Gangbas
ter iſt es in den Zuſanmen ſetzungen; Gutthat, geldenthat Fre⸗
velthat, Wohlthat, Miſſethat, Mordthat, Schaͤndthat,
übelthat, wunderthat, Unthat uf. f. Doch gebraucht man
es noch mehrmahls in Geſtalt eines Abfkeacti und im Singular als
lein, obgleich auch Hier. nur am häufigſten in einiger bereits einge⸗
führten Arten des Ausdruckes, befonders im Gegenſate deviDorte,
Zur That ſchreiten, zur Ausführung. Jemanden mir Rich uns
Thar beyſtehen. Er bat den Habmen mit der That. mit
der Char und nicht mit Worten. Mach der That Fommt der
Rath zu ſpat. Wer jedem Rathe folgen will, Fomme nie:
mahls zur Chat. Wohin auch der figüs liche und adverbiſcheAus⸗
drud geböret, in der Char, wirffih, wahrhaftig. Ih weiß cs
in ser Chat nicht. Esverhält fich in der CTharfo. Ich fuh—
le die Kraft ihrer Gründe in der That nicht, Gel. Die
Sreundfcpaft Scheine mir in der Thar beſſer, ebenderf Iſt er
denn in der That geitzig? 2. In einigen engern Bedeutungen.
(1) Eine wichtige That oder Handlung, beſonders eine tanfere
Handlung. : Große, herrliche Thaten thun.. Die Thaten Got—
tes, in der Deutfhen Bibel. Eine tapfere That, Leben und
Thaten Kaiſer Carls V,
böfe Handlung, ein Verbrech · . Ling Thar begehen. Wach
vollbrachter That. Auf friſcher That ergriffen werden. Die
That leugnen, gefteben, bereuen. Leben und Thaten Ackel
Liſts. Ju welder ganzen Bedeutung vs für Miſſeth at, Unt hat
oder Frevelthat ſtehet.
Ann. In Kero Tad, bey dem DttfriedDat, imAngelf.Dacd,
im Engal. Deed, im Schwed Dad, Dad. Ehedem war dafür
auch Gethat üblich. ©. Thun.
Der Thäter, des—s, plur.ut nom, fing. Fämin, die Tha—
terinn, der eine That verrichtet oder verrichtet hat, i. Im wei⸗
teften Verſtande. Seyd Thater des Worts, Jac ı,baf, Tha—
ter des Geſetzes Kap. 4, 11, Außer den Zufammenfegungen
Gutthater, Woblehäter, Wunderthater u, f.f. kommt es in dies
fer weitirn Bedensung im Hochdeutfchen wenig meht vor, wo man
es 2, une noch in der zwehten engern Bedeutung von dein Urheber
einer böfen Shat, von einem Verbrecher gebraucht. Dem Thäter
nachforfchen, ihn auffuhen. Man hat die Thäter entdeckt.
Ich bin die Thäterinn. j
Dir Chathandlung, plur. die —en, ein nur im Oberdeutſchen
übliches Worr, eine gewaltthätige Handlung, Bewalttbätiafeit zu
bezeichnen, von Tyar, gewaltfame, böfe Handlung. Einige Neuere
haben es mit wenig Überlegung für Sacrum zu gebrauchen ange
fangen, ©. Thatſache.
Thaͤtig, —er, adj. et advy. von dem Gauptwort That,
1. Im weiteſten Berflaude, fein Dafıyn ducch die That, d. i.
durch Verändernügen außer fih, an den Tag legend, nnd derin
gegründet. : Der Gfaube, dev durch dir Liebe thatig wird, Bat,
56... Das thätige Eyriftenthum, welches ſich durch Handlirne«
gen äußert. Der thatige Glaube. "Der thät ge Beborfam,
566
im Öegenfage des leisenten. Thatige Sunden, Brgchmuasfünr- - ’
den, im Gegenſatze der Unterlaſſungs ſunden. So auch u den
'Nn2 Zuſam⸗
(2). Eine gewaltſame, ingleichen eine
X
367 2 en
——— —— wohlthatig, wunderthätig,
werkthaͤtig, gewaltthätig u. ſ. f.
” (1) Fertigkeit beſitzeud viel zu thun, d. i. viele pflichtmäßige Ver⸗
2. In engerer Bedeutung.
änderungen außer ſich hervor zu bringen, im Gegenſatze des ums
thatig. Bin ehätiger Mann. Sehr thatig feyn. Im Dberdeut-
ſchen gebraucht man es auch in weiterer Bedeutung für wirffam.
Eine thätige Arzeney. (2) In einigen ©: ‚genden wird ehärig auch
für zuehätig gebraucht. So wird ein Pferd, ehe es auf- der Reit ⸗
bahn zugeritten wird, zuvörderſt thätig gemacht, damit es zu einem
Menfchen ein Zutrauen bekomme.
Die Thätigkeit, ‚plur. inuf.der Zuftand, die Eigenſchaft, da ein
Ding thätig ift, in allen Bedeutungen dieſes Wortes. Das Be⸗
Aſreben zu wirken, undinengerer Bedeutung, viel zu wirken. Die
Thätigkeie des Gehorſams, der Seele. Erfindfamkeit und
Sleig beſtreben füch um die Werte, den Staat in eine heilfame
Thaͤtigkeit zu fegen. Femanden außer Thätigkeie ſetzen, ihm
eine Gelegenheit benebmen, diefes Beſtreben zu äußern,
e * Thatkundig, —er, — fe, adj. et adv. ein nur im Oberdent⸗
ſchen übliches Wort, durch die That befannt, und befannt über»
haupt. Die Sache ift tharfundig, it befannt,
Thatlich —er, — ſte, adjret adv. 1.*Durd die That, ver-
mistelft einer That, wie tbatig 2; in welcher Bedeutung es doch
im Hochdeutſchen veraltet iſt. Das ebätliche Chriſtenthum, der
tbätliche Glaube, im Ober dentſchen für thätige. Alfo find wir
thatlich überfuhrer, Opitz; ducch die Thar, thätig. 2. Fürthä-
tig 2 (1)*, auch mur im Oberdeutichen. Ein ebätlicher Menſch.
ein tbätiger. 3. Bon Thar? (2), eine gewaltfame That, ae-
walrtbätige Hantlung, ift chärfich fo viel wie gewalttbätig, ne=
walıfam. Jemanden thätlich mißbandeln. Thãtlich verfah⸗
von. Thatlich Hand an jemanden !egen.
Die ThätlichFeit, plur. die —en. ı. Alsdas Abſtractum des
vorigen Wortes, und ohne Plural, wo es doch im Hochdeutichen
nur noch zuweilen in der dritten Bedentung des Beywortes vor
kommt. Die Thätlichkeit eines Verfahrens, Noch häufiger be-
zeichnet es, 2. eine gewaltfame, gewaltthätige; „feindfelige Haude
lung felbft. Thärlichfeiten verüben. Don allen ThätlichEeiten
abſtehen. Sid; aller ChärlichFeiten enthalten.
Die Thatſaͤche, plur. die — n, ein von einigen Reuern verſuch⸗
tes Wort, das Lat. Factum, eine gefehehene Sache, eine gewirkte
Beränderung anßer ſich zu bezeichnen. Das find Thatſachen,
find wirklich geſchehene Dinge, Begebenbeiten. Die herrlichſte
Offenbarung Gottes erſcheint die jeden Morgen als That⸗
ſache, Herd. Andere gebrauchen dafür Thathandlung. Beyde
Wörter ſind nicht nur unfchichlich und wider die Analogie zuſam⸗
men. gefest, fondern auchder Mißdeutung unterworfen, indem
ein Oberdeutfcher fich bey Thathandlung und Thatſache bey dein
erften Anblicke vermurblich nichts anders als eine Gewaltthätig-
feit, eine Thätlichkeit gedenfen wird, welches * erſtere daſelbſt
wirklich bedeutet.
Der Thau,des — es, plur. doch nur zuweilen von mehrern Ar⸗
ten, die — e, eine Menge zarter wäfferiger Dünfte, welche, fo
wohl in Abiwefenheitder Sonne, als auch des Morgens bald nach
ihrem Aufgange, unvermerkt aus demDunflfreife auf die Oberflä-
he der Erde fallen, Der Thau ifk ein zäcterer und dünnerer Dunſt
als der Nebel, welcher aus verdidien Dünfi® beſtehet. Der letzte
findet fo wohl bey Tage als bey der Macht, der erſte aber nur von
dem Untergange der Sonnebis zu ihrem Anfange Statt, Der
Than fallt, wenn ſich diefe Dünfte auf der Oberfläche der Erde in
zavte Tropfen auflöſen. Auch die Heinen Waffertropfen, welche
man nach einem gefallenen Thaue auf den Blättern der Pflanzen
und Berrächfe findet, führen den Rahmen des Thaues, ob fie gleich
nicht allemahl von dem Thaue herrühren, fondern auch oft des
E
RR, ERFESN 02
7
ee —
Nachts ans bi garten —— der Pflanzen reif bereor föwi
gen. S. auch Honigehau und Mehlthau.
Anm. Ju dem Iſidor Dau, bey dem Rotker Tou, bey | dem“
Wilieram Toiune,i im Niederſ. Deu, mit andern Endlauten im
Angelf. Deawe, im Engt.Dew, im Dän. und Holldud. Dug im -
Scw.Dagg,imFsländ Diogg,im@riech.dg070g, ımPat..R os;
‚womit dasSlaven, und Wend. Rola überein oma. S. Thauen.
Die Thaubeere, plur, die —n, eine Art der Himbeeren, welche
in den ſteinigen GSegenden Enropens-wächfet, und auch Rragbeere
genannt wird ; Rubusldaeus laevis Linn. An andern Orten
iſt es dieBergbimbeere, | Rubus ChamaemorusLinn. welche
auch We »IEenbeere, Kratzbeere, Pautkenbeere, Tetinbeere heißt.
Es ſcheinet, daß in einigen Gegenden auch die Heidelbeeren diefen
Nahmenführen, Vieleicht, weil ale diefe Beexen mit —
ten Feuchtigkeit, wie mit einem Thaue überzogen find,
Der Thaubogen, des —s, plur.ut nom.fing. in der ——
ſchichte, ein Vogen, welcher entſtehet, wenn ſich die Strahlen der
Sonne in den Dünſten des Thaues brechen,
und Nebelbogen ſind weiß und ohue alle Farbe, wodurch ‚fie f ”
von einem Regenbogen unterfcheiden.
Die Thaue, plur. die —n,ein Feldmaß, S. Tagewerk.
Thauen, verb, reg. neutr. welches das Hülfswort baben —
dert, und unperſönlich am üblichften iſt. Es kommt in einer dop«
pelten Bedeutung vor. ». Es thauet, wenn die geftornen Feuchtige
keiten von der — Märme derLuft anfangen zu zergeben und
aufgelöfet zu werden, Es hat gethauet. Es wird bald thauen
(S. Thauwetter.) Die Riederſachſen gebrauchen dafür lüen, die
Oberd. leinen, die Upländer mit vorgeſetztem Blaſelaute ia,
welches nicht unm.tteldar von dem Öriech.Ausw, auflöfen, ber»
ſtammet, fondern zu dim alten Lan, Leine, Waſſer, gehöret, in-
dem bier, fo wiein ehauen,derBeatif der$tüffigfeit der herrfchen-
deift; vbgleich das Lat. lenis, und das Griech. Aus, im weites
in diefer Bedeutung im Schwed, 16a, im Angelf, thavan, im
Engl. thau, im Dän. rse, im Isländ. mit einem andern Endlante
tidna. In aufrbauen leidet es auch eine thätige Bedeutung.‘
2. Bon dem Hanptworte Thau fagt man, eg thauet, fo wohl
wenn der Luftkreis mit den zarten Dünften, welche man Thau
nennet, erfüllet ift, als auch, wenn fi diefe Dünfte in zarte Tro⸗
pfen auf den Körpern auflöfen oder zufammenfegen. Es muß we
Es bat diefe Made
gerbauet. Inder dichterifhen Schreibart wird.es zuweilen au
Mich entzüde der ebauende Morgen, Geßu.
der thauen noch regnen, 2 Sam, ı, 21;
tbätig gebraucht,
Welche g Form ſchon alt iſt. So touuon himila, Rotfer,
Da ſtat nu gruener kle
Er to uwet an dem morgen, Heinr, von Beldig; 3
wo es doch wohl mir bedentet, er wird vom Thau beneßrt.
Anm. In diefer zwepten Bedeutung im Niederſ. dauen, im '
Angelf.deawian, im Dän, dugger. Bende Bedeutungen find
ſehr nahe verwandt, indem der Begriff der fanften, allmähligen
« Flüffigfeit in bey den der berrfchende zu fegn fchrinet, daher diefes
ort als ein Verwandter von dem Öriech. Fever, naß machen,
tem Wallif. taud, und Bretaa, teuzi, ſchmelzen, angefeben wer⸗
den muß. Einen ähnlichen Begriff gewähret das Latein. Ros, im -
Stavon. Rofa, welches zu unferm röhren, rieſeln fanft rinnen,
gehöret. Diner. in verdeuen, gehöret nicht hierher, fondern bat
vermutblic den Stammbegriff des Heibeng, Bereitens, als ein
Verwandter des Niederf. tauen, bereiten, gärben, ©. daffelbe,
Die Tbaverde, plur. doch nur von mehrern Arten, de —n,im
Weindaune, die * Erde, ſo weit ſie von dem Thaue und den
Sonnenftrabfen durchdruugen wird; die Engerde, Moorerde, im
Bergbaue die Dammerde, &. Thauwursel, ,
Thauig,
Der Thaubogen .
flen Umfanae damit verwandt ſeyn fönnen, Unfer thanuen lautet .
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re TE Il en EN:
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* Thauin,a et adv. mit Thau benetzt. Towigrofe, Schenk
- Ulrich von Winterfetten. Die thauichte (thauige) Flur, Zadar.
‚edler die berhaute. S.-Thaufchlägig.
Die Thaumade, plur. sie — n, beyeinigen der Negenwurm.
Die Thaufaat, plur. car. in der Landwierbfchaft, diejenige Art
‚and Weiſe zu fäen, da man dag Getreide des Abends bey Son»
nen» Untergang fäet, es die Nacht im Shane unbedeckt liegen
Läßt, undes des Dlorgens vor Sonnen Aufgange unterpflügt.
Der Thaufchlatt, ses — es, plur, car, ein befonders im Forfle -
und Jagdweſen üblihesWort, gefchlagenen d. i. gefallenen Than
zu bezeichnen. -- Sährten, worin zu viel Thaufchlag liegt, Die
- Rälte des Thaufchlags dämpft die Witterung in der Fährte.
Nach den Friſch bedeutetes auch die Fährte des Wildes, welche
. man im Shane fiehet, BAR
Thauſchlagig oder Thauſchlächtig, adj. et adv. vom Thau⸗
ſchlage beregt, thauig. Wennes die acht ſehr chaufchlägig
gewesen, ment es ſtark gerhauet hat. Kine chaufchlächtige
Nacht.
"Die Thaufchnerre, plur. die—n, in einigen Gegenden, z. B.
in der Mar? Brandenburg, ein Nahme des Gras- oder Wiefen:
läufers, Rallus Linn. (8. Ralle.) Bermuthlich wegen ihres
Gefchreges des Morgens im han,
Das Thauwetter, des —s, plur. car. diejenige Witterung,
da esthauet,d.i.da Schnee und Eis zergehen. Im Niederf. Linz,
weder. ©. Thauen 1. ’
Der Thauwind, des —es, plur. die—e, ein Wind, aus
- einer warmen Gegend, bey welchem es thauet, d. i. ben weichem
Schnee und Eis zergeben. *
Die Thauwurzel, plur. Sie — n, im Weinbaue, die Seitenwur⸗
zeln des ———— welche in der obern oder Thauerde liegen,
und nur die Säfte vom Thau und Kegenan ſich ziehen; die Ta—
gewurzeln, Waſſerwurzeln, zum Unterſchiede von der Pfeil:
wurzel.
Das Theäter,des—s, plur. ut nom. Äing.aus dem Griech.
und Latein. Theatrum, der Schauplag,die Schaubühne, und
„alles was dazu gehöret. (S. diebeyden Deutfehen Wörter.) Dar
ber der Theater = Stylinder Mufif, welcher fenrig, ausdrückend
undinmanden Stellen mablerifch it, aber dagegen weniger ges
— bunden ſeyn, und weniger Kunft der Harmonie anwenden darf;
zum Unterfchiede von dem Kirchen: Style und Rammer-Style.
Der Thee, (einfpldig,) des— s, (zweyſolbig,) plur. doch nur
von mehrern Acıen, die Thor, (zweyſylbig,) das getrodnete fris
ſche Laub einer in Japan und China einheimiſchen Staude, welche
die Thee:Staude, der Thre-Strauch, von einigen and) dev Thee⸗
baum genannt wird; Thea Zinn. Der braune Thee, oder Thee=
Bobe, Thee-Boy, im gemeinen Leben Thee-Bub, Thea Bohea
Linn, zum Unterſchiede von dem grünen Thee, Thea viridis,
Man macht von diefen Blättern einen Aufguß mit heißem Waſ⸗
fer, welcher denn nleichfalls Thee genannt wird. Thre trinken.
Eine Taffe There. In weiterer Bedentung, werden auch. andere ges
trocknete Blätter und Pflanzentheile, deren Nufgüffe man anf ähne
liche Art trinket, und diefe Aufgüfſſe felbft, Thee genannt. Daher
Kräuter: These, Brut:Thee u. ſef. Der Nahme ift Ehinefifch,
and mirden Blättern felbft aus diefem Lande zu uns gebracht wor⸗
den. Daber die Thee-Büchſe, oder Thee⸗Capſel, ein geweinig ·
lich viereckiges Bebältnif, den trocknen Thee darin zu verwahren;
die Thee-Kanne, ein Geſchirr, ven Aufguß darin zu bereiten ; der
Thbee⸗ Beffel, das Waffer zudem Aufauifr darin zu foren; das
heesKöpfchen,dasTher-Schalchen,die Three Schale oder Ther:
‚Kaffe, den Aufguß daraus zu trinfen. Das Thoe: Rraur, iſt eine
Art des Öänfekrantes, welches in Mexico einheumtſch iſt, Che-
vopodium Ambrofioides Linn. welches gleichfalls wie ein
| ge N 570
Thee getrunken wird, und weil es befondets durch den Jeſuiter⸗
Orden bekannt geworden, auch Jeſuiter⸗Thee genaunt wird. Der
Gebrauch des Thees iſt in China ſehr alt, indem deſſen ſchon von
den zwey Arabern, welche im oten Jabrhunderte das ſuüdliche Aften
b reiſeten/ Meldung geſchiehet/ wo die ſes Getränk und die Pflanze
Chah und Tchah beißt, woraus unſer Thee geworden.
Der Theer, des — es, plur. doch nar von mehrern Arten, Sie
—/ ein harziges dickliches Ohl, welches an einigen Orten aus der
Erde quillt, da es deun Bergtheer genannt wird, am bäufigften
aber aus den Harzbölzern und deren Wurzeln vermittelt eines
langfamen Feuers gezogen wird, welches man Cheer brennen,
im Niederf. Theer fchweblen nennet. Radtbeer, welcher. zum
Schmieren der Achfeir eines Wagens gebraucht wird, und körnig
iſt, zum Unterſchiede von dem Schifftbeere, und andern Arten.
Der erfte wird im Hochdentfchen auch) Wagenfchmier undim ge
meinen Leben Schmiere genaint, welche Wörter aber von weite»
ver Bedeutung find, und auch die Seifeund andere Arten des'Tet-
tes unter fich begreifen, wontit die Achfen der Rader gefchmieret
werden, In einigen Gegenden heißt der Theer Laßpech, in an⸗
dern, obgleich irrig, Pech. :
Anm. Im Niederfächfifhen, wo diefes Wort einheimiſch zu
ſeyn ſcheinet, Tar, in gröbeen Mundarten Teier, im Holländ.
Tarre, Terre, Teer, im Angelf. Tare, im Engl. Tarr, im
Schwed. Tiära, im Isländ. Tiora, im Bretagne. Ter,.Taer,
Tear, im Finniſchen Terwa. Wohl nicht von Zähre, Niederf.
Tor, weil es mie Zähren heraus rinnet, fondern, wie die mei⸗
ſten ähnlichen Wörter wegen der weichen, flüffigen Befchaffen-
beit, von den Holländ. taer, weich. Verwandt find damit das
Angelf. Tyr, Tyrve, Harz, Pech; das Schwed. Torr, Pech,
und Torrwed, nnd Tyre, Harzholz, und ſelbſt das Hebr. 1%,
Tfari, Baumbarz, Balfar, Dabin geböret vermuthlich auch
das Schleswigifche Terrig, welches dafelbit eine weiche Torf⸗
oder Moorerde unterdem Kleyboden -bedentet, woraus Salz
bereitet wird, und welche auch Kleen heißt. Es iftim Oberdeut⸗
{ben im ſächlichen, im Niederf, und Hochdeutfchen aber im
männlichen amgangbarften. ir
Die Theerbücyfe, plur. die—n, ein bölgernes cnlindrifhes Ge⸗
fäß, worin die Fubtleute den Radtheer auf der Keife bey fich füh⸗
ven; die Theerbutte, in andern Gegenden die Schmiecmäfte,
Pechmälte, das Schmierfaß. ?
Der Cheorbrönner, des — 8, plur. ut nom, fing, derienigr,
welcher Theer aus den Harzhälzern und ihren Wurzeln brennet ;
in NRiederfachfen der Theerfchwehler.
Die Theerdode, plur, die—n, in einigen Häfen, eine eigene
Dode, wo die Schiffe getbeeret werden,
Theeren, verb. reg. act, mit Theer befchmieren, beſtreichen
So werden die Schiffe und verſchiedenes Holzwerk getbeeret, wenn
fieder Fäulniß widerſtehen ſollen. Gerheertes Tauwerk. Hinge⸗
gen gebraucht man von einem Wagen oder vielmehr deſſen Achſen
nichteheeren. ſondern ſchmieren; den Wagen ſchmieren.
Die Theergrube/ plur. die —n, Gruben, aus welchen natirs
licher Theer, oder vielmehr ein mit Bergtheer oder Bergöbl durch⸗
zogener Sand aus der Erde gegraben wird.
Die Theerhütte, plur. die —n ‚ein Gebäude, in welchem Theer
ausdem Harzbotzeund deſſen Wurzeln gebrenner wird, -
Theertig, — er,» - fie, adj.et adv. mit Theer beſchmust. Sich
theerigmachen. Theericht würde bedeuten dem Theere ähnlich,
Das Theerkraut, des— cs, plür. inuf, ı. Anginigen Dre
ten eine Art Silene, welchebreite Blätter und rotbe Blumen bat,
uud in Franfreich, England und Dönemark einheimiſch iftz Si-
lene Armeria Linn. ?. An andern führet die Pechnelfe,
Theernelte, Lychuis vilcaria Lira, diefen Nahınen.
Mu 3 Die
sr u
Die Theerndl®e, plun Sie—n, ©. das vorige,
Der Theerofen, des —s, plur; die — öfen ein Hfen , worin
der Theer durch ein langſames Feurt aus dem Harzbolze and deſ⸗
fen Wurzeln gezogentwird; der. Pechofen, fo fee hajeioft zugleich
Beh bereitet wird,
Die Theerquelle, plur, Sie, eine Ducle, wo ber Vergtheer
mit dem Waſſer aus der Erde quilfer.
Der Theerſand, des —es plur.car, ein mit Vergtheer oder
Beraöhl durchzoͤgener Sant.
Der Theerichwrhler, ©: Theerbrenner.
Die Theertonne, plur. dien, eine Sonne, worin der cheer
aufbehalten wird.
Das Theerwaſſer, des — 8, plur.inuf. ein MR reinen Theer
gegoffenes und von demfelben geſchwãngertes Waffer, welches vor
einiger Zeit ſehr häufig als. eine Mode: Eurgebraucht ward,
Theidigen, ein erraitutes und nur noch in deur zuſammen gefegten
verrheidigen übliches Wort, &: duffelbe, und das folgende,
* Die Theidung oder Theiding, piur. die, richtiger — en,
ein im Hochdeutfchen gleichfalls veraltetes Wort, welches ehedem
in verfchiedenen Bedeutungen üblich war. ı, Eineverglichene oder
beffimmie Zeit zu etwas, e
jemand im Gericht erſcheinen mußte; der Termin, Ingleichen
zuweilen für den Gerichtstag überhaupt. Daber war theidigen,
theidingen, und vollftändiger dagedingen, tagedingen, veuflagen,
Bor Gericht fordern, und in weiterer Bedeutung, proseffiren über⸗
baupt. 2; Dazjenige, was an einem ſolchen beſt imuten Tage vor⸗
genommen wurde; befonders ein Vergleich, er fey nun gerichtlich
oder außergerichtlich. Daher tagedingen, und zuſaumen gezogen
tädigen, theidigen, ſich vergleichen, ingleichen einen Vergleich
bewirken. Ferner 3 Neden, wodurch man vor Gericht feine
Unfchuld oder die Rechtmäßigkeit feines Verfahrens zu beweiſen
fuchte, von welcher Bedeutung unfer vertheidigen och im weites,
fen Verftande übrig iſt. Weil’dabey viel aunfisıs Gefchwäg -
vorfiel, befonders nach dem Deutſchen Rechte, wo alles mündlich
behandelt wurde, fo wurde diefes Wort, 4 auch fehr häufig für
Sefhwäg überhaupt gebraucht. Weibertäding Weibergefchwäß,
bey dem Kaifersberg: Lravrentheiding, Narreugeſchwätz, undin
weiterer Bedchtung, Narrenpoffen, bey Lathern und feinewZritges
noſſen. Und in diefem Verftande kommt es noc in der Deutſchen
Zibel vor.
Diod 3516. Hofe Theidinge, Jer. 23,32. Ezech. 22,8,
Anm. Wenn diefes Wort ehedem nicht fo bäufisTigeding,
sagedingen, nnd im Nivderf. Dagding, Dageding, Dagedins
gen, u. ſ. fageſchtieben würde, fo lönute man leicht in Berfuchung
geratben, die Spibe rheid, alseineeigene Stammſylbe anzuſehen.
So abrr iſt es wohl unläugbar ans Tag, und den alten Ding ,
Bericht, Vergleich uf. f. zuſammen gefegt, S. das letztere, iuglei⸗
den Friſchens Wörterb Iy.2 ©,360, Haltaus Gloflar. und
das Bremiſche Wörterb, Ch, 1-©, 210,
"Die Eheidungsleuse,ling.inul.ein gleichfalls veralte tes Wort,
Schied⸗leute oder Schiedsrichter zu bezeichnen, welches noch 2
Mof. 21,22 vorkommt; ven Theidung, Vergleich, Vertrag.
Der Theil, des — es, plur,die——e, Dimivnt: das Cheilchen, °
2, Eigentlich, eines von denjenigen verfchisdenen Dingen, ang
weichen etwas beftebet, welche Dinge ih wire von einander
trennen laffen, ſo dag nach der Trennung die übrigen noch forts
dauernzaußer einander befindliche Dinge, welche ein Ganzes ans⸗
maher,, Ya diefemengern Berfande nennet man dasjenige zu⸗
fınımen gefeer, was folche Theile hat, und einfach; was nicht
#3: Theilen beſtehet.
eine Friſt, ein Termin. So wurde
es ehedem ſehr häufig gebraucht, denjenigen Tag zu bezeichnen, da
Und gibt fiolze Theidinge für mit Unverſand,
Die Theile eines Ganzer find entweder :
wistlich pen einander. udenpon dem Ganzen getrennet, oder man zuStangen verſchmiedet wird, Es iſt In die ſer Bedentung gleichfalls
* — — in Gedanken, PR Rss Sarke, — Me
chem diefe Theile achören, entweder ein wirkliches ‚pbufifches oder 3
duſammen hangendes Ganzes, oder mar verbindti mehrere Dinge”
einer Artin Gcdanfen zweinem Ganzen, In allen dieſen Fillen
‘ findet das Wort The Hart, welches ſich Sur diefen weiten Ume
fang feiner Behentung binläglich von Stuck untericheider. Ju
noch weiterer Bedeutung wird and jedes von en Manniafaltigen,-
welches man fich bey vinen Sache vorſtellen, und in Gedanken von
den übrigen Dingen, mit welchen es verbunden ift, abfondern kann,
ein Theil genannt. Kite Erbfchaft indrey Theile theilen,wo je»
der Speil wieder aus verfehiedenen Stücken beflehen fan. Der
größte Theil dev Welt, dev Menfchem Jedem feinen Theil ge⸗
ben. Der Menſch beſtehet auszwey Theilen, wovon die Seele
der vornehmſte iſt. Binen Körper, oder ein Ganzes in viele Thei⸗
le theilen; z. 3, eine Summe Geldes, einen Haufen Gerreide. IE
‚es ein zufammen hangendes Gauzes, welches anf ſolche Art körper⸗
uch getheilet wird, fo entſtehen darans Stücke, welche aber auch
eile genannt werden können. -Die Theile einer Wiſſenſchafe
einer Predigt. Ein Tyeil von einem Buche , oder m
ches, welcher von dem Berfaff: rherrühret, und mehr Bände ent ⸗
halten, fo wie ein Band aus mehrern Thetlen beſtehen Fan,
Seinen Theil zu etwas geben, Runen Tpeil von etwas ve.
Fommen, S, auch Ant heil.
Daher auch verſchiedene figürliche Arten des —
* guter Theil, oder ein gut Theil, ‚eine ee
‚ Anzabl. a
ß Wir wären * gewiß ein * Ten fi plechter von, }
Willam. —
ins Helen fehlechter; Er bat feinen Theil befommen, erhal Ru
Schlägegenng, den gehörigen Berweis, dieverdientr Strafe bes
kommen. Br bat feinen Theil gelebt, er bat lange genug welebr,
Zum Theil, einem Theile nad), in etwas. Es ih mir zum Theil
lieb. Zum Theil Fann ich ihn wohl leiden. Theil an etwas
haben, ohne Artikel. Er bat keinen Theil an diefer Sahe,am- .
diefem Verbrechen, bat auf feine Art dazu mirgemirkt. ‚Theilen
etwas nehmen, auch ohne Artikel, ſchon bey dem Kero teilnemen,
Dielen Theil an jemandes Glůck, Unglück, Kummer, Wohl⸗
‚ergehen u. ff. nehmen, dabey mit empfinden, (S. Au Antheik)
Jemanden zu Theil'werden, in feine Gewalt gerathen. Den —*
Thieren zu Theil werden, Eſ 46, 1.
Ingleichen in der zweyten Endung. Großen Teils, größten”
Teils, einem großen, oder dem größten Theile aach Sie Sa⸗
che ift größten Theils vorbey. -Der Ekel gegen die Tugend,
rühret gröfsen Theils von der ſchlechten Art her, wie man
-fle andern beybringet. Meiſten Eheils, mehren Teils, wel
che beyde am häufigſten zuſammen gezogen werden mehrentheils,
meiftentheils, dem mehreſten, meiften Theile nach. Guter Theile,
einem guten, d. i, beträchtlichen, aroßen Thrile nach. Im Ober⸗
deurichen ſagt man auch übrigen Theils, für ubrigens. Yines
Theils — andern Thrils. Eines Theile wundere ich mich
ſelbſt, daß — andern Theils bereue ich es kaſt. Aus biete“
Genitiv ift denn and) das Nebe nwort theils geworden, von wein £
chem an feinem Dete. \ 5
2, In einigen engern ind zum Theil Aatietichen ——
(1) Im Bergbaue iſt ein Thail oder Bergtheil ein beftimmtrr
Theil einer Zeche. Eine Zeche Hat dafelbſt 32 Theile, ein Theil
aber vier Kure. Wo es gemeinigfich augew Fon Schlechtes if,
das Theil. oder Bergrbeil. (ePP Auf den boden Ofen und den
Blechhammern ift Theil, ein von der. Ganze ab: undeingefiinelge
tes Stück, ein Klumpen Eifen welcher zu mehrerer Reinigng aus _
den Gängen’oder Friſchſtucken noch mahls geichmelzer,nnd hernach
un⸗
ee | The 574
9 umgeiwiffen Gefchtechtes, und lautet in der Mundart der Hütten» -- find. Go nennet man ein Stüd Fleiſch theilbar, wenn man viele
leute gemeiniglich Deul oder Teul. Judeſſen iſt es unſtreitig unfer Portionen daraus ſchneiden kann.
Theil, weil es wirtlich ein Stud der Gans, oder beſſer der Ban Die Theilbarkeit, plur. car. das Abſtractum dee vorigen Wor⸗
*
"5 38, das iſt, des Ganzen, iſt. (3) Mehrere in gewiſſen Abſichten
= in ziwen oder mehrere Theile oder Haufen getheilte Perſonen, wer⸗
‚den häufig Theile genannt. So find zwey ſtreitige Perfonen, oder
zwey frreitine Haufen, zwey Theile, welche inden Rechten auch
die beyden Parteyen genannt werden. Man muß beyde Theile
hören. Der klagende, der beklagte Theil. Der Gegentbeil.
Sich mit Feinem Theileeinlaffen. So aud in andern Fällen,
wo nur irgend eine Artdes Öegenfages Statt findet. Ich an mei:
nem Theile, was mic) betrifft, ih von meinerSeite. Ich an mei—
nem Theile Fenne Feine größere Marter als die, wenn Vor»
. würfe, die man ſich härte erfparen Fonnen, zu ihrer Zeit ung
peinigen, Hermes. Sie befördern jedes_an feinem Theile die
häusliche Wohlfahrt, jeder fo viel ihn betrifft, fo viel iu feinem
Vermögen ift. Wir müſſen an unferm Theile unfer Beſtes
thun. Wo man auch wohl die zweyte Endung gebraucht. Ich
meineg Theils. Wirunfers Theils, Er ſchmeichelte ihr fei:
nes Theils au, von feiner Seite, 2
Anm. Bey dem Kero Teil, beydem Ottfried Deil, im Nie⸗
derſ. Deel im Anaelf. Dael, deydem Ulphilas Dail, imSchwed.
© Del, im Engl. Deal, im Böhm. Dil, im Pohln. Dzial; Siebe
Theilen. Das Geſchlecht iſt in den DeutfhenMundarten,imane
zen genommen, nicht einförmig, indem in vielen Oberdeutſchen Ge⸗
genden das ungewiſſe das herrſchende iſt, weiches auch in vielen
Siellen derDentfhenBibel vorfommu; z.B. 1 Mof.ız 10. Egech.
48, 8.9 12. 22. Suc.10,42.
männliche gebraucht wird. Indeſſen iſt das einfache Wort imHoch⸗
deutſchen im männlichen®efchlechte am gangbarfien, einige einzel:
ne RA. eiwa ausgenommen, in welchen fi) das ungewiffe aus dem
Oberdent chen erhalıen bat, Rur in den Sufammenfegungen iſt
das Geſchlecht auch im Hochdeutfehen getheilt, und weng man im
männlichen faat, der Ancheil, Bottandeheil, Nachtheil, der
vortheil, fofagt man hingegen, das Hintertheil, das Dorder-
#heil, dag Erbthbeil, das Bergeheil, das Vatertheil, das Mut⸗
tertheil, das Diertheil, das Sunftheil w. ff Gegenrheil ift
In verfchiedenen Bedeutungen fo gar in beyden Sefchlechtern übe
lich. Diefer Unterſchied gründer ſich nicht auf einen Unterichjed,
in der Bedeutung, fouderiträhret bleß daher, dag einige Wörter
que folchen Dberdeusfchen Gegenden angenonmmen worden, welche
dicfes Wort im ungewiffen Gefhlechte gebrauchen.
Wenn diefes Wort Zahlwörterniangehänger wird, fo bildet es
Hauptwörter, welche einen Theil nebftdrffen Verhältniſſe zu dem
Ganzen bezeichnen, welche Hauptwörter aleichfalls unge wiſſen Ge⸗
ſchlechtes ſind. Man nimmt dazu die Ordnungszabhl, welche aber
die Endung te verlieret, oder fie vielmehr nur mit theil zuſam⸗
men ſchmelzen läſſet. Das Zweytheil, wofür aber die. Halfıe
üblicher ift, Drirtheil, Diertheil, Zehutheil u. f. f.füc der dritte,
»ierte, zehnte Theil, wobey das Wort theil zugleich den Ton
verlieret und denfelben anf das Zahlwort zurüc wirft. Jim ge⸗
‚meinen Leben und der vertraulichen Sprecdhart wird diefes theil
gern in tel verfürgt ; ein Drittel, drey Viertel, ein Simftel, vier
Sechſtel, ein sundertſtel, Tauſendſtel u. ff.
Dagegen in andern Stellen dag:
tes, die Eigenfchäfteines Dinges, da es theilbar ift ; im Gegenſatze
der Untheilbarkeit.
Das Theileifen, des — s, plur. ut nom, fing. im Hürtenbaue,
ein Eifen in Öeftalteines halben Mondes mit einem kurzeuStiele,
das Brandſilber damit zu theilen.
Theilen, verb. reg. act. was in Eines beyſaumen ift, oder bey⸗
fommen ‚gedacht wird, vabfondern, Dinge, welche ein Ganzes ante
machen oder als ein Ganzes gedacht werden, trennen ; ıwo diefes
Wort von fehr weiten Umfange der Bedeutung if, und die Ars
und Weiſe der Abfonderung oderZrennung völlig unbeſtimmt läßt,
Feder Körper läßt fich theilen, in Stück Hol;, ein Std
Brot. u. ff. in drey Theile theilen. Bunächf bebeutet es die
Theile eines Dinges förperlich trennen, fo daß jeder einen eigenen
Kaum einnimmt, hernach aber auch jedes Diug, weiches als ein
+ Ganzes betrachtet werden fann, in mebrere&ange abfondern,follte
es auch nur in Öcdaufen ſeyn. Wenn die Zahl der Theile nicht
aus gedruckt wird, fo bedeutet theilen für ſich allein oft, ein Ganzes
in zwey Theile theilen, - Ein Brot theilen, in zwey Hälften.
Die Beute theilen. Der Seind muß- feine Macht theilen,
Sier theiler fich dev Weg. Eine Erbfchaft unter die Leben
theilen. Die Einfünfte eines Gutes unter mehreye theilen.
Etwas mir jemanden theilen, ihm einen Theil davon abtreten,
widerfahren laffen, Gedoppelt glüklich ift der, der fein Glück
mit einer Battinn theilt, Geßu. Die Arbeit mit einem theilen,
Sich in.etwas theilen, es unter fish vertheilen. . Sich in jeman-«
des Dermögen, in eine Arbeit teilen. So auch die Theilung,
plur. die —en, die Handiung des Theilens, ©, aud) Abtheilen,
Eintheilen, Vertheilen und Zertheilen.
Anm, Schou im Iſidor deilan, bey dem Ulphilas dailan,im
Niederf. deelen, im Alt-Frief. talia, in Angelf. daelan, im
Schmed. dela, im Wend. dejlim, im Böhm, deliti, im Briech.
dehsiy Die nächſte Bedeurung, welche in der jegigen herrſchen⸗
deu zum Grunde liegt, ſcheinet die des Schneidens zu ſeyn, da es
denn unmittelbar zu dem Schwed. tälja, dem mittfern Lat, tal»
are, den $tal,tagliare, und dem Franz.tailler, ſchneiden, ge⸗
hören würde; wenn anders diefe nicht Unterarten der Hauptbedeu⸗
sung find, (S. Diehle) Indeffen fommen doch ben diefem Worte
noch zivep andere gleichfalls urfprüngliheBedeutungen mit in Be⸗
trachtunz, welche ich auf ähnliche Dnomatopdien verfchiedener
Sadengründen: ı. Der Menge, Vielheit, Zahl, Riederf. Tall.
Daher ift im Riederſ. Tall, nicht nur ein Sheit, Antheil, welches
ſonſt auch Deel beißt, fondern auch die Zahl, die Menge, die Hö-
be, Franzöſ. Taille; daber unſer Theil in den Redensarten ein
Theil, ein gut Theil, ein großer Theil, fo viel als Dtenge bes
deutet. 2. Der Rede, ber Sprache, wovon noch viele Beweife
vorhanden find, - Zählen bedenter in erzahlen fo etwas, ehedem
im Niederf.tellen, Engl. tell, wildes das Iutenfivum von their
len iſt. Im Schwed. it Delas auch Streit, Prozeß, und dela,
ffreiten, zanfen, Tal, die Klage, and 1&'ja, nicht allein ſchnei⸗
den, fondern auch erzählen undtadeln, Unſer ertheilen, Urtheil
und ureheilen feheinendiefededeutungnoc beubebalten zu baben,
obgleich die beyden letztern bequem als Figuren von theilen, diui-
dere, angeſehen werden förrnten, wenn nicht Die weitere Bedeu⸗
£ung des Sprechens erweislich wäre.
Der Theiler, des — 57 plur, ut nom. fing. in der Rechen⸗
funk, eine Zabl, mit welcher eine andere getheile wird ; der
Divident.
Der Theilbaber, des— 8, plur.ut nom, fing. Fämin, de
Theilbaberinn, sine Perfon, welche an etwas Sprilbat, doch une
Theilber, —er, — fie, alj.etadv. ».as getheilet werden
Faun, und darf. Die Materie if theildar. Gott if un-
tbeilbar.- Hingegen ebeilbare Güter, Güter, welche ohne Une
terſchied unter die Erben gerheilet werden dürfen, uud auch wal:
zende Güter heißen, inf Gegenſatze der uneheilbaren. 2, Im
gemeinen Leben iſt ebeilvar auch zuweilen, was fich in viele Theile
‚sestheilen Täffer, wofür an andern tbeilhafe und theilfam üblich
.575 The
im engerer Bedeutung, welche ein Ganzes mit andern gemein,
ſchaftlich befiget. Die Theilbaber eines Gutes, Seldes, Zus
weilen auch der Theilgenof:
: Theilbaft,adj. et adv. ». Die das folgende beilbaftig, (©.
dafjelbe.) 2, Im gemeinen Leben ifi theilhaft oft, was fi ber »
quem oder vortheilhaft in mehrere Theile ıhriten läßt, wie theilbar
und theilfam. In welchem Falle nicht nur die-Compararion,
theilbafter, theilbaftefte, fondern auch das Hauptwort die Theil:
haftigkeit gefraucht werden.
Theilhaftig oder theilhaft, —er, — Re, ädj.et adv. Theil an
etwas habend, mis der zweyten Endung der Sache. 1, An dem
Beſitz und Genuß einer Sage Theil habend; wo doch die Eoınpar
ration felten vorfommt. Einer Sache theilbaft oder theilhaftig
werden, den Befiß oder- Genuß derfeiben überfonmen. Semanden
einer Sache theilbaftig machen, ıbm felbige mitibeilen. Ihr
feines Wunſches theilhaftig machen. In der Deutſchen Bir
bel kommt es in dieſer Bedeutung bäufig vor, außer dem aber iſt
esim Hochdeutfchen in derfeverlicheh Schreibatt-am üblichen.
2.An der firtlichen Befchaffeubeit einer Sache Theil habend, ber
fonders an der Schuld böfer Handlungen. - Sich fremder Sün⸗
den sheilbaftig macyen, « Yim. 5, 22. Svemder Lafter theil-
bajtig- werben.
Anm. Im Dän, deelachtig In beyden Bedeutungen, beſon⸗
ders aber der letztern iſt im Hochdeutſchen theilhaftig üblicher als
theilhaft. Das Hauptwort die Theilhaftigkeit kommt ſeltener
vor, ob es gleich nicht ganz ungewöhnlich ift.
Der Theilbaten, des—s, plur.ut nom. fing. anf den Bleche
bänmern und hohen Öfen, ein langer eiferner Hafen an einem
Stiele, das Theil damit vor dem Herde zu ziehen, im gemeinen
Leben Teulbaken. S. Tbeil 2. (2).
Die Eheilnehmung, plur. die — en, vonder. U. Theil an et⸗
was nehmen, die Handlung , da man Theil an einer Sache
nininit; fehon bey dem Kero Teilnumft und Zeteilnufti. Bon
eben diefer R. U. bat man auch die Hanptwörter der Theilnehmer
and die Theilnehmerinn, Perfonen zu N Ai u, — an et⸗
was Theil nehmen.
Theilitz, adj et adv. 1. Theile habend, doch nur in den Zuſam⸗
menſetzungen eintheilig, zweytheilig, dreytheilig u. ff. 2. In
den Zuſammenſetzungen nachtheilig, gegentheilig, vorurtheilig
u. ſef. mo es zuweilen ar die Eomparation verſtattet. ©. diefe .
Pörter.
Der Üheilrichter, — plur. ut nom. fing. in einigen
Örgenden, z. B. im Würtembergifchen, ein Mahme der Berfiger
eines Pupillen » Coleait oder Vormundfchaftsamteg, welche die
Aufſicht über die Erbtheile der Unmündigen Haben.
Theile, adverb. welches aus dem Hauptworte Theil gebildet ift.
3, Für einige, in Geffalt eines unabänderlichen Beywortes, wel⸗
es doch mur im gemeinen Leben üblich iſt. An tbeils Orten,
aneinigen. _
Theils Leute nennen ihn zum Sport den Unverfland, Eron,
2. Theils — theils, wird alg ein Rebenwort, oder. wenn man
Keber will, als ein diejunctives Bindewort gebraucht, wenn fich die
lieder eines Satzes theilen, und getheilt neben einander ſtehen.
Theils warm, theils kalt feyn, zum Theile oder einem Theile
nach warın, einem andern nach aber kalt feyn. Sein Vermögen
befiehet Theils in baarem Gelde, theils in Wechſeln, theils in
biegenden Gründen, sbeils endlich (theils aber) auch in unge-
wiften Schulden. Wo das theils fo oft wiederhoͤblet werden
Tan, ale die Eintheilung es erfordert. Mrillionen verichiede:
ner Bewohner, tbeils-Miegen von Blumen zu Blumen , ıbrıts
kriechen und laufen umher in Labyrinthen des Grafes, Geßn.
wo es aber das vorige Bey » oder Fürwort iſt, und für einige und.
Die Theilung, plur. die — en, das Berbale des Zeitwortes thei—
Der Cheilzirtel,des—s, plur, utnom. fing. ein ftopmedes .
Die übeologie, plur, die —n, aus dem Griech. uud Lat, Theo.
— — PT
© andere Meet, Wenn die lieder einander — daß eines
ifl,das andere aber nicht iſt, fo wird eichtiger, oder wenigſtens
mit mehr Deutlichkeit entweder — oder gebraucht. Man muß
diefes Nebenwort nicht mit ven-adverbifchen R.A. meines Theils, *‘
großten Theils, Eines Theile u. [.f. —— wo — der *
wahre Geunitiv des Hauptwortes iſt. u
P2
Die Theilfiyeibe, plur. die—n, bey RETTEN eine füufts.
liche Scheibe, die Zähne der Rader vermitseift — aufm u
chaniſche Ark einzuideilen. 7
Der Cheilſchilliag, des—es, plur. — an einigen or⸗
teu, ein Schilling, d.i. ein beftimmtes Geld, welches dem Ger # N
rihisberren vonden Erbichaften oder Erbtheilen entrichten wird, _ ;
ben, vie Handlung des Theilens in alten Bedeutungen des Zeits 2
wortes Bey dem Detjsied mir dem u (jeßte) abſtraeto —
Die Theilung einer Er ſchaft, einer Linie, eines Wortes u. ſ f. er
Daher das Tbeilungsg.ıed, in der Logik, ein Begriff, welcher te _ h;
Ars der Haupi⸗Idee, von welcher man eine Eintheilung macht, au⸗ 3
zeigt, membrum dıuicens; das Theilungsrecht, das Recht
die Befugniß, em Ding zu theilen, bejonders ein Grundftüd unter ’
die Erben zu t eilenz das Theilungszeichen, in der Sprachkunſt,
vermittelſt deſſen die Theilung eines Wortes angezeiget wird, ber
fonders am Ende der Zeiten , (-oder 9 bey den ua denarra
der Divis.
Das Cheilvoehe, des — es, plur. — airden reichen Ras — j
‚ nälen, Flüſſen u. ſ. f. ein Mehr, vermittelſt —5 nur der über ⸗
flüſſige Theil des Waſſers abgeleitet oder das Waͤſſer ai er
wird; der Abſchlag, Wafferabichlag. ; \
Stellzivfels, weiler befonders zu Eintheilungen vequeim ifk, indem
er ſich nicht wieder verrücen läßt, =
* ja. 1. Im w eiteften Verſtande, der Lehrbegriff von. einem s
mebtern göttlichen Weſen; in welchen weiteſten Berfiande: u
; nz auch deu Heiden eine Theologie zufchreiber, weiiedod, fo
fern fie ſich auf Vielgötieren ründet, däufiger und richtiger die
Goͤrtterlehre genannt wird. 2. In engerm Verflande ifi es die *
Lehre von dem wahren Gotte und unſerm Verhältaiſſe gegen ihn;
die Gottesgelehrſamkeit. Die natürliche Theologie, im Ges
genfaße der geoffenbarten ; welche legrere 3: ii no engerm Ver⸗
ſtande und am gewöhnlichſten die Theologie ſchlechtbin genaunt
wird, Theologie Husieren, ſich der Theologie widmen. Das —
ber Theologe, weicher fi dieſem Theile der-Gelehrfamkeit ge i
widmet bat, felbige verfebet 3 ein Gottesgelehrter, im gemeinen Be
Leben ein Geiſtlicher. Theolõgiſch, was dahin gehöret, in der
näbırn Dffendarung Gottes gegrtinder iſt. Theolsgifche Wahr—
beiten. 4. Im engfien Berfiande ift es derjenige Sheil die
geoffenbarten Theologie, welcher die Lehre von Gott, feinen \
fen, Perfonen und Werfen enthält; zum Un Merfdiede —
Anthropologie, oder der Lehte von dem Berbältnife der Men⸗
ſchen gegen Gott,
Die Übeorbe, plur. die — n, ein mufi Hfalifches Jnſtrument, wel.
dies einer Laute gleicht, nur daß es größer ift, und einen ſlärkern
und tiegeen Ton hat. Dem Kircher zu Folge, iſt diefes Werkzeug
von rinem Reapoltamihen Marfuicbreger erfunden worden, der
es aus Scherz nach einem Gefäße benannte, worin er feine Quack⸗
ſalbereyen zubereitere, Ein Deutſcher Edelmann, Sieron. Caps⸗
berger hats nachmahls zur Bolltommendeit gebracht.
Das Ühesrem „des — 8, plur. die — e, aus dem Griech. und
Latein. Theorema ,- ein theoretucher Satz, defjen Wahrheit
man nicht eher erkennen kann, nis bis.er erwirfen worden; der x
Lehrſatz. T
eo:
Tssoniifi, m —; adj. etadr. weh ei, —
Einſicht allgemeiner Wahrheiten gehöret, im Gegenſatze des
pre Theorerifche Wahrbeiten, theils allgemeine Wahr⸗
“heiten, Aheils auch actiſch· Wahrheiten, wenn fie bloß allge⸗
am Erlangung der gebörigen Erkenntniß und Einfi —
vorgetragen werden.
— ———— rcvſolbig/ plur. die —n (vierfolbig,) ans beim.
Sriech. und Latein Theoria, 1. Die Ein ſicht allgemeiner Wahr⸗
‚heiten; ohne Plural, und im Gegenſatze der Praxis oder Ausü⸗
bung. 2. Ein Zuſammenbang allgemeinet Wahrheiten Einer
Her, mit dem Plural; der Lehrhegriff. ;
Die Therbutte, ©. Terbutte .·.
Der Theriäk, des —es, plur. docinueve von mehreren Arten, die
e, eine aus gewiſſen gepüfverten Pflangentheilhen mit Honig
"zu einer Latwerge verdichte Arzench wider das Gift. Der gemei⸗
ge Theriat, Theriaca Diatellaron,wird aus der Enzianwur>
— zel, der wahren Oſterluzey warzel, Lorbeeren, Wachholderbreren,
Myrrhen und Honig bereitet. Man hat indeſſen verſchiedene Ar,
= teen, wovon einige für Thiere, andere aber auch für Menſchen ge-
FERN braucht werden. Daher der Theriaks-Krämer, eine Art Hauſie⸗
ter, gemeiniglich aus Ungarn, welche den gemeinen Theriaf für
das Vieh herum tragen, und im mittlern Lat. Experimentato-
+7 res, im mittlern Franz. aber Efprouueur beißen. Das Theri⸗
aks⸗Kraut, ineinigen Gegenden, ein Nahme des gemeinen Bal⸗
drians, weil es mit zu dem Theriafe genommen wird. Das The⸗
riak⸗Waſſer ein ausTheriaf, Eitronen- Schalen, Hautenblättern,
Angelit, Dptam, Giftwurzel u. f.f. mit Weingeiſt und Wach⸗
bolderwaſſer deſtilliertes Waſſer.
Anm. Inden gemeinen Mundarten Driakel, Trijakel, Ip:
riakel, Triachel, Triafos, im Engl. Treacle, im Franz. ſchon
‚2409 Triacle. Der Rahme ſtammet aus dem Griech. von dem
> Worte @ygros her entweder, weil es urfprünglich eine Arzeney für
das Vieh war, als auch, weil anfänglich auch Vipern dazu genom.
mien wurden, welche im Griech. and) Inpex aenanııt werden, Diefe
Arzeney if alt und ſchon von A ndromacho dem Altern, welcher
unter dem Nero lebte, erfunden; und in einem eigenen Gedichte
beſungen worden. Er nannte dieſe Arzeney yaryyav. Séwohl
wider das Gift. Sie unterſchieden ſich theils dadurch, daß zu dem
letztern an die 60. Species, und unter andern auch Vipern und
Opium, zu dem erflern aber nur einige dreyßig Species kamen.
Das Thermomiter, des—s, plur. ur nom. fing. aus dem
Griech und Lat. Thermometrum, eine Art MWettergläfer,
welche die Abwechſelung der Wärme * Kälte in der Luft zeigen,
zum Unterfchiede von den Barometer, Sygromerern.f.f: Das
Wetterglas, im engſten Berftande, bey einigen Reuern der —
memeſſer.
"Der Thörpenthir, ©. Terpenehin.
CTheuer, theurer, (für tbeuerer,) theuerſte, adi. et adv. ein
ort, welches jetzt nur nod) in einigen figürlichen Bedeutungen
übrig ift, ebedem aber deren noch mehrere hatte. ı.* Groß; wel⸗
ches vermuthlich eine der erſten Bedeutungen war, in welcher es
aber lãngſt veraltet if. In einigen Schwedifchen Mundarten if
- dertnoch jegt groß. Das alte tor, tur, for, groß, und viele
Keicht auch Thier, find genaudamit verwandt. 2,* Stark, eine
Ber erften Figuren der vorigen Bedeutung. Auch Diefe Bedeutung,
iſt veraltet, indeffen war es chedem, da die Sapferfeit hauptſäch⸗
lich in der Geärfe des Leibes beftand, für tapfer ſehr üblich, in
x. welcher Bedentung es noch in den Hbeibeutfchen Söriften br
asten Fahrbumdertes häufig iſt.
Der Held thet als ein tewrer Man,
Es ſchry die fchifleuf tapfer an, Theuerd. * *
xdel. W. B. 4. ch. 2 —
der Mithridat als Theriak waren urſprünglich bloße Gegenmittel
‚zbe 378
Darvmb fol ein yeder tewrer Man >.
Sich Rheiner abenthewr unnderſtan
Aus Hochfart und eyteler eer, Kap. 115.
Warlich dev möge werden gezelt
Lůr tewrlich, freysig und mannhaft, Kap. ı6,
{ Ein geld frey R
‚Der frumb und teurlich fey, eben daf,
Uud fi inandern Stellen mehr. Unſer fark und Sürfen ſtud al⸗
lem Anſehen nach nahe damit verwandt. 3. In einem heben Gra-
de werth undlieb; ohne Zweifel eine Figur der vorigen Bedeu⸗
tung, Das theure Wort Gottes, Ein theurer Mann. Mein
theuerker $reund Sein Leben nicht theuer achten, Apofi. 20,
24; nicht werd, Sein Ruhm if mir theuer und werth. 4. Ei⸗
nen hoben Preis habend; im Gegenfage des wohlfeil. Eine
sheure Waare. Die Waare iftfehr cheuer, Das Getreide wird
theuer. Ein theurer Rauf. Das iſt mir zu theuer. Seine gaut
theuer verfaufen, ſich tapfer wehren. Hier if guter Rath theu⸗
er, welches aber auch zur vorigen Bedeutung gehören kann. Das
wird Sir theuer zu ſtehen kommen, auch figulich, du wirſt dafür
viel Unangenehmes empfinden müſſen. Es iſt hier theuer zeh—
ven, wenn dia Lebensmittel theuer find. Jugleichen figürlich.
Die theure Zeit, da die Lebensmittel und beſonders das Getreide
ſehr felten und in einem ungewöhnlich hohen Preife ift, (S. Theu⸗
rung) Ein theurer Mann, der ſeine Waaren gern theuer vers
kauft. Sie ſind mir zu theuer. Da es dann im weiteſten Ver⸗
ſtande auch von dem Preiſe überhaupt gebraucht wird. Wie theu⸗
er iſt das? was koſtet es ? oder was ſoll es koſten ? 5. Feyerlich,
bey allem was theuer, d. i. koſtbak und werth iſt, in welcher Bes
deutung es beſonders voit Eidſchwüren, Verſicherungen und Ver⸗
ſprechungen üblich iſt. Theuer ſchwören, Ezech 21,23. Theu—
ve verheißungen, 2 Petr. 1,4. Einen theuren Eid ſchweren.
Am bäufigften gebraucht man es im Hochdentſchen als ein Neben⸗
wert, und in Verbindung mit dem Worte hoch. Etwas hoch und
theuer verfichern. Daher das Biitwort berbeuern.
Anm. Bey dem Kero tiurir, bey dem Detfried dinr,diurlih,
“bey den Oberſchwaben noch jetzt diur, tuir, im Mederſe dur, im
Dim Schwed. und Isländ, dyr, im Angel. deor, diore, im
Enal. dear; welche alle theils £oftbar, theils aber aud) im Boben
Grade werth und lieb bedeuten. Es feheinet, daf der Begriff der
Größe und der Stärke einer der erfien und urfirünglichfien ges
weien. Zu der Beit, da die Sprachen ausgebildet wurden, war
Förperlihe Stärke das ſchätzbarſte und edelfte, was man fannte,
und da wäre denn der Übergang von dem Begriffeder Größe und
Sarke anf den Begriff der Hochſchätzung und des Werthes fehr
leicht begreiflich. Es müßte denn feyn, daß in den heutigen Bes
deutungen die ſes Worses mehrere ähnliche anfänglich verfehiedene
Wörter znfammen gefloffen wären, Das Schwed. dyr-wird
gleichfaRs in unfever sten Bedeutung von Eidſchwüren und Ver⸗
ficherungen gebraucht. - Eben daſelbſt it Dyrd, Majeftät, Herr»
Ichteit, Wenn dtefes Wort am Ende waͤchſet, und auf das rein
Selbſtlaut folgt, fo wird um des Wohlklanges willen, bald das
vorher gehende, bald aber auch das nachfolgende, wenn aber ein
Miraut folgt, ale Mahl das folgende everfihlungen. Thenter
Steund, für cheuerer. Betheuern für berheuven. Die theuer⸗
‘fen Waaren, für eheuczefen oder theureſten.
Theuerdank, —es, ein erbigtersr eigenrbünlicher Rahme, ans
=. ger welchen KüiferMeorimilian Lfeine eigenen tapfern und asführe
licheu Thaten beſchrieb welche Geſchichte nachmahls Held. Pius
zing in Reime brachte, oder doch ausbeſſerte und heraus gab, Die
Unfunde der wahl nBedeutiung dirfes Wortes verleitete den Bits
eentins Placeins esdurh Caraegrates, Cari- Gratius ode
Rarigratiusgu überfegen, Allein, theuer bat hier die veraliese
De Der
579 Ä The. neh e ;
Bedeutung des tapfer, kühn, gefäßlich; Dan aber ſcheinet bie
gleichfalls deraltete Bedeutung eines Preiſes zu haben. Theuer⸗
dank würde alſo den durch tabfere Thaten errungenen Preis be⸗
zeichnen, Weil die erſte Ausgabe dieſes Gedichtes zu Rürnb. 1517
mit einer ganz neuen und zierlichen Art von Schrift gedruckt wur⸗
de, welche aber nicht, wie faſt allgemein geglaubt wird, in Holz
geſchnitten worden, ſondern eine wahre gegoſſene Schrift iſt, wie
aus einigen verkehrt ſtehenden Buchſtaben erweislich gemacht
werden kann: fo wird dieſe Act von Schrift noch jetzt bey den
Schrifsgiegern und Buhdrudern Theuerdanf genannt,
* Die Theuere oder Theure, plur, die—n. ı. Der Zufland, da
ein Ding theuer-ift, doch unr in der vierten Bedeutung diefcs
Wortes, und ohne Plural.
einee Waare. Im Hochdeutfcher iſt es veraltet, oder wird doch
dafelbft wenig gehöret. =. Im Oberdeutſchen gebraucht man es
S auch für das folgende Theuerung, ©: daffelbe.
Die Theuerung, plur. die —en, von dem veralteten Zeitworte
; tbeuern, theuer machen, welches noch in vertheuern üblich iſt,
oder vielmehr unmittelbar von theuer und der Ableitungsſylbe
— ing oder ung, Es iſt nur in der.vierten Bedeutung des Bey⸗
wortes üblich. 1, Der Zuftand, da eine Waare theuer ift, d.1.
in einem hohen Preife bezahlt wird, welches von ihrer Seltenheit
herrühret. Die Theuerung einer Waare. Im Oberdeutfchen
die Theuere. Am üblichften iſt es, 2, in eugerer Bedeutung,
den Zuftand und den Zeitpunck zu bezeichnen, da die nothwen⸗
Sigfien Lebensmittel, und befonders das Getreide und Brot, we⸗
gen ihrer Seltenheit in einem drückenden hohen Preife ſtehen;
im Hberdeusfchen gleichfalls die Theure, Line Theurung ma:
hen, verurfachen. Inder Cheurung, zuder Zeit, wenn uff.
Die Dürre macht felten, überflüfiger Regen aber allezeit
Theuerung. Der höchfte Brad der Theurung iff-die zungers⸗
noth. :
* Das Thienenholz, des —es, plur. car, ein in Dentſchen un ·
gewähnliches Wort, welches nur Hffenb.ı8, ı2 eine Art auslãu⸗
diſchen wohlriechenden Holzes zu bezeichnen, vorfemmt, Luther
bat das Wort aus den Griechiſchen Beywort Suiro⸗ bepbehalten,
deſſen Hauptwort Sua lautet, welches der Nahme des Baumes
iſt. Man hält es geineiniglich für eine Art Zedernholzes.
Das Thier, des —es, plur, die —e, Diminut. das Thierchen,
Oberd. Thierlein. 1. Im weiteſten Verſtande, ein jedes lebendi⸗
ges Geſchöpf, ein Körper, welcher der Empfindung und freywilli⸗
gen Bewegung fähig ift. Ein unvernunftiges Thier, zum Unter⸗
4erfchiede von dem vernünftigen, welches doch unter dem Nab-
men des Menſchen am bekannteſten iſt. Es wird hier nur als ein
allgemeiner Ausdruck gebraucht, die Claſſe oder das Geſchlecht zu
bezeichnen. Wenn ſich der Menſch zum Geſchlecht der Thiere
rechnen muß, fo kann er doch auch in mancher andern Abſtcht
feinen wahren del und Vorzug erweifen, dieihm auf einen
höbern Rang ein.gegrimdetes Recht geben. Wenn man im vers
traulichen Scherze oder aus Verachtung seinen Menfchen ein
Thierchen oder ein Thier nennet, fo ift es ohne Zweifel eine Fir
gur einer der folgenden engern Bedeutungen. ‚Sie ift ein-hapli-
ches Thier. Er ift ein freudenvolles und.gramlofes Thier,
2. In eugerer und gewöhnlicher Bedeutung führen nur die unvers
nünftigen Thiere, oder mit bloßer Sinnlichkeit und freyen Bewer
gung verfebene Körper den Rahmen ver Thiere. Und da Batman
zahme und-wilde Thiere, laſttragende Thieve, vierfüßige, ge—
ftederte, kriechende, ſchwimmende Thiere, wovon die mehreſten
Arten wieder eigene Gefchlehtsnahmen haben. 3, In noch en⸗
gern Bedeutungen. (a) Oft verſtehet man unter Thier ſchlechthin
ein vierfüßiges auf der Erde lebendes Thier. Ein wildes Thier.
So auch in den Zuſammenſetzungen Rennthier, Murmelthier,
7
ThiuDiuri, Ottfr. Die Theure
Elendchier ji Panterthter Tiegerchier Mraufebier —
(b) Mit diem andern Nebeubegriffe werden die — —
großen vierfüßigen Raubthiere nur wilde Thiere ſchlechthin ger
nanut. Den wilden Thieren vorgeworfen werden. Mit wil⸗
den Thieren kampfen müſſen. (c) Ein Maulthier heißt in der
Deutſchen Bibel nur ſchlechthin das Thier. Er hub ihn auf
ſein Thier, Luc. 10, 34, Wie man denn im gemeinen Leben dieje⸗
nigen zahmen vierfüßigen Thiere mit welchen man am meiſten
umgehet, in manchen Gegenden noch Thiere zu nennen pflegt, .
H,ImengfienBertande iſt beyden Jügern das Tier, das Weib⸗
chen des Roth» und Damwildes, welches von dem irſchgeſchlech⸗
te auch die zirſchkuh, das Wild, die Sindinn, von dem Rehbocke
aber dag Reh genannt wird, Im Engl. Deer. Das Schwed,
Djur bedeutet auchden Hirſch. ——“
Anm, Im Rotker Tier, im Willeram Dier, im Riederfächf.
Deert, im Angelf. Deor, im Engl. Deer, im Dän. und Jeland
Dyr,im Schwed. Djur, im Griech Sup, Augıos. Da das Wort
in fo mancherfey Eiuſchrãnkungen gebraucht wird, und fich jeßt *
nicht beftimmen läßt in welcher Bedeutung es am erſten ger
braucht worden, fo läßt ſich auch deffen Abflammung nicht mie
Gewißheit beſtimmen. Wenn nur große Thiere anfänglihmie -
diefem Nahmen belegt worden, fo würde vielleicht nur das alte
tor, ur, for, groß, als das Stammwort angefehen werden kön⸗
nen. (8, Theuer ı.)
allgemeine Benennusgdeffen, waslebt und fich beivegt, gewefen,
fo ſcheinet der Begriffder Bewegung der herrſcheude zu ſeyn der 2 HE
denn eine Dnomatopdie einer Art der Bewegung feyn,und zudem
Hollãnd. tieren, wachfen, gedeihen, dem alten Getier, Beiwe⸗
gung, Lärmen u, fi f. gehören würde,
Der Thierärzt, ©. Dieharze, —“
Der Thiergarten, des —s, plur. die —gärten, ein Garten,
d. 1. eingefchloffener Plag, in welchen wilde vierfüßige Thiere un«
terhaltgu werden, U
Das Thiergefecht, des —es plur. die —e, ein Gefecht, wel⸗
ches von vierfüßigen, gemeinialich wilden Thieren, zum Bergnüs
‚gen der Zufchauer veranftaltet wird; bey einigen der Thier⸗
kampf. —
Die Thiergeſchichte, plur. die —n, die Naturgefchichte der
Thiere, derjenige Theil der Naturgeſchichte, welcher die Thiere
beſchreibet und eintheilet; eigentlich ohne Plural, der aber Statt
findet, wenn mehrere Bücher oder Lehrgebaude diefer Art begeiche
met werden folen,
Thierifch —er, —te, adj. et adv.
- tung des Hauptivorteg, zu einem Thiere, d. i. mit Empfindung und
freyen Bewegung begabten Gefchöpfe, gehöria, indeffen Befhaf
fenbeit gegründet. Das fhierifche Leben, das bloß finnliche, im
Örgenfage ; theils des vegerabilifchen, theilg aber auch des
vernünftigen. Thierifche Eigenfchaften, welche einem Körs "
per als einem Thiere zukommen; 5.8. finnliche Empfindung, -
2. Ju gewöhnlicherm Verſtande, in der
freye Bewegungu. f. f.
zweyten Bedeutung des Hauprwortes, Fertigfeit zur möglichften
Befriedigung finnliher Triebe, mit VBernachläffigung böherer
Einfidten und Bewegungsgründe, habend und darin gegründer ;
im Gegen ſatze des vernünftig. Ein thierifches Leben fuhren.
Thierifche Triebe, Vergnugungen. Der höchſte Grad des Thies
riſchen iſt vichifeh, wohey das gefellichaftliche Leben der Dien-
{chen völlig unterbrochen wird, —
Der Thierkreis, dea—es, plur. die —e, in der Aſtronomie, ein
Kreis in der beweglichen Fläche der Weltkugel, innerhalb deſſen
ſich die Planeten beivegen. Seine Breite beträgt 10 Grad anf je⸗
der Seite der Ekliptik, und wird auch, wie dieſe in zwölf Theile
oder ſo genannte himmliſche Zeichen getheilet, welche aus Stern⸗
* r bildern
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Wenn es aber ur fpeüngli fhon eine
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1. In der weiteſten Beden⸗ 2 {
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— Silben PR, nnter — man Ri {bon von ben: —
— Zeiten her gewiſſe Thiere gedacht hat, wovon er auch den Rabmen
© hat, nennet ihn den Bilderbogen, andere haben dafür
das Wort ZeichenPreis vorgefchlagen.
Die Thierpflanze, plur. die—n, eine Art natürlicher Körper,
halb einem Thiere und halb einer Pflanze gleichen, d. i.
— welche in der äußern Geſtalt, der Fortpflanzung und dem Wachs⸗
ii» thume den Pflanzen gleichen, aber wegen ihrer willführlichen Nah⸗
xung / rãaumlichen Bewegung und Empfindung wirklich zu den
Sbieren gehören; Zoophyta Linn. Bey einiaen Pflanzen:
=. tbiere, Dahin gehören z. B. die Polypen, der Bandwurm, die Ro⸗
ſenkränze und fo ferner,
"Die Thöle, plur. die—n, in * niedrigen Sprecharten Nieder,
ſachſens, theils einen jeden großen Hund im verächtlichen Ber»
Mande, theils aber auch eine Hündinn oder Petze zu bezeichnen,
Schon im Griechiſchen SMeu, das Weibchen. ©. Bete.
Thomas, ein männlicher Taufnahme, welcher aus dem ebr. oan,
Zwilling, herſt ammet, einen Zwillingsbruder bedeutet, und aus
der Deutſchen Bibel beybehalten worden. Im gemeinen Leben
wird er bald in Thoms, bald in Maß verkürzet, welches aber mit
Mag, Mathias, nicht verwechfelt werden darf, —
Ser Thon, Topus, S. Ton.
Der Thon, des—es, plur. doch nur zuwe ifen von —— Ar
ten, die——e, beſſer Thonarten, eine zäbe, fhlüpfrige und fette
Erdart, welche an der Zunge klebt, im Waffer zu einem Teige
«wird, der ſich aufder Scheibe drehen läſſet, mitden Säuren im
\ Waſſer aufbraufet, und.in dem Feuer erhärter, daher fte fehr be»
quem ift, allerley Gefäße daraus zu verfertigen, (S. Töpfer.)
Man finder den Thon von allerlep Farben, welche von den beyge⸗
mifchten metallischen Theilen bercühren, Weißer,grauer, blauer
Thon, n.f.f. Pfeifentbon, Porzellan-Thon, gemeiner Töpfer:
wc?
— —— — —
F Y
genannt wird,
Anm. Das Wort ift wohl nur im Dberdeutfchen einbeis
- mifh , indem. e3 in den Niederdeutſchen Mundarten und den
© ,.° mit ihnen verwandten Sprachen nicht ‚befindlich zu ſeyn fcheis
J net. Die Dänen nennenden Thon Leer, die Engländer. Clay,
def es mit, dem. Giich. Ir, Erde, verwandt ſey; allein,
da es in dem zu Augsburg 1483 gedrusten Buche der Nas
„sur aus drucklich Tahen lautet, foficher man wohl, daß er ven
Nahmen von feiner Dehnbarkeit hat, und zunächtt mit dem
Intenſivo dehnen, und deſſen veralteten Stammmorte.dehen
verwandtif, (S. Debnen und Dohne.) Um deßwillen wird
es im Hochdentſchen auch mit einem th gefchrieben, obgleich ans
dere es mit einem D fohreiben,, Frifch aber gar Tohn daraus
machte.
Thonartic/ —er, —— adj. et adr. die Art, d. i. Ratur,
Beſchaffenheit des Thones an ſich habend. Thonartige Erden,
Steine u ſf
Der Thonbefchlag, des —es, — die — ſchläge, ein Bes
ſchlag, oder ‚Überzug von Thon, dergleichen mıan 4. B, über
die alüfernen Retorten zu machen pflegt.
Der Thenerabt, des — 28, plur, die—e, bey den Töpfern,
ein dünner Meffingdraht mit zwey Griffen am abe⸗ den Thon
damit abzuſchneiden.
Die Thonerde, plur. doch. mir von mehrern Arten, die —n
. In der Chymib, die Beſtanderde des Thones welche mit der Vi⸗
triolerde den Alaun ausmacht. 2, Eine jede Erde, welche dem
Thone gleicht, d.i. ſchlüpfrig und fett anzufüblen ift, ſich im Waſ⸗
fer auflöfenlöffer, im Feuer erhärtet uud mit den Säuren nicht
— thonartige Erde;
thon welcher letztere auch Letten, und in Riederſachſen auch Dwa
und eihige Niederdeutſche eleichfals Kley. Friſch glaubte,
582
Thönern, adj. etady. aus Zon ‚bereitet ;. — ‚Thönerne
Gefäße, Pfeifen, Schüffeln, Teller u. ſef.
Die Thongrube, plur.dsie—n. 1. Eine Grube, aus welcher
Thon gegraben wird; 2, Bey den Töpfern, ein Behältnif, den
vorrätdigen Thon darin anfjubevaßeen,
Thonicht, —er, — fie, adjı et adv. dem Thone ähnlich, Ei⸗
ne thonichte Erde.
Thonig, —er, fe, adj, etadv. Thon enthaltend. Kin tho—
niger Boden oder Acker.
Der Thonſchlaͤgel, des — 5, plur, ut nom. fing. bey ben To»
pfern, ein vieredigter Klotz mit einem Stiele, den Thon dansit
zu runden Klumpen zu ſchlagen.
Die Thonfchneide, plur.die—n, eben daſeloſt, ein wie ein hal»
ber Mond gedogenes Eifen mit zwey Griffen, den Thonklumpen
damit zu dünnen Blättern zu fchneiden.
1, DasChor, des— es, plur. dir—e. ı. Im weiteften Ver ſtan⸗
de, eine jede große Thür, in welchem Falle es doch nur noch in ei»
nigen Fällen üblich il. Das Scheuerthor. Auch in großen Palr
läften und Kirchen pflegt man die Eingänge noch zuweilen Thore
zu nennen, wenigftens fagt man in einigen®egenden fürRirchtbür
beftändig Kirchthor. 2. Am üblichſten ift es von den großen Ein
gängen in den Ningmanern oder Befriedigungen eines Raumes;
daes denn bald vonder Dffuung, bald vonder aus Bretern oder
Bohlen befiehenden beweglichen Verwahrung diefer Offnung oder
den Thorflügeln „ bald aber von dem ganzen Gebäude, deffen
Saupttheil diefe Offnung iſt, gebraucht wird. Das Gfrtenther,
zum Unterfchiede ‚vom der Fleinern Gartenthür; das Söfther,
welches auch der Thorweg , die Thorfahrt genannt wird ; dag
Schloßthor, in der Ringmaner eines Schloffes. Etwas ane
‚feben, wie die Kuh das neue Thor, mir unwiffender Verwun⸗
derung, Am üblichften ift es von den großen gemeiniglich gewölb⸗
sen Eingängen. in den Ringmauern der Städte, Fefiungen und
Sleden, für Stadtrhor, zum Unterſchiede von denkleineru Pfor—
ten oder Pförschen. Durch das Thor fahren, gehen. Zum Tho—
re hinein, hinaus fahren. . Die Thore fperven, ſchließen.
Zum Thore hinaus laufen. Vvor das Thor geben, d.h inden
Kaum zunächft außer dem Shore. Inder Deutfchen Bibel bedens
tet es figüclich, theils dieStadt felbft : dein Same fol beſitzen die
Thore feiner Seinde, ı Mof. 22, 17. Kin Sremdling; der im
deinen Thoren if, 2 Moſ. 20,10. ' Theils aber auch den Ort
des Gerichtes, wril man inden Diorgenländern ehedem unter der
Sporen Gericht zu haften ‚pflegte, wie in. mandıen Gegenden
noch jest gejchiebes. Streitige Sachen in deinen Thoren, 5
Dof. 17, 8 Dieim Thor figen, wafchen von mir, Pf.69,13,
Der MNarr darf feinen Mund im Thor — aufthun. Sprichw.
24,7:
. Anm, Im Iſidor Dor, = dem Roiter Tore, bey dem Ul—
shilas Dovr, im Riederf: und Engl. Door. 2 ift mit Thür
auf bes genewefle verwandt, nur daß der Begriff der grögern Off⸗
nung bier durch das breitere o ausgedruckt wird. S. Ch üy:
Der Thor, des—er, plur. die—en, Fämin,die Thörinn, -
2,.* Eine des gefunden Berfiandes beraubte Perfon, ein Wahn⸗
finniger, welchen man in härtermBerftande auch wohl einen Nar⸗
ven zunennen pflegt, Die Thoven werden nicht irten, Ef. 35,8.
Zn diefer Bedeutung iſt es jetzt imHochdeurfchen veraltet, allein,
chedem inar. es in derfelben fehr gangbar. Am Oberdentſchen ſcheĩ⸗
net diefeßcdentung no üblich zu fepn. Ain Tore, im Schwa-
benfpiegel, Ju einem alien Voeabulario von 482 if bäber toren,
wahn ſinnig fen, raſem. 2. Im engern uud gewöhnlichen Ber«
fände ift ein Thor derjenige, welcher. entweder oh Abſicht han⸗
dels,oderAbfichten ohne Mitielſoder durch untangliche dl ictel zu er⸗
reichen ſuchtz im Gegenſatze fo wohl des Rlugen, als des *
Oe 2
Ye} .r * —
53 _ 7)
Es iſt in dieſer Bedeutung ſo wohl ein — als er glimpfli⸗
Derer Ausdruck für das hartere und niedrigere Harı. Ich muß:
e wohl ein Thor ſeyn, wenn ich das thate. Die edelſten un⸗
‚der den Menfchen haben den Beyfall der Thoren verachtet und
entbehret, Gel. Die Wiffenfchaft, zu rechter Zeit ein Thor
zu ſeyn, iſt noch bie einträglichſte unter allen, - 3. In der
Deutſchen Bibel hat diefes Wort noch die Bedeutung, eine!
Gottloſen, Maieehafeen ‚ welche aber außer besfelden nicht
gebräuchlich if.
Anm.
Door,mwo auch ſich doren chöricht handeln ſich betriegen, und där,
dar, albern iſt, im. Schwed. Dire, im Slavon. Durak. Entwe⸗
dei mit dem herrſchenden Begriffe des Hafens, Tobeus, weil die
Bebertung eines Wahnfinnigen doch eine der erſten ift,da es denn
zu unferm Aören, Sturm, dem Griech. Ingag, ungeſtüm, turnies
renu.a.m, gehören würde, In einem alten Bocab. von 1482
wird toren wirklich Mech raſen erkläret. Oder auch mit dem
Herrfchenden Begriffe der Dummbeit, Beftürzung u. f. f. als ein
+». Beriwandter vonbeftürzen,dem Niederf. verſt ört, dem alten noch
bey den: Jeroſchiu befindlichen vertoren, erſtaunen, dem kadu-
oran, verwirrt, befhänt, inder Monfeeifchen Gloſſe, und dem
alt-Seanz.daurne, beffürzt, tonrdi, Da die Endiaute oft nur
Beſtimmungen derStammfylde find, fo fcheinet das Schwed.DA,
Wahnfinn und Unbewußtſryn, das Stammwort zu ſeyn, von wel.
chem mit verfchiedenen Endtauten, fo wohldie Schwed. dan ra⸗
fen, aalg, närtifch, däfna, nicht geſcheut ſeyn, Däre, und
Däfe, cin Thor, als auch unſer Jamifip, das Lat. demens, und
andere mehr abftammen,
Die Thorfahrt, plur. die —n, ein Thor oder große Thür, weidk
Hof für Wägen beftimant if, damit feldige dadurch fahren fönnen;
der Thorweg. ' Dergleichen Thorfabrten gibt es befonders auf
' den Lande fo wohlaufden Höfen, als auch anden Hänfern. ı ©,
» Thor:
Der Thorflügel, des —s, plur. ut nom. fing. die aus Bretern
oder Bohlen beſtehende und.auf der Angel bewegliche Verwah⸗
rung eines Thores oder Thorweges, fie beſtehe nun ang ei⸗
nem oder zwey Theilen. Die Thorflügel zumachen. Siehe ı
Ehor.
Das Thorgeld, des—es, plur. doch nur von mebrern Sume
men, die —er, Geld, welches in dem Thore erleger wird, und bes
fonders dasjenige Geld, welches man für den Einlaß nad bereits
gefperrten Stadtthoren entrichtet, das Sperrgeld; der Thor:
greofchen, wenn daffelbe in einem Groſchen beſtehet.
Die Thorgloke, plur. die—n. 1. Eine Glocke, welche aufoder
Aber einem Shore hänger. =. Eine Glocke, mit welcher das Zei-
hen der beverfichenden Sperrung oder Schließung der Stadt-
thore gegeben wird; die — —
Der Chorgeöfihen, des * plur, utnom,lfing. S. Thore
geld.
Die Thorheit, plur. die ie, vone Thor 1. Der Buftand, da
jemand ein Thor if, ohne Plural. In der erſten Bedeutung des
Wabnſinnes, der Tollheit, iſt esim Hochdeutſchen gleichfalls vers
altet, indem es nur in der zweyten Bedentung gebraucht wird, den
Zuſtand zu bezeichnen, da man entweder ohue Endzwecke Handelt,
oder Endzwecke ohne Mittel oder durch untaugliche Mittel errei-
chen will, oder auch die Fertigkeit zur nurichtigen Beſtimmung
des Guten und Böfen und die Stufen derjelben, im Gegenfageder
Zlugheit und Weisheit. In noch weiterer Bedeutung wird es
in_der Deutſchen Bibel Häufig von der Gottloſigkeit gebraucht,
2,Eine in diefem Zuftande gegründete Handlung; nrit dem Pluraf,
Sine Thorbeir begehen. Das wäre eine große Thorheit. Es
wäre eine Thorheis, daran zu denden, Diefürzeften Thorheis
au
Bey deu Schwäßifgen Dichteru Tor, im Niederſ.
‚sen — beften. Ein * PARE Ser — — ;
wo gar feine begreifliche Abficht zum Grunde liegt. ;
Anm. Bey dem Hornegk in des zwepten Bedeutung To
werd, welches aber auch Poffen bedeutet, i im Nicderf: Dorije,
Der Thorhüther, S. Thorwärter,
Thöriche, —er, —fe, adj. et, ady. einem Sporen —
Thorbeit gemäß, eine Thorheit enthaltend und darin gegründet,
in der zwepten Vedentung- des Wortes Chor, Kin thörichter
Menſch. Thöricht handeln. Sein Geld auf eine thorichte Are
durchbringen. Thörichte Anſchlage. Ehedem gebranchte man
es auch für unſiunig, toll, und duoch jetzt pflegt man einen tollen
Hund, in einigen Öegenden einen tborichten und zu nennen,
Im Riederſ. dorlik, im Schwabenfpiegel mit einem andern Ende
‚laute toerlch, gleichfam thöriſch. Thoricht fleber für tborach«
tig, wie es in einigen Oberdeurfcehen Gegenden wohl noch lautet;
‚folglich ift die Schreibart thörige unrichtig, zumabl,daes ohne
Bin feine Endſylbe ige, wohl aber icht gibt; thörig aber ıwürde >
richtig fenn, wenn nur Thor nicht eine —— ſondern einen —
ſtand oder eine Handlung bedeutete.
*Thörlich, adj. et adv, welches mit dem vorigen steichgebeutend
ift, und in der Deutfchen Bibel mehrmahls vorkomnit, aber
Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht wird.
Der Thorriegel, des —s, plur. ut nom. fing.-von a. Toon
der Riegel, womit ein Thor verfchloffen wird,
Der Thorſchließer, des —s, plur.ut nom. fing ——
ſen Pflicht es iſt, das Thor ober die Sboregu gehöriger Zeit, aufs
und zuzuſchließen.
Der Thorſchluß, des —ſſes — inuf. die Handlung, da die -
Stadtibore Abends gefchloffen werden, und die Zeit, un welche
ſolches zu gefcheben pflegt. (S. Thorfpetre.) Por Tora,
indie Stadt Fommen. j F
Der Thorſchlüſſel/ des—s, plur. ut nom. fng. ber PPFAIE
ſel zu einem Shore,
Der Thorſchreiber, des —s, plur, ut nom. fing. ein obrigfeit-
licher Unterbeamter, welcher die zu dem Shore ein⸗ oder —
heude Waaren oder Perfonen aufzeichnet.
Die Thorſperre, plur. inwi. die Handlung, da die Seabrthore
gefperret werden, inafeichen die Zeit,da daffelbe gewöhnlich zu ges
heben pflegt. Die Thorſperre gehetgemeiniglich vor dem Thor⸗
ſchluſſe vorher, und geſchiehet mis dem Anfange der Dämme⸗
rung.
Die Thorwäche, plur, die —n, die Wache in einem Shore, beſon⸗
ders in dem Stadtthore.
Der Thormärter, des — 3 ur. ut nom. fing. derjenige,
welcher dazu beſtellt iſt, in den Thoren aufdie ein und ausgebens
*
den Perfonen Acht zn haben, dergleichen Shorwärterssinden, -
Sie werden auch Pfortner und Thorbücher ges
m Chor: .
Klöftern gibt.
nannt. Inden Städten if der Thorwärter oft mit
fchveider einerlcy, zumeilen aber * noch pon demfi ben der⸗ #
ſchirden.
Der Thorweg, des —es, plur..die — ‚eigentlich ein Fabrweg —
durch ein Thor, oder ein Thor; fo fern es zu Verſchließung eines
Fahrweges beſtimmt iſt. Am hänfigften gebraucht manes ſo wie
Thorfahrt von ſolchen Thoren, welche bloß und aßein für Wagen ⸗
beftinunt find, befonders anf dem Lande, auf-den Höfen und am
den Hänfern, welche aber auch Thore genannt werden. Im Nies
derf. Diürweg, welches von dör, dür, durch, abzufammen, und
eine Durchfahrt zu begeichnen ſcheinet.
* Der Thram, des —ens, plur. die —en, ein Dberdentiches, im
Hochdentſchen unbekanntes Wort /einen Balken zu bezeichnen. Er
legte Thramen außen am Sauſe umher, Kön. 6,6. Das
Dort it mit dem Lat. Trabs nur im — deeſdichen, ohne
eben
*
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"rg
—
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oben von beimfelben abzuſtanmen. Esift mit unſerm Trumm und
Deüummel verwandt. S. auch Tram. *
Der CThran, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder
thran. Thran brennen oder fieden, durch Zerlaffung oder Sie—
bung des Fifchfettes Thran hervor bringen. Speckthran, Thrau
boon Wallfiſchen; Robbenthran, von Seehunden Leberthran
oder Berger-Thran, ans den Lebern gewiſſer Fiſche und Seethie⸗
re, welches zu Bergen in Norivegen beveitct wird,
7.2 Anm: Im Niederfüchl. Traan, in Schwed. Tran, im Engl.
0 Trainoil, Die Ableitung von dem folgenden Thräne und thra=
N d. nen, in der weitern Bedeutung des Tröpfelns, würde alle Wahr⸗
ſcheinlichkeit haben, wenn'diefes Wort nicht, wie von einigen vers
ſichert wird, mit der Sache feldft zuerfi aus Rußland zu ung ger
kommen wäre, In einigen Öegenden ift es ungewiffen Geſchlech⸗
tes, das Thran. —
Det Thranaicher, des —s, plur. ut nom. fing. in den Thran⸗
5 brenneregen, ein Geſchworner, der die Shranfäffer aicht oder die
fierer, damit fie alfe gleiche Größe haben,
Die Thrandreinerep, plur, die —en, eine Anftalt, 'wo der
Sbeck dir großen Seeft ſche zu Thran zerlaffen wird, die Thran⸗
„ Focherey, Thranfieserey, Thranbürte. *
1.* Die Thräne, plur, die—n, ein nur im Riederdeutſchen üb⸗
Aiches Wort, die ungeführ wen Soll langen Locken an den Eiche
bäumen zu bezeichnen, weiche im Srühlinge die Blüthen mir gelr
ben Füferchen enthalten.
Eiche 5 Katze. ; ee)
2. Die Thräne, plur. die—n, eine Art Bienen, welche größer
und ftärfer, ale die gewöhnlichen Arbeitsbienen find, und deren es
in jedem Stode eine gewiffe Anzahl gibt. “Sie find von vielen,
ebgleich ohne Orund, für dir Männchen der Birnen gehalten wor⸗
den; gewiſſer iſt, daß fie nur zur Ausbringung oder Ausbrütung
der Jungen beffimmt find, weil fie nach VBoßendungder Zeugungs⸗
© 2 Seit von den übrigen Bienen ünmtlich bingerichtet werden;
Selmbienen, Waiferbienen, Brutbienen Sie baben ihren eiges
nen Thranenweifer, weicher feine eigentlichen Bienen, ſondern
niur Thränen zeugt. (©. auch Afterthrane.) Der Nahme wird
im Hochdeutfchen bald Thräne, bald Threne, im Nieberdeutfchen
‚aber richtiger Drohne geſchtieben, weil er wufteeitig von dem
Miederd. droöhnen, einen hellen, hohlen, zitternden Schall von ſich
geben, abſtanunet, indem ſich diefe Are Bienen durch ihr beſonde⸗
zes Sumſen von den übrigen unterſcheiden, daher fie in einigen
2 Gegenden auch Summeln, und im Franz. Bourdons heißen,
In Engl, beißt eine folbe Thräne Drone, im Angalf. Draen,
Dran, im Shwed. Drön, Prönje, im Latein. Fuci, Sire-
nes, im, Griech zypuueg, o jggas, und bey dem Arifioteles «ss-
© Yggen „ revIgydev, welche beyden letztern mit dem Deutſchen
Thrane genun perivandt find,
8. Die Thräne, plur. die —n, Diminct das Thränchen, Oberd.
* Thranlein, ein einnender Tropfen. Das tropfenweiſe aus den
Dichten und Kienbäumen rinnende Harz beißt bey dem Stumpf
Thranpech Thräupech Die Tropfen, welche aus den beſchnitte⸗
nen Heben des Weinſtockes inı Frühlinge rinnen, find in: Wein⸗
Baue unter dem Nahmen der Thranen und Rebthranen befaunt,
Im Ricderdenrfchen wird es in noch mehrern Fäßenfür Tropfen
gebraucht. Ju engerer und gemwöhnlicheror Brdeutung, die aus
din Ansen in Tropfen rinnende wäfferige Feuchtigfeit, Wenn
man das Auge drunter, fo geben Thranen heraus, Eir.er, 23,
Much der Aiuch verurfacher Thranen. Thränen Ser Sreude
oder Sreudentbränen.- Befonders, fo fern ſie ein Metkmahl des
Schmerzens, des Graiurs, der Wehmuth find. Thränen per⸗
J
Quantitãten, die—e, flüſſiges oder ausgelaſſenes Fiſchfett, Sifche
halten, oder zurück halten.
In andern Gegenden beißen die ſo ges
nannten Rägihen an den Walſchen⸗ und Haſelnüſſen Drönen.
2.77: 386
‚gießen, weinen. - In Thränen zeichen, fchr heftig weinen.
‚ Bittere Thrärien weinen, in einem hoben Grade des Schmerzen,
" des Kummers. Jetzt weinte er Thränen, die nicht birterer ſeyn
konnten. Etwas mit Chränen ſehen, hören, lefen. Dir Thr—
nen fihoffen ihm in die Augen · Er konnte die Thranen nicht
In Thranen und laute Blagew
ausbrechen.
Und ganzen Sauren
Lockt er die Thränening Geftche, Gell.
Mein Sreundiftfore!
Und meine Thränefließe umfont, Weiße,
Wo es collective anflart des Plurals feht. Etlich⸗ Chränden
© aus ein Paar fo fchönen Yugen konnen bald die Slammen eis
nes erzürnten Shemannes auslöfchen, Weiße, Dein Staar'
bat mich manches Thrändengekoffer, eben derf. Diebiblifchen
Wortfügungen,, die Augen rinnen mir Chränen, Ser, 9, 18,
die Augen fließen mie Thränen, Kap. ı3, 17, find fehr harte‘
Figuren, ob fie gleich von unfern neuern Dichtern Häufig nachges
ahmet worden, }
Anm. Bey dem Notker Trane, bey andern Oberdeutfchen
Schriftſtellern im Plural Treben, Treber, in iefland Trahn,
im Plural Trane. Friſch fahees fehr gezwungen als ein aus dem
gletch bedeutenden Zähre, Miederf. Tare, durch die Verfegung
der Bnchſt aben Achilderes Wort an. Wachter hingegen leiteterg
von dem Grlech Igyrew, weinen, wehklagen, ab, und wollte dar
"ber dieſes Wort bloß auf Thränen des Schmerzeng eingefchräns
tet, von andern Arten aher Zähre gebraucht wiſſen. Sofehr dies
fe Einfhräntung. twider allen Sprachgebrauch flreitet, fo unrich⸗
Ai iſt auch die Ableitung, worauf ſie ber uhet. Von zivey Mitlauıs
tern zu Anfange eines Wortes ift der erſte allemahl ein Präfirum,
Nimmt man das t von diefem Worte weg, welches hier vielleicht
eine Intenfion oder andern äßntichen Umſtand bedrutet, fo bleibe
Rän,Räne übrig, welches unftreitig zu unfern Intenfive rinnen
gebörzt; zumahl, da Thräne in.mehrern Fälſen von einem jeden
vinnenden Sropfen gebraucht wird, Das GrichSe4vem, ifl,
weun der Begriff des Weinens in demſelben herrſchet, in Geitene.
verwandter von dem unfrigennichtaber der Stamm; wennes
aber urfprünglich winfeln, wehilagen bedentet hat, fo Fatın eg zu
, dem Niederdentichen drönen gerechnet werden. (S. 2 Thräne,)
Übrigens find Thräne, tiefen, Tropfen n, fs f. nur im Endlante
verfopieden, - Ju einigen Oberdeutſchen Gegenden iR diefes
ort männfichen Gefchtechtes :
Rein Thrän iR, der umſonſt von Mannes Yugen fälle,
Dpie,
Thränen,verb.r2g. veutr. mit dem Hülfsworte Haben Thräner
einnenlaffen. Der Weintigd ebränt, went er im Frühlinge ans
den Sturzenden der beſchnitte nen Heben den üiberflüffigen Saftin
Tropfen rinnenläfet welche: aud) weinen genannt wird. Befons
dere vonden Augen. Die Augen ehränen, wennder Rauch, der
Schmerz u. f f.jemandin Thränen erpreſſen. Mit trenenden
Gugen, in den alien Gedichte auf Carln den Großen bey dem
Schilter. Aber mein Auge thranet zu Gott, Diob 16, 20,
Grein Yuge, dns nach dir unddeiner Anmurbibräner,
ü Gryph.
Es wird ale Mahl von dem Arge, nicht aber vonder Perſon ge⸗
braucht, So auch das Thränen.
nm. In einlgen Oberdeutſchen Gegenden träben, im Nie⸗
derf.eranen, Eben daſelbſt hat man auch das Dininut. trän-
#en, ein wenig worinen, welches auch sippeltränken und finpel-
tranen genannt wird. Eben da ſelbſt ft Tranange, rin Triefauge,
ttrenoged/ iriefaugig/ une Uven-Trang, Eine triefängige, inglei⸗
hen eine auf weibiſche Art winjelnde Perfon, -
D»3 Wer
. w 4 w A
* ——
J —
.587
Der Thranenbaͤch — plur die — — * der dich
teriſchen Schreibart, ein reichliches Maß von Thränen, deren
noch gtößere Menge ein Thränenfluß, Thränenguß, ein: Thra .
nenfirom genanntwird,
Das Toränenbein, des — es, plur. die —e, in der Anatomie,
zwey Beine der Hirnfchale, welche den vorderften und mitt
lern Theil der Orbitae einnehmen, die Thranengruben und
den Thränengang zufammen fegen belfen, und einem Nagel am
Finger gleichen, daher fie auch Nagelbeine genannt werden,
Tas Thränenbrot, des—es, plur car: in der- dichter iſchen
Schreibart, Brot, d. i. ſparſame Rahrung, welche man in betrüb⸗
sen Umſtänden und unter Vergietzung häufiger Thrãnen zu ſich
nimmt. Du ſpeiſeſt fie mit Thranenbrot, Pſ. 80, 6.
Die Thranenbrut/ plur. car. von 2 Chrane, diejenige Brut
inden Bienenflöcden, woraus Thränen werden ; riehriger Diode
nenbrur..
Die Thränendrüfe, plur. die—n, in der Anatomie, zweh
Drüfen im Auge, welche diejenige wäflerige Feuchtigkeit abfon-
dern, welche, wenn fie tropfenmweife heraus rinnet, Thränen ges
naunt werden; Glandulae lacrimales.- Die eine lleinere
wird auch das Thränenfieifch, die andere größere aber die -
angenannte Drüfe, Glandula innominata genannt.
Ser Thränenfänger, vonz Thräne, beſſer Drohnenfänger,
- >&, Summelfänger.
Die Thränenfiftel, plur. die —n, von 3 Thräne, eine Fiftel,
oder höhlenartiges Geſchwür in dem Shränenfadedes inneren Au⸗
gempintels,
Eos Thränenfleifch, des —es, plur. ‘car. ©, Thränen:
drufe,
Der Thränenflüß,des—fes, plur, die — flüſſe. 2. Die häu⸗
fige Vergießungder Thränen,. ohne Plural. 2: Häufige Thränen
ſelbſt. S. Thranen bach.
Der Ühränengang, des — es, plur. die — gange, in der Ana⸗
tomie, zwey Gänge oder zarte Röhren am Thränenbeine in der in⸗
nern Augenhöhle, welche die Thränen aus der Thränendrüſe in
dag Auge führen,
FieTbrönengrube, plur. sie—n, S. Thränenbein.
TerChränengüß, des— er, plur. die—guffe, S. Thrünen:
bad.
Thränenleer, —er, — fir, adj. et adv. leer von Thränen.
Wenn die einennügige Schmeigpeley mit tbranenlecren Yugen
ein prahtiges Denkmahl über die Gebeine des vergeffenen
Torten sufrichter,
Thri 'nenlos,. —er, — eſte, adj. etadv. der Thränen beraubt,
wie dag vorigei, hart, unempfindlich. Ihr thranenlofen Sun:
der bebr, Raml.
zer Thrimenpunct, des—es, plur. die— e,in der Anatomie,
zwen Löcher am Randeder Augenlieder neden dem innern Wins
Feldes Auges, welche einen. Theil der Thränen durch die Nafe
abführen ; Pubrtalacrimalia.
Die Thränenguelfe, plur. die—n, in der dichterifchen Schreib⸗
art, das Ange, fo fern es hänfige Thränen vergießt. Ach, daß
meine Yugen Thränenquellen wären, J:rem. 9, .
Der Ehränenfad, des —es, plur, sie —fade, inder Anatomie,
ein Behaltniß am Innern Augenwinkel, welches die Thränen
enthält,
Die Chränenfcheibe, plur. die — n, von 2 Thräne,
Wachs ſchriben in den Bienenflöden, welde für die Thrüs
nenbrut barımme find; beſſer Drohnenſcheiben, Nieder,
Dronenmrarte.
Thranen voll —er, —fle, adv. et — vol Thränen, Wie
ge Dt thränenvolles Auge verbarg,
Er ME N,
— —
Der Thränenweife, des —
Thräne, der Weiſer der Thränenod:
finde ;beffer Deobnenweifer. .
Die Tranbütte, Thranfiederey, ©. 7
ir ut nom, Eng, von®
Thranicht, —er, — fie, adj. et adv. dem Shraneäbnlih, 16 —
Thran ſchmeckend; Toranig hingegen Thran e enthaltend.
Die Threne, S.2 Thräne.. R
Des Threför, des— es, plur. die—r, Diminpt. das Tore.
forchen, ein zierliches Simswerk oder Geſtell, welches an
der Wand befefliger wird, das Thee⸗ oder Kaffeh⸗Zeug, Gläſer w.ſ. 12
„darauf zu ſtellen. Zutweilen ift es ein ſanberer Schranf anf einem
gierlichen Poſtemente zueben demfeiben Gebrauche. Nicht, wie
. einige wollen, von dein Franz. Trefor, der Schag, fondern von
Drefloir, und dieß von dem miitlernLat. Dreiforium, ein Det,
. etwas in Ordnung daranf zu fielen, daher man im Denufhen
auch das ch beybehalten hat. ©. auch Trefefammer. - .
E Thron, des — es, plur. die—e, im-biblifchen Sinne,
—en„einfeperlicher erhabener Sig, fo ferner das feyerliche Un⸗
terfcheidungsmerfmahlder fürftlichen, befonders aber der tönigli⸗
hen und Faiferlichen Würde iſt. Auf dem Throne ſitzend Au⸗
Der König von Hinive fund auf von feinem -
Thron, Fon, 3,6. Ju weiterer Bedeutung wird egauchvonere
dienz geben.
habenen Sitzen geringerer Perſonen bey fenerlichen Gelegenheiten,
z. B. eines Stetthalters, Bifchofes u.f.f. gebraucht. Figürlich be⸗
deutet es ſehr häufig die höch ſte obrigkeitliche Winrde and Gewalt,
wo es von der kaiſer lichen, königlichen und pöpſtlichen Würde amn
gewöhnlichſten iſt, von der fürſtlichen ſeltener, und vometner ger
ringern gar nicht gebraucht wird, (©, auch Stuhl.) Den Thron
bejleigen, auf den Thron gelangen. Sich auf den Thron
fhwingen, Jemanden von dem Throne ſtoßen, ibn aufden
Thron fegen. Seinen Thron befetigen. Kinem Könige auf
- dem Throne nachfolgen oder folgen. Indemnenen Teſtamente
werden gute Engel höherer Art einige Mahle Thronen genannt,
vermntblich ‚ fo fern fie vor den andern mit vorzüglicher Auete
nnd Gewolt bekleidet find,
Anm. In dem alten Fragmente auf CarInden Großen rommt
dieſes Wort zuerſt vor, wo es aber von der Kirche gebra ucht wird, x
Die ältern Schriftfieller bedienen fich dafür anderer Ausdrücke;
der alte Überfeßer Afidors Hochletli, Kero und Norter Stuol,
and Wilerem Herltuol. Es iſt alſo aller Wabefcpeinkichteit nadg
ang dem Lat. Thronus in die Dentihe Sprache Aufgenommen
worden, Der Plural Thranen ift bloß bibliſch.
Thronen, verb, regul. neutr. mit dem Hülfs worte haben, den
„Thron bekleiden, herrſchen. Gott thronet im Simmel, An
akeridem Verſtande auch, ſich an einem Orie, wie auf einem
Throne befinden,
Wie thront auf Moos und Rafen:
Der sirt in ſolzer Ruh! Hager, : \
Der Thronerbe, des—n, plur die—n, der Erbe eines‘ Shros
nes, d,i.der föniglichen oder Faiferlichen — im —— Falle
der Kronerbe.
Der Thronfolger, des—s, plur. ut nom. fing. ——
welcher beſtinimt iſt, einem andern auf dem Throne zu folgen; Fa⸗
min,die Thronfolgerinn.
Der Thronbimmel, des-— 3, plur, ut nom. fing. ein Sim⸗
mel, d. i. zierliche ausge ſpannte Dede, über einen Thron, und in
weiterer Bedeutung oft-ein jeder felcher. Himmel, worunter bey
frenerfichen Glegenheiten vornebme Perfongn ſtehen oder fißen,“
(S. Simmel, Prachthimmel, Baldachin) Wenn ein folcher
Himmel über gewijjePerjonen getragen wird, fo pflege men ibn
auch wohl einen Tragehimmel u nennen.
ä \ Dee
Beobnenin einem ceienen ·
N.
—
ur
a
— Thum,eln jest für ſich alein im Hochdeuiſchen veraltetes Wort,
g. derjenige,
. welchesnurnochals eine Ableitungsſylbe gebraucht, und gewiſſen
- »Bep- noch mehr aber Hauptwörtern augehanget wird,neueHaupts
wörter daraus zu bilden. Diejenigen Wörter, an welchen daffelbe
befindlich ift, bedeuten: 1. Eine Gerichtbarkeit, ein Gebietb, ei⸗
nen Bezirk, Dergleichen find Kaiſerthum, zerzogthum, Marks
grafthum, Fürſtenthum, Burggrafthum, Bischum, das. Ges
Biech oder Landesbezirk eines Kaifers, Herzogs, Markgrafen uff.
Das Witthum, daseiner Witwe zu ihrem Aufenthalte und Uns
terhalte ausgeſetzte Grundſtück. Ehedem fagte man auch König-
thum, Angelf. Cynedome, Engl: Kingdom, Holländ. Ko-
ningdom, für Rönigeeih. In andern ift dafür das Wort
— ſchaft üblich, z. B. Grafſchaft. Alt⸗Frieſ bedeutete Dom,
Sabe, Gut, wovon noch das Niederſ. Ingedom, Ingedömte,
Hausrath, gleichſam innere Habe, herſtammet. Imfnittlern Lat
kommt Doma mehrmapls für Adler, Landgut vor. 2, Es ſchei⸗
net, daß diefes Wort auch zuweilen als ein Collectivum gebraucht
worden, alleunter devierfien Häfftedes Wortes begriffene Indi⸗
viduazu bezeichnen. Diefe Bedeutung, welche genau aus der. vos
eigen fließt, iſt zwar jegt größten Theils veraltet, allein man fin»
det noch Spuren davon in Seidenthum, die ſämmtlichen Heiden,
das Alterthum, dir ſämmtlichen zu alten Zeiten Sebenden Men-
fen, Has Papfithum, fo wohl der ganze Theil des Erdbodens, in
- weichem die päpftliche Religion heerſchet, als auch die fämnukis
hen Bekenner derfelben. So auch das Judenthum, Chriſten⸗
tbum, CLutherthum. Allein, es kann diefe Bedeutung auch eine
Figur der folgenden vierten ſeyn. Indeſſen gebrauchte noch Logau
> Menfchenehum fürdas menſchliche Geſchlecht: “
Wurdig bit du, daß dein Ruhm L
Bleibt, weil bleibt das Menſchenthum.
3. Die Würde, Macht; eine mit den beyden vorigen fehr genau
verdundene Bedeutung, tvelche die Sylbe ehedem in fehr vielen
Wörtern, welche aber un Hochd. größten Theils veraltet find, hats
te. Noch jetzt ſagt man das Priefterebum, für die priefterliche
Würde, Das veermeiſterthum, die Würde eines Heermeiſters.
Allein, ehe dem hatte man auch das Schultheißenthum, das Zoll⸗
nerthum, das Mlünzmeiftertbum u, ff. Bed dem Ditfried iſt
Todesduam, die Macht des Todes, Auch Papiithum, Kaiſer⸗
thum, Serzogtbum, u. f.f. wurden ebedem fehr Häufig von der
‚bloßen Würde gebraucht. Im Schwed.ift Döme, Macht, Ge⸗
richtbarkeit, und das Lat. Dominus, ift one Zweifel damit vers
wandt. 4. Roh häufiger Hilft diefes Wort Abſtracta bilden, einen
> Bnftand,eine@igenfchaft zu bezeichnen, welche durch die erfiedälfs
te des Wortes näher beffimmet werden. Das Eigenthum, der Zu⸗
ſtaud da jemand ein Ding als fein eigen beſitzet, das Alterthum, da,
ein Ding alt iſt, der Reichthum, da jemand reich ift, dev Wachs⸗
tbum, da ein Ding wächfet, das Chriſfenthum, da jemand ein
Chriſt iſt. Ehedem hatte man weitmehrere Wörter diefer Art,
welche jetzt theilg mit den Ableitungsfplben — ſchaft, —lichFeit,
und-—igkeit,theils mit andern üblich find, Beyfpiele find. : Leib⸗
eigenthum, Leibeigenſchaft, Magdthum, Jungferfchaft, Herz
thum, Herrlichkeit, Mejeflät, Süßehum, Süßigkeit, Wißthum,
Weisheit, Todesthum, Sterblichkeit u. ſ.f. 5. Nach einer bey
ſolchen Abſtractis ſehr gewöhnlichen Figur, werden diefe Wörter
oft wieder gebrandht, Concreta zu bezeihiten, von welchen diefer
Zuſtand, obgleich in verfchiedener Rückſicht, gefagt werden kaun.
— Das Alterthum, ein Ding, welches einhohes Alterthum beſitzt,
der Beweisthum, ein Sag, welcher einen Beweis abgibt, dag
Eigenthum, ein Ding, welches jemand als cigen befiget, über
welches er. das Eigenthum hat, das seiligthum, ein heiliges Ding,
“
—f
3—
— x
zw 590
ein heiliger Ort der Reichthum, ein Ding, welches reich nrachı, der
Irrihum, u. für. Auch Chriſtenthum, Papthum Fubentbum,
Se.dentbum, Cutherthum ſcheinen hierher zu gibö.en, wenn
fie die chriſtliche, päpſtliche u. ff. Religion bedeuten, ob je gleih
"auch aledanı zurvorigen Bedeutung gerechnet werden Fönıten,
Anm.. Dieſe alte Ableitungsſylbe iſt heutiges Tages im Hoch⸗
deutſchen von einem eingefchränften Gebräuche, das heiße, es fie
het nicht in jedes Deutſchen Gewalt, neue Wörter daniit zu bilde,
welches vielleicht nur in überaus wenig Fällen erlanbt feyn dürfe
te. Die meiften damit verbundenen Wörter find ungewiffen Ge⸗
ſchlechtes; Beweisthum Irrthum undReihthum ausgenommen,
welche männlich find, Es laſſen ſich auch von den damit gemachten
Wörtern nicht leicht andere ableiten, Kigenchümer,eigenchume
lich, KigenthümlicpFeir etwa ausgenommen. Welches alles den
eingefchräuftenGchrauch diefer Eudſylbe im Hochdeutſchen zeiget,
Anm. 2. Wenn man dieſe Sylbe in ihrem ganzen Umfange
nimmt, ſo bleibet faſt Fein Zweifel übrig, daß te nicht von dem
überaus alten Dom, Dum, Gericht, abſtammen folfte, welches in
. Allen mit der Deutfchen verwandten Sprachen angetroffen wird;
x
aber alsdann in feiner uefprünglichen weitern Bedeutung genom⸗
men werden muß, in welcher es Macht und Herrfchaft überhaupt
bedeutet hat. Das alte Oberdeutſche Duom, Thuom, das An-
geiſ. Dame, Dome, des Ulphilas Duomi, und ſelbſt das Rufe
ſiſche Dum, bedeuten Gericht, fo wie im Talian Thuomo, und
im Augelj, Dema, ein Richter, im Dänifchen Dom, ein Urtheil,
‚ und noch jegt im Niederf. domen, ein Urtheil fällen iſt; welche
Bedeutungen insgeſammt Figuren vonder erſten Bedentung der
Macht oder Herrfchuft zu feyn feheinen, fo dag auch das Griech
Berg, unddie Lat. domare und Dominus,mit zur Verwandt
[haft gehören. Aus dieſer Abſt ammung erhellet zugleich die Noth⸗
wendigkeit des th; weil alle alte Mundarten und Sprachen in
deinfelben ein weiches d haben, welches im Hochdeutſchen ſehr oft
durch ein th ausgedruckt wird.
Thun, verb. irreg. Präſ. Jad. ich thue, du thuft, er thut; Conj.
—
ich thue, du thueſt, er thue; Imperf. ich that (in einigen Gegen⸗
den ich thate;) Conj. ich thate; Mittelw. gethan; Imper.chue,
thu. Es iſt bald ein Activum, bald ein Neutrum, welches aber
—* im letz tern Falle das Hülfswort haben erfordert. Es ber
eutet,
2, Jun weiteſten Verſt ande, eine Veränderung, beſonders eine
eigene Beränderung verurſachen, fie ſey nun eine äußere oder eine
innere, wobey es oft dem Leiden, oft dem Laſſen, oft aber auch lut
‚engerer Bedentungdem Sagen entgegen gefeßt wird. Es iſt hier
von einem überaus weiten Umfange der Bedeutung, und bezeich⸗
net den eben angezeigten Begriff ohne alle näbere Beftimmung
der Art und Weife,des Oldesu.f.f. Es ſtehet
Entwrder ganz unbeſtimmt. Man muß nicht allein reden,
fondern auch thun. Sagen und thun ind zweyerley. Thun
lehret thun. Du willſt mich betriegen, wie du fchon andern ges
than haſt. Arbeitet, wie ich thue. Es iſt Ein Thun, im gemei⸗
nen Leben, es iſt einerley.
Oder auch mit Partikeln, die Art und Weiſe zum Theil zu be⸗
ſtimmen. Dawider thun, handeln. Wider das Geſetz thun.
Recht thun, übel thun. Sie haben recht getben. Das iſt
ſehr wohl gethan. Daran thun ſie wohl. in Menſch, Ser
nicht gut thun will, im gemeinen Leben, der das pflihtmäfige,
gehörige Verhalten nicht beobachten will; welches Opitz noch in
der höhern Schreibart gebraucht : Die Heiden, die nicht aut ge:
than. Das thut nicht gut, figürlich,dastwird Feine guten Folgen,
feine gute Wirkung haben. Die manufacturen thun bey uns nicht
gur, fommen bey uns nihtfort. Kund thun, ein: zunächſt aus
dem Oberdeutſchen herfkanımende R. A. für befanne MER. Der
ae
„
Be, et Er ——
Sache zu ET zu wenig eban.
thun, ihm Unrecht hun,
Oder mitder vierten Endung der Neränderung, oder Auch der
Reihe von Veränderungen, Ich habe es ſchon gethan. Ks ift
ſchon gethan. Thue, was dir gebühret. Thue das Deinige,
FRE jemanden zu viel
Thue, was ich dir heiße Er weiß nicht, was er thun ſoll. Er
weiß nicht, was er thut ‚Das will ich gern tum Wenn ſichs
thun laſſet. Das will ſich nicht chun laſſen. Ss ansern gleich
thun wollen.
Er thut nichts als eſſen und trinken. Thun ſie mirs zu Lie⸗
be,. zu Gefallen’. Jemanden etwas zu Leide thum Aber,
fh ein ‚Zeides thun, iſt im gemeinen Sehen, Gm an fich-felbit
legen.
Befonders mit Haupwörieen. Seine Pflicht,feine Schuldig⸗
keit thun. Sein Amt thun. Femanden Unrecht shun. Seine
Eine Reiſe thun, reifen,
Poſſen thun.
Trunk, einen Schluck, einen Zug thun.
Ar beit thun, ve: richten, Gutes, Boͤſes thun. Jemanden einen
Thue ihm feinen Willen, thne, was er derlangt.
Jemanden einen Gefallen cbun. : Einem Sandreihung hun.
Einen Weg run Jemanden thun.
thun. Bey Louten, dienicht ſcharf denfen, thun wigige Blende
Boerke oft gute Dienfte, Gell. Da denn die ſes Zeitwort das riges
ne bat, daß es ni. einer Menge Hauptwörier verbunden werden
Tann, das gleichbedeutende Zeitiwort auszudrucken. Einen Blick
auf jemanden thun, aufibn bliden, , Eine Bitte tbun, bitten,
Jemanden Schaden thun, ibm ſcha⸗
den. Ihm vorſtelluns thun? Melsung, Erwahnung thun,
melden. Abbitte, Lufeffveiche, fein Gcherb ebun: Feman:
den eine Ehre, eine Gnade thun. Eine gute Mahlzeit, einen
Einen Schrigt, ei:
nen Gang; einen. Sprung, einen Fall thun. Einen Riß, dis
nen Schnitethun. Kinen Schuß, einen Shreyebum. Buße
tbun. KRechnung thun, ablegen. Kin Gelübde thun. Wi:
derſtand hun, leiſten. Wunder tbim. ine Predige hun,
Halten. Gute Wiünfche für-iemanden thun. Seine Wir:
Fang thun. Sünde then, fündigen, Sine Frage an ieman:
Sen thun, ihn fragen, Bine reiche Seirath thun. Einen Ein—
fall in ein Land ehun, einfallen. Den Angriff thun, angreifen.
Und fo in vielen andern Fällen mirhr. So zahlreich un die
Haupımwörter diefer Art find, mit weichen thun folchrr Geſtalt
verbunden, und ſtatt der gleich bedeutenden Zeitwörter gebraucht
wird; fo gehet doch folches nicht mit aller am, indem der Ger
‚Brauch hier Ziel und Grängen vorſchreibt. So laſſen fich die di
blifchen Ausdrüce, einem Befehl hun, einem Verheißung rhun,
am Hocdentfchen nicht gebrauchen, ob man gleich ſehr wohl ſcgen
kann, einem ein verſprechenthun
Endlich wird dieſes Zeitwort auch imSodbrutfihen,obgleich nur.
dr einigen wenigen Fällen, mit dem Jufinitiv eines Zeitwortes
and dem Wörtchen zu verbunden. Femanden etwas zu wiſſen
thun es ihm betannt machen, fund thun. Allein in den gemeinen
Mundarten wird es mit dem bloßen Jafinitiv ſehr häufig ge⸗
braucht, und zwae in einem gedoppelten Falle, (1) So bedienet
man ſich deſſelben im Niederdeutſchen und Hollẽndiſchen ſtatt des
Zeitwortes laſſen. Bereiten thun, bereiten laſſen.
hun, machen laſſen. Jemanden geben thun, ıhn gehen laffen,
Nach welchem Mufter die Franzofen ihre ähnlichen Kusdrüdemit
Baire gebiltger zu haben feinen. Im Hochdeutfchen iſt diefe Be⸗
Buıtung oöläg unbekannt. 42), In den niedrigen Soch⸗ und Ober»
den ſchen Rundarten gehet man in dem Gebrauche dieſes Zeitwor⸗
ME und Meiter, worsalsein wahres Hülfswort gebrauch: wird,
” Hr Zeworter, auch Neutra damit zwconjugieren, fen chin,
Man Ich that gehen, ich ging. Ich wit ſchreiben ehun, ſchrei⸗
Etwas aus Andacht aus Ge eiz aus Eigennutz
chun. Sein Beſtes, fein Moglichſtes ein übriges thun.
Jemanden gute Bienſte
Machen
geben fe ſich nicht mit ihm ab.
—
— —
ben. — Chun geben, jeden. ————
diefe Worefügung fo ane in der edleen Sopreibart. 5 Br
— Ein fettes sſ aſelhuhn/ —
Darnach die Bürger fonfi die Singer lecken abun. 5 “ & 2
Ton Unfall von mir wenden, eben derſ.
Im Engliſchen ift die ſe Art des Ausdrudes gleichfalls völlig *
bar. 1do believe, ich glaube, How.do you do, wie befin«
den fir ſich, eigentlich, wie thut ihr hun. Diefer Gebrauch it
freylich ſehr bequem, ‚weil man nur das Seitwort thun darf cons
jugieren fönnen,, um alle übrige Zeitwörter damit abzuwandeln,
daher er auch von einigen mic Recht alsdann empfohlen worden,
wenn die leichtefte Sprache erfunden werden ſollte. Aleini im.
Sochdeniſcheũ klingt es überaus niedrigund widerwörtig,
In dieſer ganzen weitern Bedeutung iſt die ſes Zeitwort ſo
als Beränderungen, und beſonders Veränderungen außer fich,und
in noch engerm Verflande, ſolche Veränderungen mis Überlegung
bervor bringen. Allein, es bezeichnet diefe Veränderungen bloß als.
Beränderungen.
feines weiten Umfanges ungeachtet doch nicht ohne ale&infhrän.
kung gebraucht wird,
mung beyder Wörter zu liegen feheinet, davon in der Anmerfung.
So fern es Veränderungen überhaupt verurfachen brdiutet, iſt es
dem Jeiden entgegen geſetzt; wenn es Veränderungen außer ſich
bezeich net, fo ſtebet es Cem laſſen oder unterlaſſen, und in einigen
Faͤllen auch dem fagen entgegen, welches letztere im ERBEN ——
ben für keine aufßere Veränderung gehalten wird.
2. Wied dieſes Zeitwort auch fehr häufig in engerer und igur⸗
licher Bedeutung gebraucht, beſondere Arten der Berä —
bezeich nen. Die vornebmſten find etwa folgende,
(1) Mir Ernſt mir Anſtrengung handeln oder thun; in ei⸗
nigen bereits eingeführten Fällen. Die Arbeit will gerban ER
ſie erfordert Auſtrewguug. Man muß zur Sache thun. Wir
wollen je eher je lieber dazu thun den Anfang bemit mäthen.
Sie müffen nurdazu tbun, und ibn fortfpie®en. Mit ſich ſelbſt
genug zu thun baben, -
viel zu ſchaffen.
(2) Die Urſache einer Wirkung ſeyn;
„gölen. Sunders Thaler thuns nicht, richten es nicht ang; Waf:
“ferthuts freylich nitht Er kann viel bey der Sache tbun. Ich 4
kann nichts mehr in dieſer Sache thun.
thun.
nicht ausgerichter. Wenn meine Wartung nicht thate, er wäre
lange todt. Ja, wenn ihr nicht thätet, ich glaube, ich wäre Pe⸗
tern wieder gut, Weiße. Es thuts ibm wohl was ſchlechters,
er kann wohl mit etwas ſchlechterm zufr ieden ſeyn.
(3) Gemeinſch aft, Umgang, Befhäftigung mit etwas haben,
mit dem Zeitivorte haben. Ich mag Richts mit dev Sache zu
thun haben,
bindung fiehen.
Perſon, mit welcher ich rede, welche ich vor mie ſehe. Jugleichen
mit machen. Sich mit jemanden zu thun machen, fich mit ihm
abgeben, unterhalten, Machen fie ſich mit ihm nichts zu thin,
Am gemeinen | Reben it mit einer
Derfon zu thun haben, cin anffändiger Ausorud dcr unerlaub⸗
sen Benwohnung.
(4) Pflichtmãaßige Veränderungen hervor Bringen, Berufs-
geſchäfte verrichten. Den ganzen Tag nichts thun. Nechts zu
thun haben. Jemanden etwas zu thiun geben. Ju thun bes
Die Menge muß es
kommen. viel zu thun haben. Ich babe jetzt zu thun, habe
Cr
*
Und daher rühtet cs vermuthlich auch, daß es
Gewiſſe Boränderungen find mis andern
Zetwörtern üblicher, So werden zB. diejenigen Veränderuns
\ gen, welche in einem körperlichen Werke b: «ftehen, nicht mit hun,
fondern mitmachen ausgedruckt, wovon der Grund in der Abfranıs
Dieſe Sache macht mir viel zu thun/
auch ur in einigem
Es iſt damit nicht nethan, es reicht nicht zu, es iſt damit 5
Mit jemanden an thun haben, mit ihm in Ver⸗
Mit wen babe ich es zu thun? wer iſt die
wi, * In
BE SE Bu 3 un 0 Ba cn ZU ann Ce 4 ui.
> jr *
x (7 -
—
—
x
1
—
rn es al DE —
nu. a a
a eh N 3
——
a
5
Berufsgeſchufte. tm ſechs Uhr muß alles gethan ſeyn, verrich⸗
det ſehn. Was habt ihr da zu thun? Du haft hier nichts zu
tbun. Beſonde 3 wird es bey den Kaufleuten von Handelsges
fchäften gebraucht. Ein Baufmann thut viel, wenn ex viele
nutzliche Gefchäfte bat,
6) Es iſt mir darum zu thun, ich fuchees zu erlangen, es liegt
mir am Herzen. Es iſt hm nur ums Geld zu thun. Es iſt mir
am deine Wohlfahrt zu thun. Es it dem Junker viel (d. is
nichts) um feinen Kammerdiener zu thun, fondern nur um ſich.
An weitern Berjtande bedeutet diefe Redensart aber ohne Für⸗
- wort fo viel als betreffen, auf etwas anfommen. Es iſt um dein
Slük zu thun, es betrifft dein Gliick. Es iſt noch um Einen
mMonath zu thun, esfonmt noch auf Einen Monath an, es ift
- daze nur noch Ein Monath nöthig. Es iſt um ein böſes Stunde
een 36 thun. 5
(6) Es it um diefe Sache gerhan, oder es iſt mit ihr gethan,
- fie ift verloren, Bevr, es iſt mit mir gethan, Gryph. es iſt aus
mit mir, ich bin verloren.
Es wär’ um ihre Gunſt und um mein Glück gethan, Gell.
(7) Den Ort eines Dinges verändern, mit ausdrücklicher Dielo
dung des Ortes, als ein allgemeiner Ausdruck für fegen, legen,
„bringenn.f.f. bl in die Lampe, Waffer in den Wein chun.
gießen. Die Hände in die Tafche thun, fieden. Das Pferd
in den Stall thun. Salz andie Speifentbun. Eine Sache
bey Seiterhun. Etwas davon, dasuthun. Geld aus dem
Beutel tbun. Etwas aus der Hand thun, legen. Schuhe
an die Süße thun. Den Mantel umthun. - Ein Rind in die
Schule, einen Knaben auf ein gandwer? thun, derdingen,
Einen Bedienten von fih thun, ihn abdanfen. Dabin aud die
figürlichern Arten des Ausdruckes gehören. So du aber dich bey
>. 2 Zeit zu Gott thuſt, Hiob 8, 5. ihn fucheft, dich um feine Gemeine
fihaft bewirbefl.._ Warum thuſt du dich nicht von mir? Hiob
7,293; entferneft dich nicht von mir. So ihr euch nur zu eu⸗
ven Brüdern freundlich hut, Matıb. 5,17. Sich zu jeman⸗
den thun, naheum ihn ſeyn, ſich feine Gunſt zu erwerben, baber
fi zuthun, zuthatig. Sich hervor thun, anderegu übertreffen
fuchen. In mehr eigentlichen Verftande gehören hierher auch
die Zufammenfegungen aufthun, abthun, anthun, austhun,
binthun, wegthun, zuthun u, f. f. welche insgefammet eine
Veränderung des Ortes bezeichnen. Im Niederf,ift doon auch
fo viel als geben, reichen: thue mir das Buch, reiche mir es
. ber... Die meiften Fälle diefer Bedeutung find indeffen nur im
gemeinen Leben üblich, und werden in der anfländigern Schreib»
art gern vermieden, _ ;
(8) Seine Empfindungen durch Geberden und andere äußere
. Merfmahle anden Tag legen. Sehrnac etwas thun, im gemei«
nen Leben, fein großes Verlangen nad) etwas durch Geberden,
- Bitten und Worte, merklich machen. Sehr um jemanden
thun, ihn beflagen, bedauern;
— Wie ſehr wir nad ihm rennen,
Wie fehr wir nach ihm thun, Dpig.
Wie mußteft du thun, wenn du es garnicht härter! Thun fie
doc), als wenn ihr Rörper eine Spinnewebe wäre, fie fiellen,
geberden ſich ſo. Schru, blöde, furchtfam, vertraut, bekannt
Ss mff.tbun Sehr ängſtlich, ſehr gefährlich thun. Klüger
thun, als es ſich für feine Jahre ſchickt.
"Wenn du ſo böſe thuſt, ſo bin ich ohne Sorgen, Roſt.
Meiner JZahre wegen konnte ich in der Kleidung roch ſehr jung
tbun, Gel. Mit einem Sranenzimmer fon thun, fie liebe
Fofen. \
Ih fürchte, daß Damöt mit vielen. freundlich thut, Gel.
Großthun, prablen, es ſey nun durch Worie oder andere äußere
Adel. W. B. 4, Th. 2, Auſt.
Thu 594
Zeichen. In allen diefen Fälen, welche doch nur in der dertrau⸗
lichen Sprechart einheimiſch find,begeichner das Zeitwort bloß die
äußern Zeichen und Geberden, und läßt es unentfeieden, ob der
Gemüths zuſtand damit übereinftimmet oder nicht,
(9) Aber in fehr vielen bedeutet es ausdrücklich fo viel als ſich
fielen, Empfindungen äußern, welche man nicht wirklich bat,
Boͤſe thun. Er that fchr gleichgültig. Beſonders mit der
Partikel ale. Er thus, als wenn er krank wäre Thun fie,
als wenn fie meine Muhme nicht wären, Gel. Ich muß
alſo thun, als ob ich gar nichts wußte, eben derfelbe. Aber
das beiße ich nicht bethen, das heißt nur hun, als ob man
bethen wollte, eben derf.
Ich that, als wollte michs verdrießen, eben derf.
Hoc that ich als ſchlummert' ich, Weiße,
Aus einer andächtigen HöflicpFeit thut man zuweilen fo, als
babe man fein Amt von Bott, Naben. .
(20) Sinuliche Empfindungen verurfachen, mit den Neben⸗
wörtern wohl, weh,gut, fanftu. («f. Das thut mir wohl, Das
thue mir ſanft. Das wird dir gut thun, figürlich, wird die
wobl befommen, wird dir heilfam ſeyn. Es wird ihm auch gue
thun, wenn er einen feinen Thaler Geld mit Friege, wird ihm
angenehm ſeyn. Wehe chun, fehmerzen. Kin Lobfpruch, den
ich mir wegen feiner Größe nicht zueignen Zann, thut mir we=
ber, als ein verdienter Verweis, Gel, Jemanden web hun,
im Schmerzen, Kummer verurfachen, auch figüelich, ihm zu
nahe, zu viel thun. Es thut mir leid, es iſt mir leid, Im ges
meinen Leben einiger Gegenden ſagt man auch, es thut mir and,
für, es iſt mir bange.
1) Böſes thun, ingleichen Schaden thun, beleidigen, Was
babe ich getban? nähmlich Böſes. Ich will dir nichts thun,
will dich wicht perfönlich beleidigen. Was hat er dir denn gez
than, daß du ibm diefe Ehrenicht auch erweifeft ? Gell,
Du ſiehſt recht ſauer aus, hab’ ich div was gethan, Roſt.
Das thut mir nichts, kann mir nicht fhaden. Es thut nichts,
wenn man dich auch auslachen folfte, es ſchadet nichts, hindert
nichts. Noch habe ich Feinen Brief, aber das thut nichts, fcha«
det nichts. - }
(12) Es thut von Köthen, es thut norbig, beffer und gewöhn⸗
licher, es thut Horb, für, esift nörhig. Jetzt thate es Noth, man
bedankte ſich noch dazu, wenn man feine Reigungen einem
Undanfbaren überläßr. >
Es thate wirklich Noth
Du ließefi eg gefchehn, und würdeſt niemals roch, Roſt.
Es thut mir Korb, ift im gemeinen Leben jo viel, als ich werde
von der Natur zum Stuhlgange genöthiget.
(13)* Befchaffen feyn, in welcher Bedeutung gerhan feyn,
. ebedem fehr üblich war, Nun was es dergeftalt gethan, umb
diefelb hol, Theuerd, Kap, 48. fiewar fo befhaffen, Die Geburt
Chrifti war alfo gerban, Matıb. 1,1835 ging fozu. Im Hoch⸗
deutfshen ift &s in diefer Bedeutung veraltet, wovon die Oberdeuts
ſchen noch ihr fo gethan oder forhan haben, In ſothanen Um—
ſtanden, in ſolchen.
(14) In den gemeinen Mundarten dat dieſes Zeitwert noch
manche andere Bedeutungen, don welchen Hiereinige nur über⸗
baupt angeführer werden folfen. Im Niederdeurfchen wird es oft
für gelten, Foften gebraucht. » Was thur der Roden, wie ſteht er
im Preiſe ? Er hates mir gerhan, er hat mich bezaubert, behert;
im gemeinen Leben, wo thun auch ein yöfficher Ausdruck für feine
Norhdurft verrichten iſt. Sprichw. Es if ein bofer Vogel ‚der
in feineigen Neſt thut.
(+5). Endlich wurde diefes Zeitwort ehedem auch fehr häufig
für — ein körperliches Werk, und in weiterm Berfiande,
p sin
=
jr
MR
ein Werk hervor bringen, gebraucht, Duomes mannen, laßt
uns Menſchen hervor bringen, im Iſidor. Zu Vuine getan,
zu Mein gemacht, imZatian. Dine hende tatenmih, mad»
zen mich, im Notker. Diefe Bedeutung, welche eine der erften
zu ſeyn fiheines, iſt imHochdentfchen längſt veraltet und dem Zeit⸗
worte machen eigentbünilich überlaffen worden. Das Dänifche
danne, bilden,und Danlighed, die Geftalt; ſcheiut ein Intense
ſivum davon zu ſeyn.
Daher das Thun, ©. ſolches gleich hernach. ⸗
Anm. 1, Ich that, Für ih that, du thateſt, u. ſ f. im Jin
verf. Zudic. iſt eine alte Oberdentſche Form, welche im Hochdeut⸗
{chen veraltet iſt, und nur noch zuweilen in der komiſcheuSchreib⸗
Art gebraucht wird, RE
Die Drachen thäten auch galant. Gött, Muf. Amar. 177°.
. ‚Anm, e Imgſidor chiduon,dey demfKero ketuonsgiduan,
Auen, bey dem Ditfried duan, bey dem Ulphilastaujan, im
Niederf,soon, im Angelf. don, im&ngl.do, im Griech. Iemwaa,
> Wenn man vorans fegt, wie denn bey einer gründlichen Keinen:
des Urfpranges der Sprachen voraus gefege werden ninß,daß alle
Zeitwörter ur ſprünglich Nachahmungen natürlicher Laute find,
folglich anfänglich eine fehr individuelle Bedeutung hatten, und
nachmahls auf mehrere Handlungen und Erſcheinungen ange
wandt wurden, welche mit einem ähnlichen Laute verbunden wa⸗
sen, oder doch unter dentfelben gedacht wurden: ſo iſt leicht zu ber
weifen, daß thun ehedem eigentlich eine Art Förperlicher, mit ei»
nem gewiffen merflichen und eigenthümlichen Laute verbundenen
Verrichtung oder Handthierung bedeute haben müffe. Eine Spur
iſt davon unter andern noch in dem Englifben vorhanden, wo to
do,tfun, the Do oder Doo aber, Geräuſch, Lärm ift, wovon
mit andern und zwar einen böhern Grad bezeichnenden Endfpihen .
unfer toben, taub, Getos, ebedem Tos, u. ff, abſtammen, (S.
auch Ton und Eönen.) Das oben gedachte Niederſ ãchſiſche doon,
geben, reichen, hat. eine merfwürdige Übereinftiinmung mit dem
& Zar. dare,geben, nnd donare, ſcheuken, Donum, ein Geſchenk,
und allen ihren Verwandten,
Das Thun, des—s, plur.car, der Infinitiv des vorigen Wor«
tes, als ein Hauptwort, befonders in der erften weitern Bedeutung
and als rin Eolectivum , die Handlungen eines vernünftigen Ge⸗
ſchöpfes zu bezeichnen, wodurch es fih von That unterfcheider,
welches von eingelnen Handlungen gebraudt wich. Um eures
Thuns willen, ward der Serr erzürnet, 5Mof. 4,21. In al:
lem Thun weislich handeln, Kap. 29, 7. Des Serien Augen
eben auf des Menſchen Thun, Hiob 24, 23. Gottes Thun
as Fündigen, Pi. 9, 12... Alles Thun ik vol Mühe,
Pred. ı, 8. \ “ #
Der mein Thun zu meiftern denkt,
Predigt tauben Ohren, Haged.
Ingleichen die pflichtmäßigen Haudlungen eines Menſchen. Sei⸗
nes Thuns warten, Sir. 10, 30, ImKochdeut ſchen fängt es an
zu veralten/ wo man es noch am hãufigſten mir dert Worte Laſſen
gebraucht; das Thunund Laffen eines Menfchen, dirHandlun-
gen, welche er verrichter und unterläßt, zu bezeichnen.
Der Thunfifh , Ses—es,:plur. dire, eine Art Mafrelen,
welche oben und tinten acht Afterfinnen bat, ungefähre fieben Fuß
laug ift, und fich häufig in dem Atlantiſcheun und mittelländiſchen
Meere aufhält, wo er gefangen und eingefalgen wird; Thynnus
L. woraus auch der Deutfche Nahme iſt, im Ital. Tonno.
hunlich, —er, —fie; was ſich thun, d. i. als Veränderung her⸗
‚wor bringen, wirken laßt, im weiteſten Umfange diefer Wörter, und
zwar fo wohl abfolute, für. möglich, als auch und zwar noch häufi-
ger, den Huifländen nach, für rathſam, leicht u.f. f. Die Sache ift
nicht thunlich, läßt fh nicht 1hun. Noch if es nicht thunlich
x 7 hr 1 !
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ik untbunlich. FEW j
Die Chunlichkeit, plur. car. die EigenfchafteinesDinges
gewefen, absüreifen. Eine chumiiche Sache. De
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ſenkrecht auf ihrer Angel ftehenden beweglichen Fläche ——
ung zu einem verſchloſſenen Raume, um zu demſelben zu
Tommen , unddie Fläche, womit diefe Offnung geichloffen wird,
In diefer weiteen Bedeutung hat man ®fenrbiren, Schrankthüe
ven, Thüren an den Bratröhren, Jeuermauern, Dogelhäufern
u. f.f. wo bald die Offnung, bald aber auch die bewegliche Flache
von derfelben denNabmen der Thür führer. Der fenfrehreStand
unterfcheidet eine Thür von einem Dedel , der fenfrechte Stand
auf der Angel von einer Klappe, Falle oder allthüre, und die
Abſicht, um zu dem eingeſchloſſenen Raume zu kommen, von eis _
nem Senfter, und andern Offnungen, weiche andere Abſichten ha⸗
ben. 2. In engerer Bedeutung iſt die Thůc eine ſolche Hffiung, um
in einen umfchloffenen Raum zu gehen, wo wiederum bald die -
Dffnung feibft, bald aber auch die Fläche, womit fie verichloffen
wird, die Tour beißt. Die ſausth ür, Stubenthür, Bam:
ne
N
merehür, Sineerebür, Llebenebür, Gofebiie, Treppentbie,
Stalkthür, Rellerehür, Gartenebür, Kirchenthur u. Kfe Die
Thür aufmachen, zumachen auffpließen, zufchlichen, An
die Thür klopfen. Vor der Thür fieben. In die Thür treten.
An der Thürfteben. Zur Thür hinaus, hinein gehen. Vor Ä
der Thür, im dem Raume anperhaib der Thür. Bein Brog,-
vor den Thüren ſuchen, von Haus zu Haus betteln. Den La-
fern Thür und Thor aufthun, ihnen den ungehinderten Eingang
verſtatten. Daher auch die figürlichen Arten des Ausdrudes, in
welchen Thur zum Sheildas Zimmer und das Haus bedeutet,
Femanden die Thür weifen, ihn fortgeben heißen. Die Thur fu:
hen, fih in der Gefchwindigfeit fortmahen. _ Sich nach der
Thür umfeben, zu entfommen fuchen, Binter dev Thür Ab⸗
fchied nehmen, ohne Abfchied fortgehen. Mit der Thür ins
Haus fallen, ungeſtüm zuplatzen. Zwifchen Thür und Angel
Reken, aus zwey Üben Eins erwählen müffen. Man ſucht
niemanden hinter dev Thin, wenn man nicht felb dahinter
gewefen ift, das Bewußtfegn eigner Schuld macht, daß man ans ⸗
dere in gleichem Verdachte hat. Bor fremden Thiiven Febren,
und feine eigenenicht rein halten, an andern Fehler entdecken
‚und feine eigenen überfehen, Vor der Thür, nabe, fo wohl
von dem Orte, alsder Zeit. Dev Seind it vor der Chür, iſt nabe,
iſt nicht mebr weit. Oftern ifkvor der Thür. Seine Befferung
ift vorder Thür. Es ift ein Brieg vor der Chür. Wenn ben den
Tuchberertern ein vierecfiges Bret , welches man über die Tucher
legt, wenn fiegepreft werden, die Preßthür beißt, fo gefchtes -
het es vermuthlich um der Ahnlichkeit willen, oder auch, weil
man ſich dazu anfänglich wirklich einer Thür bedienethat./
Anm. Im Iſidor Duri, beym Hero Tur, bevm Willeram
Ture, bey dem Notker Dura und Ture, in Oberfchwaben no
‚jest Diwa, im Niederf. Dör, im Schwer. Dör, im Dänifchen
Dor, im Jeländ. Dyr, im Engt.. Door, bey dem Uphilas
Daur, im Böhm. Dwere, bey den Sorben⸗ Wenden Duri, im
Alban. Dera, im Epirotifhen Derene, im Perf. Der, im
Griech. Sup, im Chald. yon, (Tera) ; woraus das hohe, Als
‚ter diefes Wortes hinlänglich erhellet. Es ift, wie ſchon vonder
meiftenSprachforfchern bemerket worden, ſehr wahrſcheinlich daß
der Begriff der Offnung und derBewegung durch dieſelbe in diefene 7
Worte der herrſchende iſt und daß es alſo mit denr Vor morte durch
auf das genaueſte verwandt iſt. Dieſen weiteſten Begriff der
ein Na⸗
delöß
Offnung beftätigen nioch Ulphilas Thairko net hlös,
/
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ee selbe, Gey den Kraineriſchen Wenden beißt Urata, die Thür,
welches mit anferm Hhr Verwandt ift,) und das Ancclf. Thyrl,®
ein Loch Naes-Thyth, das Rafenloch, welches eigentlich das
Diminurivumvon Thürift. Das Lat. obturare, ein Loch aus»
füllen, ſcheint auch hierher zu gehören. S. auch Einthüren, wel
Bee den Müllern üblich ifk, die Offnungen ver Mishleuflügel
mit Schindeln ausfüllen, — mE
Viele fehreiben diefes Wort Thüre, unter dem Vortwande, weil
es weiblichen Geſchlechtes ift. ı Allein, fo fehlerhaft diefes ein
‚Spur, Slur, Mauer, und hundert andern Ähnlichen ſeyn würe
de, ſo unnöchig ift es auch hier.
©. Die Thürangel, plur, $ie—n, die Angel, oder der Haken,
worin die Thür hängt, dev Chürhaken, Niederſ. die Sange, die
Säfpe. Ne x % 3
Das Thürband, ses—es, plur. Sie— bänder, dag eiferne
1. Band; vermittelit deſſen eine Shür auf der Angel hängt,
Das Chürfeld, des — es, plür. die—er, das vonder Zarge
eingefchloſſene Feld der beweglihenTbärflägpe,welches unter dem
Kahmen der Füllung am üblihftenift.
Der Thürflügel, des—s, plur.ut nom. fing. die bewegliche
Zläce, womt die Thürsffnung verfchloffen wird, befonders, wenn
fie aus zwep gegen einander über ficbenden Flächen befieber.
+. Das Chürgerüft, des— es, plur, die —e, in der Zimmers
manuskunſt, des Viereck von Hoiz, welches die Thüröffnung eine
ſchließt und ſelbige alsmacht, das Thürgelell, im Osnabrüuck.
das Weeg; zum Unterſchiede von einem Thürgewende, wenn
dieſes — von gehauenen Steinen iſt — BR
Das Thürgefims, ses — es, plur. die — e⸗/ ein Gefims über
— Regen — von dem Thürgerüſte oder
Thürgewende abzuhalten. — ER
Das Thürtteftell, des —es, plur. die—e, S, Thürgerüf. -
Das Thürgewende, des —s, plur. ut nom. ling. ©. eben
bafelbft, | ?
DerChichafen, des—s, plur. ut nom, fing. ©, Thür⸗
“angel. - y
Der hacher des — 8, plur. utnom, fing. einBedienter,
welcher die Aufficht über. eine Thür hat, und die Aus- und Einges
beuden beobachtet, dev Thin warter, von welchem der Thürficher
eine Art iſt. Des Reichs Erbthürhüther, welches Bier afen von
Werther find. - In manchen Gerichten und Difafterien find die
Thirhüther mehr zum Einlaß der Parteyen und zur Ausrichtung
der, Befehle des Gerichts, als zur Betvachung der Thür beftimmt,
daber fiein einigen Gegenden auch Thurheber genannt werden,
Die Thürknechte find die geringfte Art der ſelben. Im Tation
PDuriuuarta. REN »
Der Thürknecht, des —es, plur. die—e, ©, das vorige,
DerTchurm, des— es, plur, Sie Thürme, Diminus. das
Thürmepen, Oberd. Thürmlein, ein hohes Gebäude, deffen
Höhe, die Breite und Länge weit uübertrifft. Bin fpigiger
Thurm, im Gegenfage eines. frimpfen. . Ein bölzerner
Thurm, zum Unterſchiede von einem feinernen oder mafz
fiven, Der Kirchthurm, Glockenthurm, Schloßthurm,
Palverthurm, Wachthurm, Leuchtthurm oder Leuerthurm
n.f.f Aufden Thurm ſteigen. Dev Babylo iſche Thurm.
Auch ein ſolches Gebäude auf einem andern, da manche Häufer
und Gebäude Thürme oder Thürmchen haben, Da die
Shürme fo wohl an den Rathhäuſern als auch über den Tho-
ven häufig zu Gefängniffen gebraucht wurden, und noch jegt
gebraucht werden, ſo wird Thurm fehr oft für Gefängnif ge⸗
’ braucht, auch wenn es fich eben nicht mehr in einem eigent-
Fichen Thurme befindet, Jemanden im den Thurm ficden.
Aber, ihn auf den Thurm ſetzen, u... ſetzet ein Gefangniß in
* > >
BP:
598
Thurme indem Schach⸗
. er! * X
Thu
einem wahrenThurme voraus, Bon dent
fpiele ’ &, 2 Rode. ?
Anm. Bey dem Notker Turre, im Speuerdant Turen, im
Niederd. Tooen, Tabren, im-Angelf. Tor, im Engl, Towr,
Tor, im Shwed, Torn, im Isländ, Tura, im Irländ, Tor,
im Franz, Tour, im Bretagn, Twr, im Pohln. Turma, im
Sat. Turris, im Griech. Tupass,im Hebr. 9% und Tao, Tzur
und Sohar,) weil s und t fehr leicht in einander übergehen, im
Spr. Tur. Es iſt wohlgemig, daß der Begriff der Höhe indie»
fen Worte der Stammbegriff iſt, und daß cs von dein alten tbor,
tor, groß, bob, abſtammet, welches aus dem Zeitworte ehürs
men noch deutlicher erhellet. Daher bedeutet im Engl. Tor, wicht
ungeinen Thurm, fondern auch einen hoben Selfen. Die om
Thurn für Churm if im Hochdeutfchen veraltet, fo wie derspfa»
ral die Thür mer für Thürme nur in einigen gemeinen Mundar⸗
ten üblich iſt.
Der Thurmbau, —es, plur. inuf, der Ban eines Thurmes.
Der Babyloniſche Thurmbau.
Thürmen, verb. reg. act. in Geſtalt eines Thurmes aufhan⸗
fen, zu einem hoben Haufen machen, deſſen Höhe die Örundfläche
weit überteifft, befonders im der dichterifchen Screibert, dage⸗
gen in der proſaiſchen aufthiwmen üblicher iſt.
©, daß die Sonnenur, die mir jetit heiter ſcheint,
Um dieſen May des Glücks
Nicht ein Gewolke thürmt! Weiße,
Anm. Ju dieſem Zeitworte und deſſen ausländiſchen Ver⸗
wandten iſt der Stammbegriff der Höhe unläugbar. Im Engli⸗
ſchen iſt to towr, ſich in die Höhe ſchwingen/ hoch in die Luft flie⸗
gen, zo wring, hochfliegend, und figürlich hochm üthig; im Wal—
ff. it dwyre, aufſtehen, lurgere, welches Lateinifhe Wort
DEE erfien Syle nad nebft Lurfum uff. gleichfals hierher
gehöret. —
Der Chürmer, $r8—s, plur.ut nom. fing. der Wächer auf
. einem Shurme, welcher auf die Feuersdrünfte in der Eradı Acht
zu geben und zuweilen auch die Stunden dureb den Glodenfchlag
anzudeuten hat; derChurmwächter, an einigen Drtey der Sausz
menn.
Der Churmfalk, des —en, plur. die—en, ein Nabme dee Wans
nenweders oderKuttelgeyevs, weilengern auf Thürmen horfier,
Der Thuemfiſch, bee—es, plur. die — e, in einigen Öraen»
den ein Rabe des Döbels oder Sanddobels Cyprinus Do-
bula L, welcher in andern Gegenden Giebel beißt.
Der Churmberr, des -en, plur. die—en, an einigen Orten,
wo die öffentlichen Gefangniſſe fd in einen Thurme befinden, wie
3. B. zu Straßburg, zewiſſe Beamte der Stadt, welche die Auf:
ſicht über dieſe Befängniffe haben. In Eöln am Rhein, wo das
öffentliche Gefangniß der Frankenthurm beißg, find die Thurm-
herren oder Thurmmeiſter zwey im Rathe figende Perfonen, mel»
He einen eutgezogenen Verbrecher in die Inquiſition nehmen, und
ihn hernach an das Schöffengericht abliefern.
Der Thurmkohl, des—es, plur. car. eine Pflange mit langen
digen Schoten, welche auf den Triften Europens wächft, and
auch Thurmkraut, Thurmſenf genannt wird ; Turritis L.
Der Thurmmeifter, des — s, plur. utnom.fing. Siehe
Thurmherr.
Die Thurmmühle, plur. die—n, eine auf einem Fegelartigen
Thurme flebende Windmühle, eine Solländifhe Windmühle;
zu m Unter ſchiede vonden Deutſchen Bodmublen. _
Die Thurm ſchwalbe/ plur. dHie—n, eine Ari Schwalben⸗ wel-
hr.arößer ift, als die Haus ſchwalbe, ſich ern um Steiufelfen un»
hohe Thürme aufhält, uud ein ſtarkes Geſchrey has, Vielle cht iſt
fie nie der Mauerſchwalbe einerley.
By z J Ks?
Thu 2 *
5099
Der Thurmſenf, des —es, plur. inuf, S. Thurmkohl.
Die Thurmuhr, plur. die —en, ein großes Uhrwerk auf einem
Thurme, die Stunden zu zeigenund zu ſchlagen.
Der Thurmwärter, S. Thurmer. ——
Der Thuͤrnagel, des—s, plur. die —nägel, im Hüttindaue,
diejenigen Nägel, womit das Ventil au die Pumpe genagelt wird, _
weil diefes daſelbſt auch das Thürlein genannt wird,
Thurnier, Churnieren, n.f.f, S. Turnier.
Die Tpurofofe, plur. sie —n. 1. Diejenige Pfofte an dem
Shürgerüfie, worin die Thür hängt. In weiterer Bedentung wars
den auch bende Thürſtocke wohl Thürpfoſten genannt, 2. Von
pfoſte, dicke Bohle, dergleichen Bohlen, woraus ftarfe Thüren
=. verferfiget werden. „ UNE
Der Tbürriegel, des —s, plur. ut nom. fing. ein Kiegel, eine
Thür damit zuzuriegeln, oder zu verſchließen. —
Die Thürſchwelle, plur. die —n, die Grundflãche der Thüröff⸗
nung und der Balken oder das Balkenſtück, welches felbige and»
macht. Zumeilen wird auch der Sturz, oder das oderr Salken⸗
ſtück die Oberſchwelle genannt, da denn jene die Unterfchwelle
beißt. —
Der Thürſteher, des —s, plur. ut nom, fing. eine Perſon,
welche an der Thür ſtehet, felbige zu bewachen, eine Art
Thürbüther. So baben vornehme Perfonen Schweizer oder
Heiducen, welde fo wohl an der Haustbür, als auch an
den Zimmerihüren ſteben, felbige zu beiwachen, und auch
wohl Schweizer genannt werden, Dee Bammertbürfieher
it an den Höfen eine angefehene Perfon, welche gleich auf
den Kammerdiener folgt.
Der Thürfto,des —es plur. die —ſtöcke, die beyden ſeukrech⸗
ten Theile eines Thürgerüftes, welche auch wohl Thürpfoften ge⸗
nannt werden, zum Unterfchiede von den Thürfchwellen.
muthlich um der Ahnlichkeit willen, werden im Bergbaue die fenf:
"rechten Banbölger in der Berzimmerung eines Stollens, woranf
die Kappen liegen, Thürftöde genannt. ©, Stock. R
Di: Chtieverkletdung, plur. die —en, das Leiftenwerd, womit
das Thürgerüſt beffeidet wird.
Der Thirwärter,S. Thürhüther. >
Die Thymber-Pflanze, plur. die —n, eine in dem mittägigen
‚Europa einheimische Pflanze, movon eine Art befondersin Mace-
donien einbeimifch it; Thymbra Linn. aus weldem Griechi»
{chen Nabmen auch der Deutſche gebildet iſt.
Der Thymian, des —s, plur. inuf. eine gewürzhafte Pflauze,
welche auf den dürren und bohen Gegenden Europens einhei miſch
und ſehr magenſtärkend iſt; Thymus Linn. woraus auch der
Deutſche Nahme iſt. Der Quendel iſt eine Art davon, indeſſen
werden beyde Nahmen oft für einander gebraucht, und der Thy⸗
mian Kömifcher Quendel genannt. Jin Engl. Thym, Franz.
Thym, Der gewöhnliche Thymian wird in Ofterreich Wäls
fches Kuttelkraut genannt. ;
Die Thymſeide, plur. inul ein Rahme der Slachsfeide, Cu-
feuta Linn. fo fern fie auf und an dem Thymian wächfer,
Tichten, ©. Dichten. Ä
rei act. efneutr, im lestern Fallemit den Hülfs-
worte haben,mit der. äußerften Spige des Fingers oder mit einem
andern fpigigen Werfzeuge gelinde berühren. Daher der Ti,
diefe Berührung, antiken, anrühren w ff. Dasit ie ber
Mitte zeige fchon, daß diefes Wort ein Intenfivum iſt; die <irt-
fachere Form iſt noch in Ulphilas tekan, berühren, Franz. tou-
cher, Engl. touch, und-in dem veralteten Lat tagere, tigere,
wofür nachmahls mit eingefchaltstem Nafelautetangere üblich
ward, vorhanden. Das Niederf, tippen, Hochd. tupfen wird in
ähnlichen Verſtande gebraucht. ;
Bere x
—
—
x —9*
*
Tief —er, ⸗fie, adj. et adv. weldes einen relativen Vegriff be⸗
zeich net/ und in verſchiedenem Verſtande gebraucht wird, 1. Ei⸗
gentlich, unter der angenommenen oder doch gewoͤhnlichen Hori-
zontal-Linie, oder näher nach dem Deitteipunete der Erde befind»
lich, im Begenfage des hoch; wo es theils ab ſolute gebraucht
das Hauptworfdes Maßes am gewöhnlichften in der vierten En.
dung ſtehet, wie bey den Wörtern hoc), lang, Breit, weitu.t.f.
Der Brunnen if zwanzig Elien tief. Wietief it der Schacht ?
Antw. Sunfzig Blafter. Drey Suß, ſechs Zoll tief. Wofür im
Ober deutſchen auch die zweyte Endung üblich if, Dieler Ellen
tief. Jugleichen ohne Beyfag des Maßes, wo tief weit von der
" Dorigontal» Fläche, oder doch weiter als gewöhnlich von der ſelben
wird, das Maß diefer Entfernung zu beftimmen, in welchem Falle
entfernt, bedeutet, Iſt die gewöhnliche Horizontal⸗Fläche der Ber -
griff, worauf ſich tief begiehet, fo ſtehet es dem hoch entgegen, in
andern Fällen aber auch dem Nach, feicht u. f.f._ ine tiefe Ge»
gend, welche unter der HorizontalsLinie liegt, Das Landliege
> sief, im Öegenfage des hoch. Kin tiefer Graben, tiefer als ge⸗
wöhnlih. Dev Graben iñ nicht tief. Lin tiefer Fluß. Das
Meer iſt bier ſehr tief. Ein tiefer Abgrund, ine tiefe Wun⸗
de. Die Wurzeln geben tief. Tief graben.
Schüffel, im Gegenſatze einer Nahen. Ks liegt ein tiefer
Eine tiefe .
Schnee, d.i, bober, vieler Schuee;, wegen der weiten Entfernung
von feiner Oberfläche dis zum Grunde, So auch tiefer Koth, in
welchen man tief einſinkt. Tiefe Wege oder Straßen, wo vieler
und tiefer Koth liegt. z Ye
2, In weiterer Bedeutnug wird es in vielen Fällen auch von der
horizontalen Entfernung gebraucht, umd zwar fo wohlabfoluremit _
Beſtimmung des Maßes. Das Haus if zwanzig Ellen rief, d. 3,
vonder Vor derſeite dis zur hinterſten Maner, Als auch ohne Bes
Punete in horizoutaler Richtung entfernt, Tief indas Land hin⸗
ein geben. Sich tirfin sen Wald hinein wagen. Ergingtief :
in das Gebirge, Tief indie Sohle hinein gehen. Wie tief
in dev Seldfeplacht ferbend ein Gortesläunner ſich wälst,
Klopft. Es iſt zwar alsein Nebenwort am üblichften, doch ift das
Beywort auch nicht ganz ungewöhnlich. Ein tiefes Haus, wel⸗
des von der Vorderwand bis zur Hinterwand einen beträchtlir
HenKaum einnimmt. Und fabe ungefehn in die tiefe verſamm⸗
lung, Klopft, ——
3. Figürlich,
Derbeugung machen. Und nach einer noch weitern Figur, Sich
fehr tief erniedrigen. Die tieffle Erniedrisung. Tiefe De—
muth. Diezügellofe Liebewird. zur Brunft, die den Menfchen
tief unter das Thier erniedrigt, Gell. |
Ele, im Gegenfag der hoben, Tieftrauern; mit fehr dunfeln
ſtimmung des Maßes, für weit, weit-von einem angenommenen ,
*
(1) Sich tief vor jemanden neigen. ine tiefe
(2) Tiefe Sarben, duns -
Farben, oder auch als eine Figur der vorigen Bedeutung. (3)Von
den Tönen; ein tiefer Tom, derjenige, weichen eine dickere, län«
gere oder ſchwächer geſpaunte Saite bervor bringe; im Gegen-
fage des höhern. Ein Inſtrument tiefer fimmen. Die tiefe
Baßſtimme (3) Bis in die tiefe Nacht hinein, weit indie Nacht
hinein, von der zwenten engern Bedeutung. Die tiefſte Mitter⸗
nacht ift durch dich belle, Weiße, :
Denn tiefe acht deckt vor uns her die Tage,
>». Die jeber noch durchwandern wird, U}. k
Wo ſich auch der vorige zweyte Begriff der Dunkelheit mit Hinzu
gefellet. (5) Pin tiefer Schlaf, aus welchem man ſchwer zu er⸗
wecken iſt. Im tiefften Schlafe liegen. So auch in tiefen Ges:
danken figen, Heben, begriffen ſeyn, wofür man auch wohl fagt,
tiefin Gedanken figen, u. ſaf. Im tiefer Betrachtung ver=
funfen. Tief in Schulden fieden, viele Schulden haben, wo»
für man im gemeinen Beben nur fagt, tief ſtecken, ſehr tief
fieden, .
fe
er Bl f - gi ” Fr
— — — * * ce
” Aeen.- (6) Verborgen, uneraeindlich. Pin tiefes Geheimnig.
Die tiefe Weisheit Bortes. Tiefemyfifche Beweife ergeubeln,
5. Roc häufiger, (7) Gründlich, fubjective, deutliche Begriffe von
‚allen Merkmablen eines Dinges habend, und dacin gegeünder, _
- Eine tiefe Erkenntniß. Lin tiefer verſtand. Tiefdenfen.
‚Ein tief denfender Mann, Geſetzt, ich ſähe bier nicht tief
‚genu . Se { ”
Wir ſehn nicht tief genug, was diefes Herz empfand, Weiße.
48) Tief Arhem boblen, gleichfam von den unterften Theilen der
Bruſthöhle heraus. Einen tiefen Seufzer laſſen. Tiefieuys
"sen, - (9) In manchen Fällen iftes ein Zeichen einer Jutenſton,
eines hohen Grades, Bin tiefes Stillſchweigen beobachten.
Es herrſcht bier eine tiefe, die tiefite Stille, Wo man aber
nicht mit dem Nebenworte fagen kann, tief ſtillſchweigen.
Sich erwas tief einprägen, tief in das Gedächtniß prägen.
Es bleibt im tiefen Andenken. Lin tiefer Schmerz, der nicht
nur Rack, fondern auch dauerbaft iſt, und in der Stille empfun«
“den wird. Der Schmerz eines Weifen iſt tief, aber ohne Ge:
räuſch und mit Majeftät befleider. Du ſcheinſt einen tiefen
Gram zu verbergen. !
Anm. Ben dem Ulphilag diup, beydem Ottfried dinf, im
Nieder. deep, im Angel. deop, im Engl.deep, im Schwed.
diup, im Wallifchen dwfn. Es iſt mit taufen nahe verwandt,
S. daffelbe. Fe ——
Das Tief, des —es, plur. die —e, ein beſonders in der Schiff⸗
fahrt übliches Wort, den tiefften Theil oder Drt einer Waſſer⸗
menge zu bezeichnen. Befonders wird das Fahrwaſſer, welches
die gehörige Tiefe für die Schiffe hat, zum Unterfihiede von deu
feichtern Stellen das Tief genannt In den Niederdeutſchen
Marfchländern führet diefen Nahmen der Hanptivafferzug, worin
alle Zuggräben zufammen fließen, Niederf, Deep, -
‚Tiefäunig, adj. et adv. tief, d.t. weit in den Kopf hinein lier
gende Augenbabend. :
Die Tiefe, plur. die —n. 1. Alscein Abſtraetum und ohne Plus
ral, außer von mehrern Arten, oder von dieſer Beſchaffenheit in
mehrern Individuis, die Eigenſchaft eines Dinges, da es tief, d. i.
unter der angenommenen oder gewöhnlichen Horigontal-Linie, bes
findlich iftz ingleichen die Entfernung unter diefer Horizontal
SLinie. Die Tiefe eines Brunnens meffen. Eine Tiefe von
zwanzig Ellen. Line grundlofe Tiefe. Auch ineinigen Fällen
von der berizontalen Entfernung, Die Tiefe eines Saufes, deſſen
‚Breite von der Vorderwand gerechnet bis zur Hinterwaud. Die
"Tiefe eines Zimmers, deffen Länge,
figürlichen Bedeutungen des Wortestief. Die Tiefe des Schla-
fes, der Erniedrigung, der Sarben, der Töne. Die Tiefe der
"Weisheit Gottes, ihre unergründliche Beſchaffenbeit. Die
Tiefe der ErFenntniß, diejenige Eigenfchaft, da ale Merfmahte
einer Sache zue Deutlichkeit gebracht werden. 2. Ein tiefes
Ding, ein tiefer Ort, als ein Concretum. (1) In mehr eigentlis
chem Verſtande, wo man einen jeden tiefen, d.i. weit unter der
Horigontal-Linte befindlichen Ort oder Raum, eine Tiefe uenner.
ine grundlofe Tiefe;ein Abgrund. Aus der Tiefe rufe ich zu
sie, Pf. 130, 1. Gewiß, das Serz eines Srauenzimmers ift eine
unergründliche Tiefe, Kia. Befonders wird ein tiefes Waffer,
> und der tieffte Theil einer großem Sammlung Waffers ‚die Tiefe
genannt, AufdieTiefefahren, aufdas bobe Meer. -» Es war
finfter auf der Tiefe, ı Mof.ı,2, Indie Tiefe des Meeres
verfenfen. In die Tiefe kommen, gerathen. Wie Gott die Er—
de auf Tiefen lanert, Herd. -- ä '
ri Als ich urploglich einen Drach n
Aus blauer Tiefe ſteigen ſah Namt.
(2) In verſchiedenen ſigürlichen Bedeutungen· Beſonders uner⸗
Ingleichen in den meiſten
zie, 602
gründliche Befchaffenheit,unerforfchlicheBefinuung. Die Tiefen
der Gottheit, 2 Eor. 2,10. Tiefen des Satans, Dffend, 2,24
Der Schönen Herz har unergrundte Tiefen, Gell,
- Anm. Bey dein Ottfried Piufi, im Tatian, der es auch vor
dem hoben Deere gebraucht, Tiufi, bey dem Willeram Toife,
in Oberſchwaben noch jest Diafi, ben den Bergleuten Teufe,(S,
dieſes Wort,) im Dän, Dyb, im Riederf. mit der Eudſhlbe —te,
Diepfe, Derpte, bey dem Ulphilas Diupita, im-Holländ,
Diepte,
Tiefen, verb. reg act. tief, oder tiefer machen, welches aber nur
in den Zufammenfegungen auftiefen, austiefen, vertiefen üblich
iſt. (S. diefelben.) Im Niederf. iſt dipen die Tiefen meffen.
‚Der Tiefbammer, des—s, plur,die—hämmer, ben ver-
ſchiedenen Metallarbeitern, 4.3. den Boldfhmieden, Kupfer
ſchmieden u. f. f.ein Hammer mit einer großen bauchigen Bahn,
mit feinen langen Enden bis auf den Boden der tiefen Geſchirre
damit zu langen und ſelbigen damit zu bearbeiten,
Der Tiefhoͤrr des —en, plur. die —en, an einigen Drten, 5. 8,
su Hamburg, zwey Rathsherren, welche für die Austiefung des
Hafens und des Fahrwaffers zu forgen haben, Bon dem Beutro
das Tief,das Fahriwaffer,
Die Tiefordnung, plur. die —en, eben da ſelbſt, die obrigfeitti.
he Verordnung, wiees mit dem Tiefe, oder dem Fahrwaſſer, und
deffen Austiefung gehalten werden ſoll.
Tieffhäftig, adj.etadv. ii der Weberey. Tieffchäftige Ta:
peren, Tapeten, welche duf einen Stuhle gewebet werden, wo die
Kette mit iheen Schäften, wie bey andern Zeugen, horizontal
liegt, zum Unterſchiede von den hochfchäftinen Tapeten, wo fie
ſenkrecht liegt. Im Franz. Balleliffe und Hauteliffe, welche
auch im Deutfchen angenominen find. So auch ein tieffchäftiger
Stubl, zum Unterſchiede von einem hochſchäftigen.
Der Tieffinn, des —es, plur.car, x. Derjenige Zuftand des
Gemüthes, da esimtiefen Gedanken begriffen tft, and die Fertig⸗
feit Diefes Zuftandes. Femanden aus feinemTieffinneerweden.
In Tieffinn gerathen, in die Fertigfeit diefes Suflandes, 2.Dies
jenige Zertigfeit, da man von den Merkmahlen eines Dinges drut⸗
liche Begriffe bar, die Deutlichkeit der Begriffe bis anf meh—
rere Grade erfiredet. Scharfſinn entdeckt nur das Mannig⸗
faltigein einer Sache, und bleibt bey Einem Grade der Deutlich⸗
keit ſteben. Line Wahrheie mie vielem Tieffinne erforschen.
Ju beyden Fällen auch die Tiefünnigkeit; obgleich im ſchärf
len Beeftande diefeg die Fertigkeit, Tieffinn aber den bloßen Zur
fand bedeutet, = } 3
Tiefimmnig,—er, fe, adj, et adv. Tieffinn enthaltend, in dein»
felben gegründet, in beyden Bedeutungen des vorigen Wortes,
ı. Tieffinnig ſeyn, in tiefen Gedanken begriffen feyn, eud die
Fertigfeit diefes Zuſtandes. Tieffinnig werden. 2. Bon den
Merkmablen eines Dinges deutliche Begriffe habend, und darin
gegründet. Lin tiefjinniger Verstand. Tiefinnige Wahrher-
ten. Nirderf, indeepsk.
Die Tieffinnigfeit, plur. innf.S. Tieffinn.
Der Tiegel, des—s, plur. ut, nom. fing. Diminut das Tie-
gelchen, Dberd. Tiegellein. 2.Der Nabmeeines Gefãßes, wa
es doch nur in einigen einzelnen FüHen vorkommt. (1) Das flache
Gefäß eines Lampe Heißt im Oberdentſchen der Lampentiegel,das
ber eine Lampe eben daſelbſt noch bin und wieder ein Tiegel ges
nannt wird, wovon Frifch eindaarBepfpiele aus dem Kaifersberg
anführen, (2) Der Schmelstiegekoder Gießtiegel, in der Me—
tallurgte und Ehymie, ift ein irdenes Gefäß in Geſtalt eines run⸗
den und unten ein wenig zugefpißten Bechers, Metalle und andere
Mineralien darin zu ſchmelzen. Oben iſt er off drey⸗ oder bier⸗
eig. (3) In den Küchen und der Hauspaltungift der Tiegel ein
Sr 3 N floh
Der Tiegelbrep, des —es, plur. inul. in den
ac rundes —— irdeues — mit drey —— Set
darin zu zerlaffen, Speifen darin aufzuwärmen urſef. der Boch
tirgel. Einen ähnlichen Leimtiegel von Eifen oder Rupfer haben
die Buchbinder und Holzardeiter.. Im Oberdrutſchen wird ein
ſolcher Ziegel ein Rain genannt, hingegen führet (4) daſelbſt ein
jeder irdener Napf den Nahnıen eines Tiegels. 2. Anden Buche
druderpreffen iſt der Tiegel eine ſchwere meffingene oder eiferne
Platte, welche vermittelft der Preſſe auf den Bogen gedruckt wird,
und den Abdruck der Leitern auf demſelben eigentlich verrichtet.
Anm. In dererften Bedeutung bey dem Notker Tegel, im
Niederf, Degel, im Schwed. Digel, im 3sländ. Deigul, im
Pohlu. Tygiel, im Jial. mit einem andern EndlanteTegame,
Tegamino,
beißt, fo glaubt Ihre, daß ein ſolches hohles Gefäß von diefem
> Zateinifchen Worte, aus eben der Urſache Tiegelgenannt worden,
‚ans weicher. andere Ähnliche Gefüge Scherben und Tefte genaunt
werden, Judeſſen ſcheinet es ein altes Deutſches Wort zu feyn,
welches zu Teich und deſſen Berivandten gzböret, ein Gefäß, einen
hohlen Ramm zu bezeichnen... Die Ableitungsfplbe —el bedeutete
fo wohLein Werkzeug, als auch ein Ding oder Subjeet. In der
zwenten Bedeutung, wo der Tiegelder Buchdrucker nichts ahnli⸗
ches mit rinem Gefäße bat, fondern cine ebene Platte ift,- iſt es
wohlunftceitig aus den Latein. Tigillum, ein Balke, entlebuet;
es müßte deun ſeyn, daß diefe- Platte von dem in der Mitte befind-
lichen fählernen Pfännchen, worin fich der Zapfen befindet, den
Nahmen bekommen hätte, welches doch eben nicht fehr wahrſchein⸗
lich iſt. Die Buchdruckerkunſt hat mehrere Kunftwörter aus dem
Lateiniſchen angenommen, und es iff glaublich, Daß diefer Tirgel
in der Kindheit der Kunft ein wahrer Balfen gewefen iſt.
üchen, eine
Urt Breyes, von Mehl, Gries, Hirfe, Reiß u, ff. welcher mit
Milch nis Butter in einen Ziegel bereitet, und auch das Tiegel⸗
mus genannt wird.
Die Tiegelprobe, plur. die —n, in dem Sürtendaue: und den
Münzen, die Probe, welde mit Erzen und Merallen in dem
Schmelztiegel augeſtellet wird, und in weiterer Bedeutung, eine
jede Probe, ein jeder Verſuch mit Erger und Metallen, welcher
im Kleinen gemacht wird,
Der Tieger, oder Tiger, des —s plur. ut nom, fing. Di
minut. Tiegerpen, Oberd. Tiegerlein, ) Eigentlich, ein vier⸗
füßiges fünfzehiges überaus wildes Raubthier, welches ſo groß
wie ein Löwe ift, über den ganzen Körper büfchlige oder ftreifige
Flecken bat, und häufig in Aften und Afrifa angetroffen wird; das
Tiegerthier. 2) Figürlich wird auch ein jedes anderes Thier, wel⸗
ches getiegers, d.i. wie sein Tieger gefledt ift, 5. B. ein Pferd,
ein Hund, eine Kaße,ein Tieger genannt. Der Rahme ift aus
dem Briech. und Lat, Tigris.
Der Tiegerfüß, des —es, plur. inuf; in der Botanik, eine
Art Trichterwinde, mis handfürmigen Blättern, welche die Ge⸗
ſtalt eines Tiegerfußes haben; Ipomoea Pes Tigris LSie iſt
in Dfindien eiuhrimiſch
Der Tiegerhund, des—es, plur. die —e, Fin getiegerter, d. i.
mit Flecken, wie ein Tieger, verfehener Hutıd,
Die Tiegerkatze, plur. die — n. ı1)Eine Artwilder — in
Amerika, welche eine fleckige Haut, wie ein Tieger hat, und fo
wild yud grauſam, wie dieſer iſt; Catustygrinus K. 2) Auch
eine gebe Sauskatze, wenn fie wie ein Sieger gefleckt iſt.
Die Tiegermotte, plur.sir—n, eine Art Motten oder Nacht.
faiter , Phalaena Bombyxlubricipeda L.
© segern, verb, reg; act. mie Flecken, wie ein. Sieger verfehen.
Seien! — Rlce worie der — — Ein getieger⸗
tes Pferd
—
Das Tiegeithier denen, plur. R —t, ©. Ticger,
Die Tiene, plur.
Da Tigel, in Angelf. ein Ziegel, Tegula,
Be es en
ie—n, Diteinut. dag
mit einem Dedel, allerley Vorrath darin gu verwahren. An ans
dern Orten wird ein größeres onales, einer Wanne ähnliches Ge⸗
fäß zum Waſchen, die Waſchtiene oder Tiene ſchlechthi genannt, ei
Und, wenn ich nicht irre, fo wird auch eine&tande oder ein Stän⸗
der, d.i.ein rundes hölzernesÖefäß mir deeygüßen,in einigen Ge⸗
genden eine Tiene genanut.
Anm. Im Schwed. Tina, im Ital. Tina
Das Wort iftalt und Tina war fon den Römern befanut.wie
aus dem Feſtus, Varro und Apicius erhellet. Im Griech dog,
eine Art eines Bechers. S.Tonne, welches das Intenfivum as
von zu fepn, und eine große Tiene zu bezeichnen ſcheinet.
Die Tiffe,plur. die—n, ein nur in einigen gcıncraen ira
- übliches Wort, eine — ober Pogr zu ———— * Pege
Der Tiger, ©. Tieger.
Tilgen, verb. reg.act, ı) Eigentlich, vernichten, des —
berauben, verwüſten, zerſtören; ; eine im MB
Theils veraltete Bedeutung, in welder vertiigen nod in einigen _
. Fällen üblihift. S auch Yustilgen.) Eine Seuersbrunft EEE
gen._ Das Ungesziefer if niche su Hilgen. Das unttaut wi
ſich nicht tilgen laffen, * —
Damit er in tilgt von der weist, Sheuerd. Kap. 79.
- 2) Zur figürlichen Verſtande, der Zurcchnung und den Sein
nach aufheben. Tilge meine Sünde, Pf. 51,3. Ic; tilge de
übertrerung, Ef. 43, 25. Die Almoſen tilgen die indes
12,9. Auch in diefer Bedeuinug koͤmmt es außer der biblifchen
Schreibart im Hochdeutfchen nerht mehr vor, wo man e 4 noch
chuld⸗
theils von der Austöfchung einer bezahlten Schuld in de
buche, theils auch von Bezablungder Schuld ſelbſt gebraucht. Ei⸗
ne Schuld tilgen, fo wohlfiein dem Buche auslöfchen, als auch
fie bezahlen. Ehedem gebrauchte nianes auch in andern Fälen für-
‚anslöfchen, ausftreichen, Aus sem Buche der Lebendigen tilgen,
2 Mof.32,32. Pf.69,29. SoanhdieTiigung. -
Anm. Bep dem Rotfer tiligon, im Riederf;delgen, welches
auch verthun, verſchwenden, praffen, bedeutet, imAngelf.diigian,
im Dän. dolge. Die legte Sylbe —gen zeige: fen, daß diefeg
Mori ein Iterativum oder Jaten ſidum iſt, deſſen Stammivort
dilon , dilan, für tilgen, noch im Iſider und bey dem Dutfried
vorfomint, und auf eine merfwürdige Art mit dem Lat. delere
‚überein finmet. Es kann fepn,, daß diefes Wort mit theilen,
Niederſ. delen, bey dem Ulphilas dailjan verwandt iſt, aber cs
"Fatın auch eine eigene Onomatopöie einer Art des Vernichtens und -
Zer ſtörens ſeyn. Im mutılern Zar. iſt Tala, Verwüſtung und
Talator, ein Zerwuſter, im Niederſ. REINER, ein —
Verſchwender.
Die Tille, ©. Dille ” * P “=
Die Tinct ur plur. die—en, aus dem Latein, Tinctura, und
dieß von Lingere, färben, cin gefätbter flüffiger Körperz-befoh= -
ders in derEhpmic undMedicin, ein Fiffiger Körper, aus welchem
Sie leicht auflösliehen und entwickelten wirffamen Theile einer
Subſtanz durch geiwiffeXufd/ungsinittel ausgezogen worden;zumg
Unterſchiede won einer Effenz, welge —* ——— ante $
hilft,
8 te Tine, ©. Tine, > RN
° Die Tinte, plur. doch nue von mehrern Arten oder Quantitäten,
die—n. 3) Ein ge aebler Rüfiaee Körper, damit zu fchreiben.
Rothe, grüne, geibe, blaue Tinte. Schwarze Tinte, welche
gemeiniglich der ftanden BERN wenn mia. Tine ſchlechthin nennet.
: ——
iench⸗n, ein indie
lenGegenden übliches Wort, eine Art Hölgerner Gefäße zu bigei® -
nen, welches doch nicht überall von einerfen Geſtalt und Größe ———
u einigen Riederdeutſchen Gegenden iſt es rin kleines Fäßchen
Ds
Ne
*
*
ru 2
mr
”
Wo
+
ı für Brühe, Farbebrühe zu ſtehen fcheinet, welches Wort in diefem
alle gleichfalls gebräuchlich ift, In dev Tinte figen, ſich in Ver ⸗
Jegenbeit, in einem übeln Handel befinden, 2) In der Mablerey
wird von einigen jede fünftliche oder zufammen gefegte Farbenach
“dem $tal. Tinto, und Franz. Teinte, die Tinte genannt. Die
„> ganze Bunt des Colorits beſtehet in der Wiſſenſchaft der Tin Die Tifane, ©. Ptifane,
senund halben Tinten, . Diefe Bedeutung iſt aus dem Fraliänis _ Der Tifch, des—es, plur. die—e, Diminut. das Tiſchchen,
' Dberd. Tiſchlein. T, Eigentlich, ein erhöhetes Blatt oder ebene
ſchen entlehnet; könnte auch. gar füglich entbehret werden, weil
Diefes Wort nichts mehr fagt, ale Farbe.
Anm Bey vielenDinte, welches doch fo wohl der Hochdeutſchen
Ausſprache als der Abſtammung zuwider ift, Luthers mehrmah⸗
liges mit Dinten, für mir Dinte oder Tinte, if eine Oberdeutfche
Form, nach welcher dafelbft mehrere weibliche Wörter auf edeclis
niret werden, Ich weiß nicht mit was für Grunde von vielen
behauptet iwerden können, „Tinte fey ein altes Gothiſches und
Deutfches Wort, welcher vonden Deutſchen nad Ztalien und
Spanien gebracht worden, wors Tinto und Tinta, lautet. In
: — Donfeeifchen Gloſſen lautet dieſes Wort ausdrücklich noch
"Tincta,und da auch einige Oberdeut ſcheGegenden für Tinte noch
Tinke ſprechen, fo iſt wohl erweislich genug, daß es von dem mitt⸗
lern Lat Tincta, d.i, Tinctura, ein gefärdter flüßiger Körper,
gebildet worden, wovon auch das Ital. Tinto, das Span. Tinta,
und das Franz. Teinte, ringarbenförper, eine Farbe abſtammen.
Überdieß iſt unfere heutige Art zu ſchreiben keine Deutfche,fondern
auslandiſche Erfindung, welches denn die. Beybebaltung eines’
fremden Wortes bey einer fremden Sache noch wahrſcheinlicher
macht. Die Riederdeutſchen kennen diefes Wort nicht, ſondern ge⸗
brauchen dafiir Black, welches eigentlich ſchwarz bedeutet, aber
auch vonrother, geüner inte u.f.f. gebraucht wird. Auch die
"mit dem Niederdentfchen verwandten nordifchen Sprachen haben
ur die ſes Black. ——
Die Tintenbẽere, plur.die—n, ein Rahme verſchiedener ſchwar⸗
zer Beeren, welche einen ſchwärzlichen Saft haben, 1)EinerArt
Siefcjen, welche auch Steinweichfeln genannt werten; Prunus
- MahalebL. 2) Der Beeren’ dei Rainweide oder des zart⸗
- giegels ;Liguftrum vulgareL, 3) Der Beeren des Kreuz⸗
e dormes/ RhammuscatharticusL. *
Das Tintenfaß, des — fiss, plur. die —faſſer, ein Gefãßz, die
Zinte zum Schreiben darin vor ſich ſtehen zu baben; Niederf,
Black horn Iſt es von Horn, fo daß man es.heb ſich tragen kann,
ſo wird es auch wohl im Hochdeutfchen das Tintenborn genannt,
Eine Flafıbe oder Bonteille hingegen, die Tinte darin anfzubes
» wahren, heißt die Tintenflafche, Tinten: Bouteille,
-" Der Tintenfilch, des — es, plur. die —e, einnadter Wurm
mit Gliedmaßen, welcher fih im Deere aufhält ; Sepia Loligo
Linn. Er bat den Rahmen von dem fchwarzen viner Tinte ähn-
lichen Safte, welchen er von fih läßt, wenn man ihn verfolgt,
” das Waffer dadurch undurchſichtig zu madıen. ;
Der Tintenflöd, des —es, plur, die —e, ein Fled von Tinte
befonders von ſchwarzer Sinte. :
.. Das Tintenhorn, des—es, plur. die—hirner. ©, Tinten:
faß. |
Der Tintenklede, des —es, plur. die — e, ein Klecks von
Tinte, ein ans Berjehen verſchütteter Zropfen Tinte,
-. Der Eintenwein, des—es, plur. die—e, rin Alicanten: Wein
fieeinen dunfelvothen Saft haben, fo genanur,
Tipfen und Tippen, ©. Tupfen
Tiraͤnn/ S, Tyrann. ES he
| unſichtbare, ſympat eeifche Tinte, Bu wir in die Tinte Der Tiraf, des ⸗es plur. Sie—e, beo den Yägeen, ein vier⸗
- Fommen, im gemeinen Leben, du wirft übel anfommen ‚woTinte -
bey Tiſche ſeyn oder figen.
bey ibn speifen wollen.
-, Bon vornehmen Perſonen wird auch bier das Wort Tafel ge»
0 won fehrwarzeother oder fchwärzlicherFarbe,wie Tinte. $tal,Vino .
> tinto, Indrſſen werden auch andere Arten Weintrauben , weun
if 606
x
eckiges Garn von ſtarkem Zwirn, daffelde überHühner, Wachteln,
Schnepfen undLerchen zu ziehen, und fie auf ſolche Art gu fangen;
Daher tivaffieven, auf folche Art decken oder fangen. Es iſt aus
‚dem Franz, tirer, Stal.tirare sieben, und bedeutet ein Zug-
garn, weil es über das auf dem Felde bifindliche. Geflügel ger
zogen wird,
Släche, vor derfelben lebend oder figend allerhaud Gefchäfte dar⸗
auf vorzunehmen. Lin Aufſchlagetiſch oder Klapptiſch, ein Bett⸗
tiſch u. ſef. Beſonders eine ſolche erhöhete Fläche auf einem Ge-
ſtelle. ERin hölzerner Tiſch, Marmortiſch, Schiefertiſch,
Rechentiſch/Schreibetiſch Werkeifch,oder Arbeitsciſch Schenk⸗
. tifch, Spieltiſch, Speiſetiſch oder Eßtiſch, welcher auch oft nur
der Tiſch ſchlechthin genannt wird. Sich an den Tiſch ſetzen.
vor dem Tiſche ſtehen, ſtzen. Jemanden unter den Tiſch
ftecken, im geneinen Leben, feiner mächtig werden; ibn unter
‘den Tiſch trinken, ihn darnieder trinken. Wenn von einem Speis
fetifche die Rede ift, fo wird diefes Wort nur von den gewöhnlichen
“ Heinen Flächen diefer Art für Fleinehäusliche Gefelfchaften ge⸗
braucht; eine größere heißt eine Tafel. - (©. diefes Wort.)
2, Figürlich. 1) Die Handlung des Speifeng vor einem Tiſche
obne Plural; wo es auch nur von dem Speifen Feiner Häuelicher
Geſellſchaften oder geringerer Perfonen üblich ift,zumlinterfchiede
von der Tafel, welches in eben die ſem Verſtande theils von feyer⸗
lichen Mahlzeiten, theils von vornehmen Perſonen gebraucht wird,
(S. diefes Wort.) Es wird bier nur ohne Artikel gebraucht.
Sich zn Tifche fegen, um zu ſpeiſen. Zu Tifche gehen. Noch
Dom Tifche aufſtehen. über
Tifche, während der Mahlzeit. - überTiſche wollen wir weiter
davonreden. Bis aufden Abend bey Tifche fol du Zeit has
ben, Gell. Zu Tische, nicht zu Tifche Fommen, zur gewöhnli⸗
hen Mahlzeit. Vom Eifche wegbleiben. Nach Tiſche wolf
wir davon reden. Er Fam noch vorTifche, Zu Tiſche läuten,
jemanden zu Tifche rufen. Semanden zu Tifche Iaden, bitz
sen. Er wollte mich zu Tifche behalten. Machen fie, dag
wir bald zu Tifche Fommen, Gel. Bey jemanden zu Tiſche
bleiben. ‚Der Tifch des Zerren, in der Deutſchen Bibel, das
Abendmahl, welches im gemeinen Leben auch Gottes Tifch ges
nannıt wird. Fu Gottes Tifche geben, edler zum Tiſche des ger⸗
ren. 2) Die gewöhnliche Handlung des Speiſens mit Inbegriff der
Speifen, wo e3 gewiffer Maßen als ein Collec idum und gleichfalls
ohne Plural gebraucht wird, Der Mistagstifch, der Wbendtifch.
Einen guren Tiſch Führen, gut fpeifen. Bey jemanden an den
Tifch neben, gewöhnlich bey ibm fpeifen ; den Tiſch bey ihm ha⸗
ben. Iveyen Tiſch bey jemanden haben. Den Tiſch bezah⸗
len. Zemanden sen Tiſch auffagen, nicht mehr gewöhnlich
von Tiſch und Betr geſchieden fepn.
brancht. 3) Indem Worte Nachtiſch wird es auch für eine gewiſſe
Art Speifen gebtaucht, (S,daffelbe); in welchem Verſtande Nach⸗
tafel nicht eingeführer ifl.
Anm. Bey dem Octfried Disg, bey dem Roter Diske, Filch,
bey dem WilleramDilk, im Sirderf. Disk, im Schwed.Dilk,
im Engl. Defk ein Schreibetifih, im tal. Delco, ein Rechen⸗
tiſch in mistlern Sat, Difcus und Deis, Wen es nicht mit dem
. Rat. Djfcus, weiches eine jede Platte oder runde Scheibe , und in
eugerm Berftande einen Tyler bedeutet, won einem gemeinfchafte
lichen Stamme her konimt / fo iſt es vermusblich ans dem felben eut⸗
‚Lohnet ; indem das Schwed. Difk, und das Engl. Diih, fo wie
7}
607. sit.
das Latein. noch jegt einen Teller bedenten.. Nach der älteflen Art
zu fpeifen, faß jeder Speifender allein, und hatte eine runde oder
viereckte Scheibe vor ſich liegen, welche ihm die Stelle fo wohl eis
nes Tiſches, als auch einer Schüffel und eines Tellers vertrat.
Bey Einführung mehrerer Bequemlichkeit blieb daher der Rahme
bald den Schüffeln und Tellern, bald aber auch der Fläche, worauf
fie gefegt wurden. Es ſcheinet auch, dag das Wort Tiſch vor Ott ⸗
fricdg Seiten nicht im Deutfchen befannt gewefen ; denn in dem
Saliſchen Geſetze kommt dafür Beod, Bind, Bettvor, welches
aus der Älteften Art zufpeifen erflärer —— muß, und bey dem
Kero Mias, weiches lestere zu dein Lat, Menſa gehöret. Übri—⸗
gens nennen die Niederfachfen einen Tifh auch Schive, Scheibe,
und die Dänen Sfiffue, welches mit den Lateinisch » Deufcher
Tisch im eigentlichften Verftande gleich bedeutend ift.
Das Tifopbier, des —es, plur. dod nur von mehrern Arten
oder Duantitäten, die —e, eine Art ſchwächern oder geringern
Bieres, defjen man. ſich über Zifche oder während der Mahlzeit
bedienet,
Dee Tiſchblatt, des—es, plur, die —blärter,die ebene Fläche,
welche der wefentlichfte Theil eines Tifhesift; zum Unterfchiede
von dem Schelle oder Suße. ©. Blatt.
Der Tiſch burſch, des — en,plur.die —e, junge Perfonen mäntts
lichen Geſchlechtes, fo fern fie an einem Orte oder bey jemanden
ihren gewöhnlichen EN baben, gewöhnlich bey ihm fpeifen ; in
der anftändigeen Spredart Tifchgänger, Rofiganger, und col⸗
lective die Tiſchgeſell ſchaft.
Tiſchen, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, weldhes
noch im gemeinen Leben, befonders einiger Gegenden, üblich ift.
2) Den Tiſch deden, bereiten und mit Speifen beſetzen. Es if
nicht für dich getiſchet. (S. auch Auftifchen,) 2) Bey Tifche fite
gen, fpeifen, wofür man im Hochdeurichen auch tafeln gebraucht.
Sehr lange tiſchen. Gut tifchen, gut fpeifen, eihen guten Tiſch
führen, im Dberdeutfihen,
Der Tiſcher, ©. Tijchler,
Der Tiſchfreund, des—es, plur. die—e, Fämin. die Tiſch⸗
freundinn, Perſonen, welche nur um einer guten Mahlzeit wils
len, oder fo fange fie Wohltbaten und Nahrung von ung genies
Gen, unfere Freunde find. Etliche Tifchfreunde halten nicht in
der Noth, Sir. 6, 10. 2
Der Tiſchgänger, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, die
Liſche angerinn, Perſonen, welche bey einer andern an den Tiſch
gehen, gewöhnlich bey ihr ſpriſen, beſonders, wenn es für Geld
geſchiehet, in Beziehung auf diejenige Perſon, welche den Tiſch
hält; der Röffgänger, ©. Tifchgenoß.
Das Tifchgebeth, des —es, plut die —e, Dimin, das Zifih-
gebethchen, Dberd, Tifepgeberblein, ein Gebeth, welches man
vor oder nah Tiſche, d. i. vor oder nach der Mahlzeit zu bethen
pflegt; im Oberd. auch der Tiſchſegen.
Das Tiſchgeld, des —es, plur. doch nut von mehrern Summen,
die — er, dasjenige Geld, welches manfürden Tiſch, dr. die ge⸗
wöhnliche Kofi, oder die gewöhrtiche Speifung bezahiet; das
Koſtgeld.
Der Tiſchgenoß, des —fen, plur. die — ſſen Perſonen, welche
eines gemeinfchaftlichen Tiſches genießen, d. i. gewöhnlich mis ein⸗
ander ſpeiſen, eigentlich in Beziehung auf ſich ſelbſt; im gemei⸗
nen Leben auch Tiſchgeſell. Oft aber auch in Beziebung auf dies
jenige Perſon, welche den Tiſch hält, für Tiſchgänger.
des Tifchgenoß ſeyn Das gemeine Tiſchburſch wird gleichfalls
in beyden Beziehungen gebraucht.
Das Tiſchgerath, des —es, plur:inuf. alles Geräth, was zur
Bereilung des Tiſches zu einer Mahlzeit norbwendig ft, 3.8.
Schüſſeln, Teller, Meſſer, Gabeln u. ſ. f. Im engerer und ge⸗
Jeman⸗
a
wohnlich erer Bedeutung verſtehet man darunter das. —
tung eines Tiſches gehörige leinene Serath an Liſchtüchern und
Servietten; das Tiſchzeug.
Der Tiſchgeſoͤll des —en, plur, die —en, eini im Sehbrutfgen: 5
veraltetes Wort, S. Tifogenoß.
Die Tiſchgeſellſchaft, piur. die —en, ein Golectivum, die
fänmtlichen an Einen Tiſche — 5 — Perfonen zu bezeichnen,
Das Tifchgeftell, des — es, plur. di ee, datzeaige Geſtell,
worauf das Tiſchblatt ruhet.
Der Ciſchkorb, des — es, plur.. die eerbe, in ber Haushals
tung, ein Korb, das Tifhgeräth au jedesmapligem Gebrauche
darin zu verwahren,
Das Tiſchlehen, des —s, plur.utnom. ng. ein Lehengut,
deſſen Ertrag zur Beftveitung des Tiſches oder der Tafel des Le⸗
bensherren, oder des damit Belichenen, beſt immt if, und noch
bäufiger Tafellchen, Tafelgut genannt wird,
Der Tiſchler, des —s, plur. ut nom. fing. ein zünftiger Halbe —
werker, welcher Tiſche, und andere? feines Hausgeräch aus Holz
verfertiget; deffen Battinn, die Tifchlerinn. Im gemeinen Les
ben der Hochdeutſchen Tifcher ; im Oberd. Schreiner, von den.
Schreinen oder Schränken ; ehedem Schnittger, von fehnigen,
fchneiden ;
tilger, von dem Franz. Chatoulle; im Pohlu. Telzarz, dage-
in der Schweiz Tiſchmacher; im Osnabrüd. Scha:
gen im Böhm. Telar, fo wohl einen Sifchler als Zimmermann -
bedeutet, Die Form Tifcher iſt freylich der Analogie gemäßer, ob
fie gleid) in den gemeinen Mandarten an bäufigftenift, Tiſchler
fheinet von einem verafteren Zeitworte tiſcheln, Tiſche maden,
dent Frequentatidum von tifchen, abzuftemmen. Km gemeinen
Leben hat man das Zeirwort tifchern, Tiſchlerarbei verfereigen, ®
wiefchneidern, ſchuſtern u ff.
Das Tifchmeifer, ses—z, plur. utnom, fing. ein Meffer,defe ®
fen man ſich bey Tiſche, oder bey den Mahlzeiten bedienet; von
vornehmen Perfonen Tafelmeffer. Zum Unterſchieden von Diefe
fern anderer Art.
Die Tifchrede, plur, dien, aufgeweckte Neben, wie fie etwa
bey Tifche oder während der Mahlzeit vorzufallen pflegen. Luz
thers Tifchreden find befannt genug.
Der Tiſchtrunk, des—es, plur.car, ein Zrunt, d.i. Getränk,
deſſen man ſich gewöhnlich bey Tifche, d. i. bey den Mahlzeis
ten bedienet, es ſey nun Tifcpbier, oder Tiſchwein oder a
Waffer.
Des Tifchtüch, des —cs, plur. die —tücher, ein leinenes Tuch,
welches bey den Mahlzeiten über den Tiſch gedecket wird; von
..
großen Lifchen und den Tiſchen vornehmer Perfonen,das Tafele 2
tuch. Am Schwabenfpiegel Tılthlahen, im ——
Dislaken.
Der Tiſchwein, des —es, plur. doch nur von —— Arten, die
4 derjenige Wein, deffen man ſich gewöhnlich über der Mahl⸗
zeit bedienet,
Wein, fo fern er zu eben diefer Abficht aebraucht wird.
Die Ciſchzeit, plur.inuf. diejenige Zeit, da mangewöhnlich zu
Diſche zu geben, oder zu fpeifen pflegt, Es iſt ſchon Tıfchzeit,
. ‚Die Tiſchzeit verfaumen, Um Tiſchzeit, gegen eh
wieder kommen.
Das Tifchzeug, des —es, plur, inuf.©. Tifchgeräth.
Die Tiſch zucht, plur, car. das firtliche Betragen beu Tiſche.
Der Titel, des — s, plursutnorm.ling. Diminut. des Titel-
chen, Oberd. Tırellein. 1) Ein Punct, kleiner Strich im Schrei⸗
ben. Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zerges
° ben der kleinſte Buchſtab, noch ein Titelvom Beleg, Matth.
5, 18, Luc,16, 17. Es if in diefer Bedeutung veraltet, außer
daß im gemeinen Leben und bey gemeinen Schreibmeiſtern das
Pa
#3 x
In engerer Bedeutung, ein geringer.oder leichter
N
N aD er
Punet, Sdeeiben ——— Ba jutbelten“ ein
Titel und nad) einer unrichtigen Schreibart Tüttel genannt wird.
2)Die Überſchrift oder vielmehr Aufſchrift, doch nur in engerer
Bedeutung, die Aufſchrift eines Buches, einer Schrift, oder bes
trachtlichen Theiles derſelben; die Yuffchrife. Ein Buch mit
einem zotben Titel. Ein langer. Tisel, Ber Haupt: Titel,
Schmug- Titel, Am üblichften iſt es alsdann, wenn diefe Ans
jeige des Hauptinhaltes eines Bucher oder einer Schrift ein eige⸗
nes Blatt einnimmt.
Titel einer Säule, eines Grabesu.f.f. welche aber im Hoch⸗
deutfchen veraltet find, wo man Mile lieber Yuffchrift oder über⸗
ſchrift gebraucht. Auch für Titel eineg Briefes ift dafelbft das
erſte üblicher. ° Von den Titeln oder vielmehr Überfchriften der
Palmen gebraucht Notker Obelcrift, Forezeichin, Zei-
chenfcrift. 3) Eine Benennung, welche jemandes Würde und
Hang in der bürgerlichen Geſellſchaft bezeichnet. Einen vorneb:
men, langen,'großen Titel haben. Sich den Titel eines Bofra=
thes kaufen. Nur den Titel eines Roniges führen. Jemanden
ſeinen rechten Titel geben. Die Ehre beſtehet nicht in Titeln,
ſondern in verdienſten. 4) Ein Rechtsgrund, Vorwand, doch
nur noch hin und wieder im gemeinen Leben. Etwas unter
einem andern Titel ſuchen, Rechtsgrunde. Ein leerer Titel,
Vorwand, £
Anm. Schon der alte überſetzer Jfidorshat das Wort Titulo,
Es ift ohne Zweifel aus dem Lat. Titulus entlehnet, obgleich. die-
fes im Grunde mit nnſerm Seitworte deuten Eines Geſchlechtes
zu ſeyn ſcheinet. Die Latein. Endſylbe — ulus kommt mit uns
ſerm —el überein, ein Werkzeug, Ding, Subject, zu begeichnen.
Das Titelblatt, ses— es, plur, die — blätter, von Titel 2,
dasjenige Blast eines Buche: oder einer Schrift, welches den *
tel derſelben enthält.
+ Die Titfche, plur. die — n, ein nur in den niedrigen Sprech⸗
arten übliches Wort, eine Tunke zu bezeichnen, wo auch titſchen
tunken iſt. ©. Tunken.
Titulaͤr, aus dem Latein, Titularis, welches mie verſchiedenen
Hauptwörtern des Ranges, der Mürde verbunden wird, ſolche
Würden zubezeichnen, von welchen jemand nur den Titel führer,
ohne das damit fonft verbundene Amt zu befleiden. Der Titular:
. Bifchof, Titular⸗ Fuͤrſt, Titular-Rarh u. f.f. welcher nur den
Titel eines Bifhofes, Fürſten, Nathes führet , im Gegenfage
eines wirklichen Bifchofes u. ſ. f. Das Tirular : Buch hingegen
ift ein Buch, welches die gewöhnlichen Titel vieler in öffentlichen
Amtern ſtehender, oder mit Titeln verfehener Perfonen enthält,
Titulieren, verb. reg. act. ausdem mittlern Lat, titulare, in
der dritten Bedentung des Hauptwortes Titel, jemanden ben ei:
nem Titel nennen ; im. gemeinen Leben, Jemanden Hofrarbtitus
lieren.
Der Tobak, — plur. doch nur von mehrern Arten oder
Quantitäten, die — e, eine in Amerifa einheimische Pflanze, ,
deren getrocknete Blätter fo wohl gefchnitten und geraucht, als auch
. gepülnertund geſchnupft werden, in.welchen beyden Fällen fie auch
nur Tobaf fihlechthin beißen , Nicotiana Linn. Tobaf raus
hen, daher Rauchtobak, welcher geranchet wird, zum Unters
ſchiede von dem Schnupftobake. Tobaf fpnupfen. Der Tobak
ward zuerfi 1530 in Portugal befannt, worauf Johann Lricor,
Franzöſiſcher Geſaudt r in Portugal, ihn 1560 feinen Landesleuten
kennen lehrete, daher er auch von ihm im Latein. Herba Nico-
tiana oder Nicotiana ſchlechthin heißt, Man priss ihn zuerſt
als eine Arzeney an, gebrauchte ihn aber noch dem Muſter der wils
ken Amerikaner gar bald, den Ieeren Kaum der Gedanken damit
ausznfüßen. Es iſt ein. gemeiner Ircıhum, daf man den Nahmen
Adel. W. B. 4. Th. aaa
Doch wird Columnen? Titel auch von der -
Überfprift der Eolumnen gebraucht. Ehedem fagte man auch der
Tob 610
dieſes Krautes von der Inſel Tabago ableitet, Labar lief. ihn
eben fo ungegründet von der Stadt Tabaſko in New Spanien ab»
ſtammen. Beyde Ableitungen gründen ſich auf eine zufällige Ähn-
lichkeit der Nahmen. Gewiſſer ift es, daß die Spanier diefeg
Kraut und deffen Gebrauch fon unter dem Columbus bey Ent:
deckung der Infel Hifpaniola hiftorifch Fennen lerneten. Die Ein,
gebornen auf dirfer Infel nannten es Cobiba, das Gefäß aber,
woraus fie felbigesrauchten, Tabaco, welches Wort die Spanier
aus Unkunde der Landesſprache zum mahmen desfrantes machten.
In Braſilien wurde er Petun genannt, welcherahme in Frank:
reich Tange üblich geblieben ift, fo wie noch jest eine Art Rauch⸗
tobafs unter dem Nahmen Petum befannt iſt. (S. Charlevoig
Hiſt. deS. Domingo, %h. 1.6. 41.) Übrigens legt man in ber
Ausſprache den Son bald auf die erfte, bald. aber auch auf die legte
Sylbe. Die Schreib, und Sprechart Tabak klingt im Hachdeut-
ſchen gegiert, ob fie gleich der Abſtammung nach die richtiatte ift.
Die Tobaksbüchſe, plur. die —n, eine Büchſe, fo wohl der
Hauch» als Schnupftobaf darin zu verwahren,
Die Tobaksdoſe, plur. die — n, eine Dofe, fo wehl den Rauch⸗
als Schnupftobak zum täglichen Gebrauche darin bey der Hand
zu haben.
Das Tobakoklyſtier, des— es, plur. die — e, eine Art Kly⸗
ftiere, da Tobaksrauch in den Maſtdarm gebracht wird,
Die Tobakspfeife, plur: die — n, eine Pfeife; d. i. Röhre wit
einem Kopfe, Tobak daraus zu rauchen; auch nur die Pfeife
ſchlechthin.
Der Tobakoſpinner, des —s, plur. ut nom. fing, ein unzünf⸗
tiger Arbeiter , welcher die getrockneten Tobakgblätter zu Stans
gen ſpinuet. Daher die Tobaksſpinnerey, die Auſtalt, wo dafe
felbe in Menge gefchieher.
»Der Tobel,des —s, plur.ut nom. fing,ein im Hochdeutſchen
fremdes, nur in der Schweiz und Oberdeutfchland nbliches Wort,
ein Thal zu bezeichnen. Bey dem Notker Getubel. Esftammer
von tiefher, indem b und f fehr leicht in einander übergehen, die
Endſylbe —el aber ift die Ableitungsſylbe.
Toben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfstiwprte haben, 1) Einen
boden Grad des ungeftiinen Lärmens verurfachen. Ein Zorniger
ober, wenwer ungeffüm ſchreyet, mit den Füßen ſtampft u. ſ. f.
Warum toben die Heiden? Die Tiefen toben, Pf. 77, ı7. Die
Windertoben, Sir. 39,34. Und wenn er noch fo tobte.
Das tobende Meer. Der Moft tobt in den Säffern. - Die
tobende Leidenfcheft-
Wenn über feinem Saupe der Wellen Donner sobt, Kleift.
2) Ehedem wurde eg inengerer Bedeutung häufig für unfinnig,
des Berftandes beraubt fenn, raſen, gebraucht, weil diefesoft mie
einem eigentlichen Toben verbunden ift.Maniger fpreche leht
er tobt, Heinrich von Veldig. Daher ift im Tatian Tobunga,
die Raſerey, im Oberdeutfchen noch jest tobiche, vafend, unfinnig,
und Tobfischt, die Raſerey. So auch daa Toben.
Anm, Schon ben dein Notker toben, im Niederſ. daven, im
alt Engl. to raven,im Öried). Jowrrew. Esift eine Nachahmung
einer Art eines ungeflümen Geräufches, wie etwa das Stampfen
mit den Fügenu.f.f. if, Im Niederf, iſt dubben, Elopfen , und
davern, das Intenſivum vondaven, toben, erfchüttert werden,
ſchüttern. (S. auch Taub.) In dergemeinen Mundart der Meifr
ner hat man vermistelfeder Endſylbe — fen davon dasIntenftenm
tebfen, unangenehmies Geräufh machen, nnd Tebs, ein foiches
Seräufch, Lärm; Mit andern Endfyfben.gebören dabin das Miro
derſ. döhlen, lärmen, töben, das alte Dos, Tos, für Getöſe,
toll u. ff.
Tobias, ein aus dem alten Teſtamente benbehalterer Taufnabme
männlichen Geſchlechtes, welcer von Any, gut und m, Heer,
Qq abgeleiter,
6 a
abgeleitet, und durch einen glitigen Heren, oder Güte des Herten,
erfläret wird. Im gemeinen Leden Sauter diefer Rahme Tobirs,
Tobbe. —
Der Tebias:gıfch, des — es plur. die—e, in einigen Gegen⸗
den ein Rahme des Sandaales; AmodytesTobianus Linn.
im gemeinen Leben Tobies, Tobieschen. Doch wohl nicht, weil
man ihn für den Fifch hält, mir deffen Herz, Galle und, Leber
N
Tobias glückliche Curen verrichtete, denn dieſer wird als ein großer -
Fiſch beſchrieben, der ihn zu verſchlingen drohete.
Der Tobin, des — es, plur. doch une von mehrern Arten,
‚die e, eine Art gewäfferten Saffers.
Die Tugend ſelbſt erfchien in einem weißen Bleibe,
Dem Atlas und Tobin nicht zu vergleichen if, Gryph.
Im Franz.und Ital. Tabi. Dem Menage gu Folge hieß dag
Wort ehedem eigentlich Zatabis. Es iſt vermurhlich in Oſt in⸗
dien einheimifch, aus welchem Lande die meiſten Arten ſeidener und
baumwollcner Zeuge mit ihren Rahmen zuung gekommen find.
Die Tobfucht, plur.car. einim Hochdeutſchen größten Theils
veralteres Wort, Unfinn, Raſerey oder Sollheit, d.i: den VBerluft
des Verſtandes und der Empfindung mit Bewußtſeyn, zu bezeich⸗
nen. Bon toben 2. N
Die Tochter, plur. die Töchter, Diminut. Töchterchen, Oberd.
Tochterlein, ein Kind weiblichen Gefhlechts, eine Perfon weib⸗
lichen Geſchlechts, fo fern fie ide Weſen durch unmittelbare Mit⸗
theilung vor einer andernempfangen hat, wie Sohn eine folche
Perſon männlichen Geſchlechts bwzeichuet. 1. Eigentlich in Bes
ziehung auf die unmittelbaren Altern. Jemandes Tochter feyn.
Kine. Toter ausfiatten, verbeivarben. Mit einer jungen
Tochter nieder Fommen. Der Schweſter Tochter, oder die
Schweſtertochter, des Bruders Tochter. 2. In weiterer und
fizürliher Bedeutung. ı) Eine Perfon weiblichen Geſchlechtes in
Bezichung aufeine andere, fo fern ein ähnliches Verhältniß der
Erziehung, der Erhaltung, des Unterrichtes u. f. f. zwifchen bey»
den Statt findet. Kine Pflegetochter, Stieftschter, Schwie⸗
gertochter, Beichttochter. In einigen Oberdeutſchen Gegenden
wird eine Pathe auch eine Tauftochter genannt, 2) Ältere Perfos
nen pflegen daber jüngere Perfonen weiblichen Geſchlechtes welche
den Jahren nach von ihnen abſtammen fönnten, in der vertrau⸗
lichen Sprechart meine Tochter augureden. 3) In der Deutſchen
Bibel werden die weiblichen Perfonen eines Landes oder eines Ortes
häufig deren Töchter genannt, welche Figur auch noch jeßt in der
höhern Schreibart üblich if, Die Töchter des Lanses, ıMof.
27,46. Die Töchter Jerufalems, Babels, Zions a.f.f. Nach
‘ einer Ähnlichen Figur nennet die höhere Schreibart.eine Perſon
oder auch ein Ding weiblichen Gefchlechtes, welches auf irgend eis
ne Art in einem andern Dinge gegründet ift, deffen Tochter. Liebe,
du Tochter der Hatım! Die Mufik iſt eine Tochter des Vergnü⸗
gens. 4) Nach einer andern Figur beißt oft eine jede jungeun-
verheirathete Perfon eine Tochter, befonders im Plural, Thun,
was jungen Töchtern nicht geziemet. :
Anm. Ben dem Ulphilas Dauthar,im Xfidor Dohter, bey
dena Willeram Tohter, bey dem Ottfried Hohter, im Rieder,
Sochter, im Augelf. Dohtor, im Engl. Daughter, im Dän,
Dotter, im Schwed. Doter, im Böhm. Dcera, im Perf. Doch-
ter, im Griech Soyaryg ; woraus das hohe Alter und der weite
Umfang diefes Wortes hinlänglich erhellet, Die letzte Sylbe iſt
die Ableitungsſylbe —er, welche eine Perfon, ein Subject bezeich⸗
net, Dietrich von Stade und Wachter leiten diefes Wort mit dies
her Wahrfcheinlichkeit von zeugen, alt Sächſtſch tügen, bey dem
ulphilas tinhan, ab, fo daB Tochter, eigentlich eine von einer
andern unmittelbar gezeugte Perfon bedeuten würde. So wie
manvon Sohn ahedem im weiblichen Geſchlechte die Sohninn
N
2 NR N
— —
oder Söhninn fagt, fo ſcheint Tochter ehedem auch im mänkthen
Geſchlechte für Sohn üblich gewefen zu ſeyn; wenigſtens verſtat ⸗
ten ſolches fo wohl die Endfpibe-ats die Abffammung, Indeſſen
muß diefer Bebrauch längit veraltet ſeyn. Im Dberdeutfchen iſt
der Dichter, Diechter oder Tiechter noch jegt fo wohl ein Enkel, -
als eine Enkelin, Urtiechter, ein Urenkel oder eine Urenkelinn,
der. Tiechtersmann, der Ehemann der Enkelinn, die Tiechters—
frau, die Ehefrau des Enkels u. f. f. welches mit unferm Tochter
unftreitig ein und eben daffelbe Wort iſt.
Des Tochterkind, des—es, plur. die—er, ein Kind der Toch⸗
ter, es ſey männlichen oder weiblichen Gefchlechtes, zum Unter
ſchiede von dem Sohnskinde; ein Wort, welches das Wort Enkel
und EnPelinn auf der einen Seite näher beſtimmt, aber dafür
auf der andern das Geſchlecht unbezeichnet Läßt. —
Die Tochterk irche, plur. die —n, eine Kieche, welche einer
andern eingepfatret iſt, zum Unterfhiede von diefer andern, oder
der Mutterkirche; die SilieleRicche,, in Oberdeutſchland Bey⸗
kirche. Ein zu einer folchen Kirche gehöriger Pfarrbezirk heißt
bie Tochterpfarre, zum Uuterfchiede von der Mutterpfarre,
Der Tochtermann, des— es, plur. die— männer, ein in
vielen Gegenden, felbft im Hochdeutſchen für Schwiegerfohn übe
liches Wort, } RR
‚Die Tochterpfarre, plur. die — n, S. Tochterkixche.
Dau Tochterrecht, des — es, plur. die — e, Gerſchtſamen,
welche einer Tochter als Tochter gebühren. Ingleichen collective
und ohur Plural, der ganze Umfang dieſer Gerechtſamen. Das
Tochterrecht an einer. Tochter thun, 2 Mof. 2ı, 9,
Die Tode, S. Dodr.
Tokieren, verb. reg. act, aus dem Jtal.toccare, welches nur
in der Mahlerey üblich iſt, fette und fee Striche machen, nach
Art einer Skizze. Ein tockiertes Gemaͤhlde, welches aus ſolchen
freyen, ſtarken und kühnen Strichen befteher.
Der Tockmaäuſer, S. Duckmäuſer.
Der Tod, des — es, plur.inuf, 1. Eigentlich, das Ende des
natürlichen oder thierifchen Lebens, der Zuſtand und der Seitpunct
der Trennung der Seele von dem Leibe, welcher in der Theologie
der zeitliche, leibliche oder natürliche Tod genannt wird, ums
ih von den folgenden geiftlichen und ewigen zu unterſcheiden;
im Öegenfaße des Lebens.
Femanden von dem Tode erretten. Jemandes Tod bewei-
nen. Don dem Tode übereilt werden. Kin herrlicher Tod
nicht auf dem Roſenbette der weichlichen Muße, nicht gleich=
gültig dem Vaterlande, noch unberühmt bey den künftigen
EnEeln. Der natürliche Tod, auch im Öegenfaße eines gewalt-
"> famen. Zinesnatürlichen Todes erben, aus erfchöpfterfebeng-
; plöglichen Todeg fierben. Welche Wortfügungdes Zeitwortes _
“
° für fterben völlig gangbar.
kraft. So.auch eines gewaltfamen, ſchmählichen ſchrecklichen,
fterben mit der zweyten Endung diefee Hauptwortes alsdauın ichs
tig ift, wenn die Todesart ausgedruckt werden fol. Das biblifche
des Todes flerben aber, fürfterben, oder den Tod Jeiden, iſt ein
Hebraismus. An der dichteriſchen Schreibart drückt man die Ark
und Weiſe auch mit der vierten Endung aus. Den Tod fürs
vaterland fkerben, "Den Tod der Helden, den Tod der Sum
der erben. — Dem Tode unerfihroden entgegen gehen.
Todes verbleichen, verfahren, im Dberdeutfhen und in dee
feyerlihen Schreibart der Hochdeutfchen, für ſterben. Mit Tode
abgehen, rheden Todes: halber abgehen, iſt im Hochdeumihen
Ich bin des Todes, ich möchte mi
zu Tode erfchreden, verrvundern, ärgern w.f.f. : Ich wäre des
Todes, wenn er es wüßte. Ich möchte vor Ärgerniß des
Todes feyn. Voch bin ich des Todes für (dor) Schreden,
Zachar. Yuf den Tod darnieder liegen, —
todtrau
Sich vor dem Tode fürchten. -
£ - \ . *2
rn TEE ic nnd eu Dee
— —
BE ende 3, 2
;
ie hr S
ne.) Pe
todkrant feon „auf den Ts liegen. Mir dem. Tode ringen.
Süt jemand in Sen Tod gehen. Die R:anfbeit it nicht zum
Ts, nicht gefährlich. Div Tod ſigt ihm ſchon anf der Zunge,
erift bein Zodenahe. Sich zu Tode trinken, arbeiten, lachen,
grämen u f.f. Man mochte ſich darüber zu Tode, oder todt
Jachen. Das ift mir big ın den Tod, oder in den Tod zuwi:
der, im böchften Grade, ——
Es iſt eine ſehr alte und gewöhnliche Figur, den Tod als ein
für ſich beſtehendes Weſen zu betrachten, welche fo wohl im gemei⸗
nen Leben als in der höhern Schreibart fehr gewöhnlich iſt. Der
Ted läuft mir. übers Grab, fagt man, 3. B. wenn man einen
plöglichen Schauer empfindet, ohne deffen Urfache zu wiffen. - -
Das Wort Tod wird in allen diefen Fällen entweder überhaupt
-von dem Ende des thierifchen Lebens , oder von diefem Zuffande
bey einzelnen Perfonen gebraucht. In dem legten Falle ſind von
vornehmen Perfonen und in der feyerlichen Schreibart, Todesfall,
Abſter ben, Ableben, tödtlicher Hinerite u. f. f, üblicher,
Alle obige Arten des Ausdruckes ind von demnarürlichen ode,
und dem meifien Theile nad) von dirfen nur allein üblich. Auf
einen-gewaltfamen.$od beziehen fich folgende. Semanden den
Tod zuerkennen, ihn zum Tode verartheilen, zur gewaltfamen
Bıraubung des Lebens. Femanden zum Tode führen, beglei:
gen, zur Hinvibtung. Den Tod leiden, erdulden, ausftehen.
Femanden den Tod anthun, wofücrdoch binrichten üblicher iſt.
Sich ſelbſt den Tod anthun, ſich gewaltthätiger Weiſe um das
. Zeben bringen. Jemanden vom Leben zum Tode bringen,
nah Urtheil und Recht hinrichten. Auf den. Tod gefangen
figen, oder uur ſchlechthin, auf den Tod figen. Den Tod ver:
$iewt haben. - —
2) Figürlich iſt in der Theologie der geiſtliche Tod, die Berau⸗
bung des geiftlichen, und der ewige Tod, die Beraubung des
ewigen Lebens.
3) Am gemeinen Leben, befonders. Niederdeutfchlandes wird
der verdorrete Überreſt der ehemahligen Blüthe an den Aofeln und
Birnen der Tod genannt, welches Wort von dem Niederſächſiſchen
doen, ſterben und vertrocknen, abdoen, abdorren, abſtammet.
> Anm, 1, Ungeachtet der. Plural bey andern ähnlichen Wörtern,
befonders von mebrern Arten, nicht ungewöhnlich iſt, fo Elingt er
Bier doch allemahi vorzüglich fremd und widerwärtig, fo oft er von
einigen gewagt worden. Nicht deine brüllende Tode ſchrecken
mich, Schlacht, Klopft. Alle Tode der Binder Ydam zu
fehen, ebend. Luther machte ihn irrig Tode; ich wollte eher
zehn Tode leiden.
Anm. 2. Ben dem Ulphilas Dauths, im Iſidor Dodh,
bey dem Kerv Tod, bey dem Ottfried Doih, im Niederf.
Sood, im Angelf. und Engl. Death, im Schwed. Pöd, im
Isländ. Daud. Es ſtammet von dem im Hochdeutſcheu ver⸗
“glseten Zeitworte toen, toden, ſterben her, welches noch im
; ——— und allen damit verwandten Sprachen gangbar iſt;
Niederſ. doen, Dän. doe, bey dem Ottfried douen, im Angelf.
evdan, im Engl. die, bey dem Viphilas gadauthnan; wovon
nochunfer Faet tivum tödten, ſterben machen, abſtammet, dage-
gen das Griech. Ivan, und das Franz. tuer, gleichfalls eine thä⸗
tige Bedeutung baben, In einigen Riederdeutſchen Gegenden
wird.der Tod/ fo fern er als ein für ſich beſtehendes Wefen betrach⸗
tet wird, der Hel genannt, (©. Ssue,) daher iſt daſelbſt selheß,
das drepbeinige Pferd, worauf dev Tod bey Peſtzeiten herum
„seiten fol. s g
Das Todhett, des—es, plur. die —e, figürlich die legte Krant-
beit eines Kranken, woran er ſtirbt oder geftorbeu ift, ſchon im
Schwabenfriegel Totbeite; das Sterbebett. Das wird dich
einmahl auf deinem Todbette gereuen
Tod 61 4
Die Tobdesangft, plur. car, die Augſt eines Sterbenden, beſon⸗
ders eines, der einen gewaltſamen Tod leidet, und figirelich, der
bochſte Grad der Angſt. Todesangſt aus ſtehen.
Die Todesart, plur. die —en, die Art und Weiſe des Todes
dei. der Beraubung des natürlichen Lebens. vungers ſterben ik
eine der fchmäblichiten Todesarten. .
Der Todesfall, des — es, plur, die—fälle, ein Fall, da
jemand geſtorben, mit Tode abgegangen-if, Femanden der
—— feines Bruders berichten. Ein ſchmerzhafter To:
desfall. —
Die Todesgefahr, plur. die —en, die Gefahr, d.i. nahe Möog⸗
lichkeit, das Leben zu verlieren, die Lebensgefahr, im gemeinen
‚ Leben auch die Tosesnorh.
Der Tobestampf, des — es, plur. die — kämpfe, der fchein-
„bare Kampf, der mit der Trennung der Seele von dein Leibe ver,
bunden it, das Widerſtreben der. Natur wider den nahen. Tod.
Ad, wie ift mie gefhehen! War das nicht härter als der
Todeskampf, Weiße, j s
Die Todesnotb, plur. die —nötbe, der doch nur mit einigen
Vorwörtern in der dritten Endung gebraucht wird, Toderzefahr
als eine Roth, als ein Unglück betrachten. Ganz Iſrael war
in Todesnöthen‘, Efib.2 , 8: Ich bin oft in Todesnothen
geweien, 2 Cor. 11,23: Ein befonders bey wäfjerigen Dich-
teen um des bequemen Reimes willen beliebtes Wort.
Der Todesfchweiß, des — es, plur. inuf, der falte Schweiß
eines Sterbenden, ingleichen der Höchfte Brad des Anaftichweißee.
Ich will ihm die Hölle jo heiß machen, daß er Todesſchweiß
ſchwiten fol.
Die Todesſtrafe, plur. die —n, eine Strafe, welche in der
- Beraubung des zeitlichen Lebens beftcher. :
Die Todesftunde, plur. die—n, die Stunde, in welcher jemand
ſtirbt, oder geſtorben iſt. So auch Todestag und Todesjahr
Das Todesurtheil, des —es, plur. die —e dasjenigt Urtheil,
worin jemanden die Todesſtrafe zuerfanıt wird.
Der Todfall, des— es, plur. die —fälle, in manchen Grgens
den ein Nahme der Baulebung, oder dasjenige Kecht, da der
Grundhere bey dem Abfterben des Unterthanes deffen beſtes
Stück Vieh, (das ſSauptrecht,) oder deffen beſtes Kleid, (der
Grwandfall,) oder auch einen gewiffen Theil’ von der ganzen
Erbſchaft, (das Büseheil,) erhält, Todfall iſt eine alte Forın
für Todesfall, daher die Schreibarten Todtfall und Todtenfall
nnrichtig find, und Feinen begreiflichen Verftand geben. Daher
Tosfällig, diefem Rechte unterworfen, ©. Baulebung.
Der Todfeind, des— es, plur. die —e, Fämin. die Todfeins
dinn, eine Perfon, welche eine andere bis auf den Tod haſſet,
den höchſten Grad des Haffes und der Feindfchaft gegen diefelbe
beget. So auch die Todfeinsfhaft. Gemeiniglich fehreibt mar
diefes Wort Eodtfeind, als wenn die erfte Hälfte das Beywort
todt wäre, welches hier aber feinen begreiflichen Verſtand ge⸗
währet. Schon im Schwabenſpiegel Todeveint.
Der Todkauf, des — es, plur. die — Faufe, in den Deutſchen
Rechten der mirtlern Zeiten, eine Ark des Kaufes unbeweglicher
„Güter, welcher bis zum Tode, di. Abgang der ganzen Familie,
gültig bleibt. ©. Tostheilung.
Todkrank, adj. et adv, bis auf den Tod krank, fehr gefährlich
feanf; wofür man im gemeimen Leben auch wohl todſter benskrank
ſagt. Todtkrank, welches auch in der Deutſchen Bibel vor—
Jonunt, als wenn es von dem Beyworte todt wäre, gibt keinen er⸗
trãglichen Verſtand.
Todlich, —er, — ſte, adj. et adv. Y In dem Lode dein
det, zu demſelben gehörig, ohne Comparativn; eine veraltete
Bedeutung, in welcher in der feyerlichen Schreibars ıtar noch der
gs stur
Tod.
tödliche Zintritt, für das. Abſterben, den Todesfall, i uüblich if.
Auch tödliche Seindfchaft, für Tosfeinsfchafr, kodlicher Sap,
jemanden tödlich haffen, für bisaufden &od, find im Hochdeut⸗
schen wenig mehr gebräuchlich. 2. Den Tod verurfachend , oder
doch mit Todesgefahr verbunden. Kine rödliche Krankheit, eine
todliche Wunde; Toͤdlich Frank feyn. Femanden todlich ver⸗
wunden. Ein tödlicger Schrecken, der höchſte Grad des Schre⸗
diens, bey. welchem man des Todes fegn möchte. Tödliches Ges
615
ſchoß, tödliche Waffen. Etwas tödliches trinten, Mark. 16,
18. Das iſt mir ge beinget mir den Tod.
“Anm. Bey dem Stryfertotleich, im Airgelf. deadlic, im
:Dän. dodelig, im Shwed. dödlig. Da die erfte Hälfte bier ala
lem Anfeben nach das Hauptwort Eos, und nicht das Beywort
todt ift, fo muß diegewöhnliche Schreibart tödelich für unvichtig
‚gehalten werden, Todlich ift nach deu Mufter von letalis gebils
det, welches von Letum, der Tod, abſtammet.
Die Tödlichkeiz, plur. car. in der zweyten Bedeutung des Bey⸗
wortes, die Eigenfchafteiner Sache, da fie tödlich if. "Die. —
lichkeit einer Krankheit, eines Giftes.
Der Todſchlag/ S. Todtſchlag.
Die Todſande, plur. die —n, in der Theologie, — der
»Römifchen Kirche, Sünden, welche den ewigen Tod, d. i. die
Verdammniß nach fi jichen,und deren man dafelbft fichen zähler,
im Segenſatze der Erlapfünden. In dem proteftantifchen Lehrbes
griffe find fie unter dem Nahmen der Bosheitsfünden oder vor—
-feglichen Sunden befannt,
Todt, —er, —eie, adj, etadv. welche Grade doch nur in eini⸗
gen der figürlichen Bedeutungen üblich find, dagegen in der. «i-
geutlichen die Natur der Sache fienicht verſtattet; des Lebens
beraubt, geſtorben.
1, Im eigentlichſten Berftande, desnatürlichen oder thierifchen
"Lebens beraubt, von-Körpern, welche mit demfelben begabt .wer-
‚ den; im Öegenfaße des Iebendig. Todt feyn, halb todt feyn,
noch nicht. ganz todt fepn, vollig todt ſeyn. Sin todter Koör⸗
per, ein todter Leichnam, Ein todtes Thier. Man fagt ihn »
1092, manfagt, daß er geftorben, nicht mehr am Leben ſey.
Es fagte ohne alle Gnade
Die ganze Stadt Nigrinen todt, Leſſ.
Todt niederfallen. Sich todt fallen. Hingegen ſagt man in
andern Fällen unicht ich todt arbeiten, ſich tost trinken, u. ſ f
ſondern ſich zu Tode arbeiten, zu Tode trinken. Sich tode
lachen und zu Tode lachen, ſich todt grämen und zu Tode gra-
men, ſich todt ungern und zu Tode bungern, find bey nahe
aleih üblich, obgleich der Gebrauch des Beywortes der Sprache -
des gemeinen Umganges am gewöhnfichften if. Jemanden todt
ſchlagen, ftechen, schießen u. fs f. wofür doch die mit er zufame
men gefeßten Zeitwörter edler find, wenn.man ihrer anders bat;
jemanden erfchlagen, erftechen, erſchießen, erhenken, erwür:
‚gen. Todt Schlagen und zu Tode fchiagen, find auch noch ver-
ſchieden; er ſteres bedeutet mit einem oder wenigen tödtlihen Schlär»
gen des Lebens berauben, Iegteres aber fo lange ſchlagen, bis man
Ficht,. Tode machen, im gemeinen Leben, gewaltſam tödten,
befonders von Thieren und Inſecten. Ingleichen, als ein Haupt- -
wort, ein Todter, eine -geftorbene Perfon, welche in Abficht des
Begräbmiffes eine-Leiche heißt. Dieſes Sauptwort. wird nur von
verftorbenen Menſchen gebraucht, da ed denn als ein Maſeulinum
von beyden Geſchlechtern üblich iſt. Einen Todten im Haufe
haben, eine vor kurzen cefiorbene Perſon. Kinen Todten be⸗
graben. Einen Todten wieder ausgraben. Wenn die eigen—
nügige Schmeicheley ein prachtiges Denkmahl über die Ge⸗
beine des vergeſſenen Todten aufrichtet. Don den Todten
auferſtehen, eine bibliſche nach dem Griechiſchen gebildete R. A.
E73
von dem Tode ERDE — der Analogie der Deuſhen
Sprache augemeſſener.
616
Figürlich, wo es theils Se lebendig theils dem lebhaft
in ihren figürlichen Bedeutungen entgegen gefeget wird, (1) In
der Speologie iſt geiftlich code, des geiftlichen Lebens beraubt,
und darin gegründet, Tode in Sünden feyn. Todte Werke,
fündlihe Handlungen. (2) Des segetabilifigen Lebens berandt. .
Ein todter Baum, ein abgeflorhener ‚ vertrodfneter. In einem
etwas andern Berftande hat man auch tödtesßleifch in den Wun⸗
den. (3) Zuweilen wird es auch von Dingen gebraucht, weiche
Fein eigentliches £eben haben Fönnen, für leblos. Kin fodtes
Bild, ein todtes Holz. (4) In einem andern Verfiande wird
im Forfiwefen das Radelholz todtes Holz genannt, weiles, wenn
eseinmahlabgetrieben worden, aus dem Stamme und den Wur⸗
zeln nicht wieder ausſchlägt; im Gegenfage des lebendigen oder
Laubholses, (5) Eine todte Befriedigung, welche aus einer
Mauer, einem Zaune, einer Planfe u, f. f. beftehet, im Gegen⸗
ſatze einer lebendigen, d. i, einew Hecke. (6) Eine todte Sprache,
welche nicht mehr die gewöhnliche Sprache einer ganzen Völ⸗
kerſchaft iſt, wie z.B. die Hebräifche, Alt-Griechifche, Lateinifhe
(7) Das wahre Rothe _
Todte, im Bergbane, eine röthliche völlig taube Erds oder Stein» »
art, welche die Grundlage der Flößgebirge ift, und den urſprüng⸗
u. f. f. im Gegenſatze einer lebendigen.
lichen Boden ausntacht, auf welchem ſich die Schichten der Flötz⸗
gebirge angefegt haben. (8) Die todte Zand, in dem Deutſchen
Staats- und bürgerlichen Rechte, ein Nahme immer fortdauern⸗
der Stiftungen und Anſtalten, doch nur in Rückſicht auf We unde«
weglichen Güter, welche fir befisen, und ohne Plural; im mietlern
2at.Manus mortua, Eiwas an die todte Sand rerin-fm,
an eine Kirche over an ein Klofter. Vermittelſt diefes Ausdruckes
werden dergleichen Anſtalten lebendigen Perſonen entgegen geſetzt,
weil die an fie veräußerten Grundſtücke nie wieder zur -Veräußes
rung oder in Handel und Wandel kommen; folglich für den
Staat todt und abgeſtorben find, daber der verkauf zur todten
Hand oder an die todte Sand in den meiften Ländern weislich ein⸗
gefchränfet ift (9) Todte Aſche, todte Kohlen,
(+0). Eine todte Sarbe, eine matte, welche weder Glanz noch Leb⸗
‘haftigfeit hat, im Gegenſatze einer lebhaften. Todte Augen,
matte,'welche weder Geift noch Leben verfündigen. (11) Lin
todter-Örr, woes ſehr flilfe und einfam iſt, im Gegenfaße ei⸗
nes lebhaften. Es if hier ſehr todt. Eine todte Gaſſe. Wie
todt iſt die Stille! (12) Eine todte Kraft, in der Mechanit,
welche von -einer an⸗
‚welche feine Bewegung hervor bringet,
dern in der Anhe eehalten wird; zum Unterfchiede von der le—
-bensigen. (13) Eine todte Erkenntniß, todte Wiffenfchaft,
‚welche Feinen Einfluß auf den Willen Hat. Ein todter Glaͤu—
‚be, welcher ih nicht durch Werke thätig beiveifer, Bendesim
Segenſatze des lebendig. (34) Ungültig, unfräftig, nur noch
«zuweilen ‚ befonders in den- Rechten, Die sandſchrift ſoll todt
„und ab ſeyn. .
Anm. Bey dem Kero tot, bey dem Ditfe, dot, im Niederf..
dood, im Angelſ. dead, Es ifk das Mittelwort der vergatigenen
Zeit von dem vergfteten noch im Niederdeutſchen gangbaren Zeits
worte toden, doden, flerben, fo daß es ans todet zuſammen ges
zogen iſt, und-eigentlich gefterben bedeutet; woraus zugleich die
Nichtigleit des de erhellet. Dadiefes Beitwwort hedem auch toen,
Niederſ. doen, lautete, fo läßt fi auch die alte Schreibact tat,
für toet rechtfertigen. Die Zuſammenſetzuugen mit diefom Werte
. werben mit den, wo das Hauptwort Tod die erfte Stelle einnimnt,
nicht bloß im gemeinen’ Leben, fondern ſelbſt von Sprachlehreri.
‚häufig verwech ſelt, obgleich nur wenig Aufmerkſamteit nöthig iſt,
die
im Gegenſatze
der glühenden, die man auch wohl: lebendige zu nennen pflegt.
x -, * —* ——— ©
Are nur nn a
el > ha u te
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4 N Pe \ —*
bie wehre Schreibatt zu ſinden. S. Todfeind, Tobkrant cs
Lich, Todfiplag. ° NE -
Tödten, verb, reg. act. des Lebens berauben, 1. Eigentlich,
wo es ein allgemeiner Ausdeuc iſt, welcher die Art uud Weife,
ingleichen die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit völlig uns
er läffer, Die Mäufe tödten. Die Raupen, das Unge⸗
ziefer todten, im gemeinen Leben, todt machen. Femandenmit
Gift, ih durch Hunger tödten. Das Schwert wird dic)
esdten, Nahum. 3, 15.. Don einem herab gefallenen Ziegel
gerödter werden; im gemeinen Leben, todt gefchlagen wer:
den. Du ſollſt niche eödten. In dem gemeinen Sprachge—
brauche kommt esin diefereigentlihen Bedeutung wenig mehr vor,
Ri weil man dafeldf eine Menge anderer Wörter hat, diefen Begriff
mit den jedesmahligen Nebenumftänden näber zu bezeichnen.
Am üblichften ift es noch in der edlern und höhern Schreibart.
#. Figlielich, (1) Queck ſilber tödren , ihm feine Bewegfamfeit
benebmen, es figiven; ſo auch in andern Fällen, der wirkfamen
Kraft beranben. Einen Contract tödten, aufheben , ungültig
madjen, Sein Sleiſch tödten , feine Lufe,, feine Begierden
eödten, in der Dentfehen Bibel. Die Kürfhner tödten die Haare
an den Fellen, welche fie färben wollen, wenn fie felbige mit einer
fcharfen Beige anftreichen, um ſie ihrer natürlichen Kraft, ſich der
fremden Farbe zn widerfegen, zu berauben. (2) Ducch ein ger
‚ waltfames Mittel aufhören machen, wofür in einigen Füllen dam⸗
pfen üblich iſt; befonders in der höheren Schreibart. Mangel
und Blend tödten auch die ſchönſte Leidenfchaft, Weiße.
Stolz und Geringſchatzigkeit todten die Liebe, Gell, 3) Die
Zeit tödten, eine von einigen Neuern aus dem Franz, tuer le
teims entlehnte Figur, die Zeit verderben, jemanden m die Zeit
bringen, (4) Das Gefeg tödter den Menſchen, in der Dents
ſchen Bibel, wenn es ihm feinen geiftlichen Tod, feine Strafbars
keit, entdeckt. So auch die Tödtung. =
.» Anm, Bey dem Sttfried dottan, im Schwahenfp. toeten,
bey dem Ufphilas gadauthjan, im Schwed, döta. Unfer tod⸗
sen iſt ein vermittelft der Endſylbe ten gebildetes Factitivum von
dem veralteten Neutro toden, ſterben, welches noch im Rieder⸗
ſüchſiſchen gaugbar iſt, wo doen, ſterben, döen aber tödten bes
deutet, eigentlich döden, womit auch das Franz. tuer und
Strich. Aue übereinfommt, S. Tor.
Der Todtenader, des — s, plur. die — ader, in einigen
Gegenden ein Nahme des Gottesackers oder Kirchhofes, weil
die Todten darauf begraben werden.
Das Todtenamt, des — rs, plur, inuf, in der Kömifchen
Kirche, ein Amt, d,i, fegerliche Meffe, oder Umfang mehrerer
Meffen, für einen Verftorbenen , eine Artder Seelmeffen,
Die Todtenbabre, plur. sie — n, die Bahre oder Trage, Lie
Todten darauf zum Vegräbniffe gu tragen; bey dem Pictorins
“ Kodtenbaum, Seelenbaum. BE
Das Todtenbein, des — es, plür. die — e, Beine oder Ans:
chen von verwefeten menfchlicden Körpern; im gemeinen Leben
auch Todtenknochen. Figlirlich bey einigen Neuern der Rahme
eines Oſtindiſchen Baumes, deſſen Fruchtſtiele den Todteubei⸗
nen gleichen, Crataena Tapia Linz,
Die Todtenbeliebung, plur. die — en, bep den Handwerkern,
eine Beliebung, d. i. freywillige Auſtalt, arme Mitglieder ihrer
Zunft auf gemeinfchaftliche Koften brerdigen zu laſſen; eben das
was inandern Fällen eine Leichen-Caffe, Begräbnig-Eaffe beißt.
Der Todtenbitter, Ses— 8, plur. ut nom, fing. in einigen
" Grgenden ein Nahme des Leichenbitters.
Die Todtenblume, plur. die — n, an einigen Orten, geiwiffe
Blumen, womit man das Grab eines Verftorbenen zu beſtreueu
of R ;
’
zo. 518
Die Tobtenen'e, plur.die—n, eine Het Nachteulen, deren
Möglices Geſchrey einen, bevorfiehenden Todesfall bedeuten
foll; Strix funerea Linn, die Klage, Klagefrau.
Der Lodtenfall, S. Todfall.
Die. Todtenfarde, piur.car, die bleiche ober gelblichblade Farbe,
eines Zodten oder Verftorhenen ; die Leichenfarbe. Daher tod:
tenfarbig, leichenfarbig.
Die Todtenflagge; plur. die — n, in der Seefahrt, eine Flagge,
welche zum Zeichen, daß eine vornehme Leiche auf dem "Schiffe
ik, auf die Hälfte des Maſtes geſteckt wird.
Der Todtenflek, des — es, plur, die — e, gelbliche, grünliche
oder blauliche Flecke, welche fich zum Zeichen der angehenden Ver⸗
weſung bey einem Verſtarbenen einznfinden pflegen. Asch ähn⸗
Liche Flecke an gefunden lebendigen Berfonen, welche vom einee
Stodung des Beblütes entſtehen, piöglid zum Borfchein Forms,
men, und oft eben-fo bald wieder verachen,
Das Todtengeleit, des — es, plur. die —e, das Beleit einer
Leiche durch ein fremdes Gebieth,.und die dafür beſtimmte Abgabe⸗
Das Todtengeräth, des — es, plur,inul. das ſämmtliche zur
Beerdigung eines Sodten gehörige Geräth; das Leichengerärh.
Das Todtengeripp, bes — es, plur. die — e, im gemeinen Le⸗
best, das Beripp von dem Verflorbenen; das Geripp, Skelett.
, Das Lodtengerüft, des— es, plur. die — e, im gemeinen Les
ben für Leichengerüft.
Das Todtengeſpräch, des —es, plür. die — e, ein Befpräch,;
in welchem Verflorbene mit einander redend eingeführer werden,
ein Gefpräh im Reicheder Todten. —
Die Todteng locke, plur. die — n, der Klang der Glocken, fo
fern ſelbige einen Todesfall oder ein Begräbniß verkündigen. Mit
lauſchenden Ohren höre ich, die Todtenglocke der mir geſtor⸗
"benen Stunden,
"Das Todtengrab, des — ke, plur. die — gräber, ein im Hoch⸗
drutſchen ungewöhnliches Wort für Grab, welches noch Luc, ı.4,
44 boriomimt, h
Der Todtengräber, des — s, plur. ut nom. fing. derjenige,
deſſen Pflicht es iſt, die Gräber für die Todten zu-verfertigen und
fie begraben zu helfen ; ehedem Grabprüchel, im Riederf. Ru: :
lengräver. In der Hatnrgefchichte ift der Tobtengräber eine
Her Käfer, welcher mit den Borderfüßen die Erde ſehr geſchickt
aufioählen Fan, und tobte Mäuſe und Maufwürfe begräbt, um
feine Ever datein zu legen, damit feine Jungen fogleich Nab-
eung finden; Silpha Linn.
Die Todtenband, plur. die — hände, die Hand eines Verflor«
benen, Inder Naturgefhichte wird, wegen einiger Ahnlichkeirin
der Geftalt, eine fnorpelartige Thierpflanze, welche zu ben Aleyo⸗
nien oder Meerneſtern geböret, die Todtenhand genannt.
Das Todtenhemd, des — es, plur. die —en das lauge Hemd,
‚iu welches man einen Verſtorbenen zu kleiden und ihn darin zu bes
graben pflegt; das Sterbehemd, im gemeinen Leben der Todten=
kittel, dev Sterbekittel.
*Die Todtenklage, plur. inuſ. die fenerlihe Klage um. einen
Sodten, ein mitder Sache felbft im Deutſchen veralteies Wort,
geimlich inagſt du feufzen, aber Feine Todtenfiage führen,
Ejedh, 24, 17.
Das Todtenfleid,des— es, plur. die — er, das Kleid, Wels
ches man einem Verftorbenen auzulegen pflegt „ ihn darin zu bes
graben; das. Sterbefleid, im Osnabrück. Zeinenkleed, verderbt
Gemdelleed, richtiger Zünenkleed, vorgline ein Todter, Es iſt
von dem Todtenhemde zuweilen noch verjchieden,
‚Der Todtentnöcen, des — s, plur. utnom.fing, S. Tod⸗
‚ senbein,
DIS Der
n
en
Ser Todtenkopf, des — es. plur. die —Pö Sp. 1. ei. anti, i
die von allen weichen Theilen entblsßte Hirnſchale eines todten
Körpers, mit den dazu gehörigen übrigen Knochen. 2. Figüielich,
megen einiger Ähnlichkeit in der Gſtalt. (1). Das Mutterforn
wird im gemeinen Leben einigerGegendenderTodtenfopf genannt,
2) Eine Art Affen, deffen Kopf einem Todtenkopfe gleicht. -
(3) "Eine Art Seeapfel oder Echinus; Hollànd. Doots Hooft.
44) Auch ein Infect, Sphĩ ax Atropo; Lian. (5) Wenn in der
Ebnmie das Caput moruum in der Retotte von einigen der
Todkopf genannt wird, fo ifi felches eine eben fo uugeſchickte über ⸗
fegung des Lateinifchen Ausdruds, als diefer eine ungeſchickte Be:
nennung der Schr ift,
Der Todtenframpf, des — es, plur. die — krämpfe bey
‚den Ärzten, die Frampfartige Erftarcung des ganzen: Körpers;
Tetanus,
Das Lodtenfraut, des — es, plur. inuf. in einigen Gyprns
den ein Nahme des Sinn grünes, welches im Winter und Som⸗
mer grün bleibt, daher man es cheden anf die Gräber der Ber:
ſtorbenen pflanzte auch verſtorbenen Jungfrauen Krängsdavon
wand.
Das Todtenmaͤhl, des — rs, plur. die —e oder — mahler,
eine feyerliche Mahlz it, welche bey dem Begräbniſſe eines Ver»
ſtorbenen gegeben wird, wie an einigen Oeten noch üblich iſt; das
Leichenmabl, das Trauerm ahl, im Niederſ. Bigraft.
Das Todtenopfer, des —s, plur.ntnom.fing, bey verſchie⸗
denen heidniſchen Völkerſchaften, das Opfer fürcine nVerſtorbenen.
Die Todtenorgel, plur.die—n, eine ſi zürliche Berennung, une
ter welcher auch die Karrenbüchſe, d. i. diejenige Mafchine der
Fannt ift, welde aus mehrern Slintenläufen beſtehet, um auf ein»
mabl viele Schüffe damit zu thun.
Der Todtenfchein, des—es, plur. die —e, der Schein,
d. i. das ſchriftliche Zeugniß, daß jemand nicht mehr am Leben,
daß ev bereits geſtorben ift.
‚Ber Todtenſchlaf, des —es, plur. car. der höchſte Grad eines
feffen, nnerweclichen Schlaͤes. Einen Todtenſchlaf haben,
ſeht feſt fehlafen.
Der Todterfonntag, des —
genden, eine Benennung des Sonntags —— weil man an
demſelben noch an manchen Diten, einem alten. Gebrauche zu
Folge, den Tor hinans zu treiben, und in Geſtalt eines ſcheus⸗
Uchen Bildes in das Waffer zu werfen pflegt ; von welchem alten
Gebrauche Hilfcyers und Zenners alademifche Streitfchrife mit
mehrerm handeln, . Todten Rıbet in diefer Zuſammenſetzung für
"Todes,
Der Todtentanz. des— es, plan. die —tänge, eigentlich, ein
Tanz der Todten oder B: tflorbenen. Am üblichften iſt es. von
einer ſinnbildlichen Vorſtellung, wo der Tod Perfonen von allen
Ständen, Alter und Geſchlechte zum Tanz auffordert, die Wahr»
beit der unvermeidlichen Sterblichkeit aller Meuſchen dadurch an-
ſchauend zu machen.
Der Todtentopf, des — es, plur, die — tepfe, im gemeinen
Leben ein Nahme der Urnen oder derjenigen Töpfen, werin man
vor Einführung desChriftenthrung die Afche einer verbranıften
« Reiche nebſt einigen andern Fleineen Gerãthſchaften zu vergraben
oftegte, auch wohl die Todtenurne.
Die Todtenuhr, plur. die —en, eine ſtgürliche Benennung’ des
gelzwurmes, ©. dieſes Wort,
Sie Todtenurne, plar. die — n, ©, Todtentopf.
Der Todtenvogel, des—s, plur. die — vögel. +. Ein
Nahme eines Schmetierlinges, Sphinx Atrapos Zinn, der-aud;
Todtenkopf genannt wird, 2. Eine Art Bruſtwenzel oder Gras⸗
ade, mitmweißlich gefüumtga Federn, von welcher man glaubt,
— es, plur, die —e, in einigen Ges
es Sof.
Syluia p:ftilent. 'alis Frifoh. Peſtilenzvogel Noſſeſũnk.
Die Todtenwache plur. die — n/ im gemeinen Leben, ie,
Nachtwache bey einer Leiche; die Ceichenwache.
Der Todtfall, S. Todfall.
Todtfeind, ©. Todfeind.
Todttrant, ©. Todkrand, 0 rn
Todtlich, © Toslic. ER U ;
Der Todtſchlag, des —es — der 93 felten ———— die
—fpläge, bie unbefugte gewaltthätige Beraubung des Lebens
eines Menſchen, ſie geſchehe nun vorfeglich,oder unvorfeglich, oder
mit welchem Werkzeuge fie wolle,ob es gleich im a r⸗
ſtande die Beraubung des Lebens durch einen Splag be yon
Einen Todtſchlag begehen; nicht thun, wie es einige Dahl
der Deutſchen Bibel heißt. . Ein vorfeglicher ———
unter dem Nahmen des Mordes am befanuteften iſt, zum inte
ſchiede von einem sufalligen und unvorfeglicen. In eng
Bedeutung iſt Todtſchlag die unvorfeßliche Eutleibung —9—
dern, man mag nun gar nicht Willens geweſen ſeyn, ihm Sr
zuʒufügen, oder man mag die Abficht gehabt haben, ihm zu fe
+ *
ohur doch ihn des Lebens zu berauben, wie 5.3, in. einem Ju ;
Fampfe; zum Unterſchiede von einem Morde, welcherei: einen bo,
ten Borfag voraus fehf. (S. Mord.) Schon ben dem Sirpte-
Totl!ac, bey dem Ditfried und in den folgenden Seiten auch
Manflahta, im £at. Homicidium, Die N. A. todt ſchlagen
wird von vielen ſeht unrichtig als Ein Wort geſchrieben wic auch
in vielen Ausgaben der Deutſchen Bibel geſchiehet. S. Todt.
Der Todtſchläger, des —s, plur. ut nom. fing, Famim. die
Tostichlagerinn, eine Perfon, welche einen Todifchlag begebet
oder begangen hat; zum Unterfibiebe von einem Mörder, obgleich
auch diefer in der Deutſcheu Bibel mehrmahls ein Todiſchlager
genannt wird.
Die Todttheilung, plur. sie—en, in dem Deutſchen Staats
rechte, befonderg der mittlern Zeiten, diejenige Theilung eines
Landes, da es. mit Aufhebung aller Gemeinſchaft unter die Erben
oder Ölieder eines Geſchlechtes fo getheilet wird, daß jeder feinen
Antbeilfür ſich und alle feine Erben bis auf den Tod, d.1. Abgang
der Linie, eigenthümlich befigetz; zum Uuterfchiede von einer Theis
lung mit beybehaltener Gemeinf&haft. (S. Todkauf.) Es ifk
indeffen noch die Frage, ob die erfte Hälfte diefes Wortes wirklich
unfer Tod ift, obgleich die Zuſammen ſetz ing ſich fo wie in Todkauf
ganz ertraglich erklaͤren läſſet. Friſch führet eine Stelle aus Bo⸗
thens Chron, pictur. ai, wo geſagt wird, Herzog Albrechts von
Brauuſchweig drey Söhne hätten das Sandi in drey Todem unter
ſich getheilt;
geformet iſt. Wäre Tostheilung gleichfalls aus diefem Lateinie
ſchen Worte zuſammen gefißt, fo ließe es ſich darch eine gängliche,
völige Theilung mit Aufhebung aller Gemeinſchaft und Abhän—
gigkelt, erkllären, welches das weſentlichſte Unierſcheidungsmert·
mahl dieſer Art von Theilung iſt.
Der Tof, des — es, plur. doch nur von mehreen Arten, Sie—e,
oder der Toſſtein, des — es, plur. die—e, eine kalkartige
fehr poröſe Steinart, welche einem verfteinten Schwaͤmme gleicht,
und gemeiniglich viele Überbleibfet von Schalthieren in ſich hält,
Ju weiterer Bedrutung wird auch wohl eine jede poröfe Steiuart,
auch wenn fie fandartig iſt, Eofkein genannt.
Anm. Im acmeinen Leben Tuf, Tuffein, Duft, Duftkein,
Tugfiein, Tuchsſtein, Dudfein, (S. viefes Wort) im Latein.
ben dem Plinius und Vitrnving Tophus oder Tolus, imFrauʒ.
Tuf. Er hat den Rabareu vermurblich von feiner löcherigen Be⸗
fchaffenheit, da denn Tof, Tuf, mit Tiefe, und dem Oberd. To—
bel, ein Lbeil, verwandt zu ſeyn ſcheint; oder auch hg =
ur
— F En Dr — na ca = : ä K
are: BEE T ERFR
$ r — 9—
5
Bat: Huf: in dir —— eine VPeft — —
wo Todem unſtreitig aus dem Lat. totus, tota,
Wr > Talea
durch eben diefe Löcher verurfachten Erhöhungen, denn das Lat,
” Tophusoder Tofus bedeutet auch eine Schwiele, Beule, 10 wie
hasSchwed. Tufva, einen kleinen Erdhügel, bebeutet. Diejes
nigen, welche das Deutfche Wort unmitteibar von drm Latein.
Tophus ableiten, (welches aber eben ſo oft auch To fus gefunden
wird) ſchreiben es Toph und Tophſtein, thun aber dadurch der
Ausſprache Gewalt und geben Gelegeuleit dieſen Tophſtein mit
dem gauz verſchiedenen Topfſtein zu verwechſeln. Tof ſchrinet its
deſſen ein alles Etꝛropãiſches Wort zu ſeyn, welches mit denn Bateie
uiſchen in der Seitenlinie verwandt iſt, nicht aber von demſelben
abſtammet. SE *
Die Toferde, plur.die — n, eine kalkartige mit kleinen Schals
thieren vermifchte Erde, aufgelöferer oder verwitterter Tofttein.
Das Töft, des—es, plur, die--e, ein nur in einigen Nieder
deutſchen Gegenden, 4.8, im Holſtein. übliches Wort, ein einge:
friederes Stüg Feldes von geringer oder mittelmäßiger Größe na⸗
he an einem Haufe. Liegt es nicht an dem Haufe, fo heißt es eine
© Lüde, und wenn esgroßift, eine Boppel. _ - i
Toll, —er, —efte, adj. er adv. ein Wort, in welchem der Be
geiffeiner Art eines ungeflünmen Geräufches der herrſchende zu
ſeyn ſcheinet. Es bedeutet überhaupt ein ſolches ungeſtümes betãu⸗
bendes Gerãuſch verurſachend und darin gegründet. 1, Im weite⸗
ften Verſtande, wo man es im gemeinen Leben noch in allen den Fäls
" Jen gebraucht, wenn jemand ehne Noch ein brtäubendes Geräufch
: verurfacht, es geſchehe aus welchen Bewegungen es wolle. Ein tol⸗
Ter Menſch. Ein toller Larm. In den gemeinen Spredarten
mancher Gegenden hat man auch das Zeitwort tollen, einen bes
taubenden Lärmen verurfachen. 2. In einigen engern und theilg
° finürlichen Bedeutungen. (i) Aus Zorn oder Trunkenheit unge⸗
ſtüm tobend. Kin roller Ropf, welcher leicht in einen ungeflil«
men Zorn geräth. Du wirft mich noch toll machen, ungeſtüm
zornig. Da es denn in der vertraulichen Sprechart oft für zornig
überhaupt gebraucht wird, befonders alsein Nebenwort. Da dick
der Rinig horse, ward er toll, 2 Mace 7,39. Jh bin fo
toll anf ihn, daß ich ihn prügeln möchte. Toll und vol
ſeyn, im höchften Grade betruken. Etwas toller Weiferbun,
uin der Trunkenheit. (2) Aus Beraubung des Verſtaudes und Ber
wußtſeyns tobend und raſend. in toller Zund, ein raſender,
wüthender. Toll werden. - Tolle Perfonen, welche man eins
ſperren oder an Reiten legen muß. Toll verbindet hier nebft dem
Begriff des Wahnſiunes auch noch den Begriff des ungefFümen und
mitBeſch ãdigung feiner und anderer begleiteten Tobens. (3) Fi:
guürlich. (a) Des gehörigen Gebrauches des Verſtandes und Bes
" wußtfenng beraubt, ohne den Nebenbeariff des ungeſtümen Lär-
mens, daher alsdann auch der harteftebenbeariff wegfällt. Jemanz
den mit Schreyenden Kopf toll machen, zum vernünftigen Be⸗
wußtſeyn unfähig. Der tolle Pobel, derrunvernünftige, ungeftü-
ine Pöhel. Bit du toll 3 des gefunden Verftandes: beranbi? (6)
Seltfam, wunderlid, in der vertraulichen Sprechart, Ein tolles
Bleid. Ein tolles Beträgen, Das wäre doch toll.
Anm. Im Riederf, dull, wo auch Dulleriaan, die tolle Laune,
ein Anfall von Wuth und Zorn ift; im Schwed. mit vorgefegtem
Ziſchlaute Rollig, wo Stolle, ein Rare, toller Menſch il, wor-
aus zugleich die Verwandtſchaft mit demfar.ftolidus und Aultus
erhellet. Das doppelte I deuter anfein Intenfivum, DasSchwed,
d Aig, das alteGorhifhe-dwala,und das alteDfeifche dalivus,
wahnfiunig, haben noch die einfachere Form. Es ift wenigftens
ſehr wahrfcheinlich, daß der Begriffdes ungeftümen Lärmens der
Stammbegriff iſt. Verwandt find damit das Engliſche doleful,
sraurig, Schwed. d Alig, unddas Lat. Dolor, vermutbiich, fo
fern der laute Ausbruch des Grames der Grund der: Benennung
Ab. Bey dem Pictovins bedeutet soll auch Rumpf und dumm,
% Tot +23
weiß, Vrorulung auch das Engl, Aull hat. Wenn aberineinigen
gemeinen Oberdeutſchen Mundarten, einem etwastoll machen,
fo viel ift, als es ihm rauben, fo ſcheinet vs Alsdann ein eigenes
Wort zu fenn, welches ein Intenfivum von denn Stammworte nıte
fers tilgen, delere, feyır könnte. Mit andern Endlauten find
mitunferm toll auch toben ‚, welches gleichfalls -son der Beraus
bung des Verftandesgebraucht wied, Thor, Tos in Geröfe and
andern mehr verwandt,
Der Tollapfel, des— 5, plur.die—äpfel, die einem Apfel ähnlis
je rundeFrucht einer Art des Nachtſchattens unddiefePflange ſelbſt,
Solanum infanum Linn. Die Frucht hat ein narkotifches Gift,
welches bey ihrem Genuffe unter andern auch Tolfheit verurfacht,
Die Tollbeere, plur. die—n, ein Nahme der gemeinen Wolf:
“ Pirfehen und der Prrange, welche diefe den Kirfchen ähnlichen Bee«
ren trägt, weiche ein ähnfiches narkotiſches Gift enthalten; Atropa
Bel'a Donna Linn, Tollkirſche, Schiafbeere, Teufelsdeerr.
Die Tolle, plur. car. ©. Tollheit. N
Das Tollbaus, des —es, plur. die — häuſer, ein Haus, tır
welchem tolle, d. i. des Verſtandes bis zum ſchädlichen Toben und
Wüthen beraubte Perſonen, eingeſperret und von der meuſchlichen
Geſellſchaft abgeſondert werden.
Die Tollheit, plur. die-—en, von dem Beyworte toll. Als
ein Abftractum und ohne Plural, der Zuſtand, da ein Ding toll
ift, befonders in der erſten und zwentehengern Bedeutung. (1) Der
Zuſtand der Berandung des vernünftigen Bewußtfeyns aus Zorn,
Srunfeoheien. f.f, im gemeinen Leben, Etwas in der Tollheit
tbun. Abernicht, in Tollheit gerathen, welches nur in der
folgenden Bedeutung üblich if. (2) Die Beraubung des Berftan«
des und Bewuhtſeyns, mit dem Beftreben gu toben und Schaden
zu thun verbunden, wodurch ſich die Tollheit von geringeren Graden
des Wahnftunes unterſcheidet; in einigen Gegenden die Tolle,
ſonſt ou die Wuth, und im Oberd. die Tobfucht, die Toll ſucht.
Die Tollheit eines Zundes, eines Pferdes, eines Menſchen.
In Tollheit gerathen. 2. Von toll, ſeltſam, ungereimt, wer»
den im hohen Grade ungereimte, ſeltſame Handlungen in der ver«
traulichen Sprechart zuweiled Toll heiten genannt.
Anm⸗ Schon der alte Verfaſſer des Gedichtes auf den Beil. Anne
braucht Doleheit, für Wahnſtun, Thorbeic.
Der Tollkechel, des — s, plur. inuf. in einigen Gegenden,
ein Nahme desSchierlinges, gleichfalls wegen feines narforifchen
Giftes, daber er in andern auch Tollkraut genannt wird,
"Die Tollkirfche, plur. Sie—n,- ©.Tollbeere.
Der Tolltopf, des — es, plur, die—Föpfe, im gemeinen Bes .
ben, die Gemüthsfaſſung, da jemand Leicht in einen ungeſtümen
Zorn geräth, und eine ſolche Perfon ſelbſt.
Die Collkörner, ©. SifchFörner.
Das Tollfraut, des — es, plur, die — kraäuter, ein Nahme
verſchiedener Kränter, welche wegen ihres Giftes durch hren Ger
nuß Tollheit und Raſereh verurſachen. 1. Des Shierlinges 12.
dieſes Wort.) 2. Der Wolfskirſchen, (S. Tollbeere.) 3. Der
fonders des Bilfenfrautes, Hyolcyamus Lian. welches daher
auch wehltolle Bilfe geitannıt wird. .
Tolltühn, — er, He, fadj. et adr. kühn mit Unvernunft, d.i.
alfe mögliche und erlaubte Vermeidung der Gefahr unterlaffend
und darin gegründet. Lin tollFübner Menſch. Eine eollfühne
That. Wandere nicht mit einem Tollfuhnen, Sir. 8, 18.
Die Tolltühnbeit, plur. die — en, die Eigenſchaft und Fertig.
feit, da ein Ding tollkühn iſt, als ein Abftractum und ohue Pins
ral. Ingfeichen eine tolfühne Handlung mit dent Plural,
Der Tollwurm, des—es, plur. die — würmer, ein längli-
cher Wurm, welchen die Hunde unter der Zunge haben follen, und
welrper, wenn er ihnen nicht genommen wird, die Tollheit verur-
ſachen
"Aachen foll; ein altes Mäbechen , welches ſchon zu
Der Tolpel, des—s; plur. ut nom. fing,
623 Tot
Plinii Zeiten
gangbar war, Die Griechen nanntenihn Aurra oder Avasa.
Klügere halten ihır für einen Nerven, ob es gleich eigentlich ein
Muskel ift, der den Hunden zur * der Zunge nothwen⸗
dig zu ſeyn feinen, egens ihnen von der Natur nicht umſonſt
gegeben iſt.
— ——— — en, plur. die—en, ein Ungarifches
Mort, womit eine Art Ungarifher Soldaten zu Fuße beleget wer⸗
den. Figürlich pflegt man im gemeineh Leben grobe härene Schus
be, weldeman im Winter über die gewöhnlichen Schuhe ziehet,
Tolpatſchen zunennen ; vermuthlich, weil man den —
derſelben von jenen gelernet hat.
% Eigentlich,
ein Kloß, das Wurzelende eines gefälfeten Baumeg; eine veraltete
Bedeutung, wovon aber noch ein Paar figürliche R. A. übrig find,
über den Tölpel fallen, aus Ungefchicklichkeit einen Fehler bes -
_ gehen, eigentlich über einen Klog fallen. Jemanden über den
Tölpelvwerfen oder floßen, einen Dummen, oder Ungeſchickten
Bintergeben. Wie fehen ſie mich über den Tiipel ſtoßen will,
Leſſ. d. i. ausfragen. Daber übertsipeln, in eben-diefer Bedeu»
gung. 2.Figürlich, eine aus Menge körperlicher Maſſe, aus Schwer⸗
fülligfeit, und hernach au aus Dummheit angefbichtePerfon,im
höchſten Grade plumpund ungeſchickt; vonPerfonen beyderley Ge⸗
ſchlechtes. Ein geober, ein ungeſchickter Tslpel. Weil die ſes Wort
einen fo hohen Grad der plumpen Ungeſchicklichkeit bezeichnet, ſo
iſt es auch nur in den harten und niedrigen Sprecharten üblich.
Anm. Im Schwed. ohne Holeitungsfplde nur Tolp, Tylp,
auch in einigen Deuiſchen Mundarten, 3.3. ben den Hans Sachs
nur Dolp , im Mellenburgifchen De im Böhm. Telpl und
Tulpa, im Engl. mit einem andern End-Eonfon. Dolt, Friſch
batte den fonderbaren Einfall, dieſes Wort von dem Niederd. Durz
pel, Schwelle, abzuleiten, welches er felbfk an einem andern Orte
von Thürpfabl abſtammen läffer. Allein, ivenn gleich Pictotius
Dorpel, Terpel, Turpel, fürträge, plump, uüngeſchickt braucht, fo
ſtammet doch unfer Tölpel gewiß nicht davon ab. Daß die Endſyl⸗
be —el hier bloß die Ableitungs ſylbe iſt, alſo nicht zum Stanıme
** — und noch weniger aus Pfahl verkürzt ſeyn kann, erbellet
aus dem ſchon angeführten Schwed. Tolp, Tylp, und Deut ſchen
Dolp und Delf. Allem Auſehen nach iſt der Begriff der Maſſe,
der Größe, Dicke und Unbeweglichkeit, der Stammbegriff, worauf
es in engerer Bedeutung einen Klotz, und figürlich einen plumpen,
ſchwerfãlligenKörper bedeutet hat. Dieſe Figur iſt nichts ſeltenes.
Blog wird in beyden Bedeutungen gebraucht. Das Lat. llupi-
dus ift allem Anſehen nad; mit dem Niedırf, Stubbe, Wurzel
ende, und das niedrige Runks mit daem Car. Truncus, vers
wandt, anderer Benfpielezu gefchweigen. Berwandte von Tof-
' pel find, das Engl. dull, ſtumpf, ſchwer, tölpiſch, das Finnländ,
tolwana, fftumpf, und unfer Stolle, Dolde, Stulpe u. f.f.
Die Tölpeley, plur. die en, ein tölpifches Betragen, in. den
niedrig u Sprecharten,
Tölpelhaft, — er, — ſte, adj. et adv. einem Tölpel in der
zweyten Bedeutung äbnlich,gemäß, in deffen ihwerfälligen Unge⸗
ſchicklichkeit gegrüudet; tölpiſch. Kin solpelhaftes Berragen.
Ein tölpelbafter Menſch.
Tolpeln, verb. reg. neutr. mit dem Hälfsmworte haben , ſich
töfpelhaft, d. 1. im höchften Grade ungeſchickt, betragen, ;
Tolpifch, er, — fe, adj. et adv. von dem veralteten Tölp,
für Tolpd, wie tolpelhaft, aus Schwerfälligfeit oder Dummheit
ungeſchickt. Mein tsẽlpiſcher Mann, Sell. Uufere Bauern
freude it mit unter etwas solpifch; aber fie fließt aus dem
Herzen, ODotter.
Denn was solpifch dauert lange, Logan.
Ton
280 es noch in en eigeutlichem ——— f ür ſlact un h
fteket, Engl. dolpilh, doltifh.
Tombud, S. Domback.
Der Ton, des —es, plur. die Tine: 1. 2m eigentlichften Ber-
ſtaude. (2) Urſprünglich ſcheinet diefes Wort eine Art eines Alan
ges bedentet zubaben, und zwar einer ſolchen Art, welche durch
diefes Wort und das Zeitwort tönen genau nachgeahmet wird,
Rock jetzt gebraucht man es zuweilen für Klang. Der Ton einer
Glode, ihr Klang. Zinen Ton von ſich geben. Der Ton
. einer Pofaune, 2 Mof. 19, 36; der Schall oder Klang. (2) In
engerer und gewöhnlicherer Bedeutung iſt der Ton ein Klang in
audernuntsrfcheiden und mitandern vergleichen Läßt; in welchem
Verftande 12 beſonders in der Mufif ublih iſt. Kin tiefer, ein
hoher Ton. Kin ganzer, ein balber Ton.
in den rechten Ton ftimmen.- Aus einem unrechten Tone anz
fangen. 2. An einigen engern und zum Theil figüelichen Beden⸗
tungen, (1) Inder Muſik wird es oft für Tonare oder Tonleis >
ter gebraucht, da es denn ein Eollectivum ift, mehrere mit einan⸗
der verbundene Töne zu bezeichnen, und daher auch wohl nicht
%
Beziehung anf andere Klänge, ein Klang, welcher fich deutlich von
tin Inſtrument
leichtim Plural üblich ift. Aus welchem Tone geht das Stück?
(2) Die Melodie eines mufitalifchen Stückes; eine größten Theils
sur voch im gemeinen Leben übliche Bedentung. Der Ton eines
Liedeg, deffen Melodie. Aus dem Tonefommen, aus der Mies
lodie. Endlich kommt er in. den Ton, in die rechte Melodie;
ingleichen, figürlich, er Fommt. auf. die Spur, er ſpricht wie ee
ſprechen ſollte. (3) R Ehedem ward es auch häufig für ein Gedicht,
ein Lied gebraucht. Die Schwäbifchen Dichter und ihre Enkel, die
Meiſter ſäuger, pflegten ihre Lieder oder fingebaren Gedichte bäufig
—
Done oder Töne zu nennen, In einigen Niederfächfifhen Pros
vinzen beißt Döhnken noch jegt ein Liedchen. (4), Die Art und
Weife, wie mandie Stimme im Reden erhebet oder ſinken Täfferz
ohne Pinral, (a) Eigentlid, Den Ton verändern. In einem,
hoben Tone reden. Er fagtedieß in einem nachläffigen Tone.
Etwas in einem befeblenden, bittenden, Fläglichen Tone u,
fe f. fagen. Immer: in einem. Winsrchin, eintönig, (6) Fi⸗
gürlich, wo es 1. oft vonder Arı und Weife des Ausdeudes, ins
gleichen vondem Inhalte der Rede gebraucht wird. In einem
hohen Tonereden, gebierberifch reden, ingleichen fordern, hoch
binaus wollen, Das iſt nicht dew Palte Lehreon, das if der "
Ton der Begeiſterung. 2. Ju noch weiterm Verſtände ift der
gute Ton nichtallein die gute Art und. Weife-fih in der Geſell⸗
ſchaft auszudrucken, fondern auch das ganze Äußere Betragen in
der menſchlichen Geſellſchaftz der Ton der guten Geſellſchaft.
Biſt du ſo neu in der Welt, daß du nicht weißt, daß das Lreye
jetzt der gute Ton iſt? Ein junger Menſch, der durch den
Umgang mit Perſonen vom guten Tone noch nicht gebildet
if. (5) Inengerer Bedentung wird in der Sprachkunſt die Er«
hebung der Stimme auf einer Sylbe der Ton und miteinem La⸗
teinifchen Worte der Yecent genannt; auch ohne Plural. So hat
in dem Worte Vater, die erfte Spibe den Ton, die legte aber
bat feinen. Der Ton ift entweder ein merBlicher, welchen nian _
auch den ganzen Ton nennen fönnte, sder.einunmerflicher oder
halber, In Vaterland bat die erfte Sylbe den ganzen oder vol⸗
len Ton, welches auch nur der Ton ſchlechthin genannt wird, die
legte aber deu halben, weil die Erhebung der Stimme bier nicht
fo merflih if. Der Ton ift von dem Zeitmaße oder der Länge
und Kürze der Spiben fehr weit unterfchieden, obgleich beyde,
ſelbſt von Sprachlehrern, häufig miteinander verwechfelt werden.
(6) Endlich wird.in der Mahlerey das. Wort Ton auch von den
Farben und deren Verhältniß gegen einander gebraucht, mo es dach
uur von sinigen Neusra nach dem Vorgange * gran. Ton
gingen
Zul = EB kn TE ———
ET. **
a
ee |
57
——
des mittlern Zeitaltersbeftändig dönen lauter,
AR.
im ee andere, als auch collective, von allen Farben
eines Gemäbldesgebrancht ,. in welchem letztern Falle der Plural
amgemöhnlich. iſt. Der ſchone Ton eines Gemähldes, weicher
' fo wohl von einem guzen Gebrauche des Helldunfeln‘, als von dev
Fteundſchaft und Feindfchaft der gebrauchten Farben abhanget.
= Sinnober und Blau machen einen unangenehmen Ton. in
. Sumpfiger Ton, ein heller, ſchwarzer Ton, nachdem dirfe Far⸗
ben mehrt oder weniger herrſchen. Die wenige Abwechſelung in
den Tönen des Colorıtsifi gemeiniglich ein Fehler der Schüler.
im Angelſ. Dyn,
im Enal, Tone, Tune, Liu, welche doch Töne verſchiedener
Anm. Bey din Schwäbifchen Dichtern Don;
Art aus drucken; wobon dev Grund i in * —— o/ u und i
‚liegt. S. Tönen.
Die Conart/ plur. die — en, in bei Mut, die Art und Vbeife
des in einem Güde herrſchenden Sones, welches auch nur der
Ton ſchlechthin genanut wird. Eine harte Tomate, dur, zum
Unter ſchiede von der weichen, moll.
Tönen, verb. reg. ».Alsein Seuteum, mit dem Hülfsworte
baben, einen Ton von ſich geben, in der erften eigentlichen Be—
deutung des Hauptwortes. Ein tönend Er}; ı Eur, 13, ı
© Deine Empfinsung töne deinem: Geſchlechte einartig, Herd.
Da fürdie verfchiedenen Arsen der Töne eigene Zeitivotler übli h
find, felbige näher zu beſtimmen, fo wird diefes Wort in dem ge=
" meinen Sprachgebrauche feltener gebraucht, als in der Löhera
Schreidart; wo man es häufig für die. eigentlicheen Zeitwörter
findet, Unfer Gefang töner dann weit umber, Gen: fürfgals
let. Munterkeit und Sveude tönt jege durchs Thal, ben
—
gr Tont in meinen Lobgefang,
Wellen, Selfen und Geſtade, Raml.
00 Tönen der Morgenglode,
‚ jauchzen, blafen u. ſ. f. iſt im Hochdeutſchen ungewöhulich. Das
volk tonete laut, daß man das Geſchrey ferne herete, Efra
3, 11, 13. Da riefen die Binder Aaron laut, und blieſen mit
Trommeten und töneten laut, Sir. 50, 18. Ich will fie wie
eine erde mit einander in einen fehen Stall thun, def es
‘von Menfehen tönen ſoll, Mich. a, ır. 2, Asein Werioum,
mit den Tönen oder vermittelfi der Söne zu erfennen geben; doch
nur inderhöhern. Schreibart. Alle Thiere bis auf den ſtum—
men diſch tönen ihre Empfindung, Herd. Wer Bann Geſtal⸗
sen veden? Wer Fann Sarben tönen? Herd.
* Töne fanfte Leyer, z
Zone Luft und Wein,.Leff,
So auch. das Tönen. Mi
Anm. In dem alten Gedichte auf den beil, Anno diunan, bey
den Schwäbifh. Diehtern, welche es auch für fingen, gebrauchen,
dönen, im Niederf, donen Es, ift eine unmittelbare Nachab⸗
nung des tönenden Lautes, welcher fich durch feine andere Worte
beſchteiben läßt. Das Lat. Tonus und Sonus, fonare, fittd
auf das genanefte damit verwandt. In andern Sprachen bejeich«
net es auch fäcfere und zum Theil widerwärtige Arten des Schals
les, wie das Schwed. dona, rauſchen, braufen, Griech. rom Lew,
und dasfat. tonare, donnern, fo wie unſer donnern ein iteratives
Antenſirum davon iſt. Auch das — tinnire, bedentet eine ge⸗
wiſſe Art des Tonens.
Der Analogie nach ſollte Hiefes Wort Then und hör geſchrie⸗
ben werben, zumahl da es bey den Oberdeutſchen Schriftſtellern
Allein , theils
um es von Thon, Argilla, zu untericyeiden, theils aber auchi in
der irrigen Borausfegung, daB es von dem gar, Tonus abftamme,
+ Afinden neneen Zeiten die Scpreibart opue h allgemein geworden.
Adel. W. S.4. Th. 2. Yu >
ee Es wird hier fo wohl von eütgeliän Farben
Der bibliſche Gebrauch für -
* Era;
Ion ‚626
Dir erſte Grund iſt unbedeutend, wie ſchon bey mrhrern Gelegen⸗
heiten gezeiger worden, und der gweyte unrichtig. Das Tönen iſt
eine fo auffalende Art des Lautes, daß jede Sprache denſelben
nahahwen muß, und nicht erſt zu einer fremden ihre Zuflucht
nehmen darf, daher wird man diefes Wort in einer oder der an⸗
dern Geſtalt auch in allen Sprachen der Welt finden, Ehedem ges
; branchte man Sönen auch für donnern, tonare, wofür wır jegt
das ſchon gedachte abgeleitete donnern haben.
Die Tonkunſt, plur. car. ein für das Griechiſche und Sateinifche
Muſik eingeführtes Wort, doch nur fo fern daſſelbe Kenntniß und
9 Wirfenfhaft der Töne und ihres Verhältniſſes gegen einander bes
zeichnet. Die Tonfunit verfichen, die Mufit. Daher der Ton:
künſtler, der Muſicus, der diefe Kunfi verſtehet, und ale Kuuſt
ausüderz weiches doch noch nicht fo vielen Beyfall gefunden,
ais das erſte.
Die Conleiter, plur, die — n, in dee Mufif; eine Reihe in glet⸗
chen Entfernungen auf- oder abfleigender Töne; nach den Lat,
Scala. Auch die Linien auf und zwiſchen welchen die Töne durch
Noten angedenter werden, führen zuweilen dieſen Nabinen.
Die Tonmeſſung, plur, die—en, ein von einig Sprachlehrern
für Proſodie angerommenes Wort, wofür andere lieder Tonfpres
ung baben wollen. Beyde Ausdrücke find unrichtig, undrübeen
von dei fo gewöhnlichen Verwechſelung des Tones und des Zeitz
maßes der Sylben ber. Die Profodie beſchäftigt ſich mit dum letz⸗
tern, aber nicht zunächft mit dem erftern. ©. Ton 2 (4).
Das Conbret, im Bergbaue, ©. Donbret.
Die Tonne, plur. die —n, Diminut. das Tonnen, Oberd.
Tonnlein, ein Nahme, welden in vielen Fällen ein großes Zap,
oder ein Faß, welcher mehr alseinen Eimer hält, führer, obgleich
: auch bier in manchen Fällen das Wort Faß beybehalten wird,
Eine Seetonne oder Hate, eine arte Tgnne, welche in der See⸗
Fascı anf dem Wazfer schivintinend her wird, das Fahrwaſſer
damit zu begerehiten. ri Mühlenbaue werden eine Yen horizonta⸗
ler Waſſerrãder, vet muthlich wegen ihrer Abhnlichkeit Tonnen ger
nannt, um ſie von denntuſchelradern zu unterſcheiden. Beſouders
ein großes Faß, fo fern cs ein Brhältniß verſchiedener Dinge it,
da er denn feine beftimmte Größe hat, welche aber nach Maßße—
burg des Ortes und der Waare Grefeßießen it, Eine Lonneßier,
iſt in Sachſen ein Viertheil oder 99 Kannen. In der Mark Bran⸗
denburg geben zwey Tonnen auf ein Fatß Ber, und Eine Tonne
hält daſelbſt vier Ahmchen oder 96 Quart oder Maß. In Weſt⸗
phalen beſtehekeine LonmeBier, aus 27 Beertelu oder Stübchen,
oder. 308 Kanu; Hingegen hält in Edin eine Tone, fo fern fie
ein Maß eines flüſſigen Körpers ift, 160 Viertel oder 640 Maß,
Kine Tonne El bält in Sachſen 100 Kannen, Eben daſelbſt
* wird auch der Meißniſche Laudwein nach Tonnen berechnet, deren
jede gleichfalls 100 Kennen enshält. Kine Tonne Häringe dir
ſtehet aus 1005 bis 1200 Stück. Auch Butter, Schmalz u. ff.
‚werden nach Tonnen gerechnet. In vielen Niederdrutſchen Gegen⸗
den iſt die Tonne auch ein Getreidemaß, welches in Oſtfriesland
3. 2. Vier Verps oder zwey Schäffel Hält, da denn auch wohl der
Elächenizhalt der Felder darnach beftimmt wird; eine Tonnesels
des, d.i. fo viel Feld, als eine Tonne Getrride zur Ausſaat ers
fordert, In der Seefahrt if die Tonne ein Maß, ſo wohl dr
Förperlichen Raumes eines Schiffes, als auch der Schwere ; im
erſten Falle bezeichnet fieeinen Raunı von 42 Quadıat» Fuß, im
letzten aber eine Laftvon 2000 Yfund oder 20 Zentner. Zwey
‚Sonnen machen eine Laft oder Schiffs laſt. Eine Tonne Goldes,
eine Summe von 100009 Thalern oder Gulden, nachdem nach ei—
ner oder der andern Münzforre gerechnet wird.
Anm. Im Riederf. Tunne, im Enal. Tun, im Angelf Tun-
ne, im tal. Wend. und Irländ. Tonna, im Schw. Tunna,
Ar im
Ton —
im Böhmifchen Tuna, im Frang. Tonneau, im Spaniſchen
Tonel. Aus den doppelten.n erhellet, daß es ein Intenfivum
iſt, und zwar allem Anſehen nach von Tiene, eine große Tiene zu
bezeichnen. : % »
Der Tonnenbojer, des—s, plur. ut nom. fing. in Rieder⸗
deutſchland, ein Bojer oder Art Schiffe, womit im Frühlinge die
Balken oder Sertonnen in das Fahrwaſſer gelegt werden,
Das Tonnenfah, im Bergbaue, S. Donfad.
Das Tonnengeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Sum:
627 -
men, die— er , iu den Geeflädten, eine Abgabe von den zur
See gehenden Kaufmannsgütern, die Koften zur Erhaltung der
Baken oder Seetonnen davon zu beſtreiten; das Bakengeld.
Das Tennentewölbe, drs—g, plur. ut nom. fing. in der
Banfunft, ein Gewölbe, welches ganz nach einem Bogen fortge⸗
führer wird, und einem Stücke von einen ausgehöhlten Cylinder,
oder einer der Längenach durchſchnittenen Sonne gleicht.
Der Tonnenhecht, des —es, plur. die — e, eingefalgen: und
hr Tonnen aufbewahrte Hechte. N;
Das Tonnenbontg, des—es, plur. car. dasjenige Honia, wel⸗
ches nad) der Ausbrechung mit den Scheiben in Tonnen geffampft
wird, und auch Rauchhonig heißt; zum Unterfchirde von dem
Seimbonigr. ;
Das Tonnenholz, des— es, plur. inuf. 1. S. Donholz.)
aus welchem Worte es im Berabaue oft verftümmelt wird, 2. Im
Hofzhandel wird auch das Faß holz, oder dasjenige Holz, welches‘
an die Küfer und Bötticher zu den Fäffern und Tonnen verkauft
wird, ineinigen Gegenden Tonnenhols genannt,
Das Tonnenpech, des — es, plur. jnuf. eine Art Peches,
welches in Tonnen gegoffen und: verführet, und auch Schu:
fierpech genannt wird; zum Unterfdiede von dem Schiffpes
dent. f. Rz 528
Der Tonnenftab, des — es, plur. die — ſtäbe, Stüde Stab»
holz fo fern die Dauben zu den Zotinen daraus gemacht werden;
mie $Saplab, 2 a
Der Tonnenftein, des — es, plur. die — e, in dem Preußi⸗
ſchen Bernfleinhandel, Stücke Bernftein von der zweyten Größe,
vermuthlich weil fie in Sonnen gepadt und verführet werden ; zum
linterfchiede von den größern Sortiment-Bteinen und den klei⸗
nern Knöbeln.
Das Tonnfach, Tonnholz, im Bergbaut, Siebe Donfach
Donhbolz.
Die Tonſprechuntt, S. Tonmeffung.
Die Tonſylbe, plur. die —n, diejenige Sylbe eines Wortes,
welche den Ton hat, oder worauf der Ton liegt. In menſchlich
iſt z. B. die Spibe menich die Tonfslben ">
Das Tonzeichen, des —s, plur. ut nom ſing. 1, Inder
Grammatil, tin Beiden, den Ton der Sylben damit zu bezeiche
nen. 2. Ju der Muff, Zeichen des mufifalifhen Tones, derglei«
chen beut zu Tage die Noten find, —
Top, S. Topp. |
Der Topäs, des— es, plur. dir—e, ein Edelſtein von gelber
Zarbe, welcher nach dem Sapphier der börtefke ift, und in den nıeie
ſten Gegenden der alten und nenen Welt gefunden wird. Der
Zopas, welder zu Großen. Dören im Vanzfeldiichen gefunden
wird, ‚if indeffen mar ein Setenit, fo twie der Böbmifhe After
Topas oder Rauch-Topas zu den Kroſtallen gehöre, Dir Nab⸗
nie iſt aus dem Griech. und Lat. Topazius, welchen dieſer Stein,
dem Plinius zu Folac, vonder Juſel Topazo haben fol, Lu⸗
thers Topaſter für Topas iſt veraltet.
Der Topaͤs-gluͤß, des — ſſes, plur, die — Slüſſe fo wobl ein
durch die Kunſt nachgemachter Topas, als auch ein dein Topas an
Farbe ahnlicher Kryſtall. ©, Fluf.
1.
iſt die Düpfe, eine Pfanne obne Stiel,
xet.
Der Topf, des— es, plur. Sie Töpfe, ein Wort, 3 weldes
den Begriff der Erbabendeit, der erhabenen Ründe und des-Gie
pfels hat, aber im Hochdeurfehen wenig gebräuchlich if. Im Nie _
derbeutfchen, wo es in dieſer Bedeutung am gangbarften iff,Lentet
es Topp, und da pflegen die Niederfachfen, wenn fic Hochdeutſch
reden wollen, es zuweilen in Topf zu verändern. So iſt im vielen
Riederdeutſchen Begenden Topp oder Topf einegewiffe Auenkirät
Flachſes, welche aus 40 Riſten beftcher, wo es den Begriff der
Maffe, eines Bündels u. f.f. Hat. S. Topp und unfer Zopf,
welches gleichfalls nahe damit verwandt if, ; r
Der. Topf, des—es, plur. die Töpfe, Diminut, Töpfchen
Oberdeutſch. Topflein, ein hobler, befonders halbkugeliger oder
epfindrifherXaum, fo wohl einen andern Raum damit zu bedecken.
‚als auch etwas darin aufzubehalten. +. Im weiteften Verſtande
wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen gangbar if, Ein Hohl
kreiſel beißt in Franken und andern Oberdentſchen Gegenden Topf,
oder Dopf/Engl. Top, Franz. Toupie, welches aber wohl nicht,
wie Friſch will, von Turbo abftammet. In andern Gegenden
ift die Spülgelte unter dem Nabmen des Wafchtapfes befaunt,
Ju Schwaben heißt dieDülle in dem Leuchter der Topf oder Dopf.
Der Thee-Topf, eine kleine Thee Kanne, den Thee darin firden gu
laffen, fönnse auch hierher gerechner werden, wen nicht glanblich
wäre, daß man fich dazu ehedem eines Eleinen Topfes in der fol⸗
genden Bedeutung bedienet habe. Am üblich/ten iſt im dieſer Be⸗
dentung das Niederf. Dop, welches nicht nur ſehr oft einen Deckel
bedeutet, ſondern auch in vielen Fällen gebrancht wird, wo im
Hochdeutſchen das Wort Schale üblich iſt. Der Pfeifenbop, ber
Deckel auf einer Tobakspfeife. Der Dop, der Dedel, auf einer
Thee⸗Buüchſe. Auch im Hochdeutſchen wird daher dasoberffe Eude \
der Hauptröhre an den Baffons der Topf genannt, ohne Zweifel,
weil es einen ähnlichen Dop oder Dedelbat. Die Eyerſchal⸗ heißt
im Niederf. Eydopmnd auch wohl in einigen Oberdeutichen Ger
genden der Eyerdopf. ee, W der erftern Mundart die
halbkugelige Schale, worin die Eichel deckt. 2. In engerer Ber
deutung führer ein eylindrifches irdenes oder metallene? Gefäß im
Hochdeutfchen am gewöhnlichfirn den Rahmen eines Topfes, und
da bat mar Blumentspfe, Nachttẽxfe, Kochtopfe u tif. welche
letztern am haͤufigſten Topfe ſchlechthin genannut werden, in’
zinnerner, kupferner, eiſerner Topf, welcher tete and wohl
ein Grapen heißt. Im engſten Verſtande iſt Topf ſchlechthin ein
ſolches irdenes oder thönernes ©:fäß, fo Wohl etwas darin aufzu⸗
halten, als auch darin zu kochen. Den Topf an das Seuer ſetzen
oder zum Feuer ſetzen. Da es deun auch wohl figürlich von dem,
was darin befindlich iſt, gebraucht wird. Der Topf ſiedet, läufe
über u. f.f. In einigen Gegenden ift es auch ein beſtimmtes Maß
fo wohl flüſſiger als trockner Dinge, in welchem Falle es nach dem
Muſter fo vieler anderer ähnlichen Wörter im Plural nnverändert
bleibt. So hält in Schlefien ein Eimer 20 Topf, ein Topf aber
vier Duart, Im mittlern Lat. it Olla, und imRiederf. Port
gleichfalls ein Maß, , . ö
Anm. In einigen gemeinen Oberdeutſchen Mundarten Duppen,
Tupp, Dupfe. Es iſt gewiß nicht, wie Wachter, Friſch und
Ihre glauben, durch Verſetzung der Sylben aus den Riederf.Por,
oder die ſes aus jenem entſtanden, von weicher Berfegung die Bey⸗
fpielein afen Sprachen äußerft felten find. Es gehöret vielmehr
zu unſerm tief, von welchen eg ein Jntenſivum zu fegn feheiner,
Im Niederf. iſt in der ziwenten engern Bedeutung dafür. Pore
üblich, (S. dieſes Wort,) dagegen in einigen Oberdeutſchen Gegen⸗
den ein Topf Aul grnannt wird, welches zu dem Lat Olla gebö⸗
Der Toͤpfen für Topf, Hiob 41, 72, ii eine veraltete
Oberdrutſche, befonders Fränkiſche Form,
Der
Bey dem Pietoriut
Pr verTrTS An: ”
{ ı «0: .. *
x
Top
Der op plur. car. ein nur in einigen Gegenden
Oberdeutſchlandes übliches Wort, geronnene Milch nad abgelau⸗
y
fenen Molken zu bezerchnten, welche an andern Orten Rafe, Quark, ;
7 sgenanntwied, Es ſcheinet zu ı Topf und Topp zu gehören, und
den Begriff der Maſſe, der Dichte zu baben, welcher in mehrern
Füllen mit dem Begriffe dev Hervorraguug verwaudt iſt.
Der Töpfer, des — s. plur. utnom. fing. ein zünftiger Hand»
weerker, deſſen vornehmſtes Geſchäft es iſt, Töpfe und andere Ge,
füße aus Thon zu verfertigen; deſſen Gattinn, die Topferinn.
Im Tatian wird er nod) Leimc wurtho, Lehmmirker, genannt;
im Oberdeutſchen heißt er Safer, vor Hafen, eine Art irdener
* Grfchirre, im Stiederf, Portjer, Pottbecker, Hol. Potibaiker,
von Pott, Topf. r 5
Die Töpferarbeit, plur. inuf, dasjenige, was der Töpfer durch
feine Arbeit bervor bringet, irdene Geſchirre, irdene Dfen n. f. f.
imgemeinen Leben Töpferzeug, und, fo. fern es als Waare bir
trachtet wird, Töpferwaare.
Die, Töpfersvde, plur. doch nur von mehrern Xrten, die — n,
dijenigen Erdarten, deren fiih die Töpfer zu ihren Arbeiten bedie—
„nen, wohin Lehmen, Thon und die Porzellan: Erde gehören.
Des Töpferbandwerk, des— es, plur. die— er. ı) Obue
Plural, das Handwerk des Töpfers, die mechanifche Fertigkeit
allerley iedene Geſchirre zu verfertigen. 2) Die ſämnulichen mein
Saudwerk, d.i. eine Zunft vereinigten Töpfer eines Ortes; die
Topferinnung, Topferzunft.
* Töpfern, adj.et adv. welches im gemeinen Leben für tbnern
oder irden üblich iſt, ein topferner Ofen, aber unrichtig it, auch
wenn man es, bon dem Töpfer Eereitet, erfiären wollte, indem
- bie mit dem n von Hauptwörteen gemachten Beywörter nur-eine
Materie bereichen könuen. : 7
Der Copferoken, des — 5, plur. die —ifen,ein Ofen, worin
"bie Söpfer, de aus Thon bereiteten Ardeiten brennen, um ihnen
die gehörige Feſtigkeit zu geben.
Die Töpferfineibe, 'plur. die —n , die bewegliche Schribe, auf
welcher der Töpfer bie runden irdeuen Gefäße drefetz auch nur
die Scheibe ſchlechthin. >
Der Topferthon, des —es, plur. doch gur von mehrern Arten,
die —e, der gemeine mehrentheils blauliche Thon, deffen fich die
Töpfer zu den irdenen Gefäßen bedienen, Niederf. Pottjerlehm;
zum Unterfchiede von dem Pfeifenthon, Porzellanthon, Serben:
bon m... *
. Das Topferzeutz, des— rs, plur.car. ©. Töpferarbrit.
Der Topffäfe, des — s, plur. car. in einigen Gegenden, alter
Käſe, welchen man in einem Topfe gãähren und ſcharfwerden laͤßt,
wor auf er durchgefnetet wird, und ih wie Vuiter ſtreichen läßt;
Streichkaſe, Niederf. Pottkeſe.
Mer Topfkuchen, ©. Aſchkuchen. RR
Der Topfmaͤrkt, des — es, plur. die — märfte, ein Markt,
wo Topfe verfauft werden, fo wohl von ber Zeit, als dem Orte.
Der Topfſtein, des — es, plur.inuf, ein thonartiaer Stein,
v
ober eigentlich, ein mit Glinimer vermiſchter Seifenftein, welcher
fich ſchneiden und drehen läßt, und daber in manchen Gegenden
häufig zu Töpfen uud andern ®efäßen verarbeiter wird, welche aber
hernach in Blechernen Büchfen in einem Töpferoſen gebrannt wer⸗
- den mäffen ; Lavetztein. Man mug diefe Steinart nicht mit dem
Tofflein verwechfeln, welcher von einigen auch Tophſtein geſchrie⸗
- ben wird, und dalfartiq if. i
Toph, Topbftein, S. Tof, Tofftein. Er
Topp! eine Interjection, welche noch im gemeinen Leben fehr häufig
ift, die Gültigkeit einer Wette oder eines mit dem bloßen Hand,
schlage geſchloſſenen Vertrages auszudruden, Topp! es gilt.
Topp! wag gile die Werse ? Hart du Lufi zu werten? Topp!
Top 630
deie es giit.ich halte dich bey deinem Worte, Im Niederf. fast
man auch Topp oder Tipp halten, Wort halten, die Werte bel-
ten, Eben daſelbſt hat man auch das Seitwort toppen, wetten,
Sranz.toper, bey welden tope! eben fo wie unſer ropp gr»
braucht wird, ; e
um. Im Schwed gleichfalls topp ! Menage leitet in feinem
Franzoſteſchen ely mologiſchen Wörterbuche das Franz. tope !von
dem Hebr. 319, gut, her. Dreyer aber, der in feinen vermiſch⸗
ten Abhardl. p& 900 von diefem Worte bandelt, ſithet es als eire
Sufammenziehung von to hoop an, Die erfte Ableitung warhr
ſcheinbarer feya, wenn man fon ft nur die geriugſte Spur hatte, daß
top in irgend einer@uropätfhen Sprache gut bedentet hätte, Rich»
tiger erfläret man diefes Wort ausder alten ehedem in Deutfch«
land und den mitternächtigen Ländern üslichen Gewohnheit, bey
einer Wette oder cinem jeden andern mündlichen Vertrage, fratt
des noch übligen Handfchleges die Daumen zufammen zu halten,
oder viehmebr zufammen zu ſtoßen, von welcher Gewohnheit Drey⸗
er am augeführten Orte handelt. Bey dieſer Zuſammenhaltung der
Daumen ſagte man das Wort topp, welches ohne Zweifel zu dem
Niederſe tippen, mit der Spige des Fingers berühten, abſtam—
met, zumahl, da man für topp im Rieder. auch tipp fagt. Toppen
bedeutet vermöge des ründerno eine ſtärkere Berührung als tip:
per, (S. auch Tippen.) In Bretagne lautet diefe Juterjection
toca,touca, welche uuſtreitig zu dem tal, toccare, Franz.
toucher, £atein. tangere, berühren, und zu unfermeiden, mit
der Spige berüßven, g’bötet, - Wegen des obgedadhten G.bran»
es, vermittel® Zuſanmenſtoßung der Daumen zu werten, heißt
dieferginger noch in einigen Pix derdehtfehen undHolländiſchen Ge⸗
genden der Wödenfinger oder Wönlert, nicht von Wodan, dem.
Herkules der nordifchen Bölfer, fondern Bon woden, wetten. Bon
einem Neichen fagt man daher uoch in Weſtphalen, daß er etwas
vorden Daumen zu fihieben babe, oder viel verwetten könne.
©, Teppſchilling.
Der Topp, des — es, plur. die —e, ein altes nur noch im
Mirverdeurfchen hbliches Wort, weiches thrils dae oberfte, den
Gipfel eines Dinges, theils ein fpig zulanfendes, Frgelförmiges
Ding: tbeils au einen Büſchel bedeutet, da es kenn von einigen
Niederdeutfhen, wenn fie Hochdeutſch reden wollen, nicht ſeltru
in Topf verwandelt wird, obgleich Zopf der eigentliche aleichlaus
. tende Hochdentfche Ausdruck if. Im Angelſ. Engl, Schwedu ff.
bat Topp eben diefelben Bedeutungen. IJmRiederfiift der Topp.
eints Berges, deffen Gipfel, der Topp eines Baumes, der
Wipſel, Zopf, der Topp des Maſtbaumes, deffen Spige, ein
Basıropp, ein Haarzopf. Das Perf. Tab hat faft eben dieſelben
Bedentwigen, (S. Zorfund Zipfel.) Im Miederdeutſchen ift ein
Topp Slachs, Eine Quantität von 40 Riften, wo zugleid der
Begriff der Maffe mie einzutreten ſcheinet, (S.T:pfen.) Wenn
bey en Schuſtern Toppeben einen hölzernen Keil bedeutet, welcher
auf dein Dbertheile des Fußes unter die Unterlage hinein getrieben
wird, fo bat es hier vermuthlech die Bedentung eines fpigigen
Dinges.
Das Toppeh, des — es, plur. die — e die erbaben gekamm⸗
ten oder erhaben gefränfelten Haare zunächſt über der Stirn, Dar
ber das Topprheifen oder die Töppehrange, eine Zange mit zwey
langen Schnäteln, das Toppeh damit aufzubiraen; dasSchnabelz
eifen. Es if ans dem Franz. Toupet, und köunte, wenu mar
dafür ein Deutſches Wort a brauchen wollte, durch Stirnhaar
gesehen werden. Das Franz ſiſche gebörer aleich ſalle zu dem rorie
gen Topp. Am Isländifchen werden die Stirnhaare der Pferde
Toppurgencan, Enal. Tuft, Schwed. Tofs. Grmeiniglic
fhreipt man dieſes Wort Tor pe oder Topf ec beſſer hängt man
ci ham Unde an, das (dia ‚e betonte e m beseichuen, welches
Kr deſte
vr
631 "Top
deko eher gefchehen Fan, da dieſes Wort feitte Fron ſoſtſche Form.
und Ausfprache ohnehin fihon verlosen hat, auch eigentlich aus
dem Deutfchen berſtammet. i
Er
Der Toppenant, des— es, plur. die—e, ein Hollüntiiches
Hiederdeutfches nur in der Seefahrt übliches Wort, gewiſſe Taue
zu begeichnen, weiche von dem Marskteuze und dem Eielshaupte
beeuntergeben, an den beuden Enden der Segelftauge über Rels
Ienlaufert, und diefelbeim Gleichgewichte erhalten. Ohne Zweis
fel auch von Topp, der Givfel.
Der Toppreif, des — es, plur. die—e, eben dafelbtt, ein flars
"Fee Tan, welches an den großen Maft und die Focke befeſt igt wird,
Kanonen und andere ſchwereLaſten damitin das Schiff zu winden,
Vermuthlich, weil es an den Topp oder die Spitze des Maſtbau⸗
mes befeftigt wird. .
Der Toppfchilling, des —es, plur. die—e, ein noch im Nie:
derdeutſchen übliches Wort, dasjenige Handgeld zu bezeichnen,
welches zur Verfiherung eines Kaufes oder Vertrages gegeben
wird. Von der Interjection topp. ; re,
Das Toppfegel, des—s, plur. ut nom. fing. in er Schiff⸗
fabrt , das oberfie Segel an dem Topp, oder der Spigedes Mails
baumes, welches auch das Bramfegel genannt wird. Engf. Top-
fail, Holländ. Topzeyl. :
Der Torf, des — es, plur. die—e, in einigen Gegenden auch
Törfe. . Ohne Plural und als ein Ausdruck der bloß die Mate
(4
rie bezeichnet, ı) Ein Rafen, und die aus Brasiwurzeln und Erde
beftebende oberſte Decke derErdfläche, ein nur in einigen Gegenden,
beſonders Niederdeutſchlandes, übliches Wort, im Sehwed.
Torf, und mit andern Endlauten im Walliſ. Tywarch, und im
Böhmifchen Drn. 2) Eine brennbare Erde, welche geme niglich
aus den Wurzeln verfchiedener Pflanzen beſtebet, oft aber auch mit
einem Erdharze durddrungen iſt, Torfgraben. Torf brennen.
(8. Blöttertorf, Dapiertorf, Pechtorf, Sandtorf.) Daher.
Torfarche, Torfkoblen, Torfhige u. f.f. 2. Ein einzelnes
Stüc Torf, in der letzten Bedentung, in woldem Verſtande es
nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich iſt, und alsdanır
den Plural leider. Die ausgeftschenen unterſten Torfe oder
Törfe, d.i. Torfſtücke. Ein Tagewerk Torfhält 2048. Duadrate
Fuß, aufjeden Quadrat: Fuß vier Torfe, alfo 8192 Torfe.
Anm. Inder Bedentnng einer brennbaren Erde, ſchon in den
Hrentannifhen Geſetzen Torft, bey andern alten Dberdeutichen
Schriftſtellern Zur ufft, Zurb, Zurf, Zurbe, Turben, im Nie ⸗
dert Schwed. und Jsländ. gleichfalls Torf, im mittlern Latein,
Curffodi, Turba,tim Franz. Tourbes, im Ital. Torba, im
Angelf. Tyrb, Tyrf, Turfe, im Enaf, Turf Die Abſtam⸗
mung diefes fo alten und weit ausgebreireten Wortes iſt noch unge ⸗
wid. Menagebieltes für ein urfprünglich Arabifches Wort; al-
fein, da weder erweistich noch alaublich ift, daß die Europäer den
Gebrauch dee Torfes von den Arabern gelernet haben follten, fo iſt
das Arabiſche Wort, wenn es anders mit unferm gleich lautend und
aleich bedeutend iſt, mebr als ein Seitenverwandter deſſelben zu
halten, als für die Duelle anzuſehen. Andere find auf das Jel An⸗
diſche torfa agefallen, welches fo wohl graben, als brennen bedeus
tet‘; welche Ableitung febr wahrfcheinlich fenn würde, wenn nur
Torf nicht ven einem fo weiten Umfange wäre; denn im Schwe⸗
diſchen bedentet es auch dick ſtehende Saat. Es fcheinet daher,
daß der Begriff der Verwickelung, Dicke, Vielbeit, der E. "chende
und folglich auch der Stammbegriff iſt, welcher ſich auf Torf in
olen feinen Bedeutungen ſehr gut auwraden läſſet. Alsdann
würde eg mit nnferm Dorf, den Lar. Turba, Menge, den
alten Sothiſchen tharih, zotig, rau, dem Islend. Thar,
Schilf und andern, wrwandrfeun. Ührigcne wirdder Torf in eis
nigen Gegenden auch) Modt, und inder Lauſitz Loh genannt,
Der Torfbosen, des, plur. die — bösen. ») Ohne Pin,
val, «der Boden, d.t. Oberfläche der Erde, fo fern die ſelbe Torf -
enthält, aus Zorf beftehet, , 2) Ein Boden, Torf darauf zu
verwahren. - — x BT \ kN
Torfen, verb.reg. act. welches nur in einigen Gegenderüblich
— Einen Acker torfen, ihn mit Torf und Aſche von Reisholz
üngen. —
Die Torffoble, plur. die —n, Koblen von ausgebranntem Torfe.
Jugleichen nach der Kunſt verkohlter oder zu Kohlen gebrann⸗
ter Torf.
Das Torfmohr, des—es, plur.die—e, ein Mohr, in wel⸗
Gem Torf gegraben wird, oder gegraben werden Fann.
Die Torfſemſe, plur, inuf, eine Art Semſe, welde in Euro,
päifhen Sümpfen wohnet, und dafeldft den Torf erzeugen hilft;
Scirpuscefpitofus Lian. Be
Die Torkel, plur.sie—n, ein im Hochdeutfchen ungewöhnliches
und nur im Oberdeutſchen gangbares Wort, dir Kelter oder Weins
preſſe zu bezeichnen. Schon Bey dem Notker Torcula,Torcile.
Es iſt obne Smweifel mit dem Weinfkoce und der Behandlumgdes
Weines ans dem Lat. Torcular nach Deutfhland gefommen,
Das Latein. ſtammet von torquere ab, weiches mit dem folgen»
den verwandt ift.
Torfeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte baben, weldjes
fee Wort.) Da kriegt er eins ans Ohr, daß er übern
nur in den niedrigen Sprecharten für taumeln üblich if, N Ya
fen
torkelte, Weiße in der Jaad. f
Ihm wird der trunfne Kopf zu ſchwer, j
i Er ſinkt und torfelt auf Sie Erde, Haged.
Ce icheint eine Onomatophie des Taumelns, der Form nad) aber
mittorquere, jtürzen, dem veralteten Tortiche, eine gedrebete
Fackel u. f. f. verwandt zu ſeyn. Ben dem Jeroſchin iſt das
Tepwort turg, ungewif, und das Hauptwort Turg, Abwei⸗
ung. - \
Die Tormentill, plur. jauf, eine Pflanze, welche auf den trock⸗
nen Wiefen und in den Wäldern Europens wohnet, und wegen ih⸗
ver zuſammen ziehenden Kraft fchon lange als ein Heilkraut bekanut
it} Tormentilla Lira. woraus au der Dentfche Rahme ge-
bilder ift, außer weichem fie auch Blutwurs, weil fie das Blut ſtil
let, Seigwnvz,Rotbwurs, Rubrwurz, Seilwurs, Burfwurz und
Siebeufingerkraut gchannt wird. Den Lateinifchen Rahmen bat
fie, wegen der ihr angefchriebenen Kraft, die Tormina, d. i.
die Schmerzen im Unterleibe zu ſtillen. \
Der Tornifter, des — s, plur. ut nom. fing, ein vornebm⸗
ah:
*
2 9 4
lich bey den Soldaten abliches Wort, ben aus gegerbten Fellen ver»
fertigten Reiſeſack zu bezeichnen, worin fie ihre Wäfche, Brot
Wort iſt ohne Zweifel aus einer fremden Sprache aufgenommen
worden, ob fihgleich diejenige Sprache, welcher es eigentlich zus
gehöret, noch nicht beſtimmen läßt. Die Muthmaßung, daß es.
aus dem Jtal, Caneliro, Brotkorb, verderbt worden, ift in Ans '
ſehung der erften Sylbe ſehr unwahrſcheinlich. Noch eher Fönnte
das Ungariſche Tar, ein Vorrath, and Tarifznya, ein Vorz
ratheſack in Betrachtung foınmen. Indeſſen bedeutet fchon das
mittlere Pat. Turnicella etwas ähnlidee, =
Die Torfche, plur. die—n, eine mr im Oberdentfchen übliche
Benennung ter@rdrüben, welche oft irrig mit den Kohlrüben
verwech ſelt werden. Vermuthlich wegen des Fangen Stängels oder
Stennkes der Pflanze, welcher ine Let. Thyrfus, in eintaen ges
meinen Mundarten aber auch Dors, Torfch beift. Inder Done
ſeciſchen Gloſſe wird Repatorfum dur Thyrfo erflärer.
"Der Tort, des — es, plur. inuf, ein nur im gemeinen Leben
aus dem granz. Tort, mit Deutſcher Ansfprache, entlchntes
Work,
u. f, f. auf dem Morſche auf dem Rücken ben Fch fragen. Das.
EEE EEE
—
—
*
3
Pr di — — A
Ben
wWort Wachtbeif, zu begeichnen.. Kr hat mit dien FERNER
'tban. Das wird dir Tort thun.
Die Torte, plur. Sin, Diminut. das Torten, Dberdeurfäh
Tortlein, in den Küchen, ein Gebackenes, welches gemeiniglich
aus einem Butterteige in einer eigenen Pfanne bereitet, und her⸗
nach in einem Backofen gebacken wird. Man hat ſie gefüllt und
ungefüllt. Äpfeltorte, Pllaumentorte, Kirſchtorte, Mandel:
torte, Brottorte, Markstorte u. f. fe Ehedem wurden auch
die Paſteten Torten genannt, indem in Schilters Gloſſ. S.68in
dem Jahre 1446 auch dergühnertostengedacht wird. DasWort
iſt auslãndiſch, fo wie die Sache ſelbſt. Es iſt aus dem mittleren
£at. Torta, Ztal.Torta, woher auch die Franzoſen ihr Tourte,
‚die Engländer ihr Tart, die Schweden ihr Toorta, und die Wal⸗
liſer ihr Torth baben. Man leitetes von torrere, törren, ab,
weile eigentlich eine Art unter der Aſche gebadenen Brates *
Kachen bedeutet haben ſoll, — in Bretagne noch jetzt
Tors genannt wird,
Der Tortenbäder, des —s, — ut nom. fing. Fömin. die
- Tortenbäderinn,, eine Perſon, welde ein vorzügliches Gr
fchäft daraus macht, Sorten fiir andere zu baden.
Das Tortenblödy, des — es, plur.die—e, blecherne Formen,
die Torten darin zu backen, eder auch nur flache Bleche, worauf
fie gebaden werden,
Die Tortenpfanne, plur.die— u, eigene Pfannen, die Totten
arin zu backen.
Die Tortür, plur. die—en, diejenige Marter oder förperliche
Schmerzen, womit man einen Verbrecher belegt, ibn zum Ger
Händnig oder zur Beftättgung der Wahrheit zu dringen. Seman:
“den auf die Tortur bringen. Ihm die Tortur zuerkennen.
' Die Tortur ausſtehen. Es iſt aus dem mittlern Lat. Tortura,
weldjes wieder von torquere abflammet, Im Deutſchen hat man
+ ‚dafür die Yusdrücke peinliche Srage, Marter, welches nur noch
> in einigen Gerichten üblich ift, Folter, welches doch nur eine befon-
' dere Are der Tortur if, Ebedem nannte man fie Unvornunft,
als den Gegenſatz des veralteten Dornunft, mündliche Befragung
oder Unterſuchung.
Tos, ein veraltetes Stammwort, welches noch in Getöſe üstich if,
E. daffelbe). In einigen gemeinen Mundarten gebraucht man noch
toſen, lärmen, ein Beröfe machen, in Meißen tebfen, woTebs,
ein Getöſe ift,
Das Toupe, S. Torpeb.| *
‚Der Tourmalin, des —es, „lat; die — e, einbrauner, glass —
artiger, Halb öurchfichtiger Stein, welcher unter die Edelfteine
‚gerechnet wird, und durch die Erwärmung eleftrifch gemacht wer»
den ann, da er denn einen anziehenden und zuriick ffoßenden Pol
bat, Der Rahme ift aus dem Franz. Tourmaline, außer wel-
chem er auch Tripp und Afchenzieher — wird, weil er’ die
Aſche an fi ziehet.
Das Tournier, ©. Turnier.
1. Der Trab, des— es, plur.car. eine Kranfheitder Schafe,
bey welcher fie fich nicderlegen und mit dem Maule an den Füßen
Beißen, oder ſich dag Knie reiben, und endlich verlabmen und ſter⸗
ben: Sie iſt eine Art der Auszehrung. Das Wort lautet in den
‚gemeinen Sprecharten auch Drap und Trap. Vielleicht kammer
+71 88 auch von traben ab, den binfenden Gang folcher Schafe zu
begeichnen, oder bon treffen, wovon der Tropf oder Tropfen“
im gemeinen Leben mancerrgenden häufig die Lahmung und den
Schlagfluß bezeichnet.
2. Der Trab, des— cs, plur, doch nur don meßrern Arten,
die — e, vondem Zeitwortetraben, die Handlung des Trabens,
and diefe Act der Bewegung Iebendiger Geſchöpfe, welche in
einer durch‘ — wech felſeitige Bewrgung der Füße bewirlten
ta
x 64
FEED des Orts beffebe Am üblichen iſt es von vie,
füßigen Thieren, und unter diefen don den Verden, den ſchuel⸗
fen Bang zu brzeichnen, welcher in der gefhwinden abwechfeln,
den Bewegung zweyer in dag Kreuz gegen einander über befind-
licher Füße beſtebet; wodurch fich der Trab von dem Schritte
und Sprunge, oder Galoppe unterſcheidet. Das Pferd gehet
den Trab, gehe einen ſanften, einen harten Trab, Min
Pferd in den Trab reiten. Den Trab reiten, von dem
Neiter.
Anm. Im Niederf. Drav/ im Schwed. Traf, und miteinem
andern Endlaute auch der Trott, Ital. Trotto. (&. Traben.)
So fern diefes Zeitwort ehedem ſchnell gehen überhaupt bedeutete,
wird es in den Zufammenfegungen vortrab und Nachtrab von
dem vorderften nud hinterſten Theile eines. Kriegsbeeres ger
braucht, wofür aber Die Frauzöſiſchen Avant-Garde und Ar:
riere⸗ Garde im Kriegsweſen üblicher find.
Der Trabant, des — en, plur. die—en, eine Art Leibwache
zu Fuß vornehmer Herren, bewaffnete Bediente zu Fuß, fürſtliche
Perfonen zu bewachen und zu begleiten. An manchen Höfen bat
man gof Trabanten, Leib-Trabanten, Schweizer-Eraban«
ten u,fif. Figürlich werden in der Aſtronomie diejenigen Planes
tein, welche ſich zunächft um andere Planeten bewegen, Trabanten
der logteen genannt. "So baden der Jupiter und Saturn ihre Fra«
banten, Der Trabant der Erde iſt unter dem Nahmen des
Mondes am befannteften, welcher Nahme auch wohl den Era:
banten der übrigen Planeten beygeleget wird.
Anm, Im Shwed.Drabant, in Böhm. Drab anti, im Jial.
Trabante. Berelins leitet diefes Wort von draga, tragen, und
Fant,Laft, ber, und erffäret es durch einen Laſtträger, Ihre von
deu Perf. Derbaan, ein Thürfteber, Borborn von dem Verf,
Satrapa, andere von dem Griech Sagmwoyreg, noch Anderer zu
gefhweigen, Der, Ton auf der Ableitunasfplde iſt ſchon ein
Beweis, daß wir dieſes Wort aus einer fremden Sprache ent⸗
lehnet haben rund. diefe ift unfkeeitig das tal. Trabante,
Diefes aber ſtammet der größten Wahrſcheinlichkeit nach wier
derum von unferin traben, in deffen ältern weitern Bedeutung ab,
fo dag diefes Wort eigentlich mit Ladey alvichbedeutend if, und
einen Bedienten zu Fuß, oder auch einen Wächter zu Fuß bedeutet.
Aus dem Fronsberg erhellet, dag der Profoß ehedem bey denTrupr
ven ſechs Trabanten batte, welche ihm belfen mußten, die Ver:
brecher in Verhaft zu nehmen. Nachmabls iſt diefes Wort gu eis
ner edlern Art Fußwächter erhöhet worden, Im Meklenburgiſchen
ift erabandeln, herum gehen.
Traben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, 1.
ben, treten, mitdem Hülfsworte feyn , eine jetzt veraftete Beden«
fung, welche indeffen noch in einigen ®egenden üblich iff, mo man
noch faat, die Bedienten traben ihrem Zerren nach, für treten
ihnen nach; dem Seeve nachtraben, hinter den Heere marfihies
wen, daber noch die Zufammenfeßungen vortrab, Nachtrab, der
vor oder nach dem Hauptbeere marfhierende Haufen. Eben das
ſelbſt ſagt man au prächtig einher traben/ für treten. Daber
war figürlich, hoch traben, boch einher gehen, fiolz einher gehen,
—* fich ſtolz betragen überhaupt,
Der darf fo hoch nicht traben,
Der ſolchen Freunden dient, die ibm zu fohaffen.(gu beſeb⸗
len) haben, Obis.
Mir baben noch davon das Mittelwort hochtrabend, für ſchwül⸗
fig, {S. dafjelbe.) Werdt (wäret) ie darüber gemelig ttapt,
laiablich gegangen, Theuerd. Es iſt in diefer Bedeutung eine
Unmittelbare Nachahmung des durch Auftreten verurfachten Lau⸗
teswovon das Intenfivun trappen iff, und das Stammwort vor
Trabant, Treten iſt davon nur am Endlaute unter ſchieden. 2. Lau⸗
Ar} few,
ſchiede von dem Geben im Schritte und dem Galoppieren. Das. .
’
Die Träber, fing. inuf, dieHälfen von dem ansgebraneten Malze,
wurde, in welcher Bedensung es aber veraltet iſt
‚ber oder Sochreaber genannt,
das Pferd den Trab gehen iaffen.
a :
SEN
fin, auch als eine Mac Abmung bes durch ſchnelles Auftecten im
Saufen vernrfachten Schalles. 1) Im weiteflen Berftande dieies
Wortes, daesıhedem auch von Menfchen für laufen gebraucht
2?) In engerer
Bedeutung von vierfüßigen Thieren, ohne Springen lanfen, mit
freie abwech ſeinder Bewegung der Fiße über das Kreuz den
Drrverändern. Im Traben erhebt das Thier den rechten Bordere
und linken Hinterfuß, oder linken Vorder⸗ und rechten Hintrrfuß
zugleich. Alle vierfüßige Thiete traben, wenn fir auf. dieſe Art
laufen. A,
Cangſam trabet ——— er girſch mit ſtolzem Geweihe
über die Heide zum Forſt, Zach.
Befon ders von die ſem ſchuellen Gange eines Pferdes 2, zum Untere
Pferd traben laffen. Ein Pfers trabet hoch, fihwer, leicht.
Ein Pferd, weldyes hoch oder ſchwer trabet, wird: daher ein Era
Die ſtarken Roſſe traben daher,
Ingleichen von dem Reiter, den Trab reiten, oder
Der Reiter trabt.
Sietrabtentangfam über manche Reinige, Ebnen, Sad.
Dater das Traben. S auch der Trabi 17 2
Anm. In der zwepten Bedeutung indem alten Fragmente auf
Jer 47,3.
Carln den Großen bey dem Schiiter thraven, bey dem Stryker
draben, im Niederſ. draven und traffen, inSchwed.thrafwa,
im Engl.totrap. Es ift in biyden Bedeutungen eine Nachah⸗
mung des Lautes. Schon Dtifried gebraucht das nahe verwandte
drephap, fürgehen, und unfer treffen felbft hat davon noch eini⸗
ge figüieliche Bedeutungen. Das Jurenfioum von eraben ift trap⸗
pen. Im Riederf.iftdravaljen, gefchäftig hin nnd her laufen, wel«
che Bedeutung das vermuthlich davon abftammende Franz. tra-
vailler, arbeiten, anfänglich gleichfalls hatte. Übrigens iſt für
traben auch trotten, noch mehr aber trottieren üblich, welches ein
Yntenfivun von treten iſt. -
welche im gemeinen Leben, befonders Niederdeurfchlandes,; auch
&Sej, Seibe, von feiben, und im Dsnabrüdifchen Ant, Aat,
genannt Werden. _ In manchen Gegenden ift diefes Wort in weis
term Verſtonde von den Überbleibfeln aller ausgepregten Dinge,
3. 3. den Weinhilfen nad ausgepreftem Weine, (S. Trieſter,)
den Überrefien der ausgepreßten Dpibzeren, (S.Drife)adff.
üblich:
Anm. In einigen Gegenden die Eraben,-im Nie derf. Draf,
im Holfänd, Drafund Drabbe, im Schwed. Draf. Es feheinet
von traben, in der veralteten Bedentung des Tretens abzuſtammen,
ilberbleibfel von ausgetretenen Dingen zu bezeichnen, oder auch
yon treiben, fo fern diefes anch von einem ſtarken Preffen und
Drüsen gebrancht wird, und alsdaun läßt fi auch dir Schreibart
Treber rechtfertigen, obgleich das a um drs in den verwandten
Sprachen und Mundarten befindlichen a willen amrichtigften zu
feon fohrinet. Mit andern Endlauten find damit das Franz.
Drague, das Eugl. Dregsund Draines, dag mittlere Latein.
Druscus, und unfee Druſe und Triefier verwandt,
Die Eräberarube, plar. die — n, in den Brauhänfern, eine
gemauerte Stube, die Scäber darin zu fammeln, und zu erbalten,
Die Trad)s, plur. die—en, von dem Zeitwortesragen. ı. Ein
Ding, welches trägt, doch nur in einigen Fällen. Ein Schulter⸗
joch, Eimer mit Waſſer und andere Laften daran zu tragen, heißt
in Nicderdeutfchland eine Tracht, Niedert. Dragt. Ingleichen
in der Baufunft: Yan muß dem Balken mit Trägern zu Hülfe
Zommen, oder ihm fonft binlänglicde Teachı verfchaffen, wo
es doch ein Abftractum zu ſeyn, und deu Zuſtaud, da etwas getra-
gen wird, zu bezeichnen ſcheinct. e. Was gerrogen wird, oder
r vlelmehr fo vier ale auf Ein Mabl getragen wird, in Bet i
Eine Tracht gols, fo viel Holz, als ein Meuſch auf Ein
nen Bedeutungen des Zeitwortes tragen... 3) In der eigen:
tragen fan -Zwey Trachten Waffer, in Meißen zwey Sahrten,
” Eine Teacht Schläge, Prügel, ſigürlich, fo viel ats jemand
“BR
tetraten kann. Ju engerer Bedenung iſt eine Tracht Speiſen
nicht ein Bericht, wir es ia einigen Wöorterbüchern erlläret werd,
ſonderm ſo viel Gerichte, als anf Ein Mahl anfgetragen nnd aufs
geſetzet werden, wofür auch dis Wort Gang üblich iſt. 2) Bon
tragen, ſchwanger, trädiigjepn, if eine Tracht kinger Thier e,
fo viel Fuge, als ein Thier auf Ein Mahl wirft, oder zur Welt
gebieret.
den ſagt man and) die Tracht eines Ackers, fo viel als er trägt,
deffen Erivag. 3. Die Art und Weiſe, wie man ſich trögt d. i.
fire. Kine bequeme, befpwerliche, alberne Trage. Die
großen Reifrede find eine abenteuerliche Tracht. Die. Pobl-
niſche und morgenlandiſche Tracht if der Nafur —
als die Fran oſtſche. Die Trach: der Altenburgiſchen Bone
Da es denn anch wohl für das Franzöſiſche Mode gebraucht wi
Vleue Trachten erdenken. 4. In einigen Gegenden wird auch die
Ferfe en dem Pferbehufe die Tracht, Niederf. Dragt genannt;
welches- gleichfalls hierher zu gehören ſcheinet. —
Anm. Tracht ſtammet auf eben die Art von tragen ab, ie ;
Schlacht von ſchlagen.
Die Niederdeutſchen ſchreiben es mit
dem g, Dragt, ind die Schweden Dräzt, dagegen im Hoch⸗
dentſcher um des gefchärften Tomes w len das gin das ch überge⸗
Abſtraetum von dem Zuſtande gebraucht, ©. diefe Wörter,
Trachten, verb.reg. acı. et neutr. weldjes im letzten Falle das
Häülfswors haben erfordert, -1,* Beobachten, denfen, erwägen,
fi das niannigfaltige an einem Dinge vorſtellen; lauter längft -
veraltete Bedeurungen, von welchen die letzte noch in betrachten
übria if, (S. doffelbe,) Ottfried gebraucht drahton noch häufig -
für betrachten und bemerfen, Drahta für das Nacht euken. In
der Parän, Lir, fommt Trahtu für Gescufen ver. 2, Dis, Auc
ſtrengung fi feiner Leibes und Gemüthskräfte zu erlangen. fuchen,
zum Ziele feiner augeſtrengteu Bemühungen machen, wie freben
und zuweilen auch fingen, doch unter axdern Bildern. Es fommt
in diefer Bedeutung auf gedopoelte Art vor.
mit der vierten Eudung. Trachte nicht Boſes wider Seinen
Sreund, Sprichw. 3, 29.
Boſes und verkehrtes in feinem gerzen, Kap. 6, 24.
fowobl mit dem Infinitio, oder einer Partifel. Saul trachtete
David zu ſpießen, Sam.19, 10.
thun, Pf. 35. 20. Sie trachteten, wie fie Jeſum greifen
möchten „ Matth.21, 46. Wir müſſen das einheimiſche Laſter
der Samilie am eifrigken zu verbeffern trachten, Gell. Als
auch mit dem Hauprivorte nd den Vorworte nach. Nach etwas
rrachten. Wach Ehre, nach Reichthum, nach einem Ame
trachten. Jemanden nach dem Leben trachten. Unſere
Eigenliebe rachtet mit allen brünſtigen Wänſchen nach einen
ununterbrochenen Sveude, Duſch. Ebedem gebrauchte man cs
auch mit dem Vorworte auf, welche Form aber im Hochdentſchen
veraltet iſt
Wer auf übrig Reichthum erache, —
Der wird weiter nichts gegreben Logan.
So aud; das Trachten.
Anm. Im Schwed. tragta. Gs iſt ein vermicschk der Sud»
folbe —ten, gebilderes $: tenfivnan von fragen. wir ſchlach ten
von fchlagen, wo dene der Uber zaug des ardednten a ig 887 >
uoth·
ſcharfte dir Verwandelung des gelindern gay dos härtere &
eo '
Eine Tr acht Sunde, Ragen. 3) In einigen Orgen:
“Ein lofer Menſch trachtet allezeie
In die ⸗
ſer GNalt iftesim Hohdeurfhen veraltet, 2) Als ein Neutrum,
Sie trachten Schaden zu ©
windig
*
gangen iſt. In Eintracht und Zwietracht wird er — als ein
tigen Activum BE
*
ft
———— Dieſe —— in —— der Grund des -
Begriffes dev Anſtrengung, der mit diefem Worte verbunden iff.
‚Unter andern veralteten Bedeutungen des Zeitwortes tragen wur⸗
—— ſehen, und ſigürlich für denfen, bedenken, wollen,
Tragbar, — er, — ſie. adj.et aiv. von dem Zeitworte tragen,
gen und andere Wirkungen des Geiſtes gebraucht. Auf ähn⸗
Iche Au iſt ſehnen der Form nach ein Jutenfidum, der Bedeutung
<ra | 638
indem wäcmern@nespa einbeimifchen Traganth⸗ Staude ſließet
Aliragalus Tragäcantha Linn. welche auch Bocksdorn, ins
abernad) eine Figur von feben, Tragen ſelbſt ift eine Art eines |
Jutenſivi von einem ältern trahen, Lat, Lrahere, welches noch in
sen Schwed. tra, verlangen, übrig iſt von welchen die Zneen-
ſiva träga, trängta und tragta, kiönti ch verlangen und trach:
tendedeuten. S. Tragen, 8*
Traptig, —et, — fie, adj, etadr. welche Grade, doch nur in
der veralteten erſten Bedeutung üblich find, von Tracht, in der
veralteten Brdentungfo wohl des Ertrages, als auch einer Bürde.
) Fruchtbar, tragbar; eine im Hochdentſchen veraltete Bedeu⸗
* tung, welche noch im Oberdeutſchen gangbar iſt. Den Erdboden
wähtig machen, fruchtbar. Ein trächtiges Geländ, Bluntſchli,
ein — Land, Die trächtigen Jeider des Rheins, Opitz.
Man höre mit Rümmerniß die beſe Zeitung fügen
Im trachtigen Peru, eben derf,
2) Mit Leibesfrucht ſchwanger ſeyn, vor den Shieren, wofür in
ber edlernSprechart tragbar und tragen? üblich iſt. Kine träch⸗
tige Sundinn. Trächrig ſeyn, werden. Da denn auch wohl
das Sauptwort die Trachtigkeit von dem Zuftande üblich iſt.
"Anm, Im Riederf. drägtig, Schwed. drägtig, Es iſt von
Tracht, eigentlich Tracht habend. In einträchtig, zwieträch⸗
tig, niederträchtig, hat es noch andere Bedentungen.
Ds Tractamẽnt, des —es, plur. die — e,. aus dem mittlern
Lat. Tractamentum und Franz. Tractement, ein ne im ge
„meinen Leben und den niedrigen Sprecharten übliches ? Mort. ı)
Die Begegnung, Behandlung. 2) Ein Schmens, Min Tracta⸗
ment ausrichten. 3) Das Mosathsgeld eines; Bedienten.
„Der Tractät, des — es, plur, die —e, ausdem fat. Tracta-
tus. 1), Eine gedruckte Schrift oder Abhandlung, ein kleines Buch,
Franz. Traite. 2) Ein Vertrag, Vergleich. Einen Tractat
mit jemanden fließen. 3) Unterbandlungen, doch nur im Pius
ral allein, welcher alstann die Tractaten hat. Mit jemanden
in Tractaten fichen, mit ihm uitter handeln. Die Sriedens⸗
Tractaten abbrechen, die Friedensbandlungen.
Tractieren, verb. reg. act. aus dem Lat. tractare, nur im ge⸗
meinen Leben. 1) Behandeln. Der Thon läge ſich gut tractier
ven. Femanden niederträchtig tractieren, behandeln, begegnen.
2) Unterhandlungen rflc gen, uiterhandeln; als ein Nentrum.
Mit jemanden tractieren. 3) Mir einem Schmanfe beibiriben.
Semanden bewirthen. Abſolute und als ein Reutrum bedeutet
es aucheinen Schnians geden,
"Die Trad, plur. die —en, ein im ———— fdemdes und
nur in einigen Provinze n, befonders Oberdeutſchlandes, übliches
> Wort. 3) Die Spur, beſonders eines Wagens, das Geleiſe; in
" welcher Bedeutung es in dir Jülichiſchen Polizey Orduung bey
dem Frifch vorkommt. 2) Eine Viehtrifft, daher find die Teadſtei⸗
ne daſelbſt die Gränzſteine einer ſolchen Trifft. Es ſtammet don
treten ab, wird aber deſſen Ungeachtet richtiger Trad alt Trat oder
Trate geſchrieben, indem der Eudbuchſtab in der Ausſprache febe
gelinde lautet,
weglicher Altar, welchen man auf der Reiſe bey ſich führen, oder
von nem Drie zum andern ragen kann, dergleichen in der Hör
mifchen Kirche üblich find.
Ber Traganth, des— es, plur. inuf. ein weieliches Gummi
ohne Geruch , von einem füßlichen unkeäftigen Geſchmacke, welches
zãher und ſchleimiger iſt, als das Atabiſche Gummi, und aus der
Der Tragaltaͤr, des — es, plur. Sie —öre, ein tragharer, ber
vgleichen Traganı | ſchlechthin genaunt wird, DrrDeniiche Mab-
me iſt aus dem Griech. undLat. Tragacantha zufammen gezogen.
doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben. 1.%u dee gewöhnliche
ſten, was ſich tragen [äßt, getregen werden Fan, Ein tragba—
ver Kitav, Tragaltar. Jemanden eine tragbare Laft auflegen.
2: Bon tragen, Frucht bringen, Frucht dringend. ) Von dem
Boden und Gewachſen, für feuchebar. Ein tragbarer Acker,
welcher im Stande iſt, Früchte zu tragen, im Gegenſatze einecs
noch nicht urbar gemachten; ingleichen ein fruchtbarer, im Gegen⸗
ſatze eines unfruchbaren. Sn engften Berftande ift ein tragbar
ver ler, welcher wirflich Feüchterteägt, im Gegenſatze eines
Brachackers. Ein tragbarer Baum, welcher wirklich Früchte
trägst, 2) Von Thieren iſt tragbar in der anſtändigen Sprech⸗
art jo vielals trächtig im gemeinen Leben, Kine tragbare Bud,
—— u, f
Zur Riederſ. miteiner andern Ableitungeſyolbe dragſam, ches
dem auch berig, berhaft, von baren, trauen,
Die Trate, plur. d Sie—n, ein Werkzeng, eine. Laſt darauf zu
tragen, doch nur in einigen Fällen. Am üblichſten iſt es don cinem
- bäustichen Werkzeuge, welches ang zwey ocmeiniglich- etwas ge⸗
krümmten, und mit Querſproſſen verbundenen Stancen beſtehet,
Holz, Steine, Miſt m ſ. fi darauf zu tragen, welches in den ge⸗—
meinen Sprecharten, beſonders Niederdeutfiblandes die Bahre
genannt wird. Die Miſttraze, Holztrage, Steintrage u/f. f-
Sie Leichen⸗ oder Tostentrage, iſt ein Ähntiches Geſtell, welches
ſich vornehmlich durch tie hohen Füße, womit es verſehen iſt, ums
terſcheidet. Anch die Tracht, d. i. ein Ach ſeljoch, ein Paar Eimer
Waſſer daran zu tragen, führst in einigen Gegenden dieſen Nahe
mer. In andern heißt fie die Schande, GS. dieſes.) Bey den
Färbern iſt die Trage eine hölzerne Leiter über der Blaufüpe, ben
gefärbten Zeug zu Fragen.
Träwe, — u,— fir, adj. etadv. Abneigung von der Bewegung
habend, beſonders, fo fern diefe Abneionng in der. Einpfindung
Fö:perlicher Maſſe oder Schwere gegründet iſt, und i® weiterer
Bedreutung, Abueigung zur möglichen Anwendung feiner Kräfte
babend und darin gegründet; im gemeinen Leber faul, Trage
ſeyn. Ein träger Menſch. Zur Arbeit träge feyn. Träge
arbeiten.
Was ſchlummerſt du? die träge Raſt
Schickt fich für zelden nicht, Gleim.
Daher wird es zuweilen auch für ſchläferig, müde, gebraucht, fo
fern dirſer Zuſtand kit einer Neigung zur Ruhe, oder Abneigung
vonder Bewegung verbunden if. Im Riceder ſachſiſchen bedeutet
es auch abgemattet, entfrüfter, in welchem Verſtaude es aber. im
Sochdeutſchen ungewöhnlich if. S. auch Trägheit.
Anm. Schon bey den Arrotraga, bey dem Otifried drage,
im Riederſ. und Holländ. trgag im ei hwed. trög, im —
tregur. Friſch fand, dag er Eſel, weiter zuiTragen gebrancht
wird, bey einigen Atern Sch: — Tregel genonnt wurde,
ad daher kam er anf den filtjanten Einiäll,unfer träge bon dire
fem Worte abzuleiten, weil div Gränheit eine befannte Eigenschaft
des Eſels iſt. Erträglicher m ürbe dir Ableitung von dem Schwede
dryg, groß, ſchwer, Jelãud deiugt, feya, indem die Trägbeit
eine Wirkung der Empfindung korperlicher Maſſe oder Schwere ff,
Allem, alle verwandte Sprachen baden noch das Zeitwort, welches
dasnächfte Sammmwort unſers Beh vortes iſt, und diefes iſt das
Schwed dröga, zaudern, wi Ylind.trega, im Jal tregare,
im Schottländ. d-eiche,iufat. mit vorgeiegtem Ziſchlante firi-
gare, woron denu das mitsieig £ar.tricare, zaubern Ada
indern,
639 i Im
fr hindern, Bas Foeticivum if. Dat dieſ⸗ Beitwörter * unſerm
tragen adſtammen, fofern es ehedem auch zichen, Lat. trahere,
bedeutete, iſt bdochſt wahrſcheinlich indem zwiſchen beyden Ber
griffen mehr als eine Verbindung Statt finde. Daher wird das
Frauz, trainer, (ededen traigner,) auch für zaudern gebraucht,
und die gemeinen Deutſcheu Rundarten haben von dem alte tra⸗
gen, zaudern, das doppelte Intenſivum druckſen. Das Larein.. -
tardus fcheinet auf ähnliche Art von einem det alieten taren) zie⸗
ben , abzuffommen, woden unfer zerven, Niederf. terren, ein
Iteralivum if.
Die Trarebahre, — die —n, eine, Bebre zum Tragen, et»
che man auch nur ſchlech din die BSahre ode Trage nennet, Sabre
ſtrhet Hier im weiteften Berfrande, eines jeden Werkzeuges, eine
Laſt forizufhaffen, daher Tragebabre kein Plebnasmus ift, ſon⸗
dern den Unterſchied von einer Rarchabee oder einem Schubkar⸗
ven beftinmt,
Der Üragebalten, des — s, plur. ut nom. fing. cin jeder
Baltken, jo fern er beſtinmt iſt, eine Loft zu tragen, da er den
in der Zimmernraunsfurſt inter dem Rahmen eines Trägers am
befanntefien ift. Im Schiffbaue find die en
Dragtbalken, fo wohl birjenigen Balten, welche das Verde
ragen, als au die Balken längs dem Berdede, worauf diefe
suben,
Zoo Trageßand, des — es, plur. die — bänder, ein jedes
Band, eineLaft vermitreift deſſen zu tragen , dergleichen 5. B.
au ten Trageförben find. In der Simmermannsfanft find die
Lragebander kurze ſchieſſtehende Baubölzer, eine Laſt tragen zu
helfen, weiche, ſo fern fie zugleich flüsen, auch Stüngbänder, und
jo gern ihre Wirkung zunächfi in einem Streben beftehet, Strebe:
bender nad Streben beißen,
Der Eragebaum, des—es, plur. die — bäume, ein Baum
‚oder forte Stange, eine Laſt vermictelft deſſelben zu tragen.
Das Eravebett, des — s, plur. die —e,und — en. ı) Ein
Bert, di. Lirgeftätte, jeinanden liegend darin zu tragen, derglei⸗
chen z. B. die Palanfins der Morgenländer find. Im Plural
die — e. 2) Ein großes weiches Küffen, zarte Kinder darin zur
Taufe oder von einem Orte zum andern au tragen, beißt ‚gleiche
falls ein Tragebett, plur. die — en.
Der Tragebock, des — es, plur. — ein —
Bock, inwas zu tragen. Einen ſolchen Tragebock ſetzen die Fär⸗
ber auf die Kupe, die gefärbten Zeuge darauf zu legen, damit die
überflügige Brühe von denfelben ablaufen könne,
Die Traͤgebüche, plur. die — n, in einigen Gegenden ein Rahme
der gemeinen Kotybüche, weil fie allein die zuc Maſtung dienlichen
° Qucheichein trägt, und in fo fern tragbar iſt; zum Unter ſchiede
von der Zage⸗ oder Steinbůche ·
Der Tragehẽbel, des — s, plur.ut nom. fing, in der Mecha⸗
nit, eine Art Hebel, vermittelſt deſſen die Laſt getragen oder auf⸗
erhoben wird; zum Unterſchiede von einen Druckhebel.
Ter Eragehimmel, des — s, plur.ut nom. hing. ein beiveg-
licher Pragptbimmel over Baldachin, welcher überPerfonen oder
Sachen getragen wird, S. Thronhimmel.
Die Crageknoſpe, plur. die — n an den Sewẽchſen die grucht⸗
oder Bluthknoſpen, zum Unterſchiede von den Blätterknoſpen.
Ter Trazekorb, des — es, plur. die —Förbe, ein Korb, eiwas
darin zu tragen, doch nur in engerer Bedeutung, eine Laſt darin
auf dem Küden zu tragen ; zum Unterfiede von einem Hand:
Forbe, Sebefyrbe, Marktkorbe u. ſ. f. ebgleich felbige in weis
term Verſtande insgrſammt Tragekorbe find,
Traͤgen, verb.irreg.ich trage, du trägſt, ex trägt, Conj. ich
trage; Imperf. ich trug, Kon. ich trüge; Mittelw. geriagen;
Imn per trage. Es iſt ſo most als ein Actwum, als auch als ein
—
Reuttum — mat Falle das —
Ü
erfordert. Es war chedein von einem überaus weiten
> der Vedentung, wodon aber manche Bedeutungen uın der Biel
deutigkeit willen veraltet find, und jegt nur noch theils aus den
Ableitungen, tbeils aus den verwandten Sprachen erkannt werden
Tonnen, Die vornebniften drey Bedeutungen dieſes Wortes, deren
jede wieder verſchiedene fisürtiche als Wiiterarten hatte, find:
1.* Sieben, eine'im Hochdeutſchen veraltele Bedeutung, in
welchẽr die ſes Wort im Angelf. dragap, Isländ unSchwed.
draga, im Engl. dragg und draw, im Franz. trainer, eher _
bein traigner, dem Intenfivo vermitttelffdesn n, und imLAr. tra-
' here lauter. Das noch Nieverf. trecken, ziehen, ifrein Irtenfir
vum davon, Figürliche Bedeutungen waren davon wrıter andern DI
.») Reifen, Schwed.draga. Unſer ziehen: und das Zar, gue
find ih äbniichem Verftande iblich. 2) Zaudern, (ST .väg
Auf ähntiche Art iſt unfer zögern, ein Jterkivun von zteben,
wicdes güieinedrudfen von drudch und tragen. 3) Sinte
geben, Schwed. draga. Wir fagen dafür jegt triegen und bei
gen, die Franze trahir. Jemanden beziehen iſt in eben dieſe
Ver ſtande üblich. Vielleicht gehörer hierher 4) auch die Bedeutung ,
des Sehens, Erwägens, Wollens u. ſ. f. woron wie noch an?
tenfiva betrachten und rrachten haben. Im Schived, bedeuree
dragduch zweifeln, und daß es auch artheilen bedentet haben
-müfe, erbeilet aus dem ws * gauz veralteten Aubtras und
austragen.“
2. Drücken, eine lãngſt —— Bedeutung, bey dem ulddilas
threihan, im Augelſ hreagan, im Schwed. truga. —
drucken, drängen und dringen ſtammen noch davon ab. ii
3. Dur) feine Kraft unterflügen, die einzige noch ga Be
eigentliche Bedeutung, in welcher es fo wohl als ein Beuivum, as
auch als ein Nentrum gebraucht wird.
. a) Als ein Aetivum, einen Körper durch RER Kraft antöre
fügen, es gefchebe nun mit oder ohne Weränderung des Dries,
(a) Eigentlich, Kine Laft tragen, fowohl im Stande
der Ruhe, als auch der Bewegung. Die Säule trägt das Dad,
‘der Balken die Wand. Kin Bind auf den Yrmen, eine Lah .
auf 2 Ncfel, auf Sem Bopfe, einen Stein in der : Band,
" Geld in der Tafche ragen. Etwas in der Taſche bey fi iva=
gen. Kine Leiche zu Grabetragen. Jemanden in der Sinfte
tragen. Sich nach Haufe tragen lafiım Krwas auf die
Geffe, aufden Boden, vor die Thür, auf das Ser, in den
Wald tragen. Briefe herum tragen Etwas feil tragen,
zur Schau tragen.
viel, kann fo viel tragen,
Daber auch die figirlihen R. A. Jemanden auf den —
tragen, ihm Alle nur mögliche Pflege und Wartung erweifen,
Sein Serz aufder Zunge tragen, fo teden, wie man deukt. Du
trägft dein gutes Herz inden Augen und auf der Zunge, obne , '
daß du daran denk, Gell. Auf beyden Achfeln ragen, zweyen
widerwortigen Perfonen zu Gefallen reden, den Mantel nach dem
Winde hängen, (S. Achſelträger.) Sich nad Haufe tragen, di
nad Haufe gehen, ift nur im gemeinen Scherze üblich. —
Zuweilen wird es auch hier abſolute und in Geftalt eines Neu⸗
tring gebraucht· Das Eis rägt, wenn es Peefonen oder. ER:
trägt, ohne zu brechen.
(6) In engererund figürlicher Brbentung, 3) Die Erde
wägt Srüchte, wenn Früchte auf ihr wachſen. Der Adler träge
RBoin, Weigen. Der Acker fol dir Dornen und Dilleln trae
Ben Sandige Jelder tragen nicht alle Fahre. Ingleichen von
Gewechſen. Der Baum srägt Früchte, trägt viele Apfel;
Der Same tragt hundertfaleig Wo es auch abfolnte gebraucht
wird, Dev Baum trägt dieſes Fahr nie. Von vierfügigen
Thieren
“
Das Schiff tragt 500 Laſt, führer fo
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— ee imber anfländigen Syrechart für eraͤchtit ſeyn
dedraucht. Die Bub träge. Line wagende Ruh, im gemet:
i "nen Beben eine wächtige.. Jugicichen von feblofen Dingen, wie
Re; "bringen undeintvagen. Ylugen tragen, bringen, "in Gurt,
© welches nicht viel trägt, d.i. einrägt,. Gewinn bringt, Das
#
* Eapital träge 6 pro Cent, beingt fo viele Zinfen ein. (2) Ws
ein Gewehr, noch mehr. aber alsein Kleitungsflüc an ſich haben,
Einen Degen tragen, Was, die Waffen wagen Fann. Die
I. MusPete tragen, au, ein Musferier ſeyn. ine goldene
N" Rerte an dem Halfe, einen Ring an dem Singer tragen,
|. #ine Perrüde tragen. _ Sein eigenes’ Haar tragen. Schuhe, '
Strümpfe, Stiefel wagen. Ein fchwarzes Kleid, einen fei-
denen Rod, einen groben Rittel cragen. Den Beanz mie
Zhren tragen. Wo tragen bald von dem Zeitpuncte, ven wel:
chem man fpricht, bald auch von der gewöhnlichen Kleidung ges
.. braucht wird. (S. Tracht.» Ingleichenals ein Reciprocum, ſich
wagen, gewöhnfich gekleidet ſeyn, mit näherer Bezeichnung der
Artund Weife, Sich prächtig,.einfach, vornehm, gemein tra—
gen; Sich ſchwarz tragen. Du wirfdich bald wie eine Dame
u tragen wiffen, Weiße: Wer fich trägt, wiedie Alten gingen,
"der iſt ebrbar und fittfam, Gell. Eben dirſes Nesiprocum wird
‘ zuweilen andy. von dem Zeuge oder Kleidungs ſtücke gebracht. Der
"Zeugträgt fih gut, wenn er, indem man ibn trägt, micht ſchlech⸗
ter wird. (3) Erwas tragen, es über ſich ergehen laſſen, erduls
‘den: Die Roftentragen. Biefeifeköften zur Hälfte fragen.
Jemandes Schuld tragen, für eines andern Vergehen büßen.
Der Sohn foll nicht fragen die Miſſethat des Vaters, Czech,
18,20, Des Tages Laff und Hige tragen. Bein Kreuz ger
duldig tragen, Ingleichen Vermögen, Neigung baden, etwas
zu dulden oder zu erdulden, wie ertvagen.. Das Land Fann bie
"Auflagen nicht tragen. Ihr könnets jegt nicht fragen.
"Joh, 16,12, Der Wohlſtand ift off ſchwerer zu fragen, alg
der Unfall, Gel. Der Shwacen Gebrechen reagen, dulden,
Sprich bey dir. ſelbſt, Gott trägt die Srechen, Bell, Gore
g .. wolle nicht, daß er.mir je fo begegne, ich würde das nicht
“tragen Fonnen. (4) Bon dem Körper. und einigen Theilen deſ⸗
ſelben gebraucht, iſt tragen fo viel ale halten. Den Kopf hoch
tragen, ihn in-feiner gemöbnlicher&tellung hoch balten. Den
Ropf fhief tragen. Die Hafer hoch tragen. Seinen Leib
"geräte tragen, Inglelchen als ein Reciprocum, von der ganzen
. Stellung, Er trägt ſich febr gerade. Wie geſchickt träge er
fih nicht ! Gell. In noch writerer Bebeutung wird fich betragen
° auch von den Handlungen aebraucht. Das Tragen der Stimm‘,
inder Mufit, nach dem Ztaf, 31 Portamento di voce, tie ges
naue und fanfte.an einander Schliefungder Töne von dem Sins
ger, daß fie nur ein einziger lang gedehnter Hauch zu ſehn ſcheinen.
Der Sänger weiß die Stimme gut zu tragen. (5) Davon
‚tragen, erhalten, befommen. Den Sieg davon tragen. Ehre,
Schimpf, Schande davon tragen. Derbe Stöße „eine Tracht
"Schläge davon tragen, Narben, Wunden davon tragen.
(6) Kinen Gedanfen mit ſtch herum tragen, demfelden unun⸗
" teebrochen nachhängen. Man: tragt ſich mit einem Gerüchte,
88 gehet ein unbeſtimmtes Gerücht... Er bat ich ſchon large
‚mie der Sache getragen, Bat die Sache ſchon lange im Sinne:
gehabt. (7). 3n einigen Fällen wird es auch für einſchreiben,
verzeichnen gebvandht; Etwas in cin Buch tragen, verze.chnen,.
Bine, Summe. in die Rechnung tragen: Jemandes Nahmen
auf die Lifte tragen: So auch Eintrayem.. (8) Iagleiden für
führen, haben, doch zur in einigen Fällen. Jemandes Nahmen
teagen, babeh, führen. Gewalttragen,baben, befigen. Lim
Am tragen, beffeiden. Rraft meines tragenden Amtes;,“ein
ſchon von andern gerügter Mißbrauch des thatigen Mittelwortes
Adel. W.D. 4Th. 2. Aufl.
nung des Ortes.
a5 d J
⸗
Tra 642
fur: Kraft des Amtes, welches ich trage; indem das Amt Bier
wicht trägt, fondern geträgen wird, (9) Moch häufiger wird eg
von fat allen Gemüchsbewegungen und Meigungenfür haben
gebraucht, wo es zwar die vierte Endung zu ſich nimmt, aber
doch im Paffivo nice üblich ift- Liebe zu oder gegen jemanden '
tragen. Diele Achtung, Sreundfchaft für jemansen fragerr,
Haß, Seindſchaft gegen jemanden tragen. Tragſt du Peine
Scheu, mich fo zu beleidigen Die Sorge, welche ih für
„Dich trage. An ſolchen Dingen trage ich keinen Gefallen.
Ich ſage es ihnen, daß ich eben den Gehorfam gegen fie
trage, den ich meinem Vater fhuldig bin, Gel, @rel für
- was tragen. Hingegen ſagt man nit Bram, Traurigkeit,
Freude, Berrubniß tungen; ausgenommen zuweilen mit Bezeich⸗
Der Gram, welchen ich in meinem gerzen
trage. Hierher gehörer ohne Zweifel auch die R. A Leidum
etwas tragen; um etwas trauern, Öram darum empfinden , und
felbiges äußern ; obgleich folche von andern als eine Fin des
Tragens der Kleider angefehen, und durch Erauerfleider tragen;
erfläret wird. N . |
Der Büfche traurig Grün, fcheine Leid um mich zu
tragen, Eron,
2) Als ein Neutrum mit dem’Hälffworte haben, wobon
‘ Boch die meiften- Fälle ſchon im vorigen angeführet worden, Hise
fol nur derjenigen Bedeutung gedacht werden, in welcher trage
zuweilen für reichen gebraucht wird, weiches Wort felbft damie
verwandt zu ſeyn ſcheinet. In dieſer Bedeutung gebraucht man es.
theils von allen Schießgewehren, theils auch von dem Sehen in die
gerne, und alen Werfzengen deffelben, Die Kanone träge nicht
fo weit, die daraug gefchoffene Kugel geht nicht fo weit. Dre
Gewehr träge hundert Schritt. Weine Yugen tragen niche
fo weit, ih kann nicht ſo weit in die Ferne fehen. So weit nur
der Blick trägt. Das Setnglas ragt ehe weit.
So aud) das Tragen in allen Bedeutungen des Aetivi, und im
einigen wenigen auch wohl die Tragung: s
Anm. In dirfer dritten Hauptbedeutung fchon tin Iſtdor dra-
gan, bey dem Kero tragan, bey dem Drifried druagen, (vun:
welcher veralteten Form das irreguläre Imperfectum herrühret,)
ingleichen dragan, im Niederf. drägem, im Anaelf: dragan:.
Die Bedentung des Ziehens ſcheinet eine der erflen Bedeutungen:
diefes Wortee gewefen zu ſeyn. In den Sufammenfegungen aus—
"ragen, betragen, fich zutragen u.f.f. bat es noch werfdjiedene:
andere Bedeutungen, welche in: dem einfachen Zeitworte veraltck
find. GS. auch Trachten.) Die Latein. ferre und portare, find
ohne Zweifel: mit dem im Hochdeutfchen veralteten; aber noch im
Miederdeutſchen üblichen bahven, ‚heben, . trageır, verwandt..
Da das g in die ſem Worte gelinde lautet, fo Fönnen die Zuſam⸗
meafegungen deſſelben im Hochdeutſchen das e euphonicum nicht
entbehren; Trageband, Trageftollen u. ſ. fe Tragbar und träg=
lich ausgenommen, welche diefes e nicht leisen,
‚Der Träger, des s, plur. ut nom, fing. 1). Eine Perfon;
welche etwas trägt, in den eigentlichen Sinne der dritten Haupt»
bedeutung. Daher der Briefttäger „ Sadelträger , Leichens
tiger, welche anch nur Träger ſchlechthin heißen, Sanftentra⸗
ger, Sacktraäger, Schwertträger u.f. f. Fämin, die Trage:
tinn.. Daher der Trägerlobn, für gemeine Träger, 2) Ein:
Ding, welches etmas trägt. So wird in der Zimmermannsfunft
ein Balfen, welchen man in tiefen Simmern, entweder quer unter
andere Balken zivher, oder auch über diefelben legt, und ſelbige
daran befeftigt, damit fie ſich nicht dienen, ein Träger oder Durch—
zug, und wenn er unter dem Balken lieat, ein Untersu genanng,,
melde: Nabmen des Tragers auch wohl die ſchief ftedenden Trae
gebalken bekommen, (G,.diefps Wort.); Inder Anatomie ifä
S# der⸗
N e. u ur N
Sa 5E BL
der —— das erſte⸗ PER des — welches den
Kopfträger; Atlas. Und ſo in andern Fallen mehr, wenn das⸗
jenige, was eine Laft trägt, * eigenen Nahmen ‘bat,
Das Tragereff, des — 8, plu r. die — e ein Reff, d. i. höl-⸗
zernes Geſtell, eine a Bari auf dem Rüden zu PER:
S. Ref.
Der Tragerint, — plur. die ⸗⸗ oder weil er groß
iſt, der Tragerinken, des — s, plur. ut nom. fing. an den
— Lafts und Leiterwagen ein Rinken oder großer Ring, dernuttelſt
deſſen der Rungſtock auf die Achſe geſteckt wird. Auch ein Ring
von Stroh, Laſten auf dem Kopfe zu tragen.
Das Eragefchaf, des — es, plur. die—e, in der Landwirth⸗
ſchaft, ein weiblihes Schaf, welches bereits getragen oder gelam⸗
met hat, ein Mutterſchaf.
Das. Tragefeil, des — es, plur. die— e, ein Seit, vermittelft
deffeiden eine Laſt zu tragen.
Der Tratgeſeſſel, des—s, plur. ut nom. 1. fing. ein Seffel, da.
gepolfterter zierlicher Stabl, ſich darin tragen zu Taffen, und wels
"her fo wohl vou dem Trägeftubl, als auch von der Sänfte, nad
unterſchieden ift. Die letzte iſt ein ver ſchloſſener Trageſeſſel.
Die Treagefprige, plur. die —n, Feuer prigen von mitielmäßi-
ger Größe, welche man dahin, wo fie nöthie find, tragen fanır,
; zum Unterfchiede fo. wohl von den großen Seuenfpriget als auch
von den kleinen Handfprigen. *
Der Trageſtampel, des —s, plur. ut nom. fing. Stãmpel.
di. aufrecht ftehende.Bänme in den Sdacun die Querhölzer
u tragen,
ze Teagekige,: plur. se—n, in der. Simmermannsfunftund
„andern Fällen, eine Srüge, ſo feru fir: augleich eine Laſt trägt oder
tragen hilft.
Das Tragewerk, des 8, plur. die — e, im Bergbau, ein
- hölzernes Gerüft von Bretern, welches.in einem Stollen eine hals
be Lachter vonder Grundfläghe aufgefübret wird, auf demfelden .
eine und auszufahren. Die erfie Hälfte diefes Wortes ift dunkel.
Denn träge bier von dem: Niederf. dragen, fragen, iff, fo kann
es fo. wohl ein Werk oder Gerüſt bedenten, welches getragen wird,
. ale auch, worauf etwas getragen oder. gezogen wird; weil auf die⸗
fer Art Brüde die Erzeund der EI aus dem Stollen geführet
werden,
Die Trägbeit, plur. inuß von dem Beyworte träge, ) Der
DZuſtand und die Fertigkeit, da man aus Empfindung eigener
- Schwere die Bewegung ſcheuet, nnd in weiterm Verftande, da
man die mögliche Anwendung feiner Kräfte in feinen Gefchäften
‚anterfäßt, Unluſt zur Bemegung und zur. Anwendung ſeiner Kräf⸗
- te; im gemeinen Leben die Samlheit.: Zur Trägbeit in den Armen
„einer wollufigen Muße gewöhnt. .
der Theologie, die Abneigung, feine Kräfte zum Gnfeu gu gebrau⸗
„chen. 2) In der Phyſtt iſt die Trägheit oder die Kraft der⸗
‚Trägbeit, Vis inettiae, diejenige Kraft eines jeden Körpers,
mit welcher er auf das, was ihn ih Bewegung oder Ruhe fegen
will, zurück wirkt, und welche noch von der Schwere unterfchie-
den wird, die Difpofition eines. Körpers. in ſeiuem Zuſtande zu
bleiben.
Anm. Bey dem Notker Dragheite, im Niederf. Traagbeit,
- bed dem Ottfried mit einer andern Ableirungsfplbe Druagi und
noch ineinigen Dberdeutfchen Gegenden, die Trage.
Treagifh, — er, — te, adj. etadv. Mitleiden und. Betrübniß
erwedend, traurig, aus demẽLat. tragicus undgranjtragique.
‚Bine tragiſche Begebenheit, ©. Tragödie,
*Traͤglich —er, — fr, adjsetadv., ein im Sochdentſchen ver⸗
alteres Wort für ertr aglich was ſich ertragen läßt. Es kommt
aoch mehrmghls in der aan Slbol vor Dem Lande der
denn ſolcher Stadt, Matid. 10,15,
Die geiftliche Trägheit, in
ET da — am inside,
— — — ——
Die Tragödie, (vierſplbig) plur. den, ws‘ hem ——
Rat. Tragoedia, ein Trauer ſpiet, zum Unterfchiede von einer
Bomödie oder einem Lukfpiele, (S Teauerfpiel.) Ingleichen
figüelich, im gemvinen Leben , eine trantige Begebenbeit. Das
Gricchifche Wort iſt von ga yog wird Wäy, ein Befang, zufammeit
geſetzt. Es iſt eiune alte, aber um degwillen nicht minder alberne
Meinung, dieerite Hälftediefes Wortes für das Hauptwortrger '
yog,einBod, zu halter, und es bald durch einen Gefang zuer#
klaren, welcher dem Bacchus bey dem Dpfer eines Bockes gefungen —
wurde, bald durch rin Schauſpiel, welches dem Erfinderinit einem
Bode belohnet worden ; eine Ableitung, welche ſich bloß darauf
gründet, ‚weil jeder wußte, daß ryayag, im Gr iſchen einen
Bock bedeutete, aber nicht, daß es auch traurig, begeichuete, wo«
von das Lat tragicus, ein deutlicher Beweis iſt, welches fonft-
eigentlich bockiſch heißen müßte, Heſychius erflärt'enrguyed
ausdtücklich durch awornu las, aro Sonue, er weinet. Ibſt u
alten Sberdentſchent ii xc0, der Schmerz, im Niederfs ä
malt, traurig, und im Sckwediſcheu träga, trauern,
Träge, Gram; welde alle mit dem Griech. rgayınag | BD
Feryog verwandt find. Tragoͤdie b bedeutet alfo eigentlich ein
riges Lied, wie Bomödie ein Inftiges. Daß aber Tpayog imÖries
ifcben fo wohLtraucig, als einen Bor bedeutet hat ‚'ift eben —
gufälig,. als wenn im Deutſchen Bamm fo RM einen Be
ein Geräuſch bedeutet. Betz
Trahn, 8. Thran. 7 Tr & —
Traille, ©, Tralje.
Trakeln, verb. reg. act. welches nur — — *
gen Gegenden , beſonders Niederteutſchlandes üblich.
Futter mit weitläufigen Stichen an das Oberzeng feſt — mn
-mit e3 obne Falten glatt anliege; im Hochdeutihenanfhlagen.
Ri träckla, welches Ihre von Träd, ein Saden,Drabe
ableitet,
Die Tralje, plur. die—n, ein Bitter, daber Traljenwerk, ein
Bitterwerf.
zöfifehen Treillis, Treillage, und da im Deatjchen fihen der
erſte Bocal verändert worden, fo kann man füglich dag ganze Wort
nach Deutſcher Art fhreiben, katt der fonft gewöhnlichen Schreibe .
‚art Traille. Das Franzöſiſche ſcheinet von einem veralteten Deuts
- {ben Worte abzuffammen; wenigffens werdenim Vergbauedie
.Eifen, worauf die Muffel in dem Probier-Dfen zu ftehenfommt,
Tratzeln oder Trahlen genannt, wenn anders diefes wicht dm.
tragen abſtammet, oder gar aus dent Franz. verderbt iſt.
Trallern, verb. reg. act, et weutr. im letztern Falle mit dem
- Hülfsworte haben, eine Melodie ohne Worte mir nichts bedeu⸗
tenden Sylben ſingen. Im-Saufe herum trällern. Jungfer
Philippine mag den Tanz trällern, Gel, Es iſt eine Dnemaz,
topöie der Sylden tra und Ia, mit welchem eine ſolche Melodie“
geſungen wird, und mit trilfern verwandt. Im Sat. iftlallare, _
auf ähn'he Art bey deu Wiege fingen, und im’ Niederdeutſchen
trallallen auf eine wüfte Art laut und ohne Bewußt ſeyn ſiagen.
Der Tram, dee — es, plur. die — e / ein nur ia den gemeinen
Sorechatten Ober⸗ und Riederdeutfchlandes übliches Wort,wels
bes einen Balken oder ſtarken Baum bezeichnet. Was fiedellu
ein Dorn in dem Aug deines Bruders, aberden Tram.in deis
nem Aug merkeſtu nicht, Kai
fächfifchen beißen die beyden Balfen oder Tvageflatigen an einem
Schubkarren Trame, welchen Rahmen auch die Sproffen einer. _
Leiter dafelbft befommen, Fu der Deutſchen Bibellauteseg ı Kön.
6,6. Thram, (S.diefes Wort) Im Böhm und Pohln dleichfalle
ram, Es iſt ein ſehr altes Wort, indem ſchon bey dem Pape
. J * | —
—
‚Im Hollãndiſchen Traali. Es iſt aus dem Fran⸗
—
vb, bey dem Friſch. Im Nieder⸗
> \ *
Be
* * Kr;
—
45
I 5. gleihfaßls einen Balken, und macht den Übergang ın das Lat.
00 Frabsaus In noch weiterm Verſtande mit der herrſchenden
> Bedeutung. der Ausdehnung in der Länge bedrutete es ehedem auch
dan Einſchlag eines, Gewebes, (S; Tramfeide,) ingleichen den
. Stroh eines Fiuſſes, und unfer Strohm ſelbſt iſt nur vermittelff
‚Der Trambaum, des —es, 'plur, die—bäunie, von dem doris
gen Worte, im Hürtenbaue bey den Pochr und Schimiedehämmern,
ein flarfer Baum oder Zimmerholz acht Ellen lang und drey Vier⸗
heil Elfen ins Gevierte, welcher die Tramſaulen, auf welchen er
rgt, zuſammen hält, =
. „vorigen Tram, ein kleiner Bauın oder Balken, ein Knüttel, ein
3, Scheit oder ähnliches kurzes dickes Holz; beſonders im Ober⸗
deutſchen. Se BER j 2
Der Traminer, des—s, plur. doch nur von mehrern Arten,
ut nom. fing. eine Art:Weintrauben und, Weinflöce, deren es fo
wohl weiße, als rothe gibt. Der weiße Traminer wird wegen
‚der Gfkalt feiner Blätter auch Gänfefuß genaunt, "Der vothe
Traminer gibt einen fügen, wohlſchmeckenden Wein, welcher aber
doeoch mehr weiß, als roth iſt. Lat, Vitis Aminea, von der Lands
ſchaft gleiches Nahmens in Campanien, welche wegen ihres ſchö⸗
-_ nannte leberrothe Wein Drumin genannt,
Die Trampe, plur,die —n, eine Stange zum trampen/ d. 1.
* am bekaunteſten iſt. ©. daſſelbe, ingleichen Trampen.
— der Ableitungsfolbe —el, ein Subject, ein une in den niedrigen
Sprecharten übliches Wort, eine grobe uugeſchickte Per ſon, be ſon⸗
ders weiblichen Geſchlechtes zu bezeichnen, welche aus Ungeſchick⸗
- lichkeit hart auftritt und alles mit Plumpheit verrichtet, und wel⸗
che man auch wohlein Teampelthier zu nennen pflegt.
welches das Iterativum don trampen, aber nur im gemeinen Les
ben, befonders Niederdeurfchlandes, üblich ift, zu wiederhohlten
Mahlen mit den Füßen trampen oder ſtrampfen; in einigen Drunds
E arten and firampeln. >
2 Die Trampeltonne, plur. die —n, bey den Kürfchnern, eine
=. 2. Sonne, in welcher die mit Ohl oder Buster eingefchnierten Felle
durch Trampeln oder Steten geſchmeidig gemacht erden,
Traͤmpen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben; in
den gemeinen Sprecharten, beſonders Miederdeutfehlandes, derb
mit dem Fuge auf die Erde Höfen; als eine Dnomatopdie dieſes
Sltoßens. Bey einigen Hochdentfchen trampfen,nod) häufiger
aber firampfen, (S. daſſelbe.) Einher trampen wir ein Bauer,
— Im Schiwrd.trampa. Trappen iſt genau damit
derwandt, und gleichfalls eine Ond matopðie die ſes Lautes, ©.
daſſelbe. BERNIE ‘
Das Tramrecht, des — es, plur. inuf. von Tram , ein Vals
en, ein im Dberdentfchenfür Salkenrecht üblihesWort, (S dafs
> felbe.) In einigen Mundarten verderbt Traumrecht.
Die Tramſaule, plur. die —n, im Hüttenbaue, S. Tramz-
2... baum. e ee
. Die Tram:Beide, plur. inuf. in denSeiden-Wtanufacturen dies
jenige Seide, weiche zum Ein ſchlage der feidenen Zeuge gebraucht,
= nnd nice fo feft gezwirnet wird,als Bir Organſtn⸗ Seide / oder Sei⸗
de der Kette, Dieerfte Hälfte iſt das Ital. Trama, der Einſchlag
des Webeus.
Der Txran, S. Thran.
pr
— ——
—F— J * — *
0 Bes vorgefegten intenſtven Ziſchlautes daraus gebildet. Siehe die
5, folgenden Zuſammenſetzungen, ingleichen Trumm und Trümmer.
Ei Der Traͤmel, des —s, plur: ut nom, fing. gleichfalls von dem
nen Weinbaues bekanut war. In Böhmen wird der ſonſt fo ge⸗
flogen, ein Wort, welches in dem zufammengefegten iſchtrampe
. Der Trampel, des—8, plur. utnom,fing, von trampen und“
0 Teampeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,“
‚ Und=tränfer ihn mie gutem Traubenblute,.5:Mof, 32, 1%:
EU Be 646
A las Thramszein Baum ift, Soas Griech. Srappy- Bedeutet Trändeln, ‚verb. reg. Heuitr, mit dem Hhlfsworte haben, ‚mit
unerheblichen Bewegungen oder Bemühungen zaudern oder jöe
gern, wie tandeln, trodeln und das Meißnifche tempern, (©. diefe
Wörter.) Esift von dem Niederf, Tyant, Kinderey, Unerheb⸗
lichkeit, wie tandeln von Tand. \ ’
Der Trank, des— es, plur. die Tränke, Diminut das Trints
"ben, Dberd. Tränkkein,
1..Derjenige flüffige Körper, welchen
man zu Stillung bes Durftes zu ſich nimmt oder teinfet; als sein
Collectivum ohne Plurafund Verkleinerung, Waſſer if der na⸗
türlichtte Trank. Gott ſey Dank fir Speis und Trank! Es
iſt in dieſer Bedeutung imHochdeutfchen wenig mehr üblich, indem
Geträn?,; und im gemeinen Leben auch Trunk, dafür gangbarer
find,. außer wenn es mit Speife zuſammen gefegt wird; Speiſe
und Trank, die ſämmtlichen feften und flüßigen Nahrungsmittel,
In engerer Bedeutung iſt ser Trank in einigen Gegenden, beſon⸗
ders Niederdeutfehlandes, ein für die Schweinchefiimmtes dick⸗
liches Getrãnk, welches aus dem Spühltwaffer ber Küche und an;
dern untauglichen Überreften und Abgängen der Speifen, beſtehrt.
Daber die Tranftonne, worin .derfelbe gefammelt wird. Im
Schwed.iftlDrank, Bodenfag,Hrfen, welches Ihre vonDrägge,
Hefen und dem Griech. veu£ ableitet. - 2. Eine flüffige Arzeney,
welche gerrunfen wird, wo es fo wohl den Plural, als auch die Ver⸗
Heinerung leidet, - Ein Bräutertvanf, Bruſttrank, Larivo
Trank, Wermuthtrank, Liebestvanf, Gifttrank, Solstsan,
Der Umſtand, daß diefe Arzeney getrunfen wird, unterſcheidet fie
don den Tropfen, Tincturen u. f. f. der Umſtand, daß fie als
Arzeney getrunken wird, vondem Gerſtenſchlein und andern zur
StilfungdesDurfeg verordneten medicinifchen Arten desßeträtte
kes, und dee Begriff der Flüſſigkeit der Arzeney felbft. vom medici⸗
nifchen Thee und andern Aufgüſſen.
"Anm, Bey dem Ulphilas Draggk, (fprich Drank,) bey dem
Kero Dranch, bey dem Notker Trang, im Engl. Drench und:
Drink. Es ſtammet von trinken ber, Sdaffelbe nnd Trung,
Die Traͤnke, plur. die—n, der Ort, wo das Vieh gewöhn⸗
lich trinkt, oder getraänket wird. Die Schafe, die Kühe zur.
Tranke führen, Iugleichender Trog, aus weichem das Vieh
getränferwird. Rebecca goß den Brug aus in die Tränke,
#Mof. 24,20, ——
Die Trankelbeere plur. die — n eine Act wilder Beeren
welche den großen Heidelbeeren gleihen;aber größer uud blanlicher
find, auch auf höhern — —— wachſen. Man findet ſie an
einigen Orten des Sächſtſchen Bebirges..
Tranken, verb. reg. act. welches das Factitivum von dem Neu⸗
tro trinken iſt, trinken machen, zu trinken geben. 1, Eigentlich, -
wo man diefes Zeitwort in der Sprache des täglichen Umganges fo’;
wohl von Thieren als Menfchen gebraucht. Thlere teänfer man,
wenn man fie entiveder zur Tranke führet, oder ihnen auch. das
Getränk zum Mund bält ; im Niederſ. ſopen. In die ſem letzten
Verſtande iſt es auch von Menſchen üblich, Eine Muͤtter tränket
ihr Rind, wenn ſie ihm die Bruſt reicht, wofür auch ſtillen üblich
iſt. Man tranket jemanden, wenn mar ihm das Getränke ein⸗
flößet, oder zum Munde hält, Hager füllete die Slafche mie
Waſſer und tränfte den Knaben, a Möf. 2 1,29,.3n weiterm
Berftande,das Geteänf darreichen. oder geben, komnit es nur noch v
zuweilen in der höhern Schreibart vor, indem: in der Sprache des
täglichen gImganggs-zu trinken geben, daftir übliherift. Inder :
Deutfchen Bibel findet es ſich in diefer Bedeutung niebrmahls, :.
Sie gaben. ibm Brot, daß er aß, umd tranften ihn mie Wa"
fer; ı Sam. 31, 14, : Dürfter ihn, fo tränke ihn, Röm, 12,20, '
Und ſo in andern Stellen mehr, . 2. Figürlih. 1. Die Erde mis
a fie mit Waſſer verforgen ;: die Wieſen tennken,
84,2% far
x
047 ra
Fie waſſern; mit wollat an TÜhränen, mit Wermueh uLh
"sränfen, in der Oeutſchen Bibel, im reichen Maße veranftalten.
- Alle diefe und audere ähnliche Arsen der Ausdrücke find nur in der
höohern und dichterifhen Schreibart üblich. 2. Im gemeinen ke⸗
ben trãuket man auch einen troßnen Köcper, weni man ihn von
‚einem flüffigen durchziehen läſſet. Folz mie Leim tranken, Leim ⸗
waſſer darauf ſtreichen und es einziehen laſſen, um die Luftlöcher
damit auszufüllen, welches auch gründen genannt wird, Papier
mit Hhl, Leder mit Thran, einen Sue mit Leim tränken. Mic
‚bl gerränktes Papier. 3. Ebedem wurde es auch für ertrinfen
‚machen gebraucht, wofür jegtertränden üblich ift. Im Theuer⸗
„danke kommt es in diefer Bedentung noch vor, —
So auch das Tranken.
Unm. Bey dem Detfeied drenkan, bey dem Rotker drangon,
im Angelf. drencan, im Engl. to drench. Es iſt von trinken
z — *
‚gebildet, wie ſenken von ſinken, henken son bangen u.ſef.
Siehe Trinken,
Der Trankherd, des — es, plur. dir & A den Vogelſtel⸗
lern, ein Vogelherd mit einem kleinen Brunnen, wo die Vögel,
„wenn fie teinfen wollen, gefangen werden; in einigen Gegenden
> die Tranftenne.
Das Trankopfer, des — s, plür. ut nom. fing. bey den ältern
Juden und in der Deutfchen Bibel, ein Trank oder Getränk, fo
fern es Gott zum Opfer gebracht wurde, ein Opfer, fo fern es
aus einem flüffisen Körper, befonders Wein beſtand.
Die Tranfrinne, plur. die — n, eine hölzerne Rinne, woraus
das Vieh getränket ivird. ĩ Dtofi 30,38.
Die Trankſteuer, plur. die — n, in verſchiedenen Provinzen,
z. B. in Sachſen, diejenige Steuer, welche dem Landesherren von
Weinſteuer gehöret. Daher das im gemeinen Leben übliche Zeit«
wort vertrankſteuern, die Traukſteuer von einem Öetränfe ent»
richten.
Die Tränftenne, plur. Sie—n, 8, Trenkherd,
Die Tranftonne, plur. die —n, 8. Tranf ı.
Der. Transport, des— es, plur. die —e, eusdem Franzöfie
ichen Transport, 1: Die Fortſchaffung eines Dinges.von einem
Drte zum andern; ohne Plural, Dev. Transport dev Waaren,
es gefchehe nun zu Waffer oder zu Laude. Der Transport eines
Gefangenen, deffen Fortſchaffung unter einer Bedeckung. Daher
das Zeitwort transportieren, don einent Orte zum andern ſchaf⸗
fen. 2. In einigen Fällen, z. B. im Kriegs weſen, iſt der Trans:
port auch dasjenige „was unter einer Bedeckung forigefhaffet
wird, es ſeyen nun Lebensmittel, Kriegsbedücfniffe, Öefangene
und fo ferner, Einen Transport aufheben.
Der Eranspotteur, des—s, plur..ut nom, fing, aus dem
Frauzöf. Trausporteur, in der Mathematik, ein. Werkzeug, ‚
eisen Winfel nicht nur zu meffen, fondern auch ihn auf eine andere
Flache zu übertragen; der Winfelmeffer. Er beftehet gemeiz
nigfich aus einem halben Zirkel, deffen Umkreis in 180 Grade
‚getheilet iſt.
Das Transpdrt - Schiff, des—es, plur. die—e ‚ ein Laſt⸗
ſchiff, fo-fern es dazu gebraucht wird, Truppen, M erde und
Kriegsgeräth aus einem Hafen in den andern zu bringen.
Trapp, eine Interjection, das derbe Anftreren im Gehen, noch
mehr aber den mitsdem Laufen verbundenen Laut ıflchzuabizien,
wo es doch nur im gemeinen Leben üblich ift. Mein Funfer kam
den Berg berunzer geritten, trapp, trapp, trapph Weiß. Es
ift eine unmittelbare RNachahmung des Lautes und das Stammivort
fo wohl von traben, als deſſen Intenfivo trappen. (Siebe diefe
Wörter. Jur gemeinen Leben einiger Gegenden gebraucht man es
auch — als ein Hauptwors, der Trapp, der derbe Sri,
” 0 Ve nd
“gr a 68
Der Trapp, Sees, — die ⸗en/ — in einigen
Oberdeutſchen Gegenden Übliches Wort, die S’iele der Weinbee⸗
ren an der Weintraube zu bezeichnen, welche unter dem Nehmen
der Kamme am befannteften find. Es wird alsdann auch wohlim
. Singular cofective gebraucht. Es Kummer wohl nicht von traps
pen, trefen, austreten, bev, wie Friſch wiß , wozu Fein begreife
licher Grund vorhanden iſt, ſondern ſchemer von dem Franzöf.
Grape, Jtal.Grappolo, nusin dem Votlaute verfchicden zu
ſeyn.
Die Trappe, plur. die— m, von dem Zeitworte tr appen. 1. Bon
rrappen/ treten, werden die Tritte, das iſt die Spuren des Gans
‚ges im gemeinen Leben häufig Trappen genannt ; ;.in der edlern
Sprechart Tritte, Die Trappen eines Efels, eines Löweis u, -
Sf bey den Jagern, die Fährte, 2, *Von trappen, ertappen,
bedeutet e8 noch in einigen gemeinen Mundarten eine le, cin
Werkzeug, ein Thier damit zu ertappen; ſchon im Saliſchen
Befege Trappa. Im Sochdeutſchen iſt eg in dieſer Bedeutung
unbekannt, Jũt Ital. Trappola, im Aurgelf, Trapp, im Engl.
Trap, im Franz. Trape.
Der Trappe, des—n, plur. die —n, eine Art Sumpfoögel mit,
kurzem Schnabel, einem langen grauen Halfe, einem mit ſchwarz⸗
grau undroth gefprengten Rücken, vinem weißen Bauche, hohen
ſtarken Füßen, und buntem Schwanze; Otistarda Linn. &
iſt die größte Art unſers Geldgeflügels, bat die Größe einer Gans
und wird auch Trappgans aenannt. Wegen feiner Größe Fann er
nicht nur ſchwer auffliegen, fondern ee bat auch, einen ſchweren *
auten Gang, wovon er auch den Nehmen bat, a mlich von dem
folgenden Zeitworterrappen. Einige arnnen ihn im weiblihen
Gecſchlechte die Trappe; doch ift das männliche dag gewdbnlichte.
* Getränke entrichtet wird, und wohin ſo wohl die Bier sals _ a
Im Böhmifchen heißt er Droff.
Die Trappel, plur. die — n, bey den ——— Breter
mit Löchern, die Stangen oder härenen Stricke, worauf die Bogen
getrocknet werden, darin zu befeſtigen.
Trapren, verb. regul. welches in doppelter Gattung üblich J—
. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, im Geben derb
auftreten, wofür zuweilen auch wohl tappen gebrau .tiwird, Ger -
trappt fommen. Die Treppe herauf trappen. 2,* Als cin Ae⸗
tivum, durch Gefchwindigfeit in feine Gewalt befommen, eigentz
lich durch. txaben oder-fchnelles Gehen erwiſchen; eine im Hoch⸗
“dentfoher veraltete Bedeutung , wofür man jeßt ertappen ges
braucht. ImStiederd, ift es noch völlig gangbar, Angelf.treppan,
Die Franzofen haben davon ihr attraper. S. auch die
Trappe 2. So auch das Trappen.
Anm. Im Niederf. gleichfalls trappen, im Griech. raw.
Es ift das Intenfivum von traben, (S. daffelbe.) Im gemeinen
Leben hat man davon das Iteratldum trappeln , und die verklei⸗
nernden träppeln und trippeln, ſchnelle aber Kleine und kurze
Schritte machen, ingleichen ohne Veränderung des Ortes, oft
und kurz mit den Füßen auftreten. S.auch Treppe.
Die Teappenbichfe, plur. die —n, eirlanger, wie eine Flinte
gefhäftetes Rohr, welches auf einem eigenen dazu verferfigten
‚Wagen gefahren wird, auf Trappen daraus zu ſchießen.
Die Trappgans, plur. die — gänfe, ©. der Trappe.
DerTrär, Steinftand, STarraf.
Traflieren, verb. reg, neutr, mit dem Hüffeworte, haben, aus
dem mittlecn Lat. trallare, und dieß von trahere, ein nur im
der Wechſelhandlung übliches Wort. Auf jemanden traffieren,
einen Wechſel auf ihn ſchreiben, daß re denfelben auszable, waftt .
man auch auf jemanden ziehen ſagt. Daber der Traſſterer,
derjenige, welcher auf einen andern traffieret oder ziebet; der
Traſſat, des —en, plur. die —en, derjenige, auf welchen ges
sogen wird, der Traffant, welcher die gezogene. Summe von
dem
Fa Se Ale
844° a
Go 7
‚der We
BER:
. Yar
-
em Sraften Enfans nimmt; Sie Tratte ‚ plerbie—n,
der Wechfelbrieffeibkt, aus dem Ital. Tratta. MER.
— tauf. ein nur im gemeinen Leben für Trauung,
SET
&
i übliches Wort, $
- un beute führt, man mich zur Trau
0... Und morgen bin.ich eine rau, Öleim
: ©. 1, Trauen. \ ;
" Die Traube, plur. die — n, Diminnt. das Träubchen, Oberd.
Traublein.
Menge mehrerer nahe beyſammen befiudlicher Dinge. Im
Sochdeutſchen ift.diefe Bedeutung zwar veraltet, allein, fie ift noch
aus ihren Ableitungen.und den verwandten Sprachen eriweislich,
wo die es Wort theils eine Menge mehrerer einzelner Dinge, theils
j auch einen Klumpen, eine Maſſe bedenter. Zum erſten Falle gehö⸗
— zei unſer Iutenfivum Trupp, das im gemeinen Leben übliche
R Trippel oder Trüppel , das Augelf. Drafe und Schwed. Dreif,
B: . ein Haufe Menſchen, und andere mehr. Im Niederſ. ift Druffel
F ſo wohl eine kleine Traube, als auch eine Mehrheit nahe bey einan ⸗
—* der befindlicher Dinge, Ein Deüffel Birnen, ein kleiner Zweig
— mit nahe bey einander ſitzenden Birnen, Driuffel-Apfel, welche
nahe bey einander ſitzen ZurBedeutung des Klumpens, der Maſſe
gehöre das Schwed. Drifva, ein Schneehaufe, eine Trift
Schnee, das Böhm. Trapel, ein Erdffos, und uaſer Traube in
Teaubenbohrer, ingleihen Trüffel, 2, In engerer Bedeutung
iſt eine Traubeein Zufammenhang mehrerer nabe bey einander
‚befindlicher Blumen oder Beeren, welche vermittelt furzer Stäne
gel an einem gemeinfchaftlihen Hauptftiele befeftigt find. Kine
! Blumentraube. In engeritund gewöhnlichern Verſtande wich
— es von ſolchen bey einander Beeren gebraucht. Eine
7⸗ohannis⸗Beertr aube, Weintraube u. f. f, In engſten Ver⸗
E ſtande ſteht Traube ofi für Weintraude. Die Trauben find
h noch nicht reif. Difteln tragen Feine Trauben, Trauben les
2 fen. Der Saft der Trauben, in der dichterifchen Schreibart,
E50" 20er.Mein. .*, NER
Anm. In der ziwenten Bedeutung bey dem Ottfried Trubo,
bey dem Nosfer Drubo, im Niederf. Druve, im Dän, Drue,
in Schwed. Drufva, und mit einem andern Endlaute in einigen
‚ gemeinen Mundarten auch Trauch, (S.Traubenbohrer,) im Js⸗
land. Druga, und ist Griech. rau. Es ſtammet «Dem Anſchei⸗
; ne nach von treiben ad, indem die Bedentung der Menge und
Maſſe in mehreren Fällen eine Figur der heftigen Bewegung iſt.
Treäubeltirfche, Träubelweigen, u. ff. ©. Trauben —
2.5 Die Traubenbeere, plur. die— n, bey einigen, obgleich feltener,
| die Weinbeeren. x
Das Traubenblut, des — es, plur. car. eine außer der dichte,
riſchen Schreibart ungewöhnliche Benennung des rothen Moſtes
oder Weines, welche 5 Mof. 32, 14 vorfommt, :
Der Eraubenbohrer;des—.s, plur. ut nom.fing. ein Boh⸗
ver, welcher fich an einem gekrümmten Helzeoder Eifen umdrehen
u » Iüffet, wenn man auf die am untern Ende befindliche Traube mit
— der Bruſt oder Hand drücket; bey einigen Trauchbohrer, von
x rauch, Traube, bey andern’die Bruſtleyer. Traube hat hier
entweder noch die allgemeine Bedeutung eines Klumpens oder Klot⸗
zes, weil ſich am Ende.eines folchen Bohrers ein kleiner Klotz bes
findet, oder es hat diefer ehedem auch die Geſtalt einer Traube .
gehabt, | a
Die Traubenbräme, plur, bie —n, in einigen Gegenden, eine
Art Neiner Bramen oder Brombeeren, welche in langen Ranken
niedrig am der Erde fortivachfen, und Ihre Beeren vermuthlich in
. * Trauben bringen.
Der Traubengamander, ©. Traubenkraus.
PEN F —A —— > — —
1.9 Im weiteſten und eigentlichen Verſtande, eine
— —
— 650
"Das Traubenuebirge, des—s, plur. ut nom, Ang. iu dee
dichtertiſchen Schreibart , ein Weingebirge, 5
Der Traubenhagel,des —s, plur. inuf, ein Rahme derjenk
gen Cart atſchen, welche in der Geſtalt eines äbgekürgten Krgels
miteinse Schnur umwunden werden, und faſt die Geſtalt einer
Traube Baden, ,
DerTraubenbolder, plur. inuf. in einigen Gegenden ein Nap-
ime des Berg⸗ oder zirſchholders, deffen Blumen und Beeren
uicht Doldenmweife, fordern in Geſtalt einer Traube ftehen.
. Die Trauben-Syacinche, plur. die —n ‚eine Art Hyacinfben,
- deren Blumen die Geſtalt einer Traube haben; Hyacinthus
racemolus Lnn
Die Eraubenkirfige,plur. die — n. 1. Eine Art Kirfehen, wo
ihrer mehrere an Einem Hauptſtängel figenz; Traubelkirſchen,
Traubelkirſchen. S.auch Elfebeere,
Das Traubenkraut, des — es, plur. iaul. . Eine Art des
Gäuſefußes, welcher inden ſandigen Gegeuden des mittägigen
Europa wächſet, deſſen Blumen in Trauden nabe bey einander
ſtehen; Chenopodium Botrys Linn, Turkiſcher Beyfuß.
2. Eine Artdes Gamanders, gleichfalls wegen feiner tenubenför-
‚migenlüthen; TeucriumBatrys Lian, Teaubengemander.
3.Die Stabwurz, Artemilia campeltris Linn. Seldbeyfuß,
Die Trauben - Perrüde, plur. die-—n, eine Art Prrrüden,
weiche Hinten uuter der Banbfchleife etliche Reihen Locken über
einander führen; im gemeinen Leben ein Suhsjchweif,
Der Traubenfchimmel, des —e, plur. inul. der gemeinfte
ſchwarzgraue Schimmel, deſſen Samengefäße Trauben vorfkel,
len, wenn man fie ducch ein Vergrößerungsglas betrachtet;
Mucor Lian.
Der Traubenſtrauch, des — es, plur. die — fräuge, ein
Oſtindiſcher Strauch, deſſen zahlreiche eßbare Beeren in Trau—
‘ben wachſen; Uvaria Linn. £
' Der Traubenweigen ‚des — 8, plur. car, eine Art Weigens,
deffen Ahre von vielen kleinen Ahren in Geſtalt einer Traube um-
geben iſt; Traubelweigen, Träuibelmeigen, Reichweigen.
Traubig, adj. et adv.eine oder mehrere Trauben enthaltend; ein
Wort, welches nur felten gebraucht wird,
Traublich, — er, — fie, adj. et adv. einer. Traube ähnlich.
Der Erauchbohrer, S. Traubenbohrer,
1, Trauen, verb, reg. aut. welchesin einem doppelten Verſtande
uͤblich iſt.
Niederdeutſchen aber Rod völlig gangbare Bedentung. : Eine
Witwe trauen. Ihrer viel wollen freyen aber nicht frauen.
Er hat getraut, gebeiraihet, 2. Als ein Factitivum, Heirathen
machen, d. t. ein verlobres Paar priefterlich einfegnen, es copulis
‚wen. Der Priefter trauet ein Par, wenn er es copuliret, eher
lich zuſammen gibt, Sich mit einer Perfon trauen‘ laffen.
Getraut, nicht getraut jepn. Daber die Trauung, ‚die Copus
lation, die Trau.
Anm. Im Niederdeutſchen tronen. Es ſcheinet nicht, daß die⸗
f3 Wort mit dem folgenden unmittelbar verbunden iſt; indem es
ſchwer fallen wärde, einen leicht begceiflichen Vergleichungsgrund
wiſchen bepden anzugeben; man müßte denn annehnten wolen,
Haß die Bedeutung des Vertrauens eine Figur der Liebe, der
‚Sreundfchaft fey, welcher Begriff in diefem Worte aHeım Anfeben
nach det herrſchende iſt. Sofern die erſte noch Niederdeutſche Be⸗
“deutung, wie cs fcheinet, die ältefte iſt, fo ſcheinet dieſes trauen
von freyen, Heben, beirathen, Freund, Frau, und vieleicht auch
von Braut nur in dein Vorlaute verſchieden zu ſeyn, indem von
zwey Anfange-Confonanten der.erfte felten zum Stammegeböret,
Siehe auch Traut, welches gleichfalls zu dieſem Worte zu gebören
‚Scheitter.
Ss 3 2. Trauen,
1.*Heirathen, eine in Hochdentſchen veraltere, im
N *
6 Spa RE ee
‚4 Txraiten, verb.. reg. neutr, mit dem Hütfsworte haben ·
Glauben, jemandes Worte für wahr, halten, mit der dritten
» Endung dee Perfon, Ein, noch gangbare ‚Bedeutung, ‚welche
aber in den meiſten Fällen mit der folgenden zufaumen ſchmilzt.
Trauen fie:
Weder Gott no Menſchen trauen, olauben.
meinen: Worten. Wer leicht traut (glaubt,). wird Teiche ber
mogen. 2. In engerrer uud theils ſigürlicher Bedeutung.
ten, die Leiſtung eines, Gutes mit Zuverſicht von ihm erwar⸗
"det. Auch mit der dritten Endung, Es iſt niemanden zu trauen,
Sprich. trau, fhau, wen. Ich traue ihm nicht recht.
Alan Fann ibm ſchon trauen.
Trauen ſie doch der Dorfehung, Gell. Die Wortfügung mit
auf kommt jest, im Hochdeutfchen-feltenen vor. Ihre Götter,
dgrauf fie traueten, 5 Mof.32, 37. Auf Gott trauen. Pf.
18,3.
delt nicht auf triegendem Sumpf, Geßn. (2) In noch weis
. terin Berſtaude auch von Teblofen Dingen, fich verlaſſen.· Der
Suchs trayet den Kife nicht. Es iſt dem Wetter nicht zu
trauen. Die Vortfügung mit anf iſt hier noch feltener- Traue
nicht auf das Drrmögen, Sir. 16, 2,
ſich trauen, Fähiafeit und Kräfte, zuweilen auch Recht zu
etwas za haben glauben. Ich traue mie nicht, dieſes zu un⸗
ternehmen.
Sich nicht frauen zu verantworten, Weish, 1712.
iv euch trauen dieſem Ritter anzufygen Thenerd. Kap. 77.
Aus den vorigen Bedentungen erhellet ſchon, daß. diefes eins
fache Zeitwort auch bier die dritte Endung baden müſſe; daher
es irrig iſt, wenn einige die vierte gebrauchen: ich traue mich
nit, ibn ‚enzuveden, Fdeffen, iſt diefe Bedeutung num,
noch im gemeinen Leben gangbar, indem in anfländiaern Spreds-
arten getrauen üblicher if. (S. dafelbe.) So auch das Trauen.
Anm. Schon bey dem Ulphilas thravahn, bey dem Notker
thruusen, im Niederf. trouen, im Angelf. treo wian, inEngf.
“ ietrow, in Schtven. tro,imJ:länd.trua, Wachter leitete diefeg
ort fehr unſchicklich von Sapgesuher, welches cher mit dürfen
und dem veräfteten dürften , fich unterſtehen, verwandt ſeyn
könnte. Es fcheinet, dag die Heutige Bedeutung diefes Zeitworz
tes vine Figur der Ruhe iff, daher es dermittelſt des intenfiven
Borlautes € von diefem Worte .gebilder feyn kann, Auch Troft
ift allein Anfehen nach damit verwandt; Siehe daffelde, noch
nichr aber Treue,
ı Die. Trauer, plur.inuf, von den Seitworte trauern.
gentlich und als ein Abftractum, der Zuftand, da man trauert oder
tranrig iſt; eine nur noch zuweilen in der höhern Schreibart übli⸗
che Brdentung, indem Traurigkeit in allen übrigen Füllen defür
gangbarer iſt. Dein Ange verrath die Trauer deines Herzeys. 3
2, Fiaiirlich, die Trauerkleidung/ diejenige Kleidung, durch welche
man ſeine Traurigkeit aber einen Verftörbenen an den Tag leget ;-
alsein Epflectioum. Die Trauer anlegen, ablegen. In der
Trauer ſeyn oder geben, Die. Trauer tragen. Die tiefe-
Trauer, zum Unterſchiede der Teichten,
man die große und Fleine Trauer, die Zoftrquer, Kammer⸗
trauer u. ſaf. Die zur Traner gehörigen Kleidungsſtücke werden
"gleichfalls ‚mit dieſein Worte zuſammen geſetzt Trauerflor,
Trauerhut, Trauerkappe, Trauerfchabe, Trauerfleid, Trau⸗
erdegen u, ff. :
)"
2 Kemandes Tirforehungen und Berficherungen für. wahr. hals -
Es iſt nicht wohl zu tvauen. .
Wer vedlich it und auf. die Götter. traut, der wan⸗
(3) Als ein Heciprodum,. .
Er trauete fich nicht, die Augen aufzuſchlagen,
Dorft‘
1, Eis ö
An-den Höfen bat.
Im Dfterreichifchenift dafür das Wort Blage
gre a
„ die — * Gefolge der übrigen geringen Bene nd —
——
Anm. ImRie —— Sauptwort iſt vermuen der
Ableitungs ſylbe er von dem‘ Di Banaon tranen,imZatian
thruwen, leiden, Schmergen empfinden, eigentlich die. Schiners
zen durch fein Befe rey und Wehflagen verratben, gebildet; von _
welchem unfer heutiges trauern das Ju teuſivnm ww ſeyn ſcheinet.
(5. dafelbe.) Inder Bedeutung der Tranerkleidung iſi Trauer in
einigen wenigen Gegenden männlichen Geſchlechtes, der Trauer.
—* Trauerbaum, des — ı:
© neuernöchriftlellern dis Pfl anzenveishes der Rahme eines Oftin⸗
diſchen Bauuies, welcher zu den Nachtblumen gebötet, toeil er nur
des Nachts blühet, mit dem Anfgange der Sonne aber feine Blu»
men fallen läffet, Nyctanthes Arber triltis Zinn,
Die Trawerbinde, plur. die—n, eine Binde um den Arm/ mit:
welcher main um einen Berftorbenen tranert, ©. Florbinde,
Die Trauerfabne, plur. die —n, eine ſchwarze Fahne, welche
bey vornehmenkeichenbegängniffen binter dentSranscpferde,fo wie
die dreuden fahne hinter dem Freudenpferde, getragen wird.
Der Trauerfall, des — es, plur. die —fälle. Überhaupfein 7
jeder tranriger Zufall, 2. In engerer und gewöhnlichererBedens ——
tung, ein Todesfall, ſo fern er betrauert zu werden verdie net.
Der Trauerflor des—es, plur. von einzelnen Stücken, die L
— flore, ein Süd ſchwarzen Flores, mit welchem man umeinen
Verſtorbenen trauert, Zuweilen wird. auch diejenige Art. ſchwar⸗
zen Flotes, welche zu diefer Abſicht gebraucht wird, materialiter *
Trauerflor- genannt.
Das Trauergedicht, des— es, plur. die —e, ein: teäuriges
Gedicht, worin der Dichter um einen Verluft trauert. Inengerer
und gewöhnlicherer Bedeutung, eingeichengedit, worin man um
„einen Verſtorbenen trauert.
Das Trauergeläut, des — es, plur die—e, das Geläut oder
Läuten mit den Glocken, fo fern es ein Zeigen der Trauer um
einen vornehmen Berflorbenen: iſt.
Das Trauergeprenge, des —s, plur. inuf. das — ————
pränge, das Ötpränge bey der Beerdigung eines Verſtorbenen.
Der Trauergefang, des— es, plur. sie—fänge, ein Gefang
bey der Beerdigung eines. Verflochemen; das Träuerlied, ;
Die Tranergefchichte, plur. dien, eine traurige Geſchichte 2
oder Begebenheit, und deren Erzählung. _ &
Das Traͤuerjahr, des — es, plur die —e. r, Ein Jahr,” fe
fern man f- lange um. einen verfforbenen nahen Verwandten
„trauert, 2, Im engerer Bedeutung iſt es’ das erfie Jahr nad) *
“dm — eines Ehegatten, theils fo fern die Witwe ſich
während deffelbeit nicht zum zweyten Mahle verheirarhen dasf,.
theils auch fo fern fle während deffelben die Befoldung ihres vers-
- florbenen Mannes entweder ganz oder zum Theil geniefet; in weis. &
chem letztern Falle es auch das Gnadenjahr genannt wird,
Das Teauerkleid, des — es, plur. die—er, sin Kleid, in
. welchen ınan um. einen Verflorbenen trauert.
Das Trauermahl, des— es, plur. die—e,-in der anfändigen
Sporechart, ein Nahe derjenigen feperlichen Mapfzeit, welde
aneinigen Drten ben dem Begräbniffe eines Verſtorbenen den Leis ⸗
chenbegleitern gegeben wird; im gemeinen Leben das Leideſſen, —
Begräbnißſchmaus, Leichentrunk u. ſ. f. —
Der Trauermantel, des — s plur; die-mäntel, eigentlich
ein ſchwarzer Mantel, fo fern man in demfelben um einen Vers -
‚ plur, die— baume, bey den °.-
übichz die Sofflage, Bammerklage, große Rlage uud fo fer⸗
ner. Im Riederdeutſchen bedentet diefes Wort auch das Leichenge⸗
Folge, und ale dann iſt In Breiten die enge Trauer, das-Örfolae -
der nächften Verwandten des, Verſtorbenen, die kurze Trauer,
das Gefolge der Bornehmen, welche Feine Berwandien ſtud, und
. ftorbenen tranert,: Figürlich auch der Nahme eines Schmetter in⸗
ges, welcher ſich auf Birfenbäumen aufhält, Fapilio ed
phalis) Antiopa,.l.Morio Linn...
Die Trauer: Mufft, plur. die— en, eine traurige Mufit bey.
dem .Leichenhegängniffe eines Verſtorbenen. *
Trauern
—
Er BR neutr, mit RN Bulfeworte —
— —
————— Rn, Traurigkeit oder Gram empfinden, und durch
1 ‚über. - Hiemand ‚wird ‚um deinen Schaden trauern,
ae 3,09. über einen Todten trauern, Git.92, 20, Tiach
achen kommt Trauern, Sprichw.
BDeutung am hãufigſt en in der edlen und höher n Schreibart
gebraucht, indem in der. Sprache des gefellfchaftlichen Umganges
er Straurig. ſeyn, ſich grämen, kraͤnken u. ſ. f. üblicher find, ob⸗
‚gleich tesuern einen etwas höhern Grad zu bezeichnen fcheinet,als. .,
trauvig feyn, wovon der Grund: in. der Form dieſes Zeitwortes
ieget, indem es eigentlich ein Jutenfivum iſt. Dein Derdub-it
“+ werth, daß du um denfelben trauerſt. Wenn ein verlornes
Gut der Gegenſtand der Traurigkeit iſt, ſo ſtehet das Vorwort um,
in andern Fällen über ; indeſſen erhellet ans den angeführten bibli⸗
ſchen Stellen, daß es niche: allemahl ſo genau genommen wird,
In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, feine Traurigkeit
Am einen Sohn trauert man hier nur ein halbes Fahr,
trauern, mit gaug ſchwarzer Kleidung, „Leicht trauern. So auch
alten Feagmente auf Carlu den Großen. bey dem Schilter fonmt
meinen Verſtorbenen durch eine befondere Kieidung au den Tag
Tegen,, am haufigſten mit dem Vorworte um, ſeltener mit über,
m gemeiien Leben auch mit wegen. Um feinen Dxter trauern,
Tief
das Trauern.
Anm. Bey dem Ottfried in der erſten Bedentung: druren; bey
ten Shwäsifden Dichtern truren, im Riederſ. tvoren. Indem
es thätig vor. für befranern, einentroren, und im Angelfächfie
ſhen Haste man davon das Factitivum dryrmian, traurig mas
chen, Trauern iſt ein vermirtelft der Endſylbe ern gebildetes Ju⸗
‚tenfivum von dent veralteten trauen, thruwen, weldes noch im
‚Fatian, dep den Shwäbifchen Dichtern u. ff. vortemmt,-und fo
mihkleiden, Schmerz einpfinden, als auch, und zwareigentiih,fele
‚bigen durch äußere Merkmahle an den Tag legen, bedeuter. Dieſer
Seste Begriffift unfkreitig aud) der Stammbegriff, ſo daß erauern
: eigentlich Fläglich ſchreyen, wehklagen, bedeutet hat, und vermit⸗
ei des Vorlautes t von Ditfrieds riuwan, heulen, weinen, ab-
"fammet, (S. Reue und Röhren, ſchreyen.) Unſer bervube, das
Holl,troef, und das Lat. triltis, unterfcheiden ſich nur durch die
Endlaute, Unſer trauern im der zweyten Bedeutung iſt noch.ein
Überbleibſel der fehr.alten Gewohnheit, feinen Schmerz um einen
Berftotbenen durch ein trauciges Klagegeſchrey au den Tag zu ler
„sen. Die Schreibart trauren für. trauern iſt tur harten Mund—
and Sprecharten eigen, auch unrichtig, indem die intenfive-Ens
bung ern und. nicht vemlautet, obgleich traurig, wie andere ähn⸗
liche Wörter, wenn ein Bocal folge, das. vorher. gehende, e
ausfloßen. ,
Des Trauerpfecd, — plur. die — e, bey ——
adeligen Leichenbeg angniſſen ein ſchwarz behangenes Pferd, welches
traurig hinter des Leiche hergeführet wird, Zum Unterſchiede von
dem Sreudenpferde.
Die Trauerrede, plur.. die—n, eine jede Nede, welche. dep
einem rauerfalle, di, bey jemandes Abfterben oder Leichende-
gättgnif gehalten wird, da denn auch die Leichenvpredigten diefen
Nahmen bekommen. Ju eugerer Bedeutung pflegt maneine Pas
vehration im Deutſchen auch wohl eine Trauerrede zu nennen,
Daher der Trauerredner, der eine ſolche Rede hält.
Be Trauerfpiel, des — es, plur. die —e, die dramatifche
Die T
Nahahınung einer menfeplicpen Handlung, Furcht und Mir
"Leiden zu erregen, mit einem Öriehiigen Aus drůcke die Trasoͤdie;
ehe von den Lufkfpiele oder der Romödie, -
tauerzeit, plur. inul, die Zeit der. Trauer, diejenige Zeit,
in welcher man die Trauer für einen Berflorbenen trägt,
— 55 EI,
a RER Ne S
mapte an den Tag legen, mit den Borwörtern um
14,23. Es wird in
len baden,
Das Traufrecht, des —⸗es un iau. S. Traufe.
F 654 -
Der Terufböhrer, Sileanbinbohrer töten es derdecbt iff.
‚Die Traͤufe, plur. dien, von gem Zeitwocte trauſen oder
»sräufen. 1. Eigentlich, das von einem höhern Orte herab teäus
. Sfeinde oder tropfeude Waſſer, beſonders das bon den Dücera, dry
einem Regen oder ſchmelzenden Schnee, tropfende Waſer, wo der
Plural nur vor diefem Waſſer an mehrern Orten oder vol nehrern
Dächern üblich iſtz der. Tropfenfall, im Niederſ. Gbſe. Unter
Sie Traufe gerathen. Sprichw. Aus dem Regen in die Traufe
kommen, aus einem kleinen Übel in ein großes gerathen. 2. Der
er Det aufder Erde, auf welchen das von ben Dache tropfende Waſ⸗
ſer fällt, da denn auch der Raum von der Örundmaner bis.an dies
ſen Detpdie Teaufe genaunt wird. Daber das Traufrecht⸗ ſo
wohl das Recht, kraft deſſen fein Nachbar fo nahe an des auderu
Traufe bauen darf, daß dadurch der Abfluß des Waſſers gehindert
werde, als auch das Recht, feine Traufe auf des andern Dach,
oder in des andren Bezirk zu leiten; das Dachrecht. 3. In
x. einigen Gegenden führet auch die Dachrune, welche dich Waſſer
auffäuget und ausgießet, den Rahmen der Traufe. In weiterm
Verſtande if die Traufe eine Rinne um die Bütte der Papierma⸗
der, in welche das-überfüffige Waſſer von der Forin abtrieft
©, Traufen.
Traufeln, verb, re 8. welches das verfleinsende Iterativum von
traufen iſt, nud ſo wie dieſes in doppelter Gattung gebraucht
mird, . Als ein Teutrum Mit dem Hülfsworte haben, in vie ⸗
ten und. kleinen Tẽopfen herab fallen. Der träufelnde Thai,
Don ben Bergen träufeln gutthätige Waſſer, Gell. 2. Als
ein Yetivum;, folche Tropfen fallen laſſen, iu folchen Tropfeu falz
Träufelt the Simmel; Eſ. a5,8. O traufle Troſt
auf ihn herab, dar; zu dem ſich mein ſSerz voll Ungeduld auf:
ſchwingt! von Brawe.
— Ihr Wolken fenkt euch aus der Ah
‘ Un’ traufelt Salfam auf vie Wälder, Gryph.
‚Su beyden Gattungen it es in der edlern und böfern Schreibarta
sam gangbariten, indem iu der Sprache’ des geſellſchaftlichen Hate,
ganges trönfeln dafür üblicher ift,
— verb, reg. welches in doppelter Gattung vorkommt.
“Als ein Neutrum mit ven Hülfsworte haben, kan
— ‚oder. fließen:
IE dieß — Hut, das für die Sreybeir ränfe: ’
Schlig. _
Ju diefer Form kommt es am feltenften vor; ſie iſt auch alleın %n-
»fehen nach diefem Zeitworte nicht angemeffen, indem das Nentruen
eigentlich traufen oder.eviefen lautet, wie faufen und füufen ,
»tränfen und teinken u.f.f. +2. Als ein Aetivum oder Jactitt-
- vum, teopfenweife fließen oder fallen Leffen, «als das Activum von
triefen. ‚Ein deitter Theil won einem Sin Gl auf is Sem⸗
melmehl zu treufen, Ejech>46, 24.
- Dieß Maul, das Zrevel träuft Schleg.
In der Dentſchen Bibel kommt es, fo wie träufeln, mebrmahlsin
der ſonſt gangungewöhnlichen Figur des Drohens, Strafeus vor,
-Du Menſchenkind, ereufe- gegen dem Mittage und weißage,
urſe f. Ezech 20,46: Weißage nicht wider Iſrael, und treufe
nicht wieder * * Iſaac, Amos 7, 16. So auch das
Träufen.
Anm. Dieſes BASE Zeiwort kommt, ſelbſt in der thätiaen
Form, im Hochdentſchen ſelten vor, indem es döchſtens noch in
der dichteriſchen Schreibart gebraucht wird. Ju dem gemeinen
Sprachgebrauche find dafür tropfen und tröpfeln gangbar.
Traufe, das veraltete traufen, trobfenweiſe rinnen, eraͤufeln,
triefeln und Ale: find ale Zeitwörter Eines und eden deſſel⸗
ben Urſprungs. S. Triefen und Tropfen.
Der
N Te
Der Traum, des — es, plur. die Träume, fo wohl im Abſtraets
und ohne Plural, der Zuſtaud verworrener Vorftelungen im .
Schafe, ein mittlerer Zuftand zwifchen Schlafen nnd Waden.
Im Traumereden. Rs Fam mir im Traume vor. "Wie im
Traume herum geben, obne deutliches Bewußtſeyn, im Stande
yerworrener Borkelfungen, Es iſt mir noch wie im Traume,
Femanden atıs dem Traume helfen, fo. wohl eigentlich, einen
* Sräntenden erwecken; noch häufiger aber figürlicher, feine uns
deutlichen und verworrenen Begriffe deutlich machen, ihm zurecht
weifen, feine Zweifel heben u. ff. Als auch die vermorrene Bor:
fiellung felbft. Mit fhweren Trnumengeplagefeyn. Angſtliche
* Träume haben.‘ Minen Traum haben. Bey Traum bedeutet
nichts Gutes; Linen Traum deuten, ned Mehr auslegen ;
#8. Traumdenter.) Huf Träume halten, fie für Anzeigen Tünfs
tiger Wirklichkeiten halten. Da geber mir mein Traum aus,
imgemeinen Leben, er wird damit erfüllet, wahr gemacht. Wer
weiß, geherdein Traum nicht heute aus, Weiße. Figürlich wer ⸗
den andy wohl verworrene Vorſtellungen eines Wachenden, Eins
Bildungen, Meinungen, welche dem gewöhnlichen und nothwen⸗
- digen Zufanımenhange der Dinge widerflreiten, Träume genannt,
8, Träumer. i
rm. Schon bey drin Kero Traum, bey dem Otifr. Droum, ,
im Niederf. Droom, im Engl. Dream, im Schwed. Dröm, im
Isländ. Draumur. ©, Träumen.
Das Traun:bich , des — es, plur. die — bücher, ein Buch,
' ir weldrem Träume auggeleget; ihre vermeinten Bedeutungen
angegeben werden. - 2
Der Traumdeuter, ders — 5, plur. ut nom. fing. Fomin. die
Traumbdeuterinn, eine Perſon, welche ein Geſchäft daraus
macht, die Fräumeanderer zudeuten, eder auszulegen. Gehor⸗
her niche euren Traumdeuterh, Fer. 27, 9.
dafüe FTroumlceidere und Troumfeceidt,
Teiumen, verb, reg. act. et neutr, welches im letztern Falle
das Hülfewort haben erfordert, ı. Schlummern, in einent leichtem -
Schlafe liegen, als ein Neufrum ; eine im Hochdentfiben unbe⸗
fannte Bedeutung, in welcher aber im Niederk, fo wohl drömen,
als daß verklein erude trõmken, üblich find, Mit einem: andern
Endlaute iff eben daſelbſt auch drufen üblich. 2. In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutnag,, im Schlafe reden, und im weitern
Berftande,verworzene Vorftelfungen im Schlafe haben. Es wird
auf einedoppefte Art gebraucht. (a) Ms sin perfönliches Zeitwort,
"mit der erſten Endung der Perfon , folde Vorſtellungen im
Schlafe baden. Man fast, es träume jemand, wenn er im
Schlafe redet: Ich babe dieſe Nacht viel getraumet, babe
die ganze Pacht geträumer.. verhüllet im Dampf, ver=
graben in Sedern, träume er den Morgen vorbey, Zac,
Am üblichften if es in dieſer Geſtalt, im. figürlichen Verſtande,
verworrene Vorflelungen’und Begriffe haben. Ich glaube ‚du:
eräumf Er. traumt von lauter Glückſeligkeit.
die größten Beitter fo entfeglich, daran irrten, fo heillos dar⸗
über traumten, Herd. (6) Als ein unperfönliches Zeitwort oder
doch wertigftensirrder dritten Perfon, mit berdeitten Endung ber
Perfon, Demo-daz traumet, Rotf. Imtraum ein.traume
fwere, Steyfer.. Und ihm träumere, und Heben ff, ı of.
28,12. Hörer, was mir gerräumer har, Kap: 37, 6. Was
in das fir ein Tram „dee die geträumet hat? V. 10,
Gleichwie einen Hungrigen träumen, daß: er effe, Ef 29, 8.
Es hat mir nichty davon geträums, auch figürlich, ich babe:
nichts weniger als das vermushet. Es träumte mir, er wäre
aeftorben. Zap dir Sas nicht teäumen, fgüclch, ſtelle dir
303 nicht vor, Welche Bey ſpiele nebſt der Analogie ähuficher Seitz
So auch die
Traumdeutung, die Auslegung eines Trauıngs. Notker gebraucht
Wenn ſich
Bir Ira F
eh
wdorter infänglidh genug find, zu betseifeni, daß bie vierte Endung)
mit welcher diefesZeitwort von manchen verbunden wird, es trau⸗
’ met mich, unrichtigund fehlerhaft it. So auch das Tränmen.
Anm. Im Dberd, tranmen, im Riederf, dremen und
drommen, im Schwed. drömma. Viele fchen es als eine Ver-
feßung von dormire an, Cafaubonns leitete eg von Iprpe , einr
‘ Fabel, ab, und Ihre von dem Celt. Drem, ein Geſicht, Erſchei⸗
uung. Das letzte ſcheint allerdings damit verwandt zu ſeyn, kanu
aber nicht als das Stamn wort angefehen werden. Es ſcheinet,
daß träumen eine Nachahmung des unbernehmlichen letfen Res
dens im Schlummer iſt, dass denn nach Abzug des Vorlautes zu
veimen, vühmen u. f.f.gebören, wenigftens, fo wie fie y einen ges _
wiſſen Ähnlichen Laut nachahmen würde, 2
Der Träumer, des — s, plur.utnom.fing-Fänin, die Tran⸗
merinn, eine Perfon, welche eine Fertigkeit in verworrenen Bor-
ſtellungen, in unwahrſcheinlichen und dem befannten Zuſammen⸗
bange der Dinge widerfprechenden Meinungen hat. Seht, der
Traumer Bommt,ı Mof. 37,19. Daß nicht jeder neue Träus -
mer feine Brille erfinnen Ponnte, Herd. -
Die Träumerey, plur, die—en, das Träumen imfigärlichen
Verſtande, und ohne Plural, der Zuſtand verworrener Vorſtellun⸗
gen. Aus der veiterkeit der Seele folgt eine angenehme Trau⸗
merey; die Seele iſt ſich deſſen was fie empfindet, nicht mehr
bewußt, Sulz. Ingleichen dergleichen Vorſtellungen ſelbſt.
Träumerifch, adj. eb ady, dem Traume und deſſen Zuſtande ͤhn⸗
lid, Traumer iſch einher geben, als wenn man träumte, Juglei⸗
hen in der figürl. Bedeutung des Zeitwortes träumen in verworte⸗
nen Borftellungen und unwahrfcheinlichen Meinungen gegründet,
Der Traumgott,des— es, plur. inul. in der Mythologie dee
Alten, eine erdichtete Gottheit, welche die Träume regieren und
austheilen ſollte; Morpheus. —
Traun, eine Partikel, welche als ein Nebenwort der Verficherung,
der Berheurung gebrancht.wird, und entiweder zu Anfang eines
Satzes, oder auch nach einigen Worten firhet. Das Hebräifche
volk iſt traun nicht zu verachten, Judith 10,20, Es it traun
wahr. Im Hochdeutſchen iſt dieſe Partikel in den gemeinen
Sprecharten veraltet, obgleich die Riederſachſen ſie noch baben,
wo fie trouen lautet. Sie ſcheinet im Oberdeutſchen, wenigſtens
in einig n Gegenden, am gangbarſten zu fehn. Gottſched und an⸗ F
dere Sprachlehrer rechnen ſie zu den Interjeetionen; allein dieſen
Nahmen verdienet ſie mit nicht mehrern Rechte als wahrhaftig,
ia, gewiß und andere verfichetnde Nebenwörter.- - x
Anm, In dem Heldenbuche und bey dem Kaiſersberg entrawen.
Daß dirfes Wort von trauen, oder vielmehr von Tren abſtawmet,
ift wohl gewiß, obglrich die Form oder Ableitnngsart xoch ein we ·
nigdunfelift, Judeffen hat war im Schwer, rine ähnliche Par:
titel, welche tr lauter, aber mehr zu Berwünfcänngen gebrannt
wird ;trä mig ! wofür der Deutſche Pöbel hohl mich ! fagt ; trä
dig!hehldich! Ihre glaubte, daß diefes trä urfprüngfich der >
Nahmie eines böfen Geiftes fen, zumahl da der Tenfelim Islandi⸗
ſchen noch jegt Thraenund Tramen aenanut werde, Ob dies
fes tra und anſer traun einander zur Erläuternng dienen fönnen,
mögen andere unterfichen. —
Die Traurede, plur die —n, die Rede des Geiſtlichen bey der
rauuug, die Trauungsrede. SEN
Traurig, — er, — fie, adj. etadv, von dem Hauptworte Trauer
in der edſten weitern Bedeutung, und der Abfeitungsfplbeig.
2, Trauer, d. i. einen merflichen Grad des Unlnſt über ein gegen⸗
wärtiges Übel, befonders über ein verlornes Gut empfiudend,
uud folche am den Tag legend. Traurig feyn, werden. Se:
manden traurig machen. Eine traurige Perfon: Kine traus
rige Miene, Das traurige und eingefchränfte Weſen, welches
man
3
man —— — SM. Big: tetich key von tb
lofen Dingen,
Borde der Schale berunser, Geßn.
oder Noch fähig, felige zn er wecken.
Ein traut iges Ende nehmen. Muß man denn dieſe traurige
Pine (die Liebe) fühlen? Gell. Die beſten Ab ſichten 5
oft einen traurigen Ausgang, eben derf. Wie traur g wird
. das Ende dieſes Tages für mich! ‚eben derſ. ©, das iſt
traurig!
An. Bey dem Moifertiureg, ben dem Bisdir trau-
Trausen.-
Die Traurigkeit, plur;car. das Abftackim des vorigen Wor⸗
18, doch nur in der erſten Bedentung/ der Ztand, da man trau⸗
rig iſt. Bey dem Noiker r mit einer andern AbteitungsfplbeTra-
xꝛige
Der Trauring, des —es, plur. sie —e, von dem Beitworte
trauen, cöpulieren, derjenige Ring, womit zwey Perfonen ge
trauet, oder ehelich verbunden werden,
Der Trauſchein, des —es, plur. die —e, von eben diefem Zeie⸗
worte, ein Schein oder fehriftliches Zeugniß von dem Geiſtlichen,
oder der Dorigkeit, daß Ein Paar Perfonen wirklich) getrauet oder
ehelich verbunden worden. Zuweilen auch, z. 3, ben den Solda-
ten, ein Schein des Borgefegten, daß ſein Untergebener von ihm
die Erlaubnif babe, fi) tranen zu laffen; VBollmacht für den
Geitlichen ein Paar zu trauen.
rauſchen, verb. reg, neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel,
2 ches nur im gemeinen Leben einiger Gegenden als ein under ſöuli⸗
ches Zeit vort üblich iſt, heftig regnen. Es träufcht. Im Ital.
croſciare und Arofciare, wo auch Trofeiaein Regenguß iſt.
Es iſt eine un mittelbare Nach ahmung des Lantes und in fo fern
nmit dreſchen verwandt, welches einen ähnlichen Laut, obgleich ei⸗
ne ganz berſchiedene Handlung bedeuter,
Dev Trauf Yling, des—ss, plur, die —e, im einigen Gegenden
nr ee Nahme einer Art Shwänme, welche unter dem Nahmen des
geiderlinges am befannteften iſt; im einigen
Drüſch, welches von Traube und Trauch une im Endlautever-
ſchieden iſt, und fo wie diefes mehrere nabe ben einander befindlis
J — "Dinge bezeichnet, weil dieſe Schwänme in Tranben bey eins
2 ander wachſen.
Traut, adjsfehegelicht, werd. : Sphraim iſt mein trautes Eins,
Jer. 31,20. Lin teauter Sreund. Zuweilen auch im-Superlas
tivo, erautefte Madame, In den gewöhnlichen Sprachgebraus
che der Hochdentſchen kommt es jest foltener ver, dagegen es im
Ober⸗ und Riederdentfchen gang barer zu ſeyn ſcheinet. Niederf.
truut, truten, wo es ein Schmeichelwort geliebter Verſonen iſt.
Im Walliſiſchen it drud gleichfalls zärtlich geliebt. Es ſtam⸗
met ohne Zweifel won ı Trauen ber, jo fern es eheden lieben bes
deutete, welche Bedentung aus dem Miederdentfchen am erwris⸗
lichſten ik, Am ram ik daber Drudp rin Bühler, Liebhaber,
So fern der Begriff dir Sreue eine Figue der. Liebe it, war traut
ehedem auch fo viel wie astien. Ünttes druter, dir Bott gerren
iſt, Ditfried ; wo aber auch der Begriff eines Grliebten Statt
finder . In diefer Bedentuſsg wirdes jeat icht mehr gebraucht,
ungewöhnlich it. In Alt⸗Frauz. in d «d,getven, und Druriey
die treue S: ı-Toanen.
‚Die Trauung, plur. die — en von dem Zeitworte trauen, copu⸗
lieren, ehelich zuammen gebem diefe Sondiu 3, nr rinem Las
—J einiſchen Knaſt vorie die Copulation. S. ı Trauen ·
— ‚Die Trobar, ©. Träder,
— Abel.w. 8.4. = 2. Aufl.
Trauvig und blag bängen die Biumen am -
2, Diefe Unluft erweckend,
Kine traurige Gerichte.
- rich, t- aurık, im Riederf, trorig, FM: dreorig, Siehe
manden einen Treff geben,
- fchen it Dry pa gleichfalls ein Schlag.
Treffen, verb.irreg. act. ich rreffe, du triffſt, er trifft; Con,
Mundarten
Srufchling. Ohne Zweifel don dem provingiellen Teauſch,
ſo wie es denn auch in der erfenBedentung in derAdverbial Rorın
ER 658 \
7, Treckband, des —es, BR. die —band ⸗r auf den Ham⸗
mermünzen, cin eifernes Werkzeug anf einem fbarfen Bans
de, die Zähne oder Seine zu dein Beinen Gelde vernuttelſt
deſſelben zu trecken oder gleich zu siehen ;- das Ziehband,
5, das folgende,
* Treͤcken, verb. reg, act, etneutr, welcher i im letzteen Falle
das Hülfsdort haben erfordert. Es if im Hochdeutſchen unbe⸗
kaunt, dagegen aber in ganz Niederdeutſchland für ziehen Üdlih,
in deſſen fämmtlicen Bedeutungen es dafelbft gebraucht wird,
bier aber zur um einiger Kunftwörige willen einen Plag finder,
Es iſt ein Intenſivum von tragen, fo fern es ehe dem auch ziehen
bedeutete, und von dem Latein. trahere, In einigen gemeine
DOberdeutfchen Mundatten lautet die ſes Wort trächten, trochen,
trahen. Auch reden if damit verwandt, (S. beyde.) And im
Bersbaue Ober» und Niederfachfens ift wecken, Berge oder Erz
aufden Stollen une Strecken fortzieben, daber dir Kaaben, wel
he dazu beftimmt-find, Treckjungen genannt werden.
fand, eine Art Schuten oder Fahrzeuge, welche auf den Kanälen
und Flüffen von Menſchen oder Dferden fortgerreder oder fortaer
zogen werden, Die Straße zn bey en Seiten des Ufers, auf wel
cher⸗die ziehenden Menſchen oder Pferde geben, wird der Tre:
weg, das Seil ader, vermittelft defjen das Sahrjcug fortgezogen
wird, dag Treck ſell genaunt,
Der Treff,des —es,plür.die —e, ein nur inden gemeinen Sprech⸗
arten übliches Wort, welches einen berben Schlag bedeutet. Je—
Es ift, fo fern es urfprlnglich eine
Snterjection if, welche deut Last eines derden Schlages nach ab⸗
met, das Grammmort des folgenden Zeitwortes. Im Schiwedis
ich treffe, du tveffetu.g.h, Imperf. ich traf; Con). ich trafe;
Die Troͤckſchute, plur. die —n, in Niederdentſchland und Hols _
Mittelme. gerroffen; Amperat.triff. Es if-eine unmiiselbare -
Nayahmung eines gewiſſen Lautes,.daber es ebedem verfchieder
ne Handlungen bedeuttie, welche mir diefem Laute verbunden
find, oder doch unter demſelben gedacht wurden. Es bedeutet
daher,
2.3." Gehen, und in weiterer Bedeutung, den Drt verändern,
‚bey den älteen Oberdeutſchen Schrifiſtellern drephan,treflan.
Es ſcheint in diefer Bedeutung ein Intenfivum von trabem, oder
wie es ehedem lautete, erawan, trafan, ſchnell geben, zu ſeyn,
and eigentlich derb und ſt ark geben, bedeutet zu haben. JIndeſſen
iſt es in diefem Verſtande, vermuthlich um der Vieldeutigkeit
willen lãngſt veraltet, obgleich unſer eintreffen, fo fern es an⸗
kommen bedeutet, noch davon übrig iſt. Siehe Traben und
Traͤppen.
2. Mit einem Schlage, Stoße, Wurfe oder einer andern Ähits
lichen beftigen Bewegung berübren, als eine Nahahmuug des
Zantes, mit welchem eine olche Berührung verbunden it.
(2) Eigentlich. Tach jemanden ſchlagen und ihn nicht tref⸗
fen. "Mit der Schleuder'groffen. Richt 20, 16. Jemanden
- das Gerz, oder ihn in das Herz treffen, es fen man mitelnem Stie
hr, Soße, Schuſſe u,f.f. - von einer Rugel getroffen wers
der. von dem Donner, von dem Bligiivable getroffen wers
den, Er hand, wie von dem Bonter netroffen. Neben dem
Ziele treffen, Zas Zieltreffen. - Wer oft ſchießt, trifft end⸗
Alp einmabl: Das Gelent im Zerlagen treffen Der wWwund⸗
arzt hat die Ader nicht getr off: n.' Wo id das Zeirwart bald
auf das Werkzeug, bald auf die Per ſon, werde fich deffeiben bes
dient, brzivber, Im Agürliben Verſtaude, fühlt man ib ger
troffen, wenn man einen Ansfpruch auf fish anzuwenden Ur ſache
. det, . ⁊
— 4 . Dar
>. getroffen,
* ae
— wurde es chedem auch ſehr * De lagen ofen
und zuweilen auch für ſchießen gebraucht, daher denn Treff im ges
meinen Leben auch einen Schlag oder Stof bedeutet. Den Mad:
Een treffen, dag er flirbe, 5 Mof. 19, 5. untreu trifft (fchlägt)
feinen eigenen Serven, Wit dem Seinde treffen, mit ihm ſchla⸗
‚gen, ihm eine Schlacht, ein Treffen -Tiefern. Von fraffen, von
nitoen, mit den fynden, in dem verdeutfchten Livius von 1514,
Daß er ff der Spten treffen ſolt, angreifen, eben BAIKIUIR,
Er het geren
don fund an detroffen mit in, Theuerd. Kap. 90,
Ju die ſer Bedeutung ift es jegt veraltet, doch wird-das Hauptiport
das Treffen noch in derſelben gebraucht. Im Schwedifhen ift
drabba und dräpa,imiAngelf, thrawan,und imArab.darab,
gleichfalls ſchlagen.
(2) Figürlid.. a) Jemanden treffen, ibn an einem Drte pers
fönlid gegenivärtig finden. Ich babe ihn geſucht, aber ich
Fann ihn nirgends treffen... Jemanden zu Haufe treffen,
Wenn er dich bier treffen wird, Mein Brief har ihn niche
(S. aud) Antreffen , welches gewöhnlicher ift.) Ehe⸗
dem gebrauchte man es in noch gewöhnlich.rm Verſtande für fin
den üßerhaupt, welche Bedeutung das Ftal,trovare, und Franz,
_trouvernod haben. b) In weiterm Verſtande bedeutet es oft in
einen gewiſſen Zuſtand gerathen, gleichſam von einer Sache als
mit einem Schlage getroffen werden Die Reihe trifft dich. Wenn
mich die Reihe treffen wird. Wen wird die Reihe in unſerm
Saufe treffen, mich oder meine Tochter ? Gell. Am hänfigfien
von Dingen, welche als ein Übel angefchen werden. Was ich ge-
forget, hat mich troffen, (getroffen) Hiob 3, 25. Ihn trifft
Plage und Schande, Sprichw. 6,33. Die Sluth wird uns
nicht tveffen, Ef. 28, 10. Das Unglüt trifft mich. e) Das
Gefuchte oder das Verlangte von ungefähr oder durch Verfuche,
durch Muthmaßung ausfündig machen. Den rechten Weg treffen.
Rathen und nicht treffen. Getroffen! Die vechte Melodie
‚eines Liedes treffen. Inder Mufik ift daher treffen, die Noten 5
ind ale duch diefelben vorgefchriebenen Intervalla ‚genau nnd
richtig ausdrucken. Der Mahler trifft, wenn er einen Gegenſtaud,
und beſonders die Geſichtszüge einer Perfon genau nachahmet
und ausdruckt. Ein treffendes Band, welches ſich genau
zu den Umſtänden ſchickt. Das iſt nice treffend, ſchickt ſich
Hierher nicht. d) In einigen Fällen bedeutet es auch ſo viel wie
veranfaltun, oder vielmehr sine verlangte Abſicht durch feine
Veranſtaltung gleichfam als von ungefähr- erreichen ; wo⸗
doch die Hauptwörter, mir welchen es in diefer Bedeutung ges
braucht, werden kann, bereits duch den Gebrauch: beſtimmt find,
Eine Seirath-treffen, harathen. Kine gute Heivarh, rine
gute Partie treffen. - Eine. Wahl’treffen, wirklich wählen.
ine gute, eine Schlechte Wahl treffen. Line Allianz, ein
Bindniß, eisen Vergleich, einen. Waffenſtillſtand treffen.
Anftalten zu etwas treffen,machen. Nicht fo häufig jagt man auch
eingh Srieden treffen, d. i. machen oder ſchließen. e) Berühren,
eine im Deutſchen veraltete Bedeutung, in welcher es noch bey dem
Mötfer vorfonmt: Die Shwedifchen trefva und treffa, und
das Pohlnifhetrafiam, haben dieſe Bedeutung gleichfalls noch.
Meitdem vorgefegten Zifchlaute bezeichnet unfer-freifen eine *
des Berührens, So auch das Treffen
Armı' Bey’ dem Nosfer Ireffan,-im Niederf. drapen. Dis
Hechjerusfche ſcheinet, vermöge des flarfen verdoppelten Blafelaus
8e3, ein Intenfivum eines veralteten einfacheren Wortes zu ſeyn,
welchee in unſerm traben noch zum Theil vorhanden ift. Da alle
Zeit xxrter Nachahmungen beſt immter Laute find, ein und eben
— —— mehrern ganz verſchiedenen Handlungen eigen
Ar) Fe tſich darans die. außer dem ſeltſame Erſcheinung nicht ner
J RR" ri X 4
„zahlreichen Haufen gebraucht wird,
ER Te EN
X
— — —
-
* nie Binden abe auch Ineller&paden ———— —
rere ganz verfchiedene Dinge mit Einem und eben dewmf:lben Zeit⸗
worte bezeich net worden. So find unfer traben, triefen, treffeng
ſtreifen treiben (iraben machen) ‚die fremden trouver, Trabs,
und hündert andere lauter fehr ahe mit einander berwandte Laute ·
und tönende Zeichen fehr verfchiedener Dinge. .
Das Treffen, des—s, plur. ut nom. fing. ı, Ein Gef,
die Handlung , da zwey gegenfeitige Parteyen mit einander hand⸗
gemein werden; wo cs, ohne Rück icht auf die Stärke beyder Para
seyen, oder auf. bie Art des. Gefechtes, üblich iſt, und daher noch
zuweilen von einzelnen Perfonen gebraucht wird, ob es gleich. von
zwey ausmehrern Per ſonen beſtehenden Parteyen am gewöhnliche
ſten iſt. Ein Treffen halten oder liefern, welches befonders von
Das Treffen gehr an. Eis
nem Treffen ausweichen. Es auf ein. Treffen anfommen laffen,
Es kommt zum Treffen, zum Gefecht, zur Schiägerey. Als cs
zum Treffen Bam, auch figürlich, als es zur Sache feibft fam, ©
Wenn von Kiegeshecrendie Rede iſt, fo find Schlache und: Trefz
fen von einem Gefechte zwifchen zwey zahlreihen Heeren am übe.
lichſten, dagegen man von einzelnen Haufen derfelben die Wörter
Gefecht, Scharmügel u. fs f. gebraucht. Im gemeinen Leben
bingegen wird Treffen in feiner alten urfprünglichen Bedentung
noch von einem jeden Gefechte gebraucht. 2; In dem Kriegesinge
fen wird auch eine aus drey oder mehrern Reiben Soldaten bee
ftebende und in Schlachtordnung bifindliche Linie Soldaten, ein
“
Treffen genanut, Das Dordertveffen, das Sintertreffen®
welde man mitdem vortrabe ‚und. Nachtrabe nicht ——— —
muß. Das erfte Treffen, das zweyte Treffen und ſo ferner.
Anm. Es ſcheinet nicht, daß dieſes Wort der bloße Inftnitio
des vorigen Zeitwortes ſey; es hat vielmehr alles Anfeben eines
eigenen vermittelft der fubftantiven Ableitungsfplbe —en gebilde
ten Hanptwortes. Der Stammbegriff iſt nicht fo wohl der Begriff
der Begegnung, desauf einander Treffens, als vielmehr des.
Schlagsns, welder auh in dem Wort Schlacht herrſchet.
Wenn diefes aber mehr von großen und blutigen Gefechten, Tref⸗
fen aber von minder großen gebraucht wird, fo ſcheinet ſolches da⸗
ber zu rühren, weil Schlacht ein Intenſivum von ſchlagen iſt.
Ehedem waren für Treffen auch die Wörter volkwig, Puneife,
(pugna, pugnatio,) Streit Volkoſtreit u, j.f. üblich,
und in Sotterien übliches Wort, ein Los, eine Nummer, welche
Der Treffer, des—s, plur.ut nom. fing. ein nur im Spielen }
trifft, d. i. einen Gewinn erhält; im Gegenfage eines Sehlers, ; > ne
oder einer, Niete. Ob ihr Los unter den Treffern oder Schlen . x
fieben wird, Gel; _
Trefflich, —er, —fRe, adj.et adv. von dem Beitworte —
1. *Eigentlich, nähmlich als ein Nebenwort; eine im Hochdeut⸗
ſchen unbekannte Bedeutung, in welcher die Niederdeutſchen ihr J
dreplik gebrauchen. Es ſcheinet hier von treffen, den rechten
Gegenſtand berühren, abzuſtammen. 2. Einen hohen Grad der
ãußern Würde, des äußern Glauzes und Vorzuges habend.
(1) Eigentlich. Kine treffliche Geſandtſchaft ‚welche aus oor ⸗
nehmer und vielen Perſonen beſtehet. Ein trefflicher Glamz.
Ein treffliches Haus, ein prächtiges. Eine treffliche Schonbeit.
Eine frefflihe Summe, Zach 11. 13.
Nicht bloßmit Schein und Sarben prangen,
Die nur der Pöbel trefflich heiße, Haged.
(2) In weitern und figir ichem Verftande, 1, Einen hohen
Grad des innern Vorzuges, der innern Bütebabend. Mremann,
der Syrer, war ein trefflicher Mann vor feinem Seven, Kön.
IL Ein trefflicher verſtand. Lin trefflicher Kopf. Eine treffli= 7
che Arzeney. Es hat mir trefflich gefallen. ©, das iſt treff lichl
iu einem boben Grade vorzüglich, Dir Manterkeit und Lebhaf⸗
z eig?
247
er
5 ————
SR er
Y EL
—
dteie des weiblich
Eernſte des mannlichen, Gell. Sich trefflich halten. 2. *Wich⸗
tig, eineimHochdeurfhen veraltete Bedeutuug, wofür daſelbſt
= rifeig abuch it. Sine ernſthafte und treffenliche Sache,
Saken, ehedem wichtige Klageſachen, Criminal: Sachen. 3: In
eeinen jeden hohen Grad, eine Intenfion zw bezeichnen.
an Wie ofehat bach ihr Murren und Geluͤſten
Be Ihm trefflich ſehr erbitgerein der Wulten, Opis Pf. 78.
In welchem Verftande es zwar noch nicht veraltet ift, aber gemeis
Aniglich nur in Gcherze gebraucht wird, mis Anfpielung auf den
Begriff der vorzüglichen Güte. Trefflich ſaufen Fönnen... Je:
manden trefflich ausprügeln. Du bit trefflich mit dem Maule.
Man fſing an, ſie trefflich anzu gaffen. Salmaſtus mache
uber dieſe Stelle einen trefflichen Wirrwarr, Leſſ.
Anw. Im Oberd.treffenlich, im Niederſ. dreplik, bedreoplik,
im Sch vediſchen, wo es aber aus dem Deutſchen angenonmen
feyn ſoll, dräpelig, dräpelig, dreflig. Das es vongreffen
abftanıne, ift wohl gewiß „aber nicht fo gewiß ift die Bedeutung
diefes Seiiwertes, welche die Figur veranlaſſet hat. Wachter leir
tebes von treffen, taugen, tüchtig fepn, und erkläret trefflich duch
noch unerwiefenift, fo ift in ihr fein Grund von dem hohen Grade
bat, Es iſt auch nicht wahrfheinlich, dag trefflich ans vortreff⸗
ohne Zweifel äfterift. Mir ſchrint es wahrfcheinlicher, daß treffen
in der Bedeutung des ſchnellen und heftigen Berührens ehedem be⸗
ſenders von den Lichtſtrahlen gebrancht worden, das Auge ſchnell
und heftig rühren da denn der Begriff des Glanzes, des äußern Au⸗
ſchens der Staumbegriff ſeyn würde, Auf ähnliche Art iſt
prächtig von brechen, glänzen, gebildet. Übrigens wird trefflich
int Hochdeutfchen in alleu den Bedeutungen, in welchen es noch
ar iſt, nicht. fo haufig gebraucht, als das verlängerte vortreff⸗
Lich; welches eigentlich einen noch böhern Grad bezeichnen folkte,
S, auch Triftig.
"Die Treffuchk eit, plur. die —en, das Abſtractum des vorigen
Wortes. 3, Die Eigenſchaft eines Dinges, da ee trefflich iſt,
ohne Plural ‚doch nur cheils von dem äußern Glanze und Anſehen,
theils von Einem hohen Grade der innern Güte, 2. In einem
- hoben Örade vorzügliche Eigenfhaften, Der Selden Trefflich⸗
keiten. Haged. *
Sr iſt durch eigne Trefflichkeiten
won vorurtheilen frey, eben derf,
Was Treibebeet, des es, plur. die —e, bey den Gärtnern,
ein Bert, ie Gewäcfe in demfelben zu treiben, d.i. durch vers
frärkte künſtliche Wärme zum: ſchnellern und volliommnern
Mahsthume zu Bringen, da denn bald ein jedes Miſtbeet, bald
aber auch nur ein Glas beet, oder mit Fenſtren verfebenes Miſt ⸗
— > Beet, ein Treibebeet ‚und fo fern es in Beftakt eines Kaſtens ums
2 ſch oſſen ift, ein Treibekaſten genannt wird.
es Das Treibeblatt des—es, plur. inuf. in einigen Gegenden
E “ ein’ Nahme einer Pflanze, ©. Katzenklee ;
N DerTeeibebogen, des—s, plur. ut aom: fing. bey den Gold:
L. arbeitern, ein Bohrer, welcher vermiftelft eines Bogens artrieben
G : oder in Bewegung geiggt wird; bey den Goldfsginieden Bogen:
so greife ; x . ! 2 EI; 8
Der Treibebrief, des — es, plur. Sie, bey dan Handiver-
“ feru, Briefe, oodurch wider ſpenft ige Geſelle buy ben Handwerks,
ginoffen anderes. Drienanrüchtig grmacht and dadurch vertties
4
8 Gr PY, N X * * *
—— *
—— —
* —
* _ —
en Charaktere ſchickt ih wefich'su dem
Blanſſchli Imden Miederdeutfchen Gerichten, waren drepelife
noch weiterm Berſtande wurde es ehedem ſehr häufig gebraucht,
tuchtig; allein zn geſchweigen, daß die Bedeutung des Taugens
der Büchtigfeitgu finden, den trefflich in allen ſeinen Bedeutungen
Tich oder dem alten übersrefflich verkürzt ſeyn ſollte, indem jenes .
abergemeiniglich mit trefflich als gleichbedeutend angefeben wird.
ER, "662
den werden in dem fie alsdann von krinem Meiſtet in Arbeit ges
nommen werden können.
in dem Wafferbane, eine
Die Treibebühne,, plur. dien,
Act Bühnen, d, i. von dem Ufer aus iu den Sttongeführte Werke,
die Strombahn zu Tenfen ; zum Unterſchiede
re 54 ſchiede von den bloßen
Der Treibebunzen, ©. Bunzen. j
Das Treibefäß, des—ffes, plur. die-—fäffer, bey den @ärbern,.
- ein Faß, worin. die Felle getrieben, d. i, mit Lohe gar gemacht
werden. k — —
Das Treibegatn, des—rs, plur. die—e,
beſonders bey dem Nachtſiſchen, in welches die Fiſche getrieben
werden, das Klebegarn, Blebeneg.
Der Treibehbammer, des—s, plur. die —bämmer , bey ver.
fHiddenen Metallarbeitern, ein Hammer, ein Metal damit zu
treiben, d. i. entweder in die Länge oder indie Ründe ausgudch-
nen. Einen folchen Treibebammer mit runder Bahn Haben die
Klämpener,, ein gerades Stück Blech rund heraus zu fchlagen.
Das Treibehaus, des—eg, plur. die—häufer, ein Hans zum:
Treidei, etwas darin zu treiben. ı. Im Hüttenbaue wird
das Gebäude, worin dag Erz getrieben wird, fo wohldie Treiber
hütte, als das Treibehaus genannt, 2. Bey den Gärtnern iſt
es ein Örbäude.oder nur ein Theileines Gebäudes, die Gewächfe'
duch Fünftiche Wärme zum fchnellern und Velfkändigern Wachs»
thume zu bringen, als ohne diefelbe möglich ſeyn wilde; das Glas⸗
haus, weiles vorniganz mit -Ölasfenfiern verfeben iſt. Es ſt
bon einen Gewachsh auſe/ worin die Öewächfenur vor der Wins
terfälte verwahrer werden, noch verfchieden.
Der Treibeherd, 'des—es, plur. die—e, im: Hüttenbäue,
ein Herd, auf welchem getrieben ,d.i.das Silber vondem Bleye-
geſchieden wird, S>Treiben. ‘
Der Treibeberr, des—en, plur, die—en, ebeu daſelbſt, der
Herr oder Eigenrhümereiner Sreidhütte oder eines Treibepaufeg,
Das Treibeholz,des-—es, plur. car. ı, Ebewdafelbfk, dasa
jenigelange Scheitbolg, womit der Herd bey dem Treiber oder
Scheiden des Silbers von den Bleye, gebeiger wird. 2, Holz,
welches auf dem Waſſer daher getrieben kommt, da denn fo wohl
dasjenige Holz, welches die See und reißende Flüffe an manchen
Orten wegpühlen und an einem andern aufegen, als aud) dasjes
nige,twelches in einzelnen Scheiten in eimen Fluß geworfen wird,
um es an einen beſtimmten Ort zu flößen, Sloßholz,) dieſen Nahe -
men führer.\3. In den Küchen iſt es eine Heine hölzerne um einen:
Stock bewegtiche Walze, Kuchen⸗ und andern Teig damit zu freie
bein, d: 8. zu dünnen Blättermiauszudehnen, das Walgerhol; ;. im’
welchem Falle es auch den Plural, die —bolzer, leider,
Der Treibehut, des —es, plur die — bite, im Hüttenbaue,
eineiferner mit Lehm ausgefchlagener Deckel, welcher bey dem:
Treiben über den Herd geſetzet wird, und die Stelle einer Muffel
verteitt.., Ä }
Dr Treibebütte, plur. die— n, eben dafelbft; eine Hütte, d.i.
leichtes Gebäude, in welchen ſich der Treibeherd Befinder , welche
wenn fie bauerhafter gebauet ift, das Treibehaus genannt wird.
Das Treibejagen, des—s, plur. ut nom, fing.indeirfrad-
mwelen, eine Art der Fagd, wenn das Wild aus einem ganzen Her
viere zufammen und in den Zeug getrieben wird ; die Treibejapd,
das Hanptiagen, die Sauptjagd, zum. Unterſchiede von einem,
Belatigungsizgen.
Der Treibefeften,des—s, plur. ut nom, fing.S. Treibebeer,
Dias Treibetorn, des—es, plur, die —Förner, im Hütten
bane diejenigen Körner, welche bey dent Treiben des Silbeds ab⸗
fertigen, und fich in den Herd verbergen; ſerdkorner, Sahne, ©;
Bahn ı. 2%
ER % Eier
eine Yet Fifchernege,
= er RE RÄT EN a nn a Be nn a kirche
—
⸗
An}
: Ste N —
Ei
© Die Treibeleute, fing. inuf, im Zagkıwefen, biejenigen andlen ⸗
te, welche bey einem Zreibejagen das Wild aus einer Gegend in
den Beug treiben müflen ;- die Treiber, fi
Lreiben, verb. irreg. ich treibe, du treibſt, er. treibt w. ff, Im⸗
-perf.ich trieb; Mittelw. getrieben ; Imper. treib. Es iſt, wie
‚alle Zeitwörser, urſprünglich eine Nachabmung eines gewiſſen
Lautes, und da fih einerlen oder doch ein ähnlicher Laut bey ſehr
verfchirtenen Handlungen befinden tann, fo rühret es daher, daß
Auch diefes Zeitwert, fo wie manche andere, in mehreren dem Aus
ſehen nach fehr verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, und
den Sinn des Planderns, Trabens, Treffens, (welches ein Antenne
fivum davon zu ſeyn fcheinet,) in ſich vereiniget, wozu in Ältern ,
Seiten noch manche andere Bedeutuugen fommen,die man ader-im
-. Deutichen vorlängft bat verältenlafen, vermuthlich die Vieldeu⸗
> gigfeir zu vermeiden, Es ift in doppelter Geſtalt übfich.
L Ms ein Neutrum, welches fo wohl mit haben, ala mit feyn,
verbunden wird, RE
1, * Plaudern, befonders von einem zum andern plaudern,
klatfchen, welches ebenfalls ſo wohl die Bedeutung. des Plau⸗
derns als des Schlagens barz) eine im Hochdeutſchen ungewöhn⸗
liche, aber im Niederdeutſchen völlig gangbare Bedeutung, wo
Srieve, plaudern, klatſchen, Drive, ein plaudethaftes Weib, Dri⸗
verie, Klatſcherey, und Drivehus, ein ſolches Haus iſt, wo über
andere geklatſchet wird. ;
2, Sin aeben, obue Zuriſel, als eine Onomatopdie des ats
fen und ſchnellen Ganges. j OP
(+) Eigentlich. Dan ſagt noch im gemeinen Leben, müßig
herum treiben, er hat den ganzen Tag müßig herum getrieben,
wofür man auch thätiger Weife faat, ſich herum treiben, müßig
herum geben; außer welchen Falle es im Dochdeuffi hen nicht
mehr gehöret wird, indem in ander Fällen traben dafür üblicher
if, welches nur in der Mundart davon verihirden if Im
Schwed. iſt drifva,gleihfalls müs herum geben. Das Nie⸗
dert. drivends bedeutet im Laufe, md figürlich nubefonnen; eben
dafelbft ift Dreve der Gang, Siehe au Trifft und Streifen,
welche gleichfalls davon abſtammen. 5 &
(2) Figürlich, wo es befonderg von lebloſen Körvern gebraucht
wird, wenn fie obne fichtdare änfere Gewalt langſam fortbewiget
werden, a) Eigentlich, Der Sund, der Schnee treiber, wenn er
von dem Winde in großen Maßen oder Haufen forcbeweget wird,
(8. Triebfand.) Daher in manchen gemeinen Pundarten Drifft,
Trifft, Shwed. Drive, ein folder Haufen von dem Winde forts .
gewalzien Schnees oder Sandes ifL Die Wolken treiben, wenn
fiefih in Menge in der Luft fortwälzen, Das Schiff treiben
Taffen, es dem Winde nnd den Wellen überlafien. Es kam ein
Schiff ohne Maien getrieben. Es Fommt Holz getrieben, ge⸗
fowommen, Es feiner, daß es in allen Fällen, wenn fein Ort
bezeichnet wird, das Hülfswert haben erfordere; wird aber der
‚ Umitand des Drtesausgedrudt, fo befommt es, wie verfchiedeue
andere Nentra, das Hülfswort ſeyn. Das Schiffift von sem
Ufer getrieben. Es ift Hols an das Land getrieben. Die
Schiffe find aneinander getrieben. Auch im Hüftenbaue ges
braucht man die ſes Wort als ein Reutrum, von dem mit dem Sil⸗
Fer vermifchten Bleye ; das Silber treiber, wenn es auf dem
Treibeberde in den Fluß kommt, und fid) ven dem Bleye fehrider,
(Siehe gleich hiernach in dem Activo.) b) Gewächſe treiben,
wenn fie merklich ſtark wachſen. Die Bäume haben fehr ſtark
getrieben. ©; auch Trieb. F Ar
11: 18 ein Ketiynm oder vielmehr Factitivum, treiben ma-
‘Ken, in der sion fen Sauptbedeutung des vorigen Reutrius durch
unwiderſtehliche Bewegunasariinde den Ort verändern nıadıen,
Da dirfe un widerſtehlichen Beweg ungs gründe von ſehr vielfacher
+ =
—
dor — Tre RE. ,
x
et feon konnen/ fo witd dieſes Zeittsort auch in einem verfhier
dersin Ver dande gebraucht,
. 1. Fir eigentlicyiten Merfande, durch ſchlagen oderfloßenden
Der veränd.rn machen. Einen Nagel in den BalEen,einen Reif
an das Jaß, einen Pfahl in die Erdr, einen Beil in den Spalt, _
einen Kreiſel mit der. Peitſche treiben; wo es alle Mahl ei⸗
ve unwiderſtehliche törperlich· Gewalt bezeichnet. Daß dieſes
Zeitwort ehedem auch ſchlagen, ſtoßen, bauen n. ſaf. überhaupt
bedeutet babe, iſt fehrleichrermweislih. " Im Niederſ iſt driven
und im Schwer. drifra, noch jetzt ſchlagen, floßen, todriven, ei«
nen Schlag geben ; im Hollãud. bedeutet Dreve, eine Ohrteige.
Ufer Treffen, fo ferır es eigentlich auch ſchla gen bedeutet, iſt das
Intenfieam davon, fo wie das Lat. Tribulum,ein Deeichwagen,
gleichfalls damit verwandt iſt. Bey den Ulphilas bedeutet drei··
ban auch bauen, Hlaibagradaban us Steina, ein Grab
aus Stein gehauen. Ja engerm Verſtaude iſt treiben, in vielen
Filen durch Schlagen, Stoßetn oder Drücken ausdehnen. In
den Küchen wird der Teig getrieben oder aus einander getries _
. ben, wenn vr mit dem Trridebolge ausgedehnet wird. Roc hau⸗
figer kommt es in diefem Verftande bey den Metallarbeitern vor, '
wo tveiben, von außen erhabene Figuren durch Schlagen von in⸗
. nen bewor bringen. „Siguven in Silber,in Rupfer reiben. Man
treiber auf Bley oder Rütse, wena man das Metall, weldes auf
folde Art getrieben werden fol, auf Bley oder Kütte legt. Ge—
dreiban. in ; ——
2. In weiterm Verſtande treiber man, fo oft man einen Körper
gung brinat, oder feine Kraft zur Thaätigkeit beliimmt,
() Im weiteſten Verſtande. Dev Wind treibt das Schiff,
die Mühlen flügel. Das Waſſer treibt das Rad. Arzeneyen,
welche den Schweiß, den Urin, den Stein treiben. Dis Ge:
wicht treibt die Uhr. Ein Beil treibt denandern. In den Uhr⸗
werfen treiber ein Rad das andere. Undfoin yielen andern. .„ —
Fällen,wo für die bewegende Kraft und ibre genanere Beflimmung
nicht eigene Wörser üblich find, wohin 3.
u.t.f. gehören, er 2a EN,
2) Im engern Verſt ande, wo die ſes Wort in verfchiedenen
B. sichen, fhieben
ER
J
Fellen des bürgerlichen Lebens als ein Kunftwort-üblih if,
4a) In demHütterbaue beißt e: eiben, das mit dem Silber vermüch,
te Bley durch Schmelzung der ganzen Maſſe in Teſten vermittelſt
des Windes der Bälge zur Verglaſung bringen, und ſacher Ge⸗
Reit von dem Silber fheiden, da denn das Silber in der Höhlung
des Teſtes als Blid ſilder zur Heißt, das in Glatte verwan⸗
delte Bley aber von dem Winde zu einer Öffnung gerrieben, und
durch diefelbe abgegegen wird. (Siehe Treibeberd, Treibeofen
Da das durch das Treiben erhaltene Silber. noch nicht
vollfommen rein ift, fo wird es durch das Feinbrennen von allen
noch dabın befindlichen Unreinigkriten befreper, . Als ein Haupte
wort gebraucht, if ein Treiben fo viel Erz oder vermifehtes Mer
tall, als auf Ein Mabl getrieben wird, welches gemeiniglich ger
Zentner find, (hDiePapiermanber treiben den gefhöpftenZeug,
wenn fie ihn imder Form fchütteln, damit dieBogen überall gleich
dick werden. (e)In dem Gartenbane werden die@ewächfe getries
ben, wenn man durch Fünftliche Wärme ihren Wachsıhum bes.
ſchleumget (d) Die Lohgärber treiben die Rıindehäufe, wenn fie
felb ge in die Farbe oder Beige legen, bis fie aufangen aufzu ſchwel⸗
„twiebene Arbeit, Schon Uphilas gebraucht in diefem Verfiande
duch unwiderfiehliche phnfifche Mittel in eine merfliche Bewe⸗ Re Ä
*
len und locker zu werden. (E) Ins Bergbaue gebraucht man diefeg *
Zeit wort noch in einem andern Terſtande als in den Härtenbauez . '
denn dort iſt treiben ſo viel, als Rerge und Erze vermittelt deg
don Pferden gezogenen Göpels ons der Grube zichen. Erz oder
Berge tweiben, voftändiger, aus der Grube treiben, Nachdem
ER das
2.5 das Treiben in die Tiefe geberund fchwertreibig ift, find zwey
bies dier Pferdenorbig. Und fo noch in andern Fälen mehr.
32In noch weiterm Verſtande, durch Furcht und Drohung
amd audere dringende und unwiderſtebliche Bewezungs gründe zur
VBerxanderung des Ortes bewegen, und in weiterm Berftande, zu
einer Veränderung beftimmen; da denn nur allein Iebendige Ge⸗
ſchspfe getrieben worden fönnen, REST, ’
SE - 1) Eigentlich, durch Furcht ober Drobungen fort brives
gen, zur Beränderung des Ortes beflinimen; fo wohl von Men⸗
ſchen ale Thieren. Ein hoher Grad des Treibens, wo die Bewe⸗
gung noch mehr beſchleuniget wird, beißt jagen. Das vieh auf
die Weide, von der Weide, in den Stall, vor ſich her treiben.
» Kiren und aus der Stube, die Vögel von der Saat treiben.
0 Tbiere an einen Ort sufammen treiben. Och ſen, Schweiz
one, Eſel treiben, ihren Weg durch Furcht vor der Strafe befkin-
men. Bey den Fägern treibt der Seiß dock die Geiß, weun er
in der Brunft iſt, und fie verfolget. Eben dafelbſt ift treiben auch
‚eine Art der Jagd, wenn das MWildbrer, welches man jagen will,
J durch Furcht an einen Ort zuſammen gebracht wird; auf welche
Art denn nicht nur das Roth⸗ und Schwarzwild, ſondern auch
* ———— ‚getrieben wird. (S. Treibejagen, Treibezeug.)
Sugleichen von Menfhen. Jemanden in die Llucht treiben.
Den Seind ausder Stadtrreiben. emanden aus den Haufe,
aus dem Befige feiner Güter, non einem Amte treiben. Fe:
manden in die Enge treiben, figürlich, ihn in einen Stand ver-
ſetzen, wo er fich nicht, vertbeidigen oder verantivorten fann z eine
I; vermuthlich aus dem Jagdıw fen entlehute R. A. wo das Wild bey
Jemanden zu Paaren treiben, ihn in Ordnung bringen, inglei⸗
chen, ihn überwältigen.
— 2) Ju weiternt und figürlichem Verſtande. (a) Durch
dringende Bewegnngsgründe zu einer. Veränderung oder deren
Seſchleunigung beffüimmen. Ein hobder Grad durch Anwendung
» -Ängerer Gewalt heißt zwingen. Jemanden an die Arbeit trei—
ben, durch Befehl, Furcht, dringendes Erinnern. Einen ſaumi—
gen Schuldner zur Bezahlung treiben Jemanden treiben,
durch Erinnern, Befehlen, ungeftümes Bitten ihn zur Beſchleu⸗
os miqung bewegen. Wer treiber euch ? Jemanden aus-einem
Pachte treiben durch ein höheres Geboth. Die Noth treibt mich
dieſem Ziele unſerer Wünſche. Eine Sache treiben oder betrei—
ben , ſte durch dringendes Anhalten zu befördern oder zu beſchleu⸗
nigen fuchen. (6) Sigürlich, Etwas weit treiben. Meingere,
fie treiben die Sache weit, Gell. Den Spaß zu weit treiben.
Eine Sache auf das Außerfie treiben. Das heiß’ ich die Zäre⸗
Tipfeir, die Verläugnungn, f.f. weit treiben. Eine Untrefus
chung bis zur Sundfluth hinauf treiben, (ce) Nach einer au:
dern Figur iſt eine Sache treiben, fie oft und viel ausüben, wo
es fo wohl im nachtbeiligen Verſtande, von der mebrmabligen
Ausübung unerlaubter Fertigkeiten und Neioungen gebraucht
wird. Surerep, Unzucht, Blutſchande treiben, Poffen, Kurze
weile, Unfugtreiben. Einen Spott mir etwas reiben, Wu—⸗
Ger, G’winntreiben. Das Diebesbandwerk treiben. Muth:
Rn ‚willen treiben.
as weiben. Scherz mit erwastreiben, damit fherzen. So oft
= wir Worte ohne deutliche Begriffefaffen, treiben wir mit un:
ſerm Gedachtniſſe den unnatůrlichſten · Gebrauch, Gr. Be⸗
ſounders von Berufsgeſchäften. Kine Kuuſt treiben. > Sande
lung treiben, Handeln. Die zandlung im Großen treiben,
Baufmannfchaftteeiben. "Die Studig treiben. Kin Hans:
werk treiben, Wirthſchaft treiben Was wunderſam it, ſey
es noch fo unnöthig, Euklio wribtes, Gell. übt es, bej.häftige
* —
dazu. Uns alle treibt ein natürlicher Trieb zu dem Glücke,
Als auch im gleihgültigen Verſtande. Scherz -
- einem Hauptjagen zulegein die Enge zufammen arteieben wird. .
Te 656
ſich damit. Andeffen gebraucht man es in dieſer unfchädlichen Be⸗
deutung in der anſtändigen Schreibarı nicht gern mehr, wegen des
antiebenden Rebenbegriffes eiuer laſterhaften Fertigkeit Sebſt
mit die ſen Nebenbegriffe iſt es im Hochdeutſchen nicht in allen
Fällen mehr gewöhnlich. Die diblifchen, boſe Stücke, zo fahrth
Stolz, übermuth, Salfchbeit, Morden und Schlagen, Schalk⸗
beit, Bssheit, Geig, Wolluf, Raub, Gewalt, Überfluß uf. f.
‚treiben, find veraltet. Noch weniger würden fich folgende Ans⸗
drücke nachohmen laffen. Sie trieb ſolche Worte täglich, ı Moſ.
39,20, Das Evangelium treiben „ Epbef, 16, 15. Das
Werk des Seren treiben, ı Eor, 16,10, Oft ſtehet es indigfer
nachtheiigen Bedentung abfolute, Sie treiben es zu arg, machen
es zu arg. Sie habensja gerieben genug, Weiße. Sie treibens
mehr denn die gegen den Auſtang, und find Tagewähler, &,
2,6, Wie mans treibt, ſo geht es Wo es unerlaubte Fertige
keiten aller Art ausüben bezeichnet, Das Schwed. drifva wird
in eben diefer figüclichen Bedeutung gebraucht ; aber es iſtaru⸗
nöthig, es in derſelben als ein eigenes verfchiedenes Zeitiwort au⸗
zuſehen, und es mit Ihrevon dem Isländ. Aryggia, ausüben,
abzuleiten, Der Übergang von dem Dringen;Vefördernoder Br
f&leunigen der Bewegung, zur niehrmahligen Ausübung, iſt ſeht
natürlich und faglich ; daher die Faur nichts ungewöhnliches
bat, die fich fchon indem Lat. agere findet, welches fo wobl trei⸗
ben, alsansüben, und in noch weiterm Verflande than bedeuten,
und unfireitig mit unſerm jagen verwandt uf.
So auch des Treiben, welches ſehr Häufig als ein Hauptwort
/ gebraucht wird,
nm. Schon im Iſidor driban,dey dem Dirfried und fiinen
> Beitgenoffen triban, bey dem Ulphilas dreibon, im Riederſ.
driren / im Angefächf.dryfan, im Engl. to drive, im Schwed—
drifva,im Griech.rgißer>, den den Kraiueriſchen Wenden der-
vim, Es iſt mit Traben, treffen, Teupp, und weru mai den
Vorlauf abreihnet, welcher hier ein Jatenſivum zu macen ſchei⸗
‚net, auch mit zeiben u, f. f. verwandt, Das Pat. trud ere, untere
ſcheidet ſich nur im Endlante, fo wie Gladius md Gleve, Jau-
dareundlobenn.f.f. Dadasbindieiem Zeitworte fehr gefitte
de lautet, ſo kann es auch in den Bufammenfesunnen, beſonders
wenn fich das folgende Wort miteinem Mitlante anfängt, das €
euphoneum nicht entbehren wenn eg nicht wider den Gebrauch in
ein p übergeben fol ; obgleich harte Mundartsu Treibiagen, ı
Treibknospen u, ff. ſchreiben und ſprechen. Alte Zufammen-
fesungen mir Ableitungs ſylben ſtud auch bier, wie in andern Fal⸗
len, ausgenommen, wie Treibling,. S,aud) Trieb und Trifft.
Der Treibeofen, des —s, plur. die —Öfen, im Hüttenbaue, ein
Dfen, worin das Silbergetrieben, d. i. durch den Fluß von dem
Bieye nefchieden wird, und der auch der Treibehexd beißt. —
Das Treibepedh, des —es, plur, die—e, bey den Goldſchmie⸗
‚den, ein Kumpen Pech, Goldund Silber daranfzu treiben; die -
Pechkugel.
Das Treibepferd, des —es, plur. die —e, im Jagdtweſen, ein
abrerichteres Pferd, weiches nah dem Willen des Jägers ven
Kopf beftändig auf die Erde hält, als wenues grafete, auch ſich
von demfelben nach jeder Seite treiben läſſet hinter demfelben das
Wilobret zu er ſchleichen, und Demfelben Einen Schuß anzubrin
gen, das Schießpferd.
Der Treiber, des —s, plur. ut, nom. fing. Fämin, die Trei⸗
berinn, eine Derfon, welche treiber, faſt in allen eigenil ichen und
weitern-Bedenrungen-des Aetivi. Im Jagdweſen, werden die
Treibeleute, im Hürtenbaue die zum Treiben des Silbers gehöti⸗
gen Hüstenleute, im Bergbaue diejenigen, welche das Erz vermit⸗
fett des Gövels aug der. Grube treiben, Tueiber genannt, und fo
in anfern Fallen mehr, So auch Eſeltreiber, Schweinstreiberz,
DRAN} Plug:
J 6 er
Er — ——
He —
Pilugtreibern.f. L. — ie re
mit Gewalt zur Arbeit treiber, iſt im Sochdeutſchen unger
wöhnlich. ; $
DosTreiberad, des — es plur. Sie—räser, imHüttenbaue,
"dasjenige Rad, weiches bey dem Treiben des Silbers die Bälge
treiber,
Köryer in Bewe gung foget, dag Triebrad genannt,
Der ——— Teiebfand.
‚Ber Treibefchyacht, des—es, plur. die —f@ächte, im Bergbaue,
ein Schacht, vermittelſt deffen das Erz aus der Erde: BERN
d.i. von Pferden heraus gezogen wird,
Der Treibeweg, des —es, plur, die—e, ©. Te,
x
Teinnbar, —r, —fe,adj, ei adv. fähig getrennet zu werden:
Das Treibewerf, des—es, plur. inufiti im Hüttenbaue, das⸗
jenige Bley, welches das Silber auf dem hohen oder Siichofen an
ſich gezogen het, und hernach dur das Treiben wieder von dem«
ſelben gefchieden wird.
Das Treibezeug, des —es, plur. die—e, im Jagdweſen ein
Garnſack, der vorn weit und Hinten enger ifk, die Kepp- und Feld-
hůhner in dinfelben Re treiben und fie beruach zu füngen; der
Samen.
Der Treibling, des —es, plur. * — e, in der Bienenzucht,
diejenigen Bienen, welche man aus vollen Körben in ledige treitt.
Die End ſylbe iſt die Ableitungsſylbe —ling.
In andern Fällen wird ein folches Rad, welches einen
Treideln, verb. reg. act. welches nur in der Schifffahrt auf
Ztüffen einiger Gegenden üblich iſt, und fo viel als ziehen beden⸗
get. Lin Schiff tweiseln, es mit Seiten fortzieber. Geſchiehet
folches auf der See durch kleinere Fahrzeuge und Ruder, fo wird
es bugſteren genannt. Im Rivderf. tveueln, im Holänd. trey-
len. Es iſt von trecken, von tragen, fo fern es ebedem auch
sieben bedeutete, und von traf ere, nurim Endlaute verfibizden,
Ir einigen Gegenden ift daher Treil, ein in Zichfeil, und Treiler,
der ein Schiff anı Seile fortzichet. i
Tremmen, verb. veg. act. welches nur in den Pfeifen, Manu⸗
faetuten üblich iſt, den überflüßigen Thon von der geformten
Pfeife mit dem Meſſer wegſtreichen. Daher der Tremmer,
derjenige Arbeiter, welcher dieſes thut, und der Tremmknopf
ein von Horn gedrehter Pfropf, der runden Mündung des Pfei—
fenkopfes nachzuhelfen. Es geböret ohne Bweifel zu dem alten
nioch Riederdeutſchen und Eugliſchen trim, gepußt, geſchmückt,
trimmen, Engl. to trĩm, putzen, ſchmücken, betrimmed, ger
putzt, Enol.trimmed, trimly,
Der Trempel, es — s,.plur. ut nom. fing. bey dem Minie⸗
zen, eine Stüße oder Strebe, wider ein Bret, welches gegen einen
Kiumpen Erde giftellet wird, daß die Erde nicht herunter falle;
Ex gehöret zu dem Dberdeutfhen Tram, ein Balfe, und dem in
den demeinen Sprecharten üblichen Trämel, Tremel, ein ing
tel, Hebebaum.
Die Tremſe, plur. die—n, ein nur im Niederdeutſchen isticher
Nehme der blauen Kornblumen, weicher in einigen Gegenden der
Trems, die Trem ffe lautet.
Der Tremulaͤnt, des en, plur. die—en, aus dem Latein. Die Treenfe, plur. die —n. 3) Eine runde Schunr, eine Kunde ’
tremuläre, ein bebender Ton, gin langfamer Triller. Befonders
iſt Jer Tremulant over Tremulanten = Zug. in den Orgeln, ein
Bug, den Pfeifen bey traurigen Muſiken einen melaucholiſchen
bedenden Son zu geben.
Trendeln, ©. Trandeln.
So auch die Trennbarkeit.
Tonnnen, verb, reg. act, den Zuſammenhang der Theile eines
Körpers, uud in weiter Verftande, die Verbindung zweyer oder
mehrerer Dinge aufbeben. Im eigentlichften Verfiande von der.
Beperlichen Berbindung,, es geſchehe übrigens anf welche Artes
—
wolle, — ar eine Band ——
wir ſich das Waſſer trennet, 1 Ehron. 15, 13. Der dieWafle _
trennete vor ihnen be, &f. 63, 12. Dem Kopf mit einem Bier >
be von dem Rumpfen trennen.Da esein ehr alfarmeines Zeitwort
if, welches die Art und Vrife unefimme läßt, fo_ wird es in.
‚biefem. eigenslühften Verſtande nur ſelten gebraucht, "außer im
ſolchen Fällen, wo Fein näper beſtimmen des Zeitwort bergebracht
iſt; die Glieder det Soldaten, eine Schlagrordrung trennen.
Am engerh Derfiande iſt es bet den Schneider und Räbiertimen
üsfich, die Fäden einer Maht nach einander auffcinciden, Zwey-
sufammengenähete Stucke von einander trennen. Eine Habt
‚trennen oder auftrennen (©. Auftrennen, Abtrennen, Zerr .
sonen.) Figurlich dieBerbindung, zwifchen zweh oder mehr Din:
gen. aufheden. Befonders die Verbindung in Anfehung des Dieses‘
"und der Zeit. Die Rinder vonden Altern trennen, $reimdr,
die fchon viele Jahre von einander getrennet find.” Der Tor
rennt Leib und Seele von einander, if eine Trennung des
Ceibes und der Serle. "Aber auch in weiterm Verftande, von.
jeder Art der Verbindung, der Gemeinſchaft. Kin Bindnige
frennen. Kin Paar Ehelente trennen, wofür doch ſcheiden
ublicher iſt· Es ſoll uns nichts F Be ——— &
andelten nun En —*
trennen ſich, wenn fie” gemeinſchaftl
dieſe Verbiudung aufheben.
Doch — — Re (die Eintracht) der Bosheit Sölen:
212 af, Dagedi 7 RER
W⸗ es in engerer ————— für uneins machen: — — ag |
die Trennung inallen obigen Fäen.
Anm: Diefes Wort kommt bey dem Stryfer zuerſt vor, 07
dem entrant, getrenuet iſt. Viele Oberdeutſche, 3.3. Opitz ge⸗
brauchen es in eben derſelben irregulären Form, ich trannte, ger
trannt, welche aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. Eine andere
veraltete Form hat ſich noch in abtrunnig erhalten. Da dieſes
Wort weder in der Niederdeutſchen noch in den derwandten Spra⸗
chen vorkomint, foläßt ſich deffen Abſtammung nur waheſchein ·
Lich beftimmen. Das vorauſtehende t ſcheint eine Jutenfton zube⸗
zeichnen, oder auch ein Aetivnm ans einem Neutro zu bilden ; wer
nigftens gehöre es nicht zumSt am nie Es bleibt alfo ——
meiches das noch jetzt Be che zu ſeyn feheinet, und zwar
ifdem weiteften Umfauge det Bebintung, da es urfprit aglich et:
» Dnomatopdie ver ſchiedener deftiger Bewegzungen war, und mit“
dem Shweb.remna, berfien, deu 2er, Rima, Spalt, u. f. f..
verwandt ift. (5. Rennen): Daher Fommt vermuthlich auch die, -. ; :
Üpnlichfeitin der irregulärenForm; ich rannte / ich trannte Das:
Franz trancher, ſchnelden, zerfhneiden, Ital. trin ciate ſcheint
danon abzuffammen. Ehedem war trennen auch als ein Neutrum
uüblich, ſich abfondern, oder getrennet werden, Es hanget eine
PR’
ee
(Schuppe) an der andern, daß ſie nicht von — — —
Hiob 4, 8; woflie jegt das Keeiprocum fich trennen üblich ft. ©...
au Sipridem, aus deffen Zufangnenhaltung mie bien Seitwör«
te.fich der Unterfchied beyder * beſtimmen läſſet.
ſchnur / Litze; eineim Hochdeutſchen unbekaunte Bedeutung, wel⸗
ce aber ihn Niederdentfchen noch völlig gangbar ift. Auch im:
Schwed iſt Trens, einerumde Schnur: 2) Ein leichter Dferde>-
zanım, deffen Mandfüd ohne Stangen ifk , ohne Zweifel, wsilman. .
fich ſtatt deſſelben anfänglich; einer dloß en ſtarken Schnur oder ei⸗
ues dünnen Strickes bediente. Lin Pferd an derTienfe oder mit
der Teenſe reiten.
Anm In der legten Sohcutungt im N ederf; gleichfalsTeenfs
im Schierd. Trens, im Holäyd. Trenfle. Es iſt mitStrebne .
verwandt, . Im Nieder ähftfihen iſt auch das Zeitwort trenſen⸗ —
‚zähnien, zahm mahen, üblip,.
—7
ie =
Teinfan, Sr
Die Treppe, plur. die—n, Dimin. das Treppchen, Oberd
er A 4
Ban) 9
372 2
—
—
—
Teönfen ver
N
reg. neutr. mit dem Hilfsworthaben, Welches
nur bep den Kägern von dem Hirfche üblich iſt. Der birſch teens
Set, wenn ee nicht aus LautemH alfe (hreyer,fondern ſich nur dann
und wann hören läſſet. Auch das ſchwache Schreyenfunger Hir⸗
ſe rd trenſen genannt; Es ifbeine unzıa selbare Nachahmung
diefes Geſchreyes. Im mittlern Lat. kommt drenfare von dem
Eeſchrey der Schwäne, drindire, drinolarennd drinorare
" ‚aber, (tict drivorare,) von der Stimme der Wieſel oder Mar⸗
der vor.
Teendeln, S. Trandeln.
Der Trepän, des — es, plur. die —e, ein Bohrer der Wund⸗
ärzteiu Geſtalt einer Rennfpindel, die Hirnſchale in Berwundun ⸗
gen des Kopfes damit zu durchbohren. Der Nahmie iſt aus dem
Franz. Trepan, Ital. Trepano, welche wieder von dem Griech.
rguavon abſtammen. Im Deutſchen könnte man ihn Schädel-
Bohren. oder Kopfbohrer nennen. Das von einigen verſuchte
girnbohrer iſt unſchicklich .
Trepplein, eine aus mebrern Stuffen beftehende Anftalt, darauf
indie Höheoder in die Tiefe zu fteigen, welche in den gemeinen
Mundarten ge Steige oder Stiege beißt. DieStufen nnterfcheir
en eine Trepve von einer Leiter, welche nur Sproffen hat, Line
‚Heinerne, hölzerne Treppe. Die Bellersreppe, Bodentreppe,
Schneden- oder Wendeltreppe, Freytreppe. Die gebrochene
Treppe, welche mit Ruheplätzen verfeben iſt. Die Treppe hin:
auf, hinab eigen, geben oder Iaufen. - Im Hochdeutfchen erfor»
dert eine ‚Treppe viele Stufen, daher man daſelbſt nicht fast,
die Altartreppe oder Throntreppe, wie in einigen Provinzen
üblich ft, fondern die Altarſtufen, oder die Stufen zum Altar,
zum Throne, oder des Altares, des Thrones
Anm. Im Niederf. gleichfalls Treppe, im Schwed. Trappa,
in: Holänd. Trap. Es ſtammet von Trappen her, fo fern es ches
dem. treten oder ſteigen überhaupt bedeutete, _ wie Steige oder
- Stiege von fleigen. Im Pohlm, ift Drab, Drabina, die
Reiter. N
2 Das Trefihäf, des—es, plur, car, eine Art des Karterfpieles,
welche befonders unter dem großen Haufen üblich iff, und im
rang. Breian lautet, Treſchat fpielen, welches auch wohl tre—
ſchaken genannt wird, Da hier der Ton wider die Gewohnheit al⸗
lee Deutfhen Wörter aufder Ableitungsſylbe Tieget, fo erhellet
ſchon daraus, daß es in einer fremden Sprache zu Hauſe ift, ob ich
afeich dieſelbe jetzt nicht nãher beſtimmen kann. Die gemeine Nie⸗
derdeutſche Mundart hat noch das Zeitwort treſchaken, trifchifen
REN welches daſelbſt für prügeln gebraucht wird, welches
abe
r auch den Ton auf die ausländifche EndfpibeaEen bat, und
daher gleichfalls entichnetän ſeyn ſcheinet, obgleich die erſte Hälfte
unftreitig unfer dreſchen iſt. h
7
Die Treofefammer, plur.dsie—n, nur in einigen Gegen,
den. ein Rahme einer Shagfammer, ingleichen der Sacriſtey
an den Kirchen, oder desjenigen Dites, wo die Schätze, Ge⸗
räthichaften der Kirche verwahrer waren, "und endlich eines
Archives, weil man die Urkunden ehedem mir dem Schage
an Einem Drte, oder als einen Schatz, verwahrete. Zur
der legten Bedrutung eines Archives ift es noch iin Hamburg,
gieiſter oder Kämmerer ·
von einer Saeriftey aber , am mehreren Orten üblich. ir kie
nigen Gegenden verderbt Trewesfimmer, Trewenskammer.
Die erfte Hälfte ift das veraftere Threſo, ‚Tres, Tris, Dres,
- in Lipfii Gfoffen Trife, ein Schatz, welches entweder von dem
$ranz. Trefor, und mit demſelben yon dem Lat, Thelaurus,
abſtammet, oder doch mit denfelben Einer Quelle angehöckt. Am
mittlernẽat. Trifcamer a,dahır Trifcamerarins; der Schatz⸗
\
A £ EEE A W
*
—— 6
Re |
Die Cröfge, plur. car. ein Nahme welcher nicht all · in in Schrife
ten, ſondern auch im gemeinen Leben einer vierfachen Art eineg
unterdem Getreide wild wachfenden Unkrautes Beygeleger, und
dadurch viele Verwirrung vernrfachet wird, ı) Dem Wind: oder
‚Taubbafer, Avena paniculata L. 2) Dem Kiven, Agro-
ftema Githago L. 3) Dem Schtwindelhafer oder Colch,
Lolium L. welder auch Doreen, Twalch, Tewer, Tauſch
gerannt wird. Und endlich 4) dem Bromus fecalinus L. dre
dieſen Nahmen vielleicht mie dem meiſten Rechte führer, ob ex
gleich auch in vielen Segenden dem Lolche beygeleget wird, Die
ſes Unkraut fieher dem Hoden ähnlich, und viele Landwirthe bes
baupten , daß er in cinem feuchten naffen Boden aus dem Rocken
entſtehe, und in einem trocknen und guten wieder in denſelben
übergebe. Der Nahme lautet, nachdem die Mundarten find; batd
Treipr, Drefpe, bald auch Trebs, und in Shüringen Dreff, me
manaber den Lolch darunter verſtehet. . \
Die Treffe, plur. die—n, Diminut, das Treßchen, ein aus Gold⸗
und Silherfäden , zuweilen auch aus Seide gewebter Streifen
in Geſtalt eines Bandes, womit man die Händer oder Rähte ver—
ſchiedener Kleidungsſtcke einzufaſſen oder zu befegen pflege. Die
Bandtreffe, Lahntreſſe, durchbrochene Treffe, goldene, filbers
ne Treffenuf.f. in Bleid mit Treffen beſetzt, ein Treffen:
Pleid. Lin mir Treffen befegter Ste, ein Treſſenhut. Mit
Treffen befege, wofür auch das aus dem Frangöfifhen entlehnte
bor diert üblich ift.
Anm. Es iſt ohne Zweifel aus dem Franz. Treſſe entlehnet,
indem die Sache ſelbſt eine Franzöſiſche, wenigſtens eine auslan⸗
diſche Erfindung iſt. Das Franz, Treſſe bedeutete ehedem ein
jedes geflochtenes Band, und ſcheinet echt Dentſchen Urſprunges
zufenn, und von dem Niederſ. Traſſe, Trosje, ein dünner Strick
anfden Schiffen, eine Leine, abzuſtammen, welches wieder von
einem verolteten traffen, ziehen, (ehedem tragen, Miederſ. tre⸗
&en, Latein. traherg; Jtal,tralfare,) abffammet, von welchem
WortoTriegeinmanden Riederdeutfchen Gegenden eine Wins
de bedenrer. (©, auch Trenſe.) Das Franz. Drefle, wovon auch
nufere Perrückenmacher ihr Dreffe Haben. (S. diefes Wore,)
ſcheinet mehr von dreller abzufammen, welches mit unferm rich⸗
ten vertwandt ift. Einige Dberfachfen fehreiben und forechen dies
fes Wort irrig Dreffe. j
Die Tröfter, fing.inuf. die unbeauchbaren'überbleibfer eines aus⸗
gepteßten oder ausgefochten vegetabilifchen Körpers, welche im
münden Fällen anch Traber und Drufen genannt werden. Yır .
engerer Bedeutung find die Treſter, die von den ansgepreßten
Weintrauben übrig gebliebeneHülfen und Kimme; die Weintre⸗
fier, Weintväber. Daber der Trefterwein, ein fchlechter Mein,
derverniiztelft aufgegoffenen Brumenwefirs aus den Treffern
ausgepreffer twird ; Nachwein, Lauer, in den niedrigen Sprech⸗
arten Lurke.
> Anm. Schon ben demRotfer Treſter, in den gemeinen Sprech⸗
atten Triefter, Troſter. Es iſt von Druſen, fo fern es
gleichfalls ſolchen unnügen Uberreft bedeutet , und unſerm
Thaber une im Endlaute unterſchieden. Traͤber und Tree
ſter werden nur im Plural gebraucht, nnd dieſer Plutal fer
tzet einen veralteten Siugular voraus, ‚welcher Trab oder
Trab und Treſt gebeigen. Hat aber der Singular, wie,
mahrfeinticher if, Traber oder Trader und Trefter ger
lautet , fo follte der Plural billig ein 'n befommen: Sie -
Trabern, die Treſtern.
wöhnlichſten.
Indeſſen iſt es doch ohne n am ges
Tröten, verb. irreg. ich trete, du trittſt, er tritt, wir treten
nf. fe Imperf. ich erar ; Mittelw, getreten; Imper, write. Es
iſt in doppelter Geſtalt üblich. ,
L %s
— *
671
1.41: ein Aleatrum, nit dem. EN —
*
1, Eigentlich in der Bewegung des Zußesmit deſſen untern
Fläche berühren, wo es auf verſchiedene Art gebraucht witd. Abe
ſolute und als ein Reutrum, von der Art und Weine des Ganges.
Leiſe treten, ſanft treten, im Gehen leiſe oder fanftauftrutem:
Der Ort ader das Ding, welche man auffolche Art berühren, wind
bier wit einem Borworse ansgeseudt, Im Geben derb auf den
Boden treten. Auf etwas treten. In den Koth, in Oas Waf:
fex,indiePfuge treten. In emandes Lußfapten treten, auch
figirligp feinen Benfprete folgen, ibaı nahabmer. Auf ein Bret,
auf den Stein treten. Dfr degieber fih die Präpofition auf en
Fuß, oder deffen Thrite. Auf die Süßerveren, d. i, auffleben, von
einem Sitzenden oder Liegenden. Ich trat auf meine düße, Ezech.
— Auf die Zehen treten.
2. Ju weiterer und figürlicher Bedeutung. +) Für Geben,
doch nur, wenn eine Veränderung des Ortes vermttielſt Eines
oder weniger Tritte oder Sceitte bezeichnet werden ſoll. An das
Senſter, auf die Seite, vor den Ciſch, um Altar treten
jemanden treten.
ben. Bey Seite treten.
ten, ſteigen. Serein treten, in das Zimmer treten, in die Thür
treten. ſervor treten. Zuſammen treten, auc- ſigurlich,
fich verbinden, verrinigrn. Dader die figürlichen KU. Fer
mandes Ehre zu nabe treten, ſeſne Ebyre kräuken, beleidigen.
Der Wahrheit, der ſeyuldigen Achtung zu nahe treren. Auf
Zu
jem andes Seite treten, feine Partie nehmen, ibn pertbeidigen, .
es mit ibm balten. Ins Mittel tveren, zwep ſtreitige Verſonen
zu vereinigen fuchen. Un jemandes Stelle treten. -Angkliche
Träume traten an Lie Stelle frober Gedanken. 2) Au weite
ter Bedeutung, auch von lebloſen Dingen, wenn ſie obne äußere
fihtbure bew egende Kraft den, Det verändern, Imsruhling,
wen der Saft In die Baume sr Das Waſſer trier in die
Rohre, der Wein tritt in den Arm des Heberr.
Sonne in den Stier tritt. Die Geſchwulſt trat imm er weis
ter, Gell. Die Thranen traten ibm in die Augen. 3) Figür⸗
lich, ſich in einen Zuſt aud begrben, zuweilen auch in einen Zufand
ge: asben ; doch nur in einigen Fällen. In ein Amt treten, ein
Amt antreten. Bey jemanden-in Dienfletresen. In jeman-
des Dienft treten. meinen ®rden, in den Eheſtand treten.
In das funtzigfie Fahr feinesAlters treten. Zu einer Religion
treten. Der sirſch tritt in die Brunft, wenn er anfängt zu
brunfien, ;
11.918 ein Xctivum mit der vierten Endung. Sich einer
Dorn, einen Hagel in den Sup treten, im, Sehen oder Treten in
den Fuß ſtoßen. Etwas entzwey in Stucke treten. Die Schu⸗
be ſchief treten. Etwas in den Koth treten. Jemanden mir
Süßen treten. Etwas unter die Süße treten, and) figurlich, eg
viröchtlich behandeln und bintan ſehen. Die Gefege der Orde
nung urter die Lüße treten. Jem anden treten. ihn mıitder Fußs
foble Roßen eder drücken. Ihn auf den Fuß treten. Einen
Wurm treten. Auch das friedlichſſfe Würmchen beißt, wenn
man es treten will. Beſonders durch Treten bearbeiten oder ei⸗
He Xrıder Zurichtung sehen. Die Topfer treten den Than, die
Garber dieselle.. Die Weintrauben oder den Wein treten, im
Oberdeuſchen anch frotien, den Saft mit den Füßen ausguiet-
fl en, eine Art des Kelterus. Die Balge de Orgel, oder die Or:
ge} treten, die Blafebälge durch Teeten in Bewegung feßen, Das
DR Eher kurten, haüstic, würfie auf der Öaße herum sehen, (S.
Pfaftertreter.) Ju der dichteriſchen Schreibart wird die ſes Aeti⸗
vum zuweilen für betreten gebraucht,
Der Staub, don ich ictzt trete, der Staub war ihr Gebein,
Duſch.
Ser
Einem unter die Augen treten, fich ibm na⸗
Don ferne treten. Ans Land itre: -
Wenn die -
ie 3
Beyeiöneteinem ie: sen —— | Er
Sum Seiligchim der — beit, den er — ann,
ER ——
— ve ben Moden rear, —— —
‚Lip, ei viele⸗ und syacinben imSupeirurite,
a) Ham,
Fiaielich — man diefes Leitoum ehe Benfig' von dem
männlichen Grfistebte ber Vögel und olles Federviehrs —
- fruchten. Der gas tritt die Zenne der Tauber die Taube. Im
mirileen Lat. fomsı cabeat e gleichfalls ſur coire vor 1m
Sp und) das Treten,
menſetz ungen Abtreten⸗ Antreten, Auftreten, Yustveten, Be⸗
treten Beytreten, Eintreten, Nachtreten ————— *
‚ten, Zutreten, Zertreten nf. f.
. = Anm. Schon bey dem Uphilas trudan, dep Demo
dretan und (intenfive) drettan,bey dem Noufer =
ton, im Jnipsrf. trettoto, in Ober ſchwaben uoch je gt
‚im Sſter reich. tretten, (woven trirrund trittſt herfiammen,) am
Rbein trotten, im —— treden, zuſammen gezogen treen, im
Fritreidsen, im Angel.tredan, im Eugl. to tread, im Jeland.
t:oda, im Gchwed. träda, geben, ſchreiten, und träda, treten,
Sau Tritt, ingleicgen die Zuſam⸗ = —
calcare, in Lat, tero, tritum. Dader it im Wehfiihen
Trout und Trud, und im Zrlind;Troith, der Fuß. Treten
ift eine Nachahmung des Kanies, welcher durch das Riederſetzen
des Fußes verut ſacht wird, und ben Laute des Stampfens und:
Stoßeus ähnlich iſt, daher treten ehedem auch ſtoßen bedeutete, F
rdaere, welche Bedeutuug das Niederdentſche treiten mod dat.
"Der dem andern fin vihe trett mit ſinem wagen, quet oder
„ Kößer, indem. Angsburgifcen. Stadtbuche aus dem ı 3ten :
bunderie. (S. auch Keiten in Reittenne und Rreiten in Beiveie
ten.) Die Niederfachfen haben von treten das Iterativum trede
den, eft und ange treten, Oberd. tretten. Ebendafeibfl bedeusete -
treden ehedem auch detrefjen, angeben, wo es für treffen. ſtehet,
von welchem es, fo wie von traben, (im Lat. hat das Perf, vonte- _
ro, trivi, und das Sup. iritum,) ingleichen von — ee:
peu. ſaf· nut im Eudlaute verſchieden iſt.
Der Treter des —s,plur. ut nom, fing. Fäniit. bie Trererinn,
eine Perſon, welche tritt, am bänfigften in den Zufe,
gen, Oxgeltverer eder Bälgentreter, Keltertreter oder Wein:
treten, Pflaſtertreter, Leiferretev, Yustreter, Nachtreter/über
treter w.f.f. In engerer Bedeutung, find die Treter, im Ober ⸗ —
deutſchen Trottfnechte, diejenigen, welche die Weintranben mit
den Füßen zertreten, um Ro Moſt von den Hülfen und Kauunen :
„abzufondern, :
Des Tretend, des —es, plur. die — ein Rab, weiches u
durch Tresen umgedreher Wird, weiches entweder von innen oder
von außen / entwrdervon Menfchen oder von Thieren, gefhichet; LER:
in einigen Gegenden das Trittvad, Krahnrad.
Der Troͤtſtock des —es, plur.die — ſtocke, ben den ien
%
=
a
. eine Sonne auf rinem Eurpfernen drepbeinigen Keffel, die Pelze
darin mit Sägefäsen rein gu treten... Eine ähnliche Tonne heißt ®
‚bey den Bärbern die Tram peltonne, . —
Treu, —er, —eſte adj, et adv, ein inperfichenen Bedeukuns
‚gen üblihes Wort, wofür au getren gebraucht wird, ohne daß
ſich genau beftimenen ließe, welchem von bry den der Vorzug acbiuhs
ret, indem fie bende gleich üblidegn fenıfheinen, ‚Sofern gerrem.
länger, nnd daber zur Erbhaltung der Hände. der. Rede beques
mer ift, wird es dem. tren in Dev antänd: gen Schreib⸗ uud
Sprechart oft, obgleich nicht, alle Mas], vorgezogen.
bedemet,
1. Der Wahrheit völlig grmäß; im @rgenfüßs — eu.
Kin treurs Gemahlde eine treue sone, eine F 4%
rift
E
#
“ws. Se
SE
a: PR ; — —9
J ſchrift. Ein treues Bekenntniß. Jugleichen Fertigkeit befigend,
3, Äh ‚mit Dorfage nie.von der Wahrbeit zu entiernen , und
hg
W e
Doc in dieſer ganzen Bedeurung iſt getreu übliper, (5. dass
jelbe.) Ju Eugliſchen it true, wahr, wabcdaft. nr
i 2, Mit ununterbrochener und möglicher Anftrengung feiner
2 Fäbigkeisen und Rröfte, und darin gegründet, Jede Dem üthi⸗
gung, die treu genug wird, iſt dielegreibier Art. Die Tu:
„gend war ſchon außer deu Ehe der Beruf ihres Gewiſſens,
2 sem fie treu folgten, Gell, Der event Gebrauch der veroröner
“ten Gnadenmittel und verliebenen Gnadenkräfte. In diejer
Bedeutung st treu üblicher als getreu. (S. auch Treulich.) Das
3 en
*
treueiferig, treufleißig, treugehorſam u. f. f. in welchen das
Wort treu die ſe Bedeutung bat.
3 In engerer Bedeutung, befländig Ind mit möglich ſter Anwen⸗
beföedern, und darin gegründet; in welcher Bedentung man ſo
wohl treu als getreu ſagt. Jemanden treufeyn, bleiben. Ein
treuer vater greund, Sohn, Bedienter. Es treu mit jeman⸗
Setreu bleiben, alle Verletzung der ſelben geflijjentlich vermeiden,
Seinem vorhaben, feiner Abſicht, feinem Vorſatze treu blei⸗
ben, fiemit gefliffentlicher Anwendung ſeiner Krafte anszuführen
ſuchen. Ob ich mich gleich gegen fie verſtellte, fo blieb ich mix
dooch ſelbſt treu.
£. Beftändiaund mit möglichſter Anwendung friner Kräfte bes
mühet, feine Pflichten zu erfüllen, und darin gegründet ; wo fo
wohl freu als getreu üblich find. >) Im weiteſten Verſtande.
Ein treuer Arbeiter. Treu in feinem Berufe ſeyn. Jemanden
treu ſeyn, bleiben. 2) In einigen eugern Bedentungen. (a) Bes
ſtãndig und gefliſſentlich bumüher, dem Verſprechen, in welchem
man ſich zur Beförderung des Beſten eines ‚andern anheiſchig
treu, im Gegenſatze des untreu und treulos. Seinem erren,
der Obrigkeit treu ſeyn Ein treuer Unterthan. () Beſtändig
und gefliſſentlich bemühet, die einer Perfon andern Geſchlechts
verſprochene Liebe nicht zu verlegen, und darin gegründet; fo
wohl treu als getreu, im Gegenfage des ungreu. Einer Perfon
treu feyn, bleiben. Bin treuer Liebhaber. Ju engurer Bedeu⸗
“tung fihd-verepelichte Perfonen einander treu, wenn fir ale Bey⸗
wohnung mit andern Perfouen gefliffentlich vermeiden, - (c) Ber
fländig nnd gefliffentlich. bemüber, alle Entwendung des Eigen:
thums anderer pflichtmäßig zudermeiden, und darin gegrüudet;
im Gegenfaße des untreu. In diefer Bedeutung wird getreu nicht
ohne Zurchi der Ertwendung anvertrauen fan,
Ynm.. Bey dem Ottfried drud, welches zu unferm traut ges
böret, boy dem Uſphilas mit einem andern Endlante iriggwa,int
} MNiederſ. row, im Angelf,treowa, triwe,truwa, im Engl.
I »..5 true; im Dän, fro, im Schwed. fo wobl tro als tryzg, im Js⸗
„ länd.trurundtryggur. S. rund? Trauen, von welchen Zeit
» wörter diefes Wort abfiammer. —
"Die Teeue,plur.car, dus Abflractuin des vorigen Wortes, 1:Die
Eigenſchaft einer Sache, nad welchet fie der Wahrheit völlig ge⸗
vs mäß iſt. Die Treue eines Gemähldes, einer Abſchrift. Roch
haufner iſt eg die Eigenſchaft oder Zertigfeit einer Verſon, da fie
ich der Wahrheit mie Anwenduug aller Kräfte zu befleißigen ſucht;
doch auch nurin einigen Fällen, Die Treue vines Mahlers, ei⸗
nes Geſchichtſchreibers. ER
2, Die Fertigkeit des befländigen und möglichen Gebrauches
h feiner. Kräfte. Seine Bräfte mie möglichfier Treue gebrauchen.
Ft KW. Aual. a
darin gegründet, Pin treuer Geſchichtſchreiber, Mahler u ſ. f.
her die befonders in den Kanzelleyen üblichen Zufammenfigungen -
Sung-feiner Kraäfte und feiner Zeit bemühet, jemandes Beftes zu
„den meinen. Figuürlich fast ınan auch dev Wanrbeit treusder
gemacht, aus allen, Kräften nachzuleben; fo wohl treu, als ges .
leicht gebraucht. Treues Grfinde, welchem man fein Eigenthum
Bor, u:
«<
Sre 64
A ‚ Die Treue eines Arbeitens, Sich deu Treua beſteiß igen. Je⸗
wanden mit allet Treue pflegen und warten. .
3.30 engerer Bedeutung, diefe Fertigkeit in Beförderung des ,
Beflen ‚anderer, man mag dazu verpflichtet ſeyn oder nicht. Im
erſtern Falle geböret es eigentlich zus folgenden vierten Bedeu,
tung. Treue an jemanden beweifen, jemanden viele Treue er:
» weifen, DieTveue einesgundes, Sid jemandes Treue befeblen,
4. Diefe Sertigfeit in Erfüllung feiner Pflichten. 1) Im weir
tefien Berſtande. Jemandes Treue auf die Probe fellen, 2, In
einigen engern Bedeutungen. (a) Diefe Fertigkeit inpflichtmäßis
ger Beförderung des. Beſten anderer, in welchem Verſtande die
Treue eine Pflicht der Unterthanen gegen ihre Obrigkeit, der Ber
dienten gegen ihre Herren u-f.f.ift; im Gegenfage der Untreue
‚and der Treulofigkeie. Die Treue halten, eine veraltete N. A,
Die Treue verlegen, brechen. Zuweilen wied auch diefes feyer⸗
liheBerfprechen derdreue gegen den£andesberren und die. Obrig⸗
feit die Toeue genannt. ( S. Sandrreun) Der Obrigkeit Treue
und Pflichtleiften: (6) Dirfe Fertigkeit in unverlegter Erhaltung
der einer Perfon andern Geſchlechtes verfprochenen Liebe; im Ges
genrfage der Untreue. Die Treue eineg Liebbabers. In engerer
Bedeutung ift die ebeliche Treue, die Enthaltung von aller Bey-
wohnung fremder Perſonen. (c) Diefe Fertigkeit in pflihtmäßi«
ger Haftung und Beobachtung feines Verſprechens, die Wahrhaf⸗
tigken in. Auſehung feiner Zuſagen; in welcher Bedeutung das
Beywort treu nicht gewöhnlich iſt. Seine Treue sum Pfande
ſetzen. Treu und Glauben. Das iſt wider Treu und Glauben.
Huf Treu undGlauben handeln. Bey meiner Treu! Auf mei—
ne Treu! eine imgemeinen Leben übliche Art dev Verſicherung,
mea fide, $ranz.ma foi..() Diefe Fertigkeit alle Entwendung |
des Eigentums anderer pflihtmäßig zu vermeiden; im Gegen
fage dev Untrene. Die Treue des Geſindes. Jemandes Treue
auf die Probe fiellen. Seine Treue iſt mir verdachtig
Anm. Ben dem Willeram Trusuna, bey deustoifer Triuua,
im Riederf, Troue, welches daſelbſt aber auch eine Eheverfprer
hung, ‚ein, Verlöbniß, ingleichen, ein Brautgeſchenk bezeichtet.
(S. + Trauen,) im Anacif.Treova.. im Schwed. Tro, im Epi⸗
rot, Droe. -Treu. Treue, ı uud. 2 Tranen, Toau and Traut,
find insgefamme Wörser Eines Befchlechtes ; allein alle ihre heu⸗
tigen Bedeutungen find-figürliche, indem die eigeniliche veraltee
ift, daber fich diefelbe fo wohl als das Band zwifchrn diefen figlier
lichen Bedeutungen nur muthmaßlich ercarhen läſſet. (S, Trau⸗
en.) Daß Treue ehedem auch Zutrauen bedeutet haben müſſe, er⸗
hellet unter andern auch aus dem folgenden treuherzig. Das e an
‚dem Hauptworte Treue, als das Zeichen des Abſtracti, wird im
gemeinen Leben oft verbiffen, befonders, wenn ein Selbſtlaut folatz
Treuund Glauben : Im Oberdentſchen pflegt man diefes Wort
ſtatt der dritien Endung des Singulars gern in die driste Endung
des. Plurals zu ſetzen; mit Theuen. Dieich mit Triuwen
minne, einer der Schwabiſchen Dichter. Auf Recht und in
Treuen, Dpiß.: 7% -
Luc, euch wirder und eurer Binder Schaan
Mit allen Treuen meynen, eben derſ.
Das volk das du regier eſt,
DSDas dich mit Theuen megnt, eben derf.
Das zeig ich euch an aus Trewen, Theuerd. Welche Fot u aber
im Hochdeutſchen unbetannt iſt. 3
+Treuge, —r, —fe, adj, etadv. ein proninzielles, nur in eis
nigen genteinen Mundarten, beſonders Meißens und Niederſach⸗
fens, für sroden übliches Wort, Das Meer treuge machen,
Rabum rd Die Waffen werden treuge werden, ER, 19,6,
Meine Schafchen ſind im Treugen, Leſſ. So auch das Zeitwort
treugen / für trocknen. Die Wäfche treugen. Daher der Treu⸗
un gering,
-
2675 Otte
geplag, ein freher Plag, wo die Waſche getrocknet wird, der
Trockenplatz. Aus dem Niederf. dröge, drögen, weiches eigent»
lich das Stammiwort des davon gebildeten intenfiven trocken und
trock nen ift ; indeffen find doch diefe in der anfländigen Sprechart
derHochdeutfchen üblicher geworden,und Haben das ältere Stamm-
wort den gemeinen Sprecharten der Ober » und Niederfachfen
überlaffen. S. Troden.
Treuberzig, —er, —fe, adj. et adv. eigentlich Zutrauen zu
- einem andern habend, doch am hänfigften nur noch in engerer Bes
deutung, aus überwiegendem Zutrauen zu einem andern vertrau⸗
lich in Entdeckung folcher Dinge, welche von ihm übel empfunden
werden fönnten, und. daringegründet. Treuherzig feyn. Kin
treubersiger Menſch. Wachen fle ihn treuberzig, Bin treuber-
ziges Bekenntniß. Daber die Treuberzigfeit, diefe Eigen:
ſchaft ohne Plural, und zuweilen auch ein ſolches Vetragen, mit
dem Plural,
Anm. Esift aus treu und Herz zuſammen gefeßet, ein treues
Herz habend ; wo treu noch eine jegt veraltete Bedeutung bat,
Zutvauen zu jemanden habend.
Treulich, adv. welches von ereu und der Ableitungsſylbe — Lich
‚zufammen gefeget ift, auf freue oder getreue Art, in allen Bedeu⸗
tungen des Beywortes. ı) Aufeine der Wahrheit gemäße Art,
Es iſt mir treulich leid, Theuerd. Treulich nach dem Leben
gezeichnet. Etwas treulich befennen. 2) Mit pflichtmäßiger
Anftrengung aller Kräfte. Treulich dienen, ı Mof. 30, 26,
Treulich arbeiten. Ein Amt treulich verwalten. 3) Mit an-
baltender Bemübung jemandes Beftes zu befördern. Es trenlih
mit jemanden meynen. Jemanden treulich pflegen und war:
ten. Ihn treulich warnen. Ihm treulich helfen oder beyſte⸗
ben. Treulicy fürjemandenforgen. 4) Mit anhaltender Be⸗
mühung feine Pflichten zu erfüllen. Treulich Wort halten,
Sein Derfpreihen treulich erfüllen, ? i
Anm. Bey dem Detfeied driulih und drutlicho, im Nie
dert. troulik und troulifen, auch. wohl bey einigen Oberdentſchen
treulichen. MancheSchriftſteller gebrauchen es auch als ein Bey»
wort, in welcher Beftalt es doch im Pochdeutſchen feltener vor⸗
kommt; wohl aber gebraucht man für ereulich oft das verlänger-
te getreulich,
Treulos, —er, —efe, adj. et adv. der Treue beranbt, dach
nur in engerer Bedeutung, der pflihtmäßigen oder angelobten
Treue beraubt, und darin gegründet, wofür auch wohl das gelin-
dere untreu gebraucht wird, welches aber übrigens von weiterer
Bedeutung ift. Man ift oder wird treulos, wenn man die jeman⸗
den fchuldige Treue bricht. Kin trenlofer Ehegatte, Unterthan,
Soldat, $reund u.f.f. Treulos an jemanden handeln. An
feinem Serven, oder auch feinem Heven treulog werden. . Ein
treuloſes Betragen. Daber die Treuloſtgkeit, diefe Eigenfchaft,
ohne Plural, zuweilen auch eine treuloſe Handlung, mit dem⸗
elben.
Anm. Im Schwaben ſpiegel triuuueloz. Es iſt von dem
Gauptworte Treue. Notker gebraucht dafür zurtrinuue,
Die Treufche, S. Aalraupe.
Der Treufhling, ein Schwamm, S. Träufchling.
Der Triangel, des—s, plur, ut nom. fing, eine von drey
"Linien oder Seiten eingefchloffene Figur. Aus dem Lat, Trian-
gulum, wofür im Deutfehen Dreye üblich if. Bey einigen
verderbt Dreyangel.
Tribuͤlieren, verb. reg. act. durch unnöthige und gleichfam zur
Luft verurfachte Befhwerden beunruhigen und plagen; plagen,
placken, inden niedrigen Spredarten ſcheren. Man tribulierer
jemanden, fo wohl durch anhaltendes befhwerlihes Bitten, als
duch Verur ſach ung anderer annöthigen Beſchwerden. Im Ital.
U
Ru
—— tribulare, aue dem ———S tribulare, und
bieß nicht von Tribulum, ſondern als ein Iterativum eines au⸗
dern Zeitwories, welches mit unferm treiben Eines Seſchlechte⸗
iſt. Ben dem Hornegk ift Triblian, Plage, Qual. r
Das Tribunäl, des — es, plur. die— e, ben einigen 7
die —nale, aus dem at. Tribunal, ein Gerichtshof, da deun
in einigen Provinzennur die ‚böchften Gerichtspöfe oder Gerichte
diefen Nahmen führen, -
Der Tribüt, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten ober
Summen, die —e, eine von einem höbern aufgelegte Abgabe, wo
diefes Wort fo wohl von ſolchen Abgaben gebraucht wird, welche
man über haupt den bezwungenen Völkern oder@efellfchaften obne
befondere Beftimmung derjenigen Dinge, wovon fie gegeben were
den, aufleget, Den Heiden Tribut geben, Hof. 8,9. Als auch
von denjenigen Abgaben an der Landesherren, welche theils von
den liegenden Gründen, theils auch von den Perfonen, gegeben
werden, wofür doch in den meiften Ländern Steuer, ——
u, ſof. üblicher find. Dem Könige Tribut bringen, Jeſ.4, 6,
Einem Tribut auflegen. Den Tribut einfordern, bezahlen.
Daher tributbar, dem Tribute unterworfen, Ingleichen figürlich,
was man von andern als eine Schuldigkeit zu fordern berechtigt zu
ſeyn glaubt. Der Stolse würde trofilos feyn, wenn die Welt.
nur einen Theil feiner Mängel fahe, und gleihwohl fordert er
* der Welt den Tribut der Ehre und Bewunderung,
Es ift ausdem Lat, Tributum, wovon ſchon im Tatian Tri-
buz vorfonmt,
Trichterehen, Oberd. Trichterlein, ein hobles Werkzeug in Ge
fralt’eines Kegels, mit einer weiten Dffnung und engen Röhre am
Ende, fiüffige oder auch aus Fleinen Theilen beftebende feſte Kör⸗
per dadurch in ein Gefäf zu bringen. Durch einen Trichter gies
Ben oder fehütten. Bin blecherner, gläferner, bölzerner Trich-
ter. Der große bölgerne Trichter in den Mühlen, das Ges
treide dadurch auf den Stein zu ſchütten, ift unter dem Nah—
mendes Rumpfes am befannteften, fo wie man einen großen
Trichter von einer andern Gefkait in den Brauhäufern auh
das Züllfaß nennet, weil er aus einem oben offenen Faffe mit
einem boblen Fuße beftehet, das Bier dadurch in die Fäſſer zu
füllen, Figürlich it der Teichter oft eine kegelförmige Offnung,
deren Spiße nad) unten gekehret iſt; z. B. in der Jugenieur⸗
Funft, der Trichter einer Mine, die kegelförmige Offnung oder
Gruft, welche die gefprungene Mine duch den Auswurf der
Erde verurſacht, welche auch wohl der Auswurf San
wird,
Anm. In einigen gemeinen Mundarten Trächter, in Riederf,
Trechter, inBöhm, Trychtyr, imYsländ. Trekt, im Schwed.
Tratt. Einigebaben vs fehr gezwungen von demRat. Traiecto-
rium abgeleitet, Die Endfsibe — er iſt die Ableitungsſylbe,
welche fo wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject, bedeutet, .
Das vorher gehende £ kann ein Zeichen eines Jutenſivi fen. Trich⸗
ter fcheinet entweder überhaupt den Beariffeines hohlen Raumes
oder Gefäßes zu haben, da ed denn mit Truhe und Trog verwandt
ſeyn würde, oder auch ein Werkzeug zu bedeuten, durch welches et
was läuft, da es denn von triefen fih nur im Endlaute, und von
durch das vorgefeste vermurhlich intenfive oder factitive t unter⸗
ſcheiden würde, In einigen Gegenden iſt Rechfer ein Sieb, wel«
es zu Räder und 2 Reiter geböret, S. diefe Wörter,
Trichtern, verb. reg. act. welches nur in dem zuſammen ge⸗
ſetzten eintrichtern, und auch vr nur im figürlichen Verß ande
üblich iſt. —
ie
Der Trichter, des —s, plur. ut nom. fing. Diminnt, das |
dem veralteten richan, fließen, laufen, ruere, regen, fih nur .
%
sun Dia a r
de mit einer — Blumentrone; lpomaea L.
Der Trieb, des—r8, plur, die—e, das Abftractum. des Zeit
- wortes treiben, welches in verſchiedenen ————— deſſelben
gebraucht wird, y
746 Bon dem Neutro treiben, find bie Triebe, die jungen
Schöplingeeines Baumes oder Gewãchſes, welche der Same oder
das Gewãachs feit furzen getrieben hat. Die jungen Triebe vor
dem Diehe verwahren.
2, Bondem Activo treiben. ı) Die Handlung des Zreibens,
. gemeiniglich ohne Plurat und. nur in einigen Fällen, So ift der
Trieb des viehes, die Handlung, da man das Vieh auf die Weide
treibt. Ben den Zägern iftder Trieb zuweilen das Treiben oder
Treibejagen. Den Trieb blafen, mitdem Hiefhorn das Zeichen
zur Fortfegung des Treibens geben. In Abtrieb, Antrieb, Bes
trieb, vertrieb, Fommt diefe Bedeutung noch in mehrern Fällen
vor, In engerer Bedeutung iſt es auch das Recht zu treiben,
befondersin der Land⸗ und Hauswirthfchaft,das Recht, fein Vieh,
fo wohl durd) einen Ort anf die Weide zn treiben, derDurchtrieb,
als vuch, es auf des andern Grund und- Boden zur Weide zu treis
ben, der Viehtrieb, dag Triebrecht, die Huch, die Weide, die
Trifft. Ohne Plural. Ingleichen der Drt, fo wohl dureh welchen
das Vieh auf dieWeide getrieben wied, wofür doch Trifft üblicher
iſt, als auch, anf welchen das Vieh zur. Weide getrieben wird;
die Trifft, die Weide, die 5urb, im Dbderd, die Trat. In diefer
doch nur in einigen Fällen. So iſt ein Trieb Ochfen, Schafe,
- fo viel alg zugleich getrieben werden, eine Herde, 3) Das»
jenige, was ein anderes Ding zreibt, oder deffen Kraft zur Thä⸗
IE - sigfeit beftimmt ; Niederf, Drift, Auch nur in einigen Fällen,
| So wird das Treibrad oder Triebrad, >. i. dasjenige Nad, wels
—J. ches ein anderes treibt, zuweilen der Trieb genannt, fo wie das,
i welches getrieben wird, das Betriebe beißt. in moralifchen
Berftandeiftesin Antrieb üblich. 4) Der Zuftand, da mar
iR treibt, opne Plural, und auch nur in einigen ivenigen Fällen. in
Schießgewehr hat einen guten Trieb, wenn es gut treibt, oder
die Kugel weit treibt, 5) Der Zuſtand, da man getrieben wird,
auch ohne Piural, Inden Trieb Fommen, welches oft auch in
. weiterer Bedentwug fo vielift ,alsin den Gang, indie Bewegung
kommen. Inlangen Banonen oder Laufen verlierer die Ku—
‚gebeinen Theil ihres Triebes, ebe fie zur Mündung kommt.
Im Niederf. Dreve, Trift, auch bey einigen Hochdensfchen Trifft.
13 Friſch fübret aus dem Pictorius an: ich bin auf dem Triff dir
Be Gutes zu tbun, im Beariffe, im Triebe, in der Laune. 6) Die
Beflimmung der Krafteines lebendigen Gefhöpfes ‚ nach welcher
— fie wirkſam zu werden ſich bemüber ; eine Figur der vorigen fünf
ten, vielleicht auch der dritten Bedeutung; ;daesdenn fo viele Ar⸗
- ten von Trieben gibt, als es Arten der Kraft oder auch der Beſtim⸗
“ munggibt. ar Miederf. Drift. In Anfehung der letztern
veoerſtehet man gemeiniglich eine folche Beſtimmung der wirkenden
Kraft, welche nicht bloß von unſerm Vorfage herrühret. Außert
ie ſich ohne deutliche Erfenntniß, fo beißt fie Inftinet, Natur⸗
4 srieb, wovon die Kunfttriebe der Thiere eine Art find. Einen
* Trieb zum Seuhlgange, sum Schlafen, zum Beyſchlafe empfin=
* den. Uns alle treibt ein natürlicher Trieb zu dem Glücke,
diefem Ziele unferer Wiinfche. Der Trieb der Shambaftigfeie
Ex des Gewiflens. Beinen Trieb zu etwas haben, Einen Trieb
17% Dey fich empfinden. Es gibt daher auch Triebe, welche aus Ies
z bendiger Erkenntniß überwiegenderBeweaungsgründe berrübren,
Etwas aus eigenem Triebe oder Antriebe tbun. Trieb wird
\ in diefer ganzen Bedentung fo wohl von dem unbekannten Etwas,
4 welgpesunfere wirkende Kraft zut Thatigkeit beſtiumt, als auch
ie — FOUR dien; eine Yet ausländifäier Win,
Bedeutung mit dem Plural. 2) Dasjeniae, was getrieben wird, _
Se 678
von diefer auf folche Art beflimmten Kraft fetöft, gebraucht. Die
Heigungift eine Beſtimmung des Wollens, und Triebeine Be⸗
Rimmung der Kraft. Beyde werden indeffen häufigmit einander
verwechjelt, befonders, wenn der Wille oder das Wollen als eine
* wirfende Kraft angejcehen wird; woraus zugleich erhellet, daß
Trieb eine flärfere Beftimmung bedeuten muß, als Neigung Um
der Bequeinlichkeit des Reims willen, wird Trieb bey den Dichtern
häufig imengften Verſtande für Liebe gebraucht,
Sutdecke Sylvien die Regung deiner Triebe, Gell.
Die Triebe, plur. die—n, nur in einigen Provinzen, z. B. in
Meißen für Trieb 2. 2), oder Trifft, da es denn in einigen Gegen»
den auch, Trobe und Treibe lautet,
Der Triebel, des —s, plur. ut nom.fing. von dem veraltes
ten trieben für treiben, ein Werkzeug zum Treiben, doch nur
in einigen Fällen. Bey den Börtichern iſt es ein Werkzeug, die
Keife damit anzutreiben. Au den Spuhlrädern iſt der Triebel
der krumme Arm an derr Welle, diefelbe, und mit ihr das Rad
umzudreben ; in andern Fällen der -Drebling, die Rurcbe, Zu
einigen Obredeutſchen Gegenden iſt der Criebelmeiſter, fo viel als
Seidel: oder Bienenmeifter, und das Triebelgeriche, fo viel als
Beidler- oder Zeidelgericht zin welchen Fällen es aber allem Ans
fehen nach zu einem audern Stamme, oder doch zueiner andern
Bedeutung des Zeitwortes treiben gehöret.
Die Triebfeder, plur, die—n, eine elaftifche Feder, fo fern fie
die Theile einer Maſchine zur Bewegung beſtimmt. So find die
Uhrfedern wirkliche Triebfedvern, Am bänfigften im figürlichen
Berftande, eine jede VBorftellüng, ein jedes Ding, welches die wir,
kende Kraftin uns zur Shätigfeis beftiinme ; von einer Vorſtellung
auch nach einer ähnlichen Figur det Bewegungsgrund. Der@eifi
des Mißtrauens, der Lift, des Betruges, haben alle Triebfe:
dern der Seele entwicett. Der Gewinn if Sie große Triebfe-
der dersandlung. Kin Weltweiſer kann ſich nicht edler als
mit der Unterfuchung der Triebfedern der Natur beſch äf—
tigen.
Das Triebrad, des — es; plur. die —räser, ein Rad, welches
eine Maſchine treibt, oder ihre wirkende Kraft zur Thätigfeit ber
ſtimmt, in einigen Gegenden der Trieb, Niederf. Drift,
Der Triebfand,: des —es, plur, car. von dem Neutro treiben,
ein treibender, d. i. unftäter, lockerer oder flüffiger Sand, welchen
die Duellen, Flüffe und Winde von einem Orte zum andern trei⸗
ben, in welchen man hinein ſinket, weil er Feine Feſtigkeit har.
Niederf. Quickſand, Unellfand, Siuupfans, Drieofand, Loop:
fand, Suugfand. Der Slugfand ift eine Arı davon,
Der Triebfihworfel, ©. Tripſchwefel.
Das Triefauge, des— s, plur.die— n, ein gewöhnlich trier
fendes Auge , und im verächtlichen. Verftande, auch eine Perfon
mit folchen Augen, Thränenauge, Rinnauge., Daher sriefäu:
gig, folde Augen babend.
Teiefen, verb. reg. etirreg. im letztern Falle, ich triefe, du
eriefit, (Oberd. treuf,) er trieft, (Oberd treuft) ; Imperf. ich
troff ; Eonj. er öffe; Mittelw, getroffen ; Imperat. trief, (Oberd,
treuf). Es iſt ein Neutrum, welches das Hülfswort haben ere
fordert, in langſamen Tropfen herab fallen, da es denn eigentlich
undzunächft von dem Körper gebraucht wird, welcher auf folche
Art herab fällt. Das Blur trieft ans der Wunde. Die Thräs
nen troffen (bey einigentrieften) ibm. aus.den Augen. Der
Regen trieft vonden Dächern. Der Regen troff nicht mehr
auf Erden, 2 Mof. 9, 33.. Aber auch von dem feften, aus oder
von welchem der flüffige trieft. Die Augen triefen. Es vegnete,
daß die Dächer troffen. Dur binläffige Hände wird das
Haus triefend, Pred, 20,18 ;d. i.esregiier überall hinein, eine
ungewöhnliche Art des Orhraugr, Wenn der Hüffige Körper
Un 2 dabey
*
a
\
679 zei | |
vabeh alrdgkbendt wird ſo geſchieher foldhes vermittelfß bes Bor-
wötted'son. Die Bleider triefen von dem Rrgen, die Augen
„oh Chräneh. Deine Sußfispfen zriefen von Sert, DE 65, 2.
Hit mie, wie in andern Siellen der Deutſchen Bibel Der
Simmel und
Berge triefen mir ſußen Wein, Joel 3, 18. Welche Wortfü⸗
ging um Hochdedrfchen jo ungewöhnlich iſt als es die bidliſchen
figürlichen Bedeutungen des Zorrdauernsu.f.ffind, So auch
das Triefen. |
Anm. Bey dem Wilferam trieffen, truiffen, im Ettgl. to
drip, im Schwed. drypa. Traufen, träufen, triefen und das
veraliete trofen oder eroffen, wovon noch das Imperf. und Mit
telw. troff, getroffen abflammen, find eigentlich uur in der Mund⸗
art verſchieden; obgleich traufen und triefen mehr als Neutra
üblich find, traufen aber mehr als ein Activum gebraucht wird.
Zn Berriefen kommt jenes aber auch als ein Activum dor.
Tropfen ift das Intenfivum von bepden, oder vielmebr von dem
-geralteten troffen, fo wie tropfeln wieder das Diminutivum jenes
Intenfioi iſt. AllediefeZeitwörter find unmittelbareStachadınun.
gen des Lautes, welches ein mit treffen verwandter Laut ift, daher
drypa, triefen im Schwedifchen auch fallen überbaupt bedeucet,
S. Tropfen, Triefein,bas Diminutivum von Triefen,ift im Hoch⸗
deusfchen wenig gangbar.), Die Schafe fchutteln den Regen von
der triefelnden Wolle, Gaßn. Leden, ſekern, Mieder(. fiepen,
fiepern, fappen, bezeichnen befoudere Arten des Triefeus. Die
irreguläre Conjugation iſt im Hochdeutſchen am übkichften, obs
gleich einige Schriftfteller es vegulär gebrauchen. Es triefte, bat
detrieft. Im Dberdeurfhen verbindet man +8 gern mit dem -
Hülfsworte feyn ; welches aber im Hochdeutſchen ungewobnlich
äft. Die Ouomatopöie ſticht in diefem Worte nodymerflich vor,
und alle Neutra, weldje eigentlich einen gemwiffen £aın von fich ger
ben bedeuten, erfordern das Hülfswort haben.
1.* Triegen verb. reg. recipr. weldes nur in einigen Gegen⸗
den üblich iſt, Ach auf etwas triegen, ſich darauf verlaffen,
Als die noch zarte Weit lag gleihfam in der Wiegen,
dle Wolken srisfen mir Tau, Hiob 33,28. Die.
*
SE > 680
> Anm. aeg m ii thäier gientiriegen, I ih
lern Lat. mit eineni andern Endlaute trufare, im Xrat. truffare,
Da faſt alle Zeitwörter, welche eine Hintergebung bedehten, Fir
guren der geſchwinden Bewegung find, durch weich. foldje am ers
ſten und gewöhnlichten bewerfftelliget wird, fo feiner triegen
veru:ittehff des vorurjegten intenfiven t von regen gebildet zu fepnt,
Das Hauptworrlautit Trug; viele haben die fes als das Stamms
wort angefeben, und wolien daher wider alle Ausfprache und Ges
wohnbeit srüigen, berriigen, Betrüger u f.f, gefchrieben wiffen,
Allein, die Hauptwörcer ſtammen ale Mahl von Zeit vörtern bee
und nicht uingefebre, und diefes Zeitivorr wird im Deutfchen ſehr
beſtimmt triegen geſprochen. Die Selbſtlaute findin den Wör⸗
tern keinen Regeln unterworfen, und gehen in der Abſtammuung
und Bergung dur alle Schottierungen durch. Wie man fügt,
triegen, trag, Trug, fo ſagt man auch, ſchließen, ſchloß Schluß;
hießen, Hoß, Stuß; iehen.Hob, Suche; feieben,fcpob, Schub;
ſtechen, Sucht; ziehen, zog, Zucht u. f.f.
Die Triegerep, plur. die —en, Einfür Betriegerey und Bertug-
im Höchdeutfchen veratteres Wort, welches noch zuweilen son den
Dichtern gebraucht wird. Ihre Trugerey (Briegeven) if eitel
er 219,118, Die Anfchiäge der Gottlofen And Trüs .
tin. 12,5. So fügte man ehedem aug) Trieger für 2
gerey,
Betrieger.
Triegliy, —er, —fie,adj.et adv. von dent Neutro eriegen, je⸗
mandes Erwartung zu deſſen Rachtheil nicht erfüllend Das Eis,
iſt betrieglich üblicher, obgleich trüglich in die ſer Bedeutung noch
in der Deut ſchen Bibel vorkommt. Trüglich handeln, Rom. 3,
13. Trügliche Arbeit, 2 Cor. 11, 13. So auch die Trieglich⸗
keit. Dieſes Beywort fann fo wohl von dem Zeitworte triegen,
als von dem Hauptworte Trug abſtammen, (S. —CLich) daher
laffen ſich beyde Schreibarten vertheidigen. In de ſen läßt es fich
. in dee neutralen Bedeutung beque mer von triegen, in der activen
‚aber beffer von Trug ableiten, Daher man auch lieber betr üglich
als berrieglich pricht und ſchreibt.
5
"die Hoffnung, das Werrer ih rrügkich. Won dem Active triegen,
Triettrappe ©. Grielerappe,
Triefter, ©. Treſter.
Die Triege, plur.die—n, nur in einigen Ocgenden, befonderg
ag
Durft einen fich auf nichts als auf die Unſchuld triegen, .
Eanig,
Im Hochdeutfchen ift es fremd, Es gehöret unmittelbar zu trau⸗
en, und ſcheint ein Intenſivum davon zu ſeyn; wenigftens haben
rauen, Treue u. f.f, in mehrern Sprachen und Mundarten ei-
nen harten Hauchlaut in der Mitte,
2. Triegen, verb, irreg. ich triege, du triegfl, Oberd. treugſt,)
er triegt, (Dberd. treugt;) Imperf. ich erog ; Con. ich tröge;
Mittelw. gerrogen; Jinpet, triege. Es bedeutet überhaupt,
jemandes Erwartung oder Vertrauen zu defien Nachtheil uners
füller kaffen, und ift indoppelter Geftalt üblich. :
1) Als ein Keutcum, mit dem Hulfsworte haben, wo es ab ⸗
folute uad ohne Meldung der Prefon, deren Erwärtung unerfüls
det bleibt, gebraucht wird, auch nur von Sachen üblich iſt. Das
Eis triegt, man kaun ſich nicht darauf verlaſſen. Das Wetter,
die Zoffnung triegt. Die Sinne triegen oft. Wer redlich iſt
und auf die Sotter traut, der wandelt nicht auf triegendem
Sumpf, Geßn.
=)Als ein Aetivum mit der vierten Endung der Perſon jeman⸗
den triegen, deſſen gegründete Hoffunng zu deſſen Schaden hiuter⸗
geben, oder unerfüllet fäffen, jo wohl von Perfonen als Sathen.
An diefer Bedeutung ift es um Hechdeutfchen veraltet, wo Betrie⸗
gen dafür üblicher ift, (S. daffelde.) Man gebraucht es nur noch
gumeilen als ein Reciprocum, ſich triegen, fihirren. Trieg ih
wich, oder. hör ich den zarteſten Geſang? Gepn,
Se auch das Triegen. —
!
Nirderdeutfihlandes, cine Role, Scheide oder Rad, eine Faft über
dieſelbe in die Höbe zu ziehen ; ingleichen eine Winde, Laſten dars
an aufguzieben. Daher triegen, vermittelſt einen ſolchen Schei⸗
be oder Holle aufziehen. Es ift das Intenfivum von dem noch bin
und wieder im Niederdeurfchen üblichen dryfen, tryffen, winden,
vermittelft einer Rolle oder Winde ziehen; welches wieder von
dem alten trahen träfere, tragen, Franz. traller,zieben, oder
auch von dreben abfkämmer. Im Niederf. iſt Trifel,ein Wirbel,
Krauſel, und erifeln, fihim Kreife umdrehen, Eben dafelbft ifk-
Trye, das eine Rad in der Winde,
um welches das Seil läuft.
©. Treſſe une Tragen. — uff
Trieb im Ganzen gleich bedeutendes Wort, ob es gleich im Hochs
Die Trift, plur. die —en, von dem Zeitworte treiben, ein mit
deutſchen nur in einigen Fällen angenommen ift. ı.Der Zuftand,
ba ein Körper getrieben, zur Bewegung beitimmt wird,ohne Pius
ral; im Hochdensfchen gemöhnlicherder Trieb. Die Trift einer
Bugel, ihe Trieb. Figütlich iſt es im Miederdeurfchen auch was
Gang, Gebrauch im Hocdentfchen iſt. Eine Sache iſt in der.
Trife, wenn fie im Gange, in der Bewegung if.
MWäfche it in der Trift, wenn es zum gewöhnlichen Gebrauche
angemandı wird. 2. Dasjenige, wag treibt, die beidxgende Kraft
zur Thätigkelt beffimmt, nur in einigen gemeinen Sprecharten.
ı Sm Stiederfächf: it die Trift das Triebrad einer Viajchine, Im
Bergbaue iſt es der Baum im Göpel, welger quer durch die
Spindel
Ein Stuck
2»
Fl Em ER, ..
Spindel gebt; und mit Docken verfeben if, den Schwang gu ber
fördern; der Schwingebaum, 3) Was getrieben wird, doch
nur ſo viel Vieh, als zuſammen aus, oder fortgetrieben wird; ein
— Ort, woraufgetrieben wird. 2) In der Landwirtbfchaft iſt es ein
breiter gemeiniglich eingeſchloſſener Weg, auf welchem das Bird
auf und von der Weide getriedenwird, in welcher Bedentung es
© m Hochdentichen am gewöhnlichften iſt; die viehtrift, der Vieh:
weg, Treeibeweg, in Oberſachſen auch Treibe Triebe, Tröbe.
2) Der Dit, anf welchen das Vieh zur Weide getrieben wird; der
Teieb, die zuth, im Dderdentfehen Trat, Trott, in Obrrfachfen,
Treibe, Trebis: In weiterer Bedeutung wird jeder Dit diefer
Art eine Trift genannt; in engerer aber nur das Brachfeld, fo
fern es dem Viehe zur Weide diene, zum Unterſchiede von der
Weide, 3) Ohne Plural, auch das Recht, fein Bich, fo wohl
über des andern Grund und Boden auf die Weide zu treiben, alg
auch, es aufdrsandern Brachfelder zur Weide zu treiben; das
Triebrecht, Triferecht, die Trifegerechtigkeit, der Weidegang,
— piegutbu.tf. 5. "Endlich wird Teifeim Niederdeutſchen auch
. für Trieb, in der lesten und figürlichen Bedeutung für Beftim-
mung des Willens zur Thätiakeit gebraucht, in. welchen Verftande
es aber im Hochdentichen unbefannt iſt. Seinen böfen Triften
- folgen, Erieben. |
Anm. Trieb ift mehr der Oberdeutſchen, Trift aber mehr der
Niederdeutſchen Mundart eigen, wo es Drift oder Drive lautet,
und vermittelft des evon driven,treiben, abgeleitet il wieSprift,
von fchreiben, Riederf. ſchriven, Blufe, von klieben, Riederſ.
kloͤven uf f. ————
Das Triftgeld, des —es, plur. doch nur von mebrern Sum-
mien, die—er, von Trift 4.2) und 3), dasjenige Geld, welches
man einem andern für die Trift auf feinen Grundſtücken bes
zahlet. —
Die Triftt erechtigkeit, plur.car. oder das Triftrecht, das Recht,
ſeig Vieh fo wohl über eines andern Grund und Boden, als auch
auf demſelben zur. Weide zu treiben. (S. Trift 4) Im legten
Falle auch die Zuthgerechtigkeit, das zuthrecht.
Teiftin, —er, —ite, adj. et. adv. rigentlich Trife babend,
ı)* Bon dem Riederf. Trıft; Trieb, audaltende Beſt inmung der
Kraft zu wollen, ift triftig in diefer Mundart fo viel als eifrig,
beftia, mit lebbafter Anſtrengung der Kraft zu wollen. Eine trif-
tige Brzietde, heftize. Triftig arbeiten, mit Eifer. Im Hoch⸗
deutfchen ift 8iefe Bedeutung unbefannt, wo man in einigen Fäls
len dafür auch berriebfam gebraucht, Hiederf. bedrichif, bedre—
vern. 2) Was treibt, oder dringet, d. i. lebhaft aufden Willen
wirtt oder doch wirken kann. Triftige Urſachen, Bewegungs»
gründe zu etwas haben. Der Grund iſt triftig. Daher die
Triftigkeit, dieje Eigenſchaft.
Das Triftrecht, des —es, plur. inuf.&, Triftgerechtigkeit.
Der Triftichäfer des—s, plur. ut nom. liag. in der Land⸗
wirchſchaft/ ein Schäfer, welcher feine ganz eigene Trife oder
Herde Schafe bat ; zum Unterfchiede von einem Lohn- und Setz⸗
ſchaͤfer.
Der Triftſtein, des —es, plur. die —e, Steine, fo fern fir die
Gränzen der Trift, in der vorigen Bedeutung bezeichnen; Dberd.
Tratitein; Trottſtein, Triebſtein.
-Der Triglyph, aus dem Öricch. und Lat Trielyphus, in dee
Baukunſt, das große Glied inder Dorifchen Ordnung, welches
mit drey Schligen gezieret iſt; im Deutſchen der Dreyſchlitz.
Die Trigonelle, plur.die—n, aus dem Sriech. und Lat. Tri-
nella. ı) In der Botanif, eine Pflanze, wovon Eis
ne Art in Sibirien, zwey andere aber in dem mittägigen.
h Europa einheimifh find; Tigonella Linn. Bas Bodar
P3
‚ Trieb, Gere. Lin TrifeSchafe, Schweine, Kühe. 4.Der
In, 682
born, T.foenum Graecum Zinn. i#elne Art davon 3) Jar
Zhierreiche ift es eine glatte zwey ſchalige Mufchel, an welcher je=
de Schale in drey Lappen getheilet iſt. Man Eenmer fie vorneh m⸗
lich verſteinert,
Die Trigonometrie,plür.inulanger von mehrern Lehrbücheru,
die —trien, zweyſylbig; von dem Griech. und Lat. Trigono-
metria, eine matbernatifche zunächft zur Geometrie gehörige
Wiffenfchaft, welche aus einigen befannten Theilen eines Trian⸗
gels, die übrigen ducch Rechnung finden lehrer. Daper trigorios
meteifch, dazu gehörig, in derfelben gegründet, .
Teillen, von drehen, ©, Drillen.
Der Triller, des —s, plur, ut nom, fing. Diminut, des Tril⸗
lerchen, in der Muſtk, die mehrmahlige geſchwinde Abwechfelung
zweyer Töne. Einen Triller fohlagen, im gemeinen Leben grils
lern.
Anm. Im Schwed. Drill, im Italiän. Trillo. Es iſt
ohne Zweifel eine Nachahmung diefer ſchnell abwech ſelnden Tö⸗
nefelöft, und daher mit Trällern zwar dein Laute nach verwandt,
in der Bedeutung aber fehr von demſelben verfehieden, S. das⸗
felde.
Die Trillerkette, plur. sie —n, eben daſelbſt, mehrere mit Tril⸗
lern verfehene Töne hinter einander, gleichfam eine Kette vor
Trillern.
Tr Tlich, S. Drillich.
Der Trilling, ©: Drilling.
Die Trillton, plur. die —en, aus dem mittlern Lat. Trillio
Franz. Trillion, in der Rechenkunſt, eine Zahl von taufend
. Mahl taufend Billionen, oder eine Million Billionen,
Trinkbar —er, —ſte, adj. etadv. was ſich trinfen läßt, ge-
teunfen werdentann. Das Gold trinkbar machen. Trinkbares
SGold, Trinkgold, Gold» Linetur, Dev Wein iſt nicht mebe
teinfbar, wenn er [hal ober verdorben iſt. Daber die Trink⸗
barkeit. *
Trinken, verb. irreg. ich trinke, du trinkſt, er trinke; Imperf,
ich trank; ons: ich tranke; Mittelw. getrunken; Imperat.
trink oder trinke. Es wind fo wohl als ein Aerivum, als auch ab⸗
ſolute und’ als ein Reutrum gebraucht, in welchem legtern Falle
es das Hülfswort haben erfordert, einen flüffigen- Körper durch
den Schlund in fich ziehen. Ich habe fehon getrunken. Wir ha⸗
ben noch nichts getrunfen. Three, Raffeh, Waſſer, Wein, Bier
trin?en. Ein Glas Bier, zwey Gläfer Wein, eine Taſſe Thee
trinken. Jemanden zu trinken geben, ihm ein Getränk zu
Löſchung ſeines Durſtes darreichen. Sich voll trinken, ſich in
‚einem ſtatken Getränke beranſchen. Aus einem Becher, aus
einem Glafe, den Wein aus Kelchgläfern trinken. Femandes
Geſundheit trinken, wo das Vorwort auf ausaclaffen iſt. Vie—
lerley Geſundheiten trinken. Sich ein Herz trinken, durch ſtar⸗
tes Gettänk Much zu befommen ſuchen. Das vieh trinken laſ⸗
ſen, dem viehe zu trinken geben, In den gemeinen Sprecharten
gebraucht man von allen Thieren das niedrigere ſaufen, dagegen
die Jãger von den Hunden friſchen oder ſich friſchen ſagen. In
einigen eugern Bedeutungen, +) Einen flüſſigen Körver als fein
s:wöhnliches Getränk zu ſich nehmen. Waſſer eritken, Wein,
Bier rrinten, Den Brunnen trinfen, die Brunnenfur gebrau⸗
den, 2) Fertigkeit oder Gewohnheit befißin, ſtarke Getränfe
reichlicher, als die Notbdurft es erfordert, zu fih nehmen; als
ein anftändigerAnsdrnd für das nirdrigere faufen. Bibax trinkt.
Start meinten. Sich auf bag Trinken legen, fih das Trin—
Pen angewöhren. Branntwein, Wein, Bieverinfen, . (Siehe
Trunken und Betrinken.) Figürlich 1) Braierie in ich zieben,
in der dichteriſchen Schreibast. Und ihr, ihr Blumen, ihr trin⸗
Bu 3 ter
683. zu
Fer meine Thranen, wie Thau, Gefn.
freyere Luft des heiteen Abends, Zac.
Es trinken dieSelder -
Seitzig das fegnende Licht, das fo wohlthätig fich aus:
’ sieht, Zach.
Fego] trinkt er die
O, welch Entzüden
Trinkt mein erlofchnes Aug aus diefen fanften Bieen,
Weiße.
Sier trinkt nicht mächtig Unrecht des Schwachen Blur
— und Schweiß, Duſch.
2. &n eben dieſer dichteriſchen Schreibart auch zuweilen ‚Für ſehr
benetzet werden.
überſchritten oirh bind davon bie eure Saufbaus und:
Saufgäfte üblich,
Das Trint lied des — es plur. die — er, ein feößliches Sich,
fi damit bey dem Trunke aufzubeitern. Lin Sauflied beißt “s
wenn das Maß der weiſen Fröhlichkeit dabey überfchritten wird.
*— plur, die—n, eine Stube welche vornehmlich
dazu beſtimmt ifk, fich in derfelben bey dem Trunke zu vergnügen,
Auch auf den Katkhäufern und in andern Collegiis gibt es noch
Stuben diefer Art, in welchem ſich die Rathsherren, Beyſitzer u.
ſ. f. bey fehr langen Sitzungen durch einen Trunk Wein zu erfri⸗
chen pflegten. In Frankreich, wo es dergleichen Stuben in allen
erichtshöfen und Colleglis gibt, heißen ſte Beuvettes.
Der Dolch bier, ſiehſt du ibn? trinkt bald der Prinzen Das Trio, des —s, plur.ut nom. ling. aus dem Jial. Trio,
- Blur, Weiße,
Daher das Trinken, welches im gemeinen Leben auch das ge:
wöhnliche Getränf bezeichnet, -
inder Mufit, ein mufttalifhes Stück mit drey concertierenden
Stimmen. Befonders eine Sonate diefer Art. —
Der Trip, S. Tripp.
Anm. Bey demOitfried drinkan, bey dem Notker Mönchen, Der Tripel, des —s, plur. inuf, eine feine Erde in Geflalt eis
bey dem Ulphilas driggkan, (feri drinkan,) imAngelf.drin-
can, im Niederſ. drinfen, im Engl, to drink, im Schwed. ohne
Naſenlaut dricka, undim Isläud. drecka. Um dieſer Form
willen leiten Wachter und Ihre es von dem alten tragen, zieben,
trahere, Riederfächf. trecken ber, zumal, da man Zug, ziehen,
nes Steines, welche von einigen für alasartig, von Audern aber
für einen zarten eifenfhüffigen Lehm gehalten, und zur
fefter Körper gebraucht wird. Sie foll den Nahmen von der Stadt
Politur
Tripolis haben, wo man fie zuerfi gefunden, daher fie im Lateis
nifhenaud terra Tripolitana genannt wird,
undim Frauz. Trait, auch von der Handlung des Trinfens ger Tripel, ein nur in einigen Sufammenfegungen übtiches Zund aus
braucht, wovon denn auch zechen, das Sutenfivum ift,. Das _
Franz. trinquer und Stal, trincare, in der zweyten engern Bes
deutung, find aus dem Deutfchen entlehnet. Tobak trinken, für
Tobak rauchen, vermuthlich auch wegen des an ih Ziehens, ift nur
in einiger Provinzen gangbar. Die biblifche Wortfügung mit der
zweyten Endung des Weins trinken, ı Diof. 9, 21. iſt im Hoch»
deutfehen veraltet. Tranken if das Activum von Trinken. Siehe
auch Trunk und Trunfen. {
Der Teinfer, des — s, plur. ut nom, fing. $ämin. die Trin⸗
kerinn, eine Perfon, weiche trinke, doch gemeiniglid nur im
Scherze, und in den engern Bedeutungen, Ein ſchlechter Crinker,
der wenigtrinft. in Waffertrinker, deffen gewöbnliches Ges
tränf Waffer iſt; fo auch Biertrinker, Weintrinfer u. ff,
Sngleichen in der zweyten engeren Bedeutung, eine Perfon, welche
Fertigkeit befiget, ſtarke Getränke über die Nothdurft zu trinfen,
ein Zecher, in der. niedrigen Spreshart ein Säufer,
- 8, fchame dich
Ein Trinker hat ein gut Gewiſſen, Eeſſ.
Der Trink gaſt, des —es, plur. die—gäfte, S. Tinkhaus.
Das Trinkgeèld, des —es, plur. doch nur von mehrernÖummen,
die —er, ein kleines Geſchenk, welches man geringen Perſonen
für eine geringe Bemübung gibt, eigentlich ſich dafür durch einen
Trunk zu erquicken. Fernanden ein Trinfgeld geben. Im ges
meinen Leben auch Biergeld, im mitilern Lat, Biberagium,
Stal, Beveraggio, S. auch Nadelgeld.
Das Trink geſchirr, des—es, plur. die—e, Geſchirre, aus
welchen man das gewöhnliche Getränk zu fich zu nebmen pflegt;
aush, obgleich nicht fo Hänfig Trinfgefäß, ı Kön.ıo,2ı,
Das Trinkglaͤs, des —es, plur. die — gläfer, ein gläfernes
Grfäß, das gewöhnliche Betränf daraus zu fi zu nehmen, wohin
denn die Weingläfer, fo wohl als Bierglafer gehören.
Das Trintgold, des—es, plur. car. S. Trinkbar.
Tas Trink baus, des —es, plur. die—häufer, ein Haus, mo
menfih für Geld beym Trunfeerbeitert. Pred. 7,3. Fer. 16,8.
‚dem fat. triplus entlehntes Wort. Daher dieTripel-Sufe, in einis
gen Oegenden, 5.3. in Pommern, eine dreyfache Hufe, welche
aus drey Hafeuhufen oder. 45 Morgen beſteht. Der Tripel:Tace °
in der Mufil, ein drepsbeiliger, aus drep — beſtehen ·
der Taet.
Das Trip⸗ Madame, des—es,plur.car. eine Art besSedums
mit pfriemenförmigen opne Ordnung Rehenden Blättern, welches
als ein Salat gegeffen wird; Sedum reflexum L, Der
Nahe ift aus dem Franz. Tripe- Madame.
1,Der Tripp, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten, die
—e, eine Art Zeuges, welches einem feinen Falbel gleicht, deſſen
Aufzug aus leinenem Garne,die Pohle aber aus rober Seide bes
fichet ; Trippfammet. Im Ital. Trippa, woraus auch *
Deutſche Nahme entlehnt iſt.
2. Der Tripp, des—es, plur. die —e, ein Nahme, welchen 2
jenige plagartige Stein in einigen Gegenden führet, welcher un«
ter dem Nahmen des Tourmalins oder Afchenziehers am bekann ⸗
teften ift. Auch bier fcheint das Wort fremdenlirfprunges, zu ſeyn.
Der Trippel, ein kleiner Haufe, S. Trüppel.
Teippeln, verb. reg.neutr, mit dem Dülfsworte haben, viele
und kleine Schritte machen , fo wohl im Gehen, als auch die Füße
im Stehen kurz und oft aufbeben, ohne von der Stelle zu fommen.
Am Angelf. dripan, im Dän, drippe, Schwed. trippa.' Das
„in Deutfchen nit ganz unbefannte trippen, iſt das Verkleine⸗
rungswort von trappen, wovon trippeln wieder das Iterati⸗
vum iſt.
Der Trippet, des —s, plur. ut nom. fing. ber Nabme is.
ner Krankheit, weldye aus unreinem Beyſchlafe entfpringer, und
in einem anhaltenden Tröpfeln des verderbten Samens beſtehet;
im Griech. und Lat. Gonorrhoea, die Gonorrhee. Es ſtammet
aus demRicderdeurfchen her, wo diefe Krankheit Drupper beißt,
von druppen, trovfen, daher das Wort richtiger Trüpper ge⸗
ſcht ieben und 9: fprochen wird. Jndeſſen haben auch das Dän.
Drippert, der Trüpper, und das Angelf. dripan, tropfen, ein i.
©. auch das folgende.
Mohtn denn fo wohl die Bier- als Wein = und Branntweinhäus Der Treippfchwefel, des—s, plur, doch nur von mehrern Ar⸗
fer gebören. Im gemeinen Leben die Schen?e. Diejenigen Perfo-
nen, welche dahin fommen, nm zu trinfen, werden Trinkg aſte ge⸗
nannt. Wenn das Maß der Fröhlichkeit in einem folchen Haufe
ten, ut nom. fing. im Suttenbaue, derjenige Schwefel, welcher
bey dem Nöften des Bleoerzes aus dem Erze tropfet, und ſich
wie Eis zapfen an dein Roſte zufammien ſetzet; bejjer —
“ .
E
ERBE
|
fel. Gleichfalls von dem ungewöhnlichen teippen, dem Verkleine⸗
rungsworte von tropfen.
Das Trifenet, des— es, plur. die—e, aus dem Franz.
+
Der Tritt, des — es, plur. die—e,
' Trifenet, bep den Ärzten, ein gröblich zerfloßenes Pulver, In
den Küchen hingegen ‚beftchet das Trifener aus gebäberen Sem⸗
melfchnitten, welche mit Wein begoffen,und mirCrifenet: Pulver,
d, i. gröblich geſtoßenem Gewürze befiveuet werden.
Der Triftachel, ©. Dreyfiacel.
Die Triterne, plur, die —n, aus dem mittleren Lat. Triterna,
bey den Buchdrudern, eine Lage von drey in einander geſteckten
und mit Einer Signatur bezeichneten Bogen ; wie Duerne, Qua⸗
gerne n. ſ. f. Sr
von dem Zeitworte ereten.
1. Die Handlung des Tretens, jede einzelng Bewegung der Füße
im Treten. Ich böre feine Tritte. Einen Trier thun. Einen
falſchen Trite ebun, (S. Sehltriet). Auf dem Eiſe bat man Fei:
nen gewiffen Tritt. Ingleichen die Entfernung der beyden Füße
don einander im Treten, fo wie Schritt von ſchreiten. In die⸗
fem Verſtande ift der Tritt eine Länge von zwey bis dreh Schub,
da denn zwey Tritte auf einen Schritt geben. Zuweilen auch cols
leetive von der Art und Weiſe, wie man im Geben auftritt. Einen
leifen, fchweren, harten Tritt haben. 2. Die zurück gebliebene
Spur des Tritte, der- Eindruck des Fußes in dem Boden; der
$ußtritt, die Spur, die Fußſpur, die Fußſtapfe, bey den Jägern
P2
die Sahrre, die aber auch das Wort Tritt von dem Hirfche ge-
brauchen, Daber der Schlußtritt, Kreuztritt, Beytritt und
Blendetritt, lauter Arten der Fährte des Hirfches, wo Tritt auch
im Singular colective gebraucht wird. 3, Dasjenige, worauf
man tritt, doch nur im einigen Fällen. Eine Heine Erhöhung über
dem Fußboden, um daranf zu treten, z. B. vor einem Fenfter,
beißt ein Tritt. Eben diefen Nahmen führer auch ein bewegliches
Werkzeug von zwey oder mehrÖtufen, darauf zu treten, um etwas
aus der Höhe herunter zu langen. Kerner der Theil an einem&ifch-
deſtelle, worauf man die Füße fegt; der Theilan einem Wagen,
toorein man tritt, wenn man aus⸗ und einfteiget ; ein Bret, wor»
auf man tritt, eine Mafchine dadurch in Bewegung zu feßen, der⸗
gleichen Tritte an dem Weberſtuhle, an einer Drebbanf, an einem
Sbpinnrade, Schleiffteinen.f.f. find.
. Anm. Bey dem Winsbeck Trit, im Niederf. Tredde, im
Engl. Tread, In Abtritt, Antritt, Auftritt Austritt, Bey:
tritt, Eintritt, Zutritt u. ſ. f. bat dieſes Wort noch mehrereund
zum Theil figürliche Bedeutungen.
Das Tritteifen, yes—s, plur.ut nom. fing. ein Fangeifen
für Raubtbiere, worin fie gefangen werden, wenn fie auf einen ger
wiſſen Tpeilder Maſchine treten, S. Tellereifen. -
DasTrittrad, 9. Tretrad.
Der Triumph, des—es, plur. die— e, aus dem Lat. Trium-
phus. ı. Ein hoher Grad frohlodender Freude, Befonders die
frohlockende Freude über einen erfochtenen Sieg. Die Entdeckung
eines Wortes, das ein fußes Gefühl der Seele ausdruckt, war
für fie ein Triumpb, Weiße, 2. Ein wichtiger, herrlicher Sieg,
befonders in der höhern und dichterifchen Schreibart. 3. Das feye
erliche Gepränge des Siegers nach einem erfochtenen Sieger, oder
einer volbrachten rühmlichen Handlung. Einen Triumph balten.
Im Triumph in die Stade ziehen. Daher der Triumnbbogen,
"ein Ebreubogen oder Eprenpforte ‚durch welche der Sieger feinen
Zug hält; der Triumphwagen, worauferfist. ...
Der Wagen des Triumphs mag ihn zum Simmelbeben,
Wir fehen doch das Blur an ſeinen Lorbern Fleben, Weiße,
Teiumpbieren, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben,
1. Über einen erhaltenen Bortbeil frohlocken. über etwas
triumpbieren. Mit triumnbierendemgobne auf jemandes Un⸗
—Tro 686
glück herab ſehen. Befonders über einen erſo hlenen Sieg froh⸗
locken. 2. Siegen, einen herrlichen und wichtigen Sieg erlangen,
liber den $eind triumphieren.
Der Trochlit, des—en, plur. die—en, aus dem Grich, und
£at. Trochlitus, ein Nahıne einer verfteinten, gewundenen, ein
füherigenSchnede, welche eine fräufelförmige, faſt dreyeckige Ge⸗
ſtalt bat ; die Kräuſelſchnecke.
Teoden, —er, —ſte, adj. et adv. weldjes überhaupt dem
feucht und naß entgegen ſtehet. 1. Eigentlich, anf der Dherflär
che der Feuchtigkeit beraubt, nicht naß. Trockene Sande haben,
Die Srode iſt ſehr trocken. Das Gefchriebene trocken wersen
laſſen. Hinter den Ohren noch nicht trocken ſeyn, figürlich,
im gemeinen Leben, noch ein Kind, noch nicht mannbar ſeyn.
Der Weg iſt ſehr trocken. Trockene Farben, welche ohne einen
flüſſigen Körper gebraucht werden, Trockne Witterung, da es
nuicht regnet oder nebelig ift, im. Gegenfaße der feuchten oder naf-
fen. Einck ockne Cuft. Eintrodner Sommer. Troden figen,
im Trodenen figen, vor der Näffe bedeckt fisen. in trockner
Graben, der Fein Waſſer hat. Augleihen, in einigen engern
Bedeutungen, Mit trocknen Augen, obne Thränen. Trockenes
Brod eſſen, ohne Butter, Line trockne Mahlzeit, wobey wer
nig getrunken wird. Eine trockene Meſſe, in der Römiſchen Kits
che, welche nur der Prieſter hält, wobey nicht communieiret wird,
Ein trockener Sufen, der mit feinem Auswurfe verbunden iſt.
Trocken beziebet ih zunächft, auf die äußere Fläche, dur re aber,
welches ohnehin einen [ehr hohen Grad der Beraubung der Feuch⸗
tigkeit bezeichnet, auf die innere Beſchaffeubeit. Trockne Luft,
trockne Witterung, gebören mit zuden Ausnahnsen, 2, Figürlich.
(1) Trodnes Dieb, inder Landwirthſchaft, weiches feine Milch
gibt, geltes, güſtes Vieh, im Gegenfage des Melkviehes. Kine
Ruh ſteht trocken, wenn fie feine Milch gibt. (2) In vielen Fäl⸗
len iſt trocken ein Fehler des geſellſchaftlichen Umganges, der
dem munter, aufgeweckt, augenehm, entgegen ſtehet. Sehr
trocken in der Geſellſchaft ſeyn, nicht unterhaltend. in trock⸗
ner Menſch. Eine trockne und langweilige Erzahlung. Wie
oft erweckt man uns in den eriten Jahren durch trockne und
langweilige Erklacungen einer Glaubenslehre, einen Ekel an -
der Religion! Gel, Oft iſt trocken, fo viel, wie ernfthaft,
doch in verfehiedenen Beziehungen. (1) Femanden twoden die
Wahrbeir fagen , ohne gefällige Einfleidung, gecadezu. Ferner;
(2 ) gebraucht man trocken bey Scheren, wenn jemand bey einem
Scherze eine eenfibafte Mine oder Stellung auninmf. Bey ei:
nem Spaße fehr trocken ausfehen. Ein trock ner Scherz, der mit
einer eenfthaften Mine vorgebracht wird. In einer andern Ein-
fchränfung iſt trocken der freundfchaftlihen®efälligfeit beraubt.
Jemanden ſehr troden begegnen, Falt und ohne Freundfchaft.
Eintrodner Empfang. Ein trocknes Compliment. Ben den
Mablern ift trocken, Härte in dem Übergange von dem Lichte zu
dem Schatten babend, wenn Lichter und Schatten zu nahe eben
einander leben, oder ohne Halbfchatten verbunden find. Troden
mablen. Zine trodne Manier. In der Bifdhauerfunft ift ein
Merk trocken, wenn ihm das Weiche, Zärtliche, Markige fehlt.
Es fcheint, daß diefe ganze Figur von trocknen Speifen hergenom⸗
men ift, dieeiner ſchmackhaften Brühe beraubt find. Dürr wird
ineinigenäbnlichen figurlichen Fällen gebraucht.
Anm. Benden Rotfertruehen, und im Oberdeutfchen noch
jegteruden, truchen. Es ift ber Formnach ein Intenfivum von.
dem noch im Niederdeutfchen üblichen droge, im gemeinen ‚Leben
der Doerfachfen treuge, trocken, womit aud) dasAngelf,drugoth,
(mit dem Endlaute —er,) und dag Engl, drought, und noch
einfacher dry, verwandt find, Es ſcheint von einem veralteten
Zeitworte drogen, drögen, oder ohne Vorlaut vegen, abzu-
flammer,
687 Be,
ſtammen, welchet teden wiſchen, Gebeutethat, und mit der nicht
gewöhnlichen Verſctzung des r noch indem Eatein. tergere,
übrig iſt. Im Griech. iſt epuryets, gleichfalls trocknen. Das
Lat. hecus ſtammt von ſtegen in verfiegen. ©. Trocknen.
Die Trockene, plur. car. ein im Hochdeutſchen nur gelten ges
bräuchliches Abſtractum des vorigen Wortes, für Trockenheit.
Im —6 auch die Trockene.
reichs.
Die ocenheit plur. inuf. der Zuſtand eines Dinies, da es
crocken iſt, in allen Bedeutungen dieſes Wortes. Dir Trocken⸗
heit des Erdreichs, der Witterung, der Luft, Eine Trocken⸗
heit im Halfe empfinden, Die Landleuteflagten uber Tro ken⸗
heit und zulegt gar über Dürre. Auch in den figürlichen Bes
deutungen. Jemanden mit vieler Tı ockenheit begegnen, mit
Kaliſinn Gleichgüftigfeit. Wick in der Theologie ift die Trocken⸗
beit des Gemütbes der Inbrunſt entgegen gelegt, wo fie gleich»
falls in der gleichgültigen Unempfindtichfeis befte ®
"Der Trockenplatz, des —es, plur. die —pläge,ein a freger Platz,
die Wäſche daſeldſt zu trocknen, im gemeinen Leben der Ober ſach⸗
ſen Treugeplatz.
"Die Trockentrommel, plur. die —n,bep den Perrüicdenmachern,
ein Fäßchen ohne Boden mit einem Deckel, inwendig mir einem
Netze, die Kräufehöiger daraufzu trocknen. Franz. Etuveo
"Der Trodenwein, des —es, plur. doch nur vou inehreen Arten,
die —e, eine Art Ungarifchen Weines, welcher ans faft trocken
ge vordenen Beeren gepreffet wird; vollftändiger Trockenbeer⸗
wein. Erif die beſte Art des Ungarifcen Weines. Man bereis
ter ähnliche Weine ach in Italien und andern Ländern, da denn
ein ſolcher Wein Secco genahnt wird, S. Sect.
Trocknen, eigentlich trockenen, verb. reg: welches indoppelter
Genalt gebraucht wird.
1. Als'ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, trocken wer⸗
den, d.i. die.auf der Oberfläche habende Näſſe oder Feuchtigkeit
verlieren, fo fern es durch Ausdünſtung derfelben geſchiehet. Bey
feuchtem Wetter will nichts trocknen. Die Gaffen find fchon
wieder getrodner. Kine geſcheuerte Stube trocknen laffen.
In den zufammen gefegten Zeiten fomımt es feltener vor, ©. Ab⸗
trocknen, Austrocknen, Sintrocknen, Vertrodnen.
2. Als ein Aet ivum, trocken machen, d. i. die auf der Oberflä⸗
she befindliche Räffe oder Feuchtigkeit wegſchaffen, es geſchehe
auf welche Arteswolle, durch Ansdünftung, Abwiſchung u. ſ. f.
Die Sonne trocknet die Erde, Gir.43,3. Sie fing an, feine
Suße mit den Saaren ihres Hauptes zu trocknen, Lue. 7,38.
Jeſus trocnete ihre Süße mit dem Schurz, Joh. 13,5. Die
Waſche trocknen. MHafe Kleider an dem Seuer, an der Son:
ne troͤck nen. Brauter ander Lufttrodnen. Diefes Zeitwort
bezicher ſich anf die äußere Fläche, fo wir dorren und darren auf
das Zunere.
Daher das Trocknen und die — doch letzteres nur
in der thätigen Bedeutung.
Anm. Die Endfolbe —nen zeiget, daß grodnen ein Iterati⸗
Baum von dem veralteten trocken iſt, welches wiederum das In⸗
tenfivum. von dem gemeinen Dberfächfifchen treugen und Nies
derfächl. drögen it. Im Angelf. ft das Neutrum von dem Aeti-
vo verfchieden; jenes lautet drugan,dirfesdrygan, Im Eng-"
liſchen lauten bepde dry. Jim Doerdenrfchen fagt man für trock⸗
nen auch truckeln.
Die Troddel, plur.die—n, ein herab hangender Faden oder —
derer ähnlicher beweglicher Theil. So werden bey den Webern ei⸗
niger Gegenden, die Fäden am Weberſtuhle von dem am Ende ab⸗
sefänittenen Gewirke, woran der Aufzug desfünftigen Gewebes
geiniimffwird, Troddeln genannt. An den meiften Gegenden hei⸗
De Trodene deg Erd: .
Ba > 1 0 ET a A a a re a
—
Aro
Ber ſie Trumme, Ruderl —* Die hervor ——
Fäsen an manchen Arten des Bewirkis, de B. an Bügen ud
- Steümpfen, beißen. aleichfalle Troddeln; die Troddelmüge;
Troddelſtrümpfe. Roch hãufiger find Sie Trosdeln Heine Qua⸗
ften von Kuöchien, Schmelz, Korallen uff ver ſchiedene Arten
Kleidungsſtücke damit auc zuzierent.
Anm. Der Grund der Senengung liegt ohne Zweifel in der
Beweglichkeit, fo daß man die ſes Wort als etnen Berwandten von
rütteln anfchen fan, Indeffen kann auch das in einigen gemeis
neun Sprechperten übliche ausdrötteln, für ansdriefeln, die Füs
den eines Gem! fes,ansgieben, mitin Betrachtung kommen. Die
Schreibarten Trottel oder Drottel, find wider die Hochdeutſche
Ausſprache. Im Riederf. heißt eine Troddel Toft.Eugk,
welches den Begtiff der Verbindung, der Maffe hat, und. um
Kranz. Tas, ein Haufe, gehöre. S:auch Teufen. -
Der Trödel, des — 8, plur. ut vom. ſing. der öffentliche Pag,
wo die Srödelleute alte Kleider und Geräthſchaften feil en
der, wenn es ein Marktplatz iſt, der Trödelmarft heiße.
Oſter reich ſchen dev Tindelmarkt, Goampelmarkt, een
pelmarkt/ inandern Gegenden die Dendite, aus dem Latein. ven
dere, im Riederf. der Kleerwinkel, für Rleiderwinfel, in Dans -
“
zig die Tagnete, “aus dem wre. tanj, wohlfeil. S,3 Ted:
deln,
Der Trödeler, znfammen gezogen Tess ler, derjenige, meiden ft Pi
delt, 1. Bon trödeln, jaudern, iſt der Trödier. Fämin. die Trob⸗
lerinn, in manchen Gegenden, eine Perſon, welche in tihren Ber,
richtungen auf eiue feblechafte Art zaudert oder jögers; P Nieder.
Dröreler, in andern Gegenden Tandler, Trändler, in Meißen
Temperer. 2. Bon trödeln, mit alten Geräthfhaften handeln,
iſt Trodler eine Perfon männlichen Geſchlechtes, deren Gefchäft
dieſer Handel it, nach häufiger der Tro delm ann. Kür das weibs *
liche Trodlerinn, fast man in diefer Bedeutung heber Trödel:
frau. oder im verädhtlichen Verſtande Troselweib: Im Oſter⸗
reichifchen heißt ein Trödelmann, Tandier, von Tand, Trödels
waare, Grampler, für Gerumpeler, in Nürnberg Altgewand-
ler, au andern Oberdeutſchen Orten Sonnenkrämer, weil fie oft
unter freyem Himmel feil’haben, im Niederſ. Piunkenkramer,
von Plunken, Lumpen, Plunder. In großen Städten, wo fi
folche.Kcämer über die niedrige Elaffe des Volkes zuerbeben ſu⸗
Gen, und wo ihnen dee Nahme Trödeler, oder Trödelmann, zu
gemein it, pflegen fie fi mit dem Franzöfifchen Napmen ——
leurs zu nenden.
Die Trödelfran, plur. die —en, S das vorige.
Trodelbaft, — er, —efie, adj. etadv, von Trödel, gundern,
im gemeinen Leben, für zauderhaft.
Der Trodelkram des —es, plur.car. .Der Kram,
Handelnuir alten Gerätkfchaften, 2.Trödelwaaten, alte
ſchaften, als cin Gegenſtand diefes Handels; als ein ek
etivum. 4
Der Trödelmann,des—es, plur. die — männer, —
(S. Trodeler) Trodelleute wird auch von mehreren Verfonen
beyderlen Geſchlechts gebraucht.
Der Trodelmarkt, zee e plur, die —mäche, Siebe der
Trosel.
1. Trodeln, verb. reg. act. —— nur ineinigen Gcgenden für
- ziehen üblich iſt. S Treideln
2.Crödeln,verb.reg.neutr, mit dem Hülfsworie haben, —
nur im — —— mancher Gegenden für zaudern, zögern,
gebraucht wird. Niederſdroteln in anderu Hochdeutſcher Gegen⸗
den trandeln, tändeln, temperh, (S.diefe Wörter.)
leitet es von trotten, trotteln, lanafanı gehen, her, welches cine une
mittelbare Dnomatopöie des Gehens ifi;' vielmehr ſcheinet es *
em
—
Wachter
* -
To.
deln, ziehen, eine Figur zu ſeyn;
a ————
— u Er
685 Ih \ 28
3 2 5 demvoligen käbeln, ‚fo wie
zögern ud zaudern von ziehen abſtammen. “
3. Teödeln, verb.reg.meutr. gleichfalls mit haben, mit alten
Gerthſchaften handeln. In vertrodeln hat es auch eine thätige
Bedeutung. Im Oberdeutſchen rändeln, trändeln, treideln,
grämpeln, von Gerümpel. Daberdas Crödeln.
Anm . Viele Sprachlehrer leiten es vontragen ber,andere von
trahere, ziehen, ehedem auch tragen, da es denn Krämer bedeus
. gen würde, welche ihre Waaren herum tragen, und damit herum
ziehen. Allein, Feiner von beyden Begriffen paßt genau anf
das Trödeln. Es fcheinet vielmehr von dem Laute entlehnet zu
feyn, welchen alte Berähfchaften machen, wenn man damit hand»
> dbieret. Solche alte Beräthfaften pflegt man im geineinen Les
ben noch jet im verätlichen Berftande Trudel zu nennen, &ez
rümpel, Riederf, Rummel, eine andere Hromatopdie, bat eben
dieſeibe Bedeutung, und ift das Stantmwort des Diterreichifchen
grempeln oder grampeln, trödeln -Grämpelmarkt, Srödels
markt u. (fund des mitılern Lat, Rumbula, ein Trödelweib.
: Die Trödelorönung, plur. die —en; eine obrigfeitliche Ver» -
ordnung, wie fich die Srödellente beydem Einfaufe alter Geräth⸗
ſchaften zu verhalten haben. _ ; F
Das Troͤdelweib, des—es, plur. die —er, S. Trodeler 9,
Der Trog/ des —es, plur. die Troge, Diminut.das Trögelchen,
| Oberd. Tröglein, imgemeinen Leben Trögel. 1.*Im weiteften
| Verſtande, in welchem es ehedem einen jeden Kaften, eine Kifte,
Seinen Schrank bedeutet zu haben feheinet, und ineinigen Dber«
deutfchen Gegenden noch bedeutet. Alle geſchloſſene Gemäcer
und Tröge öffnen, alle Schriften daraus zu nehmen, Wurſtiſen
bey dem Friſch. Gewandtrog, bey dem Pictorius, ein Kleider
— kaſten. Bin Reifetrog, ein Koffer oder Neifekaften, Stettler.
An Hochdeutfchen ift diefe Bedeutung veralter, im Oberdeutſchen
ift dafür in den meiten Gegenden auch Truhe üblich, (S. daſſelbe.)
2, In engerer Bedeutung, ein längliches Behältnig, gemeiniglich
7 Sbalb wund, oft aber auch ins Gevierte, gemeiniglich aus Einem
‚Stüde gehauen, oft aber auch aus mehrern zufammen gefeßt, Im
Bergbaue werden die Mulden,worin man Erz und. Kohlen herbeh
trägt, noch Troge genannt. In andern Fällen iſt der Trog nur
ein fehr langes Bebältnik diefer Art, es fen übrigens halb rund
| ausgeböblet, oder and) ing Gevierte gearbeitet, es beſtehe aus eis
H nem Stüde, oder aus mehrern, Daber der Badtrog, Waſch⸗
| trog, Lohtrog, Stampftrog, Wafferrrog, viehtrog, der in
manchen Fällen auch die Brippe heißt, Sifchtrog, Stoßtrog,
Tränftrog,
Anm. Im Niederf.Angelf. und Schwed. gleichfalls Trog,in
- Angelf, auhTroc und Trige, im Ital. Truogo,Truogolo,
' Trogolo, im Zsiänd. Thro, im Engl. Trough, im Böhm:
Truky. Bey dem Willeram ifi Trugelin, ein Kanal, Es bat
ehedem wohl den allgemeinen Begriff des Bıhältniffes, des hohlen
Raumes, gehabt, fodaf es mit dem Franz. Trou, ein Loch, febr
nabe verwandt iſt. S. aud) Truhe. :
s. Vie Trogfcherre, plur. die —n; ben den Bädern, eine eiferne
} breite Minge an einem gefrümmten Stiele, den Bachtrog damit
auszuſcharren und zu reinigen, .
Die Troderplur. die —n, einein den niedrigen Spredhatten Ab»
liche verädhrliche Benennung einer groben, plumpen Xbribesper-
fon. Eine faulevder grobe Trolle, Voncrollen, plump einher
traben.
Trollen, verb.reg. act. et neutr. im letzten Falle mit ſeyn und
Sautes iſt, und daher in allen den Fällen gbraucht wurde, in wel»
‚hen diefer Laut Statt finder, 1. * Eine Artwiderwärtigen Ge⸗
chreyes erheben, in welcher Bedeutung es nur in einigen gemei⸗
5 Adel. W B.4 Th. 2, Auf, f /
PL ur
haben, welcher eine Onomatopdie eines rollenden oder trollenden
| Treo. ı 690
nen Sprecharten vorfommt, in welchewsrölen auch zanfen, ha⸗
bern iſt als ein Nenscum mis haben, Jm Griech ifl guAAog,
Gemurmel,und YuAAsım, murren, Daher bedeutet ohne Siweis
felim Schwed.trolia,beheren,bezaubeen, nach dem mittlern Lat,
incantare, $tanz;enchanter, eigentlich befehreyen, berufen,
und Troll, eine. Here, ingleichen ein Gefpenft. 2.* Hin uud ber
wanfen oder wackeln, eine veraltete Bedeutung, wovon Troll in
Baierwfür Troddel üblich iſt. 3. Wälzen, einen ſchweren cunden
Körper duch Umdrehen fort bewegen, nur in einigen gemeinen
Sprecharten, Niederf, trulen, Engl. to trowl, Franz. rouler,
im Deutſchen zuweilen auch vollen. Daher vermurhlich auch das
in einigen gemeinen Mundarten üblicheryoll, groß; Trollbirn,
‚eine große Birn, ein-Trollmaul, ein großes herabhangendes
Maul. Ob Troll,der Ramm an den Weintrauben,in einigen Ges
genden, in andern Trapp, Grappe, auch hierher gehöret, Fanın ich
nicht beſt immen. 4. Mit furzen plumipen Schritten einher traben,
eine -Dnomatopdie diefes Ganges, befonders auf einem hohlen
Raume; als ein Hentrum mit feyn. In diefer Bedeutung iſt es
im gemeinen Leben noch fehr häufig, wo es gemeiniglich im vers
üchtlichen Terfiande für geben gebraucht wird, Er Fomme daher
gewollt. Er iſt fortgetrollt. Ingleichen als ein Reciprocum ſich
trollen, wo es zunächft cine Figur der vorigen Bedeutung zu feyn
ſcheinet, fi gleich famfortwälzen. Trolle dich !- pade dich fort!
Sig forttrollen. =
Er trolkte ſich mit vielem Pochen, Haged. er machte ſich fort,
So, daß fih Wirch und Gaſt urplöglich rollen müffen,
ebeun derſ.
Die Jäger gebrauchen trollen nod in dem mehr eigentlichen Ver⸗
‚Rande für furgeinber.traben, da fie.cs denn fo wohl von den Wok
fe als Hirfche gebrauchen. Dev Wolf srolkt, irabt. Im Englir-
ſchen iſt totroll, hetum gegen, im Niederſächſtſchen aber Trul⸗
te, ein plumper Fuß. —
Das Tromm, S. Trumm.
Die Trommel, plur. die —n, ein Werkzeug, auf welchem derje⸗
nige dumpfige und zitternde Laut hervor gebracht werden kann,
welchen die ——— trom ausdruckt, deren es daun verſchie⸗
dene gibt. Die Maultrommel, ein Kleines eiſernes Werkzeug, des
ren elaſtiſche Zunge dieſen Laut hervor bringet, (S. dieſes Wort.)
Die Pauke wird in manchen Gegenden noch die Keſſeltrommel
genannt, weil fie einem Keſſel gleicht. In engerer und gewöhnli⸗
cherer Bedeutung iſt es ein friegerifches Werfzeug, weldes aus
einem hohlen Enlinder beſtehet, deffen offene. Enden mit einenr
ſcharf geſpannten Prrgamentüberzogen werden, worauf man mit
Klöppeln fchlägt, da es denn einen ſehr ſtarken und zugleich dum⸗
pfigen und zitternden Ton von fich gibt. Die Trommel ſchlagen
oder rühren. Der Trommel ober. dem Balbsfelle folgen müſſen,
ein Soldat werden müffen.
Daß, weil er nicht gehorchen wollte,
Zohann der Trommel folgen-follte, Gell. ’
Sprichw. ev bleibt bey feinen Worten, wie der Hafe bey der
Trommel, von einem Dienfchen, welcher bey der geringfien Ver⸗
anlaffung von feinen Worten und Berfiherungen abweicht. In der
Anatomieift die Trommel eineHöhle des Ohres, welche mit einem
dünnen trocknen Häuschen überzogen ift, und vermirtelft es dazu
gehörigen Hammers die Empfindung des Gehöres verurfacht. Im
weiterer und theils figürlichere Bedeutung, werden verfchiedene
hohle splinderförmige Bebältnife Trommeln genannt, zumahl,
wenn fie in der Handthierung einen ähnlichen Laut von ſich geben,
In Niederſachſen heißteine jedegroßeblecherneBüchfe eine Trom⸗
mel. Eben daſelbſt führer dieſen Nahmen au diejenige blecherne
Röhre, welche das Waſſer von. Dächern ableitet, In den Küchen
ifi die Trommel ein blechernes Gehãuſe um den Braten, dieHige
£r A
Be ER — a A Zu, a Ta a A TE ar
651 Tes
En
zufuminengu dalten, El Ele eener Hofer Cylinber, den Kaffed
darin zu brennen, wird ebendafelöft die Kaffe htrommel, bey einis
‘gen die Raffebpaufe genannt. Bey den Uhrmachern iſt die
° Trommel ein kleiner horizontaler Eplinder, über welchen die Ge⸗
“ wicpefehnue guf und nieder geher. Bey deu Siehmachern ift es der
hölzerne Cyiinder, welcher das Sieb einſchließt und auch der Lauf
Fenannt wird. Nach einer noch weitern Figur führe ben den
Zagern ſo wohl der Garuſack, worin die Stahredes Nachts mit
einen Lichte aufden Teichen gefangen werden, als auch derjenige
eigene Sad mit einem Reifen auf dem Boden, worin die ger
ſchladen üblicher ift; Seuerläcm, Alaein, Zapfenfkvrihnf.f.
ſchlagen. ©. ee N fenſtreich ff
Anm. In den gemeinen Spredarten trummeln. Es iſt daß
Intenſivum oder Iterativum des im Hochdeniſchen veralteten
trommen oder trummen, welches noch in dergemeinen Dinude
arten üblich iſt. (S. Trommel) Diefes Zeitwort und der Schall
welchen e3 bezeichnet, find mit vitm meln und rumpeln febr nahe
verwandt; das vorgefegte € druckt die Intenfion des rober des
sitteenden Laufı gang. erg 2
braucht twich, Feuertarm teommeln z wofür aber das Zeitwore
Der Eronmelfihleg, ses—rs; plur. Sie—fhläge 1. Ein
Schlag aufdie Trommel, 2, Collective und obne Plural, das
"Rühren oder Schlagen der Trommel, Nach dem Trommelfchla-
ge,nachden die Trommel serührt worden, Etwas bey cffentli⸗
chem Trommelfihlage bekanut mache. 0.
DerTrommelfchlägel,des—s, plur ut nom. fing. Schläger
oder Stäbe, womit die kriegeriſche Trommel geſchlagen wird ; im
gemeinen Leben auch wohl Trommelſtock. Ri. 1%
Der Trommelfchläger, des—s, plur.ut nom, fing. derje⸗
Rige, welcher die Er egerifche Trommel zu fchlagen verficht, deffen
Pflicht es iſt, fie gu fehlagen ; devrTambur, (S.diefes Wort.) By
- we
fangenen Hühner nach Hanfe getragen werden, den Nahmen der
Trommel. —
Am Inden gemeinen Mundarten Trummel. Die Endſolbe
it kein Zeichen einer Berfleinerung ‚wie viefe glauben, ſondern
die Ableitungs ſylbe, welche ein Werkzeug, ein Subject begeichnet.
Sie Trommel bedeutet ein Ding, welches den Laut trom oder
trum hervor bringe. Andere Mundarıen und Sprachen Haben
audere Endlaute, oder laffen ſie gar weg, wie das Dberdeutfche
Tromme, Trumme, das Niederf. Trumme, das Schwed.
Trumima, welches Trommel und Trompete bedeutet, das Englis
fe Drumm, Die Trommel ift das älteſte muſik aliſche Werke
na beſonders fürden Krieg, welches die Spanier bey Entdes
dung von Amerika fogar ben den dafigen Wilden antrafen; es iſt
den Schwäbifchen Dichtern Trumbunere, —
Die Trommelfucht, Blur. car eine Art der Windſucht, zumeie "
aber auch von jeher von verfchiedener Geſtalt und Einrichtung ges
wefen, und da alsdanıt auch der Laut, welchen es hervor briuat,
feine Abanderungen leidet, fo bat es auch noch verfchiedene andere
Rabmen defommen, welche doch alle den ſtarken, dumpfigen urd
girreruden Laut ausdrucen. . Dahin gehöret das alte Oberde at⸗
{de Tamber. Mich froewet nihtder Tamber noch diu
Gize, Scheu? Ulrich von’ Winterferien. Wovon das Franz.
Tambour, und das Ital. Tamburro abffammen. DasGrich.
indLatein. Tympanum fomme damit genau überein. ¶S. Tam⸗
bur.)- Bey dem Hornegk heißt die Trommel Sumpper, und noch
in einigen Oberdentſchen Gegenden Sumber ; im Riederf. aber
Bunge, Da die Trompete einen äbnlihen Laut von ſich gibt, fo
Gar fie auch einen ähnlichen Nahmen befommen. Figürlich bat
bernach diefes Wort dazu dienen müffen, in vielen Fallen den Bes.
griff des hohlen Naumes, der Kürze und Dicke u. ſa f. auszudruden,
weil folche Körper inder Behandlung vinen ähnlichen durapfigen
- Raut von fiih geben. (S. Trumm.) It Anfehung des zitternden.
Lautes gehöre auch tresmere mit, zur Verwandtſchaft, wo aber
Das helle e das Dumpfige ausfchlieft.
Das Trommelblech/ des—es, plur. doch nur von mehrern Ars
gen, Hie—e, eine eigene Artnieffingenen Bleches, woraus bie jeßt
üblichen Soldatentrommelnverfegfiget werden.
Das Trommelhaäutchen, des—s, plur. ut nom. fing, in
her Anatomir, das dünne trockne Häufchen, welches fich über dee
Trommelbhehledes Ohres befindet. S. Trommel,
Trommeln, verb..reg. neu'r, mit dem Hülfsworte haben, den,
jenigen ſtarken ind zirteenden Laut hervor bringen, welchen die
Sylbe irom bezeichnet. Auf den Tifch trommeln, wenn man mit
— Fänften fehne hinter einander auf den Liſch fehlögt, Eben
Biefe ſchnellen abinechtelnden Schläge auch ‘anf andern ‚Körpern
marden,nennet aran fehroft gleichfalls trommeln, weun gleich fein
Hninpfiger und zitternder Schall hervor gebracht wird, So trom⸗
melt der Hafe, wenn er anf den Hinterlänfen fißend, die Vorder⸗
Täufe auf ind nieber bewegt,“ In rigentlicherm Verſtande trom⸗
meleeine Act Tauben, wenn fie mit der Bruft und Kehle einen
diefem Worte ähnlichen Lant bervor. bringen. (Siehe Trommels
raube.) Ari engſten Verſtaude ift srommeln , das nnter-deim
rudarıı det TeomitelSefannee muftfalifche Werk zeug ſchlagen.
Es wii ygeirommele Da es denn auch wohl als ein Activui ge⸗
2
Die Trompete, plur, die —n, Diminut. das
Ten auch der Wafferfucht, bey Mrenfchen und Thieren, woben der
Unterleib, wegen des darin eingefchloffenen Windesoder Waſſers
wie eine Trommel gefvanne if, Miederf, die Bungenſucht dou
Bunge, die Trommel, Zuweilen find Winde und Maffer mit -
nanıtiwird, -
einander vereinigen, da fie denn auch die Windwaſſer ſucht ger
* EL | “
Die Trommeltaube, plur, sie—n, eine Art Haustanben; wels
che vine Stimme von fich gehen; die dem Trommelſchlage ähnlich
iſt; Columbatympäniftal. Sie find ftärfer als die Feldtaus
ben, haben Buſchel auf den Köpfen, und werden, weil ſie alle Mo⸗
natbe Eyer legen und brüten, au) Mondtauben oder Monaths⸗
tauben genannt, : r A
vrompetchen
Dberd. Trompetlein, ein mafikalifcbes Werkzeug zum DBlafen,
welches mie dee Zunge regicret wird, und ang einer langen drey⸗
fach ziſammen gelvgten Röhre befteber, welche unten eine weite
Offnung hat. Auf der Trompete blafen, beſſer die Trompete bla⸗
fen. In die Trompete ſtoßen Mit Pauken und Trompeten. Ju
den Orgeln iſt die Trompete oder das Trompeten: Werk; ein
eigenes Regiſter und Schnarrwerk, welches wieeine Trompete
Plinget. Figürlich, wegen einiger Ahnlichfeit in der Geſtalt, wer»
den in der Anatomie gewiffe Bänge in der Gebärmutter Mutterz
trompeten genannt.‘ S,diefes Work, —
Anm, In Oberd Trummoet, in Luthers Bibel Drommete, iun
Niederſ. Trumpete, im Engl. Trumpet, imIsländ. Trameta,
Die Verlegung des Tones auf die Ableitungs ſylbe zeiget ſchon daß
dieſes Wort, fo wie eg da iſt, fremden Urſprunges iſt. Es iſt aus
Mk SEIFE —
dem Frauz. Trompette entlehnet, welches das Verffeinerungs- 5
wort von Trompe ift, welches jest nur noch figürlich den
Rüſſel des Elephansen bezeichnet; Trompe aber im Deutſchen
ehedem Trumbe, in Lipfii SIoffen Triumbo, Drumbo, im
SatianTrumbu, war ehedem ein Ähnliches,aber allem Anſcheine
den und zugleich dumpfigen Tone, ſo wie die Trommel, den Rab,
men haste. Im Ital. heißt daher die Trompete nod Trompa, ı
iin Engl. Trump, im Bretagnifhen- Trumpil; im Schwed.
Trumima, welches aber auch eine Tromniel bedeutet. Weil dier
fer dumpfige zitlernde Ton ehedem mehreren mufſtkaliſchent Werk
jeugen gemein war, fo bedeutete Teumpe chedem and eine Laute
‚nach größeres Juſtrument, welches von feinem ſtarken fehmertern» -
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3
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74, — —
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fen. die Tromb⸗ iſt ein noch nicht
en melches auf einer ſtarten
befontern Lade aussefpannten Saite beſtehet, welche
——— wird,und wie eine bedeckte Heeres
aufe Jautet, Die Tromp ete rharine ift ein Ähnliches Juſteu⸗
—J Ey einer einzigen großen Darmfaite, welche aber mit einem
n"gsfteichen wird,und alsdanı ein Schnarren, wie eineTrons
pete, mecht. Sie iff aus dem Teummfcheit eneftanden, (©. dieſes
86 chief: Werkzeuge baten,fo wie die Trommel hren Nah⸗
‚men von den Lante trom, welchen fie herbor bringen. Der Laut,
“ welcheit dieTrompe tein manchen Fällen hervor bringt,lauter fchon
- "ben dem Enniur Taratanrera,
txmniten, verb. regul,act. et neutr. im legten Falle mit
dem Hälfsworte haben, auf der Zompete blafen, in die Frompete
" fioßen, Wenn ihr trommaeret, [5 follen die Läger aufbrechen,
"AMof.1o,5f.lins lien teommeren, ı Mace. 5, 33. ud fo in
andern Siciken wehr Trenimesen ür romperen ift im Hodh»
Scurfehen veraltet. Aber auch das legte wird nur noch tbeils im
mente gebraucht, indem ſtatt dieſes Zeitwortes in die Trompete
ſto gen, oder die Trompete blajen üblicher find, ERinen Marfch -
* grompeten, beſſer Anen Marſch auf ber Trompete blafen.
\ Der Trompstenf.tal, des —es, plur. car, der Schall oder
Lant derigeblafenen Tronwere.
Erwas dey Trompetenfihall bes
Panne machens; int gemeinen £eben, es austromperen.
Der Trompsöter, des — 2, plur, ut pom, fing. ver bie Trom⸗
„Fete: ‚nad den Regeln der Kunſt zu blaſen verfteber, noch mehr
aber, der ein Geſchäft daraus macht, die Ftomdereim dei nöthteen
Fallen zu blaſen. Ber Seldtromberer, welcher auch nur der
; Trompeter feihtb n beißt, der Softrampeter, Her St.idtreöm-
Bi erer.. Am Oberd. Trumerter, Trommeter, Im Tarı an wird -
i
bicen dur; Trumbar üderfegt.
E - Der Teompetergäng, &es—es, plur. die — gönge, ein Pleis
ner Gang von einem Gebäude, oder auch um einen Thurme, von Wropfen, v'rb.
welchem der Trompeter in den gewöhnlichen Fällen das Seichen
“ mit der Tromprer gibt ; 5. B. an Höfen,” von einem ſolchen Gange
zur Tafrl zu biaſen
— Tromveterſtu kchen des ⸗ plur. ut nom. fing. ein
kurzes muffalifches Stüd, fo. v-wie es auf einer Trompete geblafen
‚werden fat.
2,"Der Topf, &es—en, plur, car. oder derTropfen, des—g,
plur, car. ein im Hochdeutfchen veraltetes, nur noch im Ober,
übliches Wort, welches daſelbſt diejenige Krankheit bea
zeichnet, welche unter em Nabmen desScplages odersſchla gffuſ⸗
ſes am bekaunteſten iſt. Richt, wie Friſch will, weil die ſe
Kranfheit von gewiſſen Tropfen, guttis, — —— die von
dem Bebirn fallen, obgleich das Ztaliänifche Gotta und mitt’
Icre Lat, Gutta, der Sphlaafkuf, aus elicr ähnlichen Miß⸗
deutung entftanden zu ſeyn feinen ,. fondern «le das In⸗
“ senfionm von treffen, ſchlagen, wie Schlag von ſchlagen ab»
fammet. Im Schwrd, iſt Diyp ‚gleichfalls ein Schlag ©...
Treff und Treffen,
ee. 694
Anm. Die meiſten Morsforfeher ſehen and diefe Bedeutung
als eine Figur non Tropfen an, und, Frifch erflärt es fehr feltfam
und gezwungen von einem Menfcben, der fich nicht cher Führt, als
bis vr nach der Schwere, wieein Tropfen, abfällt. So künſtlich
pflegen die Erfinder der Sprachen das Vergleichungsmittel nie⸗
mahls aufzuſuchen. Da indeſſen der Begriff, welchen man mit dies
‚fein Worte verbinder, fo ausgemacht noch nichrift, fofäßefich auch
die Abſtammang nur muthmaßlich beſtimmen. Ift es der Brgriff
der Fauldei, dir Unbepülflichkeit, fo Fonn e8 ein Intenfiomn
von Traube fps, fofern es überhaupt eine Mafje bedentrt, Rlog,
Risg und andere ähnliche Wörter werden in ähnlichen Figuren
gebraucht. Iſt aber der Benriffzeines leidenden, bülfloſen, trüb⸗
ſeligen Menſchen, der hereſchende, ſchrinet es zu trüben in
betriben, zu den alten Alemanniſchen thruwen, feiden, dulden,
im Angoiſ. throvian, wo auch Trowere, ein Märivrer if,
zu gehören, von welchem es gleichfalls das Intenfioim fenn
würde. Bohmiſchen iſt ‚Fraup > ein ng dropet
aber, wenig.
Echerze theils voneim ungefbicten Blafın auf dieſem Inſtru⸗ Das Tropfoad, des—es, plar. die — büder, bey den Gesten,
eine Artdes Bades, damen ein flüſſiges Arznepmittel von einer
— tropfenweife auf den kranken Theil herab fallen !äffet; Ein-
rocatio,
Tröpfeln, verb. reg. welches dag Verkfeineringstoort ven dei
3: wortr tropfen ift, und fo wie diefes in dopp her Geſtalt ge⸗
brancht wird. 1. Als ein RNeutrum mit dem Hülfsworte haben,
in Heine —— herunter fallen. Das Blut tropfelt aus der
Wunde, Es wird regnen, denn es tröpfelt fehon. 2. Algein
Yerivum, in Geſtalt Feiner Tropfen fallen laffen. Eine Arze⸗
ney auf Zucker trepfeln. Mit Fett betröpfeln. So auch das
Tropfeln.
Anm. Im ficderf. druppeln, druppeln, im Engl. to tribble.,'
Es iſt das Intenfivum von traͤufeln, wie.tropfen von traufen.
©. diefe Wörter,
reg. welches in doppelter Geſtalt vorkeinntt,.
1. Als ein Neutrum, nit dem Hülfswertababen, in Geſtalt der
Tropfen herabfallen, von flüſſigen Körpern, Das Blut tropft
aus der Wunde. Es wird regnen, denn es tropfet ſchon.
- Spridiw. wenn es auf die gerren regnet, fotropfet eg auf die
,Knechte. Da es denn nad) einer gewöhnlichen Figur.auch von
den Köcper geſagt wird, von welchem der fläffige tropft. Die
Därher tropfen. Die Naſe tropft ibm. Die Reben tropfen!
StR am zärtlipften Reb tropft noch die blutende Wunde,
Zach.
2. Als in Geſtalt der Tropfen fallen laſſen. Arze⸗
ney auf Zueer , in Waſſer tropfen: Sett auf: den Braten
tropfen. So auch das Tropfen.
Ann, Ben dem Motfertrophen, im Riederf. — im
Schwed. dry pa, im Islaud, dropa, im Angelf. dy pan. Es iſt
das Antenfingm von traufen und triefen, und mit demſelben eine
Onomatopðie des Herabfallens eines Tropfens ſelbſt. Mit ans
dern imenſiven Endlauten kommt bey dem Willeram troffezen,
und in riniaen Oberd. Gegenden trofnen noch jest für tropfen vor,
2, Der Tropf des — en, plor, die— en, eine mitleidige Be⸗ Der Tropfen, des —s, plur. ut nom, fing. Diminut. das
senning, einıg armen eihfättigen. Menſchen, welcher fid) in einer
Nerlegenbeit weder zu vatben noch au beifen weiß. Kin armer
Tropf; Ein elender Teopf Sleich weint er mit, der arme
eier Weiße
biefe (Gottes Kraft) wir du mm, elender Tropf;
—* entgottert, Gryph.
Sberd eut ſchen iſt auch das weibliche Geſchlecht Tröpfinn,
ich, welche aber im Ho deut (chen ungangbar iſt; die faule
Eröpfinn,, Maktbef. ven
— — — — * — * yet u.
Tröpfchen, Oberd. Tröpflein, ein kleiner Theil eines flüſſigen
Körpers, welcher die Geſtalt einer Fleinen Kugel annimmt. Ein
Wropren Tau, wenn fich die Feuchtigfeitdes Thanes in Mein
Kugeln aufden Gemäbten vrreiniget. Lin Tropfen Waſſer,
Wein. Es regnet große Tropfen. Figürlich achraucht man
dieſes Wort, 1. rinefebr geringe. Quamitãt eines. füſſigen Kör⸗
pers zu bezeichnen, Ich babe heute no keinen Tropfen getvun⸗
Fern. Es if kein gefunder Tropfen Blut in ibm. Bin Tröpfipen:
Wein trinfen, ein wenig. 2. Die Tropfen un Plural begeichnen:
— ⸗ rin
a Er Feen
er
- 3 x e
605 Kr |
eine flüffıge Arzeney, welche tropfentweife eingenommen wird.
„Tropfen einnehmen. Magentropfen, Bruſitropfen u. ſ. f.
Anm, Bey dem Rotfer Fruphu, im Tatian Tropho, im
MRiederf. Druppe, im Angelf. Dropa und Drype, im Engl.
‚ Drop, im Dänifhen Draabe, von welchem leßteru das Deutfche
das Intenfivum iſt. Es iſt nicht der Infinitiv des vorigen Zeit»
= wortes, fondern von tropf und der Ableitungsfolde en zuſammen
gefegt, ein Ding, welches im Heradfallen den Laut tropf vernt-
facht. Einige gemeine Mundarten gebrauchen ee auch ohne End-
folbe, der Tropf. Ein Tropfim Eimer, Ef. 49,15. Welde
Faorm aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich iſt. 5
Der Tropfenfall, des —es, plurinuf. ı.Die Traufe, der Fall
der Waffertropfen von dem Dache; Riederf. Druppenfall. Den
Tropfenfallin des gudern Sofbaben. 2. In manchen Gegen
den iſt es auch für Traufrecht üblich, S. diefes Wort,
Der Tropfbabn, des —es, plur. die —häbne, inden Gradier⸗
werfen, Hähne mit ihren Tropfzapfen, durch welche die Sohle,
welche. gradiert werden foll, aus dem Tropftrogetropfet.
Tropfnag, adj.et adv. fo naß, daß es tropfet. Tropfnaß feyn.
Der Tropffchwefel, des —s plur. inuf. in dem Hüttendaue,
derjenige Schwefel, welcher bey dem Röften desBleyerzes am Ro⸗
fe zuſammen tropfet; verderdt Tripfohwefel, Triebſchwefel.
Der Tropfftein, des —es, plur.die—e. 1. Inder Mineralo-
gie, eine alfartige Steinart, welche entflebet, wenn mit Kalferde
gefchwängertes Waffer in den unterirdifchen Höhlen herab tro⸗
pfet, und nach Abdunftung des Waffers dir Kalkerde in Geftalt
eines Steines zurück läſſet; ohne Plural und ne von der Art,
Sinter, Steinfinter, Stalactites, 2. Auch der Filtrierſtein,
und ein darans bereitetes Gefäß, das Waffer zum Trinken da-
durch zu filtrieren, wird in einigen. Gegenden Tropfitein ger
napnf. —
Der ER des —es, plur, die —tröze, in den Gradier⸗
Häufern, ein Trog, ans welchem die Sohle auf die Dornwände
tropfet *
Der Tropfwein, des —es, plur. inuf. verdorbener Wein; wel ⸗
cher aus dem Hahne oder Zapfen eines Faſſes tropfet; Leckwein,
in einigen Gegenden Ausbruch, in Oſterreich Spanwein;
Der Tropfzapfen,des —s,plur.ut nom;fing. in den Gradier⸗
Häufern, ©. Tropfhabn. i -
Das Tropfzinn, des —es, plur. doch nur von mehreren Arten,
die —e; ſehr reines Zinn, welches auf den Brenudrtern ans dem
Sinnerze tropfet, und von einigen für gediegenes Ziun ausgegeben
wird, u
Die Trophee, (dreyſylbig, plur. die —n, aus dem Franzöf.Tro-
phẽe, und dieß aus den Griech. und Latein. Tropaeum, ein
Siegeszeichen, zum Zeichen des Sieges ausgeftellie Kriegsgerä⸗
the und Waffen.
j Wo Wanderer Tropheen eines Dalfs, - .. .
Das für die Tugend fiel, mit Schaudern fehn, Weiße,
Tropp, ©. Trupp. ER
Der Troß, des —ſſes, plur. inuf. ein Wort, welches eigentlich ei⸗
ne Menge, einen Haufen mehrerer Dinge bedeutet, es ſeyn nun
Sachen oder Perfonen, Daher war Droffe ehedem ein Haufe,
im Schwed. noch jest Drofle, In einigen Begenden iſt Trieſte
ein Hanfe Getreides ‚(der an andern Diten ein Jeimen heißt.
Das Holländ, Troßs — * ein Bündel, Pack. Im Hochdeut⸗
ſchen gebraucht mar das Dort nur noch von dem ſchweren Ge⸗
packe der Armee, und den dazu gehörigen Perſonen, z. B. Pad-
knechte, Reitknechte, Marketender u. f.f. Sich bey dem Troſſe
aufbalten. Dem Troſſe folgen. Indeſſen fängt es auch in dieſer
Bedeutung im Deutfchen am zu veralten, indem Bagage und Ge-
pack dafür üblicher find. In einigen Gegenden ifi devTroßwagen
RE EN
fich bey dem Troſſe der Armee nur die geringften und feigften Pers
fonen eines Kricgsheeres aufhalten, fo wird Troß zumeilen im
verächtlichen Berflande von einem Gefolge unnüger licherlicher
6°
nochein Bag agewagen und das Teoppfers, ein Yadpferd. Da |
Leute gebraucht. Daß es in diefem ganzen Verſtande ein Collecti⸗ E
vum iff, fiebet man von felbft. Indeſſen gebraucht Opitz es auch
individuel von einem verächtlichen — *
Jetzt fegt ein kahler Troß, der in dem vortheil liegt,
DSen beſten ſelden ab. ra
In welchein Verftande es aber im Hochdeutfchen unbekannt if.
Anm. Auch im Schwed. iſt Trols, das Gepäd, im Wallif.
Trwfia, im Bretagnifchen Tres, Im Isländ.ift Truts, ein
Bündel, und im Franz. Troufle, das erhabene Hintertheildes
Pferdes, das Kreuz. In einigen Deutfchen Provinzen hat man
auch dag Zeitwort troſſen, paden, auftroffen, auffaden, Franz.
troufler, Engl. to truls. - Der Begriff der Bröge, der Meng:
ift der Stammbegtiff. S, x Droffel, Kiefe, Reifen.
Der Troͤßbube, oder Trößjimge, des—n, plur. die—n, ein
Bube, 2. i. junger Menfch geringen Standes, der fich bey dem ,
Troſſe eines Kriegsheeres aufhält, z. B. als Packkuecht, Reit⸗
—* Marketenderknecht u. ff. doch nur im verächtlichen Ber
ande. £ ER
Der Troßjuͤnge, ©. Teoßhube. er
Das Tröfßpferd, des —es, plur, die —e, S.Trof,
Der Troͤſt, des —es, plur. car, ein ort, welches urfpeiinglich ;
Stärfe des Leibesund Geſundheit bedeutet, wie das alte Schwed.
throafi,gefund werden, daher noch in den gemeinen Mundarten
betroft, fo vielwie gefcheut, bey gefunden Berftande iſt. Nach
einer gewöhnlichen Figur bedeutet es daher auch Dreiftigkeit,
Kr
}
Kühnheit, Zuverficht, welche Bedeutung noch in-der Deutfhen
Biber vorfemng Seinen Troſt auf die Leute fegen, feine Hoffs-
nung, feine Zuver ſicht, Ddad.v.7. Beinen Troft auf Bote fiel-
Ien, 2 Maccab. 7,14.
Seinen Troft an etwas haben. In allen diefen Bedeutungen iſt
es im Hochdeurfchen veraltet, wo man es nur noch in engerer Bes
deutung don dee angenehmen Empfindung eines gegenwärtigen
oder fünfsigen Guten im Leiden gebraucht. 1 Eigentlich, von die-
fr Empfindung ſelbſt. Troſt von etwas haben, empfinden. Troſt
ausctwasfihörfen. Jemanden Trofigeben. Noch mehr aber,
2. von demjenigen, was diefe Empfindung im Leiden gewährer,
es ſeyen nun Votſtellungen, oder. Sachen, oder Perfonen, Te.
manden Troſt zuſprechen. Einem allen Troft benehmen. Es
hilft Bein Troſt bey ihm, er nimmt Feinen Troft an, . Das Sie: '
net mir zum Trofte. Das if ein ſchlechter Troſt für mich. Ich
ſage dir das zum Troſte. Du biſt mein Troſt in meinem Leiden.
Willt du meinem Rummer nicht den Trofi des Schlafes gon⸗
nen ? Dort reicht ſie der Armuth Troft und jedes Tages Hab:
rung, Geßn.
Ferner Freude, Vergnügen überhaupt, |
4
Anm, Schon bey dem Ditfeied Throlt und Droft, beydem ° '
Notfer Trolti, im Niederf. Trooſt. Wäredienoch übliche Hochs,
dexiſche Bedeutung die einzige und ältefte, fo Fönnte man diefeg
Wort bequen von Rast ableiten, zumahl da man für troſten auch
berubigen jagt. Allein, da die Bedeutung der Suverficht ereiss
Lich die Ältere iſt, fomuß man e8 mit getroſt, dem Griech. Ipr-
evg, dem Schwed. Tröft, Zuverficht, Verirauen, obne alen
Zweifel zu unferm dreift rechnen, ( S. daſſelbe) Der Begriffder
Zuverfict, der Kübnbeit, iſt wiederum eins Figur der Stärke, der
Geſundheit, und viefe vetmuthlich eine Figur der Größe, ſo daß
wir am Ende wiederum auf Troß, Riefe, und viele andere dieſes
Geſchlechtes zurüd fominen, (S. auch Trauen) Dadiefes Wort,
ſelbſt wenn es individuel gebrancht wird, keinen Plural hat, ſo ge⸗
* braucht
RT —* * * Re |
ER: 697 Tro
P
brauchtman dafür, wenn ja diefer ausgedruckt werden fol, oft ben
Plural von Tröftung, S.daffelbe. + Te
Das Tröftamt,des —es,plur. die — ämter ‚ein nur in dee Theo⸗
Togie übliches Wort, wo das Troffamt des heiligen Geiſtes, das»
jenige Gefchäft deffelben ift, nach weldjem er die Dienfchen in
Widerwärtigkeiten und Leiden aufrichtet. :
Teöfibar, —er, fe, adj. et adv. wer ich tröften läßt, doch a
hãufigſten in dem Gegenfage untroſtbar, wofür doch untröſtli—
her üblicher iſt.
Der Troͤſtbrief, des —es, plur. die —e,ein Brief, worin man jes
manden Troſt zu ertheilen fucht ; das Troftichreiben.
- Teöften, verb.reg. weldes, wenn man die jegt veralteten Arten
des Gebrauches zufammen nimmt, ehedem in doppelter Geſtalt
‚Ablih war. — - x
I, * Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, fich erküh⸗
nen, fi} unterſtehen, erdreiften, ferner dürfen, eine längſt verals
tete Bedeutung. Se
IL, Als ein Activum, eigentlich dreift, Fühn, muthig machen,
fo wohl überhaupt, als in verfdiedenen engern Bedeutungsn.
v1, Durch Abwendung oder Verminderung der Gefahr Muth, Zus
verſicht machen; eine veraltete Bedeutung, in welcher es unter
andern auch für Sicherheit geben, firher Geleit geben, ingleichen
die Gewähr für erwas keiften, üblid war, Einen des Libes trö⸗
fen, Königshov. ihm ſicher Geleit geben, die Gewähr für fein Le—
— ben übernehmen. 2.* Durch Hoffunng Muth und Zuverficht ma-
chen; eine gleichfal[s veraltete Bedentung,in welcher es auch als
ein Keciprocum, fich eröiten, für hoffen, üblich war. Trofte dih
‘ze Gotes, Rost. hoffe auf Gott. In diefer Bedeutung des Hof⸗
fensift noch getr oſten üblich. (S. da ſelbe.) 3. Freude, Vergnüs
gen gewähren, Auch dieſe Bedeutung iſt veraltet, außer, daß der
große Saufe Bey Erwähnung eines Verſtorbenen noch die Formel
bepzufügen pflegt: trötihm Gore! wofür andere fagen, Gott -
habe ihn ſelig! Mein feliger Mann, tröſt ihn Gott! war ein
großer Shöpps! Weiße. 4. Durch überwiegende Vorſtellung
eines Guten die unangenehme Empfindung im Leiden überwinden;
bie einzige noch übliche Bedeutung. . Linen Betrübten, Nieder⸗
geſchlagenen, Traurigen u. f.f. tröften. Jemanden in feinem
Leiden, in feinem Kummer, in feiner Traurigkeit treſten. Er
‚will fh nicht eröftenlaffen. Einen Kranken tröſten.
— Mich empfängt die trößende Freund ſchaft
Und lachelt jegliche Runzel hinweg, Gieſeke.
Die Sache oder die Vorſtellung, womit man die unangenehme
Empfindung zu überwinden ſucht, bekommt das Vorwort mit.
Sich mitetwas tröften. Tröfter euch mit diefen Worten unter
einander, ı Theff. a, 18. Troſte dich mie deiner Unfehuld. Im
Oberdeutſchen auch mit der zwepten Endung, welche aber im
Hochdeutſchen weis mehr gebraucht wird. Ich tröſte mich mei⸗
nes guten Gewiffens. Weß folf ich mich tröſten? Pf. 39, 8.
Sr troöſtet ſich diefes guten Lebens. Pf. 49, 29. Die.virlorne
» Sache, deren unangenehme Empfindung man durch eine angenehs
me übertwiegen will, befommt im gemeingg Leben oft das Vorn drt
wegen... Semanden wegen bes Todes feines Sreundes tröften,
In der edlern Schreibart aber das Vorwort uber. Jacob wollte
ſich nicht troſten laſſen über den Derlun Fofepbs, ı Mof47,35.
So auch das Tröften und die Troſtung. Se das legte an ſeinem
Orte beſonders. ar, s
i Anm. Schon bey dem Kero troftun bey dem Ottfried dro-
„Ren, im Riederf. tröſten, im Schwed. Trölta, wo es aber dreifk,
miuthig machen, bedeutet. S. Troſt.
Der Tröfter, des —s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Trö-
fevinn, eine Perfon, welche teöftet, auch nur roch in der leßten
Bedeutung bes Zeitwortes, Beinen Troöſter haben, Pred. 4, ».
Tro 698
Ihr ſeyd alle leidige Tröſter, Hiob 16,2, Deine Tröffer veb⸗
führen dich, Ef.3, ı2.
Wo biſt du bin, du Tröfter in Befchwerde,
Mein goldner Schlaf? Haged.
© Laura, du bift eine leidige Trofterinn! Weiße, Ihr Schöe
nen, ihr folfter Tröiterinnen der Männer ſeyn! Wenn man im
gemeinen Leben ein altes Buch im Scherze und verächtlichen Ber»
Rande einen alten Tröſter nennet, fo ſcheinet dieſer Ausdend zur
nächft von einem alten Gebethbuche, dem Tröſter dee Andächteley,
entlehner zu ſeyn. n
Anm. Ehedem bedeutete diefes Wort auch theils einen Bin
. gen, in welchem Verftande esin alten Urkunden vorkommt, und
noch inder Schweiz üblich iſt; theils einen Beyſtand, einen Fürs
fprecher vor Gericht, in welcher Bedeutung der heil, Geiſt noch in
der Deutfihen Bibel der Tröſter genannt wied, das Griech. arx-
exxAurog anszudenden. Im Tatian heißt der heil. Geikin dies
fer Bedeutung Fluobareri, im Angelf, aber Frefrigenc‘
Frefriend, frofre Gaf. ,
Der Tröftgeund, des —es, plur. die —gründe, eine Bow
flellung, wodurch man eine unangenehme Empfindung, be
fonders einen: Kummer oder Bram, bey fich und andern zu
überwiegen fucht.- %
Tröftlih, —er, —fe, adj. et adv. welches ehedem in verſchie⸗
dener Bedeutungen üblich war. 1. * Bon Trof, Zuverficht,
Dreiſtigkeit, war tröſtlich ebedem für dreift, kühn, beberzt, üblich.
Marggraf geinrich ſtellte ſich troſtlich zu dem Kriege, in Men⸗
kens Script. Th. 2. S. 17 40. JIn dem alten Liede, Nun lob
mein Seel den Herren, ſingt die chriſtliche Kirche noch, ihm
tröſtlich thun anhangen, ohne e3 gehörig gu verſtehen, weil viele
dafür ganslich eingefchoben haben, da es dach zuverfichtlich be-_
deutet. Der tröflichen Hoffnung leben, der zuverfichtlichen,
fommt auch noch hin und wieder vor,
Es hoffte tröſtlich jederzeie
Iſrael aufdes Herren Macht, Dpis Pf. 131.
2. In der noch jeßt gangbaren Bedeutung der Wörter Troſt und
tröſten, ift tröftlih. 1) Der ſich tröften läßt, Troſt annimmt,
tröſtbar; in welchem Verſtande aber anr der Gegenſatz untr öſt⸗
lich üblich iſt. 2) * Neigung und Fertigkeit beſitzend, andere gu
tröſten; eine jetzt veraltete Bedeutung. Freundlich, hülflich
tröſtlich ſeyn, Opts. 3) Von Sachen und Vorſtellungen, die uns
angenehme Empfindung im Leiden überwiegend, und darin ges
gründet, in welchen Verſtande es doch im gemeinen Leben am
häufigften ift. Eine teöftliche vorſtellung, Predigt, Erzahlung.
In weiterer Bedeutung war 28 ehedem für angenehm,erfreufich
überhaupt gangbar, in welchem Verſtande es auch noch imgemeis
nen Leben üblich iſt. Das iſt nicht ſehr tröſtlich, nicht ſehr ange.
nehm. Sie konnen ſich vorſtellen, welche troſtliche Sigur ich in
diefen Umftänden gemacht babe! In der Deutſchen Bibel kommt
es in dieſer Bedeutung noch mehrmahls vor,
Schon bes dem Notker troßlich, So aud die Tröftlichkeie.
Teoftlos, —er, —efle, adj. etadv. des Troſtes beraubt, Ein
troſtloſer Menſch, welcher nichts bat, womit er fich in feinem Lei⸗
den tröſten kann. Ein troſtloſer Zuftand, Troſtlos ſeyn. Un—
troöſtlich iſt der, welcher ſich wicht tröften läßt, Feinewt oft an⸗
nehmen will, dee alfo nicht ale Mahl troſtlos if, Ben dem
ttfried (don droftolos,
Die Tröftlofigfeit, plur. inul, der Zuſtand, da man troſtlos iſt
Die Tröffquelle, plur. die —n, die Quelle des Troftes, d.i. das⸗
jenige, woraus Troſt im Leiden hergeno mmen werden kaun.
Teoftreich, —er, fe, adj. et adv. reich an Troſt, vielen Troſt
babend und gewährend, im hohen Örabetröftlih. Lin trofireiz
cher Zuſpruch. Line troſtreiche vorſtellung.
ir Das
699 ! — * —
* brief.
Die Tröfifchrift, plur. die—en, eine Särift, worin man je⸗
manden tröſtet.
Die Troſtung, ‚plur. die —en, von dem Zeitworte eröftn und
3 — Er ;
Das ——— des —s. plur, ut nom, 2 &,Trofi: TEN Teorten.
Der Crottknecht/ des — rt, ai: — im ia or
wohl diejenigen, weiche tie Weintrauben vordemAnspreffen der⸗
- felben mit den Füßen zertreten; dir Treter · Als auch diejenigen
Acheter, weidienachmantsdas eſſen verrichten, —
der Ableitungsfnfbe — ung. Die Handlung, da man tröflet; Der Trottmeiſter, des—s,plur.utnom. fing. verjeiiige, sel» >
als das Verbale biefesgeitwortes , eine ungewöhnliche Bedeutung,
‚her die Aufſicht über die Trottfnedte Sat; der «ltermether. ’
wofür das Teöten üblicher iſt. *) Der Zuftand, da men Troſt Die Trottfpindek, plur. sie—n, an det Trotte oter Kelrer die
-ernpfindet. Wer aber weiſſaget, der redet den Menſchen zur
Befferung und sur Ermabnung, und zur Trötung, ı Cor, 14,
große fenfrechte Schraube, Bermineift weſcher dae Kelwın ober
Preſſen geſchiehet; die Kelterſpindel.
*
3. Eine ungewðh liche Bedentung, wofie Tro üblicher iſt. Der Trotz, des—rs, plur. car. ein Wort, welches die —
3) Bae jentde, was Troſt gewaͤbret. Auch beit Troſt üblicher,
außer, wenu menden Plural nörhig findet, weichen Diefes HAnpie
wort nicht leidet. Sollten®ottes Trönungen fo gering vor dir
"gelten! Hiob 15,11. Das Elend desandern Jury Liebe und
Tröhungen zu verfußen, Gell. Der Engel der Liebe mı —
feine lieblich en Troſftungen auf dich berab ſchütten, Weiße.
Das Troͤſivw ort, des — es, plur. inul. ned mehr aber, Sie
Troftwerte, ling.inul, eine tröflliche, Troſt gewehrende Aede,
als ein Colleciium.
Der Trott, des—es, plur. car. von dem Britworte trotten, tra⸗
ben. 1) Der Trab, beſonders don dem Trabe der Pferde, von
welchem man ſo wobl das Wort Trab als Crott gebraucht. Das
Pferd gebet den Trott. Den Trott reiten. Jral, Trotto,
<> Engl, Erot, in minlern Lat, Troctus, 2) In einigen Ober ⸗·
deutfchen Gegenden wird der Trieb oder die Triſtgerechtigkeit,
fo wohl der Trott als die Trat geuanut. ©. Erotten.
Der Erortbaum; des--es, plur. die — bänne,im Ober
deutschen der ZRER in einer Trotte oder Kelter; der Reiter:
baum, -
“ Das Trottbett, des— es ‚plür, die —e chen da elbſt der vers
tiefte Platz inder Kelter, in welchen die Tcauben zu tiegen kom⸗
men ;das Bert, Kelter bett.
Die Lrotte, plur, die—n, ein nur in eigen Ober dout ſchen Ge
genden üdliches Wort, eine Preffe,und befonders eine Weinpreſſe
oder Kelter zu bezeichnen. Daher wird eine Dblniühte ehen daſelbft
auch eine hhltrotte genannt, S. Trotten m
Die Trottel, So Trodoel.
Trotten/ verb. reg. welches das Jutenſivum von treten if, und
in doppelter Geſtalt varfommt.. 1) As ein Activum, von treten,
fo fern es ebhedem auch ſtampfen, ſtoßen bedeutete; in welchem
Verſtande trotten noch in einigen Oberdeutſchen Gegenden für
preffen fo wohl als ſtampfeu, üblich if, Den Wein trotten, ibn
keltern. Da diefee vor dem Preſſen auch häufig von Menſchen mit
den Füßen geſchirhet, fo könnte man diefes trotten füglich als ein
Jutenſivnm der gewöhglichten®edentung des Zeitwortes anfehen,
wenn nicht erweistich- wäre, daß tresen ehedem auch Rampfen,
fioßen, bedeutet Hätte, “Daher man den Wrin trotter, es mag
Sur Breten oder Vreffen gefcheken, Im Oberdeutſchen fagt man
auch bi zrotten für fFampfen, und im Niederdeutſchen iſt trei⸗
ten ah träten die Hanf⸗ und Flachs ſtã ngrl vor den Brechen ent⸗
zwey ſtoßen, und Treite das gereifelle Bret, womit ſolches geſchie⸗
bei. 2) Als ein Neutrum, mit dem Sülfsworte haben, von der
ublichſten Bedeutung des Zeitwortes treten, mit ſchnellen und kur⸗
zen Schritteu einher laufen, wie traben, ob es gleich eigentlich
ein bärtereg Auftreten, wie dieſes, zu bezeichnen fcheinet. Das
Pferd trotter hart. Daher getrottet Fommen, auch von dem
menſchlichen Gange, plump daher arfanfen kommen. Indeſſen iſt
im Hochdeutſchen dafür traben, bey vielen aber auch trottieren
äbl:ch, welches wieder. aus dem Jtaliär. trottare, und Franz
irotter, traben, ennehnetiff, nnaeachtet dtefe von dem Deutſchen
reiten abfiammen. So auch das Trotten 2,
/
der Zuperficht, des Drobens, des muthigen Wiverflandes, und
der Herausforderung in fich vereiniget, undweniaften.g in
Fällen ein Intenfioum fo wohl von Troftimder veralieten®
tuna der Zuverfitund Kuhnheit, als auch von Drehen if u
b deutet.
Beywori trutzlch für kühm, verwegen, md heuerdanke vorfonnme.
Wenn ich ewrs geleuyen wer Er
vhnd in ſolchem groffen gelud —
So wolt ich beſtan ein truglich ſfück Kapıss. 0
2) Huber Grad des Vertranens auf eigene Vorzüge oder fremde
zart
muthig ent egen zu gehen; in welchen Verſt ande ſich in dem
tze Zuvet ſecht/ Stolz und Knbnhert vereinigen, > &ie ver!
auf ihren Saririfcy und find voll Trotzes Maoce. 8, 18.
.. Ih will mit edlem Trotz — Weg der Tugend
e Sr es denn in der böhern Schreibartieich wohl fiat
genftand der feſten Buverficht bezeichnet. Derzerr Pe
Sprichw. 3, 26. Der Weg des Gerren ih. des; ßdrommen Trog,
+ p. 10,29. Worauf verläffer er fich, wer in fein cros?
ir. 34, 18.
3) Zu vielen Fälfen {6 mireiniger Abänderung — die
herrſcheude Neigung mir Beyſeitſetzung aller glimpfit en zn
tegein, einem andern fo wohl öffenilich Widerftand ; zu leiſten ‚als
auch ihn zum Widerfiande gegen unfere Beleidigungen & ıfor=
der. Pine Trog beweifen, eine vrraltete Fr ar
man Heber fagt, trotzig gegen ihn ſeyn⸗ oder in manchen Fällen
au, ihm Trog bietben, fo wohl durch offenbaren Wider and,
als auch durch deeifte AÄusforderung zum Widerftande. Trotz ſey
dir gebothen Er Biecher aller menſchlichen Gewalt og.
Femandes Trotz demüchigen. Jemanden etwas zum T
thun, mit offenbarem Widerſtande gegen deſſen Willen, Mi
uff. Der ganzen Welt zum Trog, ‚wenn ‚gleich ve
Belt anders will oder denkt. -
Da es denn oft auch als eine Partikel zur ea
offenbaren Widerftandes oder einer offenbaren Ausforderumg ge⸗
braucht wird, Trog! und mache ſich einer an Iacob! 2 Sum.
20, 13; d. i. Troß ey dem gebothen, der ſich an Jacod macht.
Am übtichfen iſt es in die ſem Verſtande mit der dritten Endu
der Perfon, Trog den, ders beſſer mache! Trotz dem, ver
widerfegt! Kr bleibt, Trotz aller Gründen, bey feinen *
nung / mit Verachtung aller Gründe, angea chiet aller Gr
Der, Trotz der Schärpe, die ertrug,
Nicht weiſer war, als der, den er vernünfeig feplug, om
Ste ftebt, Trog feiner Mummerey, ‘
Daß alles eit⸗ ſey, Uz
d. i. ungeachten An welch er Vebentung (fö fern esnäßmtic für.
ungeachrer ftebt,) die zweyte Bedeutung noch üblider iſt Trog
aller Einwendungen, für Trotz allen Cinweniungen Di
wirft den Prozeß Trog Beinrs vielen Geldes/ füt Trotz dei⸗
RT nem
u:
— *
Ki et der feſten Entſchließung, allen Omdern ſen
nic, —
be
AR AaR
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1, *Rühr ‚heit, eine veraltete Bebenmid,äi wide N
N AS
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J
1
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3
nem — TERN Nach viger noch weitere
‚Figur bedentes diefes in ein Swifchentvort umngeformte Tro —
- weirernichts als, eben fo gut, da es aber nut allein die dritte
dung selbe, — — einem Läufer, fo gut a *
Läufer,
rs Trog, eineb älter (wage urſin Haged.
* Krallen dirfen Fällen ift die R. A. elliptiſch ‚und —
Tron ſey dem gebothen, auflöſen; woraus zugleich erhellet, dag
die dritte Endung die richtigſte it, außer wenn es die Geſtalt
eines Vorwortes annimmt uud für ungeachtet ſtehet. Hin deß⸗
willen wird diefes Trotz auch am richtigſten mit ei Es großen Ü
geſchrieben, indem es ein wahres Hauptwort ift, went es gleich
durch den elivtifhen Sebrauch die Geſtalt einer Partilel aunimmt.
Die Hanptwörter Glück, Heil, Dank ff. werden in ähnlichen
Elipfen gleichfalls allemahl mit einen: großen Bucftader ges
füorieben. Glůck dem Rönige!geildir! Ei har die Krantbein
Dank feinem guten Arzte, glück lich überſt anden.
4. Endlich iſt der Trotz auch ıhätige -Erweifung herefchenber.
Widerfpenfigkeit, da es denn oft auch in engerin Verſtande von
derthätigen Erweifung der herrſchenden Abneigung von der Ver⸗
ſöhnung gebraucht wird. Der Trog eines Rindes. Jemandes
- Trogdemürhigen.
Anm. Zn einigen alten Mundarten Trittz/ welches iu bein,
im Hochdentfehen aber auchfeltenen, Trutz bündniß, ein Bünde
aß zum Angriffe, im Örgenfage eines‘ blogen Shugbindnilfes,
gangbar iſt. S. das folgende
CTrotzen,
verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. Ei⸗
a ee Grad der Kühnheit befigen, und ſolchen thätig erwei⸗
fen; eineim Sochdeutſcheu völlig veraltete Bedeutung, 2. Einen
er bohen Grad des Vertrauens auf eine Sache begen, und ſolchen
mit Beyſeitſetzung alles Glimpfes thätig eriweien ; mit dem Vor⸗
worte auf. Die ſich verlaffen auf ihr Gut und trogen aufibren
. großen Beichtbum, Pf. 49,7. Sie trotzen auf den Gott Iſrael,
&f.48, 2.1 rpbarad trotzete auf feine Macht, Judith ı, 5
- Trotze nicht auf dein Amt, Sir, 10,31.
Ein Midas trogt auf den Befig der Schäge, Haged,
Auf etwas pochen , wird in Äbnlihem Verſtande gebraucht.
3. Oſt berſchwindet ein Theildes Begriffes der Zuverficht,und da
ftir die chätige Erweifung am ſtärkſten vor, und alsdann iſt tro⸗
gen, tu hohen Vertrauen auf ſich oder anbere, mit Benfeitfegung
alles Glimpfes, fo wohlzum thätigenWiderftande bereit ſeyn, als
auch andere dreift zum Widerftande ausfordern, wie Trog Dies _
then; da es denn auch, fo wie dieſe R. A. die dritte Endung der Per⸗
‚fon erfordert. Einem trotzen. Allen Gefabren trogen. Trog
Bierhen. Biete, befonders OberdeutſcheSchriftſteller gebranchen
'esin Diefer Bedeutung mit der vierten Endung. . Wegwegen fie
fi) entiiploffen, — und das fonft unerbiteliche Kecht der
Sräberzu trogen, Öropb. Den Serren trogen, Ier. 50, 24.
ı Cor, so,22. Wolle ihr mich trogen? Joel 3,9. Man trotzt
die Sterblichkeit, Gin,
2 “ Saft du in ihrer Bruft ein deuer angefacht, ı
"Das die Gefahren trutzt? Schleg. SE
Sie trodte gar die Shwachheitsfünsden, Haged.
Diefe im Hochdeutſchen Fehlerhafte Wortfügung ſcheint im Ober⸗
deutſchen einheimiſch, und aus Verwechſelung mit dem in einigen
Provinzen gangbaren fragen, zum Zorne teigen, entfländen zu
feoa, welches aber allem Anfeben nah nicht hierher gehöret, fon
dern ein Intenfiyunvon veigen üb, auch den Begriff des dreiffen
Ungeftümes nicht bat, welcher mie tro tzen verbunden iſt. Da dies
ſes im Hochdeutſchen Fein Activum, fondern ein Neuirum iſt, und
man daher nicht ſagen kaun, ich werde gerrotzt, fo kann man
= ng u. einen rogen. Die ähnlichen R. A. einem
Tara
pochen, einem Sroben, einem wiserteben ff deren Beariffe
ſich in trotzen vereinigen, Leiden gleichfalls nur diedritse Endung,
4. Seine herrſchende Abneigung von der Verſöhnung auf thätige
Art an bei Sag fegen, wo es abfolute, und höchſtens mit dem’
Boriworte mir gebrauchtinird. Min Kind feogt, wenes feinen
Widerwillen gegen den eingebilderen Beleidiger-aufeine berethen»
de Art ait den Tag legt. Mit jemanden trugen, im glinpffichern
Berflande, mie ibm zii mei, in den niedrigeren Sprecharten, mit
ihmmanulen. ©. and das Trogzen.
nm. In einigen Oberdeutſchen Mundarten trugen, bey dem
Rotker trotzen, im Shwed. trotla, im Isländ. tratzast, Im
Riederſ. iſt trotſeren, ſtolz und trogtg hun, und in der Schweiz
trageln, (impfen, welches aber, fo wie das Baieriſche tragm,
reisen, nicht biecher, fondern gu eigen zu gehören fchriner, Tro⸗
ten Reber für trotſen, und zeiget ſchon dadurch, daß es ein Ju⸗
tenffonm von einem andern Zeittworte iſt, vielleicht von treten,
Oberd. trotten, da es denn vor Trotz auf die Erde ſtampfen bes
deuten würde. Noch mahrfcheinlicher iſt es ein Intenſtvum fo wohl
obun drohen, als auch von trauen und Troſt, in der alten Beden⸗
tung der Snverficht, indem alle diefe Begriffe in diefem Worte zus
ſammen fließen. Am Angelſ. tft Threata, Engl. Threat, Dros
Bung,nudthreatian, Engl, threat, drohen, woraus mit anges
bängter Ableitung sfplbe —fen, leicht trogen werden fönnen. Im
„einigen gemeinen Mundarten wird auch progen in manchen Fül⸗
Trogig, —er,
Der Trogkopf, des ⸗es
Trübe, —r, — ſte, adj. et adv.
len für trotzen gebraucht. Die Zar. trux und atrox, das Frang
brusque, das Stat. bravazzare, trotzen feinen gleich fall⸗
damit verwandt zn ſeyn.
—fe, adj, et adv. Trotz an den Tag legend, in
dem Zroße gegründer, doch nur in der dritten Bedeutung des
Hauptivortes, Ein trotziger Menſch. Kemanden ſehr trogig
begegnen. Eine trotgige Antwort Kin rrotziges Betragen.
Im gemeinen Leben bezieher ſich trotzig oft bloß auf die Mienen.
Trogig ausfeben, einen mürrifchen Ernft Durch feine Mienen ver»
rachen. Luthers trogiglich fire das Nebenwort trotzig iſt im
Hocdeutjchen verattet,
jueg, ingfeichen eine Perſon, welche Trotz befißet oder äußert,
tod am häufigſten nur in der vierten Bedeulung fd wohl des
HauptwortesTrog, als des Zeitwortes trogen.
2. Am eigentlichften Bere
fiande,in denjenigen Zuftand verfest, da die Durchſichtigleit eines
Korpers durch in Bewegung gebrachte-Eleine Theilchen gehindert
wird; in welchen Verſtaude es befonders von flüffigen Körpern
gebrauchtwird, im Gegen ſatze des hell und klar. Das Waſſer,
der Wein, das Bier iſt trübe. Das Waſſer iſt trübe. Im
trüben Waſſer fifchen, oder im Trüben fiſchen, da man mebr
Fiſche bekommt, weil alsdann die Fiſche ihre Gefahr nicht gewahr
werden; figürlich, fich einer allgemeinen Verwirrung zu feinem
Bortheile zu Nase machen. Trübe Luft, teuber Zimmel, trübe
Witterung: Aber auch, ein Spiegel it tribe, wenn deffen
Durchſichtigkeit durch darauf befi noliche fermdartigeTheile unter«
brochen wird, In weiterer Bedeutung wird erübe auch von glän⸗
zenden Körpern gebraucht, wenn ihr Glanz durch darauf befindli
Ge fremdartige Theile unterbrochen wird, Trube Augen haben,
wenn der Glanz derHornhaut durch eine daranf befindlichegeuch:
tigkeit verdunfelt wird, Ku diefer eigenilichen Bedeutung gebrau⸗
chen die Mederfachfen zwar auch druub, noch mehr aber, von
flüffigen Körpern Hoom, gloom, Engl, gloom, von dem Him⸗
mel und der Luft bevenfchemig, von Seven, Dimmel, ud
fhemig, fehaitig,; dußig, düſtz, munkelig. 2. Figürlich.
1) Trůbe ausſehen, im Gegenſatze des heiter. Trube Gedan⸗
ken, im Gegenſatze der muntern oder heiten: Ju beyden Fällen
ER
plur. de —Böpfe, eine Gemüthsfaf⸗
ne N
708 .. |
bezeichnet es den erfien Grad det Unluſt über ein gegenwärtiges
Übel, welcher Grad oft nur in der Abweſenheit der Munterkeit
oder Heiterkeit des Öemürbes beſtehet. 2) Nad)riner weitern Fi⸗
gär wurde es ehedem auch häufig für das einen höhern Brad der
Unluſt bezeichuende betrübt gebraucht, in welchem Verſt ande die
Nieder ſachſen noch dröve ſagen.
Ir lutter fpiegelvarwesleben —
Kan trueben herzen froeide geben,
Markgr. Drinrich von Meißen, -
In welcher Bedeutung e3 aber nur noch zuwrilen bey den Dich⸗
tern gebraucht wird,
Anm. Bey dem Noiker troube, im Niederſ. druuve und
dreve. S. Trüben.
Der Trubel, des —s, plunutnom.fing. ein im gemeinen es
beu noch häufiges Wort,eine geräufchvolle Verwirrung, eine Men⸗
ge gerãuſchvoller Ge chäfte, Unruben, ſ. f. zu bezeichurn. Es if
ein großer Trubel iff einem Haufe, wenn eine Menge geräuſch⸗
woher Gefchäfte indemfelden vollbracht werden. Auf den Meſ⸗
fen it immer viel Trubel. Der Briegsrrubel,der Lärm, das Ge-⸗
zäufch des Krieges, Im Stanz. Trouble, Wenn einigeim Plus -
ral die Kriegs Trubeln mit ginemmn fügen, als wenn das Wort.
weiblich wäre,foiji es alsdann eine bloße Nachahmung des Frauz.
Troubles. Trubel iſt sin altes gutes Deutſches Wort, welches
vermittelſt der Ableitungsfplbe —el ein Ding, Subject, von dem
} folgenden truben, trüben, Verwirrung, Unruhe verurfachen, ab⸗
Gammer. Schon im Kero ift truabaler, unruhig turbidus,
In den gemeinen Mundarten har man anch das Zeitwort trubeln,
untuhige, gerãuſchvolle Gefpäfte verrichten.
Trüden/ verb.reg.act, trübe machen. ı. Eigentlich, von flüffi»
gen Dingen, Such Auftreibung oder Anfrührung fremdartiger
Theile ihre Duech ſichtigkeit unterbrechen. Das Waſſer truben,
Ezech 32,2, Im gemeinen Leben fagt man im figürlichen Vers
fiande, av hat Fein Waffer betrübt, für getrübt. Am häufigfien
iſt dieſes einfache Zeitwort noch in der dichteriſchen Schreibart,
indem im geſellſchaftlichen Umgauge trübe machen gewöhnli⸗
cher iſt.
Wenn die getrübte Fluth bis an die Wolfen —— Opis.
Daß keiner
Dir trübe deinen Sluß, eben derſ.
Wenn Boreas die Lüfte übe, Uz.
— im Zimmer zufrieden mit ſich, Surchlebte fie
Tage,
Nicqh vom Neide getrübt, Zadar.
— Sn weiterer Bedeutung auch von der Oberfläche olänjenbee Höre
ger, wenn ihr Glanz dur fremdartige Dinge unterbrochen wird.
So hart’ ich nicht Thränen geſehn, durch die —
Liebe
Dein blaues fiegendes Auge getrübt, Zarhar.
2. Figürlich. 1) Durch Verur ſachung eines Grames bie Heiter-
leit der Geſichtszüge unterbrechen, au nur in der dichteriſchen
Schreibart. Sie trübte Feine Rlage. 2)* Betrübt, traurig ma⸗
en, eine veraltete Bedeutung, in welcher jegt berruben gewöhn⸗
lieber iſt, (S. daſſelbe) So auch das Trüiben.
Anm. In der erſten Bedeutung auch im Riederf. dröven. Es
ſcheinet, daß es indiefer Bedeutung znnächft von treiben abſt aum ⸗
met, and eigenilich das Auftreiben frembdartiger Sheile in einem
Hüffigen Körper bezeichnet, indem dieſes Zeitwort ehedem einen
fiörkern Begriff der heftigen Bewegung bey fish hatte, Bey dem
Kerv ift Iruabpen, und. bey dem Rotkex getruoben, iu Unrn⸗
he,iinordanng, Verwirrung bringen, turbare, Sdgußew, wel»
ches mit verſetztem v gleichfalls hierher gehören, und mit turba,
Haufr, Menge, eben ſo derwandt iſt, als treiben und trübon mie
7% r
Teure, = Teabin Hadtrab, Dortead, In den Monfeeifihen —
triebene Meer.
So ſchön auch biegiur der Betrübniß vonder trüben Befchafr ‚
fenheit durchfichtiger Körper iſt, ſo iſt fie doch für die rohen Zeiten,
in welchen die Sprache gebildet und gemodelt wurde, zu fein und
ſchön, und die Wabrfpeinlichkeit derfelben verliere fih ganz, -
wenn man diefem Norte in feinem Alterfhame nachfpürer. Man
findet dafeldft zen bieshergehörigeBeitwörter ; das vorige Aeti⸗
vum truoben, druaban, trüben, turbare, welches, fo wie
treiben, and) plagen, Schmerz und Unrube des Gemüthes verur«
ſachen, bedenter, bey dem Ulpbilas draiban, im Angelj, rin
Lat, turbare, und welches unſer trüben in betrüben iſt und
das Neutrumthrunen, getrieben oder geplagt werden, leiden,
Angelſ throyian, wovon unfer Iutenfivum trauern. Man
muß alfo die Bedeutungen vielmehr fpordnen: .
Traben, Treffen, Treiben find Ausdrüce ähnlicher ante
=. heftiger Bewegungen verfchisdener Art.
Treiben, ; Er
ud — Gewalt in eine beftige Bewegung —
verſet en. 5
— —
1, Daduchvers 2, Dadurch une — Grau
wirren, tur · durch ſichtig ma⸗ verurſachen; daher be⸗
bare, eine chen; daher uns trũbt, betvüben, und
veralseteßer fer trübe und das Neuteumerauerm,
deutung trüben. Gran empfinden, lei.
dem .
Hieranserbellet zugteich,daß auch die fcheinbarfte Ableitung wicht
ale Wahl die wahre iſt, und wie behutbfam man in einer jedem
Sprache ſeyn müſſe, nicht jeder auch noch fo auffallenden Ähnliche
Feit ohne weitere Unterfuchung zu trauen 5 wenigfleng muß man
die rohen Zeiten, in welchen die Spraden: gebildet wurden, nicht
SGloſſen ift —— die Fluth, Welle, eigentlich das il I
dabey ang den Augen fesen. Der Begriff der Betrübnig würde -
fite unfete Zeiten eine vortreffliche Figur von der trüben Befbafs
fenheit durchſichtiger Körper ſeyn; aber für das Knabenalter dee
menſchlichen Geſellſchaften, wo Nerven, Empfirdungen und
Sprachwerfzenge eben fo roh waren, afs Ser Boden und dir Le⸗
bensart, ift fie zu fein und zu küuftlich. S. auch Tauern.
Die Trübfal, plur. die—en, oder das Trübfal, des —s, plur.
die —e, von trüben, in der veralteten fgürlichen Bedeutung, Leis
den verurfachen, und dem Suffigo —fal, ı) Derjenige Zuſtand,
da man Leiden, oder einen hohen Grad ter Unluſt über ein unvers
seidliches Übel empfindet, ohne Plural, Sein Leben i in Trüb⸗
ſal zubringen. ver Trübfal vergeben. Gott erh oret mich ur
Zeit meiner Trübſal, ı Mof.35,3. Ir andern Stellen ſteht es
Dingegen im ungereiffen Sefchlehte, Laffer euch diefe helfen zur
Zeit eures Trübfals, Richt. 10,14. Dev Tag Yes Trübfals,
Eſ. 37,3.
der Betrübniß empfunden wird. ach fo vielen. Trübfalen,
Dorum Fomme nun diefe Trübfal über uns, ı Mof.42, 21,
Aus fechs Trubfalen wird er dich erretten, Diob 5, 19. Wen
Triübfalda it, fo ſuchet man dich, Kap. 26, 16,
Anm. In beyden Bedeutungen föngt dieſes Wort in der —
Schreibart an zu veralten, Am ungewoͤhnlichften iſt es im Hoch⸗
deutſchen im ungewiffen Befchlechte,indem man eg da, wo es noch
vorkommt, amliebften im weiblichen gebraucht. Ob dieſes Wort
. gleich bey unfern alten Schrififtelern nicht verfenimt, auch den
verwandten Sprachen unbelaunt iſt, ſo Ins es doch alleuAnſcheiu
eines
2) Dasjenige, mas diefen hohen Grad der Unluf vers
urſacht, ein Übel, welches mit einem hohen Gnade des Kommers EA:
N y änes {fe 5 ories.
rvuven leiden, ber, und daber konumt es, daß eskinen höhern
" Grad der Unkuft bezeichnet, als Bervubniß, und ungefähr mit
- Elend, Toth gleich bedeutend it. Bon der Ableitungsfplde, ©.
Seh. BE
en Teübfeli mer, te, adj. et adv. Trũb ſal habend oder emipfin-
=. bend,ingleichen darin gegründet. DenCTrübfeligen Sendreihung
ER
" sbun, ı Sim. 5,10. Toübfelige Zeit, Dan. 12,2. Trirdfelige
Engel, (8. - Selig) Das Hauprrort dieTrübjehigfeie, für
Trübſal in bepden Bedeutungen, ift im Hochdeutſchen au,
. gaugbar. ja N
Der Teübfinn, des —es, plur. car. anhaltende, oder zur Fertige
feit gewordene Traurigkeit des Gemüthes ; der erfie Grad der
Schwermuth oder Melaupolie, ob es gleich mit beyden Wöorlern
oft auch gleich. bedeutend gebraucht wird. Daher trubfinnig,
—er, —fie, damit behaftet, darin gegründet, und die Trubz-
“finnigfeit, plur. car, diefer Zuftand, der Zrübfinn, £
Der Truch ſeß des ⸗ſen, plur.die—ffen. 1) Ein Bedienter,
deffen Amtes ift, dieSpeifen bey feperlichen Vorfällen auf die
alten Höfen, als auch bey feyeslichen bürgerlichen Gaſt mahlen,
v haben Trucpfeffen zu neunen pflegt. 2) Ju engerer und höherer
75 Bedeutung, an fürſtlichen Höfer und bey geiſtlichen Stiftern ein
vornehmer Hofbeamter, welcher die Auffichtüber die Küche und
* Zafel feines Lehensherren bat, und jegt gemeiniglich der Ober.
xrxrñchenmeiſter genaunt wird. Man gebrancht es nnr noch von den.
‘erblichen Würden diefer Art an fürftlichen Höfen und bey geiftlie |
$ hen Stiftech,da-denn diejenigen, welche damit befteidet find, auch
© ben) feyerlidjen Gelegenheiten die Speifen-auf die Tafeldesten
Anm. Diefes Wort kommt fo, wie es jegt lauter, alem Auſe⸗
bensberten ſetzen, der Erz-Truchfeß, Erb-Truchſeß.
"8 ben nach zuerſt im Schwabenfpiegel vor, wo es Kap. 51 beißt:
Diu gaiſilichen und diu uueltlichen fürflen ampt, diu
— Riat von erlien geftiftet mit fürflen ampten,mit ainem
+. Kamrer,mit einemTruch[aezzen und mit ainemMar- _
fchalk. Ein halbes Jahrhundert darauf lautet esin Oberdeutſch⸗
land Drugtfag,bey dem Königshof. Trofeffe,imRiederf.im Sach⸗
fenfp.Druste. Die Böhmen haben diefes Wort auch, vermuthlich
“von den Deutföen, angenommen, und balautetesTrucklas,
» Das Schwed. Drottlät Jedeutere ehedem gleichfalls einen vor⸗
nehmen Hofbeamten, der gunächft die Tafel des Landesherren zu
Beforgen hatte, außer dem aber der zweyte nad) dem Könige war,
. und daher auch zu andern wichtigen Neichsaefchäften gebraucht
wurde; in ältern Schwed. Urkunden Trockezes.. 3 ih
Sie Abſtammung diefes alten und dunkeln Wortes Bat mancher⸗
ley Meinnugen ver anlaſſet, wobon aber Peine befriedigend iſt. Ich
will nur diepornebmften anführen, 2) Schilter ſabhe die Schwe⸗
diſche Form Drotifät, als die echte und wahre an, und leitete es
"von dem alien Druht, Drukt, Herr, und Set und Sez, ein
Geſetzter, Vorgefegter, ab, underfläreie es durch einen Vorge⸗
"festen fo wohl drs königlichen Pallaftes, als auch einer Provinz,
Allein, dawider ſtreitet theils, daß das Hauptwort Saf, Seß,
Niederſ. Sat, in. Zufammenfegungen von eiinm Sigenden, aber
‚nie von einem Öefogten, gebraucht wird, zB. Beyſaß, Land:
ſaß, Sreyſaß, Borfap u. ff. theils and, daß diefe Ableitung kei⸗
gen Begriff von der Auftragung der Speiſen gewähret, welcher
D
E doch in diefem Worte der herrſchende zu ſeyn ſcheinet. 2) Wachter
war von dieſem Begriffe ſehr wohl iberzrugt, und ſahe es daher,
Adel. W. B. 4. Th 2, Huf. : f
Es flamines won dein veralteten “
" Gedanken, traurige. Jugleichen, im Scherze. Trübfelig aus⸗
- feben,läglich. Du fprichfl in mit einer fo rrüibfeligen Stimme,
Safel zu tragen; in welchem Verſtande man fo wohlan einigen. N
gewiſſe Bedienten mutlerer Art, welche diefe Berrichtung auffi
OR, "706
5 5
wie ſchon andere vor ihm gethan Hatten, als eine Zufantmengiehung
der RA. er trugs Eſſen an, da es denn zugleich eine buchftäbliche
} Überfegung des Latein. Dapifer feyn würde, Dasifb denn nun‘.
weohl aller möglicher Zwong, welchen man einen Worte anıpun
kann, und ein Dann, wie Wachier, hätte wiffen Fönnen, daß we⸗
der die Deutſche, noch irgend eine andere Sprache aus foldhen-
ganzen Redeusarten Wörter zu bilden, oder Nedensarien in der
„gegenwärtigen und vergangenen Zeit in einem einzigen Hauptwor⸗
te zuſanmen zu zieben pflegt. Hätten diefe Begriffe in Einewg:
Worte vereiniggs werden follen,fo würde das Wort nach der Ana⸗
logie der Drußſchen Sprade Eſſentraͤger haben lauten müffen,-
wenn auch erwiefen werden Fönnte, daß Zffen für Speife, oder:
Gericht, fo altift, als Truchfeß. Uber dien iſt noch nicht ausge»
macht, ob Truchſeß nach Dapifer gebilder ift, oder ob nicht viel⸗
mehr diefes fpätere Lateiniſche Wort nach Truchſeß geformer wor⸗
den. 3) Ottfeied überfeßt B.e. Kap.8.%,75.Triclinium durch
‚Thriofezzo,and dieß gab Friſchen Öelegenpeit,diefes Otiftie⸗
diſche Wort alg das Stammwert von Truchſeß angufeben. Allein,
fo ſcheinbar diefe Ableitung bey dem erſten Anblicke iſt, ſo unbe»
deutend wird fie bey einer genauern Unterſuchung. Dutfried pflegtt
in mehrern Fällen Wörter, für welche er in feiner damahls noch;
ärmenSprache feinen gleichghltigenAusdruf wußte,buchfi üblich
zu überfegen.. Die iſt auch dev Fall mit feinem Thriolezzo,,
welches er buchſt ãblich nad Trielinium modelte,ohne vielleicht:
ſelbſt erwag dabey zu denken. Iſt es nun mohl glaublich, dag man:
eindon einem unbedentenden Mönche ausgehecktes Wort ſogleich
in die Sprache aufgenommen, uud eszur Benennung vornehmer:
Hofbeamien gebraucht haben fol? 4) Ibre endlich hält fein:
Drottfät,für eine ZufenmenfFung von Drost,Herr,undSät,
Sof, und erfläcet es dur nen, der inden Verſammlungen zus
" nächft neben dem Lande. 9erten fißet ;. indefjen iſt er noch ungen
wiß ob dirſes Worery ihm einbeimifch iſt, oder. aus einer freime
den Spradetingernbret worden _
Menn man ⸗ies zuſammennimmt, fo wird man leicht einr ãu⸗
men, daß pw dirfem Worte noch Feine genugthuende Ableitung;
aufgefunden worden, Des Begriff der Aufiragung der Speifen:
ſcheinet allerdings der Stammbegriff zu ſehn, zumal, da im mitt⸗
lern Zat.dee Truchſeß Dapifer, Dilcophorus, Diſciſer, und
noch früher in demSalifchen Geſetze In ler tor, (nicht, wie es indes
rolds Ausgabe heißt, Infeftor,) genanntwird. Daß diefe Benen⸗
nung nachmahls auch einem vornehmen Hofbeamten beygeleget
worden, darf man ſich nicht befremden laffen, indem Marſchall,
Schenke Richter, Kanzler, und hundert andere in ähnlichem alle:
find, Esift außer allen Streit ein zufammen geſetztes Wort, wels-
ches unter andern auch daraus erweislich if, weil beyde Syiben
den Ton haben, Da fi nun, diefer Begriff aus der. Deutſchen
Sprache auf Feine leichte und ungezwungene Art herleiten laſſen
will, ſo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes Wort im Deutfchen:
fremd, und bey dem aufleimenden Luxus mit der Sache ſelbſt vom
einem fremden Volke entlehnet worden if. Es ift auch nicht wahr⸗
ſcheinlich daß das Niederdeutſche Droſt, Amts: oderfandeshaupte
mann, Holländ. Droſſaert, mit unſerm Truchſeß einerley ſep,
indem diefer mit der Auftragung der Speiſen nichts zu thun hatte
ob man gleich in der Schwedifchen Sprache deu Truchfef, als
man ibn dafelbft eıngeführer, mis dem Drotlätoder Droſt vers
* wechfelt, und ihm den Rahmen des legtern beygelegen babeıt fanır,,
dadenn das ältere Schwed. Trockezes,ans Untundeder Bedeu⸗
nung, mitdemDrottät zufammen ſchmelzen fönnen, Deun do
dirfrs nefpräuglich einen Eratıbalter in der Provinz bedeutet bas;,
nachmahls aber auch) für Truch ſeß gebraucht worden äft aus Ihrer
Glof: v. Drattiuxiängbar. Viellricht finder ſich dieſes Wort:
rinmahl in einer der morgenläudfehen Sprakum.
2% : . Das
HK
797. Ten.
Der Trudel, des —s, plur, car. ein im gemeinen Leben übliches
Collectivum, abgenugte unbrauchbare®erächfchaften, Kleidungs⸗
ſtücke u. ff. zu bezeichnen, S, Troddel.
Die Trüffel, plur. die — n, ein Ars eßbarer Staubfhwänme,
welche in runder Geſtalt, ungefähr in der Größe Wälfcher Rüſſe
uuter der Erde wachſen, übrigens aber, als eine Pflanze betrach⸗
tet zugleich Wurzel, Stängelund Frucht find, indem ihte innere _
‚Subftanz von allen Seiten aufſchwillt, und fich auf diefe Art ent
wickelt. Wenn fie einen gewiffen Grad der Reife erlanger Haben,
fo verrathen fie fich ducch ihren ſtarken faſt urinhaften Geruch. X
Lycoperdon Tuber‘L.ineinigen®egenden Erönuß, inzrane
Ben Erdmorch, Erdmorchel, Lorch, im Oberdeuiſchen Grüb⸗
ling. ;
Unm. Der Rahme Tautet im Engl. Truff, Truffle, im
Jial. Triffolo, Tartuffo, imfran;. Truffie, Er ſtammt von
deu Niederdeutfchen Druffel, eine kleine Traube, öder mehrere‘
‚in Geftalt einer Traube bey einander befindticher Dinge ad, weil
die Teüffeln gemeiniglich bey einander gefunden werden,S.Trau
be und Trupp. n . *
Der Trüuffelhund, des — es, plur. die — eeine Art kleiner
abgerichteter Pudelhunde, welche die Trüffeln an ihtem Geruche
über der Oberfläche der Erde auszuſpüren wiſſen. Die beſten daun ⸗
de dieſer Art kommen aus Piemont,
Die Trüffeljägd, plur. die—en, eine uueigentliche Benennung
des Auffuchens der Trüffeln durch abgerichtete Hunde oder
Schweine, Die fih damit befohäftigen, nennen ſich Trüffeljäger,
obaleih die wahren Jäger ihnen nur den Rahmen Trüffelfucher
zugeſtehen.
"4, Der Trug, des —es, plur,car, ein nur in dee Bienenzucht
einiger Gegenden übliches Wort, fo wohl dasjenige gu bezeichnen,
was in den Vienenftöcfen auf den Boden fällt, und wasin andern
Gegenden das Grießig, der Gruß, Bay Afterigheift, alsand
was von dem Rooß oder deu ledigen Walscafeln, wenn fie auss
geſchmelzet worden, nach der Dreffe Übrigbleie, Wife, Bienen»
„toift, Bienendreck. Die Ahnlichkeit des Käugeswit dem folgen⸗
den Worte ifk bloß zufällig, indem diefes unſteeitig zu dem
Schwer. Drägg, Hefen, unnüger Überreft ausg
ausgepreßter Sachen n.f.f. Eugl. Dregs, Grieh.rguß; viel⸗
leicht auch zu Dre gehöret, und von Drufen, Träfter u. [. f. nur
im Endlaute verfchieden ift.
. Der Trug,des—es, plur. car. diejenige Handlung, daman
die gegründete Hoffnung anderer mit böslichem Vor ſatze unerfüller
läſſet, die bösliche Hintergehung anderer, Sein Mund iſt voll
Trugs, Pf. io, 7. Er wird ihre Seele aus dem Trug und
Srevel erlöfen, Pf 72,14. Es iſt eitel Trug mit den Narren,
Sprihw. 14,8. Das Wort Trug druckt dieſe Handlung all
gemein ohne Rückſicht auf einen per ſoönlichen Gegenftand aus; da
dieſer aber felten davon ausgefchloffen werden Fan, fo wird auch
Trug wenig mehr gebrancht, defto häufiger aber Betrug, welches
diefe Beziehung anf einen gewiffen Gegenſtand näher beſtimmt.
- : Man hört es noch am häufigften in Gefellfchaft mir Lug. Es if
lauter Lug und Trug, vorjegliche Unwahrheitund bösliche Hin
tergehung anderer, -
Anm, Bey den alten Dberdeutfchen Schrififtellern Troh, -
Trorc, im Riederf. Drog, mit einer Ableitungs ſylbe bey dem Not:
ker Triugeheit. Es ſtammet von triegen ab, (S. daffelbe.) Im
Niederdeutſchen bedeutet das Hauptwort Drog, Trog, Trug, -
and einen Berrieger, einen Schal. Er iffein feiner Trug:
Trügen, Trügerey, Trüglich, S. Triegenu. ff.
Der Teimsfchliß, des — ſſes, plur. die—fchlüffe, ein von eis
nigeun eingeführtes Wort, einen ivrigen feblerhaften Schluß zu ber
zeichnen. Da Trug allemapl im harten Verſtande von eines dis»
und °
zen ! 78 |
TichenHinteraebung gebraucht wird/ fo it SerAuifdene? nicht glück⸗
lich gewähler. Zoar hat eriegen diefen Nebenbegriff des böslichen
Vor ſatzes nicht; aber alsdenn müßte es Triegefchluß beißen. Am
ſchicklich ſten wäre, wenn man ja ein einziges Wort haben wollte,
Sehlihluf. .
Die Teude, plur,die—en, Diminut.Trühlein, Trübel,ein im.
- Hoch: und Riederdeutfchen unbefannses, nur im Oberdeutſchen
gangbares Wort, einen Kaften , gemeiniglih einen verfdloffenen
Kaften, eineKifte,Lade, gu bezeichnen. Daher if dieBetterube, da⸗
ſelbſt eine Beitlade, die Gelderube, ein Geldkaſten, die Todten-
trube, ein Sargu. ſ.f. In den Oberſächſiſchen Bergwerken ifk
‚ ‚die Trube, oder mit einem andern Eudlaute Trubne, cin längli-
cher vierediger Kaften, die Zwitter darin fortzubriugen, fowie in
den Bohmiſchen Bergwerken die Truche eiu Kohlenmaßz it, we {
‚zo Füullfaß hält. In Leipzig nennet man eine Wäfpfifte mit
wölbten Dedeleine Truhne.
Anm Ju den gemeinen Oberdeutſcheu Mundarten Truche,
Druche, Druho, im Diminuf. auch Trückle, im Böhmiſchen
Truhla, Im Poblniſchen ift Truna, ein Sarg Es iftmit Trog
genau verwandt, S. daffelbe, ESTER
r
Das Crumm, des — es, plur. die Trimmer, · —
Trümmchen, Oberd. Trümmlein, eigentlich ein kurzes dickes
Stück eines Ganzen, und in weiterer Bedeutung ein jedes von ei⸗
nem Ganzen abgeriſſene, abgebrochene oder auf andere Art abge⸗
fonderre Stüd,einSeue, Lin Trumm oder Trümmehen von ei⸗
nemLihte, ein Stumpf, Stümpfchen. in Trumm von einem
Seile oderStricke, voneinem Faden, von einen Stüde Zeuges u.
f.f. Ein Trumm abſchneiden. Bey den Webern werden bieübrig
gebliebenen Zäden des Aufzuges won dem abgefchnittenen®ewirde
in vielen Gegenden eollective dasTrumm genannt, Engl. Thrum,
Niederſ. Deum / Drahmt. In diefer ganzenBedeutung iſt es in den
gemeinen Mundarten ver ſchiedener Begenden , beſonders Ober⸗
deutſchlandes, am gang barſten, wo es denn zuweilen auch fo, wie
unfer Seid, von einer beſtimmten Länge gebraucht wird; vier
Trümmer Spigen, nicht abgeriffene oder abgefchnittene Enden,
fondern ganze Stücke von einer beftimmten Ellenzahl. Anandern
- Deten bedeutet es auch das Ende, das Außerſte einesKörpers, und
nach einer noch weitern Figur‘, das Ende einer Handlung, einer
Beitdauer. Bis an des Ertereiches Drum, in einem alten Deuts
(hen Gedichte bey dem Eccard nach dem Friſch. Don Ort unz an
das Trum, von Anfang bis zu Ende, ebendaf. Alles fparen bis
auf das legte Trum, Narrenſchiff, bis an das Ende des Lebens.
Das Schlachten nahm ein-Drum, ein Ende, Jerofhin,
Indem Bergbaue ift dirfes Wort befonders in einer doppelten -
Bedeutung üblich. 1) Eine Erz oder Steinart, welche fi in die
Längein Geflalteines Bandes durch das Geſtein erſtreckt, Heißt
daſelbſt ein Trumm, und wenn eg fehr dünneift, einTrimmehen.
- Das Sablerz fege Trümmerweife durch den Schiefer. 2) Ein
Trumm eines Ganges if, wenn ein ſchmaler in einer andern Rich⸗
tung fommender Gang fih mit einem Hauptgange vereiniget;
gleichfam rin Arm oder Aſt eines Hauptganges. (S. auch Gegen⸗
trum.) Oft theilet fich ein Gang in dren, vier und mehr Trum⸗
mer, welche fich oft wieder mit dem ange vereinigey,oft aber auch
nit. Ju keinem von benden Fällen werden fie Gänge, fondern
Trümmer, genannt. Man_fieberleicht, daß auch bier inbeyden
Bedeutungen der Begriff eines Endes, Übercefleg, einer kurzen
Ausdehnung indie Länge der herrſchende iſt. |
Ju Hochdeutſchen iſt dieies Wort in Placal am üblichften, und
da find die Trümmer Sur von einem zerbrochenen oder zer⸗
ſchlagenen feften Körper, Brurhfküche, und in weiterer Bedeufung
auch wohl allelberreſte eines zerſtörten fe ten Körpers. Die Trüm⸗
mer von einem Öbafe, zerbrochenen irdınen Gefäße, von einem
2 Gebäude,
— u u 2 2 A Te
a « — ———
lg +
> Oebäube, (Nie Ruinen). Die Trümmer eines geſcheiterten
2, follte ſchon die Welt zu saufend Trümmern gehn, Opitz.
Daß noch der Staat nicht ganz zu Drummern geht, Cau.
Wo die Figur untadelaft iſt. Wenn es aber Hof, 10, »4 heißt:
zur Zeit des Streits, da die Mutter über den Binden zu
Trümmern ging ; foift fie zu hart und ungewöhnlich. j
WVerſchiedene Schriftfleler ‚ denen der wahre Nominativ diefes
Wortes nicht befannt war, glaubten , er heiße der Trümmer, und
Br wiachten daber deu Plural auch Trümmern, Beydes iſt unrichiig
und wider allen Sprachgebrauch⸗
Bann ich fie nicht auf dieſem Trümmer retten,
So fterb ih wenigkens mit ihr, Zachar. had
Von welchem Nominativ man fonft wohl nicht leicht ein Beyſpiel
wird anführen können. 3 j
Anm. Im Nısderf. Droom, Drum, wo Drümmel auch ein
Prügel, Knüttel, Oberd. Drämel, Trämelift. Schon im Sriech.
iſt Spumz, ein Stüd. Im Schwer, ift Tram, Trum, ein
"Steunt, Island. Trumba, und im Angelſ. Trume, der&tamm,
Der ſtumpfe dumpfige Laut diefes Wortes-drudt den Begriff der
Kürze und Dice ſehr beſtimmt aus ‚entweder, fo fern ein fo
befchaffenesStüd inderHaudhabnng oft diefen Laut von fih gibt,
= „der auch fo fern das Serfchlagenoder Zerbrechen mancher feften
Körper mit diefem Laute verbunden iſt. Trumm ift eigentlich
ein Jntenſivum von dem noch Niederd, Droom, Drum, wo der
einfache Lippenlaut und das lange u oder nicht fo ſtumpfe o den
Bestiff einer geößern Ausdehnung in die Länge gewähren ;wohin
- denn and das Dberd, Tram, ein Balken, gehöret, (S. daſſelbe),
ingleichen Teumpfen tund Strumpf, s
Die Trummel, n.f.f. S. Trommel, - ”
Teimmern, verb. reg.act. in Trümmer oder Stüde brechen
. oder ſchlagen, welches doch nur in zertrümmern üblich iſt. Es
ſcheint nicht von dem Plural Trümmer abzuffammen, fondern
vielmehr das Intenfivum des veralteten drumen, trummen, ‚in
Siucke fehlagen, zu ſeyn, weldjes noch bey verſchiedenen alten
Schriftſtellern vorkommt. Bey den Jeroſchin ift verdrumen,
ſtutzen, abſtumpfen.
Das Trummerz, des —es, plur. body nur von mehrern Arten,
die —e, im Bergbaue, Erz, welches in Trümmern oder Trüm⸗
mierweiſe bricht, in bepden bergmännifhen Bedeurungswdes Wor⸗
‚tes Trumm, — one
"Das Trummfcheit, des —es, plur. die—e, ein mufifali”
ſches Inſtrument, welches ausdünnen Bretern zufammen gefegt,
in die Länge zugeſpitzt, und oben mit Einer oder auch wohl meh⸗
rern Saiten bezogen ift, welche mit einem Bogen geſtrichen wer«
den, da es denn den Klang einer oder mehrerer Trompeten nach⸗
- abet. Es ift aus dem Mönochordo entfanden, welches den
Deutſchen Rahmen Trummſcheit zuerſt geführet zu haben ſchei⸗
net. . Es hat den Rahmen von Scheit, ein Bret, weil die
Saiten anfänglich: vermuthlich nur auf ein einfaches Bret. ge⸗
feannet wurden, und den dumpfig n zitternden Laut rum,
welchen es mit einer Trommel und Trompete gemein hat,
Die Trimpelböere, S. Trunkelbeere.
Der Trumpf, des — es, par. die Trümpfe, Diminut. das
> Trimpföen, Oberd. Trump flein, inden Karteufpielen, diejente
ge Farbe, welche. alle übrigen ſticht, obne Plural; ingfeichen ein
Blatt aus dieſer Zarbe, fin Trumpfblare, mit dem Plural. Ca»
regu in Trumpf, Drey Trumpfe haben. Trumpf bekennen,
anf den ausgefpielten höhern Trumpf einen geringern zu geben,
Mit einem Trumpfe ſtechen. Einen Trumpf auf erwas fegen,
auch im gemeinen Leben figürlich, einen harten, gemeiniglich, mit
einem Schmãhworte verbundenen Aus ſpruch Aber
welchen man trinft.
Ten 9718
etwasıtkuns;
ingleichen mit einem Fluche befräftigen, *
Anm, Ja Niederdeutſchen und Schwed. Frumk, im Engl.
Trump, im $ran;. Triomphe, Unfir Trumpf foprimet nicht.
ſo wohl von dem letztern und dem Latein. Triumphus eutlchnet.
zu ſeyn, als vielmehr von dem noch nicht gang veralteten trums.
pfen, hauen, ſchlagen, ſtechen, abzuffammen. ©. das folgeude,
1. Trumpfen, verb. reg. act. verfürzen, abftımpfen, ein:nur-
noch bin und wieder in einigen Fühlen übliches Wort, So trum-
pfen die Zimmerleutein manchen Gegenden einen Balken, wenn
fie ihn abkürzen. Es gehöret in die ſer Bedeutung zu Trumm,
und nach vorgeſe tztem Ziſchlante zu Steumpf,,ftriimpfen, ingleis
chen mit veränderten Endlauten zu truncare, Strunf, n. ef.
In weiterer Bedeutung ift trumfen im Schwediſchen bauen,
ſchlagen, Reben, trumfa upp en, jemanden ausprügeln ; wos
von unfer Trumpf und trumpfen in den Kartenfpielen noch ein.
Überbleibfel zu ſeyn ſcheinet. Br
2, Trumpfen, verb. reg. act. in gewiffen Karten ſpielen, mit ei⸗
nem Trumpfe ſtechen, wo es doch nur unter dem großen Haufen
üblich iſt. Jem anden abtrumpfen, ihn abſechen, ihn übertrums
pfen, mit einemböhern Trumpfe ſtecheu. Figürlich, doch auch nun
im gemeinengeben,ift jemanden trumpfen, ihm eine derbe Antwort
geben, ihn aberumpfen, ihu durch eine derbe Antwort zum Stils
ſchweigen bringen, _
Der Trunk, des—es, plur, car. von dem Seitworte trinfen,.
1, Die Handlung des Trinkens; das Trinken. ı) Eigentlich,
SJemanden im Trunfe hindern. Einen guten TrunP tbuns
Auf Einen Trunk. Da trinken eigentlich einen flüflıgen Körper -
mit florfen Zügen in ſich zieben bedeutet, fo äußert fich dieſe Be⸗
- deutung (vermutblich, um des u willen,) in diefem Worte noch
- deutlicher ; indem man wohl fagt ; einen Trun? Waſſer, Bier,.
Weintbun, von Brantwein, Thee, Kaffed, u.f. f. aber lieber
das Wort Schlud gebraucht. 2) In engrter und fig ir licher Bes
deutung. (a) Die Handlung, da man fich durch griftige Geträuke
aufzumunsern ſucht. Etwas bey dem Trunke verabreden. Zum:
Trunke zufammen fommen. (b) Die Handlung, da men im
Srinfengeiftiger Öeirönfe das Mag der weifen Fröhlichfeit über,
ſchreitet. Sich dem Trunke ergeben. Zum Trunfe geneige
feyn. Sich vor dem Trunfe hüthen. Jemanden den Trun®
abgewöhnen, 2, So viel als man auf Ein Mahl trinkt. Feman-
den einen Trunk Waſſer verfagen. Du haft uns einen birtern
Trunk Weins gegeben; Pf. 60, 5. 3. - Ein Hlüffiger Körper,
Der Herr, unfer Gott, wird uns helfen.
mit einem bittern Trunf, Jer.8,14. Won flüffigen teinfbaren
Arzʒeneyen gebraucht man jegt daf ür das Wort Trank, von flüfs
ſigen Dingen aber, welche man zur Stillung des Durſtes zu ſich
nimmt, Getrank. Doch ift Trunk in diefer legten Bedeutung.
noch nicht genz veraltet. Man kann in diefer Stadt Feinen gutem
Trunfbefommen, Fein gutes Getränf, Ein Saustrunf, ein Ges
teänf, welches man zu feinem gewöhnlichen Gebrauche ſelbſt ber
weitet, oder doch wenigſtens im Haufe hat. Der Schlaftrunk was
man vor Schlafengehen zu ſich nimmt; doch aber auch eine Arze⸗
ney, welche ſchlafen macht, ein Schlaftrank.
Anm. Bey dem Stryker Trunch, im Böhm. Trunk, im:
Pohln, Trunck.. ©, Trinken.
Die Trunfelbeere, plur, die—r, in einigen Gegenden, ein
Rahme der auoßen Heidelbeere, weil fietrunfen macht, daher fie
auch Raufchbeere genannt wird. S. Heidelbeere 2.
Trunken, —er, —fe, adj. et adv. von trinfen, doch nur in deſ⸗
fenengerer Bedeutung, im Trinken, das Maß der Notbdurft oder
weifen Fröblichfeitüberfchreiten. 1) Vonunmäßig zu ſich genonn⸗
menen geiftigen Getränfen.inden Zuftand verworrener Beariffe
Yy 2 ver⸗
werfegt, vom Wein trunken werden, um. 9,20, Caumeln,
wie ein Trunkener, Pf. 107, 27. Jedermann sibe, zum erſten
guten Wein, und wenn die Gäfte erunfen worden, den gepine
‚gern, 30h. 2,30. - Dan gebraucht es in diefer Bedentung nur
noch zuweilen in der höhern Schreibart, indem außer dem’ bes
trunken dafür üblicher ift. =) Figürlich iſt trunken au, duch
andere heftige Empfindungen in den Stand undeutlicher und vers
. worrener Begriffe verfeßt, und datin gegründet; mit den Vor ⸗
vor Schlaftrunfen feyn, oder ſchlaf⸗
wärtern vor und von.
erunken feyn. Eine trunfene Betäubung ſcheint fie fühllos ge:
macht zubaben. Befonders durch heftige Leidenſchaften. Trun⸗
“ Pen vor Dergnügen, Gel,
Unglüdliher, der ſchon von Hoffnung trunken,
Des Oeeans Gebiether if, Raml.
Welch Aus ſicht offneſt du der — trunknen Blicken!
Alles lachelt entzückt von trunkner greude ert
Zadar.
In welcher ganzen figürlichen Bedeutung betrunken nicht ge⸗
wohnlich iſt.
Anm. Schon bey dem Kero, Willeram, Notker trunkan ‚dep
»
an)
und trop, zu Biel, und mit verfeßtem x, Dorf, Turba wtf.
gebören alle mit au dee Yin &, Trab, Traben und
Treiben.
m2 —
Die Truppe, plur. si in, * eoft — neueſten Zeiten une
mittelbartaus dem Franzöfifchenla Troupßpe entlehntes Wort,
eine Gefelfchuft Schaufpieler zu bezeichnen, feirdem das Wort ı
Bande für Schaufpieler von beſſern Sitten und Fähigkeiten zw
niedrig geworden, Allein, warum zog man das ohnehin ſchon
übliche weit beſſere Geſellſchaft nicht wor, zumahl, dadas Fräns
zö ſtſche Trouppe feinen edlern Begriff gewãhret, als Bande 2 ;
und Erupp ?
Die Truppen, fing. inuf, ein gleichfalls ans dem Frangöfifchen
lesTrouppes, aber bereits feit langer Zeit, entlehntes Eollectir
"vum, Kriegsölfer zu bezeichnen. Truppen werben. Die Trup:
pen ausrüden laffen. Die Truppen in Schlachtordnung fel-
len. Die Reichstruppen, Breistruppen, Sulfstruppen. Die
vortrupyen, der Vortrab, die Nachtruppen, der
Man gebraught es alle Mahl, entweder ſehr unbeſtiumt von -
Kriegsvöllern überhaupt, oder von der gefaummten Kriegsmacht eis
nes Herten, oder doch von einem beträchtlichen Theile derfelben..
Kleine Haufen Soldaten befommen, wenn fie beftimme bezeichnet
dem Dttfeied drunken, im Schwed. druck, 9, Trinken.
Der Trunfenbold, des —es, plur, $ie—e; fo wobl ein trunfe-
nee oder betrunfener Menfch in einzelnen Fällen, als auch derje-
nige, welcher eine Fertigkeit defises, geiſtige Getränke biszue
Unmäßigfeit, oder bie zur Beraubung dee Vernunft zu ſich zu
neben; bendes in battem und verächtlichem Verftande ; ein
Siufer. Taumeln, wieein Trunfenbold, Ef. ı9, 24. "Die «
Zrunkenbolde werdendas Reich Gottes nicht ererben, ı Cor.
6,10. Bon dem außer dieſer Zufammenfegung veralteten Worie
Bols, S. — Bold und Bald Ann,
Die Trunkenheit, plur.car. ı) Der Zuffand, da man trunken
werden ſollen, den Rahmen der Truppen nicht, Übrigens iſt dae
Franz. Trouppes gleichfalls von — Trupp.
Der Trüpper, S. Tripper. 2
‚Die Teüfcye, oder Trüfche, pler. ie —n, ein nur ——
Oberdeutſchen Gegenden —2** Rahme der Aalraupe, (S. die⸗
ſes Wort) im Franz Truite, im mittlern Lat. Trutta —
auch in einigen Deutſchen Gegenden Tzpete genannt wird.
Der Truͤſchling, ein Schwamm, S S. Pufling. F
Der Truthahn, des —es, plur. die —hähne, Fämin. die True
; benne, plur. die —n, eine Act ausländifcher groger Hühner, mar
von der Hahn viele Stüce Fleifh an dem Kopfe hängen bat;
iff, fo wohleigentlich, wofür auch Betrunkenheit üblich iſt, etwas
in der Trunkenheit chun; als auch in der figürlichen Bedeutung,
in welcher Betrunkenheit nicht gebraucht wird. 2) Seltener,
doch nicht ganz ungewöhnlich,die Fertigkeit, geiftige Gctränfe bis
zur Beranbung der Vernunft und der Sinne zu ſich zu nehmen,
in welcher Bedeutung Betrunkenheit gleichfalls nicht üblich iſt;
Die vollerey, der Trunf. Sich der Trunkenheit ergeben.
Anm. Schon im achten Kahrhunderte Druncanheidi, Ke °
eo gebraucht dafür Vbartrunckapnd Opitz Trunkenſchaft.
Der Trupp, des —es, plur. die —e, Diminut, das Truppchen,
Oberd. Trüpplein, im gemeinen Leben Truppel, ein Haufe bey
einander, befindlicher lebendiger Gefchöpfe. Es ſtehet ein Saufe
Menſchen auf einem Trupp, nahe bey einander; wenn der Hau⸗
Gallina Meleagris Zinn. Im gemeinen Leben nennt man den
Huhn au) True, die Henne aber Crute. Truthühner im Plural
aber wird von beyden Befch'echtern diefer Thiere, ohne Beſtim—⸗
mung des®efchlechtes, gebracht, wo aber derSingular dasTrut: ⸗
huhn nicht ſehr gewöhnlich iſt. DerTahme Trut iſt eine unmittel⸗
bare Nachahmung des eigenthümlichen Lautes welchen dieſe Thiere
von ſich geben, wenn fie ihre Jungen locken, daher man auch dieſe
im gemeinen Leben trut, trut zu locken pflegt. Ihre Stimme hat .
indeffen, fo wieihr muthmaßliches Vaterland, noch mehrere Bes
nenmungen derfelben veranlaffet. (©. Calecut.) Zudendafeldft
v ‚bereits angeführten kann man noch Binzu fegen,daß fie inPreußen
RKurren, in Dfterreich und Ungarn Pock erle, in Siebenbürgen
Kartſchhühner, in Liefland Kalkuhnen genannt werden.
fe klein ift, im gemeinen Leben auch auf einem Trüppel. Kin
Trupp Reiter, von unbeflimmiter Anzahl. Chedem war es fo viel
als eine Schwahrone, fo wie man vou den Fußvölkern das Wort
Trupp auch wohl für das heutige Bartallion gebrauchte. Ein
‚Die Trutte, in einigen Öegenden ein — der — ſiehe
Truſche.
Trug, S. Trotz.
Der Ticjerper, des —s, plur. ut.nom. fing. ein aur bey den
Trupp Wildbret, bey den Jägern, wo auch die Wörter Kudel
and Schaarübli find. Ein Trupp vogel, ein Flug, ein Haus ,
fe. Truppenweiſe kommen, in Haufen, fo daß mehrere bey⸗
fammer find.
Ann, Juden gemeinen Sprecharten, in welchen diefes Wort
Überhaupt noch am üblichſten if, auhTropgp, im Schwed. T' ropp, 2
ſchon in dem MemannifhenÖrfese Troppus;in:Ftal, Tru ppa,
im $ranzöf, Trouppe. Es iſt ein Inıerfioum von Trab, in
Vortrab ind Nachtrab, ingleichen von Trift, und ſtammet mit
Deujelben von traben und dem Neutro treiben her, fo daß dor _
durch die Bewegung inehrerer bey einander beftndlicher Dinge, be⸗
fouders lebendiger Gefchöpfe, ausgedru dt wird. \ Mufer Traube,
Zriffel, das Lat, Tribus, das Srang.Trouppeau, eine Herde,
Oberſãchſiſchen Bergleuten übliches Wort, ein großes Meffer zu
bezeichnen, Bey ihnen ift der Grubentſcherper ein großes berg⸗
männifhesMeffer, welches ſie in der Grubentaſche bey ſich age
das Gezimmer inder®rube damit zu beftschen, um zu feben, ob
es noch gut.oder faul ift. Der harte den Deutſchen —
Ziſchlaut tſch zeiget ſchon, daß dleſes Wort in einer det Slaviſchen
Mundarten zu Hauſe gehöret, da es denn vermuthlich ein überreſt
der ebemahligen Wenden in Oberſachſen iſt. Im Vobln. iſt
Szärpacz jerffüdeln,zerfchneiden,im Ruffifehen aberSerp,eine
Sichel, wohin aud dog Franz, Serpe und Griech. ag, eine.
Sichel, gehören, Das eſch, als ein einfacher Laut, iſt den Beute
ſchen eben fo fremd, als der einfache Laut tz; denn wo fie vorkom⸗
men,da find fie bloß — zufällige Zufammenkunft der “pi
fp!be
a —
Au
foise und Ser Ableitunge ſylbe fen, sen; ober ſchen entffanden ;
——— feer—sen u. f.f. - Daher Popowitſcheus
undande rſchlag, ein eigenes Schriftzeichen für das. tſch auch
im Deuiſchen einzuführen, nicht nur unnöthig iſt, indem wir diefen
Saut, als einen einfachen Stammlant, nicht haben, fowdern auch
nachtpeilia, weil folches die Ableitung er ſchweren und verwirren
würde. S.aub Tz.
er Tſchockel, des —s, plur. ut nom. fing, gleichfalls nur bey
den Dberfüchfifchen Bergleuten, der Nahme eines andern großen
Dieffers, womit die Späne geriffen werden, woraus man die
Bergkoode zu flechten pflögt. Auch diefes iſt ein WendifchesWort,
welches aber, wenn man den bartenSlavifchen Ziſchlaut tſch mil»
dert, zu unſerm Sichel, und zu lecare, gehöret. $
Der Tubel, in einigen gemeinen Mundarten, eine Art Weißfifche,
©. ı Dobel, woraus es verderbt ifl.
Bi Tuch 4
in die ſem Verſtande ohne Unterſchied der Größe, besonders in fol
chen Fällen, wo ein ſolches Stück Feinen eigenen Nahmen bat, da
deun deffen nähere Beſtimmung durch die Zufammenfegung bee
zeichnet wird. Lin Altartuch, (von Wolle, Seide, Sammt oder
Leinpand, geſtickt oder ungefticht,) Has Betttuch, bon Leinwand
Tiſchtuch, Handtuch, Regentuch, Windeltuch, Schnupftuch,
wiſchtuch, Salstuc, Kopftuch, Nachttuch. Seidene Tücher,
Schnupf ⸗ oder Halstücher. Die haben mit dir gehandelt mie
ſeidenen und geſtick ten Tüchern, geh. 27,24. Etwas durch
ein leinen Tuch ſeihen, durch ein vierecktes Stückchen Leinwand;
Etwas mit einem Tuche abwifchen. Sich mit warmen Tüchern
reiben. Ein ſolches kleineres Stück beißt im NRiederdeutfchen
gleichfalls Doof,ein größeres aber, dergleichen ein Tiſchtuch oder
Beittuch iſt, Caken. Im Jagdweſen find die Fagdtucher oder
auch nur ſchlechthin Tücher Wände von ſtarker Leinwand, womit '
Die Tuberöfe, plur. die—n, ein Swiebelgewäcs, welches auf bey dem Beftätigungsjagen ein Revier im Walde umftellc: wird,
I einem hohen Stängel viele nahe beyſammen ſtehende, in fünf Their und welche auch collective der Zeug beißen, ‚Man hat daſelbſt
7. Jegefpaltene weiße Blumen trägt, welche etuen durchdringenden hohe Tücher, Mitteltücher, Lauftücher u. ſ. f. An einigen,
J angenehmen Geruch haben; Polyanthes Linn. SHerbfi: obgleich nur wenigen Fällen, iſt Tuch auch der Nahme eines Klei⸗
2 Spacinehe, weil fie fpäc im Herbſte blüher, und die Blumen einige dungsflüces; 5.3. ein Brufttuch. Im Oberdeutfchen ift Vortuch
E Üpnlichfeit mir den Hyacinthen Haben, Indianiſche yacinthe. die Schürze, Ineinigen gemeinen Hberdeutfchen Mundarcen if
h Sie iſt in Oſtindien einbeimiſch, und von da nach Jralien ges tücheln fo viel wie Eleiden. Die Eine Frau warhubfch getiichler,
J kommen, aus welchem letztern Sande fie nebſt ihrem Rahmen in Stettler. *
— Deutſchleud befanntgewordenift. - > 3 Anm, Schon ben dem Derfriedit Duaho, Leinwand, und
Rx Das Tuͤch, As —es, plur. die Tücher, Oberd. Tuche. ı.Ein . Duah, ein Kleid. Jin Tatian lauter diefes Wort Tuoch, im
vn Gewebe, ein Gewirf, es ſey won welcher Aer oder Materieed . Schwabenf;. Tuch, im Schwed, und 3sländ. Duk, welches da-
Ir "wolle; wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht wird. In felbft ein jedes grobes ſtarkes Gewebe bedeutet. Waͤchter leitete
2 diefer weiteften Bedeutung, wenn es anders dieſelbe jemahls ge- . diefes Wort von tegere, deden, her, wovon auch Toga abſtam⸗
habt hat, fo daß es mit dem verwandten Zeug gleich bedeutend ger met, Frifch aber. von Tunica, (im Dän. iſt auch Dung, Sud)
wefen ſehn würde, iſt esjegt veraltet, indem man es nur in enge⸗Beyde Ableitungen haben ihre Wahrfcheinlichkeit,erfhöpfen aber
rer Bedeutung von einigen Arten feſt oder derb geſchlagener das Ganze uicht. Es ſcheinet bielmehe, daß ſich zufalliger Weiſe
ER, Seugergebrancht, ») Eine Art feft gefchlagener Leinwand. So zwey verfchiedene aleichlautende Wörter in unferm Tuch vereiniget
75 wirdeitefehrfeine, zu Cambray gewirfte, aber ſehr feftgefchlas baden; Eines, welches mit Dede, tegere, Toga, Tunica,
J gene Leinwand Kammertuch genannt, Am üblichſten iſt es in die⸗ Eines Geſchlechtes iſt und wohin unſer Tuch in der dritten Bedeu⸗
ferVedeutung von einem groben, ſtarken feſt geſchlagenen Gewrbe, tung, das Niederſächſtſche Dook, ein Tuch, döfen und doken,
n welches gemeine Leute zuHemden tragen, und in Ober ſachſen nicht mie einem Tuche bedecken, und das Hebr. PT, Such, Dede, Bora
N ‚Leinwand, fondern Tuch genannt wird. Keinen Tuch weben, bang, gehören, (S. auch Zeug,) und Eines, welches ein dickes,
‘ 2) Eine Art wollenen Geiwebes, welches derb und feſt gefchlägen derbe und feftes Gewebe bedeutet, . Von den letztern findet fich
— wich, und hernach die volle Walke bekommt; ein dies Bewebe, : dag geitwort noch bey dem Ditfried, wo duachen,conllipare,
$ wo die Wohle des Einſchlages den Faden der Kette bedeckt, und comprimere, filzen, und giduahit, verfilzt if, welches das
5 durch die Walke auf derfelben ineinen zarten Filz verwandelt wird. Stamniwort unſeres Tuch in der erſten Bedeutung, und ein Bere
6- Dadurch unterfcheider es fich fa wohl vondenFeugen, welche unge, wandter vor dick zu ſeyn ſcheint.
3— Dat bleiben, oder nur die halbe Walke befommen, als auch von Tüchartig, adj.etadv. dem wollenen Tuche ähnlich, Tucharti—
den eu hartigen Zeugen, welche mehr oder weniger gewalkt, und ge Zeuge, S.Tud. -
2.0 Habunch dem Suche ähnlich gemacht werden, auch ale Mahl ihre Der Tuchbeteiter, des—s, plur.ut nom. fing, ein zünftiger _
T > eigenen Rahmen Haben, wohin der Barfey, Perpetuell, Molton, Handwerker, welcher das gewebte und gewalfte wöllene Tuch in
S[anelt, Frieß u. f.f. gebören. Zur Verfertigung des eigentlichen : der engeren Bedeutung diefes Wortes bereiter,d.i, ihm durch Rau⸗
Tuches gehören dreherley Arbeiter, der Tuchmacher oder Tuch- ben, Scheren und Preffen ein gutes Anfeben gibt, wohin auch die
y - weber, der Walker und der Tucpbereiter, welche doch nur eine Tuchfriſterer und Tuchſcherer gehören, Niederf. Wandbereder,
‚einzige Zunft ausmachen. Jtu Riederſ. wird dieſes Tuch fowopl Dusgiheren SA,
Caken als Wandgenannt. vor Tüchen, adj, etadv. von wollenem Tuche bereitet. Kin euchenes
2. So viel eines ſolchen Gewebes, als auf Ein Mabl — Kleid, :
wird. An diefen Verftandeift es nur in einigen Gegenden üblich, 3 Baur f 7
* Pe 3 — fehen In Nürnberg Der Tůcherknẽcht, Tücherläppen, S. Tuchknecht und Tuch⸗
halt Ein Tu 32 Ellen. An andern Orten iſt Ein Tu Lein⸗ * Ar RR ah Tee ae
: i achſe M i o } e [2 „des —s, X N
3 wand (in Ober ſachſen ein Stud, eine, Webe) 50 Ellen, Der —— her unffärher wei fie befonbers auch wollenen $&-
Plur al lautefeisdann, nach dem Mufter fo vieler anderu Wörter,
welche eine Zahl, Maß oder Gewicht bedeuten, entweder under⸗
ändert Tuch,fechs Tuch, oder auch nach Dherdeutfher ArtTuche.
3. Ein gemeiniglieh vierecktes Stuck aewirftenZenges, es fey
von welcher Materie oder Art es wolle, Diminur Tüchlein, im
gemeinen Leben Tuhelspen, Dberd. Tüchek. Man gebraucht es
bern ſchöne helle und dauerhafte Farben zu geben tviſſen.
Der Tüchfrifierer, des —s, plur. ut nom, fing, eine Aut
Suchbereiter, welche diejenigen Tücher und tucharfigen Zeuge,auf
welchen die Wolle frifieret, d.i. in Trauje Kuölchen verwandele
werden foll, beveiten, & ;
953 Der
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Das 66
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—
715 Tu
Der Tũchhaken, des ⸗ plur. ut nom. fing. ® den Färs
bern, ein eiferner breiter Hafen mit einem kurzen Stiele, das
Tuch in der Blaufüpedarauf nad) der Breite zu ziehen, ;
Die Tüchbälle, plur. die-—n, an einigen Orten, eine Halle,
oder überbaueter Gang in welchem die Tuchbändler ihre; Tücher
feil haben. In EöIn tft es auch ein Gericht, welches die Streitige
kelien, die in dem Kaufbanfe entſtehen, ſchlichtet.
De; Tücjbändel,des—s, plur, car. der Handel mit wollenen
üchern.
Der Tuchhändler, des —s plur, ut nom. fing, Famin. die
Tuchhandlerinn, ein Kaufmann oder Krämer, welcher init wolle»
nen Tüchern handelt. Wenn er fieansfchneidet, d. i. Ellenweiſe
verkauft, fo.wird er an einigen Orten auch Gewandfihneider,
Nieder, Wandfnider, Weandrierer, genannt, und alsdann ift
der Tuhhändler inengerer Bedeutung, der fie nur in ganzen
Ballen oder Stücken verfauft..
Das Tuücjhäus, des — es, plür, Sie-—hänfer, an einigen Or⸗
ten, ein Gebäude, in welchen diewollenen Tücher öffentlich vers
Fauft und aufbewahrer werden. In Nürnberg hingegen ift das
Tuchhbaus ein Amt oder obrigkeitliches Collegium, welches aus
vier Ratbs-Deputierten, einem Caffierer und Gegenfchreiber bes
‚ Rebet, und die Abgaben von dem Getreide und Malze einnimmt;
vermuthlich, weil es feine Sitzungen in dem Tuchhauſe hält, oder
doch urſprüns lich gehalten hat.
Der Tuchknaͤppe, des —n,
plür. die — n, ein Nahme,
welchen noch au vielen: Orten die Geſellen der Tuchmacher führen.
©. Bnappe,
Der Cuchknoͤcht oder Tücherknecht/ des —es; plur. die —r
im Jagdweſen ein Arbeiter oder -Bedienter, welcher die Jagdtü⸗
ber von dem Wagen wirft und ſelbige aufftelen Hülft; der drug:
knecht/ an andern Orten Plahenknecht.
Der Tuͤchlaͤppen oder Cũcherlaͤppen, des—s, plur. utnom.
fing. eben daſelbſt, Lappen oder Streifen von grober Leinwand,
welche an Leinen genäher, und im Roihfalle anftart: der Tücher
gebraucht werden,
Der Tühhmacher, des —s; plur. ut nom, fing. Fämin. die
Tuchmacherinn, ein zünftiger Handwerker, welcher wollene Tüs
cher und tuchartige Zeuge webet, und mir den Tuchbereitern und
Walkmüllern nur eine Zunft ausmadtz der Tuch weber, Nie-
derf. Wandmaker.
Die Tůchnadel, plur.die—n, fehr ſtarke und dicke Stednadeln,
die wollenen Sücher, wenn fie zum Trocknen aufgehänget. werden
follen ‚damit anzufieden und auszufpannen;, RBartunnadeln.
Die Trichpreffe, plur. die —n, eine große Preife derTuchbereis
terr, in welcher die fertigen wollenen Zürcher ziwifchen zwey erhitzten
eifernen Platten gepreffet werden, um ihnen Seeife und Glanz zu
ertheilen. Cine andere kleinere Preffe , worin die Tůcher kalt ger
prefjet werden, heißt die Stichpreffe.
Der Tüchrabmen, des—s,
oder Geftel, worin die Zuchbereiter. die ‚Tücher fpannen,
wenn fiefelbige trocknen, ausfpannen und fireichen, Niederſ.
Wandraam.
Der Tührafdy, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die—e, eine Art Raſch, welcher fuchartig ift, und auf der rech⸗
ten Seite wie Tuch gewalket undgefehoren wisd; Walkrafch,
Tuchſarſche, Borar oder Bourat, vermuthlich von dem Grang.
Bourre„grobe ———
Die Tũch ſchere, plur. die —n, eine große Schere der Tuchbe⸗
reiter und Tuchſcherer, womit die gewalkten und geraubeten Tücher
geſchoren werden.
Der Tirbfcherer, des—s, plur, ut nom.. ing. eine geringe
Art Zuchbereiter, wege nur die — — ſcheren, aber
ur. ut:nom. fing. ein Rahmen
TE Rn
tue 716
die Kunfl nicht verfichen, tuchartige * andere Zeuge gu appretie⸗
ten, wie jene; Niederſ. Srogſcherer, von drog / trocken.
Tüchtig —er, fe, ad). ‚et adv. 1. Die zu einer Abficht
erforderliche Stärke und Förperliche Feſtegkeit habend; einein der
gewöhnlichen Sprache des täglichen Um ges noch völlig gang⸗
bare Bedeutung, Lin tüchtiger Batim, der die verlangte Größe
and Stärke hat. Lin tüchtiger Menſch der die zu einerhficht vr,
forderliche Größeund Stärke hat;
sroßesund ſtarkes. Daher es denn im gemeinen Leben noch
hãufig für groß und ſtark überbaupt gebrancht wird, Ein tuch?
tiger Menſch, von vorzüglicher Größe und Stärfe, Ein tuchtiges
Stud Brot, ein großes und dickes. Nach einer noch weitern
Figur wird das Adverbium im gemeinen Leben bäufigfür Sehr ge⸗
braucht, eine Intenfion zu begeichnen. Jemanden tuchtig durch⸗
prügeln, Tüchtig arbeiten, effen, trinken Fonnen, bean, febr,
viel. 2. In weiteren Bedentung, auch andere erforderlichen Ei⸗
genſchaften zu einer Sache im vorzüglichen Grade habend, ſo daß
tüchtig einen böbeen Grad bezeichnet, als tauglich, von welchem
es ein Intenfivumift. Gott gibt ihr zu Zeiten einen tüchtigen
Regenten, Sir. 10, 4. einen geſchickten. Tüchtige Mittel zu et⸗
Lichts rüchtigee (taugliches, zur '
was anwenden, saugliche.
Sache dienliches,) Vorbringen, Es iſt in diefer Bedeutung als
ein Beywort nur noch imgemeinen Leben üblich ;von Perſonen ge⸗
braucht man Fieber gefchießt, vermutplich, um die Se eydeutigkeit
mit der erſten Bedentung der Förperlichen —8 vermeiden.
Als ein Nebenwort hingegen wird es auch hier häufig ohne Anſtoß
gebraucht. Tüchtig zu erwas feyn, im@egenfage des untüchtig,
von allen zu einer Sache erforderlichen Eigenfchaften. Nicht, dag
wir tüchtig find, Ser zu finden, 2 Cor. 3, 5.
E tũch tig gemacht, wtf. V. 6.
Anm. Schon bey dem Ditfried dohti,deres aber auch für gut
Ein üichtiges Meffer, ein \
Gott hatuns
gebraucht ‚im Niederf, Ai im Engt.dougthy,. im Shwed.
dugtig. Es iſt ver der. Ableituags ſyibe — ig von dem
- alten Tucht gebildet, welches eigentlich förperliche Stärke, und
bernach auch Tugend, dienliche Beſchaffenheit, bedeutete, Die ſes
Tucht iſt ein Jurtenfivum fo wohl von digen, dihen, deiben, -
© (©. Gedeihen,) förperliche Größe erlangen, wovon auch dicht ab»
ſtammet, als auch von taugen, die nörhige Größe nnd Srärfezu
etwas haben; und daher kommt es, dag tüchtig int eigentlichen \
Berftande noch den Begriff der körperlichen Größe und. Stärfe
bat, im zweyten aber auch mehr ſaget, alstauglich. Einfaches
te Formen diefes Wortes finddieMisdetf; degen, ücheig, —
ger, ſehr. S, auch Cugend.
Die Tüchtigkeit, plur. inufit, die Eigenfaft,. = ein Ding
tüchtig ifl, inbepden Vedentungen. Doch wird in. der zwebten,
wenn von Petſonen die Rede if, und ide bloß körperliche
Größe, und Stärfe angedeutet werden fol, lieber Gefchi liche
Reit, Lähigkeit ober ein anderer Ausdruck gebraucht. Im
Niederſ. Dögt, für Dögbeis, —— aber auch Tugend ber
deutet, i
Der Tuchweber, S. Tuchmacher.
Der Tück, des —es, plur. die—e, eine lücktſche —
ein übel, welches man einem andern verinittelff eines vortheilhaft
ſcheinenden Verhaltens zufügt. &ie wöllen mir einen Tück be⸗
weilen, Di. 55, 4 Daß die Seinde nicht unwerfebens ihm.
einen Tu beweifeten, 2 Macc. 14, 22. , Die Tüdde werden zu
Schanden, Sprihw, 12,8. Der Bortlofen Tüde find Feine
Rlugheit,Sir. 19, 19. Ob dir vergeben werden möcht der
Tui deines Herzens, Apoſt. 8, 2% Aus eim balſchen Did;
Theuerd. Kap. 7»,
Wo kuhne Tücke ſbleiden Ua.
Sm
nn
Tuck
# —— * dieles Wort wenig gebraucht, am ———
ig ſten aber imSingular, indeın dafür enfweber.das folgende Tür
- de oder auch ein tůckiſcher Streich üblich ift,
Anm. Es iſt ein altes Wort, welches in den denne Ober⸗
deutſ ben Mundarten Duck, Tuck, Tucks lautet und im weitern
e auch einen jeden liſtigen oder heimlichen Betrug bedeu⸗
ser. In Hebräifchen ift 7 und im Bricd, wurros gleichfalls ein
‘folder Betrug. Im gen, Leben hat man auch das Wort duckeln,
welches befonders betriegliche‘ Handariffe mit den Händen machen
bedeutet, Das Eifffchon ein Merkmahl eines Autenfivi; das
einfachere Stammwort iſt noch i in dem Niederf. Tog, ein böfer
Streich, Poffen, vorbanden, Nachdem man den Begriff des
Schleichens, der Verdorgenbeit, oder auch den Begriff der Ges
ſchwindigkeit, als den Stammbegriff, annimmt, läßt fi das
Wort auch auf verfhiedene Act ableiten. Im erſten Falle würde
es zu dem alten toug, taug, geheim, verborgen, tougen, ver⸗
" Borglir, im legtern Falle aber, zu ziehen Niederf. teben, Zug.
Nieder. Tog, Jutenſ. Tu — indem man * liſtig betrie⸗
gen auch beiehen, Niederf. betrecken, ſagt. ©. auch⸗ Duck⸗
mauſer.
Die Tüde, plur. die —n, das Abſtraetum des dorigen Wortes.
1.Die Gemürhsbefchaffenbeit, Fertigfeit, jemanden vermittelſt
* eines vortheilhaft fheinenden Verhaltens zu hintergeben oder zu
(Haden, wo die Tüce eine Art des Berruges ift; ohne Plural.
Ich kenne feine Tücke ſchon. Er bat feine Tees Jemanden
hinter feine Tütefommen. Des Narren Tide ift Sünde,
- Sprich. 24,9. Im gemeinen Leben wird es anch wohl von den
heimlichen, mis Stillſchweigen verbundenen Widerwillen oder
Zorn gebraucht, „weldhen mar in der niedrigen Sprechart das
"AM anlen, inder vertraufichen aber das Schmollen neunet. (©.
CTuckiſch) 2, Eing tücifche Handlung, ein Übel, welches man eis
nem andern vermittelft eines vortheilh aft fcheinenden Verhaltens
zufügt; ein Tuck. Femanden eine Tücke fpielen,
Und freut fich dev gelungnen Tüte, Haged. -
Obgleich diefe Bedeutung den Plural Leider, fo iſt der ſelbe doch
im Hochdeutfhennur wenig gebräuchlich. S. auch Seimtüde,
Tieifch, —er, —Ie, adj, et adr. 1, Tücke habend und darin
gegrundet. Pin tückiſcher Menfh. Kin tüdifches Pferd.
Tusifh handeln, verfahren. Tackiſch ausfehen. Ein tüdi-
ſcher Streich. Lin tůckiſches Geſtcht baden. Siehe auchseim⸗
tickiſch. 2. Im gemeinen Leben auch heimlich zornig, doch nur
als ein Rebenwort.
Tückiſch auf iemanden teyn, heimlich
zornig.
Ber Tumäufer, S, Dutmäufer, -
Der Tuf, Tufftein, S. Tof.
- QTüsen, S. Taugen.
Die Tugend, plur. die —en, ein Wort, welches ineinem ver
ſchiedenen Umfange der Bedeutung gebraucht worden, und aa
——
. *Rörperliche Stärke, Kraft; eine veraltete Bedeutung
aA indeffen doch die erfte und urfgeiiugliche iſt. Im Niederfäche
ſiſchen iſt tauger noch ſtark, muthig, und bey dem Pietorius
+ Bon noch Tucht fůr Kraft und Macht vor. In eng erer Bedeu⸗
tung wurde es chedem auch häufig für Tapferkeit gebraudht, in
wrelcher Bedeutung es zleichfalls veraltet iſt.
2 In engerer Broeutung, Kraft, Fühigkeit gewiſſe Verände⸗
cungen beſonders heilſa me Veränderungen, hervor zu bringen ;
‚eine geößıen Theils auch ſchon veraltete Bedentuug, in welcher
die Tugenden eines Brautes, einer Yrzenep, ehedem ihre Heils
Eröfte waren,
3. Flaürlich iſt die Tugend.
re Zuftand, da ein Ding die zu feiner Beflinmung
zug 718
wöthigen Eigenfchaften befist ‚wo es wider anf doprelte Art ge⸗
braucht wird, (a) Als ein Abſtractum und ohne Plural, die Be⸗
Sihaffenpeit eines Dinges, da es alle zu feiner Beftimmung nördie h
gen Eigenfehaften befige. Die Tugend eines Saufes, eines
Pferdes. Auch dirfe Bedeutung gebörer in der edlern Schreibart
zu den veralteten, od man gleich noch im geineinen Leben von der
Tugend eines Meſſers, eines Werkzeuges u. ſ. f. höret, deffen
Tauglicpfeit oder Tüchtigkeit zu bezeichnen, Miederf, Done,
In engever und böbererBedeutuug wat Tugend ehedem auch Bor»
——— und dieſe Bedeutung hat es ber muthlich noch 2 Pet.
2,9, wo es heißt: Ye Tugend des, der euch berufen bat, im
Griedh.xgerm _(b) Als ein Eoncretum und mit dem Plural, ein⸗
‚gelne der Beſtimmung gemäße oder brauchbare, gute Eigenſchaften.
Bin Pferd von vielen Tugenden. DieTreue it die vorsüglichfie
Tugend eines-Hundes, die Leichtigkeit und Bequemlichkeie,
die Tugend an einem Werkzeuge. Der Rheinwein bat die
Tugend, daß er nicht fo leicht vaufcht, als der Franz oͤſiſche.
Ehedem ſprach man and) von den Tugenden des Derfiandes, di.
“ nüglichen Fähigfeiten deſſelben.
(2) Inengerer moralifcher Bedeutung iſt die Tugend dee
Zuſtand, da ein'verwünftiges Gefhöpffeiner Beffimmung oder
Abſicht gemäß handele; wo es wieder in verfehledenen Einfchräns
kungen gebraucht wird, (a) Ms ıin Abſtiraotum und ohne Plural,
fo wohl von der ganzen pflihtmäßigen Beſchaffenheit, vonder
Übereiuffinnmung bes motafifchen Zuftandes mit demÖefege odee
der Beftimmung, als auch von der Fertigkeit zur inöglidhften Leis
ſtung feiner Pflicht. Etwas ausTugend thun. Jemande s Tugend
fir zweydeutig halten. Wir haben EeinZeichen der Tugend bes
weiſet Weih. 8,14, Sich der Tugend befleißigen. -(b) Als
ein Coueretum und mit dem Plaral, einzelne in diefem Zuſt ande
gegründete, daraus herfließende Neianngen und Fertigkeiten,
jede pflichtmäßige and Iohenswürdige Neigung oder Fertigkeit.
Zargerliche Tug enden Fertigkeiten, die bürgerlichen Gefege, die
Pflichten der menfchlichen Gefellfchaft zu erfüllen. Natürliche
‚Tugenden, deren Bewegungsgrund der natlieliche Erfolg der
Handlungen if, zum Unterfchiede von den chrifklichen, welche ih⸗
Te Bewegungsgründe aus der Neligiou hernehmen. Maßigkeit,
Verſchwiegenheit, Fleiß, Treuen. ſ. f. ſind Tugenden, Aus der
Noth eine Tugend machen. Sie Tugend ſtehet hier der Untue
gend, iugleichen dem Laſter entgegen.
(3) In der engſten Bedeutung wird die Keuſchheit oft
nur Tugend ſchlechthin genannt, Die Tugend einer Perfon im
verdacht ziehen, Was derTugend eines Srauenzimmers nach—⸗
sbeiligift. Si hat tugent und ere, einer der Schwäbifchen
Dichter. Und diefe Bedentung Hat das Wort vermuthlich auch,
wen es in einigen Neichsftädten alsein Abftractum, ein Titel ade⸗
liger Frauenzimmer if. In Rürnberg z. B. werden die Zrauenziune‘
mer aus parsicifchen Geſchlechtern Ihre Sarpadetige Tugend ges
naunut.
Anm. Faſt in allen Sprachen iſt der engere moraliſche Be⸗
griff der Tugend eine Fig ir der Leibesſtatke Virtus, von Vis,
Vires, Kraft, Bewalt, &gern von ons, Rark ; nicht, weil dieTus
„gend. moralifche Kraft gegen einen Wderfländ, gegen ſinaliche
Kraft ift, fondern, weil in den rohen Jugendalter der Welt und
"der Nationen Leibesſtärke und darin gegründete Tapferkeit, die
einzige bürgerliche Tugend, wenigfteng der einzige bürgerliche Bor«
zug war,
Anm. 2. Diefes Wort kommt in feiner heutigen Geſtalt zuerfk
in dem alten Gedichte auf den heil, Anuıo vor, wo eg Dugint lau⸗
tee, ir Wall ſiſchen Digonianıt. Ältere Sprachen und Munde
arten haben ſtatt der Sy!be —en®, die Sylbe de oder et wie Wile
lerams Togede, Rotfers Tuged, das Angelſ. —— We
Nieder
u
719 RS
- Hicderf.Dägs,das Schwer. Dycht, das Bittink Deugt. Aus
diefem Tugde ift ohne Ziveifel, dur Einſchaltung des müßigen
Naienlanies, Tugend eutfianden, fo wie aus ungde auf ähnliche.
: Art Fugend geworden ift. Tugde und Tugend ſtammen odırtans
gen ber, fo fern es ehedem urfprünglic) ſtark feyn bedeutete,
and zudem veralteten degen, groß, ſtark, tapfer, gebörete, von
welchem Worte Theganheit bey dem Ditfried noch für Cugend
sorfonmt, Das Niederf. Bozt bedeutet nicht allein Tugend,
fondern auch Tůchtigkeit, fo wie Döge dafelbfl die Zaualichkeit iſt.
©. DiE, Deiben, in Gedeiben, Tüchtig n. ſ. f.
“ Der Tugendadel, des—s, plur. car. derjenige Adel, welcher
durch Tapferkeit erworben wird, zum Unterfchiedevon dem Krb-
und Runfiadel; ; von der veralteten — des Wortes Tu⸗
gend.
Tugendhaft, —er, —efte, adj. et adv. welches ehedem in allen
Bedeutungen des Hauptwortes Tugend üblich war, jegt aber nur
noch in der engeru moralifohen gebraucht wird, Tugend habend,
beſitzend, und in derſelben gegründet, im Gegenſatze des laſter—
haft. Ein tugendhafter Mann. Tugendhaft fepn.
hafte Perſon.
Anm. Schon bey den Schwäbiſchen Dichtern tugendhaft,
ben. dem Notfer mit einem andern Eudlaute Ingedig, int Hier
derſ. degelif, ehedem dögetbeue.
Der Tugendheld, des—en, plur. die —en, Fämin. die Tu:
gendheldinn, eine Perfon, welche ſich auch durchden flärffien -
Widerfland nicht von der Ausübung der Tugend abhalten läſſet.
Die Tugendlehre, plur, doch nur von mehrern Büchern diefer
Art, die —n, ein von einigen für Moral und Sittenlehre auge⸗
nommenes Wort, die Lehre von der Tugend, d. i. den pflichtmäßi⸗
gen Fertigkeiten des Menfchen, zu bezeichnen.
Tugendreich, — er, —fe, adj.etadv. reich an Tugend oder
Zugenden, im hoben Grade tugendhaft; ein vorzüglich noch in
den Titeln weiblicher Perfonen übliches Wort,
Tugendfam, —er, —fie, adj.etadv. wierugendhaft, Ein
sugendfames Weib, Ruth 3,21. Es iſt in der. edlen Schreibs
art veraltet, und wird auch nur noch bin und. wieder in den Titeln
weiblicher Perfonen gebraucht. In Niederfachfen 5a >fam, wo
dugdſam auch Fräftig, flarf, Bedeutet, Eben diefe Bedeutung
hatte ehedem auch unfer tugendfam. Han er ilt [o tugentlam,
Er kan.heilen alle wunden, für kräftig, Brud. Eberh. von
©Sır.
Der Tugenöftolz, des—es, plur. car. der Stolz auf das Ber
wußtfeyn feiner Tugend oder pRihtmäßigen Veſchaffenheit.
Die Tülle, ©. Dille.
‚Die Tulpe, plur. die—n, ein Zwiebelgewachs, welches wegen
feiner ſchönen großen kelchförmigen Blume geſchãtzt wird; Tuli-
pa Linn. In der gezierten Sprechart Tulipane. Der KRahm⸗
iſt Zürkiſch, und lautet daſelbſt Tulban, wegen ihrer Ähnlichkeit
mit einem Turban. Sie iſt in Cappodocien einheimiſch, und iſt erſt
3559 von da nach Europa gebracht worden.
Der Tulpenbaum, des —es, plur. die —bäume, ein Amerifas
niſcher Baum, -deffen. Blüthen einige Ähnlichkeit nut den Tulpen
baben ; Liriodendzon Tulipifera Linn.
Tumm, S Dumm. S
Der Tummel, des—s;. plur. i inuf. dag Intenfivumvon Tau⸗
mel, ſtatt deſſen es im gemeinen Leben fehr häufig ift, fo wohl ei⸗
nen Schwindel, als auch einen Rauſch, zu. bezeichnen,
ummel baben, fo wohl ſchwindelig als auch beraufcht fenn ; wo
man im Scherze auch wohl das Diminutivnm braucht, fich. ein
Danmelchen iz inen, in Räuſchchen. Niederſ. Time), Tum:
Ein tu⸗
gendhaftes Gemüth. Tugendhafte Zandlungen. Oft auch in
der dritten engſten Bedeutung für teufß, fittfam. Eine tugend⸗
Linn
mel, Es iſt mit dem eatein ———— a Peine A
rauſcht, der. Raufch, verwandt. (S. Tummeln.)
Wenig oder tummelicht, im gemeinen chen —— Siepe
daffel
Das Tümmelchen, des — plur. ut gom. ſing. in einigen
Gegenden, ein Rahme der te runden Bechertaffen, oder. klei⸗
nen Becher in Geſtalt einer halben Kugel; in andern Gegenden
* Tummler, Engl. Tumbler, Schwed. Tumlare. Es iftdas
Diminntivum eines veralteten immel,tweldhes ein kurzes gleich»
fam abgeftumpftes Gefäß bedeutet baden ning, vnh mie Ranef
und ſtümpfen verwandt geweſen iſt.
Tummeln, verb. reg. welches eine NRachabmung eines heftigen
dumpfigen und angeflümen Lautes ift, und daber in mehreren, dem -
Anfcheine nach fehr verjchiedenen Sälen gebraugt wird, Esift
in doppelter Geftalt üblich, - i
1. Als ein Neutrum mit dem Hülfgworte baben. 1.* Im
Gehen mit ſchwerem Kopfe von einer Seite zur andernwarfen,
in welcher Bedeutung esaber _
im Hochdeutfchen fremd, und nur in einigen ı gemeinen Mundarten -
als ein Intenfivum von taumeln ;
dangbar ift. ‚Niederf.tümeln,Engl.totumble,Schwed.tumla,
2.* Einenfärm, Getiimmel verurſachen. Und find von dan⸗
nen beraufgesogen mit Sveuden, daß die Stadt tummelt,
1 Kön. 1,45. Was tummelt und weiner ihr + Das Kind ik
nicht geſtorben, Mare. 5,39. Auch in dieſer Bedeutung iſt es
im Hochdeusfchen veraltet, indeffen ſtammen Getimmel und Eur
mule von.derfelben ab, \
IL, Als ein Xetivum, fo wohl taumeln mödhen, als. auch mit
einem Getümmel heftig bewegen, - doch nur noch in einigen befons
dern Fällen. 1. Jemanden tummeln, ibn fich heftig bewegen ma⸗
chen, befonbers um ihn dadurch abzurichten. So tummelt man
ein Pferd auf der Reitbahn, wenn man es im Kreife galoppieren
lehret; wo doch diefes Wort nur im gemeinen Leben üblich if,
indem die heutige Reitkunft dafür ausländifche Kunfkwörter ans
genommen bat. Der Soldat muß gerummelt und ausgearbei-
tet werden. Sich mit jemanden herum tummeln, fo wohl ſich
x mit idm balgen, als andere heftige Beivegungen ı mit m vom
nehmen,
Drum tummle fh im Thalder Poſſe, x
Wer ſich nicht hoher fchwingen Fann, Gottſch.
Der Soldat tummelt ſich um die Ehre,
fo viel ich kann. Tummle dich mit dem Eſſen! made, daß da⸗
Eſſen fertig wird! So auch das Tummeln.
Anm. Im Riederf, gleichfalls tummeln... Es iſt ein intenfives
Kterativdm von einem veraltetey tumen oder rumben, venwels
dem das Franz. tomber, fallen, das Angelf. tumban, tanzen,
Springen, dasGriech, Supog, Wurh, und andere mehr abſtam⸗
men; woraus denn wohl deutlich genug erhellet, daß der Heftige
dumpfige Laut der Stammbegriff iſt. Im Engl. ifktumble hin
und her werfen. S. auch Gerimmel und Tumult.
Der Tummelplag, des—es, plur. die—pläße, ein Mlag,wo
Dferde und Reiter getummelt, de i durch heftige Bewegungen ab>
gerichtet werden.: Ingleichen, ein Plag, wo fich zwey Marteyen
gebalget, geraufet, geſchlagen, mit einander ſcharmutz ieret, ge⸗
fochten haben; am bäufigften i im gemeinen Leben. +
Der Tummelfattel, des —s, plur. die —fäitel, eirte Art Sir ;
tel auf der Reitbahn, welche deu Pferden — werden, wenn⸗
fiegetummelt werden ſollen.
1. Der-Tümmler, —— plur.ut ER ag: S, das Time
melchen.
Der ‚.
Daber it
2. Sich tummeln, iſt
auch fo viel wie eilen, eigentlich ſich heftig bewegen, feine Bewe⸗
gungen beſchleunigen. Tummle dich! Ich will mich tummeln,
-
= ER
* e welche ſich mit großer Geſchwindigken im Waſſer her⸗
um aummelt, wovon er auch den Rahmen hat; Delphinus
. Delphis Linn. Risderf. Tümeler, „Er gehöret mit dem Meer⸗
: fowiine zu Einem Geſchlechte, if aber von demfelben noch ver-
,_ Perüm werfen, oder tummeln. >
Der Tümpel oder Lümpfel, S. Dümpel. |
"Der Tum uͤlt, des—es, plur. die —e. 1. Das Öetümmel, eis
2 ,gentlich, der laute dumpfige Ton einer heftigen Bewegung wider
einander flreisender Körper, und dieſe heftige Tewegung ſelbſt.
Der Tumuleder Gefhafte.
— In dem Tumult des Aufruhrs feinen Arm
0. 36 Blurzubaden, Weiße. - :
Ach, wüßten fie, wel ein Tumu
„ wärtiger Bewegungen diefe Bruſt zerreißt! von Brawe.
. 2, In engerer Bedeutung ift der Tumuledie ungeffüme und unor⸗
dentliche Verſammlung mebrerer, befonders ſich wegen einer Bes
Ieidigung Recht zu verfehaffen ; ein hoher. Grad des Auflaufs.
Einen Tumulf erregen, anfangen. Den Tumult ſtillen. Es
erhebt ſich ein Tumult. Die datmit verbunde ne Unordnung und
das Getummel unterſcheidet den Tumult von einem Aufftande.
Der Aufruhr iſt eine gewaltſame Auflehnung mehrerer gegen die
nterobrigkeit; Emporung und Rebellion aber gegen den Lan⸗
desherren. EEE
Anm. Der Ton auf der Ableitungsfpibe beweifet ſchon, daß
dieſes Wort zunächft aus dem Lateiniſchen Tumultusentlehnet
äft,obgleich diefes mit unferm Getiimmel und tummeln zu Einem
Seſchlechte gepöret, Eben daher find auch tumultuiren, ‚einen
, „zumult oder Auflauf erregen, der Tumultuant, des —en, plur.
> die —en, Verfonen, welde tumultuiren, tumultuariſch, auf
eine ungeſtüme und unordentliche, geräufhvolle Art, und in weis
terer Bedeutung, im höchſten Grade unordentlich und ungeſtüm.
— Tumultu ariſch verfahren, mit Beſeitigung der gehörigen Ord⸗
— = m
. Die Tünche,plur. doch aureiwa von mebrern Asten;die—n,dag«
jenige, womit gefündhet wird, der flüffige Körper, welcher auf eis
nen andern gefteichen Wird, doch nur noch in engerer Bedeutung,
. „eine weiße aus Kalfund Waffer bereitere Farke, die Wände und
- Manern damit zu beſtrelchen, Die Tusche fallt ab, der als Tüns
he aufgetsagene Ralf,
Anm. Schon ben dem Notket Tunicho,im Böhm. Dyncho-
. wani,imPohln. Tynk. $u einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt
es männlichen Geſchlechts, der Tünch, in welchem es auch in der
Deutſchen Bibel vorfommt. Der ſchone Tünch an Her ſchlech⸗
sen Wand, Sir. 22,20, ©, das folgende.
Tünchen, verb.reg. act. eigentlich, mit einem flüſſigen Körper
> überftreichen, Es ift indefjen nur noch in engerer Bedeutung gangs
bar, eine Wand oder Mater mit fiiffig gemachten: Ralfeüberfireis
een, welches in gemeinen Leben weißen genannt wird. Die ges
" sünchte Wand, Apofl. 23,3. Wo ifi numbas Getünchte, das
Ihr getuncht habe? Ezedh, 73, 12, Mir Belftunden, So
auch das Tünchen. —— a,
Anm. In den Monſeeiſchen Gloſſen tunichen, im Pohl,
tynkowae, in einigen Niederdeutſchen Gegenden dönfen Ente
weber als ein Berwandter von tingere,wenn es nicht gar mit der
Sache ſelbſt aus diefem Laseinifchen Worte enslehnetift, da es
deun ein Verwandter von tunken fenn würde; oder auch mit dem
Aden 0.3.4, Ch 2, Aufl, |
mie, des—s, plur.utnomsfing. ‚1; EineXst . täfeln. AmHebe.ift NiD, fündhen, welches zunad ſt zu De®r,
/
fbieden, 2. Eine Art Heiner Tauben, welche fih im liegen oft
It, welch ein Kampf wider:
herrſchenden Begriffe des Bekleidens Bedeckens. Bey dem Kero
iſt in dieſer legten Bedeutung Tunihhu, und bey dem Ottfried
Dunichu, cin Rod, Sat, Tunica, Im Dänifehen iſt dynnicke,
zup 998
Lat. Toga, zu gehören fcheinet,
Der Tüncher, des —s, plur. ut nom, fing. derjenige, welcher
üncht, ingleishen, der ein Befcköft daraus macht, die Wände
und Manern zu finden, da denn diejenigen Maurer, welche fin
vornehmlich mit dem Tünchen abgeben, diefen Nahen befonimen;
im gemeinen Leben Weißer! Die lach mahler und Zimmer:Po-
lierer find einebeficre Are Tüncher, ,
Die Tünchfcheibe, plur.die—-n, bey den Tünchern, ein Bret
miteittem Griffe, den Kalk zum Verſchmieren vor den. Zünchen
darauf inderlinfen Hand zu Halten, r
Der Tüngel, des —s, plur. inuf. in einigen Gegenden, beſon⸗
ders Niederdentfchlandes, ein Nahme eitier doppelten Art Un-
Trauses, welches theils unter der Gerſte, theils aber auch in ten
Heden und an den Wegen wächfet, Galium Aparine,undVa--
lantiaAparine Linn. Beyde werden auch Kledekraut genannt,
weil der rundliche Same an den Kleidern kleben bleibt, worin viele
leicht auch der Grund des Nahmens Tungel liegt, der ale dann zw
tündhen, tingere, gehören würde, | £
1. Die Tunfe, plur. die —n, eine in die Erde gegrabene, und oben
mit Balken und darauf gefchlitterer Erde bedeckte Grube, deren
man ſich in Nothfalle ſtatt eines Kellers bedienet; ingleichen in
weiterer Bedeutung / ein jeder ungemölbter Keller, ein Balfenfel-
ler, weil er flatt des Gewölbes oben mit Balken belegt wird,
Anm. In andern gemeinen Diundarten Tun. Es feheinet
eine Tiefe, eine Grube überhaupt zn bedeuten, und vermittelft des
zufälligen Rafenlantes von Teich abzuftanımen. (Siehe daffelbe.)
Tauchen und tunken find auf eben die ſe Art verwandt,
2.Die Tunfe, plur. doch nur von mebtern Arten, die —n, eine
flüffige aber d ckliche Speife, andere fefiere darein zu tunen oder
‚zu tauchen, wodurch fiefich,von der füffigernBrühe unterfcheider.
Senf, Meervettig, mit Wein zerrührtes Kirſch⸗ oder Pfaumen«
mußu,f.f. find folcheTunfen. In den niedrigen Sprecharten
wird eine Tunke Titſche oder Tütſche genannt, von tütfchen, tun»
Ten; Niederf, Stippels; ns
Tunken, verb.reg. act. in einen-flüffigen Körper halten oder
ſtecken/ wie das edlere tauchen. Tunket den Büfchrl Ifopp in
das Blut, = Moſ. 12, 22. Er ſoll mit feiner reden in das
Ghl unten, 3 Moſ. 14, 16, Tunke deinen Biffen in den Eſſig,
Ruth 2,14. So wirſt du mich doch tunken inden Koth, Hiob
9,32. Die Sederin die Dinte tunken, eihtunfen, So au
das Tunfen, i
Anm. Im Satianthuncan; bey dem Notker tunchen. Es
ſtammet don dem im Oberdeutſchen, ingleichen in der höhern
Schreibart üblichen tauchen ber, Won tauchen hieß das Inten⸗
fivum tucken, duden, woraus durch eingefchalteten Nafenlant
tunfen ward, In den niedrigen Sprecbarten ift dafür tirfchen
oder tütfchen, im Niederſ. aber Hippen üblich. S. Tauchen.
Die Tunfform, plur.die-—en, bey den Lichtziehern, das tiefe
ſchmale Gefäß, worin fich der gefehmolzene Talg befindet, in wel«
Gen man die Dochte tunkt, un fie zu Lichtern zu ziehen.
Der Tüpfel,ves—s, plur. ut nom, fing. Dimin. das Tüpfel⸗
"Sen, Oberd. Tüpflein, ein Punet oder Eleiner Fleck in Geftalt
eines Punctes. Im Sochdeutſchen wird eg wenig mehr gebraucht,
wo dafür Punet oder Fleckchen üblicher find. Am wenigſten iſt es
don einem Punete imSchreiven oder Zeichnen üblich,obaleich auch
dieſet im gemeinenLeben fo wohl Tüpfel als Tuttel genannt wird, ,
Es iſt kein Diminutidum, wie viele, glauben, ſondern vermittelſt
der Ableitungs ſylbe el, ein Subject, Ding, von tüpfen gebildet,
Die Niederfachfen gebrauchen dafür Stipp und Tipp, welches
letztere aber auch ‚die Epige eines Dinges begeishnen. Eiche
Tipfen,
84 — Tupe
-
> Pr
Töpfelig N — ER adj. et u . nes Det uttentobf deee⸗ ‚plar.pte— Rohre, 3%
flen innger
„sen oder Fleinen Flecken verfeßen, gerüpfelt; am hauft
- meinen Leben.
Tüpfeln ‚verb,reg. act. mit Tupfeln, d.t, Punelen oder kleinen
a verfehen, das verfleinernde Jterativum vom füpfen. Die _
niatur⸗ Mahler upfeln die zig uren velche fie mahlen, d.i,
ſie punctieren fie, oder verfertigen fie. vermttelſt kleiner Puncte,
daher des Miniatur» Mahler in einigen gemeinen Mundartch auch
der Tüpfelmabler genannt wird.
genden eine figücliche Benennung einer Art Ki ce, w — 5
Pfebe genannt wird; ;Cucurbita PepoL. Wegen —
iichkeit mit einem Türfifhen Bunde, Sn Öfterröigifhenwen:
"den fie Pluger genannt,
- Das Türkenfpiel, —— Bene He
les, welches mit 36, mic Sücki guten bemahlten Bi
gefpielet wird, welche daher auch — — —
Esift befonders unter den —
Tůpfen umdTupfen, verb: reg. act. et neutr, ir Tegtecn alle Die Tiürkey, plar. inuf, das Gebiech ———— KRaifers, |
mitdem Sülfs worte haben, mit der. Spitze eines Dinges ſtoßen
oder berühren, BDupfen, tupfen und tüpfen, welche‘ doch im
Sochdeutſchen nur felten gehöret werden, fi find nicht ganz einer ley,
wovon der Grund theils in dein hartern oder weichern Pitaut,
cheils in dem breiteren u oder fpigigeen ti liegt, Dupfen heißt mit
einem ſtumpfen oder weichen Körper leicht anftogen, oder berühren.
tupfen ſetzt eine Rärkere Berührung, tüpfen aber nebdft derfelben
ein fpißigeres Werkzeug oder rinen fpigigern Theil eines Dinges
voraus. DieWundärzte dirpfen mit angefenchteter Baumwolle
auf eine Wunde, fie bedupfen den Beinfraf mit Scheidewaſſer.
Die Kupferſtecher tapfen auf die hintereSeite der Kupferplatte,
wenn ſie mit deut Ballen der Hand darauf ſtoßen, damit ich der
Firniß auf der polierten Seite feineben ausbreite. Andere bedie⸗
‚neh ſich ſtatt dpffen eines Tupfballens, Frau. tampon, Man
Türkiſch, adjreradv, Zu den Türfen — "ang ven
tupfet oder tipfet jemanden, wenn man ibn.mit der Spige des ,
Singers, oder einem andera fvigigen Wertgeuge, anftößt. Tüpfeln 3
iſt davon das Iterativ um.
Anm. Alle drey find Rechabinungen des verſchiedenen eigeits
thimlihen Schalles, daher man nicht.eigentlich fagen kaun, daß
B
De Türtiß, des — es, plür, die—e, ein fleinartiges Mine» ⸗
vol, welches gemeiniglich ker bie @belfleine gerechnet wird, aber
eins von demandern abſtamme. Für füpfen gebrauchen die Nies 4;
derſachſen tippen und ſippen welches letztere and tunken beden⸗
tet, die Engländer totip, und die Schwed. tippa. Tappen bes _
zeichnet eine weit gröbere Art deg Berühreng, wovon der Grund
in dem breitern g und fläckern Blaſelaut liegt.
Der Tuphftein, S. Tof.
Der —55 des — es, plur. die —e,- ans dem Verffihen
"Dylbent, daummollener Zeug, ein Kopfſchmuck des männlichen °
>. Gerfi echte⸗ unter den Türken und andern Morgenländern, wel⸗
cher ans einem um eincfteife Müsein gemeiniglich kugelicher Ge⸗
ſialt gewundenem Zeuge beſtehet; der Bopfbuns, Turkiſche oder
mor genlandiſche Bund. DasLiffhier, wie in mehrern BR
oe in das deriwandter übergegangen, Ftaliänifch Tur-'-
antennd Tulpante, S. Tulpe.) Bey den —— der
Turban Sarik, d i. wijuden.
Turf,S; Torf.
Der Türk, des—en, plur, Sie—en, Fänin, die Liekinn, 1, Ei⸗
gentlich, ein Individunm derjenigen Nation, welche anfängli >
zwiſchen dem ſchwarzen und Kaſpiſchen Meere mobnete, ſich aber
nachmahls nicht nur des ganzen weſtlichen Afiens, ſoudern auch
des Griechiſchen Reiches bemachtigte. Lat, Turca, Riederſ.
Tork. Der Rahme iſt alt, und wird am wahrſcheinlichſten von
dem alten faft in allen Sprachen befindlichen Tor, Berg, Bebirge
abgeleitet, weil diefe Nation urfprünglich.die gebirdigen Ösggenden
zwifchen den gedachten beyden Meeren bewohnete. Der Tuk oder .
Groftürf, eine nur zoch im geiheinen Leben übliche Benennung ,
des Groß⸗ Eultanes oder Türkischen Kaifers. 2. Fienclih (Hy In -
gemeinen. Leben Wird oft ein jeder Mapomedaner ein Eure ges
naunt, weil ſich die ſe unter allen Mahomedanern den Europäern
am furchtbarſten ——— haben.“ (2) Nach einer andern Figur
HE Türß, aber auch nur im gemeinen: Leben „. ei: barbaris
ſcher Wenfh , ein Menſch von rohen, wilden und grauſamen
Eitten, : >
+
*
Die Europ aiſche Tintey, deffen Gebiethin Europa, zum Untere
ſchiede von der Xfiarifepen. U >
key gebürtig, in den Sitten und € räuchen der Tirken g
" Das Türfifche Reich. Der 9 Kalſer · Der. Turfifche
Bund, auch figürlich eine Art Lilie dit zuruc gerollten
kronen LiliumMartagonL, gerstilie, — 80
Fafeolen, Tuͤrkiſche Hühner, Truth
Efparfette. Türkiſche Rreffe, ‚Trope
Weigen, (S.Weigen) Und fo werden mehrere — deep
Naturreiche, welche aus der Eevante zu uns gekommen, unbe IE
Worte Tinkifch bezeichnet. Die —
terinnen, welche anf beyden Seiten recht ee N . gigl %
€ —*
(1) Mahomedanifch,, doch nur im gemeinen
kiſche Glaube. Die Tirkifhe Religion. (2) Sarda ‚örate
ſam. ale — Türkiſch mit jemanden um+
gehen.
nachdes la Brofe und Neaumür — —
rift, feine ern .
Zahn eines noch unbefanntenSeethieres ift
Gewebe nach, einen Knochen völlig ; ähnlich nimmt indefjen eine =.
‚Politur an, undift von weißer, € gelber, ‚grüner- "und ‚grtinblaulie —
cher Farhe, Türcoides. Der Dentſche Rahme ſt ausdem Jial.
rurcheſa eutlebnet, weil man fie zuerſt ans dem Turkiſchen Ge⸗
biethe zu ung gebracht. Derjenige Edelſtein, welchen Luther in
der Deuiſchen Bibel Türkiß nentet, beißt bey Michaelis, doch
nur ati, Chryfolith; im Bebräifgen a er : Tar-
fchifch‘
Das Turnier; des — es plur. die De/ eine ſehr afte Benennung
feyerlicherRitterfpicle, beſoaders fo fern fie in kriegeriſchen Ubun⸗
"gen beftanden, wohin befonders dasLanzendrechen, Ringrennen
u. 1. f. gebörete, in welcher Bedeutung an den Höfen noch jetzt zu⸗
weilen Turniere angeftelt werden. Daher ein Roß-Turnier,
zum Unterfehiede von einem Suß-Turn er; ferner, die Turniers
— Turnier Ordnung, SerLurnier Play, das Turnier:
„Pferd, "der Turnier: Helm, der TurniersBvagen, bee Turniere
Richter odervogt „u. ff.
Anm. Im Deutfchen ehedem Ts; u bemgrang Tour- :
noy, im Atal. Torneo, im mittlern Lat, Torneamentum;
im Engi.Turnament, Turney,im&dwed. Törney.Ben dem
Sornegk kommt anch jest das veraltete Tyoſtewr von einem Tur⸗
niere vor, welches vermuthlich zu dem alt Franz. Joulte, Jauſte,
‚im mittlern Lat. Iufta, ein folches Luſtgefecht zwiſchen einzelnen
Per ſonen, gehöret. ©. Tuxnieren.
Turnieren, verb. reg. neutr. mit dem Hüffeworte, haben,
„welches nur imgemeinen Leben: üblich iſt wo es lärmen, raſen,
toben, bedeutet. Kö turnieret in einem Saufe ‚wenn ein Ger
fernft darin lärmet-. Das Wortiff aub im Wendifchen bekannt,
it aber, feiner ausländifchen. Endung ungegchtet,, gewiß feine Fi⸗
gur des folgenden, oh es glei) in der — nit dem felben vers
wandt iſt. In Wendiſchen iſt —— und a
*
FE ere ER eg. act. ein Zucnier Halten, im Turniere
ehren; sein Wort, welches noch mebe-veraltefift, als das Haupt»
u: — auslandiſche Endung zeiget, daß diefes Wort
BEE wine Sat.torneareifl, DieFurniere find in Deuiſch⸗
and eine fremde Erfindung, obgleich viele‘ fie aus übertriebenem
—— ür Deutſchen Ueſprungs balten. Indeſſen iſt doch
J——— diefes fremden Wortes im Deutfehen zu finden. Die
meiften leiten es von dem mod im Rotker befindlichen turnen,
“ Teufen, wenden, Franzöf, tourner ‚ber, Augelſ. turnan, tyr-
‚nan, Engl. turn ; als wenn dieTurniere vornebmlich um degiwils
fen angeftellet worden, die Ritter und ihre Pferde in geſchickten
" Wendungenund Lenkungen zu uben, Im Ricderf. iſt tornen, im
Laufe aufdalten zein Pferd tornen, es aufdalten ; Ach tornen,
figüelich, fich faffen, fich begeeifen, Allein, es ſchenet vielmehr,
daß es von dem d, torna,fechten, ficeiten, Island. turna
2 Kr indem die Turn ece wahr Gefechte, obgleich zur 4
And zur Übung waren, In dieſer Bedeutung [if torna, eine Fi⸗
gur don. dem vorigen t turnieren ‚lärmen, weil Krieg und Öyfechte
ihren Rahmen in den — HER von dem damit verbundes
- nen Geräufh und Betöfe habe.
Die Tuenipfe, plur. Bie—n, in einigen Segenden. ein Rahme
gewiſſer großer weißerNüben, vonwelchen oft acuu bis zehn Stück
einen Zentaer wiegen; Runkelrüben, Susterrüben, weil ſie nur
67 das Bieh-gut find. Der Rahme Turnipfe ift aus dem -Englis,
den Turnep, eine Xübs, plur. Turneps,
br ——
welche auf üben etivas bräuner und am Bauche weißer if,
als die, — ;.Columba Turtur L. Bas Mänuchen-
„beißt der Turteit uber. Ben den Willeram Turtultubp, Die,
erſte Hälfte des Madmeus aft eine unmistelbareMachabmung ihres.
eigenthumlichen Lautes, welchen man im gemeinen Leben noch
darch turteln ausdruckt. Ftal.tortorare, daher die ſe Art Tau⸗⸗
ben fhon in xat Turtur, im Ital. Tortora, Tortörella, im
Engl. Turtle, im Wallachiſchen Turtura, in r-
tul, genanntwird. In einigen —— beieſ fie Kirre, inglei⸗
chen Srauentaube:
Die Tuͤſche, plur. doch nur von mehrern Selen, Sie—n, ein
Nabe, welchen ehedem alle trodne Farben und Farbenftifte, wos
nit man trocken zu mahlen pflegt, arführet zu Haben Heinen.
Jetzt ift es nur noch von einer ſchwatzen feſten Farde üblich,
welche leicht im Waffer gerieben, mit einen Pinfel aufgetragen
und verwafsben wird, und welche zuerſt aus China zu ung ge⸗
kommen, daher fie auch Chineſiſche Dinte genannt wird. Ins
deſſen bat man auch ädnliche Farbenkörper von andern Farben,
welche auf eben dieſelbe Art gebraucht werden. Wenn der
“ Nabme nicht mit der Sache ſelbſt ans China zu uns ges
kommen, fo feheinet er aus dem Franz. Touche und tou-
cher entlehnet zu fon, weil diefe Farbe mit einem gelinden
Reiben fo wohl zubereitet, als auch vertrieben oder verwa⸗
ſchen wird,
1, Tirchen, verb. reg. act, mit Tufche — oder mahleıt,
Sin getuſchtes Gemäblde. Inzlelchen in weiterer Bedeutung,
Wofferfarden flach auftragen und mic dein in Waſſer getauchten
Pinfel vertreiben ; Franzöf. laver, ehedem vieleicht toucher,
daher diefe Art zu grichnen oder mablen noch im Ital taccare,
beißt, Im gemeinen Leben ift dafür and) tufchieren üblich, welches
‚in den niedetzen Sprecharten auch nöd die Bedentung einer ges
ingen, aber doch empſundenen Beleidigung hat, von dem Franz,
Ws,
5 ae
ven; te * — Zorn, Siebert, Tom, geböset
x8 Pen Lärmens, PH, gleichfalls der —*
chſt aus einer fremden Sprache entlehnet iſt welche das Jtal.
BR, plur. . die — nn, die kleinſteArt wilder Sauben,,
Lug
ET ‚726
— anrühren — eben daſelbſt der Tuſch Es eing, hl
in ifi.
uͤſchen verb. reg,act. welches; im Sochdeuiſchen aue in ben
Zufammenfegungen versufchen und untertuſchen, und auch bier
nur im gemeinen Leben üblich iſt, wo es in der Stile verbeugen
und unterdrücen bedeutet... (S. dieſe Wörter.) Auch im. Arabis
‚(den it dallcha, er patverborgen, In einigen gemeinen Mund»
arten tüſchen, tütſchen. E⸗ iſt das noch im Niederdeutſchen gang⸗
bare tuſſen, mit Geberden und, Worten glimpftich zum Still»
ſchweigen bringen, und in weiterm Verſtame, glimpflich Einhaͤlt
thun, Daniſch tyfſe Schwed. tylta, welche wiederum von der
gleichfalls noch im Nie der ſãch ſiſchen üblichen Interjection tuß!
tuffe ! abſt ammen, womit man einen Redenden oder Gerauſch mas
chenden zur Sti
oder im gemeinen Leben auch ſchlüblich iſt. Daher iſt im Schwed.
"ty, Zeland. thus, fhweigend, womit auch das Franz. pader
und Far. tacere verwandt find, —
Die Tute oder Tüte, S. Důte.
Die Tüte, ein Vogel, S. Gütvogel.
Tüten, S Düten.
Die Tutig, (fprihTusia,). plur. car.im Hüttenbaus, ein araues,
ſchweres und dichtes Product, "welches bey dem Schmelzen des
Zinfes in die Höpe fleigt, un) eine Art Zinkkalk iſt. Das: Pom⸗
pholix, der weiße Nicht und die Zinkaſche, find, ibmiche aber
Rod) verſchiedene Produete. Der Nahnie iſt Morgenlandiſch und
lauter auch im Perſiſchen Tutia. Die gemeinen Hüttenleute
fprehen ihn Tugi,aus, . Im Diebmarfifchen iſt Tuutz, eine
Kröte, in andern RIOFEDEUEIDER ——“ uge, drey»
ſolbig. ER,
Tütſche Tütfyen,S, Tunke, Tunteh.
Der Tutrel, ein Punct, ©. Titel.
DerTwald,. des-—es, plur. car; in finigen gemeinen, beſon⸗
ders Riederdeutichen Dundarten; ein Mahmedes Schwindelha⸗
fers oder Lolipes, Lolium L. der in ndern Gegenden Tower,
Dorten, Tauſch, Taubkorn IR man auch‘ Trefpe genanne
wird, ©, Dorten.
Die Twäre, plur. sie —n, in — Gegenden ein Nahme der
Erdgrille, welche in andern Werre und Werle genannt wird. ©.
Lrdgrille,
Die Trviefelbeers, plur.. dien, im Miederdeurfchen für Zwie:
jelbeeve, S solzkirſche.
Dir Tyger, S,Tieger.
Der Tymf oder Tympf, des-— es, plur, die — e, der Nab⸗
me einer Poblniſchen Silbermünge, welche auch in Schleſten gang-
bar iſt, und daſelbſt s Silberg roſchen oder. 18 Pohln. Groſchen
silt. Sie hat nach Lengnichs Pohln. Geſch. S. 274 den Rahmen
von einem Münzmeifter Tymf, der fie zuerſt geprãget.
Die Tpne, ein hölzernes Gefäß, S. Tiene.
Der Tyrann, 8e5—en, plur, die—er.
nach ein jeder Landeshert, La idesfürſt, befonders unabhängiger
Fuürſt oder Herr, in welcher Ze deutung es aber im Deusfohennicht
vr
e er wofür im Hochdeutichender Laut! .
1, Dem Urſprunge
üblich it, obgleich ungeſchickt Aberſcher es oft da bey zubebalten
pflegen, wo das Lareinifhe Ayrannuıs nah: Griedifhe Ou⸗
gamyog, in. dieſer Bedentung worfommeit. 2. Ein Landesherr
oder Fůrſt, welcher ich auf vdrrrechtlich ke der Hereſchaft be⸗
mächtiget, ſich zum Nachtheil des redhemäßigen Herren zum Res
genten aufgewotfen hat; eine fm Deurfchar: umder Mißdeutung
willen, gleichfalls feltene Bedentung. Weilvergleichen Negenten
geineiniglich granfam und gewaltth.itig zu regieren pflegen, fo ift.
3.tm figurlichenBerflande der Tyrann, ein Regent, welcher feine
. Gewalt zur Branfanfeit und Gewaltthätigkeit mißbraucht ; der»
gleihenTyrannendie alte und neue Geſchichte Hitufig genug auf⸗
332 * zu⸗
727 x Tyr % 5 FR ;
weifin bat, Nah eiuner nach weitern Figur iſt Tyr ann, 4. ein
jeder, welcher graufam gegen andere verfährer, oder im hohen _
Suade hart und fühllos gegen das Übel anderer ift,ein Wiicherich,
In einigen Gegenden wird der Zaunkönigim Dimixut. das Tys
rannchen 8 nannt. S, Goldhähnchen.
Anm. Es iſt aus dem Griech. und Lat. Tyrannus, welches
wieder von dem alten tor, eyr, groß, ſtark, mächtig, abzuſtam⸗
men ſcheinet. Ottfried gebraucht dafür Goteuuote,wo die legte
Hälfte zu unfeem würhen geböret. Am gewöhnlichften wird dies
7 fes Wort von beyden Gefchlechtern gebraucht, indeffen Hat doch
Klopflod die Tyrannin gewagt, welches wenigftens eeträglicher
it, als die Tyranne eines andern Schriftflellers, -
Die Tyrariney, plur. die —en, mir in den beyden Ießten Beder⸗
sungen des vorigen Wortes. 2, Der Mißbrauch feiner Stärke
oder Gewalt zur Grauſamkeit und Gewaltthätigkeit gegen andere
und diefegertigkeitz ohue Plural, Es wird fo wohl von Negenten, _
als Privat-Perfonen gebraudt. 2. Einzelne Handlungen diefer
Aet, Öraufamfeiten;, in welcher Bedeutung es dach am wenigften
vorfommt, Es iſt aus dem mittlern Ext. Tyranniıa für Tyran-
nis, Kero gebraucht dafür Rihhidom und Rihehida,
Tyranniſch· —er, —te, adj, et adv. inder Eyrannep gegrün⸗
det,im hohen Grade gewaltthätig und graufam. Tyrannifch ver⸗
fabren,regieren. Einetyrannifche That.
Tprannifieren, verb. reg. act. etneutr, im legten Falle mit
dem Hälfsworte haben, aus dem mittleen Lat. tyrannizare,
tyrannifch [verfahren, Ich Habe mir nichts vorzuwerfen, als
daß ich mich vom Anfange von ihnen ſo af ge geh
laſſen, Weiße.
Der Tyraß, S. Tiraß.
Tz /ein zufammen gefegter Buchſtab, welcher in der Reihe dee Buch⸗
ſtaben gemeiniglich an das Ende verwieſen wird, ob er gleich,
wenn mar ihn ja mit aufführen wollte, ‚gleich nach bem £ ſtehen
ſollte. Vermuthlich wieß ihm das Vor urtheil / daß die ſerBuchſtab
ein 33 vorſtelle, diefen Platz an, wodurch auch einige Reulinge ſich
serleiten laſſen, ſtatt deſſen eutweder ein zz oder auch nur cin ein⸗
— Vog
' . un * —*
—
— * t
‚ wo 3 |
„gen anrathen und vereheidigen. Es erhellet darausz
Sens getreuer geblieben
TREE
a a U A
wis 4 2
+
Rx
kachesz gu förelben, Das Iepte Ukoffenbarwiber Siettuefpende,
indem der vorher gehende Hefchärfte Vocal ſchlechterding⸗ einen
doppelten Mitlaut fordert; beyde Arten aber ſtreiten wider den er⸗
weislichen Urſprung diefes Zeichens. Es iſt in einzelnen Fällen
ſehr leicht zu zeigen, daß das dem £ angehängte 5 aus einemg
entftanden, und zwar in den meifien Fällen aus einem intenfiveit
8, welches in Zeitwörtern in die intenfive Endung, —fen oder
nach einem eindas härtere zen, im Riebeef.—ten übergebet,
daher auch alle Wörter, in welchen dieſer Buchſtab vorkommt, In⸗
tenſiva find. Platz ſttzen, fegen, hegen, ſchwigen, fhügen,
rigen, Schag, pugen u. [.f. zeigen ſich bey einer ern Unterſu⸗
hung alle Mabl als Abkömmlinge eines ältern Plat, fiten, ſeten, —
beten, ſchwiten u. f.f. welche durch das angehängte Zeichen dee
Intenfion s oder fen ihre gegenwärtige Geſtalt erbalten haben.
Man fchlage die einzelnen Wörter nach, worin das g vorfomme,
fo wird man davon übergeuget warden, Man wiirde die Aus⸗
ſprache und Ableitung beleidigen, und die Aufſuch ung des Urſprun⸗
‚ges erſchweren, wenn man das 8 verbannen oder es durch andere
Zeichen erfegen wollte,und bloß Unwiffenbeig der erſten Anfangs⸗
HeüindederAbftanmung Deutſcher Wörter kann ſolche er
uglei 2
man da Fein g fehreiben dürfe, wo fich der Laut sicht in € und s
auflöfen läffer ; Hertzog Srangofe, tangen u, f.f. find unrichtig,
weil weder Ausſprache noch Etymologie hier etwas von einem _ 7
wiffen, Wenn die Alten ſtatt g ez fchrieben,fo war das e wohl eit
übel gebildetes 1, oder vieBfeicht begten fie auch die ierige Meinung,
daß g ein doppeltes z ſeyn ſolle und dag man das erfte um der Ber
ueinlichfeit willen durch eincausdruden könne. Die Nieder ⸗
deutſchen druden die Intenfiva flatt des Oberdeutſchen — —
durch t und ten aus; daher heißt ſitzen bey ihnen ſitten, Sch
Schatt u. ſ. f. in andern. Mörtern aber, wo die Onomatopdie mi
zu Auffallend it, haben fie auch das %, wie in plagen, bligen
u. ſ. f. -» Die Holländer ſchreiben in alten folchen Fällen, wo ich
nicht iere, t/, und find dadurch dem — ai
—
der ein und zwangigfte Buchſt ab des Deutſchen Alphabe⸗
tes, und der fünfte oder vielmehr fiebente unter den Selbſt⸗
vr, Selbſtlauter mitgegähfet werden, Er wird aus der Kehle
>” "mit einer runden Öffnung des Mundes ausgefprschen, und iſt da⸗
ber;fo fern es eine unmittelbareRahahmung der. tönenden Natur
ift,ein Ausdruck des tiefften und dumpfigffenfautes,der noch in fo
‚vielen Wörtern unläugbarift; $. B. kurz, dumm, kumm,umpf,
Trumm uff. Seine Aus ſprache batin den reinen Mundarten
FeineSchwierigfeit,indem das Deutſche undNordifche u, den heu⸗
tigen Lateniſchen u, dem Franzöſifchen und Griechiſchen an böl⸗
lig gleichlautend ſind. Allein in den gemeinen Mundarten gehet es
durch eine Menge von Schattierungen. Beſonders pflegt man ihm
in einigen Oberdeutſchen Gegenden gern ein e nachſchleichen zu
laſſen; Brueder, Muetter, (dreyſylbig) guet, Suef, Tuch,
(zweyfplbig,) für Bruder, Mutter, gut, zuf, Tud. In am
dern dehntman es wie no; Buoch, thuot, Muoreer u. f. f.
welches beſonders in Oberſchwaben uud amDberrheine gefchiehet,
Das u if, wie alle andere einfache Selbſtlaute, bald. gedehnt,
bald gefhärft; gedehnt in Buch, lud, Suhn, hun u. ſ. f.
gefhärft in Lufl, Mund, Hund u.f.f. Die Verdoppelung des
a, wenn es gedebnt ift, iſt nicht eingeführet, wohl aber wird dem⸗
felben in manchen Fällen ein h angehänget,
Das u und folgende ü geben in der Veränderung ber Wörter
häufig in einander über, Gut und Güter, Bruder ued Bril⸗
der, Suß, Sußchen und Süße, Durft und Hürften, Brunft und
brünſtig, Wunfh und wünfchen, dumm, dümmer, dummfte,
Plug, Klüger, Blugfte, ich ſchlug, daß ich ſchlüge. Unfere
Sprachlehrer druden diefes fo aus, daß das u in der Veränderung
\ der Wörter oft in u verwandelt werde; weiches in Anfehung der
egion richtig iſt, aber nit in Anfehung der Abſtammung. Die
eitwörter find in den meiften Fällen eher dagewefen, als die das
von abflammenden Hauptwörter, Man hat eber gedürftet, ehe .
man das Abfiractum Durfi gebildet, eher gehuthet, als man das
von die Such gemacht u.f.f. Hier Läßı fich nicht fagen, daß u.
in H verwandelt worden, aber auch Richt, daß ii in u Übergegans
gen, Es find in diefen Fällen, fo häufig fie auch find, vielmehr
zwey Mundarten, durch die unaufhörlicheBermifchung ber Natior
nen zuſammen gefloffen, eine raubere undtiefere, und eine zärtlie
ehere uns fanftere, Eben daber rührt es auch, daß ie und wie
Wörtern Eines Geſchlechtes fo oftin einander übergehen; fließen,
Slug und flüſſig; ſtechen, Sucht und ſuchtig; fliehen, Sluche
und flüchtig; triegen, Trug und trũglich. Manderaube Obere
deutſche Mundarten laffen ftatt des Hochdeutſchen ü noch jegt ein
' Sieferes u hören; Ruden für Küden, Kuche für Küche.
Imschreiben oder vielmehr in der@urrentfchrift ſetzt man über
Bas u einen gekrümmten Oberſtrich oder auch einen ſenkrecht ſte⸗
lautern, wenn nähmlich ä und 5, wie. billig, als eigene
——
F
allen Seiten uud beh allen Ab ſchreibern gleich, und es ſcheint, baß
anan dabey ſehr willkührlich verfahren. Sehr haufig ſetzte man
fiber das u einen völlig runder Zirkel und darans haben einige den
Schluß maden wollen, diefer Zirkel ſey aus dem o entftanden,
welches manche gemeine Mundarten, wie (dom gedacht, dem u
aachſchleichen Laffen, welches man denn darüber gefchrieben, an⸗
ſtatt daß die Griechen und Frangofen das tiefe u durch ein vorgefeg«
des o ausdeuden, or und ou. Allein diefee Gebrauch war nicht
shgemein. In vielen Handfchriften eher gar Fein Zeichen über
dem u; in andern unterfchied man es durch ein Paar fchräge ſte⸗
hende Punete von dem n, wie ſolches Schöttchen in einem Pros
gramm von einer.altfn Überfegung der Sprüche Salomwnis von
wingefähr 1400 bemerkt. Noch häufiger ſchrieb man nach Art der
alten£ateiner ſtatt des wein v, und in den fpätern Beiten.oft gar ein
ao, welche beyde Jegten Arten auch noch in den gedruckten Büchern
des fechzehenten Jahrhunderts häufig vorfommen ; doch ſcheint
es, daß man das» am häufigften zu Anfange eines Wortes,tund dag
0 in Doppellauten gebraucht; und, Ssawen, thewer. Unfer Ew. _
für Euer iſt noch ein alter Überrefdanon. Vermuthlich ſprachen
die alten Lateiner ihr u eben fo, wiemwir qus. Bey deu Griechen
lautete es wie bey den heutigen Franzofen, wie u; da fie num
doch das tiefere u in ihrer Sprache hatten, aber Fein eigenes
Schriftzeichen dafür kanuten, fo wählten fie ein zufammen geſetz⸗
tes, und druckten dem tiefern Laut des u durch ein vorgefeßtes ties
fes o aus; ou und ou. Wer nun um des zufatunen gefegten Zei⸗
chenus willen dag u gleich für einen Doppellaut haften wollte, wür«
$ benden Eircumfleg,um es von dem n zu unterfcheiden, weldemes -
fonft in der Figur gleich ift. Diefer Gebrauch erfiredt ſich bis über
kr das drepgebnse Jahrhundert hinaus,und wurde in den handſchrif⸗
. sen, auch in der fo genannten Mönchsfchrift, beobachtet, indem
; auch hier das n dem u fehr gleich ſahe. Allein, das Zeichen, defe
fen man ſich zum Uaterſchiede des letztern bediente, war nicht gu
— —
ein einfacher Selbſtlaut, welcher die achte Stelle unter den Deuts
*
de eben fo flach urtheilen, als wer unſer ã, 5, u das Schwediſch &
2. ſaf. umdiefer Zeichen willen in die Reihe dee Doppellaute ſet⸗
gen wollte, :
Das u und v find ſchon dadurch weſentlich don einander untere
f&bieden, daß eines ein Selbſt laut das andere aber ein Mitlaut iſt.
Die ãlteſte Römifche Eapita» Schrift hatte für beyde nur ein eins
sigesZeichen, vielleicht, weil fie in der Ausfprache anfänglich nicht
verfchieden waren ; daher ſchrieben ſie auch nachmahls, da beyde
‚Laute bey ihnen hinlänglich unterfchieden wurden, beyde in ihrer
großen Schriftmit einem U, Zn den fpätern Seiten führten fie in
der Fleinern Schrift das ein, welches deun auch von den Deuts
ſcheu mit in ihr Alphabet aufgenommen wurde. Nichts defto wer ,
niger iftin den neuern Zeiten von einigen Halblateinern,aus einer
glavifhen Nachahmung, die übele Gewohnheit wieder aufgebracht
worben,in der alpbabetifchen Stellung dee Wörter, die mit u
und v anfangenden unter einander zu werfen, und Vater, übel,
üben, Der, Ufer, uhr, Un, vor u. {.f. als Wörter Eines Buch⸗
ſtabens anf einander folgen zu laffen, Dan follte faum glaus
ben,daß einfo edörichter und widerfinniger Einfall Beyfall finden
Fönnen, und doch finder man ihn fait in allen Wörterbüchern und
Kegifteen angewandt, Ich Habe es für Pflicht gehalten, der Ratue
sind Vernunft, diebepde Buchftaben wefentlich getrennet haben,
getreu zu bleiden, und fie in diefem Wörterbuche gleichfalls von
einander abzuſondern. >
ſchen Selbſtlauten verdienet, ob er gleich, fo wir feine Brüder ä
und ö,von den meiften Sprachlehrern davon ausgeſchloſſen —*
343 eh
en
den, die ſie bald Zalb⸗ voeal⸗ bald — Selbſtlaute, bald zar
Doppellaute nennen, ohne mit einer von diefen Benennungen
einen befimmten und deutlichen Begriff zu verbinden. Er if,
wie das Frangöfifeheu, ein Mittellant zwifchen demi und u, wird
aber-in den Provinzen bald wie ein völliges i ausgefprochen, wie.
das Minze, ibel, fir, Wind, hibſch der Schleſter und Pfälzer;
bald-aber auch wie das tiefere u, in dem Schuler, Zeugnuß, Ru=
een u ff. vieler Oderdeutfchen, deren raubere Mundarten fkatt
“ des Hochdertfchen u gern ein tiefes u hören laffen.. Daß er ein
einfacher Selbſtlaut und. Fein Doppellaut ift, erhellet unter andern
auch daraus, weil er bald gedehnt,, bald gefchärft iſt -erftereg in,
Mrübe, buißen, füß, trüben. („f.leßteres aber in mifen, Stufe,
Guffe, kurzer, Büheu. ſ. f.
Da das Deutſche von den Lateinern erborgte Alph adet Fein
Schriftzeichen daite, dieſenLaut ays zudrucken/ fo mußte man feine
Zuflucht zu einem zuſamnien gefeßten nehmen, Man wählte das u
und fegte das idargeben, oder auch wohl darüber, anzudeuten, daß
808 rein Mittellaut zwiſchen beyden wäre; andere aber bedien⸗
ten fi ſtatt des i, zu eben dem Ende des e, Ent daher fchrich man‘
dasıhalduf ‚iu, h, bald ue, bald 1, und in der größern Schrift:
bald ui, bald Ve. Alle diefe Schreibarten baden den geoßen
, Haufen der Sprachlehrer, die über das Äußere hinweg zu fehen
nicht im Stande waren, verleitet, diefen Selbſtlaut füreinen Dop⸗
pellaut auszugeben, weil fein Zeichen aus zwey Zeichen zuſammen
geſetzt war.
- fie Ausländern und Unkundigen die Ansſprache ungewiß machen,
weil ui leicht w'e der Schwäbifhe Doppellaut ui, z.B. uich für
eich, welchen doch die-Hochdeutfihen nicht kennen, gelefen werden
kann. Ami ſchicklichſten wäre esdaber, wenn das u mitzwen
Pancten fo wohlin der größern als kleinern Schrift allgemeiner
geina ht iwirrde, welches durch die Schriftgießersnen fehr leicht ge⸗ E
Sherin den zu Ulm 1483 gedruckten Buche
ſchehen fönnte,
Kelila und Dimma ift das umit ziwey Steichlein über dem u Anz
gedeutet,
Selbfitauten gefagt worden.
Ursel, —er, —fe, adj. et adv. überhaupt dem Willen eines vers
nünfrigen Öriftesgumider, und darin gegründer, da es denn bald
dem wohl, bald auch dem gut entgegen flehet, In engerer Be⸗
deutung. ı) Man ſagt, es iſt mir bel, wenn man eine unange⸗
nehme Neigung zum Exhrechen empfindet, wo es nur als ein Re⸗
benwort gebraucht wird; im gemeinen Leben ſchlimm. Es wird
mimübel, (S. übelkeit.) In weiterer Bedeutung iſt ſich übel ber
finden, übel auf ſeyn, dem wohl befinden, wohlauf feyn,, en⸗
„gegen gefegt, d. is ſich nicht völlig ge ſund fühlen.“ Warum flebeft
eu fo übel, du biſt lja nicht Fran? ? NMebem. 2, 2. 2) Den
Sinnen, der Empfindung unangenehm, two eg dem wohl, zuiveis
len auch dem gut entgegen ſtehet, und auch durch ſchlecht aus⸗
gedruckt wird, Es riecht übel, nicht gut, Es ſchmeckt ſehr
nel, Der Wein ſchmeckt nicht übel, iſt nicht übel, iſt erträg»
lich, leidlich, Es ſteht, kleidet ihm übel, nicht. übel, (S. übel⸗
fand.) | Übel lauten, klingen, unangenehm
ben, fowohlungefund, als auch nicht (hön. Sie ſleht nicht
übel sus, fie fiebt erträglich, leidlich aut, aus,“ Er fchreibefehe -
übel. Semanden ıibel balten, ihm übel begegnen. Auch bier iſt
es als ein Rebenwort am hãufiaſten doch wird es auch zuweilen
als ein Beywort gebraucht. Ein übler Geruch, rin übſer Ge:
ſchmack, ein ſchlechter Zine uble Geftalt. Er bharfein"ühles
Geſicht. Eine üble Yusfprache haben. Ein ubler Traum,
ein uugugenehiner, . Eine üble Begegnung. —3) Mit Bes
ſchwerlichfeit verkaüpfet und darin gegrüntet, eine For fegung
* BEER ——— Rebel, —
Sie haben aber auch noch die Unbequemlichkeit daß
° wird, Ubels von jemanden reden. Jemanden übels w
. eine größtenTheils veraltete Bedeutung, theits als ein Hebenwort,
; ‚Hanptiwort,
Siehe auch, was ſchon bey dem Aund 5 non diefen
Das wird ibm .
nbeb gefallen, wo es doch mit der Verneinung noch üblicher if,
das gefällt mir nicht übel, gefällt mir fo ziemlich. - übel ausfes .
ie
auch durch fchlecht ansgedrudt wird. ijbel hören, nicht gut,
ſchwer hören. _ übel zu Suße feym, nicht gut,.mit Befhiwerde
geben,“ Ich fige bier ſehr übel, fehr ſchlecht, {ehr unbequem,
"Ein übler Sig, ein übler Weg, auf welchen nian nur ſchwer forte
‚totmmenfaun. Lin übler Bezahlen, ein böfer, ſchlechter Bes
sahler, der mühfam sur Bezahlung angehalten werden muß. Eine
üble Nacht haben, eine unangenehme, beſchwerliche. 4) Der
Abficht, der Beſtimmung nicht gemäß, ihr zuwider. Es iſt mir
> nighs übel gerathen. Etwas iübel auslegen, eine widrige Abſicht
daraus folgern. Das war ſehr übel angebracht. Ihr ver⸗
trauen konnte nicht üblev angebracht feyn. . Etwas übel “=
ben, widerdie Abficht des Redenden. Pr bat vielleicht
Sher; machen wollen, denn du übel verfiauden haft, Ge
Er hat nicht übel gewãhlet. In, manchen Fällen auch als ei
Behwort. Kine üble Wahl treffen. 5) Den Regeln der Klu
beit nicht gemäß, im Gegenfage des gut. < übel in einer Sa:
verfabren. Sein Geld, feine Zeit fehr übel anwenden.
üble Gewohnbeit. 6) Dem Willen zuwider, wider‘
doch une noch in der R. A, er mag wohloder übel wollen, d.i. -
er mag wollen oder nicht wollen, Ich wollte wohl oder übel,
mußreihu.f.f. 7) Dembücgerlichen Wohlſtande zuwider, {
gemeinen Leben auch ſchlecht fhlimm; im Gegenfaße des woh '
und gut. Am bäufisften alsein Nebenwort, aber doch auch su
weilen als ein Beywort. Es gehet ihm ſehr übel, Es wird di
ubel bekonmen. übel von jemanden forechen. ‚Ir einem ER:
übeln Rufe feyn. Wo auch wohl das Beywort ist ungewi
ſchlechte und ohne Artifel als ein Hauptwort fürBöfes. ‚gebe
Einem übels gönnen, Pf. 40, 15.:.8) Dem Gefeße
übel handeln thun ‚inder Deutfhen Bibel, Theils auch als ein
übelsthun; auch nur in der Deutſchen Bibel,
" 9) Ehedem wurde es auch für u niwilig gebraucht, in welcher
deutung, die viefleicht eine der erften iff, ben dem Alteuſteig, uhe
auf jemanden ſeyn ſo viel ift, als unwillig auf ihn fepn, a
rübret vermutblich noch die R.A. etwas übel nehmen, oder ;
übel aufnehmen, umwiflig darüber werden, erwas übel augles
gen, fo daß man daribey unwillig werden Fönnte. Etwas für
übelnehmen, oderhälten ‚fir es übel nehmen, ift nur in.
niedrigen Syrecharten aangbar. ha ei.
Welt ſolchs nit alſo frübelban, Shenerd. Kav. 75 und 54, Er
. Dabin geböret auch das gemeine einem etwas für übel halten,
os ihm übel neh men, ihi drfivenen tadeln, obgleich übel bier n
eigentlich unwillie, fondern der Abſicht, dem Anſtaude, der
ligfeit zun ider bedeutet. Wenn fie an meiner Bell
‚zweifeln, fo balteichs ihnen für übel, daß ſte noch Ei:
gehen, Gel. Warum halten fie miva denn für ibel,. daß
Sceybeit bochfchäne ? eben beri. 10) Ebedem wurd e auch das
Neben wort übel. haͤufig, als eine Intenflon einge ——
Veränderung gebraucht, firfebe, im bohen Örase; fo wieie
gemeinen Leben auf ähnliche Art baplich üblich ſt. "Die fe
ten mich übel, #f: 31, 14. Gie zevplagten den moſe üb el,
Pf. 156, 82. Welches fie gar übel verdroß, RR 12, 7. 53
> welcher Bedeutung es ader veraltet ik,
Anm. Schon im Iſidor, beo dem Kevn u. B f, ubil, ben En ut, n
philas gleit — ubil, im Rieder, öpel, im Auselt Yfel, im
Enzlevil, Er ifedinfebe alles More, deifin eutigeBedeukuite
gen nur franmente einer Ältern algemeinern ft, die ih aber. wer;
- gen des hohen Alters diefes Wortes nicht mit CM vißbeit beftime
men läffer. Die Endfplbe —el, iſt die Ableituugs ſolbe, velche eine
Art, Weiſe, Subjeet u. ff. bedeutet, 5 kommt a nur aufdie,
. ee
ee
—
—
Beſch affenheit zugehören, und hier etwas, das von dem,
ie wolles, oder als gut erkennen, abweicht , zu bedeuten
einet, Dieß wird dadurch beftätigt, daß übel eigentlich einen
> gelindern Begeiff des unangenehmen und widrigen gewährer, als
Opofe, feblecbe, fpfimm, welche oft für daffelbe gebraucht werden.
j Sp
ne
BETON
mwasır
“ae
nehmen Empfindung abweicht, denfelben nicht gemäß iſt, als et⸗
"was, das felbige beteidigt, ihnen zuwider iſt. Sollte indeffen eine
"mehr heftige Veränderung der Stammbegeifffepn , jo würden die
erſie und neunte Bedeutung als die urſpünglichſten augeſehen wers
- Wörter gibt, welche eine unangeneh ue förperlihe&mpfindung be⸗
‘zeichnen, wie dag alte Celtiſche Avel, Sturm, Griech. ade,
° Schwed, Acta, die Hebr. baz, Mage, Traurigkeit, Fan, Eitels
" Foie, bar, Schmerz, und han, er Hat zu Grunde gerichtet, Bey
den Malabaren ift Iblis, der Feufel. Das Engl, und Schwed,
ill, $sländ. iltur, Dan ild, übel, ſcheinen nicht ausdiefem Wor⸗
— te zuſammen gezogen/ſondern doneinem andern Stamme gebil⸗
bei, und mit dem Griech oudog, ouAsog , verderblich, —R
ich verderbe, verwandt zu ſeyn.
Uben oder das Übel als eine Strafe betrachtet, das Sünden:
s übelnff. ER $
07 Yrm. Schon bey dem Kero, Ottfried u.f.f. thaz Vbilo,
= Man muß diefes Wort nicht mir dem Neuteo des vorigen berwech ·
fein, wenn daffelbe fubitantive gebraucht wird,
Die ubelkeit, plur. die—en, gleichfalls von dem Nebenworte
übel, aber nur in deffen er ter Bedeutung, die Empfindung einer
7 Meigung zum Erbrechen, Ich bin den ganzen
waltigen tibelfeiten befepwerrgewefen, Geh. Am gemeinen
Leben oft irrig übligkeit. ; /
g viibeltlang, des —es, plur, die — länge, von der R. A.
=. jibelklingen. ı) Der üble,d.i. unangenehme Alang eines Din«
2 ,ges, ohne Piural, und im Gegenſatze des Wohlklanges. 2) Ein
3 Abel Elingender Ton, mit dem Plural, ce
Der jbellaut, dses—es, plur. inuf, der Zuſtand, da ein Ding
übel lautet, oder auch der unangenehme Laut einesDinges felöft ;
im Oegenfage des Wohllautes. —
Der jibeltand, des ⸗es/plur. Hie—fände, von der dt A. übel
fieben, der guien Geftalt eines Dinges nachtheilig ſeyn dasje-
U nige, was übel ſtehet, die änfere Geſtalt eines Dinges unvell⸗
Fommmer macht, der Mißſtand; beydes im Gegenſatze des
Wobtttundeg.. Etwas faueres in feinem Betragen zeigen, if
—
— — —
ein übeldand in einem Haufe,
Fraucht.
= Im Plural wird es ſeltener ges
— Die iibeltbat, plur. die—en, von übet in ‘er engern Bekins
*
Übel bedeutet mehr etwas ‚das von unferm Willen, unferer ange⸗
‘den müffen, zumahl da es in andern Sprachen mehrere ähnliche.
örgen mit ge⸗
3 „ein üibeltandfür ein Srauenzimmet. Dunkele Treppen find '
%r
r Ube 734
— [x * Sr — > in AR “ ; ” |
b ober ib an, welche zu ab, aber in det Bedentung einer tretung der bürgerlichen oder göttlichen Geſetze, fo saß übelhier
und indem folgenden einen härtern Begriff gewäbret, alsesi
X 1 20 —
den meiſten andern Fähen hat; die Mifferhat, das —
Es iſt beſſer, daß ihr von Wohlthat wegen keider, denn vom
übelthat wegen, ı Petr, 3, 17 ; wo doch Wohlthar als der Gr.
> genfag von ü belthat veraltetift. Beine übelthat an ——
finden, Dan,6, 4. Im Angelſ. Yfeldaed.
Der jjdeltbäter, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin.sie
übelthätesinn, eine Perfon, welche die bürgerlichen und aättlis
chen Geſetze, befonders, fo fern die erſtern bie — *
betreffen/ vorſätzlich und freventlich übertritt; Her Mifferhärer
verbrecher. Im Tatian Vbilwurhto, Das Bey; undRebens
wors übelehätig, fehon-bey dem Notker ubeltatig, wird wenig
mehr gebraucht. - *
Uben, verb,reg. act. 1) Plagen, eigentlich, durch heftige und
gewaltfame Bewegungen unangenehme Entpfindungen erwecken;
eine veraltete Bedeutung. Meine Tochter wird vom Teufel
gefaget, erüberfie, fie ſchinnet uf. f. heiße es noch bey dem
Kaiſersberg. 2) Ju weiterm Verſtande, durch mehrmahlige Be⸗
wegungen Einer Art, und in noch weitekm Verſtande, durch nehr⸗
maplige Handlungen Einer Art, Fertigkeit darin verſchaffeu—
Die Truppen in den Waffen üben. Geubte Solyaten. Sich
in etwas üben... Sich im Reiten, Sechten, Tanzen u. f. f.
üben. Seinen verſtand üben, durch mehrmabliges Nachdenken. „
Inden Sprachen geübt feyn. Im Unglüd geübte Menfchen
find gemeiniglih die brauch barſten und “hülfreichfien,, Gel,
Es if gut, daß fie fich beymir in den Liebeserflärungenge:
geübt haben/ ebend. 3) Dft verliert fich der Begriff der Abfiche,
und da bleibe nur Tie Borftellung der mchrmapligen Wiederhuh-
lung einer Handlung übrig. Kine Kunſt, eine Wiſſenſchaft,
ein ſandwerk üben, im gemeinen Leben treiben. Mit andern
Seine Macht, die er geübt (gizeigt) har, ı Kön: 16, 27.
Hauprwörtern wird esin diefem Verſtande ſeltener gebraucht;
denn die bibliſchen Zochmuth üben, allerley Boabeit üben u, f f.
find veraltet. 4) Ehedem verlor fich auch der Begriffder mehr-
zmahligen Wiederhohlung, und da fagte üben weiter nichts, als
tbun, merklich machen. Noch jest fage man zuweilen, Rache
ar jemanden uben, fid) an ihm rächen; allein in den meiſten
übrigen Füllen iſt esauch Hier veraltet, “"Ther finan uuillon
uabit, Ditfried, Wohin auch folgende bibliſche Stellen gehören,
Der Herr hatte an ihren Göttern Gericht geübt, 4 Mof. 33, 4.
Wo er ich binwandte, da tibte ev Strafe, ı Sam. 14, a7.
haft Gewaltim Lande geübt, Hiob. 22, 8, Wenn en
fo übt ihr euren Willen, Ef. 58.3. Ihr fahrer fort mir Mor
den und über Greuel, Ezeh. 33, 26. Und fo inandern Stel«
len mehr. rüber großen Sleiß, Dpig, Der gerechtes Urcheil
uf, ebend,. Die. zufammen geſetzten ausüben und veruben
. haben noch etwas von diefer weiteften Bedeutung.
Daher die übung, ©. ſolches au feinem Orte befonders, in,
gleichen üblich). A ER,
Anm, Schon bey dem Diefried, Notfer und andern uoben,
vaben, im Angelf. ywan, imfiederf,öven, in Schwed ofva,
im Dün. öve. Die Bedeutung der heftigen Bewegnug fcheiner
bier der Stammbegriff zu ſeyn, und in ſo fern kann es auch mit: /
übel vertvande ſeyn, wenn diefe Brdentung gleichfalls als die
berrfchende,in demfrlben angenommen wird. Das Lat. Opus ope⸗
rari, und unſer oft find unſtreitig damit verwandt, (S. Oft.)
Bey dem Notker kommt auch ‚das Iterativum uoberen, oft
üben (operari,) vor, welches aber langſt veraltet iſt.
Uben / ein Nebenwort des Ortes, für auf der andern Seite. Es iſt
nur mit den relativen Nebenwöriern hin. bier und dar üblich :
büben,
ing, dem Geſetze zuwider, ein: dor ſatzlich oder freventliche Uher -⸗ hinüben, auf jene Seite bin, bierüben, im gemeinen Lehen
—
ME
auf jener Seite,
Ube
hüben, "aufdiefer Seite darüben, zufänmen aezogen Srüden,
Hinühen, bierüben und hüben kommen im
Soch deutſchen feltener vor, dagegen drüben in Fr geſellſchaftli⸗
Shen und vertraulichen Sprechart völlig gangbar ift, - (©. diefe
“ Wörter.) Es iſt das Nebenwort von dem folgenden Vorworte,
wie ‚oben, unten, außen u. ſ. f. von ober, unter, außer.
T ber, eine der älteften Partikeln in der Sprache welche überhaupt
drndt.
Aber der Erde erbaben iſt. Waſſer Rehrs über den Yergen,
den Umſtand der Höhe, in Beziehung auf ein darunter befindlich es
Ding ausdruckt. Es iſt in doppelter Geſtalt üblich.
1. Als ein Nebenwort, wo es doch in den meiften Fällen eine
Ellipſe des folgenden Vorwortes iſt.
gen fprichwörslihen R. A. üblich iſt. Es gehet Alles bunt über,
es gebet alles verworren, unordentlich zu; wo es nicht als die
Ä age zu geben gehörer, fordern für fich allein abo
fieht
In andern Fällen hingegen, z. B. das Glas läuft rn.
iſt es nicht das Adverbium, ſondern die trennbäre Präpofition von
äberlaufen. Hierher gehöret auch das im gemeinen Leben übliche
iber und über, eine Intenfion des einfachen über zu bezeichnen,
ſelbſt wenn es zu dem Seitworte gehöret. Das Glas läuftüber -
and über, läuft gar ſehr über. Es if über und über voll,
völlig vol, aufder ganzen Oberfläche voll. über und übernaf,
ãber den ganzen Leib, über die ganze Oberfläche. 2,.Chedem wur»
de es auch nicht felten für das zufammen gefegte vorüber, vorbey,
gebraucht, auf welche Art fchon Willeram uvre gebraucht.
Ja, wärder Thränen erſter Yusbruch über, Schtee.
Mo es doch nur um des Sylbenmaßes willen gebraucht zu ſeyn
ſcheinet, indem es fonft für die anſt ãndige Schreib» und Sprechart
zu niedrig ſeyn würde, Im gemeinen Leben ſagt man nur noch,
es ift über, fr verüber, vorben, ”
II. Als ein Vorwort, welches wiederum entweder für fi fid als.
Sein mit feinem Nennworte, oder auch in der Sufanımenfegung
mit andern Wörtern vorfommt,
2, Für ſich alein mit feinem Nennworte, wo es bald die
dritte, bald. aber auch die vierte Endung erfordert...
DeutfhenSptache nicht leicht ein Vorwort, welches in Anfehung
der Endung, diees erfordert, fo unbeftiimme wäre, oder viefmehr,
wo in der Anwendung fo häufig gefehlet würde, als eben diefes,
Die Sprachlehren, deren Pflicht es eigentlich ift, diejenigen Fälle
genan zu beſtimmen, wo uber diefe und Feine andere Endung ers
fordert, gehen, wiein den meiften ſchweren Fällen, ſehr leicht über
die Sache weg, und fertigen uns mit der kurzen nichts bedeutens
den, nichts fagenden und oft ſo trüglichen Kegel ab, über neh⸗
we auf die Frage wohin, den Accuſativ, und auf die Frage
worin, den Dativ zufih, Man urtheile aus dem folgenden, ob
Biefe aus den Lateinifchen Grammatiken erborgte Kegel verdiene,
ferner noch einen Augenblick in einer vernünftigenSprachlehre zu
fieben, Ich werde mich bemühen, die Fülle, in welchen es die
dritte oder vierte Endung erfordert, fo genau als möglich zu bes
ſtimmen, will aber nur noch überhaups bemerfen,daß diefes Vor⸗
wort eigentlich und urfprünglich den Suftand eines in der- Höhe
kefindlichen Dinges, in Beziehung auf ein darunter befindliches,
andente, von welcher eigentlichen Bedeutung alle übrige —
find, Es erfordert aber dieſes Vorwort,
») die dritte, Endung oder den Dativ,
Es. Bali
alsdaun
(a) Einen „Stand der Ruhe in der Höhe, in Beziehung
auf ein darunter befindliches Ding, im Gegenfage des unter; wos
durch) es fich von auf unterfsheider, welches, fo weit es hierher ge⸗
höret, den Stand der Ruhe auf der Oberfläche eines Dinges aus«
Es Tiege über der Thür. So weit det Himmel
-Mf. 184, 6.
„2. Auf der Oberfläche eines -
Dinges bin und jenfeit derfelben, wo es für fich allein nur in einia
. oder hervor ragen die Beiregung zur Erhöhung bervor füi
"3, 16.
Aſte, Geßn.
Es iſt in der
—*
*
un.
— bleibt übe im; —
Das Lit feine nicht mehr oben über ihne * Eis, an
Kr wehnt über mir. Es fiehetein Gewittex er der Stadt.
Indeſſen gibt es auch einige Fälle, wo über in diefer Bedeutung
mit der vierten Endung gehraucht wird; z. Ber ſteckt in Schulz.
den bigüber die Ohren, wo der Xecufativ fhon fa allgemein if,
daß man dieſe, und vielleicht noch einige andere ähnliche Redeus⸗
arten, mehr für Ausnahnen von der Regel, als für Sprachfehler,
halten muß, Wenn es aber Mare, 15, 26 und Luc. 23,38 heißt,
oben über ibn wargefehrieben, fo ift ſolches ein Bebler für ube
ihm. Eben fp, Kira ragete eos alles DoH, Nehe x
mi
für, vagete über allem volke hervor, Wenn aber invagın -
lüßt ſich auch der Accuſativ rechtfertigen, (S.imFolgend
aber über in die ſer Bedeutung figürlich einen Vorzug br
ſo wird — durchgängig mit der vierten Endung sebraugt, Sit
Folgen ERS
(b) Eine Bewegungoder Henblangi im Stande der:
in Bezichung aufein darunter befindliches Ding; im! jenfage
des unter. Jacob richtete ein Mahl auf über ihrem ‚Grade,
ı Moſ. 35,20. Der Simmel that fi auf über ihm, Marıh.
Der Gere wird über ihnen erfcheinen, Zach 9, 14
Ders —— ſchlaͤgt ibm über dem Kopfe zufammen, Pf.69,15 *
Es ſchwebt ein Unglück über deinem Saupte, über der Stadt:
Das Ghl hwimmt über dem Waffer. Das Haus brannte
ihm über dem Ropfe weg. Die Schafe empfingen über deu
Stäben, ıMof. 30,39. Dieihr euch über mir wölbt,flanfe
über fegtindiefer Bedeutung voraus, daß das in.
dev Bewegung oder Hanblang begriffene Ding, die Brängen des
darunter befindlichen nichrüberfehreite. Da diefer Umftand zur
weilen unbeſtimmt iſt, oder doch nicht fo genau beftimme werden
fol, oder auch der Begriff der Bewegung des Seitwortes am meie
fien bervor flicht, fo gibt es Fälle, wo das Vorwort fa wohl mit
der dritten, old mit der vierten Endung verbunden wird, Daber h
fahren, wie Slammen iiber den Sto pein, Weish. 3, 7,w
auch der Accuſativ Reben Fönnte,wenn die Flamme entweder : über ai
die Stoppeln hinaus fahren, oder anf fiezu fahren, in welden
Fällen über zu zwey der folgenden Bedeutungen gehören würde,
Sp auch: über welchen dufehen wirft den Geiß herabfabren,
oh. 1,33. Die Sande über dem Bopfezufammen ſchlagen,
Jer. 2, 373 und,fie uber den Bopf zuſammen — —
Sonne fol über den Propheten untergehen, Mi. 3,6
dir gehet auf der Gere, &. 60,2,3, Ich fühlezu Fehr, daß·
die Sonne nie wieder über mir aufgehen wird, Duſch. Mehr
als einzelne Tage werden über mein Grab und deinen Rum=
mer aufgeben, ebend. Wo die Veränderung des, Eafus eine
Folge des veränderten Nebendrgriffes iſt.
de) Den Gegenftand einer Befhäftigung, doch Thor m, 47
Stande der Kube, denn, fo bald das Zeitwort einige thätige Bee
wegung oder Handlung bezeichnet, fo wird die vierte Endung dfore
dert; eine Figur der erſten Bebeuung, Sleißig über der Arbeit si
fegn. Über dee Arbeit begriffen ſeyn, in der Arbeit,- Ich war
eben über dem Schreiben, als er Lam, war eben im Schreiben
begriffen. Immer über den Büchern ſitzen, liegen. Lange
Zeit über erwas zubringen. Du biſt über wenigem getreu
gewefen, Mattb. 25,21; welche R. A, elliptiſch iſt. Wenn aber
das Zeitwort uefpränglich eine Bewegung bedentet, fo ſteht die
vierte Endung; 5.8. über viele gefegt feyn. In der Deutfchen
Bibel kommen mehrere. hierher gehürige R. A, vor, welche aber
theils ungewöhnliche und harte Ellipſen enthälten, rheils anfich
ungewöhnlich find, und daher nicht nachgeahmet werden dürfen:
Der Staa hat. feinen Engeln bei oblen über Pu, Pl. Aus ’
. . wer
*
*
ref,
——
‚ame fo fern angedeutet werden ſoll, daß etwas geſchehen, indem
1
%
⸗
*
— EE
737
"Dativ von diefein Vorworte berrübrer.
2 ———
RZ \ A
Sp Eee Mt h F =
u : nee
— iS % * *
über einer Gedanken haben, Dan. 4,2; wo richtiger
ee weil Gedanken haben doch fo viel ift, als
das chalige denken. über ihnen wir) die Weißagung erfüller,
Matth. 13, 14 - & * >
0) Die Zeit der Befchäftigung mit einer Sache, dab
man mit einer gewiffen Sache befchäftiger gewe ſen; wofür auch
während, bevund unter üblich find. Wenn aber über die volle
Zeitdauer ei Dinges bezeichnet, fo erfordert es die vierte Enz
dung. Es Fam fie hart an über der Geburt, ı Mof. 35, ı7-
Laffer die Sonne nicht über euren Zorn untergehen, Erpra,263
während eures Zornes. Mit einem andern Nebendegriffe findet
anch die vierte Endung Statt, (©, die vorige zweyte Bedeutung.)
über der Mahlzeit trinken. über dem Lefen, dem Geberh,
der Arbeit einfchiafen. Der Sanle ſtirbt uber. feinen Wün—
fchen, Sprichiv, 21,25. ber dem Bethen gab er feinen Geiſt
auf... tiber der Tafel ging nichts merfwürdiges vor, Gel.
über Tiſche. Ungewöhrtich hingegen find: Du ſollſt dich nicht
Schlafen legen über feinem Pfande, 5 Moſ. 24, ı2; fo lange du
fein Pfand bey dir haft. Ihr habe noch nicht bis aufs Blut
wideritanden über dem Bämpfen, Hebr. 12,4; in dem Kämpfen.
— Hort beſchert es wohl über acht, in der Nacht.
' (e) Befonders, wenn der Begenftand der Befhäftigung
fo wohl die Zeit einer Veränderung,als auch die VBeranlaffung, dte
wirkende Urface derfelben iſt. Sie vergeifen meines Mahmens
über ihren Traumen, Yer.23,27 5 während der Befchäftigung
mit ihren Träumen und am derfelben willen. Sig uber dem
» Beben etwas verrenken. über einer langen Rede (vonlangen
Reden) heifer werden. Unfere Kleider ſind alt worden über
diefer Fangen Reife, Jof. 9, 13. Sich über einer Sache auf:
halten, bey derfelben und um derſelben willen, fo ganz etwas ans
ders iſt, als ſich über eine Sache aufhalten. ber einem Larm
erwachen. über sem Lefen Effen und Trinfenvergeffen. Es
wird mir ſehr leicht ſeyn, über ihrem Herzen das Glüd zu
” pergeffen, Gel. So ächerlich fie uber dieſer Bemühung
wird, ebend.. Es läßt fi daher diefe Wortfügung, dem heutis
gen Sprachgebrauche nach, nicht anwenden, wenn nicht die wir.
kende oder veranlaffende Urſache zugleich, der Begenftand der Be,
*
ſchaftigung iſt. Ehedem gebrauchte man es ſehr hänfig mit der —
dritten Endung, ſo wohl eine Urſache zu bezeichnen, warum etwas
gecchiehet, ale auch einen bloßen Gegenſtand; in welchen Fällen
doch eutweder wegen oder tiber mit der vierten Endung ſtehen
muß. So kommſt du nicht in Angſt und Noth über (wegen)
feiner_Chorbeit, Sir. 22, 16. UÜber ſolchen Reden entlund
en Lärm, wegen ſolcher Reden, oder über ſolche Reden. Moſes
Rebe über dieſer Rode, wegen, Apoſt.7, 29. über einer Wohl-
that gerichtet werden, Rap. 4,95 wegen. Willſt du dich über
diejemlübrr dieſes hierüber,)von mir richten laſſen? Apofl.25,9.
Wenn ihr über zeitlichen Gütern (über zeitliche Eüter) Sachen
Drozeffe) habt, ı Eor, 6,4, Und taufend andere Bepfpicke mehr,
wovon noch im folgenden einige vorfommen werden,
= (H Zenfeit, einen Zuftand oder eine Handlung zu be-
zeichnen, welche auf jener Seite ift und geſchiehet. über dem
Zluſſe wohnen, jenfeit deffelben. Die Stadt liege über dem
Strome. fiber der Granze wächt Fein Wein. Sr iſt ſchon
über der Gränze. Dabin gehöret aud) dag gegen über, wo der
Er fand gegen mir
„uber, Die Stadt liegt gegen dem Berge über. (S. Gegen.)
Sobald aber die geringfieBeivegung Tängs der Oberffächeimit eins
" ‚tritt, iſt die vierte Endung nöthig. Ich bin noch nicht über den
$luß, wir find, noch nicht über alle Berge; wo wirklich eine
noch dauernde Bewegung voraus gefegt mad,
Adel, 8.4. Th. 2, Aufl.
% r.
4 *
uUbe 738
2) Wenn diefes Vorwort aber diewierer Endung oder den
Yecujariv erfordert, jo hat es folgende Vedenzungen, ’ e
* (a) Eine Bewegung zur Erhöhung, in Ruckſicht eines
darunter befindlichen Dinges ; im Gegenfage des unter, Etwas
über ‚die Thür legen. Das Unsere über fih Febren. Die
Hände über den Kopf zuſammen fehlagen. Brfente feinen
Stuhl über die Stühle der Bönige, 2 Kön. 25,28. Mr erho:
bet mein Satıpt über meine Seinde, Pier, 6. Heine Sin-
den gehen über mein Saupt, Pf. 38,5. Sunfsehn Ellen hoch
ging das Waſſer über die höchſten Berge, ı Mof.7,2. Kr
laßt feine Sonne aufgehen über ie Boſen uns über die Gu—
ten, Matth. 5,45. (©. die zweyte Bedeutung des Dativs.) Liber
einander. berfallen. über Hals und Kopf. über den ganz
fen werfen, fallen, fioßen. Sic über andere wegfegen.
Er glaubt, daß fein Adel ihn über diefe Pflicht werfege. Bis
daß der hohe Sinn dich über Berge trägt, Dpig. - Uneichtig
ift es daher alle Mahl, wenn in diefer Bedentung die dritte En»
ge gebraucht wird, Sich über den volkern erheben, Weish.
‚3» \ .
(0) Eine Bervegung oder Handlung in der Höhe,in Rück⸗
ficht aufein darunter befindliches Ding, fo daß fich die Handlung
längs der Dberfläche dieſes Dinges erſtrecket, und das bandelnde
Ding nicht im Stande der Ruhe angefehen werden Fann, Du
foll eine Dede machen über die Wohnung, 2 Mtof. 26, 7.
Sefus hub feine Augen auf über feine Junger, Luc, 6, 20.
‚Über das Haus Dayid will ich ausgießen meinen Geift, Zach.
12,10. Diesand über jemanden susitreden, Gir. 50, 22,
Der Wind bläfer über die Erde, über das Meer. Sich über
etwas ausbreiten. Line Sinfterniß über das ganze Land,
Luc. 23, 44. Streue Bohlen über die Stadt, Ezech. 10,2.
Femanden über die Achfeln anſehen. Einen Schleyer über
den Kopf hängen. über die Berge Flettern, Iaufen. über
alle Berge ſeyn. Wir ſind noch nicht über den Berg; wo ein
Zeitwort der Bewegung darunter verflanden wird. Den Seiten
über etwas ſprechen. Achtzig Fahre waren fhonüber fein
Saurs bingelogen, Geßn. ber Stock und Stein fpringer.
Den Stab über jemanden brechen. Kine Stürze über einen
Topf Der Herr ſtreuete die Wachrein über das Lager,
4Mof,ı1,31. Noch ein wenig zweifelhaft find die Fälle, wer
“aber jemanden figen oder gehen fo viel bedeutet, Ms ibm zue
rechten Hand; indem der Gebrauch bier getheilt iſt, obgleich die
Hegel die dritte Endung erforderte, weil hier ein Stand der Nuke
iſt. Er ſaß ubermir.
Ich empfinde fall ein Grauen,
Daß ich, Plato, für und für,
Bin gefeffen uber dir, Opitz |
Indeſſen ift im Hochdeutichet der Accuſativ am zewohnlichſten;
vieleicht weil es eigentlich ein Beftreben zur Höbe bedeutet, daber
über, wenn es einen Vorzug bedeutet, ale Mahl die blerte En⸗
dung erfordert, (S. die folgende: Bedeutung.) Nicht, das ern
Bauer follteüber einen Sürften figen, Luth. Der Meinigegebt,
* ein Rechnungsführer, doch allezeit über den ihrigen
ell.
(e) Oft tritt noch Ser Nebenbegriff mit ein, daß ſich die
. Bewegung ober Handlung vis jenfeit der Gränzen des darunter
befindlichen Dinges erfitedie, da denn der Begriff der Höhr'w't
verſchwindet, und über mitt andentet, daß fich di Bewegung niet
nur fängs der obern Flache eines Körpers bin, fondern and bis anf
die andere Seite dejjelben erfireife. über den Fluß geben, fab-
ren, ſchiſfen, über denſelben der Breite nach, Bis aufdas andere
Ufer. : Laß dein Bros über das Waffer fahren, Pred. 11,1,
über den Markt gehen, reiten, fahren; Es lief ein Gafe uber
Aa a den
735 = a SENT
Feen Der. über das Zielfchreiten. über dte Schnur bauen.
tiber einen Graben frgen. über die Gaffe Iaufen. tiber
einen, Stod, einen Graben, einen Stein fpringen. über die
Klinge ſpringen laffen. über einen Stein fallen. ° jiber eine
Brite gehen, reiten, fahren, iiber die Schwehe treten.
iiber Land gehen, reifen, reiten, fahren, und üben $eld ges
ben, veiten, fahren, wo der Artikel nicht gewöhnlich iſt. Siehe
Land und Seld.
Dir Kunſte nehmen Dasals Stern —
Und Fommen über Meer und Land
Arie Hebezeug und Rädern
In ihrer bartengand, Raml.
über die Gränze entweichen. Etwas nicht über das Serz
dringen Fönnen. Wo der Accufativ bleibt, wenn gleich das Zeit-
wort einen Stand der Ruhe zu bezeichnen ſcheinet, weil entweder
eine wirflich noch fortdauernde Beftredung Statt findet, oder ſol⸗
—oche doch als ebenjegt erft vergangen gedacht wird. Wir find noch
zicht über den Fluß. über diefe Pedanterey ift ev Iange bin«
aus oder hinweg. Sie find über ihre funfzig Jahre hinaus,
Bey den eigenthinnlichen Rahmen der Städte, Flecken, Dörfer,
und Anfeln, wern angedeutet werden fol, daß fih-die Bewegung
dutch einen Ort erſtrecke, wird Fieber. uber als durch gebraucht.
über Caſſel nah Amferdam, . uber Samburgnadh Kopenha⸗
gen, über Kom nad Sicilien: reifen.
Sifpaniola. Die Nahmen der Länder aber befommen durch,
Duch Frankreich nach Spanien, durch die Schweiz nach Ita⸗
lien reiſen.
d) Int der vorigen Bedeutung bezeichnet über eine
Bewegung längs der horizontalen Oberfläche, beſonderz der Brei⸗
re nach; allein, oft verliert ſich auch dieſer Begriff, und es bedeutet
alsdann überbanve, daß ſich die Bewegung, die Handlung oder
auch der Zuftand längs der äußern Fläche eines Dinges, und oft
Eis jenfeit der ſelben erſt recke. Dadurch unterfcheidet es ſich hin⸗
lãnglich von auf. Die Gaare bangen ihm ‚über die Ohren,
Aattern über die Schultern. Einen Scleyer über das Geſicht
ziehen. Einen Schuh über einen Leifien ſchlagen. Der
Schweiß lief ihm über das Geſicht. Einem das Jell über die
Ohren ziehen. Einen Mantel über fich werfen. Helle Thräs
nen floffen über ihre Wangen herab. Etwas über fich neh⸗
men, imfigürlicheit Berftande, es auf fich nehmen, fich zu deſſen
Bewerkſtelligung andeifchig machen. Wo der Aceuſativ bleibt,
wenn gleich das Zeitwort einen Stand der Ruhe zu bezeichnen
ſcheinet, indem der thãtige Begriff der Erſtreckung, der hier nicht
ausgeſchloſſen werden kann, die vierte Endung fordert. über der
ganzen Leib wund fepn. über den ganzen Leib naß, bekleidet
feyn. Daher über und über, über die ganze äußere Fläche.
«e) Dft verkiert fih auch der Begriff der Erſtreckung über
die äußere Fläche, und da begeichnet über figüclich bloß eine An⸗
nãherung und Berührung, doch mit einem merklichen Grade des
Machdrucks, als wenn ih das nähernde gleichfam über die ganze
Flãche des andern erſtreckte, daher auch hier der Accuſatio noth⸗
wendig bleibet. Es gehet alles über mih. Etwas über ſich
ergehen laſſen. Der Segen kam uber mi, Hiob 29, 13. Der
heilige Seit wird über dich Fommen, Luc a, 35. Indeſſen
bat uber jemanden kommen jest den harten Begriffdes Unger
ſtümes bey ſich. Wenn ich über dich kommen werde! Laß
m ich tiber dich Formen ! dich zu züchtigen u fe fe über etwas
befallen. Wiebift du darüber gerathen? Zr kann über
alles, er kann zu allem fommen. Br Pann uber das Geld. Er
darf nicht über das geringe. Es geht fo fehr über das Geld,
wer den Beutel, es wird viel Geld erfordert, Es gehet über
. ans her, es wird nachıpeilig vonjuns gefprgchen. In welchen
Die Reife gehet uber
—
unter.
Begriffe der Gewalt mit einſchleicht.
be:
und alichen R DR ſich doch immer eis von. dem ——
{F) Häufig bezeichnet es auch einen Sorzug, fo feen dere _
felbe als eine höhere Stellung in Beziehung auf ein niedriges
darunter befindliches Ding angejehen wird; im Gegenfage des
Das Vergnügen gebet über den Reihehum. Das
gehet bey ihm über alles, Die Surcht Gottes’ gehet über alles,
Sir, 24,15. Wo auch der Accufativ bleidt, wer gleich das Zeit⸗
wort einen Stand der Ruhe zu begeichnen f&eine., indem wirklich
eine Beſtrebung zur Höhe darunter verborgen liegt. Der Jünger
‚über deine Brüder, ı Diof, 27, 29,
it nicht über feinen Meiſter, Lue. 6, 40. Kr iſt noch weit
über ibn. Sott in über alles. In diefen Fällen, wo man es
in diefer Bedeutuäg hedem gebrauchte, wähle man jegt Fieber an
dere Ansdrüdedafür. Er war herrlicher gehalten über alle,
ı Divf, 34, 19 als alle. Der Herr hat mich erwähle über alle
Volker, 5 Moſ. 20, 15 ;vor allen Bölfern ; wenn es aber Kap.
7, 14 beißt, geſegnet wich du feyn über allen Völkern, fo iſt
der Dativ hier unrichtig. Ich liebe sein Geborh über Gold und
über fein Gold, Pf. 119, 227 ; mehr als. Wir follen Gott
uber alle Dinge lieben, mehrals. Dein Gore bar dich gefal:
ber über deine Genoffen, Hebr. 1,9; mehrals. Ein geplag:
ser Menſch übmalle Menfhen auf Eisen, 4Mof. 12,35 um
fo in andern Stellen mehr. a7
(No häufiger Gegeießnes es einen Gegenſtand der
Gewalt, Herrfihaft, Auffiht, Aufmerkfamkeit undBeobachtung ;
als eine Figurder vorigen ztVepten Bedeunung. Sy ein Sere
ein zerr über alles.
über jemanden bereichen, vegieren, tyrannifieren. Den Sieg
user feine Seiwde erhalten. fiber feine Seinde flegen, trium⸗
phieren. Die Oberhand uber jemanden behalten. über an—
dere zu gebierhen ‚zu befeblen haben. &in Oberfier über
hundert, ein Yuffeher über andere. Die Sorge über erwas
auffich nehmen. Ich will über ſie wachen, Jer. 44,27. Je⸗
manden zum Auffſeher, Siürften, Richter uff über an⸗
dere ſetzen.
Und wenn in dieſer Macht Sort über mich gebeuth, Set.
(6) Ferner, den Gegenſtand einer®emürhsbewegung und
deren Äußerung, fo daß dee erſte zugleich die Beranlafjung oder
wirkende tirfache der lesternift, Sich uber eine Sache: ärgern,
freuen, erzurnen, aufhalten, beflagen, beichweren, erbarz
men, entfegen, entruilien, verwundern, befümmern, betrüben.
Fränfen, geämen n.f.f. über eine Sache erſchrecken, be:
ſtürzt, feob, luſtig böfe, müreifch, traurig, —
duldig u. ſ. f. ſeyn oder werden. über eine Sache murr
klagen, fluchen, zürnen, zanken, ſeufzen, ſpotten, ſcher⸗
zen, weinen u . ſ. f. Machen fie mir Feine Vorwürfe date
über. Ich werde noch den Tor über dich Friegen, Gel. In
der Deutfhen Bibel und bey andern Schriftftellern findet man
es in diefer Bedeutung hãufig mit der dritten Endung ; vermuth⸗
lich aus Verwechſelung derfelben mit der vorigen fünften Beden-
tung des Dativs, obgleich beyde merflich genug von einander der⸗
[Sieden find,
31,4. Sie werden fröhlich feyn über dem, das ich fehaffe, Kap.
65,20, Und werden fich verwundern und fich entfegen über als
le dem Gute, und über alle dem Friede, Jer.33, 9. Und po in hun⸗
dert Stefen mehr, worunter ſich auch viele befinden, in welcher
der Gebrauch des Vorwortes über überhaupt ungewöhnlich nud
veraltet iſt; z. B. Unſere Side ekelt über diefer lofen Speife,
4 Moſ. 21, 5; beffer'vor. Es reuete den Herrn über dem
übel, 2 Sam. 24, 16 zes venete den Herrn das Übel u. ſ. f. Daf
in allen ſolchen Fällen, ‘wo über in dieſer Bedeutung gebraucht
werden ie die vierte Endung —— wird, erhelfee unter
andern
Wie der Lowe brüllet über feinem Raube, Eſ.
rn
EN.
{ —— weil diefe Vedeutung, fo wir die ‚vorige und
2 folgende, eine Figur der vorigen zwenten if.
(ij) In voch weiterer Bedeutung, einen Gesenhand einer
\ Berhäftigung oder Handlung des Geiſtes und deren Üuferung,
ſo daß diefer Gegenſtaud dabey gleich ſam zum Grunde Liegt, und
feinen Theilen nad) entwickelt wird ; welcher Begriff dod) wieder
mancherley Stufen bat, die, wu nit zu weitfäufta zu werden,
hier nicht entwickelt werden Fönnen. ber einen Spruch, uber
eine Wahrbeit predigen, welches mit dem Predigen auf etwas
und von etwas nicht verwechfels werden darf, Tiber das Evan:
gelium, die Epiftel predigen. Eine Auslegung uber ein Buch
"machen. Gich über erwas befinnen, über etwas nechdenten,
feine Gedanken über erwas daben. Ein Urtheil über etwas
fällen. Seine Meinung übereine Sade ſagen. Jemanden
‚über etwas um Rath fragen. Sich über eine Sache unser:
veden, berathſchlagen, vergleichen. über den Punct habe
ich eigentlich noch nichts befchloffen. fiber etwas nachdenken.
Kin Buch über eine Materie fehreiben. Ib will mich noch
über diefe Sache bedenken. über den vorzug ſtreiten, beſſer
um. Anmerkungen über en Buch machen. Auch bier wird
es häufig mit der dritten Endung verbunden, welches aber um
deßwillen nicht minder unrichtig iff, als bey der vorigen Bedeu⸗
tung. liber einer Sache Gedanten haben, Dan. 4, 2. Es
erhub ſich eine Srage über der Reinigung, Job, 3,25. über
dem Evangelio Fampfen, Phil. 4, 3; beffer wegen deg, oder
für das. Indem aber Petrus ſich befinnet über dem Ge:
fichte, Apoft. 20, ı9. Ich beſprach mich mit ihnen über dem
Evangelio, Gal. 2, 2. Sich rin Gewiſſen machen über be:
fimmten Sepertagen, Eol. 2,16, Und fo in vielen ander uStel⸗
len nr
() Eine größere Ausdehnung dee Raumes in Beziehuug
auf — endern kleinern Raum, und nach noch weiterer Figur,
auch eine größere Zahl, ein größeres Maß, Gewicht, eine über⸗
treffung an Kraft, Vermögen ‚ Fähigkeit u. f. f. als eine Figne
der vorigen erfien jo wohl als dritten Bedeutung, woraus zugleich
die Nothwendigkeit des Accuſativs erbellet. Wo du andere
Weiber dazu nimmſt siber meine Tochter, 1 Mof.26, ı ; außer
meinen Tochtern. über Vermögen verſucht werden, * Cor.
20, »3, jiber fein dermögen, über Macht effen, über dern
Durf trinken.
Sie liefen über Macht nach dem Gebüſche zu,
£effing.
Das ik über mein vermogen. über die gewöhnliche Zeit
ausbleiben, über die Gebühr, uber die Billigkeit fordern.
SEr bet uns über die Maße viel Gutes gethan, Tob. 12, 3.
über alle Maßefchön. Erift über vierzig Jahr alt. Ks if
ein vieriel über zehn. Leif ſchon über vierzehn Tage, daß
ich ihn nicht gefeben habe. Sie haben ſich ſchon über eine
Stunde gezankt. fiber drey Singer breit. über ſechs Ellen
Tang, über zehn Pfund fehwer. Es find ihrer über funfsig.
Das macht über tauſend Thaler. Das it über Menſchen
Gedenken. fiber die Halfte. “ jjber ein Fahr bleibt der Wein
nicht gut. Das gebet über meinen verſtand, über meinen
Begriff. Es gefchahe über Derboffen, über vermuthen, ohne
daßman eg hoffte. fiber dir gewöhnlichen Koſten mußten noch
zehn Thaler besable werden. Das if über die Natur, über
dievernunft, was aus den bekannten Raturkräften nicht erflärer,
ans den befannten natürlichen Wahrheiten nicht erwiefen werben
ann. Was über die gewöhnliche Speife gereicht wird. Noch
über die geforderte Zahlliefern. Jiber feine Schuldigkeit tbım.
Ye der über alles sig if, mehr als alles. Gott über alles
hie en.
"Schmerzen, Otfried.
Joſ. iI, 11.
Bet... We
Dabin gehören auch noch folgense Feten des Sebreuches, Ein -
Mahl über das andere, mehrere Mahle ſchnell Einer einander,
Liob brachte eine traurige Bosbichaft über die indere, Kine
Sünde über die andere häufen, Ef. 30,1; Eintr enf@ünte
bänfen. Er balt mich einen Tag über den andern auf, mel«
tere Tage hinter einander. Kine Schuld über tie andere ma-
hen. Sie befommt Line Ohnmacht über die andıre. ie
gleichen, in eben dieſem Verſtande mit Wirderkchlung des Happı,
worte im Plural, außer wenn esein Cokectivum if, Sieke:
kommt Ohnmach ten über Ohnmachten, mehrere, ſchnell hinter
einauder. Mrilt ler ubar fer, ic empfinde Echmerzen üter
Jemanden Briefe über Briefe, Bothen
über Borben fpiden, Schulden über Schulden machen.
Geld über Geld biethen. :
Ferner, das fo gewöhnliche über Sie, über diefes, über das,
„ Praeterea, wo das Vorwort fehr häufig, obglıich eben fo irrig,
mit der dritten Endung verbunden wird. fiber das alles if
heute der dritte Tag, Lur.24,21. Liber diefes that er noch
hinzu. Es ift ſchon an und für fi billig; über dieß wir
du mich, dadurch fehr verbinden. Der Seind war uns überle=
„gen; über dieß wurden wir auch von unfern Bundergenof
. fen verlaffen. Wenn es Joh,4,27.beifit und über dem la—
„men feine Jünger, fo Rebtbier der Daziv ganz richtig, weil eg
‚ fo viel bedeutet, alg fie kamen darüber zu, über feinem Gefpräche
mit der Somariterinn. _ Gen einiglich ſchreibt mar über das und
Über dieß als Ein Wort, überdieß, überdag, cher eben fo Ds
richtig,als werin man außer dem, nach die ſem, es ifi an demu.t.f.
zufammen ziehen wollte. Wir haben der Auicmn.rı.teßungen obs
nehin ſchon fo viel, daß man fie eher zn vermindern, als fo ganz
ohne Noth und Grund zu vermehren ſuchen follte,
Eine Fortfegungdiefer Bedeutung ff, wenn über mit Beyr
wörtern verbunden wird, ein Übermaß derfelben zu bezeich nen, da
denn die Zufammenziehung .eber zu vertheidigen iſt; übergroß,
überreif, übermactig, übermütbhig, überreich, überkech,
überrheuer, wo es oftnur ungewöhnlich groß, mächtig, tbeuer
u. ſof. bedeutet,
h Wenn diefes Vorwort in der. vorigen Bedentang
von einer Zeit gebraucht wird, fo bezeichnet es alemahl einen
unbeftimmten Überſchuß, ein unbeftinmtes Übermaf der Seit ;
es find ſchon über drey Wochen, daß er bier war, mehr
ols drey Wochen. Allein es. wird mit der vierten Endung
auch noch in einem doppelten Falle von einer etwas befiimmiern _
Zeit gebraucht.
€r) Für das Vorwort nach, auf die Frage wenn ? eine
Zeit zu bezeichnen, welche inzwifchen verfließen wird, Heut übre
acht, morgen über vierzehn Tage. Yeut über drey Woder-
über drey Tage werdet, ihr über diefen Jordan yeben,
üiber vier. Wochen bin ich ein glüdlicher Mann-
Allemahl über den andern Tag, je den dritten Sag; allemahl
über den dritten, vierten Tagu.f.f. - Am bäufigften gebraucht
man es bier, wenn der Seitpunct, von welchem man an rechnet,
beſtimmt, oder doch als befannt doraus geſetzt wird; uber vier⸗
zehn Tage, d.i. bent über vierzehn Tage. übers Jahr Fomme
ich wieder, heute übers Jahr. Wenn ich übers Jahr no lebe.
lbermörgen, den dritten Tag vou bente an, den nähftentag nach
dem morgenden, „ Doch ſagt man auch im gemeinen Leben,
über eine Weile, nach einer furzen Zeit, über lang. eder Furs,
nach einer unbeftimmten längern oder fürzern Zeit, Geſetzt cs
ſollte ihnen über lang oder" kurz einfommen , ihr diefe Sache
vorzubalten, Gel. fünftig einmabl. Im Theuerdanke brißtes:
“ nieht mber lang darnach eslgeſchabh, Kap. 72, niet Tange ber;
Ans 2 tt)
Ne - — — * x
. =
’
743 z uUbe . R
nach. Dpiß gebrauchtes noch ungewöhnlicher non einer vergan
‚genenlangen Zeit: Ente
und daß nun uberlang —
Der angeborne Lauf behält. den langen Gang,
Feit langer Seit. Wenn der Zeitpunet a quo nicht fo beſtimmt
oder deutlich iſt, gebraucht man lieber andere Vorwörter. über
acht Tage waren abermablfeine Junger drinnen, Job. 20, 25;
at Sage darauf, ach acht Tagen, Es begab ſich uber drey
Fahre, ı Kön. 2,39; drey Jahredarnad. Darnach uber drey
Fabı Fam ich gen Ferufalem, Cal. 1,18; drep Jahr darauf,
. bernacb. liber ein Bleines, Job. 16, 16. für in kurzen, iſt ganz
ziraitch
(2) Eine ganze oder völlige Zeitdauer zu bezeichnen,
auf die Frage wie lange? über Nacht aufdie Gaffe bleiben,
2 Vlof. 19,2; die ganze Nacht hindurch. Außer diefer Nedensart
ſtebet es in diefer Bedeutung faſt alleMad! Hinter dem Hauptwor⸗
te. Es wird keinmann bey dir bleiben dieie Nacht über, Sur.
9,7. Den Sabbarh über waren fie ffille, Luc, 23,56. Die
ganze Predigt über fehlafen. Was haſt du die ganze Zeit
uber gerban? Ich werde den Sommer über bier bleiben.
Die Mahlzeit über, die ganze Mahlzeit hindurch, welches von
dein über der Mabizeit, während derfelben, fehr verfchieden ift.
Das Jahr über. Den Tag über. Im gemeinen Leben gebraucht
man es fo wohl vor als nad) dem Hauptworte in einigen Fällen
gern mit der zweyten Endung. Des Tages über, den Tag über.
Der Landmann wird über Winterd oder Winters über feinem
veeh wenig zu Gute thun Fönnen. Sommers über, über
Sommers. Aber nicht Zahrs über, der Mahlzeit uber uf. f. '
(m) Endlich gehören hierher auch die Fälle, da dieſes
Vorwort in Ansrafungenvor Berwunderung, Unwillen und Ab»
ſcheu mit der vierten Endung gebraucht wird, < Liber den niederz -
teächtigen- Menfchen ! ‘über sen Flugen Mann! Weiße. über
den infamen Kalender, daß ein ſolcher Tag darin flehr!
ebend. Wo es eigentlich eine Fortfegung der vorigen achten Bes
deutung ift, einen Gegenftand der Berwunderung, Des Unmwillens,
des Abſcheues zu bezeichnen.
2. In dir Zufammenfegung mit andern Wörtern. Diefe Wörs
ter find,
1) Partikeln, wo das Vorwort bald voran ſteht, wie in
überaus, überall, überein, uberhin, baid nachfolgt, befonders
* mit den relativen Partikeln, darüber, bierüder, hinüber, her⸗
über, vorüber, worüber. überdas, uberdieß, übereinans
ander, gegen über, gleich über, querüber, werden richtiger getheilt
gefprieben. überley aber, überſeits, überwärts u.a. m, find
im Hochdeutſchen unbekannt. Ein Febler iſt es wenn man das
mit den relativen Partikeln zufammen geſetzte Vorwort auflöfen
will. Ich bekam über dieſes einen Streit, für darüber.
über was konnen ich zwey Schweſtern auch ſouſt zanken? Leſſ.
fur worüber. ©: Da II.
2) Mit den Rennwörtern, wo es fo wohl mit Bey» als Haupt⸗
wörtern verbunden wird. Mit Beywörtern bezeichnet es theils
ein übertreffen, wie in übermenſchlich, übernatürlich, über—
wichtig, übermäßig, überzählig u. f. f. theils einen ungewöhn⸗
lichen hohen Grad des folgenden Beywortes, wie überreif, über:
groß, übertheuer, überpoll, übermüthig, überlaut u, ff.
In überfichtig aber ſticht noch Sie mehr eigentliche Bedeutung des
BSorwortes hervor, . Mit Hauptwörtern, das tiberbein , ber
iberflug, übermuth, Übergewicht, lberreft, tiberfchrifen. ſ. f.
In manchen Hauptwörtern iſt dafür ober üblicher, wie Oberbett,
die Oberhand, wo doch das Nebenwort überhand noch gangbar
iſt; andere werden mit Ober: und üher zugleich gemacht, wie
1)
N Dr
1
ee:
. Oberso@ und überroe, Oberkrümpfe und überfeiimpfe, wo
überbleiben, beſſer übrig bleiben, überfließen, überlaufen,
überhangen, ũberſchnappen, überfippen u, ſ. f. Dieſe haben
das gewöhnliche Augment ge, und im Infinitiv tritt das zu zwi⸗ 1
ſchen dem Vor⸗ und dem Zeitwort. Es hat oder it ubergefchnap= i
per,uberzufehnappen; das Waifer if ühergelaufen, Das Bor 2
wort ift hier zugleich eine trennbare Partikel, welche in dee Con» |
jugation hinter das Zeitwort tritt. Esläuftüber, nihtesübe: +
läuft, es hangt über. BE —
Andere, und zwar die meiſten, find Activa, oder fie haben
i
duch die vierte Endung der Sache bey fih, und in diefen liegt der ” |
Ton auf dem Seitworte: überantworten, überdenten, ſich 4
übereilen, jemanden überfallen, ihn überlaufen, fih uber:
beben uff. Jnu diefen ift das Vorwort untrennbar, dei. es
verläßt fein Zeitwort die ganze Conjugation hindurch nicht; er
übereilet ſich, ich iberlaufe niemanden. Dieſe Zeitwörter be⸗
kommen in den vergangenen Zeiten das Augment ge nicht, und im 4
Sufinieiv nimmt das zu feine Stelle vor der ganzen Zufanımene —
feßung: ich babe es fchon Aberlegt, er ik überrafche worden,
nicht übergelegt, übergeräfcht. Es ifinoch zu überfiehen, zu
überfehen, nicht überzufteben, 2 ; —
Einige wenige Ausuahmen gibt es auch hier. übernaͤchten
und überwintern haben den Ton auf dem Zeitworte, da er doch
der Regel nach auf dem Borworte liegen ſollte. Einem überhel⸗
fen geböret niche zu den Ausnahmen, weil hier der Dativ, nicht
aber der Accuſativ, ſteht. übere in ſtimmen und überein kom—
men, gehören gar nicht hierher. ’ ' 2
Ein Fehler aber iftes, wenn man das Vorwort in denjenigen
Fällen, wo es untrennbar ſeyn ſollte, als ein trennbares behandelt.
Laß, Theuve, dich nicht deiner Schwachheit über! Schleg.
für überlaß dich n cr. ee,
Den?’ alles, was du glaubt, noch zehnmahl ernſthaft
2 über, Ouſch.
für über denke allesu.f.f. So wie es ein Fehler iſt, das trenn⸗
bare Vorwort in ein untrennbares zu verwandeln, Altes, alles
glänze in reifer Schönheit, alles überſtrömet in-vollem Gar
‚gen, Geßn. für, es Arme in vollem Segen über. Oder gar -
ein zufommen geſetztes Zeitwort zu gebrauchen, wo doch nur das
einfacheZeitwort mit dem Vorworte Statt finden fann, Das Der-
gnügen zu fammeln übergeht alles andere Vergnügen, Gottſch.
für, gebt über alles andere Vergnügen. —
Von den Bedeutungen der mit diefem Vorworte zuſammen ge⸗
festen Zeitwörter will ich bier nichts ſagen, um dieſen Artikel
nicht zu weitläufig zu machen ; fie Laffen fich indeifen alle Mahl
auf eine der vorigen zurüdführen, von welchen fie mehr oder mer
niger Figuren ſiud. eh
Ynm.ı. Man iwende nun die in unfern Sprachlehren gegebene
und ſchon oben gedachte. Regel, daß über auf die Frage wohin?
bie vierte, und auf die Frage worin? die dritte Endung erfordere,
anf die obeu angeführten Bedentungen an, und febe, wie weit _
man damit komme. Diefefegelift ganz aus den gemeinenLateini⸗
ſcheu Sprachlehren entlchnet,wo man fuper un&-fupra auf die ſe
Art unserfcheiden lehret. Allein das Deutiche Vor wort hatmebr _ -
Bedeutungen als diefe beyden Lateinifchen; #3 bedeutet and.
trans, vltra, inter, plus, praeter, per, poft, de,ad, ex,
amplius,
—*
ww. We
: aaplind; hierm uff. umbaufdie meiften dieſer Bedeutun⸗
gen läßt ſich die ſe Regel nicht anwenden. Wollte man ja eine kurze
Hegel haben, ſo würde ſie ſo lauten. Wenn fich bey über eine Tha⸗
tigkeit, oder auch nur ein Beſtreben zur Thätigkeit, gedenken läfe
fet, fo erfordert es die vierte, außer dem ader die dritte Ei
dung, —
Es gilt auch von diefemVortworte,iwäs man bey allen Vorwör⸗
teen, fo wohl in der Deutſchen als andern Sprachen, nie aus den
= Augen verlieren muß, daß zwar ihre verfchiedenen Bedeutungen
angezeiget, und deren Grängen beſtimmt werden fönnen, daß aber
deßwegen ein Vorwort nicht in allen denFällen gebraucht werden
önne, welche fich unter eine oder die andere Bedeutung ziehen
Laffen, Der Gebrauch hat ſeine Tyranuey vornehmlich an den Par⸗
‚tifeln, und unter dieſen am ſtärkſten an den Vorwörtern ausgeübt,
und viele Bedeutungen eines Votwortes nur auf eine beſtimmte
Anzahl von Ansdrüden eingeſchränkt, dagegen in andern voll»
kommen äbnlichen Fällen ein anderes Vorwort üblicher ift. So
iſt über in der zehnten Bedeutung des Accufativs imHochdeutfchen
ſehr eingefchränft. : Für, Efeu nahm uber die Weiber, die er
zuvor ‚harte, Mahalat, wird man lieber fagen, außer den
.Weibern. über die gedachten zwey Güter befiger ernohu.fif.
außer den. RN
fiber wird, wie audere Ähnliche Borwörter, im gemeinen Les
ben und dee vertraulichen Sprechart in einigen Fällen. gern
mit dem Artikel znfammen gezogen; übers, übern, überm,
für über das, über den, über dem. Laß dein Bror übers
Waffer fahren. übern Saufen werfen. Die Wolke fiebt
: Ude 746
Sadıe und ber dritten der Petfon, eines andeen Bef:ober Ge..
wahr ſam —— übergeben,
überantworten, Kit. 3, 18. Dev gere wird did in mei.
ne Sand überantworten, ı Sam. ı7, 46, Des Men⸗
ſchen Sohn wird überanmworter (nicht übergeantwortet)
werden, Matih; 20, ı8, Daher die überantwortung, die Über:
. gabe, Ehedem war dafür nut dag einfache antuurten üblich,
ihaz fiinan gote giantiuurtiten, daß fie ihn Gott überges
ben, im Tatian. Es if das alte antivercen, darftellen, (S.
Antwort) Es fängt an, im Hochdeutfhen zu veralten, ;
übergeben dafür üblicher ifk, 3 en, indem
Überärbeiten, verb.reg, act. Mittelw. überärbeiter, 1.8-
was, ee noch Ein Mahl bearbeiten und verbeffern. 2, Sich
überarbeiten,über feine Kräfte arbeiten und ſich dadurch Schaden
zufügen, Einen Hund überarbeiten, bey den Zägern, ihn b
der Arbeit zu ſtark angreifen. 3. Jemanden überarbeiten, ihn in
. der Arbeit übertreffen, ift ungewöhnlich, ob es gleich in bielen
Wörterbüchern angetroffen wird, .
lberaus, adv. einen Hohen Grad zu bezeichnen, : überaus.
fündigen,Röm.7,13. Jetzt iſt es im Hochdeutſchen vor den Zeitz
mwörtern nicht mehr gewöhnlich, wohl aber vor den Bey und Ner
benwörtern, einen ungewöhnlich hohen Grad derſelben zu bezeicher
nen, Üüberaus ſchön, überaus haplich. Es ift uberaus Falr.
Kin überaus böfer Menſch. Line überaus große Sige. La
ift überaus viel. Schon aus war ehedem eine verftärfendePar-
titel, daher auß er ſt noch jege in diefem Verftande gebraucht wird.
Mit der verftärfenden Partikel ift überaus fo viel als der Super»
überm Haufe. Die beyden erſten find noch am erträglichfien; lativ auß erſt. Im Niederf, ift dafür avergeven üblich.
tiberm aber beleidigt das Ohr zu ſehr, als dag esfich entfchuldi- Der — des —es, plur. der aber ungewöhnlich ifl,— baue,
gen ließe. i 1, Der obere Theil eines Bebäudes, fo fern er über den umern
Anm. 2. Diefesalte Vorwort lautet fchon bey dem Ulphilas
afar, ufar, im Iſider ubar, im Riederſ. over, Sver, äwer,
> im Angelf.over, im Schwed. yfver, ofar, öfver, ivir, ivi,
im Perſ aber, mit vergefegtem j bey dem Kero juber, mit dem
Hauchlaute im Griech wrreg, und mitdem Ziſcher im Pat. luper
und fupra, im Franz. fur. Das hohe Alter erhellet fchon aus
dem Hrbr,J2Y, trans, über, Die Endfplbe ift die Ableitung?»
folbe einen Umſtand zu bezeichnen, vieleihtein Ding, Subjerr,
Daber war es ehedem anch ohne dieſe Endſylbe üblich. Froide
ob aller froide, einer der Schwäbifchen Dichter, für, Freude
über Sveide. Auch div Niederfachfen gebrauchen up, und die
Oberdeuntſchen ob, fo wie die Schweden of, &, noch oft für über.
Das Lat. ob, wegen, gehüret gleichfalls hierher. (S. Auf und
ben, welche fehr aenau mit diefen Worte verwandt find.) Das
Beywort von tiber beißt ober und in einigen Fällen übrig. Es
fcheint,daf in unferm bentigen über zivey verfchiedene Bedeufuns
gen zuſammen aefloffen find, die Bedeutung der Höhe, da es denn
snnächft zu atıf gebörer, und die Bedeutung der borigentaign Bes
wegung, da es mit üben verwandt fenn würde. Beyde Bedeus
tungen laſſen fich indeffen auf die allgemeinere Stamnibedentung
der Bewegung überhaupt zurüc führen. Im Schwed. ift of
ſehr, (S. unfer Öft Jund obar, vortrefflich. .
übera&ern, verb. reg. act, inder Landwirthſchaft. Kin geld
bervor raget; dergleichen in manchen Städten an alten Häufern
noch angetroffen wird, - 2. Ein Gebäude über ein anderes Ding ;
auch nur ſelten. überbau der Jınperat.) eine Siche und fieh,
wie durch die Zweige ihr Harfes Vermögen empor irebt; dein
überbau fürzt zu ihrer Wurzel.
Yiberbauen, verb. reg. act. Mittel, überbauer, zu uberbauen,
.ı. Ein Gebäude über ein anderes Ding aufführen, Einen Bel-
ter, ein Grab uberbauen. 2. So bauen, daß ein Stocdwerf
über das andere hervor vage; Niederf. averſchelken, von Schalk,
ein Träger, Balkenkopf. uber bauete Zauſer, welche einen über⸗
bau haben. 3. Sich überbauen, fi arm bauen, mehr bauen,
als jemandes Vermögen erfragen kann.
Yberbehälten, verb,irreg. act. (©. Behalten,) welches nur im
nochmahls überadern, das ganze Feld noch Ein Mabhl pflügen.
Mittelw. überackert.
gemeinen Leben üblich iſt, für übrig behalten... 2x behielt noch
erengs uber, Sir 47, 25.
Das jiberbein, des—es, plur.die —e,rine fehlerhafte Ethaben⸗
heit an den Händen und Füßenben Menſchen und Thieren, wel⸗
che in Auswüthfen oder Verhärrungen an den Sehnen, oft aber
auch anden Knochen beftehet. Zi gemeinen Leben glaubt man,
def alsdann cine Sehne übergefprungen fen. Das Beinge:
wachs, im Dberd, Grutfneten, Knirzel, im Riederf, Wehne,
Angelſ. und Engl. wenn,
Yberbietben, verb. irreg.act. (S. Bietben,) überbothen, zu
überbietben, 2. Jemanden tberbierhen, mebr biethen, als er.
Einem das Gefchen?:
’
*
2.Sich überbiethen, mehr biethen, als man wellte, oder als man
‚ohne Schaden geben fann,
iberbinden, verb.irreg.act. (S. Binden,) uherbunden, zu
überbinden, Etwas, ein Band über daffelde lagen eder winden, -
fiberall, adv. an alten Orten, allenthalben, wo uber die Adüit-
s tihe Bedentung der Anienfion bat." Es it überall bekannt.
Bott iſt überall. ijber all berrfcpernichre als die hitrerfe Ar:
IF murb. Ich bin überall naß an allen Theiten des Lribes, im doch nurfelten. ‚Daher die überbindung. i
'# gemeinen Leben über und über. ‚Schon bey dem Oitfried und‘ Uberblattern, verb. reg. act. überblattert, zu überblättern.
I. „Morferubaral,uberal, 1. Bine Stelle überhlärtern, „fie iin Durchblaͤttern überſehen.
Uberaͤntworten, verb. reg. act. mit der vierten Endung der 2, Ein Buch überblätsern, wofür doch durchblattern beſſer iſt.
Yaaz ilber:
-r
—— Ube
berbleibem verb. irreg. neutr. mit Ayn,” (8. Bleiben,
übergebliebert, überzubleiben. Es ifinur imgemeinen Leben .
für übrig bleiben üblich. In der Deutſchen Bibel kommt es bäus
figvor. Daes ein Neutrum if, und den Ton anf dem Vorworte
bat, fo follte es im Mistelworte das Augment nicht verfieren. Als
fein, man findet es häufig ohne daſſelbe. überbliebene nach
der Wahl der Gnaden, Nöm. 11, 5. Er iſt allein überblie-
ben, ı Mof. 42,38. Die Überbliebenen, die Hinterlaffenen eines
Ver ſtorbenen.
Das überbleibſel, — nom. ſing. dasjenige, was
von einem andern Dinge übrig geblieben iſt, der Net, überreſt.
Die jiberbleibfel von den Speifen. Die überbleibſel einer
Stadt, nicht füglich für Trümmer, Ruinen. Paſeal nenne
den Trieb nach Rube ein giberbleibjel der urſprünglichen
Erhabenheit des Menfchen, Zimmermann; Ehedem war dafür
- Mberlap üblich.
Der jiberbli, des—es, plur. inuf, Ein von — neuern
Schriftſtellern für jberficht eingeführtes Wort. Da neue Wör-
ter nicht ohne Roth, wenigffeng nicht ohne einen fruchtbaren Res
benbegriff eingeführet werden dürfen; überblick aber nichts mehr
und nichts weniger fagt, als überſicht: fo läßt fich diefe Neuerung
„nicht billigen.
Überblüben, verb.reg.reciproc, überblüber, zu überblüben.
Der Baum überblüher ſich, wenn er ſtärker blühet, als cr unbes
- fhadet feiner Kräfte thun follte,
Der jiberbrand, des — es, plur. inuf.im Hättenbaue, dieje⸗
nige Feinheit des Silbers, da esüberden gewöhnlichen Grad, d. i.
über 15 Loth 3 Quenthen fein gebrennet wird. _
Überbrechen, verb. irreg, act. (©. Brechen,) überbrochen, zu
überbrechen, imBergbane, dag Seld überbrechen; es ganz bis
an die Marktſcheide abhauen, und gleichfam durchbrechen. Kin
„überbrochenes Selb.
Üiberbreiten, verb, reg. act. übergebreitet, überzubreiten.
Line Dede überbreiten, fieüber etwas breiten. - jiberbreiten,
(der Ton auf dem Zeitworte,) z. B. einen Tifch, eine Dede dat»
über breiten, iſt nicht gewöhnlich.
überbrennen, verb. reg. et irreg. act. GS. Brennen, ũber⸗
brannt und überbrennet, zu überbrennen, im Hüttenbaue,
Des Silber, es über den gewobalicheuSrad {em drennen, Siehe
jberbran?.
zjberbringen, verb. irreg. act. (©. Bringen.) 1. überbrin-
gen, überbracht, zu überbringen, an einen amdern bringen,
Seinem Sreunde einen Brief überbringen. Kine Nachricht
überbringen. > Daher bie ji berbringung.
"2, fberbeingen, übergebracht, überzubringen,; über etwas
bringen, Ich kann es nicht überbringen.
Der jjberbringer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
überbringerinn, eine Verfon, welche etwas überbringt. Der
überbringer eines Briefes.
Überbrüden, verb. reg. act. überbrückt, zu überbrücken.
Den Sluß, eine Brücke überdenfelben fchlagen, Es wird nur fels
ten gebraucht. Daber die überbrüdung.
überdas, S.über I.ı. (2) ().
Die Überdecke, plur. die—n, eine Dede, welche über etwas ges
deckt wird. Die Oberdecke hingegen iſt Kine obere Dede zum Un⸗
terſchiede von der Unterdecke.
uͤberdecken, verb. reg. act. ibersedt, zu überdeden, Etwas
mit Etwas, es ganz darüber decken.
jberdem, S. über U. ». (2) 0).
1; berdenfen, verb. irreg. act. (5, Denken.) Heesaßt, zu
überdenfen, Bine Sache überdenken, ſich das Mannigfaltige
an derfeiben in Gedanken vorfießen, das Verhaltniß mehrerer ver⸗
ſchiedener Theile an — erwen. eſſen fle mid Wein
SGlüůck erſt Hecht überdenken, Gell Ein reiflich üÜber&achter Ene:
ſchluß Ein Fehler iftes, wein da⸗ Vorwort ‚bier als treunbar
behandelt wird:
Dent’ altes, wasduglaußf, no zehnmahl ernfbaft über,
Duſch.
für über denk alles. Daher die übersentung.
Überdief, S. übrll. . JH. . -
liberdrefchen, verb.irreg. act. (©. Drefchen,) ——
zu überdreſchen. Das Getreide oder die Garben, Ein Mehl
über diefelben hin drefchen, fo daf nur die reifften Körner ausſprin⸗
‚gen. Sich überdrefchen hingegen würde bedeuten, über eine
‚Kräfte drefchen.
Der überdruß, des—ffes, plur. car, diejenige Anruf, melde
> ausderlange anhaltenden Empfindung Einer Art eutſtehet. Man
mochte vor liberdruß vergeben. überfluß mar üüberdruß. Im
Willeram, vermushlich zufammen gezogen, Urdrieze,
Überdrüfig, —er, — ſte, adj. etadv. Überdrnß emipfindend,
mit ber zweyten Endungder Sade. Liner Sache überdrüffig
feyn, werden. Entzeuch deinen Luß som Haufe deines Näch⸗
fien, er möchte ſonſt deiner uberdrüffig werden, Spridiw.25, 17.
Ich bin des Gewinfels überdrüffig, Weiße, Unrichtia iſt es,
wenn diefes Wort von einigen mit dır vierten Endung verbunden
z
wird. Sie wurden mich überdrüſſig, Rab. richtiger, meiner. »
Für unwillig, verdrieglich, mit det Vorworte über iſt es veraltet:
Der gerr fing an überdrüffig zu werden uber Iſrael, 2 Kön.
10,3%. Das Hauptwort die tiberdrüffigkeie wird auch noch zus
teilen gebraucht; alsdann bezeichnet es eigentlich den Zuſtand,
überdruß aber die Empfindung. -
Anm. Im Oberdentfchen ehedem urdrütz, und nodhjegt in’
einigen Gegenden urdrüſſig. Ir peder ward ir bal vrdrütz,
Hans Sache. Zu Handt der jung ward vberüg der weldt,
eben derf, ©. Derdrußund verdrießen.
Übersingen, verb, reg. act, überdüngt, zu überdüngen.
‚Einen Aer, 1. den Dünger über deılfelben verbreiten. 2. . Jon
zu viel, zu ſtark düngen. So auch die überdi üngung.
libere®, oder jjbere ce, adv. von einer Ecke zu der ſchief gegen
über fFehenden andern, nach der Diagonaf Linie, diagondliter,
übereignen, verb. reg. act, übereignet,zu übereignen, zum
Eigentbum übergeben, in den Rechten. So auch die übers
eignung.
Übereilen, verb, reg. act, übereilt, zu. übereilen. —ı, Dur
angewandte größere Eilfertigkeiteinboblen ‚fo wohleigentlich als
figürlich. Eilet, daß ung Abfalon nicht übereile, 2 Sam. 15,14.
Eure Verfolger werden euch übereilen, Ef. 30. 16. Don dem
Tode übereilet werten. Die ſchnellen Slügekder Seit übereilen
den Sturmwind, Dufch,
Du haft mich oft an Waffern und an Büfchen
Sanfı übereilt, Haged. an den Schlaf. N ;
von einem Sehl übereiler werden, ®al.6, ı ;einem Fehler has:
ben; ehe man Zeit gehabt, denfelben alsFehler zu erkennen. 2, Et⸗
was übereilen, ungebührlich eilen, fo daß die Sadıe dadırb ver-
dorben wird, Wir wollen die Sache nicht übereilen. Ein
übereiltes Derfsbren. Sich ubereilen, zufebreilen. übereile
dich nicht, Sich in oder mit etwas übereilen, etwas thun,
ehe man die Zeit genommen, es gehörig zu — Sich im
Reden, mit einer Antwort übereilen.
Im Niederſ. averhaſten, verhaſten.
Die übereilung plur. die—en. 1. Der Suffand, da man ſich,
andere oder eine Sache übereilet ; ohne Plural, 2. Eine fehler:
bafte Handlung, welche aus ala, großer Eilfertigfeit vorber nicht
gehörig — worden. Sich vieler übereilungen ſchuldig
machen.
Ey. ih
Bu” machen: "ibereilungsfünsen, übereilungsfeblen, welche aus ;
Aurje der Zeit, aus Mangel der gehörigen Überlegung begangen
werden. A
R + — « 1 * =
überein, adv. einförmig, einerfey Beftimmungen babend. über⸗
em Bommen, einförmig, einfiimmig ſeyn. Das Fommt damit
nicht überein. überein fimmen, einerley Ton, einerley Inhalt
haben, Ihre Yusfagen ſtimmeten nicht überein, Menfchen,
bdie in ihren Meinungen, Weigungen und guten Abfichten mie
“einander überein ſtimmen und überein zu flimmen ſuchen, Bell.
Es iſt mit dieſen beyden Zeitwörtern am üblichften. Allenfalls
ſagt man noch überein lauten, überein klingen, ſich überein
kleiden, auf einerley Art, gleichförmig ; allein mit, andern
Ben es nicht gewöhnlich, wie z. B, folgende Stelle im
pitz: ah —
Alſo werden fie Gott preifen -
Uns auf Sion Ehr erweifen,
Ihn erheben überein, Pf. 102;
Anm. Ein ſtehet in diefer Zufammenfegung für einförmig, ei»
nig, welche Bedeutung durch das Vorwort tiber hier noch erhöhet
wird, Da überein nichts weiter als ein MTebentvort ift, fo ift es wi⸗
der die Analogie, es ift mit dem Zeitworte als Ein Wort zu ſchrei⸗
ben ; übereinffimmen, richtiger überein ſtimmen. Die davon ges
. bildeten Rennwörter aber find wahre und regelmäßigeZufammens
feßungen; jibereinkunft, übereinffimmig u ſ. f. Auf ähnliche Art
werden mehrere Ninnwörter aus ganzen R. A. gebildet ; Dazwis
fchenfunft, von Jazwifchen Fommen. Gottesvergeffenheit, von
Sottes vergeffen ſeyn u. ſef. S. die Orthographie.
UÜbereinander, richtiger getheilt über einander, ©, über Il. 2,
Die bere inkunft, plur. car, der Zuſtand, da zwey oder mehr
Dinge mit einander überein kommen. —
ilbereinffinmig, —er, —ſte, adj. et ady. von der Redens⸗
art überein ſtimmen, mit einem andern Dinge überein ſtimmend,
= und darin gegründet ; einſtimmig. Man erwartet von der Na⸗
tur zu viel, wenn manglaubt, daß ſte die Gemüths arten der
Derwandten gleichfam durch das Blut übereinfimmig machen
fol, Gell. übereinſtimmig mit jemanden denfen, eben fo wie
er. Für übereinſtimmigkeit ift entweder Einſtimmigkeit oder
auch übereinſtimmung üblicher.
Sie jjbereinftimmung, plur. iauf, Der Zuftand, da zweo oder
miehr Dinge mit einander überein ſtimmen. Die übereinſtim⸗
mwung der Gemürher,
UÜberefſen, verb. irreg. recipr. (S. Eifen,) übereſſen, (öfter
bergeffen,) zu übereffen. Sich übereffen, über fein Vermö⸗
gen effen, mehreffen, als mar verdauen kann, in den niedrigen
Sprecharten überfveffen. Schon im achten Jahrhunderte ubera-
zan, für freffen.. Bey dem Kero iſt ÜUberazzalii und Übera-
„zalii, der Rauſch.
llberfabren, verb. irreg. (S. $ahren.) 1. überfahren, verb,
> neutr. mit feyn,übergefahren, uber Zu fahren, über etwas fah⸗
ren, abfoluie ohne Meldung der. Sache. Alſo Fehreten die
zween Männer wieder, und gingen vom Gebirge und fuhren
uber, Joſ.e, 23; überden Jordan, Es ward Mache, daher
konnten wir nicht überfahren. Sie fuhren an das andere
"Ufer über. k
‘2, jiberfähren, verb. act, überfahren, zu überfabren,
1. Über etwas fahren, fodaßdie Sache, Über welche man führer,
‚in der vierten Endung ſteht. Den Adriatiſchen Meerbuſen über:
fahren, über deufelben faßren. Es war zu fpät, denSlußzu
überfahven. Jur Bergbaue überführt man einen Gang, wenu
man einen Gang der Breite nach durcpbricht. überfahrene Gan⸗
"ge, welche dev Breite nach durchbrochen find, Für übertreten, wie
%of.7,15: daß er den Bund bes gerch überfahren hat, iſt es
ube 2 750
veraltet. 2, Mir einem Fuhrwerke überfähre man ein Kind,
"ein Thier u. ff: wenn man über etivas fährt, über weldes man
nicht fahren ſollte. 3. in Bret mit Leimwaffer über
Bu an gelinde a der ganzen Oberfläche Apr
aber die überfahrung, welches doch allenfall— i
ie A ch allenfalls nur in der letzten
Bey den Ditfriedift ubarfaran fo vielals transcendere.
Diefjberfahrt, plur.die—en. 1.Diedandlung des Überfaßrens,
oder da man über etwas fähret; ohne Pincal. Femansden die
überfahrt verbierhen, fo wohl über einen Fluß oder Waffer, als
auch mit einem Wagen über einen Ader. 2, Dee Der, wo mar
überfähet, wo man über einen Fluß oder überein Waſſer fährt.
Zuweilen auch der Ort, wo man außer dem ordentlichen Wege
über den Acker führt,
Der jiberfäll, des — es, plur. die — fälle, diejenige Handlung,
da man einen andern wider deffen Vermuthen überfällt, oder vor
ihm überfallen wird. Jemanden etwas durch einen überfalt
nehmen. Eine Stadtdurch einen überfall einnchmen. In
n einigen Gegenden beißt das Zäpfchen im Halfeder überfall.
Uberfällen, verb, irreg, act. (S. Sallen,) überfallen, zu über:
fallen, wides eines Dinges Vermuthen über daffelbe herfallen,
oder plöglich auf daffelbe zufoımmen. Jemanden im Schlafe über:
fallen. Den Seind in der Nacht überfallen. Abrabam überfiel
des Hachts die Jeinde, 1 Mof. 14, 25. Im Schere wird
man au von einem Befuche überfallen, wenn die Befuchenden
unvermutbetfommen., Schrecken überftel ihn, s Mof,ı5,ır,
Mich harüberfallen die elende Zeit, Hiob 30, 27. Dft ae
braucht man es auch für befallen, ohne daß der Begriff der Ge.
ſchwindigkeit fo merklich hervor ſteche. von einer Krankheit
überfallen werden. Mich überfiel ein heftiger Froſt. Don
dem Schlafe überfallen werden.
iiberficniffen, verb. reg. act. überfienigr, zu überfieniffen,
mit Firnig überfahren oder überftreichen,
lberdöshten, verb.irreg. act, (S. $lechten,) überflochten, zu
überflechten, miteinem Flechtwerke überziehen. Kine Slaſche
i überflegten, Daher das überflechten und. die liberflechtung.
U berfliegen, verb, irreg. (S. Sliegen.) ı. überfliegen, als ein
Meutrum mit feyn, übergeflogen, uber zu fliegen, über etwas
fliegen. Die Mauer iſt zu hoch, die Hühner Fönnen niche über-
fliegen, über die Mauer, |
2. fiberfiiegen, als ein Netivum, für über etwas fliegen, mit
dev vierten Endung dieſes Etwas, wo e3 doch feltener, und hier nur
in der dichterifchen Schreibart gebraucht wird.
Weit die Dernunfe des Greifes überfliegend, Schleg.
diefelbe übertreffend. Schon Notker gebraucht uberlliegan für
das einfache fliegen mit dem Vorworte über.
i beefließen, verb, irreg. neutr. (S. Sliegen,) mit dem Hülfs-
worte feyn, über das gefeßte Ziel fließen; überlaufen. Im
Srühlinge, wenn die Ströme überfließen. - Dex Wein fliege
über, überden Nand des Gefäßes Hinausr Der Brunnen ließe
über, das Waffer flieget über den Rand des Brunnens. Auch
figüelich in der dichterifchen Schreibärt. Mein Herz fließt von
‚ Dankbarkeit und Freude über, nicht uberfliehet von u. ſ. f.
Schon in dem Tatian ubarfluizan, S. auch überſtuß.
berflůgeln verb. reg. act. überfügelt, zu überſtügeln, in
der Kriegskuuſt, die Flügel feines Heeres über die Flügel des Ge⸗
gentheifes hinaus dehnen. Den Seind überflugeln. Daher die
überflügelung.
Der jrberfluß,des—fes, plur. ber doch feltener gebraucht wird,
sie—Hüffe, von dem Zeit vorte überießen, in figürlihem Ber
ſtande, ein weit größeres Maß, ein welt größerer Vorrath von
einer Sache, als man zu einer Abſicht gebraucht. Einen 8
u
75% uber -
Außan Wein, an Getreide, an gols u.Lfchaben. "Bier gibt‘
«s Wein, Getreide, Wildbrer u. ſ. f. im lberfluffe. An allem
‚einen überfluß haben. Zu engerer Bedeutung ift der überfluß,
sin größerer Vorrath an zeitlichen Gütern, als man zur Noth⸗
durft und Bequemlichkeit bedarf, Im üiberfiuffeleben. Die
” Anfchläge eines Enselichen (Hurtigen) bringen überfluß,
"Speihw,21;5. Euer überſtuß diene ihremiltangel,2Cor.8,14.
Suweilen au für Pracht, Lupus. ı Mit Berten überſluß tveis
ben, Amos 6,4. Zum überſſuß aber, adverblaliter, begeichnet
- etwas, das nicht eigentlich nothiwendigift. Ich ermahne euch
aber zum überftuß, folches zu thun, Ebr. 13,29. Schon bey
dem Kero Vbarfluat, imNiederf. Överflood.
Überflüfig,—er, —te, adj.etadv. 2. Im eigentlichften Ber
ftande für überfließend ; eine veraltete Bedeutung, Ein übers
Rüfiges Maß, Luc. 6,33. 2. Im überfluſſe, ſehr reichlich ; am
hanfigſten als ein Nebenwort, Es it Wein überluflig da. Ich
babe überflüffig, überiuffig genug. 3. Unnöthig, was nicht ge⸗
braucht wich, oder nicht gebraucht werden kanu. Alles das if
überflüfte. Das find überflüffige Worte. Seine überflüſſigen
Gedanken an den Tag geben, —
Anm. Schon bey dem Kero ubarfleozzida. Es iſt nach dem
Lat. ſuperlluus gebildet.
Die überfracht/ plur. die —en, dasjerige, was über die beſtimm⸗
te Fracht iſt. 3.8. wenn ein Reiſender auf den Poften für fein
Gepäck 50 Pfund frey Hat, und daffelbe wieget 80 Pfund, fo des
zahlet er 30 Pfund-Überfracht,
iberfrächten, verb. reg. act. überfrachter, zu überfrachten.
" Ein Schiff, einen Wagen, fie ſtärker befrachten, als gewöhnlich
oder rathfamift, ſtärker als das Fahrzeug oder Fubrwerk tragen
Tann
Jiberfreffen, verb.irreg.act, (©. Freſſen, überfreſſen, zu über:
freffen, S. übereſſen.
liberfrieren, verb. irreg, (©. Sriexen,) überfroren, zu übers
frieren, welches nur in der paffiven Bedentung üblich ift, auf der
Oberfläche mit Eis ühergogen werden. - Der Sluß uberfrierer,
it überfroven,
Ton aufder erften Sylbe haben, und im Mintelworte übergefro⸗
zen lauten, Allein, es geht überall nach dee Regel der Actis
vorum.
\ Die jjberfubre, plur. die —n, die Handlung, da man etivas
über einen Fluß oder Waſſer führer, doch une felen; die überfahrt.
I berführen,verb.reg. act. ı. überführen, übergeführe, über
zu führen, über etwas führen, es geſchehe aun durch Leiten oder
vermittelft eines Fubrwerfes. Reiſende fir das Geld übers
führen, über einen Fluß. Ich mußte mic, überführen laffen,
über den Steg leiten laffen. Im gemeinen Leben auch mie ans»
drücklicher Beyfügung der. vierten Endung, : Getreide nach St:
eilien überführen, wofür man doch lieber fagt, hinüber führen.
2, tiberführen, überführe, zu überführen, mit unläugbaren
Beweisgründen zum Geftändniffe oder zum Beyfalle bewegen, wos
durch es fih von überweifen und überzeugen unterfcheidet. Je⸗
manden überführen, daß er geirret babe. Ich bin vollkom⸗
men ihrer Meinung, denn fie haben mich binlänglich überfüh⸗
vet. Jemanden mit einem Briefe, mit einem Beweisgrunde
überführen. Mit der zwenten Endung der Sache, jemanden
des Geitzes uberfübren, ihnüberführen, daß er geigig fen, iftes
im Oberdeutſchen am häufigften, im Hochdentſchen aber feltener.
Daher die Überführung. /
Anm. In die er ſigürlichen Bedeutung im Schwed. fullföra,
woraus zu erhellen ſcheinet, daß über hierrine verſtärkende Be⸗
deutung bat, führen aber ſchon etwas Ähnliches mit beweiſen be⸗
zeichnen müſſo
Da es ein wahres Neutrum iſt, ſo ſollte es den
u I N
uberfüllen, verb, reg, act. überfüllt, zu überfülfen, ibee das
gehörige Maß anf üllen. Bin Gefäß überfüllen, überfüll⸗ dich
nicht mit aller niedlichen Speife, Sir. 37, 32. Bleanchwird
mit der Zeit fo gierig, daß er nicht mehr mit dem or \
Mase von Leckereyen zufrieden it; ev muß ſich überfüllen,
um fich aus feiner Unempfindlichfeitau reißen, Och, So auch
„die überfüllung. — * X
Uberfüttern, verb. reg, act. überfüttert, zu überfürttern, über
das gehörige Maß füttern, Das vieh überfüttern. Daher die
überfütterung. \ a EP
Die Ijbergabe, plur. doch nur felten, die —n, von dem Zeitwor⸗
te übergeben, diejenige Handlung, wodurch der Beſitz einer Sa⸗
che förmlich und völlig in die Gewalt eines andern gebracht wird.
Die übergabe eines Gutes, wodurch es völlig in den Befiß des
andern Fommt. ‚Die übergabe einer Feſtung, der Gefangenen.
° Mit dem Seinde wegen dev Übergabe einer Stadt unterhans. -
deln. Die übergabe an Bote, inder Theologie, die tätige &r- .
nebmbeltung des göttlichen Eigenthumes über ung, die Wufopfe=
tung feiner felbft an Gore. Von fich übergeben, fi erbrechen,
ift es nicht üblich. a —
bergahren, verb. irreg. recipr. (S. Gaͤhren,) übergobren,su.
ubergahren, über das gesörige Mag gähren, zu viel gäbren. Des
Teig, dag Bier hat ſtch über gohren.
Der übergang / des —es, plur, die —gänge, von dem Zeitworte
übergeben. ı, Die Handlung des Überaehens, ohne Plural.
41) Die Handlung, da man über. einen Fluß, üser ein Waſſer,
über eine Brücke gehet. Der übergang über den Fluß. Dem
Seinde den Übergang fiveitig machen. (2) Die Begcbung von _
einem Gegenftande zum andern. Der übergang zu einer anz
dern Partey, zu einer andern Kirche ober Religion, Der.
fihnelle übergang aus der Wärme in die Balteit ſchäblich.
Der willfübrliche Übergang zu andern Grundfägen. 2: Das-
jenige, vermittelſt deffen man vonzinem Gegenſtande zu dem atı»
dern übergehet, in den Wiffenfehaften und ſchönen Küuſten; im
Grgenfage des Sprunges. In einer Rede ift der übergang ders
jenige Vortrag, vermittelt deffen man von cinem Sage zu dem
andern übersehet, Die meiften Stellen find mehr Sprimge als
leider fchaffliche Tibergange oder Steigetungen der Einbil=
dungskraft. In der Mablerry beißen die ver fchiedenen Zinten
der Farben, vermitteift deren man vondem Schetten zu den Lich⸗
tern übergehet, jibergänge, Franz. Pallages. Die jibergänge
müffen unmerklich ſeyn. 3. Eine bald vorübergehende Verände⸗
rung. Es iſt nur ein Übergang, fagt man von einem Regen,
der nicht lange anhält, Befonders eine bald vorüber gehende Ems
pfindung, Entfchliefung. Bey ibm ift allesnur ein übergang,
Leſſ. Ich weiß nicht, warum es mit meiner Seiterkfeit immer
nur ein Übergang ift. —
Ubergaͤttern, verb. reg, act. übergattert, zu übergattern,
in der Zeichnungskunſt, ein Stück, weldes man eopiren
wil, mit einem Gatter eder Gitter überziehen, d. i. es in
Eleine Vierecke theilen, um die in jedem Vierecke befindlis
chen Theile der Figur im andere Vierede von ähnlichem
. Verhältniffe zu übertragen. 2 2
libergaufeln, verb, reg. act. übergaufele, zu übergaufeln.
Jemanden, ihn durch Oaufeley überraſchen, bintergeben. Diele,
die ihre Sachen zu Flug anfangen wollen, werten don ihrem
Wire ubergenkelt ER
üdergeben, verb: irreg. act. (S. Geben,) übergeben, zu über⸗
geben. ı. Ein Ding förperlich und förnilich in die Gewalt eines
andern geben. Jemanden einen Brief, die. Schlüſſel, ein an⸗
vertrantes Gut, ein Pfans übergeben. Die Gefangenen über:
geben. Sich Gottübergeben, (©. Übergabe.) — von
iegen
it fr en, in,
‘ — — —* BE
G
ki) Über bie —— Inden. rin un. — *
—J—— ‚Körpern, wofür doch überläufe en, uberlieken i Bear:
fe Wie: das Waller, Tigeis, wenn es übergeber im Lenzen,
x ©ır. 24,35. Die Reiter werden mit Mofkübergeben, Sprichw.
28, 10; welche Wortfligung mit mit, noch ungewöhnlicher iſt,
F aſſer, 5 Moft in der Kelter wird übergeben. ‚Eden fo fremd iſt
im. Sochdentſchen die Mersfügung mit der zweyten Endung:
r ws das Herz vollift, Sep gebt der Mund über, Matıb. 12,34
Am üblichiten it das Zriwort i in diefer Bedeutung im Hochbeuts,
fen, in dee R A. die Augen geben ihm, über, die- Thränen'
Argien. ihm in die Auggn, sigentlig die Augen laufen ihm von
? Shränen über. ‘Eine fi fo. traurige Geſchichte, daß allen Zur
Be: ‚börern die, Arnrgen übergingen. Der Rauch macht, daß einem
‚die Augen. ee! Uns. allen find die Er überges
— ganzen. —
— — die Gewalt —— Herrfhaft, — Beft $ rines äh
"dern geben. Zum Seinde übergeben, wo diefes Zritwort. die
mäßigfeit oder Unrechtmaßigkeit des Überännges nnent ⸗
ʒen läſſet. Zu einebandern Partey, zu ——
o — Die Stadt iſt übergegangen, ift an den. Sein
— ae — ‚Sie wird bald an den Feind übergeben, wo
£ das rt nicht Start, finder. Nach einer noch weiteen Fir
— en tan Shan gerarben, doch nur in einigen Sälen, und
- mit dem Vorworte in. ‚In die Säulmiß übergchen.
-(3) Vor etwas vorbey geben, wo es doc) vielmehr das —
pori bet gehen iſt. Daß, wenn ich das Blut ſehe, ich. vor euch
älbergebe, beffee, über gebe „-gerhrilt,) a Mof. 22,13. Im
gemeinen Leben fagt man indefjen tod, es wird — über geben,
Fi vorüber, vorbep” ‚gehen.
12 er 2. übergeben, ich übergebe, übergangen, zu übergeben, \
Br ‚mit der vierten Endung ber Sache.
fa) Auf der ganzen Oberfläche h gehen. 9 Eigenitich, in
Bi ‚geld übergehen, es begeben ‚über der ganzen Oberfläche hin
geben, beſonders es zu befichtigen, Acht darauf zu haben a. f. fh.
ine. nneim Oberdeutfhen übliche Bedeutung, von welchen der
0 gibergeber dafelbft fo viel als ein Auffoher geringer Art ift, welcher :
ben Gegenfland feiner Anfficht beaeben muß. Wenn er denfelber
x bereitet, fo beißt er im Oberdeutſchen ein überreiter, im Soch⸗
en geber , Kehmwägenübergeber , Bauibergeher u. ff. b) Fi⸗
> gürfihes: Die Ober ſlache eines Dinges bearbeiten, in vielen
= Säflen ben den Künkleen und Handwerkern. Wenn der Mabler
auf Holz mablen will, ſo übergehet (überziehet). er zuförderſt das
olz mit heißem Leim, reibt, wenn es trocken, die zu drarbeis
J ende Seite nachdrücklich ab, und übe gehet fie bernach mir Krei⸗
Br. Bengenad, der wie der mit Ohlfarbe bergangen wird: Die drey
“ Dverationenin der ſchwarzen Kult, wodurd; die Kupferplatte;
e gubereiter wird,nennet- man gleicfadfs übergeben, und mifeinent
Saubtworte den Übergang; Soll eine Patte recht ſchwarz und
einformig ſeyn, fi ſo muß man fie wohl zwanzig Mahl überneber,
da. die erſten drey Operationei u swangig PAARE
Erz 4. Thl. 2. Bi
\
Se Und SH — andern gitten mehr. &. Überfehen, dudch ſeben. Eiue
— übergeben, ſie durch ſehenn, ob ſie richtig ifk,
= (2) *über etwas her geben, d.ianfalfen, befallen, überfal⸗
in, eine im Hochdeutſchen ungewöhntiche Bedeutung. Der
Sorn übergebet mich, übereilet mich, im Oberdeutſchen.
“Ein Menfih, der, öfters wird mir Prügeln übergangen, j
Wird endlich fohrägefaul, Opiß, *
Was meinſt du, was mich hier für Unmuth — —3
Günth.
(3) Über etwas Binaus geben, eine Bedeutung, welche im
Sochdeutſchẽn gleichfalls veratiet iſt. Du haſt ein Ziel gefeßt,
‚das wird er nicht übergeben, Diob 14, 15; wofür man jetzt
überſchreiten ſagt. Daber folgende figürliche Bedeutungen.
a) Winen Befehl, ein Geſetz übergeben, eine alte, aber im
Hochdeutfchen auch veraltete Bedeutung, wofür manjegt über- ’
treten fagt, Schon in dem alten Gedichte auf den heil, Annd
übirgehen, Warum übergehet ihr alfo das Wort des Zerten?
aMof. 14,41. So konnte ich doch — dar Wort
— Kap.22, 18,,
Du ſchilteſt ob er ſtolzen Leute Shar, —
Die dein Geboth fo irrig übergangen, Opitz, Pf. 119,
BE) Eine Sache übergeben, die gewöhnfiche Zeit derſelben vorbeh
geben laſſen, ohne die Sache zu üben. Das Aderlaſſen übers
schen ; das Eſſen ven Schlaf übergeben. Nach aoch weiterer
Figur übergehet man eine Lormalität, einen Umſtand, wenn
ua fie wicht beobachtet, Etwas im "Lefen übergeben, es nicht
. mit Iefen, In der Erzählung einen Umſand übergeben , vers
4 ſchweigen. Etwas mit Stillſchweigen übergeben, nichts davon
melden, fagen, erwähnen. ©) In engerer Bedeutung ubergebge
man etwas, wenn man über etwas weggehet, ohne es zu beuier
keit, So übergehet der Leithund die Sährte, weniter aug großer
Sitze oder Nachläßigfeit darüber Hin fchießet. .
Aa Sich übergehen, iſt zuweilen fo. viel, als über feine
Kräfte, über fein Bermögen geben, mehr oder fiärfen schen, als
— —— geſchehen kann. 7 /
Sp aͤuch das Ubergehen, und in — Fällen die been.
— ER ©. auch übergang.
Anm. Da dieſes Zeitwort, wenn e8 "sen Ton auf dem
Haupifvorte hat, allemahl ein wahres Aetidum if, fo ift es
ein Febler, wenn es von manchen mit dem Hülfsworte feyn,
verbunden wird, Daß ey die Sreundschaft in diefem verſtan⸗
de ubergangen if, Leaf, für hat. Wie können fie es ibm
verdenten, daß er diefes übergangen if? eben derf. Das
gegen derjelbe ait einem andern Örte richtig fagt: fie haben
‚nur eine Fleine Formalitat übergangen. Eben fo. fehlerhaft
ift es, wenn andere. das Vorwort im diefem Falle als trenme
baranfehen. Jch gehe ——— über, für, ich über⸗
gehe mit Stillſchweigen.
deutfchen aber ein Bereiter. Im Hferreihiichen batıwan Wehe Der ijbergeher, des — 5, plur. nt. nom.. ‚üng. ©. das vorige,
übergeher Pflaſterübergeher Holz: Wald⸗ und Sorſtüber⸗ Das t1bergewicht, des —es plur. ĩnal. 3. Dasjeniar, was
über ein beffimmtes Gewichtift. Es hat zwey Pfund überge⸗
wicht, über den Zentner. Noch häuſtger ift 2. das libergewicht
haben, das Übergewicht über etwas baben, ein größeres Ge⸗
wicht, und figürlich größere Macht, größern Nachdrud haben,
als ein anderes Ding. Deine’ Beweis gründe befommen das
Übergewicht, Dort erliegen Gefege und Orönung unter dem
lbergewichte der Lafer, Gel. viele [el erhalten ihr nie⸗
derſchlagendes Übergewicht von der Gewalt * Einbildung,
‚eben derſ.
Ibeegießen, verb. irreg. act. (8. Giefen.) ». tibergießen,
A bergieße, übergöffen, zu übergießen, auf der, ganzen Dders
fläche beaweßen, Fruchte mit Huber übergießen, üdergoffene
bh . Sruchte,
*
—
—
—
wre
Srüchte. Daher der übergupp womit auf folge Het ein anderes»
Ding übergoffen wird. -
2, übergießen, ich (gieße über, üibergegoffen, überzugießen.
. So gießen, daß etwas überlaufe. 2:Die Pflanzen ——
fie zu fehr begießen.
Ubergolden, verb.reg.act. übergolder , zu übergeiden, nit
dünn gefchlagenem Golde überziehen, wofür doch vergolden übli⸗
cher iſt. übergüldete (übergoldete) Gegen, Bar. 6,56. Der
Meiſter geußt (gießt) wohl ein Bild, und der Goldſchmid
‚ubergülder (übergoldet) es, Ef.40, r9. So auch die übergol⸗
dung. Schon bey dem Notker ubergultun. -
) dlbergroß, adj. etadv, außerordentlich groß,im gemeinen. Leben.
‚Eine übergroße Bälte, Theuerung uf. f.
Dev jtberguß, des— fies, plur. die güffe, S.übesgießen 1,
jbergus, adj.et adv. ‚außerordentlich gut, im Hocdeutfchen
nur im gemeinen Leben.
Ganz übergut iſt deine Güte, Opitz Pf. 109,
Ubergypſen, verb. reg. act. —— zu übergypſen, nrit
Gyps ũberziehen; etwas.
Aberhalb, S. Oberhach.
Aberhaͤnd, adverb. fo ſtark, mãchtig oder viel, daß mansdemfels
ben nicht mehr Einhalt thun kann. Wenn die Gerechten über—
band haben, ſo gehts ſehr fein zu, Sprid.28, 12; wennfie
der herrſchende, größte oder mächtigfte Theil-find. Unfere Zunge
ſoll überhand haben, Pf. 12,5. Daß Menſchen nicht aber:
hand Erfegen, Pf. 9p20. Der Seind bat überhand vekriegt,
Klag. 1,26.
Geh, fag’ ic, eh mein Schmerz noch überhand ge:
‚winnt, Gottſch.
Mit allen diefen Zeitwörtern iſt es im Hochdentfchen veraltet, wo
man es nur noch mit dem Zeit worte nehmen. verbindet, überband
‚nehmen, an Zahl, Menge oder Stärke auf eine überlegene Art zus
zihmen. Das Unfraut ‚nimmt in dem Garten überband.
Das Gewäfter nahm —— 3 Mof.7,18,139. Der Sun
ger nimmt, uberhand, Jer. 52,6. Das $euer, die Krankheit,
Die Lafer, der ſchlechte Geſchmack, die Hige, die Rälte u. ſ. f.
nehmen überhand. Am häufigſten ven Dingen, welche man as.
ein Übel, betrachtet. Seltener im-entgegen geſetzten Sale. Des
gerren Wort nimmt überhand, Avofl. 19,20,
Anm. Die fehlerhafte Ausfprache des großen Haufen mancher
Gegenden, der Zang für Sand, und überhang-für überhand
#richt,. vgrleitete Frifchen, -diefes Nebenwort von dem folgenden
überhang abzuleiten. Das Hauptwort die Oberhand, isı den
R. A. die Dberhand haben, bekommen, gewinnen , und die⸗
fes überband, gehören genan zufammen, und das legte iſt ohne
Sweifel aus dem. erften gebildet. Beyde bedenten entweder über⸗
legene Macht, indem Sand zumeilen auch figürluhfür Macht ges
braucht wird, oderuberhand bedeutet, fö wie die Oberhand hier
eigentlich_die Stelfe zur rechten Hand, und figürlich überlegene
/
Macht und Anzahl. Die legte Erklärung hat das Schwediſche
ver fih, wo höger hand, fo wohl die rechte Hand, a auch
überhand, bedeutet.
Der itberbang, des — es, plur, Sie — hänge f von kin Zeit⸗
worte überhangen und überh angen. ı. Der Zuſtand, da ein
Ding überhängt, ohne Plural, =. Dagjenige, was überhängt.
1) Aſte und Früchteeines Baumes, welche über eine Befricdiguug
auf des andern Bezirk bangen, heißen collective und ohne Plural
der liberhang. Der üherhang geböret dem, -in deffen Ligens
chum er überhangt. (2) Der überhangende Theil eines Ge—
Bäudes oder andern Dinges. Soswird ein Arker in einem obern
Stode, welcher über den untern hervor raget, in einigen Gegen⸗
den der Üherhang: genaunt. (3) Eine, Decke, Stück Zeuges, ſe
*
he — oder: a wird, worte. in. Hnigen Füßen
auch vorhang üblich iſt.
ilberhangen, verb. irreg. neutr. ©. — welches: dae
Hülfswort haben erfordert, es hangt über, übergebangen),
überzubangen, über etwas bangen, über feine oder eines andern
Dinges Grundfläche beraus bangen. Dieß alfte an den Teppichen
‚folt su laſſen über hangen an der Sitte, 2 Mof.-26, 12. Das
Saus hangt über , wenn es ober über der: Grundfläche hervor
ragt.
Überbängen, vorh: reg. act, u ‚überhängen, ich hänge:
“über, ı übergebänget,. übersubängen, über etwas hängen, Ein
‚Tuch, überhängen, über ſich, über den Kopf.
2. Überbängen, ‚ich überhange, überbängt, zu überbängen,
auf der ganzen Oberfläche bebängen, doch nur felten. Die Bäume.
‚fanden mit reifen Srüchten überbangen (übecpäugen) im ſchon⸗
fien Ge — Geßn.
überhaͤrſchen, verb. reg neutr. mit dem Hütfsworte feyn;
überbarfht, zu überbarfchen, auf der Oberfläche mit einer fei
Rinde überzogen werden, Die Wunde ift fchon uberbar
Das Waſſer fängt an zu überharſchen, auf der Oberfläche *
frieren. Als ein Neutrum ſollte es den Ton auf dem Vorworte
haben ; allein, es gehöret fo, wie mehrere, wo über eine Beräns
berung auf der ganzen Oberfläche begleitet, zu den Ausnahmen.
Üderhäufen, verb. reg. act. überhäuft, zu überhäufen, im
Überfluffe mit etwas verfehen. Sich mit Waaren überbäufen.
‚Sie überhäufen mih mit Wohlthaten. Er überhäufte mid
mit Vorwürfen, Mir Gefchäften überhäufi ſeyn. Wo das
Mittelwort überhäuft auch wohl als ein Beywort für fehe viel
gebraucht wird. Uberhaufte Gefchäfte haben mich bisher abs
gehalten. Wenn Opitz ſagt: er (Ehriflus) überbäufet ein Wun⸗
derwerk mit dem andern, für, thut ein Wunderwerk über das
andere, -fo iſt das ganz wider den Hochdeutſchen —
Daber die überhaufung.
Überhäupt, adverb. welches dem infonderheit entgegenfleßef,
. In allem, alles zufammen genommen, Kine Waare über⸗
Bat kaufen, ohne nterſchied der dazu gehörigen Indididnorum.
Es waren ihrer überhaupt fünfe, in allem. überhaupt iſt es
ſchwer, die Sache ſo genau zu beſtimmen, alles zuſammen ges
nommen, alles erwogen, Jemanden verſchiebene Dinge über⸗
baupt empfehlen. Lines aber inſonderheit. -2. überhaupt da⸗
von zu reden, in allgemeinen Ausdrüden, Etwas nur über:
baupt ergählen, ohne Berührung der befondern Umftände,
Anm. Im Oberdeutfchen überhaupss. Die Schweden fagen
gleichfalls äfverHufvud. Haftaus glaubte, dieſes Wort fey aus
über Haufe eutſtanden; allein das Wort Haupt gibt, fo fern es
fo wehl das Vornehmſte bedeutet, als auch fo fern es ehedem das
Ganze beteutet haben kann, einen bequenen Xbleitungsgrundan
bie Hand. ‚Über dieß find Haupt und Haufe, Niederſ. Hope,
inshren !rfprüngen fehe nahe verwandt,
Uberheben, verb. irreg. act. (S. eben,) überheben, zu übers
beben. %, Sich überheben, als ein Neciprocum, ſich über die
Gebührecheben , eine höhere Meinung von ſich thätig erweifen ,
als ſich gebühret, Antiochus überbub (überhob) ſich ſehr
2Mare.5,27. Die Sache, worauf man diefe hohe Meinung grüns
det, bekommt im gemeinen Leben das Vorwort wegen, im Ober-
beutfchen-und der höhern Schreibart aber die zwente Endung, Auf
daß ich mich nicht der hoben Offenbarung. überhebe, if mie
gegeben ein Pfahl ins Sleifch, 2'Eor, ı2, 7. Dep überheber
ſich dein Herz, 2. Aön.ıs, 10. überhebe dich deiner Gewalt
niche, 2 Macc. 7, 34.
‚Wie Fonne: ich mich, o Gott, des Guten überheben,
Und meines ſchwachen Lichts? Gel, Lieder. a
net E_ 9
*
I“
*
rt;
}
—
%
Endung der Side; ihn mit einer unangenehmen Sache ver⸗
* ‚machen, daß er ſich ihr nicht unterziehen dürfe, Das
mit der König dev Mühe iherhaben (überhoben) wäre, Dan,
6, 2, Man foilte uns dieſes Leidens und Schadens uber:
(überhoben)‘ baßen . Apofl.. 27, 27, überhebe mich
ER Siefes Kelches, Marc.14, 36. Wie vieler Unruhen und
Martern überhebet uns nicht die Demuth, Gel. © auch‘
die überhebung.
Anm. In der erffen Bedeutung fon bey dem Notker fir
aberheben;; in der zweyten im Dberdentfehen einen von et—
was‘ entheben, im Nieder verhefen,
\ AUberhelfen, verb.irreg. neutr. (©. gelfen;) mit RR Hütfes
E wege baben, ich helfe über , übergeholfen, überzubelfen ,
„ Über etwas belfen, mit- Berſchweigung diefes Etwas. Ich
Kim niche über den Bach / helfen ſte mir über... Ich habe
ihm übergeholfen. 2. Figürlich hilft man einem uͤber,
wenn man ihn enefhufdige oder mit Worten vertheidiget, ſei⸗
ze Vartey mie Worten nimmt, am häufigften in einer unrech⸗
ten Sade, Wenn ein Reicher nicht recht gethan hat, fo
Aind viele, die ihm überhelfen, Sit. 13,26. Die Mütter
pflegen den Söhnen gern überzubelfen.- Einer hilft dem’ anz
Bern tiber;
‚Anm, Irrig verbindet man dieſes Wort oft mit: der vierten En⸗
den Ton nicht auf dem Bor» fondern auf dem Zeitwort baben..
Eben fo-fehlechaft iff es, wenn es Apoft. 7, 24. heißer Moſes
> fahe einem‘ unvecpt leiden, da überhalf er, für, da balf er
ihm über ;- zw gefchweigen, daß-diefes Wort von der Vertheidis
gungineiner guten und gerechten Sache nicht üblich iſt.
der Band überber fahren, darüber, darüber her,
& Du gabeſt ihr (der Erde) das bodenlofe Meer
* Sum Mantel um; fein Schaum ging überher⸗
PM. ER
über sie Ede
A— adv. r.Borüber, vorbeyz * — Bedentung es
doch im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. Ein Wettev, das
überhin gehet, Sprichw. 10,25.
Schnee und Eis find überhin,
Sturm und Regen find vergangen, Opitz.
Ihr Trutz geht uberbin, eben derſ.
aß es iber hin eben derf, laßes feom, berühre es nicht, beküm⸗
mere dich nicht darum. _2. Über dieß, eine im Hochdeutichen
fremde, und nur im Dberdeutfeher übliche Bedeutung. 3. Über
stivashin, auf Ver Oberfläche deffelben hin, auch nurim Oberdeuts
ſchen. Bücke dich, daß wir überhin geben, und lege deinen
Rüken zur Erde, daß man überhin Iaufe, Ef 512, 23; für
darüber Bin. Er härter die Weller und gehe mit trocknen
ssußen überhin, Dpis, hinüber, darüber bin, Im Hochdent-
> schen gebraucht man es nur noch zuweilen, 4, figlirlich für oben⸗
Bin; Eiwas nur überhin tbum, obenhin nicht mit ber ge»
börigen Anftrengung „ den gehörigen Fleiße,
überhin leſen
AUberhoͤbeln, verb. reg. act, überhobelt, zu überhobehr, auf
der ganzen Oberfläche bebobeln. Ein Bret überhobeln.
’
ingleichen hoher als nöthig iſt.
Mberhöhlen , verb. ‚reg.. act. iberhohlt, zu ———
+. Einhohfen, an Geſchwindigkeit übertreffen ; eineim Hochdeuts
ſchen felsene Bedeutung, DR Augenblicke überhohlen Gedanken
*
5
Kg
Be.
— — ae überbeben, in mit * zweyten
dung. Wenn es dieſe litte, fo wärees ein Activum und müßte‘
BF nor adv. welches im Hochdeutſchen undefannt iſt. gie
Lin Buch nur
Aberhoch, adj. et adv. An gemeinen Eben, ‚über die —
Ube 758
in ihrem: Sluge, Duſch, ꝛ5* Übertreffen ; ; eine iin Hochdens.
ſchen völlig fremde Bag:
2 Damit follt du den Ruhm und Lobw -
Der tapfern Ahnen überbohlen, Gunh.
verdiente mManner fi
Die fo, wie er,
Die Mißgunſt überhohlen können,
ehen derſ.
>
Sp auch die überhohlung. Das Niederf, averhalen, bedeiter
theils noch überreden, auf feine Seite ziehen, theils auch einon
Verweis geben, mit Worten ſtrafen
Das Überholz, beſſer Oberhols, ©. daffelde.
isberhören, verb»reg,act. überhört, zu überböven:
Mangel der Aufmerffamfeit nicht hören ;- verhören. Ich: babe
es uberbört; m einer andern Einfchränfung, thun, als wenn-
man es nicht böre, wie man in’ ähnlichem Verſtande überſehen
> gebraucht. Dasmir von Gedanken iſt als unmallen we..
Des uiberhoere ich vilund duon als ob ich das’ nicht
verfte, Reimar der Alte. Wer geduldig iſt, der iſt ein kluger
Menſch, und if ihm ehrlich, daß er Untugenden überhören
kann, Spridw.. 19, v1, Figürlich wurde es ehedem auch für
ungehorſam feyn, und überhörig fir ungehorſam gebraucht,
welche veraltete Bedentung fich auch im Augelfächſiſchen und
Schwediſchen findet. 2. Einen überh oren, einem etwas üͤberhö⸗
ven, ihn etwas herſagen laſſen, um zu hören, ob er es auswendig
könne, ſich etwas überhörem es herſagen, um zu erfahren, ob
man es auswendig könne. Sie find aus ihrem Concepte ges
kommen; ich bass... ſie thaͤten wohl, wenn fie ſich noch Kin
Mahl überbörten, Hermes. Binem feine Lection überbövem
Daher die überhorung. : $
Überhüpfen, verb. reg. =, jlberhbupfer, ich. hüpfe über,
übergehüpft, über zuchüpfen, als ein Neutrum mit feyn, über
* etwas büpfen, für darüber, binilder oder her über hüpfen.
2. jberbipfen, iciberbüpfe, -überbüpft, zu überbüpfen,
als ein Activum und mitder vierten Endung im figürlichen Vers
ſtande. Erwns überhupfer, 8 im Leſen, Erzählen, Herfagen
u,f.f. vorbey laffen, es nicht mit ausdrucken, es gefhebe nun
mit Fleiß oder aus einem Verſehen, mie übergeben. Eine Stelle
tin Lefen, einen Unftans im- Erzählen, eine Horte im Singen
uberbüpfen;
iberbücben, verb. reg, aet. überdirber, zu überbürhen, in
der Landwirthſchaft. Die Saar überhüthen, wenn die Saat zu
fett ſtehet, die Schafe flüchtig darüber treiben, damit fie sinen
Theil dadon wegfreſſen.
Überjagbar, adj.et adv. bey den Fügen, ein überjagdbarer
girſch, welcher über acht Jahr altiF und auch altiagdbar, ingleis
Gen ein Haupte oder Capit al⸗ girſch beißt, . “
Überjäten; verb: reg, act. überjagt, zu überjagen. 1. Uns,
gebührlich heftig jagen. Die Pferde überjagen, ſchneller reiten
ever fahren, als die Pferde ausſtehen können. 2.Durch Ge⸗
fehwindigkeit einhohlen, sine im Hochdeutichen fremde Bes
deutung.
Obwohl ein‘ Sahıner‘ biey den fihnellen uberjäger, füber-
jaget,) Opitz.
Aberjahrt sd. adv. mehr alt die gewöhnliche Anzahl Fahre
alt; ein im Hochdeutſchen unbefannses Wort. Was überjahret
iſt/ das ift nahe bey feinem Ende, Ebr. 8,13.
Überivöif, ch, adj etadv.über der Erde befindlich, im Gegenſatze
des indisch und unterirdiſch. In dev Geifterlehre des großen
Haufenz find Sie überirdifchen, eine Art Luftgeifter. In einem
etwas andern Verſtaude ift iberivdifch zuweilen Über das, Irdiſche
erhaben, d:i. binimlifch,
sr Bbhz . Uber⸗
v. Aus
—
ie mt. er
jibertdufen, *—* reg. tecipr. übern zu. ———
im gemeinen Leben, ſich uberfaufen, fo wohl zu beuer kaufen, als Kr
auch mehr faufen, ale man bequem bezahlen fanı, "
Die überfehr, plur, car. inter: Land wirthſchaft, die jerfehlage,
nen Ahren, Stürzelu n. ff. welche von denn gedrofchenen nud ab⸗
gerechten Getreide mit einem on einein Stabt gebundenen Fleder⸗
diſche abgekehret werden; in einigen Gegenden das MBRSEeUtiB,
im Niederſ. Rep, .Bort, (das Furze,) Riefing.
— en, verb. reg. act. überkebrr, zu vartehren eben
daſelbſt, das Getreide, es auf der Oberſtache nie einem ſol⸗
Gen Flederwiſche reinigen, :
Überfippen ,verb. reg. tr. iberfippen, als ein ————
mit ſeyn, ich kippe über, übergekippt, iber zu kippen, ſo
Tippen, daß es vorn über ſchlägt. Dev Tiig, der Schrank
kippt über...
2. überkippen, alse ein Aetivum/ ich überfippe, überfippr,
zu überkippen, fo, kippen ‚tthätig,) daß es vorn über falle,
» Einen Stein überfippen. Im ‚gemeinen, Leben überfippein,
überföpeln,
” Miberklafterig, adj. etadv. Ein überPfafseriger Baum, im
Forſtweſen der mehr als Eine Klafıer Br unpolg gibt.
ee a reg. act, überkleibt, zu überfleiben, mie
Kleiben überziehen. Eine Wand uberfleiben; fie ganz mit Lehm
bekleiben. Zuweilen auch vermittelſt eines flebeuden Diuges übers"
sieben, wie üherkleiſtern.
Das jiberkleid, des — es, ‚plur. die — er, und Hol Hähfiper. Aare, adj. etadv, übrig fang, — ats nöthig iR, nur im — —
der überrock, ein Rock, velchen man um der Kälte oder übeln
Witterung willen über die gewöhuner Mleidung ziehetz wor
darch derfelde von dem Oberkleid oder Oberrocke noch vers
fchieden iſt.
Uberkleiden, verb. reg. act. "überBleidet, , 50, iberbieißen,
mit Kleidungsftücen aufder Oberfläche verfeben; wofür doch
beEleiden üblicher ift. Uns verlanget, daß wir damit überklei⸗
det werden — ſintemal wir wollten lieber nicht entkleidet,
ſondern überkleidet werden, 2 Cor, *6 So auch die über:
kleidung.
Überkleiſtern, verb. reg. act. überkleiftert, zu überBleiftern,
mit einem Kleiſter, oder auch vermittelft deffelden überziehen,
Uberklug, adj. et adv_die Klugheit zu weit treibend, mehr Klug- Überlanden, verb, regul. 1 .überlangen, als ein Neutrum mie x ni
bheit an den Tag legend, als dem sefelifchaftfichen Anflande oder
der Vernunft gemäß if, und darin gegründer, Ein überfluger
„ Tarb; Mein überkluger Seve Bruder, Weiße,
:Überfochen , verb, reg:
ubergefodt,. über zu kochen, im Kochen Kberkäufen.
Waller kocht über.
tiberkommen, verb, irreg. ı. überfommen, als ein Neu⸗
rrum mit ſeyn. Ich Fomme über, übergefommen, uber zu
"Fommen, (1) Über efiwag kommen, di, biniiber oder herüber.
Der Sluß iſt zu breie, ich kann nicht überfommen, hinüber,
EGS. uberkunft.)
ibm vergleichen, einig mit ihm werden; eineim Hoch deutſchen ver⸗
altete Bedeutung, wofür ınan jegt überein Fommen gebr>ucht,
Daher ift noch im Oberdeutſchen uͤber kommniß ſo viel als Ver⸗
gleich, Bertrag, Übereinfunft: In Aachen hingegen iſt über⸗
reommſt, ein. Schluß des Naths, ein Rachsſchluß
. 2, überfönmen, als ein Aetivum mit der vierten Endung;
ich uberfomme, überfommen, zu überfommen., (1) Für bes
kommen eine Bedemtung weldpeim Hochdeutfchen nivdrig zu
‘werden und zu veralten anfänat. Du babe fo große Mache
überfommen, Ejeh.23, 4. Ih überfam noch größere Here
Uchkeit, Dau. 4,33. Er hatte dies Amt mit uns über om⸗
men, — —
Das
Kr ee
— im Hoch deutſchen veraltete Bedeutung,
er
& der Riederdeusfcheh, der BR Kranz
Die jiberfunft, plur. car. die Ankunft m affer oder \ ar
"nen Swifchenraum; vor feiner“ üͤbert unft ide
berfücten, verb, ‚reg. ‚act. überBuste, zu — in
Uberladen verb, irreg. act, (©. Lasen,) iberladen,
überladen,. Kugleichen figürlich. Sich mir Ge
Die jjberlage, plur. die—n, dasjenige, was über ein anderes f
* fıberläng, adj. ei adv. und die tjberlän a — ee
neutr, mit haben, es kocht über,
N
(2) Mit jemanden überfommen, fih mie
was man librig. läßt,
in * At Ka
. tin — ne ns u ee EN
-(2)*Femanden een the iberfüheen, überhifing fie 2
überkranz, ven, plar.' — —— im Deichbaue
et Rand eines ——
oder Dammes, wach dem Waffer zu, welcher otrnäs erhabener iſt.
überlom⸗
S
=
2 4
men ı,.(t),
Bergbaus, S. Rutten. x 5
laden, mehr Laſt auflegen, als ein Ding oder eine —
tragen kann. Einen Wagen uberladen. Das Bin erd iſt
Magen mit Speifen überladen. ih Ser3; weldes mit
beit uberladen it. So auch die überladung, von wo
und dem Zuftande, Der Ekeli iſt der sewiſſe Gefährte alpine
loſer überladimngen.
Ding gelegt wird, doch tur ineinigen Fallen. So find. in in dem A
Satzforhen‘ die überlagen, gefmiedete, Eifen, welche über die
. Shlren und. andere Off nungen gelegt werden, bie Mauerfkeine —
zu unterftüßen, Fk R
gemeinen Leben eimger Gegenten, Es iſt mit über lange 2 ie x
in fanger Zeit, nicht zu verwechfeln, S. uber. ;
zwer im Hochdeutſchen unbefanute Wörter, übrig, ingleiche }
was übrig if, ten Überihuß, den Überreſt, zu beseihnen. eld,
das überläng iff, über hre Zahl, 4 Mof. 3, 48. egeid,
das uberläng war über der-Zeviten Zahl, V. 49. Das über: se
länge an den Terpicpen der Sınte des Stifts, 2 of. 26, 12,
Die überlängen der Erſtgeburt der Kinder Jfrael üben. der
Teviten Zahl 4M. a, 45. Es if entweder von dem a Erd
oder. auch durch eine verderdte Ausfpeace ans dem folge wen. ;
"überleg entſtanden.
haben; ich lange über, ubevgelangt,, über zu langen, über - ER
etwas ‚lange, di. I e— iſt zit breit, ich kanns —
überlangen, hinüber, darüber Laugen. Es langt übe, reiht: 3A
—J— u —
Abe slängen , mit-der bierten Endung, ich ——
ey zu uberlangen, ſigürlich für ubergehen, —
‚chen, eine im Hoditentfben veraltete Bedeutung.
Kr bat dag.Reich empfangen 7.0 °
‚Don Gott, und wird das Reich Gott — überfane —
gen, Opitz.
Uberlaſſen NER irteg. act. (S. Laffen,) 3, Überlaf
laſſe über, ubergelaffen, über zu laſſen. (1) Fir ubrig laf⸗
*
' fer, eine im Hochdeutſchen i in der edlen Schreibart beraltete Be⸗ vo
deutung, Und folle nichts davon überlaffen, 2Mohızıo,
Es fol nichts übergelaffen werden, bis an den Horgen, Fr
3 Moſ. 7,15. Und in andern Stellen mebr. Da es bier cin
wahres Rebenwort iſt, fo fhreibe man es auch, fo wie in ‚den übri⸗
gen Fällen, wo esfür ichrig ſtebet, richtiger geheilt, über la ſſen 4
Im gemeinen Leben einiger Gegenden ift dev überlag, dasjenige,
‚was übrig, bleibt, (2) Für binuber vder |
berüber laffen. Man wollie uns nicht uberlaffen, über den
Fluß, Yu bier wird. es ai ein Neben vort buffer getheilt ge⸗
ſchrieben, und alsdann machen auch " Wire, wo uber ur
Re
in “ und — Be 2 Kir
dag, wenn die mit über zufanımen geſetzten ‚Seite
a find, der Ton auf dem Zeitworte lie get.
en, icy überlafe, überlaffen, zu überlaffen, mit
ir
erlaſſen fie mir ihren Garten, verkaufen ſie ihn mir. Er
ae mir fein Pferd überlaffen, verkauft oder vertaufihr. 2) In
ineiterer Bedeutung, den Befiß, den Willen, die Leisung eines
andern in Rückſicht auf ein anderes "Ding wicht hindern. Kine
Acmee uberlaßt ein Land, eine Stade dem Seinde, wenn fie
ch zurück zieher, und ihn ſeldige ohne Hinderniß in Befis nebmen
mic meinem Schickſale.
ihrer Leitung, ibrem Nardr. Ich will mich jedem Vergnügen
überlaffen,, womit die‘ wohlrhätige Yarur die dornigen
: guverrichten, dafür zu forgen, ı
des Beſttzes. Die überlaſſung eines Gutes.
I. > nm DasSpibeninaf führer unfere Dichter oft in Verſuchuug,
das Vorwort in dem legten Zeitworte als trenubar zu behandeln.
Laß diefe Bleinigfeie den wiggen Böpfen iiber, Biefeke,
Doch ibm zu ſagen/ == das laß mir uber, Schleg.
— Ich ließ zu lange, >,
Ne Theuerke einfamen Thränen über, ebent,
Alle ſehr febterbafe für überlaß, ich überließ.
— ůberlaſt, plur,;inuf, ») Dasjenige, was über Sie Seftimmte
et En gehörige Laſt iſt doch nurfelten. 2) Figür lich iſt fiberlaf,
——
ihn ungebührlich beſchweren, drücken. Sie —
BR der Phonieiſch mgiberlaf, Dapper. *
8 . {Gort) Diese über den die treuegandzu halten, '
= Dem überlaß und Unrecht wird gethen fl: PL 103.
—— überlaſtig. nn:
} Übertögen, verb, reg, act. überlafter, zu überlafien, Ye
Laſt auflegen, ſtärker beladen, als ein Ding wagen fann. &
Schiff überlaften. R
berläftig, —ery — fie, adj. er Zar 1) Zu fehr belaſter
‚beladen. Lin Schiff iffuberläftig, bey einigen nicht fo richtig
. oberläftig, wenn es entıpeder zu ſehr beladen‘ oder zu ſtark von
Hol; ift, fo daß es zu tief in, den Waſſer debet. 2) überlaſt,
J J Befchwerde, verur ſachend, beſchwerlich; doch nur im gemel⸗
Tr nen Lebe. Jemanden überläfig feyn, beſchwerlich. Ein
en überlätiger Beſuch, ein beſchwerlicher. Daber die überläftige
ei... Fer, die Eigenſchaft eines Dinges, da es überläftig oder be⸗
füwerli if, r
fen wird das oberfig Verdeck der Überläuf ‚ beyieinigen, auch der
Oberlauf genannt; entweder, weil er ſich längs.der Oberflache
das ganze Schiff bin gehen Faun 2) Von der KA, jemanden
* überlanfen, if der. liberlaufobne Plural⸗ der Zaſtand, da man
won andern überlaufen, 8.1. aufeine —— Art A —
beſucht oder verlangt wird. *
verb, irreg. SCaufen.)n. überlänfen, ich taufe
über, ubergelaufen, über zu laufen, als ein Neutrum sit
5 dem Hülfsworte ſeyn. -1) Überdas gefeßte Sielder -Höbe laufen,
. 200 fügen Körpern, Dev Strom lauf? uber Dir Brunnen
ierten Endung der Sache und der dritten der Derfon. Durch:
Kauf oder Taufh inden Befigrines andern kommen laſſen.
laſſet. Sich einer Leidenfchaft, ſich dem Grame, der Freude
a f.f überlaſſen, ſich ohne Widerfkand von ihr beherrſchen laſſen.
Jiberlaffen fie ſich nicht dein Ungeitum ihres Serzens . jiberiaß
Ich überieffe mich ihnen ganz, *
Dfade des Lebens befireuer. überlaffen fie das mir, zu thun,
Daher die überlaſſung befonders für Verkauf oder Abtritt
— —— überlauf/ des — es, plur! gie —Täufe, 1) Auf den Scif-
des Schiffes erſtrecket, oder auch weil mansanf demfelben über.
nur m gemeinen Leben, unbillige Beſchwerde, Beſchwer⸗
Aichfeit, Bedruckung Niederf. Averkaſt. Einem fiberlaft thun,
PP
— au b e
Hefen ber, 35 Glas if suoolhiy es wird ———— "Die
Galle läuft ihm über , tritt ihm zu häufig in den Dlägen, di
er wird zornig. Die Augen laufen mir üder, fie geben über,
- fig werden mit Thränen augefüllet. Dev Diamant blendet mich
ganz, und macht, daß mir die Augen überlaufen, Gel,
2) Zum Seinde, zu einer. andern Pavtey, zu einer anderm
Religion überlaufen, böslich zu einem andern übergehen, wo der
achäffiae Nebendegriff durch das Laufen ausgedrudt wird. Es
liefen täglich viele Soldaten zu dem „Seinde über. Doneinem x
uberlaufen, iſt ungewöhnlich.
wie ſchwerer wird von dem dann feine Pflicht verkauft,
. Der von dem guten Gott muthwillig iſderlauft⸗ Opitz.
©. übeylaufers
"2, jiberlaufen „ich überlaufe, übenlaufen, Mr “überlaufen,
als ein Aetidum mit der vierten Endung. 2) Bon flüffigen Kör⸗
pern für überſchweinmen; eine im Hochdrutfchen ——
Bedeutung Das Land Tollganz, wie mit einem Waſſer über—
Iaufen werden, Amos, 8, 8, 2) Im Laufen über den Haufen
vennen. Bin Rind übeelaufen, ‚3) Ungeftüim auf etwas zu lau⸗ &
fen, (a) Eigentlich. - Temanden mit dem Degen überlaufen, -
mit dem Degen in der Hand auf ihn zulaufen, um ihn anzufallen.
6) Figürlich überläufe man jemanden, wenn man ihm durch
“oft und vieles, oder auch durch ungeftümes Kommen beſchwerlich
wird. Man wird an den Landfivaßen immer von Bertlern
überlaufen. Jemanden mit Bitten, mit vielen Fragen übers
"laufen. Der Arzt wird.von Patienten überlaufen.
Unzäblig if der Schmeichler Haufen,
5 Die jeden Großen überlaufen, Haged, _
4) Huf der ganzen Oberfläche Hin laufen, doch nur in den fiafir-
lichen Redensarten. Es überläuft mich ein Schauer, ein Angitz
ſchweiß. An einem andern Verſtande ſagt man auch wohl im
gemeinen Reben, eine Rechnung überlaufen, fie ſchnell und fũ ch⸗
"tig durchſehen, fle durchlaufen, übergeben. 5) Im Laufen an
Geſchwindigkeit übertreffen. Der Sund uberlief Jen Hafen,
Der iberläufer, des-——8, plur. ut nom. fing. Famin. die
lberläuferinn, derjenige, der jemandes Partey böelich werlöffer,
und zu deffen Gegentheile überläuft, befonders im Kriege, , Der
Ausveißer oder Defertenv iſt derjenige, derfeine Fahne dislich
verläſſet; gehet gr zum Feinde über, fo wird, er eın überläufer,
Au diejenigen, weiche böslich oder.aus Leich tſinn vor einer Reli⸗
gion zur andern hbergehen, pflegt man fiherläufer zu nennen.
Uberlaͤuſchen verb. reg. act. überlauſcht, zu überlaufchen,
ein ſeltenes Wort für belaufch en und überfallen. Damit ja
N nicht ein gefährlicher Gedanfe meine Ffeigung überlaufchen
möchte, Weiße.
Überlaut,adj. et adv. febr laut, fo daß es von jedermann gehö⸗
ter werben kann. überlaut rufen, ſchreyen, lachen. Seltener
kommt es als ein Beywort vor, “Ein überlautes Gelächter.
Schon ben dem Ottfr. ub arlut, im Schwed. öfverljudt. über
bat bier die in hohem Grade verſtärkende Bedeusung, gehet aber
darin von der Analogieab, daß es den Ton auf dem Benmwortehat, -
dagegen derſelbe in den übrigen aͤhnlichengallen auf dem Vor wor⸗
te liegtz übergroß, uͤber hoch überteif, überreich u. ſ. f. Das
Zeitwort überlauten, ſtãtker lauien als ein anderes Ding, vor⸗
„lanten, ifE ungewöhnlich. ,
Leben, verb. reg, act. überlebt, su überleben, über die _
ner eines andern Dinges binaus Tebın länger leben als ein an«
deres Ding dauert, Jem anden überleben, länger leben als er, ,
" Ylledie Seinigen überleben. Ich werde ihn nicht lange über
leben. Den Schmerz werde sch gewiß nicht überleben. Ich
762
*
J begreifenicht, wie ich ſolchen Schrecken babe überleben Fonz
men. Diele Jahre überleben, Fred, 6,3; zut iitt legen. Der
8663 — Krante
768
Br
Kranke wird kaum diefen Tag überleben. Ich muß das Los
haben, oder ich überlebe die Mache nicht, Gel.
Der jiberlegebaum, des— es, plur. die —bäume, bey den
Mebern, derienige Baum, welcher über den Stuhl gelegt wird,
„ und woran die Kolben bangen, worin die Räderchen geben,
liberlegen, verb. reg. act. ». überlegen, ich lege über, übere
gelegt, über zulegen, über ein anderes Ding legen, ohne Nens
nung diefes andern Dinges. Ein Pflafer überlegen, über die
Wunde. Ein firafbares Rind überlegen, über den Stuhl, um >
es zu züchtigen.
2. überlegen, ich überlegte, überlegt, zu überlegen. ») Zu
ſtark belegen, mehr eins oder auflegen, als ein Ding tragen oder
ertragen fan. Bin Haus mit Einquartierung überlegen. Die
Untertbanen find mie Abgaben überlegt. 2) Bon einer jegt
veralteten Bedeutung des einfachen Zeitwortes legen, wovon fich
aber doch noch einige Spuremfinden, (S,daffelbe,) iſt eine Sache
Die yiberlieferung, plur, die — en.
BER RES N
a u
Pr A
Abecliekern — reg. bet, teliefher, zu ‚übertiefeen, för
perlich in den Befig eines andern liefern, übergeben, Seinem
Sreunde einen Brief, den Gefangenen der Wade, jemanden:
ein. anvertrauetes Gut überliefern.
ı) Die Handlung de⸗t
Uberlieferns. 2) Eine von ———— von dem Vater auf den
Sobnusf. f. fortgepflanzte Rachricht von einer geſchehenen Sache,
im Gegenſatze einer ſchriftlich aufbehaltenen Begebenheit; mit eis
nem Lateiniſchen Kunſtworte die Tradition, Durch die Sortpflane a
zung von ältern Zeiten ber, unterfcheidet fich Sie liberliefer
von der Sage, welche unter zugleich lebeuden Perſonen mündl
fortgepflanzet wird.
Überliften,. verb, reg. act, überliftet, zu überliffen: ——
“den, einen Liſtigen durch Lift hinter gehen, ſo daß man ihn an Liſt
nbertreffe; ingleichen in weiterm Verſtande, jennanden durch iR |
überrafchen, berüden, Daher die überliftunge —
überlegen, figürlich, fie ſich in ihrem ganzen Zuſammenhauge Fbermachen, verb. reg, act. übermacht, zu’ übermächen..
vorftellen, um fein Verhalten darnach zu beftimmen, durch- welche
letzte Einſchränkung es fich von überdenfen, nachdenken, be:
trachten u. ſ. f. unterfcheidet, aber mit erwägen fo ziemlich gleich
bedeutend. iſt. Ich habe die Sache veiflich überlegt. Man
muß es beffer überlegen. tiberlegen fie meine Umſtände.
Niederf. averleggen. Siebe überlegfam, überlegt und über⸗
legung.
Ziberlegen, an, ad; et adv. mehr ‚Kräfte, Macht,
Födigfeiten habend, als ein anderer, mit der dritten Endung der _
Derfon und den Vorwörtern an und in. - Ein volk wird dem
andern überlegen ſeyn, ı Mof.25,23. Sie werden mir und
Sir überlegen feyn, » Sam. 10, 11. Jemanden an Tapfer⸗
Feit,an Macht, an Stärke, an Anzahl überlegen -feyn; ibm
im Singen, im Tanzen, im Keiten überlegen feyn.
1) Auf und über der ganzen Oberfläche bearbeiten, doch nur im
gemeinen Leben, wo esauc zuweilen für überfleiden, übertünchen,
u. ſa figebrandit wird. 2) Einem etwas übermaden,. es ihm
überfenden, überfehiden. Ihm Waaren auf der Poſt über-
maden. "Geld an jemanden übermachen. Es wird am bäns
fioften von Dingen von einiger Größe gebraucht. Einen Brief
wird. man nicht leicht übermachen, fondern überfchicfen, „3) Bin
übermachtes Zwingen ‚ iſt bey den Jägern diefenige.Art der
Fährte, wenn der Hirſch mit dem Bintern Fuß genau in den vor _
dern eintritt, : 4) * Übertreiben; eine im Hochdeutſchen veraltete
Bedeutung. Sie habens übermacht,
Boden gehen, Jer 48,36. Und verderbte dag ganze Land.
ohne Barmbersigfeit, die es mit Sünden übermacht hatten,
Sir. 16, 10. So auch die übermachung. —
Anm. Im Shwed. öfverlägfe. Es iſt eigentlich Das Mittels Die jibermacht, plur. car, die überlegene Macht. Sich —E—
wort des veralteten Zeitwortes überliegen, auf oder über einen
andern liegen, und ſcheinet eine von dem Kämpfen oder Ringen
entlehnte Figur zu feyn, da der Stärfere oder Gefchichtere über
den Überwundenen zu liegen fommt.
jemandes Übermacht fürchten. Zuweilen auch ein allzu großer,
ſchädlich großer Grad der Macht.
macht, welches doch, wenn es im Hochdeutfchen gangbar wäre,
von übermacht noch unterſchieden werden könnte.
Die tiberlegenbeit, plur. inuf. von dem vorigen Worte , bee Übermächtig, — er, —fe, adj, et adv. die Übermacht dabens,
Zuftand, da man einem andern überlegen iſt. Die überlegenheit-
. des Seindes, welche.noch von deffen übermacht unterfchieden ift,
indem man dem andern, beffen Übermacht ungeachtet, an Klug»
„ beit, Liſt; Erfahrung, Tapferkeit u. f. f. überlegen ſeyn Fann,
: Uberlegſam, —er, — fie, adj. et adv. von überlegen 2),
Fertigkeit befißend, jede Sache im Zufammenhange zu überdens
Ten, um fein Verhalten darnach zu beflimmen. Lin fleigiger
überlegfamer Mann.
diefe Fertigkeit,
Überlegs, adj.et adv.von eben diefer Bedeutung desgeitwortes,
deffen Mittelwort es eigentlich iſt, feinem ganzen Zuſammenhange
nach überdacht ; im Gegenfage desunuberlegt, in überlegter
Entſchlaß. Sehr. überlegt bandeln, wo das Mittelwort der
vergangenen Seit für die gegenwärtige Zeit überlegend ſtehet.
Die überlegung, plur. inuf. von überlegen 2), das Überdenfen
einer Sache in ihrem ganzen Zufammenbange, feinBerhalten dar:
nach zubeffimmen, Ohne überlegung handeln. Sich erfi nach
reif icher Überlegung ensfehließen. Im Niederf. Averleg.
überlefen, verb.irreg. act. (&, Lefen,) überlefen, zu überle:
Daher die überlegfamfeit, plur. car. |
überlegen mächtig, ingleichen allzu mächtia,
libermablen, verb. reg. act. übermable, zu überm,
Lin Bemählde, es von nenen mahlen, oder die ſchadbaften
Stellen mit feifchen Garten ausbeffern. Dede dag ie
mablen..
Übermannen, verb. reg. act. übermannt, zu übermannen ,
durch überlegene Kraft oderMacht überwinden, Jemanden über:
mannen. Sich von einer Leidenfhaft ubermannen laffen,
Daber die übermannung. Schwed, öfvermanna, von Mann,
ein ſtarker, tapferer Mann, oder vielleicht von einem veralteten
Zeitworte mannen, ſtark, mächtig ſeyn.
Das übermaß des — es, plur.inuf, 1) Dasjenige, —
das deſtimmte Maß iſt. Weun eine Ohm 62 Kannen balten ſollte,
und fie hält deren 70, fo find acht Kannen ijbermaß. 2) Figur
lich, ein mehr als gewöhnliches Maß, ein ungewöhnlich boher
Grad einee Sache, Das übermaß ihrer Güte gegen mich. -
Ich glaube dadurch alles im übermaß erfüllet zu haben, im
Oberdeutſchen für im Überfluß, überflügig, Das übermaß ihrer
Schmerzen, bat ihren Geiſt iberwältiget.
fen. Etwas überleſen, es flüchtig durchleſen. Nachdem FA Die jibermafe, plur. inuf. das Abſtraetum des vorigen Wortes,
der überleſe, was ich geſchrieben babe, finde ich, daß i
Thẽt inn bin.
tülberley, adv,mwelches nur in den gemeinen und niedrigen Spredis
"arten für das Rebenwort übrig üblich iſt. Es if etwas überley
yeblichen, Du haſt Kecht überley, Gell. S. — Ley,
me
dasjenige Verhältniß, da der gehörige oder gewöhnliche Grad der
innern Stätfe gegen die Natur ber Sache fehr weit -überfchritten
wird; ſo wohl im guten als nachtheiligen Verftande, In folder
übermaß (Übermaße) wird die Liebe zum Leben Leidenfchaft,
Gell. Ras — und die uüͤbermaße ſiud eben ſo *
eu,
darum müſſen ſte zu
Im Oberdeutſchen die Ober
|
|
;
|
1
|
N RR — Sun
den,als das Maß und die Maße, (S. diefe Wöter,) 'obgleich
0 Hbende Wörter bäuftg mit einander verwechſelt werden,
Übeemäßig, —er, —fte , adj, er adv; Üdermaß enthaltend,
; di. af
darin gegründet. Line übermäßige Größe,
- . feyn, ungewöhnlich reich. Am haͤufigſten im nachtheiligen Vers
. flande. übermaßig eſſen und trinken. Eine übermäßige
0 Seeuder Sich übermäßig freuen, Unmäßig zeiget einen noch
„ böbern Grad.an, wo gar Fein Verhältniß Statt finder.
Ubermeiftere, verb. reg, act, übermeiftert , zu übermeitern,
durch überlegene Macht, ingleichen, durch überlegene Fähigkeit
überwinden, Jemanden übermeiftern, fein Meiſter in einer
Sauce ſeyn, ihm darin überlegen ſeyn.
Übermönfchlich, adj. et adv. was aus ben befannten menfchlis
chen Kräften nicht erfläret werden Tann, diefelben überfteiget. Im
gemeinen Leben auch voneinem fehr hoben Grade. fibermenfch:
lich Taufen Fönnen,unglaublich geſchwinde. Unmenfchlich iſt ganz
„etwas anderes, ; x
uͤbermeſſen, verb. irreg. act. (S. Meffen,) übrumeffen, zu
übermeffen, das Maß eines Dinges ungefähr, nur obenhin zu eve
forfben ſuchen. Einen Saufen Getreide übermeffen. Ein $eld,
ein Baus u, fef. übermeifen. So auch die übermeſſung.
Übermegen, verb.reg. act. übermegt, Zu übermegen: Der
" Hrühler übermegt die Mahlgaſte, wenn er mehr meet, als ihm
erlaubt ift , mehr von dem Getreide nimmt, als feine beſtimmte
Wege ausmacht. —
Übermögen, verb. irreg. act, (S. Mögen,) übermocht, zu
übermögen, durch überlegeies Vermögen überwinden, ein im
Sochdeutſchen feltenes Zeitwort. Der Mann fahe, daf er den
Zoeob nicht ubermogte, ı Mof. 32,5. Siehe zu, womit wir
ibn den Simfon) übermögen, Richt. 16, 5. Sie haben mich
nicht übermocht, Pf. ı29,2. Sprichw. Wer den.andern über-
‚mag, der ſteckt ihn in den Sad. Doc bald von Amorn
Abermocht, Wiel, a } }
Ubermorgen, adv.der Zeit, den Tag, der zußächſt auf den mor⸗
‚genden folgt, zu bezeichnen, den dritten Gag von heute an. über—
morgen ſollſt du es erfahren. Schwed. Öfvermorgon.
zungen des Wortes Muth, auch in verfchiedenen Fällen vorfommt.
‚3)* Ein übertriebener oder an dem unrechten Orte angebrachter
Grad des Muthes; eine veraltete Bedeutung, welche noch bey den
Oberdeutſchen Schriftfelern vorfomnıt, wo fibermurb Hartnä⸗
igfeit, Widerfpänftigkeit bedeutet. Im Iſidor iſt ſchon ubar-
muodic, bartnädig. 2) Der Mißbrauch der übertriebenen Vor⸗
ſtellung von feinen Vorzügen zum Nachtheil feiner oder anderer;
zum Rachtheil anderer angewandter Hochmuth. Dein Iibermurh
ift vor meine Ohren herauf gekommen, 2 Kön. 19, 28, Jem an⸗
des übermuth dem üthigen. Die bibliſche R.A. übermuth trei-
3) So fern Muth auch Munterkeit des Gemüthes, Luſtigkeit be⸗
deutet, iſt Üibermurh, übertriebene Luſtigkeit ſo fern fie zum
Schaden ſeiner oder anderer angewandt wich, befonders, fo fern
fie aus dein Genuſſe des Überfluffes berrübret, da es mit Muth—
. wille und Frevel ziemlich gleich bedeutend iſt. Niederf. Averdaad.
Sxyrichw. Gut macht Muth, Murh macht übermuth, Übers
| muth thut felten gut. y So.
2. Anm. Revo gebraucht esim weiblichen Geſchlechte, die Uber-
muat, für zochmuth, in welcher Bedeutung es bey den ältern
0, Geoprififtellern nicht felten iſt. i = *
AUbermüthigg, —er, —ſte, adj. et adv. übermuth habend, vers
Bi rathend und darin gegründet, in deu beyden letzten Bedeutungen
des Kauptwortes. Kin üderminhiger Menſch. übermithig
örige oder gewöhnliche Maß weit überfchreitend, und '
übermäßig reich
Der 1jbermutb, plur.car.weldjes,nach den verfcjiedenenBedeus
Ube 766
ſeyn. Lin übermürbiges Betragen. Line ubermürbige Ant⸗
„wort. Bey dem Kero ift ubarmuoti, ſtolz, hochmüthig.
Übernachten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben ,
die Nacht an einem Orte zubringen, über Nacht an einem Orte
Bleiben, Auf freyem Felde, in einem Wirthehauſe übern ach⸗
ten. Den der Wiusbeckinn benahten, im mittlern Lateine
„hocturnare.
Ubernächtig, adj.etadv. 1)" Was nur eine Nacht wäßrer ; eine
veraltete Bedeutung, in welcher ubernehtig bey den Schwäbis
ſchen Dichtern vorfommt, 2) Was die Nacht über ſtehen bleiber,
So oft das Pfend übernächtig wird, über Macht fiehen bleibt,
übernägptiges Bier, was die Nachtäiber außer dem Keller geſtan⸗
den hat, und alfo nicht mehr srinkbar iff,
Die übernahme, plur. die —n, die Handlung, de man etwag
„ übernimmt. Die übernahme eines Gutes, eines Capicklen.
Ubernatürlih, —er, —fe, adj. etadv, was aus den bekann⸗
ten Naturfröften nicht begreiflich odererweisfich iſt, und mit uns
natürlich und wihernatürlich nicht verwechfels werden darf,
Übernehmen, verb. irreg. act. (S. Yebhmen,) übernommen,
zu übernehmen. 1) In Empfanguehinen, es fey nun für ſich
oder für einen andern, Man gebraucht es am bäufigften vor
einem aus mehrern Stücendeftehenden Ganzen, So iibernimme
man ein Gut, wenn man, dafelbennebft allen dazu gehörigen eine
zelnen Stüden in feinen Befig eder feine Oewahrfame /ninumt,
Ein Capital übernehmen. Die Waaven fir einen. andern
übernehmen. 2) Aufoderüber fih nehmen, ſich zu etwas freys
willig anbeifchig machen, Eine Lieferung, eine Arbeit, ein Amt
übernehmen. Die Regierung übernehmen. DasLeiden, ein
übel freywillig übernehmen. 3) Sich übernehmen , zu viel
auf oder zu ſich uehmen. Sich mit Eſſen und Trinken übers
nehmen, zu viel davon zu fih nehmen. Sich mis Arbeit über—
nehmen, zu viefübernebmen.. 4) Jemanden übernehmen ‚zu
viel von ihm nehmen oder fordern. Die Unterthanen mit Abe
‚gaben übernehmen. Der Derfäufer übernimmt feine Runden,
wenn er fie übertheuert, zu viel für feine Waaren von ihnen fore
dert oder nimmt. 5)* Femanden eines Dinges übernehmen,
ihn deffen überzeugen, eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung,
6)* Sich.einer Sache übernehmen, ſich derſelben überheben, zu
ſtolz darauf ſeyn; auch nur im Oberdeutfchen. 7),Überwäitigen,
übermonnen, Sich den Zorn, oder von dem Zorne übernehe
men laffen. Der Trunk bat ihn übernommen.
‚Drum laß di ferner nicht den Argwohn überneh—
men, Gott. :
Auch diefe Bedeutung iſt im Hochdeutfchen felten.
So auch die überne hmung, und in der.erfleu und zweyten Be⸗
„deutung die übernahme.
irberpfeffern, verb. reg, act, überpfeffert, zu überpfeffern,
zu ſehr pfeffern. Die Brühe überpfefern,
ben, Pf. 30, 2, für übermüthig fepn, iſt imHochdentfchen veraltet, Alberpoölftern, verb.reg. act, übecpolſtert, zu überpolſtern,
„mis Polftern überdeefen, überziehen,
Überpürzels, verb. reg. recipr. Sich überpurzeln, fo purzeli,
„daß der untere Theil über deu obern wegfält.
Alberauer, ©. fiberswerd, f
Aberrappen, verb.reg. act; überrappt, zu. überrappen, bey
den Maurern, eine Wand, ihre ganze Oberfläche berappen,
Uberraͤſchen/ verb. reg. act. überrafcht, zu überzafchen, durch
Raſchheit oder Geſchwindigkeit auf etwas zus oderäbefjemanden
Tommen; für das niedrigere überrumpeln. „Seinen $reund ins
Bette uberrafihen. Den Seind überraſchen, da er ſich es am
‚wenigiten vermuthen war. Einen Dieb überraſchen. Sich
von dem Zorne, von. einer Leidenſchaft überraſchen laifen,
Man wird überrafeht, auch wenn man ühereilt un ie
u
—— — ———
Be We
ſchiuſſe bewo gen wich, — Zeit achabt, denſelben are —
rig zu überlegen.
So auch die überraſchungt Das Iutenfioun ea,
iſt aur im zemeinen Leben üblich.
Uberraͤſpeln verb, reg. act. ubertäfpelt, su übertafpeln, anf
"der ganzen Hberfläche betaſpein Ein Stüd Holz noch ein
Mahl überrafpeln.
Jiberreihen, verb: reg. act. ——— gt Übereepen. Ein
Stück Land im Garten, ee auf der ganzen Oberflachẽ mit dem
Rechen ebenen.
Uberre hnen, verb: reg. act. ——— zu ——
eine Zahl nach allen ihren Theilen ducchrechnen. bervechne,
was eine Sache werth ic, Apoſtg. 19, 29. Die Roften einer
Unternehmung iberrechnen. Seine Einnahmen, feine Schul:
‚den überrechnen.
errecht, adv. überflüffig recht, welches nur in gemeinen Le ben
ublich iſt. Erlaubt, er babe überrecht, ev babe noch Recht
‚übrig. Drey beißt ſonſt überrecht, Günth.
Überreden verb, reg. act, uberreder, zu · iberreden/ eigentlich
durch Worte oder Reden überwinden, durch wörtliche Borftellung
zum Beyfalle oder zu etwas bewegen, zu et vas bereden. üderre⸗
de deinen Mann, daß er uns ſage das Rathſel Rirdt, ı4, 13,
Sie übertedete ibn mit vielen Wörten und gewann ibn mit
“ihrem glätten Munde, Sprihw. 7,21, 83 fehlee nicht viel,
du überredeſt mich, daß ich ein Chritt würde, Apofta. 25, 8.
Er iſt niche zu überreden. Auch mit der zwenten Endung der
Sache. TJemanden einer Sahe überreden, hu dur FBorre
‚bewegen, fie zu glauben. Ich kann mich deſſen nicht überreden,
Was man gern will, deffen uberreder man fich leicht. Am
Hochdeutſchen zuweilen auch mieder vierten Endung der Sache:
ich Fonnte ihn das nicht überreden, welche Wortfügung aber
freylich nicht die befte ift. In engerer Bedentung überredet man
" jemanden, wenn man, ihn durch bloße wahrfheinliche Gründe
zum Bepfalle, oder auch zueiner Handlung beiweget, wodurch es
- fi) von überführen, überweifen und überzeugen unterſcheidet
ob es gleich urſprünglich und eigentlich eine Bewegung, Überwinz
"dung duch Worte im weiteſten Berftande bedeuter; daber es
ebedem auch für, überführen, überzeugen gedraucht wurde.
Wird er des mit Recht überredet, rechtlich überführet, in einer
Urkunde von 1280. So auch die überredung
AUberreichen verl. reg.
mie dem Hülfsworte Haben, ich reiche über /übergereicht, uber
„zu reichen; über etwas reichen, mit Verſch veigung diefes Etwas,
im gemeinen Leben überlangen. Die Stange-if zu vurz, fie
reicht nicht tiber, über den Graben.
e überzreichen, ald ein Yetivum, ich überveiche, überreicht,
zu überreichen, in jemandes Hände reihen, wo es mehr Sever:
lichkeit voraus fegt als übergeben, aber nicht allemahl den rigen-
sbümlichen Beſitz mit einſchließt. Jemanden ein Gedicht wer⸗
zeichen, Welches man auf ihn derfertigt hat, ein Buch welches
man ihm zugeſchrieben hat. Dem Landeshereeneing Bittſchrift
üiberreichen. Jemanden einen Teller bey Tiſche, ein Gla
Wein überreichen, wenn es aufeine fegerlihe oder doch der Wohl⸗
aaftändigfeit gemö te Act geſchichet. So auch die überreichung.
ilberreif, dj et adv, allzu reif, Teifer als adthig und dienud iſt.
überreifes Obſt Von Feldfruchten iſt ineinigen Gegenden auch
Aber taadig üblich Das Hauptwort die Üiberveife, — car.
iſt auch nicht ganz fremd.
Merreiten, verb.irteg, (&. Reiten.) 1. Überreiten, ats ein’
Neutrum mit ſeym ich veite über, übergeritten, über zu wei \ iderfäen, verb.reg. act. üherfäer, zu überfäen. .
ten, über etwas reiten, mit deſſen Berfhioeigung. Die, Brinke
it zu fiymabl, id Fann nicht überzeiten,
2) iberreihen, als ein Reutrum
au
— als RE mi Ber oieten Bub !
* he übeetitten, zu überreiten, ) Ein Bind, e ent
einen Menfchenuberteiten, fie über den. Haufen weiten,
dem Feinde überritten werden En Jemanden ——
im- Reiten zuvor Formen, Br überreitet 3 beſten Kor — 5
3) Ein Pferd überteiten es im. Reiten zu for "Alle Such
“4 Im Oberdeutſchen fagt man auch, die Mige,: eixen Wald, 4
ein geld u. |. fr uberreiten,, zu Pferde die Amſicht —— fübe ® si
ven; fie ziı Werde berihtigen, wofürim ie nr
hdlich if, Daher find dareldft Die nberreiter, folde — —J
beriuene Verfonen, welche über gewirfe "Gegeäftände bie Auf
führen, und im Hochdeutſchen Bereiter beißen. & uca fie nur
su Fuße, fo beißen ſte daſetſt üibergeher.. — ai
Sſterreichiſchen Safzubergeber undSalzüberreiter, De:
veiter, Wigedereiter, Wald: und Sorftüberreiter de
x ‚Wien bießeh gewiffe Numorwächter zu pferde gieschjulls i
reiten, S. auch Landreiter, er a
Überrennen, verb. irreg. act. (&. Rentten,) Terran 9
übsrrerinen, 1) Über den Haufen rennen. in Bins,ch in Thien *
—— tennen
9 Jemanden überrennen, es ihm imn
zuvor EHER! y —
— ————— des Des plür, die Be⸗ —E mas von ——
’ Seinem Dinge übrig Bleibt, und welches man auch nucden Ref
nennen pflegt. Der) Uberrefi der —— u, der Mr x
j „von dem Zeuge u. ff.
| Zwar fihien von SHam ei Heiner beten *
—Ihn noch zu vorben, Shleg *
— verb, irreg. neutr, (S. -Rinnen Zmig dem PU
"worte feyn, ich rinne ider, üdergesonnen,, über zu rim rien, >
über das gefeste Biel der böher rinnen, wie überfiegen und
aberlaufen, BIER
Der Uberrock, des — rs, plur, die ER, ein * gerhtäte
"rer Art, welchen ne die ordentliche Kleidung her, eds
wahren.
durch vor der Witterung, oder ſich vor der ‚Kälte zuv
der alfo von dem Oberrocke noch berfchieden iſt. Der Regen
Sureous, Caputt uff. find foldhe Übersee, . ,
Das jjberruk, des —es, plur, die — 6, in einigen G⸗ ende
‚das gedrechfelte Holz an der Gpindel, worum der Flache ge ‘
delt wird. Bepdes zufammen gibt den Roden. NR
Iberrüds, adv. welches fo. wje bintrerüds, mr im — —
Leben üblich it, über den Rucken. zemanden überrüch: -
fehen, über die Sad Den Sals überrücs biegen, 4
iberrufs liegen, auf dem Rüden DI
Übereumpeln, verb, reg. act, überrumpele, zu — —
welches mit überrafcpen und überfallen der Sache nach alei —
deutend iſt, nur daß überrumpeln ein größeres Bepolter ih
töfe mit einfbließt, und win diefer Onomatopdie willen i im ge
nen Leben häufiger it, als in der edlern Bu En ERBEN —
art Den Seind, eine feindliche Stadt überrumpeln, fie une Er
vermuthet und durch Geſchwindigkelt überfallen. Jem anden uber:
rumpein, ibm unvermuthet fiber den Hals fommen, auch wenn 3
es in freundſchaftlicher Abſicht gefcht che. Wir werden überrums i
pelt, wenn man ung zu etwas bewegt, ohne uns Zeit zu leſſen⸗
die Sache zu überlegen, in welchem DBerftande übertölpehn, noch
niedriger fl. So auch die überrumpelung.
Üsekrüften, verb.reg. neutr. mit haben. Im Bergbaue — ——
man über, wenn man das Berüft zu dem Hafpel über einen
Schacht aufrichtet. Der Müller rüfer über, wenn erben Numpf
mit feinen Zubehör auffeget, im Gegenfage des Abrutens.
„ı) Wir bea u
faen, über der ganzen Oberfläche mit Samen betreuen, fo wohl
eigentlich, als ſigürlich. Den Acker uberfäen, beſcen I
Blatter ⸗
⸗*
— ER
: Blue “2) Den Acker Übefäen, zu sieten.
en adenfelbeh fürn. So auch die Uberſaung.
‚Über Fen verb. irreg. act. (Ö.-Salsen.) überfalzen, zu
— zu ſehr, zu viel ſouen vaſaizen Die Speien über:
— aß, dee —es, plur. die —— von dem Zeitiworte
überfegen. Dasjenige, was über ein anderes Ding geſetzet
wird/ doch nur in einigeli Faͤllen, weil in den meiften übrigen uf:
fag üblicher iſt. In der Schifffahrt, werden diejenigen Theile
ober Stücke, welche über einander gefeget werden, und alsdann
den Maftbaun ausmachen, mit einen allgemeinen Nahmen Auf⸗
„füge, noch häufiger aber überſatze genannt. Indeſſen dat jeder
derſelben wieder ſeinen beſondern Rahmenz der erſte überſatz des
Mitte lmaſtes N die große Stenge, der zweyte die große
Bramfienge; der\erfte UÜberfas des Fockmaſtes beißt die vor—
enge oder Joditenge, und der zweyte die Vorbramſtenge; der
Überfag, des Befanmafses die Rreusfienge, und des Bugſpriets
die Bugitenge oder Blindftenge, blinde Stenge. In der Baus
kunſt iſt der überfag, ein niedeiges Geſchoß zu oberfl unter dem
Dache, Franz, l’Attique. 2, Bon überfegen, zu viel aufs oder.
anfesen ift über ſatz, ohne Plural, 3) Was zu viel aufgeſetzet
tz eine im Hochdeutjchen unbekannte Bedeutung.
Hein Tisch, der darf mich nicht um überfag verklagen.
* Der Gurgsleß ich nicht, ich. eſſe nur dem Tagen, Logau.
2 es denüberfluß aufgefegter oder aufgetragener Speiſen bedeu⸗
2) Bon der R. A. jemanden uberfegen, ihn im Preiſe
—— zu viel Gewinn von ihm nehmen, iſt der überſatz
undbilliger, übermäßiger Gewinn. Du ſollſt nicht Wucher von
deinem Bruder nehmen, oder überſatz, 3 Moſ,.25, 86. Du
‚folltibm dein Geld nicht auf Wucher thun, noch deine Speife
auf überſag aus thun, B. 37. Wer fein Gut mehret mie Wu⸗
— und überſatz, Sprichw. 23,8. wucher und uberſas neh⸗
mein, Geech as ..
Vberfchallen, verb. reg. act. überſchallt, zu überfepaflen, an
. Tautem Schalfe übertreffen, mit der viertePEndung der Sache,
Die üiberfcher, im Bergbaue, (S, Oberſchar.) Wenn ober oder
uber bier etwas bedeutet, das übrig bleibt, fo iſt uͤberſchar die
richtigſte Sprech⸗ und Schreibart.
Überfharf, adj.etadv, übermäßig ſcharf, allzu ſcharf. Das
Meſſer iſt überſcharf.
Ub erſchaͤt teh, verbi reg. act, iberfchattet, zu überfehatsen, _
= gang mit ni feier Schätten bedecken, welchae mehr ift, als beſchat⸗
ten. Eine Wolke überfcpattete fie, Dratth. ı7, 5. Sein Schatz
ten überfchattere ihrer etliche, Apofl. 5, 15. Die Cherubim
aberfhatterenden Gnadenſtuhl, Ebr. 9, 5. Fisurlich heißt es
Luc. 1,35, von der Empfãngniß Chrifti: die Kraft des zöch⸗
fen wird dich überfichatten , ihre Gegenwart in dir auf eine
merkliche Weife offenbaren, * auch Sie überſchattung.
Überfchauen, verb, reg. . „ Überfihauen, ich ſchaue über,
"nbergefhaug, über zu —— als ein Heutrum ait haben,
Aber etwas [hauen oder fehen, im Dberdeutfchen, zuweilen auch
in der höhern Schreibart der Hochdeutſchen. Die Mauer iſt zu
hoch, ich kann nicht überfihauen.
. 2, Überfchäuen, als ein Xetivum mit der vierten Endung,
dh überfcpaue, überfehaut, Zu überfehauen, wie überfehen 2,
im Dberdeutfchen und der höbern Schreibart der Hochdeutfchen.
„ Die weire Ebene ift nicht zu uberfhauen. ‚Feder, der. fein Le⸗
hen bedacht ſam überſchauen will, RER Daber. die über:
ſchauung.
———— verb; irreg.(S. — 1) überfäjeinen, es
fcheiner über, uͤber geſchir nen, über zu A Föhn, als sin Neu⸗
Ade w 3.4.%. 2 Sul
Be u ude — re
erum nit haben, über etwas (heinen, den Schein über etrans,
der ee nad, werfen; obgleich. nur felten,
2; liberfcpeinen, uberfeheint, überfchienen, zu überfcheinen,
als ein Activum mit der vierten Endung, mit feinem Scheine
bedecken, auf dev ganzen Oberflaͤche etleuchten ; gleichfalls nur
‚7, felten-
Uberſchicken, verb. reg. aet. ich überſchicke, ibefaier, 31%
überſchicken, an einen andern ſchicken, in der edlern Schreib»
art iberlenden. Einem einen Brief, Waaren, Geld uf. f. über=
ſchicken. So auch die überfepidung.
Überfchießen, verb, i itreg, 1. überfcpießen, ich ſchieße über,
ubergefchoffen, über zu ſchieß en, als ein Neutrum mit dem
Hılfewortehaben. 1) Über etwag ſchießen, mit deſſen Ver⸗
ſchweigung. Die Wand iſt zu hoch, man kann nicht überſchie⸗
Ben, beſſer darüber. 2) Der Leith und ſchießt über, wenn er aus
Sitze über die Fährte hin ſchießt oder eilt, ohne ſolche zu bemerken,
Wird aber die Fährte ausgedruckt, fo fat dee Ton aufdas Zeit
wort, und alsdann überfchießt der zund die Fahrte. 3) Außer
der beſtimmten Anzahl binzu ſchießen oder thun. Der Buch
drucker ſchießt uber, wenn er mehr Bogen abdrucken Läffet, ala °
beſtimmt worden, wo der Ton auf dem Worworte bleibt, wen
gleich die Zahl in der vierten Endung ausgedruckt wird. » Sunfe
zig Crempläre überfchießen. ©: auch überſchuß
2. übexrſchleßen, als ein Yetivum, ich überfchieße,uberfchof:
fen, zu überjchießen, 1) Über etwas Bin fchießen, mit. deſſen
Meldung, doch nur bey den Jäger. . Man überfchießer ein
. „Wild,wenn man darüber hin fchießet,ohne es zutreffen, 2) Sich
überfehießen, mit dem Leibe über den Kopf Bin ſchießen oder fal⸗
len; im gemeinen Leben ſich überpurzeln.
Aberfchiffen, verb. reg 1. überfchiffen, ich fhiffe ibm, iber⸗
geſchifft, über zu ſchiffen. 1) Über ein Waſſer ſchiffen, mit deſ⸗
ſen Verſchweigung⸗ als ein Jeutrum mit den Hülfsworte ſeyn.
Auf einem Jagdſchiffe nach England uberfehiffen. 2) Zu Wafs
fer über einen Fluß oder Waffer ſchaffen, als ein Activum mit der
vierten®ndung der Sache. Waaren überfehiffen, über den Fluß.
Perfonen nach England übrrfchiffen, über den Canal,
2. überſchiffen, ich überfchiffe, überfchiffe, zu uberfchiffen,
über ein Waſſer ſchiffen, mit deſſen ausdrücklichen Meldung. Eine
Meerenge, einen Sluß überfihiffen.
Überfchlächtig, S. Oberſchlaͤchtig.
Der überſchlag des—es, plur die —ſchlage, von dem Leite
» worte überfeplagen. , 2, Der Suftand, da ein Ding überfchläor,
doch nur in einigen wenlgen Fälen und ohne Plural. "So oflees
man zuweilen die Neigung der Zunge in der Wage nach riner&eite
Gin den überſchlag zu nennen. Noch häufiger 2. dasjenigr, was
überſchlagen wird, ) Gewiſſe umg Nagene Theile an den
Kleidungsſtücken ven bäufig überſchläge genannt, Binfikev-
fhlag am Bragen. Die überſchläge auf der Yrmeln, welche
noch häufiger Kuffchläge beißen. 2)Ein feuchtes Arzenepinistel,
weldjes über einen kranken Theil geſchlagen oder gelegfivird,heißt”
ein ljberfchlag. Warme überfchläge über ein Glied machen.
3) In der Bauknuſt iſt der überfchlan ein gerades Glied, weiches
etwas größerift als ein Riemen, undein dbeu weiter berdpr fprine
gendes Stück oben ſchließet. >
ÜberfchLagen, verb. irreg. (S, Schlagen.) ». Überfihlegen,
ich fchlage über, übergefchlagen, über zu ſchlagen.
») Als ein Neutrum mir dem Hülfgworte feyn, (a) Sih |
mit dem oberen Theile ſchnell nad; einer Seiteneigen, Die Wage
fchlagt über, wenn fid) diegunge nach einer Seite neiar; (6) Mie
dem obern Sheile plöglich hinten über fallen, Ein fehendes Stick
Bauholz fehiäge über, wenn es mit dem obern Tbeile faͤllt. Dos
Kind ſchlagt über, wenn es der Aaume Fürftings Don dem Arut
IR; Arm
FIR.
File. Das Pferd if mit Sam Reiter übergefchlagen, venn es
Eich bäume und hinten über füllt. Go bald.rs hier aber ein Neciz .
proeum wird, ſich überfiplagen, gehöret es zu dem folgenden Zeit
worte. BE — Zee
2) Als ein Xerivum, doch fo, daß dasjenige, worauf ſich das
iber eigentlich bezichet, verfchwiegen werde. (a) Mit einent
Sheiledes Endes oder Außerften den andern Theil bededen, Das
Betttuch überfchlagen. Die Ärmel am Bleide überfhlagen,
auch aufichlagen. (d) Über erwas fhlagen, d.i. legen. Wer:
men Wein überichlagen, übeceintranfes Glied,
2. fberfchlagen, ich überfchlage, überfchlagen, zu übers |
ſchlagen. —
1) Als ein Neutrum mit dem Sülfsworte ſeyn. (a Mit Schim⸗
‚mel überſchlagen, überzo gen werden, mo doch beſchlagen übdli⸗
cher iſt. Am haufigſten gebraucht manes, (b) von falten: Kör⸗
gern, befonders flüſſiger Art, wenn fiedie empfindliche Kälte dere
Tieren. Das kalte Waffer din wenig überſchlagen laſſen, ehe
manes trinfe. Der Wein überfihlaat ſchon, in ſchon übers
Schlagen, weun er die empfindliche Kälte verlierer. überſchlage—
es Bier. Iu vielen Gegenden ift. dafiir auch verſchlagen üblich,
Niederſ, verflaen, T
2) Als ein Aetivum, wo es nach Maßgebung des einfachen
Zeitwortes wieder verfhiedene Bedeutuugen bat. (a) Zu ſehr, zu
wiel ſchlagen. Einen Sund überfchlagen, ben den Jägern, ihn
durch alzu viele Schläge ſcheu und furcht ſam machen, wofür duch
‚ weriiplagenüblichift. - Ein uberfhlagener Hund, -(b) Sig
. überfiplagen, rücklings über felen. Das Pferd hat fi überz
" Shlagen, iberſchlug fih mit dem Reiter, (9. das vorige jibers
fiplagem) (9 Im Nachſchlagen übergehen, Line Stelle in
‚einem Buche überfchlagen, fo wohl ir.mRachfhlagen oder Auf
suchen wider Billen überfehen, als auch fiemit Fleiß vorbey laſ⸗
ſen. En Paar Blätterüberfgplagen. Das wollen wir übers
ſchlagen, nicht mit Tefen. überblaättern Lommt in Ähnfichern
Borftaudevor.' (d) Die Größe, Schwere, Anzahl u.f.f. unge
fähr beſtimmen. in Leld mit der Mepkette überfchlagen, es
nur ungefähr gusmeſſen. Tewas auf der Wagſchale uberfihlas
gen, es ungefährwägen. Ferner ungefähr berechnen. Die Bo⸗
Ken zu einer Unternehmung überfihlagen. Wer if unter
auch, der einen Thurm bauen will, und figt nicht zuvor,
und überfhiägt die Kot, (die Koften.) ob ersbabe hinaus zu
£ihren ? Luc. 14, 28. Den Gewinn überfohlagen. (9: über-
ſchlag.) Zu noch weiterer Bedeutung für erwägen, überlegen,
sdenken, iſt es im Hochdeutfchen veraltet, ?
Sr liege die arme Seel in Pein und überfplägt
Ganz traurig, daß fie ſchon ihr Urtheil mit ſich trägt,
4 ak Opitz.
Das Hauptmoet ‚die überſchlagung, iſt nur in einigen Fälen
des Aetidi üblich, befonders, ‚wenn der Son auf dem Zeitworte
liegt; in andern gebraucht mon das überſchlagen, and: in einem
Der ihre plag. ——
Aberſchleichen, verb. irreg, (S; Schleihen,) überfchlichen,
zu überfchleiihen, ſchleichend übereilen, Übereafhen, bes
Ichteichen. er Ka
Iq ließ mich oft von ihm nachlaſſig überfchleichen, Gell.
Merſchleyern, verb. reg. act. überſchleyert, zu überfchleyern,
mit einem Schieyer überdecken, am häuftgfien in der dichterifchen
Säreibdart, : y
"2 Durch Anfebn — ser Jrrthum den Betrug,
2 nf. ;
Aberſ⸗ chlichten, verb. reg. act. ũberſchlichtet, zu ũberſchlich⸗
sen, bey den Klempenern, auf der ganzen Oberfläche ſchlichten,
Bi, mit dem Schlichthammer glatt ſchlagen.
uüberſchlingen werb.irreg. act. S. Shlingen,) Übsrffun:
- genau uberfoplingen, bey den Räbterinnen, eine Arı zu ea
liberfihmieren, verb. reg. act. #) jiberfemier.n, ich ſchmie⸗
Släche. Einen Ofen mit Lehm iberſchmeren.
Überfihneppen, verb. reg.neutr. mit demHütfeworte feyn, es
s geDörigen Gebrauches feines Verſtandes beraubt wird,
Überfchnellen, verb. reg. act. überfchneile, su überſch nel⸗
ſchen unge wöhnlich iſt. Bei ; 3
Uberſchneyen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsiworte feyn, fo °
Überf: hnüren, verb. reg. act. überſchnürt, zu uͤberſchnür en. —
a) Mit Schnüren oder einem Schnurwerke überzichen, Etwas
„rung. — —
Uberſchreiben, verb.irreg. act, (SSchreiben.) 1, überſchrei⸗
über ſchreiben.
„Brief überſchreiben, bie Aufſchrift darauf ſetzen. Die Brands
keiten überfchreiben.
Überfipre ten, verb. irreg. (©. Schreiten.) 3) dbitärden.
deſſen Verſchweigung. Der Bach iſt zu breit, man kann nicht
—
ſchritten, zu überschreiten, über etwas ſchreiten, mit deffen Diele
Überfi dhreyen, verb.irreg. act, (S.Schreyen,) ich über ſchreye
ER | DEREN
N
—
ve über, übergefehmiert, über zu fiymieren ‚ über eıwag fehmie«
ven, mit deſſen Berjchweigung, Gbl überſchmieren, über eine
Wunde, uff —J—— ee
“ 2) ůberſchmieren, ih überfchmiere, überfehmiert, zu über:
fhmieren, auf der obern Fläche berchmtieren mis Miefdungder >
ſchnappt über, übergefehnappt, über zu ſchnappen, fehnappend
oder miteinem ſchnappenden Lauteüber etwas fahren oder forin- ⸗
gen. Ein Schloß ſchnappt über, wenn der Riegel über den
Hamm des Schlüffels fähres, odne zu ſchließen. Figürlich füge
man in gemeinen Leben, es ſchnappe jemand über, wennerdeg-
len nden überfchnellen, ihm durch Gejchwindigfeirgufeie
nem Nachtheil zuvor fommen, ihn überliften, berücken, Niederſ.
verſnellen, im Hochdeutſchen and wohl befchnellen oder fepnellen
ſchlechthin. Ebedem bedeutete es auch übereilen, nicht die gehörige
Brit zu etwas laffen ; in welchen: Berftaude es aber im Sochdeuts
doch une in den zu ſammen gefegtenZeiten üblsch iſt, überſchneyet,
zu überfchneyen, mit Schnee bededer, überzogen werden, Die
$elder jind ganz Überfchneyer. BIER TE
überfchnäven. 2) Mitder Schnur nur ungefähr meſſen über ⸗
ſchlagen. Ein Faß überfihnüren, So auch die uüberſchni
ben, ich ſchreibe über, übergefchrieben, überzufepceiben, über
erwas ſchreiben amit Verſchweigung diefes Etwas ;befier, dar⸗
2. jiberfchreiben, ich überfehreibe, überfehrieben, gu.übeen “
ſchreiben. 1) Mit einer Auf oder Überfchrift verfehen, Einen
iber siberichreiben, im Hüttenbaue, darauf fchreiben, aus wel« _
her Hütte fie find.. Das Buch ift überfchrieben: der goldne
Spiegel; beffer die Auffchrift, der Titel des Zuches heißt
u.ff (9. Überfchrift.) 2) Jemanden etwas überſchreiben,
es ihm ſchriftlich befannt machen. Seinem Sreunde erde
Sp and) dir Kberfreibung.
als ein Reutrum mit dem Hülfsworte feyn, ich fchreite über,
übergefchritten, zu überfchreiten, über etwas fchreiten, mir
überföpreiten, beſſer darüber fihreiten. >
— *
2) überſchreiten, als ein Activum, ich überfchreite, übers
burg. Das gefegte Ziel überfihreiten. Am bäufigffen figärfich.
(a) Ziel und Maß überfchreiten, nicht das gehörige Maß beob»
achten. Die Granzen der Mräßigung, der Selbſtvertheidi⸗
gung überfihreicen. Die Schranken der Ehrbarkeit über:
ſchreiten. Die Billigkeit überfchreiten. (6) Femandeg Be:
fehl, ein Gefeg überfchreieen, dawider handeln, es überereten,
ebedem übergeh en. So auch die überieeitung. s —
überfoprien, zu überſchreyen. 1) Yım Geſchrey übertreffen,
——— Ba —— ſtarker
+ , ——
— —
——
8 De 1 Se
Ahnen Ding. Femanden"überfchrryem
Die Schallmeyen überföpreyen die Diolinem .2) Zu fiarf
köreden, Kine überfcpriene Stimme, welche durch vieles
Schreyen verderbt worden, ;
Sr plur. die—en, eine kurze Schrift, welche über:
"ein anderes Ding gefegt wird, wodurch fie fich von der Yuffchri®t,
ſchrift einer Yrinze, welche über dem Bilde ſtehet. Weß iſt
das Bild und die Überschrift? EMatıh.22, 20. Die überſchrift
am Kreuze Chriti, einer Säule, eines Grabmables u. .f.
fo feen fie über der Hauptfigur ſtehet. Die Überſchrift eines
Briefes, beffer, die Aufſchrift. Die überſchrift eines Capitels;
"einer Abtheilung in einem Buche ‚allein, von dem Bitel des By⸗
ches ſelbſt, iſt Aufſchrift üblicher. "Bey dem Notker Obelerift.-
Auch ein kurzes Sinngedicht, über einen Gerenftand, ein Epiz
gramm; pflegen einige im Deutjchen eine überſchrift zu nennen,
DE Uberſchůß/ as — ſes, plur. die — ſchüſſe/ von dem Zeit⸗
worte überſchießen. 1) Dasjenige, was über die beſtimmte Zahl,
uber das beflimmte Maß oder Gewicht if. Auf taufen® Thaler
zehn Thaler Überfipuß haben. Den überſchuß berechnen.
2) In einigen Gegenden pflegt man aud) ein über das untere“
Stockwerk hervor ra zendes oberes Stockwerk, den überſchuß zu
nennen, welcher ſonſt der überbau heißt. 3) Im Bergbaue iſt
der überfchuß, ein Flötz von verhärterent Thone, vermuthlich, ſe
fernes ſich über einem nutzbareren Flötz befindet.
> wortein der Bautunſt, die Übergießung eines Gewölbebogens
mis lüffigern Kalte, und Ne womit es übergoffen wird,
ſelbſt.
en verb, reg. 1.überfhürten,- ich ſchütte über,
übergefehürtet, über su fchütten, fo ſchütten, datz etwas übers
laufe, mit Verſchweigung der Granze, worüber es läuft, Das
Bier überfepütten, übergießen,
» 2, überfihinten, ich uͤber ſch üt te, „über ſchüttet, zu uberfhütz-
gen, über etwas ſchütten, mit deffen Meldung in der vierten En⸗
3 dung. ) Eigentlich. Etwas mit Sand, mit Erde überfchürz
m Sie haben mein Haupt mit Waſſer überfihürtet, Klagel.
0.089,54. 2). In überaus reichem Maße mit etwas verſeben, eine
darie und großen Iheils veraltete Figur; überbäufen..
werden mit Sueche überfchurterrfeyn, Eye. 7, 18. Mir
Schande und Sohn müſſen fie überſchüttet werden, B.rı,13;
Wie hat der Herr die Tochter Zion mit feinem Zorn uberfchütz
erlAfngeli 2,1. Du überichütteft ihn mit’ Segen, P.21,4.-
’ Femanden mit Wobieharen überfepütten, —— So —2
> de überſchüttunsg ·
üÜberfihwängern, werk reg. ach hehe zu über⸗
ſchwängern, ſtärker in reiherm Maße ſchwängern oder ber
f&wängern, als dem Laufe der Natur gemäßift. Cine Perfon,.
welche mitdrep Rindern niedesfommmt, heißt: Ib chwängert. Se
auch die über ſchwangerung.
car. ein im Hochdeutſchen unbekanntes Wort für überftuß. ‚Ihr
Uüberſchwangdiene eurem Mangel, 2 Cor. 8, 14 ©. über:
ſchwanklich .·
be ſchwanten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte Haben,
es ſchwankt über, übergefchwanft,'über zu ſchwanken. ı) Sich
fehwanfend überetwas beivegen, befonders von flüffigen Körpern;
Ein allzun volles’ Glas ſchwankt über, Läuft üben. 2) Sich
„mir dein obern Theile ſchwankend herüber neigen,
über! wanklich adj, et adv.vondemvorigen Seitiworte über:
fehwanten, eigeutlich fo), daß eeüberfchwanket, ih teibem Maße
— Es vird indeſſen nur. in ſigerlichem⸗ BVeerſtande fi
Znuſchrift, Beyſchrift nud Unteufchtife unterfepeibeti Die übers -
Ber überſchutt, des — es, plur. inuf, von dem folgendengeit--
et
"per fberfchwang, (richtiger überſchwank) Ses—eg, plur,.
ube rt. „4
wie übertlfig gebraucht, in übrraus veichem Mafe, ob ea gleich
auch hier im Hochdeutſchen wenig meßegebrandtiwird, Die Ger
rechtigkeit kommt überſchwãuglich, Eſ. 8, 22. ber ſchwang⸗
licpe Klarheit, 2 Eor. 3, 9. 10, Die über fdjwängliche Groͤße
der Kraft, Ephef. I, ı9. Der über ſchwangliche Reichthum der
"Gnade Wortes, Kap.2,4, Und ſo in andern Stellen mehr, vo
es ein ungewöhnlich eeichliches Maß bedeucit. - Da dieſes Wort:
don überfchwanten berfommt, fo fichet man bald, daß divSchreibe
Arten überfchw anglich und überfchwenglich anrichtig find. Roi
Fer gedrandht dafür uberluerig,von ſchweifen, fhwanfen,
Uberſchwatzen verb,reg. acı. ibref@ftoägr zu überſchwatzen,
ein inm Hochdeutſchen ungr wöhnliches Zeuworr für beſchwagen,
überreden Die haſt du überfipwägt, (ůber ſchwatzt) Opitz.
Die Ü berſchwelleʒ beſſer Ober ſchwelle (©. diefes Wort.) Das
erſte komme einige Mahl in der Deutſchen Bibel vor.
UÜberſchwem nen, verb. reg... act. ich i berſchwemme, über⸗
ſchwemmt, zu überſchwemmen, mit ſltark anftleßendein Waſ⸗
fer bedecken, unter Waſſer ſetzen. Ber ausgetretene Siuß hat:
das ganze Land uͤberſchwemmet. Die Zluth brach durch die
Dämme, und überfhwemmete die ganze Gegend. Daher die
überfhwemmung, plur. die —en, der Zuftand;.da ein Dri oder
eine &egend von dem Waffer überfchwenmet wird.
Uberſchwer, adj. et adv. überfüffig ſchwer, —“ als
nörhig und gewöhnlich iſt
Uberſchwimmen, verb.irreg. neutr. (S. — mit
dem Hülfswerte feyn, ih ſchwimme über, bin ũber ge ſchwom⸗
men, über zu ſchwimmen, über ein Waſſer ſchwimmen, nie dei
fen Verſchweiguug Der Sluß iſt zu breit; man wird nicht leicht
uderfhwimmen konnen, beſſer, hinüberſchw immen ,. und in au
deen Fällen darüber, herüber
liperfegeln,. verb: reg. act. 1, überfegeln, ich fegele über,
übergefegelt, über zu fegeln, welches doch felren gebruncht iwird,”
über ein Waffer ſegeln, mit deſſen Berfgweigung, Yus Holland
nach England überfegeln.-
2. AÜber ſegeln, ich überfegele, überſegelt, zu: überſegeln,
) über etwas ſegeln mit der vierten-Endung des Gewäſſers, allen
falls in der höhern Schreibart:- Ganze Weltmeere überſegeln
durchfegelm 2) UÜber den Haufen fegeln, Ein Schiff überſe⸗
geln Daher die Überfegelumg: 3) Im Segeln zuvor kom⸗
mei, ſchneller fegelm. Die Jagdſchiffe überfegeln die meiſten
andern Schiffe.
Überſehen, verb irreg. (S. Seben.) 1, jiberfehen, ich ſehe
über, übergefeben, uber zu fehen, als ein Keutrum mit:
baben, über etwoas höheres ſehen, mit deffen Verſchweigung, woe
für dach darüber, hinuber, herüber ſehen, richtiger und onrkäns
diger find,
2. berieben, ich überſehe, üderſehen, zw ae: mit:
ausdeüchicher Meldung deſſen, worauf RB das Borwort beziehen,
in der Vierten Endung:.
Nüber etwas wegſeben, weil man höber geſtellet if, ale
dieſes Etwas, wo es doch nur in fiakrlihem Berftande üblich if.
Der Erößrreüberfieberrden Bieinern, der Neichere den. Armen,
der Grsßere hät mehr Macht ad der Meine, der Reiche mehr
Vermögen. Wennjemand mehr Gelebrfäinteit befiset, als ein
anderer/ fo fagt man, er überſehe ihn jehr weit; Sergleichen
Kle inig keiten ſind Teicht zu überfeben, ohne beſchwerliche Em⸗
pfindung zu ertr agen. Eine ſolche Summe kann ich nicht überſe⸗
ben, nicht ohne Beſchwerde eitdehren.
2) über die ganze. Oberfläche eines Dinges hin ſe hen. (Ch
gentlich, beſonders auch, jo fern man höher geſtellt iſt. Dom
diefem: Berge kann man de ganze Gegend, ven diefenm
Thurme dig ganze russ), überfehen. Bine Ebene, welche
&er 2 nicht
7
m
nicht zu überfeben if. O wie reißt das Entzüden mich bin,
wenn ih vom boben Sugel die weit ‚gusgebreitete Gegend
überfehe! Geßn. Anch in weiterer Bedeutung. Du wirſt dein
Unglüd nicht überfeben Fönnen, (6) Figürlich. Et was über⸗
ſehen, es flüchtig durchfehen. In den Küchen überfichet man
den Salat, das Gemiife, wenn man es ducchfieher, um das uns
taugliche anszulefen. Eine Rechnung, eine Arbeit überfeben,
fie durchgehen, durch ſehen, ob fie richtig fen.
der Druckerey überſehen, ob fie wichtig find. , Eine Schrift
überfeben, fo wohl ſie flüchtig dukchleſen, als auch fiedurchlefen,
um fie zu verbeffeen; in welchem Verftande aucheimigedaspaupt:
wort überſicht gebrauchen, S. daſſelbe.) Seine Lection über
fehen, fie durchlefen, un fie zu lernen. Nach einen noch wejtern
Figur bedeutete eg ehedem auch die Aufſicht über etwas haben,
wie noch das Engl, overlee, in weichen Ber fiande es aber im.
Hochdeutfchen veraltet iſt.
3) Über etwas weafehen, ohne: 28 gewaht zu werden eiwas
sticht ſehen, was man doch ſehen konnte oder wollte, (a) Eigente
Lich, fo fern es aus Übereilung oder Mangel der Aufmerkſamkeit
geſchiehet. Das habe ich überfeben, bin ich nicht gewahr gewors!
den, Im Lefen zwey Zeilen überſehen. In der Zahlung mehz'
zerer Dinge drey Stüde überfehen. 4b) Figüclid. (1) Arme
Derfonen werden immer uberfeben, nicht geachtet, man bezeiget
feine Aufmert ſamkeit nicht für ſie. Darum, daß ihre Witwen
siberjehen wurden in der täglichen Sendreichung, Apofl.6,n;
Ubergäugen wurden. (e) Etwas -uberjeben, thun, als weun
man es nicht führe, es nicht merken laffen, daß man es wahrgenoms i
men bade, befonders Fehler und Vergehen, fie ungeahndet laſſen.
Bort bat die Zeit der Unwilfenheit überſehen, Apoftelg.17, 39:
Ic babe ihm viel überfehen, werde ihm aber Fünftig. nichts
mehr uberfeben, Wenn fie nur ein gutes Sevz bat, fo will
ach ihr. die Unrichtigkeit in_ ihren Meinumgen gern überfehen, -
„Bell, Ein Schlev des außerlichen Wohlitandes wird an dem
Zinde oft hart beflraft, und eine feine Unwabrbeit überfiebe
man ihm, edend. Mit der dritten Endung der Perfon und der
Verſchweigung der vierten Eudung der Sache iſt es veraltet. Ich
at meinem Volk Iſrael nicht mehr überfeben, Amos 6,8. Kap,
8, 2; wofür nachfeben üblicher ift, - (3) Ehedem ſagte man
auch, jemanden überfehen, ihn verfchonen, feiner ſchonen, —
Bedeutung aber im Hochdeutſchen veraltet iſt.
Das Hauptwort die überſehung iſt nur in einigen Fällen üb»
ch, ©. auch überſicht.
nNberſenden verb, reg. etifreg. Act, (©. Sensen,) überfane
det oder überfande, zu überſenden, ‚welches in der edlern
Schreibart für dag gemeinere über ſchicken gebraucht wird. Je⸗
manden einen Brief, Waaren Geld iberſenden. Pilstus über:
ſandte Sefum ʒu sſserodes, Pur, 23,7: So auch die über ſen⸗
dung.
AÜberfetzen verb. reg.
1, jiberfegen, ich fege über, übergeſetzt, — mit
Berſchweigung des zu dem Vorworte gehörigen Hanptwortes,
») Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, über ets
was fegen, d. i. ſpringen. Der Graben if fo breit, daß Fein
Reiter überfegen-Eann, beffer darüber fegen. Bey den Jag⸗
. den müffen die Tücher von fölcher Höhe feyn, damit die gir⸗
ſche nice überfegen Fönnen 5 in welchem Falle die Jager auch
die Zeumwörter überfallen und überflieben gebrauchen. - Wir
zogen überfegen, über den Fluß fegen, d. 5. fahren, Figürlich
Key im Bergbaue ein Bang über, wenn NER Ban
durchſchaeidet.
2) Als ein Aetivum. la) Über etwas feßen, (thätig,)
BA über der Oberfläche Hin bis jenfeit derſelben. Truppen uberz
Die Drobebogen
“ eine Schrift überfegen, fir aus‘ einer Sprache in die andere üben ⸗
\
es mit mehr Meiſtern bejest iſt, als die Nahrung des Ortes er —
‚ganze Oberflãche beſetzen eine wenig gangbare Bedeutung, wofür
und überſeßgen einander, Kap 22, ı2,
Derfiberföger, dee —s, — — — —
Die Uberſetzung / plur, die —en
Die LÜberſicht, plur. car. diejenige Handlung, da man eines
Überfichtig, adj.etadv. von übe ſich —9 Fa
diefer Fehler. RUN.
iiberfieden, verb. i irreg. act, (8, Sieben) a) Überfiesen, ob Katz:
füeder über, übergeforten, über: zu fieden; im Sieden überlaufen; b €
flberfilbeen, verbereg. act. überfilbere, zu überfilbern, mit
Überfingen, verb.irreg. act. (©. Singen,). —— su
* man fie treffe, oder ohne Anfioß fingen Fönne,
Aegenzfe auf en —— Ei Son Ebene:
enge, über einen Arm des Meeres führen. Sich nad Engl
‚überfegen kaffen, überfoiffen, überfahren. 6 Einen
nen Keſſel überfegen, über das Feuer,
2, üiberfegen, ip überfegezübevfegt, en: DD
‚befegenübliherift. 2) Über einen Raum auf die andere Seite
fegen, wo es nur imfigürlichen Verſtan de üblich iſt. Lin Bud,
tragen, fo daß alle in der einen Sprache befindlichen Haupt» und
Nebenbegriffe, fo viel möglich mit gleich dedentenden Wörtern _
ausgedruckt werden, zum Unterſchiede von dem umfchveiben, ei- ⸗
- Blärenw.f.f. - Aus dem Griechiſchen in das Lateinifce, aus 74
> dem Svanzöfifchen in das Deuriche, aus dem Soländifchen in
das Englifche überfegen. Im Riedert, umferten. über ſetzen
wird am hãufigſten von der ſchriftlichen Uberſetzung gebraucht;
von der mimdlichen iſt auch dolmetſchen und verdolmetſchen üub -
lich. (S. die beyden folgenden.) 3) Zu viel fegen, mehr fegen,als
nõthig und dienlich iſt. (0) Einen Berg mie Weinſtocken überz
fegen, mehr Weinfiöce daronf ſetzen, als Raum und Nahrung Ye
baden fönnen. Das ſaus mic Leuten, einen Brt mit Truppen
überfegen.: Das Handwerk iſt mit Meiſtern Mberfege, wenn
trãget. (b) Jemanden überfegen, zu vielm Gewinn von ibm
fordern und nehmen, nichr, Als ůbtich und oilig if. Der nit
wuchert, der niemand uberfegt, Ejech. 18,8. Sie wuchern
uber:
feger den Bänfer, wenn er einen udbillig boben Preis nimm —
oder fordert. a
figerinn, nur in der zweylen Bedertäng 5 Zeitworses übers j
“ fegen,, eine Perfon, welche eine Rede oder Scheife aus einer“ AJ
Sprache in die andere überträgt, : 7
1) Die Handlung —
fegens, ohne Pluralz beſouders in der zwehten Bedeutung die⸗
ſes Zeitwortes. 2) Eine aus einer Sprache ieine audere aͤber⸗
fogte, oder. übertragene Rede oder —— Eine überfegung 4
aus dem Sranzsfiihen.. .': Se
überficher, die gauge Dberflägpepeffäbenhetranhtet, auch Anden
Abficht, daffelbe zu verbeffern.
Augen zu bezeichnen, da fie feinen Gegenſtaud deutlich erkennen
Fönnen, wenn ſie nicht ‚über fich gekehrt ſind; Niederſ. avers
averglẽpſch, von glupen, glopen. 'liberfichtig feyn. in ubes: Re
ſichtiger Menſch. So ud die über ſichete keic DIOR * —
doch nur ſelten.
2) überſleden, ich überfiede, süberfotten, zu ‚ überfieden, is
viel, zu fehr fieden. Der Koch bat die Brübe überfotten...
dünn gefchlagenenStberblättchen überziehen, wofür doch verfilz
hevn üblicher ft. - überſilberte Bögen, Ef. 30,22. So auch
die überſilberung. Schon bey dem Roter uberſilberen.
überſingen. 1Eine Arie aberſingen, ſte fingen,umguerfa en, ob
-2) Sich überſtn⸗
gen, durch zu vieles oder ſtarkes Singen feiner Stimmefchaben, 34
3) Semanden überfingen, flärker, ingleichen deffer fingen, —
als 79 4
l
)
x... üben
Ex
*
—
nien.
rn
— (©. Sinnen) ——— su Ah
gebräuchliches Zeitwort für überdenken,
übern, ve ‚reg. act. überfintert, äu überfintern, ® wit
Sinter überzieben. Balfartige Waffer — die Gegen:
worauf ſte teöpfeln. Daher die überſinterung.
n Sommer übererhalten, wie J— ob es gleich nieht
fo gewöhnlich iſt.
Uberſpannen, verb.reg. ı „Überfpannen, ich fpanne über,
übergefpannt, über zu fpannen, über etwas fpannen, mit Ver⸗
* fehweigung biefes Etwas. Ein. Tuch überjpannen, über den
Rahmen,
m fiberfpännen, ich — — zu überſpan⸗
1) Mit der Spanne die ganze Oberfläche bedecken. Ks
iſt zu breit, ich Bann es nicht überſpannen. Figürlich, über
eine Oberfläche bin reichen. * Sauptbalken, welche das ganze
Dach überfpannen und tragen. 2) Zu ſehr fpannen. Ein
Seil überfpantien, es zu ſtarf feannen. Den Bogen überfpanz
nen ®
zungen überfpannn, viel zu teel erwarten. Chor beiten einer
‚ überfpannten Santafie. überfpannte Begriffe von der geift-
lichen vollfommenbheit treiben Schwarmer in die Einfamteis,
Simmerm, So auch die jiberipannung. '
— verb.irreg. act. S. Spinnen,) überſponnen,
zu überfpinnen, mit einem Sefpinnflebededen. Seidenesäden
nit Gold. überfpinnen. 'giberfponnene Säden, Daher die
überfpinnung. -
Uberſpringen verb.irreg. (S. Springen.) ı „überfpringen,
ich fpringe übe übergefprungen, über zur fprüngen, über et»
was fpringen, mit defjen Verſchweigung. Die Mauer if nie
"bed, man Fann leicht überfpringen, darüber, Es iſt eine Sch:
nr übergefprungen.
ERIR überfpringen, ich überfpringe, überforungen: zu über=
' feringen, 1). Über etwas hin fpriugen, mit deffen Meldung,
doch nur-im figurlichen Verſtande wo es zuweilen für überbupfen
gebraucht wird, , Im Lefen eine Zeile, im Singen ein Paar
toten uberfpringen. - 2) Sich überfpringen, fih durch wiels
oder beftiges Springen Schaden thuu. s
"Schon bey dem NRotfer uberfpringen,
Der überfprung,öes-—-es, plur. die >fprigege, 1) Die Hands
"fung des Übtrfpeiugens, da man über etwas ſpringt. Einen
2)Eiwas, das überfpringt,. So werden
ey den Fägern die Sprenkel zum Vogelfange auch überſprunge
genannt. 3) Ein Dri, wo man überfpringt, oder ein Ding, über
welches man ſpringt. So werden im Jagdwejen die Stangen,
welche quer durch den Lauf gerichteriwerden, damit dag Bil
über diefelben fpringen müffe, Überfprünge gehännt.
Der jiberftamm, des —es, plur. die —Rämme, bev den Schur
Feen, zwey Streifen Leber, melde andem Rande des Dberlederg
um den Fuß herum gleichfam als ein Unterfutter gefeßt worden.
Überftändig, adj. etadv. wag über: die.gehör'ge oder beſtimmte
" Zeit geſtanden hat, gemeiniglich nur als ein Kunftwort in einzel⸗
nen Fällen, Überreifes Berreide,werches zu lange auf dent Halme
fiebet, wird in der Landwirrhfchaft auch überſtändig genannt.
- giberftandiges Erz iſt im Bergbaue gleichfalls überzeitiges, wel⸗
ches ſchon wieder zu verwittern oder auf elsſet zu werden an⸗
fngt. überftandige Hölzer, in Forſtweſen, alte auẽ gewach fene
Hölzer, weiche mehr abs als zunehmen. In einem andern Ber
fflande find dafeldft überfändige Schläge,weldhe bereits über die -
Schonzeit geftanden haben, und daher gehauen werden Fönnen.
iur ſe in ag Fallen mehr _
fände,
————— verb,reg.act. überfommert, zu überfommern, -
ar Die Schweizer pflegen ihr Dieb aufden Ylz
gen zu überfommern, Daber die überfommerung.
Figüelich, übertreiben, zu. hoch treiben, Seine Erwars
. be
jiberfächen, verb. irreg, act. (&,Steihen,) in den Rartenfpies ,
len ; jemanden überfiepen, höher ſtechen alser, einen geſtoche⸗
„nen "Sig mit einen böbern Trumpfe ftechen, ibn abſtechen.
Uberſteben, verb. irreg. (S· Steben;) ich überſtehe, über tanz
778
den, zu überſtehen. ı.* Länger, als wötbig vder gewöhnlich ift,
leben; eine im Hochd eutfchen ungewöbiliche Bedeutung, von
weldjer inde ſſen uberkändig noch ein Überbleibfel ift. - 2. Eine
gewiſſe Seit über oder hin durch ſtehen. 1) * Eigentlich, in welcher
Brorurung es doch nur noch im Riederdeutſchen üblich iſt. Die
Predigt uberſtehen, wofür man im Hochdentſchen getheilt ſagt,
die Predigt über ſtehen. 2) Figütlich hat man ein übel iber⸗
ſtanden, wenn man da ſelbe eupfunden bat, und eg nunmehr vor⸗
über iſt. viel Un lack überſtanden haben. Der Kranke wird
die Krankheit ſchwer ich uberſtehen, ev bat fie glücklich über:
ſtanden. Eine Gefahr Werſtehen. Dich, welches die Diebfeus
che überhanden bat. 3
tiberfteigen, verb, itreg. (9. Steigen.) ı. Überfieigen, ſch
ſteige über, übergefließen, über zu fteigen, über etwas fleigen,
mie deffen Verſchweigung. Die Mauer if niedrig, man Fann
leicht überſteigen, darüber.
2, jiberfteigen, ich überfieige, überſtiegen, zu überſteigen,
über etwas Reigen mit deffen Meldung. .ı) Eigentlih, Einen
Berg überſteigen. Es find noch nicht alle Berge überfiegen, -
Die Mauern einer Seftung, die Seftungswerke überfieigen, er⸗
ſteigen. Daber die überſteigung. 2) Figüelid. (a) Ein
Sinderfißı uberfleigen, esüberwinden. Es find noch nicht alle
» Schwierigkeiten überfiiegen. = Unüberſteigliche Sinderniffe,
Schwierigkeiten. So auch die überſtzigung. E) An Anzapl,
Werih, Kraftund Intenfirät übertreffen, Dieß überſteigt meine
Rräfte, mein Vermögen, meine Sinſicht. Die Roften überflei: .
gen den Mugen fehr weit. Seine Verdienfte überfieigen alles
£55. 1 Im Hberdeutfchen gebraucht man es auch in noch weiteren
Berftande für übertreffen nbechaupr,
wWie hoch die Leipziger sen Nachbar überfeigen, Güuth.
Welcher Gebrauch aber im Hochdeutſchen feendift, Schou bey
dem Dttfried-ubarlieigan; i
fiberfteigern, verb. reg, act. überkeigerr, zu überſteigern, zu
ſehr fleigeen, den Preis einer Waare undillig Boch sreiben. Die
Lebensmittel uberfleigern. Daber die fiberkeigerung,
überjiellen, verb, reg. act, überftellt, zu uberftellen. Kinen
Sluß mit Netzen überftellen, Durch dejjen ganze Breite Nege aufs
ſtellen. Daher die überfielung.
ilberffimmen, verb.reg.act. überffimmt, su uberftimmert,
1, Durch überlegene Anzahl derStimmen über jemanden die. Ober,
band gewinnen. Femanden überſtimmen. Inder Schweiz uber-
mehren, (S. ehr.) - 2. Ein mufifalifches Initeumene über-
flimmen, es zu ſehr oder zu hoch ſtimmen, ift wohl eben nicht a6,
bräuchlich. So auch die überſtimmung.
jiberftolz, adj. et adv, übertrieben ſtoiz. Die übevolgen Rot:
ten, Opitz.
jiber&oßen, verb. irreg. S Stoßen.) 1. überogen, ih fioße .
über, übergeftoßen, über zu ſtoßen, ein Diugüber etwas floßen,
mit Berfhweigung diefes € was.
2überſtoßen, ich überſtoße, überfioßen, zu überſtoßen, auf
der ganzen obern Fläche beſtoßen. So überſtoßen die Gärber
ein Fell, wenn fie es beſtoßen, die Haare von demfelben wegzu-
ſchaffen.
— verb. reg. act. überſtrahlt, zu überſtrahlen.
Auf der ganzen Oberfläche beſtrahlen, in der dichteriſchen
Shreibart, Die Sonne überftrablt dießluren. 2.An ſtrahlen⸗
dem Glanze übertreffen ; auch nur inder höhern Schreibarr.
Der aller andern Glanz hochmüthig uberfirablte, Zach.
Ceca yiberfizeichen,
x
*
779: ude
Aberſteeichen verb.irreg, (©. Streichen) * Überfeeichen,
ich reiche über, übergefrtchen, über zu reichen, ein Ding über
etwas fFreichen, mit Ver ſchweigung diejes Etwas,
hen, auf der ganzen obern Fläche „Deftreichen ; befturichen.
Die Leimrutben mit Krim überreichen, ein Bret mit. Ghl⸗
firn iß.
Überftreifen, verb. reg. act. ich ſtreife über, übergeftecift,
über zu jireifen, ein Ding fiber ein anderes reifen, mit Ver⸗
fchweigung dief.s ander. Wenn daffelde ausdrücklich beffimme
wird, jo braucht man ſtreifen mit dem Votworte uber geheilt;
Überfireiien, verb. reg.act. überfirent, zu überſtreuen, auf
der zanzen Oberflache befkrenen. -
„Die £intrache treuer serʒen die jede Kaubigkeit
Ber Pagewafpaft des Lebens niit Blumen ———
Duſch.
Een, — reg. act. überſtrickt, RER IR mie -
einem Striefwerfe, geſtrickten Retze überziegen, Einen Ball
überfeiden. - Daher dir —
A berſtro men verb, reg. act, 1, iderffeömen, ich —
über, ubergeſtr õmt, uber zu —— ſtrömend überfließen, das Übertragen, verb: irreg, act.(&, Tragen). — >
Ziel der Höhe Arömend. überfisreiten mit Verſchweignug diefes
Ziele?. Die Donau ſtrömet über. Wie ſtrömten mein Gerz
und meine Yugen vor Sreude und Zärtlichkeit über, Duſch.
und Sorten frömen über, Gell. Lied.
. überfteöinen, ich überffeöme, überikeomt, zu —
men, Ab Frömend über die Dberfläche eines Dinges ergießen,
Wenn der Jlup die Sehder überfirsmer. Auch über dus geſetzte
Diel der Höhe fhrömen Dex Auß überfiuomer fein Ufer, So
ad die überſtr mung
berſtudieren, verb, reg. act. uberſtudiert, zu überſtadieren,
welches nur im gemrinen Leben üblich iſt. 1. Etwas uͤber ſtudie⸗
vom, esüberdenfen, allen Unſtanden nach ertwägen. Auch ks übers
‚lernen, es auswendig zu festen (ucben ®, TORE ——
dieren,. es ihm im fleißigen Studieren: zuvor thun. 2. Sich
überſtudieren, all zu virl ftudieren.
Überftülpen, verb. reg. act. ich ſtülpe über, über geülpt
über zu fFülpen, über etwas flillpen, mit deffen Berfchiweigung,
wofür in dei anftändigern Sprechart überſtür zen üblich ifl. Den.
Seckel überhülpen, über den. Topf. Die Saube überihulpen, id - Tbertreffen, verb, irreg,(&. Treffen) ich übertzeffe, übertraf,
in der Eile über-den Kopf kürzen.
Uberflürzen, verb.reg, 2. überfürsen, ich fürze er, übor⸗
geſt urzt, Aber: zu ſtürzen. (1) Wie das vorige, (S. daffelbe,)
(2) Ein Ding will überflürsen, als ein Neutrum mit ſeyn,
wenn es plotz lich oben iber fallen will.
überſtur zen, ich überfürze; überflürst, si überflüegen..
Sic überfliezen, fa: niederftürgen‘, daß der untere Theil über ”
n
dest obern we afaͤllt. Auch ein Pferd uberkiüi uvze fich, wenn cd
ſich überfiplägt:. \
— adj, ei adv, allzu füß, fügee als nötbig ober ange
nehmi
A bertafeln, verb. reg. act. übertãfelt zu übertafeln mie
einen Täfelwerke überzichen. Eine Wand Wertafeln. Daher.
die üͤber tãfelung:
Übertäuben, verb: reg, act..ich.übrreKube, übertäubt,zu üßer-
sauben,. Died vieles und lautes Reden gleichfam taub macben,.
oder durch viele und laute Worte,, durch eine gleich ſam tobende
Beredtfamkeirzum©rillichweisen bringen; Ich will.diefe Wit-
Aevetten, auf daß ie nicht zulegt komme und übertaube mich,
Lire. 28, 55 mit: ihren Klagen. Daber die fiberräubung. Im:
Nieder. bat man davon das Intenfioumorers! weln, Schwed. öf-,
werd; ui weiches mit: dem Teufel). — — Ag
Übertheier, adj. er adv. allzu theuer, unmäßm cheuer..
3, überreichen, ich, uberfreiche, überreichen, zu überftreiz. Tibertbeuern, verb, reg. act. überfheuert, zu Hehe
Übertö'p eln, verb.
. über, berüber oder darüber tragen üblicher find. Doch fagtman &
an Seuchtbarkeit.
“ überteiffe ſis alle, Sprich. 31,22. Die Weisheit: übertrifft die
Soreibart der obb⸗ uiſchen unbekannt
= m
feßaffen dar; wie Ihre — — heine wen
der der Bedeutung noch Abſt ammung nach bierher,
Femanden iherrhruern, ihm eine Waare zu cheuer kiethen —
verka ufen; ihn mit dem Preife überfegen..
reg. act, ubertolpelt, zu Dre
welchẽs nur in den niedrigen Sprecharten üblich if, Man über⸗
tolpelt jemanden, wenn man ibn entweder dur grobe Überras ©
ſchung, oder duch Gründe, welche auch nicht einmahl einen mer ⸗
lichen Grad der Wabrfcgeinlichkeit haben, bintergebet, ober zu et ⸗
‚was bewegt, wenn Mau einen Dummen anf eine dumae *
grobe Art hinter geeet. Wer weiß, bärte ihn nicht Clel
feiner Seucheley übersölpelt ; Weiße, Daher die überr
Jung 9% a
a, Bon Tölpel, (ofen es ebedem einen a:
fagt man noch im gemeinen Lehen, jemanden über den Tolpel
werfen, einen Dummen oder Unvorfichtigen durch Überzafehung
biniergeben, uud von die ſet R. A. iſt ohne allen Sweifel das Zeile
wort überrätpeln gebildet, es
wage üder, übergetragen, über zu tragen, über einen Raum, - >
überetwas:trageu, mit diffen Ver ſchweigung, wofür doch hin ⸗
noch im Kechnungsiefen ſig ůr lich⸗ eine Poft, eine Summe, eine
Rechnung aus einem Buche i in ein anderes übertragen.
2 uübertraͤgen ich übertrage, ertragen, zu übertragen,
welches nur im figüelichen Verſtande ublich ift. » (1) Man über
trägt jemanden, weru man-an feiner Statt die Koften träge, für
ibn dezahlt. Jemanden inden Steuern übertragen, die Stenern
für ihu bezahlen. In einem etwas andern BıFtande fagtman.
and wohl, eine Sache übertrage nicht die Roften, wenn fie nicht
mehr einsrägt, als die Koften betragen. (2) An einem andern
dulden, wofür doch erfragen gewöhnlicher iſt. Wenn ig. ige
aus Ehrfuchribre Schwachheiten übertrüge.
"Und ůbertragt des Nochſten feine Schuld, Opitz. ——
Der es auch für erdulden, ertragen überhaupt gebraucht, in wel⸗
Gem Verſtande es im Hochdrutſchen noch ungewöhnlicher fe =
duch die Übertragung.
übertroffen, zu — welches nur im fig uͤrlichen Verſtan⸗
de gebraucht wird, Zemanden übertreffen, ihm in einem&tüde
überlegen fegn, ein Prädicat. in einem höhern Grade befigen, als
derſelbe welches Präbdicat, wenn es nicht fo deutlich iſt, daß es kei
ner Nnfübrüng bedarf, das Vor wort an, und wenn es der Jyfini⸗
tiv. eines Zeittvortesift, in befommt, Die Peterskirche zu Rom
überrriffedie zu London an Größe ſehr weit; Rom —
alle andereBrädte in der Welt, an Alteethum, oder anRubm uff,
Daniel aber übertraf die Furſten alle, nähmlich aͤn Weis heit und
Verſtand Dan. 6,3. Italien übertrifft bie nördlichen Länder .
Jemanden an Anfehen, an Ehre, am
Keichehum, an Laſtern ut. f übertveffens ibn im Singen,
im Tanzen, im Scherzen übertreffen... 2. In engerer Be⸗
deutung, für beſſer ſeyn, vorzuziehen ſeyn. Sin tugen dhaft Weib
Thorheit Pred. 2, 183. Doch diefe Bde nun if in der edlen:
Anm. Dir bibtifßen Worıfügungen mit erwasübertreffem _
5 Mace.5,16,nd nach etwas übertreffen, » Cor, 15, 41,. für‘
as, findvsllig ungewöhnlich; Das Hauptwort: die übertreffung 7
und das Beywort übertwefflich für, vortrefflich, find gleichfalls
nicht ublich. Dir ſes Zeitiwgrt lamtt ſden bay: dem. lie Far
£ a u a x
A .781- na R EN
übertreffen, SE efeihfae £ öfvertreffa, Unter
= biejeuige bierper zu gehören, da es rhedem geben, traben bedeutete,
ſo daß ubertreffen, eigentlich vor geben, es im Geben eitem
0 auch öfrerga fügen.
0» praeltare, antevenire, und das Frag. turpalfer, gründen
fich anf ähnliche Figuren, Siehe auch vortreffich.
. Übertzeiben verb, irreg. (9, Treiben.) ı. überrreiben, ich
teeibe über, ubergetvieben, uber zu treiben. (1) Über etwas trei⸗
> ben, der ganzen Oberflühe nach, und mit Verſchweigung dere
feiben. Das Vieh übertreiben, her das Feld, tiber die Saat.
(Über ein gejeßtes Zielder Höbe treiber, oder ſteigen machen.
So treiber" man in der Chemie einen Körper über, wenn man
die Höhe des Helmeg zu fleigen und abzufließen,
gu ſehr treiben, (1) Eigentlich Das vieh übertreiben, es ftär-
Fer treiben, als deffen Kräfte verfatten, Wenn die fäugende
Ruhe einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze
Serdefterben, 1-Mof. 33,13. Kinen Arbeiter, wine Arbeit
übertreiben, zu fehr ereiben, (2) Figurlich überrreibt man etz
£ a8, Denn man in der Intenficät dir Orängen der Wahrhelt, der
Klugheit, der Billigkeit, des Üblicyen u. f. f. überſchteitet. Man
übertreibet ineiner Erzählung etwas, wenn man es größer,
wichtiger, gefährlicher n. f. ‘, vorträgt, alg es inder That iff. Eis
a” neStrafe übertreiben, ſchärfer ſtrafen, als es das Verhältuiß des
Berbrechens erfordert. Man ſagt, jemand überereibe alles, wenn
er alles zu weittreiber, in fiinem Stück: die Gränzen der Wabre
beit, Klugheit u, f. f.drobadhtet. Man hat die Lobfprüce der
Sreundſchaft oft auf Koften der allgemeinen Menſchenliebe
- übertrieben, Gel. Lin Mahler übertreibt das Eolorit, wenn
es an Farbe zuboc if. Daher das Mittelwert “übertrieben,
als ein Bey: und Nebenwort. Das it übertrieben. üÜbertriebene
‚.meine Gute und Gefälligfeit nicht übertrieben werde, und
felbft in einen Sebler des Zerzens ausgrte, Gel, Daher die
. Übertreibung am bäufigfien in diefer letzten figürlichen Bu
deutung,
Übertreten, verb. irreg, (©. Torten) 1, Übertreten, ich tre:
te iber, übergerreten, über zu treten, als rin Neutrum, mit
Berichtweigung. des Hauptiwortes, worauf fich über beziehet, und
dem Hülfsworte feyn. (1) Über etwas tyeten, im eigentlichen
Verſtande. Das Pferd if übergetreten, wein eg über den
- Strang geiretenift. In einem andern Werftande fast man auch,
die Schuhe übertreten. (2) Der Sluß trier iiber, if überger
„teten, wenn fein Waffer über das Ufer tritt oder fchreitet,
43) Zu jemanden übertveren, zu ihm übergehen, feine Partey
ergeeifen, ‚obne Beftimmung der Rechtmäßiafeie oder Unrecht⸗
2%06,0.9. S.übertritt, er
2, Jibertreren, ich über trete, übertreten, zu übertreten, wels
> Ges nur im figürlichen Verftande üblich iſt. Ein Gefeg, einen
dentſchen übergreifen, überfahren, übergehen. Ich) babe deine
Gebothe noch nie ubertreten Luc, 15,29. Der bibliſche Gebrauch,
da dieſes Zeitwort abfolnte und mit Verſchweigung des Accufas
tinsfürfündigen gebraucht wird : des Zevrn Volk übertreten ma:
pen. ı Sam. 2,74, Traurigkeit und Armuth übertritt,Sir, 38,
20, undinandern Stelfen mehr, iſt ungerwöhntich , und wider die
+ Analogie der mit uber verbundenen Zeitwörter; wo der Ton auf
—X* — Roch ungewohnlicher iſt die gleichfalls buliſhe
fa. *
den drehen Bedeutungen des einf achen Zeitwottes treffen, ſchtinet
or thun, bedeutet, zumaf‘, da die Sch beden für übertreffen
Die Sateinifchen anteire, antelfa re,
ibn deftiflicer, indem man feine flüchtigſten Theile nothiget, in
2. übertreiben, ich ubertreibe, übertrieben, zu inbertreiben, -
Lobeserhebungen. Damit feine (des rl ac allge: -
mtäfigfeit, wie übergehen. Wer zuden Irrlehrern übertritt,
Befehl, eine Dorfchrift übertreren, dawider handeln ;im Ober⸗
übe 8
Morkfligufig wider jemanden übertveten, ı Kön. 3,50 €, 39,
13, Daher die üͤbertretung, Soſolches hernach.
Der Übertreter, des—s, plur. ut nom, fing. Fämin. die
übertreterinn, von ber vorigen Bedeutung, eine Perfon, welche
ein Geſetz, einen Befehl übertritt. Der übertreter eines Geſetzes
An der Deutfchen Bibel wird es auch häufig abſolute für S’iuder
gebraucht. Der übertreter, mit dem Lone auf dem Vorworte,
eine Perfon, welche zu jemanden übertritt, iſt ich, ſehr gewöhu⸗
lich, weil der übergetretene dafür üblicher iſt.
Die jjbertretung, plur. die—en, diejenige Handlung, da man
ein Gefeg überteitt, Die übertretung eineg Gefeges. Im
fibeveretungsfall, Abſolute für Sünde, unrehtmäfige odir g ge
Fewideigepandlang-ift es aut in der Bibel und bibliſchen Sthreike
art ũblich.
Die u bertrifft, plur.die — en, von dem Seitworte übertreiben,
ie Handlung, da man das Vieh über einen Acker sreibt, und
sn Recht, fein Vieh über des andern Acker zu freiben ; ohne Pärr
cal, und in einigen Öegenden auch übertrieb. 2. Die Trifft,
i. der Viehweg über einen Acker, obgleich feltener,
Übertrinten, verb. irreg.recipr.(S, Teinen,)ichübertein-
Fe, übertrunfen, zu überteinfen. Sich übertrlnken zu viel trine
fen, miehr trinken, als man vertragen kannz fich betrinken. Schon
im achten Jahrhunderte —
Der jjbertritt, 8es—es, plur. inul. von dem Seitworte über
‚ treten, dieHandlung, da man zu jewanden, zu einer Partey uber.
tritt der (Übergang. Der übertritt von einer Kirche, von
einer Religion zur andern.
Übertrümpfen, verb. reg. act. — — zu übertrum⸗
pfen. Femanden übertrumpfen, im Kartenfpiele, das von ihm
mit einem Trumpfe geftochene Bları mit einem höheren Trumpfe
ſtechen, ihn niteinem Trumpfe überſtechen.
Üsertünchen, verb. ‚reg. act. übertüncht, Su übertinchen, mit
Sünche überzieben, Eine Wand übertünden, fie tünchen.
übertünchte Gräber, Mattb, 23,27. Auch im figlirlichen Vers
ſtande. Du weißt nicht die Wahrheit, der ſaß meiner Ders
wandten hat fieubertinche, Weiße,
Übervoll, adj. etadv., allzu voll, übrig voll.
ilberosrtheilen, werb. reg, act. übervortheilt, su übervors
theilen, eigentlich, in Suchung feines Vorrheiles jemanden über»
legen ſeyn, feinen Bortbeilzum Nachtheil eines audern zu beför⸗
dernfuhen, Dom Safan uberportbeilewerden, 2 Eur. 2, ıı.
hintergangen, überlifter, gateudr auch Titus ubervoncheiler ?
Kap. ır, 18. Amöfterften gebrauchtmenes noch im Handelund
Wandel, wofür aber doch auch bevortheilen gewöhnlicher ift. Bei=
ner fol übervortheilen feinen Bruder, 3 Mof. 25, 14.17. Se
„auch die übervortheilung.
Übermachfen, verb, irreg. (©, Wachſen.) x. ——
ich wachfe uber, übergewachlen, uber zu wachfen, ein Reu⸗
gium mit ſeyn, im MWachfen über etwas beevorcagen, mit deffen
Berfchiveigung. Bin Baum wärhfer iiber, wenn ec fih 58.
sm Wach ſen über und jenfeit einer Mener-ausbreitet,
2. überwachfen ih überwachfe, üb erwachſen, zu uberwach®
fen, als ein Aetivum niit der vierten Endung. dr) Jemane
den oder ein Ding überwachfen, größer oder ſchneller wäch ſen.
Das Getreide überwärhfer das Gras, ein Rind das andere,
- C) Im Wachen über etwas hervor ragen, mit dem Accus
° -fariv diefes Elwas. Die Dornen überwachſen den Zaun.
» 43) Auf der Oberflache bewachſen. Das Gras uberwärft die
Erde. Alsein Reutrum, die Erde überwächſt mir Gras, Die
Wisfeh überwachfen mit Rräutern, iff es ungewöhnlich. Doch
fagt man, das Sleifch iſt mir dett überwachſen. Die Wunde
älberwärpft mit Sleif,
giber-
fi:
*
|
7
‘
ar
ee
fiberwägen, S, — r
iiberwalfen, verb. reg, act. überwalfe, 31 en.
1. Über der ganzen Oberfläche walten, Ein Tuch zwey Mahl
uberwalken. 2. Zu viel walien, Den Zeug überwalfen, So
auch die überwalkung.
— verb. reg. neutr. mit dem Sülfswortefeyn, wals
h Eis-
— Iend.überlanfen, über das ge fegte Biel der Höhe wallen,
gentlich. Ein Topf wallt uber, wenn er überkocht. 2 ‚Zigürlich,
— bey den ntuern Dichteen, wie überfirgmen.
Überwallend Ban yeenden und fanften Empfindungen,
i Klopftod.
lberwältigen, verb. reg. act. überwältige, zu uberwältigen,
anier feine Gewalt bringen ‚ duch Gewalt überwinden. «Die
Seinde follen fie nicht uberwälßßgen, Pf. 89, 20, Die vom
Teufel, uberwältiger waren, Apofl:10,38. Seine Leidenfchaf:
ten überwältigen. So auch die überwäßtigung.-.
Anm. Bey dem Notker irualten, im Riederf.serwelßigen,
im Bergbaue auch gewältigen.
Überwätmen, verb. reg. act, überwärme, zu überwärmen.
2. Aufder ganzen Oberfläche wärmen, 2.8u ſehr wärmen, Das
Bett uberwarmen. :
* jjberwärte,adv. welches im Goßbeutfien wenig mehr gehöret
wird. “2. Über ih, Der Weg des Lebens gene überwärts,
Sprichw. 15,24; in welchem Falledoch aufwärts üblicher iſt
2. Auf der obern Fläche, wofür oberwärts gewöhnlicher und
—— iſt. Dev Brandopferaltar fol überw aͤrts vier Sorner
haben, Ezech, 43, 15,
Überweben, verb. reg. act. überwebt, zu überweben, miteie i
nem Gewebe überziehen. -
Der jjberweis, des—es, plur. die — ein im Soseufpen
unbefanntes Wort für Beweis,
> Wohin fie immer jehn, hoch, niedrig, nab und weit,
Dg iſt ein ü berweis und Bild der Goͤttlichkeit, Opis.
©, überweiſen.
Überweife, adj. etadv, allzu weife, mehr Klugheit verrathend
als der Wohlauſt ãndigkeit gemãß iſt, wie überklug.
Überweifen, verb, irreg. act. S Weifen) 1. überweifen,
* ich weife über, übergeiwiefen, über zu weifen, ein im Hochdeuts
Shen wenig gangbares Wort für affigtiren, zum Empfange eis
nee Zahlung fhriftlich aneinen andern weifen. Femanden an
einen uberweifen. So auch Sie überweifung, die Affignatiom.
2, überweifen, ich überweife, überwiefen, zu überweifen,
durch den Augenſchein, und in weitsrer Bedeutung, durch einen
jeden Beweis zum Seftändnig oder zum Beyfalle bewegen, Man
überweifet, 3.8. einen Dieb, wenn man das Geftohlne bey ihm
antrifft, und ihn dadurch zum Gefländniß der Wahrheit nöthiger,
Wenn ein anderer das Dafepn eines Dinges nicht glauben will,
und man weifet oder zeiget ihm ſolches, fo überweifer man ihn,
Durch dieſen Umſtand des Augen ſcheines unterfcheidet ſich über:
weiſen von überzeugen und überfübren,obgleich alle drey haufig
füreinandergebraucht Weiden. Andeffen wird überweifen unter
allen diefen dreyen am wenigften niehr gebtaucht. Wenn es zum
Geftändnig oderBefenntniß bewegen bedeutet, fo befommt es die
zweyte Endung der Sache. Femanden der Untreue überweifen,
Die Diebfiahls überwiefen feyn. So auch Sie überweiſung.
liberweißen,verb. reg. act. uberweißt, zu überweißen. ı.Auf
der ganzen Oberflãche weißen, wofür doch das einfache weißen üb⸗
licher if. Kine Wand überweißen, iin Oberd, übereunden,
2, Über ein anderes Ding weißen, Ein Gemälde ubermweißen,
es mit Tünche bedecken. So auch die überweißung.
berwerfen, verb. irreg. act. (S. Werfen) 2. üiberwerfen,
ich werfe uber, — orfen, über zu =. beinen Man⸗
übe:
tel neh febzign; In der Eil — —— —
(2) Die Bãcker Berfen den Teig über, wenn fie deuſelben in
Stüden an das andere@nde des Troges werfen, um die darinbee
feindliche Luft in Bewegung zu ſetzen. Sinen Stein überwerfen, *
“über den Flug, über die Dauer, beffer hinüber oder darüber ee —
fen. ©, auch überwurf.
2. UÜberwerfen, überworfen, zu welches nur in
figürlichem Verſtande üblichift, Sich mit jemanden überterz
fen, ſich mit ihm sanfen, uneins ınit ibm werdei,umd ſolches durch"
Worte ausdrücen. "Sie haben ſich mie einander überworfen. |
So auch die überwerfüng. Obgleich diefem Worte fein harter - k
Nebenbegriff anklebt, fo ſcheint es doch eigentlich ſich balgen be⸗ *
deutet zu haben, von welcher veralteteh Bereuinng bie neh ühlie
che eine Figur if. }
Überwichtig,- —er, fe, adj. etadv. mebr iwiegend, als.nds
thig oder erforderlich iſt, das beſt immte Gewicht überfteigend,
Ein überwichtiger Dufaren. So auch die überwichtigkeit. gl
ilberwideln, verb. reg. act. überwidelt, zu ——
1, Auf der Oberfläche bewickeln. 2, Über etwas anderes
So auch die überwickelung · RER ;
Überwiegen, verb. irreg, act. (©. Wiegen,): ih ———
überwogen, zu überwiegen, mehr wiegen, ſchwerer feyn, 4
‚ein anderes Ding, 1. Eigentlich. Diefer Stein überwiegt a: a
weit, iſt weit ſchwerer. Noch mehr, 2. ſigürlich. ¶) drewältis
gen, übermannen. Zanke nicht mit einem Reichen, daß er dich A
nicht überwäge (überwiege), Sir. 8,2. Dom Schlafeüberwo-
gen werden, Apofl.20,9. In diefer Bedentung
veralten. (2) Mehr figürliches Gewicht, d. i. mehr Kraft, Ver⸗
- mögen, Fähigkeit. f. f haben; wie übertreffen. —
de, welhedirgegenfeisigen weit überwiegen. Das v ergnůgen
überwiegt diefen kleinen Schmerz ſehr leicht. ——
gendes Vertrauen, welches die Gegengründe überwiegt, ſtärk
iſt, als fie. Kine überwiegende Neigung zu — —
überwiegende Gründe zu etwas haben. Cajus wird am Ver ©
ſtande von Sempronio überwögen, 3) * Überdenten, eine ver⸗
altete Bedenfung, wofür jetzt erwägen üblich iſt. Denn wer fe
überwiegt, der ſteht u. f.f. Opitz. —
Das Zeitwort — iches noch in der Dentſcon gie
bel vorfommt, iſt im Hochdeutfchen ungewöhnlich. *
Uüberwinden, verb. irreg. S. Winden,) ich überwinde, ee *
wunden, zu überwinden. 1. Von winden, ſila glemerare
aufdergangen Oberfläche bewinden. Eine Stange Rappeh mie
Bindfaden überwinden. 2. Bon winden, winnen, feite Krä
anſtrengen, durch Anſtrengung feiner Kräfte einen Woerſtand aus. I
dem Wegeränmen,die Oberhand über denfelben gewinnen. Sei⸗
nen Feind in einem Treffen überwinden. Wenn ein Stäufes
rer ihn überwindet, Luc. 21,22, Ein Sinderniß überwinden.
Laß dich nicht das Böſe überwinden; fondern überwinde das
Boͤſe mit Gutem! Röm 12,21. a — Be.
Verfwchungen ich überwinden müffen! Kurz, ich w
überwinden, und mich freundlich ftellen, meine Empfurdlichfeie
unterdrüden. Man bat überwunden, wenn man allen Widers
ſtand, alle Hinderntfe aus dem Wege geräumet, alle Schmerzen
uber ſtanden at. So auch die libevwindung. Es wird mir viel“
überwindung Foften,eheich mich dazu werde entſchließen kon⸗
nen, viel Rampf gegen meine Neigungen. =
Anm. Inder zwertenBedentung ſchon bey dem Kero /Ottfried J
Willeram u. ſ.f. ubaruuinden, uber uninten, ubarunin-
nan, im Rieberf. nur winnen, Angelj.wiunan, im Engl.to
winn, im Schwed.vinna, welches einfache Wort ehedem theils
kämpfen, —B—— auch her er
gen, — bedeutete. Er
Fat
Via
N
x
EST EL RENE b Pr —— —
winderiun, eine Perfon, welche überwindet, —
in der zweyten Bedeutung. °
ti, 'Adj.et adv. was überwunden ı FRE zein
Wort, welches feltener gebraucht wird, als der Gegenfag unüberz
windlich. 8 auch das Hauptwort die überwindlichkeit.
ne verb, reg. neutr. mit den Hülfsworte baden.
An einem Orte überwintern, den Winter dafelbft zubringep,
Ein- Safen, wo Schiffe bequem überwintern Fönnen. As cin
es gehört, wie übernachten, zu den Ausnahmen, In der thätis
© gen Bedeutung, duch den Winter bringen‘, ein Gewachs über:
wintern , iſt auswintern “üblicher. So auch die überwin⸗
cerung.
ae — — fe, adj. — au wigig, ingleichen
allzu Plug, fo wie uberk lug. ©. daffelbe, ingleichen Aberwitz.
worfen wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Ein leichtes
bequemes Dberkleid, welches man ohne viele Mühe über ſich wer⸗
- fen kann, heißt in manchen Gegenden, befonders bey Kindern, An
Siegung am Hintertheile über dem Steuerruder; welcher die
Geſtalt eines Gewölbes hat. Bey den Wundärzten wird der Per
lik au zum Ausziehen der Zähne auch der ũberwurf genannt. Und
fo in andern Fällen mehr.
Die überzahl/ plur. die— en, Sicjenige Baht, welde über-die
geſetzte oder beſtimmte Anzabt ift.
* tzählen,verb, reg. act. ubersäble, su übengäblen„durh-
len, mehrere einzelne Dinge zblen. Sein Geld überzäblen:
Eime Herde vieh — ſie zählen. Daher Sie uͤber⸗
‚sablung. a R
— zen he,
K f
adj. etadv. über der gewöhnlichen
ſo iſt der fechfte überzäblig, ader ein überzähliger Theil des
Rötrers. Angleichen über die beſtininie Anzabl euthaktend, Die
. Truppenfind ubersäblig, wenn fie nicht allein volzähfig find,
Sondern auch noch a eutpaltem So auch Sir Uberzah⸗
licht eit.
Der ‚überzabn, des— eg, plur. die — sähne, ein feblerhafter
über einen andern gewachſener Zahn.
Überzäumnen, verb. reg. act. —— zu ———
Ein Pferd, es zu ſehr, zu bed jäumen,
zalmung.. .
Üderzingen, verb. reg. "act. überzeugt ‚szu überzeugen, eis
gentlich, durch das Zeugnif anderer zum Gefkändniffe der Wahr:
heit oder auch jun Beyfalle bewegen. Man überzeuger iemanz
den, wenn mar ihm Zeugen darſtellet die dasjenige, was er ber
Tonnen oder für wahr halten ſoll, geſehen oder empfunden haben.
Dohi feinem Gewiffen überteuger werden. Die Sache wird zur
der zweyten Esdung aue edruckt. Zemanden des Diebfiahles,
einer Unwahrbeit überzeugen. In weiterer, Bedeutung durch
- anmitselbare Empfindung bewegen, etiwag zu geſtehen oder für
wabr zu balıen, wir überweifen. Ich will mich deffen (davon)
Erkenntniß des Zufammenhb anges einer Sache oder der Beweis⸗
— gründe etwas für wahr zu halten bewegen, wie überführen. Kin
& . überzeugende Beweis, Ich bin nunmehr völlig überzeugt,
— Daher iſt die überzeugung ſo wohl die Handluug des Übet zeu⸗
— F mm: Empfindung , daR es ung unmöglich iff, ein Ding anderg
N zu beareifen, als wir es begreifen; — —— nach Bess:
er — 4. U. 2. Auſl.
er, es 8 Ahr. ut nom. fing. Zömi. ‚die
Neutrum follte es den Ton billig auf den: Borworte haben; allein, '
’ Der überwurf, des — es, plur. die — wirfe, mas überge:
überwurf. Anden Schiffen if es ein vorfpringender Theil der.
oder beſtimmten Zahl da jeoend, Wenn jemand ſechs Finger bat; '
& ud. die über⸗
werke mitdem Uprworie von,in der edlern Schreidart aber mit
dwurch den Augenſchein überzeugen. Jugleihen durch deutliche
dens, als auch, und zwar noch häufiger, die kiare und ber
*
Ude 785°
ſchiedenheit der ——— Perſon, entweder durch dag Zoug⸗
niß auderer, oder duch eigene unmittelbare Empfindung, oder
auch durch deusliche Erkenntniß des Sufammendanges, bewir⸗
ket werden kann.
Anm. Im Schwaßenfpiegeli inder erfien eigentlichen Bedens
tung uberziügen, im Niederdeusfihen Avertügen, vertigen,
Ehedem gebraucpte man dafür auch überſagen, —
zeugen.
lüberzieben, verb, irreg. (S. Ziehen.) 3. übern, ich ziehe
über, übergezogen, aber zu ziehen. (1) Bon’ ziehen, trahere,
iſt überziehen, über, etwas ziehen, mis deffen Verſchweigung,
wofür do h in manchen Fällen herüber und dariiber ziehen riche
tiger find. (2) Bon ziehen, reifen, wandern, als ein Neutrum
mit feyna (a) Über einen Ort ziehen, mit deffen Verſchweigung.
In viejem Verſtande ſagt man, der Hirfch ifi Abergesogen, oder
if hier übergezogen, wenn er an dirfem Orte über einen Weg
gezogen iff. (b) Vorbey ziehen. Die Tochter werden vor Moab
Arnon aiberzieben, &fs 16, 2; wo doch das Zeitwort wicht
überziehen, fordern getrennt — ziehen lautet.
2. ‚überziehen, ich überziebe, überzogen, zu überziehen,
) Bon ziehen, trahere, iſt überziehen, auf der Dberfäche
ziehend mit etwas dedrcken, welches denn wiederum auf mancher⸗
ley Art, fo wohl im eigentlichen als figürlichen Verfiande, geſche⸗
- ben Faun, Man überziebet ein Bett, wern man einenllberzug über
daſſelbe ziehet. Ein Kleidungsſtuck neu wbersieben, weis
Oberzeug auf daſſelbe fegen, Dev Simmel überzieher ſich mie
Wolken. Der Himmel ifi ganz. überzogen. Mit Gold, mit
‚Silber überziehen, wo die Dede von Gold oder Siber flürfer
iſt, als bey dem bloßen vergolden oder verſilbern. Mit Zucker
überziehen. überzogene Mandeln. Kine Wand mit Gyrs, Y
die Degenfcheide.mit Leder überziehen. Aber mit Edelfteinen
übrrzieben, wie 2 Chrom 3,6, für befegen; if ganz wider den
Sprachgebrauch. (5, Überzug.) (2) Bon ziehen, veifen, wan.
“dern. (a) Auf diefe Art bedecken, beſonders mir ziehenden Trup⸗
pen bedecken. Ju diefem Verſtande überziehet man ein Land.
mit Truppen , mit ‚einem Briegsheere , ivenn man mit einem
feindlichen Kriegsheere indafjelpe einrücket. Ein Land mit Krieg
überzieben, daffelbe bekriegen. riemand durfte Iſrael uber»
ziehen, Judith 16, 30. (b) Ju dem Jagdweſen überzieber man
eine Sahrte, wenn man aus Mangel der Aufmerffamfeit" über
diefelbe weg ziehet, ohne ſie gewahr zu werden; welches auch über:
gehen und überſchießen⸗genannt wird, P
Statt des Hanpiworses die Übersiehting iſt in den meiſten
Fallen das überziehen üblich.
Überzinnen, verb, Te: act. übersinnt, zu übdrzinnen, auf
ber obern Fläche init Zinn überziehen, wofür in manchen Föllen:
auch verzinnen üblich if, Daher die überzinnung. R
UÜberzückern, verb. reg. act. überzudert, zu überzuckern
mi Zucker überziehen. Daher die überzuckerung.
Der Uberzug, des es, plurs die — züge, dasjenige, womit
ein anderes Ding überzogen wird, gemeinigiich nurin einigen.-bes
reits eingeführten Fällen. Der überzug eines Beries, Küſſens,
Polfters, diejenige teinliche Bekleidung, weiche über das Julied
gezogen wird; im gemeinen Leben die Zuge, Zeche, im Digderf,
die Bühre. Ben den Hutmachern iſt der Uberzug eine dünne
Lagı des ausgefuchteften Haares, womit der gröbere Filz bedeckt
oder überzogen wird. Ein Kıttel, welchen gemeine Leute über die
ordentliche Rleidnug zu ziehen pflegen, brißt in manchen Gegenden
gleichfalls der Überzug. Auch’ das Dberzeug eines‘ Meidunges-
füdes, im Orgenfagedes Futter‘; beißt.bey manchen der über—
zug, bey andern überzeug, beſſer Oberzeug, Und: ſo in andern
Follen mehr.
Ddd
= "u
qjber:
{
7 — — —
—— beſſer über en: (über ein Nebenwort, nach
derjenigen Richtung, welche die Länge nach einem fchlefen Win’el
ourchſchneidet· Die Wege geben überzwerch, durchfchneiden rin
ander, gehen übers-Arınz.
. Liäus feige vom Wagen ab, 2
Und firauchelt überzwerch und lachet, Haged.
Bey einigen, obgleich nur wenigen, überquer, beffer. über quer,
{welches von quer uber noch unterfchieden ift)weil hier keine Roth⸗
wendigkeit der Sufammenziihung Statt findet. Jin Oberdentfchen
ſagt man dafür entzwerch mit der zweyten Endung. Entzwerch
des Berges; im N ederf.dwaß, aver dwaß, ©. Zwerch.
berzwingen, verb. irreg. act. überzwungen, zů über zwin⸗
gen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches. Zeitwort für bezwin⸗
gem-überwinden, welches indeffen bey dem Opitz und andern Ober⸗
deutſchen mehrmahls vor kommt.
ͤblich er, — ſte, ad et adv. von dem Zeitworte üben, was
geübet, das ift, von den meiften oder doch von vielen wiederboblet
wird, Line Bedeutung eines Wortes ii in einem Lande oder
reiner Zeit ül lich, wenn das Wort von den meiften oder doch
von vielen in diefer Bedeutung gebrauch kwird; gewöhnlich, ger.
bräughlich. © Diefe Bleidung ift bey uns, zu unfern Zeiten,
wicht mehr üblich, - Lin fehr üblicher Gebrauch. In engerer
‚Bedeutung ift das übliche in den Künften, Ital. Cuflume, die
Übereinffimmung.einer Borftellung mit den Sitten, der Denfs
art, den Gebränchen u. f.f. des Landes und der Zeit,.in welcher
die vorgeftellte Handlung vorgefallen iſt. Daher die üblichkeit,
plur. car, die Cigenfchaft eines Dinges, daes üblich iſt.
Die jjblichEeit, mit ſehr gelinder Ans ſprache des 9, beſſer übel⸗
Feit, S. daſſelbe.
Übrige, adj.etadv. was außer der gemeldeten oder beftimmten
Quantität eines Dinges eben derfelben Art noch da oder vorhandın
iſt. 1. Eigentlich. Es iſt alles aufgegangen, ich babe nichts
„ mehr davon übrig, - Das übrige Geld, was von einer beſt imm⸗
ten Summe übrigift. © Die übrigenTage meines Lebens, außer
den bereits gelebten, Drey feiner Schnefind gut verforgt wor⸗
= den, die übrigen find geftorben.
Gamilie übrin. Iſt nicht noch einige Hoffnung für ung übrig?
tm bleibt mir nichts weiter übrig, alszu geben. ; Noch wer
nig Tage find mir übrig. lbvig haben, mehr als man zur
Nothdurft und Bequemlichkeit bedarf. Im übrigen, oder übri⸗
gens, was noch zu ſagen oder zu thun übrig iſt. Er hat den
Fehler der Schwatzhaftigkeit, im ubrigen, oder übrigens if
er ein rechtſchaffener Mann, d. i. außer dem, außer diefem
Fehler. 2, In einigen theils engern, theils weitern Bedeutungen,
(+) Mit dein Nebenbegriff desunnötbigen, für überflüffig. Das
if übrig, iſt unnöchts, entbehrlich, überflüffig; im gemeinen Les
Ser. Lin übrigesthtn, etwas zum Überfluße. "Ich will gegen
ihn ein übriges thun, Leſſ. (2)* Übermäßig; eine im Hochs
deutfchen veraltete Bedeutung, Übriger Zorn, unmäßiger, übers
mäßiger, in dem Buche der Natur von 1483,
Sache übrig ſeyn oder. werden, ihrer. ifberboben feyn oder wer⸗
den, welche Bedentung im Hochdeutſcheu gleichfalls veraltet ift.
(3) * Einer
J
Ich allein bin noch von der
Er uuirt fin mit reht uuol überig, bleibt deſſen überhoben,
Am Schwahenfp. Kap. 60.
Sie heifchen ferner Rath, durch was ſie doch für Sachen
Die ungeſtüme See geneigter können machen, Ä
Und Sterbens übrig ſeyn, Opitz.
<4) Im weiteſten Verſtande wird, es felbft in Hocseutfchen oft .
für dag Wort ander gebraucht, das, was anfer einem beſtimm⸗
ten Dinge eben derſelben Art iſt zu bezeichnen. Sechs ftarben,
die übrigen warden gefund. Sagen fie der übrigen Geſell⸗
Schaft nights von der ER Gel.
Übrigens, ein Nedenwort für im übrigen, was noch davon zu zu für
Die
> feligeit, Handlungen Einer Art, welche mehrmahls wiederhohlt
Erz ©. Ufeley.
ae he. uf €
Anm. Im Riedert, — in Sen — — —
ley. Es iſt vermittelſt der Ableitungsfylbe —ig vonder Partitel
über gebildet, welche als ein Nebenwort auch wohl ſelbſt für
übrig gebraucht wird; überlaffen oder über wo. — vV——
. oder über bleiben. ’
Übrigen, verb. reg. act. von dem vorigen Sep und Nrbenworte,
1. Übrig behalten, wo es doch nur in dem zufamuten gefegten er=
„übrigen üblich iſt. 2. Überhoben feyn, mit der zwepten Endung,
Auch diefe Bedeutungifkt im Sochdeutſchen fremd, wo man allen⸗
- falls entübrigen bafürgebraucht. Welches Teil meinesLebens
iſt der Marter geübriger worden? Opitz.
gen übrig iſt; iugleichen für außer dem. S. übrig S
jidung, plur. die — en, das Verbäle des Zawortes
die mehrmahlige Wiederhohlung einer und eben der elben Hand»
lung. Etwas in libung bringen. Die offeneliche übung einer
Religion. Beſonders, um darin eine Fertigkeit zu erlangen ;
da es, wenn es einzelne Handlungen bedeutet, auch den Plural lei⸗
- det, Etwas in fheter iſbung haben, es befländig üben oder thun.
‚Sein Gedächtniß, die Truppen in beftfändiger bung erhalten.
Bey der Bunft muß die Übung das Beſte ebun. - Die übu
des Geberbs, dev Geduld, der Demuth. - übungen jer Bott re
werden, fich eine Fertigkeit in der Oottfeligfeit zu eriverben. Ritz
terliche übungen, Durch übungen wird der verſtand Bart,
Gell. / Daher die übungslehre, eine practifche Lehre ; üb
fäge, practifche Säge, welche zeigen, daß und wie etwwas ger!
- werden fell, $
Anm. Schon bep dem Rotker Vobunga, und mit einem an⸗
dern Endlaute Geuobeda, ©. üben. f R
*Die Uchſe, plur. die—n, ein im Hochdeutſchen —— nur
im Oberdentfchen gangbares Wort, die Höhle unter der Achfel zu
bezeichnen, für welche man im Hochdentfchen Fein eigenes Wort
bar. G. Achſel) Es hat ohneZweifel den herr ſchenden Begriff
der Tiefe, der Höhle, und in fo ferh alle Wörter; welche eine
‚Tiefe bedeuten, auch zugleich eine Höhe bezeichnen, iſt es auch mit
Achſel verwandt, - welches ſich vornehmlich durch die Splbe—el
davon unterfcheidrt.
*Die Ucht, plur. inuf. ein fehr altes, aber im Bochdeutſchen
gleichfalls veraltetes Wort, welches we im Niederdeusrchen am
gangbarften iſt, die Dämmernng zu bezeichnen, Bey dem Rotfer
Uochto, bey dem Ulphilas Uhtwo, imAngelf. Uht,Uhrtide,
im Holänd. Uchtend, Ochtend, in Isländ.Outa, o es theils
die Dämmerung überhaupt, theils die Morgendänmerun ing bes
fondere, & bedeutet... Es ſcheint mit dem Griech. dadey, frübe,
derwande zu feyn. Ohne Zweifel wird daher VER >
in einigen Öegenden bie Ucht blame genannt. ;
Das Ufer, des—s, plur. ut nom. fing, Diminut. das Ufer
chen, Dberd, Uferdein, der Erdrand eines Waffers auf der Erde,
‚es ſey von welcher Art es wolle, Das Ufer des 5 erg
22,27; wofür doch Kite, Strand, und in der häbern S
art Geitade üblicher find. Das Ufer eines Sees, Tei 68, * =
fes, Steomes, Grabens u.f. f. Ein hohes, flaches, ſandi—
ges Ufer, An das Ufer fahren, ‚Erwas aus ne "Waffer
an das Ufer sieben. Das andere Ufer eines Sluffes, 4 gegen
über liegende. 8
Anm. Im Riederſ dver, im Xngelf, Ofer, im Afeie
Owera,im Dün. Aabreb. Friſch glaubt, es fey aus überfabe
zufammeg gezogen, und bedeute, eigentlich denjenigen Ort eines
Ufers, wo man über ein Waſſer faͤhrt. Wicht im Oſtftieſ. Lande
vechte hingegen,- leitet es von sem aiten * * — je
: - ehr,
| Ufe
ER \
—— Allein, obgleich im ——— m
Anfar und Urfar, das Ufer, wo man anfähret; Sie Schiffslände,
‚bedeuten, fo iſt es doch unnöthig, feine Zuflucht zu fo kůnſtlich en
{be, welche hier ein Ding, Subject, bedeutet, die
Stammſylbe Uf aber, gehöret t zu auf, und ob in oben, einen er⸗
— alemapt höher iſt alsdie Wafferfläche. Auf ähnliche Art ſtammet
= das Öriehifhexwry , ein luſtiges Ufer, von Ak, boch, —
und der Endſylbe rg, de, ber. ;
as Uferane, des — es, plur. die— äfer, ein Jufect mit netz⸗
Untergange der Sonne bis zu ihrem Aufgange lebt, da eg häufig
am Waffer herum flattert, undandern Infecten zur Nahrung die:
net, wovon es andh den Rahmen hat; Ephemeris Linn. Baft,
Fiſchern führer die Larbe diefes Inſectes, welche einige Jahre vor
ihrer Berwandlung in dem Waſſer lebt, den Nahmen des Ufer:
anfes, vornehmlich ‚weil fie als Aas oder Lockſpeiſe für andere
Fifche an die Angel geftedt wird, und alsdann bekommt dag ver:
wandelte Infect den Mahmen der Uferaasfliege.
Die Uferbaufunft, plur. car. ein Theil der Wafferbaufunft,
welche ich mit Befeftigung des Ufers wider die Gewalt des Waſ⸗
fers beichäftigt.
Der Uferkibig, des— es, plur. die —.e, eine Art Kibige,
welche ſich am Ufer des Meeres und der Seen aufzuhalten pflegt,
Er ſcheint mit der Seemornelle oder Serlerche, Gavia littora-
© his Klein. ein und eben derfelbe Vogel zu ſeyn. €.
> Das Uferrecht, ©, Strandredt.
"Die UÜferfchwalbe, plur. die —n, eine Art Schwalden mit
einem weißen Ringe, welche fih an der Seite des ſteilen Ufers
Löcher gröbt, in welchen fie überwintert; Hirundo riparia
"Klein. Erdſchwalbe/ Sandfehwalbe, Rheinſchwalbe, Waſ⸗
ſerſchwalbe.
Die Uhr, plur. die — en, Diminut. welches doch nur in der zwey⸗
ten Bedeutung üblich iſt, das ührchen, Oberd. ührlein. 1. Eine
Stunde, doch nur, wenn von den Stunden einer Uhr in der fol⸗
— Bedeutung mit einem Zahlworte die Rede iſt, da denn das
ein Maß oder Gewicht bedeuten, unverändert bleibt, Es iſt ſchon
. Sechs Ubr.: Um neun Uhr will ich Fommen. Ks bat fchon
Ein Uhr, zwey Uhr u. ff. geſchlagen. Wie viel Uhr iſt es?
die wie vielſte Stunde des Tages iſt es ? Wo mit einem Zahlworte
- auch das Hauptwort wegbleiben kann. Es iſt fchon fechs. Ih
Fomme um neum Es hat ſchon neun geſchlagen. Indeffen,
da man ſich im Niederdeutfchen des Wortes Glocke auf ähnliche
Art bedienet, es iſt ſchon Glock ſechs, ich Fomme Glod neun;
man auch nicht ſagt, ich habe ſchon zwey Uhren gewartet, fondern
zwey Stunden, ſo kann es in diefer ganzen Bedentung auch eine
elliptifche Art zu reden ſeyn, und-fo viel bedenten, als, es ift
ſchon ſechs an der Uhr, um neun an der Uhr will ich kommen,
wie viel iſt es an der Uhr u. ſ. f. welche R. A. auch nicht ganz
ungewöhnlich ſind. Daß aber Uhr deſſen ungeachtet ehedem auch
eine Stunde bedeutet.babe, erhellet aus den Niederdeutfchen , wo
‚man ehedem ſagte; wenig Suren finder verloopen, für Stuns
den. 2. Ein Werkzeug, welches die, Stunden angeiget, und von
verſchiedener Art iſt. Eine Sanduhr, Waflerubr, welche bloß
die Dauer Einer Stunde und ihrer Theile, nichtaber die Zahl ders
ſelben anzeiget. Die Sonnenuhr, der Sonnenzeiger, Sons
zelget. Eine Räderubr, welche auch nur die Uhr ſchlechthin ges
hanutwird, zeiget beydes, vermittelt eines Näderwerfes, und
N
.
BEE nehmen, Die Eudfolbe —er ift die Abs
babenen, ‚hervor ragenden Theil zu bezeichnen, indem das Ufer.
2 förmigen Flügeln, welches nur einige Stunden, und höchſtens von
der Auſt, weil es im Auguſt zum Vorfchein kommt. Bey den
Wort Uhr, nach dem Mufter, fo vieler anderer, weldeeineeit, |
nenweifer, welcher beydes vermittelft des Schattensder Sonne '
2 | Ute 790
hat wieder vielerlep Unterarten, wohin die Thurmube, Stuben:
br, Wanduhr, Tafchenubr, Spieluhr, Pendul⸗ Uhr u. f. f. ger
bören, Die Uhr gebe richtig, unvichtig! Die Uhr aufziehen. _
Nach der Uhr ſehen. Die Uhr fchläge u. .f.
Anm, Im Niederdeutſchen ehedem Sure, im Schwed. Ur, im
Engl, Hour, im Franzöſ. Heure, im Walliſ. Awr. Rudbed
leitete es von dem altenSchwedifchen yra, ber, ſich herum drehen,
daher Yrfel, der Schwindel, (S. Irre, welches dahin gehörer,)
Allein, es ift wahrfcheinlicher, daß wir diefes Wort aus dem Bat,
Hora entlehnet haben, Die Eintheilung des Tages in fo kleine
Theile, als eine Stunde ift, iſt eine Erfindung folcher Völker,
welche es’in den Künften und in der Feinheit der Gitten fdjon
ſehr weit gebracht haben, wofür man unfere nördliche Sprach
erfinder nicht halten Fann, Das Wort Hora felbftift nicht:eins .
mahl bey den Lateinern und Griechen einheimifch, fondern mor-
gehländifehen Urfprunges, fo wie faſt alleunfere Künfte und Wiſ⸗
ſenſchaften.
Der Uhrmacher des —8, plur. ut nom. fing, Shin. die ®.
Uhrmacherinn, cin Handwerker, oder vielmehr ein Künffler, wel⸗
her Kiderupren verfertiget, aus ihrer Verfertigung fein Hauptge⸗
ſchäft macht.
Der Uhrſand, des —es, plur. car. ein ſehr feinkörniger Sand, erh
deffen man ſich zu den Sanduhren bedienet. ‘
Dus Uhrwerk, des — es / plur. die—e, ein Näderwerf , wel.
ches dent in einer Raderuhr ähnlich ft, d. i. ein Räderwerk,
welches entweder von Betwichten oder von —— Federn
in Bewegung gefegt wird,
Der Ubhrzeiger, des—s, plur. utnom, n. fing. vesäle an eis
ner Uhr, befonders an einer Rädernpr ; ; der Zeiger, Weifer.
Der udn, des — eg, oder des —s, plur. ut nom. ling. (nicht
Uhus, wie Heynag lehret, welcher Plural ganz Niederdeutſch ift,)
die größte Art Nachteufen, mit großen Ohren und einem feuerco»
the Körper, ’Ulula Chalcis Klein. bey andern Bubo, Ohr⸗ \
eule, Sorneule. Den Uhu ſollt ihr nicht eſſen, 5Mof. 14,16.195 2
dagegen er 3 Mof. 11, 17 Huhu beißt, Da es ınehrere Arten
großer oder Dhreufen gibt , fo werden in engerer Bedeutung, bes
ſonders die zwey größten Arten, welche oben gefprenfele, röthlich
und ſchwarz, unten aber röthlich find, Uhu PERS Die Adler⸗
eule geböret gleichfalls dapin,
Anm. Bey dem Notfer Huuue, inden gemeinen Mindarten “
guhu, Sun, Hu, Hau, Urhub, Buhu, Bubeule, Auf,
Gauf, im Niederf, Schubut, im Schwed. UF, imFranz. Hibou,
im Sat. Bubo, auch bey den Kalmiuden Uhu ; alle, fo wie Eule
feldft, als eine Nachahmung des eigenthümlichen Geſchreyes die⸗
fes Vogels, welches bey dem Uhu Uh-ho-khu lautet. S., auch
Eule.
Die Ukaͤſe, plur. die ⸗¶n, ein ang dem Kuffifchen entlehutes Wort,
einen Befehl, eine Verordnung des Nuffifchen Monarchen zu be+
zeichnen; ein Mandat; Bon den Wend, und Ruſſiſchen Kalanı,
kafu, id) befehle, Wend. Kalani, Ruſſ. Ukafa, der Befehl,
welches wieder mit unfern heißen und Fiefen, letzteres in weiterm
Verſtande genommen, vekwandt iſt.
Die Ukeley, plur. die—en, ein beſonders in der Mark Bran-
denburg üblicher Nahme einer Art Weißfifche, deren untere Kinn«
lade länger als die obere, die Fiime am Hintern aber, mit 20
Strahlen verfehen if; Cyprinus Alburnus Linn. Ju einigen
Gegensen wird diefer Fiſch Blüthe, Blicke, Weidenblatt , alles
dreyes vermuhlich wegen feiner weißlichen Farbe, Breitliny,
Stresmling, in Deißen aber Ochelbeze genannt, Diefer leute
Rahme ſcheinet mit Ukeley, im gemeinen Leben riniger Gegenten
Akeley, verwandt zu ſeyn, beyde aber feinen —— Ur
fprunges gu ſeyn.
Dho 2 Uker⸗
791 R u
Aterwindif uns Uberwalf ©. —
Bie Ulme, plür. die—n, oder der Ulmbaum des — es,
plur. die — baume, ein hoch ſtãmmiger Baum, welcher in ganz.
Europa wild wächſet; Um us Zinn, In einigen Gegenden lautet
dieſes Wort Ilme, Ilmbaqum, im Niederdeutſchen und Ober ſach ⸗
fen Hingegen iſt die ſe Baum unter dem Nahmen der Kuſter, am
bekannteſten. Die gemeine Feldulme oder breitblatterige Ulme,
Ulmus campeltris, heißt in der Pfalz Effer, Effenbaum in
andern Örgenden Fliegenbaum, weil ſich die Fliegen in auß eror⸗
dentlicher Menge auf demſelben aufbalten, Lembaumz; die
ſchmahlblatterige aber, Ulmus minor, Jper, Steinlinde, im
Niederf. Wicke, Steck wieke, Baſtwieke, in andern Gegenden
Wieger. Die Baßilme oder Lindbaſt, und. die Bechjlnte fol»
. len noch ein ige befendere Arten ſeyn.
2 Anm. Im Angelf. und Enst. Elm, im Shweb. Ulm, im
.. Dän.-Alm, imJsländ. Almur, im Sat. Ulmus, im Ital. Olmo,
im Sran;. Orme, Ormeau. Da diefer Baum im-ganzen Eu—
xora einbeimifch ift, fo iſt nicht glaublich, dag fein Nahme aus
dein Lat, Ulmusunmittelbar. follte ſeyn entlehnet worden, wohl
aber, daß alle dieſe Wörter aus einer gemeinſchaftlichen ältern
Duelle herftanmen ; welches diefe aber ift, läßt füch nur vermu-
„then, Wenn diefer Baum der Fäulnig vor. andern unterworfen
wäre, fo fönnte man. das Nieder. Ulm, Olm, Fäulniß, drfon«
ders im Holze/ulmen, ins Holz faulen; modern, ulmig, faul, für
das Stammwort anfiyen, Da diefer Umſtand aber wegen des
feſten harten. Holzes diefes Baumes nicht wahrſcheinlich if, fo,
fcheiner der ſchnelle auſehnliche Wuchs, der bey diefem Baume
... vorzüglich in die Augen fällt, der Grund der Benennung zu feun,
und da würden des Lat. Alnus, unfer Eller , Erie, (Erle, für
Eine, wie Franz, Orme, für Ulme,) und Ulme, zu dem alten
Stammworte al,el, hoc, groß, gehören, SAY}, Elle, Pie
phant und fo ferner,
ulm, eine freye Reichsſtadt in Schwaben. Daber, dei Ulmer, Fü:
min. die Ulmerinn-, eine, Perſon, welche aus Ulin gebüerig ift;
ingleihen das unabänderliche Beywort Ulmer, daher geblirtig.
Das Ulmer Brot, in den Küchen, eine Art Bebadenes,meldhes
aus feinem Mehl, Rahm, Eyerdettern, Zucker u. ſaf. in Geftalt
Peiner Brotegebaden wird, Die Ulmer Gere, die feinfte Art
Perlen Graupen, weil fie befonders in Ulm vorzüglich gut bereitet
werden,
Mirich, einalter Deutſcher männlicher Nahme, welcher auch als
ein Zaufs und Vornahme gebraucht wird, und von Huld oder auch
von Adel, abgeleitet wird, Ulrich für hüldreich, oder adelreich;
im mittlern Lat. Udalricus, Adalricus, Ulricus, Fämin.
Ulrica. In den gemeinen: Mundarten wird diefer Nahme oft
in ig, in der Lotharingifchen —— aber in Ouali, ver⸗
Fürzt,
Dos Ulttamarin, dss— es, plur.car, der Nahme einer febr
Foftbaren blauen Farbe, welche ans dem Laſurſteine verfertigt wird.
Er iſt aus dem Italiänifhen Oltramarino, im mittl. Lateine
Ultramarinus, weil dieſe Farbe ehedem aus Aſien zu uns ges
bracht wurde. 3
Um, wine Partifel, welche in drenfaher Geſtalt üblich iſt. I. Als ein
vorwort, weldes allemahl die vierte Endung, oder. den Accu⸗
ſativ erfordert/ und in verfchiedenen Bedeutungen gebraucht wird,
1. Die Richtung einer Bewegung oder eines Zuſtandes längs
der ganzen äntern Fläche eines als feufreht Zangenonmienen
Diuges, längs deſſen Umfanges, zu bezeichnen ; wo diefes Vor⸗
wort auch Start findet, wenn fir die Richtung auch nur längs
des größten Sheils dieſes Umfaages erſtreckt.
+) Eigentlih. Um die Stade gehen.
ganz um das Haus. Um den Tiſch treten.
—
Der Graben gehet
Sich um die
FR Iageen. Kine Spürte Ber Leib’ Hinden. Cine
die Senfter.
. Rebenwörtern herum ‘und ber verbunden, wo von das erfte
. Nevenwörter rund und rings hinzu, Der Graben sebet gings
um die Stadt herum. Rund um die Stadt berum veiten.
zu bezeichnen.
in welchen bepden letztern Fällen der Genirio nicht von dem Vor⸗
*
‚ des ungefähren zuweilen verlieret, fo daß um ſechs Uhr, fo viel
Zeit bedeutet.
weiſe, einer nach dem andern. Lines um das andere,
; (r) Eine befondere Art des Ausdruckes if, wenn in einem ganz
- worte um ausgedruckt wird: Es iſt eine fchone Blume um eine
Roſe, für : eine Roſe iſt eine fhöne Blume. Es if eine wun⸗
freylich nur in ſolchen Fällen argebet, wo das Prädicat die gute
andern Tag, wo auch über üblich ift. Das \gieber kommt im- 2
Mantel um fich nehmen⸗ Ich bin den ganzen Tag um ihn,
in feiner Gefelfehaft, in feiner Nähe, Keinen Sreund um
baben. Der Weinſtock wolbe fi wie eine Fühle Laul
Dort, wo. eine unverwelk liche * *
—— gaupter blü hen fol, Weiße. Mir Swablen um fein
aupt, >
Den: Nachdruck PR —— wird da⸗ Vorwort oft —
de geneinenLeben⸗ das legte aber vorzüglich der höhern Schrelb⸗
art’, eigen iſt. Um die Stadt berum-gehen. Der Grabn
gehet ganz um das Scus herum. Um mid ber ſehe ich niges
als Wildniß, Sie ſtanden alle um ihn her, um ihn herum.
Deine Wahrheit iſt um dig ber, Pf. 89,9... Der Engel des
Herren lagert fih um die her; die ihn ürchten,“ 91.348, 9.
Dein Weib wird feyn, wie ein fsuchtbarer Weinſtock um dein
Haus herum, Pf. 128, 3. Und wenn der. ganze Umfang
beſtimmter ausgedruckt wenden fol, fo feget man wohl nochdie _
»
Befondere Arten des Ausdruckes find. Iemanden
Hals fallen, ihm umarmen. Er warf fi ihr mit J
Zärtlichkeit um den Hals, Du weißt nicht, wie mir um das.
Serz oder ums Gerz iſt du weißt nicht, was ich empfinde, wie
mie zu Muthe iſt. Ich rede, wie es mirums Herz if, —
denfe, wieich empfinde, KR.
(2) Figürlid, eine ungefähre Räte des Ortes und — geile
(a). Des Ortes. Er muß um diefe Gegend
wohnen, ungefähr in dieſer Gegend, Mohin auch bier bevum,
in diefer Gegend, da herum, in der dortigen Gegend, gehören.
(b) Dir Zeit, eineungefähre Nähe der. Zeit zu begtichnen, Es
it um fechs Uhr, ungefähr fechs Uhr. Um Mittag wollen wir
kommen. Er kam erſt um Mitternacht zu Haufe: Um Öfern,
um Pfingfien, um Wichael , um Michaelis, um. Iohannis;
men
worteum, fordern von dem ausgelaffenen Hanptworte Feſt ber.
vübret. Um oben diefelbe Zeit gefchahe es, Wo fichder Begriff
als gerade, wenn es ed⸗ iſt; und um diefelbe Seit, zu Berfetben
©. Für nach, wo es Be Figur * — Bebeufunggn kn
ſchrinet, aber nur in eini gen Füllen üblich Ft. Allemahl um. deu
mer um sen dritten Tag. Einer um den andern, ne =
a fang
Iſrael diefes Lied, und fungen um einander über dem Bruns
nen 4 Moſ. 21,7; wo aber um einander, für. einer um den , .
andern, veraltet if, wie Eſ. 14,20, daß — aue um
einanserreden: i
$; Eine Scgenfand, doch in verſchiedenen ciaſchrantungen.⸗
einfachen Satze, wo das Zeitwert feyn die Cor ulam ausmacht,das
Subject, anſt att in der erften Endung zuftchen, mitdem Vor ·⸗
derliche Sarhe um den Appetit. Es iſt ein Pigliches Dingum
das Lob, Es iſt ein mißliches Ding um unfere Reige Es
iſt doch eine verzweifelte Sache um die liebe Tugend, Weiße.
Es it eine edle Sache um den Saugfeicden. Welches doch
oder böſe Eigenfchart er. ne in Geſtalt eines Hauptwor⸗
tes ausdruckt.
) Mit
N
Tr A
druden.
* EEE —— wird bieſe⸗ Vorwort 4 ei
—— gebraucht, einen Gegenſtand überhaupt aus zu⸗
Ponders mit dem Zeitworte heben. Wie ſtehet es
am euch. ?ı wie befinder ihr euch? in wasfür Umſtänden befindet
Äbreuh? ‚Wie fieher es um unfere Sache? Es ficher ſchlecht
um euren Bruder, Wie würde es alsdenn um mein Der:
Sprechen fteben ? Gell. Sehen fie doc , wie es am mein
Pimfeig Glück ſtehet, eben derf. Oft auch mit dem Zeitworte
ausſehen in eben derſelben Bedeutung. Es ſiehet ſehr miß—
— um ihn aus. Aber wie ſieht es um die Ehre aus?
Beyde Zeitwörter leiden in eben demfelben Verſtande auch das
‚Vorwort mit, Wie ſtehet es mit euch * Es ſtehet mit * Sa⸗
che ſchlecht aus.
(3) Einen Gegenffand des Berluffes; doch auch nur mit eini⸗
"gen Zeitwörtern. Um etwas kommen, "seffeiben verluftig wer⸗
sen, ohne Beſtimmung der Art und Weiſe. Jch bin um meine
uhr gefommen, fie ſey num verloren oder gefiohlen. Um ein
Auge, um einen Km, um fein Vermögen, um feinen guren
Nahmen Eonimen. Man kommt um fein Geld, man weiß
nicht wie, auch durch minder nothwendige Ausgaben.
darum gefommen. Um dag Leben Fommen, es znfälliger Weife
auf eine gewaltſame Art verlieren, umkommen. Jemanden
um das Leben bringen, ihn feines Lebens berauben, ibn um:
“bringen: Femanden um fein Geld bringen, Urfache fepn, daß
“er deffen verluftig sche. Ich bin darum, eine elliptifhe R. A.
für, ich bin darum gefommen. Es iſt um ihn gethan oder ge:
ſchehen, er iſt verloren, unglücklich, geſtorben. Es ſey darum,
oder, es mag darum ſeyn! eigentlich , es mag verloren ſeyn;
Migüelih, es iſt nichts daran gelegen, Nach dem Mufter des Zeit»
wortes bringen fiehet es auch bey andern thätigen geitwörtern,
eine Urſache oder Veranlaſſung eines Berluftes zu bezeichnen. Ich
Bin darum berrogen worden. Sie plaudere ung um die Zeit.
Sie beibet uns oft um das Mitragseffen, Gel. i
(4) Einen Gegenitand des Wiffens, doch nur mit dem Seit-
worte wilfen, für von. Willen ſte etwa auch um die Sache ?
wiſſen fie etwas mitdavon? Ich weiß nichts darıım. Er weiß
nm alle meine Geheimniffe. Rhein Wort er vmb die bürger
weit, Sheuerd, Kap. 94.
(5) Einen Gegenftand einer Gemürhsbewerung; doch Rue mit,
einigen Zeitwörtern, befonders ſolchen/ welche eine unangenebme
Empfindung wegen des erlittenen oder zu beforgenden Verluſtes
"eines Dinges bezeichnen ; wodurch es ſich von über in der ähn⸗
lichen Bedeutung unterfepeidet. Sich um etwas betrüben, be
kümmern, Pränken, bärmen, grämen. : Um etwas weinen,
* böfe werden, Flagen, trauern, zürnen u. ſ. f.
Der Schmerz um ihn iſt für mein Sevs
Selbft noch ein angenehmer Schmerz, Gel.
Sließet ihr Thränen um den vedlichhen Sreund. Bümmere
Sich niche um die. verwelkten Blumen. Semanden um etwas
-"beneiden. Um dieß vergnügen muß mich ein Prinz beneiden,
Gell. Es iſt mie nicht leid darum. Sehr um etwas thum,
im gemeinen Leben, deffen Berluft ſehr betrauern,
(5) Einen Gegenftand der Bemühung, des Beſtrebens, der
Bewerbung ; auch nur mit einigen Seitwörtern, Um etwas ſpie⸗
+ Ien, fpielen, wer den Befig einer Sache erlange. Sich um etwas
kemüben, bewerben. Femanden um erwas, bitten, Reben, an—
flehen. Um die Ehre Fechten, Fampfen.
ſich um etwas Sanfen, fireiren, um den Befißeiner Sade, Um
Um etwas hadern,
‚etwas lofen, würfeln. Sich um dir Oberilelle sanken. Der
3 Soldat tummelr ich um die Ebre. Ich will darum ſchreiben.
A Sich Mühe um etwas geben.
be Re
Ihr Herz, um das du flehſt,
” \
I Mt 1
Ich bin’
Um 7
Yon falten Screen blaß er jeder tum fein deden,
eiße.
Durch — und Schmeicheleyn warb er um meine
Bunfi, eben derf,
Um ein Amt, um eine Gnade, am eine Derfon (zur. Battinn)
anhalten. Er Fomme um Brot. Ss ift ihm ur darum ze '
sbun. Es it ibm nur ums @eld, um die Ehre zu thun. Fer
manden um etwas fragen, es von ihm zu erfahren, Jeman—
den um Rath fragen. Um Rüde rufen, ſchreyen. Bäne
Thräne feiner Unrertbanen ruft wider ihn um Rade, Er
bat mich ſchon lange darum geplagt. Ich werde ſehr um eıne
Antwort geplagt. Daß es ſich bier nicht in allen Fallen gebran-
- Chen laſſe, iſt ſchon erinnert worden. Im Oberdeutichen fagt man,
um jemanden ſchicken, um den Arzt, um den Beichtvarer
ſchicken; wofür im Hochdeutſchen nach üblich iſt. Ingleichen,
ich will darum gehen, darnach.
(7) Hierher gehören auch diejenigen gälle, wo um eheden
den Gegeuſtand eines Kaufes oder Tauſches begleitete, anft att
für. Ehedem ſagte man: hundert Thaler um das Sans geben.
Jetzt ift esin diefer Bedeutung, im Ganzen genommen, veral-
tet, nur das relative darum wird noch zuweilen in diefem Vers
ſtande gebraucht, Ih gabe viel darum, wenn ich es haben
Fonnee , dafür, Br nahme nicht viel Geld darum, dafür, ”
(8) Defto häufiger wicd es indeſſen noch gebraucht, den Preis
einer Erwerbung oderden Lohn einer Bemühung auszudeuden,
vermutblich auch, fo fern derfelbe im Grunde der Gegectſt aud der
Beſtrebung iſt. (a) Eigentlich, den Lohr einer Bemßhung. Um
Lohnarbeiten, dienen. Arbeiter um Lobn dingen. nt
Tagelohn arbeiten. - Fege hüthe ih um ſchlechten Lohn hier
diefe zwey Ziegen, Geßn. Ums Bros arbeiten. Br ward
mie den Arbeitern eins-um einen Groſchen, Matib, zo, 2.
Ums Geld arbeiten. , Was tbur man wicht ums liebe Geld.
Um viel Geld wollte ich das nicht thun. Um alles in der
Welt beginge ev diefe Niedertrachtigkeit nicht. Um nichts
und wieder nichts, imgemeinen Leben, fie gar nichts, Hierher
ſcheinet auh die. %. zu gebören, um die Werte, fo fern Were
® bhier das aufgeſetzte Geld, den Preis des Wetteifers bezeichner,
„Um dir Wette aubeicen, fehr eifrig, andere in fleißigem Arbeiten
zu übertreffen ſuchen.
In Cuba war ein Papagey,
Den neckt ein jeder um die Wette, Haged.
(5) Das Bezahlumgsmittel und den Preis, anſtatt fir. Um
Geld, um bar Geld kaufen. Noch häufiger von dem Preife,
Ich habe es um zehn Thaler gefauft. Um wieviel halt vu das
But gefaufe? Im Hochdeuifchen wird es in diefer Bedeutung
wenig mehr gebraucht, weil für in derfelden am üblichften iſt. In
den Kanzelleyen pfleyt man bende Vorwörter um des Nochdrucks
willen zu verbinden: CajusFauft dis Faus um und für tau⸗
‘ fend Thaler. Dabingehöret auch der Gebrauch mir dem Zeit
worte Hrafen, doch ur, wenn von ‚einer beſtimmten Geldſtrafe
die Rede iſt. Jemanden um zehn Cooler. ſtrafen, ihm eine
Strafe von zehn Thalern auflegen.
(0) Endlich gehören noch verſchiedene einzelne Arten des
Ausdencks hierher, wo um Gegenflände anderer Art bejeiche
net. Ich lobe dich darum , für ‚defivegen; ob man gleich
nicht mebr fagt: ich Iobe dih um deinen Sleiß, mm deine.
Tugend, fondern wegen. Sich um jemanden verdient me=
chen. Habe ichdas um dich verdiene? Derdiene ich das um
‚dich, meine Julie? Weiße. Sich um erwas befümmern,-
darnach fragen, Theil Daran nehmen‘, weiches doch eigentlich
eine Figur des Zeitwortes befümmern in der vorigen fünften
Bedeutung iff.
Dvd 3 Alle
05 um
Yllejest angeführte Fälle, wo um einen Gegenftand begleitet,
find Überbleibfel, einer ältern allgemeinen Bedeutung, wo um faſt
ein jedes Object bezeichnete. Das Schwediſche om hat noch jegt
diefe allgemeinere Bedeutung, indem es unter andern auch de,
von, bedeutet; von jemanden reden, om. Das Griech. mit
"9m "pertoandte as wurde auf ähnliche Art gebraucht.
4. Einen Bewegungsgeund, eine Urſache. Sie prriferen
‚Gott um alles, das fie gehöre und gefeben hatten; Luc. 2,205 .
für, wegen, Der Herr wird ſtrafen alle Gottlofen um alle
Werke ihres gotelöfen Wandels, Br. Jud. B.1r5. Im Ganzen
iſt auch die Bedeutung veraltet, nur daß die relativen warum
und darum noch im ganzen Umfange derſelben üblich find.
Auch gebraucht man esin diefem Verſtande noch in®erbindung
mit dem Hauptiworte Willen, einen Bewegungsgrund, eine Urſa⸗
che, zu begeichneu, da denn die zweyte Endung der Sache von dies
fem Haupfworte, nicht aber von dem Vorworte, herrühret. Ich
thue es um zweyer Urfachen Willen, um. eben der Urſache
Willen. Um Gottes Willen, um unfrer Willen, um des Sim«
mels Willen. Es geſchiehet um Lebens und Sterbens Willen,
um der böfen Nachrede Willen. Um fein felbft Willen, Um
seiner, meinet Willen.
Fürwörtern Dein I. Ehedem gebraucht man dafür yon — Wil:
len, durch — Willen: von mebrerer Sicherheit Willen.
Das Hauptwort Willen wird zuweilen weagelaffen, Ich will
das volk heim ſuchen um ihrer Miſſethat, Ser. 25, 12. DaB
wir um diefer beutigen Emporung verflagt mochten werden,
‚Apofi. 19, 40. Wo die zweyte Endung gleichfalls von dem ansgee
Iaffeıtn Hauptivorte berführet, welche Auslaffung doc im Hoch=
deutfchen einige Härte har. Hoch mehr aber, wenn ftatt der zwey»
ten Endung die vierte gebraucht wird : ich befchwöre ſte um unfve
Liebe, machen fie meine Ahndungen eitel. ° Sie willum ſim⸗
mel und um Hölle nicht weiter gehn, Michael. der Dichter,
Am härteften und ungewöhnlichften ift die Weglaffung des Wor⸗
tes um.
Auch wo das Römer volk der fchönen Bäder Willen
In voller lippigkeit die lange Zeit vollbracht, Dpig.
Die ähnlichen Wörter wegen und halben werden nicht mit dem
um verbunden, und wenn ſolches ja von einigen gefchiehet, ſo ift
es ein unangenebmer Fehler, Um meiner Jahre wegen Fönnte
ich in der Rleidung noch fehr jung thun, Gel,
Siehe von diefer R. A. befonders mit
————
um
nen auch ſolgende Arten des Ausdruds gu gehören, Um ein — r.
Es if nicht um ein Saar größer, im geringſten nicht. In⸗
gleichen, wenn es fo viel als bey nabe bedeutet... Um ein Saar -
wäre ich gefallen, es fehlte Fein Haar breit, fnff. Es ik
um zwey Tage zu thun, fo iſt der Schmerz vorüber, es Tomme
nur auf zwey Tage on, Es it um hunder. Thaler zu tun, ſo
haft du es. Wo zu thun auch wohl verſchwiegen wird.
Es iſt um wenig Schritte, fo hohl’ ich dir dieß Band, ‚Sell.
Hierher gehören auch die adverbif gen R.A.da um fo viel den
Comparasivis vorgefegt wird, Er wird es nicht gefichen, geſte⸗
bet ex es aber, fo iſt es um fo viel beffer fin ihn. _
ſchränken wirft; oder, jemehr du deine Bedürfniffe einfcheän:
. Ten wirft, um fo. viel glücklicher wirkt du feyn. Ss if mie
um fo viel’ lieber, wenn er nicht kommt.
um ſo viel ür deſto fleht,
Ju welchen en ’
Nur vermeide man den
diefes um fo viel flatt des kürzern und üblichern je und deſto su S :
gebrauchen, Um fo viel größere Ehre der Sohn bat: dann der
Diener, um fo viel größere Ehre bar Chriſtus dann Mofes; —
beſſer je — deſto.
Auch iſt es fehlerhaft, wenigflchs ein in ——— Fallen ſehe
unangenehmer Pleonasmus, diefes um dem defio vornſegee
Ic melde dieſes um deſto Lieber, da uf. f. Gottſch. Diefes
ift mir um deſto gewiffer, ‚da u. (f. ebend. ;
daß er nicht ſchwort, um deſto mehr kannſt du auf fein Wort
bauen, Gel, - Ich babe es nicht gewußt, daß fie zugegen '
waren, um deſto aufrichtiger iſt mein Bekenntniß, eben.
Wo um deflo nichts mehr fagt, als deſto allein. 2 i
II. Ein Bindewort, da es denn dem Infinitiv mit dem Wöcthen
zu zugefellet wird, - eine Abſicht zu bezeichnen,
Sprachlehren wird um mit unter den Bindewörtern aufgeführet,
vermufblich , weil man fich nicht überreden Eonnte, daß ein Vor.
wort zugleich ein Bindewort ſeyn könnte. Allein faſt alle unſere
Partikeln werden auf mehrere Art gebraucht, und umiftindiefee
Verbindung fo gut ein. derurfachendes Bindewort, als daß,da:
mie, weil u.ff. Es iſt hier eine Fortfegung der vorigen vierten
Bedeutung. Ich babe nicht in die Lotterie gelegt, um veich
zu werden, fondern um andern Gutes zu thun, ‚Gel.
Und erblidet einen Shügen, 5
Der ſein Rohr auf ihn gericht,
uwirf
„um fo viel glücklicher ſeyn, je mehr du deine Bedürfniffe einz
Das if ran, za
Zn feinerunferer *
Um ihn auf den Pelz zu blitzen, Lichtw
Um daß für weil iſt im Hochdeutſchen ſehr veraltet, und wird
Da der Zufinitiv mit zu diefe Abficht ſchon allein ausdrudt, J—
nur noch in einigen gemeinen Mundarten gebraucht.
Was weint ihr Mütter viel, um daß euch durch den
Streit
Die Söhne find erlege in ihrer jungen Zeit, Opitz.
Ich muß mit Danke Gott erheben,
Um daß er feine Gütigkeit ’
Euch mitgetheilt zu dieſer Zeit, ebend,
Wenn um mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu gebraucht
wird, eine Abficht zu bezeichnen, fo iſt es eigentlich Fein Vorwort,
fondernein Bindewort, ©, es im folgenden.
5. Einen Unterfchied der Zeit, Zahl, Größe und der Inten-
front zu bezeichnen. Das-Senfter it um. zwey Juß höher, als
die Thür. Cajus ift um drey Zoll Fleiner als Titius. Das
ift um ein gut Theil beffer als jenes. Ich bin um zehn Jahr
älter alsdu. Etwas um eine Sandbreit enger machen. Die:
fes Haus ift um hundert Thaler theurev als jenes. Hm die
galfte dider, Sich um zwanzig Thaler verrechnet haben.
Sr den meiften diefer Fälle kann um auch verfchwirgen werden,
Er ift einen Bopf größer, für um einen Kopf. Er if hun⸗
dere Thaler theurer. Nur fagt man nicht, ſich Zwanzig Thaler
verrechnet haben, we um nicht wegbleiben kann. Hierher fcheis
fichet das um bier eigentlich überflüffig, und diefer Überfluß wird 5
oft ein Übellaut, befonders in folden Fällen, wo die Verbindung .
der Handlung und ihrer Abficht ohne bin ſchon deutlich iſt. Sie
thut ſich alle Gewalt an, um bewundert zu ‚werden, Gell,
Soch Fann die Ründe und Bolftändigkeit der Rede oft das um
nothwendig machen. Ich lebe nicht um zu effen, fondernih
effe um zu Ieben, wo der Nüude erwas fehlen würde, wenuman
das um als überflüffig verfchweigen wollte,
Am häufigften und ſchicklichſten ſtehet das um, weun die Abſt
den Sag anfängt, da es denn nicht leicht verſchwiegen werde
Fann, wenn die Rede nicht mangelhaft werden fol. Um die Bene
Welt zu erobern, mußte man die Einwohner, austorten, und
um ihre Stelle wieder zu'erfegen, mußte man Negern Faufen,
Um diefe Starke su zeigen, muß unfere © duld durch manche
Salle geübt ſeyn, Duſch. Um dich zu berubigen, babe ich die⸗
ſen Entſchluß gefaßt. Um nicht zu weitlaufig zu werden,
muß. ich abbrechen.
Ein fehr unangenehmer Fehler iſt es, wenn um in bieſe Ber ;
bindung gemiß braucht wird, noch andere Bedentungen, als die Ab⸗
ficht einerHandlung, zu bezeichnen, wozu ſich viele durch das Frau⸗
zoſiſche
s rk * » a * 5* g Ka n®
— 797 —— — Um
ſiſche pour verlelten laſſen. So vorſichtig ein anderer Rich⸗
ter iſt, um zu verbergen, daß er ſich babe beftechen laſſen,
Naben, Wenn ich innere Rube genug hätte, um mein ers
*
den vergnügungen des Hevzens zu öffnen, Zimmerm.
Doc große Herzen — um hier zu leiden,
1 * ron.
Mo um am unrechten Dite ſtehet, weil hier kein eigentliches Ver»
daltniß einer Handlung gegen ihre Abſtcht Start fürder, Fehler
ddieſer Art fommen überall fehe häufigvor,
Noch widerwärsiger find die Oberdeutſchen Arten des Gebrauchs,
= woumfür als daß geſetzet wird, Die Sache redet zu Mar, um
don jemand mißkennet zu werden. Ss iſt ſchon mit ſolchen
triftigen Grinden- beſtarket worden, um es einer fernern
Ausführung nicht zu bedürfen, daß es — nicht bedarf.
. Beiftzurugendhaft, um nicht ein Chriff zu feyn, Cron—
II. Ein Webenwort, wo es wieder in derfchiedenen Zellen
vorkommt, welche insgeſammt Figuren der erften eigentlichen Be⸗
> deutung des Vorwortes find. *
Im gemeinen Leben wird um als ein Rebenwort häufig
dem geradeften und fürzeften Wege entgegen gefegt. Der Weg
if um, führet um, wenn er uns nicht in der geradeften und fürs
geften Richtung nad) dem verlangten Drte flihret. Von Leipzig
. nach Beriin über Dresden zu veifen, if fehe oder viel um,
Daber die Zufammenfegungen umgehen, umfahren u. f. f. welche
> vielleicht richtiger getheilet werden, indem um bier das Nebens
and nicht das Vorwort iſt. —— —
Zu Ende, vorbey, das Ende einer befimmten Zeitdauer
2 vg bezeichnen; am häufigften auch nur im gemeinen Leben. Die
Stunde, die Woche, da8 Jahr iſt um. Wenn meine Zeit
am ik Wenn ich fie eher, als das Jahr um if, fortiage,
- fo muß ich ihr dag ganze Lohn bezahlen, Gel.
- 3. Umund um, für auf alenSeiten, Um und um mit
wWeaſſer umfloffen ſeyn. Die Stadt iſt um und um mit Ber⸗
"gem umgeben. - Deine Sände- haben mich geärbeirer, und
2... gemacht alles, was ih umundum bin, Hiob ı 0, 8. Wenn
2 um und um kommt, wenn ſich die Sache völlig eutwickelt,
wenn man fie genau, aufallen Seiten, betrachtet. ;
5 Weifer Damon, deilen Haupt
* CLorber um und um belaubt, Kleiſt.
Da? im gemeinen Leben noch hin und wieder übliche um und an,
,. Meinder anfländigen Schreibart veraltet, ob gleich Opitz es noch
= häufig alseine Art einer intenfiven Partifel gebraucht,
, - Der Tod begehrt nichts um und an;
gar nichts, im geringften nichts, —
Er wird die volker um und an
Wie xrecht um billig iſt, entſcheiden, Pſ.96,73;
in allen Stücken, volfommen,
Ach ſo iſt es um und an
unm die ganze Welt gethan, Grypb.
Anm. 1, Dieſes Beywort kann nie anders als mit der vierten
Endung gebraucht werden, daher es ein Fehler iſt, wenn man es
zuweilen mit der dritten findet. Die um Tyro und Sidon woh⸗
nen, Mare. 3,8, Die wir um Paulo waren, Apoſt. 21, 8.
E Wie dünkt euch um Chris, Mattd. 22,42; in welcher letztern
Stelle um für von zugleich veraltet iſt.
Anm. 2, Diefes Wörtchen wird mit allerley Wörtern zufams
° men gefegt, und bekommt alsdann auch mancherley Bedeutungen,
> welche fich doch insgefammt aufeine der vorigen zurück führen laſ⸗
fen. Diefe Wörter find, a) Partifeln, wo es theils voran, theils
2 hinten, ſteht: 3.8. umber, umfonf, ringsum, herum, rechts ⸗
Ra;
E
J
Reſf.
"wird,
‚wm, Iinfsum, Burzum ; wohin auch die velativen darum und -
warum gehören, Ju wiederum hat es die außer demoeraftere
sin ; 2 Bi Eee
/ Uma 703
Bedeutung einer Wiederbohlung, welche noch in dem Schwed. orn
angetroffen wird; lefa om, von neuen leſen. 5) Nennwörter.
Umkreis, Umfand, Umweg, Umriß, Umgang, umganglich
c) Seitwörter, da denn die mit diefee Partikel verbunde«
nen Zeitwörter, fo wie die, welche mit durch, über. und unter
"zufammen gefegt find, den Ton bald auf dem Zeitworte, bald auf
dein. Nennworfe, haben,
Auf dem Vorworte liegt der Ton, wenn das Hauptort, wel⸗
ches von dem um regieret, werden follte, nicht ausdrücklich da
ftebet ,; welche Zeitwörter oft, obgleich nicht allemapl, Neutrg
find, In dtefem Falle ift das Vorwort trennbar, di, es wird im
der Konjugation hinter dem Zeitworte geſetzet. Es gehet indem
Saufeum,. Dev Weg gehet weit um. Drehe es um. Ich
kehre um, Dieje Zeitwörter haben dag gewöhnliche Augmentum
ge, und im Infinitiv eritt das zır zwifchen dert Bor» und Zeite
worte: umgedreber, umzufehren. Manmuf bier den Accuſa⸗
tiv, der von dem Zeitworte regieret wird, nicht mit dem verwech⸗
fein, welchen das Vorwort haben follte/welcher aber verſchwiegen
Sir ein Ding umkehren, umdrehen, ummenden, um:
ftoßen, u. ſa f. wird der Accuſativ don den Zeitwörteen Fehren,
drehen, wenden regieret; dagegen der zu um gehörige Accufativ,
um fi felbfl, um feine Seite u. f. fi verſchwiegen wird,
Wenn hingegen das zu um gehörige Hanpfwort ausdrücklich da
ſtehet, fo ruhet der Ton auf dem Zeitworte, und aledann if das
Vorwort untrennbar, das heißt, es bleibt durch die ganze Conju⸗
gation vor feinem Zeitworte ftehen, Wir umfabren die Welt,
Die ganze Geſellſchaft umringte ihn. Das Augment bleibe im
diefem Falle weg, und im Infinitiv tritt das zu vor die ganze Zu—
fommenfegung. Mit Blumen umkranzt, nicht umgekränsr,
Mit zimmels glanz zu umfrahlen. . Einige Ausnahmengibt es
auch hier, welche an ven gehörigen Orten vorkommen werden.
Die Bedemungen der mit um zufammen geſetzten Zeitwörter
laſſen fich insgefamint gu einer dee ſchon bey’dens Bor- und Neben»
worte angeführten Bedeutungen rechnen ; wohin denn auch die ger
böret, mo es eine Wiederhohlung einer (dom gethanen Handlung,
aber auf andere Art, (bezeichnet, welche Bedeutung, außer der
-Zufammenfegung, veraltet iſt. Die Zeitwörter, in welhem dies
felbe Statt findet, haben den Eon insgeſammt auf dem Vorworte,
teil der ganze Ausdrud figürlich und elfiptifch ift, und der zu dem
Vorworte gehörige Accuſativ eigentlich verfchiwiegen wird; mm:
arbeiten, etwas im ſchreiben, umfhmelenmf.f.
Die höhere Schreibart der nenern hat viele neue Zeitwörter
diefer Art, wo der Tom aufdem Zeitworteliegt, eingeführt, und.
es Tönnen deren, wo es nöthig ift, noch mehrere geivagt werden,
wenn dabey nur der Wohllaut und die Analogie wicht aus den
Augen gefeget werden, Umglanzen, umftrablen, umfranzen
u, ff. find untadelhaft; aber umlorbern iſt art, weil wir kein
Zeitwort lorbern haben,
Ynm.3. Diefealte Partikel lautet ſchon in dem Iſtbor, bey
dem Kero und andern miteiner unnöthigenEnd ſolbe u mbi,umbe,
welches fich nebſt dem Blafelaute, ats dem Begleiter des m, auch
in dem Griech. aa Ps, und zum Theil auch in dem Lat, amb, wel⸗
ches doch mır in einigen Zufammenfegnngen vorfommt, befindet.
Im Angelfächfifchen lautet es umb, ymb, im Schwed, om, im
%sländ, um, im. Wallififchen am, im Däniſchen omme, und felbft
im Finniſchen umbi. Bir Begriff des.limfchtweifes, im Gegeu⸗
fage der Fürzeften, geradeften Linie, iſt ohne Zweifel der Stammi=
begriff , welcher auch noch in allen übrigen Bedeutungen zum
Grunde liegen,
timadern, verb.reg. act. id ackere um, umgeadert, umzu ⸗
ackern, eigentlich, ſo ackera, daß dag unterſte zu oberft fomme;
umpflügen, und da, wo mon fir adern chren fagt, umähren.
PS Ein
—
799 Uma.
"Ein geld, ein Seid Landen umadein. Indem ößnlichen
Verſtande ackert oder plůgt man eine Pflanze, eine Staude
um, wen man fiei im Adern umreißet, umpöfet. So auch die
Umackerung.
qımäbgen, verb. reg. „act, S.das vorige,
zımandern, verb. reg, aci. ich änderenm, umgeändert, um:
zuändern, völlig ändern, völlig anders machen, © auch die
Umanderung.
lmerbeiten, verb reg. act. ich arbeite um, um ge arbeitet,
umzuarbeiten. 1) So bearbeiten, daf das unterfte der Theile
zu aberft fonıme, am bäufigfien,als ein allgemeiner Ausdrud für
‘ @madern, umpflugen, umgraben, umbaden ut.f. Einen
Weinberg. umarbeiten, umbaden. Ein Stud Landes im
Garten, es umgraben Einen Saufen Getreides, ihn uinſch aue
fein, 2) Von neuen bearbeiten , eine Arbeit wiederhoblen, un
fie anders 'zu machen oder zu verbeſſern. Eine Schrift, einen
Kuffag umarbeiten. So ouch von Hand und mechaniſchen
Arbeiten. Daher die Umarbeitung.
Umarmen, verb. reg. act. ich umarme, umarmt, zu umar⸗
men, mit den Armen umfangen, umfaſſen. Einen $reund bey
feine Rackkunft umarmen. So auch die Umarmung. Figür Almbringen, verb. irreg. act, S. Bringen,) ib einge,
tich find beyde Wörter iu der edlern Schreibart anftändige Aus⸗
drücke der ehelichen Benwohnung. Verbot hene Umarmungen.
Einige Eſſener enthielten ſch der gebeimen Umarmung ihrer —
Weiber, fo bald dıefe\ zur Lortpflanzung überftüſſig war,
z
Simmerw, Kera gebraucht dafür kıhalfen, und in Liefland und
im Niederdeutſchen iſt noch halſen und umbalfen für umarmen
üblich,
Umbehalten, verb.reg. act. ich bebalte um, umbebalten, um=
zubebairen, im gemeinen Leben, ein Kleidungsftüch, welches man
um bat, um fich eder feinen Leib behalten, es nicht ablegen. Dan
Mantel umbebalten, *
Amber, ©. Umbra.
timbiegen, verb, irreg. det. (S. Biegen,) ich biege um, ums
gebogen, umzubiegen, etwas, das gerade ift, nach einem Wins
fel biegen. Auch wohl, erloäs, das ſchon gebogen iſt, nach einer
andern Richtung biegen. Ep auch die Umbiegung. In der
edicen und höbern Schreibart würde man umbeugen fägen.
umbilden, verb. reg. act. ich bilde u, umgebilder, umzug Bruch, oder neben demfalben hin in einem feſtern Stein, und ein
bilden, was ſchon gebileetwar, nochmahls bilden, um es anders
zu machen; am hänfigfien inder edleru Schreibars, Jemandes
Character umbilden. : Sp auch die Umbildung,,
Umbinden, verb. irreg. ac. (S. Binden.) ı.Umbinden, ich
-binde um, umgebunden, umzübinsen. 1) Um fid oder ein
anderes Ding binden, Ein Tuch umbinsen, nähmlich um den
Kopf. Einem Binde ein Tuch umbinden. Die Schurze ums
«binden, um den Leib, 2) Was ſchon gebunden war nochmahls
binden um es anders zu binden. Die Garben umbinden. Min
Bud umbinden. So auch die Umbindung.
2, Umbinden, ich umbinde, um bunden, zu umbinden, um
etwas binden, mit dem Accuſativ diefes Etwas. Einen Baum
mit Werk umbinden. Es fommt ſelten vor, weil in den meiſten
Fellen nmwinden dofür-üblicher rft.
Umblafen, verb irreg,. act, (S. Binfen.) "ı)limblafen; ich
blaſe um, umgrblafen, umzuhlafen, durch Blaſen unfloßen
oder umwerfen. 2) Umblafen, ich umblafe, .umblafen, zu
umblafen, von allen Seiten anblafen, ein Wort, welches nur
felter vorfimmt. Von den Winden umblafen werden.
Die Umbra,plur.car. oder die Umber⸗Erde, plur. doch nur
yon mehrern Arten, die —n, einedunfelbraune fette Erde, welche
auf Koblen einen aſphaltiſchen Geruch, und bey der Deſtillation
zit Erhöpl, gibt; Bertbraun. Man gebraucht fiezum Mahlen, druckern. Daher die Umdruckung.
Umbrechen, verb. iireg, 46
€ Hauptwörter, die Umbringung und der Umbringer, I indie
Umösrnen, verb. reg. act, id umdorne, umdornt, zu ums
ad
* die ſo genannte Cölnifche erd⸗ — Art Herfben. De. 4
Nahme ift aus dem Lar. Terra Vmbriae, Cretä Vmbria,
Be fie in der as en RR Umbeien zuerſt endet
worden, 9
“ (©. Brechen) ib: breche um,
umgebrocen, umzubrechen. 1) Dutch Brechen umbicgen, ſo
umbiegen, daß es breche; dochnur felten. Zinen Baum um.
brechen. 2).So brechen, ey as unterſte zu oberſt konnmie; wo
es doch nur in einigen Fällen für
wühlen u. f.f. üblich iſt. Beſonders bedeutet an einigen Orten
„einen Boden umbrechen, ein noch nie gebanetes Feld nrbar
Maden. Die wilden Schweine brechen den Boden um / bey
‚den Jägern, wenn fie ihn unüblen; ergleichen Drt ein Su
bruch genannt wird. 3) Was ſchon gebrochen war, nochmahle
brechen, um es jü Ändern oder anders zu brechen. Gebrochene
Serviesten umbrechen. Die Buchdruder brechen die geiegte
Schrifttum, wenn ſie einen Theil der gefegten und ſchon in der
Eofumne fiehenden Zeilen von derfelben ——— und m
andern feßen..
Daher die Umbrechung, in einigen Fällen,
umgebracht, umzubringen. -ı) So fern um eine Wiederhob⸗
lung einer ſchon geſchebeuen Sache mit einiger Veränderung. bes
deutet, iſt umbringen in manchen Fällen, ſo viel alsumardeiten.
Se wird im Bergbaue ein Roſt umgebracht, wenn das in des
Röftefhon Ein Mahl gebrannte Erz auf rin anderes. euer ge⸗
A wird. 2) Um das Leben bringen, des Lebens vauben,
Sich felbft umbringen. Jemanden mit Gift umbringen. Sb⸗ er
gleich diefes Wort fo wohl die Art und Weife, als anch die. Rechte
mäßigkeit uud Unrechtmaãßi keit der Beraubung des Lebens, un⸗
entſchieden läſſet, fo wird einer techtmäßigen oder rechtlie
en Handlung dieſer Ark jetzt nicht leicht mehr gebraucht, we—
man alleufalls noch ſagt, von dem Leben zum Tode bringen. Die
% -
ſer Bedeutung nidyt üblich, ob fie gleich in manchen Wörter büchern fr
aufgefübret werben. ;
Der ͤmbruͤch, ges —es, plur. die — brüche, im Bergbane, a,
die Führung eines Ortes in Geftalt eines Stollens um einen |
auf diefe Art gefüheter Det ſeibſt. € flammet von umbreden-
ab, in der ſonſt ungewöhnlichen Bedeutung, im Brechen einen
Umweg nehmen. Böhm. ‘'Umproch, weiches aber aus dem
Dent ſchen entlehnet ift. 5
Umdecken, verb, reg. act. ich dede um, umgedeckt, ums
deden, nochmahls decken, um es anders ja decken. Den Tiſch
umdecken. Das Dach umdecken. Daher die umdeckung a"
dornen, mit, Doruen umgeben, allenfalls in der: —
Schreibart. —
Uns-brich die Roſen aller Sreusen,
Dir keine Reu umdornt, Us.
‚Umdteben, verb. reg. act. ich drehe um, re umzʒu ⸗
drehen. 1) Nach der entgegen gefegten- ‚Richtung drehen: Den er
Hahn am Saffe umdrehen. Der Wind har fi uimgedtebet, ?
Sich nach je manden umdrehen, Einer Taube den Sals ums
drehen, 2) Im Keeiſe, um feine Achſe drehen. Kin Rad ums
drehen. ‚Die Büel drebet ſich N
So auch die Umdrehung.
iimöruden, verb, reg. act. ich drude um, umgedtuct, an
zudruden, was fehon gedrudt war, nochmahls druden, um es
anders zu druden. Einen Bogen umdrucken, bey den Buch⸗
Umöuften,
se
x
+7
pflügen, umgraben, um ⸗
).reg. act. ih —— umduftet, zu umduft
Duſch.
* wel en im Oberdeutſchen fiir umfangen üblich iff. Umfabe
auf den Seven hoffet, den wird die Güte umfaben, Pf. 32, 10.
‚vorkommt, ift esim Hochdeutfchen veraltet.
. Dülfsworte feyn, im Fahren einen Ummeg nehmen, nicht den
- möglihft- Fürzeften Weg fahren. Wir find viel umgefabren.
fobren, Ein Rind, e einen Baum umfabren.
2. Umfähren,ich umfabre, umfabven, zu umfahren, umet»
was. herum fahren, mit demAccufativ diefes Elwas; befonders
zu Waffer für umfegeln oder umſchiffen. Eine Fnfel, umfahren.
- Die Erdfugehumfabren. Ein Vorgebirgeumfabren. Daher
die Umfabrung, i in diefer legten Bedeutung,
nicht zu berwechfeln,) der. Zuftand, da ein Ding umfällt. -Der
AUmfall eines Baumes. Auch der plöglihe Tod eines Stückes
Biebh, ingleichen eine anſteckende Krankheit unter dem Bird ift
„unter dein Nahmen des Umfalles betont,
ſeyn, ich falle um, bin umgefallen, umzufallen, aus dem fte-
benden ſtande in den liegenden fallen, Der Baum , die
“ Mauer ıft umgefällen. In Obnmacht ſinken undumfallen,
Figurlich wird es von den Viehe und großen Thieren für ſterben
gebraucht Es ſind dem Sch üfer hundert Stud Schafe umge-
fallen. . Es it ihm ein Pferd, eine Kubumgefallen. Wofür
‚in der anſtändigern Sprechart das einfache fallen üblicher iſt.
Ymfalzen, verb. reg. act. ih false um, umgefalst, umzufal-
"2.0, bey den Buchbindern, anders falzen, Einen Bogen: um:
hi -falzen.
in
N
Ir
2) Der, Kaum, welcher einen Körper anf der Seite einſchließt.
Die Stadt balteine balbe Meile im Umfange. Der Umfang
‚des Gartens beträgt taufend Schritt. Der Baum halt zwey
Klafter im Umfange. Figürlich iſt eine Sache von einem
iiige Folgen bat, (©. auch Umkreis) 2) Der Umfchweif. Der
0 Elephant. kann fih nicht wenden, obne einen großen Umfang
zunehmen, , Ingleichen figürlih. Etwas mit —— Um⸗
fange vortragen, Umſchweif.
* — —— verb. irreg. act. (©. Sangen,) ich ——— um⸗
fangen, zu umfangen, aufallen Seiten einſchlicßen. 1) Etwas
mit einer Mauer -umfangen, Ezech. 42,7; wofür umgeben,
einfchlisßen üblicher il: 2) Mitden Armen, wofür man lieber
umar men gebraucht; bey dem Dttfried iuifiangen, bey dem Bits
leram umbegriphan. Sie umfingen. und Füffeten ſich zu gu⸗
ter legt, 3 Mace..5, 46. N mit feinen Armen
die Erher, St. Efih, 4, 8. -3) Umgeben, in welcher Bedeutung
es noch zmveilen von den Dichtern um des Neimes toillen ges
braucht wird; bey dem Notfer umbefangen. Es hatten mich
= Suriht umfangen...
66 Oberdeutſchen iſt in allen dieſen Fällen auch umfaben
4 A WB. 4 Ta Kal,
geben, in der dichteriſchen Shreibart, Ihr
bt mic umdufter, Geßn. A
— Gmduftet) von Gerüchen des jungen May, a
verb. reg. act. ich umfahe, umfahen, zu umfahen,
‚deine Rinder, 4 Efr. 2,32. Umfahet Zion, Pſ.as, 18. Wer,
Außer der höhern Schreibart,in weicher es doch auch felten mehr '
f AUmfahren,verbiirreg. (S. $abren.) 1.limfabren, ih fabre
um, umgefabren, umzufahren. ı. Als ein Heutrum mit dem -
F 7 2) Alsein Aerivum, ‚im Fahren umſtoßen, umwerfen, zu Boden
Der imfall, des —es, plur. inuf, (welches Wort mit Unfall }
3 — verb.irreg. neutr. (©. Fallen,) mit dem Hülfsmorte
> Der Umfang, des —eg, plur. obgleich feltener, die —fänge, .
* großen Umfange, wenn fie ſich febr weit Eifiredkt, viele und wich %
-Umführen, verb. reg, act, ich führe um, umgeführet, umzu⸗
umfangen die Schmerzen des Todes, 2 Sam, 22. 5: von |
‚üblich, e
| Umg 808
Umfärben, verb. reg. act, 1) 1imfärben, ich farbe um, um⸗
‚gefärbt, umsufarben, anders'färben, Ein Stu 3 Zeug umfaͤr⸗
ben. Daher dir Umfärbung. /
2) Umfärben, ih umfärbe, —— zu umfärben, auf allen
Seiten färben, inder dichteriſchen Schreibart,
3 Ein glübend Rorhumfarbtefeine Wangen, Haged.
Umfaffen, vetb, reg, act, 1) Umfaſſen, ich faffe um, umge:
faßt; umzufaffen, anders faſſen. Zinen Schmud’ von Brillan⸗
ten umfaßen laſſen Daher die Umfaſſung.
2. Umfäffen, ich umfaffe, umfaßt, zu umfaffen, ein Ding fcis
nem Umfange nach fafjen oder einfließen. Eigeutlih mit der
Hand, "Erwas mie der Hand umfaſſen. Es iſt zu dick, ich
kann es nicht umfaſſen. (©. auch Umfpannen.) Suweilen auch
mit den Armen, obgleich nur in einigen Fällen. Ich umfagte
dem die Knie, den ich verachtete, Duſch. In andern Fällen
ift dafür umarmen üblicher. Jugleichen figürlich, auf allen Geis
ten untgebent, einfchließen, auch nur in einigen Fällen. Das Tiebs
liche Blau des alles umfaſſenden Simmels. In andern Fällen
ift umgeben üblicher,
Umflättecn, verb. reg. act. ich umflattere, umflattert, zu
‚ Umflartern, um etwas herum flattern, es flatternd ungeben, in
der dichterifchen Schreibart. Umflattere Zephyr deine Uyms
phen, Geßn.
Umfleihten, verb.irreg act. (& Slechten, ih umfledte, um⸗
flochten, zu umflechten, auf alfen Sriten beflechten. Daher die
Umfehrung.
Umfliegen, verb.irreg. act. (©. Sitegen,) ich umfliege, um-
flogen, zu umfliegen, um etwas herum fliegen, beſonders in der
dichteriſchen Schreibart.
Umfließen, verb.irreg. act. (S-$liegen,) um etwas herum flie-
gen... Das Meer umfließe die Infel, der Stuß die Stadt, Mic
Waſſer umfloffenes Land.
Umfonftumfloß der gimmel mit Sternen überfar,
Ihr hingebůcktes Antlitz in heller Majekät, Duſch.
Umformen⸗ verb, reg. act. ich forme um, umgeformt, umzu⸗
formen, anders formen. Daher die Umformung.
Die 1imfrage, plur. car, die an mehrere gleichfam im Kreife
berum-gethane Frage... Im Dorfe Umfrage halten, die Ein⸗
wobner nach der Reihe herum befragen. Befonders bey Samm⸗
lung der Stimmen, welche nach der Reihe berum geſchiehet. Um⸗
frage halten. Etwas in Umfrage bringen."
Umftagen, verb. reg.neutr. mit dem Hülfsworte haben, ich
frage um, umsefragt, umsuftagen, nach der Reihe herum fra—
gen, Umfrage halten, ©. das vorige.
führen, durch einen Ummeg führen, - Des volt umfübyen,
„2 Mof. 13,18, —
Umfüllen, verb.reg, act. ich fülle um, umgefüllt, umzufüls
len, anders fülle n. Das Bier umfüllen, es auf ein anderes Ge⸗
füß füllen, Daber die Umfullung.
Umfurteln, verb, reg. act, ich furfleum, umgefurkelt, um⸗
zufurkeln, bey den Jagern, die Furkeln anders ſtellen. Daher
die Umfurfelung.
limaaffen, verb. reg. recipr. ich gaffe um, aumgegafft, um⸗
zugaffen.. , Sic umgaffen, ſich mit aufge[perrtein Munde ums
ſehen.
Det Umtang, des —es, plur. die —gänge, von dem Zeit
worte umgeben, ı 1. Die Handlung des Umgehens, in verfchies
denen Bedeutungen diefes Zeitwortes. 1) Der Zuftand, da ein
Ding umgehet, d. i. fich um feine Achfe drehet. Der Umgang
.. eines Rayes, Lin Rad thut drey Umgänge, indem ein ans
deres ihrer neun volbtinger oder verzichtet. Kin Ras inden
Eee Umgang
x
0
* ⸗*
808
Umgang beingen, in hen Gang. 2) Diejenige Handlung, da
man herum gebet, oder um etwas herum gehet. In diefer Bes
deutung wird beſouders eine feyerliche Proceffion mehrmab:s ein .
Umgang genannt. Einen feyerlihen Umgang halten. Die
Umgange in der Römifhen Kirche, die Proceffionen. In eini⸗
sen®egenden find auch die feperlichen zu gewiffen Zeiten angeſtell⸗
sen Befihtigungen der Grängen und Marken unter dem Nahmen
fo wohl dev Umgänge als auch der Untergängebefaunt. (S_Um-
gänger.) 3) Einen Gang, fo fern er auf einem Umweg gefhieher,
und dem geraden, möglichft fürgeften Weg entgegen geſetzt uf, Piz
nen Umgang nehmen, wofür doch einen Umweg nehmen üblicher
iſt. Dit dem Rebenbegriffe, dag man durch einen ſolchen Umgang
dem auf dem geradeften Wege befindlichen Dinge ausweicht, iſt
Umgang nehmen oder haben, obne Plural, etwas vermeiden, deni⸗
felder ausweichen, umbin könneu, wo es ſo wohl mit der vierten
Endung, als auf, und befonders im Oberdeutſchen, mit der zweh⸗
sen verbunden wird. Brröchen fie, wenn fie es oder deffen wicht
Umgang haben, oder nehmen Fönnen, wenn ſie es nicht vermeis
ben fünnen, Eines Dinges Feinen Umgang haben Fönnen, es
nicht vermeiden, auch wohl eg nicht entbehreu können, es unum=
gänglich nöthig haben. Ich habe feinen Umgang nehmen wol:
Ten, dir ſolches zu berichten, wird auch zuweilen für Anftaud,
Aufſchub nehmen, gebraucht, im Dberdeutfchen Feinen Umtrieb
nehmen. 4) Bon der R. U. mit jemanden umgeben, ift der
Umgang gleichfalls ohne Plural, eine mehrmahlige geſellſchaft⸗
Kiche Gegenwart oder Zufammentunft zwifchen zwey Perfonen, wo
Umgang allerdings mehr fagt, wis die bloße Bekanntſchaft.
Perſonen, welche kit einander in einem und eben demfelber Col⸗
legio figen, haben Befanntfhaft mit einander, ſtehen auch auf
mancherley Art mit einander in Verbindung ; allein daraus folgt
noch nicht, daß fie eben Umgang mit einander haben müffen „wozu
gefelichaftliche Verbindung gehöret. Umgang mit jemanden ha⸗
ben, wir ihm umgehenn. Starken, vielen Umgang mis verdäch-
zigen Perfonen haben. Ich babe Feinen Umgang mit ibn,
Allen Umgang mit jemanden aufheben. Mit jemanden Um:
gang halten, für haben, iſt nurim gemeinen Leben üblich.
Wer mirniemand Umgang halt
Schilt auf die verdorbne Welt, Lichtw.
Da es denn auch wohl collective von denjenigen Perfonen des
braucht wird, mit welchen man gewöhnlich umgehen. Dielen Um⸗
gang haben. : 5
2. Ein Bang, anf welchem man um ein Gebäudeoder Stock⸗
werk herum geben Tann. Zinen Umgang an der Wand des
Haufes rings umberbauen, ı Kön. 6, 5.
em Tempel, Sir. 50,2, Gott wandelt im Umgange des Himz
mels, Hiob 22,14. Im Riederbeutfopen wird dev Kreuzgang in‘
den Klöftern der Umgang genaunt,
Der iimgänger, des—s, plur. ut nom. fing, aneinigen Orten
auf dem Lande, geſchworne Perfonen, welche die Gränzen und
Markſteine umsehen, und die darüber entffandenen Streitigfeis
ten als Richter entfcheiden ; an andern Orten Untergänger.
Umgaͤnglich, —e, —fe, adj, et adv. Fertigkeit befisend,
geen wit jedermann umzugehen, und darin gegründet. Kin ſehr
umgängliher Mann. Zinumgängliches Betragen. Daher
die Umgänglichfeie. Bon umgänglich , deffen man Umgang has
ben fann, deſſen man entratheu kann, ift nur der Gegenſatz un:
umgänglich üblich, j }
Umgeben,verb.irreg. act. (S.@eben,):.umgeben, ich gebe um,
umgegeben, umzugeben. 1) Anders geben, obgleich nur
felten. Die Barren umgeben. 2) Jemanden den Mantel umge:
ben, mic der dristen Endung der Perfon, ihm den Mantel ums
hängen, ;
AUmszeben, verb. irreg. (S. Gehen.) 1. jimgeben, ich gebe u; E
gur ſagt man im Hüttenbaue, die Hütten geben um, wenn ia
“ mir um, wenn es fich im Kreife herum zu drehen ſcheinet
- figürliche Bedeutungen einer unbekannten eigentlichen, oder, wo j
Oben der Umgang
erlaubte oder gleichgültige Sache if. Doch fagt man noch mie
umg NR 804
2. Umgẽeben, ich umgebe, üngeben, zit umgeben, anf allen
Seiten einfchließen, Line Stadt mit einer Mauer, einen Gar:
gen mit einem Graben umgeben. Mit Waffer umgeben Yeyn.
Die Sodomiter umgaben Lors Haus, ı Moſ. 19,4. Es haben
mich umgeben Leiden ohne Zahl, Pf. 40, 13. Auf allen Seis
ten mit Gefahr umgeben feyn. .
umgegangen, umzugehen, ein Neutrum mitdem Hülfsworte,
ſeyn. En N
ı) Um feine Achfe geben, fi um feine Achfe drehen. Das
Radgeht um. Figürlich iſt es im gemeinen Leben einiger Örgene
den fo viel als zu Ende gehen, um feyn. Wenn das Fahr umge:
gangen iſt, beffer zu Ende gegangen iſt. Nacheiner andern Fir
benjelben geſchmelzet wird. —
2) Herum geben, umher gehen. (a) Eigentlich; wo es doch
in der edlen Schteibart veraltet iſt. Schon bey dem Notker um-
begaan. Ich will in der Stadt umgehen auf den Gaffen,
Hohel,3, 1. Die Wächter , diein der Stadt umgeben, 8.3,
Timm diegarfe. gehe in dev Stadt um, Ef. 13,16. (b) Figür -·
lich fagt man im gemeinen Leben, es gehe in dem gaufe um,
wenn fi Geſpenſter in demfelben vermerken inffen, woesaber
das Hülfswort haben befommt. ER
In meinem Beller felöfigebesum, 7
Ich hör’ oft ein Gefaufe, Leif. ; >
3) Im Kreiſe herum geben, (a) Eigentlich. - Gofageman °
noch, wenn man fhwindlich iſt. Das ganze Zimmer gebermie .
(6) In engerer Bedeutung ift umgehen, im Gehen einen Umweg
nehmen, nicht den geraden und möglichft Fürzeften Weg gehen,
Mir find eine ganze Meile umgegangen. +
4) Mit etwas, mit jemanden, auf etwag umgehen, Tauter
*
wenigſtens das Mittel der Bergleihung dunkel if, Da die
Deutjche Sprache viele Ausdrücke nach dem Lateinifchen gemos
delt, und oft buchftäblich überfeg: hat, fo ſcheinet es faſt, daß ums.
geben bier nach dem Lat. verlari gemodelt worden, welchesman -
von vertere abgeleitet, da denn diefe R. A. Figuren der vorigen
britsen oder auch der erſten Bedeutung feyn würden. Das Schwed. j
omgä haı eben diefeiben Bedeutungen. (a) Mit etwas umge
ben, ſich damit befchäftigen, damit zu tbun haben; doch eben auch
nicht in allen Fällen. Mit Wolfe, mit Slachs, mit Jedern um:
gehen, Womit man umgeht, das Flebteinem an. Es find
Leute, die mit Dieb umgehen, ı Mof, 46, 32. Mit Lügen,
mit Ränfen, mit böfen Streichen umgehen, Fertigkeit befigen,
ſich ihrer zu bedienen. Stets mit Gottes Wort umgeben, ſich
damitbefhä tigen, Sir. 14,22. Mit Weißagen und Zaubern
umgeben, 2 Kön.ı7,ı7. iſt ungewöhnlich, indem umgehen
nur alsdann üblich zu fepn feheinet , theils, wenn der Gegenſtand
ein eigentliches Hauptwort ift, theils auch, wenn derfelbe eine uns
der Wahrheit umgeben, die Wahrheit reden, ı Mof. 42, 165.
are nicht mit Rechtfcheffenheit, mie Tugend umgehen.
(b) Wir oder auf erwas umgehen, bedeutet oft auch, es vor:
beben, es auszuführen fuchen, auch nur von entweder gleichgüls
ticen, oder unerlaubten Dingen, WLit einer Reife oder aufeine
Reife umgeben, fieing Werk zu richten fuchen. Sein Gerz ge:
het mit Unglück um, Ef.32,6. Ich weiß, worauf der Junz
Fer umgeht, Weiße, Auf große Dinge, oder mit großen Din®
genumgeben, auf Krieg umgeben. Hingegen fagt man nicht,
auf eine gute tzandlung, mit einem guten Werke u. f.fı 1
wingehen. (c) Mit jemanden umgeben, meprmapls in gefelle
i ve ſchaftlicher
Br
umg
en zufammen kommen ER mit ihm
haben. Mit vielen Perſonen um gehen. ur mit rechtſchaffe⸗
nen Leuten umgeben. Es iſt nicht gut mit ibm um gehen. (S,
Umgang.) (9) In einem andern Verfiande gedrandht man diefe
8,9. die Art und Weife der perfönlichen Behandlung oder Bes
. gegmung zu bezeichnen. Gücig, freundlich, gelinde mit je—
nanden umgeben, ibn fo behandeln. Am bäufigfien von einer
nadiheiligen Behandlungsart, Hart, graufam, fhimpflich mit
jemanden umgehen. Der Zerr wird wunderlich mit dir um—
geben, 5 Mof. 28, 59. Sie gehen fhandlid mir miv um,
» Ehron,. 12,4. |
2, Umgeben, ich umgebe, umgangen, zu umgeben, ein Ye:
tivum, umetwas herum gehen, mit deffen Meldung in der vier»
ten Endung, +) Eigentlich, Eine Stadt, einen Wald umge:
ben, rings umdiefelben herum geben. Man kann die Stadt in
einer Stunde umgeben. In engerer Beiiutung umgehet
man die Granzen, oder eine Slur, wenn fie von den dazu verord⸗
neten Gefchwornen befichtigt, werden, wofür an einigen Orten
auch untergehen üblich ift, (S. Umgang und Umgänger.)
2) Figürlich fagt man, man Fonne etwasumgeben, fo wohl,
. wenn man es vermeiden, demſelben ausweichen kann, wenn men
umbin Bann es zu tdun, als auch zuweilen, wennman es ent=
behren kann. : Ich Babe nicht umgeben Pönnen, dir folches zu
melden. Indeſſen iff dafür im Hochdeusfchen Umgang haben
oder nehmen üblicher, S. diefes Wort.
Tas Umgẽeld/ S. Ungeld.
Umgiefien, verb. irreg. act. (©. Gießen.) 1) umgießen, ich
gieße um, umgegoffen, umzugießen, anders giegen. Ben
Wein umgießen, ihn auf ein anderesGefäß gießen, : Eine Bild:
fäule umgießen, fie anders gießen.
2. Umgießen, ich umgieße, umgoffen, zu umgießen, eis
nen flüffigen oder flüffig gemachten Körper um einen andern herum
gießen, Etwas mit Zuder, mit Wachs umgiepen.
Amngraben, verb, irreg. act. (S. Graben.) ı) Umgraben, ich
grabe um, umgegraben, umzugraben, fo graben, daß das untere
zu oberſt komme. Ein Stück Land in den Garten —
Daher das Umgraben.
2. Umgräben, ich umgrabe, — N zu umgeaben, um
etwas herum graben. Einen Baum umgraben, Daber die Um⸗
srabung,
Umgraͤnzen, verb. reg. act. ich timgränse, umgränst, zu ums
granzen, anf allen Seiten mit Bränzen einfchließen, befouders
° indem Mittelworte: begränzen. Ein Land, weldes mit Ber:
gen, mit Waffer umgrängt if. Die Ausdehnung der Rörper
iſt umgränzt und eingeſchrankt. Daher die Umgranzımg.
Umgreifen, verb.irreg. act. (S. ®reifen,) ich umgreife, um:
— En
ganz umfaffen. Noch laßt ſich der Baum umgreifen.
ÜUmgsden, verb. reg.recipr. Sich nmguden, fi umſehen.
Ih gucke mich am, umgegudt, „umsuguden.
imgürten, verb.reg. aet. r. imgutten, ich gürte am, um⸗
ggegürtet, umzugurten. ») Als einen Öure oder vermittelft eis
nes Öurtes um ein Ding befeffigen, mit Verſchweigung dieſes
| Dinges. Einen Degen umgürten. 2) Anders gürten,
F 2, Umgireen, ich umgürte, umgurter, "zu umgürten, wie
dag vorige, nur baf bier das zu um gehörige Sauptwort in der
vierten Endung ausdrüdlich da ift. Laffer enre Lenden umgurret -
K feyn, Luc, 12,35. Mir Striten umgürtet figen, Bar. 6,47,
Auf ihren Safın sehen fie mit Sacken umgutter, Ef. 25, 3.
6 Die junge Stirn umgürtet mir einem Lorbeerfrang, Duſch;
wo doch die Figur ein wenig hart ift. Daher dis Hmgüytung,
Schou "m dem Oitfried umbigurtan.
griffen, zu umgreifen, mit dem Griffe, mit der innern Hand
umb 806
Ahmbaben, verb, irreg. neutr, (& gaben,) mit haben, ich
babe um, umgehabt, umzuhaben, um ſich haben, doch nur vor
Kleidungsfücen ‚welche man um fich legt oder nimmt. Einen
Mantel umbaben, Rein ſalstuch umhaben. Der Scharla⸗
cken (Scharlach,) den fle umhaben, Bar, 6,71.
Umbaden, verb.reg. act. ı.umbaden, ih hacke um / umge⸗
hackt, umzuhacken. 2) Durch Hacken oder Hauen umwerfen,
zu Boden hacken. Einen Baum umhacken, beſſer amhauen.
2) Mit Hacken amasbeiten, fo hacken, daß das untere zu oberſt
fomme, Die Erde umbaden. Die Berge umhacken, Ef. 7,27.
2, Umbäden, ich umbade, umbadt, zu umhacken, auf allen
Seiten bebaden ‚doch nur felten. Einen Baum umbaden, die
Erde rings herum aufhacken.
Umbalfen, verb. reg. act, ich umbalfe, umbalfer, zu umbal:
fen, welches nur imgemeinen Leben für umarmen übli iſt, (S.
dafelbe.) Bey dem Kero kihalfen, bey dem Ottftied ud Shwäs
bifchen Dichtern hellan, Niederf, halfen.
Der aimbeng, des —es, plur, die—hänge, dasjenige, was
um ein Ding herum gebönger wird, wie Dorbang, was vor dafs
felbe gehänget wird, Der Imbang eines Bettes oder um ein
Bert. Du folls auch der Wohnung einen Hof machen, einen
Umhang von geswirnter weißer Beide, 2 Mof. 27,9. Im
Schwabenſp. Umbhenge.
Umbängen, verb. reg. act. z. Umbange ‚ich bängeum, ım=
gehängt, umzubängen. ı) Um ein Ding hängen, mit deſſen
Berfchweigung, oder mit deffen Meldung in der dritten Endung,
Keinen Mantelumbängen, nähmlich um fih,. Der Bild ſaule
einen Mantel umbängen.
Baum hatte noch des Schneiders Sans
Dem Affen ein erflickt Gewand
von bunten Flecken umgebangen, Gell.
-, Mo das Neutrum irrig fir das Aetidum umgehangt ſtehet Un⸗
hangen von dem Neutro hangen iſt nicht gewöhnlich. 2) Anders
hängen. Die Rleider indem Schranke umhängen.
2,Umbängen ‚ich umbänge,umbangt, zu umbänger, auf
allenSeiteu behängen, am häufigften in der dichterifchen Schreib»
art. Kin Bere mit Sammer umbängr. Seltener für um fi
hängen,
So ſang Callispe, die voll Entz icken
Uimbängt mit ihver golönen Tuba Fam, Han,
ipmbaten, verb. irreg. act. (S. ſSauen,) ich baue um, umge:
hauen, umzuhauen, abhaueu, damit es umfalle. Einen Baum
umbauen, ihn fällen, ini gemeinen Leben ‚ihn umbaden. Ei—
ner Wald umbauen, alle Bäume in Sen: Walde, Daher die
Umbanıng
Umber, adv. weldes von um und her zufanmen gefegetift, nnd
in der anftändigern Schreib: undSprechart für herum gebraucht
wird, Man gebraucht diefes Nebenwort, wenn das Haupt » oder
Fürwort, welches von um regiert werden folfte,nicht ausdrücklich
da ſtehet; ex abe umber.
fo ſtehet es zwifchen um und hev in dee Mitte, welche alsdann
nicht mehr Ein Wort find; er fabe um fih ber. Umber bedeu⸗
tet: x) Die Richtung längs des äußern Umfangeseines Dinges;
im gemeinen Leben herum, rings oder rund herum. Umher
mis Golde eingefaßt, = Mof. 28, 1. Die Leiten umber,
Kap. 25,25. 2) In unbeſtimmter Nähe oder Ferne nm einen Oe⸗
genftand ; im gemeinenfeben herum. Alle, welche umber fanden,
berum, amihn oder ung ber. Jeſus fabe fie alle umber an, ur,
6,10, Sein Gerücht erfchall bald umber in die Gränze Gas '
Hlda, Mare. 1,28. Die Eiche befchatter yas Land weit umher.
Sieb, die Blumericrer fid auf; von bligender Perlen
Cacht fie ſchöner umher, Sa,
Eers So
Iſt es aber ausdrücklich vorhanden,
\ \ ; —*
So and umher ſprengen, umher legen, umher liegen u. ff.
3) Ohne beſtimmte Richtung der Bewegung, befonderg, wenn
eine ſolche unfläte Bewegung gewiffer Magen im Kreife gedacht.
werden kann; im gemeinen Leben herum. Umher laufen, ſchwei⸗
fen, geben, irren, fiegenu.f.f. i 3
Die phantafierenden Sinnen R \
. Schweiften in goldnen Träumenumber, Zah.
Ohne Retter ire ich umher, Raml, —
Ynm. Da dieſes Wort ein wahres Rebenwort iſt, fo iſt es
nicht alein unndtbig, fondern auch wider den ganzen Sprachge⸗
Brauch, es mit den Seitwörtern, denen es beygefellet wird, als Ein ’
Wort zu ſchreiben, umberftehen; wie don vielen geſchiehet. Man
ſchreibt ja nicht nabefteben, weitliegen u. ſ. f. +
Wenn das Hänptwort, worauf fich das um in der Zufammene
fesung beziehet, ausdrücklich ausgedruckt werden foll, fo muß
demfelden ein neues um gorgefeßek, werden. "Warum wandert
der arme Gedanke traurig um ihte Gräber umher ?
Almbin, adv. von um uud bin, um etwas Din, wofür man auch
wohl im gemeinen Leben hinum ſagt; gleichfalls mit Berfchwei-,
gung deszu um gehörigen Hauptwortes. Umhin gehen, um et⸗
was herumundfortgeben. Wird das Haupswort ausgedruckt, fo
fichet es zwiſchen um und hin in der Witte, Um das vorge⸗
birge hin fegeln. Um den Berg bin gehen. Indeſſen if umbin von dvey Mann nicht umklaftert werden Fönnen, Daher
in diefem eigentlichen Verſtande im Hochdeutfchen veraltet, wo UmBiafterung. ° DEP REE
man es wit dein Zeitworte Fönnen uur noch im figirlichen Ber-. Umklaͤmmern, verb. reg. act, ih um?lammere, umflammert,-
fkande gebraucht ; befonders mit der Berneinung. Hichtumbin. zu umklammern,mit feſt eingeſchiagenen Klauen oder felt ange.
Fönnen, nicht vermeiden, nicht Umgang baden fönnen. Jch Fatın. ſchlagenen Händen müfeffen; ein nur im gemeinen Leben übliched
7 5
umdrehen und umwensen Eommen in diefer Bedeutung derSache.
nach mit einander überein, find aber doch noch in manchen Neben»
umftänden verfehieden. 2) Figürlih. (a) Semanden umfehten, \
ihn anderes Sinnes machen. Er iſt ganz umgekehrt, eriftgang
anders beſchaffen, als ehedem. (b) Es kehrt fich unı, es finderdag \
Gegentheil Statt, RER, RR EN RO Aa
Sreunde, Waffer macher fumm, we. Ar
Ler net dieſes andenSifchen;,
Doch beym Weine kehrt fihs um, - ;
Diefes lernt antınfern Tifchen, Lee F
(ec) Alles umkehren/ in die änßerfte Verwirrung bringen. (dIEine
Stadt, ein Land um kehren, von Grund aus verwüften. Gore
hat der Seiden Land umgekehret und zu Grund verderber, Sr.
10, 19, : h3 s j - —
Daber die Umkehrung in der Bedeutung des Activi. Das
Zeitwort lautet ſchon bey dem Ottfried umbikeren,,:
Umkippen, verb.reg.ich Fippe um,umgefippt,umzufippen, Es
wird ſo wohl als ein Neutrum mit ſeyn, als auch als ein Activum
gebraucht; fo kippen, daß es falle. Der Wagen kippt um
J
umgekippt. Die Arbeiter kippten den Stein um. EEE
Umklaͤftern, verb. reg, act. ich umklaftere, umklaftert, zu
umFlaftern, mit ausgefpannten Armen umfangen. Bäume, — u
1 f » f}
nicht umbin, dir diefes zu berichten, Ich Fonnte nicht umbin, Mort, obgleich Kleiſt fingt: . ee
mich deß halb zu beflagen. ne vn Sie die Büre) ſchwommen ala
Umbören, verb, reg. recipr. ich höre mich um, umgehört,um: Zum nahen Walde mit Schnauben,umflammerten Tanz
zuhören, um ſich ber nach etwas hören, wie ſich umfeben. , Es iff nen und Eichen.
5—
Umkleiden, verb reg. act. ı) umkleiden, ich Fleide um, um:
gekleidet, umzufleiden, anders aufleiden, am häufigſten alsein,
Neciprocum. Sich umkleiden. ! var ER 2
2)UmPleiden, ich umPleide, umkleider, zu umkleiden, auf
ur im gemeinen Leben für ſich erfundigen üblich. Man muß fih
dar nach umbören, daruach erfundigen.
Umbüllen, verb. reg.act. ip umhulle, umhüllt, zu umbüllen,
auf allen Seiten verhüllen. Sein Haupt mit $lor umbullen.
Wann du mich nicht liebt, dann umbulle ein dicker Nebel die
ganze Gegend, Geßn. Daher die Umbullung.
Umhuͤpfen, verb.reg, act. ich umbüpfe, umbüpft, zu umbüs
ofenz um etwas her hüpfen, in der dichterifchen Schreibart.
SDu kleiner Zephyr, der du mich umbüpfelt, Geßn.
Die umkehr, plur.car, von deut folgenden Zeitworte, die Hand-
Lung, daman auf feinem Wege umkehret; am Häufigften im fi gür⸗
Yichen Verftande, fittliche Befferung, wovon die Bekehrung eine
Art iſt. Ich bin feiner Umkehr fo gewiß, daß ich ihn ſchon im
voraus darum liebe,Leff. , =.
Umkehren, verb. reg. ich Behre um, umgekehrt, umzukehren,
welches in doppelter Geſtalt üblich ift. 1. Als ein Neutrum mie
‚sem Hülfsworte ſeyn, die Richtung feiner Bewegung ändern, um
fie nad) der entgegen gefegten fortzufegen. Wer von Oſten nach
Weſten gebet, Fehret um, wenn er diefeftichtung ändert und. von
Weſten nah Oſten gebet,woher er gefommen war. Auf dem We:
ge umkehren. Wir find bald umgekehret. Ich will wieder um:
"Fehren in meingaus, Matth.ı2,44. Figürlich zuweilen feine fitt-
"liche ai lee bekehren. Daß ihr. umkehrer und-
werdet wiedie Binder, Matth. 18,3. S. die Umkehr.
2 Asein Aetivum, um feinen Schwerpnnet kehren, fo kehren,
dag das unterer oben, das vordere binten komme. a) Eigentlich,
"Den Spieß, den Stod, den Griffelumfehren.. Den Wagen
umkehren, fo daß das Vordertheil dahin gerichtet werde,. wohn
"vorber das Hintertheif gefebret war... Den Rock umfebren, daß
das Futter oden komme. Kin Blatt / in einem Buche umfehren,
beſſer ummwenden. Sich im Berte umkehren. Umfebyen,
" allen Seiten befleiden; nurinder dichteriſchen Schreibart.
Umtommen, verb.irreg, neutr, (S. Bommen,) ich Fomme
„um, umgekommen, umzufommen, Es erfordert das Hülfes
"41, 9, für vergehen, ausgerottet werden, find veraltef.
wo es für umkehren, zurück kommen, gebraucht wird, ir
woͤrt feyn, und iſt ausder N, A. um das Lebön Fommen zuſam⸗
nen gefegt, fein Leben außer dem von der Natur gefegten Ziele-
anf eine zufällige Art verfieren, es geſchehe nun auf eine eigent»
liche gewaltfame Art oder nicht, Vor Rälte, vor Hunger umz:
kommen. © Der Rranfe mußte, aus Mangel der. Pflege, auf
eine elende Art umkommen, Im Seuer, im Waller umkom⸗
men. In der Schlacht, vor sem Seinde umfonmen, mo»,
doch bleiben üblicher iſt. Das bibliſche durchs Schwert umkom= _. f
"men, wird allenfalls noch in der höherwoder dichterifhen Schreib» '
art gebraucht. Zuweilen auch figürlich, von Teblofen Dingen, une, ⸗
"gebraucht verderben, Sammlet die. übrigen Broden, daß -
‚nichts umfomme, Job. 6, 12., Lichts umkommen laffen..
Allein diebiblifchen Bedeutungen, ihr Gedächtniß ſoll umk om⸗
men, Pf. 9,75 der Gottloſen Erbgut wird umfommen, Sir.
bedeutete es auch zu Ende fommen, das iſt, zu Ende geben, um -
ſeyn. Da dag Jahr umk am, 2 Sam.rı,ı. Welde Bedeutung
aber im Hochdeutſchen ungewöhnlich ift, fo wie die Nieder deutſche,
Anm. Wachter glaubte, daß das einfache Zeitwort Fommen,
ehedem auch vergeben, perderben, bedeutet habe, allein er bedachte
nicht, daß dirfe Bedeutung bloß in dem Vorworte gegründet iſt.
umkom men ift in der heutigen gangbareıt Bedeutung, entweder _
ans um das Leben Fommen jufammen gezogen, oder auch 104
S R m
N
el in nal 2 ze rn nase ul En aD Sn BU ae
’
ü
Die: SS Gem Eile: interire gebildet. Ulphilas —— *— fraqui-
. man, gg Schweden förkomma, und die Niederdedt-
‚2 "N * amen.
—* — rampen, verb. reg.act. ich Prämpe NET ei ums
Br ae etwas als eine Krämpe umlegen.
UmEränzen, verb. reg. act. ih umfränge, umfränsr/u ums
5 Pränzen, miteinem Kranze umgeben, am häufigſten in der dichtes
riſchen Schreibart. Ib will mein Fables Haupt umfränzen, -
EA Umkranzt mir Rofen eure Scheitel,
Nlooch fieben euch die Rofen gut, Haged.
"Der imfreis, des —s, plur. die e—e, eigentlich "die Frumme
Linie, welche eine Zie kelflãche ein ſchlietet ‚die Zirkellinie, Peri-
pheria.. Dev. Umkreis eines Zivfels,enes Rades,einer Kugel.
In weiterer Bedentung, die Linien, welche eine Fläche, oder die
— welche einen Körper einſchließen, zuſammen genommen,
ey Umfang, Perimeter. Die Infel, die Provinz haltzebn
Meilen im Umkreiſe. Das Lan) har einen. großen Umkreis.
Ani üblichften if es, wenn das Maß diefes Uinfanges beſt immt
wird. Kin Baum, welcher vier Klafter im Umkreiſe hält.
=» Kero gebraucht dafür Umbicirch,in einigen Gegenden noch jegt
AUmbezirk, Ottfried Umbiring. Am Tatian hingegen iſt U mbi⸗
werkt, der Erdkteis.
Umladen, verb. irreg. act. (S. Caden,) ich lade um, umge:
laden, umzuladen,anders [aden. Linen Wagen umladen. Ach
\ eine Laſt von einem Wagen oder Fahrzeuge auf ein anderes lar
den, Daher die Umiadung:
‚Umlagern, verb.reg, act, ı)Umlagern, ich Ka um, um:
” gelagert, umzulagern, anders lagern; doch nur felten,
2) Umlägern, ich umlagere, umlagert, zu umlagern, auf als
. Ten Seiten belagern, in der dichterifchen Schreibart,
Umlägert (umlagert) bin ich hinter mir
"Und fornen an zugleich vor. dir, Opitz.
— kehupliche Mächte umlagern. mid von allen Seiten.
Daher die Umlagerung. -
Der Umlauf, des —es plur. die —länfe, t von dem folgenden
Beitworte.- ı. Der Zuſtand, dieBewegung, da ein Ding ums
‚läuft; ‚ohne Plural, 1) Does um feine Achfe läuft. "Der Um=
lauf des Rades. Bon einzelnen Betvegungen, fo fern durch jede
derſelben der Umkreis Ein Dahl vollendet wird, iſt auch bier der
Alural üblich. Das Rad macht in einer Minute zehn Umläufe,
drehet ſich zehn Mahl um feine Achſe herum, 2) Die Bewegung
eines Körpers in einem Kreife; der Kreislauf. Der jährlicpe
. Umlauf der Sonne, ihre fcheinbare Bewegung nm die Erde, In
weiterer Bedeutung. Der Umlaufdes Blutes, deffen Kreislauf,
Eirculation.
-% Ein Schreiben oder eine Schrift, welche man umlaufen läffer,
d. i welche einer dem andern zuzuſchicken verbunden iſt; eine Cur⸗
rende. Einen Umlauf berumgeben laffen. Etwas durg) ei:
= nen Umlauf bekannt maden.
Umlaufen, verb.irreg. (S. Laufen.) 'ı. ——— ich Igufe
‚um, umgelgufen, umzulaufen. ı) As ein Aetivum, im Laufen
umwerfen. Ein Kind, einen Stuhl umlaufen,
2) Als ein Heutrum mit den Hülfsworte feyn
(a) U feine
um. Des Marten Gedanken laufen um, wie die Habe am
Wagen, Sir. 33,5 Ein umlaufendes Rad, ? Maccab. 3, 5.
(6) Im Kreife Laufen, defonders in einigen figüelichen Bedentuns
gen. Das Geld lauft um, wenn eg cirenlieret, oft aus einer
Hand indie andere geht. S. Ummauf 19 Ein umlaufendes
Schreiben, welches von einem zu dem audern geſchickt wird.
(S, Umlauf?) (6) Herum taufen„obue beſtimmte Richtung und
Abſicht hin und * jan, eine im dochdemſchen veraltete Dedeu-
—
„> .
4 * *
ſuchen und doch nicht finden, Amos 8, 12.
Umlegen, verb, reg.
ſtande in den Fiegenden legen oder dringen,
“ Eine goldene Kette, den Degen umlezen. }
Die Seringe inder Tonne umlegen, add aus einer Tonne in die
andere legen. Die Waarenumlegen. Die Soldaten umlegen,:
Der Umlauf des Geldes im Handel und Wandel.
Ach ſe laufen, ſich ſchnell um feine Achfe drehen. Das Rad läuft.
Umm 810
Atung. Daß fie ih u und ber — und des Serren Wer
Auf den Gafen
umlaufen, 2 Mäcc. 3, 19. _ Auch der Umläufer für Gevumläu-
fer ift im Hochdeutſchen ungewöhnlich. (d) Zu Ende Taufen,auch
nür im gemeinen Leben einiger Gegenden. Das Jahr ift umge:
laufen, ift zu Ende,iftum. (e) Einen Umweg laufen. Der 80:
the ift viel umgelaufen.
2 Umlaufen, ich umlaufe, umlaufen, zu umlaufen, um et⸗
was laufen, mit deffen Meldung, doch nur dann und waun in
der höhern Schreibart.
laufen.
umzulegen. ı)Alsein Xesivum, (a) Aus dem ſtehenden Zus
Einen Schrank: um:
legen. Das Schiff legt ſich um, wennes ſich milder Seite auf
das Waffer legt. (6) Aus dem geradelinigen Suffande in den
gebrochenen verfegen, umbiegen. . Ein Blatt Papier umflegen..
Die Schärfe eines ſchneidenden Werkzenges legt fih um, wenn
fie ficb biegt, "Eben fo legt ſich eine Nadel eine Spitze um. Das
Schiff umlegen, in der Schifffahrt, nach einer andern Richtung
feuern oderlenfen,
fo heißt es umwenden.
Iſt diefe der vorigen ganz entgegen gefeßt,.
Eben daſelbſt ſagt man auch, der Wind,
das Schiff lege ſich um, wenn fie eine andere Richtung nehnien,
() Um ſich, oder um etwas legen,f Einen Verband umlegen,
.anrein krankes Glied. Auch von ſolchen Kleidunasttücken, welche
man un ſich tbut, legt oder bindet. Einen Mantel umlegen.
(d) Anders legen.
fie in andere Quartiere legen,
2) Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, wo
es nur in der Schifffahrt für das vorige Reciproeum ſich
umlegeh üblich. ifk,
drehet, eine andere Nichtung nimmt.
wenn es fi drehet.
2, umlegen, ich umlege, umlegt, zu umlegen, um ein Ding
Der Wind legt um, wenn er ſich
Das SHiff lege um,
ber legen, mit deffen Meldung in der vierten Endung. Den Raus
einer Schuffel mie Zyern umlegen. Eine Stadt mic Truppen
umlegen, tings um freber Truppen legen.
So auch die Umlegung von dem Aetivo und die Umlegung.
imleiten, verb.reg. act. ic) leite um, umgeleiter, umzulei⸗
ten, einen andern Xen leiten. . Das Waffer umleiten. Daber,
die Umleitung. *
Umlenken, verb. reg.act. ich lenke um, umgelenket/ um zulen⸗
ken, nach einer andern Nichtung lenken. Den Wagen, die Pferz
de umlenken. Mit dem Wagen umlenFen.
Umleuchten, verb. reg. act. ich umlen hte umleuchtet, zu ARE
' Ieuchten, auf allen Seiten erleuchten, mit einem ichte umgeben. *
Mich umleuchtete ein Licht vom Simmel, Apoſt. 9, 3
Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet ———
Umliegen, verb, irreg. neutr. (©. Liegen,) ich liege um, 'um=
gelegen, umzuliegen, umber liegen, in uırbeftimmter Nähe oder
Ferne um etwas her fiegen, wo doch nur das Mittelwort umlie⸗
„gend üblich if. Die umliegenden Dörfer, Städte, Selver..
“Das umliegende Land,Euc. 4,37. In den andern Modis ger
braucht man dafür umber liegen, oder im gemeinen Leben herum,
liegen. Umliegen, profratumfäcere, iſt nur in den niedri⸗
gen Sprecharten üblich,
Ummachen, verb.reg.act. ih mache um, umgemacht, umzu⸗
machen, welches nut in den gemeinen Sprecharten üblich iſt.
Für unthun. Die Schürze ummachen, umbinden. 2) An
ders machen, umarbeiten. Das Bert ummachen.
Eee3 uͤmmaͤuern
*
Die Stadt umlaufen, um die Stadt
1. uͤmlegen, ich lege um, umgelegt,
'
\ / g * x
Sıı . Hmm
Ummaͤuern, verb. reg. act.ichummauere, ummauert, Zu _
ummetern, mit Mauern umgeben. Eine Sta t ummauern.
"Almmeffen, verb, irreg. act. (©. Weffen,) ich meffe'um, um⸗
gemeffen, umzumeffen, von neuen. meffen, anders meflen. Zinen
Saufen Getveides, ein Stück Jeldes ummeffen. Daher die
timmeflung. E Bee
Ummünzen, verb,reg, act. id münzeum, umgemünzt, ums
zumünzen, von neuem Münzen, Ubfegte Geldforten um:
munzen: R
Umnahen, verb, reg. act. ic umnähe, umnäber, zu umnaben,
-zings herum benähen. Etwas mit Blumen umnaben,
Amnebeln, verb. reg. act. ich umnebele, umnebelt, zu umne⸗
bein, mit einem Nebel umgeben, fo wohl eigentlich als figürlich.
Dieverdrießliche Gehalt, die fie fih von.der Ehe gemacht hat,
- umnebeltihre Liebe, Gel.
Doch meinen. Dichtergeift umnebeln Teichte Träume, 115.
imnehmen, verb. irreg. act, (S. Fiehmen,) ich nehme um,
umgenommen, umzunebimen, um fich nehmen, Einen Mantel
‚ umnebmen. Ein Betttuch umnehmen, es un fich Hängen, ſich
„ barein verhüllen, ; : \ /
Umniethen, verb. reg. act. id nierbe um, umgeniethet, um⸗
sumierhen, die hervor ragende Spige eines Nagels umfchlagen.
©, Fiethen. So au die Umniethung.
Umpacken, verb.reg.act, ı. Umpaden, ich packe um, um⸗
gepadt, umzupaden, anderspaden. Waaren umpacken. Das
‚ ber die Umpackung.
2 Umpaden, ich umpade, umpackt, zu umpacken, auf allen
Seiten einpaden oder bepacken.
Ampaͤnzern, verb. reg. act, ich umpansere, umpansert, zu
umpanzern, auf allen Seiten mit einem Panzer umgeden, in der
dichterifchen Schreibart.
AUmpfüůhlen, verb, reg. act. ihumpfäble, umpfähle, zu um⸗
pfäblen, mit Pfählen uingeben. Einen Graben umpfäblen.
Umpflanzen, verb. reg, act. » umpflansen, ich pflanze um,
umgepflanzt, umzupflanzen, anders pflanzen, welches von ver- .
planen noch perfepieden iſt. Die Bäume im Garten ums
pflanzen. ‘
“2, Umpflänzen, ich umpflanze, umpflanzt, zu umpflansen,
auf allen Seiten, rings ‚herum, bepflangen. Einen Teich mis
Bäumen umpflanzen. ?
Die uͤmpflicht, S-Unpfliht. N
iimpflügen, verb, reg. act. ich pflüge um, umgepflügt, umzu⸗
pflügen, ſo pflügen,, dag das obere zu unterſt fomme,. durch
P lügen ummvenden, Die Erde, ein Stück Leld, Garten umz
„pflügen. ; n *
Umpragen, verb.reg. act. ip prüge um, umgeptagt, umzu—
prägen, anders prägen, mit einem andern Gepräge verſehen.
eine Mimze umprägen. Auch figüclich. Die Sitten Faffen ih
immer noch f@weter umprägen, ala die Worte, Weiße.
Umrandern verb. reg. act. 1. Umrandern, ih vandere um,
umgerandert, umzurandern, anders rändern, wit einem an⸗
dern Rande vergeben, 5
2, Umrändern, ich umrändere, umtänsdert , zu amrändern,
rings um rändern, mis einem Nande verfeben, defonders bey ben
Rupferftechern, welche eine Platte, wenn fie radiert werden foll,
umrändern, di. fie init einen Rande von Wachs ver ſehen.
YUmräumen, verb. reg.agt. ich raume um, nmgerdumt, um:
zuräumer »- An einen andern Drtbinräamen Die Waaren
umräumen. 8. Alles umraumen, gleichfam das untere zu obesft
zünmen ;im gemeinen Leben umftoren. ;
Umxeiſen, verb, reg.act.ich umreife, umreiſet, zu umre ſen,
um eiwas herum reiſen. Die Welt umreiſen. Umreiſen, diu⸗
die Umrührung. —
* 2
2
*
ur gu
»
einen Umweg nehmen. Wir find viel umge ⸗
‚gegen im Neifen
reiſet.
Umreißen, verbirreg. act, (S. Reißen,) ich reife um, umge-
riffen, umzureißen. ı. Su Boden reißen, aus dem fiebenden
Zuftande in den liegenden reifen, Altere, Gögen, Mauern,
Haufer.umreißen, in der dentfehen Biber, -
Waſſer reißt wohl Eihen um, Leſſ. —
2. Das untere zu oberſt reißen, wo es zuweilen fg umpfligen
gebraucht wird. Kin wüfes Grundfüd umreißen, Ingleichen
Waaren umreißen, fie ungefchidt durch ſuchen, fo daß das untere -
oben komme. 3. Den Umriß einer Figur machen, als ein Neu⸗
trum, eine ungewöhnliche Bedeutung ‚von weicher dach noch Um:
riß üblich iſt. Kane EN RE!
Umreiten, verb. irteg. (S. Xeiten.) ı. imreiten, ich reite um
umgeritten, umzuteiten. (1) Ein Neutrum mit feyn, einem
Umweg teiten. Wir find heute vielumgeritten. (2) Ein Acci⸗
vum, ju Boden reiten, im Reiten umſtoßen. Lin Bihd ums
reiten. R : we
2. Umreiten, ichumveite, umeitten, zu umreiten, um elwag
‚herum reiten. Das Lager umreiten.
einer Stunde umveiten.
Alan Fann die Stadt in
limtennen, verb. irreg. act. (©. Kennen,) ich venne um, ums
1
sche re ee ee u u
gerannt, umzurennen, zu Boden vennen, im Reunen umfloßen,
Ein Rind umrennen. —
Umringen, verb. reg. act. ich umringe, umringt zu ums
ringen, eigentlich mie einem Ringe umgeben, Am bäufigften auf
allen Seiten umgeben, fo daß die freye Bewegung dadurch gehin⸗
dert wird. Waſſer umgaben mich bis an mein Leben, die Tiefe
umringete mich, Jon, 2, 6. Kine Stadt mit einer Mauer,
mit einem Graben umeingen, für umgeben, iſt ungewöhnlich,
weil dabey der Begriff desHinderniffes der freven Bewegung, nicht
Statt findet. Am üblichften ift es von lebendigen Geſchöpfen. Serte -
Sietimringten .
Ochſen haben mich umringet, Pf. 22, 13.
Benjamin, Richt. 20,43. Die Jünger umringten Paullum,
Apofl. 14,20; flelleten fich um ihn berumt, Den deind mit der
Reiterey, eine Stadt mit Truppen umringen. Daher die Um⸗
ringung.
Unm. Schon im Iſidor umbiringan, bey dem Notfer.um-
beringen. &s fiammet von Ring, und dem veralteten Zeitworte
ringen, Treifen, fich im Kreife bewegen, ber, nicht aber von
ringen, feine Kräfte auftrengen ; daheres irrig iſt, wenn es einige
noch dem Muſter des letztern irrrgulär abivandeln, umrungen für
umringet. ER —
Der Umriß, des —ſſes, plur. die —e, in der Zeichenkunſt, ein
Rip, welcher bloß die äußern Linien einer Figur, die Linien des
‚ Umfanges darſtellet. - 0 i
Umrübren, verb. reg. act. ih rühre um, umgerübrt, um=_
zurübren, eigentlich, im Areife rühren, fo rübren, daß alle Theile
durch einander kommen, mit einander vermifcpet werden, Daher
4
Umfeden, verb, reg.act. ich fade um, umgefadt, umzu⸗
ſacken, aus einem Sade in den andern thun, Das Getreide um:
ſacken. Daber die Umſackung. Sg
Umſagen, verb.reg. act,ich fageum, umgefagt, umzufagen,
die Reibe herum, im Kreife fagen, - #twas umjagen laffen, fo
daß es einerdem andern die Reihe herum füge.
Umfägen, verb. reg. act, id} umfäge, umfagt, zu umfagen,
rings herum befägen. Einen Baum umfägen, Aber ihn ums
; fügen, ihn durchſägen, dos er umfalle, .
Um ſalzen, verb.reg.act.ich false um, umgefalst, umsufalsen,
anders falgen, Die äsringe umfalzen, *
Umfat:
A
PER,
|’
;
2
—
qsmfatteln, verb. reg. act. ich fastle tum, umgefattelt, um zu⸗
atteln, den Sattel von einem Pferde auf das andere legen. Die
Pferdeumſatteln. Figürlich und im gemeinen Leben fartelt je:
mandum, wenn er eine andere Lebensart, eine andere Religion
ergreift, auch wohl überhaupt, wenn er ſeine Entſchließung Ändert.
So auch die imfattelung. Niederfi umfadeln. -
- Der iimfat, des—es, plur. inuf. von dem Zeitwort umfegen,
die Handlung, da man etwas umfeget ‚doch am häufigften nur fiir
Vertaufhung. Der häufige Umfag der Waaren, ihre Vertaus
. fehung. Die Lintracht, die mit des Lebens Sreuden fo reichen
. Bmfag halt, Dufch. Bey den Meperdingsgütern in Nieder ſach⸗
fen, wird jede Veränderung des Befigers durch Verkauf, oder auf
andere rt, fo wohl der Umfag als aud) die imfahre genannt,
. welhen Rahmen denn auch wohl die in folden Fällen übliche
Lehnwaare bekommt.
Umſchaffen, verb. irreg. act. (S. Schaffen,) ich ſchaffe um,
umafchaffen, umsufchaffen, von fchaffen, creare, anders
{Haffen. Das Niederdeutfche umfchippen wird in weiterm Ver⸗
- fande fürumbilden, anders bilden, gebraudt. _
Umſchalen, verb. reg. act. ich ſchale um, umgefchalf, umzu⸗
ſchalen, im Hüttenbaue, die Schalen der Probieriwage um:
wechfeln.
Umſchaͤnzen, verb.reg. act, ich umſchanze, umfchanst, zu
umfchanzen, ein größten Theils veraltetes Wort, mit einem Walle
umgeben oder einſchließen. Eine Stadt umſchanzen. Sp auch
die Umſchanzung.
Umſcharren, verb. reg. act. ih ſcharre um, um geſcharrt, um⸗
zuſcharren/ zu Boden ſcharreu. Jagleichen fo ſcharren, daß das
+ „untere oben komme.
Umfchätten, verb, reg. act. ich umſchatte, umfchatter, zu
umfchatten, aufallen Seiten beſchatten, mit Schatten umgeben.
Daher die Umfchartung. 2
Umſchattig, adj. inder Geographie, die Einwohner derjenigen
Erdgürtel, weder Schatten innerhalb 24 Stunden ganz um fie
herum gehet. Die Einwohner nabe an den Polen, wo die Sonne
in geiviffen Jahreszeiten gar nicht untergebet, fondern fich in 24
Stunden um fie herum drebet, heißen daher Umfchattige. Es ift
sach dem Griech. Perilcii gebildet, wie unſchattig, zweyfchattig,
„uff. Andere gebrauchen dafür Freisipattig. *
Umſchauen, verb. reg. recipr, ich ſchaue um, umgefchauf,
umzufchauen. 1. Sich umſchauen, fih umfeben, im Dberdeuts
ſchen und in der böhern Schreibart der Hochdeutfchen. 2. Bey den
Handwerkern Läße fich ein reifenderHandiwerfsburfch auf derpers
berge umfchauen, wenn er fish bey den Meiftern deffelben Ortes
nach Arbeit umfehen, um diefelbe bewerben läffet.
So aud) die Umſchauung, und bey den Handiverfern auch die
Umſchau. Das Zeitwort lauter fehon bey dem Ottfried umbi-
° Icgnuon, : i
imfchaufeln, verb.reg. act. ich fhaufeleum, umgeſchaufelt,
umzuſchaufeln, mit der Schaufel das untere oben, und das obere
unten bringen ,umfleden, Das Korn umfchaufeln. |
Umfcheeren, verb.irreg. act. (S, Scheeten.) ı. Imfcheeren,
ich Äcpeere um, umgefchoven, umzufcheeren, anders ſcheeren.
Ein Stuf Tu umfceeren.
2. Umſcheeren, ich umfcheere, umfchoren, zu umfcheeren,
rings herum beſcheeren.
Umſchetnen, verb. irreg. act. (S.Scheinen,) ich umſcheine,
umfchienen, zu umfcheinen, zu gleicher Zeit, auf allen Seiten
beſcheinen. *
ümf. bien, verb. reg; act. ich ſchicke um, umgeſchickt, umzu⸗
fchi@en, welches aur im gemeinen Erben für herum ſchicken
üblich iſt. ——
Umſ— 814
Umſchiffen, verb. reg. x. umſchiffen, i iffe um, umge:
ſchifft, umzuſchiffen. (1) Einen Umweg en ein Hei
trum mie dem Hülfsworte feyn;, umfegeln, umfahren. Dawir
umfchiffeten, Pamen wir gen Region, Apofl.28, 13. (2) Waa-
ven umſchiffen, als ein Activum, fie aus einem Schiffe in das an-
dere bringen. j >
2. ümſchlffen, ih umſchiffe, umſchifft, su um ſchiffen um
etwas herum ſchiffen. Die Welt ‚eine Infel umſchiffen. Das
vorgebirge läßt fich nicht umfchiffen.
Der umſchlag, des —es, plur. die — fchläge, von dem folr
genden Zeitworte,
1. Der Zuftand, die Handlung, ohne Puraf, e
(1) Bon dem Neutro umſchlagen, wo es nur im figüirfichen
Verſtande von einer entſcheidenden Veränderung einesDinges üb-
lich ift ; doch mehr in manchen Provinzen, ale im Hochdeutſcheu,
wo es in dieſem Verſtande ſeltener vorkoinmt, Der Um ſchlag des
Windes, des Wetters, eine völlige Veränderung deſſelben. Der
Umfchlag des Gludes. In Umfchlag gerathen, fich plötzlich
verändern, Der Umſchlag des Bieres, des Weines, der mid,
wenn fie plöglich verderben, In einigen Gegenden wird eine frühe
geitige Geburt der Umfchlag genannt,
(2) Bon dem Activo umfchlagen, die Handlung, da man ete
twasumfchlägt. a) Die Handlung, da man etwas umfchlägt, d.i.
auf die andere Seite wendet. Der Umschlag einer Spielfarze,
da man fie umſchlägt, daß die Figur oben komtae, wo denn auch
wohl die umgeſchlagene Karte dieſen Nahmen bekommt, in wele
chem Falle es auch den Plural leider. b) So fern umſchlagen
ehedem für umfegen, Waaren vertaujchen, üblich war, ifi derlim-
Schlag noch im Niederdeutfchen nicht allein der Umſatz der Waaren
und des Geldes, fondern auch ein jeder Handel. Sein Uwſchlag
hat nicht viel auf ſich, fagt man in Niederfachfen,d.i. ſein San⸗
bel. Daher wird in einigen Riederdeutfchen Städten ein großer
Jahrmarkt, eine Meffe, wo Waaren gegen Waaren umgefegt wer»
den, noch jegt deriimjchlag genannt, in welchem Falle es auch den
Plaral leidet. Der Rieler Umfchlag, der Güſtrowſche Umſchlag.
©) In einigen Gegenden ift Umfchlag auch für Sing, Wucher, Ger
winn üblich. So werden im Bergbane jede Intereffen der Um⸗
Schlag genannt; in der Frankfurter Reformation aber führen nur
die ungebührlichen Zinſen von Zinſen dieſen Rahmen. Vielleicht
nad) eben der Figur, uach welcher Aufſchlag eine ãhnliche Ber
deutung bat.
2. Datjenige, was umgefchlagen wird, doch nur in verfchiehen
nen einzelnen Fällen ; mir dem Plural. .
(2) An den Kleidungsflüden ift der Umfchlag, ein unge
ſchlagener Theil am Ende, womit der Hand bededer wird, und der
in manchen Fällen auch der Bragen heißt. Aufſchlag und übere
fchlag bezeichnen ähnliche Theile,
(2) Im Deichbane werden große Krümmnugen an den Deis
en, wenn fie z. B. um einen großen Deichbruch herum gefchlar
‚gen oder geführet werden, Umfchlage geitannt,
(3) Dasjenige, was um etwas herum geſchlagen, d. i. gelegt,
locker befeftigt wird ; befonders in zwey Fällen, a) Dasjenige,
was locker umein Ding befeftigt wird, demſelben gleichſam zur
Dede dienet, Der Umfihleg um eine Waare. Bey Tücheen,
Zeugen u. f.f. bedeutet es anch die äußere Lage derfelben, wels
che von betrüglichen Verfäufern zuweilen beffer verfertiger wird,
alsdas inuere. Dee Umfchlag eines Journals, das Blatt Pas
pier, welches zu deffen Schonung locker und nur auf einige Zeit um
daffelbe befeftige wird, Der Umſchlag eineg Briefes, mit einem
Franzöſiſchen Yusdende das Convert; Ju der Botanik iſt der
Umnſchlag, Lat. Prupa, eine leicht abfallende Haut, worin die
Hrüffegewidelt find, by Bey den Arzten und Wundärjten iſt der
; s Ume
-
! ER
gür chen Berfiante,plöglich eine entſcheidende Veränderung ſei⸗
and in walerer Bedeutung haudeln;
ern — | = um Er
-
Umſchlag, Cr. Epithema, ein fußerliches Hıgeneömice, wel⸗
"ches zu Shen Leinwand gelegt, oder womit die Leinwand befeuchtet
„ wird, worauf man felbige um den kranken Sheil legt oder ſchlägt.
SEinen Umſchlag von warmen Wein machen. Breyumſchlaã⸗ ge,
Uataplafmata.
iimf&hlagen, verb. irreg. S Schlagen,) 4 ſchlage um, um⸗
geſchlagen, umzuſchlagen welches nach den verfchiedenen Bedeu» ⸗
tungen des.einfachen Zeitwortes ſchlagen auch in verſchiedenem
Verſtande gebraucht wird.
1, Alsein Neutrum mit dem Sülfsworte fegn, von ſchlagen,
ylöglich fallen. 1. Eigentlich, plöglich zu Boden ſchlagen oder
faßen,plöglich um feinen Schwerpuuet, aus der®rundfläde fchlas
gen oder fallen. ° Der Wagen fhlugum, che man es ſich verfa=
be. Ein Menſch/ welcher vlöglich eine Ohnmacht defomms und“
untfäls, ſchlagt um. 2. So fern um aud) eine andere Richtung
bezeichnet, iſt umfchlagen plöglich eineandere Richtun nehmen.
& fagt mau von dem Winde, daß er umfchlage, wenn er ſich
hund merftich drehet. Noch hänfiger gebraucht man es im
* Zuſtandes erleiden, beſonders in ſolchen Fällen, wo uns
die Urſache dabon unbekannt iſt. Sas Wetter ſchlagt um,
wenn es z. B. fi plötzlich aus dem Froſtwetter in Thauwetter,
oder umgefehrt, verändert. Kine Krantheit iſt umgeſchlagen,
wenn ſie plötzlich eine enrſcheidende Veränderung erlitten hat, fie
gereiche nun zur Befferung oder zur Verſchlimmerung. In engerer
Sedeutung wird es von ſolchen plötzlichen Veränderungen zur
Verfhlimmernng gebraucht, ‚Das Bier, der Wein ſchlagen um,
wen fie plöglich faner werden, Die Milch ſchlagt um, wenn fie
plöglich gerinnet. Jemandes Glick ſchlagt um, wenn es unver:
mutbet aufböret. Ein gefchloffener Rauf, ein grmachter San:
del ſchla gen um, wermn fie fich unvermutber gerfchlagen. Binder
ſchlagen um, wennfic aus der Art ſchlagen, nuger athen werden.
Ihr ſeyd umgefplagen und entbeiliget meinen Rahmen, Ser.
"34,19.
derfomme, wein fie aborricrer. S. Umschlag. —
11, As ein Yerivum. 2. Um einen Puncet ſchlagen, fo daß ein
vorher gerades Ding einen Winkel befomme, (1) Eigentlich, mit
Schlagen umbiegen,
Zum Umfchlagen des Bleshes baden die Rlämpener ein eigenes
Umfihlegeeifen, welches wie ein Meſſer in einem Kloße ſteckt,
Blech daran umzubiegen. » (2) Bon fchlagen; ſchnell legen, ift
umfchlagen in manchen Fällen fo vielalsumlegen, jo wohl, fo
fern folches mit ders Umbiegen verdunden iſt, in welchem Ver ſtan⸗
de mauche äußere Theile an deu Kleidungsſtücken umgefchlagen
= werden; (©. Umfcplag,) als auch, fo fern es bloß bedeutet, aufdie
andere Seite legen. \ Ein Blatt in einem Buche umfchlagen,
amwenden,, Bine Barte umfchlagen, eine Karte, welche vers
drettiag, umfegen, fo daß die Figur oben komme. 2. 1m etwas
ſchlagen, locker um etwas beſeſtigen.
Saupwort der Umſchlag gangbar ıf, (5, daſſelbe.) Nur von me⸗
diemmifiben Umfchlägen ſagt man, warmen Wein, Milch, Rräu:
ter. um ſchlagen, um ein krankes Glied. 3. Waaren vertanfcben,
wenigſtens im Hochdeutſchen woron indeffen im Niederſach ſiſchen
noch der Umſchlag üblich iſt (S. daſſelbe) 4, Durch den Trom⸗
an fehlag rings umber befannt. machen; nur in einigen Gegenden.
Einen Diebfiabl umſchlagen laſſen
Des Hauptwors, die Umichlagung, lommt wenig vor, häufi⸗
ger das Umſchlagen. S. auch Umſchlag
unſchleſheren irreg, act. 16, — |
‚Amfchleyern, verb. reg.act. ib ———— —— Ara
Umfomeihen, verb. irreg. (6. Schmeißen,) ich fchmeiße um
Almfchmelzen, verb;reg.etirreg.act. (©. — FR
Eine @lode umfehmelzen. ,
In einigen Gegenden fagt man and, eine Schwan: '
gerſchaft fhlage um, wenn eine fehwangere Perjon zu fsiih nie= .
Einen Nagel, ein Blech umſchlagen.
Einen Mantel umſchlagen,
um ſich hn (nd umschmen.” In anderil Fällen gebraucht man '
ı Fieber darum oder herum fchlagen, felbft in ſolchen, wo das
eine veraltete Bedeutung,
he, umſchlichen, zu umfchleichen,um etwas. herum ſchleichenbe⸗
ſonders iurderdichterifchen Schreibart. ‚Unmutbsvolle Gedan:
ken umfchleighen dich. -
umfchleyern, auf allen Seiten mit einem RR verpüflen.
Daber.die Umfoleyerung. “ z
Umfchlicten, verb. reg. act. ich fälichteum, near: A
umzufcplichten, von fehlichten, in Drdnung legen,anders ſchlich ⸗
ten, Holz, Steine, Waare umſchlichten.
Umfhlisßen,verb. irreg.act, (S.Sließen,) ihumfhließe, /
umfcloffen, zu umſchließen, auf allen Seiten einſchließen.
- Einen Plag mit einer Mauer, umfcpließen. —— die er
- fplitgung. ENTE
— verb.irreg. act. (©. Sälingen,). ums. S
fchlinge, umfclungen, zu umfcplingen, mit einer Schlin⸗
ge umgeben, in welden Verſtande die Nähterinaen” eine
Naht zu umfohlingen pflegen. Ingleichen ſich un etwas
berum ſchlingen oder winden. Wie der Epheu die Bien
die Weinrebe den Pfabl umſchlingt. —
Dort liegt der-Sirt beym nahen Waſſerfall, —
— —
vom fanften Arm der Schäferinn umfhlungen, Keil.
v2
umgefchmiffen, umzufchmeißen, welches im gemeinen —
umwerfen üblich iſt; ſo wohl als ein Neutrum, mit dem Wagen
ummwerfen, ohne deſſen Meldung, als auch als ein Yerioum, ‚ein.
Ding umſchmeißen, es zu Boden ſchmeißen. — REN
; Wafler reißt wohl Eichen um, | Er 2 ——
Und har geuſer umgejchmiffen, Leſſ.
ſchmelze um, ſchmelzte um, umgefchmelzet, anders ſchmelzen.
Auch figürlich, für völig ändern, *
umarbeiten überhaupt. al Preiseier den Staat umzu ·
fepmelzen, Weiße,
Umfepmieden, verb.reg. act.. a umföieden, ih ſhmirde
um, umgefc;miedet, umzufchmieden, anders fdmieden, durch
Schmieden eine neue und andere Öeftalt geben. — es #
ſchmieden. —— —
2, Umſchmieden, ich umfchmiede, In zu — re
ſchmieden, Eiſen um ettoas herum Iörnipden ;, obgleih. ur. u
felten: * —
Umſchmieren, verb. reg. act. om ſchmieren, ic ſchmiere
um, umgeſchmieret, um zuſchmieren, anders ſchmieren.
2, Umſchmeren, ich umfchmiere, umfchmiert, zu umſchmie⸗
ven, um etwas herum fehmieren, Die Bienenftöde mit Lehm
umſchmieren.
Um ſchnallen, verb. reg. act. ich ſchnalle um, umgefnalle, ;
umzufchnallen. 1. Anders fchnallen. Die Schuhe umfchnallen. :
‘2, Um etwas fchnallen, vermittelft einer Schnalle um etwas befe⸗
fligen.: „Das Degengehen? umſchnallen. So auch die um⸗
ſchnallung.
umfon⸗ ben erb irreg. act. (©. Schneiden,)ib umfänei- 2
de, umfepnitten, zu umfchneiden, rings herum —
einfchneiden: -
Almfchnüren, verb.reg. act. ı. ———— ih fhnüreum, *
umgeſchnurt, umzuſchnüren. 1) Anders ſchuuren. EIm
‚etwas ſchnůren/ ohne em des Hauptwortes, — zu um
geböret. —
e Umſchnuͤren, ich fchnüre um, umfhnirt, zu umſchniren,
rings heruin befchnücen, Einen Ball um ſchnüren.
Umſchraͤnken verb, reg..act, ich um ſchranke, umſchrãnke/
* u mſchranken/ rin “ —— —— un geben. Einen
pla
A
änfen,
EEE in — Thun Fein — Baar
J Senkt anders, ‚als der Staub, den er befeelte, denkt,
ni ER Sieſecke.
| imfchreiben, verb, irreg. act.(&, Schreiben.) 1, Yimifepkeie
7 ben, ih ſchreibe um, umgeſchrieben, umzuſchreiben, anders
* umſchreiben.
2, umſchreiben, ich umſchreibe, umſchrieben, zu umſchreiben.
Be (1) Um enpas berum ſchreiben. Line Münze umfchreiben, eine
Schrift um diefelbe fegen ; eine feltene Bedeutung ‚wonpn doch
i Bmfrift zoch üblich it, (2) Dunkele Worte oder Ausdrücke mit
‚mehrern Worten deutlich machen, Bine Stelle in einer Schrift
amfipreiben. Daher die Uimfihreibung.
De Umfhrift, plur, die — en, eine Schrift, welche um etwas
berum gejegt wind, 5. B. die Schrift um den Rand einer Münze ;
wodurch ich die Umſchrift von der üderſchrift, Inſchrift, Auf⸗
ſchrift m. ſaf. unterſcheidet. S. das vorige.
umt Hroͤten, verb, reg, act. ich umſchrote, ——— zu um⸗
ſchroten, rings umher beſchroten, in einigen Fällen des gemeinen
Lebens, befonders. fo fern ſchroten daſelbſt auch für nagen ge⸗
braucht wird.
um chrzen verb. reg. act, ih umſchürze umfehurzt, zu
umfohirzen, mit einem Schurze umgeben. Sich umſchürzen,
in der dichteriſchen Schreibart.
Umſch utteln/verb. reg. act. ich ſchůttele um, umgefehüttelt,
umzuſchütteln, duch ſchütteln unter einander dringen, in
Glas Arzeney umicpütteln. So auch die Umſ⸗ chuttelung.
Umſchütten, verb. reg. act. ı. Umfpütten, ich fhutte um,
umgefhüttet, u umzufehutten. (1) Anders ſchatten, von neuen
ſchutten. (2) Aus einem Gefäße in das audere fhütten, (3) Um⸗
ſtoßen uud verfhürten, Lin Glas Bier, ein Glas Wein um-
ſch ütten. (4) Durch ſchütten oder ſchütteln anter einander zu
bringen fuchen, am hãufigſten von flüffigen —— —
teln. Ein ‚Glas Tropfen umſchütten.
2. umnſchutten, ich umfchürte , umfiplitter, zu umfepütten,
- gings herum beſchütten. Einen Baummit Erde unſchutten.
er unſchweif, des — es plur. die —e, von dem folgenden
* geitworte, ein-Ding, weldhes im Kreife am etivas herum geher.
An Borborns Gloſſen bezeich unet Umbifueift, die weiten Bein-
kleider nach alter Art. Bey den Siebmachern if Umſchweif oder
Umfchweifeld
zu liegen fonmt, Am hänftgiten ift Umfchweif ein weiter Umweg
um etwas herum. Einen Umfchweif nehmen, weit um etwas
herum geben. Einen Umſchweif machen. Auch figürlich, diejes
ige Art zu verfahren, welche der möglichſt kürzeſten weit entge«
gen gefegt ift. Einen Lernenden mit vielen Umſchweifen eumüs
den. Einen Prozeß mit vielen Umfchweifen führen. Inglei⸗
hen eine folche Art der Rede‘, da man dem. Gegenftande durch
Worte auszumweichen fucht, gleifami weit um denfelben herum ger
ber. Reden fie nicht fo duch Umſchweife mit mir, Gell. Wer
’ wollte fo viele Umſchweife machen $ Schon im Angelf, Ymp-
- fuape ‚im Schwed. Omfvep. Für Umſchweife machen ge
braucht Ottfried noch das veraltete bagen, welches ſehr nahe
mit dem Lat. Ambages verwandt iſt, ung deffen Soſter Um⸗
ſchweif gebildet zu ſeyn ſcheinet
Umweg nehmen, weit um etwas herum gehen; eine jetzt veraltete
Bedeutung, wovon noch das vorige Hauptwort übrig iſt. = ‚Ohne
‚gewiffe Beflünmung umber ſchweifen/ wofür doch herum —
fen oder see ſchweifen ia en ift,
Adel. W. » 4. Ch. 2. Aufl,
+
" fihreiben, Einen Brief, sin Stuck Acten, einen Yufiag,
nige Theil eines Siebrandes, worauf der Wulſt
Umſonſt, adv.
habe es nicht umſonſt, ohne Geld.
daß ihr frũh auffteber, Pf. 127, 2
J ee verb. reg. neutr. mit haben: 1.*Einen geoßen
“Zeit iragt das Schwert nicht umſonſt, Nam. 23,4 Ich
ff iR
— umf 918
Um ſegeln, verb. reg. act, 1. uͤmſegeln, ich fegele um, un.
gefegelt, .umzufegeln. (1) Als ein Neutrum mit feyn ; eich
Umweg fegeln; umfchiffen. Das Schiff ii umgefegelt, (2) Als {
ein Activum, zu Boden fegeln, im Segeln umfioßen , wofür in
der Seefahrt doch überfegeln üblicher if, Ein Sabrzeug um:
fegein.
2, Umfegeln , ich umfrgele, umfegelt, zu umfegeln, um et
was herum fegeln, mit defjen Meldung ; umſchiffen. Ein vor⸗
gebirge umſegeln.
Umſehen, verb.irreg, recipr. S. Seben.) 1. Sich umfehen,
das Geſicht odir die Augen rüctwärts drehen, etwas, das hinter
ungift, zuerblicten. Sie lieben, daß fie ſich auch nicht umſe⸗
ben, Jer. 46, 5. Sich nach jemanden, oder nach. etwas umfes
ben. Imn Yugenblide, ebe man fich ümſtehet. 2. Um fich
ber ſehen, hin und her fehen, um etwas zu erblicken ſuchen. Sich
in dem Zimmer umfehen, etwas zu fuchen. Sich nach etwas »
umfehen. Auch figürlich, fich an einem Orte umfehen, alles da-
feldft befindliche oben hin befehen. Er will ich ein wenig in’ der
Weltumfehen, Schon bey dem. Ottfr. tunbifehan. Im Ober:
deutfchen iſt dafür auch umschauen, im Niederdeutfopen umkiken,
und in der vertraulichen Spredart ver —— umgucken
üblich.
Umſetzen, verb. reg. act. ı. lmfegen, ich fege um, umgefege,
umzufegen. (1) Anders ſetzen, an einen andern Drt din ſetzen.
Bäume umfegen, fieaneinen andern Det fegen, weiches theils
mit verfegen gleich bedeutend ift, theils noch von demſelben unters
fhieden merden Fan, Die Gläfer, die Stühle umfegen, fie
anders fegen. (2) Des Wind ſetzt fich um, wenn. er ſich uns
decbet, aus einer entgegen -gefegten Richtung komtut. (3) Für
umwechſeln, wird es noch im Handel und Wandel gebraucht.
Waaren umfegen, Waaren gegen Waaren vertauſchen. Geld
umfegen, eine Geldſorte gegen die andere auswechſeln— Nieverf.
umleggen. ©. Umfag. .
2, Umfegen, ich umfege, umfegt, zu umfegen, rings herum
beſetzen. Einen Ted, einen Garten mit Bäumen umfegen:
Almfinfen, verb.irreg. neutr, (S. Sinfen,) welches das Hülfs»,
. wort feyn erfordert , ich finfe um, umgefunken, umzufinfen,
zu Boden finfen, finfen und umfallen. In Ohnmacht fallen
‚und umſinken. Erif vor Schrecken umgeſunken.
Umſinnen, verb.irreg: neutr. (S. Sinnen,) mit dem Sulfs⸗
worte haben, ich inne um, umgefonnen, umzufinnen, welches
nur in einigen Gegenden für herum finnen, — ft, ah et⸗
was umſinnen, herum ſinnen.
mſitzen, verb, irreg,neutr. (©. Sigen,) iiiedem Hülfswors
te feyn, ‚ein ungewöhnfiches Wort für herum ſitzen. #ın
Seucr, da man umfigen mag, Ef. 47, 14. ”
2, Eigentlich, ohne Eopn, ohne Vergeltung, Fe:
manden etwas ärnfen geben. Linem umfonft dienen. Ib
Ich mag niches umſonſt
baben. Umfonft habt ihr es empfangen, umfoni gebr es
auch wieder, Matth. 10,8. 2, In weiterer Bedeutung, oh⸗
ne Rußen , ohne die ‚verlangte Wirkung hervor zu bringen,
vergebens. Umfontt iſt ihre Arbeit, Weish. 3,21, Es iſt um ſonſt,
Das. follfi du mir. nicht
umfonft gefagt haben, uicht obne —5 — Es ift alles umſonſt,
es hilft nichts mehr, Die Thränen ihres Sohnes fließen
alle umfonft, Duſch Umfonft ging Siefolgende Sonnefür uns
auf, umſont hatten wir diefen Tag hergeſeufzet, eben derf.
Es ift umfonft, Gegenliebe erzwingen zu wollen, Er würde
zu bedauern ſeyn, wenn er eine fo weite Reife umjonft hätte
thin follen, Gell. 3. Zuweilen auch, obne Abfıdr, Die Obrig-
babe
819 Umf
babe das nicht umfonft — nicht — Abſicht. In der
Welt iſt nichts umfont und ohne Nugen.
Anm. Ju Schwabenfpirgel, wo diefes Wort zuerfl vorzukom⸗
men fSeinet, umblult, Riederf,umfus.. Schwed. omlonlt.
Water hatte den felriamen Einfal, ſonſt ſey in diefer Zuſam⸗
menſetzung aus foni if zufammen gezogen,
dem Franz. fans, Jtal.lenza, der, fo. dag umſonſt jo viel als
um nichts bedeute; allein, ohne uud nichts find zweyerley : wenn
aber ja ver Begriff des ohne bier in Beirachtung fommen muß, {0
iſt unſer fonder, wovog ſonſt abſtammet, näher. Ihre glaubt,
das Wort habe ebedem ohnſonſt, unfonft gelautet, und bie letzte
„Hälfte fey das alte Sone, bey dem Ulpbilas Sauns, Vergeltung.
Was diefe Ableitung einiger Maßen beſtätiget, ik, daß umfonft
bey dem Notker ungemiete, ungelohnt, im Tatian uzan mieta,
und im Angelf. on-ceapunga lautet. Allein, fo lange die
Schreibart umfonit nicht bewiefen werden kann, müffen wir wohl .
bey unſerer Partikel ſonfſt bleiben, welche eigentlich eine Abfonder
zung bezeichnet, und ehedem auch wohl fo viel wie nichts bedeutet
haben kann, fo wie man für umfonft im gemeinen Leben noch jest
um nichts fagt.
unfonft gleichfalls umſus.
Um ſpannen, verb, reg. act. 1. timfpannen, ich fpanne um,
umgefpannt, umgufpennen, anders ſpanuen. Die Pferde um—
fpannen, die eingefpannten Pferde ummwechfeln ; auch die vor ei⸗
nem Wagen befindlichen Pferde vor den andern fpannen.
2, Umfpännen ‚ip umfpanne, umfpannt, zu umfpannen,
mit der Spanne, d, i. mit den ausgeſtreckten Fingern von der
Spige des Daumens an bis zur Spige des Fleinen Fingers umfafs
fen. Den Simmel umfpannen, Ef.48,13. Man fagt, einePerfon
fe fo gefchlanf, daß man fie mit beyden Händen umfpannen kon⸗
ne. Wenn einige diefes Wort von der Umfaffung mit ausgeftrediten
Armen, für umklaftern gebrauchen, wovonStofch in feinen gleich
bedeutenden Wörtern h.2, ©. 106 einige Beyſpiele anführet, fo
ift ſolches fo wohl wider die Abflammung, als auch wider den
Sprachgebrauch. Wohl aber bedeutet es zumeilen, mit einem -
ausgefpannten Seile, Schnur, Netze u. ſ. f. umgeben, da es denn
unmittelbar mit fpannen zuſammen geſetzt iſt. Daher die Um ⸗
fpanzung.
Amfpinnen, verb. irreg, act. (S. Spinnen,) ich "umfpinne,
umiponnen, zu ıtmfpinnen, rings herum beſpinuen. So pflegen:
” die Spinnen ihren Raub zu umfpinnen.
Ymfpringeh, verb, irreg. act. (S. Springen,) ich fpringe um,
umgefprungen, umzufpringen, 1. 3u Boden fpringen, im
Springen umſtoßen. Ein Gefäß umfpringen. 2. Jin gemeinen:
Leben wird-diefes Zeitwort häufig für umgeben im figürlichen
Berftande gebraucht. Er weiß damit umzuſpringen, damit
amzugehen, weiß, wie man bie Sache behandeln ſoll. Er ſpringt
damit um, als wenn es ein Raub ware, er gebet ungeffüm one
Schonungdamit un, wo man imder legten Hälfte auch wohl fagt,
als die Rage mie der Maus, woranserheller, dag umfpringen, -
hier fo viel. bedeutet, als herum fpringen. Iſt es wohl er:
laubt, fo mit. einem umzufpringen ? umzugehen, einem ſo zu
begegnen.
Der ümftend, des — es, plur, die — Kände, von * Zeit
worte umfieben. 1.*Umftehende Perfonen, als ein Collectivum,
eine un Hochdeutſchen ungewöhnliche, aber doch in einigen Dbers
deutſchen Öegenden übliche Bedeutung, Im einer Nachricht der
churpfãlziſchen Akademie der Wiſſenſchafien zu Danheim hieß es:
Die Akademie hielt ihre Derfammlung unter einem fo vorneh⸗
men als zablreigen Umſtande.
2. Figürlich it der Umfiand eine zufällige Beſtimmung eines .
Dinges (2) Eigentlich, wo es folche einzelne zufällige Beſtim⸗
Friſch leiteteg von,
Diefes fonf heiße im gemeinen: Leben fus und FR
— nf
mungen bezeichnet, deren Inbegriff In enden —
der Stand, in andern aber der Jußand genannt wird. Es wird
auf die Umſtande ankommen, ob der Friede zu Stande Fom-
men wird, auf die zufälligen Beſtimmnungen. Die Umfände
wollten es nicht verfiatten. Es bat fich ein Umftand ergeben, _
der ſehr günfig für uns if. Es war ein-ubler Umfane .
für ibn, daß fein Gönner gerade zu derfelben Zeie Hard.
Nachdem fich die Umnaͤnde fügen werden. Kine Gefhig
te mit allen Umftänden erzählen. Der Umfiand des Or⸗
tes, der Zeit, der bandelnden- Perfonen, f
frey oder nicht, fo wird er allezeie das feyn, wozu ihn der
Zufammenfluß der Umftande gemacht bat. (2) ——
engern Bedeutungen. a) Der äußere Zuſtand eines Menſchen, bes
fonders fein Vermögensftand, feine zufälligen Beftimmungen in
Anfehung feines äußeen Bermögeng werden häufig dıffn Umfiän=
de genanut, in weicher Bedeutung der Singular nicht üblich if.
Id möchte wohl wiffen, wie feine Umfiände find. Sich in J
Sid nach jeman ⸗
ſchlechten, in guten Umſtanden befinden.
des Umftänden eyfundigen. Überiegen fie meine Umſtände
wohl, Gel. - Wenn fie fein ander Besenfen haben, als ibre
Umiftände, fo bin ich gludlich, eben derf. b) Mach einer ans
dern Einfchränfung find die Umſtände (auch nurimPfurai allein)
Meitläufigfeiten, Umſchweife, Förmlichfeiten, ſelbſt folhe, welche
die Wohlanftändigfeit des bürgerlichen Lebens vorfehreibt. Mihe
_ viele Umftände machen, gerade zu gehen, nicht viele Eomplimen=
- temadhen, feine Zörmlichkeiten beobachten. Machen fie doch
Feine Umſtände mit mir. Ich gebe ohne weitere Umfände
50 Thaler an die Armen. Soll’ ich ibnen fegen, wie mirg
ums Herz iſt, ohne Umfändessu machen? Gel.‘ Sich ohne
alle Umftände zu. Tiſche fegen. Ein $reund, mit dem es *
ner Umſtaände braucht.
Anm. In Schwed. Omfiändighet. Das Wort feiner fo
gar alt nicht zu ſeyn. Es iſt nach dem gleichfalls nicht alten Lat,
Circumftantia, fo wie diefes nah dem Griech. wegisueıg ge:
bilder. Alle bedeuten eigentlich ein um der Haupiſache bu feyens
des Ding,
Umftänslih , —er, —fe, adj. et adv.
doch den meiften Umftäuden. Line Sache fehr umfändlich er—
zählen. Eine umftändliche Erzählung. 2. Im der Iegeem -
engern Bedeutung, geneigt, viele Umſtände ORTEN
zu machen.
Die itmftändlichkeit, — inuf,die Eigenſchaft einer Errab⸗
lung oder Perſon, ale oder doch die meiſten Umſt ände zu berühren,
zu erzählen. Die Umſtandlichkeit einer eſchichte ‚eines Ge
ſchichtſchreibers.
Umſtechen verb,irreg. act. (S. Stechen,) duch Seedentum.
wenden,
andern Ähnlichen Dingen, wenn fie. mit der Schaufelumgewandt,
umgefchaufrlt werden. Das Getveide umſtechen. Daher die
Umfieung. N N,
Umſtecken, verb.reg. act. 1. umfteden, ich ſtecke um, um⸗
geſteckt, umzufleden, anders ſiecken. Ein Kopfzeug ums
ſtecken.
2. Umſteẽcken, ich umdede, ‚umfede, zu — rings
herum beſtecken. Mit Rofen- umſtecken, Hohel. 7,2
Die Zremden beffer- zu erfreuen,
Umfiedt der milde Wirth den Tiſch mit dichten 3
Mayen, Haged.
Schon bey dem Willeram umbeflecchen.
Umſtehen, verb. irreg, act. (©. Stehen ) mit dem Hülfte
worte feyn, welches doch im Ganzen veraltet ift, indem dafür her⸗ #
um fteben, und in der edferu Erpreibart umher ſtehen —
v
*
J
Der —
1. Mit allen oder J
Dan gebrauct es ar bäufigfien von dem Getreide ode
ng unt | Umt 822
ki es nur noch in ei Mittelinorte en umſtürzen, “ irreg, ih hürze um, umgeſt ürzt, umzu⸗
Zeit; die Uinfiehenden Perfonen , dielimiehenden, fhürzen, welches fo wie fHürzen in doppelter Geſtalt üblich iſt.
ran Bu Bey bem Notter umbellandeni, 1, Als ein Neutrum mitdem Hülfsworte feyn, zu Boden flürzen,
Umſtellen verb reg· aet. ı. uͤmllellen, ich ſtelle um, um⸗ ne dem ſtehenden Zuftaude in den liegenden füürzen, Der Baum
Ps) Bombe Want, anders ſtellen. Die Bücher in dem Bü: ih umgeſtürzt. DasHaus, die Mauer wird bald umſtürzen.
cyerbrete umſtellen. Der Wagen fürste um. Daher der Umſturz. 2. Als ein Ace:
— "©, Umftellen, i umfielle, umfelle, zu umſtellen, mit gee tivum, umfürjen machen, zu Boden flürzen, Kine Mauer
. fießten Dingen umgeben, Den Tiſch mit Stühlen umſtellen, umitürsen Die Gortlofen werden umgehüvzt, Spricdw. ı 2,7,
Am häufigſten im Jagdıyefen, Einen Wald mit Megen umitel- in einer nicht mehr gangbaren Figur. Auch oft für umkehren, bes
len, oder auch nur ihn umſtellen ſchlechthin, mit Netzen umgeben. fonders ein Gefäß umkehren, daß die Offnung unten fomme, Ein
Daher de Umſtellung. Gefäß umſtirzen, Niederf. umſtülpen. Daher die Umftürzung.
Umſtimmen, verb. reg. 2. As ein Neutrum iſt umſtimmen, Umfuchen, verb. reg, act. ich fuche um, umgefucht, umzur
die Stimmen in der Reihe herum geben. Es iſt nom nicht um⸗ ſuchen, im Suchen die obern Dinge unten kehren. Alles um:
gefimmt worden, » Die Verfammlung wird bald umfimz ' fuchen, im gemeinen Lehen umfören.
men. . 2, Audees Rimmen. Die Orgel, das Clavier ums Der Umtauſch, des—es, plur, dod nur fekten, die—täufcbe,
ſtimmen. Figürlich fimmet man jemanden um, wenn man ihn von dem folgenden Zeitworte, diejenige. Handlung, da man ein
bewegt, feine Entſchließuug, feine Meinung zu ändern. Er it Ding gegen das andere vertauſcht. Einen Umtauſch machen.
ganz umgeflimme. Umtauſchen, verb. reg. act. ih taufche um, umgetauſcht,
3— Umſtoren verb. reg. act. ich ſtore um, umgeſtört, umzu⸗ umzutauſchen, Dinge Einer Art gegen einander vertauſchen, wel⸗
fören, ſo flören, daß das unterſte zu oberſt tomme. Alles im ches mit andern Nebenbegriffen vertauſchen, aus tauſchen, ein:
Haufe umflören, aus Vorwitz oder unerlaubter Neugier durch⸗ tauſchen genannt wird. Die Kleider umtauſchen.
juchen, Umtbun, verb.irreg. act, (©. Thun,) ich thue um, umgethan,
Umſioßen, verb.irreg. Yo (S. Stoßen.) ich floße um, um⸗ umzuthun. 1. Um etwas thun, d. i. legen, beſonders von ſol⸗
> gehoßen, umzuloßen. ı. Anders ſtoßen, doch nur ſelten. chen Kleidungsſtücken, von welchen das Vorwort um üblich iſt.
2. 3u Boden ftoßen, fo Reken, daß etwas umfalle. Den Tifch, Den Mantel umthun, umnehmen. Jemanden den Mantel
den Stuhl,ein Glas umſtoßen. Figürlich ſtößt man ein Teſta⸗
ment um, wenn man deffenGültigfeitlängnet, oder ſtreitig macht,
Alber ein Gefeg, ein Recht umitoßen, für aufheben, abſchaffen,
widerrufen, find nur im gemeinen Leben üblich. So auch die
Umſtoßung.
Umſtraͤhlen, verb. reg. act. ich umſtrahle, umſtrahlt, zu um⸗
ſir ahlen, mit Strahlen umgeben, beſonders in der dichteriſchen
Schreibart. Sein Haupt mit Glanze des simmels umſtrahlt.
Daher die Umſtrahlung.
Umſtreichen, verb. irreg. (S. Streihen.) 1, umſtreichen,
ich Hreiche um, umgeftrichen, umzuſtreichen. a Um etwag
‚herum ſtreichen, mit deffen Verſchweigung. (2) Anders flreichen,
‚Kin Pflaiter umſtreichen. (3) Bon ſireichen, vagari, ifi um:
fireichen. ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, wofür aberim
Hochdeutſchen herum reichen oder umher reichen gewöhnlis
sher iſt.
2. Uniretchen, ich umſtreiche, umſtrichen, zu umſtreichen,
rings umher befreichen, mit deſſen Meldung. Einen Baum mit
vogelleim umſtreichen.
Umſtreͤuen, verb. reg, act. ich umſtreue, umfreuet, zu ums
fireuen, rings herum beffreuen. Den Rand einer Schüffel
‚mit Zimmer umſtreuen. Er die Umſtreuung.
Umſtricken, verb. reg. act. ı. uͤmſtricken, ich ſtricke um,
umgefivict, umzuſtricken, — ſtricken.
Umãr icken, ih umſtricke, umſtrickt, zu umfiriden, mit
einem Strickwerk umgeben. Einen Ball umſtricken. Von
Strick, Fallſtrick, iſt es in der edlern Schreibart auch mit Retzen
oder Fallſtricken umgeben. So auch die Umſtrickung
‚Amftrömen,verb. reg. act. ich umſiröme, umſtrömt, zu um⸗
ſtro und rings um etwas ſtrömen, in Geſtalt eines Stromes
nmge Der Rhein umſtromt die Stadr. Daher die Ums
——
Der Umſturz, des —es, plur. inuf, von dem folgenden Neutro
umlürzen, der Zuftand, da ein Köcper umſtürzet. Der ms
fiurz eines Baumes, einer Mauer, .eines Zauſes. Auch figür-
ch, der Umſturz eines Reichs, deſſen völliger und gänzlicher
"Bntergang,
umthun, ihm denfelben umlegen. 2, Sich nach etwas umthun,
nur im gemeinen Leben, es zu überfommen ſuchen; ſich darnach
umfehense Sich nach einem Logis umthun. Thue dich nach
einem Bedientenum. 3. Die Niederfächfifcehe Bedeutung, fich
umthun, fid) in Anfehung feiner Sitten ändern „.ift im Hoch deut⸗
{ben fremd.
Umtönen, verb.ı reg. act; ich umtone, umtont, zu umtonen,
um etwas her tönen, in der dichterifchen Schreibart. Hier, wo
mich die Gefänge der Dögel umtönen.
*Umtragen, verb, irreg. act. (S. Tragen,)ich frage um, ums
getragen, timzutragen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches
Wort für herumtragen. Wirtragen um allezeit das Sterben
des Herren Jefu an unferm Leibe, 2 Cor. 4, 10,
Umtreiben, verb, irreg. act, S. Treiben,) um feine Achfe trei⸗
beit, Das Waſſer treibt das Rad ums Der Töpfer muß die
Scheibe mit feinen Süßen umtreiben, Gir.38, 32. Ingleichen,
obgleich feltener, im Kreiſe herum treiben. Die Pferde in der
Mühle umtreiben. Daher die figürlichen biblifehen Ausdrücke,
Der Zerr wird dich umtreiben, wie eine Kugel auf weitem Can⸗
de,&f. 22,18. Donunfanbern.Beiftern umgetrieben werden,
£uc. 6, 28, herum getrieben werden. Wolken vom Windwirbel
umgetrieben, 2 Pet. 2,17. ©. "auch Umtrieb.
Umtreten, verb. irreg. (©. Tyeten,) ich trete um, umgetveten,
umzutreten. 1, Ein Activum, fo treten, daß etwas unıfalle,
oder wingebogen werde. Das Getreide, junge Pflanzen umtre⸗
ten. 2. Auf die andere Seite treten, doch nur figüelich, feine
Entfchliegung, feine Meinung ändern, als rin Neutrum mit dem
Hüifsworte feyn. Er iſt umgetreten.
Dee itmerieb, des — es, plur. inuf, der Zuſt and, da etwas
aungesriebenwird, am bänfigften figlielich, Der Umtrieb des
Blırres, deſſen Umlauf, Eiceufarion, Kreislauf. Dev Umtrieb
des Geldes, der Zufland, da es oft aus einer Hand in die andere
getrichen wird der Umlauf, der Kreistauf, Bine Waare kommt
in Umtrieb, wenn fie Hark gefauft und wieder verfauft wird.
Der Umtritt, des — es, plur. inuf. von umtreten, feine Mei⸗
ira ähdern, die Anderung feiner Meinung und Entjchließung,
dos) mur-ireinigen Örgenden,
Fit Umüfern,
ne
: iR ‚825
— BER ei act. ib — amnufert, zu um⸗
a
ufern, mit einem Ufer erh: ss nur in vr — chen
Schreibart. MEER —*
Umwachen verb. reg. act. ich — —— ——— zu —
wachen, rings herum bewachen, auch nur in der dichteriſchen
Schreibart.
So vubig, — Bad, ‚der unter finftern —
von hohen Bäumen ERKENNEN
Sters ungerunzelt lacht, Hz. }
Umwaͤchſen, verb: reg. act. (©. Wachen.) ich umwachfe,
umwachſen, zu umwachſen, vings herum bewachien. Der
Weinſtock umwachſt die Laube. Sleiſch, welches mit Sert ums
wachſen iſt.
ee verb, reg; act. ich wälse um, umgewälst, um-
zuwälzen, um. feinen Schwerpunct wälzen. 2inen Stein
umwälsen. - So au die Umwälsung, welches von einigen
Neuern auf eine ſehr ungefchichte Art für Revolution gebraucht
wird, von welchem es odnedief nur eine buchſtäbliche Überfegung”
ift, Beffer wäre Umwanslung.
limwechfeln, verb. reg. ich wechfele um; umgewechfelt, um:
zuwechſeln. 1. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte baben.
Mic jemanden umwechfeln, feine Stelle einnehmen, feine Bere
‚richtung übernehmen, and dem andern die feinige übertragen,
* Zwey Sänger, zwey Schanfpieler wechſelu mit einander um,
2Als
wenneiner des audern Stimme oder Rolle übernimmt.
ein Activum, etwas umwechſen, die Stelle, den Gebrauch
zweyer Dinge verändern, ſo daß eines an die Stelle des andern
kommt. Man wechſelt die Schuhe um, wenn man den Schuh
des rechten Fußes an den linken, und den des linken Fußes, an
den vechteir giehet. Der Landmann wechfelt die Selder um,
wenn er alle Jabr mit der’ darauf gefäeten Frucht ändert, Die
Gelehrten wechfeln ihre Syſteme um , wie die Rinder ihre
Spielzeug, nicht, weil cs beſſer, Tondeen; weil es ein ande⸗
resift. Auch hier mis dem. Vorwort mitz mir den Schuben,
mit den Seldern, mitdem Spielzeuge umwechfeln. So auch
die Umwechfelung.
4 Der imweg, des — es, plur.die —e, ei igentlich ein Weg, wel⸗
her in der Krümme um, einen Gegenfand herum gebet, daher
diefes Wort befonders dem Fürzeften und geradeften Wege erige-
gen gefestift. Einen Umweg nehmen, nicht den möglich Fürzer
ſten Wea nehmen. Bon Le'pzig nach Wien über Frankfurtreifen,
ift ein Umweg. Auch figürlich, wie Umfchweif, welches eigent⸗
“lich einen weiten Umweg bedeutet. Umwege fuchen, —
Shne Umwege zu feiner wohlfahrt führen.
AUmweben, verb. reg. act. 1. Umwehen ich wehe um, um⸗
* sgewehet, umzuwehen, zu Boden wehen, durch wehen umfloßen,
‚Der Wind bar den Baum umgeweher.
/
2, Umweben, ich umwehe, umwehet, zu umwehen, auf
allen Seiten anwehen. Dev Wind umwehet das gaus.
Umwenden, verb. irreg. act. ih wende um, BInBemandE, ums.
zuwenden, um fich fish, um feinen Schwerpunct weuden,d.i.
ſo wenden, daß das obere unten, das vordere hinten komme. Den
Wagen umwenden, daß das votdere hinten fomme, Das Ge⸗
* treide, das Heu, ein’ Blatt umwenden, daß das obere unten,
und das untere chen fomme, Eine Perſon wendet ſich um,
wenn ſie ihrem Körper eineder vorigen entgegen geſetzte Richtung - :
gibt. Jeſus wandte fih um, Luc. 7, 9. Sich im Betieums
wenden. Dee Wind wendet fich, wenn er aus der entgegen
arfeßten Richtung fommt. Wie man eine Hand umwendet.
Die Sanduhr ummwenden Umgewandte Schuhe, bey den
Schuftern, welche anfänglich fo gemacht werden, daß die inwendi⸗
ge Seite aufwärts gekehret ift, worauf ſſte umgewandt werden.
ee im 4
Fur/ um ſeine fe — if umstehen wochee Daskasisich
nicht umgewandet, fordern umgedrehet, eb man gleich i vielen
Gegenden fagt, den. Braten am Spiefeummwenden oder ; Dei
_ für umdrehen. (S. auch Umfebren.) In manden Fällen fiebet
diefes Wort abſolute mit Verſchweigung des Yccufative, da es
denn die Geſtaͤlt eines Neutriug bekommt. Der Suhrmann, der
Rurfcher wender um, wenn er die Pferde umlenket, damit der.
Wagen umgewandt werde. Aber als ein wahres Neutrum mit dem
Hülfe worte ſeyn, für das Neutrum umkehren; deine Schwage⸗
rinn iſt umgewandt zu ihrem volk, Ruh ı, 15, eg im voch ⸗
deutſchen ungewöhnlich. Figürlich wendet man jemanden um,
wenn man ihn zu eutgegen geſetzten Meinungen oder Entſchließ nu⸗
gen bewegt, Von einem ſolchen ſagt man, er ſey ganz umge:
wandt / welches man auch in folchen Fällen gebraucht, wo jemand
feine Sitten auf eineder vorigen gang entgegen gefeßte ar *
dert hat. Daher die Umwendung:
Umwerfen, verb, irreg. (S. Werfen,) ich werfe um, umge:
worfen, umzuwerfen. ı..Umfich werfen. Einen Mantel ı ums
werfen, ihn ſchnell ammehmen, umthun. 2. Sich pfötzlich um⸗
wenden, als ein Reciproeum, in welchem Verflande es doch nur.
bey den Jãgern üblich zu fenn{ehkint. Der virſch bar ſich umge
worfen, werner fi) ploͤtzlich nach einer andern Richtung gewandt “
bat. 3. Zu Boden werfen, anch in der weitern Bedentung des Zeit⸗
worteswerfen, imgemeinen Leben umfehmeißen. Der Wind bae
den Baum, die Hutre, das Gefäß umgeworfen. Tiſche,
- Stühle und Banke umwerfen. Einen Baum uͤmwerfen, im
Forſtweſen, auch ihn fällen. Wauern, Wände, Altäre um⸗
werfen, in der Deuſchen Bibel, fie eurteißen, zerſtören. ‚Das
Waſſer wirft Saufer um. Figürlich fagt mar, der Kutſcher,
der Fuhrmann werfe tum, oder werfe die um, welche er fährer,
wenn er duch feine Ungefchietlichkeit oder Nachläpigkeis
Urſache wird, daß der Wagen im Fahren umfällt, Daber ‚man
im gemeinen Leben umwerfen auch figürlich und abfolufe in mans
eben Fälen von jemanden gebraucht, dem fein uUnternehmen miß ⸗
lingt. Ein Redner wirft um, wenn er in ſeiner Rede ſtecken bleibt,
Daber die Umwerfung, am hänfigfien in der dritten Bedeu
tung,
Umwideln, verb, reg, act. .ı. uͤmwickeln, ich wickele um,
umgewickelt, umzuwickeln. (4) Anders wideln. Ein Rind
umwideln, esumwindeln. Die Seide umwieeln, fie anders.
wideln, (2) Um etwas wideln, mit deffen Verfchweigung,. Die
Binde umwickeln, um das Franke Glied. *
2 Umwickeln, ih umwickele, umwickelt, zu umwideln,
rings umbır bewickeln. Einen Baum mit Stroh umwickeln.
Daher die Umwickelung.
Umwindeln, verb. reg. act. ih windele um, umgswindelt,
“ umsuwindeln,anderswindeln, Lin Kind umwindeln. Daher
die Umwindelung.
‚Umpineen, verb.irreg. act. (&. Winsen.)
ich winde um, umgewunden, umzuwinden.
winden Das Gern umwinden. Sinen Strauß, einen Branz
umwinden. ’ (2) Um etwas winden, mit deſſen Berfchweigung.
Das Bans umminden, am den Strauß.
2. Umwinden, ih umwinde, umwunden, zu umwinbin;
anfallen Seiten bewinden , mit deffen Meldung. Den Baum mit
Werkumwinden. Das Zaupt mit. Lorbern ummunden, -
Umwölfen, verb. reg. act. ih umwölke, ummälkt, zu ums
wölken,, ‚mit Wolfen umgieben. Der Simmel umwolkt Adi
Analeichen figütlich i in der bößern Schreibart.
Od König, weich ein Gram umwolket dein Geficht! Neiße.
Was fagt die trůbe Stirn? Was die umwölkten Blues
eben derf.
; —
FRE
(1) Anders
ü
dlmwüßlen,
‚verb. reg. act, ich — — ums
fen, fo wühlen, daß das. ‚nutere oben fomme, Die
| eine wühlen den Acker um. Alles umwühlen, figürlich,
—* Rind ungeffüne Arı ducchfuchen, unfören.
— ‚'verb. reg. act. ich zähle um, umgesähle, umsu=
len. ı, Von neuen zählen, nochmahls zählen.- Das Geld
umzäblen. 2. In der Seibe heruni — Die —— um⸗
ahlen. ;
er — verb, reg. act. ich umsäune, umgäunt, zu um⸗
zaunen, mit einem Zanne umgeben, Ein Seld „einen Acker
umzäunen. Daber die umsäunung®
zechig, adj. et adv. ein im Gochdeutfigen völlig, unbefanns
+ tes Wozt. Sieiffen wohl, ihre Berrfchaft über mich ft um:
zechig, Leff. mehrere Perfonen üben ihre bereſchaſt über mich nach
der Reihe herum aus. S. Zeche.
Umzeichnen, verb. reg. act. 1,-mzeichnen, ich zeichne um,
» umadzeichnet, umzuzeichnen, anders zeichnen. Die Waaren
umzeichnen. Auch eine Sigur umzeichnen, von zeichen, mit
Einien abbilden.
Umze ichnen, ih umzeichne⸗ umzeichnet zu umgeichnen,
- rings umher‘ bezeichnen,
"Umziehen, verb. irreg. (©. üben, yı. 1pmsichen, ich ziehbeum,
x umgezogen umsuzieben. (") Bon ziehen, in Menge oder mit x
’ feinem Gepäde den Detverändern, iſt umziehen ein Neutrum,
weiches das Hülfswort ſeyn erfordert. a) "Fir umber ziehen,
one wandern, mit Berfshweigung der vierten Endung des Or⸗
“tes; eineim Hochdeutſchen veraltete Bedeutung. Sie ‚sieben um
"in der Witten, Er. 16, 85 fie zieben derin herum, Er ift in der
Welt umgezogen, herum, oder umher. 6) Seine Wohrung ver»
> ändern, aus einer Wohnung in die andere, aus einem Orte in deit
andern’ sieben, , Auch das Gefinde ziedet um,. wenm es feine
* Herefchaft verändert, zu einer andern Herrſchaft ziehe: :
(2) Bon ziehen, trähere, als eitt Activum. a) Su Boden
‚ziehen ; am häuflgften im gemeinen Leben. Einen Baum um: \
"ieh. 6) Bon Kleidungsſtücken, von welchen man das Wort
ziehen oder anziehen gebraucht, ifl umziehen, ſolche Mleidungs-
“ füde umwechfeln. Die Schuhe, die Strümpfe umziehen, fievon
# demeinen Fuße anf den andern gieben. Aber ſich umsieben, iſt
im gemeinen Leben, andere Kleider anlegen; ſich umkleiden,
) *Für herum ziehen; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung,
in welcher e8 in einigen Gegenden im figürlichen ı Berftande üblich
ft, Jemanden umziehen, ihn durch verachliche Hoffnung aufs
> Halten. Yufziehen, hat eine ähnliche Bedeutung.“ ’
8," Umszieben, ich umziehe, umzogen , zu umziehen. .
{Bon ziehen , reifen. a) Um etwas herum ziehen, mit der
vierten Endung des. Drtes, folglich ein Aetivum. Wirumsogen
das Gebirge Seir, 5Mof,2, 1. Wir umzogen das Land der
= Byomiter, Richt. 11,128. b) *Herum oder umber zieben, auch
als ein Yetioum mit der vierten Eudung des Ortes; eine im Hoch⸗
deutſchen veraltete Bedeutung. Wehe euch Schriftgelehrten und
Pbariſa üern, die ihr Land undWaſſer umziebet, Mattbh. 23,15;
die ihr zu Lande und Waſſer umher ziehet. Aber? Sam, 24,8, und
zogen das ganze Zand um, iſt das vorige umziehen mit diefem
“gerwechfelt, weil es bier um des bengefügten. Accufativg vbillen
+ heißen müßte, und umzogen das ganze Land." (2) Von ziehen,
trahere, nn etwas ber ziehen, mit deffen Meldung inder vierten
Endung. Einen Wald mit Netzen umziehen. Das Bert mit
vorhangen umziehen. Der Simmel umziehet ſich mit wolten/
a mie Wolken umzogen.
gier, wo der Belt, mein Rolberg zu verfhonen,
Mir Dimen fein Geſtad umzieht, Naml:
bier a icplanfen — eure —— zu amziehen.
ae
*
—
Un
Umzingetn, verb. FR act. ich untingele, irmsingelt, st wine
“ singeln, mit einen Kreife umgeben, Eine Stadt wit einem
Walle umzingeln, wofür doc) umgeben iiblichoer iſt. Am haufta⸗
ſten gebraucht manes wie umringen. von Zuſchatuern umzin⸗
gelt werden. Wit Gefahr umzingelt, umringet, umgeben.
‚Umzitten, verb. reg, act. ich tumsirke, umzirfe, zu umzirken,
mit einem Bezirk umgeben, einfließen ; nut in der dichteriſchen
Schreibart.
Die Dorficht, dieden Lauf der Sterblfgen amzitke, Käſtu.
Der jimzug, des — es, plur. die — Züge, von dem Zeitinsete
umziehen. ı. Die Handlung des Umziehens, obgleich nur ſelten,
und vielleicht nur im einigen einzelnen Fällen, 2. Dasjenige, has
um etwas her gezogen wird. Der Umsitg eines — die Bor⸗
hãnge, welche um daſſelbe gezogen werden.
Un, eine Partikel, welche in dieferGeftalt nur allein np in der Zus
+ fammenfesung üblihift. "Sie iff aus obne entſtanden, welches
noch außer der Zufanmmenfegung, als ein eigenes’ Vorwort ges
braucht wird, Was,
1. Ihre Bedeutung betrifft, fo iſt fie ſeht einfach, indem fie eine
verneinende Kraft bat, und eigentlich die Abiwefenpeit desjenigeie
Begriffes bezeichnet, welchen das Wort, mit. weichem ‚fie zuſam⸗
men gefegt iff, ausdruckt, h
() — Der Wörter diefer Art fid etiie große Dienge,
Ungern, uicht gern, unzahlig, was ih nicht zählen täffer, un⸗
tauglich, nicht tauglich, un ſerblich unsunftig, untein, un⸗
tbeilbar, untayelbaft, unreifuf.f.
(2) Eben fo groß ift-aber auch die‘ Anzahl derjenigen Wörter,‘
- wo dit Partikel nicht bloß eine Abweſenheit, ſondern vielmehr. das
Segentheil, dic entgegen gefegte Befchaffenbeit des folgenden Be-
ariffeg bezeichnet; von welcher Art beſonders die Hauptwörter
Undank, Ungeduld, Unverſtand, Unfinn, Unding, Unehre,
Ungemach,Ainmurb, Unluf, Unfegen, Unzucht Unheil, Un:
gli, Untugend, nebfl ihren Beywörtern, ingleichen die Bey⸗
wörter, unfelig, ungereimt u. f. f. gebörem,
Dahin gehören denn auch diejenigen Wörter diefer Het, wo dag
mil un zufammen geſetzte Nen nwort inengerm Verſtaude von ei-
nem gufen oder gebörigen Dinge feiner Art gebraucht wird, defjeu
Gegenſatz oder Gegentheil denn das mit un zuſammen geſetzte Wort
ausdruckt; z. B. Unart, fehlerhafte Art oder Gewobndeit, Un:
that, Unfall, Ungewitter, unmenſch, unchriſt, Unthier,
Unrath, Unzeit Unkraut, Ungeheuer, Unboch, in einigen
Gegenden für Mißgeboth, Unehe, ehedem für Concubinat, Un:
fug, tenformlich ungeſtaltet ungeberdig urſ. fe welche Wör⸗
ter oft einen härtern Nebenbegriff haben, als man bey dem erſten
Anblicke ons der bloßen Zuſammenſetzung vermuthen ſollte.
In einigen, obgleich nur wenigen, ſchleichen ſich noch andere
MNebenbegriffe mit ein z. B. Untiefe eine unergründliche Tiefe,
das Niederſ. Unmihe, auusthige Mühe, unſer Unkoſten, unns⸗
thige, oder vielmehr laſtige Kofken, wernes nicht in diefen Wör⸗
“tern, fo. wie in Ungewitter, nach dem Muſter des Lat. in —kis
ne verſtärkende oder intenfive Bedentung har.
Dan he derjenigen Wörter, mit welchen diefe Partikel zuſam⸗
men gefeget wird , find nunmehr veraltet, und nur noch in diefer
Zufammenfesung üblich ; 42: Unflach , Unrath, ungeſtüm,
Ungeziefer, uff. . .
2, Was diejenigen Wörter betrifft, welche mit diefer Partikel
iufaimmen gefi get werden fönnen, und wirklich sufammen geſetzet
worden, ſo ſind ſolches der Form nach,
(1) Eigentliche Nebenwärter, welche nicht als Beywdrter
gebraucht werden. Diefer find fehr wenige, 3. B. ungern ‚ uns
längf; unweit, unſchwer, welche vieleicht die einzigen diefer
Art find, welche der Gebrauch eingeführet und gerechtfertiget bar,
.Sffs daber
827 } un
daher aud) ihre Sat nicht willk ühelich —— werden darf
Dagegen können alle Beywörter, welche mit un — üblich ſind, auch
als Rebenwörter gebraucht werden,
) Seitwötter, Daß thedem au Zeitwörter mit diefer
Partifelzufanmen gefegt worden,erhellet noch ans vielen bey dem
Otifried, Rotker, in den Monſeeiſchen Gloſſen u, ff, befindlichen
Überbleibſeln; z. 2. ungazunftan, uneinig feyn, unliuntlaf-
ton, verleumden, unwi rligen, zürneu u. f.f. Siunerent fh,
der Herzog von Anhalt. Die heutigen Oberdeutſchen, bey melden
ohn oft für un gebraucht wird, haben noch manche Zeitiwörser die⸗
fer Art aufbehalten, 3.8. ohnermangeln, ohnverhalten, obn=
verfangen u. fif. welche aber doch auch me im Jufiwitio üblich
au ſeyn feheinen. Im Hochdeutſchen find diefe Zeitwörter völlig
——— und un wird dafeldft niemahls mit Zeitwörtern zus
fammen gefeger. Doch find das mit be zufammen gefeßte beum=
zubigen, ingleigen verjchiedene mit ver— ausgenommen, vers
unehren, verunseinigen, verunglimpfen, verunglücken; ver
untreuen, verunſtalten, verunzieren, melche aber am Ende
doch größten Theils von ben Neunwörtern ‚unvubig, Unehre, una
ein, Unglimpf, u.f. f. gebildet worden, verunzieren etwa aus⸗
genommen, welches aber doch nur in den niedrigen Sprecharten
üblich iſt. —
Wenn daher un, wie ſo gleich bemerket werden ſoll, ſich ſehr
gern zu den Mittelwörtern geſellet, fo geſchiehet es nur, in ſo fern
fie als Nennwörter betrachtet werden,
Da fich alfo diefe Partifel, mit Zeitwörteen als Seitwörtern
niemahls verträgt, ‘fo können auch die Infinitivi, wenn fie gleich
alsHauptiwörter gebraucht werden, felbige nicht annehmen. Wenn
daher einedbwefeuheitdes in denfelben herrſchenden Begriffes vers
mittelfl einer Zufammenfegung ausgedruckt werden foll, fo wählet
man flatt des un, Lieber die Parsifel nicht; das Wichtwollen,
Nich twiſſen, Nichtthun u. ff. obgleich auch nicht ale Infinitivi
diefe Snfammenfegung leiden,
(3) Rennwörter, welche das eigentliche Feld dieſer Partikel
find, auf welchem fie fih ihrem ganzen Umfange nach zeiget. Da:
bin gehören nun fo wohl Hauptwörter, wovon ſchon oben einige ante
geführet worden, als auch Beywörter; unbändig, unachtbar,
wnachtfam , ungütig, unficher, unrein, unfauber u. f. f.
Selbſt folche, die ſchon mit einer andern Partifel zuſammen gefegt
find; unabbrücig, unabhängig, unaufmerffam, unumgang=
Lich, unüberlegt, unverdroſſen, unanfländig u. f. f. Ja die
Gerechtſamen diefer Partikel erfiredden fich fo weit, daß fie, ver-
mittelſt der Ableitungsfülbe Lich, febr viele Beywörter von dem
Aufimitiv der Zeitwörter bildet, welche außer der Zufammenfegung,
mit un nicht ablich find; unaufhorlich, unaufläslig, nnabbitt⸗
lich, unausbleiblich, unausforſchlich, un auslöſchlich, unaus⸗
fprecplich,undbezwinglih,umdurchdringlich,umverbefferlichu ff.
Die mit un zuſammen geſetzten Hanpt- und eigentlichen Bey—
wörter haben indeffen ihre Gräuzen, und es ift nicht ohne Ein-
ſchränkung erlaubt, deren nah Gutdünfen neue zu bilden. Am
‚wenigften dat man dieſeFreyheit, wenn man andere eigene Wörter
Yat,die Abweſenheit oder den®rgenfag eines Begriffes auszudrue
den, Mon fagt nicht Unliebe, Unhaß, Unneigung, Unfchwere, '
Unaroße, nicht unſchon, unfpröde, unbert, unboch, unbell,
unfchnell, unlich, unandädhtig, u.f.f. weil fir alle dieſe Begriffe.
igene Wörter vorhaaden find. Nurdie Fälle find ausgenommen,
wo mauwohl Wörter hat, den Gegenſatz einer Eigenſchaft auszus
drüden, man aber aus Ölimpf ſtatt deren lieber die bloße Akwer |
ſeuhen andenten wid, da es denn in mauchen Fällen ‚aber auch
wicht allemahl, erlaubt iſt, Wärter mit un zu bilden, einen harten
Beariff auf eine glimpflichere und gelindere Art auszudendden. Auf
kiofe Are find die Wöeter ungütig, ungimſtig, Unfei , un+
Aeipig, unfeeumdtic, — —— 4 f entflanden
den härtern Ausdrüden graufam , gehäſſig, Saulheit, faul.
_ mierifch, treulos u. ff. auszuweichen.
Ct vwas mehr Frepheit hatman, befowders bey zuſammen geſetz ⸗
ten Zeitwörtern, vermittelſt der Sylbe lich neue Wörter mit un
zu bilden, ſelbſt in ſolchen Fällen, wo eben. die ſe Worter ohne die
Verneinung nicht gewagt werden dürfen, Doch müſſen Analogie,
Geſchmack, und ein gutes Gehör die wiaiBeisnup zu. uenen Wot⸗
tern auch hier einſchrãuken.
Zun den Beywörtern gehören auch diem ttelwörter, —
geſellet das un ſich zu ihneu nur, in fo fern fir Nennwörter find,
Brit den Mittelwörtern der gegenwärtigen Zeit verbindet es fich
indeffea niemahls, vermuthlich, weil das eigene des Zestwories
bierin doch zu fehr vorfticht: und obgleich einige unferer neuen Dich»
ter dergleichen Zufammenfeßungen gewagt haben, mit uner m iden ⸗
demsleiße, unbegränzendusf.f. fo it doch ſolches nuc aus Uns
kunde der eigenthümlichen Art der Deutſchen Sprade geſchehen,
iudem man nicht leicht ein allgemein gausbare⸗ gutes Wort
Art aufweiſen wird.
Deſto mehr ſiad dieſer Partikel die Mittelwörter der vergangenen
Zeit angemeſſen, indem nicht leicht ein einfaches oder zuſammen
geſetztes Zeitwort ſeyn wird, mit deſſen Partieipio paſſivo es ſich
nicht verbinden ließe, wenn anders die Bedeutung und Sache ſelbſt
eine folheZufammenfegung verfkatten. Es bedeutet alsdann alles
mahl eine Abweſenbeit oder Verneinung des folgenden Begriffes.
Ungekiebt. Ungegeffen zu Bettegeben. Unangemeldet, unauf-
geräumt, unbefle&t, unausgebildet, ungeahndet, ungeſtraft,
unverdauet, unbefohlen, unbegraben, uneingefehranft, uns
überfegen. ſa f. Ausnahmen finden theils in ſolchen SälenStatt, _
wo der Wopllaut leiden würde, 5.9. wenn das Zeitwort fchon mit
zwey Partlkeln, oder auch mit einer zweyſylbigen Partikel zufams
men gefeßt iff, unwiedergebracht , unniedergefallen, theils bey
manchen mit folchen Partikeln zufanmen gefrsten Zeitwörter,
weiche eigentlich Nennwörter find, oder es doch ehedem waren;
3: B. unwahrgefagt, unmißgehandelt, unhausgebalten u.frf-
weiche diefe Partikel gleichfals nicht vor fich dulden.
Da die Menge der Mittelwörter dieſer Art indeffen immer ſehr
groß, und ihr Begeiff ſehr einfach iſt, indem fie eine bloße Vers
‚ neinung des folgenden Mittelwortes bezeichnen, fo werde ih fie im '
folgenden übergehen ; ausgenommen in folchen Fällen, wo ein fols
ches Wort etwa mehr als Eine Bedeutung haben, oder um einer
andern Urfache willen, eine befoudere Stelle verdienen folkte,
nm. DiefeDartitel hat in der Zufammenfesung allemahl den
Ton, und zwar um deßwillen, weil ſie aus dem langen ohne zu⸗
ſammen gezogen iſt. Zn vielen Oberdeutſchen Gegenden lautet ſie
noch jetzt ſehr merklich und gedehnt ohn, und in den Kanzelleyen
wird fie. noch fo gefchrieben , ohnentgeldlich, obnevmangeln ,
ehnverfänglich, ohnmöglich, obnweigerlig. Wir Hochdentſchen
haben davon noch immer unfer Ohnmacht; allein, ohngefähr und
ohngeachtet Haben beffere Schriftſteller unter uns fhon feit geram ⸗
mer Zeit mit dem richrigern — und ungeachtet vertauſcht.
Dieſe Partikel lautet ſchon bey dem Ottfried und ſeinen eit⸗
genoſſen un — im Lat. ĩn — im Griech. &s— und mit weggewore
fenem Nafelaut &, welches denn das fo genannte # priuatiuums
iſt. Auf ähnliche Art verkürzen die Niederdeutſchen es in manchen
Fälten in a, amächtig, awies, für ohnmächtig, unmigig, d. i.
albern. Bey den Schweden lautet fie gleichfalls nur o, und bey
den Dünen undJsländern u. (S.Hbhne,) aus welchem Vorworte
fie verfürzeift, In vielen Fällen bedienen ſich die Niederdeutfchen
fast diefer Partifel des Wörtchens wahn ; Wahnbopr, Verzweis
felung, Wahnorder, Unordnung, wahnlövisk, ungläubig,wehne,
mwödig, unmurhig u fund die Engländer ihres Wan, Waa-
mete,
«
—
——— ——
Mnabfebbar, —er,
une
*
* BEP —— unganz un ſ. f. S. Wahn, Intel
_ Wahnfinnig und Wahnwig.
Unabänderlicy, —er, — fit, adj. et adv. was ſich nicht abs
. änderw oder Ändern läffet. Daher die Unabänderlicpkeit,
Unabbrüchig adj. et adv: welches in den Oberdeutſchen Kanzel⸗
leden als ein ebenwort nud in figürlichem Verſtande am gewöhn⸗
lichſten iſt, keinen Abbruch oder Rachtheil gewährend, da es denn
fo wohl mit der giwenten als dritten Endung verbunden wird. Un
abbrüchig feines Rechtes oder ſeinem Rechte. Die veinere Hd»
deutſche Schreibart kennet diefis Wort'nicht. S. au Abbruch.
— Unabhaͤngig, —er ‚— fie, adj. et ady. der Gegenſatz von ab⸗
hangig, doch nur in der figürlichen Bedeutung, in einem Dinge
wicht gegeündet, deffen Hülfe zu deut, was man iſt, nicht bedürf-
tig, demfelben nicht unterworfen ; mit einen Lateiniſchen Ausdrus
cke independent. Don jemanden anaopangig Teyn. So auch die .
Unebbüngigfeit.
Unabläflig, —er, — fe, adj. et.adv? ofne abzulaffen, oder
nachzulaſſen, und darin gegeündet. Kin unabläffiges Weinen,
Am häufigfien als ein Nebenwort fir unaufhorlich. Unabläſſig
arbeiten, weinen u. ſ. f. Die Sonne brannte ihn unabläflig
auf den Kopf, Hermes. So auch die Unabläffigkeit.
‚ Unableglich, adj.et adv. welches nur ineinigen Fällen von abs
legen üblib iſt. Ein unablegliches Capital, welches nicht abges
legt oder abgetragen werden fann , welches beftändig auf einem
Grundſtücke ſtehen bleiben muß, ein eiſernes. Unablegliche Zin⸗
fen, Leibventen u. ſ. f.deren Capital nicht abgelegt werden Faun,
unablösliche. So aud) die UnablrglichFeit.
—fe, adj.etadv. was ſich nicht abſehen,
deſſen Ende ſich mit dem Auge nicht erreichen läßt. Schwarz
liegt das unabfehbare Meer vor ung, Geßn. So auch die Un-
abfehbarkeit.
Unabfondeylih, adj. et adv, was fid * abſondern läßt.
Daher I, Unabfonderlichkeit. \
Unacht, S. unecht.
Una chtbar und Unachtbarfeit, zwey tin pchbenen unge
> wöhnliche Wörter, welche von einigen als Öegenfäge von achtbar
und Achtbarkeit gebraucht werden.
Unacht ſam — er —⸗ ſie, adj.etadv. Mangel der Acht, d.i.
der Aufmerkſamkeit an den Tag legend und darin gegründet, als
der Gegenſatz des nicht fo gebräuchlichen achtſam. Unachtſam
feyn, werden. Ein unachtſames Berragen. So au die Un:
acht ſamkeit. Das Nebenwort unschtfamlih für unschtfam ift
im Hochdeutichen völlig veraltet. -
Unadelig adj. etadv. nicht adelig, bürgerlich, von unadeliger
Geburt ſeyn. Unadelige vaſallen, im Gegenſatze der adeligen.
Unaͤhnlich —er, —ſte, adj, et adv. nicht ähnlich, verſchiedene
Uuterſcheidungsmerkmahle habend. Sie find einander ſehr un
aͤhnlich. So and) die Unähnlichkeit.
Unangenehm, —er, — ſte, adj. et adv. nicht angenehm, und
in weiterm Berfande, wasmis Widerwillen empfunden wird, und
darin gegründet. Das iſt mir fehr unangenehm. Line unan-
genehme Witterung, ein unangenehmer Geſchmack, Arbeit
a.f.f. Das Unangenehme, was mie Widerwillen d oder Abnei⸗
gung empfunden wird,
Unangeleben, adv. welches nur in den Kanzelleyen üblich iſt, wo
es ſo wie unerwogen, unermeſſen, und ähnliche Blumen mit
der zweyten Endung gebraucht wird. Unangeſehen ſeines Alters,
d.i. obne.auf fein Alter Rückſicht zu nehmen, ungeachtet.
Unannehmlich, —er, —he, adj, et adv. nicht aunehmlich,
fo wohl in eigentiichem®Berftande. Bin unannehmliches Geboth,
welches nicht angenommen werden kann. Als auch für unans
genehm. So auch bie Unannehmlich keit.
-
Une 830
unanfäflig, adj.et adv; nicht anfäffig oder angefeffen. Dahee
die Unanſäſſigkeit.
Unanſehnlich — er, —fe, adj. et adv. nicht anfehnlich, kein
gutes äußeres Anjeben haben. Bin unanſehnlicher Menſch. Das
Pferd iſt ſehr unanſehnlich. Daher die Unanfehnlichkeit,
Unenftändig, —er, — fie, adj.et adv. nicht anftäudig, dem
> richtigen VBerhältniffe mic den Bollfommenheiten und dem Stande -
einer Perfon nicht gemäß. Kin unanffändiges Betragen. Das
iſt einem Sürften unanftändig. Angleichen in weiterer Bedeur
tung, dem äußern Wohlftande nicht gemäß.
Die Unanſtändigkeit, plur. die — en. ı) Die Eigenfchaft einer
Handlung, da fie unanftändig iſt; ingleichen von Perfonen, die
Fertigkeit dergleichen Handlungen zu begeben, die Fertigfeit dem
Wohlſtande zuwider zu handeln, alles Urtheil anderer von feinem
Berbalten bey Seite zu fegen; ohne Plural, 2) Unanftändige
Handlungen, mit dem Plural.
Unanftsftg, —ır, —ſte, adj. et ady, nicht anftößig , feinen
Anſtoß verurfachend und darin gegründet, Ein unanftöpigesvVer-
halten. - Daber die Unanftöpigkeir.
Die Unart, plur, die — en, von Art, gebörige, gute Art oder
Beſchaffenheit, doch nur in einigen engeren Bedeutungen. Dans
gel der guten fittliden Art oder Befchaffenheit einer Perfon, ohne
Plural. Die Unart eines Kindes. 2) Bon Art, zufällige, au⸗
genommene Befchaffenheit oder Fertigkeit, ift die Umart, als ein
Coneretum, folglich mit dem Plural, eine unanfländige, dem ans
genommenen Wohlftande zuwider laufende Fertigkeit. Ein Rind
bat viele Unarten an fich, menu es viele folche Fertigkeiten anger
nommen bat. Da man denn auch wohl laſterhafte Fertigkeiten
im«gelinden und glimpflichen Verſtande Unarten zu nennen
pflegt. In einigen Dberdeutfchen Gegenden ift dafüe Unförm
üblich. ©.$orm,
Anm. Der Unart, ein unartiges Kind, eine unartige Perfon,
if nur in den gemeinen Sprecharten, befonders Niederdeutſch⸗
laudes, gangbar.
Unartig, —er, —fe, adj. et adv. eine Unart enthaltend, und
darin gegründet; fowohl den aufen Sitten, angenommenen Ber
griffen der Wohlanfländigkeit nicht gemäß, Bin unartiges Be-
tragen. Ein unartiges Bind. Als auch im glimpflichen Ver—
ſtaude für die härtern laſterhaft, handlich u. f. f. in welcher Be»
deutung es auch + San, 20, 30. Apoft, 2, 40. und 2 heff. 3, 2
“vorfommt. Daher die Unartigkeit, welches zuweilenfür Unart
in bepden Bedeutungen gebraucht wird,
Ynaufbörlich, adj. et adv.obne Aufhören, ohne aufzuhören.
Kin unaufhoͤrliches Geſchrey, Geſchwatz. Es regnet unaufber-
lich. Ich quale mich unaufbörlic mit dieſen nagenden Por:
würfen. Die Quelle fließet unaufhörlich fort. Daher die Un—
aufhorlichkeit, ſo doch ſeltener gebraucht wird.
Unaufloslich, —er, —ſte, adj. et adv. was nicht aufgelöfet
werden kann. Ein unauflöslicher Roten. Befonders im figiits
lichen Verſtande. Unaufloslich mit jemanden verbunden ſeyn.
in mmauflösliches Band. Daher die UnaufisslichFeir,
Unausbleiblich, —er, —fe, adj. et adv. was nicht ausbleibt,
gewiß koumt oder geſchiehet. Ich komme unausbleiblich. Ein
unausbleiblichesverserben wird dich uberrafchen. Die Strafe
it unaus bleiblich. Daher die UnausbleiblichFeit.
Unausferſchlich, —er, fe, adj. et adv. was nicht ausgefor⸗
ſchet werden kann; in der edlern Schreibart unerforſchlich. @cr=
tes Derftand ift unausfocfilic, a 40,28. Go auch die Une
aus forſchlichkeit.
Unaus führlich, —er, — ſte, adj. et adv. nicht ausführlich, mie
„einige Ungerfcheidungemerkfmahle enthaltend, in unausfübr-
licher Begriff. So auch die Unausführlich keit.
’ Unaus⸗
*
2 Une ES
un 4 se
neuere, adj. et adv. was nit ausgefeßet, Bekändig A fe, adj, et ädv. * Vedlngung m
fortgejeget wird. Min unausgeſetztes Gebeth. Ungusgeſetzt bes
then, arbeiten. Es vegner unausgeſetzt fort, ohne auszufeßen,
unaufhörlich.
Unausloͤſchlich, adj, et adv. was nicht ansgelöfcht werden fann.
Kin unaus loſchliches geupr. Lin unausloſchlicher Schimpf.
Daͤher die Unausloſchlichkeit.
Unaus ſprechliceh —er, — fe, adj. et adv. was fi 6 nicht aus⸗
fpeechen, ingleichen fi ſich nicht durch Worte ausdrucken läſſet. Die
Groͤße des Herten iſt unausſprechlich , Pf. 145, 3. Paulus
yo ete unausfprechliche Worte, 2 Er: 12,4. Bine unaus⸗
ſprechliche Sreude, Betrübniß. Sich unausfpredhlidh bertüben.
Daber die ung ůs ſprechlichkeit. Bey dem Kero unerrah-
hotlih.
Unbändig, —⸗er, — fie, adj. et adv. PR ſich nicht Känkigen,
und in weiterm Verſtande, was fich nicht in der gehörigen Zucht
» erhalten läßt. in unbändiges Pferd. Unbändig feyn. Lin
unbändiges Weib, Sprichw. 7, 11. Unbändig lachen , laufen
u; f,f. auf eine ansfhweifende, jügelofe Art; Daher die Un⸗
bandiskeit.
Unbarmberzig, —er, — fe, adj.etadv, nicht barmberzig, di. Re
Gertigkeit befigend, ans anderer Moth Feine Unluſt zu empfinden,
daben unempfindlich zu feyn, und darın ‚gegründet. Lin unbarm⸗
Bersiger Rider. Hmbarwberzig feyn. Ein undarmberziges
Bemüth.: Unbermbersig mit jemanden umgeben. Ein un
barmherziges Betragen. Daher die Unbarmberzigkeit. Lu:
thers unbarmherziglih, Ezech. 23, 25 iſt veraltet.
Unbareig, — m, — fie, adj, et adv. feinen Bart habend. Ein
unbartiger Jüngling. Daher die Unbärtigkeit.
Uinbaf, S. Unpaß. e
Der Unbau, plur. car. der. Mangel des Baues, ein nur in einie
geu Gegenden übliches Wort. Ein Seldin Unbau Fommen lafz
{en, es berwildern laſſen, es nicht gehörig bauen.
Unbeantwortlich, — er, — ſte, adj. et adv. wag fich nicht be⸗
antworten Läffer. £in imbeantwortlicher Cinwürf. Daher die
Unbrantwortlichkeit,
Unbebadt, adj. et adv, der Grgenfag von dem Bey-und Reben:
worte bedacht, ohne gehörige Anfmerffamfeit anf feine Handtuns
gen und deren Kolgen, und darin gegründet, wofür doch unbedacht⸗
Fam oder imbesächtig üblicher find. "Sehr unbedacht handeln.
Ein unbedäachter Menſch. Eine unbedarhte Antwort.
Der Unbedacht, plur car; der Gegeuſotz von dem Hanptworte
Bedecht der Mangel der pflichtmäßigen Überlegung oder Aufr
‚meiffomfeis auf ſeine Handlungen und deren Folgen, die Unbe:
dachtſamkeit Etwas aus Unbesacht hun,
Des Lichtes Glanz in dunkler Macht
Reigt einer Mucke Unbedacht, Weiße.
Morans zugleich erhellet, dag diefes Wort wicht bloß im der dritten
Endung vork ommt, wiein einigen Sprachlehren behauptet wird.
Un bedachtig, -- er, — ſte, adj. et adve wie das Beywort uns
bedacht , im Gegeuſatze des bedägptig. Unbedächtig handeln,
ohne Bedacht.
inbedächtfam, —er, — Re, adj. etadv. in eben diefen Vers
fände, im Grgenfage des bedachtſam. Bin unbedachtſamer
Menſch. Eine unbedachtſame Sandlung. Unbedachtſam ant—
werten. Daher die Unbedachtſamkeite
Unbedeckt, — a, — fie, adj. etadv, nicht bedeckt, ohne Bede⸗
ckung, im genteinen Leben bloß. Mit unbedecktem Haupte.
Hinbedeutend, — er, — fe, adj. et adv. feine Bedentung ha⸗
bend, nichts bedeutend. Hoch mehr im figürlichen Verſt ande,
fie anmwictie, unerheblich. Der — iſt ſehr unbedeutend
Kin unbebenrenäee Einfrik 24° ;
”
gürlich, unumfchränft, Bott verdammer niemanden — —
obne Rückſicht auf fein freyes Berbalten, Die unbetingte Gnade
Gortes. Einen unbedingten Gehorſam von jemanden for—
dern, einen annmſchräntten Go fern Singen auch irregufärab» -⸗
gewandelt wird, lautet dieſes Wort auch unbedungen, Derum, _
besungene Rathſchluß Gottes von unferer Seligkeit; obaleih
die reguläre Form die gemöhntichfteift, Daher die Unbedingt —
beit; Unbedungenheit aber iſt nicht gewöhnlich.
Unbeerbt, adj. er adv.der Gegenfatz donbeerbt, feine rechtmã - sm
Fige Leibeserben, d. i. feine Sinder | eh oder binteeläffene. Um a
beevbtfegn, Unbserbrftegben,
Unbefangen, adj: et ady, auf feine nacsiheilige Art einges
‚Fhräuft. Ein aufgeklärtesumd unbefangenes Gemüth, wels -
ches von feinen Vorurtheilen oder Leidenfchaften. zingefgräntt: —
wird, einunbefangenes Bewiffen, nicht. in reines —
ſondern ein aufgefläctes, welches durch Feine irrigen Grund
aufeine zu ängfkliche Art eingefchränfet wird, ‚Es iſt von dem,
Beitworte befangen, welches ehedeni mit einer Befriedigung um · —
fangen oder umgeben, figürlich aber auch auf allerley Artein
fhränfen, bedentete. Ehedem fagte iran, vor Gericht ‚oder mie
einem Prozeſſe befangen feyh, mit einer Brantheit, mitS, Slaf
befangen ſeyn, befallen; mit Liebe gegen eine Perſon befa ·
gen ſeyn, Liebe gegen fie empfinden. —
Unbefleckt, — er, ⸗ſie, adj.et adv. der‘ Gegenfaß von Gele, —
nicht befleckt anch im figürfichen Verftande. Ein unbeftecktesßs
:
—
Gewiſſen, welches ſich feiner vorfeglichen Schuld bewußt it. Ein.
unbefleter Wandel. In engerer Bedeutung, von feinen Ben .
‚gedungen wider die Keuſchbeit befleckt. Selig in die Unfrucht⸗
bare, die unbefleckt in, Weisb. 3 13. Dir Shebett unbefledt
erhalten. Im figüklichen Verſtande ſchon bey dem Kero und.
Notker ungelecchot. Baber die Unbeſtecktheit. ——
‚Die Unbefutgniß, bey einigen das Unbefugniß —— Ra
plur. inul,der Grgenfag von Befugniß, der Mangel des morde l
ůſchen Verinögens oder des Rechtes, etwas zu thun oder zu laffen.
Unbefunt, — er; — fir, adj. er.adv. nicht befugt, feine. Befag⸗ 0
niß zu etwas haben, Du biſt unbefugt, die ſes zu than. ine
ſehr unbefugte Handlung, wozu war keinen Zug, kein Recht 9—
bat. Daher die Unbefugtheit, der Zuſtand, Ta eine vn ner
Handlung undefage iſt h ——
Unbegreifiich / — er fie, agh. ei adv.ser. Begenfag von ber 4
greiflih, was nichtörgeiffen, wovon feine anfehauende Erkennt .
niß erlanget werden kann. Das ift mir unbegreiflich. Lin une -
begreifliches Geheimniß. unbegreiflich klein. DAR die Un:
begreiflichkeit. Die Unbegreiflichkeit Gottes...
Unbehaglich — er, —fe, adj, etadv. der Gegenſatz re bes
baglich. Das ift miv unbehaglid, unangenepin. So auch die
unbehaglichkeit.
Unbeherzt — er, —fle, adj.etadv. der Degenfag RT
Mangel an Herz oder Beherztheit haben , ein glimpflicher Aus-⸗
druck für das härtere-feige, Daher die Unbeberztbeit, . —
"Unbebülflicy, —er, — fie, adj, et adv der Öegenfaß von ber
bülflicp. ») Unfähig fich ſelbſt zu helfen, wo es doch nur in en -⸗·
germ Verſtande von einer ſolchen Unfähigkeit gebt aucht wird,
welche entweder von der Maſſe des Körpers, oder von dem Man⸗
gel der Leibeskraͤfte herrüßren, Bin alter Mann it unbehülflich,
- Gel, Ir Siefer Bedeutung wird der Gegenfüß behülflich nit
leicht gebraucht. 2) Fertigkeie befigend, andern die nörbige und
mögliche Hülfe zu verweigern, und darin gegründet: Sehr un⸗ —
behülflich ſeyn. Ein neidiſcher, unbehülflicher Mont. Ein
unbehülfliches Benagen So auch die — in
beyden TORTEN
Undeburhfam, „ ,
—
8833 Um | 3
3 « * 1 .
uUnbehuthfam, —er, —fe,adj. et adv. der Gegenſatz von be-
J huth ſam/ auf eine tadelhafte Att unbemühet, ſich vor Fehlern und
Gefabr zu huthe ‚und darin gegründet. Unbehuthſam feyn. Sin
unbehuthſamer junger Menſch. unbehuthſame Reden. Ein
unbehuthſames Betragen. So auch die Unbehuthſamkeit.
Unbekannt, —er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von bes
0 Bannt, ) Was man nicht kennet, was viele nicht fennen, Ein
unbefannter Menſch. Unbekannte Thiere. Zr ifimir ganz
7 unbefannt geworden, ich Fenneihn faſt nicht mehr, Sin unbe:
"Fannter Wer, einunbefanntes Land. 2) In weiterer Bedeu⸗
i "tung, wasman nicht weiß, Das ift mir undefannt, id wriß
nichts davon. Bas iſt mir nicht unbekannt, ich weiß etwas da⸗
von. Der alte überſetzer Iſidors, Ottfried und feine Zeitgenoſſen,
‚gebrauchen dafür unchund, unkund, unfündig, welches jegt
"nur fubjective, nicht aber objective gebraucht wird. ;
Unbekümmert, —er, —efte, adj, et adv. der Gegenfag von
herfiünmert. Umerwas unbefummert ſeyn, fich nicht darum ber
fümmerp, fo wobl feine Bekummerniß oder Sorge deßivegen eitts
pfinden, als auch im weitern Verfiande, nicht darnach fragen,
Feine Aufmerkfamfeirdaraufrichten. Unbefumfnert um ihren
- - Vorzug, handelt fie (die Demuth) fregmucbig, Gel. Darum
laſſen fie ſich unbeFümmert, befünmern fie ſich nicht darum, fra-
‚gen ſie darnach nicht. Pa = ; =
Ainbelebt, —er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von belebt.
1) Eigentlich, Fein phyſiſches Leben habend, wofür doch leblos
„üblicher iff. Ein unbelebter Stein. Mein Schmerz durchdringt
den unbelebten Zain, Cron. 2) Figürlich, der nöchigen gefells
fhaftlichenLedhaftigkeit auf eine fehlerhafte Art beraubt,und dar⸗
in gegründet, Lin unbelebter Menſch. Sehr unbelebt feyn.
heit gebraucht,
Anbelefen, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfaß von beleſen.
In einem Suche unbelefen ſeyn, nicht viel darin geleſen haben.
Auch) abfolne, fehr unbelefen feyn, nicht viele Bücher gelefen
baden. Kinunbelefenes junges Srauenzimmer. Go au die
Unbelefenbeit. g ;
Das Unbelieben, des — 8, plur. car. der Örgenfaß von Belie⸗
ben, Wißbelieben, welches doch fon einen etwas färfern Grad
ausdrucdt, Mangeldes Gefallens an oder mit einer Sache. Un⸗
belieben an etwasempfinden.
Unbeliebig.—er, —fe, adj. et adv. nicht beliebig. Das iſt
mir nicht ſehr beliebig, beliebt mir nicht, ift mir unangenehm.
7, Ein unbrliebiges Verfahren, welches uns Unbelieben verurfacht,
Unbemerkt, adj. etadv. wasnichtbemerft wird. Konnte dir
} dieſer Gram wohl unbemerke bleiben ?
Unbenannt, adj.etadv. der Öegenfag von benannt / auch in der
Rechenkunſt, wo unbenannrezahlenfo viel als unbeſtim mte find,
wo zivar die Menge der Einheiten, nicht aber die Art derfelben bes
zeichnet wird. ä
i Anbenomm:r,adj.et adv. nicht benommen, welches indeffen ala
J ein Rebenwori am üblichften iſt, für ungehindert, unverbotheu.
#3 bleibe dir ſolches zu thun unbenemmen.
Unbequem, —er, — ſte, adj. et adv. nicht bequem. Unbe⸗
quem figen, liegen, wohnen, Das it mir unbequem. ine
unbequeme Wohnung. Zuweilen auch für unangenehm, was
zur unbequemen Zeit.gef&ichet. EN RE
- zier wird Fein unbequemer Befucher,
Und Feiner, welcher Fein Freund if, gefehn, Gieſeke.
quemlichkeit. 1) Der Zuftand, da ein Ding unbequem iſt, ohne
> Mural, Die Unbequemlichkeit eines Grtes. 2) Ein unbeque⸗
U 4r1W.3,4.C0.2.Yulı
AIu welchem Verſtande man auch das Hauptwort die Unbelebt-
Die Unbequemlichkeit, plur. die —en, der Öegenfag von Be:
— — F
uns
mer Umflend, eine unbequeme Eigen(haft,
Feiten dev Reife.
834
Die Unbequemlich -
" Wnberathen, adj. etadv: nicht berathen!. 1) Ohne Rathgebung
anderer; eine im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung. Lehler,
die die Menſchen berathen und unberathen an ihrer Geſundheit
begeben, Berl, Bibl. 2) Bon berathen, ein Kind ausftatten
iſt unberatben unausgefkattet, und in weiterm Verſtande, Andere
heirathet, befonders von Töchtern, weldje Bedeutung im Hoch.
deusfchen gleichfalls felten mehr verfommt, Pine Tochter, die
noch unber athen if, Sir. 42,9.
Die Unberedfamteit, plur. car. der Dangelder Beredſamkeit.
Das Beywort unberedfam, für unberedt ift nur noch hin und
wieder im gemeinen Leben üblich.
Unberedt, —er —efte, adj. et adv. der Gegenſatz von beredt.
' Jemand ift unberedt, welcher wenig fpricht, befonders, wo er
mehr fprechen ſollte. In engerer Bedeutung iff man unberedr,
wenn man der Gabe wohl zu reden beraubt iſt.
Unberitten, adj. etadv. nicht beritten, 1) Ein unberi
> Pferd, welches nord nicht zugeritten iſt. i Fu ee:
Ver ſtaude iſt jemand unberitten, weun er mit keinem Pferde vers“
ſehen iſt, wo er es doch ſeyn ſollte. Unberittene Dragoner, Reis
fer, Sufaren, welche feine Pferde Haben.
Unberufen, adj. et adv. der Gegenfag von berufen. 1) Ohne
den gehörigen Beruf zu etwas habend. Sich anberufen in etwas
mengen. 2) Keinen üblen Kufbabend, doch nur in einigen Ges
genden, befonders Miederdeutfchlandes ; unber üchtigt.
Unberühmt, er, —eſte, adj. etadv. nicht berühmt. Br if
nicht unberübme, hat einigen Ruhm.
Unbefchadet, adv. von dem veralteten befchaden, befchädigen, "
welches nur als einRebenwort mit der zweptenEndung gebraucht
wird, da es fo wohl vor als auch, und zwar am häufigften, Hinter
dem Genitiv ſtehet, ohne Nachtbeil. Das Fann deiner Ehre un:
befi chadet geſchehen, ohne daß deiner Ehre dabey ein Nachtheil wi⸗
derführe. Unbeſchadet ſeines Anſehens / ohne Nachtheil deſſelben.
Unbefchädigt hingegen iſt als ein ordentliches Bey⸗ und Ne-
zn Ds 7a erlittenen Schaden,
er iinbefcheid, des —ıs, plur.car, ein ii
völlig veraltetes Wort. — — —
Zu leugnen dieß, was fie —— jederzeit,
— — * —— Lehr, iſt lauter Unbeſcheid, Dpiß,'
ür Unverfiand oder au Unwi i ) i
: e —— ch Unwiſſenheit zu fieben ſcheinet.
nbeicheiden, —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenſatz von dem
Bey⸗ und Nebenwortebefcheiden, in deffen Pe Bedeus
tongen,befonders fertig und geneigt, fi ungegründete Rechte oder
Freyheiten anzumaßen, und darin gegründet. Unbeſcheiden in
feinen Sorderungen, Bitten-u.f.f. ſeyn. Eine unbeſcheidene
Bitte. Eine un beſcheidene Antwort, welche mit Verlegung der
dem andern gebührenden Achtung ertbeifet wird.
Die Unbefcheidenbeit, plur. die —en, der Gegenfag der Bes
ſcheidenheit. ) Die Eigenfchaft, der Zuſt and, da eine Perfon
oderSache unbefcheiden ift,ohnePlucal. 2) Unbefcheidene Hand»
lungen, Ausdrüde u. f.f. mit dem Plural.
Unbeſcholten, —er, —fe, adj. etadv. der Gegenfaß vor be:
ſcholten, frey von öffentlichem entehrenden Tadel. in unbe:
fpoltenes Leben. Ein unbefcholtener Mann, welchem von fei-
nen eitgenoffen Feine eutehrende Boripücfe gemacht werden.
Unbelchreiblid, —er, —fe, adj. etadv. was nichtbefchrie,
ben, durch Worte feinem ganzen Umfange nach nicht ausgedruckt
werden Faun, _ Unbefchreiblich viel, groß, ſehr u. ff. Linder
— Schmerzenempfinden. Daher die Unbeſchreiblich⸗
88 keit.
Si
ax
835
keit. Unbeſchrieben hingegen ift, was noch nicht ————— iſt/
ein un beſchriebenes Papier, Land. ff
Unbeſchwerlich, adj. et adv. ohue Beſchwerde zu verurfachen ;
ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches Wort, obgieich der Gegen⸗
\ fag beſchwerlich volfommen üblich ift. Ich habe mich in allen
‚Suiden euch unbeſchwerlich gehalten, 2 Cor. 1%, 9.,
Unbefchwert, — er —eie, adj. et adv, nicht beſchwert.
Sin unbefchwertes Grundſtück, welches mit Abgaben, Schul⸗
den w.fsf, nicht beſchwect iſt. Beſonders wird dieſes Wort in
der höflichen Sprechart des gemeinen Lebens als ein Nebenwort
gebraucht, odne ihnen Beſchwerde za verurfachen, da es denn
als ein höfliches Flickwort wit in die Rede eingeſchoben wird. Ge⸗
ben ſie mir unbeſchwert das Bud, wean es ihnen feine Be,
ſchwerde derur ſacht. Wollen fie unbeſchwert die ſen Punet le⸗
ſen? Gel, In der anſtandizern Sptechart find dafür andere
Ausdrücke üblich.
P
iinbefonnen, —er, — fie, adj. et adr. der Öegenfas von dem
im Hochdeutſchen größten Theils veralteten befonngen, ohne pflicht⸗
maßlae Aufmerkſamkeit des Geiftes, und darin gegründet. Un—
befonnen handeln, veden. Lin unbefonnener Menſch, wel
her eine Fertigkeit beſitzet, die pflichtmäßige Aufmerlſamkeit feis
nes Geiſtes bey feinen Handlungen zu unterlaffen. Eine unbefon=
nene Antwort. So auch die Unbefonnenbeit, fo wohl von dem
.
Zuftandeundder Fertigfeit,obne Plural, als auch von unbeſon⸗
nenen Handlungen mit dent Pluxal.
Anm. Da unbefonnen eigentlich ohne pflichtmäßigen Gebrouch
‚ feiner Sinne bedeutet, fo erhellet ſchon daraus, daß es etwas mebr
fagt, als unbedacht oder unbedachtfam, oder einen größern und
bärtern Grad diefer Unterlaffurg ausdruckt. n
Der Unbeſtand, des— es,-plur. car. der Gesenfag von »-
Beſtand, doch nur in einigen Bedeutungen diefes Wortes,
1) Derjenige Zuftand, da ein Ding nicht beftehet, Feine lange und
unverlegte Zorsdauer har. „Ich febe den Unbeſtand unferer
Syeundfchaft vorher. Der Unbeftand eines Vertrages, eiz
nes Raufes. - Jugleichen in engerm und figüelichen Vers
ſtande, diejenige Eigenfcheft, da rin Ding wegen des Mangels
der Rechtmäßigkeit oder der Wahcheit feine lange Fortdauer ha.
ben kann; in welchem Verftande es befonders in den Gerichten
und Kanzelleyen, als ein glimpflicher Ansdenc für Ungültigkeit,
ingleichen Unwahrheit, üblich if. Der Unbetand eines Bau =
fes, deffen Ungültigleit. Der Unbehand eines Dorgebens,
deſſen ungegründete Beſchaffenheit, Unwahrheit. 2) Die Fer
tigkeit, feine Enefchließungen und Neigungen ohne gegründeielle»
ſache zuändern, die Unbeſtändigkeit; befonders, um des Syl-
benmaßes willen, bey den Dichtern.
Unbeftändig, —en,—tie, adj,etadv. Unbeftand habend, der Ge⸗
genfag von beftändig, doch nur in einigen Bedeutungen deffelben,
2) $nder erjten Bedeutung des vorigen Hauptwortes, nicht fange
aufeinerlep Art fortdanernd, Wir baben ſehr unbeitandiges
Werter, fehr veränderliches, Unbeſtändige Farben, weiche leicht
verfchirßen. 2) Geneigt, und Fertigkeit befigend, feine Neigun⸗
gen und &ns(hlüßungen ohne gegründetellrjache zu ändern ; ver⸗
anderlich. Unbeftendig feyn. Das unbetändige Glüd,
Die Unbeſtandigkeit/ plur, inufit, die Eigenſchaft, da ein Ding
unbeſt andig ik, deſonders inder zwenten Bedeutung, wie Unbe⸗
fand 2. Die Unbeſtandigkeit des Wetters, der Sarben. Die
Unbeftandigken einer Perfon.
Unbeftehlicdh, —er, —Ite, adj. etadrv. unfapig, beſtochen zu
— Die unbeſtechliche Treue, Daher die Unbeſtechlich⸗
— adj. et adv. micht beſtehend, ein imHochdeutfchen
angewodaliches ort ‚welches über Heß wider die — der
Uns Er —
——— Soreche if⸗ wo un eidht leicht mit Mictelwseten J
; gegenwärtigen, Seit zufanımca gefeßt wird,
— Auch vielen hat beliebt, aus unbeftebenden Sadıen
Lieb, Ehre, Tugen», Glü und Sieber Gott zu machen⸗
—* Dpis. 5 *
Unbeflimme, er, —efts, adj. etadv, der Begenfaß von bee
uns —
ſtimmt. ı) Wovon Ferne oder doch nicht die nöthigen Dertmahle
angegeben find, und darin gegründet. Die Zeit unbefiimme laſ⸗
fen. Ein unbeſtimmter Ausdruck. Sich fehr unbeſtimmt aus—
drucken. Eine unbeſtimmte Zahl, (©. Unbenannt.) 2) Hit
fo zu etwas bewogen, daß das Gegentheil moralifch, unmöglich.
werde, So auch die Unbeſtimmtheit.
Unbetrübt, —er, —eſte, adj.’ et adv. der Grgenfag von bes
trübt, nicht betrübt,
Unbereüglich, —er, —fe, Adj. et adv. der Begenfaß von ber
trüglich, unfere Erwartung nicht zu unſerm Rachtheile borfe
lich unerfülle laſſend, ine underrügliche Hoffnung, welche Bi:
nicht betrieget. Im paffiven Verſtande, 5.8. Gott it unbetriige
lich, kann nicht bintergangen werden, iſt es um der Imepdeutigkeit
willen, veraltet. So auch die unbetrůglichkeit. Siebe auch un⸗
trieglich.
Unbeweglich, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenfaß von bes
weglich. ı) Was fich nicht bewegen läffet. -Bewegliche und
unbewegliche Güter. _ Das vordertheil am Schiff blieb unbe⸗
wenlich ſtehen, Apoft.27, 43. Auch was fich jeibft nicht beiwegt. -
Unbeweglich da figen. 2) Figürlich iſt * unbeweglich,
wenn er ſich durch nichts von feiner Entſchließung abbringen läfs
fet, und inengererBedentung, wenn er fich durd) nichts bewegen,
d. i. zu Empfindungen des Mitleidens bringen läſſet. So auch
die Unbeweglichkeit. Die bibliſche Bedeutung, ein unbewegli-
ches Reich, für unvergängliches, Ebr. ı2 1% 28, iſt im Hoch⸗
deutfchen ungewöbnlich.
Unbeweislich, —er, Ae, adj. et adv. wi nicht bewie feu
werden kann, wofür doch unerweiglich edler und gewöhnlicher iſt.
So auch die Unbeweislichkeit.
Unbewohnbar, adj. et adv. —er, fe, as nicht bewohnet
werden fann. Daber die tinbewohnbarfeit.
Unbewußt, adv. der Gegenſatz von bewußt, weldes doch PRRLTFE
ein Rebenmwort gebraucht wird, Alles das in mir unbewußt.
Es iſt mie unbewußt, was damit gefcheben it. Es in mie
nicht unbewußt, sich weiß es, es iſt mir wifiend, Auch füt nicht
eriunerlich mit ſeyn als ein Neeiprocum und der zweyten Enten
des Rcunworted, _ Er war fich feiner unbewußt, nicht bewußt.
Aber für, ich bin mir dieſes dehlers unbewußt, fagt man füber, _
nicht bewußt. Seiner unbewuße, obne fein Wiffen ift im Hochs
deutſchen nicht gewöhnlich. Das Hauptwort dev unbewußt , der
Zuſtaud des nicht Wiſſens, als der Gegenſatz von der —
wird ſelten gebraucht. *
tnbezeugt, adj. etadv. welches hoch feltener vörfommt, durch
J
fein Zeugniß befannt gemacht, als der Gegenſatz von bezeugt.
on bar fich felbfi nicht unbezeugt gelaften, Apoſt. a4, 7.
» Iaer, zu deffen Liche Fein irdiſch Auge feigt, R
— keinem Sterblichen fein Weſen unbezeugt, Gieſeke.
Unbezwinglich, —⸗er ſte adj. er adv. was nicht bezwungen
werdet kann. Eine unbezwingliche Leidenichaft —*
Und ein v⸗rliebtes Serz allen
Solltunbezwinglichfeyn? Gell. — i 2%
Daber die Unbezwinglichkeit.
Unbiegfam, —er, — fie, adj. et adv. der ——— bieg⸗
ſam, Pas ſich nicht oder doch ſchwer biegen läßt.
lichen Verſtande. Ein unbiegſames Gemüth. So anch die —*
biegſauteit, Bey dem Ehe a
‚*Das
Auch im flolier
J Dee un
nugewöhnliches und nur im Oberdeutſcheu ubliches Wert, eine
ungoſt altete Ziour, eine abſcheulich e Geſt alt zu bezeichnen wo un
einen febr arten Nebenbegriff bezeichnet, wiein Ungeheuer u.ſ. f.
. "Die inbilds; plur. die—n, ein gleichfalls nur im Oberdeuts
fen uches, im Hochdeutſchen aber ganz fremdes Wort, Unbillig-
keit, Unrecht zu bezeichnen. Wir wollen die zugefügte Unbilde
der allgemeinen Ruhe gern aufopfern, in einer Dberd, Staalse
ſchrift— Bey allen bisher getragenen Unbilden, ebendaf. In ei⸗
nigen Gegenden das Unpily, die Unbiil. Es iſt von dem veralte⸗
ten Bill, dem Stammworte von billig, S. Billig,
Unbil dlich —er,— fe, adj. et adv. der Gegen ſatz don bild:
lich, Fein Bild enthaltend, befonders. im figürlichen Verſtande.
Ein unbildlicher Ausdruck, der fein ſtunliches Bild enthält.
Andillig, —er, —fe, adj. ei adr. der Gegenſatz von billig,
1) Dem unvollfonmenen Rechte anderer zuwider und darin ger
" geünder, Unbillig mis jemanden umgehen. Eine unbilligeStra=
fe. Ein unbilliget Preis. Jemanden unbillig baffen, ohne recht ·
mäßige Urfadie, Unbiliger Weite. 2) Geneigt, Fertigfeit ber
figend, den unvolikommenen Rechien anderer zuwider zu handeln.
“ Bin unbilliger Mann.
Die linbilligkeit, plur. die— en. 1) Die Eigenfchaft, da ein
Ding oder eine Handlung unbillig iſt, ingleichen die Fertigkeit, den
unvollfommenen Kechten anderer zuwider zu handeln, ohne Plus
yal. 2) Eine unbiffige Handlung feldft, mit dem Plural.
Unblutig, —er, —ſte, adj. etadv. nichrblutig, befonder® von
Dingen, welche gewöhnlich blutig zu ſeyn pflegen. Bin unbluti⸗
ger Sieg, welcher mit feinem Blutvergießen verbunden iſt. Kin’
unblutiges Opfer, mit welchem Ausdrucke die Opferung des Leis
bes Ehriftiin der Meffe der Römifchen Kirche belegt wird,
Des Unborb, ‚des — es, plur. die —e, von Both, ein gebothes
ner Preis, ein unannebmliches Geboth; ein nurimgemeinen Les
ben einiger "Gegenden übliches Wort, wofür in der anftändigern
Sprechart Mißgeboth gebraucht wird.
Unbrauchbar, —er, —ſte, adj. et adv. was nicht gebraucht
werden kaun. beine fepn, werden. Unbrauchbave
—*—
Wo die Gewalt unbrauchbar ik,
’ Bedient ein Weifer fich der Lift, Haged.
Daher die Unbraucpbarkeit.
Unbußfereig, —er, —fie, adj. et adv. der Gegenfag von buß-
fertig im theologiſchen Berftande, von der Buße vorfeglich abge⸗
.. neigt. Ein unbußfersiges Gemüth. Dede die inbußfertig-
Eeit.
— un Pre.
8, ee, — — ein ĩm — Die Uncke, S. Unke.
“ hören, deine Thränen nicht fehen.
$ Und 838
—
Und, ein Bindewörthen, und — das einfachfte in der ganzen
Sprache, welches bloß das Dafenn eines Dinges neben dem ans -
‚dern bezeichnet, Es verbindet aber, 5
4, Einzelne Wörter, Begriffe und Umftände, da rs denn aller
mahl zwifchen den bepden Wörtern oder Begriffen gefegt wird, wel,
che es verbindet, und ſich auf Wörter aller Art erfireden Groß
und fchwer. Sin Fluger und gelebrter Mann... Bönige und
Surfen, Weife und Unweife, Arme und Reiche. Ich und
du, wir und ſie. Ehre und Gut aufopfern, Heute und morr
gen.’ Sin und ber gehen. Eſſen und trinken. Seben und
bören. Da die Häufung der Bindewörter in der edlen Schreibart
in den meiften Fällen veraltet, und, eines vermeinten Nachdruckes
wegen, nur noch im Oberdeutſchen und in der Beredfamkeit der
Kanzelleyen üblich ift, fo wird es aud) im Soch deutſchen nicht gern
mehr in diefem Falle gebraucht, daher man ein nachdem und all
dieweil und ähnliche Blumen gern den Kanzelleyen überläßt. Wohl
aber laſſen ſich in manchen Fällen Borwörter durch diefe Partikel
verbinden. Er Fam von und aus Frankfurt. Mit und aus
der Hans eſſen. MWelches denn doch nur ‚bey Borwörtern Statt
findet, welche einerley Endung regieren. Durch und aus dem
Haufe laufen, beleidigt Analogie und-Wohlklang. Befonders
. wird ein und eben daffelbe Vorwort fehr häufig wiederhohlet, und
alsdann mit und verbunden „da esdenn die Geſtalt eines Neben-
worteserhält. Durch und durch, ducch die ganze Maſſe. über
und über, über die ganze Oberfläche. Nach und nas⸗ allmãb⸗
lig. Das veraltete für und für u. ſf.
Daß diefe Partikel nureinerley Caſus bethinden. könne, der
Glanz der Sonne und der Sterne; daß fie, wenn mehrere. auf
einander folgende Wörter verbunden werden follen, nur allein
zwiſchen den beyden letzten ſtehet; Religion, Tugend, Pflicht und
Gewiſſen verachten; ein — gelehrter, rechtſchaffener
und überaus gewiſſenhafter Mann, ift ſchon in allen Spraͤchleh⸗
ren angemerket worden.
Indeſſen wird, um eines Nachdruckes willen, auch wohl das
und in ſolchem Falle mehr als Ein Mahl wiederhohlet. Religion,
und Tugend, und Pflicht, und Gewiſſen verachten. Noch
bäufiger wird es in der nachdrücklichen affeetvollen Schreibart in
folden Fällen ganz verſchwiegen. Der großeCorneille ſtarb arm,
voll derdruß, voll unmuth. Man wird dein Gefchrey niche
Wie wird man die Tu-
gend lieben, fie ehren, wenn alles, was wir leſen, alles,
was wir feben, fie unter die Suße getveten, unbelohnt, un⸗
geachtet, im Staube der vergeſſenheit zeigt Wo die patheti⸗
— Uncatholiſch⸗ ©, Unkatholiſch. ſche Sprache ein dreymahliges und verſchwiegen hat. Indeſſen
muß man ſich hier hüthen, daß man, indem man dag Schleppende
E Der Unchriſt, des—en, plur. die—en, im Gegenſatze eines
Chriſten, einjeder, der Fein Chriſt iſt, im weiteften Verſtande
diefes Wortes, wo doch inengerer Bedeutung Mahomedaner und
‚Heiden, welche ihren Neligionsbegriff durch Grauſamkeit der Ge⸗
müshsart verhaßt gemacht haben, am bäufigften Unchriſten ge=
nannt werden ; da man denn auch wohl unmenfchliche, graufame
Perfonen, wenn fie ſich gleich äußerlich zur chriſtlichen Religion
befennen, mit diefem Nabmen zu belegen pflegt.
Unhriſtlich —er, —ſte, adj, et adv, im Gegenſatze des chrift⸗
lich. 1) Den Rahmen Chriſti nicht befennend. Unchriſtliche
Hationen, Welche ſich nicht zur hrift!ichen Religlon befennen ; in
welcher Bedeutung es doch am feltenfien gebraucht wird, 2), Der 3
fu Ehrifti nicht gemäf ; am häufigften im engern Berffans
de, auf eine den Lehren Chriſti zuwider laufende harte, unbillige
und granfame Art; Unchriſtlich mit jemanden umgeben. Eine
unchriftliche Begermung. In weichen Verſtande man auch wohl
das — die Unchrillichkeit gebraucht.
des mehrmahligen und vermeiden will, nicht in den entgegen ge-
ſetzten Fehler des allzu abgebrochenen und nicht zuſammen hangen⸗
den verfalle, welcher bey fo vielen unſerer neuern Schriftſteller,
wenn Ge empfindfam ſchreiben wollen, durch’ eine widermärtige
Härte Ohr und Geſchmack beleidigt,
2, Einzelne Säge einer Periode, und zivar,
ı) Eigentlich, auf bieeinfachfte Art, fo daß blog das neben
einander Seyn derfelden ausgedruckt werden foll, da denn das Zeit⸗
wort, wenn es fich auf ein und eben daſſelbe Subjeet beziehet, fein
Nenn oder Fürmwort verlieret. Cajus kam und weinte. Ich
ſtehe bier und warte, Er liegt da und ift krank. Mein:
Sreund Fam und hohlte mich, ad. Gehe bin und thue deß—
gleichen. Aber auch mit veränderten Subjecten,. da fich denn defe -
fen Gebranch fehr weit erſtrecket. Nur die Erziehung unter den.
ſtadtiſchen Zitten, und die Gefellfchaften deiner Freunde has
ben dir ein vorurtheil für das Landleben eingeflößt. Sie
gg? ſagte,
ae Te A Te a rs
839 2
fagte, fie wäre unruhig, und das war eben ſchlimm, Gel.
Hier wirft du unter den fanften Tonen der Nachtigall ein=
fchlummern, und wenn du ruhen wirſt, wird der Mond mit
#illem Schimmer in dein Gemach fcheinen. Die Sterne glanz
zen in der Yacht weit heller als am Tage, und in der Sinfterz"
niß des Grabes leuchten die Derdienfte weit heller, als wenn
fie- das Licht deg Lebens verdunfele, Weiße, Indeſſen ver:
zehrt fich meine arme Julie, und ich verzehre mid mit ihr,
dem Vorhergebenden denken läffet. Die wichtig
ebend. Da fand fie, das füge Mädchen! ſchluch ge, —Füßte,
mi, — ſegnete mid; — und ich habe dir in Seinerlegten
Ungft Feinen Troft zugefprodyen 2 ebend.
2) Andeffen wird es auch zuweilen in. folchen Fallen ger
— —— mebr als eine bloße einfache Verbindung zwiſchen deu
Sägen angedeutet werden fol, da es denn oft zierlich die Stelle
anderer Bindewörter verteitt. Beſonders für fo, eine Wirfung
oder Folge einer vorher gegangenen wirkenden Urfache zu bezeiſch⸗
nen,in der affectvollen Schreibart. Sarre, und du wirft ſehen, daß
die Übel zu Deinem größern Glücke dienen, Gel.für: fo wirſt
du ſehen.
Beſtreu den Weg mie Gold,
Und Ehrgeiz, Lieb an Ruhm find deinen wonſchen hold,
Weiße, _
In einigen Fällen dient * manchen Vorwörtern zur Beglei⸗
tung, doch nur alsdann, wenn ſich eine einfache en mit
en Thaten find
mie Wolken bededt, und doch wird einalffluger Geſchicht⸗
Schreiber den Romanfchreiber verachten.
- 3. Ganze Perioden. Obgleich. eine Periode eigentlich ine voll»
fändige für ſich beſtehende Rede ift fo Fann fie doch auf maucher⸗
Ten Are mit dem vorber gehenden verbunden werden, und dieg ift
eigentlich das Amt der Bindewörter, Unſer und verbindet indefz .
ſen eigentlich nur die einzelnen Wörter, Begriffe und Säge einer
Periode, aber nicht Leicht ganze Perioden, ansgensnimen in einie
sen Fällen.
Beſonders in Fragen, Einwäefen und Sefprääidn, wenn eine
Derfon ihre Rede unmittelbar mit der vorher gegangenen Rede des
„andern verbindet. Ich habe dir recht viel zu fagen. -— Und was
r
denn?
Dor. Gefaͤllt es dir nicht auch ? Iſts nicht ein ſhones
Band?
Splo. Ich ſeh nichts fchönes dran?
‚Dor. Und Fommt von Damons Sand!
Er iſt nichts weniger als mein Sreund. — Und fe haben ihm
doch ſo viele Wohlthaten erwiefen. Sie find ein fo reicher
Wann, — und wenn ich.es nun auch ware ?
Welches denn in manden Fällen auch in den Reden einer und
eben derſelben Perfon Statt findet, mo, befonders in der pertrau=
lihen Sprechart, ganze Perioden auf diefe Art mit einander. ver-
bunden werden, Und höre nur, dein guter Freund u. ſ. f. Gell.
Und wenn die Liebe nichts ifi alg eine Pfliche,fo wundert michs,
wie fie fo viele Gerzen an ſich sieben kann, Gell.
Welche derbe grobe Speife!
Und ihr zankt euch. noch um fie ? Mich ael. der Dichter,
Als die Sprache ſich noch mehr in ihrer rohen Einfalt undEin-
förmigkeit befand, war es fehr gewöhnlich, in der erzählenden
Schreibart die Perioden oder heile der Erzählung vermittelft die-
fer Partikel mit einander zu verbinden. Diefe Berbindungsart ifk
richt nur noch in den niedrigen Sprecharten des geoßen Hanfens
- anzutreffen, fondern berrfchet auch in der Deutfchen Bibel, nach
dem Mufter des Hebräifchen, welches fo, wie faft alle alte unaus⸗
‚aebildete Spracdhen,diefe Berbindungsart aleichfung hat. Amin:
fange ſchuf Gott Simmelund Erde. - Und. die Erde war wülle
* und Teer; und cs war RR auf der Tiefe, uns sr FR ;
tes ſchwebete auf dem Waffer. Und Gott hreduff
lein, feitdem der gute Geſchmack mehr Wohlflang und Abändes
rung auch in die Sprache und Schreibart eingeführet har, hat mau ?
diefe Art, die Perioden zu verbinden, völlig verbannet, welches.
deſto nothwendiger war, da das und zur Verbindung 5,
ter-und einzelnen Säge der Perioden ohnehin nur bäufig genug.
vorfommt,
Su fehr nachdrücklichendteden kann bieſepoentker auch alsdann
eine ganze Rede anfangen, wenn dieſe als die Fortſetzung der vor⸗
ber gegangenen Empfindung und Beſchäftigung des Gemüches _
vorgeſlellet wird. So fängt Günther fein befanntes Gedicht, an
feinen erzüenten Vater, mit diefer Partikel an:
Und wie lange ſoll ich noch dich, mein vater felbft su
ſprechen,
mit ver geblichem BSemühn, soffnung, Glüd! und Bräfte
Shwigen!
Anm. 1. Da diefe Partikel unmittelbur verbindet, fo leidet fe,
‚wenn fie zue Verbindung einzelner Wörterdienet, das Komma fo
wenig vor fich als nad id, Simmel und Erde; veich und- gone
ex faß und ſchlief. Wohl aber wird fie, wenn fie zur Becbin⸗
- dung mehrerer Sätze einer Periodedienet, von dem vorher geben, R
den Sage miteinem Komma abgefondert. Sier wollen wir im
Schattenuns lagern, und im weichen Grafe dem Gefange der
vogel zuhören. Nur dann, wean diefes und in ziner pathe⸗
&ifchen Rede die Stelle eines audern Bindewortes — leidet
es zuweilen auch ein S mir Kolon vor ſich.
Anm.?. Diefes alte Bindewort lautet fhonin dem After, dep
dem Kero u. f.f. endi,enti, inti,unte, unde, im Argelf, und
Engl, and, im Isländ, er d, im Riederf, um, Bey den Kraineris
(hen Wenden inu, jen. Da dasn ofteinzufülliger, den nor⸗
diſchen Mundarten vorzüglich eigener Maſenlaut iſt, ſo ſcheinet
das Latein. ct und Griech era damit verwandt zu ſeyn, bey dem
Kero kommt wirklich Ein Wiabbedofür enti vor, wenn es fein
Schreib⸗ vder Diuckfehler iſt. Die älteſten Schriftſteller ge⸗
brauchen dieſes und nicht fo häufig, als wir heutiges Tages, ſon⸗ .
dern laſſen daſſelbe ni. dem veralieten oh, welches mit auch ver⸗
wandt zu feyn feheiner, abwechſeln. Ottfried gebraucht häufiger
ioh, ale und; Kero.aber verbindet germ beyde enti joh, inti -
joh, imti noh, für und. Das Las, eriam; Manszweh üpuli
chen Partifeln zufammen gefegt.
Der Undank,dses—es, plur. car. eigentlich Mangel, Awefens :
heit des pflichtmäßigen Danfes; ingleichen im härtern Verftande,
die dem pflichtmäßigen Danke entgegen gefegre Gemüchsbefchafs
fenbeit und Handlung zu bezeignen, Beleidigung des Woblthäters
anftatt des jehuldigen Daufes. Und geher bey ihnen unter ein=
ander ber, Blut, Mord, Diebſtahl, — Undanf, u. f.f. Weish,
. 14,26, Undank ift der Welt Lohn. Undank iſt das greßte
* Lafter. Man diene, wie man will, ſo hat man Undank das
vom, Wo es fo wohl von der Gemürhsbefhaffenbeit, für Un:
dankbarkeit, als auch von den darin gegründesen Handlungen
gebraucht wird. Schon indem alten Fragmente auf mu
Großen bey dem Schilter Unthang.
Undantber, —er, Re, adj, et adv. der Öegenfag von Sant.
.. bar,geneigt und Fertigfeit befigend,empfangene Wohlthaten nicht
mit thätiger Liebe zu erwiedern, und darin gegründet, Undank⸗
. bar feyn. Kin undankbares Gemüth, Undankbar handeln,
Sich gegen jemanden undankbar erweifen., Ein Undankbarer.
So auch diendanfbarfeit,plür.inul, diefe®eminhsberchäffene
heit, Fertigkeit. Schon bey demNtotfer und imTat an undanch-
par,unthancpar. Undanfbarlich für undankbar iſt veralt
er Wör⸗
*Die
Be
und Wa,
— ——— — car. ein in bee anfländigen Sprechatt
veraltetes Wort, den Mangel der Berdanung, die Schwäche des
Magens, da er die Speifen nicht gehörig verdanen Fann, zu bes
elchnen, weiche von der Unver daulichkeit noch ver ſchieden iſt.
Undenkbar, —er, —ſte, adj.etadv. was ſich nicht denken läſ⸗
fet, wovon man ſich keinen Begriff machen kann. Die undenkba⸗
ve Ewigkeit. So auch die Undenkbarkeit.
Undenklich, —er, —fie, adj. et adv. nicht fo wobl, wa⸗ ſich
nicht denken läſſet, als vielmehr in engerer Bedeutung, woran man
ſich wegen Länge der Zeit nicht mehr erinnern kann, was über un,
fer Bedenken iſt; im Oberd. unfurdenFlich,imdtievderf.undechtig,
imOberd. ehedem überdachtig. vor undenklichen Jahren. Vor
undenklicher Zeit. So auch die Undenklichkeit,
Undeutlich, —er, —ie, adj. etadv. der Gegenfag von deut:
lid. Undeutlich veden, eine undeutliche Stimme. Etwas
nur undeutlich feben. In engerer Bereutung iſt in der Logik
- etwas undeutlich, wenn wir zwar eine Sache flar erfennen, aber
die Merkmahle derfelden andern nicht angeben Fönnen. Von den
Farben, Tönen, von dem Geſchmacke, Öeruche u. f. f. haben wir
undeutlichedegriffe, (S. Deutlich.) So auch die Undeu lichkeit.
Undeutſch —er,—elte, adj.et adv. der Gegenfag von Deutſch,
doch nur in engerer Bedeutung, nicht guses oder reines Deui ſch.
Undeutſch reden, ſchreiben. Figürlich iſt undeutſch oft fo viel
wie unverffündlid. So ich nun nicht weiß der Stimme Deu⸗
tungs, werde ich undeutſch ſeyn, dem, der da redet, und der da
redet, wird mie undeutſch ſeyn, ı Cor. 14, 21,
Undienlich,⸗ —er, —ſte, adj.etadv. nicht —— in deſſen
fäntmelichen Bedeutungen. Alles Undienliche wegfchaffen, was
„ zu einer gewiffen Sache nicht nothwendig oder tauglich iſt. Un—
> dienliche Speifen, im geringen Örade ungejunde, Das febeint
mir nicht undienlich zu ſeyn, kann nicht ohne Nugen geſchehen.
Daher die Undienlichkeit.
%* Der Lindienfl, des —es, plur.die—e, ein im Hochdentfehen
5 angewöhnliches, nur im Oberdeutfehen gangbares Wort, als der
Grgenfagvon Dienſt, nügliche Handlung, da denn Undienſt, eine
einem andern nachtheilige oder unangenehme Handlung bezeich⸗
net.» Jemanden einen Undienſt thun.
Undienſtfertig er, —fe, adj.et adv. der Gegenſatz von
dienfifertig, abgeneigt, anderu in billigen Dingen zu dienen, und
darin gegründet; im Oberdeutſchen undienfibaft, undienlich.
Sehr undienſtfertig ſeyn. So auch die Undienſtfertigkeit.
Des Unding, des — es, plur. die —e, im Gegenſatze eines Din:
ges, entis, etwas, das nicht wirklich vorhanden iſt, und in weiter
rin Bedeutung, was nicht vorhanden ſeyn kann, nicht möglich iſt.
Ein vierfeitiges Dreyed, ein hölzernes Kifen find Undinge,
. weil fie unmöglich find. _Gefpenfter werden von vielen für Un-
Ir gehalten, fo ER es wirklich Feine gibt, ob ſie gleich möglich
ind
Un durch dringlich —er, —fe, adj. et adv. was nicht durch⸗
drungen werden kaun, fo wohl im eigentlichen phyſtſchen Verſtan⸗
de. Ein Korper it undurchdringlich, wenn ein anderer Körper
„nicht durch deſſen Zwifchenräume dringen fann. Am firengften
. Pbilofopbifchen Verſtande iſt ein Börper undurchdringlich wenn
er ſeinen eigenen Raum-einninmt, ſo daß kein anderer Körper zur
. gleich in densfelben Raume feyn fan, und in diefem Berftande ift
die Undurchdringlichkeit eine weſentliche Eigenfchaft eiteg jeden
„Körpers, Als auch figürlich. Lin undurchdringliches Geheim⸗
niß einunerforfchliches. I: ſeinen Entſchließun gen undurch⸗
dringlich ſeyn, unerforſchlich So auch dieUndurchdringlichk eit.
Undurchſichtig, —er, —fe, adj. et adv, der Begenfag von
durchſichtig, Feine Lichtſtrahlen dur chlaſſend. Salz, Steine, Me⸗
talle find undurchſichtig. Daher die Undurchſichtigkeit.
DEE EN
842
uniben,—, —fe, adj. etadv, der Gegenſatz v bon eben." PER '
gentlich. Sin unebener Ort. Däs Land iſt ſehr uncben.
So auch die Unebenheit. 2) Figürlich, unfern Abfichten, unferm
Wohlgefallen nicht gemäß, in welchem figüclichen Verſtanded der
Gegenſatz eben veraltet iſt. Der Gottloſe wird ein Ende neh
men, wenns ihm uneben iſt, Hiob 15, 32, ungelegen ; auf welche
Art es doch im Hochdeutfchen ungewöhnlich if. Dan gebraucht
es dafelbft nur ohne den Dativ dir Perfon und mit der Vernei⸗
27
-nung. Das iſt nicht neben, iſt mie nicht miffällig, ift zu dee .
Abſicht nicht undienlih, Ingleichen als ein Bepwort. Er if Erin
unebener Menſch/ſo wohl in Anfehung feiner äußern Geftalt, als -
auch feiner Siten, feiner Fähigfeiten u. ff. nachdem die Abſicht
ift, nach welcher wir ihn beurtheilen. Es if Fein unebener
Rath. Der Kath iſt nicht uneben. Meine Tochter iſt kein un⸗
eben Ding, Weiße. Sie ſiehet nicht uneben aus, leidlich, mit ·
telmäßig. Freylich wäre dir Eintheilung nicht uneben, Gel.
Im Niederf, uneffen. In dieſem Verſtande iſt die Unebenheit
nicht gewöhnlich.
Die Unebene, plur. dir —n; eins nur bey einigen für das ges
wöhnlichere Unebenbeit gangbates Wort, in der eigentlichen Bes
"deutung des vorigen,fo wohl von der Eigenfchaft, obue Plural,
als auch von der unebenen Stelle eines Dindes mit dem Plural,
Unecht, —er, —efte, adj. et adv. der Gegenſatz don echt, nicht ”
echt, nachgemacht. Unechte Steine, nachgemachte Edrifteine,
Unechte Treffen. Unechter Wein. Unechte Perlen. Im gemei⸗
nen Leben einiger Gegenden iſt es auch noch fr unehelich üblich;
unechte Binder, uncheliche.
Unedel, —er, —ſte, adj, et adv. der Gegenſatz von edel, fo
wohl im wigentlichen Verfiande, wo aber unadelig üblicher iſt.
Don unebeler Serfunft, von unadeliger, Als aud), und zwar
am bäufieften, in weiterer und figürlicher Bedeutung, feine rübtme,
liche Vorzüge enthaltend nnd darin gegründet, Unedle Metalle,
alle Metalle, welche kein Gold und Sitöer ſind. Unedles Erz, im
Bergbaue, welches zwar Merall enthält; aber nicht reichhaltig ift.
Unedle Gänge, eben daſelbſt, taube, welche. fein Erz führen,
Unedle Steine, im Gegenſatze der edien, oder Edelfleine, Des
-Unedle vor der Welt hat Gorterwählet, ı Cor, ı, 28. Nach
einer noch weitern Figur im mo:alifchen Verſtande. Unedel han -
deln, ſich unedel betragen, als cin glimpfliher Ausdrud für das-
härtere niedrig, und noch härtere niederträchtig. Eine unrdle
Denfungsart. Du mußtnod viele ſchöne Thatenthun, wenn
du dieß Gewebe yon unedlen Handlungen vertilgen will.
* Die Linebe,plur. die —n,ein im Pochdeutſchen veraltetes Wort
für Conenbinat. In der Unehe leben. Da wir für das fremde
Concubinat fein-völlig gangbares Deutſches Wort haben, index
Kebsehe gleichfalls veraltee ift, fo follte man Diejes gute Work -
wieder in Umlauf zubringen fuchen,
Unebelicyadj.et adv.im Öegenfagedes ehelich was außer der
Ehe if. Der uneheliche Bryjchlaf, Weish 4,3. Wir find
nichtunebelich.geboren, Joh. 8, 41. Unebeliche Rinder, na⸗
türliche, ix der härtern und niedrigern Spredart Baſtarde, Ban⸗
karte, Surkinder.
Unebrber, —er, —fe, adj. et adv. der Begenfas von ehrbar,
doch nur in deſſen zweyter Bedeutung, ſo wohl den guten anſtändi⸗
gen Sitten im hohen Grade zuwider, als auch ſelbigen zuwider
handelnd; als ein glimpflicher Ausdruck für das weit härtere
ſchandlich/ ob es gleich eiwas mehr fagı als unanſtändig. Unehr⸗
bare Handlungen. Sich unehrbar betragen. Ein unehrbarer
Menſch. So auch die Unehrbarkeit, ſo wohl von der Eigenſchaft,
Fertigkeit, ohne Plura!,aisvon unehrdaren Handlungen niit dems
felben. Nichts ſchützt die Ebve des andern Geſchlechts, ſo bald
nur eine offenbare Unehrbarkeit da iſt, Hermes.
6993 Die
⸗
843
Die ifnehre, plur. car. der ange! * Ehre, oder dee guten“
Urtheiles anderer von unſerer rechtmäßigen Beſchaffenheit im
geſellſchaftlichen und bürgerlichen Leben, wo dieſes Wort noch als -
ein alimpflicher Ausdrud für das härtere Schande gebraucht
er Unehre von erwashaben. Schon bep dem Oitfried und
oifer Unera, Uneri, welche es aber zum: Theil für ——
Seit, Under ſchanu heit gebrauchen,
Unebrelich, —er, ' —ite, adj. etadv. der‘ Gegenſatz von ehr⸗
li, auch nur in einigen Bedeutungen deffelben, 1) Dem änßern
Woyiftande, der Neinigkeit der Sitten nicht gemäß, eine im Hoch⸗
deutſchen größten Theils veraltete Beventung. Daß nichts um:
ehrliches anghr erfunden ward, Hifi. Suf. 0,65, Die uns dun⸗
Ben die unehrlichſten zu ſeyn, ı-Eor, ı2, 23. 2) Den einges
führten Begriffen von der bürgerlichen Ehre nicht gemäß, in wels
em Verftande ehrlos einen höhern Grad des unehrlich aus⸗
druckt. Unehrliche Handthierung treiben, Zim, 3,3. Jemanden
für unehrlich erflären, für ehrlos, aller bürgerlichen Ehre und
» orzüge verluſtig. So auch die Unehrlichkeir. ;
Unebhfe, ©. Ehs.
Unsigennügig, —er, —fie, ad). et adv. nicht eigennützig.
Uneigennugig feyn, handeln. Ein uneigennügiges Betragen.
“Daher die Uneigennügigfeir.
Uneigentlich, —er, —ite, adj. et adv. nicht eigentlich, befons
ders in der zweyten Bedeutung dieſes Wortes. Die uneigentliche
"Bedeutung eines Wortes, welche demſelben nicht weſentlich iſt,
fondern fich auf eine bloße Ahulichkeit gründet, und wovon die
weiteve, die engere, die figürliche Bedeutung, Arten find. So
auch der uneigentliche verſtand der Rede, welcher nicht durch
die erſte eigentliche Bedeutung der Worte, ſondern durch Verbin⸗
dung andererähnlicher Gedanken mit derſelben verurſacht wird,
Uneigentlich reden, figürlich.
Uneingedenk, adv. nicht eingedenk, mit der zweyten Endung der
Sache. Einer Sache uneingedenk ſeyn.
Uneinig, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenſatz von einig, doch
nur in der figürlichen Bedeutung, nicht einerley Meinungen und
Neigungen habend, und dieſe Verſchiedenheit äußernd; am häu«
fiaften als ein Nebenwort. Uneinig feyn.
den. über etwas uneinig werden.
Die Uneinigfeit, plur. die—en. 1) Der Zuſtand da manums,
einig, d. i. verfhiedener Meinung iſt, noch mehr aber, da man wes
gen folcher verfchiedener Meinungen und Neigungen mit einem
andern im üblen Ver ehmen lebt; ohne Plural. In Uneinigkeit
leben. Aus ſolcher Uneinig keit wurde viel Unrechts kommen,
2 Mace. 4,4. 2) Der Ausbruch diefer Geſinnung durch Worte
und Handlungen, mit dem Plural,
Uneins, adv welches fo wie uneinig gebraucht wird, verſchiedene
Meinungen habend. In einer Sache uneins ſeyn, uneinig.
Mit ſich ſelbſt uneins ſeyn. Ingleichen verfchiedeneßefinnungen
babend, und ſolche důrch Worte and Handlungen äufernd. Zwey
. Perfonen werden uneins, wenn fiein ein übles Vernehmen zu-
gerathen anfangen. Mache ihre Zunge uneins, Serr/ und laß
fieuntergeben, Pf. 55, 10. Kin Derlaumser wachet dürſten
uneins, Sprichw. 16,28,
Unempfanglich, —er, —fe, adj, et adv. nicht empfänglich.
Sich der göttlichen Wohlthaten unempfänglich machen. So
auch die Unempfanglichkeit.
Vnempfindlid, —er, — ſte, adj. et adv. der Gegenſatz von
empfindlich. ) Unfähig etwas zu empfinden. Ein unompfind⸗
liches Glied, woran man feine Empfindung hat. 2) Unfähig,
fib Dusch Empfindungen beſtimmen zn Faffen, und darin gegrüns
det, Ein unempfindlies Gemüth, welches unfähig iſt Empfin⸗
SUNEs ——
Sehr uneinig le⸗
ben, in einem üblen Berftändniffe, Mit jemanden uneinig wer» Unentſinnlich, adj. et adv. deſſen man fich nicht entfinnen fann.
Bungen bet Sin zens, —— des Sornes, her Sisbem
haben, und ſich —— su beftim immen. Se aud) die Unempfind:
lipfeit, 5
Unendlich, adj. et adv. der Gegenfag: ‚von endlich, was fein En»
de hatzewig. Die unendliche Dauer Gottes. Jugleichen, was
feinem Wefen, feinem Umfange nad nicht eingechränft it. Die
unendliche Größe, Güte, Macht Gottes.
tif iſt eine unendliche Größe, welche man nicht beſtimmen Fan. _
Im gemeinen Leben wird es ſehr oft für ungebruer, unbegreiflich, %
groß, viel, fehr u. f.f.gebrancht. Unendlich viel, groß, fehr,
ſchön uf. fe IH danke ihnen unendlich für, diefes Geſchenk,
überaus ſehr.
liche Schmerzen empfinden, Daber die Unendlichkeit, die Ab⸗
weſenheit alles Auf hörens, uud in weiterer Bedeutung, die Abwe⸗
fenbeit aller Einſchränkung. Schon bey dem Rotker Unentlih,
Unent behrlich, —er, —ie, adj. et adv. was man nicht entz
behren kann. Das iſt mir unentbehrlich. Si jemanden un=
entbehrlich machen. Ein unentbehrlicher Menſch Daher die >
- UnentbebriichFeit.
Ynentfallen, adv. nicht egtfalfen, doch nur im figüclichen Ver
ftande, für unvergeffen, 2 if mir noch unentfallen, ich Dabei.
noch im Andenken.
— es iſt ihm unentfallen,
Wie, daß wir nichts als Staub und Aſche Ans, Ste,
Unentgelölicy, adj, et ady. ohne Entgeld, ohnr Geld, umfonft.
Unenthaͤltſam, —er, —Ike, adj. et adv. det Gegenfag von
enthaltfam, unfähig fich zu enthalten, d. i. feine Begierden zu
mäßigen, und darin gegründet. Unenthaltſam feyn. Daher die
Unenthaltſamkeit.
Unentſchieden adj. et adv. nicht entſchieden. Die Sache ik
‚noch unentfepieden, Kin unentfehiedener Streil. Wit wolz
len es unentfchieden laffen.
Unentſchloſſen, —er, —fle, adj. etadv., nit ensfäplaffen, -
Noch unentſchloſſen feyn, ſich noch nicht entfchloffen haben, noch
unfchluſſig fegn. Ingleichen, unfäl ähig, in zweifelhaften Fällen
einen gehörigen Entſchluß zufaffen. Lin unentſchloſſe nermenſch·
Daher die Unentſchloſſenheit.
Don unentfinnlichen Zeiten, beſſer, von undenklichen.
Unentwickelt, adj. et adv. noch nicht entwickelt. Unentwidelte
Anlagen zu großen Vollfommenbeiten haben. >
Unerachtet, S. Ungeachtet.
Unerbietuich —er, —ſte, adj. et adv. der ſich nicht ——
laßt. unerbittlich ſeyn. So auch die Unerbittlichkeit
Unerfahren, —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenſatz ven erfabz
ten, feine Erfahrung habend. In etwas unerfahren feym Sin
junger, unerfahrner Menſch, der noch wenig in der Welt erfab⸗
ren hat. Ihr Unerfabrnen, kommt ju mir in die Säule,
Sir. 51, 31, Daher die inerfahrenheit,
Unerfindlich, er, —fit, adj.etadv. was ſich nicht erfinden
Täflet. Bon einer veralteten Bedeutung desgeitwortes erfinden,
da es auch für beweifen gebraucht wurde, iſt unerfindlich im Ober»
deutfchen noch für unerweislich, ungegründer, üblich. Kin uner⸗
findlicpes vorgeben. Eben dafelbft wird es auch zuweilen für
unbegreiflich gebraucht. Es iſt unerfindlich, wie man ſolches
behaupten kann. In beyden Fallen iſt es im Hochdeutſchen unde ·
kannt. So auch die Unerfindlich keit.
Unerforfchlich, —er, ⸗fſte/ adj, et adv. was ſich nicht erfora
ſchen fäffee. Ein unerforfchliges Gebeimniß. Kine unere-
forſchliche verſchwiegenheit. Unerforfeplih ſeyn, ſich nicht
ausforfchen laſſen, unausfor ſchlich kon. So auch die ner⸗
forſchlichk eit.
er: Unerfreutich,
Zu der Mathema⸗
Er lieber fie unendlich, über alle Maße. Unende“ >
\
he ne a ac
Horrfieulic, et, * adj.etadv. nicht erfroulich. Kine
unerfreuliche Nachricht.
Unerg anzlich, —er, —ſte, adj, et * v. was ſich nicht ergängen
> fügt. Daher die Unergänzlichkeit, <
Unergeundlic, —er, —fe, adj,et adv. wad ſich nicht ergrün»
den läffer. Eine unergründliche Tiefe. Auch figürlich. Ein un:
ergrundliches Geheim niß. Man iſt unergrundlich, wenn man
unerforſchlich iſt. Daher die Unergründlichkeit.
Unerheblich⸗ —er —ſte/ adj, et adv. der Gegenſatz von erheb⸗
lich, unwichtig. Line unerhebliche Sade. Daher die Uner⸗
heblichkeit.
Unerböct, adj. et ady. der Gegenſatz von erhört. 1) Eine Bitte
it unerbhört, wenn fie nicht erhöret wird, 2) Bon erhören,
"durch das Gehör erfahren, iſt unerhört, wovon mannod nichts
gehört hat, doch am häufigffen ir weiterer Bedeutung, für außers
ordentlich, ungewöhnlich. Dasift etwas unerhortes. Das iſt
unerhirt, . Eine unerbörte Graufamkeit. Unerhort graus
famfeyn. -
Unerinnerlich, adv. welches fo, wie deffen Gegenſatz erinnerlich,
als ein Beywort nicht üblich iſt. Das iſt mir ——
nicht erinnerlich.
Unerkenntlich, —er, he, adj, et adv, der Gegenſatz von er:
Fenntlich, genoffene Wohlthaten nicht erfeunend und darin ges
. gründet, da denn diefes Mort sinen geringern Grad diefer Unart
bezeichnet, als undankbar. Gegen jemanden erkenntlich
feyn. Ein unerkenntliches Betragen · So auch die unerkennt⸗
lichkeit.
Unerklarbar, —er, —fe, adj. et adv. was ſich ———
läßt, auch wohl unerklarlich. Lin unerklärhares Betragen.
- So auch die Unerklärbarkeit und Unerklarlichkeit.
Unerlaubt, —er,—efie, adj, et adv. der Gegenſatz von erlaubt.
in unerlaubtes Verlangen. Das iſt dir unerlaubte, -
Wnerleidlich, —er, —ſte, adj, etadv, was ſich nicht erleiden
läßt, unerträglich. unerleidliche Schmerzen. 8 auch Un⸗
eidlich.
Unermößlich, —er, —fig, adj. etadv. was ſich niche ——
d. i. ausmeſſeun, feiner Größe nach beſtimmen läßt, doch nur von
Dingen, welche ſich wegen ihrer unbeſchränkten Größe nicht aus⸗
“ merjen laſſen. Dev unermeßliche Raum des Himmels. . Gote in
unermeßlich. Im gemeinen Leben auch häufig für unbegreiflich,
außerordentlich. Unermeßlich viel, ſehr. So auch die Unermeß⸗
„lichkeit, Ditfeied gedraucht dafür unmezlich, Notker aber
unmazig, welches legtere jegt eine ganz andere Bedentung bat,
Unctmüder, —er, —fte, adj. etadv. nicht erinüder, nicht müs
de geworden... Unermüdet feyn, arbeiten. Mit unermüdeten
Sleiße. Bey dem Rotker unmuodendo,
Unermüd lich ⸗er ⸗ſe, adj. et adv, was ſich nicht ermüden
laßt. Mit üneemüblicpem Sleiße. Daber die Unermüdlich-
feit, ; !
Ynerfätelich, —er, —fe, adj, et adv; nicht ‚zu erfättigen. in
unerjärtlicher Huriger. Eine uner ſattliche Begierde, Uner=
fattlich ſeyn. Daher die UnerfüttlichFeit,"
Unerfihöpflich, —er, —fke, adj. et adv. was fich nicht erfchö«
pfen läßt, fo wohl eigentlich, als figürlich. in unerfchopfi-
‚ her Reicyehum, Vorrarb, ws uff Daher die Unerihöpf-
lichkeit.
Unerfihroten, —er, — adj etadv, nicht erſchrocken. Er
blieb untrſchrocken. Jugleichen Fertigkeit beſitzend, vor nichts
gu erſchrecken, und darin gegründet. Kin unerſchrockener Muth.
Unerſchrocken ſeyn.
her die Unerſchrocken heit.
J—
Sich unerſchrocken verantworten. Da⸗
uf 846 -
Unsrfiäjtoten; adj. et adv. welches uur im Bergbaue üblich if,
“Em unerfshrotenes Seld, welches noch nicht er ſchroten worden;
wo noch fein Bergban getrieben worden,
Unerſchütterlich, —er, —fe, adj. et adv. was fi & nicht ers
ſchüttern läßt. Auch im figürlihen Verſtande. Ein unerſchi üt⸗
terlicher Muth. So auch die Unerſchütterlichkeit.
Unerfeglich, —er, —ſte, adj. et adv. was ſich nicht er ſetzen
läßt. Ein unerſetzlicher verluſt, Schade. Daper die Uner⸗
feglichkeit. i
Unerſteiglich —er, —fe, adj, etadv. was fich nicht erfleigen
fügt. Eine unerfeigliche Höbe. Daher die Unerſteiglichkeit.
Unerträglich, —er, —fe, adj. et adv. was fi nicht ertragen
lãſſet. Eine unerträgliche ige, Kalte, Caſt u.t.f. Das iſt
mir unertraglich. Ein unerträglicher Menſch, deſſen Sitten
die geſellſchaftliche Wohlanſtändigkeit im "hoher Grade beleidigen.
Soll ich dir Jein hartes Schie®fal noch unerträglicher machen ?
Daher die Unertraglichkeit. Bey dem Norfer unertragenlih,
imNicderf. undräglif,welches aber aud) unvertcäglich bedeuter,
Unerwartet, —er, —efte, adj.etadv. was man nicht erwar⸗
tet, zu der Zeit nicht als wahrfheinlih geglaubt Hat, Das
Fommt mir ganz unerwartet. ine unerwartete Nachricht.
Ein unerwartetes Glück, Unglück.
Unerwẽecklich/ —⸗er⸗⸗ſe, adj. etadv. was ſich nicht erwecken
läßt, unerwecklich ſchlafen. So auch die Unerwecklichkeit.
Unerweislich, —er, —ſte, adj, et adv. was ſich nicht erweiſen
läffet, für das minder übliche un beweislich, und das Oberdeutſche
unerfindlich. Unerweisliche Beſchuldigungen. So auch dier
Unerweislichkeit.
Unerwogen, adv. welches beſonders im Oberdeutſchen als ein
Rebenwort mit der zweyten Endung. für ungeachtet üblich iſt.
Alles deffenunerwogen, ungeachtet.” Unerwogen alles billigen
Erdbiethens. In der edlern Schreibart der Hochdeutſchen ifi es,
fo wie deffen Gegenjag anerwogen, unbefannt.
Unerzogen,i—er, —fe, adj. etadv. noch nicht erzogen, oder
groß gezogen, doch ſo, wie das Zeitwort erziehen, nur alein von
Kindern. "Sie farb und hinterließ drey unerzogene Kinder,
minderjäbrige, die noch dev mütterlichen Erziehung bedurften. Un=
gezogen hingegen wird nur von der Bildung derSitten gebraucht,
Unfäbhie, —er, fe, adj. etadr. dee Gegenfaß von fähig.
Zu etwas unfähig ſeyn. Iugleichen mitder ziwepten Endung dee
Hauptwortes. Einer Sache, eines Verbrechens, einer. That
unfähig ſeyn. So auch die Unfabigfeit, plur, die —en, al⸗
der Grgenfag von Sähigkeit.
Der Unfall, des —es, plur, die—fälle, von galt, doch nur fe
fern es eine unerwartete Begebenheit, einen Zufall bedeutet, da
eun Unfall einem günftigen oder angenehmen Falle entgegen ges
* iſt, und eine widerwärtige unglücliche Begebenheit bezeich-
net. Es möchte mich ein Unfall anfommen, ı Mof. 19,19. Euer
Unfall wird wieein Werter über eu Fommen, Sprich. 1, 27 ;
euer Unglück. ı Es iftibm ein Unfall begegnet, Einen Unfall
befürchten. Sein Leben war weiter nichts, als ein Gewebe
von linfällen. Nie hat ein Unfall un’ere Bäume verderbs,
‚Gef. DieSchmerzen, weldhe aus den Unfällen des Lebens.
aufuns eindringen, Gell.. Zu Unfall Fommen, Sir. 31,6, iſt
nur noch in den gemeinen Sprecharten üblich, fo wir der biblifche
Gebrauch, wo dieies Wort mehrmahls, als ein Adſtraetum von
einem ung!’ Eichen Zuſtande, fir Unglück gebraucht wird, im
Hochdeutfchen arößten Theils veraltet ik, daher auch das eheniah⸗
lige Bey und Rebenwort unfallig, für unglücklich, dafelbft wicht
“mehr gehöres wird, Die ältern Oberdeutfchen Schriftfiekler ars
brauchten für —— un has hier fo wie in *
Unthat
- Untbat. f. f. nicht bloß eine verneinende Bedeutung, fondern es
bejeichnet etwas Widerwärtiges, Unangenehmes,
Unfehlbar, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfag von fehlbar,,
was nicht fehlen kann. 2. Bon fehlen, irren, ift jemand unfehl⸗
" bar, wenn er nicht irren kann. In der Römifchen Kirche wird
der Pabſt it Sachen, welche den Glauben oder Lehrbegriff betref⸗
geſchehen, iſt unfehlbar, was aller moraliſchen Möglichkeit nach
gefchehen muß, unausbleiblich, wo der Öezenfag fehlbar nicht
“gewöhnlich ift, Judeſſen wird es bier am häufigſten als ein-
Nebenwort gebraucht. Er kommt unfehlbar. Es wird un:
fehlbar gefcheben. So auch die Unfehlbarkeit, in beyden Bedeu⸗
tungen. 5
Unfern,- adj.etadv, welches der Öegenfag von fern, weit, iff,
und für unweit: gebrausht wird, ‚Anfen von bie, nicht weit
von bier.
Unfereig, —er, Re, adj. et —— welches nur im Oberdeut⸗
ſchen und in einigen Hochdeutſchen Kanzelleyen für leichtfertig,
muthwillig, gebraucht wird, Unfertige Sandel anfangen, ©.
Sertige'
Der Unflarh, des —es, ‚plür. doch in der een Bedeutung allen -
falls nur von mehrern Arten, die —e. 1. Efelhafter Schmutz
Efei erweck nde Unteinigfeit,wo es in der harten Schreibart auch
wobl für Schmug überha upt gebraucht wird. Alle Tifche find:
vol Unflaths, Eſ. 28, 8. Denn wird der ſerr den Unflach Ser, -
Tochter Zion waſchen, Kap.a,4. Ihr werder fie wegwerfen,
- wie einen Unflarb, Kap. 30,22. Das Abthun des Unflaths
am Steifch, + Betr. 3, 22. 2. Eineim hoben Grade unreinliche
und ſchmutzige Per ſon, nach einer weiteren Figur auch wohl eineim
höchſten Grade laſterhafte Perfon ; beydes am häufigſten in den
harten und niedrigen Sprecharten.
Anm. Dieſes Wert fommt bey unſern itteften Sch riftſtellern
nicht vor, iſt auch feiner Abſtammung nach noch nicht ganz ausge⸗
macht, indem es fich mit faſt gleichem Grade der Wahrſcheinlich⸗
feit auf mehrere Arsen ableiten läſſet. So-fern un bier eine bloße
verneinende Bedeufung bat, fo wird es von dem Frifch von flau⸗
ben, wachen, abgeleitet, und.alsdann würde Unflarh etwas unge-
wafchenes, oder einen umgewafchenen Zuftand bezeichnen. Mit
mehrerer Wahrſcheinlichkeit Läffer es ſich in diefem Falle als den
Gegenfaß von dem veralteten Niederd. SIate, Augelf.W hliete,
- Bus, Zierde, Reinfichkeit, ableiten, welches zunächft wigder von
dein noch Niederdeutfchen fleijen, in Ordnung legen, pußen; zies
ren, abflammet, and mit unferm flechten und pflegen verwandt
feyn kann. Allein, alsdann bfeibi der harte Nebenbegriff, welcher
Diefem Worte anfieht,und der doch auch in der Abſt ammung feinen
Grund haben mug, unerffärbar. Ungeputzt ift noch Lange nicht
unfläthig. Es [Heiner daher faſt wahrſcheinlicher, daß un hier
eine derſtärkende Bedeutung hat, und daß das längſt veraltete
Sach, Roth, Schmug, bedentet haben müſſe. Im Wend. it BIo-
do, Ploto, Korb, im Riederf. flätsk, unfläthig, und Släg, ein .
grober, ungefitteter Menſch. Übrigens wird für flätsk, unflä-
sig, im Niederfächfifehen auch unnask gebraucht, wo un eine
&b Tiche Intenſion zu bezeichnen —— von dem Engl. nally,
garſtig, ſchmutzig.
Der iinflätber, des—e, plur. utnom. fing, eigentlich, eine
im höchſten Grade,auf einerkelhafte Art beſchmutzte Perfon,beys
derley Geſchlechts. Am hãufigſten im figürlichen Verſtande, eine
Perſon, welche den Sünden der Unkeuſchheit im höchſten Grade er»
geben iſt, die ekelbafteſte Unkeuſchheit durch Worte oder Handlun⸗
gen an den Tag leget. In weiterm Verſtande, vomeinem jeden
groben daſtern ergehenen Menfchen, wie Br. Jud, v. 12. Die
*
fen, für unfebldar gehalten. 2. Bon fehlen, ausbleiben, nicht
—
inte — von aus Ztmofn, we es anite mehr ge
raucht
Die Unflätherey, plur. die —en, fo wohl eigentlich, eine efels
bafte ſchmutzige Handlung im harten Verſt ande, als auch ftgilrlich,
Worte oder Handlungen, welche eine Neigung z jur efetpafifln £
oder gröbften Unkeuſchheit verrathen.
Unfläcbig, —er, —fe, adj. etadv. Unflath enthaltend. Sich
unflatbig machen. Ein unfläthiges. Rleid, Ef, 64,6. Ein
unflärhiger Menſch, der anf ekelhaſte Art ſchmutzig iſt. Zuwei⸗
Ten auch figürlich, groben Ansdrüchen der Unkeuſchheit r eben S
und darin gegründet. » Unftathige Worte J Scherze, Inden
niedrigften Sprecharten iſt unflächig, fo wie häßlich abſcheu⸗
fehru. (cf.
„Die tnfläthigkeit, plur. die—en. 1. Dir Zufland, da ein
Ding unfläthig iſt, ſo wohl eigentlich, als figürlich, und obne Plus £
ral. 2. Unflatboder — mit dem Plural, ſo wohl ei⸗
gentlich, als figurlidh.
Der Alnfleiß, des —es, plur, car, der Gegenfag von glei,
dev Mangel des Fleißes als ein glimpflicher Ausdrud fürdag
härtere Saulbeit. —— zeigen. Line Sache aus Unfleiß vn :
fäumen,
Unfleißig, —er, —— adj. etadv. Unfleiß babend und —
gegründet, als ein glimpflicheres Wort für das bärtere faul ‚tin
unfleifigen Yrbeiter, Unfleißig feyn. Ein unReipiga
Sprihw. 12,4.
Die Unform, piur. er —en, der Gegenfag von gorm, doch nur
lich u. ſ. f. oft ein Ausdruck der Jutenſion: unfläthig viel, groß, *
in deſſen engern Bedeutung, gehörige, verh altnißmäßige Form, eine
fehlerhafte, dem gehörigen Verhältniſſe zuwider laufende Form
oder äußere Geftale zu bezeichnen ; wofür. UnfsrmlichFeie im
Hochdeutſchen noch üblicher if. In einigen Oberdeutfchen Grr _
genden ift die Unferm, eine der äußern — ——
der laufende Sitte, eine Unart, Ungezogenheit.
Unform lich, —er, —fe, adj, etadv.der Gegenſatz von förm='
lieh, die gehörige Geſtalt abend, nicht förmlich. Ein unförmli⸗
ches Haus, deſſen Theilen dag gehörige Vechältnig fehler, Uns
förmlich lang, groß, breit. Behr unformlich — feym
Das unförmliche Gefihrey der Wilden.
Lie Unfoörmlichkeit, plur,die—en. 1. Die: Eigenfihaft eines
Dinges,da es unförmlich ift,nicht das gehörige Maß oder Verhält⸗
niß in ſeinen Theilen hatz; ohne Plural. Eine unförmliche Geſt alt,
in Concreto, für Unform, auch ein unförmlicher Theil an einem
Dinge z mit dem Plural.
Der lnfreund, des es, plur. die —e, der Gegenfag von
Sreund,als ein glimpflicher Ausdruc für das härtere Seind. Es
ift im gemeinen Leben, und zwar im Plural am häufigſten, üblich,
wo man ofthöret,daß zwey Perſonen unfreunde geworden ſind⸗
wenn ſie ſich eutzweyet haben.
Unfreundlich —er, —ſte, adj. et adv. der Gegenfaß von -
. freundlich, nicht freundlich. 1, Eigentlich, Feine vortheilpafte
Neigung gegen andere durch fein äußeresBetragen an denFag le⸗
gend,und darin gegründet. Unfreundliche Worte,ein unfreund:
liches Betragen. Semanden fehr unfreundlich abweifen. Auf
eine unfreundlichefrt mit jemanden timgehen. 2.Figlirlich,den
äußern Sinnen unangenehm,befenders den Gefichte und dem Gr.
fühle zuwider, Im erſten Falle find in der Mahlerey unfreund- -
liche Sarben, twelche dem Befichte unangenehm find. Im zwepten
Falle iſt un freundliches Wetter, rauhes, unangenehmes Wetter.
©, ſey immer unfceundlich, Winter, meine Slöre fol doch nicht
‚befaubein der Zütte bangen, Geßn, —
Die Unfreundlichkeit, plur. die —en., 1. Die Eigenfchafe
eines Dinges, da. es unfreundlich iff, in allen dl Bedeiitungen; ohne
Ru:
«
2afreundliche Worte oder Handlungen, mis dem Plural.
Die Unfreundfipeft, plur. Car. in nur im gemeinen Leben übe‘
, Kiberglimpflicher Ausdrackfur 568 härtere Seindfchaft. In Un⸗
freundſchaft gerathen, in ein Mißoerſtãudniß Sie gingen in
Unfreundſchaft aus einander. Pa
Unfreundfhaftlih, — er, — fe, adj. et adv. auch am bäus‘
> figfkenimgemeinen- Leben, nicht freundſchafllich, härtere Aus⸗
drucke zu vermeiden. 5
Unfrep, — er, —eſte, adj. et adv. der Gegenſatz von frey, nicht
% gentyunsrechte anderer nicht befrenet, wo es doch nur ju noch en»
germ Verſtaude von Prrfonen und liegenden Gründen gebraucht
leibeigen,eigenbebörig und ahdere Arten der Einfhränfung der”
" Frepen Gewalt über feine Verfon unter fi begreift. Unfreye
Bauergüter , deren Beſitzer durch den Befig derſelben Unfreye⸗
werden. ah
er Unfriede, des — ns, plur, can. der Gegenſatz von Sricde,-
ſo fern diefes Wort ghtes-VBernehmen,, Eintracht bedeuter, da
denn Unfriede für den Zuftand der Uneinigkeit,der Mifhelltgkeit,
des Sireites gebraucht wied. Da ik immer Zorn ‚Eifer,
; Wiserwärrigkeit,, Unfriede m ff. Sir. 40, 4: Wo ih ers
wa ein Unfall zuteüge und Unfriede würde, 2 Mace. 9, 24.
0
anvichte, / Ebr. ra; 15. Sprichw. Friede ernahret,/ Unfriede
verzehret! ——
lich. Unfriedlich mie einander laden. Dichts unfriedliches be⸗
ſorgen, ⸗Mace. 124. Daher die Unfriedlichkeie
Unfruchtbar —er — ſte adj, et’advi der Gegenſatz von’
fruchtbar, nicht fruchtbar, in deſſen ſämmtlichen Bedeutungen.
SEin unfruchtb aves Land, Sarai war unfruchtber, Mof.a ı,,
36. Eine unfruchtbare Materie, von welcher ſich nicht viek lehr⸗
reiches ſagen läßt. So auch die Unfruchtbarkeit. Bey dem Ott⸗
fried unbera, von hären, tragen; bey. den ſpätern Schriftſtelleru,
unbatig, unberent, unberhaftig, und für Unfsuchtbarfeit, Uns:
2. Berebäfti,.Mabiegin ER En
Der Unfug, des — es, plur. car, der Gegenſatz von Fug, doch
nur in einigen Bedentungen deffelben. 1.°Des Gegenſatz vongug,
Recht, Befuaniß; eine im Hochdentſchen neraliete Bedeutung. -
Etwas mit Unfug thun, behaupten, ohne Recht oder Grund
in Oberdentſchen = *Unbequemlichfeit zaine gleichfalls veraltere
Vedeutung. SER — *
Ihr habe bisher mit ewrm vnfug EN
Deſchir met wol mein land.ond Iewe, Theuerd. Rap, 237%;
3. Rummer, Sram, Unmurb/melthe gleichfalls nicht mehr gang⸗
bak iff. In diefem BerflandefommtUnfuöge,nohdiy Walther
von der Vogelweide vor. 4, "Unonfändigfeit, beydem Wins⸗
bed. Auch dirſe Bedeutung iſt veraltet, und man gebfancht Un⸗
* fag im Hocdentfchen, 5. nur noch von einem vnanfländigen Bes
tragen, von unbefugten Handlungen, berönders, fo fern fe mit Ge⸗
Ir Käufch verbunden find, wefich in dem Worte Sup die Begeiffeder
u Mohlaufiändigfeisiund des Rechtes zu ofreinigen feinen. Aller⸗
& Ieplinfug anfangen, Färm; Verwirrung, lichifertige Händek,
{ni Unfug reiben, Jemanden allen Unfug gefratten. Roren ſent en⸗
Unfug. Im Niederſ. Ungevoch Im Schwed. iſt Ofog Unrecht.
r 48. ug.) Im Ober deutſchen gebraucht man'cs auch ir Plural,
— der aber im Hochdeut ſchen unbelanut iR, : ;
U WB A Hu
«
frey, doch nur in deſſen zimspten engsch, Bedeutung ‚von dem Ei⸗
Daß nicht etwa’ eine bittere Wurzel aufwachſe und Unfriede
Unfeiedlich, er, — fr;adj. et adv. der Gegenſatz von feiche”
v * a rd *
2 < \ re
: ung —
Plural. viel unfreumdlichkeit gegen: jemanden blicken laſſen · Unfüglich, — w, — Re, adj. et adv, ber Gegenſatz von fügs
Er wurde mit- einer fiolzen Unfreundlichkeit abgewiefen.: Lich, nicht füglich , in deffen figürlichen Bedeutungen. Ein un:
fügliches Verlangen, welches nicht bewilliget werden kant Am’
bäufigften als ein Nebentwort. Das iſt unfüglich, iſt zu der Abſicht
ic geſchickt, den Umſtänden nicht gemäß. So auch die Unfüg:'
lichkeit
Unfugfam, ee) — fie, adj. erradv. 1.8 ber Gegenſatz
von fugſam, wo es im Oberdeutſchen für unfüglich gebraucht
wird. 2. Von fügen, jemanden zu Willen feyn,ift unfugfam;
abgeneigt, eines audern Verlangen oder Neigung in billigen Fäle
len zu erfüllen, wo es doch im Hochdeutſchen nur felten gebraucht
wird. Ein unfugſamer Menſch, fo wohl ein ungehorſamer,
‚nicht folgfamer; als auch ein uugefälliger. So auch die Un⸗
fugſamkeit.
dird. Unfreye Per onen iin Oegeufüge der fieyen, wehde auf” Unf uͤrdenk lich, Sundenklich
eine oder die andere Art dem Eig humsrechte dines andern unter- Unfurſichtig, S. Unvorfictig.- RER
worfen find ; da denn unfrey der allgemeine Ansdrud if, der das =wling, eine, fo wobl in der Deutſchen, als den damtt ver vandten
Sprachen, ſehr alte Ableitungsſylbe, welche au verſchirdene Wör⸗
te, geſetzet wird, Hauptwörtet daraus zu bilden, - Diefe Wörter:
d & J
1, Mennwötter, und ztödr, (1) Beyworter, deren Anzahl doch
die kleinfteift, wo ung thrils eine Gegend zu bezeichnen ſcheinet,
wie in Sceyung , von frey, eine befreyete Gegend, theils einen‘
Zuftand, wie Chenrung, von eheuer; thetls ein Ding, ein Indi⸗
viduum, wie Quittling, von quitt. Indeſſen können auch diefe?
und die ihnen Ähnlichen Worter diefer Att von den Zeitwörtern
freyen, theuren, quitten u. Ffaabſtammen. (2) Hauptwörter,
und bier begeichner fie, (a) Eine Gegend, einen Raum, Wal⸗
dung, eine urit Wald bewachſene Gegend; ßolzung, eine mit!
Holz bewachſene Gegend zůthungz ein zur Such beſtimmter
danm; Seldung, eine aus Feldern beſtehende Grgend ;- Stats’
lung, ein hie Seallen bebaueter Ort; die Maßkung, eine zur
Mark oder Flur gehörige Gegend; das bergmämmifehe Lofung;
ein leerer Raum, (Sr. Lofung.) (6) Ein Ding, Judividuum;
von welchem die erfte Hälfte der Infamntenfegunggefagt wird;-
Hörnung Maſtung, was Maft gibt; die Mimdung, nem‘
die ſes nicht von einem veralsesen Zeitworteimünden abfFummet zi
das Dberdeutiche Mebrung, ein Canal, welches aber auch die -
Ableitung von einem Zeitworte mehren teidet/ u.f.f.- >
2: Zcitwärter, uAd zwar deren Infinitiv, Abſtracta daraus zu
bilden, d.i. eire Handlung und den darin gigkündesen Zuſtand zu: _
bezeichutn, Der Wörter dieſer Art iſt eine große Menge, indeffen
laſſen ſich dach nicht von allen Zeitwörtern ſolche Hauptwörter
auf ung diden. Sie Abkürzung Anderung, Yifeheung, Anz _
führung Bandigung, Befeſtigung, Befreyung, Begnadi—
sung, Bekräftigung, Belohnung, Bemäntelung, Beſtellung,
Beßrafung, Entſchuldigumg, Erziehung, SEroberung, Sande
Yung, Rrönung, Prüfung, Salbung, Warnung u fi fi von:
abfuivsen, ändern , ahfechten, anführen, bändigen uf. f;
Es wird in ſolchen Fällen mir die eigenthumliche Sylbe des Inf
nit ſos en oder n wegge vorfen, und dafür ung angehäfiget. Einige⸗
wenige baben och einige andere Veränderungen erlitten; wie
Nahrung von näbren, oder vielmehr von einem veralteren Feit⸗
worte nühren, ſSandlung für zandelung, Lohnung von Tohe:
nen. Der Sprung gehdret nicht hierber, zumahl da v3, wider
die Natur aller die ſer Wörter, männfihen Geſchlechtes iß
Die nãchſte und eigentliche Bedeutung dieſer von Zeitwörtern
"gebildeten Hauptworter ift die Handlung des Zeitwortes, als ein
Jadibiduum zu bezeichnen, Es ſcheinet aber, daß dieſe Bedeu⸗
lung wiederum eine Figur der Bedeſtung eines Dinges, eines
Sudivtdii iſt, welche noch. in vielen Wörtern die ſer Ars die herr⸗
fhendeit.-
277 Ham
F
—
*
“\
851 RR — Un 8 ”
Anm. Ale diefe nit ung zufammen gefeste Worter find weiß:
lichen Gefchlechtes; denn der Sprung gehöres, wie ſchon bemer⸗
Fee worden, nicht hierher, _ ET MR
Dieſe Ableitangsfolbe ung ift mit der Solbe ing ſehr nahe
verwandt, und allem Anfehen nach von derfelben nur in der Mund⸗
art verfchieden. Daher werden —ing und —ung noch jegt in
einigen Mundarten häufig verwechfelt, Was die Böttcher in.cinis -
gen Öegenden die Bimmung nennen, beißt in andern-die Kim:
ming. Die Tabrung heißt im Dünifchen Näring. Doc) findet
ſich in den Ableitungen von Zeitwörtern die Forin ing nur felten,
am häuftgiten ung, dagegen Nenniwörter eben fo oft ing, als ung
an ſich nehmen,
welche Ableitungsſylben gleichfalls mit dieſer verwandt zu feun
ſcheinen, indem der Naſelaut oft nur ein bloßer müßiger Begleiter
der Gaumenlaute iſt. RE
Ungangbar, —er, —fe, adj. etadv. nicht gangbar, 1. Was
nicht im-Gangeift, Ungangbare Minze, welche nicht im Han-
del und Wandelumgebet. Ungangbare Worte, ungewöhnfiche,
welche nicht in dem gemeinen Sprachgebraude im Gange find.
2.Wo man nicht gehen fann, Ein ungangbarer Weg, welches
aber auch 3.einen Weg bedeuten kann, wo nicht viel gegangen wird,
So auch die Ungangbarfeit. HR -
Unganz / adj. etady. ein nur in einigen Fällen des gemeinen Les
bens übliches Wort für nicht ganz. So nennen die Schöfer dag
Eiſen unganz, wenn es kleine Riſſe hat, und nicht gut zuſammen
bängt.
Yngern, —s, der eigenthümliche Nahme eines zu benden Seiten
der Donau in Oſten Deutfchlandes gelegenen Landes, welches feir
nen Rabmen von denzunnen haben foll,daher es nach dem Muſter
‚des Lat. Hungaria, von einigen auch zungarn gefhrieben und
gefprochen wird, obgleich die Schreibart ohne h jetzt die gewöhn⸗
Kichfke itf. Daher der Ungar,des —n, plur. bie—n, Fämin,,
die Ungavinn, ein Individuum derjenigen Natiön, welche diefes
Land jest in Vefig bat. Ungarifch, aus diefem Lande her, in
demfelben gegründet. Das Ungarische Waſſer oder Schlagwaf-
fer, welches aus Roß marinblüthen und Weingeiſt deſtillieret wird,
und von einer Königinn von Ungarn, Nahmens Eliſabeth, erfun⸗
den feyiogell, die damit ihr Leben auf 32 Jahr gebracht bat, wel⸗
ches denß wohl Carl Hoberts Gemahlinn und Ludwigs I Mutter
gewefen ſeyn muß. Ungarifches Leder, alaungares Leder, welches
auf Ungarifche Art gar gemacht wird. Die ungarifche Krankheit.
©. Siefieber: ar
Ungeachtet, —er, — fe; adj, et adv. nicht geachtet. 1. Eine, ,
ungeächtete Waare, welche nicht geachtet, nicht gefchäßer wird,
Kin Ungeachteter wird auffommen, welchem die Ehre des
Königreichs nicht bedacht war, Dan. 11,21,
> 2, Sehr häufig wird diefes Mittelwort als eine Partikel ge⸗
braucht, von achten, in Erwägung ziehen, da fie denn fo viel be—
‚deutet, als folches nichtin Betrachtung gezogen, Feine Rückſicht
darauf genommen, und Auf doppelte Art gebraucht wird: So wohl
nit einem Hauptivorte, welches alsdann in der zweyten Endung -
‚ficher. Ungeachtet des übeln Wetters ging die Neife dennoch
vor fi, d. j. ob es gleich übles Wetter war. Ungeachtet ſeiner
Seſchiek lichkeit, iſt er doch übergangen worden. In den mei⸗
ſten Fällen iſt es dem Wohlklange gemäßer, diefe Partikel dem
Neunworte nachtteten zu laffen.
‚Deines Alters ungeachtet, wirſt du der Strafe nicht entgehen.
Welches beſonders von Fürmwörtern gilt, welche allemahl voran
ſtehen. Deſſen ungeachtet; alles deſſen ungeachtet. Im Ober⸗
dentſchen wird ſie häufig auch mit der dritten Endung verbunden,
feinem Fleiße ungeachtet ; welches auch wohl einige Sochdeutſche
nachabmen, befonders mit dem Fürworte, dem oder dieſem unge:
Pr
Siehe Ing, ingleichen — Ich und — Ip,
Seines Lleißes ungeachtet.
demungeachtet, demun rachtet oder wohl gar demohnerachtet.
Die dritte Endung iſt in diefem Falle einmahl im Hochdeurfchen
fremd und ungeiwößnti, ygies ſi Fein Grund vorhanden, ungez
acpter gerade mit dem Füriorte in der eitten Enbung, in andern
Fällen aber mitder zwehten zu gebrauchen. Der Einwurf, welchen
irgendwo jemand gemacht bat, dieſes alles ungeachtet klänge doch
nicht, beweifet nichts, Der Übelffangrühret bier theils von dee --
- siwepmahligen Endfpfbe e8, theilg daher, weil nichr deutlich wich, .
ob diefes alles nicht die vierte Endung iff, Am ſicherſten wich,
der Übelflang durch Veränderung des Fürwortes —— —*
les deſſen ungeachtet, iſt doch wohl eben das, als dieſes alles uns
geachtet. EN Ba
Die zwente Art, diefe Partikel zu gebrauchen, iſt mit dem In⸗
dientiv.des Zeitwortes, da es denn die völlige Befkalteir.eg Bindes
wortes annimmt, amd für obgleich Reber, _ Es macht, daß inden
zuſam men gefeßtenZeiten das Hülfswort hinter das Zeitwort tritt.
Pa 2
$ * rn
*
——
Ei 852 {
nn B
j
achtet, welche andere noch tn sefchichtee als Ein Wort ehreiben,
-
R =
Kr that es doch, ungeachtet ich es ihm verbotben hatte. Zur
neft du noch,
Das Fonnte eu nicht, ungeachtet er fo groß ih, Die Wortfüs
— dem ee daß?! ungeachtet, saß er folch vorha⸗
en fo. oft geändert harte, 3 Macc, 5, 39, if im deutfchen
ungewöhnlich. BR a : " 4 * Br
Im Oberdeutſchen, wo un noch fo.oft ohn lautet, wird diefe
Partikel ſehr Häufig ohngeachtet gefchrieben und gefprochen, wels
ches ſich auch noch ben vielen Hochdeutfehen erhalten hat, aber von
Schriftſtellern, welche auf die Reinigkeit und den Wohlklang der
Sprache aufmerkſam find, billig vermieden wird. Ungeachtet iſt
von dem Mittelworte des Zeitwortes achten, fo fern esin Erwäs :
gung, in Betrachtung ziehen, bedeutet; erachten hat eine andere
; Bedeutung, welche bier nicht ſo ſchicklich ift Es if daher nicht fo
richtig, wenn mandennerachter oder wohl gar obnerachter dem
ungeachtet vorziehen, welches fich leicht begreifen läffer, wennmean.
die Bedentungen bender Zeitwörter mit einander vergleicht, Im
‚Dberdeutfchen bat man mehrere ähnliche Ansdrücte, welde da-
Felbſt ſtatt diefer Vartifel und auf eben diefelbeXrr gebraucht wer«
‚den; 4.3. obngebindert, obnz oder unerwogen, unangefeben,
unermeffen u. fi fi weiche aber im Hochdeutfchen ins geſammt
frenid ſind. —
Ungeahndet, adj. et adv. nicht geahndet ,-d.i. nicht beſtraft.
Etwas ungeahnder hingehen laffen. Es iſt ihm ungeabndek
hingegangen, iſt richtan ihm geahndet worden. ih unge ahn⸗
detes verſehen. Schon bey dem Notker ungeahndot, !
Die Ungebörde, plur. die— u, ein im Hochdentfchen felten
gervordenes Mort, eine widerwärtige, unanfändige, übel lafe
fende@rberde fr bezeichnen. Dastroug ich fo das min unge-
berdefach luitzel jeman ReinmarderAlte, wo es doch figürs
veraltetifl, \
Schaw wie fürwig hüpfe bin umd bee
Und bat mancherley ungeper, Er
Hans She, :
lich Sram, Verdruß, dezeichner, weiche Bedeutung jegt völlig
Ungeberdig, —er, — fr, adj. et adv. übel Taffende, der
.Wohlanftändigfeir zuwider laufende Beberden machend, befonderg
fo fern felbige ans Zorn, Verdruß u. ff, becrühren. ich unge:
‚berdigfieilen.. Aber fle möthigen ihn, big daß er id unge
bertig fiellere, 2 Aön, 2, 17. Dieliche Heller fich nicht unge .
berdig, ı Cor, 13, 5; du welchen biblifchen Stellen es doch auf
eine jest. veraltete Art für ’zornig, unmillig überhaupt ges
braucht wird.
felten vor,
ungexchtet ich es dir fchon abgebethen babe! ER,
*
Das Abſtractum die Ungeberdigkeir, fommt
«
RL?
3
En
; Ang: : „—er, fe, adj. et — richt gebräuchlich.
er —— Worte. Eine Tracht, welche ſchon lange uns
gebräuchlich if. ‚So auch die Ungebräuchlichkeit, A
Die Ungebühr, plar. Ani Are von Gebühr, doch nur,
; fo fern diefes Bir im weitefien Verftande ehevem. alfes beteus
dere, was ſich gebühret, fich ſchickt, was den Gefegen, der Bil⸗
N Higfeit, den Umftänden und der guten Sitten gemäß iſt, da denn
5 deſſen Gegenſatz bezeichnet. Kine Ungebühr bege:
‘hen. Kine Ungebühr begebven, etwas, dus ſich nit gebühret,—
Gh nicht bewilligen läſſet. x u einer — beſchuldigt
worden. j
Was Boſes man uns thut mir andern Böfeh rächen,
"Halt Ariftoteles gav nicht für Ungebtihr, Dpis.
Da es denn auch wohl-als ein Abdfiraerum.vom den Zuftande ges
* braucht wird, da erwas ungebührlich if, für Ungebührlichkeit.
* Der Sachen Ungebühr.vorfiellen. In allen dieſen Fällen wird
es im Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht, wo es nur noch in eini⸗
gen einzelnen KH. a wird. Semansen mit Ungebuhr bes
gegnen, aufeineungebü
bübrin Geftalt eines Nebenwortes üblich. Erwas zur Ungebühr
vergrößern, auf eine ungebübhrliche Art, mehr, als ſich gebührer,.
Semanden zur Ungebibr Toben, mehr ,-als er verdienet und
-als ſich geziemet. Etwas zur Ungebühr"veracpten. Zur Un:
gebühr mit etwas groß thun.
3 2 Urgebübrend, —er, fit, adj. et adr. fich nicht gebührend,
wie ungebührlich ; eines von den fehr wenigen Mittelwörtern der
gegenwärrigen Zeit, welche das un vor fich Teiden. Lin ungebüh⸗
rendes Betvagen, Semanden ungebübrend begegnen.
Ungebührligy, —er, —ie, adj. et ady, wie das vorige, und
als der Gegerfag von-gebührlich, dem Rechte, der Billigfeit,» den
- Umftänden, den guten Sitten nicht gemäß. Bin ungebübrliches
Betragen
ungebührlid anmirgehandelt. Daber dietingebuhrlichkeit,
wofur im Oberdeutſchen auch das und die Ungeb ü hrniz oblich iſt.
Die Ungebührniß diefes Unternehmens.
— — —er, — ſte, adj. et adv. wicht gebunden,
. Eigentlich, " Ungebundene Bücher, rohe. 2. Fighrlich.
* Die ungebundene Rede, die ungebundene Schreibart, die
proſoiſche, im: Gegenſatze der gebundenen oder portiſchen.
(2) Im firtlichen Verſtande ift ungebunden, ſich an feine Ein«
[Hränkung der Geſetze und guten Sitten bindend, Eis; ungebuns
denesLeben, ein ausſchweifendes, zügelloſes. Ungebun ene
Begierden. In einem etwas audern Verflande ift ungebunden
oft, durch Feine Eiuſchränkung gebunden, d.i. gehindert. Koch
“ungebunden jeyn, Daher die Ungebundenheit, welches doch
nur in diefem zweyten figürlishen Verſtande üblich iſt, und auch
wohl im Eonereto und mit dem Plural, von Ausfchweifwrgen ,-
zůgelloſen ————— unenfländigen Handlungen gedraucht
wird.
Ungedrungen, —er, —ſie, adj. et adv. nicht gedrungen, wo
es befonderszumeisen für ungeszwungen gebraucht wird, Etwas
ungedrungen thun, freywillig, ohne daß man dazu gedrungen
wird. Ju welchem Falle denn au) wohl das — die Un⸗
gedrungenheit gebraucht wird.
Die Ungeduld, plur. car. der Gegenſatz der Geduld, fo fern Pr
die tugendhafte Mäßigung des Widertwillens im Leiden bezeichnet,
da denn Ungesuld den Mangel der Mößigung, oder unmäßigen
Unwillen im Leiden, und deffen Fertigkeit bezeichnet. Etwas aus
ungeduld thun. Auch zuweilen nur Unwillen über langes War:
ten, ıhärige Abneigung fich zu gedulden, als der Gegenſatz von
Geduld. 1. Dolly Ungeduld feyn. "Bey dem Ottfried nur
‚Unthulti,.
iche Art. Am hänfigften ift zur Unge:
Jemanden ungebührlich Beyegnen.: Ei’bat ſehr
— —
Al, g 854
Ungesuldig; —er, ER adj.iet adv. Ungeduld verrathend,
und darin gegründet, in beyden Bedeutungen des vorigen. Man
if oder wird: ungeduldig, wenn man feine Umluft oder feinen Uns
willen über langes Warten oder Harzen an den Tag legt, Kin
ungebuldiger Menſch, welcher nicht gern Lange harret, auch
nicht lange an einem Orte Goduld hat. Im engern Verfiande ift
ungeduldig, Unluſt oder Unwillen über unangenehme Empfinduns
gen an den Sag legend, amd darin gegründet. Ungeduldig im Lei⸗
den ſeyn. Daher die Ungeduldigkeit, der Zufiand, da mamunges
duldigift, fo wie Ungeduld zunächft den ausbrechenden Unwilen
ſelbſt bezeichnet, ı Bey dem Ottfried undulti,
Ungeehrt — er, — eſte, adj, et adv, nicht geehrt,
feyn, Ein ungeehreer Mann.
Ungefähr, adj, etadv. welches befonders in einer dreyfachen Be⸗
deutung gebraucht wırd.
vu Dis man nicht wahr genommen, mas unnerhäntheb ift und
geſchiehet. Ein ungefährer Tod, ein-unvermutheter. -Die\
ungefähre Ankunft eines Sreundes, die unerwartete, undermu⸗
there. Ein ungefäbrer Zufall, Doc diefe Bedeutung iſt im
Hochdeniſchen veraltet ,'ob fie glei) noch in einigen Provinzen
gangbar ifk,
- 1, Imengerer, Bedeutung» nennet man eine Begebeibeit unge⸗
fahr, wenn uns ihre Urſachen unbekannt find, zufällig, daher
wir fie auch nicht vermuthen können, da es denn in noch engerer
Bedeutung oft dem vorſetzlich entgegen geſetzet iſt. Ein unge⸗
fahrer Stoß/ ſo wohl, ver ohne Vorſatz geſchichet, als auch, deſ⸗
fen Urſachen uns unbekaunt find,dahrr wir uns nicht davor binhen
lönnen. Ein ungefährer Sal) Am häufigſten als ein Neben⸗
wort für zufalliger Weiſe. Es begab ſich obngefär, (uuugefähr)
daß ein Prieſter diefelbige Straße binsog, Luc. vo,rgı, Got
har ihn laſſen ohngefär in ſeine gande fallen, 2 Mofa ——
Wenn er ihn ohn gefär foßet, 4 Mof, 35, 22," Er Fam unge:
fahr dazu. Wenn es fi ungefähr zutragen ſollte. Wo man -
doch im Hochdeutfchen noch gern das von beyfufügen pflegt. Ich
ſahe ihn von ungefähr; von’ ungefähr erblickte ich ihn.
Er vedete als von ungefähr und * Abſicht mis ihm
davon.
ungeehrt
Bis der Gaſt von ungefähe
über fih was Sremdes fiehet, Lichtw.
Da denn auch; das Ungefahr bäufig als ein Hauptwort gebraucht
wird, doch ohne Plural, fo wohl eine ungefäbre Begebeirheit zu be⸗
zeichnen, es war ein Ungefaͤhr; als auch dasjenigetunbtfannte
Weſen, von welchem nach der Philoſophie des geoßen Haufens die
zufälligen Begebenheiten, d. i. die deren Urſachen uns unbekannt
ſind abhãngen follen, und welches auch wohl der blinde Zufall,
das: Schick ſal genannt wird,
Durchs liebe Ungefähr, das manches Glücksſtern if,
Michael. der Dichter.
3. Endlich) wird diefes Mori oft dem genan beſt immt eritgegen
gefcßet, und da bedeutet es etwas, das nicht genau beffimme iſt;
beynahe. Die ungefähre Weite nehmen. Am hanfigſten auch
hier als ein Rebenwort. Es waren ungeführ ſieben Ellen, nicht
genau, etwas darüber oder darnnter. Es iſt ungefähr vierzehn
Tage her. Wir warteten ungefähr eine Stunde. Ungefähr
ſechzehn Groſchen. Etwas nur ungefähr meſſen, ohne das
Maß auf das genaueſte zu beſtimmen.
So groß, als ungefahr mein Daumen, Weiße.
Daswur es ungefahr, was ich fagen wollte... Die Lebhaftig⸗
keit des Geſſtes iſt in der Seele ungefähr das, was die Ge—
ſchwindigkeit i in dev Bewegung eines Borpersifl, Etwas nur
ungefähr wifien, nur obenhlu, nicht genam,
See. - * Anm.
“Kam. Die erſte Sylbe iſt die Vor ſylbe un welche zu Ober⸗
deuiſchen gern in ein ohn gedehnet wird, daher auch dieſes Wort
Llbſt noch von Dielen Hochdeutſchen ohngefar geſchrieben und
deſprochen wird, welches doch der Analogie der übrigen mit un zu⸗
ſemmen geſetzten Wörzer zuwider iſt das einige Ohnmacht / eawe
‚ausgenommen, Die zweyte Hälfte iſt das alte gefahr, welches für
gewahr.gebrauchtiuucede, oder vielmahr aus diefem letztern gebil⸗
) det ift,. fo. daß ungefähr eigentlich anwahrgenommen ‚bedeutet:
Zu erfabsen iſt dieſes w gleichfalls indas nade verwandte f über»
"gegangen, Hieraus erhellet zugleich, die Nothwendigkeit, dieſes
MB ort in der legten Sylbe mit einem-h zu ſchteiben. Gefgr.für
boſer Vorfag, kommt noch in dem Theuerdanle vor, eg
Es ift warlich nicht Mit gefer > wi
Geſchehen, das ich wider aus —
Den ſcheff bin gangen beim zu Balıs.
Ich bett vergeffen ein groß fach. Kap. 43. °
Wo es aber auch unfer heutiges Gefährde ſeyn kann, welches
nicht hierher, ſondern zu Gefahr gehsret. Ungefähr laute: bey
den ältern Oberd. Schriftſtellern auch on geferd, ungefer—
lich, angefer. Die Liederdeutfchen gebrauchen daf ür in der zwey⸗
zen Bedeutung ungeſchicht, van Ungefhichr, van Wahnſchich⸗
ten, indem Unſchicht und Wahnſchicht auch als Haupswörter,
das Ungefähr, den Zufall bedeuten; in der dritten Bedeutung
aber hente, henter, hinzu, es iſt hente acht, ungefähr acht.
Angefallig, — er, — fie, adj. et adv, der Degenfas von ®
gefäflig. «2; Keinen Gefallen erweckend, don-Saden,. Ein
Gott. ungefälliges verhalten. Das it mir,ungefällig. Miß⸗
fällig fagt etwas mehr. 2. Abgeneigt, andern einen Gefallen zu
erweiſen, und,darin gegründet. Du biñ ein fehr ungefalliges
Geſchöpf. ‚Lin ungefälliges Betragen. Daber die Ungefälligs
keit, doch nur in der. zwepten Bedentung.
Mingefärbt, adj. et. adv. nicht gefarbt, d.5. entweder weiß, oder
‚hoch mit fäner natürlichen: Farbe verfehen, Figutlich iſt unge:
färbt zuweilen ſo viel,.als unverfichlt, ungebeuchelt, Die un ge⸗
‚färbte Liebe,2 Cor. 6,6. Bin ungefärbter Glaube, 2 Zim.ı,
5; in welchem Berflande gefärbt nicht üblich iſt.
AUntegeſſen adj. et adv. ». Nichrgegeffen; in welcher eigentli⸗
‚hen Bedentuug es doch nicht leicht gebraucht wird, Ohne ge⸗
geſſen zu haben, doch nur als ein Rebenwort; eine Brentung,
welche beyden Mistelwörteru der vergangenen Zeit mit der Vor:
iolbe un auch nicht ſehr gewöhnlich ift. Ungegeffen zu Berte ges
ihen, Die Latein. impranlus nd incoenatus werden in eben
demſelben Verſtande gebraucht.
Ungegründet, — er, — ſte, adj. et adv. der Gegeuſatzz von ges
gerundet, beſonders in deſſen Kaürlichen Bedeutung, auf feinem
guten Brunde berubend,, ‚der Wahrheit, ber Sache nicht gemäß,
als ein glimpflicher Ausdrud für das härtere geundlos. Kin uns
gegründetes Vorgeben. Sich eine ungegeündere Hoffnung
marhen. Die Warhricht if ————
Ungehab, ©. Gehab.
Ungehalten, —.er, fe, adj. 3 adv, x. Kid gehalten, in }
den eigentlichen Bedeutungen des Activi halten, und ohne Coni⸗
‚paration, ob es gleich in dieſer Bedeutung weunis gebraucht
‚wird,
äußere Handlungen an den Tag tegend, wo es mit unwillig und
verdr üßlich ziemlich gleichbedeutend iſt über etwas ungehalten
werden. Der perſönliche Beaenfand. befommt.auch das Vor⸗
wort auf. Auf jem anden ungehalten feyn,werden. Werden fie
nur nicht ungebalten aufmich. Es iſt hier als ein Rebenwort
am üblichſten, feltener ol ein Beywort. Lin ungehaltener
Menſch, auch wahl im weitern Berftande, der unfähig.ift, feinen
Es blieb ungebaken, und mußte alfo wobl: fallen.
2, Figürlich iſt ungehalten, feinen Unwilen durch Worte und
\ e F N Ang
‚Hinmwillen niße Surd; äußere Merkmahle ——— nenn
Gegenſatz gehalten iſt zwar in dieſer Bedeutung nicht gangbar,
deſſen ift ungebalten doc) ohne Zweifel von der Bedeutung de
Seitwortesentlehnet, da es an ſich halten, ſich ——
deutet, feine Empfindungen undGedaı ‚nicht ausbrechen laſſen
er konnte ſich nicht mehr halten, nicht mehr an ſich halten.
Ungeheißen adj. er adv. nicht geheißen, durch fein Geheiß be-
fohlen. Ein ungeheißenes Betragen. Noch mehr, alsein Res
beuwort. Etwas ungeheifen thun ohne einen Geheiß Kan bes
kommen zu haben.
Ungeh euchele, — er, — eſte adj.et adv. der Grheufaf, von
rende Eine ungeheuchelte Treue. Ein ungeheuchelter
Geboriam. Ungeheuchelt die Wahrheit fagen.
AUngeheuer, — er, — fie, adj.etadv, der Gegenſetz vom dem
‚im Hochdeutſchen veralteten geheuer, ſo fern es befonders grıges
nehm, ſanftmüthig, zahm u. ff, bedeutete, Ungeheuer wied
ett im Hochdeutfchen nech am hãufigſten von Dingen gebtaucht,
swelche wegen ihrer Menge, Größe und Intenfion Furcht, Schre
*
CE⸗
den und Erftaunen erwecken. Das ungeheure Meer, Der un:
«gebeure Raum des Simmels, Ungeheuer groß, viel, fehr. Ein
‚ungebeuver oder ungeheuer größer Berg. - Ein ungeheurer
Menſch der außerordeutlich grag iſt. ungeheure Schmerzen
‚empfinden, ungewöhnlich heftige. Ungeheure Thiere und, vo—
‚gel, Jer. 50, 39 ; wenu es anders dafeldft nicht in der veralteren
-Bedeutung für wild, furchtbar überhaupt gebraucht wird. Lie
‚ungeheure Lüge, außerordentlich große, , Ungeheuer laufen,
‚zugerordentlich ſchnell, im gemeinen Leben, Figürlich wird.es,
doch am häufigften nur im gemeinen Beben, nod für. wild, uubäns
dig, ſcheußlich gebraucht. Pin ungeheurer Menſch, ein unbäns
diger. Riederſ. unge hür. Ebedem. bedentetees auch häufig uns
glücklich, widerwärtig, widrig, als der Gegenfag von gebruer,
‚angenehm.
Apoſt. 28,6. Da deun Ungeheuer uud „Ungrbeuvigfeis Ya
‚auch wohl für Unglüd gebraucht wurde,
Das im khein Leyd noch Vngehewr
Durch mein Anſchlag geet zu handen, —— 53%
- Dem mag nichts übels oder ongeburigfeit zugefügt werden,
Gartender Gefundb..r) 2499. S. Geheuer. i
Das Ungeheuer. des —s, plur. ut nem. fing..von dem vori⸗
gen Bey und Nebenworte. 1, Ein Dina, welches wegen, ſeiner
Größe Fur cht nud Eutſetzen verurſacht, in welchem Verſtaude
man ſehr große und ungewöhnliche Thiere, einen ungewöhnlich
großen Menſchen u. ſ. f. Ungeheuer zu neunen pflegt. Der Ne
venbegriff der Furcht und des Enıfrgens if Dear Hauprworte no i
wefentlicher, als dem.vorigen Beyworte, daber man Dinge, iv
he wegen ihrer Größe nur Bewunderung erweden, 3. D. bie, Him⸗
- „meldtörper, nicht Ungeheuer nennen Papa. 2. Ein Ding, heſon ⸗
ders ein lebendiges Geſchöpf, welche? wegen feiner Ungeflaltbeit,
— Mildbeit, Grauſamkeit, und von Menſchen auch wegen des vᷣd⸗
ſen Grades laſterhafter Beſchaffenheit, Ekel, Abſcheu / Furcht und
Entſetzen erwecket. So neunt man eine Mißgeburt, welche we⸗
— mit einem Menſchen hat, ein Ungeheuer. Nero,
Aaligula, Damien, waren —— wegen ibter Laſter und J
Verbrechen.
Ungehindert, —er, „Er, adj. "et adv. ohne gehindert zu
werden. Etwas ungebindert, thun.
‚Sertarbeiten, Im Sber deutſ hen und den Hochdeutſchen Kanzel⸗
leyen wird es hãufig als eine Partikel für ungeachter gebraucht,
und alsdaun fo, wie diefe, mit der zweyten Endung verbunden. —
Ungehinderteſeiner Wachfamkeit, oder feiner Wachfamfeit un:
gehindert, ward er doch überfallen, ungeachtet. Wofür andere
auch wohl ohnverhindert — gebrauchen.
Unge⸗
Es ſoll euch nichts ungeheures widerfahren,
‚Hier kannſt du ungehin⸗
Ban
ung
— zig, nicht gehörig, ‘1. Das it dazu ungehörig, gehöret nicht
2 Dazu Mu) in weiserer Bedeutung, obgleich nur felten, für us
A erlaubt; ungiemlich, in welchem Berftande es mehrmahls bey
dem Hpis vorfommt Ein ungehoriges Verhalten. 2. In
. Iens dem befbörig entgegen geſetzt. Lin ungeböriges Gut.
(9. Hofbörig) So auch die Ungeberigkeie, welhes Haupt
2 Sort ndeſſen noch ſeltener vorfonmt, als das Bey » und Ne⸗
enwort. i ih R
\ Ungehort‘ am, —er, — fie, adj, etadv. nicht geborfam, thätig
abgeneigt, fein Berbelten.nach den Befehlen eines andern, beſon⸗
ders eines Obern zu beftimmen, und darin gegründet, Ungehor⸗
fan feyn, einem ungeborfam feyn. Imgehorfame Untertha⸗
» nen, Binder, Schüler u.f.f. Ein Ungehorfamer. Bey dent
Kero unkoriam, RE
Der Ungeborfam, des — es, plur. car. der Gegenfag von Ge:
borfam, die thãtige Abneigung, fein Verhalten nach den Befehlen
eines Dbern nicht zu befimmen, verpflichtende Vorfcheiften vor
ſetztich gu übertreten, In der Schweiz die Ungehorfame, und
fon bey dem KeroÖnkorlamy. —
- Ungeiftlid), — er, — ſte, adj. et aav. ein nur in der tbeolegiſchen
Schreibart übliches Wort, Fertigkeit beſitzend, ſich nach ſiunlichen
Eindrüden zum Nachtheile des Geiftes, d.i. vernünftiger Vorſtel⸗
Aungen zu beſtimmen, und darin gegründet, ſinnlich und zuweis
len auch laſterhaft. Den Ungeiſtlichen it das Gefeg gegeben,
2 Tim, ı,9, ungeiſtliche Sabeln, Kap. 4,.7. Ungeiftliches
‚Gefhwäg, 2 Sim. 2,16. So auch die Ungeiſtlichk eit. Geift:
lich in dem Begenjagediefer Bedeutung kommt nur einige Mahl
inn der Deutſchen Bibel vor, iſt aber außerdem veraltet. -
Das Uingeld, des— es, plur. doch nur von mehreren Summen,
die — er, ein altes aber jege nur noch in einigen Provinzen "üblie
ches Wort, eine Abgabe oder Accife von dein Gerränfe zu -bezeiche
neit, wo-esianrbänfigften ban demjenigen Getränfe gegeben wird,
‚welches einzeln verfauft und verfchenkt wird, obaleich An manchen
Drien auch diejenige Abgabe, welche von dem Getränke in ganzen
Fiäffern entrichtet wird, diefen R-hmen führet. In einigen Pro⸗
vinzen ift es auch eine Abgabe, weiche von manchen, vielleicht nur
naſſen Waaren, nah Schiffs: und Wagenlaften entrichtet, und
von dein afgemeinern Zolle noch unterſchiede wirdz ja es ſcheint,
‚dag ehedem, ivenigftens in manchen Gegenden, Ungeld, ine jede
Auflage und Abgabe, befonders in den Städten beeichnet Habe,
Anden es in dem mittleren Lateine fo oft durch tributum erkkaret
wird.; Ungelta veltributum.,
Umgeld, Umbgelb, Omgelt gefchrieben und geſprochen, welche
letztere Schreibart Wachtern, Friſchen und viele andere bewoger
Hat, die erſte Sylbe von Ohm, Abm abzuleiten, und diefes Wort
durch eine Abgabe zu erflären, welche von dem Getränfe nach der
ik VOhme entrichtet wird, in welchem Falle mandenn freylich Ohm⸗
geld ſchreiden und fprechen müßte, Allein , diefe Ableitung ver
— lieret ihre Wahrſcheinlichkeit, wenn man ſiehet, daß diefes Wort
in den mittleren Zeiten, fo oft und häufig von einer jeden Abgabe
gebraucht, und dabey auch weit häufiger Ungeld, alsliprtgeld oder
Whmgeld, geſchrieben wird, weiche Tegtere Schreibart entweder
ein Provinzialfeblec ift, ober aus einerworaus.gefenten irrigen Abs
leitur· a entſtanden fenn konn. — die eigentliche Bedeu⸗
tung der Part kel un bier fo gar deutlich noch nicht. So fern dieſes
J Wort ehedem auch die Schagung in den Städten bedeutete, erfläe
et Friſth es durch Umgeld / weil eine ſolche Schatzung die Reihe
herum, vou Haus zu Haufe gegeben wurde; welcher Ableitung,
außer deu unnatürlichen Zwange, auch die weit ältere und häufi ⸗
gere Schreibart Ungeld eutgegennſtehet. Es ſcheinet daher die Ab⸗
*
— untehorig / ⸗ er, —fe, adj. et adv. bee Gegenſatz von gehö⸗
engerer Bedeutung iſt ungehorig in einigen Gegenden Weſtpha-⸗
Anm. Diefes Wort murde ebedem und noch jetzt häufig auch⸗
—
„Ang 858
keitung, welche f don Gaſſar in Annal. Augsb. beym Vienfen
Script, Saxon. Th. 1.©, 1509 davon gegeben, die wabrfchein,
lichſte zu feyırTribufa feu colleciae, quas plebs [uo idia-
male Vngeltam,hoceltindebitum appellare confve-
‚wit, Delingulistam negociationum mercibus, qua
de potionum frumentorumque generibus etc. Noch
—— es in der Synode zu Aſchaffenburg 1292 in Harze
heims Concil. Th.4. S. 25: Novas etiam exactiones,
quae vulgo.Ungelt dicuntur, nulla civitatum inftituat.
Bir Teste Hälfte Geldt iſt bier nicht fo wohl unſer beutiges Gelb,
pecunia, als vielmedrdas alte Belt, eine ſchuldige Abgabe, bes
fonders eine Geldſtrafe, von gelten in der veralteten Bedeutung,
zu. thun oder zu zahlen ſchuldig ſeyn. Ungeld, oder vielleicht
‚ „eichtiger Lingelt, würde alfo eine Abgabe bezeichnen/ zu welcher
man nicht verpflichtet iſt, Tutz, eine freywillige Geldgabe, Ec
iſt aus den mittlern Seiten befannt, daß, bey den ehemahligen
eingeföhränften Hoheitsrechten der Landesherren, faſt alle Ab⸗
gaben· nur bittweiſe gefordert, und freywillig entrichtet wur—
den, ‚welche Freywilligfeie oft ſelbſt durch die Rahmen derſel⸗
ben aufbehalten wurde; 4.8. Bethe, Riederſ. Bede Preca-
riae u. ſ. f. Ungelt bedeutet alſo am waͤhrſcheinlichſten eigente
LU eine jede freywillige Äbgabe, und kommt darin mit tin=
pflicht überein, welches. im ähnlichen VBerrtande gebraucht
wurde, (S.daffelde,) Jin Schwed. find-Omgelder, Antoftey,
welches Ihre als eine buchſtäbliche Überfegung des Lat. Im.
penfae anfiehet, wo aber Om au ine intenfive Behentung
haben Fann „wie in unferm Tinfoften , weiche Bedeutung fi
denn allenfalls, auch auf unfer. Ungeld anwenden ließe. Die
Niederſachſen haben diefes Ungeld auch, aber außer dent ift bey
Ahnen auch Ingeld, Sing, Intereffe , welches aber fo viel als
Eingeld, Einkünfte zu bezeichnen, feheinet. Im Schwer, ift om-
‚geläa, eine Geldſtrafe bezahlen, welches Ihre duch und-
‚gelda, #utgelten,, erflärer. Übrigens ift von unferm Ungels
_ in einigen Oberdeutſchen Gegenden, dev Ungelder oder Un—
"elter , eine verpflichtete Perfon, welche das Ungeld einnimmt,
and verungelden oder serungelten, das Ungeld von etwas
‚entrichten. | Eee s
Ungelegen, —er,— ffe, adj. etadv. der Gegenfag von gele⸗
R gen. 1, Nicht wobl gelegen, unbequem, oder entfernt liegend.
Die Anfurt wer zu wintern ungelegen, Apofl. 27,22. Dee
‚Der if für ung zuungelegen. 2. Unfeter Beguemirhkeit, unfes
rer anne nicht gemäß, befonders von der Zeit. Es iſt mir heute
Fehr ungelegen. Sie fommen mir ſehr ungelegen, zu unge⸗
»legener , unbequemer, Zeit. Wenn es.ihnen nit ungelegen
iſt, jeßt nicht unbequem iſt. C
Die lingelegenheit, plur. die — en/ der Gegenfaß von Gele:
genbeit, doch nur in einigen Bedeutungen. 1. Der Zufland, de
‚ein Ding nngelegen ift, in benden Bedeutungen des vorigen Wors
‚tes ; obne Plural. Die Ungelegenheit eines Ortes, deffen under
queme Lage. Etwas mit feiner Ungelegenheit thun. 2.Un⸗
angenehme Empfindung, fo wobl überbanpt/ als beſonders, fo
‚fern ſie von ung ungelegenen Sachen herrühret; mit dem Plural.
Machen fie ſich meine twegen nicht die geringſte Ungelegenheit,
Mühe, Beſchwerde, Jemanden viele Ungelegenheiten verur⸗
ſachen. Ber Bediente möchte ſonſt bey feinem ſerrn Ungele⸗
genheit davon haben, Gel, Verdruß. RR
Angelebrig, — eu, —fs, adj. et adv. nicht gelehrig, unfüihig
“md ungeneigt, fich lebeen zu Laffen, Lehren anzunehmen. Binen
‚ungelebrigen Bopf baden, wegen Mangel der Fösigfeir. Mar
Fonn aber auch aus bloßem Fehler des Willens-ungelebeig ſeyn.
Im Dberdeutfchenift dafür ungelehrſam, und in den niedrigen
Sprecharten ungelernig üblich. Daher die Ungelehrigkeit, und
im Oberdentſchen die Ungelebrfamkeit, welches letztere, ale der
5463 Segeu⸗
—
OR
Begenfag der im — zangbarſten Bedeutung des Wor-
tes Gelehr ſamkeit nicht üblich ift.
Ungelehrt, — er, —fie, adj. et adv. der Gegenfag don ge⸗
lehrt. 1. Ju deſſen zweyter Bedeutung, nicht gelehrt, nicht uns
derrichtet.
Allein noch ungelehrt, fih niedrig zu verfiellen,
Glaubt er dem Mortimer, Weiße. :
2. Inder eugern wa Bedeutnng, Feine Gelehrſamkeit beft zend,
und in diefen Mangel gegründet, a ju dem, was man
eigentlich Gelehrfamkeit nennet, nichtgebörig. Kin Ungelehrter,
im weiteften Berftande, welcher nicht ſtudieret, fich Feine gelehrte
Keuntuiß erworben hat, Kin ungelehrees Bud. Die unge:
lehrte Erkenntniß, die gemeine im Gegenfäge der gelebiten.
Daher die Ungelehreheit, welcheszumeilen von dem Mangel der
gelehrten Kennsmiß gebraucht wird,
Ungelen?, —er, —efe, adj. et adv. nicht gelenf, fo wohl, was
Äh aus Mängel der Gelente nicht leicht beidegen lãſſe, als auch
Überhaupt, was ſchwer zu lenken und zu biegen if, Man fagr,
jemand fey ſehr ungelenf, wenn er — —
gungen uubehũlflich iſt. Aber im figürlichen Verſtande iſt uns
gelenk, abgeneigt, ſich von andern lenken zu laſſen. In beyden
Fällen bey einigen auch ungelenkſam uud ungelenkig. So auch
die Ungelenfbeit, ingleiden die Ungelenkſamkeit. i
Ungeloſcht, adj. et adv. nicht geldſcht. Befondersvon dem Kal⸗
fe. Ungeloſchter Ralf, lebendiger,
Ungelt, Ungelter, S. Ungeld.
Ungemach —er, —fie, adj. et adv, ein im —
völlig deraltetes Wort, als der Gegenſatz von gemachz bey dem
Oitfried (don ungimah, unangenehm, beſchwerlich. Es Fommt
noch bey Tem Opitz vor, ;
Daß etwas fo beſteht in ungemachen Werken,
In-Angf und Todesnorh.
©. Ungemädlig. EB
Tas Ungemach, des—es, plur. Car. ber. Gegenfäg des im
Hoch deutſchen größtentheils veralteten Gemach ı,.chwas zu be⸗
zeichnen, was mis Beſchwerde und ſtarken Keigungen zu mange⸗
nehmen Empfindungen verbunden iſt; Beſchwerde, Leiden u ſ. f.
Ungemach leiden, Ebr. 11,25, viel Ungemach empfinden aus -
feben. Jemanden taufend Ungemach verurfachen. Das Unge:
mach des Krieges empfinden. Zuweilen auch vondem Zuftande,
da man Huigemach eınpfinder, Mit Ungemach umher geben, Ebr.
23,37. Zu meinem größten Ungemache kam auch der alberne
Stars Sazı. Schen bey dem Dttfriedif ungimahu und Ungus
„maha, Beſchu erde, Leiden. >
üngemänlig, —er, —fte, adj. etadv. dem Ungemache äͤhn⸗
lich, und darin gegründer, Daher 23 einen geringeren Grad der
unangenehmen Empfindung ausdrudt, als das Hauptwort, und
das veraltete Beywort ungemach; mit einigem Ungemad) verbun⸗
den, unbequem, Ungemächlich figen, uubequem, beſchwerlich.
Ein ungemächlicher Stuhl. Daher die Ungemädlichkeit, for
ohl die Eigeuſchaft, da ein Ding ungemächlich iſt ohne Plural,
als auch ungentächliche Dinge ſelbſt, Unbequemlichkeiten, mit
dem Plural.
Ungemaͤß, —exr, —efte, adj; et ady. nicht gemäß, in der noch
sangdaren Beventüng diefes Wortes ,nicht fo, wie es das Berbälts
niß der Sache erfordert, mit der dritten Endung diefer Sache,
Dieſes deiner. Pflicht Sehr ungemaße Betragen. Das Haupt:
wort. die Ungem aß heit wird weuig gebraucht,
Un gemein, adj.et adv, der Öegenfaß von gemein, der doch nur
in einigen figürlichen Bedeutungen deffelben gangbariſt
dem größeren Theile der Dinge Einer Art nicht zufoıimt; am häu⸗
J Falten als ein Nebruwort. Ein Ubel, das unſern Standesleu⸗
x
1,28a3
A
Mn —
ten ungemein in, Soig; ; nicht 2, S feiner Art
vorzüglich, ſelten und vorzüglich, Das ift etwas ‚ungemeines }
etwas vorzüglich fhönes. Er it ein ungemeiner mann, ein über⸗
aus angenehmer, vortrefflicher. Eine ungemeine Tapferkeit,
_ einefelteng, 3. ge!
ungewägulich groß, fe
r, viel, Du machſt mir ja ein ungemeis
"nes Vergnügen, Gel: Ip erſchrack ungemein darüber, Uns
gemein groß, fehr, viel. Ungemeine Schmerzen empfinden.
Indeſſen iſt es als ein Beywort auch in diefer Bedeutung in der
vertraulichen Spredart gangbarer, als in der edlen,
Unger effen,. — er, — fie, adj. et adv. nicht gemeffen, fo ;
im eigentlichen Verſtande, als auch in einigen figürlichen, Unges
meffene Srohndienfte, unbeflinimte, welche der Grundherr nach
Gutdünken auflegen fat, im Gegenfage der gemeffenen oder be»
ſtimmten. Zuweilerauch für uneingefhränft. Eine ungemeffene
Zreyheit, eine uneingeſchräukte. Jemanden eine ungemeffene
Commiffien geben, ohne ihm Maf, Biel, Preis u. ſ. f. abe
vorzufchreiben,
Ungeneannt, adj. etadv, nicht genannt.
Sache ungenannt feyh.- Ein ungenannter Schriftleller,,
welcher ſich wicht als den Berfaffer genannt hat, umd welchen
-man, doch nicht ohne Zweydeuti ‚auch einen nabmlofen
s Schrifiſteller nennet. Die ungenannten Beine, in der Ana⸗
tomie, diejenigen, weiße das Beden in Unterleibe
„bilden,
Ungeneigt, —er, —efe, adj, etadv. — —— Keine
Neigung zu etwas haben, am häufigfien als ein Nebenwort; ab⸗
geneigt. Ungeneigt zu twas feyn. ‚Seine Leute bewieſen
fi ſehr ungeneigt, ihm zu gehorchen.
tung,feine Neigung, und in weiterer Bedeutung, Abneigung” bar
bend, des andern Glück gerir zu fehen und darin gegründet; abe
geneigt. Ungeneigt gegen jemanden feyn, auch einem unges
neigt feyn. Ein ungeneigtes Gemüth gegen jemanden, haben,
So aub die Imgeneigtheit.
Ungeniepbar, —er, —fe, adj. etadv. nicht geniefbar, was *
ſich nicht genießen läge. So auch die Ungenieß barkeit.
‚Der Ungenoͤß, des —ſſen, plur. die — ſſen, Fämin. die unge⸗
noſſinm der Öegenfag von Genoß, fo wohl eiue Perſon zu de⸗
zeichnen, welche mit der andern nicht gleiches Standes ift, als auch
eine Perfon, weiche Fein Glied einer gewiffen Geſell chaft it, Es
iſt im Höchdeutfchen fremd, und nur in einigen Dberd eutſchen Ge⸗
gendengangbar, Daher ift im Ottingen Walerfiginifhen der
Ungenofjenthaler, oder au das Ungenoſſen, eine Abgade,welche _
ein-neu verehligtes Paar, dienicht Genoffen, d.i. völlig gleiches -
Standes find, jondern, wo z. B. der eine Theil leibeigen, der
- andere aber frey iſt entrichten müfjen, welche’von einigen re vers ”
fanden worden,als wenn fie pro redimendo yfu virginitätis
gegeben werden müßte, est, nach aufgebobener Leibeigenfchaft
im Wallerfieinifchen, wird der Ungenoſſenthaler von allen me.
verebligten ohne Unterſchied gegeben,
‚lngenofien, adj. et adv. nicht genoſſen. Ju deri im gemeinen
Leben üblichen R.A. das wirdihm nit ungenpffen ausz oder
bingeben ‚ nicht ungeahndet , ſtehet ungenoffen allen Anſchei⸗
ne nach irrig für genoffen z-daß aber dieſes nicht ſo wohl zu ge⸗
nießen, als vielmehr zu geneſen, gehörkt, iſt ſchon bey Genie⸗
Ben 2. (3) bemerkt worden, Vermuthlich leitete man genoffen in
dieſer R. A. von genießen ab, und da es alsdann Feinen begreifs
lichen Verſtand gewaäͤhrete, fo nahm man den Gegenfaß ungez
nofien, als wenn es fo viel bedeutete, das wir du gewiß genies , =
Ben mußen,
Ungenugfam, —eır, —fe, adj. etadv.der Gegenfag von ge⸗
nügfem, aus verfaunter Hiulanglichtei einer Sache mit deren
Mende
häufiger als-ein verſtarlendes Wort, für
Ich will bey dieſer |.
x
#
t
N,
#, In engerer Bedeu⸗ —
ie
TE 2
ara Antenfiät nicht sufrieden,
* in ungenügfamer Menſch. Sp auch die Ungenugfamkeit.
Ungerade, adj. et adv. der Gegenſatz des Bey⸗ und Nebenwortes
gerade, in deſſen ſammtlichen Bedeutungen. Eine ungerade
. Linie, welche nicht gerade iſt, eine krumme. Am häufigſten von
den Zahlen. Kine ungerade Zahl, welche fich nichtin zwey gleich °
große ganze Zahlen theilen Füße, im Gegenſatze einer. geraden.
Inden Bedeutungen des gevade, ſo fern es ein Nebenwort allein
iſt, iſt ungerade nicht üblich.
- Ungeratben, —er, —ie, adj. et adv. nicht —— doch
nut, fo fern es dem wohl gerathen, d, i. wohl erzogen, entgegen
geſetzt ift, eine Perſon zu bezeichnen, welche aus verachteter oder
. nicht befolgter Erziehung böfe oder laſterhafte Sitten erworben.
Ein ungerathener Sohn. Kine ungerathene Tochter. ‚In
welchem Berftande es ſchon im Schwahenfpiegel vorfomme.
Yngerechner, adj.et adv. nicht gerechnet, am häufigften als ein
Nebenwort, Alles diefes: ungerechner, nicht mit in Anfchlag
gebracht, nicht mit ertvogen,
Ungerecht, —er, —efte, adj, et adv. der egenfaß von gerecht,
. doch nur in deffen vierter, und einigen Fällen der fünften Bedens
tung. 2) Dem Rechte, dem Befugniß, der Billigkeit nicht
gemäß. Einen ungerechten Verdacht wider jemanden haben,
einen unbilligen, ungegründeten. Ungerechte Anfprüche machen,
Eineungerehte Sache haben. 2) Fertigfeit befigend, die Er⸗
füllung feiner fittlichen Pflichten zu unterlaſſen; doch nur in der
bibliſchen Schreibart, wo die Ungerechten den Gerechten entgegen
geſetzet werden. Ingleichen in dieſer Beſchaffenheit gegründet.
3) Dem ſtrengen Rechte gegen andere nicht gemäß, ingleichen ab⸗
geneigt, die Pflichten dieſes ſtrengen Rechtes zu erfüllen, geneigt
‚und Fertigkeit beſitzend, das Recht anderer zu kränken, und darin
gegründet, Ungerecht gegen feinen Nächſten ſeyn. Einunges
rechter Richter. Ein ungerechtes Urtheil. Das if ſehr un⸗
gerecht.
Die Unteröchtigteit, plur. Sie —en. 1) Der Zuſtend, die
Eigenſchaft, da eine Perfon oder Sache ungerecht ift, i in allen vori⸗
gen Bedeutungen / in der zweyten aber nur in der bibliſchen Schreib⸗
„art: ohne Plural. Die Ungerechtigkeit eines Verdachtes. Die
Ungerechtigkeit eines Richters. 2). Eine ungerechte Handlung,
‚in der zweyten Bedentung gleichfalls nur in der biblifchen Schreibs
art; wo alle Simden und unrechtmäßige Handlungen fo beißen,
Lin Richter, welcher fich vieler Ungerechtigkeiten ſchuldig ger”
macht hat.
: Ungereimt, -=er, —efe, adj,et adv. der Gegenfatz von ge:
reimt in reimen. 1) Nicht gereimt, d. i. am Ende der Zeilen
feinen ähnlichen Klang habend, wofür man doch, um der Zwey⸗
deutigfeit mit der folgender Beyeutung wilfen, lieber, reimios ges
braucht. Ungereimte Verfe,ein ungereimtes Gedicht, ein reim⸗
loſes. 2) Bon ſich reimen, ſich ſchicken, einem andern Dinge
gemãß ſeyn, iſt ungereimt der Gegenſatz davon, wo es doch nur
in engerer und härterer Bedeutung gebraucht wird, einer offenba⸗
‚ven Wahrheitwiderfprechend und darin gegründet. Erwas un-
; gereimtes fagen, vornebmen, thun. Das war ſehr ungereimt.
Ungereimt handeln. in ungereimter Menſch, welcher rine
2 Fertigkeit befist, wider offenbare Wahrbeitenzu handeln, Iſt
etwas der allgemeinen Emöfindung vom Schönen und Häßlichen
ausider, fo beißt es abgefhmadr.. Das Riederf. unriemsk be>
9 Beutet and wabnfinnig. Aber das eben batibk übliche Unrabsı
ein Irrthum, Wahnfien, ſcheinet vielmehr von Rabm, ein Biel,
herzuſtammen.
Bie Ungereimtbeft, p plur. die—en, welches nur in der zwey ten
“Bedeutung des vorigen üblich if, 1) Der Zuſtand, die Eigen:
ſchaft, da ein Ding ungereimt iſt, einer bekaunten oder offenbaren
Ungen ügſam feym, %
Un
Wahrheit wider ſpricht; obne Pfural.
Satzes, eines Dorgebens, 2) Ein ungereimter Sag, eine uns
gereimte Handlung mit dem Plural. Ungereimtheiten von
der. erſten Größe.
863
Ungern, — er — fie, adv. mit berefchender Unkuff, ale dee
Gegenfaß von gern. Erwas ungern. thun. Femanden febe
ungern feben. Ich fchreibe ſehr ungern Briefe, am ungern
ſten aber Complimenten « Brisfe.
Sir. 29, 10. Die allgemeine Menſchenliebe, zu welcher wir
uns fo ungern verliehen. Er bey dem Ottfried und Not⸗
fer ungerno.
Ungersihen, adj.etady. nicht gerochen, da esdenn fo wohl von
riechen als rachen feyn Fann, ob es gleich von dem erſten Seit.
worte nur ſelten, von dem letztern aber am hänfigfken gebrauchte "
wird, Ich will ihr Blut nicht ungerochen laſſen, Joel 3, 26,
Will man die Zwendeutigfeit vermeiden, fo kann man auch unge⸗
vachet gebrauchen. (S. Rächen) u in Borhochs Öloffen
unkirochan:
Ungefäumt, —er, —effe, adj. etadv. melde Comparation dach
nur in dar zweyten Bedeutung üblich ift. 1) Bon ſauman, einen
Saum maden, ift ungefäumt, nicht. gefäumt, Ungefäumte
Schnupftücher. 2) Bon fich fäumen, faumfefig feyn, zaudern,
bedeutet es ohne Sãumniß, mit aler nur inöglichen Geſchwiu—
digkeit,
"Verfahren.
Ungelepeben, adj.et adv. nicht ge ſchehen, am bäufigffenals ei
Nebenwort. Was geſcheben if, kann nicht ungeſchehen ge—
macht werden. Deine guten ‚Handlungen. haben nunmehr
deine böfen ungefchehen gemacht, figürlich, haben ihre Wirkun—⸗
gen und Folgen aufgehoben. Etwas als ungefcheben anfehen,
als wenn e8 nicht gefcheben wäre.
Ungeſcheid, —er, —fe, adj.et adv, der Gegenſatz von geſcheid,
ohne hinfänglichen Brund, noch häufiger, Fertigkeit befißend, von,
feinen Handlungen feinen zureichenden Grund anzugeben, und
darin gegründet, Linrtgefheider Mann. Ein ſehr ungelheis
der Einfall. Etwas Ungefcheides fagen, was feinen begreiffie
chen Grund hat. So auch die Ungeſcheidheit. S. Gefcheis,
Unsefcheut, adj.etadv. von fehenen, ohte Schen zu Haben,
» Sich ungefcheut verantworten. ar ohne die gehörige Scheu
und Ehrerbiethung. ;
ae —er — ſe, adj. et 2 welches als der Gegen⸗
ſatz von dem alten geſchick lich nur in der. \z ten Bedentung des
üblicheen gefchiet ‚gebraucht wird, Mangel an der gehörigen Leich⸗
iigfettin feinen Handlungen habend; wofür doch auch ungeſchickt
üblicher it. Das Hauptwort die Ungefchid lichkeit hingegen iſt
gangbarer, dach am hänfigiten auch nur vondem Mangel, gewiſſe
Bernegungen mit Leichtigkeit zu vollbringen.
Ungeſchickt, adj. et adv. der Gegenſatz von gef, hickt, in deſſen
fimmtlichen Bedeutungen. Am bänfigtenin den zweyten engern
‚ Bedeutung, diezu einer Abficht nörhigen Eigenfchaften des Geiſtes
nicht habend. Zu einem Amte ungeſchickt ſeyn. Er if darıe
nicht ungeſchickt. Ingleichen in der dritten Bedeutung, unfähig,
feine Beivegunger und Handlungen mit vorzüglicher Leichtigkeit
zu vollbringen. Ungeſchickt feyn, tansen, mablen n.f,f. Kine
ungefchi@te Bewegung. Binungefhieter Nenſch. Zumeilen
„and, den Umfänden nicht gemäß. Lichts ungefehidtes tbun,
Be. 23,41, Wofür doch unſchicklich üblicher iſt. Das Haupm.
wort. die Ungeſchicktheit kommt wenig vor. e
Untefchlacht, ern, ee, adj.et adv. der Gegenſatz von ge⸗
ſchlacht, welcher im Hochdeutſchen gewöhnlicher iſt alsdas letztere,
von übler Art, beſonders für ranb, wild, ungebildet. Kine vanbe
und ungefehlachte-Luft, Opitz. Ein ungerplaen Hans, rin
raubes
D’ellntereimtheit eines
Mancher leihet ungern
Ungefäumt kommen, antworten, Kin ungefäumtes
‚865 um g"
ranhes fo woßl, als ein —— ein wildes. Ein unge⸗
ſcchlachter Boden, der nichts trägt. Ein ungeſchlachter —
ein rober, wilder, ungebildeter. y
Die Keldentugend fener Zeit '
5 Ruhr nicht auf ungefchlachten —5 Ur
FE "So. auch Ste ingefchlacheheit.
« Ungefihliffen, — er, — fie, adj. et adv. abe gefehtiffen , f6
wohl im eigentlichen Verſtande. Ungefoliffene Edelſteine. Ein
Eifen, das an der Schneide ungeföhlffen bleibt; Need. 10, 10,
Als auch im igürlichen, im höchſten Grade ungefittet, und darin
gegründet, wofür man im gemeinen Leben auch ungebobele ſagt.
_ Ungefehliffene Reden. Kin ungefiplitiener Menſch. Siehe
Suleifen.
Die Ungefhliffenbeit, por. die — en, nur inder figimlichen
Bedeutung dag vorigen. 1) Der Zufland, da eine Verfon oder
Sade im höchſten Grade ungefitirtift, oßne Plnral, 2) Unges
ſchliffene Ausdrůcke und Handlungen, misdemfelben,
Angeſchloſſen, — en, — fe, adj;.et adv..nishe gefchloffen, in E
den meiften Bedeutungen diefes Mittelwortes. Ein ungeſchloſſe⸗
nes Land, welches Güter enthält, deren Befiser dem Laud esher⸗
ren nicht unteeworfen find, im Genenfaße eines geſchloſſenen.
Ungeſchmack — er, — fie, adj. et, adv. der Gegenſatz von dent
„im Hochdeutſchen veralteten gefchmack, fo wohl feinen&sfhmad,
» alsauch in engerer Bedeutung, keinen angenehmen Geſchmack
: dabeud, da es denn etwas weniger fagt, als abgeſchmack. Ins
seihmad fegn. Ungefhmades Bier. Was ungrfalzen if, if
ungefchmae. So auch die Ungefmadbeit, welches doch weni⸗
ger gebraucht witd. Ungeſchmackt iſt foirrig, ale geſchmackt.
Ungefhmeidig, — er, — fie, adj. et adv. nicht gefehmeidig-
So aud) die Ungefchmeidigkeit,
Ungefhoren, adj. et adv. nicht geforer:, in dem’ niedrigere
Sprecharten als ein Nebenwort auch im figürlichen Verſtande.
Femanden ungefehoren Faffen, ibm feine unnöthige Mühe, Bea
ſchwerde und Bewegung verurſachen.
’ Uingefellin. — er, — fir, adj. et adv. der Segenfas von gefel=
fig, abgeneigt, mit andern im Verbindung zu leben, abgeneigt,
zit ihnen in Geſell ſchaft zu ſeyn, und darin gegründer, Sp auch
die Ungefelligkeit.
Ungeſittet, — er, — fe, adj. et adv. der Gegenfag von wohls
gefistet, Mangel an guten Sitten habend, ingleichen üble unan⸗
fändige Sitten andich hobend.
Wie wenig gleichem wir Sen Yitent
Was wir fir ungefirtet halten, —
Sieß ihnen Mannlichkeit, Ußz.
Das Heupiwort die Ungefitterheit iſt noch weniger — als
Sefitterheit, ob man gleich ſolcher Hauptwörter ſehr öft benöthi⸗
get iſt. Die Alten fagten dafür fittig und unſittig (ſchon Drtfried
unfitig)und fonnten davon leicht die Hauprwörser Sittigkeit
und Unfeigfeir bilden. * RENTEN
rach ig, — er, — fir, adj. er adv. nicht gefprächtg,.abe
—— er andern durch Seforẽche zu unterhalten, uud darin
"gegründet... So auch die Angeſprãchigkeit.
Unge lalt und Ungeftalses, — er, — fie, adj. etadv,der es
genfaß von wahl gefiait oder wohlgeftalter, eine in hohen Grade
übl: uud widrige Geſtalt babend. Sebr-angeftalefeyn, Dan. ro,
6. Ungeſtaltes Dein, Weish: v7, 8. Pin untzeſtalteter Menfih,
Hiedenf wahnſchapen. Angefaie ift ohne Zweifel von einem
neraltesen Bryworte geſtalt, ungeflaitet aber vor dem Zeitworte
geffaiten. Bow dem erfiern hat man auch das Hauptwort die
Angeftaltbeit,fomohl dir Zuſt and, da einDing ungeſt alt iſt, ohne
lxral, als aucheing jede Abweichuug von ber natürlichen oder
sehör igen Grfiakt, ke
En 14 a Ri
IE h
| ug
Undeffim, ne, di. et — — —
äußernd, Beſonders in Anfebung der Bermegund, Das Meer
; Das ungeffüme Meer,
wird plöglich ungeflüm, Siob 26, ı2,.
Pf. 89, 10. Ein ingeflümer wind Es in ungeninnes Wer—
ter, wenn ein heftiger Wind gehst.
welcher alles mit ungewöhnlicher‘ Deftigfeit verrichtet. Ungeſtüm
um etwas bitten. Ungeſtüm anklopfen, rufen, regen
uff. Gleich einem Strome J den fein Reich thum wugem
macht / Duſch.
Anm. Schon bey dem Willeram if Ungefluome, ein beftiges
Ein angefumer Menſch,
Geräuſch. Das einfachere geftim muß langſt veraltet ſeyn, wer \
nigfteng bat es fich bishernoch bey feinem Schriftfieller wollen
E> laſſen. Dieß macht zugleich die Abſtammung er
achter hält das Schwed, imma, lärmen, toben, Stym, ei
sobender Haufe, für das Stammwort, welches wit unfeem Olims
me verwandt iſt, in welchem Falle un eine intenfive ——
haben, un geſtüm aber eigentlich heftig lärmend nud ſchallend be⸗
deuten würde, Friſch hält das veraltete ſtüm für einen Verwands -
sen von ſinmm. Gehiim würde ibn zu Folge ſtill, gelinde, auft,
ungeſtüm aber deffen Gegenfag bedeutet haben. “Zudeffen bat die
erſte Ableltung mehr Wahrfche iulichkeit für ib, befonders wenn
- Betrachtung ziebet, da denn ungehüm nad dem Muſter des Lat,
Impetus, impetuofus, gebifbet feyn, und eigentlich Sreftigs -
keit im Stoßen bedeuten kaun. Die Niederdeurfchen her
Sen dafür unffür, welches eine äßnliche dopnerte-Ableisung Teidet,
fo mobt von fur, groß, heftig, mit den infenfiven un, als auch von
ſteuern, mäßigenzeinfchränfen, da es denn ungemäfigs, unbãn⸗
° dig, bedeuten würde. ©. auch ingerhum, welches noch in einigen -
Begenden ein Geſpeuſt bedeutet und gleichfalls mis, unferme \,
Worte verwandt iſt.
Der — üm, (ineinigen Gegenden das Ungefüm,) des —es,
plur. car. eine ungewöhnliche Heftigfeit der Bewegung, Gore
4 Kirzre die Egydter mit Ungehim, 2 Mofı r4, 25. Er‘ fübun
über mic) mit Ungeftüm, Siob 9, v7. Ungeſtüm wird ihn von
\ feinem. ®rr treiben, Kap. 27, 21. Da erhub fh eim groß Uns
geftum im Meer, Matıb.8, 24, überlafen fie fich nicht dem
Angeſtüm ihres Serzens.. Jegt- da ich meinen Ungefiim mie -
Gewalt gedampft habe, Bann ich wieder vernünftig denken,
Hermes. Verfchonen fie * mit dem ungenum ihren. Di
ten, Weite,
Surch —— reißt ſich das Rp.
Mit Harkem Ungeftum,ebend.
Anm. Im Niederf. Unfür. (S. das vorige.) a rt
wird in allen drey Geſchlechtern gefunden; in einigen Gegenden
iſt es im weiblichen üblich, die Ungeftim oder Iingeftimme, im '
andern im ungewwiffen, das Ungetum.. Im vochdeuiſchen iſt das
männliche das gangbarfte;
Uingefund, — er, —efie,adj, et adv. der Gegenfag —
ſo wohl ſubjective als objective. Tin ungefunder Menſe
geſunde Speiien. Sin ungefunder Ort. ——
—“ oft auch das Lerz an, Wege So auch nn
fundheit..
Das Untetbüm, des —ez, phır, bie er, "Here ane
im gemüinen Leben einiger Provinzen übliges Mort, inOefpenfk
zu bezeich neu.
So manches Ungerbüm mit Blauen ans mir Shwin
, Zen, Barhar. eo
Doch für da⸗ ungehüm a al Rund zu Kama
Anm. Der Gegenfag Gethũm ift * ſo unbekannt und er
wöhnikh, als der Gegeuſatz vo unge va; > Inbefjen ſcheinet Un⸗
gethüm
man die verwandten Deutſchen fämmen, ſtampfen u. ſ. famit m
Ne
J
’
*
— SL
gerbii vu — Worte verwandt zu ſehn, und zu dem
ter Tummult, Getümmelu. ſ. fi zu gebören, ſo
daß lngetbüm eigentlich einen Poltergeifrbedeuten würde,
ne „er, — efie, ad). et adv. nicht getreu, in allen Bes
dentungen dieſes Gegenſatzes. Jemanden ungetteu ſeyn, wer⸗
„den, Ein ungetreuer ag ar — — ——
— auch Untreu.
Angewiß ef, ad. et adv.der — von gewiß,
fo fern es ein Benwort if, da es denn in allen Bedeutungen defr
ſelben gebraucht werdenfann, außer in der letzten fiebenteir nicht,
(S. Gewiß.) Einen ungewiſſen Trist haben. Ungewiß eben, -
Ed. 7,17. Ich laufe nicht als aufs Ungewiffe, ı Cor. 9, 26.
Die Sache ift noch ſehr ungewiß. -Ungewiffe Zinfünfte.
un gewiſſe Glůck. Lin ungewiffes Herz iſt ein bülflofes Schiff
auf der Höhedes Meeres. Das ungewiffe Geſchlecht, in den
Deutſchen Sprachlebren, das Genus neutrum der Lateiner auszus
denken, eine ſehr unſchickliche und unbequeme Benennung, welche
einen itrigen Begriff von dieſem Geſchlechte gewãhtet, daher man
"es lieber das fächliche nennt.
Ungewiffenbaft, — er, — efie, adj.et adv. der Gegenſatz von
. gewiffendefe, ven Gebrauch des allgemeinen Gewiffens, befons
ders des vorher gehenden, vorſetzlich unterlaſſend und darin ges
“gründet, Ein ungewiffenbafter Mann. in ungewiffenhaftes
——— Daher die Ungewiſſenhaftigkeit.
Dieungewifbeit, plur. die en, der. Beginfag von Gewiß⸗
beit, in deffen ſammtlichen Bedeurungen, fo wohl vondem Zur
ſtande, der Eigenfehaft , ohne‘ Plural, als auch von ungeiviffen
* Dingen und Überzeugungen, mir dem Plural. Die Ungewißheie
"einer Sache, objective, In der trauitigfief Ungewißheit leben,
— welche Zweifel und Ungewißpeiten herrſchen da
ni
Das —— des — 8, If ut nom. fing. ein im hohen
Srade ungeſtümes Wetter, in welchem Verſtande auch ein heftiger
Sturm ehedem mit dieſem Rahmen belegt wurde. Am gewöhn⸗
Tichften gebraucht man es jetzt von einem heftigen mit Sturm vers
bundenen Gewitter oder Donnerwetter. Es erhub fich ein gro:
Pes ungewitter auf dem leere, Jon, ı,4,12. Tach dem Unge⸗
witter läſſeſt du die Sonne wieder fcheinen, Tob, 3, 23. Es
entſtehet, es Fomme ein Ungewitter. Wir hatten geftern ein
Ungewitter, Warum brauſen deine Ungewitter, v Kae,
er immer von fern? vonBrawe.
" Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker Vhgkduikir; Vn-
geuuittere. Un verſtãrkt entweder hier die Bedeutung, fo dag
„Ungewitter ein heftiges Gewitter bedeutet, oder das legte ftebet _
hier auch für angenehmes Wetter, deffen Gegentheil Ungewitter
iſt. Das legte wird aus einer Stelfe in dem Notker wahrſchein⸗
lich, wo esheißt !ergemachota daz Vngeuuitere ze We=
tere, er verwandelte den Sturm in fhöneg Werter, Die Nieder
fachfen fagen nur Unweder und Aneweder, welche beyden Wörs
ter nicht allein Ungewitter, fondern auch ein jedes unangeneh⸗
mes, ungeffüntes Wetter bedeuten, fo tie das noch einfachere
Wetter im gemeinen Leben in eben: diefer Bedeutung üblich
iſt. Hornegk nennt ein Ungewitter aud) widerfrais
Der Ungewittervogel, des —s, plur. die — vögel,ein Vogel,
welcher durch ſein Geſchrey ein bevor ſtehendes Ungewitter ver⸗
Akuündiget. Beſonders eine Art Sperlinge, welche ſich um die brau⸗
ſenden Wellen der See aufhält, ſich aber, wenn ein Gewitter
kommen ſoll, den Schiffen nähert; Procellaria Linn. Die
Schiffer nennen: ihn &. Peter, andere Pervell, weil et, wie Pe⸗
* trug, aufden Wellen zu geben ſcheinet.
3 Die Untewohnbeit, p * car. der Gegenſatz der Gewohnheit,
doch nur fo fern dieſes * Abſtraetum iſt, der Mangel der dertis⸗
U W:B. 4.%5.2.Yuf,
Das
Ung 866
OR freyen Veränderungen Einer Art, ohne Vawnheſeyu der
Beſtimmungsgründe.
Ungewohnlich — er, ⸗¶ſee adj. et adv, nicht gewöhnlich, was
in den meiften ähnlichen Fällen nicht ift oder geſchiehet. Eine un:
gewöhnliche Kleidung. Einungewöhnliches Wort, 4
Diellngewöhnlichfeit, plur. dar. die Eigenſchaft eines Din⸗
ges, da es ungewöhnlich iſt.
Ungewohnt, = er, — efie, adj. et adv, welde Comparation
doch nur in der Adverbial - Form am üblichften ift, der Gegenfag
vongewohnt,'als dem Mittelworte des Neutrius gewohnen,
Feine Fertigfeit zu. gemwiffen Empfindungen und Handlungen einer
Art ohne Bewußtſeyn der Beflimmungsgrlinde Babend, Mit der
zweyten Endung des Hauptwortes Der Arbeit ungewohnt ſeyn.
Eine der Schmerzen ungewohnte Seele, Jusleichen objective,
Ungewohnte Arbeit verrichten.
Ungezähmt, — er, —efte, adj, et adv. nicht gegäßnnt, fo wohl
eigentlich ale figürlich. Gleich einem ungez ahmeen Roffe, - Die
“7 ungezähmte Begierde,
Das Ungeziefer, des — 8, plur. doch nur von mehrern Aeten, ,
“ut nom: Iing,ein Collectivum ſchãdliche Thiere kleinerer Ars,
befonders Inſeeten und Gewürin, im verächrlichen Berfkande zu
bezeichnen , vornehmlich folche, welche durch Beißen und Nagen
beſchwerlich fallen/ und in Menge bey ſammen gefunden werden,
Das Ungeziefenderderbtedas Land, 2 Mof.syaı f. "Da man
© den Auch wohl Mäufe, Fledermäufe, Hagen, Fröfche, Kröten,
u. ſ. fi wenn felbige gleich weder zu dein Gewürm noch zuden Ins
ſeeten gehören, mit diefem Nahmen zu belegen pflegt. %
Anm. Das einfache Ziefer ift als ein Schmähwort noch in
Baiern üblich, und Läffer fi) ang dem Niederdeutſchen erftären,
wo Zäfer, einen Käfer bedeutet. Z und R werden in den Mund⸗
‘arten fehr häufig mit einander verwechfelt, daher es mehr als
wahrſcheinlich ift, daß Zafer und Ziefer mit Käfer gleich bedeu⸗
tend find, undein nagendes kleines Thier bedeuten, Die Sylbe ge
bildet hier ein Eolfectivum, daher Gesiefer noch bin und wieder in
einigen gemeinen Mundarten üblich ift, fo daß die Sylbe un in
dem Hochdentfchen Ungeziefer bloß eine verflärkende Bedeutung
zu haben ſcheinet. In einigen gemeinen Oberdeutſchen Mundar⸗
ten fagt man nur. Ungiefer, und gebraucht es alsdann vermuthlich
auch von Individuis. Dieſe Ableitung iſt wahrfheinliher und
. natürlicher als Frifchens feine, der Ziefer von Zucht und sieben
- ableitet, und Ungesiefer duch fchädliche Thiere erklärt , welche
man nicht. aufziehet, fondern vielmehr. tödtet. ‚Die Niederfacifen
.. nennenzwar das Ungeziefer auch Uneüg und die alten Friefen
Ubntiug, allein diefes ſtammt nicht von sieben und Zucht ab, fon«
dern von Zeug, womit man oft.mehrere verachtliche Dinge Einer
Art zu benennen pflegt.
Ungesiemend, fe agj. et ady. nidht-gegieniend ; eines
von den wenigen Mittelwörtern der. gegenwärtigen, Zeit, welche
das un vor ſich leiden. Binungesiemendes Betragen.
Ungezotgen, — er, — fie, adj. et ady. der Gegenſatz von gezo⸗
gen, dem Mittelworte von ziehen, beſonders im.figüeliden Ver⸗
ſt ande aus Mangel der gebörigen Zucht oder deren Anrahme mit
; unanfändigen Sitten.verfeben uud darin gegtündet, Ungezogen
ſeyn. Ein ungesogener Menſch. Ein ungezogenes Betragen,
ein unanſt and ges, ungefittetes, - Der Gegenſatz gesogen iſt in
diefer figürlichen Bedeutung beralter, kommt aber ben den Ober⸗
deutfchen Schriftſtellern der vorigen Jabhrhunderte vor, 2
Die lingezogenbeit, plur. die —en. )Die Eigenſchaft, da
eine Verfon oder Sache ungezogen oder den guten Sitten zuwider
iſt; ohne Dlural, Die Ungezogenbeif eines Scherzes, eines
mMenſchen. =) Eine ungezogene Handlung oder Site; = dem
Plürdl: Ungesogenheiten beheben.
ii
—
Unbe weifele
Bet Pr, Le, wo
867 Ung
Ungezweifelt, adj,et adv. der. Begenfag von. ——— woran Ungleich — fe, adj. et adv. welches PROBE. vo
man richt zweifelt, oder wobey Fein Zweifel Stait findet. Eine
ungezweifelte Hoffnung. Nicht ohne merkliche Härte wird es
son manchen fubjectivefür nicht zweifelnd, Feines Sweifels fäbig,
‚gebraucht, So iſt inder Theologie einungesweifeltes Gewiffen,
‚conlcieptiaipdubitata, die Abwefendeit von Zweifeln bey dw
Aus ſprüchen des Gewiffens, zum Unterfohiedevon dem unzweifelz
baften,indubitabili, welches. mehr als das.erfte ift, und die
Überzeugung von der Nichtigkeit undErweislichkeit. einesAusfprus
ches des Gewiſſens bezeichnet.
Angezwungen, —er, — fie, adj. et — nicht gezwungen.
Etwas ungezwungen thun. Jugleichen figürlich. Eine freye
und ungezwungene Stellung. ©. Zwingen,
Die Ungezwungenbeit, plur. car, die Eigenfchaft eines Dins
ges, da es ungezwungen ift, beſonders in dee zwehten figürlichen
Bedeutung.
Der Unglaube, des —ns,plur. car, der Gegenfag von Glaube, -
doch nur in einigen Bedensungen diefes Wortes. 4) Die Abnei⸗
‚gung,einen Sag um des Seugniffes eines andern willen für wahre
zu halten. Semandes Unglauben ‚überwinden. In feinem
Unglauben beharren. Noch mehr aber, 2) an einigen engern
Bedeutungen in der Theologie, wo.e3 den Glauben. iu allen den.
Fällen, in welchen er in der Gottesgelebrfamkeit gebraucht wird,
entgegen ſtehet. Es bedeutet alsdann bald die Abneigung , die
Erfüßung der Zufagen Gottes um feinesgengniffes willen als un⸗
‚ausbleiblich zu erwarten, bald die Abneigung, alle göttliche Auss
fprücheund Verficherungen für untrüglich zu halten, oder die Fer⸗
tigfeit, Übergeugung von götrlichen Wahrheiten gu: verbinden oder
zu. unterdrüden, bald die Abwefenheit der übernatürlichen Sertig«
keit vechtmäßiger Beränderungen,bald endlich auch dieAbneigung,
Die geoffenbarteXeligion ı um des Zeugniſſes Gottes willen für wahr
zu halten; in welchen ſämmtlichen Bedeutungen es jo wohl in der
Deutfchen-Bibel, als auch in ‚den Soeu⸗ der Gottesgelehrten,
ãufig gebraucht wird.
Anm. Schon bey dem Oaeied Ungiloubo, im Riederf. Une
> [ove, Unglove. In der Parän. Zirol, fommt es in der jetzt vers
alteten Bedeutung einer falfehen Religion vor,
- Mngläubig, —er, —fe, adj.etadv. in den Bedeutungen des
vorigen Hauptwortes, umb als der Gegenſatz von gläubig. 1. Ab⸗
‚geneigt, eine Sache um des Zeugniffes eines andern willen für
wahr zu halten, und darin gegründet; in welcher Bedemiung der
Gegenſatz släubig nicht üblich iſt. Ungläubig ſeyn. Ein uin—
glaubiger Meuſch, oder ein Unglaubiger. 2) Im engeren theo⸗
Aogifchen Verſtande, fo wohl abgeneigt, Die Verſicherungen Gottes
am feines Zeugniffes willen für untrüglich zu halten, als auch abe
geneigt, buch Genehmbaltung der Heilsorduung, die möglichfte
Beſſerung feines Zuftardes von Gott zu erwarten, als endlich auch
im weiteſten Verſtande, abgeneigt, die geoffenbarre-Religion um
des göttlichen Zeugniffes willen für wahr zu halten, in welchem
letztern Verſtande Mahomedaner und Heiden noch Häufig Unglau-
bige genannt werden.
Anm. Bey dem Ottfried ungiloubig, bey dem Notker
“ ımeloubig, im Iſtdor unchrlaubene, im Oberdeutfchen un⸗
glaubig, welche breitere Form auch in der — Bibel die
herrſchende iſt.
Uns laublich, —er, —fie,adj. et adv. der Gegen ſatz von glaub⸗
Lich, was ſich nicht glauben läſſet, keine wahrfcheinlichen Gründe
por fih dat. Eine unglaubliche Sache. Unglaublich groß,
viel, fehr. Daher die Unglaublichkeit, fo wohl von dieſer Eigen.
ſchaft, ohne Plural, als auch won einer unglaublichen Sage, mis
&emfelben, x
2) Figürlich,
Die Ungleichheit, plur. die—m.
. ift, aber nicht in allen Bedeutungen deffelben — wird.
eilt, -
LEin Bey⸗ und Stebentwort, wo es faſt in allen. Bedeutungen
des gleich demfelben entgegen gefeßet werden kann.
3, Richt gerade,
auch für Frumm gebraucht wird, noch häufigeraber von der Ober—
fräche für uneben üblich. iſt, merkliche Erhabenheiten aufder Ober» —
‚fläche Habend. Der Boden if fehr ungleich. Ein ungleisher
Boden. "Was ungleich if, foll gleich werden, Ef. 40, 4,
(a) Sich nicht in allen feinen Theilen ähnlich.
Das Blur fließer ungleih. Die Uhr geht ungleich. Die un⸗
‚gleide Aus dünnung der Erde. (b) Dem Rechte der Billigteit,
and in weiterm Verſtande, der allgemeinen Menſchenliebe nicht
‚gemäß, wo es oft als ein glimpflicher Ausdruck für ungerecht,
unbillig, hart, unfreundlich, nachtheilig, gebraucht wird.
AUngleich von jemanden urtheilen. Sich ungleichen Urthei—
len a age Etwas ungleich aufnehmen, auslegen, deu⸗
‚sen, übe
3, Richt eineriey Wefen, Beſchaffenheit und Umfände be
‚hend ; wo es in allen den Schattirungen gebraucht. wird, in wels
chen der Gegenſatz gleich ‚üblich iſt, welches hierbey nachgefehen
‚werden muß, ‚auch fo wie dieſes, als ein Nebenwort „ die dritte
‚Endung der Perfon.erfordert, Su ungleicher Zeit ankommen.
Einem ungleich feyn. In ungleihem Alter Reben, jemanden
‚an Alter ungleich fegn. Ungleides Maß. Ungleiche Perſo—
‚nen, welche ſich nicht demStande nad) gleich find. Eine ungleiche:
Ehe/ fo wohl, wo die Perſonen fi am Stande, Vermögen, Mier
u. ſ. f.ungleich find, als auch, wo fie ſich aus Mangel der Über -
einſtimmung der Öepüther nicht für einander ſchicken Aus Ge⸗
horſam gegen die Altern wird man oft einer ungleichen Ehe
aufgeopfert, Gell. Ein ungleicher Streit, ein ungleiches Ge
fecht, wo die ſtreitenden Theile einander an Anzahl u. f.f.. ſeht
‚ungleich find, völker, welche fi an Sprache und Sitten frbr
ungleich find. Eine ungleiche Zahl, welche mehr oder weniger
‚Einheiten hat, als eine. andere, In einem audern Verſtande iſt
‚eine ungleiche Zahl, welche mit 2 dir idiret nicht aufgebet; ‚wafür
doch ungerade üblicher if.
1l, Alsein Nebenwort allein, wo es nur in * erſten Bedeu⸗
‚tung des Örgenfages glei gebrauch: ‚wird, und auch hier mar im
engern Verſtande als eineerhöhsude Partifel mit den Comparati⸗
vis, für weit. Paris ifſt ungleich volkreicher als Berlin. Die
Alpen findungleich böber als die Apenninen. Eine uusleich
ſchwerere Strafe wartet auf dich.
Denn bore mich nur einmahl an,
Wie ungleich zierlicher ich fingen kan,
Villa,
1) Eigentlich, wo es, obgleich nur ſelken,
Anm. Bey dem Ottfried ungilih, der au miffilich, ig, i
aleich, ineben bemfelben Berftande gebraucht.
Ungleichartig/ —er, —fe, adj. et adv. nichteinerfeg Art und
Ratur habend, fremdartig, und mit einem Griechiſchen Auedrucke
heterogen; im Gegenſatze des gleichartig, (S. daſſelbe. Bene
die Gleich artigleit.
Ungleichfosrmig, —er, —fie, adj. et adv.der Oraeufas von.
. gleihförmig, nicht einerlep Form, -Art und Weiſe babend, in-
‚gleichen, dem gebörigen Verpäliniffenicht.gemäß: Sp aud dir
Ungleichföumigfeit, '
1) Das Abſtractum des
Beywortes ungleich, und der Gegenfag von Gleichhett, ohne
Mural, in den fämmilichen Bedeutungen des Behwortes. Die
tingleichheis des Bodens, der Stimme, der Gemüther, des
Standesuff 2) NONE heile an einem Dinge, u *
ral
\ ung |
"Plural, Die Ungleichheiten der Bodens. Orrhogsaphifge
Ungleicpbeiten.
Der Unglimpf, des—es, plur. car, ber Gegenſatz des Glim⸗
pfes, die Abweſenheit der nöthigen Mägigung in dem Betranen:
"gegen andere, abgeneigt, andern ale unaugenehme Empfindungen,
foriel möglich, zu erfparen ; als ein gelinder Ausdrud * Härte,
Strense uff S. Verunglimpfen.
Analimpfiic), or, fe, adj et adv. der Beaenfas von’
glimpfich, abgeneigt, andern alle unangenehun Empfindungen,
fo viel möglich, zu erſparen, und darin gegründen ———
mit jemanden umgehen.
Das Unglück, des — es, plur. car. der Grgenfag von —
imn deſſen fä nmtlichen Bedeutungen es gleichfalls üblich iſt. 1) In
der engern umd.bermutblich 'eigeutlichen Bedentung, derjenige
ümnfland , da ung unfer Vorhaben durch eine Verfnüpfung uner« -
-warteter Umfhände nicht gelinget; in welchem Verſtande es doch
am ſeltenſten vorfomme; 2). Einejede Verknüpfung nachtheiliger
Umſtände, welche wir nicht vorher fehen können, oder nicht in
unſerer Gewalt zu haben glauben. Ms ſtehet dir ein, Ungluck
bevor. Im Ungkide leben. 3) Ein Umſtand, eine Sad,
wodurch unfer Zuftand in einen hohen Grade verfchlimmert wird,
mit allen Schattiruugen diefer Bedeutung, fo daß es auch den‘
"ganzen Zafammenbang der Umftände bezeichnet; wodurch unfere‘
Unvollfommenheit im hoben Grade bewirfer wird. Ein Unglud
haben, erleben. Lines Glüd iſt des andern Unglück. Es
Zommt ein Unglück uber das andere. Jemanden in Unglück
‘ftürgen. Sic) ein Unglück zuziehen. Es iſt mir ein großes
Unglü begegnet. So ſehr auch der Plural, wenn dieſes Wort
von ehrffelnen Umſtänden und Begebenheiten gebraucht wird, der
Sache gemäß wäre, fo ungewöhnlich ift er dech, fo wohl bier, als
ßen dem Gegenfage Glück, wenn gleich Leſſing fügt: Unglück
uber alle Unglucke! 4) Da es denn oft auch ein gewiſſes Werfen‘
Bezeichuet, von welchem der üble Erfolg unferer Unternehmungen
and Wünfche abhangen ſoll. Das Unglück hat es fo gewollt,
Anm Jur Schwabrnfpiegel Ungelüke, im Hiederf. Unlüf,
“ S Glück.
Unglücklich, —er, —fte, adj. et adv Unglück habend, in dem
Unslüde gegründet, im Gegenſatze des glücklich, deffen ſammt⸗
liche Bedeutungen auch hier Statt finden, daher ſelbiges hier nach
zuſehen. Unglüdlich ſeym werden. Bin unglüdliher Menſch
Zur unglücklichen Stunde: Im Spiele, in feinen Unterneh⸗
mungen unglück lich feyn. Es wird unglüdlich ablanfen. Opitz
und andere ältere Dberdentfhe Schriftſteller gebrauchen dafiir
auch ungl ückh aft, welches aber im Hochdeutfchen unbefannt if.
Der Unglücksbaum, ses—rs , plur. die— bäume‘, bey den:
neuern Schriftſtellern des flangenreiches, eindtabm⸗ eines Sſtin⸗
difhen Baumes, welcher eine Art des Glücksbaumes iſt, deffen-
Blumen einen- ——— haben; —— — in-
' ‚$ortunatum Linn.
Der Unglüdsbotbe, se—n, ‚plur. dir — derjenige, ade
‚her eine unglückliche Karhricht übsrbringet,
YUnglüdfelig, er, —fr, adj.etadv.ein Work, von welchem
alles das gilt, was bereits von deffen Grgenſatze glücfelig- gefagt
worden, und welches eigentlich mit ımglücklich aleich bedeutend
iſt, auch noch häufig (hatt die ſes Wortes gebraucht wird, wenn
man dem Begriffe einen merklich hervor ſtechenden Rachdruck geben
will, entweder wegen der Zweydeutigkeit der Ableitungsſolbe
—felig, oder Eloßuur, weil ungluck ſelig um eine Sylbe länger
iſt, als ung lůck lich. Daher bedentet es am bäufigften, den höch⸗
N
‘
Ung , 870
Die Unglückſeligkelt, plur. die—en, von dem vorigen Worte,
7) Der Zuffand des höchften Unglückes, der höchſten Unvollkom⸗
menheit, deren man unter gewiffen Umftänden fühig iſt; ohne
zn a) Dasjehige, was * Zuſtand gewahret ; mit dem
lural.
Ber Untlücksfall, des — es, — die —falle, der Gegen ſatz
von Glucks fall ein unvermutheter unglücklicher Zufall, welcher
mebr von den Umſtãänden außer uns,als von uns ſelbſt abhängt.
Das Unglückskind, des —es, plur. die — et, in der, vertrau⸗
lichen Sprechart, eine Perfon, welcher mehrsre nnerwartete Un⸗
glücks fölle widerfahren.
Der Unglücksſtifter des — 3, plur.ut nom. fing. Fänin,
die — inn, eine Perfon,: welche Unglück anrichtet.
Der Unglücksvogel, des—s, plur. die —vögel: >) Eine
Art Raben oder Kräben, deren-Gefchren von dem großen-Haufen
für unglücklich, oder Unglück verfündigend,gebalten wird, Coruus
infauflus Zinn. In einigen Gegenden iſt er auch unter dem
Nahmen des Gertrautsvogels befaimt.. 2) Eins Perfon, welche
Unglück fi ter und anrichtet.-
Die Ungnade, plur.inul-außerin’einigen Fällen, beſonders de⸗
gemeinen Lebens, wo der Plural Ungnaden ohne Artikel gebraucht
wird. Es iſt der Gegenſatz von Gnade, und wird gleichfalls ‚Kur
noch in engerer Bedentung von-dem Miffallen der erregten thäti⸗
‚gen Abneigung einesHöhern gegen einen weit®eringern gebraucht,
Dir Ungnade Gottes gegen die Sünder: Gott zur Ungnade
steigen. Bey feinem Landesherrceh in Ungnade falten, gera-
sben ‚ fich deffen Ungnade zuziehen, bey: ihm im Ungnade
feyn. In Ungnade kommen. Jemanden in Ungnase brins
gen. Dass denn zuweilen auch den Zuftand bedeuter, da jemand
bey einem Höheren in-Uingnadeift., Andere mit in feine-Ungnade
verwickeln. Ben diefes Work ohne Artikel gebraucht wird, fo’
Fautef es im gemeinen Leben häufig Ungnaden; welches entweder
der veraltete Plural, (©. Gnade,) oder auch der Articufug poſt⸗
poſttio us iſt/ von welchem fi) im Deutſchen mehrere Spuren fin»
den, als man genteintglih glaubt: Bey jemanden: in Ungnaden
fieben: In Ungnaden Eommen „bringen. Der Herr har fir
aus ihrem Lande gefloßen mielingnaden, 5 Mof.29,28. Ich
will mich erbarmen über die, fo in Ungnaden war,.Hof.2.23.-
Ehedem bedeutere es Mißfallen, Abweigung, Widerwillen geger
andere Perſonen über haupt, wovon bey den Shwäßifcher Dich⸗
tern, und andern jüngeren Oberdeutſchen Schriftſtellern noch Häus
figeBeyfpiele vorfummen. ©; Gnade,
Ungnädig, —er, —fe, adj, et adv. Ungnadebegend, und Serie
‘ gegründet, als der Örgenfag von anadig, uud fo wie dieſes und -
das vorigenur von Höhern gegen weit Geringere. Auf jemanden.
ungnädig feyn. Seltener mit der dritten Endung der Per ſon.
"Wenn der Serr ungnädig iſt, Sprichw. 22,14, Gott wird
ihren Seinden ungnadig ſeyn 2Macc. vo, 26, Ein ungnädis
ger Blick.
Ung oͤttlich, —er, —fe, adj.etadv. 7) Gott nicht ähnlich,
in dein göttlichen Weſen nicht gegründes; in welcher Bedeutung eg
doch am fetteriftenvorfommt. 2) In weiterer Bedeutung wird
es in der Deutſchen Bibel und bibliſchen Schreibart bänfia für Gott
mißfallig, dem göttlichen Geſetze zuwider, ingleichen vom Gott,
nicht herrührend, gebraucht. Ungöttliche Opfer, Weisb.ı2, 5,
Ungoͤttliches Weſen, Timoth.2, 6. Ein ungöttlicher Wan⸗
deh Aber, ungottlich mie den Sauf ſchlagen, Ef. 58,4. für
abſchenlich, graufam, iſt veraltet. \
Zie Ungöttlichkeit, plur. car.die Eigenſchaft einer Sache, de
flew Grad des Unglücks empfindend und darin gegründet. Du — -fienngötrlich iſt, in beyden Bedeutungen des Beywortes.
ungdück ſelige, 4 Ef. 25, 59. Bin — TOR Zur
wuglüd | eligew Stunde,
Der Ungrund, des — es, plur. car. der Örgenfüg von Grund,
doch nur tık einer einzigen figürlichen — deſſelben, fo feru
ii? Grund
* J *
97 J er 8 ie
— die ME RR mit der ‚Sode fetöR, die ——
bezeichnet, da denn Ungrund den Mangel der Übereinftinmung
eines Sages mit dee Sache ſelbſt bedeuter, und als. ein glimpfs
licher Ausdruck für Unwahrheit gebraucht wird. Den Ungrund -
eines. Dorgebens, einer Derfihgeung, eines Satzes zeigen.
Ungültig, — er; — ſte, adj.etiadv. nicht gültig, fü wohl im
bürgerlichen, als fittlichen Verſtande. Eine ungültige Münze,
Uspguültige Urſachen.
ungultigserflären.-
Die Unguültigkeit, plur. car. die Eigenfcaft einer Sage, sn fie
ungültig iſt. Die Ungultigketteines Beweifes;' +
Die Ungunſt, plur. car. der Gegenſatz der Gunſt, thätige Abwe
ſenheit der Neigung, audern Gutes zu erweiſeu, wo es ein gelin⸗
der Ausdenef für Widerwillen, Unwillen, uf f. er Das du
nicht Ungunſt erlangeſt, Sir, 3r,20, ;
Ungünfig,— er, — ſte, adj. et adv. Ungunſt gegen ——
habend und darin gegründet. Jemanden ungünſtig ſeyn Ein
ungünſtiges Betragen. Jugleichen fgürli, unſern Abſichten
“Bad Wünſchen nicht gemaß. Eine ungünftige —“ *
ereignete ſich ein uns ůnſtiger Umſtand.
Ungtgut, adj. et adv. welches eigentlich der Gegenſatz von gut
aber nur noch in einigen Fällen der ſiebenten figürlichen Bedeü⸗
tung, und auch hier im Hochdeutſchen nur inder niedrigen Spreche
art üblich iſt. Am häufigfien gebrauchtmanes Hier in dee R.A.
etwas in ungutem vermerken, esübelnehmen, übel deuten, uns
gütig aufnehmen, wofür der große Haufe auch wohlfagt, es für
ungut nehmen. Im Oberdeutſchen ſcheint escüblicher zu ſeyn,
wenigſteus kommt es bey den Schwäbiſchen Dichtern, Opitzen
undandern, ſelbſt neuern Schriftſtellern, für unwillig, ingleichen
ungünſtig, unaängenehm überhaupt, mehrmahls vor; Hader ſich
auch Breitinger in ſeiner kritiſchen Dichtkunſt Th. 2, Sa0.
vie.e Mühegibt, es zu vertheidigen. Allrin da dieſes Wort im.
Hoch deutſchen nur noch von der niedrigſten Claſſe gebraucht wich,
fo werden demſelben ale Schutzſchriften die einmahl verlorue
Wür de nicht wieder gebewfönnen, zumahl, da wir für deſſen Be⸗
griff Wörter genug haben, welche ‚für NR —
angeſehen werden fönnen.
Die Ungüte,vlur. car. thätige Anwefenheit der Güte, oder Aufen
jr Öefinzung gegen jemanden, ein.im Hochdeutſchen gleichfalle unge»
wöhnliches Wort, welches nur no von einigen für das vorige
ungutinder R. A. gebraucht wird, etwas in Ungute vermer⸗
Ben, es übel nehme. ’
Ungütig, — er — fe, .adj.et adv. bet Gegenfaß von Ar
‚sbösige Abneigung habend, fo wohl jemandes, Beſtes zu befördern,
als auch im engern Verfiande, ihm Wohlthaten zu erzeigen, und
darin gegrüudet; als ein gelinder Ausdrud für. hart u. f. fi Ge-
gen jemanden ungütig ſeyn, fich ungütig gegen ihn beweiſen.
Ungütig mit jemanden umgeben, Ein —— Berragen,
Etwas ungütig aufnehmen. -
Die Ungütigkeit, plur. die — en, die Eigenſchaft einer Verfon
oder Sache, da fie ungütig iſt; ohne Plural. Jugleichen ungütige
‚Handlungen, mit dem Piural, i
Unbaltber, — er, —ie, adj. etadv, den Gegenfig von halt:
u bar. "1. Bon dem Neutro halten, ift unhaltbat', obgleich fel-
x teuer, was nicht hält, feine Haltung bat. Ein unhalibarer Zeug,
der nicht lange hält. 2, Von dem Activo halten. ı) Unhalt baͤ⸗
res Erz, im Berabaue, Erz, welches fein oder wenig Metall ent:
bält. Unhaltbere Bergareen. 2) Was ſich nicht baften, d. 1.
feiften läfjer ; nur felten. Bin unhalebareg Derfpr echen. 3) Was
ſich nicht Dalten, d. t.mit Waffen verrbeidigen, läffıt, Ein uns
haltbarer Ort. Eine unhaltbare Feſtung.
3
Ein Geles ungülcig zen: Etwas. -
— 6
| S 878
"Die Unhaltbarkeit, — inuf. die igenfaft cine: Se, da
fie unbaltbar-ift, in.allen vorigen Bedeutungen,
Das Unheil, plurscar.derÖegenfag von Se enſchůch Glud⸗
—*
ſeligkeit oder Wohlfahrt, da denn Unheil, eſſen Be oder.
ein jedes Übel bedeuten würde. Daraus, wird-ein Unheil. ‚entz
ſtehen, ein Übel, ein Unglüd.. Linem Unbeile abhelfen, Nichts
alg Unheil anricpten, Unglüd, Unfug. Xey dem Exipfer und
andern Schwädiichen Dichtern fonımt Unhail für Ungtüd
mehrmahls vor, i
Anbeilbar, — er, ER adj.etadv, wae ſich nicht heilen tagt,
der Öegenfag von heilbar. Ein unbeilbaver Schade, Eine uns
heilbare Wunde, Krankheit. Daher die Unpeilbarkrit, Bey
dem-Ditfried unheili,
Unheilig, — eu, — fle, adj.et adv. der Segenfag von Beilig,
sicht heilig, in deffen fammtlichen noch gangbaren B
diefes gleichfalls gebraucht wird, aber jenes bierbey nachzufeben,
Was heilig und unheilig ıft, 3 Mof. 10, 10. Sühre,meine Gas
che wider das unheilige.Dolk, Pſ. a3, 1. Unter Seiligen umd
Unbeiligen Feinen Unterfpicamag,en, Czech 22,26% Den Un⸗
heiligen ıft Fein. Gefeg gegeben, ı-Sim. #, 9. Dis fell. unbetz
lig feyn, Ezech. 48, 25, zum gemeinen Gebrauche dienen, Kin
unbeiliger. Wandel. Ein unheiliger Ort, der zum gemeinen
weltlichen Gebrauche beftimumt ift, zum. — Aw einem
beiligen, oder gottesdienſtlichen.
=
Dielinpeiligeeit, plur, inul, die Cigenfäcft einen Sxefonadie %
- Sache, da fie unheilig iſt, in allen Bedeniungen des vorigen Wor⸗
“eg, befonders von der Fertigkeit der a Liebe zum
Söfen und Abgencigtheit vom Guten.
Cr
Unhoflich/ — er ⸗ſte, ad. et ady, ein nur im Bergbane
übliches Wort, alsder Gegeuſatz von + Seflicy, da. denu unbofs
lich in keinem guten Zuſtande befindlich, bedeutet. Unhoflche
Gebäude, in welchen die Stollörter mangeln. ©, ı zöflich.
2. inbörlidy, —er, —— adj.et adv, der Begenfüg von 2 Höfs
lieh, abgeneigt, andern in feinem -Betragen gegen fie dirjenige
Ebrerbierhigfeit zu erweifen, welche die geſittete Wohlanſt ͤndigkeit
erfordert, und darin gegründer, Ein hoher Grad des unheflichen
"heißt grob, Ein Tarrrüdtseinemanbeflig>auf,Sir. 18, 28,
Einunböflider Menfhi Eine unhöfliche Unwort, ein uns
böfliger Scherz. Femanden Fehr unhoflich — =.
mittlern Lat. incurialis. ©. Höflid. |
Die Unböfltchkeit, plur die — en, von dem. — Work,
1) Diejenige Eigen ſchaft einen Perſen oder Sache, nach welcher ſie
unböftich iſtz ohne Plural, 2) Unpöftiche Handtungen oder Wor⸗
te, mit dem Plural. Kine Unböflicpfeis begeben. Jemanden
un hẽflichkeiten ſagen.
Unbold, — er, eſte, adj. et adv. der Gegenfaß bon‘ do,
befonders in deffen heyden erſten Bedeutungen, abgeneige, des an⸗
dern Beftes gern zu fuchen, und zu befördern, und darin gegrün⸗
det. Femandenunbold fegm Kine‘ \unbolde Antworn Im
—— iſt dafür auch abhold üblich
Der Unbolde,des—n, plut. die—n, Famin. die Unbelsinm,
"der Gegenſatz von den veralteten olde, rin Freund, daher Unz
holde, ehedem ſeht Häufig einen Feind, befonders einen [hadlichen,
Böfen Feind, und in engerer Bedeutung dei Teufel bedeutete in
"weicher leßtern Bedeutung Thon bey dem Ulphilas Unhuliho
vorkommt, von Hulths, ein Freund.
hold gleipfälls ein Feind, bey den Schwäbifchen Dichtern aber
Fommt Unhölde von einem Mörder, Böfewichte vor. Im Hoch⸗
deutſchen iſt es in dieſen Bedeulungen veraltet, wo man nur noch
zuweilen Zauberer and Zauberinnen, fo fern fir andern Schaden
zufügen, mit dieſem Nab men zu belegen pflegt, wo Unholde, plur.
Un holden auch oftvon NER — —
te
en.
ANF
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Im Angelfäf. iſt Un- -
aka
4
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Mr
® den noch, die Königskerze, Verbalcum Thapfus
— fübret, weil fie ehedem gu zauberiſchen Künſten gebraͤucht
wurde, Bey andern heißt fie unboldenkraut, oder auch wohl Un⸗
holden ſchlechthin.
Das lUnboldenkraut, $es— es, plur. 5 — kraãuter, Kräuter,
2... Deren ſich die vorgegebenen Unholden oder Heren zu ihren Here:
je reyen zu bedienen pflegten. In engerer Bedeutung, führer bey
einigen fo wohl das vorige Gewächs, als auch der Disander, Ne-
rium Oleander Zinn. diefenRabmen,
Die Univerfitit, plur, die — en, aus dem mittleren Lat, Voi-
. verlitas, eine mit verfehiedenen Frepbeiten begabte bobe Schule,
anf welcher alle Arten freyer Künfte und höherer Wiſſenſchaften
gelehret werden, welche man zumeilen auch wohl eine Akademie
‚gu nennen pflegt, obgleich diefes Wort inengerer Bedeutung noch
eine Anftalt anderer Art bezeichnet, Das Gymnaftum zu Altorf
1622 jueiner — erhoben, ©. des Du Fresne Gloll. v.
„Vaiverlias, wer ;
\Unjegöbar, - m, fe, adj; etadv. ve Gegenfag von jagd⸗
Größe und Volllommenheit noch nicht erlangt bat, ſo daß es mit
Nutzen gejagt werden fünute, unjagdbar beit, Daher die Un-
jagdbarteit.
Unkatholiſch, adj. et ‚adv. ein Wort, welches die Hömifch- Ras
tholiſchen aus Glimpf von den Proteftanicn gebraucben, weın fie
ihnen den harten Nahmen der Roger nicht beplegen’dürfen ‚ fie
aber auch nicht Evangeliſche nennen wollen. Im Lat, Acatholi-
cus. Jndeſſen ifidiefee Ausdruck nur in, Privat Schriften üb⸗
Ho; inöffentlichen Verbandlungen ift er nicht erlandt, und als
der Badenſche Geſandie denjelben bin dem Lbrfiphälife en. Fries
ſchen Geſandten wider ſprochen.
Tie Unke, plur. die —n, tin altes, aber nur in ——— Gegen⸗
den übliches Wort, +) Eine Schlange, in welcher Bedeutung es
ſehr alt ift, indem Unc ſchon bey dein Raban Maurus inderjelben
vorlkommt. Bey dem Notker ift Unch der Baſilisk. In einigen
Gegenden auf dem Lande wird noch eine Art fleiner unſchädlicher
Hausſchlangen Unke genannt. In diefer Bedeutung iſt es ohne
Zweifel mit dem Las. Anguis, dem Grich, Exegu.f.f. vedtwandt,
ohne eben von denfelben- abzuſtammen. 2) In andern Gegenden
werden diejenigen Fröſche, welche ſich in Waſſer mic einen diefem
Worteeigenthümlidien Zone hören laſſen, Unken, Waſſerunken
genannt, in welchen: Falle es eine numittelbare ——— die⸗
ſes Tones zu ſeyn ſcheinet.
Um ennt lich/⸗ er/ſe, adj. et adv. der Gegenfaß von Eenne-
unter ſchieden werden Fann, bey einigen auch unfennbar, oder un⸗
Fenntbar. Ein $reund wird ung unfennelig, wenn er fi ın
einer langen Adwefendeit in feinen Geſichts zügen betr ochtlich
. verändert bat, Daher die Unkenntlichkeit. Das € in der Mute
iſt das teuphonicum, S. T.
doch auch nur noch in deſſen engeret Bedeutung, Neigung undFer⸗
tigkeit zum unrechtinäßigen Gebrauch des natürlichen Triebes
zunmi⸗ Beyſchlafe befigend und darin gegründet z>drffen. höherer
Era unzugrigift. Ein unfeufcher Menſch. B-Peufche Wor:
28, sand ungen uff. weiche dieje Grfinnung vertüthen- So wie
keuſch hedem inweitern Verſtande fitrfam, ehrdar, anftändig des
Dantste, fo wor unkeuſch in demälteen Seiten auch unanfländ'g
überpaupe. Epivemharıe man davon auch das Zeitiwori unkeu⸗
ni rze, —— ein Nahme, welchen in eini⸗
‚Unklar, —klärer = Plörfte, adj. et adv,
wurde durch kaiſerliche Privilegia 1578 zu einer Afademie, und > '
bar, bey ven Jägeen, wo alles Wild, welches die gehörige Güte, -
densſchlüſſe gebrauchen wollte ‚. ſo ward ihm vonden —
lich, was nicht erfannt,.d. i. von andern Dingen feiner Art nicht
Ainteufe, — er, — efte, adj;etadv. Ser@egenfas von ——
Um 874:
fen, — Beyſchlaf üben, welches aber, fo wie alle
‚mit un zuſammen gefegten Zeitwörter, veralleriſt.
Die Unkeufchheit, plur. car. die Eigenichaft, da eine Perſon
‚oder Handlung unkeuſch iſt, die Neigungund Fertigkeit zum uns
erlaubten Beyſchlafe und die darin -gegründere Befchaffenheit,
deren höhere Grade Unzucht, Geilheit u. ſ. f. find. Ja den ältern
Dberdeutichen Schriften, au) der Unkeufch. Bey drin Kero iſt
Vochuschida, Schmutz, Unflath, Unreinigkeit, im eigentlichen
‚Berftande, ©, Beufa.
*Dielintlage, plur. die — n, ein im Hochdeutſchen veraltete,
nur noch in den Rechten einiger. Provinz igur Höliches Wort, eine
feevelhafte, ungegründere Anklage zu brjeichuen, r
ein auch nur im ge:
meinen £eben einiger Gegenden als der Gegenſatz von klar irbli⸗
ches Wort, befonders in der engern Bedeutung, nicht: begreiftich,
nicht verftändlich ; undeutlid, Die Sache ifinoch unklar, iſt
noch dunkel.
Unklug, üger, — klügſte, adj. et adv. der Gegenſatz von
‚Plug, welcher ım gemeinen Leben oft. als ein glimpflicher Aus—
druck für dumm, thöricht, narriſch u. f. fi gebraucht wird, fo wie
in der edlern Schreibart dafür unweife welichift,. Ein unfluges *
Unternehmen. Daher das Nebenwort unklüglich, auf eine une
Fuge, unweiſe Art, und das Hauptwort die Unztlugbeit, welches
doch feltener gebraucht wird.
Unförperlidy, adj.etadv. mit-Feinem Körper verfehen, Teinen
Körper habend, im Gegenſatze des Firperlich z mit. einem Lareis
niſchen Ausdrucke imm ateriell. Daber die Unkorperlichkeit, die
IAmmaterialität. Rotker gebraucht dafür unlichamin, von li-
chamip, förperlih, ©. Leihnam.
Die linkoften, ling. car. unwöthige, beſchwerliche, den ring
verringetnde Koften, aber eben fo.oft auch) in weiterer Bedeutung
für Roftenüberhaupt, den baren Aufwand zu bezeichnen, welchen
man zur Erreichungeiner Abficht machen muß. Der Prozeß er=
fordere viele Unfotten. viele Mühe und Unkoſten an etwas
wenden. Jemanden die Unkoſten wieder evfegen. Sid viele
Unkoſten machen. ‚ein. Schiff auf feine Unkoſten (auf fine
Koſten) bauen, bi viele Unkoſten machen, ſich in Unfoften
fegen. i
Anm. &o fern Un einen feptehteen, geringegn Grad, des fol⸗
genden Hanptwortes bezeichnet, find Unkoſten, wie Friſch be⸗
bauptet, freylich unnöthige, überntäßige Koften. Allein, daes
oft auch bloß zur Verfiärfung diener, fo fönnen auch alle’ Koften
Unkoſten genannt werden, ob.es gleich. in diefim Falle. nit fo
-edeläft, als das einfachere Roften, Im Kiederf. it verkoften,
Koften oder Unfoften aufwenden.
Unkraͤftig, — ee, — fie, adj. etadv. der Gegenfaß von kräftig,
keine Kraft habend odev.äußernd, mit einem geringen Nidenber
griffe anderer Art auch kraftlos. Unkvaftige Arzeneyen " Die"
Arzeney ıF unkräftig geworden. "Unfraftige Speifen. ‚ses
mandes vorſtellungen unfräftig machen. Ben dem Notfes
unchreftig. Daher die Unkräftigkeit, welches doc nur fetten
vorfummt. Im Dderdeutichen bat man auch das Hauptwort die
Unfräfte oder Unfräften, welches dafelbft nur allein sm Plural
üblich zu ſeyn feiner, Ohnmacht, Schwäche, befonders des Leis '
bes zu bezeichnen, weiches aber den. Sochdeutfchen unbekannt iff.
Das Unkraut, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die Unkrauter, eigentlich ein fchädliches, oder doch unnützes, uns
brauchbares Kraut, In engerer Bedeutung pflege mandiejenigem. "
„wilden, uns feinen Nutzen beingenden Gewächſe Unkraut zu nene
nen, welche ſich wider unfern Willen unter den zahmen Gen äcfen
einfbleiben, denen fie Nahrung und Wacerhum entziehen; wo
es jo wohl diſtributive iblich if, das iſt ein Unfraur, das find
Si 3 a zwey
875 m;
zwey — als auch, und zwar am hãufigſten, —
nd ohne Plural, das if Unkraut. Figürlich pflegt man nicht
nur böfe und der bürgerlichen Geſellſchaft ſchädliche Menſchen Un⸗
Fraur zu nennen, ſondern anch unrichtige Neigungen, Begierden
u. f. f. welche zum Rachtheil der rechtmäßigern entſtehen, und ſel⸗
bige erftichen. Sollte der Stolz niche ein Unkraut feyn, das
welches) von einem Leinde der — Natut auf unſer
Gerz geſaet worden? Gel. -
Anm, Die Borfplde un, — hier Awa⸗ von ſchlechterer,
ſchinmerer Art, (5. Un.) In der Schweiz witd das Unkraut auf “Die Unluſt, plur. car. der Gegenſes von Luf.
äbnliche Ars Unfamen genannt,
Die Unkunde, plur. car. der Begenfag von Runde, ber Mangel
‚ der Kemtniß, der Mangel einer klaren und deutlichen VBorftellung
von einer Sache, wo es noch als ein glimpflicher Ausdrud für das
härtere Unwiffenbeit üblich iſt. Seine Unkunde in einer Sache
verratden. Im Nisderf. gleichfalls Unkunde.
Unkundig, —er, — ſte, adj. et adv. feine Kenntniß, d. 1. klare
nd deutliche Vorſtellung von einer Sache habend, als der Gegen»
ſatz von Fundig, and mit der zwepten Endung des Dauptwostes,
Einer Sprache unfundig feyn.
Unlängft, ein Nebenwort der Zeit, nicht längſt, d. i. vor kurzer
Zeit, vor Burgen. Un verneiner bier nicht bioß, fondern es bes
zeichnet das Gegentheil. Schon Ottfried fagt in der erfien Staffel
unlango, und noch jest ift im Dberdeurfihen unlang für kurz,
von der Zeit, üblich. Ohnlangſt für unlängit if eine fehlerhaft
gedehnte Husfprache des um.
Unlaͤugbar, er, —ie, adj.et adv, was nicht geläugnet wer-
den kann, als der Örgenfag von dem ungewöhnlidden läugbar.
Es iſt unläugbar. ine unlaugbare Sache. Daher, die Uns
käugbarkeit. Es iſt nicht von laugnen, fondern von deffen ver»
alteren Stammmwortie augen. ©. Läugnen,
Unlauter, —er, fie, adj.etadv. der Gegenfag von lauter,
in deffen meiffen Bedeutungen es gebrauds wird. Unlauteres
- Waffen, umzeines, nicht helles, Ingleichen figürlich, mit unrich⸗
tigen Nebenadfichten verbunden. Eine unlautere Liebe gegen
Gott, weldye aus Eiaennus un. f.f. herrühret. Unlautere Ybfich-
ten bey einer Sache haben. Sn aud die Unlauterkeit.
Unleidlich, —er, — ſte, adj.et adv. der Örgenfag von leidlich,
der doch von weiterin Umfange iſt, als diefes. 1) In intranſiti⸗
„ver Bedeutung ift unleidlich, auf unbefugte Art abgeneigt, langes
, mad) za erleiden, auch wenn es nothwendig iſt. Kin unleidlicher
Menſch. Unleidlich ſeyn. Im gemeinen Leben einiger Gegen⸗
den unleidig unleid ſam· 2) In paſſider Bedeutung, was ſich
nicht erleiden oder ertragen läfferz unerleidlich, unausſtehlich.
Ein unkidliher Stand, = Maceab,9,r0, Kine unleisliche
Rälre, Kin unleidlicher Schwater. Das iſt unleidlich
bitter.
Die Unleidlichkeit, plur. car. die Eigenſchaft, da eine Perſon
odes Sache unleidlich iſt. ») Die unbefugte Vermeidung alles,
auch nothwendigen Ungemachs, und die Fertigkeit dieſer Abneis
gung. In einigen Gegenden die Unleidigkeit, Unleidſamkeit. 2)
Die Eigenſchaft eines Dinges, da es ſich nicht erleiden oder ertra⸗
gen läßt, Den Tod aus Unleidlicht eit der gegenwartigen Trüb⸗
ſal verlangen.
Unleiſtbar, adj, et adv. was nicht geleiſtet werden kann. Daher
die Unleiſtbarteit.
Untleferkich, —er, —⸗ſe adj. et adv. was fi äh leſen läſſet.
unle ſeslich ſchreiben. Mine unleferlidye gand., Ben einigen
vnleslich unlesbar. Bon dem er in der Mitte, (Sr Leferlish.)
Daher ‚Lie Unleſerlichkeit.
Hulzugber, S. Unlangbar-
\ 5 * ai I 2 —
A : Unm 876
unlieblich, ef, ad). et ady. nicht Keßtie, welches et⸗
was weniger ſagt, als unangenehm. ‘Eine unliebliche Stimme,
Der Wein ſchmeckt unliebjich. Daher dieUntieblichkei.
Unloblich/ adj, et adv. nicht löblich, als ein glimpflicher Auts
druck für die härtern fchindlihug.f. Daber die Unloblichkeit.
Der Unlscherer, des—s, plur, ut nom. fing. der Rahme
° einer befondern Secte unter den Senflern, welche die Stifie mit
einem Drahte feſt machen, zum Unterfchiede vor den Locherern,
welche fie mit einem Loche befeſtigen.
* Bon CLuſft,
anſchauende Erfeuntniß des Angenehmen, wo es doch wicht bloß
einen Maugel der Luſt, fondern eine anſchauende Erkenntuiß deg-
Unangenehmen, einerUnvollkommenheit bezeichnet, und gebraucht
wird, entweder den erſten und geriugern Grad diefer Empfindung
oder dieſe Empfindung überhaupt, ohne Bezeichnung der Stärke
oder Schwäche, aus zudrücken. Der Gerechte macht uns viel
Unluſt, Weish. 2, 12. Es if keine Unluſt um ſie zu ſeyn, Kap.
‚8,16, Unluſt ——— 2) Mangel der Luft, oder des ſinn⸗
lichen Berlangens; eine im Hechdeutfhen felten gewordene Bes
deutung. So pflegte man den Mangel des Appetites zum Effen
Häufig die Unluſt, und im Dberdeutfchen den Unluſt zu nennen, |
Unluf haben etwas zu Faufen. !
Anm. Zu der veralteten Bedeutungen diefes Wortes gehören
auch die, da es ebedem Lärmen, Öctöfe, Steit leichtfertige
Händel, ingleigen Ugrarp, Yusfepricht und Önlien Kusıwurf »
bedeutete,
Unluftig, —er, —fe, adj.et adv. von dem vorigen ——
2. So fern es anſchauende Erkenutniß des Unangenehnien oder der
Huvolkommenbeie bezeichnet, iſt unlıntig, »)diefe anfehauende -
Erkenntniß oder Einpfindung babend und äufernd, und darin ges -
gründet.- Unluſtig ſeyn. Eine unlüfiige Perſon. Unluſtig
aus ſehen. 2) Diefe Empfindung erweckend, wo es in einigen
Gegenden für unangenehm gebraucht wird, im Hochdeutſchen aber
wenig vorkommt. Es iſt unluſtiges Wetter, unangenehmes
2. Von Unluſt, Mangel der Reigung oder des Verlangens zu und
nach einer Sache, iſt unluſtig, doch auch nur in einigen Gegen⸗
den, feine Luft zwetiwas habend. Unluſtig zu etwas ſeyn.
Anm. Unter allen drey Bedentungen iſt im Hochdeutſchen die
erſte ami gangbarſten, ob ſie gleich auch hier am meiſten in der
wiſſenſchaftlichen Schreibart vorkommt, wenn man dief: Einpfin⸗
dung überhaupt bezeichnen will, ohne die Grade der Stärke und
Schwäche derfelben anzudeuten, }
Unmannbar, —er, — ſte, adj. et adv. noch nicht. mannbar,
Kine unmanndare Jungfrau. Daber die UInmannbarkein
Unmaßseblich, adj. et adv. ohne Mag und Ziel, ohne die Art
und Weiſe vorzufcpreiben, ats der Gegenſatz des ungewöhnlichen
maßgeblich ; ohne Maßgebung. Kin unmafgeblicher Vor:
ſchlag, ein Vorſchlag, welchen man thut, ohne doch dadurch dem 7'
andern etwas vorzufchreiben. Diefen Punet wollen wir unmafs
geblich gleich in Richtigkeit bringen, Gel. Im Oberdeutſchen
obnmaßgeblid. (S. Arapgebung.y Als ein Bepwortiftesvon
einigergetadelt worden, allein obne Roth, wenigfteus iſt fein
Grund vorhanden, warum es niche als ein Beywort — ge⸗
braucht werden können.
Unmäßtg, —er, —fle, adj. et adv. der Segen fatz von mie
fig 2. 1) Das richtige Verhältniß gegen die Hatur der Sache
weit überfchreitend , wo es noch etwas nicht fagt als übermäßig
obne alıs Maß. Sic unmäßig freuen. -Kine unmäßige
Ireude, Unmapig Inufen. An engerer Bedeutung, in dem Ge⸗
nuſſe der Nahrungsmittel das richtige Verhaltniß gegen ihreu End⸗
zweck weit überſchreitend. Unmaßig eſſen, trinken. Unmäßig
im Trinken ſeyn. Ein unmaßiger Trinken, 2) Das Maß des
Grwöhns
\
a a
in m
| 2 Sewößnlicen weit überfteigend; vo Pr beſonbers im gemeinenfes
ben alsein Bergrößerungswort febe üblich if. Ein unmäßiges
Vermögen haben. Unmaßig viel, unmäßig groß, unm aßig
ſehr. Im Spiele unmäßig gewinnen. 3. *Deffen Maß ſich
wegen det Sröße oder Menge nicht beftimmen läffet ; eine imHoche
deutſchen veralteteBedentung, wofür jetzt unermeß lich üblicher iſt.
Das Gerärh von Erz war unmäßig, Jer. 52, 20. Die uns
mäßigegöbe des Himmels; Sir. 17,31. Gottes Barmher⸗
sigkeit it unmäßig, Geb. Man. v. 6, Die Weisheit it unmas
Gig hoch, Bar. 3,25. In der erfien Bedeutung bey dem Sttfried
.ummeze,
Die Unmäßigfeie, plur. inuf. die Eigenſchaft, daein Ding un»
mapig ift, im Hochdeutſchen nur in den beyden erften Bedeutun⸗
gen, befonders aber in der erftern, die Überſchreitung der Schran⸗
Ben der Verhältniffe eler Dinge gegen ihren Endzwed , oder die
Natur der Sache. Die Unmäßigfeit im Schlafen, in der Are
beie, im Studierenu. ff. Befonders in dem Genuffe der Mab⸗
rungsmittel. Sid der Unmäßigkeit ergeben. Bey dem Kero
Unmezzigii.
Unmeidlich, —er, —be, adj. et adv. ein im Hochdeutſchen
veraltetes Wort für unvermeidlihd. Unmeidliche Worb,
Weish. ıy, 17.
Ser Unmenſch, des — en, plur. die —en, der Gegenſatz non
Menſch, fo fern es inengerm Verſtande einen geſitteten Menſchen
in der bürgerlichen Geſellſchaft bedeutet, wo das un einen ſehr har⸗
ten Örgeniaß bezeichnet, ein Menſch, der die Pflichten der allge⸗
. „meinen Geſelligkeit und Menſchenliebe auf die geöbfte Art verlet=
det. Ein graufamer, ein im böchften Grade harter Menſch wird
bäufig ein Unmenfch genannt, :
Unmenſchlich, — er; —fie, adj. et adv. der Gegenſatz von
menſchlich 2. (2), den gefeifchaftlichen Zuftand gefitteter Mens
ſchen im hohen Grade verlegend,, und darig gegründet, Uns
menſchlich mir feinen Nächſten verfahren. "Im gemeinen Les
ben wird es auch häufig in weiterer Bedeutung gebraucht, die
Kräfte gewöbnliherMenfchen überfchreitend, Unmenſchlich lau⸗
fen, trinken können. De es denn wohl gar als ein allgemeines
Vergrößerungswort gebraucht wird. Mnmenfchlih viel, fehr,
groß. Ä
Die UnmenfhlichEeit, plur. sie —en. ı. Die Eigenfchaft,
da eine Perfon oder Sache die Pflichten der allgemeinen Gefellig-
keit im hohen Grade verletzet; ohne Plural, 2. Solche unmenfchz
liche Handlungen mit dem Plural. ;
Alnmerflidy, —er; —ie, adj, et adv. was fi nicht merken,
defien Dafeyn ‚oder Wirkung fih ang gewiffen Merfmahlen nicht
ſchließen läffet, im Gegenfage des merklich. Gleich einem Bache,
deifen Waſſer unmerklich dabin fließet, fühlet die Seele ibre
eigene Gefchaftinkere nicht. An einem unſchuldigen Serzen
werden die Eleinen Sebler unmerklich, Gel. Daper die line
mexrklichkeit.
Unmeßlich/ — er, — te, adj. etadv, deſſen Maß ſich wegen
der Größe oder Vielheit nicht beſtimmen läßt; ein im Hochdeut⸗
ſchen ungewöhnfihes Wort, wofür unermeßlich üblicher iſt. So
auch die Unmeßlichkeit. Sr
Unmilde, —r, —Re, adj, et adv. der Gegenſatz von milde,
beſonders in deffen fiaürtichen Bedeutuugen. So auch das Hatipts
wort die Unmilde. Bey den Shwähifhen Dichtern unmilte,
Unmittelber, —er, fe, adj, et adv, der Gegenfag von mit⸗
telbar, ohne gebrauchte Mittel, oder-andere wirfende Urſachen
als ſich ſelbſt, inaleichen ohne Dazwifchenfnnft eines dritten Din⸗
ges. Die unmittelbare Zulfe Gottes, wobey ſich Bott nicht an⸗
derer Perſonen und Dinge ats Mittelurſachen bedienet. Si uns
mittelbax an den Landes hexren wenden, fo wohl ſich ſelbſt uud
— Unm 878
nicht durch andere an ihn wenden, als auch, ſich an deſſelben elgente
Perfon, und nicht an ein Collegium u, f, f. wenden. Wir nennen
alle Gegenfände fchön, welche der Einbildungsfraft oder dem
Derfiande unmittelbar gefallen, Sulz. - Der unmittelbare
Derftand einer Rede, der zunächft durch die Bedeutung der Worte
beraus gebracht wird, und auch der buchſtaͤbliche Wortverßand
beißt, zumUnterfchiede von dem miteelbaren oder, figürlichen
Derftande, Unmittelbere Keihsitände, welche Feinen audern
Reichs ſt anden, fondern allein dem Kaifer und dem Reiche unters
worfen find. Daher die Unmittelbarkeit, plur. car. die Eigen-
ſchaft, da ein Ding unmittelbar iſt oder geſchiehet.
Unmöglih, —e, —fe, adj. etadv, der Örgenfaß von mog⸗
lich, fo wohl im ſchärfſten Berftande, was einen Widerfpruch in ſich
enthält, als au in weiserm Berftande, was einen Widerſpruch
mit den Rräften und Fähigkeiten der handelnden Perſon, ingleichen
mit der Zeit, der Gelegenheit, und andern Umſtänden in fich faſſet.
in Jedernes Zifen ift im ſchärfſten Verſtande unmoglih. Ele
was für unmöglich halten. Etwas unmeglicpes verlangen.
Ein Ding iſt moralifch unmöglich, wenn es durch ein vorher ges
gangenes Geſetz verbothen ift. Im Tatian unodi; in einigen
veralteten Sprechärten unmüglig.
Die Unmoglichkeit, plur. die —en. x. Die Eigenſchaft, de
ein Ding unmöglich it, ohne Plural. 2 Ein unmögliches Ding,
mit dem Plural, Line UnmöglidFeit verlangen. Das if eine
Unmimdig, —er, fe, adj.et adv. dee Gegenfag von müns
dig, noch nicht zu dem Alter gefommen, welches nach den Geſetzen
zur Befreyung von der Gewalt des Vaters oder Bormundes.erfors
dert wird; minderjäbrig, minovenn. In einem andern Vers
fande, sverden auch diejenigen Perfonen, welche den Gefegen nach
beftändig der Gewalt eines Bormundes unterworfen find, ohne
Rückſicht des Alters, unmündig genannt, z. B. blödfinnige Perfos
nen, weibliche Perſonen u. fi f. fo wie man im engſten Verſtaude
mit unmündig oft den Begriff eines zarten Kindes verbindet,
Zus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge haſt du dir
ein Lob zubereiter, Matth. 22,16. S. Mündig.
Die Unmündigfeit, plur. car. die Eigenfchaft, da eine Perfon
unmündig ift, Ä
Der Unmuth, des—es, plur. car, der Gegenſatz von Much
Boch nur inder veralteren Bedeutung der Fröhlichkeit, dev Frende,
wo Unmuth deren Gegenfag bezeichnet, d. i. lebhafte unanges
nebme&mpfindungen eines Übels,befonders einer fehlgefchlagenen
Abficht, für Desdruß, wo es einen etwas ſtärkern Grad als Unluſt
zu bezeichnen ſcheinet, übrigeng aber auch oft gebraucht wird,
diefen ganzen Zuftand des Gemüthes, ohne nähere Bezeichnung
des eigentlichen Grades ber Stärke oder Schhäde, auszus
denken. i
unm meinen Unmuth zu zerfireun, Gel.
In unmuch binzieben, ı Kön, 20, 45 in Zorn und Verbruß.
Durch Murren und Hnmurb feinem übel felbft ein größeres
" Gewichnzulegen, Gel. Hatein Unmuth jemich bis in deine
Arme verfolge, der nicht wie ein Srüblingsnebel vor der
" Sonne verfihwand? Geßn, Meine Brut klopft mir voll
Unmuth, daß mich die Natur nicht weiblich {huf, Weiße,
Wo es oft in eirgeree Bedeutung für Unwillen, verdruß ges
braucht wird, Die biblifhe Wortfügung Unmuths feyn, werden,
für urffhurbig, ift im Hochdeutſchen veraftet, Dein Geiſt iſt fo
AUnmuths, a Kön,2ı, 5. Des Böniges Herz war Unmuths,
2 Kön,6, 11, Ein reicher Menſch war Unmuths über Jeſu
Rede, Marc, 10, 22,
Anm. Bey den ältern Oberdeutſchen, befonders Schwähifchen
Didsern Ungemuoie, im Biederf, Unmood, wo een
? 8 113
879 um
ehedem Ungenigfamfeit, Unenthaltſamkeit bedeutete. &. Much
und Sochmurh ı. } a re
Unmuthig, —er, — fe, adj, etadv. Unmuth habend oder em⸗
»findend, Unmurbig ſeyn. Ehedem gebrauchte man für dag Ne-
beawort unmutbig das veraltete Unmurbs, Unmuthsvoll iſt als
> ein Bey⸗ und. Nebenwort gebräuchlicher, ;
Unnachahmlich — er, —fe, adj. et adv. der Geaeirfaß von
dem ungewöhnlichern nachabmlich, was fih nicht nach ahmen läſ⸗
ſet. So auch die Unnachahmlichkeit. ge
Unnachbarlich, adj.et adv. der Gegenſatz von nachbarlich 2,
den Bflichten eines friedlichen und getrenen Nachbars zuwider, . -
‚ and darin gegründer, Lin unnachbarliches Berragen. _
Unnechtbeilig, — er, — fie, adj.etadv. nicht nachtheilig, mit
der dritten Endung der Perfon. Das it mir unnachtbeilig.
Daher die Unnachrheiligkeir. —
Unnetürlih, — ev, — fe, adj. et adv. der Gegenſatz von na⸗
türlich, doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben, welches daher
hierbey zu vergleichen. 1. Der Veränderungskraft des Marinig-
faltigen eines Dinges zuwider. Kohlen und Spinnen find uns
natürlicheSpeifen für den Menfchen. Den narürlichen Brauch
in sen unnarürlichen verwandeln, Nöm, 1,26, 2, Den Nas
turfräften einesDinges nicht gemäß, wo es im gemeinen Leben zur
weilen für ubetnativlich gebraucht wird, 3. Figürlich iſt unna⸗
sürlich oft fo viel als gezwungen. Eine unnatürliche Stellung.
©, Natur und Harurlich.
Die UnnatürlichEeit, plur. inuf. die Eigenfchaft eines Dinges
oder einer Sacht, da fie unnatürlich iſt, in den vorigen Bedeu⸗
zungen, . 2 F „
Unnennbar, — er, — ſte, adj, etadv. was fi nicht nennen
läßt, wofür. man feinen Nahmen hat, -Unnennbare Empfindun⸗
gen. Daher die Unnennbarkeit. BER
Unnothig — er, — fe, adj.etadv. nicht nöthig, im zweyten,
objectiven Berftande diefes Wortes, d. i, zur Erreichung einer Abs
fiht, gut Hervorbringung einer Veränderung nicht erforderlich,
"Das ift fehr unnsthig. Viele unnötbige Worte machen.
Sich unnötbige-Sorgen machen. - Daher die Unnsthigfeit,
Int Theuerdanf onnor. Bey dem. Detfried iſt unnotag, ohne
Nothwendigkeit, Das Niederf, unnode, ungern, gehöret nicht
bierher., * —
Unnus, —er, — eſte, adj. et adv. nicht nüß, d.i. keinen Rutzen
babend oder bringend, zu feiner Abficht brauchbar. Ein unniges
Gefhwäg, 1 Tim.ı, 6, Unnüge. Worte, Matth. ı2, 36.
Unnütze Sragen,2 Tim. 2, 23. Das iſt hierzu unnüs, nicht
brauchbar, Einunnüger Menfch, der zu nichts zu gebrauchen
iſt. Figürlich iſt unnüg, +. nichtswürdig, ingleichen nicht die
gehörige, erforderliche Befchaffenheit habend ; eineim Hochdeut- _
{hen ungangbar gewordene Bedeutung. Ein unnütziger Got⸗
tesdienft, Fer. 3, 19. Bine unnuge Lehre, einefalfche, Df. nı 9,
37. 2. Sich unnitz machen, in der vertraulichen Sprechart, fich,
weil man befeidigt zu feyn glaubt, mit Dreiftigfeit vertheidigen,
In welchem Berftande man auch wohl fagt, jemanden unn ütze
Worte geben. Das bibliſche ſich unnütz machen, Sir, 18, 15,
hat einen ähnlichen Verftand. i *
Bey dem Notker, im Tatian u. f.f. unnuzze, unnuz.
Unnäglich, —er, — fie,.adj. et adv. welches, vermöge ber
Bufammenfeßung, eigentlich dem, was tinnüß ift, ähnlich, bedeu⸗
ten, alſo etwas weniger fager follte, als unnug, aber, wo es
noch vorkommt, mit unnüg gleich bedeutend gebraucht wird,
Seine Kraft umſonſt und unnuglich zubringen, Ef. 49, 4. '
Sich unnuglicher Weife bemühen. Indeſſen ift es als ein mit
unnütz gleich bedeutendes Wort im Hochdeuffhen größten Theils u
veraltet; auch um fo viel eher zu enthehren, weil wohl nicht Teicht
ein Fall vorformiten wird, mo der eigentliche ſchwãchere Sepciff
we
ſchlechterdings nothwendig wäre, Wenn esin Breitingers kriti⸗ y
ſcher Dichtkuuſt Th. 2, ©. 127 heiße, ünnüg ichließe allen mög»
lichen, unnüglid aber nar einen befonders vorher gefehenen
Nugen aus, fo if diefer Unterſchied fo wohl wider den Gebrauch,
als.auch wider die Abläitung, Eher läßt fich das Hauptivort die
Unnüglichfeit vertheidigen , weil man von unnüg fein Haupte -
wort bilden fann.
Unordentlich, —er, —fie, adj. et adv. der Gegenſatz von
ordrnelich, doch nur in einigen Bedeutungen, 1. Der Übereins -
ſtimmung des Mannigfaltigen in der Folge der Dinge nach und
neben einander zuwider und darin gegründet, Es liegt alles
fehr unordentlich unter einander, in Anfehung der Folge der
“ Dingeneben eirfänder. Line unovdentliche Erzählung, etwas
fehr unordenelich erzählen, in Rückſicht aufdie Folge der Din⸗
ge aufeinander. Pin unordentlicher Zaufe Menichen, 2. Im
moralifhen Verſtande, der gehörigen übereinſtimmung unferer
Handlungen mit der Volfommenbeit unfers äußern und innern
Zuftandes zuwider, und darin gegründete. Ein unsrdentli
Leben fuhren.
dentlich leben.
Anm. In der Deutfchen Bibel kommt noch einige Mahl das
Unordentliches Weſen, Epheſ. 5, 8. Unor⸗
veraltete unordig vor, unordig wandeln, 2 Theſſ. 3,6, 17,
unovdiges Wefen, ı Petr, 4, 4. welches von dem veralteten
‚Hauptiorte Ord, Orden, Drdnung if. Wenn einige dieſes
- Wort für icfeguläc gebrauchen, fo wohl im eigenelichenWerfande,
als auch figürlich, durch Feine Kegel eingefchränkt, fo iſt olches
"ein Mißbrauch. ERTL ENTE ar
Die Unorönung, plur, sie — en, der Grgenfag der Ordnung,
doch auch nur in einigen Fällen. 1. Objective, (1) Der Mängel .
der Übereintimmung des. Mannigfaltigen, in der Folge aufund
nebeneinander; ohne Plural, Die Truppen gerathen in Un—
ordnung. Line Bibliothek, welche ſich in der größten Uns
ordnung befindet, In allen ſeinen @efcpäften herrſcht nichts
als Unordnung. Ingleichen figürlich, Mangel der gehörigen:
Übereinfimmung in der Folge der Handlungen, Dielnordnung
in dem Verfahren. Ingleichen Mangel der Übereinffimmung uns
‚feree Handlungen mit unferer innern und äußern Volfonmens
beit, (2) Eine unordentliche Veränderung, mit dem Plural,
Es gibt Unordnungen in dem menſchlichen Bötper, in der R),
“Luft, in den Slementen. 2. Subjective, die Gewohnbeit,
wider die Übereinſtimmung des Mannigfaltigen in der Folge
der Dinge auf und neben einander, zu handeln; ohne Plural. =
*
Die Unordnung diefes Menſchen iſt groß. Im mittlern Latein.
‘ Deordinatio, Exärdinatio, N
Unpertepifh, — er, — te, adj. etadv. der Gegenſatz von par⸗
teyiſch. ı. Keiner Partep zugetban, es mit feiner von zwey oder
mehr widrig gefinnten Parteyen haltend, wo es zuweilen ffir neu *
tral gebraucht, doch um der Verwechſelung mit der folgenden Be»
deutung willen Tieber vermieden wird. Parteylos würde in dies
fen Falle eber zu empfehlen ſeyn. 2. In engerer und gewöhnli⸗
cherer Bedeutung, geneigt, fich inder Beurtheilung anderer undin -
feiner Öefinnung gegen fie durch Feine-außerwefentlichen Umſtan⸗ f
de beftimmen zu Laffen, und darin gegründet. Unparteyiſch
von der Sache urtheilen, Sin unparteyifcher Richten. Sehr
unparteyifch feyn.
Unparteplich, — ev, — fe, adj. et adv. weldesmit dem vori-
gen gleich bedeutend iff, und um der dem Gehöre unangenehmen
Ableitungsſylbe —ifch willen, dein vorigen Worte in der edlern -
Schreibart vorgezogen wird, audy noch den Vorzug bat, daß davon
parteylich urtheilen. Dev unpaveeylichfte Richter,
ein Hauptort gebildet werden kann, die Unparteplichkgit. Une
ie
et Din Se ee ee
TEN
ee. a
Die BE plür.inuf,» Die Eireifhatisine *
fon od
> Unparseplichfeit eines Urtheils,
Alanfände zubeuctheilen, allein nach befter Einficht des überwie⸗
ir genden Rechtes zu handelt.
— * npaͤß, adverb. welches der Gegenſatz des veralieten Nebenwor.
ees paß iſt, einigen Anſtoß ander Geſundheit habend, ſich nicht
völlig wohl befindend, ohne eben Frank zu feyn, als welches mehr
* faget. Unpaß feyn. Im Hochdentſchen wird die ſes Wort in der
edlern Schreibart felten mehr gebraucht, öfter noch das folgende
unpaßlich. Wachter und die meiften Sprachforfcher nach ibın
Yeiteten diefes Wort von dem veralteten Comparative baß, beffer,
ber, und wollten es daher wider alle Ausſprache unbaß gefchrieben
diefem Worte gehöret, fo fern daffelbe im Niederdeutfchen den
gehörigen Zuſtand der Gefundheit bezeichnet, As ein Beywort
wird es im Sochdeutſchen nicht gebraucht, indem dafür das fols
gende unpäßlich üblich iſt. Aichinger nnd einige andere Sprach ·
Ichrer nennen es ein unabänderliches Beywort, welches nur in der
erffen und vierten Endung üblich fey ; ich weiß nicht, mit welchem
Grunde, indem es ein wahres Adverbium iſt. Im Schwedifch, iſt
‚opalslig gleichfalls unpaß: eben daſelbſt aber iſt Impals, eine
Beſchwerde, ein Hinderniß, welches Ihre vondem Ital. Impac-
cio herleitet.
AUnpaßlich, — er, — ſte, adj, etadv. welches eigentlich ein we⸗
nig unpaß bedenten ſollte, aber in der auſtäudigern Sprechart für
unpaß überhaupt gebraucht wird, beſonders wenn dieſes als ein
Beywort ſtehen follte. Unpäßlich feyn. Lin unpäßliches Rind.
‚Die Unpäßlichkeie, plur. die—en. ı, Der Zuftand, da
fundheit, welcher noch Feine Krankheit genannt zu werden ver⸗
„dient; mit dem Pluräl, Huffen, Schnupfen, Flüge if. f find
"Hergleichen UnpäßlichFeiten.
Unperſoͤnlich, adj.etadv,der Gegentag von perfönlich. 1. Reis
ne eigene, für ſich beftehende Perfon ausmmachend. So nennt man
in der Theologie die menfchliche Natur Chriſti unperfönlich weil
fie niemabhls eine eigenefür fich beftehende Perfonausgemachtbat.
2. In der Sprachkunſt find unperfonliche Zeitwörter, Imperlo-
nalia, welche kein perfönliches, fondern nur ein fehe unbeikintm-
tes Fürwort vor fich leiden, und nur in der dritten Perfon ge:
braucht werden. Auch diefe unbeſtimmten Fürwörter pflegen einige
unperfönliche zu nennen, im Gegenfaße der perfönlichen, Du
ber die Unperfonlichkeit, in beyden Bedeutungen,
Die Unpflicpt, plur. die— en, der Gegenfag von Pflicht, doch
nur in engerer Bedeutung, fo fern diefes Wort die Verbindlichkeit
eines Unterthanes gegen feinen Grund⸗ und Oberherren bezeichnet,
wo es auch nur in einigen Gegenden üblich ift, aber in verſchiede⸗
nem Berftande gebraucht wird, 3, In einigen &rgenden find Un-
pflichten, Berbindlichkeiten der Unterfbanen, welche nicht zu ges
wiſſen beftimmten Zeiten, ſondern nur bey außerordentlichen Ges
legenheiten geleiſtet werden, 3.8. Kriegesfuhren, Verfolgang und
Auffuchung der Übelchäter u. f. fr Sie haben vermuthlich diefen
Kahınen, weil fie anfänglich nicht als eine Pflicht, fondern als
eine Gefälligkeit gefordert twurden, 2. Ju andern Gegenden find
Unpflichten, ungebührliche, ungewöhnliche Abgaben, welche über
die Gebühr gefordert werden; imo un die Bedentung eines be⸗
fhwerlichen, ungebührfichen Dinges bat. 3. Moch häufiger wer⸗
den in manche Gegenden alle Abgaben und Steuern dee Uuter⸗
thanen an die Obrigkeit Unpflichten genannt, entweder auch aus
denm vorigenGrunde, oder auch, weil fie ae ah nur freywillig
und aus Befälligkeit sewilliger wurden. Butgerliche Unpficpeen,
el. w. B.4. Th.⸗ Kuh
Vo Te Te TE ————
* EN 7 , —* + .
\
‚oder Sache da fie unparteylich oder unparteyifch iſt. Die
des Richters. 2. Die Nei⸗
gung, die Fertigkeit, andere ohne Abſicht auf außerordentliche
imn welchem Berftande es doch felten mehr. vorfomme,
toiffen, Allein, bey. ı Paß ift bereits gezeiget worden, daß es zu
- man unpößlich ift, obne Plural. 2. Ein leichter Anſtoß der Ge⸗
ne 882
bürgerliche Abgaben. Niederſ. Unpligt. (S. auch Ungeld, wel,
ches im ähnlichen Verſtande gebraucht wird.) 4.Chedem war Uns
pflicht ohne Plural auch Übertretung feiner Pflicht , Untreue,
in weicher Bedeutung es aber.veraftet ift,
Anpfligtig,— er, — ſte, adj. erady. 1, Su Unpflichten vers
bunden, in den drey erfien Bedeutungen des vorigen Hauptwortes;
2. Pflicht ⸗
vergeſſen; eine veraltete Bedeutung. 3. Als der Gegenſatz von
pflichtig, zu gewiſſen Pflichten verbunden, iſt unpflichtig we
len, zu feinen Pflichten gewiſſer Art verbunden.’ So ſind z. B
unpflichtige Unterthanen, welche dem Grundherren zu feinen
Frohndienſten u. ff verpflichtet ſind. Sp au die Unpflichtig:
keit, ohne Plural, von dein Zuſtande.
Der Unrath, des— es, plur. car. der Gegenſatz von ı und 2
Rath, doch nur noch in einigen, zum Theil veralseren Bedeutun⸗
gen. 1, Unnüge Dinge, welche aus - oder weggeworfen werden, .
wie Kebricht, ingleichen Korb, Unflatd uf, f. Der Unrath des
Heeres, Unreinigfeiten, weldge das Meer auswirft, Wo. gller
Unrarh ausser Stadt zufammen fließt. Dev Unrath sus
der Naſe, aus den Ohren u. ſ. f. Von dem Rothe und audern
Unreinigfeiten iſt es am gangbarften, wenn ınan aus Höfi: hteit
haͤrtere Ausdrucke vermeiden will. Es ſtammet ohne Zweifel von
2Kath, ein Werkzeug, und im weiteſten Verſtande, ein branch⸗
bares Ding ber, fo daß Unrath, eigentlich etwas Undrauchbares, -
Unnüges bedeutet. 2. Verwirrung, Unorduung, Verdruß, Uns
einigkeit uf, f. eine nurnoch bin und wieder im gemeinen Leben
übliche Bedeutung, Der Here wird unter dich fenden Unfall,
Unverb und Unglück in allem, das du vor die Sand nimmik,
5 Moſ. 28,20; wo es doch im engſten Verſtande dem gerathen
entgegen geſetzt zu ſeyn, und für Mißrathung zu ſtehen ſcheinet.
Onanias ſahe, daß viel Unraths aus ſolcher Uneinigkeit ent:
ſtehen würde, Mace. 4, 4. Vermuthlich auch von 2 Rath,
fo fern es gehörige Act und Weiſe bedeutet hat. Bey dem: Ott⸗
fried iſt anarati, Verderben Unheil. 3. Unrichtiges Verfahren,
Unrichtigkeit; ohne Zweifel von eben derſelben Bedentung. Man
gebraucht es nurnoch im gemeinen Leben ohne Artikel in “der R,
A. Unrarb merken, eine Unrichrigkeie entdecken, und im weiter
ſten Verſtande, ein bevorſtehendes übel wittern. Er mag ſich
an Lenen rächen wollen, denn er glaubt Unrath zu merken,
Weiße. 4. Eine verſchwendrriſche Handlung, don ı Rach-, ii
der R. A. etwas zu Rathe halten , fparfam damit ungeben, [o
daß Unvarh eigentlich Mangel der Haushältigkeit und weiten
Sparfamkeit in einzelnen Fällen bedeutet. Wozu dienet dieſer
Unrarh? Matth. 26,8, Und was foll doch diefer Unrath?
"Mare, 14, 4. Dasif Unrath/ unnüger Aufwand, unnüger
Überiuf. 5, ı unde Rath.
Unrächli, — ev, — fie, adjsetiady. der Öegenfaß von räth-
lich ı1,den Regeln der weifen Sparfamkeitnicht gemäß. Unräth—
lich mit etwas umgehen. So and die Unvarhlichkeit.
Unrecht, adverb. weldyes der Gegenfüs von dein Nebenworte
recht iff, aber nur in einigen. Bedeutungen deffelben gebraucht
wird, 1. Mitder Sache felbft, mit der Wahrheit nicht übereinfkims
mig; unrichtig falſch. Etwas unvecht verftehen. Bine Sache
unrecht erzählen, vortragen. Unrecht ſehen, unrecht leſen.
Du biſt ſehr unrecht berichtet worden. Inder edlern Schreibart
find dafür unrichtig und andere Ausdrücke üblicher," 2. Der
Abficht, dem Endziwede, dev Beſtimmung nicht gemäß; doch ag
- in einigen Fällen des gemeinen Lebens, Jh Fomme bier wohl
unrecht, ih komme wohl an einen andern Drt, alsan welchen ich
wollte, Figürlich fage man im gemeinen Leben, man kommt bey
jemanden unrecht an, wenn ınan wider Vermuthen feine bt e
bey ihm nicht erreicht, Unrecht sehen, | irre geben, fehl geben,
sr i Das
*
}
*
‚288
"Dis it fo Enid nicht, ift der Abſche fo en gemäß. Der Atntedhemäfig, ne fe, A Fr adr. der Begunfag vor
Einfall if nicht unrecht, ift zu brauchen, zu nußen. - Seine
Sachen fehr unvecht anfiellen. 3. Dem Gefege, dem Rechte,
der Billigkeit nicht gemäß, ihnen ‚zuwider. ‚Unrecht handeln.
Du haft ſehr — ran gerban. An engerer Fedeutuug für
ungerecht. Femanden unrecht thun, wo es aber auch das
Hauptwort feyn fann. Es iſt unrecht, einem andern einen Theil
des ihm gebührenden Lobes zu entziehen. (S. Recht.) Sowohl
diefes Nebenwort, als das folgende Bepivort werden fo wenig com-
parieret, als ihr Gegeuſatz recht.
Unrecht, adj. welches der Gegenſatz des Bepwortes recht if,
ap: auch nurin einigen Bedeutungen deffelben gebraucht wird,
. Mit der Sarbe felbfi, mit der Wahrheit nicht übereinffünmigz
für unrichtig⸗ falſch Die unrechte Bedeutung eines Wortes.
Etwas aus dem unrechten Seſichts puncte anſehen. 2. Der
Adficht, dem Endzwecke,/ der Beſtimmung, den Umftänden nicht
gemäß. Die ungechten Mittel zu etimas wählen. Auf unrech⸗
sem Wegefeyn. Die unrechte Seite eines Tuches, die linke.
Das iſt der unterhte Schlüffel, es iſt wicht der, welchen ich verz -
Tangte, Jem anden zur unrechten Zeiefommen, zur ungelege⸗
‚rechtmäßig, sinem Geſetze zuwider, und in weiterer Bedeutung,
den Abſichten und deu Endzwecken einer Sache nicht gemäß. Die
unvechtmäßige Gebrauch der Geſchöpfe Gottes, der ihrer wah-
reu Abfichtnicht gemäß ift. Unvechtmäßige Sandlungen, welde
einem Geſetze widerſprechen. Etwas unvechtmäfiger Weife att
fich bringen, befigen. So aud die Unvegptmäßigteit, von die ſer
Eigenſchaft, ohne Plural.
Unredlich ⸗er, —fe, adj. et adv. nicht redlich in den noch
jest gangbaren Bedeutungen biefes Wortes, ı. Nicht mil der ge⸗
Wiſſenhafteſten Befolgung feiner Pflicht, und darin gegtünderzin -
welchen Verſtande es am feltenfienifl, Die Befagung wehrete
fi ſehr unredlich. 2. Abneigung befigend „fein äußenes Bezrir.
gen gegen andere ‚feiner,innern Gemüthsart gemäß einzurichten,
und dacht gegründet; alsein glimpflicher Ausdruck für das härtere”
falſch. Unredlich mit jemanden umgeben. ‚Lin.u er
Mann. 3. Abgeneigt, das, was recht und billig iſt, bloß dar⸗
am zu thun, weil es recht und billig iſt, und darin gegründet;
nicht rechtfehaffen. Unredlich an jemanden handeln. Soaug
die Unzrälichkeie in allen Bedeutungen, *
nen;unbequemen. Das liegt am unrechten Orte, nicht an den Alnregelmäßig, —er, — ſe, adj.et adv. der Gegenſat —
gehörigen, Ich bin an den unrechten Mann gekommen. Der
Brief iſt in unrechte Hände. gekommen, an eine Per ſon, für
welche er nicht beſtimmt war. Dle unrechte Kehle, eine im ge⸗
‚meinen Leben-übliche Senennang der Luftröhre. 3. Dem Geſetze
ůuwider, unrechtmaßig; am hãufigſten in einigen Faãllen. Das
‚geht mie unrechten Dingen zu, auf eine unerlanbte Art. Auf
untechten Wegen ſeyn, verbothene Abfichten begen. 4. Dem
Rechte, der Billiakeit zuwider, ‘für ungerecht, anbillig, auch
nur noch ja einigen Fallen. Spridin. unrecht Gut gedeibet
Ahr, auf ungerechte Art erworbenes Gut. Ju der DeutſchenBi⸗
bei kommt es in dieſer Bedeutung noch mehrmabls vor, wo mar
unrechte Wage, für falfche, unvechte Leute, unrechte Gelege,
unxechtes Urtheil u, f. f. für ungerecht, unbillig mehrmahls fine
det. Bey dem Oufried unrehteo,
Tas Unrecht, des-— es, plur. car. der Zuſtand, da etwas un
recht ift, und dasjenige, was unrecht iſt, als. der Gegenfag von
dem Rechte, doch nurin einigen Bedeutungen deffelben, 1. Der
Zuſtand, da jemandes Worte oder Handlungen mit der Sache ſelbſt,
oder mit der Wabrheit nicht überein ſtimmen; nur in einigen R.
A. und ohne Plural. Unrecht haben, aus Jrrihum nicht der
Wohrheit oder Sache gexrliß urtheilen. Jemanden Unrecht ges
ben, urtheilen, und geflehen, daßer Unrecht habe. 2. Der Zus
dand, da eine Handlung in den Gefegen, in dem Rechte, der
Billigfeit nicht gegründet iſt deufelben zuwider Länftz auch nur
noch in einigen Füllen, wo man gleichfalls fagt, Unrecht haben,
and jemanden ü
daß man Unrecht habe, Unrecht thun, wider die Vorſchrift des
Geſetzes handeln. Eewas mit Unrecht an ſich bringen. Un:
vecht leiden. Temanden Unreche thun. Mir geſchiehet Un⸗
xecht. Wo es oft auch unzechtmäßige Handlungen bedeutet, ohne
um deßwillen den Plural zu verffatten, Im weiteſten Verſt aude
bedeutet es in der Deutſchen Bibel mehrmahla fo wohl den von dem
Geſetze Gottes abweichenden Zuſtaud, als auch die darin gegründe⸗
tenandlungen. 3. Ehedem wurde es auch hãufig fürunzerechtig⸗
keit, Unbilligkeit gebraucht, welche Bedeutuug jetzt größtenTheils
peraltet iſt. Jemanden Unrecht thun, ungerecht gegen ihn
- Handeln, Ein Kaufmann kann ſich ſchwerlich hüthen vor Un—
recht, Sir. 26,28, Mir Unrecht verdammt Gott niemanden,
HGiob 34, 12.
Schon bey dem Kero Unrecht, der es auch für Goctloſigkeit,
Boeheit gebraucht, im Iſtdor Unrehd.
*
I
nrecht geben. Sein Unrecht gefteben, gefteben, .
gelmäpig, der Regel, der Vorfchrift des freyen Verhaltens nicht
gemäß; irvegular, wofür doch vegellos üblicher und wohin,
„genker iſt. So aud) die Unvegelmäßigfeie,
Unreif; —er, —fe, adj. et adv. der Gegenſatz vortteif, in ſei⸗
en beyden Dedentungen. Unreifes Obſt. Das Getreide iſt
noch unreif. Bin unreifes Gefhwür, Kin unreifer BAR |,
‚welcher nicht gehörig überlegt: worden,
Die Unteife, plar. car. der Zuftand, da ein Ding. unzeif
‚Die Unreife der Fruchte.
fAnreimiſch —er, —te, adj.et adv..ein siedriges ame in
den gemeinen Ricderdentfchen Mundarten für ungereimt, albern,
übliches Wort, welches oft auch für wahnwigig gebraucht wird.
Es ſtammet eben fo wie ungereimt von Reim und reimen, in *
figürlichen Bedeutung des vernünftigen Zuſammenhanges ab, S
Reimen.
Unrein, et, —fie, adj. et adv. der Begenfag von. ein, der
in —— jämmtlichenBedentungen üblich if, daher diefe dort nahe
zuſehen find. Das Glas iſt umvein. -Unveine ßände haben,
‚Unveine Schafe, fräßige Unreine Thiere bey den äftern und
neuern Juden, welche ihnen zu eſſen verbothen find. Bine im
seine Schreibart. Line ungeine Stimme: Schon bey dem
Ottfried unrein.
Die Unzeinigkeit, plur. Sie—en, der Gegenſatz von Reinig⸗ F
keit, der doch nicht in allen Bedeutungen des Wortes vein übe
lich iſt 1. Als ein Abflractum und ohne Plural,
Rand, da ein Ding uncein iſt, wo es in’den meiften Bedeu ⸗
tungen des Benwortes gebraucht werden Bann. 2, Dasjenige,
was andere Di,pie unrein macht, mitdem Plural; beſonders in
der ‚eigentlichen Bedeutung, wo allerley Arien des Schmuges
Häufig Unveinigfeiten genannt werden.- Ju figürlichem Ver⸗
fiande werden befouders grobe Vergchungen wider die Keuſch⸗
beit Unrein gkeiten genannt, ſo wie in der Deutſchen Sbel
f wohl der ganze fündliche Zuftaud des Menſchen, als auch
eine fündlihe Handlung Unter dem Nahmen der — 3
‚boriommt. - yo
Unveinlich, er, —fie, adj.et adır. der Begenfag von reinlich.
. Den, was unrein iſt, äbulich. Ein unveinliches Zimmer,
* ſteht hier ſehr unreinlich aus. 2. Der Reinigkeit nicht be⸗
fliſſen, abgeneigt, alles, was unrein und ekelhaft iſt, auf dag.
möglichfte weazufchaffen, oder zu vermeiden, und darin gegruudet.
Unreinlich mit ben Speifen umgeben, Ein unreinlicher =
— a
*
der Zu
IN
N
*
y
J
ee
In den gemeinen
nrichtig tig/ Er
gen firhet, nnd befonders als der Örgenfuß in deffen 2er, Ater,
0 sten und Öter Bedeutung gebraucht wird, Die Uhr, die Pol
. ogehrunrichtig. Line unrichtige Zahl, Rechnung: Kin uns
a wihtiges Verfahren, weiches der Regel, der Vorſchrift zuwider iſt.
[8 unrichtige Zeitwörter, in der Sprachfunft, irreguläre, welche
in der Abwandelung von der allgemeinen Regel abweichen. Kin
unrichtiges Gewiſſen, ein. irriges, deſſen Urtheil mit der Sache
ſelbſt und dein Geſetze wicht überein fFimmer.: Rue :
Die Unrichtigfeit, plur. die —en, der Begenfag der Richeig⸗
eit. 1, Als ein Abfkractum und ohne Plural, die Eigenfchaft
eines Dinges, da es unrichtig iſt, in allen Bedeutungen des Ge⸗
genfages. Die unrichtigkeit einer Rechnung, der Uhr, eines
verfahrens, der Zeitwörter m. ſ. f.
d. is folche Umfkände, welche ſo wohl von dev Ordnung, der Ein⸗
förmigkeit, der Übereinffimmang, als auch von der Vorſchrift oder‘
Kegel, als endlich auch von der Wahrheit abweichen; mit dem
Plural... Unrichtigkeiten im der Rechnung. Sifforifihe Unrich⸗
tigkeiten, Abweichungen vonder ſtrengen Wahrheitin den einzel⸗
nen Umffänden dev Begebeuheiten, weiche darum noch nicht gleich
Irrthümer ſind. —
Die Unruhe, plur. die —n, der Gegeuſatz der Ruhe. 1. Als
ein Abſtractum und ohue Plural, wo es beſonders in den fünf weis
tern Bedeutungen des; Abſtracti Ruhe üblich if. - Die Unruhe
leben, den Zuffaud heftiger Bewegungen, beſchwerlicher Ge⸗
ſchaͤfte, vielen Streites und Geräufhes, heftiger Gemüthsbewe⸗
gungen... Unruhe anrichten, Streit und Mißbhelligkeiten unter
mebrern, 2
Ah nicht unfere Unruhe fchen, indem wir fie einem Sreunde
. Magen? Geil. unfere beſchwerliche unangenehme Empfindung.
3. Ein in einer beffändigen Bewegung befindliches Ding, mit dom
Oluralʒ in welchem Verſtande man doch nur den Perpendikel an
’ gittee Uhr ‚eine Unruhe zu nennen pflegt, Im engfien Vers
‚ ftanse führet wur ein horizontaler Werpendifeh, und die runde
“ Scheibe, welche m den Zaſchenuhren deffen Stelle vertritt, die⸗
fen Nopmen. ———
Bey dem Notker Unrauna, im Nieder ſachſ. Unruſt, Unraue.
©. Ruhe.
x
in den fänmelicher Bedeutungen des Hanptwortes Unruhe, beſon⸗
ders von der Anweſenheit Heftiger ermüdender Bewegungen, leb⸗
baften®eräufhes, Stregtes und Wißverftändniffes, beſchwetlicher
Empfindungen der Ungewißbeit u. f. fi » Unruhig ſchlafen. Ein
anrubiges Leben führen. Ein unrubiger Menſch, welcher Fer
als auch unaufhörlich Streit und Zank anzufangen. Es iſt aufder
Gaſſe ſehr unruhig. Unruhig in feinem Gemüthe ſeyn, bes
ſchwerliche Empfindungen baben. Ich bin heute unrubig und
"im der Unruhe Fönnse ich mich leicht UÜberreden laſſen, Gell.
Femanden unruhig machen, beſchwerliche mit Ungewißbeit ver:
‚ bundene Empfindungen in feinem Demüthe hervor bringen. Im
miederſ. unrauig, untuflig,ungeruf, wo man auch das Haupt
wort ein Unraſt, ein marubiger Menſch, hats |
2 Unrühmlich, er, tie, adj. etadv. der Gegenſatz son rübm:
» Lich,Feinen Ruhm dringend und. gewährend, ein gelinder Aus—
druck fürdas härtere ſchimpflich. Kine unruhmliche Slucht.
Une, diesrite ind vierte Endung des perfänlichen Flirwortes der
wiehyern Zablwir,. Uns ſollte ſo etwas widerfahren? Gage
¶ Soreharten unrendiich/ S.Neinlich.) So duch
—fe, adj.et adv, welches dem vichtig entge⸗
2Unrichtige Umſtäude,
Das ganze Haus war voller Unruhe. Mindert
# ; Unruhig, —er, —fe, adj. et ade. der Grgenfaß von ruhig,
uAgkeit beſitzt, ſo wohlin beſtändiger heftiger Bewegung zu feyn,.
So unr ühmlich fallſt du dahin in der Blüthe des Lebens,
uUnf. 886
es upos. Alle haben uns verlaffen. Diefesalte Fürwort lautet
ſchon bey dep Kero uns, bey dem Ditfged uns, und im Dativo
mit einer veralesen Endung unfih,, ben dem Ulphilas gleichfalls
uns, tn Hofändifchen ons, im Angelfächfifchen und Englifchen
ohnemmur us. Es ift fehr wahrfcpeinlih, daß es mit und, unter,
inter und nosperwandtift. Daß es ebedem für wie auch in der
erften Endung gebraucht wurde, erhellee theils aus dem Ulphilas,
wo uns noch für wir ſtehet, theils aus der zweyten Endung unſer,
welche noch davon abſtammet. S. Unſer und Wir, wo mehr
don die ſein Fürworte vorfonimen wird.
f Unſacht, —er, —rür,adj. et adv. ein nur im Niederdeutſchen
für unſanft übliches Wort. S. Sacht.
Unfaglid), —er, —ſte, adj. et adv, was ſich nicht ſagen d.ĩ.
nicht durch Worte ausdrucken uud beſchreiben Täffet, als derGegen⸗
ſatz des veralteten ſaglich. Unſaglich find Gottes Gerichte,
Weish, ı7, 1. wofür doch unausſprechlich üblicher iſt. Am bau⸗
figſten gebraucht man es noch in figürlichem Verſtande, eine über⸗
aus große, unaus ſprechlich große Jutenſton zu beze ichnen, in wel⸗
chem Falle es denn auch die Comparation leider: Unſäglich viel
Menſchen erwirgen, 2 Mage. 12, 26, Unfägliche Angſt em⸗
pfinden‘ Er fabe fie mit unfäglicher Verachtung an. Inder
geineinen Mundarten wird es-häufig in unfälich oder unſelig zu⸗
ſammen gezogen, welche Form noch in der Deutſchen Bibel vor⸗
kommt. Unfäalige Mübe, Erd, 1,123 Diefes Wort ifk alt,
denn (honftotken gebraucht unlagelich für unausfprechiih, und
das jetzt veraltete Hauptort die Unlagelichu, für Unermeß ⸗
lichkeit. Daher die Unſaglichkeit, beſonders von der Eigenſchaft,
da ein Ding unausſprechlich groß, klein, heftigen. CF. if,
Unfanft, — er, —cike, adj et adv. der Gegenſotz von fanfs,dee
ſich in deſſen fümmtlichen Bedeutungen gebraucherläffer, und jege
nur noch die Abweſenheit des Sanften bezeichnet, und vornehmlich
alsdann gebraucht wird, wenn man hart, Hark, heftig und ans
dere harte Ausdrücke vermeidsa will. Unfanfe figen, hart. Fe
manderunfenft angreifen. Eine unfanfte Bewegung, Che
dem wurde es auch für die Bärterngchmerzhaft, empfindlich, hefe
tig. u. ff. gebraucht. Der ich lo gar unlenfteclich enbir,
deren Abwefenheit mir fo fchmerzbaft fälßt, Kaiſ. Heinrich unter
den Schwäbifchen Dichten. Unſanft zerſt öger werden, Mid.
2,10; mit Hefsigkeit, Wuth. r
Untsstig, —er, —fe, adj, et adv. der Gegenſatz von färig,
welcher doch wenig mehe gebraucht wird, ». Nicht fürtigend,
„ Unförtige Speifen, welche nicht leicht fait: madgen.. 2. * Nicht
zu fättigen, eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt nmerfätrki
üblicher iſt. Dev Menſchen Augen find unfärtig, Sprihiw.\
27,20. Kin smfattiges Sraß. Sir.31, 19, So auch dielin-
Aattigkeit. Ri:
Unfauber, —er,— fe, adj. et adv, der Begenfag vonfanber,
indegen finmtlichenim Hochdeutſchen gangbaren Bedeutungen,‘
außer welden es auch noch als sin glimpflicher Ausdruck für uns
rein, ſchmutzig schraucht wird. Pin anfaubeses Glas, welches
nicht von Schuinge befrepet iſt. Un ſaubare Waſche, ſchmutzige.
Kine unſaubere Arbeit, welche weder fein noch zierlich iſt. In⸗
gleichen figürlich in der Deutſchen Bibel, der unfaubere Griff, der
anveine, böfe Seifl, Schon bey dem Kero, im Tatlan nnd bey dem
Roıfer unlubro, unfubar, 8, Sauber. .
Die Unfauberfeis, plur, die—en. », Der Sufland, da ein
Ding unfauder iſt; ohne Plural. Die Unfauberfrit dev Wäſche,
eines Blafes, einer Arbeit n.f.f 7 2. Dasjenige, was andere
‚Dinge unfanberrmacht, mit dem Plural; wo fo wohl Schmutz,
der die Reinigkeit hindert, als auch alles, was der Feinheit und
Zierichkeit entgegen ſtehet, zuweilen eine Unſauberkeit genannt
Lu Unfpäs:
X
887 A
Unſchaͤdlich, —er, — fie, adj. et ER —— —S
„ich, fo wo iu einzelnen Fällen keinen Schaden briugend, als auch
überhaupt, nicht fühig Schaden zu bringen, die Vollkommenheit
eines andern Dinges zufindern, Unſchãdliche Speiſen. Kin
unſchadliches Thier. Das in dir unſchadlich. So auch die
Unſch adlichkeit.
Unſchattig, ©. Ohnfhaitig, weiches doch nicht fo richtig iſt.
Unſchätzbar, ey —fe, adj. et adv. was nicht geſchatet wer⸗
„ben kann, keſſen Werth nicht verhältnißmäßig in Abſicht anderer
Dinge beflintme werden kann. Das ift unfpägbar! Unſchäg—
bare Reichthümer. Unfipägbare Verdienſte. So auch die
nich ügbarkeit, Der Gegenſatz hägbar kommt in diefer Bedeu⸗
‚tung wenig vor,
Anſcheinbar —er, —fe,adj.ei adv. ber@egenfag von ſchein⸗
bar, doch nur in der engern Bedeutung, keinen Glanz, fein, gläns
‚sender, lebhaftes Anfeben bgbend, von Schein, Glanz, Ichhaftes
ihre jrifche Lebhaftigkeit verlieren, Unfpeinbare Treffen. So
auch die Unſcheinbarkeit. *
Unſchick lich, ⸗ er —ie,adj,et — der Gegenſatz von fchie®:
lich, was ſich nicht ſchickt, der Sache und ihren Unfänden nicht
«gemäß iſt. Eine unichielihe Antwort: Zur unſchick lichen Zeit.
Des Unſchickliche der Liebe in tugendhaften Herzen if eine
Erſcheinung, die defto merklicher ift, je feltener man tugend=
bafte Herzen antrifft, Herniet. So au die Unſchicklichkeit,
weiches quch zuweilen von unſchicklichen Dingen gebraucht wird,
und alsdann auch den Plural leidet. 2
Unſchiffbar, — ev, — fte,adj. et adv, was nicht mit Schiffen
> befahren werden ann, im Grgenjage von fchiffbar,
ſchiffbarer Strom. Sp auch die Unfohiffbarkeit. |
AUnſchlachtig / — er, — fie, adj. et adv, welches im Hochdeut⸗
ſchen veraltstäift, und fo viel wie das gleichfalls felfene ungez.
ſchlacht bedeuten. Ihe ſeyd unfträfiich mitten unter dem uns
ſchlachtigen uns verkehrten Geſchlechte, Dhil.e, 15.
Das Unſch litt/ des—es, pur. car. ein nur in manchen Sprech⸗
arten, befonders Dberdeurfchlandes, üßliches Wort, den Talg zu
bezeichnen. Daber das Unſchlittlicht, ein Talglicht. Das Un⸗
ſchlittamt zu Nürnberg ift einobrigfeisliches Amt, welches aus
drey Abgeorönvren des Rathes, einem Amtmanne aus den Patris
eis, einem Schreiber und einem Unſchlittſchauer befteber, und
in weldiesdie Fleiſcher alles ihr Unschlitt oder Talg liefern, die
Kichtzieber and Seiſenſieder aber ihr Bedürfuiß von demfelden
aehmen müffen. Das Wort wird in den gemeinen Mundarten fehe
Ein uns
—
Ana Fällen als auch — — von der Fertigkeit ———
gels. Unfchlüffig ſeyn, ſich nicht eutſchließen können, ſich noch
nicht entſchloſſen haben, welches letztere eigentlich unentſchloſſen
iſt. Ein unſchlüſſiges Betragen. Daher die Unſchlüſſigkeit.
Unſchmackhaft, — er, — eſte, adj. et ady. der Gegenſatz von
ſchmackhaft, feinen Geſchmack habend, was nicht durch den Ge⸗
ſchmack empfunden werden kaun. Das Waſſer ift unfchmadbaft. >
Ingleichen feinen angenehmen Geſchmack habend, von Dingen,
welche denfelben haben follten. In beyden Fällen auch figürlich
Dir Gewohnheit macht die Süpigkeir der Güter, welche man
beſitzet, unſchmackhaft. Das verlängerte unſchmackhaftig iſt
Aberflüßig, außer ſo fern man ein Hauptwort, die —E——
tigkeit, davon bilden kann.
Unfmerzbaft, — er, —efle, adj. ‚etadr. der Gegenfag von
ſchmerzhaft, der doch felten vorkommt, nicht fchmerzbaft, -
Die Unſchuld/ plur. car. eigentlich der Öegenfag der Schuld, Ü
Anjeben, Ein Gemählde wird unſcheinbar, wenn die Farben -
doch nut in einigen Bedeutungen drffelben. 1, Derjenige Zuftand,
da man feine Schuld bat, d. i. nicht die wirfende oder veranlaſſen⸗
de Urfache eines- Verbrechens oder Vergehens ifk, ur einzel ·
nen Fällen. Seine Unſchuld beweiſen, beweiſen, daß man an
einer verbeißenen Handlung nicht Schuld iſt. Sich auf feine Un⸗
ſchuld berüfen. Wo esinengerer Bedeutung auch den Mangel
des Bewußtſeyns eines Verſehens bedeutet, Ich trat in aller
AUnſchuld in das Zimmer: Sie fagte-in aller Unſchuld uf. —
ohne ſich dabey eines Verſehens bewußt zu ſeyn. (2) Fir weiterer
Bedeutung, der Zuſtand, da man überhanpt keiner groben Vers
gehungen ſchuldig ift, wo die Unſchuld in noch weiterm Verſtande
oft auch die Kenntniß ſolcher Vergehungen ausſchließt. Die Uns
fchuld ohne verſtand ik ein ſehr mirtelmäßiger Schatz, Gel,
unſchuld lachelt ſanft auf ihren Wangen, Geßn. Thränen .
im unſchuldvollen Auge, eben derſ. Man verbringe ſeine
Jugend in Unſchuld, Geh. Im eugſten Verſtande iſt die Un—
ſchuld derjenige SuflanddesGemütbes, da es nicht allein von aller
Untenfchbeit frey iſt, fondern_auch von den Vergehungen diefen
Art feine Kenntniß bat. Die Unſchuld eines Kindes argern.
(3) Figürlich bezrichnet dieſes Wort auch häufig, beſonders in der
edlern Schreibart, unfehutdigePerfonen, und zwar in allen voris.
gen Fällen. Wo übermuth herrſcht da finder die Unſchuld
wenig Schutz. Dielinfhuld atgern. 2. In weiterer Bedeu⸗
tung wird es oft für Unſchädlichkeit gebraucht denjenigen
Zuſtand zu bezeichnen, da ein Ding zur Verminderung der
Bollfommenbeit eines-andern nichts beyträgt. Die ſcheinbare
unſchuld des Spieles verleitet manche zur Sicherheit,
verſtellet, indemes bald Unſchlitt, bald Unfhlidt; Inſchlicht, Unſchuldig, — er, — ſte/ adj.et adv, weldes zwar der Ge⸗
Inſchlitt, Inſelt, Infel, Angelf. Infil, und in einigen Gegeu⸗
den, z.B. int Osnabrückiſchen, gar Ungel lautet, nach welcher
Form auch bey dem Apherdian Ungelkerze ein Balglicht iff. Diefe
Unbeſtãndigkeit in der Ausfprache macht die Abftammung ſchwer
und ungewiß. Judeffen iſt am wahrfcheinlichften, dag die Form,
Ungel der Quelle am nächften fommt, indem diefelbe mit unge-
re, Unguentum, verwandt iſt und einen fetten ſchmierigen
Körper bedeutet. Die Gaumen» und Ziſchlaute werden häufig
nit einander verwechfelt, daher Ungel und Jnſel nur als verſchie⸗
dene Mundarten eines uud eben deſſelben Wortes angeſehen wer⸗
den müffen, woraus denn in härtern Mundarten Unſchlitt, Sn
ſchlicht geworden. Dieſe letzte Form has den Friſch verleitet, es
für ein aus Ungel und Licht zufammen gefegtes Wort zu hal⸗
sen, und es eigentlich durch ein Talglicht zu erflären, welches
Daber wider allen Sprachgehrauch if, Im Daniſchen iſt Iſter,
Schmalz.
Unfcylüfig, er, ⸗ſte adj. ei adv, Mangelan dem Vermds
ger un zu eutſchließen Yabend, un derin gegründeg, fp wohl in
genſatz des ſchuldig iſt, aber nur in den Bedeutungen des vori⸗
‚gen Hauptwortes gebraucht wird. ı. Keine Schuld anf ſich ha⸗
bend, d. i. weder die wirlende noch die veranfaffende Urſache
eines Verbrechens oder Vergebens ſeyn. Go wohl in rinzels
zen Fällen, wo diefes Wort nicht, wie der Gegenſatz ſchul⸗
dig, mit der zweyten Endung des Bergebens ‚gebraucht wird,
fondern dag Vorwort an erfordert, Unfhuldig ſeyn. An
‚ einem Verbrechen, an einem Morde, an dem Salle eines
Unfe.:idiger Weife ver: Z
. andern u, f.f. unſchuldig ſeyn.
dammet werden. Unfchuldiges Blur vergiefen. Ich wilf,
unſchuldig an dem Blute dieſes Gerechten ſeyn, Matth. 27,
24. Einen Unfchaldigen binvichten. Für anſchuldig er=
klaͤret werden. . Als auch überhaupt, Feiner wiſſentlichen und
vorfeglichen groben Vergebung: theilhaftig.- Unfchuldig wan⸗
deln, Pf. 26, 4, Unfhuldige Kerzen, Weish, 4, ı2. Ein
unſchuldiges Kind. Wofür doch auch ſchuldlos üblich iſt. In⸗
gleichen iu keiner böfen Abſicht gegründet. Ein unfhuldiges
Wort. 2 Sn welterm Veſtaude, zuweilen für ie
as
du le ae Den de 7
et
2 5 eben fo gemeine unbefchwert gebraucht, wo es denn au
*
ER TEE
pn — der — Eintgrän Atunenefir ia —
uldige Bewegung. Eine unſchuldige Speiſe.
EN an bey dem Notker uafeuldig, im Augelf, unscildig,
u adverb, ı. Nicht ſchwer, leicht; einein der edfern
Schreibart der Hochdeutſchen veraliete Bedeutung, welche nur
noch) im gemeinen Leben gangbar iſt. Sie werden ſich unſchwer
vergleichen. Das ifi unſchwer einzuſehen. 2. Ju der Höflichkeit
des großen Haufens wird diefes Nebenwort auch häufig für or
wo
Shnſchwer lautet. Geben fie mir es unſchwer her, unbeſchwert,
wenn es ihnen Feine Mühe macht. S. Unbeſchwert.
Der Unfegen, des—8, plur. inuf. der Gegenfag von Segen,
doch nur inder figüelichen Bedeutung der Bervielfältigung des
zeitlichen Vermögens und der Glücfeligfeit überhaupt, da_denn
der Unſegen die von höherer Hand als eine Strafe vbranflaltere
Verminderung des zeitlichen Vermögens, und in weiterer Bedens
tung.der zeitlichen Glückſeligkeit überhaupt iff, welches mir einem
bärtern Ausdrucke au wohl der Siuch genannt wird, ver! Une
fegen wird über dich kommen.
Ainfelig, für unfäglid, ©. diefes Wort,
Unfelig, — er, — Ile, adj.etadv. der Gegenſatz von felig, w
nur ineinigen größten Sheils veralteten Bedeutungen diefes Wor⸗
tes im böchfien oder doch Hohen Gräde unglüdlich, und darin ger
gründet. Werdie Weisheit verachtet, der ift unfelig, Weish.
3, 23. Unfelig müſſen ſeyn, die div Leid gethaͤn haben, Bar,
- 4, 31, Kin unfeliger Einfall, höchſt unglücklicher. Ja fie fal-
Ten, die unſeligen Hüllen, die meine Augen bisher gefangen
pielten, von Brawe. Am bäufigften miſcht fih in diefe Beden -
sung auch etwas von der folgenden mit ein, indem man einen tus
> gendbaften oder ohne feine Schuld unglücklich gewordenen Dann
„wohl nicht leicht unfelig nennen wird, 2, Im höchſten Grade
enchlos, laſterhaft und boshaft, und darin gegründet , ohne den
vorigen Begriff auszuſchließen, vermuthlich als der Gegenſatz von
felig, in der Gemeiuſchaft mit Gott gegründet. Du unſeliger
Menſch/ 3 Mace. 5,34. Unſelige und teufliſche Gedanken.
weichẽ unſelige vertraulichkeit herrſchet nicht inter den La=
‚ Reen! Gel, So auch die Unſeligkeit, plur.. car. in beyden Des
Deutungen,
- Anm, Schon bey dem Rotker unfalig, bey den Schwäbifchen
Dichtern unfelic, wo es häufig für unglücklich überhaupt vor⸗
kommt, als der Gegenſatz von ſelig, glücklich. (S. diefes Wort.)
Im Schwed. wird dieſes Wort häufig in ufel und ylell zu⸗
fammen gezogen und alsdann wohlgar in vefal und willel ver-
derbt , welche eiend, arm bedeuten. Daher ift eben daſelbſt
Yräld, das Elend, und Island. volall, elend, Velold, das
Elend, und ufäll, arm,
3. Anfer, die zweyte Eudung des perfänfichen Fürmwortes wir.
- Gedenke unfer im beßten. Erinnern fle fih noch unſer?
Man bat unfer ganz vergeffen. Unfer aller zerr. Unſer
einer, Perſonen meines-vder unferd Standes, von unferer Be⸗
—— oder Deutnugsart, Leute, wie ih, wo es denn oft
auch für das bloße ich gebraucht wird. Glauben ſie denn nicht,
daß unſer einer auch fein Abenteuer baer :
Und unfer einen made dabey gan feplechte Sprünge, Hoff,
Anm. Es ift vermitselft der Ableitungsfylbe er, von uns ges
bildet, welches in den feübeften Zeiten für wir üblich gewefen ſeyn
*
eo unferoro alla zala, unfer aller Gefahr, Wenn aber
noch einigeMenzrediefen Genitiv, und den Genitiv ewervon ibr,
unfter und eurer machen, gedenken ſe unſrer im begten, unſrer
auer vater: * iſt ſolches eine offenbare — FR,
Ehedem lautete es eroro, daher beißt es noch bey dem \
Ra ung. 890
Infer, ein —— poſſeſſivum oder ——— Furwori der
en vielfachen Perſon, von uns. Es wird auf gwegerlcy Art
—
1. Als ein Conjunctivum, oder in Geſellſchaft feines —
wortes, wo es auf folgende Art abgeändert wird:
Singular;
Nowin. Maſe. Unſer, Fämin. unſere, contr, unſre. Reuter,
tinfer.
Geiit. Mafe. Unferes, contt, unfres, beffer unſers Fämin unfer
rer, contr, unfter. Reutr. wiedas Mafeul, =
Dat. Mafe. Unferem, contre, ımftem,.beffer unferm, Fämin, use
ferer, contr. unfrer. Neutr. wie das Mafeul.
Accu. Maſe. Unferen, conte, unfven, beffer unfetn, Fam Unfere,
contr. unſre. Nentr. unfer,
Plural,
Nomin, Unfere, contr. unſre.
Genit. Unferer, contr. unfrev,
Dativ, Unferen, contr, unfven, beffer unſern.
Accuſ. Unfere, contre. unfve
Die zufammen gezogene Fort unferg, unferm, unfern; iſt
moblflingender als die Form unfres, unfrem, unfren, welche viel
Härte bar. Das zufammen gezogene unfre und unfrer wird um
eben diefer Härte willen in der edlern Schreib » um Spredart
gern vermieden. Der große Haufe 7 unſerer wohl gar in un⸗
fer zuſammen, unſer lieben Frauen Mantel.
Es begleitet ein Hauptwort, welches der erſten vielfachen Per⸗
fon gehöret, mit ihr in Verbindung ſtehet, oder ich ſonſt auf eis
nige Art auf diefelbe beziehet. Unſer Datey, —— Stadt.
Unfer Daterland, Das find unfere Sachen.‘ Er it unfers
Standes, unſers Gleichen ‚welches letztere ſehr unſchicklich
von einigen zuſaumen gezogen und unfersgleichen geſchrieben
wird.
Diefes Fürwort ſtehet, fo wie alfe poffeffiva, der Regel nach
vor feinem Hauptworte. Sur dag einige Dater unfer in dem ges
wöhnlichen Gebethe Biefes Rahmens weicht davon ab. Diefe frev⸗
lich undeutſche Form, die aber durch die Gewohnheit ihr Wider⸗
wärtiges verloren le iſt von einigen ohne Grund Lutheen zur
Laſt gelegt worden, Allein. fie. iſt weit älter, als Luther, indem
fie von den erften Lehrern des Chriſtenthumes in Deutſchland her⸗
rũhret, welche das Pater nofterfo felavifchüberfegten, daß auch
im Deutſchen das Fürwort hinter feinem Haurtworte ſtehen
mußte, und e3 auf diefe Ark dem gemeinen Volke beybrachten.
‚ Daher fängt fich diefes Gebeth ſchon bey dem Oitfried und Rotker
Faterunfir an. Da diefe Form nun zu Luthers Zeiten unter dem
großen Haufen ſchon vollig allgemein war, fo würde er fiein der
Überfegung der Bibel und in dem Katechismus ohne Anfoß nicht
haben ändern fönnen.
Mit den Hauptwörteen Halbe, Weg, Wille wird es gern zu⸗
ſammen gezogen, ſo daß das n in ein t übergebet, und der ganze
Ausdruck zu einem Rebenworte wird; unſerthalben, un ſertwe—
gen, um unſertwillen. G.2 Dein, wo bereits das nothwendigſte
davon geſagt und zugleich bemerket worden, daß die ſe ganze Foras
nur in der vertraulichen Sprechart gebraucht wird,
IH. Als ein Abſolütum, wit Auslaſſung des Hauptiwortes, wo
es auf N Art gebraucht wird.
Als ein Nebenwort, fo daß das ungewiſſe Geſchlecht
unſer er gebraucht wird, Das Gut iſt unſer. Wir
wollen niemahls glauben, daß die Schuld unfer ſey. „Und
mit der Juverfion, einen Nachdruck zu bezeichnen, Uhjer iſt
das Land.
2. Außer der Adverbial⸗ Form, fo, daß es ſich auf vorher
gegangene oder darunter verfiandenesPerjonen beziehet, da es drum
sei
891 uf
in derDeclination von dem vorigen RR —— abweicht,
daß das Maſculinum in der erſten Endung des Singularis einer, -
das Reutrum aber ein es/ oder zuſanimen gezogen ein s annimnit.
Es iſt nicht euer Zaus, es if. unfers in der edlern Schreibart,
das unſrige. Das iſt nicht ihre Sache, eg iſt unſere. Er if -
nicht allein euer Sreund, er it nr unferer; wofür man im ger
meinen Leben Lieber verfürzt unfer, in der edlern Schreibart aber
der unfrige jagt. Man tagte es nicht euern Leuten, fondern
unſern.
Bey dem Kero unleriu ——— unſern Herzen, im Tatiau
unſa cumidu, unſere Schmerzen. Engl. our. Es iſt ver⸗
mittelſt der Endſylbe von uns se welches in den, alteſten
Zeiten für wir gebraucht wurde,
Der, die,das Unſerige, contr. Unſrige, das Abfkedetum des
vorigen Poffeffivi, welches allemabl den beſtiumten Artikel erfor,
dert, und ohne Hauptivort gebraucht wird, ſich aber doch auf ein
-Hauptwort beziefet. Es if nicht ihre Schul), fondern die
unſrige. Mañn lobte eueen Fleiß, aber warum nicht auch
den unfrigen? Da es denn in der edlern Schreibart gern für
das vorige abfolute Poſſeſſivum gebraucht wird. Oft gebrandt
man es auch als ein Hauptwort.
unfer@igentbum, Die Unfrigen, unfere Angehörigen. Wir
wollen das Unſrige thun, unfere Pflicht, mit Anftrengung aller
unferer Koäfte.
Dft wird diefes Abſtraetum wieder in unfere oder unfve sufam-
men gezogen, oder vielmehr diefes unfere ift ein eigenes, vermit⸗
selft der Endfplbe e von unfer gevildetes Abffractum. Bon dem
‚Unfern werdet wir nehmen, zum Dienft unſers Gottes,
2 Mof. 10,26; von. dem Unferigen. Das iſt eure Schuld und
nicht die unfere. Welche Zuſammenziehung bey den Dichtern
noch am öfteriten vorfommt,
Ein Febler ift es, wein diefe@ Abfteactum in einigen, befonders
Dberdeutfchen Mundarten fürdas@onjunctivum unfer gebraucht
wird, - Die unfeigen Leute, für unfere Leute.
Das Uinfrige, unfer Bermögen, .
Die Unſichtbarkeit, plur. car. die Eigenfchaft, da ein Ding mit,
eine eSachebate 2. unſichtbar — wenn ea oma
den iſt, fo daß man fienur ſparſam zu ſchen befomme.
Bey dem Ottfried ungilewanlich, bey dem Notker unge.
finnlich ‚ungefihtig, bey denScwäbifeDihwen unähtie,
und noch in einigen Oberdeusfchen Begenden unfihtig. -
dem Geſichte nicht empfunden merden Fann.
Der Unſinn, des—es, plur. inul, der Gegenfag des Haupfwors-
‚Ewigkeit, Blicke ſta
tes Sinn, doch nur in einigen Bedeutungen deſſelben. ı. Bon
Sinn, Bewußtſeyn und Verſtand, iſt Unſinn/Mangel die ſes Be⸗
wußtſeyus ingleichenBeraubung desBerftandes, wo es gemeinige
lich einen harten Rebenbegriff hat, und einen hoben Grad der Bes
tanbung des Verſtandes bezeichnet. Mit einem eben fo harten
Nebenbegriffe wird es noch bänfiger von dem unterlarfenen Be
brauche des Berſtandes in einzelnen Fällen gebraucht. Welch ein
Unfinn treibt dich? Es in Unfiun, mehr auszugeben, als
einzunehmen. 2 Bon Sinn, ber Verſtand eines —
Rede, if Unſinn in einem harten Verflande, die Adwefenheie
alles begreiflichen und geralinftigen Betflondes,- nah dem
;
.#
2
Y
j
Non-Senle ; vo denn auch wohl dergleigen Ausdrüfe, weile.
feitten Berntinftigen Begriff gewähren, Unftnn beißen. Die Aus⸗
drüde, Züge zum — ————— die diamantuen Jlügel der
ein, der Wald liſpelt lacheind uf de
find wahrer Unfinn.: Unſtun fagen.
Unfinnig, —er, fe, adj. et ady. Uafinn babend, und Bat
Unfertbalben,, Lnfertwegen, Unfertwillen, Siebe in.
Unſer.
Unſicher, —er, —fe, adj.etadv, der Segenſatz von ſicher,
in den meiften Bedeutungen diefes Wortes. 1. Richt außer der
Gefahr, der Sefahr ansgefegt.” Wir ſtehen bier fehr unficher,
Das Capital ik in die ſem Salle unfiher. 2. Deffer man fi
nicht ohne Gefahr bedienen fann, Ein unfidgerer Weg, ein un⸗
fiherer Ort, im engfien Berftande, wo man vor Dieben, Räu—⸗
bern und Geſpenſtern nicht ſicher iſt. Es iſt allenthalben un=
-fiher vor dem Schwert des Seindes, Jer. 6, 25. Ks if
unficher davon zu fepreiben. 3. Der Gefahr zu irren ausgefegt,
Kine unfiepere Sand, eine ungewiffe, in den fchönen Künſten.
4. Der Gefahr des Gegentheils ausgefegt; für ungewiß, ine
fehe unfichere Hachrieht, auf welche man ſich nicht verfaffen
Tann. Unfigere Merkmahle. Kin unfiherer Beweis,
Mit den Solgen ſteht es ſehr unfiher aus. Im Niederf,
unſeker.
Die Unficyerheit, plur. inuf. die Eigenſchaft, darin Ding un⸗
fiher if, in allen vorigen Bedeutungen,
Unſi icpeber, —er, —fir, adj. et adv. nicht ſichthar, was duch
Bas Geſicht nicht empfunden werden fan, Ein Geiſt iſt unjicht-
bar, Kine unſschtbare Sonnenfinſterniß, welde unter gewiſ⸗
Ten Umfländen auf einem Tpeileder Erdkugel nicht gefehen werden
kann. Sich unfihtbar machen. Die unfidtbare Rice, in
der Theologie, derea Vereinigung innerlich und geiftlich ift, im
Segenſatze der Achtbaren. Figürlich iſt unfichebar werden, fi
ſchned nad unbemerkt entfernen, Des Schuldner wird unfichtz
bar, wenn sr austcitt, In einem andern Verſtande ſagt man,
gegründet, als der Gegenfaß des jegt veralteten intig.
1.%n,
der erſten Bedeutung des vorigen Hanptiwertes. (1) Seines Vers -
flandes im’hoden Grade beraubt. Unfinnig ſeyn werden.
Kin unfinniger Menſch. David ſtellete ſich unfinnig,r im.
12,10, Du wirſt unfinnig werden, 5 Mof.28,34. (Sau
Wabnfinnig. ) (2) Im hoben Grade undernůnftig, der gef
Vernunft im höchſten Grade widerfprechend,. Es winde unfinnig
fegn, dergleichen vorzunehmen, in unfinniges Berragen.
Ein unſtnniger Menſch. 2.Von Sinn, der begreifliche Ber»
fand eines Wortes, oder einer Nebe, wär unſinnig, alles ſolchen
beg reiflichen Verſt andes beraubt, in welcher Bedentung es aber
doch wenig gebraucht wird, wenigſtens flleßt fie faſt in en
„ mis der vorigenzufaminen,
Anm. Die Wörter Unfinn —— kommen i in der
erſten Bedeutung ſchon im Schwabenfpiegel vor, und find mit
dem £at. Infania und infanus ſehr nahe werwande- Im
Niederdentfchen iſt für unfnnig, Efannis obſinnig, üblich,
©. Sinnig.
Die Unſinnigkeit, plur. die —en. ‚Der Suftand, die Eigen« -
ſchaft, da eine Per ſon oder Ding unftnnig iſt, inden beyden —*
Bedeutungen des Beywortes, und ohne Plural; indem Un
sunächft den Ausbruch diefes Zuftandes bedeutet, ob es gleich. fehe
bäufig duch für das Abftractum Unfinnigfeit gebraucht wir
2. Unfinnige, im höchſten Grade der gefunden Vernunft w
ſprechende Handlungen, mis dem Plural.
Unfierig, —er, —hr, adj. et adv. der Begenfag von —
guter äußerer Sitten beraubt, nicht ſittſam; ingleichen ungefüm,
unfanft. Daher die Unſtttigkeit. Bepde Wörter find indeffen
im Hochdeutſchen chen fo felten BEN als ihre veralteten Ge⸗
genfäße Attig und Sittigkeit.
Unforsfam, —er, —ite, adj. et adv.der Gegenſatz von ſorg⸗
ſam, Mangel der ernſthaften Richtung des Gemuthes auf die vor ⸗
kommenden Dinge und arfer Verbältnig gegen diefelben hevend,
und darin gegründet, Es wird, ſo wie der Gegenfag forgfem, \
im Gochdeutſchen nur felten gefunden, Sp auch die, Unforgs,
ſamkeit.
Unſrig, S. Unſerig.
Unſtan⸗
©
K
y
E
#
1
&
Ä
s
|
|
,
4
7
J
—
genden für-nicht beftändig dauernd üblich if, als der Gegeliſatz von
dem eben foeingefepränften kändig. Unftändige Gefälle, unbe
25 Ständige; gufälige. So auch die Unfändigkeie.. kei
Unſlat, —er, — eſte, adj. et ad®. der Gegenfag von flät, auf
0 eine fehlerhafte Arı beweglich, unruhig, Peine lange Daner an
——— einem Orte habend, Ingleichen unbefländig, und darin gegründet,
uUUunſtut und ſtüchtig ſollſt du ſeyn auf Erden, ı Mef. 4,12;
du ſollſt keine danerhafte Stäre haben. Unſtät find der Huren
Tritte, Sprichtw. 5,6. Ein unſtäter Menſch/ fo wohl der Feine
bleibende Stäte hat, als auch überhaupt ein veränderficher, uns
beſt andiger.
Anm. Schon bey dem Ottfried unltat, unfati, im Nies
derdentfchen, wo es aber auch für das folgende unſtatthaft
gebraucht wird, undede, im Griech agarag. Ben den Schwäs
biſchen Dichtern fonmt Uoltetekein, für: Undeftand vor.
©. Star. &
Die Unftäte, plur. die —n, in dem Aberglauben des ‚großen
Haufens, ein ausverborgenen Urfachen unficherer oder gefährlis
cher Dit, wo jemanden ein Unhell widerfähret. über eine Un»
ſtãte geben. e
Unſtatig, —er, —fie, adj.etadv. welches ehedem für unft ät
. „febrgangbar war, aber wenig mehr gebraucht wird, außer jo fern
„. mandas Hanptivort Unftärigkeir davon bildet, die Eigenfchaft zu
oc bezeichnen, nach welcher ein Ding unftät iſt.
Das Unftärkraut, des—es, plur. car. in einigen Gegenden ein
‚Rahme der geogen blaßgelben Wiefenraute, welche aud) Zeilblate
genannt wird; Thäalictrum flauum Linn.
Unſtatthaft, —er, —efie, adj. et adv. der Gegenſatz von ftatt⸗
der geftarter werden kann, und darin gegründet. Unſtatthaſte
Entſchuldigungen. Ein unitarthaftes Verlangen. 2. Ungüls
«ia, nicht rechtsbefländig. Kin unſtatthaftes Verfahren. So
i “auch die Unftatthaftigkeit. Se ;
Unſterblich, —er, —Re, adj. etadvi nicht fähig zu erben,
{ und intweiterm Verſtande, nicht fähig aufguhören, von lebendigen
»Mefen und Ihren Eigenfchaften. Gore if unſterblich, fo fern
fein Wefen unmöglich vernichtet werden kann.
Seele iſt unſterblich. Der Menſch iſt nicht unſterblich, Sir.
‚37,28. Figürlich wird es oft für ſehr lange dauernd gebraucht,
Ein unſterblicher Nahme. Sich einer unſterblichen Ruhm er⸗
werben. Dein KRuhm iſt unſterblich.
Anm, Bey dem Notker unflirbig, ingleichen untodig, dahe
‚er auch VndotheitundVntodigi für Unſterblichkeit gebrancht.
Die Unſterblichkeit, plur. inuf, die Eigenſchaft, da ein Ding
unſterblich ift. E x ?
Der Unſtern des—es, plur. inuf, ein unglüdlicher Stern,
eo es noch häufig figürlich ven einem widrigen Schickſale, ingleis
Ken, nach einer noch weitern Figur, von einzelnen unglücklichen
Begebenbeiten gebraucht wird. Mein Unſtern bat es fo gewollt,
mein widriges Schick ſal. Sich bey dem kleinſten Unfern ſchimpf⸗
lich erniedrigen, bey dein kleinſten Unglücke.
Hat mein Unſtern ſich verſchworen,
Daß ich ſterbend leben fol? Cauitz.
Opitz ſagt: dag Ungeſtirn der Zeiten,
Unſträflich, —er, — ſte, adj. et adv, ber Gegenſatz von fräf-
Ach, do am häufigflen mare in deffen zwehter Bedeutung, mag
nicht gefraft „di. getadelt werden Fan, Feines Tadels fäbig.
Des Seryen Werke find unfivaflic, 5 Mof. 32,4. Am häufig
ften im engern Berftande, wegen der Übereinftimmung mit dem
Geſetze feinem Tadel unterworfen. in unfräflider Mann,
©" UniväßidIeben. SBinunfrälices Lehen führen. So auh
-
baft. ) Was nicht Start haben, nichteingeräumer, bewilliget
Die menſchliche
* PR, Tee —— 4 ee.
* A / Bl re
4
894
die Unkrärlichkeit.. Ottfried gebraucht baftie uhlaltarbarig
und unhone, der Riederdeutſche aber unbeklaged, ;
Unfireitig, —er, —fe, adj, et adv. der Begenfag von fireitig,
doch nur im engeren Verfiande, feines Streites fähig, fo Far und
deutlich, daß darüber weder wirklich geffcitten wird, noch mit Zug -
‚geftritten werden kann; in einigen gemeinen Mundarten unfttrie-
bar,im Oberdeutſchen unſtrittig, obnäcittig. in unfveitz
ges Recht zu etwas haben. Mein Recht Sarauf iſt unfreitig
Eine unſtreitige Wahrheit. Wo es denn im Nebenworte oft als
ein bloßes Verſicherungswort gebraucht wird, Es if unſtreit ig
guößer, Daher die UnftreicigPeir,
Unfündlic, —er, —fe, adj.et adv. der Gegenfag von finde
ih. 2) Keine Sünde fegend, dent geoffenkarten Geſetze Gottes
nicht zuwider. Unſimdliche Handlungen, 2) Richt wit Sünde
behaftet, Fein Bernögen zu fündigen habend und darin gegründet,
für das ungewöhnlicher unfündig. Gore if unfündli, im
ſtrengſten Verftande, fo fern er unmöglich fündigen Fann, Bein
Menſch iſt unſündlich. Go auch die UnfündlichFeir, die Eigen
ſaft, da eine Perſon oder Sache unſündlich iſt.
Untadelhaft, —er, —efle, adj. eradv, der Gegenſatz von ea⸗
delhaft, doch nur in der erſten Bedentung, mit Feinem Tadel bes
baftet, nicht fähig, "mit runde getadelt zu werden ; unkräflih.
Untadelhaft leben. "Eine untadelhafte Arbeir. Untadelhafe
feyn, Das verlängerte untadelhaftig iſt in der edlernSchreibare
veraltet, und dienet bloß, ein Hauptwort für diefen Begriff zw
bilden , die Untadelbaftigkeit.'
Untadelig,. —er, fe, adj, et ady welches mit dem vorigen
gleich bedeutend, und der Gegenſatz des ungewöhnlichen tadelig iſt.
Unradelich (untadelig) in allen Gebothen Gottes gehen, Luc,
1,87. Ein Biſchof ſoll untadelich feyn, Til. ı,6.7. Untase-
liche Worte, Kap. 2,8. Diefes Wors iff vermittelt der Apleis
tungsfplbe ig, fo wie daß vorige mit haft gebildet, welche in dem
Gebrauche Häufig für einander ſtehen. Es erhellet daraus zugleich,
daß die fo gemwineSchreibart untadelich unrichtig iſt; denn wenn
auch dieXbleitungsfolbe Tich hier Statt finden follte, fo müßte das
Wort menigfteng mit zwey Luntabellich gefhrieben werden, Auf
eben fo fehlerhafte Art ſchreibt man häufig adelich für adelig. Sir
Hanptivort iſt von diefem Beyworte nicht üblich.
Untauglich, er, —fe, adj. etadv, der Gegenſatz ron taug⸗
lich, zu einer Abſicht nicht die nneutbehrliche Beſchaffenheit h
bend; auch wohl im weitern Verſtande, zu keiner Abſicht drauch⸗
bar. Untaugliche Arbeit. Zu etwas untauglich ſeyn. Wei-
denholz iſt zum Bauen untauglich. So auch die Unta ug⸗
kichkeit.
Die Unte, plur. die—n, ein nur bey den Strumpfwirkern üb—
Tihes Wort, wo die untern Platinen oder gefpaltenen Plärtchen
diefen Nabmen führen. Da der Strumpfwirkerſtuhl eine neuere
Englifche Erfindung des fießgehenten Jahrhunderts iſt, welche her-
nad ingranfreich verbeffert worden,fo iſt wahrſch einlich,daßdiefes
Wort aus einer fremden Sprache entlehnet iff, denn daß man ca
als ein neues Hauptwort von unten gebildes haben follie, ift nicht
glaublich ⸗
Unten, ein Rebenwort des Ortes, der Oberfläche der Erde oder
hrem Ditrelpuncte näber als ein auderes Ding, auf welch:s ſich
bieſes Nebenwort bezieber, in Gegenſatze des oben.
1. Eigentlich, wo es oft die der Oberfläche oder. ihrem Mittel⸗
punete nächfte Fläche eine? Dingeg bezeichnet, Unten aufden
Boden des Waſſers. Unten am Berge. Der Kaffen foll una
ten einen Boden haben, ı:Mof, 6, 16. Von unten an bis,
oben aus. Unten iſt der Boden troden. Sin wenig unten
einſchneiden. Einen Weinſtock unten anbinden, an dem untern
Theile des Stocles. Von unten an, von unten auf, Unten
der
895: u
ber, an der untetn Fläche her, PR unten Sin an der. unterm |
Zläche hin, welche von vielen ohue Noch zufammen gezogentver- .
den, untenher und untenhin. Etwas unten her befchneiden,
"unten her důnne machen. Unten bin geben, unter der Brücke,
unten an dem Berge, - Unten liegen, figürlich, den Fürzern zie⸗
: Heu, der überivundene Theil ſeyn, im gemeinen Leben,
2, Figürlih. 1) Was niedriger-Fiegt, oft aud) nur, war au
einem entfernten, folglich dem Scheine nach tiefer liegen den Orte
befindlich ifk, heißt oft unten. Unten am Marker. Die Stadt
Liegt beffer unten an dem Sluße, näher nach der Mündung zu.
Don unten her. Fommen, ans einer niedrigen Gegend, 2) An
dem geringern, nicht fo vorzüglichen Blase, im Örzeufaße des
oben; am häufigften mit einigen Fürwörtern, Unten an geben,
Heben, figen, zur linken Hand. Don unten auf dienen, die
niedrigern Stellen einer Art befleiden,, um ſich zu den obern
geſchickt zu machen.
Anm. Ben den ältern, Sberdenuſchen Scheiftfelkern —
im Niederfächfifchen mit einer andern Endſylbe under, Es ift
von dem veralieten unt, und der adverbifchen Endfplbe en zuſam⸗
“ men gefost, welches auch die Nebenwörter innen, außen, oben,
binsen, vornen u.f.f. bilden Hilft.
gat.infra, inferior, find der Abſtammung ihrer erſten Syl⸗
ben nach ohne Sweifel ſehr nahe verwand:, Im Schwed. iſt
undap, vor, ante, welches aber allem Anſehen nach zu einem
andern Stamme gehöret.
Untenher and Untenhin/ &.das vorige.
1. Unter, der, die, das Untere, das Beywort des vorigen Ne⸗
benwortes, Comparat. der doch weırig gebraucht wird, untererer,
zuſanimen gesogen unterer, Superl. unterfie.
1, Eigentlich. wo es den der Oberfläche der Erde der ihrem
Mittelpuncte gewöhnlicher Weife nähern Sheileines Dinges bes
zeichnet, im Gegeuſatze des ober. Die untere $läche eines Din:
ges. Der untere oder unterſte Stv imsaufe. Die umtern
Zimmer. Der unfere ger unterſte Mublikein. Sp auch die
Sufammenfegungen: Untertheil, Unterbett, Unterheftell, Unter:
bemd, Unserfleid u. ſaf. Ingleichen von Ländern und Eed⸗
flüchen, näher nach dem Ausfluſſe der Flüſſe oder dem Meere zu; —,
tiefer liegend; wofür auch wohl nieder üblich iſt. Der untere
Teich, Ef.22,9. Das-untere Thor. Das untere Deutſch⸗
land, Niederdeutfhland. Inden Zufammenfegungen iſt in
den meiften Fällen nieder üblich. lieder : Ungarn, Nieder⸗
Sachſen, Hieder-Schlefien, Fieder-Laufig, der Lhieder-Rhein,
Vieder-Baiern m.f.f. Doch fagt man. Unter: Italien, Un
ter: Oſterreich, die Unter: Elbe u. ff. alfes im Gegenfag der
mit obes zufammengefegten Nahen gleicher Art.
Der größte Haufe der Deuſchen Sprachlehrer hat ſich durch die
Endung —er yerieiten lagen, digfes Beywort für den Comparativ
eines Wortes zu halten, dem die erſte Staffel fehle. (S. Hinter,
Lieder, Ober ‚) wo.diefer Irrthum bereits widerleget worden,
Es iſt ein eigenes vollſt andiges Beywort, welches ehedem Über: _
haupt niedrig bedeutete, und alsdann des Eomparativsund Sur -
perlativg eben fo ſehr fähig war, als diefes. Jetzt, da es nur im
engern Verſtande von dem dem Mittelpuncte der Erde nächften
Sheile eines Dinges gebraucht wird, fallen die beyden folgenden
Brade der Ratur der Sache wegen größten Theils: weg, und es
fcheinet, daß man den Superlativ unterfte nurum des. Nachdru⸗
des willen behalten bat, obgleich unter den antern Dingen aller» \
dings noch Grade Statt ſin den, in welchem Falledenn der Com⸗
parativ, um des Wohlklanges willen, in den Primitiv zuſammen
gejogen wird, S. Ober, wo eben diefes bereits angemerfes worden,
Diefev Superlativ iſt es aber auch allein, welcher in der adver-
biſchen Form gebraucht werden kann, od er gleich auch bier nur im
nicht üblich;
Unten, binten und das -
ee
gemeinen Tuben üblich iſt. Das — ʒu unterft Pebcen,. *
unten kehren. Zu unterſt auf dem Boden, indem Keller,
ganz unten. In den übrigen Staffeln if’ es als ein Rebenwort
rige Präpofition.
2, Figürlich. 2) Der Wurde dem Range nach, im Orgen
ſatze des ober, wofür in vielen Fällen aber Auch nieder üblich it,
Die untern Elaffen in der Schu e, die niedern; im Gegenfaße
dev obern. Die untere Gerichtbarfeit, wofür nieder üblicher .
iſt. Die untern Schulen, häufiger die niedern. Die untevfie
Stelle bekleiden. Die untern Götter, in der Mptbologie der
Griechen nnd Römer , im Gegenfaße der oben. D Die unten
Kräfte der Seele, zum Unterſchiede von den obern. Wobin auch
viele Zufammenfegungen gehören, eine Perſon oder Sa
zeichnen, welche von geringerm Range oder Würde if, a eine
andere gleicher Art, wo nieder nicht fo gewöhnlich, iſt. Dev Un⸗
teramtmann, Unterfiatthalter , Unter Lieutenant, Unter
richter u. f. f. im Gegenſatze der mit Ober zufammen |
Wörter diefer Art. Der Unterfonig, der Vice. König, Franz
Vice:Roy. 2) Der Gewaltnad, befonders in dem fubfka,
ven Ausdrucke die Untern, Perſonen, welche andern unter,
find, deren Verhalten der Einfchränfung anderrr —
im Gegenſatze der Obern. Hart gegen die Untern ſeyn, gegen.
die, weichen man zu befehlen hat. Der Singular ift in dieſer
‚Bedeutung feltener,
An der Deutfchen Spielfarte ift der Umtere, der Bediente, Fran.
Valet, ineinigen Gegenden der necht, male in der, —
zöſtſchen Karte der Bube heißt.
Anm. Diefes Beywort iſt von dem — unt, und sn
jectivifchen Endung — er, gebildet, welche auch die Beymwörter
"obere, hintere, äußere , vordere, niedere ur f.
welche von den meiften Sprachlehrern, denen diefe Adteitunge-
ſylbe unbefaunt ift, fälſchlich für Comparative gebalten werden,
2, Unter, eine fehr alte Partikel, welche überhaupt deu immftand"
der Tiefe, in Beziehung Auf ein darüber befindliches Ding ans»
druckt; im Gegenfage des über. Es ift in doppelter Geſtalt
üblich. Y —
"I. Als ein Nebenwort, vo es doch nur in dem im gemeinen x
Leben üblichen Ausdrucke mit unter vorkommt. Es muß mit.
unter. gehen, mit unter laufen, es muß unter andern Din -
ſchon mitgehen, mitlanfen, wo es nicht die zu den Zeitwörtern
. gehörige Präpofition ift, und daher mit deufelben auch nicht als -
Ein Wort gefchrieben werden darf. Ingleichen figürlich, zuweilen,
gu manchen Zeiten, bin und wieder, Wir hatten fchon Wetger, "
mit unter regnete eg ein wenig. Mit unter gibt es noch ehr⸗
liche Leute, Sie haben Scenen ‚mit unter, die m. ff Le
Man fiehet leicht, daß diefe R. A, eigentliche Elipfen find, we die - -
zu dem Vorworte gehörige Endung weggeläffen worden, da denn
jenes die Geſtalt eines Nebenwortes befommten hat. Mit unter
fiehet für, unter andern mit. Inter ber und unter him, oder,
wenn man lieber will, unterher und unter bin, file Ve *
hinunter, find im Hochdeutſchen verafter,
Er finze plöglich unterbin, Opitz.
IT. Als ein vorwort, welches wieder in einem. doppellen
Sa betrachtet werden kann. Es ſtehet etweder für ſich allein, *
und hat fein Rebenwort bey fs, oder es wird mit andern Wor⸗
tern zuſammen geſttzt. *
1, Für ſich allein/ in Begleitung feines Rennwortes mo im
Ganzen auch von diefem Vorworte dasjenige gilt, was bereits beh
deſſen Gegeuſatz⸗ iiber angemerket worden, daß nähmlich der Ge⸗
brauch diefes Wortes in den Sprachlehren äußerfi mangelbaft nu⸗
unbeſtimmt
enn da, wo das Gegentheil Statt zu finden ſcheinen
möchte, z. B. er ſank unter/da iſt —“ dem Zeitworie gehö⸗
von einem Untern übertroffen —
ff. bilden hilft,
v
ai?
>
unbeftinmt — wird, Die gewöhnliche Hegel bey Siefem
—— wortern, welche gdeherley Endungen zu ſich nehe
en, ift, daß fie anf die Frage worin den Dativ, auf die Frage
* I wobin? aber den ecufariv erfordern. Ob dadurch der Gebrauch
dieſes Vorwortes einem Unwiſſenden nur einiger Maßen erleich-
den föune, wird aus der Bergleichung mit den folgenden
— Wie finden dieſes Wort jo wohl mit dem Genitiv, als
mit den Dativ, als endlich aud) nik den Aceuſativ.
nr Mr) Dit dem Genitiv oder der zweyten Endung, in bei
RA unter Weges, unter deſſen, unter Eſſens uff. Doc da
dieſe Fälle der Bedeutung nach mit zu der folgenden a
- gehören, fo ſollen fie dors erwogen werden.
2) Mit der dritten Endung oder dem Dativ.
tet alsdann
(6) Einen Stand der Ruhe, oder Handlung im Stans €
‚Er beden-
x
—
der Ruhe, in Beziehung auf ein re befindliches Ding, im ı_
« Orgenfage des uber.
*) Eigentlich.
(4) Einen Stand.der Kupei in * Tiefe, in Bes
siehunf; aufein darüber befindliches Ding, einen Stand der Ruhe
swifgen einem höhern Dinge und dem Mittelpuncte der Erde oder
ihrer. Oberfläche ; im Öegenfage des über. Es liegt untey dem
Tiſche. Unter einem Baume ſitzen. Die vögel unter dem
Simmel, Das Fenſter unter dem Dache. Unter dem freyen
. Simmel ſchlafen. Er wohnet fiher und ruhig unter feinem
" friedlichen Dede, Gefn. Du mit dem bedeckten Antlige,
unter deiner Hülle if graues Haar,
Wohin denn auch ver faicdeie ſprichwörtliche und figlicliche
Ausdrüce gehoͤren. Mit jemanden unter. einer De ke liegen/ mit
ihm an einer böſen Sache geheimen Antheil haben. Das ganze
Land lehet unter Waffer, iſt mie Waſſer über ſchwemmet. Un:
ser der Hand, heimlich, unvermerkt, in der Stile. Unter der
‚Hand ließ ich es ihn errathen. Jemanden etwas unter der
Send zuſtecken.
(Eine Bewegung oder Haustung i an Stande der
Rube in Beziehung anf ein barüber befindliches Ding ; im Gegen»
ſatze des über. Es geſchiehet nichts neues unter der Sonnen.
Alle, die wir unter dem Monde leben. Mein Rind, das ich
neun Monathe unter meinem Zerzen getvagen.habe; ? Macc.
7,28. Etwas unter dem Arme, unter dem Mantel tragen.
—
unker jemandes Sahne ſtreiten. Unter dor Caſt ſeufzen. Die
Erde that ſich unter feinen Süßen auf. Mein gerz hebt ſich
mühſam unter einer drückenden Laſt, Duſch. Sier ſchwank
ic) unter der.geliebten Laſt, Raml. Etwas unter den Hanz
den haben, daran arbeiten.
vs ö (3) Einehorigontale Bewegung in Beziehung auf
ein darüber Sefindliches Ding, Unter der Bank beruor ziehen.
: Unter dem’ Regen bin laufen. Unter. der Brüde bin geben,
Unter dem gewolbten Gange fpazieven geben... Unter dem
Weiler fhwimmen, gehen. Sies. auf dem Gipfel des Berges,
w tief unter mir furcht dare Gewitter binsiehen. Das Vor-
wort uber erfordert in einigen ähnlichen entgegen gefegten Fäls
den die vierte Endung. Ein Dedel über den Topf, ein Geftell
unter den Tifch. Der Unterfchied rühret von den verſchiedenen
Nebenbegriffen her, von welchen bey dem Vorwerte über bereits
das nöthigfte gefagt worden.
ep) Figürlich.
R (1) Sehr oft bezeichnet es dasjenige Berhättnif, Sa
einDing von einem andern böhern oder mächtigern eingefhränfet
iſt, eine Unterwerfung, Untertbäuigfeit , im Örgenfaße des über.
Ich babe unter miv Kriegsknechte / Matth. 8,9. Ein-
das unter dem Manne iſt ’ Rom. Ten
ASIEN: * *Th. 2 Auf,
\
Weib, h
Unser dem a '
leben.
Ex
: Un 898
ſeyn⸗ Gall. 4,3, 5. Unter dem Joche ſeyn, leben. Unter
dem Zwange, unter ber Auffiht, unter Jem Geherfam fliehen,
Unter einem weifen Monarchen leben. Unter ibm
wirds wachfen, Zachar. 6, 12. Unter den Waffen fchweigen
.
die Gefege, wenn die Waffen die Oberhand baden. Unter dem
Aufſehen und dem Schuge des großen Serven der Welt feyn.
Sich unter der Leitung der Magnetnadel auf das ungeheure
Weltmeer wagen. Alles unter fi, unter feinem Beſchluſſe
haben, Alles Geld unter feinen Händen, unter ſeinem Schlife '
fel haben, Wenn ich es auch unter zehn Schloſſern hätte, fo
wollte ich es bergeben,. ivenn es auch mit zehn — ver⸗
wahrt wäre,
(2) Angleichen $as Berhältniß des —— Ran⸗
ges in Beziehung auf etwas Vornehmeres; im Gegenfatze des
Aber... Er ſaß unter mir, mir zur Linken Hand, Der Raths⸗
herr gebet unter dem Doctor, gehet ihn zur linfen Hand. Im
gemeinen Leben auch das Verhältüiß des geringern Werber,
Du bill weit unter ihm, kotmnſt ihm. an Derdienfien u. ſ. f.
nicht gleich.
(3) Das Verhältmig einer geringern Zapf, eines
geringeren Preifes, Unter zehn Thalern kann ich esnicht geben,
nicht geringer als für, zehn Thaler, Line Witwe unter ſechzig
> Fahren, ı Sim, 5, 9. welche noch nicht fechzig Jahre alt itt.
Unter zehn Tagen werde ich nikht fertig. Binder’ unter zchn
Jahren. Unter drey Monathen wird er nicht wieder Föm: »
men, Line Waare unter dem gewohnlichen Preife verkaufen,
woblfeiler-a'8 der gewöhnliche Preis iſt. Gotffched haste ſich
durch den Fehler des großen Haufens, ich gebe es nicht unter
funfzig Thaler, verleiten laffen, dem Borwerie in diefer Beden⸗
- fung die vierte Endung zuzuſchreiben, welcher Jerthum aber wohl
keiner weitern Widerlegung bedarf.
Merkwurdig iſt indeſſen, dag über in den Gegenſätzen die ſer
drey letztern Bedeutungen allemahl die vierte Eudung erfordert.
über andere herrſchen; unter einem ſtehen. Sey ein Serr
über deine Brüder; demüthige dich unter ibm. Der Fun:
ger if nicht über feinen Meiſter; du biſt weit unter ibm,“
über einen Sürften figen; unter einem Bauer gehen. über
vierzig Jahre alt; ein Mann unter vierzig Jahren. Ich
komme über vierzehn Tage wieder; unter vierzehn Tagen
kann ich nicht wieder kommen. Welches denn doch wohl nur
den verſchie denen Nebenbegriffen zuzuſchreiben ##, unter wel—
Gen man ſich anfãnglich dieſe Fälle gedacht.
(4). Die Art und Weife, doch nur in ſolchen Fal⸗
len, wo das Bild eines darüber befindlichen Dinges Statt findet.
Sich unter einer Maske in den Tansfal‘ einfchleihen. Jeman⸗
den unter der Larve der Sreundfchaft hintergehen. Jeman⸗
„den feine Gedanken unter Bildern vortragen, in der Geſtalt
der Bilder. Im Winter fällt die Natur unter einem drohen
ben fhredlihen Bilde in die Yugen. Unter dem Nahmen
des Dergnügens liegt oft firafbare Ausſchweifung verborgen.
Bine Yrzeney, welche unter dem Nahmen des Theriakes be=
Fannt if, Bnter feinem Nahmen, Röm. ı, 5. Unter der Be:
dingung, unter dem Scheine, unter dem vorwande. Unter
folbem Schein, Jer, 2,23. Unter der Geftalt eines Engels
erfcheinen, beffer in der Geſtalt. Ich glaube unter gewiffen
Sällen das Grgentheil, beffer in gewiſſen Sällen. Unter feiner
eigenen Hand und unterſchrift.
(b) Ein Daſeyn, ein Mitbefinden zugleich it andern
Dingen dem Orte nad, gleichfam i in der Mitte derſelben. Wenn
es aber eine Bewegung, eine Bemühung zu diefer örtlichen Eos
eriftenz verenn, fo erfordert es die vierte Endung,
en a) Eigentlich,
.\
899 Me > ——
a) Eigentlich. Einer unter ihnen, Unter welchem
iſt zymenaus und Philerus; Timoth. 2, 17. Der Gläubigen
dt wenig unter den Menfchenkindern, Pf. ı2, >. Der da
wandelt mitten unter den ſteben Leuchtern, Offenb. 2, 1. Un⸗
einigfeit unter Eheleusen, Das iſt ſo unter uns üblih. Zr
war mit darunter. Unter den Zufchaueen figen. Du biff
dev fehönfte unter den Mienfchenkindern, Pf 45, 3. Der
größte, der weiſeſte, der gelebrteftennrer allen.
Ducaten war nur einer zu leicht. Unter allen Speifen ift diefe
die gefundelle. Unter andern Urfachen iſt auch diefe su beden»
ken. Wo das zu andergehörige Hauptwort oft verfchwiegen wird,
Unter andern ſagte er auch dieß. Es gefdahen viele Wun⸗
devzeichen; unter andern vegnete es auch Blut.
alles unter einander.
Ien.
Iet, ı Sam. 16,1. Sich unter mehreren das Beſte ausſuchen.
Einen Unterſchied unter mehrern Dingen machen. So lange
- der Erde ein Bins iſt, fo iſt unter ihm und einem Knechte
kein Unterſchied, Galat.4, 1. Wo es denn oft auch eine Hand⸗
fung im Stande der Ruhe unter mehrern Dingen bezeichnet,
Dahin gehöret au das in der verfranlihen Sprechart übliche
unter uns. Das foll unter uns bleiben, außer uns foll es nies
mand erfahren... Unter ung geredet, gefprochen, fo, daß es
außer uns niemand erfahre, Unter ung gefagt. Bekennen fie
nur unter ung, daß fie lieben.
Unter bezeichnet in dieſem Verſtande bloß ein Mitbefinden in
der Reihe mehrerer Dinge, ohne weitere nähere Bekimmung des
Es liege
Unter zweyen übeln das Fleinite wäh⸗
Platzes, als daß ſich ein Ding gleichfam in der Mitte anderer ber.
finde, .gleichfam mit denfelben vermenge fey.- Um des Nachdrucks
willen feßet man oft noch mitten dazu, Er war mitten unter
uns. Näher beftimmediefes Mitbefinden das Vorwort zwifchen,
welches im Hochdeutſchen allemahlein Daſeyn oder eineHandlung
im Stande der Ruhe in der Mitte oder gleichſam in der Mitte
zweyer Dinge bezeichnet. Deſſau liege zwifchen Magdeburg
und Berlin... Es ift ein Unterfchied zwifchen. mir und dir. _
Hingegen fagt man auch, es iff ein Unterfchied umter weiß und
ſchwarz. Inden Niederdeurfchen Mundarten wird zwifchen ſehr
bäufig für unter gebraucht, welches and) den aus Riederdeutſch⸗
Fand gebürtigen Hochdeutfcher Schriftftellern anklebt.
Unter fommt in diefer Bebentung mit den Lat. inter genau
überein, fr wie bryde in derfelben mit in verwandt find. Viele
unferer Wortforfcher haben-diefe Bedeutung getadelt. Warhter
fagt, das ganze Alterthum habe fie nicht gefe int, und wir könnten
fie auch jetzt füglich entbehren. Ihre behauptet, das Schwedifche
in gleicher Bedeutung übliche under fey von unwiſſenden Dolmet⸗
ſchern nach. den Pateinifchen inter gemodelt , und Stoſch feßt noch
binge, daß diefer Gebrauch oft Mifidentung‘verurfache. Allein,
es läßt fich doch noch manches zurBertheidigung derfelben anbrins
gen, Wahr iſt es, daßunter in diefer eigentlichen Bedeutung
bey alten Oberdeutſchen Schriftſtellern noch nicht angetroffenwors
den; aber es kommt doch in den folgenden figürlichen häufig genug
.. vor, woraus denn erbeller, daß auch diefe eigentlichere ihnen nicht
unbekannt geweſen ſeyn müſſe, wenn fie gleich. in den wenigen von
ihnen noch vorhandenen Überreften nicht angetroffen wird, Esift
alfo eine bloße Vermuthung, daß unter nach dem Lateinifchen
ihtergebildet fey, welche eben fo unmahrfcheinlich iſt, als wenn
jemand behaupten wollte, in, aus, über u. f.f. wären aus in,
ex, fuper,entlebnet. Unter ſcheinet in diefer Bedeutung viel»
mehr ein von dern vorigen ganz verſchiedenes Wort zu fepn, und
zu und und mit demfelben auch zu in gu gebören, in welchen der
Begriff der Verbindung der herrſchende iſt, der. auch hier der
Stammbegeiff zu feyn ſcheinet. Die von Stoſch vorgegebene Viel»
Unter sehn .
Unter feinen Söhnen habe ih mir einen Köntg erwah⸗
ah 1.908
deutigkeit wird ſich ſehr verlieren, wenn men nur auf den Bw
*8
—
ſammenhang achtet. Es war mit Seide geftickt und Bold dar⸗
Gold unter der Seide gelegen habe, und von derfelben bedeckt
gewefen, In der R. Maber, ce iſt weit unter ihm, und en
gehört unter die großen Gelehrten, erhellet der Unterſchied der
Bedeutung fehon aus der verſchiedenen Endung. Allenfalls würde
“unter, wird fich alsdann gewiß nicht fowerftehen Laffen, dafdas* -
unter diefe Vieldeusfgkeit mit allen übrigen Vorwörtern gemein
baben, deren jedesmahlige Bedentung unter fo vielen in den
meiften Zälen aus der Verbindung des Ganzen erfehen werden
mug. Es iſt daher gar nicht abzufehen, wie wir dieſe Partikel
entbehren Fönnten, da wir Fein anderes Wort haben, diefen Bu
griff aus zudrücken; deun daß wir das Nicderfächfifche mank da-
für aufnehmen follten,- wird wohl im Ernfte niemand anrathen,
gefegt es wäre auch beffer als jenes, wie doch unerweislich ift.
In Hochdeutſchen iff es ſchon darum verwerflich, weiles diefer =
- Mundart fremd iſt. —8 — Er
E) Sigürlih, EEE Nah
(01) Den Umffand der Zeit, doch nur fo fern am
gedeutet werden fol, daß etwas erfolger, indem ein anderes Ding
geſchehen, eine Eoepiftenz der Zeit nach, fo wie in der vorigen Bes
deutung eine Eoeriftenz des Raumes, wenn man nur das Wort
Eorrifienz in beyden Fällen nicht in dem weiteflen Umfange feiner
Bedeutung nimmt, Es drudt in diefem Verſtande eden den Bes
griff aus, welchen man fonft auch durch über, während, nnd zur _ 2
weilen auch durch bey und in zu bezeichnen pflegt. Unter der
Arbeit einfchlafen, indem ınaw arbeitet, über der Arbeit, wo
über nur noch den Nebendegriffder Veranlafjung bat, Unter dem
Tumultenacp Saufe eilen. Unter dem Eifen, unter dem Les
fen, Unter der Gemeine, ı Cor. 14,34; wofür manjegt lieber :
fagen würde, während der Verfammlung. Unter der Srunde
des Räucherns, Lue. 1,21. Meine Haare find unter Sreuden
grau geworden, Geßn. Durch diefe Denfungsere if unter
lauter. Srenden mir das ſaar verbieicher, Kleiſt. Dieſer
große Gedanfe muß deine Seele unter ihrem Grame mad:
tig gufrichtem, wo es aber auch eine Figur der erſten Honpts-
bedeutung ſeyn Fan, Sie ging unter Vergießung vieler Thrä=
nen. nad Saufe. — MEN.
Auch unter ſchlauen Scherzen et,
Bleibt doch die Liebe Shen, Weiße,“
Unter der Zeit, während derfelben, indeffen. x
Ehedem wurde es in diefer Bedeutung häufig mit dee zweyten
Endung verbunden, und in manchen Mundarten und Fällen iſt fole
ches noch üblich, doch nur ohne Artikel. Inter Effeng, im ges
meinen Leben, für unter dem Eſſen. Unter Tages, bey Tage
daesnoch Sag iſt, im Gegenfage des unter Nachts, während
der Nacht,
weges, und iin gemeinen Leben unterwegene lautet, über auch
wegen. Figürlich ift unter Weges laffen und bleiben, im ges
Unter Weges, auf dem Wege, welches auch unter⸗ |
mit der dritten Endung üblich iff, unter Wegen, oder unters
meinen Zeben fo viel als unterlaſſen und unterbleiben. Beſon⸗
ders gehöret hierher unter pe? oder unterdeſſen, zuſammen
gezogen unterdeß, welches als eine eigene Partifel von einem be⸗
teächtlichen Umfange der Bedeutung ift,aber in der edlern Schreib:
art gern mit indeffen verwech ſelt wird, (S.diefes Wort, wo br:
reits das nothwendigſte davon gefagt worden.) Unter Lichts bin» *
‚gegen, welches in einigen gemeinen Mundatten für in der Däms
merung üblich ift, geböret nicht bierber, weil unter bier auf eine
im Hochdeutſchen ungewöbhnliche Art fürzwifchen ſtehet, gleichſam
zwiſchen zwey Lichtern, wie mon auch im Niederdeutſchen ſagt.
Dieſe Wortfügung ilt alt, denn ſchon bey dem Stryker kommt
indor des er das ſprach vor, Ditfried aber gebraucht dafür
—— innan
thes, indeſſe — d leich daß unter in
dieſer Janpt edeutung den Alten nicht fo unbekaunt war,
Bo Es iſt fehr wahr ſcheintich, daß diefer Genis
- ai ‚fo wohl von dem Vorworte, als vielmehr von einem aus⸗
_gela fenen Hauptworte, 3. 8. Zeie, u.f.f, berrühre.
Im gemeinen Leben wird unter in diefer Bedeutung gern mit
* demzielh bedrusenden während verdunden: unter währendem :
Sebꝛethe, unter dem Gebethe, während des Gebethes; welches
Saber ein Pleonas mus ift, welcher If der anftändigen Sprech. uud
Echrribart vermieden werden muß, wenn aleich auch Opitz ſagt;
unter wührendem Geſprache.
I (2) In engerm Berftande, in Verbindung mit dev
vorigen Bedeutung der Herrſchaft, der Gewalt, der Regierung;
. während der Negierungeines Dbern. Unter der Regierung Rais
fer Carl VI, Unter gem Kaiſer Elausio, Apoſt. 13,28. Une
ter Pontio Pilato, ı 3m. 6,13. Unter ihm wich wachſen,
Zachar. 6,12, Unter Zeineich VU. ward Nordamerika ent:
derer, inäheend feiner Regierung — Unter dem Bürgermeifter
Cajus.
3) Wenn dieſes Vorwort mit der vierten Eudung oder
dem Accuſativ verbunden wird, fo bezeichnet es:
x ta) Ein Berhälmiß der Tiefe im Stande der Bewes
“ gung, in Beziehung auf ein darüber befindliches Ding, im Ges
genfige des über. ;
«) Eigentlich, eine Bewegung in die Tiefe, oder
bloß eine Bewegung in einen Naum in Beziehung anf ein dars
über defindliches Ding: Sich unter einen Baum ſetzen. Etwas
unter die- Treppe werfen... Sich unter das Waſſer tauchen.
Sich unter ein Faß berſtecken, wo das — gleichfalls die
Richtung der Bewegung mit andeutet. Das Licht unter einen
‚Schäffel fegen. Er machte sween güldne Rinken unter den
Kranz, 2 Moſ, 37, 27 5 100 machen gleichſalls die Richtung der
Bewegung mit ausdruckt, weil ſonſt die dritte Endung ſtehen
müßte. Ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gebeft,
Math. er 8. Romme ih wieder zurück unter mein ruhiges”
Dach, 9, wie entzuckt mich da deinr bolde Geſchäftigkeit,
mid zu ade! ! Befn. Es iſt zugtoß, es gehet nicht dar⸗
unter. Seide anter das" Kleid füttern, Unter das Joch
bringen. Sich unter den Adel feines Weſens erniedrigen.
Zemanden unter die Laube laden. Die Henne verſammelt
ihre Küchlein unter ihre 3tüugel. Sich unter jemandes Herr-
ſchaft begeben. .
Iungleichen in den theils fprichwörtlichen theils figürlichen Re⸗
“ sensarten. Lin Land unter Waffer ſetzen, es überſchwemmen.
Femanden etwas unter diegand, unter den Süß geben, ihm
ins geheim Nachricht von etwas, einen Auſchlag zu etwas geben,
” Ein Gefeg unter dieSuße treten, es mit vorfeglicher Verach⸗
tung übersreten. Unter Segel gehen, die Segel aufipannen und
fortfchiffen. Jemanden unter die Yugen fehen, ibm gerade in
das Geſicht ſehen. Zemanden unter die Augen treten, kom⸗
‚men, in feine Gegenwart kommen. Komme mir nie wieder
amter de Augen! Jemanden Grobbeiten unter die Augen fa:
gen, fie ibn ungefchent perfönlich ſagen. Jemanden erwasuns
ter die Mafe reiben, in den niedrigen Sprech arten, es ihm vor⸗
rücen, vorwerfen, - Jemanden unter die Eyde bringen, fo wohl
eigenitich, ihn beerdigen, im gemcinen Leben, ale auch figürlich
° Schuld an feinem Tode ſeyn. Will ey mich vor der Zeie unter
die Erde bringen 2 Bell. Viele Kopfe unzer einen Sur bringen,
- fie. eines Sinnes machen.
A) Figürlich, eine Bewegung NETTER ſo fern
dadurch ein Ding der Gewalt eines andern übergeben oder ausge⸗
ſetzet wird; im Örgenfage des über, Dee Amtmann befahl
BB
902
ibm unter feine Sand alle Gefangene, ı Mof. 39, 22. Der
Serv. gab fie unter die Sand dev Midianiter , verkaufte fie
unter die Hand Cufan u. f. fs welche bibliſche R. U. mit dem
%
Worte gand fir Gewalt ungewöhnlich find. "Die vernunft un=
ter den Gehorfam Chrifti gefangen nehmen, 2 Eor. 10, 5, „Linz
ter das Gefeg gerhan, Sal. 4, 4,
unter dag Joch bringen.
(5) Eine Bewegung oder Hausfung nach der. Mitte
mebr.rer Dinge, gleichfam ein Ding mit andern zu vermengen ;
Etwas unter feine Gewalt,
' fo wohleigentlich als figürlih. Unter die Todten gerechnet wer:
den. Jemanden unter feine Sreunde rechnen; zählen. Sich
unter die Tänzer einfohleichen. Alles unter einander werfen,
mifchenu.fef. Er gehöret mie unter die wenigen Rechtſchaf⸗
fenen.. ‚Das gehsrer nicht darunter. Unter Mörder gera—
then. Mitten unter das volk gerathen. Es veißen viele
üble Gewohnbeiten unter fie ein. Das es nicht weiter eins
reiße unter das volk, Apoſt. 4, 17; two doch mit dem Zeitworte
einveißen, die driste Endung üblicher iſt, weif die Handlung hier
auch im Stande der Rube betrachtet werden Fanırz.es iſt unter
ihnen eingeriffen. + Die Beute unter ich theilen. Was it das
unter fo viele? Den überſchuß unter die Armen austheilen,
"Den Sauerteig unter das Mehl, Spreu unter das Getreide
thun. Thue ein wenig Salz darunter. Die Landmilig unter
die regulären Truppen federn.
Sprichw. Wer fih unter die Traber mengt, den freifen die
Unter die Soldaten geben.
Schweine, Menge, miſche es darunter. Etwas unter die
Leute bringen, es befannt machen. Es kommt unter die Leute,
im gemeinen Leben; es wird befannt. Jemanden etwas unter
vier Yugen ſagen, im gemeinen Leben, e3 ihm allein, ohne alle
andere Zeugen ſagen. Es gibt Belehrungen, die nicht unter
vier Augen gehören, Hermes,
Menu in einigen Fällen, deren doch nur wenige find, beyde Ens
dungen, fo wohldie dritte als vierte, üblich find, fo rührer ſolches
daher, weil die Handlung bald int Stande der Ruhe, bald auch
im Stande der Betvegung, betrachtet wird. Fehlerhaft aber find
folgende Stellen: Des find die Erbtheile, die Eleaſar, und
Joſua unter den Gefchlechtern austheileten, für, unter die Ger
Lin Fluper Knecht wird unter den Brudern das‘
ſchlechter.
Erbe austheilen Sprichiv, 17,2; wo der Dativ eine ganz fal⸗
ſche Bedentung veranlaſſen könnte. Sle begruben ihre Gebeine
unter dem Baum, 2 Sam, 31, 135 wo der Dativ ungewöhnlich
iſt, ob gleich die Natur der Sache denfelben verſtattet. Er ließ ſei⸗
nen Leichnam unter dem gemeinenPobel begraben, Ier.26,23;5
für unter den, Dagegen ſtehet 2 Chron. 24, 16. ganz richtig, fie
begeuben ibn unter die Rönige. Unter den Kindern Gortes
kommen, Diob 2,6, Rap. 2, 1. Und fo in andern Stellen mehr,
2, Was die Zufammenfesnung Biefes Wortes mit andern
Wörtern betrifft, ſo läſſet es ſich zufammen frgen,
1) Mic Partikeln, wo das Vorwort bald voran Nehet,
wie in den Oberdeutſchen unterhin und unterher, für hinunter
und herunter, unterwärts, unterhalb, dem gleichfalls Ober⸗
‚deutschen untereinf für unterdeffen ; bald. nachfolgt, wie in darz
unter, bierunfer , berunter,, hlnunter, worunter. - Daß die
Auflbfung der mir der velariven Partikeln da und wo zufamnien
geſetzten Borwörteroft ein Fehler wird; iſt ſchon bey Da Il. ans
gemerkt worden,
2) Mit Nenuwörtern, wo fo wohl Bey als Hauptwörter
diefe Zufammenfegung leiden. Zu den erſtern gehören unterth a⸗
nig, unterwur ig n, f. f. welche doch größten Theile von Haupt⸗
oder Zeitwörtern abgeleitet find; gu den letztern aber Unteracht,
unterblatt, Untergang, Untergericht, Unterholz, Unterlap,
Unterhalt, Unterthan, Unsterlippe, Unterleib, Unterpfend,
£lla ——
*
903 a nt
ein Ding, welches unter zweyen einer Art das untere iſt, theils
etwas, welches dee Gewalt, der Würde, dem Rauge nach einem
andern nachſtehet, beydes im Gegenfage der mit ober— zufam⸗
wen gefeßten Wörter gleicher Art, In manchen ift die eigent«
liche Bedeutung des Vorwortes nech dunkel, welches auch won vire
- ben der mit diefer Vartifel zufammen gefegten Zeitwörtern gilt;
ob gleich manche deutlich genug nad) den mit Inter zuſammen
geſetzten gleichbedeutenden Lateimſchen Wortern gebildet zu ſeyn
ſcheinen.
bipalten, bald auf das Zeitwort werfen,
Dicjenigen, in welchen der Ton auf der Partikel Steibe, baben
das gewöhnliche Augment ge, und im Infinitiv tritt das zu zwi⸗
ſchen das Vor -und das Seitwort. Überhaupt iſt das Vorwort
"bier eine trennbare Partikel, welche in dre Eonjugation hinter
das Seitwort tritt. Der Landmann ackert den Samen uner.
Die Sonne it untergegangen. Ps unter zu ſchieben. Die
Zeitvörser diefer Act find bald Yeriva; wie unte ackern, unters
arbeiten, unterbreiten, unterbringen, untevegen, unterfüt—
gern, unterlegen, unferpflügen, ungerfegen, unterſtecken, un⸗
terſcharren/ unterfchieben, unterſireuen. Bald Nentra, wie
untergehen unterfommen, unterFriechen ‚ unterliegen, un=
terfinfen,untertauchen.
An andern liegt der Ton anf dem‘ einworte, In diefen-ift
dag Vorwort untrennbar, daher es die ganze -Eotjugation dor
demfelben ſtehen bleibt, Das Augmens füllt in. den pergangenen
Zeiten weg, und im Jufinitiv tritt dag zu vor-die ganze Sufom-
menfesung. Wer wntgrhält ibn? Es iſt noch nicht unters
fehrieben. Seine Abfichten zu unteritügen. Dahin gehören
die Aetiva: unterbauen, unterbinden, unterbrechen, untere
driien „ unterfangen, yürerfreffen, unteraeben, untergras
ben, unterhalten, unterh andeln, unter ſochen, unterlaffen, un:
terminiren, unternehmen, unterrichten, unterfagen, unter=
ſcheiden, unterſchlagen, unterſchreiben, unterſtegeln, unter⸗
ſtreichen, unterſtütgen, unterſuchen, unterweiſen, unterwer—
fen, unterwinden, unterzeichnen, unterziehen. Audfeichen die
Steufra, unterbleiben, unterreden, und das Reciprocum ſich uns
' gerftehen.
In einigen ruhet der Ton nach dem Unterfchiede der Bedeutung
bald auf dent Bor- bald aber auch auf dem Zeitworte; weiche denn
auch auf bey derley Art conjugiret: werden, Intevfleben, das if,
unter ein Obdach treten, und fihunterkehen; die Hand unters
halten, und jemanden unterhalten; ; einen Balken Umteesieben,
und fh einer Sache unterstehen.
Man fichet ſchon bierans, daß die Regeln bier nicht anzuwen⸗
den find, wach weichen ſich die mit durch, um und über zuſammen
geſetzteu Zeitwörter in den meiften$älen beitimmen lafjen. Weder
die active und neutrale Form, nod) die Bedentung liefert etwas,
welches zu einer Kegel dienen Fönnte; daher man es bier bloß aus
dem Gebrauche erfeben muß, ob der Ton auf der Pattifel oder
anf dem Zeitworte haftet,
Anm. 2, Im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart
wied diefes Vorwort gern mit den Artikeln, dem, dem und das
zuſammen gezogen ; unterm, untern und untere für unter dem,
unter den md umer das. Die anſtändige und edle Schreibars
vernieidet diefe wie alle ähnliche Zuſa mwenziehungen.
Anm, 2. Dieſe Partilel lantet ſchon bey dem Ulphilas undar,
im Iſidor, bey dem Hero, MWileramm.f.f. unda, untar, un-
ter,im Holänd,'onder, um Niederſ. Schwed. Jsland. Dan. nnd
Angeif-under; im Walififchen aber wrih. Go wie in deffen
*
Untertheil, vielen — Diefe Worter Gegeichsten ehrt
g) Mit Zeitwörtern, da denn diefes Vorwort mit zu den
‚wenigen gehöret, welche in der Zuſammenſetzung den Ton bald :
—— über Alles — kai — 5 Bedencun·
gen zuſammen gefloſſen find, die Bedenrung der Höhe und der ho⸗
rizontalen Richtung, fo finden auch bey diefem. ziwen Hanptbedeu-
tungen Statt, die der Tiefe in Beriehung auf ein oberes‘ Ding, und
die des örtlichen Mitbefindens in der Mitte mehrerer Dinge, wels
Ge mit den Begriffe der Verbindung febr genan zufanmen ban⸗
get, ſo daß unter in diefer Bedeninng-als ein naher Verwandter
votz und, in nf. f. angefehen werden muß, gumahf do die Endfplbe
er sine bloße Ableitungsfulbe iſt. Das Lat. inter iff nicht fo wohl - g
. die Quelle, als vielmehr ein gleichzeitiger- a ep 3—
Deutſcheu, fo wie in der erſte Hanptbedeutung i fra. U 7
manchen der folgenden Zuſammenſetzungen erhelle daß *
Wort ehedem noch mance jept unbekannte Bedeutungen gehabt, 4
haben müffe, h
Die imterabtheilung, gr. — fernere Abteilung er 8
nes bereits abgetbeilten Dinges; Lat. Subdiuiio, J—
Die Unteracht plur.car, ein geößten Theils veraltete Wort, h
diejenige Acht zu bezeichnen, welche von einem Unterrichter dere
bänget wird, und ſich nur auf feinen Gerichtsbezirk erfiredet; zum.
. Unterfchiede von der Ober acht.
Unteradern, verb.reg: act. durch ern oder Bflügen
= die Erde Bringen ; unterpfiüger, in Thüringen A a
Dünger, den Samen unterackern. Dahır das Unteradern.
Der Uder Admiral, des ⸗ es /plur. — ©. ‚Ober:, ⸗
Aamiral. .- —
Das unteraͤmt des — es, — ie—ämter, cin eine, andern
Amte alei her Art untergeordnete s Amt. ©, ©berame.
Unterarbeiten, verb.: reg. act. dutch Arbeit, pflichtmäßige An⸗
firengung der Kräfte des Leibes unter ein anderes Ding bringen,
Die Unter rche, plur. die —n , bey den Jägern, die —— ir⸗
che oder Leine an dem Jagdzenge die Unterleine; zu ter⸗
ſchlede vonder Überarche oder Oberleine. S. Arche.
Die nterartiſch oͤcke plur. die — n ©. Erdapfel.
Der Unterbalken, des—s, plur. ut nom, Sing. der untere
Ballen unter mehreren, im Gegenfüge des Oberbalkens, In der
Baufunft iſt es der unterfte Theil des Heupiasfimfes, welches ei»
"ren Ballen verfiellet, der auf den Säulen liegt. ur Epify-
lium, tal, und Franz, FArchikave; daber auch neh im
" Deutfeben der Architrab.
Die tinterbanf, plur. die — bänße, die unterfie Bank unter.
mehrern. Jugleichen figürlich in verſchledenen Ver ſamm lun⸗ m.
gen, der Dit, wo die lieder geringerer Art fißen, da denn
diefe Glieder geringerer Art auch wohl coleckive die unter⸗
bank genannt werden, Alles im Graenfoge dev Oberbant,
Ter interbeu, des —e, plur. inuf,der Bau unter der Erde,
fo fern derſelbe die Lraung des Grundes zu einem Gebande bertifft,
und auch der Grundbau genannt wird; im — ————
baues.
Der unterbauch, des — es, plur. — bauche, * untere, ‘
‚Theil des Bauches; im Grgenfage dee Oberbaudjes, —
Unterbauen verb. reg..act. ein Gebäude oder einen Theil dee
felben, durch einen darunter anfarführten Ban unterflüben, is
nen Arker neu unter bsuen. Daher die Unterbanung. Der Ge⸗
genfag könnte überbauen ſeyn. ‚
Der iinterbereiter, des —e, plur utrom. fing, Beeünteifle
Bereiter unter zweyen, im Oegenfage de? Gberbereiters.
Der Iinterbergmeifter, des —s, plur. ut nom. fing, ein dem L
Oberbergmeifter uintergeordnerer Bergmeifler. <
Das Unterbett, des — es, plur. die — en, dasjenige arofe
‚Stüd Bett, weldes unter dem Körper — zum Unterſchiede
von dem Deck⸗ * Oberbeue.
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ir. — n, PN der Vlenen zucht die unter fe
Bo ee oder. eines hölzernen Bieuenſtockes; zum Un⸗
biede von der ©berbeute. j
& inden, verb.irreg. act. (S. Binden) 1. dmterbinden;«
F — binde unter, unter gebunden, unterzubinden; nnter ein
‚anderes Ding binden, mit deſſen Verſchweigung. Ein Tud
unterbinden Daher das unterbinden.
2) unterbinden ‚ich unterbinde, en zu unta®
Su "Binden; ein Band an den untern Theil eines Dinges legen, mit
dem Accufativ diefes-Dinges, Die Tabelfopnur unterbinden.
Daher die Unterbindung.
De interblart, des — es, plur, Sie — Blätter, Diminut,
das — blättchen, das unterſte Blatt unser zweyen, im Gegen⸗
fage des Oberblartes. Bey einigen twied auch die unter den durch⸗
fihtigen Steinen zur Ertbeilung der Farbe oder Erhöhung ihres
Glanges gelegte Soliedas Unterblättchen genannt. _
+ Unterbleiben, 'verb. irreg. neutre S. Bleiben;) welches das
‚ Hülfswort feynerfordertz ich unterbleibe, unterblieben, zu un⸗
terbleiben ; ungefihehen bleiben, gleichſan unter Weges bleiben,
woraus eg yufammen arzogen zu fenn fcheinet, Dashatte unter-
bleiben Fonnen. Die Sage in unterblieben. Daher das. Uns
‚tepbleiben, zuweilen auch die Unterbleibung.
—— plur.die—n, in der Schifffahrt, Bou⸗
netten oder Beyfegel, welche mit Maſchen an die untern ©. gel
angehãauget werden.
Der uͤnt erboͤrnmeiſter/ des — 8, plur., ut. nom. fing, Siehe
: ‚ Vöerbornmeifter.
Unterbeöhen, verb.irre2. act. 1.8. Brochen;) ich unterbrecbe,
unterbrochen, zu unterbrechen; die Fortdauer eines Dinges auf
Veinegermwiffe Seit hindern. Eine Bewegung unterbrechen. Je⸗
manden in der Arbeit unterbrechen. Lin Gefchäft unterbre-
chen, Ambäufisften von der Rede und deren Forifegung. Kin -
Seſprach unterbrechen. Jemanden unterbrechen, ibn nicht
ausreden laſſen, anfangen, ehe enzu reden aufgehöret hat. Daher
die Unterbrech ung. In diefeg legten Bedeutung (hof bey Wins-
becken unterbrechen, Es f&eint nach den Latein. interrum-
„pere und interfringere gebildet zu fen; wenigfteus ft in
- beyden die Figur gleih dunkel.
Ansrheiten, verb.reg. act. ich breite unter, unfergebreiter,
.. "unter zu breiten, unter ein anderes Ding breiten, IAmanden ein
e Tuch unterbreiten.
Unterbringen ‚ verb. irreg. act. (S. TE 1,*Untere
bringen ; ih unterbringe, unterbru.cht, zu unterbringen;
5 unter das Joch bringen, unter fich bringen, eine im Sochdeutſchen
veraltete Bedeutung. Das Land iſt — iChron. 23, 18,
So auch die Unterbringung.
2. uͤnterbringen; ich bringe unter, untergebradht, unter
zu bringen. 1) Eigentlich unter ein Obdach briugen, woraus es
zuſammen gezogen zn ſeyn ſcheinet. So fagtein Gaſtwirth, ex
konnte feine Gäftemicht alle unterbringen, wenn er ihnen weder
"hen ſich noch bey andern uortierverfebaften fanıt. Ein Pferd
unterbringen, es nach angewandterMüßein einen Stall! ringeng
2) In weiterer Bedeutung in vielen Fällen, auch an einen. fichern
Sri bringen, beſonders, wenn ſolches auf einige Zeit geſchiehet.
Ein Capital unterbringen, es auf Intereffen ansthun, sleichfam
es an Mann bringen. Am baufigſten von Perfonen und. in An⸗
febung der Verforgung. Jemanden als einen Bebienten bey
einem Zerven unterbringen. Seine Kinder gut unterbringer,
es fen durch Heirath, oder durch — anderer Y.&
auch die Unterbringung.
©
Underdeſſen S. Unter und Indeſſen. ER
— Pau
fUnterdienſtlich,/ adj, et adv. ein fekefames Wort, weldsesim
bohen Grade dienftwillig, zum Dienfte bereit, bedenign. foll, und
ſo wie das gleich bedeutende unterdienſtwillig nur noch in einigen
‚gemeinen Schreibarten, befondersin den Unterſchriften der Briefe
arbraucht wird. Unter fol bier verninthlich die Bedentung ver⸗
‚ ffärfen, wie per in perofliciolus, welches aber wider die Natur
dieſes Vorwortes it,
Unterdrůcken, verb. reg. act. ich unterdrüde, untersrüdt,
zu unterdruden, ı 1) Die Ensftehung, den Ausbruch, die Fort⸗
daner einer Sarhe niit Gewalt hindern; am hauſigſten mit dere
‚Nebenbeariffe, daß dieſe Hinderung ins geheim, oder doch. ohne
großes Geräufch geſchehe. Das Unkraut unterdrücken. Kite
Scuersbrunft unterdriicken. Man fprach offentlich davon,
„allem es wurde bald unterdrudt. ‚Seinen Derdruß unters
drücken Einen Gedanfen,.einen Yrgwobnbey ſtch untoer—
drücken... Das Gewiffen unterdruden, deſſen Gebernch und
Wickungen hiudern. 2) In engerm Verſtande unterbreitet mar
andere, wenu man geriggere Perſo eu au der Erlangung deſſen,
was fie nach Recht und Billigkeit ferdern können, bindert.
Armen, die Fremdlinge den Elenden unterdrucken, in der
Deutſchen Bibel. Wir werden untergedruckt, (sichtiger unter⸗
druckt,aber wir kommen nicht um, 2 Eor..4,.9« 7.
Anm. In der legten Bedeutung mit eineandern Vorworte
firdrucchen,werdrüden. uͤnter drucken, mit bett Tone auf dem
Vorworte kom mt noch zuweilen iu eigentlichfien Verftande vor,
Der Unterdruder des — 8, plur. ut nom..ling, derjenige,
welcher geringere Ver ſouen unterdrückt, in der letzten Bedeutung
des Zeitwortes; doch au“) bier nur zuweilen in der dichterrſ chen
Schreibart.
Die Unterdrückung, plur. inuf, die Sansfung des Unserdriis
ckens; imbepden Bedeutungen des Zeitwortes und ohne Plural,
Ben beim Notker Firdruccheda,
Der, die, das lintere, ©. 1. Unter.
unteroͤgen ‚verb, reg. act. ich ge unten, untergeegt, unter
zu egen, unter die Erde egen, Den Ggmen.unteregen. Daher
das Unteregen.
AUntereinander, Beffer untex einander, ©. Einender und Unter,
*intereinft, Untereinften, Unt erein ſtens, ein unı-im Ober⸗
deutſchen fiir unterdeilenoder indeffen übliches Wort, velches im
Sochdeutſchen unbefanntift, SG. Einſt und Indeſſen,
Der Unterenke S. Enke.
Unterfaͤhren, verb. irreg. act! — ) ih.unterfahre,
unterfahren, zu unterfahren. Es iſt nur.ip Bergbaue üblich,
wo die Erze unterfahren werden, mern man mit den Stollözr⸗
tern big unter die Erze kommt. So auch die Unterfabrung,
Ynterfängen, verb. irreg. (8. Sangen,) welchesein Hecipros
cum ift, ich unterfange mich, habe mid unterfangen, mich zu
„unterfangen, und die zweyte Endutig der Sache erfordert, ı)*Im
weitefien Berftande ibie unternehmen, etwas zu bewerkſtelligen
‚anfangen; eine im Hochdeutfchen peraltete Bedeutung. 2) Im
engern Verſtande/ etwas Schweres, etmas Wich tiges unternehr
men oder anfangen, Sich eines großen Baues unterfangen.
Sich unterfangen, etwas auszufuhren. Auch diefe Bedeutung
" Fommt felten mehr vor, indem diefem Worte am bäufigften, 3) ım
der eugſten Bedrutung der Nebenbegriff eines verwegenen oder
verbo henen Unterurchmens anflebt; wie unterſtehen. Wer biek
ee dir, dich folder Singe zu unterfangen? Daher das Unterfanz
gen, auch, doch .ohne Plaral, von einer verwegenett oder ver bo⸗
thenen Handlung.
Anm, Schon bey dein Sufn ried untarfahen, der es aber euch
für auffangen, intercipere,-gehraucit, Einige Dberdeutfche
Gegenden ſagen noch jegt app Taben Sahen und fangen. bedne
8113 sen
Die
u
7
a
ten in dleſer Zaſammenſetzung ſo viel wie faſſen, greifen, fo daß!
unterfan gen eigentlich bedeutet, unter etiwas greifen, es aufzu⸗
heben, wovon denn die heutige Vedentung des Anfangens die
" Figur iſt. Eben dieſe Figur herrſchet in unſern unterneymen,
unterfichen, unterwinden, in dem Lat. fuleipere, in dem Engl,
ondertäke, u. f. f- Hin und wieder gebraucht man es auch init
der vierten Endung, befonders mit dem Relarivo es; er hat es
ſich ‚unterfangen, für deſſen. *
Des Unterfaͤß, des— ſſes, plur, die —fäffer, | im Hürtenbane,
S. Oberfaß.
* Der Unterfelbhauptmann, des —ıs, * die —männer,
oder —⸗leute, derjenige, welcher unter denn Feldhauptmanne das
Fuß dolk bey einer Armee anfuhret; ein oeraltetes Wort, wofr
in den neuern Zeiten das Franzöſiſche GeneralsLieurenant üblich
geworden, fo wie der Zeldhauptmann. jegt General von der
' Infanterie heißt.
Der Uinterfelöherr, des — en, plur. die—en, derjenige, wel»
her unter dem deldherren eine Armee anführet ; cin im Deutſchen
gleichfalls ungewöhnliches ort. Nur Pohlen undfitthauen hat⸗
ten ehemahls ihre Großfeldherren, wovon ein jeder feinen Uhter:
feldberren unter ſich hatte. Dieemaplinn eines folchen wird als⸗
dann im Deutfchen die Unterfeldherrinn genannt: :
Der Unterfeld⸗Marſchall, des—es, plur. die — fälle, der⸗
jenige, welcher dem Feld⸗Marſchalle bey einer Armee untergeord»
net if, und am hänfigffen nach dem Framo ſiſchen Feld⸗ mu chall⸗
Lieutenant genannt wird.
Die Uinterfläche, plar. die—n, dieuntere Flãche Abel Dinges,
welche unter dem Nahen der Grundfläche am befannteften ift;
im Osgenfage der Oberflache.
Das Unterfutter, des— 5, plur. doch am häufiaffen nur von
mehretn Arten, ut nom, ling, dasjenige, was unter einen Zeug,
befonders unter ein Kleidungsſtück gefuttert, und au nur das
Sutter ſchlechthin, im Dberdeutfchen die Doppelung, bey den
Schneidern das Dobblier, von dem Franz. Doublure, genannt
wird, Es iſt dem Niederdeutfchen Avervoor, Dberfutter, d. i.
der Überzug eines Kleides, entgegen geſetzt; da wir aber diefes im
Hochdeuntſchen nicht Fennen, fo könnten wir ung auſt att des Gegen⸗
fages auch gar wohl mit dem einfachern Surter behelfen ‚welches
bey uns von dem Oberzeuge nicht üblich iſt.
Unterfuttern, verb. reg. act. ich futtere unter, untergefuttert,
unter zu futtern, als ein Futter unter dem Dbergeug eines Klei⸗
dungsftüdes ſetzen.
Der Untergang, des — es, plur. doch nut inder dritten Beden⸗
sung, die — gange. 1) Eigentlich, die ſcheiubare Bewegung,
eines Himmelskörpers unter den Horizont eiffes andern; der Nie⸗
dergang, obgleich nicht fo häufig; ben den ältern Dherdeutfcien
Sedelgang. Derlintergang der. Sonne. Por, nad Sons
nen⸗ Untergang. Der Untergang eines Sternes, deſſen Ver⸗
fchwindung unter dem Horizonte, Von der Himmelsgegend, wo
die Sonne unter zu gehen ſcheinet, iſt es veraltet; indem Abend
und Wert dafür üblicher find, 2) Figürlich iſt der Untergang,
das Aufbören des Dafeyng eines Dinges, ingleichen diegerfförung,
der zwechmäßigen Orduung der Theile eines Diuges; Lat, Interi-
tus. "Dee Untergang einer Stade, fo wohldie Zerftörung derfeks
den, als auch das Aufhören ihres Woplfiandes. Das Keich ik ſei⸗
nem Untergangenabr, Die Sandlung von dem Untergange er—
rettem
andern Orten der über gang, ingleichen der Umgang beißt, der
Untergang genannt, SEinen Untergang halten, die Feld» und
5 arzränzen befichtigen. Da denn eine folche Befichrigung der
S:adifelder d er Döeruntergang, der Dorffelder aber dey Un—
Der Untergänger, RR — at nom. fo. an Buuft
3) In einigen Gegenden wird die don breidigten Perfonen
unternommene Befihtigungder Feld» und Flurgrãnzen, weldye an
er Bauer; J BR wa —
* — ———
une
tergant — fo des anditas teßtere das hr —*
diget. Die Bedeutung des — iſt in diefen Fade dunkeh, - .
©. Untergeben,
Orten eine beeidigte Perfon, weiche die Brängen und Matkfleide
zu untergehen, und die darüber entſtandenen Streitigtriten, nach
‚Masgebung derfelben, zuentfcheiden har; au audern Orten der
"idergänger, Umgänger, Siebner, martſteinſeger, Land⸗
ſcheider, Gränzfepeider, 4.46% “
lintergingliy, adj. er adv. weldes gleichfalls nur au einiges —
Orten üblich iſt, in dein Untergange der dritten Bedeutung gearüne.
det. Ein ungergänglicher Schluß, ein Schluß, Ausforach der
- Unrergängen. Das umtergängliche Recht, das Rechr Antergänge
zu halten, Flur⸗ und Markſteine zu fegen,
Das Untergebäude, des —s, plur. ut nom. fing. das un ⸗
tere Gebäude, oder ber untere Theil eines Gsbäuber; 5, Segen,
füge des Obergebäutes,
tintergeden, verd, irceg.äct.(S, Seen;) ich unter gebe · uns
tergeden, zu untergeben, unter etwas geben, am dantgſten dm
figürlichen Verſtande der Zucht eines andern übertragen. Pin
Kind einem Lehrer untergeben, nicht allein zum Unterrichte;fi
dern auch zur Zucht Bildyng der Sitten. Von der Herefihaft,;
ſich einem Landesherren untergeben, gebreucht man lieber, ſich
unter ihn begeben, ober noch beffer andere Ausdrücke, z.B. ih
ihm unterwerfen. Daher die Untergebung und»der Unrerges. .
- bene, welcher dem Untereichte und der Zucht, zuweilen auch der
Herrſchaft eines andern untergeben iſt; im Gegenſatze des vorge⸗
fegten.. Das Zeitwort lautet ſchon bey dem Kero untarkeban. h
Untergeben, verb. irreg. (S. Geben.) 1. Untergebenzihun: ⸗
tergehe, untergangen, zu untergehen, ein Yerivum, welhes
nur in einigen Gegenden üblich if. Das geld, die Markung
untergehen, fiebefichtigen, um die Gränz⸗ und Martfkeine und
ihre Befchaffenheit in Angenfchein zu nehmer ; welches au andern -
Drten begehen, umgehen und übergehen beißt. ©, uncerg ans
und Untergänger.
2. untergehen; ein Neutrum mit dem Hulfeworte — ich
gehe unter, bin unfergegangen, unter zu geben, anter etwas
geben, mit deffen Berfgweigungs 1) Eigenrtich, wo es nurnoch
in einigen wenigenYällen üblich ifl. Die Sonne, der Mond.
schen unter, nähmlich unter den Horizont, wenn fie ih unter dem.
Horizonte zu verbergen foheinen. -Ein Stein gehet unter, iw
eben demfelben Verſtande. Ein Schiff gehet unter, nämlich une. ·
ter das Waffer, wenn es unter die Dßecfläche des Waffersgerä 4
und verfinfet. Bey den Apberdian kommt es noch Inder im 5
deutfchen veralteren — des Schlafengehens vor, —
unter das Deckbett gehen. 2) Figürlich, aufhören, vernichtet,
ingfeichen der Drdnung feiner Theile nad) zerſtäret werden; eine
Figur von dem Untergeben eines Schiffes, Lat. jnterire. Yıles,
was auf Erden iſt, ſoll untergeben, ı Diof. 6, 17. Golfen
wir denn garuntergehen? 4 Mol 17,13, Warum ſoll denn
unſers Vaters Nahme unter gehen? Rapı 27,4 Sie geben.
unter und nebmen ein Ende mit Schreken Pf. 73, 19% Ye
——— Redar ſoll untergehen/ Eſ. 20, 16, und ſo in alte
dern Stellen mehr. Es fänatindiefer Bedeutung anzu veraltem,
“indem vergehen, vernichter werden ı. ſ. f. und im gemeinen
eben zu Grunde gehen dafür üölicher find. Doch fagt man noch
die Welt wird untergehen. Aush gebraucht man es noch in der
eblern Schreibart, wenn eine Yofplebng auf, Hr antergehende
Sonne Statt. bat. ;
S. auch Untergang ——
Untergehorigg/ adj. et adv. welches nur in einiaen Begenden,
beſonders Niederdentfchlandes, Bblih Hi. Im Sckeswigifken
find
2 \
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ſind die untergehsrigen ‚eine Art Bauern und Kothſaſſen/ welche
‚ihre Hufen oder Kothe von einem Kloſter fetten, d. i. zu Lehen
ehmen müffen, und daher auch Feſtbauern, d.i, Lehensbauern,
oder Canſten heißen, uud alſo von den Eigenhorigen und Leibz
a hörigkeit.
Sas Untergericht, ses—es, plur, die Be/ S, Obergericht.
—5 — Untergerinne, des—s, plat. ut nom, fing. im Hüt⸗
tenbaue ein an und unter dem Schofgerinne augelegtes oder
fortgefeßtes Geriune, zum — von dleſem Schoß ge⸗
rinne.
Das Untergeſchoͤß, des fee; plur. Sie—e, das untere Ge⸗
ſchoß eines Gebäudes über der Erde, das Bodengeſchoß ;. zum
KRellergeſchoſſe.
Fer Untergefpan, — 8 2. Gefran.
Des Untergeftöll, des— es, plur. die—e, der untere Theil
eines Geftelles, zum Unterfohiede von dem Obergeſtelle. Das
Untergeſtell an einer KRutſche, der age zwifchen den Rädern
und dem Kaften.
ein Rahme des Pallaſches odes Seitengewehres ; zum Unterſchie⸗
de von den Obergewehr. min®bers und Untergewehr, in völlis
ger Kriegsrüftung.
‚Untergeäben, verb. reg, act, ich unternvabe, untergraben,
j zu untergraben, unter etwas graben, befonters, am deffen Ein⸗
i ſturz zu bewirken. Lingaus,- einen Berg untergraben, Die
| Mauern follen untergraben werden, ‚Ber, 51, 58 Figürlich
untergrabt man ein Geſetz, das Wohl des Staates, jeman-
des Glück ſeligkeit u. ff. wenn man insgebeim und nach und nach
an ihrer Zernichtung, an ihrem Umſturgz arbeitet, So auch die
Untergrabung.
Das Anterhaar, des— es, plur. — die untern Haare,
auch als ein Eolfectivum, fo wohl im Singular allein, als im Plus
ral allein. Bey den Perrüdenmacern wirddasjenige Haar, wel⸗
ches. die. Gegend des Nackens bis gegen die Ohren bedecket, das
unterhaar genannt.
*uAunterhaben, verb,irreg. act, (S.Saben,) ein ungewöhnliches
ans der R. A. unter den Zanden haben zuſammen gezogenes Zeit⸗
wort, von welchem man in einigen Kanzelleven- nur das Mittels‘
. worsder gegenwärtigen Seithat, die unterhabende Sache, d. i.
die Sache, welche ich unter Händen babe; ein unverzeihlicherMiß:
brauch des Mittelwortes der gegenwärtigen Zeit, wenn auch die
Eltipfe nicht zu bart und zu ungewöhnlich wäre,
Ünterhalb, ein Mebenwort des Ortes, auf der untern oder auch
tiefer gelegenen Salbe oder Seite, im Gegenfage des ober,
harb. Es erfordert die zwente Eudung des Nennwortes. Un⸗
N 5— der Stadt, der tiefern Lage der Erdflache nad. S. 1.
«lb 2
Der tinterbalt, des ⸗es plur. car. von dem Zeitworte unter:
‚halten, doch nur in der engern Bedeutung diefes Wortes, 1. Die
Handlung des Unterhaltens, wofür doch Unterhaleung üblicher
— iſt. Femandes Unterhalt über ſich nehmen. 2. In gewöhnlicherm
WBerſtande, alles, was zur Erhaltung des phoſtſchen Lebens, d. i.
zur Nahrung und, im weitern Verftande, auch zur Reibung und
Mohnung eines Thieres, und, in engerm und getwöhnficherm Vers
fande, eines Menfchen gehöret. Lür jemandes Unterbält for:
gen. Jemanden den Unterhalt geben. Keinen Unterhalt
haben. Was zum Unterhalte dienen, Der tagliche tinterhalt,
—
Ableitom, im Niederdeutſchen KEN Livesbarje,
von — bergen, erhalten,
ra noch ſehr weit unterſchieden ſind. Daber dae Unterge⸗
Unterſchiede, fo wohl von dem Vberseſcheſſe als auch von dem
Das Untergewehr, des — plur. die—e, ben den Soldaten -
In einigen Oberdeutſchen Gegenden Aufenthalt, bey dem Kero
Unt 910
Anterhalten, verb. irreg. act. (S. Salten,) 1. unterhalten;
ich halte unter, untergehalten, unter zu halten; unter etwas
"Halten, nıtt Berfhweigung diefes Etwas. Ein Gefaf unterhals-
fen, unter das herab tröpfeinde Waſſer. k Die Sände uneerhals
ten, etwas herabfalendes aufzufangen. Daper das Unter-
halten. .
2. Unterhälten, ich — —— unterhalten, zu unterhal⸗
ten. (1) Eigentlich, unter etwas halten, oder ein Ding an der
untern Fläche halten, damit es nicht falle, mit der vierten Endung
Diefes Dinges und Verſchweigung des Werfzeuges. Aron und
Hur unterhielten die Sande Moſts, die er gen Zimmel aus:
ſtreckte/ 2 Mof.ıy, 12. Indeſſen ift diefe eigentliche Bedeutung
im Hochdeutfchen größten Theils veraltet, (2) Figitelich. a) Die
Fortdauer einesDinges oder einer Veränderung deffefben erhalten,
durch thätige Bewährung der dazu hörhigen Hülfsmittel brwitkenz
wie das Lateinifchefullinere,. Jemandes Ceidenſchaft, Liebe,
Kühnheit, Sep m.f.f. unterhalten, durch Gewährung der zu
ihrer Fortdaner dienlihen Vorſtellungen. Ein Gebäude, einGur
unterhalten, in gutem Stande erhalten,
fchlede unterhalten. Kin Seuer unterhalten,
gung, ein Geſpräch unterhalten. In engerm Verſtande, die
Fortdauer des phufifchen Lebensdur Reihung der nöthigen Nah⸗
rung, und in weitermBerftande, auch der Kleidung und Wohnung
bewirken. viel vieh unterhalten, wofür doch das einfache hal⸗
ten üblicher iſt. Befonders von der Erhaltung des menſchlichen
Lebens. Jemanden unterhalten. viele Bedienten, eine
Menge Truppen, eine Armee unterhalten, wo oft auch nur
halten allein üblich iſt. Sich mir Berteln unterhalten. Sich
uneerhalten Iaffen, im enaften Verſtande, ein Soldat werde
‚oder freytwilligfeyn. 5) Oft bedeuteres auch die Seit verkürzen,
two die Figur freplich-ein wenig dunkel iſt. Femanden unterhal«
"ten, ihm mir Gefprächen die Zeit verfürgen. Ihn mie Mufir,
mit einem Spiele unterhalten, die Zeit verfürzen, Sich von
etwas unterhalten , zur Verfürzung der Zeit davon ſprechen.
Daes deun zuweilen auch wohl für unterreden überhaupt ges
braucht wird. Sich mit jemanden unterhalten, ſich zur Verkür⸗
zung der Zeit mit ihm unterreden. ‘
Die Unterhälsung, plur. $ie—en, von en vorigen Beitworte
unterhalten. 1. Die Handlung des Unterhalteng, in allen Be-
deutungen des —— außer der erſten eigentlichen, welche
gleichfalls veraltet iſt; ohne Plural. Die Unterhaltung einer
Bewegung, eines Gartens, eines Menſchen, vieler Truppen
uff. ‚Zur Unterhaltung mit jemanden\fprechen „ fpielen
u, f.f. ihm die Zeit zu verkürzen... 2. Dasjenige, was zur Er⸗
haltung des phyſiſchen Lebens dienet, wofür, noch der. Unterbale
üblicher iſt. Ihm ward flets feine Unterhaltung gegeben ,
Jer 52, 34. 3. Dasjenige, was zur Verkürzung der Zeit ,. zur
Vertreibung und Zerſtreuung der langen Weile dienet, wo der Plu⸗
ral von mehrern Arten am üblichſten iſt Das Spiel, das Tan—
zen, die Muſik And unſchädliche Unterhaltungen. Beſonders
ein Geſpräch zur Verkür zung ber Zeit. Unſere Unterhaltung be:
traf, wie gewöhnlich, das Wetter, Sich mit jemanden im
eine Unterhaltung einlaffen.
Unterbandeln, verb.reg. Act. et neutr, weldjes im letztern
BalledarHülfsıwort haben erfordert, fireitige Abfichten oder Fors
derungen durch Vorſtellungen zu vergleichen fuchen, wofie oft nur
daseinfachere handeln gebraucht teird. - Mit jemanden unter«
handeln, als ein Rentrum, fo wohl wegen eines noch flreitigen
Preiſes, (im gemeinen Leben handeln,) als auch wegen der Sache.
eines dritten u. f, fi Einen Frieden unterbandeln, durch gütliche
Belegung ſtreitiger Forderungen beit Frieden herzuſtellen fuchen.
So
Der Gatten wird
Bine Bewe=r.
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*
m Une
* RE einen vergleich, einen: Woffenfiltens, eine *
rath u. f.f-unterhandeln.
Anw. Das Wort ſcheinet mit feinen.abgeleiteien eine neue Zus
fammeunſetzung zu feyn, wodas Vorwort unterdie Handlung oder
Verhandlung unter mehrern zu begeichnen ſcheinet.
Der Unterbändler,des— 8, plur, utnom, fing. Fämin, die
Unterhaͤndlerinn, ‚eine Derfeihr. ‚welche ſtreitige Abfichten oder
‚Forderungen winter zwey oder mehrern Perjünen zu: vergleichen
oder zu vermitteln ſucht. Der Unterhaͤndler bey einem Kaufe,
bey einer eivarb, bey einem Vergleiche u ff Eiw as durch
Unterhändler verrichten. - Chriſtus der Unterhändler, des
menſchlichen Gefcplegptes bey. Gott, in der Drutfchen Bibel der >
Mitrier, welches außer diefem Zalı veraltet iſt. Ein ſolcher Un⸗
terhãudler wird im gemeinen Leben eine Mittelsperſon, in der
‚edlernSchreibart aber zuweilen ein vermittler Snannt. In man⸗
chen Fallen bekommt er eigene Rahmen. Diejenige Macht, welche
einen Frieden zwiſchen zwep Krieg führenden Theilen zu unterhan-
deln ſucht, heißt die vermittelnde Macht, ſelten der Vermittler,
häufiger mit einem Franzöfijchen Ausdruce Mediateur; der Un⸗
terbändler der Kaufleute in Handele- und Wechfelgefepäften, der
Makler oder Senſal; der Unterhandler einer unerlaubten Liebe,
der Buppler u. ſef. Die Niederſach ſen auchen für Unterhänd⸗
ler nur das einfache Händler. „In einigen Gegenden wird ein
Sandels mann gerittger Ars, z. Bd, ein Koruhändler, Weinhändler
u. ſ. f. ein Unter hůndler genannt, ‚we aber unter ein Ding —
ringern Rauges andeutet. ©, unte aufler.
Die Ueterhand lung, plur. die — en, div Bemühung, ficeitige
Abſichten und Forderungen gütlich zu vergleichen, es geſchehe nun
‚für ſich, oder zwiſchen zwey ſtreitigen Theilen. Unterbandlung
Megen, unterhandeln. Sich in Unterhandlung oder Unter hand⸗
Jungen über etwas einlaſſen.
chen. Die unterhandlungen haben ſich zerſchlagen. Friedens⸗
unter handlungen, oder Türzer, Sriedensbandlungen, die Un;
terköndlungen zu Bewirkung eines Ftiedens.
Unterhaͤuen, verb. irreg. act. S. Zauen) ich umerhaue,
unterhauen, zu unterhauen, den antern Theil vom etwas
weghauen; cin nur im Bergbaue übliches Wort, des Erz un⸗
ten weghauen, ſo daß das — oben übechängt, Eat: ER
hauene Wände,
Ter Unterhauptmann, —— plur. die— männer, oder
— hute, der zweyte Haupfmantı dem Range nach, welcher den .
Oberha u ptmann untergeordnet ift. Paulus rief zu ſtch einen
von den Unterhauptleuten, Apoſt. 23, 17. Bey unſrem heuti⸗
gen Kriegs ſca iſt das Wort völlig veraltet, — er Franz.
Lieutenant dafür allgemein geworden iſt
Das Unterhaus des es, plür. die Bäufer.
era Theil eines Paufes, ingfeichen, ein tiefer- oder niedriger gele⸗
genes Haus; beydes wur felten, und im Gegenfage des Oberhau⸗
fes: 2, Yu dem Parlamente in England ift es die Verſamm lung
der®cmeinen, und dee Dre, wo fie ſich verfammeln, das Haus‘
der Gemeinen, dasiinser - Parlament; gleichfalls im Begen-
ſatze des ©berhanfes,
Die Unterhefen, fing. wrMf. diejenigen Hefen welche ſich wäh⸗
vend der Bährung des Bieres auf den Boden ſetzen, und auch
Stell hefen beißen; zum Unter fchiedevon den Oberhefen oder
Spundhefen welche es oben ausflößt,
Der interheimbürge, des —n, plur. sie — n, der, werte
Heimbürge dem Range nach, welcher dem Oberhrimbiegen un⸗
——— iſt. ©, Seimbiürge.
Des IUnterhemd, des — es plur. die — en, im gemeinen Le⸗
ben, die — er, dasjenige Fe welches unter den übrigen
Kleidungs ſtücken anmisteibar auf dem Körper getragen wird,
3 eines Hofes, zum Unterfchiede von dem Oberhofe..
‚Die Unterhandlungen abbre⸗
1, Der une ⸗ò
I R —— ——*—— E
unt
——
hemd.
Der Unterherd/ de se, plur. d ie —e, der nlebeiger: —
* untetſchiede #0 von dem oberhemde. Im Eichen: | b %
‚ne Herd, ingleichen der untene Theil eines Herdes; brydes nur
ſelten, und alsdanı im Gegenfage des Oberherdeg. In einigen
Nieder ſäch ſiſchen Gegenden führet eine — — | R
den Bauerbäufern diefen Nabmen, n
"Die Unterberrfchaft, plur. je * As. ein Abſtroenm DL
und ohne Plural, die untergeordnete. Herrſchaft, oder Gewalt zu:
gebiethen und zu verbietben ; im Gegenfage deu Oberherrſchaft
und Lahdesberrfchaft. =. Eine Perfon, welche —
‚einem Höhern untergeordueten Herrſchaft betl er ——
Sereſchaft, ein mit dieſem Titel begabter Land
der untere Theil einer ſolchen Herrſchaft, der ———
untere Serrihaft grgannt wird, zum AUntachude are.
obern. sh
Unrerbin ein im —— veraltetes Rebenwortdes de:
tes für hinunter, welches unter andern mehrmahls bey dem
Dpis vorkommt. / N FRE
+4 20..0n. ben Belker unterbin. J ne i
| will er, mich zum Meine führen.
Der Unterhof, des — es, plur. die — böfe der —
Unterhoͤhlen, verb. reg. act. ich unterhöhle, unterhoͤhlet zu
unserböblen , unten — Die Kaninchen bei
die Wände.
Das tintorholz, — u die— hoͤler 1, 5
weſen, und ohne Plural, Holz, d. i. holzartige Gewäch ſe, wi en
zu feinen hohen Stämmen wachfen , wie Stauden und Sträus
cher, im Gegenſatze des Oberholzes. Es gibt in einem
viel Untevhols, wenn er viele Sträucher und Büfche enepält.
2. Das untere Stück Holz, oder der untere.aus Holz verfevti
Theil eines Dinges in manchen einzelnen Sälen; * im
genſatze des Oberholzes.
Der Unterholʒgraf, ©. solzgraf.
Die Uinterjagd, ©, Hiederiagd, welches genäpnliherif, —
Unterjoͤchen verb, reg, act. ich unterjoche, ungerjsht,
unterjechen, uinter das Joch dringen im figürlichen Verſtan
Me
de.
—
4 EEE
iur;
T
Lat. lubiugare, * Ein Dolf,"eine Stadt unter jochen. ‚Die —
unterjochte Natur, Zimmerm.
Und unterjochten beyde das menſchiiche J—— da.
Daher die Unterjochung.
Unterirdiſch, adj. etadv. unter der Oberflache ber Eide beſnd⸗
lich; im Gegenſatze des überirdiſch. Das unterirdiſche Reich, -
eine unbequeme Benennung des Mineral-Reiches. Unterir diſche
Gänge, Guͤuge uuter der Erde. Die unterirdiſchen Götter ; in
‚ber Mythologie der Alten, welche unter der Eede herrſchen. In
der Geiſterlebre des großen Haufens gibt es noch jeßt dienfkgare
E unterir diſche Geiſter, welche von ——— die unterirdiſchen
genannt werden.
Der Unterjunge, des—n, plur. die—n, in dem Hütteu⸗
baue, Kuaben, welche zu Auswapung der untern Plauen be⸗
ſtimmt find.
Die Unterkammer, plar. die —n, die untere Kammer in einem,
Hauk, im Örgenfage dee Oderfammer. A “ ’
Der Unterfämmerer, des— s, plur: ut nem. fing. der
zweyte Kämmerer dem Nange nach, —— Ob erfämmeren
untergeordnet if, ©, Kämmerer.
‚Der Unterfammerherr, des— en, als — der
zwepte Kammerbirn, wüne Den —— über
ſich bat, ——
Der
— nzler, ‚ie FR —— ut nom, fing. der zweyte
anzler dem
net ift, und — * der Diee-Banzfer genannt wird,
er Unterfäufer ‚ oder Unterkäufler, des —s, plur. ut
—— ‚ein nicht aller Orten bekanntes Wort. . Ein von
Sbrigkeit beſtellter Unterhendler in Kauf ⸗ mnd
Sen der Handelstente, welcher an den meifien Orten ein Makler,
&enfaln. (.f.genannwwird, ————— ſagt Rabe indiefem.
Verſtande, u. ——
Ihr unterkaufler falſcher Ehre.
—* ge Krämer und Handelsleute, z.B; Korabändter u. ſe f. Unter—
— raufler, Unterhandler genaunt; wo unter etwas geriugeres der
Wuürde nach bezeichnet.
Die Iinterfehle, plur. die—n, Dininut. das Unterfeblchen,
der äußere fleifchigeTpeil unter dem Kinne, welcher au wohl das .
" Ynterfinn,inden gemeinen Sprecharten aber der Bader, Schno⸗
zel, die Wamme oder Wampe genannt wird. *
Das Unterkinn, des —es, plur. die —e, S. Unterkehle.
Der Unterkiefer drs—s, plur. ut nom, fing. der untere Kies
fer,im Brgenfage des Oberkiefers.
Das Unterkleid, ses —es, plur.die —er. r. Ein Kleid oder
Kleidungsflüch, weicher man unter einem andern träge; in wel
chemVerſtande die Weſte und das Bruſttuch unterkleid er find, im
Gegen ſatze des Rockes oder Oberkleides. 2, Ju engerer und ger
wöhnlicherer Bedeutung werden die Hofen oder Beinkleider im der
anſtãndigen Sprechart auch die UnteyFleider genannt; wo es
nur alle in im Plural üblich iſt.
Aleinenfe.
Eneter,?_"
I Der imterdöc, des —es, plur. die —koche, an- den Höfen, ein
od welcher die deringen Hofbedienten fpeifet; zum Unterfchiede
von dem Mundkoche und Ritterkoche.
Hürfswore feyn erfordert ; ich Fomme unter, bin untergefomz
— men, unter zu Fommen. Eigentlich, unter ein Obdach kom⸗
men, am häufigen in der vertraulichen Sprechart. Ein Reiſen⸗
kann. In weiterer Bedeutung auch ſeine Ber ſorgung finden,in eis
nin Dienft fommen. Ein Bedienter kann nicht unterfommen, .
‚wenn erfeinen Dienft finden kann. Das Artivum von bepdenift
ö unterbringen. Daher das Unterfommen.
Verbo, welches Ein Mahl in der Deutſchen Bibel für unterbrechen
vorfommt,iftim: Hocbeusfgen vollig veraltet, Ayfias untrrfgm
das, nähmlich, was die Juden wider Paullum angrbeadis hatten,
‚Apofl.24,7.
et Unterfönig, des —es, plur. die. 2, ein ER Be
aumter eines Kötiges, welcher in einer Provinz deſſen Perſon vor⸗
Golverneut üͤblich ind; oder vielmehr, es Kud im Demſchen
* J mir föniglicher Pracht vorfislte.
iter verfeben. Kine Wunde, ein Gefowür. beißen i in a
Verflande unterkörbig. ©, Borh Anm, und Rothlg.
————— Kun Full, t
e nach, welcher dem Großkanzler untergeord»
Unterkommen, verb. irreg. neutr.( S.Bommen,) welches das:
Anm. Das Beitwort. unterfommen, mit dem Tone auf dem
fellet, und diefelbe unter ibm in ‚feinem Nabmen tegierer, Man
„sflegt das Franzöf. Vice-Roy. zuweilen mit diefeim Torte zu ges «
beu ; ‚denn imDenifben Reiche iſt es als ein Rabmeriner Wi irde
unbekannt, indem dafür di eAnsdrüdeSratthalter oder daszrai. 5
— — —
2.An andern Orten werden Victualien-Händler und —— gerin⸗
Der Unterk necht, des * plur, die —e, S. Oberknecht und
Der Unterknẽter, des * plur. ut nom, fing. Siehe Ober:
‚ser kann nicht unterkommen, winner feine Herberge finden
„Feine eigentliche Untertönige üblich, welche die werten, eines Köni⸗
5: Förbig,—er, —fe, adj. et adv. —— Dierkäce mit.
914
uinteefsiechen,verb irreg. neutr. (©, Briechen,) welches dad
‚Hülfswort ſeyn erfordert; ich krieche unter, untergekrochen,
unter zu friechen; unter etwas friechen, mit deſſen Berſchweigung.
Die Maus ıft untergekroch en, unser den Schrank u. ff. Im
Bergbaue Friecht man unter, wenn man mit dem Baue unter der
Erde den Anfang macht. Eben dafelbft ſagt man auch von einem
Gauge, ev krieche unter, wenit er unter ein ae indie Tiefe
fintt. So auch das Unterkriechen.
Die Unterlade, plur. die —n, bey den Kubas der untere
Theil der Lade an dem Weberſtuhle, welcher aus dem ſchweren
Anſchlage beſtehet.
Die Iinterladung, plur. die —en, die untere, in dem unterſten
Raume befindliche Kadung. So pflegt man zuweilen den Ballaſt
in den Schiffen mit diefem Worte zu benennen, Siehe auch Un:
terlaſt.
Die Unterlage, plur „bie—n, dasjenige, was man unter ein ans
deres Ding zu legen pflegt, damit es höher zu fiehen oder zu liegen
komme, befonders fo fern es feinen andern eigenen Rabmen hat,
Die Unterlage unten dem Safe, gu Stück Holz unter demfelben,
damites nicht unmittelbar aufder feuchten Erde liege, Die Un:
terlage unter dem Zebebaum, damit er nach einem fpigigern
Winkel wirfe, Griech. und Latein. Hypomochlium. Im Hüte
tenbaue werden die diden eifernen Platten auf dem Boden des
Pochtroges Unterlagen genannt. ©, auch Unterleger
Das Unterland, des es plur. die —lander, der untere, dt,
tiefer oder mäher nach dem Ausfluffe der Flüffe und dein Meere Re
. gelegene Theil‘ eines Landes, welcher auch das Niederland ge⸗
nanut wird; im Gegenſatze des ©berlandes, *
Der linterländer, des —s, plur.ut nom. fing. Fämin. die
‚ Unterländerinn, eine Perfon, welche auseinem Unterlande ge⸗
bürtig it; welche doch noch häufiger ein Pliederländer genannt zu
werden pflegt,
Unterlandiſch/ adj. etadv. aus einem Unterfande gebürtig, da⸗
ber fommend, darin gegründet; niederländiſch.
Der Unterlaͤß, des —ffes, plur. car. derjenige Zuſtand, da die
Fortdauer einer Handlung oder eines Zuſtandes unterbrochen
wird; Ein nur allein.in der viertenEndung mit dem Borworteobne
übliche Wort, Obneunterlap arbeiten, Ohne aufzußören,unab+
loͤſtse Ich gedente euer ohne Unterlaß, Röm. ı, 9. Die
Schmerzen halten obne Unterlaß an. In den — übrigen
Fällen, wo. dag Vorwort ohne nicht Stait finder, ift dafür Un⸗
terlaffung üblich. Schon bey dem Kero Umarlaz.
Unterläffen, verb. irreg. act. (©. Laffen ;) ip unterlaffe, uns.
teviaffen,zu unterlaffen; etwas nicht thun, welches zu thun man
einige Beftimmungbatte ; mit dem Infinitiv der Zeitwörter und
dem Worichen zu, Warum haft du unterlaffen, mir Nachricht
davon zu geben? Ich babe nicht unrerlaffen wollen, ihnen 3u
Treiben. Ingleihen mit dem Infinitiv als ein Hauptwort,
Unterlaffe das Lrinfen, das Spielen; wo im gemeinen Leben
‚ oft das einfache laſſen üblich iſt. Sebr auch mit dem Dee»
ciproco es. Ich Fonnte es unmöglich) unterlaſſen. Warum
haſt du es unterlaſſen, mir Vagqticht davon zu geben? Wir
hatten beſchloſſen zu verreifen "atleın wir unterließen 18.
Bon andern Paupswörtern außer den Infinitivis laſſen ſich geıneis
‚ atglich nucdicjenigen ıhit waterlaffen ausdrudfen, welche ig dem
Gegenfage mit thun ausgedrüdt werden können,“ ©o fagt man,
- feine Pflicht, Seine Schultigkeir, fein Geberb, eine Sandlung,
eine Sıunde, ein verbrechen unterlaſſen, weil man ſagt, ſeine
+, Pit, feine Schuldigkeit u. f.f. hun. ‚ Einige Säle machen
auch bier Ausnabnirn;, ‚eine Gewohnheit, einer Gebrauch, das
Geberh unterlaflen, ob men gleich nicht gern mehr jagt, eine
Gewöhnbeit, ‚einen Gebrauch das ii Hbün. - Alfein,
: mM m m Gottes
7»
915 1 RE
terlaffen, Aboſt 6, 2 ; eine Gelegenbeit, einen Tag unterlaffen,
für vorbey laſſen u. ff. find zu Harte Ellipſen, als daß ſie ſich
versheidigen ließen. i
Ann. Schon bey dem Ottfried untarlazzen. Wachter hält
es für ein elfiptiiches Zeitwort, und erflärer es duch, unter andern
unerheblichen Dingen, bey Seite laſſen. Allein, es kann auch ei⸗
„ne bioß buch täblich ei ber ſetzung dastat.intermittere ſeyn, von
bvelcher Act mehrere mit die ſen Voriworte zufammen geſetzte Zeit⸗
wörter find. i )
Die Unterliffung, plur. doch nur felten, die —en, ber Zuftand,
da man etwas nicht ihut, welches zu thun man einige Beftinumung -
bat, Die ünterlaſſung des Schreibens, einer Pflicht, des Ge⸗
berbesu.f.fe. Daher die Unterlafungsfünde, die ſtrafbare Une
gerlaffnng einer befohlnen Handlung , die Übertretung eines Fob⸗
dernnasgefeßes ; im Öegenfage der Begehunggfunde, die Über»
+ treiung eines Berbothes.
Die Unterlaft, plur. inuf. als ein Coliectioum, den Ballaſt zu
bejeichnen, S. Unterladung und Öberlaft. 3
Der Unterlauf, S. Unterversed, ,
tnterlaufen, verb. irreg, act. et neutr. (S.Zaufen.) 1. Ins
terlaufen, ich laufe unter, bin untergelaufen, unter zu Zaufen 5'
"alsein Neuteum mit dem Hülfsworte feyn; unter etwas laufen,
mit deffen Verfhweigung , in welchem Verſtande es doch nur
felten gebraucht wird. In der figürlichen R. A. mir unter laufen,
fich mit unter andern Dingen befinden, ingleichen, unter mehrern
beffern Dingen eben derfelben Art unbemerkt bleiben, fchreibt man
es lieber getheilt, fo daß unter nicht.fo wohl das Vorwort, als
pielmehr das Nebenwort, if.
. 2, Unterläufen, ich unterlaufe, unterlaufen, zu unterlaus
fen, alsein Actioum, unter etwas laufen, mit defjen Meldung
im Aceufario, wo es doch auch nur imeinigen bereits eingeführten
Fällen üblich if. (1) Jemanden den Degen unterlaufen, uns
ger den gezogenen Degen eines andern laufen oder fpringen, und
ihn dadurch wehrlos machen, eine ſchon lange übliche Bedeu⸗
tung.
Sy wolten gleich geſchoſſen han,
Da übereple ſie der theuer Mann
vnnder lieff in alle ir wer (Gewehr), Theuerd. Kap. 87.
Die Zäger unterlaufen den Auerhahn, wenn fiein der Balz, ins
dem er auf dem Baume figet und ſchleifet (eine Art feinerStimme),
tb 96 &
Görte Yun uneerlaſſen, ı Mof.ay,ı4; Gottes Wort un: lope, von to interlope, ſich unbefugt in eine fremcbe Handlung
miſchen.
4
Dae Unterlider, des—s, per. utnom. fing. das untere Stüdt
Leder im Begenfage des Oberleders.
Die linterlefze, plur. die—n, im Oberdeutſchen und zuweilen
Pe?)
u
‚auch in der aufkändigen Sprechars der Hochdeutfchen die untere
Lefze oder Lippe, im gemeinen Leben die Unterlippe; zum Unter
ſchiede von dev Oberlefze oder Oberlippe. An den Flöten i
es das Fleinere miedergedrücte fhräge Feld unter dem Auf⸗
nterlegen, verb. reg. act. ı. jinterlegen, ich lege unter,
untergelege, unter zu legen ; unter etwas legen, fo wohl abfolus
se mit Verſchweigung die ſes Etwas. Dev Schranf eher nicht fell,
man muß etwas unterlegen. - Holz unterlegen, nahmlich unter
den Keffel. Etwas unterlegen oder darunter legen, unter ein
anderes Ding, damit es Höber zu ſtehen komme. Einen Tere
unterlegen, näbmlich unter die Noten, d, i. zu einer alten Come
pofition einen neuen Tert verfertigen. Als au) mit Meldung dies
fes Etwas in der dritten Endung. Einem Kranken ein Bett
unterlegen, für, ein Bett unter den Kranken legen. Dem zuhn
Eyer zum Bruten unterlegen. Ineinem andern Verſtaude ſagt
man, einem Pferde unterlegen, noch bäufiger aber ‚mit unter:
gelegten Pferden reifen, mit in gewiffen Eutfernungen in Bereite
ſchaft gebaltenen frifchen Pferden, Daher dag Unterlegen,
2. Unterlegen, ich unterlege, unterlegt, zu unterlegen ; uns
ter etwas legen, mit Meldung diefes Etwas im Acenfativ, Ein
Stück Zeuges, einen Theil der Rleidung unterlegen, bep den
Schneidern, eg durch eine Unterlage verfiärken, -Die Schrif⸗
ten unterlegen, in den Buchdrudereyen, Späne unter die
niedrigen Schriften legen, damit fie höher zu ſtehen fommen, Se
auch die Unterlegung, und zuweilen auch das Unterlegen,
Schon bey dem Kero unterleccen. |
Der Unterleger, des—s plur. ut nom. fing, ein für Untere
Jage in einigen Füllen übliches Wort, So wird in der. Zimmers
manngeunft, ein furzer Balken oder Klotz, worüber die langen. .
Legebalken gelegt werden; ein Unterleger genannt.
Der Unterle hensfall, des —es, plur. die—fälie, im Lebens
wefen, ein Lehensfall, welcher fich in der untern Hand ereignet,
d. i. eine Veränderung des Lehensmannes ; im Gegenſatzze des
"Oberlehmsfafles, _ en
Der tnterlebrer, des—s, plur. ut nom, fing. der untere,
unvermerkt unter ihn laufen oder fpringen, umihm mit dem Schuſ⸗
fe behzukommen; welches auch unterfpringen,ingleichen abfprin=
gen genannt wird. (2) Die Haut iſt mie Blur unterlaufen, wenn
fich ausgetreteues Geblür unter die Haut verbreitet hat, Die
Striemen find mit Blut unterlaufen. .
Anm, Ehedem fagte manaud einen Streit unterlaufen, fi
darein Legen, ihn fhlichten ; vermurhlich, als eine Figur der vori⸗
gen erften Bedensung,
Der Unterläufer, des —, plur. ut nom, fing, ein nur in
einigen Fällen üblicpes Wort. ı. Ein untergeordneter, einem
andern nahgeordneter Läufer; in welchem Verſtande in dem Salz⸗
werke zu Halle gewiſſe Knechte, welche im Nothfalle anſtatt der
Gerenl hnet die Sohle in die Kothen laufen oder tragen, Unter⸗
laufer genannt werden. Figüuelich iſt in einigen Gegenden, bes
z fonders Niederdeutſchlandes, ein Unterlänfer derjenige, der ſich
unbefugt einer fremden Handlung anmaßer, ſich unbefugt unter
andere Handelsiente und in Handelsfachen miſchet, da denn auch
wohl ein Schleich handler, ingleithen ein Schiff, welches verbo⸗
thene Handlung teeibt, ein Unterläufer genaumt wird. Es ift
in diefee Bedeutung nach dem Engl. Interloper gebildet, welches
in eben dieſem Verſtande ublich iR, Svang.Enterlope oderEutre«
andern nachgeordnese Lehrer ; der Unterlehrmeiſter. Bey mare -
chen Akademien der bildenden Künſte iſt derunterlehrer den Pros
fefjoren und Mitgliedern nachgeordnet. j
Der Unterleib, ves— es, plur. die— er, der untere Theil
des Leibes von der Bruſthöhle an, Tin arftändiger Ausdruck für
das niedrigere Hauch oder Schmerbauch; im Örgenfage des
Überleibes, |
Die Unterleine, plur. die —n, im Zagdiwefen, die untern Leinen
an den Jagdtüchern und Negen, die Unterarchen ; zum Unter⸗
-
fchiede von den Öberleinen oder Oberarchen. ;
Unterliegen,verb.irreg.neutr.{(S,Liegen,) welches das Hülfsr
wort baben erfordert, »
1. Interliegen, ich liege unter, unter gelegm, unter zu
liegen ; unter einen andern Dingeliegen, noch mehr figürfich,
überwunden, unterdrückt werden, und zwar abfolute, mit Ver
{Kweigung der Perfon oder Sache, von welcher man überwuns
den worden, Er mußte unterliegen, zog den Kürzern. Ze iſt ein
Geſchrey derer, die obliegen und unterliegen, = Mof, 32,18,
Wenn ich unterliege, fo hilfe ee. mir, PL. 116, 6. Am häufige -
ſten ift es in diefem Verſtaude im Infinſtiv und Conjunetio, d. k,
in folchen Fällen, wo das Vorwort vor dem Beitworte m,
E
rn
- Yan, ‘Die Sransofen Tagen bey Roßbach unter, Befeidigt daB
Dor ; die Sranzofen mußten bey Roßbach unterliegen, kliugt
pr er. Einige Schriftiteller formen, diefen Mißklang zu
. permeiden, diefes Zeitwort nach Arı des folgenden, als wenn der
r Son auf dem liegen haͤfte; fie unterlagen, Klopſt. welches aber
Anden abfoluten Verſtande ohne Dativ wider den Sprachge⸗
brauch iſt.
2. unterliegen; ich unterliege, habe unterlegen, unter zu
° Fiegen ; in der vorigen Bedeutung, nur daß hier die Perfon oder
Sache, vor welcher man gleichfam zu Boden Fiegt, d.i. von wels
er man überwunden wird, ausgedrudt wird, da fie denn in der
dritten Endung ſtehen muß. Einem unterliegen, von ibm bes
unterlag der Laſt der Berrubniß. Der Argliſt und Verftellung
unterliegen müffen.
Laßt eure gexzen nicht dem Unglüd unterliegen, Eron,
Der König unterliegt in Eurzem feinen Plagen , Weiße.
Schon bey dem Kero untarlicken, in dem alten Fragmente
auf Earln den Großen bey dein Schilter underzeligen, Lat.
Hülfsworte feyn, welches auch manche Hochdeutfche nachahmen;
er iſt den Schmerzen unterlegen.
Die Unterlippe, ©. Unterlefze.
Der linter-Lieutenent, des — es, plür, die —s, bey einigen
Truppen, ber zweote Lieutenantbep einer Compgnie dem Nange
nach, zum Unterfchiederon dem Ober: Lieutenant. Bey andern
Truppen find dafür die völlig Franzöf. Premier: Lieutenant und
Second: Lieutenant üblich. Be
Der Untermann, des —es, plur. die — manner, oder — leute.
2 "Ein Lehensmann, Bafall, ingleichen ein Elient; eine im Hoch⸗
» „‚beutfihenveraltete Bedeutung. 2, Bey den Truppen iſt der Un=
termann, derjenige, welcher einen andern in Reihe und Gliedern
zur linfen Hand ſtehet, zum Unterfchiede von dem Obermann,
bi . der ihm zur rechten fiebet.
Die Untermark plur. die—en, ‚1, Der untere Theil eines
unter dein Nahmen der Mark befanuten Landesbezirfes. . Ingleis
hen dieumtere Drark ‚d,i. Bränze ; bepdes zum Unterfchiede von
h der Obermark. 2, An den Halsgehängen iffes, dem Friſch zu
= Folge, ein Zierath, welcher fich unter, d.i. zwifchen zwey andern
fe Zier athen befindet.
Det Unter⸗ Marſchall, ses—es, plur. die —ſch alle, der einem
andern Marfchalle der Würde nach üntergeordneteMarfhall, der
zweyte Marfhalder Würde nach; zum Unterſchiede von dem
Ober-Marfchalle,
SR Das Untermäß, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten,
de —p, in zinigen Gegenden für Einmaß, Fruchtſchrumpf,
uf. f. das iſt, dasjenige, was das Getreide undandere Waaren
‚ durch Eintrocknen oder Einſchrumpfen an dem vorigen Maße ver
tieren, ‚ ——
Untermaͤuern, verb. reg. act. ich untermauere, untermauert,
zu untermauern, an dem unter Theile mitDlauerwerk verfeben,
mit dem Acenjarid, Kine Wand untermauern.
Das Untermeierding, S. Obermeierding.
Der Antermeiſter, S. Obermeiſter.
Untermengen, verb. reg. act. ich untermenge, untermengt,
zu untermengen, unter ein anderes Ding mengen, Das Mehl
mir Bleye untermengen. Am häuftgften im Mittelwort. Es
> Giede Untermiichen, i
Unterminiven, verb. reg. act. ich unterminire, unterminirt,
zu unterminiven, den unten Theil duch Miniren aushöblen;
untergraben. Die Mauern, ein. Feſtungo werk unter mini—
a En ne
zwungen, unterdrückt werden, Dem Seinde unterliegen. Er
fuccumbere, Die Oberdeutichen verbinden es allemal mit dem -
Muntermengt, es it Gutes und Schlechtes unter einander. -
ER Unt 98
ren. Daher das Unterminiven, zuwellen andy die Unter”
minirung, | ;
Untermiſchen, verb. reg. act. ich untermiſche, untecmifcht,
zu untermiſchen, unter ein anderes Ding mifchen, Den Wein
mit Waffer untermifchen. Es iſt untermifcht, auch wohl für
untermengt, es ift nicht alles von einerley Güte,
Unternäben, verb, reg, act. idy unternähe, unternäbt, zu
unternaben ; andem unsern Theile benäben, Daber das Un
ternaben, s
Diellnternabt, plur. die—nähte, eine Art der Raht bey den
Näbterinnen, zum Unterſchiede vonder Obernaht. Bepde machen
die überwendliche Habt aus.
Unternehmen, verb.irreg. act. (©. Nehmen) Jh unterneh:
me, internommen, zu unternehmen, fi, etwas Wichtiges zu
bewerkſtelligen, aube ſchig machen, etwas Schweres zu thun vors
nehmen, ingleichen daſſelbe wirklich anfangen, ſo wohl mit der
vier en Endung der Sache, als auch mir dem Infinitiv des Zeit⸗
wortes und dem Wörtchen zu. Kinen Bau unternehmen, Biel
unternehmen und wenig ausführen. Ich unternehme es nicht,
ihn darin zu enefhuldigen. Ein unternehmender Mann, in en⸗
germ Berftande, weicher Neigung und Fertigkeit befißt, ſchwere
und wichtige Dinge zu unternehmen. Daher das Unternehmen,
anch von einvr ſolchen unternommenen Sache, wofür. doch das fol»
gende Unternehmung üblicher ift.
Anm. Diefes Zeitwort ſcheinet nach dem Lat. luſcipere gebile
det zu ſeyn, oder vielmehr,.es liggt in bepden, fo wie indem Franz.
entreprendre, einerley Figur zum Brunde, welchedas Angreie
fen eines ſchweren Körpers an den ungern Theile ift, um ihn aufzu⸗
heben. Es kommt darin mit fi unterwinden, unterfangen
und unterſtehen überein, nur daß die beyden leßten am haufigſten
don verwegenen und verdothenen Dingen gebrancht werden, uns
sernehmen aber die Vernunft oder Rechtmäßigkeit unentfchieden
Käffer, übernehmen gründet fich auf eine ähnliche Figur. Im Obere
deutjchen wird es auch als ein Neciprocum mir der zweyten Eu⸗
dung ber Sache verbunden, ſich eines Dinges unternehnten, uud
alsdann oft mit dem Mebenbegriffe des Verwegenen oder Uner⸗
laubten für unterfangen oder unterſtehen gebraucht.
Die Unternehmung, plur.die—en, von dent vorigen Zeitwor⸗
te. 1. Die Handlung des Unternehmens, ohne Plural, 2, Eis
ne ſchwere oder wichtige Sache, zu deren Bewerkſtelligung
man ſich entſchließt; das Unternehmen. Es gelingennicht alle
Unternehmungen. - Franz. Entreprife, im mittlecn Lat,
Amprihia. 7 .
Der Unteroberfte, des — n, plur. die —n, der zweyte Ober⸗
fe bev einem Reginiente,welcher dem Oberſten untergeordnet iſt,
wofür aber jetzt das halb Franzöſiſche Oberfi: Lieutenant üblis
cher aſt.
Die Unterobrigkeit, plur. die —en, die einer höhern unterges
. ordnete Dbrigfeit, eine jede Obrigkeit, fo fernfie der pöchften
Lansesobrigkeit untergeordnet iſt. £
Der Witer = Officer, des —s, plur. ut nom, fing. oft au
die—g bey den Truppen, der unterfte oder niedrigfte Befeblsha⸗
ber, welcher zwifchen en Ober ®fficieven, oder den Officieren
im eugften Verſtaude, und den Gemeinen in der Mitte ſtehet, und
„oft auch zu diefen gerechnetwird. ; } :
Unterordnen, verb. reg. act. ich ordne unter , unrergeorb:
net. untersu ordnen, unter ein auderes Ding ordnen, d. i.
in Anfehung der Gewalt und Würde einem andern Dinge nahe -
fegen und demfelben unterwerfen; Lat. fubordinare, Je:
manden untergeordnet fepn, Die untergeordnete Obrigkeit, die
Unterobrigfeit, weiche in Anfebupg der Gewalt und Würde
der böbern nachſtehet, von ihr abhängen In der rigentlichen
Mmm2 . Bedeu⸗
nr
& deutung, uiiter ein aiberes Ding, in Ordnung fell, if
nicht üblich.
Die Unterorodnung / har; Siem; eine Drdnung;, weldein
einer andern gegründet, und derfelben nachgeſetzet ift, aus ihr
hergeleitet wird, und die auf ſolche Art geordneten Dinge einer
Al Jugleichen als ein — für — — —————
tion, #
* Unter-Parlemens, des es, plur. die — febe Unter:
aus. 3
Das Unterpfagd, des —es, plur. die —— ein Pfand,
ſo fern es einem andern zur Sicherheit ‚einer ihm ſchulbigen
Verbindlichkeit gegeben wird. Jemanden einen Ring zum’
Unterpfande.geben. ch fege meine Shre zum Unterpfande.
Ein Gut zum Unterpfande verſchreiben. Ehedem war es
ee,
gewöhnlich, Perſonen zum Unterpfande der Treue zu
geben.
Anm. I Schwed Uaderp ant, in
im wittlern Lat. Subterwadium und Subpigaus, ade nach
Angelf, Undervedde,
dem Grich.uroiny, Syporbef. Da das einfache Pfand bereits
ein zur Sicherheit eier ‚eingegangenen Verbindlichkeit gegebines,
But bedeutet, fo könnte das verlängerte Unterpfand unnöthig .
und füberflüßig fheinen, Allein, es findetdoch zwiſchen beyden
noch ein Unter ſchied Statt. Wolf, Haltaus und andere nennen ein
zur Sicherheit übergebenes bewegliches Gut ein Pfand, ein uns
bewegliches aber, welches nur verſchrieben oder Ründlich einge⸗
ſetzt wird, ein Unterpfand; allein diefer- Unterſchled ifk in dem.
Sprachgebrauche nicht gegründet, _ Unterpfand iſt vielmehr in
‚ weitermlimfange der Bedeutung üblich, ald Pfand, indem es auch
von Perfonen und unbeweglichen Dingen gebraucht wird, von
welchen Pfand nicht gewöhnlich iſt. Uberdieß iſt es edler als
Pfandi in den meiſten Fällen, vermuthlich nur, weites durch den
‚gemeinen Gebrauch noch nicht fo ſehr berab gewürdigt morden,als
dieſes. Im ı sten Jahrhundert fommedafür im Ober deutſchen
auch Furphant vor.
Unterpfändlich, adj.et als ein Unterpfand oder Pfand,
von welchem letztern Hauptworte kein Beywort üblich ifk, Etwas
unterpfändlich beſitzen, als ein Unterpfaud,
uͤnterpflügen, verb. reg. act. ich pfluge unter, untergepflügt,
unter zu, pflügen, duch Pflügen unter die Erde bringen... Den
Samen, den Dünger unterpflügen,. Daher das Unterpflügen;
©. Unteradern.
Anterreden, verb. reg. ih unterrede, unterredet, zu unterre⸗
den, 1. Als ein Reciproeum, mit jemanden reden, ſich wegen ei⸗
ner Sache mit ihm beſprechen. Sich mit jemanden unterreden.
Sich von etwas unterreden. Wir unterredeten uns perſchie⸗
dene Stunden auf, die angenehmſte Art. Das Zeitwort iſt in
dieſer Bedeutung elipsifch, fo dag das Vorwort, wie in unterhal⸗
ten, eine Handlung unter oder zwifchen mehrern bezeichnet.
2.* Als ein Aetivum, eine Rede unterbrechen, darein oder dazwi-
ſchen «reden ; eine im Hochdeutſchen unbefannte, nur un Ober
deutſchen gangbare Bedeutung... Es if untervebet worden,ducch
die Rede eines andern unterbrochen worden,
Die, Ünterredung, plur. die — en, der Suffand, da man fich mit
einem andern untercedet, ohne Plural, und- zu veilen anch das
Geſprach ſelbſt, mit demſelben. Sich mit jemanden in eine
Unterredung einlaffen. Unfere Unterredung dauerte nicht
lange, berraf auch nichts wichtiges. Die Untervedung, ab⸗
brechen. DER. A. eine Unterredung halten, und mit jeman⸗
den eger, fommen im Hochdeutſchen aus dem Gebrauche; eis
ne Unteyredung mit jemanden haben, veranſtalten nf. f. find _
üblicher 1 t
*
"A 4 * * ik, 3
— r *
— *
es unterrichte des —es, PR inuf bie Sanstung, IR —* —
nen auderu unterrichtet; und don ihm unterrichtet wird, wofür
auch die Unterrichtung gebraucht wird; ingleichen,
und Begriffe, welche man einem andern —— |
ein Eollectioum. Jemanden Unteveicht ertheilen, ihm Unterz
richt geben, ibm Untevricht in einer Sprache, im Tanzen n im
Reiten, in einer Wiſſenſchaft ertbeilen. Jn-den Untrreicpe
gehen. Unterricht bey jemanden haben, - Jemandes ee
richt genießen, Im ———— if es weiblichen Öeflechtes,
die Unterricht.
Unterrichten, verb. "reg. act, 4 mterrichte uneeetichert,
zu unterrichten. x, Einem andern Keuntniſſe und Be,
bringen, welche er nicht hat. Einen Knaben unter
Jemanden in einer Wiffenfchaft, in der Religion, im
im Tanzen, im Singen unterrichten. Semanden unte
wie ex ſich in einer Sache verhalten fol, Aber uiteinem dop« -
pelten Acenſativ, wie Nehem. 8, 13.5; daß er ſte die Worte des
Geſetzes unterrichtete, für Iebrete, ingleichen mit der zweyten
Endung der Sache, wie Luc, 1,45 der Lehre, welcher du un⸗
terricptet bi, iff-es im Hodhdeutfchen völlig ungewöhnlich.
2, Semanden von etwas unfgerichten, ihm von einer
nen Sache Hapricht ertheilen, damit er fein Beträgendarna
befimmen Fönne, in welchem Falle das Hauptwort
nicht üblich it, Unterrichten fle mich davon, fagen fie mir,
was und wiees gefchehenift. Ich din davon noch nicht unters
richtet, '
Anm. Im Schwed, underrätta, Fi batin Diefeegus
fammenfegung noch die alte Bedeutung des Erzähblens, in welcher.
es chedem rahhon lautete, Angelſ. recca Schwed. ratta,
welche Bedentung auch noch in berichten und Nachricht herr ⸗
ſchet. Unter ſcheinet auch bier zwbrzeichnen, daß die Sache. uns
ter mebrern Perfonen vorgehe, fo daß unterrichten urfprünglich
nit unterveden gleich bedeuiend geweſen feyn muß, obgleich diefe
Bedeutung laugſt veraltet it. Ehedem waren anflatt dieſes Wor⸗
tes auch entrichten und: ae übt, ER * Untere
weiſen.
Der uͤnterrichter/ des —s, plür. ut nom, fg, * untere,
einsm böbern untergeordnete Niger, im Örgenfoge des —
richters. —*
Die Unterrichtung, li; auf, von beim Zeuworte anterich⸗
ten, die Handlung, da man jemanden unterrichtet, —
Unterricht üblich iſt. Einen Rnaben jemanden a —
tung übergeben. ‘
Die Unterrinde, plur. sie —n,dieuntere Rinde, im Seeger
der Öberrinde.
Der Unterrock, des—es, plur. die —röle, ein Rock
chen man unter einem oder mehrern andern zu tragen pflegt.
Es iff nur von det weiblichen Kleidung üblich, denje
Hoc zu bezeichnen, welcher unmittelbar über den Hemde gei var
gen wird,
—
Der Unterrocken, des —s, plur. car, in der Eantwirtöfgaft,
die unfern niedrigern Halme des Rockens, m untetſchiede
dem Saupthalme.
Unterfägen, verb.reg. act. ich Unterlage: unterfant, zu un:
terfagen, welches mit verbierhen gleich bedeutend ift, Kinem
etwas unterfagen, Die Aus fuhre des Getreides unterſagen.
Daher die Unterfagung. Es ſcheinet nach drm Lat.interdicere
gebildet zu ſeyn. Wachter Hingegen hält es für eine Ellipfe, und
erfläret es unter Bedrohung der Strafe fagen oder verbietben,
allein, dann müßte fagen auch verbierben bedeutet haben, welches
* unerwristich iſt. Erträglicher vi fi andere ——
an
* *
m
indet, fort
hes noch in
—
Der Unterfag, des —es, plur.die—fäge, dasjenige, was uns
ter ein anderes Ding gefegt wird. 1. Eigentlich, wo es in vielen
» einzelnengällen gebraucht wird,wo ein ſolches Ding feinen eigenen
Rahmen Hat,zum Unter ſchiede von-einem Yuffage,zumeilen au
von einem jiberfage. Sp iſt in den Säulenordnungen der Unter:
fag die vieredie Erhöhung zwifhen dem Säulenfuße und dem
Säulenfinhle; Franzöf.Elcabeau. Bey den Schlöffern find
die UinterfageStüdegeftähltenCifens von allerley Geſtalt, welche
man in die Schraubftöde ſpaunet, und. darauf allerley Zierathen
auftiefet, und auch Dodengenannt werden. Was unter einen
ein Unterfag; und fo inaudern Fällen mehr. 2. In der Logik
iſt der unterfatz derjenige Vorderfas-eines Schluffes, worin das
Subject oder Borderglied (Terminus minor) mit dem Pit
telgliee( Terminus.medius) verglichen wird, Sat. Propofi-
- tio minor; zum Unterfdiede von. dem Öberfage, unter wel,
chent er der natürlichen Folge der Säge nach flebet.
Die Unterſchale, plur.die—n, die untere Schale, zum Unter»
chiede von der Oberfchale. Die Unter-Taffe wird oft nur im
Diminutivo das Unterſchalchen genannt. Bey den Fleifchern in
Ober ſachſen if es dasuntere Stück Ziem, von der Keufeeiggs Rin⸗
„des, auch im Gegenſatze der Oberſchale.
ſcharrt, unter zu ſcharren, unter ein anderes Ding ſcharren, mit
deſſen Verſchweigung. So anch dieinserfiharrung,
Der Unterſcheid, S. Unterſchied. EA
F neutr. ($. Scheiden,)
Unterfcheiden, verb. irreg. act. et
; _weldes. im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert; ich
Anterſcheide, unterichieden, zu tnterfcheiden, zwey oder mehres
re Dinge durch ein drittes abfendern oder ſcheiden. . Im eigentli⸗
chenVerſt ande/ als ein dazwiſchen konimender dritter Körper / zwey
oder mehr Dinge oder Raume von einander abſondern.
beyde Jelder. In diefer eigentlichen Bedeutung iſt es im Hoch⸗
deutſchen veraltet, wo man daflir entweder das einfache fcheiden,
‚oder abfondern, trennen u. f.f.gebraucht. Doc bat das Haupt,
wort der Unterfchi2d diefe eigentliche Bedeutung no erhalten,
welche auch noch in denzufamıen gefegten Unterfcheidungszei=
chen Start finder. —
2, Figärlich, ein Ding durch Ertheilung anderer Eigenſchaften
und Befkiinmungen von andern merklich nahen, und diefe anderen
Eigenſchaften und Beftimmungen gewahr werden,
‚ flimmungen, als ein eigenes für fich beftependes Ding bephnen
"and merklich machen ; als ein Actionm. - Die Weisheit des Herz
alle Menſchen aus der Erde gefcheffen find, und doc) der
Zerr fie unterfchieden hat, — und bat mancherley Weife uns
ger ihnen geordnet, B. 11. Der Mond muß die Monathe uns
erſcheiden, Rap. 43,6. Auch indiefer Bedeutung fängtrs an
> zu verälten, verinutplich um bie Verwech ſelung mit der folgenden
Flären: fagen, daß etwas unter „
Bienenflod gefest wird, denfelben zu erhöhen, beißt gleichfalls
Unterſcharren, verb. reg. act. ich ſcharre unter, unterges
Die.
"Mauer unterfcheidet beyde Häufer. Die Granze unterfcheidet
(1)Ein Ding durch Eiutheilumg anderer @igenjchaften und Bes
pen bat die Tage fo unterfehieden, Sie.33, 8. Gleich wie-
Fa. Ya, 1 _ * . Au Fi
Unt 922°
gangbarern Bedeutung zu vermeiden, Häufiger gebraucht man es
von denjenigenGigenfchaften und Umfländen, welche ein Ding als
ein Wefen anderer Are. bezeichnen. Beyde Ducasen find durch
nichts als durch den ſchwachern Glanz des einen unterſchieden.
Die Farbe unterſcheidet beyde Körper hinlanglich. Auch da⸗
Mittelwort unterſchie den iſt ſo wie verfchieden,als ein Bey. und
Nebenwort noch völlig in derſelben im Gange. Zwey Dinge and
unterſchieden, wenn das eine etwas has, welches das anderenicht
bat... Diefer Ducafen if von jenem gax nicht unterſchieden,
iſt in nichts von ihm unterfihieden, wenn alle ſichtbare Umiftände
an bayden einerley ſind. Da es dent, fo wie verschieden, oft
auch in weiterer Bedeutung für mehr gebraucht wird. -Untev-
fchiedene Wrfachen haben mich gehindert, mehrere, Berfchichere.
Es kamen unterichiedene Perfonen, mehrere, einige. Obgleich
die edlere Schreibart diefe weitere. Bedeugung gerir vermeidet, ©,
auch Unterſchiedlich. —
(2) In engerm Verſtande iſt uneerfi cheiden even oder mehrere
Dinge, Umftände, Eigeufchaften u. f. f. als Dinge anderer Arc
erkennen, sad dadurch von einander abfondern, einen Unterſchied
unter ihnen gewahr werden ; wo es nur als ein Neutrum mitdem
Hülfsworte haben üblich if. Man kann zwey Derfonen nicht
von einander unterfcheiden., wenn man am Feiner eiivas ger _
wahr" wird, was am der anders nicht anzutreffenwäre, Alan
unterfcheidet die Dinge durch Flare Begriffe, welche man ton
ihnen hat. In der Dunkelheit kann man nichts unter ſcheiden⸗
nichts als für fich beftehend erfennen. Ein einfacher Gegentand,
worin ſich garnichts unter ſcheiden laͤſſet. Durch oder vermit⸗
telſt der Farbe unterſcheidet man ein ſchwarzes Schaf von ei-
nen weißen. In engerer Bedeutung, unterſcheidet man rin
Ding von dem andern, wenn man es nicht nur als venfhieden,
. von dem andern erkennet, ſondern auch als für fich beftehend, von
dem andern abgefondert betrachtet. Yran'muß in dem Bönige
den Menſchen von dem Monarchen, in dem Sausvater dem,
Ehemann von dere vater unterſcheiden. Nach einer andern
Einſchränkung bedeutet es anch den Unterſcherd unter mehrere
dan
"Dingen im Rückfieht aufihreGüte,ingleidpen in Rückficht auf fein -
Verbalten zur Beſtimmung feines Verhaltens bemierfen, Damit,
daß er nicht unterſcheidet den Leib des Herren, ı Cor. 11,29.
Einem wird gegeben, — Geifter zu untenfcheiden, Kap. 12, 10,
Die Zeiten unserfcheiden. Wofür man doch jest lieber fagt,eiz _
nen Unterichied machen, “
Anm. Bey dem Rotfer undirfceidon, ben dem Hero aber
xeſcheidan, gefcheiden oder fcheiden, Das Zeitwort ſcheinet
» elliptifch zu ſeyn, und ein Scheiden oder Xbfondern unter oder
zwiſchen mebrern Dingen zu bezeichnen ; Lat. dilcernere. ©.
Unterfchied.
2
Dieltfiterfcheisung, plur. die —en, das Verbale des vorigen
Wortes, welches die Handlung des Unterfcheidens bedeutet, aber
wenig gebraucht wird... Man hat es noch in eintgen Zufammenz
ſetzungen; die Unterſcheidungskraft, die Kraft der Seele, fo
= wohlden Unterſchied unter den Dingen, als auch das Mannigfal⸗
tige an einem und eben dem ſelben Dinge zu benerlen, welche mit
der Beurtheilungskraft nahe verwandt aſt. Das Unterſchei—
dungs zeichen, in der Sprachkunſt Zeichen, wodurch die Theile ei ·
er Rede von einander unter ſchieden, d,i, abgeſondert werden; imo
aber Unterfheidung moch die geößten Sheils veraltete Bedeu⸗
tung derörtlihen Abfonderung hat,
Ser Unterſchenk, des —en, plur. die —en, an den Höfen, ber
zwepte untere Schenk dem Range nach, im Gegenſatze des Ober⸗
ſchenken. S. Schenk. ..
Mum3
Der.
8 127
Der Unterſchenkel, des—s, plur. utnom.fing, ber antere
Theil des Schenkels zwiſchen dem Knie und dem eigentlichen Fuße;
„tm Gegenſatze des Oberſchenkels. HR
Unterſchieben, verb.irreg. act. (S. Schie ben Ich ſchie be un⸗
ger, untergeſchoben, unter zu ſchieben. 7. Eigentlich, unter
etwas fchieben, mis Verſchweigung diefes&twas, in welchem Ver⸗
ſtandees doch wenig gebraucht wird. Einen Wagen unterfchie-
‚ ben, water ein Obdach. 2. Figürlich Hiebe man erwas unter,
wenn man etwagunechtes oder falſches undermerkt an die Stelle
des echten und wahren bringt oder ſetzet, unter dem Schrine des
wahren einſchiebt. Lin falfches Teſtament unterfäpieben, es
Hheimlich an die Stelle des wahren legen. Ein Kind unterſchie⸗
‚ben. Zin untergefpobenes Kind, untergeſchobenes Teſta⸗
ment. "Ingleichen mit der dritten Endung der Perſon. Jeman—
des Worten einen falſchen verſtand unterſchieben, ibm eine
irrige Meinung unterfchieben.
Anm. In einigen Gegenden beyfchieben. Schieben veranlafe
fet den Begriffdes Unvermerkten, der Heimlichkeit, Unter ſchei⸗
net hier entweder den Begriff der Richtung nach und unter mehrern
Dingen zubaben, gleichfam etwas uuechtes unter das echte ſchie⸗
Ben, oder auch die Art und Weiſe zu dezeichnen, unter dem Scheine
des Guten einfchieben. In bepden Fällen ift der Ausdruck elliptiſch.
In vem Lat. [upponere, [uppolititius liegt eine ähnliche Fi»
gur zum Örnnde,
Der Unterfäyied, des—es, plur. die — e, von dem Seitworte
2, Dosjenige, wodurch etioas im zwey dere
‚unterfcheiden.
ſchiedene Dinge unserfhirden oder abgefondert wird. (1) Im
eigentlichften Berflande, wo man dasjenige, wodurch man einen
Kaum in zwey verfchiedene Räume theiler, noch. einen Unterſchied
zu nennen pflegt. Daß euch der, vorhang ein Unterſchied ſey
zwifchen dem Seiligen und dem Allerheiligſten, < Mof. 26,335,
Ss werde eine Veſte zwiſchen den Waffern, und diefep ein Un:
zerfchiedzwifcgenden Wafjern, ı Mofi ı, 6. Einen Unter⸗
fchied in einem Stalle, ineinem Zimmer maden. Da mar
denn auch wohl einen anf folche Art abgetheilten Raum einen Uns
rerſchied zunennen pflegt. Es liegt in diefem Unterfchiede, in
diefer Abtheilung des Schrankes. Ader von dem Raume, weiber _
nwiſchen zwep Drtern befiadlich ift, der Unterfchied der Grter—
für Entfernung, ifiesim Hochdrutſchen veralset. (2) Figürlich,
dasjenige, as da macht, daß ein Ding von anderer Art ift, aks
sin anderes, wo doch diefe andere Eigenfchaft, dieſer audere Um-⸗
Fand allemahl nah Maßgebung des Zufammenbanges ver ſtanden
werden muß, indem im eigentlichften Verſtande alle Dinge
voneinander unterfchieden find. Es iſt Fein Unrerfchies unter
ihnen, in Anfehung des Umſtandes, welchen man vor Augen hät,
der Farbe, der Größe, der Güte u.f.f. Der Unterfchied des
Standes, welchen der verfchiedene Stand mat” Alten Untere
fchied der Srände aufheben. Der gänze Unterfchied beftche
darin. Zwifchen die und ibm iſt darin Fein Unter fchied. So
‚ ‚ein großer Unterſchied herrſchet unter den Dingen! Der lin:
rterſchied der Fahigkeiten, auch, und vielleicht noch beftimmter,
zwifchenoder unter den Fahigkeiten. Das iffeben der Unter:
ſchied. Aber, nicht Unter ſchied wiffen, was recht umd finf Hr,
Yon. 4, 2, für, rechts und links nicht zu unterfcheiden wiffen,ift ;
angewöhnlid. Inder Rechenfunftiftinder Subrrastion un bey
den Proportionen der Unterfchied, oder die Differenz, diejenige
Zahl, aus weicher erbellet, um wie viel, Einheit n die eine größer
iſt als die andere, Go ſt 3 8er Unterfchied zwifchen und 8.
So angemeffen dee Plural in diefee ganzen erflen Bedeutung der
Sache ſelbſt iff, entweder vonmehrern Arten, oder yon mehrern
Indibidnie fo ſelten Pommes er doch vor.
ige ibm die Unserfchiede der Weſenleiter ab, Duſch.
735.8 *
"a, Derjenige Zufl and des Gemüthes, A Handlung j
der Seele, da ſie den Unterſchied zwifchen zwey Dingen bemerfer,
von unterſcheiden e (3), und ohne Plural; wo es doch nur in
der engern Bedeutung diefes Zeitwortes üblich iſt, ieBemerfung
diefes Unterfchiedes zur Beſtimmung feines Berhaftens zu bis
zeichnen, um einem von den bey den Dingen den Vorzug zu geben,
18 nach Maßgebung des bemerkten Unterfchiedes zu debandelit,
Die durch Gewohnbeis haben geübte Sinne, zum Unterſcheid
des Guten und Bofen, Ebr. 5,14. Alles ohne Unterſchied
tadeln. Ohne Unterſchied der Perſonen. Alle Gerüchte
ohne” Unterſchied für wahr annehmen. Mit interfchied re⸗
den. Ju eben diefer Bedeutung wird auch die R. 9. einen
Unterſchied machen, gebraucht, velche um deßwilken mit uns
terſcheiden nicht gleich bedeutend iſt. Einen Unterſchied ma=
hen, unter dem, was befoblen, und was bloß erlaubt if,
Sie halten unter dem geiligen und Unbeiligen feinen Une
terſchied, Ezech. 22, 26 ; wo doch einen Unterſchied halten,
‘ für machen, eben fo ungewöhnlich ift, als haben, Sprichw.
5, 2: daß dein Mund wife Unterfchied zu baden
Anm. Schon imJfidorUndaricheit, bey den Motker Under- ı N.
fkeit, in einigen gemeinen beiten Mundartın noch jegt Unter⸗
ſcheid/ welche Fori auch in der Deutſchen Bibel Häufig vorfonunt.
Im Oberdeutſchen iſt es weiblichen Geſchlechtes, die Untere |
ſchied. Unterſchied bedeutet eigentlich das, was zweh Dingevon
einander unterfcheidet, Verfchiedenheit aber eheilg ‚den Zuſtaud,
da mehrere Dinge unterfchieden find, theils auch dasjenige über⸗
haupt, was an, einem Dinge von anderer Ars if, als an
andern, —
Unterſchiedlich adj. etadv. welches nur im Pofieio üblich
von dem Mittelmorte unserfchieden abgeleitet iſt, aud fo _
wie diefes mne im weitern Verfraude gebraucht wird, miehe
rere von einander unterfchiedene Dinge zu begeichnen. Es
gibe unterſchiedliche Arten ſich auszudrücken. Unterſchiede⸗
liche Stimmen, ı Cor, 24, 5, mehrere, verſchledene. Un⸗
terfchiedliche Arten der Thiere. Wo es denn oft für die
Beywörter mehr und manch überhaupt gebraucht wird. Ih
babe dir noch unterfchiedlices zu fagen, mandes. Ins
gleichen im Nebenworte. Das Brot wird unterſchiedlich
zubereitet,' auf berfchiedene Art. Es iſt in den gemeinen -
Sprecharten üblicher als in der edlern; verfchieden ift ia
den legtern gangbarer, Es if, wie das gleichfalls gemeine
v
verſchiedlich, mit Wegwerfung des —en von unterſchie⸗
den gebildet, welche Eudſolbe mit dem t euphonico in noch
zaubern Mundarten beybehalten wird; unter ſchiedentlich und
verſchiedentlich. Im Niederf, wird dafür underlegen ges
brauche, E ! Eger
Unterfhlächtig, S. Unterfiplägig. . ER
Ver Unterfchlag,.des—es, plur. die — ſchläge. 1. Ein Unter⸗
ſchied im eigentlichen phyſiſchen Verſtande, d. i. die Abtheilung
eines Raumes durch sine Zwifchenwand, oder etwas aͤhnliches;
eine nur in einigen Gegenden übliche Bedeutung. 2. Die Hand⸗
lung des Unter ſch lagens indem figürlichen Verſt ande biefes Wore -
tes ; ohne Mural und auch nur imeinigen Gegenden, wo es auch
wohin weiternBerfande fürlinterfchleif gebraucht wird. Bek
nen Unterfchlag noch Betrug ausüben. f
Unter ſchlatzen, verb. irteg. act. (S. Schlagen.) >. Unter
ſchlaͤgen; ich unterſchlage, unterfplagen, zu unterſchlagen.
(>) "Wie unterfigriden, in der veralteten eigentliche n Bedeutung,
einen Ranm durch eine dazwiſchen geſchlagene Scheidewand im.
zreca beſondere Raume abtheilen; eine im, Hodidrrtfihen unge
wößnlicheBedeurung2inZimmer unterſchlagen. (?) Was für eie
us andern beftinimeift, heimlich um böslich für fich behalten Ze⸗
manden
Du.
anvertrautes Pfand unterſchlagen.
Mile viel mir ungefähr dev Pachter unterſchlug, Cat,
Bermuthlich At die Figur entweder von der folgenden Bedeutung,
-Mcpers entlehnt, gleichfam mic der Hand darunter ſchlagen. Die
Bat.iatervertereundintercipere haben ãhnliche Figuten zum
Grunde, Daher die Unsevfchlagung, in einigen Öegenden der
Unterihlag. pw ni
ter zu ſchlagen; welches nurin der RX, gangbar iſt, jemanden
ein Bein unterfchlagen, fo wohl eigentlich, mit dem Beine die
Süße unter ihm wegfchlagen und ihn ſolcher Geſtalt zu Boden wer,
fen; als auch ſigürlich, ihm durch Lift ein Übel zubererten, inglei⸗
chen, ibn böslich und mir Liſt eines Vortheiles berauben, ihm in
Erlangung eines Vortheils zuvor fommen; ſupplantare. So
auch die Unterſchlagung eines Beines.
Unterſchlagig, adj,etadv. welches mar von Waffermühlen und
Wafferfünften gebraucht wird, Lin unterichlagiges Waffeypas,
gung gefegt wird, im gemeinen Beben unterfchlachtig ; im Gegen⸗
fage des oberfchlägig oder oberfchlächtig. Line unterfchlägige
Hrühle, welche ein foldes Wafferrad bat.
Der Unterſchleif, des—es, plur. doch nur in der zweyten Bew
die Aufnahme unter fein Dad ; eine im Hochdeutſchen nicht ſehr
Wort auch Unterſchlauf lautet, und von einer jeden Aufnahme,
‚oder Beherberaung gebraucht wied, Unterfchleif fuchen, eine
Herberge.
Den armen vertriebenen Piemontefern Unterfehlauf und ger=
berg su fuchen, Bluntſchli, ein Schweizer, © Welchen ein Gaſt⸗
wirth großentheils Unterfehlaufigegeben, eben derſ. Wenn rs
in den Hochdent chen Gerichten in diefem Verſtande ja gebraucht
Den und Unerlaubten. verdächtige Leute, Diebsgefindel Un-
-zerfchleif geben. Im Oberdeutſchen hat man aud) das Zeitwort
unterſchleifen, herbergen. Das ganze Wort iſt elliptiſch, und bes
deutet eigentlich unter ſeindach oder Obdach ſchleifen oder brin⸗
gen; wo der verächtliche Nebenbegriff in dem Zeitworte ſchleifen
freylich gegründet genug iſt, (S.Schleifweg.) Ben dem Willeram
kommt noch das Seitwort untarſtiufen, als ein Neutrum, vor,
wofür wir jegtungerfchlüpfen fagen würden. 2. Im Hochdeut⸗
ſchen iſt es außerdem noch in einer doppelten figürlichen Bedeutung
üblich, wo Unterfchleif machen oder begehen, theils unterſchla⸗
gen bedeutet, d.h. das, was für einen andern beſtimmt iſt, bös⸗
lich für ſich behalten, theils auch die Obrigkeit bey den Abgaben
heimlich und böslich bevortheilen; Schleif⸗ oder Schleichhandel
treiben. Man macht in diefem Verſtaude inrerfchieif, fo wohl,
wenn man verboibene Waaren heimlich einſchleifet, als auch, wenn
man erlaubte Waaren heimlich einbringer, ohne die Abgaben davon
hier mit dem Vorworte unterſchlagen gleich bedeutend zu ſeyn,
- oderauch fir unser der Sand, d. i. heimlich, einfchleifen, zu
fichen. Im Oberd. iſt Schleif; Schliff, ein Rank, verborgener
Betrug, ein Kuiff oder Schlich ‚ welches Irglzre nahe damit dere
ober auch von dein Auffangen eines in der Bewegung befindlichen‘
». Unterfchlagen ; ich ſchlage unter, untregefchlagen, un:
deutung von mehrern Arten, die—e. 1. Die Beherbergung,
Semanden Unterfihleif geben, ihn beherbergen.
wird, fo geſchiehet es allemahl mit dem Mebenbegriffe des Heinilis
nanden einen Brief unterſchlaten. Gelb, eine Eebſchaft, ein
welches durch den Stoß des unten wegfließ euden Waſſers in Dame,
gangbare, im Oberdeutſchen aber üblichere Bedeutung, wo das
zu eutrichten. Im Schwed. gleichfalls Unterllek. Unter ſcheint
Unt 926
ben, beffer darunter ſchreiben. Einen Brief nur mie den An—
fangs buchſtaben unterfchreiben. Es iſt noch nicht unterfchrie>
ben, figürlich, es iſt noch nicht gewiß, Eigentlich gehöret zu dem
“ Unterfchreiben die völlige Segung des Rabmens, fo wie unter>
zeichnen oder figniven nur mit den Rahmenszuge, den Anfangse
buchftaben, geſchiehet; aKein, beyde werden fehr Häufig für einans
der gebraucht, beſonders wird unterzeichnen in der edleru Schreibe
art oft für unterfiprieben gebraucht,
Die Unterfsyrift, plur. sie —en, die unter einem Dinge befind«
liche Schrift. Die Unterſchrift eines Sinnbildes, im Öegenfage
der überſchrift. In engerer Bedeutung, der nuter einer Schrift
geſettte Nahme. Die Unterſchrift eines Briefes, eines Beſehles
u.f.f: Ein Brief ohne Unterſchrift, ohue darunter gefchrieber
nen Nahmen.
Witerfchüren, verb. reg. act. ich fhüreuntee, untergefchürt,
unter zu fhüren. ı. Feuer unterſchůren, unter dem Keſſel ans
machen, in den Küchen. 2, Im Hüttenbaue ift unterfchüren, die
Erze in die PochFaften jürgen, damit fie gepocht werden, fie gleich ⸗
fam unter diePochflämpel fchuven, oder ſchieben. Dabır iſt da⸗
feldft dev Unterſchürer, derjenige Arbeiter, welcher diefeg ver»
richtet, das Unterfchürgeld, welches er dafür bon eitter jeder
Fuhre Erz befommt, dev Unzerfchürtämpel, der etſte Stämpel
unter den dregen in einem Pochtroge. 7
Die Unterfchwelle, plut. die—n, die untere Schwelle, zum Une
fchiedevon der Oberſchwelle.
Das Unterfegel, des—s, plur. ut nom. fing, anden Schifs
fen ‚ dag untere größere Segel an einem Maftbaume, zum Unter⸗
ſchiede von dem Fleinern Oberfegel,
uͤnterſe enken, verb.reg. act. ich ſenke unter, untergeſenkt, un⸗
ter zu ſenken unterſinken machen ; wofür doch verſenken üblicher
if. Bin Schiff unterſenken, verfenfen, So au die Unter⸗
fenfung. \ >
Anterfeggen, verb,reg. act. 1. Unterfegen ; ich fege-unter,
untergefegt, unter zu fegen ; unter etwas feßen , mit defjen Ver⸗
ſchweigung. Line Stütze umnterfegen, unter etwas, welches den
Fall drobet. Ein Gefäß unterfegen, unter einen herabeinnenden
flüffigen Körper} Er ;
2. Unterfegen; ich unterfege, unterfegt, su unterfegen.
(1) Unter etwas, d.i. mit andern Dingen vermengt, fegen, mie
dem Acenſativ diefer Dinge; nur in einigen Fällen. Bey dem
Koblenbreunen , wird das große Hols mie kleinerm unterfege;
wo es aber auch bedeuten Fönnte, daß es darunter gefegt wird.
(2) Unterfege, das Mittelwort der vergangenen Zeit, wird häufig
für Hein und ſtark oder dick gebraucht, befonders vonder menſche
lichen Statur. Unterſetzt ſeyn. Ein Pleiner unterſetzter Nenſch.
Niederſ. underſetted, im Dfterreich. bunket.
Der Unterſichter, S. Oberſichter⸗
Unterſtegeln, verb.irreg,.act, ich unterfiegele, unterflegelt, zu
unterſtegeln, das Siegel unter etwas drücken, mir dem Accufatio
diefes Eiwas. Einen Vertrag, eine Schuldverfhreibung
ünterfiegein, So auch die Unterfiegelung, ©, auch Der:
fiegeln,
-Unterfinten, verb. reg. neutr. (S.Sinfen,) welches basHülfse
wande iſt, „und in einigen Gegenden ift unterſchleichen überhaupt
z
F ſo viel als hintergehen.
‘Ünterfchreiben, verb.irreg. act. (S. Schreiben ;) ch unter⸗
ſchreibe, unterſchrieben, zu unterfchreiben ; feinen Rahmen un⸗
ter eine Schrift ſchreiben. Einen Brief, einen Befehl, ein In—
Arumenewfsfe unterjchreiben. Seinen Nahmen unterfchrei:
wortfepn erfordert; ich ſinke unter, untergefunfen, unter zu
finken ; unter das Waffen finfen, in einem flüffigen Körper zu
Boden finfen. Die Aghpter funfen unter, wie Bley im machti⸗
gen Waffen, = Moſ. 15. 10. Daher das Unterfinfen.
Die linterfinpfcheft, plur. die — en, ein größten Theils ver⸗
altetes Wort, die Sippfähaft, d. i. Verwandten, in abſteigender
Linie zu bezeichnen, zum Unterſchiede von der Oberſtopſchaft, der
Verwandtſchaft in aufſteigender Linie,
Der
97 Um
Der nterfig; des ae plur.sie —e, der untere, d, niedti-
gere Siß, zum Unter ſchiede von dein Dberfige, - -
UÜnterfpannen, verb, reg. act, id fpanne unter, unterges E
ſpannt, ameerzufpannen, unter etwas Wannen, mit Verſchwei⸗
gung diefes Etwas. Ein Tuch unterfpannen. .
— Unterfpreigen, verb. reg act... ünterfpreigen ich fpreige
unter, untergefpreigt, untevzufpreigen unter etwasfpreigen,
mit Verſchweigung diefes Etwas; (2) Bon fpreigem, den Juten⸗
ſivo von fpreiten, breiten, heftig unterbreiten Ein Tuch un!
terſpreigen. (2) Bon Spreitze, fleine Srüge, and. fpreigen,
als eine fleine Stüge unser etwas fegen.. Hölzer unter⸗
ſpreitzen.
2. ncerſpreltzen/ ich unterfpreige, unterfpreigt, zu, —
ſpreitzen; in der legten Bedeutung des vorigen, mit dein Aceufar
io dickes Gtwasend Verſchweigung der Stůtze. Eine Schleufe .
2,7 gültigen Borftand des Unzernehrnens, Wagens gebraucht wied.
Ne noch weiteem Berfiande heißt es eben dafelbfi Kap 48: A
- terfpreigen, mit untergefigten — vor dem Einfahe ver⸗
wahren;
Anterfpringen, verb. irreg. neutv- (8. Ge welches
das Hülfswort haben erfordert; ich unterfptinge, unterfpruns
gen, zu unterfpringen, Es iſt nut bey den Sägern für unterlaus
fen üblich, S. dieſes Wort. sch
Der Unterfialler, S Staller. — %
"Der Unterflallmeifter, des—s, plur, ut nom.ling. 9 une
tere ——— zweyen, im Begenfage des ——
ſters.
ſtaͤmmt, unter zu ſtämmen, als ein Stamm oder ſtarke Stüge
unter etwas ſetzen, mit Verfpweigung diefes Eiwas. Ben Hm ;
unterflämmen, unterbden. Kopfa
Unterfteden,verb. reg. act, ich ſtecke unter, untergefiedt, uns:
terzuſtecken. 3. Ben unter; lub, unter ein anderes Ding fies
den,mitdeffen Verſchweigung. Daher ift im Salzwerke zu Holfe
"Ser Unterſtecker, derjenige, weiches das Holz unter die Pfanne .-
fledt. 2. Von unter, inter; unter andere Dinge ſtecken, und
gleichfam damit vermengen; in welchem Verſtande mar Eruppen .
Soder Soldaten un terſteckt, wenn fie unter eineandere Compagnie,
unter ein anderes Battallion oder Regiment vertbeilet werden, fo ;
daß fie aufhören, ein eigenes Corps, auszumachen. So pflege
man auch aanze Batralliong oder Regimenger uniet zuſt ecken; wel⸗
ches in einigen Gegenden auch unterfioßen genannt wird, Daber
die Unterſteckung.
Untereben, yerb.irreg. neutr, (S, Scchen,) weldes das
Hütfswort feyn, als ein Recipr. aber haben erfordert. 1. inter:
heben; ich fiebeunser,bin untergeftanden, unrer zu fe 5 uns
ser ein Obdach fiehen oder treten, mir deffen Verſchweigung un⸗
tertreten. Wir wurden ‚nicht na, denn wir fanden unter,
Ss vegnete, aber wir konnten nirgends unterſtehen.
1.2, Uyteriehen; ich unterehe unterftand zu interächen ;
— einfeeißrochm, die ewerffleligung einer ſchweren und wichtigen
- Sade mit Zuverficht und Vertrauen fiber ſich nehmen, und felbige .
wirflich aufaugen; wo es doch ain häufigften nur im engeen Ber»
"frände, teils don verwegnen, theils auch von verhotfenen Hand« ;,
Aungen gebraucht wird. So wohl wit dem Infinitiv under .
Gen zit. Mr wirdden hochſten Fäftern, und wird fh tinterfik: -
ben, Zeit und. Gefeg zu Ändern, Dan,17, 24. Sıl'unter-
ſtehelt dich, zu begreifen den Wegdes Yllrbößkten ? 4@fr)4,2.
Fiemand ſoll ih unterſtehen, dir zu fhaden, Apoß 18 10,
Als auch mit demecufariv ber Sage, Bod-am päuflghen ala
mitben Wartikeln es/ was i. ſ fe,! Er hat es ſich unterſtanden,
Was unterſteheſt du. dich Was untevfichen Ah der Arme,
Prid.6,8, Jugleichen mit einigen Beywörternd Er unterftehet
‚2 viel, Mir Hauptwottern iſt ee in Hochdeutſchen KispE gang ⸗·
bedient ſich uhren.
fich einen Mord > unterichen,fondern ſich unterfiehen einen Mord
FR:
Bar, RER Nicht,
zu begeben. fagt man in der ziwepten
Endung, ſich eines Movsesunterfiehen, welche Wortfügung auch
im Hochdeniſchen nochgeabmet wirb. Ich unterfiehe mich deffen -
richt, Ihr mueſt euch unterſtern der abentheuer, Theuerd.
Kaͤp. 6 wo es noch in dem veralteten guten, wenigſtens gleiche
—— ren unteräeben; kch an ibn machen, ihn angreifeu.
Anm. Schwed unterli, w
ne has bedeutet, Unterſtehen ges det ſich in dem give
vs aufrben die Figur, als unterfangen, unternehmen
"u Binden, und bedeucer eigentlich, ſich unter etwas Repen,,d.i.
Bbllen, odendaruntersweten, um es aufzußeben; Las, kultinere,
4 gebraucht dafür ingaan, ſich unterſtehen, ei es
angehen, Lat. aggredi, Wochier ertlaret es daherieri durch
Widerfichen, wetcper Begeiff gar nicht hierher gehören, - aß es
Ebhedem auch außer ——— — —
Aus dem Theuerd. Kap. 86: 22)
Als es nun ging genden Morgen
Wolten die morder vnder ſtan
Den mord u thun⸗
EEE N. —
—V a.
Bi,
elches aber ——
Nach einer jetzt weraiteten Bedeutung. wurde eschedem miedem
= Aceuſativ für verbindern gebraucht; etwas unsecitehen, eigeute
Yinterfämmen, verb.'reg. act. ich ſta mme —
lich, ſich darunter ſtellen, deſſen Bewegung aufzubakten, Far
Wer Unterfteiger, ve —s; plur. ut nom. fing. im —* —
ein dem Oberfteiger nach⸗ oder untergeordueter Steiger.
Die Unterſtelle, plur. Me —n die unterſt Stelle ben Range
nad, im Örgenjageder Oberftelle, .. . ed
Ünterftellen, verbsveg. act. ichitelle unter, unter ellt un⸗
ter zu ſtellen unter ein anderes Ding Fellen,mir deſſen⸗ erſchwei·
— Ein Setsß ——— ‚Si umsehen: MRlee ein
bdach.
Der Unterfleuermann, Ne ⸗es, plur. die Bi ite, aufi den
Schiffen, weun mebr als ein Steuermann vorhanden ifl,
Steuergann dem Range. nad, welcher dem vn —
untergeordnet iſt.
‚Unterfioßen, verb. irreg: dei (S. Stoßen 3 PN ‚hoßeuntet,
untergefloßen, unter züftoßen, 2. Bon unter, lub, unter ein _
anderes Ding floßen, mit deſſen Zerfgweigung. In dieſem
Verſtande kommt es, doc in ſigürlichet Bedeutung, Jer. 22, 17
D
ergwepte
—
vor: bein verz tehet dahin zu freveln und unterzufioßen, d, de
andere zu uarerdrüden, in welcher, im Hochdeutfehen-gang Ders
alteten Bedeutung es doch zu unterſtoßen beißen müßte, don dem
ungewöhnlichen unterſtoßen, unterdrücken.
ter, unter andere Dinge ſtoßen, und gteicpfanndaini vermengen,
„wie unterfleöen, 8, daffelbe,
3 un
ſtreiche/ unter ſtrichen, zu unterfireichen; mit eiuem Darunter ges
"szogenen Giriche bezeichnen.: Ein Wort, eine- en
Buche unterſtreichen. Daher die Unterfireihung., °
-nterfzeuen, verb, reg. act. ich, freyeunter, untergefh euer,
unter zu freuen, unter ubyetwas fireuen, fo wohl mit deffea
* ———— als auch mir deſſen Meldung, in der dritten Ens
dmug. Sand unterſtreuen. Zenenieg Btumei, den plerden
Stroh unterſtdeuen. *
Der Unterſtrich, des—es, — eh, bey —— ein Nah⸗
mie des Comma, zum ahterſchiere von drul — — —
ſtrophus.
Die Unterſtube, — die—n, tie untere Shubrin einen Haufe
zum Unter ſchiede von, ver @beriube, hi *
er
* Bon unter, in-
Achen, verb. irreg.act. (©. Stkiden ;) ich unter:
J
—
Be u a eh a te £
\
E Arlır
— 4J
a ar
— Der Unterſtuhl des — es, plur.. die — fühle „in den
derte zu Halle, der untere oder niedriger ſtebende Stuhl oder.
tü en, verb.reg. act, Y.unterfiugen; ich flüge vn⸗
= Baſpel zum Unterfibiede vondem Oberſtuhle.
— ter, unter geſtützt, unter zu fügen ;. als. eine Stütze uster ein‘
a Ding fegen, mirdeffen Verſchweigung. Binen Pfahl unterſtü⸗
gen. Die Arme unterikugen. unter den Kopf.
3, Unter ſtůtzen; ich unterfuge, unterfugt;- zu unterfiül«‘
gen ; ein Ding durch. eine untengefegte Stüge vor dem Falle‘
__ ‚bewahren, mit. dem Accufativ dieſes Dinges ı) Eigentlich. Ein
ais umterfügen, wofür man auch nur fügen fagt, Kine
große Säule, welchenur eine kleine Laft unterſtützt, verletzt
die Einheit des-Gebaudes,
2 Jeiften, und in nech weiterm Verflande, jemandes Abſicht, die‘
Wirkung einer Urfache befördern, #8 gefchebe, auf welche Art es
wolle, Jemanden mit Rath und That unterſtützen. Ihn mir
Seld mit vorſchuß unteriigen. Unterflügen ſte meine
Bitte, mein Anſuchen, mein Wort bey ihm. Von niemanden
unterſtützt werden. In der Mahlerey unterſtlitzen die Schatz
sen die Lichter, wenn fle bie Abſicht, die verlangte Wirkung der⸗
ſelben befördern helfen, Eben daſelbſt unterfiugt eine Gruppe:
die andere, wein fieden Eindruck befördern hilft; welchen dieſe
machen fol. —
Die Unterſtützung, plur. die — en, von dem legten: Zeit worte
diefer Art, ) Die Handlung des Unterſtützens ohne Plural,
2) Figürlih, Hülfe, Benffand, Beförderung der Abficht, Mit-
wirfungaller Art; mit dem Plural, doch wur zuweilen und vor
- werfchiedenen Arsen. Femanden alle Unterffügung angedeihen
laſſen. Ihm ſeine Unterfiugung vevfagen. Kann ich mich
auf ihre Unterkügung verlaſſen?
Anterſuchen, verbr reg aẽt. ich unterſuche unterfucht, zus
unterfuchen, die Art und Weiſe eines Dinges zu erforfchen fur \-
den. Eine Rechnung unterfuchen, ob fie im allen ihren Sheilen:
richtig iſt. Ein’ verbrechen unterfuchen, nachforfchen, wie es
begangen worden. Die Sache ſpll unterfischt werden, iſt noch
nicht unterſucht worden. Daber die Unterſuchung, plut. die
Sen. Eine Unterſuchung anfiellen.
Anm, Hifried und Rotker gebrauchen dafür irfuoehen, er⸗
füchen, ingleichen beluochen. Bey dem Kero kommen für Un:
gerfuchung die Haupsiwörter Urfuahhidu und Kefuahhidu-
por. Unter Fann hier im eigentlichen Verſtande ſo wohl (üb als‘
interbedeuten,. Opis ſchelnt es in der im Hochdeutfchen- frem⸗
den Brdeutung für’ verfuthen zu gebrauchen
\ Der. Here’ hat einen Bid, gethan
Dem Dävid, den der _n Sludt‘
Zu Ändern nimmer unterſucht, Pf. 132, 7%
— fintertauchen,verbireg.att. et neutr. welches im legtern Falle’
das Hülfswort haben erfordert; ich tauche unter, Unter getaucht⸗
unter zu tauchen; unter das Waſſer tauchen-, mit deffen Vers
ſchweigung. Jemanden unkertauchen, als ein Xetivum, ihn
unter das Waffer täuchen, Die Änten, die Taucher tauchen
anter, eis ein Neuteum, wenn fie fi unter das Waſſer laffen;*.
wofür man auch reciproee ſagt, ſich untertauchen. So auch das
AUntertauchen, und im: activer Bedeutung auch wohl die Unter⸗
enuchung: Niederf. unnerduken —
Anterthun, ‚adv. unter ſemandes Gewalt gethan, der hochſten Ge⸗
walt eines andern unteriworfen. Züllet die Erde und machet ſie
urh untershan, Mor. 1,28, Alles volk folk dir zinsbar
"and untereban feyn, 5 Moſ. ao; 11. Ich bin ein Menfch, der
* ObrigPeirunrertban, Luc. 7, 8. Sich jemanden unterthan
" machen, welches in der Deutfchen Bibel Häufig vorfomiht, wird
* im vochdrutſchen ſelten mehr gebraucht, fo wie uberhaupt dies
29h W, 8 TH, Hal,
X
2) Figürlich Hilfe allerley Ark“,
4
Unt 180.
*
Wort in der jest gebachtenengern Bedentung von unterworfen,
und andern Ausdrüden größıen Theils verdräuget worden, Kit
weiterer Bedeutung von andern geringer Arten der Abhängier
keit iſt es. noch mehr veraltet, und allenfalls nur noch imgemeinen:
Leben üblich. Seyd unter einander unterthan, Epbef, 5, 21,
Die Weiber ſeyn unterthan ihren Mannern alg dem-Herren;
Ephef. 5, 22; wo doch nad) morgenlãudiſcher Art die engere und
firengfte Art der Unterwürfigfeit verfianden werden kann, welche
‚ben unfern abendländiſchen Sitten nicht Statt finder,
Anm: Schon bey dem Notker undertan, Mir liut.dii rich:
und diilant ündertan; fiugt auch Raifer Heinrich unter den:
Schwäbifden D Gtern. Bey dem Ottfried iſt untarthioh, von‘
‚Tiuoh, Knecht, sehorfam überhänpt,. Es ifk eigentlich das Mit⸗
telwort von dem veralteten Zeitworte untertbun, unser jemandes-
Herrſchaft und. Gewalt, und. in eugerm Verſtande unter deffen:
böchfte, oft wilführlige, Gewalt geben oder thun, [ubdere,.
‚ Jubdirus, nach welchen es gebildet: zu ſeyn ſcheinet. ©, auch⸗
das folgende, ingteichen Unterthanig
Der unterthan, des — 8, plur. dir— em eine Perfon; welche"
der höchſten Gewalt eines andern unterworfen iſt; da es denn noch"
in doppeltem Verflande gebraucht wird. 1) Alle Perfonen,weiche
einem gewiſſen Grund⸗ und Gerichtsberren unterworfen ſind, hei⸗
fen deſſen Unterthanen. Zr oder ſie iſt mein Unterthan Unter:
then iſt bier ein allgemeiner Ausdruck, welcher alle Grade der
Unterwärfigfeit gegen die Grundherrſchaft von der ſtreugen
Leibeigenſchaft an, bis zur bloßen Gerichtbarkeit, unter ſich bes
greift/ für weiche Grade mon in den Provinzen eine Menge eigener
- Wörter hat, wohin Solde, Grundholde Unterſaß, Sinterfaß;-
Unterhövig, Erblente, Erbbauern und hundert andere meht
gehören. Doch wird es häufiger vonfolchen Derfonen gebraucht,
welche dem Örundherren niit ihren Perfonen oder Gütern auf eine’
oder die andere flrenge Art nuserwerfen find, als von folchen,
welche bloß deſſen Gerichtbarkeit exkennen müffen, weiche alfens
falfs Gerichtsunterthanen beißen, / welches Wort doch um des Ne⸗
benbegeiffeswillen, nur von geringen Perfonen gebraucht wird.
Lehensleute oder vaſalten ſind· als folche, kriue eigentliche Unter⸗
thanen, welches eigentlich den Brgriff der höchſten unumfopränte
ten Oewalt einſchließet, der bey der Lebenshorrlichkeit nicht Statt
findet: 2) In Abſicht auf die öchfte Landegobrigfeit iſt jeder ein
Unterthan, welcher derfelben, unterworfen iſt; jedes &lied des
< gemeinen Wefens, ſo fern es der höchſten Gewalt unterworfen ift.:
Salomo hatte Sriepe von allen, jeinen- Unterthanen umher,
Kön. 4x, 24. Wie Sir Sürften-,. fo die unterthanen. Der
vornehmſte Miniſter ib des Landesherren erier Untertham
In die ſer Bedentung‘fk im weiblichen Geſchlechte Unter han nn
rblich, fo ſehr es auch wider den Urſprung dieſes Wortes reitet,
welches eigentlich das Mittelwort der sergangenen Zeit ft, Untere
. share würde richtiger Teyn allein esift noch weniger gebränchlich.-
Anm. Dip dem Seryker Vadertan ; Schwed..ımd Fländ.-
Vnderdän, Es ift, wie ſchon bemerft worden aller Wahrfcheins
lichkeit nad) das Mittelivort'von dem veralteten unterthun., wie‘
Subditus,vonfubdere, von welchen eg eingbuchftädliche Üüber⸗
fegung zu feyn ſcheruet. Keros Untardeonot hingegen, iſt von
unter und-dienen zufammen gefeger, ſo iwiedas Angelf, Under-
theod; von unser und Cheod, Dier; Volk,- $
‚ Untertbänig,— en, — fe, adj. et adv. son dem vorigen Haupt⸗
worte.
> Suftande eines Unterthans gegründet. 2) In der erften Bedeutung:
de⸗ Sauptwortes/ wo alle diejenigen anterthanig heißen, welche:
einen Grundherren mit Leibeigenſchaft oder Frohndiguften vers
1 Eigentlich, ein Unterthan fepend;ingleichen in dem: -
Butdehfind, Unterrbänige Bauern, Sinserfaffen, Unkerhänige:
Städte, ineinigen Örgenden, deren Einwohner zu Froßndienften:
Run : ehe.
N
991 Be
ſtande unterthan nicht üblich iſt. Bon der Verbindlichkeit gegen
Seinen blogenGerichtsherren ſcheint es nicht gangbar zu ſeyn. 2) In
h
er
verpflichtet find. Jemanden unterthänig feyn, in welchem Ver, Der Untertruchfeß,, des — en, plur. die —en, der untere,
— unt
d. i. nachgeordnete Truchſeß, unter zweyen; im Gegenſatze des
©bertruchfeffes. S. Truchſeß. ES
der zwehten Bedeutung des Hauptwortes, jemanden als der höch⸗ Untertüfdyen, verb.reg.act. ich unterrufche,, untertafcht,
ſten Obrigkeit unterworfen. Die Moabiter wurden David un—
terthänig, 2 Sam. 8,2. Jojakim ward dem Mebucadnezar
unterthänig, = Kön. 24,1. Nach der Wirkung, damit. er
kann auch alle Dinge ihm unterehänig machen, Phil, 3, 21.
Sn diefer Bedeutung wird e3 wenig mehr gebraucht; indem dafür
aber in beyden Formenanterwurfig gebraucht wird, 2) In weis
terer Bedeutung ift es ein febr gewöhnlicher Ausdruck der gefell,
Der Linteruntergang, ©. Untergang.
- in der Adoerbial⸗Fotm noch zuweilen unterthan, noch häufiger Das Lnterperded, des—es, plur, die—e,
zu untertufgen ; im gemeinen Leben, in der Stile unters
drüden. Eine Sache untertuſchen, machen, daß fie nicht bes
Fannt werde; fie vertufchen. Go au die Untertuſchung.
©. 2. Tufchen. Se
unterfie Berded in einem Schiffe, welches auch der Unterlauf ger
nennt wird ; im Öegenfage des Oberverdedes oder Oberkaufes,.
ſchaftlichen Höflichkeit, welchen man ans Ehrerbierhung von ſich Der Unterpormund, des—es, plur. die—münder, der un:
gegen fehr vornehme Perfonen gebraucht, auch wenn man ihnen
auf keinerley Weife unterwürfig iſt; und dieß iſt auch der zinzige
tere Vormund dem Range na, zum Unter ſchiede von dem Oberz
vormunde, — Ä
I
das untere oder ”
Fall, in welcher die Comparation üblich iſt. Ich bitte untercha⸗ Unterwächfen, verb, irreg. neutr.(®. Wachfen,) weldes dag -
nig oder unterehänigft. Meine unterebänige Bitte, Gefin-
nung u.f.f. Ew. Excellenz untertbäniger, oder, in einem
noch höhern Grade des Abftandes, unterrhänigfier Diener, in
Briefen, Man gebraucht es, wie gefagt, von ſich gegen fehr hohe
Derfonen, gegen welche man gehor ſam und gehorfamit, noch für
zu geriage hält, Aber untertbanigk » geborfam*t mit einander
zu verbinden, wie von vielen gefhiehet, ift auch um deßwillen un⸗
ſchicklich, weil gehorfam weniger fügt, als unterrhänig, und
daher dieſes gewiſſer Maßen wieder aufhebt.
Unterthaͤnigkeit, plur. car, die Eigenfchaft, da eine Pers
fon jemanden untertbänig iſt. 1. In den bepden eigentlichen Bes
deutunden des vorigen Wortes, wo es bafonders von. der Untere
würfigfeit gegenden Grundhorren, fo wohl in Anfebung der Leib,
eigenfchaft, als. auch der Frohndienſte, oder anderer Verbindlich»
Zeiten, gebraucht wird. Von der Unterwürfigkeit gegen die höchſte
Sandesobrigfeit kommt es, außer wenn es mit der folgenden Be
deutung zufammen fliekt, feltener vor. ©. In weiterm Verſtaude,
als ein Ausdruck der geſellſchaftlichen Ehrerbietbigkeit gegen febr
Vornehme, die Fertigkeit eingm ſehr Vornehmern die ſchuldige
Pflicht und Ehrerhierhigkeit zu erweiſen. Ich bitte in tiefſter
Unterthanigkeit.
Bey demqgtoꝛker mit einer andern Xbleitungsfolbe Undertani,
gleichfam Unterthane.
Das Untertheil, 88 es, plur. die ⸗ e, Diminut, das Un⸗
gertheilchen, das unsere Theil eines Dinges zum Unterſchiede von
dem Oberthelle.
Untertröten, verb, irreg. act. (8. Treten.) 1, Untertbes
ten; ich trete unter, untergetreten, unter zu treten; in
‘ die Tiefe, unsere das Waffer treten, mit dem Accuſativ der
are 4
Sache.
2, Unterteeten; ich untertrete, untertveten „zu untertre—
sen ; gleichfam unter die Füße treten, wo es doch nur no in
figüelichem, und auch bier nur im engern Verftandeüblich iſt.
Femanden untertreten, feine Überlegenheit auf die merklichfte
Yet zu deffen Nachtheile mißbrauden, wo e3 einen härtern Grad
bezeichnet, als unterdriiden, aber im Hochdeutfhen nicht mehr
fo gangbar iſt, als diefes. Eſau fprach, ev heiſſet wohl Jacob,
denn er hat mich nun zwey Mahl untertreten, ı Mof, 27,36
Caß mich nicht untertveren werden von den Stolzen, Pf. 36,
22, Zn deinem Nahmen wollen wir untertveten, die jich wis
Ser uns Segen, Pi.44,65 wo es in der noch ungewöhnlichern
Bedeutung des Überwindeng ſtehet. So auch die Untertretung.
Dos amptwort der Untertverer, welches noch mehrmahls in des
Beutſchen Bibel vorkommt, if, außer allenfalls in der dichteri⸗
den Schreibart, noch ungewöhnlicher, :
“
Hülfswort feyn erfordert, von welchem aber nur das Mittelwert
der vergangenen Seit üblich if, 1. So fern weiter, inter, bes
deutet, nennet manein Ding unterwachfen, fo fern etwas von
anderer Art dazwiſchen gewachfen iſt. Man neunet das Sleifch
gefchlachteter Thlere unterwachfen oder mit Fett unterwachfen,
wem das Fett lagen weiſe dazwifchen gewach ſen if. Man ge -
braucht es am häufigften nur ın dieſein Fale ; wen Unfraut unter
dem Getreide wachſet, jagt man nicht, es fey mis Unkraut uns
cerwachſen. 2. Bon unter, Sub, am untern Theile beivachfen;
aud zur in einigen Fällen. - Die Wunde if mit wildem Sleifhe
unterwachſen, wenn wildes Fleiſch darunter gewachſen if,
Der Unterwall, des— es, plur, die —wälle, im Feſtungs⸗
baue, ein auf dem Horizonte angelegter Gang mit einer Bruff--
wehr, am Zuße des Sauprwalles, und im Gegenſatze deffelbenz
Franz. Fäullebraie,
Unterwärts, ein Rebenwort deg Ortes, nach unten bin, nach uns
ten zu, in die tiefere Gegend bin. Der Odem des Diebes fah⸗
vet unterwärts in die Erde, Sprichw. 15, 24. Die Waffen.
fließen unterwäres, Mich. 2,4. Seltener mic der zweyten En
dung desHauptiwortes, unterwärts des Berges, beffee, unten
am Berge, oder den Berg hinab. S.aud Abwarıs,
Unterweges, adv, welches aus unter Weges zuſammen gegos
gen ift, und richtiger getheilt gefchrieben wird. Inter wird hier
elliptiſch mit der zweyten Endung verbunden, wofür in andern,
befonders Dberdeutfhen Mundarten die dritte Endung des Plurals
üblich iſt, unter Wegen, vder unterwegen. (©. Unter.) Unter⸗
wegens, wieineinigengemeinen Mundarten üblich iſt Tüßt
mit nichts vercheidigen, man müßte denn das 8 für den Ahleie
tungslaut des Adderbii Halten, welches an unterwegen gebänget
worden. Es iff nurin der gemeinen und vertraulichen Sprechart
üblich und bedeutet, 1. auf dem Wege, während des Weges, oder
der Reife. Unterweges, unter Weges bey jemanden einfpre=
hen, auf der Reiſe. Unterweges feyn, auf dem Mege, auf
der Reiſe. Als er unterwegen in der Herberge war, 2 Moſ.
2, 24, und fo in andern Stellen mehr, wo allemahl unferwegen
für dasim Hochdeutſchen gewöhnlichere unterweges fieher. Can⸗
ge unter Weges feyn, aufder Heife. 2. Figürlich iſt unter we⸗
geslaffen, fo viel als unterlaffen, welches legtere daraus zuſam⸗
ien gezogen worden, aber in der auftändigen Sprechart üblicher
iſt. Daß er ſolt onnderwegen lan den fprung, Theuerd. Kap,
31... Ich Fans nit vnderwegen lan, Kap. 68. Läzzenun-
ben unterwegen laffen, 5 Mof. 23,22, Ehedem fagte maıt
aud) nnterwegen bleiben; wofür aber unterbleiben jest allgemein
iſt. Thaz is under wegen belat, d.i. bleibt, in dem alten
Fragmenie auf Carln den Großen bep dem Schilter.
terbegen, (unterwegen,,) fon bey dem Hornegt. Das Gele
17 Be
N nsenmalle —— der Zeit, zu EIER Meilen, d:t,
Zeiten, bisweilen, zuweilen, welche im Hochdeutſchen üblicher
find, beſonders das letzte, dagegen uͤnterweilen mehr in den ger
„meisten Sprecharten vorfonmt, Unterweilen haben auch Laffer-
hafte Derfonen Gluck, zu manchen Zeiten, bisweilen. Es iſt ein
altes Nebenwort, welches ſchon hädfigbeyden Schwäbifchen Dich»
fern vorfommt, wo es underwilen und underwilent lautet,
: Eintwingen von frowen
Machet mannesherze :
Bı wilen truric und underwilenfro,
Heint. von Stretlingen,
Die verkerent under wilent mir den ER
h Heinr. von Morungen.
"x DHpig gebraucht dafür das im Hochdeutfchen feltenere unterzeiten;
: Willeram und feine Zeitgenoffen aber eteswanne unte etes-
wanne,(Ö.£twan.) Unter batin dieſer Zuſammenſetzung die Be⸗
deutung des inter,gleichjam zuZeiten mit unter,Zat,.interdum,
Unterweiſen- verb. irreg act. (S. Weiſen;) ich unterweife,
unterwieſen, zu unterweiſen; welches nach Maßgebung des Zeit⸗
wortes weifen, eigentlich bedeutet, durch Weiſen oder Zeigen uns
bekannte Handgeiffe oder Feriigkeiten beybringen; mit dem Accus
fativ det Perfo, und dent Borworte in, in Anfehung der Sache.
Ein Bind im Schreiben, eine Perfon im Tanzen, jemanden
im Reiten, im Sechten, in dev Muſtk, unterweifen. - Der
Meiſter unterweifet feine Lehrlinge. _ Daß ex fle unterweifete
zu fingen , (unterwiefe im Siugen,) ı Chron, 16,22. Ehedem
wurde es mit der vierten Endung derGache Häufig für das einfache
'weifen, zeigen gebraucht, in welchem Verfkande es aber. im Hoch⸗
deutfhen veraltet if. Er wird ihn unterweifen den beften
Meg, Pf. 25, 12. Unterweife mich den Weg deiner Befehle,
9. 119, 8, Der ihn unterweife den Weg des Veritandes,
Eſ. 40, 14. Diefer war unterweifer (unterwiefen) den Weg
des Seren, Apofl. 18,25.
fchen figürlich von Beybringung wiffenfhaftlicher Kenntniffe und
‘Begriffe gebraucht. Da es denn mit unterrichten gleich bedeus
send iſt. Jemanden im Chriſtenthume, in der Erdbefchrei-
bung, in der Mathematik unteyweifen. Siehe, du haft viel
unterweifet (unteriviefen) und müde-Gände geſtärket, Hiob
4,3. Here unterweife mich nach deinem Wort, Pf. 119, 169,
Auf daß ich auch andere unterweife, ı Cor. 14, 19,
So auch die Unterweifung, die Handlung des Unterweifens,
Anm. Schon Ottfried gebraucht es für lehren, er al iz un-
'tarwelta, er lehrete es alles; woraus erheflet, daß es mit der
vierten Endung der Sache fon ſehr alt if, obgleich diefe Wort⸗
fügung im Hochdeutſchen unter die, veralteten gehöret. In dem
ſehr alten Fragmente von dem Geſpräche nit demSamaritanifchen
Meibe, ift untarneuizzun,beweifen. DasSchwed.undarvifa
ift mit dem Hochdeutfchen aleich bedeutend, im Niederdeutfchen
hingegen kann underwifen, fo wohl zurecht weifen, als auch zu eis
ner Pflicht anhalten, anweifen, bedeuten. "Die eigentliche Be⸗
deutung des unter iſt hier eben fo dunkel als in unterrichten.
Diereguläre Eonjugation, welche noch in der Deutfchen Bibel vor⸗
s Fommt, iſt im Hochdentfchen ungewöhnlih. S. Weifen.
Die Iinterwelt, plur. inuf, die untere Welt, d.i, der unter der
Erde befindliche Zufammenbang der Dinge, im Gegenfage der
Oberwelt, den Aufenthalt: der Verflorbenen noch dem Tode zu
bezeichnen. Es wird nur noch zuweilen als eine Anfpielung auf
die Fabellehre der Griechen und Nömergebraucht,
Ynterwerfen, verb.irreg, act, (©, Werfen ;) ich unterwerfe,
unterworfen, zu unterwerfen, von feiner oder eines andern Ge⸗
walt abbängig machen. Sich ein Land unterwerfen. Yun ge-
Henker Ihr „die Binder Juda und Jerufalem euch zu unter⸗
fen höchſte Gewalt über fich thä
Der Unterwind, des — es,
Deſto häufiger wird esim Hochdeut- -
zu veden mir dem Herren, ı Mof. 18, 27,
‘von den frübeften Zeitenan.
Unt - 994
werfen, » Chron,. 28, 10, LinLeib, der Sünde unterwor-
fen, Weisb. »,4. Dein Wille foll deinem Manne unterwor⸗
fen feyn, 2 Mof. 3, 16. Niemanden unterworfen feyn. Zr
gleichen als ein Reciproeum. Sich jemanden unterwerfen, defs
eunen. In weiterm Vers
ſtande ſagt man, ein Ding ſey einem andern unterworfen ,
wenn es häufig, von demfelben befiimme wird. Wir bleiben
Menſchen, die Sehlern unterworfen find. Der Leib, ift dee
DVeranyerung unterworfen. Die Tugend iſt nicht dem Wech—
fel der Zeit unterworfen, nicht von demfelben abhängig, wird
nicht davon beftimmt. Allerley Unglüdsfällen unterworfen
ſeyn. In noch weiterem Verftande oft nur von der nahen Mögs
lichfeit, von einem Dinge beſtimmt zu werden.” Der Seuersger
fahr unterworfen ſeyn.
Daher die Unterwerfung, doch nur in der eigentlichen Bedeu⸗
fung, two es fo wohl im thätigen als reciproken Verſtande ges
braucht wird, Die Unterwerfung eines Landes, thatig. Die
Unterwerfung'unter Gott, unter einem Könige, in der reeipro-
fen Bedeutung,
Anm. Schon bey dem Kero untaruuerfan, der auch das Haupt⸗
wort Untarworfan;jfür Unterwerfung hat, Es bedeutet, fo
wie das Lat. [ubiicere, eigentlich unter fich. werfen. ©. auch
Unterwürfig und Unterwürfigkeit.
plur. die—e, ein Wind, welcher
nahe an und über der Oberfläche der@rde wehet, zum Unterſchiede
des Oberwindes; beſſer, der unte re und der obere Wind,
unterwinden verb. irreg.recipr. (S. Winden;) ich untere
winde mich, unterwunden, zu unterwinden. ı.*Sich eines
Dinges unterwinden, mitder zwenten Endung der Sache, fich
dafjelbe zueignen, ſich im Beſitz deffelben fegen ; eine im Hochdeut⸗
ſchen veralteteßedeutung, Vnd fulen ih des underwinden,
ſollen es in Befig nehmen, im Schwabenfp. Kap. 58. Viel Gur
tes wart fogar erbloss, daz nyemand was, der fich feyn uns
derwund, ein alter Gefchichtfchreiber bey dem Pez, nach dein
Friſch, deresin Beſitz nehmen wollte, Die Niederfachfen fagen
dafür ſtk anewinnen, ſich anwinden. 2. Die Bewerffielligung
einer ſchweren Sache übernehmen, etwas Wichtiges zu thun ſich
anheiſchig machen, und es wirklich aufangen, wie unterſtehen.
So wohl mit der zweyten Endung der Sache, auf welche Art Wil⸗
leram ſchon untarwintan gebraucht. Der ſich des willigklich
unterwand, es willig unternahm, im Buche Belial von 1472.
Der unſrer Leyer ſich fo eifrig unterwunden, Seultet, der es
wagte, fie zu ſpielen. Im Hochdeutſchen wird dieſe Wortfügung
wenig mehr gebraucht, außer etwa tn der dichteriſchen Schreibart.
Als auch, und zwar am hänfigften,, mit dem Infinitiv und dem
Wortchen zu, wie unterſtehen. Ich habe mich unterwunden
Sintemabl fichs
viel unterwimden haben, zu ftellen u. f. f. Luc. 1, 1.
unterwunden ſich aber erlihe — den Nahmen des Herren
Fefu zu nennen, Apoft, 19, 13. Nicht jedermand unterwinde
ſich Lehrer zu feyn, Jar. 3, 1. Ob man es gleich in diefer Form
nicht mit unter die veralteten Wörter vechnen Fann, fo wird es
doch im Hochdeutfchen feltener gebraucht, als unterfieben.
Ynm. Im Schwed, umdervinna, Es iſt im: Deutſchen
ſchon fehr alt, und finder fich ben det Oberdeutſchen Schriftſtellern
Die letzte Hälfte ift das alte Zeit⸗
wort winden, winnen, fich beſtreben, feine Kräfte anſtrengen,
melches außer diefem nur in den Zufammenfegungen gewinnen,
überwinden und verwinden üblich if. (S. Winden) Im Baus
zen liegt Hier eben diefelbe Figur zum Grunde, als in unterfans
gen, unternehmen, unferfieben , fulcipere u. f. f. ih mit
Auſtrengung feiner Kräfte unter sin Ding zu Tommen bemühen,
Run 2 um
“
Es
035 nt, =
zen es zu Beben, Anunderwintift 2 einem alten Dichter in
Eckards Seriptor, ſo viel als ohne Verzug... Otifried gebraucht
fur ſich unter winden, ſNh biwanen, welches chen daffelbe Zeit-
wort nur mit einentandern Präfigo zu ſeyn ſcheinet.
Der Unterwuche, des —es, plur. car. im Forſtweſen niedrie
ges Holz, welches zu feinen Bäumen wäch ſet, Gebüſch, Be:
ſtaude, ——— —— —— im Gegenſatze des Ober⸗
wuchſes.
Unterwüuhlen/ verb: zeR. act.. ich Anterwuhle unterwühlt
zu unterwühlen, an dem untern Theile eines Dinacs wühlen,
„mit dem Accufativ dieſes Dinges. Die Schweine unterwühlen
‚einen Baum ‚. eine Mauer. Seltener figürlid),
. Wie x mit.ftarfem Arm nach jungen Schönen siele, }
Und Tugenden zerſtört, und Serzemunterwühlt, Sach.
' Derlinterwurf, des — es, plur. die — würfe, bey den Iür
gern, der-nntere Rinnbaden eines wilden Schweines ; im Gegen⸗
fage des Oberwurfes. S. Wurf.
Alnterwirfig, — er, —fie, adj. et. ady. welches mit unters
worfen in dem eigentlichen engeen Verſtande gleich bedeutend ift,
außer daß jenes als ein Mebenwort nur mit dem Zeitworte ſeyn
verbunden wird; jemandes höchſſte Gewalt über ſich erfennend,
von derſelben abhängig. Sich jemanden unterwürfig machen,
ibm unterwürfig ſeyn. Unterwürfige Perſonen. Es iſt von
einem längſi veralteten Haupiwarte ünterwurf/ Unterwerfung.
gebildet. en
Die Unterwürfigkeit, plur. car. ser-Buftand , jemans
den anterwürfig, oder ——— Die Tugend des Demu⸗
higen gefällt ung, weil fie Feine unterwůr agkeit von ung for⸗
dert/ die ſie doch fordern Bönnte Gell.
‚Der Unterʒahn, des — es, plur, die — zhne die natern
Are a
I - = auch Siemens bung inenSShitugen Bine
Der Untersug ; Bess, plur. Sie — süge. a Die Bands
lung des Unterziehens, ohne Plural, und nur itteinigen Fällen.
Im Bergbaue iſt es die Haydlu ‚dei in den Gruben neues Holz
untergezogen wird. 2, DasjenigeNvds u unfergezogen wird, Au -
nur in einigen Fällen. So find die Unterzüge im Bergbaur fürte
Hölzer, welche unter die fehweren Kaſten in den Gruben gezogen,
"Dei, gelegewerden, In der Zimmermannstunft ift der Unterzug
‚ein ſtarker Balken, welcher unter einen andern gebeget wird, da
mit er ſich nicht biege, wofür jege Fieber F * — te.
gende Träger gebraucht wird. :
Unteutfch, ©, Undeutſch —
‚Die Unthat, plur-die—en, eine, EIER, —
‚ein Verbrechen, wo dieſes Wort einen noch Döcteen Rebenbe
‚hat; als Miſſethat. Eine Unthat begeben. Wegen ſen
Ancheren DinpecpfeenengeN, Untbatenunter dem vorl
ge der Nacht. *
Anm. — Ottfried Untat, bey den Somiten
© - Dichiere Ungetat,. Un bat bier bie Bıdrutung des Bofen im
» bärteften Verſt ande den härteften Gegenfog einer guten Eu
‚bezeichnen. Das Hauptwort der-Unthäter, ein Berbrecher
Am Hochdeutfchen veraltet, »
Das Unthatchen de9 —ss plur. ut nom, fing, F ZUR: in
‚gemeinen Leben übliches Wort, einen Sieden, Bangel;Tieinen
Fehler zu bezeichnen... in Unthatchen in dem Auge haben,
‚einen tleinen Fleden, Heinen Mangel, An dem ganzen Lie
war Fein Untbätchenzu fpüren, nicht der geringſte Flecken ‚öde
Fehler. Es ift ohne Zweifet das Diminnitioum des vorigen Wor⸗
tes 7. 0b ihm gleich deſſen harter Mebenbegriff ——
Zähne, die Zähne dem untern Kinnbacken, zum Unter ſchiede unthaug he adj. et adv. der Gegenfag von t
von den. Dberzäbnen. R
Der Unterzebenter, des —s, plur. ut nom. ‚Äng, ein dem
Oborzehenter nad und untergeordngter: Zehenter.
Alnterzeichnen, verb. reg, act. ich unterzeichne, ungerseich-
niet, zu unterzeichnen, eim Zeichen unter etwas ſetzen, doch nur
in engerer Bedeutung, anflatt feines völligen Nahmens ein Zei⸗
Sen, 3. B. den Rahmeuszug, die Aufangsbuchſtaben feines Mah⸗
‚mens, oder, wie,ehedem üblich war ein Kreuz, unter eine Schrift - ,
fegen; zug Unteufchiede von dem unterfchreiben. Alle Eoncrpte -
werden in den Banzelleyen unterzeichner oder ſignirt, die
Mriginale aber unferfchrieben. Indeſſen wird es in der edlern
Schreibart oft in weiterm Verſtande für unserfpreiben ge⸗
braucht. So auch die Unterzeichnung
Unterziehen, verb. irreg. act. (S Ziehen.) 1. uͤnter ziehen;
ich ziehe unter, untergezogen, unter su ziehen; unter etwas
ziehen, mit deſſen Verſchweigung. Die Pferde unterziehen, um⸗
ter ein Obdach. Line Schwelle unterziehen, eine neue Schwelle
unter einem Haufe. anbringen. Eine Mauer — unter
ein Gebäude ziehen.
"2, Untevzieben ; ich unterziebe ‚. "unterzogen, zu unteräier
“ben. (1) Eigentlich , in der vorigen Bedeutung, nur daß hier
‚Die Sache,-unter welche etwas gezogen wird, im Accuſativ auge
sedruckt wird ; doch nur in einigen Fällen. Ein Bertgefiel mir
Riemen untersiehen, Lin Gebäude mit, einer Mauer unter:
siehen. (2) Figürlich, als ein Keciprosum, fich (einer Sache
unterziehen, Die Bewerkkelligung der ſelben übernepwen, am häns
figſten von der Bewerfftelligung der Sache eines ander. Es
herrſcht in dieſer Bedeutung eben diefelbe Figur als in unterneh⸗
' men, unterfangen , unterſtehen, unterwinden, une daß bier
- Hie Nebenbegriffe der Wichtigkeit, periäßeoienenbeik des Verbo⸗
BANN uff. edlen.
Abe Lager.
Antheilbaft, — er, — eite , adj. et adv. ser Segenſetz von
"ig, dor nur in deſſen engerer Bedentung, feine ‚oder w
pflibemägige Veränderungen außer ſich hervor dringend an |
derin gegründet. Unthätig ſeyn. Die Armee bliebu di
Ein unthätiger Mann ‚ dem esan der ‘ d*
sigfeit fehler, viele viäptmäßige Verändsrungen: super ip
hervor gu bringen, BE
Die Unthartigktie, plur.- car. die Eigenſchaft, da ein Ding un⸗
thätig iſt, der. Zuſtaud, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit,
da man Frineoder doch nur wenig pflichtm ige Veränderungen
Außer ſich hervor bringet, Die Langeweile enefpringe außder
" Unthätigkeie der. Seele.
.
Untheilbar — er, — fle,.adj, et adv. was. nicht getheilet
werden kann und darf, der Grgenfag von theilbar. Gottif
‚untbeilbar, weil ernicht getheilet werden Tann, uUntheilbare
Süter/ welche nicht getheilet werden dürfen. In einigen Örgen-
denuntheilig. Daher die Untheilbarkeit. |
theilhaft, der doch im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird. 1,
Einer Sage nicht sheilhaft odck theilhaftig, in welchen Berftande
es am ſeltenſten if. Lines Verbrechens untheilbaft feyn, kei⸗
nen Theil daran haben, 2. Was ſich nicht bequem ober vortheil⸗
. baft in mehrere Speilestheilen laſſet. Balbfleifc ift untpeilbaft
So auch die Untheilhaftigkeit. |
Des Untbier, des—es, plur,die—e. ı. Ein jedes - ‚seien SR
de, fhädliche, auch wohl abfcheuliche , ungeftaltete Thier. Bes
sonders wird in dert gemeinen Spredarsender Wolf in der eng ⸗
ſten Bedeutung dag Unthier geuaunt, wenn der Aberglaube ſich
nicht getrauet, ihn bey feinem rechten Nahmen zu nennen, Bey”
deu Frieſen wird das Ungeziefer Unthiere genapat, 2. Figürlich,
ein lafterhafter, wilder, auch wohl ein jeder unnüße, —
liche an am hãufig den im ana —
Anm.
nt ae
— A Ri, undeert. Thier — bier, im die
Er Verſtande, ein zahmes oder wüßliches hier, un aber deutet
den Öegenfag mit dem harten Nebenbegriffedes Schãdlichen an,
wie in unchat, Unwefen, Ungeheuer n. kf.
ee ; 2: K 0
Anm, Su den Seiten der PER R Dichter untriwe;
in bärtern Mundarten) obnee euphon, Unteren, * auch
in der Deutſchen Bibel vorkommt. *
Untreulich, ©. untreu, Anm.
Unthunlich — er — fr, adj. et adv. der Segenſatz von Untrieglich, — er, — ſte, adj. et adv. der Gegenſas vo von feieg-
canlich, was fich nicht ehun, ſich nicht als Veränderung her⸗
vor bringen Läffer, ſo wohl abfolntefür un moglich, als auch, und
war am häufigften, den Umſtãnden nach, nicht leicht, nicht rath⸗
from zu than. ine unthunliche Esche. Die Sache ift un:
thunlich So auch die UnthunlichFeit ohne Plural, von der Eis
genſchaft. Die Unthunlichkeit einer Sache.
lich, unfähig, jemandes Erwartung zu deſſen Rachtheil nicht’ zu
erfüllen; wo es doch nur in weiterm Berftande gebraucht wird, an»
fähig zu irren oder die Wahrheit zu verfehlen, wo es oft für un:
feblbar, zuverläßig u, ſ. f. gebrar icht wird. Lin untrieglicher
Hans. Die heilige Schrift ifi finseieglich, unfehlbar. Se
auch die Untrieglichkeit,
Pe Untiefe, plur. die —n, der Gegenfaß der Tiefe, doch nur Untrinkbar, — er, — fe, adj. et adv. nicht teinfbar, was ſich
in eingefhränfter Bedeutung. 1. Als ein Abftractum und ohne
Plural, der Mangel der erforderlichen oder gehörigen Tiefe. Die
nicht trinfen läſſet. Untrinkbares Waffer. Daher die Unteindz
barkeit, + |
Untiefe des Sluffeg war Schuld daran, daß das Schiff nicht Untröftbar, ©. das folgende,
weiten konnte. 2. Stellen im Waffer , welche nicht die gehörige
Ziefe haben, befonders in der Schifffahrt, wo feichte Orter,
Sanddäute unter dem Waffer , fo fern fie die Schifffahrt. hin⸗
dern, Untiefen genannt werden.
Untsölih, —er, — fie, adj. et adv. nicht tödlich, den Tod
nicht verurfachend, mit feinerFodesgefahr verbunden, wofür man
doch Ueber nicht tödlich fügt. "Eine umtodliche Wunde, &
auch ‚die Unrodlichke it. Re
Antraͤchtig, — er, — fe, adj. et adv. nicht trächtig,d. i. nicht
‚tragbar, unteagbar, unfruchtbar; einim Hochdeutfchen uus
Untesftlid,— er, — fe, adj.et adv. ber Gesenfas von twöflz
Lich, doch nur in dernerafteten Bedeutung des Troſtes fühig , fich
tröften Laffen, unfähig, Seoft anzunehmen, ſich sröften zu laſſen.
Die Mutter if wegen des D.rluftes ihres: Eindes untröſtlich,
So auch die Untroſtlichkeit. Ich will fie nicht aufrichten,
wenn ſte in der Untroſtlichkeit mehr angenehmes finden, als
in der Berubigung, Gel, Untröftbae und Untroſtbarkeit find
in eben diefem Verſtande i in der,edlen Schreibart gangber, Jar
den übrigen Bedeutungen des Wortes — iſt der —
untröſtlich nicht üblich.
‚gewöpnliches Wort. Es fol nichts unträgri feyn, 2 of. Alntrüglich, S. Untrieglich.
23, 26,
Untregber, — er, — fe, adj. et ady. nicht frngbang in der
zweyten Bedeutung dieſes Wortes, keine Frucht tragend oder
bringend, fo wohl von Gewãchſen "als Thieren. Ein untrag-
barer Baum, Bine untvagbave Bub, welche entweder über-—
— ober nur dieſes Jahr unfruchtbar iſt. S. Gelt und Güſt.
So auch die Untragbarkeit.
ev, — fie, adj. et adv. welches im Hochdeut⸗
ſchen veraltet ift, und nur noch in der Deutſchen Bibel für, uner-
‚äglid vorkommt, Es wird unträglid feyn, Ezech 23, 32.
Uneraglid if dein Zorn, o Gott! Geb, Danafl, v. 5. Br
tragliche Bürden, Malth. 23, 4
Untreu, —er, — efie, adj. et ach. der Graenfag von TR
welcher in beffen ſammtlichen Bedeutungen üblich iſt, außer etwa
in der zweyten und druten nicht. In vielen Fälfen ift dafür ums
getreu fheils üblicher, theils edler, don welchen Fällen die vors
-aehmften bey treu angeführer meiden, (S, diefes Wort.) Bin un⸗
‚treueg Gemäblde, welches der Wahrheit nicht völlig gemäß iſt;
"beffer ein ungetveues; Seinem Herren untreu oder ungetreu
werden. Ein untreuer, (edler ungetzeuer,) Liebhaber, ein
‚singetreuer Sreund, Untreues Gefinde, (nicht ungetreues;)
welches nicht gefliffentlich beinüher ift, die Entwendung des Lis
gentdumes ihrer Herrfchaft zu vermeiden.
. > Anm. Im Niederf, untrou. Treulos fagt mehr , als den
bloßen Mangel des treu. Luthers untreulich, unteeulich han:
deln, Pf. 44, 18: iftim Hochdeutfchen veraltet.
Die Untreue, plur. car. der Gegenſatz der Treue, (S. diefes‘
Wort.) Dieinwene eines Geſchicht ſchreibers Mangelder Fer⸗
‚tigkeit fich der Wahrheit auf das möglichfte zu befleißigen. Die
Welt iſt volllintreu, Sir. ıi, 3% ‚Mangelder Fertigkeit in Bes
förderung des Beten anderer, in Mangel der Fertigkeit in
Erfüllnug feiner Pflichten, befonders sörfegliche Richterfüllung
feines Betfprechensg. Die linirene eines Kiebpabres, a
Yung der verfprochenen Liebe. Die Untreue des *. indes,
gel der pflichtmäßigen —— der Entwendung des —*
— ——
—
> #
an ſich, wenn es üble Gewohnheiten angenommen dat.
keit, Beißen, Schlagen u, ſ. f. ind Untugenden an einem Pferde,
- Züde, Faulheit u.f.f, an einem Hunde. Neigung zum Trunfe,
AUntüchtig, — er, — fie, .adj. et aday. der Gegen ſatz von ——
in der zweyten weitern Bedeutung, die zu einer Sache erforder⸗
lichen Eigenfchaften in vorzüglihem Gradenicht babend, als eine
Art eines Jutenfivi von. untauglich· Was aber fhnöde unp
untüchtig war (vondem Viehe), das verbanneren fie, ı Sam,
15,9. Dem Herren etw as untuchtiges opfern, Mala. a,
14; women lieber‘ untauglich brauchen würde, Zu allen guten
Werken untüchtig, Zit. 1, 16, Zu einem Amte unt üchtis feyn.
So auch die Untüchtigkeit.
Die Untugend, piur. die —en, der Gegenfaß der Tugend, doch
nur fo fern diefes Wort im Concreto einzelne Meigungen und Fet⸗
tigfeiten bedeuset. ı. Eine vorfeglich wider ein Gefes Areitende
Handlung, die" Übertretung eines Geſetzes in einzelnen Fällen, in«
gleichen eine laſterhafte Fertigkeit, Neigung u. f. fi wo es als der
Segenſatz von Tugend ehedemfehr häufig für Sünde, Derbre-
‚chen, Lafter m. fu f. gebraucht wurde, Untugend kommt vom
Bottlofen, ı Sam.24, 14. Mein Zorn über ihre Untugend
wird ein Ende haben, EL 10, 25. Eure Untugenden ſchei—
den euch und euren Gott von einander, Ef.,59, 2.” Die
Sünde iſt Untugend, ı Job. 5, 175 Und fo in andern Stellen
mehr, 100 es auch als ein Abſtractum und ohne Plural, von dent
Mangel der Übereiaftinimung des moraliſchen Zuftandes mit der
Gefege, vorkommt. Doc) in diefer ‚ganzen Bebentung wird es
außer der bibliſchen Schreibart wenig imehr gebraucht, 2. Ju
‚engerer und gelinderer Bedeufung, iff die Untugend, fo wie Un—
‚art, eine üble Gewohnheit, eine Fertigkeit, welche dem angenoms
menen Begeiffe dev Bollfonmenbeit, oder auch der Tauglichkeit zu
einer gewiſſen Abficht widerfprieht, Bin Rind bat Untugenden
Stätige
Untreue, Faulbeit und andere laſterhafte Fertigfeitenpflegt man
au Untugenden an einem Menſchen zu nennen, befonders im
gelinden Berfkande, und ohne Rückſicht auf ein Geſetz, fonder® .
bloßin Beziehung auf den Begriff de Goltommendilt,
Im Miederſ. Undögt.
Bunz Untugenbe
—— | »
939 Unt
REITEN adj. et adv. nicht tugendhaft, als Befen Segen
»- faß, der doch wenig gebraucht wird,
Unüberlege, — er, —efis, adj.etadv, nicht überlegt, den Umz
ſtanden und den Folgen nad nicht gehörig überdache und darin ges
gründet, Ein unüberlegter Linfall» Unüberlegt handeln,
in unüberlegter Menfch, welcher Fertigkeit befiger, obne gehö⸗
rige Überlegung zu handeln, ein unbedachtfamer,, unbefonne-
ner. Daher dielinüberlegtheit, die Eigenfchaft, da eine Sas
che unüberlegt ift, ingleichen die Fertigkeit, fo zu handeln, ©.
überlegen:
Wnuberfehbar, —r, —fr, adj. etadv. was nicht zu überfes
— Henift. Eine unüberfehbäre Fläche. Line weite liebliche
Ausſicht, die ſich am Ende mir unüberfehbar- in veiner Luft
verliert, Geßn. So auch die Unuberfehbarkeit.-
Unüberwindlich, —er, —fe, adj, etadv. unfähig überwun⸗
den zu werden. Ein unuberwinslicher Held. Beere dieſer
Arct find unüberwindlich. Ein unüberwindlicher Schmerz.
Ein unüberwindlicher verluſt, welchen man nicht überwinden,
verfehmerzen und erfegen, kann. Daher die Unüber windlichkeit.
SQ
*
Anumgänglich, — er, — fie, adj. et adv. der Gegenfag von
umsänglih. 1. Abgeneigt, Umgang mit andern zu pflegen, und
darin gegründet, ingleihen Mangel anden zum gefelligen Umgan⸗
ge nöthigen Eigenfchaften habend, Unumgänglich feyn. Lin
unumgänglicher Menſch, ein unumgangliches Berragen.
2. Deffen man nicht Umgang baben Tann, d. i. fehlechterdings
notbwendig; in welchem Verftande umganglich nicht üblich iſt.
Es it mir unumgänglich nothwendig. Bin unumgänglides
Bedürfniß. Wir müffen unumgänglich wieder fort. Als ein
Beywort iſt es feltener denn als ein Nebenwort, Daher die In-
umgänglichFeie, in beyden Bedeutungen.
Unumſchraͤnkt, —er, —efte, adj. et adv, der Besenfag von
amfchräntt, durch nichts umfchränft oder eingefchränft, am Häus
figften der Gewalt und Macht nach , uneingefchr änft. Ein Rs
nig berrfcht unumfchränft, wenn fein Willeducch Verträge mit
feinen Unterthanen nicht eingefchränft werden Fann, wenn er ſou⸗
verain ifl, Kine unumfchränkfte Regierung. Min unum:
Ichränfter Monarch. Daher die Unumfehrankebeit.
Anumſtoßlich, —er, —fe, adj. etadv, was nicht umgefloßen
werden fann, doch nur im figürlichen Verflande, was nicht wider⸗
Tegt, durch feine Öegengründe entfräftet werden fan. Lin um-
umfößlicher Beweis. Etwas unumftößlich beweifen. Es
erhellet unumßößlich daraus, daß u. f. f. Daher die Unum⸗
ſtoßlichkeit.
Ununterbrochen, —er, —ſte, adj. et adv. basis nichts ums
gerbrochen. Kine ununterbrocdhene Erzählung, Ein unun⸗
terbrochener Sortgang des Glückes.
Ununterwürfig, adj.etadv. nicht unterwürfig, nicht anterwor⸗
fen, Daher die Ununterwürfigkeit.
Unverachtet, adj. et adv. nicht verachtet. Es iſt am bäufigften
als ein Nebenwort üblich, ohne zu verachten. Laß andere uns
verachtet, perachte ſie nicht. Seine Würde unverachtet, ohne
feine Würde zu’ verachten.
Unverägtlid, adj. et adv. nicht verächtlih, Daher die Une
verächtlichkeit.
Unveränderlich, — er, —fe, adj. et adv. was ſich nicht ver-
änbern läßt, fo wohl abfolute, als auch den Umffänden nach ; uns
ebänderlich, in einigen Fällen auch unwandelbar. Unveraͤn⸗
derliche und ewige Urfachen. Gott iſt unveranderlich, fo wohl
- feinem Wefen, als auch feinem Willen nach, Daher die Unverz
anderlichEeit.
Unverantwortlich, —er, —f ‚adj. et adv. mag ſich nicht
verantworten, mit nichts sechtferiigen läßt, Ein unver antwort⸗
N ae De
Yiches Betratten. unverantwortlicher Weile, ‚Daher die Uns.
ver antwortlichkeit.
Unverbefferlih, —er, he adj. et — ſo gut, dag es
nicht beſſer gemacht werden kaun. Im Scherze nennt man etwas
unverbefferlich, wenn es fo ſchlecht iſt, daß es durch alles Beſſern
nicht gut oder erträglich werden kann. So auch die Unverbeffers
lichkeit.
Unverbindlich, er, —fe, adj. etadv. nicht verbindlich, in
beyden Bedeutungen dieſes Wortes. Bin unverbindliches Bes
"tragen, welches eben uicht gefchickt iſt andere zu verbinden, D. t,
zum Wohlwollen zu bewegen, Zugleichen jemanden nicht verbin«
dend, ihm keine Pilicht auflegend. Das Judifche Geſetz iſt fun
ung unverbindlich. Daher die Unverbindlichkeit, in beyden
Fällen.
Unverbörgen, er, — fe, adj, etadv, nicht verborgen. Ihre
Miſſet hat it vor meinen Yugen unverborgen, Jer. 16, ız,
Daher die Unverborgenbeit.
Yinverbotben, adj. etady. nicht verbothen. Des iſt dir un⸗
verbothen.
Unverbrennlich, —er, —ſte adj. et adv. was nicht ver⸗
brannt werden kann, der Gegenſatz von Benbvenmlitpe Un ver⸗
brennliche Leinwand,
Unverbrochen, —er, —fe, adi. et adv. der Gegenſetz von
verbrochen, dem Mittelwort von verbrechen, welcher doch nur
in einigen Fällen üblich if, 2.* Wie unverbrüchlich, eine im
Hochdeutſchen fremde Bedeutung.
Er biele fein Wort flets unverbrochen,
Daß er dem Abraham gefprochen, Opitz Pf. 105
2.* Nichts verbuchen, unſchuldig, welche im Hochdeutſchen gleich⸗
* unbekannt iſt. 3. Im Bergbaue iſt ein unverbrochenes
Zeld, welches durch den Grubenbau noch nicht erbrochen oder ges.
öffnet worden, ein zum Bergbaue noch nicht genütztes Feld, wel⸗
ches daſelbſt auch ein unverrigtes, unverfchrotenes, unverwunz
deres, unverfahrnes Seld genannt wird.
Unverbrühlihd, —er, —fe, adj. et adv. was auf Teine
Weiſe gebrochen wird. oder gehrochen werden.darf. Lin unver:
brüchliches Stilfchweigen beobachten, eine Sache auf das hei⸗
ligfte gewiffenhaftefte verfchtweigen. Am häufigften als ein Reben⸗
wort, Sein Verfprechen unverbrinhlich halten. Den $rieden -
- unverbrüchlich belten, ohne ihn auf irgend. eine Aut zu brechen.
Daher die Unverbrüchlichkeit.
Anm. Friſch, welcher dieſes Wort nur als ein Nebenwort
Tannte, alaubte, eshabe Feine Analogie, vor fich, weil es weder
von Derbruch, als welches nie üblich geiwefen, noch von. Brüche,
Strafe, herfommen könne. Allein, es ſtammet von der jegt vers
alteten Bedeutung des Zeitwortes verbrechen ber, nach welcher es
auch für das einfache brechen in figürlichem Verſtande üblich war,
welche noch in der Deutfhen Bibel vorfommt. Ihr habt den
Bund Levi verbrochen, Malach. 2,8. Sie haben den erften
Glauben verbrochen, ı Lim; 5, 12. Bon welchem Zeitworte
denn allerdings ein Hauptwort verbruch, für Bruch, üblich ges
wefen feyn muß, von welchem das veraltete verbrüchlich und def-
fen Gegenfag unverbrüchlich gebildet worden, man müßte denn
annehmen, daß die ſes letztere aus unverbrechlich verderbt worden,
Unverdächtig, — er, —fe, adj. et adv. nicht verbädhtig,
Ein unver dachtiger Zeuge ü.f.f. So auch die unverdãch⸗
tigkeit.
Unverdammlich, —er fe, adj. etadv. nicht verdamm⸗
lich, was nicht verdammet,nicht für ſtraf bar erklãret werden kann.
So auch d. Unverdammlichkeit.
Unverdaulich, —er, —ſte, adj. et adv, nicht yerdaulic,
was garnicht oder doch fchwer verdauet werden kann. Eine uns
ver⸗
Uno N
——— Diefe Speife ift ſehr unverdaulich. un⸗
verdauet bingegen iſt, was noch nicht free
ir aulichkeit, plur. car. ı, Die Eitenfht, da
eine Sache unverdaulich ifl. 2. Sooelen auch, die Eigen⸗
haft. des Magens, da er die ihm anvertrauten Speifen nicht
zu verdauen fähig. iſt; in welcher Bedeutung das Beywort
nicht üblich iſt. Die Unverdaulichkeie iſt die Urfache vieler
Branfheiten.
Unverderblid, —er, fe, adj, et adv. der Gegenſatz von
werderblich, doch nur fo fien diefes von dem Neutro verderben
„„Abflammet, der Verderbung nicht unterworfen, So auch die Uns
verderblichkeit. Unverdorben biugegen ifi,_ was wirklich noch
nicht verdorben if,
Unverdient, —er, —efte, adj. et adv. nicht —— in dem
vorher gehenden Verhalten nicht gegründet.
Sluch, Sprihw. 26, 1. - Unverdienter Weile.
Unverdroflen, —er, — ſte, adj.et adv. nicht verdroffen, di,
unfähig, fi durch Beſchwerden oder Fangipierigteit einer Arbeit
abſchrecken zu laffen, und darin gegründet. Kin unverdroſſener
Mann, Unverdroffen feyn. Im Theuerd, onverdries. Daber
die Unverdroſſenheit, diefe Cigenfchaft. s
Unverebligt, adj.et adv. nicht derehligt, unverheirathet. Noch
unverehligt feyn. Line unverehligte Jungfrau.
Unvereinbar, —er, fie, adj. et adv. was ſich nicht vereinen,
mit andern Dingen nicht verbinden, ingleichen nicht zuſammen
reimen laſſet; bey einigen ohne Norh unvereinbarlig. So au)
‚die Unvereinbarkeit.
—— adj. et adv. nicht verfahren, nur im Bergbaur.
Ein unverfahrnes $eld, wo noch nicht auf Erze gebauet worden.
©. Unverbroden.
Unverfälfcht, adj. et adv. nicht oerfalſcht. Ein unverfelſche
ter Wein,
Unverfänglih, —er, —ſte, adj.etadv. nicht verfänglich, mit
— Feiner Gefahr des Betruges oder des Nachtheiles verbunden.
Eine unverfängliche Frage, welche ohne hinterliſtige Abficht, oder
auch nur, ohne Abficht zu ſchaden geſchiehet. Das iſt mir unver=
h fänglig, kann mic feinen Nachtheil briagen. Für unverbindlich,
in welcher Bedeutung Friſch dieſes Wort anführet, iſt es im Hoch⸗
deutſchen nicht üblich.
Unvergaͤntzlich, — er, — fe, adj. et adv. nicht vergänglich,
dem Hufbören, feinem gegenwärtigen Zuftande nach, nicht unters
worfen. So wohl i im eigentlichſten ſchärfſten Verſtande, in wels
chem Gott in der Deutſchen Bibel mehrmahls unvergaänglich
heißt. Ein unvergangliches Prieſterthum, Ebr,7, 24. Die un⸗
vergangliche Weisheit, Weish. 6, 13. Als auch in weiterer Bes
deutang, eineungewöhnlich füngsDaiter babend. Ein unvergäng⸗
licher Zeug. Eine unvergängliche Sarbe. So auch die Unver—
ganglichfeit.
Anvergeblich, — — adj. et adv. nicht vergeblich, mas
nicht vergeben werden kann. Bin unvergebliches verſehen. So
auch die unvergeblichkeit.
Unvergeſſen, adv. noch nicht vergeffen.
- aunvergeffen, ih babe es noch nicht vergeſſen. Als ein Beywort
1 wied es wohl nicht leicht vorkommen.
Unvergeßlich, —er, —Re, adi. et adv. was nicht vergeffen
werden fann noch darf, Deine Gute wird mir Zeit Lebeng
unvergeßlich ſeyn. Ein unvergeßliches Andenken. Sich
einen unvergeßlichen Ruhm erwerben. — die —
lichkeit.
AUnvergleichlich, —er, —fe, adj. et adv; was ſich nicht vers
gleichen Läßt, doch nur in engerer Bedentung, fo vollfommen, daß
Er mis nichts verglichen werden kann. Gott ñ unvergleich
Ein unverdienter
Das iſt mir noch
J 942
ih. Die Unvergleichlichfeit Gottes, vermöge welcher er
mit Feinem andern Weſen verglichen werden kann. In weis
term Verſtande wird es im gemeinen Leben ſehr häufig, für
vortrefflich, volfommen überhaupt gebraucht. Ein unvers
gleichliher Mann: Das war ein unvergleichlicher Einfall,
Es ſchmeckt unvergleichlich. Im Scerze wenn man Auch
wohl einen freitfilhitigen Advofaten, weicher fi niemahls
gern mit feinem Öegentbeile vergleicht, - zweydeutiger Weife,
einen undergleichlichen Advrokaten. So auch die Unverz
gleichlichFeit.
Unvergnüglich und Unvergnüg ſam, — u, —fe, adj. et adv.
zwey Worter, welche mit verſchiedenen Ablettungsſylben einerley
bedeuten, ſich nicht begnügen laſſend, ingteihen Fertigteit be ſit⸗
zend, nicht leicht genug zu bekommen und darin gegründet, als Ge⸗
genſatze für die ſeltenen vergnüglich und vergnügfam, wofür ges
nüg ſam, fo wie für den Gegenſatz ungenüg ſam üblicher iſt. Se
auch die unvergnüglichkeit und Unvergni siamfeit, die Unges
nügſamkeit.
Unvergolten, adj. et adv. nicht vergolten Ein Becher Waſ⸗
ſers fell nicht unvergolten bleiben, Marc. 9, 41.
Unverhaͤlten, adv. der Gegenſatz des Mittelwortes verhalten,
von dem Seitworte verhalten, verfehweigen, der doch wenig ge⸗
braucht wird, für nicht verfihwiegen. Zins fey auch unverhalten,
2 Perr.3,8. JIm Oberd, ohnverhalten.
Alnverhofit, er ee, adj: et adv. der Gegenſat von ver⸗
hofft, nicht verhofft, oder nicht gehofft. Jemanden ein unver:
hofftes Vergnügen machen. Das war ein unverhoffter Bes
fu; Sprichw. Unverhofft, kommt oft. Zuweilen, obgleich
ſeltener, auch) in weiterer Bedeutung für unvermuthet, fo fern
boffen überhaupt nicht bloß von einem Öuten, fondern yon der‘
wahrfcheintihen Erwartung einer jeden Fünftigen Begebenheit
gebraucht wird. Der Todesfall Famunsallen ſehr unverhofft,
wir hatten ihn nicht gehofft oder vermuthet.
Unverhoblen, adj.et adv. welches doch in der Aöverbials Form
am,üblichften ift, der Gegenſatz von dem Mittelworte verhohlen,
nicht verhohlen, ohne es zu verhehlen. Etwas unverhohlen
hun. Die unverhohlne Entdeckung feiner Urtheile von anz
dern. Es fey div unverhohlen u. ff. unverhaften, unverſchwie⸗
gen. . Schon bey. dem Ditfried unforholan, im Niederſ. unha⸗
lings, unhalinge.
Unverjahrt, adj. et adv, nicht derjabrt, durch keine Länge dee
Zeit ungültig geworden. -
Der Thorheit unverjährte Rechte
Erſtrecken fich auf jedes Haupt,
Haged.
Unverleglich, —er, —fe, adj.et adv. was nicht verleßer wer⸗
den kann oder darf, der Gegenſatz von verleglih.: Unverleglich
feyn, nicht verleget werden Fönnen, Die Majeſtät ik unverleg-
. Lich, darf nicht verleger werden. Unverlegt hingegen, iſt, wirk—
Lich nicht verlegt, So auch die Unverleglichkein, :
Unverloren, adj. et adv. nicht verloren, Es iſt dir uns
verloren, du biſt nicht darum gefommen, es iſt in guten
Händen. Es ſoll dir unverloven feyn, du ſollſt nicht dars
um fommen.
Unvermeidlih, —er, — ſte, adj. et adv. was nicht ver⸗
mieden werden fann. Die Reife iſt unvermeidlich. - Zu dei⸗
nem Unglüde-ift der Grund ſchon unvermeidlich ‚gelegt.
» Ein unsermeidlicher verluſt. So auch die Unvermeid⸗
lichkeit.
Unvermerkt, —er, —eſte, adj. et adv.ohnedaßeswise ver⸗
- merke worden, unbemerkt. Jemanden etwas unvirnerfe
uſtecken.
* Das
x
®
943 um
Das invermögen, de8 5, plür. car. der Mangel d des ver⸗
‚mögens, d. i. der Kräfte allerley Art. Das Unvermögen iſt
der gewöhnliche Begleiter des Alters, Mangel der Leibeskraͤfte⸗
Sinen Bau aus Unvermögen nicht fortfegen können, aus‘
Maͤngel der dazu-nöthigen Koſten. Das geiftlihe Unvermös
gen des Menfchen, in der Sheologie,
Zinvermögend, — er, — fie adj. et adv. nicht vermögend,
Fein Vermögen, Feine Kräfte zu erwas habend. Er war ımvers
mogend, den, geringfien Widerftand zu thun. Unvermögend,
ſich aufzurichten, zu geben, zu effen u. f.f.. Das Alter macht
unvermogend. Er gibt Stärke genug den Unvermögenden,
EL 40,29, Unvermogend feyn, die Roften zu Beffteisen..‘
Daber die Unverimögenbeit, der Zuftand, daman unnermögend
iſt, dagegen das unvermogen, den Mangel der Kräfte ſelbſt be⸗
zeichnet. Unvermoglich und die Unvermöglhichkeit ſind im ge⸗
meinen Leben gleichfalls gangbar, doch nur von dem Mangel der
Kräfte des Leibes.
x
vinorrmaisbet — er, — fie, adj. et a nicht vermuthet.
Line unvermuthete — Das kam uns ſehr unver⸗
muthet.
Unvernebmlich, adj. et adv. nicht vernehmlich, was nicht ver⸗
nommen werden kanm Bine unvernehmliche Stimme. Sehr un⸗
vernehmlich fprechen. Daher die Unvernehmlichkeit.
» Die Unvernunft, plur. car. ı.Der Mangel, die Abwefenbeit
der Vernunft, (SG, diefes Wort,) doch am bäufigften in engerer
Bedeutung, der Mangel des pflihrmäßigen Gebrauchs ſeiner
Vernunft, und die dasin gegründete Befchaffenheit. Etwas aus
Anvernunft thun. Deine Unvernunft iſt Schuld davan. 2. Zu⸗
Sir
keit in ho hem Grade verletze nd und darin gegrinidet. Eine un ver⸗
weilen auch, doch gleichfalls nur im Singular, eine unvernänfe -
tige Handlung. Esifteine Unvemunft, einem andern an der
Thür horchen, ©ir. 21,26
dinvernünftig,— ev, — fie, adj et. ad. der Gegenfaß von -
vernünftig, nicht vernünfzig, nicht mit Vernunft begabet. Die
unvernünftigen Thiere. Ingleiben in engerm VBerfiande, Uns
vernunft verrathend, d.i. den pflichtmäßigen Gebt auch feiner Vers
nuuft unterlaſſend und darin. gegründet. Ein unvernünftiger
Menſch. Ein unvernunftiges Betragen. Das würde ſehr
undernünftig ſoyn. (S. vernunftig.) Daher die Unvernimf—
tigkeit, die Eigenſchaft, da etwas uuvernünftig iſt, wofür doch
Unvernunft üblicher ift, obgleich ſolches eigentlich die Be
beit der Vernunft bedeutet,
Unverpfliähtet, adj. et adv. nicht verpflichtet. Beſonders im
engerer Bedeutung, noch nicht in Pflicht genommen.
Zinverrichter, adj. etadw.nod, nicht vervichte Eine unver
richtete Sache. Es iſt noch alles unnerrighter. Befonders in des
HA. unverrichteter Sache (bey einigen Sachen, welches der
Dberdentiche Benit. Singul. if.) abziehen, wieder Eommen, zus
rück kehren m f.f. ohne fein Geſchäft ausgerichtet, feine Abſicht
erreicht zu Haben; im-Oberd. unveryichterer Dingen. ’
Unverritzt, adj. et adv. welches nur im Bergbaue übh if, S
Unverbrochen.
Unverrüft;— er, — fe, adj. et adv.nidt vervůckt/ als das
Mittelwort des Zeitwortes verriden. ı-Eigentlih,nicht von
feinem. Drte gerügt, in welcher Bedeutung die Comparation nicht
ãblich ſt. Femanden mir unverrückten Augen anfehen. Am
hãufigſten als ein Nebenwort Erwas unverrückt Reben laſſen.
=, Fiaürlich ohne Unterbrechung, ohne Anderung der Art und
Weiſe. Lin unverrückter Gehorſam, welcher fich durch nichts
aus feiner Richtung bringen Fäßt. Femanden unverrüdtans
feben, mit unverrückten Augen. Jeſum unverrückt lieb haben,
Epbef. 6,24. Als der Gegenſatz von verricckt, des Bebrauchs
Kines Verſtande⸗ bersnbt, iſt es * üblich,
—
Unverfchämt, - er, —* et adv. nihhyirfehäme, wel
ches doch nicht fo ganabar iſt, als dir ſer Gegenſatz die gehörige
Scham bey Seite ſeheud uno darin argrünter. 7, Eigentlich,
Man ıft unverfeyäme, wenn man fihzicht ſcheurt, Dinge zu bes -
geben weiche die Ebrdarfeit und Wohlanffändigfeit beleidigen,
und in noch weiterm Verſtande, wenn man Fertigkeit befige, fich
an anderer billige Verachtung nicht zu fehren, Ein unverfchäms
ter Menfch. Ein unverfchämtes Maul, welches ſich nicht fheuet,
> Dinge zus ſagen, welche wider die Wohlanftändigfeit find. Daher
fagtman jemanden auch unverfcehämte Dütge, wenn man ihm
Dinge ſagt, welche die woblanftändige Achtung oder Ehrerbie⸗
thigfeit verlegen, Eine unverſchẽ amte Lüge, wobey man ſich nicht
ſchamt, die Wabrheit aufeine grobe Art zu verletzen/ und fich da⸗
durch der Berachtung anderer auszuſetzen. Unverfchämt lügen,
2. Fu einigen engern Bedeutungen, (1) Fertigkeit bi figend, Hands .
Fungen zubeaehen, weldhedie Ehrbarkeit nnd Keuſchheit in ho⸗
bem Grade verlegen, und darin gegründet. Unverfhämt Fafen,
Sprichw. 8,73, Laß mich nicht in Schlemmen und Unken ch⸗
beit gevarben, and behuthe mi vor unverfämten Sorgen,
(2) Die billige und wohlauſt ãnd ige Genügſam⸗
ſchamte Bitte, Eine unrerſchaue
Sorderung.
Anm. Am Jador unfcama, i An Niederſ. unverfipammt,. im
mittlern Lat. expudorasus, i im Nieder ſ. * aus verſgaant.
©. verſchͤmt.
Die Unverſchamt heit phur. die— m ı,Die Cigenpdaft,
— fordern.
da eine Per ſon oder Gabe unverfchäint iſt; als ein Abjtrastum °
und ohne Plural. = —— a mir dem
Plural.
Unverſchroten — Verghoue ©. unsibeohn.
"und Derfehroren.
Unverfchulder, adi, — nicht verſchuldet. Bin inserfal:
detes Ubel, welches una nichtwerfchuldet,, dat. Unverſchuldeter |
Weife. In einer andern Bedeutung iff- ein Perfen oder Sache
un verſchuldet, went fie mit Beinen. Schulden befohwerer iſt.
Ein unverſchuldeter Mann.
verlcholt.
Unverſehenx⸗ftee —— der ———— von dem.
nicht ſo üblichen verſehen, als dem Mittelworte des Be,
verfehen, nicht vorder geſehen, unvermuthet, unerwartet;
Latein-improvilus, Ein unverfebener Zufall, Eine unvers
feherir Surc Weish 27,.25. Unverſehener Weiſe Bür das
Nebenwort vnverfehen iſt das folgende üblicher, Ehedem ges
bratchte man dafiir unverfigptlich, von dem siäfets” veralteten
SGaupt worte vrrſtche
— adverb. welches verurittelſt des advesbifhens von
deisoprigen zu einem Nebenworte gebildet worden, und ſtatt des
Advsiitundsrfehen gebraucht wird, unvermmsßet, ohne daß man
es geſchen oder vorber gefegen hätte ‚Las improvilo. Unvers-
. jebens fallen. Er Fam unverfebene darüber zu. Unverſebens
erben, 4 Mof. 6, 9, ſZurcht Fam über fie unvrrſehens,
Meish, 18; 17. Unverfebens einen Tesfhlag begeben, 4 Mofr
Ein unverſchuldetes Gut.
Bey den Vader Se — in der enften — un⸗
Fi
wi
35.137,15: Im Hberd, unperftbenlich, i im Niederſ. unverhod
unverhüthet, unverhoddinges.
Unverfehrlich, — ev; —fe,adj.etadv.: —* — verfehret
werben kaun und darf. Daher die uverfehrligkeit.
Unverfehre, — er; — efie, adj etalv. nicht verfehrt, Es in
noch alles Unverfehrr, Im — — ufert, Daher
air ———
AUnper⸗
we
}
uns
$ Unserfshntih, — — — ad), et adv. dur Segenfag von
verſohnli , abgeneigt, den Unwillen gegen feine Beleidiger fahr
ren zul und darin gegründet, Unverfohnlich ſeyn. in un⸗
verfohnli es Serz.. Daher die Unverſohnlichkett. Unver—
— dahin ſterben.
— Unverſorgt, —er, — eſte, adj. etadv, noch nicht verſorgt, mit
feiner Verforgung verfehen. loch unverforgt ſeyn. Zwey
unverſorgte Töchter.
Der Unvberſtand, des — es, plur. car. der Gegenſatz von ver—
ffand, doch nur fo fern, diefes Wort eine Fähigkeit der Seele bes
zeichnet, fo wohl das Unvermögen, aus etuzelnen Empfindungen
allgemeine Wahrheiten berzuleiten, und den Zuſammenhang
; derfelben einzufehen, als auch, und zwar am häufigften, die Un:
terlaſſung des pflichtmäßigen Gebrauches diefes Vermögens. Arie
Unverſtand reden, Hiob 34, 35. Mit Unverftand eifern, Röm.
10, 2. Alle feine Sachen mit Unverſtand anfangen. Viel
Unverſtand werrathen. (©. Deritand.) So fern fich mit jeman—
den verſtehen, mit ihm einig ſeyn, bedehitet, war Unveritand,
aber längfi veraltet iſt.
Ynverfländtg , —er, — fir, adj. et adv. der Gegenfas von
verſtandig, Unverfland habend, verrathend und darin gegründet,
Unverändig feyn. Lin unverkändiges Kind. Lin unver-
ſtandiges Berragen, Ein ſehr unverſtaändiger Einfall, Da-
her die Unverſtändigkeit, die Eigenfhaft, da eine Verfon oder
Sache unverftändig ifl, dagegen Unverſtand die wirkliche Abwe⸗
feubeit, oder den unterlaſſenen Gebrauch des Verſtandes bezeichnet,
Unverſtandlich, — ev, — fie, adj. et adv. der Gegenfag von
verſtaͤndlich, was nisht verftanden werden kann. Unverftandlich
veden. Das if mir unveriiändlih. XRin unverftändlicher
# ‚Sag. So auch die Unverſtändlichkeit.
> Unverfucht, adj. et adv. nicht verfucht. Ein noch unverfuchtes
, Mittel. Nichts unverfucht laffen, alles verfuchen.
Unverträglihy, — er, — tie, adj.et adv; der Gegenfas von
verträglich, unfähig, ſich mit andern zu vertragen, mit ihnen in
Eintracht zu leben, und darin gegründet, Unvertvdglich feyn.
- Ein unverträglicher Menſch. Ein unvevefägliches Merfabren,
In weiterer Bedeutung iſt ein Ding mit Semanderh unverträg-
lich, wenn es mit demfelben nicht befiehen kann. So auch die
unvertraglichkeit.
Unverwandt, adj. et adv. der Gegenſatz von dem in diefer Bes
wenden, nicht von feiner Stelle, nicht von feinem Plage gewändt,
wie unverruckt. 1. Eigentlich, wo esdoch im Hochdeutſchen nur
in einigen Fällen gebraugt wird. Jemanden mit unverwandten
Augen oder unverwandf anfehen, ohne die Augen von ihm zu
verwenden. Sein Blick ruhete unverwandt auf dem Greiſe,
Geßn. 2. Bigürlih, ununterbrochen, ohne Aufhören , wie
unverrudt; welche Bedeutung doch im Heddeutfchen unge»
wöhnlich if, Ein unverwandter Murb, Opitz.
Ifraels sort wat unverwandt, eben derf. Pf. 121.
Mein Herz hat ihn (deinem Befehl,) erkoren unverwandt,
eben derſ. Pf.1 19,
Unverwehrt, adj. et adv. nicht verwehrt, Das if, bleibe uns
_ unverwebrt, wird ung von niemanden geiwehrer. .
Unverweigerlidy adj. et adv. wa nicht verweigert werden
Bann S. auch Unweigerlich.
‚ Unverweltlig,*- er, —fe, — unfähig gu verwelfen,
Figürlich doch nur in der Deutiſchen Bibel, für unverganglich,
ewig dauernd, Das unverwelfliche Erbe im Simmel, ı Der. ı,
£ 45100 die Figur freplich hart und TEN. Die unver⸗
—J del W. B. *. Th · 2, Auf.
ſoͤhnt bedeutet Hingegen nur, noch nicht verfühnt, Unverföhnt
ebedem auch Uneinigkeit, Mißhelligkeit, in welcher Bedeutung es- ,
deutung ungebräuchlichen verwandt, dem Mittelmorie von ver .
046
Unnb
welkliche Krone der Ehren, Kup, 5, 4.
Daher dir Unverz
. welblichkeit,.
Unverwerilih,— er, — ſte, adj. etadv. was nicht verworfen
‚werden fann. Lin unverwerflicher Zeuge, gegen deſſen Zeugnig
man nichts mit Grunde einwenden fan, So auch Unverwerfz
lichkeit.
Unverweslich, adj. et ady. der Verweſung nicht ausgeſetzt, uns
fähig zu verwefen, duch Fäulnig getrennet zu werden, In manz
chen Arten von Erde bleiben die Börper unverweslich. Es
wird gefaer verweslich und wird aufſtehen unverweslich,
ı Cor. 15, 42,53. In einer andern Stelle, 4 Mof. 14, 19
kommit dafür das ungewöhnliche unverwefentlich vor. Daber
"die Unverweslichkeit.
Unverwindlich, — er, — fie, adj, etadv. was man nicht ver⸗
winden, d.i. verfehmerzenund erjegen Fannz nur im gemeinen
Leben. Ein unverwindlicher verluſt, Schade. So auch die
Unverwindlichkeit.
Unverworren, adj.et adv. der Gegenfaß von verworven, nicht
verworren. Es ſtehet hier nur um der figärlihen R. A. willen,
fih mit etwas unverworven Iaffen, ſich nichtdarein mengen,
fi nicht damit abgeben, Sey unverworren mit dem, der
Beimlichkeie offenbarer, Sprichw. 20, 195 wo doch die Verbin⸗
dung mit feyn ungewöhnlich iſt.
Unverzagt, — er, — efte, adj, et adv, nicht verzagt. Bin
unverzagter Muth. Ingleichen als ein: RENT
unverzagt! /
Unverzüglich, adj. et adv. ohne Verzug. Das underzüglidje
Recht, inden Rechten einiger Öegenden, da man ſummariſch mit
Berfürzung der gewöhnlichen Friften verfähret, ohne vielen und
gewöhnlichen Verzug. Hoch häufiger ohne allen Berzug. Linen
unverzüglichen Gehorſam leiften. Unverzüglich ‚geboren,
Fommen. "Eine Sache unverzüglich abthun, auf der Stelle,
ohne den. geringſten Verzug. Daher die Unverzüglichkeit. Im
Theuerdanke kommt noch das veraltete Nebenwort unverzug in
eben dieſer Bedeutung vor, ;
Unvollkommen, — er, — fie, adj. etadv. der Gegenſatz von
vollkommen in deffen meiften Bedeutungen, (S. diefes Wogt,) in
dem Dannigfaltigen feiner Theile nicht gehörig zufammenftims
mend, oder auch, nicht den möglichen beſten Grad der Güte
habend. Line Schönheit ift unvollfommen, wein das Mannigs
foltige in derfelben nicht gehörig zufammen ſtimmt, oder wenn
noch etwas an dem böchften möglichen Grade derſelben fehler,
in unvollfommnes Gebäude.
Die Unvollfommenbeit, plur. die — en. ꝛ. Die Eigenfchaft,
da ein Ding unvolfommen ift, als ein Abftractum und ohne Plu⸗
2, Dasjenige, was diefen Zuftand verurſacht, d. i. dasjenige,
was die gehörige Zufammenftimmung des Diannigfalrigen, oder
den höchften möglichen Grad der Güte hindert; mit dem Plural,
In diefem Berftande werden Lafter, Mängel, Fehler, Krankheis
ten u. f. f. ja ‚alle Arten der Einfepränfung Unvollfommenbeis
‚ten genannt,
Unvollfländig, — er, — fie, adj. et — nicht vollftändig,
Mangel an einem.oder mehrern Theilen babend, ein Ganzes aus⸗
zumachen, (8, Volltändig.) Ein unvollftändiger Begriff, in
der Logi?, wenn man von den Merkmahlen einer Sache nicht
deutliche, ſondern nur klare und undentlihe Begriffe dat. Daber
die Unvolltändigkeit.
Unponnötben, adv. weldes nur zuweilen im gemeinen Leben
vorkommt, nicht vonnörhen; d.i. nicht nothwendig.
Unvorgreiflich und Unvorfchreiblich, zwey nur in den Kanzel⸗
Ieyen, beſonders Dberdeutfchlandes, übliche Bey⸗ und Nebenwörs
„ter, welche dafelbft als Ausdrüde der Höflichkeit gebraucht werden,
299 ; uud
947 Uns
und bedeuten polen: ohne badurch einem andern vorzugreifen, oder
ibm etwas dadurch vorzuſchreiben⸗ Seine unvorgreifliche oder
unvorfchreibliche Meinung fagen, feine Meinung fagen, ohne
doch dem andern dadurch in ſeinem Urtheile vorgreifen, oder ihm
etwas vorſchreiben zu wollen. Nach der Analogie der meiften von
Seitwörfern vermittelft der Sylbe lich gebildeten Beywörter müß⸗
ten auch dieſe in leidender Bedeutung gebraucht werden, was ſich
nicht vorgreifen oder vorſchreiben läſſet. Allein man hat Wörter
diefer Art genug, welche thätig gebraucht werden, 5. B. das gleich:
bedeutende und im Hochdeutfchen üblichere unmaßgeblich, ver:
derblih, nachdrücklich, ergeglich, unaufhörlich, erbaulich, be⸗
trieglich, und — andere mehr. Indeffen find die beyden an—⸗
geführten in der edlern Schreibart der Hochdeutſchen unbefaunt,
und fönnen es auch immer bleiben,
Unvorſetzlich, —er, —ite, adj. et adv. welches gleichfalls in
tbätiger Bedeutung gebraucht wird, im Gegenfage des vorfeglich,
mit feinem vorher gegangenen Vorſatze verbunden, Eine unvors
feglihe Sünde, welche obne vorher gegangene Übertesung und
Wahl begangen wird. Jemanden unvorfeglich- beleidigen.
Daher die UnvorfeglichPeit,
Unvorfihtig, —er, —ite, adjret adv. der Gegenſatz von vor⸗
fichtig, die pflichtmäßige Vorficht unter! affend, und dar'n gegrünz
det. Bin unvorfichriger Menfch. Kine unvorfichtige Hands
lung. Unfürfichtig (unvorfichtig,) heraus fahren, Sprichw.
12, 18. Die Unfürfichtigen, (Unvorfichtigen,) werden Rlugbeit
lernen, Ef.32, 4. Daher die Unvorfichtigkeir, als ein Abe
firactum, ohne Plural; ingleihen don unvorſichtigen Handlun
gen, mit demſelben.
Unwahr, —er — fe, adj. et adv. * Gegenſatz von ae
Richt mig der Sache ſelbſt überein ſtimmend, wo es oft als ein
elimpflicher Ausdrud für die härtern Falfch,* erlogen m. ff. ger
braucht wird. Eine Geſchichte if unwahr, wenn die Erzählung '
derfelben entweder ganz erdichtet iſt, oder doch im wefentlichen
Dingen mit den Begebenheiten ſelbſt nicht überein ſtimmet; un:
richtig iſt fie, wenn fienu, In Nebenumftänden von der Wahrheit
abweicht. Etwas fir unwahr halten, F * wahr, ©.
Unwahrheit.
Unwaͤhrhaft, er — eſte, adi. et adv, ie Gegenfaß von -
1,» Objective, der Wabrbeit nit gemäß, wo es
wahrhaft.
Kine unwahrhafte Ge—
oft für unwahr gebraucht wird,
ſchichte.
ſitzend, die Wahrheit zu verlegen. Ein unwahrhafter Geſchicht⸗
fehreiber. Ein unwabrhafter Zeuge. So auch die Unwahr⸗
haftigkeit.
Die Unwahrheit, plur. die—en, von dem Bey⸗ und Neben⸗
worte unwahr, nud als der Öegenfag von Wahrheit. 1. Als
ein Abftractum und ohne Plural, die Eigenfchaft eines Dinger,
befonders eines Ausfpruches, da derfelbe mĩt der Sache felbft
nicht überein fommt.- Die Unwahrheit einer Erzählung, einer
Derfiherung u. f.f. Zuweilen auch fubjective für Unwahr⸗
. haftigkeit 2. ‚2. Afs ein Eoncretum und mit dem Plural, eine
vorfeßlicherwechte Borftellung, welche mit der Sache felbfl nicht
überein fommt. Jemanden Unwabrbeiten berichten. un:
wahrbeiten erzählen. Zielet die Unwahrheit auf den Schaden
“anderer ab, fo. heißt fie in engerer Bedeutung eine Züge. S.
Wahrheit.
> Einwehrfeintich, er, — fe, adj. et adv, nicht wahrfcheine
lich, (S. dieſes Wort.)
Das iftfebr unwahrfcheinlih. Daher die Unwahrfcheinlich-
Reit, fo wohl im Abftracto, vonder Eigenſch aft, ohne Plural; als
auch vor unwahrſcheinlichen Dingen, mit demfelben,
2. Am häufigften fubjective, Neigung, Fertigkeit be⸗
Eine unwahrfcheinlihe Gefchichte. ,
errE
ER —t, y ER et adv, Ser Grgenfag *
wandelbar, was ſich nicht wandeln, d. i, nicht verändern, und in
engerer Bedeutung, durch !ie Länge der Zei: nicht verfchlimmern
läßt; unveränderlich. Gott if unwandelbar, im ſchärfſten
Berflande, Gottes unwandelbares Mißfallen gegen das Laſter,
Gel. Ein Renſch beift zuweilen unwandelbar, wenn er ſich
in feinen Entſchließungen und Meinungen durch nichts ändern läfs
fet, wofür doch unveränderlich üblicher iſt. So auch die Unwan⸗
delbaveit, die Unveränderlichfeit. Schon ben dem Notker un-
uuandelbar, bey dem Oitfried unuuantelich S. Wandel:
barund Wandeln.
"Der Unweg, des — eg, plar. sie—e, ein | ungebabnter Weg,
ingleihen ein falſcher Weg, ein Irrweg, Abweg. Er macht
ſie irre auf einem Unwege, da Fein Weg iſt, Hiob ı2 ‚24 Er
läßt fie in unwegfamen Wüften irren, Michael, Kuf.einem
Unwege feyn, auf einem falſchen Wege. Umweg bedeutet et⸗
mas anders,
Unwegſam —er, he, adj. et.adv. der Gegentag des nicht
gebräuchlichen wegfam, mit feinem gebahuten Wege verſehen.
Ein unwegſamer Wald, Unwegſame Orte,⸗ — 8.
So auch die Unwegſamkeit. |
Unweidemännifch, —er, —te, adj.etadv. der Begenfuß des
weidemannifch, den-Örwobnbeiten und Regeln derWeidemänner,
d,1. gelernten Zägern, — nen: jagen, a |
deln u. f. f.
Unweigerlich, adj.et adv. mit einer Weigerung verbunden, J
ne ale Weigerung, bey einigen anch unver weigerlich Unweiger⸗
lichen Gehorſam leiten. Roch häufiger als ein Nebenwort,
Dem Befehle unweigerlich geborchen. An paffiver Bedeutung,
welche bey Wörtern diefer Arc die gewöhnlichfte iſt, wag nicht ges
weigert, oder verweigert werden Fann,iftesmichtüblih, .
Unweife, — —fe, adj. et adv, der Gegenfaß von weile,
nicht weife, (S.diefesWort,) deffen man ſich vornehmlich bedienet,
wenn man die härtern, thöricht uf. f. vermeiden will, Kin un=
weiſes Betragen, Wir waren weiland unweile, Lit, 3, 3.
Wandelt nicht als die Unweifen, Epb. 5, 15. Das Hauptiwort
die Unweis heit ift nicht üblich,
Unweislich, —er, fie, adj. et adv. eigentlich dem, wag
unweife ift, ähnlich; indeffen wird es häufig für diefes Wort
felb@ gebraucht, befonders in’ der adverhifchen Geftalt, Un:
weislih bandeln. Unweislich veven, Hiob 42, — ©:
Weislid. -
Unweit, ein Nebenwort des Ortes, für nicht weit, weiches doch
allemahl den Terminum a quo erfordert, der alsdann auf dop⸗
pelte Art mit demfelben verbunden, wird; wie unfern. So wohl
mit dem Vorworie von, fo wie deffen Gegenfaß weit. Unweie
von der Stadt, von der Mauer, von Berlin. , Unweit von. ;
bier. Oder auch vermittelft der zwenten Endung. Unweit deg
Stadtgrabeng, der Stadt, des Waldes. Wofür andere,obs |
gleich mit nicht fo vielem Beyfalle, die dritte Endung ‚gebrauchen.
° Unweit dem Walle..
Unwereh, —er, —efe, adjet ar der Gegenfaß von werth,
fo fern es fo viel als würdig bedeutet, mit welchem es denn auf
einerley Art eonſtruiret wird, unwirdig, Er ihunwereb, daß
ich mich feiner annehme, if esnicht mwertb, nicht würdig. | Ins |
gleichen mit der zweyten Endung. Eines Lobes, einer Belob: Bi
nung unwerth feyn, In der edlern: Sdhreibart iſt dafür uns |
würdig üblicher. .
Der Unwerth, des — es, plur car. die Abwefenbeit des ;
Werthes, derjenige Zuftand, da eıne Sache feinen Wertb bat, ii
Den Werth oder Unwertb eines Vorgebens dahin. velellt
fen laſſen.
—s,plur. car. hoher Gead der Unordnung,
der gefellſchaftlichen und bürgerlichen Nude und Drds
Be: diefes Wort einen höhern Grad ansdrudt als Unfug.
Bam Umwefneucn. Unfug ng Unwefen. — S.
wWeſen.
Das Unwetter, — pkar. car. ein nur in einigen gemei-
men, befonders Hederdeurihen Sprecharten übliches Wort, jede
ungeſtüme und rauhe Witterung zu bezeichnen, wodurd es ſich von
demHochdeutfchen Ungewitter noch unterfcheider. Wetter bedeu:
tet hier in engerer Bedeutung — Wetter, Gegen⸗
Sag durch un angedeutet wird,
E Unwichtig —er, ſe, adj. et ade, nicht — in allen
Bedeutungendiefes Wortes, Ein unwichtiger Ducaten, welcher
nicht das gehörige Gewicht hat. Eine unwichtige RAR: Die
unwichtigne Bleinigfeit.
Allein, wer bin ich? ein unwihtig Weib; Schleg
Daher die Unwichtigkeit, als ein Abſtractum und ohne Pinral;
ingleichen zumeilen auch won einer unwichtigen, unerpebfichenSas
% he mit dem Plüral.
Unwiderleglich, —ce, —Fe, adj.etadv. was fi nicht wir
J derlegen läßt. So auch die ———
> Anwiderfeglich, —er, —fe, adj.etadv. dem man fih nicht
widerfeßen faun, Die anwiderſtehlich· Mit unwiderfeglicher
Gewalt, Daͤher die UnwiderfeglichFeit,
nicht widerfprehenfann. Line unwiderfprehliche Wahrheit.
Es ik unwiderſprechlich gewiß, Daper die Unwiderfprech-
lichkeit.
Unviderftehlich, —er, —te, adj. etadv. demman nicht wi⸗
derfichen, nicht Widerſtand leiſten fann. ine unwiderſtehliche
Gewalt. So auch die Unwiderſtehlichkeit.
* unb - er, fe, adj.etadv. was ſich nicht
wieder bringen, d. 4. nicht zurück bringen, und, im weiterer
Bedeutung nicht erjehen, nicht wieder gut machen, nicht Äne
"dern läßt,
Als ich, — von den Göttern, feine Beute
Unwiederbringlich ſchien, Raml.
Mein Grmüth hat feine Seiterkeit unwiederbringlich verloren.
Ein unwiederbeinglicher — ein unerfeglisher. var die
N Unwiederbringlichteit.
n3 ytmwiedertepelie adj. — welches von einigen, ——
in einigen Provinzen, für das vorige gebr RR wird, aber imvoch⸗
keutſchen ſelten geboret wird,
wiederrufen läſſet. ——— Di Rath⸗
ſchlüſſe Gottes find unwiederruflich. Daher die Unwieder—
ruflichkeit.
Bi
Mr
‚ über dag bemerfte Böſe, und in engerer Bedeutung über dag
- Diefer unangenehmen Empfindung ausdruckt, als Zorn, aber einen
böhern, als Mißfallen, theils als eine allgemeine, doch glimpfliche
Benennung der miehreſten übrigen Stufen gebraucht wird.
AUnwillen und Verdruß über etwas empfinden. Einen Un—
willen wider jemanden faffen, wegen feines Mißverhaltens ,
‚oder des an ihn bemerften Böen, Mir Unwillen Almoſen ge⸗
ben, 2 Cor, 9,7
manden — 5
Anm. Schon bey dem Ottfried in der heutigen Bedentuug Un»
uuille, in der Schweiz fberwille, (S. auch Wiserwille,Jweldhes
in manchen Fällen mis diefem Worte g eich bedeutend iſt. Un bes
und undefugten Geräuſches, befonders der
Unwiderfprehlih, —er, —fe, adj. et ady. dem man 5
Der Unwille, des ns, plur. car, unangenehme Empfindung "
Mifverhalten anderer; wo Unwille iheilseiren geringern Brad
- Seinen Unwillen fahren laffen, ibn an je⸗
| unw 950
S zeichnet hier nicht bloß eine Abweſenheit des Willens oder Wollens,
ſendern einen harten Gegenſatz des guten Willens, d. I, der guten
Gemürhs ſtellung· Chedem bedeurete Unwillen, ‚fo wie Wider:
willen, auch pbofifchen Edel, Reign:: g zum Erbrechen, wovon
Friſch einige Beyſpiele anführet, Hornegk gebrandht für Unwille
ern den Begeiifag von inne, Liebe, Von der Declinatipn
dies Wortes ©. Wille. > -
Unvliigs, —er) —fe, adj.etadt. nmilfen habend und eitte
pfindend; am häufigften als ein Nebenwort. Unwillig fern,
werden. Jemanden unwillig machen. Etwas unwillig thun,
beijev mit Unwillen. Seltener als ein Beywoͤrt. Kine unwil-
lige Mine. Die funfelnde Sehnſucht in ihren. Augen nebſt
einigen unwilljgen Seufzern, wo es inengerer Brdeutung für
ungeduldig ſteht. Daher die ynwilligfeit, plur.-car. der Zus
* fand, damanummwilligift, wofür doch Unwille üblicher iſt. ©,
auch Derunwilligen. n
Unwirkſam, —er, —fe, adj. et adv. der Gegenfaß von wirfe
fam, nicht wirkſam. ine unwirkfame Arzeney, welche nicht
die verlangte Wirkung ihut. Alle vorſtellungen blieben unwirk⸗
ſam. Daher Unwirkſamkeit.
Unwirtbbar, — er, — ſte, adj. et adv. ein nur in der dichteri⸗
ſchen Schreibart der Neuern für unbewohnbar, übliches Wort,
welches auhzer derſelben in den gewöhnlichen Sprecharten der
Sochdeutſchen eben ſo ungewöhnlich iſt, als deſſen Gegenſatz
wirthbar. (©. — Mir iſt Fein Ort unwirthbar,
Boͤdmer.
Den unwirthbaren Sig £
verklart, doch felten nur, ein rother fchneller Blitz Hng.
Des unwirthbaren Meeres Grund, fagte fiyon Loheuſtein.
auch die Unwirthbarkeit.
So
AUnwiſſend, —er, —fe, adj. et adv. der Gesenfag von wiſ⸗
fend: 31, Nicht wiffend, ohne jedesmabliges Bewufitſeyn, mo es
nie als ein Nebenwort und ohne Compararion üblich iſt. Unwif-
fend fünsigen, fo wohl ohne Bewußtſeyn der Handlung, als auch .
ohne Kenntniß des Öefeges. Etwas unwiffens thun, ohne Bes
wußtfenn, 4 Moſ. 5, 24. Lin Todtſchläger, der eine Scele
unverfehens-und unwiffend fchlägt, Jof.20, 3. (S. Unwiſ⸗
fentlih) 2. Nicht wiffend, d. i. feine Nachricht, Kenntaig
oder Wiſſenſchaft von etwas habend , auch nur als ein Rebenwort
mit der dritten Endung der Perfon, und nur von geſchehenen Din⸗
gen. Das iſt mir unwiffend, ift mie wicht wilfend, nicht bewußt,
ich weiß es nicht. Mir iſt nicht unwiſſend/ daß die Sache ihren
großen Nutzen bat. Dir war nicht unwiffend, daß das ver«
botben iſt. Aber als ein Mittehvort, mir unwiffend iſt ev weg:
gegangen, nachdem Lat. me infcio, für ofne mein Wiffen,
it wider die Analogie der Deutfchen Sprache. Noch eher Läffet
fich die zweyte Endung derSache entfehuldigen. Einer Sache un-
wiffend ſeyn, von einer gefchehenenBegebenheit keine Wiſſenſchaft
oder Kenntniß haben, 3. Keine wiffenfhaftlice Erfenntnig vor
etiwas haben, wo diefes Etwas mit dem Vorworte in ansgedrudt
wird, aldein Bey- und Nebenwort. In einer Runft, in einer
Wiſſenſchaft, in den Rechten unwiffend ſeyn. Ein unwiſſen⸗
der in den Rechten, Wo man doch um des harten Nebenbegriffes
der folgenden Bedeutung willen dafür lieber unerfahren, oder an⸗
dere glimpfliche Ausdrücke gebraucht. 4. Im eugſten Berfiande
und abfofute ift jemand unwiffend, wennes ihm an der nüßlichen
Erkenntniß folcher Wahrheiten fehler, welche einen Einfluß in die
Beſtimmung feines Verhaltens haben, wo es als ein Bey⸗ und
MNebenwort und mit der Comparation gebraucht wird. Ein un⸗
wiffender Menſch, welchem es an müglichen. Kenutniffen entweder
alfer Art, oder nur einer und der andern Act mangelt. Außerſt
unwiſſend ſeyn. Jemand if nicht unwiffend ; wenn er ver⸗
? Dove * ſchieden
—
951 | Unw
ſchledene Ar — nützliche Kenntniſſe sch Benn die Sahemit
dem Borworte in ausgedruckt wird, fo tritt die vorige Bedeutung
enir ein, wo doch aber allemahl der Nebenbegriff des fehlerhaften, _
ſtrafbaren odet verfhuldsten Mangels der Kenntniß bleibt. In
den Lehren des Chriſtenthums fehr unwiffend feyn.
Die Unwiſſenheit plur. car. das Abffkactum des vorigen Wor⸗
tes, und der Gegenſatz des veralteten Wiſſenheit, welcher doch nur
in den beyden letzte Bedeutungen des vorigen Wortes üblich iſt.
2. Die Abweſenhen der Wiſſenſchaft oder Kenntniß von einer Sa⸗
be, In diefein Srude geſtehe ip meine Unwiffenbeit. Dfe Un
wiffenheit der Rechte , beffer in den Rechten; "Die Unwiſſen—
heit des Gefeges, Mangel der Erkenntniß deffelben. Aus unwiſ⸗
fenheit fündigen, aus Unmiſſenheit fo wohl des Geſetzes, als auch Die Unze, plur. die — n, ein Wort, welches fo. wohl ER £
ſtimmtes Maß, als auch ein beffimmtes Gewicht, bedeutet. .)
der Handlung. Ss ih aus Unwiffenbeit gefchehen Daher Un⸗
wiffenheitsfünden, in der Theologie, welche aus Unmiffenbeis
begangen werden. 2. In engerer und harter Bedeutung ift die Un-
wiffenbeit die Abweſenheit nüglicher Erfenneniß ſolcher Wahrhei⸗
zen, welche unſer Verhalten beftimmen müffen, beſonders, wenn
diefe Abweſenheit vorfeglich oder verfchuldet ift. Unter dem de
den Saufen herrſcht noch eine große Unwiffenbeit. }
Schon bey dem Notfer Unuuizzenheit, bey dem Ditfried
mit einem andern Suffixo Unuuizzi.
Unwiſſentlich,/ adv. welches nur im gemeinen Leben für unwiſ⸗
fend ı, ohne Bewußtfepn, gebraucht wird, und vermistelft ‚der ‘
Ableitungsiplbe lich aus demfelben gebildet worden. Etwas un:
wiſſentlich thun, aus Unwiffenheit, ohne Bewußtſeyn.
Der Unwig, des — es, plur. car. der Mangel des Wiges, in
der engeren Bedentung des Vermögens, treffende Ähnlichkeiten zu
entdecken, ein ſeltenes, und erft in den neueren. Zeiten gebildes
tes Wort.
Wenn nicht vielleicht, geſtärkt durch gefchandete Becher,
Der Unwig alberne Lacher befeelt, GSieſeke.
Unwitzig, — er, — ſte, adj. etadv, der Gegenfaß von witgig,
nicht wigig. ı.*6o fern wig gefunden Verfiand, und wigig
verftändig bedeutet; war unwigig ehedent, fo wohl natürlichen
Drangel am Berflande leidend, als auch aberwig g, in: welchen
Bedeutungen es aber veraltet iff. 2. Bon wigig, Fertigkeit be⸗
fisend, treffende Ähnlichkeit zu entdecken, und darin gegründet, iſt
unwigig der Gegenfag deſſelben. 2“ unwigiger Scherz. Un⸗
wigig denfen.
Unwohnber, — er, — fie, adj. et a wo ſich nicht wohnen
läßt, unbewohndbar. So auch die Unwohnbarkeit.
Unwürdig — — adj. et adv. 1. Nicht würdig, im
gemeinen Leben unwerth. Einer Ehre unwürdig feyn. Einem
Unwürdigen Ehre erweifen , der ihrer nicht würdig ift. Mel:
her unwurdig iffer und trinket, ı Cor. ar, 27,29. 2. {enges
ver Bedeutung, der Würde, den Stande der Perfonen, fo wohl
des Subjectes als Dbjectes, nicht angemeſſen, ein glunpfliher
Ausdruck für niedrig, niederträchtig, unanfändig. Sin un—
wirdiges Betragen, welches fo wohl der Per ſon, welche ſich
deſſelben ſchuldig macht, als auch der, welche der Gegenſtaud
deſſelben iſt, unanftändig iſt. Sich unwürdig bezeigen.
Daher die Unwindigkeit, in beyden Fällen, Das Beywort
lautet ſchon bey dem Kero und Ottfried unuuirdig.
Unzablber, — er, — fie, adj.etadv. noch nicht zahlbar. Ein
Wechiel it unzahlbar, wen die befiimmte Zeit, da er bezahlet
werden muß, noch nicht da ift. Daher die Unzablbarkeit.
Ynzäblbar, — er, — fie, adj. er adv. was fish nicht zählen,
durch Feine Zahl beftimmen läßt, der Gegenfag von zählbar.
Zine unzabibare Menge. Die unzühlbaren Sterne am Him=
mel, So auch Sie Unzählbarfeit. Bey dem Notker mit einer
andern Endſylbe Unzalahatti.
J
aan 2dj. et Jar; welches mit dem vorigen.
gleich bedeutend, was fich durch Feine Zahl befiimmen a
Eine unzählige Menge. Unzäblig, wie der Sand am Meer.
: Im gemeinenkeben, auch’ nach einer gewöhnlichen Vergrößieung,
oft für fehr viel, Unzählige Wohlehaten von jemanden genofs
fen haben. Unzäbliger Reichthum Esiftvonzählen und der
Ableitungsiplbe ig gebildet, daher die ſo wohl in der Deutfhen
Bibel, als noch bey vielen Neuern, übliche Schreibart unzahlid,
eben fo unrichtig ift, als adelich, untadelih u.f.f. Wäre es
die Sylbe Lich, fo müßte es-unzäbllich beißen, mit einem dopr
—* I. Das Hauptwort die Unsäbligteie wird, ‚wenig ge⸗
raucht.
1, Als ein Längenmaß, wo es ehedem einen Zoll oder den zwölften.
Theil eines Fußes bedeutete ‚und in einigen Bedenden vielleicht
noch bedeutet,
Daz di Tiber uberdoz - ——
Den altar by vier Unzin, Jeroſchin bey dem Kerd,
2, Als ein fürnerliches Maß iftes eur im Würtemberg. ——
wo ein Simti Getreide vier Unzen oder vierlinge, eine
aber vier Achtel bar. Die Unze iſt alsdann der 32 Theil eines
Scheffels. 3. Alsein Gewicht, wird es noch im Sochdeutſchen be⸗
ſonders in den Apotheken, häufig für 2 Korb, oder den zwölften
Theil eines Pfundes zu 24 Loth, gebraucht, Eine Unze Bold.
Einer Unze ſchwer. Sechs Unzen Sals, Es ift ausdem ———
Unciaentlehnt, welches bey den Nömern in mehrern Fällen | den
zwölften Sheil eines Ganzen bezeichnete, Es iſt eines von deu
wenigen Wörtern diefer Art, welche mit einem Zahlworte die Eu⸗
dung des Plurals nichtverlieren. Acht Unzen, nicht Unze z
man gleich fagt ſechs Loth, vier Pfund, act Bol, neun Sup
und fo ferner.
Die Unzeit, plur. die — en, eine unfchicliche, —
gehörige Zeit, als der Gegenſatz der ſchicklichen oder bequemen
Zeit. Die Fleiſcher ſollen Feine Farren zu Unzeiten, ſondern
alles nach Jahreszeit, ſchlachten, in der Soeſter Polizey⸗Ord⸗
ung von 1650, Am Hochdeutfchen gebraucht man es nurim
Singular mit dem Vorworte zu und dem ‚verfürzten Artikel,
Eine Rede, fo zur Unzeit geſchieht, Sir. 22, 6, Kaltetian,
es ſey zur teten Zeit oder zur Unzeit, ı Sim 4,2, Gie
Fommen mir beute zur Unzeit, zu ungelegener Zeit. Das beißt,
zur: Ungeit fohweigen, Geh. Ihr Spaß ift ſehr sur Unzeit an ⸗
gebracht.
Un zeitig, — rn, — - fie, ad). etadv. 1. Was zur Ungeit if und
geſchiehet, von dem vorigen Worte, Eine unzeitige Größmur
welche zur Unzeit geübt oder angebracht wird, 2, Algder Gegen:
faß von zeitig, reif, ift unzeitig noch nicht durch. die Zeit zur,
gehörigen Keife gebracht; unreif. Unzeitige Trauben, Dich 15,
33. Wie eine unzeitige Geburt eines Weibes, febenfledie Son:
ne nicht, Df. 58, 9. Das Obi ift noch unzeitig. Daber die Un⸗
ʒeitigkeit, befonderd i in der zweyten Bedeutung, die Unreife, S
Unzüchtig Anm.
Unzerbrech lich — er, — fir, adj. et adv. was ſich midhe,oder
doch ſehr ſchwer zerbrechen läßt. Daher die Unzerbrechlichkeit.
Unzergänglich, — er, — fie, adj, etadv. was gar nicht, oder
doch fehr ſchwer sergeber, d.i.im Waſſer aufgelöfee wird. In⸗
‚gleichen figürlich, was nicht oder doch nicht leicht vergehet, wofür
aber unvergänglich üblicher ift. So auck die Unzerg anglichkeit.
Unzerſtörbar und Uinzerflörlich, — er, — fe, .adj,etadv.
was fich nicht oder doch nur ſehr fehwer zerftören Läffet, zwey gleich
bedeutende Wörter, Daber die oe und Unzerſtör⸗
lichkeit.
Unzer⸗
*
— ae Te een
2
3
*
E
2
4
3
i
4
an una en
7
—
we ale >
Unzertrennlich oderlinzertrönnbar, —r, fr, adj. et adv.
mag ſich entweder garnicht, oder doch nur febr ſchwer trennen.
5 oder gertrennen läfjet, zwey gleich bedentende Wörter, wovon doch
deas erſte amüblichften ift. Dev Yugenbli, welcher uns unzer⸗
0, geennlic verbinden wird. So au die Unzertrennlichkeit oder
Bi Unzertrennbarfeit. i N
— Unziemlich, — er, — fie, adj. et adv. der Örgenfaß von ziem⸗
07 ih, fo fern es chedem für geziemend gebraucht wurde, fih nit
> rgigiemend, wofür doch auch ungesiemend üblicherift. Ein un:
siemliches Bervagen. Semanden auf eine ungiemlicpe Art wir
derfprechen. So auch die Unziemlichkeit.
Die Unzier oder Unzierde, plur. inul.der Gegenſatz von Zier
(oder Zierde, die Abwejenheisder Zierde, und deren Gegenfaß,
Unfanberfeit, ein im Hochdeutfchen feltenes Wort, welches nur
zuweilen als ein glimpflicher Ausdrud gebraucht wird, härtere
‚zu vermeiden, |
Anzterlih,— ev, — fie, adj. et adv. nicht zierlich. Daher die
Unzierlich keit, der Zuftand, da ein Ding ungierlich iſt. i
Unzinsber, adj. et adv. dem Zinfe nicht unterworfen, der Ge⸗
genfaß vonzinsbar: Unsinsbare AÄcker. So auch die Unzinsz
barkeit. U... :
Sie Unzucht, plur. car, der Mangel, oder die Abmwefenbeit
der Zucht, undeine darin gegründete Handlung, 1. "Eigentlich, in
welchen Berftande diefes Wort ehedem fehe häufig war, eine jede
fo wohlder gefelfchaftlichen Wohlanftändigkeit, als auch der bür⸗
gerlichen Drduung, und den Geſetzen zuwider laufende Handlung
zu bezeichnen; da es denn theils mit Ungefitetheit, Unanftändig»
Feit, theils mit Frevel, Unfug, Ausfchtweifung, theils auch mir Ver⸗
- brechen und andern ähnlichen Ausdrüdfen gleich bedeutend war.
In den Monfesifchen Gloſſen fü Unzuht, unruhiges Berraaen,
ingleichen Ausfchweifung, Unzuhtiger, ein ungezogener, uncus
biger Menfch, In dem alten Straßburgifchen Stadtrechte wird
für Unzucht erfläret, wenn jeman fin tun oder venſter bi naht
Machth uf hiebe, oder zerwurffe ; wo es fo viel als Unfue, Sö
rung der Rube und Ordnung ift. Bey den Shwaßiigen ich»
vor, und im Schmabenfp. Kap,62, heißt Unzuht, ungefitteiee
Betragen vor Gericht. Figürlich wurde e8 denn and) für Schan⸗
de, Unchr gebraucht. Sie thaten ihrem Bothen einen Unzucht,
Königeh. Wenn einer $rauen Unzucht thäte mit Schleyer ab:
ziehen und dem gleich, Straßburg, Doliz. Ordnung. In diefer
ganzen Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen veralter, dech ſcheint es
in Schwaben. no für Muthwillen, Büberey, gangbar zu feyn,
‘2. In engerer uud gewöhnlicherer Bedentung ift die Unzucht der
Migbranch des zur Fortpflanzung verordneren Natuririebes auf
eine die ſem Zwecke zumider laufende Art, wo es, fo wie Hurerey
zuaseich ein harter Ausdruck ift, welchen man in der alimpflichen
und edfern Schreibart gern vermeidet. Unzucht treiben, Mit
* Seiner Perfon Unzucht treiben. Sich Ser Unzucht ergeben. In
Unzucht leben. Jemanden zur Unzucht verleiten, -Um Unzuche
willen Weiber nehmen, 308,6, 18. Sich der Unzucht ergeben,
Epheſ. 4,9. \ 3
In der erften Bedeutung ehedem auch Inzucht und verzucht.
©: Zug. !
Der Unzüchter, des —s, plur. uf nom. fing, Fämin, die lin:
züchterinn, eine Verfon, welche ich der. Unzucht in der zwrhten
engeen Bedeutung ſchuldig macht; ein Wort, welches im Hoch⸗
deutſchen felten gebraucht wird, Ehedem bedeutete es in weiterm
Verſt ande einen jeden ungezogenen, ungefitteten, aus ſchweifenden
enſchen. Ingleichen einen Frebler, Verbrecher u. ſ.f. u
Unzuctie, — er, — fe, adj. et adv, Unzucht begebend, dazu
- geneigt, und darimgegründet, 1. RNIn der erfien Bedeutung des
NZ
=
tern kommt es häufig für Unhöflichkeit, nngezogenes Berragen
w
rich in meinem Zimmer. verfchließen.
EN Fr 954
Hanptworfes, wo es ehedem ſehr häufig für ungezogen, unan⸗
frändig, ungeſittet, aus ſchweifend, frevelhaft u. f. f. gebraucht
. wurde, Schon Notfer braucht inzuhtig für ungegogen. Doch in -
diefer Bedeutung ift es im Hochdeutfchen eben fo ſehr veraltet, alg
das Hauptwort. 2. In der aewöhnlichften Bedeutung und von
Unzude2 iſt unzüchtig, Neigung und Fertigkeit äußernd zum
unrechtmãßigen Gebrauche des Naturtriebes zur Fortpflanzung,
und darin gegründet. : Ein unzüchtiger Menſch. Unzüchtige
Worte, Geberden, wilchediefe Neigung verratben. Daher die
Unsschtigkeit, div Ergenfchaft, da eine Verfon oder Sache un—
süchtig iſt, wonon Unzucht eigentlich noch verfchieden ift, ob eg
gleich nicht felten an deſſen Statt gebraucht wird,
Anm, In einigen Provinzen, 5.8. in Ofterreich, iſt ungüchtig
auch fo viel als unreif, unzeitig. Funge unzuchtige Kürbſe
Ohne Zweifel auch von ziehen, gleihfam neh nicht erzogen,
Unzufrieden, — er, — fie , adj. et adv. nicht zufrieden, ' Mie
etwas unzufrieden feyn, feine Unlnſt über den Mangel der His
lanztichieis deffelden an Den Tag legen, Mit feinem Schiefale,
mit feinem Zuftande, mit fich ſelbſt unzufrieden feyn. Ein un—
zufriedenes Gemütb. Tiber etwas unzufrieden feyn, feine Un⸗
luſt darüber an den Tag legen, In engern Verſtande ift man uns
zufrieden, wenn man feinen Zuftand für unzulänglich zu feiner
Wohlfahrt hält, und ſolches durch Unluftan den Tag legt. Das
ber die Unzufriedenheit, alsder. Begenfag der Zufriedenheit.
Dev größte Theil unferer Unzufriedenheit entfpringt aus dem
ſtolzen Wahne, daß wir nicht fo gluklich find, als wir eg zu
feyn verdienen, Gell. Der Neid beſtehet in nichts , als
in der Unzufriedenheit über die göttliche Yustheilung, eben
derfelbe, ; ; (a
Unzugängis, oder Inzupänalich, — ev, — fie, adj. et adv.
wovon doch das legte am üblichften ift, mit feinem Zugange vers
foben, wozu man nicht fommen kann. in unzugänglicher Ort.
Die Höhle it vollig unsuganglid. Unsugänglid will ic
Kin Ser; , welches
der Caſtern unzugenglich ift. Daher Sie Unzugängigkeit, noch
häufigersaber die UnzugänglichFeit, x
Unzulänglih, — er, — fe,adj.etadv. nicht zulänglich,, zu
einem Bedürfniffe, zu einer Abficht nicht zufangend. Der Zeug
ift zueinem Rleide unzulänglid. Eine Summe, welche zu
der Reife viel zu unzulanglich if. Daber die Unzulänglichkeit,
Fe mehr wir die UnzulänglichFeie unferer Kraäfte einfehen,
deſto mehr wird unfere Demuth wachen, Gel.
iinzuläfig,— er, — te, adj.etadv. was nicht} zitgelaffen,
meyt verſtattet, nicht erlaubt werden Faun ; ben einigen, ob gleich
ſeltener, unzulaßlich. Daber die Unzuläſſigkeit.
Unzuverläffig — er, — fie, adj.etadv. nicht zuverläffig, wor⸗
auf man fih nicht verlaffen Fan. Ein febr unzuverläffiges Ver:
ſprechen. Daher die Unzuverläffigkeit.
Un zweifelhaft, —er, — eſte, adj. et adv. der Gegenſatz, vor
zweifelhaft, doch nur ſo fern es objective gebraucht wird, woran
man nicht zweifeln kann und darf, wobey Fein Zweifel Statt fin⸗
det. Ein uͤnzweifelhaftes Jeugniß. Das iſt unzweifelhaft
wahr. Unſtreitig, unleugbar werden im ähnlichen Verſtaude
gebraucht, unge weifelt aber bedeutet eigentlich, woran nicht ges
zweifelt wird. -In einigen Gegenden ift für unzweifelhaft mit ei=
4er andern Ableitungsſylbe auch unzweifelich üblich. (Daher die
Hinzweifelbaftigfeit,
üppig, — er, — fir, adj.et adv. ein fehr altes Wort, weſches
aber ehedem in verfchiedenen, jest nicht mehr güngbaren Bedeu⸗
tungen gebraucht wurde. Cs bedeutete, ı. "Stolz, boffärtig,
eitel, und nach einer fehr nahe vertwandten Figur, auch prächtig.
Diefe Bedeutung, weiche allem Anfehen nad) eine der erften iſt, iſt
Due 3 s Bo
e we x a
——
—
Ob :.
er
noch int Schwedit ßen üßtich, wo yppig, ſo wohl ſtolz, als auch
prachtig, und zwar letzteres in gutem Berſt ande bedeutet; Dän.
byppig. 2.*Trãge, můßig; vermuthlich eine Figur der vorigen
1 — I £ ;
£ine von der ubbigken verderbte Seele, Line Stade, in
Bedeutung, fo fern die Srägheit fehr oft eine Folge des Stölzes ;
und der Neigung zur Pracht iſt. In diefer Bedeutung kommen
uppig, ubig und dasHauptworfUppigifchon bey dem Kero vor,
der es durch otiofus und Otiofitas ertlärt. -3.*Eitel, di,
weder Werih noch Dauer abend, ingleichen geneigt, ſolchen Din⸗
weißer die ausfchweifendfle jippigkeit herrſcht Allen üppige
Feiten ergeben ſeyn. Seltener in gutem Verſtande von biü-
bender Gefundheit, beyüberflüffiger Nabrung : ein reiner Sim=
melsfric) unter dem (weldjem) alles mis gefunder üppigkeit
gen einen ungebührlihen Vorzug zu geben; eine eben ſo alte Bes -
deutung, welche nach eben der Figur von der erſten gebildet if,
na) wilder auch eitel in beyden Bedeutungen gebraucht wird.
Iro.herzailt uppig, Noifer, eitel, vanus. licht wollt euch
neigen nad) den üppigen Dingen — wan fy fein uppig, San.
22, 27, inginer alten Bibel von 1483. An einer andern Augs⸗
burgifchen Bibek von ungefähr 1477 heißt e3 ı Dof, ı7, 8. fie
bat gemarhet üppig mein Gelübs,. a
Ich mag wollin von gouches art
Vndiageeinuppekliche vart, Reinmar der Alte,
* id) jage eine eirle, vergebliche Fabır, In ähnlicher Bedeutung
wurde es ehedem auch für unbeilig, profanus, gebraucht, und
u
als daun dem heiligen entgegen gefegt, wovon Frifch ein Benfpiel -
aus einer alten bandfehrirslichen Bibel Überfegung anführet: Doch
in allen diefen und andern Ähnlichen Bedeutungen ifk es veraltet,
r, ein fehr altes Wort, nicht allein
faft in alen Sprachen, welches indeffenim Deut chen nur noch
aufblüber, Geßn. RE i a
Anm. Einige neuere Schriftfteller haben angefangen, das Lat,
Luxus durch uppigkett zu überjegen, deffen Begriff, ſchwan—
kend und unbeſtimmt er auch iſt es doch auf feine Weile tz
ſchopft. Uppigkeit iſt allenfalls ein fehr hoher Grad des Lurus.
Überhaupt haben wie noch krin ſchickliches Deutfhes Wort, durch
deſſen Hülfe wir das Lareinifche ensbehren Fönnten. Notter übers
jegt das letztere durch Üburfuoro, weldes einen ähnlichen Ber
griff mit überfluß gewähree. ER
in der Deutfchen, fondern
in der Zufammenfesung mit einigen Renuwörtern, und einigen
—*
wenigen davon abſtammenden Zeitwörtern üblich iſt. Es bedeu
V
tet Dagelbft, —
. Groß, und nach einer ſehr nahen Figur auch vortrefflich/ vor⸗
züglich, fo fern ehedem körperliche Größe und St arke der vornehm⸗
ſte und faſt einzige weſentliche Vorzug war, Diefe Bedrutung ff
und uppig bedeutet jetzt nur uch, A. dem feinern Grade des ſtan—
lichen Bergnügens zum Nachtheil des vernünftigen tin der engern,
Bedeutung) ergeben, Sund darin gegründet, da denn dies Wort
von dem ungebührlichen oder unmäßigeu Hange zu foldhen fiundt-
chen Bergnügungen aller Art gebraucht wird. üppig in Kleidern,
in £ffen und Trinken, im Genuß des andern Geſchlechtes u.
f.f. feyn.‘ Ein uppiges:Leben führen. Ein impiges Gall:
mahl, woein Überfiuß ausgefuchter Speiſen berrfeht. Bine üp-
„pige Perfon, welde ihren Hang zur feinern Sinnlichfeitin der
ohne Biveifel eine der erften und älteren, allein fie ift nur uoch in
rinigen wenigen Wörteru vorhanden, welches denn vermuthlich den
Friſch bewogen, fie ganz zu lengnen. Allein unſer Urochs, bey
‚den alten Galliern Ur, das alte Urhahn, das gleichfalls vera,
tete Urgaul, ein vorzüglich großes und ſchönes Pferd, das Baieris
fe Urſau, eine große und fchöne Sau, ein Hauptſchwein, das
Weſtphäliſche WrFämpe, ein großer, vorzüglicher Kämpe oder
Eber, und vielleicht noch einige andere mebr, beweifen diefe Ber -
deutung zur Öenüge. In deu beyden erſten iſt diefes Wort im ger
ehnten breiten Mundarten in Auer übergegangen, Auerhahn und _
Kleidung u. ſ. f äußert. 5. In engerer Bedentang wird es in Auerochs, (S. dieſe Wörter.) Das fo alte Aar, ein großer Vo⸗
wmauchen Gegenden: auch für wollüfiig gebraucht, ſo fern es ein
HR it gahe damit verwandt. Man fünnte auch dieBebenmmng
glimpflicher Ausdruck für unzüchtig if. Kin üppinwWeibes- des wild als, eine Figur der Größe anſehen, wenn fie von dem
bild. dippige Worte, Geberden. Sich —— — ‚auf Worte ur in anſeru noh vorhandenen Zuſammenſetzungen er⸗
eine zur Wolluſt reitende Art. Ju welcher Beeutung ⸗s doch
weislicher wäre,als fie wirflihift, Allein, fie würde ſich afsdann
im Hochdeutſchen wenig mehr gebraucht wird, füglicher als eine unmittelbare Dnomatopdie des wilden ungeſtü⸗
men Geräufches betrachten, und als einen Verwandten, von dem-
Angelf.yrre, zornig, dem Lat. Ira, Sorn, unferm irren, und
andern ähnlichen mehr anfehen laſſen. Im Zeländ. iſt yr gleich ⸗
falls wild. Ba ; ——
Anm. Die meiſten Wortforſcher Haben bey Ableitung dieſes
Wortes anfdas Vorwort auf, Rirderf,up, geratben, velche Form
auc in den Ableitungen über, übrig und aben befindlich if, nur
in der Erflötungsarı find fie nicht ale gleich glücklich gemefen. Das
nãchſte Stammwort iſt no im Schwediſchen übrig, wo Yppa/er⸗
beben, heben, iſt; im Isländ. it yppa, anfangen, eigentlich an⸗
heben. Davon bedeutet ypper, figürlich, vortrefflih, und wach
einer andern nahe verwandten Figur iſt yppig, ftolz, prächtig,
movon ſich die folgenderi Bedeutungen febe leicht herleiten laſſen
Stolz, Boffahrt, Superbus, u.f,f gründen fi auf ähnliche Fi⸗
guren, Umdeßwillen bedeutet auch üppig nicht Bloß den Hang zu
deu finulicen Vergnügungen überhaupt, fondern nur zu den feis
nern, ausgeſuchtern, koſt barern, wie ein Stolger oder Prächtiger
fie zu wählenpflegt, ” -
Die jippigkeit, plur. die —en, dag Abſtractum des vorigen
Wortes, welches ehedem in deffen fämmtlichen jeßt veralteten Be⸗
deutungen üblich war, Go kommt es bey dem Notker, wo eg
2, Auf, d.i. eine Bewegung B% die Höhe zu bezeichnen, nebſt |
vielen daraus entfpringenden figürlichen Bedeutungen. Dabin ger
hören das alteurheben, aufheben, im eigentlichen Berfiande, =
wovon unfer Urheber abgeleitet werden muß, indem ur hier nicht
die folgende Bedeutung des erften bat, die gleichfalls veralteten
urrifenund Vrltänd, aufftehen und Auferftehiing, dag alte Urs
Top, Auflauf, beydemfHaban Maurus Vrheiz, und andere größ⸗
" ten Theils veralte te mehr. Dahin gehöret auch die Bedeutung des
über, welche aber im Hochdeutſchen gleichfalls veraltet iſt, Bey
. den alten Oberdeutfhen Schriftfiellern il Urdriezze, Über»
Uppegheit, Uppigheit, Uppecheitlautet, häufigfür Eitet-
Teit, und bep andern in audern Bedeutungen vor. Jetzt gebraucht
man es im Hochdeutſchen nur noch. in der legten Bedeutung des
Beywortes, und da iftee, fo wohl der ungeordnete, ansfchweifende
Hang zu feinern fininlihen Vergnügungen, alg ein Abfractum und
ohne Plural, als auch diefer Haug und.deffen Befriedigung in eine
zelnen Fallen mis dem Plural. In Wolluſt und üppigkeit leben.
druß, und im Oſterreichiſchen wird Urfar noch für Überfahrt ges .
braune. ——
3. Das erſte in einer Sache, einen Anfang, eine der öfteften.
Bedeutungen, welcheeine Figur der vorigen iſt. Ur iſt in diefem
Verſtande mit unſerm eher, erh, dem. Gothiſchen air, frühe,
dem Öriech, 4, die Dorgenzeitundder Frühling, zgxy , der
Anfang, sem alten Latein. ora, der Anfang, und den davon abe
ſtammenden oriri und ordiri genau verwandt. Dahin gehören
das alte Urruns, der Morgen, Oriens, Urhab „der Anfang, -
Urheber Urfprung, Urahn u.a. m.
rheber, Ueffvung, Urah m. +. Yus,
eine gliäfitts alte —— in RR im
en noch als ein Vorwort für ſich allein üblich iſt. Vr-
eb i ft ben dem Kero ein Ausrotter, Urfago, Entſchuldigung,
ii für für epebie Zufammenfegungen mit er üblicher. Figuren diefer
Bedeutung find, (1) die Bedeutung der Endigung, wie in Ur—
em Are Exeufatio. Im eigentlichen Verſtande find da ⸗
9 tbeil, urcheilen, Urfehde und vieleicht noch andere mehr. (2)
7° Die Bedeutung der Beraubung, wo es ehedem häufig fiir un ges
braucht wurde; wohin die veralteten Urluſt für Unluſt, Urmuoti,
unſinnig, — Unrecht, urwaffni, unbewaffnet, urklag,
Flaglos, urſprach, ſprachlos, das Schwed. urfinnig, unfinn g,
> das Angelf. orlaker, unfehuldig, um? andere mebr gehören.
5. Daher wurde es ehedem auch fehr häufig ſtatt der Partifeln -
er und ver gebraucht, befonders für die erfere, welche mit uns
ferm ur eigentlich ein und eben daſſelbe Wort ift, und gleichfalls
Die Bedeutungen des auf und aus in ſich vereiniget. Dahin ger
horet Notkers Vrlöf, Erlöfung, urfuochen, erfuchen, inglei«
ben verfuchen, das alte urmar, verrufen, Meoifers urbitt'g,
erböthig, unſer Urlaub, für Erlaubniß, Urtunde, und andere
mehr, S. 4. 5. Er.
6. Zuweilen bedeutet es eine bloße Intenſion, wo es ſi ch als
eine Figur ſo wohl der erſten, als dritten und vierten Bedentung
anfeben löffer, und mit erz verwandt il, Uralt, urplöglich,
die veralteten urmare, ſehr berühmt, a eine völlig voll«
brachte, unabänderliche That, und andere veraftete mehr,
Anm. Mehrere Schattirungen-diefer Bedeutungen, welche
fich doch inggefamme auf eine der angeführten zurück leiten laſſen,
werden ben den folgenden Zufammenfeßungen vorkommen, Diefe
Partikel iſt eine von deniehiigen, welche von unſern Wortfor ſchern
am fleißigſten unterfucht worden, ob fie gleich in ihren Bemühuns
aen nicht alle gleich glůcklich geivefen, Am forgföltigften hat die
verfchiedenen Bedeutungen derfelben Dietrich von Stade, in feis
ner Erklärung einiger Deutſchen Wörter aus Luthers Bibel⸗ Uber⸗
ſetzung aus einander zu ſetzen geſucht, und beſounders eine Menge
mut dieſer Partikel zuſammen geſetzter veralteter Wörter. angefüh⸗
vet> mit welchem auch Scifch in feinem Wörterbuche verbunden
werden kaun. Der leßtere liefert zugleich eine Geſchichte der Mei⸗
nungen der Deutfchen Sprachforfcher von dieſet Partikel, welche
ich. dier nicht wiederhohlen will.
In den alten Mundarten und Sprachen gebet diefe Partikel mit
"ihren Verwandten durch ale Bocale durch, ar, er, iv, or, ut,
yr; ob gleich die Selbftlaute im fchärfften Verſtande eben fo wenig
eich bedeutend find, als fie gleich Tauteind find. Bleiben wir bey
der Form ur ſtehen, fo ift diefe Sylbe ur ſprünglich ein nachah⸗
minder Ausdruck eines heftigen zitternden und dabey dumpfigen
Lautes gewefen, welche Bedeutung die ſchon angeführten ira, ir⸗
ten, das Angelf. yrre,zornig, das alte Schwedifhe Vr, Schnee,
‚geftöber ‚das Madagafcatifche Ur, der Regen u. f. f. noch haben,
wovon ſo wohl der Begriff der Bewegung, als auch der Begriff der
Größe und Höhe, Figuren find, Zu der Bedeutung der Bewe—
gung geböret das alte Gotbifche ora, fich bewegen, nebſt einer
Menge anderer, z. B. unſer hurtig. Eine nahe Figur davon ift
die Bedeutung der Menge, der Vielheit, die wirkende Urſache der
» Bewegung und ihres Geräufches, daber Vrbs, die Stadt, und
das Malabariſche Vr, ein Flecken, eine Stadt. Das Licht hat
ſeinen Nahmen einer andern Figur der ſchnellen Bewegung zu dan⸗
Ben; daber das Hebräifhe MR, ur, leuchten, dag gatein.aurum
und andere mehr.
Neue Wörter laſſen ſich mit diefer Vartikel nicht zufammen ſet-⸗
gen, außer allenfalls in der Bedeutung des erſten; vielmehr bat
man die mebreften damit ebedem zuſammen gefeßten veralten laſ⸗
‚fen. In vielen if dafür ex und in manchen ver üblich, (©, diefe
#
. + *
Uralt, adj. et adv. ſehr alt, im hoben Grade alt.
un 958
bepden Wörter.) Manche im Hochdentſchen veraltete Wörter find
noch in den Mundarten gangbar, Übrigens ift diefe Sylbe da, wo
ſie noch gebraucht wird, nicht nur allemahl gedehnt, fondern fie be⸗
mächtiget ſich auch des Tones, und ziehet ſelbigen auf ſich zurück.
Der Urahn, des —en, plur, die—en, ein im Hochdeurfchen
‚wenig gebräuchliches, im Oberdeutſchen "aber gangbares Wort,
"den Vater des Großvaters zu bezeichnen, der Ültervater, Großs
großvdter oder Urgroßvater, Lat.Proavus, welchen man, wen ı
man mit Ebrerbiethung von deinfelben fpricht, auch wohl ve. Urs
abnherren nennet. Eben dafeldft heißt die Altermutter oder die
Urgroßmutter die Urahn sder Urahnfrau. Ur bedeuter bigr ent⸗
weder etwas dag eher ift, oder es ſtehet auch in nahe verwandter
Bedeutung für ober, über, indem der Urahn im Oberdeutſchen
auch Hberabn und Aberahn genannt wird, S. auch Urältern,
Urenkel und Uraroßvater.
in uraltee
Mann. Diefer Gebrauch iſt uralte. Ur hat hier woblunleug-
bar eine intenfive Bedentung, welche Jutenfion bier eine Figur fo
mob! der Größe, alg auch des eher, ſeyn kaun, Angelf. oreald,
Engl. overold, Im Angelf, ift Vreldi ein Hohes Alter von 70
bis 80 Fahren,
Die Urältermutter, plur. sie—mürter, die Mutter des Urs
großvasers oder der Urgroßmutter, Lat. Atavia, welche man auch
die Urgroßmutter zu nennen pfleat. So auch der Urältervas
ter, 8 — 8, plur, die— vater, der Vater des Urgroßvaters
oder der Urgroßmuster, der Ururgeößvater, Atavus, Beyde
sufammen werden auch im Plural die Uraltern genannt, d. i. Tie
Altern im fünften Gliede von dem Water an. Im Dberdeutfchen -
unterfcheidet man den Uraltvater und. die Ur altmutter noch vor
dem Uraltervater und der Urältermutter, und macht diefe bey⸗
den legtern zu den Altern jener, fo daß Uraltvater und Uralt—
mutter, fo diel wie Urgroßvater und Urgroßmutter, Abavus -
und Abaviaift, weil Altvater und Altmuͤtter dafelbft die Groß⸗
ältern bedenten. Allein, im Hochdeutſchen iſt diefe Form nicht
üblich.
Die Urältern, fing. inuß 1. S. das vorige.) 2. In weiterer
Bedeutung werden auch alle Vorfahren oder Oorältern über die
Großältern hinaus Urxleeen genannt,
Der Uraltervater, S. Urältermutter.
Urbar, —er, — ſte, adj, etadv. einträglich, was Ruten; En
winn einträgt, doch nur noch in engerer Bedeutung von der Ober⸗
flädje der Erde und ihren Theilen, Feldfrüchte tragend und dazu
geſchickt gemacht, tragbar; im Öegenfage des wül, ode u ſ. f.
Urbares Land, angebauetes; Bin ungebaueres Stuck Landes
urbar machen, es intragbare Acker verwandeln, durch. Ausrot⸗
tung des’ Holzes, m.f.f, Miederf. gleichfalls urbar, Holländ,
oorbaar. Bar ſtammet bier von dem alten bären)tragen, ab,
ur ift mit er gleich bedeutend, fo daß diefes Wort fo viel wie er=
> träglih,.d. i. austräglich , einträglich bedeutet, Ertrag has
bend und gebend. Ehedem wurde es für nüslich, brauchbar übers
baupt, gebraucht, in welchem weitern Verſtande es im Hochdeut⸗
ſchen veraltet ift.
Das Urbar, des— es, plur.die—e, ein im Ganzen genom⸗
‚men im Hechdeutfchen gleichfalls veralteres Wort, welches aur in
den —J—— bin und. wieder üblich iſt. Es bedeutet darlöft,
1. Den Nusen, Ertrag, Gewinn, und das Recht, den Rutzen
von einer Sade zu haben, Meylan, das dem 5. Riche zu ze—
hörte, und das Rich großen Mugen und Urbar davon gehabt
hat, in einer Urfunde von 21400 in Goldafts Eonftitut, Was ei:
ner aus einem Gute nimmt von Urbar, Nutzen oder von
Fruchten, im Sachfeufp. B. ı. Kap. 17. Daber ift noch in einie
gen Gegenden das Brauurbar, die Mugung von dem Bierbrauen,
und
959 Urb
* \ R
und das Recht, felbige zu genießen ; des Branntweinurbar und
fo ferner. 2. Ein urbar gemachtes Feld, und in engerer Bedeu⸗
sung, ein Landgut, Bauergut, Vorwerk; noch bin und wieder in”
vielen Gegenden. Daher ift das Urbarbuch, im mittlern Lat,
Vrbarium, ein Buch, in welchem die gebaueten und. zinspflich»
tigen Felder eines Dites verzeichnet find, und welches oft auch nur
das Urbar ſchlechthin genaunt wird, Urbarleute, Landleute, fd
fern fie. angedauere Felder befigen,. Hühner u. f.f. Der Urbar—
richter, deren Richter, der Dorfrichter; die Urbarſtener, die
Steuer von den angebaueten Feldern u. f.f. 3. Ein. Buch oder
Berzeichnig, worein die Rugung oder der Ertraggewiffer Art ger
tragen wird. Befonders wird das Verzeichniß der zu einem Orte
gehörigen urbaren Grundſtücke nach ihren Beſttzern und Abgas
ben noch an vielen Drten das Urbar, vollftändiger das Urbar-
a NEN En en a.
Ey IR
x + TEN N
urf
der Abgaben. Im Meklenbutgiſchen iſt urbor diejenige Abgabe,
welche dein Stifter der Suiftungsherren einer Stadt u. ff. zur
Erkenntniß oder von ihm gefgrhenen Stiftung entrichtet wird,
und alsdann von Urbede noch unterfchieden feyn foll, ob gleich
diefer Unterfchied vielleicht nucin Worten beſtehen mag, es müßte
denn Urbede dufeldft noch eine andere Abgabe bezeichnen, als die,
welche zur Erkenntniß des Grundeigenthumes entrichtet wird. In
dem Sihfifhen Erzgebirge iſt die Urbühr, die Gebühr, oder. der
Ertvag, welchen der Landeshere von dem Bergwerke hat, und wels
cher befonders in dem Zehenten beftehet, daher der Zehentner dar
buch, im mittlern Lat, Vrbarium, genannt, welches legtere
manche ſehr unrichtig von Vrbs, die Stadt, adgeleiter haben,
An andern Drten heißt ein folches Berzeichniß, das Grundbuch, _
Lagerbuch, Zinsbuch u.f. f. 4. Eine Abgabe, S. Urbede und
urbuͤhr.
Anm. Dieſes Wort, welches in der erſten Bedeutung auch im
Lateine der mittlern Zeiten Vrbora, Vrbura lauter, ſtammt,
fo wie das vorige Biywort, von bären, tragen, und ur oder er
her, und bedenset eigentlich genau fo viel, wie Ertrag.
Die Urbe, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nahıne des
Goldbraſſens, ©. Orf.
*Die Urbethe, Urbede, oder Orbede, plur, die — n, ein
aut in einigen Niederdeutſchen Gegenden übliches Wort, diejenige
ſelbſt ehedem auch der Urbübrer, und der Gegenfcpveiber, der
Urbührfchreiber genannt eure. \
Anm, Das Wort ift mit uUrbar völlig gleich bedeutend, und
ſtammet von bübren, baren, ad, fo fern ſolches ehedem fo wohl
tragen, eintragen, als auch einnehmen, bedeutete, Weiche das
Wegegeld bübren, d.i. heben, einnehmen, in der Jülich. Polis
jep- Ordnung. So ſolch Geld nach Morchzal gebührt, aus, _
trägt, Tſchudi. Ur iſt auch hier fo viel als er, wie denn irpu-
ren, erpüren, bey den Schriftſtellern dermüitlern Seiten häufig
fürerheben vorfommt, 843 *
—
Der Ucin?el, des —$, plur. ütnom. fing. Fämin. die Uren -⸗
Felinn, des Enkels oder der Enkelinn Sohn oder Tochter, das
“vierte Glied in abfteigender Linie, Lat. Pranepos, Proneptis. ’
Ur kann hier eigentlich nicht die Bedeutung des ns oder erit has
ben, twie in den Verwandefchaftsnahmen der auffteigenden Linie,
und fcheint daher bloß zur Nachahmung der Iegtern argenommen
zu ſeyn, oder auch für ober zu fiehen, gleichfam Oberenkel,
Abgabe zu bezeichnen, welche von denÖrundftücken, befonders von Der Urerbe, des—n , plur. sie —n, Fämitt. die Uyerbinn,
den Feldern, zur Erkenntniß der Oberherrſchaft und des Eigen»
thums entrichtet wird, und in einigen Gegenden auch Bedemund,
d. i. Bethemünze, oder ein erbethenes Geld, in den adeligen
Städten Pommerns aber auch der Junkerthaler heißt. So fern
fie nurvon urbaeen Feldern gegeben wird, wird fig in einigen
Gegenden auch das Urbar genannt. ©, Rherü Dill. de anti-
quillima germanicarum ciuitatum penfitatione vulgo,
Orbede. Da Berhe, Riederf, Bede, im Niederf, fehon von meh»
rern Arten der Abgaben gebraucht wird, weil fie anfänglich freg«
willige Gaben waren, welche bittweife gefordert wurden, fo
fcheint ur in diefer Zufemmenfegung auch nichts anders als er,
und das ganze Wort eine erbethene Abgabe zu bedeuten , man
müßte denn wahrfcheinlih machen Fönnen, daß es aus Urbarbede
zuſammien gezogen worden, ©. auch Bedemund und Bethe.
Der Urbeginn, des — es, plur, die—e, ein im Soch drut⸗
{Ken ungewöhnliches, nur von einigen gebrauchtes Wort, den er.
ſten, urfprünglichen Beginn oderAnfang zu bezeichnen, wofür ans
dere auch wohl Uranfang gebrauchen. Der Urbeginn aller Dinz
ge, der erfte Anfang, Bon ur, daserfke feiner Art.
Das Urbild, des — es, plur. sic — er, ein Wort, durch wel⸗
ches man geſucht hat, das Latein. Original auszudruden, im Ge⸗
‚genfage der Copie, welches aber doch ſehr unſchicklich ifk, den Bes
griffdiefes Wortes in-allen Fällen zu bezeichnen, Auf welchem
Planeten mag Gellert wohl das Urbild zu feiner Franfen $rau
Uregig, — er, — fie, adj. et a
ein nur in den Rechten übliches Wort, den erſten oder Hünpters
ben zu bezeichnen, im Begenfage des Nacherben oder After—
erben von ur das erſte feiner Art. —
adv. ein nur in den gemeinen.
Mundarıen üblihes Wort, welches befonders von dem Diebe üb⸗
Lich ift, wenn es ſatt iff, und nur in dem Zutter herum wühler,
8
Holland. coraetig. Ur ſtehet bier für über, und uregig, für
übergeffen, wenn es ſich gleichfam überfreſſen har,
Der Urf,ein Eid, ©, Of. ., a... 00
Das Urfahr, des — es plur. die—e, ein nur in einigen
ſhm nach unz an das Urfar über die Rewſe zu Windiſch, Has
D
gefunden haben? Wo es von einer Perſon ungewöhnlich iſt, in⸗
dem Bild für Perſon, in der auffündigen Schreibart veraktet iſt.
Aın erträglichften ift es noch von einem aemahlten oder gezeichne⸗
ten urſprünglichen Bilde, fo fern es von der Copie unterſchieden
werden fol, obgleich in manchen Fällen beyde au) das Vor⸗ und
Hahbild genannt werden. Wenn von Schriften die Rede ift, fü
ift Urſchrift eingeführet. S. auch Original.
"Die Urbühr, Riederſ. Urbor, plur, die — en ein auch nur
in einigen Segenden übliches Wort, welches theils für Urbethe ge⸗
braucht wird, (Sdie ſes Wort,) cheils von inigen andern Arıeu
Gegenden , 3. B. in Dfterreich, üöliches Wort, die überfahrt
über einen Fluß zu bezeichnen, und den Ort, wo man überfährt,
ingleichen das Überfabresrecht. Er gab dem Kloſter Lilienfeld».
Wilhelmsburg und. dag Urfar dafelbft anf der Troife, in einer
Handfchrift des Kloſters Neuburg bey dem Friſch. Sie folgten:
—
gen bey dem Pez. Dader iſt eben daſelbſt der Urfahrherr, dee
Grundherr eines ſolchen Urfahres, welches Wort von vinigen ir⸗
rig für Obrigkeit überhaupt verſtauden wird, Ur iſt auch hier aus
iber zuſammen gezogen.
ie Urfe, ein Fiſch, S. Orf. ER
ie Urfehde, plur. die—n, ein altes, jegt nur noch in der
Rechten üblihes Wort, das eidlicheBerfprechen zu bezeichnen, daß.
man fih wegen einer Beleidigung, und befonders wegen eines er⸗
Vittenen Verhaftes, nicht rächen wolle, der Eid eines verwiefenen >
oder entlafjenen Verhafteten, ſich nicht zu rächen. Die Urfehde
fhwören. Die Urfehde brechen, ſich, der geſchworuen Urfehde
ungkachtet, zu vächen fuchen. Im Niederſ. GOorveithe, wo auch
oorfeiden und verorfeiden, die Urfebde ſchwören bedeutet, Schw.
Urfecht, im mittlern Lat. Vrpheda. Die letzte Hälfte dieſes
ort it das alte Sehde, Krieg, atliche Feindfehaft;die Par⸗
tikel ur aber, bey welcher faſt alle Woriforſcher in diefem Falle
angeſtoßen find, bat bier unftreitig die Bedeutung des un, welche
aus andern Beyſpielen erweislich genyg if, ©. Ur; fo m.
iffetpäter oder. auh andern Verhafteten, bey
‚aus dein Berhafte, die Urfehde ſchworen zu faffen,
5 von dem inden mittleren Zeiten fo üblichen Fauſtrechte
en Raten. Ein anderes bey nahe gleich bedeutendes,
wenigſtens im Hochdeutſchen veralietes Wort iſt Urfriede,
oder das eidliche Verſprechen eines Verhafteten, den Frieden we⸗
gen des Verhaftes nicht zu brechen, welches in den Schriften der
andere Bedeutung haben muß, als in Urfehde. Friſch vermu-
rn thet nicht amwährfheinlih, daß es fo viel als verfriede bedeute,
und von dem veralteten verfrieden, duch Zrieden oder Befricdiz ,
gung befeftigen, abſtamme. ERFER ;
I + Der Urgeift, des —es, plur. inuf, der erſte urſprüngliche
0 Beift, ein nur bey den Myſtikern und Goldmacheen übliches Wort,
Bi - worunterdie erften, wenn fie anders feldft einen Verſtaud damit
9 verbinden, doch wohl nichts auders als Gott verſtehen können. Ein
ähnliches, auch nur bey den Myſtikern gangbares Wort iſt der
Urgeund, der erfte urfprüngliche Gennd. -
Die ürgicht, plur. die — en, ein altes nur noch in den Rechten
miancher Öegenden übliches Wort, das Bekenntniß eines Miffe-
thäters, befonders deſſen Befenntnif auf der Folter zu bezeichnen.
IE. Das einfahe Gicht, von gihan, gehan, bekennen, iſt längft
veraltet. Wächtet glaubt, daß ur hier fo viel als vor, und Urs
Br gicht ein vor dem Richter abgelegtes Befenutniß bedeute; wahr⸗
— ſcheinlicher, und der Analogie anderer Wörter gemaßer, erklärt
— Friſch die Partikel Hier durch ver, zumabl da vergicht für Be-
J kemtniß in den vorigen Jahrhuaderten, ſo wie verjahen und vers
gichten für bekeuuen, mehrmahls vorkommt. Wer myn vergicht
vor den Lüten, des vergich ych vor mynen himliſchen Dater,
in einer alten handſchriftl. Überſezung der Bibel bey dem Friſch.
er So daß Urgicht eigentlich ein jedes Bekenutniß beventet. Giebe
9 auch 1 Gicht. B j —
Der Urgroßvater, des — s, plur. die — väter, des: Groß⸗
Be: vaters oder der Groß mutter Großvater, oder des Altervaters, oder
der Älterinutter Bater, Abavus. Go auch die Urgroßmutter,
lar.die — mütter. Beyde zufammen Iverden mit eitten gr—
meinfchaftliben Nahmen die Urgroßältern, ohne Singular, ge⸗
nanut. S.Urältern. - - —
Der Urgrund, des —es, plur. die — gründe, S. Urgeiſt
"Der Urhab oder Urheb, des — es, plur. car, vin neraitetes,
nur im geineinen Leben einiger Gegenden übliches Wort. 1. Der
Sauerteig und die Sefen, von erheben, wo ur für ex ſtehet. 2. Der
Aufena, der Urfprung eines Dinges, als eiie Figur der, Eihe:
bung. S. Urheber.
Der Urhahn, ©. Auerhahn.
Der Urheber, des — s, p ur. utnom. fing. Fämin. Sie Ur he⸗
berinn, eigentlich diejenige Perfon, welche ein Ding, eine Sache
J “angefangen, angehoben hat, fo wohl in gutem als böſein Vers
fiande, doch mehr im legten, als im erften ; Ser Ahfänger. Der
Urheber eines Streites, eines Krieges. Der Urheber des Aufe
ruhres iſt noch. nicht ausfindig gemacht worden , der. Anftifter,
-ı Rädelsführer.. Der Urheber einer Keligion. In weiterer Ber
3— deutung eine jede Perſon, in welcher ein anderes Ding feinem
Weſen und feinen Eigenfhaften nach gegründet ift, eine Perfon,-
fo fern fiediewirkende Urſache eines Dinges if; in welcher Br⸗
J dentung es beſonders in der philo ſophiſchen Schreibart der neuern
Zeiten häufig gebraucht worden. Gott, der Urheber aller Din⸗
US ge... Sich ſtreiten, ob Gott der Urheber des Böfen in ser
4 Mole iſt. Ein Gonner iſt der Urheber unſers Glückes. Der
1a & uUrheber eines Buches, deſſen Autor, beffer dey Derfaffen, -
8 re Adel. W. B. 4, ch.2, Auft· a * ——
—
fang aller Fehte bedentet. Die Sewohn⸗
d der damah Is gangbaren Selbſtrache der, und hat auch no
mittlern Zeiten mebrmapis vorkommt, und wo ur freplich eine -
ae No ..7 96%
Anm Das Woet in alt, und iſt zu zleich cinres bon den weniasr
mit ur zuſa umen geſetzten Wörtern, weiche allgemein ganzbar
geblieden find, beſonders in der erſten eugeca Beventuuz.. €
lantet bey dem Hornegk, zu Aafauge des ı 3124 Jabrhundertes
Oxrthab Orthaber, ben feinen „Zeitgenojjen ebay, Ahyab
u. f.und ſtammet von dein alten Zeit vorte uchedem flır erheben
ber, welchesim eigentlichen Berftaude (Ho bin dem Haban Raus
rus vorfonmt;urhepäit, extollite; hexrnach aber figürlich ‚fo
wie anheben, für anfangen gebrauchs wurde, in welcher Bedeu⸗
tung erheben noch je: in manchen Fällen üblich iſt. Ur bedeutet
hier alſo nichteigentlich das erike eines Dinges, gleichfan den em
fien Anfanger, ſondern hat die Bedeutung des auf, eine Bewe⸗
gung in die Höhe zu dezeichuen. - Kero umd Notker gebrauchen: -
fürurheber das vö.lig veralfe. Orsfrummi, vondein noch Baie⸗
rifche und Dberpfälzifcehen fremman, frieinen, anfangen, nid
ort, welches bier fo wie in Horuegks Orthab mit ur gleich bedeu⸗
tend ift: Uphilas gebraucht für anfangen mit einer andern aber
gleich bedeutenden Borfplde ushafjan, in Dänifihen aber heißt
der Urheber nach einer ſehr buchfläbtichen Überfegung Ophapo—
mand,/ Aufpeber. 5 ——
Urian, ein in den gemeinen Sprecharten als ein. eigenthümlicher
Nahme übliches Wort, welches man mit dem Ehrenworte Zere,
als eine Art eines ſcherzhaften Schimpfworte, von einem Ptanne '
gebraucht, vor welchen man wenig Achtung an den Tag Legen
will, befonderg, wenn man feiner in einem Falle gedenkt, wo
man ihn nicht erwartete. Als wir uns am beiten über ibn. lu⸗
fig. machten, trat berr Urian herein, der, über welchen wir -
foetteten,. Jetzt erblicfte ich den zerrn Urlan, den ich ſuchte.
" Mein Sere Urian iſt noch nicht da. Das Wort, welches auch
im Niederdeutſchen gangbar iſt, ift von uitbefaunser Bedeuting
und Askuuft. Des ehemahligen Bremifchen Archivaril Pot A—
leitung, der es dem Brenuſch ⸗ Riederſ. Woörterbuche zu Felge; won
Urhahn, genitale viri, ableitete, iſt ſo gezwwungen als möglich,
ud noch dazu unanſt indig. Allem Auſehen nach ites urfpringe
lic) ein eigenehümlicher Rahme eines Hannes geiwefen, der. ſich
irgend etwa durch eine poſterlich⸗ verächtliche Handlung verewigt
bat; dergleichen Rahmen in den gemeinen Sprecharten ſehr viele
vorfommen, Denmanden Urtas der Bibel iſt wohl nicht zu ge⸗
denlen. F — Ra
Der Urin, des— rs, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Quautitãten, die —e, diejenige unnütze wöfferige Feuchsigfeit in
den thieriſchen Körper; welche fi in der Blaſe fanımelt, durch
die untern Theile des Leibes abgeführet wird, und in einer Art
L.uge beſtehet, welche nicht mit in die Mifhung des thierifhen
Körpers kommt, daher derjelbe auch Kammerlange genannt wird,
„. melde Benenunng nicht bloß ſcherzhaft iſt; ondern in den Dranns
faeturen, wo man den Urin nörhig hat, 53. 8, bey den Fuchbe-
teitzen, als ein.ernfthafter anftändiger Ausdruck üblich ift. Den
Urin Iaffen, bey einigen urinieren. Urintreibende Arzneyen.
nm. Er ift aus dem Lat, Yrina entlehut, und zwar als ein
anfäntigerer Ausdruck für die im gemeinen Leben üblichen niedriz
gern. Judeffen werden auch Waſſer (it der engern Bedentung)
und Sarn dä der. anſtäudigen Sprechart gebranht, obgleich das
Keste mehr. in Schriften, als im Sprechen, üblich if. Die gemisiz
nen und niedrigen Sprecharten baden eine: Menge anderer Auss
drücke, den Urin und das Laffen deffelben zu bezeichnen, die ich
‚bier nicht auführen mag. Nur das Nieder; Mige nnd migen
verdienen wegen feines Alters und wegen feiner Berwandt haft
eine Ausnahme, Es lautet im Schwer. und Isländ. gleichfalls
Miga, inf-Angelf. Migan und Mighta, und kommt mit den
“ at, mejere und mingere, und dem Griech keys und oa xaıv
genau iberein, Das Stammwort if, dem Ihre zw Folgen das
> EP) Br Dale⸗
*
*
965 E dei
ei Datefarlife Megen, das —— Glied, welches wieder von.
Megn, Wacht, abfiammen fol. Nette, Näffe, if gu im
Niederfächfifchen ein anftändiger, und Pinkel, pinteln, eben da⸗
ſelbſt ein vertraulich-anftändiger Ausdruck.
Die Urin-Blaſe, -plur, die—n, die Blaſe in dem Unterleibe,
worin fich dee Urin ſammelt; in Schriften die Sarnblafe,
Die Urin-Blume, S. Bergnägelein.
Der Urin:Beift, des — es, plur. doch nur von mehrern Ars
ten, die— er, in. der Chymie, ein aus dem re abgezogener
ſehr Richtiger Geiſt; dev Sarngeiſt.
Das Urin-Glas, des— es, plur. Bei gtäfee, ein Stas,
den Urin zur Befichtigung für den Arzedarin aufzubehalten; das
Sarnglas.
Das Urin:Salz, des — es, plur. dsch nur von mehrern Arten
oder Duantirtäten, Sie —e, ein fihmeljbares phosphoriſches
Satz, welches man erhält, wenn man den Urin zu Kryſtallen an⸗
ſchießen läſſet.
Die Urkraft, plur. die — Beäfte, die erſte urſprüngliche Kraft
eines Dinges. Die Urkraft Gottes, fo fern fie dee Urſprung
und der Grund aller übrigen Kräfte iſt. Die urkräfte ser Welt,
die erften, der Welt gleich bey ihrer Entſtebung mitgetheilten
Kräfte.
Die Urkunde, ai dien, ein fehr altes, in den neuer geis
fen oft mißverftandenes Wort, Es bedeutet, ir Ein Zeugniß,
in welcher Bedeutung diefes Worrfehr ale ift, und ſchon im Iſi⸗
der Archundi, dey dem Kero aber Urchundi lautet, Ther
guam ci urkunde,der fam zunrSeugniffe, im Tatian. Dite
Fried und feine Zeitgenoſſen gebrauchen es in he Bedeutung
fee häufig.
Darnach er zu vrkunndt erſchalt
Sein Zoren, Theuerd.
Sum Beweife, zum Zeugniffe. Daes denn auch wohl männlichen
Goſchlechtes war. Tabernafel des Urkundes, die Hütte des
Zeugniſſes, des Stifts, in einer.aften Bibel: Über tsung bey dem
Friſch. Ziurchundi ziuho, in der Monſeeiſchen Gloſſe, ich
zeibe oder bezeuge zum Zengniſſe. Man gebraucht es in diefer
Bedeutung nur noch in fehriftlicher Seugniffen oder andern ſchrift⸗
lichen Verhandlungen, ain Schhuffe derfelden, Zu Urkunde deffen
(leg obigen) iſt gegenwärtige Schrift — unterfohrieben — und -
unterfiegele worden u. f.f. Zu deffen Zeugniß, Beweis. Aus
- Ber welchem Falle es im Hochdentfchen veraltet ift, Schr häufig
bedeutete cs ehedem auch im männlichen Geſchlechte einen Zeugen.
Thie mugun urkundon ſin, die mögen Zeugen ſevn, Dur.
' Ein warerGodes urkunde, in dern alten Fragmente auf Earln
den Großen bey demSchitter, Und alsdann hirß zum Unterſchiede
einZengnig auch Urk undlchaft dey den Handwerkeru nöd jent
Kundſchaft) undUrchundituom, welches letztere in den Mouse
feeiſchen Gloſſen vorfommt. 2. In eugerer Bedeutung, einſchrift⸗
liches Zeugniß, be ſonders aber jede ſchriftliche, vornehmlich dffent⸗
liche Verhandlung, fo fern ſie in märern Zeiten zu einen: völligen
Beweiſe dienet ; wo diefes Wort von alten öffengfichen Terbardluns
den, Befonders älterer Zeiten gebräncht wird, welche nien mit eis
nein ähnlichen Lateiniſchen Ausdrucke auch Dokumente zirnenten
pflege, eine Beweisſchrift. Alte Urkunden ſammeln. Ur—
kunden her aus geben, fie drucken laffen. Sandfchriftliche, ge⸗
ſchriebene, gedruckte Urkunden. Ein Urkundenbuch Chär-
tularium, in welches die Urkunden eingetto gen werden. Die Ur⸗
— —— welche, fo fern ſie dſentlich iſt, ein Archiv
heißt. Woraus erheller, daß vs von allen Betweis ſchriften diefer
Art gebraucht wird, ohne einen Unreifchier zwiſchen Originalen
dder Copien zu machen, 3. Guten cher Zeiten haben einige
Schriftſteller angefangen, diefrs Wort rhels in engerer, Hells in
[4
Aeranden, verb. reg. act. bezengen , ein nur noch in den”
# fehrifitichen öffentlichen Verbandlungen, 3.8. in Verträgen aller
“ter, außer diefem Falle aber im Hochdeurfchen völlg veraliet iſt.
Urkundlich, adj. et adv. von Urkunde ı, in Gefralteines Benge R
Der Urlaub, des—es, plur. car, ein ebedem feßr gangsares,.
es denn duch von der Seit gebraucht wird, auf wie lange, diefe Ers
weiterer Beseutung Origin u be fo ken ——
die Urſchrift, im Begenjage der Eopie, als auch den Grundtert, ,
die Beumdfehrift, im Gegenſatze der überfegung , bezeichnet,
Die Zweifel hat die Mißdeutung der Partikel ur in diefee Zufams
nienfegung diefen Mißbrauch veranlaffet, denn dag in derielben
fein Grund zu einer ſolchen Bedeutung vorhanden iff, indemier
Funde nichts mehr als Beweisſchrift bezeichnen fann, wird fr |
gleich erhellen,
Anm, Denn es iſt erweislih genug, daß ur bier nicht das
erſte oder uefprüngliche feiner Act bedeuter, fondern das bloße er,
nach der veralteten rauhen Ausfprache ift, und von dem alten ar-
kunden, urkunden, erkunden, bejeugen, beweifen; Aunds
ſchaft geben, abftammet. Mit gareuuemBilidum dher Hei-
ligi ehilcribes eu izs archundemes,wir wollen es mit ange»
zogenen Beyſpielen der heiligen Schrift beweiſen, im Iſidor. Die
Reẽgel habendwir geſchrieben durch das, — das wir
unsdamit erzogen zu habenerfam fitten oder einam
fang der bekerung erkunnen, wır haben die Hegel gefchrier
ben, — damit wir dadurch beweifen; da wir ehrfame Sitten oder
einen Anfang der®efehrung babe. Alloich ouch erchunne-
ta, Notker Pi. 55. Und fo in andern&telfen niehr, wo erkunden, —
und na einer geöbern Mundart urkunden, nichts anders als be⸗
geugen, beweiſen bedeutet. S. auch dag folgende,
-
Art, Notariats-Inſt ram enten, u. f.f.übliches Wort, welche ſich
genteiniglich mit den Worten anzufangen pflegen: wir ⸗ urkun⸗
den und bekennen u. f. f. wo es weiter nichts als bezeugen bedeus
"©. des vorige, Anm,
niffes, zu einem Jengniffe, befonders als in Nebenwort, gleich⸗
falls nut in öffentlichen ſchriftlichen Verhandlungen. Zu mehre⸗
rer Sicherheit ift gegenwãrtiges urkundlich unterſchrieben und
beſtegelt worden, d,1. zum Zeugniſſe, zum Veweiſe, —
auch ſagt, zu deſſen Urkunde.
jetzt bis anf einige wenige Fälle veraltetes Wort. 1.,* Eine jede
Erlaubniß, eine jegt völlig veraltete Bedeutung , in welcher es
ehe dem auch ungewiffen Öefchlechtes war. Schon dep dem Kero
Vrlaubis, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey
dem Schilter Orlof, Dän. Orlov, Niederf. verlöv, Schwed.
Orlof, 3sland, Ordlof. Daz Vrlob gibt der Konig, im
Schiwabeafpiegel: Wit gebraudgen es, 2. nur noch in engerer
Bedeutung,von der Erlaubnif eines Höhern, weggugehen, fich auf
eirige Zeit zu entfernen, wo esdoch auch nuͤr im gemeinen Leben
und in einigen Fällen üblich it, Man gebraucht es am häufigſten
obne Artifel, Wenn frch der Schü er auf Furge Zeite aus der Lehr»
ſtunde entfernen will, ſo bittet ev den Lehrer um Urlaub. Am
bänfsaften iſt es bey den Soldaten won der Erlaubniß, welche der
Norgefeßte feinem Untergebenrn aibt, ſich Aufeine gewiffe Beitaus
dem Stand. Quartiere zu entfernen, oder aud) nur von den ges
wöhnlichen Dienfte befreperzufoyn. Kinem Soldaten Urlaub
geben, Urlaub nehmen, diefe Erlaußnig fuchen und erhalten,
Urlaub haben, im gemeinen Leben auch auf Urlaub fegn. Da
laubniß ertheilet wird, in welchem Falle es auch den Artifel leider,
Der Urlaub iſf aus, iſt zu Ende Daher beurlauben, foldien -
Urlaub geben oder eribeilen. 3. Der Abfcbied, die Abreife, Enz
fee ng, und die Worte, mit welchen man ſich in der gefellfchafte
lichen Höflichkeit in die ſen Falle einem Anderr emipfichker. Der
fumerurloub hat gen ommen, Graf Krafı REISEN E
i uc 8
—
share ir yil lichte ougen rot
ER uvrlub nam und mich in ir genade bot,
Graf Ditopon Bottenloube.
UVrlup der Titter do genaın
— ME villiben fro.wen lin, der Burgg.von Liunz.
— 7——— Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen gleichfalls veraltet.
Man ſagt nur noch im gemeinen Leben, Urlaub hinter der Thür
nehmen, d. i. ohne Abſchied zu nehmen, weggeben, Judeſſen
Dar man davon noch das zuſammen sejegte ſich beurlauben, Ab⸗
ſchied nehmen, S. daſſelbe.
als die Vorſylbe er nach einer rauhern Oberdeutſchen Mundart,
und daß Urlaub mit Erlaubniß eigentlich gleich bedeutend iſt, fo
"wie das veraltete urlauben mit erlauben,
völlig unbekanntes Wort, Demetriushatte allem Rrieasvalf'
geurlaubet, ı Macc. 11,55; wo es in engerer Bedeutung für
beurlauben flebet.
Die Urle, plur.vie—n, S. Ahorn.
Der Urmann, des—es, plur, die —männer, oder — leute,
bezeichnen, woraus es auch zuſammen gezogen it. ©. Urbar.
* Das Urmaß, des —es „ plur. die—e, einim Hochdeutſchen
unbefanntes, nur inder Schweiz übliches Wort, das Aichmaß zu
bezeichnen, gleichfam das erſte urſprüngliche Mag, welches allen
übrigen zum Muſter diefer dienet; von ur, das erite feiner Art.
Die Urne, plur. de —n, ausdem£at. Vrna, ein Sopf, War:
ſereimer.
Schreibart von den Zöpfen dev Alten, beſonders von denjenigen,
- gemeinigtich irdenen Gefäßen, worin die Alten die Aſche der,oer.
"brannten Röeper bepzufesen pflegten. Ihr Aymphen, wen ihr
auf eugen Urnen fhlummert, Geßn. ‚auf euren Waſſerbehaltniſ⸗
fen. Wenn ih an deiner Urne ſteh' und weine, figürlich, für
bey deinem Grabe, als eine Anſpielung auf die Sodtentöpfe dir
Alten. Im Dberdeutfchen hingegen iſt Urne/ und nach Oberdeut⸗
ſcher Ausſprache Hrn, in manchen Gegenden auch ein beſtimmtes
Maß, fo wohl flüffiger als fefter. Dinge, Ju Oſterreich kommt es
in den mittlern Zeiten⸗ls ein Weinmaß vor, und noch jetzt iſt in
Zirol Urn oder Uern ein Map, deren zwey uugefähr drey Wie⸗
ner Einer halten.
if.
Urplöglicy, adj.etadv. ſehr Aotzlich, im Höfen Grade plötz ⸗
lich, ſo plötzlich, als man ſich nur denken kann; ein eigentlich
Oberdeutſches Wort, welches aber in den neuern Zeiten auch in
"gefunden,
Urplöglic ind der Selfen graue Rüden
Zu Tempeln und Pallälten ausgehöhlt, Raml.
3 Doch ein Geraͤuſch entſteht, die Thür wird auf⸗
geriſſen,
So daß ſich Wirth und Sa urplöglich trolfen müffen,
BGaged.
Anm. Ur hat hier unſtreitig eine intenfioe Bedeutung, welche
es in vielen Fällen mit der Vorſylbe ev, aus welcher es entſtanden
> if, gemein hat. Im ſechzehenten Jahrhunderte fumnt im Ober⸗
deutſchen urberdig, urbering, in eben dieſem Verſtande vor.
Der Urquell, des —es, plur, inuf. der urfprünglihe Quell in
figürlichem Verſtande, derjenige, in welchem alles übrige gegrün⸗
det iſt; eimnurinder höhern Schreibart übliches Wort, in weils
Shen Bott zuweilen der Urquell alles Guten, aller rg ff
genannt ——
Unm: Aus dem obigen erhellet, daß ur bier nichts anders iſt,
*Urlauben, verb, reg. act. erlauben, ein im Hochdeutſchen
ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, ein n Urbarmann zu
Dan gebraucht es im Hochdeutſchen anne in der edlern
Der Urochs, S. Auerochs, welches im Hochdeutſchen gangbar
der höhern und dichterifchen Schreibart der Bochdeniſchen Platz
wre: 966
Die Ueſache, plur. die — n. 3.* Eine Entfäjuldigung, ; in wel⸗
her Bedeutuug es in Lipſti Aemaunifhea Gloͤſſen ſchon Uriago
„lautet, im Schwed. Vrlake, wo auch das Zeitwort urläkta,
entſchuldigen bedeutet. In ähnlicher Bedeutung iſt defeldfi urla-
ker, uuſchaldig. In beyden Bedeutungen ſiehet ur für aus, um
und ent, eine Beraubung zu bezeichnen, fo daß Urſache in dieſer
Bedeutung eine buchſt abliche Uber ſetzuug von Exculatıo zu ſeyn
fipeiner, und mit Ausrede gleich bedeutend iſt. Da ur nnd ver ſehr
oft mit einander verwechſelt weeden, fo gebraucht Nero Farlaha
und farlahhan, fürSutſchuldigung und entſchuldigen. DaßSa⸗
che aber, wo nicht in allen, doch in vielen Bedeutuugen, von ſagen
abſtammet, welche Ableitung auch bier angenommendverden muß,
iſt fhon bey diefem Worte bemerket. Übrigens iſt es in diefem
Verſtande im Hochdentfchen veraltet, außer wenn es mit der fol⸗
genden Bedeutung zufonimen fchmilzt, indem dagjen⸗ ze, was man
‚zur Entſchuldigung anfüprt, oft die Urſache iſt, warum es geſche⸗
ben ſeyn ſoll.
2. Dasjenige, warum etwas iſt oder geſchiehet. (2) In dein
weitefien Umfange diefes Begriffes ohne nähere Beftimmung des
dar in befindlichen Mannigfaltigen ; wo es oft mit Grund als gleich
bedentend gebraucht wird, obgleich dieſes eigentlich dasjenige be⸗
zeichnet, woraus wir erkennen, warum etwas if oder geſchiehet.
Urſache wird bier anf mancherley Art verbunden, welche fich beſ⸗
‚fer und kürzer am Beyſpielen als durch Regeln zeigen läffet. Du
haſt Feine Urſache zu weinen, Sich zu beklagen. . Viele Urſa—
hen haben, jemanden nit zu trauen. Urſache zu etwas ha⸗
ben, geben. Du haſt hohe (ſehr gegtündele triftige) Urſache,
Gott zu bitten. IH fehr Feine Urſache zu dieſem Verfahren,
Du haſt mir Urſache dazu gegeben. Die Urſache der Trau⸗
rigkeit, beſſer zur Traͤurigkeit; indem der Genitiv ‚nur in der
folgenden engern Bedeninng der wirkenden Urſache Statt finder.
So auch: keine Urſache des Todes wurde an Jeſu funden, ‚Luc
23,223; d.i. feine Iefache, Jeſum zum Tode gu vernrtbeilen,
"Das iſt die Urſache davon. Überbaupt wird Urſache nie dem
Wörtchen zu verbunden, wenn der Bewegungsgrund oder. dae⸗
jenige augedeuter werden fol, warnın man etwas thuitoder leidet,
Die Urſache, welche ich dazu habe, oder au), warum ich dies
fes thue. Die Mifache, warum er nicht Fam, war: u fü f.
Ich habe eg aus der Urſache gerban. Aus was für Urſachen
wollte er nicht kommen? Ich verfchtweige 88 ‚ um vieler Urs
ſachen willen. lm diefer Urfache willen. “ Um der Urſache
willen babe ich euch gebethen, Apoft. 28, 20,
ner Urfache willen, Matth, 19,3. Nach der Uxfache fragen,
die Urfache wiffen wollen. Der Ts will eine Urfache haben.
Einelirfade von dem Zaune brechen, im gemeinen £eben, une
gesründeten Anlaß zn etwas fuchen und nebmen. Das batfeine
Urſachen. Es gefipieher nichts ohne Urſachen. Ghne Urſa⸗
che auf jemanden zürnen. Der Vater muß aber doch feine
Urſachen haben, Weiße. Nur im gemeinen Leben übliche Bor»
bindungsarten find: er iſt nicht gefommen,\ Urſache, weil er
krank war. Ich onte nicht Fommen ; Urſache deſſen, ich
war krank.
(2) Ju einigen engern Fälen. (a) Dasjenige, wodurch che
was. anders hervor gebracht wird, ein Ding, welches duch feine
Wirfung etwas Mögliches wirflih macht, volffändiger, die. wire
kende Urſache, Caulaefficiens; mit der zweyten Endung des
Hanptwortes, Die Luft iſt die Urſache des Wachsthums der
Srüchte, die Sonne der Wärme. Die Unmäßigkeit war die Urs
Sache feines Todes. Du bift die Urfache alles meinestinglüdes.
Alles. Bofen Urfache it, ‚den fihändlichen. Götzen dienen,
Weisb. 14,27. Chriſtus iſt eine Urſache zur ewigen Seligkeir
worden allen, die ihm geborfam And, Ebr. 5, 9; wo doch die
Dpp + Worl⸗
Um irgend ei⸗
967 8 ar.
Er iſt Urſache an meinem unglucke (6) Die bewegen de Ur⸗
ſache, dasjenige, warum man etwas thut oder leidet, mit dem
Wöortchen zu, der Bewegungsgrund, weiche Bedeutung ſchon
ben d
ungegründete vorgemwändtellefache. Simfon fürchte Urfach an die
Hhiliner, Richt. ne 45 einen Vorivand, ihnen zu ſchaden. Eine -
in der. edlern Scheribart veraltete Bedeutung: (d)* Anlaß, Ver
Aulafung; „.eing oleichfalls veraltete Bedeutuug. Urſach geben
zur Abgotterty Bar!6, 47.
Anm. Das Wort iſt fehr alt,
Anlaß, ſchon in sten Adbehunderte vor. Im Riederf. lauter es
Orſake, imDünifopen Aarſag, in Schwed. Orlak. Die Partikel
ur iſt von den Sprachforfchern bier auf ſehr verſchiedene Art er»
kläret worden. Job. Vorſt ließ fiin feinen Anmerkungen über °
die Deutſche Sprade durchKeros erluahhen, urfuahhen, un-⸗
terſuchen, verleiten‘, es von erſuchen abzuleiten. ach Wache
tern bedentet ur, bier das rfle, und Urſache, diejenige Sache,
welche cher da iſt als die Wirkung, eine Erklärung, welche cin
wenig zu viel Abſtraction bey unfern Vorfahren des 7ten und Sien
Zabrhundertes vorans ſetzt. Friſchens Ableitung von ur, oder,
gleich fanr Oberſache, Täuft eben daranf hinaus. Weit wahrſchein⸗
licher iſt, daß die etſte Bedemung der Eutſchuldigung die nrfprüntg-
liche iſt, eder doch wenigſtens, daß Urſache anfänglich diejenige»
Sage oder Worte dedeutet babe, welche man zum Grunde eines
Dinges anführet, und daß es mit excufare, von ex, aus, und
cuiare,demalten, noch hin und wieder üblichen kuſen, reden,
zıd Ausrede, ſich aba gleich bedentendift. Daber wurde
fo wohfim Kar. Gaufa, als aud im Deutfhen Sache, ehedem
ſehr haufig für Urſache gebraucht, und die Schweden gebrauchen
Saka noch jegtindiefen Verſtande. Auf Ähnliche Art bedeuten
* Ratio, Gon reden,) das alte Rede u ſ. f. fo wohl Worte,
Aede, als auch Ausrede, Entſchuldigung und in noch weiterm
Verſtaude Urſache. Notker muß in großer Verlegenheit geweſen
seyn, das Lat. caula zu geben, dem er an einem Orte das
Fhentenerfiche Hanpimort die Warumbe, das Warum, bilder,
an einem andern aber das dunfle Meinitiz hat; ein Beweis, daß _
Urſache zu feiner Zeit noch nicht allgemein gangbar gewefen, und
da, wo es vorkommt nach dem Lat, excufatio gemodelt worden.
Siehe auch Derurfachen.
Der Urſacher, des—s, plur. pt nom. fing. Fämin. die Ur-
Fächerinu, eine" Perfoh , fo fern fie die wirkende Urſache von et⸗
wagift, der Urheber; eineim Hochdeutfchen ungewöhnliche Ber
deutung, welche nur zuweilen int den-Nechten von dem Urheber ci
ner böfen Handlung gebraucht wird, und alsdaun and) wohl Ur—
Facyer lautet, Der Urfacher eines Streites, eines Mordes, ei⸗
nes Aufruhres, der Anſtifter, Ucheber,
Die Urfayladen; fing. inuf. in einigen Gegenden des Sachſt (dien
Erzgebirgss, befondersin den Zinndergwerfen, diejenigen Schla⸗
en, welche aus dem Vorherde iin die Schlackengrube laufen, und
den Eigenthumsherren der Hütte gehören. Ewa für Vorjchlas
Een? Oder bedeutet ur bier das erfte feiner Ar?
"Derlitifchlag, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die — ſchläge, ober die Urſchloͤchte, plur. die — n/ ein Ober⸗
drutſches im Hochdeutſchen unbefanntes Wort, den Aus ſchlag der —
Kinder zu bezeichnen, da denn allerley Arten des Ausſchleges,
ſelbſt Maſern und Blattern, mit dieſem Nabmen belegt werden,
Es iſt von ur, ans, ſo daß Urſchlag mit Ausſch lag gleich bedeli⸗
Tendift. In andern Segenden iſt dafür Anſprung üiblich.
Die Urfchrift, plur. die—en; die erſte urſpriuglicte Schrift, ſo
wohl das Criginal, im Ergen [age der Abſchrift oder Copie, als
= ji % hi b F
Worifügung nit zu in diefer Bedeutung ungewohnlich iſt. Dfter
gebtancht man es mit dem Vorworte an. Du biſt Urſache daran.
ex vorigen allgenneineru da geweſen. (c) Ein Vorwand, eine
"und kommt für ©elegenbeit, \
< he: iR
4 der EEE — ———— Es Ei: erft
in den neuern Zeiten eingeführet, und von andern. ohne Roth ger - 2
tabelt worden, indem die Bedeutung deserften bep der Partitelue-
zwar nicht die haufigſte iſt aber doch fonft ihre Erweislic;keit bat,
"Der ilrfprung, des — es, plur, die —fprimge, welcher Pine
ral doch feltener. gebraucht wied, ob er gleich jonft unsadelbaftift,
1, Der erſte Anfäng, das Entfiehen, Entfpringen eines Dinges,
and die Art und Weife, wie es entftchet, Im eigentlichften Gere ’
fande ward daher eine Quelle, ein Urfprung genaunt, in iveldher
Vedeutung es ſchon bey dem Rotker vorfonime, und noch im
Schwedifchen gangbar iſt. Im Deutſchen gebraucht man es im
weiteſten Verſtande, von dem erften Ent?eben eines jeden Dinges.
Der Urſprung eines Sluffes, der Det, wo er entfpriuget, deſſen
Duelle, Daytriprung einer Stadt, ihr erſtes Eutſtehen. Sei⸗
nen Urſprung von etwas haben, herhaben, hernehmen. Alle
Dinge haben ihren Urſprung von Gott. Den Urſprung, auch
wohl die Urſprunge einer Sprache unterfuchen, von welcher und
‚wie fie entſtanden iſt. Den Urfprung einer KRrankheit erfore
figen. 2, Figürlich auch die wirfende Urſache eines Dinges,- wie.
Ouell.und üuelle, Gort if der Urſprung alles —— Du -
bifi der Ukfprung alles meines Unglüd's, .
Anm! Diejenigen , welche inder Partikel ur Feine — Br
deutung alsdes erflen kaunten, haben and) diefes Wort durch den
erſten Sprung "oder Anfang erkläret. Allein, diefe Bıdewiung
bat fie zwar in einigen, aber bey weirem nicht in allen Zufammen«
> fegungen. Auch in diefer iſt ur gewiß nichts anders als er. oder
Pit
ent, und Urſprung ſtammet noch von dem veralteten Neutro uez
* Springen ber, welches fchon indem Iſidor alpringan lauter, und ”.
wofür toir jetzt entfpringen fagen. Daher heißt a im Düne
ſchen der Urſprung Oprindelſe.
Urſprünglich adj. et adv. '1.Bonder erſten Sedeutun
vorigen Wortes, das erfte in feiner Art, den ale ad
ges enthaltend, ingleichen, im der Adverbial-Form, bey. dem ers.
ſten Urfprunge, ‚Die urfprimgliche Urſache eines Dinges, die .
allererſte. Lin uefprüngliches Wort, ein Stammivort. Die
Urſache beſtehet urfprunglich darin, deir bey ihrem, erſten An
fange, 2. Inder zweyten Bedentung des Hauptwortes, ifl. es, -
den Örund eines andern Dinges enthaltend, So fagt man, Gott
fey die urfprimgliche Giite, fo fern er ale der Grund, der Quell
ale außer ihm befindlichen Dinge, angeſehen wird, An engſten
Beeſtande heißt Gott ein urſprüngliches Weſen, ſo fern er den
Erund feines Dafegnsin ſich ſelbſt hat, feinen Urfprung von kei⸗
nem andern Dinge har, in welchen Berjtande man ihm auch die
Urſprünglichkeit zuſchreibt, bey den ſcholaſtiſchen Weltweiſen,
Principitas, Primitas abfoluta.
Der Urſtaͤff, des — es, plur. die — e, ein in den nenern Zei⸗
ten gebildetes Wort, den erſten urſprünglichen Stoff, die erfien -
Beftandtbrite eines Dinges zu bezeichnen ; der Grundſtoff. Die —
Er dẽ iſt eine von den Urſt offen, woraus alle Korper be ſtehen.
Das Urtheil, des — es, plur. die—e, ein altes, in verſchie⸗
denen nahe verwandten Bedeufungen-übliches Worz, 1. Der Aus⸗
fpruch eines Richters über eine Rreitige Sache, won fie ent⸗
ſchieden wird, fo wohl in bürgerlichen als peinlichen. Saden. Ein
Urtheil fällen, ebedem finden. Das Urrheil fpregen. Das
Urtheil uber jemanden fallen. Das Todesurtheil fprechen.
Der Ricprer Spricht oder fallet in peinlichen Sachen das Urtheil
und ‚der Landeeherr befätiget.oder unserfchreibet eu. lach
Urtheil md Recht geſtraft, bingerichter werden. Das Urtbeil
an jemanden vollziehen. Ureheil wird im weiteffen Verflande
von allen Ansſprüchen drs Richters in rechtlichen Sachen gebraucht,
in engerm Berſtande unterſcheidet mon Biefelben noch nach ihren
Arten Der Aus ſpruch des Richters in einer EIN ve
en
‘
4
$ Bedenken heiße, iſt bloß die außergerichtlicheÄngerung feines Urs
theiles über. eine Nechtsfache. Die legte Sylbe diefes Wortes
= wirdindiefer Bedeutung im gemeinen Sehen fehr kurz ausgeſpro⸗
ben, als wenn vs Urtel geſchrieben wäre, welches ohne Zweifel
der Anmerkung, daß dirfe Bedeutung allem Anfehen nach, die
erſte iſt, zur Beſtätigung dietiet. In einigen Gegenden iſt es in
dieſer Bedeutung weiblichen Geſchlechtes, die Urtheil. 2. Ju
weiterer Bedentung, ein ſedes Gutachten, eine jede Meinung von
der Befchaffenheit eines Dinges, die Erkenntniß von der Beſchäf⸗
fenheit eines Dinges und deren Äußerung. Bin Urtheil über et⸗
was fällen.- Sein Ureheil über eine Sache zurud halten,
Jemanden um feinlivrheil fragen. Etwas jemandes Urrbeile
"anheim fielen. Meinem Urtheile nach, if es nicht rathſam.
Lach meinem Urtbeile, ifi es unmöglich, Wo es eigentlich die
Auf die Verbindung der Umftände gegründete Neinung von der gu⸗
ten oder böfen Befchaffenheit eines. Dinges bezeichnet. . 3. Im
weiteften Verſt ande ift diefes Wort in der Philoſophie üblich, 100
ſchon jede Verknüpfnug oder Trennung zweyer Begriffe, die Vor⸗
ſtellung des Verhaltniſſes zweyer Begriffe, ein Urtheil genannt
wird; 3. Br das Eiſen if ſchwer, das Scuer if nicht groß.
Ein durch Worte ausgedrucktes Urtheil heißt alsdann ein Sag.
nuttelſt der Erfahrung fäller, ‚zum Unterfchiede von dem Nachur⸗
"theile, wozu man durch Schlüffe gelangt, 4. Ehedem wurde dies
fes Wort auch häufig von dem Verinögen der Seele zu urtbeilen,
fürdoch jeßi Urtheilskraft und Beurtheilungskraft üblicher find.
Der ich mich fürs’ in Pein ohn Urtheil und Verſtand,
— Di. re
„Wenn Urtheil und verſtand bey mir zu
i eben darf
So ſag ih, du brauchſt recht dein Urtheil und verſtand,
Rathe figen;
ee „eben derf,
Du biſt in dem Alter, da die beften Reifegefellen, Wahl und
Urtheil, mit dir Ziehen, eben derſ. -
4 Anm. Schen im Jfidor und Ottfried Urdeil, bey dem Kero
» und Notker mit der Endſplbe de, Urteilida und Urteilda, im
Niederh, Ootdel, im Engl. Ordaal, und — im Böhmifchen,
fere Sprachforfeher, welche überhaupt ſehr geneigte find, in der
Solbe ur allerley Geheimniſſe zu fuchen, und darüber oft den Teich»
teſten und natürlichften Weg verfehlen, baden auch diefes Wort
Auf ſehr verfchiedene, und oft feltfame Art erkläret. Wachter füh-
tet die vornedmften Altern Ableitungenan, wo man fie, wenn
man will, nadhfefen kaun; er felbfi ſahe in diefem orte nichts,
wie Racht und Dunkelheit, Ihre leitet das Schwediſche ordela,
urtheilen, vor or, ur, ber, fo fern es die Eudſchaft einer Sache
und erkläret es duch, einen Sireit endigen. Allein, am natür—
N. Tichfen bleitde an bey der eigentlchen Bedentung der Wörtet ſte—
he iad da iſt urebeilen nichts anders als ertheilen, fo fera
nahmlich er und ur. bier fo viel als ent bezeichnet, und mit ent=
fcheiden und dem Lat. difcernere gleich bedeutend iſt, indem in
- allen eine-und eben diefelber Figur berrfept,- Diferetio wird im
Kıromberfigtes ausdrücklich tur Urteilida, Inder aſccu
Uber etzung einer Schrift des Indor bedeutet das ipuhgelrlita,
r % 3° —
*
‚genangt, Ein Spruch oder Urtheil, welcher die
ache entjcheidet, beißt das Endurtheil, wenn es aber nut.
debenumſtand entſcheidet, ein Beyurtheil. Das Gutach⸗
ten oder In format⸗Ureheil, welches in manchen Fällen auch ein
Br bvon dem langen Gebrauche herrühret, und zugleih dem Sagein
"Das Grundurtbeil, Judiciumintuitiuum, welches man ver⸗
d. 1. das Berhältnig zweyer Begriffeguerfennen, gebraucht, wor
wo es bermuthlich aus dem Deut ſchen entlehnet iſt, Ortel. Un⸗
brzeichnet, und von den Schwed. delay Engl. deal, ſtreiten,
mittlern Sateine haufig für Urtheil Beurtbeilung gebraucht, und
BE x J
+ «
er
*
von cleigen ſpalten, tbeilen, gleichfalls ein Urtheil in der erſten
gerichtlichen Bedeutung. Lin Urtheil in den beyden erſten und
eigentlichen Bedeu tungen iſt doch nichts anders, als eine Theilung
oder Scheidung ſtreitiger Begriffe, (G. auch dag folgende) Box
eben diefem Worte ſtammen auch die Ordalia der mittlern Zeiten
ber, welches gewiffe gerichtliche Beweife waren, wobey jedesmahl
+ ein unmittelbares Wunder angenommen wurde, daher man fie
u als Endurtheile Gottes anfade, und fie Gottesurtheile, fürzer
x Brrheile und Lat. Ordalia naunte, Übrigens iſt die Sylbe ur in
diefem Wort? und feinen Verwandten Fitz; dagegen fie in Affen
übrigen Shfammenfegungen lang ift. - . :
Urtheilen, verb, reg. act. et neutr. welches im leßtern Falle
das Hülfswort haben erfordert. Es bedentet nad) Maßgebung
des vorigen Haupfiwortes, 1.gerichtlich entfcheiden, in einer ſtrei⸗
tigen Sache als Richter erfennen, wo es chedem fehr häufig als,
ein Hetivum mit der vierten Endung der flreitigenSache gebraucht
wurde, Noch fprecher ihr, der gerr urtheilet nicht vecpt, da
ich doch einen jeglichen nach feinem Wefen urtheile, Ezech. 33,
20. Der feine Zand vom Iihrechten kehrt, der zwifchen den
Leuten reiht urcheilet, Kap, ı8, 87 Sey unerfproden, wenn
du urtheilen fol, Sir, 4, 9. Dirfried gebraucht es mehrmahls
mit der vierten Endung für veruerheilen. Als ein Aetivum iſt es
‚für ich allein in diefer Bedeutung im Hochdeutſchen völlig veral-
tet, man gebrauchtes nur hoch zuweilen abfolute und als ein Neu⸗
teum,obgleich auch bier die Redensarten das Urrheil Fäfen, ſpre—
chen und fo ferner, üblicher find, 2. In weitever Bedeutung ur⸗
theilet man, wenu man fich feiner Meinung von der Beſchaffen⸗
be'teiner Perſon oder Sache bewußt ift, oder felbige äußert; wo eg -
ehedem auch als ein Activum mit der vierten Endung der Perſon
oder Sache üblich war, Strafe dich vor ſelbſt, ehe du andere ur—
theilet, Sir 18,21; i. che du fie beurtheileſt/ über fie ur⸗
tbeifeft, Des Himmels Geftalt Fönner ihr urtbeilen, Fönner
ihr denn atıch nicht Sie Zeichen diefer Zeit urtheilen? Matth.
16,3. Wer biſt du der du einen’ andern urtheileſt? Jac. 4,
11,12. Auch hier iſt es als ein Activum veraltet, indem dafür
beurtheilen üblicher iſt. Am bäufigſten druckt man den Gegen⸗
ſtand mit den Vorwörtern von und über aus. Unparteyiſch dom
der Sache zu urtheilen. Wach ſich von andern urtheilen.
Kennteſt du ihn’, fo würdef du anders von ihm urtheilen.
Warum follte ich meine Sreyheitlaffen urrheilen von eines ans
"dern Gewiffen, ı Eor. 10,29. Ich will nicht darliber urthei⸗
len, Ich will andere darüber ureheilen laffen. Jugleichen ab⸗
folute. Ich willnicht felbit uerbeilen. Andere mögen urtbeis
Ion, ob es recht iſt. 3. Im weiceffen Verſtaude, der doch in
der philofopgifchen Schreibart am üblichſten iſt, urtheilet man,
wenn man dag Verhältniß zweyer Begriffe erkennet, und dieje
Erkenntniß äußert. Sch urtheile, wenn ich mir vorftelle, daß das
Kifen glübend ift, oder daß es nicht glübend if, weil ich als—
dann die beyden Begriffe Bifen und glugend verbinde vder trenne,
Stelle ich mir aber ein glühendes Eifen nur vor, fo urrbeile ich
noch nicht, fondern ich habe nur einen bloßen Begriff davon:
So aud) dag Urtheilen für das ungewöhnliche Urtheilung.
Anm. Diefesfebr alte Wort lautet bey unferwälteften Schrifte
ſtellern bald urdeilan, urteilan, bald aber auch ardeilan, ir-
deilan, irteilen, erteilen, in welder letztern Geſtalt es bes
fonders bey den Schwähifihen Diebtern üblich iſt. In Niederfäh>
ſiſchen lautet es ordelen, int Schwedifchen ordela. Es fommt
in der gerichtlichen Betentung desHichtens, Rechtſprechens, Ent
ſcheidens am früheſten vor. Zn dem alten Meizannifb, Giänbense
bekenntniſſe ben dem Goldaft heißt es :ichgeloub:in 'dannan
i ‚kunftig au dem jungeften Tag, ertailen viber leberd
unt vibertot. MWoraus zugleich erbellet, das ursheilen jo viel
Vrp 3 als
TITTEN EEE ANGER Pr ZN a A N 1 34 ER, u er
— Urt an TEL
als ——— nicht zwar in der beutigen Bedeutung, —
fo fern ey für ent, dis, ſtehet, ertheilen aber mit entſcheiden,
difcernere, glei) dedeutendifk, welche beyden Wörter fich auf -
einerley Figur gründen. Von dem gerichtlichen Urtheile ward dies
ſes Wort nachmahls auf die Erkenntniß des Berhältniffes einer
Perſon oder Sache, und endlich aufdie Erkenutniß des Verhätte
niffes zweyer Begriffe angewandt.
. Der Urktheiler, des—s, plur. ut nom, fing, ein im Hoch⸗
deutſchen deraltetes Wort, welches aber ehedem üblich war, nicht
fo woht den Richter, als vielmehr,die Benfiger eines Gerichtes,
welche dag Urtheil abfaffen, zu bezeichnen, wofür jest in einzelnen
Fällen der Ausdrud Urtheilsverfaſſer üblich iſt, denjenigen Bey»
"figer zu bezeichnen, welcher ein gewiſſes Urtheil verfaſſet hat, weis
cher in einigen Gegenden auch wohl der Urtheils ſprecher genannt
‚wird. In den weitern Bedeutungen des re ift es im
Hochdeutſchen nicht gangbar.
Die Urtheilskraft, plur. inuf., die Kraft, das Berinögen der &
Seele, zu ureheilen, d.i. das Verhältniß zweyer Begriffe zu er» « 7
kennen; wo diefes Wort nur in der dritten weiceften philofophis
ſchen Bebeuning gebraucht wird, dagegen in der zweyten Bedeus-
tung des Zeitworted, von dem Vermögen, das Verbältniß dee f -
Dinge gegen einander , in Anfehung de Schädlichen und Näylis
hen, zu erkennen, Beurtheilungsfraft üblicher iſt.
Der Urtheilefpredper, Wrtbetlsverfafler, S. Urtbeiler.
Ucwellen, verb. reg. act. welches nur auf den Blech: und Eiſen⸗
hammern üblich ift, wo es vomeiner befondern Art des Schmie-
dens gebraucht wird, Wenn die Friſchſtücke daſelbſt zerfchroten
und unter dem Breithammer zu Stäben-gefehmiedet worden, fo
werden diefe Stäbein Meine Kölbchen gebauen, und diefe Kölb⸗
Gen werden nun genrweller, di. dem Anfange nach zu Blech ges
ſchmiedet, ob fie aleich in dieſem Anfange nur die Geftalt einer
breitlichen Platte bekdumen, worauf fie gebveirer, d.i. noch breis
ter. —— und ferner bearbeitet werden, Daher der Bess
buinmer, ein Hammer von = bis 3 Zentnern, unter welhen
dieſe Kölbchen geurweller, d. i. breit geſchmiedet werden; und der
urweller , derjenige Arbeiter , welcher diefes verrihtef. Das f
Wort iſt dunfel und ſcheint von hohem Alter zu ſeyn: indeffen er⸗
bellet aus dem vorigen, daß es ungefähr fo viel als fehlagen, ſchmie⸗
den, bedeuten müſſe. Matthefins fagt in feiner Berg: Pofkille-
"red. 3.dergegrabene Eifenjtein werde gerenner, geſchmelzet und
bernach gewellet, d.i. mit hölgernenHämmern auf dem Nenitherde.
in eine Maſſe zuſammen grarbeitet. Friſch, der das Wort: ur⸗
wellen nicht fannte, aber doch diefe Stelle auf dem Mattheſtus
bey dem Worte Welle, fascise ramis, anführet, fcheinet 66 zu
dieſem Worte gerechnet, und durch Maſſe erfläret zu haben.
lein, es iſt wahrfcheinlicher, daß es zu walken, pelzen ‚Rax-
Arw uff. geböret, und ſchlagen oder ſchmieden bedeutet, indem
urwellen doch wohl nur allein von der erſten Arbeit des Breite
ſchmiedens gebraucht wird. (S. Walken.) "Die Vorſolbe ur
tenfion ſeyn könnte.
Das Lirwefen, des—s, plur, ut nom. Kng che 4
gen Neuern befindliches Wort, ‚das erfte urfpringliche —* zu
bezeichnen, So beißt Goit zuweilen das Urweſen aller Singe.
\ Die Moflifer, Goldmacher und andere pflegen aud) wohl die Bes
A
4
|
ſcheint auch hierfür ev zu fihen, da es denn ein Zeichen GER Ju ⸗
ſtandtheile eines einzelnen Körpers, ingleichen die bekannten Be⸗
ſtandtheile aller Körper, d. i. die Elemente, Urweſen zu nennen.
Das Urwort, des — es, plur. die— wörter, bey einigen,
ein urfprüngliches, von Feinem andern befannten abgeleitetes
Wort, ein Stammwort.
Die Urzeit, plur, die— en, auch nur ben einigen Nenern, fo. ,.
wohl eine fehr.alte,lange verffoffene Zeit, als auch der erfie Une
Es
fang der Seit. Wer kann iin biefe ützenn der Sd opfunse· —
eng binfühlen ? Herd.
der zwey und zwanzigſte unter den Deutjchen Buchſt a⸗
ben und der ſiebzehnte unter den Mitlautern, welcher
feiner heutigen gewöhnlichſten Ausſprache nach dem f
gleich lantend iſt, er ſtehe zu Anfange eines Wortes,
vater, viel, voll, volk, oder am Ende, brav, maſſiv, oder auch in
der Miete; Larve, Nerve, Pulver. In dem letztern Worte wird
es von vielen gelinde, wie ein wgefprochen, welche Aus ſprache es
auch bekommt, wenn eg in der Mitte zwifchen zwey Selbftlautern
ſtehet; wie in $revel, Stüver, Sclave, wos wie einw oder faufe
tes b ansgefproihen wird.
». Die Deutſchen haben diefen Buchftab mit dem ganzen übrigen
Alyphabete von den Lateinern angenommen, Allein, bey diefen
hatte er, aus Armuth an Schriftzeichen, einen fehr mangelhaften
Gebrauch, In ihrer größern Schrift mußte das V. fo wohlden
Selbſtlaut u, als auch den gelindern Blafelaut, ausdrücken, für
welchen wir jegt das w haben, und ob fie gleich in ihrer fpätern klei⸗
nern und Eurren- Schrift zwey verſchiedene Zeichen u und v ans
nehmen, fo waren doch die Schreiber durch die ältere größere
» Schrift ſchon fo ſehr verwohnt, daß der Gebraud) der legteen ſehr
anbeftimme und ſchwankend wurde,
Diefe Verwirrung ſchlich fih mit der Schrift auch in die Deuts
ſche Schreibart ein. Zwar half man einemTheil derfelden dadurch ..
ab, dag man für den fanfreen Blaſelaut, welchen das V, v oder
u, wenn es dag Zeichen eines Ditlanters war, ausdtucken muß»
te; das w annahm und nicht, Dein, vebe mir, vind u. f. f.
fondern Wein, wehe, Wind ſchrieb; allein, fie ward auf der
- andern Seite wieder vermebret, indem man dasv nicht nur als
völlig gleich bedeutend mit dem f gebrauchte, welches die Lateiner
nicht thaten, bey welchen es, wenn e3 ein Mitlaut war, wir unfer
2 lautete, fondern esauch nach Art derfelben anjtäır des Selbſt⸗
lautes u ſchrieb. Im erften Falle ſchrieb man ohne Unterſchied
Fater und Vater, fon und von, Folk und Volk, im weyten
aber vnnd und und, dauon sd davon,
Nach und nach ward die Rechtſchreibung einförmiger, und der
Mitlauter v theilte ſich mitdem fin diejenigen Fälle, in welchen
der harte Blafelaut Statt fand, obgleich diefe Sheilung fehr ui»
. gleich und willkuhrlich geſchahe, indem man fich dabey bloß nach
dem Gebrauche richtete, und. bald das f, bald aber auch das -
fehrieb, fo wie die ſes oder jenes allgemeiner geworden war, Mau
‘fchrieb daher ee, k, bebielt aber das f in dem Stammworte fol⸗
‚sen; auf ÄhnlicheArtentfkanden die Ungleichheiten inder Schreib»
art der Wörter viel, voll und Fülle, füllen, vor und für u. ſ. f.
Einige Wörter-Hat man noch ſehr Tange fo wohl mit einemv, als
mit einem f, gefchrieben ; 3. B Wehwamme und Sehwamme, veſt
und feſt, au in manchen .. ſchreibt man fie noch jetzt
mit den v.
In folchen Fällen nun, wo der Gebrouch ſchwankend zu ſeyn
ſcheinet, erkläret man ſich billig allemahl für das f, weil dieſes in
den allermeifien$ ällen zurB zeichnung des harten Blaſelautes an⸗
genommen iſt, dagegen man das v vergleichungsweife nur in eini⸗
gen wenigen beybehalten hat. Esift nur die Frage, ob man es
nicht auch in diefeu wenigen verbannenund dafür das befferef ein»
führen könne. Da fund v unferer Ausfprache nach, völlig gleich⸗
lautend find, das letztede ſich auch nur duch einen Mißbrauch ans
ſtatt des erſtern eingefchlichen hat, fo wäre es allerdings zu wün⸗
J —
— ⸗ # 1
Bal |
ſchen, daß die erfien Schreiber und Schrifrffelfer daffelbevermieden
bätten, ° Allein, dadie ganze Nation diefe Ungleichheit einziaht
angenommen, und dadurch ſtillſchweigend arbilligef bat, fo fann
ſolche auch nicht anders, als durd) ihre allgemeine Einwilligung,
wieder abgefchaffer werden, wozu heutiges Tages Feine vernünftige
Hoffnung iſt. Es find daher alle Bemühungen einze ner Sprach⸗
lehrer ſeit mehr als hundert Jahren in dieſem Stüce fruchtlos ge⸗
weſen und haben ihnen feinen andern Vortheil gebracht, als daß
man fie als Sonderlinge verlacht hat, tınd man kann mit Gewig-
beit behaupten , daß die Bemühungen derer, welche ſich in den
neneften’ Zeiten zu Spruch» und Scpriftverbeffereen aufwerfen,
kein beſſeres Schichjal haben werden. Uberdietz wide die Ver wir⸗
rung, welche eine fo weſentliche Veränderung, als die Ausftoßung
eines ganzen allgemein angenommenen Buch tabens if, we tinebe
Nachtheil verurfachen müffen, wenn fie auch gewiſſer Maßen all⸗
gemein werden ſollte, als der kleine etwa damit verbundene Rutzen
wieder erſetzen könnte.
Mas den Gebrauch des v anfkatt des u betriff ſo hat ſich
derfelbe ſehr lange erhalten, wozu beh Wiederher ſtell ung der alten
RöomiſchenLitteratur die Pedanterey einiger Lateiniſchen Gelehrten
das ihrige beytrug, welche das u zu Anfange eines Wortes mit v
und in der Mitte mit u ausgedruckt wiſſen wollten, eine Pedan⸗
tevey, welche fih, fo feltfam und thörſcht fie auch ift, doch ſehr
lange erbalten hat. Allein, endlich behaupteren Vernunft und.
Geſchmack ihr Recht, wenigftens in der Deutſchen Schreibart, und
zeigten ihnen, wie ſeltſam es fey, und zu fehreiben , und nun⸗
mehr ward der Mitlaut v mit foft einffimmiger Bemühung übers
all verbannet.
Ein Überbleibſel des alten Voruribeife, des unnd v als einen
und eben denfelben Buchftaben zu betrachten, hat fich indefjen noch
bis auf unfere Zeiten erhalten, und diefer beftehet darin, daß man
in allen Regifteen und alphabetiſchen Berzeichniffen, den Selhfl-
laut u mit dem Mitlant v vernengt, uud die damit anfangenden
.. : Wörter nach Maßgebung des folgenden Buchſtabens ordnet. Wie
feltfam diefe Vermischung zweher in der Geſtalt und Nusfprache fo
orrfchiedener Buchladen ift, wofür man feinen andern: Grund bat,
als weil die aften Römer in ihrer großen Schrift, aus Armuth an
Schriftzeichen, für beyde nur Einen Buchſtab hatten, darf wohl
nicht erft geiagt werden. Es wird alfo auch nicht erſt einer Ems
ſchuldigung bedürfen, daß ich in diefem Wörterbuche U und v, als
zwey verſchiedene Buchftaben, fo wie fie es wirklich fi find, behan⸗
delt babe,
Der Danabunde, ves—n, plün. die—n, aus dem Latein.
vagabundus, ein andftreichet ;_ iin Dberd. ein Vagant. Von
deren Staminworte vagare bat man iin gemeitienkeben auch das
Zenwort vagieren, welches fo wohl mit etwas unbehutbfam bist
und ber fahren, jemanden mit der Sand. vor dem Gefichre
herum vagieren, als auch unftät berum laufen, herum ſchweifen,
bedeutet, Auf den Gaffen, im Lande berum vagieren.
Das Lat. vagare iſt mit unſerm fachen, fackeln u. Kf. Eines
BGeſchlechts.
Der valant, des — es, plur. inuf. in einigen zeme nren Sprech⸗
arten ein Rahme des Teufels, ©. Faland, und das folgende.
Dalentin, —s; ein mãnnlicher Taufnahme, welcher aus dem Lat.
Valentinus entlehnt iſt, und im gemeinen eben gemeiniglich in
i Delten
975 Bal
velten verkurzt wird. Da in der — 4 der Seit, dar Der vaſa — — — pt Siem , Fin, si var: En,
kentin in der Epilepfie angerufen wird, weil er ſich ſelbſt in feinen
- Leben davon nicht befreyen kounte, fo wird diefe Krankheit in eini⸗
ger gemeinen Mundarten, befonders Dberdeutfchlandes, noch
jetzt valentins-Krankheit, ingleichen Deltens: Tanz genannt.
Wenn aber der große Haufe = Pog Velten! oder daß dich Ser’
Velten! gebraucht, fo zielet er damit wohl nicht, wie Frifch
* „glaubt, auf den Rahmen diefes Heiligen, oder auf die won ihm ger
nannte Krankheit, — velten bier allem Anfehen nach aus
Valant verderbt.
* Dolet, eimausden Lat, valete entichntes naabänberliches ort,
welches ehedem mit einigen Zeitwörtern üblich war, und es im gez
meinen Leben wohl noch jest if. Jemanden Daler,geben oder
fagen, Abfchied von ihm nehmen: Daher au die Zuſammen ⸗
fegungen die Dalgt = Rede, der Valrt-Schmaus u. ſ. fe wofür
doch Abſchiedsrede und Abfchiessfhmauß anſtandiger und ůb⸗
licher find.
Der Damppr, des —s, plur. die— en, ein ausländifches
Wort, einen ausländifepen Aberglauben zu bezeichnen, wodurch
man eine Leiche verfichet, welche fo Tange au ihrem eigenen Leibe
fanget oder naget, als ſte etwas davon erlangen Fann, und wäh⸗
rend diefer Zeit ihre Verwandte, Feinde oder andere ehedem init ihr
in Geme iuſchaft befindlich gewefene Perfonen umbringet, welche
alsdann gleichfalls Vampyren werden müffen; anderer abergfäubir
gen Erdichtungen zu geſchweigen. Im Deutfchen pflegt man fol-
the Leihen Blutſauger oder Menſchenſauger zu nennen. Wort
end Sache wurden dornehmlich um das Jahr 1732 befannt, da
die Bampyren in dem Königreiche Servien unter den daſigen Hey»
ducken viele Bewegung machten, und nicht nur in Deutfhland
viele Schriften, fondern auch prrfchiedene Unterfüchungen des
Faiferlichen Hofes veranlafferen, O5 nun gleich erweistich ift, daß
die Beſchaffenheit des Erdbodens an manchen Orten die Leihen
lange Zeit underwestich erhält, fo glaubt der große Haufe in Ser- -
wien, Ungarn.und den einverleibten Ländern noch immer Dampy:
ven, und hält befonders diejenigen nach ihrem ode dafür, welche
im Kirchenbanne, in der Zauberey-w. ff. erben. Daß diefer
Aberglaube in der Griechiſchen Kirche, zu welcher fih die Heydu⸗
den befennen, ſchon ſehr alt iſt, erhellet unter andern aus des Bu
SresneLex. med,et inf. Graecitatis, wo fie Bulcolaccae
und Tympanitae genannt — weil fie nach ihrem Tode
wie eine Trommel auflaufen follen. Der Urfprung des Wortes
Bampyr felbft muß in den Serviſchen oder eingr der. verwandten
Sprachen aufgefucht werden. Wenn es mit den jeßt gedachten
Nahmen der mirtlern Griechen gleich bedeutend if, fo fcheiner es
mit dem Dberdeutfhen Wamme, Wampe, ein Wanft, dicker
Bauch, verwandtzu ſeyn. Übrigens wird i in der Naturgefchichte
der 9 Neuern auch-eine Art Anierifanifcher Fledermäufe, welcheden
Menfchen und Thieren im Schlafe das Blut aus ſauget, Vam-
pyrus Linn. mit die ſear Nahmen belegt.
Die Vanille, prih Wanilje),plur. doch nur von mehrern Arten,
die — n, die balfamifchen gewürzhaften Samenförner einer in
beyden Judien einheimifchen kleiternden Pflanze, welche einer
Linde gleicht, und daher auch Danillen - Winde genannt wird;
Epidendrum Vanilla Lian. Das Mark des Sameus, wel-
her in Schoten wacht, wird wegen feines feinen flüchtigen und
balſamiſchen Opfes unter andern auch zur, Chocolate” gebraucht ;
der Rahme aber ift fo cusländifch als die Frucht ſelbſt.
Der Darines; plur. car. der Nahme eines Amerikaniſches Taba⸗
kes, welcher fhniale, rauche und zugeſpitzte Blätter bat, welche:
aber nur 9 Solklang find; daher der daraus bereitete Rauchtobak
gleichfalls diefen Rahmen führer... Der Nahme iſt auslãndiſch,
zu, vermuthlich Ameritanifch,,
des Dafall feyn. Die Dafallen aufbiethen, die Lehengleute,
eigentlich eim Lehensmann, i im Gegenfage des Lehensherrn, eine
Per ſon, welche von einem andern ein Gut in Lehen hat, und ihm
dafür zur Treue und gewiſſen Dienften verpflichtet iſt Feman-
Unterfaffen. In engerer Bedentung werden von einigen nur diejen
nigen Lehenleute Vaſallen genannt, welhezur Mannfcaft, 8. is 4
zu Kriegsdienften, verpflichtet waren, zumiiterfchiede vonden
Dientimännernoder Dienfileuten, Minilteriales, welche Hof:
lehen befaßen und dafür zu Hofdienften vetpflichtet waren; ;
obgleich dieſer Unterſchied aıs den Deutſchen Gebräuchen nie
erweislich ſeyn möchte. Au weiterm Verftande wicd oft ein jeder
Unterthan, felbft zuweilen ein bloßer Gerichtsuntereben; ein
vVaſall genannt, ©. Unterthan.
Anm. Das Wort ift mie dem Lehenrechte and bene mittlern
Sat. Valallus, Vallallas, Vaffus, indas Deutſche gefommen,
obgleich auch diefes aus einer der damapligenEuropäifchen Spra-
WR
- hen entlehuet worden, welches vermuthlich die Deutſche oder nor⸗
difchegewefen. Da die ſes ältere Stammiwort- bisher noch nicht
mit Gewiß heit befiimme worden, fo hat es auch an Ausfaweifuns
gen und feltfamen Abl⸗itungen diefes fpätern Lateinifchen Wortes —
nicht gefeblet, welche ich bier nicht anführen mag, fondern nurbe» .
merke, daß diejenige Ableitung, welche die ſes Wort eigentlich durch
Rofganger, Brötling erfläret, eine Perfon zu bezeichnen, welche
jemändes Koſt genießet, und ihm dafür zu gewiſſen Dienflen ver 4
‚pflichtet iſt, wie das gleichfalls fpätere Lat. Familiaris, die ineis
fie Wahrfcheinlichkeit für fich bat. Zu diefer Bedeutung kommt,
wie aus dem Du Fresne erhellet, Vallus am früdeften vor. Weis :
ſat waren im Deutſchen ebe dem allerley Speifen.und Eßwaaren,
welche die Lehensleute dem Leheusherren zu gewiſſen Zeiten zum
Geſchenke braten; im Schwedifch, aber ift Veisla, Veitsla,
eine Mahlzeit, ein Gaftmapi, das Stammwort weita aber, iſt
geben, darreichen, bewirthen, und in engerer Bedeutung, zu Lehen
geben, welches mit unferin weifen, in einweifen, anweifen u. ſaf.
überein kommt. In eben dleſer Sprache ift Weiting, i ein Lehen—
welches nebft dem Niederdeutſchen foden, ernähren, füttern, zu⸗
gleich ein bequemes Stammwort für das mittlere Lat. F eudum F
abgibt, wie ſchon von mehrernerfanut worden. _
Die Däfe, (fprih Wafe,) plur. die—n, aus dem Feanzbifden
Vale, und dieß von dem Lat. Vas, inden bildenden Rünften, ein
gemahltes vder auserhabener Arbeit verfertigtes Gefäß zur Ziet⸗ F
de, nach alter Griechiſcher oder Römiſcher Art.
Der Pater, des —s, plur. die Däter, Diminut, — — —
chen, Oberd. Däterlein, ein Weſen männlichen. Geſchlechtes,
welches durch die Befruchtung eines weiblichen ein anderes We⸗
fen feiner Art geuget, zum Unserfchiede von der Mutter und im
Orgenfagedes Kindes, wo cs fo wohl von Sbieren, als auch und.
ivet am häufigfieu, von Menfchen gebraucht wird:
. Eigenttih. (1) Abfolute, vater werben, — ER
Men feiner Aet zeugen. Vater vonvier Kindern ſeyn. Ein
glůcklicher vater, welcher Freude an feinen Kindern erlebet. — —
(2) In näherer Beziehung auf das Kind oder auf die Kinder.‘
Nicht Vater von den Rinde oder des Bindes ſeyn. Lebtfein
vater noch ?. Ein Rind bat keinen Dater mehr, wenn derſelbe
ge dorben if. Yu einem andern Verſtande fagt man, ein Kind
„babe Feinen Vater, wenn derfelbe unbekannt iſt. Bon der Ge⸗
wohnheit der Kinder, ihren Vater mir dieſenn Worte anzureden,
(3. Papa.) In weiterer Bedeutung beziehet ſich die ſes Wort auch
auf die entfernten Rachkommen, jo fern ſie ihrem Weſen nach in
jemanden gegründet find, Abraham war ein vater vieler völ⸗
ker, ı Mof. 17, 4. Daher. der Sta « myater, derjenige, von
weichem eis Geſchlecht ein Bol feinen Usforung bat. Auch die
* . Verfahren,
F
—
—
—
x
1
; Borfabren männlichen Geſchlechtes werden um defmillen voter
genannt, befonders in der edlern und höhern Schreibart.
⸗Figurlich. (2)Eine bejahrte Perfon männlichen Geſchlechtes
> pflegt man im gemeinen Leben häufig mit Vater, guter Vater,
‚alter Vater anzureden, fo wie maneine ſolche hoch bejahrte Per⸗
- fon inder vertraulichen Sprechart auch wohtein altes Vaterchen
zu nennen’pflegt. (2) Eine Perſon männlichen Geſchlechtes, mel»
3 be die Stelle eines Vaters bey einem andern vertritt, den Grund
ihres Unterhaltes,ibres Glückes enthält, So wird der£andesherr
7 der Hegent der Landesväter, der Dater des volkes genannt,
ſo wie auch Stadtobrigfeiten Väter dev Stadt genanut werden,
In der Deutſchen Bibel konmt es von der Obrigkeit mehrmahls
* vor, Dieſe Benennung gründet ſich theils auf die zärtliche, väter⸗
licheVot ſorge, welche Obrigkeiten für ihre Untergebene zu tragen
verbunden find, theils auch auf die ehemahlige Gewohnheit, nur
bejahrte und erfahrne Perfonen zu Ddrigfeiten zu ernennen, Mit
derSeelforge.verfebene®eiftliche werden daher auch geiftlihevä=
ter genannt. (Siehe auch Beichtvarer.) Ferner gehören hierher
die Zufammenfegungen Zausvater, Pflegevater, Schwiegervas
ten, Stiefoater, Waifenvater u. f. f. -3) Eine Perfon, ein
Ding, eine Sache, welche den Grund des Daſeyns und der Forts
dauer eines andern enthält, wenn diefe Perfon oder Sache mätınz
‚lichen Öefchlechtes iſt. So heißt Hort der Vater der Menſchen,
dev Welt, fo fernor den Grund aller zufälligen Dinge und ihrer
Erhaltung enthält. Bon der veralteten Stellung des gürwortes in
dem Dater Unier, (S. Unfer.) Ju einer andern Bedeutung,
welche ſich der eriten eigentlichen nähert, beißt die.erfte Perfon in
der Hottheit der Dater, wegen ihres inuern VBerbältnifjes gegen
die beyden übrigen, beſonders gegen die zweyte oder den Bohn.
. Dpis beißt der Vater der Dicprfunk, Leibniß der Vater der
Philoſophie, weil beyde ihnen nicht fo wohl die Enritehung , als
vielmehr ihre Wiederherfiellung, Verbeferung zu danfen haben,
Der Teufel ift ein Dater der Ligen, Joh. 8, 44. Sr
Anm. Schonin den älteften Oentmäblern anferer Sprache,
als dem Iſidor, Kero u. f.f. Fater, im Niederf, Vader, und mit
der diefer Mundart gereöbnlichen Ausſtoßung des d, Dahr, tm
Dän. Sader, im Angelf. Faeder, im Engl. Father, im Schwed.
Fader, im Perf, Pader, im Lat, Pater, im Griech.. waryg.
Es ift eine feltfame Pedanteren,diefes Wort unmittelbar aus dem
Lateiniſchen, ſo wie Mutter von Mater, abzulcıten, gerade, als
"wenn die alten Deutſchen die Urheber ihres Dafeyns erſt von den
Hömern hätten müffen nennen lernen. Dieſe Ableitung erfebrinet
deſto uugereimter, wen man erwäget, daß diefes Wort ſchon in
> fo frühen Seiten vorkommt, da die Deutihe Sprache durd, bie
Lehrer der Religion noch nicht mit fo vielen Kateinifchen Wörtern
and Begriffen bereichert war,als in den rolgendengeiten gerheben,
Dater iſt eines der älteften Stammwörter, welches alle Europäir
ſche und NordaſtatiſcheSprachen und Mundarten aus einer ältern
gemeinfchaftlichen Sprache beybehalten haben. ” Die legte Sulbe
iſt die den Deutſchen, Lateinern, Griechen u.f.f. gemeinfchaftliche
Adleitungsfylbe er, ein Subject zu bezeichwen, daber es nur noch
auf die Stammſylbe Dar odewsad anfomme.. Schon ältere Wort⸗
forfher ‚Haben diefe Sylbe von einem alten Zeitworte fodagy fo—
den, abgeleitet, weichesenoch im Niederfüchf. vorfommt, wo es er ⸗·
nähren bedeuter, und. das Stammmwort von unſerm futtern iſt
Allein, es bedeute nicht allein ernähren, fonberi auch zeugen,
welche Bedeutung das Schwediſche föda, Grich.gurewan noch
bat, fo wie fode im Dän. gebären bedentet,
iſt noch. jeßt die wahrſcheinlichſte, fo daß Vater eigentlich einem
Zeuger bedeutet, Genitorvongignere. Da föden aber auch
gebãren bedeutete,-fo find Kodrein bey dem Ulphilas die Altern
überhaupt, daher Vater auch in Gevatter non bey den Geſchlechtern⸗
Adel. W.34.Thr 2. Auft. EL KR
Däterlich, —er, —fe, adj.et adv,
Diefe Ablerrung..
* 2 ’f
—— 2 Bat | 078.
. gebraucht wird, Das Zeitwori hatte ehedem den niedrig ſchmutzi⸗
gen Nebenbegriffnicht, welden das Lat. futuere, das Franzöf,
fouter n.f.f. angenonımen haben. Es erhellet daraus zngleich,
daß Darer feines von denjenigen Wörtern iſt, welche ihr Entſtehen
dem erſten Stammeln dev Kinder zu verdanken haben, wie Abba,
Atta, Tarta, Papa, Mamma, Amma, das Frief haita u. ff.
Siehe auch Detter, Gevatter und Pathe.
Einige Provinzen ſprechen das a furz, Daster, und man fann
esihnen nicht wehren, wenn fie es auch jo ſchreiben wollen ; ſelt⸗
fam aber iſt es, wenn einige Sprachlehrer diefe provingielle Aus⸗
ſprache den Hochdeutſchen aufdringen und vatter gefchrieben wiſ⸗
fen wollen,odgleic) Fein reiner Hochdeutſcher ſo ſpricht. Gevatter
gründer ſich freylich auf eine ſolche Ausſprache, aber in dieſem
Worte iſt die ſelbe auch im Hochdeutſchen allgemein. Im Ober⸗
deutſchen declinirt man dieſes Wort im Singular mit einem n,
des Vatern, dem Vatern, welche Form aber im Hochdeutſchen
gleichfalls unbekannt iſt.
Der Daterbruder, des —s, plur. die — brüder, der Bruder des
Vaiters, welcher im Ober deutſchen Oheim, und nach einen Fran⸗
zöfifchen Ausdrude auch Onkel, Oncle, genannt wird, obaleıch'
beyde auch den Mutterbruder bezeichnen. vaters bruder mıtdins
s des zweyten Endung iſt nicht jo gangbar, Vaternbruder aber
iſt Dbsrdeutfch, von dein Genitiv des Datern,
Das Daterberz,des —ens,plur. die —en, das zärtlicheBerz.eir
nes Vaters gegen feine Kinder ; wie Mutterherz.
Das Vaterland, des —es, plur. welcher doch wenig gebraucht
wird, die —lander, eigentlich das Land des Vaters oder dasjinis
ge Laud, in welchem der Vater einheimifch ift oder gupmefen, d.i,
dasjenige Land, in welchem jemand geboren und erzogen worden.
In feinem Daterlande fierben, Die Liebe zum vaterlande.
" Sein Daterland verlaffen. Die Erde iftunfer aller Vaterland.
In weiterer Bedeutung pflege man auch zuweilen dasjenigeLand,
welchem man als ein Einwohner einverleiberift, in welchem man: .
den Schutz und die Wobtshaten eines ordentlichen Bürgers ger
nießet, fein Daterland zu sienuen,
Ynm. Im Dänifben Säderneland. Es ſcheint erſt in den ſpã⸗
tern Seiten nach dem Latein, Patria gebildet zu feynz wenigſtens
war es zuden Seiten des alten Überfegers eines Stüdes aus dem.
Iſidor, und des Notker noch nicht gangbar, denn der erſte ges
braucht dafür Odhil, weiches zur letzten Hälftein Allodium,,
vielleicht auch zur erften in Adel gehöret, der legiere aber Heim-
chommenıu. .
vaterlandiſch, adj. et adv. in dem Väterlande gegründet,
aus demfelben her, in demſelben üblich, Die vaterländiſchen
Sitten. °
v, Dem Vater gebörig,.
von demfelben herrührend ; ohne Comparation, Das väterliiye
Gut, welches jemand von dem Vater ererbet hat, Das väterli⸗
che Vermögen. Der värerliche Nahme, der Nahme des Bas
terd. Das vöterlihe Land, das Vaterland im der höher
Schreibart. Die väterliche Liebe, welche ein Vater gegen feine
Kinder hat. Zn weiterer Bedeurung, den VBätern,d.i. Vorfah⸗
ven gehörig, von ibnen herrührend, in welchen Verſtande in der
Deutfchen Bibel das väterliche Gefeg, vaterliche Sagungen,
nach väterlider Weife vorkommen, ıft es im Hochdeurfchen nicht
mehr üblich. 2. Nach Art eines Vaters, in der Eigenfchaft,
Liebe eines Vaters gegründet, mit der Comparation. Jeman—
den väterlich lieben, ermabnen, als ein Vater. väterlich,
"auf das varerlipfie für jemanden forgem Bey dem Notker
faterlich.
Die Daterliebe, plur,car.die Liebe, welche ein Vater gegen feine
Kinder bat.
2% Pateyr
-Y a uch,”
\
N en
Paterlos, adj. etadr. des Vaters beraubt, Feinen Vater mebe
haben? ; wie mutterlos. Line varerlofe Watfe, Daher die va⸗
terlofigfeit, welches doch feltener gebraucht wird. _
Eos Datermotd, des —es, plur. die—e, die Ermordung feines
Baters. Einen Datermord begeben. ,
Der Vatermorder, des— 8, plur. utnom. fing. Fämin. die
Vatermörderinn, eine Perfon, welche einen Batermord begangen,
ihren Boter ermordethat,
Der Daternahme, dee —ns, plur. die —en, das Wolt
Vater als ein Rahme betrachter. Den füßen Vaternabmen
führen, Vater genannt werden, d. i. Kinder haben. Bon dem eis
⸗
2
genthümlichen Naben des Vaters iſt es nicht üblich, weilman '
Dafür lieber der vãterliche Nahme oder der Nahme des Vaters
fast. —
Der Datersbruder, S. vaterbruder.
Die vaterſchweſter, plur. die —n, die Schweſter des Vaters,
wie Mutterſchweſter; welche ſonſt auch die Muhme, und mit ei⸗
nem Franzöſiſchen Ausdrucke die Tante genanut wird.
Der Daterfinn, des—es, plur. inuf, der Sinn, d. i. das Ge⸗
müth, die Geſinnung eines Vaters gegen feine Kinder, ein größs
ten Theils veraltöres Wort ; das vaterherz. zu
Die vaterſtade, plur welcher doch feltener gebraucht wird, die —
Hädee, die Stadt, aus welcher jemand gebürtig ift, in welcher er
geboren und erzogen worden, in welcher feinBater wohnhaft war,
Die väterlihe Stade, bey Ramlern die mürrerliche Stadt; ob
man gleich nicht Mutterſtadt fagt.
Die vaterſteile plur. inuf. die Stelle eines Vaters. Vaters.
. tele bey jemanden. vertreten.
Das Datertheil,des— es, plur. die—e, derjenige Theil eis
‚ner Erbfchaft, welchee von dent Vater perrühret ; zumlinterfchie-
‘de von dem Muttertheile. ih
Dec, Vehe, ein Thier, S. Sehe.
Die Debde, ©. Sehte.
vVehm, S. Schm.
Vehwamme, 9. Sehe, N ;
Dee veilchen, des —s, plur, ut nom. fing. das Diminu⸗
- nonm des im Hochdeutſchen nicht fo üblichen Hauptwortes der
Deil, des —es, plur. die —e, die fünfblätterige Blume einer
Pflanze zu bezeichnen, welche einen angenedmen Geruch bat, und
in den Eutoräifchen Hatnen wild wächfer ; Viola odorata L.
Sieh das densürhigedeilchen, welches aufder Erde Friecht und
ach Faum über den Boden zu wagen fcheint. Weil fich die ſe
Blume bereits im März jeiger, fo’ wird fie auch Märzveilchen,
Yrärsviole genannt. Andere zu diefem Geſchlechte gehörige Blu,
men find die Sumpfpiole,Bergvioleu. ff. Der Nahme iff aus
demkctein. Viola,nach weldem man duch iniDeutfchen das Wort
viole gebraucht, obgleich die ſchon gedachte Heine mohlricchende
Blume diefer Ark unter dem verfleinernden Rahmen des Veilchens
am bekannteſten iſt. S. Viole) Daher veildenblau und das
veilchenblau⸗ eine indas rothe fpielende. blanc Farbe, welche
unter den fremden Nahmen violett, am befanntefteu iſt, der
veilchenſaft, DioIenfaft u. ff.
Deit, Eat. Vitus, ein männlider Vornahme, welcher alten Deut⸗
feben Utfprungesifi, und aus Guido zuſammen gezogen worden,
Bon inem Heiligen diefes Nahmens har man die Veitsbohnen,
"in einigen Gegenden sin Rahme der Seigböhnen, Lupinusal-
"bus. entweder‘ ans’ dieſem Worte verderbt, oder auch, weil
fie un St, viti oder veit ſchon zu genießen find; der S. Veits⸗
Tanz, eine ehedem befanite Krantheit, \woben diedantit behafte⸗
ten anfıngen.zu taugen, ©, Spangenberg dill, de Chorea
S. Vi,
Velten, ©. Balentin.
“=
aka, A
N N
N — & * ?
——
Rt
‚Die vendite ineinigen Gegenden, Befonders Pectfens, —E
del, ©. diefee Wort,
Venedig, der Rahme einer bekannten Stadt in Italien, Venetiae.
Man bat von demſelben ein dobpelter Beywort venediſch welches
doch nur in einigen Feen üblich if, ob es gleich der Analogie
‚der Deutſchen Sprache gemäßce it, Yenedifche Seife, venediſches
Glas ;undDenerianifch, welches nach einem mittlern Latein. ve-
netianus gebildet iff, welches in den meiften Fällen gebraucht
wird, aber fo, wie de meiften übrigen Beywörter dieſer Art auf '
aniſch und ianiſch, feblerhaft it, weſl ſie zu der ausländifchen ad⸗
-jeetiviichen Eudung noch die Deutſche iſch Fügen, das venetiani⸗
ſcheGebieth / venetianiſche Minsforten, dasDenetianticheifeer
und fo ferner, Daher der venetianer, die venetianerinn, eine
ans Venedig gebürtige Perfon, wofür man ehedem richtiger Vene⸗
diger, Denedigerinn fügte, undin'einigen Oberdensfhen®egen.
den noch jeßt fagt. < x : : ; ;
Venẽriſch, adj. et adv. aus dein Lat. venereus; fir unsichtig.
Die venerifche Liebe, Befet Meunzügtige, Am .bhänfisffen ges
braucht manes von den durch unreinen Bepfehlaf-erivörbenen
Kraufpeiten. Die veneriſche Krant heit, Lues venerea, (©,
Eh Denerifch feyn, mireiner folchen Kraufheit behaftet
—— F NET
Das Ventil, ses—tg, plur. die—e, Dimtinnt. dag Dentülchen, '
aus dem mitifern Lat, Ventil, ein beweglicher Theil in einer Röh⸗
te, welcher einen flüffigen Körper zwar in die Röhre binein deine
gen, abernicht wieder zurück treten läßt. Gemeiniglich bat er
die Gehalt einer Klappe, oft aber auch eines Stöpfels. Man ger
braucht die Bentile nicht nur in aeromatifchen und bodranlifhen
Maſchinen, fondern es gibt ihrer auch in den BlutadernderMen«
ſchen und Thiere. So fern fie Klappen find, könnte man fie Lufer
klappen nennen, \ \ ——
Der Ventilator, des—s, plur. ut nom. fing. das neuereka⸗
tein. Ventilator, ein in den nenerm Zeiten von Hales in Englaud
erfundenes Werfzeug, die Luft in einem eingefchloffenen Naume
zu erneuern. Man hat ihrer von verfchiedener Art, und Sufanıe
menfegnng ; die neueſte und bequemſte Erfindung beftehet in einem
Rade, welches in eine Dffnung ingebracht, und vom der änßern
Luft in Bewegung gefest wird. Inden Meſſinghütten bat man
ſchon lange ein Ähnliches Werkzeug gehabt, den ſchädlichen Pr
ſtuaſt aub abzuführen, welches daſelbſft das Windrad genannt
wird, ! BR a
Die Dentöfe, plur, dien, aus dem. Franzöſ. Ven’oufe,
in einigen Gegenden ein Nahme der Schröpfköpfe der Wund-
örzte, — ? ee
Die vVenus, plur. car. in der Götterlehreder Römer, die Gät-
tinn der Liebe zu dem andern Geſchlechte, und figürlich diefetiebe
ſelbſt, in welchem Verſt ande diefes Wort auch noch bey den Deuts ⸗
{hen Dichtern vorkomint. Esift fchon von andern bemerfi wor«
den, daß die Stammſylbe diefes Wortes Ven, nrit dem ben dem 7
Willeram und andern alten Schrifilelern befindlichen Win,
wino, ein Öetiebter, Win, ein Freund u, f. f. verwandt iſt, wel⸗
ches wiederum zu unferm fein gehören Fanıı. (Sichedafelbe) Im
Gothiſchen iſt Wino, Wen, und im Angelf. Win, die Gattitm,
Ehefrau. In der Aftronomie ift Denus der. Nahme des ſchönſten ;
Planeten am Himmel, welcher mitzuden untern Planeten gehö ⸗
ver, nachſt dem Merkur der Sonnen nächſten if, und, nachdem }
"er dor der Sonne Hörgeherrodtr ihr folger,, der Morgenz oder
Adendfterm genanntwird, Wonder Venus in der erfien Beden- \
E
tung dat man auch im Deütfchen verfchicdenegufanmerfegungen,
Der Denus: Berg, in der Chiromanthie, eine gemiffe Eehd bung
in der Hacken Hand, der Kirbesberg ;"die Denus- Beule in Are
Mineyfunſt/ einednedgruntenen Seyſchlaf verur ſachte Beute, die
— “br
4 J
Sn
>»
‚Venus: line; im gemeinen Leben,
— ſo fern fie von uur einem oder gemißbrauche
herrühren ; das venus⸗ Saar, ein Kraut, Po-
commune L, (S.Goldhaar und Srauenbaat z)
ee Krankheit oder venus⸗ Seuche, bey einigen Ärzten,
die veneriſche Krankheit, (©, Sranzofen;) der Dentis = KTabel,
ein Kraut, ColyliedencommunisL. (9. Nabelkraut;)
"der Denus: Schacht, die Venus: Mufchel oder die Denus-
Schnee, eine einſchalige ungewundene Schnecke in Geſtalt eis
ner glatten weißen Nöhre, die Porzellan: Schnede, der Porzel:
lanit; der Venus: Schub, eine Pflanze, vermuthlich wegen des
Baucbigen aufgeblafenen Honigbebältniffes, Cypripedium
-L, MTavien: Sub, Pantöffelhen, und noch andere mehr, |
N zen eine ſehr alte Partifel,in der Deutfchen jo wohl, als afen mit
derfelben berwandten Sprachen, welche ehedem auch für ſich al-
Sur 098
) Eigentlich. DVerjagen, verbannen, vertreiden, dee
F werfen, verweifen, verteifen, veräußern, verpachten, ver:
in ublich wär; aber jetzt nur noch in der Ableitung vorkommt, -
wo fie don eiaer ſeht mannigfaltigen Bedeutung. it, indem fie.
die Berrichtungen der Partifelner, aus, vor, fur, fern, fort
und ue ta ſich ogreiniges, wovon die meiffen zugleich nit ihr ver⸗
wandt find.
Dicjenigen Wörter, welche dieſe Var utel vor ſich leiden, fi nd
insgefamms Beitwörter ‚und zivar entweder ſchon fürfich Zeit» -
To wörter, oder fie werden doch vermittelſt diefer Partikel aus
Nenuwörtern zu ‚Zeitiörtern gedildet, wie verabſcheuen, ver⸗
Fohlen; vernarren, verarmen, von Abſcheu, Kohlen, Harr,
arin. Die Nenn und Nebenwörter, vor weichen fie angertofs
"fen wird, find insgefammt von Zeitwörtern abgeleitet. - Zwar
gist es einige Bepwörter , welche die es ver vor fih haben,
Te nicht von Zeitwörtern abgeleitet werden Fönnen, allrin
fie haben doch wenigitens die Geftalt eines Mittelwortes,
als. wenn fie wirklich von Zeitwörtern abgeleitet worden,
ungeachtet felbige niemahls üblich gewefen, 5. B. verfihamt,
Serrwegen, verſchmigt, verfoffen, verfreſſen, verlogen
og fo fern felbige einen hohen Grad der Fertigkeit, in
der Scham, im Wagen, in der iR, im Seufen u. ſ. fe ber
zeichnen,
Der. gehöret in diefen Zufanmenfeguugen zu den untrennbaren
5 Partiteln, welche ihr Zeitwort nie verlafen, das Augment inden
vergangenen Zeiten wegwerſen, uud im Supino das zu vor der
‚ganzen Zufammenfesung nei men; ich nerlieye, verloven, zu
verlieren.
Was die Bedeutung betrifft, foift fe ſehr martnigfaltig, nnd
Weird ſich mit allen ihren Schattierungen nicht leicht voll ftändig bes
men laſſen. Alle unfere heutigen Bedeutungen rd nur
Überbfeibfel lteter weit ausarbreiteterer Arten des Gebrauches,
"und gründen ſich oft auf dunkle, nunmebe, ſchwer zu beffimmende
Abnichteiten, oft find fie auch bloße buchſtäbliche Überfegungen
Lateiniſcher mie per, prae, pro, ex, in, de, re u,f. f. zuſam ·⸗
men geſetzter Zewörier, denn alle dieſe Begriffe haben unſere
Vorfahren mir ver auszudenden für gut befunden. In vielen an⸗
dern Feinibärtern, in welchen man eheden ver gebrauchte, find-
- jest er, ent, uud andere Vartifeln üblich; - Die vornehmſten
Bedentungen werden etwa folgende ſeym
— 1, Kine Entfetrnung von ſich weg, für weg, fort, eine der erſten
und Mitten Bedeutungen, in welcher es als ein eigenes Neben⸗
worrrhedem für ſich allein üblich war, und das: Stammwort vor
fern und fort iſt, und ohne Zweifel zu dem Geſchlechte der Wortes
Fahren, in! der, weiteten Bedeutung einer ſchnellen Berwegung, ge⸗
böret. Daz fer Bi, das ſey fern, Kero. Im Jeländ ift för
gleichfalls no üblich, kör utan, weiter Gin; im Schwediſchen
ober wird för uud förefim wärts gebeaucht, uppförs, aufs
wärtg, nedauföre, a ederwãrts.
miethen, verkaufen, verſchenken, vertauſchen, verborgen,
verdrängen, verdringen, verfolgen verhandeln, verkriecher, .
veritren/ vergießen, verlaffen, verschicken, verleiben, verlau- , '
fen, vergraben, u. ff. in welchen allen der Begriff. der Ferne
dere Art durch das Zeitwort näher beſt immt wird, daher die Där
nen dieie Zeitwörter auch mit Bin und bort, d.i. fort, uſammen
ſetzen. In dem Latein. der mitslern Zeiten wird dirfes ver hãu⸗
fig duch Toris gegeben, - worang wenigſtens fo viel erhellet, Sag
mai von diefer Bedeutung ſchon damahls überzeugt geweſen feyır
müffe ;torisbannire, forbannire, verbannen,foriscalare,
frey laſſen, eigentlich aus dem Haufe eiufernen, forıscelare,
derhehlen, forisconsiliare, verratben, forisfacere, verbres
Ken, forisjudicare, veructheilen, forisjurare, verfchiwös
sen, forismaritare , verheirathen, forismittere, verlaffen,
forisnegare, verleugnen u, ff. Wo fieylich in einzelnen Fäls
fen die Anwendung oft unglücklich genug geratben ift,
Dahin gehören denn auch viele andere, woder Begriffder Ent»
fernung nicht mehr fo merklich ift, wenigfteus bey dem. ganzen
Worte,nicht mehr ‚gedacht wird, od er gleich ohne Zweifel zum
Grunde liegt ;5.B. verbeirathen, vermäblen,verloben für aus:
beiratben u. f.f. obgleich bier auch der Begriff der Verbindung
Statı finden fann ; ferner vermelden, verfindigen, eigentlich
von ſich weg, an andere melden, Eund machen, vererben, als
Erbſchaft an andere übertcagen,, "und andere mehr.
(2) Figür lich, wo doch nur die nächften und erweislichften Fis
guren angeführet werden können, indem die entfernterit oder zwei⸗
kelhaften im Folgenden vorforimen werden. (a) Eine Erſchöpfung,
einen Verbrauch, deren Art und Weiſe das Zeitwort beſtimmt.
arbeiten, das Mehl verbacken, das Malz verbrauen, die
Speifen verdauen, fein Geld verreiten, vertanzen, verfpielen,
verfuttern, vertbun, alles Holz verbrennen. (6) Eine bie zur
völligen Erfchöpfang, Verzehrung währende Fertdauer viner
Saudlung oder eines Zuftandes ; eine mit der vorigen fehr nahe »
verwandte Bedeutung, wo in vielen Fällen auch aus üblich iſt.
Derblühen, fich verbluten, verbraufen, susbranfen, vertoben,
austoben, verfehnaufen, verfhwenden, verlebt feyn, abgelebt,
verderben, etwas verſchmerzen, verbrennen, verweſen, verhun⸗
gern, verdurſten, verfallen, verfamlen, verfliegen, ver ſchwin—
den, verzagen, verzweifeln, verrauchen, verſchmachten u. f.f.
Wo die Seitwörter theils Rentras theils Aetiva find; "Das
Sat, per hät eine ähnliche Bedeutung, perdere, perire,ssrz
“geben, perimereu.f. f. (c) Einen Verluſt eine gleichfalls na⸗
be verwandte Bedeutung. vVerſcherzen— Brian; verfeh:
len, verblättern, vertänseln, verlernen, vergeffen, verwirken.
(d) Eine Unterlaſſung, ein Unterbleiben einee Sache. verbie⸗
then, verbitten, verreden, es zu unterlaſſen geloben, ver ſchwö⸗
ren, verfagen. (e) Einen übertriebenen Grad, eine, Fortfes
Kung der erften figürlichen Bedeutung.
viel auf das Bauen wenden, ſtch verſteigen, das Bier bat fich
vergohren, bat zũ fehr gegodren ‚ verſalzen, das Holsift vers
guollen ut. f. -Cf) Oft bedeuter es nur ein wenig von feiner vori⸗
gen;Stelle, fürfort, verrücken, verfchieben, verfegen, ver-
pflanzen; wo es denn in manchen Fällen noch den Mebenbeariff
dss-unrediten Ortes hat, welcher in der folgenden Bedeutung forte
gefest wird. 1a) Einen Ir chum, etwas Faljches anſtatt des
Wahren, deffem Art uud Weiſe ducch das Zeitwort näher beſtimmt
verfnhren, verleiten, perdrucken, verſchreiben, ver-
2442
wish,
dechnen,
oder der Entfernung noch ſehr merklich hervor ſticht, deren beſon⸗
‚Hol verarbeiten, es zur Arbeit verbrauchen, alles Holz ver⸗
‚ verfchwenden, vertrinken, veufveffen, verzehren, das Bovn
Sich verbauen, allzu
"985 Br
zehnen, ——— verlegen, an den unrechten Det legen.
Ingleichen die Reciproea, ſich verſchreiben, verrechnen, vers
gehen, verfeben, vermeſſen, vergeben, vergreifen, verſprechen,
Dergaffen u. ff. Die altern Franzofen gebrauchten dafür kour,
fourvoyer, verſehen, fourconleiller, verrathen, welches
gleichfats hierher zu gehören ſcheinet, fo fern es urfprünglich eis
gentlich falfchen Rath geben bedeutet hat, (6) Oft bezeichnet es
„einen fo weit getriebenen Grad der Handlung des Zeitwortes, daß
‘das Ding davon zu feiner Beſtimmung unbrauchbar oder doch ſich
wnähnlich wird; eine Fortfegung der vorigen fünften Bedeutung, F
welche die Lateiner in dielen Fällen mit dem verwandten per aus⸗
drucken. verkehren, verderben, verlegene Waare, verbiegen ver⸗
drehen, verhunzen, ein Rind verzarteln, verrenken, verlegen,
Serläftern, ein Pferd vernageln, verfengen, verbrennen. (i) In
vielen Fällen hingegen deutet es bloß an, daß ein Ding durch die
Handlung des Zeitworteg nur anders beffimrat werde; eine Fort⸗
fegung der vorigen fehften Bedeutung. Verändern, wo es aber
auch zur folgenden zwepten Hauptbedenfung gebören kann; ver:
fielen, ſich verfürben, entfärben, verkleiden, vertaufchem;ner:
wechfeln, verfappen.
i 2. Eine der gewöhnlichften Verrichtungen diefer Partikel if,
da fie ein Verſetzen oder Gerathen in denjenigenguftand bezeichnet,
welchen dag Zeitiwort näber beſtimmt; eine Bedeutung, welche
allen unfernSprachforfchern unbekannt geblieben iſt, ſo häufig fie
auch vorfonmt, Sie bilft in dieſem Falle fo wobl Neutra als Aecti⸗
va bilden, und kommt in diefer Verrichtung fehr mit den Lateinie
fchen Partifeln in und ir,und mit der Deutſchen Partikel er über»
‚ein, welche in der edlern Schreibart oft auch in einem und eben
demfelben Zeitwortefür diefelbe gebraucht wird,
Viele diefer Zeitwörter werden vor Nennwörtern gebildet; bes
fonders von Beywörtern.“ Dabin die Reutra, veralten, ver ar⸗
men, verblinden, edlererblinden, verblaffen, verbleichen, edler
erblaffen, erbleichen, verbutten, verdummen, verbarfchen, ver⸗
Beilen, verflammen, verlabmen, erlahmen, verfrummen, das
Neutrum verloſchen, verſauern, verſtarren, erſtarren, verſtei⸗
nern, verlauten, eigentlich laut werden, verdorren u. f. f. alt,
arm, blind, heil, dumm, harſch u.f. f. werden. „Noch häufiger
. find die Activa diefer Art; als verandern, verbeffern, verbit-
tern, verblenden, verdichten, verdiden, verdoppeln, verdrie⸗
Ben, verdinnen, verdunkeln, veredeln, vereinigen, vereinba⸗
zen, vereinzeln, vereitelt, verengen, vorewigen, verfälfchen,-
verfertigen, verfinfieen, vergewiflern, vergleichen,vergrößern,
vergüten, verhärten, verheerlichen, verjüngen, verfläven,
Yerkleinern, verkürzen, verlangern, vermehren , verneuern,
seröden, verfügen, verichlimmern,verfchönern, vertiefen, und
Bundert andere mehr,alfe von Beywörtern anders, beffer, bitter,
blind, dicht u. f.f.
Viele werden von Hauptwörtern gebildet wie das Reutrum vers
narren, eigentlich um Narren werden, und die Activa, ver ab⸗
reden, Abrede wegen etwas nebhmen, verabſcheuen, Abſcheu ges
gen etwas empfinden, verantworten, Antwort wegen etwas ge⸗
ben, ver anſtalten, Anſt alt wegen etwas machen, verbollwerken,
mit einem Bollwerke verſehen, verfilzen, in einen Filz verwan⸗
dein, So auch vergöttern, vergeſellſchaften, vergiften, ver—⸗
kalken, verkohlen, verbleyen, verglaſen, in Kalk, Kohlen,
Bley, Glas verwandeln, verketzern, füreinen Ketzer erklären,
verproviantiren verftäblen, verſtiehlen u. f.f. Hierher gehör
cen atich einige, wo fich die Veränderung nur iiber die Oberfläche '
erſtreckt, welche aleichfalls von Haustwörtern gebildet find; wie
vergolden, verſilbern, verzinnen, verglafuren, mit Glaſur übers
sieden uff.
I manchen, stäicfaeson Hauptieörtern BEER RE .
tern, wird die Bedeutung ein wenig anders beftinms, und zuweilen
vereinigen ſich mehrere Bedeutungen der Partifeln in denfeksen, E
Deraccifen, verfieuern, verzollen, verſchocken, verzinfen, Ac⸗
cife, Steuer, Soll, Schode, Sinfen von etwas geben, die niedri⸗
gen veraccordieren und verarreſtieren, das gleichfalls niedrige
verfuchsfhwänzen, vieleicht.auch verleumden, in böfen-Leus
mund bringen, und andere mehr, wo es oft auch nur darum da zu
Reben foheinet, um ein Activum gu befommen, welches man mit
dem Accufativ verbinden Fönne.
3. Nicht völlig fo zahlreich find diejenigen geittwörter; ‚wo die
Partikel eine Zufammenfügung mehrerer Dinge bezeichnet, welche
durch das Zeitwort näher beſtimmt wird, Verbinden, verfle
ten, .verflammern, verſtricken, verkerteln, verfitten, verkeiz
len, verfammeln, verknüpfen; verfuppeln ‚ verbrüdeen, ver—
fhwägern, verpflichten n. f. f. welche zum Theil auch von Nenn -⸗·
wörtern gebildet find. Vieleicht gehören dahin auch vermäblen,
verloben, verheirathen, verehelichen. Ingleichen eine Men⸗
gung, Mifhung mehrerer Dinge unser einander, wie ins vermen⸗
gen und vermiſchen.
4. Sehrt oft bedeutet es auch / ſo viel als zu, die Verſchlieſung
einer Offnung zu bezeichnen. verbinden, verdämmen, verdes
Een, verbillen, verhagelm, verpichen, vertennen, verkleiftern,
verfpmieren, vermauern, einen Weg verbauen, ein Lenſter
verbauen, verſtopfen u. ſ. f. -
5.In einigen Zeitwörteen fcheinetes eine Bloß intenfiveober ver⸗
—
ſtärkende Bedeutung zu haben, welche doch alle Mahl eine Figur
einer ber vorigen iſt. verſchaffen, wenn es hier nicht für her ſte⸗
bet, eigentlich herſchaffen, verbarren, perfeverare, verböb:
nen, verfpotten, verlachen, im gemeinen Leben auch aushöhnen,
ausfpotten, auslachen, örridere, verhoffen, fie das einfache
hoffen, verhören, vielleicht nack dem Lat. examinare, vermer-
Ten, für merken, vernehmen, percipere, verlangen, fich ver⸗
beugen, verneigen, jemanden verehren, vergönnen, permitte- —
re, verhindern, verbleiben, permaneren.f.f. -
6.Ein befonderee Gebrauch diefer Partikel ift, wenn fiegu Bil.
dung gewiſſer Beywörter gebraucht wird, welche einen hohen Grad
einer gewiſſen Fertigfeit-andeuten, welche aber alle Mahl die Ge⸗
ftalt eines Mittelwortes der vergangenen Zeit haben, ob fie sleih
in thätiger Bedeutung gebraucht werden. Die Urfache ift, weil _
ver eigentlich nur Zeitwörteen vorgefegt werden fan, daher die
Beywörter, welche es bilden foll, wenigſtens Mittelwörter feyn
miiſſen, obgleich ipreBeitiwörter niemahls üblich geweſen, auch dev
r
4
&
Natur der Sache nad) in diefer Bedeutung nicht üblich ſeyn kön⸗ #
nen. verſchämt ſeyn, hohen Grad der Ferfigfeitbefigen, fi zu ”
ſchämen; fo auch verbuble, verfoffen, verwegen, verbaßt, verz -
ſchlafen feyn, verfchmigt, unb die niedrigen verhurt, verfreffen,
verleckert, verlogen, einen hohen Grad. der Fertigkeit im-Huren,
Steffen, der Leckerey, der Lügen beft itzend. Nach dieſen Muſtern
werden auch die Mittelwörter anderer gangbaren Zeitwörter in
thätigem Verſtande gebraucht, fo ſehr auch dieſes wider die ger
wöhnlichſte Beſtimmung der paſſiven Mittelwörter iſt; ver ſchwie⸗
gen feyn, ein verliebter Menſch. Diekateiner machen ſolche Wör⸗
ter mit dem verwandten prae, welchesaber, fowiedas Schwed.
för, auch eigentlichen Beywörtern vorgefegt werden Fan.
Schwed. Förltor, fehr groß, praegrandis.
7. Ich will die noch übrigen Bedeutungen bier —— neh
men, theils, weil fie nicht fo häufig vorfommen, tbeils auch, weil
fie Hoch nicht foerweiglich find,indem fie immer noch Figuren einer
andern ſeyn fönnen. Mehrere werden im folgenden, bey den eins
zelnen Wörtern, ſelbſt vorkommen, wo ſich auch manche noch näber
werden beffimmenlaffen, Au einigen ſcheinet es für her zu ſtehen,
wie _
<
ö
A
085 : %
bie
“ ae 4
ae wieda! — — ſochdentſchen erzählen, ——
vorlefen; in andern für für, —
oare, verlohnen, belohnen, vergelten.
den Lateiniſchen gemodelt zu ſeyn; verfuchen, periclitari,
Rt, verheißen promittere, verhelfen, provehere, wo ver aber
— auch nach der erſten Bedeutung für fort ſtehen kaun, verfahren,
Di procedere, wo aber auch eben dieſelbe Bedeutung Statt findet.
In andern iſt die Bedeutung noch dunkel, wovon Bey ſpiele im fo
" genden vorfommen werden.
Alteſten Oberdeutſchen Schrififiellern far, furi, vor, im Nies
= derf. gleichfalls ver, im Gothiſchen fra,im Angelf. und Engl.for,
im Schwed. för, in Framſoſ, ver, par, fra, for, ;. B. ver-
rouiller, pardonner, im £at. per, pro,prae, Daß der
ſchon oben bemerfet worden. (©. auch Seen und Sort.) Übrigens
ift diefe Partikel, wie die meiften untrennbaren, kurz.
Vetabfolgen,verb. reg.act. welches nur im gemeinen Reben ge-
braucht wird, wo ver bloß zur Bildung eines Activi zu dienen
ſcheinet. Nan wollte es ihm nicht verabfolgen. An dem Neu»
tro verabfoTgen laſſen, für abfolgen Iaffen, ift es völlig unnüß,
Daher die Verabfolgung.
Berabehben, verb.reg. act. Abrede wegen etwas nehmen, mit
- dem Accufativ diefes Etwas, Wir haben es fo verabredet.
Es iſt verabredee worden. Daher die Verabredung: Das
Zeitwort iſt vermittelft der Partikel ver von dem Hauptworte Ab⸗
- da denn ver eine mehrere Thãtigkeit zu * m Worte bringen
würde, .
Derabfäumen, verb: reg. act. welches nur im — Leben
für dag beſſere verfäumen üblich iſt. Er verſprach nichts zu ver⸗
>. abfäumen, die Sache beyzulegen.
Verabſcheuen, verb.reg. act: Abſchen gegen etwas hegen und
äußern. Das Lafter verabſcheuen. Zu heftig und zu wenig
begehren und verabſcheuen it ein innerlicher Krieg unſers
Willens mit dem verſtande, Gell. Daher die verabſcheuung.
Es ift vonYbfcheu vermittelft der Partikel zu einem chãtigen Zeit⸗
wvorte gebildet, ©. Der 7.
vVerabſchieden, verb.reg, act. 1. Den Abſchied geben, mit
dem Abſchiede von fich entlaffen, am häufigften von Soldaten und
Becedienten. verabſchiedete Truppen. Einen Bedienten ver:
abſchieden. 2. Bon Abſchied, ein gerichtlicher Ausſpruch oder
Beſcheid, bedeutet es in den Gerichten einiger Gegenden fo viel,
als durch einen Rechts ſpruch, durch ein Urtheil entfcheiden. Dar
her die verabſchiedung in beyden Bedeutungen.
Anm. Dieſes Wort wird oft irrig verabfcheiden gefchrieben.
Allein, es ſtammet nicht von abſcheiden her, ſondern von dem
Hauptworte Abſchied, von welchem bier vermittelſt der Partikel
ver ein thätiges Zeitwort gebildet worden, ©. ver 2.
Verabſchoſſen, verb.reg, act. im gemeinen Leben und in den
abſchoſſen. So auch die verabſchoſſung. S,ver2,
Deraccifen oder Deraccifieren, verb, reg. act. auch nur im
gemeinen Leben, die Aecife von etwas geben. Kine Waareverac-
eifen. - Im Riederſ. verzifen.
‚gen veraceiſung nicht üblich it. ©; ver 2.
‚ Veraccordieren, verb. reg. act. welches nue in den niedrigen
‚Spredarten gangbar if. Kinem Aobeirer eine Arbeit verae⸗
eordieren, mit ihm wegen des Preiſes einig werden. Es iſt von
-aecordieren vermittchft der Partifel zu einem thätigen Beitworte
FR worden, ©, ver 5.
**
|
dr a GR
Andere feheinen nach. ”
Anm. Diefe Partikel lautet in der Sufammenfegung ben den -
Begriff der Entfernung alem Anfehen nad) der erſte geweſen, iſt
rede gebildet, doch kann es auch aus abreden entſtanden ſeyn.
+ Runfigeiff. Sich verächtlich betragen.
Gerichten, den Abſchoß von etwas geben. Sein Dermögen ver:
Daher die veraceiſterung, vage Sitten, Rleider, Gebräuche, Moden.
Ber 986
Derachten, verb.reg. act. ar Achtung unwerid halten, und
diefe Meinung äußern, Andere gegen Ach verachten. Was
un du deinen Bruder Rom 14, 10, an Rath ver⸗
achten. Das iſt nicht zu verachten; dev Rath iſt nicht zu
verachten. Lin Geſchenk, eine Babe verachten, ſie der Auna h⸗
me unwerth achten. Sroſt und Hige verachten, ſie der Euipfin⸗
dung unwerth halten.
Nar der emfige Schnitter verachtet die Strahlen der
Sonne,
Und maht fort, Zach.
Daher das Mittelwort verachtef, et, —fr.
werden, Ein von jedermann verachteter Mann.
verachtet ſeyn,
Jugleichen
das Hauptwort die verachtung. ©, ſolches befonders,
Ynm. Schon bey dem Kero fFarhacton,und bey dem Ditfried
-mit einer andern Vorſylbe abachten, Ver ſcheint in diefer Be⸗
deutung eine Figur der erſten eigentlichen Bedeutung zn feon, und
zunächft eine Entfernung von fich weg zu bezelchnen wie in ver⸗
fhmäben, verſtoßen, obgleih auch der fi fiebente Fall der erſten
Bedeutung bier Statt finden fan, nach welchem es eine Deftru-
ction, die durch das Zeitwort näher. beffimmt wird, bez ichwen
wirde, Mit andern Zeitwdrtern heißt verachten bey dein Kere,
Willeram u. f. f. farmanen, vermanen, vermeinen, welches .
jeßt aber eine andere Bedeutung hat, und bey drm Hornegk ver—
chieſen, verfiefen, eigentlich in der Wahl verfloßen.
Der Derächter, des—s,plur. ut nom, fing. Fämin. bie ver⸗
ächterinn, eine Perfon, welche andere Dinge oder Per ſone ver⸗
achtet, in einzelnen Fällen. Die verächter Gottes umd feines
Wortes. Ein Drrächter des Todes.
Derächtlich,—er, —ite, adj.etadrv. ı ‚Der Kerastung werth,
Ein verächtliches Inſect. Ein verächtlicher
Das iſt ihm zu ver⸗
achtlich. Sich durch fein Betragen verächtlich machen.
2. Verachtung hegend und ãußernd, in der Verachtung gegründet,
fubjeetive. Jemanden ſehr verachrlich begegnen. Eine ver:
ächrliche Behandlung. Verächtliche Mienen, Meine Bruder
sehen verächtlich vor mir über, Hiob6, 15. Verächtlich von
jemanden reden. So auch die verächtlichkeit, in beyden Bedeu⸗
tungen.
objective.
Die verachtung plar. inuf. das Verbale des Zeitwortes ver⸗
achten, welches fo wohl fubjective als objective gebraucht wird,
1. Subjective, der Zuſtand, da mas cin Ding verachtet, d. i. der
Achtung unwerth hält. Mit Verachtung von jemanden reden.
Seine Verahtungmerfen laffen. Die Verachtung des Todes,
des Reichthums u. ff. 2. Objective, der Zuftand, da ein Ding
eerachtet, der Achtung unwerth gehalten wird. In großer Derk
achtung leben. Sich aus der Verachtung empor fehwingen.”
Ehedem auch der veracht.
Deralten, verb neg neutr. welches das Bulf wor ſoyn erfor⸗
dert, durch Alter unbrauchbar, abgenutzt werden. Veral’en, wie
ein Rleid,&f.50,9. Ihre Rleider und Schuhsveralteten nicht,
5Mof. 8,4. Kap.29,5. Ein veralteter Greis. Die Hoff:
nung ift veralter und kahl, zeige mir nur ein Saar, wo du fie
faffen Fönnteft! Weiße. Kine im achtzehnten Fahre ſchon
veraltete Jugend, die Feine Zeit wieder herſtellen Fann. Itt⸗
gleichen Alters wegen ungangbar werden. Veraltete Wörter,
Kine Tochter,-wenn fie
jung it und noch unberarhen, macht dem Vater viel Sorgens,
daß fie möchte veralten, Sir. 42, 8: Daher das ver⸗
alten.
Anm. Ben dem Ottfried und Notferiralten, entweder von
dem Beyworte alt, welches bier durch die Vorſylbe nur zu einem
Beitiwdrte umgebilder wird, (©. ver 2,). oder auch von dem Zeit⸗
J—— worte
i N [ 7 | ve
ee
worte alten, und der Pantifel, welche hier entweder eine Futena
fion; oder auch eine völlige Verderbung und Veränderung bezeich /
nen ann, S. ver r. (band 5.) In den gemeinen Sprecharten
iſt von dem Intenfivo altern auch veraltern üblich, _
verander lich —r, —fe, adj, et adv. 1, Zäbig, verändert,
d. i. feinem Zuftande nad) anders beffimmt zu werden, ‚wad auch
anf andere Art möglich ift. In diefern weireften, aber nicht ge⸗
wöhnlichften Berftande find alle endliche Dinge veränderlich, und
ur Goit allein ifEnnveränderlih. 2. In engerer und gewähns
Kicherer Bedeutung ift veränderlich, fähig und geneigt, fich oft
undleicht anders zů befiimmen, und im engften Berjiande, wen
i forches ohne Noth ohne binlänglicheBeweaungsgründe geſchiehet;
anbeftändig. Kin ſehr veranderlicher Frei, welcher ſich in
„feinen Eutſchließungen, Meinungen u, f leicht andert. Ein
"yerändenliches Gemuth haben. Die Witterung if ſehr ver:
änderlich. Dieveräyserlihe Mode. Go anch die Derander:
lichk eit. Bey dem Oufried ohne Vorſolbe anderlich. -
. Nerändern, verb. reg. act. anders beſtimmen, den Zuſtand
: eines Dinges ändern. aTeſtament dic Ordnung der Worte,
eine Gewohnheit, feine Stimme verandern, "Der andern fie die
Sprache bey Julchen etwas, Gel. Ingleichen ein Ding an
die Stelle des andern ſetzen. Seine Rleidung verandern, andere
Kleider anlegen. Seinen Nahmen yeränderh, fich einen andern
- Mahmen beylegen. Seine Wohnung verändern, eine andere
- Wohnung beziehen, Sein vaus verändern, fo wohl es anders
machen, einritten, als auch ein anderes Haus beziehen. Indeffen
ift in beyden Fällen in der ıbätigen Geftalt, das einfache ändern
üblicher, Der Schneider ändertein Bleid, ein Schriftſteller
die Worte nf. f- N we
Am haãnfig ſten ift diefes zufammen gefe gte Zeitwitte in Geſtalt
eines Keciproci, ſich verändern, feinen Umftänden, befonders der
äußern Geftalt, nad, anders beſtinimt werden, Man fagt, es
bobẽ fi jemand fehr verändere, wenn ſich feine Geſichtsbildung,
feine Gefinnung us f. f, verändert bat, Der Win) hat fi ver
ändert, eine andere Richtung genommen. Die Zeiten, die Mo⸗
Sen verändern ſich. Jemandes Karbe verändert ich, wenn er
im Geſichte roth wird, wo man auch fagt, ev verändere die Jar:
be. Am enaften Verſtande iſt fich verandern, theils ſich verbeis
sather, ingleichen ‚ obgleich felteuer, ſeine Lebensart, feine Woh⸗
ang verändern, —
Anm. Es iſt entweder vermittelſt der Partikel ver von dem
Nennworte ander gebildet, (S. ver e,)oder auch noch währſcheinli-⸗
her von dem Zeitworte Ändern,dadenn die Partikel ver nur mehr
Zhätiafeis in daſſelbe bringen, oder auch) eine Intenſton andeu⸗
ten, und ein ſehr merkliches, gänzlich es andern, bezeichnen wärs
de, daher verändern auch eigentlich) einen höhern Grad ausdruct,
als das einfache ändern. (G. Ver ı($) und 5) Ymı mittlern
Lateine wird der Begriff durch exalterare ausgedrudt, aus-
ändern, d.i. fehr ändern. Übrigens find abändern und ver än—
dern allem Anſcheine nad) gleich bedeutend, indem ab umd ver iu
den Zufammenfegungen häufig für einander fliehen, auch einerley
" Stammbegeiff der Entfernung haben. “8
Die Veränderung, plur. die—en, die Handlung des Beräns
derng, der Ertheilung einer andern Beſtimmung, active, inglei⸗
chen der Zuftand, da ein Ding fich verändert oder verändert wird,
paffive.
Veränderung des Ortes, des Sinnes,der Sitten, wofür auch
nur Inder ung üblich iſt. Dir Juden wollten nicht wilkigen
in die Veranderung ihres Gottesdien ſtes, 2 Macc. 1 1, 24 Bir
me große verãnder ung in feinem Haufe vorne hmen. Es ſtehet
eine aroße Deranderungin der Regierung bevor. Eich eine
Veränderung machen, in engeres Bedeutung ih zur Zerſtreuung
Verantern, verb, reg. xct. mit Anfern verbinden, Eine Hauer
- ‚ein Collegium erwas zu thun, als ein glimpflicher Yus
/ Pas läßt ih unmoglich verantworten. Line Worblügelaßr
Alle Dinge find dey Veränderung unterworfen. Die...
wit etwasanberm befchäftigen, Au Wrränderungen, diefig
in einem einfachen Dings ereignen Fönnen, find nur Abwech -
felungen der Grade. Daher die ver änderungsgefege, algemeis
ne Säge, woraus. ſich die Veränderungen in einzelnen Fällen»
erklären laffen, die Veränderungskraft, die Kraft und das de.
ſtreben, feinen —5* veräudern, welche mit der Natur eines
Dinges aleich bedeuend cẽ — —
Banden. Daher diederankerung. S. Der 3.
Deranlaflen, verb.reg.act, Anlaß zu etwas geben. Sinen
Befehl, eine That veranlaffen. Femanden zu eewas veran⸗
la ſſen, oft auch ihn dazu bewegen. Dev Lanbesberr seranlaflet
verankern, mit eifernen unter dem Nahmen der Anker befaunten
befehleit. Es hat mich niemand’ dazu veranlaffer, Daher die
‚ Peranlaffung, nicht alein die Handlung des Veranlaffens, fon
dern auch) das Diug, welches etwas veraufaffet, der Aula
Anm .Es iſt vermittelſt der Parukel ver aus dem Hauptiworte
Anlaß zu einentthätigen Seitworte gebildet, welches auch augder
vegelmäßigen Eonjugatioar erbeiler ; denn wenn es von dem Zeite
worte laffen wäre, fo müßteesirtegulärgegden, S. ver ꝛ⸗
Deranftalten, verb. reg.aci, Anſtalt zu etwas machen. Ei⸗
nen Schmaus, eine Unterfuchung, eine geyerlichkeit veran⸗
falten. Es wird fihon alles zum Briege veranstalter.
auchdie veranſtaltung. Gleichfalls von dem Hauptworte Aue
fiale, vermittelft der Partikel ver. ©. ver 2. TERN EP
Verantworten, verb, reg. act. mit der vierten Endungder Sa ·
" de, mit Wörten vestheidigen, in der weiteften Bedeutung die ſes
Wortes. Er loll in fürantwurten, ſoll idn vertheidigen, in
Schwabenſpiegel. Im Niederf. ehedem verantwoorden. In dies
ſem meinem Gefãngniſſe, dar in ich das Evangelium verantwor-
te, Phil, ı, 7. Es iſt in dieſer we tern Bedeutung veraltet, indem
es nur noch auf eine doppelte Art gebraucht wird, 1. Als ein Aeti⸗
vum, von Sachen, und auch hier nur in engerer Bedentung, Rede
und Antwort; d. i. Rechenſchaft, voneinee Handlung geben, ‘eine
begangene Handlung veriheidigen, Das will ich verantworten.
fich verantworten, Weite, 2, Bon Perforin, als ein Neciproe
cum, fich verantworten, fern Berragen, feine Haudlungen mit
Worten vertbeidigen, ihre Rechtmäßigkeit behaupten. "Paulus 2
verantwortere fich, Apoſt. 24, 10. Sorget nicht, wieipreuh
verantworten foller, Suc.22, 14. Sich vor jemanden, gegen |
jemanden, in gemeincnfeben auch, bey jemanden verantworten."
"Sid vor Gericht verantworten. Willſt du dich noch gegen
mir derantworeen? eine ungedührliche Handlung vertheidigen —
Aber mit der zweyten Endung der Sache ift es im Sochdeutſchen
gleichfalls veralter : fich dev Anklage veranrworten, Apoſt. 25,
16 ; beffer, wegen der Anklage. Ss auch die Verantwortung,
telches Wort ehedem auch, fo wiedas Seitwort, von einer ges
richtlichen Schugichrift, Verteidigung oder Defenfion gebraucht
wurde, Thue cs auf meine Verantwortung, auf eine Gefahr,
ich will es verantworten, dafür ſtehen. Jemanden zur Derant-
wortung ziehen, .ibu nöthigen,Nechenfchaft non ſeiuen Handlun⸗
gen zu geben, Ehe f NE
. Anm. Es iſt eutweder von dem Hauptworte Antwort oder ud
von dem Zeitwonte antworten gebildet. In beyben Fällen dienet
die Paritkel dazu, ein thätiges Zeitwort zu bilden, welches mit der
vierten Endung der Sache verbuuden werden fönne. S. verx =
Derantwortlih, adj. etadv. imder erſten Bedeutung” des vori⸗
gen Zeitwortes, was ſtch verantworten, aleHandInngvertbaggigem x
läſſet. Es iſt in dem Gegenſatze imverantwortlich uhlicher; as
für ſich alein. So auch die Verantwertlich keit, —
N % — * u — *
RT RE * ®
wer...
„reg.act. 1. * Arbeit verdanbeik, Hucch “
——— verarbeitete Naturalien, im Gegenſase der
— | unerarbeiteren oder rohen. Verarbeitetes Gold und Silber.
leihen als ein Material zu feiner Arbeit gebrauchen. Der
Tifhlerverarbiieet Holz, Ser Goldſchmid Gold und Silber, .
i er Ein Material durch Arbeit erfchöpfen ; im gemeinenfeben auch
3 arffarbeiten. ‚Der Zimmermann bar alles Holz, der Schufter
alles Leser verarbeitet
der erſten Bedeutung. S ver T.(a),
Vexargen, verb.reg. act. ı. *Ürger,d. i. ſchlimmer TER
Schwed. förarga. Eine im Hochdeutſchen fremde, nur noch im
Ben: Oberdeutſchen üblihe Bedeutung. Weil ſich die. Krankheit
ſchnell verargte. 2. Zum Argen deuten, d, i. übel auslegen;
yerdinfen, Einem etwas verargen. Das Fin ich ihm nicht
verargen. Jedermann verargf dir dag. Daber dir Derargung,
welches doch feltener gebraucht wird.
Anm Es iſt von dem Beyworte arg gebildet, indem das einfa⸗
che Zeitwort argen alleın Airfchen nach nie üblich gewefen, *
Schwed. förarga — aͤrgern, zum Zorne reitzen. © *
ver 2,
Verarmen, verb: reg. — ——— Bülfsworte ſeyn, arm
werden. Die Saufer und Schlemmer verarmen, Sprichw.
23,21,. Er iſt darüber verarmt. Es iſt von’ deu Benworte
arm, ©. der 2.’ In einigen Doerdeurfhen Gegenden ift dafüe
erarmen ublich. y
Derarrendieren, verb, reg. Act. in gemeinen Peben einiger
Gegenden für verpachten, vondem Franz. Arrende, Pacht, und
arrendieren, pachten.
Verarreſtieren, verb. reg.act. mit Yereh —— auch
den nirdeigen Sprech arten. Jemanden feine Güter verarre⸗
"fieren. So auch die verarreſtierung. S. Ver 2.
Verarten verb. reg. neutt, welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗
“dert, aber im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, indem ausar—
ten, zuiveilen auch entarten dafür üblich find, r
Was mindert nicht die Zeit ? ? Derarten wir nicht immer I
; "Haged,
Bin verartetrg Befchöpf. Ber hafkier die Bedeutung der gänz⸗
lichen Beränderuug feines, Zuftandes, der gänzlichen Abweichung:
von demſelben.
Derarzeneyen, verb. reg. act. welches: nur im gemeinen Leben
Sein Vermögen, viel Geld verauzeneyen,
Im Oberd. verarzten, von Arzt. =
"gehörst wird,
auf Arzeneyen wenden.
der 2. ——
verauet ionieren verb. irreg. act. in Geſtalt einer EN
oder an die Meiſtbiethenden, verfaufen. Ein Gut, allerley
Sausger ãth verauetionteren. Etwas verauẽtionieren laſſen.
Daher die Verauctionierung. Im Oberdeutſchen verganten,
verſteigern.
Veraußern, verb. reg. act, das Eigenthum eines Dinges an ei⸗
nen andern übertragen, als ein allgemeiner Ausdruck, welcher
das verſchenken, vertauſchen, verſetzen, verkaufen, in ſich be⸗
greift. Indeſſen wird es doch am häufigften in engerm Verſt ande
fuͤr verkaufen gebraucht. Sin Gut veräußern. Seine Biblio:
„she, feinen Sausvarh ver außern. So auch die Veräußerung,
Arm. Im Niederf.verüttern und ütteen, in Schwed. yıtra,
7 im mittlern Lat,extraneare,&sfcheinet nad demfat.alienare
und abalienare gebifder zu fenn, nnd ſtammet entweder Kon drin
Neutro ãußern, oder auch van dem Nennworte außer ber. Ir
beyden Fällen macht ver ein tbätiges Zeitwort daraus,
Verbacken, verb.irreg. act. (5. Baden.) Als Material zum
Backen brauchen. Der Dorfbacker verbadt Kocken⸗ der Stadt:
Bader
Daber die Verarbeitung, doch nur
Weizenmehl, Jugleichen, durch Baden verbrauchen.
— Mo
— Bcker we alles Mehl verbaden. (&. der ı » 2, Im
Baden verderben. Der Bäder hat das Bros verbalen. (5,
‚Der i (5). So anch das Verbaden.
Derballaften, verb. reg. act. mit Ballait verfeben, welche⸗
auch nur ballaſten genannt wird, Ein Schiff verballatten. Dar
her auch die Derballaftung.
Derbällen, verb. reg. act. welches nur in einigen@egenden übe
lich ift. ei den $uß verbäilen, nicht fo wohl ihn verſtauchen/
vertreten, tbelches wohl auch zumeilen durch diefes Zeitwort auge
gedruckt wird,als vielmehr fih Dur Beben Schinerzen oder Taub⸗
beit in deu Füßen zuwege beingen. Zn diefem Verftande wird es
beſonders von den Pfecden gebraucht, welche ſich verbällen, wenn
fie lange unbefchlagen gebraucht werden.) So auch das verbãllen.
Im gemeinenteben verbeflen, in einigen Gegenden auch erbellen,
erbillen. Ballen ffammer bier alem Auſehen nach von wallen,
geben, ber. ©. daſſelbe, iugleichen Der 'ı (b).
Der Verband, des —es, plur. die— bände, von dem Zeit,
worte verbinden, doch nur in EinerBedeutung deffelben, dasjenie
ge, womit eine Wunde verbunden wird z auch nut der Band. Des
Verband vonder Wunde reißen.
Seine Suße lagen in Betten und Sien Verbänden, Sad.
Derbannen, verb. reg. äct. welches nach den verfthiedeuen Bo⸗
deutungen derWörter Bann und bannen ehedem in verſchiedenem
Berftaude gebraucht wurde, und zum Theil noch gebraucht wird.
1. *Bon bannen gebiethen, befehlen, war verbannen ehedem
verbiethen; eine fehr alte Bedeutung, in welcher diefes Wort [dom
im achten Jahrhunderte forbannen lantet;Isländ. förbanna,
Befonders bey Strafe verbierben.
bein, es bey Strafe zu hindern oder zu ſtören verbiechen, Roch
jest fagt man in einigen Gegenden, ein geld, eine Wieſe ver—
bannen, die Huth aufden — bey Strafe verbiethen. Kin ver⸗
bannter Weg, welcher zu befahren verbothen iſt. 2. “In dem.
Bann than, mit dem Banne belegen, wofür Ditfried firmeinfa-
men, nad) dein Lat.excommunicare gebraudt ; eine im Hoch⸗
deutfchen veraltete Bedentung, woftie man jegt lieber fagt, im
den Bann thun. 3. *Iu der Deurfohen Bibel altes Teſtamentes,
bedenter diefes Wort fehr häufig in enger Verſt ande, ein Ding
Sort fo widmen, daß es nicht mehr zum gemeinen Bebrauche dies
nen kounte, fondern getödtet oder zerſtöret und verbrannt wer⸗
den mußte, da es denn oft and) für ausrotten, nicdermachen und
zerſtören gebraucht wird. Wer den Göttern opfert, der fey
verbannt, 2 Mof, 22,20, Dem Herren verbannt ſeyn, 3 Mof,
27,23. Sin verbannter Ader, B, 21. Der Lrrr wird ver:
bannen den Strom des Meeres in: Yaypten, Ef. 11, 15%
Und. fo in vielen andern Stellen mehr, wo auch mit dem
‚Schwerte verbannen, fo viel, als niedermachen ift, in-fo fer
man glaubt, Gott einen Dienft damit zu thun. 4. Verwünſchen,
verflüchen, ſich verbannen, ſich zuſammen verſchwören, eine
im Hochdentfchen gleichfalls veraltete Bedeutung, welche noch
im Neuen Teftamente vorkommt. Die Juden ſchlugen fi zu:
fammen und verbannten ſich, weder su effen noch zu trinken
uff. Apoſt. 23, 12,14,.21 3; fleverfchworen fi. Ich babe ge=
wünſcht verbanner zu ſeyn von Chriſto Kö. 9, 3; anathe-\
ına fieri, und wird Fein Derbanntes mehr ſeyn, warusasmkz,
Dffend: 22, 3.5. Von Bann, die Gränge, vielleicht au) von
bannen, befeblen, gebiethen, UF verbannen, durch ein Urtheil
ans den Graͤnzen eiges Gerichtsbezirkes oder einer Provinz ver«
treiben, ebedem auch ausbannen, verbammifieren, Ben dem
Oitfried irbannen, im mittlern Kat,exbannire, elimitare,
Daher ein Verbannter, Xtal.bandito, wovon nahmabls Ban⸗
dit üblich geworden, Es fommt anch hier tn eigentlichen gericht⸗
lichen Verſtande im geinriurn Sprachgebrauche wenig a
; em
Das Recht werbannen, ebe⸗
ne er a FE a a u Kar rt
dem ———— er in —— Fällen i in die Acht erPläven, da⸗
> für üblicher find. Am päufigften gebraucht man es noch in weiter _
rer und figürlicher Bedensung für verrreiben und verjagen übers
baupt, beſonde s in der höhern und dichteriſchen Schreibart.. Je:
manden aus feiner Gegenwart von fich verbannen. ver⸗
banne Gram und Sorgen. Die Liebe verbannt die Lurcht.
Sram und Sorge verbannen die Heiterfeit aus meinem Ges,
ſichte, Duſch.
"So auch die Verbannung.
Anm.‘ Bey dem Dtifriedirbannen, ver hat bierdie erfte -
Bedeutung des foreund fern, gleichfam von einem Drte wegbans
nen. Im Oſterreichiſchen ift verbannt durch viele Bermeife vers
ſtockt gemacht, von dem veralseren bannen, ausfilzen, Schwed.
banna,
verbaſten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte baben, wel
ches nur bey den Jägern üblich iſt. Der Hirfch verbafter, wenn
er ben Baſt oder die rauhe Haut don feinem Gehörne abichlägt,
welches auch verfchlagen, ingleihen ſchlagen und fegen,genannt
wird. Daher dag Derbaften. -
vVerbauen, verb.reg, act. 1. Durch einen Bau, dur Bauen
verſchlie den und verfperven, Den Eingang in den Hof ver bauen.
Jemanden das Licht derbauen, ihm durch einen aufgeführten
Bau das Licht benebmen. Gott hat mich verbauet ‚ Klagel.
3; 5. fehe uneigentlich, für Gott hat mic) mie Widerwärtigfeiten
umgeben; vermuthlich fo fern verbauen ehedem auch belagern,
blediren bedeutete. S. ver 4.) 2. Aufeinen Bau verwenden,
durch Bauen verzehren. Viel Holz verbauen, durch Bauen vers
brauchen, Sein Geld verbauen. Sunder: Thaler find bald
verbaut. ‚Im gemeinen Leben fagt man auch, fich verbauen,
wenn man mehr Geld auf einen Ban wendei,als man im Bermöds
gen bat. (Siebe Der ı, (a). 3. Im Bergbaue verbauet ſich
eine Zeche, weun fie jo viele — gibt, als zu ihren —
erfordert wird. i
Daber die ver bauung in der erften und das Verbauen in *
beyden folgenden Bedeutungen,
Verbeilen, ©. Verbellen.
1, Derbeifen, verb, irreg. recipr. (©. —— welches nur
in dem Jagdweſen üblich iſt. Man ſagt daſelbſt, die wilden
Anten verbeißen ſich in das Gras oder Rohr, wenn fie ſich in
deinjelden verfteen, fo daß man fie nicht ſinden fann. Beißen
bedeutet bier allem Anſehen nach nicht mordere,fondern bat bier
Roc die alte Bedeutung des Niederthuns, Fallens, welche noch in
ver R. A. übrig iſt, in das Gras beißen. ° ©. Beißen.
3. Derbeißen, verb,irreg, act. (S. Beißen) 1. Durch Zu⸗
ſammenbeißnng der Zähne den Ausbruch einer Empfindung zu un⸗
ierdrügen ſuchen. Das Lachen, das Weinen, den Schmerz
verbeißen. Der Seufzer, den du jetzt verbeißefl, Weiße, (©.
ver ı (0). 2. Abbeißen, befonders vorn abbeißen, wo ver das
Ratrin.prae angdrudt; eine im Hochdeutſchen feltene Bedeutung.
Ja, da er ſich aus Zorn die Nägel ſchon verbiffen, Günth.
In weiterer Bedeutung ſagt man zuweilen, die Wörter verbei⸗
gen, die Endfplben in der Ausſprache verſchlucken, daher auchri«
ige, die unter den Rahmen. der Syncope bekonnte gram matiſche
Figur die verbeißung nennen wollen. (©. Verbeigen.) 8. Ju
‚der Jãgerey ſagt man, der Auerhahn habe verbiſſen, wenn er
aufhöret zu balzen, wo es als Ein Reutrum gebraucht wird; wo
yer entweder .ein Aufbören, uud beißen, febr meldentlidg fein
mit der Balz verbundenes Schreyen bedeuret, oder auch, fo fern
das Endeder Balz alsdann einzuireten'pfleat, fo bald der Auer»
Hahn die jungen Anofpen der Firfen und Buchen zu foften ans
fenat. (S.dae aleich folgende Derbeigen.) 4. So feſt zubeißen,
daf non den Mund nicht mehr oſtnen oder ER nicht mebr
Verbeigen, verb. reg, act. ein bejonders bey den Zügen. für“
1.Verbellen, S.Verbällen. - a
2. Derbellen, verb. reg. etirreg. act, (&, Sellen,) metäes- 2
nur bep den Jägern üblich iſt, durch Bellen befannt machen, wo
Derbergen, verb, irreg. act, (S. Bergen,) vermittelft Errer
Angefcht vor ihm verbarg, Ef. 53,3. durch Wegivendenoder
ede andere Artder Kenntniß, der Wiſſenſchaft anderer entziehen,
Ber
Br
von ERBE: — kann, als KENT welche Art ſi
die Zunde oft zu verbeißen pflegen, da war fie denn ab» oder —
brechen muß; auch verfangen. \ -
- Sp auch die verbeißung und das verbeien
verbeißen 2 übliches Wort, vorn abbeigen, oder abbeißen. Das .
vieh verbeiger den jungen Wuchs, wenn es das junge aufgeflos
gene Holz abfrißt, abbeißet. Abgebeigte Siebe, wo das junge
Holz ſolcher Geſtalt abgefreſſen iſt. Entweder von ver, pra -
oder auch von Der ı (h), ?
es befonders vonden Saufindern und Schweiß hunden re
wird, welche eine Sau verbellen, wenn fie felbige fielen undeor _
ihr laut werden. Juden gemeinen Sprecharten verbeilen, Da⸗ =
ber das Derbellen. Bon ver, fo fern es eine Befannamahung
bedeutet, wie vermelden, welche Bedeutung eine ‚Figur der erſten
eigentlichen iſt.
gung eines Hinderniſſes der Kenutniß und Wiſſeuſchaft anderer zu
entziehen ſuchen. Eigentlich, vrrmittelſt eines davor befindli⸗ —
chen körperlichen Hinderniſſes; wofür man im gemeinen Leben
auch verfieten ſagt. Sich unter die Treppe verbergen. Sich vor
jemanden verbergen. Ich muß mich vor deinem Angeſichte
verbergen, ı Mof.4, 14. Er war ſo verachtet, daß mandas .
Bededen. - Ich babe mein Angeficht ein wenig von dir ver—
borgen, Kap. 54,8; welche Wortfügung mit vonfür' vor, ver⸗
alterift. Sie verbarg Mofen drey Monden, 2 Mof. 2,2, Ras
bab verbarg die Männer und Bothen, Jof.2,4, 16. "&ie,- 3
nahmen Silber, Gold und Rleider und verborgen (werbargen)
es, 2-Kön.7, 8.. Den Schiefer findet man tief verborgen,
Hiob 28,3. Behemoth liege im Rohr verborgen, Kap. 40,
16. Ein verborgener Schag. Sich an einem Oyte verborz
gen halten, Dev Mond verbirgt ſich hinter den Wolfen, ift
binter den Wolfen verborgen. 2. In weiterer Bedeutung, auf
Dis Geborh if dir nicht verborgen, 5Mof. 30,11. Balıs
mo war nichts verborgen, unbefannt, 2 Ehron. 9, ? Mein
Seufzen iſt dir nicht verborgen, Pf. 38, 10. Derzeibe, mie
die verborgenen Sehler, 9.19, 17. Die Wahrbeit, diem -
verborgenen lieger, Pi. 51,8.: Verborgene Sachen offenba=
ren, Dan. 5, 12. Die verborgene Sıhreibart. -Mein Jam—
mer ift deſto größer, je mebr ich ihn verbergen muß, Weiße.
Kine Leidenfchaft, eine Empfindung verbergen." Etwas ver⸗
borgen halten. 5. Fu engerer Bedeutung auch zuweilen ‚für ver⸗
ſchweigen, durch nicht fagen der Kenntuiß eines andern entziehen, ° .
welches, wenn es auf eine unweifeoder unerlaubte Art geſchiehet,
verhehlen beißt, Man bat mir das verborgen, bat es mie
verfhwiegen. Dem Arzte und Beichtvater muß man nichts
verbergen. Ein Menſch, det nichts verbergen kann. Ir.
welcher Bedeutung in einigen Fällen auch bergen üblich iſt. Ich
kann ihm das nicht bergen, wicht verfchweigen.
Sp auch die Derbergung, von der Handlung des Berhergens,
Aber für ein Dina, welches ein anderes verbirget, wie Ef. 4, 6
der Hert wird eine Derbergung feyn vor dem Wetter und Res
gen, ift es ungewöhnlich. ©, auch Verborgenbeit,oon dem Mit⸗
telworte verborgen. —
Anm. Schon ben dem Httfrich nnd Notker ferbergeh; iudeſ⸗
ſen wurde das einfache bergen ehedem häufigin eben diefem Bere ⸗
ſtaͤude stand, fo wie mau und jeat fogt, er kann den Schalk
*
‚chiborgonun hort, ein verborgenen Schag,im
ſcheinet darans zugleich zu erhellen, daß ver bier
‚fiod Bedeutung haͤt, obgleich auch die vierte Bedeu⸗
fi, und verbaren lautete. Diefes iſt der Orgenfag von offen ba⸗
rn baren, fihtdar, befannt machen, abgeleiter. Die
gleichen Derpepien. ui
Der Verböfferer,des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die ver
beſſererinn, Fürzer, um des Woblklanges willen, Derbeiferian,
zwey Wörter, welche nur felten vorkommen.
welches in dem Grgenfuße unverbefferlich am üblichften iſt.
im Hochdentfchen unbekannte Bedeutung, wofür dafeldft ausbef:
ern üblich iſt. Jndeſſen ſagt man doch in einigen Gegenden,
ein ſaus, ein Schiff, ein Rieid verbeifern, für ausbeffern,
‚2, Das Feblerbafte wegichaffen, und dadurch beffer machen, in
I
- welchem Verftande es im Hoch deutſchen aleın üblich it, und auch
ung, Entwurf u.ff.verbeifeen. Haben fie nur Geduld, der
Sehler verbeffere fig von ich ſelbſt. 3. Jin weiteſten Verſtande,
0 für beſſer machen überhanps, für welchen Begriff ſonſt das einfar
sehe deffern üblich ift, füge man ein Gut verbeffern, es in beſſern
> Stand fegen, es eintwäglicher machen. Bu
Soo auch die Verbefferung, die Handlung des Verbefferns.
Feb, da denn das ver nur zur Bildung eins thätigen Zeitwortes
dienen würde, (9. Ver 2); oder auch ur von dem Seittworte bef⸗
oder auch nur zur Erhöhung des Begriffes dienen würde, S. Der
Br Und, Fr 5 3 ; R
verbethen, verb.reg.act. durch Bethen tilgen, oder wegſchaf⸗
fen ; ein nur in der vertraulichen Sprechart übliches Wort. Ich
I. immer ein Gebeth machen laſſen, um des Abends die Sünde
va, ;
gleich bedeutend angefehen werden muß, And. nut in engerer Be
5 deutung üblich iſt. Sich verbeugen, vor jemanden verbeugen,
fi aus Ebrfurcht vor ibn beugen oder biegen, fich neigen, im ger
“meinen £ebin ſich verneigen, Es wird in der edleru Schveibart
von beyden Geſchlechtern gebraucht, dagegen im gemeinen Leben
’. von dem männlichen ſich bucken, und don. den weiblichen ſich
. verneigen, üblih_ifl, Go au die verbeugung im aemelnen
Leben von dem männlichen Gefplebte en Bůckling, Reverem,
und von dem werblichen ein Knix, eine Neige. i
" dame, dieibrer Irau eine fiefe Verbengung und rin durch⸗
auch tiges Lacheln abgelernt bat.
Verbiegen, verb. irreg. act. (S, Biegen ) durch Bie en entſtel⸗
Aen, unbrauchbar machen. Die Babel, das Meſſer, der Schlüſ⸗
+ felbar ich verbogen —— ER; ke
vVerblethen, verb.irreg. act. (S Biethen.) ». * Anfündigen,
{ ingleichen vor feinen Obren fordern, laden, eiiren; gine im
Sechdenſchen veraltete Bedeutung, welche noch in eittigen Pro«
—— vinzen borlommt, Schon bey dem Ulphilas iſt Faurbiudan,ber
Adel. W. 3,4. Ch, 2. Aufl Aa \
"tung deſſelden hier Statt finden fann, Epedem hatte man noch
ein anderis gleich bedeutendes Wort, welches aber jetzt veraltet
igderfachfen fagen für verbergen verhüden. ©. Bergen, in⸗
Derbeffern verb.reg. act, beifer machen. 1.* Das Schadpafte
an einem Dinge wegſch affen, uud es dadurch beſſer machen; eine
bier nur von Sachen gebraucht wird. Jemandes Aufſatz /Zeich⸗
“ ‚will mein? Sünde noch heute verbet hen, Gel. Sie möchte ſtch
vVerbeugen, verb, reg.recipr. welches mit verbiegen nicht als‘
Die ſo e Kofr
(S. Er,) eine Perfon, welche etwas verdeffert oder verbejjert hat,
Derbeflerlidy, adj. et adv. wag-fich verbeffern Täffet, ein Wort, -
Anm. Es iſt entweder unmittelbar vondem Comparatid befz
"fern, da denn ver eine. Änderung, andere Befiimnuumng,bezeihiien, Y
2 Polig y⸗ Ordnung.
dern Stellen mehr.
Ber a
fehlen. Einen neuen Bau verbierhen,anfündigen, in der Jülich,
; Im Niederf.ift daher verbaden, laden, ei⸗
tiven,und im Sadjfenfpiegel unverbothen, nicht citiret. Es ıfk
in diefem Verflande noch bey rinigen Handwerkern üblich, 42.
bey den Maurern, wo der Junggefelle die andern verbierhen
muß, d.4. das Nöthige im Nahmen der Dbern bey ihnen anbrin«
‚gen. Wenn es bier nicht aus verbierhen verderbe worden, ſo
bat ver bier eine bloß intenfive Bedeutung, indem biethen uud
gebieihen in even demſelben Verftande vorfoinmen, 2. Im ge⸗
wohulichſten Verſtande iſt verbiethen, befehlen, daß etwas nicht
geſchehe, unter ſagen, im Gegenſatze des gebiethen und befehlen
im engern Verſtande; wo es ſo wohl mit der vierten Endung der
Sache und der dritten Perſon, als mit dem Jufinitiv und dem
Wörschen zu, verbunden wird, : Dag Spielen, das Tanzen,
das Slucpen verbierhen. Einem etwas verbierhen, es ihm bey
ſchwerer Strafe verbiethen. Das verbierhet id wohl von
felbit. Alles, was Gott verbothen hat, was im. Gefeg ver:
bothen iſt. Perbiethen zu fpielen, zu tanzen, zu fündigen.
Es war mir dieſes zu thun verbothen. JIngleichen in den ellip⸗
liſchen R. A. Jemanden den Sof, das Haus, die Stadt
verbietben, ibm verbiethen, das Haus, die Stadt, den Hof zu
betreten. ; Semanden den Wein verbietben, den Gebrauch des
Weines... Spllte id ihm deßwegen meine Gegenwart vers
biechen ? I 1er ?
Da in dieſem Zeitworte ſchon eine Verneinung liegt, fo darf
dieſelbe in dem Nach ſatze ordentlich nicht iwiederhobler werden, das
ber. diejenigen. Wörter, welche dergleichen enthalten, wie nicht,
nichts, Fein, niemand, bier eigentlich fehlerhaft find. Ich ver—
bierhe dir, es nicht zu thun, beſſer, ich befeble dit, es nicht
zu thun, oder, ich verbierhe dir, es zu chun. Ksiltverbos
then, niemanden etwas davon zu, fagen, beffer , jemanden.
Ich ver diethe dir, feinem etwas davon zu fagen ‚. oder, daß du
teinem etwas davon fageft, beffer, temanden etwas davon zu
fagen. Ehritus verborb feinen Züngern, daß fieniemanden fas
gen follten u. ff. Job. 6, 15. Marc. 9,9. Kaps, 43, und in ans
Daber fich deunanch das Bindewort daß
‚nur felten ohne Mißlan mit diefem Zeitworte verbinden läjjet,
‚ Anden es in den meiften Fälen eine Verneinung nach ſich haben
müßte . Aber quch, wo diefe fehlt, wird in denmeiften Fallen
der Infinitiv.mit dem Wörtchen zu fhidlicher feyn. Es feiner,
daß diefe Couſt ruetion mit verneinenden Wörtern noch ein Übers
bleibfel der alten erften Bedeutung des Befebleng if,
Dabrr das Derbierben. ©, uud Verboth.
Anm. Schon bey dem Ottfried Arbitan, inden folgenden
Jahrhunderten verbiuten, im Naberſ. verbeden, verbeen, im,
SYived. förbjuda, im Angelf.forbeödan, im Engl. forbid,
(S. Der 1. (d).) Boider Oberdeutſchen Conjugariou du verz
beuthſt, er ver beuth, (5. Bietben.) Ehedem war auch verhef:
ten dafür üblich, welches nis dein Lag pröhibere ſeht nahe vers
wandt iſt.
Verbinden, ve rb. irreg. act. (©. Binsen,jivelches nad Maßr
gebung Der Pattikel ver von verfchiedener Bedrutung ift: .Falſch
binden, im Binden viren Fehler begehen, von ver 2 (9) ()).
Ein Paeber ift verbunden, weuu es nicht reiht gebunden iſt. Am
hblichften ift es von dem Binder der Buchbtider, wo ein Buch
Berbunden wird, wenn ein oder mehrere Blätter an den wireide
ten Ort gebunden find, Weldes, fo ern der Fehler ım Heften ger
ſchiebet, auch verheften gznannt wird. 2. Zubinden, von ver 4.
Eine Safıye verbinden; in welchem und andern aͤbnlichen Fallen
man do Liber zubinsen ſagt. Hingeaen iſt infolgenden vers
binden üblicher, weriafteng evler. , Dir ſolln dem Ochſen, dev
da driſchet, nicht das Maul verbinden, 5 Mof. 25,4, Sich
2 " die
Be
die Augen verbinden. Mit verbundenen Augen. Sich den
Ropf verbinden, ein Tuch um den Kopf binden. Mit verbun de=
nem Kopfe. Befonders von Wunden und Befchädigungen, Li:
ne Wunde verbinden, ein Heilmittel vermittelft des Verbandes ,
darauf befefligen. Mit verbundenem Arme, Süße. Kinen
‚Pariensen yerbinden, deſſen Wunde. Daher das Verbinden.
3. Uuter andere Dinge binden, nur in einigen Fällen. in
"ter den guten $lachs pflege ſehr häufig feplechter verbunden zu
werden. - -- —
4. Mehrere Dinge zu einem Ganzen zuſammen fügen, und ar.
einander befeſtigen (S. Ver 3.), wo esein. allgemeiner Ausdrud
iſt, des die nähere Art und Weife unenefchieden und unbeffinme
läßt, indem diefes auf fehr dielfache Art geſchehen kann, Es une
7
terſcheidet fich dadurch zugleich von den ähnlichen Zeitwörtern,ver- -—
einigen, vermengen, vermifchen u. f.f. welche theils befondere
Arien bezeichnen, theils die Verbindung aus einem andern Ge⸗
ſichtspuncte berrachten,
- (2) I eigentlichen und weiteent Verftande. Einen Cheil
mit dem andern verbinden, es gefchehe nun vermittelſt eines Banz
des oder des Leimes, oder des Magels, oder auf irgend eine andere
Art, wo oft auch das Ganze, deffen Theile mir einander ver bun⸗
den werden, inder vierten Endung flieht. in Faß verbinden,
bey den Börtchern, es mit den gehörigen Neifen verjehen. "Kin
Saus, das feſt mit einander verbunden ik, Sir. 32, 9. Die
Theile einer Rede mit einander verbinden. :
find nicht gehorig mit einander verbunden. Wolf war der
evfte, welcher die. Mathematik mit der, Philofopbie verband.
Anmuth mit Gründlicpkeit verbinden Der Mahler muf die
Sarben wohl mit einander verbinden. Line Gruppe wohl
mit ‚einander verbundener Siguren. Das Waſſer laßt fich
nicht mit dem Ghle verbinden, vermiſchen. In der Seife ift
das Sett mit dem Alkali aufdas genauefte verbunden, vereinis
ger. Undfoin hundert andern Fällen mehr, wo es oft im weitefien
VBerſtande ein bloßes Stellen oder Besen neben einander bezeich-
et, auch wenn folches nur in Gedanken geſchiehet. Kine Idee
mit der andern verbinden, fie ſich mit der andern zugleich vor»
ftellen. In einem andern Verſtande find ziwen Dinge mit ein-
ander verbunden, quorum vno pofito ponitur alterum.
Was mic und nacheigener Wahl gefcpieber, iſt mie einer Sitt⸗
lichkeit und Zurechn ing verbunden.
(2) Inengerer und figürlicher Bedeutung,
a) Sich mit jemanden verbinden, einBerhältniß zu Er⸗
reichung einer gemeinſchaftlichen Abſtcht mit ihm errichten ; wo es
wieder ein allgemeiner Ausdruck iſt, der die nähere Art und Weir
fe fo wohl ‚als die Rechtmäßigkeit, unbeftimmu läßt, Daß ihr euch
alle verbunden habt wider mid, 2 Sam. 22,8. Zwey Mächte
verbinden fih, wenn fir ein a re mit einander errichten, oft -
aftlichen Entfchluß faffen, et⸗
Frankreich und Spanien ha⸗
auch nur, wenn fieeinn gemein
was gemeinfchaftlich veräbreden.
ben fich verbunden, der Krone England die Oberberrfchaft '
Auf das genanefle mit einander -
verbunden ſeyn. Sich mit einem Zide unter einander ver: \
zur See fireitigzu machen,
binden, im gemeinen Leben ich verfhwören. Die Aufrührer
harten fich verbunden, den König von dem Throne zu fir$en.
Diederbundenen, verbundene Perforen, es fen auf weiche Art
es wolle. Zwey Perfonen ehelich mit einander verbinden ‚im
“gemeinen Leben, fie. copuliven, trauen, Daher ſich zwey Perfo-
‚nen im engen Verſtande verbinden, wenn fie fi heirathen.
Edle Seelen entdeden einander mitten in dem Gedränge der
Welt, die fich nur aus-Bitelfeie und Eigennug zu verbinden"
pfulegt, Geh, Siehe auch vereinigen.
4
Die Wörter
Ha —— a N.
BR be
ner Ausdruck, mit dent Worte zu.
oder ſich verbinden etwas zu thun Wenn ein Weibsbild den
Herzen ein Gelubde thut und ſich verbindet, 4 Mof.3o, 4.Wenn,
jemand ſich mit einem Eide ve indet, Kap. ıı,
mand verdinde. Sich zur
Sülfsleiftung, zur Besahlunguf.f. verbinden.
fi gu ekioas anfei-
fibig machen, als einXeciprocum, und gleichfalls ats ein allgemei-
Sich zu etwas verbinden,
Ich babe mich »
dazu verbunden, oder verbindlich gemacht. Sic für jeman⸗
den verbinden, etwas an feiner
für ihn Bürge werden.
verpflichten wird in ähnlichen Verftandegebraudt,:
geben oder veranfkalten, etwas als eine P
beſonders auch auf drepfache Art gefheben
nes Öefeges ; verpflichten. Das Gefet Herbindet alle Men:
ſchen, legt ihnen eine Pflicht auf,
felbe gebunden. Das verbinder mich
verbunden feyn ‚thin Treue ſchuldig fidn. Du biff verbunden,
diefes zu thun, kraft eines®efeges, es fep von welcher Art es wols
Te, dazu gedrungen, es iſt deine Pflicht diefes gu chim, 2 Ich
Te mich dazu verbunden. Dazu verbindet mich meine
tigkeit. Das Mittelwort verbunden wird in diefer Be
nur als ein Nebenwort gebraucht,
-fprechen ; doch nur felten. Femanden verbinden, ihn ein feyer⸗
liches Verſprechen ablegen laſſen. Geſchiehet dieſes eidlich, ſo
iſt dafür verpflichten, vereiden m. f.f gebräuchlicher. Yın übe
. Tipften iſt es in diefem Veeſtaude in der vorigen reciproken Bedeu:
tung, ſich verbinden,
ten zur Pflicht machen. So wohl abfolute. Sich jemanden ver-
binden. Ihn durch Wohlthaten verbinden, Jemanden ver«
bunden feyn, ibm gar fehr, auf das
Ih hätte ſehr gewünfr, ihn mir verbinden zu Können, Leſſ.
Sic haben mich ihnen dadurch gar ſehr verbunden. Als auch
mitden Wörtchen zu. Jemanden zum Danke, zu Gegenge-
falligkeiten verbunden feyn. Da denn aud das Mitefwort in
der Sprache der geſellſchaftlichen Höflichkeit ſehr gangbar if, Ich
bin ihnen für diefe Nachricht gar fehr verbunden, erfennemih -
ihnen dafür zumDaufe verdflichtet: Mein dir verbundenesger;.
IH bin ihr verbundener, verbundenfer Diener. Femanden
ein verbundenes Compliment machen, ein fehlerhafter Gebrauch
für verbindlich —— ER
Dader die Deebindung, (S. ſolches befonders.) Es ſcheinet in
dei legten figüelichen Bedeutungen nad dem Muſter der Latein.
obligare, aligare und obſtringere, gebildet zu ſehn.
verbindlich —er, —fte, adj. et adv. welche⸗ vermrttelft der 15
Ableitungsfplbe lich von dein vorigen Beitworte gebildet, aber nur
in der dritten figürlichen Bedeutung üblich ift, und zwar auf dops
pelte Art. 2. Ju der thätigen Bedentüng, überwiegende Bewer,
gungsgründe zu einer Handlung gewährend, eine ſittliche Roth⸗
wendigleit auflegend, und darin gegründee, und war, a) Vermd,
ge eines Öefeges oder des Willens eines Höhern. Win verbind-
liches Gefeg, eın verbindlicper Befehl, welcher ung zum Ge-
borſam verbinde. Das if für mich nicht verbindlich, verbinder
mich nicht zum Gchorfom. Ein fehr verbindliches verſprechen,
welches uns zur Erfüllung verbindet.
Bigfeit und Wohlthat, zu Gegengefälligkeiten verbindend, und
daringegründet. Kin fehr verbindliches Betragen. Das Ge:
ſcheyt wurde mit dem verbindlichſten Complimente begleiten. .
Auf eine fehr verbindliche Art. ne \
2. In paffiver Bedentang, einem andern verbunden, ihm zu
gewiſſen Dienflen verpflichtet, doch nur fo fern dieſe Nothwendig⸗
i Reiz
ufrich⸗
feyerlich verſprechen. 3. Duch Gefällig⸗
keiten und. Wohlthaten, ihm dadurch gleichfam Gegengefälligkei⸗
h öchſte verbunden ſeyn.
b) Vermöge der Gefäl- _
Siatt zu thuu verfprechen, auch
(©. verbindlich und verbundniß)
6) UÜberwiegende Bewegungegr ünde zu einer Handlun
icht auflegen; welches
kann. 2. Vermöge eis 4
ſten-⸗
ale Menſchen ſind andafe .
nicht. Femanden mit Treue.
b
3
je
k
‘
i
J
E
L
*
2. Durch ein feherliches Ver⸗
ee —
ur hu
——
ER EN TEE,
a
vo
* genoffene igfeitem und Wohlthaten gründen: Bin Soldar
nn itfeinem Landesherven verbindlich), verniöge feines Eides zur
Ereue verbunden, wofün doch verpflichter üblicher it. Zeman⸗
den verbindlich werden, wegen enwfaugrner Gefälligkeiten ihm
zu egengefälligkeiten verpflichtet ſeyn. Si jemanden ver⸗
bindlich machen. Es gibt eine Art Stolz, welche niemanden
derbindlich feyn will, a
Die Verbindlichkeit, plar. die—en, von dem vorigen Bey⸗
worte, 1. In der rhärigen Bedeutung. a) Die Eigenfchaft eines
7 Dinges, da uns daſſelbe eine moralifhe Noıhwendigkeit aufleget,
gugewiffendandfungenüberisiegendeBewegungsgründe dazu dars
‚reiht zohne Plural, Die Verbindlichkeit eines Gefeges, eines
Befebles. Jugleichen durch Gefäligteit, Die verbindlichkeit
eines Mannes, eines Complimentes. Die verbindlichkeit,
mit welcher das Geſchent begleitet war.’ 5) Handlungen, wel⸗
che den andern überwiegende Beiwegungsgründe zu äbnlichen
Sandlungen darteichen, wo es doch nur von Gefälligfeiten oder
Wobhlthaten gebraucht wird, ſo fern fie den andern zu Gegengefãl⸗
Tigfeiten verbinden. Viele verbindlichkeiten vonjemanden ge-
noffen haben. Ich babe Timanten viele Derbindlichkeiten,
Eron. 'beffer : ich bin ihm viele VerbindlichFeiten (zu erwie⸗
fihinder mor aliſchen Nochwendigkeit zu einerHandlung befindet,
ſprechen, oder endlich auch von empfangenen Gefälligkriten und
Wohlthaten her. Jemanden eine verbindlichkeit auflegen,
legen, durch ein Berfprechen, Deine Wohlthaten ſetzen mich
‚in die Verbindlichkeit, dir wieder zu dienen. Die Verbindlich«
© Beit, fein Wort zu halten. x
Das Verbindniß,S. verbündniß
U Die Verbindung, plur. die — en, von dem Zeitworte verbins
2 den, doch nur in einigen Bedentungen, , 1, Zu der zwenten, wo
man zwar auch die Verbindung einer Wunde, des Ropfes, der
Augen u.f.f. fagt, aber dafür dosh Fieber den Juftnitiv als ein
Hauptwors gebraucht, das Verbinden. 2. Inder vierren Bedeu⸗
insg, die Handlung, da man miehrere Dinge zu xinem ®anzen
zuſammen feges und zufammen füget, Ingleichen der Zuffand, wo
die Sheileeines Dinges auf eine folhefict zufamınen gefüget wer,
„den, mo es von eben fo weitem und unbeflimmerm Umfange der
Bedeutung iſt, als das Zeitwort, aber une in dem eigentlichen und
erfien eugern Falle diefer Bedeurmng gebraucht wird. „Der Plu⸗
ral finder fo wohl von mebrern Arten, als von mehrern Fällen,
Statt. Die Verbindung eines Saffes, eines Gebäudes, der
Theile einer Rode. ine Derbindung mit jemanden errich:
ten, wohne ‚nie Derbindung zwifchen der wirkenden Ur:
ſache pt sem Endzwedie. Der Unterfchied der angenehmen
"oder unangenehmen Gegenftände kann nur in der Derbin=
dung des Mannigfalrigen liegen, das fie in fi ſchließen,
Sul. Die ehelige Verbindung, ‘die Heirarh. Daber, das
verbindungswort, in der Logik, ein" Wort, welches das Sub⸗
> jert mirdem Prädieot verbindet, dagegen man in der Sprach.
Aunſt diejenigen Wörter, welche die Satze oder Theile der
Ride mit einauder verbinden, Bindewörter nennet. 2
Verbitten, verb, irreg, act. (8. Bitten) durch Bitten, oder
durch eine Bitte abzuwenden ſuchen. Einen Boeſuch verbitten,
‚, bitten, doß derfelbe nicht fomme.
will bisten, Daß ſolches nicht geſchehe. Ehedem fagte man auch,
‚jemandes Tod verbieten, in welcher Bedeutung cs aber veraliet
ie, Sidi. #8
2
N
..
y
—
dern) ſchuldig. 2. In paſſiver Bedeutung, dee Zuſtand, da man
fie rühre nun von einem Geſetze eder von einen frevwilligen dere
durch ein Grfeg, einen Befehl, Sic eine Derbindlichfeit aufs -
. Derblöffen, verb. —*
Das will ich verdirten, ich
v er 068
£ Reit fi entweder aufeein feperlices Bir fpeechen, oder auch auf Verbittern, verb. reg. act. bifter made, 1. In mehr eigeitt»
lichein Berftande, etwas Angenehmes unangenehm machen. Das
derbittert mir mein Leben, macht mir. daſſelbe im hohen Grade
unangenehm. Unſere Sreude, das versnugen ward ung gar
ſehr verbittert. 2. So auch die Verbitterung, 2. Nach einer
nöch weiiern Figur, mig bitterm Haffe oder Grolle erfüßlen, zum
bittern Haffe und Unwillen reigen, Schwes. Förbittra. Das
Land bar alles verbirtert, Jer.50, 27. Daher die Derbister
rung, fo wohl die VBerfegung urdiefen Zuſt aud, als auch der bite
tere Haß und Groll ſelbſt. verſt ocket eure Herzen nicht, als
geſchahe in der verbitterung, Ebr, 3, 8. Derbitterung ans
richten V. 16. In der edlern Schreibart iſt in diefer zweyten
Bedeutung erbittern und Erbitterung üblicher, S. dieſelben.
Zn beyden Bedeutungen, beſonders aber der erſten, iſt es vers
mittelſt der Partikel von dem Beyworte bitter gebildet. ©. ver a.
Verbläffen, ©. verbleffen.
Derblafen, verb. irreg. (S. BIafen,Jwelches indoppelter®eflalt
üblich iſt. 1. Alsein Meuerum mitdem Hülfsworte haben, bis
zu. ande blafen, fo Lange blafen, bis dießuft nach und nach erſchöpft
if, wo es nur von Menfchen und Thieren nad) einer heftigen mit
- ftarfem Athemhohlen verbundenen Bewegung üblich if, wie
verfepnaufen, Riederf. verpuſten. Die Pferde verblafen lafr
fen. Er hat noch nicht verblafen, nad heftigen Laufen, S.
Der. 3. (a) (d).- N
. 2. Ü4ein Yetivum, wo e3 nur ben den Mahlern üblich iſt,
wo es die Begenftände fchwächer mahlen bedeuter, fie gleichſam
mit einem Nebel überziehen, Franz. effumer, Ital. sfumare,
welches von dem Derwafchen der Waſſerfarben, und Dertveiben
der Oblfarben noch verfehieden if, od es gleich von einigen auch
in dieſem Verſtande gebraucht wird. Daher die Derblafung.
Wenn das Zeitwortindiefer Bedeutung nicht nach dem Jtaliän.
sfumare gedildet iſt, fo ſcheinet blafen Bier zu Blaſſe und blaſo⸗
nieren zu gehören, und eigentlich vermahlen zu bedeuten, S. diefe
Wörter, 2 Far 2
Derblaflen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsivorte ſeyn, blaß
werden, (&. Der 2) ;wofür doch in der edlern Schreibart exblaſ⸗
fen üblicherift, S. daſſelbe. BI
Derblaten, verb-reg. act, weldes vornehmlich im Weinbaue
üblich ift. Den Wein verblaten, |
abbrechen, damit die Trauben von der Sonne defto mehrgetroffen
werden fönnen, welches auch verbauen genannt wird. Bon Blat,
blaten und ver 1.($)- / —
Derblättern, verb.reg. act. durch Blättern int einem Buche
verlieren, - Kine Stelle verblättern, duech fehlechafte Umfohlas
gung der Blätter, Daher die Verblätterung. ©. Der ı (Cd).
‚Verbledyen, verb.reg.act, mit Blech befehlagen, welches nur
in einigen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht wird, Die Balz
Een verbleen. So auch dieverbledung, ai /
ägern üblich if, we man ſagt, das
Birfgeflügel habe verbleffet, wenn es ſich nicht mehr zufams
"men Iodt, ivofür auch verfplagen üblich if. In den gemeis
nen Sprecharten einiger Gegenden, befonders Niederdeutſch⸗
landes, hat man das thätige Zeitwort verbleffen oder ver⸗
blüffen, ſchüchtern, ſchen machen; verblefft ſeyn, befiürzt,
{Sühtern. Eben dafeldft bedeutet das einfache bleffen, bluüf⸗
fen, fürdtfam, fdügteen masen. - In einem andern Ber»
ftande iſt bep den Zügen und auch fouft im gemeinen Lis
"ben , fh verbleffen, einen Febler wider. die Regelu der
welches nur bey den
Kun begeben ‚„„und die verbleffung,, die Berebung eines
ſolchen Fehlers, und der Fehler ſelbſt. Bleffen feheine bier a
biäuen, (lagen, zu gehöten, zumabl, da aan in der erfien Be⸗
Arie \ den·
die Blätter an dein Weinſtocke
neutr. mie dem Hülfgworfe heben, |
999 Ber
deutung auch oerſchladen⸗ und in der seien auch fhlägeln
agt.
—— verb. irreg. neutr, (8, Bleiben,) mit dein Hüffs«
worte feyn. 1, Für das einfache Zeitwors, in deffen gewöhmich⸗
ſter Bedeutung, doch mit mehrerm Nachdrucke, ein anhaltende⸗
res, dauerbafteres Bleiben zu bezeichnen, fo daß ver bier eine
bloffe Intenfion gewähret;, Lat. permänere. Auf feiner Mei⸗
nung verbleiben, unverrückt auf ſeiner Meinung bleiben. Es
hat dabey ſein verbleiben, in den Ranzeleyen, es ſoll unver⸗
“ändert daben bleiben. Ich verbieibe, Ew. — in Briefen. Wo
“daher feine Jatenſion Statt findet, da ſtehet au diefeg Zeitwort
‚am unrechten Orte.
Wie Kluge zu genießen wiſſen, *
verbleibt dem Pobel unbewußt, Haged.
Wo es um des Splbenmaßes willen mit merklichenn Mißklange
für das einfache bleiben ſtebet. So auch das verbleiben, und,
obgleich nur ſelten, in einigen Fällen die Verbleibung. 2." Unter
bleiden ‚cine im Hochdentfchen undefannte Bedeutung, welche ins
deffen noch im Nicderdentfehen gaugbar if. Es if alles, kom⸗
* men (erfülfer worden) uns Feines verblieben, of. 23,2.
verbleichen, verb. irreg. neutr. (©. Bleichen,) weiches das
Hülfswort feyn erfordert, bleich werden, wofür doch auch erbleiz
chen üblich iſt. Der Verblichene, figürlich, der Verſtorbene,
der verblichene Leichnam der erblichene. Eine befondere Wort⸗
fügung wit der zweyten Endung iſt die R. A. Todes verblcichen,
= 8.4; erben, welche doch nur in den vergangenen Zeiten gebraucht
wird, aber ſo, wie die ähnliche Todes verfahren, nur in dem
feyerlichen —5— und Kanzelley⸗ Styl üblichift, wo fie aus dem
Dderdeutfchen beybehalten worden. Ingleichen bleich, d. i. uns
kenutlich, anleferlich werden, von Schriften und Farben, in wel»
chem Falle erbleichen nicht üblich iſt; verfchießen. Die Schrift
iñ ganz verblichen, _ Verblichene Dinte. Verblichener Taf:
fenz, verſchoſſener. Die Rofen verbleichen auf ihrem fchönen
Geſichte, Weiße. Ernſtlich in fie bemübet, auf ihren perbli-
chenen Wangen künſtliche Roſen zu ſchaffen, Zachar. Von der
Geſichtsfarbe iſt in einem andern Falle au erblaffen üblich.
Einige Schriftfieller conjugieren es regulär: durch diefe Den=
“ Zungsartiff unser Freuden mir dag Saarwerbleicht, Kleift, Al⸗
lein,diefe vetwechſeln das reguläre Actioum bleichen, bleich, weiß
machen, mit dem Neutro, bleich werden, welches ehedem durchgän⸗
gig irregufärging,und dieſe Form noch i in den Zuſammenſetzungen
beybehalten hat.
verblenden, verb,reg. act. wildes eigentlich blind machen bes
deuten follte, aber nur in engerer und ſigürlicher Bedeutung der
braucht wird,durch Darftellung eines falichen Gegenftandes dass
jenige zn fehen hindern, was man ſehen follte oder wollte, wo es
wieder aufdoppelte Act gebraucht wird. . ı. Objective, von dem⸗
jenigen®egenflande,weldher, durch Darftellung eines falfchen i dem
Gefichte entzogen wird ;. two. es doch nur als ein Kunfkwort, in eis
nigen einzelnen Fällen gebraucht wird, So fagt man im Berge
“ haue,dieErze und Anbrüche verblenden, fie ber ſchmieren, verzims
miern oder verbanen, damit andere fie nicht gewahr werden. Ju
weiterm Berflande verblender man einen Stollen, wenn man
ihn mit Bretern verichlägt und zumacht, damit die Luft fich einen
andern Ausgang fuche. An der Baukunſt pflegt man das Holzes
werk an des Gebäuden mie BIenditeinen zu verblenden, es dem
Geſichte zu entziehen, vornehmlich aber es vor dem Wetter zu
fihern, Im Jagdweſen wird der Zeug verblender, wenn er
‚mit grünen Reiſern beſteckt wird, damit er dem Hirfhe nicht ſo⸗
gleich i indie Augen falle, und fein andern Fällen mehr, 2. Sub»
jective, in Beziehung aufden Sehenden, ihn durch Darſtellung
rings falſchen Gegenſtandes den wahren, oder durch Darftelung
— Ber
fonders in weiterer und figürlicher Bedeutung. Ihre ſchönen
* Schuhe verblendeten ibn, Judith 16,11. Geſchenke verblen⸗
den die Weiſen, Sir, 20, 30,
Joh. 12, 40. Siefind verblender, / Eß 44, 18, Das —
blendet (wide Gemütber, -
Anm. Bey den Notker irblenden, © Blenden. -
Die Verblendung, plur, die —en, von dem vorigen Zeitworte.
1, Als ein Abfhractum, ohne Plural. (1) Die Handlung des
Berblendensim thätigen Verſtande, wo es in beyden
gebraucht. wird.
zweyten Bedeutung. Die Verblendung höret auf, barein
Ende. 2 „Dasjenige falſche Ding, was uns den Anblick deswah
ven entziebet, doch nur in der-erften Bedeutung des Seiterien,
und auch bier nur in einigen Fällen. !
Derblepen, verb.reg. act. mit Bleyderfeben, berſetzen nur w
einigen Fälfen, In dem Hüttenbaue wird das Erz, der Ropftein
verbleyet, wenn man fie mit zuaefegtem Bleye ſchmelzet, das
mit ſich das Metall in das Bley ziehe, aus weldiem es
wiedet gefchieden werden kann.
. wenn es vieles Bley bey fich führet,. und daher feinen Sufag defe
felben bedarf. Ju einem andern Verſt ande verbleger man Waas
"zenu.f.f. wenn man fie mit einem blevernen Siegel —
wofür doch das Franzöſiſche plombieren üblicher ſt.
Derbliden; verb. reg. meutr. mit den Hülfsworte haha; wel⸗
ches gleichfalls nur im Hüttenbame üblich if. Das Silber bar
verblickt, wenn es auf dem Treibeherde geblickt, und dadurch die
Vollendung des Treibens angedeutet bat.
1000
einer folfchen Seite, ejnes fat ſchen Verhättniffes der Sache, sie
wahre Seite, ibre wahre Beſchaffe nheit zu erblichen hindern, bi
(2) Der Zufland, da man verblendet iff, inder
‚Er hat ihre Augen verblendet; —
Su
ws
Lin Erz verbleyet ſich ſeibſt, J
Derblinden, verb.reg.neutr. mit den Hülfsworte ſeyn, Bins
werden, (&. Der 2.) wofür doch erblinden üblicher ifl, RR:
auch diefes im Hochdentfchen felten: gebraucht wird, ö
Verbligen, verb. ‚reg, neutr, mit dem Hülfsworte haben,’ aufs
bören zubligen, ein fo wie —— nur im geimeinen Beben —
des Wort. S. Ver ı. (b), Et
Derblüffen, ©. verbleffen, —
Verblühen, verb reg. neutr. 1. Mit dem Huf orte
aufhören zu blühen, von den Blumen und Blütben. E en
find verblüber. Jugleichen figürlich, vergehen, befonders von
dem Reite,der Anmuth. Ihre Schönheit ift verblühet. -Werz
blübere Wangen. : Eine verblübere Schönbeie. 2. Mil dem
. Hülfswortehaben, von den Bewächfen, fein: Blumen verweifen,
fallen laffen. Der Baum hat verblüher. Die TER
ſchon verblühet. SH and das verblühen. IR
Schon bey dem Rotker ferbluon.
Derblümen, verb. reg.act, eigentlich, mit — Mine a
oder Figuren verfehen, um damit etwas zu verbergen, zu bedecken,
in welcher Bedeutung es doch nicht mehr üblich 1 Man bates
nur noch in einer doppelten uneigenttichen Bedentung. 1,* Unter
einem angenehmen Scheine verbergen; eine ‚im Hochdeutſchen
fremde Bedeutung, welche noch in ae era
Landes gangbar ift,
Ach, was will ich mich denn rühmen,
Wegen meiner grömmigkeit! *
Rann ich gleich den Schalk verblümen, Gryph =
verbergen, verfiellen, Wohin auch folgende Stelle aus dem —
zu gehören ſcheinet. u
Dev Wahrheit haſſig feyn,verblümer Tiebefofen,
d. i. verſtellt. 3. Etwas verblüme fagen, fi verblumt aus-
drucken, im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprecart,
durch Anfpielung, im Gegenſatze des gerade zu ſagen. Daber
pflegen auch einige in der IR die RN Bebeusung der
Wöor⸗
n,
3
4
7
*
a
4
=
4
| Ber 1002
Wörter, diederblimte Bedeutung gu sfenen, wozu aber dieſes Derbrämen, verb. reg, act, mit einer Bräme, d.i, einem Kan
unden, welche Allegorie durch Verblümung geben wollen. In
dieſer zweyten Bedeutung iſt es nur allein im Mittelworte üblich,
> 2 Maccab, 14, 26.
eo vefb,reg, neutr. bis auf Erfchöpfung alles oder
doch des meiften Blutes bluten. Da er gar verblurer hatte,
Charlotte, laß den Riß, wie tief ex if, verbluten! Gryph.
Im Hochdeutſchen iſt es in Geſtalt eines Reciproci am üblichſten,
ſich verbluten. Er bat ſich ſehr verblutet, bat viel Blut ver-
loren. Mein Gerz blutet, ach, daß es fich in diefer meiner letz⸗
ten Umarmung verbluten möchte! Figürlich fagt man im ger
meinen Leben: 1. Sichverbluter haben, feine Kräfte, und be
fonders fein bares Vermögen erfchöpft. baden. 2. Die Sache
bat ſich verbluret, wenn fie nicht mehr in Bewegung ift, wenn es
nach und nach davon flille geworden ift. Daher die Verblurung,
im eigentlichen Verftande. ©, Der 1. (a) (b) (c)
Verbohren, verb, reg. act, ı. Falſch bohren, als ein Reci⸗
lg iſt.
Verbothen, ©. verbiethen.
procum, ſich verbohren. (S: Der 1. (9). 2: Bey den Zimmer⸗
leuten wird das Zimmerwerk oder ein Gebaãude verbohret, wenn
alle Theile deſſelben vermittelſt gebohrter Löcher und darein ges
ſchlagener hölzerner Rägel gehörig verbunden werden, Daher das
verbohren in beyden und die verbohrung in der zweyten Bes
deutung.
Mortzuniedrigift. . Mech weniger Beyfall haben diejenigen ger
4
„de von Pelzwerf verfehen, Line Müge mir Sermelin, eig
Bleid mie Zobel verorämen. Jugleichen zuwe len in weisser
Berflaude, mit einem zierlichen Saume oder Rande verfeben, von
Kleidungsflüden, Sin Kleid, mit Treffen verbräme, Ehe⸗
dem pflegte man die überzüge der Betten mie einem Strichge⸗
nähe zu serbrämen. Die Rupferffecher verbrämen eine Ku⸗
pferplarse, wenn fie ibr einen Rand von Wachs geben, damifdas
Sceidewafjer nicht abfl leße. Ingleichen figürfih,mit unnöthigen
überflüßigen Sierrathen verfehen. Mit aller bermenevtifchen
Denkungsgabe verbramt, Herd. Dapır IasDerbrämen und die
Verbrämung.
Der Derbrand, des —es, plur. car. ein nicht allgemein üölis
verborgen, verb. reg. act. an einen andern borgen, im gemei-
nen Leben auch ausborgen, (S. ver 1.) Sein Geld verborgen.
= Getreide verborgen. Ich habe es verborgt. Ingleichen auf
Borg, d.i. auf Eredit verfaufen, Waaren verborgen, Daher
die verborgung und dag Herbörgen: j
Derborgen, das Mittelwort des Zeitwortes verbergen, (S. daſſel⸗
be) Bon diefem Mittelworte hat man das Abftractum.
Die Verborgenbeit, plur.car. der Zuftand, da ein Ding vers
borgen,dem Gefichte,der Kenntniß und Wiffenfhaft eines andern
entzogen ift. In der Verborgenheit Ieben, in einem Zuffande,
da man wenigen befannt wird. Die Derborgenbeit eines Ortes.
*Verboſern, verb. reg. act. böfer machen, ein im Hochdeutſchen
ungewshnliches Wort, wofür dafelbft verfchlimmern üb:
Der fagt mir, ob wir felbfi fo grundverbös'te Zeiten
Derböfern, oder ob die Zeiten uns verleiten ? Logan. ”
Das in eben diefer Stelfe befindliche verböfen, bon dem Primitivo
Böfe iſt noch ungewöhnlicher. S. ver 2.
Verboßen, verb. reg. act, etrecipr, welches unrin den gemeis
nen Sprecharten für das anfländigere,erboßen üblich it, in
. Bosheit, d.i. hoben Grad des Zornes, verſetzen. Verboßt feyn.
"Sich verbeßen.
. Das Verboth, des —rs, plhr. die —e, von dem Zeitworte
verbierhen, der Befehl eines Höhern oder Vorgefegten, wodurch
dieunterlaſſung einer Haudlung gebothen wird,im Gegenſatze des
Gebothes. Die Micht, Geborh und verbeth zu erlaffen, zu
gebiethen und zu verbiethen. ‚Ein verboth erlaſſen, ebedent
.. thun. Jemandes verboth nicht achten. Diefes verboth trifft
uns nicht,.gebet uns nicht an. Bin ver both aufheben. . Eine
Sandlungmit einem Derböthe belegen.
# Derborhichaften, verb, reg. act. durd) Bothſchaft befannt
- machen, ein im Hochdeutſchen ungewöhnliches Wort für verfun:
digen.
wit kommen, großes Rind, geſehn an allen Enden,
verbothſchaft in der Luft, Opitz.
* Ber 2, *
—
ches Wort, dasjenige, was man als ein Nahrungsmittel deg
Feuers gebraucht und verbraucht, als Holz, Kohlen, Torf, wo-
für in manchen Fãllen auch Seuerung üblich iſt. In den Schmelze
a besrägt der Decbrand des Jahres viel. S. Verbrennen
. 1,
Der Verbrauch, des —es, plur. car. der Zuffand, da man 177
was verbraucht,ader da eine Waare,die Materialien verbraucht
werden; ein bequemes Wort, das ausländifhelonfumtion, wenigs
fiens in einzelnen Füßen mit dem Bepfaneder Sache, aus zudru⸗
den, ob e8 gleich noch nicht fehr gaugbar iſt. :
Derbrauchen,verb.reg.act, 1. Als Materialien zu einer Arbeit
gebranchen-und verwenden, , Dev Zimmermann verbraucht
Zolz, der Schufter Leder, wofür doch verarbeiten... f. bli-
Ger find. Daher der verbrauch. 2. In engerer Bedeutung,
durch den Gebrauch alle machen, der Menge, dem Vorrathe nach
- erfchöpfen. Der Tifchler. bar alles Holz... der Maurer allen
Kalk, der Schufite alles Leder verbraucht. „ Meine Geduld
war gar bald verbraucht, beffer erſchoöpft. Daher das Derz
. brauchen. Notker gebraucht diefes Wort auch in der jeßt unge⸗
wöhnlichen Bedeutung, duch den Gebrauch abnusen, mine ou-
gen fint verbruchet.
Verbrauen,verb,reg.act. ı. Als Materialien zum Branen
gebrauchen. Der Brauer verbrauet allerley als. 2. In eu⸗
gererBedeutüng, durch Brauen alle machen, dein Vorrathe nach
„‚erfchöpfen. Der Brauer hat alles Malz, alles Waller ver:
brauet, Daher das Derbrauen. ,
Derbraufen, verb. reg, neutr, mit dem Hülfsworte haben,
bis zur&efchöpfung oderBerubigung der braufenden Kräfte braus
fen, folgtich aufhören zu braufen, im gemeinen Leben auch aus»
braufen. Der Sturm hat verbraufet: Caß den geſchwoll⸗
nen Strom vorjege (für jetzt) yerbraufen! Schleg. Der Wein,
' das Bier verbraufen, wenn ſie aufbören zu gühren. Figürlich
fagt man, ein Menſch habe verbraufer, wenn feine. ungeffümen
Reidenfchaften und Begierden durch weifere Jahre gefhwächt
werden. So auch das Derbraufen. S. Der 1. (a). Es
erbrechen, verh,irreg. (8. Brechen,) welches ehedem auch
als ein Reutrum gebrancht wurde / jetzt aber nur noch als ein Aeti⸗
vnm ublich iſt, und, nah Maßgebung der Partikel ver und des
SZeit wortes brechen, in verſchiedenen Verſt aude gebraugt wird,
1. Abbrechen, zuweilen auch vorn abbrechen, praefringere,
als ein Aetidum; in welcher Bedeutung es doch nur. felten ges
‚braucht wird. Eine Spießgerte verbrerben, vorn etwas abdres
chen. Figürlich ſagt Opitz verbrochene Worte für abgebroche—
nr. Siehe ver ..
2. Durch aboebrochene Dinge, beſonders abgebrochene Zweige
bemerken und bezeichnen ; ejne beſenders in Der Jägerep ſehr übe
liche Bedeutung, wo die Sahrte, der Schweiß, der Anſchuß
X unſcf. verbrochen werden, wenn man abgebrochene grüne Aſte
dahin legt, um den Ort wieder zu finden, in geſchoſſenes
Rrcız SR 3 wiis
‘
Das Verdrechen, — plur.ut nom.ſing. ı
TREE RE RE ER
| 1008, "Se
Wild wird, mit Haren 3: üchen, REN wenn man eethlt.
Bielen abgebroche eu Zweigen — damit es nicht jo frey im
> @efichte liege.
3. Fürdas einfache breihen, doc mit einer Futenfion, ganz,
vönig deren, wie zerbrechen, eine chedem fehr gangbareBedrus
tung (u) In eigentlich em und weiterm Verſtandr, wo es fo wohl
“als cin Reutrum, als auch als ein Activum, grdraucht wurde,
jet aber völlig veralterift.
Das Sleifch falleweg, die Haut verbricht, Opitz;
woo es hzas Neusrumift. Im Bergbane ifteimverbrochenes Seld -
in Gegenſatze eines unverbrochenen, fo wohl ein Feld, welches
zum Bergbaue bereits geöffnet worden, als auch eine Gegend, wo
die Berggedände eingefallen und zu Grunde gegangen find,
(2) Faurtlich. 0) "Sein Wort verbregpen, einen Bund verbres
eben, ein verſprechen verbrechen u, f. f. ein gleichfalls veralteter
Gebrauch, wofür jeßt das einfache brechen üblih it Sie haben
den erſten Glauben. verbrochen, Tim, 5,12. hr habt den
Bund Lepi verbrochen, Mal. 2, 8. Bon diefer Bedeutung
haben wir noch das Bey- und Nebenwort unverbrũchlich, wofür
Opitz unver brochen braucht 5) Etwas verbrechen, wobl ei⸗
genilich, ein Gefeg, einen Befehl verbrechen wofür man jegt
gleichfalls brechen fagen würde, ihnen mutbiwillig zuwider han⸗
deln, fie murhwillig übertreten. In diefed Bedeutung ift dasgeit-
„wort noch gangbar, doch auch nur hit den vergangenengeiten, Was
hab ich verbrochen Fin welhein Stücke babe ich vorfeglich wider.
> ein Gefeg gehandelt. Er bereuete, was ‘er verbröchen hatte,
Ein Miſſeth ater/ welcher viel verbrochen bar. Gefraft werz
den, ohne etwas verbrochen zu haben. In den übrigen Zei⸗
ten iſt es gicht üblich. Man ſagt nicht: was verbrichſt du oder
er verbrach etwas. Schon bey dem Dirfried firbrechan. &,
das folgende Hauptwort.
4. Durd) brechen in der vorigen figürlichen Bedentung, vers
Yuftig gehen, in welchem Verſtaude es noch zuweilen gebraucht
wird, obgleich verwirfen dafür üblicher iſt. Die Hand, den
Kopf verbrechen, verwirfen, durch ein Verbrechen die Strafe des
Berluftes derfelben Veröitäch. Ein Leben verbrepen, | vers
wirfen.
. Der In⸗
finitiv des vorigenZeitwortes als ein Haupiwori — in wel⸗
chem Falle es in der aſten, zten und aten Bedeutung des Zeitwor⸗
ztes, doch. ohne Vlural verfommt. 2. Als ein eigenes Hauptwort
Und mit dem Pinral , in welcher Geſtalt es nur allein in dem letz⸗
gen figurlichen Falle der dritten Bedeutung üblich ift, eine muth«
willige oder vorfegliche Handlung wider ein Strafgeſetz zu beze ich⸗
nen; wo es doch am hauftgſten von ſchweren Vergehungen dies
fee Are gebraucht wird. Ein verbrechen begeben. Sicy- eines
verbrechens fihuldig machen. Diele Verbrechen auf fi laden.
Sein verbrechen erkennen, bereuen leugnen u. ſ. f. Ein
Verbrechen aus etwas machen, es dafür balten oder ausgeben,
Aus diefem unfepuldigen \ Vergnügen machte man mir ein ver⸗
brechen.
Der Verbrecher, des—s, plur..ut nom, fing. Fämin,
die Derbrecherinn, eine Verfon, welche ein Verbrechen begangen,
muthwillig wider ein mis ſchwerer Strafe verbundines Geſetz ges
fündigt bat.
Derbricherifch, er, — te, adj. et adv. einem Verbrechen
gleich und Ähnlich, darin gegriinder, von Sachen ; ingleigen eines
oder mehrerer Verbrechen ſchaldig, von Pexfonen ; bendes ain häns
figften in der böbern Screibart, obgleich diefe? Beytvort, fo wie
mehrere auf id, das feinere Gebör beleidigt, Line verbreche:
vifche That, ein Verbrechen, En‘ — — Geſchlecht,
laſterhaftes, bos haftes.
Schreib⸗ und
verbreitet.
rennen verb.irreg. et reg. (©. Brenneh),. weigesin
Holland verbrennt man denTorf in den Kaminen, beffer brennt, |
Verbriefen, verb. reg. äct,
veralietes, nur noch bin uud wieber gangbareg Wort. Die Mit⸗
Br H.
/
— verb. reg, act. et recipr. welches i in der —
Sperbart für das kiehrigere ausbreiten. üblich ne
befouders in defien. weiterer nud ſi arlich r Bedeumng
Dort, er waidicpte (waldige) HöHe den blauen Rüden .
s ‚girbeeitet, Zach
wa⸗ für Slükfeligkeiten. verbreitet nicht ein —
verʒ um ſich her Beiß
das Grab hinaus verbreitet, Gell. Ein Gram der eigenſin⸗
nig in, verbreiter ſich nicht fo naturlicy über fremde ——
fände, Hermes. Ein Hiller Gram war auf ihrem. Seite -
& auch ein Gerücht verbreiten ausbreiien, unter
die Eeyte bringen, Daher die Verbreitung. Im Niederf. vers
fp erden, bon ſpreden fpreiten, dem Inrerfivo von breiten.
doppelter Geftalt üblich ift.
3, Al: ein Neutrum mit den Hürfeivorte feyn, von- Ye Feuer
verzebretiwerden, Steine verbrennennicht. Talglichter vers |
brennen ſchneller ale Wagpsligter, Erlenholz verbrennt TR
geſchwinde.
U. Als ein Xetisim. 1. Als ein Rabrungsmittel d
gebrauchen, wofür doch das einfache brennen üblicher: i
(S. ver ı (a) und Verdrand.) 2. Durch Brennen, als ein Nahe,
tungsmittel des Feuers, verbrauchen, dem Vorrathe nach erſchö⸗
pfen. Zahrlich viel Holz verbrennen. Man verbrennt immer
viel Ehl in den Lampen. (©. ver ı (a). 3. Durch Fnen
jerfiören, bis zur Erſchöpfung aller breunbaren Theile brennen.
(1) Eigentlich. Etwas zu Ale verbrennen. Einen Brief.
verbrennen. Einen miſſerh ater lebendig verbrennen, In
det Seuersbrunftift viel Vieh mit verbrannt. .(2) In em
Berflande, mit Feuer, durch übermägige Dise verlegen. Zi
die Sand, den Mund, den Singer verbrennen. N
fagi mian im geineinen Leben, fid den Mund, das m
ae;
brennen, durdUnbefoinenbeit imReden einen andern ai 5
Sich die Finger verbrennen, ſich durch eine uhbefonnene Han
lung Schaden zufügen. Ein verbranntes Rind (eigentlich, ein.”
Eine Sreundfchaft, die ſich über a
——
Kind, welches fich verbrannt hat,) fürdpter das Sean In noch
weiterm Ver ſtande gebraucht nian die ſes Zeitwort ic all —
mo eine Sache durch allzu viele Hitze ihre gehörige Geſta
ſchaffenheit oder Güte derſieret. Don der Sonne verbrannt ' -,
feyn, ſchwãrzlich geworden ſeyn.
Die Sonye verbrennt das
Gras, das Gerreise, wenn fie es ausdörrer. Die Auen in der
Wiifte verbrennen, Zodl, ı, 19, Der Särber verbrennt einen
Zeug in der Sarbe, der Bäder das Broru.f.f. Zu und weis
serin Berflande aud) von andern ſcharfen Dingen, beſouders,
wenn die Köcpet dadurch verbraunfen, in der Farbe ähnlich were »
den, Der kalte Wind, der Froſt hat dag Getreide verüranne. Das.
Scheisewaffer verbrennerdas Tuch.
Daber das Verbrennen, und im ıpätigen- Verianse giweilen
auch die Beet
’ Anm. Schon bey dem Dttfried, Notker * iim Satiar firbren-
nen, ferbrennen, furbrennen, Im Sochdeutfchen werden,
fo wohl das Neutrum als das Activum, du chgangig irreguat ab⸗
gewandelt, dagegen man ineiniaen Oberd — Gegenden das
Aet vum richtiger regular bebandelt, Die Summe dir ve
drennten, ı Dlasab. 10 85,»
Derbrinnlih, —ır, —fie, adj, et adv. was ſich ——
durch Feuer zerſtören laſſet, im Gegenſatze des undtebrennlich,
Das Holz ift verbrennlich.
1. Dit einem oder mehtern Bries
fen, d.}. Urfunden, verfehen; damit beftätigen, ein großen Theils
sie
—
—
‚briefet, es * Sarüber eine frmtiche: 59* —
—— worüber man Brief und Siegel dat,
im Gegenſatze der underbrieften, Sid) für jemanden verbries
fen, fopriftfich verbürgen.
s "Faufen und verdriefen, Jer. 51, 44. 2. In einerrandern Ver
Rande war in den Deutfehen Rechten der mirttern Zeiten verbrieft,
foviel als antüchtig, nud verbriefen, für anrüchrig erklären, von
i,0, Es iſt ven Brief und ver, ©, Bere,
— verb.irreg,act. (©. Bringen.) 1. Durbringen,
liches Wort, Sein ganzes Vermögen verbringen. Siehe Der
3 (a). 2. Su Stande Bringen, vollbringen, auch nur uch ſel⸗
7. Steh, mit aller Mühe nichts verbrngen.
—* Den Schein, den mancher von ſich gieber,
\ vVerbringet Feine Ritterthar, Dpig.
S, ver 5. So auch die verbringung
Verbroſeln verb,reg. act. in Broſame verwandeln und das
Dr darch unbrauchbar mashen, oder vernichten. Das Brot vers
E , bröfeln.
i " Derbrüdern, verb. reg. act. zuni Bruder eines andern Dinges
machen, wie verſchwaͤgern, verſchwiſtern. Es iſt als ein Res
ciprocum am üblichſten, und auch hier nur im figürlichen Ver⸗
ſtande von einer Art genawer, — brüdeslicher Verbindung.
7° Gehe Erbverbrüderung. &
0 Durch dieſe Runft — ſich Sie Zersen, Haged.
EN win, dieder Weisheit nad), mit ihm verbrüdert biepen,
EN; Gimth.
So auch Sie verbrüderung. ©. Der 2.°
—3 verbrüten, verb. reg, act. durch über mãßiges Brüben mit hei⸗
Ein. suhn verbrühen, es zu ſehr brühen. Sich die Süße ver-
Brüben, mit heißem Waffer verlegen. Figürlich fogt man, die
Bienen werdenverbrüher, wenn fie verfahren werden, und die
große Hitze ihnen unterweges vatüe wird. Daher das Derbrit-
IR "ben. ©. ver ri. (e.
Pr: Berbtunftn,verb. reg. neutr, - mit dem Hüffewortehaben,
FE “ aufhören zu brumten, in der Jägerey, wofür auch abbrunften
üblich iſt Dev hirſch bat verbrunftet. Daher das Der brunf⸗
ten. ©. Yera. 9. ;
Verbuben, verb, reg. act, welches nur in den — und har⸗
ten Sprecharten gebraucht wird, durch Buben, d. i. niedrige Un⸗
verbuben. So auch das verbuben.
derrenken. Ein Pferd verbügt ſich, wenn es hart gegen ein
anderes oder. gegen eine Wand läuft. 2. Bey den Fleiſcher n wird
> ein Schwein verbüger, wenn es nahe über dein Buge abgeftochen,
und dadurch das Fleiſch verleßet wird, eine fehlerhafte Arı des Ad»
ſprache erbiegen lautet, Es kammer in bepden Fällen von Bug
ab, und muß daher mit verbiegen nicht verwechſelt werden,
Merbuble, —er, —eſte, adj, etady. eigentlich das Mittelwort
von dem in di ſem Verſtande ungewöhnlichen Zeitworte verbuhlen,
der Buhlerey ergeben, verliebt. verbuhlt ſeyn. Ein vers
Buhltes Srauensimimer.
duch Buhlen veplieren, Seine. a fein — ver⸗
buhlen.
Dennoch wird man Acker um Geld
Zrief ſo fern es auch dem Prozeß und die Veturthettung eines
— Verbrechers bedeutete, S. Klotzſch vom Berzellen S.
. gem Waſſer verderben, et mit heigem Waſſer verlegen.
r
zucht, verlieren and ducchbringen, Seine Ehre, ‚fein Vermögen -
Derbügen, verb. reg, act. ı. Sid verbügen, ſich den Bug
ſtechens, wo es auch erbügen, und na einer fehlerhaften Aus⸗
Daher dar Haupttvort die Verbuhlt=
beit. (9. Der 5.) In einem andren Berfiande wäre verbuhlen,
— A
e , berfipiwenden ; ein nur noch bin und wieder im gemeinen Leben üb»
IE 5
i "1006
Derbünden, verb. reg.act, vermitietft einee Buntes oderBünd-
uiffes vereinigen, ein nur noch im Oberdeutſcheu gängbarrs, und
unmittelbar von-Bund abgeleiteres Wort, wofür imSochdawtichen
das allgemeinere verbinden üblich iſt. Die verbünderen Stadte,
die verbundenen,
Das Derbündnif, des—es, plur. die—e, auch nur noch im
Dberdentichen, wofür im Hochdeutſchen entweder Bundniß oder
auch das allgemeinere Verbindung üblich, iſt. In der Deut:
ſchen Bibel wird es mebrmahls für ein&elübd gebraucht, wodurch
man fich zu etwas verbindlich macht, welche Bedeutung i im Hoch ⸗
deutſchen noch mehr veraltet ift, Und ihr Gelübd und Verbinds
niß, daß ſte ehut über ihre Seele, 4 Mof. 30. 5.6.7. 8. 9.15.
Ju welchen Falle es billig Verbindniß. —— werden ſollte,
von ſich verbinden.
Verburgen‘, verb. reg aet. et neutr. Bürgefüreiiweswerden.
Am häufigften als ein Reciprorum. - Sich für jemanden ver bür⸗
gen. Da ſich Timotheus verbürgerbatteye Maccab. 12, 25.
Seltener als ein Actibum. Das will ich verbütgen, becantiwor»
ten, dafür fieben, Kine Gerichte, deven Wahrheit ich ver=
birgen kann. Daber die Derbürgung. {
Derbüßen, verb.'reg. act. durch Buße, d. i. Geld + öder Leibes⸗
firafe tilgen, Strafe für etivag geben oder leiden, ein noch hin und
twieder in den Gerichten übliches Wort, Ein‘ Vergeben mit zehu
Thalern, durch Gefangniß, durch Arbeit verbüßen. ©e
auch die Derbüfung.
Derbutten, verb.reg. neutr. welches das Hülfswort ſeyn erfor⸗
dert, aber nur in den gemeinen Sprecharten üblich ift, butt, d. ti.
Flein und unanſehnlich werden und bleiben. Bäume, Gewächſe,
Thiere, Kinder verbutten, wenn fie nicht gehörig wachen. Lin
verbuttstes Kind.
ſtumpf und plump, als auch kurz und dich, ©. Der.
verch Blut, Verchwunde, ©. 2 Ser.
Derclaufulieren, verb.reg.act. mit Claufeln, Einfheänfun.
den und Beftimmungen verfeben, im gemeinen Leben, Kinen
Kauf-Cöntraer veitlaufulieven. ©. ver 2.
Der Verdacht, des—es, pliw. welcher doch felten gebrauchf
wird, die—e, wahrfheinliche Meinung oder muthmaßliches Ur⸗
theil, von der von einem andern begangenen nachtheiligen oder
unerlaubten Handlung ; ein Wort, welches in manchen Fällen auf
eine eigene und ſeltene Art verbunden wird, Einen Verdacht ha⸗
ben oder begen. Einen verdacht aufjemanden haben, oder
jemanden in Verdacht haben, muthmaßen, daß er der Urheber
"einer gemwiffen üblen Hamdlung fen; ihn in Verdacht sieben. iz
"nen Derbachtfehöpfen. Bey jemanden im Berdachte Heben,
daß manesgerhanhabe. Femanden feinen Verdacht beneh:
"men. “Es fiieg mir ein Pleinev Verdacht auf, Ich will doch
”
nicht hoffen, daß fie mein Hey; mit diefem Herren in verdacht
haben? Gel, Ich bitte fie, laffen fie diefen Mann aus demver⸗
k dachte, ebın derf. haben fie ihn nicht im Verdacht. Es entſtehet
ein verdacht, daß u. ſ. f. Verdacht machen, erweden, ver:
urfahen, Anlaß dazu geben.- Es Fonnte leicht verdacht er»
weden. Das machte, gab, erwerfte, erregte mir. Der:
darht. In verdacht Fommen, gerathen. Wegen eines
verbrechens i in verdacht, (im verdachte) ſeyn. Er iſt in dem
verdachte der Untreue. Jemanden in verdacht bringen, fee
gen. Den verdacht fahren laſen. Zinen Verdacht von
ſich ablehnen. Femanden außer Verdacht ſetzen.
Anm. Dieſes Sauptwort, welches bey unfern alten Dberdent-
ſchen Schriftfiellern nicht vorfommt, ſtanmit von dem Zeitworte
yerdenfen, nnd zwar von deffen Mittelwortt verdacht ab, (8.
Drrdenken.) Dem heutigen Gebrauche nach gründet fich der Der:
dacht auf wahrſcheinliche Umftände, Argwohn aber bedeutet bloß
sine
Das Niederdeutfche butt bedeutet fo woht —
fi - - 8
2185 Ye
eine üble ——— zu Seftimmen,o6 fie mussmaßliche Grin⸗
de für fich hat. Zudeffen werden fie im gemeinen Leben häufig für
einander gebraucht, |
Derdächtig, —er, —ſte, adj. etadr. im Verdacht feyend, An⸗
laß zum Be rdachse gebend, wo es in nod) weiterer Bedeutung, als
das vorige Hanptwort, gebraucht wird, und in allen Fällen Statt
findet, wo man muthmoaßliche oder woahrſcheialiche Gründe zu ei⸗
zer üblen Meinung don einer Perfon ter Sache hat. Der
Menſch it. mir verdächtig, die Waare ficher fehr verdächtig
ans. Zur verdächtigen Zeit zu jemanden Fommen. Einen
verdächtigen Umgang mitjemanden haben. Jemanden vers
dachtig a Sich durch etwas verdächtig machen. ver⸗
dänptiger Weiſe. Daher die Verdächrigkeie, die Eigenſchaft, da
eine Perfon oder Sache verdächtig ift: Subjecrive, Verdacht has
bend, iſt es nicht gebräuchlich, *
Yerdämmen, verb.reg. act. ı. Mit einem Damme ver ſchlir⸗
fen, verſperren; zud ammen. Einen Weg, den Ausfluß eines
Baches verdammen. 2. Durch Dämmen, d.i. Stampfen und
Sioßen, ver ſperren odereinfgließen, eine nahe verwandte Beden⸗
tung, in welcher es in der Geſchutzkunſt üblich iſt, wo die Ram⸗
‚mer in dem, groben Geſchütze, die Rugel in dem; Gefchüge
verdämmet werden Soauch die Derdammung.
1007
Verdammen, verb. reg.act. für ſtraffällig, für einen Übertres 3
sereines Ötrafgefeges erklären,
1, Eigentlich. (a1) Im gerichtlichen Verftande, Zewanden
zum Tode verdammen. Ihn wegen eines Verbrechens zu ‚eis
ner Geldſtrafe verdammen. Dein Mund wird dich verdamz
men, Hioßr5; 6, Welchen die Gotter (die Obrigkeit) verdam⸗
men, Moſ. 22, 9. Es wird in die ſen Verſtande nurnoch theils
im gemeinen Leben, theils aber, und. noch häufiger, in der höhern
Schreibart gebraucht. Zur Selaverey verdammt, Gel. In
andern, Fällen, felbft in der edlern Sgreibart, if dafür verurz
theilen üblicher, (2) In der Theologie ſagt man, Gott verdamme
den Menfchen, wenn er ihn der aufdie ‚Übertretung. feines Geſet⸗
zes gefegten Strafe ſchuldig erkennet, im Gegenſatze des recht⸗
fertigen; beſonders in engerm Verſt ande, ihn der ewigen Strafe
ſchuldig erfennen und derſelben wirklich übergeben. Wer nicht
glaubt, der wird verdammt, Mare, 16,16, ie verdammten
in * Se
2, Ju weiterem umd theil⸗ figürlichem Verſtande. 9 Im ge⸗
meinen Leben wird es, fo wie richten, bäufig für ſtraffällig, ſtraf⸗
bar erklãren, gebraucht. Seinen Nächſten verdammen,
ſes Mittel kann ich nicht verdammen, nicht für geſetzwidrig ers
klören oft auch in. noch weiterm Berſtande nicht für nach: beilig
erfläcen, es uicht verwerfen. (2) Sich zu etwas verdammen,
es als ein Übel freywillig übernehmen, auch in der edlern Schreib,
art, Wieviel Anmuth des Lebens rauben fich diejenigen, die
fh aus.Ligenfinn zu einem ehelofen Stande verbammen!
Ge. 13) Des Mittelwort verdammt wird im gemeinen Leben
bäufig für im’boben Grade lafierhaft und abſcheulich gebraucht.
Der verdammte Eeitz! ein verdammter Boſewicht! JInglei⸗
chen in noch weiterm Verftande, in einem boben Grade, beſouders
vonübelu Seine Seele muß derbammt bartnäckig feyn. Da eg
- denn oft auch als ein nihisbedeutendes Ausrufenasiwor: der mit -
Anwillen verbundenen Bewunderung, des Entfeßens, des Erſt au⸗
nens gebraucht wird.
mich. Derdammt ? das hatte ich dazumahl wiffen ſollen!
Anm. Schon bey dam Ditfeied fird amnen,welgegdag vers
mittelft der Endſylbe nen arbildete intenſtvr Ze ort von dent ein⸗
fachern ferda mon, fortuomon u, Gf. ig vel ve⸗ in die ſer Ge⸗
fale noch hey dem Notker und in der Überſetzuna des Tatians vor⸗
Torımt; Holäud, verdoemen, Sud. fördöma. SmSatian
2
Diez
Verdammi! ich glaube gar, fie meinen
wie es für — —— ieh. ;mi curet ——
thaz irnilit fortuomet! richtet nicht, auf daß ihr nicht ge
Spraden iſt es ohne Vorſylbe üblich,
wie das Engl. to damm. Man würde ſich fehr irren, wenn man
glauben wollte, die Drutſchen hätten das einfache dammen ans.
Dom,
richtet werdet!" In andern
dem Par. damnare und Condemnare angenommen.
ZT um,domen u, f. f. find febr alte Stammwörter, welche in allen
Europäifchen und nordaſt atiſchen Sprachen angeizoffen werden,
und Herrſchaft, Gewalt, herr ſchen und inengerer Bedeutung Ger
richt, und richten, Recht ſprechen, bedeuten. Schon bey dem Ulphi⸗
las iſt domjan, richten. Bey unfern alten OberdeutſchenSchrift ⸗
ſtellern fomm:Doam, Duom, Tuom, Rieder, D5m, Schwed.
Dom, häufig für Gericht, und duomen, tuomen, Schwed. —
döma, im Jsländ. daema, im Angelf, demao, für rigten vor, >
womit dasGricch.Sepug,und in der werern Bedeutung derGewalt, ;
auch die Lat.domare, Dominus verwandt find. In verſchiede⸗
nen nordiſchen Sprachen iſt Domer noch inRichter. G. auch —
Thum.) Übrigens find auch dieſe Bedeutungen nur Figuren einee
ältern. mehr in die äußern Sinne fallenden, wozu ohne Zweifel
auch Damm, Dämmen ı und 2, dämpfen nud aubere mehr ger >
hören. Das Franz. condamner bedeutet fo wohl veruribeilen,
als auch verdämmen, Ju einem andern Verftande der Berfulbe
ift fördeman im Augeif. falſch ustheifen, ein irriges Urtheil
fällen.
verdammlich, —er, fe, adj. etadv. fo beſchaffen baß es
verdammet, di. für eine Übertecrung eines Sıirafgefegeserfläret
werden muß; doch nur noch inderbiblifchen Schreibart: Es iſt
— verdammliches an denen; die in Chriſto Jeſu — Röm,
. So au die Derdammlicpkeit.
Die — plur.car. der Zuftand,da jemand — *
d.i. für einen Übertretee eines Strafgefeges eriliret, und der vers
dienten. Sirafe übergeben Wird; em nur im der —
Schreibart von der Beſtrafung nach die ſem Leben übliches Wort,
Die ewige Derdammniß. Der Weg, der zur verdammniß
führer, Math. 7, 23. Darum werdet ihr deiio mehr ver⸗
dammniß empfahen, Kap.23, 14. Sie ſind in gleicher Per
dammnip, fagt man wohl nod im gemeinen Leben, d. i. ſie ha⸗
ben eineriey Strafe verdient, "Dadie mit — niß zu ſammen ge⸗
fegten Wörter bald weiblichen, bald auch ungewijfen Geſchlechtes
find, fo wird auch diefesin einigen Gegenden in dein letztern ges
braucht, welches auch einige Mahl in der Deutſchen Bibel vor»
——*
in ins Hoch deutſchen das weibliche am ublihfien. S.—u
Die Veröammung, plur.inuf. die Handlung —
am bãufigſten noch in der iheologiſchen Bedeutung. Daher das
Verdammungsutbeil, auch im gerichtlichen Verſtande, das Ur⸗
theil, worin und wodurd jemand verdammt, di, für firaffällig
erfläret wird, Schon bey dem Notker Ferdamnunga
"Verdampfen, verb. reg.neutr, mit dem Häülfgworte feyn, durch
Dampfen verftlegen, wie ausdampfen.
“ damipfen laffen.
Derdämpfen, verb, reg. act, 1. Als das Aetivum des vori⸗
gen, weiches doch ſeltener gebt aucht wird, .Iun einem andern
"Merffandedes Zeitwortes jagt man,die jungen Sichten verdam⸗
pfen das Laubholz, wen fie felbiges eoftiden, ° In einigen
Alle Seugnigleit ver⸗
— verdauinen, welches ſich dem Stammworte nahert,
So auch die ver⸗
und wovon verdämpfen Da Paleuf vuuriſt.
sämpfung.
verdanken verb.reg. Dr wegen einer Sache danken; wegen
derfelben zum Danfe verpflichtet ſeyn mit der vierten Enda Ag dien
fer Sache und der dritten deu. Perſon. IAch * die ſen vortbeil
blog i
Das verdammm ß und der Tod fprechen, Dieb 28,
. Welcher Ende in dag Derdammniß, Phil. 3,19. ee >
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Fer un Liebe und: Lreundſchaft das Leben zur Luft‘
mad. Oi verdankt ſey ihnen die edle Thräne. Haupt
worter find vondiefem Zeitworte nicht gangbar.
Br — indem das einfache danken ſchon auf eben dieſelbe Arc
gebraucht wird, S. der 5): Daher diefes-Zeitwort fo unndihig
- and verwerflich nicht iſt, als Friſch ebedem glaubte, Die Dänen
- fügen dafür fuldtakke, mit einee andern intenfiven Vorſylbe.
> Kr einem andern Verftande- war den verd ank ebebem die über⸗
legungs. der Aufſchub, wo: es aber unmittelbar von denken abs’
Htamınet;
rungsfaft daraus abgefchieden werden fann. Der Wagen ver⸗
dauen iſt. Jagleichen von der Perſon. Diefe Speife kann ich
nicht verdauen.
fagt zian: eine Befchimpfung, einen Verweis u. ſ. f. nieht ver⸗
vorgeben in ſchwer su verdauen, ſchwer zu begreifen. Daher
dauungs kraft, die verdauungswerkzeuge, Verdauungsmittel
u ſef. Der verdauungsſaft, der Magenſaft, welcher die Spei⸗
ferim Magen verdauen hilft; der aber: mit dem Chilus oder
abgeſchie den wird, nicht verwechſelt werden muß/ wie wohl von
"einigen. gefchiehet.
deuuen, im Ricderf. gleichfal3 verdanen, ©. Bauen.
gleichen, was fich leicht verdauen Läffet „ im Öegenfage, des
unverdaulich. verdauliche Speiſen.
lichkeit.
Verdaumen, verb: reg⸗ aei. iur dorſtweſen
dampfen.
ches Wort, wo der Boden eines Schiffes, der daſſelbe horizontal
"Has Det, genanntwird,. In weiterm Verſtande bezeichnet es bey
den Schiffen das; was man an Gebäuden auf dent feften Lande
einen Sto® oder en Stockwerke zu nennen pflegt,
Kriegesſchiffe haben drey, Gallionen wohl fünf bis ſechs Ver:
BE Im mittiern Lät, Coperra, (©. Seidverdes, Oberver:
sinterverdeck Bodenverdeck) Das oberſte Verdeck eines‘
Schiffes wird auch der Jiberlauf genannt.
ER verb..reg. act. vermiktelft einer Dede, durch Zude⸗
den, dem Geſichte, der Kenntuiß anderer entziehen.
decktes Eſſen auch ſigürlich Verſtellung Rachſtellung verborge⸗
ne Räufe. Denn ſie hatte ihr Angeſicht verdeckt, Moſ. 38, 15,-
Da fingen etliche ah ihn zu verſpeyen, und zu verdecken fein
Angeſicht, Mare.ı4,,65. Rahab verdeckte Sie Kundſchafter
anter die Slachsfiengel,- Joſ. 2, 6; in welcher Bedeutung für
verbergen / ver ſtecken, welche duch Siob ia, 13 vorfommt, ah -
daß du mich in der Hölle verdeckteſt und verbürgef! es doch
bveralitet ift. Ach Erde, versede mein Blut nicht, Kap. 16,18,-
®r, dem Fein Jammer verdeckt iff, verborgen ; welche figürfiche
Bedeutung doch außer der böhenSchreibart nichtmehr gebraucht’
wird, wohin auch die verdeckten Worte, Ezech. 20, 49, und das
verdeckte Evangelium, 2 Cor, 4,.3'gehören, Yo au die ver⸗
deckung.
—J el $ B. uch 2
N
> SIEH nn
—
*
ERLITT.
er
— — ſte es der Tugend-, daß’
Anm. der bat hier allem Anſehen nach eine bloß intenfive Bes
Derdzuen, verb, reg. act. durch die. Dauung- auflöfen, d. i.'
die den Magen anverfrauten Speifen fo auflöfen, daß der Nah⸗
dauer die Speife. Eine Speife, welche leicht, ſchwer zu ver⸗
Lin Kranker verdauet fchlechr Figürlich
dauen Fönnen, nicht verjchmerzen, vertragen“ können. Diefes-
die Derdauung, doch mır in der. eigentlichen Bedeutung, die Ver⸗
Habrungsfaft, welcher nachmahls aus den verdauten Speiſen
Anm. Schon bey dem Kero fardeuuen, bey dem Notferfer--
“ Berdaulid,—er, — fie, ädj, et adv. was ſich verdauen ‚ins’ -
Daͤher die verdau—⸗
©. vers
>. Das Verdeck, — es plur, die—e; ein Ding; wi ein‘ -
aauderes deckt oder verdeckt, ein nur noch in dem Schiffsbaue üblis-
in zwey Kännie adıheilet, das verdeck, im Niederdentſchen nur
Größe’
Ein ver:
ee 2:00 1010:
- Anm, Das einfachere verdagen, wovon verdecken das —
ſivum iſt, kommt für verbergen noch bey dem Sirykrer vor, (Slebe
Dad.) Bedecken heißt nur mit einer Decke belegen, zudecken
‚überall bedecken, verdecken aber, vermittelſt einer Decke dem Bes
fichte entziehen. ©. ver 4.
Derdönten, verb. irreg, act. (S. Denten,) welhes ehedem in
verfchiedenen Bedensungen üblich. war. 1. * Mit feineh Gedan⸗
- Fey in der JIrre berumt ſchweifen, als ein Neutrum; eine längfk
„veraltete Bedeutung. So gelchiehet uns danne uuir uuel-
len betondo anGottenchen, daz uuir an ander unlih:
ferdenchen, Notker! Der hat hier die Bedeutung des Irrthums,
(5. Der 4. (9). 2.* Bedenken, überlegen, Shwed-förtänka;:
eine gleichfalls veraltete Bedeutung, wo ver eine intenfive Bedeu⸗
tung gehabt zu haben feiner: 3. Exrnſtlich, ſtets an etwag ge⸗
denfen ; in welchem Verſtande —* in dem Mittelworte ehrdem⸗
fägte auf oder an etwas verdacht feyn, ©. Der, 5.
Wietuon ich fo däsich [o herzekliche:
Bin an fi verdaht, Heint. von Morunge.;
Ich was lo verreanli verdaht:
Das ich mich underwilentniht verſan,
Fried, von Hufen‘.
Das ichufforge bin verdäht, Keinmarder Alte,
Auch die ſe Bedeutung iſt veraltet, 4. "Mubmapliche Gedanken
eines begangenen Übels von jemanden haben, mit der vierten En⸗
dung der Perſon. Auch dieſe Bedeutung iſt nicht mehr gangbar,
indem man jetzt dafür ſagt, jemanden in verdacht haben, wel⸗
ches Hauptwort ſelbſt noch ein Üüberbleibfel die ſer Bedeutung iſt.
Wenn jem and einer Miſſethat verdacht wirst, Conftit:Carol-
2532, Urt. 28; wegen einer Miſſethat in Verdacht iſt. Oder
werdarunser gewohnt oder verdacht werr,in einer Hfter. Urk.
von 1440. Der feheinet bier und in der folgenden Bedentuug ei⸗
genslich-eineBerfhlinimerung des Zuflandes- vermittelſt des Zeitz‘
wortes zu. bezeichnen, (S. Der +. (6) 5. Übel auslegen, einer
mit der vorigen verwandte. Bedeutung, welche die einzige noch
güngbare iſt, und in welcher es auf doppelte Art gebraucht wird.
(1) Mit der dritten Endung der Perfon, und dervierten der Sache,
welche Worifügung. im Höchdentfchen am gangbarflen iſt. Wer’
willmir dag verdenken? Wenn er es thut, fo Fann ich es-
ihm nicht verdenfen.. (2) Mit der vierten „Endung der Perſon,
welche Worffügung in’einigen Oberdentfehen Gegenden die herr⸗
ſchende if. Wwird mich demnach hoffentlich niemand verden—
Pen, daß usf. f. Opitz; wo ſt att ‘des Accuſatibs der Sache auch”
wohl das Worichen darum gebraucht wird. Ich glaube nicht,
* er mich drum verdenket
Geſetzt, ich wußt es auch,
Ich wollte fie darıım noch lange nicht verdenken, Gunth
Der Veröerb,des —es, plür, car. von dem folgenden Zeitworte;-
1, Eine Fyublung, wodurch etwas verdorben, zu Örunde gertch⸗
tet wird; nur noch zuweilen ih einigen Fällen, befonders in den Zu⸗
"fainmenfegungen Zeitverderb, Holsverderd, Dasik ein wahr
ver verderb der Zeit oder Zeitverderb. 2,*Das Verderdenz.
eine in der edlern Sprechart veraltete Bedeutung,
‚Dein? Seins‘, Hevr, bein Leind ſentet
Sich in Verserb und Horb, Dpig a. 92.:
vVerderb iſt ihres Zerzens Grund, eben derſ
Nur im gemeinen Leben fagt Kan noch: zuweilen: Saryf eben:
der verderb, das Übel.
Verderben verb.irreg, etreg. welches in dee erftern Geſtalt
auf folgende Art abzewandelt wird; ich verderbe, ou verdirbtt,
er verdichr, Eonj. ich Yerderbe, verderbeſt, verderder Im—
perf. ish verdarb ; Conj, verdürbe. Ditelw, versorben, Jin
pır, verdich, Es if Br; sing doppelte ar üblich. *
S⸗⸗ La
x
"mung er Abſicht nörhige Eigenſchaft verlieren.
fange der "Bedentung gebraucht.
"ben für it verdorben worden, zu ſtehen,
vVerderben noch in derſelben üblich iſt.
und kommen um, 4 Mof. 7,12.
Nerbe fir das Volk, denn daß das ganze volk verderbe,
"od. 11,50,
dich meiner Seele herzlich angenommen, daß fie nicht ver-
Wer fih gern in Gefahr begibt, der ver⸗
— —— a R
IE... Br 2%
I. Alsein ——— welches das Sülfewort feyn ——
wo — Eonjůgation ohne Ausnahme üblich iſt
Unbrauchbar, untauglich werden, die zu feiner Beſtin⸗
Das Bier ver⸗
dirbt, wenn es ſchal und fauer wird. Der Wein iſt verdorben.
verdorbenes Obi. Alles verderben laſſen. Das Sleifch if
“perdorben, wenn es riechend geworden iſt. Die Waare it in
der Mäffe verdorben, wenn fie verſtockt, verfault u. ſ. fe iſt. Es
wird in diefem eigentlichen Berftande am häufigſten von folchen
“ Dingen gebraucht, welche durch eine innereGäbrung oder ähnliche
Veranlöffung oon innen, die zu ihrer Abficht nöthige Brauch barkrit
verlieren ; das folgende Activum aber wird in einem weitern Um⸗
Wenn man daher fagt, das
Werkzeug if ſchon verdörben, Sas Pferd if beveits verdor⸗
ben u. ſ. f. ſo ſcheinet es hier das Aetivum zu ſeyn, und iſt verdor⸗
weil man nicht ſagt,
das Werkzeug verdirbt, oder das Pferd verdarb, fondeen wird
und werd'verdörben.
gene doch nur in der vertraulichen Sprechart übliche R.
A. find, An dir iſt ein Lobredner verdorben, Leif. d. i. du bäts
teſt dich zum Lobredner geſchickt, wenn du deine Zäbigfriten auss
gebilder hättet. So auch: an ihm iſt ein Soldat, ein Poet,
ein Advoeat u. f.f. verdorben. Hingegen: ich bin zum Comð⸗
dianten verdorben, eff, bedeutet, ich tauge nicht dazu.
2. In weiterer und figüclicher Bedeutung, (7) Im theolo⸗
giſchen Verſtande, in weichem doch das Mittelwort der vergange»
neun Zeit am gangbarſten if, heißt die menfehliche Ratur verdor⸗
ben, jo fern fie durd) die Sunde ihre urfprüngliheBollfommenbeit
verloren bat, zu ihrer urfprünglichen Beſtimm ung unfähig gewore
den iſt; in welchem Berftande.es doch bey vielen regnlär verderot
lautet, unfer verderbtes Sleufch, der verderbte Wille, da es
denn zu dem folgenden Activo gebören wide, Aber Sie Erde
war verderbt vor Gottes Augen und voll Srevels, Mol, 11,
(2) Iu Verfall der Nahrung gerathen, doch nut im gemeinen Lee
den; woman fagt, in Raufmann ſey verdorben, wenn ee
banferott geworden iſt. »(3) Jin höchſten Grade unglücklich wer⸗
den, umk ommen, zu Grunde geben, eine in der Deutſchen Bibel
noch ſehr gangbare Bedeutung, welche aber ir der edlern Schreib⸗
art immer mehr zu veralten anfängt, obgleich das Hauptwort dag
iche, wir verderben
Es it beffer, -ein Menſch
vor Zunger verderben; Hiob80,3. Dubai
dürbe, Ef, 38, 17.
dirdt darin, Sir. 3, 87.
Rap. 20,70,
IE. Als An Kerl, © mo es im Hochdenffchen gemziniglich auch
Wer fehr pranger, der verdirbt,
‚ teregulär, im Dberdeutfchen aber regulär abgewandelt: wird.
1. EinDing zu feiner Abficht, zu feiner Beflimmung umtaugs
"Lich maden, aus dem gehörigen guten Zuftande in etnen ſchlimmen
werfegen ; wo es ein Wort von febt weitem Hınfange iſt, welches
alle befondere Arten unter fich begreift,daber auch in manchen ein⸗
zelnen Fällen. defimmtere Ausdrüce üblicher find, Lin unge-
ſchickter Schneider verdivbt das Bleid, welches er verfertigen.
Toll. "Wenn jemand feinen Rhiechr in ein Auge ſchlägt, und
verserber 28,2 Mof. 21,26, _ Die wilden Ehiere haben deinen
Weinſtock verderbr, PL 30, 14.
Ding, Spridiv. 26,20... Mebhlthau verdirbt die Frucht, Kap.
28,3, Kin einigenBube.verdirber viel Gutes, Pred.9, 13.
Ein Wideripenftiger verdirbt ein ildes Gerz, Kap. 7, 8.
ſchlechter Reisen, perdirbt ein gutes Pfewd. Bofe Erempel
fungen verderben,
die die Schönheiten der Natur in endloſer Mannig falti
Ein Hümpler verdirbt ein
manten das Spiel verderben.
derben. Bein Ekel verderbt ihm die immer neuen Srenden,
keit
ihm anbiethen, Geßn. Dieß verdarb mir den ganzen A end,
brachte mic) um den angenebimen Genuß deffelben. Es mit nie⸗
manden verderben, ſeine Guuſt derſcherzen ihn ſich zum Feinde
machen. Mit der Tugend werdeichs von freyen Stüden nie ⸗
mahls verderben, Herr Orgon beh Gell. Er bat es mie mie
verdorben. Von einer Perſon, weiche ein gurer, ein an enehmer
Geſellſchafter ift, fage man, fie verderbe Feine Geſellſchaft.
Der ſochmüthige, der miß müthige verdirbt alle Veſell⸗
ſchaften.
2. Unglücklich machen, beſonders im böchften Grade ungluck⸗
lich machen. Das ein ledie wib mich verderbetgäaräane
Ichulde, Es fängt in dieſer Bedeutung an zu veralten, indefjen
komnmit fie von zeit lichem Unglücke noch zuweilen von derVerfegung
in das ewige Unglück, di. von der Berdammnig, in der theolos
erihen Schreibart noch beufig vor,
Pi.35,7. Sinchtet euch vor dem, der, Leib und Seele a ade
ben mag in die Sole, Matıb,ro,28.
3.’ Den völligen — siines Dinges —— gerfiö-
ven, tödten umbringen, gteicyfalts als cin fr hr allgemeines und uns
beflimmts Wort, daberesi in diefer Bedeutung noch mehr verale 1
rer, als in der vorigen.
Die Sündfluth ſoll alles Sleifeh ver⸗
derbig, 7 Mof. 6,17. Ehe der Herr Sodoma und Gomorra
verderbte, Kap. 13, 10, Serr, verr, verderbe dein volf
nicht 5 Moſes, 26. Pfeſle zu verderben zurichten, Pſ. 7, 14.
Mit dem Schwert verderben, Ser, 8,17. Pieglich rede ich
wieder ein volk, daß ichs ausrotten, zerdregen und EHER
ben woile, Jer 8,7.
Daher die Derderbung, welches doch nur in’ einigen Sat,
Fällen der erfien Bedeutung des Activi gebraucht wird, 7
Anm. . Jin Oberdeutſchen unterfheidet man das Activum von
dem Rentro ſehr genan, auch in dev Konjugation und macht das
erſte regulär, das legtere aber ivreaulär, -
Wernicht verderbet wird durch Liebe, der versichert, Dig.
Allein, im Hochdeurichen iſt die ſer Unterfchied nicht angenommen
worden, ſondern man madı daſelbſt dasXcrivunm eben fo iwregtlär,
als dar Neurrum, obgleich einzelne Särififieller den ee
zu beobachten gefucht haben, _ Das perderbt ihren werth, ©:
— der Deusfchen Bibel wird das Actvum bald regulär, baldi ee :
gulär abgeivandelt, wie ſchon ans den im vorigen angeführten
Bey pielen erbellet, daher ſich diejenigen irren, weiche glauben,
daß Luther den Unterſchied allemaht auf das genanefte beobanptet
babe,
Zu wůnſchen wäre es freylich,
daß man das Actidum von demfentro in gleichlautenden Zeitwöre
tern, da, wo es das Alterihum bergebracht bat, auch in der Conju⸗
gation unter ſchiede, fo wenig ſolches auch im vochdeutſchen ge⸗
ſchiehet. ©. auch Brennen.
Anm. 2. Im NRiederſ. verdarfen und bedarfen, im Schw.
förderfva, Das Wott ift alt, ob es gleich in diefer Geſt alt bey 3
unſern ölteften Oberdeut ſchen Schriftfielleun vor den ı Zeiten, der
Schwäbiihen Dichter nihtvorfommt, als welche dafiir fürwerz
den, verwerden, verneißen/Notker verniuzzen, obne Zweifel
als der Öegenfag von genefen gebrauchen. Wachrer, Friſch und
andere leiten es von derb ber, und legen der Partikel ver hier eine
deſtruirende Bedeutung bey.
EEE u *
Nege ſtellen zu verderben,
Indeſſen kann diefe Ungleichheit auch von den Heransgee
bern und Gorrectoren berühren.
Allein da in den verwandten Spra⸗
chen auch das einfache derben in eben derſelben Bedeutung vor ⸗
komint, wohin das Schwed. derlya, das Angelj. —
RER * Sitten. - Wahre Sefunsheir * ESTER £
Das verdirbt mir die ganze Sache. Je⸗
Jemanden ſeine Steude ver⸗
7
”
nit verderben bedeuten, fo finder diefe Ableitung
wohl nicht Statt, und ver kann ier feine andere als inten⸗
> eutung baden, Bey-dem Dıifeied und andern alten
Sörifrftelleen fommt ein Zeitwort daron, fdaden, verlegen,
. vor, welches das nächſte Stammwort von dieſein derben zu feyn
einet, und mit der zweyten Hälfte des Lat per- dere vermuth⸗
Tich ein und daſſelbe Wort iſt. Indeſſen ift es wahrſcheinlich, daß
das Activum verderben, perdere, von dein Nentro verderben,
perire, auch in der Abſtammung verſchieden iſt, und da läßt ſich
» jenes, als einen Verwandten von dem fon gedachten daren, ver⸗
letzen, dem Augelf. terän, zerreißen, zerren, von Koren in zer⸗
Avren, anfehen, diejes aber zu darben, fierben unb ihren Vers
wandten rechnen. Der Unterſchied der Eonjugation, welcher im
Dberdentfchen , ale der älteſten Mundart, ſchon alt iſt, mie aus
deu Schwãbiſchen Dichtern erheilet, beſtãtiget dieſen Unterſchied
in der Adſtammung⸗
Dae Vverderben, des—s, plur.inuf. der Infinitiv des vori«
gen Beiuworter, alz.ein Daupt wort gebraucht, ü
1, Bon dem Activowerderben, dieſe Handlung zu bezeichnen ;
in welchem Verſtande er doch nur zuweilen i im gemeinen Leben ge»
braucht wird. Das Verserben iſt eine ſchlechte — In
einigen Fällen iſt dafür Derderbüng üblich.
2. Von dem Neutro verderben.
(4) Der Zuſtand, da ein Ding verdirbt, oder verdorben iſt/
in allen Bedeutungen deſſelben. a) Der Zuſtand, da ein Ding zu
feiner Beſtimmung oder Abſicht unbrauchbar, unfähig wird, aus
einen guten Zuflande in den entgegen geſetzten fhtinfmen geräth,
wo esim eigentlichen Verſtande nur zuweilen von Ishlofen Dingen
gebraucht wird. Das Sleifh, de ßrüchte, den Wein, das
Obſt vor dem Derderben bewahren. Da das Wort bier fehr
unbeſtimmt iſt, fo bedienet man fichin den meiften Fällen dafür lie,
ber der beftimmtern Säulniß, verſtockung u.ff. Im moralifchen
Verſtande, der Zuftand, da man aus einem moraliſch guten Zus
ftande in den entgegen gefegten ſchlimmern geräthroder gerathen
iſt, in welchem Verſtande man in der theologiſchen Schreibart das
verderben des menfrplichen Herzens , der menfchlichen Natur
kennet, wofür man doch, um der Zweydeutigkeit der folgenden
Bedeutungen willen, lieber verderbniß, noch mehr aber verdor—
benheit oder verderbtheit gebraucht. Das natürliche Verder-
ben, das Übergewicht der Sinnlichfeit über die obern Kräfte des
Meuſchen. b) Der Zuſtand des höchſten Unglüds , ſo wohl im
‚weltlichen als geiftlichen Verſtande, fo fern daffelbein der Zerſtö⸗
rung des Wohlftandes .‚beßcher, Untergang, Tod, Verdammniß
u. ff. gleichfalls als ein ſehr allgemeines und unbeffimmtes Wort,
In ſein Verderben rennen. Der dein Leben vom Derderben
eriofet, Pf. 103,4. » Sein Leben ins Derdserben bringen,
Eprihiw.6,32, Jemanden in. das Verderben fiürzen. Wach
dem Derderben ringen, Weish. 1,12, Zu feinem Derderben in
den Krieg geben.
— (2) Ein Ding, welches. das Verderben. eines andern beförs
dert, daran Schuld iſt, in diefer letzten Bedentung Sünde if
der Leute Derderben, Sprich. 14, 34. Das Spiel ift dein ver—
derben. Diefer Umgang wird einmahl dein Verderben feyn.
Sin gemeinen Leben auch der Derderb,
Anm. Der Pural iſt völlig ungewöhnlich, obgleich Klopfivd
ihn gewagt bat: alle beine Derserben zogſt du Ewiger an.
Ye Verderber, des — 8, plur.utnom. fing. Fänıin, Sie der,
derberinn, eine Perfon, welche vererbt, in allen Bedeutungen
des Activi. Der Herr wird den Derderber (den MBürgengel)
nicht kommen laffen in eure Säufer, 2Moſ. 12, 23. Eines
vVerderbers Geſell, ER 23,24, Für ſi ſi * allein wird es nur
Hide RE Memennif be achören,
ee
in der Höheren Schreibors gebraucht... In der Zufammenfegung
‚aber fagt man auch im gemeinen Leben Spielverderber, Zeitver:
h debe Sprachverderber u.f.f, ‚
verderblich, —er, fe, adj. et adv, '». Bon dem Reutro
‚ verderben, in deffen erfter Bedeutung, dem Verderben unterwor-
fen, was leicht verdirbt, in welcher Bedentung es im Handel und
Wandel häufig iſt. Kine verderbliche Waare, welche bald oder
leicht verdirbt, wie eingemachte Sachen, verfchiedene flüſſige Waa⸗
tenu. ſ. fs 2. Von dem Activo, doch nur iq deſſen beyden legten
Bedeutungen, Berderben verurfachend, die Serriiunung, Zerſts—
tung des phofifchen, bürgerlichen und moralifchen Woblftandes bes
wirkend, mo es oft für im hoben Grade ſchädlich überhaupt ger
braucht wird. Verderbliche Secten, 2 Pet, 2,1. Ein verderba
liches Wofen, B, a2... Der verderbliche Brieg. Das verderb⸗
liche Spiel. Dieſer Umgang wird dir verderblich jeyn. Ohne
die Herrfchaft des verſtandes über den Willen arten die na⸗
türlichen Triebe in verderbliche — auß,..
Die Derdcrblichkeie, plur. car. ı. Die Eigenfdyaft eines
Dinges, daes dem Verderben nette iſt, Teicht verdirbt,
2. Die Eigenfchaft eines Dinges, da es das Verderben anderer
nach ſich ziehet, ihren Wohlſtand in: aller Betrachtung zerr üttet
und zerſtöret.
Das Verderbniß, des—fes, plur. inuf,
‚1014
1. Bon dem Reutro
Berderben, in deffen erfier Bedeutung ‚ der Zuftand, da ein Ding .
verdorben, aus einem aufänglich guten Zuftande in den entgegen
gefegten ſchlimmern geratben ift ; wo es füalich für dasvieldeittige
Derderben gebraucht wird, fo wohl im phyſiſchen als moralifchen |
Berftande, Der Grad des verderbniſſes fluffiger Körper.
Wennnichtsdag Derderbniß der Arenfchen bewiefe, ſo wurde
es ber Stolz allein beweifen, Gef. (Sl auch verderbtheit und.
Dersorbenheir.) 2. * Das Verderben in der zweyten nentralen
Bedeutung zeimim Hoipdentfehen veralteter Gebrauch. Hölle und
verderbniß werden nimmer voll, Spribw. 27,20. Hölle und
verserbniß it fiir (vor) dem geven, Sprihw. 15,11.
Anm. SeinV erderbnufs, für Untergang, kommt fon in °
einer Verordnung Kaifer Friedrichs von 1236 vor. Einige, felbft
Hochdeutſche Schriftfteler gebrauchen es nah dem Muſter der
Oberdeutſchen im weiblichen Geſchlechte. Endlich flieg die ver—
derbniß des Menfchen aufs höchfle, Gottfch. Die verderbniß
der Sprache, eben derf. Die verderbniß des Menſchen, Leif.
Indeſſen iſt ae Hochdeutfchen das ung ewiſſe Geſchlecht am
gangbarſten. S. —Niß.
Die Verderbtheit, plur, car. das Abſtraetum von dem acti⸗
ven Mittelwort verderbt, der Zuſtand, da ein Ding durch ein
anderes verderbt,
Zuſtand verſetzt worden; wo es doch nur in moraliſchem Ver⸗
ſtande üblich iſt, denjenigen Zuſtand zu bezeichnen da das
Begebrungsvermögen eines vernünftigen Wefens aus dem ur⸗
fprünglichen guten Zuftande in den entgegen gefegten ſchlim⸗
tern verfeget ‚worden. Die verderbtheit der menichlichen
ratur. ’ verdorbenheit, welches in eben diefem Verſtande
üblich ift, ift zunähfl von dem Mittelworte des intranfitiven
Ze twortes, verdorben, "gebildet, Für beyde gebraucht man
auch fo wohl Derderbniß, als Verderben.
verdeutſchen verb: reg.act. indas Deutiche, in die Deutſche
Sprache überfeßen. Golgarha, das if verdeutſchet Schedel⸗
ſtaätte, Matth. 27,33. Daher die Verdeurfchung. Siehe
Ver 2.
Derdichten, verb. reg. act. Sit oder dichter — ein im
gemeinen Leben in verfchiedenen einzelnen Fallen übliches Works,
So auch die Derdicprung. S. Der 2. ar
‚©3$% 2 f Der:
de i. aus einem beffern in einen fblimmern...
I
2
sors Ber
Berötden, verb. reg. act. dick oder dicker machen, a6; bon
‚füffigen Körpern. . Ein Decoct, einen Saft verdieen, bis zu
‚mehrerer Dicke abdampfen, abrauchen / laſſen. Die Luft ver:
dicken, entweder. mehr Luft in einen Raum zuſammen preffen,
oder auch flüffige Theile in dieſelbe bringen. Daher die Verdi⸗—
Kung. Ehedem wer dafür auch wur das einfache dicken üblich,
welches in diefem Verſtande shonim Tatian votkoumt.
Verdielen verb.reg. act. mit Dielen perfeben, aus ſchlagen, be⸗
legen; auch nut dielen. Einen Sußboden verdielen, ihn dielen.
Daher das vVerdielen. 3
Detdienen, verb. reg. act, welches in; werfhiedenen Bedentans
gen gebraucht wird. "1. Dienfke für etwas leiften, durch Dieuſte
eriviedern. Zur diefem Verſtande fagt.man im Lebenrechte, ein
Leben verdienen, perfönliche Dienfte für ein empfangenes Leben
deiften, auf welche Art ehedem alle Lehen „verdient werden
mußten.
‚man noch im-Niederfächf.. etwas verdienen, etwas mit Dant
erwiedern, duch Öegengefälligfeiten erfegen. 2. In gewöhns
icherm Verftande iſt verdienen, gigentlich durch feine Dienfte,
durch. feine Arbeit erwerben. Viel Geld verdienen. Bey ber
Sandlung if jetzt nicht viel zu verdienen. Kin fauler Ar—
‚beiter verdiene fein Tagelohn mir ie Der —
„Lohn: 7
I Yu mod) weiterer Bedeutung verdient. man KwAS, wenu man
duch feine Handlungen ein gegründetes Recht auf etwas defommt,
wo diefeg Etwas fo wohl ein Get, als auch ein Übel ſeyn kanu.
Ehre, Lob, Ruhm, Danf verdienen: aber auch Strafe, Ta:
del, Schande verdienen. Er leidet die verdiente Strafe.
Ich liebe ihn, wie er es verdient. So, wie du es verdienet
"bat, wirſt du belohnet oder beſtrafet werden. Einem jeglis
ben wird. wideufahren, wie er.es verdient bat, Sir. 16,24.
AUnſere Miſſethaten haben eg verdient, Jen. 14, 7. Unver-
dienter Weife leiden müſſen. Das heit du mit deinen Sünden
bey Gottverdient; außer welchem Fake diefe Wortfügung mit
bey wenig üblich if. F
Die Verfon aber, auf melhefintie Handlung Besicher, end
bey welcher man fich ein Hecht auf etwas-erwirbt, wird dagsgen
nit um ansgedrudt, Er hat es um mich verdient, es fey nun
Dank, Lob oder Strafe, Tadelu.f.f: Verdiene ich das um
dich, meine Fulie! Weiße. "Noch häufiger fagt man in-engerm
Berftande ſich um jemanden: verdient machen, fi durch feine
Wohlthaten ein Recht aufdeffen Dank, aufdeffen Liebertwerden.
Sich um den Staat verdient machen.
Das V
a. 85 — und im ‚gewöhnlichen paſſiven Verſtande, von
demjenigen, woranf man ſich durch feine Handlungen ein gegrün⸗
deres Hecht erwirbt. Der verdiente Lohn, die verdiente-Strafe,
2. Subjeetive und im thätigen Berfiande, vom-derjenigen Perfon,
welche-fich ducch ihre Handlungen ein gewiſſes Necht erwirbt, wo
es doch nur in engerm Verſtande gebraucht wird, von einer Per⸗
fon, weldye fich durch frepwillige Dienfte oder Wohlthaten ein
echt aufden Dank des.andern erwerben hat, ‚Sich um-jemanz
‚den verdient machen. Ingleichen in Geftalt eines Beywortes.
Bin verdienter Mann, in noch engerm Verſtande, welcher, fich
ann die bürgerliche Geſellſchaft, in welcher er lebt, verdient ge»
macht, auf ihren Dank ein Recht erworben hat. Ban bat diefen
Gebrauch sgetadeit; allein verdient bat in diefem Falle das Bey⸗
Hiel fo vieler bundert anderer paſſider Mittelwörter vor fich,
welche gleichfalls im fubjectiven und thätigen Verſtande ges
‚Beaucht werden.
Daher das Verdienen, welches doch nut iin gebrancht
said.
In weiserm, aber. doch ähnlichem. Verſtande jagt -
| auch die Verpflichtung zur Strafe, in fich ſchließt. Esift hier un⸗
Mittelwort verdient wird-auf doppelte Art gebraucht.
bie er es verdienen hat, Nach Vertientt:belohnet:werden. In
——
*
a — irtkionen, fo saß er und der —
ein Erreichen, ein Erwerben bezeichnen. Indeffen, gebrauchen er
und ſeine Nachfolger bis in das ste Jahrhundert noch hädfie
das einfache dienen und — — die ſes ——— ge⸗
ſetzten Zeitwortes.
... »We.wes hat-fich diu liebe. an mir. gerochen..
Oder wie han ich gedienet das? Rudolph v Notheuburg.
Kero gebraucht dafür kearnen, und Kearnung für das folgen«
de Verdienst, welche Wörter zu unferm ernten unddem alten ar⸗
nen achören, fo fern diefes Leßtere eigentlich arbeiteirbedeutete,
Der und. das Verdienſt, des — es, plur. die—e,-von dem
‚vorigen, Zeitworte. ——
— Dasjenige, was man verbienet oder erworben hat; —
Plural. (1) Eigentlich, derjenige Lohn, welden: man fi duch
, feine Dienfte und Arbeiten erworben, ingleichen, auf welchen mar
ſich dadurch ein Recht erworben hat; eineim gemeinen Beben ſehr
bäufige Bedeutung, wo es nicht allein von dem bereits erworbenen
Lohne oder Gewinne feiner Arbeit, fondern auch von dem Fünftie
gen möglichen gebraucht. wird, Es iſt in dieſer Bedennmg faſt
‚durchgängig männlichen Öefchlechtes. Der verdienſt iſt bey den
theuren Achensmitteln ſchlecht man verdient wegen der tbenen
‚Lebensmittel jegz durch feine Arbeit wenig.- Dielen, guten ver ⸗
‚dienft haben, viel verdienen. -Schlechten , wenig verdienh
haben. Ich möchte ihm dieſen Derdienfi gern zuwenden. .
Das if mein ganzer Verdienſt, verdienter Lohn, im rigentlihen
Verſtande. (2) Inweiterersundfigürlicher Bedeutung, dasjenige,
‚auf weiches man ich durch feine freyen Handlungen ein Recht er =
worben, es fey nun zur Belohnung oder zur Beftrafung, der ver
diente Lohn, in figürlichem Verftande, Darum fchüttete ih
meinen Zorn uber fie iind gab ihnen alſo ibren Verdient
auf ihren Kopf, Ezech. 22, 23. In dieſer Bedeutung iſt es im
SHochdeutſchen veraltet, wo man es nur noch in der Theologie in
‚engerer Bedeutung gebraucht, wo das Verdienft Chrifti doch wohl
eigentlich nichts auders iſt, als dasjenige, worauf er ung durch
‚fein Leiden und Tod ein Recht erworben, wag er uns dadurch ver⸗
dienrt hat; in welchem Falle es aber zugleich ungewifen Bw
ſchlechtes iſt.
2. Das Recht, welches man ſich durch feine — ————
‚auf etwas erworben bat, in welcher Bedrutung es im weiteſten
Verſt ande üblich iſt, und ſo wohl das Hecht auf Belohnnungen, als
a
gewiffen Geſchlechtes, wird aber nur im Singular ohne Artikel,
and am häuftgſten mit dein Vorworte nach gebraucht ‚nach Ber=
Sienft: Nach Verdienft vergelten, Jer. 25, 24. Wach verdienſt
firafen, 2 Macc. a, 38. Jemanden nach Verdienft befördern, fo
‚der Deutſchen Bibel kommt es noch in andern Verbindungenvor, -
welche aber. außer der bibliſchen Schreibart wenig mehr gebraucht
werden. Wir werden ohne Verdienſt gerecht aus feiner Gna—⸗
de, Röm. 3,24. Iſts aber aus Gnaden, fo iſts nicht aus
verdienſt der Werke. — Iſts aber aus Derdienft der Werke, ..
fo iſt die. Gnade nichts, fonf wäre ‚Verdienft nicht Derdiinf,
Höm, 11,6. Wo es gleichfalls zunächti das Recht bedeutet,
3. Die. Sandhing, undin.weiteem Verſtande auch die Eigen»
ſchaft, durch welche man ein Hecht auf die Belohnung, Achtung
‚oder Erfenntlichfeit anderer bat ; wo es gleichfalls ungewiffen Ge-
ſchlechtes iſt, und das dadurch erworbene Recht zugleich mit im ſich
ſchließt. Man gebraucht es fo wohl von einzelnen Handlungen
— — es nach den Derdienfien ginge, ſo wür⸗
de er gewiß reich ſeyn. Ein Mann von vielen Derdicnftenz fo
wohl der viele Handlungen ausgeübt bat, die ihm ein Recht auf die
Achtung ea als auch der viele ſolche Eigenſchaften
befigch
DE
— —
IR
—
an
le 0 A
Gel. Ihregure Sigur if ihr ganzes Derdienft, dag einzige,
0 welches ihr auf die Achtung anderer ein Necht geben kann. Als
ET auch eollective und ohne Pipral; der ganze Umfang von HandInne
‚gen und Eigenfhäften, welche jemanden ein Recht auf die Achtung
anderer gewähren. Jemandes Verdienft erfennen. Wo es auch
figiivlich von verdienten Perfonen gebraucht wird. Dag Verdienſt
bervor ziehen. Wehe dem Lande, wo das Derdienit nach
Brote geht! —
Arnm. Das Wort ſcheint, beſonders in den weitern nnd figürli⸗
chen Bedeutungen, fpätern Urfprunges zu feyn „denn im »4ten
Jahrhunderte kommt dafür noch Gedintz vor. Noch höher Hin«
“s aufübderfest Noter Meritum durch Guottat, und Kero durch
Arnunge. Der Unterfchied des Geſchlechts gründet ſich blog auf
3 genden ungewiſſen Gefchlechis. :
Verdienſtlich —er, —fie, adj. etady. ein Verdienft entbal-
Belohnung von Gott erwerben, dergleichen in der Kömifchen
“ Rirche angenommen-werden, wo fie auch gute Werke heißen.
Zu weiterm Verſtande, ein Recht auf die Achtung, Erienutliche
keit anderer gewährend. Das if fehr verdienſtlich. In einem
‚etwas andern Berflande nennet man in der Theologie das Leiden
und den Tod Ehrifti verdienftlich, fo fern er den, Menfchen das
durch ein Recht auf gewiffe göttliche Wohlthaten erworben bat,
So auch die Derdienftlichkeit, die @igenfchaft, da eine Hands
7 Aung verdienftlich ift, in allen obigen Fällen.
Der Verding, eine Münze, S.Serding.
Das Derding, des— es, plur. die — e, von dem folgenden
Zeitworte, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort. ı. Die
22, Handlung des Verdingens, ohne Plural; wofür im Hochdeutſchen
Derdingung üblicher iſt. 2. Ein Vertrag, Contract, worin man
jemanden eiwas verdinger.
Verdingen verb. irreg. act, (S. Dingen;) gegen einen verglie
chenen Lohn übergeben, Die Schweine in die Mat, ein Rind
jemanden in die Koſt verdingen. Beſonders von Arbeiten,
Jemanden eine Arbeit verdingen. Im umgekehrten Verflande,
der aber im Hochdeutſchen ungewöhnlih iſt, gebraucht Uz es
für vermiethen : *
Ich mag die güldnen (golönen) Saiten dem Pobel nicht
e * verdingen.
Daher die verdingung.
Verdolmötfchen, verb. reg. act. etwas dolmetſchen, d.i. es
aus einer unbefannten Sprache in eine befanntere-übertragen,
Immanuel; das if verdolmerfcher, Gott mit uns, Matth.ı, 23.
Melichiſedek wird verdolmetſchet, ein Rönig der Gerechtigkeit,
Ebr. 7,2. Daß Lyſtmachus den Brief vordolmetſchet hätte,
St. Eſth. 5, 1. Es wird, fo wie das einfache dolmetſchen, wenig
mehr gebraucht, außer, wo noch eigentliche Dolmetſcher vor.
handen find, welche mündliche Vorträge aus einer unbekannten
Sprache in eine bekanntere übertragen und in derſelben erklären.
In andern Fällen iſt dafür theils überſetzen üblicher, obgleich ſol⸗
‚es von weiterm Unfange iſt und überbaupt ans einer Sprache
A ch —
— —— —— nee N —
bden Gebrauch, und vermuthlich urfprünglich anf zwey verſchiede⸗
ne Mundarien; denn das einfache der Dienſt iſt in manchen Ge⸗
gend, gewäbrend, d. t. ein Recht auf die Belohnung eines audern
” gewährend, in welchem Falle es befonders inder Theologie üblich _
iſt. verdienſtliche Handlungen, welche uns ein Recht auf die .
ur:
Der
h doppelt, doppelt, d. i. zwiefach, fegen. Eine Zahl verdoppeln,
Seine Wohlthaten gegen jemanden verdoppeln, So auch die
Dersoppelung. ©. Der. 2.
Derdorben, das Mittelwort von verderben. (S. tiefer.) Daher
vie Derdorbenbeit, der Zuſtand, da etwas verdorben ift, doch nur
im figärlichen Verftande, der Zuftand, da ein Ding aus feiner erz
ften beſſern Beſchaffenheit in die entgegen geſetzte fchlimmere über»
gegangen iſt. ;
* Empörer fanden auf, dir Ordnung zu zerriisten,
Und Zwieſpalt brutete Verdorbenheit der Sitten, Duff
©. and) Verderbtheit. |
Dersorren, verb. reg. weiches in doppelter Geſtalt vorkomm
1, Ks ein Neutrum, mit dem Hülfsiworte ſeyn, dürre werden,
d.1. diezufeiner Erhaltung nöthige Feuchtigkeit nach uud nad
völlig verlieren. Das Gras, dieBlume, ein-Gewähs, em
Baum verdovrer Ein Menfch mir einer verdorreten Hand,
Marc. 3, 1,3. Vor Hige verdorren. —
2. Als ein Aetivum, dürre machen; eine iin Hochdeutfchen
ungewöbnliheBedentung, in welcher es eigentlich verdörren lau»
ten müßte, (S:Dorren.) Die Flamme wird feine. Zweige ver:
dorven, Hiob 15,30 ; dürre machen. j
Daher die Verdorrung in der Bedeutung der erſten Form obs
gleich die Reutra nur felten Verbalia anf ung verftatten.
Bey dem Ditfried irthorren, bey dem Motfer erdorren,
im Zatian aber ſchon furthorran, $
Derbrängen, verb. reg, act. fortdrängen, wegdrängen , durch
drängen von einem Ort oder Stelle wegfchaffen. Femanden ver:
drängen, ihn von feinem Blase drängen. Ingleichen in weiterer
Bedeutung durch feine Gegenwart, Beranlaffung, feines Platzes,
und in noch weiterm Verſtande, feines Vortheiles beranben.
Man wird verdrängt, mern man feinen Plag,feine Stelle, eine
Wuürde u. f.f. einem andern überlaffen muß. Jemanden von
feinem Amteserdrängen. So auch die Verdrängung,
In eben demfelben Berftande gebraucht mean auch das:irreguläe
verdringen, ©. daffelbe. ö
Derdrehen, verb. reg. act. duch Drehen aus feiner gehörigen
Geftalt oder Lege bringen. Sinen Schlüffel verdrehen. Einem
ein Glied verdtehen. Die Augen verdrehen, Yugleichen figürs
ih. Ein Wort, den Sinn einer, Rede verdrehen, ihnen vor⸗
ſetzlich und in böslicher Abficht eine falſche Deutung geben. Das
» Recht ver drehen, durch Verdrehung der Worte des Gefeges,
So au die Derdvehung. 2
“Der Derdrief, des— es, plur. car.einim Hochdentſchen vers
altetes Wort für Dggdruß, welches noch einige Mahl in der Deute
ſchen Bibel vorfor tt, Daß ſte mir verdrieß thun, Fer, 7. 18.
Zu Verdrieß des Hausherren, Ezech. 8,3. Wo es in einigen
Ausgaben irrig verdrüß gefehrivben wird. - ©. verdruß.
- Merdrießen, verb.irreg.ich verdriche, du verdrießefi, (Dberd,
verdreußen,) er, 88 verdrieße (Dberd. verdreußt); Imperf.
verdroß Eonj. verdröffe, Mittelw. verdroffen. Es ift cin uns
perfönliches Zeitwort „welches. mit der vierten Endung der Pete -
fon und der erſten der Sache verbunden, zuweilen aber auch pers
föntich gebraucht wird, welches doch nur in der dritten Perſon
eſchehen Tau, N
Er AUnluſßt erwecken, in dem weiteften Umfange dieſer Be⸗
dentung. Es, oder die Sache verdrießt mic, erweckt mir ins
niſt, ich empfinde Unluſt darüber. Es iſt in die ſer weitern Be⸗
Se53 deutung
2
3 Unluſt.
m
- häufigen mit der Verneinung.
1019 7 5 ER > EURER
8
deutung veraltet, indeſſen iſt verdrieglich, ſo fern es unluſtig
überhaupt bedeutet, noch von derſelben übrig Man gebraucht es
nur noch,
2. in engerer Bedeutung, ‚von verſchiedenen Arten. der
(2) * Mißfallen, Untnfüber das Verhalten anderer. Da
verdroß fle es fehr, daß ein Menſch Fommen wäre, der Gu⸗
res fürchte für die Binder Iſrael, Nehem. 2,19. Drey Stücke
find, denen ich von Herzen feind bin, und ihr Weſen ver=
dreußt (verdrieft) mich übel, Sir. 25,3. Welches fie_gar
üsel verdroß, Weis. 12,.27.. Mich verdreußt die voffarth
Jacob, Amos6, 8. Es ift auch in dieſer Bedeutung im Hoch⸗
deutſchen veraltet, noch mehr aber, wenn der perfönliche Gegen⸗
fand mit dem Vorworte auf ausgedrudt wird, Es verdreußt
mich auf fie, daß fle fich wieder dich fegen, Pf. 139, 21. Übliz,
cher iſt es, >
(2) in engerer Bedeutung, von der Unluft über eine enipfan⸗
gene Beleidigung, wo es einen von aufen mertlichen aber duch ge⸗
Fingern Grad der Unluft bezeichnet, als kränken, ſchmerzen uff.
eine Unluft, welche durch beleidigten Stolz erweckt wird. Es ift
zwifchen gleichen Perfonen am üblichften. Verdrießt dich dus?
Es verdroß ihn, da mam ibn-der Saulbeit beſchuldigte. Wie
Fann dich das verdrießen? Gel. Ingleichen zuweilen perföns
lich, doc) nur in der dritten Perfon und von Sachen, Dieſer Dor:
wurf verdroß mich.
Dem (den) Gratulant Gratulanten) verdroß die angethane
Schmach Zach.
Ingleichen, obgleich in dieſer Bedeutung ſeltener, mit dem Zeits
mwortelaffen, fich etwas verdrießen laffen, Unluft darüber em⸗
uden.
7 (3) * Unluft über die anhaltende Fortdauer einer, Sache,
Mich verdreußt zu leben, ı Mof. 27,46. Meine Seele ver:
dreußt mein Leben, Hiob 10,1. Woes im Dberdeutjchen auch
wohl mit der zwepten Endung der Sache gebraucht wird, Mich
verdrießt meines Lebens. Wanta mih der uuerlte be-
druzet, Willer, In diefer Bedeutung ifi es im Hochdeutſchen ver»
- alter, wo dafür überdrüßig feyn und werden üblich iſt. Die Nies
der ſachſen fügen noch, es fol ihn endlich wohl verdrießen, er ſoll
es ſchon überdrüſſig werden. 4 -
(4) Untuft über anhaltende Befhwerden; eine im ge⸗
einen Leben und der vertraulichen Sprechart übliche Bedeu⸗
tung. Thes Ganges thih n’ irthruzzi, Ottfried. Im,
Hochdeuiſchen gebraucht man es nur noch mit dem Zeitworte
iaffen. Er läßt ſich die geringfie Arbeit verdrießen. Am
Ob dirs ſauer wird_mit dei:
ser Habrung und Ackerwerk, das laß dich nicht verdrießen,
&ir. 7,16, Gott lob, daß ich ‚mich Feine Mühe dauern
und auch um einen Pfennig Zeinen Weg verdrießen laſ—
fe, Gel. * *
Das Mittelwort verdroſſen wird daher ſehr häufig als ein eige⸗
nes Beywort im intranfitiven Verſtande gebraucht, geneigt,und
Fertigkeit befigens, über jede Bewegung, und in weiterm Vers
#ande,über jede eigene Shätigfeit Unluft zu empfinden, und darin
gegründet; träge mieWiderwillen, Zu etwas verdroffen ſeyn.
Ein verdroſſener Menfch. Das Volf war-verdroffen auf
dem Wege, 4 Moſ. 21,5. Ein Weib, da der Mann, Feine
Sreude am hat, die macht ihn verdroffen zu allen Dingen,
Sir. 25, 31. Werder. nicht verdroffen Gutes. zu thun,
2 Theff. 3,24 TER
Die Munterkeit erſtarb in der verdroßnen Menge,
Zachar.
JZemanden verdroſſen machen, Daher die Derdrofenheit,
Der) —— —— > hs: 2 AR EEE ‚
0. (8), Malufk über eine Handlung, die mat entweder ſchon be⸗
wo es im Hochdeutfchen nur in der vertranlichen Sprechart, uud
‘ haben. Ex laßt ficy Feine Boſten verdrirßen, es gereuen ihu
. Statt zu finden, zumabl, da alle dem Anfcheine nach verfchiedene >
Derdrieplich, —er, le, adj. et adv. vondem vorigen Zeit»
"machend, in deffen ältefter und weiteſter Bedeutung, Unluſt des
Die Derdricflichkeit, plur. die — en, von dem vorigen Bey
’ * N
N *
gangen hat, für gereuen, oder während des Begebent derſelben;
auch hier nur mis dem Zeitworte laſſen und der Birneinung ger
braucht wird, ſollſt ihm geben, und dein Herz niche ver⸗
‚ drießen laffen; dap du. ibm gib, 5Mof.ı5,2o,. Laffenfie
ſichs nicht verdrießen, diefe Bleinigfeit an ihn gewandt zu j;
Feine Koſten. TR *
Anm. Schon ber dem Ottfried ürthrĩezen, im Riederf.ver-
dreten; mit andern Vorfplben, bey dem Ulphilas usthriutan,
bey dein Notker irdriezen, pedriezen. Das sinfachedrießen, .
ift längft veraltet, aber die Oberdeutſchen baben davon noch
Druße, Plage, und die Riederdeutſchen Drste, Verdruß,. Yu
verſchiedenen mit der Deutfchen 535 Hi,
Seuwort mis feinen Verwandten in den verfehiedenen Bedeutungen
auch verfcyiedene Formen, Im Schwed, ift Förtret, Beſchwer ⸗
de,und förtreda, Befchwerde, Unluft erwecken, fortryta —
gereuen, beuieiden, ermüden 5 trött iſt eben daſelbſt träge, müde,
Island. ıhrii, und trötta, müde machen, tryta, fraftlos, före
tryta, aufhören, tryta.aber, Überdruß und Unluft über erwas
empfinden; und fchon bey dem Ulphilas iſt ustrüdjan, ſchwach,
müdewerden, abnehmen, usthriutan aber, Überdruß erweden.
- Es kann ſeyn, daß in einigen dieſer Wörter verfchiedene Stomms
begriffe zum Grunde liegen ; allein, im Deutſchen ſcheint, um ’
einförmigen unperfönlichen Gebrauches willen, nur ein einziger —
Bedeutungen fehr leicht und natürlich aus einander Herflie —
Hornegk gebraucht für verdrießen auch betragen und pevillen.
Die Wortfügung mir der zweyten Endung der Sache, welche im
Oberdeutſchen in mehrern Bedeutungen üblich iſt, ifFimHochdeute
ſchen ungewöhnlich. ©. auch verdruß. — 4
worte und der Ableitungsſolbe lich. Es iſt in doppeltem Verftande
üblich. 1. Subjective, Unluſt oder Widerwillen empfindend und
denfelben äußernd ; in welchem Verſt ande es im gemeinen Leben
beſonders Niederdeuifchlandes, üblich iſt. verdrießlich feyn,
unmuthig und dieſen Unmuth bey jeder Veranlaſſung äußeend.
Eine verdrießliche Miene. Ein verdrießlicher Menſch, welcher
Fertigkeit befigt, bey jedem, and noch fo geringem Anlaſſe
Unluſt und Unmuth zu äußern. -2.Dbjective, verdeießen ‘
Gemüthes erweckend, und darin gegründet. Aber die Männer
ſind mir verdrießlich, 2 Sam. 3,39; zuwider, Der Karren
Rede iſt uber die Maße verdrießlich, Sir. 27,14. Es iſt vr: ⸗
drießlicp zu hören, wenn fie fich fo zerfchelten, B. 16. &
ift auch in diefer Bedeutung in der vertraulichen Sprehartam”
üblichſten, wo es oft für unangenehm überhaupt gebraucht wird, -
Line verdrießliche Sache. Ein verdrieplicher Zandel. Es ık
mir verdrieß lich, wenn ich fo lange warten muß. %
Anm. Viele ſchreiben diefes Wort verdrüßlich, als wenn es
von verdruß abgeleitet wäre ;. allein,.es iſt wabrfcheinlicher, daß
es von dem Zeitworte abftammet, zumahl, da in Derdruß deu e
Furz iſt, in dem Beyworte hingegen das ü laug ſeyn müßte, Au -
die Ausfprace if fürdasie. Lid.
worte, 1. Die Eigenfchaft, daeine Perfon oder Sache verdrief> *
Eich ift, in beyden Bedeutungen und ohne Plural, Die Verdrieße
lichFeit eines Mfenfchen, fubjective. Die verdrießlichkeit einer
Sache, objective. 2, Eine verdrießfihe Sache, wo man es doch
nur, ſo wie verdruß, von einem unangenehmen Handel mitane ⸗
dera Perſonen, von einem Streite gebraucht, In Verdrieglihr
£ Feit
a.
"Peit BR — gerathen. ———— allerle⸗ —
Alle verdrießlichkeiten zu vermeiden,
ebenen, verb. irreg. act. (©. Dringen,) feiteinge, aus
h er Stelle dringen, ein Wort, io Häufig. für verdrängen
raucht wird, beſonders im Oberdeutſchen, dagegen in der edlern
—5 der Hochdeutſchen das letztere üblicher if.
Die holliſche Geſtalt hat Gottes Bild verdrungen, Gryph.
Sdringung. ©. Verdrangen, iugleichen Dringen, .
Verdroſſen, —er, —te, adj.et adv. eigentiih das Reken
0 dus Zeitwortes verdrießen, welches in Einer Bedentungdeffeiben,
und Thãtigkeit verrauhend und darin gegründet, träge, S. Der:
drießen. -
. Die Deröroffenheit, plur. car, der Zuftand, die Eigenſchaft, da
h man verdroffen iſt, Umluft zur Bewegung oder Zbatigleit,
Tragheit
Dridenken; verb.reg. Falſch, unrecht draden, befonders
von dem Drucken der Es lie vonder falſchen Stellung
der Columuen, in weiterer Bedeutung aber auch von den Febiern,
welche der Setzer im Setzen begeht. Das Wort iſt verdrückt.
2, Als Materiafzum Drucken gebranchen. Diel Papier, Sarbe
verdrucken. 3. Als Koften duch Drucken verwenden, v @rbren,
Sein Geis verdrucken, es aufdas Druden eigenerVerlagsbücher
werden, So aud das Verdrucken. 4.* Aus feiner Stelle
Sochdeutſchen ungewöhnlic) ift. Helfer dem Derdrudten, Ef. ı,
© 17. ©. das folginde,
unterdruck en; in welchen beyden Bedeutungen es doch im Hoch⸗
deutſchen wenig gebrau nch t Verdrucke den Srufzer nicht,
der deinen Buſen ae dringt, Vefn, m Hochdeutſcheů un⸗
terdrücke.
Der Verdruͤß — — lur car. von be Zeitworte ‚ver:
—— daher es ebedem Ar Dersriep lautete, _
. Die Empfindung, d. i, merfliche Unluſt des Srmütbes,
6* -Überbaupt, für Untuft, unangenehme Empfindung des Ges
muũthes Üderhauve; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung.
Ss iſt Fein verdruß mit ihr umzugehen, Weish. 8, 16. Ich
feiner Kunft mir verdrieß bie, Thenerd. ich warte mit Schmerzen
auf feine Ankunft. Man gebraucht es, fo wie das Zeitwort,
©. (2) Nur,noch im Ängern Berftande, von. demjenigen Arien der
Unluſt und dee Unwillens, in weichen dasgeitiwort noch jetzt üblich
iſt, die.fegte fünfie der Aebe ausgenommen, in welcher das Hanpt⸗
“ wort ſcht gangbat iſt Yudeffen ſticht doch in allen diefen Fällen
der allgemeine Begriff des Unmillens vor, Etwas mit verdruß
" thun, mis merflichen Widerwillen. voller Dersrußfeyh, voll
Yinmwillen, Seinen verdruß verbergen, Uberwinden. Befvis
ders von dem nwillen über das Verhalten anderer, Jemanden
verdruß machen. Viel verdruß von feinen Bindern haben.
be Jeman den erwas zum Derorufe tbun. Allen Menſchen
F zum vVerdruß.
RK 2. Dasieniae, was diefen Unwilfen ı erreaet, Femanden allen
vVerdruß anthun. Befonders, fo wie Derdrießlichkeit, in en⸗
germ Verſtande von einer unangenebimen Sireitigkäit, don einem
unangenehmen Handel mit einen andern. Einen verdruß mir
* jemanven haben, einen unangen hmen Streit, Es wird einen
verdruß ſetzen geben. Einen verdruß anrichten. Sich
* iemanden — machen, ſich ſeinen Verweifen aus—
eroft,. ©
Ei würde nur ver oruß vom Edelmanne haben, Si,
*
keiten machen ihn in unangenehme Streitigkeiten vertvickeln.
* Bis ich fie daraus verdrungen bebe, Leſſ. So auf die Ber
als ein eigenes Beywort gebraucht wird, Unluſt zur Bewegung
drücken, ingleichen unterdrucken, in welcher Bedeutung es im -
ah Verdrücken, verb. reg. act. ans feiner Stelle drücken, inaleichen .
& Ne Ä
— Der 1022
Anm, Diefes Hauptwort ift fo alt, als has Seitwort, und lau⸗
get bey dem Notler Urdruzzi, Urdruzedo , im Niederf. Ders
drot, ingleichen nur Drör, im Holänd. Verdriet, welches ſich
_ dem veralteten Derdrieg näbert. Im Doerdeurfehen if defur
auch Widerdruß und Widerdrieß uüblich.
Yerdrüßlig, ©. veroͤrleßlich.
Verduften/ verb, reg, neutr, mit dem Hülfsworte feyn, in Ges
ftalı des Duftes verfliegen, verfchwinden, Aller Gerug ih verz
dufter. Line Landfchaft, auf weicher der Thau in flühhti⸗
gem Nebel verdufter. Der Deritand ift bey ihm verduften,
verflogen.
Verdummen, verb, reg. neutr, gleichfalls mit dem diilfsworte
feyn, dumm werden, einimDocbeutichen eben fo ungewöhnliches
Wort, als das gleich bedeutende erdummen.
Verdungeln, verb. reg. act. dunkel machen. ‘Ein Zimmer
serdunkeln. Jugleichen unſcheinbar, unfenhflich machen,offaud _
nur das ide, den Schein-oder Glauz vermindern, ſchwächen.
Die Wolfen verdunfeln den Mond. Diefer Fehltritt verdun—
Felt feine Verdienſte. Die Thaten des. Vaters wurden von
den Desdienften des Sohnes verdunkelt. So auch die verdun⸗
Felung. Bey dem Rotter petunkeln, _ .:
Vordünnen, verb. reg, act. dünne machen, befonders von flüffie
gen Körpern. Die Sonnenitrablen verdünnen die Luft. Das
Blur verdinnen, die demfelben fehlenden mwäfferigen Speile —
Waſſer erſetzen. Daher die Verdünnung. .
verdunſten, verb. reg. neutr, mit dem Hülfs vorte feyn, in
Geftalt des Dunfies verfliegen, ‚Die Seuchtigkeit . iſt ver⸗—
dunſtet.
verdünſten, verb. reg. act. in Gehalt des Dunſtes vertreiben,
vermindern; welches dach wenig gebrandıt wird, Abdimſten ab⸗
dämpfen fi find darür in, manchen Fällen üblicher.
Derdurften, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte ſeyn, vor
"Durft vergeben, ee Ein Thier verdurſten laſſen.
Es iſt verdurfiet. N Berftande ift das Mitlelwort
verdurſtet im gemeinen Neben fehr durſtig, verdurſtet feyn.
©. Ver 5.
Derdüjtern, verb. reg.act. ein ih Hochdentſchen ungewöhnliches
. Wort für verfintern, von dem Niederdeutſchen düster, Dunkel,
finfer, (S. daffelbe.) Wenn es ı Tim. 6, 3.4. beißt: fo jemand
„anders lehrer, der iſt verdüftert, und weiß nichts, fondern
ift feuchtig in Sragen u. (.f. fo iſt wohl naftreitig, daß Luther dar
mit die Düfternbeit oder Finſterniß des Berflahdes ausdrucken
wollen, und daben auf die nächte Abſtammung des Wortrs reru-
gurat, von rugog. Rauch Dunfk, gefeben, ob gleich dirfes her⸗
na agurlich Schwulſt und Stolz bedeutet; eine Bedeutung, wel⸗
che duner, finker u, ff. nie gebabtinoch haben fönuen, Im ähnlis.
hen Verſtande fagt Gryphius:
Gebt immer hin $ gebt, ihr verivrte —
"Wählt, weil ihr fo verdüftert ſeyd, A
Die ſchnoden Gläfer_ vor Juwelen;
d. 5, verfiatiert,
Dereden, verb, reg. act, mit Ecken verfehen, befonders imYagb»
weſen, wo es als ein Reutrum gebraucht wird. Der Sirſch hat
vereckt/ wenn deſſen Geweih alle Enden befommen bat; wu Ede
die Eden des Geweihes zu bezeichnen ſcheinet. Der Siefch gehet
hoch verecket, in.chen dieſem Verſtande. In einigen Mundar⸗
ten verenket. ©. Auffegen, weiches in eben demſelben Verſtande
gebraucht wird,
Deredeln, verb.. reg. act. edler machen, einen höbern Grad des
innern Wertbes ertheilen, und ſich peredeln, edler werden. Im
Bergbaus veredelt fich dev Gang, wen mehr oder beſſeres Erz in
dem ſelben gebrochen wird. Di: Erze veredeln ſich wenn fie
reichhal⸗
/
«
D
\
Der Verebrer, des—8,.plur.utnom,fi
——— — — RI eine — ma⸗
chen ſie anfehnlicher, vorzüglicher. Dur) Beuliven, Pfropfen
a. f. f. werden die Obſtarten veredelt, yrfunde meisieeiabeit
srhöbet und veredelt das Herz. :
Beſorgniß für ſich ſelbſt veredelt bals Sie Triebe
Und mäßige Eigennug durch fanfte Menfchenliebe, Duſch.
In engerm Verſtande werden die Erzeugniſſe eines Landes ver⸗
reset, wenn fir verarbeitet werden, im weitefien Verſtande, in⸗
dein fie dadurch einen größeren Werth erhalten,
wird Feine Welle mehr ausgeführet, ſondern im Land ſelbſt
versdelt, verarbeitet. So auch die Veredelung oder Ver: ,
eslung.
Verebelichen, verb. reg.act. ebelich machen, d. i. verbeirathen,
ein in dem feperlichen Kanzel⸗Style noch am meiften gangbares
Mort. Seine Tochter an jemanden nerehelichen. Sich mit einer
- Merfon verebelichen,, fie heirathen. Johanna Marie Schnirz,
»erebelichte Prch.. > Daber die Derebelichung. Von ebelich uud
ver 23 oder auch von ebelichen und ver, fo fern e3 eine Verbin⸗
dung bezeichnet;
Verehren, verb, reg. act, welches in einer doppelten Bedeutung
üblich iſt. ı. Ehrerbietdung gegen jemanden begen und empfinden.
Femanden verehren. Ich verehre feine verdienſte, und
baffe feine after. Ich verehre in ihnen auch den Anſchein
won Billigkeit. 2. Ein Geſchenk geben ; indem ein Geſchenk eiurs
der äfteften außern Mirfmahle der Ehrerbiethung und Verehrung
mar, wo es auf dopgelte Art gebraucht wird, - (a) *"Wlit dem
Secnfativ der Perfon , da denn das Geſchenk vernittelſt des Vor⸗
wortes mit ausgedruckt wird zeineim Hochdeutſchen völlig verals
ver. Form. Den Tempel mit gebübrlichen und heerlichen Ge-
ſchenken verehren. 3 Macc. 3, 17. Daß ich ihm mit dieſem
Gedichte verehre, Opitz. (2) Mit der dritten Endung der Pers
fon, nnd der.vierten der Sache. Einem eswas verebren..
die Geſchenke ſchon läugſt nicht mehr Beweiſe der Verehrung find,
ſo it dieſe Bedentung such in der edlern Schreibart veraltet, und
nur noch unter dem großen Haufen im Gange. Schon die Lateimner
brauchten honcrare für beſcheuken, und Honorarium: für
sin Gefchenk.
Im Niederfächfifchenbebeutete verehren, in noch mehr eigentli⸗
chem Verſtaude, zu Ehren bringen. Eine geſchwächte Pers
fon verehren, fie heirathen und dadurch wieder zu Ehren bringen,
J Fämin,- die ver—⸗
ebrerinn, eine Perfon, welche eine andere verehret, hoben Grad
der Ehrerbiethung für fie heget.. In engerer Bedeutung ißes'oft
eine Prrfon, weiche für eine Berfon des andern Geſchlechtt s Liebe
Da
*“Vereignen, A reg. acı.
In England Der Verein, des — es,
dung.
Verſchenkung, Vertauſchung, den Bırfaufu. — unter fo de
greift. So ach die vereinung.
plur. die —e,ein- von dem ERS
vereinen nur im Oberdeutfchen übliche ———— für Benin ,
gung, Verbindung, Bund, 5 2 er
Wis fy dann ein Verein *
Zuſammen hetten gemacht, Tbeuerd. Kap ea. = —
Im Deutſchen Staatsrechie Tennt gan die
vereine oder die Churvereine, d. i, die Verbindungen, Bere 3
träge der fümmelichen. Churfürſten zur Erhaltung ibser und des
Reichs Gerecht ſanſe von den Jahren 1338, 1399, J— F
In einigen Oberdeniſchen Gegenden iſt es weiblichen Gr
— da denn der Plural die — en, lautet. 7
"Vereinbaren, verb. reg, act. vereinigen, d. i. fonobl eins,ate
auch einig, machen. Swey Stüde Holz mit einander versinz.
baren, verfinden, fie. zu einem Stücke verbinden, es fep. auf welde
Art es wolle, Streitige Gemüther vereinbaren, vrreinigen,
Erine Teur pen rzit don Tyuppen eines andern vereinbaren,
Sic) mit Fmanden vereinbaren. - Das läßt fich mit deiner
Tyuldigen Pipe nicht pereinbaren, vereinigen, widerfpricht
derfelben. Die Vereinbarung mit Gert, Vereinigung, Das Ki
ganze Zeitwort ift im Oberdentſchen am üblichffen, und wird nur —
hin und wieder von einigen Hochdeutſchen zur Nachahmung gen
braudt. Die einfachern einbaren und einbar find Ling ders
altet, In den mittlern Zeiten fommt De — verein⸗
baren vor.
Vereinbarlich/ tie, adj et adv. wa⸗ ih —
Vereinen, verb. reg, eins und einig machen, wie ——
baren läſſet; auch nur im Oberdeutſchen. Was mit ver puiche
nicht vevein barlich⸗ iſt. *
—
nur mit einer andern Endſylbe.-Es iſt im Hochdeutſchen gleich ⸗
falle felten, in dem deſſen Jute uſtdum vereinigen dafür üblich er iſtz
nur die Dichter erhalten es, um dei bequemen Sylbeninaßes
willen, noch im Andeuken. (S. Dereinigen, in deſſen ſämmili-⸗
chen Bedentuagen es gebraucht wurde, ingleichen Verein.) Die
noch kürzern gieinon und einon fommen für oreiniaen ten em. *
Ottfried und feinen Nachfolgern noch häufig vor, ©
mupfindesund nähret, wie Anberher und Anbesberinn, ob gllich Vereinigen,verb. reg.act. fo wohl eins als einig marben; #3
dirſe einen weit höhern Grad der Verrhrung bezeichnen.
X ie Verebrung,plur. die— en, von dem Zeitworieverehsen,.
2, In deffeir erfler Bedentung die Empfindung eine hohen Gra⸗
des der Ehrerbiethung z ohne Mural. Semanden gettliche Ver-
ehrung erweiſen, ihn wieeinen Gott verehren.. Daher verch=
zungswürdig, wofür-ehen nicht. nörhig iſt, verehrenswürdig
zu fagen, weil ja anberhüngswirdig,- achtungswürdig, anz
nebmungswürdig u. ff ohne Tadel find,
sen , die Handlung des Verehtens, d.i..des Schenfeng,, ohne
Plural; noch mehr aber-das Geſchenk felbft, mit dem Plural,
Bine verehrung befommen, ein Geſchenk.
Bedeutung eben fo veraltet, als das Zeitwort,
Dereiden, verb.reg.act.durd einen Eid verbinden, verpflichten.
Wird fie fich falſch vereiden? Opitz. 3
Am bäufiaffen active, einch andern durch einen’ CiB verbinden, in
Kid nehmen, -Die Truppen vereiden, fie deu Eid dir Treue
Es if in die ſer
2. In der zwey⸗
mehr eigentlichen Verſtande, zwey oder mehr Dingefo miseine, ⸗
ander verbinden, oder zufammen gehören machen," daß fie nur als,
Eis Ganzes angefehen werden Förnen, wo man Dingeauf eben fo
virlg Arten vereiniger, als fie als Ein Ganzes betrachtet werden
können Im eigentlichſten Verfiande vereiniget man zwey Sfüde
Holz wit einander, wenn man fie ſo an einander befeſtigen ‚daß fie
nur Eines ausmachen, wofür do verbinden üblicher iſt. Ehl
und Waffer Taffen fid nicht vereinigen, zu einem und. en des
felben Füffigen Körper vermifchen. Zwey Gärten, zwey Bu
fer, zwey Provinzen mit einander vereinigen. Die ſteben ver⸗
einigten Provinzen, oder die vereinigten Wiederlande, fo fern
ſie nur Einen Sraatsförper mit ein ander ausmachen. Sie ka⸗
tholiſche und proteſtantiſche Religion vereinigen wollen. Zwey
Armeen, zwey SIotten vereinigen fich, wenn fie fich fo verbine
den, daß fie nur eine Armee, eine Flotte ausmachen. Die Dre
einigimg der zwey Naturen in Chrife, fo fern fe nur eine —
und eben hieleite Perfon —
—
N — Kinn Suse» onen, & use De ‘
dus Eigenltnnereihk ci. — *
einem andern übertragen, ein im Hochdentſcheu —
Wort, wofür veräußern üblicher iR, nit welchem es den allge
meinen und unbeſtimmten Begriff gemein hat, fo daß. es die _
2,0.
Bm en ment kam mehrern Din⸗
gen bewirken, daß fie einerley Abſichten und dieſe mit gemeinſchaft⸗
allgemeinem Umfange iſt, und dieXechsmäfigfeit und Unrehtmär
J pigkeit unentſchieden läßt. Darnach vereinigte ſtch Fofapbat,,
7 der Konig Zuda, mit Ahasja, dem Bönige Ifrel, 2 Ehron..
0086,35. Die $einde der Birche haben fip mit einander verei⸗
"gg, Pſ. 83,6. Die Juden hatten ſich vereiniget, in den
97 Bann zu thun, den mfsfi Joh. 9, 22. Der Freund kann
5 nie Sreund ſeyn, ohne ſich mit mir zur Tugend zu vereint:
{ gen, Gel: In diefem Verſtande ift auch verbinden üblich und
bennahe noch üblicher. Hierber gehöret au mit einiger Abande⸗
rung die Vereinigung mit Gott in der Theofogie,- das gegenfei«
ingleichen die Vereinigung des Leibes und der Seele in der Phi⸗
Iofophie, die Berdindung bepder zu Giner Perfon durch gegenfeis
tige Wirfung im einander,
3. Widenmwärtige, ——— Meinungen und Anſprüche
auf Einen Zweck leiten, einig machen, Verſchiedene Meinun—
gen vereinigen. Die Glaubiger haben ſich mirdem Schuldner
vereinigt. Sich über die Beute nicht vereinigen können. In
die ſem Berftandeift jetzt vergleichen üblicher und edler, auch zur
Bermeidung der Zivepdeutigfeit mit der vorigen Bedeutung vor⸗
zuz iehen. Ehedem war aber. auch’ einigen in dieſem Verftande
fehe üblich, da denn Einigung jede ſelbſt gerichtliche Schlichtung
‚oder Beylegung eines Series war.
Eine bereinſt imniung zwiſchen ywey Dingen zu einerleh Ab⸗
zandlung laßt ſich mit deiner Pflicht unmöglich vereinigen
An dieſen Verſtande ift von einigen das veraltete vereinbaren:
- Borgeflagen worden, welches, fo wie vereinen, ehedem für veyeis
tigen üblich war..
So aud) die Vereinigung, en
Dereinzeln , verb.reg. act. ein Ganges in ein zelnen Süden
oder heilen: veräußer®, ine Bibliothek, eine Mansfamm:
‘ Jung, eine Bilderfammlung vereinzein, ſie nicht im Ganzen,
- fondernin einzelnen Stüden verfaufen. in Gut vereinzeln,
die dazu gehörigen einzefnen Stücke verkaufen. So auch die ver—⸗
” einzelung ver dat bier die erfte Bedeutung des fort, der Ente
. fernung, daher esnicht bloß einzeln machen bedeutet, und men:
alſo an nicht das Franz. detailliten durch veteinzeln, und
Detail nicht durch vereinzelung überfegen kann, wie von ei ni
gen gefhiehen, 7
7;
Vereiteln, verb, reg. act..eitelmachen, 5 i der Wahrheit and“.
x Danenberaubew, die Wirklichkeit gehoffter möglicher Dinge hin⸗
J dern. Das bat mir alte meine Soffnung, meine Freude, mei:
nen Gewinn vereitelt, So auch · die Dereitelung. (9. ver 2.
und Eitel ⸗ (b), in deffen übrigen Bedeutungen es nicht gaugbar
ift.) Ehedein wurde es in mehrern Fällen gebrandt. Im Tatian
Fi: wird arıtalen vondem Salze gebraucht, dumm, unfräftig wer
den. Bey andern kommt es für demüthigen vor.“
" Pereitern, verb.reg.recipr. ſich veveitern, ſich in Eiter vers
© wandeln, ingleichen ih mis Eiter anfüllen. Kine Wunde
: vereitert ich, wenn fig Eiter, anfeget, Bean die Vereiteräng,
ö Suppusatio.
Verekeln, verb. reg. act. EEE Ekel, di. hohen Grad
der Abneigung, des Widerwillens gegen etwas * mit der
dritten Endung der Perfon,
Dasvevefelt mir die Wels. Daher die Derefelung.
Derenden,verb, reg.act. welches in doppeltet obigen
Adei. W, — 2, u, —
— *
ln und auch oft den Kräften nechmmie einander $
ichen Kräftengu erreichen ſuchen, mw es, fo wieverbinden, von
tige nahere Berhältniß Gottes und, des Menfchen zu bezeichnen >
ſicht entdeclen. Das laßt ſich damit nicht vereinigen. Dieſe
Semanden eine Speiſe verefäln..
® er 1026.
PB" —— Yetivum;, völlig gu Ende keine, wo ver eine in⸗
tenfive Bedeutung bat; ein veralteter Gebrauch, wofür jegt en⸗
digen und beendigen üblich find. So wurdees nach miner#
willen fo verendet, das u. fi f. Rudolph von Rotenburg,
Und wilmin leben alfo verendeny. ff. Fridr, vou Hufen,
2, Als eiir Neutrum mit dem Hülfsworte feyn, für ſterben y
eine gleichfalls verakiere und nur noch. bey-den Zägern übliche Bes
deutung; wo der Hirfch verender, weun er ſtirbt, es geſchehe nun
watürlicher.oder gewaltihãtiger Weiſe.
Verengen verb. reg. act. enge oder enger machen. Minen
Kaum, einen Weg verengen. ‚Zuweilen, obgleich nicht fo ge⸗
wöbnlich, auch in dig Enge, d. i. ineinen engern Kaum, bringen;
So verenget man im Hüttenbaus das Eyz,wenn man mehr Ma: "
terie deffelben-in einen kleinen Raum zufammen bringe, welches’
unter andern‘ auch durch das Röfen gef@lche- Daher die.
Devengung.-
Derenken, bey den Yagten, S. Dereden;-
Dererben; verb. reg, act. als ein Erbe überitagek... v, Als
ein Erbtheil oder Erbgut einem andern hinzerlaffen.- lach Erb:
gangsrecht etwas auf jemanden vrrerben.. Bas But, wel:
ches von meinem Dater, von meinen Dorfabren auf mich vers
erbet worden, Seltener mit der dritten Perfon, einem. etwas
vererben. 2. Sofern Erbe auch erbliches Eigenthum iſt, beden⸗
ter verer ben in einigen Gegenden auch, als ein Eigenthum übers‘
tragen, befonders gegen einen gewiffet Etbgins. .Zochfürftliche
Durchlaucht haben uns die Schaftrift unlängſt vererbt. Se
auch die Dererbung.-
Vererden, verb: reg. act.- in Erde verwandeln, beſonders im‘
> Küftenbeue und der Chymie
So auch die Dererdung.
Dererzen, verb. reg. äct;-in Erz, d. i. genaue Vabindung mer
tallifcher Theile mit gewiffen Dineralien, verwandeln... Wenn
die metallifchen Dünfte auf eine Stein: oder Krdart'tteffen,
in welche ſte eindringen Finnen, fo werden diefe vererzet. Dar
her die Vererzung. Dev Schwefel und. der Arfenik find die vor=
nehmften Dererzungsmittel, oder vererzende Materien.:
Derewigen, verb,reg, act, ewig.danernd machen, eb mur ie
einigen Fällen. 2. Derewigeiwerden, in-die glückliche Eivigfeik +
übergeben,_d.i. ſterben, inder höheren Schreibart. Unſer vers
ewigter ßzreund. 2, Von ewig, lange während, verewigt man
feinen Habmen, fein Gedächtniß, wenn man dieſelben durch
einemeriwürdige That lange dauernd macht... geroſtrat, Teroz
Ravaillae n.ff. baden ſich durch Later und Bosheiten, die
Antonine dur. Tugenden. zevewign. Sp auch. die Verewi⸗
gung.
Dereyden,GS,.Drreidem- -
Derfüchen, verb. reg,act. nv, Mit einem Fachwerke verſeben
oder einſchließen, in dem Waſſerbaue. Einen! $luß verfachen
2.* Gi) mit jemanden verfachen, fi mit ihm abfinden, abs
teilen ; eine veraltere,vielleicht nur noch in einigen Gegenden üh⸗
liche Bedentung. Bine Witwe, ehe ſie heirathet, fol miriber
ven Rindern zuvor verfacht ſeyn, Mattheſ. Bergpoſt. bey den
Friſch. So auch die Verfahung.
Verfackeln, verb.reg, - r. Ein Neutrum mit dem Hälfsiworte
feyn, als eine gackel fchnell wegbreunen. Bas Lit iſt verfas
Felt. 2.Ein Aetivum, auf folche Art, inaleichen durch fack elm
2.1. umnützes und ſchnelles hin · und her bewwegen, verbrennen nor
chen. viel Aicht verfackeln.
* verfahen, verb, irreg. etreg, aot, welches im Bogheutſchen
veraltet iſt, ©, Verfangen.
St6 Ders
Der Roſt vererdet das Kifen.
| 2027. a
Verfahren —— irreg. (8. Fahren) welches nach ———
des einfachen fahren in verſchiedener Bedeutung üblich iſt. Es
wird auf doppelte Art gebraucht,
I. Als ein Heutrumnifden Hülfeworte. feyn,i in Einer Be⸗
dentung auch wohl mit haben. ı. Eine Sache aufeine gewiffe
Art behandeln, welche Art durch Nebenwörter oder Umſchre ibun⸗
gen ausgedruckt wird. Strenge / grauſam ‚unovdentlich, rechtlich
verfahren Rechtlich in einer Sache verfahfen. In diefen.
Sache bift du nicht als ein weifer Yrann verfabren, Der per⸗
fönlihe Öegenfland befomme das Vorivort mir; graufam, ge:
Linde, gütig mit jemanden verfabren. - Babe ih das an dir
verdient, daß du ſo mit mir verfährert? Daher das Derfah-
ren. „Ein graufames, hartes, gelindes Verfahren. Das
rechtliche Verfahren, dirin den Gerichten übiiche Art und Weife
der Behandlung. Da verfahren in diefer Bedeutung mebr eigene
Thatigkelt ausdruckt, alsin den folgenden, fo wird von einigen ‘in
derfelben auch das Hülfswort haben gebraucht; indeffen iſt doch
feyn am iblichften. Ehedem gebtauchte man dafürhäufig das ein⸗
fache fahren, daher noch Luther üderfegt, fahret fäuberlich mit
dem Knaben Abſalon. ver ſcheint hier eine bloß intenſive Be⸗
deutung zu haben. In weitern Verſtande wurde es ehedem auch
für handeln überhaupt gebraucht, :
Gott totter aa, zerſtreuet und verkehrt,
Wer gottlos it. und wider ihn verfahrt, Opitz.
In diefer Bedeutung iſt es im Hochdeutfchen veraltet, indem man.
es daſelbſt nur gebraucht, RER die Art und Weife des
Handelns ausgedrudt wird, ———— eine im BER
ſchen veralteıe Bedeutung.
Reiß mich je nigt fo von binnen,
Starker Gott, inmeinen Fahren,
Weil ſte kaum find halb verfahren, Opitz. N;
3. Sterben, eine Fortfegung der vorigen Bedeittung, in wel⸗
Ger verfarn ſchon im Schwabenfpiegel vorfonmt,
Gelebt, als ein Tyrann, und alt doch beym Verfahren,
Opitz.
Auch Siefe Bedeutung iſt veraltet, außer daß man im Oberdeut⸗
ſchen, und aus dieſer Mundart in den Kanzelleyen, noch mit der
zweyten Endung des Wortes Tod die Redengart Todes verfah⸗
ren für fterben, mit Tode abgeben gebraucht,
II, Als ein Yetivum. 1. Waaren verfahren, fie auf der
Achſe an rinenandern Dre fahren oder führen ; wofür doch verz
Führen üblicher ift. (Siehe ver 1) 2. Ausfahren, durch Fahren
aushöblen ;nurin einigen Fällen des gemeinen Lebens, "Wege,
die verfahren ſoll man böhen , in der Jülich. Polizey⸗Ordn.
-Diecher ſcheint auch der bergmännifche Gebrauch zn gebören, wo
ei verfabrnes Seld,eirfolches.ift, wo das Erz ſchon ausgehauen
iR,
fahren, wenn man neben dem Gange bin arbeitet, den Bang aber
4%
ſteben läfet,
Zoll, wenn man bey einer Sollftätte vorbey, oder um diefelbe
berum fähret „ohne den gebührenden’ Zoll zu entrichten, Am
Schrabenfpiegel verfüren, ingleihenhinfüren, 4. Irre fah⸗
ven, ohne Borfas falich fahren, als ein Reciprocum, doch nurim
oemeinen Leben. Sich verfahren. Dabin Scheint auch der Ge
branch der Buchdrucker zn gehören, welche fich verfahren, wenn
Form aus einem Verfehen nicht weit genug unter den Ties
jedn.. 5. Seine Schicht verfahren, im®ergbaue, feine
Hub Eins und Müsfahren zur gehörigen Zeit, beobachten,
0 Arbeit verrichten, 6, Hus einander fahren oder
we in der Sägerep üblicher Gebrauch, wo der Sirfch
ufen verfährer, wenn gr fienit feinem Gehör _
Der Verfall, des— es,
3. Borbey fahren. (1). Im Bergbaue wird ein Gang vers.
* der Entfernung, doch mit verſchiedenen Schattirungen.
(2): In engerer Bedeutung verfäbrer man den ”
genanutwird. Mr
und — aus — wWiagt/ welhe suis unßindeh E
So aud) das Der — PETER — |
befonderg in der
Weiſe ein Ding zu behandeln, . ——
plur, Kar, der Sufkans, da ein Ding
falfen ift, oder zu ——— in der figüclichen Bel
— — des Neurius/ ‚ die Art und —
von verfallen 2. In verfall kommen oder gerathen. ——— A
der Nahrung Fommen, in Abnahme. Man gerätb in verfall,
wenn fich dieNabrungenmftände merklich verfchlimmern, Kine
Gewohnheit, eine Sache kommt inderfall, wenn fie ——
nicht beobachtet wird. Sich zumverfalle neigen. Denverfall des
Chriſtenthumes beklagen. Im eigentlichen Verſtande ſagt man
nicht leicht derverfall eines zauſes. In Oberdentſchen auchger=
fall. Der verfall eines Wechfels, der Zuſtand, da er verfallen ift,
da er unaufbaltbar bezahfet werden muß. In einem etwas andern
Verſtande iſt der verfall eines Pfandes, der uftand, da es dem
‚Inhaber anbeim gefallen iſt. Daher die verfallzeit oder dee
Verfalltag, die Zeit, da-folches gefchiehet, fo wohl ——
als auch von Wechſeln und andern fälligen Zahlungen,
Detfallen, verb. irreg. neutr, (©. $allen,) welches das
wort ſeyn erfordert, und nach Maßgebung ſo wohl der P
als auch des einfachen Zeitworues, i in — er
gebraucht wird. x
‚1, Für das einfache fallen, fo daß ver hier eine bloße Inten⸗
fion bezeichnet; doch nur in einigen figürlichen ——
(1) In ein Übelgerarben,. In Sünde, in Laſter verf wor
für man doch Lieber fallen fagt, Da fiebt man, wohin ein ſo
'böfes Gemuütb verfallen kann. In Strafe verfallen, Mhrafe
fällig werden.‘ Unter das Todesurtheil Gottes —
(2) In weiterer Bedentung iſt auf etwas verfallen, To wie fal⸗
Ien, nit den Gedanken von ungefähr Darauf geratben, einen Ein= >
fall befommien, Mir verfällt du darauf? Darum bin ich auf
Blumen verfallen weil fie jege ſelten find“: Ju beyden Fallen
kann indeſſen auch die folgende vierte Vedeusung Statt finden.
2. Einfallen , zu. Boden fallen, eigentlich nur von Bebänben
und deren heilen, Ein Haus ih verfallen, wenn es —— —
gauz, oder zumTheil eingefallen iſt. der Brunnen war verfa F
Sie; 30,3.
Kine verfallene Mauer. Figürlich bedeutete ar
ehedem auch, in einen üblen Zuftand der Nahrung in Abne
gerathen, ingleichen wicht mebr beobachtet, nicht mehr gei
wer den. Dag Chrittenthum verfällt, Wofür man
lieber ſagt, in Derfallfommen und gerathen.
3. "Bon einem eingefallenen Dinge verfchüttet werben; 3 ;eingim
Hochdeutſchen fremde Bedeutung,
Sins durch den Dampf ertickt, verfallen durch die Win:
de, Dpiß.
4; In folgenden Fällen hat ver unähl die 8 des
(1) Inder Schfffabrt verfãllt ein Schiff. wenn es von feinem
Laufe abfällt
ten Hoffnung fegeln wollen, verfallen oft: auf die Brafili
Küſte.
iſt. Am bäufteften gebraucht man es in dieſem Verſtande don
° Zahlungen, Schufdverfchreibungen u. f. f. wenn die Zeit, da eine
Zablung gefcheben follte, um if. in Wechfel ift verfallen, _
wenn die Zablungszeitda if; (3) Einem andern Eigeyrhümer -
anheim falen, doch nur, fo fern folches fo. wohl duchBetfäumnif
der beffinnmten Zeit, als auch durch Unterlaffung der ſchuldigen
Pflicht, geſchiehet „Im erſtern Falle verföltein Pfand, wenn &
es duch Verſaumniß der beftinumten Einlöfungsgeir dem Inhaber
®
\ anpeim 5‘
>
Schiffe, welche nach dem Vorgebirge der Bu —
(2) Die Zeit iſt verfallen, die beſt minte Zeit ift um, ver >
ſtrichen; in welcher Bedeutiing es noch hin uhd wieder gangbar
———
Rn z ER Lan
ARTEN,
— —— * * 8*
se * = = F
VER Ber EN
‚EB — dafür. an das Zeitwort verkeben; verftandenePfänder. In
hen fangniß, ingleichen durch muterlafene Lehenspflichten,
chensherren anheim fällt, Eine Ware iſt verfallen, wenn
gehörige Zoll davon nicht entrichtet wird: Sein aus fol
n Bericht verfallen feyn, um der That willen, Efr, 6, 11.
Zul geichnet. Ungewähnlich iſt es im Hochdeutſchen, wenn verfallen
‚2 feyn in diefer Bedeutung mit der erfken Endung der Perfon und der
_ Biertender Sache. als ein Aetivum gebraucht wird. Das iſt das
S quldopfer, das er dem Serren verfallen it, 3 Mof. 5, 19.
+ Sie follten Habe, Geld und Land verfallen feyn, Opis.
verluſtig ſeyn, oder verfuftig gehen, frehet. (4) Au gutemm Wohl⸗
flande, an blühender Öefundheit abnehmen, - Er verfalle ganz,
-.. fagt man von jemanden, welcher mager und fraftlos wird. Daß
end) ‚die Angefichte verfallen, und der Leib verſchmachte,
3 Mof. 26,16. Meine Geftalt ifi ganz verfallen, Pf. 6, 8,
Sein verfallnes Geſtcht war in Shwermuth und verdruß
_ seingehüler. Abfallen wird in gemeinen Leben in äbnlichem Vers
* fade gebraucht. (5) "Sterben, umkommen; eineim Hochdeuts
chen veraftete Bedeutung, Eure Leiber Tollen in der Wüſte
"porfallen, 4 Mof. ı4,29,32. Wenn aber beyde in Gott den
Beeren verfallen find, imeiner alten Urfunde, In andern Ur⸗
Funden kommen auch die R, U. vor, Todes wegen verfallen, Tor
des halben verfallen, Todes verfallen, wo diefes Zeitwort fo
wie Todes verfahren gebraucht wird. Nach einer noch weitern,
abet eben fo veralteten Figur heißt es in der Deutſchen Bibel: es
iff Feines von allen feinen Worten verfallen, ı Kön. 8, 56, um«
gekommen, auf die Erde gefallen, - j
So auch das verfallen. -
„ fallen machen, aber im Hochdeutſchen wenig gebraucht wird, ı.*
Berfalten, d,i. einfallen machen, zerflören ;eineimHochdeutfchen
unbekannte Bedeutung. —
Der in ein rauhes deld und Steine ließ verfällen
Die Stadt Jeruſalem mit ihren ſchnen Wallen, Opitz.
. Eine JZungfrau verfallen, ſte zu Salfe bringen, ſchwächen,
im Oberdeutſchen, welche Bedeutang im Hochdeutſchen gleichfalls
veraltet iſt. 3. Durch Erbfall an jemanden verlaſſen, jemanden
anheim fallen machen, eine noch zuweilen in den Kanzelleyen üb⸗
liche Bedeutung. Das von feinem vater an ihn verfällete
Gut. Die Graffchaft it durch des legten Grafen Abfterben
» "auf eine andere Linie verfäller worden, 4. In äbnlicher, aber
doch noch Herfchledener Bedeutung verfäller man etwas, wenn
man fich durch unterlaffene Pflicht des Eigenthumesdeffelben ver⸗
> Yuftig macht, wenn man esverwirker 5 (5, Derfallen 4 (3).) Ein
S
iſt im Oberdeutfchen gangbarer als im Hochdeurfchen,
5 So auch die Derfällung. Be 3
Der vVerfalltag, des —es, plur. die —e, die verfallzeit, plur.
— die ⸗zen, ©. der verfall. „Er a
— Yarfälfchen, verb, reg.act, falſch machen, d.i. durch einen be⸗
J trügkichen Zuſatz ſchlechterer Dinge geringhaltiger machen, des
wahren Werthes beranben. Die Minze, den Wein, das Geld,
ar
das Silber verfälfchen. Verfalſchte Waare. Das Wort Bor:
‚eg verfälfchen, 2 Cor. 2, 17 ; durch eigenmädhtige Zufäße.. So
auch die Verfälfchung.
> : ‚gebrauchte man dafür auch nur das einfache falſchen—
Derfaltene Pränser, Im Derdeutfchen gebraucht
‚verfällt ein Leben, wenn es durch vecfäumte Le- _
n ähnlichem Ver ſtan de wird auch verwirken gebraucht, nur daß
iefes mehr Thätigkeit, verfallen.aber mehr eine Uitterlaffuug be⸗
An welchem letztern Bey ſpiele esin noch. weiterem Verſtande für
verfällen, verb. reg. weldjes das Activum des vorigen iſt, ver⸗
| i R: Leben verfällen, durch einen Lehensfehler. Auch diefe Bedeutung
> Anm... Beh dem Notfer gefellcen. In den fpätern Zeiten
2 er 4680
er verfalſcher, des—s, plur. utnom.-fng. Fanun. sie
Derfälferinn, eine Perfon, welche ein Ding vrrfälfcht, aus be⸗
*
ringhaltiger macht,
„Der Verfang des —es, plur. car. ein im Hochdentſchen un.
gewöhnliches Hauptwort, von bein folgenden Zeitworte, 1, Der
Zulſtand, da etwas verfängt, als Mittel die verlangte Wirfung
hervor bringt. Wo Fein Derfang der Güter mehr zu hoffen iſt.
2. Dev Nachtheil. Seinen Erbenzum Derfange ein Teflamene
maden. 3. An vinigen Gegenden wird der den Kindern gehöri⸗
ge väterliche oder mütterliche Theil dag Derfängrecht genanut.
Derfangen, verb. irreg. (©. Sangen,)weldes auf doppelte Art
gebraucht wird, —
L.Als ein Aetivum oder vielmehr als ein Reeiproeum, wo es
nach Maßgebung fo wohl der Partikel, als auch des einfachen
Zeitwortes, in derfchiedenem Verſtande üblich ift. 1. Verpflichs
ten, in Pflicht nehmen , und ch verfangen, ſich vergflichten,
eine im Hochdeutſchen veraktete Bedeutung, welche indeſſen noch
in den Oberdeutſchen Urkunden vorfommt. 2, Sich verfangen, _
ſich fangen laffen, fihinetwas, als in einem gelegteir Retze vers
wideln, eine im Hochdeutfchen gleichfalls veraltete Bedeutung, in
welcher das noch mehr veraltete verfahen noch einige Mahl in der
Deutſchen Bibel vorfommt. Daß du dich niche verfähef in dem
Silber. oder Gold. der Bögen, 5 Mof. 7,25. Verfabe dich
nicht an ihren Yugenliedern, Sprihw. 7, 25: In figue lichem
Verſtande wird verfangen in den Rechten zuweilen für befangen
gebraucht ; in Streit verfangene Güter. In einem etiwag andern
Verſtande find in einigen Gegenden verfangene Güter, Güter,
welche init einer Art von Fidel⸗Commiß belegt find, mit welchen
. der Eigenthümer nicht nach Belieben fchalten faun. (S. Derfan-
genfchaft.) 3, $n nahe verwandter Bedeutung fagt man der
Wind habe ſich verfangen, wenner ineinem Raume gleihfam
eingefperret oder gefangen iſt, fo daß er feinen freyen Ausgang. hat,
Der Wind verfängt ſich in dem mantel. Subjective verfange man
fich, wenn man in beftiger Bewegung allzu viele Luft einſchlu—
det, fo daß dadurch das Athemhohlen erfhwerer, und oft der
Leib aufgetrieben wird, wo fich eigentlich die Luft in der Lunge
*
€
& verfängt. Die Windhunde verfangen fich, wenn ſte zu heftig ger
gen den Wind laufen, welches auch vonden Pferden und Menfchen
gilt, Bey den Pferden belegen ungeſchickte Pferdeärgie mehrere
ganz verfbiedene Krankheisen mit dem Nahmen des Derfangens,
vermutblih , weil fie fich von außen durch einerley Merkmohle
Voerrathen; 4. B. Krankheiten, die von einem Trunke in der Hitze,
von unterdrückter Ausdünftung u. fs f.becrühren, (S. Rehe), wel⸗
ches gleichfalls ein Nahme diefer Krankheit ift, Übrigens ift für
verfangen in diefer Bedeutung auch verfchlagen üblich. 4. Dft
wird verfangen auch für verbeißen gebraucht, zu heftig zubeißen
oder fangen , fo daßman den Mund nicht wieder öffnen kann, auf
welche Art fich die gundezu verfangen pflegen. 5. *Sih an
etwas verfangen, vergreifen‘, eine im Hochdentfchen veraltete
Bedeutung, Sich an Gottes Geboth verfangen, in einer
chrift von 1540. 6, Im Bergbauefagt man, das Erz vers
fange fi, wenn es feine Farbe an der Luft verliere und blaß
wird, wie das rothgüldene Erz thut, "Vielleicht ift es Hier eine
Figur der vorigen dritten Bedeutung. 7. Sich verfangen, für
unterfanger, ein im Hochdeutſchen ungewöhnlicher Gebrauch.
II. Alsein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, als ein
Drittel, die verlangte Wirkung hervor bringen, > Es verfangt
"nichts mehr bey ihm es bilft nichts mehr, nichts thut einige
Mirfungmehr. Es wollen weder Ermahnungen noch Zichs
sigungen etwas bey ihm verfangen. Die Arzeney will hiches
mebr verfangen,
Stt2 +
u
teüglicher Abficht duch Beymiſchung eines ſchlechtern Dinges ges
Wenn
12:7 Bu Bet
Wenn faſt kein Mittel mehr in — Serfing
cyph.
Diefe Bedeutung iſt alt. Das mir herunder al min kumber
und min dieneftniht verfaht, Uleich von Gnoteuburg. Ehe⸗
bein gebrauchte man es angh in weiterer Bedentung für helfen,
wüglih ſeyn, und zwar nad dem Mufter drs Latein juvare,
mit der vierten Endung der Perfon. Was iltfieiroWiftuom
werfangen ? Notker, was hat ihnen ihre Weisheit geholfen
Swasich der guoten ie gefang, *
Das hat mil noh vervangea.niht,
Graf Kraft von Toggenburg.
Sin’fpehe redeinfolluizel wider michvervahen, -
Reintmat det Alte.
Es ſcheint, daß es An dieſer Bedeutung nach dem Latein. pro⸗
fitere gebildet worden, ſo daß fangen und kahen bist in einer ſei⸗
ner weiteften Bedeutungen ſtehet. Indeſſen iſt verſchlagen in
chalichem Berkandeüblich,
So auch das Derfangen, in denineiften der vorigen Bedeu .
tungen, N .
Anm, Es ſcheint, daß es ehedem auch fär anrechnen gebraucht
worden.
Nieman im es vervienge
‚Zeiner grollen milletat
— Ober danne gienge, Reimar der Alte,
Auch font ſech verfahen für,fich versonndern, ben fi anfiehen,
in Ältern Schriften vor, auderer veralteten Bedeutungen zu ges
ſchiveigen.
*
Die Verfangenſchaft, plur..car.sin anr an einigen Drfen,g.®. -
zu lim, Frankfurt, übliches Wort, dasjenige Hecht zube zeichnen
nach welchem die Gůter des verſtorbenen Ehegatten ſein en Kindern
zufallen, doch ſo, daß der überlebende davon die Nugung ziehe; _
der Verfang, das verfangrecht. S. Derfangm 1.2. -
Perfänglich, —es, —fe, adj. etadv. von dem Zeitworte ver-
fangen, doch nur in einigen Bedeutungen. ».* Bon verfangen,
El, dieverlangte Wirkung tbun, ift verfänglich, diefe Wirkung
‚gewährend ; doch nur im Oberdeutſchen. Die vollziehung ei:
nes Befehles mir verfanglichem Ernfte andeucen. 2. Bon
Serfangen I, 2, in der veralteten thätigen prmam des San
gens, wobey eine verborgene Gefahr, befonders eine verborgene
Nacftelungmöglich iſt. Line verfängliche Srage, weldrdars
aufabzielet,jemanden zu fangen, Da es denn zuweilen auch. für
nachtheilig überhaupt gebraucht wird. DerfängliheWorte,wele,
GHedir Ehre nachtheilig find. Das if mir verfanglich. Siehe
Derfang. i
Die Verfänglicgkeit, plur. die —en. 1. Die Eigenſchaft, da
etwas verfãnglich ift, ohne Plural, 2. Eiit verfängliches Ding,
arit dem Plural, & x
Verfärben, verb.reg.act.. 1. Die Farbe verändern, doch unr
‚als ein Reciprocum, im engere Verſtande, die Gefichtsfarbe aus
Febhafterinnern Empfindung verändern, blaß, ſchamroth werden,
wofür in der edlern Schreibart ensfärben üblicherifl; fich ver⸗
färben. Seltener ift die active Form.
Die Gräfiun verfärbee beſcheiden die Wange, Zach,
2. Abfolute und in Geftalt eines Neutr ius fagt man im Jagdwe⸗
en, das Wildbret verfärber oder färber, wenn es ſich im Frühe
inge häret, die bleichen Wintechaare veclierer, und dafür das
dunklere Sommerhaar befommt. So auch das verfarben.
Derfaflen, verb. reg. act. wo ver eine Verbindung zu bezeich⸗
nen ſcheinet, daher verfaffen eigentlich durch Faffen verbinden, zu«
men faffen oder verbinden bedeutet. 1. Im eigentlichen Ber»
flande,iu welchem es noch zumeilen im gemeinen Leben norfomunt,
Sn Ber Zinmermenngfunft pas man Aauptpölzer,iwelche zu oberſt
Über den Gtändern Tiegen, und flesalfe yufdmmen verfaffen,
derdinden. ‚2. I weiserm und fijclichem Beeftande, (Auf
daß alle Dinge zuſammen in ein Haupt verfaſſet würden in
Chrifto, Epbef. 1, 10; verbunden, vereiniger. Da er die
Tiefen mit feinem Ziel verfaffete Sprichw.8,27; einfhränkte,
in ihre Örängen ſchloß. Das wird in diefem Worte verfaſſet
uff. Röm. 13,9. Ju welchen Fallen es och gleichfalls verale
‚tstifl.. (2)* Die Theile eines Ganzen in Ordnung und gehörige
Verbindung dringen ;\eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in
welcher noch Verfaſſung üblig if, (S.daffelbe,). (3) Zu engerm
Ver ſtande gebrancht man es fo wie abfaſſen, noch von ſchriftli—⸗
chen Auffägen, eine Rede ſchriftlich auffegen, eigensiich, fieallen
ihren Theilen nach gehörig verbinden, Einen ——
nung, eine Blage u. f. f. verfaffen, fie auffegen. Ein Ge:
dicht verfaſſen es machen. Sin Buch verfaffen, es fehreiben,
erfeetigen Daniel ſchrieb denfelbigen Traum und verfeffere
ihn alfo, Daniel 7, 1; fegte ihn fo auf. (©. auch Abfaffen.) Es
fängt ‚in diefer Bedentungim Hochdeutfchen an zu veralten, ob ⸗
gleich verfaſſer aoch vollfommen gangbar ifk,
Der Verfaſſer des —s,plur. ut nom, fing. Fämin.dienerfak:
ferinn, welche une in derdegten Bedeutung des vorigen Zeitivors
‚tes üblich find, eine Perfon gubezeichnen, welche zine ſchriftliche
Dede verfaſſet, d. i. aufgefege, derfertiget hat; der Urheber,
Dev Verfaffer eines Briefes,cines Gedichies, eines X ges,
eines Buches u. f.f. -
Die Derfaffung, plur die —em. 2. Die Sandlungdes'Berfaf-
fens,wo es doch nur zuweilen im gemeinen Reben gebraucht wisd;
obne Plural, 2. Figürlich, und von Derfaffen 2 (2 )‚dieActund
Weiſe der Verbindung der Theile zu einem Ganzen, wo es doch
nur in einigen wenigen Fällen gebraucht wird. _Befonders ift
bie Verfaffung eines Landes oder die Landesverfaffung, die
Art und Weife, wis daffelbe nach allen Theilen vegieret und vers
waltet wird; in welchem Falle auch der Plural gebraucht wird.
Die Rveisverfaffung, die innere Einrichtung eines Kreeifes. Zur
weilen bezeichnet es auch Die Verbindung der äußern andiunera >
Umſtande eines Menſchen. Man muß ihm wegen ſeiner eti⸗
gen verfaſſung febuliebveich nachſehen. Inengerer Bedeutung
und ohne Plural ift die verfaſſung, die Verbindung der äußdrn
- Umfrände zur Erteichung einer Abficht, die Anſtalton, die Bereit
ſchaft. Sich auf eins Krieg in gute Verfaffung fegen.- In
guter Derfaflung feyn, firben. Sic zu einem Ban in ver⸗
faffung ſegen, die nöthigen Auſtalten dazu machen. Den Seind ©
in ſchlechter verfaſſung antreffen, in ſchlechter Bereitſchaft.
Außer aller verfaſſung zu etwas feyn, gang unbereitet. Ein -
5er, das in der Derfaflung ſteht, fich wegen des Mangels der
äußern Güter zu berubigen. Im gemeinsw Leben ift dafür
auch das auslãndiſche Poſttur üblich, fo wie man vonder innerg
—— Gemürbes in eiuzeluen Fällen lieder Fa ſung ges
raucht.
Verfaulen, verb.reg, welches in doppelter Geſcalt vorkommt.
2. Als ein Neutrum mit dem Hülfsmorte feyn, duch die Fäul
wiß verzehret werden. In der Erde verfaulen. verfaultes
volz. Daher das verfaulen. Bey dem Notker irfulen, im
Oberd.uoch jetzt erfaulen. 2.*Alsein Aetivum, faul masyen,
eine im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bedeutung.
Wenn ſcharfe Peftilenzen
Derfaulen Land und Luft, Opitz. “
In andern Oberdeutſchen Gegenden iſt dafür verfaulen üblich.
t Verfaulenzen, verb. reg. act. welches nur in der niedrigen
‚Sprechert üblich ift, durch Faulenzen verderben, verlieren, ver⸗
ſcherzen. Die Zeit verfaulenzen. Ein @lüd verfaulenzen.
; „Der:
u ee
x.
”
—
— —
————
ei ————
2
BRAND, PETE
IV SERF PRELFRN:
*
—
eier
— ——
IE
2
3 ——— act. (S. zechten) ib Ansehen, es
— es im eigentlichen Verſtande nur a
% ns ifchen Schreibart vorfommt,
BE lang’ er noch geglaubt, daß er dev Britten Redhte,
— Weiße.
— An beutgaen gebraucht man es in weiterm Verſtande, mit Wor⸗
eeen fur etwas ſtreiten/ es vertheidigen. Jemandes Ehre verfech⸗
"gen. Die Wahrheit auf das murhigfte verfechten, Sprichiw.
8. swer alleg verfechren will, bat vieles zu rechten. Sudeffen ift
auch bier von der Vertheidigung eier guten und gerechten Sache
vertheidigen edler und üblicher. So auch das Derfeipten, feltes
ner die Derfechtung.
ee des —#, plur. utnom, fing, Fämin. die ver⸗
fechterinn, eine Perfon, welche etwas verficht, eine böfe Sache
bvertheidigt, ingleichen eine gute Sache mit Heftigkeit und Unge⸗
ftüm vertheidigt.
"Derfödern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel⸗
ches nur im Jagdwefen üblich iff, die Federn ändern,von dem Fer
derwildbret, iin gemeinen Leben, fich manfen. Der Wogel hat
verfedert, wenner ich gemanfet hat.
'Derfeblen, verb, reg. act. aus einem Fehler, Berfeben, das
nicht treffen, was man tceffen, berühren oder erreichen wollte,
am bänftgften mit der vierten Endung der Sade. Den rechten
N rg verfehlen. Das Ziel verfehlen, es nicht treffen.
FF = Gelegenheit verfehlen. Im Oberdeutſchen und der höhern
* Schreibart der Hochdeuiſchen auch mit der zweyten Endung. Des
Weges, des Zieles verfehlen. &s würde fe ſchmerzen, deines.
Anblides fo zu verfehlen, £eff.
Y Ich horchte ſtill, als ein Wanderer,
3 Der feines Weges verfeblt, Weiße,
Daher dag verfehlen.
Verfeinden, verb.reg. act. welches, fo wie anfeinden, nur im
gemeinen Leben für haſſen üblich iſt. Dir aber mich verfeinden,
Dpig Pf. ar.
2
*
figürlichen Verflande. Die Sitten und Gefinnungen verfeiz
4 ‚nern, Die Sprache wird fi bald durch den Umgang verfeis
nern. Giewiffennicht, wie bald die Liebe ſolche zerzen ver⸗
feinern kann. Daher die Verfeinerung.
daß ver eine intenfine Bedeutung bat, Indeſſen wird eg nurim
weiten Verflande gebraucht, als ein Wer? der Kunſt, im wei⸗
teen Berftande, hervor bringen. So wohl von körperlichen Were
Een, Der Schneiders verfertigt ein Kleid, der Schufter ein Paar
Schuh. Den Band eines Buches aus Leder verfertigen. Ein
Gemäblde, eine Bildſaule, eine Zeichnung verfertigen. Wo
& es oft alsein edlerer Ausdruck für das niedrigere machen, üblich
ft, obgleich. diefes in manchen Fällen nur allein gebraucht wer»
den kann; z. B. Butter, Bäfe, Würfe machen, nicht verfertis
‚gen. Auͤch in ſolchen Fällen, wo die ſe Hervorbringung ihr eige⸗
F nes Zeitwort hat, iſt das uubefkimmtere verfertigen nicht üblich.
Ein Haus bauen, eine Mauer führen, aufführen, einen Gra⸗
Sen u. ſ. f. nicht verfertigen.
doch nur in einigen Füßen:
ſatz verfertigen.
Sp end) die verfertigung.
Anm. Es wird jege nur von Werken bet Kunft gebraucht, da⸗
Ser es indem Verflande, worin es 2 Cor. 5,9 vorlommt: daf
ſte voran zogen zu eich, zu verfertigen diefen zuvor verbeis
Als auch von Werken des Geiftes,
in RD ein Bu, einen Auf⸗
—* Die Sqhottland an ſich riß, durch feinen Muth verfochte
Eine
if Verfeinern, verb.reg, act. feiner machen, am bäufigften im .
"Derfertigen, verb.reg. act. eigentlich vollig fertig machen, ſo
ben sieben oder führer, einen Tip geaben, einen Rrans win⸗
Penen Segen, d& die. ver ſprochene Stguer zu ſammeln and in
—
Ber 1034
Bereitſchaft zu halten, ſie fertig zu halten, ungewöhnlich if. S⸗
fern fertigen auch verſchicken bedeutet, iſt verferrigen im Ober⸗
deutſchen auch verſchicken, verſenden. Güter, Waaren verfere
tigen.
Der Verfertiger des —s, plur. ut nom, fing. derjenige, wel.
chen etwas verfertiget oder verfersige hat. Won Werken des Get⸗
ſtes iſt dafür Verfaffer und zuweilen das nad) allgemeinere Us
beber gewöhrlih.
Derföften, verb, reg, act. ein veraltetes, nurnoch hin nnd tit-
der in den Rechten übliches Wort, fefkfegen, in das Gefänghig
werfen, Einen en lbelchäter verfeſten. ‚©: auch bie
verfeſtung·
Verfeuern verb reg. act. x, Durch Feuern verzehren, ale
machen. Dielgolz verfeuern. Ingleichen, fo fern feucen aus
Feuergewehren ſchießen bedeutet, Alles Pulver, ale Patronen
verfeuert haben. 2. In der Jägerep froeutetes ein Jaden, oder
den Platz, worin ſich das Wild vor ber Jagd befindet, mit ange⸗
machten Feuer umgeben, welches auch befeuern genannt wird,
So aud) die verfeuerung. —
Verfilʒen, verb.reg. act, zu einem hilz unter einander verwi⸗
ckeln. Die gasıe —— Derfilstesaare, Daher die Derfilz,
zung:
Derfinfteen, verb. reg. act. finfier nahen, ; wie verdunfeln,
dunkel machen. Die Seufihredien nerfinftern das ganze Land,
2 Mlof, 20, 15....Sonne und Mond werden verfinfiert, werk
uns ihr Licht durch einen dazwischen getretenen dunkeln Körper
entzogen wird. Zin Zimmer verfinſtern, es finffer machen. Iu⸗
gleihen figürlich. Ihr ers ift verfinfiere, Nöm, 2,2». . Noch
" mehr von dem Deritande, wie Epdef. A, 28, Daher die Derfin?
fterung. Ben dem Notker beuinfliren,
DVerfirften, verb. reg, act. miteinerSivftenerfchen, Pin Dach
verfirſten, die Firſte oder Spige des Daches wider Schnee und
Regen verwahren, Daher die Derfirhung. _
Verſitzen, verb. reg, act. welches im gemeinenkeben für verwirs
ren, verwickeln üblich iff.-. Ein Gefpinnft pevfigen. Verfigte
Säsn, Derfigte Haare, verworrene. Sich mit den Süßen im
einen Strick verfigen. ‚Daber die verfitzung. -
Derflächen, verbsreg. act. Sic verilagen, An die Fläche
verlieren, vor Bergen, Anhöhen. ff.
Derfiekern, verb. reg.act, S. Slackern.
Verflechten, verb. irreg. act, (&. Siehten) . 1, In einander
flechten. Se& in einander verlochtene Zweige. Jugleichen
figürlich
Duch das Labyrinth verftochtner Sinderniffe, Duſch.
2. Falſch flechten. 3. Durch Flechten als Mater ialien, erſchdvfen.
Alle Reifen, allen Bindfaden verſtechten. So auch die ver⸗
ſiech tung.
Verflicken, verb.reg. act. durch Flick en als Materialien erſch⸗
pfen, ale machen. Allen Zwirn, alle Lappen verflicken.
Derfliegen, verb,irreg. nentr. (S,8liegen,) welches dasHülfs-
wort feyn erfordert, i. Sich Miegendentfernen, wo es nur ie
weiterm Berfande von Dünſten und Dampfen, und was damit
eine Abnlichkeitbat, gebraucht wird, _ Die Rraft des Weines if
verflögen. Das Waller der See iſt in Dünife verflogen, Hiob
14 175 nah Michaelis ü berſetzuug. Der Geruch verſtiegt im
der freyen Lauft. JIngleichen ſigütlich. Die sige der Solda⸗
ten verfliegen laſſen. Laffenfle ihren Zorn bier verfliegen!
Gell. Nach einer noch weltern Zigue ſchnell vorbey eilen, beſon⸗
ders von der Zeit und ihren Tbeilen. So ſchnell mir auch die
Augenblicke verfliegen, 2. Zu weit fliegen, ingleichen ſich im
Zluge verieren, von dem Gekügel, Der Salf verſtiegt fh,
Werk er ſich im Fluge verirret.
Ita A Wahr
| 103 5 Ver
Wahr iffes, dieſer Schwan fliege wenig; un. ©
Soch er verfliegt ſich nicht, Haged. u —
So auch das Verfliegen.
Verfließen, verb. irreg.neutr. (©. Sließen,) welches das Hülfs⸗
wort ſeyn erfotdert, abfließen, ſich fließend entfernen und zugleich
erfchöpft werden, zunãchſt von flüffiaen-Dingens Das Waſſer
nahm ab und verfioß,Jof.3,76. Das Waffer wird verfliegen
müffen, Nabum 2,9. Roc; häufiger figürlich von der ‚Zeit
und ihren Shrilen, So wohl überhaupt. -Die Zeit verfließet, ger °
bet vorüber. Wie ſchnell verfliegen uns die angenehmen Yu:
genblicke! Als auch von einer beſtimmten Beit
verfloſſen, die beſtimmte Zeitift vorbey. _ Es iſt ein Fahr ver:
floffen, feitdem ich ihn nicht geſehen habe · Ehe drey Mona⸗
the verfloffen find. Daher die Verfliegung, am bäufigften vom
einer beſtimmten Zeit. ı Nach verfließung dreyer Tage, wofür
auch das im eigentlichen Verſtande ungewöhnliche verftuß ge⸗
braucht wird.) Nach verfluß diefer Zeit, nach deren verlauf,
Endigung. Se Jay:
Verfliftern, verb. reg. act. mit Fliſtern verbringen. Den
tten Abend su verfliſtern, Kleiſt. i :
Derflößen, verbireg: welches das Actioum von verfliegen im
eigentlichen Verſt ande ift, in die Ferne flößen, duch
führen. "501 verflößen, Daher die Verflößung.
Derfluchen,‘ Verb, reg.ast. 15° Die einem Flüche die Unter,
laſſung vines Dinges angeloben; nur im gemeinen Leben. Das
Spielen verfluchen, es verfchiwören.“r. Miceinem Fluche aus
der Reihe glücklicher Dinge enifernen, den böchften Grad iumer ·
währenden Unglücker mit einem Fluche anwünſchen, ein höherer
Grad, als yerwünfgen: Femanden verſtuchen ‚Biob ver⸗
finchte den Tag feiner Geburt Chriſtus den Seigenbaum.
Liebe, wie oft babe ich Seine Seffeln verfluchet Ant der Deuts
ſchen Bibel bedeutet es mehrmahls, eheils in einen unslücklichern
Zuſtand verfegen und dieſe Berfegung ank ün digem verflucht ſey
der Acker um deiner willen, die Erde verſtuchen; tbeils auch
den höchſten Grad immerwährenden Unglücks nach Berdienft an⸗
Fündigen ; verflucht ſey/ wer feinem Därer oder Mutter flucht,
Ian:
Li
*
wort. Man gebraucht es theils als ein Beywort für im höchſten
Grade verabfheuungs.baffenswürdig. Ein verfluchter Menſch.
Das verfluchte Spiel. Damiens verfluchte That.
verflucht fey Siefer Schmeichler, fey diefe Sclavenhand,
Die um den Schlaf der Ruhmſucht den, erfien Lorber
wand! Duſch.
Sheils als ein Nebenwort inden niedrigen Sprecharten für ſehr,
im hoben Grade, von unangenehmen Dingen. Das iſt Hoch ver:
flucht ungezogen. . Verflucht Schwer, grob u.f. fi Da es
denn auch oft als ein unuüger Ausruf, befonders bey unangeneb»
men Dingen, gebraucht wird. Ey, verfluhe! 3. Sich vers
fluchen, mit einem Fluche, und in no weiterm Verftande, mit
einem Schwure betheuern ; doch nur im gemeinen Leben. Perrus
vo an, fih zn verſluchen und zu fhweoren, Matth,26, 74.
Daber die Derfluchung,, in der zwepten Bedeutung, und das
ffuchen, in der erſten. *
a Am Nieder. verfisfen, ſchon in dem alten Fragmente
Auf Carln den Großen bey dem Schilter verflochen...
ucher, des —s, plur. ut nom. fing. ‚derjenige, wel⸗
—— —— ; ein ungewöhnliches, nur Hiob 3, 8.
..,. befindliches Wort, za
üchtigen, verb. reg. act, flüchtig machen/ doch nur in
— einen mineralifchen Körper in Dämpfen verfliegen
Die Zeit if
Flößen vera
5 Mof, 27,16, f.. Das Mittelwort verſtucht iſt befondere im °
gemeinen Leben, voneinem noch weitern Umfange,: als das Zeit⸗
imn den beyden erflen figüclichen Bedeutungen. Hilf mir von allen a
Seßn. Wo es oft für dag
Diuge.
xgdhen Sghwefel und Kifenik verfich titen / Daber die vere
> Ahtigung. * Re 1
x
2
Der verſt ag des — ſſes plur. car. von dem Beitworte verf ie
Ben, die Eudigung einer beftimmiten
‚für and Verfiegung und Verkauf
dieſer Zeit, vor verfluß dee Jahres.
Sals mis den Vorwortern vor und nach
Der Derfolg,des—es, plur. car.
"Zeit und ihrer Theite,, mon
üblich find.“ Yrach verflug
In andern Verbindungen, °
z wird.eswenig gebraucht,
von demfolgenden Zeitworte,
ein nur von der Fortſetzung einer Handlung oder Erzählung übli⸗
ches Wort. Wie man im verfolge der Erzahlung ſehen wird,
GN. Das wird aus dem verfolg der Sache erhellen.
— verb: reg. act. einem Dinge folgen oder nacheilen, j
um demfelben Schaden zuzufügen. +. Eigentli Ein Thier
auf der Jagd verfolgen, Den Hıchtigen deind verfolgen,
‚Den Seind durch die Reiserey verfolgen Iaffen, Einen. ausges
ziffenen übelehäter verfolgen. Jemanden mit Steinen, mit
Schmaͤhungen, mit Ste£driefen verfolgen. ‚Alle dieſe Slühe
45. Unglüd verfolge die
Traurige Yhndungen verfolgen 2
wich, und die Nachte quälen mich mit fürierlien Träumen.
werden dich verfolgen, 5 Mof. 23,
Sünder, Spridw, 13, 21.
Weiße.
Sat ein Unmuth je mich in deine Arme verfolgt?
„man jemanden,
en, y 2
ten Schaden zuzufügen fucht ; in welcher Bedeutung es in der
Deutſchen Bibel häufig vorkommt. ‚Der Sromme wird verfolgt.
‚Femanden um der Religion willen verfolgen, - (2) In noch
engever Bedeutung verfolge man, wenn man andere durch äußere
Zwangemittel zu An ne hmũng einer Keligion zu nördigen fucht, in
wird, und
dem dulden, fo wie Verfolgung der Duldung und Duldfamkeit,
entgegen ſtehet. verfolgend feyn. (3) Fortſetzen, dod,uue
welcher Bedeutung es gemeiniglich abfointe gebrancht
Reife, verfole
A
noch in einigen Fällen, Seinen Weg, feine
gen. ) nice ET
verfolge nun ferner ni ' —
Deinen Weg son dieſem Fluſſe Nach jenen, Gefilden ‚.,
Sein Recht verfolgen, fortfahren es zu fuchen, ©. vi
Anm. Es ſcheinet nach dem Mufter des Latein. perle
bildet zu ſeyn. Bey den Pferdgelehrten wird verfo
ar
8*
folgung in manchen Gegenden in engerer Bedeutung gebtandht, -
. wenn von zwey Dinter einander gehenden Pferden das
nahe an das vordere geht,
in die hintern Ferfen tritt, i \ —
Der Verfolger, des—s, plur, ut nom. fing. Fämin, die der:
folgerinn, eine Per ſon welche die andere verfolgt, am haufigſten
inteve fo
daß es demſelben mit den Vordereiſen
Derfolgern, Pi. 7,2. Die Andacht iñ eine Rrankheit Fleiz
ner Seelen; fie, macht einen Fürſten allemahl zu einem Der:
folger und feine Unterthanen
Bedeutung iſt es nicht gewöhnlich,
*Derfolglich, adv, welches im Hberdeutfch
Sprecharten deröochdent
. Rändigen Schreibart aber fremd ifl. RE
Die Verfolgung, plur, sie—en ‚die Handlung des Verfolgeng,
in allen Bedeutungen des Zeitiwortes, Die Verfolgung des Buche
tigen Seindes, Inder erſten finürlichen Bedeutung ift die Ders x %
folgung das Beßreben, andern ohne ihr Verſchulden, oder um
einer guten Sache willen, zu ſchaden; in der zivepten aber, das
Beftreben, eine Reliaion durch äußere Gewalt und Zwangsıyittel hi
einfache folgen gebraucht wird, doch
allemahl nur von einem Läftigen, fehädlichen oder unangenehmen .
2. Figürlich. (1) In engerer Bedeutung verfolget
wenn man ibm ohne deſſen Verfehulden, ingleie
um feines guten Verhaltens willen, ‚bey alleu Gelegenbei-
3
Pi
—
zu Shwärmern. In der legten |
en und den gemeinen
ſchen für folglich gebraucht wird,der ane ;
auszubreiten Daher der Derfolgungsneik, die berrfchendeNeie
sung.
2
ah ERBEN sarehiiten, ‚Kero,
ttfried und Notker gebrauchen ſtatt diefes Wortes noch Ahta,
, Achtunga, von Acht, ächten.
3
ar une,
Baum verforfien, die Forfigebühren davomselegen, So
ie verforſtung.
en, verb. reg, act.
\ 1. Das Frachtseld von etwas ge⸗
ben, in gemeinen Leben einiger, Gegenden, '
2. In die ‚gerne
x 4
4 Waar n verfrachten.. Soaud die Verfrachtung. .
dei, Unmiäffigkeit, im Eſſen, verzehren... ‚Sein Vermögen, das
Seinige verfreſſen. 2. verfreſſen ſeyn⸗ nur im Mittelworte,
eine unmößige Begierde zu effeu haben, in der niedrigen Sprech»
art, wie Se, verbuble, verliebt uf. f. Ein verfreffener
Menſch. S. Vers.
Verfrieden, verb, reg. act. im gemeinen Leben einiger Öegen-
den, mit ‚einer Sefeiebigung umgeben, „befriedigen. Einen
B einen ‚Garten, verfrleden. So * die Verfriedung.
Sriede.,
verfrieten — neutr. (©. —— welche⸗ das Hülfs-
wort feyn erfordert, 1. Im gemeinen Leben für dag edlere
erfvieven. 2. Das Mittelwort verfroren wird zuweilen, doc)
"Auch nur im gemeinen geben, für froſtig, geneigt, leicht zu frieren,
gebraucht. Ein verfrorner Menich. verfroren ſeyn. In wel
chem Verſt ande erfroren nicht üblich iſt. ©. ver 5.
Verfrohnen, verb. reg. act, die Frohndiexnſte von etwas leiſten.
Beim Gneverfröhnen. Ingleichen in einer andern Verbindung:
es find von dem Gute zwey Pferdezu verfröhnen, das Gut muß
mit zwey Pferden Frohndienſte leiſten.
Verfuchsſchwänzen, verb,reg.act. tbelches nur inden nicdei-
gen Sprecharten üblich iſt. Femanten beyieinem andern ver:
fuchsſchwanzen, ihmdurch Fuch sſchwänzerey, di. Schmeiches
3 len, bey demſelhen nachtheilig werden. ©, Suhsfchwanzen.. ,
— Verfügen verb, reg. act.ivelches in doppelter Bedeutung üblich
iſt. 1, Anftalttceffen, veranftalten;; zunãchſt durch einen Befehl,
als ein gelinder Ausdruck für das härtere befehlen. Den Aufbruch
der Truppen verfügen. verfügen, daß etwas geſchehe.
Verfügung thun. Es ift indiefem Beiftandeim Oberdeutſchen
an häufigſten. Üblicher iſt es im Hochdeutſchen, für Anſtalt tref⸗
fen, veranftalten, befonders durch erteilte Befehle, wo doch auch
Verfügung treffen gangdarer ift. Semandes Verfügung billi:
gen, tadeln. Sügen und Sügung werden in äͤhnlichem Verſtaude
gebraucht. e Sich verfigen, ſich an einen Ort begeben, ohne
näbere Bezeichuuug der Art und Weiſe. Sich auf das Land, in
die Kirche, zu einem Sreund verfügen. Ich habe-mich bey Zei⸗
ten hier her verfüge. Daher die Verfügung.
f Anm. In der zweyten Bedeutung war ebedem auch das einzelne
fügen gangbar, bey dem Ottfried fuagen. Sp fueg dich —
auf die hohen — Kap. 47.
Derfübren, verb. reg Baer . Für das einfache —— doch
in einer jetzt veralteten fo daß ver eine bloße Intenſton
bezeichnet. Einen Lärmen, ein großes Gefchrey verführen,
di. erheben undfortf, gen,
richt, wir der rohe Schwarm, der ih Geſchrey —
Wenn wo ein Sürgerweib ein Rind zur Welt gebiert
Bernd:
Dan gebraucht es nur mit den ſchon angsseiaten und einigen. ähn⸗
*
—
der Achſe oder auf einem Schiffe. Waaren, Güter verführen,
wie der Fuhrmaun und Schiffer thun. 3, "Kereführen, talfch
rn, verb. reg. act. Im Forſtweſen einiger. Gegenden.
Derfeiflen, verb. irreg, act. GS. Srefien.) ı. Durch Freſſen,
Die
lichenHauptwörters. 2. In die Ferne führen, esgefchebe nun auf
— — ver 1 2 6) Eigentlich, Don feinem Weg⸗
Ber 1038 °
weifer verführet werden, wofür man doch lieber ſagt, irre ger
führet werden. Wie ein Irrlicht, welches den Wanderer ver⸗
Führen Roch Häufiser; (2) Fiaut lich, durch Beybr mgung unrich⸗
tiger Vorſtellungen zu einer böſen Sandlung bewegen, wo dieſes
Zeitwort frey ich mehr ſagt und häeter iſt als verleicen, (©, das«
felbe.) Jemanden zuserwas verführen. Die Ifraeliten ließen
fih verführen, andere Götter anzuberben, 5 Dofe 30, 17.
Sich von dem Zorne, von der Sinnlichkeit verführen laſſen.
Jugleichen abſolute, durch irrige Vorſtellungen jemandes Sitten
Hlinmern, Einen jungen Menſchen verführen. Er iſt ſchon
ren worden. In weiterm Verftande bedeute esoft, doch
gemeiniglich nur im Scherze jemanden durch Vorftellungen, beſon⸗
ders durch finnliche Vorſtellungen, zu etwas bewegen, welches er
vorher nicht willeng war. Jemanden AMSFIEM Spasiergange
"verführen. .
Daher die Verführung, befonderg in biefer lesten Bedeutung,
die Handlung, da man andere verführet, zuweilen auch der Zus
fand, da man verführet wird, Sich vor der ver führung ie
‚ren. Jugleichen die Gelegenbeit verführen 5 app den:
volkreichen Städten ift die Verführung in ——
Anm. Notker gebraucht ferfunren und verfuoten in den
jest veralteten Bedeutungen des Wegführens und Verfegens.
Der Verführer, des —s, plur, ut nom. ling, Fämin, die
verführerinn, nur in dee letzten Bedeutung des vorigen Zeitwor⸗
tes, eine Perſon, welche durch) irrige Vorfielungen eine-audere
* Y
>
zum Böſen bewegt. Ein Derfuhrer des Volkes. _ Die Derfüh-
vor deiner Juͤgend. —
Derführerifich, —er, —te,. adj.etadv. gleichfalls nur in der
letztern Bedeutung, defonders ſinnliche Bewegungsgründe zum
Böfen gewaͤhrend und emıdalsend. Der verführertfhe Glanz des
Goldes. Die verführeriſche Stimmeder Sirenen, Der Stolz
iſt ein gutes Gegengift wider die verführerifche Schmeicheley
der Mannsper fonen, Sonnenf. Jugleichen in weiterer unſchul⸗
diger Bedeutuug, ſinuliche Bewegungsgrüude zu etwas sewab⸗
rend. Das iſt ſehr verfühteriſch.
Anm. Es iſt zunächſt von dem vorigen Hauptworte ——
wie heuchleriſch/ ſchöpferiſch, Schweltzeriſch, diebiſch u. ſ. f
von Heuchler, Schöpfer, Schweiger, Dieb. Luthers verfüh—
wifchbingegen , v 3.dem Zeitworte verführenzift iin Hochdeut⸗
ſchen nicht gewöhunch. Es iſt eitel nichts und ein verführiſch
Werk, Jer. 10, 15. Sie werden anbehgen den verführiſchen
Geiſtern, ı Sim, 4,4%
Werfüttern, verb.. reg. act. 2. Als Futter gebrauchen. . Gier
wird für die Pferde nichts als Safer verfüttert. 2. Als Fut⸗
ter verbrauchen, ale machen, Alles Heu, alles Stroh vorfüts
ters 3: Durch ungebuhrliches Füttern, oder ſchädliches Futter
verderben. Das Pferd iſt ſchon verfüttert. Daher das verfüt—
tern, und obgleich ſeltener, die Verfütterung.
Dorgaffen, verb.reg.recipr. ſich an oder in etwas vergaffen,
durch den bloßen äußern Schein deſſelben zur Begierde gereitzet
werden. Sich in eine Perſon vergaffen, verlieben. Du haft dich
in die Welt vergaffe, Eron. Zuweilen auch im Mittelworte und
mit ſeyn in etwas vergafft ſeyn. Er iſt ſo vergafft in fir,
Hafer ſte lieber heut als morgen nähme, Leſſ.
Yergähren, eerbe irreg neutr, (9. Bähren,) welches das
ülfswort haben erfordert. Nach Vollendung des Gährens auf⸗
ren zu-gäbren, im gemeinen Leben au ausgäbren. Der
Moſt das Bier bat vergohren.· 2. Zu viel-gähren, ſich über⸗
gähren.
Vergallen und Vorgällen, —— reg.act. i. —— ver⸗
gällen, in den Küchen, die Galle im Ansnebmen zerreißen, und
dadurch dem giſche einen bitteru&eihinad beybringen, wo es auch
wohl
\
1099 .: Ber je ;
x
wohl vergallen Tantet. 2. Figüelich vergätle man jemanden er-
was, wenn man ihn den Genuß einer angkaebmen Sache im bos
hen Grade unangenehin. macht, im hoben
nergälle mir dag Leben. lei
Ih wünſche mir auf diefer welt Bun Mar
Mur den Genuß der Zärtliehkeiten;
Die Heid und Argwobn nicht vergälle, Hase, -
3. Nach einer andern Figur ift ein vergalltes Gemürb, ein mit
bitterm Haffe und Grolle augefülltes Gemüch, in welchem *
ſtande vergaßt nicht gewöhnlich iſt.
vergang licherte adj. er adv. fahig und geneigt zu ver⸗
gehen. Alles iſt in der Welt vergänglich· In engerer Beden ⸗
tung, was leicht, was bald vergebet; beydes im Gegenſatze des
unverganglich· Vergängliche Sarben, welche leicht und bald
verfchiefen. Die vergangliche Freude. Wie verganglichift al
les unser dem Monde! Im Riederfächfifchen bat man noch das
Düauptwort der Dergang, welches daſelbſt für das folgende ver—
gänglich?eie gebraucht wird ; in dem Zeuge iſt Bein vergang,
er ift unvergänglich, nicht zu verwsüflen,
. Die Dergänglichkeit, plur.inuf. die Eigenfchafe eines Dinges,
da es vergängtich ſt. Sumweilen auch der Zuſauimenhang aller
vergängkichen Dinge auf Erden.
Verganten, verb. reg. act, ein nur in einigen Oberdeutſcheu
Gegenden übliches Wort, an den Meiſtbiethenden verkaufen, wo⸗
fürtm Hochdeutſchen verauetioniren gebraucht wird. So auch
die vergantung. ©. Gant.
Vergatten, verb.reg. act. x. * Berbinden, ein jetz veralte⸗
tes ort. Es ſcheint, daß das jetzige verkröpfen der Tiſchler ehe⸗
dem vergatten genannt worden, wenigſtens wird bey ihnen noch
derjenigg Heine, gemeiniglich eiserne Hobel, womit die Göh-
sung, d. ie die biagonale Fläche an denjenigen Dingen, welche vers
kröpfet werden folfen, beftoßen wird, der vergatthobel genannt.
Es ſtammt in diefer Bedeutung unſtreitig von gatten, zuſammen
fügen, her. 2. In einem andern Verſtande wird es in der Land»
wirthſchaft einiger Gegenden, 3. B. Dberfachfens, gebraucht.
Die Selder mit feinen eigenen Pferden plügen und vergatten;
wo es fo viel als beſtellen zu — ſcheinet. So auch die ver⸗
ttung.
2. —R— verb.reg. act. mit eine 9 Batter oder Gitter
verſchließen, verwahren, befonders im Riederſãch ſiſchen, wo es
vergadern lautet. Daher die vergatterung.
2. vergattern, xerb. reg. act, welches nur bey den Soldaten
Abi iſt, wo man die Soldaten vergattert, wenn man fie durch
den Erommelfchlag zufammen beruft, wofür man doch häufiger
vergatterung ſchlagen fagt. Vergattern iſt das Iterativum von
dem vorigen vergatten,und bedeutet eigentlich verfammeln,Rir-
dorf. gadern, vergadeen, Engl. gather. Wenn der Tcommels
ſchlag Abends bey Ver ſchließ ung der®atter oderThore der Zapfen⸗
ſteich, die Vergatterung bleße, alsdanu würde es das vorige
Zeuwort frpa. ©. Gattern.
Der Vergatthobel, des —s plur. ut nom.fing. S. ver⸗
atten.
— irreg.act, (S. Geben,) welches in ver ſchiedrnen
Bedentunges vorkonnit.
Falſch geben, von Ver a (2) (9). Sich vergeben, ſich im
Beben oder Ansgeben irsen. Die Barten vergeben, fie falſch ge⸗
ben... Die Barten find vergeben,
Sie Ver gebung in diefer Brdertung nicht üblich if.
2 ,Die befimmten Abaaben von etwas geben, mit dem Accuſa⸗
tiv Diefed etwas. Mine Waarevergeben, die Aceife, den Zoll
dabon geben. ‚Dee Wein if noch nicht vergebn. Sein Ver⸗
wögen vergeben, dis Vrrmögendeusr davon entrichten; &s iſt
* J
u. Ber
bier ein allgemeiner Ausdeue, welcher das verfeueen, —
verbittern. Das |
vergebene Simmelbror, Seh, Feanf, das umnfonft gegebene. _
Daher das Vergeben, indem
ſiren, verzoflen u. ff. unter ſich begreift,
3. Gift beybringen, und. dadurch tödten, durch Gift —
Man gebrauchte es ehedem mit der dritten Endung der ——
Einem im Eſſen vergeben, Theuerd. Es iſt ihm vergeben wor:
den. Leider, ihm ward vergeben, Hornegl. Im Ober deut⸗
ſchen ſagt man noch jetzt einem mit Gift vergeben. Im Hodhr
deutſchen gebraucht man es nie anderez, als mir der vierten Endung
der Perfon. Jemand vergeben, oder ihn mit Gift vergeben,
Er ifivergeben worden. Ragen und Mäufevergeben. ich
felbit vergeben. Die Borfpide ſcheint bier eine Deſtruetion zu
bezeichnen/S. der ı (2) G). Daher das vergeben/ und, odgleich
ſeltener, die Vergebung,
4.” Ohne Wirkung, ohne gehofften Malen fo daß die.
Partikel die Bedeutung des Verluftes hat, S
iſt in diefer Bedeutung veraltet, von welcher indeſſen doch verge⸗
a (2) (). Es
bens und vergeblich noch üblich find. In einigen Gegenden,
5 2: in Oberfach — auch noch das Mirtelwort vergeben
vevergeblich gebraucht Sinem vergebene
für das ſonſt
Mühe machen, Leſſ. Kine vergebene Bein Gef, —
Eide fi hwören, Raben,
E 5. Umſonft, ohne Lohn geben, eine mit der vorigen ehr nabe
ER zu
Rn A bj v
. « ne
—* rn #
EM: 7
verwandte Bedeutung, welche aber gleichfalls veraltet iſt. Das
6. Weggeben, an einem andern geben, wo ver die erfte eigente
a
J
liche Bedeutung der Entfernung hat. (2) Eigentlich, wo es doch |
nur in einigen Fällen üblich ift. Weine Hand iſt ſchon vergeben,
Seine Tochter vergeben, fie jemanden zur Ehe verfpreshen, ir
einigen Gegenden auch, fie ausflasten. Den ausgefegten Preis
vergeben. Ein Stipendium, ein Amt, sine Bedienung vergt-
ben. Die Stelle iſt noch nicht vergeben. Wenn die Per ſon aus⸗
gedruckt werden ſoll, fo befomamı fie dhs Vorwort an. Ein Amt
an jemanden vergeben. So auch die Vergebung. (2) Figür⸗
lich, mit der dritten Endung der Perfon, Ach od:zeinem andern
etwas vergeben, elwas von feinen oder desandern Befugaiffen
zu feinem oder deffer Nachtheile fahren Laffen,
rechtfamen zu meinem Nachtbeite fahren laffen. „Seinem race
folger etwas vergeben. - Seiner Würde etwas vergeben, ef»
twas hun oder dulden, was feiner Würde nicht angemeffen iſt.
Er vergibt ſich nichts, thut oder leidet uichts, was ihm nachthei⸗
ligwäre,
7. Die Schuld und Strafe einer zugefügsen Beleidigung erfaß
fer, und zugleich den durch die Beleidigung verurfachten Unwillen
fahren laffen, immittlern Lat, condonare, perdonare, im
Franz. pardonner. Es ſcheinet in die ſer Bedeutung eine Fort,
fegung der vorigen zu ſeyn. Es lautet in der ſelben ſchon bey dem
Dtifrieb irgeban, im Angelf. forgifan, En forgive. Fer
manden ein Verbrechen, eine Beleidigung vergeben. Berges
bet, jo wird such vergeben, Luc.6, 37. Gott vergibt die Sun:
de. Das kann ich dienicht vergeben. Ir weiterm Berflande
bedeutetes oft den Unwillen wegen einer Handlung fahren laſſen.
Ich wurde es mir hiemabls vergeben, wenn ih ihn unglüd’=
li gemacht hätte. vergeben wird im diefer Bedeutung am
bäufigften, theils im theofogifchen Berftaudevon Gott, theils I
‚ um gemeinen Leben and dev verfrarrlichen Spredjart gebraucht z
in der edlern, befowbers von hoben Perfonen, iſt verzeihen, und
won der gerichtlichen Erlaffung der Schuld und Strafe, besnadi⸗
gen üblicher.
Daher die Vergebung. Die vergebung * Sünden, einer
Beleidigung u. f fü
Anm
Ich kann mir,
meinem Rechte nichtsnergeben, ich kann nichts: von meinen Ge⸗ }
ee ee a ne di ln
er
Di Tan ui 1
re Dan A Ein er — Sc) a
——— —— — BE ES ;
A ae
F 5 J 8 F J
Anm. Kero zebraucht fark eban fil: das einfache geben, der
alte Überfeger Iſidors aber firghe ban füe copliitutum.
Dergebens, adv. ı.*Umfonft,-obne Vergeltung, eine im
Hochdeurfchen veraltete Bedeutung, welche indefjen noch in einis
> gen Dberdenefchen Gegenden gangbar iſt. Sie ſtammet von verge⸗
ben her, fo fern esehedem auch ohne Vergeltung geben, bedeutere.
9, Ohne Erreichung der vor Augen gehabten Abficht, wortr auch
dag folgende vergeblich aebraucht wird. Jemanden vergebens
= anfleben, ohne von ihm gehöret oder erhörer zu werden. Du bes
mübert dich vergebens, ohne die Abſicht zu erreichen. Alle Ar⸗
beit iff vergebens. Soll ich ibn vergebens suf einen Brief
= Hoffen Taffen ? Dergebens bemübere ich mich, den Streit bey:
zulegen. Ich fuchte ihn vergebens, ohne ihn zu finden,
AR Du fivebeit glücklicher su werden,
Uns ſtehſt, daß du vergebens firebft, Bell.
vergebens lachelt ihr im angenehmen Garten
Die blubende Natur Zufriedenheit und Ruh, Zach.
Anm. In einigen Niederdeuiſchen Gegenden vergywiek, Das
*
vermitielſt des adverbiſchen s ans dem ſchon oben gedachten Mit
elworte vergeben gebildet, welcheg in eben demſelben Verſtande,
als ein Bey: und Rebenwort gebraucht wird, aber im Hochdeut⸗
fehen doch feltener vorkommt. Schon bey dem Notker iſt ferge-
= bono fowohlumfonft, gratis, als aud) vergebens, fruftra,
vVergeblich — er, — fie, adj.etadv. gleichfalls von dem Zeit⸗
worte vergeben. ı. Was vergeben werden kann, in der legten
Bedeutung des Zeitwortes und im Gegenfage des unvergeblich.
Eine vergeblihe Sünde, eine erlaßliche. Indeffen wird es in
bieſer Bedeutung nur felten gebraucht. ©. Bon vergeben, ohne
Erreichung feiner Abficht geben, ift vergeblich, was ohne Erreis
ung der daben gehabten Abſicht ift oder. gefchieber, für das min:
‚ Der. übliche vergeben, und in der AdverbialsForm, wie vergebens.
Vergebliche Worte, Epheſ. 5, 6, welche ihre Abficht nicht errei⸗
cchhen, und alfo- von den unnützen noch verſchieden find. Sich
iele vergebliche Mühe machen. Alle deine Arbeit iſt vergebs
Lch. Seine Gnade iſt nicht am mir vergeblich geweien,
“ı@or. 15,10, So durch das Grfeg die Gerechtigkeit Fommt,
fo iſt Chriſtus vergeblich gehorben, Gal. 2, 21, :
vergeblich böthe fiemir heut 7
mit ihrer Sand Unſterblichkeit, Naml,
Jemanden eine vergebliche Hoffnung machen.
worte verneben gebildet, und follte eigentlich auf eine vergebene
Art bedeuten, wird aber doch für das Beywort vergeben ſelbſt ars
bar, indeffen wird doch vergebens bey nahe häufiger gebraucht,
befonders in dem gefelfchaftlichen Umgange.“
Die VergeblichEeit, plur. inuf. die Eigenfchaft einer Sache, bes
ſonders einer Handlung, da fie vergeblich ift, am häufigften in der
zweyten Bedeutung-des vorigen Wortes, Die vergeblichkeit
einer Bemühung. Vergeblichfeit macht, daß der Sleiß ev:
müdet. *
Die Vergebung, plur. inufit. ©. in vergeben.
> Die Dergehe, plur. dien, einnurim gemeinen Leben üblis
he Wort, gewiffe Arten von Ausfchlägen auf der Haut zu bezeich«
Orte wieder zum Borfcheinefommen, ©. $lechte. —
Vergehen, verb. irreg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt.
2, *Eigentlich, im welcher Bedeutung es im Hochdeutſchen
—— iſt. Das manch Menſch ſich darin verging, Hans
Hi a 3, * da 4 s
Adei. W.8,4.T5. 2. Auf.
%
Schwed. förgäfves hat beyde Bedeutungen. Hafer vergebens iſt
- Anm, Es if vermittelft der Ableitungsſylbe lich von dem Seite
braucht. Das Nebenwort vergeblich ifl zwar volfommen gang⸗
gangen, als ich ihn fpra
nen, welche bald wieder vergeben, aber dafüs an einem andern _
1. Als ein Reciproenn, fich vergeben, fehl gehen, irre geben. -
Ver
Ich habe dieſes neue Zahr
Nicht, wie es billig angefangen,
Und mit der Simder leichten Schar
Don deinem: Wege mich vergangen, Gtyph.
1042
‚Bey den Schleſiſchen Dichtern Fommt es in diefer Bedeutung
mebrmahls vor. =; Figüieli, einen firtlichen Fehler begeben,
aus Übereilung'oder Unachtfamfeit wider ein fittliches Geſets
bandeln, wodurch es ſich von verfeben unterſcheidet. Sich im
Zorne vergeben. Sich im Trunke vergeben, zu viel feine
Pen und aus Trunkenheit fündigen. * Sich wider jemanden
vergehen, ihn aus Unachtfamkeit oder Übereilung befeidigen. .
Sich mit Worten wider ihn, oder auch wohl an ibm vergehen.
Sich thärlich wider jemanden vergehen, fich an ihm vergreie
fen, Du baft dich gröblich wider das Gefeg vernangen. Dar
ber das Vergeben und die Vergebung, nicht allein von diefee
Handlung, fondern auch von folchen Fehlern und Übereiluns
. gen felbft, da fie denn auch den Plural Leiden. Femanden
feine Dergebungen oder Vergeben verzeiben.. In weiterer Bes
dentuitg wird auch wohl eine jede Übertretung eines Geſetzes,
fo fern man fie ans Ölimpf aus einer Übereilung herleitet, mit
dem Zeitworte vergeben und den davon abgeleiteten Haupt
wörtern ansgedrudt. >
IE. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte feyn, vorben ge⸗
> ben, in die Ferne geben, ı.* Eigentlich; eine jeßt veraltete Bes
deutung, in welcher es ebedem auch active mit der vierten
Endung der Perfon gebraucht wurde, In diefem Verſtaude hat
ſchon Ditftied firgehan, und Notker irgehan, für praeterire,
In weiterm Verftande heißt es bey den Shwäb. Dichten , diu
Zit vergat mih, die Zeit vergehet mir, diu Wunne vergat
mih, gehet bey mir vorbep. In diefer thätigen Form iſt es im
Hochdeutfchen veraltet. 2, In weiterer und fiaürlicher Bedeu-
tung. (1) Sich dein Öefichte, und in weiterm Verflande, der Ems
pfindung nach und nach entziehen, und dadurch fein ſcheinbares
- Dafepn verlieren ; wo verfchwinden eine größere Geſchwindig⸗
keit ausdruckt. Der Nebel, der Hauch vergebet. Die Wolfen
find vergangen. Der Sleck auf der Kautvergehet, ik vergan:
gen. Der Schmerz vergeben. Ale Kraft ifi mir vergangen.
Das Geſicht vergeber mir, wenn die Kraft zu ſehen nach und nach .
abnimmt, Hören und Sehen möchte einem darüber vergehen.
Befonders von dee Zeit nad ihren Theilen. Die Zeit vergebet
gefhwinde. Das Fahr if vergangen. Ehe ein Monath vers
geben wird. Da dir fieben Tage vergangen waren, ı Mof. 7,1%
Da der Sabbath vergangen war, Marc. 16, 1. Die Nacht
ift vergangen, und der Tag iſt herbey Fommen, Röm. 13, 12.
In einigen gemeinen Sprecharten wird daher dag Mittelwort, als
ein Bey⸗ und Nebenwort, auch von einer jüngft vergangenen
Zeit gebraucht. Vergangene Woche, oder in vergangener Woche,
vorige Woche. Im vergangenen Fahre , im vorigen, Ver:
EN neulich, vor furzen, "Ich hab’
ihn vergangen ‚gefprochen, neulich, Die Niederfachfen gebrau⸗
- hen dafür auch verleden, andere Hochdeutfche aberiverwichen.
(2) Aufbören zu eriftieren, befonders nach nnd nach aufbören,. als
ein fehr allgemeines und unbeſtimmtes Wort, daher man es nur
noch ineinigen Fällen gebraucht, wo die nähere Art und Weiſe
entweder nicht beſtimmt werden fol ‚oder nicht Fann. Sein
Gedächtniß wird vergeben, Hiob 18, 17, Alles Lleiſch wiirde
mit einander vergeben, Hiob 34,15, Himmel und Erde were
den vergeben. Dieß Gefchlecht wird nicht vergeben (unters
eben), Mattb. 24, 34. Er vergebet in feinem Elende. Man
möchte vor Argerniß; vor Bram vergeben. Von einer Perfon,
welche an Gefundbeit und Kräften merflih abnimmt, fagt man,
fie vergebe, wie ein Schatten.
Yun - Ham»
=
1043 Brr
"Anm, Im Nicderfächfifchen bedeutetfich vergehen, fom wiedas
Oberdeutſche fich ergeben, auch, fpazieren achen, ſich eine Ver⸗
ändirung durch Gehen machen,
Sas Vergehen, des— 5, plur, ut nom. fing. 1, Die Händ:
Luna des Vergehens, in den meiften Bedeutungen des vorigen
Seitwortes undohne Plural.
„eines Öefeßes, mit den Plural,_S. Vergeben 1.2.
Die Vergebung, plur, die—en, welches nur allein in der letz⸗
ten Bedeutung. des vorigen Hauptwortes gebraucht wird, ©, Der-
geben 1. 2.
Dergeleiten, verb. reg. act. Reifende und Güter zur Sicherheit
„begleiten, wofür auch geleiten üblich iſt. (S. daffelbe,) Güter,
Perſonen vergeleiten, Sp. auh dir Vergeleitung.
Vergelten, verb, irreg. act. (9. Gelten.) 1.*Wieder erftatten,
im eigentlichen Berftande, eine febr.alte, aber auch zugleich ver»
altete Bedeutung. : 2. Das Schuldige' bezahlen, entrichten,
(1) * Eigentlich, in welchem Verſtande man ſchon i im achten Jahr⸗
hunderte ſagte, den Zehenten vergelten, d. i. eutrichten. In
engerer Bedeutung, für bezahlen, kommt es noch in weit ſpätern
„. zen, nicht mit Gelde bezahlen,
Seitenvor. Sie haben uns dag Susıvergolten,.dt. bezahlt,
in Höns Coburg, Chron.
noch in diefem Verſtande gebraucht, Man Fann es nicht'vergel:
deutſchen veraltet.
das Verhalten eines. andern durch ein veranftaltetes verhältniß⸗
- mäßiges Verhalten gleichfam wieder erſtatten oder zurück geben,
> ‚wergelten,
wo es, als einallgemeiner Ausdruck, die Erwiederung, fo wohl gu⸗
ter als böfer Handlungen in ſich ſchließt; wieder vergelten, wel⸗
che Verlängerung doch unnöthig iſt. Einem gleiches mit gleichem
vergeltet nicht Boſes mit Böfem, Röm. 12, ı7.
Gutes mit Boſem vergelten, ı Moſ. 44,4. Gott vergilt dem
Menſchen darnach er verdienet hat, Hiob 34, 11 wo doch die
Auslaſſung des Accuſatios der Sache im Hochdeurfehen felten iſt.
Wie Fann ich dir alle deine Wohlthaten vergelten $ Gott ver:
gelte.es ihnen! nähnlich die Wohlthat. Ich will es ihm ſchon
vergelten ‚ nähmlich die-Beleidigung, Die vergeltende Gerech⸗
tigkeit Gottes, welche die belohneude und beftrafende in ſich be⸗
reift.
So auch die Vergeltung ,. PR wohl von —————
Vergeltens, als auch von der veranſtalteten guten oder, böſen
Handlung zur Erwiederung einer. vorher. gegangenen ähnlichen.
Das vergeltungs— oder Wiedervergeltungsrecht, Lat. Jus
talionis, Franz. Droit de: Reprefailles,
nung, befonders diejenige fleine Belohnung; welde auch uns
ter dem Rahmen des. Trinkgeldes befaunt iſt. Um eine Der:
geltung bitten. - Jemanden eine Vergeltung geben.
Anm. Schon bey dein Kero Arkeltany bey dem Ottfried fir-
’ geltan, bey dem Ulpbilasusgeltan, im Ober deutſchen ehedem
auch nur.gelten, S. Diefes Wort,
Der Dergelter, des—s, plur.utnom.fing. Fänin, die Ders
gelterinn, eine Perfon, welde etwas vergilt. Gott ſey dein
Dergelter! Der oberſte Dergelter, Sir. 3, 34.
Dergeringern, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen
Sprecharten üblich iſt, geringer machen, ingleichen für vermin:
dern ‚der Anzahl nad) geringer machen; verringern. So auch
die Dergetingerung, *
Vergeſellſchaften, verb.reg. act. Geſellſchaft mit etwas ma⸗
hen, in Geſellſchaft mit etwas ıveten, als ein Reciyrocum. Sich
mit jemanden vergefelfcyafren, in Geſellſchaft, Verbindung mir
ie treten. Noch mehr fſt zutlich. Tugend mit —
2, Die unvorfeglichelidertretung
nicht wieder vorfiellen, oder borſtellen fönnen,
Im Niederfächftichen wird vergelden.
Auch diefe Bedeutung ift imHoche
(2) In weiterer und figielicher Bedeutung, »
“
habe auf ihn vergeffen.
An sengerer
‚Bedeutung ift Vergeltung im gemeinen Leben oft eines Belob⸗
| Se 2044
fchaftet, verbunden, * wo ſich Einf miemenfhenfund: 1
licher Güte vergefelfcpafter.
Deraiilen, verb. irreg. act, ich. vergeffe, du vergiſſeſt, zuſam⸗
men gezogen vergißt, er vergiße; Imperf. ic) vergaß; Eonj.
vergäße; Mittelw, vergeffen; Imperat. vergiß; die Erinne-
Fungeiner gewußten oder. gedachten Sache verlieren, ſich dielelbe =
1, Eigentlich, wo die Sache im Hochdeutfihen gewöhnlich die
vierte Endung befommt. Es ift vergeffen worden. Ich. babe ©
‚es längſt wieder vergeffen, Ein Wort, eine Sprache vergef:
fen baden. Ich willes gewiß nicht vergeffen. Ich babe ver:
geffen es zu thun, an dich zu ſchreiben, es dir zu fagen.
Man vergiße eine Perſon wenn mar nicht an fie denkt, eutwe-
der überhaupt, oder auch in befondern Fallen und Umftänden,
über dem Spielen das Effen vergeffen. Es wird mir. ſehr leiche
üben. ihrem Herzen das Gluck zu vergeffen, Ge. Bit vers! #
gißt ſich leicht, wird leicht vergeſſen. *
Im Oberdentſchen wird es ſehr häufig mit der — Endung 4
derSace gebrauddt. Ich vergille meinesSchadens,Stryd.
Welche Worrfügung nicht unrin der DeutfchenBibel häufig ange»
. seoffen wird. «Hort bat mich laſſtn vergeffen alles meines Un⸗ 3
glucks Moſß 4a, 51,
Hiob 9,27; und ſo in hundeet Stellen mehr, dagegen .anch in. 2
Id will meiner Klage vergeffen,
einigen die vierte Endung gebraucht wird. Ich will deine Bw
fehle nimmermebr. vergeffen, Pf. 119,93. Sonderu es wird
ſelbige auch in der böbern, und dichteriſchen Schreibart ge⸗
braucht.
"Das der Vernunft vergißt, wie alter Spradgehie, ii
Der feiner Wechfel felbii vergaß, Hagd. . -
vergaß mit Luf der Herden, Gel. Kara
° Hingegen die Ausdrückung der Sache mit dem — auf,
welche gleichfalls im Oberdeutſchen üblich iſt, ift im Hochdeutſchen
völigungangbar. Sie vergaßen dabey auf das Seuer. Ih
In einigen Öegenden gebraugpt mau.
dafür das Vorwort an, an erwas vergeffen.
‚Ungewöhnlid ift der Gebrauch des Mi ktefworses der —
-genwärtigen Zeit in folgendem Salle: fie find allein im Stanz
de, mir (mich) das Andenken diefes verlufes vergeſſend
zu machen. Beſſer, mich ihn vergeſſen zu machen, im Ja⸗
finitiv, —
Wohl aber wird dasMittelwort der vergangenengeit, nach dein
Beyſpiele fo vieler anderer, thätig gebraucht, da es deun auch .al3
ein eigenes Beywort üblich iſt, wo es denn ohne Ausnahme i die
zweyre Endung der Sache erfordert. Seiner. Pflicht, feiner
Schuldigkeit vergeffen feypn. Ein Pflicht vergefjener Mann.
Gottes vergeſſen ſeyn. Wo es gemeiniglid den Nebeubegriff
des vorfeglichen Mangels der Erinmerung bey fich führen.
Wer will nun aller Scham dermaßen feyn vergeffen, Dpis. 3
Sie (die Dichtkunſt)
Lacht alte Thoren weife und Schamvergeßne — Ducch.
Da es denn auch wohl mit dem Hauptworte in mandhen Fällen zu⸗
ſammen gezogen wird. Das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit,
ein. pflichtvergeſſender, gottesvergeffender Mensch, if bier
nicht ſo nachdrücklich, weil es nur auf die gegenwärtige Zeit, auf
einen einzelnen Zal, gehet, vergeffen aber die ganze Fertigkrit —3
ausdruckt. In noch weiterm Verſtaude nennet man jemanden,
welcher leicht etwas vergißt, im gemrinen Leben einen vergeffenen
Menschen, wofür doch vergeßlich übliber iſt. (S. auch Der»
geſſenheit. )Dadb vergeſſen übrigens auch im paſſiven Verſtände
wie eigentlich ale Mittelwörter der, vergangeuen Zeit, üblich iſt,
verfteher fich von ſelbſt Mine vergeßne Sade, die man ver⸗
geſſen hat. *
e *
—
* X
VAR?
ER,
—
en: wieser vergeifen.
Weiße, Wer wollte fich fo vergeffen ! ;
Daber dag Dergeffeh, welches doch feltener vorkounnt. Noch
ungewöhnlicher ift das Hauptwort die Dergeffung.
Anm Bey dem Kero erkezzan, bey dem Ottfried iIrgezzan,
bey dem Notker irgezen, ergezen, agezen, wo and) Ageze,
das Vergeſſen ift, bey dem Willeram aber [hen vergezzen, im
Niederf. vergeren, im Angelfächf. forgytan, int Engl. forget,
im Schwid, förgäta. Das Stammiwort if das Schwed. gäta,
Zslind. gata, Angelf.gytan, fi erinnern , ingleichen denken,
eingedenf ſeyn, wodon noch die Niederfachfen ihr giffen, muth⸗
fnaßen, haben, und womit aud) unſer Geift verwandt ift, (©.
daffelde in der Anmer?.) Im Angelf. iſt daher ondgytan, ver⸗
ſtehen, erfennen, ver bat alfo hier eine aufhebende oder defirni-
"rende Bedeutung. Ehedem wurde es auch im factitiven Berfiande
gebraucht, für vergeffen machen. Diu blindiirgezzet in Go-
tes , die Blindheit macht, daß er Gottes vergißt. ©, au
vergiß.
Die Dergeffenheit, plur. jauf. von n Mittelworte vergeffen,
daher diefes, fo wie jenes, fo wohl im paffiven als activen Ber-
ande, gebvanche wird. ». Impaffiven, der Zuftand, da etwas
* "werden. - Bin ich denn fo ſehr bey dir in vergeſſenheit gera—
edlen Schreibart veraltet. =. Im activen Berftande, der Zuffand,
da man etwas vergißt, in engeree Bedeutung, da man etwas leicht
oder bald vergißt, das Ilnvermögen, fi an eine Sache wieder zu
erinnern, in welcher engern Bederitung doch vergeßlichkeit übli⸗
cher iſt. Gottesvergefienheit , Pflichtvergeffenbeit , Ehrvergeſ⸗
fenbeit, die vorfeglicpe Unterlaffung der thärigen Erinnerung an
4, Gott us f- f. y y er f KR
Anm Ebedem in der erften Bedeutung nur der Dergep, bey
» bem Nero Akezzalii, bey dem Rotker Ageze, von dem veralte-
. ten Seitworte agezzen, vergeffen.
Verzeplig, —er, — fie, adj. et adv. welches gleichfalls fo
wohl im paffiven als activen Verftande gebraucht wird, fo wie das
Miittelwort vergeffen, von welchem rs zunächft abftammer. 1. Im
paffiven Verſtande, was vergeffen werden Faun, fich vergeſſen läſ⸗
fet, im Gegenſatze des unveggeßlich. : wo es doch nur zuweilen
als ein Rebenwort gebraucht wird. Deine Wohirhaten follten
mir vergeßlich feyn ? Noch hänfiger, 2. Im actıveu Verftande,
der leicht etwas vergißt, im gemeinen Leben auch vergeflen.
vergeßlicher Hörer des Wortes, Jac. ı, 25. Sehr vergeßlich
ſeyn. Ein vergeßlichre Menſch.
Anm. Im Riederſe vergeten. Friſch und andere Sprachlehrer
tadeln dieſe zweyte Bedeutung, ſo wie den activ.n®ebrauh des Mit⸗
Mißb auch. Allein, fie haben nicht erwogen, daß es im Deut⸗
ſchen, o wie in andern Sprachen, eine große Menge ſo genannter
pafiver Mittilwöärier gibt, welche im thätigen Verſtande ge⸗
wieglih, nad dr ucklich, und viele mis ner, verliebt, verdroſ⸗
J
vergeſſen wird. In vergeſſenheit kommen, gerathen, vergeſſen,
then? Etwas in vergeſſenheit ſtellen, es vergeſſen, iſt in der
Ein
telwortes vergeſſen, und erklären ihn obne Umſchweif für einen.
blaucht werden, 3.8. bediene, ein Bedienter, beweglich, be:
Y
Ber 20.6
legten,
* Dergeuden, verb.reg.act. weldesim Dberdenifchen gangbar,
anthun.
im Hochdeutſchen aber veraltet iſt, ver ſchwenden, verthun. Reich⸗
thum wird wenig, wo. mans vergeudet, Sprigiw, 13, 11, So
auch die Dergeudung, die Verſchwendung, der Dergeuder, der
V eſchwender, Sie Vergeuderinn, die Verſchwender un. Es iſt
von deumeinfachen, auch noch im Oberdeutſchen gangbaren geuden,
reichlich ausgeben, ingleichen luftig leben, praffen, durch welche
letztere Bedentung Friſch bewogen worden, es vou gaudeie ab:
zuleiten, Allein, es kaun auch mis, gießen, Nieder. geten, per⸗
wandt ſeyn, ſo daß der Begriff der Verſchwendung, und nicht der
Luſtigkeit, der Stammbegriff iſt, wenn es nicht vielmehr dag
Stammwort von dem intenfiven getzen, in ergetzen iſt, (S. daſſel⸗
be.) Von dem Worte geuden uud deſſen Ableitungen it Friſch in
dem Wörterbuche nachzuſehen.
Dergewaltigen, verb.reg. act. welches nur im Oberdeutſchen,
und allenfals in den Kanzelleyen der Hochdentfchen, gebraucht
wird, Gewalt antdun, Jemanden vergewaltigen, ibm Gewalt
> Daher ‚die Vergewaltigung , beffer die Gewaltthä:
tigkeit. ; |
DVergewerfen, verb. reg. act. welches nur im Bergbaue übrich
ift, Ein Berggebäude vergewerfen, es an Gewerfen bringen,
vertheilen, welches aud) vergewerffipaften genannt wird.,
Vergewiſſern, verb.reg. act. gewiß machen, welches gleidh-
fals nur im Oberdeutſchen und in den Hochdeutichen Kanzel
lepen üblich ifl, in dee edlern Schreibart aber nicht vorfommit,
1, Zeit, gewiß machen, beſtärigen. Einen Conwact vorge:
wiffern. Zu mebrerer deffen Vergewifferung in gegenwärs
tiges — unterzeichnet und umterfiegelt worden, für Gewiß-
beit. 2. Gewiſſe Nachricht, gewiffe Überzeugung gewähs
ven, Jemanden vergewiffern, \ ihn von etwas verge wiſ⸗
fern. Sich vergewiffern, fich überzeugen. So anch die
vergewiſſerung.
Vergießen, verb. irreg. äct..(©. Gießen.) 1. Zehlgießen; im
Gießen irren, als ein Reciprocum; fi) vergießen.. 2, Durch zu
vieles Gießen verderben, im gemeinen Leben. Pflanzen, Be:
wachſe vergießen, fie zu ſehr begießen , daß fiedavon erfranfen
und eingeben, fie übergiegen. 3. Durch Gießen befeftigen, ver⸗
binden. Die Blammern in einer Mauer mit Bley zergießen.
4. Durch Gießen ale machen, ver Auansität nach erfehöpfen. Al⸗
les Waller vergießen, durch Begießen u. ſaf. 5. In weiterer Be⸗
deutung vergießt man einen flüffigen Körper , wenn. man ihn ganz,
oder zum Theil ausfliegen läffer. ‚Den Wein, das Bier ver-
gießen, aus Verſehen ausfließen laffen, wofür duch Berfiputren
übticher iſt. Am häufigsten gebraucht man es, fo wohl vom den
Thranen, als audy vun dem Blute, Thränen vergießen, mis
nen. O wüptet du, wie viele Thränen ich um dich vergof:
fen habe. Jede vergoßne Zähre fchreye um Kae, Sein
Blur fir jemanden vergießen, fo wohl Wunden, als auch einen
gewaltfomen Fvdfüribn leiden. Der Geld, der fin Biur fi
das vater land vergießt. In mohr shätigem Berfande und nach
“einer noch weisern Figur ift Blut vergießen, andere, gewaltfamer
Weiſe um das Leben bringen Wer Blur vergußt (vergiaßt,)
deß Blus fol wieder vergoffen. werden, ı Myf. 9, 6. viel
unfhuldiges Blut vergießen, zHön. 21, 16. S. Blutver—
gießen. ’ Yii
Daher das Bergießen in. allen Bedeutungen, md. die Dergies
fung in der legten, Unter Vergießung vieler Chyinen..
Kun a
Anm
1047 Be).
Anm. Im Nicderf. vergeten. Im Oberdeutſchon wurde in der
legten Bedeutung dafür auch das einfache gießen gebraucht, Er
goz fin bluot, Dttfr. Zu gießen Menſchenblut, Opitz. J
Veruiften, verb. reg. act, vondem Hauptworte Gifte. 1. Gif⸗
iig machen, mit Gift vermiſchen er n.f.f. Vergiftete
Pfeile. Die Speifen , das Getrank vergiften. Die Brunnen
vergiftem Faule Dunfte vergiften die Luft. Figürlich ver-
ziftet man etwas, wenn man den Genuß einer angenehmen oder
unfchädlic;en Sache im höchſten Grade traurig oder ſchädlich
macht, im hohen Grade verbittern. Die Rache vergifter unfere
Vergnügungen. Ich wi dir deine reude nicht vergiften. Ice
manden feine Tage durch verurfachten Gram vergiften.
2. Durch beygebrachtes Gift hinrichten, wie vergeben. Je—
manden vergiften. "Sich ſelbſt vergiften.
So auch die Vergiftung.
Anm, Im ı2ten und dem folgenden Jahrhunderte war auch
das Wort Vergift üblich, welches nicht allein Vergiftung, fone
> Bert auch Gift bedeutete. “N
Der Dergiftet, des — 8, plur. ut nom. fing, Fämin. die ver:
gifterinn, eine Perſon, welche Perfonen, befonders Sachen, ver⸗
gifiet, oder vergiftet hat.
Vergiß, dev Imperativ des Zeitwortes vergeffen, (S. daſſelbe.)
vergiß mein nicht, iſt der Rahme einer Meinen Pflauze, welche
eine Art Mauſe ohrchen iſt, in wäfjerigen und feuchten Örgenden
wäüchfet , und ihre kleinen blauen Blumenden ganzen Sommer
hindurch bringt, Myaligtis paluftris Linn. blauer Yugens
rofl.
Wie feifche Milch iſt fein Geſicht,
Sein Yuge, wie Dergiß mim nicht,
Das an dem Bache blüht, Weife,
Es heißt im Engl. gleichfalls lorget manot, und ſcheint dies
fen Nahmen entweder wegen feiner vorzüglichen Heilkräfte bes
kommen zu haben, oder nach Friſchens Meinung, weil die den gan⸗
zenSommer durch auf einander folgenden Blumen, alsein Sin’ «
bild der Beftändigfeit in der Liebe und Freundfehaft angefehen
worden, Ja einigen Gegenden wird indeffen auch der-Gamander,
Veronica Chamaedris Linn, vergiß mein nicht genannt,
wo denn der Nahme wohl unflceitig von deffen medicinifchen
Kräften derrühert. Übrigens wird vergeffen in diefem Nahmen
nach alter Dberdeutfcher Art mit der zweyten Endung verbinden;
meinfür meiner,
Vergittern, verb. reg, act .mit einem Gitterwerke verſchließen,
verſehen. Die Fenſter mir eifernen Stangen vergicꝛern So
auch die Vergitterung.
Derulafen, verb. reg. act. 1. In Glas veriwandeln, Sand
sınd Riefel’verglafen fich, vermitselft eines alkaliſchen Zufats
zes, fehr leicht, Die Dererdung eines metallifchen Körpers ift
der Weh zu feiner Derglafung, Henf. 2. Mit Glas überziehen, ”
Geſchirre verglaien, wofür doch glafuren üblicher ift, im Oberd.
vergleften. Auf der Oberfläche verglafer werden. . 3, Mit
Glas verfeben, in einigen Fällen. So auch die Derglafıng.
Verglaſteren oder Verglafuren, verb.reg. act. mit Ölafur
-übergieben, im gemeinen Leben, wofür doch glafteren und gla⸗
furen üblicher find.
"er Bergläc, des — es / plur. die—e, von dem folgenden Zeits
worte, 1. Die Handlung des Bersleichens, die Dergleichung,
An der giwenien Hauptbedeutung, oder vielmehr die Ähnlichkeit zwis
fchen zwen Dingen, welche eine Beraleihung möglich macht ;eine
nur im grneinen Leben übliche Bedentung, in welcher der Plural
nicht Stasıfindet, Und doch iſt zwifchen ibm und Damon Fein '
vergleich e⸗ finder feine Vergleichung zwiſchen ihnen Statt, fie
find nicht nit einander zu vergleichen. Opitz gebraucht dieſes
/ 1
Sauptwert meßeinohlsfüe Verleihne—
buug einer bereits entffandenen oder bevorfichenden $
‚woraus zugleich erhellet, daß vergleich eine Unterart des vertra⸗
ges, folglich von engerm Umfange der Bedeutung iſt. Einen Ders
gleich mit jemanden treffen. Einen vergleich machen. Es
kommt zu einem Dergleiche, zu einem gütlichen Vergleiche, Die
Sache ʒu einem Vergleiche bringen, einleiten. Sihineinen |
\ Vergleich eintaffen, einen Vergleich eingehen. Femanden
zum Vergleiche bewegen. ‚Den Dergieich halten, brechen.
Dergleicyen, verb, irreg. act, (©. Sam meine im einer
doppelten Haupıbedeutung gebraucht wird.
1, Gleich, di. eben machen, ingleichen einem — Dinge
gleich machen; mit der vietten Endung der Sache.
(1) Eigentlid, i in welchem Berftande es bey den Handwer⸗
fern und im gemeinen Leben noch. in manchen Fällen üblich if.
Auf den Eiſenhämmern werden die geſchmiedeten Eifenftangen
verglichen, went fie gerade gerichtet werden, wofür auch ausgleis
chen üblich iſt. Bey ſteinernen Treppen werden die Staffelnges
rundet und verglichen. Wenn der Goldichläger die Goldbläster
in der zweyten Quetſche gefchlagen bat, fo vergleichet er fie, d. i.
er fortivet fie nach der Schwere vermittelſt der Form, damit zu
einer Zorin nur lauter Blätter fonmen, welche einerley Scivere
baden, wo das Zeitwort aber auch zu der folgenden Hauptbedeu⸗
» ung gebören fann.
(2) Figürlih, (a) Dem Werthe nach gleich machen, im
gemeinen Leben. Wenn nian eine Öefäligfeisvon einem andern
genoffen bat, fo Höre ntan zuweilen fagen, ich will e8 ſchon wie⸗
der zu vergleichen ſugen, beſſer, gleich zu madean. Soaud - {
* beſſer, erſetzen. (b) Streitige Mir
nungen und Anſprüche gleich machen, d.i. auf einerley Ziel leıfen.
einen Deriui verglei
Man vergleicht zwey ſtreitige Perfonen, wenn man fie beivegf,
einerley zu wollen. So auch das Reciprocum fi vergleichen.
Beyde fireitende Parteyen hätten fi fchon verglichen, Sie_
Fonnten ſich wegen des Preifes nicht vergleichen. Die Gläur
biger haben ſich mit dem Schuldner verglichen. Br will ſich
ſchlechterdings niche vergleichen, Streitigkeiten vergleichen,
beylegen, vb es gleich häufiger von Perfonen, als von Sachen, ges
braucht wird. Im Niederf, verlikenen, Schwed, förlika. Das -
Hauptwort die vergleichung kommt in diefer Bedeurung wohl
sicht leicht vor, indem der Vergleich dafür üblicher ifl.
2. Von glei , abnlip, iſt vergleichen, () Die Bleichheit
oder Ungleihkeit, Ahnlichkeit oder Unähniichfeit zwiſchen zwey
oder mehrern Dingen zu entdecken ſuchen, fo wohl überhaupt, als
in einigen beſondern Umftänden. Eine Sandfprift vergleichen, \
mit dem Gedrudten. Die Perfon und Sade, mit welcher eine
“andere verglithen wird, wird im Oberdeutſchen Häufig in der drit⸗
ten Verfon ausgedruckt. Ruer Gedachtniß wird vergleiche
(verglichen) werden der Aſche, Hiob 13, ı2. Wem vergleiche _
ihr michdenn? Ef.46, 5. We wolkicy dich vergieichen? Klagel.
2,23. Wem wollen wir das Keich Gottes vergleichen, Marc,
4, 30. Im Hoch eutfchen Fomwt diefe Worsfügung nur noch
zuweilen in der dahern Schreibart vor, indem dafür das Vor⸗
wort mit üblicher, iſt. Alexandern mit Cãſarn vergleichen.
Zwey Dinge miteinander vergleichen. Bleine Dinge mit gros
fen vergleichen. Wie foll ich deine Labensart mit deiner
Srundfägen vergleichen? eine Übereinfiimmung zwifchen ihnen
zu entderfen, So auch die Vergleichung. Kine Vregie ung
anftellen. Die vergleichung taugt nichts.
(2) Sich vergleichen, gleich, ähnlich fepn, eine nur noch in
den niedrigen Sprecharten übliche Bedeutung.
Anm. Der Kegel nad) folfte diefes Zeitwort freylich regulär abs
gewandelt werden, um es als ein Activum von dem Neutro —*
en
ü————
4
"Abe zu une
RN
ee .
1. Luther gebraucht das sufammen geſetzte
chen auch wirklich regulät, und das einfache Activuim gleis
en wird in manden Gegenden und Fällen gleichfalls fo ge-
> Sraueht, Iudefien if die irceguläre Conjugation im Hocdeuts
ſchen einmahl völlig algentein. (S. Gleichen.) In der zweyten
Sauptbedrutung lautet dieſes Wort bey dem Aetro kelihhiten,
und im Dberdeurfchen noch bis iu die ſpãteſten Zeiten nur gleichen.
Allein Keros Nachfolgern mug diefes Zeitwort unbekannt gewe⸗
‚fen feyn, indem fie comparare, theils duch ebeuen, wie Notz
"fer, tbeils duch ebenmazaen , wie Willeram, theils aber
auch durd uuidarınezan, uuidermezzen, ausdruden, wie
Willeram und der alte Üderfeger Tatiaus. Auch bey dem Ruot⸗
pert aus dem oten Fabebunderte in dem Goldaft heiße die Ver⸗
Mr gleihung Widermezunga.
Vergleichlich, adjeetadv. was ſich vergleichen läßt,in der zwey⸗
ten Hauptbedeutung des Zeitwortes, welches doch nur indem Ge⸗
genſatze unpergleichlich üblich ift, S. daſſelbe.
Die Vergleicyung, plur. die —en, don dem vorigen Zeitworte,
(S. dafjelbe,) defonders in der zweyten Hauptbedeutung. Dabrr
die Dergleichungsfiaffeln, inder Sprachkunſt, Gradus. Coin-
parationis; vergleihungsweife, in Geſtalt einer Vergleis
Bud. —
Verglimmen verb.irreg. neutr. (S. Glimmen,) welches das
Hülfswort feyn erfordert, aus Mangel der Nahrung aufhören zu
glimmen. Das Seuer, das Licht iſt verglommen, Beſonders
in der höhern Schreibart, und in figürlichem Verſtande. P
Des Lebens Tocht iſt ganz verglommen, Örnpd.
- . Baum war der erite Zorn der Raiferinn verglommen,
! — Weir,
So aud) das Verglimmen.
Derglüben, verb. reg.neutr. welches aleichfalls das Hülfswort
feyn erfordert, nad) und nach aufhören zu geüben. Das Lifen
verglüber. Ingleichen im figürlichen Verſtande und in der hö—
bern Schreibart, s |
Glaubſt du, die Kaferey wird je in ihr verglühn ? Brake:
Vergnügen, verb. reg.act. weiches von genug abftammet, 1. J
eigentlipften Berftande, genug geben oder mädchen, d.i. das feh⸗
Iende, den Abgang an etwas erfeßen ; eine noch bin und wırder im
gefell ihafılichen Leben gangbare Bedeutung. David bruchte ihre
Dorbäure, und vergnügte dem Bönige die Zahl,ı Saaı.ı 8,26.
Du muße mir den Werrh vergnügen, erfegen. 2. Jemandes
Berlaugeh oder Forderung beftiedigen, ihm genug hun, ihn bes
friedigen, wo es imgemeinen Leben noch Häufig gebraucht wird,
Femanden vergnügen, feiner Anforderung, feinen Anfprüchen
Genügerbun. Beſonders für bezahlen, Seine Gläubiger ver:
gnügen, bezadlen. Ich bin vollig vergnügt, befriedigt, bezah⸗
let, Im Riederjächfif. werden vernsgen und nögeln in eben der=
feloen Bedeutung gebraucht, welche von nog, genug abſtammen.
Das Mitelwort vergnuge vird noch in weiterm Verftande häufig
für defriedige, zufrieden, gebraucht. Mit feinem Stande vor-
gnügt ſeyn Die Natur iſt mie wenigem vergnügt; woes den
Hedenbegriff der Iebhafıen Empfindung, der in der folgenden Bes
. deutung herrſcht, nicht hat, fondern die bloße Abweſenheit einer
ferneen Bigierde ausdruckt. 3. In theils engerer, thrilg weiterer
Bedeutung vergnigtman jemanden, wenn man ihm angenehme
Empftudun sen erweckt, zunächft durch Befriedigung feines Vers
lange is, bernach aber auch auf jede andere Art, wo doch dag Ziit⸗
wort in dieſer thärigen Öeltalt von nicht fo allaemeinem &, brauche
ift, als das folgende Reciprocum und das Hauptwort, dag Der-
gnügen. Das vergnügt mich ſehr, erweckt mir viele angenehme
— ———— Das vergsuge mich von Herzen Gell. Ins
legen als in Reciprocum, ſich vergnugen, angenehme Empfin»
Ber
dungen baben, und ſich ſelbige verf&affer. Sich an der Muſit,
an der Zagd, am Spiele, mir der Mufif, mir der Jagd
vergnügen. Ih mache mir eine Ehre daraus, mich an dem
günftigen Schick ſale meiner Schwerer aufrichtig zu vers
gnügen, Gell.
Daher die Vergnügung, S, foldes an feinem Orte, S. Ge
nug und Genügen. —
Das Vergnügen, des — s, plur. doch nur ſelten, von mehrern
Arten, ut nom, ing. von der legten Bedrutung des vorigen Zeit ⸗
wortes und nur allein indersriben, die Empfindung des Angeneh⸗
men, zunãchſt fo fern fie aus einem befriedigsen Verlangen entz
ſtebet, in weiterer Bedeutung aber auch jede angenehme Empfin-
dung, fo lange fie noch nicht fo Iubbaft iſt, daß fie die Rahmen
der Luft, Wolluſt Freude, Ergegung u. |. f. verdiener; im
Grgeufage des MWißvergnügens. Ein Vergnügen an etwag
empfinden. Das macht, verurfacht mir ein ungenteines Dez
gnügen, Jemanden ein Vergnügen machen, fiy ein Ders
gnugen magen. Ein Dergnügen aus etwas fihöpfen, darau
empfinden, eine X. A. welche wenig mehr ganavar iſt. Daserz
wedt, gewähret mir viel Vergnügen. Das gibt mir Ders
gnügen, eine veraltete R. A. Die Wiffenichaften find das
größte Vergnügen eines lehrbegierigen Geiftes, ‘Sein ver⸗Ê _
gnügen.amerwas hahen, finden. Sein Vergnügen in etwas
fuchen. Seinem vergnügen nachhängen. Machen fie mie
das Vergnügen, und gewähren fie mir meine Bitte.
Der Plaraldie Dergnugen kommt felten vor, ob er gleich nicht
ganz ungewöhnlich ift, Arten des Verg nügens oder auch einzelne
angenehme Empfindungen auszudtuden. Indem Brfige Emi:
liens hatte ip dir ſchon füge undreine Vergnügen genug vor=,
bereitet. Zuweilen bedient man fi dafür des Piurals von Der: \
guugung, die Vergnügungen, obgleich derfelbe eigentlich meh⸗
tere Handlungen des erweckten Vergnügens bezeichnet,
Anm. Das Vergnügen bezeichner eine angenehme Empfindung
von gewiſſer, obgleich nicht ſtarker Lebhaftigkeit, eine Empfindune,
welche fich allenfals durch Heiterkeit in den Geſichtszügen äußert,
Entwidelt fie fih von außen ducch ſtärkere Merkmahle, fo wird es
Luft, Freude u.f.f. Iſt hingegen die Empfindung über das.des /
friedigte Verlangen ſchwächer, und ohne merkliche Außerung von
außen, fo finft das Vergnügen zur Behaglichkeit, (ein neues aber
anf einem gufen alten Grunde, aufgeführtes Wors,) zum- bloßen
Gefallen und zur Zufriedenheit hinab.
Der jheint in diefer Zufammenfesung eine Inteuſion zu bezeich-
nen, Dergnügen ift wirklich ein lebhafterer Grad der angenehmen
Einpfindung, alsdas fältere Gentigen,. obgleich auch dieſes ehe⸗
dem für das erftere gebraucht wurde.
Dieweil der Böfen Mauf im Lügen, ?
Der Schalt im Schmähen fucht Genügen, Opitz Pf, 109;
Übrigens kommt Vergnügen mit aller feinen Ableitungen bey uns
fern älteften Oberdeutſchen Schriftſtellern niche vor, daher es vom
neuerer Infammenfigung zu fepn ſcheinet.
vergnuglich — er, —fe,adj. eradv. welches fo wohl fubjece
tive als objective gebraucht wird, aber. in beyden Fällen in dee
edlern Schreibart der Hochdeutſchen felten vorkommt. 1. Sub⸗
j:ctive, von Vergnügen in. der veralteten weitern Bedeutung der
Zufrie denheit, iſt es, mit dem, was zur Nothdurft grhöret, zu⸗
frieden, wofür aber genügſam und bergnügſam üblicher find,
Sp auch die vergnüglichkeit, beſſer vergnugſamkeit. 2. Ob⸗
jective, Vergnügen erweckend. (1) In der zweyten Bedeutung
des Zeitwortes befriedigend, Zufriedenheit erweckend; in weichem
Falles noch zuweilen im gemeinen Lebeu gebraudit wird. Vers
gnüglihe Zahlung leiten , vergnüglich bezahlen, zur Zufrice
denheit des Öläybigers. (2) Iuder Bedrutung des Hauptivore
Yuu 3 155
. 1050
—
1051 ER = { 2
tes, Berantigen ——— mit Veranflarn. Wir haben dar⸗
aus vergnüglich erſehen, in den Kanzellyen, bejfer mit Der-
-gnuügen. f
Um diefe Pügeimfgaft vergmüglig 5 su ı vollenden, de a
beſſer vergnügt.
So auch die Vergnüglichkeit. i
Vergnügfam, — er fe,adj.etadv. mit der Rorbsurft, mit
feinen jedesmahligen Umſtãnden sufrieden, ohne ein mebrered zu
verlangen, und darin gegründet, im Gegenſatze des unvergnüge
fam; Fertigfeit befigend, ſich an feinen jedesmahligen Umftäns
den zu vergnügen, fo daß vergnügfam eigentlich eine lebbaftere
Zufriedenheit bezeichnet, als genugfam, obgleich diefes häu—
figeri iſt.
Vergnũgt, — en, — eſte, adj. et adv, eigentlich dag Mittel⸗
wort des Zeitwortes vergnůgen, beſonders in deſſen legten Br»
deutung, 100 es fo wohl fubjeczive als objective, oder fo wehl active
als paffive, gebraucht ı wird „nach dem Benfpiele fo vieler anderer
Mittelwörter dieſer Art. Subjective, Bergnügen empfindend,
verrathend und dariı gegründet. vergnügt feyn. Lin ver:
gnügter Mann. Kine vergnügte Miene. In engerer Bedeu-
tung iſt man vergmügt, wenn man-Fertigteit befiset, in allen
Vorfallenhe iten des Lebens zufrieden. und vergnügt zu ſeyn. Ob⸗
jective oder paffive, Vergnügen gewäbrend, wofür doch ange:
nehm üblicher it. Eine vergnügte Hachricht, eine angenehme,
Siche vergnügen, das Zeitwort, .
Die Dergnügung, plur. dir —en, die Handlung des Vergnü-
geng, befonders von dem Reciproco, fih vergnugen, der Zus
ftand, da man angenehme Empfindungen bat, und ſich felbige er-
wedt, ohne Plural. Jugleichen die angenebme Empfindung ſelbſt,
wo 03 zutorilen im Plural flatt des ungessöhulichern Plurals von
Dergnügen gebraucht wird, Die Dergnügungen der Sreumd:
ſchaft gehören zu den füßelten monalifchen Empfindungen.
Vergohren; richtiger vergebren, verb, rez. act. welches bey
verihiedeneir Handwerkern und Künftlern üblich. it, mit einer
Gehrung verfehen, d. i. nach einer Diagonals» Linie ſchneiden
oder bilden, Daher das Vergehrungsbrer, bey den. Ölafsen,
worauf das Karnießbley vergebrer wird ; der Vergebrungsfols
ben, die Vergebrung damit zufammen zu löthen. - Siehe Geh:
ren und Gehrung.
vergolden, verb. reg. act, mit einer dünnen Dierftäde von
Gold überziehen, weldyes fo wohl mit dunn geſchlagenen Gold»
blättern, als auch im Feuer mit verquichtem Golde geſchiehet.
3013, Zınn, Silber vergolden. Im Seuer vergolden. Dergolde:
tes Papier. vergoldete Tapeten. Daher die vergeldung,
fo woßl die Handlung, als auch die Art und Weifezu vergolden, '
Eine dauerhafte Dergoltung. Der vergoldpinſel, bey den
Goldſchmieden, das verguidre Bold auf bein Örtber ans einander.
zu reichen. Juden aeiternen Eptrchatten vergulden, im Ober⸗
deutfehen vergülden. Veraulsere Gogen, Bar, 6, 50:. über⸗
golden wird im gemeinen Leben in eben dene fen Berftände
gebraucht.
Yergönnen, verb. reg. act. 2: Gönnen, daß erwag geſchehe,
dei. zu thun erlauben, verftatten , fo daß ver eineinteufive Bez
deutung bas. Die Edomiter weigerten fi, Jiveel 2 zu vergön:
men, durch ihre Granze zu ziehen, 4 Mor. 20,21, Es ſoll
dir bergonnt ſeyn. Das il mir nicht vergnnt
vergonne mir, Najade, nachzülallen,
Wäs mein erſaunes Ohr durchdrang Naml.
Niederſ. vergunnen, Schwed lörunna. Ö’cuch Verg ünſtigen.
2. Mcht aõnnen, fo daß ver eine deſtrulrende Bedeutung dat;
eine im Hochdeutſchen vollig vr raltete Bedensun g. Daf ein
Hann wird feinem Bruder, und dem Werbe 1 feinen
r Amen - — vergonnen zu geben uf. f mh, 28, ya
Der verzärtelte — Mann wird feinem Bruder, * Sranin“
- feinem Arm — den Biffen vom steif feiner Söhne nicht ge gone.
nen, Michael,
Vergottern verb. reg. act. zu einem mpthologifehen Gott erhe⸗
ben, unter die Bötter zählen und verjeg u. Ingleihen figürlich,
als einen Gott erheben, die höchſte aur mögliche Lobeserhebnngen
von etwas machen, Eine Sum vergottern. So auch die ver⸗
götferung.
Vergraben,
entfohliegen, oder vielmehr abfondern. Einen Aber, eineWiefe
vergraben, durch einen gezogenenÖraben das Befabren oder Ber
treiben deffelden hindern, 2. Durch Graben verbergen, ind
Erde graben, um es zu verbergen,’ Einen Schag vergrabe
ein vergrabener Schatz. Wenn fie ſich gleich in die Selle ver
grüben, Amos 9, 2. Der bezeichnet bier eine Verbergung, dar
der wird eine Leiche eigenflich nicht vergraben, fondern bes
graben. So aud Sie Dergrabung.
"Dergrammen, verb. reg. neuir, mit dem Hülfsworte. feine:
welches im-Hochdeutfchen undekannt ift, und noch im Oberdem · 7
fehen für ergrimmen vorfommt, ©. daffeibe. .
Wodurd den Gott vergrammt, oft ausgefidt von
Norden
Nun Sieg ein andres Dalk, Opitz.
Dergrafen, verb. reg,
rauben, in einigen Gegenden der Landwirthſchaft. Das Getreide
vergraſen, dad zu fehrin das Gras gewachiene Getreide befchneis
den, es ſchrepfen.
ſeyn, vergraſet ein Plag, wenn er mit Gras Aberwãchſet. Da⸗
her die vergraſung in der thätigen Form.
vergreifen, verb. irreg.’act, et recipr. (©. Greifen) —
Durch Greifen alle machen, der Quantit at nach erfchöpfen, word
doch nur im figürlichen Verflande von Waaren gebraucht wird,
wenn fie bereits verfaufe find, oder häufig Biedaber finden, Man
gebraucht es bier fo wodl im Paſſivo: die Waare iſt ſchon vor».
griffen, wird bald vergriffen jepn, dieganze Auflage it ſchon
vergriffen. Als auch in der Geſtalt eines Reciproci. Die
Waare, das Buch hat ſich vergrifien. Eine gute Waare ver⸗
greift ſich bald. Als ein Hauprwort iſt hier weder das vergrei⸗
fen noch die vergreifung, üblich. Ver hat bier die Sedeutung
der Entfernung, wie in verfaufen, vertauſchen, verſchenten
uff, Daher Gottſcheds Aus ſpruch, daß dleſe Bedeutung gar
nichts tunge, voreilig ind ungegründgtifl. 2 . Durd)-Öreifen dag .
Gelenk der Hand befyädigen, wie verrenken, verſtauchen, ver⸗
letzen, die Hand durch einen falſchen Griff verrenken, als en Re:
„ eiprogam, ſich die Sand vergreifen, auch wohl, ſich vergreifen.
Daher das vergreifen. 3. Fehl, falſch greifen, dag lnrechte ere
‚greifen, als ein Reciprocum. Man. vergreift Ach, wenn man
ans Beriehen ein Ding auflüur des andern ergreift. Jh. babe
“ mic vergriffen, Däber das Vergreifen. 4. Unbefugter Wie
nach etwas greifen, vermulhlich eine Fortfigung dee vorigen Yes
deutung. . (13 In mehr eigentlichem Verftande, ſich eines frems,
den Gutes unbefugter Weife bemäcktigen. Sich an fremden
Geldeön versreifen, fie ſich Anbefugter Weiſe anmaßen, fie in ſei⸗
nen Nusen verwenden; oft als cin glimpflicher Ausdruck für das
haͤrtere ſtehlen. Sich an den Jeldfrichten, an jem andes #igen-
thum vergreifen. Daher, obgleich ſelten, die Drrgreifung,
(2) Sic) anjemanden vergreifen, ihn unbefugter Weiſe beleidis
gen, ©; fen mit Worsen oder mitder, Shat, im letztern Falle als
ein glimpflicher Ausdruck für das härtere fehlagen, prügeln u. ff.
Sich mit Worten an jemanden vergreifen, die ſchuldige Achtung
in hahem ade durch Annie Ve — ihn den Is⸗
m⸗xi⸗
verb. irreg. act, S Graben.) 1, Durch Graben —
Als ein Activum, des Brafes ber;
”
‘
2. Als ein Heutrum, mic dem Hülfsworte ,
3
E
»
08 -
e RT ten. sap. 1 unfere Zänse nicht: an ihn (ibm)
vergreifen, 1 Mof. 37,27. ° Wenn eine Seele. fündigen wur⸗
“de, und ſich an dem Herren vergreifen, 3 Rof. 6,2.. Dev
ſich am. Konige vergeffen bat, Bar. 6, 17 Aber abfolute‘,
8* Mit Verfaweigung, dee Perfoir, wie 3 Hof. 5,35: Wenn ſich
= N eine Seele vergreift, daß fie es verſtehet und fih verfindigr,
iſt es im Soddeutſchen veraltet,
vergreifen iſt feltenen; Ahab mabe des Vergreifens am.
erxxn noch wmehr, 2 Chron.28;,22., Die vergreifung abſolute
“für Verfündigung, iſt ebeu fo veraltet, als das abſolute ſich ver—
greifen. Es verſammelten ſich zu mir alle — um der großen
‚Dergreifung willen, Efra 9,4: Kap. 10, 6.
Dergrrifen ſcheint in⸗ der legten Bedeutung gleichfalls fehl
ER a u) Sa
Vergrößern, verb; reg. act. größer machen, fo wohl durch Vers
mebrung der Zabl, eine Zahl vergrößern, als auch der Maße,
einen Garten, ein saus, fein Vermögen, als endlich zuweilen
auch der Inlen ſion/ in welchem ſetztern Falle aber vermehren üb⸗
licher ift; die Schmerzen vergrößern fih. Sich vergrößern,
fein Gebieth erweitern und mit demfelben zugleich feine Macht
vermehren, Figürfich vergrößert man prwag, wenn man es
gie größer, wichtiger vorſtellet, als es iſt. Eine That vergrößern.
Sin rund gefchliffenes Glas vergrößert die Gegentände. Fe:
mandes Reichthum ungebührlich pergrößern, ihn ‚orößer an-
geben, alserift: So auch die Vergraßerung, das Dergrößes
runssslas, welches die Gegenſtände größer vorſtellet, als ſie wirk-
lich find. Im Oberdentſchen auch ergrößern.
Vergrünen, verb, reg. neutr. mit dem Hülffworte fen, aufs
bören zu grünen, in der dichteriſchen Schreibart.
Nein Srubling iſt in Angſt vergrimt, Gunth.
Daher das vergrimen.
Dergülden, ©. vergolden.
*Die Bergunft, plur. car. —— ein —
tetes, noch in einigen gemeinen Sprecharten übliches Wort, für
Erlaubniß, weldes ı Cor. 7,6 dorlemmi· age⸗ ſage ich aus
Vergunſt.
*Dergünfligen, verb. reg. act. —— in der anfländigern
Schreibart der Hochdeutſchen eben fo ſehr veralter ift, als das vor
rige, und noch im Oberdeutſchen für erlauben, ver gönnen, ge⸗
braucht wird, von welchem letztern cs ein Zutenfivum iſt.
3 aud) die Vergimftigung, die Erlaubniß
2. Vergüten, verb reg. act. wieder gut machen, erfrgen. Je—
Br manden den evlittenen Schaden verguten, erfeten. ©, wie
} werde ich mein Verbrechen vergüten! Weiße, Daher die
‚Vergütung, „der Erfag. Im Rieder, vergöden, vergsen.
>
———— verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben.
rs Die. Haare verwechfeln, wofür fi ſich haaren üblicher if. In
der Jägerey gebrandt mantas Wert verhaaren von dem Raub⸗
wilde, dagegen von dent Roth⸗ und Schwarzwilde färben und ſich
farben üblicher iſt. 2. Aufbören fich zu baaren. Ein Thier hat
A verhaaret, wennes ich Lu, mehr baaren ſeine Haare ſchon ver-
—— wechſelt bat.
u... Der Verbad, des —es, — die —e, eine Verforrrung von
— niedergehackten, d. i. gefaͤlleten Bäumen, welcher auch dev ver—
hau genanns wird. Einen verdack machen. Am mittlern Lat.
Concifa, Anſtait des Zeitwortes verbacken, durdeiuen Ver⸗
bad beripereen, iſt ta Hetpdeurfchen verhauen übiicher,
— werb. reg. act, durch Hadern, di. unnlitzes Strei⸗
| cn nid Vrozeffiren verlieren, alle machen. viel Geld, ſein
# vermoten verhaderm : s
„ Daher Sie Dergreifung. Das .
greifen, aus Verſehen unrecht greifen, zu bejeichnen, tele.
chen Begriff die Partikel m in ſich vergeben, ſich verſehen
So
Ber er
Der Derhaftz des —es, inuf: welches von dem folgenden
‚geitworte nur in engerer Bedeutungüblich it, den Zuftand des
Be findens im Gefangniſſe, in gerichtlicher Verwahrung, zu bes
nen wo es von ——— üblichſten if, im gemeiuen Le⸗
ben der Arreſt. Je nanden in verhaft nehmen, ihn zum Ders
haft bringen. Im verhafte ſeyn Jemanden des verhaftes
entlaſſen. Sich zus dem verhafte los machen. in verhaft
gerathen. Zum Uberfluſſe wird oft noch das Behwort gefanglich
binzu gefetzt. In gefanglichen verhaft nehmen. Seltener ges
braucht man es von Sachen. Sachen in verhaft nehmen. Der
haft auf Waaren legen, Arreſt. In einigen Gegenden iſt es im
weiblichen Geſchlechte üblich: jemanden zur gefannlichen verhaft
bringen ;. weiches denn das einfache die Haft für ſich hat, welches
ehedem für verhaft gebraucht wurde, und auch noch —*— üblich
ift, Zur Haft bringen.
Derbaften, verb. reg. act. von dem einfachen haften, fo fern
es für haften oder heften active gebraucht wurde. 1. Die perfö: Ite
liche Frey heit duch gerichtliche bder obrigkeitliche Einſperrung ein⸗
ſchroͤnken. Jemanden verhaften, wofür doch in Verbafenebe
men, und bey der Soldaten arreſtiren und verarreftiren ühlis
cher ind, In manchen Ranzelleyen hat man dafür auch das Zeit«
ivort inbaftiren, im barbar. Zateine inhaftare,. Daher ein
verhafteter, welcher fich im Vetbaft befindet, in gemeinen Les
ben ein Arreſtant, in den Gerichten ein Arreſtat, zuweilen
auch ein Inhaftirtey, undin manchen Fällen ein Gefangeher.
2. Als cin Unterpfand einem andern in deffen Gewalf übertragen,
oder ihm zum Unterpfande fegen, wie verpfänden, welches doch
nur in engerm Verſtande üblich if. Wirt du Bürge fur deinen
Nachſten, und haft —— bey einem Lremden verheftet,
werhaftet,) Sprichw. 6, 1. Sey nicht bey denen, die ihre‘
Sand verhäften (beebaften,) uns fir Schuld Birge werden,
Kap. 22,26. Sn dieſem Verſt ande ſagt man nur noch zuweilen,
——— verhaftet ſeyn, ihm als Bürge verpflichtet ſeyn. Da⸗
ber iſt in einigen Gegenden das Angeld, Sandgeld, auch unter
dem Nahmen des Perhaftgeldes oder verhaftpfenniges bekannt.
3. In noch weiterer Bedeutung ift jemanden verhaftet ſeyn, ihm
zu gewiſſen verfönlichen Dbliegenpeiten verbunden ſeyn, wo es doch
auch nur noch ſelten und nur in einigen Fällen gebraucht wird,
Der Schuldner it feinem Glaͤubiger verhafter, vermuthlich, fo
fern der Btänbiger bey unterbleibender Zahlung ein gewiffes Recht
“anf die Perfon des Schuldners hat; wo man auch fagt, jemanden
mie Geld, mit Schuld verbafter fern, ihm ſchuldig ſeyn.
Dein Sleige will ich ſeyn als wie ein Knecht, verhaft,
verhaftet) ©
Damit ich möge ſeyn ein gerr der wiſſenſchaft
Logau.
Gott verhaftet werden, zur Erduldung der verdienten Strafe
"von Gott verpflichter werden, So auch die Verhaftung.
Ynm. der bat-in der erften Bedeutung cine mehr intenfive
Kraft, in den folgenden aber ſcheint vs eigentlich eine Eutfernung,
Übertragung an einen andern, zit bezeich nen, wie int perpfanden,
verfegen, veräußern. Euthers verhäften und verbeften ifl zwar
der Regel nach richtig, von dem Activo haften, aber ganz wider
den Hochdentſchen Spracgebraudy.f '*
verhakeln, verb. reg. act. mit sakeln, kleinen Hafen verbifte
den, ingleichen, damit verſchlicßen. Daher die‘ verhakelung.
Yesbäteen, S verhoken.
Verhalten, verb. irreg. act. etirecipr. (©. galten,) welches
nach Maßgebu 19 beyder Thelle ſeiner Zufanimenjgung! auch
im derſchledenen Bedeutungen üblich ift,
Dein Zugel verhalten, bey einigen, dem Pferde, den Zügel
(ieh fajjen, wofür och verhängen üblicher iſt. Mit verbale
te remn
f} \
1055 Ber
senem Zügel, mit — ver eheiht bier * —
oder auch entfernende Bedentung zu haben.
2, Zurück halten, eigentlich durch Halten einſperren clio
ſchließen.
) In mehr eigentlichem Berftante, wo es im arfellfchafte
Jichen Leben in fehr vielen Fällen gebraucht wird, wo ein Ding,
oder doch deffen Wirkung zurück gehalten wird. Den Urin.verz
halten, Bas Verhalten, die verhaltung des Urins. Den
Athem verhalten,
den Gesärmen, verfchlagene. Einem ein anvertrautes Gut
verhalten, edler vorenthalten. " Verhaltene Dämpfe in den
Bergen, vingefchloffene. Den Moſt verbalten, deffen Gahrung
bindern, aufhalten, verhaltener Moft, deſſen Gährung gehin⸗
dert worden. Die Sterne verhalten ihren Schein, Joel =, 10.
Auch babe ich den Regen über euch verhalten, Amos 4,6,
Darum.bat der Simmel uber euch den Than verhalten,
-Daag ı, 20, “ ie
Ich weiß, dw ſtrafft mich nicht,
Wenn der verhaltne. Strom. aug meinen. Augen bricht, \
Weiße.
Ein andrer, den ein Strom verbaltner Weisheit blaht,
Dünkt, wenn er dunkel ſchreibt, ſich mehr als Epiktet,
Beruh.
+ (2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, (a) Verweilen, .
ſich aufbatten, eine nur im Riederdeutfehen befindliche Bedeutung,
wo fie aber auch anfängt zu veralten. (6) Mit dem Nebenbegriffe
der Berbergung, zurück hatten , um zu verbergen, gleichfalls in
zielen Fällen des gefellfchaftlichen Lebens. Es hatte fih etwas
Severin der Aſche verhalten. DVerbaltene Sunfen. In der
Sügeren werden die Lockvogel verhalten, wenn man fieim Früb-
linge an einem finſtern Orte aufbewahret, damit fie mit Pfeifen
and Singen inne halten, und bernach auf dem Vogelherde defto
ſtärker ſchlagen. In einem andern Verftande ſagt man dafelbft
non dem Rothwildbrete, es verbalte ſich, wenn es fi in einem
Dieiat verbirgt. Es iſt unnöthig , verhalten in diefer Bedeu⸗
sung von verhehlen abzuleiten, indem fie ganz natürlich aus der
vorigen fließt; indeffen find hehlen und halten in ihrem Uefprunge
nahe verwandt. (c) Verſchweigen, um es einem andern zu ver»
bergen. Einem etwas verhsleen. Daß wirs nicht verhalten
folten ihren Rindern, Pf. 78,4. Ich will dich etwas fragen, .
lieber, verhaltemir nichts, Ser. 38, 14. Ich will euch aber
nicht verbalten, daß ich mir oft habe vorgefegt, u. f.f. Röm.
2,13, Es iſt in diefem Verſtaude vorzüglich in den Ranzelleyen
wlich, Wir haben euch ſolches nicht verhalten mögen. Ws
denn das Mittelwert in Geflalt eines Nebenwortes auch wohl
überhaupt für unbefannt, fabjeetive, gebraucht wird. Es kann
denenfelben nicht verhalten feyn, was für Unfug u. ſ. f. Da⸗
ber der Gegenfag unverbalten, Es fey dir unverbalten, nicht
verfchwiegen,
— ve Br
ihn an fi halten. Verhaltene Winse in -
Gold. In diefem Verſtande ift allenfalls das Verhalten üblich.
"bung der Dinge außer uns beſtimmen. Ich weiß nicht, wie ich
u
In dief r Bedentung iſt von dem Beitworte fen Hauptort, Pe
nicht as Verhalten, üblich,
(2) 33 Beziehung auf ein anderes ähnliches Ding, in Vers
gleichung mit denifelben befchaffen feon, on allen Arten der Ber
fchaffenheit, befonders aber von der Größe und Intenfion, da deun
dasjenige Ding, mit welchem das erfle gleich ſam verglichen wird,
das Vorwort zu bekommt. Die Hohe verhalt ſich zur Breite,
wie zwey zu Zins, d „1. die Höhe iſt um fo, viel größer, alg die 4
Breite, um fo viel zwey größer ift, als eins. Ingleichen, wenn - .
die zwey Dingevon Einer Art find, auch ohne das Verwort : die
Räume verhalten fich, wie die Gefhwindigfeiten , d. i. der
"eine Raum verhält ſich zu dem andern Raume, wie die eine Ger
ſchwindigkeit zu der andern, Es iſt in diefer Bedeutung in der
Vrarbemarif am üblichfien, Aus welcher es hernach auch auf ander ?
re Örgenftände angewandt worden, Die Liebe verhält fkh zur
Sreundfechaft, wie ein Slammenfruer zur fanften Sonnenwär-
me. Bonner und Blig verhalten ich zu einander, wie die
Wirkung zur Urſache. In diefer Bedeutung ift Fein anderes
Hauptwort, als das verhaltniß üblich.
(3) Bon einem audern Dinge feinen äußern Umfänden nach h
beftimmt werden, doch nur mit ausdrüdlicher Bezeichnung der
Art und Weife. Wie verhält ih das Bley im Seuer ? wag für -
Veränderungen erleidet es in demſelben ? Antw. Es ſchmilzt.
Glas verhält ſich unter dem Sammer ganz anders, als das
(4) Imengfien und moralifhen Verſtande beißt fich verhals
ten, feine eigenen Veränderungen in Rückſicht oder nach Maßge⸗
mich in oder bey dieſer Sache verhalten ſoll. wie habe ich
mich in diefem Falle zu verhalten? verhalte dich ruhig. Sich
nach der Vorſchrift des Gefeges verhalten. Sich febr unges _
berdig verhalten. Sich in frinem Amte unftrsflich verhalten.
Es iſt in diefem Verſtande ein fehr allgemeines Zeitwort, welches
die engern fich betragen, ſich aufführen, welche nur von
dern Arten des Derbaltens üblich find, mit in ſich begreift.
wird daher nicht gern in ſolchen Fällen gebraucht, wo man ein na
flimmteres Wort hat, Man fagt zwar, ſich als ein tapferer
Mann, ih ftandbaft im Unglüde verhalten ; aber nicht gern,
ſich hart, gütig gegen jemanden verhalten, fondetn betragen.
Der Gegenftand der Perfon, auf welche fich die Veränderungen *
beziehen, befemmt das Vorwort gegen. Daber das Verhalten,
©. ſolches fo gleish beſonders.
Anm. Die eigentliche Bedeufung der Partikel in diefer dritten
Hauptbedeutung ift dunkel; allem Anfeben nach ift fie bloß inten-
fiv, indem das einfache balten in ähnlicher Bedeutung üblich ift,
3: B.fich tapfer halten, Balten aber ſcheint hier eigentlich die
Beſtimmung der äußern Stellung und Geberden zu bezeichnen,
fo wie haben, gehaben, und habere, welche in, ähnlichen Fällen
gebraucht werden.
In diefer ganzen zweyten Hauptbedentung iff fo wohl das ver⸗ Das Verhalten, des— 8, plur. dod nur felten in der zweyten
halten, als auch in der eigentlichen Bedeutung der Zurückhaltung
die Derbaltung, üblich.
3. Sich verhalten, als ein Reciprocum, den zufälligen Um⸗
hei nach beflimmt werden, und feine zufälligen Veränderun⸗
gen nach den äußern: Hmfländen beſtimmen; befonders in fob
genden wabe verwandten Fällen.
(+) Im weiteften Berftande, den zufälligen Umftänden na
beffimmit werden, in welchen es nur von gefchehenen Dingen, und
der Art, wie fie geſchehen find, gebraudht wird, Die Sache vers
halt ſich ſo. Die Sache verhält fi ganz anders, Es bat
fich fo verhalten. Da Alb num diefes fo verhielt. Wie ver-
bält fich die Sage? oder, wie verhäbt ſichs mit der Sache ?
Bedeutung von mehrern Arten, ut nom, fing. 1. Die Hand-
lung des Verhaltens, in einigen Bedeutungen desvorigen Zeit
wortes, (S. diefelben.) Am häufigften, 2. In der Testen Bedeu,
tung des Seitwortes, die freye Beſtimmung eigener Veränderung
gen in Beziebung auf die Dinge außer ung, der Inbegriff mehres
ver übereinflimmigerHandlungen dieferArt, indem einzelne Hand⸗
lungen noch Fein verhalten ausmachen fönnen, Sein Verbalten
nach den Vorfchriften eines andern einrichten. Das verhal⸗
sen deg Menfchen gegen Gott, gegen den Nächſten und ge
gen ſich felbit, Das Gefrg beffimme das Verhalten des Men—
fhen. Bann man überall Weisheit und Grduung in der
æinxichtung der Natur bemerken, und Fein Derlangen füh⸗
len,
EN Ur 371? SERIEN er
si 2 f —
* J * *
J *
nd *
len, in feinem eignen Verhalten auch Weicheit, auch Ort:
nung zu beobac ten? El. Es ift, fo wie das Zeitwort, ein
ruck der die befondern, Berragen, Aufführung
— ———— efich begreifen 5
Daedai des ⸗¶ ſes ‚plur, — nur allein
> 9 pen verhalten (bir ift, die Befchaffenheit ‚eines Dinges
ulichen Dinges zw bezeichnen, da denn dieſes Wert alles dag
: “ ausdrudt, was die Latemer durh.relpentus, relatio und pro-
ortio geben, oft aber’ auch ein bloßen Scherwenzel oer Katheder⸗
3 Philoſophie iſt, dunkela und vertdorrene Begriffe darunter zu ver⸗
ſftecken. Alex ander wurde. im verh altniſſe (nach eben dem Maße)
+ Meiner, wie feine eroberten Gebierbe größer wurden. Das
* Verbälmiß der Untenihenen zug (uicht gegen dic) Obrigkeit,
ihr. Zuſtand, ihre Beichaffenbeit, in Rück ſicht anf diefelbe, und
amar in jeder Kückficht, ſelbſt die Obliegenheiten mit«ingefchloffen.-
uUnſer verhaltniß gegen Gott. Die Verhaltniffe unfers Le:
ben, die äußern Zuſtände deffelben, dir Zufkände in Nückficht der
Dinge außer ung. Die Verhaltniffe der Theile des men ſchlichen
‚Leibes, die Oröfe, und Stärke jedes Theiles ir. Beziehung auf
die übrigen, und auf den ganzen, Körper, So auch die Derbältz
niffe in dev Baukunſt. Derbälnigmäßig, nad Maßarbung
der verfchiedenen Stufen, Air jemanden im Derbältnifie fier
Ben, in Verbindung. Das grirbmerifche Verbältnig zweyer
Zahlen, welches zeigt, wie viel Einheiten eine Zahl mehr oder
weniger eınbält, alsdie andere, zum, Unterf-hiede vor dem geo-
* mereifhen, drmjenigen Zuſtaude, da eine Zap! mehrmahl grö⸗
Ber oder kleiner iſt, als die andere.
Anm. Einige merige gebrauchen diefeg Wort im weiblicher
Gejchlechte, die verhaltniß, do denn der Plural die Derbalt:
niffen heißen müßte, So Pi.
zu Stande bringen, fo daß ver hier größten Theis eine bloß in—
R "tenfive Bedeutung hat ; eine Bedeutung, weiche im Sberdeucfcen.
und den Hochdeutſchen Kanzelleyen noch. am meiften vorkommt.
Einen Frieden, Vergleich verhandeln, wo es noch von weiterm
Dinfange der Bedentung ift, als unterhandeln. Noch üblicher iſt
Sie — en, nicht nur die Unterhandlung, fondern auch das ganze
ſchriftliche Verfabren in einem Gefchäfte zu bezeichnen, Landz
. sagsverhandlungen,, Handlungen. 2. Das Eigenthum durch
Handel und Wandsl aneinen andern übertragen, wo ver den Bes
griff der Entfernung bat, wie in verkaufen, verſchenken, vertan:
ſchen. Etwas verhandeln, eigentlic, nur, fi wegen des Preifes
einer Sache, die man veräußern will, vergleichen, in meiterer Bes
verhandlaung, plur. inuf,
vechanden S. vorhanden.
verhandlohnen, verb. reg, ein nur in einigen Gegenden üb⸗
Lehen entrichten. Ein Gut verbandlohnen · Daher die ver⸗
Banslohnung. S. Sandlohn..
BDerhängen, verb, reg. act. r, Subängen, darch eine vorge⸗
* böngte Dede verfopließgen, wo ver eine Verſchließung bezeichnet,
T Ein Lenſter mir einem Tuche verhangen, Kine verhängte
ung.
2, Weit hängen laffen, wo ver eine Entfernung, oder auch In⸗
ſenſton bezeichnet.
1) Eigentlich, in welchem Verſtande es mir noch von dem
" Bügel des Prevdes üblich iſt. Dem Pferde den Zügel verban:
ä gem, ihm den Sügel ſchießen laſſen. Noch bänfiger iſt in diefem
; Verſt ande das Mittelwort, Mir verh angtem Züugel, di in vol⸗
>
Adel. w. °P 4 Sh,2, Bu
TERN
= ; | i
. in Beziehun anfein anderes, oder in Berrächfung eines andern.
- Derbanseln, verb, reg.act, r. Durch ſchrifcliche Handlungen '
Rn in diefem BVerftande das Hauptwort die Verhandlung, plur.
" deutung auch für verkaufen undvertaufchen ſelbſt. So auch die
liches Wort, den Sandlohn, d. i. die Lehenwaare, von einem
| "Ber ‚2058
lem Saloppe. Sie Famen mit verhangtem ER
ern Begenden fagt man .dafür, mit verbeltinem Zugel,
— Dieſe Bedeutung iſt alt, wenigſteus kommt das einfache Seitwort
ſchoh in derfelben. vor,
Bem roflear do hanckte,
1... Czu Genelun er -Iprankte, Stryker.
Den Roſſe verhängte er da (den Zügel) und ſprengie auf Gene⸗
lun zu.
) Figfirlich, erlauben, verflasten, wie das Pat. permit-
zere. (a) Im weiteften Berftande, in welcher das einfadye hän⸗
gen ſchon ben unfern,älteftien Schriftſtellern vorkommt. 2 Gott
ni.hengit, das grlaube Gott nicht Ditfr. Honida gı seugen,
„ etwas Schändlices verffarien, ebend, Tazer izin.ui henge,
daß er es euch nicht erlaube, eben derf. Verbange deinem Munde
i nicht, daß er das Sleifeh verführe, Pred. 5, 5... In welcher
ie im Oberdeutſchen auch wohl das reguläre verhan⸗
gen vorfonmt,
Gott bat esihm Yechangen, Opitz d..izerlandt.
— den verwirrungen des ſerzens nicht perhangen,
| eben derf,
—J as Su, Gore verbangen bat, eben derf.
Bejandırn kommt bafür derhenken vor. Doch in dieſer gungen
"Bedeutung iſt es im Hochdeutſchen veraltet, wo es, (b) tur noch
in engerer Bedeurung üblich iR, ein Übel-nicht allein zulaſſen, ges
fihehen laffen, ſoudern es auch veranftalten, wo es fo wohl abfoluse,
ale auch mit Bezeichnung d bes perfönlichen Gegenftandes, vermits
sell des Vorwortes üben, gebraucht wird, Es wird iudeſſen auch
in dieſer Bedeutung am banftgſten von Goit, ſeltener, und beſon⸗
ders in den: Kanzelleyen, aber auch) von mächtigen Per ſonen ges
braucht. Sott verhängt die übel als Sırafen, verſtattet und
derauftalter fie. Der Kerr har ſolches verhängt, 2 Mace. 5,17:
Was Gore uber mich verbangt, wird in der dolge Blüd für
mich. werden, Gel, Die Ruchlofen, welche geſtraft werden,
shit den Sünden, die über fle verhangt werden, Wrish, ı, 55
wo es zunächft zulaffen bedenter, dagegen in andern Fallen der
Begriff der thãtigen Zuſchckung und Veranftaltung hervor flicht,
Es ift von Sr- Bönigl, Majeftät eine Inquifition über die ver⸗
dächtigen CaffenzBeamten verbangt worden, d.-1. veranffaliet;
Zw. Baiferl. Majeſt at werden über mich nichs verhängen, daß
ichungehört zu Grunde gerichtet werde.
Daber das Derbängen, welches doch in der erffen Bedeutung
am üblihfien iſt. In der Iepten ift das folgende verhangniß am
gangbarften,
Das Verhängnif, des — ſes, plur. die —e, welches nur in der
figürlichen Fällen der zwepten Hauptbrdeusung des vorigen Zeit,
worte: vorfomnit, »Die Erlaubniß, ohne Plural; eine im
90 bdentjchen te Bedeutung, i iu welcher fich noch im Ober⸗
deutſchen einige Prälaten und Abte zu fehreiben pflegen: Wir —
"aus Gottes Verbängniß Abe u. ff. für von Gottes Gnaden,
durch Gottes Etlaubniß. 2, Einr verhãngte, d. i. von einem böhern
veranſtaltete Veränderung, beſonders die äußern Veränderungen
des menſchlichen Lebens, fo fern fir von Gott verhängt werden,
oder don einem andern aus unbekannten Urfachen herrühren, wo
diefes Wort oft mit Schickſal gleich bedentend gebrandht wird. Alle
beſondern Abſtchten der Kathſchlüſſe und Derbängniffe Gottes
einſdhen wollen, iſt unſnnige BegebrlichFeie, Bell. Ju enges
ver und gewöhnlicherer Bedeutung iſt das verhan gniß ein vow
einem Höheren über uyg verbängtes Übel, in Yraurigrs, ein
> barses, ein ſchweres Verhangniß. Geduld inallen Derbängs
niffen. Es if ein verhangniß Gottes, ein von Gott verbängtes
_ Übel, Da denn and wohl das höhere unbefannde Wefen, weldes
außer Gott die menſchlichen Veränderungen brfiimmen fol, das
Kr Ber
1059 | Ber
Derbängniß genannt wird, r welchem Falle es Senn Michtall⸗
mit Schick ſal gleich bedeutend if, Das —— Br:
hangniß, Fatum,
Der geld, um den du KR, — ——
x Wohin ihn dein Verhängnis trog,
Der ehrne Donner von den Bergen, — zur Seite
Die Selöberen niederfchlug, Raml. 1
Mein verhangniß hat es ſo gewollt. S. auch
Anm. Ju einigen Oberdeutſchen Gegenden tft dieſes Wort
weiblichen Geſchlechts, die derhängnif, ©. — ig, indeffen iſt
im 9%: bdeutſchen das ungewiſſe das herrſcheude. *
Derbarten, verb, reg. neutr. mit dem Si orte bahen, bey
einigen auchn mic feyn, welches in der figürlichen Bedeutung des
einfachen Yeifwortes harren gebraucht wird, am einem Orte, in
‚einem Zuftande zu ſeyn anhaltend fortfahren, wie verbleiben ‚po
daf ver bier eine iıttenfive Bedeutung hat. An einem Orte ver⸗
harren, bleiben, verbleiben, welche für verhaaren üblicher find.
Sie haben drey Tage bey mir verbarrer, Marc. 8, 2. Noch
Dänfiger von einem Zuftande, im welchem Falle es doch aber auch
in der feyerfichen und böhernSchreibart am üblichften ift; 5 behar⸗
ren. Sie verbarven in ihrer Zoffahrt, PR. 359,13... In der
Sünde, in den Laflern verharren. Auf ſeiner Mrimung
verbarren, bebärren. Er verharrete bey ſeiner Ernſthaftig⸗
keit. Ich verharre n.f.f, in den Unterſchriften der Briefe, wie
verbleiben.
Es ifzu lang verharrt im Luft: und Laſterleben, Can.
So auch das Derharren und die Derharrung.
Aum: Im Schwed. framhärda. Im Dberdentfchen wird
dieſes Zeitwort gern mit dem Hülfsworte feyn verbunden, wobey
es denn nicht allein das Beyſpiel von verbleiben, fondern auch die
Natur der Sache por ſich hat, weil das Verharren mit fo wenig
Shätigfeit, als möglich, verbunden ift. Das einfache Zarren in
der eigegtlichen Bedeutung des ängftlichen Warten iſt mitmehr
Ehätigkeit verbunden, und bekommt daher yon rechtswegen das
Hülfswort haben.
Derbarelicdh, —er , —fe, adj. et adv. welches von einigen für
dasedlere beharrlich gebraucht wird, (S. daffelbe.) Ss auch die
Verharrlichkeit.
Derbarfchen, verb.reg.neutr. mit beit Sülfsworte feyn, harſch
werden, (S dieſes Wort, auch) erharſchen.) Die Wunde ver⸗
+ -
harſche, iſt verharſcht. Line verharſchte Wunde wieder auf⸗
reißen. Das Waſſer verharſcht, von dem Frofte, So auch die
verharſchung.
Verharten, vrerb. reg. welches in dovpelter Geſtalt üblich iſt.
.Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte ſeyn, hart werden;
in welcher Geſtalt doch tm Bochdeutſchen erharten üblicher iſt.
Am Oberdeutſchen lautet es in dieſer Form richtiger erharten und
verharten, Deine Unreinigkeit it. fo verhartet, u.f.f. Ezech.
24, 13; wogsaber auch das Mittelwort des folgenden Activi
ſeyn konn, ‚für ift verhartee worden.
2. Als ein Ketivum,, bart machen. - (1) Eigentlich, mo doch
in manchen Fällen auch das einfache harten üblich iſt. Das Seuer
verhartet den Thon. ( ) Figüelich, (a) Manche Speifen ver⸗
bärten den "Leib, wenn fie denfelben verftopfen. Die Verh ar⸗
ung des Leibes, die Berflopfung. (6) Immoralifchen Verſtan⸗
de, gegen alle ſanftern und pflichtmãßigen Empfindungen unem⸗
pfindfich machen, ingleichen ſich verhärten, als ein Reciprocum.
Wirder ein Barbar feyn, und fein Ser; verbärten Fonnen ?
Uns fein verhärter Ohr id taub bey unferm Flehn, Schleg.
In der Deutſchen Bibel verhärter Gott den Menfchen, wenn er
zuläßt, daß er gegen alle Bewegungsgründe der Heilsordnung uns
empfindlich wird, welches auch verfioden genannt wird, Man
fteigt von Lafer zu Lafer, bis. man et in dem: Babe
— 5 verhartet iſt.
So auch di enerhärtung, fo wohl von der Haudluug
er als er moralifchen ec andewonder Fersigfeit, ges
"gen alle pflichtmaͤßige Bewegungsg ade un mpfindlech u fen."
Schon Kerogebraudhtfurihertam iin | moraltſchen Verſtande
nach dem Muſter des Latein obdurare.
Derbafpeln, verb, reg, act.: mit Safpen oder Heinen Haken
? — —— Eine Thür verhaſpeln. Daber in einigen —
8* vo in — ehr 17 im etwas verhajpehn, vrr⸗
m J
—— u, ——
‘in perhaßter Menſch.
iſ mir verhaßt. Sich bey einem verhaßt machen.
J
bier eine intenfive Bedentung.
+ Verbätfcheln, verb, reg. act. welches nur in einigen nibtigen
Sprecharten für verzägtelm üblich ift, S. daſſ elbe.
Der Verhau, des —es plur. d ie —e, von dem Zeitworte v ver⸗
bauen, eine Verſperru won miedergehänenen Bäumen, i im Ries
djiet adv Su hohen — arbaft.
ine verhaßte Gewohnheit, ‚ Das‘
eAmane
wverhaßt machen, ihn bey andern verhaßt mwachen. vd SE
derf, und den gewieinen — ——— ein verhack
Einen verhau machen.
Verhauchen verb reg. act, weldes tur in der dichterichen
Schreibart üblich iſt, durch Hansen der Menge nach erſchöpfett;
im gemeinen Leben aus hauch en Den Athem verhauchen, erben.
Die ermunterten Blumen eröfftten ſich duftend
In dem friſcheſten Shmud und verbauen Gerüche
2 von Balſam, Zah.
Verhauen, verb. irreg. act, (G.5auen.) .ı,* Hieerhaner, 3
eine jet veraltete Bedeutung, Einen Baum furhouwan, im
Tatian. Er hatibren Bruder verbauen und erflechen laffen.,
Buntings Braunſchw. Ehron., wo es Aber auch für zerhauen fie
den kann. In figürlichem, aber auch veralteten Verſtande, bedeus
tete es ehedem auch, in einem Treffen fchlagen und überwinden. 2,
Kürzer oder fleiner hauen, einenoch hin und wieder übliche Bes
deutung. Der Herr wird die Aſte mir Macht verbauen, Ef.
"10,33. Die Datımen verbauen, Richt. 1,6. verhauene Oau⸗
men, V.7. Die Winzer verhauen Sen Weinſtock, wenn fie
ibn beſchneiden. 3. Bebauen, d. 1. durch Hauen ein: Art von Zu⸗
bereitung geben, nur noch in einigen Fällen. Die Stiefel hatten
oben roth Leder und waren verhauen, Fauſt Limp. Chron. viel⸗
leicht ausgehauen, ausgezackt. Bey dem Keltern des Weines
wird das Bert verbauen, d. i. die zufammen gepreßten Hülfen
werden von Zeit zu Zeit: aufgehanen und aufgelodert. Bey den
Tuchſcherern wird das Tuch auf der linken Seite verhauen,weun _
es, ohne vorher gerauhet zu werden, gefhoren wird... 4. Durch
> Hauen verfverren, woman es doch nur in denjenigen Fällen ges
und unzugänglich macht. Einen Wald verbauen. Sich im Wal⸗
de verbauen. Jemanden den Weg verbauen, eigentlich durch
niedergehauene Bäume, figürlich aber auch für verfperten übers
‚baupt. (S. verbau.) Im Kiederf. ſagt man in diefem Verftande
verhacken, daher daſelbſt auch‘ verhack für Derhau üblich iſt.
5. Sich verbauen, in der Fechtfunft, nicht fo wohl falfch oder fehl
hauen, in der folgenden Bedeutung, als vielmehr mit dem Bes
geiffe der Erfchöpfung, fo bauen, dag man nach geführtem Hiebe
dem Gegner eine Blöße gibt, die man nicht, fo gleich wieder decken
Fann, Zigürlich bedeutet ds, fich durch Unbefonnenheit im Neden
bloß geben, 6, Fehl bauen, gleichfalls als ein Reciprocum, fich
verhauen. 7. Falſch bauen, oder vielmehr durch Hauen verders
ben. So verhauet der Sleifcher das Sleifcp, wenn er es in une
hequeme oder untaugliche Stüde —
Daher
braucht, wo man durch niedergehauene Bãume einen Ort verſperret
a 2 en ee
1064
PRORE LE D FR De a
N} MET, 3
IR.
Daber Has verhauen, feltener die Verhatiung.
zufen, verb.reg. act. welches nur im gemeinen Leben vor⸗
kommt, durch übles Saufen, d. i. Haushalten, durchdringen, vers
fchwenden. Sein Vermsgenverhaufen. Daher das verhau⸗
“fen Bon haufen, wohnen, if verhaufen in einigen Dberdeuts
fchen Gegenden, feine Wohnung, und in weiterm Verſtande, den
Ort feines Aufenthaltes verändern,
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verheben, verb.irreg. act. (S. Seben.) 1. Als ein Recipros
eum, ſich verheben, fih duch Heben Schaden thun, etiwas vers
renken oder verlegen. 2. Falſch heben, und befonders falſch abhe⸗
ben. Die Karten werden verhoden, im Kartenfpiele, wenn fie
falſch abgehoden werden. Pin rohes Buch wird verhoben, weun
die Lagen unrecht abgehoben werden. Daber das verheben, und
in der legten Bedentung auch die Verhebung.
Anm. Im Hodjdeutfhen veraltete Bedeutungen find: 1. Vers
halten, verrüden, einem feine Fehler, genoſſene Wohlehaten
verbeben, wo ver für vor zu fleben fcheinet. 2. Zubalten, mo
ver eine Verſchließung, heben aber im weiteften Berftande, ha—
‘ben, d. i. halten, bedeutet. «Semanden den Mund verheben.
> Die Hafe, die Yugen verheben. . 3, Zurüc baten, wie verhal⸗
ten. Das Weinen verbeben. Alle diefe Bedeutungen find noch
in einigen gemeinen Oberdeutſchen Sprecharten gangbar,
Verheeren, verb. reg. act, dur Zerflören und Verwüſten zu
Grunde richten, bejonders von ber Oberfläche der Erde und den
darauf befindlichen Dingen, Das Land iſt allenthalben jämmerz
lich. verheeret, Pi.74, 20. Derheerte Städte, Ezech. 36, 38.
Der Krieg verheevet die Länder. Die Heufchredien verheeren
die Selder: Daß Feine Auth meine Siuren verheerete. Meine
ſchonſte Sofnungen haben fie in ihrer Blüthe verbeerer, von
Brawe, Daher die Verherrung. ine große Verheerung au⸗
ichten. : f
» Anm: Bey dem Notfer herron,; bey (nn alten Dberdeuts
(hen Schriftfielleen beven, beheren, geberen, im Angef, her-
» gian,in einigenSchweizerifhen Gegenden behergen, imSchiwed,
härja. Es flanımet von Heer her, wiepopulari von popur
lus, und AyıderIas von Axog, (S. Seeren,) und bedeutet Daher
eigentlich, vermittelt eines Deeres oder in Öeftalt eines Heeres,
mit. einen großen Menge verwüſten. Es wird daher figürlich nur
von beträchtlichen Theilen der Erdfläche gebraucht, wenn die Vers
wüftung und Berderbung gleich nur von einem einzelnen Dinge ger
fchiehet, 5.8. von einem Sturme, einem Erdbeben, der Fluth
wir. Von einzelnen Gebäuden gebraucht manes nicht, Daraus
erhellet zugleich, warum der figürltche Gebrauch, jemandes Here»
lichFeit, Hoffnung, $reude: u, f. f. verheeren, hart und unges
wöhrlih iſt. Dadas einfache heeven ſchon diefe Bedeutung al:
lrin hatte, fo ſtehet ver hier bloß intenfive i
Bermöge feiner Abftamnang bedeuteten beeren und verheeren
ehedem noch: 12. Mit Krieg überziehen, befriegen, heran, in
dem alten Gedichte auf den heil. Anne; Shwed.härja. 2, Übers
wältigen, überwinden, bey den Schwäbiſchen Dichtern beheren
and verheren. 3. Rauben und plündern, und in weiterm Vers
fande, beranden. Got wil an froiden mich verheru, Öraf
Kraft von Toagenburg. Welche aber gänzlich veraltet find.
Derheften, verb.'reg, act. ı. Zufammen heften, wo. ver eine
Berbindung bezeichnet, it. oerſchiedenen einzelnen Fällen. Line
" Wunde verheften, bey den Wundärzten, : Ben der Stidarbeit
wird der Brund verheftet, wenn man zu den Figuren erſt einen
Grund yon Zwien legt, Dev Bortenwirfer verbeftet ben langen
Sinſchlag der Treſſe, weun er ihn mit feiner Seide unter den Arts
ſchweife defeſtigt. 2. Falſch heſten. So verhefret der Buchbin:
der ein Buch, wenn er die Bogen und Blätter michi ih der gehö⸗
sigen Obronung heftet. So auch die Verheftung.
darin erwürget find, Eſ. 26, 21,
Derheiften, ‚verb: irreg. act. (9. Seifen,) wel
1 ch
Ber 1062
Derhöhlen, verb.reg.act. weiches jeht regulär gehet, has Mittel⸗
wort ausgenommen, welches als ein Bey- und Nebenwort noch zus
weilen verhohlen lauter. 1.Esift eigentlich mit verbergen, und
fzürlich auch mit verfihweigen gleich bedeutend, Daß das Land
wird offenbaren ihr Blut, und nicht weiter verbehlen , die
Meine Augen ſehen auf alle
“ihre Wege, daß fie vor mir fich nicht verhehlen können, Jer.
16,17. Inden mittlern Zeiten wurde dag Feſt der Eimpfängnig
Mariä häufig unfer Srauen Tag der verhoblnen, die. fich vers
borgen hatte, genannt. Sie (die Weisheit) ift verhohlen vor den
Yugen aller Lebendigen, Hiob 28,21,
Diu.nahe'in minem herzen lit
Verholnenuvilmani gentac, Reinmar der Alte,
Doc in diefer weitern Bedeutung, welche noch iu dem Gegenfage
unverhpblen vorkomint, iſt es jetzt im Hochdeurfchen veralter,
2. Man gebraucht es jetzt nur —*9— in engerm Verſtande, auf eine
pflichrwidrige Act verbergen, verbergen, was man nicht verbergen
foilte, fo wohl eigentlich von Sachen. Geſtohlne Sachen verheh⸗
len. Als auch, und zwar am häufisften, auf ſolche Art verſchwei⸗
gen. Ich verhehle meine Miſſethat niche, Pi. 32, 5. Die
Wahrheit verhehlen. verhehle mir nichts. Ich habe Feinen
Umitand verheblet oder verhoblen. m ä
So auch das verhehlen und die verhehlung.
Anm. Diefes alte Wort lautet fahon bey dem Kero farhelan,
bey dein Ditfeied firhelan, bey dem Willeram verhelan, diees
insgefammein der erften weitern Bedeutung des Werbergens ge⸗
brauchen, und auch das einfache helan in eben demſelben Verſtan⸗
de haben. Im mitilern Lateine ward es durch foriscelare über»
fest. (S. Seblen, wo ſchon die Abſtammung diefes Wortes geze i⸗
get worden.) Beyde, fo wohl das einfache als zufainnien geſetzte
Beitwort, gingen ehedemirregufär, Junperf ich HabL, verhabl,
wovon noch das Mitielwort verhohlen üblich it, welches noch
bäufig für verhehlet gebraucht wird, obgleich das Imperfeetum im
Hochdeutfchen jederzeit vegelär gebraucht wird.
Derbeilen, verb. reg. act. et. neutr. im legien Falle mit dem
Hülfsworre ſeyn. Zuheilen, fo wohl active,'zubeifen machen,
‚als auch intranfitive, heil werden. Die Wunde ii ver heilet. Der
Wundarzt har die Wunde verheilet. 2. Caſtriren, verfchnei-
den, Ö, 2, Heilen. S. auch die Verbeilung.
Derbeimlicyen, verb. reg. act. heimlich halten, befonders von
Saden, weldeman theils nicht nöthig bat, heimlich zu halten,
theils nicht heimlich halten follte ‚im legten Falle ungefaͤhr fo, wie
verheblen. Einen gefundenen Schag, geſtohlne Sachen ver-
heimlichen. Einen entdeckten Anſchlag verheimlichen, Erwas
vor jemanden ver heimlichen. Sie würde nicht die mindeſte Ur—
ſache haben, ihre Empfindung zu verheimlichen, Weiße. Kin
entitandenes Jeuer ver heimlichen. Daher die Verbeimlichung.
Verheirathen, verb.reg,act. durch Heirath mit einer andern
Perfon verbinden, fo wohl abfolute, Seine Tochter verheira-
then, im gemeinen Leben auch ausheirarhen. Sich verbeira-
-then. Verheirathete Binder Haben. verheirathet ſeyn. Als
auch mit Bezeichnung der Perfon, welche duch Vorwörter ausge⸗
druckt wird, Seine Tochter an einen angeſehenen Mann ver:
heir athen. Noch häufiger mir dem Vorworte mis Seinen
Sohn mit einer Perfon verheirathen. Sich mit einer Perfon
verheiratben, fie heirasben. Aber der biblifche intwanfitive Ge⸗
brauch, ohne Reeiprocation, welcher verheirathet, der thut wohl,
welcher. aber aicht verheir athet, der thut beſſer, a Cor. 7, 38,
iſt wider den Sorach gebrauch. Daher die Verheirachung.
s ehrdem file
verſprechen/ promittere, ſehr ablich war, befoildetsfür verſpre⸗
ea, erwas zu thun, oder zu geben, In der Deuſchen Bibel
xir? Tome
2063 Sr?
Foirkitiece Saberriidfehrhänfe vor. Und vrrheißen ihnen grey⸗
heit, 2 Per. 20. Menelaus verhieß dem Prolemäs wiel Gu⸗
ses, 2 Mac. 4,45. Was der Herr verheißen hat, ı Moſ. 15,19.
Das verheißene Land, Ebr.11,9. Und fo in hundert Stellen
mehr. Im Hochdentfchen: gebraucht man es am bäufigkte imeri⸗
‚gern Beritande, ein Gutes zu gebeit verfpredgen. Dev verheißne
Segen $oigen denn Ehre und Anſehen fo gewiß der Tugend
nad, als man ung in unfern jüngern Fahren vebnerifch ver:
beißt 2 Gel,
. Anm. Schonben dem Reroforakeheizan, bey andern alten
Shriftftelleen theils nur beißen, theils auch geheißen und behei⸗
ßen bey dem DOpig verheiſchen, im Niederſ. verheten, weiches
daſelbſt auch als ein Reciprocum gebraucht: wird, ſich verheißen,
angeloben, etwas nicht zu hun, ©; Seifen. >
Die Verheißung, plur. die—en, das Verfprechen eines fünf-
- tigen Guten, Das Wort der Derbeigung, in der Thrologie, die
jenigen Worte, welche dag mit dem Genuſſe des Saeramentes
verheißne Gute enthalten, zum Unterfchiede von den Worten
der Einfegung. Die biblifchen R. A. einem Verheißung tbıin,
. mir if die verheißung worden oder geworden, find vxxaltet.
Verhelen, ©. verhehlen.
Derhelfen, verb. irreg, act, (S.$elfen) sum Befigeoter®e-
safe einer Sache helfen, mit der vierten Endung der Derfon.
Jemanden zu etwas, zu einem Amte, zu einer Beförderung
derbeifen. Ih babe ihn zu einem anfehnlichen ‚Gewinn ver:
bolfen. Ich will dich zu der Ehre verhelfen, daß du ibn fee
ben -Sallt. Daher die Derhelfung.
Anm. Gemeiniglid) gebraucht man dieſes Wort niit der dritten
Emdung, einem Zu etwas verhelfen, Gottfch, welches aber gang
wider die Ratur der mit ver zufanımen gefegten Zeitwörter if,
welche allemapl de vierte Endung. der Sache erfordern.
Verhentert, adj-et adv. ein nur in den gemeinen Sprechar⸗
ten übliches Wort, als ein glimpflicher Ausdrud für das. härtere
verteufele, im boben Grade arg, böfe m.f.f. Das wäre ein
verhenferter Streich. Lin verhenkerter Menſch. verhenkert
böfe. Im Riederf..bengers?, verhengert. S. Genfer.
*Derhergen, eine veraltete Formfür verbeeren, welche vchs € x
4,45 vortonmt, S. Verbieren.
Verherrlichen verb. reg. act. berrlich machen, die Herrlich-
keit erth ilen. Die verberrlichten Gerechten, die Seligen im,
Himmel. Ingleichen die Herrlichkeit einer Verſon feyerlich offen»
baren, So ward Chriftus bey feiner Verflärung verherrlicher,
Sur verherrlichen,, feine Vollkommenheiten im hohen Grade
ckannt machen. Daher die Verherrlihung:
Berhögen, verb. reg. acts durch Segen, d.i. mebrmahliges un ⸗
terreden zu einer böfen Sache bewegen, Zu etwas verhetzet wer⸗
Sem Jemanden zu etwas verhegen. In engerer Bedeutung,
euf folche Art wider jemanden aufbringen, Sie vrrhegten den’
Demetrium wider Judam, 2 Maccab. 4,11, — ver⸗
ſchimder
Verheuern, verb. reg. act. ein nar imeinigen — be⸗
ſonders Mi eberbeutfeen Sprecharten übliches Wort, fo wohl
für vermierhen, als auch für verpachten.
geuern. —
Derhinderlih, — a, ſte, adj. et adv. was oethinbert, Ver⸗
hinderung bringt, wofür doch hinderlich üblicher iſt.
Verhindern, verb, reg. act. welches mit hindern gleichbedeu⸗
tend iſt; nur daß ver hier. eine Jutenſton bezeichnet, Etwas vers
hindern, Urſache werden, das es nicht geſchebe. Femanden an
etwas verhindern, Urfache ſeyn, daß jemard etwas nicht voll⸗
briuge, Bisher bin ich verhindert (worden) zu euch zu kom⸗
\ men, Ron, 2,22%, *
©, geuer und
Ben
Salz
deutſchen feltenes Worr; für hindenrniß oder Verhinderung, weß
ches im HERREN, pa; von — auch
im meiblschen Geſchlechte gebrand, « u:
Die Vipinberung pl dieien. 1. Die Gahtimngtra Be
hinders ohne’ Plura 2. Dasienige, was uns verhindert, dag
Sinderniß, mit dem ——— —
Verhitzen, verb.regsact, et reeipr.
gemeinei eben einiger Gegendert fur das edlere erhigen. 2. Auf
einefebl rhafte Art, zu jehr Hisen, auch zuweilen nur im. ger
meinen chen, Dei Ofen verhitzen. Beſſer verheigen. T.
Derboften, verb.reg.aci. et neutr. welches um letzter Falle
. das Dülfsmort haben befommı, und zuweilen ftart des e eu
hoffen gebraucht wird, fo daß ver bier bloß intenfive (eben, Zu
Lacedamon, da er verhoffte einen Aufenthalt su finden, 2.
»Bacc. 5,9. Daher das Derhoffen, beſon ders mit dem Vorworie
wider. Es geſchahe wider älfes Derboffen. ‚ESRSRN :
Anm. Ju den Dberdeutfchen: Rauzellenen. ift man mit Diefer 3
‚müßigen Brrlängerung noch nicht. zufrieden, fondern ‚gebraucht
datur wohl'gar annerbofen. .. Benden Jägern würdiefis Wort
N — — * eigentlichem Verſtaude gebraucht, Inden man dar
von einem Thiere faat ; es perhoffe, wenn de ſtutzig wird,
ſtille ſtebet, and) ſich umficher, So fern ver eine deficuirende
© Bedentung. bat, war verhoffen ebedem die Hoffnung is BP |
ſen, in weicher Bedeutung es aber Längft veraltet ifl, 3
Verhoffent lich, adr. welches im gemeinen Leben ——
gebraucht wird, der edlern Schreibart aber frenid RR
— —
Verhohlen, S. verhehlen. —
Derböhnen, verb. reg. act. mit $ebn belegen, im gemeinen *
Leben auch ausböhnen, Niederf. hohnecken. Es iſt in der an⸗
fändigern Schreibart am üblichften. Wir haben fie niche.ver=
höhnet, 1 Sam. 25.7. . So’ auch die verhohnuns. Bey dem
Oitfried nur gin onen.
Verhoken, verb. reg. act. im Kleinen, als ein Böte verfaue -
fen, von allerley Höferwaaren; ‚auch aushöken, und inden ges
e —— Sprecharten ver hotern⸗ vc batern Puberbas Der:
öfen. u: Re
Das Verhör, des 8, —— — — die, gerichtliche Anbs⸗
rung und Veranftaltung der Ausfagen anderer. Kin verh er an⸗
ſtellen. Jemanden zum verhöre ziehen, feine Ausfage gerichte
lich zu thun auflegen. Bas Zeigenverbör, oder Derbir der
"Zeugen. ine Sache in Derbör sieben. Für Yudienz aber.
Gehor ift es im Hochdeutſchen ungewöhntich, Im Oberdeutſchen
wird es im weiblichen Geſchlechte arbraucht. die verhor, ‚pur
die — en.
Derbören, verb. reg. act. . 1.48 Nichter die Aue ſagen —
andetu anhören. verhöret eure Brüder, und richtet recht
zwiſchen jedermann, 5 Mof.ı, 16. Chriſtus wurde vor Pilato
verhöret, Luc. 23, 14. Richter‘ unfer Beleg auch rinen Men⸗
Shen , ebe man ihn verbörer ? Job. 7, 51. Man verbörer ſo
wohl einen Beklagten, als auch einen Zeugen. Im gemein, Geber
> ziniger Gegenden fagt man auch, jemanden feine Lection verhẽ⸗
zen, für uberhören. 2. Benden Fägsen wird es in noch weis
term Berftande oebraudht, den Aufenthalt eines Wildes oder Ge
flügels aus feiner Stimme ausfindig machen; da denn fo wohl
Sirfche, als auch Huerbähne und Feldhühner, verhöret wers
den, wofür auch bey-einigen verluſen iblich ift, von dem veraltes
sen Iufen, hören; (S. Laufen.) 3. Eine Sache ans Unachtſam⸗
Feit entweder gar nicht bören, wis uberbören, eder fie falfch bören, °
Das babe ih verhört. Die ſich aus Ligenfinn von der
Ehe abhalten laſſen, DEREN die — — der Natur,
Spunenf, F
Die
— a
tieer Verbinderungen böben. |
126 verhigen, im. |
da a Yoacl a, ee 22— ———2
ee ee
%
a der 106.
* titan gejaget wird. Bie Diebe wurden verjagt. Die
“ Pögel veriagen. Jemanden Bon Sats und Kof verjagen, oder
vertreiben. Die Derjagten herbergen, Ef. 16, 3, 4. Daber
die Deriagung,
inm. Schon bey dem Ditfried firjagen. Das Nivderf. Wer:
jagen bedeutet außer dem noch erſchtecken, fo wohl active als in-
tranfitide, Daher if die Verjagniß daielbft der Schreden, und
verjagfam, fhrethaft, furchtſamm. Huf ähnitche Art ift erſchre⸗
Eenvon ſchrecken, ſpringen und fpringen machen gebildet.
*Derjäben, ein veraltetes Wort für befeunen, ©. Beichten,
Verjahren, verb, reg. neutr. welches das Hülfsiosek feyn ers
pie uaſdend Könpe su dit 5 Sb nie Ibis Stimme,
eiße
a ai Derbi.
“Der Verbörer „des —s, plur. ut nom, fing. von v —
ren 1, ein ungewöhnliches Wort, einer Kichter zu bezeichnen, -
J welcher die Kiagen willig —— Du haft keinen verbhoörer
om Bönige,2 Sam, 25, 8. Wer gibt mir einen Der!
gr Siob 31,35. |
Derhubdeln, verh. reg a0i; durch Suseln — Eine
Acbeit perhudeln.
er ersullen, verb. reg. act. vermittelſt einer Hüfle verbergen,
durch eine Hülle, das it, Dede, verbergen, dein Geſichte ane
‚derer entzieden, in weichem Verflande es mehr de der edleru
Sähreibart, als im gefeljhaftlihrn Umgange, vorfonimt. Rebee-
ea verhüllete ſtch mie den Mantel, ı Mof. 24, 65. So aud) das
Haupt, das Angefipt, den Mund verbußen, in andern Stel⸗
len. Seinen Leib gebührlicher Weiſe verh üllen, Sir, 38, 16.
v b.i.bederfen. Inaleiche figurlich fur fi verbergen, verdecken,
in der edlern Shreibart. Deine $einde werden ih in Scham
»erhullen. Das Licht der Seele verhulle fich in Finſterniſſe,
wenn wir es mißbrauchen, Gel. Alles fehlen id um mich
ber in Nacht und Grauen zu verbüllen,
Des Schöpfers weifen Willen
Pflege eine dunkle Nacht vor uns noch su verhüllen, Weiße,
So auh die verhuͤlung. S.güllen.
> Derbungern‘, verb. reg. neutr. mit den Hülfsworte feyn,
1. Bor Hunger umkommen, im Dbordeutfchen erhungern. Te⸗
manden verhungern laſſen. Daher das verhungern. 2. Das
Mittelwort verhungert bedeutet außerdem noch fehr hungrig,
‚gleichfam ausgebungert. S. Der 2, Verbungert ſeyn, aus ſehen.
in verhungert Subnchen fand
Einen feinen Diamant, Haged.
forders,; 2. Eigentlich, wie verakten, nicht bioß alt werden, fone
dern zn einer gewiffen Beftimmung zu ale werden; eine im Docs
beutfchen veraltere Bedentnng, in weicher im Nieder(,wnsprjahre
zum Heiratben noch nicht zu alt, bebeutet. Si wil mih Lin in
dieſen zwein veriaren, Graf Kraft von Toggenburg. 2..%%
engerer Bedeutung HE verjabren buch eine lange Reihe von Jah⸗
zen fo wohlrecktsfräftig, rechtmäßig, als auch umgekehrt te
gültig werden. Landesherrliche Regalia verjabren niemahls,
die unterlaffene Ausübukg derfelben gereicht, ihnen durch keine
Zeitdauer zum Nachtheil, fie können zu allen Zeiten wirder im
» Befiß genommen werden, dagegen in andern Füllen die Aufprüche
nach einem unnntechbrochenen Behs von gewiffen Jahren verjah⸗
> wen,d.i.unaliligiwerden. Bin veriährrer Befig, der durch eine
Lange Zeitdauer rechtskräftig geivorden. Daher au figürlich,
verjahrte Dorurtbeile, die durd) die lange Zeitdauer ein ehrivürs
diges Anſehen gewonnen baden, Eigentlich dedeutet verjähren,
durch eine lange Reihe von Jahren ungültig werden, der Menſch—
heit unverjahrte Rechte, Hall, Es geſchiehet daher nicht ohne
Zuweydeutigkeit, wenn es von einigen im entgegen gefeßten Vers
ſtande gebraucht wird, dadurch gültig werden. Sp auch die Ver:
jahruns, Praeleriptio, Ehedem war für verjähren auch vers
währen üblich,
Derhunzen, verb.reg. act. weiches nur in den niebeigen&prede
arten üblich if, eigentlich verftüinmmeln, und dadurch des gehöriz
gen Aufehens berauben, am häufiaften aber figürlich, verderben,
beſonders fo verderben, daß eine Sache ihre gehörige Geftalt und
Brauchbarfeit verliere, Der Pfuſcher verhunzt die Arbeit,
Verich, Dering, ©. Hiofe. +
Derintereffieren, verb. reg. act. imgemeinen eben, Inler⸗
effe von etwae geben, verzinſen. Lin Capital beöfntereflenen,
Derirren, verb.reg. welches fo wohl als ein Neutrum mit dem
Zemanden die ganze Sache verbunzen. Die Sache iſt ſchon
verhunzt, verdorben. Daher das verhunzen
Up enden verb, reg. act, welches auch nur in den niedrigen
Spredarten gebraucht wird. ı. Pit Huren durchbringen. Sein
vermogen verhuren. 2. *Sich verhuren, ſich durch Hurereh,
und figürlich durch Abgötterey, verſündigen, Richt. 8. 27, iſt im
Sochdeutſchen ingewöhrlich,. Schon Ottfried gebraucht fir hua⸗
ran, für das einfache huren, 3. Das Mittelwort verhurt bedeu⸗
tet überdieß noch in den harten und niedrigen Sptecharten, der
Hurerey ergeben, Siehe Der 2, Derhurtfeyn, Kin verhurter
Menſch.
Verhüthen, verb. reg. act. weldesi in dopveltem Verſtande is
lich ifl.1. Von buthen, das Vieh auf der Weide beobachten, ift
verhürhen, es falfch, nachläfig hüthen, fo daß dadurch ein Schas
de eutſteht. Man verhuthet die Schafe, fo wohl, wenn man
fie auf verbothene, ingleichen auch anf unreine und ungefunde
Meide treiber, als and, wenn eins oder mehrere Schafedurch
Nachläßigkeit des Hirten verloren gehen, - 2. Bun buthen, Aufe
ſicht über etwas haben, iſt verhüthen, Urſache werden, daß ein
Abel nicht erfolge. Schaden ind Nachtheil verhüthen. ver⸗
hüthen, daß uns nicht jemand übels nachreden möge. 2 Cor,
8, 20, Daswolle Gott verhüthen! Gott verhürhees!
So auch das verhüthen und die verhüthung.
Verjagen, verb. reg. act. in die Ferne jagen, fo daß ſich das
Zeitwort mehr auf die Entferuung, als auf den Ort beriehet, aus
—
Verjüngen, verb. reg, act,
r Hülfsworte feyn, als auch als ein Keciprocum gebraucht wird;
durch Irrthum von den rechten Wegeablommen, in die Fere ger
ratben. Als ein Reutrum. Ein Hivre ſucht feine Schafe,
wenn fievon feiner Herde verirret find, Cie. 34, 12, Sie
find verirret im Lande, 2 Mofe 14, 8.
Ex fing zwey Srufzer auf, Y ar der Bruſt verirrten,
achar,
ber als ein Activnm, tole Oral. 18,23 :flefind verirret wor⸗
den, indie Irre geführetworden, ft eg im Hochdeurfchen unges
wöhnlich, obgleich das Niederf. vererren noch fo gebraucht wird,
Am üblichften iſt es algein Reciprocum. Sich im Walde vere
irren. Lin Schaf, weldes ſich von der Hevde verivret bat.
Lin verivetes Schaf. Ingleichen figürlih. So mandes Gerz,
das fich verirrte, bat an dem Sreunde einen Retter gefunden,
Gel. Ihre verierte Santafie gebieret diefe Schre£bilder.
Daher das verirren, und die verirrung. Schon bey dem Note
Set ferirron.
1, Wieder jung machen, ſich ver⸗
jüngen, wieder jung werden. "Sich verjüngen als ein Adler.
Die Schlangen verjüngen fih durch Abftreifung der Hau,
Figürlich verjüngt ſich im Srühlinge die Natur. Die verjüng:
#e Schönheit der Natur. ⸗. Dünner und kleiner machen,
1) Dünner, Ein Stud Stein verjungen. Kine Säule verz
dimge ſich nach oben zu. Schiffe, welche Schnell fegeln follen,
mülfen fich von ihrer Mitse au gegen das Vorder und Sins
RU sersheil
2067. Ber
sertheil verjüngen. (2) Berfleinern, doch nur am im Sänfioften; im
engeen Verſtande, ein Ding im Kleinen einem größern ähnlich
machen, wit Bepbehaltung des Berhältniffes aller Theile, befons
ders in den bildenden Künften. Cine Zeichnung, einen Riß ver⸗
jüngen. Der verjüngte Maßſtab. So au die verjüngung.
Anm. Ju der.erften Bedeutung hatte man ebedem dafür fo wohl
das Neutrum jungen, als auch dasXctivum jüngen, welches noch
bey dem Notker und den Schwäbiſchen Dichtern vorkommt.
Derkalben, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, in
der Hauswirthfchaft. ‚Mine Bub verFalber, wenn fie ihr Kalb
zur unrechten Zeit, oder auf die unrechte Art, zur Welt bringer,
wenn fie mißgebärer, bey andern Thieren verwerfen, Dader
das verkalben.
Verkalten, verb, reg. act. zu Kalt! brennen, in Kalt verwan⸗
deln, caleinieren, in manchen Fällen auch nur brennen. Steine
verkalken. Die Goldfchmiede gebrauchen verkalkten Weinfein.
Derkälten, verb.reg. act, falt machen, welches indeffen nur in
engerer Bedeutung und als ein Neciproenm üblich ift, fich ver kal⸗
ten, fih durch Kälte oder Kühle eine ‚Nupäplitei äugiehen,
ſich erfälsen. Daher die verkaltung.
Derkappen, verb. reg. act, mit einer Kappr verhülfen, verber⸗
gen. Verkappt ſeyn, geben, dem Geſichte nach. Inder Jäge⸗
rey wird der Falke verkappt, wenn man ihm eine Kappe über die
Augen ziehet. Figürlich nennt man jemanden verPapps, wenn ee
ſich aus böfer Abſicht unter einem falſchen Rahmen verdirger. Ein
verfappter Schriftiteller. Daber die derfappung.
Der Derfauf,des—es, plur. die Verkäufe, die Handlung, da
manerwas verfauft, das Eigenthum einer Sache einem andern -
gegen einen gewiffen Preisüberträget. Der Verkauf eines Zau—
fes. Einen Derfauf berätigen, Riederf, verkopp.
Verkaufen, verb. reg. äct, das Eigenthum einer Sache an einen
andern gegen ein bedungenes Stück Geld übertragen, Waare ge⸗
gen Geld geben. Einem etwas verkaufen. Eine Sache wohlfeil,
theuer verfaufen.
Waaren zu verkaufen haben. Etwas aus freyer Sand ver⸗
Faufen, im Gegenſatze des gerichtlichen Berkaufes. Etwas an
einen, oder einem etwas verkaufen. An die Meiftbierhenden
verkaufen, verauctionieren, Die Einwohner eines Landes zu
Sclaven verkaufen. Mit Schaden verkaufen. Cartefius
verkaufte ung Träumefür Wahrheiten, Daher das verkau—
u und die Verfaufung, für weldes letztere doc verkauf übs
licher ift,
Anm. Schon bey dem Kero farch aufan, im Satian Furcou-
fen, bey den Ditfe. firkoufen, im Rieder f. verföpen, Der bat
bier die erfie Bedeutung der Carferdund:
Der Verfäufer, des—5, plur, ut mom. fing, Fämin, die
Derkäuferinn, derjenige, welcher etwas —— zum Unterſchie⸗
de von dem Kaufer.
Derfäufliih, adj. et.adv. 1. In Geftalt eines Verfaufes, wie
kãuflich, doch nur als ein Nebenwort. Jemanden erwas ver—
Fäuflich überlaſſen, beſſer, es ihm verfaufen. 2. Was fi '
leicht verfaufen läſſet, gut abgehet, hin und wieder im gemeinen '
Leben, Eine verfäufliche Waare. In welchen Verfiande man
auch wohl das Hauptwort die Derfäuflishkeir bar. Oft gebraucht
man beyde auch. wohl in weiterm Verſt ande, was verkauft wer⸗
den kaun. Das iſt mir nicht verkäuflich.
»Perkauten, verb. Teg.- act, welches nur in den gemeinen
Spredbarten einiger Gegenden für vertaufchen uüblich ſt. S.
Baudern,
Der Verkehr, des — es, plür, car.einnurin Einer Bedeutung
des folgenden Zeitn ories übliches Wort, jo wohl den Handel und
Wandel zu dejeichnen. Es if Vier Derkehr aneinem Orte,
Etwas für einen hoben Preis verkaufen:
Ber 1068.
wenn wiele Waaren daſelbſt EEE en ER werden, vie
ler Handel und Wandel. -
‚Fehr mit ihm. Riederf. gleichfülls Verkeer. Bon vielen wird
es im ungewiffen Geſchlechte gebraucht, das verkehr.
Dextebren, verb. reg.act, welches in einer doppelten Haupt:
eigen gebraucht wird.
„ Anders Fehrenoder wenden, fo daß ver bier bloß eine An ⸗
—— andere Richtung, oder auch nur eine Intenfion bezeich⸗
net. Es iſt in dieſer Bedentung nur noch in einigen figürlichen
Fällen gangbar, (1) Abfolute bedeutet verfehren noch im gemeis
nen Leben, befonders mancher Gegenden, Waaren abfegen, Hans
del und Wandeltreiben, verkaufen; Riederf, gleichfalls ver kees
ren. Jemand verkehrt viel, wenn er viel Waaren abfegt. Es wird
bey ihm, an diefem Orte nicht viel verkehrt. Nach einer noch =
weiteren Figur fagt man im gemeinen Leben, fo wohl Ober» als
Niederdeutſchlandes, mir jemanden verkehren, Gemeinſchaft,
Umgang mir ihm haben. Ich babe in meinem Leben viel mit
ihm verkehrt. (2) Berwandeln, inden entgegen geſetzten guten
oder böfen Zufiand verfegen. Swenne li wilmir verkeren
den Kumber min, der Schenke von Limburg. Das Leid in.
gute Tage verkehren, Efip. 9, 22. Eure Traurigkeit ſoll in:
Freude, Joh. 36, 20% eure Freude in Traurigkeit verkehren‘
werden, Jar, 4, 9. Die Sonne in Finſterniß verkehren, Apofl. .
2,20, In dieſer Bedeutungiftes um der Zweydeuiisleit aut der
folgenden Millen veraliet, . >;
2. Aus der gehörigen -oder doch gewößnlichenKichtungin die
„> entgegen geſetzte falſche oder ungewöhnliche bringen. (1) Eigente -
Als auch in noch weiterm Verftande,
Verkehr mit jemanden haben, Umgang, Semeinſchaft. Wir has.
ben vielen Verkehr mit einander gehabt. Ich babe feinen Ver?
*
—
— ri ee
lich, wo es in manchen Fällen von allen Richtungen gebraudt
wird. Die Augen verkehren, beſſer verdrehen. Am bäufigften
aber nach der gewöhnlichen oder gehörigen Richtung der entgegen
gefegten kehren, das obere unten ‚das vordere hinten kehren; um—
kehren has den Begriff der falfehen ungebörigen Richtung nicht,
weichen verkehren gewäbret. Ein Buch verkehren. Aınüds
lichſten iſt indeffen in diefer Bedeutung das Mittelwort verkehrt,
in Geftalt eines Nebenwortes, Das Bud) verkehrt nehmen,
halten, fo daß das untere oben Fomme,
kehrt anziehen, fo daß die innere Seite wider die Gewohnheit
auswärts fomme,. Etwas verkehrt angreifen, au dem unge⸗
wöhnlichen, untechten Ende. (2) Figürlich, we es, (a) in vies
len Fällen gebraucht wird, wo man etwas in derjenigen Art thut,
welche der gewöhnlichen und: allein als richtig angenommenen
Art entgegen gefege-if, Die Ordnung der Natur verkehren.
Semandes Worte verfehren, beſſer verdrehen, ihnen die entz
gegen gefegte unvichrige Deutung geben. Das Recht verkehren,
- beffer verdrehen, ſo fern von einer unrichtigen. Deutung die
Rede iſt. Die Geſchenke verfebren die Sacheder Gerechten,
- 2 Mof.23, 8. So-auch das Mittelwort verkehrt. Alle feine,
‚Die Strümpfe vers
Sachen verkehrt anfangen , anſtellen. Lauter verfehrte Ar ⸗
‚beit machen. Außer die er objectiven und vaffıven Bedeutung
wird das Mittelwort nad) dem Muſter ſo vieler anderer auch noch
—— und/thätierm Berfande gebraucht, und da iſt ein
verkehrter Menſch, welcher die Gewohnbeit, Fertigkeit befitzt,
auf eine der gewöhnlichen oder wichtigen, entgegen gefegte Art
zu handeln, und darin argrikuder. Ein verfehrtes Berragen,
(©. Verkebrrbeit.). (6) In der Dentſchen Bibel. ift verkeh⸗
‚ven, zue Günde verleiten, von den Wege der Tugend auf den
entgegen gefeßten. bringen. Die veigende Luft verkehrt, un—
ſchuldige Herzen, Weisd, 4,32. »Daß die Kosheit feinen
Derttand nicht verkehren Bi 11. Und. baden erlicher Glau«
ben perkehrt, e Mo. 2, 28. Da deuu auch das —
baufig
—* Sänfe — böſe —9 "Die verehrte Yet,
‚5 Mof. 32, 5. 20, Bey denverkehrten biſt du verkehrt, 2Sam.
— 27 Linverfehrter Sinn, Rom. 1,28. Außer der biblis
ih ſchen Schreibart wird dtefe Bedeutung wenig mehr gebraucht, aus
ger, wo ſie mit der borkgeh weitern zuſammen fömitt.
Mr So auch die. Derkehrung,
+ Anm. Das verkehren, eine Art des Bretfoieles, wo man mit
fluf Steinen und Banden ſpielet, gehöret zur erflen ngralteten
weiteren Haupıbedeutun 4.de2Verändeeng,indemes feinen Pahmen
er unffeeitig von den ſchnellen Glücksfällen, dir dabey vorfallen, Sat.
Be, Huiusmodi appellationem meruit hic!udus, propter
- fabitas mutationes, quae inter ludendum accidere [o-
- dent m f.f.. Syde de ludis orient., Im Holland. wird.es
gleichfalls Varkeer, im Dän. Sorkeering, und im Franzöf. mit
‚einem aus dem Deutfden gemodelten Worte Verquier genannt.
Hyde zeigt, daß es bey vr Arabern und andern Vorgenländern
‚üblich ift.
"Die ‚Verkehrtheit, — die —en.
„Ding verkehrt iſt, am häufigſten in den figürlichen Fällen der
zweyten Hauptbedeutung, und ohne Plural. Es wird dabey ſo wohl
„objective gebraucht. Die verkehrtheit des Gemüths, einergands
lung u. ſ. f. Als auch fubjective. Die verkehrtheit eines Men⸗
ſchen. 2. Eine verfehrte Handlung, auch nur in den figürlichen
Bedeutungen, und mit dem Plural.
—6 verb.reg. act. mit Keilen befeſtigen, verbinden. So
auch die verkeilung. RE
Un
RX
Re
Ep
*
verkreilſpigen verb.reg. act, welches nur im Feftungsbane
Äblich iſt, Reilfpige machen, dadurch bezeichnen. S. Beilfpig.
Verkennen, verb,reg.acı. (S. Benuen,) irrig erfennen, doch
nur im eugern Verſtande, aus Irrthum für etwas anders halten,
‚als es iſt. Jemanden verkennen, ihn für eine andere Derfon
‚halten. Den Werth einer Sache verfennen, ihn entweder
gar nicht Fennen, oder ihn doch nicht gehörig zur fchägen wiſ⸗
fen, Wie ift es möglich, einen Mann zu ihr Zen, der ſei⸗
nen eigenen Werth verfennt! Wie fehr verfennen fich die
Menſchen, die von dem feinern Dergnügen nichts willen
wollen, die ihnen der Schöpfer vorgefegt Hart Der mich
und dich verfennt, Opitz.
Derketteln, verb. reg. act. mit Retteln, d. i. Pleinen Reiten
kettelung.
Derketten, verb, reg. act, mit Ketten verbinden, Velonderr
im figürlichen Verſtaude.
alle Säge auf das genauefte verbunden find.
kettung.
verregern verb.reg. act, für einen geber erklären, beſonders
imn engerm Verſtande, auf unbefugte, unnöthige, ungegründete Art
für einen Ketzer erfläven, Jemanden verketzern. Daher die
verketzerung.
verkielen, verb. reg. act, mit Kielen verfehen, Das junge
Sedervieh verkielet fich, wenn es gebörige Federn zum Fliegen
bekommt.
Derkitten, verb.reg. act: mit Ric befeftigen, verbinden. *
auch die Verkittung.
verklagen, verb. reg. act, Klage wider jemanden bie einem
führen.
A VObrigkeit verklagen. Jemanden vor einem andern verklagen,
für bey, iſt veraltet. Jemanden wegen eines verbrechens,
wegen eines Diebſtahles, wegen eines Mordes foerflagen.
. Verklagt werden. „Der Verklagte, wofür im gerichtiichen Vers
+ ande Beklagte üblicher iff, fo wie verflagenüberhaupt mehr im
außergerichtlichen, klagen aber Mehr im gerichtlichen Verſtande
—
So
Pi: * 2
1.Die Eigenfhaft,daein Verklären, verb. reg. act, Plar ‚machen.
befeftigen, verbinden, Kine Thür verfetteln. Daher die Ders
in wohl verketteter Schluß, wo \
Daher die ver⸗
Jemanden verklagen, ihn bey einem andern, bey der-
a .} 1070
Ablich ie. So auch die verklatzung / woflie doch Die Rlage üß- :
licher ift.
Anm. Ehedem wurde es auch für beklagen, di, tiber den Ver⸗
luſt einer Sache klagen, gebraucht, in weſchem Verſtande ſes bey
dent Stryker mehrmahls vorkommt.
Der Verkläger, des —s, plur. utnom. fing, Fämin. die Ver-
Plägerinn, eine Perfon, welche eine andre verklagt, wofür doch
jetzt Bläger üblicher iſt. — wo find deine verkläger?
Joh. 8, 10,
Verklammen, verb. reg.neutr. welches das Hülfswort ſeyn ber
kommt, vor Kälte erffarren, ein nur in den gemeinen Sprecharten
übliches Wort. Die ände find ihm verklamme. S. Blamm,
Destlammern, verb. reg. act, mit-Klammern befeftigen, ver»
binden. \ Die Hängefaulen werden auf den Balken mie Kifen
verklammert, mit eifernen Klammern. In weiterm Verſtande
wird in deoRimmermannskunft auch die Verbindung mit Schwal⸗
benſchwänzen Sie Derflammerung genannt.
1. Eigenilich, klar,
helle, heiter machen, ir welchem Verfiande es doch nur noch zu⸗
weilen in dee dichrerifchen Schreibart vorkommt. i
Den unwirthbaren Sig 5
Verklärt, doch felten nur, ein vorher fehnelter Blig, Hag.
Do, wie ſchon entwolkt, wie verklart lächelt der bim⸗
mel wieder, Gieſeke.
a 2. Figürlich. (1) *Blar, d. i. deutlich machen; eine veraltete
Bedentnng, wofür jetzt erklaͤren üblich it, Ehedem wurde es auch
für erklären, feyerlih ausfagen,;declarare,gebraucht. (2) Deut ⸗
liche Erfenntniß von jemandes Klarheit, d. i. Herrlichkeit, wirs
Benz eine nur in der Deutſchen Bibel und bibliſchenSchreibart üb»
liche Bedeutung. vater erkläre deinen Rahmen, Job. 12, 28.
run iſt des Menſchen Sohn verklaret, und Gott iſt —*
“ver in ibm, und wird ihn bald verklären, Kap aus, 31. (3)
Rach einer andern gleichfälls nur bibliſchen Bedeutung bezeichnet
es durch eine Verwandlung der außerwefentkichen Umſtäude einen
böbern Grad der Klarheit, der Feinheit, der Bewegungskraft und
Geſchwindigkeit erteilen. In diefem Verſtande ward Chriſtus
auf Thabor verflärt. Welcher verklaͤren wird unſern nichtigen
Leib, daß er ähnlich werde feinem —— Leibe, Phil. 3,
21, & auch die Derflärung.
verklaͤtſchen, verb. reg. act. \meldes nor in den niebeigen
Spredarten üblich if. 1. Etwas verklatſchen, eine] Sache
durch Ausklatſchen, d, i. ungeitige Sekanntnrahung ‚woreilige
Schwatzhaftigkeit verdechen. Die Sache ift ſchon verklatſcht.
Auch nur überhaupt ſo viel wie aus klat fchen. 2. Jemanden vers
klatſchen, ihn durch Klätſcherey in einen übeln Ruf —
auch die verklatſchung. ©. Klatſchen.
Verklecken, verb. reg. act. durch. Klecken der Menge EM er
{höpfen. viel Dinte verklecken.
verkleiben, verb,.irreg. act, 1. Durch Kleiben alle machen, der
Menge nach erfchöpfen. Dielen Lehm verBleiben.w 2. Zukleiben,
durch Kleiben verſtopfen. Ein Loch mit Lehm verkleiben. #3.
Durch Kleiden verbinden. So auch die DerFleibung.
Verkleiden, verb.' reg. act, ı. Miteiner Bekleidung übergie-
ben, in der weiteften Bedeutung des Wortes Fleiden, in welchem
Berftandees heyden Handwerkern und Künfklern häufig vorfommt.
‚Die Sparren: eines Daches mit Breteru verkleiden, in einigen
Gegenden auch ausfhalen. Eine Thür, ein Fenſter verkleiden,
mit Bretern einfaſſen. Die Thiw, oder Senfterverfleidung.
Die Schiffe werden mit Planken verkleidet, welche Planfen als⸗
darum auch die verkleidung beißen. Kine bolzerne Wand mit
‚einer. Mauer verkleiden, 2. Anders kleiden, wie umkleiden.
In diefer weitern Bedeutung iſt es veraltet zusam gebraucht. 68 pur
noch
Ber! a
1071‘
noch in engerer, fremde Ricider anlegen, um unerkannt gı in bfeiben,
Sich verkleiden. Sich in einen Bauer, alsein Bauer verklei⸗
den. Verkliiderfepn. Bin verkleideter Spion.
Verkleinen, verb. reg, act, klein machen, ein nar im Bergbane
übliches Wort, wo das Geftübe verkleint oder zekleint wird,
wenn es klein geftoßen wird. So auch die Dertleinnng, 156
Verkleinerlich — er, —fie, adj.et adv, ein nur inder figürs
lichen Bedeutang des folgenden Zeitwortes üblibes Wort, dem _
Mertbe, guten Rufe einerSache nachtheilig, ein geringerer Grad,
als ſchimpflich Das wäre Goet verkleinerlich, würde zur Vers
Heinerung feines Rubntes gereichen. Von deiner Majeſtät fprach
‚erverkleinerlich, Daged. Seltener gebraucht:nan es als ein
Beywort. Ein verfleinerliches Uyrheil, beffer ein vertleinera⸗
des oder nachtheiliges.
Verkleinern, verb. reg.act. kleiner machen, doch nur im enge⸗
rer. Bedeutung, kleiner vorſtellen, als ein Ding if. Man bat
Glaſer, weiche die Segenſtande verkleinern, ſo wie man welche
bat, welche fievergräßeen. Die Umſtande verkleinern, ſie klebe
ner7 geringer vorſtellen, als ſie And, en Begenfage des vergrö⸗
Ferns. Verkleinernde Wörteg, aber Verfleinerungewöeter, in
der Grextmatif, Dieminutiva, Figürli) und in engerer Bedeu⸗
tung verkleinert man eine Perſon oder Sache, wenn man ihren
Werth, ihre Büte geringer vorſtellt, als er inder That iſt. Je—
manden verkleinern,
fie niche verkleinern, Gell⸗So auch die VerFleinerung.
Dertleiitern, verb, reg, act. mit Kleifker verjchließen , zuklei⸗
fiern,. Ein Loch, die Senfter. verdleiſtern. Jemanden die
Augen vertleiftern, fiaürlich, ihn brftechen, ingleichen ibm einen
blauen Dunft vor die Augen machen, Daber die Derfleifterung.
Verklettern, verb. feg, recipr. Sich verklettern/ zuweit klet⸗
tech, fo dag man nicht wieder zurück kann, wie veriieigen.
Vertluften, oder Verklüften, verb. reg. act. welches nur bey
den Jagern üblich if, two fich der Dachs vesPlufter-öder ver:
Elufter, wente er ſich ſo eingräbt, daß man ihn nicht finden kann.
BonKluft:
Verfnifiern, verb. reg. neutr, mit dem Hälfsworte —
welches nur in der Chymie üblich iſt, aus Erfihörfung aufhören
zu Feiftern, decrepitare,. Das Sal; hat verfnifent, In
andern Fablen iſt dafür verpuffen übli
Verfnoten, verb; reg. act. welches nur im Weinbau üblich iſt
die KRneten oder Triebe en dem Weinftoce bis auf drey oder fünf
Angen abjehneiden. Daher die verknotung.
Deringipfen, verb, reg. act. 1.60 fnüpfen, daß man etwas
nicht wieder auflöfen kann. Das Band iſt verknüpft. 2. Ber
miättelfi eines oder mehreyer gefnüpfter Knoten verbinden , wo es
«ie färfere Art der. Berbindung bezeichnet, als verbinden, und
daher auch oft in fielirlichem Berftande ſtart diefes Zeitwortes ge⸗
brancht wird, wenn eine ſolche Intenfion bezeichnet werden fol.
Mit Ungevechtigfeit verknüpft feyn, Apoſt. 8,23. Sich mit eiz
ner Perfon verknüpfen, durch Heirath u. ſ. f. — feſteſte ver⸗
Binden. Dinge ſind mit einander verknüpft, wenn jedes von ihuen
den Grund enthält, warum dasamdere neben ihm zugleich ift, oder
auf daffelbe folget. Die Verknüpfung der Dinge, der Schlüſſe,
der Ioeenu.f.f, Inder Yüaerey wird fich verknüpfen von dem
Wolfe und Fuchfe für Ach belaufen, fich begatten, gebraucht. So
auch die Derfnupfung:
Verkoͤchen/ verb. reg. act. durch Kochen verzehren, der Menge
nach erfchöpfen. Alles Waſſer verkochen. Den Moſt aufdie
’Bälfte verkochen, beſſer einkochen.
Derkohlen, verb. reg. act. in Koblen verwandeln, Es wur⸗
den jebrlich taufend Klafter golz verfoblt. Man verkohlt
hzier nichts als Sichsenhols, Dahrer das verkohlen.
Man beneidet mio, ſonſt wirdeman
"Yerfomnten, verb.irrer. (2. Bommen,Jwofchehim Gochbeie E
ſchen unbefanut ik, aber doch noch in einigen gemeinen Sprechs
arten gebrancht wird, 1. Als ein Aetivum, fiir verhüthen, viele \
leicht für zuvor Fommen, in welcher Bedeutung es im Syene 4
daufe vorkommt,
ſeyn. (1) Berderben, umkommen, ſo daß ver eine deſtruirende
Bedeutung bat. : (2) ErſchreZen; eine veraltete Bedeutung, in .
welcher Ottfried Irqueman gebraucht. (3) Fortkommen, fo wohl
im eigentlichen als —— Verſtande, fo daß ver eine Inten⸗
fon zu bezeichnen jeheinet, oder auch aus fort verderbtiift, Er
kann bey der Sache nicht verkommen, beſtehen, forttommen,
(4) Überein Lommen. Wit jemanden verFommen, fich mit ihm
2. Als ein Heuscum, mit dem Hälfeworte J
einverſtehrn; daber denn auch, — einigen Ge⸗ |
genden. “in Vertrag iſt. ar
Verkornen, verb. reg. recipr. welpen nur in der Landwirth⸗
fchaft ein ger Gegenden üblich if. Das Getreide verkornet
ſich, bat ſich — wenn es nach —————
ner gewinnt.
Verkoſtigen, verd. reg. act. mit der nöthigen Soft —
wofür doch bek oſtigen ũdlicher if, BEER
Deriramen, verb. reg, act, an einen uarrcheen unbunbtunnes |
Ort kramen oder räumen, verräumen.
Verkriechen, verb. irreg. recipr. (&. Kriechen/ ih de.
Kriechen verbergen, an einen verborgenen Ort kriechen. Die
Mäufeverkriechen fi in die Löcher, Sich unter das sſolʒ ver⸗
kr er Eigentlich nur von kriechenden Shieren, fig und.
mu
verkrochen ſich in Höhlen vor den. Philiſtern, ı Sam, 13,6, Die
Dürfrigen im Lande miſſſen fich verfriechen, Hiob 24 er
muß kb vor ihm verfriechen,. er kommt ihm an Bprzügen, an
Reichthum, an Geſchicklichkeit uff. sicht —* Dapet das ver⸗
riechen. Niederſe verkrupen. m
Verfröpfen; vefb. reg, act. mit einem Beopfe verſeben &
werden bey den Nagelſchmieden Mögel, welche aus einem Verſe⸗
hen in der Mitte dicker find, als oben, - —— ——
nanut. Daher die verkröpfung
verkrümeln, verbereg. act. in Befalt der Krumeir ober Reiz
mel vereingeln und verderben. "Das Bros verfrümein, Sich
verfrumeln, im — Leben, ſich nad und nich, ——
verlieren.
Derirümen, verb. reg. aet. melden ; m der cidena Beben
sung deg-vorigen stchfalid gebraucht wird, in Brumen -—
deln umd verderben. ©. *
Derfrummen, verb,reg. neutr. welches das ouifewor —
erfordert aber jo, tie erkrummen, nur in den gemeinen Sprech⸗
„arten üblich iſt. Derfrummen vor dom Druden, Dpig. In
„engerer. Bedeutung, an den Gliedrrn eomract werden. un
du verkrumeſt! ein Fluch des großen Hanfens.
So laß fle ganz verfrummen in den Lenden, Opitz Des.
achtung auch von andern, für verbergen. Die Jiraeliten -
J
N
.
—
J
Verkrüppeln, verb.reg. act. etr neutr im letzten ı Galle mirdem.
Hülfsworte fepn, zum Krüppel werden und’ machen. Ein vere
Früppelter Baum, der nicht zu feinem. gehörigen Wahsıpume 5
efommen iſt, welcher Flein und vnanfehmtich geblieben if. Den
ar en verfruppeln, deffen Ausbildung auf eine. nrigteiBtige.
ttierderi, ;
Verkümmern, verb. .reg. act: 3. Mit Kummer, d.i. gericht:
lichem -Arreft, beiegen, mo es befonderg von beweglicheit Dingen
“ gebraucht wird. Jemanden feine Befoläung, frine Einfünfte
verFümmern. Perſonen verkumment man nie, wöhl auch nicht
leicht undewegliche Güter, Ehedem bedentite #3 auch verfegen,
verpfäuden, wovon Frifch ein Benfpiel anfübret. So auch die
Derfimmernng (©, Bummer.) 2.Ddem Öenuf einer fonft an⸗
genthnen
— teänig cio den faft = wie SE, ei⸗
Bedentung. Sie baben mir dieſen Triumph ı um die Hälfte
_ serfümmert, ;
erFündigen, verb. Teg. ‚act, ffenclich, feperlich befanuk ma⸗
‚hen. verkundigt meinem Vater alle meine herrlichkeit, Moſ.
kön. ‚Die Sonne verfündigt den Tag, Sir. 43,2
Wort, das Evangelium verfimdigen,, “Die Verkündigung
he: - Maria, die der Maria.von dem Engel Gabriel aefihebene Be-
Bi Fanntmachung ihrer Empfangniß und diefesgeft,dos Feſt der&ms
i pfangniß Maciä, Das Seitwort wird im Hochdeutfchen, außer
der bibfifchen Schreibart, une noch in der höhern Schreibart, ber
+ fonders vonderBefanntnrachung einer fünftigenGache gebraucht.
Der Wöcpter verfündige den Tag. , Caffandra verfündigte
nichts, als Unglüd, „Alle feine Zuge verfundigten den nahen
s. Tod, Im Hberdeutfchen hingegen ift es für an ſagen, bekannt mas
chen n. f. feüberhaupt üblich. Es wurde bey zofe verk ündiget,
daB folgende Perfonen zu Kammerherren ernannt worden.
So auch die verkündigung.
Anm. Es iſt das Inten ivum von dem im Bochdeutſchen ver⸗
alteten verFünden, welches noch im Oberdeutſchen häufig iſt. Ebe⸗
‚dem wurde dafür das einfache künden, kundan, gebraucht,
- Das Hauptwort die verkündigung für Nachricht, wir verkün-
igen euch die Derfimdigung, die wir von ihm gebört haben,
2 ober, 5.ift ungewöhnlich,
. Der Derkündiger, des —s, plur. ut nom. fing. derjenige, wel.
% cher etwas verkundiget. Der Verkfimdiger antwortere, ı Sant.
4,27. Da iſt kein Verfindiger, Ei. 41,26, Im Hochdeutſchen
gebraucht man es allenfalls noch in der höhern Schreibart.
verkundſchaften, verb reg act. wofür im Pochdeutſchen aus:
kundſchaften üblicher iſt. Das Land ae 22,
Zu verkundſchaften unfere Sreybeit, Galiz, 4.
Verkünſteln, verb. reg. act. durd; Künfteln verderben. Den
& Wein verkünſteln. Daher die verkünſtelung.
Er Verkuppeln verb, reg. act. eigentlich verbinden, wo es doch
nnur von kuppeln ⸗2. üblich iſt. Zwey Perfonenzerfurpeln, fie
zu unerlaubter Befriedigung ſinnlicher Begierde fo wohl verleiten,
als auch dazu verhelfen, Sid) mit einer Perſon verkuppeln,
ſich zur unerlaubten Befriedigung ſtuulicher Begierden mit ihr vers
binden.
Leben und im verãchtlichen Verſtande gebraucht,
‚ Perfünzen, verb. reg. act, fürger machen, im Gegenſotze des
©. Derlängerns;fo wohl eioentlich,von der Ausdehnung in die Länge.
Die Jiguren. verkürzen, die verkür zung der Figuren, in der
Perſpective und per ſpeetiviſchen Meahierey. Correggio war der
s 5 ertte, welcher die Siguren.in der Luft erhob, fie zu verkürzen.
Am Mittage, wenn fih die Schatten —— Iſt denn
— die S„and des gerren verkürzt? 4Moſ. ıı, Als auch von
der Zeitdauer. Und wo dieſe Tage — — verkurzt,
Matth. 54,222 Die Fahre der Gottloſen werden verkürzt,
Sprichw. 10, 27. Sein Leben verkürzen, deffen Ende durch
Entleibung; U Inmäßigteif u, f. f bejchlennigen, An einem andern
Verſtande fagt man, ſich oder andern die Zeit verfürzen, dhe
Daner derfe'd nuumer klich machen. Durch angenchme®efprä-
che die langen Winterabende verfiwzen. Daber dieZeitverkür-
zung. Wowir mande Stunde in ſüßen unfchuldigen Spielen
" verfügsten, Grfn.. Angenehme Ausſich ten zu begden Seiten
Er — den longen Weg. Wofür auch nur das einfache Fürz
SR ap 1: daffelbe.) Nach einer noch weiten Figur ift ver:
- Fürzen in manchenFällen ſo viel als vermindern. Femanden fei-
‚nen Lohn verfürzen, ihm auf ungebührlichsArt etwas davon ab-
brechen, Jemanden ſeinen Ruhm vertürʒen ofür doch fm ah⸗
tik — B. 4. Ch. 2, Aufl.
I»
j
:
— ngewöhnliche von Leſſing in ‚Emilia Galotti gemagte
Von der ehrlichen Verbindung wird es nur im gemeinen - '
1074
Ya üblicher iſt. Eineman feinen Seblheen —— im ge⸗
— Leben, ihm etwas davon abkürzen.
So au die verkürzung. In manchen Fällen it ffir dieſes
Seitwort abk ürzen üblicher, er
Derfütten, S. verkitten.
Verlaͤchen, verb. reg. act. aus Spotf oder Verachtung über
-
Gottes“ . Perfonen oder Sachen lachen, fo wie das niedrigere auslachen,,
Wir koͤnnen
‚welches doch nur von Perfonen gebraucht wird.
nber einen Menſchen Tachen,bey@rlegenbeit feiner lachen / (auch
„ibn belacpen,) ohne ihn im geringſten zu verlachen, Leif, Der
Gerechte und Sromme muß verlacht feyn, Hiob-ı2, 4. Feder-
„ mann verlacht mich, Ser. 20,7. So auch die ———
Der Derlag,des —es, plur. inuf;.von dem Zeitworte verlegen,
doch nur in der Bedentung der Voransbezahlung der Koflen zu
gar Unternehmung. a, Die Handlung des Berlegeng, wo es
och nur im engern Berfkande von der eigenen Übernahme der Kos
fien zum Drude und zur Herausgabe einesBuches,als einer Waa⸗
re, üblich iſt. Denderlag eines Buches ubernehmen,es verlegen:
Es in verlag nehmen. Bey der Theuerung des Papieren
kommt der Verlag jege hoch zu ſtehen.
recht, verlags bůch er, die — 2. Die zu einer Un⸗
tumehmung, beſonders zu einem Handelsgefhäft und Nahrungs⸗
geiwerbe voraus nötbigen Koften. Einem Handwerker den ver—
s Ing thun, hergeben, ihm das Geld zur Anfchaffung feines Ger
rathes, auch der Materialien in einzelnen Fallen, geben. Dev Fu:
welenbandel erfordert einen ftarken ‚Verlag. So auch von dem
Verlage der Bücher. Lin Bud Fomme in jemandes Verlag
heraus, wenner die Koften zum Drude beraibt, und ſich dadurch
- zugleich das Eigenthumsrecht über daffelde als eine Waare ers
wirbt. 3.Das auf foldhe Artentflandene Produet, wo es doch mır
von verlegten Büchern gebraucht wird. _ Das if nicht mein ver⸗
lag, fagt ein@uchhändfer von einem Buche, welches er nicht verlegt
bat. Breitkopfifcher, Weidemanniſcher verlag. Seinen ganz
zen Verlag-verfaufen, alle von ihm felbft verlegte Bücher, zum
Unterfhivde von dem Sortimenr.
Verlahmen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, lahm
werden; im Oberdentſchen auch erlahmen. Das Pferd ift ver⸗
lahmt. Daher die verlahmung.
Verlaͤhmen, verb. reg, welches das Aetivnm des vorigen iſt,
lahm machen, wofür doch das einfache lahmen üblicher ift, Ihre
Roſſe ſollſt du verlähmen, Joſ. 21,6, 9. So auch die verlah⸗
mung.
Derlammen, 'verb. ‚reg.neutr, mit dem Hülfsiwotte haben, in
der Viehzucht. Ein Schaf verlammet, wein es verwirft, miß⸗
gebieret, entweder ein todtes oder ein ungeitiges Lamm zur Welt
gebieret, twie verfalben, von den Kühen, verfohlen, von den
Dferdenu.f.f. Daher das Derlammen.
Verlanden,verb.reg. neutr. mit dem Hülfsivorte feyn, zu Land
oder feftem Lande werden, von Flüffen, Seen u.f.f. Zuweilen
auch active, durch zu= oder eingeführte Erde zu feftem Lande mar
den. Einen See verlanden. So auch die DerTandung.
Derlangen, verb.reg. act; etimperfon. ieies in einer dops
pelten Bedeutung üblich ift. ü
.Ein lebbaftes Wollen nach einem entfernten Gute empfinden,
mit bepgemifchter Unenbe oder Unluſt überder@rwartung; wovon
fih fehnen ein ſtärkerer Grad ift. Es wird in diefem Sale auf
doppelte Art gebraucht. (a) Als ein „perfönliches Zeitwort, da
denn der Örgenftand mit dem Vorworte nach ausgedruckt wird.
Mein Sleiſch verlanget nach dir, PT. 63,2. - Ich babe lange
darnach verlanget. Der Rranfe Herlangrfeht nach dem Arzte.
Man verlangt mir Ungeduld zu ſehen m f.f. Obgleich diefer
perſonliche Gebrauch no hin und wieder eckig, fo ift er doch
u
Een
Daher das Derlanss:
weder?
7
3075
daß aus gedruck: werden Fan,
—
gr
weder der fißtichfte, noch Seife, Am Häufi aften aebraudgt man es
in die ſem Verſtaude. (d) Als ein unperſonliches Zeitwort mit der
vierten Endung der Perſon, ſo daß der Gegenſtand gleichfalls mit
den Borwortenach, oder auch mit dem In itid und dem Wörts
chen zu, zuweilen, obascich feltener, auch mit dein Bindeworte daß
ausgedruckt wird, Nach bir,gevr, verlanger mich, Pf.25; 1.Mich
bat herzlich verlangt, das Ofterlamm mit euch zu effen, Luc.
22,15. ®, wüßtefidu, wie mich nach dir verlange! Am häue
Faffen gebraucht man dieſes unperföntihe Wort mis Zürwörtern,
feftener mit Hauptwörtern. Es verlangte den Branfen, oder
- den Kranken verlangte nach dem Arztes beffer, er hatte ein
Derlangen, oder allenfalls auch yerfönlich, er verlangte, Eine
befondere R. U. ift, es foll mic) doch verlangen, wie das abs
Taufen wird, ob er fommen wird u. f. f. fürs es verlangt mich
fchr zu wiffen, wie u. f.f. ImYberdeutichen wurde die ſes unper⸗
fünfiche Zeitwort ebedem auch mit ber zwenten Endung der Sade
gebraucht, welche Verbindung daſelbſt noch hin und wieder gehöret
wird, im Hachdeusfchen aber veraltet iſt. Es verlangt mich ſei⸗
ner, für nach ihm. Sin lauget mih, Notker.
2. In weiterer Bedeuntung iſt Serlangen weiter nichts, als ha⸗
ben woilen, da es denn auch vor gegenwärtigen Dingen gebraucht
wird, und den Rebenbegriff der unenbigen Erivartung nicht bat
Es wird in dieſer Bedeutung perfönlich gebraucht, da cs denn auch
Die vierte Euduug der Sache erfordert, welche über dieß auch durch
den Infinio, zut dem Worichen zu, oder mit dem Bindewors
Ich verlange nicht, daß du dich ſo weir erniedrigen fol.
Man veriangt zu willen, ob u, f.f. man wil wiffen. Ih verlan⸗
se Gehorfam von dir. Don jemanden Geld, Sülfe, - ein
Amt ver langen. Ich verlange nichts unbilliges. Eine Waare
wird verlangt, wer fi Käufer darnach melden. Er hat fie zur
lãufiaſten dabey aufhält,
Was verlangen fie von mie?
+
Pre in ——— — Su leb ⸗
Hafız und mit unrubiger Erwartung verbundene Wo
‚foenten Öuten. Ein Derkangen nach erwas haben ober tragen.
Der Kranke hat nach niemanden ein Verlangen, ihn verlangt
nach niemanden.
Kin fchnliches Verlangen. Femandes ver⸗
einesene ·
Tangenftillen. Ein Derlangen nach etwas beiommen. Das.
natürliche Derlangen ach der Sortplansung. Lin finnlies
verlangen, die Begierde. Da es denn auch zuweilen ſigurlich von
dem Öegenftande gebraucht wird, nach wolchem wienverlangt. :
Wer iſt wohl jegr des volks Verlangen + Gel,
„52. Yu der zweuten Bedeutaug/ das bloße Wollen eine Sache boch 5
nur in einigen Fälfen,
was verlangt du? Jemandes Verlangen erfüllen, Das ver⸗
langen nad einer Waare; wo es fd doch der vorigen. Beden · .
Mas if Sein verlangen? was willſt,
‚sung nähert,
Anm. Der Plural iſt im hochtenſchen int deyden Fallen unges
‘ wöhntich. Im festen Safe find in den Dberdeutfchen Kanzelleyen
die Verlangen, die Forderungen, und in dem erſten iſt der Plural
von einigen neueen Dichtern gewagt worden.
Seine Venlangen vor ihm, ber fie erfüllen muß, bringen,
Biefele,
' Dorlängern, verb.reg. act. länger machen, fo wohl non ber fürs
perlichen Ausdehnung, als auch vonder Zeitdauer, im Gegenſatze
des verkürzen. Einen Garten, gin@ebäude, eine Cinte verläns .
gern. Am Abend, wenn fi die Schatten verlängern. Bei:
ne Tage, jemandes Leben verlängern, 5 Mof. 17,20, Kap. —
32,47. ELinen Termin verlängern, ihn weiter hinaus fegen,
Alles das verlängert nur den Brieg. Wir verlängerten. die
Schritte, Geßn. nachten une Schritte. So auch die ver⸗
Ungerung.
Anm. Im Oberd.auch erlängern, erlängen, imbedbeutfißen,
intenſtoe Kraft has, iudem das einfache laſſen ebrdem Häufig in dies
Zrau verlangt, da fie arm war, Gell. Jede Frucht verlangt ih⸗ tod felte ier, auch wohl verlängen, in andern Gegruden erläns 3
2 * — —* * Er „aber. anne gen, oder nur langen ſchlechthin. —
itelkeit verlangt au vielen wen e i
0 Unm: Das — Ne nur in der zwehten Ber Yerlapnen, — — Re —— der — wirh
deutung als ein Beywort gebraucht werden, Dieſes Zeit vort lan⸗ —* en ei J Das wi —* * ——
tet bey unſern alten Oberdeutſchen Schriftſtellern nur langen, Sie Derla * RUM; ilobret verlappen. auch, :
ben einigen auch belangen, im Agelf.laengian, im Schwed, PERS —
aulänga, förlänga, im Engl. tolong, Iaı Niederfächfifchen Verlarven verb.reg. act. unteceiner Parne derhergem, durch ei⸗ —J—
bat man davon das Intenfioum lungern, "löhren nach etwas fepk, ne Larve unkenntlich mahen, im gemeinen Leben vermasfiren.
ſehnlich verfangen. Wenn man diefes Zeitwort genau betrachtet, Sich verlarren. vVerlarvt ſeyn. Ingleichen figürlich, ein ver ·⸗
fo ſcheinet eg in feinen besten Bedrutungen zunachſt von zwey vers larvter Schriftſteller, der in der Abſtcht, anderu zur ſchaden sinen
pehicdenen Wörtern obzuffaumen. Ja der letzten Bedeutnug ſchei⸗ andern Nehmen angenommen, wie verkappe Kine perlärnte J
es cine F gur von langen, die Hand nach etwas ausfiteden, Freundſchaft, in einem andern, aber der Bedeutung der ware
gu ſeon, in dar erſten aber von länge abzuſt ammen, ſich gleichfalls wer nicht forangemeffenen Ver ſtande, eine falſche, verfiellte, vor⸗
Die Zeit nach etwas lange werden Lafrent, daher es hier auch den Be⸗ Beartene DErEROTdaRt, DaberdieVerlamyung, 5
griff der unrubigen Erwartung bat, welcher der zivepten Bedeutung Der Verlaͤß des ⸗· ffes, plur. die—e, von dem ſolgenden Zeit ⸗
fehlet. Dieſes wirb nicht nur durch die gemeinen Sprecharten be- worte „ eber nur in eimigen Bedrufungen, und auch ker aurim
färint, weich verlangen laffen, abfelute, fo viel bedeutet, ats gelnen Leben, krfonders einiger Gegenden. 1, Der Rohe -⸗·
ſich die Zeit lange werden laffrı, laß, die verlaſſenſchaft, was man nach feinem Tode verläßt,
Mein Engellufdichnichtverlangen, _ nohläßt, oder hinterlßt. 2. Die angenommene ter gelroffene |
Die Srende bringt das Warten ein, Gell. . Hbrede ‚zuweilen and) wohl ein Vrrirsg, Dem Verlaffe nad.
Sondern auch dur) dasFrangöfifche, ws, il me tarde, anch ver Verlaß nehmen, Abeede. Dag wer nicht unfer Derloß. Der ,
langen ift. Die verſchiedene Form der Zeitwärter und ihre ver» Rathsverlaß iſt in Nücaterz ein Rathsſchleiß. Im Niederſ.
ſchiedene Conſtruction beffätigt dieſe verſchiedene Abſtammung, vertaat/ 100 es aber auch Zupsrläßigkeit, Vertrauen,
anf welche men nothwendig ſehen muß, wenn man den Unter ſchled. m ff. bedrutet.
deſes Wories von hegehren⸗ Lufi haben, wollen u,f.f.-beftinmmen Verlafſen, verb.irreg. act. (5. Laffen,) wei in einer dop ·
wifl,ungeachtet ſolches noch‘ von feinem geſchehen felbft von Stoſch pelten Hanotbedeutung ON it,
nicht, der ſich in feinen feitifchen Anmerfungen S. 112 am weits 1. Dinter fih laſſen, zurück laſſen, daß ver bornehmlich xine
>
Das Verlangen, d:8—g, plur, inuf. der Infiniche des vori- {em Berftande gebraucht ——— aumSyeil nord achraucht
gen Zeitwortes als ein Hauptwort gebraucht, welches, fo wie je⸗ wird,
- ; 5,7 2) Ei⸗
re Re —
——
=,
\
en 2
A (9 Eirenrtih, Dh noch in — einzelnen Füllen
gebraucht wird. a) Man verlaſſet etroas went man es bey ſei⸗
dem Tode auf der Welt zurück Lät, wofür doc) binterlaffen edler
> —* üblicher, Er verlieh drey Schne und vier Techter. Er
bat Faum fo viel verlaffen, daß er begraben werden konnte.
Bin gyoßes Vermögen verlaffen. Einen guten Hahmen,zwey
vaufer u. ſ. f verlaſſen. (S. auch verlaſſenſchaft.) b) Das Ei⸗
genibum eines Dinges für Geld abtreten, aye noch hin und wieder
im gemeine Leben, für die üblihern ablaffen und’ überlaffen.
Einem etwas verlaſſen. Das if nicht zu verlaſſen, abzulaffen.
Niederſ. bedentet es auch, den Befitz ciurs unbeweglichen Sur
* beſt atigen. c) Als Abrede, als einen Befebl zurück laſſen.
Wir haben es fo verlaſſen, bey unſerm Ab ſchiede verabredet.
Du weißt, wie wirg mit deinem- Pater verlaffen haben,
Y&eb.r1, 2, 3% habe es zu Sanfe vertaſſen befoblen. S.
der verlaf.
(2) Im. weiterer Bedeutung, feine Förperfiche Gegenivart
einem Dinge entziehen, als ein allgrineige AYusdeut, der die nä⸗
‚Sue Art und Weiz unbeftinint läge”
a) Eigentlich. Man verläßt einen Ort, wenn man fi
‚ron demſelben entferne, es geſchebe nun auf kurze Zeit, oder auf
imuer. Wir verließen Berlin geſtern Morgen um acht Ubr,
teifeten bon Berlin ab. Am Adend, wenn die Sonne den Soris
zont verläßt. Wran verläßt einePerfon, wenn man von ihr weg⸗
gebet, ſich von ihr dein Orte nach entferne. Er verlieh uns
ſehr unwillig, ging voller Unwillen weg, aber auch, ex ding von
"ung weg, da wir fehr numillig waren; welche Zweydeutigkeit in
allen ähnlichen Ausdrücen bervfcht, z. B. ich verließ fie weinend.
Sin Haus verlaffen, fo wohl aus demfelben weggeben, als auch
aus demfelben ausziehen. Die Welt verlaffen, ſterben. Da
verließ ihn (Jeſum) der Teufel, Matth. 4, nı= Jeſus verlief‘
die Stadt Aazareth⸗/V. 3.
b) Figuür lich in verſchie denen engern Bedent ungen, und
mit allerley Nebenbegriffen. (a) Einem Dinge feine Gemeinſchaft,
feinen Einfuf entziehen, auch als ein allgemeines Worı, baber es
in manchen Fällen auch bier wieder befondere Nebenbegeiffe ber
Sonmt. Ein Mann wird feinen Vater und Mutter verlaffen, r
Moſ. 2,24. Eine Geliebte verlaflen, ihr dieihr zewidmeteLiebe
and Freue entziehen. Ein entlaufener Wann verläßt feine Stau:
Der Five verläßt die gerde, wenn er ihr mit feiner Öegenwärt
zugleich die fchuldige Anfficht entziehet. Das Beficht verläßt
uns, wenn wir ſchwache Augen bifommen, Das Sicher hat ihre
verlaffen. Den Seldhau nerlafien, und fi; der Sandlung,
widmen, Dabin denn auch dis biblifchen Ausdrüde gehören, Gott
- zerlafen, Gottes Geborh, die Wahrheit verlaſſen, den Nach:
der Älteſten vrrlaſſen, die Suche des Seven, die heidniſche
Weifen, ff. verlaſſen / von welchen manche and; außer der bibli⸗
ſchen Schreibaut wblich find. Den Wrg der Tugend verlaſſen.
(8) Mir Ent zir hung der perſönlichen ‚Begenwars au den Beſitz
eines Dinges aufgeben. Die Landsleute haben ihre Guter ver=
“Jaffen, in verlaffrnes Gaus. Die Sifcher verliegen ihre
Liege, Matth. 4,20. Haus und Sof ———— und davon ge⸗
ben. (9) Hilflos Taffen, einem Dinge feine Hülfe, feinen Bey⸗
Fandentziehen. Von Gottverlaffen feym Dev Serr verläßs
feine Beiligen nicht, Pf. 37,28. Zemanden im Alter, in einer
Brankheitveriaffen, Eins verlaſſene Waiſe. Man fol dich
nicht mebr Sie Derlaffene beiffen, Ef.-62,4. Von aller Hilfe
verlaffen feyn. Dev Verſtand führt uns fehl und verläßr
uns zu. eben der Zeit, wo wir feines TOR am meiſten be⸗
dürfen, Gel,
2: Sich auf etwas verlaffen, als 4 Reciprocum, Hülfe,
Veyſtand mit Zuverſi cht von demnſe ben erwarten. Sich auf Sort
a 7: RABEN SS 1078.
auf ſeinen Keichthum, auf feine Macht, auf — eßelchrfamkeie
uff verlaffen. Ich verlaffe mich in diefem Stüde auf dich.
Er verläßt ſich auf das Lügen. Man Fann fich nicht auf
ihn verlaffen. Ich verlaffeimich aufniemandım. Sich auf
fein Recht verlaſſen. In weiterer Bedeutung iſt, ſich auf etz
was verlaffen, mie Zuverſicht Wahrheit von deinfelben er warten,
Sich auf Träuneverlaffen, zuverſichtlich hoffen „. daß fie.in Erz
füllung geben werden, Man Fann fich aufihn, auffein Wort,
atif fein Derfprechen nicht verlaffen ; im gemeinen Leben auch,
es if ſich nicht dasauf zu verlaffen. Ich verlaffe mich darauf,
Hoffe zuverfichilich, daß es grwiß geſchehen werde. Im Oberdeut⸗
ſchen iſt dahrr verläffig und verlẽßlich⸗ worauf mau ſich verlaſſen
kaum, ©, Zuverläſſig.
Die Hauptiwörter das verlaſſen und ie verlaffung werden
nur in den weitern Bedeütungen des Activi gebraucht. Die bös⸗
liche verlaſſung feines Ehegatten.
Anm. Diefes alte Zeuwort lautet ſchon bep dem Kero, Ottfried
u, 1.f. farlazzan,firlazzan, bey dem Ulphilas fraletan, im
Schwed. —— im Nieberf, verläten. Ebrdem. bedentete e3
auch theils zerlaffen, d. 1, ſchmelzen, theils vrlauben, permit-
tere,theilsand erlaffen. Ju der zweyten Hauptbrdcutung ſcheint
es eigentlich fich aufenvas Heifeir oder ſtützen, bedeutet zu baten,f>
daß der auch hier eine Intenfion bezeichner, Weuigſtens gebraucht
Dpis das einfache Ta fen noch mehrin ahls in diefenn Verſtaude.
Gott ſchůtzet mich, anf den ich mich darf laffen.
Indeſſen ſtehet es dahin, oh verlaffen in dieſer Bedeutung nicht
vielmehr von laſſen, ſcheinen, ehe dem auch feben abftamımet, ine
= man im ähnlichen Verſtande fagt, fich einesDinges ver ſehen.
Schwer, förlira,fih auf etwas verlarfen, ſtammet gleich⸗
— ya ſehen J
8 ‚Derlaffenfchaft, plur. Sie —en, von der erften Bedeutung
des Zeitiworteg verlaffen, mas man bed feinem Tode an zeitlichen:
Güte verläßtoder hinterläßt; Heginterlaffenfchaft, der Nach⸗
laß, im Oberdeuntſchen das verlaßthum, in Rück ſicht deſſen, der
fie erbt, die Erbſchaft.
*Yerläffig und Verlaßlich, zwen nur im Oberdeutſchen für zu—⸗
verläffig übliche Wörter, ©. daffelbe.
Derläftern, verb. reg. act. im heben Grade ſchmaãhen, und am
der Ehre beleidigen. Gott, Gottes Nahmen, den Weg der
Wahrheit verläktern, 4 Mof. 14, 23, 2 Dit. 2,2. Darum
ſchaffet, daß euer Schag nicht verlätert werde, Röm. 14, 16,
Er verläterr alle Sachen,
Dienicht fein Gehirn. gebiert, Can.
So auch die Deriäfferung, - S. Lafter,
Derlati@®, verb, reg. act.’ mit Latten einſchließen, ingleichem
mit Larsen befleiden, verfehem. So auch die Derlattung.-
Der Verlauf, des — es, plur. car. von dem folgendenZeitworte,
doch. nur in einigen Bedeutungen. 1, Der Verlauf der Zeit, dee
ven Fortgang. Nach Derlauf einigen Zeit, nach einiger ‘Zeit,
Ein geringer Vorfall unfers Lebens, wie merfwürdig iſt ewofe
nach dem verlaufe etlichen Zabre, Gel. 2. Dev Verlauf einer
Sache, die Art und Weife, wie fie fich verlaufen hat, d. €. gefches
ben ift. Jemanden den ganzen Verlauferzäblen. Da es teum
— auch von Begebenheiten ſelbſt gebraucht wird.
Du pflegeſt zu durchſehen
Der großen Welt verlauf, Opig,
Verlaufen, verb, irreg. (S. Laufen,) welches in doppelter Ge⸗
ſtalt gebraucht wird.
1. As ein Activum und Reciprocum. r. Durch Laufen der⸗
fpersen, derfekliegen, in weldem Verflande man nur noch ſagt,
jemansan den Weg verlaufen, eigentlich ihm in den Weg lau⸗
fen, daß er nicht weiter kann, wofür man auch rerrennen ſagt.
Yyyz- 2,6%
‚1079 A —
2,80; dag. — — der Ferue, der. Entfernung dary“
ats ein Reciproeum.
kungskrriſe anferer Empfindungen laufen. Beſouders von dem
Waſſer.
fen. Das Gewäſſer verlief fich, 1 Mof.8,3.5. Figürlich
-2on der Zeit. und ihren Theilen, iſt das folgende Neutruim übli-
cher, Figürlich gebrauchte man es ehedem auch für gefchehen, fich
„zutragen, befonders von der Art und Weife, wie ich eine Sache
‚augetragen hat. Was har fh verloffen? Theuerd. Kap. 44;
‚getragen.
Es bat die Sache ſich nicht alfo langſt verloffen, Dpig.
In welcher Bedeutung es dach veraltet iſt. (S auch Verlauf.)
2) Sich durch Laufen oder im Laufen verirren. Es hatte ſich
ein Schaf von der Serde verlaufen. Juden Billard⸗Spiele
»erlauft man ſich oder die Rugel verläuft ſich, wenn fie in ein
Zoch läuft, in welches fie den Ball des Gegners treiben follte, In
der figüielichen Bedeutung des Verfündigens, Hof. 5,2, iſt es
veraltet; (3) Ans einander laufen. . Die Truppen haben ſich
verdaufen. Ale Anweſende verliefen ſich. Vermuthlich gchör
ret dabin auch die bey den Nahlern übliche Bedeutung, wo ſich die
Sarben verlaufen, wenn ſie auf eine unmerkliche Art in einander
‚übergeben, Welches auch ſich verlieren genannt wird.
AL Als ein Neutrum mit dem Hülfsiworte ſeyn, und in der 00%
tigen Bedeutung der Partikel ver, wo es doch nur von der Zeit
uud ihren Theilen gebraucht wird, fehnel vergeben; wofür man
«ud veriiveichen gebraucht. Die Zeir verläuft bald. —
iſt mir unter den Sanden verlaufen.
Anm. Schon bey dem Noiker ferlouffen.
Derläugnen,yeib. reg. act. welches nach Maßgebung der Par⸗
Au ver eine.verjchiedene Bedeutung hat.
Für.das einfache laugnen, doch mit einem Rachdruge, ſo
— bier eine Intenſton bezeichnet. Hab’ ich doch nicht vers
!sugnet die Rede des Heiligen, Hiob 6,10, Doc in die ſer Bes
deutnug iſt es veraltet,
2, Durch Fäuguen verbergen, verhehlen, fo daß ver bier eine
Verbergung bezeichnet. _ Wenn er feinen Rebenmenſchen ver-
länanet — das ihm zu treuer Sand gethan iſt, 3 Mo, 6, 2.
Dazu haben fie das Derbannte genommen — und yerläugner,
und unter ihre Gerathe gelegt, Jof.7, 21. Au diefe Bedeu⸗
tung if in der anfkändigen Sprechart veraltet, doch ſagt man
noch, jemanden verläugnen, fagen, ‘daß jemand nicht zu Haufe,
oder an einem Drte befin dlich ſey, we nn man doch weiß, daß er ſich
daſelbſt beſindet. Sich verläugnen laſſen. Wenn jem end nach
‚mie fragt, ſo verlaugne mich! Kine Farbe verlaugnen, in den
Sartenfpiefen fie nicht bekennen,
3. Soferit ser eine entfermende Bedeutung bat, A berlug⸗
nen, (a) wider beſſer Wiſſen und Gewiſſen laugnen, daß man
Gemeinſchaft, Bekanutſchaft, Wiſſenſchaft, mit und um jemanden
babe, So verläugnete Petrus Chriftum.
„den Beiligen und Gerechten, Apoſt. 3,13. Außer der bibliſchen
Schreibart ift es in diefem Verflande veraltet. (*) Aller Gemeine
ſchaft, Berbindung mit einem Dinge förmlich und feyerlich entſa⸗
gen. a) In eigentlichen Verſt ande, wo es doch außer der Bibtifcgen
Schre dart gleichfalls wenig mehr gebraucht wird. Gott verlaug:
nen. Den Glauben, die Religion, feinen Serren verkäunmen.
Das ungöttliche Wefen und die welelichen Lüfe.veriäugnen, |
b) Figürlich.. (a) Dem Werfen, den Eigenfchaften, der
Erkenntuiß vorfeglich zuwider handeln... Die Natur verlange
nen. Eott kann fich nice verlängnen. (@) Sich verläug:
nen, feine gegenwärtige Empfindung, feinen gegenwärtigen Wil⸗
Ten eine böbern Gute nachießen. Ein Geigiger verläugnet ich,
wianer nf Unserdrügung feines®ciges frepgebig ifl,ein Wollü⸗
Zit.2,12,
(4) Silanfend entfernen, aus dem Wir /
Das Waffer verläuft fh, hat ich ſchon verlau⸗
Ihr verläugneret
Ba
—— —— unse uf f. ©. us Selbe:
‚ verläugnung, -
Anm, Sp auß: NE Schonben dc Sttftied
firluoguan. In Auſehung der Rerfhreibung ©. Läuguen.
Derläumden, S. verleumden.
Der Verlaut, des —es, plur.car. ein nur noch in der gemeinen
R. A. dem verlaute nach übliches Wort, d. i. wie verlautet, dem
Gerücht, der Sage nach.
Derlauten,verb.irreg.meutr. welches bashälfswere haben er»
fordert und auf zwey erley Art gebraucht wird. « » Sich verlau⸗
ten laffen, duch Worte zu erkennen geben, ce gefehehenun auf’
mittelbare oder unmittelbare Art, Er lich fich verlauten, daß
er nicht Fommen Fönne. 2, Alsein unperföniichzg Zeitwort, es
verlanter, man fügt, es wich gefagt. Wie verlauter, wie geſagt
wird. Es will verlauten, mau ſagt, man will ſagen
* Yorkeben, verb. reg. neutr. mit dein Hülfeworte baben,tels
es nur im Oberdensjogen gangbar iſt. "r, Bu einem hoben Alter
gelangen, in welcher Bedeutung doc) nur das — verlebt
für ſehr alt gebrauctt gird.
Die verlebte Welt wird j jünger
Und Hreicht mit verliebtem Singet
Ihre Runzeln.von der Saar, Flamm.
2. Sterben. Der derlebte, der Verſtorbene. ©. bike, wel⸗
des gleichfals in beyden Bedeutungen vorfommt.. .
Verledjzen, verb. reg. neutr. mit ..ım Hülfswocte feyn, og
led oder lech zeud werden von hölzernen Gefäßen; im Hiederf,
ſpack wersen. Das Faß iſt ver lech zet. S.Lrbzen
verlẽckern, verb. reg. act,
Sein verm ogen verleckern. ſeyn, im hohen Grade
leckerhaft, nach leckern Speifen begierig ſeyn. Ein oerlecerter
Meunſ b: ©. Ver 2.
Derlesern, verb. reg. act. mit dem — Bsber oder Zebers
werke verſehen; bin und wieder im gemeinen Leben. Die Pum⸗
Ben veriedern. Im Bergbaue verliedern. So en. die verle⸗
erung.
Verlegen, verb. reg. act. welches nach Maßgabe * Sedemnn⸗
derWactifel ver in einem verſchiedenen Verſtande gebraucht wird.
1, An einen andern Orte legen 5 doch nur iu einigen Falken, Die
Meſſe von Lrankfurt nach Breslau verlegen. Kine Univerfi-
tat von einem Örte nach dom anderırverlegen. Die Hand:
"lung eines .Schaufpiels nach Rußland verlegen. Jugleichen
vor der Zeit. Einen Leſſtag, einen Jahrmarkt verlegen, auf’
eine andere Zeit auſetzen, beſtiameu.
Daher die Verlegung. 2. An einen undefannten Ortlegen, Ich
habe meinen zut v vlegt, Es iſt verlegt worden, Daber dag
Derlegen und die Verlegung. 3. Durch ein gefegtes Hindernig .
verfperren, verfpliegen, wie in ähnlichem Verftande auch ver:
bauen, verlaufen, verfegen u. f.f. gebrancht werden. Jeman ·
den den Weg nach der Stadt verlegen. Wo es oft von einem
jeden Hinderniffe gebraudt wird, wodurch man jemanden fo wohl
im Fortgange, als auch inder Fortſetzung eines Geſchäftes, hin
dert. Ich habe bedacht, was Amalek Iſrael chät, und wie
er ibn (ihm) den Weg verlegte, da ex aus Agypten 308,
ıSam.ı5,2. Figürlich bedeutet es in einigen Oberdeutſchen Ge⸗
gensen * fo wohl verlünmern, mit Arteſt belegen als auch ver⸗
bierhen, unterſagen. In der Jägerey werden die Seldbühner
verlegt, wenn man dag Treibezeug um fie ber Tegt oder ſtellt. ;
Daber das verlegen nid die Verlegung, 4. Mit etwas bele⸗
gen, doch nur in einigen in Haudel und Wandel üblichen figiirki«
chen Bedentungen,
mann mit Waaren verlegen, ihn die zur Handlung nörhigen
Waaren
1, Dit Leckerey dueehbringen.. :
Bon Termin verlegen,
in Land mit Waaren verlegen, verſehen.
Sachſen verlegt ganz Suropa mit blauer Farbe. Einen Waufe
7 engeren Bedentung verlegt man jemanden, weum man ihm die zu r
"legen fo viel ift, als, die Koften zun Drude eines Buches, als
: feiner Waare, als feines Handlungs-Xrtikels, vorſchießen. Wer
\ ein folches Buch nicht als feine Waare anfiehet,von dem fügt man
"auch nicht, daß er es verlege, wenn er gleich die Koſten zu defien
Drucke her gibt. +
In Schwed. förlägga. In diefer vierten Bedeutung fagt
man zwar auch die Verlegung, aber. noch häufiger der Verlag,
©. daffelde, ——— RE
Derlögen, —er, —fe, adj. et adv. weldhes-eigentlich das Mit⸗
telwortdeg Zeitwortes verliegen iſt, aber doch befonders angefühs
rot zu werden verdienet. 1. Durch langes Liegen verdorben, (©,
‚Yerliegen.) 2. Von einer jegt veralteten Bedentung des Zeite
wortes iſt verlegen, mit Unruhe ungeiviß, wie man einer Schwie⸗
„eigfeit abhelfen ſoll. Um etwas verlegen feyn, wie man es bes
En
konmen will, Um Geld, um Sülfeverlegen feyn. Ich wur
fehr um eine Antwort verlegen. Zr war verlegen, wie es
die Unterredung anfangen follee. Da es denn oftals ein all⸗
emeiner Ausbruck für unruhig, betreten, beſtürzt u. ſ. f. ge
braucht wird. Bil du über die Ankunft deines Bruders fo ver⸗
. legen? - $ :
— Im dtieder ſegleich falls verlegen/im Schwed. förlägen.
Die dFigur iſt in der zweylen Bedeutung ein wenig dunkel. Ihre
inder eine Ahnlichkeit zwiſchen die ſer Bedeutung und dem Worte
engelegen und demẽat incumbere. Imſolländ. iſt verleghen
Fu van gelde, Mangel an Gelde leiden, und verlighen met
kleedheren, impeditus veltibus. . —
Die Verlegenheit, plur. die—en. 1. Der Zuſtand, ba ınan
verlegen ift,eine Schwierigfeitnicht zu überwinden, ſich nicht zu
helfen weiß, obne Plural, Ich bin in Verlegenheit, wie ich
mic) dir erfennelich bezeigen fol. Das fegt mich in verle⸗
| genbeit. Das erfie, was er dabey fühlte, war Derirgenheit
rund Erſtaunen. 2. Diefer Zuſtand in einzelnen Füllen, ingleie
en, was ung verlegen macht; mit dem Plural,
Der Derl&ger, des —s, plur. ut nem, ling. Fämin, die Verle⸗
0 gerinn, nur in der legten Bedeutung des Zeitwortes verlegen,
eine Perfon, welchedie Koffenzu einem Rahrungsgefchäfte ver⸗
legt, d.i. vorfihießet. In diefem Berftande werden in Bergbaue
die Gewerken ſo fern fie die Koflen zudem Bergbaue herſchießen,
Verleger genannt, weichen Nahmen auch ihr Factor befonimt, der
die. Koſten du ihrem Nahmen verlegt. Am üblichſten iſt es von
Buchhändlern, fo fern ſite Bücher, als ihre Waare und auf ihre
Koſten drucken laffen. S. Verlag,
Verlehnen, verbireg.act. 1, Von einem andern Ichnen, ver
2 borgen, im Oberdentſchen und der höhern Schreibart verlei⸗
ben. Geld verlehnen. Ich habe das Buch verlebnt. 2. Als
x ein Lehen an einen. audern übertragen, ihn damit beiebnen. Das
Gut i noch nicht verlehnt.... Daher die veriehnung. S. auch
DVerleiben. Dr
Verlelbdin gen, verb. reg. act. in dem aatsreöüte nnd den
Hengellenen, mit einem Leibgedinge ver , OS, hiefes Wort,
Daber die Berlzibdingung.
| Br | ‚1088
Derleiden, verb. reg. act, leid, d.t. zuwider, urangenebm na;
hen. Einem etwas verleiden, -Ein Weifer laßt ihm Gottes
Wort nicht verleiden, Sir. 33,2 ; wo in den meiften Ausgaben
irrig verleiten ſtehet, welches einen ganz falfchen Verſtand ges
währet, Jemanden das Spielen, das Trinken, das Tanzen verz
leiden. Daher das verleiden.
Anm. Beyden Schwäbifchen Dichtern nur leiden, gelei-
den,üteinigen Oberdeutfchen Gegenden auch erleiden. S.Ceid.
Verleihen, verb. irreg. act. (SLeaiben, weiches im Oberdeut ·
ſchen und der edlern Schreibart der Hochdeutſchen für das miedris
gere verlehnen üblich if.) 1. An einen audern leihen, lehnen
oder borgen. Lin Buch verleihen. Ich habe es verliehen:
Auch wenn foldesfür Bezahlung geſchiehet. Geld auf Inters
eſſe verleiben. Pferde verleihen, für Geld. Daber der Pfer:
deverleiher,; Buherverleiber u. ſaf. 2. Als ein Leben über
tragen. Ein But anjemanden verleihen, ihm ein But verlei⸗
ben, daß er den Tempel zu feinemjahrlichen Hug brauchen
wollt, — und das Priefterehum jährlich verleihen, 2 Vtace.
2%, 33 wo es für verpachten flehet In den Betaämtern if
daher der Verleihe oder-Leihtag , derjenige Tag, an welchem
Sundgruben, Maßen u. f. f. verlieben werden. 3: Umſonſt bes
willigen,in welchem Verſtande verlehnen nicht üblich ifl. Man
gebraucht es in diefer Bedeutung nur noch in der feyerlichen und
hohern Schreibart. Den Gefangenen die Freyheit verleiben.
Jemanden Sulfe verleihen. Befondersvon Gott, Wenn Gott
Gnade verleiher. Verleih uns Srieden anadiglich ! ’
So au die Derkibung. Schon bey dem Ottfried firleihan.
©, Leiben. ?
X er Derleiher, des —s, plur.ut nom, fing. Fämin, die Derz
leiberinn, eine Perſon, welche etwas verleibet, befonders in der
erften Bedeutungdes Zeitwortes, ©. daſſelbe.
"Derleiten, verb. reg. act. eigemtlih ‚einen unrechten, falfchen
Weg leiten, in welchem eigentlichen Verſtaude eg doch wenig ge⸗
braucht wird, mißleiten. Am üblichften iſt esim figürlichen Ver»
ftande,durch unrichtige Verſtellungen zu einer unerlanbtrn,unars
frändigen,nachtheiligen Handlung bewegen, alg ein glimpflicheree
Ausdruck für das härtere verführen... Femanden zum Zorne,
zum Trunke vetleiten. Er iftdazuverleiter worden. Ju wei⸗
terer Bedeutung auch zuweilen zu etwas bewegen, wozu der andere
nicht entſchloſſen war, wie verführen, : Femanden zum Spazier⸗
sange verleiten. So auch Sie Verkeitung. sehr
Anm. Schan bey dem Ottfried u, fi firleitan,der auch Fir
‚leitar für Verführer gebraucht. Bon dent irrigen Gebrauche
die ſes Wortes Sir, 33, 25; ©. Derleiden, £
Dorlenfen,verb.reg.act, ausweichen, vermeiden, ein Wort, wel⸗
ches nur zuweilen inder dichterifchen Schreibart gebraucht wird,
Und ob er auch diefen Triumph vertenfe, Raml.
Verlernen, verb, reg..act. das Gelerute ans Mangel der
ubung wieder vergeffen, im gefelfchaftlichen Leben. Des Tan:
zen, dag Spielen, das Reiten verlernen. Daher die Derler:
nung. ——
Derlefen,verb,irreg. act. 1. Öffentlich beelefen, vorlefen,aus
welchem Worte es verderbt zu, ſeyn ſcheinet. Es iſt in der edlern
Schreibart veraltet, und konunt nur noch in einigen Fällen vor.
Einen Brief verleſen. Das Evangelium verleſen, in ber Kir-
de, 2. Auslefen, ausſuchen, nur bey den Hutmachern, welche
die Wolfe verlefen, wenn fre felbige ausleſen. So auch die Der:
leſung. eh
Oprlegen, verb. reg, act, ein förperlichee Ding fo befchädieen,
daß badurch deſſen Vollſtandigkeit oder ganze Befchaffenbrit feivnt,
bar gehörige Sufammenhang der Ganzen oder eines Seile! ni
terhracben ıyicd, 1, Eigeutlich. Kinen Baum verlenen, duch
Upps 2 Bean
a 4 Se
1083 Der
ObSanunzeined Zweiges, Berchäsigung der e, * Wurzel
u ſf. in Wert der Runft verlegen. Eine verlegte Bildſäu⸗
I. Ach, fall ein Stahl dieß fchöne Haar verlegen! Au.
Hänfiggen von Iebendigen Gefehörfen. Zemanden am Leibe, ih
ander Sand, an dem Luße verlegen, es geſchehe durch Ver⸗
tenkung oder Verwundnung, als ein allgemeiner Ausdruck, der
doch an du figſten von gering ern Beſchaͤdiguugen gebraucht wird,
daabgen derwunden eine beiondere Art der Verlegung ausdendt.
Gott verleget and verbindet, Hiob 5, 18. Kin fchwangeres
" Weib verleßen, 2 Mof. 21,22, Wer feinen Kägpien ver⸗
lest, dem foll man hun, wie er gethan bat, Schade um
a ade, Anze um Auge, Zahn um Zahn, wie ee hat einen
Menſchen verletzt, 3 Mof. 24,19 fx Sich etwas im Leibe
‘ verlegen, 2. Figürlich.
‚verlegen „ oder. ihn an feiner Ehre,an feinem guten Nahmen
verle zen. Zemandes Recht, oder ihn an feinem Rechte verlet⸗
zen. Die eheliche Treue verletzen.
Daher die Verlegung In beydeu Fällen, fo wohl von der Hand⸗
lung des Berlegens, ohne Dinral;als auch von der dadurch) zuges
fügten Befhädigung, mi demfelden.
Anm. Bey dem Ditfried gilezzen, bry feinen Hnchfelgern.
unur legen, welches unter andern noch Ef. 2,9 vorkommt: man
wird nicht lezen noch verderben auf meinem heiligen Berge.
Die Endſylbe zen zeigt, daß diefes Wort ein Inrenfioumift, deſſen
einfacheres Stammwort noch in dem Las laedere herrſchet, von
welchem auch Lacinia ebffammer Mit einem andern, aber nahe
verwandten Endlaute war für legen, auch leſen, leſten, und in der
intenfiven Jorm läſtern üblich „Daher denn das bey den Schwä⸗
kifggen Digresn befindliche verlelten, und das Schwer. lälte,
verlegen, ingleichen unfer Laſter in der veralteten eigentlichen Ber
deutung, und verlaͤſtern, welde beyde letztern eigentlich einen
höhen Bradeder RSPITBURG BeahuKR, wodurch ein Ding unge
Bolt wird.
Poerkigluh, —er, —fe, adj, etadv. PR verlegt werden kann;
em hänngften in. dem Begrufage — So auch ai Ders
Iegligkeit.
Derleugneit, S. verläugnen..
‚Derleumden, verb.reg, act in einen böfen —— in ein
böfe3 Gerücht, in einen böſen Üuf dringen, ſond daß ner bier einen
Vrgenfaß bezeichnet, 2. In weiterer Bedeutung, in welcher bes
jonders das Miltelwort perleumdet, fie berüchtigt gebrancht
wird, Ein verlenmdster Dich, ein berüchtigten, befouders cin fols
cher, welcher bereits die Folter -ausgeftanden hat. Weißt du
nicht, daß du ein verleimser Hann biſt und tzu dem rechten ent:
"id! Bud Belial von 147 2.
iſt es ung noch in den Gerichten einiger Gegenden üblich. 2 In
engerm vuud gewöhnlicheru Berſtande verleumdet man jemanz
den, weun man ſeinen guten Rahmen bey auderu durch ungegrünu⸗
dere ihm Schuld gegebene Unbollkowmenheiten zu verlegen
fügt, ihn durch ungegründe te Beſchuldiaungen in einen übel
Huf, in einen übeln Begriff bringt. Jemanden bey feiner Obrig⸗
Lelt verleumden.
Daher die verleumdung, fo wohl don der Saudlung des Ver»
leumdensg und ohne Plural, als auch von dergleichen ungegründe⸗
ten Beſchuldigungen „mit demfelben,
Yrım. Rotker gebraucht es gut dem vor Zeitivörtern ſonft une
wöhnliden un, unliumenden. Des Lat. calumniarkifi feiner
mittlern nud Siamnm ſylbe nach genau damit verwandt; ga aber
ſchrint unſer ge zu jean, eigeutlich geleumden. (9. Leymund,
wo von der Abfkannunırg ſchon das uothwendigſte geſagt worden.)
Bey andern alten Oberdeutſchen Schriftſtellern heißt verleumden
argogimaran, und ein Verleumder Alhoner, bey den Notker
Derlieb, S,Särlied. £
Verlieben. verb,reg.reöipr. fh verliehen, eigr tieh, Bicheger
Jemandes Ehre, guten Mahmen .
In dieſer weiter Bedentung
Ver
Anafrifar. In Sen foätern Zeiten Tommi vermeren⸗ von mare,
Sage, für verleumden vor.
Der verleumder, des —, plur. ut nam, fing. Fänin, die
Derleumdertun, in der engere Bedeutung des Zeitwortes, eine
Perſon, welche jemandes guten Nahmen dach ungegründereBen 4
ſchuldigungen dep andern gu kränken fuspt. Bey den Notker
Unliumesdarp,
-Verleumserifih, —er, —tr, adj. et adv. ein Verleumdung ;
enthaltend, darin gegründet, Ingleichen Fertigkeit befigend, ans ⸗
dere zu verlenmden. An verleumderiſcher Menſch.
gen eine Ver ſon des — ———— empfinden, wo es doch am
häufigften von der Empfindung finnficher Kiehe gebraucht wird,
u in.eine Perfon aerlieben. In eine Perſon verliebt‘ jeym.
verliebt werden. Femanden verliebt machen. Das Mittel⸗
wort verlieht bedentet in dieſem Verſtande noch als ein Bey wort
*
1. Sinnlichte Liebe gegen eine Per ſoun des andern Geſchlechtes aue⸗
drückend, verrathend. Verliebte Gedichte. Kin verliebter Seuf⸗
zer, verliebte Blicke. 2. Neigung, Fertigkeit beſitzend, leicht
ſit aliche Liebe gegen Perſonen anderes Geſchlechtes zu empfinden.
G. ver 2.) vVerliebt ſeyn. Ein verliebter Menſch. Einver⸗
liebtes Madchen. In figürlicher Bedeutung iſt verlieben oft Fe
. nen hohen Grad»der herrſchenden, beſonders finnlihen Neigung
gegen ein Ding empfinden, Sie hatte ſich ganz in den Zeus ders _
liebe. In ein Pferd, ein Buch, einenSgpriftiteller, einen Aus⸗
druck verliebt ſeyn.
inten ſive Bedentuirg
Daher das Verlieben. Ver bat hier eine
‚Die Derliebtheit, plur. car. von dem Pirtelworte besticht, hr
fonders in deſſen ziwepterBedentung, derZuftand, da man verhiebte
ift, ingleichen, da man Ei in Perfonen des andern Geſchlechtes *
verliebt wird,
Liegen unbrauchbat werd n. Kine Ware verliege ſich, wenn fie
Derliegen, verbi irreg. — ©. Kiegen,) durch allzu langes
durch zu lauges Liegen verſchlehßt; verfiodt, oder auf andere Art
unſcheinbar und ueidrauchbar wird,
verlegene Waare. Ein
verlegener Wein, der länger gelegen hat, als er liegen ſollie.
Figure Ba diefes Wort in verfchiebenen einzelnen Fllen ger
braucht. 2. Jur Vergbäne fagt men, man verliegt fich an
dem Gsfeine wenn man wegen großcrzefligfsit wenig davon ges
winnein fann. Eben daſelbſt verliegt man auf der Zeche, als ein
Neutrum, oder vielleicht richtiger —— man ſich auf" dev Ze—
ehe, weni man nit Schaten base. 2. Nach- einer noch wei⸗
tern Figur ſcheint unfer verlegen —— von einer aͤhn⸗
lichen vrralteten Bedeutung abzuſtammen. (9. diefe Wörter.)
3. In einigen Oberdeniſchen Gegenden verliegt man ſich wenn
mar durch den Müfiggang alle Shärigfeit und Sräfte des Geiſtes
verlieret.
Anm. Daher das verliegen. Das Schwed.ſ örlig u. wied
von einem unerlanbten Benfihlafe gebraucht, und an il id dem
alten Frieſiſchen Geſetze iſt lorligan, wider das ſechſte Gebeih
ſundigen.
verlieren, verb. irreg. ich verliere, du verlierſt, Sberd. ver⸗
leurſt, ) er verliert, Obert. verleurt); Imperf. ich verlor, Conj.
verlöre ; Mittelw, verloren ; Jiuper. berliee, — Irteuc⸗
Es iſt —— Geſtalt iblich
1, Als ein eigentliches Nerivumyumden Befig Be Rue a
fommen, mis der vierten Endung diefes Dinges >
= (1) Eigentlich, woes ein allgemeiner Ausdruck if, der die
nähere Art und
ſtand, ſein vermogen, feine Geſundhelt verlieren
den
Sk
⸗
Weiſe unbeſtimmt läßt. Das Leben, den ver⸗
Das Sie
ber verlieren, Die Symessen, Empfindung, das Heiden in
=
den Tod, as auch ur der folgenden engern Bedeutung, um deſſen
"Grgenwart lonnnen, oh ne zu wiſſen, wo er ſich jest befindet. Den
st; Spt verlieren, euth andtet werden, _ N |
Die Zwietracht die mit Gift ihr Leben nahrte,
verliert den ydreKopf durch einen Streich Raml.
Die zreyheit, die Geſpndbeit, fein Geſicht, ein Autze, durch
verlieren Das gerz, den Muth verlieren. Die Sonne ver—
lor ihren Glanz, der Mond feinen Schein. Man möchte alle
Geduld verliewn. Die Soffnung verlieren. Und ſo in andern
Fallen mehr, beſonders in folchen, wo die Art des Verluſtes durch
Fein eigenes Wort näher befkinmeift, oder beflinme werden fol,
Einen Freund verlieren, entweder durch den Tod, oder durch die ,
Entfernung, oder. auch, weiler au fer Feind geworden. Ich habe
einen Seeund an ihm serlorm. Du weißt nicht, wag dü an
mir verliereſt. Ich verliere viel, wenig, nichts bey der Sache.
Das Mittelwort verloren wird mit einigen Zeiswörtern fo wohl
“ih diefer, ale einigen der folg nden Bedeutungen, ned aufeine bes
‚ fondere Art gebr aucht. verloren geben, verloren werben. Es
— Mi mir ein Capttal verloren gegangen, sch bin darum gefonunwi,
u -* Alles ging für mie verloren,
=. Alls id Sylvien verlor, Gell.
= Einige andere Bedeutungen die ſer RA. kommen im folgenden vor.
nr Etwas verloren geben, glauben, daß es fo gut wie verloren fen,
— es für verloren halten. Wir geben eine Sache verloren, wenn
J ‘wir standen, daß wir fie verlieren, oder nie wicder bekommen
ee _ werden,
22042) In einigen engern und N atiktien ——
N a) Den Proceß verlieren, die gefuchte Sale nicht erbal⸗
den, imBegenfagedes Gewinnes, Go auch eine Schlacht ver:
"Tieren, überwunden twerden, Im Spiele verlieren, SER len. -
|
J— viel Geld verlieren, im Spiele. Wer bat verloren im Spiele;
2 and Gegenſatze destgewinnen. Ein Spiel DIS: geben,
E y ‚überzeugt fern, daß man es verlieren werde,
i
J
|
aus Mangel der Aufmcakfairteit, um den Beſitz, und im wweit.rn
Verſtande, um die Empfindung derfelben kommt, ohne zu wiſſen,
wo ſie fich befindet. Seine Uhr, feine, Boͤrſe werlieren. : Id
habe es verloyen· Suchen, was verloren iſt. Das Verlorne
wieder finden, Der verlorne Sohn, in ber Deutſchen Bibel,
Ein verlornes Schaf: Den Weg, die per verlirven, die Ems
pindung davon, Etwas aus din Augen, aus dem Gefichte
-
verlieren. b
x Ohne den gehofften Rucrnanwenden, gebranchen. Ale
J— Mühe und Arbeit iſt bier verloren. Ich verliere nur mein
J Geld dabey. Alle Schläge, ale Ermaͤhnungen, alle Wohl—
..° „thaten find an, oder bey ibm verloren. Da ſiehet man, daß
we; Sein Vertrauen nichts iſt, und deine Almoſen verloren find,
I: Tob.2,22. Ich mag Fein Wort weiter darum verlieren. Xs
Er Seufzern. Wir haben Feine Zeit mehr zu verlieren, es iſt
u Behähte Seit, wie muſſen eilen. Tinen Tag verlieren, ihn un⸗
J ‚genügt verſtreichen laffen. Lin verlorner Augenblick iſt jegt für
I mich ein verloenes Jahrhundert/ Weiße.
EN d) Das-Mittelmort wird no; in fetgenden figärtichen Fäl-
J len gebraucht. x) Die verlorne Schildwache, im Kriege, die
ãußerſte Schildwache, welche dem Feinde am näch ſten iſt, ind
gemelniglich verloren gegeben wird,
in den Nchen, ein ® richt aus geräugertem Schweinfleifch, mit
BEN .. Erbſen and Behnen m.f. fe Y Etwas ver
— —— en nem mSshn RER h inoßt *
einen Schuß einen Arm, feine Ehre, im Briege viele Leute
ce verlieren.
* b) Überaus Häufig verliert man eine Sıdı, wenn man,
it Zopfen und Malz an ihm verloren, Die Zeit verlieren, fe b
unnis hinbringen. Ste verlieren die doſtbarſte Zrit mie unnuts
® Das verlorne Zubn,
u ae Ta a er A u re
1 086 -
3 machen, nur ungefähr, einfeeiten, um eg bernoch beſſer zu
machen. Den Unriß einer Figur nur verloren zeichnen „Kin
berloren Treiben, inder Zägerer,eie Treiben, onen it
Zeug und Negen jt umſtellen, um uux ungefähr zu feben , ob noch
Wild darin bifindlih if, Kinen verlornen Zug thum in
der Markſcheidek unſt den Tagezag nur fo nugefähe, wie inder
Grunde verrichten. 8; Derloren feyn, im höch ſten Grade und. oh⸗
ne Re itung auglücklich. Hin verlorner Menſch, dem nicht mehr
zu helfen i#. verloren iſt eine weibliche Seele ohne wahre r om⸗
migkeit. In dee Deutſchen Bibel und der Theologie iſt verloren
- gehen, in engerer Bedeutung verdammt werden, ewig unglücklich
werden,
2.4 ein Reeiprocum, fich verlieren, ſich nad und nach und
ateich ſam unbemerkt aus unfererÖrgenwart, und im weitern Ver⸗
ftande and, aus anferm Empfindungsfreife ent; ‚wunen, ohue weis
tere Beftimunung der Art und Weiſe.
(+) Eigentlich. Die Zuſchauer verlieren Id, wenn fie ſich
nad) und nad entfernen, Sich aus din Yugen, aus dem Gefid)-
Die Seen: auf derisaut haben ſich verloren.
Das Sieber hat fish verloren, Die Spmersen wollen ſich noch
nicht verlieren, Eine Sache verlierefich leicht, verän fie jo. dre
ſchaßen if, daß man fie leicht verlieren kann. \
(2) Figürlich, a) Bon Farben fagt man, fie verlieren fi,
wein fir ungermerft inandere Farben übergehen, weiches in mars
Gen Fällen auch verlaufen genannt wird. Lin golduer Saum
verliert fich am Ende der Slugel "bes Schmetterlinges) ins
Grüne, Gefn. Die Umriſſe einer Figur verlieren fich, wenu
fie id unvermerft mir dem Grunde vermifchen. Bey den Kupfere
ſtechern verlieren fih die Schnitee , werin fie unmerflich in ande»
re Schnitte, oder in die Orundfläde übergeben. Nach einer noch
wweitern Figur. Pracht, Größe und Würden verlieren fi in
der Nacht des Grabes. b) Sich in einer Vorkiellung, in einem
Gedanen verlieren , in der eMern Schreibart für verirren.
©, wie verlor mein Geif fi in ertraumten Bildern,
Und wußte ſich verznugt die Zukunft abzufcpildern t Eron,
Oft verliert ſich die Seele unter einer unendlichen Menge von
Empfindungen, wriljienicht weiß, wo fte ſtille ſtehen ſoll.
Dabher das Verlieren, in den-meiften Fällen der thätigen Gat⸗
tung, indem das Hanprwort bie verlirrung nicht mehr gebraucht
wird. Se auch Verlauf, welches in vielen dafür üblich iſt.
Anm: Bey dem Notler "Ärlüren, (dev dem Schilier ierig lu-
ren, weilssinder Handfcheift vermutbiich abbrevitrtiwar), bey
Sem Kere und andern alten Oberdeutſchen farleolan, ferliefen,
verliefen, den dem Ulphilas fraliufan, im Augelf, forleo-
ran, im Niederf. verlefen, im Schwer. förlora und för-
läta, im Dän. forlifeund forlore. Daß ver bier eine bloße
Inteuſion bezeichnet, erbellet aus den einfachen lieren und lieſen,
welche ehedem häuftg für verlieren gebraucht wurden, wohin das
Hriederf. Iefen, das alte Gethiſche liufan, das Angelf, losjan,
das Engl, to lofe, liefe, das Schwedt. Lyra, der Verluft, use.
m. gehören, Dpig gebraucht noch gelofen in eben demſelben
Verſtande.
Durch ſolche Leundlichkeit und ſũßes baoſen
Macht fir, daß ih mir nicht begehre zu geloſen
Den Kummer, der mich kränkt.
Jh weiß nicht, wie ich doch die Santafıe geloſe,
eben derſ.
Tieren und liefen find ur in dem Endlaute verſchieden, indem r
und 8 ſehr oft und Leicht in einander übergehen. Dielegte Form,
welche noch inunferm verluſt berefchet, ſcheint die ältefie zu ſeyn.
Die fee Tiefen iſt allem Anfehen nach mit los Eines Geſchlechtes,
any beyden iſt laſſen eine Art eiues Inteuftoi. Die —
a
ee
du verleurft, er — 4, fe f. Ser aan — ſeinen
Schein, Buch der Natur von 1483, if felbft im Oberdeutſchen
nur noch in eintgen rauben und harten Mundarten gangbar, ‚und
verdiente daher weder Bier, noch in den fibrigen Zeitwörtern, wel-
he vor der Endſylbe des Infinitivg_ein ie oder ein ü haben, im
Hochdeutſchen Sprachlehren empfohlen zu werden,
Derloben,verb.reg. act. durch ein Gelübde oder feperliches Pers
ſprechen mit jemanden verbinden. 1, In weiterm, aber jeßt ders
altetem Verſtande, in welchem in der Deutfchen Bibel Verfonen,
welche ſich gegen Gott durch ein Gelübde zu etwas verbindlich ge⸗
macht, Verlobte, Derlobte Gortes genannt werden, wie 4 Mof.
6, 13 f. Richt. 13, 5.7. Kap.16,17. Man gebraucht es nur noch
2. im engern Berftande, feperlich undanfeinerechtsfräftige Art
zur Che verſprechen. Jemanden feine Tochter verloben, oder
noch häufiger, feine Tochter mie Jemanden verlobem Juglei⸗
chen als ein Reciproeum ſich mit einer Perſon verlöben. Kine:
verlobte Braute .
Daher das verloben nnd die Verlobung, welches letztere oft,
beſonders in der edlen Schreibart, für das folgende verlobniß ge⸗
braucht wird. Sie werden heute Verlobung haben. Die ver:
Tobung iſt aufgeſ choben worden.
Im Niederf verlaven, ©, Coben und Geloben.
Sas verlöbniß, des—es, plür. die —e, in einigen Gegenden
auch die verlobniß, PR die —en, von dem vorigen Zeitworte,
die dor der Trauung eder Hochzeit hergehende Handlung, da eis
ne Perfon der andern auf eine feyerliche und rechtsfräftige Art
zur Ehe verſprochen wird, das Eheverlöbniß. Das feyerliche uns
lerſcheidet das verlobniß, von einem bloßen verſprechen, Ver:
ſpruche oder Eheverfprechen, obgleich auch letztere zutv eilen für
erſteres gebraucht werden. Judeſſen iſt verlobniß im gemeinenLe⸗
ben am üblichſten, dagegen in der edlern Schreibart Verlobung
demfelben gern vorgezogen wird. Jemanden Derlöbniß mache
"oder ausrichten, ihirmiteiner Verfon verloden. verlobniß hal⸗
ten. Däs verlobniß ift zurid gegangen. Daher der verlob⸗
nißtan, Verlöbnißring u. f. f.
Anm. Im Riederſ. verlovnis, verlavung/ Lovte⸗ Löste,
bey den ältern Dberbentfehen Brutloufti, im Holläud. Bruyt-
loft,im Schwed. Brotlop,im Medlend,diegabbe, vermuthlich
vonHaft,bey-andern Oberdeutſchen Schriftfielirn die Ehetaidi⸗
gung, dassandmahlu.ff. Jin Schwadenfpiegel heißt mit einem
Manne verlobt‘ ſeyn ainem Manne geſuuorn oder hinge-
fuuora fin, Von dem Geſchlechte diefeg pi welches im
Hochdeutſchen im ungewiffen am üblichften if, ©. — Lip.
Verlöchen, verb, reg. act. ı, Miteinem oder mehrern Löchern
verfehen;bep, verfhiebenenhandiweekien. Die Kifenarbeiter ver:
Tochen das Kifen, wenn fie die Löcher zu den Rirthen oder Mä—
geln darein ſchlagen. Auch die Zimmerleüte verlochen das Zim⸗
merholz. (SLochen.) 2, In ein Loch feharren, vergraben, nur
ineittigen Gegenden. Das geſtorbene vieh verlochen. So auch
die verlochung.
Verlochſteinen, verb.reg, act. mit Lochfieinen, d. 1; Grängs ⸗
. Heinen verfeben, einnur in dem Vergbaueibliches Wert, Kite
Stube verlochſteinen . Daher die verlochſteinung. Siehe
Tochſtein.
Verlocken, yerb. reg act, anf den unrechten Weg, in Srethum
loden, Ephraim if, wieeine verlockte Taube; Hof-7,ıı. Die "
Welt iſt eine ſchmeichleriſche Derfübrerinn, welche uns gar ‚zu
leicht verlockt. Sp auch die Verlo@ung.
Verlockern, verb.reg.acı. durch leichtſinnige Ausgaben, inglei-
chen durch lockere Lebensart alle machen, verſchwenden. Sein
vermogen verlockern.
Derlodern,verb. reg peu'zi mit dem Hülfsworte ſeyn 1, Aug.
+
Be
Mengel der — aufhören gu toseen. Das Seuer ia
verlodert. 2. Bon einem lodernden Feuer verzeheet werden,
Verloren, —er, —fe,adj. et ady. welches eigentlich das Mit⸗
telwort des ungewöhnlichen Zeitwortes verlügen if}, Fertigkeit
befigend, leicht und ohne Roth zu lügen, i in der härtern Sprech“
art; lugenbaft. Ein verlegener Menjch. verlogen —
Ricdeef verlagen. S. ver⸗
Derlohnen, verb, reg.act. den gebüßrenden Sohn geben, ei im
Dochdeurfihen ungewöhnliches ort, wöver. ‚eine intenfive Bes
deutung hat. Man hört es nur noch zuweilen in des N, A, 08 vers
lohnt die Mühe nicht, d. i es lohnm oder belohnt die Mühe nicht,
wofür mau wohl gar höret, es verlohnt ſich nicht der —
oder es verlohnt nicht der Mühe. S. Lohnen.
Verloren, S. verlieren.
Derlöfchen, ein Zeitwort, welches auf geboypelte Art —
wird, JL. Als ein Neutrum, mit dem Hülfswortefeyn, und der
Regel nach mit ivreguläter Eonjugafion 5; ich verloſche, du ver⸗
iſcheſt, er verlifcpe , Jmperf. ich verlofch, Mirtelw. verloſchen,
“aufhören zu brennen, zu leuchten oder zu glimiuen,von dem Feuer,
und brennenden Körpern, im gemeinenLeben auf) auslöfgpen,i in
der edlern Schreibart erlsſchen. Das euer verlifcht. Dis
Licht ift ver loſchen. Wenn das Seuey der Leidenſcha t vexlos y
ſchen iſt. Indeſſen wird es auch häufig mit tegulärer Abiwandes
Nachts nicht, Spridw. 31,18. Wie ein Tocht verlöigpe, Eſ.
gleichen das edlere Erlöfchen.
“IE AB ein Activum, und mit ergefmäßiget.Mbıvandefung, ,
verlbſchen machen, in welcher Forin es unter andern, auch bey dem .
Opitz vorkommt; indeſſen ift für diejes Aetivum ——— übe
licher.
So anch diederlöfhung,
Verlofen, verb.reg.act, 1. Durch Kofen, oder — des
Coſes, an einen andern Beſitzer bring; auch auslofen. Ein
Haus verlofen. Ein Gebraudeßier verlofen, durch das Los
beftimmen, wer es branen fol, 2.* In weitem Verſtande iſt es
in einigen Gegenden noch jo viel, als oer laufen, in weiches Bers
fiande es aber im Hochdeutſchen fremd iſt. So auch. die verlo⸗
ſung, beſonders in der erſten Bedeutung.
Derlöthen, verb. reg. act. 1,Durdh£örhen verBinden.a ‚Durch
Löthen verfilieen, In bepdeu Fällen häufig bey s serhiedenen
Metalfarbeitern, den Glaͤſern u. .f, So auch Sie Verlothung.
'+DVerludern, verb. reg. act, in den niedrigften Sprecharten, is
« mit Ludern, d. 8, dem böchften Grade niedriger —————
gen, durchbreingen. Sein Erdrbeil verludern. ;
Derlufen, bey den Jãgern, S, Verb ören.
Der Verluſt, des —eg, plur. die —e, von dem Seitworte Herties.
ven. 1. Der Sufland, da man etwas verlieret, doch nur in en⸗
gerer Bedeutung, der Zuſtand, da man eines Gutes beraubet
wird, ohne Plural. Der verluſt feines Vermögens, des Le=
ben, ſeiner Sinne, des Derfiandes, feines Amtes EEE
was bey Derluff des Lebens und der Ehre verbierben, Der
Tod beſtehet in dem J— des Lebens, Lines Gewinn iſt
des andern Derluf, 2, Der durch die Beraubung eines Guten
zugefügte Nachcheil. einen Verluſt leiden. Das iſt für.mic) -
ein —* luſt. Der verluſt iſt leicht au ertragen, iſt noch
zu verſchmerzen. Einen verluft erfegen. verlun am Dermös
gen ——— Jem anden einen großen Derluft zufügen,
Anm. Bon derHandlung des Berlierens iſt dae.Derlieven übs
li, indem die verlierung im Hehbentfchen ungewöhnlich iſt.
Vverluff iſt von der übrigens im Hochdenſſchen veralteten Form,
verliefen. Im Niederſ, lantet es Derlies, Perlüs. Die ſchwei⸗
——
3* 7 J —
lung gebraucht. Eines fleipigen Weibes Leuchte verleſcht des
43, 17. Ein dünklein — Wish, 2,3... 8. Leihen, ins g
> u na
Lian
han .2
wr
CH
a er \
BB gerifche Mundart vereinigt bevdeFormen und fprichtVerlurt. Jm
© Dberbeutfchen ift diefes Wort ſchon von Alters her weiblichen
Geſchlechtes, die verluft. —
Verluſtitg, adj.etadv. von dem vorigen Hauptworte. 1. Obje⸗
eertive und paſſive, für verloren, als ein Bey⸗ und Nebenwort;
eine nur in einigen Oberdeutſchen Gegenden übliche Bedentung.
“2, Subjective und active, wirklich derlievend , eines Gutes bes
taubt, wo es im Hochdeusichen, nur als ein Nebenwort mit der
0. gwepten Endung, und auch bier nur mit einigen Zeitwörtern
F ‚gebraucht wird, Sich einer Sache verlufig machen , ſich duch
h feinvorher gegangenes Verhalten derfelben berauben. Sich feines
8 ‚Glüdes verluſtig machen. Eines Dinges verluſtig werden,
B* esverlieren, eine im Hochdeutſchen veraltete R.A. wofür man
verlufig geben fagt. Seines Amtes, des Bürgerrechtes, eines
2. Lebens verlufiiggehen. In der Schweiz verlurſtig.
= Derlutieren, verb, reg. act. welches aus dem Lat, Lutum,
IR Lehm, entlehnet, und nur bey chymiſchen Arbeiten üblich ift, mit
J Lehm, oder einer Miſchung von Lehm und andern Dingen, ver-
Da... fchinieren, verfehließen, -
ri vermaͤchen verb. reg. act. 1, Durch ein veranſtaltetes Hin⸗
J derniß völlig verſchließen, völlig zumachen, als ein ſehr allaemei-
ner Ausdruck, der die Art und Weiſe unbeſti umt läßt, Ich will
5.9 deinen Weg mit Dornen vermachen, Sof. 2,6. Alle Zugänge
J— vermachen Ein Senſter vermachen, feſt verſchließen. ine
}
i
© Röhre, welche an einem Ende ver nacht it. Schon in Schwa⸗
= benfpiegel wird es für befeftigen geraucht. Ver but bier die Be⸗
deutung des Verſchließens. 2. Einem etwas vermachen, ihm
=. infeinem Teſtamente den Beſitz deſſelben verordnen, ihn zu deſſen
Beſitzer in feinem legten Willen ernennen. Der Kirche tauſend
Thaler, jemanden ſein Vermögen vermachen. Ver bat hier
die erſte Bedeutung der Entfernung, wie in verkaufen, verſchen⸗
— Ben u. ſaf. Daher die vermachung, beſonders in der erſten Ber
dentung. —
Anm. Im Hochdeutfchen veraltete Bedeutungen find: a, Ster-
IB: ° ben, umfommen, als ein Neutrum mit haben; wovon Frifch ein
R Beyſvpviel anführen, 2. Sich vermachen, ift in Niederfächfifehen,
fi eine Veränderung, ein Bergnügen machen, ſich ergegen, da-
u ber. dee vermaak daſelbſt die Ergeßung, und vermaklik ergeg-
Yo : lich iſt. = *
Das Vermachtniß, des — es, plur. die — e, von dem voris
gen Zeitworte. 1. Die legte feyerliche Verordnung eines Ster—
bendenin Anfehung feines Vermögens; das Teſtament. Ohne
vermächtniß erben, ab inteltato. 2. Noch häufiger ift es
macht ; befonders eine folhe Geldfnmme, Legatum. Das Der-
machtniß auszahlen, die einem ahdern vermachte Summe. Ehe⸗
dem das Bemächt, Erbgemächt.
Vermagern, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, ma-
Br ; ger werden; ein im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort. Mein
Be, Sleifch auch „ das vermagent fehr, Opitz Pf. 109.
1, Vermablen, verb. reg. act.. 1.Bon Mahl, ein Grängs
zeichen, iſt vermahlen in einigen Örgenden, mit Gränzzeichen bes
zeichnen, verfehen. Ein Feld vermablen. Daher die Dermabh-
Tung. 2. Bon mablen, pingere. (1) Durch Mahlen der
Menge nach erfchöpfen, alle machen. Alle Sarben vermablen,
(2) Er wurde uns ein bohes- Licht in feiner Eopie vermahlt
haben, Leif. Daher das Vermablen. - \ ;
2. Dermablen, verb. irreg..aet. (S.Mahlen,) molere, dur
Mablen aufder Mühle alle machen, erfchdofen. Diel Getreide
Yermahlen. Das Getreide fogleich ver nahlen, aufden Strin
fhütten,. Daher dag Dermahlen. . - ;
Adel. W. 8,4. Thl. 2, Auft.
Vermahlen, verb. reg. act. verbinden,
Miltons verlufligres Paradies, in der Schweiz für verlornes. -
dasjenige, was jemand in feinem Teſt amende einem andern vers
i Ber 1090
bereini i
1, gm eigentlichen und weiteſten —— ——
Hochdeniſchen veraltet iſt, aber noch bey den ältern Dberdeutfchen
Schriftſtellern Häufig vorfomune, 2. Ir engerer und gewöhnliche»
‚ver Bedeutung, ebelich verbinden. SeineTochter jeihanden, noch
bäufiger, an jemanden, mit jemanden vermäblen, Cleopatra
‚ward dem Alex andro vermählt, 2 Macc, 10,58: beffer, mit
dem Alexander. Sich vermablen. Sich mit einet Derfon vers
mäblen. Daher die Vermablung, die ebeliche Verbindung, Die
vermahlung vollziehen. Das vermahlungsfeſt u.f.f. Wan
gebraucht diefes Wort nur von hoben und vornehmen Perfonen
dagegen don geringecn oder feines gleichen verheirachen, verebr-
lich en üblicher find. (S. Gemabl.) In der dichteriſchen Schreib⸗
art indeſſen wied es auch von gerin ern gebraucht,
‚Von Dater feiner Braut erhielt Philet das Grü®
Mit Sploien ſich endlich zu vermablen, Gel,
Anm. Im Oberdentfchen auch vermailigen, vermeilinen bey
noch ältern Schriftftellern nur mablen,mabelen, mebelen Sr lz
ches denn auch wohl für verioben gebraucht wurde, 14 ent h *
ı wib mahalta, Otifr. Da ward die magd gemehelt mit einem
. gerechten man Jofepb, Buch Belial von 1478. (Yon der Abs
ſtammung S. Gemabl.) Der ſcheint bier die erfte Bedeutiire der
Entfernung zn haben, durch eheliche Verbindung ang der Familie
enffecnen,, ausbeiratben, im mictlern Lat, forisfamiliare
VDermabnen, verb.reg. act, welches im gemeinen Ceben fir
das edlere ermahnen gebraucht wird, und aud) noch mebrimähis
inder Deutichen Bibel vorfonmt, (S.daffelde,) So auch der D-r-
mebner, die vermahnung, edler Ermahner, Temabnung,
Keros farmanen, und Ottfrieds firmonen gehören nicht bier.
ber; erſteres bedeutet verachten, legteres aber Derdammen
Beyde ſtammen von meinen ab. aß 2
Dermaledeien, verb, reg. act. twelches aus dem Pat, maledi.
cere, wie benedeien aus benedicere, verffitimmetr if, und nur
im gemeinen Lebenfür verfluchen gebraucht wird, befonders fo
fern jenes, als ein fremdes und unbefannteres Wort, nicht. fo hart
Elinget, als das Deutſche. in vermaledeiter Menſch. Sich
verſchworen und vermaledeien. So aud) die vermaledeiung.
Dermänteln, verb,reg. act. eigentlich unter einen Mantel
verbergen, wie bemänteln, mit einem Mantelbeveden, Man
gebraucht e3 nur fisürlich, zu verbergen, gu verſtecken füchen, Sei:
ne Schande vermänteln wollen. Kinen Diebilahl vermär-
-teln. So aud die Vermäntelung. FREE SG
Vermarken, verb,reg. act. +. Bon marken, Hansel nnd
Wandel treiben, it esin einigen Örgenden fo viel, als verfanfen;
in welchem Verſtande es doch im Hochdeutfihen unge öhnlich if.
2. Bon Mark, Bränge, iſt es mit Grängzeichen bezeichnen , eins
fließen. Kin deld vermarken. So auch Sie Dermarfung.
Dermauern, verb. reg. act. ı. Durch Draneen der Menge
nach allemachen. Viel Ralf. ind Steine vermatern, 2. Durch
Maherwerfverichließen. Bine Gffnung, ein Fenfer, eine Thür
vermauern. Mit Quaterſteinen vermauern. 3. Durch Manier:
werk einfließen, umgeben. Einen Schatz in der Wand ver
mauern. Figürlich, befonders in den Klöftern; wie einma uern,
zu einem immerwährenden ®cfäugniffe vernrtheilen, wo das
Wort oft, aber irrig, in der eigentlichen Bedeutung verffaus
deu wird; fm mittleren Sat, immuräre und murare, wo Mu-
rus fehr oft ein Gefängniß bedeutet, Daher die Vermauerung
“in den beyden leßten Bedeutungen, ——
vermauthen, verb.rez. act. wildes nur im Oberdeutſchen
für verzollen üblich if, S. Mauth. x
Vermehren, verb.reg.act, mehr niachen, der ga'l und Mens
ge ach zunehmen machen. Die Einwohner einer Sradt, die
"853 REN E Wörter
Ber ,
Wörter einer Sprache vermehren. Sich vermehren, an Zap!
und Menge zunehmen, beſonders durch Fortpflanzung. Seine
Familie bar ſich ſeitdem vermehrt. Das Ungeziefer vermehrt
ſich unglaublich. Seine Linfünfte haben ſich vermehret. Da
das thärige Zeitwort noch ſehr unbeſtimmt iſt, fo gebraucht mıan
in ſolchen Fällen, wo mehr Beſtimmung nothwendig iſt, lieber
das Nebenwort mehr mit einem näher beſt immenden Zeitworte,
Mehr Truppen anwerben, mehr Garten Faufen, mehr 8äuſer
bauen, mehr Dieb Schlachten u. f.f. für feine Truppen, feine
Gärten, die Säufer, das Schlachtvieh vermehren; obgleich
auch dieſe Ausdrücke nicht gang ungewöhnlich find. In vielen Fäl⸗
{en wird es auch von der Maße und Zutenfion gebraucht für ver⸗
größern, da denn die Fälle, wo ſolches geſchehen oder nicht gefches
ben Faun, bloß aus dem Gebrauche erleruet werden fünnen, So
jagt man, jemandes Befoldung, Ruhm, Glüd, Unglüd , Ge:
welt, Anfehen vermehren. Die Hige vermehrt fih. Jugleichen
1091
von Empfindungen. Die Schmerzen vermehren fih. Feman-
des Freude, Vergnügen vermehren. Dermebre den Gram,
den Bummer des verlaſſenen nicht.
So auch die Vermehrung.
Unm. Bey dem Notker fermeren, bey andern Dberdeutfchen
Schriftſtellern nur mehren, fo daß ver Al eine bloße Jutenfion
zu brzeichnen ſcheinet.
Der Vermehrer, des — 8, plur. ut nom, fing. Fämin, die
Dermebrerinn, eine Perſon, welche etwas bermehret.
Vermeiden, verb, irreg. act, (5. Meiden,) etwas mit Nach⸗
druck meiden, ſich —— büthen, mit einer Perſon oder Sache
nicht zufammen zu treffen,
man aller perfönlichen Zufammenfunft mit ihm auszumweichen
ſucht. Die Gefahr vermeiden. Er vermied diefe Ehre, wich ihr
aus, und hinderte fie dadurch. Eine Unterredung vermeiden. Ich
Fann esnicht vermeiden, Fann der Sache nicht ausweichen. Ich
vermied e8,.ihn zu fprechen. Die Sunde vermeiden. Go
auch die Dermeidung. Bey dem RUM firmiden und bimei-
dan. ©. Weiden.
Dermeidlih, —er; — fie, adj. et adv. was fidy vermeiden
läßt, im Öegenfage des unvermeidlid. Kin vermeidliches
Ärgerniß, dermeidlicher Schade u.f.f. So aud die ver»
meidlichkeit.
Vermeiern, verb, reg. act. welches nur in denjenigen Ordenden
Ablich ifk, wo es Meiergüter gibt, einem Meier übertragen, auf
Deierreht ausıhun. Ein Gut, einen Acker vermeiernSo
auch die Vermeierung. S. 3. Meier 4,
Dermeinen, verb, reg. act. nach wahrſcheinlichen Gründen et»
etwas dafür halten, ingleichen dafür halten überhaupt, ohne zu ents
fcheiden, od das Urtheil wahr fey oder nicht, wo ver eine bloße
Intenſion bezeichnet, und das ganze Wortein wenig edler ift, als
das niedrigere meinen, im deffen dritter Bedeutung es doch nur
allein gebraucht wird, Anſpruch an etwas zu haben dermeinen,
glauben. Ich vermeine nicht, dag er Fommen wird.
feltner , das Vermeinen. Die Vermeinung ift nicht üblich, ob
nan gleich fagt-dje Meinung. Das Mittelwort vermeint hat oft
noch einen geheimen Nebenbegeiff des Zweifelhaften, oft auch des
‚ Unwabhren. Dev vermeinte Prinz, diejenige Perfon, welche für
einen Prinzen ausgegeben, dafür gehalten wird, wofür von eini-
gen, obgleich nicht nach den beſten Muſtern, vermeintlich ge»
braucht wird, Der vermeintliche Seins.
Vermelden, verb. reg. act. das Intenfivum von dem einfachen
melden, laut, ſtark melden, in welchem Verſtaude es bey den Jä⸗
gern üblich ift, wenn ein Hund etliche Mahl Hinter einander ans
ſchläget oder laut wird, Jugleichen feyerlich melden, Jemanden
Man vermeidet jemanden, weni '
39
Yermeinte nicht, daß es fo Fommen wurde, Dabder, obgleich -
— 3 er
feinen Gruß vermelsen. Es iſt — vermeldet worden.
——
Unter einander mengen, (©.
dieſes Wort.) Eiſen mit Thon rare Dan. 2, 41,435 00
doch vermischen ſchicklicher ift. Den Sauerteig unter hei Schefe
fel Mehls vermengen, beſſer miſchen, oder damit vermiſchen,
Maith.ı3, 33. Gerfte mit Hafer vermefigen. 2, Figürlich vers
&
. auch das Dermelden, ev Bam mit Dermelden, daß u.f.f. Ju⸗
i gleichen die Dermeldung. ea eines Grußes.
Dermengen, verb. reg. act.
menge man ein Ding mit dem andern, wenn man aus Dun⸗
kelheit der Begriffe ein Ding für das andere hält, oder einem Din⸗
ge etwas zufchreibt, was doch. nur dem andern zufomaıt. Die Ge-
genflände miteinander vermengen. 3. Rach einer andern Fi
gur ſtehet, ſich mit erwag vermengen, im gemeinen Leben für
bemengen, ſich damit abgeben, fich darein mengen abet miſchen.
So auch die Dermengung.
Vermerken, verb.reg. act. ı. Wie das einfache Ba doch
mit einĩger Intenfion. Ich vermerke nichts, merke, ort ſpůre
nichts. Das Wildbret vermerkt etwas, bey den Jägern, wenn
es ſtutzig, aufmerkſam wird.
Wenn nur der Herr vermerkt wird und verfj pürt, Drig.
Auf dein mittell andiſchen Meere vermerkt man die Fluth nicht.
2, Figüelih, doch nur im Dderdeutfhen und der feverlichen
Schreibart der Hochdeutſchen, für aufnehmen, auslegen. Ew.
Maieſt at geruhen in Gnaden zu vermerken. Daß dieſelben es
huldreichſt vermerken — wenn uff. Daher die ver⸗
merkung.
Vermeſſen, verb.irreg. act. (8. Meffen,) welches nach Mabe⸗
bung beyder Theile der Zufammenfegung in verſchiedenen Bedeu⸗
tungen üblich iſt.
- 1, Bon meffen, fo fern es eigentlich bedeutet, dag korperliche
Maß der Dinge beſtimmen, iſt vermeſſen:
Dinges beſtimmen, wo ver eine Jutenſton bezeichnet, und das Zeit⸗
) Das Maß eines
—
wort nur im engern Verſtande von der Ausmeſſung gewiſſer Theile
der Erdfläche gebraucht wird, Ein $eld vermeſſen. Im Berg⸗
baue werden die Sundgruben und Maßen vermeffen , wenn am
Tage, d.i. aufder Oberfläche der Erde, nach dem Lachterinaße
beftimmet wird, wie weit fi felbige erſtrecken. Ein vermeſſen
vornehmen. Das Seld einem andern vermeffen, nach dem
Maße zutheilen. Daher dag Dermeßbuch, worein alles, was
bey dem VBermeffen vorgegangen, eingetragen wird ; das vermeß⸗
geld, welches die Gewerken fürdas Bermeffen bezahlen; die Der:
meß mahlzeit/ welche bey dem Erbbereiten und dem damit verbuns
denen Bermeffen den Bergbsamten gegeben wird. Daher das Der:
meſſen und die Dermeflung. (2) Sich bey dem Meffen oder im
Maße irren, mo ver einen Irrthum, eine Abweichung von dem
Wahren bezeichnet. Es wird in dieſem Falle von allen Arten der
Maße gebraucht. Der Kramer vermißt fih, der Schneider
hat ſich vermeſſen.
man ſich leicht vermeſſen. Daher das vermeſſen.
Bey dem Aufmeſſen des Getreides Fann _ {
2. Bon meffen, fo fern es nach einer veralteten Bedeutung ſpre⸗
chen bedeutet, wohin das Angelf. Mot, die Rede, Spradje, mä-
dan, fprechen, meffen in beymeffen, vielleicht auch in gemeffen
u.f.f. gehören. (1) Sich vermeffen, feyerlich verſprechen, eine
veraltete Bedeutung, von welcher Friſch ein Beyſpiel anführet.
(2) In figürlichem Verſtande ſagt man noch, ſich vermeſſen, boch
betheuern. Sich vermeſſen und verſchwören. Einen Men—
ſchen, der ſich ſo vermißt, iſt nicht leicht zu glauben. In bey-
den Fällen hat ver rineintenfive Bedeutung. (3) Sich rühmen.
a) "Eigentlich, eine gleichfalls veraltere Bedeutung, in welcher ver
gleichfalls eine Intenſton zu bezeichnen feiner. Siefonimt noch
bey den Schwäbiſchen Dichten vor. Desichmih an fi niht
vermellen mag, Kaifer —— —6) In engerer und noch gang»
barer
—
—— =
er,
=:
Pa
—
200 |
barer Zedeutung inch vermeſſen, mehr von ſrh einen, mehr
zu leiten verfprechen, als bey jemandes Kräften und Fähigkeiten
möglich iſt; wo ver zugleich die Bedentung des Irrthumes, der
TER —
— —
„welche Bedeutung noch in ermeſſen herrſcht.
Herz wurd inim ein Zagheit gemeſſen, für Zagheit gebalten,
ausgelegt, in einer alten Überſetzung des Livius von 1514. Bey
a ———
VAR:
Überſchreituug des wahren Maßes bat. Die fich ſelbſt verma⸗
Ben, daß fiefromm wären, Luc. 18,9. Du vermiffelt dich,
zn feyn ein Leiter der Blinden, Röm. 2, 19,
Himmel anzütaften ver neſſen, Opiß,
' Soch er bat fich vermeffen,,
Dich und dieß ‚ganze Haus auf ewig zu vergeffen,
J— Bad,
Y
Ju weiterm Verſtande iſt fich vermeffen, zu viel unternebmen, et
was unternehmen, was über jemandes Kräfte iſt. Es ift befler,
daß einer feines Thuns warte, dabey er gedeyet, denn fich
viel vermeffe, und.dabey ein Bettler bleibe, Sir. 10, 30. ®b-
"wohl der Phaeton fich allzuhoch vermeſſen, Opitz. Es wird in
dieſer Bedeutung wenig mehr gebraucht ; doch ift davon
Das Mittelwort verimeffen noch völlig gangbar, welches mit
verwegen gleichbedentend ift, aber doch einen höhern Grad des
Verwegenen mit Übertretung feiner Pflicht, zu bezeichnen fcheiner,
auf eine ffrafbare Art verwegen. Lin vermeflener Menſch, der
"im hoben Grade verwegen iſt, das Maß feiner Kräfte in feinen
Unternehmungen im hohen Grade überfchreitet, Bin vermeffener
Anſchlag. Ihr wurdet ungehorfam dem Munde des Herren,
sehorchte, 5Dlof.ı7,ı2. Der fiolzund vermeffen ift, heiße
ein loſer Menfh, Sprichw. 21,24. Wenn ein Prophet ver»
. morten if, zu reden in meinem Nahmen, das ich ihm nicht
gebothen habe zu reden, 5 Mof. +3,20. „Man ift alfo vermefr
fen, 3 überhaupt, wenn man weit mehr unternimmt, als dag
augenſcheinliche Map feiner Kräfte verftattet, und 2, wenn man
yorjeglich mehr unternimmt, als das Geſetz verſt attet, durch drei⸗
fie Ubertretung des Gefeges, Widerfegung gegen feine Obern
n,f.f. ©. Dermeffenbeit. | \ ;
Ju beyden Fällen wurde es ehedem auch in weiterer und guter,
oder wenigftens gleichgültiger Bedeutung gebraucht. Im erften
Galle war vermeffen ehedem auch Fühn, tapfer. Der vermeffene
Konig Rudoipb,der tapfere, ein vermeſſener Held; welche Aus:
drücke bey den Schriftiellern der mittlern Zeiten häufig vorkom⸗
men. Im zweyten Falle iſt ſich wider jemanden vermeſſen, in dem
alten Gedichte auf den heil. Anno, und andern altenSchriftſtellern,
fo viel, als ich ihm wider ſetzen. *
An dieſein ganzen zweyten Verftande durchlreuzen ſich die Be⸗
deutungen fo ſehr, daß es ſchwer zu entſcheiden iſt, welche die
. eigentliche ift, von welcher die andern als Figuren angefchen wers
den müßten, .
3.* Bon meffen, fo fern es ehedem auch urtheifen bedeutete,
Sollich fridlich
den ShwäbifchenDichtern kommt es häufig für, ich in Gedanken
vorfüllen, vor. Dalie an dem morgen mines todes fick
vermas, Heinr, von Morunge. Im Hochbeutſchen iſt es in dier
ſem Verſtande veraltet, ’
Das Hauptwort die. Dermeffung iſt nur in den beyden eigent-
lichen Bedeutungen von meffen, metiri, üblich.
Dermeflen, —er, — ſte, adj, et adv, S. das vorige,
4 Die Dermeffenbeit, plur.die —en.
ı, Die Eigenfchaft eines
Diuges, da es vermefjen ift, in bepden Bedeutungen diefes Worz
tes und ohne Plural, Der Prophet hats aus vermeſſenheit ges
redet, 3 Moſ. 18, 22. Ich kenne deine Derimeffenheit wohl,
Die ſich den
und waret vermeſſen, und zoget hinauf, 5 Moſ. ,43. Wo
jemand vermeſſen handeln würde, daß er dem Prieſter nicht
1Sam. 17, 28. Solcher Dunkel hat viele betrogen, und ihre EA
"Handlung, mit dem Plural.
Dermeffentlich, adj. et adv. für vermeffen, am häufigften als
den David, ı Sam. 20, 18. c der
ſchaft nicht vermiffen, man wird meine Abwefenheit nicht ge⸗
Ber:
Dermeffenheie hat fiegeftürst, Sir. 3, 26,
1094-
2. Eine vermeſſene
ein Nebenwort, aufeine vermeffene Art.
Dermegen, verb. reg. act, die verordnete. Mege von dem zu
mablenden Getreide entrichten, Daber die Dermesirng,
Dermierhen, verb. reg.act. den Nießbrauch eines Dinges ges
gen eine beffimmte Mieche dem andern überlaffen. Jemanden
fein Saus vermietben, Line Stube an jemanden vermiethen.
Pferde vermierhen, verleihen. Sich vermiethen, in eugerm
Berftaude, ſich gegen einen gewiffen Lohn jemanden zu perfönfichen
Dienfien verfprechen, vondem Gefinde. Sich bey jemanden ver:
miethen. Sich als ein Knecht, als eine Magd, als einen
Besienten vermiethen. So auch die Vermierhung.
Anm. Im Nirderſ. ift dafür verheuern üd ich, welches aber
auchfür verpachten gebraucht wird. (©. Yrierhen.) DasNiederf,
vermeden, bedeutete ehedem auch nur miethen, digen, wo ver
eine intenfive Bedentung hatte. :
Der Dermiether, des— s, plur. ut nem. fing. Fämin, Sie
Vrrmierherinn, diejenige Perfon, welche einer andern etwas ver»
miethet, zum Unterſchiede von dem Abmiether.
Dermindern, verb, reg. act. minder, d. i. weniger machen,
als ein Intenfivum von mindern ; eigentlich, der Zahl nach weni»
ger machen, in Brgenfage des Dermehrens. Eine Zahl ver»
mindern. Die Einwohner vermindern fi täglich. Die ZöHe,
die Auflagen vermindern. Zugleichen ſigürlich in einigen Fäle
Ten von der Maffe und Intenfion, gleichfalls im. Gegenſatze deg
Dermebrens. © Semandes Rubm, Ehre, Anfeben vermmdern,
Befonders von Empfindungen. Den Schmerz, den Derdruß,
den Bummer, die Sreude vermindern. Go auch die Vermin—
derung. S. Mindern.
Vermiſchen, verb, reg. act. zwey Dinge unter einander mis
ſchen, welches fo, wie das einſache mifchen, in weiterer und en»
gerer Bedentung gebraucht wird. 1. In weiterer, wo es doch
nur in einigen Fällen hergebracht ift, Dinge verfchiedener Art
unter einander thun, für vermengen. An beyden Ufern ſtehet
das fette Gras mit Blumen vermifcht, Geßner. Am üblich⸗
fien if in diefem Verſtande das Mittelwort vermifcht. Vers
miſchte Schriften, Schriften oder Auffüge von verfchiedener
Art ohne Ordnung unter einander. Kine vermifchte Linie,
vermifchte Sigur, in der Geometrie, welche aus geraden und
frummen Linien beftehet. Mine vermifchte Zahl, in der Res
chenkunſt, welche aus ganzen Zahlen und Brüchen zufammen ges
fest ift. Und foin hundert andern Füllen mehr. 2. In engerm
Verſtande, zwey oder mehr Dinge fo unter einander mengen ,
daß die Kennzeichen aufgehoben und verwechfelt werden. Den
Wein mit Waffer vermifchen, Eſſig mie Galle vermiſcht,
Matth.27,24. 3. Figürlich, fich mit einer Perfon fleifch-
lich vermiſchen, den Beyſchlaf mir ihr ausüben , als ein Ans
fändiger Ausdruck für verfiedene ‚im gemeinen Leben üblis
she niedrigere; ——
So auch die vermiſchung. Die fleiſchliche vermiſchung, der
Beyſchlaf.
vermiſſen, verb. reg. act. die Abweſenheit, den. Mangel einer
Perfon oder Sache gewahr werden, entdecken. Man vermiffere
Man wird mic) in der Gefell:
wahr werden, ingleichen, meine Abwefenbeit wird Fein Derluft für
die Geſellſchaft feyn. Kommen fie, die Gefellfchaft vermißt fie,
Gel. Ich vermiffe zehn Thaler von meinem Gelde. In en⸗
gerer Bedeutung, die Abweſenheit eines Dinges, als einen Vers
luft, foiglich mit einiger Unluſt, gewahr werden, „Im Ober⸗
Si: deutſchen
nr
1005 Ber.
deutſchen wird es fo, wie das: einfache'miffen, bäufig mit der
zweoten Endung der Sache gebraucht. So miltun fie thes
"Kindes; Ditfried, Welche Wortfügung noch in der Deutfchen
Bibeldoriommt. Daß man niemands vermiffe. — Weß man
vermiffen wird, 2 Kön. 10, 19. Daß man feiner Blätter nicht
vermifle, Ef. 27,5. Man vermiſſet auch nicht dieſes noch
deß, Kap. 34, 16. Melde Wortfügung aber in Hochdeutſchen
veraltet iſt. +
Schon bey dem Ottfried irmilfan, S. Miffen.
Dermitteln, verb,reg. act, eine fireitige oder ſchwierige Sache
als Yrittelsperfon behlegen. Einen Streit vermitteln. Die
- Sache iſt dahin vermittelt worden, durch angewandte gütliche
Mittel anderer fo verglichen worden, Inglelchen äuf ſolche Art -
hervor bringen. Einen Irieden , einen Vergleich, eine Ausſoh⸗
"nung vermitteln. So aud die Bermittelung. Am mittlern
Lateine, mediare.
Dermittelft, adv. weldjes die zweyte Endung erfordert , durch
das Hrirtel, mit Hülfe, durch Hülfe. Ich Hoffe es, vermit⸗
telſt deines Beyſtandes, zu vollbringen. vVermittelſt einer
Leiter auf das Dad ſteigen. $;
Anm. Im Riederf. avermirs, im Holländ. overmids. Das
ft an dem Hochdeutfchen ift aus dem 8, dem Zeichen des Ad»
verbii,, entftanden , wie ſchon in immictelfi. Der ſcheint hier
eine bioße Intenfion zu. bezeichnen, indem im Oberdeutſchen da-
für nur mittelſt üblich iſt, welches auch noch einige Hochdeut⸗
ſche gebrauchen.
Ser Vermittler, des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die ver⸗
mittlerinn, eine Verfon, welche etwas vermittelt; in der Theo»
logie von Ehrifto, der Mittler, im gemeinen eben, die Mittels—
perfon,vongefrönten Häupteen, die vermittelnde Macht, Frauz.
Mediateur, —
Vermodern, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn,
durch Moder aufgelöfer, unbrauchbar gemacht werden. Der Zeug
iſt ganz vermodert. "Dermoderte Papiere. Daher die Ver-
moderung. \
Vermöge, adv. weldhes die zweyte Endungdes Hauptwortes ers
fordert, und eigentlich fo viel bedeutet, als durch das Vermögen,
durch die Kraft, wie kraft oder Kraft, noch Bänfiger aber au in
weiterer Bedeutung, für nach Mafgebung, wegen, nach u.ſ.f.
Dermöge göttlichen Befehls, 3 Ef, 4, 52 ; dem göttlihen Be
fehle zw. Folge, wach demfelben. Vermoge feines Geldes Pann
er viel ausrichten, beffer, durch fein Geld. Das Fannft du,
vermoge deiner Klugheit, leicht einſehen, mit Hülfe. Das
Fann ich, vermöge meines. Rechtes, nicht zugeben, Dermöge
des Tetamentes biſt du nicht Erbe, nach dem Teflamente, Kraft
deſſelben. Es Fonnte, vermöge unferer Abrede, nicht gefche-
ben, nad, wegen derfelben.
Vermoggen, verb. irreg, act. (S. Mögen,) welches in verſchie⸗
denen nahe verwandten Bedeutungen gebraucht wird, 1, Ausrich⸗
ven , bewerfftelligen fönnen, Dielan Macht, am Verfiande, an
Gelehifamteit vermögen, eine veraltete Wortfügung , wofür
man lieber fagt, viel Machen. f.f.befigen. Du Gott vermagſt
. ‚alles, was du willft, Weish. 12, 18. Geld vermag viel, Fann
viel ausrichten, Diel beyjemanden vermögen, viel bey ihm aus⸗
sichten fönnen, Der. Kigennug vermag nichts bey ihm. Alfe
vorftellungen vermogtennichtsbey ihr. Seinde haben, welche
viel bey Sofepermögen. So auch im Mittelworte der gegen-
wöärtigen Seit. Kin viel vermegender Freund, welcher viel
vermag. 2. In weiterer Bedeutung, Kraft, Fübigkeithaben,
zine gewiffe Veränderung hervor zu bringen, flir Eönnen, Wir
BI. F Re 7°; 5
* — Ver ne
ae.
vermögen nicht hinauf zu ziehen, 4 Moſ. 13, 32. Leser
mag, euch nicht (gu) evretten, 2 Könige 18, 29. Sie ver.
mochten. nicht widerzuflehen (zu widerfichen) Ser Weisheit,
Aroſt. 6, 10. In diefem Verſtande gebraucht man es im Hoche
deutſchen nur noch in der edlern und böhern Schreibart, für das
geſellſchaftlichere konnen. vermochte der Hahme Romeo nicht
N
*
0 *
die jahe Flamme zu löſchen? Weiße. Haufiger gebraucht mian
das Mittelwort vermögend, als ein Rebenwort mit dem Zeit⸗
worte ſeyn, im Gegenſatze des unvermögend. Ich bin nieht
vermögend mehr zu effen, länger zu gehen u.f.f, Pr war
vor Sreude nicht vermogend ‚ein Wort hervor zu bringen.
Bit du vermögend in einer Stunde eine Weile zu gehen? -
In deſſen ift es mir der Verneinung im Hochdeutfchen am übliche
fin. 3. In einigen engern Bedeutungen. (1) An zeitlichen Vers
mögen befiten, vermag ev nicht ein Schaf zu geben, 3 Mof;
5,7: Was vermag er ? wie groß iftfein Bermögen ? Es wird im
Hochdeutſchen in diefer Bedeutung wenig. mehr gebraucht, aus
Ber daß man in derfelben noch das Mittelwort vermogend, als
ein Bey⸗ und Rebenwoti hat. vermogend ſeyn, ein gutes Ver⸗
mögen befigen. Kin vermögender Mann. Der Gegenſatz iſt
unvermögend. Vermögens iſt weniger, als reich, und unges
fähr fo viel, als wohlhabend, fo viel zeitliches Vermögen befits
zend, als nicht nur zur Nothdarft, fondern auch zur Bequemlich⸗
keit gehöret, fo viel, daß man etwas damit vermag, aus⸗
eichten kann. (2) Jemanden zu erwas vermögen, ihn durch
Borfiellungen, fie fen, von welder Art fie wollen, dazu be-
wegen,
vermocht. - —
ver ſcheint bier eine bloße Intenfion zu bezeichnen. Bon der
Abftammung, Eonjugation und Rechtſchreibung diefes Wortes,
©. Moͤgen und Macht.
” ‘ . ;
Das Vermögen, des —s,plur. inuf, das Hauptiwort von dem '
. vorigen Zeitworte, die Fähigkeit oder Möglichkeit, Beränderun,
genhervor zu bringen, 3. Im weiteften Berftande, mo des Vers
‚mögen eine Artder Sähigkeitift. Kraft iſt im eigentlichften Ver⸗
ftande das Beſtreben, fein Vermögen zu äußern, das Vermögen
in der. Auſtrengung, in der Shätigkeit betrachtet. Vermögen ift
ein fehr allgemeiner Ausdruck, welcher als ein ſolcher and) in der
philofopbifhen Schreibart am üblichften ift, inder Sprache des
gefellfehaftlichen Umganges aber nicht fo Häufig, und-gemeinig«
lich nur in manchen Fällen, befonders von den Kräften des Leibes,
gebraucht wird, dagegen in andern Kraft u. f.f. üblicher find,
Gott den Herrn lieb haben von allem Vermögen, 5 Mofe
6, 5; wo man jeßt lieber fagen würde, aus’allen Kräften,
Es ift Fein Vermögen in unfern Händen, Mebem. 5, 5.
Mein Vermögen weg, Hiob 6, 13. Sich mehr unterfies
ben, denn fein Vermögen iſt, Jerem. 48, 30. Gore Jäße
euch nicht verfuchen über euer Vermögen, -ı Cor, 10, 13.
Und foin andern Stellen mehr, wo man jeßt lieber das Wort
Krafrgebraudt, befonders, wenn vonder Fähigkeitdes Körpers
et ER
a an
ne SO
-
die Rede if, Veränderungen durch Überwindung der Schwere
hervor zu bringen. Doch gebraucht man es noch von den Kräften
bes Leibes in manchen R. A, befonders mit einigen Vorwörtern,
über fein Vermögen arbeiten, Iaufen, eflen, trinfenn.f.f.
"Du fleigft fonft über dein Vermögen, Gel, ach Vermögen
arbeiten, nah dem Maße feiner Kräfte. In weiterm Ver—
ſtande fagt man, dag ift oder. fteher nicht in meinem Vermö-
gen, ih vermag das nicht, dazu reichen meine Kräfte nicht bin,
fie ſeyn nun von welcher Artfie wollen. Ein Pferd bat viel ver⸗
mögen, wenn es biele Lcibesfräfte-bat. Im weiteſteit Verſtan⸗
de wird es, wie ſchon gedacht, in der Philofophie gebraucht,
Schmack⸗
Man bat mich dazu vermocht, ich ward dazu f
ER, 2 2 Aa
—
Schmackhafte Körper find ſolche, welche das Vermögen ba-
ben, Empfindungen auf der Zunge hervor zu bringen, Das
> Vermögen zu begehren, das Begebrungsvermögen, das ver⸗
. mögen zu wollen, zu erkennen, ſich zu erinnern, zu urtheilen
u. ff. In welchen Falle auch von einigen der Plural gebraucht
wird, Diefezwey Dergrögen der Seele, Sulz.
Erſtaunliches Gefolg unzäbliger Vermögen, Duſch.
2. In der engſten Bedeutung iſt das vVermögen, oder, wie es
auch zuweilen heißt, 3eitliheswermögen, derjenige Vorrath an
Geld und Geldeswerth, welchen jrmand eigenthümlich befiget, als
Die große Triebfeder aller menjehlichen Unternehmungen, Viel
> Dermögen haben, befigen. Ein großes Vermögen haben. Um
E fein Vermögen Fommen. Sein ganzes Vermögen an etwas
m wenden. Der Herr fegne fein Vermögen, FMof. 33, 11. Sie
er ‚gaben nach ihrem Vermögen, Ef. 2,69. Sich über fein Vers
N — mögen angreifen, mehr, als jemandes Vermögen vernünftiger '
5 Weife verſtattet. Er hat faſt eine Tonne Goldes im vermögen.
=... Piel, wenig im Vermögen haben. 2
7 Die Vetmögenfteuer, plur. die —n, eine Steuer, d.i. Abgabe
* an die Obrigkeit, welche jemand von ſeinem Vermögen, beſonders
von feinem baren Vermögen, entrichtet, zum Unterſchiede von
0 bee Bopfileuer, Landfieuer, Gewerbsiteuer u.f.f. In der
0 Schweiz heißt fie die Gutſteuer. -
Dermöglid, — er, — fie, adj. et adv, x, Güte Äräfte
des Leibes habend, wo es doch in dem Begenfage unvermöglich
am üblichften iſt. In einigen Gegenden fagt man dafür vermsg-
ſam. Ein vermögfames Pferd, welches "viele Kräfte, Stärke
bat.
Bermögen habend.
vVermummen, verb.reg. act. durch Verbüllung, befonders des
R Seſichts unfennilih machen. Ein Rind vermummen, fo in Klei⸗
- der einhüllen, daß es faſt unkeuntlich wird, Sich vermummen,
4 Vermummte Perſonen. vermummt feyn. Daher das ver⸗
mmmummen.
Anm . Am Niederſ. und gemeinen Leben der Hochdeutſchen
vermummeln, im Eugl. mumm, Schwed. förmumma. Siehe
3. Mumme.
ö——— — — — — —— — — ——
— 3 en > a en an m
2 [N 2 na
*
> Derhünzen, verb.reg. act. ı. Durch Münzen alle machen,
der Quansität nach erſchöpfen. Alles Silber vermünzen. 2. Als
Materialien zum Münzen gebrauchen, in Münze verwandeln,
münztes Silber, gemünztes. Go auch das Dermünzen.
Vermuthen verb.reg. act. welches aufdoppelte Air gebraucht
Be wird. 2, Alseineigentliches Yerivum, ans Einem oder mehre⸗
J ren wabeſcheinlichen Gründen ſchließen, wie muthmaßen, aus
—* Vergleichung mehrerer wahrſcheinlicher Gründe. Das habe ich
Ir» nicht vermuther. Wer bätte das vermuthen follen? Ks ift
I. vermuthen, daß es fo Fommen wird. Es wir) vermu=
J thet, man vermuthet, daß u. ſa f. Das hätte ich von dir
Bi nicht vermu het. Jemanden vermutben, in engerer Bedeu⸗
tung, feine Ankunft vermuthen, aus wadrſchrinlichen Gründen
hoffen / daß er Fonımen werde. Ich vermuthe heute Befuch.
0 Mer bätte ihn indem Yufzuge vermurber. Bin vermurbeter
Beſuch. Etwas vermurben feyn, für etwas vermuthen, iſt
eine Niederdentfche Wortfügung, welche indeffen auch int gemcie
nen Leben der Hochdeutſchen nicht felten ift. Ich Bin es mir verz
marben. 2. Als ein Reciprocum, fih etwas vermuthen, in
den vorigen Fällen, aber am häufigſten nur im gemeinen Leben
a Rd
Der doch außer derphilofophifchen Schreibart ungewöhnlich iſt.
2. In der zweyten Bedeutung des Hauptwortes iff ver -
möglich bey einigen fo viel, als vermogend, gutes zeitliches _
Altes Rupfer vermünzen. Nichts an Gold dermunzen. Der: .
1098
and der bertraulichen Sprechart. Ich glaube, daß ſte ſich der⸗
gleichen fremden Antrag niemahls vermuthet hätten.
Daber das vermuthen, der Zuſtand der Seele, da fie etwas
vermuthet. Wider alles Dermuthen. über alles Vermuthen.
Jugleichen die Vermurbung, die wahrſcheinliche Meinung felbft,
©. ſolches beſouders.
Anm. vermuthen, Niederſ. vermoden, Schwed. förmoda,
ſtammt von dem veralteten Zeitworte muthen ber, welches ehe⸗
dem von mehreren Verrichtuugen der Seele gebraucht wurde,
(S. Muth.) Ver bezeichnet hier eine bloße Intenfien, daber
die Niederfachfen auch nur das einfache moden, muthen, dafür
gebrauchen, bo
Dermuthlich, adj. et adv. durch Vermuthung, nach wahrſchein⸗
lichen Gründen beſtimmt. Das vermuthliche Heivarhsgue. Am
üblichften ift es als ein Nebenwort, wie ich vermuthe, der Vermu⸗
thung nach. vermuthlich wird er heute nicht Fommen. Ich
werde ihn vermurblich nie “wieder feben. Daher das Haupt«
wort die Dermutblichkeit, die Eigenſchaft eines Dinges , da es
durch Vermuthung beſtimmt wird,
Die Vermuthung, plur. die— en, von dem Zeitworte vermu⸗
tben, doch nicht fo wohl die Handlung des Vermuthens, als viel-
mehrdie auf wahrfheinlihe Gründe gebauere Meinung, deren
Berbindung eine Muthmaßung wird. Aller vermuchung nach.
Eine ſtarke vermuthung haben. Jemanden feine vermuthung
außern. Daher der vermuthungsgrund.
vernachlaſſigen, verb. reg. act, nachläffig behandeln, ins
leihen duch Nachläffigfeit verderben, unvollfontmener mas
chen. Ein Gefchäft vernacläfligen. Sein Herz, feinen Geift
vernachlaſſigen. Ich wünfchte, diefe vernachlaffigte Seite
feines Serzens nicht gefehen zu haben. Jemandes Erzie⸗
bung vernachläffigen. Sich vernachlaſſigen, ſo wohl, nicht
die gehörige Aufmerffamkeit auf fich-felbft wenden, als auch,
in feinen Berrihtungen aus Nachläffigkeit nicht din Fleiß zei⸗
“> gen, deffen man fähig if. So auch die Dernachläfligung-
S.vır 2
Dernageln, verb. reg.act. i. Mit Nägeln verfchliegen, zus
nagein. Kine Thir, ein Senfiey vernageln. 2. Durch Nageln,
oder im Nageln verderben, oder unbrauchbar machen, Ein Pferd
“ wird vernagelt, wenn bey dem — die Nägel zu tief im
daes Horn gefchlagen werden. Die Kanonen vernageln, fie durch
eingefchlagene Nägel oder Bolzen in das Zündloch usdranchbar
machen. So aud die Dernagelung. i i
Dernäben, verb. reg. act. 1. Durch Nähen verbergen, its
gleichen enfchließen. Sein Geld in den Kleidern vernäben.
2. Dur Nähen der Quaneitäs nach erfhöpfen, alle machen.
lien Zwirn vernähen,
—— verb. reg. welches in dreyfacher Betatt gebraucht
wird, aber in allen dreyen nur im gemeinen Leben üblich iſt. 1. Als
” ein Kerivum. Sein Geld vernarren, es auf eine thörichte Art
durchbringen, es an unnüge Dinge wenden; in den nicdrigen
Sprechärien yernarrieven. 2. AS ein Reciprocum, Sic in
e'wag vernarren, eine thörichte innliche Liebe auf etwas werfen.
Sich in eine Perfon, in eine Sache vernarren, thöricht vers
Lieben. Wofür man auch fügt, darin vernarret ſeyn. Kies
derfächf, vergecken, verſotten. 3. Als ein Neutrum mit dem
Hülfsworte ſeyn, zum Narren verden d. 1. vor Bewunderung,
Erſtaunen, außer ſich ſelbſt kommen. Er vernarrie ganz. Ver⸗
narrt da ſtehen.
Achen, verb.reg. aet.
San ae —— Sein Geld vernaſchen. Daher
die vernaſchung. 2. Vernaſcht ſeyn, im Mirtelworte, und
im gemeinen Leben, unmäfige Begierde zum Naſchen befigen zus
335 3 , genäſchig,
Auf Raſchwerk verwenden,
21099 Rn Er
genãſchig, naſchhaft fe. zin ——— menſch Be
Der 2.
Vernaſen, verb. reg. act. mit einer Nafe verfchen ‚ein nur ie,
dem Hüttenbaue übliches Wort, wo man deu Blafebalg oder.
Balg vernafer, wenn man Schladen über die F gorm vor dem Kor
fe ſetzet, damit ſich das Gebläfenicht verſtopfe. S. Naſe.
Vernehen, S. vernahen.
Seen, verb. irreg. ‚act. (©. Klebmen) 3 „Ein Ding, l
oder deffen Gegenwart, důrch die Sinne empfinden. <
- (1) Eigentlich, wo es,
a. im weitern Verſtande, von allen Sinnen gebraucht
wurde, für empfinden, jegt aber in diefem weitern Verſtande ver⸗
alter iſt. Die Jäger fagen nur noch, das Thier vernimme den
Fäger, wenn es deffen Anwefenheit empfider, es geſchebe durch
welchen Sinn es wolle,
6. In engerer und. gewöhnlicherer Bedeutung von dem
Sinne des Gehöres, für hören, .
2, Im eigenslichften Verftande, den Schall, Laut em⸗ ’
pfinden. Ein Tauber vernimmt auch den ſtarkſten Schall nicht.
Ich habe es nicht vernommen gehöret. Wo doch hören oder
empfinden üblicher iſt. S. vernehmlich.
2. In engerer und figürlicher Bedeutung. =. Mit
Bewußtſeyn, Gegenwart des Geiſtes anhören, vernimm mein
Schreyen, Pf. 5, 3. Mein Gebeth, Pf. ı7, 1. Meine
Stimme, Pi, 141, 1. Mein volk vernimmts nicht, Ef. 1,3.
Eine größten Theilg veraliete Bedeutung. PB. Hören und unter
ſcheiden, verftehen. Jemandes Stimme vernehmen, fie nicht
alfein hören, fondern aud) unter ſcheiden, wem fie zugeböret. Bei-
ner vernahm des andern -Sprade, ı Mof. 11, 7; verftand
fie. > Auch diefe Bedeutung iſt veraltet. (S. Dernthmiich.)
%Y. Durch dag Gerücht, durch die Nede anderer erfahren, am
„bäufigften im Oberdentſchen. Ich babenichts davon yernoms
‚men, geböret. Dem Dernebmen nad. 8. Sich vernehmen
Laffen, wird noch hin und wieder gebraucht, für fagen, äußern,
fich verlauten laffen. Erließfih vernehmen, er wolle uns
befucpen. Dabin gehört auch die befonders in den Kanzellepen
üblihe R. A. jemanden zu vernehmen: geben, ihm eröffnen, ſa⸗
gen, ſich gegen ihn äußern ; im Oberdeutſchen auch entnehmen.
„a, Jemanden vernehmen, ihn verhören, befonders, fo fern es
gerichtlich geſchiehet. Ich merke wohl, ich muß dich artifel-
weife vernehmen, Schleg. Zemanden über etwas vernehmen.
Der DVerhaftere ik noch nicht vernommen worden. Dieß iffzus
gleich die einzige Bedeutung, in welcher das Hauptwort die Der-
nehmung üblih it. 2. *Einfehen, merken, erkennen, verſtehen
u. ſ f. lauter ehedem ſehr übliche‘, jest aber veraltete Bedeus
tungen. Noah vernahm, daß das Waffer ‚gefallen war,
a Moſ. 8, 22; er merkte, schloß. Die Wunder Gottes ver:
nehmen, Hiob 37, 14. Jeſus vernahm ihre Gedanken, Matth,
a2, 25. Ein Geheimniß vernehmen, Matth. ı3, 11. Nichts
som Geiſte Gottes vernehmen, ı Cor, 2,14... Und fo in ans
dern Stellen mehr, ©. Vernunft, welches noch von diefer Be⸗
Deutung übrig if,
2. Sich mit jemanden vernehmen, faft fo, wie ſich mit ihm
verfteben; fo wohl mit ihm raihſchlagen, als auch mit ihm, einig
erden ; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung, in welcher
iudeſſen ob das folgende Hauptwort gebraucht wird,
Anm Schon bey dem Ottfried in der erften Hauptbedeutung
ferneman, im Shwed. förnema, Notfer gebraucht dafür dag
einfaßeneiman, verfieben, wovon im Niederf, noch niembaftig,
verſtändig, Hug, wigig iſt, Bende find nach dem Muſter der Lat,
capereund percipere gebildet, fo wie alle Wörter , welhe _
Verrichtunzen und Zäpigkeiten der Seele bedeuten, Siguren fürs
Bet.
. perlicher —— find, * ſeyn mügfen, Olifried scan 3
nad einer ähni.chen Figur dafür auch fifahen.
Das Vernehmen, des—s, plur, car. 1». Die Handlung, der N
Zuſtand, da man etwas vernimmt, in den meiften Fällen. des
Zeitwortes. 2. Dir Zuftand unfers Willens i in Abſicht auf aue
dere, die Art und Weife, wie man gegen fie gefinnet iſt, welche
auch wohl das verſtãndniß genamt wird; eine Figur der Tegten ,
. Bedeutung des Zeitworter. Das gute Dernebmen, , freund»
ſchaftliche Eintracht, das ſchlechte Derriehmen, Mißbellig⸗
keit. In einem guten, ſchlechten Vernehmen mit jemanden
“ fliehen. Das gute vernehmen unterhalten , wieder herſtel⸗
len. Das gute vernehmen unter zwey Perſonen ſtören,
unterbrechen.
—— et adv. ſo daß man es verneh⸗
men, d. i nicht allein hören, ſondern auch das Mantrigfaliige: in
dem Laute unterſcheiden könne, von der Stim me ‚und im Ge⸗
genjage des unvernehbmlic. Vernehmlich ſprechen, fo dag man
‚ alle Sylben gehörig auterſcheiden und verfichen könne. Kine ſehr j
vernebhmliche Ausrede haben. Mir wernebmlicher Stimme.
\
vernehmlich ſingen.
Die Dernehmlichkeit, plur, car. Sie Eigenfdaft der Stimme 5
oder des‘ Geſprochenen, da esvernehmlid) if.
S
Die Dernehmung, plur. die — en, welches nur ineiner Bedeu,
tung des Zeitwortes. vernehmen üblich ift, (S. daſſelbe.) Die .ge:
tichtliche Dernehmung. Die vernehmung der Zeugen.
. Verneigen, verb. reg. recipr. fi) verneigen,, fig aus Ehrer⸗
biethung neigen, ein beſonders von dem weiblichen Geſchlechte üb⸗
liches Wort für das edlere neigen. Sie ſtand auf und verneigte
fich tief, Zachar.
Derneinen, verb. reg. act, nein zu etwas fogen, e3 mit nein
beantworten, im Gegenfage des beiahen. Eine $rage verneis |
nen. Yı weiterer Bedeutung, welche doch in der Logik am übliche
ſten iff, verneinet man etwas, wenn man einen Subjecte eiwas
abfpricht. Hier verneiner man ſchon, wenn man 5. 3. fagt, das
Eifen ift nicht glübend; daher dafeldft ein jeder Sag, worin die
Partikel nicht vorkomuit, ein verneinenderSag genannt wird. Ss
auch die Derneinung,’ Daher das Verneinungswort, womit
man verneinet, dergleichen nein, und in weitem Berfiandenicht, 2
mit nichten u. ff. find.
“Anm. Bey dem Detfriedinneinen, intnei nen, im Niederf,
nenen, vernenen, benenen.
Derneuen und Derneuern, verb, reg. act. wovon dag legte dag
Intenfivun des erften, oder auch zunächft von dem Comparativ
neuer gebildet iſt, neu oder neuer machen, zwey jetzt nur noch im
gemeinen Leben für die edlern erneuen und erneuern übliche Beits
wörter, welche indefjen‘ noch mehtmahls in der Deutſchen Bibel
vorkommen, beſonders in der mehr eigentlichen Bedeutung von
Sachen. Du verneuerft die Geſtalt der Erden, Di. 104, 30. Sie
N
werden die verwülteren Btädte verneuen, Ef.61, 4. Die Weise 5
beit verneuer alles, Weish. 7, 27. Die Freundſchaft verneuen,
1 Macc. 12,10, Den Bund, B. ı, 3. Derändert euch durch
Verneurtung eures Sinnes, Kim, 12,2. Den Schmerz ver:
neuern, edler erneuern. Aber, auch von Handlungen, ©» vers .
neuern die Jäger den Befuch, wenn fie ihm wiederboblen, um zu
ſehen, ob ſich das Beftätigrenoch i in dem Bogen befinde: ©. Er⸗
neuern. Im Niederf, vernijen.
Dernichten, verb,reg. act. zu richte 0% zu nichts machen,
1. Zu nichts machen, im ſtreugſten Berflande, rin Ding fo zer«
flören, daß von deitifelben nichts wirkliches inche übrig bleibe, ang
. dem Seyn in das ab ſolute Nichtſeyn derſeken; zernichten. 2, In
weiterer Bedeutung, zerſtören, dir Verbindung aller TZheile eines
Dinges völlig aufpeben.. Eine Schrift vernichten , fie ———
oder
E
v
SE EEE
a
a
oder verbrennen, Alle vorr ache vernichten, fie verbrennen, in
das Waffer werfen, oder auf andere Art völlig unbrauchbar mas
hen. In noch weiterer Bedeutung , jemandes Anfchläge, fein
vorhaben, feine Freude, feine Hoffnung vernichten, wie
vereiteln, nut mit mehrerm Nachdrudr. 3. *Figütlich, für
nichts balten oder ausgeben, di i. perachten, verkleinern; eine
im Hochdenticy. u veraltete Bedeutung. Die Gottloſen vernich⸗
ten. alles, Pi. 73, 8.
Sp aud die Vernichtung.
Anm. Im Riederf. und Holländ. nilen und vernilen, welches
zu dem £atein, annihilare gehöre. Das im gemeinen Leben
übliche Intenſtoum vernichtigen iſt der edlein Schreibart uns
befannt. Be
Dernierben, verb,reg. act. 1.In einer Nieth verwandeln. Ein
Stük Drabt vernietben. * 2. Verinittelft eines Rirthes befeſti⸗
gen , verbinden, So aud die Verniethung.
Perniß, S.Simif. .
Die Vernunft, plur. car. von dem Zeitworte vernehmen. 1. In
eigentlihem Verftande, die Handlung, da man etwas vernimmt,
es mit Bewußtſeyn, Unterfheidung und Auwendung empfindet,
und das Vermögen der Seele auf diefe Art zu empfinden. In
diefem weltern Verſtande, in welchem das Wort noch hin und
“ wieder im gemeinen Leben vorkommt, da man denn auch den Thies
ven Vernunft zuzufchreiben pflegt, iſt e8 in der beſtimmten Bü
dherfprache veraltet, wo man es, 2. nur noch in engerin Berftande
gebraucht, und zwar auf gedoppelte Art. (1) Subjective, die
freye, vondem Körper nicht abhängige Vorſtellungskraft der Ser
le, zum Unterſchiede von der finnlichen Erkenntnißkraft; oder
nach andern, das Vermögen, den Zuſammenhang mehrerer Dinge
einzufehen, zu urtheilen und zu ſchließen, welches doch nur ein hö⸗
berer Grad, oder eine nähere Auwendung der Vernunft if. Die
vernunft ift das innere Unterſcheidungemerkmahl des Dienfchen
von den Thieren, fo wie es die Sprache von außen ifl. Der:
Rand it das Vermögen zu deutlichen Vorftellungen oder algemeis
ner Erkenntniß, von welchem die Vernunft nur ein höherer Grad
it, ob gleich beyde im gemeinen Leben häufig mit einander ver-
wechfelt werden. Die gefunde Vernunft, das Vermögen richtig
zu fehliegen. Vernunft beweifen, an den Tag legen, Einficht
in den Sufammenhang der Dinge. Der Vernunft gemäß, was
mit erfanıten Wahrheiten überein flimmer, der Dernunft zuwi⸗
der, was damit flreitet, uber Sie Vernunfe, was aus den
Wahrheiten der natürlichen Erfenntniß nicht begriffen oder er wir-
fen werdin kann. Seine Dernunft gebrauchen, anwenden. Der
"Charakter. der ehelichen Sreundfchaft ift von der Natur fo
weife uns forgfältig bezeichnet, daß ihn die Vernunft leicht
wahrnehmen und ausbilden Fann, Gell. Der Vernunft fol-
gen. (2) Objective, der ganze Zuſammenhang der natürlich ber
Fannten Wahrheiten, in welchem Verſtande es doch feltener vor»
fommt, und alsdann unter andern auch der .Öffenbarung entge—
gen gefegt wird. —
Anm. Unvernunft iſt icht bloß ein Gegenſatz der Vernunft,
ſondern bezeichnet den unterlaſſenen pflichtmäßigen Gebrauch,
oder die in hohem Grade irrige Antvendung der Vernunft. Dieſes
alte Wort lautet ſchon bey dem Kero Fernuft, bey dem Otifr.
und Notker mit einem andern’ Ableitungslaute Fernumelt, im
Schwed. Förauft, und noch ineinigen Niederdeutſchen Gegen:
den vernuft. Nunft iſt von nehmen, wie Kunft von kommen,
Kunſt von können u, f.f. Man hatte dieſes Hauptwort ehedem in
noch mehrern Zufammenfegungen, wie Siegnunft, der Sieg,
Aothnunft, Gewaltthätigkeit, Nethzüchtigung, Sugnunft, das
Gedachtniß, welche aber veraltet find. Vernunft iſt nach percep-
tio gebildet, wie vernehmen nach pereipere,
mm = dr BE ur nr | ati
Ber
*
1102
Dernünfteln, verb, reg. neufr. mit dem Hülfsworte haben,
den Zu ſammenhang der Dinge auf eine vorwitzige, oder auch al zu
genaue Art unterſuchen und erforſchen wollen, feine Bernuuft
auf eine witzige oder übertriebene genaue Art atiwenden, Wenn
man mit Rindern an zu vernümfteln fängt (anfängt zu vernünfs
teln,) fo.iit es Fein Wunder, wenn fie widerfpenftig werden,
Weiße. Wie leicht vernimftelt esfih, wenn man nicht em⸗
pfindet, eben derſ. Nach dem er ſo bey ſtch vernunftelt hatte.
Daher das vernünfteln und die vernünfteley.
S die Endſylbe —eln, welche hier eben die Bedeutung gie
währet, wie in grübeln, Finfteln, uff.
Vernunftig, — er, —ite, adj. et adv. welches in einem dogs
pelten Verſtande gebraucht wird. 1. Subjective, Vernunft has
bend, anwendend nad verrathend, im Gegenfaße des unvernunf:
tig. Der Menfiy iſt ein vernimfriges, das Thier ein unven-
nünftiges Geſchöpf. In engerer Bedehtung, viel Vernunft, d.
i. Fertigleit, den Zuſammenhang der Dinge einzufeben, verras
thend und beweifend. Kin vernünftiger Mann. So wie es
im weiteflen Berfiande auch wohl vonder Vernunft, di. dem
Vermögen zu vernehinen, gebraucht wird, 2. Objective, der Ber»
nunft gemäß und darin gegründet, auch im Gegenfage des unver»
nünftig. Vernünftig handeln, verfahren. Das war fehr ver-
nünftig. Ein vernünftiger Binfall Im weiteften philofophiz
{den Verſtande iſt yernünftig, was auf. deutliche Erkenntniß ber
ruhet, im Gegenſatze desfinnlich. Die vernünftige Erkenntniß,
im Öegenfaße der finnlichen. Ä
Anm. Sch bey dem Notker fernumellig , dagegen Kere
und Ottfried dafürredihafti und redelicho gebrauchen, von
Rede, ratio.
Die Vernünftigkeit, plur, inuf. bey einigen neuern philoſophi⸗
ihen Scheiftfiellern, die Eigenfchaft, da ein Ding vernünftig iſt.
1. Im fubjeetiven Verſtande, die Fertigkeit, die Vernunft, oder
die odern Kräfte bey jedesmahliger Gelegenheit zu gebrauchen.
2. Im objectiven Verfkande , die "Übereinfkiinmung mit den
Grundfägen der Vernunft, und die darin gegründete Befchaffens
beit, die vernunftmäßigkeit.
Die Vernunftkraft, plur. inuf.die Möglichkeit der Vernunft,
das Vermögen, Vernunft zu befißen, fo fern es noch bloßes Vers
mögen, oder unentwidelte Kraftift; bey einigen au) die ver—
nunftfähigkeit.
Die Veruaftrunſt, plur. inuf. ein Rahme der Logik, wofür
doc das folgende ſchicklicher und üblicher ift.
Die Vernimftlebre, plur. doch nur von mehrer Lebrbüchera
dieſer Act, die —n, die Lehre von dem richtigen Gebraude der
Bernuuft, die Logik, (S.diefes Wort.) Daper der vernunft⸗
lehrer, derdiefe Wiſſenſchaft lehret, Lehrer der Logik,
Der Dernünftler, des — s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
Dernünftlerinn, eine Perfon, welche vernänftelt.
Vernunftlos, — er, — eſte, adj. et adv. der Vernunft beranbt,
als ein gelinderer Ausdruck fo wohl für umvernumftig, als auch
jür unfinnig. Ein vernunftlofer Menfh. DVernunftlofe Ge⸗
ſchopfe. Ingleichen in diefem Zuftande gegründet, auch für das
härtere unvernünftig. Vernunftlos handeln. Pernunftlofe
Sandlungen. So aud die Vernunftlofigkeit.
Vernunftmäßig, — u — ſte, adj, et adv. der Vernunft ge⸗
mäß, vernünftig. So auch die Dernunftmäßigkeit. e
Der Dernunftfchluß, des — es, plür. dfe — fplüffe, ein Sag,
welcher aus. zwey andern vorher gegaugenen Süßen hergeleitet,
. oder hervorgebracht, und noch häufiger der Schluß ſchlechthin
genannt wird; Syl!ogilmus.
Verr.ügen, verb.reg. act. welihes im Hochdeutfchen wenig ge
braucht wird, völlig abnügen,. Das Meſſer if dermige ‚ dur
. lat: ger
— >
1108. °7.0 0
Langen Gehrauch ganz versehret und urbrauchbar gemocht wor⸗
den. Noch ungemöbnlicher iſt es in figürlichem Verſtaude. Ä
ind mitnichts Gutes thun die güldne Zeis vernügt, Opitz.
Veröden, verb,reg, welches it doppelter Geſtalt gebraucht wird,
3.08 ein OTeuseum mit dem Hülfsworte feyn, völlig öde wer⸗
den. Ein Seld veröden laſſen. Der. Garten ifkverödet. Er
wird. der verweſeten, der ver odeten Hatureinen Glanz geben,
sen bie blühende ohne ihn. nichr hat, Weiße. 2. Als ein Ac⸗
x
sivum, völlig öde machen. - Kin Land veröden. Soaud die -
Vrrödung. Er N
Veroffenbaren, verb.reg. act. welches nurim gemeinen Leben
für offenbaren üblich iſt, wo das ver eine unnüge Intenfion ber
zeichnet. Es veroffendarer ich daraus, eserhelfet daraus,
Verordnen, verb. reg, act. von ordnen. 1. Als Herr oder
Borgeſetzter die Handlungen anderer feyerlich ordnen, oder mit
einem Befehle beftimmen. Wir verordnen und befehlen u. f. f.
eine gewöhnliche Formel in ben Mandaten, Edicten uf.f. Die
Obrigkeit hat es fo verordnet“ Dev Lrblaffer verordner in
nem Teftlamente, werner feinen Willen in Anfebung feines
MNachlaſſes bekannt macht. Gemeiniglich bedeutet verordnen feher⸗
lich mit gewiſſen Formalitäten, ſchriftlich beſehlen. Oft aber
bedeutet es auch befehlen überhaupt. Was dir zu chun verordnet
it, Apoſt. 14, 26. Im weiteſten Verſtande verordnet der Arzt
dem Kranken Arzeneyen, wenn er ihm ſelbige vorſchreibt, oder
verſchreibt. 2. In eugerer Bedeutung iſt verordnen, zu einem
Gefchäfte,, zu einem Amie Recht und Befugniß ertbeilen, Alle
Obrigkeit if von Gortiverordner, Röm. 13, 1, Amtleute,
Sauptleute, Richter verordnen. Derördnete Lehrer und Dies
ner der Kirche. Jemanden zu einem Gefchäfte, zu einem
Amte verordnen, wofür doch jest evnennen ben nabe üblicher if.
ImOberdeutſchen iſt für Commiſſarius das Wort Derordnerer
üblich, In noch weiterm, aber veraltetem Verſtande kommt es in
der Deu: chen Bibel mehrmahls für etwas beſtimmen überhaupt
vor. Zum ewigen Leben verordnen, Apoft. 13, 48. Gott bar“
dich verordnet, daß du feinen Willen erkennen follteft, Kap.
22,14. Welche er, aber verordnet bar, diehater auch besu:
fen, Rom. 8,30. .
In beyden Hüllen gebrauchte man ehedem dafür nur dag ein-
ſache orönen, daher ver hier nichts anders, als eine Intenfion be-
zeichnen kann. —
Die Verordnung, plur. die — en, die Handlung des Verord⸗
nens, ingleichen der Befehl einesHöbern oder Eigenihümers felbft
inaßen Fällen, befonders im erflen, von einem fcheiftlichen
Befehle. Obrigkeitlihe Verordnungen. Line Verordnung
in das Land erlaffen. Eine Verordnung machen. Die ver
‚ordnung des Arztes: Die Verordnung zu einem AUmte,
Derpachten, verb.reg. act.den Nießbrauch eines Dinges zůr
Erwerbuna zeitlichen. Vermögens gegen ein beſtimmtes jährliches
Geld an den andern übertragen. Sein But verpachten. Einem
einen Acker verpachten. Die landesherrlichen Gefälle an den
Meiſtbiethenden verpachten. Was nicht unmittelbar zur Erwer⸗
bung zeitlichen Vermögens dienet, wird vermierbet. &, Par:
ten. So auch die Verpachtung, 5
Der Verpadıter, des — 8, plur. sie — pachter, Fäm. die
Verpachterinn, eine Perſon, weiche etwas verpachtet, zum Uns
terfchiede von dem Pachter. MR
vervoalliſadieren, verb.rez,act, mir Palliſaden verfeben, Da⸗
bee die Derpallifaditrung: ©. Derpfühlen, :
+DVerparticen, verb, reg, act, welches nme in dem niedricen
Sorecharten üblich iſt wid reecht! ch bey Seite ſchaffen, ——
gen, unes zu entwenden. ©, Partiren.
|
Derpaffen, verb, reg.act, 1. Dur Paffen, d.i. unwirlfer
mes Zauderm, verlisten, verfcherzen ; eine im Sochdeutſchen el⸗ ;Q
sene Bedeutung. —
Thut, Schweſtern, euer Amt, die Zeit wird leicht verpaßt.
GSuünther.
«
*
Am üblichſten iſt es in den Kartenſpielen. Ein Spiel verpaſſen/
es nicht ſpielen, ſondern paffen, da man es ſpielen könnte, 2. Wenn
dieſes Wort in der Jägerey für das vorige verpartiren gebraucht
wird, fo ſcheinet es zu dem Oberdeutſchen paſchen zu gehören,
©. dafielbe, j 3
Daher das Derpaffen. j 32 Ne
Derpetfchieren oder Derpetfchaften, verb. reg. act. welche
nur in den gemeinen Sprecharten für verſtegeln üblich find.
Verpfahlen, verb. reg. act. mit Pfählen verfeben, befefligen,
einſchließen, Niederf. verpalen, int Feftungsbaue verpallifadier
ven. Einen Garten verpfählen. In einigen Gegenden ver
pfäblet man das —* wenn man es pfändet, oder nach andern
. Mundarten ſchuttet Ingleichen durch eingefchlagene Pfähle vers
ſperren. Einen Weg verpfählen, Daber die Verpfäblung,
welches auch wog von dem Pfablwerke ſelbſt gebraucht vird.
Derpfänden, verb. reg. act, Als ein Pfandober Unterpfand -
einen andern übertengen, von d weglichen fo wohl, als unbeweg⸗
Jihen Gütern , im gemnen Leben verfegen. Femanden eim
Gut, feine Ebre,, fein Vermögen verpfänden. 2. In einer
längſt veralteten, aber vermuthlich urfprünglichen Bedeutung
beſonders das Zimmerwerf m t hölzernen Keilen antteiben.
So auch die Verpfandung. na
Derpföffern, verb. reg. act. zu fehr pfeffeen oder mit Pfeffer
würzen. Die Brühe verpfeffern. ER
Verpflangen, verb. reg. act. an einen andern Ort pflängen, am
häufigfienvonPflanzen, d, i. jungen Gewächfen, wie von größern
verfegen. Ingleichen figürlich. Galliſche Eitelkeit auf, Deuts
fchen Boden verpflanzt. So auch die Verpflanzung. ' 5
Derpflögen, verb. reg. act, die nöthige Pflege ertheilen, als
ein Antenfivum von pflegen; befonders im engera Verflande, nie
der Pflege auch zugleich die zum Unterhalte nothwendigſt en Be⸗
dürfniffe reichen. Femanden verpflegen.“ So auch die Derpfie=
gung. Cine Anſtalt zur Verpflegung der. Armen.
Verpflichten, verb. reg, durch Pflicht verbind.n , fo wohl, 1:
in weitern Verſtande, durch eine jede Sabre, welche ungeine
Pfůcht aufleget. Zu etwas verpflichtet feyn, als Pflicht dazu
gezwungen ſeyn. Dein Amt, dein Stand, dein Gewiffen, al⸗
les verpflichtet dich dazu. Seine Wohlthaten verpflichten mich -
ibm zu einem unaufbörlichen Danke. Jemanden verpflichtee
feym, fo wohl mit eigentlicher Pflicht zugetban „ als auch zum
Danfe, zur Erfenntlichkeit verbunden ſeyn. Sich zu etwas ver⸗
pflichten, ſich dazu als za einer Pflicht anheiſchig machen. Als
auch, 2. in engerer Bedeutung; durch einen Eid zu etwas verbin⸗
den. Zn diefem Berftande werden befonders Beamte, obrigkeitliche
Bediente wtf. verpflichtet, wenn man fie in Pflicht uimmt,
d.i.fieden Eid der Treue ablegen läßt. _
So auch die Verpflichtung, welches zuweilen auch von der
Pflicht felbft gebraucht wird. Man lege ſich eine Verpflichtung
auf, wenn man Gefihenfe nimmt, Weiße, '
‚ Verpflichten fägt mehr, alg verbinden, fo wie flechten eine
frörfere- Verbindung bezeichnet, als das bloße binden.
ver ftocken, verb.reg. act. mit Pflocken befeſtigen, einſchlie⸗
ßen, verſperren. —
Dergfeiimden, verb. reg. act. mit einer Pfründe verſehen ‚ am
häufigen im Dftrteusihen, Sich aus eigenen Mitteln in ein
Spita
14
des Wortes Pfand, iſt verpfänden im Bergbaue noch verbinden,
*
a Dunn
WW u
Sbeital verpfrunden, ſich eine Pfründe, eine Stelle in demſel⸗
ben Faufen, So auch die Verpfründung. hr
Derpfunden, verb. reg. act. welches nur in einigen Nieder-
Sdrutſchen Seeflädten üblich ift,die unter dem Nahen despfunds
Zzolles übliche Abgabe von den Waaren enttichten. So auch die
a Derpfundung. _ = =. = R
Verpfuͤſchen, verb. reg, act. durch Pfufcheren, d. i, Unwiſſen⸗
beit und Ungefchichlichkeit, verderben. Mine Arbeit verpfus
ſchen. Die Sache iſt fon verpfufcht. In einigen Mundars
+ ten auch verpfufchern. - > J See
Derpichen, verb.reg.act. », Mit flüffigem Pech verffopfen,
verſchließen. ine Slafche verpihen. So auch ein Jaß ver:
pichen, alle Fugen mit Pech verſtopfen, auspichen. Noah ver-
pichte die Kammern des Kaſtens inwendig und auswendig,
Mof. 6, ı4, Daher die Verpichung, 2, Yuferwas verpicht
ſeyn, ©. Erpicht.
Derplämpern, verb. reg, act. im gemeinen Leben und den nice
2
tiren mit einem flüffigen Körper verbrauchen, verſchütten. Viel
waſſer verplämpern. Bon plämpern, einer Ouomatopdie des
Santirens im Waſſer. 2. Sih mit jemanden vröplämpern,
nF fichundedachtfamer Weifemit ihm verfprechen, befondets von eher
5" lichen Verfprechungen. x
E Er frager mich ohn Unterlaß,
AR Ob ich verplempert bin, Haged.
Entweder von dem noch. in einigen Gegenden auch alg eine Ono⸗
* mätopdie üblichen plampen, plaudern, von welhem man inmans
= dern, verſchwatzen; oder auch als ein Dintinutivum von plumz
"pen, wobon in einigen niedrigen Sprecharten fich verplumpen,
aus Unbeſonnenheit einen groben Fehler begehen, Schwed. fig
- förplumpa, if, ;
Derplagen, verb.reg, act.durd) Platzen, d.i. unnüges Schie-
m Bertverbranchen, verfhivenden, viel Pulver verplagen.
vVerplaudern, verb, reg, act, 1. Durch Plaudern verderben,
| binunbringen. Die Zeit verplaudern. 2. Ausplaudern, Die
Sache iſt ſchon verplaudert. Daberdas Verplaudern,
vVerplempern, Verplumpen, ©. verplämpern.
Verponen, verb. reg. act. aus dem Sat, poena, bey Strafe
m verbietben. So and die Derpönung. gcg.
vVerxpraſſen, verb, reg. act, duch Praffen, üppige Verſchwen⸗
5 dung, durchbringen, der Menge nach erſchöpfen. Sein Vermö—
gen, jein Erbtheil verpraffen. Daher das Vrrpraffen und der
vVerpraſſer, der etwas auf folche Art durchbringet. Logan ges
braucht dafür das im Hochdeutfchen unbekannte verprachten.
4153
f
if, eigentlich in die erne prellen, doch nur figäelich, ein Raub⸗
thier fchüchtern machen, daß es nicht wieder in die gelegten Eifen
gehen will, ' RER
© Derprozefiiren, verb. reg. act. im gemeinen Leben, "auf
I Dermögen verprozeſſiren.“
Derprovientiren, verb, reg, act. mit Proviant oder Lebens⸗
‘ mitteln verfeben, Kine Seftung verprodiantiven. Line Ar—
mee, ſich aufeinen Monath verproviantiven. Im Oberdeut⸗
Er ſchen befpeifen. —— —
vVerpuffen, verb, reg. welches von Duff und puffen, einer Ouo-
matopðie eines dumpfigen Lantes gebildet iſt. 1. In der Chymie,
und zwar (1) alg ein Neutrum mit dem Hilfsworte haben, mit
‚ einem diefem Morte äbnlihen dumpfigen Knalle fich eutzünden
- und abbrennen, welches breundare, beſouders mineralifche
Körper, z. B. Salveter and Weinftein, hun, wenn fie in einem
Adel W.B.4. Th. 2. Yu.
drigen Sprecharten. 1. Durch unnützes oder ungeſchicktes Han⸗
hen Gegenden auch wohl ſagt, etwas verplämpern, es verplau⸗
vVerprellen verb. reg. act. welches nur bey den Jägern üblich
Prozeffe wenden, mit Progeffiren verthun. Viel Geld, fein
—
| Me 23.
Mt Schimeljtiegel plöglich entzündet werden; Lat. detonare, vor
manden Körpern, 3: B.den Salzen, verkniftern , von. Körpern,
welche nicht fnallen, abbrennen. (2) Als ein Yerivam, auf foldhe
—*
1106
Art abbrennen machen oder laſſen. Einen Theil Salpeter mie -
zwey TheilenWeinftein verpuffen. So auch die verpuffung, De-
- tonatio, 2.In einigen niedrigen Sprecharten iſt verpuffen, durch
Nachläffigkeit oder Undefonnenheit verlufig geben; ingleicheh ſich
verpuffen, aus Unbefonnenheiteinen Fehler begehen, befonderg
inm Reden, etwas fagen, was man nicht fagen ſollte noch wollte,
Derpuppen, verb, reg. recipr. ſich vrrpuppen, ſich in eine
Puppeverwandelr, von den Infecten, (S. dieſes Wort.) Daher
das Derpuppen, *
Verquecken verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit
Bueden angefüllet werden, von dem Acker, verqueckte der,
Derquellen, verb.irreg. neutr.(S.Quellen,)weiches das Hilfs
wort feyn erfordert, durch Quellen zu feiner Beſtimmung uns
brauchbar werden, Line-Thir if verguollen,, wenn fie durch
Näffe fo aufgequollen iſt, dag fie fi bequem-weder aufs noch zu>
machen läßt: Daher das verquellen. 4
Verquicken, verb. reg. act. ein nur in der Chymie übliches
Wbſaort, vermittelt des Queckſilbers aufiöfen, und dadurch gleichfans
quick, d,i, lebendig oder flüfig machen, Gold, Silber Yerguis
cken. Ein folches verquidtes, oder mit Queckſilber aufgelöfetes,
und mirdemfelben zu einer Maſſe vermiſchtes Metall wird mie
einen fremden Worteein Amalgama genannt, daher für verqui⸗
den auch amalgamiren üblich ift, woraus die gemeinen Hands
werfer vermuthlich ihr mahlen verderbt haben.
Verquiſten/ verb. reg. act, welches nur inden gemeinen Sprech⸗
"arten einiger Gegenden üblich- ift, unnüg verderben vder durch⸗
bringen ‚in anderır gemeinen Mundarten verquaſen, verſplit⸗
tern, verſpillen. Daher das verquiſten.
Derrainen, verb. reg, act, mireinem Öränzraine verfehen, des
merken ‚.einjchließen. Ein Feld vervainen. Lin verraintes
Seld. Daher die verrainung.
Derrammen oder Derrammeln, verb. reg, act. wovon diefes
das Intenſidum von jenem iff, duch Rammenoder Rammeln,
d.i.feft Stoßen, verfperren oder verſchließen. Eine Thür ver—
rammeln, entweder mit eingeranmten Pfählen, oder auch mit
feft vor der Thür zufanımemgefchlagener Erde, Mit uff. Im
Vergbaue wird bey dem Schießen des Öefleines das Bohrloch
verrammelt, wenn der Naum über der Patrone und neben
dem Schießröhrchen mit derb gefchlagenem Lehm und Sand aus⸗
gefüllet wird, j '
Derranzen, verb. reg. act. duch Ranzen, d.i. heftige und uns
gesogene Bewegungen, verderben, im gemeinen Leben. Das Bett
verranzen. 1
Derrafen, verb, reg, neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit
Gras bewachſen. Den Acker verrafen-Iaffen. verraſete Icker.
Der Verrath, des — es, plur. der doch ſelten vorkommt, die —e,
ein für verrätherey im härteſten Verſtande, in der dichteriſchen
und hoberu Schreibart übliches Wort, außer welcher es veraltet iſt.
verräther haſſet man und nutzet den Verrath, Haged.
©. auch soch verrath.
Verrathen, verb. irreg. act, (S. Rathen,) welches beſonders in
einem dreyfachen Verſtande vorfommt; 1. WVon rathen, Kath
geben, war verrathen ehedem einen üblen böfen Nach, geben,
wo ver die. entgegen gefegte ſchlimmere Bedeutung hat Es
kommt in diefer jegt verafteten. Bedeutung, in welcher au
das Angelf. forraedan üblich war, noch bey den Dberdeuts
ſchen Shriftſtellern des mittlern Zeitalters vor, 2, Bon varben,
zeden, iſt verrathen, durch die Rede, und in weiterm Berflande,
auch durch Zeichen bekanut machen, wie verfchwagen, verplaus
Aaaa dern,
J
Sache zum Nachtheile eines andern befaunt macht.
1107 Ber—
dern, doch fo, daß ſich etw
Akel der mit einmiſchet. 1) Im engſten Verſtande, etwas, das
verſchwiegen ober verborgen bleiben follte, in der Abficht dem ans
dern zu ſchaden, befannt machen, beionders, ſo fern ee heimlich ger
ſchiebet. Jemandes Geheimniß verrathen. Seine Mitſchul⸗
digen verrathen, fie heunlich augeben. verrathe den Knecht
nicht gegen feinem Seren, Sprichw. 30, 10. Simon verrieth
ven Schag, Macc. 4,1. Rodocus alle zeimlichkeiten, Kap.
313,21. Wenn du mich nicht verrathen willft, willich es dir-
geſtehen. (2) Im weiteſten nud figürlichen Verſtande, zu erfens
nen geben, auch von lebloſen Dingen, und am bäufigften von ſol⸗
“eng welche man zu verbergen fucht. . Deine Sprache verrärh
Sich, Matth. 27,4, Das verrieth (entdeckte) den ganzen
Handel. — Es (dein Auge) verratb fih mir duch unlaugbare
' Zeichen, Weiße. Dein Ange verräth feit einiger Zeit einen ges
heimen Gram. War ıe ein Wunſch, den, mein Auge verrierh,
‚Sen du nicht erfüllteſt? Geßner. Sich ſelbſt verrarhen, aus
Berfeher etwas merken laſſen, war man verfhweigen wollte. Es
Aft noch ungewiß, ob es in diefer Bedeutung auch wirklich von ve:
den abftammet, indem.es auch. mit der folgenden Bedeutung zus
— bangen kann.
In der Abſicht zu ſchaden, dem Feinde überliefern. So vers
vierb Judas Chriftum. Die dein Bror effen, werden dich
verrathen, Dbad.d.7. Bein Darerland verratben, es. dem
Seinde verrathen, deffen Beßtes dem Feinde tiberliefern, IH
weiß nicht, ob ich hier verrathen oder verfauft bin.
Uum. In diefer legten Bedentung ſchon bey dem Notker fer-
raten, ben dem Ottfried aneratin, im Niederf. verraden, im
Schwed. förräda, und auch nur räda, Die eigentliche Bedens
tung beyder Th ile der Zufammenfegung ift den meiften Wortfor⸗
ſchern dunfel und unbefannt gewefen, die es bald als eine Figur
der erſten Bedeutung erflärer, baldals den Gegenfag von gera—
then, confultum, angefeben, bald noch anders abgeleitet haben,
Allein, esift wohl gewiß, daß. verrathen in diefer dritten Bes
deutung eing buchftäbliche.Überfegung des Lat, prodere ift, und
eigentlich übergeben, liberliefern, und, im engeren Verſtande,
dem Feinde übergeben bedeutet. Rachen bedeutete, ehedem nicht
aut reichen, fondern auch geben, wie noch aus einigen Bedeutuns
‚gen von ber athen erhellet. Auch das Schwed. räda bedeutete ehes
dem geben, daher es auch noch jetzt ohne die Partikel für verra⸗
then gebraucht wird. Im mittlern Lateine kommen tradere und
raditor mehrmahls für verrachen und Verräther vor,daber der
letztere im Franzöſiſchen noch Traitre, im Span. Tradidor,
und im Xtal, Traditore genauut wird. Ver hat hier die Bedeus
sung der Entfernung, eigentlih ausliefern. Dahin ſcheinet au
der dunfele Artikel in dem alten Frieſiſchen Geſetze deForrefni zu
‚gehören, wo wirklich von einer Art der Berrächerey gehandelt wird,
Der Verräther, des—s, plür. ut mom. fing. Famin. diever⸗
ratherinn, eine Perfon , welche vervarh, in den bepden legten \
Hauptbedeutungen des Zeitwortes, fo wohl, welche eine verborgene
‚Der Derrär
ther ſchlaft aicht. Sehr oft if das Auge ein Derräther des.
Serzens. Als auch in der legten härtern Bedeutung, der einen
andern oder deſſen Wohl ausboshafter Adfiht dem Feinde über—
tiefere. Judas der verräther. An jemanden zum verräther
werden. Ein Berräther des vaterlandes. Bey dem Stryker
and im Schwabenſpiegel ſchon Verratere, Verreder, dagegen
Motker dafür Ferlelar, vonfellen, übergeben, der alte Überfeger
Zatiaısaber Meldar gebraucht. Im Schwabenfpivgel bedeutet
indeflen das Wort einen verleumder.
Die Derrätherey, plur. die —en, die Handlung, da man etwas
werrärhy beſonders in der letzten harten Bedeutung des Zeitwore
von der vorigen Bedentung der Yarı
amd Dunft bezeichnet.
Derredynen, verb. reg, act,
ı 108
Hsasia: es ift Verrätherey, 2.Rön, 9,23. Er wird niche bes
ſtehen, denn ds werden Verrätbereg (Berräthereyen) wider ihn
gemacht, Daıt, 12,25. Eine Verrätberey- anitiften, anfpins
nen, anzetteln. "Eyedem waren dafür- — und vorre⸗
tenſchaft, üblich.
Beſchaffenheit gegründet. So wohl in der zweyten Bedeutung des
Zeitwortes. Das verrätberifche Ause, wenn es den Zuſtaud
des Herzens entdeckt.
Es theilt vielleicht das zerz mit dir den Knmmer
Den dein verrathriſch Roth mir ingeheim sefagt,
Weiße.
Als aub, und zwar noch häufiger, in der legten häctern Bedeu,
tung des Zeitwortes, Kine verrätberifche That. Devräche:
riſch gegen jemanden handeln. Luthers verrächerlich , vers
muthlich den unangenehmen Ziſchlaut zu vermeiden, iim Ho
deutfchen ungewöhnlich. Die Miederfachfen fügen verräplif. *
Verrauchen, verb. reg. neutr, mirdem Hülfsworte feyn.a ‚Bis
zur Erſchöpfung rauchen, befonders, fo fern Raub auch Dampf
Einen gekochten Börper verrauchen
In figürlichem
Iaffen, bis er erkaltet und aufhört zu dampfen.
Verfiande fagt man, jemandes-Sige verrauchee, wenn fie ſich
nach und nach von felbft legt, -
ihr Zeit laſſen, daß fie ſich von feldft lege. Es if verraucht,
man ſpricht nicht mehr davon, 2.Sich verrauchen, durch Auss
dünſtung Kraft und Geruch verlieren ; beſſer verriechen.
Wein verraucht ſich, hat ſich v verraucht. In einigen Gegenden
auch bier, als ein Neutrum. So auch das verrauchen. Opitz ge⸗
braucht es außer dem noch in der im Hochdeutſchen freinden Be⸗
deutung, im Rauche anfgehen.
Durch Krieg iſt Griechenland erleget und verraucht
Derräumen, verb. te act. durd) oder in Räumen verlegen, an
einen freniden und undefannten Orr räumen. So auch * ver⸗
raumung.
Verrauſchen/ verb. reg. neutr. mit dem Hürfemorte * mit
Verrätheriſeh, —er, Ei adj. et adv. einen‘ Verratb ent ⸗
haliend, demſelben ähnlich, nach Art eines Verrãthers in deffen -
‚Eine Sache verraudendaffen,.
De
einem Geräufche in die Ferne eilen, verfhiwinden. Wie ein Don ·
ner verrauſchet im Regen, Sir, 40, 13, Ingleihen bis zur er
ſchöpfuug rauſchen, folglich une zu rauſchen.
. Mit in Rechnung Bringen, \
Etwas verrechnen. Ich — nach den Landesgeſegen
nur fünf pro Cent, Gell. 2. Sich verrechnen, einen Fehler
im Rechnen begehen. Sich um zehn Thaler verrechnen. Da:
ber die Dercehnung, befonders im erftern Falle.
Derrecdhten, verb.regyact. Mit Rechten, d. i. Prozeſſiren
durchbringen, verthum der Menge nach erſchöpfen; verprozeffiz
ven. Sein vermogen verrechten. 2. Bon Recht, die. gebüh⸗
reude Abgabe andie Dörigkeit, iſt verrechten in einigen Gegenden,
auch die Verrechtung.
Verreden, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, ein
nur in den niedrigen Sprecharten üdliches Wort, für flerben, bes
fonders von dem Viebe, eigentlich die Glieder bis zur Erfchöpfung
alter Lebenskraft recken, die Glieder von fich ficeden und flerben, - .
Das Pferd if verreckt. Kin vervedtes Thiev. Daber das
Derveken. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ſcheint es den
Barten und ver ãchtlichen Rebenbegriff nicht zu baden, wie im Soch⸗
deutſchen; winiaftens gebraucht Opig es mehrmahle figürlich für
vergehen verſchwinden. Die graue Treue verreckt.
einem andern Ortes 2 j
2
- die gebührende Abgabe Fon etwas geben, wie verzollen, ver:
fFeuern, verſchatzen u.f.f. in Grundfſt ück verrechten. So
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tet: in der edlern —— der verrath. —* ſprach —— zu u %
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wenn une die graue Zeit
n Den Rubm verleihen foll, der Teut
So jetzt verrecken will,
verreoͤden, verb. reg. act. ». Etwas verreden, bey ſich
elbſt geloben, es nicht wieder zu thun. Ich babe es verre⸗
0 per, Das Spielen verreden. 2. Sich verreden, aus Verſe⸗
ben falſch reden, im.Neden etwas fagen, was man nicht fagen
wollte, wofür doc fich verfprechen üblicher und anftändiger iſt.
So auch dag verreden in ber zwepten, und die Verredung in der
erſten Bedeutung.
Unm. Das Niederf. verreden-bedentet noch, ı. Verheißen,
Serfprechen ; ingleichen ſich verreden, ſich verloben, ſich verfpre-
“ham 2. Abrede nehmen, aud als ein Reciprocum.
vVerreifen, verb» reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht
wird, 1. Als ein Neurrum mitdem Hülfsworte feyn, iu die Ferne
reiſen. Wach Berlin, nach rankreich verreifen. Sie find bey—
de verreiſet. Wohin wollen fie verreifen ? Mad Samburg,
nach England. 2. Als ein Yctivum, durch Reiſen verzehren,
der Quantitãt nach erſchöpfen. Viel Geld verveifen. Seinderz
mögen verveifen. 5 :
So auch das verreiſen. x %
Derreifern, verb.reg. act, bey den Jägern, mit Reifesn ums |
fielen. Die Schnepfen verreifern, das Schnepfengeſchneide mit
geiſern umlegen, damit die Schnepfen keinen andern Ausgang
finden, als durch die Schlingen. Eben ſo verreiſert man bey
dem Fuchsgraben auch die Nebenröhren des Fuchſes. Daher die
Derreiferung. .
Verreißen, verb. irreg. act. (©. Reißen,) durch Zerreißen oder
Abreißen verbrauchen. Viele Kleider verreißen. £
Derreiten, verb. irreg. act. (S.Reiten,) mit Reiten verſchwen⸗
den, durchbringen. Viel Geld perreiten. Die Zeit. verveiren,
mit Reiten zubringen. N
Derreigen, verb, reg. act. zweiner böfen Sache reißen, durch
‘ Heigen verfühten, Jemanden verveigen, zu etwas verreigen,
Vereinten, verb.reg. act. aus jeiner gehörigen Lage renken,
von den Gliedmaßen und ihren Öelenfen. Sic den Arm, die
Sand, denguß verrenken: Ein verrenktes Glied. So au
die Derrenfung. / % %
Derrennen, verb. irreg. act. (S, Rennen,) durch Nennen vers
foerren, eigentlich von dem Wege. Zemanden den-Weg vers
rennen, ihm in den Weg laufen, damit er nicht weiter könne, ihm
den Weg vertreten, verlaufen ;. ingleichen figürtih, ihn an Yuss
führung einer Sache hindern. Dem Seinde den Weg zur Slucht
‚yerzennen. "Einem die Thür, das Thor, den Zutritt zu je⸗
„ mandenverrennen. Daher, das. Verrennen.
Derreffen, verb; reg. act. im Bergbaue, S. Reffen..
Verrichten, verb.irreg. act. welches in verf@iedenen Bedeu⸗
tungen vorfommt. 1. Von tichten, Leihen, und ver, in der
Bedeutung der Übertragung, iſt verrichten in einigen Gegeuden
überlaffen, übertragen. Jemanden Salzgüter verrichten, in
den Satzwerken zu Lünneburg, ihm Sohle überlaffen. 2: Dusch
. Richten verfpereen „bey den Fägern. Ein Jagen verrichten,
denn dazu beffimmten Plas mit dem Zeuge umftelfen.. Auch wohl
den Zeug verzichten, vorrichien , aufftellen,. - 3.* Hinriehten ;‘
eine im Sochdeutſchen veraltete, nur noch in einigen Gegenden üb--
liche Bedeutung. 4.31 Ende bringen, fo daf ver entweder eine
Sutenfion, oder. auch eine Beendigung, als die Figur der völligen
Entfernung bezeichnet: (1)* Im weiteften ader jegt veralteten
Verftande, wo es von jeder Bollbringung einer Handlung gebraucht
wurde, Kin Buch verrichten, es zu Ende bringen. (2). In en⸗
gerer-und gewöhnlicherer Bedentung gebraucht manes nur noch
doa de Bollbriuguug riues Geſchãftes einer pflichtmäß igen, mit
—
PR
ſchen Keslihkrit,;
—
e Zahl
”
’
Ber
f) N
Überkegung und beffimmterAbficht verbundenen änßernHanstiing,,
Diel su verrichten haben, viel zu thun, viel®efchäfte haben, Was
haſt du hier zu verrichten 9 Seine Arbeit verrichten. Pin Ge:
Schaft nach Wunſch verrichten. Nach verrichteter Arbeit in
gut ruhen. In figürlichem Verſtande ſagt man in der auftändis
gern Sprechart, feine Nothdurft verrichten, den Unterleib ang-
leeren, härtere und unanftändigere Ansdrüde zu vermeiden,
Anm. Ehedem bedeutete einen Streit verrichten, auch den⸗
felben beylegen, wo es dem Worts und’ Sachverſtande nach mit:
vergleichen überein fommt.
Die Derrichtung, plur. die — en. 1. Die Handlung des Vers
richtensund ohne Plural, 2. Noch häufiger ein Gefchäft, eine‘
pflichtmãßige, mir Überlegung und beftimmterAbficht verbundene
äußere Handlung, » Diele Degrichtungen baben. Jemanden:
eine verrichtung auftragen. Eine Verrichtung übernehmen.
In verrichtungen ſeyn.
Derriechen, verb. irreg. (S. Riechen,) den Geruch durch die
Ausdünftung verlieren oderfahren laffen, wo es fo wohl als ein
Heutrum mit bemhülfsworte feyn, als auch, und zwar noch haäu⸗
figer, als ein Reciproeum gebraucht wird,. Der Tobak if verro⸗
hen, hat fich verrochen. Noch hänfigergebraucht man es für
verrauchen, miedem Geruche auch zugleich die Kraft, vermittelft
der Ausdünftungfahren laffen. Der Wein verriechr fih, bar
ſich verrochen. Verrochener Wein. Daher das Verriechen.
Derriegeln, verb. reg. act. mit einem Riegel vecfperren‘, ver⸗
ſchließen. Bie Thür verriegeln. Thür und Thor verrie⸗
gelt finden: ae
Derringern, verb.reg. act; geringer‘ mache, befonders von
„der Zahl, für-vermindern, in einigen gemeinen Mundarten auch
vergeringeen. Line Zahl verringern. Ingleichen dem Wertbe:
nad. Die Münzen veryingern, fie geringbaltiger- prägen. Das
ber die Derringerung.. Ehedem nur ringern und geringen, da⸗
ber ver hier eine bloß intenfive Bedeutung hat.
Verritzen, verb, reg. aot, welches aus im Bergbaue üblich iſt.
Lin verritztes geld, ein mit Strecken geöffnetes Feld, wo das
Erz ſchon ausgehauen iſt, welches auch ein verfahrnes Seld-
genaunt wird, i
Derröcheln,, verb. reg: act. durch Nöcheln von ſich geben und
aufhören zu röcheln, für das gemeinere ausröchelm. —
Bis er (der Hirſch), erhitzt auf den Tod, die-legten Seuf⸗
zer verröchelt , Zachar.
Verroſten, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte ſeyn, durch
Roſt verzehret, verderbt werden. Das Eiſen iſt ganz verrofer..
Ein verrofieter Degen» Daher das verroſten und die ver—
roſtung.
Verrotten, verbsreg.neutr, mit dem Hülfsworte ſeyn, durch
Rotten verzehret werden, in den gemeinen Sprecharten für die ans
ſtãn digern vermodern, verfioden verfaulen. Das Solz iſt
verrotteti
Verrucht, —er, — eſte, adj. et ady. einen hohen Grad der Fer⸗
tigkeit in muihwilliger übertretung göttlicher und meuſchlicher Ge⸗
ſetze beſitzend, und darin gegründet. Der verruchte Bube a
man, Eſth. 6, 10. Die Töchter der Philiſter, welche ſich fchä=
meten vor deinem verruchten Weſen, Ezech 16,27. Verrucht
ſeyn. So auch die Derruchtheiss
" Anm. Es flammet von dem veralteten Zeittworte ruahhan,.
Sorge, Aufmerkſamkeit haben, her, und deutet einen höherzmsrad "
des Mangels der pflichtmäßigenSorgfalsan, alsruchlos, (3 dai»
felbe;): welcher:höhere. Grad von der Partikel ver, und ber For n
diefes Wortes herrübret, welches eigentlich das Mittelwert eines“
lãngſt veralteten oder vielleicht «nie: üblich getwe ſenen Zeitwortes
verruchen iſt, S,2 6: ‚
| Anca =» ob;
1r10
N
v 1 11 ı \ : , ea 5
vVerrůcken, verb.reg. act. von ber gehörigen Gtelle, aus der
Lage rüden.‘ x. Eigentfih. Einen Tifch, einen Stuhl
„gehörigen * J
arucken. Die Grenze verrüden, Hofe 5, 10. Jemanden
das Ziel, ihmfein Concept verrüden, figürlich, ihn in einen.
Sache hindern und ihm die davon geichöpfte Soffnung vereiteln.
aſſet euch niemand das Ziel verrüden, Col. 2, 18. Die ver⸗
rüete Lage feines Glüdfandes. 2. Figürlich. (+) "Aus dem
Wohlſtande in deirentgegen gefegten Grand des Übels, des Ber:
derbens verfegen, eine Im Hochdeutſchen veraltete Bedeutung,
Wir find verrüdt worden, Nebem. 1,7. Bey andern alten
Schriftſteller n ift eine Jungfrau vercuden, fie entehren, ſchwä⸗
chen, Eine verr uck te Perſon, eine geſchwächte, im Gegenſatze ei⸗
ner unverrückten. (2) Jemanden den Deriiand, den Bopf ver⸗
ruck en hn um den gehörigen Gebrauch feines Verſtandes brin⸗
„gen, Das hat ihm ganz den Kopf verrüdt. Daher bedeutet das
PM ritelwort verr uckt bäufig, des gebörigen Gebrauces feines
Verftandes beraubt, und darin gegründet. verrückt feyn. Ein
verr ückter Menſch. Ein verrückter Einfall,
In der breitern Oberdeutſchen Mundart verrucken, welche
Form auch noch in der Deutſchen Bibel vorkomrit.
Lie Dercüdtrbeit, plur. die — en, in der legten Bedeutung
des Zeisweries, jo wohl der Zuſtand, da man verrückt, feines
Berfandes beraubt ift, die Derrudung, obne Plural; als au,
B ; ; Band A
- Derfagen, verbireg. act. et neutr, welches im letztern Falle -
obgleich felteger ‚ im diejem Zuftande gegründete Handlungen,
- mirdemfelben. \
Die Verrückung, plur. die — en. 1, Die Handlung des Vers
rüdens. 2. Der Zufiand, da man verrückt, des Verſtandes bes
raubt if, ohne Blural ;. wie verrucktheit. ;
“IN Mereufen,verb.irreg.act.(E.Rufen,) in einen übeln Ruf bringen,
Ein Teuling, dev vercufen darf,
as Lehrer „ die entfcheiden Finnen,
Wahrheit nennen, Haged ;
Am üblichften ift in diefem Verſtande das Mittelwort verrufen,
in einem hohen Grade sinen übeln Ruf habend, wie berũchtigt.
Ein verrufener Dieb. Wegen feiner Betrügereyen verrufen
feyn. In einer etwas andern Bedeutung wird verrufen noch von
den Münzen gebraudjt, wenn fie öffentlich abgewürdiget oder vers
bochen werden. Bine Münze verrufen. verrufenes Geld. In
welchen Falle auch dag Hauptiwort die Verrufung üblich iſt.
Verruhmen, verb. reg. act. welches nur. in einigen gemeinen
Sprecharten üblich ifl.. 1.Sich einer Sache verrühmen, im
Stiederdeutfchen für berubmen,
rũhmt fo viel, als berühmt. :
er Ders, des— es, plur. die—e, aus dem Latein. Verfus,
1. Die Zeile eines Gedichies, Ein Vers aus dem Horas. Zwey
vVerſe berfagen. In Verfen fchreiben, in gebundener Schreib»
art, Daher dieſes Wort im Plural au zuweilen für das
Gedicht ſelbſt gebraucht wird. verſe machen, fo wohlein Gedicht
machen, als auch überhaupt ein Poet ſeyn. Im gemeinen Leben
gebraucht man Ders in ähnlichem Verſtaude uud eolleetive. Zi:
nien guten, einen fliegenden Ders ſchreiben. Da vers, fo wie
Keim, nur die äußere Form eines Gedichtes ausdruckt, fo wird
es auch in der edleen Schreibart und von vorzüglichen Gedichten
nicht gern mehr für das Gedicht ſelbſt gebraucht, Daher die Derg:
"get, die Artund Weife, wie bie langen und furzen Sylben in
‚ einem Verſe abwechieln ; die jambifche, dactyliſche, trochaifche
Vers art. 2. Die Strophe eines Gedichtes, im gemeinen Leben,
und am häufigiten von Liedern, befonders von Kirchenliedern.
Bin vers aug einem Liede, Befange. 3. Ein kurzer Abfagtn einer
profaifehen Schrift, doch nur von foldyen Abfägen in der Bibel,
end die Kapitel in verſe getheiler werden, vermuthlich zur Rach⸗
abhumaug der Strophen eines Gedichtes.
2. Im Oberdeutſchen iſt pex⸗
—wie verbittern. Meine Freude iſ mir verſalzen worden, Je⸗—
verſaen, verb. reg. act. durch Säen verfperren, Ss berſaet
tragen. Die Wagre iſt ſchon verſagt, einem andern verſpro⸗
den verſprochen? es ſey, in welcher Abſicht es wolle. Meine
vand iſt ſchon verſagt, verſprochen. Man gebraucht es in dies
ichs meinem Herren verfagen? Judith 12, 14. Einem den
3. Ein Seuergewehr verſagt, wenn es nicht 108 gehen will
‚ Figur der vorigen Bedeutung iſt, fondern vielmehr von fagen abs
verpuffrn n.f.f. ©
Verfalzen, verb, reg. act. außer,
Derfammeln, verb, reg. act. welches vermittelft
nes hat, Dufch, Als auch, und zwar am bänfiaften, von Tebendis
BE SU
ei nm. Diefes Woet if (dom febe fee ans — — 2
bus entleßnet worden, indem ſchon Kero Fersund Vers fürein
- Gedicht gebraucht, Das Lat, Verlus fhammet von vertere her, _
vermuthlich, weil nach Endigung einer Strophe die Dielodie wies
der von vorneanfähgt, welches bey dem erfien einfachen Suftande
der Poefie und Mufit oßne Ziveifel'auch von den einzelnen Zeilen
galt Faden gemeinen Mundarten wird dass mit dem widerwãär ·
tigen Zifchlaute, verſch/ gefproden. ;, un men 0
Daher
x
man einen Weg, wenn man ibn mit Getreide befüct, _
"die verſaung. a
tas Hülfswort haben erfordert, 1. Den Genuß eines Dingeszus
fagen ‚- verfprechen, eigentlich, mit Worten einem andern über⸗
hen. Sind ſie ſchon ver ſagt? haben fie fi ſchon ar jemans
fen Berflande nur überheußt, und ohne die driste Endung dee
Perfon, vermuthlich, um die Zweydeutigkeit mit der folgenden
Bedeutung zu vermeiden, 2, Im entgegen gefegten Verſtande
ift verfagen, dasverlangte abfehlagen. Rede mit dem Bonige,
der wird mich dir nicht verfagen, 2 Sam. 13, 13.. Du haſt
den Sungrigen dein Brot veriagt, Hiob 12, 7. Wie darf
Tanz verfagen. Wer kann denen, die unfchuldig listen, Bes
wunserung verfagen ?- Dufch, . 3 ek
Was (für) Lufter fi verfagt, was Schmerzen er ertra⸗
R gen, Haged. ——
als ein Neutrum. Die Buͤchſe verſagt mir. In Scherze gu
braucht man es in mehrern Fällen, wenn eine Handlung, ebenda
fie geſchehen fo, unterbrochen wird‘; 3. B. wenn jemand nieſen
will, und daran gehindert wird. Es ſcheint nicht, daß es hier eine
ſtammẽt, fo fern es im weiteften und ürfprünglichflen Verſtande
eheden einen jeden Laut hervor bringen bedeutete, Der würde 3
alsdanı hier eben den Sinn haben, wie inverviechen, verſtießen
Daber die verſagung, befonders in der zwepten, und das -
verſagen in derdritten Bedeutung, ee
Anm. In der mittelften Bedeutung ſchon bey dem Dttfried ir-
fagen; bey den Rotker und Willeram verlagen , im Riederf. -
verfeggen, im mittlern Lat. dedicere. Veraltete Bedeutungen
find: 4. Enifagen, welche ſchon um die Mitte des achten Jahr⸗
Dundertes vorfonımt "2. Abjprechen, bey dem Rotker. 3. Ders
biethen. 4. Verlagen, nf. - - * Kae
daß es im Mittelworte ver⸗
ſalzen bat, zu ſehr ſalzen. Die Speiſen verfalzen. Jugleichen
ftzütlich, einen gehofften angenehmen Genuß unangenehm machen,
manden eine Luft verſalzen. Daher die verfalzung doch nur
im eigentlichen Verſtande. Aue
der intenfiven
Partikel ver, von fammeln gebildet ift, zufammen beingen, mehre⸗
ve Dinge an einen Ort sufammen bringen. So wohl von lebloſen
° Dingen, Sier hat die Natur alles verfammelt ; was fle-fchor 7
gen Gefhöpfen. Sie pflegten die gerde alle daſelbſt zu verſam m⸗
ken, Moſ. 29, 3. Das Doif, die Ülteften, die Gemeinde
verfammein, Inder Deutſchen Bibel, Wo zwey ober drey vers
x fammelt i
= reisen ern A Narr Es —* in
rt ganzen Bedeutung in deredleen und Höhern Schreibart
amt üblichfken, indem in dem geſellſchaftlichen Umgange die näher
> «:heftimmeen Ausdrüde sufammen berufen, sufammen ziehen,
zuſammen bringen u. f. f. üblicher find. Ganäbarer Dingegen,
5 feldft imgemeinen Leben, ift das Reciprocum ſich detfammeln,
0 fürgufammen Fommen, Und zwar am häufigſten auch nur von
Folebendigen Grfchöpfen. Das volk verfammelt ſich auf dem
Markte. Die Gemeinde verfammelt ſich in der Ritche, die Bür—
4 gerſchaft auf dem Rarhhaufe. Die Dögel verfammeln ſich
Bi; um sie Eule,
0 Per ſcheinet hier-mit der Inten ſton eine beſtimmte Abficht zu
bezeichnen, daher auch fich verfammeln, außer etwa in der höhern
Schreibart, nicht Feicht von lebloſen Dingen gebraucht wird. Die
älteen Oberdeutſchen Schriftfteller gebrauchten dafür nur famen,
— geſamen, befamen. Jin mittlern Lateine Lonimt dafür das wun⸗
IE 4 derlicheinfimultarevor.
2 Die Verfammlung, plur, Sie—en, 1, Die Handlung des Ver⸗
ſammelns, obgleich feltener, und ohne Plural. Noch häufiger,
2. die Berfamimelten, an einem Ort fezufammen gebrachten, oder
' zufammen gefommenen mehrern Dinge, auch nurvon lebendigen
7 Gefcöpfen undam bäufigften von Menfhen. In die verſamm—
= Jung, geben. Die verſammlung des Volkes, des Rathes.
NT
> Jung entlaffen: In voltreicher verſammlung.
ſammlung halten.
ſehr häufig Sammlung.
Verfanden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, mit
Sande angefülfet, überſch wemmet werden, Der $luß iſt ganz
verfander. Die Wieſen verfanden laſſen. Als ein Aetivum
mit Saud verftopfen, überſchwemmen, iſt es —* wicht leicht
gangbar. So auch die Verfansung.
Die Versart, plur. die — en, ©. Ders,
Der Verfag, des — es, plur. die— e,vondeig geitworte:ue ver⸗
fegen, doch nur in einigen Fällen. a. Bon verfegen, zum Unter»
pfande geborgten Geldes geben, ift der Derfag, ohne Plural,
diefe Sandiung, das Verfegen, doch nur in einigen Fällen und
Gegenden. Daher ift an einigen Orten ein eigenes Verlag:
"amt, welches an andern ein Leihhaus genannt wird. 2. In
+ den Schlöffern iſt der Verfag ein Blechüber den Fallen und An-
‚griffen, auf welpen der Wirbel verniethet wird, das Zurüdweis
den der Fallen zu verhindeen, wenn fie von dem Schlüſſel der
weget werden. 3. Von verfegen, vermifchen, iſt der Verſatz
bey den Ziungießern fo wohl die fremden Metalle und Halbmetalle,
rd
8
ſten aber nur vor mehrern Arten, Der Derfag des Englifchen
Re. Zinnes beftehet aus Kupfer und Wißmuth des Probezinnes
127 aber aus Bley.
Die Verfagung, plur. die — en, von dem derafteten Zeitiworte
vorfagen, für ver egen, ein nur in der Zimmermannskunſt übli⸗
ches Wort, diejenige Art der Verbindung in einen Hangewerke zu
bezeichnen, da ein Ständer auf einen Balken geſetzt, und von dies
" fem gegenjenen zu beyden Seiten liegende Bänder, als Streden,
aefeger werden. —
Derfaubern, verb,reg. act, völlig fauber machen oder fäubern,
"bey den Zinngießern, weiche ihre Arbeiten verſaubeen/ wenn fie‘
feldige poliren.
—
N. 7%
Die Karheverfanimlung, Reichsverfammlung. Die verſamm⸗
‚Eine Ders.
Rey dem Krto nur Samanunga, und noch sep dem Opitz
mit welchen das Zinn vor deſſen Verarbeitung verſetzt wird, als
auch dieſes Verſetzen ſelbſt, un legten Falle ohne Plural, im er»
Der - 1a
Vin verb, reg. neutr. mit —— feyn, ſauer
werden und dadurch verderben. Figürlich ſagt man, in einem
Amte verſauern, durch langes Ausbarren in einem gerin gern
Aumte, die zu einem höhern babenden Fähigkeiten verlieren,
Derfäuern, verb, reg. welches das Aetivum des vorigen ifE, zw
ſauer machen, befonders von dem Zeige zum Brote, Den Teig,
das Brot werfäuern. Daher die Derfäuerung.
Verfaufen, verb. irreg. (S. Saufen,) welches nur in den nie⸗
drigen Sprecharten üblich iſt. 1. Als ein Neutrum mit dem
Hülfgwworte feyn, für das beffure erfaufen und anftändigere er-
trinfen. 2. Als ein Aetivum. (2) Duch. Saufen, & + Unmä—
Pigfeie im Trinken, verthun; vertrinfen. Sein Vermögen, -
alles Geld verfaufen. (m Verjoffenjeyn, Fertigkeit befigen,
das gehörige Maß im Trinken auf eine grobe Ari zu überfchreiten.
Ein verfoffener Menſch, ein Säufer, Trunkenbold. S. ver 6,
Verſaufen, verb.reg. act, welches noch iin gemeinen Leben für
dis edlere erfäufen gebraucht wird, Deine Augen find verfäuft,
Ier. 49, 4.
Derfäumen, verb): reg.act, durch Saumen verlieven, fi duch
Säumen darum bringen. Die Mahlzeit, die Zeit ‚eine Ges
legenheit verfäumen. Laſſet ung die Mayenblumen nicht ver=
fäumen, Weish.2,7. Der Tügendhafte if ſich freplich ſei⸗
ner guten Abfichten bewußt, aber auch des verfaumten Gu⸗
ten, Gell. Zuweilen auch, obgleich feltener und im Hochdent-
{ben ungewöhnlicher, duch Säumen oder. Zaudern vernach-
laſſigen. Seine Gefchäfte verfäumen. Ich will dich nicht
verlaffen noch verſauwen Eu. 13,5. So aud) die ver⸗
fäumung.
Ann. SHon im RER ver[umen, im Niederf, ver⸗
fümen, im Dberdeutfchen und einlgen gemeinen Sprecharten verz
abſaumen.
Die verſaumniß, plur,inuf, von dem vorigen Zeitworte, ders
jenige -Suftand, da man duch Säumen eines Guten verluſtig
wird. Das verurſacht mir viele verſaumniß. Zuweilen auch das
verfanmte Gute ſelbſt, der dadurch verurſachte Verluſt. Wer be:
zahlt mir die verſaäumniß? Bey einigen auch im ungewiſſen Ges
ſchlechte, da a3 Verfäumniß: (S.— ig.) Riederf. Sinmnie, Der:
fümnis,. Schon in dem Salifihen Gefege iſt Sonnis (vielleicht
richtiger So mnis) ein Hinderniß.
Derfihachern, verb. reg. act. durch Schachern in eines andern
Beſfitz dringen, im gemeinen Leben. (S. Schachern.) Etwas ver:
ſchachern. Daher das verſchachern.
Verſchaffen, verb. reg. act, ı.*9-rvor bringen, veranſtal⸗
ten. Der Hevr verſchaffte einen — Sifeh, Fond zu ver:
ſchlingen, Ion, 2,ı. Eben dafeldft Kap. 4; 6 fi verichaffte
Gott einen Bürbis, einen Wurm, einen Oſtwind. Welcher
Fam und verſchaffete die Gerechtigkeit des Heven und feine
Rechte an Ifrael, 5Mof. 33,22. Siehe, ich habe in mei:
ner Armuth verſchaffet zum aaufe des Herren hundert tau⸗
fend Zentner Goldes,. 2 Ehron. 23, 145 angefebaffer, herbey
g:thaffer, gefammelt, Die Leichnante der Ertodteten vetſchaff⸗
le Tobias zu begraben, Lob. r,21. Konnte diefer nicht ver⸗
Schaffen, daß auch diefer nicht Hirbe %oh. 21,37. In dies
" fer- Bedeutung üftes im Hochdeutſchen verairet,, woman es, 2.
nur noch im engeren Verſtaude gebraucht, zu dem Beſitz eines
Dinges verhelfen, mit dev dritten Endung der Prefon. Jeman⸗
den Geld verfihaffen, als ein Darlehen. Jemanden Recht verz
Schaffen, veranſtalten, daß ihm Recht widerfal ve. Ich willdie
den Weinberg Naboths verjchaffen, ı Köu⸗e 1,7. Wie Fann
Aaaas er
115 Ser Naeh
er Brot geben und feinem. volke verfchaffen? Hp. 3,
a0. Ich bath ihn, uns ihre Bekanntſchaft zit verfchaffen.
ein — verſchaffte uns einen ungezwungenen Umgang,
Sulz. 3:* In einigen Oberdeutſchen Gegenden bedentet es fo:
viel, in vermadben, im Seftamente, Dev Rirch? bundert Tha⸗
Tex verfchaffen. Dagegen es in einigen Nieder deutſchen Gegen⸗
den ehedem ſo viel, als vollbtingen, vollfůbren war.
So auch die verfhaffung‘, —— in der unepten Be.
deutung.
verſchalen, verb,reg. act. mit einer Schale — wofür
doch beſchalen üblicher if, Meſſer verfhalen.. So auch die.
verfchalung.
Derfchallen, verb. irreg. neutr. mit dem Hürfeworte- fesn,.
überall befannt werden, wofür de) erfchallen üblicher iſt. Man
" gebraucht davon nur noch das Mittelwort verſchollen In engeren
Bedentung in den Gerichten als ein Beywort, auf nachtheilige..
Art befannt, fürjberuchtige, Ein verfhollener. Dieb. Ju
noch anderm Verſtande ift diefes Mittelwort in den Gerichten
“anderer Gegenden gangbar, wo ein Derfcpollener derjenige iſt,
welcher öffentlich vorgeladen oder aufgerufen worden , aber in
der beffimmten Zeit nicht erfchienen, und dadurch feiner Gerecht⸗
famen verlufig gegangen; iſt; wo ver eine beftpwäeräße Bedeu⸗
tung bat,
Verſchamt —er, —efle ‚adj. et adv. weiches das Mittelwort
des veralteten Zeitwortes verſchamen iſt, und am häufigſten noch
im gemeinen Leben für das edlere ſchamhaft in feiner weiteſten
Bedeutung gebraucht wird, im Öegenfage desunverfehämt. Der:
ſchamt feyn. Ein verfhpamter junger Menſch.
Fur. der. verfchämte Trieb, der fanfte, —
—* siert »+
— Philaiden fliehn, Cron.
Wenn ich meinen Nächſten darben laſſe, weil er zu vers
ſchämt iſt, mich anzuſprechen, Gel: Wir fehlen erſt ver:
ſchämt, dann dreiſter, eben derf, Auch in der engern Ber
deutung des fchamhafr wird verſch amt häufig im gemeinen Le⸗
ben gebraucht:
‚Die holde-Leibfarb keuſcher Tugend
Deckt dein verfehämtes Angefiht, Hall.
Alter diefer Beyfpiele ungeachtet, fickt fich diefes Wort, fo wie
die meiften mit ver auf ähnliche Art gebildeten Beywörter (S.
Ber: 6), beffer in die Sprache des: gemeinen Lebens, als in die
edlere Schreibart, wo man in der engern Bedeutung lieber ſch am⸗
haft, in der weitern aber oft blöde, beſcheiden u. f. f. dafür ger
brauchen wird, S. auch die Verſch ämeheit für Schambaftigkeit,,
bey dem Logan verſchamlichkeit.
Anm. Das veraftete Zeitwort derfhgämen bedensile: . fi.
ſchãmen, als ein Intenfivum diefes: Wories,, wovon * ver⸗
ſchamt iſt. 2. Ale Scham verloren haben, ſich verfehämen,
eine noch in einigen gemeinen. Mundarten übliche Bedentung..
3: Befhimpfen, beſch ãmen, ja ſelbſt (Händen,
Verſchanden, verb.reg: act: fofchänden, d. wageffalt ma⸗
chen daß ein Ding gänzlich verderbt, unfgeinbar werde, nur im.
gemeinen Beben. So auf die Verfchänsnng..
Derfipanzen, verb.reg. act. mit Schanzwerken, d. 1, mit Mäl«
len und Braben, umgeben, befefiigen, befonders, fofeen e2 außer
R » r . .
einer Feſtung anf freyem Felde gefehiehet,;mit einem Srangöfifchen:
Ausdrucke retrenchieren. Ein Lager, einen Hügel verfchanzen.
Kine Armee verſchanzt fich, verſchanzt ihr Lager. In einem
verſchanzten Lager ſtehen. Daler die Verſchanzung, nicht als
lein die Handlung de: Verſchanzens, fondern anch die im freyen Fel⸗
de aufgeworfenen Wecke. Die Verſchanzung oder die verſchan⸗
zungen an greifen.
ner DENE er fe
Be
So euch das Verſcharren.
Verſchatten, verb, reg. act. mit Schatten verfchen, bezrichnen,
„ bey einigen Steuern für da8 gemeinere ſchattiren. So auch die > }
verſchattung, welches auch den kunſtlichen — ſelbſt be⸗ —
zeichnen kaun.
Verſchaumen/ verb, reg. ‚neutr. mit dem Hülfswerte ER
bis zur Srfchöpfung fchäumen, nach: Erſchöpfung des Schaumes
anfzuhören zu ſchzumen. Dasſ onig hat — an ——
chen feinen Schaum mehr. —
verſcheeren, ©. verſcheren.
Derfcheiden, verb, irreg. GS. Sdeden⸗ welches in —
. * Als ein Aetivum, aus einander fcheir
den, theilen, wo ver) eine bloße Intenſton bezeichnet, eine im
Geſtalt vorlommt.
Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, von welcher noch das Witz
lelwort verſchieden, als ein eigenes Behwort üblich it, (S.
folches an feinem Dite.)
Hülfsisorte feyn, in die Ferne feheiden, wo es doch nur
uoch, fir das gemeinere flerben, von, Menfchen. gebraucht -
Man gebraucht.
wird. Dev Kranke in bereits verfihieden.
es, wenn Man von einer frerbenden Perſon mit Achtung
ſpricht daher man es auch nicht Leicht. abfolute für fierben
überhaupt, fondern allemahl in Beziehung anf. gewiffe. Per⸗ So
U
5, fagt man lieber abgefehiedene, weil der. Begriff des. Giere A
die weitere eigentliche des Ahfcheidens ſchon zu ehe
Sperbtängel bat, die Seele aber eigentlich nicht Rerben kaun.
Daber Sas —— im Oberdeuiſchen auch das Sie. *
ſonen gebraucht. Für verſchiedene Seele, Weish, 16
Wbens,
ſcheiden.
x Derfcheinen, verb. irreg. — (S, Sheinen;) welches
das Hälfswort ſeyn erfordert, aber nur im Oberdeutfchen gan,
bar iſt. Es bedeutet eigentlich aufhören zu feinen oder zu be
ten. Das Lit i ift verfhienen.
auch vergeben, verſchwinden.
vorbey. verſchienene Woche, voriae. verſchienen, wie ver⸗
wichen, und im Niederdeutſchen vergangen, d. i. vor kurzem,
neulich. Hach etwas verfehinen Tagen, im Theuerd. In
der Eandwirtöfchaft Dberfachfens fügt man uoch an cinigen
Orten, deu Roten verfiheinet, wenn er in dürten Jahren fleie
ne fhwache und —— Körner — ———
ſchwindet.
verſcheͤnken, verb. reg. act. ı, 1. Als ein Sefehent in. ehe an⸗
Etwas verſchen ⸗
dern Beſitz bringen, an.einen andern ſcheuken.
ken. 2. Als ein Getränf einzeln an andere verkaufen; aus—
ſchenken.
Schenken.
So auch die verſchenkung
*
—
verſchẽren, verb.irreg. act. S. Scheren) ı. en — ben
feheren, das altzu ange abfcheren, -wie verfchneiden, obgleih im
diefer Bedeutung nur felten, Die zaare verfcheren. Den Rop
verfiheren.. 2. Falſch fiheren, im Scheren verderben, verunftgle
ten, auf welche Art der Tuchbereiter ein Tuch verſcheren Kann,
Ver muthlich von die ſer Bedeutung gebraucht mon das Mittelwort
verſchoren noch im gemeinen Leben für poſſierlich, laͤcherlich, ohne
Zweifel von der ehemahligen Gewohnheit den Kopf auf mancher⸗
x Art zu ſcheren, eigentlich in ſolchem Seren. verunftaltet.
Das fiebet verfchoren aus. Ein hoc gefchorner Here war ehe⸗
dem. ein vornehmer Herr. (©, Scheren.) Bon ſcheren im weis
teffen
2. As ein Neutrum, mie dem
Am weitern Verftande aber
Der Tag iſt verfchienen, iſt
Wein, Bier SCHERER eingeln verkaufen. Siehe
verſcharren verb: re, — Einfejarren — ben —4
Arge anderer entziehen, Etwas in die Erde verſcharren. Dee
Sund verfcherver feinen Knochen. Hagedorns verhungertes
Hübndyen verſcharrte den’ gefundenen Demant in den Sand,
RT
3
m "Ye —
eften Veeſtande iſt Re imDänifiben verffümmeln, und for⸗
fkaren verflümmelt, wovon unfer verfchoren gleichfalls abitamı-
men kann. Go au das verſcheren.
"Yerfiperzen, verb. reg. act. ı. — hinbringen, ver⸗
ſchwenden. Die Zeit verfcherzen. 2. Figürlich, ſich muchwillig,
vbder aus inbefoniendrit/um den Befie 8 eines Gutes bringen. Sein
Gluͤck verſchetzen. JZemandes Gunſt verſcherzen. So auch
das verſcherzen.
Verſcheuchen, verb. reg. act. ſcheu oder fhiichtern machen und.
entfernen, Die Vögel verſcheuchen. Die Löwen haben die
Herde verſcheucht, Jer. 50,7.
‚Die thränenden Augen, die Peichende Bruſt,
Ener äfter den Liedreig, verfeheuchen die Luft, Haged,
vVerſchiden verb.reg. act, in die Ferne ſchicken, in der edlern
Schreibart verſenden Waaren, Güter verſchicken. Seinen
Bedienten verſchicken. Jagleichen mit Bezeichnung des Ortes, in
welchem Falle doch das einfache ſchicken üblicher iſt. Jemanden
nach Berlin, waaren nad Svanfreich verfhiden. Daher die
vVerſchickung.
Verfcjieben, verb. irreg. act. (S. Schieben.)
ander Ort, aus der bisherigen Lage fehieben,
wenig verfchieben.
aus der gehörigen oder doch gewöhnlichen Lage ſchieben. Es hat
1, An einen
Den Tifch ein
ſchiebenʒ auch aufſchieben. Etwas bis zu jemandes Ankunft
verichieben, es aufeinen andern Tag, auf eine andere Zeit,
oder bis zu einer andern Zeit verfchieben, verſchiebe deine Bef⸗
ſerung nicht. So auch das Verfchieben, und in der letztern Be⸗
deutung auch wohl der Verſchub, ©. dasſelbe.
Anm. Veraltete oder doch im Hochdeutſchen ungewöhnliche Bes
deutungen find. 1. Vorftopfen, in weichem Verftande esbey dem
Srirycker vorkommt, 2. Einem andern Dingenachfegen ; im Nie⸗
derdeutſchen.
dern Kindern nachſetzen.
Verſchieden, —er, — fie, adj. et adv, welches fo, wie un:
terfchieden ‚ fo wohl in eigentlicher und engerer, alg in weiterer
, und figüclicer Bedrutung, gebraucht wird, 1, In engerer find
. "Dinge verfchieden, fo bald fie nicht einerley find, andere Beſtim⸗
mungen, Eigenſchaften, Umſtände haben. Die Gemütber der
Menſchen find ſehr verfbieden. Sehr von etwas verfchieden
feyn. Die Pflicht des Menſchen wird durch das verſchiedene
Maß der befondern Bebdirfniffe und Umflände anderer be
ſtimmt. Auf fehr verfchiedene Art.
dem meinigen gar ſehr verfchieden. 2. In weiterer Bedeutung
wird es oft für mehr gebraucht, mehr für ſich beftehende Dinge zu
—*
= REF
einige, mehrere, Derfchiedene Urfachen haben mid) gehindert.
Es ſt in diefer Bedeutung weder im Singular, noch in der Adver-
bial.Form üblich,
Anm. Derfihieden ift das Mittelwort des veralteten Aetivi
ce
4 theilen, bedeutete, in welchem Verſtande es noch im Niederdeut⸗
ſchen, ſtreitige Parte ⸗nauseinander fegen, vergleichen, bedeutet,
Unterfchieden und verſchieden ſind daher völlig gleich bedeutend,
nur daß diefes in der edlern Schreibart jenem gerne vorgezogen
wird.
deutſchen aber undetlegen üblich, welches [0 auf eine abulichegi⸗
gur gründer.
REEL
*
un
Dinges, nach welcher es von dem andern verſchieden iſt; obne
> Pural: 2. Dasjenige, worin bder wodurch es von dem andern
verfchieden iſt; inisdemfelben, der Unterfchied,
In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ,
ſich verſchoden. e. Figürlich von der Zeit, auf eine andere Zeit,
Ein Rind verfchieben, es nicht u, es den an⸗
Dein vorſchlag iſt von
bezeichnen. Es kamen noch verjchiedene Perfonen darzu, noch
verſcheiden, fo fern es ehedem eigentlich abfondern, voneinander .
Im Oberdeutjchen ift dafür auch zerfchieden, i im Rieder: .
Die Verſchiedenheit, plur. Sie—en, 1. Die Eigenſchaft eines
x
I.
RIES Der
1118
Verfihiebenttih, adj.etadv. welches von einigen ohne Noth
fürverfchieden gebraucht wird. Am erträglichſten in es noch im
der Adberbial · Form, für auf verſchiedene Art. Es wird ver=
ſchiedentlich davon geſprochen.
verſchienen, ©. verſcheinen.
Der Verſchieß, des —es, plur. inuf, außer allenfall⸗ von meb⸗
teen Arten, die — e, ein von dem folgenden Zeitworte nur bey
den Mahlern einiger Gegenden übliches Wort, die Handlung deg
Verſchie ßens in der thätigen Gattung zu bezeichnen, das ift, die
fufenweife Shwächung der Stärke der Farben, nach den Graden
der Entferunng.
DVerfihiefen, verb. irreg. (S. Schießen;) welches in doppelter
Gattung üblich ift,
1. Als ein Teuerum.
1, Mit dem Hülfeworte feyn. a)* Sich ſchnell in die Ferne
bewegen; eine im Hochdeutſchen veraltete Bedentung. Das Re
genwaſſer verſcheußt, (verſchießt,) Jer.ı8, 14. b) Dach Schit⸗
Pen/ d.i. ſchnelle Bewegung verſchlimmert werden, nur noch figüt-
lich von den Farben, mit der Zeit bleicher, ſchwächer an Stärke
und Lebhaftigkeit der Farbe werden ; in mangen Fällen im ge:
meinen Leben auch abſchießen. Line Sarbe verſchießt. Die Satz
be iſt verſchoſſen. So aud von gefärbten Dingen, Der Zeug ver⸗
ſchießt, iſt verfchoffen, *
Wie verſchießen die Jarben \
Alter Sreuden des Hofe vor diefem himmliſchen Auftritt!
Zachar. von dem Morgen.
©) Fehlſchießen, d.i ſich in der ſaͤ nelen Bewegung beciteen.
Man gebraucht es hier nur noch in der Bienenzucht, wo der Weiz
. fer verfchießt, wenn er in einen uneechten Stod fliegt.
2, Mit dem Hülfsworte haben, auf welche Ati man es im
gemeinen Leben einiger Gegenden für fehlen, fich irren, gebraucht,
‚als eine Figur der vorigen Bedeutung, wo aber um der mehrer
eigenen Thätigfeit willen das Hülfewort haben Kehet. Tin were
de ich in der Rechnung verfchoffen haben ; wofür andere das fol:
gende Reciprocum fich verfchießen gebrauchen,
II. Als ein, Activum, welches in manden Fällen zu einem
Reciproce wird, 1. Durch Schiegen mit einem Feuergewehre
alle machen, der ringe nad erfhöpfen. Alle Pfeile, alles Puls» —
ver, alle Patronen verfchiegen.: Dier Pfund Pulver, zwan: -
zig Patronen verſchießen. Jugleichen als ein Reciprocum, fich
verſchießen, alle fein Pulver und Bley, alle Kugeln, alle Pfeile
uf. f. verſchießen. In einentettwas andern Verftande gibt mar
einer Schützengeſellſchaft hundert Thaler zu verfchießen, wenn
man ihr jelbige ſchenkt, die Koften eines Schießens, nebſt den
dazu gehörigen Prämien zu beftreiten, 2. Feblfchießen , ſich im
Schießen, d.i. fhnuTl bewegen, irren oder verirren; doch nur in
einigen Fällen. Go verfchiefen die Buchdruder die Columnen,
wenn fie felbige falſch oder unrichtig ordnen. Als ein Retiprocum
fagt man in der Fägerep, die gunde haben ſich verſchoſſen, wenn
ſie ſich im Jagen verlaufen oder verirret haben. (©. auch das vo⸗
rige Neutrum.) 3. Verſperren, befeſtigen, eine auch nur in eini⸗
gen Fällen übliche Bedentung; im Riederſ. verſchotten. Im
Bergbaue verfihieht mandas Gezimmer, wenn man e3 hinter
den Thurſtöcken oder. Bevieren wit Stangen, Pfoften, Bretern u.
f.f.vermähret, das Erdreich oder Geftein aufzuhalten, 4. In die
Kerne ſchießen, oder vielmehr verſchießen machen, vonden Farben;
nur alsein Aunſtwort der Mahler, welche diegarben verſchießen,
wenn ſte ihre Stärfe oder Lebhaftigkeit nach den ver chledenen Gra⸗
den der Entfernung ſchwächen, ſo daß ein Gegenſtand in derFerne
zu ſtehen ſcheint. So werden Figuren, Gegenſtände uf f. ver:
ſchoſſen, durch verhältnigmäßig Shwädhnug nicht allein der Far⸗
ben, ſondern auch des Lichts uud des Schattens, Franz. degra-
cd & r
u a ec re u ni re)
y *
—
1110... a 3
- tere Einfthnitte, } *
So auch das Verfchießen, in allen vorigen Bedeutungen.
DVerfihilfen, verb. reg, 1. Als ein Neutrum mit dem Hilfs
worte feyn, von dem Schilfe verfiopft, damit bewach ſen werden.
Einen Graben verfihilfen Iaffen. Dev Fluß ift verfchilfe. 2. Als
ein Ketivum, in welchen Verſtande es bey den Glaſern üblich iſt,
«welche das Glas in der Nuth des Fenſterrabhmens verfchilfen,
i das Waſſer abzuhalten. Daher die verſchilfung.
Derfihimmeln, verb, reg. ngutr. mit dem Hülfsworte feyn,
mit Schimmel üderzögen und dadurch unbrauchbar gemacht wer«
‚den. Das Brot iſt verſchimmelt. verſchimmeltes Brot.
Derfchimpfen, verb.reg. act. welches im Oberdeutſchen und
im gemeinen Leben einiger Gegenden für beſchimpfen üblich iſt.
Derschimpfe, die ſich an mich reiben, Opig, Im gemeinen Le»
; ben verfehimpft man etwas, wenn man es förperlich verunſtal⸗
2 tet, welches im höhern Grade verläftern genannt wird. Dee eds
"fern Schreibart ift diefes Wort unbefannt. So auch die Der-
-. Schimpfung. i
- Verfchladen, verb. reg. act. in Schladen verwandeln. Das
Siſen verfchlader fi leicht. Im engften Verſtande pflegt man
gerſchlacken und in Schlafen verwandeln in. der Metallur je
noch zuunterfcheiden ; erfteres geſchiehet, wenn man die Metall⸗
muülter and diedem Metalle beygemifchten fremdartigen heile in
Schlacken verwandelt, fo daß das Metall unberührt bleibt; Teßte-
"res aber, wenn man dag Metall ſelbſt in Schladen verwandelt,
So auch die Verfhladung. - » 7 Es
Derfchlafen, verb.irreg. act, (S. Sphlafen.) 1. Durd Schla,
- fen verfäumen, Die gehörige Zeit verichlafen.. Sein Glüd,
eine Arbeit verfchlafen. Im Dberdeuifchen fagt man auch, fich
verschlafen, die gehörige Zeit verfchlafen,, länger ſchlafen, als
\ man wollte. 2. Das Mittelwort verfchlafen bedeutet über dieß
noch, als ein eigenes Bey» und Nebenwort, Fertigkeit befigend,
über die Gebühr zu fchlafen. -Verfchlafen feyn. Ein verfchlafe:
ner Ülenfch (©. Der 6.) Daber die verſchlafenheit, die Eigen»
ſchaft, Fersigfeit, da man verſchlafen ift. ;
Der Verſchlag, des — es, plur. die — fchlage, von dem fol,
genden Zeitworte ,. doch nur in einigen Fällen deſſelben. . Die.
"Hanklung des Berfchlagens, d. i. Überfchlagens, wo es für über
ſchlag oder-Probe nurin einigen Gegenden und Fällen üblich iſt.
So wird in den Salzfiederegen, die mit der Salgfoble angeftelfte
Probe der Derfchlag genannt. Daher die verſchlagſohle, das
Derfchlagefien, die Mahlzeit, die dabey gegeben wird, u. f.f.
2. In andern Gegenden ift der verſchlag fe viel, als der Verkauf
einer Waare, eine im Hochdeutſchen gleichfalls ungewöhnliche Br-
deutung. 3. Von verfchlagen, Wirfung baben,. Nusen bringen,
iſt der Verfohlag, der Vortheil, Nugen. 4. Im Hochdeutfchen
gebraucht maun dieſes Wort nur allein ven einem verfchlagenen,
d.i. mit Bretern abgefonderten Raum ineinem größere. Einen
verſchlag machen. . F
Verſchlatgen, verb. irreg. (S. Schlagen,) welches nach Maß⸗
gebung des einfachen Zeitwortes und der Partikel ver in verſchie⸗
denen Bedeutungen gebraudit wird, Es iſt in doppelter Geſtalt
üblich. ;
1. Als ein Yetivum. 3. Durch Schlagen verbrauchen , in
- welchem Falle man 3.B.fagt, alle Nägel verſchlagen, alle Nä-
gel einfchlagen,, und dadurch verbrauchen. 2. Durch Schlagen
yerfchliegen, zufchlagen, Safler, Bälten verfchlanen, fie zuna-
geln-oder zuſchlagen. Zu den Salzkothen werden die Pfannen
verichlagen, wenn fie geflidt werden. -3. Durch Schlagen ahfone
dern. In dieſem Verftande fagt men noch zumeilen, eine Ram
mer, ein Zimmer, einen Kaum verfchlagen, wenn man einen
— Arch Sie Kupfeeſtecher verfhiegen durch feinere und dich⸗
durch zu viele Härte ſchüchtern und furchtſam macht, wofür auch
unterſucht wird. Die Sohle verſchlagen, (S. verſchlag) Im
. bar gebraucht. 6. In die Ferne ſchlagen, ingleichen durch oder im
- feiner $abrt verfehlagen werden. Ein verfchlagenes SHif
‚Ein verwunderes Wild har ich verſchlagen, wenn es an einen
„ein Wild in den Zeug, wenn e3 ſich iu demfelben verwidel,
‚an ff. verfchlagen. : 7. Eine Minze verfhlagen, in einigen
„ Gegenden, fie verrufen, abwürdigen, in andern Öegenden au ,
abſchlagen. ee ’
‚mehren, dem Auſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen, welche
doch insgefammt in dein Gebrauche des einfachen Zeitwortes ges
tungen des Zeitwortes. a. Bey den Jägern,verfchläge das Birk⸗
„geflügel, wenn #8 aufböret zu fchlagen, d. i. zu locken, welches
daſelbſt auch verbleffen genanut wird. b. Eben daſelbſt hat der
Sirſch verſchlagen, wenn er den Baſt von ſeinem Gchörne völlig.
‚Füßen äußett, Sich verfangen, iſt in eben denrfelben Verftande
. verlanateWirfung hervor bringen, fo wie verfanzen und anſchla—
et EV # * er a N — —
PIERRE:
Tbeil deſſelben durch eine leichte Wand von angefchlagenen Bre⸗ ;
tern obfondertz wofür doch einen Dorfchlag machen, üblicher ff. -
(S. verſchlag 4. Zu fehr fchlagen, eine nur in der Jãgerey üb -
J —
liche Bedeutung, wo man einen gund verſchlagt, wenn man ihn
überſchlagen üblich iſt. 5. Für überſchlagen, der Zahl oder Gröw _
ße nach ungefähr beſtimmen, wo e8 doch nur in engerer Bedeutung _
in den Sa’zwerfen üblich iff, wennder Gehalt der Salzſohle genau '
Niederſ. iſt verflaen auf der Wage unterfuchen, Schwed förllg,
‚welches aber auch zahlen bedentet, und zwar nach einer fehr alten
Bedeutung, in welcher Ottfried fhonunfirflagen für unzähl-
Schlagen vericven, verlieren ; wo es wieder inverfchiedenem Vers ⸗
frande vorfommt, a, Einen Ball verfchlagen, ihn im Schlagen °
verlirren, fo fehlagen, daf man ihn nicht wieder finden ee SE
„der Seefahrt wird. man von dem Winde verfehlagen, wennman
durch denfelben von feiner Fahrt abgetricben wird, De Sum,
verſchlug das Schiff an die Rufe, an eine wüfte Inſel. Don.
Bey deu Jägern wird es als einKeciprocum gebraucht. Der Schuß i
verſchlãgt fich,wenn er au einen unbekannten fal ſchen Ort geräth.
unbekaunten Ort gerathen iſt. c. Eben daſelbſt verſchlagt ſich
d. Figürlich ſagt mar, ſich etwas verſchlagen, ſich am den möge
lichen Genug eines Guten bringen, faſt fo, wie perſcherzen, dach
mit einem merflichen Unterſchiede. Dev Baufmann verfchläge
fi feine Runden, wenn er durch-fein Betragen macht, dag fie
fi von ihm wegwenden. Sich eine gute Seivard, fein Glück
Abe
IE. Als ein eutrum mit dem Hüffeworte baten, gleichfalls .
—
52*
gründet find, 1. Auſhören zu ſchlagen, in verfchiedenen Bedeu⸗
abgeſchlagen hat, wofür auch verbaſten üblich iſt, 2. Wer fehe
Falte Körper etwas von ihrer frengen Kälte verlieren, fo daß fie
„ohne heftige Empfindung angegriffen oder genoffen werden können, -
ſo fagt man, daß fie verfchlagen. Das Waffer verfchlagen Taf -
fen. Das Bier nicht anders, als verfchlagen trinken. ver—
ſchlagener Wein. Im Hochdenifchenift überfchlagen in eben
dẽmſelben Verſtande üblich, 3. Ein Pferd verſchlagt, hat ver
ſchlagen, wenn es wegen plötzlich unterdrückter Ausdünſtung
krank wird, welche Krankheit ſich zuerſt durch eine Steife in den
— ⏑—
is: si
üblich, befonders, fofern das Verfchlagen von den Winde oder ei⸗
nem bißigen Srunfe herrühret. (S. auch Rehe.) Zwar faat man
auch, ein Pferd iftverfcplagen, allein alsdann iſt es dag Mittele
wort mit dem Zeitworte feyn. Bin verfchlagenes Pferd. 4.Die
a ieh Fin nn
gen; vorzüglich mit der Verneinung. Die Arzeney will nichts
verfchlagen. Es verfchlägt nichts mehr ‘bey dem Brankfen,
Rein Biften wollte etwas verfchlagen. Das Kann nichts vers '
Schlagen, fann nichts helfen. 5. Austragen, ausmaden. Es
verſchlägt nicht viel, der Unterſchied trägt wenig aus. Es ver⸗ ;
foplage viel, der Unserfchied beträgt viel. In noch weiteren Bere |
ftande,
en Yo Be Abu *
vVer NEN
er — daran en feun. £s vafhläg olet, ei viel date
2 an gelegen, eigentlich, der Unterſchied zwifchen beyden Fällen bes
“ terfchied, iſt daher gleichgültig. Wenn die Perfon ausgedrndt
— wed fo ftebet jelbige, fo wohl der ganzen Analogie der Sprache,
als auch den beten Bepfpielen nah, in der dritten Eudung. Es
verſchlagt mir nichts, if mir gleichgültig. Das kann mir nicht
viel verichlagen. Dev Srau verſchlug das nichts, Gel. Was
Penn denn das meinem Wirth verſchlagen? eben derf, Was
Würdees ihnen verſchlagen, wenn u.ſ. f. Leſſ. Zwar heißt es
mich ein Wort nichts verfehlägt; i leichen: aber das verfchlug
mich nichts; und an einem-andern Drte: was kann fe denn
nn. dagverfihlegen, ob ich ihnen aus diefer oder jener Urfache gez
d wogen bin; doch das geböret mit zu den Kleinen Fleden, von wel
. ‚chen diefer font fo reine Schriftſteller nicht ganz frep it, 6. Von
E * einer jestveralteten Bedeutung, nach welcher. es chedem fchlau,
Be .. uf ‚und in weiterm Verſtande auch flug fepn, bedeutete, ift
das Mittelwort verfplagen, als ein eigenes. Bey- und Res
ankrt üblich, Geſchicklichkeit oder Fertigkeit befigend, feine Abe
=> gründet, wo es mit liſtig wohl größten Thells gleich ra
©. md ſo wie diefes, jo wohl in einem unfhädlichen Verſtande,
5% als aud) in einem nachtheiligen, gebraucht wird, und alsdann den
Ein
rs Gebrauch diefer Fertigkeit zum Schaden anderer bedeutet.
4 verfchlagener Menſch. Ein verfchlagener Kopf. Line ver-
ſchlagene Antwort. Weine Seinde find verfeplagen und ha⸗—
ben gefhwinde Raͤnke, Pf. 64,7. Sie ift die verfchlagenfte
Perfon, die ich nur Fenne. (S. auch verfhmige.) Ju Preußen
ſagt man in diefem Verſtande befeplagen, im Schwed. fo wohl
wort ift ned; in dem Island, lägur vorhanden, welches gleich-
. und Slägd, der Betrug iſt. Aus allem erhellet, daß ſchlagen
ebedem auch von gewiſſen ſchnellen Fähigfeiten des Beiftes ge⸗
braucht worden, fo daß unfer Flug, vielleicht auch ſchlau, genau
5. damit verwandt find. (S. dieſe Wörter.) Der nachtheilige Ne⸗
7° Benbegeiff des Schadens anderer iſt diefem Worte fo wenig we»
fentlich, als dem orte liftig ; obgleich. beyde häufig mit demfel-
ben gebraucht werden. Bey dem Apderdian kommt auch ein. Acti⸗
2: eum verfchlagen, für detriegen, ingleichen duch Gaufslep ver»
blenden, vor.
2 tungen, ſchon febe alt, Einige Oberde atſche Schriftficller gebrau⸗
we chen das Activum auch anftott des einfügen Zeitworses ſchlagen.
* Die aller Meynungen verſchlugen in den Wind, Opitz.
Das Hauptwort dleverſchlagung wird felbft in den Bedentungen
+ des Activigvenig gebraucht; das Derfglagen bingegen iſt in bey⸗
deun Formen üblicher.
Die verſchlagenheit, plur, inuf, die Sinenfhekt eines Din⸗
; geg, da es PER ift, in 144 letzten Depsäfung de3 Zeit⸗
er. wortes.
gen, probieren, in den Salzwerken einiger Gegenden, ein Beam-
ter, welcher die Salzfohle ptobieret; der Probieren,
on verſchlagẽ ſen, des —s, plur. ut. nom. fing, S, ver⸗
7 Schlag.
tch und runden Bahn, ſtarke Bleche damit zu verdünnen,
Be 2, Aufi.
tragt viel, Das verfchlägt nichts, macht feinen.erbeblihen Uns - _ verffopfen,
auch bey den ©: Here: ich habe es ihnen ja ſchon gejagt, daß
ſichten auf eine, andern verborgene Art zu erreichen und darin ges
"bellagen, als förllagen; ſelbſt nufer befhlagen, Kenntuiß -
von etwas haben, und Anſchlag, gehören bierher.. Das Stamm⸗
fals liſtig, verfchlagen bedeutet, dagrgen im Schwedifen Slug >
Ann, Das ganze Zeitwort iſt, wenigſtens in einigen Bedeus
Der Verfäyläge, se — ütnom, Brig, von verfchlas
E Der Verfiplanbammer, des —s plur die — bammer beh
Ir, ben Kupferſchmieden, ein ſtarker Schnriedehammer nit einer brei⸗
BR
1122
Die Verfhlaufshle, plur. car. ®, Verfiälan,
1. Derfchlämmen, verb. reg. act. wit Schlamm überziehen, ) -
Die Graben find verfpkimmt. Der Sluß ver:
fchlämmt die Wiefen. Daher die Verfchlämmung.
2. Verfchlämmen, verb. reg. act. dur Schlämmerep derich«.
ten, durchdringen. Sein Vermögen | verfchlämmen, Ingleichen
mit Schlämmen zubringen. Die Zeit verſchlammen. Siehe
2.Schlämmen. >
Verſchlaͤudern/ verb: reg, act. unnüß und mit einem boben
Grade der Nachläffigkeit verthun, Sein vermögen verſchläu—
dern. Ein Raufmann verfchläudere feine Waaren, wenn er
fie obne div gehörige Aufmerkfamkeit auf den vernünftigen und nö⸗
tbigen Gewinnan Mann zu bringen fucht. Die Zeit verfihläus
dern, ſie unnüg und forglos zubringen,
verfchlaudern. S. Schläudern.
Derfchlechtern, verb. reg. act, ſchlechter machen, im Gegen ⸗
ſatze des verbeſſerns; ein wenig übliches Wort, wofür im den
meiften Fällen verfoplimmern gebraucht wird.
Derfchleichen, verb. irreg. recipr. (S. Shleihen) SH
verſchleichen, ſich ſchleichend entfernen, ſich unbemerkt ans dein
Geſichte verlieren. . Ein Thier verfchleicht fich. Kiler, ihr
a die ihr der traurigen Eleone jo langfam Pe R
fe
Verfchleifen, — reg. act. ı. Auf ungebührliche Het in die
Länge ziehen, nur au einigen Orten, Emmen Prozeß verfchleifen, ‘
ihn. langw ierig machen. 2. Auf ungebührliche Art an einen and ırn
Ort bringen. So wird eine Sache, ein Rechtshandel verſchleift,
wenn man fie Auf eine ungebührliche Art an einen andern Ort an⸗
hãngig zu machen fucht, Im gemeinen Leben ift verfchleifen oft
beimlich berfchleppen, auf welche Art untreues Gefinde der Herr:
ſchaft Eßwaaren, Speifen uf. f. verfchleift. So auch die ver⸗
Schleifun 3:
) Anm. In der Dentichen Bibel kommt es in veralteten Be
flande als ein Nentrum für verfchliefen, fi verſchlupfen,
verkriechen, vor. Das Waſſer verſchleifti in die Erde, 2 Sam
14,14
Verſchleimen, verb.reg. act. mit Schleim anfüllen, verfiopfen,
ſich verfihleimen., mit Schleim augefüllt werden. verſchleimte
Gedärme, Daher die verſchleimung.
"Derfihleißen, verb. irreg. (6. Scpleigen,) welches im Hoch»
deutfihen ungewöhnlid, im Dber: und Niederdeutſchen aber deſto
gangbarer iſt two es in doppelter Geflaltvorfomut. *
1. Als ein Neutrum mit dem Hülfswogte feyn, (1) Durch den
Gebranch abgenügerwerden. Alles Sleifch verichleißt, wie ein:
Bleis, Sir, 14, 18
Ich febe meinen Leib els ein G:wans verſchleiſſen, Car.
‚Bin verfihliffenes Rlerd, ein abger<agenes, in Oberdeusfchen,
(?) In weiterer Bedeatung, vergeben, verfchivinden. Ehe zehn
Fahr verſchleißen werden, Die Zeit verfchleige geſchwinde.
2.03 ein Yerivum, : (1) Verfchleigen machen, durch den
Gebrauch verderben, abnützen. Dirie Kleider verfäleißen. (2) In
weiterm Verſtande, verbringen, zubringen, Die Zeit mußig _
verſchleißen. In Betrachtung der kurzen Zeit, fo Ich bier:
bey verſchloſſen, Opitz; wo das Mittelwort verſchloſſen lau⸗
tet, anſtatt des üblichern verſchliſſen. Es iſt alsdann von ver—
ſchllefen, welches im Oberdeuiſchen auch für verſchleißen ger
br.ucht wird.
Die Zeit, fo wir Herfchließen,
Pflege als ein Strom zu fließen, Opitz
* Als Wanre verkaufen, noch ſehr häufig‘ im Oberdeuffchen.
Seine Waarezu verſchleißen ſuchen. Zu Wien wird derjenige,
Sbhb welger
Im Oberdeutſchen —
1123 - Ber
welcher den Verfauf des Salzes —— der
genannt. S. verſchließ.
Daher das Derfi Hleißen, und im shätigen Verſt ande ab wohl
die verſchleißung.
Anm, Schon bey dem Ditfried if firflizan, jerfchneiden,zers
reißen. Das Riederf. verfliten, von fliten, ſchleißen, bedeutet
fo wohl abnügen, als auch ſchlichten, einen Streit beylegen, ingleis
en fich in jemandes Gemüthsart ſchicken, ihn mit Nachſicht be⸗
handeln, ihm nachgeben.
Verſchlemmen, ©. verſchlämmen.
Verfchlendern, verb. reg. act. mit Schlendern zubringen,-
Die Zeit verſchlendern. Den Tag verfchlendern. ©. Schlen⸗
dern: .
Derfi chleppen, verb. reg, act. ı. Ai einen ungehörigen Ort
fhleppen. Ingleichen in engerer Bedeutung, auf ungebührliche
Art entfremden, beySeitezu fehaffen fuchen. So kann ungetreues
Geſinde vieles verfchleppen. (S, Verfopleifen.) 2. Im gemeinen
Leben fagt man auch, viele Kleider verfchleppen, durch ſchwere
Arbeit, oder auch durch Nachläſſigkeit abtragen, verbrauchen. So
auch die Verfchleppung.
Derfihleudern, S. Derfchläudern. _ ;
Derfchleyern, verb, reg. act, mit einem Schleyer verhüllen / be⸗
deden. Sein Geflcht verfleyern. verſchleyert einher gehen.
Derfihliefen, verb. irreg. recipr. (S: Schliefen,) welches im
Hderdeutfchen häufiger ift, als im Hochdeutſchen, ſich fchliefend
verbergen, fich verfriechen ; wovon fich verſchlüpfen das JInten ſi⸗
vnm iſt. Die Mäufe verfihliefen fich indie Löcher.
* Der Verfchließ, des—es, plu:. car. von verfchleißen, verkau⸗
fen, abſetzen, ein nur im Oberdeutſchen übliches Wort, den Ver⸗
trieb einer Waare zu bezeichnen; im Niederſ. Slete. Dirlender-
ſchließ haben, vielen Abgang an Waaren.
—— verb. irreg. act. (S. Schließen.) ı. Vermictelft
eins Schloffes zumachen, verfperren, Die Thore, die Thuren
verschließen. Ein Zimmer, ein Haus, die Stadt verſchließen,
durch Verſchließung der Thüren. Eine wohl verſchloſſene Thür,
ein verſchloſſener Ort. Jugleichen in verſchiedenen figürlichen
Bedeutungen, Den Leib der Mutter, den Simmel, daß er nicht
Regen gebe, verfchließen, in der Deutfchen Bibel. Sein Herz
vor jemanden verfipließen. Dem Grameden Zugang zu feis
nem Herzen verfchließen.
Ich ſuch' umfonft mein Herz dem Bummer zu verſchließen,
Cron.
Der Bach, den Eis verſchloß und Sonn?’ und Weſt entſte⸗
geln, Hag.
Das ſtolʒe verdienſt verſchließt ſich den Zutritt zu den Großen
und verachtet den Zutritt zu den Niedrigen, Gel. 2, An-einem
verfchloffenen Orte verwahren! ...Sein Geld verschließen. Sig
verschließen, einfchließen. Figürlich heißt es Gal. 3, 23: wir
waren unter dem Gefeg verfchloffen. ;
Die Derfchliefung, plur. die —en. 1. Die Handlung des
Verfchließens , in beyden Fälen, ohne Plural, 2. An den
Schlöffern wird derjenige Riegel, welcher die Thür eigentlich zus
ſchließt, die Verfchließung genannt, Kin Schloß mit zwey Ver:
ſchließungen.
verſch limmern, verbireg. act, ſchlimmer machen, Kine Sa⸗
che verſchlimmern. Sich verſchlimmern, ſchlimmer werden.
Die Krank heit verſchlimmert ſich. Daher, die verſchlim⸗
merung.
Verfiglingen, verb.irreg. act. (S. Schlingen) 1. Von .
ſchlingen flectere, iſt verfchlingen, in einander ehlingen, Der
Saden bat ſich verſhlungen. Ein verfchlungener Knoten.
2,83 foplingen, glutire, ganz hinab oder hinunter ſchlingen.
Ber
Der Waltäfch — Zonam. Die Erde verfchlang ie
Rorte Korah, Moſ. 16, 13. Dondem Meere, von dem Waſ⸗
fer, von den Welfen, von einem Raubtbiere derfchlungen wer-
den. Ich nahm das Büchlein und verfchlangs, Offeub, 10,9
ı0, Jugleichen figürlich.
Seinken verzehren, in der harten Schreibart. Sein But mit gu:
ven verfchlingen, Luc.1 5,20. Das Erbrheil des Serren,2Sam;
20,19, 2. Der Gottloſe verſchlingt den zrommen, Hab, 1,13,
3. fine Sylbe, ein Wort im Reden verfchlingen, auch verichlas
Een, fie aus Eilfertigfeit der Ausfprache verfchweigen. 4, Meine
Begierde verfchlang den Inhalt des Briefes, Dufh. Seine
gievigen Augen verſchlangen die Pracht, die ihn umgab, ohne
ihn zu fättigen.
So au die Derfchlingung, in beyden Fällen.
Anm. Bey dem Oitfried, Rotker und andern alten Oberdeut⸗
ſchenSchriftſtellern nur firllinden, verſchlinden, von ſchlinden,
für ſchlingen.
Derfi re verb. reg. act. ganz binab fhluden, —
ſchlucken. 1. Eigentlich. Eine Pille verſchlucken. Mücken
fäugen, BR Bamehle: verfchlugen, Matıh, 23, 24. Kine
Nadel verſchlucken.
Röhre kann das Waſſer nicht alles verſchlucken. 2. Figürlich.
(1) Ein. Wort, eine Sylbe verſchlucken, wie verſchlingen, ſe
ans Eilfertigfeie der Ausfprache im Reden überbüpfen, verſchwei⸗
gen.” (2) Durch Schlucken zurüd halten, in einigen - Fällen,
. Weinen verfehluden. Den Schmerz verſchlucken, wie ver⸗
eißen.
Dergleichen Beſchuldigungen find ſchwer zu verſchlucken.
So auch das verſchlucken, und, ſeltener, die verſchluckung.
verſchlummern, verb.reg, act, mit Schluinmern zubeingen, —
verbringen. Die Zeit verſchlummern.
Laß den ſtolzen Bewohner
Hoher Pallaſte den berrlichfien Morgen nur — ver⸗
ſchlummern, Sadarı
Ingleichen durch Schlummern verfänmen, verlieren, Sein Glück
verfchlummern.
Derfchlüpfen, verb.reg, recipr. Sic gerfehlüüpfen, ſich ſhin
pfend entfernen, verbergen; das Intenfivum von verſchliefen,
‚ welches, fo wie diefes im Hocbeutfähen wenig geböret wird.
Verſchmachten, verb. reg, neutr, mit dem Hülfsworte feyn,
big zur Erſchöpfung aller Kräfte ſchmachten, vor Schmachten ver⸗
geben; eigentlich von einem hohen Grade desDurftes und derHige,
in weiterer Bedeutung anch von dent Hunger, und figürlich auch
von der Sehnſucht und ängftlicheın Harren. Vor gige, vor Duck
verſchmachten. Ganz verſchmachtet ſeyn. Vor Hunger ver«
ſchmachtet, 5 Mof. 32,24. Ceib und Seele, meine Gebeine
verfchmachten, in der Deutfchen Bibel.
Warten der Dinge, verfehmachten, Luc, 21,26,
verſchmachten und'die verſchmachtung.
verſchmahen, verb. reg. act. welches in doppelter Geſtalt vor⸗
kommt. 1. *Als ein unperfönliches Zeitwort, wenigſtens nur in
der dritten Perfon. Das verſchmähet mich, ift mit empfindlich,
ich ziehe eg mir zu Hoßne, zur Schmad. Dis lob beginnetvil
frowen’verlman, Heinrich von Morunge. Ich han fo vilda-
her geklagt, Das es ver[mat den Kinden, Reinmarder Ale
te, der es aber wider jdie Sewohnheit mit der dritten Endung der
Perſon gebrauchet. Es iſt in dieſer Bedeutung im Hochdeutſchen
veraltet, ſo wie das Niederſ. verfmade en, welches ehedem eben fo
gebraucht wurde
2. Als ein verfönliches Zeitwort. (1) Mit Schmach belegen,
Daher dag
als ein Jutenſivuun von dem eiufachen — fehr fchmäben,
aus⸗
1124
1, Durch Unmäfigfeit im Effenund -
Die Erde verſchluckt das Waffen, Die
(3) Vorwürfe, Derweife verfchinden, wie ver
dauen, fie anhören, ohne feine Empfindlichfeit merken zu laffen,
vor Furcht und. vor
2. eh * a an; "eine Bedeutung, welche wenig mehr vorfomimt,
in —— verfepmäber werden. Im Oſterreichiſchen iſt
daher verſchmach noch Zorn, Beleidigung. (2) Verachten; eine
Bi = ſehr alte Bedeutungsin welcher ferfmahen ſchon bey dem Notker
borkommt. ‚Du machen fie zu Schanden, denn Gott ver:
. ſchmahen fie, Pf. 53,6. Wie bar mein Herz die Strafe vers
ı fihmäher! Sprihw. 5,12. Es tauget gar nipts, daß man
einen armen verſtändigen verſchmähet, und einen veichen
Gottloſen ehret, Sir. 10,26. Und fo in andern Stellen mehr.
Es iſt in diefer weirernBedentung imHochdeutfihen gleichfalls ver»
altet, wo man es nur noch in engerer gebraucht, aus Verachtung
- nicht annehmen wollen, aus Berinafpäsung ausfchlagen. wil
fimih ze fruinde verlmahen, Heinrich von Sär. Kin Ger
5 e mayen. ’
; en _. De mitzittern glaubft, und bald aus Stols ver:
2 ſchmaͤhſt,
Und bald, wenn du dich fühlf, vom Simmel trotzig
. 2 3 . -flebft, Leff.
So auch die Verfhmäbung, welches Wort in der erfien per⸗
föntichen Bedeutung au den Plural leidet.
Anm. Im Niederſ. verſmaden. Es find in diefem Zeitworte
zwey verſchiedene, aber doch verwandte Bedeutungen zufammen
gefloffen, die von Schmach und dem einfachen ſchmähen, und die
von dem alten noch Riederdeutfchen fma, Bein, geringe, verächts
Lich, welche letztere in der legten Bedeutung herrſcht. ImSchwes
=. Difehen find daber beyde Bedeutungen auch in dem Beitiworte vers
ſchieden; förlmäda, iſt dafeldft verſchmahen, fehr ſchmãhen,
nd förlmä, verſchmähen, verachten.
———— er reg, act. mit Schmaufen alle machen,
> Succhbringen, Sein Vermögen verfhmaufen. Ingleichen mit
Schmaufen zubringen, verbringen, Die Zeit verfihmaufen. Das
ber das Derfchmaufen,
Derfchmeißen, verb.irreg. act. ©. Schmeißen,) welches im
3 gemeinen Leben für verwerfen gebraucht wird, d.i, an den unrech⸗
ten Drt ſchmeißen, oder werfen, beſonders, wenn derfelbe unbe»
kannt iff.
Perfepmälzen, ein Zeitwort, welches in doppelter Geftalt vor«
« Fommt. 2. * Als ein Heutrum mit irregulärer Abwandlung,
md dem Hälfeworte feyn, völlig fhmelzen. Wenn aber die
Sonne heiß fehien, verſchmelzte (verſchmolz) es, das Manna,
2Mof.ı6,21, Das Abgebrannte muß im$euer —
en, Ezech. 24, ı2. Gleichwie Wachs vor dem Seuer ver:
——— Mich, 1,4; und fo in andern Stellen mehr, Es
iſt In diefer Bedeutung im Hochdeutfhhen veraltet, wo zerſchmel⸗
sen dafür üblicher iſt. =. Als ein Activum, welches gewöhne
lich zwar auch irregulär abgewandelt wird, aber billig regulär
ſeyn follte, (S. Schmelzen.) (1) Durch Schmelzen alle mas
‚chen, der Menge nad erfhöpfen Alles Bley verſchmelzen.
) In der Mahlerey iſt verſchmelzen, vertreiben, fo unter
einander mifchen, daß eine Farbe auf. unmerfliche Art in die
andere ſchmelze oder übergehe. Die Sarben find nicht gez
börig verſchmelzet oder verfchmolzen. (Daher ‚bie ver⸗
melztun . —
— verb. reg. act. aufpören, Schmerzen über et⸗
was zu empnnden, und in weiterer Bedeutung, die Folgen eines
Übels nicht mehr empfinden. Ich habe den verluſt noch nicht
zerfehmerse.” Der Schade ift leicht zu verſchmerzen.
34 gleich fein Kleid nicht fein und bunt,
j Das Kleid Fann ich. verſchmerzen, Weiße.
Ingleichen feinen Schmerz, und in weiterer Bedeutung, feine ums
. angenehme Empfindung einer Sache ungerdrüden, nicht merklich
. wersenlaffen. Ich verſchmerzte dieß, da meine Pflicht, alles
v.
verſchmieden, verb. reg. act,
Derfdpneiden, verb.irweg.act, (S.Scneiden.)
Der 1126
zu verſchmerzen, mis jege ſchon überaus wichtig geworben
war, Sonuenf. Daher das verſchmerzen.
m ı, Us Materialien zum
Schmieden gebrauchen. Auf diefem Eiſenhammer wird lauter
ſchmeidiges Eiſen verſch miedet. 2. Durch Schmieden alle mas
chen. Alles Eifen verſchmieden.
Verſchmieren, verb. reg. act. ı. Durch Schmieren ale machen,
„Dielen Lehm, allen Kleifter verfchmieren. Ingleichen durch
ſchlechtes Schreiben. Viele Dinte, alles Papier verfchmieren.
2. DuchSchmieren oderZufchmieren verflopfen. ‚Die Kigen mit
Pech, mie Lehm, mis Ralf verfchmieren. Einen Ofen. ver:
ſchmieren, die Rigen an dem ſelben. Figürlich verfchmiert man
im Bergbaue die Gänge, wenn man fie verfegt oder auf andre
Art verbirgt. So auch das Derfchmieren,
Verſchmitzt, —r, —efte, adj. et adv. welches eigentlich das
- Mittelwort von einem ungewöhnlichen oder doch längſt veralteten
Zeitworte verfchmigen ift, und mit ſchlau, liſtig und verfchla=
gen größten Theils gleich bedeutend iſt. Kin safı chmitzter
Menſch. überaus verſchmitzt ſeyn. Kin verſchmigter Ein⸗
fall. Daber die verſchmitztheit, die Eigenſchaft, da man ver»
ſchmitzt iſt.
Anm. Die eigentliche Vedeutung des Zeitwortes in dieſer Zus
fammenfegung iſt dunkel; indeſſen ſcheinet bier eben dieſelbe Figur
Statt zu finden, welche in verſchlagen in eben derſelben Bedeu⸗
tung berrſchet. Schmigen ſcheinet hier ein Intenſivum von ſchmei⸗
de, fchmeidig zu feyn, da denn verſchmitzt eigentlich im hoben
Grade geſchmeidig, und figärlich, bereit, fich in ale Fälle zu
fhiden, bedeuten würde, Friſchens Ableitung von den Schmit⸗
sen der Ruthe, welche die Kinder klug machen, ſchmeckt ein wenig
zu fehr nach der niedern Schule,
Verſchnappen/ verb, reg. recip. Sich verſchnappen. 1. Fehl
ſchnappen, nach etwas ſchnappen, ohne zu erhaſchen; iugleichen
figürlich, die gehoffte Beute verfeblen, beydes nur im gemeinen
Leben. 2. Sich im Reden aus Übereilung bloß geben, ang Under
dachtfamfeit etwas fagen, was ung nachteilig werden fann, ſich
durch Worte verrathen. Wie kommts, daß man fih fo außer:
ordentlich betroffen findet, wenn man ſich verſchnappt hat?
Hermes. verſchnappe dich nicht. ° In manchen gemeinen, bes
fonders Niederdeutſchen Mundarsen, verfchnubbeln, verfnavein,
verflabbeferen. ö
Verſchnauben, in der edlern Sprechart verſchnaufen, verb. reg.
neutr. mit dem Hülfsworte haben, eigentlich, aufhören zu ſchnau⸗
ben oder zu ſchnaufen, d.i. nach einer heftigen Bewegung wieder
zu Athen fommen, Die Pferde verſchnauben Iaffen. Laf mich
erſt verfchnanfen. - In einigen Dberdeutfchen Mundarten vers
ſchnieben, welches irregulär gehet, im Niederf, verfnuven, vers
pufien, von puften, blafen, ſchnauben.
+, Als Ma⸗
terialien. zum Schneiden gebrauchen, befonders an einigen Orten
von ſolchen Krämern, welche allerley Zeuge einzeln oder Ellen-
weiſe verkaufen, wofür doch im Hochdeutſchen ausfchneiden üblis
er ift. 2. Durch Schneiden alle machen. Der Schneider bat
allesTuch,dergäderlingfchneider alles Stroh verfihnitten. viel
Brot verſchneiden. 3. Durch Schueiden verunſtalten; eine nur
noch hin und wieder übliche Bedentung. Vielleicht gehöret dahin -
auch der Niederfächfifche Gebrauch, wo den Wein verfchneiden,
fo viel ift, als ihn verfälfchen, fehlechten unter den guten mengen.
4. Durch Schneiden an der Länge etwas abnehmen, Si die Nä⸗
gel, die Haare verfchneiden. Sie follen die Saare umber
verſchneiden, Egech. 44,20. Dein Kabel it nicht verſchnitten,
Kap. 16,4, Die AÄſte verfchneiden. Einem Subne die $lügel
verſchneiden. Inden meiften diefer und ähnlicher Fülle ift dafür
Bbbbe im
N o ERS aaa / ——
— BR
1197 Ber gi 23% — %
im Hochdentfchen befchneiden üblich. Bey den Metallarbeitern,
u Be den Gelbgießern, Goldfehmieden n. ſ. f. iſt verſchneiden in
engerer Bedeutung, einer gegoſſenen oder getriebenen Figur mit
dem Grabſtichel nachhelfen, alle hervor ragende fehlerhafte Theile
unt dem Grabſtichel wegnehmen. 5. Ein Thier männlichen Ge⸗
fchlechts feiner Mannbeitberauben, enemannen, als eine Figur
der vorigen, vielleicht auch der dritten Bedeutung; oft nur ſchnei⸗
den ſchlechthin. Es find etliche verfchnitten, die von Menfchen
verſchnitten find, und ſind etliche verfchnitten, die fich felbit
verſchnitten haben, Matıh. 19, 12. Daher ein Verfchnittener,
eine ihrer Mannheit beraubte Perfon mänulichen Geſchlechtes,
wofür von Sängern dieſer Art das Ital— Caſtrat üblicher ift.(S.
Caſtriren und Caftvat,) wo verfchiedene theils veraltete, theils
zur noch in den Provinzen übliche gleich bedeutende Wörter an⸗
geführet werden, welchen man noch das Osnabrückiſche rool-
finfen beyfügen kann, wo ein Caſtrat oder Verſchnittener auch
Bert genannt wird, ganz wider die gewöhnliche und —
Bedeutung dieſes Wortes.
So auch das Verfihneiden und in einigen Fällen ie ver⸗
ſchneidung.
Derfchneyen, verb. reg. neutr.. welches das Hülfswort ſeyn
erforderk, mit gefallenem Schnee bedeckt und dadurch unkennt⸗
lich werden Alle Wege find verſchneyet. Von der Conjuga⸗
tion ſiehe Schneyen.
Verſchnieben, verb. irreg, neutr. (S. Schnieben,) welches das
Hülfswort haben erfordert, aber nurin einigen, befonders Ober⸗
deutfchen Mundarten für verſchnauben oder verſchnaufen üblich
ift, ©. daffeibe,
verſchnitten, Verfihnittener, S. verfhneiden.
verſchnitzeln, verb. reg. act. durch Schnigeln, d.i. Schneiden
in Heine Stüde, alle maden, Papier verfchnigeln.
Verſchnupfen, verb. reg. imperf. Das verfchnupfte ibn, verwideln, befeftigen gebraucht
er fand ſich dadurch plötzlich beleidiger, daß verdroß ihn. Der Da, als er (Noah) war mit Luft und See verſchrante
Teufel! das verſchnupft, Leſſ. Im Niederdeutſchen verſchnup⸗ Opitz.
pen. Es gehöret nicht zu ſchnupfen, mit der Naſe einziehen, in⸗ Und imter,den Gebeinen #
gleichen ſchnäntzen, fordern it allem Anſehen nach eine eigene Mit Heden ganz verfehränft, eben derſ. ER
Dnomatopöte, nach welcher ſchnupfen vermuthlich eigentlich ſtut⸗ Und fühle du nicht mehr das feik verknüpfte Sankt
zig werden, plößlich zurück fahren, bedeutet hat, da es denn mit In dem ich täglich mich je mehr und mehr verſchrant
ſchnappen verwandt ſeyn würde. Im Engl. iſt (auf und im Nies Günther.
derfähr. ſauf empfindlich, -7.. Ihe Spiegel felbit lag noch im Sutteral verſchränkt Sach.
Derfihnüten, verb, reg. act. ı. Mit einer Schnur ausieffen, Melche Bedeutung doch im Hochdeutſchen ungewöbnlich if, Ss :
—— int Bergbaue, vermeſſen. Ein$eld verfchnären laſ— auch die verſchränkung. \
fen. 2. Mir Schnüren überall verfehen, mit Schuüren bewinden Verſchrauben, verb, reg.et irreg. act. (©. Schrauben.) ı Mie
und befhlingen. Daher das verſchnüren. einer. Schraube verfhliegen, verfperren, für zufrauben. ®,
Verſchocken, verb, reg. act, in einigen Gegenden, z. B. in Falſch ober fehl ſchrauben; ingleichen durch ungefchidies Dre» -
Sachſen, dieunter dem Nahmen der Schocke übliche Abgabevon ben eine fehlerhafte I&raubenförmige Geſtalt geben. Daher das
etwas geb’n. Seine Selder verfhoden. (S. Schock.) Daher verſchrauben.
das verſchocken. Verſchreiben, verb.i irreg. act.(&. Schreiben.) 1.Duch Schrei⸗
Derfihollen, ©. verſchallen. ben verbrauchen. Viele Sedern, alle Dinte, eine Menge Paz
Verſchonen, verb. reg, act. einer Perfon oder Sache ein bee pier verfchreiben. 2. Falſch fchreiben. Eine Zahl verfchreiben.
veits zugedachtes übel nicht zufügen, wo es auf doppelte Art ge- Die Zahl, das Wort ift verfchrieben.. Jugleichen als ein Reci⸗
braucht wird, ı, Mit dergmwegten Endung der Perfon, welche procum, Sich verfihreiben, falſch fchreiben, 3. Schriftlich übers
Mortfügung im Oberdeutſchen und in der höhern Schreibart der tragen, den Befis einer Sache ſchriftlich verfihern. Einem etz
ie:
8 er 1128.
wird: * ſollt Beinen Reihe eenfhönpn 2, Mit det vierten ;
Endung der Perfon, da denn dag Übel vermittelft des Vorwortes
mit ausgedrücket wird. Lin Land im Kriege verſchonen. Das
Land iſt im Kriege verfchonet geblieben. Das Seuer hat mein
Haus verfchoner. s Fann Peiner” verfpone Bleiben. Fes -
manden mit der Arbeit, mit der Strafe, mit den Abgaben
verfchonen. Iagleichen in weiterm Verſtande. verſchonen fie
mich mit dergleichen Verdacht, mit folchen Reden.
Daher das Derfihonen und die Derfhonung. — x
Derfchönern, verb, reg. act. von dem Eomparativo fchöner,
ſchöner machen. O wie verſchönert die Wehmurb ihre Wans
gen! Gel. Mit was für Vollfommenheiten des Geiftes und -
\ des Rörpers wirt du fle verfchönert finden! Weiße. Daber“. ’
die verſchonerung. Bon dem Primitivo fehön, hat man in eini⸗
gen gemeinen Mundarten verjchönen, Nieder. —— —
machen, ingleichen reinigen, putzen, ſchmucken.
Verſchoren, S. verſcheren. *
Verſchoſſen, verb. reg. act. Schoß oder Geſchoẽ von Atiwas ge
ben. Seine Güter verſchoſſen. Daher das Derfchoffen.
DVerfihrägen, verb.reg, act, mit einer ſchräge gefegten Befrie⸗
‚digung umgeben. Ein Seld verſchrägen, mit ſchrãge geſetzten
Pfahlen. Daher Sie Verfchrägung. S. Verſchranken. TER
Derfihrämen, verb. reg. act. im Bergbane, einen Schram,
fhmale Dffnung, neben einem Sarg bauen, die Gänge dadurch
deſto leichter zu gewinnen. verſchramt Jeld, wo das Geſtein anf
den Seiten weggebauen ift, dag Etz aber noch * ſtehet. Daher
das verſchrämen. SSchram.
Verſchranken/ verb,reg. act. durch ein ——— geſetztes
Hinderniß vermachen, einſchließen nur in einigen Gegenden und. fi
fat wie verfchrägen. Figürlich wird es im Dberdeutfchen mehr» a
> mahls für einfchliegen, eihfi —— überhaupt, ingleichen für -
Hochdeutſchen am Hblichften iff, Der Herr verſchonete beg Loths,
ı Mof. 19,16. Er verſchonete nicht feines eigenen:Sohnes,
KRöm. 8, 32. Licht der Engel, die geſündigt haben, 2 Pet.
2, 4. Und fo in andern Stellen mehr, wo verſchonen eigentlich
für das einfache fchonen ftebet. Da ward der Stade verfihont,
Walfer. Eine ganz ungewöhnliche Wortfügung ift es, wenn es
Hiob 33, 18. Heißt, und verfchoner feiner Seelen vor dem Der:
derben, und feines Lebens, da es nicht Ins Schwert falle,
ingleihen, wenn es Judith 2,6. mit der dritten Endung gebraucht
was derfchreiben, ihm das Eigeutbum deffelben ſchriftlich über-
„tragen. Inden Bergwerfen it der verſchreibetag, der Leibes -
"tag, daden Gewerken ibr Eigenthum verfihrieben, oder ſchrift⸗
lich beſtãtiget wird; dev verſchreibezettel, das verſchreibegeld
uf. f. Am häufigſten in engerer Bedeutung, ein Ding als ein
Unterpfand ſchriftlich verſt een, Jemanden fein But, fein ver⸗
mögen verichreiben, als ein Unterpfand einer fchuldigen Geld»
ſum ne. Sich für jemanden berſchreiben ſich fhrifilich als Bür⸗
gen für ihn b; lennen. Sich EN Daher die
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erſchreibarng, ein fhriftliches Bekeuntniß, daß man mit feiner
Perſon oder feinem Bermögenjemanden als ein Eigenthum vers.
Bafter fen ; oft auch in weiterer Bedeutung ein jedes ſchriftliches
Bekenntniß einer Schuld. 4. Schrifilich oder duch Briefe von
einem fremden Orte Fommen laffen. Waaren verſchreiben. Die
Waare iſt fohon verfchrieben. Zinen Bedienten, einen sofmei⸗
ſter verſchreiben. 3. Schriftlich verordnen; doch nur in engerer
Bedeutung von den ſchriftlichen Verordnungen eines Arztes; entz
weder als eine Figur der vorigen Bedeutung, oder auch für vor-
fepreiben, £at. praelcribere. Einem Kranken ein Recept ver-
ſchreiben. Etwas in die Apotheke verschreiben.
Daher das verſchreiben, und in einigen Fällen, befonders
in der dritten Bedeutung, die verſchreibung. . Eine verſchrei—
bung maden, von ſich fiellen, ein ſchrifuliches Bekenntniß
einee Schuld.
Anm. Im Riederfächfifchen bedentet es über dieß noch, ſchrift-
lich verklagen, vielleicht eigentlich, vermittelſt einer Schrift in eie
nen üblen Ruf beingen, oder auch fehriftlich vorladen.
Verſchreyen, verb. irreg. ac. (©. Schreyen.) 1. In ein üb⸗
durch Übertretung des Geſetzes auf ſich laden.
les Geſchrey, dei. einen üblen Ruf, bringen,
einen Kaufmann, weil man nicht fo redlich ift, Hermes. Der
wegen der Wildheit des Genies fo verfihriene Arioſt. Daher
"die verſchrienheit. 3. Ju einem andern Verſtande pflegte man
ben dem ebeinahligen Halsaerichte, wenn der Thäter einer Mord»
that nicht ausfindig gemacht werden konnte, den Entleibten zu
verfchreyen, indem der nächfte Bhutsfreund, oder ſtatt deffen der
Getichtsdie ner, mit entblößter Wehr bey eröffietein Sarge de3
Ermordeten dreymahl Zeter, oder im Rirderf. Jodute, über den
Mörder rief; wodurch derfelde zugleich im eigenslichften Ber,
ſtande der vorigen Bedentung verfchrien wurde:
Derfchroten, verb. reg. act. außer im Mittelworte, da es ver:
ſchroten bat. 1. Durch Schroten alle machen. Der Müller
bat alles Malz verfchroten. 2. Im Bergbaue ift verfchrosen fo
viel alserfchroten, in weiterm Verftandz des einfachen Zeitwor⸗
tes ſchroten, verſchrotene Wafler, welde durch Stollen und
Roſchen abgezapfet werden. Lin verfsprotenes,dercits durch Berg⸗
gebäude, Schächte, Stollenuf.f. geöffnetes, Seld, ein verfahr:
nes, verritztes, verwunderes Seld.- So audi das Derfchroten.
Bey dem Stryker bedeutet es perſtümmeln, oder auch niederma⸗
chen; maniges Haiden verſehrotet.
DVerfchrumpfen, verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte fevn,
durch Schrumpfen ungeftalt werden. Meine Sau iſt verſchrum⸗
pfen, (verfhrumpfet,) Hiob 7, 5.
wie eine Saut verſchrumpfet durch den Rauch, Opitz.
Im Niederſ. verfehrumpeln, in einigen na Gegenden
verfchrümpfen.
Der Verſchub, ses — es, Bier: car. von dem Zeitigorte verſchie⸗
ben, die Handlung des Verſchiebens, ingleichen die Zeit, um
welche etwas verfchoben wird, wie Auffchub, welches do ubli⸗
cher iſt. Aller verſchub iſt gefährlich.
Verſchchtern, verb. reg. act. et neutr. im letztern Falle mit
dem Hülfsworte ſeyn; in beyden Formen nur in einigen Gegen⸗
den, ſchüchtern wachen und ſchüchtern werden. Daher das ver⸗
ſchüchtern.
——— verb, reg. act. 1. Mit Schulden, d. i, andern
ſchuldigen Geldfummen, belgden, Cajus hat ſeine Güter ſehr
verfehulder. Am üblichſten iſt es in dieſer Bedeutung in dem
Mittelworte. verſchuldet feyn, viele Schulden Haben. Ein ver ⸗
fihuldetes Gut. 2. Eine Schuld, d. i. Verbindlichkeit zur Strafe,
Aue Rönige ha⸗
ben fich verfchulder, Sir. 49, 5. : Der Gegenſtand der Perfon
und Sache bekommt alsdanı das Vorwort an. Du verſchuldeſt
Man verſchreyet
Derihwärzen, verb. reg. act.
Ber 1130
dich an dem Bluce, das du vergeußt, Ezech. 22, 4. Jener
Land hat fich hoch verfchulder am Geiligen in Feder, ger.
51, 5. Sich an dem Nechſten verfchulden, Hifk. der Suf. 62
Die Handlung aber das Vorwort mit. Darum, daß ſich Eodon
verſchuldet hat mit ihrem Rächen, Ezech. 25,12. 3. Ein übel als
eine Strafe, oder natürliche Folge feiner unrechtmäßigen Hands
Kung, auf fich Faden, mit der vierten Endung des Übels. Das
baben wir verfchulder an unferm Bruder, ı Mof..42, 21.
verſchuldetes Elend. Was habe ich verfchulder $ Daher denn
auch der Iufinitiv Häufig als ein Hauptwore gebraucht wird,
für Schuld. Das wiederfährer mir ohne mein Derfchulden. Es
ift durch dein verſchulden gefchehen. In weiterm Verſtande
bedeutete es ehedem verdienen überhaupt, audi in gutem Sinne.
Herre Gott — —
Sende: ir dinen [uellen Segen
Das hat fi ver[chuldet gar wol
' Gegenal der Werlte Gemeine.
Marggr. Otto von Brandenburg.
4. Bergelten, in welchem Verſtande auch verdienen ehedem go⸗
brancht wurde ; eine nur noch hin und wieder übliche Bedeutung.
Des welle wirver[chulden fo fere gegen ewern hul,
den, Stryker. Ich will eg wieder verfchulden. Im Oberd. ber
fulden, im Shwed, förlkylla, im Dän. forffylse. i
Daher die verſchuldung, doch. nur in der zweyten, und das
verſchulden in der dritten Bedeutung.
Anm. In der zweyten und dritten Bedeutung ſchon bey dem Note
ter fer[chuldan und kefchulden,im Schwed. förfkylla, "
*Dorfi chuldigen, verb, reg. act, welches das Antenfivum des
vorigen ift, und ehedemin deſſen zweyter und dritter Bedeutung
gebraucht wurde, jegt aber veraltet iſt. Der König hat ſich ver⸗
ſchuldiget, 2 Sam. ı4, 13. Sich an dem Heren verfchuldie
gen, 2 Chron. 19, 20. Auch für Derfchuldigung, eine geſes⸗
widrige Handlung/ wozu man eine Verbindlichkeit zur Strafe auf
fi ladet, ift verſchuldung üblicher.
Derfihütten, verb, reg. act. ı. Durch ein. bingefchüttetes
Hindernif verfperren, verfchließen. Den Weg mit Schutt ver⸗
ſchütten. 2inen Brunnen, einen Graben verfchuften, zu⸗
ſchütten. 2. Sein Dieb dem Hirten verfchütten, nur in einie
gen Gegenden, den Schutt davon entrichten, d. i. ihm das zum
Hirtenlohne beffimmte Getreide geben. 3. Durch unvorfichtige
oder heftige Bewegung in Menge dahin fallen oder ausfließen laſ⸗
fen. Den Brey, den Wein, das Waſſer verfchütten. Er hat es bey
ibm verfchütter, oder auch, er hat den Brey bey ihm verfchüttet,
figürlich, er Hat fih um feine Gunft gebracht. Im gemeinen Leben
anderer Gegenden iſt verfchütten fo viel als gbortiren, zur Unzeit
gebäten. Daher das verſchütten, ſeltener die verſchüttung.
Derihwägern, verb, reg. recipr. Sich mit jemanden ver=
fchwägern, durch Heirath deffen Schwager werden. Sie ind
x verfhwägert, fi find Schwäger. Daher die Derfhwägerung.
verſchwarmen verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben,
- welches nur von den Bienen gebraucht wird. ı. Die Bienen ha⸗
ben verfhwärmer, wenn fie ausgefchwärmet, oder aufgebör
wet haben zu ſchwärmen. 2. Als ein Reciproeum verfchwärmen
fich die.Bienen, wenn fie gu viel ſchwärmen, und fi dadurch ent»
Eräften. Daher das verſchwärmen.
1. Im gemeinen Leben , für
anſchwarzen, dei. verleumden, in eine üble Meinung bey jes
manden bringen. Seinen Freund bey jemanden verſchwärzen.
Daher das Derfehwärsen und die verfihwärzung. 2. Bon
ſchwarzen den Sol oder die Acciſe umgeben, iſt verſchwärzen
in einigen Oberdeutfchen Gegenden, Waaren durch Schwärzen,
d,;, mit Umgehung der Aagaben, u unter die Leute dringen,
id 3 * Ver⸗
ang ner:
' ar
erſchwatzen, verb.reg,act. ı. Durch Schwatzen um.et>
* en Die Zeit verfchwagen, fie mit Schwatzen zubriu⸗
gen. Seinen Hals verihwagen, ſich durch unbeſonne nes Schwaz
Ben, intebensgefaßr bringen, 2. Die Sache ıft ſchon verfchwagt,
durch unzeitiges Ausfhwagen verdorden, 3. Sich veripwagen,
fich verfprechen, verreden. Doch ich verſchwage mich, Wiel.
4. Jemanden verſchwatzen, andern durch feine Schwatzhaftigkeit
eine üble Meinung von ihm beybringen ; wo es gemeiniglich nach
dem Muffer einiger Provinzen verfchwägen lautet, So auch das
verſchwatzen.
Derfyweigen, verb. irreg. act. (S. Schweigen,) durch Schwei⸗
gen, nicht Sagen, verbergen, geheim halten. Etwas verſchwei⸗
gen. verſchweige mir nichts. Ein Gebeimnif verfchweigen.
Daber die verſchweigung. Schon bey dem Otifried und Rorfer
ferfuigen, firfuigen, bey dem Dpig nur fepweigen. Wir
wollen — feinen Ruhm und Ehr in Ewigkeit nicht ſchweigen.
©. verſchwiegen. —
Derfhwelgen, verb. reg. act. durch Schwelgen verderben, vers
‚bringen. Grin Vermögen verfhwelgen. Die Zeit verfhwrl«
gen, fie mit Schwelgen zubringen. Daher die verſchwelgung.
Im Rieder. ift verfwelgen noch im eigentlichen Verſtande ver⸗
ſchlingen, verſchlucken.
1. verſchwellen, verb. reg. act. von Schwelle, mit Schwellen
verſehen, in der Zimmermannskunſt. Pin Saus ganz neu vers
ſchwellen. Ein verſchwellter Dachſtuhl, wo die Dachſt aͤhlſãu⸗
ien auf beſondern Schwellen ſtehen. Daher die Verfchwellung.
2. derſchwellen, verb. irreg neutr. (S. $chwellen,) welche⸗
das Hülfswort ſeyn erfordert, mit Geſchwulſt bedeckt, verſtopft
werden. Das Auge, der Hals iſt ganz verſchwollen. Daher
das verſchwellen. *
Verfhwemmen, verb. reg, act. mit einem herbey geſchwemm⸗
ten Hinderniffeverfopfen. Mit dem Oftwinde wird der Safen
verfchwemmet. Ingleichen, auf folche Art bededen. Das Pfla«
fier ift mit Sande verſchwemmet.
Deriywenden, verb. reg. act. in reichem Maße und ohne
Noth, auf eine unnüge Art, verwenden. Sein Dermogen ver=
ſcchwenden. Viel Geld mit Bauen, an einem Baue verſchwen⸗
den. Alle Wohlehaten find bey ihm nur verſchwendet, fie brin⸗
gen nichts von der verlangten Wirkung hervor. Seine Zeit ver
ſchwenden, fieunnüß zubringen. Gute Worte, Ermahnungen,
an jemanden verfehwenden, fie anikn verwenden, ohue daß fie
die gehoffte Wirkung hervor brächten, Daher das-Verfhwenden
und die Derfchwensung, welches legtere oft-in weiterer Bedeu⸗
tung die reihlihe und unnüge Verwendung feines zeitlichen Vers
mögens bedeutet.
Yen. Schon bey dem Notker ferfuenden, wo es aber auch
für verbrauchen überhaupt vorfommt. Es ift eigentlich das Acti⸗
vnm von ver ſchwinden und bedeutet zunächft ver ſchwiaden machen
Der Verſchwender, des —s, plur. utnom. fing. Zämin. die
Derfchwenderinn, eine Perfon, welche etwas verſchweudet. Ein
verſchwender der Zeit. In engerer Bedeutung eiue Perſon,
‚welche ihr zeitliches Vermögen in reichem Maße und ohne be⸗
greiflichen Nügen verwendet. Zur einen verſchwender erklä⸗
ver werden. ;
DNerichwenderifh), —er, —te, adj. et adv. das gehörige
Maß des Bedürfniffes in der Verwendung weit überfcpreitend, '
und darim gegründet. verſchwenderiſch mit- etwas umgeben.
- Befondersin Anfehung der Berwendung des zeitlihen Vermögens.
Verfhwenderiich feyn. Ein verſchwenderiſcher Menſch. Kin
verſchwenderiſches Gaſtgeboth. Derfiyuenderifch leben.
Derfchwiegen, —er, —ie, adj.et adv. weiches eigentlich dag
Mittelwort des Zeitwortes verfhweigen iſt, und auf Doppelte Art
> Ber ET See 3
gebraucht wird. 1. In der gewöhnlichen pafjiven und objeetiven
. Bedeutung, was verſchwiegen wird, Das bleibt verichwiegen.
Erwas verichwiegen halten, Die Sache iſtnoch verfihwiegen. -
2, Inthätiger und fubjectiver Bedeutung, Fertigfeit befigend, et⸗
was duch Schweigen geheim zu halten,eswicht bekannt zu machen,
vVerſchwiegen feyn. Kin verfchwiegener Sreund,
Die Verichwiegenbeit, plur. car. in der zweptenBedeutung des
vorigen Wortes, die Fertigkeit, etwas geheim zu halten, es nicht
tur Worte befannt zu machen. Bey dem Kero Suuigalii,)
Verſchwinden, verb. irreg.neutr. (6. Shwinden,) welches
das Hülfswort feyn erfordert, fich den Augen geſchwinde entzies
ben, auf eine gefhwinde und unmerkliche Art unfidptbar werden.
Der Engel des Seren verſchwand, Richt, 6, 21, , Wie ein
Srüblingsmebel vor der Sonne verſchwindet. Allesoffnung
iſt verfhwunden. - Mein Glück verſchwand, wie ein Traum
in einev Sommernacht. Es iſt vor meinen Augen verſchwune
den, wenn etwas auf eine und unbemerkte Art weggekommen
iſt, ohne daß man weiß, wie, Der Schuldner iſt verfihwuns
den, wenn er mit der Flucht entlommen iſt. Man fondre den
Begriff der Tugend von der Sveundfchaft ab, fo verſchwin⸗
der ihr Werth und ihr beiligey Glanz, Gel, Daher das
verſchwinden. F
Anm. Schon bey dem Notker kerſuuinden, der es auch in wei⸗
terer Bedeutung für vergeben gebraucht; min-Lib (eben) ilt fer⸗
fuunden in leide, Ehedem wurdees auch für das ıhätige ver»
ſchwenden gebraucht, da es denn unter andern auch gerfirenen bes
deutete, Ferfuuanta andere diese, e3 zerffuruete die Völker,
Rott, Do ver[wanter ein michel her, Stryf, Im Schwed.
förlvinna, £at. evanefcere. = Be
Verſchwiſtern, verb. reg. act, zur Schwefter machen, am häu«
figften als ein Keciprocum, fich mit einer Perfon verfchwiltern,
ihre Schwefter werden, wie verbrüdern, verſchwägern. Man
gebraucht es gemeiniglich, im figüslichen Verſtande, ähnliheDins -
ge weiblihen®efhlechts auf das genaueſte miteinander verbinden,
Meine Seele ſehnet ſich nach einer verſchwiſterten Seele, Zim⸗
; mermann. verſchwiſterte Tugenden. ER BERG. 4
Verſchwitzen, verb. reg, welches in gedoppelter Geflalt vor ⸗
„.fonimt. 1. Ms ein Activum. (5) Die Wäfche verfhwigen,
fie duch Schwitzen verderbeu, ſie einſchwitzen. (2) In Ges
ftalt des Schweißes von ſich geben, wofür doch ausſchwitzen
üblicher ift, ER TER
2, Als ein Neutrum. (1) Mitdem Hülfswortefeyn, in Ge⸗
ffaft des Schweißes vergehen, verfliegen. Alle Säfte ind ver⸗ 4
ſchwitzt. Haller gebraucht es auf eine ungewöhnliche Art alsein
Reciprocum. Wie
Der aus gebrauchte Theil von ung ſich ſelbſt verſchwitzt.
(2) Mit haben, aufhören zu ſchwitzen. - Man pflegt die Äpfel in
Tonnen zu legen, und, bis fie völlig verſchwitzt haben, alle
acht Tage umzulegen. So auch das Derfchwigen,- ;
Verichwören, verb. irreg. (S. Schwören,) welches anf doppelte
‚Art vorkommt. . RAls ein Neutrum mit dem Hülfsworte ha⸗
ben, falſch ſchwören, ſchon bey dem Ulphilas forlwaran, imAn⸗
gelf.farlweran, inSchwed.förlverja, bey den alten Oberdeut⸗
ſchen Schriftſtellern firfweran, die es aber als ein Reciproeum
gebrauchten. Ni furfweridich, ſchwöre nicht falſch. Auf ähu⸗
liche Art fagen bie Lateiner peierare für periurare.
2. Als ein Ketivum, welches doch in den meiften Föllen die
Geſtalt eines Reciproci hat.
eigentliches Activum, es zu unterlaffen, zu meiden, eidlid) ange -·
loben. Das Spielen, Has Trinken verfhwören. Line Beges
rey verfchwören,. Seltener und.nue im gemeinen Leben von Pers
fonen, jemandes Gemeinſchaft eidlich entfugen. (2) Sic vers
— ſchwõren,
*
(1) Etwas verſchworen, als eiut
1;
*
EIFEL
2 — ——
*
Ber ae
——— mit Eidſchwüren ER wie vermeſſen, fo daß
ver bier eine Intenſton bezeichnet, (3) Sieh durch einen Eid oder
- eidlich verbinden, Sich mit jemanden verſchwören. Am häu⸗
- flgften in engeren Berftande, fich auf ſolche Art zu einer böfen
Sache verbinden, Sich widerjemanden, zu jemandes Unter:
gange verfhwören. Sie verfchwören fi, ihn um das Leben
zu bringen. Die Verfchwornen, welche fich zu einer den Ges
fegen zuwider laufenden That eidlich verbunden Haben; oft. aber
auch nur von folchen, die fich zum Nachtheildes Staatesund def
‚fen Verfaffung verbinden. Ingleichen figürlich. Alles bat fich
wider mich, zu meinem Untergange verfchworen.
mente haben fich wider ihn verſchworen.
Daher das Derfchwören, in der erften und dritten Bedeutung.
Das Hanptivork die Verfchwörung, plur. die— en, wird nur
in der dritten Bedeutung gebraucht, und zwar am häufigften in
engerm Verſtande von einer heimlichen Verbindung wider das Les
ben eines Hegenten oder wider die Berfaffung eines Staates; Lat.
Coniuratio. Line verſchwörung anitiften, errichten. 2
‚Derfehen, verb. irreg. act. et recipr. (S. Sehen,) welches
nach Mafgebung der Partikel ver, und des einfachen Zeitwortes,
in verfchjiedenen Bedeutungen üblich iſt.
1. Fehl fehen, falſch fehen, welcher allgemeine Begriff ſich —
der in verſchiedene Unterarten theilet,
(2) Aus Mangel der Aufmerkfamkeit etwas nicht feben, was
- man doch fehen follte und wollte, für üÜberjeben ; ; eine Bedeutung,
welche parfamer —— als die übrigeit, Eine Gelegenheit
verſehen. —
geut, heut hohe Zeit!
“Mer fich erſt durch Langſamkeit
Auf den Morgen denkt zu friſten,
Wird fein Gluͤck und Geil verſehen, Gryph.
Noch ungewöhnlicher iſt es im figürlichen Verſtande, für überſe⸗
- Du haft etwas Wichtiges, etwas Großes verſehen.
ſich aus Unachtſamkeit um feine Gunft gebracht.
ben, mit Fleiß nicht fehen, nicht ahnden, ertragen. Du verſteheſt
der Menfchen Sünde, daß fle fich beffern follen, Weish, 1,24,
(2) Falſch (eben, fehl fehen, ein Ding für das andere ſehen,
doch. nur im weiteren und figüclichen Verftande, (aus Mangel. dee
Aufmerffamkeit etwas thun, was man nicht thun wollte, oder nicht
hun follkte, aus Unachtfamfeit wider feine Abficht, oder auch wie
der eine Vorſchrift Handeln, wo es von weiterm Umfange der Bes
"deutung iſt, als vergeben in ähnlichem Verflande, welches ſich
mehr auf eine fittliche Borfchrift bezichet. verſehen ift auch vers
fpiele. Man gebraucht eshier aufgedoppelte Art, (a) Abfolute
und als ein Reciprocum, fich verfehen. Ich babe mich verfes
ben, ich habe aus Übereilung etwas gethan, was ich nicht thun
wollte,
eine Waare für die andere, nicht das gehörige Gewicht u. fi f.
gibt, (6) Als ein eigentliches Netivum und mit der vierten En⸗
dung dee Sache, oder doch mit dem Wörtchen es.
was verſehen? So viel ich weiß, habe ich nichts versehen,
Etwas
Er hat es bey ihm verſehen, er bat
: Du hatteſt es
“darin verfehen, daß u. ſef. Mitder vierten Endung derHaupts
wörter wird es nicht verbunden, Sehr häufig wird auch der In⸗
funitiv als ein Hauptwort gebraucht, welches denn auch den Plural
leidet. Das verſehen, eine aus Unachtſamkeit wider feine Abficht
oder wider die Vorſchrift begangene Handlune. Ks iſt nur eim
Derfeben, Ein Derfehen begehen. Aus Verfeben fündigen.
Ein Verſehen ift leicht zu vergeben,
(3). Sth an etwas verfeben, durch den Anblick einee Sa-
che einen ungewöhnlichen Eindrud befommen, doch nur in engerer
Bedeniung, pon ſchwangeren Prrfonen, wenn der unvermuthete
in feinem Amte verfehen,
Alle Ele⸗
Der Beamer verſiehet fich, wenırer aus Unachtſamkeit
Babe ich et⸗
Br 1134
Anblick eines Dinges einen ungewöhnlichen bleibenden Eindruck
auf die Frucht macht,
2. Für verfehen oder eigentlich fürfehen, und zwar wiederum
in verfchiedenen figürlichen Fällen,
(1) Jemanden mit etwas verfehen, ihm daſſelbe als ein
Mittel zur Erreichung einer Abficht oder doch als ein Bedürfniß
darreihen, ohne die nähere Art und Weife zu beſtimmen; Eat.
providere, wie verforgen, Mit Wein habe ich ihn ——
ıMof.27,37. Jemanden mit Geld, mit Truppen, mit Le:
bensmitteln verfeben. Der Baufmann verfieher ſich mie
Waare, wenn er felbige anfchaffer, Er verficher andere mie
einer Waare, wenn er ihnen feldige verfauft. Ich bin nicht
damit-verfehen, ich babe es nicht. Die Ameife verficher ſich
auf den Winter mit Speiſe. Sich mit Lebensmitteln verfes
ben. Mit Tugend, mit Schönheit u.f. f, verfehen feyn, find '
= veraltet,
(2) Ein Umt verfehen, verwalten, _ Jemandes Stelle vers
ſehen, vertreten, verwalten,
(3) Verordnen, doch nur noch in wenig Fällen.
den Rechten fo verfehen, verordnet,
3. Für erſehen oder auserfehen, d.i. beſtimmen.
das ich ihnen verfehen hatte, Ezech 20,6. Welche er zuvor,
verſehen har, die hat er auch verordnet, Röm. 8, 29. Gott
bat etwas beffers für ung zuvor verfehen, Ebr.ı1, 40. Zugros
Ben Dingen verfehen feyn. Ich war nicht dazu verfehen, glück⸗
lich zu ſſeyn.
» Ein armer Mann, verfehn zum Graben,
Wollt jegt ein beffer Schickſal haben, Geil.
DieParcen haben uns denUntergang verſehen, Günth.
Gewöhnlicher, haben uns zum Untergange verfehen. Indeffen
fängt es doch in dieſer ganzen —— an, ſparſamer gebraucht
zu: werden, >
4. Vorber fehen, doch auch nur in zwey figüchichen Bedeu»
tungen, als den Wirkungen des Vorherfehens,
(1) Bermuthen, hoffen, erwarten, als ein Neciprocum, da
denn die Perſon, von welcher man etwas hoffet oder erwartet, vers
mittelft der VBorwörter zu und von ausgedrudt wird, Es wirb
bier auf doppelte Are gebraucht. (a) Entweder init der vierten
Endung dereigenen Perſon, da denn die Sache entiweder -in der
zweyten Endung ſteht, oder auch umſchrieben wird, Ich verſehe
mich deß zu euch allen, 2 Cor. 2,3. Kap.7, 16; hoffe es von
euch, verfpreche es mir von euch. ch verfebe mich zu euch,
ihr werdet nicht anders gefinner feyn, Gal. 5, 20. Wir ver-
feben ung zu euch , daß ihr thut, u. ſ. f. 2Theff. 3, a. - Wir
verfehen ung beſſers (eines beffern) zu euch, Ebr. 6, 9. Du bat:
teft dich meiner wohl nicht verſehen, hatteſt mich wohl nicht
erwartet, vermuthet. Sie durfen fich freylich Feiner guten
Aufnahme bey ihm verfeben. Reiner Untreu ex fich verfah,
Sheuerd. Rap. 23. Ich hatte mich diefer Ehre am wenigffen
versehen, Er hälte fich eher des Todes verfeben, als meiner
Ankunft. (b) Mit der dritten Endung der eignen Verfon, und
der vierten der Sache, oder ſtatt deren mit dem Wörichen es.
Das hatte ich mir von ihm nicht verſehen, hätte ih von ihm
nicht erwartet, vermuthet, gehoffet. Ih zerfebe mir nichte
Gutes zu oder von ihm. Ich. hätte. mir ehe des Simmels
Es if ie
Ein Land,
„Einfall verfeben, als dich. he ich es mir verſah, oder ehe
ich mirs-verfab, ein gewöhnlicher Ausdruc, die unvermutbete
Ereignung einer Sache auszudrüden. Ehe du dirs verfehen
wirft, werden wir Fommen. Das Compliment verfahe ich
mir nicht. She er fichs verſteht, will ich die albernen Bücher
alle mit einander ins Seuer werfen, Weiße. Beyde Wortfüguns
gen find im Hochdeutſchen gleich gebräuchlich; aur iſt es ein Febler,
wenn
x 1135 | Ber Fe Bin: 5 2
wenn ‚von einigen in Sch ästern aaſdi chene verſen in der vier⸗ Yeft Enten, verb. vo; * durch Seriaen an den — Sei :
sen Endung gefeßt wird,
Doh, eh' ich michs (mirs) verfah,
Warer dem Band und mir entgangen, Se,
Indem zwey Accufativi diefer Art wider Die Analogie der Deut⸗
ſchen Sprache find. S. auch Unverſehens.
(2) * Sein Vertrauen auf etwas fegen, als ein Reeiprocum,
wo der Gegenſtand des Vertrauens bald vermittelſt der ziwegten
Endung, bald aber auch vermittelt der Vorwörter zu und in,
ausgedruckt wurde, Firlah er fih in Got,’ er vertrauete Gott,
Otifr. Firfahun fihzi fineru ginadu, eben derf. BE die
- fihzeimo firlehent, NRotfer, x
Ich habe fteifdes Herren mich verfehen, e
Auf ihn geboffet mit Begier, Opig,
Doch im Hochdeutſchen iſt diefe Bedeutung längſt veraltet,
Anm. Am Schwed. in den meiften det vorigen Bedeutungen
förle. Das Hauptwort, das Derfehen, wird außerder erfien Bes
deutung wenig gebraucht. verſehung fommt noch — in
der zwenten Bedeutung vor, Die Derfehung eines Amtes, ei⸗
ner Stelle.
Derfehren, verb,reg, act, durch Trenmn⸗ des Zuſammenhan⸗
ges, beſonders der äußern Theile, unvollkommener machen, wie
verletzen, und von thieriſchen Körpern yerwunden. Irvil
froelich fienden ougen diut hant [o Verferet mich vil
fenden man, Heinr. von Frauenberg. Wan diu mirkunde
das herze alfo verferen, GrafXud. von Neuenburg. Jetzt
gebraucht manes nur noch entweder in ganz allgemeinem Ver⸗
verſenket werden, Jer 51, 64.
len verderben. Sich die Haare verfengen: Derfengte Ahren,
Moſ. 41,6f. Daher die Verfengung.
Derfönfen,- verb. reg. weidjes das Netivum von dem Nentro
verfinkenift, in die Zefe fenken, eigentlich durch Senken verder⸗
gen z’am häufigften von der Waſſertiefe. Ein Schiff verſenken.
Raften mir Steinen in den $luß verfenken, ihn dadurch unfahrr
> Bar zumachen. Seltener von der Erdtiefe, verſenkte Schäge,,
5 Moſ. 33,195 vergrabene, Figürlich verfenten die Metallars
beiter den Kopf einer Schraube; wenner in einer Vertiefung vers .
borgen wird/ fo daß er über der Oberfläche nicht hervor rager,
wozu fie einen eigenen Derfen?bohrer haben, Nach einer‘ Eigur
fogt man in der böbern Sce wart in er. in Klend, in
Schmerzen verſenkt.
Dort wollen Br ung ganz in — Schmerz verfenden,
* Cron
Wo es etwas mehr fh, als vertiefen. Ingleichen in tiefe Be⸗
trachtungen verfentt.Min froide ifnun inlaid verlenket,
Burkh. von Hobenfels, Ungewöhnkicher ift die bibliſche Figur, wo
es fir untergehen marben, in das Elend, in das Verderben Be 5%
zen, gebraucht wird. Menſchen wollen mi verfenfen, Pf. 56,
2. Meine Seinde verſenken mich täglich, V. 3. Babel foll alfo
Noch ungewöhnlicher iſt das
Hauptwort der verſenker. Hilf mir von der Schmach meines
Derienkers, Pf.57, 4.
Daher dieDerfenfungs g)
Schon bey dem Ottfried Artenkan, im Tarian bifenkin.
feande, ohne den Grad der Verlegung zu bezeichnen, oder, und Verſeſſen, S. Derfigen.
zwar am häufgffeir, von geringen Beſchädigungen oder Verlets -
zungen: Die Mäntel waren nicht verfehrt, Dam. 3, 27. Sich bie -.
Sand verfehren, durch eine Streifrioder andere leichte Wunde,
Im Seuer unverfehrebleiben. So auch die Derfehrung. Ebe⸗
dem wurde es auch figürlich für beleidigen gebraucht, welche Be⸗
dentung in einigen Oberdeutſchen Gegenden noch gangbar iſt.
Auf daß ich nichts begehe wider Pflichr,
* och möge dich mit übelthat verfehren, Opitz.
Daß ihr verfuchendes Grlüften
Im Ösen Orte (in der Wüfte) Bote verfehrt, eben derf.
Unm. Es iſt ein altes Wort, welches bey dem Ottfried auch
firzaren lautet, und daſelbſt zerreißen bedeutet, (S. auch ver—
ehren, Da das einfache fehren ebedem ſehr häufig für verſeh⸗
ren gebraticht tontde, und in den gemeinen Mundarten Ober: und
Niederdentſchlandes noch gangbar ift, fo erhellet daraus, dag
ver bier eine bloße Jutenſton bezeichnet, Seragaz herza,
ein perwundetes Herz , Ditfr. Im Niederf,ift feren und ferigen, +
nod verlegen, befchädigen, Schmerzen erweden, "Eben daſelbſt
it Seer, Serede, Serigheit, Seringe, fo wohl Veletzung,
Ansſchlag, Grind u. ſ. f. ald auch deſſen Wirkung, der Schmerz,
bey allen alten Dberdeutfchen Schriftftellern gleichfalls Ser,
Seru, im Schwed. Sär, Angel. Sar, Sartfeer, He zeleid, ſerig,
verlegt, ferlig, bey dem Ottfried ſchmerzli ch/ in Oberſchwaben
fern. f.f. Unfere Partikel ſehr iſt eine Figur davon, (S. diefelbe,)
ingleichen Down. Das rg, Ängften, ſcheint damit nahe Ders
wandt zufeyn.
Verſeitzen, Derfeiben, ©. Verfiegen.
Verfenden, verb. reg.etirreg, act. (S. Senden,) welches in
der edlern Schreibart für das gemeinere verfchidien gebraucht
wird, indie Ferne, an einen entfernten Ort fenden, am hänfigften
von Sachen. Der Kaufmann verfendet Waaren. Güter auf:
der Achſe nach Berlin verfenden. Bon Perfonen ift verſenden
nicht fo Htich, obglzich RR von denjelben gebraucht wird,
Daher die Derfendung,
» fie es innen werden, Hiob 9, 5.
Ort verſetzt, Kap. 14, 18.
"ing Meer, Zur. 17, 6.
es verjeger werden, Unter die Zahl der Seiligen perſegen.
Derfegen, verb. reg. welches in Soppelter Geſtalt wortommt
I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, mo es doch
nur von Thieren für verwerfen, die Jungen zu frühe oder in,
unvolltontmenem Zuftandegur Welt beingen, gebraficht wird,
befonders bey den Jägern von ſolchen Thieren, von welchen man
daſelbſt fegen für werfen, ‘oder sparen fast, Die saſinn —
verſegtzt.
Il. Alsein Yerlsum; wo es nach Moßebung der Partikel ver
‚. and des einfachen Zeitwortes in. — Veden ungea ge⸗
braucht wird. f .
(1) An einen falfeen, an einen nicht gehörigen Ort ſeten
Schwed. körlatta. Ein Buch iff verſetzt, wenn es am einen -
falfchen Ort geſtellet iſt Die Gränzfteine verfegen, verrucken.
In den Buchdruckereyen pflegt der Setzer zuweilen aus Verſchen
eine Zeile, ein Wort, einen Buchſtaben zu verfegen, du
denn auch wohl reciproce fagt, er habefich ver ſetzt.
@) An einen andern Ort fegen. Er verfeger Berge, ehe
in Sels wird von feinem
Keiß dich aus und verfege dich »
man
einer Rede, die Sylben, die Buchſtaben eines Wortes verſe⸗
tzen.
Amtleute verſegen, fie auf andere Amer ſetzen.
bedienten verſetzen, ihnen andere Stellen geben. Line Pflanze,
ein Gewäds, einen Baum verſetzen, an einen andern Ott, in:
wine andere Erde, fegen, wo diefes Wort von verplanzennoh
verfchieden ift. Verplangen gebraucht man gemeiniglich von uns
gen Pflanzen, welche man mit die Wurzel ausziehet und an cis
nen andern Ort pflanzet, verfegen aber von ermachfenen Gewähr,
fen aller Art, welche mit einem an den Wurzeln gelaffenın Ko
Erde, und mit Befchneidung der Wurzeln in andere Erde oder
on einen andern Des-gepflanger werden. In das Reid) Gor=
Sich
Die Bücher verſetzen, fie umſetzen,
in dem Bücherbrete an einen andern Ort fegen. Die Wörter /
Daber die Derfegung, eine Figur, Metathefis. Die
"Die Hofe
a
%
—
—
&
Fe
. einem Kranze verfegen, ordnen, veribeilen,
—
er sr UNE
in ae an ER Ort ER en wird Mir:
Si
Er + fih in diefe Begriffe. zu verfegen. Jugleichen
nach noch weiteren Figur, in einen sewigen Zuſtand bringen,
Jemanden in. andere Umfiände verſetzen. Das verfegt
| $ mid Di
die Nothwendigkeit, es dir absufgplagen. Je
manden in das größte Zlend, in einen blühenden Wohl:
‚Kand. verfegen. In Sireden,. in Suede in — ver⸗
ſetzen.
—3 So daß ver eine Verbergung REP und gwar auf
doppelte Art. 0) Indie Tiefefegen, doch nur bey den Schwert:
fegern, welche Bold -vdır Süberbiätter verfegen, wenn fie fele
bige in die gemachten Kleinen Örundhiebe dee ſtählernen Digeuger
faße mit dem Grundineigel einfhlagen, eine Art, Stahl mit gulds
nen und filbeenen Figuren zu belegen, Figürlich verfegt ſich bey
ben Jäger der Dachs, wenn ec fi in der Geſchwindigkeit in die.
Erde geübt, fo, daß die Hunde ihn wicht finden fönnen, wofür
and verflüften üblich tft. b) Durch ein davor geſetztes Hin⸗
derniß verſperreu, derſtopfen. Kine Chir mit einem Schranke,
„eine Enung mit vLaſſern, den Tin gang mit Steinen verfetz
zei.
‚ etwas das Arhembohlen. bindert, 3.8. zine große Hige, Schwes
feldampf, ein bufiiger Oeftantn.f.f. Die im Magen verfegten
Winde, wofür auch verfchlagen, üblich iſt, wo aber auch die erfte x
Bedeutung Statt findet. Im Hüttenbaue verfegt ſich der Blaſe⸗
balg, wenn er Feuer ziehet. -
‚(4) ©» daß ver eine Bermifchung, * bindung Begeichnet.
a) Inden Künfien wird verfegemin vielen Fallen für vermifchen
gebraucht, defonders, wer bie Wirkung des einen Dinges durch
die Beymiſchung desandern verändert meeden fol, Zu den Glo⸗
“ Een wird das Kupfer mit Zinn verſetzt. Den Wein mit
36 verfegen. Die Mahler verſetzen die Sarben, wenn ſie
eine Farbe mir der andern verbinden, Das Schwarzwildbrer -
‚ fürber ſich nicht, fordern verfeger nur im Serbfie feine Jun:
Felbraunen Sommerfedern «Sommerbaare, ) mit hellgrauen
Winterfedern, bey den Jähern.
Am Dberd. übliche Bedeutung zu gebören, wo dieſes Zeitwort
in verfchiedenen Fallen gebraucht wird, eine’ ſchickliche Verthei⸗
Yung und Verbindung mehrerer Zinge zu einem Ganzen zu be⸗
zeichnen. Eine Krone mit Perlen, ein Portrait mir Diaman-⸗
‚sen verfegen, befeßen. verſegte Edelfteine, gefaßte. Blumen in
Die Beete in eir
nem Garten verfegen, vertheilen. Im Hochdeuiſchen iſt diefe
— unbekanut. ——
—6 Jemanden einen Schlag, einen. Sieb, eine Ohr⸗
feige, verfegen,. ah, beybringen. Ihm. einen Streich auf
den Rüden verfegen. Zemanden eins verfegen,zinen. Schlag,
Hieb oder Stich. Der ſcheiat hier sine Hope Sntenfion ‚” bi
ihnen.
* 66) Ein Ding. Ardarı des andern , für EOS fesen.
e) Schlechte Goidforten gegen beffere verfegen, wofür doch im
Hochdentſcheg umfegen üblicher iſt. b) Zum Pfande fegr oder
geben „ verpfänden. Dev Bürge hat ſach felbii fur dich vers
fest, Sir. 29,70. Im Hochdentſchen gebra ucht manes aut noch
von Sagen. Die Yakır verigen, Ned. 5, 3. Beſenders
von biweglichen Dingen ,. für das diere verpfänfen. Stine
Uhr, feine Kleider, ein‘ Goldſtück bey jemangen"verfegen,
Seld darauf bergen, Es if für zehn Thaler verſetzt. Vers
fetzte Sachen einloren. - Schon im Schwabeuſp. verlezzan, -
ben. andern chidem such nur fegen, im mistiern kat, oppunere.
Ö Hierher gef oret auch vermuthlich die ſehr gangbare Bedeutung;
da esf r antworten g⸗ brauchst wird, eigentlich, anf die Rede de⸗
Abdel. W. 8. 4% Th, 2. Auf ⁊—
‚ Gigürlich fast man, das verfegt mir den Athem, wenn .
b) Hiecher feheinet aud) die |
en. a Br PATE Y
—— -
37 Br | 1298 _
San
h — fotgen laſſen, —— cutgegen feßen, ſo daß ver bier
eben die Bedeutung hat, als ant oder ent in antworten, uud re
in dem Lat. relpondere, dem Ital. repartire, und dem Franz,
repartir. Auf die Irage, ob ev es nicht gerban habe, ver:
ſegte er, daß er es nicht thun können, indem u ſ. f. Aber
wie, verfegte er, kann dieſes möglich feyn? Als er aus:
gered t hatte, verfegte ich ganz gelaffen, er ſey nicht im Stande,
darüber zu urtheilen.
behauptet an mehrern Orten feines Verſuchs einet richtigen Be⸗
ſtimmung u. ſ. ſ. verſetzen bedeute eigentlich, jemanden eine em⸗
pfindliche, beißende Antwort ertheilen. Alein, dazu bat ihn bloß
div geglaubte Abſtammung don der R.A. jemanden einen Sälag,
Sieb. u. ſ. f. verfegen, verleitet, Daß die Bedeutung des Alt«
worteng Feine Figur von dieſer R. A. iſt, erhellet unter andern
auch aus der Worifügung beyder; jenes iſt ein eigentliches Aeti⸗
vum, weiches feinen Accuſativ allemahl bey fich haben muß; die⸗
ſes hat die Geftalt eines Neutrins, und wird nicht leicht mit eis
nem Accufativ verbunden, Auch der Sprachgebrauch weiß nichts
von dem Begriffe des Empfindlichen oder Beißenden, welcher mit
verſetzen verbunden ſeyn fol, indem ſolches völlig gleich bedeutend
mit · antworten gebraucht wird. Da fegen und Sag überdieß
mehrmahls von der Rede gebraucht werden, fo ſcheinet ver hier
Lateine opponeie mehrmabls für antworten vorfommt;
Daher die Derfegungund das Verfegen, weiche duch nicht iĩ in
allen Bedeutungen üblich find, ; 3
Derfeufzen, verb.reg, act.
„bringen. Sein Leben traurig derfeufzen. Den Tag einfam
verfeufzen, ”, Durch Seufjen verzehren, ' Und ihr. wolle
nicht, daß ich in Wehflagen nieine Scele verfeufzen fol! Weis
fe. .3. Öleichfam, re Einen — al
verfeufsen,
Verfichern,verb. reg.act, 6 im —— — d. i. gewiß
machen, bedeutet, doch nur in ber ſchiedenen Rückfi a
1, Bonder Griwißbeit der RNeinung. t
(1) Eine Sade mir’ Worıen fichen oder gewiß wmalhen; di.
die Gewi ißheit derfelben mil Worten behaupten, wo es weniger
fagt, als betheuern, und auf deppelte Art gebraucht wird,
Er verſetzte darauf, uff. Stoſch
mit re und ent gleich bedeutend zu ſeyn, daher auch im mutlern
3, Mit Seufzen hinbringen, zus
- (a) Entweder mit der dritten Endung der VPerfonz und der vierten »
der Sache, Er verſicherte mir feine Treue, Einem etwas
verfihern. Ich kann ihnen die Gewißheit Javon verfichetn.
Einem etwas mit vielen Schw uren verſichern. Man hat mir
das verſtchert. Wo auch der Dativ der Perſon bleibt wenn
gieich der Accuſativ der Soche fehlt. Ich verſichere dir, daß
dem aljoift. Wo viele Dochdeutjche irrig den Accufativ fegen,
ich verſichere fie; ungeatbiet des Begriff des perfönliehen.Öegenz
frandes, auf welchen die Hendlung gesichtet if, Hier eben. fo wohl
. bea Dativ esfordert, als bed ben Seitwörtern jagen, betheuern,
u.f.f. Über dieg darf man nun die ganze R. 2 3 Sa ve aue drü⸗
cken, um überzeugt zu werden, daß der Dativ’ die ſchickuchſte En-
dung iſt. Man witd nicht leicht jagen, ich werde verfichert, oder
ich bin verſt hert worden, welde Wortfügnng Star: finden müfr
te, wenn das Artibunrden Adenjärin erfordette, fondsrn zes wird
mir verſtcher oder es in min virjiipert worden ;
„die le Bien Wortfügung dem — und Woblklange gemaßer.
Oft Reperdas Zeumn rtabſolute ohne all Enduxg. Um zu zeigen,
daß er ein Recht dar an babe, fo verficherts er, er babe es ge⸗
xrauft. ch) Oder mit der Hierien Endung der Perſon, und der
zwehren der Sache. Er verfiperte mich feiner Treue, Man hat
mich deſſen versichere. Indeſſen kommt die, e Rbovsrügnng in der
gegenwärtigen Bedrutaulig ſelieuer vor.
Erss ar
x
wenigſtens iſt
1189 Br. re
Der Gebrauch des Mittelwortes in Getaft eires Nebenſwor⸗
- geeverbienet noch brnierfet zu werden. Sie Fönnen Navon verſi⸗⸗
chert seyn, d.i. cs guwer.äffig glanbers Auch wohl mir der jwene
ven Endung der Sache. Ich bin feinee Treue verfiihert. Da
es denn auch häufig alseine Partikel, die Gewißbeit einer Sache
zu verfichern, gebraucht wird, Es if verſichert wahr, d. i.
gewiß, zuverläffig.
Bomm, blaſſex Tod, Fomm angezogen,
I füccte dich verſichert nicht, Örvoh.
Daher die Derficherung, die zuverläffige Behauptung der Ge⸗
wißhrit einer Sache, Ich glaube es aller deiner Derficherungen
ungeachtet dennoch nicht.
(2) Gewiſſe Nachricht einziehen, Gewißheit von etwas er⸗
langen, als ein Reriprocum, und mit der zwepten Endung der
Sache. Sich einer Sage verſtchern. Auch in derpaffıven
- , Form, ohne Neeiprocation, da dena die Sache auch vermittelft
des Borwortes yon ausgedruckt wird. Don etwas verfichert
ſeyn. Der Mann, der verfiperr-ift von dem Meſſia,
2 Sam,.23, 1.
2. Sicher maden , d. i. von der Gefahr des Verluftes bes
freyen, in Sicherheit and außer Gefahr fegen,
-(1) Im weiteften Verſtande, wo esdoch wenig mehr gebraucht
wird, Die Kuhe des Staates verfichern, wo das einfache ſichern
üblicher iſt.
(2) In einigen eugern Bedeutungen, (a) Genen ein beſt imm⸗
ses Geld freywillige Bürgfehafe für eine in Gefahr befindliche
Sache leiſten, ich gegen eine gewiffe Prämie anbeifbig machen,
den beſtimmten Werth im Kalle des Verluſtes zu erſetzen; eine,
tefondersim Seebaudel, ehe übliche Bedentung, wofür audy aſſe⸗
eurieren gebraucht wird, Ein Schiff umd deflen Ladung verfir
chern laffen. Einem ein Capital nerfichern. verſicherte Güter,
affrenriette, Daher, die Verfiheruhg , die Afjecurang, der Ders
ficherer, der eines andern Eigeuthum gegen eine beflummte Prämie
verfichert, der Aſſeceuroteur. (b) Ein Capital auf erwas ver.
fihern, dafjelbe zum Ueterpfande, zur Hnvothri fesen, um dag
Eaviral, dadurch dem andern fiber zu ſtellen. Im weitern Ber:
ſtaude ſagt man, eine Penfion auf eine Abtey, aufein Ram:
mergut u. ſ. f. verfichern, wenn man fie darauf anmweifet, weil
fie alsdann zuorrl& iger bezahler wird, als-wenn der Landesberr
fie unmittelbar auszuzahlen, übernommen hätte. (c) Sich einer
Derfon oder Sache verfichern, als ein Reciprocum und mit der
zweyten Endung, fich derfelben bemächrigen, es gefchehernun durch
unmittelbaren Beſis, oder auf andere Art. Manverſichert fich
einerPerfon, wenn man fie in Verbaft nimmt Man verfiz
dert ſich des Beyfalles; der Meinung, des zerzens eines ans»
dein, wenn man ihn auf feine Seite bringet. Der Gläubiger
verfichert fih des Vermögens des Schuldners ,iv-nn er eg in
Befig nimmt, mir Arreſt belegen. f. f. Figürlich verſtchert
ſich dep den Jägern das Wild des Zeuges, wenn es fih dem
Jasdzeuge nähert, an demſelben auf» und abzieher, eine Dffnung
3a uchen.
So auch die Berfiherung in den meiften der obigen Fälle
Verſteden, verb.irreg. act.(&. Sieden,) durch Sieden , ober
zum Sieden verbrauden. Alles Waffer verfieden, viel solz
verſteden. Ingleichen überbaupt zum Sieden gebrauchen. In
dieſem Zalzwerke wixd lauter zehnlöthige Sohle verſotten.
Wern es Ef, 64,2, heißt: ein heißes Waſſer verfieder vom
"euer, geräth in ein Sieden, ſo daß ver hier eine Juteufion be-
iiber, fo iſt dieſer neutrale Gebrauch im Hochdeutſchen un-
gewöhnlich,
Verliegeln, verb.reg.act, ». Mit einem aufgebrüchten Sie⸗
gel verließen. Einen Brief verſtegeln. Lin verfiegeltes Te-
7
verſilbern, verb. reg. act,
daſelbſt auch dir Sperre beißt. Ein Zimmer verfiegeln,
der Deutjchen Bibel, duch nur bier allein, ı wird es oft figürlich für
einfhränfen, einfperren, einfchliefen gebraucht: 5. B. das Meer
verftegeln, Bed. Man. v. 3. Ingteichen, fie feſt bewahren oder:
verwahren. 2, Dit einem Siegel befkätigen, bekräftigen, wofür
doch jest beftegeln und unterfiegeln üblicher find, Einen Cons
traet verſtegeln, beffer unterfiegeln. Ju noch weiterm Bere
flande bedentete es enden durch unterfiegelte Urtunden‘fichern
und beftätigen. Daher ſagt man noch figürlich, etwas mit feinem
Blute, mit feinem Leden verſtegeln, mit deffen Aufopferung ber
die Verſtegelung der Glaͤubigen, Röm, 8, 16.
Epheſ. 1, 14. die zuverläffige Berfiderung und Beftätigung iv
res Guadenſtaudes.
Schon bey dem Ulphilas lantet diefes Seitwort faurfiglian, z
verſiegen, verb:reg.neutr. außer daß es im Mittelworte ver⸗
fiegenfür verfieger bat. Es erfordert das Hülfswort feyn, und
bedeutet, nach und nad in die Erde einziehen und verfhwinden,
von flüffigen Körpern. Wie ein Strom verſteget und vertrock⸗
net, Diob 14, 11. Du läffeft verſtegen Harfe Steöne, Pf. 74,15.
Welchen die Mafferqueilen verfiegen waren, Pf. 107, 33) Der
She, der 0 und nach zerfepmilst, Fast dir Quellen im-
Sommer nie ‚en, Gel, Auch von Menſchen und Thieren
fagt man, wei. *— bören, Milch zu geben, fie verſtegen, my»
für auch vertrock nen üblich iſt. Gieb ihnen unfruchtbare Leie,
ber und verfiegene Brufte, Hof. 9, 14. Augleichen iu der. edlern
Schreibart: edleThränen, werum Berne ihr? Beife;, *
um höret ihr auf zu fliegen ?
Anm. Es iftvon dem alıen legen, bei ‚Stammworte von. fine F
en, 83,8% Siegen, ) und lautet in einigen gemeinen Mundar⸗
ten auch verſeigen und verferben. €
Der Ströme Slurh hat muffen dir verf-igen, Dpig.
Der ic) fpreche zu Ser Tiefe: verfige! Ef. 44,27. Das etie
vum verflegen für verfiegen machen, d.i. angtrodnen, iſt im Hoch⸗
deutſchen ungershnlich. - Es wird ein Oſtwind kommen, der ie
Wie denn auch das
wird ihre Quelle verfiegen, Hof, 13, 15.
ament. Binen Brief mir feinem Petſchafte, mit Oblate, mit f
Siegellack, mit Wachs verfiegeln, Jemandes verlaſſenſchaft
verſtegeln, im Oberd utſchen fperren, da denn die- — ———
ſtatigen, zur Beflätigung beweiſen. In der Deutſchen Bibel iſt &
: a Cor. 1,22.
Neutrum in der edlen EEE —— iſt, als inder Sprache
des gemeinen Lebeus.
von Silber überziehen, überfilbern ; wie vergolden und übers
golden... Verfilbertes Hrerall, Ein Buch auf dem Schnitte
verfildern,
ſchen, fondern auch oft im gemeinen Leben der Hochdeutfchen, der»
Faufen und dadurch in bares Geld verwandeln, in das Geld fegem
Der Raufmann verfilbert frine Waare, wenn ee fie verfauft,
1. Mir einer dlinnen Oberfläche
2. Figitelich iſt verfübern nicht allein im Dberdeute
Im Dberdeutfchen wird daher in vielen Ämtern und Difafterüis
derjenige; welcher den Verkauf eines P — — zu beſorgen bat,
"der Verfilberer genannt; z. B. der Faiferlich -Fönigliche 80 5.
verfilberer zu Wien.
So aud dir "Derfilberung.
Derfingen, verb. irreg. act. (S. Singen.) ». Mit Sins
treiben. BDie- Sorgen verfingen.
Wenn Phillis dir den ſchwarzen Bram verfingt, Haged.
2. Über das Singen verfänmen. Die Mahlzeit verfingen,
3. Mir Singen zubringen, Die nädrligen Stunden ver:
fingen.
Berfnten, verb. irreg. destr. 15, Sinken,) welches das Hülfs⸗
wort fepierfordert, in die Tiefe finfen, duch Unterfinfen deuu He⸗
ſichte entzogen werden. Im Schlamme verfinken. Das Shif
, ' - 4
—
*
mis al a ana a JE
— EN
a na 8 =, an >
—
Bi Ber
iR verfünden: Line verfüntine Stadt. — fagt man
auch, in feinem Ziende, in feinem unglücke veriinfen, ohne
. Heffnung der Rettung ih demfelben untergeben. Dader das Ver:
Ainken. Das Nctioum davon iſt verfenfen.
Verſinnlichen, verb, reg. act, inein ſinnliches Bild verwan⸗
deln, unter einem ſiunlichen Bildedarfiellen. Sich, einem ans
dern etwas werfinnlichen. Daber die verſinnlichung.
Derfigen, verb. irreg. (©. Sigen,) welches in doppelter Geſtalt
vorkommt, 2, Als ein Neutrum, welches als ein folches das
Hülfswortfeyn erfordert, (1) Si en bleiben, eine nur in der
Landwirthſchaft einiger Gegenden übliche Bedeutung, wo man von
der ausgefäcten Gerfte fagt, fie verfige, bleibe verfigen, oder
ſey verfeffen, wenn fie figen bleibt, d. i. nicht aufgebet, (2) Auf
etwas verfeilen feyn, im —“ Leben, für das anfländigere
‚ erfeffen. S. Erfigen. .
2, Als ein Activum. (2) Sich verfigen, in Geſtalt eines
Reciproci, durch langes Sigen zu andern Geſchäften träge and un⸗
tauglich werden. (2) Dur langes Sigen um etwas fomımen, es
verlieren. POHL}
Dasß Helden Blue und Kraft verfchwigen, _
Gelehrte Schlaf und Kuh verfigen, Günth.
Und denkt vielleicht, daß ein verdrießlich Weib
In Monathofriſt viel Bigenfinn verſitze, Haged.
6) Durch ſtille Sitzen vorüber geben laſſen; doch wohl nur im
Niederdrutſchen. Den Gerichtstag verſitzen, ibn vorüber gehen
laſſen, ohne zu erſcheinen. Das Spiel verſtzen, paſſen. Die
Zeit verfügen, fo lange ſitzen, daß die Zeit darüber verfreiche.
(4) Durch Sitzen bezahlen oder tilgen, wofür doch abfigen im
‚Hochdeutihen üblicher it. EineScyuld im Gefangniſſe verfigen.
So auch das. Verfigen,
e - Derfoffen, ©. verfaufen.
verſohlen verb.reg. act. mit neuen Sohlen verfeben, wofiie
doch befohlen üblicher ifl. Een verfohlen. Daher das
+ „Derfoblen.
Verſohnen, verb.reg.act. ı. Man-verföhner ʒwey Perſo⸗
‚nen mit einander, wenn man Urſache wird, daß fie alle bisherige
Feindſchaft gegen kinander ablegen, wenn man Freundſchaft unter
ihnen wieder berfiellet ; wofür auch ausſohnen, und vertragen
Aublich iſt. So auch in Geftalt eines Reciproci, ſich mit jemans
den verföhnen, die Beleidigung von beyden Seiten vergeffen, alle
Feindſchaft von beydenSeiten ablegen. 2, Jemanden verföhnen,
> deffen Unwillen heben , ihn fich oder andern wieder zum Freunde
machen. Einen Zornigen verichnen. Jemanden mit Ge:
„ fehen?en verföhnen. Femandes Zorn verföhnen, in * höhern
Schreibart.
Das doch dein Geif den Zorn der Rönige —
Der jetzt die Welt verheert, Raml.
„Gott verföhnen, deſſen Unwillen heben, eine in der Dentfchen
‚Bibel febr häufige R. A, Einen wrföhnten Gott haben. 3.
Mit der vierten Endung der Sache oder des Vergehens heist eg
in der Deutfchen Bibel mehrmahls, feine Sünde, die Mifferbar,
ſeine Unwiſſenheit verfohnen, die Sinden des volkes verſoh⸗
nen, d. i. die Schuld und Strafe derfelben tilgen; inaleichen mit
dervicrten Endung des Beleidigers, fich und fein Saus, feine
Seele verichnien, ſie von der Schuld und Strafe des begangenen
Verbrechens beireyen. Welche ganze Bedeutung anßer der bibli-
ſchenSchreibart veraltet iſt, oder höchſtens nur alsdaun gebran ht
wird, wenn duch Tilgung der Schuld und Strafe eines Verbre⸗
chens durch Opfer die Rede iſt.
Daher dir verſohnung, in. allen obigen Bedentungen.
Gottes durch Chriſtum, dee Verfohnun;seod Chrifi, u. ſ. f
Die
Verfohnung- ‚Chrifti, in der Theologie, eigentlich die verſohnung -
De > Ber 1142
Anm. Im Schiwabenfsiegel verlönen, bep dem Ditfeied und
Notker bifuonen, beluanen, ehedem auch nur föhnen, welches
* noch in dee Deurfchen Bibel vorfommt,
Der Derfihner, des — s, plur, ut nom. fing. Fänin, die
DVerfohnerinn, eine Perfon, welche audere ausföhnet ‚fie aus
Feinden zu Freunden mat, In der zweyten und dritten Bedeus
tung wird imengern Berftande Ehriftus der Derföhner der Men⸗
ſchen genannt„weil er fieduech feinen VBerföhnungstod mit Bott
verföhner hat, Ehedem nur Suonar,
Derföhrlih, —er, —fle, adj. er adv. von der erſten Bedeu⸗
tung des Zeitwortes, geneigt and Fertigkeit befisend, ſich mit
andern zu verföhnen, d, i. den Unwillen gegen Beleidiger fahren
zu laffen, und darin gegründet. Verſohnlich ſeyn. Lin vers
Töhnliches Gerz. Daher die Verföhnlicpfeit, plur.car. die Reis
gung oder Fertigkeit, Unwillen gegen Beleidiger fahren: zu laſſen.
Das Derföhnopfer, des—s, plur. ut nom. fing. bey den
ältern Juden, dasjenige Opfer, durch welches eine begangenelibers
tretung des göttlichen Geſetzes verführt wurde; in der Deutſchen
Bibel Sohnopfer und Suͤhnopfer.
Der Verſohntag, des — es, plur. die — e, eben daſelbſi, der»
jenige Tag, an welchem die Juden durch feherliche Verfohn<pfes
verföhnet werden mußten. 3 Mof.23, 27.28.
Die Derföhnung, plur, inul. die Handlung ded Verf Shnens,
S. Derföhnen. ’
Verforgen, verb. reg. act. hinlänglich für etwas ſorgen, doch
nur inengern Bedeutungen. 1. Die nötbigen Bedürfniffe zu et»
was darreihen; wieverjeben Jemanden mit etwas verfor:
gen. Die Armee mit Lebengmitteln, den Böufer mit Waare
verforgen., Sich mit ſsolz auf den Winter verforgen. Ich
bin ſchon damit verſorgt. Jemanden mit den: nöthigen
Beweisgrimden verforgen. - Wanvin ſehr gut mit, einem
“ Bedienen u. ſ. fe verforgt, wenn. er fo beſchaffen if, wie
man ihn wünſcht und nöthig hat. verſorgen iſt fo, wie ver⸗
fehen in ähnlichem Berftande, von allgemeiner Bedeutung, und
Lößt die Art und Weife der Darreihung, ob fie vermittelft, eines
Gefchenfes, oder eine Verkaufes, oder eines Darlehens geſchie⸗
ber, unbeſtimmt. =. Im engſten Verſtande verforgt man jer
manden, wenn man — die zum Unterhalte nöthigen Bediürfniſſe
verſchafft, und zwar, (1) durch Darreichung derſelben, fo wie er
ſie bedarf. Jemanden zu verſorgen haben, ihm Unterhalt und
- Kleidung reichen müffen, Gott verſorgte die Kinder Iſrael
vierzig Jabre in der Willen, Neben 9, 22. (2) Ducch Vers
fesung in ſolchellmiſt ãände, worin mar wis Sem nöthigentinterbalke
verfeben wird.. Man verforgt ſelne Rinder, theils durch gute
Berheiratbung, theils auf andre Art. Femanden verforgen ,
ihın eine zu feinem Unterhalte Binlängliche Bedienung verſchaffen.
Die Seinigen verſorgt ſehen. Bu biſt freylich nicht die fchöne
ſte, aber du wirſt gewiß auch verſorgt werden, Gel. Sage
ihr, daß ich nicht ruhig erben würde, wenn ich fie nicht *
meinem Leben verſorgt wüßte, eben derf.
Dabder die Verſorgung, befonders in der zweyten Bedeutung,
fo wohl dieBerfchaffung des nothoürftiaen Anterhaltes: jemanden
in der verſorgung haben; als auch der Zufland, da man mie
dem nothdürftigen Unterhalte verforgt ift. Br wird fi ohne
dieß nicht zum Ehe entſchließen, bis er nicht eine hinlängliche
Derforgung hat; Gel.
Der Derforger, des—s, plur. ut nom. fing, Fämit. die Ders
forgerinn. 2. Von der veralteten Bedentung des Zeitwortes vers
ſorgen, da es auch für beforgen gebraucht wurde , iſt der Ver—
forger im Bergdane derjenige, welder auſtatt des Schichtmeiſter
eine Zeche beforget, und in andern Fällen. der Derwefer beißen
wide. Daher die Verforgungsgebühr, der Wochenlohn eines:
Ceoce 2 ſolchen
J
us ° Be
ſolchen Berforgers, 2. Im gewohnlichften Berſtande und in der
ztweyten Bedeutung des Zeitwortes iſt jemand der Verſorger ei⸗
nies andern, fo wohl, wein er ihm den nötbigenlinterhaltdarreicht;
als auch wenner ihn in folche Umſtände verfeßt, wo er damit
verfehenift. Ein verſerger F Armen ſeyn. Gott if nf
aller Derforger.
Die Verforgung, ©, —
Verſortiren, verb. reg, act. welches aus dein ausländiſchen
Sortiren gebildet, und nur im geineinen Leben üblich iſt, mit
den nöcbigen Sorten oder Arten von Waaren verfehen. Sirh
- oder einen andern verfortiren. Daber die Derfortivung.
Derfparen, verb. reg. act. welches nur im engern Verſtande des
einfachen ſparen gebraucht wird, bis auf eine andere Zeit fpas
ven oder verfhirben. Etwas auf eine andre Zeit verfparen.
Wir wollen es bis dahin veriparen, wenn ü.f.f. Daher das.
ver ſparen und die Verſparung.
Verſpaͤten/ verb. reg. act. ı. Später kommen machen. Auf
und erfahre, daß du nur den Ts verfpäten hast, Gleim. Ju⸗
"gleichen fpäter anfeßen, gefhehen laffen. Marsham und andere _
veriparen die Grundlegung der Stadt Tyrus bis auf Nebu⸗
eadnezars Regierung:
Wie lol. ich danne leben das ich mine zuht nicht
* fioere, N
Und doch die meiften volge niht ver[pete,
Burkhard von Hohenfels.
Am üblichſten iſt es, 2. algein Keciprocum, fich verfpäten, gu
ſpãt, fpäter fominen, als gewöhnkich,oder als man wollte, Niederf,
fit verletten. Er muß einkehren, wo er fich verfpätete, Sir.
36,28. Suche nicht lange, wo jich bier und da noch eine
verfpätere Rofe aufhalte. Daher die verſpätung. In einigen
gemeinen Mundarten auch ſich verfpätigen.
Derfpeifen, verb. reg. act. 1.Sur gewöhnlichen Speiſe ge⸗
brauchen. 2, Durch Speifen verbrauchen, Alles Brot, alles
Steifch derfpeifen.
Deriperren,verb. reg.äct, 1. Durch ein vetanftaltetes Hin
deeniß von dem Zutritte anderer ausfchließen, Der Weg iſt ver-
ſperret, geſperret. Am häufigften mit der dritten Endung der
Perſon. Einem den Weg, den Zutritt zu jemanden verfperz
ven, 2. An einem Orte einfchließen, wofür auch einfperren üb.
lich iſt. Es war aber des Tages ein Mann darin verfpers
ver, ı Sam. 2ı,7. Alles vor jemanden — verſchlie⸗
Gen. So auch die verſperrung.
Detfoeyen, verb, reg. etirreg. act. (S. Speyen,) zum Zeichen
der Berachtung anfpepen. Sie werden ihn verfpotten und ver⸗
fpeyen, Marc. 10,34. Und verfpeyeten ihn, Kap. 15,19. Br
wird verfpeper werden, ‚Luc. 8, 32. Die reguläre Eonjugation
iſt in diefer Zufammenfegung gewöhnlicher, als die irreguläre,
So auch die Verfpeyung. Schon bey dem Kero farfpian,
Verſpielen, verb. reg. act. in einem Spiele verlieren, fo wohl
ebjolute und in Geftalt eines Neutrius. Wer hat verfpieler 2
verloren ? Als auch mit der vierten Endung des Verluftes. Sein
Geld, zehn, Thaler, gabe und Gut verfpielen. Figürlih und
abfolute gebraucht man diefes Wortim gemeinen eben, in einer
‚ jeden Sache, wo der Ausgang nicht in-unferer Gewalt iſt, dei
Kürzern ziehen. Man verfpiele, wenn man einen Prozeß, wen
man eine Wette, eine Schlacht verlieret, wenn man in ‚einem
Zweykampfe den Kürzern ziehe uf. f. Daher das verſpielen.
Schon im Schwabenſplegel ver!‘ pilen, ;
*Yerfpilden, verb, reg.act, uuniitz verwenden, derthun, ber
fouders fo fern folches in mehrern kleinen Theilen gefchiebetz in
Niederſ. verſpillen. Viel Geld verfpilden, unnüg in kleinen
Voſten ausgeben. Oft auch für verfchwensen überhaupt, Seine
= =
a Sr Sa 11
Zeit veefpifben, Sm Schteet, förfpilla, Das einfache fpillan,
‚fpildan, verfchwenden, Engl. to [pill, Shweb. Ipilla, iſt alt,
- und komnmit ſchon bey dem Kero vor. Es ift ohne Zweifel eine ze
gur von fpalten, Niederf. ſpellen. le
Derfpinnen, verb. irzeg. act. (S. Spinnen, dur Spinnen
alle machen, verbrauchen, allen Slaps — Daher das
verſxinnen.
Derf‘ plittern, verb. reg. act. einzeln und unnüß verwenden.
Ein Capital verſplittern. Die Zeit — ——— So auch
die. verſplitterung.
Verſpotten, verb. reg. act. Spott über etwas äußern, über ew
was fpotten, mit der vierten Endung der Perfonoder Sache; am
bäufigften von Perfonen,
tet, Sprihiw. 30, 17. Don jedermann verfpottet werden. Mit
verfpottender Geberde, Bon Sachen fagt man lieber, uber etz
was fpotten. So auch die verſpottung.
Derfpreihen, verb. irreg. act. (©. Sprechen, ) welches nach
Maßgebung der verſchiedenen Bedeutungen beyder Theile der Zus
ſammenſetzuug, beſonders aber der Partikel, in —
Verſtande vorkommt.
1. So daß ver eigentlich eine — bedeutet.
(1) Mit Sprechen zubringen. Und ich babe mit euch fo.
manche Stunde verfprschen, Zach. Welcher Gebrauch doch fel«
tener iſt. In der vertcaulichen Sprechart ſagt man dafür ver⸗
ſchwaten, verplaudern
(2) *Läugnen,-eine veraltete Bedeutung, welche noch Be
den Schwäbifchen Dichtern vorlommt. Eben ſo veraltet find die £
Bedeutängen des Widerſperchens/ in dem Schwaben ſpiegel, des
Verbiethens, bey dem Ottfried, der Verwerfung mit Worten, bey
dem Stryker, und andere ähnliche mehr, welche incteſannn gie
guren des Begriffes der Entfernung find. s
i 3. Mit Worten zufagen, fagen, daß man eiwag zum Ruben"
des andern thun oder laffen wolle. (a) Eigentlich, mit. der dritten ,
Endung der Derfon? Einem etwas verfprechen. IH babe es A
dir je ſchon verfprochen. Femanden feine Yülfe, eine Belohs
- nung verfprechen.
Daher das Derfprechen. ‘Sein Derfprechen balten, brechen.
Ehedem gebrauchte man dafür verbeißen, welches aber außerder
höhern Schreibart veraltesift, feitdem verfprechen in diefer Bes
deutung üblicher geworden. Ungewöhnlich ift bier die ‚veciprofe .
Form. Judas verfpkach id den sohenprieſtern, Fefum zu
verrathen, Luc. 22,6. Wachter hielt diefe Bedeutung mit Une .
recht für dunkel; Fr ift vielmehr eben fo deutlich, als in verfagen,
vergeben, verfehenken ‚verfaufen u. ff. und eine Figur der
‚Übertragung. (b) In engerer Bedeutung, den Beſitz einer Sache,
sufagen, wo es oft auch mitAuslaffung der dritten Endung der Ders
fon gebraucht wird. Die Waare iſt fhon verſprochen, iſt ſchon
jemanden zugefagt. Femanden feine Tochter verſprechen, nahme
Lich zur Ehe. Sich mit einer Perfon verfprechen, ihr verfprechen,
fie zu heirathen. Wo
ande auch die verſprechung, die Eheverſprechung, das Ehe—
verfprechen üblich find. Ein verfprocpenes Brautpaar. Ich
fäbe es gern, wenn ic) euch, meine Tochter, aufeinen Tag ver-
fpeechen Fönnte, Gel, d.i. verloben. Ingleichen von einem Bes
fige auf furze Zeit. So fagt man, man ſey ſchon verfprochen,
wenn man einem andern fein Wort argeden hat, ihn zu beſuchen.
(c) Figürlich, Hoffnung geben oder machen, wenn ſolches gleich
nicht durch Worte geſchlehet. Theils mit dem Aceuſativ der Sache
allein. Der Anſchein verſpricht nicht viel, Ein viel verſpre—
chender junger Menſch. Dieſe Witterung verſpricht eine reiche
Ernte, Seme dähigkeiten verſprechen einen großen er.
* n * m
Em Yuge, das den Vater verfpote
Derfprich mir , daß du kommen will, _
Wo e8 dft in engerer Bedeutung von dem feyerlio
den Berlöbniffe für verloben gebraucht wird, in welchem Ver»
al dh ta he re ee
RN hr — F 9 sa * a) n ‚
Bi
Min andeer hat zwar viel Geſchicke, |
0% Doch weil die Miene nichts verfpriche, u. f. f. Sell,
> Sheils auch als ein Reciprocum, Sich viel vvn Femanden ver:
ſprechen, viel von ibm boffen. Wie kannſt du dir Treue von
Ich verſpreche mir von diefer Unternehmung viel Nutzen.
2 Aus Mangel der Aufmerkfamkeit falſch orechen oder veden,
als ein Reeiproeum; im gemeinen Leben auch ſich verreden. Sich
ſpricht man ſich nicht! Daher das Verfprechen.
3. Durch Sprechen oder. Worte den Zuftand eines Dinges ver-
ſchlimmern, doch nurin einigen Fällen. _ ;
(1) Im gemeinen Leben gebraucht man esoft für befprechen
im abergläubigen Verſtande. Eine Büchſe verfprechen, durch
abergläubige Worte machen, daß fie verſage. 8
(2) Tadeln, mißbdilligen, ingleichen übels nachreden, ver»
leumden. Da ſte (die Pharifäer) ſahen etliche feiner Finger mit
ungewafchenen Händen das Brot eſſen, verſprachen fie es,
. Mare. 7, 2; fie beredeten es, hielten ſich darüder auf.
Es mocht mich jemand bie verfprechen
2. nd mir foldes für ein $revelverhen, Grobian,
bexy dem Feifch, Lin, verfprohener Mann war daher ehedem
viel als ein berüchtigter, anrüchtiger Manıt. Doch diefe ganze
edentung ift im Hochdeurfchen veraltet. Im Niederf. ift ver:
ſpreken, fhmähen, läftern. R
So auch das Derfprechen und die Verſprechung, welches letz⸗
tere doch nur in einigen Fällen der erſten Bedeutung gebraucht
wird. ©, auch verſpruch.
Anm. Iu der Deutſchen Bibel kommt diefes Wort einmahl in
einer noth andern, gleichfalls veralteten Bedeutung vor. Denn
die Männer zu Sichem verſprachen Abimelech, u. ff. Richt.
9,22;d.1, fie fagten ihm Treue und Gehorſam auf, wo es gleich-
” Falseine Figur der erfien Hauptbedeutung it, wo ver-die Beden⸗
. tung der Enifernung hat. Übrigens kommt die Bedeurung des Zus
fageng bey den ältern und mittleren Schriftfiellern wenig vor, ins
a
————— ————
— er
— ed e-
bar war. So wie diefe veralteten, fo hob fich jene Bedeutung, das
gegeu fing verheißen, welches man bis dabin anſtatt deffelben
der Beit über Wörter, fo wie über Perfonen und Sachen !
Derfpreiten, verb. reg. act. in die Ferne fpreiten , ingleichen
aus ſpreiten, beydes nur felten. —*
—iis endlich die ſchwimmende Leſtung (das Schiff)/
Ale Segel verſpreitet, Zachar.
Verſpreitzen, verb. reg. act. mit Spreigen verſehen. Im
Bergbaue verfpreiget man das Geflein, weun man es mit
. Stützen virfiehet, Daher die Berfpreigung. .
- Verfpeengen, verb. reg. act. ı. In die Ferne forengen, Man
gebraucht es nur von Thieren, noch mehr aber von Menfchen,
wenn fie in die Ferne, befonders in eine unbefanute Ferne ges
fprengt oder geſcheucht werden, Den Seind verfprengen. Ver:
fptenge werden. So aud die Derfprengung. "2. Einen Ball
verſprengen/ oder ſtch verfprengen,, ih Bilard-Spiele, wenn
des Spielers Boll aus dem Billard ſpringt.
Derfpriegeln, verb. reg. act, mit „Spriegeln verfehen; im
Bergbaueverfprügeln, wo es die Nigen zwiſchen den Pfählen
mit kurzen Stüden Holz verwahren bedeutet, damit das [oe
dere Erdreich nicht dadurch herein dringe, So auch die Der:
fpriegefung. ; ;
Verſpringen, verb. irreg. act. (8. Springen,) durch Sprin⸗
gen oder Am Springen verrenfen. Den Fuß, [27 den Suß ver=
fpringen, Daher das verſpringen. her
2
E.
*
— — =
. einer Bublerinn versprechen, Derfprich dir niche zu diel Glück.
verſprechen. Ich habe mich nurverfprochen. Wie leicht ver⸗
dem verfprechen bey ihnen in manchen andern Bedeutungen gange "-
gebraucht hatte, an zu veralten, So herrſchen die Ebbe und Flut}
Li *
8Ber 1146
Derfprigen, verb. reg. act. durch Sprigen alle machen, erſcha⸗
pfen. Alles Waffer verfprigen. Figürlich ſagi mau in der hö—
been Scheeibart, fein Blut verfprigen, für häufig vergießen. Das,
ber das Derfprigen, und in dem letztern Falle auch wohl die
verſpritzung.
Der Derfprüch, des — es, plur. inuf, von dem Zeitworte ver⸗
fprechen, doch ner in einigen Öegenden in deffen erſtern engften
. Bedeutung, two das Eheverfpreden oder die Verſprechung auch
zuweilen der Derfprisch genaunt wird,
Derifrügeln, ©. Verfpriegeln.
vVerſpünden, verb. reg. act. vermittelt eines Spundes, oder
eines eingefpündeten Dedelsverfchließen; zufpiinden,. Ein Faff
verfpunden, fo wohl vermittelit des Spundes, als auch des einge
fpünderen Bodens, So auch die Verfpundung.
Verſpüren, verb. reg, act. aus gewiffen ‚Spuren erfennen, d.i,
die Anwefenheit eines Dinges aus einigen Merkmahlen erfennen,
wiedas einfache fpuren, ingleichen merk en, wo es befonders You
der Erkenntniß durch die Sinne gebraucht wird, Ich verfpüre
nichts, es fey durch welchen Stun es wolle, doch am feltenfken von
deni Geböre. Zuweilen auch von dee Erkenntniß vermittelft des
Verſtandes. Jemandes Gewogenheit, Liebe, Freundſchaft
verſpüren, wo doch das einfache ſpüren üblicher iſt. So auch das
verſpüren und die Verfpurung. |. —
Verſtaͤben, verb. reg. act. mit Stäben verfohen, befonders in _
der Säulenordnung, mit dem unfer dem Rahmen des Stabes ber
kannten Zierathe. Daher de Verftäbung, welches auch wohl
folche Stäbe feldft bedeutet. Die Verftäbungenan den Böden,
Brüchen und am Kopfe der Kanonen heißen $riefe, die am zwey⸗
ten Bruche Mittelfrieſe die am Stoße Sodenfriefe.
Verftäblen, verb.reg. act. vorn mit Stahl verfehen, wofür oft
auch nur Hählen üblich ift. Kine Axt, ein Meffer, eine, Klinge
verſtãhlen. ‚Daher die verſtahlung. ;
Der Verftand, des—es, plur, car. von dem Zeitworte verſte⸗
ben, doch nurfo fern es einen Begriff von etwas haben bedeuset,
wo diefes Wort in zwiefacher Bedeutung vorkommt. x. Subjectis
ge, das Vermögen, die Fähigkeit, einen andern zu verkeben,
welche erfte und eigentliche Bedeutung noch im gemein, Leben Häu«
fig iſt, in welcher denn auch den Thieren Verkand zukommt, Ir
weiterer Bedeutung ift der Verſtand das Vermögen zu erfennen,
„fo daß es aud) die Sinneund Einbildungsfraft mil unter ſich ber
greift, und den Thieren gleichfalls zukommt, In engeren und ges
‚wöhnlicherer Bedeutung ift es das Vermögen, deutliche Begriffe
zu haben; in welchem Falle der verſtand nur vernünftigen Geſchö⸗
pfen allein zufommt, fich aber von dee Vernunft in engerm Bere
ftande hinlänglich unterſcheidet. In allen diefen EinfHränfungen
wird es fo wohl von diefem Vermögen und deffen Anwendung in
einzelnen Fällen gebraucht. Reinen verſtand von etwas haben,
‚Dhne verſtand handeln, veden u.f.f. Als auch von dem Verms⸗
gen überhaupt. Seinen gefunden Derftand verlieren, vom Der:
#ande Fommen, wahnfinnig, verrückt werden, Vielen Der-
fand baben, Kin Mann von vielem Verflande Das, ik
oder gehet über meinen verſtand. Die Unſchuld ohne Der:
fand iteinfehe mittelmäßiger Shag, Gel. 2. Objective,
die Meinung, der Sinn. Im Theuerdanke heißt es uud: wenn
ich darauf hab euren Derfiand, wenn ich eure Meinung dam
über babe. Es ift in diefer weitern VBedentung veraltet, und man
gebraucht es nur noch in engerer, vonder Rede und den Worten,
diejenige Vorftelung , denjenigen Begriff zu bezeichnen, welche
durch die Worte, oder durch eine Rede erwecket werden fol; dee
Sinn, die Bedeuiung. Der wahre verſtand, die Übereins
fimmana der Vorftelluugen mit dem Endzwede der Rede, zum
“ Untericiede von dem falſchen. Dei eigentliche, unmittelbare
Erie 3 ver⸗
Ber
verſtand; Wortverſtand/ welcher durch das Wort und Seffen
Laut hervor gebracht wird, zum Unterſchiede von dem mittelba⸗
ven oder figürlichen, welchen die mit dem Worte bezeichnete
Sache wirket. Ein Wort in einem.andern Derflande neh:
men. Ein Wort ohne verſtand. Ich finde Eeinen verſtand
in dev Rede,
Das Wort iſt alt, und lautet ſchon bey dem alten überſetzer
Iſidors F irftanda, und bey dem Kero Forltandida. Siehe
verſtehen.
Verf: Andi —er, — Re, adj.et adv. in dererften Bedeutung
des vorigen Wortes, Berftand habend und an den Tag legend, inz
gleichen darin gegründet, in allen Schattirungen diefer Bedeutung
des Hauptivortes. Lin verſtändiger 5und, der die Zeichen des
andern leicht verftebet. Am hänftaften in der engern Bedeutung
des Hauptwortes, deutliche Begriffe von etwas habend. Go
wohl in einzelnen Fällen, da denn die Sache, von welcher man
deutliche Begriffe bat, in der zweyten Endung ſteht. Kin der
Sache verfändiger Mann, der fie verftehet, ihrer kundig if,
Ein Recptsverftandiger. Noch häufiger abfolute. Der Menfch
ift ein verfkändiges Wefen, erift deutlicher Begriffe fähig. In⸗
gleichen in engerer Bedeutung, viel Berfiand habrud uud verras
thend. Ein verftändiger Mann. Seltener von Sachen, in
dein Verjtandegegründet. Lin verffändiger Einfall, beffer ein
vernünftiger, oder kluger. Luthers verſtändiglich für das Neben«
wort verſt an *ᷣg iſt im ee veraltet. Bey dem ‚Nero
farftantantlih,
Verſtändigen, verb. reg. act, von dem vorigen Beyworte, vers
ſtandig machen, inder erften und weiteften Bedeutung, d. i. verſte⸗
ben machen, deutliche Begriffe von etwas beybringen, mit der vierz
ten Endung der Perfon, Femanden verftandigen, idm etwas er⸗
klären, deutlich machen. An weiterm Berflande oft fo viel als de⸗
nachrichtigen. Devo Meinunguns zu verkändigen, in deu Kan⸗
zelleyen. Er iſt deffen oder davon vertändiger worden, be
nachrichtiget. So auch die verſtãn digung.
Das Verfiandfraut, S. Gauchheil.
Verſtändlich, —er — fie, adj. et adv. was leicht verſtanden
werden Fann, was einen klaren und deutlichen Begriff gewähret,
im Gegenfage des unverftändlich. _ Kine verftändliche Rede,
DVeriändlichreden. Das ift mir nicht verſt an dlich, ich verftene eg
nicht. Zine verfiandliche Stimme, beffer eine vernehmliche.
Ehedem gebraucht man es auch für mit Verftand, verſtändig, wel⸗
che Bedeutung aber veraltet iſt. Verftändlich von etwas reden,
»verffändig,,
“Die VerfiandlichEeit, plur. car. die Eigenſchaft, da ein Ding,
beſonders ein Wort oder Rede, verſtãndlich iſt, Mare und deutliche
Begriffe gewahret.
Das Verſtändniß, des — ſſes, plur. die —e, a von dem
Zeitworte verftehen, doch nur in zweyen Bedeutungen deffelben,
‚2, Bon oerſtehen, Begriffe haben, w rd verſtandniß ehedem häu«
fig für Derfand, oderdag Vermögen deutlicher Begriffe gebraucht,
in welcher Bedeutung firftantnifle fhon bey dem Otifried vor-
Tonunt. Die Manigfeltikeit dev künſt erlüchtet des menfchen
verſtentnyß, Buchder Weifen 1502, Da öffnete er ihnen dag.
Derftändnif, daß fie die Schrift verfkanden, Luc, 24, 45,
- Werder nicht Binder an dem Derfländniß, ı Cor, 14, 20, Brr
leuchtete Augen des DVerfiändniffes, Epheſ. », 18. Es iſt in dies
fer Bedeutung in der edlern Schreibart veraltet, Zwar haben ei⸗
nige Neuere es wiedes einzuführen verfucht, und es von dergertige
keit, ſich einen deuclichen Begriff von etwas zu machen, gebraucht,
um es von dem Deritande, dem bloßen Vermögen; zu unterfcheis
Den, aber damit noch, wenig Beyfall aefunden. 2. Von der R.
3. Hp mie) manden verfiehen, iſt das verſtändniß. (1) Das
— &£ 29,7. fommt auch verftieben ıhänig vor,
| ver u
mitwiſen um eine geheime Sad, Befonders das Mit wiſſen ung.
die Theilnehmung an einer geheimen Unternehmung, tvo es vor⸗
güglich im nachtheiligen Verſiande von einer unerlaubten Untets
nehmung gebraucht wird. - Ein verſtändniß mir jemanden ba=
- ben, mit ihm im Derfiändniffe ſtehen, fi) mit ihm zu einer
geheimen Handlung verfichen. Es ift diefeg zugleich der einzige
Fall, in welchein dieſes Wort den Plurak verftattet, Ehedem
"gebrauchte man dafür nur verſtand. Er hat mit ihm feinen
Vverſtand, Theuerd. Kap. 64,
iſt diefes Wort oft fo viel als Dernehmen, d. i. Eintracht.
(2) Im weiteſten Verſtande
In einem guten, böfen, ſchlechten verſtãnd niſſe mit jeman⸗
den leben
Derftärken, verb. reg. act. flärfer machen, fo wohl eigentlich,
die Stärke, das ift Dice, und darin gegründete Fefkigfeit eines
Dinges vermehren, wo esinbielen Fällen von leblofen Dingen
gebraucht wird. Einen Wal, eine Säule verfärken. As
auch figürlich, theils vonder Zahl, die Anzahkzur Überwindung
eines Hinderniffes vermebren.
Die Befanung verkärken.
Kine Armee verſtärkt ſich, wenn fie mehrere Truppen an fi. H
ziehet. Die Arbeiter verſtärken. Theils auch von der In—
tenfion.
Böfe Weigungen verſtärken die Krankheiten des
Körpers, Gel. Inder Mahlerey werden die Tinten oder$are E
ben ver rärkt, wenn man ihnen mehr Kraft gibt. So auch die
verſtarkung.
Verſtarren, verb. reg. neutr. mit dem Sufeworte ſeyn, welches
int gemeinen Leben für das edlere erſtarren gebraucht wird. Ju
‚einem etwas andern Verſtande iſt es, doch auch Aue iur gemeinen
Leben, vor Verwunderung und Erſtaumen gleichlam ſtarx werden,
Jedermann verſtarrt, Optz. Figürlich wird verſtarrt in der
Deutſchen Bibel einige Mahl für verſtockt gebraucht, Ihr gerz
“war verſtarret, Mare.2, 6. Kinveriarries ger, Kap 8,17.
So -auch die Verkartung.
doch nur im figü lichen Berſt ande, Freyleit geben, iwas zu thun,
geſtatten ; wo bende von erlauben noch nuter ſchie den werden kön⸗
nen ‚ala welches in manchen Fällen die Billigung des Verſtatteten
mit einfchliegt, berſtatten aber ſolche anentſchieden läſſet. Je⸗
manden zu reden dertatten. Die Reife it mir dießmahl nicht
verſtattet worden. - Den Truppen das Plunder verſratten.
Daber die verſtattung.
Anm, Am Niederf. nur faden, fleden, fledigen, wo es 2
ehedem auch mit der zwepten Esdung der Suche gebraucht wure
de, ihm veflen nicht zu harter; im Schwed. Hädja, till-
fädja, eigentlich gühasten, wo auch Stade, die Verfkautung r
Erlaubniß ift.
Derftauben, verb, reg. neutr. Mit dem Hülfsworte ai
Staub, oderin Geſtalt des Standes verfliegen, - In den Mhlen
verhauber viel Mehl. In einigen gemeinen — verſtie⸗
ben, Niederſ. verſtuven.
Derftäuben, verb, reg. welches das Hetionm deg SR if,
verſtauben machen, in Staub davon fliegen Laffen,
verfiäuben.. Jch will fie vertäuben, = Sum, 22, 43; figürlich,
Daper die ver⸗
Häubung.
Derftauchen, verb. reg. act. durch Btaidjen,d, i. einen hef⸗
tigen dumpfigen Stoß, ſeiner gehörigen Beſchaffenheit berauben.
Man gebrauchtes beſonders von den Geleuken, wenn die Bänder
derjelben gewaltſam ausgedehnt werden, ohne daß eben das Glied
aus feiner Lage komme, wodurch es ſich von verrenken unt erſchei⸗
det. Sich die Hand, den Fuß vericugpen. Im Niederſ. verfinz
Ben, — die verſtauchung.
ver⸗
—
*
vieles Mehl
Verſtatten, verb, reg, acte Statt oder Kaum zu etwas geben, >
Zr ru nn Hs & uf 2 en ed nie
EN
—
—
J
—
Ber
Veto, yerbii irreg. act. (&: Stegen.) 1. Mit eh zu⸗
ma hen, bey den Ribterinnen.
Ein Loch in einem Sreumpfe,
ineinem zemde, in einem Rleide veritechen, durch kreuzweiſe
geführte Sticge zumachen, im gemeinen Leben Hopfen, in der
Oberpfalz verwibeln. 2. So feru ver die Bedeutung der Entfir-
mung bat, iſt Paaren veritechen, fie vertaufchen, Waare für
Waare geben, fonft auch umſtechen.
Der Verfti, des — es, plur, inuf, ein nnr im gemeinen Le⸗
ben für das verſtecken üstiches Wort. Die Rinder fpielen Der:
feed. wenw fie ſich derſtecken. Mon sebraucht es auch wohl in der
Ariegesfuan, fo wohl zu Waſſer, als zu Sande, io Truppen und
Kriegesſchiffe einen verſteck machen, wenn efih in den Hin⸗
terbalt legen,
Verfteten, verb.reg.act. ı. Durch ein dahin gellecktes Hin⸗
derniß verſperren. Einen Weg verſtecken, mit Strohwiſchen.
⸗. Im gemeinen Erben ſogt man, man babe fi verſteck, wenn
‚manmehe Bild, als man bequeri entdehren Pönn, in eine Sache
geledit hat. 3, An einen verborgenen oder doch unbefanuten Ort
decken oder thun, um dadurch den Augen anderer zu eutziehen.
. Sein Geld verlecken. Jemanden auf dem Boden verſtecken.
Sich unter die Treppe, binter die Thur,- in dem Wald: verz
ſecken. DVeritcdien oder Verſteckens ſpielen, bey den Kindern,
Jagleichen in weite ein Verftaude oft für bededen oder verbergen,
von einem befannten Orte. Der Mond verſteckt ip hinter den
Wolfen, Bann die Welt etwas dafır, daß ſich ein großer
Geifinein fenlechtes Rleid vertete? Raben. Judeſſen iſt in
den meiften Fällen inder edlern Schreibartdafür — bs
lich. So auch das verſtecken.
_ Verfiehen, verb. irreg. (5. Steben,) welches in — Gat⸗
tung gebraucht wird, L. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte
ſeyn, über die gehörige Zeit ſtehen, am häufigſten von Pfändern,
Das Pfond if verſtanden, iſt verfallen. verſtandene Pfänder,
verfallene. Wo es auch inzinigen Gegenden alsein Reciproeum
gebraucht wird, Has Pfand har ſich veritanden, in weichem Falle
es doch zunächſt nicht fe wohl verfallen zu bedeuten ſcheinet, als
vielmehr, daß durch langes Stehen und angefchwollene Binfen der
Werth des Pfandes erfchörft worden, Im Bergbaue fagt man
gleig falls, einen Kur verftehen laffen, die Zubuße nicht abführen,
fo daß der Kur verfällt,
1, Als ein Aetivum und Reeiprscum. 1, Durch Langer Ste
ben ſchadhaft oder untũchtig verden, als ein Reciproeum, in wel⸗
chem Verſtande man von Thieren oder Menſchen ſagt, fie haben
ſich verſt anden, wenn ſie durch langes Steben ſteif und träge ger
worden find, Aufähnlipe Art fagt man ſich verfigen, verlie=
n uff.
„x 2. Sich zu etwas verſtehen, fi zueiner unangenehmen
Sache entihließen. Er wollte ſich nicht dazu verfichen, Yae
er fich dazu verſtanden Ich verſtehe mich gleich zur Seuer:
probe, zu beweifen, m (ef. Die allgemeine Menfcpenliebe,
zu der wir uns f9 ungern verſtehen.
8, Alsein wahres Activum bedeutet diefes Zeitwort ſehr
Gäufig, die Bedentung der Wörter einer Xede, oder überpaupt ei⸗
nes jeden Zeichens, wahrnehmen.
6 Eigentlich. Man verfieher jemanden. Man vers
flehet eine Rede, ein Wort, ein Zeichen, wetn man eben den
Gedanken damit verfnüpft, welchen der Urheber der Rede oder des
Seichens damit verbindet. Ich verftand ihn nicht. Du ſprichſt
fo undeutlich, da man dich nicht vertteben Fann, Ich babe
nichts davon veritanden. Er verſtehet jeden Wink, jed+ Mies
"ne. Femandenfalfip, unrecht verſtehen. Was verhebei du
darunter ? was wollteff du damir fagen, was iſt delne Meinung
dabey? Durch Einſamkeie verſtehe ih jede Entfernung von
Ber 1150
der Geſellſchaft der Menſchen. Das Bertehr ſich von ſelbſt,
im meinen Eben, das verſteht fid) am Rande, das it außer
‚afem Streit, iſt unlãugbar, ift leicht einzuſehen. Scherz verft =
b+*, einen Scherz als einen Scherz aufnehmen, nicht empft idlich
dasäber werden. Er verſtehet Feinen Spaß. Dft bedeutet es
au, div Abſicht einer Forderung einfehen. Du wirt mich fchon
vertiehen. Aber er verfiand Unrecht und verfegte ihm einen
Schlag. fagt manim gemeinen Leben, wenn jemand obne ſchein⸗
bare Jinlängliche Reigung ausfhlägt. Femanden etwas zu vers
fteben geben, es ihn auf eine verdeckte Are merken laſſen. Im
Oberdeutſchen wird es oft für erfeben gebrandyt, Ich babe aus
dem Briefe verftanden , erfeben.
(2). Figüelih. a, Sich mit jemanden verfiehen, ge⸗
meinſchaftlich mit ihm zu einer geheimen Abſtcht wirken. Sie ha⸗
ben ſich mit einander verſtanden, ſich verglichen. Man ſagt
auch wohl ohne Reciprocation: fie find darüber verſtanden, ind
in diefer Sache einig. Einverſtanden feyn, einig fern, und fich
mit jemanden vereinftandigen, find mur im Oberdeutſchen übe
lich. (Siehe verſtandniß.) b. Sehr bänfig ift das Actioum ver⸗
fliehen, Elare, und im engſten urd wiffenfhaftlichen Verſtande,
deutliche Begriffe von eiwa haben, Eine Sprache, eine Kunſt,
ein Sandwerf, eine Wiffenichaft veriteben, fie fennen, Vers
fteben fie Iranzöfifch, Engliſch? u.f.f. Er verſtehet nichts
davon. So viel ich vondiefer Sache verſtehe. Die Mathe—
matid, die Philoſophie, nichts von der Aıfronomie verfteben,
Jugleichen in einigen Füllen als ein Reciprocum, da denn die Sa⸗
che vermittelft de3 Borwortes auf ausgedruckt wird. Sich auf
das Reiten, auf dag Sechten, auf dag Mabrfagen, auf das
Drechſeln verfieben. Wenn du dich darauf beffer ve-ftebert,
alsich. Ich verftehe mich aufs Srauenzimmer, Fenne es, weiß,
wie mit demfelben umzugehen ift.
Lin Mann, der ſich aufvielerley verftand, Gel,
Bon Sprachen, Wiffenfchaften und wiſſenſchaftlicher Kenntniß if
diefe Mortfügung nicht fo gewöhnlich. Opitz überfeßt das : Si
[entire datur poſt fata quietis, dur:
Im Sall ein Geiſt ih auch noch auf die Weit verſteht.
Im mittlern Lateine kommt intelligerefe in aliqua re in chen
derfelben Bedeutung vor: S. verſtand, verſtandlich if. f.
Anm. Zn der legten Hauptbedeutung ift dieſes Wort fchon fehr
> alt, indem es ſchon bey dem alten Überfeger Jſidors firftan, bey
dem Ditfried irtuan und irftuan, bey dem Willeram verftan
lautet; Miederf. vertaan, Schwed. förflä, Die Figur ift frey⸗
Lich dunkel, allein fieläßt fich doch errathben. Die Angelfachfer
gebrauchten dafür underltan, uud ndch die heutigen Engländer
. underfland. Es fogeinet, daß in, unter und ver, welche alle in
diefer Bedeutung mit dem Zeitworte fehen verdunden worden, fo
piefalgvine Gegenwart, vor, bedeutet haben, fo daß es eigent⸗
lich vor etwas ſtehen einer Sache gegenwärtig feyn,bedente haben
würde; welches noch dadurch beftätiget wird, daß Ditfried und
andere diefes Wort auch für wahrnehmen, merfan, empfinden ge⸗
brauchen. Das Sriechiſche erssajuoz, ich weiß,verfiche, zründet
ſich auf eben die ſelde Figur, abgleich ſolches gemeiniglich von drx-
jagı abgeleitet wird; vieleicht nur, weil man nichts beſſers wußte,
und bloß der Hpntichfeit des Klanars nachging. Indem Lat. in-
‚ telligere, für interligere, ſcheint eine ähnliche Fiaur zu berr«
ſchen, obgleich dieBedentung des ligere hier noch dunkel iſt. Übri«
geng bedeutet vertehen im Niederdeutſchen auch überfteben, aus«
halten, ine Krankheit verſtehen, ———— einen guten
Trunk verſtehen, vertragen können.
Vverſtehlen, verb. reg. act. (©. Scebfen,) duch Steblen
entfernen, en wenden. verſtohlne Waffen ind ſüße, geftobl-
ar, Sprigw. 9,17. Jugleichen als cin Keciprocnm, ih Her,
rn 7
141° BE.
fehlen, heimlich fortfchleichen. Das volk verſtahl ſich « Sam.
29,3. In beyden Fällen fommt es im Hochdeutſchen wenig mehr _
wor, wo mannurnod) das Mittelwort veroblen für heimlich,
insgeheim, gebraucht.
Eine verſtohlne Zufammenfunft, Ich babe es hide thun
vVerſtohlner Weiſe zuſammen kommen.
Br
durch einen — — — in — mit —
verfiellen, ı Kön. 20, 38; ſo ſern es bloß unke untlich machen be⸗
deutet. Ingleichen durch fein üuferes Betragen-die innern Em: 5
pfinönngen verbergen, wo es mit dem Latein, diflimulare -
- überein kommt, aber in der edlern Sch reibart veraltet iſt.
Beinen Verdruß verſtellen beifer verbergen. 3. In wei⸗
teem Verſtande, ſo daß ver den bloßen Vegriff der Ändern .
rung bat, iſt veyſtellen, ſech von außer anders ſtellen, als
mon denkt und, eiupfuder, Wir verfiellen ung, wenn unfee =,
muffen.| .;
Verſteigen verb. welches auf —— Art vorkommt. ‚als
ein eigentliches Activum und mit tegulärer a Ne
es im Oberdeutfchen für das noch gangbarere verfieigern, d. i.
verauctionieren, vorkommt, (S. daſſelke) 2. Als ein ee,
— sum, mit ieregulärer Conjugation, (S. Steigen,) ſich verfeigen,
- zu weit fleigen, fo weit fleigen, dag man nicht ohne Gefahr
wieder zurück kann. Kaiſer Maxlmilian hatte ſich auf den
"Selfen in Tirol verfiiegen. Ingleichen figürlich, das Maß dis
Bernünftigen überfchreiten. Man verſteigt fih in Ausdru—
Een, wenn man ſchwülſtige, übertriebene Ausdrücke gebraucht,
im Nachdenken, wenn mar. fi an unerforſchtiche Dinge wagt,
in Unfernehmungen, wenn man etwas unfernimmt, was über
feine Kräfte ift. Die morgenländifhe Linbildungsfraft it ’
oft in Verwirrung und verfieigt fich bis. zu der zügellofes
ſten Schwärmerey,, Derfieigen fie ſich nicht zu bob, zu
weit. Daher das verfeigen, ⸗
*
Verſteigern, verb, reg. act, durch Steigerndes Preifes veräu-
+ dafür das einfache ſich fellen.
önferes Berhalien unfern Neiagnugen und Empfindungen wis
berfpricht. Er weiß ſich vortrefflich zu verſiellen. Der Sa⸗
tan verfellet fi in einen Engel des Lichts, 2 Cor. 11,14,
Welche Wortfügung mir der Präpofition doc) ungewöhnlich iſt.
Ein Zorniger verſtellt ſich, wenwer ſich freundlich ſtellt. Ver⸗
ſtellter Weiſe. Eine vernellte Zärtlichkeit, Freundlichkeit
u. ſf. verſtellen wird in dieſer Bedeutung bloß abſolute ge⸗
braucht; wird die Art nud Weiſe der Verſtellung durch ein
Nebenwort, oder auch durch als ausgedruct, fo sebrandenmen
Daber die verlellung, beſonders in ber dritten Besen 9,
fo wohl von der wifjentlihen Annehmung des Scheines von
Suftande, worin man ſich nicht befindet, aid auch von —
Handlungen, welche dem innern Zuſtande zuwider find, Rs
ift Lauter verſtellung. ——
*
*
ßern, d.5on dieMeiftbierhenden verkaufen, verfteigen, verganten; Verfterben, verb, irreg, neuu GS. Steben) welche 4
ein Oberd. Wort, welches für das fremde verauctionieren auch Hülfgworkfeyn erfordert, und in der edlern Schreibart für ee 6
im Hochdeutfchen eingeführet zu werden verbiente, Ein Haus, ein einfache ſterben, doch nur von Meunſchen, gebrauspt wied. Un: —55
Eut, Hausgerätb, Bucher verſteigern. Daher die Verſteige⸗ fer Freund iſt bereits uerfiorben.- er Derflorbene, —
tung, verſteigung, die Auction, Verſteuern, verb. reg. actı die teuer von eiwas enichten. |
Derfteinen, verb.reg. act; 1, Mit Steinen befegen, doch nur >. Ein Gut verſteuern. 4
in engerm Verſtande, mit Övänz > oder Markſteinen befegen. Verſtieben, verb,irreg,neutr. (©. Sieben, weiches das Hülfes —
Sinen Acker, ein Feld, eine Flur verſteinen. 2 Zu Stein ma⸗ wort ſeyn erfordert, in Geſtalt des Staubes, o oder wie SR aus. 29
een, (S. dasfolgende,) 3. Mit Steinen todt werfen, eine nur im > einander fahren, zerflreuet werden, ° 1 *
Oberdeutſcheu übliche Bedeutung, wofür im Hochdeutſchen Heiz Schrecklich werden fie verlirben, 3 0.0 4
nigen übliift. So auch die Verfieinung, Leichter als ein Traum vergehen, Cams ö
Derfteinerm, verb. reg. act.zu Stein maden, in Stein verwan- Bin jeglich Haar, : das muß verſtieben, Brig”. 33
. dein, doch —* weiterer. Bedeutung des verwandelns. Der: Am Hochdeuiſchen ift dafür vertaubenüblicher. Diein — ln
feinertes Zolz, welches entflebet, wenn dag Waffer die Holze ſchen Bibel befindliche thätige Form, ich will das Exas an
theilchen auflöſet und dafür die bey fich führenden Steintheif- den Waflern verfiieben, Eſ⸗ 19, 7; iſt, der hatten Figur nicht zu
eben abjegt, welche, denn die Geſtait der erſtern annehmen, . > gedenken, im Hochdeutſchen noch feltener.. ©. verſtauben und
So auch verfteinerse Sifche, Knochen uff. Mande Wal: Verſtäuben, ingleichen Zerſtieben und verſtobern.
fer verſteinern die Korper, welche darein gerathen. Da—
ber die Verſteinerung, fo wohl von der Wirkung des Ver⸗
ſteinerns, als auch von verfteinerten Dingen, im welchem
Falle es auch den Plural Leider. - Figürlich iſt verfieinert wer⸗
den vor Schrecken, Erftannen-n,fif. unbemweglich da ſtehen.
Ich glaubte verſteinert zu ſeyn, als mir dieß Wort ent⸗
fuhr. Die Sreude habe ich doch noch zu ſehen, wie ex ver—
Keineen wird, wenn er mich wird unvermurbet fingen hö⸗
sen, Herntes; wo es in der ſonſt ungebrãuchlichen neutralen Form
gebraucht wird.
Derftöllen, verb. reg. act, welches nach Maßgebung der Partie
kel ver in einer dreyfachen Bedeutung vorfommt. 1. Sofern ver .
riue Verſchlimmerung bezeichnet, ift verſtellen, dem Scheine nach,
oder durch eine zufällige Veränderung, auffurze Zeit eine andere
und zwar.nachıbeilige Öeftalt ersheilen ; wodurch es fi von dem
Bären verunſtalten unterſcheidet/ welches unter andern auch eine
Lleibende Berderbung der Öeitals bezeichnet, Sein Geſicht durch
eine Perrücke verſtellen. ine ſchlecht gemachte Bleidung vers
fir Her den, der-fle trägt. Die Brankheit hat ihn fehr verſtel⸗
ler. Cain verſtellete ſeine GWeberde, Moſ. 4, 5,6. 2:60 fern
ver eine Verberguag bezeichnet, iſt verſtellen, durch Stellen, da.
Derfiielen, verb. reg. act. mit einem Seele verſeben. eine. ta
Axt verſtielen. *
vVerſtimmen verb, reg.act. welches der Gegenfag von fimmen”
„it, einen Mißton oder falſchen Ton geben, von mufikalifhen
"Werkzeugen, Das Clavier iſt verſtimmt, wenn die Saiten nicht
den gehörigen Ton baben. In der Träffe verfimms # eine
violine leicht. Daher die verſtimmung.
Verſtobern, verb. reg. act. welches im gemeinen Leben für das
Aetivum verſt uben gebraucht wich, von welchen es das Jutenſi-·
vuim ift. In einem anders Verſtande verſtobert das Schnee:und
Stoberwetter dir Wege, wenn das BRRAR he unkennt⸗
lich macht, &. Srkderm. ...
1. Derfioden, verb. reg. neütr. mit: * Hütfeworte feyn,
duch Lange anbaltende Fouchrigteit uerdeods werden, Verfiadte
wWaſche. Das —— weiße: von der Seußsigkeit: Siche
Siecken.
2. Verſtocken, verb,reg. — zu Am Stode ehe IE
- Jüchen Kloge machen, doch nur in figürlichem Berftande, Lin
Alensch it verködr, oder verſtockt ſich, wenn er gegen alle. auf
feine Befjerung abzicien de heilſame Mutel miu Vorſatz unempfind⸗
lůch ſt. Gegen abe Vorßellung en Trm ahnungzen —
eyn.
fen. @in a, haben. Uneigentlich haht eandee
Deutſchen Bibel: Gott verſtocke die Menfchen, wenn er ihre
Verſtockung zulaãſſet So auch die verſtockung, beſonders
von dem Zuſt ande der vorſetzlichen Unempfindlicheit gegen alle
üblich iſt. Ja einent jetzt veralteten Berhanbe heißt es 10 bey
F ‚dem Dpig:
* Zwar reden mag ich wohl
Mit dir, wie mir geliebt, doch wenn ich reden ſoll,
So bin ich ganz verſtockt
wo es im guten, wenigſtens geidguluigen Verſtande für fumm,
verſtummt, zu ſtehen ſcheinet.
Verſtohlen, Sverftehlen.
3 Verſtohren, S. verſtören.
en verb. reg. act. miteinem Stollen verfehen,im Berg⸗
‚baue, Ein verfiolltes Gebirge. So aud) die verſtollung.
7 Yerftopfen, Verb. reg. act. mit einem davor geflopfien Hinder⸗
x uiſſe verfchließen, derfperven, Eine Bouteille, eine Slafchever:
ſtopfen. Sich die Ohren mit Baumwolle verſtopfen. Angleis
1 "hen in weiterer Bedeutung. Die Quelle eines Sluffes verfio-
pfen. Man ift verſtopft, hat einen verflopften Leib, figüclich,
m wenn die Ausleerung des Unterleibes nicht fo erfolgt, als nö-
eo thig iſt. Harte Speifen verſtopfen den Leib, machen ver:
= % fopfe Im ähnlichen Verftande it man verſtopft, oder iſt
722 man in dee Vaſe verfiopft, wenn man duͤrch ſelbige feine Luft
m“ ö eingieben Tann. Ede fo gebraucht man es von allen engen Dffe
; nungen, wenn der freye Durchgang durch diefelben duch ein dar»
in befindliches Hindernig gehemmet wird. Line veritopfte Rob:
xre u ſef. So aud die verſtopfung, auch von dem fehlerhafe
om Mangel‘ des Stuhlganges. mit yeopfungen —
en
Berflören sch. reg. act, 1. Aus einander fiören, ——
in welcher Bedeutung es nur noch im gemeinen Leben üblich iſt.
e: - Die verfisrten Thiere werden dich ſchrecken, Hiob 2, 17; die
in. durch Furcht aus einander getrieben, zerftreuet worden, verſtört
— Schrecken, Furcht und Zerſtotung durch Mienen und
eidung verrathen.
Gelicbte, hort dieß Schreyn, (ſpricht fie vor zurcht ver⸗
ſtort Zachar.
— Frang &tonrdi. 2. Indie Ferne ſtören, durch die
‚Furcht, über eier unerlaubten Handlung betroffen zu werden, in
dieFerne treiben; wo aber auch die vorige Bedeutung Statt finden N
- Tann, Die Diebe, die Räuber wurden verföret, welches mehr
ifl, als das bloße geſtört. 3. Durch gewaltſame und völlige
Treunung des Zuſammenhanges vernichten; in welchem Verſtan⸗
J de es doch in der edlernSchreibsund Sprechaͤrt veraltet iſt, wo das
—* 0 fütrgerfiöven gebraucht wird, In der Deutſchen Bibel kommen
erſtoren verſtörer und Derfistung, für zerifören, Zerftörer und
Zerſtoͤrung noch bäufiger vor, felbft in der fonft ungewöhnlichen
Bedeutung der Vernichtung des Zuſammenhanges thierifcher
. Hörper für umbringen, ausrotten aufveiben u. ff. So auch
x
——
% die verftorung.
Der Verſtoͤß, des —es, plur, der doch felten vorfonimt, die Der= '
‘ ſtoße, don dem folgenden Zeitworte, doch nur ineinigen Bedeu⸗
Br ‚sungen deſſelben. 1. Ein geringer Fehler, ein Verfehen. Liz,
— nen Verſtoß in dev Rechnung begehen, im Rechnen verftoßen.
Ein Verfioß wider die gute Lebensart, rin Verſehen, Fehler.
2.Uneinigfeit, Streit, Berdenß mit.einem anderh; nur in einigen
Mundarten, von der im Hocsentfenateichfall, veralteten R.A.
ſich verfioßen, fih veruneinigen. verſtoß mit jem anden bekom⸗
mei. 3.Im gemeinen Leben. * man auch, ein Pferd habe
00 w. — The Auſl.
beilfame Befferungsmitsel, wofür auch wohl die verſtocktheit
Be il} 1154
Seh Verflsh, oder bekomme den verſtoß, wenn es nicht freſſen
will, weiß; wo es für Anſtoß gu
fieben ſcheinet.
Verſtoßen, verb.irreg, (S. Stogen,) welches in doppelter Gat⸗
tung üblich ift,
L As ein Neutrum mit dem Hälfsworte haben. 1. Geht
ſtoßen, doch nur iin figürlichen Verftande, einen Bebler, ein Vera
feben begehen, wo man imähnlichen Berftande auch wohl anſto⸗
Ben fagt.. Wider oder gegen die gute Lebensart, gegen die Rez
geln verfioßen. In einev Sache verſtoßen. Ich babe gegen
meine eigene Regeln verftößen, Gottſch. Därin ich felbft ver:
ſtoßen hatte, ebeuderf, Er bat häufig dagrgen — 5* Leſſ.
Wo es auch wohl als ein Keciprocum gebraucht wird. Sſch in
etwas, in der Rechnung verfiößen. 2. Aufbören zu ftoßen,
bis zur Erfchöpfung ſtoßen ; mo man es nur von gãhrenden flüs
Figen Körpern gebraucht. Das Bier hat verfioßen, hat vergoh⸗
ven, Den Eſſig verſtoßen laſſen. ©. Stoßen.
II, Als ein Xetivum. 2, Aus feiner Lage ffoßen, wo man
doch nurim gemeinen Leben fagt) ein Pferd babe eine der ver
fioßen, wenn es fie durch einen Fehltritt verriicht hat. 2, In die
Ferne von ſich wegſtoßen, doch nur ineinigen Fällen. a. Mus
Noth verkaufen, mird bäufig verſtoßen genanuf.. Sein gausges
rärh, feine Bleider, Wäre, Bucher verſoßen. 6. Figürs
lich verftößer man eine-Perfon, wenn man ihr den bispeeigen
Schutz, die bisherige Liebe, und Verſorgung auf eine gewaltfame
Art entziehet, beſonders wenn diefe&ntziehung mit einerUnterbre⸗
chung aller per ſönlichen Bemeinfchaft verbunden iſt. in Kind,
feine Ebegattinn, einen Liebhaber verſtoßen. Man verſtößt
- einen Armen, wenn man ihm feinen Schuß, feinen Unterhalt
entzieher. Kin Liebbaber, den du verſtießeſt, Duſch, Zuwei⸗
fen auch mit Bezeichnung des Ortes. Zur Zölle bat Gott die
‚Engel, die gefündiget Haben, verflößen, Detr. 2,4. It
ein dürres Land verfioßen, Joel 2, 10,
.
Aber für die R, .
iemansen aus dem. Rathe, aus oder von’ einem Amte verfio:
Ben, gebraucht man licher das einfachere ſtoßen.
Daber die verſtoßung, welches Haubtwort doch in der legten
thãtigen Bedeutung am üblichften ift. In eben diefer Bedeutung
fommtferftozzen fon bey dem Ottfried und Notker vor,
‘Derftrafen,verb,reg.act. welches nur im gemeinen Leben üblich
1, Strafe für etwas erlegen, Bey den Handwerkern muß der an⸗
gehende Meifter jeden bey dem Meiſterſtücke begangenen dehler
verfivafen, Daher die verſtrafung.
Verſtrecken, verb. reg neutr. mit dem Hülfsworte haben, wel-
ches aur ben den Jagern üblich iſt, wo ein Hirſch oder Rehbock ver-
ſtrecket, wenn er ein neues Gehörn befommt, welches auch aufſet⸗
zen, aufſproßen, verenden u. ſ. f. genannt wird.
Verſtreichen, verb: irreg, (S. Streichen,) welches in doppelter
Geſtalt üblich iſt. I. Als ein Acrtivum. 1.Drch Streichen ver»
“ brauchen, vieles Pllaker, vielen Lehm verftreihen. 2. Dar
‚ einen eingefirichenen Körper verflopfen, zuſtreihhen. Die Ritzen⸗
die Sugen verſtreichen. Den Ofen verftreichen, die Ritzen iu
demſelben. Ein Faß mit Pech verſtreichen.
IT. Als ein Neutrum mit dein Hülftworte ſeyn, in die Fer⸗
"ne flreichen, di. ſchnell vorüber geben, beionders von der Zeit
und Zeitdauer, - Die Zeit verflreicht geſch winde. Dis Leben
verfiveicht zwifchen Surcht und Hoffnung, ohne daß wir es ge⸗
nie en.
; So verfreicht dem Landmann der Horgeni in ſchulblo⸗
fen Freuden, Zach.
Daher das verſtreichen, doch nur in den chärigen Bedeutungen,
Dvd» Ver⸗
—ñ
NY
1155 DE
Verftreuen, verb. reg. act, 1. Sum Streuen, oder als Stren,
verbrauchen. Alles Stroh verfireuen, alles Stroh dem Vieh
unterſtre uen. Alle Gerſte verfivenen, dem Federvieh als Fut⸗
ter vorſtreuen. 2, Aus Verſehen ſtreuend verlieren,
viel Getreide verfieenen, Auch zuweilen überhanpe hin und her
fireuen.
«Wenn der blumige Lenz Faum von den Purpurgewölfen
Seine Rofen verfiveut, Zadar. '
. 3. Indie gerne und zugleich aus einander fireuen, fo wohl eigente
lich ads figüclich, in welchem Verftande es inder Deutſchen Bibel
“ mehrmahls pprfommte. Wie Spren, dieder. Wind verfireuer,
Di. 1,4
Fern, dahin er dich verßreuet bat, 5 Mof. 30, 3. Im voch⸗
deutſchen iſt dafür zerſtreuen üblicher. So auch die Verfirepung
in der zweyten und dritten und das Derfveuen in der erfien Be⸗
deutung.
Verſtricken verb.reg.act.
verſtrickter Waldochs, Ef. 51,20, Daf ihrer viel fich, daran
ſtoßen, — verſtrickt und gefangen werden, Ef. 8, 15. Ju⸗
gleichen figürlich, in einer böſen Sache auf das feftefte verwickelt,
und gleihfam mit Fallſtricken gefeſſelt ſeyn. Der Gottlöfe if
verſtrickt in den Werk feinergande, PL. 9,ı7. Ein Böfer,
wenn er fündige, verſtrickt fich felbft „Sprich. 29, 6. Inge:
fährliche zändel verſtrickt ſeyn. Ich glaubte ficher zu feyn, .
daß ich mich nicht: wieder in der Liebe verfiriden würde,
2, Sich verſtricken, ficb feft verbinden überhaupt, jegt nur noch
zuweilen im nachtheiligen Verſtande, für ver ſchwören. Ehedem
‚gebrauchte man es auch im guten, für verbinden, und da war ver⸗
ſtrickung auch fo diel ale Bündniß, Verbindung. 3. Ju den
„Gerichten einiger , befonders Dberdeutfcher Gegenden, iſt ver-
ftricken auf in Berhaft, gefangen nehmen, und Verſtrick ung, der
Berbaft.
Derftroffen, verb. reg: act, mit Stroſſen derfehen, im Berg.
baue, (S. Seroffe.) Einen Stollen, einen ——— ein Gefent
verſtroſſen.
tWerſtudieren, verb. reg. act, welches nur ———
üblich iſt, durch oder mie Studieren verthun, verbrauchen. Sein
Dermögen verſtudieren. Seinen Derfrand verftudieren, über °
unmäfiges Studieren feinen gefunden Berftand verlieren,
Verfiufen , verb. reg. act. im Bergbaue, mit Stufen, d,i.
in $as Geftein gehauenen Seien, vedjeben, Einen Ort ver«
ſtufen.
verſtümmeln, verb.reg. act. durch gewaltſame Beraubung ei⸗
nes nothwendigen Theiles ungeſtalt maden, Man verſtümmelt
einen Menſchen, wenn man ihm die Naſe oder Ohren, einen
Fuß eine Hand u. ſ. f. abhauet oder abſchneidet.
melte Bildſaule. An Naſen und Ohren verſtümmeln. So
auch von andern körperlichen Diugen. Einen Baum verſtüm⸗
meln. Jugleichen die Wörter, eine Rede verſt mmeln, fie gewiſ⸗
fer nothwendiger Theile berauben. Eine Stelle ver ſtümmelt an—
führen, fehlerhaft verkürzt. So auch die Verſt um melung. Im
gemeinen Leben einiger Gegenden verſtümpeln, welches auch
Eir, 35, 14 vockommt; verffümpele deine Gabe nicht, brich
im Geben nicht zu diel ab „gib nicht zu wenig ; wo aber die Figur
ungewöhnlich ift,
Verftummen, verb. reg. neutr. welches baspülfswort ſeyn er⸗
fordert, ſtumm werden. Ingleichen figürlich, plötzlich aufhören
zu reden. Zr aber, der Fein hochzeitliches Kleid anh atte, ver:
fummere, Matth, 22, i2. Verſtummen müſſen falſche Mäu—⸗
ler, Pſ. 31, 195. Schweig, Meer, und verſtumme Diarc.4,39.
Daher das Verffummen.
Rummen, arkummen, erſtummen.
verthun.
Er wird dich wieder verfammeln aus allen vol⸗
1, Ju Fallfriete verwideln. Ein:
Kine verſtüm⸗
Bey dem Borken und im Zatian ir- ·
| — 24
SR
verſtuezen, — reg. act. sub dahin —— —
niß derſtopfen, oder auch —— unkenntlich machen; bes
ſonders im Bergbaue.
davor geſtürzte Erde oder Steine oerbergen.
flür zung.
2. Derflürzen, verb. reg. act. beſtürzt ae, ein-im PR?
deutſchen ungewöhnliches Wort, von welchem das eben fo unges
wöhnliche Mittelwpet verfkünze für —— — in * A
Deutſchen Bibel vorkommt,
Derfiugen, verb. reg. act. Durch Abnehmung am Ende —
fan zu einem Stutz oder kurzen Dinge machen, wie abſtutzen.
Die gaare verſtutzen, ſo am Ende verſchneiden, daß nur ein kut
zer Theil davon übrig bleibe, /
fiugen.
Daher das verſtutzen.
Der Verſũch des—es, plur. die—e, von dem fefgenban: Bir
welche man unternimmt, die Möglichfeit oder das Verbältni
ner Sache zu erfahren, wodurch ſich Ser verſuch von der ——
rung und Beobachtung uuterſcheidet. Einen Verfuhmahen
Einen verſuch mit jemanden, mit einer Sache maden.
Wenn ein folder Berfuch verſchiedene Anſt alten oder Vorberei⸗
tungen erfordert, ſo ſagt man, einen verſuch anſtellen. Einen
verſuch machen (verfügen), ob man die nothigen Rräftesu
ertwashabe. Es Fomme auf einen Derfuch an, . Phyſikali⸗
ſche Derfuche, welche auch Experimente genannt werden. By
diefen nimmt man gemwiffe Veränderungen mit den Körpern vor,
om zu fehen, wie fie ſich alsdanıı verhalten; die Beobachtung
hingegen * bl
gen an den Körpern in ihrem natürlichen Zuſtande. Daher die
verſuchkunſt, die Kunſt, pbyfikalifche Ver ſuche anzuftellen. Aero
‘ überfegte dasLat, Experimentum noch durch Findunga. Im
Nieder deutſchen ift verſok — eine freundſchaftliche Bitte, das
Erfuchen, Geſuch.
Derfuchen, verb..reg. act. 1. „Bitten, eine veraltete Bedeu
tung, in welcher jegt erfuchen üblich it. Bey dem Dttfeied fir-
fuachen, und noch im Nie derdeutſchen verſöcken, we verſock
auch die Bitte iſt y
2. "Befuchen, eine gleichfalls veraltete Bedeutung, weiche — ;
— keſonders im Niederdeutſchen, üblich war, dagegen wurde
beſuochen bey den älteſten Oberdeutſchen Schriflſtellern hau⸗
fig für verſuchen i in den folgenden Bedeutungen gebraucht.
3. Durch eine in einemDinge verurfachte Veränderung die@ir
genfchaft und Grade der Kraft deffelben zu entdecken ſuchen. “
(1) Im weiteften Verſtande, wo es ehedem häufig für prüi=
- fen, probieren, auf die Probe Rellen, zuweilen auch für unterſu⸗
“hen gebraucht wurde. verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glau—⸗
ben feyd, 2 Cor. 13,5. prüfet, unterfüchet,
Stellen mehr. In einigen Dberdeutfhen Gegenden wird der Münze
Probierer oder Münzwardein noch der verfucher genannt. Do
-in dieſer ganzen weitern Bedeutung iſt es imHochdentfehen verale
tet. Yu der Deutfchen Bibel und in der theologifchen Schreibart
wird es noch in einigen engern Einfhränkungen gebraucht, welche
aber außer derfelben gleichfalfg veraltet find. Man verſucht
Gott, wenn man von befaunten @igen fchaften undBerfi ich erungen
deffelben neue Beweiſe verlangt, ibn auf eins ungebührliche Art ,
auf die Probe ſtellen wilf. Gore verfucht den Men ſchen, wenner _
ihn in Umftände ver ſetzt, worin feine Befchaffendeir entdeckt wird,
Der — verfucht den Menſchen Denn er ibn Behgerheiuu
inen Schade verftürzen, durch bins
ein geftürgten Schutt ausfüllen, Einen Gang verflinzen, durch
So au die Der-
' £inem. Pferde die Ohren * *
paris hat ihren Kopf nad neuer Yrt verlust, Sadar, RE
*
„worte, doch nur in Einer Bedeutung deffelben, eine Han 2% *
oß auf die aufmerl ſame Enpfinduug der Erſcheinun⸗
Diefelbigen laffe . _
man zuvor verfuchen, ı Tim. 3, 105 prüfen. ‚Und fo in andern -
Rei⸗ —
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Meisung zur Sündegibt; befanders, wenn er ihn durch Schein
RM. Ser.
bey den Schw abiſchen Dichtern vorfommt,. Daher Siederfündte
gründe zur Sunde zů reigen ſucht. S. Derfucher undverſuchung. gung, wliches auch von det Sünde oder einer fündlichen Dands
(2), Ineinigen noch üblichen engern Bedeusungen. a) Die
Br \ Befshaffenbeit eines Körpers durch. den Geſchmack zu erfennen ſu⸗
0 Sen, wiefoften. Einen Weinwerfuchen. Die Speifen ver=
füchen... Jemanden etwas. zu verfulhen geben. : Daher das
verſuchen. b) Durch eine veranflaitete Veränderung die Möge
lichkeit oder den Brad der Kraft einesDinges zu erfahren ſuchen;
" einen verſuch machen. Ich will verfuchen, ob ich es heben
kann, ob ich der Sache gewachſen bin. Mein Herz iſt gepreßt,
ich will verſuchen, ob ich ihm Luft machen kann. Ks gehet
nicht an, ich babe es ſchon verſucht. Es mit einem Bedienten
verſuchen, zu erfahren ſuchen, ob man ibn gebrauchen könne.
Sein Glük in der Welt verfuchen. verſuche nur dein geil, .
dein Glück. Daher ſagt man noch figürlich in der reciprofen Ge⸗
ſtalt, ex hat ſich etwas verſucht, er bat ſich in der Weltwas
ver ſucht,/ wenn jemand viel in der Welt erfahren har, beſonders,
wenn er weit gereifet iſt. In einem etwas andern Berftande find
verfuchte Soldaten, welche ſchon viel im Kriege verſucht, d. ĩ. ers
fahren haben, wo das Mittelwort der vergangenen Zeit nach dem
Vorgange fo vieler anderer eine thätige Bedeutung hat. In der
engſten phyfiſchen Bedeutung, die Körver durch Hülfe der Kunſt
zu gewiſſen Wirkungen nöthigen, ihr Verhältniß Dadurch zu erfah⸗
ren, gebraucht man lieber die N. X. einen Verſuch machen oder
‚ anflellen, alsdas Zeitiwprt verfuchen.
Daher das Haupımort die verſuchung. Sſolches hernach be⸗
ſonders.
Anm. Indem alten Beaginente auf Käifer Carln deu Großen ,
bey dem Schilter verluochen, dagegen andere alte Schriftſteller
in der dritten Haupibedeutung dafür beluochen und irlua-
chen gebrauden. - .. ir
» Der verſucher, des—s, plur. ut nom, fing. eine Verſon,
weiche ein Ding verfucht, doch nur noch in der Deutſchen Bibel in
dem engern-dritten theologifchen Verfiande, wo der Beufel mehr⸗
mahls der Derfucher genannt wird, fo ferner die Menſchen ver
ſucht, d.i zur Sünde zu reigen fucht, Bey dem Notker Beluochar.
Die Verfugung, plur.die—en, von dem Zeitworte verfüchen,
doch nur allein in dem erften Falle der dritten Hauptbedeutung,
wo es ı im theologifhen Berftande, befonders in der Deutſchen
Bibel, jede veranftaitete Veränderung ift, die Beſchaffenheit und
"Kraft eines Dinges zu erforfchen, wie Prüfung. Inderengfien
- Bedeutung iſt die Ver ſuchung dafeldft eine Heigung zum Böfen,
befonders durch Scheingründe. Daher 2, in der weiteften Bedens
tung oft eine jede Neigung auch außer der theologifchen Schreib»
art eine Ver ſuch ung genannt wird, Ich Fomme, gerathe in ver⸗
ſuchung, die Sache zu unternehmen. Wenn du wüßteft, was
fir verſuchungen ich überwinden müſſen. Ich bin zuweilen in
verſuchung gewefen, an der Wahrheit der Sache zu zweifeln.
Zühren fie ihn nicht in Derfuchung , geben fieibm feine Neigung
dazu. Bey dem Noiker Irfoughunga, und Urfoch,
Derfudeln, verb. reg,act, 2. Durchaus fudelich machen, be
ſudeln; ĩm gemeinen Leben. 2. Durch Sudeln oder unreinliche
Arbeit verbrauchen, ingleigen dadurch verderben. Sp aud die
vVerſudelung. ER een |
Derfühnen, ©. verſchnen. x BT Ren
Derfündigen, verb. reg. act. fimdig machen doch nur als ein
„Reciprocum, fich verfimdigen, eine Sünde begehen, eine Sünde
auf fich Faden. Jeruſalem bat fich verfundiget, Klagsl., 8.
2 Der®egenfland,weler durch die Sünde beleidigetwird, befowime
das Vorwort an. Sich an Gott, a feinem Nächſten ver ſündigen.
Sich an einem Todten, an unſchuldigem Blute verfündsgen,
in der Deutſchen Bibel, Ehedem nur ſich verſinden, welches noch
4
Jung ſelbſt gebraucht wird, ” - \
Derfüßen, verb. reg. act. ı. Süß machen, doch nur nochfi-
gürlich, das Unangenehme einer Sache durch twaͤs Angenebihes
mildern- Das verfüßer mir mein Slend, den Abſchied, meinen
Schmerz uf. fr In der Chymie gebrauchte man es ebedem in
mehr eisenslihen Verſtande file das jegt übfichere abfüßen, die
Schärfe der, mineraliſchen Säuren mit Waffer oder rinem andern
flüſſigen Körper: wegnehmen. 2. Allzu füß machen, und dadurch
gleichfam verderben, wie verfalsen. Den Baffeb, den Wein
verfügen. Daher die Verfügung. Niederf. verfören, bey dem
Ditfried in dererften Bedeutungnurfluazen,
Dettagen, vexb. reg. act. welches im Hochdeutfchen veraltet,
und nur noch in einigen Provinzen üblich if, Auf einen gewiflen
Tag beftimmen oder verlegen,
Dur ſolches ward der Kampf vertagt. Theuerd.Kap.77.
2. Den beftiimmten‘ Tag, oder Termin verfäumen, und bernach
verfäumen überhaupt.” \
Dertändeln, verb.reg.act. . Im Zändeln oder durch Tãnde⸗
ley verlieren, Ich habe es vertändelt. Ingleichen auf eine uns
nüße Art verthun. viel Geld vertandeln. 2. Dit Tändeln zubrin«
gen. Die Zeit vertändeln. 3. Über das Tändein verfänmen, Die
Mahlzeit vertandeln. 4. Sich vertändeln, ſich aufeine leichte
finnige und unbedachtſame Art zurEhe verfprechen ; im gemeinen
Lehen aud) ſich verplämpern. - Die Niederfachfen gebrauchen in
den meiften Bedeutungen dafür ihr verquackeln.
Vertanzen, verb. reg. act. fih durch Tanzen um etwas brin⸗
gen. Sein Geld, die Zeit, fein vermögen vertansen, Bine
Rranfhert vertangen. Die Mahlzeit vertanzen, über dem Tan
zen verfäumen,
Vertauſchen verb. reg, act. durch Tauſch in eines andernBefig
bringen Waaren vertauſchen. Eine Provinz gegen dieandere
vertauſchen. In noch weiterer Bedeutung, ein Wort mit dem an⸗
dern vertauſchen, ein Wort für das anderefegen. So auch die
vertauſchung. —
Verteufelt, —er, —fr, adj. et ady. welches oft für keufeliſch
gebraucht wird. Ein verteufelter Menſch. Line verteufelte Cu—
ge. Roch häufiger iſt es in der Sprache des großen Haufens für
im hohen Grade liſtig/ verſchlagen, argn, ff. da es denn auch wohl
gar ais eine Intenfion vor andere VBepwörter gefegt wird, Derteur
felt groß, ftavf, tapfer, Schon u. f. fi für fehr. Es ſtehet noch ver:
teufelt windig damit aus. Sie befigen in der Thareinen ver-
teufelten (fehr großen) Stolz, Es iſt ihm verteufelt bange, Es
iſt/ wie verhenkert und andere ähnliche , entweder nur nach Act
der Mittelwörter gebildet, oder es ſtanmmet aud) von einem veralte⸗
ten Beitworteverteufeln her. Im Niederf. ift verdüneln noch üb⸗
» Mid) wo es aber eingentferntere Bedeutung hat, d. i, durch Flur
hen, mitmehrmahliger Nennung des Teufels verneinen, läugnen.
Verteutſchen, ©. Derdeutfchen.
vertheidigen, verb.reg.act, ı Die Unfehuls, Rechtmäßig⸗
keit oder Wahrden einer Perſon oder Sache duch Worte beweiſen,
beweiſen, daß eine Perfon unſchuldig, eine Sache wahr oder recht⸗
mäßig fey ; wo es urfprünglich von ſolchen Vertheidigungen dor
Gericht gebraucht, nachmahls aber auf-alle außergerichtliche
Handlungen diefer Art ausgedehnet wurde. Sich vor Gericht ver⸗
theldigen. Sich gegen eine Derleumdung, eine Befchuldigung _
vertheidigen. Seinen Lreund bey jemanden vertheidigen, Je:
mandes Unfchuld vertheidigen. Dertheidigedie Wahrheit bis
in den Tod, Eir. 4, 13: Einen Sag vertheidigen, deffen
Wahrbeit wider die gegenfeitigeBefhuldigung beweifen, 2, Einen
Angriff durch körperliche Gegenpeht von etwas abzuwenden fus
— 2 en,
—
* 2— a S
115% se Re
den. Si vertbridikeh, fi — — bat —
hat die Seftung ſehr tapfer vertheidiger..
Arm vertheidigen, Weich. 5,27.
So auch die Vertheidigung, die vercheidigungerede in der
erſten, der vertheidigungsſtandi in der zweptem Bedeutung, Die
Seflung iſt in dem beiten Verfheisigungsftande. : i
Anm. Im Miederſ. verdegedingen, und zuſammen gezogen
verdedigen, verdegen, degen. Bey dem Worte Theidigung
iſt ſchon bemer ket worden, daß die zweyte Hälfte diefer Zuſammen⸗
ſetzung allem Anſehen nach aus tagedingen zuſammen gezogen
worden; mananlifiis denn erwelslich machen können, daß es nur
in der erſten Bedeutung von Tageding abſtamme, in der zweyten
aber von einem andern Scamme, z. B. von That, thatig, oder
auch don dem alten degen;tapfer, hergeleitet werden müre.- Ira
Oberdeutſchen ſchreibt und fpricht man verrhädigen, vertädigen,
welches fich veriheidigen Läffet, aber wider die Hochdeutfche Auss
ſprache iſt. Siche Theidigung und Me — angrfüßrten
Schriften,
Vertheilen, verb. reg. act. — andere Übertragen, une .
Hol,
ter andere austheilen, Eine Summe Geldes verrheilen.
Getreide unter dier Armen vertheilen. Kine Arbeit unter die
Mitarbeiter vertheilen. Die Gegenflande, die Lichter gebo=
vig vertheilen, in der Mahlerey, die Gegenflinde in eine in Ge⸗
mählde mit ihren Lichtern und Schatten gehörig anordnen,
auch die vertheilung. ;
„. ‚Dertheuern, verb, reg. act. theurer machen Urfache ſeyn, dn8
der Preis einer Waare ſteiget. miß wachs vertheuert das Ge⸗
treide. Der ſtarke Abzug der Waare vertheuert ſte.
Vert hulich, —er, fe, adj. et adv. welches nur in der vertrau⸗
lichen Sprechart üblich iſt, geneigt,-vieles ohne Notb zu verebun,
imden niedrigem Sprecharten du’ wohlverthuifch und verthue⸗
riſch/ Riederf. Ferdonern.
thulich feyn.
auch die verthulichkeit.
Ein verthulicher Menſch. Ver—
verthun/ verb.irreg. act, (©. Thun,) I. * Berderben) —
chen unglücklich machen,eine alteBedeutung. Das du denSun-
der nıht vertuoft, Winsbe. Im Angelf. forduon. InıH0&-
deutſchen ift eg-veraltet,außer daß es noch in einigen Provinzen,z.
B.1nMeißen,geböret wird. Kommſt du mir noch mit dem dum⸗
mer Bauer Berl? Du weiße je, daß er fo gut als verthan iſt,
Weiße, ſo gut.als verloren, "2. Ohne Noth und auf eine uns
nüße Art verwenden, wo 88 einen etwas geringern-Grad als
verſchwenden bedeutet. Viel Geld verthun, durchbringen,
Sein Vermögen verthun. Große Summen mit. Bauen vers
shum Es verthut jemand viel, wenn er viel’ Geld. ohne Noth
ausgibt... (S.verthulih.) 3. Im weiteſten Berftande und am
Bäufigffen im gemeinen Leben,verbrauchen. überhaupt. Der Bras
‚mer hat mehr Waate, als er verehun (abſetzen) kann. Die
Maurer haben allen Ralf, die Zimmerleute alles Holz ver:
than verarbeitet. ” Beſonders von dem Gelder, Viel Geld ver⸗
hun, ausgeben, ohne zu beſtimmen, ob es auf eine unnütze oder
nügliche Art geſchehe.
Vertical.adj.etadv.welches aus dem Latein, ——— entleh⸗
net iſt, ſcheitelrecht, fo wie perpendicular durch ſenkrecht gege⸗
ben wird.” Einen Mörfer vertical richten. Daher die verti⸗
cal⸗ Flaͤche welche auf der horizontalen Fläche ſenkrtcht ſtehet; die
vertie al⸗ Uhr, eine Sonuenuhe auf einer berticalen Fläche ; Ver«
tie al⸗Winkel, wo dieScheufel des einen mit dem andern imeinem
Zuge fortgeben, und welche entfkehen, wenn zwey Linien eiuander
durchſchneſden; der DerticalsZitfel, in der Aſtronomie / ein Zir⸗
tel, en durch das Zeuith und Nadir und einen gegebenen
Sich aufdas aus.
ßerſte vertheidigen. Der Here wird die Sram inie feinem Yertiefen, verb. teg.act..
&
Ein höherer Grad Heißt verfhwendwifh. So
Be auf —— Sir Vacn⸗ ochogen — einen Urt
biſchen Nahmen, das Azimuth.
1, Tiefo — —
Einen Hafen vertiefen.
—
Graben vertiefen. vertiefte Signs
‚ven, ben den Metallarbeitern, im Gegenſatze der erh abe nen. Das
x
ber die Vertiefung, auch ein tiefer gemachter Drt, eine vertiefte -
Stelle. Die Vertiefung in einem Sluſſe.
werden die dunkeln Stellen ohne Widerſchein, befondtrs in den‘.
Falten eines Gewandes, Vertiefungen genannt. Bey den Gürt⸗
lern ift der Vertiefftämpel, ein Stämpel, die mit dem- Hauftäus
pel ausgehauenen Scheiben zu den Knöpfen zu vertiefen, oder hohl
zu ſchlagen. 2. Indie Tiefe ſenken, wo es doch uut in verſchie⸗
denen figürlichen Bedentungen üblich iſt. Man vertiefet ſich in 8
etwas, wenn man ſich fo weit darin einläffet, daß man nichtleiche
wieder daraus zurück gebracht werden fann, In Be
vertieft fepn. Sich im Nachdenken über etwas vertiefen. Er
war über feiner Arbeit fo vertieft, oder hatte fid in. feine Are
beit fo vertieft, daß er mich nicht Fommen bötte. In Sün⸗
den, in Schulden vertieft feyn.
Beywort gebraucht wird. In [unden ein vertiefet
Winsbeck. Bey dem Dpis vertauft. So auch die vertiefung.
vertilgen, verb. reg. act. aus der Keihe der Dinge tilgen, — *
daß ver eine Deftruction bedeutet, für dag veraltete sustilgen, —
Srüůhe vertilge ich alle Gottloſen im Lande, Pf.101,8, Ih
vertilge deine Mifferhat wie eine olte, Ef. 44, KR
‚läfte, falſche Görter, Rönigreihe u. f.f: vertilgen, En der :
Deutfchen Bibel, Es iſt in diefem weisern Berfkande nur noch in
der edlern und höhern Schreibart ganghar, Sie müſſen noch viele
ſchone Thaten hun, wenn fie dieß Gewebe von unedlenver:
tilgen wollen. In der Sprache des geſellſchaftlichen Lebens
kommt es nur noch in einigen einzelnen Fällen vor, befondersdon
dem Unkraute und Ungeziefer,für ausvorten. Das Unkraut will
ſich nicht verrilgen lafen. "Die Mäufe, dag Ungeziefer vertil⸗
gen. Zuweilen fagt man auch, eine Sandfchrift, eine Schuid⸗
verfchreibung vertilgen, fie zerreißen oder vechrennen, So auch
die Vertilgung. Schon bey dem Rotker fertiligen, Niederf,
verdelgen,/ Angelf. fordiligan, bey dem Ottfried aber obnedie
- intenfive Endung firdilon, im Iſidor ardilen, eigentlich ver⸗ *
theilen, ©. Tilgen 204
vertrackt, —er, —efte, adj. et adv, welches im gemeinen ——
und der vertraulichen Sprechart ſehr häufig iſt, und ſo wie ker —
zweifelt gebraucht wird, d.i.im hohen Grade verworren, fet te
fan, atg. Das ift doch vertrackt! verzweifelt feltfam, Er
fängt vertradte Sachen an. Ein vertradter Menſch. — RR
trackt, wenn ich. nur erſt wieder heraus ware! Leff.
So fläupt, fo züchtigt mir den ‚geilen Misag:Sohn, _
Bis fein vertracktes Sell die ſpaͤte Reu empfindet, Sind,
Es Scheint von dem Niederf. vertrecken, in einigen Ge enden ver⸗
tracken, verziehen, verzerren, abzuſtammen, und ** nz
verzerrt, feltfam, abenteuerlich zu bezeichnen.
Der Vertrag, des ⸗es, plur. die —träge, von dem fätanbben.
Zeitworte, doch nur in Einer Bedeutung, eine gegenfeitige Bes
willigung einer Zufagr,ein Berfprechen mit einem Gegenverſpre⸗
Ken, zu bezeichnen, beſonders eine fenerliche Verabredung einer
ſolchen Bewilligung; im gemeinen Leben, ein Contract, in man⸗ N
chen Fällen auch der Vergleich. Einen vertrag machen ſchlie⸗
Ben. Das ift widerunfern Dertvag. . Einen Derttag mit je⸗
mandentreffen: Dersrieden overtrag Bundes vertrat / Zchug⸗
Bey den Mahleru
Wo es doch nur felten alsein”
han, IT
- Palz 5
a
A
J
—
Re
&,
En 5 =
vertrag, Gränzdertragu.f.f. Bey einem Vergleiche wirdgee
‚meiniglich vorausgeſetzt, daß der Gegenftaud der gegenfeitigen Zu⸗
fage vorher ſtreitig geweſen, welches Vertrag unentſchieden läſſet.
— N Das
a 5 Klee ER An aa SP 2 Az Las > Sana 240 en aWr u
BE —
Daẽs Bündnig iſt noch eine andere Art bes Vertrages. Nieberf.
verdracht, vordracht. NS er RR
x Dertragen,verb.irreg.act. (S.Trasgen,) welches nach Maßge⸗
bung beyder Theile der Zuſammenſetzung in verfchiedener Bedeu⸗
mag vorfommt., 2. Durch Tragen verbrauchen, doch nur von
Kleidungeſtücken. Ich will das Bleid noch vollends vertragen.
7 Yertragene Luinpen, Jer. 38, 21, 12, wofür man jegt lieber
fügt, abgetragene. 2. Au einen ungehörigen, oder auch under
annten Ori tragen, Ich babe eg vertragen, babe es wohin ges
tragen, und weiß nicht mehr wohin. Die Doblen pflegen gern
das Geld zu vertragen. Die-Bagen vertragen ihre Junz
"gen. Femanden das Geld vertragen, zu feinem Nachtheile bey
einem andern faufen, 3. Einem Eindrucke von außen, befonders
- einen unangenebmen&indruce, ohne Beſchwerde widerfichen ;
im gemeinen Leben für das anftändigere ertragen. Hige und
ealie vertragen fonnen, DieSchmerzen find nicht mehr zu
ertragen. Die Eulen Fönnen das Licht nit vertragen,
vertraget gern die arten, dieweil ihr Flug feyd, 2 Eor.
21,19. Aber, vertraget mich, daß ich auch vede, Hiob 21,3,
iſt ungewohnlich. Schon bey dem Kero fartragan,bey dem Ott⸗
fried ürdragen, im Schwed. fördraga, im Angelſ. uur dreo-
an ver ſtebet für das edlere er. 4. So daß ver eine Verbindung,
Be: —— bezeichnet. (1) Streitige oder feindfelöge Per ſonen
einig, „eigentlich. eintrachtig machen; in der edlern Schreibart
verföhnen. Zwey Perfonen vereragen. Cajus hat die beyden
feinsfeligen Brüder mit einander vertragen. Das hat mich
wieder mit ihm vertragen. Ingleichen als ein Reciprocum, ſich
mit jemanden vertragen, np mit ihm ausfühnen oder verföhnen,
den gegenfeitigen Unwillen führen Laffen. vertragen ift bier der
Gegenfag von dem veralseten zereragen. Da zertrügen fle ſich,
"fie wurden uneins, indem Deutſchen Livius bon 1574. In weis
term Verſtande, auch eine ſtreitige Sache gürlich beplegen, einen
- Streit vertragen ;ebedem aud) austragen. (Ö.Yustrag.) Und
in noch weiterer Bedeutung, eine gegenfeitige Bufage, ein Ver⸗
‚Sprechen und Gegenverfprechen geben, auch ohne vorher gegange⸗
nen Ötreit: wir haben es fo mit einander vertragen, verglis
hen, verabredet. Zu beyden Bedentungenift es imHochdentfchen
> wenig mehr üblich, in der legtern fagt man lieber, einen Vertrag
machen, welches Hanptwort noch davon üblich iſt. (2) Sich mie
jemanden vertragen, zeigt die Art und Welſe an, wie man im ges
tellfcpaftlichen Leben fich gegen den andren betvaget; da denn die
Art und Weife gemeinigli h mit bemerfet wird. Sic; zus mit
4 - m
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mit ihm vertragen, unfriedlich mis ihm leben. Sie konnten
fi nemahls vertragen, nähmlich gu. Thorheit und Weiss
beit vertragen ſich nicht mit einander. Wir haben ung wie
17,0. 8ie Binder vertragen, Gel, Esift nach dem Latein. compor-
Im: ‚rare gebildet, eigentlich zugleich tragen, eintrachtig ſeyn.
—* In den beyden erſten Bedeutungen iſt das Hauptwort das ver⸗
gragenüblich ; in Einem Falle der vierten der vertrag. Die
I DMertragung ift nicht eingeführet, —
Verträglich, er, —fe, adj,etadv, 1. Bon verfragen 4
0) geneigt und Fertigkeit befigend, ſich mit einem anterı zu ver»
ragen, d.i, allen Unwillen über diffen Beleidigungen fahren zu laſ⸗
fen; wofür doch verföhntich üblſcher iſt. 2. Von pertragen 4
42) geneigt und Fertigleit befigend, ſich mit andern leicht zu ver»
ragen, friedlich mit ihnen zu leben, d.t. mit ihren Begehren'und
© Urtheilen überein zu fommen,pder alle von ihnen verurfachte Bes
ſchwerden zu fragen, und Darin gegründet; wofür auch das folgen⸗
„de vertragſam üblich ift, verträglich feyn, Kin vertragliches
Gemuůth. So auch die Verträglichkeit. A
2
z —
einander vertragen, friedlich mit einander leben, Sich ſchlecht
Deal KB ass
—9
Ben 52:
*
1162
DVertrahf‘ am, —er fie, adj.etadv, welchrs in der letzten Be»
deutung desvorigen Wortes üblich iſt, von einigen auch in der er⸗
ſten Bedeutung gebraucht wird. vertragſam ſeyn. So au
die vertragſamkeit. Fr
Dertrankiteuern, verb. reg. act, die Trankſteuer von etwas ge⸗
ben. Den Wein, das Bier vertrankſteuern. ®
Vertrauen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt votkomint.
-3,Als ein Freutrum mit dent Hülfsworte haben, feine Wohlfahrt
" zubetfichtlich von dem andern erwarten, wo es auf doppelte Art ges
braucht wird. - So wohlmitderdritten Endung der Perfon oder
Sache, von welcher man ſeine Wohlfahrt oder ein Gutes überhaupf
erwartet. Einem vertrauen, Bott vertrauen, dem serrn
vertrauen, ſeht oft in der Deutſchen Bibel, Du Heiland derer,
diedir vertrauen, Pf. 17, 7. Dertraueunter taufenden kaum
einem, Weisb. 6, 6. Dertraue Feinem Freunde, Ju habeſt ihn
dennerkannt in der Horb, 3:7. Da es denn oft and. fürdas
einfache trauen gebraucht wurde, jeinandes Verfiherungen für
wahr halten, Ms auch mie dem Vorworte auf. Auf Gott, auf
den Zerren vertrauen, in der Deutſchen Bibel. Ihr Sels, dar—
auf fie vertrauen, 5 Mof32,37. Aufs eitle vertrauen, Ef.
59,4. Und fo in andernSellen mehr. Ebedem and nur trauen,
An beyden Fällen iſt es in den gemeinen Sprecharten veralter,
wo man dafür lieber durch eine Umſchreibung fagt, feindertyauen
auferwas fegen. S. auch vertraut. . —
2. Als ein Neutrum. (1) Ein Ding dem andern mit zuver⸗
ſichtlicher Erwartung der Sicherbeit deſſelben, übertragen, mit der
vierten Endung der Sache, und der dritten der Perſonz eine Fofte
ſetzung der vorigen Bedeutung, Einem etwas vertrauen. Die
menfchen vertrauen ihr Leben geringem solz, dem Schiffe,
Meish. 14,5. Dem der Rönig viel vertrauete, Mace. 7,8,
Femanden fein Vermögen, feine Sicperbeit vertrauen. Sich
jemanden vertrauen, feine Perfon,feine Sicherheit, feine Wohle
fahrt u. f. fe in deſſen Gewalt geven. "So vertraue fich ein Krau⸗
Ber dem Arzte. In engerer Bedeutung vertrauet man jeman⸗
den etwas, wenn es ihin in zuver ſichtlichr Erwartung ſeiner Betz,
ſchwiegenheit, oder ſeiner Unfäbigkeit eines üblen Gebranchesent ⸗
deckt wird; im Vertrauen fagen.
vertrauen. Vertrauedu ihnen nichtsp wenn jle gleich freunde
lich mit dir reden, Ier..22, 6. Vertrauen fie mirs doch, Gell.
Ich mochte ihnen gern ein Paar Worte vertrauen, eben darf
So auch, als ein Reciprocum: ſich jemanden vertrauen, ſich
ihm entdecken, ihm fein Anliegen offenbaren, In die ſer ganzen
Bedeutung iſt in der Sprache des geſell ſchaftlichen Lebens zuch
anvertrauen Üblich, wo das Vorwort an die Bedeutung’verftär,
ken fol,
(2) Verloben, zur Ehe verfprechen. : Kine Magd feinem
Sohne vertrauen, Mof.21,9. Kine Jungfrau, die noch
nicht vererauet ifi, Kap. 22, 16, Ich will euch mirvertrauen,
ger.3, 14. Ich babe mich vertraues einem Manne, 2 Cor.
11,2, Augleichen mit dem Borworte mit. Ih will mi mie
Sir verflauen, Hof.2, 19. Am Hochbeutfihen iſt diefe Beden⸗
tung ungewöhnlich, aber nicht ini Riederdentſchen, woher Luther
fievermutHlich entlehnet hat. ©. Trauen in der Bedrutung der
ehelichen Verbindung, | N
Schon bey dem Notker indem Neutro- und der erſten thãtigen
Bedeutung vertrouen.
Das Vertrauen, des —s, plur, car. nicht ſo wohl die Haud⸗
Yung des Vertrauens, in welcher Bedeutung biefes ort indeffen
= anch niehefeiten ift, als vielmehr die feſte Erwartung eines Önten
bon jemanden, und im engern Verſt ande, feiner Sicherheit, feiner
Woblfahrt, wo diefes Wort einen höbern Grad der Erwartung ber
zehn‘, a8 Boffnung, aber einen [hwärhern, als Suverficht.
IE 2 —
Jemanden ein Geheimnif :
ie % Sr 2
Wo iftdein Vertrauen? zo, 8, 15 * Babe oder hege das
vertrauen, daß du es nicht thun wirſit. Sein Vertrauen auf je⸗
manden haben oderfiellen, zwwey veraltete bibliſche R. A, wofür
man jegt fagt, fen Vertrauen auf eine Perjon oder Sache fer:
sen. Aber, Fern Vertrauen zu jemanden baben, iſt in weiterm
Berftande, Feine Neigung haben, ihm zu trauen, feinen Worten
oder Berfpredjungen Glauben beymefjen, So auch, Vertrauen
zu Gott haben, die Erfüllung fi feiner Sufagen von ihm erwarten.
Ich will dir ein Wort im Vertrauen fagen ‚in Erwartung
deiner Verſchwiegenheit, oder Abneigung, einen übeln Gebrauch
Davon zu machen. Allein im Vertrauen! (nähmlich, ſey das ger
fagt,) er iftes nicht werth.
Dertraulich, —er, —tte, adj.etadv. fein Bertrauen zufjemans
des Liebe, Sreundfchaft oder Verſchwiegenheit ohne Zurũckhaltung
thätig eriweifend, und daringegründet , fo daß die Vertraulichkeit.
eine Wirkung des Vertrauens Einer Art ift, und ſich fo wohl auf
‚eine rehtmäfige und erlaubte, als auch auf eine verwerfliche Art
- äußern fann. Vertraulich mit jemanden umgeben. Vertraus
lich ſeyn. Ein vertrauliches Geſprach. Jemanden vertraulich
fragen, im Vertrauen. Eine vertrauliche Bitte. F
den neuern Dichtern.
Wenn du
Unter dem ſchattigen Dach ——— Linden undulmen
Dich begeiſtert gefühlt, Zadar,
Aber in vergrauliche Thränen, ein vertraulicher Gtam uf f. iſt
die Figur zu hart, und der Sinn dunkel. Siehe auch Dertraur.
Die vertraͤulichk eit, plur. die=en. 1. Die Eigenſchaft, da
man vertraulich iſt / die ıhätige Erweiſung fgines Vertrauens zu
jemandes Liebe und Woplwollen ohne Zurückhaltung ; ohne Plu⸗
val, 2. Eine darin gegründete Handlung , mir dem Plural, Sich *
allerley vertraulichkeiten gegen jemanden erlauben.
Vertraͤumen, verb. reg, act. mit Sräumen, ingleichen figürlich
mir träger Unthätigkeit zubringen, Die Zeit verträumen.
Sein einfames Leben mürrifch verträumen. Jugleichen auf
eine ſolche Art verſcherzen, ſich dadurch verluſtig machen. Die
Mahlzeit vertr aumen. Sein Glüd vertraumen. Daher das
Derträumen.
Dertraut, —er, —efie, adj. et adv, welches eigentlich das Mits
gelwort dee Zeitwortes vertrauen iſt, aber doch als ein.cigenes
Bey » und Nebenwort gebraucht wird. 2, Ja thätigen Verſtande,
ein Vertrauen gegen einen andern obue Zurückhaltung äußernd,
wo es für vertraulich, doch rur als ein Nebenwort , üblich iſt. Br
hut ſehr vertraut gegen mi. 2, JIm paffiven Berflande, des
Vertrauens einesandern sheilhaftig, und darin gegründet, doch
nur inengern Verftande des Wortes Verfrauen, der Heimlich⸗
keiten eines ander atheilbaftig. “Kin vertrauter Sreund, gegen
welchen man nichts geheim bält. vertraut mit jemanden ums
geben. Eine vertraute Sreundfchaft. Eine vertraute Perfon
ſchicken, der-man feine Heimlichkeiten mit Sicherheit vertrauen
Fönne. Vertraut mit jemanden fprechen. 3. Von der zweien
Bedentuung des Activi vertrauen, iſt eine vertraute Perfon, oder
eine Dertraute, ein vertrauter, in der höhern Schreibart zuwei⸗
len eine Verlobte, ein Verlobter.
Dertreiben, verb. irteg. act. (S. Treiben,) in die Ferne trei⸗
ben, 2. Im eigentlichen und weitern Verftande, durch gewalt⸗
fame Mittel aus dem Bezirke ſeiner Empfindungen entfeinen. Den
Seind, die Diebe, die Räuber vertteiben. Um der Religion WII-
len vertrieben werden, Jemanden von Haus und Hof vertreis
ben. Die Sonne vertreibt den Nebel, der Wind den Kegen.
Sich die Grillen vextreiben. Line Krankheit, das. Sieber,
die Schmerzen vertreiben. Somuß man des Todes Bitter-
Feit vertreiben, ı Sam. 15, 32, Jemanden die Zeit ver⸗
>
Dertreten, verb. irreg, act. (©. Treten.)
Figürlich bey
sn
— in — weiterer Bedeutung; * Kos ——— der
unmerklich machen. Sich die Zeit mit Spielen, mit Leſen, mit
Spasierengeben u. kf. vertreiben, S. Zeitvertreib,) 2.30
einigen enger figürlichen Bedeutung, (1) Waaren vertreis
ben, abjesen, unter ‚die Leute dringen, Kin Kaufmann vers
treibt nicht viel, wenn er nicht viel abfegt. S. Vertrieb.) (2)
Bey den Mahlern und Illuminirern werden die Farben vertrie⸗
ben, wenu fie aus einander gerieben werden, damit fie ftufenweife ‚-
an Stärke abnehmen, ind ſich endlich gar ——
riſſe vertreiben.
So auch die vercreibung in der erfien, und das vertreiben
in den beyden letzten Bedeutuugen.
Schon indem Iſtdor ardriban, bey dem Sitfried andRoiter
firtriban, fertriban,,
Vuech einen.
falfhen Tritt verlegen. Sich den Suf ER Er hat fih
vertreren, den Fuß, 2. Durch Treten verderben. Der Grab:
ſtein iſt ſehr vertreten. Srliches ward vertreten, Luc. 5.
Schon im Zatian furtretan, 3: Durch Treten orefberten, ET
Die Um» :
“#7
LEE,
vor etwas treten, und dadurch den Zugang bindern. Jemanden Fr
den Weg vertreten, wie verrennen, verlaufen. -
Doch, als fie fich zur Slucht dem erſten Vorhof —
Befahl ich * das Thor die Wachen ihm verteäten,
Weiße.
4. An eines ander Stelletreten. ——— —
oder jemandes Stelle vertreten, etwas an feiner Statt und in
feinem Nahmen ıhun, etwas verrichten, was ihm zu verrichten
zufäme ; wie das Latsin. odire alicuius vices. Im Deutfeben
Rei he vertritt ein Reichsſtaud einen andern Stand, werner
die Reichsanlagen an deſſen Stelle bezahlt. (2) Figürlich vertritt
—
man jemanden, vertritt ihn bey einem andern, ivenn man feine
Sad. bey einem andern führer, ihn bey dem andern zu ent ſchul⸗
digen, zu verteidigen, eine Fürbitte für ihn einzulegen ſucht.
Du follfi fie nicht vertreten für (vor, beſſer bey) mir, Jerem.
7,16. Der Geiſt ſelbſt vertritt uns auf’g beſte, Röm. 8, 26.
Chriſtus figt zur Rechten Gottes und vertritt uns, DB. 34.
Da es denn oft für vertheidigen überhaupt gebraucht wird ‚Wolle
ihr Gotr vertreten 3 Hiob. 13,8. Du unterfichft dich noch /
ihn zu vertreten und zu entſchuldigen? Gellert.
So auch dag Dertreten und die Vertretung.
Anm. Im Niederdeutſchen bedentet ſich vertreten weidiet
noch ſpazieren geben; welcher Gebrauch aber im boocde ſce⸗
fremd iſt.
z
Der Vertreter, des—s, plur, at nom. fing: Fämin. ———
treterinn, eine Perfon, welche eine andere vertritt, in der legten
Bedentung des Zeitwortes, Ein Sachwalter, Advocat,oderFür.
fprecher ward ehedem auch eindertrerer genantit. Jetzt gebraucht
” man es am häufigfien in der Theologie von Ehrifto, vo ‚alsdanı .
unfer Dertreter bey Gott heißt.
Der Vertrieb, des—es,. plur. inuf. von erheben ser R,
A. Waaren vertreiben, der Abfag, Verkauf der Waare. Lin
Raufmann bat vielen Dertvieb, wenn er-viele Warren abe ;
fest.
da iſt.
Dertrinten, 22% irreg. act. Te, Trinken,) 1. Mit’ Srinten
zubrinden, Den Abend vertrinfen. 2, Durch Seinen verzeh⸗
ven. Jem anden Geld zu vertrinken geben. Sein verm ogen
vertrinken. 3. Durch Trinken vertreiben. Die Grillen, die
Sorgen, die Schmerzen vertrinfen.
Es ift Fein vertrieb Na wenn Fein Abgang der Waaren
4, Über dag Trinken
verfäumen, Die Mahlzeit vertrinken. Sein Glüd ver⸗
trinfen. ©» auch das vertrinken.
Anm.
2
.
1 erteinken, iſt e⸗ im Sochdeutſchen
—*
nah,
die Brunnen, bie Seen vertrocknen. Die Mil vertrodner.
sin der Bruſt. Deine Thränen find gefchwinde vertrocknet
2 Die zum Leben und Daſeyn — —— verlieren,
wofür doch verdorren oder dürve werden üblicher ifl. Das
Sras vertrocknet aus Mangel des Regens! Der Baum iff
vertrocknet, In der Deutſchen Bibel wird es aud) Ein Mahl
active gebraucht: berrübrer Much vertrocknet das Gebein,
Sprichw. 17,22, für ausdörren, oder austrodnen, verzeh⸗
» ven; allein diefe Form iſt im Hochdeutfehen ungewöhnlich.
‚Vertrödeln, verb, reg. act. ı, Als Srödel, das iſt, ut-
. . nüßen Hausrath und Kleidungsflüce, verfaufen; im verächtlichen
Berſtaude auch überhaupt, ans Noth und auf eine leichtfinnige
Art verkaufen. Seine Bleider, feine Bücher versröseln. 2.
So fern erödeln in einigen Gegenden auch aus Trägbeit oder Uns
thätigfeit , Saudern bedeutet, vertrödele man die Zeit, wenn
uiau fie auf ſolche Art verliere. Daher das vertrodeln. ©.
Trodeln. * BR i
Dertröften, verb.reg. act. welches von Troſt abflammer,: fo
= ‚fern e8 ehedem zuverfichtlihen Muth, zuverfichtliche Hoffnung, in⸗
‚gleichen Berficherung bedeutete, ı.. Verſichern, Sicherheit ges
"währen; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedeutung ‚in welcher
man noch in einigen Oberdeutſchen Gegenden fagt ; einem eine
"Summe vertröften, zur Berfiherung, zum Unterpfande geben ;
ängleichen ihm Sicherheit wegen diefer Summe geben. 2. Muth _
‚= einfpredgen, Sie versröfteren den Konig durch ihre Bosheit,
Hof. 7,.3. Auch diefe Bedeutung ift im Hochdeutſchen veraltet.
3. Hoffnung zu oder auf etwas mächen, und im engern Verſtande,
duch gemachte Hoffnung zufrieden fprechen ; mo es ehedem theils
‚Mit der zweyten Endung der Sache, theilg auch mit dem Borworte
—F mit gebraucht wurde. Weß vertroſtet ihr eu Y2 Chrpn.32, 10,
rn Ih will an euer Küffen, damit ihr die Seelen faber und
vertr öſtet Ezech. 13,20, Im Gochdeutſchen iſt es nurnoch im
gemeinen Leben üblich, da es denn allemahl mir dem Bor worte auf
‚verbunden wird, Caſſet euch Sisfia nicht vertroſten aufden
Seren, 2 Kön. 18, 30, /Semanden worauf vertröften, ihı -
durch gemachte Hoffnung zufrieden fprechen. Siehaben uns drey
Tage nach einander auf den heurigen Tag vertroſtet, Gel.
Sich auf etwas vertröfeh, es hoffen. Daher die vertrö—
ung. Schon Notker fagt in diefer legten Bedeutung [ih ver-
troften. S,Teöften,. N
Vertuͤſchen, verb.reg. act. welches gleichfalls nur im gemeine,
Leben üblich iff, auf eine ungebührliche Art verhehlen, verſchwei⸗
gen, unterdrücken ‚in manchen Fällen auch untertufchen. Ge:
ſtohlenes Geld vertufchen, es verbergen, derhehlen. Kine bofe
That vertuſchen, fie nicht bekannt werden laſſen.
Da wird der ganzen Welt ohn alten Scheu verkündet,
Was ſonſt vertuſchet wird, Opitz
So auch die vertuſchung. S. Tuſchen
Verübeln, verb. reg. act. für übel halten oder auslegen, Eis
nem etwas verubeln, es übel nehmen, eg ihm verdenfen, Ei—
nn... nem Gaſtwirthe ift dasnicht zu verübeln, ‚
= Derüben, verb. reg. act, eine böfe That beaehen, für das ge-
meinere aus üben in diefent Verftande, Biel Böſes in der
Melt: verübet haben. Einen Mord, einen Diebſtahl, ver:
.. üben, begeben, : i ;
Verunedeln verb. reg. act,etrecipr. unedel machen, im
Örgenfage des veredeln, Das Geſicht des ewigen Lachens
!
v
V
\
je
ba JE ae
B er 1166 ⁊*
wird unausſtehlich ‚und muß ſich verunedeln und Eier
werden, Eavat, Im Bergbaue verunedelt ih ein Gang, weitr
die Erze geringhaltiger werden.
VER
\
Derunebren, verb, reg. act, mit Unehre Befegen, als ein glimpf⸗
licher Ausdrud für die härtern fanden, u. f.f.. Im mittlere
Lat, exinhonorare, in der edlern Schreibart entehren. Einer
heiligen Ort veranehten, entweihen. Seine Samilie verunebe
ven, entehren. Esift, fo wie die meiften mie verun zufammen
gefegten Zeitwörter,, nur im gemeinen Leben üblich, wofür
man inder edlern Schreibart oft die mit ent zufammen geſetzten
— —— gebraucht. So auch die verunehrung, die Eng
ebrung. 2
Deruneinigen, verb. reg. act. uneins machen, in der edlern
Screibart entzweyen. Zwey Sreundeveruneinigen.. Am häus
figiten als ein Reciprocum. Sie haben fih veruneinigt, find
uneins geworden, haben ſich entzweyet.
" Derunglimpfen „verb. reg, act, mit Unslimpf behandeln,
Man gebraucht es nur noch im engeen Berffande, auch inder an
ſtändigen Sprechart, jemandes Ehre durch Worte beleidigen, al⸗
einen glimpflichen Ausdruck für die härteru ſchimpfen, ſchmahen
verleumden, Läftern'u.f. f. Ste fordern ihre böfe Sache und
serunglimpfen andere, -Pf. 36, 3. Im Schwed. föroläm-
pa: (©. Glimpf.) So auch dievderunglimpfung, plur. die—en,
von einzelnen Fällen.
Verungluden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswarte ſeyn
nicht bloß unglücklich werden, fondern im engernBerflande, durch
einen ungefähren Zufall in hohem Grade unglücklich werden. Ein
Mensch verunglüdt, wenn ev ein Bein bricht, einen gefährli«
en Fall thut, in einer Feuersbrunſt uff. um das Seinige kommt.
Ein Schiff verunglüdt, wenn es ſcheitert oder untergehet. Ya
weiteren Bedeutung wird es oft auch für mißlingen gebraucht,
" Das Vorhaben iſt verunglückt. Lin verunglüdter Einfall,
Scherz.
erunbeiligen, verb. reg. act. im gemeinen Leben, für das ed⸗
lere entheiligen. So aud die Derunbeiligung.
etunreinigen, verb.reg. act, unrein machen. Die Woh⸗
nung des Seren, das saupt verunveinigen, in der Deurfchen
Bibel, Sich verunreinigen, fo wohl eigentlich ‚doch nur ineinie
gen Fällen, als figürlich in der Deutſchen Bibel, befonders ſich un-
vein machen, in dem gottesdienftlichen und bürgerlichen Verſtande
der. ehemahligen Juden. So auch die Verunreinigung.
Derunrubigen, verb. reg. act. uneubig machen, im gemeinen
Leben, für dasanfländigere beunruhigen. So auch die verun—
rubigung.
Verunftalten, verb. reg, act, ungeftalt machen. Yon den
Blattern verunſtaltet werden... Er mäßige feinen Eigennug,
und doch fließt derfelbe oft in feine rühmlichſten gandlungen
ein und verunſtaltet fie, Gel Inder gdlern Schreibart ent⸗
ftellen, welches aber von weiterm Hinfaugeder Bedeutung if. So
auch die Verunfieltung. r
Deruntiefen‘, verb, regs-act. untief machen, Die lichen
Winde veruntiefen den Hafen. Der Hafen wer mit Sand
veruntieft. Daher die Deruntiefung.
Veruntiftien, verb. reg. act. aus Mangel der gehörigen Treue
wegfommen laffen , noch mehr, duch Untreue eutwenden. Daß
man die Beylage nicht foll veruntreuen, z Mace, 3, v5. Die
Kuechre Sollen nichts veruntreuen ihren Serven, Zit.2, 19,
So auch die Deruntreuung.
"Derunmillitten, verb. reg. recipr. ſtch verunwilligen,; wit
willig auf einander werden, imgemweinen. Leben, wie ſtcrh verun:
einigen. ' Daher die Derunwilligung, 5
, Ver⸗
y
1167 ae,
vVerunzieren, verb. reg. act. für verfiellen oben entſiellen, im
> gemeinen Leben. Das verunzieret das Geſicht.
Verurſachen, verb. reg. act, 1. Die wir kende ur ſache von
etwas ſeyn, mit der vi xten Endung dieſes Etwas. Jemanden
vielenverdruß verurſachen. Das verur ſacht mir viele Schmer⸗
gen, vielen Schaden. Eine übesmaße Yon Sreude Fann den
Tod verurſachen. Wodurch iſt Jas Gerücht verurfacht worz
den? Im Niederf, nur oorfafen und ſaken. Es ift von unan-
genchmen oder doch gleichaiiktigen Dingen am üblichften, fültener
“von angenehmen, Femandes Slüd, einem Sreude verurfachen,
8— üblich nicht. 2. Veranlaſſen, Anlaß zu etwas geben. So
adt man oft in den Kanzelleyen, zu etwas verurſacht ſeyn, ver ⸗
anlaffet, wenn auch ſolches vermittelſt eines Befebles geſchiehet.
Noch ungewöhnlicher iſt im Hochdeutſchen die Bedeutung des Reit⸗
zens.
eſſen, ı Cor. 8, 10. So auch die verurſachung.
Derurtbeilen,verb. reg. act. durch ein Urtheil einer verwirkten
. Strafe fchuldig erfennen, für das veraltete verdammen. Einen
Hriffeehäter verurteilen, ihn zum Tode, zum Seftungsbau,
zur ewigen Gefangenfchaftverurtbeilen. Zu einer Geldſtrafe
zrrurtbeilt werden. Sich ſelbſt verurtheilen, Tina, 1a. Das
ber die verurtheilung.
Bey dem Dtifried irdeilan,beydem Strycker vertailen „im
mittfern Sat, forisjudicare, im Oberd. auch verfällen.
—Vervielfaltigen, verb.reg. act. vielfältig machen, machen, daß
ein Ding mehrmabl da iſt; ingleichen, als ein Reciprocum, ſich
vervielfaltigen, ſich vermehren. Wer die Natur aufmerkſam
* Sanftebt,. vervielfältigt jich ihre Reizungen, Gell. In eis
‚nem edigen Spieget vervielfaltigen ſich die Gegenftände. Go
\ auch die Vervielfältigung. Im Niederdeutſchen nur vervelen,
vervielen, welchrs daſelbſt auch im figürlichen Verfignde, wegen -
„der Menge Überdruß erwecken, bedeutet. Das vervielte mir zu:
Tegt, ich ward es zulegt überdrüſſig.
Verſtande fcheint diefes vervielen in SR en üblich zu ron; ;
wenigitens heißt es bey dem Günther:
Sar auf vervielt ihm noch die Zeche.
Fa, Sprach Ser Wireb, n. ſ. f.
Es fchien ihm zu viefgefordert zu ſeyn.
Vervollkommnen, verb. reg. act. vollfommen machen.
iſt in einigen Oberdeutſchen Gegenden ſchon lange gangbar gewe⸗
ſen, aber erſt in neuern Zeiten von einigen Schriftſtellern auch
im Sochdeutſchen gebraucht worden; wo es aber wegen der Här⸗
te in der Ausſprache, indem elf Confonanten auf vier Voeale
kommen, feinen Beyfall verdiene, Die Sehnſucht nad ſei—
ner Dervollfommnung, Zimmerm.
Derbollfommnerung von dem Comparative, volfommner mas
en, find'no härter,
Dervortheilen, verb.reg. act. welches nur im gemeinen Leben
einiger Gegenden für das anftändigere bevortheilen üblich if.
(S.daffelbe.) So auch die vervortheilung.
r Verwaͤchen, verb.reg. act. ı,* Bewachen; eine im Bochdeut⸗
ſchen fremde Bedeutung. h
Die,fo im Berfer lagen,
Beſtrickt mir tiefer Macht,
In Eifer feſt geſchlagen ü
Gebunden und verwachf, Opitz Pf. 107.
Dev Serr hat uns behüthet und verwacht, eben berf.
Daher bedeutet unverwacht bey eben demfelben Dichter figürlich
fo viel aß nnvermutber, welche Bedenting auch noch in manchen
andern gemeinen Sprecharten gangbar ift.
Das Licht, fo unverwacht
Bam zu den Menſchen ber, * leuchten in der Haft,
—
Vervollfommnern und
Sein Gewiffen wird verurfacht, das Gögenopfer zu -
An einenr etwas andern:
Es
a ers
..* Durch Laden weiten; eine tips ngensai
. Bedeutung.
Dein gaßı undt mein Verbrechen macht,
Daß alles ſich an mir verwacht,
Auch die Gebeine ſchwinden Opitz. —
"3.Mit Wachenzubringen, Eubklio fchreibt ein geehrter Dee,
verwacht Nächte, verzehrt die Geſundheit/ Geld
Verwachſen, verb: irreg. neutr.mit dem Hülfsworte —
. Durch den Wachsthum bedeckt, unkenntlich gemacht werden,
zuw achſen. Die Blattergruben, Narben verwachſen. Wo
man auch in tbätiger Geftalt und mit haben, doch ohne Paſſi ·
dvum, ſagt: das Kind wird die Blatter gruben ſchon wieder
verwachſen. Ein in die Rinde eines Baumes einge ſchnitte⸗
ner: Nahme verwachſet. Im uneigentlichern Verſtande ſagt
man auch, der Arm des Stromes verſandet und verwächft.
2. Durch den Wachsthum verbunden werden, zuſammen wachfen,
Zuweilen verwachten die Gelenkköpfe der Glieder mir ihren
Gelen?höhlen. 3. Ungeftalt machten, in welchem: Verſtande be ⸗
ſonders das Mittelwort verwachſen gebraucht wird. 4 Zufehe _
wachfen, durch allzu ſchnellen Bahsthum entfräften, als ein Reci⸗
procum; wofür doch ſich —— üblicher Bi © — A
Berwahlen. °
Derwägen, ©. verwegen %
Derwabren, verb, reg. act.. 1. X einem ſichern Hrte —
der Gefahr des Verluftes oder der Befhädigung fegen, an einem
ſichern Orte aufbehalten, wodurch es fi von bewahren untere _ —* ;
‚fiheidet, Sein Ge verwahren. Das Getreide in den Korn⸗
- häufern verwahren, ı Mof. 41,35: Die Kleider verwah⸗
ven. Jemanden etwas zu verwahren geben. Man ver⸗
wahrer einen Gefangenen, bringt ihn in gute oder ——
wahrung, wenn man ihn an einen ſichern Dre bringet.
weiterer Bedeutung, durch äußere Sichrrbeitsmitishane hie.
fahr des Verluftesoder der Beichädigung fiibern, Etwas vor
dem Roſte und Motten verwahren, Bar, 6,1. . Bine Stade
mit Setungswerfen verwahren. - Ein Daß, welcher nicht gut.
je
verwahrer ift. Einen Garten verwahren, mit einer tüchtigen =
Befriedigung umgeben.” Sein Zaus rings umber verwahren,
Hiob ı, 10. : Die Thin verwahrer das Haus, Bar. 6, 58,
Eine Thur mit Shlöfern und Riegeln verwahren. "ine _
Thür if nicht gut verwahret, wenn fie leicht Frbrochen oder auf
ungebübtliche Art geöffnet werden Fan. Sich vor der Kälte
verwahren, durch binlängliche Kleidung,
‚ länglich verwahret, wenn der UntfhlagHinlänglich befeſtiget iſt.
3. Im noch weitern Verſt ande fagt man auch,fich vor etwas vers
wahren,durch dienliche Mittel davor in Sicherheitfegen. Inden
Rechten, fich verwahren, oder fein Recht verwahren, fich oder
feine Rechte duch eine Proteftation in Sicherheit zu fegen ſuchen,
daher die Verwahrung denn auch wohl fo viel als eine Proteſta⸗
tion iſt. In manchen Vrodinzen iſt ſich verwahren auch ich hü⸗
tben überhaupt, ſich vorfeben, befonders im Niederdeinfcheit, wo
man dafür auch das einfache wahren gebraucht , allein im Hoch⸗
deutſchen iſt dieſe Bedeutung veraltet.
So auch die verwahrung, nicht allein von der Handfung des
Verwahrens, ſondern auch von dem Zuſtande, da ein Ding hin⸗
länglich verwabret if. Etwas in Derwabrung haben, ei⸗
nem etwas in Verwahrung geben, In guter Verwahrung
feyn.] E
Anm. Der bat bier entweder — intenfive Bedeutung, oder,
teelches noch mapeiepeinhiäher ift, die Bedeutung der Berbergung,
Einihließung.
Verwabren, :verb. reg. nentr. von welchem aber nur dag
Nitrelwort verwahrt, und auch dieß nur in den Rechten und
et
Ein Dader in bins
J
— * — — J * Sr ß * 1170 Be 5
*
Anm. Zu der eiffen Form ARE es ehedem auch von Älteen
dauern, und der beraubenden Partifil ver, ſo daß — ei⸗
ceentlich aufhören zu dayean begeichnen ı wide. =. ;
Det Derwahrer, des—s, plür. utnom. fing. Fämin. die ver:
2 * wahrer inn, am hã ufioſten in Sufaminenfesungen. Der Siegel:
| il.
behalten, es verwahrlich bey jemanden niederlegen.
Bo. Wenner, was fein Geiften. Schägen Bey fihtragt, .
£ Ber. | # Als in der Mutter Schoß verwabrlig niederlege, Can.
Verwabrlofen, verb. reg, act. aus leicht ſinnigem Vlangel ? der
“ daß verwahren bier-in der, veraliesen weiteren Bederkung für
"bewahren flehet. Die Amme verwahrlofer ein Eins, wenn
.“ ‚fie daſſelbe aus Mangel der Auffiht zu Schaden fonmer läffet,
0 in mMenſch, der in feiner Jugend verwahrlofer. if, ans
* Mangen der Erziehung an Geiß und Sitten verdorben iſt. Ihr
= werdet font euer Leben verwabelofen, Jer. 42, eo. Ich
will das verwahrloſete in Iſrael wieder bringen, Kap. 49, 6.
Seine Grfündbeit, feinen Vertand, feih Gerz verwabrlofer.
* Sich da nennen, heißt dte gegenſeitige Achtung verwahrlo-
© Sen, Hermes, Eine verwahrloſete Schreibart. Zuweilen auch
ſchiebet. So verwahrlofet man das deuer. Daher die Ver:
wabrloſang. N
N Anm.‘ Die Bildung diefes Wortes ift frey lich ein wenig un⸗
"5 gewöhnfich, indem 28 von dem veralteten verwahrlos abſtam⸗
tern feine eittwörter gebildet werden. Indeſſen iſt es doch ein
= gutes und dur den Gebrauch veredeltes Wort, &u einigen Pro⸗
vinzen, zB: in Lieflond, wird es in verweſſeln zufammen gezo⸗
gen, welches daſelbſt auch amsorten bedeutet, und fonft leicht von
"gen fir verwahrie: en / iuf aͤhnliche Art vert ẽtlofen, von ruchlos,
ſorglos.
Die — —— inuf, (S, verwahren) Daher das
vVerwahrungs mittel, ein Mittel, ſich dadurch vor etwas in Si⸗
cherheit zu fenon. Mahigung und freywällige Enth altung ſind
die ſtcherſten verwahrungsmittel gegen den überdruß.
ats verb. reg. welches in doppelter Geſtalt ovıfommt.
| See Als ein Teütrum mit dem Hülfgworte ſeyn, zus Waife were ⸗
ben. Ein Kind verwaifer, wenn ihm feine Altern firchen. Ders
güctich in der höhern Schreibart, feines Anfichers, B ichügers,
der Fremder. ff. beraubi vᷣden und im noch meinen Terflane
2 * einfam werden
Aufruhr, Rebellion,
Wiiüc.
——— Yarwai if, glei eihem Lande des Todes,
Meg bie Gegend um mich, Zachar.
& Einſam und verwar’sum feine Sceunde weinen, Schleg.
Kany ‚ande, Eine — ——— Zei, an ven *
— nach welcher, den Nechten zufolge,fein Wider ſoruch gebrancht, der Finder beraubt werden. Bleglichen erzelend ſyn
mehr Star findet, Tat fo, wie veriäbrr, Es iff von währen, _ ‚verwyfet altef, im Deutſcheu Livius von 1514; weil er feine
verwahrer, Blöiderverwahren, wo aber auch wahrer übe
—* —— adv.i in Verwahrung/ in dee erfien: Beben des
eitwortes verwahren, nur mit einiger Zeitwörteen, und auch
- bier. am bänfigften in den Kanzeleyeu. Etwas verwahrlich auf⸗
pflich maß igen Aufficht oder Aufmerk ſamteit unvollformmner wer⸗
den laſſen; oder, wie es ſchon imSchwebeifpirgel erklaret wird, al⸗
ſo einer bewarens los ler in Dingk.dat he bewaren ſcholde; fo
unachtſam mit etwas umgehen, fo daß dadurch ein Schade ge⸗
met, ungeachtet: ſonſt von den mir los zuſammen gefegten Wör⸗
vberwechſeln abaeleitet werden konnt. . Die Riederdeutſchen ſa⸗
wait, feiner Alteru beraubt, ſeyn Ein verwaiſtes Rind. Fi⸗
DER: und Stolz giert font nah Sem verwalß —
Kinder verloren hatte.
—— verb.reg, act, einmit Gewalt verfebenes Sefhäft
—— Das Hausweien verwalten. Das Regiment ver
walte
und man gebraucht es nur noch von ber Handhabung eines anfges
trogenen und mit einer gewiſſen Gewalt verbundenen Gef äftes,
Jemandes Stelle verwalten, fie vertreten, verfehen, Auch hier
fängt es an, ungangbar zu werden, indem man es gemeiniglich
nur noch mit einigen Hauptwörtern gebraudt. in Amt ver-
walten. Sein Amt mit aller Treue und Grwiffenbaftigkeie
verwalsen, Die Sacramente verwalten,bandhaben, Kroftaufe °
- getragene Gewalt austheilen. Go au die Verwaltung. Siku
be Walten.
Der Verwalter, des—s, plur. ut nom, fing. Fämimipder deſ⸗
fen Bartina, die Vermalterinn, eine Derfon, wende verwaltet.
».InengererBedeutung und in einigen Gegenden derjenige, wel⸗
er die Wirthſchaft eines Landgutes im Rahmen des Eigenthüs ,
mers be orget, und demſelben die Einkünfte entweder berechnet,
‚oder fie in Pac bar, in welchen legtern Falle er doch am häufig-
ſten Packer genannt wird. Indeſſen iſt auch in dem erſten Kaffe
der Rahme eines Verw altere nicht allgemein, fondern es find dafur
andere Benennungen üblich.” 2, Oft bedeutet diefes Wort einen
Beamten, welcher ein Amt im Nahmen eines andern verwaltet;
z BeMünzverwalter, der einer Münze int Rahmen des Münz
metfters und ar deffen Stelle vorftehen, Umtsverwalter, wel⸗
cher ein Kanrmer amt im Nahmen End auftatt des’ Amtmannes
verwaltet. In einigen Andern werden manche Bedieunigen oft
aus Erſparniß nur mit ſolchen —verwalternhnfest, nur die im
bößern Gehane ftehenden eigentlichen 2 Dramienzurefparee. So
wird einem Pleinen Kınte, “einer, feinen Münze, einem Mein en
Poſtamte uff, ein Umteverwalrer, Ylimzverwalter, pet
verwalten anflaiz des Amtniangies, Dünzmeißecs und Do Ratıeis
ſters vorgeſetzt. 3. In machen Zuſammenſetgungen berrſcher die
allgemeinere Bedeutuug des Zeitwortes verwo alten, ohu Rückſtcht
auf einen höhern Beamten; wohin z.B. das Wort Suttenverz
walten geböret, wenn es ſich anders nicht auf einen höhern Bes
amten beziehet
Anm Verwalter und verweſer find durch den Gebrauch noch
inmanden Stüderunterfdieben.. S. das letztere
"Derwandeln, verb.teg. act., welches eigentlich mit verändern
glei bedeutend iſt; aber durch den — noch ſehr davon.
untetſchieden wird. Es bedentet,
1. Im weiteften Verſt ande, und fo wie ———— Dinganr
ders beſtimmen, es ae fchebe, anf weiche Arc es wolle, anch in An« -⸗
ſehung der äußeren. Geſtalt. Sie werden verwandelt werden,
wie ein Kleid, Pf. 502,77. In diefer weitern Bedeutung ift es
in der anftändigern Öprechart veraltet; nur im gemeinen Leben:
ſagt man noch, es verwandlefich jemand im Geſichte, wenn er
- feine Farbe beräudert, plöglich teth wird,
2. In engerer und. gewähnlicyerer Bedeutung ift EEE PR
die Natur. nud Verbindung eines Dinges ändern, ein Ding ande»
rer Art darausmachen, wo denn diefer Begriff wiederum ſehr vie ⸗
lerley Einfehränfungen leidet. Und da es: tem. Rönig vom
Agypten ward angefagt, daß Das Dolf war geflohen, warb
ER fen Ser; verwandelt, 2 Moſ. 14, 5. Du bift mir verman-
delr in einen Crauſamen, Hiob 30, #1." Die Rlage in eie
un Reiben, Gottes Wabhrbeir in Lügen, Gottes Gefeg im
.* Alsein Aer ivum, zur Waife machen ; eine im Hochdeutſchen gotrlofe Ebre, den narurlichen Brauch in den unnatürlichem
. froinde Bedeutung. Ex bat mich foverwaijt, Dpig, $ vrwandeln, lauter bibliſche Ausdrücke, wo es oft mx bedeuten,
r Adel. w B.4. Th. 2. Auf. * E ee zu ein
*
*
regieren. Ju dieſer weitern Bedeutung iſt es veraltet,
RE A ER %
1171 Ber |
ein Ding anfratt des andern darftellen,
‚Kigenflim leicht in eine betändige Liebe zu verwandeln, Gell.
Stumme Bewegungen und einfaches Gefchrey verwandelt
der Dichter in menfehlichen Ausdruck. Durch die Verdau—
ung werden Speife und Trank in Sleifch und Blut verwan⸗
selt. "Mein Derdruß verwandelt fich in eine tiefe Traurigkeit.
"Der Dein verwandelt fihin Eſig. Wir müſſen den flüch—
tigen Anblick der Schöpfung in einen bedachtijamen verwan⸗
dein, Ge > —
3. Im engſten Verſtande iſt verwandeln das Weſen eines Din⸗
ges verändern, ein Ding in ein Ding anderes Weſens umſchaffen,
wozu natürliche Kraft nicht hinlänglich iſt. Moſes verwandelte
das Waſſer in Blut, den Stab Aarons in eine Schlange.
Chriſtus verwandelte Waſſer in Wein. Daphne ward in el:
"hen Lorberbaum verwandeln. Jupiter verwandelte fih in
einen Stier. ;
"Shan die verwandlung. Die Verwandlungen Fupiters,
Anm. Schon bey dem Notfer irwandeln, der aber auch das
einfache wandeln dafür gebraucht, welches noch ben dem Opitz, Lo⸗
Henftein und audern in diefer Bedeutung vorforumt,
Daß die von uns bisher fo.angenehme Lirte.
Den Hectar aufeinmabhl in Wermuch wandeln kann,
: \ Guünther;
Bi eigentlich nur ändern. Allein, bey dem heutigen Gebrauche
des Zeitwortes verwandeln iſt diePartitel ver keines Weges über⸗
flüffig, indem fie dem Worte den Begriff der völligen gänzlichen
Veränderung mittheilet, welchen es ohne fie nicht hat.
1.Verwandt, das Mittelwort von verwenden, S. daffelbe,
‚Verwandt, —er, —efie, adj. et adv, welche zwep Staffel
doch nur in der zweyten weitern Bedeutung, und auch bieenur
felten gebraucht werden. 1. Durch gemeinfchaftlicheAdftanmung,
ingleihen durch Heiratb mit dem andern verbunden, we £8 nicht
- allein von allen ſolchen Perfonen gebraucht wird, welche einen ges
meinfchaftlichen natürlichen Urfprung haben, fondern auch von
ſolchen, welche durch Heirat oder Verſchwägerung mit andern
verbunden werden. Man gebraucht esnur als einen afgemeinen
Ausdruck, der die Grade der Verbindung undeftimmt läßt, daber
es auch von entfernteen Verwandten am üblichftenift. Eheleute,
Geſchwiſter, Altern und Kinder pflegen ſich nicht leicht Berwandte
zu nennen, weil das enge Band, welches fie verbindet, befimmtere
Ausdrüde hat, (S. aus) Blutsfreund.) Man verbindet es am ge-
wöhnlichken mitdem Vorworte mit. Mit jemanden verwandt
feyn. Kr ift weitläufig, nahe mit uns verwandt.“ Dom Das
ger, vonder Mutter her mit jemanden verwondt. Im vier⸗
sen, fünften Grade mit jemanden verwandrfeyn. In der hö⸗
bern Schreibart.auch mit der dritten. Endung ohne Vorwort. Ei⸗
stem verwandtfeyn. Et iſt mir nicht verwandt. Als ein eis
gentliches Beywort kommt es in dieſer Bedeutung feltener vor,
Perwandte Perfonen, gewöhnlicher, als ein Hauptwort, ver⸗
wandte. Doch fagt man immeitern Verflande verwandte Wör—
zer, welche einen gemeinfchaftlichen Urfprung haben. Am bäus
figſten wird diefes Wort , wennes ein Beywort feyn follte, als ein
Hauptwort gebraucht. Der Verwandte, die Verwandte, ein
Verwandter, eine Verwandte, plur. die Verwandten, nit
Derwandte ;ivo von einigen im welblichen Geſchlechte irrig die
Derwandeinn, eine Derwandtinn, gefagt wird, welches wider
die Natur der Bey» und Mittelwörter iſt. Er ift mein Ders
wandter. Meine Derwandten find. mir fremd worden, Hiob.
19,13. Du bii mein Verwandter, Pi 55, 14. Alle Der:
wandten Fefu fanden von fern, Luc. 23,49. Vergebens
wird man ein guter verwandter fepn, wenn man in feinen An⸗
forichen auf die Rechte des Blurs nicht billig und beſcheiden
Ich hoffe ihren eleinen
2 u hun
Abftammung nahe mit einander ver⸗
192° 3
—
iſt, Gell. Bluteverwandte oder Slursfreunse, Verfonen, wel⸗
che durch gemeinſchaftliche
wandt find, wie Altern und Kinder, Geſchwiſt er Geſchwiſterkinder
u. ſ. f. Seitenverwandte, welche durch Heirath ihrer Bluts ver⸗
wandten mit einander derbunden find, 5) x
2. Fa weiterer und figürlicher Bedentung. (2) Zu verfchiebes
nen Zufammenfsgungen wird diefes Wort von ſolchen Perſonen
‚gebraucht, welche vermittelft einer gemeinfchaftlichen Lebensart, _
Religionu. ff. mit einander verbunden find. Bunfiverwandte,
welche einerley Kunft üben, Sandwerfsverwandte, üblicher
Sandwerkegenoffen, Sandelsverwandte, Glaubensperwand-
te, gewöhnlicher Glaubensgenoffen u. ff.
(2) Bigürlih, fo
wohl im gemeinen Leben, als auch in der höhern Schreibart,, ei⸗
nerley Beftimmung oder Eigenfchafthabend. Der Laut Prelz
len iſt ſehr nahe mit dem Laute Prall verwandt, weil fie einanz
der ſehr ähnlich find, Verwandte Wörter, welche einen ähnlis
I
—
chen Laut, oder auch eine ähuliche Bedeutung haben. Dein
brennendes Yuge entzündete in mir die Sunfen des Muches,
er die verwandte Natur in mein janges verz gelegt hatte,
u 4 —
Mit Scham mag ſich das Laſter decken,
Die Liebe war ibm nie verwandt, Dal,
- Anm, Um diefem Worte in der erfien Bedeutung mehr Nach⸗ —
druck zu geben, oder vielmehr die Verbindung genauer gu bezeich ⸗
nen, pflegı man demfelben im gemeinen Leben gern nod) ein an
vorzuſetzen, anverwande, ein Anverwandter, (S, daffelbe.) In
unfern alten Denfmählern komme diefes Wort nit vor, indem -
daſelbſt die Wörter Chunneling, Kind, Mage, Sibber n.£f. von.
Verwandten gebraucht werden :Indeffen fcheine es doch einalteg
Wort zu fepn, und in diefem Falle ift Wachters Abflammungfehe |
wahrſcheinlich, der 88 nicht von wenden, fondern von dem alten
Wine, ein$reund, Beliebter , oder vielmehr von einem veralte _
ten Zeitworte winen, lieben, ableitet, von welchen Wörtern es
eben fo gebildet feyn würde, als unfer befreunden von Sreunds
Wi, ein Freund, kommt noch fehr häufig bey dem Willeram
‚vor, Im Angelf. it Winilcaf, ein Bündnig, Verbindung, und
im Alt⸗Schwed. Vinatta, Frenndfchaft,und Viaur, eingreund.
Das Lat.inis inaffinisund affinitas, feheinet zu eben diefem
Stamme zu gehören, ob man es gleich gemeiniglich von finis, Die
Gränze abzuleiten pflegt. Verwandtimag nun von winen, lieben, ,
oder von wenden abſtammen, fo iſt es doch eigentlich das Mittel⸗
i
worteines Zeitwortes, daher das sr am Endenicht für überflüßig-
gehalten werden darf,
Die Verwandtfchaft, plur. die—en. 1. Der Zuſtand/ die Eis.
genfchaft, da Perfonen oder Dinge mit einander verwandt find,
inallen Bedeutungen des Beywortes, als eis Abſtractum und
ohne Plural.
‚den Pflichten dev vVerwandtſchaft mehr frey zu ſprechen, als
undank und Lafer, Gell. Die verwandtſchaft der Wör⸗
‚ser, der Künſte, der Tugenden uff. 2. Als ein Concretum,
mit. einander verwandte Perfonen,
fchaft Fam zufammen. Damit ich unerkannt bleibe, fo müße
ihr euch für. eine Perfon von meiner Verwandtſchaft ausge«
ben, Weiße, ı
Anm. Im Niederf, auch Verwanbenig. Ehedem waren das
für die Wörter Sippſchaft, Magſchaft u. ſ. f. üblich. Sreund-
aa wird im gemeinen Leben in eben demfelben Verſtande ges
braucht.
wandtſchaft gegründsg. Die unvorſichtige Gemeinſchaft
wandte >
Unfere verwandtſchaft it ſehr weitläufig. Die
verwandtſchaft von dem vater ber. Nichts fcheint ung von:
Verwandtfchaftli, —er, —fr, adj. et adv. in der Ver ·
desvers ⸗
J
a un
Die ganze Verwandt.
A
rn Fr ee * ————
—
a
achtung/ Gl. BT:
‚Verwarnen, verb.reg. act, wie das einfache warnen, fo daf
2 yereinebloßeintenfion zu bezeichnen ſcheinet, nachdrücklich ware
J 6,3. So auch die Verwarnung, u
= Perwälchen, verb.irreg. act. (S. Wafıpen.) ı. Von was
ſcchen, lavare, durch oder mit Waichen verbrauchen, Viel Sei⸗
‚fe, alles: Waffer verwafchen. Auch im Hüttenbaue. Der
Schlamm, der auf sem Planenherde verwafchen wird, durch
Waͤſchen geteiniget wird, Ingleichen mir Wachen hindringen,
zubringen. Die Zeit verwaſchen. 2. Von wafchen, ſchwatz⸗
bafı plaudern, (1) Mit Mandernzubringen, verbringen, Die
Zeitverwafhen. (2) Durch unzeitigesXusplaudern bekannt mas
chen, und dadurch gleichfam verderben, Die Sache iſt ſchon vers
wafchen. Ein Shwäger, der alles verwäfcht. (3) Uber dem
Plaudern verfäumen, Die Mahlzeit verwaſchen. So auch
"dag verwaſchen.
Verwaſſern, verb. reg. act-allzu ſehr wäffern, durch allzu
Vieles Wärffern verderben. Daher die verwaſſerung.
- Derwiben, verb.reg. act. ı. *Bon weben in der veralteten
weitern Bedeurung der Beiwegung war es chedem fo viel, als ver⸗
weben, durd) ſchnelle leichte Bewegung zerſtreuen. Ich will fie
Zerſtreuen, wie Stoppeln, die-vor dem Winde verweber wer:
den, Jer. 13, 24. Wie Spreu, die von der Tenne verweber
wird, Hof. 13,3. Im Hochdeutfchen ift es in diefer Bedeutung
veraltet, —— * F
Sr zog ſich klüglich noch, wie ein verwebter Schatten,
FERN. 1,111 75 ’
Gehört vermuthlich auch hierher. 2, Von weben, texere,
(1) Durch Weben verbrauchen, der Menge nach erfchöpfen. Der
Weber hat alles Garn verweber. Die Spinne weber mir
der Kunft der Minerva, aber alle ihre Bunft iſt auch in Sie-
ſem engen Spinnraume verwebe, Herd. d. i. erfhöpft. In
weiterer Bedeutung, als Materialien zum Weben gebrauchen, Der
Leinweber verweber nichts, als leinen Garn, der Tuchwe-
ber wöllenes. (2) Durch Weben mit einem andern Dinge ver»
2. Plan des Werkes verwebet, daß anFein Ausbeſſern 35 den=
Beni: ;
nn Daher das verweben, feltener die Derwebung, welches doch
"in der legtern figürlichen Bedeutung gebraucht wird, .
Dermwechfeln, verb.regsact. einDing für das andere geben oder
5 aehmen;doch nurineinigen Fällen. 1. Geld verwechfeln, ih
für eine Geld-Sorte den Werth in einer andern geben laſſen. Der⸗
. jenige „welcher dieandere Münz ⸗ Sorte dafür gibt, wechſelt, der
Inhaber der erftern verwerhfelt ; wo ver die Bedeutung der Ente
fernung bat, wie in vertaufchen, verkaufen u. f. f. indem er
feine Drünz + Sorte duch Wechfeln einem andern überträger.
Ih habe bereits alle Louis d'or verwechfelt. 2. Mit dem bloßen
Begriffe der Veränderung verwechfele man ein Ding mit dem
andern, wenn man es mit Bewußtſeyn und Vorſatz anfkatt des
andern wäbler oder nimmt. Die Kleider vewechfeln,: wo aber
das einfache wechſeln, und in Einem Berftande vertaufchen üblis
cher iſt. Am öfteſten gebraucht man es in diefem Verſtaude noch
denz verwechfeln, die Theologie verlaſſen, nnd ſich der Rechts⸗
wiſſenſchaft widmen. Den Müßiggang mit der Arbeit verwech⸗
ſeln. Indeffen ift, um des anflebenden Nebenbegriffes der fol-
„genden Bedeutung willen, diefe ganze Bedeutung im Hochdeutſchen
ſelten, indem man ‘dafür vertaufcherdder andere edlere Aus«
drücke gehraucht. Die Zeitlichkeit mit der Ewigkeit verwechs
.. * wandsfepafilichen umganges ertick⸗ oft die gegenfeitige boch⸗
7 nem, Die in der Stadt waren verwarnet, gewarnet, 2.Macc, -
binden. Am häufigften figüclich. Die Lehler find fo tief in den
von unförperlichen Dingen, Die Theologie mit der Furisprus
GEF .i * 5J * 7 nn
*
— Der 174 -
> feln, ſterben. 3. Am bäufigften iſt diefes Wort mit oa Reben
begriffe des Feblechaften, welcher in der Partikel yer liegt, ein
Ding aus Berfehen oder aus Unfunde anſt att des andern nehmen.
Men verwechfelt eine Perfon mir der andern, wer man fie
aus Mangel gehöriger Kenntniß, oder auch der gehörigen Auf:
merkſambkeit, für die andere Hält. So auch Wörter, Begriffewers
wechſeln. Verwechſele die finnlihe_olluft nicpe mit der wah⸗
ren Liebe.
So auch die Verwechſelung in allenFällen. Schon Rotker ge»
braucht firuuehlelen, aber im weitern Berffande, für mutare,
Derwegen, —er, —fe, adj.eladv. fich ohne Not in Sefahr
verſetzend, alle vernünftige Vorſtellung eines bevor fleheuden
Übels bey Seite fegend, und darin gegründet. Man iſt verwegen,
wenn man fih ohne Roth ‚ohne daß man durch eine Pflicht dazu
bewogen würde, in Gefahr begibt. Ein verwegener Menſch. Ver:
wegen handeln. Ein verwegenes Unternehmen, ein verwege⸗
ner Einfall, eine verwegene Antwort. So auch die verwegen⸗
heit, der Zuſtand, da man alle vernünftige Vorſtellung der Ge⸗
fahr bey Seite ſetzt, und die darin gegründete Beſchafeuhen Zus
weilen auch eine verwegene Handlung, in welchem Falle es deun
auch den Plaral leider, ee
Anm. In einigen gemeinen Mundarten verwagen, verwo-
gen. Es ift eigentlich das Mittelwort des veralteren Zeltwortes
verwagen, fi) verwagen, zuviel wagen, mehr unternehmen,
als man auf eine vernünftige Art: unternehmen follte Im ges
meinen Leben einiger Gegenden wird diefes Zeitwort noch für
ſich vermeffen gebraucht; er verwog ſich, dieſes oder jenes si
- tun, wo es denn nach, alter Art zugleich irregulär abgewandelt
wird. Daß ver bier eine übertriebene Beſchaffenheit bedeutet,
erhellet auch aus dem Schwed. oförwägen, verivegen, gleichfams
überwagend. Diefes Zeitwort wurde aber ehedem auch in einem
guten Verſt ande für unternehmen überhaupt gebraucht, ohne Zwei⸗
felnach einer andern Bedeutung der Partikel ver. Er verwuch
ſich einer großen Herfahrt, ein alterSchriftfteller bey dem Friſch.
Eins avents nach ein Maynregn
Het ich ſpacierens mich verwegn, Hans Sad.
Ob nun gleich diefes Wort unmittelbar von wagen abftammet, fo
7
iſt es doch deßbalb nicht nothwendig, es mit einem a zu fchreiben, '
‚indem äund ein tanfend andern Fällen mit einander abwechſeln.
S. Wagen. nr
Derwegern, ©. verweigern.
Verwehen, verb. reg. act, aus einander-und in die Ferne te»
ben, vondem Winde, Der Wind verweher die Blätter, den
Sandunf.f Wie Spreu, die der Wind verwehet, in der
Deutfchen Bibel. So auch das verwehen. Schon bey dein Dit
Fried und Rotferferuuahen, firuuaen,
Derwehnen, ©. Verwöhnen. _
Derwehren, verb, reg, act. wehren, d.i.imit Gewalt hindern,
daß etwas nicht gethan werde, mit der vierten Endungder Sache,
und derdrittender Perfon, Einem etwag verwehren. Dem
Seinde den übergang über den lu zu verwehren fun.
Er wäre gern noch weiter gegangen, allein es ward ihm ber—
wehrer. Man verwehrete mir mit ihm zu fprechen. Das iſt
dir.unverwehrt. Zumeilenauch wohl im weitern Verſtande für
verbiethen,, verſagen. Der Herr ‚bat dir die Ehre verwehrt
4 Mof. 24, 11. So auch dag verwehren. Kero gebraucht dafür
piuueran.. °
*Derweiben, verb. reg. welches im Hochdeutfchen unberaunt iſt
und nur in einigen Gegenden für beweiben vorfommt. Opitz und
‚die Schlefifchen Dichter gebrauchen es häufig. Wenn du verweiz: -
ber bift, Opitz. r i
Du, deffen unverweibt die Mutter If geweſen, eben derf.
Terre 2 1, Dev
m
‚1175 EI Ber NE
ch verweichen verb reg, waches ſo wohl als ehr — ats
Nuch als ein Acttonm gebraucht, wird, und im erfien Sale das
Hülfswort feyn befommt,durch allzu langes Einweichen zu weich”
_ werden, and zu weich machen.) Das Brot iſt ganz verweicht,
wofür man auch wohl fagt, es verweicht id, Die-Köcinn vers
weicht das Brot, men es durch allzu langes Einweihenunge
nießbar wird. Daher das Verweichen.
2. Derweidjen, verb.irreg,neutr. (©. Weichen,)' welches das
Huůlfs wort ſeyn erfor dert, in die Ferne weichen, von welchem ader
nur das Mittelwort verwichen, als, ein FM —— vor⸗
konmt. S. daſſelbe an feinem Orte.
“Xerweigern, verb, reg. act. fi weigern etwwas zu bewilligen,
oder. einem andern zum Beſten zu hun, mit der vieeren Endung
die ſes Etwas und der dritten der Perfonz in der edlern Schreidart
verſagen, fonft auch abſchlagen. Ich verweigere dir ja nichts.
Es ward mir verweigert, meine Meinung zu ſagen. Jeman⸗
den feine Hüife verweigern, fie ihm auf deſſen Bitte abſchlagen.
So auch die Verweigerung. Au einigen Mundarten verwegern,
Im Schwaben ſpiegel fenımt dafür veruuidernver.
‚Yerweilen, verb. reg. welches auf doppelte Arı vorkommt.
1.8 ein Reutrum, welches im Sochdeutſchen gemeiniglich das
Hürfswors haben beiommt, einem Dinge, einem Orte eine Zeit
/ Yang gegenwäctig bleiben, befonders in der edlern Schreibart für -
—des im gemeinen Leben üblichere fih aufhalten. Ich kann bier
nicht Länger verweilen, Du haft lange verweilet,ebe du gekom⸗
wien bit. Verweile noch, 9 Sonne ‚/verweile am Simmel!
Auf oder bey jeder Blume verweilere fen Bid, Wo es denn
Auch häufig als ein Reciprocum gebraucht wird. Sich verwei⸗
len. Ich Fann mich hier nicht lange verweilen. Stich bev Ne⸗
bendingen verweilen, bev denfelben aufhalten, Yu einigen Ges
"genden gebraucht mar dafile nur daseinfache weilen, welches
auch) som einigen Schriftfielleen, ſelbſt in der Rohern Schreibart,
gebraucht worden, Laffer uns bey dem lieblichen Bilde etwas
weilen, Herd.
2 Als ein Aetivum, TS maden, wie. dag Action aufe
Balten, =
Ich zwinge mich, den ungewiffen Fuß,
. Den du verweilft, Gott weiß, wohin, zu fegen, Günth.
Uns da dich mein verluſt nicht auf der Bahn verweilet,
Schleg.
Seogleich ——— den Blick die aufgepugte Wand, Zach,
Im gemeinen Sprachgebraudje der —— iſt es in ne
Form nicht gewöhnlich,
So auch dag Verweilen, und yürseifen en and die Derweilung.
Anm. Bey dem Hornegk Fomme dafür entweilen vor., Es ift
von Weile, und beziehet ſich ONE ganz natürlich mehr auf die
Zeit, als auf den Drt,
Verweinen, verb.reg. act. 1. Sieh verweinen, im gemeinen
Leben, big zur Erfchöpfung weinen; eben daſelbſt auch ſich ab⸗
weinen, 2. Mit Weinen zubringen, in der edlern Schteibart.
ein Lebeh verweinen. Es muß diefes der Tag feyn, An wel:
chem fie mich die Martern aller. hier. derweinten Tage vergef-
fon lehren, Leſſ. 3. Duch Weinen erfchöpfen, Aue Thränen
verweinen.: Jugleichen feinen Schmerz verweinen, durch Wei⸗
nen gleichſam erleichtern. Daher das verweinen.
Der Verweis, des —es, plur. die—e, von 2 Derweifen, wört⸗
liche Borhalfung eines begangerten Vergehens. Femanden eis
nen verweis geben. ° Das war ein harter Derweis, Einen
Derweis befommen. Derweife austheilen. Im Niederſ. Der:
wien. S, 2 Vrweiſen.
1» Verweilen, verb, irreg. act. - (S. Weifen) 1; Ameinen-
| — Ort weiſen. Man verwies * an den Richten, bedeu⸗
Ne, Si 3 a
tete —— den Sichter zu —— Eine — an einen r
Sihern verweifen. Ber Derfaffer, eines Burches verweiſet —
‚Lefer oft auf eine vorher Begangene Siehe. 2. An Die Fern
weifen, doch nur inengerer Bedeutung, durch eine ANchter ichea
Aus ſpruch aus einem Drie weiſen/ ibn, ven Dre zu meiden, bea
‚Strafe aubifeblen; ;eheden verbannen. Femanden aus der
Stadt, ausdem Lande verweiſen; noch däufigermit der siweys
ten Euduna, der Stadt; des Landes verweifen, Auf eine wůſte
> Infel, in eine entfernte Provinz verweifen. vom Hofe vers
wiefen werden, welches üblicher iſt, als des Sofes.. Ingleichen
abſolute. Derwiefenwerden —— des Landes oder der Siadt.
Ein Verwieſener. So auch die Verweifung. Daher Die Lans
desverweifung: Bey dein Otifried in der — —
uruuiſan, di. ausweiſen.
* 5
‚Verweifen, verb. irreg. act, welches mit dem Vorigen auf ei⸗
netley Art abgewandelt wird. 1, Ein Vergehen mit Worten vor⸗
halten, mie Worten beftrafen, mic der dritten Endung der Perſon \
und der vierten des Bergebens: Einem etwasverweifen. Ich
verwies ihm feine Ungehtfamfeit, feinen indand. Eaward
ihm ernfilich, nachdrücklich verwiefen. Daher set Verweis,
2." Vorrücken, verhalten; eine im Hochdeutfchen veraltete Bas
ne Wenn du deinem Sreunde etwas gibeſt, ſo verweiſe
es ihm nicht, Sir. 41, 28,
Anm. Ob ſich dieſes gwerte in feiner bentigen -
Bedeutung, ganz erträglich mit dem erflern verbinden, und. mit
demielben von weifen,zeigen, herleiten ließe, fo wird es doch/ wenn
man auf den alten Gebrauch und auf die ehemahlige Schreibart
fieder,wahrfcheinlicher, daß es ein eigenes ganz verfchiedenes Wort -
iſt. Beyde Zeitwörter find inalten und neuern Mundärten,außee
der Hochdeuiſchen, in der Ausfprache und Schreibart weſeutlich
verſchieden. Das erſte lautet Bey dem Oufried urwifen, im
Niederf.verwifen,im Schwed, forvilaz diefes aber ben dem Ott⸗
fried, Rotker uif.f. fruuizun,unizun, in Niederf, verwisen,.
“ inCdhwed.forvita, Es ift ein überaus altes Wort,welches bey _
den älteften Schrififiellern, obgleich nicht mit einerley Vorwör⸗
‚gern, vorkommt, und nicht allein mit Worten beſtrafen, fondern
auchtadeln, fhelten, fhmäben,zurechnen,vorrücen u. ſa f. bedeu⸗
tet. Dahin gehöret UUlphilas ĩd yeidjan, das Apgef. edvitan,
des Schwed, avita,das alte Oberdeutſche itwizon, Enel.twit,
daher das Gothifche idveith, Schande, im Dberd. chedem It⸗
weiß, Ytweiß; welches alte Vorwort er, it, noch in unſerm etwas
angetroffen wird, und für ent zu ſtehen ſcheinet. Hornegkege⸗
‚braucht für verweifen nur geweißen, und ältere Oberdeutſche
Schriftſteller weißen, uuizun. (S. Weifen, in der Bedentung
der wörtlichen Beſtrafung) Das alte Wite, ern Strafe,
ſcheint gleichfalls damit verwandt zu ſeyn.
Verwelken, verb. reg, weutr, mit dem Hülfsworte — weit
werden. Ein Körper verwelkt, wenn er fo viele zu feinem Leben -
oder auch nur zu feiner Feftigkeit gehörige Feuchtigkeit verlieret, .
daßer dadurch weif wird; er verdorrer, wenn er alle Feuchtigkeit
verlieret. Das Gras verwelft vor Sige. Bine verwelfte Blu:
me. verwelktes Obft. Beine Wangen verwelfen vor Alter
und Sram. " Mein Auge Fann fie nicht mehr fehen, die Na—
zur verwelfer vor meinen Blicken. Mein Leben foll bier ver⸗
fließen, wie ein Bach, ſanft foll esverwelfen, wie die Kofe verz
welft, Geht, Die Blürhe der Geſundheit, wie bald verwelkt
fe in Srafslofekeir und Rrankheir!. Gel. Daber das ver⸗
welfen und die Verwelfung. Wen dem Dirfried iruuelkan, in
eitigen gemeinen Mundarten verfchwelfen. 5
Verwenden,verb.irreg.act. (S. Wenden/) welches in verſchie⸗
denen Bedeutungen vorkommt, ı. So, baß ver eigentlich den
Begriff der Entfernung bat, N) Einen etwas verwenden, es
Zn ae 0 nn nn
ai Alzan
Re
naur noch zuweilen im gemeinen Leben,
er” J SE
— ——— woſgr jest — übe.
1 (2) Wegwenden. - Den Kopf verwenden, von einem
Gegeuftande wrgwenten, An bänfigften mit verneinendut Aus⸗
drücken. Er verwandte Bein. Auge vor mir, er wandie.
‚wenden. Jemanden mit unverwandten Augen anfeben. 43)
auf das Bauen verwenden. Die auf den Prozeß verwandten
Ankofen erſtatten. Alle ſei⸗ wRunf,vielengleiß suf etwas ver⸗
wenden. Bew den Schwabiſchen Dichtern bewenden,im Ries
derdentſchen gleichfalls verwenden. (4) Sich für eine Perfon
oder Sache verwenden, Teine Fähr gfeiten and Kräftezun Beften
derfelben anwenden. ’ Sich dem Daterlande zum Dienfle vers
wenden, im Dberbeutfiben. Sich für feinen $reund bey jemanz
den verwenden, wine Borditte für ihu bey demfelben einlegen.
Sie .
s Eher tete mich von oben bis unten, ohne ein Auge zu ver
*
Auf einen Gegenſtand der Beſchaftigung, der Bearbeitung wen⸗
den, wofür auch nur das einfache wenden üblich. iſt. Sein Geld
2. Ummenden. (1) Eigentlich, auf die audere Seite wenden,
„ben verwenden-tmmenden. Mit verwandter Sand, mit ums
gewandter Hand. verwandte Schnitte, Niederf. verwend Brot,
in einigen Gegenden, Semmelſchuitte, welche in gefchlagenen
Eyern umgewaudt und bernach mit Butter in ziner Pfanne ge⸗
baden werden; In Riederf. ift daher verwend fo viel, als links.
(2) * Figürlich, ſich anderstefinnen, wie mar im ähnlichen Ver
ſtande auch ſich umwenden, ſich umkehren ſagt. Sie verwand⸗
en ſich und ſprachen, er waͤre ein Gott, Apoſt. 28, 6, Doch in
dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutjchen veraltet.
So auch die Verwendung, in allen Fallen des Zeitwortes.
Arm. DisBenundNebenwort verwandt, welches gemeiniglich
von dieſem Zeitworte abgeleitet wird, S. an feinem Orte beſonders.
Verworfen, verh. irreg. (S. Werfen,) welches in zwiefaher Ge⸗
ſtalt üblich iſt. I. Als ein Teutrum nit dent Hülfsworte haben,
zur Unzeit, zu frühe Junge werfen, mißgebären, wo es von ſol⸗
hen vierfüßigen Thieren gebraucht wird, von welchen werfen für
» gebären üblich iſt. Die Sundinn, die Stutte hat. verworfen,
"> Yan Niederf. verfmiten.
‚U, Alsein Activum.
Geld wurfweife oder nach Würfen zähle. 2. Durch Werfen der
"> Menge nach erfchöpfen. Alle Steine verworfen haben. Angleis
chen als ein Reciprocum, fich verwerfen, alle vorräthige Steine
— baben. 3. An einen aurechten und zugl ich unbekannten
Drtwirfen, beſonders figürlich, ein Ding nachläffig wohin legen,
‚ohne daß war, weiß, wohin man es geleget ; verlegen. Ich habe
es verworfen. Es muß verworfen ſeyn. Ich werde es doch
nicht ganz und gar verworfen haben? 4. Obne den Nebenbe⸗
griff des ımbefannten Ortes verwirft man erwag, wenn man es
auf eine nachläffige Art aus dergebörigen Drdnungbringt, Be⸗
ſonders von Wörtern, Die Wörter einer Rede verwerfen,fie uns
ter einander werfen. verworfene Buchttaben, verfißte, 5. Mit
der Bedeutung der Entfernung iſt verwerfenals an weg⸗
‚werfen.. Der Stein, den dir Bauleute verworfen haben, %,
218,22 ; weageworfen. Sehr häufig auch figürlich,für untauge
lich erflären, wegen feiner Untauglichkeit nicht annehmen. Je⸗—
mandes Rath verwerfen: Deine Meinung if verworfen wor⸗
den. Ohne mir einen Grund deines Abſcheues abzugeben ver⸗
wirfft du einen windigen Mann, Dell. Ich habe alle Moglich⸗
keiten mie zu helfen, durchgedacht und verworfen. Die Zucht
des Seven, das Gefeg, das Böfe verwerfen, in der Deutſcheu
" Bibel, » Gott verwirft die Scommen nicht, Hiob 3,20, Wo
"aber verſtoßen ſchicklicher iſt. Sn ſehr harıem —— iſt ver⸗
Seeten im beben — laſterhaft. niedertrã htig, im gemeinen.
\ “
Die Leinwand im as €
* Sich ſich im Werten ib
ieren da man es unter andern alfdann gebraucht, wenn man das
ER. CHOR 1178;:
„Leben weggeworfen. ° Lines folshen Grades der Raferey find
nur die Verworfenſten des ——— Geſchlechts fähig. Si⸗
ne unmätıge Liebe kann zu der verworfenfien Leidenſchaft
werden.
So auch die Verwerfung, welche felbft in Ser Bedeutung des,
Neutrius gebraucht wird, Schon bey dem Kero faruuerfen, by
den Ottfried firuuerphan. Die Nieder ſachſen gebrauchen in als
Ten Bedeutungen dieſes Zeitwortes verſchmiten, ob fie gleich in
der Testen auch verwarpen fagen.
Verwerflich, —er, ie, adj. etadv. vonder legten Bedentung
des vorigen Zeitwortes, was als untauglich verworfen, für untuuge
Lich erklãret zu. werden verdienet. Dar ich nicht den andern pre=
dige und ſelbſt verwerflich werde, 1 Eve, 9,27. Es ih nichrs ver:
werflich, das mitDankfagung empfangen wird,ı Tim,4,4. Ein
verwerflicher Rath Eine verwerſtiche Meinung. in unvere
werſliches Zeugniß. So auch die verwerftich keit.
Verweſen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort ſeyn
erfordert, und eigentlich umkommen, untergehen bedeutet. Der
Gottloſen Nahme wird verweſen, Sprichw. 10, 7. In diefee”
weitern Bedeutung iſt es deraltet, indem man es nur noch in en⸗
gerer gebraucht, durch die Fäulnig aufgels ſet, feinen Theilen nach
getsennet und zerſtreuet werden, in der gemeinen and härtere
Schreibart verfaulen. Unſer außerlicher Menſch verweſet,
2 Cor. 4,16. Du wirſt nicht zugeben, daß dein Heiliger verwez .
fe, Pf. 16, 10. Verweſetes Holz. Die Leinwand iſt ganz ver⸗
weſet.
Loffnungs voll verweſ't die Saat,
Bis zur Zeit der Ernte,
bey einem der neuern Dichter; wo abet das Zeitwort an —
rechten Stelle ſteht, indem die Saat in der Erde nicht verwefer,
fondern entwidelt wird. Daher die Verwrfung, der, Zuſtand,
da die Theile eines Körpers durch die Fäulniß aufgelöfet und zer⸗
ſtreuet wenden,
Anm. Im Oberdeutſchen gehet dieſes Zeitwort irregulär, da⸗
der auch Haller fingt:
In ſtillen Staub von halb verwefnen Säusen. ;
Wasdie Abftammung diefts Worteg betrifft, fo finder ſich zwar“
im Schwed. Islanb. und Angelfächf. eingeitwort wilna, vilna, -
veosnan, welches morſch, mürbe werden bedeutet, und eigent⸗
lich ein Iıttenfioum if, welches. vermittelft der Endfplde —nen
yon einem veralteten Zeitworte wila, vila, veolan abftammet,
welches gar wohl noch in unferm verweſen übria feyn könnte. A
lein, da fich von diefem Wotte fonft im Deutſchen feine Spur fin⸗
det, vielmehr noch andere Gründe vorhanden find, diefes Wort
von einem andern Stamme abzuleiten, fo muß diefe Ableituug zur
Zeit noch dahin gefielfer bleiben. Es ift nahmlich ſehr wahrf ein⸗
tich, daß diefes Beitwortvon wefen, ſeyn, welches noch im Nies
derd. völlig gangbar, und noch in unferm gewefen und das Wer
fen vorhanden ft, abftamımet. Vermitrelft der deftruirenden Der
dentung der Partifef ver, bedeutet verweilen, anfbören zu ſeyn,
umkommen,untergeben, welche weitere Bedentung es ebedem wirf-
lich gehabt hatz Hierzu kommt noch, daß Ottfried und andere
alte Oberdeut ſche Schriftſteller Häufig fir werdan,eiaentich? verz
werden, für umlommen, untergeben, gebrauchen, Schwed. för-
varda, Augelf, forweordan, Ja ben dem Noifer beißt ſogar
dieBermefung,Irwartungs und Irwaimlla,diederwerdung.
verwerdniß, und die Unnerweslichkeit,V oirwartungo,die lin
verwerdung. Hieraus erbeller zugleich, daß dir Vartırel zudem
Verfiande des Wortes verwelen weientlich notbwendig if, und
wie wenig oft unfere neuern Dichter die Natur der Sprache keu⸗
nen, wen fie diefe Vartikeln wegwerfen, und dadurch nad rück⸗
licher und ferübafter zu (reiben ſachen.
Seees gi 20
‘8, Derwefen, verb, reg. act. einem Dinge vorftehen, die Aufs -
ſicht über dafjelbe haben, eine fehr alte Bedeutung, welche aber i im,
1179 de NER
vier ruht und weit, Gott 'ey’g gedankt!
Mein Weib, das immerdar gesenkt, u. ff.
Bey einem fehr befannten. Dichter der neueften Zeit; wo wefen
gerade den entgegen gefepten Verſtand geivährer.
Sochdeutſchen veraltet if. Man gebrauchtes nur noch zumeilen
für verwalten. Ein Amt verwefen, demſelben vorſtehen, es
beffeiden, verwalten, Auch in engerer Bedeututig, demfelben int
Nahmen eines andern vorftehen. Siehe das folgende. So auch
dir Verwefung.
Ynmi Scom bey der Dttfried firwalen, in der weitern Bes
deutung der Aufficht, der Beforgung. Wachter leitetees von dem
Breragnifchen Gwas, ein Knecht, Bedienter, her. Allein, we—
Ten ift Hier erweislich genug, gleichfalls der alte Infinitiong für
ſeyn, und ver fichet für vor, fo daß das Zeitwort das Latein.
praeelle genau ausdruct, und mit einem Dinge vorſtehen,
gleich bedentendift, Indem Kero lautet es noch aus drücklich fo-
rawelen. Auch im Riederf. iſt vsrwefen, vorſtehen
Der Derwefer ‚des—s, plur, utnom. fing. Fämin, die ver-
Derweelich, —er, —fe, adj.et adv. von ı Derwefen, der
weſerinn, von dem porigen Zeitworte, eine Perfon, welche etwas
verweſet, die Aufficht über daffelde hat, In diefem Verftande
warsürwefer und verweſer fo viel, als ein Yormund. Jetzt
gebraucht man es nur im engeren Verſtande von jemanden, der eine
aufgetragene Gewalt im Rahmen eines andern verweſet, oder ver⸗
waltet; beſonders ein Stellvertreter, viearius. Indeſſen iſt es
auch in diefer Bedeutung im Hochdeuffchen felten, wo man eg nur
bin und wieder in einigen einzelnen Fällen gebraucht, und zwar
theils wie Verwalter, in den Zuſammenſetzungen Amtsverwal:
ter, Gerichtsperwalter u. ff. theils im noch eugern Verſtande,
da man einen Amtsverwalter von einem Amtsverweſer oft noch
au unterfcheiden pflegt, und unter jenem denjenigen verftehet, wel-
cher die Dfonomie,und unter diefem ,- der die Juſtiz verwaltet.
Doc diefer Unterſchied ift bloß willkührlich und nicht in der Ab⸗
ſtammung gegründet,
Berwefung unterworfen, mas verwefen kannund wird; im Gegen⸗
fage des unverweslich. Es wird geſaet verweslich, und wird
«üferfteben unverweslich, ı Edr. 15,42. Das Derwesliche
wird nicht erben das Unverwesliche, v. 50. Daher die Der:
weslichFeit, -
Die Verweſung, plur. car. ©. asınd 2 Derwefen, —
Derwetten, verb. reg. act. durch Wetten, oder in einer Wette
verlieren,
ben. Daher das Derwerten.
+Verwottert, adj. et adv. weldes, fo wie — verdon⸗
nert, verteufelt u. ſ. f. nur in den niedrigen Sprecharten üblich
iſt, einen hohen Grad der böfen Beſchaffenheit eines Dinges zu be⸗
zeichnen. Sie har einen verwetterten Sochmurhsteufel im
Bopfe, Weiße, Der verwetterte Mann, der verwünfchte, Es
iſt von Wetter für Donnerwetter ſo wie verdonnert von der er⸗
fen Hälfte,
Derwichen, adj. et adv, weldjes eigentlich das Mittelwort des
ungewöhnlichen Zeitwortes verweichen, für entweichen, unbe—
merkt vergehen, ift, und von der Zeit für vergangen gebraucht
wird. Verwichenes Fahr, voriges Jahr. In nachft verwichener
Woche, imvoriger. Da es denn in der Adverbial- Form auch für
neulich gebraucht wird, „Perwichen hatt’ ih einen Traum,
Beruh, Die Riederfachfen’ gebrauchen dafür verleden, geleden,
und leden; welches zu leiten, in der — Bedeutung für
siriien, gehöret.
verwickeln.
ein verworrener.
durch verſãumte Reinigung
liſchem Verſtande. Einen jungen Menſchen verwildern laſſen,
durch Mangel der Bildung, ſo wohl des Geiſtes, als der Sitten, S
Zehen Thaler verwerten, Nichts zu verwerten ha⸗
— ver
Derwideln, — act. in Re wideln oder —
ſo daß man es nicht aus einander bringen kann. Verwidelter
Zwirn. Sich mit den Süßen in einem’Ffege, in einem Stride
Ingleihen figürlich. Ein verwickelter Sandel,
Tief in eine Sache verwidelt feyn , fo daß
inan fich nicht mehr von derfeiben log machen kann. Jemanden
mit in feine Anfchläge verwideln. Daher die Verwiceluig,
auch figürlich, derjenige Zuffand einer Sache, da ihte Theile foin
einander geflochten find, daß man ihren Ausgang nicht vorher fer
ben fann, der opu der Verbirrnng noch unterfchieden iſt.
"Derwidern, 'verb. reg. act. welches im Hochdeutſchen fremd
iſt, und nur bey einigen Schleſiſchen Dichtern für ——
vorkommt, ; F
- Rein Begehrtes je verwidern, - j rt
Rein Berwidertes begehren, — BER
Derwildern, verb, reg. welches in doppelter —
1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, wild werden,
Ein zahmes Thier verwildert, wenn es viel von feiner vorigen
WB: ldheit wieder annimmt. Ingleichen ans Mangel der Beardeis
tung gleichfam zu einer. Wildnid werden, ein wildes, nnor⸗
dentliches Anfehen bekommen. EinAcker verwildert, wenn er ent⸗
weder gar nicht, oder nicht mit der gehörigen Sorgfalt, gebauet
wird. Lin Landgut verwildert, wenn es nicht in dem gebörie "
gen guten Standegebalten * DdoZimmer verwildern laſſen,
Dfönüng. Ingleichen in mora⸗
Ein verwildertes Gemüth.
2. Als ein Activum, auf ſolche Art wild oder wilder —
in welcher Geſtalt es doch feltener gebraucht wird. Im Jagdwer -
fen werden die Bärenfänge , Wolfsgruben u, f.f. mit Laub oder
Streulingverwildert, d. i. damit bedeckt oder beftreuer, um —
nen ein wildes natürliches Anſehen zu geben.
So auch die Verwilderung, in beyden Formen,
Derwilligen, v verb, reg. welches in doppelter Geftalt ze
wird. 1. *Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ba en, fü
willigen, einwilligen, Und der Bönig verwilligte in den —
trag, 2 Macc. 13 13. Sie bathen Paullum, daß er längere
Zeit beyihnen bliebe, er verwilligte aber nicht , Apoft. 18,20.
Am Niederdeutfchen ſagt man auf ähnliche Art fich verwillen. Im
Hochdeutſchen iſt esin diefer Erftalt veraltet, wo man es2.nur
noch zuweilen als ein Aetivum gebraudht, feinen Willen zu etwas
ertheilen, wofür doch bewilligen üblicher iſt. Ich habe ihm noch
nichts verwilliget.⸗Es iſt ihm verwilliget — So auch
die Verwilligunz.
Verwinden, verb. irreg. act. (©. Winsen) 1. Von winden,
torquere, unter einander winden, eine im Sochdeutſchen ſette⸗
ne Bedeutung , wie verflechten. Was entzüdt mehr, als die
; Schöne Natur, wenn fie in harmoniſcher Unordnung ihre unz
„endlich mannigfaltigen Schönheiten verwinder ? Gruner, 2
überwinden, vincere, fo daf ver für uber ſtehet; eine veraltete
Bedeutung ‚in welcher es auch für überzeugen, überführen, ges
braucht wurde. Man gebraucht es nur noch in engerm Verſtande,
ein Übel und deffen Kolgen überftehen wie verſchmerzen. Er
bat den verluſt, den Schaden noch nicht verwunden, ſich
nicht davon erhohlet, Den all werde ich4äeitlebens nicht
verwinden, werde die Folgen davon Zeitlebens empfinden, In⸗
deffen fann es in diefer Bedeutung auch vondem alten wianan,
noch Miederſ. winnen, Schmerzen empfinden, bey dem Ulphilas
winnan, abftammen, zu welchem auch unfer Pein 'geböret, fo
i daß es mit verſchmerzen im eigenslichften Verſtande * beden.
ver⸗
tend ſeyn würde,
noch
——
ae ne
ı
Du
GI ee er er a
we
F
2
Ge ——— verb. — act, 1. Bon tichen, Enelen , vere
Ver Kar:
—
.21gı
wirket der Bäder alles Mehl, wenn er alles Mehl in Teig vers
wandelt. Im Niederdeutfchen wird verwerken.ndth für verar:
beiten überhaupt gebraucht. 2. Inder weiteften Bedeutung des
Zeit wortes wirken‘, Veränderungen außer ſich hervor bringen.
(1) *Duch
Daß ver hier intenfive für er nud aus ſtehet. Wenn jemand ein
Weib nimmt, und ihre Mutter dazu, der hat ein Lafer ver—
wirkt, 3 Vlof.zo, 145 d. i. begangen, Doch dieſe Bedeutang
iſt veraltet, Was babe ich verwirft 3 d, i. verbrochen, noch zus
weilen im gemeinen Leben. (2) *Sich verwirfen, fich vergeben,
eigentlich in Anwendung feiner Thätigreit fehlen, i irren; eiue gleich⸗
falls veraltete Bedeurung. Die ſeiden hätcen Yich verwirkt,
und wider ihre Eidespiliche nerhan, 2 Mace. 15, 10. (3) Durch
eine geſetzwidrige Handlung verdienen. Wer in meinem ganzen
Bönigreiche eine Strafe verwirkt bat, ı Macc. 10,43. Auch
diefe Bedeutung kommt im Hochdentſchen wenig mehr vor,avo das
Zeitwort, (4) nur noch mit der deftruirenden Bedeutung der Par⸗
tikel ver, und im engern Verſtande des Zeitwortes wirken, bes
deutet, durch eine geſetzwidrige oder unerlaubte Handlung denBers
luſt eines Öutes verdienen, ſich de ſelben verluftia machen, wo es
ze höheren Grad der Beleidigung oder des begangenen Unrechts
bezeichnet, als verſcherzen. Du haft dein Leben, deine dreyheit
verwirkt, dich duch dein Berbrehen um diefelbe gebracht. Je⸗
mandes Gnade verwirken. Die ‚sur Meinung feiner Ans
verwirken. *
So auch dag verwirken und die verwirkung.
Arnm. Schon bey demOttfried firwirken und ſirudrathan,
von welchem letztern Zeitworte noch die Nieberdeutfchen vers
wordt, und verwrogt fagen ; bey dem Hornegk verworchen, im
Schwed. förverka, im mittlernẽat. forisfacere, lorfacere.
——— verb reg. etirreg. act. ich verwirre,du verwir⸗
vetu.f.f. Imperf. ich verwirrte, im Hochdentfchen nicht Teicht
vperworr; Mittel. verworren, feltener verwirrt, Es ift von
dem im Sochdeutſchen veralteten Zeitworte wircen, und ver,
“welches hier eine Verbindung unter einander bedeutet, fo dag
5 yerwirven ivegen des Zeiwor tes wirren mehr ſagt, als ver⸗
wickeln.
1, Eigentlich founter und in einander ſchlingen, dag man ve»
der Anfang nohEnde erkenuen, noch die einzelnen Theile binlängs
lich voneinander unterfcheiden kann. Den Zwirn verwitren,
2. Die Haare find fo verworren oder verwirrt. verworrene,
verwirrte ßaden.
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung, (1) In einen hoben
Grad der Unordnung bringen, fodaß alles in und unter einander
gemenget iſt. Den Staat verwirren, die Ordnung in demfelben
. im böchften Grade ffören. Am bäufigften im Mittelworte. Es
liegt alles verworren unter einander. - Daher ift im Nieder⸗
deutſchen Wirrwarr, Verwirruug, Unordnung. Eine Sache,
einen Prozeß verwirren, die Theile derſelben fo unter einander
mengen, daß man fie nicht mehr deutlich unterſcheiden kann. Es
ging ſehr verwirrt zu, ſeht unordentlich. Ein verworrner oder
verwirrter Handel. Ein verworrener Prozeß. Eine verwirrte
Geſchichte. Dahin gehöret auch die Sprachenverwirrung der
Deutſchen Bibel. Laſſet uns ihre Sprache verwirren, daß kel⸗—
mer des andern Sprache vernehme, ı Mof.ır,7. (2) Sich
in oder mit etwas verwirren, jo Theil an erwas nehmen, daß
man nicht fo leicht wieder zurück gehen Fan. Damit mag ich mich
nicht verwirren, ich mag mich nicht damit einlaffen, Laß dich
- damit underwirret. (3) Uneinig, uneins machen ; eine im Hoch⸗
deutfchen veraitete Srdeutana, Der Gottloſe werwirrge gute
— Sir. 3, 11. Böfe Mauler verwirren * die gu⸗
icken, d. i. eigene Thätigkeit, beevor bringen, fo
lm er. —— wi N % eK CE Vz nn
’
Ber 1182
ten Srieden Haben, B. 15. (4) Beſchamen, ſo daß der Be
ſchamte nicht weiß, was er fagen fol, {don bey dei Ottfried wir-
ren ; jest nur nod zuweilen i im gemeinen Leben. (5) Jemanden
verwirrt, ihn verwirrt, (nicht verworren) machen; ihn ohne
, bintäugliche Überzeugung ven devwahren Pteinung zweifelhaft
machen, Verwirret die Gewiſſen nicht. (6) Mit noch näherer.
Beziehung auf die Vorftellung oder&rfenneniß, iſt verwiree, oder
noch häufiger verworren, unter einander gemengt, fodag man
die einzelnen Theile auf Ein Mahl waprnimmroder empfindet, und
darin gegründet; da denn die Verwirrung diefer Art wieder ibre
derfchiedene Grade hat. Line Geſchichte fehr verworren erzäbe
“ len. Derwörven reden. Eine verworrene Dorliellung, wo
- die einfachen Ideen, aus welchen fie beſtehet, unter einander ge»
mengt find, wo man die Merkinahle nicht gehörig unterfcheider,
Hein Auge volle verwirrt, und ſieht ihn ſchüchtern an,
Sdiwg.
Ein verworrener oder-verwirrter Kopf, welcher die deutliche
"und undeutliche Erkenntniß auf eine nachehrilige Art mir einander
vermengt, und folches durch fein Beträgen äußert. Eine ver—
worrene Schreibart.” Verwirrt, oder im Kopfe verwirrt, oder
verworren feyn, verrüdt ſeyn, feinen gefunden Verſtand verloren
"haben, der höchſte Grad der Verwirrung der Ideen.
So auch die Verwirrung, befonders von dem Zuſtande, da et⸗
was verwirrt iſt, inallen Bedeutungen des Zeitwortes, anch im
figürlichen Verſtande, nachtheilige Verwirrung der Brgriffe, der
deutlichen und undeutlichen Erkenntniß, Abwefenheit der vöffigen
Deutlichfeit, wo man von der irregulären F Form verwörgen auch
das Hauptwort die verworrenheit hat.
Anm. Schon bey dem Roifer firwirren. Was die Coujuga⸗
tion dieſes Wortes betrifft, fo geher es im Hochdeutfchen völlig res
gulär, bis auf. das Mittelwort, welches öfter verworren als
verwirrt lautet, obgleich auch diefes nicht felren it. Gottſched
behauptet in feinen Beobachtungen über den Gebrauch und Miß⸗
„brauch deutfcher Wörter, verwirren gehe vegulär, wenn es ein
Activum if, irregulär aber, wenn esals ein Neutrum gebraucht
werde. Allein, es findet ſich hier nur die-Fleine Schwierigkeit,
dag wir fein Neutrum verwirren haben, fondern Statt deffen das
Reciprocum fich verwirren gebrauchen müffen. - Die von ihm das
felbft angeführten und zum Neutro gerechneten Beyfpiele, das
Ding iſt ganz verworren, ein verworrener Sandel, find aus
7 genfheinlich Mitielwörter der vergangenen Zeit oder der paffiven
Gattung; wohin auch, nach einer bey diefen Mittelwörtern fehr
gewöhnlichen Figur, der verworrene Kopf geböret.
Derwifchen, verb. reg. act. aus einander wiſchen. Die Sars
sen verwifchen, bey den Mahlerw, edler vertreiben. Ingleis
chen ducch Wifchen unkenutlich machen, faft fo, wie auswiſchen.
Die Schrift iſt ganz verwiſcht. Verwifchte Buchſtaben.
—— verb. reg. welches aufdoppelte Art gebraucht wird.
1. Als ein Neutrum nmit dem Hülfsworte ſeyn, durch Sie Wit⸗
terung aufgelöfer werden, beſonders von Mineralien, So ver—
wittern die Erze, wenn fie durch die Luft und ihre Säuren aufges
löſet werden, verwitterter Ralkitein. 2. Als ein Activum,
in welcher Geſtalt es nur bey den Jäger üblich iſt, mit der gebör
rigen Witterung, d. i. Beruch gebenden Lockſpelſe, verſehen. Das
Eiſen, die Salle,dag Garn verwittern.
Derwitwen, verb,reg. neutr. mit dem Hülfgworte feyn, zur
Wiewe werden, anı häufigften in dem Mitielworte, Die durch
des Domitius Toy verwirwere Yarippina. Magdalena gen—
nig, verwirwere Curtius; eine gewöhnliche Act der Witiven,
fi zuunterfihreiben. Inden äftern Mundarten verwittibe.-
Derwöbnen, verb.reg. act. durch Gewohnheit verderben, us
vollfsmmner ER Auf diefe Weife werden die Binder zw.
eeg
——— —— SEN & r ?
“N » — * — Eu
— —
ee
} Eee
einer unglücl‘ "38 Art zu enkgfnden uns Ar chämen ver⸗
wohnt / Gell. Sin ver vob tes Kind, welches durch) nachs laſſe⸗
ne Öewohnheikyerderht/ verzästeit worden, - Derwöhne deine,
+ Tochter niht.Bir,7,26. In engerer Bedentung wird man ver⸗
wöhnt, wenn man duch din anhaltenden Geuuß des Ben por -
daſſelbe gewöhnet wird, daß man daz geriugſte ÜbelnihrobneBe
Das Giüd hat dich ganʒ verwöhnt, *
ſchwerde ertragen faun,
So aud die verwo nung
Derwölfen, verb. reg. neutr, mit * Hulfsworte haben, wel⸗ Verw inſchen verb. ceg. act,
ches nur bey denZägsen für verwerfen von ſolchen Thieren üblich
Die zündinn hat
Da denn das Mitlelwort häufig gebraucht wird, inen hoben ad
iſt, von welchen man wolfen für gebaren fast.
perwolfet/ verworfen, miß geboren. (S. Wölfen.) Bey ug
ift dafür verfrifchen üblich.
Die Derworrenbeit, plur. inuf, S. verwirren am Ense.
Derwunden, verb, reg. act. wund machen, eine Wunde bey⸗
bringen; in ‘den gemeinen Sprechatten bleffiven. In einem
Gefechte, in einem Zweykampfe verwundet werden, Die der=
wundeten verbinden. Im Gefihte, in dem Unterleibe, an‘,
dem Arme, an der Sand verwunder werden. Sich verwun⸗
den, fich ſchneiden, flegpen, ve-“rennenu. ff. Jemanden mit
den Degen, fich mic dem Meſſer verwunden. Figürlich.
. », Kinen Baum, ein Cewächs verwunden, e3 befchädigen.
2. Jemandes Serz, fein Gemüth verwunden, ihm einen hoben
Grad des Schuerzens,des Rummers verurſachen Ein verwuns
detes Herz. Jemandes Gewiſſen verwunden, fein Öewiffen
durchüberzeugung begangener Vergehuugen unruhig machen, Lin
verwundetes Gewiſſen. Ju der Deutſchen Bibel wird Apoſt. 2,
37 die Wirkung der vorbereitenden Gnade eine verwundung
des gerzens genanut. 3.31 Bergbaue iſt ein vexwun detes Seld,
im weiteſten Verſtande, ein durch den Bergbau geöffnetes Feld,
> ein verfchroteneg Seld.
Daher die verwundung, die Handlung des Verwundens, oh⸗
ne Plural, und die Wunde feibft, mit dem Plural,
Ehedem wur wunden, bey dem Ditfried wuntan, fodafver
bloß eine Intenfion, oder vielmehr die shätige Richtung auf einen
BGegenſtand, bezeichnet. , ’
Verwundern, verb,reg, act. welches in doppelter Oeftält ger
funden wird. :
1, Als ein Actidum. (+) Empfindung des Ungewöhntichen er⸗
wecken, mit der vierten Endung der Per ſon. Das verwundert
mich ſehr, erweckt mir Verwunderung.
verwundern? Mein langes Stillſchweigen verwunderte ihn.
In der edlern Schreib: und Sprechart iſt dieſe Bedentung felten,
In der vertraulichen gebraucht man dafür das einfache wundern,
Des wundert mich.” (2) Die Empfindung des Ungewöhnlichen
über etwas äußern, mit der vierten Endung der Sache; ein nur
in der niedrigen Sprechakt üblicher Gebrauch, für das edlere be⸗
wundern. Jemandes verſrand verwundern, Bas vrwundeve
ich an ihm.
— 2, A üblichen iſt dieſes Wort als ein Rt: eiprocum fl ver⸗
wundern, das Ungewshnliche lebhaft empftuden, und dieſe Ent |
pfindung äußern, deren höchſter Grad Erftaunen iſt. Das Unge-
wöhnliche, tur the diefe Empfintung veranlafes, bekommt, wenn
es ein Nennwort if, das Vorwort uber. Sie verwunderten
fich da fie ſolches faben, Pf. 48, 6. Daß alle, die vorüber ne=
» ben, werden fd verwunsern über alle ihre Plage, Jer 19, 8.
Wir haben wasfehr harüber verwundert. Im Oberdeutſchen
Wie kann dich dag
‚auch mit berawenten Endu ia weiche Wortfiioung auch in der
Deutſchen Bibel Ede Känfig ib, und noch zumeilen in der höhern
Schrebart ber Hochdeurſchen nachgeahmet wird. viele, die es
höveten, veranmievten ſich ſeiner Lebre, Marc 6,% - Ich
serwundeste mich des Grfichts, Dan. 8, 27. Diele verwun⸗
Verwüſten, verb. reg. act. eigentlich zur Wüfle, oder einem une
Zuſtande. Die Verwüſtung von einem Lande abwenden. Eine
Der Verwüfter, des—s, plur. ut nom. fing. Fümin, bie den"
— reg.neutr, nit beim Hilfsworte haben,anfs
Verzagen, verb.reg.neitr. mit dem Hi — ſeyn. r, A ca
dern feiner ieisheir; Sie, 327,12. RUN inahderk — —
meht. Es ifinicht genug st verwundern/ wie uf. f. nur in
den DirrdeutfeienKaneliyen üblich.
So ench die Verwunderung, der dode Grad der Errpfiubuhe -
des Iingeieöhnlichen. Die verwunderung in eine Togtst der
Bewiffenbeit, . Dastegemipin Drerrannserung. Die Wörter. ;
verwünderber, für wunderber, und vedwun der ho für bewunz
derungswindig, fi fi ud nur in den niedgigen Sprcchatten gangbar.
1. In die Ferne, ode aus der
Reihe der Dinge wii aſchen "Einen böfen Weg vrwünfhen.
Aus Unmutb nad einem Verlutie das Gpiel »erwünfchen.
des Unw illens iiber ermas aue udrůcken, ur dae härtere. verſtucht.
Ein verwünſchter Weg Das verwünſchte Spiel! Ein ver⸗
wemſchter Menſch. Ach, die böſe Frau mit ihrem ———— —
ten Beſuche! Gell. Ingleichen, in den niedrigen Sprecharten
als eine Jnterjection, verwunſcht über den Meufchen! 2. In .
der Goiſterlehre des großen Haufens ift verwunschen, durch einen .
Wun ſch, di.durdh Worie, in eine andere Geſtalt verwandeln, |
durch Zauberformeln verwandeln, verbaunen u. ff. , Ein ver⸗
wünfchtes Schloß. Eine verwimfchte Prinzeffinn.
So auch die Derwunfpung, vonder Handlung des Berwün.
ſchens, ohne Plural, und von den Ausdrücken, womit man etwas
verwüuſchet, mit dem Plutal. woʒu alle er £
Derwürfen, S. Derwirfen. + i
Derwürzen,verb. reg.act.alzu fehr würzen, durch zu viele Würze
‚verderben. Die Sperfen verwürzen. Daherdie Derwürzung. a
bewohnten Orte, machen, und danı, und zwaͤr am hãufigſten, i in
figütlichem Verſtande, verderben, zu Grunde richten, ſo wobl von
großen als kleinen Gegenſtanden. Ein Land durch die Truppen —
verwurten Taffen. Das Srobeben bat ganz Italien, die Seuers⸗ —
brunſt die Stadt, das Zaus verwülee. Die Soldaten haben —
alles in dem Haufe verwulet. Line Gegend mit Seuerund 2
Schwert verwüften. : Ein verwüfletes Land, Schloß, aus {
In gemeinen Leben ſagt man, ein Kleid, ein Meffer, ein. uch, a
verwiilten,, es verderben, unbrauchbar machen. Ingleichen EN
nach einer nabe verwandten Figur, oßne Nord und Nugen vers
branchen, verfhmwenden, gleibfam ducch unbefonnenenBebraud
zu Grunde richten... Diele Rinder, vielgolz verwüßten. "Diel
Papier verwülten, unnig verfehreiben oder verbrauchen, ee
So auch die Verw uſtung, fo wohl on der Handlung, af dem
grogeDerwüllung anrichten.
Im Jſidor aruuolian, bey dem Strycker verwueften, in
‚ den fpätern Seiten. nur walten und wüften. ©. Wülten.
wilterinn, eine Perfon, welche verwüßtet, oder etwas veriwüfket,
bören zu wütben, ein um 9x Pdeniſchen ſeltenes ua — ——
vertoben ausrafen u. A Ar N
fen Muth ſinken laſſen, alles Vertrauen auf die Hinlänglichfeit-
feiner Kraft fahren laſſen. Ener serz verzatze nicht, 5Mof.
20,3. 8erzen die versagen, Joſ. 5,1. Sauls Serz verzagte \
sehe, ı.Gam.23,5 Die Alteſten hatten (waren) fchon ver:
zent, Indithız,ı4. Judeſſen wird es im dert Derfecfo und
Dinsgummperfecto feltener gebraucht, weil man dafür lieber ver⸗
2 zagt werden fagt. versagt feyn. in verzagter Menic.
Wehe dem Verzanten! Sir. 2,15. ‚Ein verzagter Redner.
Schüch tern und versagt da heben. ‚2, dm weitern Verſtande,
alle Pai fnung fahren. Hffen„eszzweifeln, verzage —— —
v ' : vor
*
a > | er NT
Vorleyb * er nahent REN Shiners, Kap.6r;* “
er wäre bey nahe verzweifelt. Da deu der Gegenſtand in Anſe⸗
bung deffen man alle Hoffnung aufgibt, das Vorwort an befommt,
Darumbeichnihi an Gotverzage, einer der Schwäbifch.
Dichter. An einer Sache derzagen. Verzage nicht an deinen
Bräften. An Gote, an feinem Amte verzagen, in der Deut:
fohen Bibel, Welche Form, mit dem Vorworte an, doch i im Hoch⸗
deutſchen ſeltener gebraucht wird.
Daher die verzagung, der Zuſtand, da man verzagt, und die
2 verzagtheit, der Zuffand, da manverzagtift, oder verzagt ges
worden ik, beyde nur im Singular allein, Ver deutet hier eine
Intenfion an, wie inverzweifeln, daher versagen und Verzagt⸗
beit allerdings mehr fagen, als zagen und Zagheit.
Verzäblen, verb. reg. act. falfch zählen. Eine Summe Gel:
des verzäblen, Am häufigften, als ein Reciprocum, ſich verz aͤh⸗
‚Ten, fih im Zählen irren. Daher das Deszäblen, feltener
die Verzäblung.
Derzahnen, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt vorkommt.
1,Aig ein Neutrum, mit dem Hälfsworte "haben, das Zahnen
übeeſtehen, alle neue Zähne bekommen. Das Kind hat verzahnr,
hat noch nicht verzahnt. 2. Alsein Activum, mit den nötbis.
gen Zähnen verfehen, doch nur in figärlichem Verſtande, und als
ein Kunſtwort ben verfihiedenen Handiwerkern und Künfilern,
So iſt das verzahnen oder die Verzahnung eine Art des Zus
fanmenjchweißens bey den Schiuieden, da die deyden Theile, wel⸗
che vereinigt werden follen, vorher durch das Schmieden mit Zah⸗
nen verfehen werden, fo daß fie in einander eingreifen.
ir Verzapfen, verb, reg. act. Bier, Wein versapfen, es einzeln
gleichfam von dem Zapfen weg, verkaufen, es derſchenuken. Man
verzapft täglich einen Limer Bier, wenn man fo viel einzeln von
dem Baffe veifauft, oder verſchenẽt. So auch die Derzapfung.
Derz appeln, verb. reg. neutr. welches nur in den. niedrigen
een, und auch hier nur im Infinitiv, vorfommt; eigente
ich bis zur Erfchöpfung zappeln, Figürlich, jemanden in der
- Horb verzappeln laffen, verzweifeln, umfommen. Jugleichen,
‚er möchte verzappeln, vor. Hoffnung, vor Ungedulb, wor Unge⸗
wiß heit außer fich gerarhen.
— verb. reg. act. durch Särteln oder übel ——
Zaͤrtlichken verderben· Ein Rind verz arteln, aus übertriebener
Zärtlichkeit, fo wohl es gegen alle Undequemlichfälten unleidlich
‚machen, als aud) deffen Fehler unbeſtraft laffen ; verziehen, Nies
deri. vertärteln, vertarten, im Meflenb. todden, das Intenfivum -
von tehen, ziehen, daber Todfählken, (von Sähiken, ein Füllen,)
ein verzärteltes Kind, in den gemeinen Hoch- und Dverdeutfchen
Sprecharten verhätfcheln, verzätfcheln, (S. Zätfcheln.) Inglei⸗
ben, in weiterm Berftande, durch anhaltenden Genuß angeneb-
mer Empfindungen gegen alle Befhwerden und Ungemächlichfeis
ten unleidlich machen. Der: Genuß eines anhaltenden Glückes
verzärtelt uns. Ein verzartelter Wollüſtling. Sich, feinen
Leib verzarteln, Verzärtelte Empfindungen. So: andy die
verzärtelung.
verzaunen verb. reg. act. mit einem Zaume einſchließen, ver⸗
mittelft. eines Zaunes den Zugang zu etwas verfperten. Kinen
Weg versüunen. Er bat meinen Weg verzäimer, Hiob 19,8.
Gott bar feinen Weinberg verzauner, &. 5, 2. Die Güter
mit Dornen verzäünen, Sir. 28,28. Daber die Versäunung,
nicht allein von der. Handlung des Verzäunens, fondern. auch von
‚einem in die ſer Abſicht gemachten Zaune ſelbſt.
Verzechen, verb.reg. act. durch Zechen verſchweuden, verbrin ⸗
Die Zeit vergehen. Ingleichen
‚gen. Bein Geld verfechen,
über dem Zechen verfäumen,
Die Mablzeir versehen, Daber
das Versehen. : - -
Adel. W. 8.4, Th, 2, Hu.
—
hi ) ; Der
Derzeichnen, verb, reg: act,
Cu
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| 1,35
»
verzehnten, verb. reg. act. den Zehnten von etwas geben. Bir
nen 4er, fein Vieh, fein Getreide verzehnten, Wehe euch,
ihr Schriftgelehrten und Pbarifäer, ihr Heuchler, die ihr ver—
"sehendet, verzehutet dre Münze, Til, (Dil) und Bummel,
Math. 23,23. Daher das Dersehnten. '
Verzeren, verb. reg. act. durd) Zeßren ale machen, * Menge
nach erſchöpfen. 2. In engerm Verſtande, fo fern zehren, eſ⸗
ſen, freſſen, iſt, auf ſolche Art alle machen, wie die gemeinen
> aufzehren, aufeſſen, und das niedrige auffreſſen. Die Gäſte
verzehrten alle Speifen mir dem größten Appetite. Es ift ſchon
verzehret. Was die Junglinge verzehrer haben, ı Mof, 14,24,
Indeſſen ifkes doch von Dienfchen nur im Scherze am üblichfteı,.
Die veuſchrecken haben. alles Getreide verzehret. Die Würmer
werdens verzehren, 5 Mof.28, 39. Am häufigften. figürljch,
. den Werch vines Dinges durch. Effen und Trinken erfchöpfen.
Sein Hab und Gur, fein Vermögen, das Seinige verzehren. In
den Gaſthöfen fragt man den Wirt), was man verzchrer habe 2
Zehn Thaler verzehret haben. Zu dem Ende bittet ihr, daß
ihrs mit enven Wollüßen verzehrer, Jac.4, 2. 2. Imweitern
Verſtande, durch allmählige Zerflörung dee Theile vermindern
und nach und nach zerflören. Beſonders von dens Feuer.’ Von dem
Seuer, von den Slammen verzehret werden. Aber auch von
allen andern Dingen, weiche eine nagende oder freſſende Eigen-
ſchaft haben, und dadurch die Theile eines Ganzen auflöfen ; zers
ſtören oder erſchöpfen. Der Roft verzehret das. Eiſen. Die gige
verzehret das Schneewaſſer, Hiob 24,19, Don dem Sieber vers
zehret werden, abgezehret, ausgezehret. Vvon dem Grame;.
von den Sorgen verzehret werden. Ein versehrendes: Gift,
ein verzehrender Gram. Das Herzeleid. wird ſie verzehren,
Eir.27,33: Wachen verzehrer den Leib, Kap. 31, 2. Mr:
ſchopft yon Thranen und verzehrt von Seufzern; Inzwifchen-
verzehret ſich meine arme Julie, und ich verzehre mich über
fie, Weiße, Mein Herz verzehrt fich lan gſt in geheimen Bias
gen, eben derf.
So auch die verzehrung, welches auch, von einer Art der Krank;
beit gebraucht wird, welche au unter dem Nahmen der Abzeh⸗
zung, der Yuszehrung befannt ift,. und von der Schwindfuche
noch unterfehieden wird.
Schon beydem Notker verzeran, im Niederfächf. verteren,.
* ©. ehren.
Der Verzebrer,des—s, plur, utnom. fing: Fämin. die ver⸗
zehrerinn, eine Perfon oder Ding , welches verzehret, doch nur
felten, und auch alsdann gemeiniglich in der dichterifchen Schreib:
art: Doch fagt man fpeihwörtlich:; ein ‚Sparer will einen
verzehrer baben,.
2, Fehl zeichnen, fich int Zeich⸗
nen irren. Eine Sigur ifl verzeichnet, wenn fieinicht nach der
Wahrheit gezeichnet iſt. Jugleichen, als. ein. Keciprocun, ſich
verzeichnen, ſich im Zeichnen irren. 2. Von zeichnen, nieder⸗
ſchreiben, iſt verzeichnen fo viel, wie aufzeichnen, ſchriftlich auf⸗
behalten. Dieſe Schrift, die da: verzeichnet ſtehet, Dan, 5;,
24,25. Dieß und anders mehr, das Jaſon in-fünf Büdern
verzeichnet, 2 Macc. 3,24, Indiefer Bedeutung wird es wenig
mehr gebraucht, wohl aber in engener, mebrere Dinge einer gewiſ⸗
fen Art ſtückweiſe nieberfchreibenz fpeeificieren.. Die hier verz
zeichneten Stude. Waaren verseichnen.
Daher die Derzeichnung, die Handlung des Verzeichnens in
beyden Bedeutungen,
Das Verzeiynif, des — ſſes, plur. die —e welches nur noch
im engſten Verſtande der zweyten Bedentung üblich iſt ein ſchrift⸗
lichet Aufſatz, fo feen einzelne Stücke gewiſſer Art darin verzeich⸗
net find; eine Speeifisarion, eine Lifte, ein Catalogus Regiſter.
Matrikel
Matritel u. ſf. Ein Verzeichnif von Waaren, von Geld: |
forten, von Büchern, u. ſ.f. Das Waarenverzeichniß, Bü:
v
*
Pe
var : Ber x ir
cherverzeichniß u.f.f. Ein verzeichniß der Gebornen und
Geſtorbenen. Ehedem bedeutete es noch einen jeden Auffag, eine
Schrift, ſchriftliche Nachricht von etwas; in welcher jegt verals
teten Bedeutung es noch.3 Macc. 4, 15. vorkonmt,
erzeiben, verb.irreg. act. (©. Zeihen,) welches in verfchiede-
nen Bedentungen vorkommt. 1. WVerſagen, denegare, eine
längft veraltete Bedeutung, in welcher farzihan ſchon bey dem
Kero vorfommt: 2. Sich förmlich begeben, als ein Reciprocum
mit der zweyten Endung der Sache ; darauf venunciren. Sic
- ‚eines Dinges verzeihen, fich deffelben förmlich begeben, allem
\
Rechte, allen Anfprüchen darauf entfagen. Sich verzigen
Aabenirs gütes, im Schwabenfpiegel.
Eichmich ir verzige,ich verzige mich e der crone,
i Kaiſer Heinr,
In diefer Bedentung ift es zwar noch nicht eigentlich veraltet; in«
deffen ift doch die R. A. Verzicht auf etwas leiſten, -gangbarer,
als das bloße Zeitwort.. (Siehe diefes Hauptwort.) Ju nach wei⸗
sevm Verftande bedeutete es ehedem imNiederfächfifchen abftellen,
unterlaffen überhaupt. 3. Den Unwillen gegen jemanden wegen
einer Beleidigung, mit Erlaffung der Schuld und Strafe derfel-
ben fahren laffen, wo es, befonders in der edlen Schreibart, für
das im gemeinen Leben üblichere vergeben gebraucht wird. Es
wird, fo wiediefes, mit der dritten Endung der Perfon und der
vierten dev Sache verbunden. Einem erwas verzeihen. Ich habe
es ihm fehon verziehen. Verzeiben fie mir meine Unvorfichtig-
Zeit, In weiterer Bedgutung auch alles Migvergnügen über ets ı
was fahren laffen, ingleichen nicht übel nebmen, nicht tadeln. Der:
zeihen fie der. Natur, die einem Wurme ein ſchöner Kleid gab,
als die feinfte Kunſt ihnen nicht. geben Fann, Geßn. In der
Derzerren, verb. reg. act. durch Zerren verunftalten, entfielen. -
Derzetteln, verb.reg. act.
höhern Gchreibart wird es zuweilen mit der dritten Endung der
Sache, und mit Verfchweigung der Perfon gebraucht, die ald-
dann durch jene vertreten wird. verzeihen fie einem Bekennt⸗
niffe, daß ich niche Tanger zurüd halten Fann, Weiße, ver:
zeihen ſie diefen fehnellen Yufwallungen einer beleidigten .
Ehre, von Brawe.
Sp auch die Verzeihbung. Jemanden verzeihung wider:
fahren Iaffen. Jemanden um Derzeihung bitten, oder bey je⸗
manden um verzeihung bitten.
zoͤhlſpiegel verzerren die Siguren. Den Mund, das ‚Geficht,
die Geberden , die Gliedmaßen »verzerren. Dieß verzerrete
ihr Geficht bis zur Ähnlichkeit einer Furie. So auch die Der:
zerrung, -
ı, Einzeln und bin und wieder
fallen laſſen, und dadurch verluftiggehen. Bey dem Kinfahren
des Getreides wird viel verzettelt. Geld verzerteln, es in ein⸗
zelnen Stüden verlieren. Heu, Stroh, Borner verzerteln, es
im Hantiren falen und umfommen laffen. Figürlich, leichtſin ⸗
nig und unnüß verthun, von dem Gelde, befonders, wenn es in
mehrern Heinen Summen gefchiehet, viel Geld verzetteln. Er
ift foreich, wie fie, denn fie haben ihre Wechfel auf ihrer
Reife fo ziemlich verzettelt, Weiße.
Er Fann wohl ungefivaft das Waifengeld verzerteln,
Günther. a
2, Rachläffig an einen unbekaunten Ort bringen, wie verlegen,
verwerfen, vertragen.” Ich weiß nicht, wohin ich es verzet⸗
telt babe. Daher das Derserteln.
Anm. Inder erfien Bedeutung auch in einigen gemeinen Mund⸗
arten verquiften, ſchon bey dem Ottfried firquiltan, in / Meißen
verurſchen/ im Niederfachfen verſpillen, vertenſen. Einige
D
w * a —
-
—4
Ober deutſche Mundarten gebrauchen für verzetteln auch verzer=
ten. ©. Zetteln. — ar —
ie Verzicht, plur. die — en ‚von dein Zeitworte ſich verzeihen,
die Handlung, da man ſich feines Kechtes oder feiner Auſprüche
förmlich und feyerlich begibt; die Renunciation, Verzicht auf
„etwas leiften, thun. Die Verzicht befepwören, Die gerhane
© Dersicht brechen. In einigen Dberdeutfchen Gegenden, Zürzicht,;
v
Daher der. verzichtbrief oder auch nut die verzicht, eine Urs
kunde, worin man Verzicht leiſtet. Ehedem war dafür auch Ab⸗
—— eg) f.üblih. , _
erzteben, verb. irreg, (©. Ziehen,) welches in doppelter Ges
frare übrich if, RE —
L. Als ein Aetivum, wo es nach Maßgebung fo wohl der Parti⸗
kel, als auch des Zeitwortes in verſchiedenen Bedeutungen üblich
iſt. 2, Falſch ziehen, einen falſchen Zug thun, als ein Kecipros Re
+ fihöner; aber die Verziehung muß nicht bis zur Grimaſſe ge:
eum, befonders in gewiffen Spielen. &o verziehet man ſich im
dem Schachfpiele, wenn man einen falfchen Zug hut. 2. Ein - a
Rind verziehen, es fehlerhaft erzichen, doch nur, in: engerer Ber
deutung, aus unzeitiger Nachficht deffen Eigenfinn überhand neh»
menlaffen, wodurch es fich von verzärteln unterfeheidet. Bin ver⸗
zogenes Rind. 3. Aus der gehörigen Lage ziehen, deffen höherer -
Grad durch das Jutenſivum verzerren ausgedrudt wird, Den“
Mund, das Geficht, die Mienen verziehen. Ein fhöner Mund,
der fich ein wenig ſpöttiſch verziehen, ift nicht felten umfo viel
ben, £eff.
‚Mir fietem geswungenen Lächeln —
Und verzognem Geſicht wird jede Sylbe begleitet, Zach.
Die Gicht hat ihm alle Glieder verzogen. Ein Brerverzichet
Aid, wird von der Sonne verzogen, wenn es ſich aus feiner
Lage, ausfeiner Geſtalt ziehet, ſich verwirft, 4. Weggiehen,in
die Ferne ziehen; als ein Reciprocum, doch nur mit einigen Haupt
wörtern. So fagt man von den Wolfen, fie haben fich verzor -
gen. Das Gewitter har fich wieder verzogen. Ingleihenpon
einer Öefhwulft. Die Gefhwult verziehet fich, auch wenn fie
nah und nad; völlig aufhörer, ſich zertheilet. Die Schmerzen
baben ih aus dem Rüden verzögen, haben fich zertheilet, vers
loven. 5. Verzieben machen, in der Bedeutung des folgenden
Neutrius, die Gegenwart eines Dinges zurück halten, aufhalten; ”
in welsher Bedeutung verzögern das Intenſivum ift, Verzeuch :
(verziehe) nicht deinen Zorn, Jer 15, 15. Verzench nicht die.
Gabe dem Dürftigen, Sir. 4,3. Dev Hereverzeuche nicht die
verheißung, 2 Peter 3, 9, Se
Wenn ich nach verzognen (aufgefchobnen) Strafen
Seine Langmuth frech verwerfe, Michael. der Dichter.
Andeffen fommt diefe Bedeutung im Hochdeusfchen am feltons *
fien vor. ö : *—
U. Als ein Keutrum mit dem Hülfsworte haben, noch an
einem Orte verharren, da man denſelben verlaſſen wolkteoder fol«
.. te; da eddenn in der edlen Schreibart für die gemeinen warten,
-
bleiben, ſich aufhalten u.f.f. am üblich ſten iſt. Versichen fie
noch ein wenig, warten fie noch ein wenig, bleiben fie noch. ein
wenig da. Ich kann unmöglich länger verziehen. Warum
verzogſt du bier? Zatte ich noch ein wenig verzogen, fo hätte
ich ihn angetroffen. Im Hochdeutſchen iſt es abfolute, ohne
Infinitiv am üblichften, Die Intenfiva davon ſtad zögern und
zaudern , ungebührlich verziehen. In weiterer Bedeutung {agt
man auch im Neciproco, die Sache verziehet fi, wenn fie lang⸗
wierig wird. Ingleichen in gemeinem Leben unberſönlich. Es
kann ſich noch lange damit verziehen, es hat ſich lange mie
der Sache verzogen, welche Formen aber der edlern Schreibart
fremd find, :
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BE Du atin ne
— 7
ing ifk nur in der dritten tätigen, der Verzug aber mut in der⸗
Aralen ablich S. das teste an feinem Orte.
aber ſigürlich zu ſtehen.
Verʒzieren, verb, reg. act. mit Zieratben verfehen; für das
> genkinere auszieren, ein Rleid, ein Zimmer verzieren, Der
Sc”chwertfeger verziert ein Degengefäß, wenn er es mit Bunzen
= polieret, Daher der Verzierer, Franz. Decorateur, ein Künſt⸗
‚ter, welcher driumph⸗Bogen, öffentliche&ingüge, theatraliſche For,
ſtellungen ar ff. anordnet. Ingleichen die verziexung ptur,
die —en. O wie fihön biſt du, Natur, in deiner Fleiniten
verzi rung wie hör! Geßn. Beſonders werden alle the atra⸗
liſche Zierachen, mahleriſche Borftellunger,Triump*-Brgen uff.
Verzierungen, Franz. Decorätions, genannt. Verzierungen
in dev Baukunſt find Bildfäulen, Tropheen, Vaſen, halb erba-
‚bene Arbeit u. ff. Die theatralifchen Verzierungen beftehen
vornehmlich in der mahferifchen Vorſtellung natürlicher Gegens
fände, vermittelſt der per fpective , und eines künſtlichen Lichtes:
Die Klempener haben einen eigenen werʒierineiſet ein Stück Ar⸗
beit damit zu verzieren.
vVerzimmern⸗ verb. reg.act. mit dem nötbigen Zimmerwerke
verſehen, ein beſonders in dein Bergbaue übliches Wort, mo ein
Schacht, ein Stollen uff. verzimmert werden, wenn fie mit
Solz fo. verwahrer werden, daß fie vor dem Einfurze ficher find.
- Daher Die Dersimmerung, welches auch vondem auf folche Art
verbauetemHolze ſelbſt gebraucht wird, und alsdanu auch den Plus
ral leidet, In ãhnlichem Verftande it verzimmern in der Sre⸗
fahet, eine ducch einen Bruch fchadhaft gewordene Stelle in einen
. Schiffe wieder ausbeffern.
Verzinnen, verb, reg.act; mitxiner dünuen Oderflãche —
überziehen, wie vergolden, verſilbern, obgleich die Are und Weiſe
verſchieden iſt. Das verzinnen geſchiehet, indem man die Dber-
flache eines Körpers mit flüſſig gemachtem Sinne überziehet. So
werden kupferne Gefäße, eiſerne Bleche u. ſ. f. verzinnet. Bey
dem verzinnen der Nadeln iſt die Oberfläche von Zinn ſehr zart,
indem fie von dem wenig aufgelöſten Zinne gleichſamnur gefärbet
wirds Daher die verzianung, der verzinner, in den Blechhüts
= ten, ein Arbeiter, weicher die eifernen Bleche verzinnet; der ‚Der:
zinnkrug, u Nadlern, ein irdener Topf, die Nadelu darin
zu verzinnen; der Verzinnkolben, bey den. Glaſern, ein Kolben.
mit einem rundlich abgeſchuittenen Kegel vonKupfer, var Bene
0 blep zu verzinnen.
=. Derzinfen, verb: reß. act..die Sinfen oder den Zins von etwas
; - geben. Lin Capital verzinfen, im gemeinen Leben verintereſſi⸗
1 ven. . So au die verzinſung. q
; Fr Derzögern, verb. reg. act. welch" das Inten ſtbum von verzies
"hen, doc nur in der legten Bedeutung des Activi if, die Ankunft
einesDinges aufhalten, die Geſchwindigkeit vermindern. Wieder
liebliche Mond mich anlächelt | O verzögerenocd deine Stun
den! Weiße. Befonders von der gugebüprlichen Verminderung
der Geſchwindigkeit, am häufigſten vonSachen. Einen Prozeß,
min zu verzögern ſuchen. So auch die Verzögerung. Bon dem
Neutro verzieherrift das einfache zögern, als ein $utenfivum üpe
ich, S dafwibe.
- Derzollen, verb,.reg. actiden Zoll von etwas geben. Waaren
verzollen: So anch die verzollung.
2 Merzuten, verb. reg. act. 1. In die Ferne zucken oder zieben;
eine im Hochdeutſchen ungewöhnlihe Bedeutung, in welcher die ſes
Wort im Dberdeutfchen für entzücken üblich iſt, daher die verzu⸗
‚tung MEHR auch für Entzück ung gebraucht wird,
Daher — a faffi in allen RER Sie verzle⸗
d. is tweggeraffet, weggeriſſen.
— Jr der Bedeutung des Neutrius ſcheint Der intenfive, Sieben ;
‚eine Sache verzögern, fieungebührlich aufhalten. Einen Te
u Der -
Die Erd hat Dathan eingeſchluckt
Den Saufen Abirams verzußt, Opig; _ .
2, Yus feiner. gehörigen Lage zur
den, als ein Intenfivum von verziehen i in ähnlicher Bedeutung;
Audi in diefem Berftandeift es im Hochdeutfchen ungewöhnlid) ,
wo man davon nur das Hauptwort, die verzuckung/ plur. die
—en,- bat, unwillkührliches Zuden and Sichen in den Gliedern
zu bezeichnen, Lat, Convulfiones, verzuckungen befommen,,
welche ftärfer find, als bloße Zuckungen.
1100-
Derzukern, verb.reg, act, zu fehr zudern. Kine Speife ver»
zuckern. Daher das Verzuckern.
Der Derzug,plur. car. von dem Neutro verziehen, undder dahin
gehörigẽn letzten Bedeutung des Activi, ſo wohl die Handlung, da -
man etwas vetziehet, d. i. deffen Gegenwart, deffen Gefchwindig«
keit verntindert, als auch der Zuftand, da ein Ding verziehet, oder
auf folche Art in feiner Gefhwindigkeit vermindert wird, Der
Heer verzeucht nicht die Derbeißung, wie es etliche fir einen
. Derzug achten, 2 Pet. 3,9. Die Sache leidet Beinen Verzug.
Wozu folder Verzug ? Ohne Versug, ohne allen Verzug, uns
verzüglich, fogleich, den Augenblick,
Derzügligy, adj. et adv. ein nur in den Nechten einiger®egenden
übliches Wort. verzügliche Schugresen oder Xusflüchte, wel
Ge dazu dienen, eine angeftellte Klage zu verzögern, auf gemiffe
Zeit aufzufchichen: dilator iſche fErceptiones, S. auch Unver⸗
züglich.
Verzweifeln, verb. reg neutr, welches das Hülfewort haben
erfordert, ob es gleich im Perfecto und : Dlnsquamperfecto ſeltener
gebraucht wird, alle Hoffnung zu etwas aufgeben, für unmöglich
halten. Ih fange nun an zu verzweifeln, daß ich es bekom⸗
men werde. Am häufigfien mit dem Iennworte und dem Bor⸗
wortean. An etwag verzweifeln. An jemandes Befferung,
an. feinem Glücke, an Gottes Gnade, an ſich ſelbſt verzweis
feln. Sie verzweifelten an feinem Leben, 2 Mace. 9,18; fie gas -
beit ale Hoffnung dazu auf. Im engſten Verſtande verzweifelt
man, wenn man die Unmöglichkeit der Befferung feines Zuffandes
auf das lebhafteſte eupfindet. Verzweifle unter den Martern eis
ner verachteten Liebe! So auch die verzweifelung, beſouders
in der legten engerst Bedeutung, der hohe rad der Unluſt über die
erfannte Unmöglichkeit der, Beſſerung feines Zuſtandes. In Der:
zweifelung fallen,’ gerarben.
Anm. Der ſcheinet hier eine intenfive Bedeutung zu haben,
fo daß verzweifeln den höchften Grad des Zweifelns bezeichnen -
würde. Den älteften Oberdeutſchen Schriftftellevn fcheinet die»
fes Wort nihrbefaunt gewefen zu feyn, indem Kero dafür far-
wannan, Roter abar für BerzweifelungFerchnoft.gebraucht,
Michinger und andere Dberdeutfche Sprachlehrer jagen, man ae»
brauche diefesgeitwort mit beyden Hülfswörtern, fo wohl mit ha=
ben, als mit ſeyn; allein im Bochdeutſchen iſt das letztere nicht,
üblich.
Derzweifelt,, —r,. —ſte, adj. et adv. welches eigentlich das
Mittelwort der vergangenen Zeit des vorigen Zeitwortes ift, aber
vornehmlich als ein- eigenes Bey- und Nebenwort in figürlidem
Berftande gebraucht wird, da esdenn inhobem Grade böfe, arg,
verwirret u. f. f. bedeutet, in allen den Fällen, wo man diefe Be⸗
griffe auf eineigleichgültige Art, ohne verbaßten Nebenbegriff aus»
drucken will; eigentlich fo befchaffen, daß man an deffen Befferung
verzweifelt. Ein verzweifelt böfer Schade, Jer 30, 12 ; oder
-anch, ein verzweifelter Schade. Bin verzweifele böſerSchmerz,
B.15, Die Sache hat eine verzweifelte Lane befommen, Er—
empfing uns verzweifelt Paltinnig. Mit deinem verzweifel
ten Geplauder verderbſt du mir immer die klügſten Einfälle,
Weiße. Es iſt doch eine verzweifelte (ängerft — Sa⸗
ie - che
—
Wir
che um die Tiebe Tugend, eben derf. In den — Sprech⸗
arten hat man dafür die gleichbedeutenden vertrackt, verhen—
Pers, verzwickt, und im Niederdeutſchen verdulle (von ol) und
vermuckt.
Derzwiden, verb. reg. act. eigentlich vorn an einem Dinge ets
was. abzwiden, durch Zwiden abuehmen. So verzwickt man
sin Franken die Weinftöde, wenn man die äußerffen Keime der _
Zweige abfreipet oder abzwicket, welches an ander Orten geits
zen heißt, von Geig, dem Nahmen diefer unechten Keime, Fir
gürlich und im gemeinen Leben ift daher verzwickt, fo viel, wie
+ verfchoren, dei. feltfam, gleichfam vorn abgeftugt und: dadurch,
‚poffierlich ausfehend. Das fieher verzwide aus. in ver-
zwickter Menſch, der in feinen Handlungen poffieclich feltfam
iſt. Die in Friſchens Wörterbuche befindliche Bedeutung, nach
welcher verzwickt reden, fo viel ift, als abgebrochen , inglei»
hen kurz, zufommen gedrängt, ift im Hochdeuifchen unbekannt,
So au die Verzwickung, doch nur in dem eigentlichfien Ver⸗
ſtande.
Die Veſper, plur. die — mein mit * chriſtlichen Religion ſchon
ſehr frühe aus dem Lat. velpera in die Deut ſche Sprache einge⸗
führtes Wort, welches noch hin und wieder An gemeinen Leben
üblich ifl. 1. Der Abend, die Zeit gegen den Abend, ohne Plus
ral und am häufigften immweiteften Verftande, fo dafder ganze
Nachmittag mit darunter begriffen wird, Es ifi noch in Zuſam⸗
menfegungen am gewöhnlichften. Daher die Defper-Zeit, die
Nachmittagszeit, ſchoit inn Schwabenfpiegel Veſper zit. Das
Defper-Brot, im gemeinen Leben einiger Gegenden, trockne Spei⸗
fe, welcheman den Arbeitern Nachmittags gibt, das Nachmit⸗
tagsbrot, in einigen Gegenden das halbe Abendbrot, in Frans
zen das Rechilein oder Deiftelbrot, in Oſterreich die Faufen.
-Daber beißt vefpern, im gemeinen Leben einiger Gegenden,
das Rachmittagsbrot effen. 2. Der nachmittägige Gottesdienſt.
"In die Defper geben. In die Defper Inuten. Daher die Drfper:
Dredige, die Nachmittagspredigt; der Veſper- Prediger, der
Nachmittagsprediger; die Veſper⸗ Glocke, womit in die Veſper
geläutet wird.
Anm. Das Wort kommt im Deutſchen von dem Nachmit⸗
tagsgottesdienftefchon im achten Jahrhunderte vor. Opig nennt
den Abendftern.den Defver-Stern. Im Niederdeutfchen wird
auch das Frühſtück ſehr ware die — veſper
genannt,
Def, adj. et adv. dieveraltete Schreibart des Wortes feſt, welche
nur noch in der figürlichen Bedeutung für mannbaft, tapfer, in
Den Kanzelleyen üblich iſt, fo fern dieſes Wort daſelbſt noch als Ti⸗
tel der Ritter und ritterlichen Perſonen gebraucht wird. Strenge,
Geſtrenge und Veſt, find die älteſten Ehrenwörter der Ritter; und
ob ſie gleich in den neuern Zeiten mit den von der Geburt herge⸗
nommenen Titeln vertauſchet worden, ſo ſind fie doch noch in vie⸗
len Rangefeyen geblieben, und veſt hat in diefer Bedeutung auch
od feine alte Schreibart mit dem v behalten. &eßler lehret in
feinem 1506 gedruckten Formular , daß man turnierfähigen
Kittern den Titel edel veſt, geben, neu anfgefommene Edelleute
aber fromm und veſt, neu gefchöfft (gemachte) Edelleute aber Eh⸗
Tenver nennen fol, S. aych Shrenfeſt, und von den übrigen
Bedeutungen des Wortes ve, in Seft.
Die Defte, ©. Seite.
Deften, veſtigen zwey im Hochdeutſchen veraltete Zeitwörter,
„welche noch in der Deutſchen Bibel vorkommen, wofür aber
jest, befefligen üblich if, S. daffelde,
Die Vettel, plur. bie —n, eine unzüchtige Meibsperfon im ver
ãächtlichen Berfiande. Line liederliche Verse, Kine alten
"Bet Er Era
vetiel⸗ * alte unzlichtige , oder unzuchtig geweſene Perfon.
"Daher altvertelifch, inder Deutfchen Bibel, für altweibiſch.
= Anm. Die gemeine Meinung if, daß dieſes Wort von dem
Lat. Vetula abſtamme, welches freylich eine große Ähnlichkeit de
Klanges,aber fonft auch nichts für fich hat. Im Niederf. lautet.
diefes Wort Siddel, wo es gleichfalls ein unzüchtiges Weibsbild
bedeutet, Da nun der Begriff der Unzucht, nicht aber des Alters,
in diefem Worte der herrſcheude ift, foift glaublicher, daß die
Abalichkeit mit dem Lateiniſchen bloß zufällig ift, und daß unſer
vettel aus einer ganz andern Quelle berftammer; vrfleicht von
Sidel, und fieln, eine Geige und geigen, welche Wörter in den
niedrigen Sprecharten gleichfalls im unzüchtigen Berunpege:
4 braucht werden.
Der Vetter, des — s, (Dberd.—n,) plur. die — n, ein mann⸗
licher Verwandiſchafts nahme, mit welchem man fo wohl den
- Bütereund Mutterbruder, als auch Geſchwiſterkinder männlis
«chen Gefchlechtes zu bezeichnen .pfleget, fo daß diefes Wort mit dem
weiblichen Verwandtfchaftsnahmen Muhme überein kommt.
Mofes rief Miſael und Elzaphan, den. Söhnen Ufiel, Aarons
vettern, 3 Mof. 10, 4. Wenn jemand bey ſeines Yaters
Bruders Weib ihläft, der bar feines vettern Scham geblö⸗
fet, Kap. 25, 20. Es mag ihn jemand unter feinen Brir
dern loͤſen, oder fein Vetter oder Vetters Sohn, Kap. 25,49.
In weiterer und vermuthlich eigentlicher Bedeutung, werden alle .
nahe Verwandte männlichen Geſchlechtes, für welche man Feine
befondern Nahmen hat, auch in entferntermÖraden Dertern ger
naunt, welche Bedeutung nicht allein im gemeinen Leben ſehr hä
fig ift, fondern auch in der deuiſchen Bibel -vorfommt. Ich will
ein Lied meines vettern fingen, Ef. 5, 15" meines Vermands
ten. Kin weitläufiger Derter, ein naher Vetter. Muh—
- me wird auf Ähnliche Art von allen weiblichen Verwandten ges
braucht, foldye Srade der Verwandrfihaft ausgenommen, welche
wegen ihrer Nähe eigene Rahmen haben. Sprichw. Wer ſich
zwiſchen vettern und Freunde ſteckt, der klemmt ſich.
Anm. Inden Mon ſeeiſchen Glofſen kommt die ſes Wort zuerſt
vor, mo — — und fratruelis durch Petiro, patruelis .
aberduc Fetirinfun, des Vetters Sobn,überfegtwird, Friſch,
Oottfched und viele andere leiten es von Water ab, und der legtere
wollte es um deßwillen gar Härter gefchrieben wwiffen. Keiner
aber hat diefe Ableitung nur im geringfien zu beweifen geſucht.
Deffen ungeachtet beftätiget-Herr Heynatz ffeim sten Theile feiner
Briefe fehr entſcheidend. „Beylãufig, heißt es daſelbſt, wundre
RW
ich mich, dag Here Hemmer Wachters Herleitung des Wortes
petter von wetten, welches ſo viel als verbinden geheißen, wahre
„ſcheinlicher finder ‚als die gemöhnliche von Vater. Diefe iſt
„unſtreitig richtig, wenn man nur die Sache recht vorſtellt. Von
„Vater kam Fetiro, welches des Vaters Bruder bedeutete; def -
„fen Sopn hief deun wieder Fetirinfun, oder auch — aus:
4, Abkürzung oder aus Verwirrung ebenfalls Fetliro, Hemd
hbat man es weiter ausgedehnt, und nanute jeden männlichen
„Derwandten fo. Die Beweile fuche man in Scilters Theſauro.
„Auf gleiche Act ift Muhme aus Mutter eutftanden"* u.fcf..
Hier ift faſt kein Satz, deffeh Unrichtigkeit fichmicht beweifen lie⸗
ge; aber um des Naumes zu ſchonen, ſey es an Einer Aumer-
fung genug. Jedes von einem andern abſtammende Wort muß das
Zeichen feiner Abſtammung aufzumeifen haben. So ſtammen von
Pater im £at. Patruus und Patruelis vermittelft der. Ablei-
tungsfolben usund elis her. Aber, wo findet ſich dus in Vetter?
Dater iſt vermirtekft dee Sylbe — er, welche hier eine Perfon
männlichen Geſchlechtes bedeutet, von Dar, Sat abgeleiter; ſo auch
Vetter, vermittelt eben diefer Ableitungsfplbe von Deore , Lett
uff. Herr ſ5. bat doch nicht etwa das — müßige *
nye
— —
x
u 3
ae = ——
————
*
199. -
‚ oder vielmehr, es findet anf diefe Art-gar Feine eigentliche Ablei⸗
tung Statt, wohl-aber eine Abänderung der Bedeutung, wie va⸗
ter und Däter, fallen und fällen. "In Schilters Thefauro findet
- fi feine Spur eines: Beweifes, fo beftimmit ſich auch Herr 9,
darauf beruft; bloß die fchon oben angeführten Wörter aus den
Monſeeiſchen Gloffen finden fich dafelbft ohne alle Erläuterung
und Anmerkung. Es if alfo nicht bloß unwahrſcheinlich, ſondern
erweislich unrichtig, daß Verter von Vater abflammer, und Wachs
ters Ableitung von einem veralteten Zeittworte, vetten, wetten,
‚ welches verbinden bedeuter hat, behält inmmer noch den Vorzug.
Bey dem Ulphilas it withan, verbinden, undverten iſt in der
Bedeutung des Bindens, Einfpannens und u. ff. noch in man⸗
hen gemeinen Sprecharten üblich, wo auch einvetten, in dag
Zoch fpannen, auswerten, ausfpannen, zufammen verten, ver-
binden uff. iſt. Im Engl.ift wed, heirathen, und wedded,
verheiratber. (S. Wetten und 2 Serte.) Bermittelft der End»
folbrei bedeutete davon Derter , einen Verdundenen oder Ders
wandten, in welcher weitern Bedeutung, welche allem An-
ſehen nach die wefprüngliche ift, esim gemeinen Leben noch jetzt
nicht felten iſt. ;
Die Form in der. zweyten Endung des Dertern für des vetters
ſtammet aus dem Oberdeutfchen der, wo man aud) des Vatern,
des Brudern u. f.f. fagt. y
Detterlich, adj. et adv, einem Vetter gemäß, in deſſen Beſchaffen⸗
heit gegründer. Das iſt nicht verterlich, geziemet feinem Vetter,
vder nahen Verwandten, Freunde vetterlich, in den Briefen gro⸗
Ber Herren an geringere Reichsſtãnde.
Die Vetterfchaft, plur. inuf: der Zuſtand, da man jemandes
Better ift, wie Brüderfchaft, verwandtſchaft, Schwägerfchafte
und foferner. . A
Vexieren, verb. reg: act. welches ang dem Latein. vexare ges
bildet, und nux im gemeinen Leben üblich iſt. ». Unnöthige Be⸗
werde, Mühe oder Unluſt verurfachen, Die Sache bar mich
be verierer, ebeich damit fertig werden konnte. So verieret
man jemanden, wenn man ihm zu feinen Vergnügen geringe Un«
luſt zu erweden ſucht; wofür man fonft auch ſchrauben, ſcheren,
zergen, budeln, nedten, foppen, zwacken n.f.f. im Oberdent-
fchen heyen, begen, Feyen, bey den $ägern Fiihfeln, welches ver»
miuthlich mit vexare voneinem und eben deniſelben Stammworte
ift, in Schlefiew firkeln, im Niederdentfchen byen , ſchurigeln,
serren, vengeln, beuien, brüden, Invenu. f.f.fagt. 2. Im eng»
fien Berftande verierer man jemanden, weun man deffen Leicht:
‚glänbigfeitoder Unmiffenheit zu feinem Vergnügen zu binterges
ben fucht. Daher die Derier s@läfer oder Springgläfer, der
Derier = Spiegel, das Derier : Pulver u. ſ. f. s
Die vexiererey, plur.die— en, aud nur im gemeinen Beben,
die Handlung des Beriereng, ingleichen einzelne Handlungen, fo
fern fie daranf abzielen, einem andern zu feinem Vergnügen uns
nöthige Unluſt zu machen , oder auch defjen Leichtgläubigfeit zu",
feinem Vergnügen zu mißbrauchen. -
i Der Vezier, (zweyſolbig) des — es, plur. sie — e, aus dem
Zürkifchen Weffiv.oder Wifte, ein Staarsbeamter an demDdsman«
‚ nifchen Hofe, ein Minifter. Daher der Groß=Dezier, der
erſte und oberſte Staatsbeanite nach dem Sultan, der Premier-
Minifter,
* Der Dicär, des—es, plur.die—e, von dem Lat. Vicarins,
derjenige, der. eines andern Stelle vertritt, der Stellvertreter,
Derwefer, zuweilen auch dev Plagverwefer. Inder ernfihaften
x
N
Bie 1194
nnd feyerlichen Schreibart lautet diefes Wort vollſtãndigor
viearius. Der Reichs - vicarius Ka cc
Das Dicariät, des—es, plur.die—e, aus dem Bar, Vicariatus.
‚ Das Amt,die Würde eines Vicarii oder Verweſers. Der viea⸗
vigts = Thaler, ein Thaler, welchen ein Reichs- Vicarius, wäh⸗
tend feines vieariates ſchlagen laͤſſet.
Dice, ein unabãnderliches Beywort, welches aus dem Franzo ſiſchen
vice, entlehnet iſt, und fo, wie dieſes, nur in Zufammenfegun
gen gebraucht wird, eine Perfon zu bezeichnen, welche die Stelle
einer andern vertritt, und mit derfelben eine ähnliche, obgleich
geringere und untergeordnete Würde hat, aber der vice⸗
Admiral, welcher in manchen Staaten noch HR dem Unter- Ad⸗
miral unterfiedenwird ; der Yice- Rönig, Franz. Vice- Roi,
der UnterPönig, ebedem der Schaltkenig, welcher nicht mir eie
new bloßen Statthalter verwechſelt werden murß indem jener, aus
ger mehrerer Gewalt, auch mit vielem änßern Pompe der Fönig
lichen Würde befleidet if; der Vice = Kanzler, ver Unterkanze
ler, und Hundert andere Zufammenfeßungen mehr, Bey den
Buchbindern wird der erfteund letzte Bnnd an einem Buche, der
„ohne Schnüre iff, das Vice- Bebunde genannt. Im Deuts ’
fen kann man das Vice — in vielen Fällen durch Unter —
ausdruden. Indem alten Straßdurgifchen Stadtrechte bey dem
Schilter kommt dafür das fonft unbefannte Spett vor, Spett-
fchöft, Vice⸗ Schöppe, Spettmeilter, Bice-Meifter.
Die Dietuälien, fing. inuf, ein aus dem mittlern Lat, Victua-
liaerborgtes und nur im gemeinen Leben übliches Wort, Leben»
mittel zu bezeichnen. ——
Des vieh/ des —⸗es, plur. die —e, im gemeinen Leben und im
Dberd, —er, Diminut. welches doch nur zumeilen im Scherze ges
braucht wird, das viehchen. L *
. Im weiteſten Verſtande, ein jedes unvernünftioes Thier, wie
Tier in engerer Bedeutung. (1) Eigemlich, two diefes Wort
“wiederum entweder collective und ohne Mural, oder auch von ein⸗
zelnen Thieren und mit dem Plural vorkommt. Collective. Du
Schlange ſeyſt verfludt vor allem Dieb, ı Mof. 3, 14; vor
allen Thieren. Die Erde bringe hervor Vieh, ı Mof, ı, 24,
Gott mahre das Vieh nach feiner Art, V. 25. Nach ı Mof.
y. mußte Noah veines und unreines Dieb mitin feinen Kaften
nehmen. Gott macht uns gelehreer, denn das Vieh auf
» Erden, Hiob 35, 113 und. fo im andern Stellen mehr. Dis:
junctive, - Dev Menſch gab einem jeglichen Dieb feinen Yrab-
men, ı Mof. 2,20. Gpttlofe miffen davon und fahren dahin,
wie ein. Vieh, Pf. 49, 13,21. In einem alten 1501 zu Rom
gedruckten Deutfhen und Ital. Bocabul, heißt es: le Bellie,
die Siher. :
Sein Leib verfällt in Staub, fein Blur verffiegtin Rauch;
So flirbt ein großer Mann, fo zen vieher auch,
E\ Sell:
In diefer ganzen weitern Bedeutung gebraucht man es nur noch
zuweilen im harten und verächtlichen Verſtande, wenn man beſon⸗
ders die Dummheit und höchſte Sinnlichkeit der undernünftigen
vierfüßigen Shiere, befonders geößerer Art, bezeichnen will. Lim
Menſch, wie ein Vieh. So dumm, wie das Dich, oder wie ein
Dieb. (S. viehiſch.) Daher denn au (2) Figürlich, ein im höch -
fien Grade dummer oder finnlicher Meuſch, im harten und ver»
ächtlichen Verfiande auch wohlein Vieh genannt wird. Ex iftein
wahres Dieb. Solche Diebe von Menſchen. Zum Diebe wer⸗
den, zum höch ſten Grade der Sinnlichkeit hinab finfen.
Sechs viehe vor gem Wagen , und fechfe hinten. drauf,
Heräus.
2, In engerer und gewöhnficherer Bedeutung werden die zahmen
Thiere, weldie der Menſch zu feinem Gebrauche um ſich Hält, col⸗
Sfffs lective
*
leetive Vieh genaunt.
Zuchtvieh,/ Maſtvieh, Schlachtvie h, Schafvieh, Schafe, Ham⸗
mel, Lämmer, Böcke, Schweinvieh, KRindvieh, Ochſen, Kühe,
Kalber u. ſ. f. Da man denn im weiteſten Verſtande nicht allein
das zahme Geflügel, ingleichen Hunde nnd Kagen, fondern auch
die Bienen mit dem Nahmen des viehes zu benennen pflegt.
Das junge Dieb im Stode, d. i.die jungen Bienen, fo lange
‚fie noch in den Scheiben ſtecken. Gewöhnlicher verfteht man dar»
unter die größern virrfüßigen zahmen Thiera vieh balten.
Das vieh hüthen, d.1. die Schafe, Schweine, oder Kühe und
Dchfen. Wenn der Sirt das Dieh austreibet. Wilde Thiere
ſollen euer: Bach zerreiffen, 3 Mof. 26,22. 8aft du Dich, ſo
warte fein, Sir,7, 24. Da deunn oft auch befondere Arten nur
vieh ſchlechthin genannt werden. Reines Vieh, reine Schafe,
im Gegenfaße deg Schmierviebes. Am häufigfien gebraucht man
es auch in diefer Bedeutung collectioe, folglich ohne Dlural. - Ju⸗
deffen kommi es auch nicht felten disjunctive vor, ob es gleich auch
Bier nur im Singular am üblichften: ift, Sie find fo gar verbees
vet, daß man auch nicht Ein Dieb ſchreyen höret, Ser. 9,
10, Du armes vieh! Philax if ein gutes Dieb, Im Blus
ral ift es von Individuis nicht fo gangbar, am wenigfien mit Zahl⸗
wörtern. Zür zwey vier viehe, fagt man allemabl zwey,
vier Stück Dieb, oder mit näherer Bezeichnung der Art, Kühe,
Ochſen, u. ff.
Anm, Hieraus erhellet, daß unfere ueifßen Sprachlehrer ſich
irren, wenn ſie dieſem Worte den Plural ſo ſchlechterdings abſpre⸗
chen, welches nur gilt, wenn es collective gebraucht wird. ImHoch⸗
deufchen lautet dieſer Plural, wenn er ja gebraucht wird, am häu⸗
figften viehe, im Oberd. vieher. Diefes Wort ift eines. der. ältes
fien, nicht allein in der Deutſchen, fondern faſt in allen Eucopäiz
ſchen Sprachen... Es lautet bey dem Otifried u. f.f. Fihu, im
Nirderf, Dre, im Angelſ. Feon, Fea, im Engl. Fee, in 6
thiſchen Fue, und im Schwed. FA; womit nad) das Griech an,
eine Herde, und dag Lat) Pecus verwandt find, welches legrere
ſich bloß durch die härtern Mitlauter unterſcheidet. E3 if ſehr
wahrſcheinlich, daß in allen dieſen Wörtern der Begriff des Lebeus,
der Bewegung der herrſchende und urfprüngliche iſt daher man fie
als Abkömmlinge von vivere, Teben, und ihren Verwandte
aufeben kanu, zumahl, da die Badeutung eines Thieres überhaupt
in dieſem Worte ohne Zweifel die erſte und älteſte iſt. Auf äbit-
Uche Art heißt ein Thier im Griechiſchen Zu, im Lat. Animal,
und im Niederſ. iſt Quek, Quik, lebendiges Vieh überhaupt.
Bey dem Notker kommt noch das veraltete Beywort fehegelih.
für befeelt, lebendig, vor.; fehegelihlichamo, ein lebendiger,
befeelten Körper, eigentlich vieblih._ Da zabmes Vieh die erfte
Art des Eigenthumes iſt, wenn fi ein Bolt aus der Wildheit
dem gefitteten Zuſtande nähert, fo wurde hernach jedes Eigenthum
Diebgenannt,, daher man ſich nicht wundern darf, wenn bey dem.
Ulphilas Faihu, Reichthümer überhaupt, im Lat. Peculium,,
Eiszentbum, und Pecunia, Gel und bey den Angelfachfen und
äktern Schweden liegendes Dieb, Geld und andere leblofe Habe;
zum Unterſchiede von.dem gehenden Viehr, oder. dem eigentlichen
Viebe, bedeutet,
Die Vieharzeney, plur. Ye—en, ı.Cine Arzened fir das Vieh.
2. Die Wiſſenſchaft, die Krankheiten des Viehes zu erkennen und
zu beifen, welche doch am häufigften die Diehargenepkurnft ge⸗
naunt wird, Lat. ars weterinaria,.
Sie
Ser vieharzt, des — e8, plur. die — arzte derjenige, welchen
die Bicharsenepfunft verſtehet und übet, oft auch. nur ein jeder, dev
fich dafür ausgibt. Gelehrte Virhätzte der. nenern- Zeit nennen,
fi indefen lie det Thiirärzee, und ihre. Kunſt die. Thier arzeney⸗
Daber PERS Eafsich, ———
wa —
— —ñ min bes dem Worie — anklebeuden —
hen Nebenbegriffes Willen. Im gemeinen Leben pflege man eis
nen Bieharzt auch einen Vieh» Doctor zu nennen, - Ein unge
lehrter Vieharzt gemeiner Art wird in der Lauſitz und einigen ans
‚dern Örgenden auch der Ziedmann genannt, weil er unter als ..
dern auch die vercenften Glieder des Biehes durch Ziehen wie ·
der einpichtet, j
Die Piehbremfe, plur. — ein der Fliege ähnliches Zufeck, R
welches empfindlich flicht, ſich ganz obll Blut faager und vornehms" -
lich den Pferden und den Doruviehe nachſtellet; TabanusLian,
auch nur die Bremſe ſchlechthin, ©, diefes Wort,
Der Diehdieb, des —es, plur. die—e, Fämin, die Diehdier
binn, eine Perfon, welche zahmes Vieh ſtiehlet, oder gefioblen hat,
Daber der — ehedem be * in den Gerichten die
viehdeube.
Der Viehfall, des —es, plur. car. der Gall, d. i. das Sinfer-
ben des Viehes an der Viebfeuche, das Viehfierben. .
Das PR rüsten; 5; plur. car. das Sutter für das
Vieh.
Der viehhandel des —s, plur, car. der Handel, mit Bieh,
befonderg mit dem: Kindviehe, Daher der Viephändler, der. mit.
Vieh handelt; , |
Ter Diebhirt, des — en, plur. die—en, derjenige, Wellen. 5
ER
1196.
das Vieh anf die Weide treiber, und daſelbſt bewacher, der auch a
nur der Hirt ſchlechthin genannt wird.
Der Viehhof, des —es, plur, die — höfe, auf großen Landali⸗
tern, ein eigener für das Vieh beſtimmter Hof, zum ———— er
von dem gobofem.fif. >
Diebifcy, — er, —te,adj, et adv. nad) Au des Viehes di,
unveenünftiger bloß finnlicher Thiere, in dein eugern Falle degers
ſten Bedeutung des Wortes vieh. Daher viebifch in der harten.
Sprechart im höchſten Grade dumm und f innlich bedeutet. Ein
viehiſches Setze Dan. 4, 13; höchſt unvernünftiges. viehiſch
leben, wie ein Vieh. viehiſche Wolluſt, der Höchfle Grad der
bloß finnlichen Wolluſt. Ehedem wurde es auch in gelinderes
"Bedeutung für thieriſch gebraucht, fo wohl. Tpieren aba, alg
auch von Thieren hergenommen, daher Matbefius noch thieriſche
Opfer, oder Opfer von Thieren, viehiſche Opfer nennet.
Die viehkrankheit, plur. die en. - ı. Eine jede Krankheit,
welche das Dich zu befallen pflegt. 2. ©. viehſeuche. ;
Die Viehmagd, plur. die — mägde, auf den Landgütern, eine -
eigene Magd, welche zur Wartung das Viehes beſtimmt ift.
Der Viehmarkt, ves— es, plur. die —märkte. 1. Ein Jabts
markt oder Marfttag, an welchem Vieh, und befonders Rindvich,.
in Menge verkauft wird, 2. Der Plaß, anf welchem ſolches ges
ſchiehet.
Die Viehmuhme, plur. die ⸗ anf größern Landgütern, eine
weibliche Perfon, welche die oberſte Aufſicht über das MER —
die Viehmãgde hat.
Der Diehfiyag, des— es, plur. inul..an einigen Drisn Seins
Abgabe, welche von dem Viehe, was jemand balg gegeben: Wiek,
die Viehſteuer.
Die Diebfeuche, plur. doch nur von mehrern Arten, —
eine Seuche, d. 3. anſteckende Krankheit, welche das Sieh, und. bes
ſonders das Hornvied, anfällt, und gemeiniglich in einem bösartir
gen Fautfteber sefteber ; auch num. die Seuche ſchlechthin, die
"Yiehbrankbrie, die Diehpeft, im Oberdeutſchen der Dichprä=
ten, in Schleſten die Viehſtaupe, ©. Viehſterben
CerDiehj tell, des — es, plur. die — fälle, ein Stall für das:
Vieh, befonbers. fürdas Nindvieh ; zum Unterfhiede fo wo Moon
einem volzſta Te, u: f..f. als auch in engerer Bedrutung von einem⸗
Pferdeſtalle — uff.
FE Das
Yo
u
x : *
Bir,
2. Bieh, befonders Nindvich, an der Viehſeuche zu flerben pflegt;
Ber. Vichfalt, im Oberd. der viehtod, ehedem den Schelm.
"Die Diebhfteyer, plur, die — n, eine Steuer oder Abgabe von
=" dem Viehe, die Klauenfteuer, der Dichfchag. - ° 7
Die Viehtränfe, plur. die —n, cin Ort, wo das Vieh, und ber
ſonders das Rindvieh, getränfet wird. Ingleichen der große Trog,
aus welchem ſolches gefhieher. : 2° t
Der Diebtrieb, des— es, plur. die —e.
Vieh auf oder über eines andern Acker zur Weide treiben zu laſſen,
ohne Plural; das Triebrecht, der Tried, (S.diefes Wort.) 2.Der
Det, durch welchen das Vich auf die Weide getrieben wird, der
8 trife am üblichſten if, \ i
TR Die Viehtrift, plur. Sie —en, ein mit dem vorigen gleich be-
wohl von dem Rechte und ohne Plural, als auch von dein vermach-
ten Wege, durch welchen das Vieh auf die Weide gerieben wird,
und welcher auch der. Diehweg und die Trife genannt wird, als
endlich auch von der Weide ſelbſt. ;
Der Diehweg, des — es, plur. die— e, ©, das vorige,
‚Die Diebweide, plur. die —n, der Det, wo das Vieh geweidet
wird, ein zur Weidefür das Vieh bequemer und beſtimmter Pla;
im mittleren Lat, Figuaida. 28
Der Viehzehnte, des —n, plur.die—n,der Zehnte von dem
ı Biebe; der Sleifchzehnte, Blutzehnte, Tebendiger Zehnte, zum
Unterſchiede von dem Grundzehnten.
Der Diehzoll, des — es, plur. die — zölle, ein Zoll von dem
iehe, und befonders dem Rindoiehe ; ingleichen ein Ort, wo dere
elbe entrichtet wird. j ar u
Die Viehzucht, plur. car. die Erziehung und Wartung allerley
nützlichen Biehes. Sich auf die Viehzucht legen. Sich damit
‚befhäftigen, Ein Gut bat eine ſtarke viehzucht, wenn dar
ſelbſt vieles Vieh erzogen wird; im Oberd. Virdzügel.
Viel, ein Wort, welches überhaupt eine Menge, eine große, obgleich
unbeſt immte Mehrheit bezeichnet, und dem wenig entgegen flehet.
Es kommt in doppelter Geſtalt vor.
- "LAlsein Beywort, welches feinen eigentlichen Comparativ
and Superlativ hat, auch feiner unbeftimmten Bedeutung wes
gen nur felten ben beftimmten Artikel vor fi leider. Es wird
auf gedoppelte Art gebraucht.
1, Mir ausdrüclicher Beyfügung des Hanptivortes, und
zwar wiederum, i
: (1) In Rücficht auf die verſchiedenen Judividua Einer
Art, welche die große Mehrheit ausmachen, da es denn mit fei-
nem Hauptwortealemahl im Plural ſtehet, und wie ein anderes
Beywort ohne Artifel decliniret wird, viele Kinder haben,
Warum machſt du ſo viele Worte? Seiner vielen Derdienfie
wegen. Dieler Menfchen Wohlergehn befördern. Dazu wer:
den viele Leute erfordert, An vielen Orten. Ic babe vie:
le, febr viele Urfachen dazu. Angleichen vor Beywörtern,
liche Meinungen begen.
fen Slüffen durchſchnitten wird.
wegen. .
Zn gemeinen Leben iſt es fehr gewöhnlich, daß man in folchen
Fällen das Beywort viel nad? Artider Grundzahlen gebraucht,
and es unabgeändert läffer, befonders in der erften und vierten
‚Endung. - Diel ſolche Baume, Ich will dir. viel Schmerzen
5 operfchaffen, Moſ. 3,16. Diel Schafe, viel Tage, viel Ger
rechte, viel Rinder, viel Schne u. ff. lauter in der Deuts
+ fihenYibel befindliche Ausbrüde, Er har ſo viel Vorzüge in
“ %
* Das viehſterben — plur.inuf. der Zufall, da vieles
1, Das Recht, fein
doch im Hochdeutfchen unter dem Nahen der Trift oder Vieh:
nr deutendes Wort, nur daß diefer im Hochdeutfchen üblicher iſt; for
Dem Staate viele erfprießliche Dienfte leiten, Diele ſchäd⸗
Lin Land, weldes von vielen gro=.
vieler triftigen Urfachen -
Die 1198
meinen Xugen, Öell, Es kann feyn, daß sie Liebe viel An⸗
nehmlichkeiten bar, eben derf. Ich glaube miche, daß ich
fo viel Reigungen befige, eben derf, Er bat ihnen recht viel
- Schöne Sachen geſchickt, eben derſ. Doppelt fo viel wirkli⸗—
che Sehler, Gotiſch. Soviel ich euch auch gute Worte gab,
beffer: fo viele gure Worte ich euch; auch gab. Befonders in -
forihwörtlichen R. A. viel Zunde And der gafen Tod; viel
Roche verfalzen den Breyz viel Sande machen leichte Arbeit
u.f. fe Dem gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart
kann man diefe verkürzte Art, fih auszudrüden, allenfalls zu
Sute halten; nur in der edlern und anftändigern Schreibaue
macht fie allemahl Flecken, ob es gleich Sprachlehrer gegeben har,
welche es zur Regel machten, daß viel, fo wie wenig und genug,
in folchen Fällen indecfinabel find, |
Da viel cine unbeſtimmte Menge bezeichnet;to leidet es fchon
feiner Natur nach feinen beſtimmten Artikel vor ſich; nur muß man
das Fürwort der, die, das nicht mit dem Artikel verwechfeln, Die
vielen Leute, welche wir faben. Um der vielen Leute Willen,
d.i. um diefer vielenkente Willen, oder um der vielenLeute Willen,
welche da find. über die vielen Fehler! So auch mit andern Für»
wörteen. Diefe vielen Menſchen. Um deiner. vielen verdienſte
Willen. Unfere vielen Güter.
In mandyen Fühlen ſtehet das zu viel gehörige Hauptwort im
Genitiv, da denn das Beywort Hinter daffelde tritt, und ald«
dann in der. Aöverbials Form, oder unabänderlih gebraucht
wird. Der vogele han ich vil vernomen, Reinmar dee
Alte, ich habe viele Vögel vernommen, Der Gerechten wird viel,
Sprich. 38,28. Der Jünger wurden viel, Apoft. 6, ı. Sie
machten der Siinden viel mehr, Hof. 13, 2. Es gibt der gott=
lofen Leute zu viel, Gel. Du ſiehſt, es gibt der Wege
viel. So fern der einzelnen Theile viel find. Ingleichen mit
perfönlihen Vorwörtern. Es find unfer zu viel. Mg Pas
men ihrer viel, viele von ihnen, Unſer find viel. Zu eben
der Zeit, da fie wünfchen, daß fe Feine Vernunft badenmöchten,
beweifen fie, daß fie ihrer febr viel haben, Gel, Woes
in Fragen auch voran fteher, Wie viel find euer?! An und
für fich iſt diefe Wortfügung in den Fälen, wo fie Statt finder,
untadelhaft, ob fie gleich von einigen Spradjlehrern verworfen
worden, Aber alsdann wird fie fehlerhaft , wenn man ffatt der
zweyten Endung dieerfte ſetzt. Es find die Sällein der Welt
garzu viel, wodurch man in feiner Hahrung zurück gefegt
werden kann, Gel,
(2) In Rückſicht auf das Ganze, welches die zur großen
Mehrheit gehörigen Individua ausmachen, oder fo, daß viel mit
feinem Hauptworte diefes Ganze bezeichnet, da es denn auch oft fi-
gürlich von der Sntenfion oder einem hoben Grade der innern
Stärke gebraucht wird, Es kann in diefem Falle nur allein im.
Singular ſtehen. Vieleg Geld ausgeben. Dielen Fleiß aufwen ·
den. Die Sache bat mir viele Mühe gekoſtet. So viele Mupe
babe ich nicht. Ich babe dir viele Zeit gelaffen, Nicht viele
Zeit übrig baben.
Nicander wird durch vieles Klugeln
So klug, als ein geheimer Rath, Haged.
Das viele Gute, welches ich daran finde,
Im gemeinen Leben wird es.in der erſten und vierten Endung
auch bier fehr Häufig indeclinabel gebraucht, oder vielmehr, es
wird die Endſylbe nur verbiffen. Jemanden viel Sreude machen.
"Du haft Sir viel Mühe gegeben, Gel. viel Schenhrit, viel
Reichthum, eben derf. Das hat eben fo viel (vielen) Theil
daran gehabt, Gottſch. Befonders im ungewiffen Gefchlechte,
wo mandas —es auch an andern Beywörtern gern zu verbeißen
pflegt. viel Unglüd erfahren. Viel Geld —
ben
—
21199 : Sie RE
haben alle viel Gutes an ſich, Gottſch vieles Bute, Dier The
ler find-viel Geld, Gel. Ja in manchen Fällen iſt dieſe Form
ſchon fo eingeführet, daß die vollfländigere das Dbr beleidigen
würde. Jemanden viel’ Gutes erweifen, nicht vieles Gute,
Del Geſchrey machen. Außer diefen Hüllen, derenaber nur wer
nige find, wird in der edlern Schreibart, die Berbeifung auch bier
am fiherfien vermieden. =
Sehr häufig pflegte man diefes. viel, wenn es indeclinabel iſt,
eder adverbialiter ſtehet, mit der zwenten Endung des Haupts
wortes zu verbinden ‚ wenn daffelbe ein Neutrum iſt. Diel Volkes,
viel volks, in der Deutfegen Bibel. Viel Viches, 2 Mo ı®,
38.4 Moſ. 52, ı. Viel Waffers, auch in der Deutſchen Bir
bel. Da es denn, wie bep der vorigen Bedeutung, auch wohl
‚Hinter dem Hauptworte gefegt wurde. . Daß feines Gutes viel
„werde, Sprichw. 22,16. Des Volkes iſt zu viel, 2 Mof.
5,5. Welche Mortfügung fih noch in einigen R. A. erhalten
bat.. Viel Wefens, viel Redens von etwas. machen; im Gan⸗
zen aber, beſonders in der edlern Schreibars, für veraltet angeſe⸗
hen werden kann.
Wenn vor dem viel ein Fürwort hergehet, ſo iſt diefe Zufans
menziehung auch im gemeinen Leben nicht üblich, Atem vie⸗
les Geld. Deine viele Arbeit. Alle viele Mühe. Des vielen
Aufwandes ungeathtet, . Das viele Geld, welches du ausge⸗
geben haft. Den vielen Wein,.den er gefrunfen. . Der, das
iſt auch hier das Fürwort, nicht aber. der beflimmte Artikel, der
/
indeffen hier eher Statt findet, als in der vorigen Bedeutung, weil
das je ein beſtimmtes Ding if, obgleich die Individua, wor⸗
ans es beſtehet, der Zahl nach unbeflimme find. Daher fagt mar
eben fo wohl : ich baffe das. viele Plaudern, das viele TrinFen
iſt fpäslich, als, ich haſſe vieles Plaudern, vieles Trinken if
fehadlich ; obgleich dielegte Wortfügung die richtigſte iſt, indem
die Unſchicklichkeit des Artikels in andern Fällen merklicher if;
3.3. der viele Wein iſt ſchadlich, beffer vieler Wein; außer
wo der ein Zürwort iſt.
„2, Ohne Dauptwort, ws wieder ein doppelter Fall Statt .
findet.
(1) In Beziehung auf den erſten Faldervorigen Be-
‚deutung, wo es disjunctive flehet, und ſich allemahl auf ein vor⸗
ber da gewefenes oder doch leicht zu ergänzendss Hauptwort bes
ziebet. Es ſtehet in diefem Falle alemapl im Plural, und wird,
" wieein anderes Beywort obne Artikel deeliniret. Diele wer-
den Fommen von Morgen und von Abend, Blatth. 8, 11.
viefe Menſchen. Viel (viele) werden die legren feyn, Mare.
20,31, Diele, fo unter der Erde ſchlafen liegen, -Dan.
»2, 2. Diele fagen, viele Menſchen, viele Leute. Waren
siele Gaſte dar. Antw. Seht viele, Unter vielen. (Stüden),
if das das befte.
(2) Im zweyten Falle, wenn das Beywort alle bie. In⸗
dioidua,welde zu der großen Mehrheit gehören, als ein Ganzes:
betrachtet, und daher nur im Singular allein ſtehet, da. denn wie⸗
der ein doppelter — Statt finder,
atweder beziehet fich dag viel auf ein kurz vor⸗
—— Hauptwort, in welchem Falle es denn decliniret
wird, und ſich nach dem vorher gegaugenen Hauptworte richtet,
Sie kamen nicht allein mit Geſfellſchaft, ſondern auch mit
fehr vieler. Bat er Böſes gethan? Antw, Sehr vieles. Ca⸗
jusmachtmirwenig Derdruß, Bavus aber ſehr vielen. Er
verrieth nicht allein gdurcht, fondern auch viele Mit vie:
lem (&eldr, Borrathe) halt. mar Haus, mit wenigem Fomme
man aus: |
b. Oder es findet gar Feine deutliche Beziehung Statt,
tendern das Wort bezeichnet überhaupt sine unbeffimmte Menge .
\ gleichgültig.
"einer —— welche doch Teicht aus vs ———— ———
then iſt, und alsdann lautet es unverändert viel, indem es ſich
bier fehonden folgenden Nebenworte nähert, und gewiſſer Dias
$en ſchon wirftich als ein Nehenwort angefehen werden kann. Das
it viel. Dielen (in der vorigen (1) Bed.) ſollſt Hu viel (in dies
fer Bedeutung) geben, 4Moſ. 26, 54. #s if dem Seren.
nicht ſchwer, durch viel oder wenig helfen, Sam. ı4, 6.
Welsyem viel gegeöen iſt und anbefohlen, bey dem wird man,
viel ſuchen und viel.von ihm fordern, Lues. ı2, 47. Es
bat mir viel gefofter, vieles Geld. Ich babe div viel zu
fagen, zu erzaͤhlen. Ich habe ihm viel zu danken. Viel
hilft viel. Diel zu tbun haben. Er hat mir viel serfpros
hen: Ich fpreche nicht gern, viel.
fh. Ich wollte nicht viel (vieles Geld) nehmen, und fie
fören, Gel, Wie viel verbirgt ei
gen der Menfchen! Duſch. Es if immer noch viel, daß
er ſchon da iſt. Es iſt doch viel, daß fie noch ſpielen kon⸗
nen.
Sehr häufig gebraucht man diefes Wort in diefem Zalle —
der ungewiſſen Endung —es. Ich habe ihnen vieles zu ſagen.
I. babe ihnen vieles zu danken. Dieß geſchiehet beionders,
wenn eine mehrere Beſtimmung ausgedrude werden fol, oder
wenn man eine große Mehrheit eines gewiffen beftimmten Dinges.
ausdruden will; dagegen das bloße viel ganz unbeftinmt iſt,
welcher Ungerfchied i in dem näher beftiminenden — es liegt. Die:
les it ihm nicht zu glauben, welches noch: etwas anders ſagt,
als, viel iſt ihm nicht zu glauben, oder, ihm iſt nicht viel
zu glauben. Allein, dieſer Unterſchied if zu fein, als daß er
oft beobachtet werden könnte. Leſſing ſcheinet einen andern Uns
terfchied unter dem vieles und viel in Gedanken gehabt zu baber,
wennerden Prinzenin der Emilie Galotti zum Wabler Eanto
ſagen läſſet; ich meine, nicht vieles, fondeun viel; ein —
aber mit Sleiß.
Dem fen nun, wieibm wolle, fo war e£, gelinde davon zu ur⸗
theilen, eine Grille, welche ſo wvobl wider die Analogie, als auch
wider die Natur dieſes Wortes läuft, wenn Gottſched für dieſes
viel in der Adverbial Form ein-Dieles gejagt wiſſen wollte, und
jenes viel gerade zu für feblechaft erklärete. Das trägt ein
Wieles dazu bey; die Schönheit der Sprache thut ein Die.
les; ich babe ihnen ein Wieles zu fagen au f. fe. Obne zu
bedenken, daß viel niemahls mit dem — Acutet ge⸗
braucht wird.
U. Als ein eigenttiches Nebenwort, wo es eine Forsfigung ber
vorigen letztern Bedeutung iſt, wa ſich das Beywort in der unabäne
berlichen Adver bial⸗Form nach und nach in Das, Mebeiwort vers
sleichraßs eine große Mehrheit. -
arte nicht viel gefehlet. Sehr niel,
lieret. Es bedeutet bier eigentli
Es fehlt nicht viel. Es
allzu viel. Zu viel eſſen, trinken, bezahlen u.f.f. Das iſt zw
viel. Gleich viel, im gemeiuen Leben, fo wohl einerley Menge,
als auch immeitern Berftaude, einerley Werth zu bezeichnen, Es
Ss bar nicht viel auf _
Stunde vor den Au:
gilt mir glei viel, ob ich ihm ſehe oder nıcpt, 8.1. es iſt mit
Eben fo viel, fo wohl der Dieuge, als dem Wertbe
nad, Gott mehr gütig, als gerecht denken, iſt eben fo viel, _
als Bott entehren, Gell. So viel ich weiß. Du thuſt mir
"gewiß zu viel. !
In manchen Fällen ſchleicht ſich der Begriff * Ansenfion mit
ein. Etwas oft und vielunterfuchen.. Diel mir femanden ums
geben, bäufig und in gehauer Verbindung, Viel gereifer ſeyn.
Wie ehr ich davon entfernt bin, brauche ich nicht erſt viel zw
zeigen, d. i. weitläuftig. Was faumen wie no viel? In. der
edlern Schreibart pflege man diefe intenfive Bedeufung, einigewes
aige eingeführte Fälle ausgenommen, gern zu vrrmeiden. Wobin
- beſen >
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beſonders verfiederfe R. A. bes gemsinen Sehens gehören. Ih
rage nicht viel darnach, es iſt mir uicht viel darangelegen, Br»
fonders im entgegen gefegten ivonifchen Verſtande. Er fragt
Bel darnach, nichts. Ich befiimmere mich viel darum,
wabrlich nicht, Es iſt dem Junker vielum feinen Rammerdie⸗
er zu thun, ſondern um fih, Weiße,
* Ach thue nicht fo groß! /
*
7*
Be: 5 Roſt.
ass Befonders wird dieſes Nebenwort gern den Comparativis vor⸗
geſetzt, ihre Bedentung zu erhöben. viel mebr, viel größer,
viel ſchmerzhafter, viel ſchöner, viel weniger, viel klüger
hf Wo mar ſich dafür in der edlien Schreibart des Wortes
db. 15.18. viel geringer, Jud 8,22: Viel lieber. Ich
babe viel mehr gearbeitet, ı Cor. 15,50. Wenn diefes viel
. mehr aber im figürlichen Verffande gebraucht wird, fo wird es ges
meiniglih als Ein Wort vielmehr geſchrieben, (©. es an feinem
Orte.) Fürdas biblifche viel anders, ı Mof. 45, 26, ſagt man
jetzt ganz anders oder weit anders; - /
968 ift diefer Gebrauch ein Überbleibfel der veralteten Gewohn⸗
beit, diefePartifel bey allen Bey - und Rebenwörtern vorzufegen,
gerade fo, wie wir jetzt dasfehr gebrauchen. Vilulcono, fehr
f mani er * Kaiſer Heinrich.
as hilfet mich diu ſumer zit
Vnde diu villiechten langen tage ?
——— König Eonrad der Junge.
Viel kaum, viel fehr, viel grosſ, Stryck. Inden niedri⸗
denm man daſelbſt nach oft höret: es iſt viel warm, viel kalt
- uff Doch iſt es auch in der anſtändigern Schreibart noch
alsdann üblich, wenn das Nebenwort das Wörtchen zu nor ſich
bes, in welchen Falle weder ſehr noch weit üblich iſt. Viel zu
iel, viel zu groß, viel zu ſehr, viel zu ſtark, viel zu heftig
a: th ———— —
=... Ynm.ı. Aus dem obigen erhellet, daß ſich dieſes Wort von
den übrigen Beywörtern merklich unterſcheidet und manches von
den Fürwörtern, manches aber auch von den Zahlwörtern an fich
Bat, Su derlestern Ähulichkeit geböret auch, daß diefes Wort in
+ Fragen nach Art der Drönungszablen gebeuget werden kann:
der wie vielte ? oder welches noch gewöhnlicher iſt, der wir viel-
vichtes Die Natur thut feinen Sprung; ein Saß, der in den
- Spraden eben fo wahr ifk, als in dem Reiche dee Ratur. Der
‚Übergang von einer Bedenrung zur andern; von einer Act Wörs
ter zur andern, fo gar vor einem Redetheile zum andern, geſchie⸗
bet alle Mad! durch ünmerkliche Stufen, und dem Spraͤchfor⸗
ſcher wird es ſo ſchwer, alsdem Naturfundigen, diefen namerk⸗
— a 7
ee
—
Stelle anzuweiſen. Die es ih am beguemften machen, übers
schen ſie ganz, und bemerken nur die ammeiften bervor ſtechen⸗
den Abſtände; uud von diefer Art find die meifien Sprachlebrer
* inallen Sprachen. Audere, welche aunazer verfabrenwollen,
baben viel, und verfchiedene andere ähnliche Beywörter, als al,
Fein, wenigu, ff. buid zu den Füirwörtern, bald zu den Zahlwör⸗
tern gerechnet, ungeachtet fie Feiner diefer Elaffe ganz sugehören.
Billig follte mau aus ihnen eine eigene Art Nennwötter madıen,
welchen Vorzug ſte eben fo wohl verdienen, als die Mittelwörter,
> Bahlwörter u. ff. —
Viiel wird nicht eompariret, ſondern man bedienet ſich in den
folgenden Staffeln dafür der Worter mehr und meiſt.
} Pe 5 Adel. W. B. 4.%Ch, 2, Hui,
R REN
—
ART
fi
Sie wird fi viel aus dir und deinem Vogel machen,
weit bedienet: weit mebr, weit größer u. ſef. Viel äraer,
fhön, Ditfe. Wanta es filu kalt was, ebenderf. Mit viel
gen Sprechartenift diefer Gebrauch noch nicht gang veraltet, in»
E ; Be, welche Wöcterrichtiger zufammen gegogen werden, der wies .
iichen Stufen, diefen Öliedern der ganzen Kette ihre gehörige
Bie 1202
Anum.%. Diefes Wort iſt fehe alt, und lautet ſchon bey de
Kero il, filu, im Riederfächf. veel, ben den — An, *
Schwed.Ffjol, im Angelf. feal,im Sclavon.wel 7,und im Griech.
worug, welches genau damit verwandt iſt. Daß auch voll.mie
dahın gehöret,und nur das Intenfioum davon iſt erbellet aus dem
MNiederſaãchſiſchen, wo vull fo wohl vol als viel bedeutet, E⸗ iſt oh⸗
ne Zweifel eine Onomatopdie der wüůhlenden Menge, ſo wie vieh ei⸗
ne Onomatopðie der fanften webenden und wegenden Menge iſt.
Dielartig, adj et adv. viele Arten unter ſich begreifend, Daher
die vielartigkeit.
vieldeutig, adj.et adv. viele Deutungen leidend, Pin bieldeu⸗
tiges Wort. So auch die vieldeutigkeit.
Das Vieleck des —es plur. die —e,eine Figur, welche mehr als
bier Eden und Seiten Hat; mit einem Griechifchen Ansdrude
das Polygon. Das Sünfed,Sehsed u. ſ. f. find ſolche Vielecke.
—— adj.et adv. viele, d. i. mehr als vier, Eden und Linien
abend. . = ni,
Dielerley, adj. indecl, von viefer Art und Beſchaffenheit. Wie
vielerley Waaren handeln, Es gibt bier vieleriey Gewächfe,
Menſchen, Thiere u.f.f. Vielerley in der Welt erfahren ba=
.. ben. Ich babe dir. vielerley zu fagen. Auf vielerley Are.
Dpis gebraucht dafür das im Hochdenrfchen veraltete vieler hand,
welches er auch wohldem Hauptworte nach ſetzet.
ver mehre ihren Glanz mit Waſſern vielerhand.
Auf welche Act Dichter, welche arm am Geiſt und Reimen wa⸗
ten, ebedem auch wohl das Wort vielerley gebrauchten,
Dielfach, adj, et.auv. viel Mahl genommen, nach Art der vers
mebrenden Zablwörter zwiefach, dreyfach uf. f. Ich batı ibm
den Schaden vielfach wieder erfegr.
Dielfaltig, adj.et adv. welches mir dem vorigen eigentlich gleich
bedeutend ift, Vielfältige Srucht bringen, Am üdlichſten iſt es
figürlich für oftmablig, häufig. _ Auf vielfältiges Bitten. ‘Se _
auch die Dieifältigfeis.
Dielfärbig, adj. etadv. viele Farben habend. Der vielfärbige
Pfauenfchwans. , An beyden Ufern der Quelle fiebt das ferte
Gras und glanzt im vielfarbigten (vielfärdigen) Wiederſchein,
Geßit. So duch die vielfarbigkeit.
vielfeldig, adj. etadv. in der Wapenkunſt, mehr als vier Feb
der habend. Limvielfeldiger Schild. EN
Der Vielfraß des — es, plur. die —e. 2, Überhaupt ein Menſch
oder Tier, weiches ungewöhnlich viele Speife zu ſich nimmt;
im barten Berſtande. Riederſ. Dreteveel, vretſack, Dretebüdel,
vrat. 2, Fıi engerer Vedrurung, ein eigenthümlicher Nahme
verſchiedener Shiere, wegen ihrer großen Grfrößigkeig, (+) Ein
fünfgehigespierfüßiges Thier und kurzen Füßen, und einem runs
den Wolfskopfe, weicher in. vielen Stüden einem Hunde gleicht,
zwar fehr gufräßig HE, aber ſich doch uiche, wie man vorgibt, zwis
fen zwey Bäume dränget, um die Brdärme zu einem neuen
Fraße auszuleeren. Gulo Linn. Er iſt in den nördfichen Their
len Enropens und Afiens einheimiſch und heißt in Not wegen Fer:
ven, Erven Gierv, von gier, gierig, im Drontheimiſchen uber Ro⸗
la. (2) Von einigen wird auch die Rropfgans oder der Pelifan
Pelecanus Gulo Kein. Dielfraß genannt, S. Bropfgans. "
Dielfräßtg, adj. etadv. die Fertigkeit befigend, ungewöhnlich
viel Speife zu ſich zu nehmen. Linvielfräpiges Thier, Daher
die vielfräßigkeit. ,
Der Dielfüß, des—es, plur, die —fitße, überhaupt ein Thier
mit vielen Füßen. Beſonders eine Art unbeflgelter Zufecten mit
vielen Füßen, welche einer Affel gleicht, nur daß diefe platt, der
vielfuß aber länglich vund it; Lulus Linz, Bon einigen wer»
© den auch wobt die unter dem Nabmen drs Polypen belanuten
Thierpflanzen, Hydra Linn. vielfuß genannt.
BGa88 Die
»
i 2 ER? — —*
2208 -- ©, Seo ET
vielgeliebt, adj. et adv. von viel, fo ferw es ehedem einen her
hen Grad der innern Stärke bedeutete, cin nur noch in Titeln
und feyerlichen Anreden übliches Wort. Vielgelichte Zuhörer.
Wovon man auch wohl ils Superlativ -fagt ; vielgeliebteiter
Freund.
Die vielgotterey, plur.inuf, derjenige Gottesdlenſt, da man
viele Götter, oder mehr als Einen, verehrt; eine Art der Ab⸗
„götterey. IR
Dielgültie, adj. et adv. viel geltend „d. i. in einem hoben Grade
des Anfehens ftehend, und darin gegründet. Lin vielgültiger
" Mann.‘ Sein vielgültiges Anfehen. Ein vielgül—
wort für jemanden einlegen. Daher die Dielgültigkeir. ;
Dis vielgut, des—es, plur, car, im gemeinen Zeben ‚einiger
Gegenden-ein Nahme des Bergappichs, wegen feiner heilfamen
Kräfte; Athamanta OreolelinumL.
vielhalmig, ädj. et adv. vieleHalmehabend,
Dielhäutig, adj. etadv. viele Häute habeud.
Die Vielbeit, plur. inuf, das Abftractum von viel, ber Zuſtand,
da von einen Dinge eine große Mehrheit vorhanden ift ; diefifen=
ge, welches gewöhnlicher if, ob es gleich eine noch größere Zahl
zu bezeichnen ſcheinet, als vielheit. Im Oberdeutſchen mit einem
es wuchs ein ſchoner Wein in ziem⸗
andern Endlaute die Viele:
Uicher Diele, Bluutſchli.
vieljaͤhrig/ adj. eradv. was viele Jahre hindurch gedauert hat.
Die vieljährige Theurung. Ein vieljabriger Brieg.
Vielleicht, adv. weldjesgebraudhe wird, die Möglichkeit einer
Begebenheit oder eines Satzes zw begleiten. Vielleicht kommt
er, vielleicht auch nicht; eg iſt möglich , dag. er fomme, und
möglich, daß er nicht fommt. Er wird vieleicht noch heute
Fommen. u
dom feph, ı Mof. 18,24, Ich möchte vielleicht ſterben,
Kap, 26, 9, Alle dachten in ihrem Herzen von Johanne, ob
er vieleicht Chriſtus wäre, Luc. 3, 15. Vielleicht ſitzeſt du jegt
beym wärmenden Seuer, Gefn. Ich will Seinen Wellen fol-
gen, vielleicht Führft du mich Sden Gegenden zu, eben derf.
Was will du mir deinem Vielleicht ! Gell. Zulveilen leidet es
daß nach ſich, wo doch der Ausdruck elliptiſch iſt.
vielleicht, daß in der Todesnacht
Dieß feinen Schatten ruhig macht, Haged.
Anm. Friſch glaubte, die legte Sylbe in diefem Worte ſey die
Ableitungs ſylbe — icht, und wollte es daher nur mit einem I
vieleicht geſchrieben wiffen; und fo ſchrieb es auch Gottſched, Als
lein, beyde hätten nur auf den Son merfen dürfen, fo würde er
fie überzeugt haben, daß hier Feine Ableitungsfstbe Statt finder,
Tondern daß leicht das Hanptwort in der ganzen Zufammenfegung
iſt. Das Wort ift aus viel, fehr, und Leicht zufammen gefegt, _
and ftehet ellipeifch für die Redensart, es Fann fehr leicht feyn,
kann feyn, Franz. peut-Ötre, weldes gleichfalls als ein Neben-
wort gebraucht wird. Daher fchrieben es die Schwäbifchen Dich⸗
ser und ihre Zeitgenoffen ausdrücklich und getheilt vil licht,
Dielmabl, Vielmahls, adv. welches aus viele Mable,.d.i.
oft, gufammen gezogen worden, Er bet es mir fehr viel-
mahl ersäblee. Wie vielmahl habe ich dich nicht gebethen?
Du cvveseeteft fie vielmahl, Rehem. 9,’28. Darum ich
vielmabl verhindert bin, zu euch zu Fommen, Rom. 15,
22, Mit dem 8, dem Merfmahle des Adverbii, zumabl,
da viel eine unbeſtimmte Zahl bezeichnet, follte dag Mort
vielm ahls Kanten; indeffen it doch vielmahl am üslichften,
welches denn die ‚bloße Sufammenziefung aus viele Mahle
ohne alles Merkmahl des Adverbii it, ©. Mahl.
Ein vielgültiges Sürz
Es möchten vielleicht noch. einige Gerechte zu So⸗
‚Vielmablitt, adj. was vielmahl iſt oder geſchiehet, wie meh
mahlig, abermabligu.f.f. Meine vielmahlige Warnungen.
Wofür doch vielfältigüblierift, Be
Die Dielmännerey, plur, car. ein nachvielweiberey gebildetes
Mort, dasjenige Verbrechen zu bezeichnen, da eine Fraumehe °
als Einen Mann zu Einer und eben derfelden Zeit bat. *
telmebr, eine Partikel, welche aus viel und mehr zuſammen ges
zogen ift, and mit viel mehr nicht veriwechfelt werden muß, ob fie
gleich in den weitern Verſtande dieſer Redens art gebraucht wird.
Sie ift ein Nebenwort. Es ift vielmehr Einfalt bey ihm, als
Berrug, wo doch daseinfache mehr üblicher iſt, auß er wenn durch
eine Junerfion das Nebenwort zum folgenden Bindewort wird :
es ift niche fo wohl Betrug, als vielmehr Einfale, 2. Ein
Bindewort, einen Satz zu begleiten, welcher eine ArtderSteign -
eung bezeichnet. Ich habe dabey nichts verfehen, ich babe
vielmehr alles mögliche gethan, oder, vielmehr babe ich al= |
- les Mögliche gerhan. Das diene nicht Gnadezu erwerben, ' -
fondernvielmehr Zorn und Ungndbe, Judith 8, 10. _ Sürchs
tet euch nicht vor denen, dieden Leib tödten — fürchtet euh
aber vielmehr vordemu.f.f. Matth. 1o, 20, Wo es allemapl
eine vorher gegangene Verneinung erfordert, Ferner im Gegen-⸗
fage des viel weniger. - So denn ihr — Fonneteuven Rindern -
gute Gaben geben, wie vielmehr wird euer Vater im Sims ⸗
melu.fif. Mash. 7, 11. Unter feinen seiligen iſt keiner ohne
Tasel, wie vielmehr ein Menſch, Hiob 15,16 ;wo es doch ei⸗
gentlih wie vielweniger heißen folkte. Jugleichen mit einer ver⸗
ſteckten Verbeſſerung des vorher gefagten. _ Ein gelehrter oder
vielmehr großer Mann, verſteinertes oder vielmehr nur inz
eruftiertes Holz. i BE,
Anm. Das getheilte viel mehr in feiner eigentlichen Bedentung.
ich habe viel mehr gethan, als su, bat auf jeder Sylbe feinen-
Ton; das zufammen gezogeneund figürliche vielmehr aber bat
ihn nur auf der legten Sylbe, daher es billig als Ein Wort gen
ſchrieben wird, In dem alten Lege Ludovici et Lothar. von
840 kommt für diefes vielmehr nur das einfache mera vor; der
faft gleichzeitige Ottfried aber gebraucht für wie vielmehr, wie
harto mihiles. ER —
Vielnahmig, adj. et adv. viele Rahmen habend. Der viel:
nabmige Jupiter. | a ee
Dielfeicig, adj. et adv. viele,d.i. mehr als vier Seiten habend,
wie vielefig. Kine vielfeitige Sigur., „ur A
vielſylbig/ adj.et adv. viele Sylben, d. i. mehr als drey Syl ·
ben, habend. Kin vielſylbiges Wort. Daher die vielſylbigkeit.
Vielthätig, adj. etadv. viel thuend, oder verrichtend, im bo 4
Grade thätig. in vielthäriger Hann, Daher die vielthätig⸗ a
‚Feit, c i —
vieltheilig, adj,et adv. vieleTheile babend Inder Rechenkunſt
find vieleheilige oder polynomifhe Wurzeln, welche mehr als 2
zuwey Ziffern haben, zum Unterfchiede von den einiheiligen, 'moa
nomiſchen, und zweytheiligen, binomifchen. —
Die Vielweiberey, plur. inuf, derjenige Zuſtand, da Ein Mann
mehrere Weiber, d. i. mehr als Ein Eheweib, zugleich hat; die
Polygamie. as P
Dielmweniger, eine Partifel, welche aus viel weniger zufammen _ i
J
Br
.”
gezogenift, und in deffen figürlichem Verfiande gebraucht wird,
eine Art einer Verminderung zu begleiten, da es denn dem viel⸗
mehr entgegen ſtehet. Einem Fremden verzeihet man das nicht e
F
gern, vielweniger dir. Das ward in roheſten Zeiten nicht ver=
ſtattet, vielweniger kann es in den gegenwärfigen geduldrt
werden. i
Anm. Getbeiltbehalten die Wörter ihre eigene Bedeutung; ich
babe viel weniger ‘gegeben, als du. Alein, dieſe figüeliche
* FAST — *
Bier
wird. ER
vielwinkelig adj, et adv. viele Winkel habend.
> Pielwiffend, adj. vieles wiffend, viele Kenutniffe babend. in
vielwiſſender Mann. Der Dielwiller, wird nur im Scherge,
Be. oder auch im verächtlichen Verſtande gedraucht, ob man gleich ehe⸗
ern das Griech Poiyhiltor mir diefem Worte auszudsucen
x ai Br — Tr » Fahr Far i
———— des —es, plur. die — zopfe, in der Naturge⸗
ſchichte, eine Art Seeſterne mie vielen, d. i. mehr als dreyzehn
Söpfen, Po'yuaenimosL,- ..... .., a,
Pier, eine Gruͤndzahl, welche ſich zwiſchen drey und fünf in der
Mitte befindet, uud eutweder ihr Hauptwort bey ſich hat, oder
nicht; Im erften Falle bleibt fie fo wohl der Endung, als dem
" Gefchlecpre nach unverändert, Vier Männer, vier-Hanfer, vier
„vier, Aus vier Theilen betebend, Im zwenten Falle hat ſie in
der dritten Endung vieven. . Sie kommen alle vier, Es find
ihrer vier. « Es it um vier, näbmlich Uhr, Einer von vieren.
Auf allen vieren kriechen, nähmlich auf allen vier Süßen. Alle
wien von ſich trecken, d. i. Füße, Diele hängen fo wohl diefer,
als den übrigen Grundzahlen in den übrigen Endungen ein e an.
Ihrer viere trugen einen Gichtbruchigen, Marc. 2,3. Alle
viere von fi ſtrecken. Allein, dergute Gebrauch iſt dawider;
außer etwa am Ende eines Periodi, um der Rede durch einen Tro⸗
chãum am Ende mehr Ründe uud Bollftändigfeit zugeben,
Anm. Bepdem Kero feor, ben dem Ditfeich fiar, in Ober⸗
ſch waben noch jetzt fiäre, bey dem Ulphilas ſidwor, ſidur, in den
falifhen Geſetzen itter, im Angelf. feother, feower, bey den
rimmiſchen Savtarı fidar, im Altfeief. iuwer, im Niederf,
— »err, imEngl. four, imDän. fire, ImSchwed.fyra bey den Frais
uerifchen Wenden fhtire, imPohln.czeterey,czworo, Merk
. toliedig ift, daß diefe Zahl in Neu-BuinenFatta, auf der Moſes⸗
- SnfebWati, und auf andern Juſeln der Südfee Fa lautet, wo.
© von die bepden erſten mit der alten Deutſchen Form fetter genau
. Übereinkommen. - — * a
Die Dier, bey einigen Biere, plur. die —en, diejenige Figur,
welche die Zahl vier bezeichnet. Pine Romiſche, eine Arabiſche
Die, Ye Vieren zufammen zählen. Die Vier in der Karte.
Dierihren, verb. reg, act, ielches nur in der Landwirtbſchaft
einiger Gegenden üblich iſt, das Rühren, oder die dritte Umpflür
gung des Aders zur Winterfaat zu bezeichnen, fo fern es mit dem
lauge gefchiehet ; an andern Orten vierarten, von arten, äbren,
Hügen, 2
Dis Dieräuglein, des—s, plur. ut nom. fing. eine Art
wilder Anten mit einem weißen Querfleden an dem Badınz
AnasPlatyrinchos K, Im Ital. Quattre occhi,
Vierbeinig, adj.- et adv, vier Beine babend, Sin vierbeiniger
“Stuhl. Bon Thieren fage manlieber vierfüßig. —_
Das Dierblatt, des—es, plur. car. in einigen Gegenden ein
Nahmeder Wolfsbeere oder Einbeere, Paris quatrifoliaL.
Dierbohrig, adj. et adv. welches nur von hölzernen Waffercöb-
ren gebraucht wird. Eine vierbohrige Röhre, diren Offnung 4%
Sol im Durchmeſſer hat, vermuthlich, weil fie vier Mahl gebohret
werden muß; zum Unterſchiede von den einbohfigen, sweyhobriz
gen und dreybohrigen Nöbren. De er
Der Vierding, des—rs, plur. die —e, ein nur noch in einie
gen Gegende ühliches Wort, eine Art Minze zu Brteichnen, mt
che der vierte Shen piugs größern IE, Ju diſe Berſtane If
Thaler. vor vier Wochen. Es ik bald vier Uhr, oder bald
Die 2206
in Schlefien ein Bifchofg: Dierding, eine Silkermlinze, welche
der vierte Thal eines Guldens iſt und dierSilbergeofchen gilt. In
den nenern Zeiten wird ein folder Vierding oft mit 8 Or. bezabs
let, ob er gleich eigentlich nur auf vier gemünzet iſt. In einigen
Nicderfäfifchen Gegenden ift der Dierding der vierte Theil einer
Marf, oder acht Brote Bremer Geldes,
Anm, In einigen Mundarten Sarding, im Engl, Farthing,
im mittleren Lat. Ferto, «In Schwed if Fiärdibg der vierte
Theil eines jeden Dinges. Das Wort ifi aus viertennd der Ableis
tungs ſylbe ing zuſammen gefegt, und bedeutet ein Ding, welches
der vierte Theil eines Ganzen ift, «
Det Dierdraht, des — es, plur. von mehrern Arten, Sie —,
eine ehemahlige Art groben wollenen Zeuges, welches aus vier⸗
dräbtigen Fäden gewebt wurde,
"Dierdrähtig, adj, et adv, vierfach zufammen gedrehet, vier— 5
Sdrahtiges Garn, welches aus dier einzelnen Fäden zuſammen ger
drehet worden ; wie dreyhräbtig, sweydrähtig, Ä
Das Diered, des— es, plur. die —e, eine Figue, welche vier
Edenpat, ein Quadrat, Bin vechrwinkeliges, ſchie fwinkeli⸗
ges viereck. Die Armee in ein viereck ſtellen. Im Niederſ.
veerkante. ©. vierung.
vierẽckig, adj. et ax vier Ecken habend. Lin viereckiger Thurm,
saufen. Einen Baum viereckig hauen. Im Oberdeutſchen
vierecket. vierecket mußte der Altar feyn, 2 Mof. 27, 1. Vier-
eckete Pfoten, ı Kön. 6, 33. Die Stadt liegt vierecket, Offenb.
21,16. Daher auch im Hochdeutſchen viereckt zu ſammen gezo⸗
gen noch ſehe gangbar iſt. Ein viereckter Tiſch, für viereckiger.
Figürlich iſt viereckig und viereckt im gemeinen Leben grob,
plump; bey dem Logan nur eckigt, beſſer eig: PR
ak Runens iſt recht edige grob.
©, auch vierſchrötig, welches in ähnlichem Ver ſtande gebraucht
„, Pird, Inden alten®edichte auf dem heil. Anno viereggehtich,
in einigen Oberdeutfchen Gegenden vierortig.
Dieten, verb.reg. act. viereckig machen, in ein Viereck verwars
dein, welches doch für ſich allein wenig gebrauchtwird, &, Ab
vieren. Eine andere Zufammenfegung gebraucht Opig ;
Wie, daß ein Zirkel wohl ſey edigt einzupieren,
in ein glei großes Viereck zu verwandeln, zu quadriren. Daher
geviert und dag Geviert, (S.diefe Wörter.) Auch das Hanptwort
die Vierung iſt davon noch übrig, ©, daffelbe an feinem Orte,
Der Dierer, des — , plur. ut.nom, fing. eine Zahl von vie,
ven, vier Einheiten, als ein Ganges betrachtet, oder ein Ganzes,
welches aus vier Einheiten beſtehet, nurin einigen Fallen. So
wird ine Scheidemünze, welche vice Pfennige gilt, airmandhen
OSrten fo wohl vlerer alöDierling genannt, Zweyer, Dreyer,
.. Sehfer, Achter, Neuner find ähnliche Drünzen pda zroey, drep
ff. Pfennigen, are
Diererley, adj. indecl, von wier verfdiedenen Arten und Be⸗
ſchaffenheiten. viererley Geld, Auf viererley Art.
vierfach, adj. et.adv. welches zu den vermehrenden Zablwor⸗
gern gerechnet wird, vier mahl genommen. Der Zeug liegt vier»
fach" Etwas vierfach wieder erfegen,
Dierfältig, adj, et acly welches ehedem wie das vorige gebraucht
wurde, Aber jegf wenig mehr vorfomint, Miederf, verfold, vier⸗
fäliglich iſt vöRig veraltet. —
Der Dierfürft, des—en, plur. die — en, einnad dem Grie⸗
chiſchen Tetrarcha gebildetes und nur in der Deutfchen Bibel
hbefindliches Wort, wo Herodes ein Dierfürf beißt, weiler nur
über den vierten Theil des Jdiſchen Landes berrſchte, weldyer Theil
. denn and wohl ein Mierfiirtentbum genannt wird; eigentlich
"entirk irftensbum von vieren.
28688
der See
Vier⸗
T
"1207 Die Ba
vDimfieie, adi.etadr.oter Füße habend. Dierfügige Thiere.
Schon bey dem Kero feorfuazzo, As ein Rbenwort wird es
felten gebraucht, : %
Der Diergraf, des—en, plür. die —en, einer von vier mit vor⸗
züglicden Vorrechten verfehenen Byafen. In dem Deutfchen
Staatsrechte glaubte man ehedem, daß die Grafen von Schwarz:
burg, Eleve, Zilly und Savoyen, befonderer Vorzüge wegen, mir
vorzugsiweife Örafen genannt worden ; daher man fie zum Unter»
ſchiede Diergrafen nannte, Schwaͤrzburg hat diefen Titel am
längffen geführet, und ihn von dem4Kaifer Rudolph förmlich be⸗
fätige erhalten, Eben fo träume man auch von gewiflen vier⸗
herren u. ff.
Das Diergrofchenftüdt, des —es, plur. die —e, eine Münze,
welche vier ©: roͤſchen gilt, und weil fie der ſechſte Theil eines. Tba ·
lers iſt, auch wohl ein Sechſtel genannt wird.
Der Vierherr, des —en, plur. die —en, ein Mitglied eines Col⸗
legii von vier Perſonen, auf welche Art man an verſchiedenen Or⸗
ten ſolche vierherrenãmter bat, deren Glieder vierherren bei⸗
gen, und weiche ſich bald mit geringen Vergeben der Unterthanen,
bald auch mit andern Öegenfiänden beichäfrigen, Bon den Pieye
berven im Deutſchen Stoätsrechte, S. Viergraf.
Dierbunderr, adj. et adv. beffer vier Hundert, hundert biee
Mahl genommen, S. gundert.
Dierhundertfie, adj. welches bie Drönungsjahl der vorigen
Grundzabl iff.
Der Diering, des —es, plur. die —e, \rin nur in einigen Gegen⸗
den übliges Wort, den vierten Theileines Ganzen zu bezeichnen,
© wir der vierte Theil eines Pfundes, oder acht Lotd, in Rürns
—* «in viering genanut. S. vierling und viertel. &s iſt von,
ier und der Ableitungsſylbe i ing.
Bircjäbrin ‚ adj. et adv. vier Jahr alt. Ein vierjähtiges
Bınd. Das Pferd if vierjährig. Ingleichen vier —
ernd. Ein vierjähriger Waffenftilltand, auf viet Jahre. ©
Zahrig.
Vierkantig, adj. et adv. velcheri im gemeinen Leben, befonders
Niederdentfchlandes, für viereckig gebraucht wird,
Der Dierling, des —es, plur. die —e, von vier und der Ablei-
tungsjnlde ling, ». Ein Banzes, welches aus vier Einheiten be
ſtehrt. So wird eine Scheidemünge, wilche vier Pfennige gilt,
fo wohl ein Dirter als ein Dierling genannt, Der letztere Rab⸗
se kann aber auch zur folgenden Bebentung gehören, fo fern der
Bievling der vierte Theil eines Batzens iſt. 2. Der vierte Theil
eine? Banzen, in welcher Bedeutung diefes Wort im gemeinen %'e
ben fehr Häufig ift, ben vierten Theil einer Dlinze, eines Maßes,
eines Gewichts u. f. f. zu bezeichnen. Der vierding oder vierte
Theil einer Mark wurde ehedem auch Dierling genannt,
ürtembergifchen iſt der vlerling der zierte Theil eines Sim⸗
wmers, in Zürch ber vierte Theil eines Viertels, da er denn wieder
vier Maßli oder Maßchen bat, fo. daß ein Mütt Getreide in Zücch
vier Diertel oder 18 Dierslinge hält. In Augsburg iſt es umge⸗
kehrt, indem der vierling daſelbſt vier viertel hält; vier vier⸗
linge machen daſelbſt eine Metze, acht Megen aber ein Schaff
oder einen Scheffel. In andern Gegenden iſt vierling oderViers
„gel der vierte Theil eines Scheffels. In Nürsberg iſt Dierling
oder Diering der vierte Theil eines Pfundes oder acht Lorh, Im
Sannöveriihen und am Nieder-Nheine iſt der Dierling oder ver⸗
derbt Vorling ein Adecmapß, welches gleichfalls der vierte Theil
eines größern, vermuthlich eines Morgens, iſt. In Zürch wird
der Juch art in vier Dirrlingegetbeilt, Im mittlecn Lateine, be⸗
ſonders ven einem Feldmaße, Ferlina, Ferlingus, Ferlin-
gata.
‘
‚Im
Bir. 1208
%
vꝛermahl, adv. beffer vier Mahl, zu dier verſchiedeuen Mablen 4
vier Mahl gewinnen.
Viermahlig adj. was zu vier Wahlen zeſchiebet. Eine viermah⸗
lige Erinnerung.
Der. Diermann, des —es, plur. * — männer, ein Mann von
vieren, ein Ölied eines Collegiivon vier Perfonen,; welche, werd
Ne von einigem Anfeben find, lieber Dierberven genannt werden.
Die Diermark, plur. die —en, bev den Grängfepeidern, eine
Mark oder Gräuge, wo viererley Grängen zuſam men Roßen, ins
gleichen ein viereckiger Granzſtein, fo fern er ſolche Gtanzen bes
. zeichnet; zum Unserfchiede von der Switmart und —
Zweymark und Dreymark.
Der Viermeiſter; des —s, plur. ut nom. fing. einer von vie⸗
Meiſtern, doch nur an einigen Orten. So werden, 5. B. zu Roß⸗
wein, die vier älteften Meiſter des Inchmacherhandwerfes, wel⸗
che eine Art von Öerichtbarfeit über die übrigen baben, Diermei:
fler genannt,
Vlermonathlich/ adj. et adv. vier Monathe dauernd. RR:
Der Dierpäß, des —fes, plur. die —fe, ein nur bey einigen
Handwerkern üdliches Wort, ein abgemeſſenes auf oder in einen
andern Körper paffendes Viereck zu bezeichnen. Bey den. Tiſch⸗
lern wird das Fenfterfutter, welches die inwendigen Seiten des
Feufters bekleidet, auch ein vierpaß genannt,
nen Schorſt a geles: wird, damit er nicht ſpriuge.
Dierpfimdig,adj.et adv. vier Pfund wiegend, Eine vierpfüns
digeRugel. Eine vierpfündige Banone bingegen,ift eine Kano⸗
ne, welche eine vierpfürdige Kugel ſchießt, und auch wohl ein
Dierpfunder genannt wird. ,
Dierruderig, adj. etadv. mit vier Reihen oder Sänten von Hr
dern verfchen;, nach dem Latein, quadriremis. ine vierru⸗
derige Baleere-
Vierfhäftig, adj. et adv. mit vier Schäften oder Schättieln
" werfeben, ben den Webern, - Ein vierfehäftiger. Stuhl. Teig
ſchaͤftig arbeiten, mit vier Schäften J
Der Vierſ⸗ uet des —s, plur. utnom. fing, indestant
wiridſchaft, ein Schaf, weich es dag zwehte Jahr zuruek geleget
bat, weil es alsdaım vier Schaufelzähne befommz fo wie es
nad dem erſten Jahre ein Zweyſchaufler, nach dem dritten ein
Sechsſchauf er beißt,
Dierfchrötig, adj.etadv. 1. Eigentlich, Dieredig, entwrderfo,
daß es elliptiſch für vier eckig geſchroten ſtehet, oder and, wie
vierfpaltig, i in vier Stüdeoder Theile geſchroten bedeutet. In⸗
deſſen iſt es in dieſer eigentlichen Bedeumnug wenig üblich. 2. Fis
gürlich iſt vierfchrötig in der barten und niedrigen Sprechart,
fo wohl ſtark und plump von Glirdern Lat. quadratus, ein vier⸗
ſchrotiger Bauer; als auch plump und grob von Sitten, und
darin gegründet. Ein grober ——— Menſch. Eine
vierſchrotige Antwort.
Anm. viereckig und vierkantig werden in äbnlichem; ob⸗
gleich nicht fo hartem, figüclichen Verſtande gebraucht. An an
dern Orten iſt vierfehügig und. vierfchoffengleichfa ls für Mack
ven Öliedeen und pump üblich. Jin Griech. Mrerpayayag, in
ante Verſtaude, ein fandhafter, unbewegiicher Dan,
Dierfeitig, adj, et adv, mit vier Seiten verſehen. Sine vierſei⸗
tige Sigur,
Yierfigig\ adj. etadv. mit vier Eigen vorſehen, oder wo viee
Perfonen figen fönnen. in vierfigiger Wagen, zum lintere
ſchiede von einem zweyfigigen. Dir Kutſche if vierfigig.
Vierſi paltig adj. et adv; in vier Theile geſpalten, oder was ſich
in vier Theile ſpalten läßt.
Dierfpannig, adj, et adv. vier Span um groß, a
Bey den Schlöſ⸗
fern aiſt der vierpaß ein Band von flachen Eifen, welches, um tie
nr
NE re Dre Da = BRENDn. PX 77»
er 1209 =, We
0 sterfehiede von einfpännig, zweyfpännigu.f.f. Ein vierfpäne
u " miger Wägen. Vierſpannig fahren, mit vier Pferden, .
viierſpitzig, adj.et adv. mit vier Spigen verfehen.
Dierlplbig, adj. etadv, vier Sylben habend, aus vier Sylben
beſteheud.
fyibig. ;
Diertägig, adj. etadv. 1. Vier Tage dauerud. Pin viertägie
ges Seft.. Jugleichen, was alle Mahl deu wierten Tag wider
kommt, Das viertägige Sieber.) .
Dierte,adj, (pri vierte,) welches die Drdnungszahl von vier if.
. Der vierte Tag. Zum vierten Mahle. Der vierte Theil, (©.
viertel.) Selb vierte kommen, mitnoch dreyen, fo daß man
ſelbſt der vierte iſt. *
Anm. Bey dem Kero fiorda, im Angelf. feorth. Ju vier
iſt die Sylbe lang; allein in vierte wird fie im Hochdeutſcheu
fehe Furz ausgefprochen, als wenn es virrte gefchrieben wäre, ob
* man gleich das ie um der Abſtammung willen behält. Eben dieſes
gilt auch von viertehalb, viertens, Diertels mir feinen Zuſam⸗
menfegungen, vierzehn und vierzig,
viertehalb, S. vierthalb.
Das Viertel, (prich virrtel,) des —s, plur. ut nom. fing.
- Diminuf. viertelchen, ein aus vierte Theil zuſammen gezogenes
Wort, daher es auch von einigen Diertheil gefchrieben wird, der
vierte Theil eines Gauzen. Lin viertel eines Kalbes, oder
von einem Balbe, ein Ralbesvierrel.. Ein Viertel von der
Erbfchaft. Die Stade wird in vier Diertelgerbeilet, Ein
viertel, zwey viertel, wofür man lieber ein haldes ſagt. Drey
viertel.
tione ohne Merkmahl des Geuitivs beygefügt. Ein viertel Suhn,
dei. von einen ſ ahne · Beſonders, wenn es ein Mag bedeutet,
Ein viertel Wein, Gerfle, Bier n.f.f. Mit manchen Haupt⸗
* mpörtern aber wird es auch zufammen gezogen, welches doch nicht
mit allen angebet. Eine viertelſtunde, viertelelle, viertelmeile
u. ſ. f. Siche die folgenden, * —
Sind die Hauptwörter ſehr bekannt, fo bleiben fie auch wohl
gar weg, da denn Viertel abſolute ſtehet. Der Mond iſt im erſten
vieetel; es it heute das zweyte viertel, wo man nicht halb
oder die Hälfte fagt ; das dritte viertel. (S. Mondsviertel.)
Es iſt ein Diestel auf rey, d. i. eine Viertelſtunde nach zwey;
drey Diertel aufwier. Für zwey Viertel auf vier aber ſagt man
halb vier. . 1
Befonders bezeichnet Viertel, wenn es abſolute ſtehet, in vie⸗
"Ten Gegenden fo wohl ein Maß lüffiger, als tredener Dinge, wo
es aber doch alle Mahl der vierte Theil eines größern iſt. Pin
Viertel Wein ift der vierte Theil eines Maßes oder einer Bon-
teile, In manden Weinländern hingegen ift das Viertel der
vierte Theil eines Eihers, In Coln und andern Orten ſcheint
ein Viertel fo, viel, alg ein Stübchen gu fen, weil es daſelbſt
vier Mat hält, fo wieeg in Danzig 54 Stoff in fih faffer: «Ju
" Dsnabrüc hält eine Tonne Bier 27 Viertel, ein Viertel aber
vier Kannen. ’ A
Beſonders ‚als ein Getreidemaß, den vierten Theil eines grö⸗
Fern Maßes zu bezeichnen,da denn diefes größere Maß nah Maß⸗
gebung der Provinzen verfchicdenif, In Böhmen iffdas vier⸗
tel der vierte Theil eines Striches, und hält dafelbft 48 Sei⸗
del; in Dlevreich iſt es der vierte Theil einer Mege, fo daß es
2 Achtel hält; ı20 Biertel aber ein Much a ainachen; in Augs⸗
burg der. vierte Theil eines Dierlinges, wo vier Vierfinge oder
16 Viertel eine Mege machen; in Zürch der vierte Theil eines
Mütts; in Thüringen der vierte Theil eines Malters, fo dag
sw
a
* —
kun Orr a en
* BEER —
— Be er
Einige Hauptwörter werden diefem Worie in Appoſi-⸗
Er, vierſpannig / adj.et adv. mit vier Pferden befsannt, gun Aline
Ein vierſylbiges Wore Das Wort if. vier⸗
7
e Bie 1210
es daſelbſt dreh Scheffel Hält; in Riederſachſen aber der vier
te Theil eines Scheffels, wo 68 in der dafigen Mundart nui Drew,
viert lautet. ;
Anm. Im Schwabenfpiegel Viertail,im Niederfähfifchen
Deeredeel, varndeel, veerdel, vertel, veertjen, im mittlern
£ar. Ferdella, Fertellus, Fertella, Firtala, weiche alle
von verfchiedenen Arten von Maßen vocfommen, Mit anderie
Abtheiliungsfelben werden auch viering, Vierding, (Miederf,
Veerding, Derth, ia mittleren Lateine Ferto,) für Viertel ge⸗
braucht; In der edlern Schreibart ſchreibt man häufiger Dierz
theil/ und mande, befonders Hberdeutfche Diundarten, ſprechen
auch jo, obglei im Hochdeutſchen die verfürzte Ausfpradye zım
üblihften if. In Niederdentfchland wied für Viertel auch ®rr,
und in andern Gegenden die aus dem Lateinifchen entlehnten
Quart und Quartier gebraucht, (S. dieſe Wörter) S. auch
viertheilen.
Die viertelader, plur. die —n, bey den Thieren, und den unge⸗
lehrten Thierärzten, der Nahme einer Ader innerhaib des Schen-
„Fels, welche der untere größere Aft der Achfelader iſt, und bey dem
Menfchen die Leberader genannt wird, _
Die Diertelelle, plur. die —n, eine Länge, welche den vierten
Theil einer Ele lang ift, Eine viertelelle Taffet. Daß dier
ſes Wort und die folgenden Ähnlichen wahre Infanımenfegungen
find, erbellet aus dem Plural, drey Diertelellen Tuch, nicht
drey Diertel Ellen, noch weriger Dreyviertel Ellen, weil als»
dann Feine Urſache wäre, warum Elfe im Plural ſtehen follte; zur
Noth Fönnteman fagen, drey Viertel Elle, welches aber nicht fo
gewehnlich ift. viertel wirft, fo wiein andern Fällen, feine En»
dung an Elle, welches ſonſt eigentlich nicht im Plural ſtehen Fun»
te, Indeſſen iſt diefe Sufemmenfegung nur mit einigen Wörfern
eingeführet.
Das Vierteljahr,des —es, plur. die — ahre, oder —jahr; der
vierte Sheil eines Jahres. Das Kind iſt noch nicht Lim
vierteljahr alt. Es iſt drey Vierteljahr alt, wo Fahr, wie
Pfund, Loth und einige andere ähnliche Wörter, in der erften
and vierten Endung unperändert bleibt. Nach drey Viertel:
jabren. REN 4 . —
Dierteljährig, adj. etadv. Ein Vierteljahr alt. in viertel:
jahriges Rind, Es iſt num drey vierteliährig, daß ich ihn nicht
sefebenihabe, ” t j
Die viertelkarthaune, plar.die—n, eine Karthaune, welche --
den vierten Theil einer ganzen, 8.1.24 Pfund, ſchießt. Siehe
Karthaune.
Der Viertellohner, des —s, plur. ut nom. fing. ©, vier:
telöbauer,
Die Viertelmege, plur. die —n, ineinigen Grgenden, 3.8. im
Hannöverifhen, nicht der dierte Theil einer Mege, ſondern eine
Art Mesen, deren vier auf einen Himten geben, zum Unterſchiede
von den Drittelmegen, deren drey einem Himten machen.
Dierteln, S. viertheilen.
Das viertelpfund, des—es, plur.utnom, fing. der vierte
heil eines Pfundes. Kin Diertelpfund Seide. Drey Viertel:
yfund Meſſing, wo Pfund nach dem Mufter fo wieler audern
ähnlichen Wörter im Plural unverändert dleide, felbft im Dativ:
ein’ Gewicht von drey viertelpfund; daher hier Feine wahre
Zu fammenziehung zu ſeyn fcheinet, fo daß man vieleicht richti⸗
ger drey Diersel Pfund ſchreibt, wie drey viertel Lorb, Blafe -
ter, Map, Sup u. ſ. f. -
- Der Diertelebauer, des —n, plur. die —n, in einigen Gegen⸗
den, ein Bauer, welcher nur ein Diertelvon einer Hufe befiser,
daher er auch wohl ein viertelhüfner, und fein Gut ein Diere
Ögsg3 telegut
De
selsgut genannt. (8. Sufe.) Etwas Ebufiches — in Öflers
dir Diertelöhher zu feun,d,i, frobnpflichtige Unterthanen,
‚weldenurYand » oder Fufdienfte leiten, und auch Hofflädter
oder Säuer heißen, zum Un teefehiede von ven Salblöhnern, wels
he mit zwey, und den Ganzlöhnern, welche mit vier Pferden
oder Och ſen fröbnen,
Der vierteloherr, des— en, plur. — in einigen
Städten gewiſſe Perfonen, welche in jedein Viertel der Stadt it»
wählet werden, und nebft der Stadtobrigfeit die Aufficht über die
Gemeindegüter haben, an andern Drten aber aud noch zu an-
dern. Abfichten beffimmt find.
telsberren ein und fechzig. Sie werden au Gemeinsherren
genannt,
7211
Der VDiertelsfnecht, des —es, plur. die—e, in einigen Stade“
- sen, ein Knecht oder geringer obrigfeirlicher Bedienter, der gewif-
fe ihm anvertraute Berrichtungen in feinem Viertel der Stadt bes
forget, 3. B- din Ausruf des Bieres, angefommener Waaren, und
fo ferner. -_
Der Diertelpmeifter, des —s, plur. ut nom, fing, in eini«
gen Städten, ein Bürger in jedem Viertelder Stadt, welchem die
Aufficht über gewiffe Stücke der Polizep in ya Viertel übers
tragen iſt.
Der Diertelsflab, des — es, plur. die — — — in den Sau⸗
lenordunugen ein erhabenes rundes Glied, deſſen Ründung noch
keinen halben Zirkel ausmacht; zum Unterſchiede von dem Stabe.
Einige nennen ihn den Wulſt.
Die Viertelftunde, plur. die—n, der vierte Theil einer Stun⸗
de. Ich bin noch Feine Diertelftunde hier. Die Predigt Jauerte
drey Diertelftunden. Ich babe ihn noch vor drey viertelſtun⸗
‚ den gefehen. In der vertraulichen Sprechart hat man auch das
- Diminut.ein Viertelftündchen.
Der Vierteletag, des—es, plur. die—e, nicht der vierte Theil
eines Tages, fondern von Tag, die Verfammlung an einem be⸗
ſtimmten Tage, bey derKeichsritterfchaft, die Ver ſammlung der
Ritterſchaft Eines Ortes oder Cantons, zum Unterſchiede von eis
nem Rittepfage, wenn die-Nitterfchaft eines ganzen Kreifes zus
ſammen konimt.
————— des—es, plur. die—töne, ein Son, welcher
den vierten Theil eines Tactes gilt oder — und auch nur
ſchlechtbin ein Viertel genaunt wird,
Diertens, (fprih virrtens,) adv. für zum vierten, d. i.
zum vierten Stücke, Grunde, Beweife u, ſ. f. ein, fo wie
erſtens, zweytens, drittens m; f. f. befonders alsdann üblis
ches Wort, wenn man mehrere Theile oder Stüde Einer Art
anführet.
Dierthalb, bey einigen Viertehalb, (horich vierebalb,) adj.
indecl. drey und: einhalbes, vierthalb Tage, Wochen, The:
ler, Stunden u. ſ. f.
Das Diertheil, S. viertel. -
Diertheilen, prich virrtheilen, im gemeinen Leben virrteln J
verb, reg. act, in vier Theile theilen, am bäufigſten von der⸗
jenigen Strafe eines Mifferhäters, da deffen Körper von dem Heu⸗
Besin vier Tbeile getbeilet wird. Daher die viertheilung.
Diertheilig,adj, et adv, ausvier Theilen beſtehend.
Die Dierung, plur, die—en, von dem ſchon ungewöhnlichen
Zeitworte vleren. 3. Die Handlung des Vierens, obne Wlural ;
wo noch in der Geometrie die Quadratur des Zirkels, d, iu die
Berwandlungeines Zirkels in ein gleichfeitiges Viereck von eben
fo großem Inhalte, bey einigen die Dierung genannt wird, 2. Ein
Viereck, eine Figur, weldevier gerade Seiten und vier Winkel
hat. In die vierung, in das „Quadrat, - Am. übliäften
ift es noch im Bergbaue, wo die vierung vin-aunigrir
In Cöslin find dieſer vier-⸗
‚Big Eee
Raum iſt, ws die gefebinägige Breite, einer Yeche aus⸗
macht, und von der Fläche des Saalbandes an 34 Lachter
in das Hangende und eben fo viel in das Liegende beträgt,
welcher Raum allemahl den Gewerfen einer Zeche eigens
thümlich geböret, da denn auch das Recht über diefe Vie⸗
rung, die Vierungskerechtigfeit. genannt wird. - Eın jeder
belehnter Gang führer feine vierung mit ſich. Die vie⸗
„rung leiden muſſen, diefem- Vierungsrechte eines Altern Ge⸗
werten weichen mäffen: Jemanden in die Dierung fallen. '
Dierzeben, (iprich virrzebn,) zinſammen gezogen vierzehn, eine
unabänderlice Hauptzahl für vier und zehen. Dierzehn Tha⸗
ler, Perſonen, Haufen, vor vierzehn Jahren. vierzehn
Mahl. Es Famen ihrer vierzehn. -Dierzehn Tage, ein ger
wöhnficher Ausdruck für das. nicht fo —— che zwey Wo⸗
chen, Fran. quinze jours fuufzehn Tage, vor vierzehn
Tagen; über vierzehn Tage. Im Tatian fon fiorzehen,
aber indem falifchen Gefegethue ſepten chunna, im Riederf.
veertein, im Angelf. feowertyne, Schwed. fjorton
Der Vierzehnte, (fprich.vivrzehnee,) die Drduungszabl der don
‚rigen. Der vieyzehnte Mann. Es it heute der —
te Tag.
Der Dierzehner, (prich virrzehner,) des —s, plur, at nom.
‚fing. ein Banzes von vierzehn Einheiten.
Pierzeitig, adj. etadv. vier Zeilen enthaltend. Dan —
es beſonders von einer Art Gerfte welche die vierzeilige Gerſte
genannt wird, weil fievier Zeilen oder Reihen Körner. zu has.
den ſcheint, ob fie-gleich eigentlich fechszeilig iſt; Fleine Gerfle;
HordeumvulgareL, Sie hat eine lange fehıhale Ahre, und
wird vorzüglich in. bergigen Gegenden gebauet. Sie bat Bleis
nere Körner, als die große oder zweyzeilige Grete, Monde.
um diflichumL.
Diersig, (fprich vivrsig,) adj. indecl. welches zu den Baipfzählen
gehðret, vier zehen Mad! genommen, Vierzig Tage, Sabre, Tha⸗
ler. Es waren ihrer vierzig. Einer von vierzigen. Er
it ſchon in die vierzig, if ſchon vierzig Jahr alt und Barhder
Dierzig Mahl.
Anm. Bey dem Ulphilas fdwortigens, 5 Iſidor feor-
zuc,in den falif hen Gefegen ferthoc, bey dem Kero feor.
zug, ben dem Ditfried u.f.f. farzug, indem alten Gedichte
auf den heil. Anno ſchon vircig, im Niederſ. veertig, —
feowertig.
Der Dierziger, (prich siersiger,) des —s, plur. utnom, fing.
ı. Ein Mitglied eines Collegii von-vierzig Perfonen, 2, Ein
aus vierzig Einheiten beflebendes Ganzes, Befonders wird eine
männliche Perfon, welche vierzig Jahr alt if, ein Diersiger, und
eine weibliche eine Diersigerinn genannt, So auch Einundvier-
ziger m. ff 3. Was. 1740 gewachſen oder gemacht iſt.
So könnte man einen s740 gewarhfenen Wein einen vier⸗
ziger nennen.
Der pierzigſte/ (prich virrzigſte,) — welches die Drdnungszaht
von vierzig iſt. Der vierzigſte Tag. Den vierzigſten Mann
nebmeni Schon bey dem Kero feorzugolto, * dem Ottftied
fiarzegufte. sipia
Die Diets:-Bohne, plur.die—n, in einiger Gegenden, ein Nah⸗
me der Rafeolen oder Gartenbohnen, weil fieum er Ba ‚Inder
Mitte des Junii eßbar werden,
Dipifant, er, —efle, adj. et adv, welches aus dem Pätein,
vigilans, entebnet, und me im gemeinen Leben für wach ſam
PR 19 5 iß J
iiien Ge inut ER, — Atmi
— Dort, ſo wohl en Boten] end
ver
Died
ihersApße
A fhen.kipshe
——— * 1 Feſte zu RR als ads die Seelmeffen,
welche desAbends vor der Beerdigung eines Verftorbenen gehalten
. werden, das Tostenams, da denn auch wobleine jede Seelenmeſ⸗
fe, Befonders von feyerlicher Art, diefen Rahmen befommt,
Digilieven, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsivorte haben, wel-
ches ausdem Lat. vigiläre entlehnt ift, und nur im gemeinen Les
ben gebraucht wird, twachfam auf etwas Acht geben. Im Haufe
> herum vigilieven. Auf etwas vigilieven,.
Viggette, ein kleiner in Kupfer geſtochener Zierath zu Anfange
‚oder Ende eines Buches, oder einer Abtheilung deſſelben. DieTiz
"0 tels vignette, Anfangs= Vignette, Schluß= Pignerr Das
Franzöſiſche Wort wird von dem Lat, Viticula abgeleiter, weil
- man ſolche Stellen in den Büchern ehedem mit eingemaplten Wein⸗
ranken auszuſchmücken pflegte, dergleichen noch in vielen Hand⸗
ſchriften angetroffen werden. Ein ſolcher in Holz a
Zierath wird ein Stock genannt,
4 Rn: Stalien; Viola entlehntes Wort, dasjenige mufifalifche Saitens
Ya 3 Anftcument zu bezeichneu, welches man im Deutſchen eine Geige
Nennet Ebebem wurde jedes Zufrument dieſer Art, es mochte zu
F einer Stimme gehören, zu welcher es wollte, Violegenannt allein
20 mit ber Zeit hat jedeibreeigenen Rahmen befommeit, Befonders
iſt die Discant: Diole jest unterdem Nahen der Violine anı ber
- Fannteften. Die Alt: und Tenor- violen nennt man jegt lieber
Ale: und Tenor:Geigen, die Bap = Diole, die Baß-Geige oder
den vilolon u. f. f. viole d'Amour und viole de Gambe find noch
- wer aus dem Franzöſtſchen beybehaltene Rahmen; jene, wel—
de mit vier flählernen oder meffingenen Seiten und einer Darm⸗
faite bezogen iſt, hat einen filbernen überaus angenehmen Klang ;
dieſe, welche wegen ihrer Größe zwifhen den Beinen gehalten
SE wird, heißtim Deutſchen auch die Kniegeige. Bon einer Violine
\ iſt das Wort Diole noch im Niederdeutſchen am üblichſt en.
nn Am. Das Wort iſt zunächft aus dem Franz. Viole entlchner,
welches i im mittlernfat. fhou Fiala lautet, und gemeiniglich von
Fides, die Saiten, abgeleitet wird, ein Saiten « Inftrument zu
bezeichnen, ©. indefjen auch Liedel.
2. Die Diole, plur. die—n, der Rahme eines [änglich runden gläs
‚gebraucht wird. Viele leiten es von dem Lat, Phiala, eine
be Schale ab, undfchreiben es daher auch Phiole, fönnen über als-
dann keinen Grund weder vonder Veränderung des ain o, noch
von der Berfegung des Tones angeben. Friſch muthmaßet daher
ſchon mit nicht geringer Wahrfcheinkichfeit, daß es mit dem vori⸗
1. ‚gen einund eben daffelde Wort fen, und daß diefes Gefäß wegen
| Zu feiner Ähnlichkeit mit einer Geige fo genannt worden,
|
Ei 3.Die Viole, plur. sie—n, der Nahme einer Blume und des Ge⸗
"wächjes, welches diefelbe trägt. Beſonders der Fleinen wohlrigs
chenden Blume diefer Art, welche in Deutfchland in den Wäls
wi dern wild wachſet; Viola odorata L. nad welche imSochdeut⸗
ſchen unter dem Nabmen des veilchens am bekannteſten iſt. Du
8 blaue viole, du Bild des Weiſen, du ſteheſt beſcheiden nie⸗
Srig im Graſe und ſtreueſt Geruche umher, Geßn. (©, veil⸗
hen.) Die März: Diole, Viola martiaL, die Macht = viole,
HefperisL. die gelbe viole, welche in Hochdeutſchen unter
dem Rahmen des Lades oder goldnen CLackes am befannte-
teſten iſt, Cheiranthus Cheiri L, In einigen Gegenden
ſche viole genannt, Figürlich ſt bey, den Jägern die Violeein
ſchwarzer Büſchel Haare anf dem Schiwanze des Fuchſes, eine que⸗
„te Hand breit von dem Xücken, der einen angenepinen®erun „wie
* blaue bat,
Ri Dignette, (prich Winjetee,) plur;die—n, aus dem Feng
ei "1, Die Diole, plur. die—n, ein aus dem Franzöf. Viole *
fernen Gefäßes, beſondets in der Chymie, wo es zum Deftiliven
wird auch die Levfoje Nelken Disle, und die Feigbohne Türkiz
m, re a ZT nn
——
BViſ a EN
Yam.r. Das Wort iſt aus dem Lat. Viola enilehnet, we
ineinigen Provhzen, befouders Oberdensfchlandes , in Deil ver⸗
Fürzet wird, wovon man in Hochdeutfchen dasDiminut.Deilchen
bat, welches doch nur von der kleinen wohltiechenden blauen Biole
gebraucht wird, daher auch die folgenden Zufammenfeßungen,
wenn fie diefe Blume betreffen, fo wohl mit violen — als Deil-
den — gemacht werden.
Anm. 2: Das Wort kommt von der Eleinen blauen Blume ſchon
bey denSchwäbifchen Dichfern vor, wo es Viol lautet, Im Pohle-
nifchen heiße diefe Blume gleichfalls Fiolek, Fiolka, Siehe
veilchen.
Das Violenmoos, oder Veilchenmoos, des —es, plur, doch
nur von mehrern Arten, die —e, ein blutrothes Staubnoos, weile
bes als ein ſtaubiges Weſen auf gewiſſen Steinen wächſet, und wie
die kleine blaue Viole riecht; Byſſus Ioly thus L. Die Stei⸗
ne, worauf dieſes Moos wächſet, ſehen von außen roth aus, bekom⸗
men aber; wenn man fie reibet, eine hochgelbe Farbe, und riechen
gleichfalls wie Biolen, daher fie auch Diolenfleine oder veilchen⸗
fleine genannt werden,
Die VPiolenwurzel, oder Deilchenwurzel, plur. die—n.
1. Die Wurzel der kleinen blauen Viole, wovon aber. Fein
Gebrauch gemacht wird, 2. Die im den Apotheken unter
diefem Nahmen befannte Wurzel ift von einer Schwertlilie
oder Schwertel, weicher in Italien, befonders um Flot —
wächſet, und daber gleichfalls violenwurz oder violwurz
genannt wird, Iris Florentina L,. Die Wurzel iſt weiß
» oder weißgelblich, von außen braun getüpfelt und riecht wie
blaue Violen,
Violett, adj. et adv.der Rahme einer in das Rothe ſpielenden
blauen Farbe, ausdem Franz. violet, und dieß von viole, weil
diefe Farbe den blauen Veilchen gleicht, daher fie auch wohl veils
chenblau und violenblau genannt wird, obgleich der Franzöſiſche
Ausdruck gewöhnlicher ift.
Die Violine, plur.die—n, ein ausdem Franz. Violine, ent
lehutes Wort, eine Difcant=Diole oder Diſcant- Geige zu
bezeichnen, welche in der vertraulichen Sprechart auch tur die
Geige ſchlechthin, und in der niedrigen die Siedel genannt
wird, Die Dioline fpielen, Daher der violiniſt, des —en,
plur, die—en, ein Muſiens, welcher diefes Jaſtrument beſchickt
zu ſpielen weiß.
Der Violon, des—s, plur. die—s, dasranz. Violon, und Sieg
aus dem Ital, Violone, eine große Bafgeige zu bezeichnen. Das
° ber der violoniſt, ein Muficus, welcher den Violon geſchickt zu
fpiefen weiß,
Das Dioloncell,(fprich Wiolontfchell,) des—es, plur. die—e, 2
aus den Ital. Violoncello, eine kleine Bafgeige, Daher der —
violonceiliſt, welcher fie geſchickt zu ſpielen weiß.
Die viper, plur. die —n, ein hin und wieder gewöhnliches Wort,
eine jede Art kleiner ſehr giftiger Schlangen zu bezeichnen, welche
man and Nattern und Ottern zunennen pflegt. Allein, im eis
gentlichſten Verſtande iſt die Viper eine ArtSchlangen mitSchils -
den am Bauche und Schuppen unter dem Schwanze, welche le⸗
bendige Jungen gebäreng welcher Umftand ihr Unterſcheidungs⸗
merkmahl iſt, indem fie davon auch den Lat, Nahmen Vipera,
gleichſam Vivipara, bat, Ihr Biß ift febr- gefährlich, ob fie gleich
‚ nicht leicht über eine Ele groß wird. Die Natter, Coluber,
gehöret zu eben diefer Art, nut daß fie Feine re jur
Welt bringt.
Das Vipergras, des—es, plur. inul. S. Scorzonera.
Das Difier, des—es, plur. die—e, dasjenige, wodurch man
ſiehet, doch nur in einigen einzelnen Fällen. So wird ag einem
Helme — Gitter, welches das Geſicht bedeckt, oder en
aupt
%
I“
1215 BH- ABER
banpt der vordere Theil deffelben vor dem Gefichte, wodurch marı
fichet, das viſter genannt. In deu niedrigen Sprecharten ift
viſter fo wohl das Vermögen zu feben, als auch das Geficht, der
vordere Eheil des Kopfee Befonders derjenige Theil, wodurch
man zielet. -So wird das Born an den Feuerröhren auch das
viſter und Difter-Born genannt. Inder Marbematit find die
videre oder Dioptern diejenigen Tpeile an den ufrumenten,
wodurch man auf etwas zielrt; die Abſehen. Es ift ans dem
Frauz. Vifiere, ober er Viliera, und diefe vondem Lat. vi
dere, vilus.
Difieren, verb.reg. act. 1. Eigentlich, genau feben, doch nur
dm engern Verfande, für zielen, in welcher Bedeutung es nod) im
gemeinen Leben üblich if. Auf etwas viſteren, zielen, 2. Fir
gürlih, wo esineinigen Fällen für meffen, ausmeffen gebraucht,
wird, vermuthlich, fo fern dazu eiü ſcharfes und genaues Sehen
erfordert wird, (1) Den förperlichen Inhalt eines Dinges finden.
Einen Rornbaufen, einen Wal, eine Mauer viſteren durch
Meffung der äußern Flächen unddarnach angeftellte Berechnung
des förperlichen Jubaltes, Befonders den FörpePihen Inhalt eis
nes Befäßes flüffiger Dinge, 3.3, eines Faffes, finden, ahmen,
ge jauger, im Niederf. vojen, Holländ. roeyen, von Koje,
ıthe,ingleichen derBifter, Stab, (Sau) Lichen.) Es geſchie⸗
bet ſolches fo wog! vermitselft eines rigenen viſter⸗Stabes, wel⸗
eher in das Gefäß geflogen wird, als auch dermittelſt der Viſter⸗
Schnur, womit der äußere Unifang ausgemeffen und darnach der
Inhalt berechnet wird, in welchem Falle es auch ſchnuren beißt.
‚ Kin Ja Wein, ein Jap Bier viſteren. (2) Ehedem war viſteren
zinen nach dem Maßſtabe gemachten Riß von einem Gebäude
. verfertigen, wo viſerung auch einen folchen Riß bedeutete, In
diefem Verſtande if es veraltet, und mangebraudht es nur noch,
> (3)in nod weiterer Bedeutung in der Wapenkunſt, die Theile und,
J
Figuren eines Wapens nach den Regeln der Kunſt beſchreiben
und ausforecheng eine ohne Zweifel von der ‚vorigen bergeleitete
Bedeutung, in welcher es ehedem auch ein Wapen aufzelchnen,
oder verzeichnen, bedeutet * mag / obgleich beiu kein Maßſtab
erfordert wird,
So auch die BEER Es iſt von einem veralteten Franz.
viler, ſcharf, genan ſehen, zielen, ingleichen meſſen.
Der Viſierer, des —s, plur. ut nom fing. derjenige, welcher
viſteret, be ſonders in der letzten Brdeutung des Zeitwortes, wo der
Vviſterer oder Wein=Piflerer ein beeidigter obrigkeitlicher Bedien⸗
ter iſt welch er die einfommınden Weinfäffer viſteret, damit die ges
börigen Gefalle davon gegeben werden fünnen; ; am Rheinſtrome
der Weinftecher,
Das Difier-Koen,des —es,plur. die —Förner,an den Schieß⸗
gewehren, ©, vifler.
Die viſier⸗Kunſt, plur.car. die Kunſt, den körperlichen Inhalt
eines&efäßes Haffiaer Dingefu finden. In weiterer Bedeutung,
den förpertichen Inhalt eines jeden Körpers zu finden; die Ste:
veometrie, *
Dos viſier⸗ Maß, des — es, plir. inuf. diejenige Art des Me
Bes, welche bey dem Viſteren der Föffer zum Grunde geleger wird,
nach weldem der Inhalt eines Faſſes angegeben ipird,zumlinters
ſchiede von dem Schenk maße, nach weſchem der Wein ausge⸗
ſcheukt oder maßweife verfauftrwird) Im Leipſig hält ein Eimer
„54 Kannen viſter⸗Maß, weiche 63 Kaunen Schenkmaß mo—
Gen; in Nürnberg 32 Biertel Viſter⸗Maß und 34 Viertel
Schentmaß.
Der vifier Ring des Ses plur. die =-e, bey den Nadlern ein
he Drabt, welder fihlangenweife immer zu ‚engeren. Bogen
mm iſt, die Dice des Draptes darin zu meffen,
— ers — Br
- pie viſt er Ruhe, plur. dien, ©. Dinke-Chab. —— —
Der viſier?Schuß des —⸗oes, plur, die —ſch uſſe, in der Artille⸗
tie, ein Schuß, wobey das Stůck bis in den erfien Brad, erhöhet
wird, welches der höchſte Bogenſchuß iſt, welchen man aus ei
nem Stüce zu thun vflegt.
Derdifker:Stab, des —es, plur. die uftäbe, ein Maßſtab, ni ,
welchem der Inhalt der Käfer vifieret wird, Niederf. Roje, eis
gentlic) die Hude, Anch der Caliber- Stab in der Artillerie,
woraufder Durchmeſſer der Augelm mit ihren Schwere ——
nerift, wied von einigen det viſter⸗Stab genannt,
Der Difitätor, ves—s, plür. die —töves, oder toren, aus dem
£at. Vifitator, ein beridiater oprigfeitlicher Bediener, welcher
die zur Scadt Ponımenden Güter befichtiget, damit der Zoll davon.
gegrden werde, im Dberd, dei Beſchauer, BREIT
Zolibefeber.
Die Difitation, plur, die —en, aus dem Lat. Vißtatio, 4
Befichtigung, Unterfuchung, ein nur in einigen Fällen üblicheg
Wort, Eine gerichtliche Hausſuchung Heißt zuweilen eine viſtta⸗
tion, Die Rirchen-Difitarion, in der evangelighen Kirche, die
Unterfuchung der Kirchenrechnungen und des übrigen Firchlichen
Zuftandes einer Gemeinde, von dem Superlutendenten oder eis ER
nem andern kirchlichen Borgefegten.
Die Difite, plur. die —n, im gemeinen Leben, aus dem Feanjäfe
fen Vihte, der Beſuch. Line Vifitebey jemanden machen,
einen Beſuch. viſite haben, Beſuch. Indie viſtte gehen, in
den Beſuch.
Difieieren, verb. reg. act. aus dem Lat.vifitare, ein im gemei ·
nen Leben ſehr häufiges Wort, für befichtigen, unterfuchen, durch⸗
fuchen. Ber viſttator vifltievet die. Güter ‚die —
weiche zur Stadt kommen. Jemanden die Taſchen viſttieren,
dur chſuchen. Der Wundarzt vifitierereine Wunde mit der Sons
de und andern Werkzeugen. Die Soldaten werden vifitierer,
ivenn der Unter» Dfficierunterfucht, ob fie alle in ipren Quartie
ren find. Und fo in hundert andern Fällen mehr, _
Difpern, S. Wiſpern.
Der Ditriöl, des —rs, plur.do& nur von mehrern Arlen **
Quantitãten, die —e, ein ſtpptiſches Salz, welches aus einem,
von einem fauren Salze aufgelöfeten Metalle ensftehet, und einen,
fauren,decben und zufanimen ziebenden Geſchmack hat, Kunae
vitriol, von aufgelöfetein Kupfer, der aud) wohl Bupferwaffer
genannt wird, und blau il, Zifen-Vitriol, welcher grün if;
Zuder-vitriol, welcher weiß iſt; Silber⸗ vitriol, welcher auch -
Silberfals beißt; Bey-vitriol, welcher unter dem Nahmen
des Bleyzuckers am befannteften iſt. Gediegener Vitriol, der
ſchon von der Ratur in feiner gewöhnlichen Geſtalt bereitet wird,
zum Unter ſchiede von dem Fünflichen oder gefortenen. Virriol
fieden, ibn durch Anslangen, Einfieden und Kryſtalliſteren
aus feinen Erzen erhalten. Der Pahme, derin den niedrigen
Sprecharten auch wohl Victril lautet, if aus dem Stein, Vi-
triolum, nad; deſſen Nuſter er eigenich abo Oel
tes ſeyn foltıe,
- Das Pitriol-SElirter, des —es, plur, von — Arten⸗ die
—e, a den Apotheken, ein Elixier von Galgant-Wurzel, Kal⸗
mus, Krauſemünze und Salbey mit Zucker, Zitronſchalen und
allerley Gewürzen in Weingeift und Buriol· Gaiſt —
Elixirium Vitrioli.
Die Ditriol-gerde, plur. doch nur von mehrern Arten, de—n,.
eine Erde, welche Vitriol enthält, mir Bitrlol gefhwängert ift...
Das Ditriolsgerz, des —es, plur. die —e, ein jeder nineralis
ſcher Körper, welcher jo viel Biiriol enihäh, sp BER mit
Nutzen dar aus bereitet wrrden BR e Pr
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Vitri oli. Der flüchtige vitriolgeißt/ welcher ans calcinirtem
Sitriol deſtillieret wird, ift unter dem Nahmen des Schwefelgei=
fies befannt. ——
Die vicriolhůtte plur. die —n, Eine Hütte, ingleichen ein jedes
"Gebäude, ja die ganze Anftalt, wo Vitriol aus feinen Erzen berei⸗
is 00 Seet wirdz die Dieriolftedavey, das Vitriolwert,
vViiteioliſch, adj.etadv. dem Vitriole ãhulich, Vitriolentbal-
\ “end. Ein vitrioliſcher Geſchmack, der dem Vitriole ähnlich iſt.
vitrioliſche Erden, Bitriolerden,
Der Dirrislkdrn, des —es, plur. doch nur von mehreren Arten
und Dnexeitäten, die —e, in den Vitriolhütten, der geöbfte Theil
‘der Bitsiplerze, worang der Vitriol gelauget wird; im Gegen:
fage des Dirriolkleines, den klarſten Erzen, ingleichen dem Ab⸗
gange von bee Rtriolerzen.
Des Diceiokklein, des —es, plur. doch nur von mehreru Ar⸗
ten und Quantitãten die —e, ©. das vorige.
Das Vigriolohl, des—es, plur. von mehrern Arten, die —e.
S vitriolgeiſt.
Die vitriolfaure, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n.
firactum, 2, Die Säure införperliher Geftalt, nachdem ſie vou
dem Virriol gerchieden worden, S. vitriolgeiſt.
° Gefchäft es ifi, den Bitriol ans feinen Erzen zu bereiten. Im
engern Verſtande iſt in den Birriofbütten der Ditviolfieder oder
des ausgelaugten Bitriolwaffers verrichtet,
Die Ditriolflederey, plur. die —en, S. Dirriolbütee.
Der vitriolzapfen, des—s, plur. ut nom. fing. gediegener
oder gewachſener Vitriol in kryſtalliniſcher und Zapfen ähnlicher
» " Beftalt, welcher bey den Bergleuten auch Zokel genannt wird,
Vitriolum fillatitium; zum Unterfchiede von dem Atlaß⸗
Ditriole, oder dem gediegenen Vitriole in faferiger Geſtalt.
Der vizdom, oder Vizthum, des—es, plur. die —e, ein aus
dem mitilern Lateine Vice-Dominusentlehntes und verfürztes
3
—
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4
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Stelloertreler eines vegierenden Herren. zu bezeichnen,. und in
mauchen Gegenden noch üblich iſt wo der vizdom bald ein Statt»
halter über einen großen, bald aber. auch nur über einen geringen
Seʒiek iſt. "Inden mittlern Zeiten, da die Landeshoheit größten
Theils mit ia der Handhabung det Hechtes beſtand, harten ſolche
Bizdome zugleich die Ger chte, beſonders ðe Dbergerichteüber alle
peinliche Sachen, welche daher Dizchumhändel genannt wurden.
Daher růhret es allem Aufehen nach, daß im gemeinenkeben mans
cher Gegenden, böfe Thaten und Verbrechen noch jegı vizdom⸗
handel genanntiwerden. Übrigens fomint der Nahme vizdom,
fo fern ge einen Statthalter höherer oder geringerer Art bedeutet,
im Dberdeutfchen und am Rheine noch am bäufigften vor. Die
gewöhnliche Schreibart Digdom oder vitzthum hat für das tz
nichts aufjuweifen, indem es an dem z geuug iſt. Die Franzo⸗
fen baben das Lateiniſche Vice-Dominus noch weiter in Vi-
„daine verfürst.. N
as Dließ, ein mit feiner Wolle verfehenes Fell, S. ließ.
Der Vocal, des —es, ‚plur.die—e, bey einigen, die —en, aus
dem Latein. Vocalis, einen einfachen orgauiſchn Laut zu be⸗
Adel. W. 34: Th 2, Auß.
—
*
—
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—— —
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N x Bag £ a2ı8
1. Die dam Bitriole wefentlihe mineraliſche Säure, als ein Abe
Derdierislfieder,des —s, plur.ut nom. fing. derjenige, deffen :
wir Sieder ſchlechthin, derjenige Arbeiter, welcher das Einfieden
Wort, welches ebedem fchon gangbar war, einen Statthalter oder
0 Ar ne
zeichnen, welcher mit der bi oßen Öffnung des Mundes hervor
Fi ges
bracht, und im Dentſchen auch ein Selbftlaue,richtiger ein Sulfs-
laut, genannt wied, (S. dieſes Wort.) Die ältern Deusichew
Sdprachlehrer nannten ihn einen Stimmer.
* Die Docal-Nufif,plur. inuf. eine Mufik, fo fern ſie in menſch⸗
lichen Stimmen beſtehet, zum Unterſchiede von derInftrumentalz
Muſik; wo Vocal, als ein eigentliches Beywort, noch feine erſte
urſprüngliche Bedeutung hat, von vox, vernehmliche Stimme,
Der Vocativ, des —s, plur. die—e, oder in der vollffändigen:
Lateiniſchen Form, der Docativus, des—vi, plur. die —vi, -
die fünfre Endung der Nenutdörter in der Sprachkunſt, nach dem
. Zateimifhen. Vocativus, welche Endung einige Sprachlehrer die
Anfendung, andere mit mehrerm Bepfalle die fünfte Endeng
nennen, Figürlich, doch nur in der vertraulichen Sprechast,-
pflegt man einen-leichrfertigen Menſchen einen Vocativus nicht
- 'Docativ) zu nennen, weil man diefe fünfte Endung in Deurfchen
ofs mit einem 9 du — zu begleiten pflegt, einen mit bewunderne
dem Unmwillen begleiteten Ausruf anzudeuten.
Die Vocke, ein Bogel, S. Locke.
Der Vogel, des —s, plur. die vögel, Diminnt. das vogelchen,
Oberd. Dögelein, eine allgemeine Benennung der ziwepfüßigen:‘
mit Federn und Flügeln verfebenen Shiere, welche den Ort ver» °
mittelft des Fliegens verändern, welches Iegtere auch der Grund’
ihrer Benennung if. Raubvögel, Waffervögel, Sumpfvegel,
Wildvögel. Das Eolleetivum lautet Geflügel, ebedem aber auch
Gevögel, bey dem Rotker Qefugele. Am häufigften verſtebet
man unter dem Rahmen Dogeldiejenigen Shiere diefer Art, wel⸗
che gewoͤhnlicher Weife wildleben, indem man diejenigen Arten,
welche der Menſch als Hansthiere zu erziehen pflegt, als Hühner,
Gänfe, Änten, die Tauber etwa ausgenommen, nicht leicht Vogel
nennt, ob man fie gleich unter dem allgemeinen Nahmen deszah:
men Geflügels —— Ich babe ein vogelchen dadon fingen:
böcen, in der verteaulichen Sprechart, ich habe etwas unter der
Hand davon gehötet. Laß die Dögelforgen! ein vertraulicher
Verweis unnöthiger Sorgen, Friß Vogel oder ſtirb! ein ver⸗
muthlich von den Vogelſtellern entlehnter Ausdruck, auzudeuten,
daß man aus zweyen Übeln ſchlechterdings eines wählen müſſe.
prichtv. Man kennt den Dogel am Geſange, oder an den Ser
dern. Man kann es an dem Viefte ſehen, was für Vögel darin
find. Wieser Pogel, fo das Ey,oder, böfer Vogel, böfes Ey,
oder, wie man ehedem fagte, wir es vogelt, alfo legt es Eyer, wo:
Friſch das Zeitmort mißverftanden hat. Es muß ein böfer Dax:
gel ſeyn, der in fein eigenes Neſt thut. Wer Pegel fangen will,
muß nicht mit Knütteln darein werfen. Vögel von einerley Sex
: dern fliegen gern zuſammen, gleich und gleich gefellt fich gern.
Auch ein hölgeenes Bild eines Vogels, nach weldhent man zus
Übung zu ſchießen pflegt. Nach dem vogel ſchießen. Den pas
gel abſchießen. ©. vogelſchießen. -
Figürlich pflegt man einen liftigen, Teichtfertigen, loſen⸗ Mens
ſchen u. ſ. f. in der vertraulichen Sprechart einen litigen, leichte
fertigen, lofen Vogel zu nennen, Ein durchrriebener Dogel.
Ein Galgenvogel, ein bes Balgens würdiger Schalf, weun es
nichteine Anfpielung auf-die Haben und Kräpen iſt, welche ſich
gern aufden Galgen fehen Taffen. Vielleicht liege der Gruud dies
fer Figur in dar Beweglichkeit und Flüchrigfeit eines Vogels, fo
wie man vinen wilden Menſchen auch eine wilde Sliege, eine wil⸗
desummel zu nennen pflegt. Im Schwedifchen if indeſſen Do=
gel mit feinen Beywsrtern ein bärteres Schmähwort,
Anm. Beydem Uphilas Fugls, bey dem Dirfried und Matfer‘
Fogal, im Ricderf, Dagel, im Angel. Fugel, im Schwed. Fo-
bb gel, \
*
>
1219 Vog
gel, im Engl. Fowl, Die Endfpibeift Sie Ableitunge ſylbe er,
“welche ein Ding, Subject bedeutet. Die Grundſylbe vog gehöret
allen Anſeben nad) zu wegen, bewegen, die dieſer Art Thiere ei⸗
gentbümliche leichte Bewegung vermittelft des Fliegenzegu bes
zeichnen. Auf ähnliche Art ſtammen Volucris und&efl ügel von
volare,undfliegen ad, ſo wie avis fein Stammwort in dem
Hehe, apt, fliegen, fuchen muß.“
a Vogelbauer, des—s, plur. nom, fing. ein Bauer oder
Eleines Gchäufe, Vögel darin zu unterhalten ; ein Bauer, in der
höhern Schreibart ein Bafis, im Oberd. ein vogelhauschen.
Sliederſ. Vagelbur, Schwed. Fogelbur. ©. das Bauer.
Die Vogelbeitze, plur die —n, die. Beige auf Vögel, d. i. die
Jagd auf Vögel mit Stoßvögrln; ein ungewöhnliches Wort, wo⸗
fur entweder Beige ſchlechthin oder SalEenbeige üblich find,
Die Dogelbeere, plur. die —n, eine Art rorber in Trauben wach
ſender herber Beeren, welchen die Vögel, befonders die Droſſeln,
nachzuſtellen pflegen. Daher JerVogelbrerbaum, derBaum,wels -
cher diefelben trägt, Sorbus L. defonders. ader deſſen Sor-
bus aucupatria, welcher inandera Gegenden Sperberbaum,
Überäfche, Eberäfche, in Nieverfachfen aber Quitſenbaum, fo
wir die Berren Duirien, genannt wird; in Preußen Quitſchen,
in Denabrüd. Queeck beeren, Eugl. Quickbeam, Quicken-
tree, in noch andern Begenden Speyerling, wegen des ſauren
zu ſammen ziehenden Geſchmackes, in Liefl. Pielbeeren.
Vogeldunſt, des —es, plur. car. ein Nahme des feinften
Schrotes oder gelörnten Blehes, womit man nach Vogelu zu ſchie⸗
fen pflegt; auch nur Dunf ſchlechthin.
“Der Vogeler, Vogler, des—8,plur. ut nom. fing. ein ver-
aitetes Wort, einen Vogelſteller oder Vogelfänger zu bezeichnen,
welches noch zuweilen als ein Bepnahme desKaifersHeinrich vors e
Fommt, das Lat. auceps auszudrucken, wofür doch beutiger Ge⸗
ſchmack und Sitten ein anftändigered Wort erforderren. Es
Tauitei von einem Bogelfteller {don bey dem Notfer Kogelar, im
Angelf.Fugelare, Das Seitwortvogeln, Bögel fangen, ift noch
“mehr veraltet, ©, Vogler,
Die Vogelerbfe, plur. die—n, S,vorelwide,
Der Dogelfäng, des—es, plur. inul, die Handlung, da man
Vögel fängt. Den vogelfang verſtehen. Auf den Dogelfang
ausgehen. Zumeilen auch dieArt und Meife, Augleichen der
Drt, wo man Vögel in Sprenkeln, Doßnen, auf Vogelderden u.
F. f. fängt,än welchem Falless auch wohl den Plural leider. In
Borhosns Gloſſen Fogalfengida.
Der Dogelfänger, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige,
welcher aus den Bogelfange feine vornehnufteBefchäftigung macht,
wofür doch Vogelſteller üblicher ift.
Mer Vogehficaus S. Kirſchvogel.
Die Vogelflinte, plur. die —n, dieHeinfte Jagdflinte, mit Vor
geldunſt daraus auf kleine Vögel zu (hießen.
Der Vogelflug, des —es, plur. Car. der Flug der Bögel, Aus
dem Dogelfluge weisfagen.
Vogelfrey⸗ adj. et adv.eigentlih fofrey , bi ungefchüßt, wie
ein Vogel in der Laft, welchen jedermann fangen oder tödten kann.
Han gebraucht e3 nur von geächteten Perfonen, welchejeder fan=
2 gen, oft auch tödsen kaun, der da will oder kann. Femanden für
vogelfrey erklären, Im Schwed. gleichfalle fogelfri.
DerVsgelfüß, des—es, plur. die — füße, 1, Dee Fuß eis
nes Bogels. 2. Der Nahme eines Krantes, deffen Samenſcho⸗
?. en eine Ähnlichkeit mit einer Vogelklaue baben; OrxithopusL.
"8, vogelklaue.
Das vogelgarn, des — es, plur.’ — ein Garn oder Netz
Vöogel dadriu zu fangen; das Voeluetz ·
| Dog — 1220
Der votzelgeſang * ⸗es/ plur. inuf. eigentlich, der Ge⸗
fang eines Vogels, die Art und Weiſe, wie ein Vogelſingt. In
den alten Orgeln iſt es ein Regiſter, welches das Zwitſchern dee -
‚Vögel nachabmet, und auch Merula genannt wird. »
Das vogelgeſchrey, des—es, plur, inul. das Geſchrey der
Vögel.
Das Dogelhaus, des—es, plur. Sie Häufer, fo wohl ein
Vogelbauer, in welchem Falle am häufigſten das Diminut, das -
vogelhauschen gebraucht wird; als auch ein größeres durchſich⸗
tiges Behättniß, mehrere Vögel zugleich darin zu feinem®rrguie
gen zu unterhalten ; die Vogelhede, Vogelbütte,
Die Vogelhede, plur. die —n. 1. Die Zeit, wenn die Ve.
hecken. 2. Eine Anſtalt, wo man Vögel fi paaren und fort⸗
pflanzen läſſet, ingleiyen SU ——— worin ſolches gu
ſchiehet.
Der vogelherd/ des—es, plur. die—e, ein Set, % i. erbößeter
Pas, auf weldem der Vogelſteller Vögel in®arnen oder Regen 3
fänget,
Die Dogelbütte, plur. die—n. ı. Eine grüne Hltte neben
- einem Bogelherde, worin fich der — ‚er aufhält. =. Auch
ein Vogelhaus, in der zweyten Bedeutung dieſes Wortes.
Der Votzelkien, des —es, plur, car. eigentlich derjenige Kien,
welcher ſich in den Gipfeln der Kien« und Tannenbäume befindet,
wo fih die Vögel amhäufigfien aufbalten. In weiterer Bedeus
tung pflege man aber auch einen jeden miit vielem Harze durd’zoges
nen, oder. aus Harzaallen entſteheuden Kien, befonders von abges
Norbenen Baͤumen, Vogelfien zu nennen ; rege weil er
dem Kirne aus den. Gipfelnam ähntichften iſt.
Die Vvogelkirſche plur. die —n, eine Act kleiner füßer Ries . ;
ſchen, deren Baum daber der vVotelkirſchbaum genannt wird;
Prunus abivm L. mitrother Frucht; Twiefelbeere, Kas—
beste. Die ſchwarze Dogelfiefcpe, PrunusPadusL. wide
in andern Gegenden Ablkivfche, Alpkirſche, Traubentieihe, _
sſohlkirſche, Haubeere, Waldkirſche, Elſebeere, iur Niederf,
Wiſpelbeere, und der Baum Altbaum, Stinfbaum, Drachen
baum, gundsbaum, in Tirol Elxen, in wendiſchen Begenden
Patſcherpe, Scherpke gerannt wird, Siche auch Kifebeere, _
Anmanden Deten, heißt die Hedienz oder Zaunkirfche, Loni« '
ceraXylofteum L. fo wobl Ahtir ſche, als Dogelkirfcpe, Die
"Afrikanische Vogeſtirſche, ift eine Art Eiſenholzes ——
xylon melanophleus L.
Die Vogelklaue, plur. die—n, die Klaue, d. i. det —
Theil eines Vogelfußes mit den Beben, Ingleichen ein Ktaut,
S. Vogelfuß.
Der Vogelkopf, des —es, plur. — eigentlich dee .
Kopf eines Vogels, Beo den neuern Schriftſtellern des Pflan-⸗
zeurciches auch der Rahme eines Afrikaniſchen Gew ächſes, deſſen
* einem Vogelkopfe mit einem Schnabel gleicht; Palleri-
na \
Das Vogeltraut, des—es, plur. car. ein nigbriges Kraut, wel⸗
des eine angenehme Speiſe der Finfen, Sperlinge, j jungen Büp:-- \
ner und anderer Vögel ift, Aline L. Sübnerderm, sũhnerbiß,
©. diefes Wort.
Der Pogelleim, des —es, plur. car. doch nur von mebrern Ar⸗
ten, die —e, ein Reim, welcher ang der Rinde der Siechpalmen,
noch haͤufiger aber aus Miſtelbeeren geſotten wird, die Leimru⸗
then damit zu befreichen, Peine Bögel darauf zu fangen. Daher
wird denn ouch wohl die Lendenmißel, oder die Diftel mit weißen
Beeren, ſelbſt Vogelleim genannt, Schon im Angel, F ugel’me,
Die Dogelmild, plur. car. der Rahme eines Swiebilamwähtes
mit fechs Staubfäden, von welchem man verfchiedene Arten bat —
Ordithogalum L. Die kleine vogelmilch, O. minimum,
und
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und die gelbe vogelmilch, O.luteum, welche in ben Faropäis
ſchen Kraut: und Gartenländern sinheimifch find ;-die einbl ümi⸗
ge, 0. uniflorum, wãchſt in Sibirien ; die Arabifche, O. ara-
bicum, ſtammt aus Ägypten und von dent Vorgebirge der guten
offnung her u. ff. Die gewöhnlichfie gelbe wird auch geldzwie⸗
bel, Ackerzwiebel, Erdnuß genannt, Sg
- Dad Dogelneft, des — es, plur. die — er, eigentlich ein Neſt,
worin ein Vogel feine Eyer legt und feine Jungen ausbrütet. Die
Indianiſchen vogelneſter welche von Reichen als einLederbiffer
genoſſen werden, nd das Werk eines Oſtindiſchen Vogels und ber
ſtehen aus Meerfchaum und einem zähen Schleime, Figürlih und
ohne Plural, ein Nahme verfhiedener Gewãch ſe. r.. Eines Ge⸗
wächfes, deffen Wurzel einem Vogelneſte gletcht; Athamanta
L.befohders die A. Libanotis und Cervaria, ⸗2. Eine Art
Milzkrautes welches auf den höchſten Bäumen wächfer, und einem
Vogelneſte gleicht ,; Alplenium nidusL. 3. Einer Art des
Zweyblattes, mit äftigen Zwiebeln, Ophrys nidus avis L.
4. In einigen Gegenden wird auch die wilde Mohre, Daucus
CarotaL. Dogelneft genanut: * >
> Däs Dogelnöfl, des —es, plur. die—er, ©. Dogelgarn.
Die Dogelpfeife, plur. die—n, eine Heine Pfeife, welche die
Stimme der Vögel nahahmet, die Vögel damit zu loden ; bey den
Vogelſtellern die Locke.
Boögel damit zu verſcheuchen.
Das Dogelfchießen, des—s, plur. ut nom. fing. ein aus
> der. U. nach dern Vogel Schießen zufammen gezogenes Wort,
fo wohl von der Handlung des Schiegeng zur Übung nach einem
aufgeſteckten hölzernen Vogel, ohne Plural; als auch eine Feyer-
3 lichkeit diefer Arc, mitdem Plural, Zwey Vogelfchießen. halten.
+ Der Dogelfchlag, des —es, plur. die —fchläge, ein Schlag,
di Kaſten miteinem Dedel, der, wenn er aufgeftellet worden,
bey der geringften Berührung niederfällt, Vögel darin zuffangen ;
der Meifenichlag, Meifenfaften, weil man gemeiniglich die
Meiſen aufdiefe Art zu fangen pflege, in Niederfachfen diewo=
gelklippe.
Vogelſchlecht, adj. et adv. welches in der Geſchützkunſt zus
weilen für kernrecht gebraucht wird, Eine Banone vogelfchlecht
‚richten, horizontal, mit dem Horizonte parallel, vielleicht, weil
- die Bögel gemeiniglich in diefer Richtung zu fliegen pflegen,
Das Dogelfchrot, des—es, plur. doch nur von mehren Arten,
die— e, feines Schret, nah Vögeln damit zu ſchießen, wovon
die feinfle Art Vogeldunft genannt wird, 5
Die Dogelfeide,S, Slachskraut. *
Das Vogelſpiel, des—es, plur, die —e, eine Art eines Spies
le3, da man einen bleyernen, an einer dünnen-Kette hangenden
° Vogel zu fich ziehet, und ihn mit feinem ſpitzigen Schnabel nach eis
ner Scheibe Fahren läſſet. k
‚Der. Dogelfpieß, des —es, plur. die —e, Diminut. das vo⸗
gelfpießchen, ein Fleiner dünner Spieß, Vogel daran zu braten,
von welchen der Lerchenfpieß eine Art iſſ.
Der — deg—s, plur. ut nom. fing. S. Gold»
amſel. —
Die Vogelſtantze, plur. die —n. 1. Cine hohe Stange, auf
welcher der hölzerne Vogel befeſtigt wird, nad welchem man zur
. Übungzu ſchießen pflegt. 2: Eine Stange, welche mit Leimruthen
=. oder Spindeln beſteckt wird, Vögel damit zu fangen.
Das Vogelftellen, ses—s, plur. car. die Handlung, da mar
j den Vögeln mit Regen, Barnen, Schlägen, Dobnen u. f.f. nach»
— flellet, fie zu fangen ſucht.
‚welcher ein Geſchaft daraus macht, den Vögeln nachzuftehlen, oder
Daher der Vogelfteller, derjenige,
En a a a a a en un
Dog 1282
fie zu faugen; und im gemeinen Leben auch wohl ein vogelfanger
5 —* — 3 der DR N Site er
er Dogelftrich, des—es, plur. die—e, das Abzie
die Rückkunft der Zug: oder — inrHerbfte u —*
linge, ohne Plural ; der Strich, Zug, vogelzug, dahin der Ab⸗
ſtrich und Wiederſtrich gebören. Ingleichen die Zeit, da die Vö⸗
gel gewöhnlicher Weife zu ſtreichen, d. i. entweder fortzuziehen
oder wieder zu fommen, pflegen. -
Die Dogelwand, plur. die— wände, bey den Vogelſtellern,
ein Rahme derjenigen Nege, womit man die Vögel auf den Vor
gelberden zu fangen pflegt ; auch nur die Wand ſchlechthin
Die Vogelwide,plur. car, die Vogelwicken/ fing. car. eine
Art wilder Wicken mit rauhen Schoten ‚ welche unter dern Ge:
treide als ein Unfraut zu wachfen pflegen, und sıar den Vögeln zue
Speife dienen, Vicia Cracca L, die Zaunwiee, in einigen Ge»
genden Dogelerbfen, dagsgen in andern die gewöhnliche wicke
Vicia fativa, vogelerbfen genannt wird,
Der Dogelzug, S. vogelfirich.
Die Dogelzunge, plur. die—n, eigentlich, die Zunge eines Vo⸗
gels oder der Vöogel. Figürlich, wegen einer Abnlichkeit in der
Beftalt: ı, Der Same des Aſchenbaumes, welchen man auch ver»
ſteinert findet, in welchem Falle er verſteinerte⸗ Vogelzunge ges
nannt wird. 2. Eine Act ovaler Feilen der Schiefer, ingleis
chen eine Art. Fleiner fpigiger Feilen der Goldſchmiede 3, Ein
Gewãchs, Polygonum ConvolvulusL, Buchwinde wil:
des Heidefraut, %
*DerDogler, des—s, plur. ut nom. fing. ein aus voge⸗
ler zuſammen gezogenes, aber eben fo veraltetes Mort, einen
Vogelſteller zu bezeichnen, (S, vogeler.) Es kommt noch mehr»
mahls in der Deutſchen Bibel vor. Die vogler faben die Vogel
mie ihren Bloben, Jer. 5, 26, Der Sand des voglers ent:
Fommen, Sprihw.6, 5. —
Der Vogt, des — es, plur. die Dögte, ein ſehr altes Wort,
rer von den älteften Zeiten au in zwey Hanptbedeutungen vors
ommts x s ü "
ı, Ein Befhüger, fo wohl überhaupt, als auch in engerer Be⸗
deufung, derjenige, der eines Unfähigen Beſtes wabrnimmt. In
diefer Bedeutung wurden ebedem nicht allein die Beſchüter der
Stifter und Klöfter, welche fie nicht allein beſchügten, ſonderu
fie auch in weltlichen Sachen vertraten, und die Gerichte in ih⸗
rem Haben handhabeten, die Advocati,im Deutfchen Dögte,
Blöftervogte, Stiftssögte genannt, fondern der Rahme vogt war '
ehedem auch die gewöhnliche Benennung fo wohl eines Vormundes
> anmündiger, als auch eines Curatoris weiblicher Perfonen, und
in vielen Gegenden iſt es in diefer Bedeutung noch üblich, Fa auch
ein Ydvocat,d.i,ein gerichtliche Fürfpeecher, Sachwalter, wur»
de ehedem häufig vogt genannt, ,
2. In einer andern aber nahe verwandten Bedeutung, mar
der vogt ebedem ein Vorgefegter überhaupt, wo es beſonders von
folgenden Arten von Borgefegten vorfommt. (1) Ein Statthalter,
fo wohl einer Provinz, als auch derjenige, welcher eines HöhernBe⸗
ſtes ineineni gewiffen Bezirke, oder auch in einem Orte verwals
tet, ein Ammann, Vizdom m. ff. bieß ebedem fehr bäufig ein
Don uud führer diefen Rahmen in manchen Gegenden noch. Das
ber der Landvogt, Großvogt, Stadtvoge, der die Güter der
Stadt in feiner Aufſicht hat, derSchloß vogt der die Aufficht über
ein Schloß, Sausvogt, der fie über ein Haus, einen Pallaſt
bat, u. f.-f, 12) Ein Richter, der Präſtdent eines Berichtes,
der das Recht im Nahınen eines Höhern bandhabet , in welchen
Verſtande vogt ehedem oft einen Richter überhaupt bedentete, Xu
diefem im Hochdeutſchen gleichfalls veralteten Verſtande fagt noch
Opitz: Der Tag, EN
8662 An
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72 — — |
An dem ber höchfke vogt ſoll Recht und Urtheil ſagen;
de i der höchſte Richter. In mauchen Reichsſtadten gibt es noch
Sögte, kaiſerliche Dögte, Reichsvogte u. fs f. welche die Ges
richtbakkeit im Rahmen des Kaifers verwalten, und zuweilen
auch Schuldheiß hind Meier heißen/ obsletch an andern Drten
der vogt die peinliche, der Meler aber die bürgerliche Serichtbar⸗
keit über, 13) In einigen Gegenden Dberfach fensiftder vogt auf
den Landgütern fo viel als ein Kofmeifier oder Verwalter, wel-
«her die Auffiprüber die Feldwirthſchaft und das geringere Gr⸗
> Finde führer. (a) In noch geringerer Bedeutung iſt der Vogt
in manchen Gegenden ein Unterbedienser, weldjer deu frobubaren
Anterthauen die Arbeit anſaget, fie zur Arbeit anhält, und die
YAufficht bey derfelden über fie führer. An noch andern Orten iſt
— Gerichtsbedienter, der. die Parteyen vorladet, in Berhaft
“ninimt uff. Auch derjenige Unterbediente, welcher die Feld⸗
guter vor den Dieben und andern feevelbaften Befipädigungen
bewachet, und gemeiniglich Ser Siurfehug heißt, ‚wird in andern
Gegenden der Vogt oder Seldvogt genannt. Die Bertelvögte
Find geringe Bediente der Polizep, frevelhaften Bettlern zu ſteu⸗
£ 3a Das Wort ift im Deutſchen alt, und lautet in der Ber
Sveutung eines Beſchutzers ſchon bey dem Notker Phogat, in den
ätern Zeiten Voget, Vogit, Voigt, wie es no von eigen,
— ——— alle —2 geſchrieben wird, Sauth, im Niederf,
Dad. Einige laſſen es von dem Hebr. V7D, ein Vorgeſetzter,
andger von dem Sriech. Aoudag, die meifien ober von dein Lat, _
“ Advocatug abſtammen, weiche letztere Meinung fehr viele
Wahrſcheinlichkeit Hat, indem in Platter, Spital, und andern 5
Michfalls die erſte Sylbe verbiſſen worden, von Emplaftrum,
Hofpitale, Vogt, au in feinen höhern Zedeutungen im mitte
lern Kat, befhändigdurdh Advocätus gegeben wird, Es müßte
alsdann fihon fehr frühe aus dem Lateiniſchen aufgenommen und
mit dem Deutf den Bürgerrechte begabet feyn, weil es {bon zu
Roilkers Jeiten inPhogat naturaliſeret war; daber es immer noch
zu unterſuchen ift, ob diefes Wort nicht echten Altdeutſchen Urs
"fprunges iſt. Bey dem Ulphilas ift Fath, im Angelſ. Wäta, ein
Hesrführer,Herzog,mohin auch das Selavonifhe Woiwobe ge⸗
Hörer, weiche Gothiſche nnd Angelfãch ſiſche Form mit der an man⸗
chen Drten noch nicht ganz veralteten Fornı gauth für vogt ges
nau kbecein Fomint,fo dag der Baumenlauf inder Mitte von einer
rauhen bhauchenden Ausſprache eutflanden fepn fönnte, Übrigens
4 das Wort Dogt in feinem weiteften Umfauge,dts ein alfgeineis ·
nes Nenawort, ini Hochdeutſchen veraltet, und nur noch Hin und-
wieder urdefonderu Fellen üblich. —
Vogtbar / adj. et adv. welches im Hochdeutſehen veraltet, und nut
10% in einigen, befonders Oberdeutſchen Gegenden, für mündig,
fo wie unvogtbar für nulnündig, üblich iſt, eigentlich, der fi
ſelbſt beherrſchen lanu. So auch die vogtbarkeit.
Das Vogtöing, des —es, plur. die —e, ein altes auch nur in
einigen Gegenden übliches Wort, das Ding, di. Gericht eines
Nogtes, beſenders eines Schutz⸗ ud Schirmherreus geiftlicher
Stifter, zu bezeichuen, das Dogegericht, die vogteylichen Ge:
richte, S. Dogtey, —
Die votey olut. die —en, ein auch nur noch in einigen Gegen ⸗
n and Fällen übliches Wort. 1.Das Gebieth, der Bezirk ei⸗
nis Vogtes, d.i, eines Stasthälters, Amtmannes u. ſ. f. In
er Deueſchen Bibel kommen a Maäcc. 10,30.38, Rap. 11,28,
Pogteyen im Lande Juda und Samaria vor, In geringerer
Bedentung wird an manchen Orten auch die Wohnung einesDog:
zes, d.i. Kerfermeifters oder Stodmeifters, und die feiner Auf
Adt anvertraueten Gefängniffe, die Vogtey genannt, 2.Die :
Wurde, das Amt, die Gewalt eines‘ Vogtes; ohne Plural, in
SENAT . ‚ * ar N RA N ar hen
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0 - R NL ; Dee ja
* —* % f * ————
* Kal) 4% Ö \ EN : 1924 gi }
* weldsein Vetſt anhe ben and die Gerichtbanfeit ihre Vor / es ho
bever Art, ja fein Gericht ſelbſt, dieſen Raben führete, 3, Die -
Einkünfte eines Vogtes, di. Schutzhetren, auch ohne Plural,
In allen diefen Bedeutungen im mittlerim Rat, Advocatia, im *
m ir
„Htieberf. Dajedije,ineinigen Öegenden Sauchey. Re
Vogteylich, adj. et adv. zur Würdeund Sewalt einee Vogtes
imböhern Verfiandegehörig, darin gegründet. : Die vogteplide
Gerichebarkeit. Ingleichen zur Vogtey, d. ü dem Begieke ET Zu
WVogtes, gehörig. Die vogteylichen Gränzen,
DasPogteygeld,des—es,plur.doc nur von mehtern Summen,” -,
die —er, ehedem, das einem Vogtegebübreinde Geld, befonders ⸗
das Schutz⸗ oder Schirmgeld geiftligger Stifter an ihrem vogt 1
oder Schugherren, der Vogtzins die Vogtileuer, dev Vogtfhile
ling, Vogtſchatz wff. Jetzt das Schuzzeld.
Das Dogegericht, des—es, plur. die —e, das Gericht iues
Vogtes in verſchiedenen Bedeutungen diefss Wortes, bohuue |
* no ineinigen Provinzen in einzelnen Fällen. (S. Vogtding,)
In manchen Orten iſt das Vogtgertiht, Vogtding,oder dieweg:
.tey, ein Untergericht, an manchen Drien aber ein Dbergericht, je
nachdem der vogt war, der es zu verwalten hatte. LER
Der Dogthafer,ses—s,plur. cat.aneinigen Orten der Hafen, - -
welcher dem Bogıe, di. dem Schutzherren, zur Auerkennung feie
ner Schiemgerschtigfeit entrichtet wird, EHE
Das Dogtlehen, des —s plur. ut nom. fing, ehedem ein Yu,
womit ein Bogt, d.i. Schirmherr, für feinen Schus vomeinem
geiſtlichen Stifte belehnet ward, ingleihen die demfelben dadurch
“zugleich übertragene Schirmgerechtigkeit, Zuweilen auch ein Ler
ben, welches ein Schutzherr zu verleihen hat, —
Der vogtpfennig, des —es, plur. inuf. ©, vogtgeld.
Das Dogtrecht, des —es, plur. die —e, ebedem die Gerechtſa⸗
men eines Vogtes oder Schußherten, die Schutzgerechtigkeit.
Auch wohl die ihm gebhrenden Einfünfte, \ —
Der Vogtſchatz, Vogtſchilling, die Vogtſteuer, S vogtgeld.
Das Volk, des —es plur. die volker, Diminut, welches dh
nur in einigen Bedeutungen gebraucht-wird, dag völkchen Dberd.
volklein; ein Wors, weiches übgebanpe eine unbeftimmte Mens:
ge oder Bielbeit, befonders ichendiger Gefhöpfe,Fedentet,unddas
bey auf gedoppelte Art gebreuhewird, —5 Aa BE
1, Als ein Colleetivum und am hãufigſten * Plural, eine
" Menge, oder auch nur mehrere beyfanmen befindliche Iebendige
Gefhöpfe zu bezeichnen. Mar
(1) Iın weiteften Verſt ande, ſo daß diefes Wort auch vor
sielen bey einander befindlichen Thieren gebraucht wird. "Bey
den Jãgern if ein volk Repphähner,nicht allein ein key einander
befindlicher. Haufe, fondern auch eine Brut, die Mten mitiren =
“ Zungen. Es ſcheinet nicht / daß es hier im Plurdlgebrandhswirdg ı .
wenn folches aber wäre,fo würders zur zweyten Hauptbedertung
gehören. Außer dem wird ee in diefem Verſtande von Thieren -
nicht gebraucht, außer zuwellen in der zweyten Hauptbedeutung,
doch alsdann nur ſigürlich. RR RR —
(2) Im engern Veeſtande, von mehrern bey einander befinde
lichen Ütenfhen, doch auch hier wiederum in vetfchirdenen Vers
häleniffen und Beziehungen. a. Eine Familte zu Einen Geſchlechte
gehörige Perfonen wurden ehedem häufig das volk genannt, Zw
feinem Volke verfammelt werden, in der Deutfeben Bibel, zw
’ den Geinigen, zu feinen Angehörigen, d.i. Becken. In einigen
Niederfähfifchen Gegenden if diefe Bedeutung noch gangbärz
unferVolE;d.i. unfere Angehörigen, Im Soch dentſchen iſt es ve⸗⸗
altet, außer daß man noch zuweilen im Scherze die bey einander
beſtndlichen Seinigen im Diminut, ein Volkchen zu nennen pflege.
un will ig mein völkchen ins Jeld reiben, Weiße, dh J
meine Leute. b. Das Geſinde; nur ned im gemeinen Leben, und 1
der *
>
Erz ar
— "Ber nieheigen
— Seſndeiv. iz Soldaten, die Arınve ; in welcher Bedeutng es
doch nurnoch An den niedrigen Sprecharten üblich it, Unter das
volk geben, unter die Soldaten? Unter dem volke ſeyn, une
ter den Soldaten. Das volk kommt, die Armee, div Truppen.
> Viele Neuere gebrauchen es,/ befondersim Oberdentfchen, auch in
der edlern Schreibart im Plural für das Franzöſiſche Truppen.
\ ‚Die Preußifgen volker, Trubpen.
—— wblder die Natur dieſes Wortes, welches im Plural nur vor mieh⸗
ie F reren verbundenen Ganzen gewiſſer Art gebraucht werden kann.
Der Singular Volk wäre richtiger, wenn er nur nicht fo niedrig
ware. d. Eine jede an Einem Orte beyſamenen befindliche Menge
Menſchen. Des volfs it zuviel, Richt. 7,2. Eine Stade
vol volfs,&f.22,2. viel volk folgte Chris nad, Matth.
‚arten, Es war viel volt in deu. Kirche, in der Komoͤdie,
auf dem Markte; theils von einer Sammlung geringerer Ver⸗
ſonen. Es dranget ſich viel volk herzu. Bas ae —
Theils endlich auch verachtlich,
belagern,
Die Def der großen und glüglicpen Wele, Oelt.
vr —* —— Di⸗ untern Claſſen der Glieder einer Marion oder eines volkes
N rin der folgenden zweyten Hanptdedeutung, weiche ſich von der
— " Handarbeit näbren; wo es aach bier ein gemeinen Leber uud
J mit einem anklebenden verächtlichei Mebenverfkande gebraucht
a »wurde, Das volk, das gemeine Dolf, deu aroße Haufe, gemeine
Be. - Rente,dienuterflen Claſſen im Staate, Auer dem Öberherren
2. „rin einem Staate alles volk, im weiteſten Berftande. Da cs
Bi denn in noch bäcterer Bedeutung oft von mehrern'geringen Per-
: fonen gebeaucht wird. 23 if liederliches volk, es find liederliche
Br Bente, Einige neuere Schrififteler baden dieſes Wort in der Ber
deutung des größten, aber unterſten Theiles einer Nation oder dHürz
er gerlichen Geſellſchaft wieder zu deln gefucht, und es-ift zu wine
ſchen dasß folches allgemeinen Beyfall finde, inden es an einem
= Wortefehlet, dengrößten, aber unverdienter Weiſe verä hilich⸗
Worte zu bezeichnen. Romane für das volk, volfe-Ro.nanen,
evolfkslieder
LEin aus mehrern Mexfchen beſtehende⸗ Banzes,do nur im
engern Verſtande, ene Menge Meuſchen, welche eincu gemeins
ſchaftlichen Stammpvater erkennen, und durch eine gemeinſchafili⸗
1 re Sprache verbunden find, in welchem Verſtande es denn auch
| von mehrern Ganzen diefer Herden Plurel leider. Das jüdiſche
Bolk. Alle volker auf Erden, ı Mof. 18,18. Rin volk wird
ſich emporen über das andere, Matıh, 21,9. Die Menfihen,
womit Deukalion und Pyrrha das alte Sräien bewölterten,
= awarenanfänglich ein ſehr rohes volfhen, Wiel, Man kann ”
ine An diefee Bedrutung zwar nicht für veraltet auegeben, indeſſe » }
{ doch in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche feltener geworden,
I feiedem das ausländifche Nation in diefer Brdrutung eingeführet
J worden. Beode Wörter bezeichnen zunachſt die E3nwohner eines
57 Landes, fo fern fie einerley Sbrache haben, und daber als von ej⸗
3
h
Fin
2
N
Bes -nerley Stamme entfprofen angefehen werden, Das Römifche
2,7 Bold. Zumweitendrudt volk audy die politifche Verbindungans,
2 und bezeichnet eine Dienge Menſchen welche unter einerley Dbers
” haupte ſtehen, wenn fir gleih von verſchiede ien Stämmen und
Sprachen find. Indeffen wird das Wort volk am hänfigften von
alten Völkeen ingleichen von neucen nur ganz allgemein ge
' Braucht, Die Römer, die Longobarden waren eintapferes, bie
Aten Griechen ein wigiges Volk. Von nenerm, befonders Innäs
81. Dan gebraucht estheils nurnoch in denniedrigen Sprech⸗
fen’ Theil des Staates mit einem edlen und unverfänglichen.
——— volkobrot, Gafiasihent, volkskoſt
- Allein, dieſer Gebrauch iſt
Dich wird in — ein volt ein volr ser Shmeichler
En EB. ar
? 5, vermathlich um bes dem Worte volr in der meiften Falten
Die granzsir,
* auflebenden verachtlichen Nebendegriffe Willen,
ſche Hation, die Sranzofen, nicht das BAT Dolf,akin ı
fells die Sranzofifche volkerſchaft.
"+ Anm! Schonim Fido: Folc,bey ben Otfried Matter utf,
Folck, im Riederf. gleichfalls Dolf; im Angeff. Polo, im
Schwwed., wo es andy das menfchliche Geſchlecht bedeuter, H oik,
tm Engl, Folk. Im Dänifchen iſt mit verfrsten! Llock ein Hans
° fe, Trupp, tınd Hoffe fig, ſich ſchaaren, im Haufen verfammeln,
* Das kat. vulgus und das Tartariſche Pulf, ein Haufe, find mie
dem Deutfchen nahe verwandt, Die weiſten Sprachforſcher bi«
ben ſchon erfannt, dag diefes ort don folgen abgeleiter werden
muüſſe, ob fie gleich den eigentlichen Sinn beyder nicht erſchöpfet
° Haben. Dem erſten Anſeben nach könnte Boll einendanfen beten
ten, der einem andern folget, folglich auch demfelben unterworfen
if, unddgraus würde ſich auch der verächtliche Nebenbegriff er»
klären laffen, der diefen Worte, fo wie dem Worte Lehre, in den
"meiten Fallen ankleht, Allein, folgen ſelbſt iſt nur eine Figut eis
ner ältern Bereutung der Menge, welche denn auch in dan HS aupts
worte volk die berefchende ift, Siehe auch das nahe verwandte
Wolfe, eine dunfle, dicke Menge einzelner Dinge, <
Dao volkerrech t,des —es, plur. inuf, der Inbegriff der Rechte
und Obliegenheiten der Völker und Staaten gegen einander ;
Js gentium. Das allgemeine odernarurliche Wölkerrecht,
ſo fern ſich dieſe Rechte und Obllegenheiten and deur'blogen Na⸗
turrechte herleiten laſſen. Das willfuhrlicheoder pofitive, fo
fern fie ſich anf hergebrachte Gewohnhriten oder Verträge gründen,
Die volkerſchaft, plur. die —en, meftere fleine verwandte
Bölfer; als ein Ganzes betramhtet,rin Bold, fofern es wieder aus
niehrern kleinern VBoltern oder Stämmen befichet. Die Tartavis
ſche volkerſchaft. Da es denn auch von einem jeden Votfe ge⸗
braucht wird, weil jedes wiederum aus fleineen Theilen befteher.
Das Wort iſt vermutblich in den neuern Zeiten eingefüihret wor⸗
den, dem rieldentigen Worte Dolk und den dem ſelben in den unei«
fen Filen antlebenden verüchtlichen Nebendrgriffe anszumels
chen. Die Ableitungsfplbe ſchaft kann Hier nichts anders, algein
Colleetivum bezeichnen, welches unter andern auch aus dem Pla
‚ al Völker — erbellet, mehrere Völter alsein Ganzes betrachter,
wie Fusenichäft, Bürgerschaft, Beranntfihaft, Brüderfchaft
ER BE Deiehnnng, ift cheils Nation, theils — üble.
n. ff. die fämmelichen Juden, Bürger, Befannten, Brüder, (©.
Schaft (1). Stoſch, der diefe Ableitunasfplbe nicht gebärig
kannte, und ihr unter andern auch die Bedeutnug einer Verwandt
ſchaft eines — und Herkommens beylegt die ſie doch nid”
bat, indem feda, wo ſte zu ſeyn fcheinet, alle Mahl in der erften
Hätfte der Zuſammen ſetzung liegt, konute daher Volkerſchaft auch
nicht anders als irriz erflären, wenn er dieſem Worte einen en⸗
gern Begriff beyleget, als dem Worte volk.
Dolkeeich, er, —fe,adj.etadr. rei an Bol, di. an Eis
wohnern. Ein volfveicher Ort, eine volkreiche Stadt, ein
volkreiches Lund. Die Sradt it volkreich.
Der Volkslehrer, des —s, plur. ulnom, fing, dee Lehrer eis
‚nes Theiles der untern Eiaffe der Menfchen in der sten engern
Bedeutung des Wortes volt; dergfeigen befonders die Predi⸗
"ger find.
Die Völterwanderung, plar, die —en, die Wanderung meh⸗
rerer Volker, d.1. diejenige Begebenheit, da mehrere Bölfer auf
einmahl ihre Wobuſttze verändern; befonders von der geofen Be⸗
gedenbeit diefer Art, welche einige Jahrhundert nah Chriſti Ges
bare dem nördlichen Sheile von Afen und dem ganzen Entopa eine
vellig veränderte Beftalt gab; Migratio geutium.
8666 vol,
hd *
1227 Bon. KR
Doll, adj, etadv, — volleſte, in — gemeinen Mond
arten, völler, volleſte. Es bedeutet, fo viel von einem andern
Dinge enihaltend, als es nur faſſen nn, als. der Kaum nur vers
Rat angefüllet ; im Begenfage des leer.
, Eigentlich, in volles Glas, welches mit einem andern
Dinge angefüller iſt. Ein voller Becher. Ein voller Beutel,
der mit Gelde angefüllet ift, Mit vollem Munde fprechen, ins
demder Mund mit Speifen angefüllet iſt. Mit vollem Munde
toben, aufeineübertriebene, unmäßige Art,
les Maß geben. Ein volles (mit Milch angefülltes) Euter.
volle Ahren. Das vollefte Gefäß. Jugleichen in der Adver⸗
bial-Form. Das Glas ift voll. Der, Beutel if noch lange
nit voll. Den Mund fehr voll nehmen. Wenn ſich die
Tone nach der Tiefe wenden, fo muß der Sängerden Mund
immervollernehmen. Die Summe iſt noch nicht voll. Das
Sundert war ſchon mehr als voll. Die Schagkammer iſt jetzt
voller, als fie jemahls geweſen.
voll besichet fi, es mag als ein Bepwort, oder als ein Reben ⸗
wort ſtehen vermöge ſeiner Bedeutung, allemabl auf denjenigen
Körper, welcher mit etwas angef üllet iſt. In den vorigen Fällen
wer diefes Etwas verſchwiegen, weilesleicht aus demZufanmen«
Bange erfehen werden konnte. Allein, in vielen Fällen muß es aus
drücklich gemeldet werden, und alsdann dat das ort voll mans
ches Befondere,
Es gefhiehet folches_entweder vermittelft der Partikel von.
Das Glas iffvoll von Bier. Das Haus war voll von Men⸗
ſchen. vollvon hochm üthigen Gedanken, Mosh. Doch diefe
Form wird jetzt ſelten mehr gebraucht, außer, wenn die ganze Re⸗
densart elliptiich oderin Geſtalt eines Mittelwortes ſtehet, Doll
von einer unausſprechlichen Freude — Famen wir auf unfer
Zimmer. Dder, wenn dag vol hinter das Nennwort gefegt wird,
welches beſouders in der höhern und dichterifhen Schreibart üblich
iſt. Er hat den Kopf von meinen Blattern voll, Weiße. von
Wein und Liebevoll, Rauil.
O ſeht, ein großer Topf von lauter Golde voll, Gell.
Ingleichen in ſolchen Fällen, wo ſchon die Wortfügung das voll
binter das Nennwort wirft.. Die Erzählung die ſer Begebenhei⸗
sen, von welchen ich ganz voll war, mußte ich auffchieben. ;
Zumeilen mit Auslaffung des Vorwortes von, fo daß das Renn⸗
wort in derdritten Endung ſtehen bleibet. Blicke voll göerlihem
Tieffinn, Klopft.
Ich weißes, deine Tugend
Habt ſich voll edlem Zlug weit über deine Jugend, Weiße.
Doch diefe Art ift die —— und gehöret mit zuden dichteriſchen
Freyheiten.
Üblicher iſt die zwegie Endung. Folalles mannes,Dttfried,
Vol Srevels , voll Ungeziefers, vol Lafters, voll Silbers
und Boldes, vol Segens des Seren, voll Traurens, voll
Cachens u. f. f. in der Deutfchen Bibel. _ Die Erde iſt voll dei⸗
ner Güte, Pf. 33, 5.
Andromache, voll ihres Derlufies und voll einer ſchrecklichen
Zukunft, Jacobi. Daß wir einſt vol heiligen Entzückens in
dunkeln Seinen einher geben, Geßn. voll ſanften Entzüdens
feufzte ber Greis, eben derſ. voll der Begeiſterung, die alle
Bande der Harur zerreißt, Sinmerm,
wartung ander Thin ſtehen.
Sieh, die Blume richtet fih auf; voll bitender Perl,
Lacht fie höner umher, Zachar.
und hang voll Jufferner Begier
Bloß feinen Freuden nach, Weiße,
260 beſonders in der höhern Schreibart, das voll Auch Hinter
den Genitiv tritt,
Jemanden ein vol⸗
fich aus meinen Armen losreißen.
bier ein wahrer Genitiv Statt findet, erhellet, wenn man dem
Subſtantiv ein Beywort vorfegt.
Wer das Herz voll if, Matth, 12, 34.
Doll neugieriger Kr: ;
| ar Bon ug
E — mein teeiter Bucht, gerechten, Wantlesot, =
"Burd fein Erkenntniß viel rechtfertig miaen ſoll SUN. —
Kr öffnet eine Slaſche Wein
Und laßt, des Giftes voll zu ſeyn, Pe: BER KR
Sich noch die zweyte reichen, Haged. 72
Und als dann mit dem Genitiv oft zufammen gegogen wird , Bey
und Nebenwörter zu bilden, - Anmuthsvoll, frgenevoll, ſehn⸗
ſuchts voll, mitleids voll un. ſ. f.
- Zn dem gewöhnlichen Sprachgebrauche der Sochdeutnßen fiches *
das Hauptwort gemeiniglich ganz unverändert ohne alles Merk
mahl des Genitivs, als wenn es die erſte Endung wäre. Ein Beu⸗
tel voll Geld. Eine Scheuer voll Getreide. Ein Glas voll
Waſſer. Dev Safen war ganz voll Schiffe. Das Meer iſt voll
Seeräuber, dus Buch voll Irrthimer. Der Mund lauft ihm.
voll Wafler. Der Baum iſt vol Früchte. Ein Arm voll
solz. Voll Erwartung faß ich da, Da fiefposl Schmerz _ ,'
Daß in manden.Fälen ,
Der Safen war voll feind ⸗
licher Schiffe. Das Meer iſt vol wilder Serräuber, das
Buch voll grober Jrrthümer. voll frober Erwartung.
Aber in andern Fällen if doch die erfte, oder, wenn man will,
die vierte Endung unläugbar: voll Geld, voll zolz. Die g ganze
Form iſt indeſſen elliptifeh, und verräth, daß von ausgelaffen *
den; ein Beutel voll von Geld, ein Arm voll von Holz, 8
findet nur alsdanır Statt, wenn das Hauptwort Fein Baur —
bey ſich hat. Hat es eines bey fich, fo.muß es entweder dasuon -.
vor fi haben, oder im Genitiv ſtehen. Voll von raber Erz
wartung, oder voll frober Erwartung, nicht voll frohe Erz
wartung. Voll vom ſüßen Weine, oder voll füßen Weines Be
nicht vol fügen Wein." Indeſſen taffenfich auch in diefer Form :
Sufammenfegungen machen: kummervoll, für —— ei⸗
ne ſchauervolle Nacht. —
Sehr häufig pflegt man in dieſem Falle, wenn das Merkmahl ——
des Genitivs an dem Rennworte fehlet, die Sylbe er an das voll
zu hängen, voller. Voller Gnade und Wahrheit, Joh. 1,
Das Buch if voller Irrthümer, das Meervoller Seeräubn,
das Haus voller Ungeziefer. Der Mund lief ihm voller f.
Waffer.. voller Schlaffeyn. Ein Mann voller Treue und 3
Redlichkeit. Bin:Leben voller Bübereys. Voller Wunden
feyn. Srüchte voller Saft. Womit ich voller Blödigkeie = p
ſo lange gesaudert babe, Gottſched. Der Simmel ik vollen
Gewitter. =
. Und voller Veubegierde fehielt 1.
Er bloßnad dem Gewinn, Weiße, 2
Die Götter müßten ja —
Die Erde voller Wälder machen, Hoff, i © —
Da dieſe Sylbe die Stelle des Genitivs vertritt, oder biefmeße
den Genitiv des folgenden Neunwortes anzeiget, fo darf diefes
fein nenes Merkmahl des Genitivs haben; voller Berrug, nicht
voller Berrugs. Eben fo wenig kann diefes voller gebraucht _
werden, wenn das Hauptwort ein Beywort vor ſich bat, weil die»
fes den Genitiv binlänglich bezeichnet, daher er in voH entbehr⸗
lich ift, weil in mehrern Fällen nur Ein Merkmahl des Genitivs:
ſeyn darf. volhynien und Podolien ei; noch ʒoter —
ſcher Truppen.
© Brutus, voller tiefen Sorgen
Seh’ ich dein Herz fir Rom sertbeilt, Leff.
Sind beyde gleich fehlerhaft, indemes vol: Ruffifcher Truppen
und volkriefen Sorgen beißen ſollte. Die Erde if voll deiner
Güte, nicht voller deiner Güte.
Hieraus
Ri, 1229 —
ieraus erhellet zugleich, daß dieſes er an dem voll ein wahres
AUVberbleibſel des Articulus poſtpoſitivus iſt, welcher ebedem in der
Seuꝛſchen Sprache häufiger gebraucht wurde, als jetzt, ob er gleich
och nicht ganz veralserift. Da dieſer Artikel unſern Sprachleh⸗
een unbekannt iſt, fo iſt es Fein Wunder , dag fie nicht wiſſen,
' was fie aus diefem voller machen follen, und wennja einige auf
x die Spur Famen, fo fließen fie fich daran, das voller fo wohl vor
männlichen als weiblichen Haupwörteen gebraucht wird. Judeſ⸗
- fen ift diefer gange Gebrauch des voller mehr der gemeinen und
derraulichen Sprechart eigen, als der edlern, in welcher man den⸗
ſelben anı ſicherſten vermeide, .
Aus allem, was bisher von diefen Worte gefagt worden, fichee
." man, daß voll nur alsdannals ein eigentliches Beywort gebraucht
wird/, wenn dasjenige, womit einRaun: angefüller iſt, verſchwlegen
wird. Ein voller Becher. Soll dazlenige, wonit der Raum
‚angefüller ift, ausgedruckt werden, fo muß das Wocs in der Adver⸗
einvon Wein voller Becher. Eben jo fehlerhaft ſt, wenn einige
fagen, wo fie ſich alle nfalls mit der Zuſaamenſetzuug Hätten Helfen
- -. Eönnen, ein kummervolles verz.
Da dasjenige, womis etwas angefüllet ift, feiner Menge nach
anbeftimme if, ſo leidet voll auch feinen beftimmten Ar tikel nah
fh. Doll. Güte des Heren, nicht voll der Bike des Seren,
Wohl aber das Füriwort; voll der Gute des Seren, welche ich
erfahren habe, - ; ; :
= 708, Zreimigenfigürlichen B:dentungen, von w-Ichem auch die
meiften.der vorigen Aumerfungen gelten. (+): Für betrunken,
doch nur inden harten und niedrigen Sprecharten. ° Lin voller
Menſch, ein trunfener, - Sich voll trinken. _Femanden voll
machen. Doll werden. voll ſeyn. Blindvoll, bligvoll,
hagelvoll, in den niedrigen Sprecharten, im hoben Grade betrun⸗
Een, (2) Einen hoben und doch nicht übertriebenen Grad der Aus⸗
debhnung, den zur Vollſt andigkeit gehörigen Grad der Ausdebnung
babend, nur in einigen Fällen, wie vollkommen. -Dolle Sande,
runde, Heifchige Hände, Kine volle Bruft, eine volfommme,
‚gewölbie, —
Se Seit Angeſicht it voll und rund, Weiße,
“ Fändigteit gehörige Theile, fein-geböriges Maß und die gehörige
Zahl babend; ganz. ©. auch vollig. Die Summe iſt noch niche
poll, Einen unwictigen Ducaten fir-voll ausgeben. Es bat
- fein volles Gewicht. Der volle Mond oder Vollmond. Der Mond
fen. Br baße fie aus vollem Herzen, von ganzem Herzen. Im
bolleſten Wuchfe fanden die Bäume da, Grfn. Im vollen
Laufe. Ich bin fchon volle acht Tage hier. Einem volle (völ⸗
Aige) Genügetbun. SE
Soch wird die Zwietracht nicht in wollen Slammen Iodern,
Re Sr Weiße,
Die dolle Maik, in dee Landwirthſchaft, zum Unterfchiede von
der halben, (S. Mat.) Ein voller Bogen, Inder Baufunft, der
einen halben Zirkel ausmacht, zum Unterſchiede don ritem ge:
Sruckten und dachen. Die volle Marter inden Gerichten, die
ganze Tortur, two der Inquiſit auf der Leiter ausgeſpannet wird,
(4) voll von etwas feyn, ale Empfindungen, alle Kräfte des-
Geiſtes damit bifchärtigen und folches äußern, Mr war ganz
voll von dieſer Begebenheit, fie befchäftigte feine. ganze Seelch
So auch ein volles, Herz, das ganz von Empfindungen Einer Act
befcpäftigt wird, Es überwältigee mich die Bewegung eines
zu vollen gerzens“ Alan Herz iR vol, es Bann feine Jule
nicht mehr faſſen, Duſch. BEER A
" bial, Form ſtehen. Lin Becher voll Wein ober voll Weine, nicht -
Neuere in dee höbern Schreibart ein von Rummer volles Herz. -
— S.auch vollig. (37. Im noch weitern Verſtande, alle zur Voll⸗
iſt noch nicht voll. Ich habe dir ein volles Jahr Zeit gelaſ⸗
. Bol # 1230
Yum. ». Diefes Wort wird mit allerley Nederhrilen zuſam⸗
> wien gefegt, und ninmmt feine Stelle olsdann fo wohl vorn als hin»
ten; letzteres nur allein mit ſolchen Hauptwörtern, ſehnſuchte⸗
voll, Zummervoll, wehmuths voll u. f.f. weideden Gegeuſtand
eder die Materie der Fülle bezeichnen, erſteres abder auch mit ame
dern Arten von Wörter, (S. ſie im folgenden.) Wenn es mit Beite
wörtern zufaniftten gefogt wird, ſo wirft es feinen Ton auf das
Zeitwort, und wird zur fo genaiuten untrennbaren Partifel, wel⸗
che ihre Stell: vor dem Zeuworte unveraudert behãlt, uılo daher
auch kein Augment leidet. vollenden, vollbringen, vollführen.
Ich habe vollendet, voll bracht i ſ. f. Nurpüche man ſich, nicht
ſolche Redensarten firZufannrenfegungen zu halten, welche feine
find, fonderz wo voll das gewöhnliye Rıvenwort if, Lin Glas
voll gießen, ctwas voll machen, voll füllen, voll feyn, voll
werden uff. find Fine Zuſammenſetzuugen, theils, weil Hier
fo wohl das Neben⸗ ale aud) das Zeitwort feinen eigenen volftäns
digen Eon hat, tbeils auch, weit die Bedeutung ganz einfach und
nichts weniger ale elkiprig) oder figürlich iſt. Daher folgt das Ne⸗
benwort in der Conjugation auch der gewöhnlichen Kegel : Ich ma⸗
che voll, bin voll geweien. Gottſched uud andere Sprachlehver
geben es bier ſehr ivrig für einetrennbare Partikel aus; da doch
bier feine Zuſa umenſesung Statt findet, fondern voll ein Neben⸗
wort von der gewöhnlichen Art ift,
Anm. 2. Die ſes alte Wort Lauter ſchon ben dem Ulphilas fulls,
bey dem Ottfried und feinen Seitgenoffen tul, im Niederſ. vul,
im Ange:f. ful,im Isländ. Follin, im Grlech. Aurrog. Aus
> dem doppelten I erhellet, dag es ein Zutenfionm von viel ift; und die
. genglich den Laut einer ſehr wuhlenden Meuge ausdrudt, Das
Nieder. vull beveuter fo wohl voll als viel. Ju der Selavoniz
ſchen Mundart heißt voll plue, pluy, poln, welches die Ver⸗
bindung unfers voll mit dem Latein, plenus zu bezeichnen ſchei⸗
meh Die ältefte Schreibart diefes Wortes iſt freylich follz ins
deffen iſt das f ſchon fehr frühe mir dem v vertauſchet worden, wel⸗
ches nunmehr algemeinift; ob man gleich dag f in dem Haupt«
worte Sülle und dem Zeitworte füllen beybehalten hat, ©. dies
felben,
Yollährig, adj. etadv. volle Ahren habend. Vollährigeg Ger
treide, : .
vollaͤuf, adv. im reichen Mae, überflüßig.
haben, Ezech. 16,49,
Ben, Opitz.
Daß Feld und Städte ſich an dir vollauf ergetzen,
eben derſ.
Alles vollauf haben. vollauf zu thun haben. Da war Eſſen
und Trinken vollauf.
Vollblütig, —er, —ſte, adj. et adv. voll von Blute, d.i. Die
Alles vollauf
Er mag mein Haupt vollauf begiee
les Blut, mehr Geblüt habend, als zur Erhaltung der Gefundheit
nöthig iſt. vollblitig ſeyn. vollblütigen Leuten muß man
zur Ader laſſen. Daher die vollblütigkeit.
Vollbringen, verb. irreg. act. (S. Bringemn); ich vollbringe,
vollbrachte, habe vollbracht; eine Handlung zur Bollfommens
heit bringen. Wenn er vollbracht hat das Derfühnen des geiz
ligthums, 3 Mof. 16, 20. Alſo ward alle Arbeit vollbracht —
am Haufe des Herren, e Ebron. 5,1. Wer mit den Lippen
deutet, volbringer Böſes, Sprichw. 16,30. Es iſt pollbracht!
305.19, 28. Diel anfangen und wenig vollbringen. Das
ganze Werk ward inzwey Tagen vollbracht. - Ein aufgetras
genes Geſchaft, eine Reife vollbringen. Matt gebraucht dies
fes Wort nur noch mit einigen Hauptwörtern, befonders folchen,
welche im eigentlichen Beritande eine Handlung bedeuten. Seinen
» Grimm, das Recht, das Wort vollbringen u, ff. wie ——
eut⸗
* J * J
a, > * 4 0.9 LEE, ER Li De
+ —— TA BETT. 3 a
1231 Ba en
. Beutfehen Bibel, find veraltet; Auch ſagt man nicht meht einen
BKrieg vollbringen, ſondern zu Ende bringen, jemandes Befehl
volbringen, ſondern vollzie hen eine —“ vollbringen, ſon⸗
dern lieferu u. ſ. F.
Daher Sie vollbringung und der Vollbringer, welcher etwas
voll bringet, weiches Wort dodh felten gebraucht wird,
Anm. Vollebringen fommt ſchon bey dim Milleram dor,
Nottker gebraucht dafür Folletuon, und Diifried fo wohl gi-
uusrkenfollen, als bibringen, ©, auch vollenden, voll⸗
führen, vollfreck en und vollziehen.
Polbürtig, adj.et ady. welches noch in den ed ten am üblich⸗
fen iſt. Dollbürtige Geſchwiſter, leibliche Grid wilter, welche-
-- zen Einemund eben-demfelben Vater, und Einer und eben derſel⸗
ben MuttPHerfommen, und, ebedem auch ebenbürtige genaunt
wurden, Ein vollbürtiger. Bruder, auch wohl ein Yokbruider,
ein leiblicher, zum Unterfchicde von einem Helbbruder oder
Stiefbruder. So auch eine volbürsige Schweer, Dollichwr:
fer, und dag Vollgefhwißter. Daher die vollbürtigkeit, die
Eigenfhaft, da jemand mit dem andern einerley leibliche tern
bat,
Anm. Das Wort ift von birtig, uud dieß von baren, gebae
ten, eigentlich die volle Geburt habend. Ja einem andern Ver⸗
—tttaude war vollbürtig, in den Longobardiſchen Geſetzen forbo-
ran, vielleicht richtiger folboran, ehedem ehelich, im Bergen.
faße des unebelich. Ein anderes Wert ift das Dänifihe fuldbyr⸗
de und das Schwed, fullborda, weldes mit unſerm volbrins
sen,vollenden, Aereinkommt, und von dem alten Bord oder Bort
das Ende, abſtammet, und wovon fullbördig, vollfommenift,
Dcllend, adv. ©. vollenss,
Dollenden, verb. reg. act. ich vollen Se, habe vollender; zum.
woRigen Endebringen, 1. Eigentlich, wo es nod) nachdrucklicher
iſt, als vollbringen. Eine Arbeit vollenden. Alſo ward voll⸗
endet Zimmel und Erde, Moſe 2, 3. Ich wills anfahen und
vollenden, ı Sam. 3, 12. Den Lauf, vollenden, 2 Tim, 4,7
Ein Gemäbide, eine Arbeit, eine Reife vollenden. Man ger
braucht es am hänfigfien in deredlern und feperlichen Schreib»
act, dagegen in der gewöhnlichen endigen, zu Ende bringen
a. ff. üblicher find.
Mein Mädchen mit dem ſchwarzen Haare
Vollender heute ſechzehn Fahre, Haged. ;
Um diefe Pilgeimfchaft vergnügli zu vollenden, eben
derſelbe.
2, Figürlich, zur olfommenbeit bringen, doch nur in der Sheos
logie, wiedas Franz, accomplir, Mit einem Opfer hat er in
Ewigkeit vollendet, die geberliger werden, Edr.10,14. "Die
sollendeten Gerechten, in jenem Leben nach dee Auferftehiung
der Todten. Vollendete Bürger des Himmels. Veraltere Figur
ven find, feinen Zorn, feinen Grimm vollenden, Ezech 5,13.
Bay.6,ı2. Es wird vollender werden, was dir gefagt if,
* 1,45; für erfüllet.
Daber die vollendung, auch von dem Zuſtande der künftigen
At befonders nach der Auferfichung.der Todten. -
Anm, Indem alten Sragmente auf Carla den Großen ben
bem Schilter volenden, bey den Schmädifchen Dichten, die es
ion für erfüllen gebrauchen, vol enden.
‘Das ich nulange hamgegert, ı s
Wirtdas wol endet loıfl mir froide braht,
| Reinmar der Alte.
Inglvchen für endigen ſchlechthin; wenne ii yinen Kum-
merwelle vol enden, Heinr. von Morunge,
Der Dollender, des —s, plur. ut nom. fiag. Zämin. die
Tolindreinn, eine Perſon, welche etinas vollendet. Chrißus,
RE af zu, “IR run EIN Ar TORE TEE
x —— TER a —— *
| —— ee A
ee a
.. F , D
ift se Ynfänger RR vollender des oleens, er.
12,2
Dillends, in der Deutfchen Bibel Dsllend, ein Nebenwort ‚fie
vollig. Auf daß ſie vollend die Strafe überFämen, die noch -
dahinten war, Weleh.19,4. Du ſollteſt vollend anrichten, da
ichs gelaſſen habe, Lit. », 5. Bis daß vollend dazu kãmen ih⸗
= ge Mitknechte, Dffenb. 6, 11. Es ift in der edlern Schreibart
. + veraltet, wo man dafür voll ig gebraniht, und nur noch im gemeie °
nen Leben üblich, Darnach Fonnten vollends die Leutedenfen,
tapu.f.f. Thue es vollends hinein, das übrige anch ni
Ich muß dieß Buch erft vollends ausleſen, erſt völlig. Da
nieht fein, daß du mir vollends die Leufe aufhegen, gar, %4
dieß nod. Wenn er vollends ſterben ſollte, über dieß nech,
gar.“
Anm, Das Wort fcheinet alt zu feyn, ob es zleich bisher —
bey keinem unferer älteften Schriftſteller bemerket worden. Die
letzte Hälfte iſt allem Anſehen nad) nicht das Hauptwort Ende,
ſondern die Ableitungs ſylbe ⸗end, weiche ih auch au den Mit⸗
telwörtern findet, ob ſie gleich an andern Wörtern ſeltener dor⸗
kommt. Kurz, vollend ſtebet für zeig. Dass am Ende
ift das Merfmabl eines Nebenwortes. Cpedem war dafür nur
voll üblich.“ Welicher under einer ſchweren Bürdei gat, dem
ſol man uffbelffen, un ſoll in nit voll niederiioßen, Leo
Jud. . Welches im gemeinen Leben noch hin und wieder vor⸗
—
Die Döllerep, plur. car. von voll, fo fern es —
die Fertigkeit zum überflüſſigen Gebrauche ſtarken Geträntes,
In vollerey leben. Sich der vollerey ergeben. In der Deut -
ſchen Bibel güllerey/ bey dem Opitz vollhei —
voufuͤhren verb.reg. act. ig) vollführe, habe volführen,
zum völligen Ende führen, d.1. vogbringen, vollenden, ingleichen
“ zu Stande bringen. Daß der in euch angefangen hat das gute -
Werk, den wirds auch vollführen, Pbil.ı,6. Ju weiteret
Bedeutung, thun, verrichten überhaupt. . —
Dieß alles kann mein Werk vollführen, GA, 18
voll won fich und von der That, die er vollfübrer, eben detfüfe
be. Alles, was du vollführen, ift (wird) von den Görtern
gefegnet, Gefn. Es kommt in der edlern und fenerlichen -
Schreibart üfter vor, als imgemeinen?zten. In der Bedeu⸗
tung. des Erfüllens iſt es eben fo fehr veraltet, als vollbringen
Der das Wort feines ‚Bnechts betätigt und den Rath
feinev Bothen vollführer, Ef. 44, 26. So auch die voll⸗
führung. x
Dsllgültig, —er, —fe, adj. et adv. feine völlige Strg , i
Feit, feinen völligen Werth babend, den es haben fol. Kine -
vollgülsige Münze, Das it Feine vollgültige (binlängliche) -
Entfchindigung. Das vollgültige verdienſt Chrifti. Si⸗
gürlich Heißt in der Artillerie ein Stück vollgültig, wenn es
an dem Boden über dem Zundloche die gehörige caliber-mäßige
Stärfe has, imÖegeufage des —— So auch die vollgül⸗
eigfeit. }
Die Vvoͤllheit plur! car, von v4, — betrunken, der Zu⸗
ftand, da man trunfen ff, die Eruuteitbeit. Etwas in der voll⸗
beit chun. Es kommt im Hochdeutfchen felten vor, nach ſeliener
aber in der Bedentung der Fertigkeit zur Trunfenpeit, für Volle⸗
voy, in welchem Berftande Dpig es gebraucht.
voͤllh erʒig/ ⸗er Re, adj et adv,cinvolles Herz habend, d.h,
viel auf feinem Herzen habend. Das Workift zwar nur vornehms
lich im Riederdeutfchen üblich, wo es vullhartig lautet; allein
eg verdianet auch im Hochdeuiſchen aufgenommen zu werden, jüs
wahl, da wir ſchon ſchwerherzig u: nf Haben:
z veu⸗
EN Be
”%
N er SO
—
u *
. Ein P
Sufe⸗ zugewachfen iſt. 2. In der Naturgeſchichte werden auch
0 Soauhdiedoitbufigkei. } RR
3 7 voͤllſahrig adj.etadv. feine völlige Anzahl von Jahren habend.
Man gebraucht es nur in engerer Bedeutung, befonderg in den
... Necien, fo wie großjäbrig. für mündig, die zur eigenen Vers
waltung feiner Angelegenheiten in den ÖrirBendeftimmte Anzahl
von Jahren erreicht habend, im Gegenjaße des minderjährig. So
auch die Volljährigkeit, SOSE ER: Su,
voͤllig, adj. etadv. völliger, völigfte, welche Compatation doch
nur in der dritten Bedeutung am üblichften iſt. Esift von voll
‚and der Ableitungsfplbeig, und bedeutet vermöge die ſer Zuſam⸗
menfegung voll feyend, feine Flle habend. 1. Von Wörtern,
‚welche eine Zahl, Maß und Gewicht bedeuten, alle dazu gehörige
einzelne Theile babend, wofür auch fo wohl voll als voll ko mmen
"gebraucht wird. Kin völliges Gewicht, a Mof.43, 21. Ein
‘ völliger Scheffel, 5 Moſ. 25, 15. Indeſſen wird es in diefer
mehr eigentlichen Bedeutung wenig mehr gebraucht; am wenigſten
. “aber in der Adverbials Form. Doch fast man noch ein volliges
Jahr, es it noch niche vollig Ein Fahr. 2. In vellerer und
* gewöhnlichyer Bedeutung, ale nötige Grade der Stärke und
des Ilmfanges habend, wie vollkom men, doch nur von Sachen,
völlige Arbeit, d.i. ich habe fo viel Arbeit, Als ich nur beſttei⸗
. sen kaun. Bine völlige (volfommne, gänzliche) Sleipheit. Fer
0,7 „Hge Sveyheit Ieifen. Seinen völligen Staat anlegen-allen
> feinen Staat. Se auch in der Adverdial- Form, für gänzlich,
2... Bellfommen. Ich bin noch niht völlig fertig. Brit ihm
2, vollig glich, Es if niche vollig fo groß. Du bit vällig
"von meiner Länge. Br fchlug es völlig ab. Darin bin ich
nicht vollig ihrer Meinung. In der Deutfchen Bibel wird es
noch in vielen jegt veralteten Fällen für vollfommen überhaupt
gebraucht. Der verr laſſe die Liebe völlig werden unter einz
‚ ander, ı Shefl.3, 12. Wie ihr ſollt wandeln, — daß ihr
immer völliger werder, Kap. 4, 1, 10, Ich babe deine
Werke nicht vollig erfunden, Offenb. 3,2. Alles, was vol:
Tig und herrlich war, Kap. 18, 14. 3. Im engſten Berſtande
wird völlig im Hoch, und Niederdeutfchen für corpulent ges
braucht. Ein wenig völlig feyn, ein wenig corpufent, in
völliger Mann. Ein völliges Geſicht haben, vollig im Ge-
fihtefeyn. volllommen wird häufigineden desufelbeu Verftans
de gebraucht. Luther gebraucht diefes Wort auf Ähnliche Art für
- mafliv. Das war alles völlig Gold, 2 Chron, 4,21; vou ges
diegenem Golde, Kr —
Anm. Schon bey dem Ottfried, der es ſebr häufig für voll⸗
kommen überhaupt gebraucht, fullicho, im Niederſ. pullig, im
Angelf. fullice, Unfer heutiger Hocdentiche Gebrauch iſt nur
"ein Überbleibfel des ältern, da es fo wohl für voll, als aud für
vollfommien gebraucht wurde ; daber werden fich auch die Fälle,
wo es jegt noch gaugbar ift, wohl nicht Leicht durch Regeln beſt im⸗
men laffen. —
gr —* — * ———
J
*
=
ein Ding völlig ift, ein feltenea Wort, welches nur zuweilen in den
dritten Bedeutung gebraucht wird, : k
£ Aunſt. vollkantiges Holz, welches auf allen Seiten befchlagen,
ae disvierecktzugebauen if, feine völlige Kanten yabend ; im Ge⸗
’ J Adel. W. B. 4. Th. 2, Aufi.
— *
——
MR TR a ar —
— er, —fle, adj. el adv. einen vollen Huf habend.
beißt vollbuäg, wenn die ganze- innere Höhle des
wohl die Thiere mit un geſpalte nem Hufe vollhufige genannt,
ond>auch bier nur mit einigen Hanptwörtern; Ich babe meine "
manden völlige Genüge thun, vollfommie, Jemanden volz
* Die volligkeit plur. car. die Eigenfehaft, oder der Zuſtand da
4 # voͤllkaͤntig/ adj.et adv. im Forftwefen undder Zimmermanns⸗
vBou | 1934
„genfage des baumkantigen, woran noch die Künde de Baumes
: ‚wahrzunchmen ift, 3
Voͤllkommen, adj. etadv. volltommener, volltommner, voll⸗
‚Fommenite, ein altes, jegt nur noch im figürlichen Berfiande ib.
Vicyes Wort. Es bedeutete ehedem,
. Eigentlich, an den verlangten Hr gefommen, dba es denn
eigentlih das Mittelwort des veralteten Seitwortes vollkommen
iſt, welches nach dem Muſter des Latein, pervenire gebildet wars
den, fo wie das Lat, per in mehrern Zufammenfeßnugen durch
voll gegeben worden. Von diefem alten Zeitworte fommen-noch
bäuftge Spuren vor, Zuerſt findetes ſich indem alten LegeLu-
douici et Lotharii vom Sabre 840, ve vollocamen,
bahn gelangen, bedeutet. So fi folle choment dara fi
folle chomen [ulu, wenn fie dahin gelangen, wohin fie ge⸗
langen follen, beißt es bey dem Notker, Zr weiterer Beden—
‚sung würde bernach das Zeitwort vollfommen für vollenden,
au. Ende, zu Stande bringen, gebraucht, weiche Bedeutung das
Dänifche fuldkomme, und das Schwediſche follkommna
re ‘Auf diefe mehr eigentlichen Bedrurungen grüns
en ‚ i y
2. Die noch üblichen figüielichen. Es bedeutet nähmlich,
(2) Oanz, unverfürgt, unverletzt; welche Bedeutung nur noch
"bin und wieder im gemeinen eben vorkommt. (2) Dinge, wels
he aus mehrern einzelnen Theilen befteben, heißen vollfommen,
wenn feiner diefer-eingelnen Theile daran mangelt. Line Zahl
if vollkommen, wenn nichts daran mangelt... Ein Kind if
ſchon eın vollfommrer Menſch, weil es alle Theite hat, weiche
gu einem Menſchen erfordert werden. Auch diefe Bedentung
kommt am häufigsten im gemeinen Leben vpr ; indem dafür in der
beftimmtern Schreibart vollitändig, und wenn von Zahlen die B
Rede ift, vollz ahlig gebraucht wird, (S. diefe Wörter.) (3) Ir
eugerer und geivöhnlicherer Bedeutung iſt vollfommen, nicht ale
lein alfe zu feiner Abficht, zu feiner Beſtimmung nörhigen einzels
nen Theile, ſondern auch jeden wiederum in dem gehörigen Grade
« der. Güte, oder innern Stärke habend, unddarin gegründet, So
muß wenigftens das Wort, dem gewöhnlihen Sprachgebrauche
NZ zu Folge, erfläret werden, und wenn in den philoſophiſchen Lehr⸗
büchern dasjenige voll kommen iſt, wo das Mannigfaltige auf die
gehörige Art zuſammen ſtimmt, ſo iſt ſolches eben daſſelbe, nur
miĩt andern Worten geſagt. Gemeiniglich gebraucht man das Wort
relativ, fo wohl in Beziehung auf gewiffe Theile, noch mehr aber
in Beziehung anf die Beftimmung oder Abſicht eines Dinges; weil
im fhärfften und höchſten — nur allein Gott vollko m⸗
men genannt werden kaun, uud in dieſem relativen Verſtande fürs
det allerdiugs eineComparation Statt. Jemand iſt ein vollkomm⸗
ner Redner, vollkom mner Dichter, vollkommner Kaufmann,
wenn er nicht allein alle dazu nöthigen Eigenſchaften, fondern auch
jede in dem erforderlichen Hohen Grade befiset, wofür in der ver»
traulichen Sprechart auch das Wort ganz üblich iſt; ein ganzer
Redner. In einer Kunſt vollkommen feyn. Eine vollkomm—
ne Tugend. Ein vollfommner Mann, ein ganzer Mann, der
alle zu einer gewiffen Abficht nöthigen Tigenfchaften in dem
gebörigen Grade befiget. Lin vollkommnes Glück. Das macht
mein Glück, mein Unglück vollfommen.. Sich immer volle
Fommner zu machen ſuchen. Zine vollfommne Schönbeit,
In der Welt iſt nichts vollfommen, im höchſten, abfoluten
Verſtande. Line vollfommne Lubif : Zahl, Quadrat: Zahl
u. ff. in der Rahenkunſt, deren Wurzel fich genau angeben läßt,
vollkommne Blumen, in der Botanik, welche mannlich und
weiblich zugleich find, und noch häufiger Zwitterblumen genanut
werden, Eben fo bedeutet das Nebenwort vollfommen fo wohl
im höchſten relativ möglichen Grade, als auch in weiterm Ver⸗
iii Rande,
et u * FT, —
*
21995‘
1255 Bo EN
ande, zu feinem Swede hinlenelich 4 verſtehe Big solls
Fommen. | Du Haft es vollfommen. getroffen. Sie haben
vollfommen Recht, völlig, in allen Stüden. Da es denn oft
auch andern Bey: und Nebenwörtern vorgefegt wird, fo wohl den
höchſten möglichen, als auch nur den bislänglichen Grad durfelben
zu bozeichnen. Vollfommen gut, vollfommen weife, voll:
Fommen gerecht. in vslfommen rechtſchaffener Mann.
14) Im eugſten Verſtande wird vollfommen häufig von Klei⸗
dungsffücen und andern ähnlichen Dingen gebraucht, wenn fie die
gehörige Weite und Größe haben. Ein Bleid ein wenig voll-
Tommner machen. Go wie e3 zumeilen auch für völlig, das
ift, eorpulent, gebraucht wird. Im Gefichte vollkommen feyn,
sälig,
pulenter.
Anm. Da: Wort lautet in der heutigen Bedeutung für per-
‚fectus ſchon bey dem Rotker und Stryker füllechomen, vol-
chomgn, im Riederf. vullenfamen. Wadhter, dem dag alte
Seitwort vollflommen, pervenire und hernach perficere, un⸗
bekaunt war, gerieth in Anſehung die ſes Beywortes auf ſeltſame
Abwege, fo daß er es endlich auch als eine Zuſammenſetzung von
voll und den Gricch. wuyuevog anfahe, Ehe vollkommen indie-
I fer figürlichen Bedeutung eingeführet wurde, gebrauchte Kero das
' für duruthaan, durdgethan, der Überfeger Tatiang thuruch-
tig, eben daher, ud Lipfii Gloſſator thurofremig, fauter buch-
ftäbliche Überfegungen des Lat. perfectus. Norfers durnocht
und Hornegks durn aht, volfommen, find ohne Sweifel aus du-
Tuthan, welches bey dem Kero auch duruhtonchta, lautet, zu⸗
ſammen gezogen.
ee Dolfommenbeit, plur. die —en,von dem vorigen Worte.
. Als ein Abſtractum, und ohne Plural, die Eigenfchaft, der Zus
er da "in Ding vollfommen iſt, fo wohl im abfofuten und höch⸗
Fen Berfiande, von Öott, der Zuſtand, da er alle beyfammen
mögliche Eigenſchaften mm höchſten Grade befiset, als auch im re:
lativen, derjenige Zuſtand, da ein Ding die zu feiner Abſicht oder
Beftimmang nötbigen Eigenjchäften in dem gehörigen Örade be—
fie, oder in der wiſſenſchaftlichen Sprache, die gebörige Überein-
ſtimmung des Drannigfaltigen in einem Dinge, Etwas zur Doll-
Fommenbeit bringen. Nach der Dollfommenbeitfireben, 2.Alg
ein Concretum und nit dem Plural, von einzelnen zur Beſtimmung
eines Dinges gehörigen Eigenſchaften, fo fern ſie in dem gehörigen
Srade vorhanden find, Die Volltommenbeiten Gottes, im böche -
. fen Berflande,deffen Eigenfchaften, An endlichen Dingen nennet
man allezu ihrer Abſicht nörhigenE wenfchaften, fo fern fiein dem
gehẽrigen Grade vorhanden find, gleichfalls vollkommenheiten
Schönheit, Tugend, Beſcheidenheit n. f..f. ſind vollkommen⸗
. beiten des andern Geſchlechtes. Diele vVollkommenheiten bas
ben, befigen.
* Dolltömmenlich, Volltommlich, Vollkimmlicy, ein im
Hochdeutſchen fremdes Nebenwort, weiches nur noch Bin nnd wies
der im gemeinen Leben gehört wird, für das Nebenwort vollfomz
men.
Tommen, ,
fen, als der Allmächtige? Hiob 11, 7.
—— fie über dich kommen, Ef. 47, 9.
52, Kap. 12,8.
De vsllmadıe., plar. Sie —es. », Die een: andern er⸗
theilte döllige Draht oder Gewalt, Bar in deffen Nabmen zu
thun; ohne Plutal.
len, geben; ibn bepollmachtigen. vollmacht zu etwas bar
zoben. 2. Eine Urfunde, worin jemanden eine ſolche Vollmacht
übertragen wird, daes denn im Plural nicht Vollmächte, fon,
been, nach Oberdeutſcher Art, vollmachten hat; ehedem der
Meineſt du, du wollefk alles fo vollkommlich tref-
Sa vollkommlich
So auch 4 Eſr. 8,
In der Bleidung ſteht ex volfommner — cor⸗
Das bat vollkommlich in dieſer Lehre Start, voll⸗
Femanden vollmacht zu etwas ertbris '
Ruhr ro
Iren Kine vollmacht erraten. Seine Beimade".
aufweiſen. Im Schweb. gleichfau⸗ Fullmagt, im fpätern Eat.
Plenipotentia, >
Der Dölliheier, des —e, ‚plur. ut nom. fing. it denjenigen
>
*
Niederdrutſchen Gegenden, wo.man frohnbare Bouet gůter unter
dem Nahmen der Meiergüter bat, ein Meier, welcher ein ganzes
oder völliges Gut diefer Art beſiget ; zum Unter ſchiede von dem
‚Halbmeier. ©. Meier,
Der D’Umond, des—es, plur.car, aus der W. A. der volle
Mond, derjenige Zuſtaud des Mondes, da er ung vol zu ſeyn
ſcheinet, d. i. wenn deffen ganze, gegen ung gefehrte Seite erleuch⸗
tet iſt; zum Untsefchiede von dem Ffeumonde, dem erſten und
dem legen. Viertel,
befommen wir Vollmond.
Etwas im vollmonde fürn. Morgen
Der Vollfpänner, des—s, plur, utnom. fing. in einigen&es
‘genden ein Anfpänner, d. i. frobnpflichtiger Bauer, welcher ein
- ganzes Bauergut befiget, sum huterſchiede von einem Salbipän:
ner... ©. Ynfpänner,
vVoͤllſtaͤn dig / —er, —ite, adj. et adv. alle zu feiner Beſtim⸗
mung nöthige einzelne Theile habend; im Gegenſatze des unvoll⸗
fandig oder mangelhaft. Kin vollſt andiges Wörterbuch, wor.
in alfe zu feiner Abficht gebörigen Wörter vorkommen; werdendiefe .
mis dem gehörigen Grade derÖründlichkeit, Seuchtbarfeit und Ge⸗
nauigkeit ausgearbeitet, ſo kann es erſt den Nahmen eines voll:
kommnen führen, Ein vollſtandiger Entwurf, fo fern er alle
“einzelne Theile in ſich faſſet. Ein vollſtandiger Beweis. Ein
volltändiges matbematifches Beſteck, wenn fein nöthiges Wer» -⸗
zeng darin fehler ; ein vollfommnes, wenn alle einzelne Werk⸗
zeuge den gehörigen Brad ver Güte haben. Kin volltändigerde:
griff, in der Logik, wenn nian von den Merfmahlen einer Sache
Klare und deutliche Begriffe bat, Idea adaequata. ine ——
ſtandige Summe,
Die Vollftändigkeit, plur. inuf, bie Eigenſchaft, ber Suftand,
da ein Ding vollffändig ift.
voͤllſtimmig, adj et adv. in der Duft;
ollen gehörigen „ Stimmen. ' Bine vollfiimmige Mufiß,
"Wenn die Sarfe mir ihrem vollſtimmigen Klange die Töne
einer angenehmen Stimme belebt. - Daher die voifim
migkeit.
Vsliteeden, verb, reg. act. ib volffitede, vollſtreckee dabe
vollſreckt, zur Wirklichken beingen, beſonders von Haudlungen
und Geſchaften; ein mit vollzichen gleich bedeutendes Wort, ob
v2 gleich nicht ganz ſo üblich iſt, als diefes.
jemandes Willen solfäreen, vollziehen, vollbeingen.
richtliches Urtbeil volltrecken.
eine Reiſe u. ſ. f. vollſtrecken, wofür man im Hochdeutſchen immer
lieber volbriagen, noch häufiger aber vollziehen ſagt.
die vollſtreckung.
Kram. D5 aleich diefes Wort In unfern älteffen Denfmählern Be
noch nit angetroffen worden, fo ſcheinet es doch fo alt zu
ſeyn, als ivgend ein anderrs mit voll zufanımen gefigtes Wort,
Es gründet fich auf eben diejelbe Figur, welche in vollzieben
mit vollen, % 7
Jemandes Befebl,
Enge
Eine Zeirath, ein Derlöbnif,
RN
Su
berefcht , indem ſtrecken Rehedem ſehr häufig für ziehen. ge > 7
braucht wurde.
Das Vollwerk, des —es, plur. die —s, ein nur in den Sieden -
deutſchen Torfgegenden übliche: Wort, wo eg einen Haufen aus»
geftochenen Torfes bezeichnet, welcher fein völliges beſtimmtes
Map hat, oder ein volles Tagwerk auemagt, zum Unterfoiede
von einem Salbwerfe.
voͤllwichtig/ adj. et adv. fein völliges Gewicht habend. Der
Ducaten iftnicht vollwichtig, Dollwichtige Louis d' Or. Sp
auch die vollwichtigkeit.
2 ER De"
— — u Er — ‚ein im —
fihen veraltetes, nur noch in einigen Gegenden Hbfiches Wort, fo
wobl eine Vollmacht, als au, nnd zwar noch häufiger, eine Ein
ER wißigung zu. bezeichnen. Daber bevollworten, fo. wohl bevolls
e „mächtigen, als auch bewilligcn, und vollworten, einwilligen.
vollzaͤhlig, adj. eradv, feine volle oder völlige Zahl habend.
0, ne Compagnie vollsaplig machen, fie reerntieren, Die Ars
2.0 mes iſt wieder vollzaͤhlig ‚Die Summe iſt nicht volzählig.
; So auch die Vollsähligkeit,
vollztehen, verb. — act, (©. Ziehen;) ich volltiehe, voll⸗
„309 babe vollzogen; zur Wirklichkeit bringen, von Handlängen
BE‘ Befhäften, wie die minder üblichen vollbringen, vollführen
und volliive@rn. Wir aber vollzogen die Schiffahrt von Tyro,
..Rpofl,eı,7. Da wollten ſie die zeirach vollziehen, ı Marc.
29,56. ein gerichtliches urtha an jemanden. vollziehen.
Jemandes Wille, Befehl wollzieben. Die Sache if no
ven, wofür es von einigen gebraucht wird, fondern die in dem⸗
— verglichenen. Punetz zur Ausübung ‚zur Wirklichkeit
Eis
*
—
nicht vollzogen. Einen Srieden vollziehen, nicht ihn ratiftei⸗
* ing ur — ———
x
gingen: — So auch ein Teitament vollziehen. Im gemeinen ..
Leben gebrancht man dafür häufig das Latein, ereguiven, Daher
—* boüsichung. Die Dollziehung „eines gerichtlichen ur⸗
2, ,,tbeils, die Execution. Die Vollziebung eines Teſtamentes
| = * — Bin auch vou
+. Schon bey de — filleziehen, de £.e3 aber. auch
EB lit Sehe vollenden, und follezogen,für perfectum, voll-
m
& B- Figur Statt findet, welchein voulbringen, dem veralteten
IE Seitworte vollkommen und. vollenden, herrſchet.
achſiſchen lautet af —— vullteen.
der eines Teſtamentes, wolur * das Eatsin, Breuer ge
2 bräuchlicher-ift..
Der Vollzug, des—is ,. ae car. die Sandfung, Da
was vollziebet, wie Dolziehung, und dev Zuſtand, da stinas voll-
gogen wird, Der Vollzug einen ſeirath, eigee Geſchäftes.
J Der. ‚Dolontär, des — 8, ‚plur, dies, fpeih Wolongrär, |
aus dein Franz. Volontair, ein Freywilliger, ein befonders im.
— Ariege von ſolchen Perfonen übliches Wort, welche freywillig, und-
> eigentlich auch ohne Sold, Kriegesdienſte thun. Zuwellen aber
N auch von ı befoldeten Soldaten uud Dfficiers, wenn, fie freywillig;
J— zu einer oder dev andern Unternehmung gebraucht werden.
‚Yomieren, 'verb.. reg. neutr. mit dem Hirfsworte haben, aus
„ dem Lat.vome ve, ſich erbrechen, ſich übergeben...
> vomieren geben...
. Das Domitiv, des — es plur. dir—e, eben daher, ine Ars-
J
ger, 8*
— na age
Y
#
&
t
2
Medieamen vomifieum.- . . .
> "Von, kin Barwort, welches in allen Fallen bie dritte Endung, oder:
Bi nach andern die fech(te, erfordert, für deren eigenthümtiches Merk⸗
©... mahles indem legten Tall angegeben wird. Es bezeichnet alles:
rag wegung verläffst,. eine Entfernung in Anſehung eins Ortes oder
a —
eine Bewegiung verläffee, die Richtung nach der Tiefe in Rückſicht
auf den verlaſſeken höhern Ort.
E80 De: Berg: tommer.: Dom Simmel kommen.
ngen-fallen.,
I MEN Don der Wand nehmen, Wo oft noch das herab und
Dina hinzu geſetzet — ven oben her ab ſehen. von der:
a ea De 4
Don dem Was
‚gebraucht; woraus erhellet, daß in diefem Worte eben
Im Nieder⸗
Jemanden zu:
.“ genen, weiche ein Erbrechen witket; Remediumvomitorium,. _
mahl den Ort oder die Sache, welchen eine Handlung oder Be⸗
Egentlich. (1) Einen Söbern Hüt zu bezeichnen, welchen: 1
von-drm Dache fieigen. Don:
Den. Sur vom Ropfe oder von dem Kopfe neh⸗
Naſen/ Pf. 18,9.
Tanse, vom Spielen.
® Don 1238
* Zöbe binab rufen. Jugleichen in folgenden Fällen, wo es gleich,
falls die Richtung bon einemhöhern Orte nach einem wiedrigern
bezeichnet. von dem Pferde mit jemanden fprehen, Don dem
Thurme rufen. Wo von allemapl in ſolchen Käflen gebraucht
wird, wo die entgegen gejeßte Bewegung aus der Höbein die Tiefe
mit auf ausgedruckt wird, Auf das Dach fteigen. Den Zur auf
den Kopf ſegen. Auf das Pferd keinen,
(2). Imsweiterm Berftande, einen jeden Ort oder Gegenſt and
zu bezeichnen, welchen eine Beweguug, oder als Zewegung gedach⸗
te Handlung, in ihrer Richtung verläſſet, eine entferneude oder
abſonderude Richtung in Rück ſicht auf den verlaffenen Gegenſtand,
er ſey nun ein Ort oder ein Ding. Gott ſcheidete das Licht von
der Sinfterniß, ı Mof.ı, 4.13, Von einem geben, ſtch von
ihm entfernen, trennen. Gehe weg von mit... Die Augen
von einer Sache wegwenden. Die Sand davon abziehen.
Von Berlin, von Leipzig, von Samburg Pommen.. Dagegen
die Länder und Infeln aus befommen, Der Brief war von
(au?) Rom gefchrieben, datiert... Dampf ging aus von feiner
Etwas von ſich legen. Don feinem Amte
geſetzt werden. Soll ich von dir entferne leben ? Gehe nicht
von dannen. Ich komme von Haufe, von dem Rathhauſe,
vom. Selde, vom ſofe, von Ei ſche Wir kamen eben vom
Ich gehe nicht von der Stelle. Ein
Stuck von den Tuche veißen.. Einen Buopf von dem Rode
ſchneiden. Das Getreide von dem delde thun. Etwas von
einem annehmen, empfangen. Voneinander brechen, fehneis
Een, trennen, fliehen. u. ſ. f.
Wohin auch jehr viele adverbifche und ſprichwörtliche U, A.
„gehören, wo diefe eigentliche Bedeutung des Vorivortes zum
‚tet fehnell und gut.”
‚Mann von mir, der Ordnung nad:
Grunde. liegt. Gut von Sratten geher, (9. Statt.) Es
gebet ihm gut von. der Hand, von. der Sauft,d. i. er dtbei-
Etwas von fich geben, fo wohl eigent⸗
lich, als auch figürlich,. "Keinen Laut von fib geben, Don
£eder sieben. Sich etwas vom galfe ſchaffen. Es if mir
ein Stein vom 'gersen.. Don Grunde aus. - Und hundert
andere mehr.
2. Xu noch weiterm und theilg fokefichem Berffande bezeich⸗
net es,
41) da8 Biel, bey welchen fich eine Veränderung oder auch‘
ein Ausſpruch anfängt ‚deu termipum a quo, fo wohl von dein
Drte, als der. Zeit, Er wohnt weit von hier. Dev Ort liegt
zehn Meilen von Berlin... Drey Ellen von da an..Der vierte
Mo es auch mit allerley
Partikeln verbunden wird, Don Alters ber, eine adverbifche Res
densart, und zwar dieeinzige, wo von mit der zwenten Endung‘
verbunden wird, und. welche doch gewöhnlicher ift, als Luthers von
altem ber 5 Ef. 25,1... Don Stundean, d. i. von diefer. Stun:
deran. Don Rindbeit, von Mlutterleibe an. Don Jugend
auf: von diefem Augenblide an. Don der Zeit an.
Wo es Statt des Nennwortes auch ein Nebenwott. nach ſich
leider. Von da an. Von bier an, Von min an.“ Don jegt
an. Von geſtern an. Von heute an. Von neftern ber. Ich,
ein Geſchöpf von geſtern her/ der ich vor kurzem nicht war,
- Gel... Der Weg von bier nach Dresden. Jem anden von bin»
ten, von vorn. angreifen.
Aber Futbers von jenſeit dem
Waffer; Bevb. 3,10% und von jenfeit des Jordans, Märc,3,3.
iſt im Hochdeutſchen fremd,
Wenn der terminusad’quem ausgedruckt twirb, fo beko munt
der ſelbe zu und noch häufiger bis. Und von Worten kams zu
Schlägen, Gel. Von einem sum andern gehen. Br il von
uns zum $eindeübergegangen. Dom Leben zum Tode brins
gen, Don Morgen bis an den Abend. Don dem Ropfe bis
Str auf
I:
x > 3
BMW
0
1239
auf die Süße. Von bier bis dahin. Won Ser belebenden
Sonne bis zur Beinen Pflanze find alles Wunder, Sefn,
. Wenn beyde Termini einerley Rahmen haben, fo wird das
Hanptwor‘ fehr häufig wiederhohle, und befommır das letzte Mabl
alein zu. Don Saus zu Haug geben, d; i. von einem Hanfe
zu dem andern. So-auch: von Zeit zu Zeit, von Tag zu Tu:
ge, von Stunde zu Stunde, von Woche zu Woche, von Mo:
natb zu Monath, von Fahr zu Fahr, von Stud zu Stüd,
von Wort zu Wort, von Zeile zu Zeile, von Mann zu Mann, -
von Thür zu Thür. ben fo glücklich, wie ich, fchleiche ſte
von Laube zu Laube. Ich will-von Infel zu Inſel ſchwei—
fen, meine Rube wieder zu ſuchen. Die Botjchaft, die von
Yrumd zu Munde fliegt, Schleg.
(2) Den Gegenſtand einer mocalifchen Abfonderung, Tren⸗
Aung, Entfernung, mit allerley Beitwörtern, Jemanden von
der Lurcht, von der Sorge, von einer Laft befreyen. Lrey
son Simden, von Schulden, von dem verdachte. KErlöfe
uns von dem jibel. Errette mich von meinen Seinsen. Don
allem Vermögen entblößr. Allein, beranben und beraubt lei⸗
det diefes von nicht, fondern erfordert die zwente Endung : feines
Dermögens beraubt ſeyn, nicht von feinem Vermögen. Sich
vom Erſtickten enthalten; Apoſt. 15,20; oder des Erſtickten.
Don Sinnen kommen, den Gebrauch feiner Sinne, d. 1. Empfis
"dung und Vernunft verlieren. Don jemanden laffen, ihn ver»
Yaffen, Art läßt von Are nicht. Von jemanden abtrunnig
werden. Beſonders mit ſolchen Wörtern, welche. mit ab zu-
* Fammen gefegt find. Don jemanden abfallen. Jemanden von
van andern abwendig machen. Don feinem Vorhaben ab-
fiebin. Das weit davon ab. Von etwas abſchrecken.
Ich ſtehe davon ab.
(3) Einen Urfprumg, ein Herkommen, und zwar wiederum
auf verfchiedene Art. ; ",
a. Ein örtliches Herfonmen, bloß den Det zu bezeichnen,
von welchein ein Ding her if, Der Regen vom Sımmel, Thau
von oben. Der Wind von Morgen. Dom Lande ſeyn. Ich
babe es. von ihm. Das Licht fallt von der linken Seite her⸗
tin.‘ Es iſt von gutergand, Kr bat ſie ja von mir, wie
kann ex fie verſchenken Gell, Die von Jude, von Babel.
in Bıufmann son Amfierdams Der Bönig von Bodom, »
von Juda, inder Deutfchen Bibel,
Hierauf gründet fich auch das von, wenn es im Deutfchen ein
Uırterfcheidungsmerfmabl adeligev Rahmen iſt. Heer von Salz
Benberg, von Scharfenfiein. Die von Adlerfeld. Wo es urs
fprünglich doch nur zunächtt den Det der Herkunft bezeichnete, ob
es gleich auch gar bald den Begriff des Beſitzes mit in ſich ſchloß,
weil die Adeligen die Schlöffer ind Güter, von weichen fie ſich
ſchrieben, gemeiniglicy auch befaßen. Bey den neueren Adeli⸗
gen füllt dieſer Begriff des Beſttzes ganz weg, und da iſt das von,
wenn es vot einem Geſchlechtẽ nahmen ſtehet, bloß ein Merkmahl
der adeligen Würde, mid ſolche Adelige gleichen denn den Biſchö⸗
fen in partibus infidelium der Röm. Kirche welche den Rah⸗
men vonBisthümern führen, welche fie nie beſeſſen haben, noch be⸗
fisen fönnen. In den Niederlanden hingegen und einigen Nieder⸗
Beutfohen Gegenden, two da yan auch an bürgerlichen®efchlechte -
nahmen fehr gewöhnlich if, zeigt es bloß den Ort der Geburt:
oder des Herfommiens desjenigen an, der diefen Nahmen zuerſt
ongenpminen, :
Auf ähnliche Art pflegen gekrönte Säupfer, Fürften, Grafen,
Birhöfen. f.f. den Nahmen derjenigen Neithe, Länder u. [.f.
werde ſie beſitzen, den Nahmen von vorzufigen. - Kaiſer von
Rußland, Rönig von’ Srankreich, von Großbritannien, von’
Preußen Ehurfürit von Sachſen, von Braunfgweig, Herzog
/
nem Rode, Wolle vom einem Schafe. Bin Zweig vone
‚ davon gendmmen. ‘Die $eder it von einem J—— *
ber von einem Sechte. Er wirds von dem meinigen nehmen,
0b. 16, 14. viel von feinen Sachen mitnehmen. Die Ster
Hp von dem Brunnen, Er ift einer von den befien im Dorfe- -
a
von Wirtemberz, Graf von der Mar, Erzbiſch of vonfHains,
Biſchof von Sulda u.f.f. Weil das von in folchen Fällen ge: \
meiniglich den Begriff des Befises mit bey fich führer, fo hat es
in dem Staatsrechte oft zu Streitigkeiten Anlaß gegeben, Bohlen,
machte ebedemden Ehurfürften von Brandenburg den Titel Re |
nig von Preußen ffreitig, und wollte'fie nur Könige in Preußen
nennen, weil fie nicht ganz Preußen befüßen. Noch jet weigerte
ſich die Republik Lucca, die Großherzoge von Toscana von Togs
cana zu nennen, und nennt fie nur in Toscana, damit es nicht
ſcheine, daß fie durch jene Partikel ein Recht dee Großherzoge auf
ihre Kepubl:feinräume. Daß man aber nicht zu allen Zeiten oder
analen Orten fo gedacht habe, erhellet aus dem Streite,welden
der Bifchofvon Speyer 1585 mit der Reichsſtadt Speher über dier
fe Partikel hatte. Der Bifchof ſchrieb ſich Biſchof zu Speyer; das
gegen die Stadt ibn nur von Speyer nennen wollte, die fi aber
in dem Vergleiche von 1589 zuder erfien Partikel verfteben mußte,
N b. Das Ganze’ zu bezeichnen, deffen Tpeil das andere
Ding geroefen. Die Bruſt von einem Widder, das Sett von
©chfen, ein Viertel. von einem Lamme. Lin Singer von dem
heil: Burkhard. Das ift doch Bein von meinen Beine
ı Mof.e,23. Gib mie ein Stud davon. Bin Zipfel.
Baume. Zr aß von feinem Biffen, und trank von fe
Becher, (aus feinem Becher,) 3 Sam.ı2,2.. I babe
Einer son dem Pöbel, beffer aus. Siner von uns, oder unter.
uns,
uns, viele von uns, wo auch unter ſtehen kann. Erif auch
einer von denen n.f.f. Don ſtehet indiefem Falle am fiderften
alsdann, wenn der Theil nicht mehr mit dem Ganzen vereiniget
iſt; ift er aber noch als ein Theil des Ganzen anzufehen, fo fiebet,
wenn von Verfonen die Rede id unter. Die Urfache liegt in dem’
Begriffe der Entfernung, welcher mit von verbunden ifl, von
(unter) allen in keiner zärtlicher als er. Gefällt ihnen nicht
die Göttinn der Schönheit und Liebe, wenn fie von (unter) .
„allen Bäumen die kleine Myrthe ſich zueignet Jacobi. °
dafür der Genitiv gebrauchen, wel⸗
In manchen Fällen läßt fi
ches doch nu: felte: geſchiehet, auch Miß deutnug veranlaffenfann,
indem der Genitiv eigentlich andeutet, daß der Theil noch mit hi
dem Ganzen vereinigt iſt. Der Singer des heil, Burkhard hat
Wunder gerban, Fann den Finger des noch lebenden Burkhard
bezeichnen ; allein, der Singer von dem heil. Burkhard deu:
ter die Keliquie des verfiorbenen Heiligen an. a
Dagegen ifter, im Ganzen genommen, als ein Fehler zu be
teachten, wenn man von in ſolchen Fällen gebraucht, wo der Theil
noch mit dem Gauzen vereinigt if; in welchem Falle der @enitin
ſtehen muß, Die Wand von dem Haufe, Sie Provinien von‘
Deutſchland u.f.f. für die Wand des Saufes, die Provinzen
Deurfhlandes. Nur alsdann wird von erfordert, wenn dee
Genitiv eines Wortes unkenntlich ift, oder eine Härte verur ſa⸗
den würde, Die Provinzen von Aft ika, die Theile von Ame:
vita, weil Yfeifas, Anrerifas hart und ungewöhnlich klingt, da⸗
gegen man richtig fagt, die Theile Aſtens, weil diefer Genitiv ge⸗
wöhnlich it. Doh davon bernag. KR
e. Die Materie, woraus etwas beſtehet. Gott machte
Adam Ride von Srilen, ı Mof. 3,21.’ Eine Brone von Dor⸗
nen. Eine Säule von Marmor. Ein Ring von Gold, Kin
Haus von Stein, yon Holz. Don gutem Schrot und Korn.
Das Bier ift von Gerſten gebrauet. Lin Sad von Leder.
Kin
f
Der gelehrteſte von allen, beffee Inter, Beiner »o Be: =
—
a."
—*
> mägprigen biſt du geſegnet, Moſ. 49, ‚25.
= Baum iſt von drm Winde umgeriffen worden.
EURER, von Beäurden. Kaffeh von Bicheln. Der Xu
iſ von Böls, der Spiegel von Glas, der Beutel’ von Leder,
die Schnur von Seide. Sehr oft bediener man fih Statt diefer
N Mer zu reden des Abjertive., Ein leserner Beutel, ein goldener
ing, ein ſteinernes, bölgernes Haus u.f.f. Nur in der Ad:
perbufs Form bedienet man fich. lieber des von. ‚Der Beutel it
ledern, beffer von Loser.
>... d Eine wirkende, hervor beinginbe Urſache. Willſt du
nicht von unſern Händen kerben? Fer. 11,21. von der Gig,
von vielem Stusieren, ‚von vielem Arbeiten krank wer⸗
den. Dom Glanz vor ihm trennten ſich die Wolken, Pf. 18, 17.
Ich bin müde von Seufzen, Pf. 6,y. Don Gottes Gnaden,
die alte Formel‘ —— Herren.
den Sefen.. Eu
Befonderg, wen Heben diefem Begriff der wirkenden Urſache
auch der Begriff der Herkunft, der Serſtammung vorſticht. Dom
Seven kommt, was die Zunge reden ſoll, Sprichw. 16, 1. Ich
babe es von ibmgeierner. Don wen weißt Judas? Etwas
won freyen Stinten chun, aus eigenem Autriebe. Er ift von
Frarurfo, Der Sehler verbeſſert fich von füch feld. Das ver⸗
feher ſich von feld#. Was willitdu von mir?
In den — wird die wirkende Urſache durch andere
her Musgebrüsft; doher von in diefer Bedentung, wenn die
nge Nedensart thätig ift, nur ſelten gebraucht wird. ‚Deito häus +
en iſt es in diefer Bedeutung in paffiven Anzdriiden, wenn das
Rennwort i in der thätigen Form in der erffen Endung ſtehet. Don
” jemanden. gefeben, geliebt, geſtraft werden.
Vor den Wür⸗
mern gefreffen, von den Mäufen 5 werden. Der
Don dem
Seuer verzehrer werden. Wohin auch die R. A, mir Laffen aebör
vun, wo die Bedentung gleichfalls paffıv iſt. Sich von jeman⸗
« den Beilm, mablen laffen. Ich Iaffemir von ibm nichts bes
fehlen. Solte ich mich von ihm verunglimpfen laffen ? Wo
von auch ausgeläffen und alsdann das Nennwort hatt der drir-
ten in die pierte Endung se: st wird. Sollte ich mich ihn be⸗
—* laſſen?
Uns warum ließeſt $u dich ihn zum Altar führen * Mei Be
Die wirkende oder hervor bringende Perſon feber, ſtatt des von
oft in der zwenten Endung. Ein Gemäblde von Titian, und
ein Gemäblte Titians. Ein Gedicht von Gellert, und ein
Gedicht Gellerts. Eine Uhr von einem großen Mleilter, iſt
- Ablicher, als eine Uhr eines großen Meiſters. Der Befehl vom
Bönige, beffer der Befehl des Röniges. Söhne von Einem
Vater, und Soͤhne Eines Vaters. Überhaupt ſcheinet es, daß
von in die ſem Falle richtiger ſteht, als der Genitiv, wenn dieſer
‚ine Swepdeutigteit verur ſachen und den bloßen Beſitz andeuten
konnte. Eine Uhr Müllers, kann eine Uhr bedeuten, welche
Müůllern geböret ; Aber eine Uhr von Müller bezeichnet Müllern,
ale den Ucheber, den Meifter,
Wenn das zu von gehörige Wort ein Fürwort iſt, fo findet der
Genitiv ohnehin niche Statt, Bin Gedicht von mir.
Kin Blick von eu lehrt fie die Bere Pflichten,
Gell.
Zu dieſer — der hervor bringenden Uefache gehören
auch folgende eigentlich elliptifche Arten des Gebrauhs, Das
war ein großer Sehler von meinem-Bruder. Das war ein
R verſehen von mir. Don ihm in das doch auch nicht recht. Die
VOffenherzigkeit it noch eine Tugend von mir, Sad, Es winde
— billig von din geweſen ſeyn.
Mich wunderts nur vom zunde,
— Daß er niche um ſich beißt, Roſt.
Der Teig quille von '
Den dem All⸗
ter verflanden werden imäüffen, Bin Mann von Stande,
Gluͤck.
Lsanäien Bnp nr
Bon 1242
-Diefe und andere Ähnliche in der vertraulichen Sprechatt üßiche
Ausdrücke fheinen elliptiſch zu ſeyn, ſo daß ein paffves Zeitwore
‚ausgelaffen worden. Ein Schler von mit, d.i. ein don mie bes
gangener Fehler, x.‘
4) Sıbe bänfig bedient man ſich and biefes Bormorfes,
wenn die Theile angegeben werden, woraus ein Ganges beſtehet
- wenn gleich das Ganze nur ein Abſtractum iſt, eine Fotıfegung
dee vorigen Bedeutung der Materie. Line Allee von Rirfchbäus
men. Eine Hallevon Säulen, ı Kön.7, 5. Die Wohnmg folk
du machen vonzehn Teppichen. Zine Schnur von wolf El=-
len, welche zwölf Ellen lang iſt. in Laß von fehs Bimern.
Lin Maß von dreyßig Rannen. Srüchte von diey Monser,
4Eſr. 6, 21. in Pad von hundert Pfuns. Kine Summe
von hundert Thalern. Kin alter Mann von achtzig Fahrer,
- Sie ziert fih ja, wie ein Kind von acht Fahren, GiU. in
Kind von drey Menathen. Eine Biblisthef von tauſend Bil»
ern. Wo das Alter, die Zahl,-die Schwere u.f.f. als das
Ganze angefehben werden müffen,
(5) Beemutblich geſchiehet es zur Nachahmung diefes Gebrau⸗
ches, wenn man fich dieſes Vorwortes bediener, die Befchaffenheie .
einesDinges auszudrücken, fo fern felbige permittelſt eines Harpt⸗
wortes ausgedruckt wird. In den RA. ein Prinz von Geblüte,
einer von Adel, ein Junger von Asel, ein Mann uch Stans
de, von bober Geburt, ſticht zwar. der Begriff der Herkunft
deuntlich vor. Allein, es gibt doch noch eine Menge ähnlicher,
HA, die fich darans nicht erklären laffen. Here, Sere, Gott,
von großer Gnade und Treue, 2 Mof. 34,6. Yon ſchwã chli⸗
cher Geſundheit ſeyn Aſahel war von leichten Süßen, 2 Sam.
2,185 welche R. A. doch nicht mehr gangbar iſt. Ein volk von
tiefer — — und vonundentlicher Zunge, Ef. 33, 19. Ein
Mann von dem beiten Gemütbe.. Eine Perſon von gutem
Wucfe. Ein Rieid von dunkler Sarbe. Sie find alle von
einer Größe, Schwere. Ein Demant von großem Wertbe,
von vielem Glanse. Eine Speife vom gutem Geſchmacke.
Ein Sachſe von Geburt. Eine Sache von Wichtigfeie. Mr
it nicht von vielen Reden, er ſpricht nicht gern viel,‘ Pr if
ſchon ein Mann von Fahren, beffer bey. . Wehe des Volks
von großer Mifferhae! Ei.y, 5. Ein Werkzeug von befonde:
ver Güte, Ein Mann von deinem Verfiande, Vermögen,
vondeiner Geburt, Gelehrfamteie u.f.f. Die Sache ift von
Feiner Dauer.
An vielen Fällen wird das zu dent legten Hauptworte gehörige
Beywort weggelaffen, da alsdann gut, viel, groß n. f.f. darun⸗
So
wird der Mann von Geſchmack in den Künſten ein Mann
von Lebensare mit einer gehorigen Anwendung deſſelben auf
die Geſellſchaft, Gel. in Mann von Derdieniten, von
Khre. Die Sache iſt für euch von Solgen. Lin Mann von
‚ Dermögen u.f.f. Welche Elipfen, ob fie gleich Nachabmungen
des Franzöhfehen ſeyn mögen, nunmehr bereits allgemein find,
und von jebermann verſtanden werden, daher es unuöthig und -
unnüs feon würde, fie mit Gottſcheden zu tadeln.
(6) Eine befondere Art, die Beſchaffenheit eines Dinges
vermittelt diefes Vorwortes auszudrüden, iſt folgende, Sie iſt
ein rechter Teufel von einer Srau. Es iſt ein Abſcheu von
einem Menſchen, Gell. Sie it eine gure Art von Frau,
für; eine Sratı von gufer Arts Das’ if nur ein Traum vom
‘ein Ungeheuer von einem Thiere, rin ungeheurcg
Shier. Ein Auebund von einem ehrlichen Manne " Lin
Wundervon einem Menſchen. Ein Schurke von einem Bes
dienten, Welche Art des Ansdrucks ih doch nichrinal a Bil
(r} Tog
- Ten aͤnbringen läſſet.
iii 3
’
ENT er Ma NED ad P
vermitielſt eines Beywortes ausgedruckt wird, und. der Theil ange
deutet werden fol, weichem daffeloe eigentlich zukommt, —
alsdaun das von befommt, Br if Flein von Perſon, d. i. der
Perſon nach, was feine Perfon betrifft. - Ein Dogel ſchon von
I Sedern ſchon von Geſtalt. +
Der heiß von Worten ıff, und-frofiig von Geblüte, Drig, .
Don Schenkeln leicht ſchon von Seal, Gel,
‚Schlank son Sliedern, braun vo ngaaren, &
Blau von Augen, ſchlau don Blicken, Eron.
Weiß won Stirne, Hals und Bruf,
Schwarz von Aug und Haaren, Hader.
Weldye Arten des Ausdrndies fich oft umfehren und. in Bieporige
Er ik von kleurer Perſon.
In manchen Fällen laſſen fie
Ex it kleiner Pevfon,,
fünfte Bedeutung verfegen laſſen.
Sin vogel von fchönen Sedern.
ſich bloß durch den Genitiv ausdrucken.
fehöner Geftalt.
) Moch üblicher iſt dieſe Partifel, wehn die Beſchoffenheit
(8) In manchen Fällen dienet die le⸗ Vorwort auch, die Art
Ich habe Gott von Anztzeſtcht ges
ſeben, Moſ. 32, 303 dem Angefichte nach, leiblich. Ich
enne ihn: von, Perſon, von Anſehen. Von Perſon bat fie
mir gefallen, Gel. ihrer Perſon, äußern: Geſtalt nad, Dir
follt Gott lieb haben von ganzem Herzen, Luc. 30,27, Von
gerzen gern. Ich liebe ihn von- ganzem Herzen ‚> baffe ibn.
von ganzer Seele; iu welchen letztern R. U. doch dir Bea
griff fo wohl der Herfunfi, als auch der wirkenden, ‚Urface,
hervor ſticht
und Weiſe zu bezeichnen.
Wohin aud einige adverbifde R. A gehören. von ‚neuen, -
nicht von neuem, oder vom neuen. (S. in der Anmerf,) d. i, wies
derum, abermabls. Etwas von neuen thun, anfangen. So auch
von frifchen, in eben derfelben Bedensung. Don ungefähr, auf
ungefäbte Art. Er Pam von ungefähr dasır. N
‘Sie that, ald Fame ſte nur fo von ungefäbr, Gel.
Don nothen haben, S. Donnötben..
(9) Seht häufig: bezeichnet es die Materie, den Inhalt
eines Geſorãches, oder einer fo wohl fchriftlichen, als mündlichen
Hedr. Von etwas fprechen. Semanden von etwas Be:
richt / erſtatten. Don einer Sache handeln, Eine lange Er:
zählung von etwas machen. Das Währchen von der Ton:
ne,, von, dem gehörnten Siegfriede.. - Die Sabel. von dem.
)
zuchſe· Das Buch von den Streiten des Kern, 4 Mof..
ı 21,14. Bin Gedichte vom Tode, Die Lehre von der Bu—
fe. Das Gefeg von den Thieren. Das Evangelium von
Chrifto. Der erſte Theil des Buches handelt von den bür⸗
— Pflichten. Man redet, ſpricht von dir. Die Re—
de iſt davon m. f. f.. Davon iſt die Rede, die Irage nicht.
von bezeichnet allemabl den Inhalt der Rede, über aber den Ge.
gerftend, der Daben zum Örunde liegt, und durch den Juhalt ent
mwidelt wird.
Zoangelium,. über die Epiſtel van der fleiſchlichen Sicher:
.. beit predigen,. Auf nad bey zeigen blog die —“ die:
Beranlafiung an;
v0) IB einigen Fällen bezeich net das von den Gegenſtand
noch auf eine andere Urt, beſonders wenn derfelbe noch näher, als
ein Theil eines Ganzen betrachtet worden, als in der vorigen Be:
teutuna. Don etwas Erwähnung ehun; buffer, einer Sache Er⸗
wähnungtbum. Jh babe nichts davon gehöret, gefeben,. ge
ſpuret/ geſagt. Was baltft was urcheilei du davon‘: Ich
weiß nichts davon, vonder Sache;
Sol” er auch von meiner Lil ſchon wiſſen, Gottſch.
Wo etwas darunter verſtanden werden mug, viel Rühmens
von etwas machen,
Ich bin daron verfichert, wo auch der
>
Eine Predigt vom Tode über das ordentlihe
vom Schlaft erwachem
von Raphael,
deſte Einſtcht ven etwas haben.
zeugt ſeyn. Sagen ſte der Geſellſchaft nichts von der Sache.
Der Begriff von der Billigkeit, oder der Begriff der Billige
keit. Ein Beweis von etwas. Meine Sohaprung muß ihr
nen der ſicherſte Beweis von meiner aufricptigen Liebe jeyn,
Sell; wo auch der bloße Geniviv fupen Fi fan. Profeſſton von
etwas machen.
(13). Kuch gibt es Fälte, wo von! en Gegen tonb begeicguet,
wenner ein ganzes Geſchlecht, eine ganze‘ Art ft, wo die Bebenr ,
tung eine Fortjetzung von (3) b. zu fegn fpeinet. Was- font von
Wagen in Agypten war, 2 Mof. 14, 17; wo au anıfleben
Tann, an Wagen, —— von Seien, Ebl und
Chron. ————
— findet, id bin — Stiche die mins
von etwas überf ihrt, übers
(13) Ingleichen, wovon einen Det bezeichnet, do nur —
fern der Begriff erweder. der Entfernung oder des Niefprungeg PA- -
bey; Statt findet. Don der Seite ſtehen bleiben
Sie trifft ihn ſchlafend an⸗bleibt von der Seite Beh
Gelkert,, > a
von fern heben, in der Seen Etwas Yon fern. feben ; * —
ren, ſpüren, aus der Ferne, Ih hore es von weiten· Wir.
find von allen Seiten amringt, auf allen Seiten, Sid von
beyden Cheilen Mübegeben, .
(14). Oft ſchleicht fich bey Diefem Borworte ne
des Aufhörens mitein, der egfeichfalseine 5 Figur der ——
iſt. Don der Arbeit ruhen.
Denn will ich ohne Reu von meiner Arbeit zb,
GER. je
Noah erwachte
1 Mof.9,24. von dem Sieber; von einer Brantheit; genefen,
von feinem Schveden; von feinem Eriaunen, von au ® Br -
macht wieder zu jich ſelbſt Fommen.. - 5%
(+5) Unter dem bisberigen Bedeutungen: Fommen
kann, zumaßt,. wenn derfelbe Feine Mißdeutung ober Zwapdeur
", tigfeit verurfacht, Dev Befehl: ses Koniges, ein Befehl von
Sem Rönige, ein Gemählde Rapbaels, und ein Semlde
Sohne Eines Vaters, aud Söhne von Kir
nem vater; 100. bie legte Art des Ausdruckes den Yrieanng uã⸗
ber beſtimmt.
"Km Riederdeutichen iſt es indeſſen auch eht gewöhnlich. re
den Genitiv des Befißes oder einer Eigenfhaft, Anweſenheit
an einem Dinge, vermittelſt des von auszudrucken welcher
Gebrauch ſich denn der Franzöfifchen Gewohndeit nädert, wo
der Genitiv überhaupt mit de ausgedruds wird. -Das Sans
von meinem HTachbar, meines Nachbars Hans, Welchec
; me bres .-
ve vor, wa flatt des. von auch der Geuitid gebraucht werden .
vr
Gebrauch ſich auch in vielen Fällen im Hochdeutſchen einge · €
ſchlichen Hat, und von Gottſcheden und andern ireig für einen
Gallicismus ausgegeben wird‘, da: er in der Mederdeutſcheg
Mundart völlig gäuge und gebe iſt. Den Schein von der Tu⸗
gend haben, fir den Schein der Tugend, wo aber von rich ⸗
tig ſtehet, wenn die Entlehnung, die Herfunft: näher bezeichnet
werden ſoll. Die Sarbe von diefem Tuch iſt ſehr verſchoſ⸗
fen. Das Ende vom Liebe, das Endedes Liedes. Die Shwär:
ze von der Dinte. Die rau vom Haula. Der Sohn vom:
Saufe: Der Vater vonder Tochter wird ve nit mehr ins
Haus gelaffen haben, Bel,
Einige dieſer Nedensarten find bereits füallgemiei, dat man:
ffe nicht tadeln darf, zumal, "da die Grängen dis Genirios der:
bloßen Anwefenheit niit den Fällen, wo von gehraucht wird, vie
merklich zuſammen ſchmelzen, Daher fir ſchwer zu beffiiumen find.
JIudrſſen gebraucht man das ren am ſiche irn, wenn eine Mig⸗
; —
=
4
RL’ Bon ac
i —— iſt/ und der Sentiio “6 — wicht ſchick⸗
nicht ohne Mißklang ausdrücken läffet. Bine Samm:
— Dümfte, sine Menge Liebesbriefe.
nicht deutlich beſtimmt it, fo ſagt man lieber, eine Sammlung
Son Dünfien, eine Menge von Liebesbric fen. Eine Menge
* verliebter Briefe hingegen, hat das Mertmohl des Genitivg fehr
— det dieſes bey ſolchen eigenthümlichen Nabmen Statt, welche feis
nen gangbaren Genitiv baben,oder deren Genitiv einen Übelflang
7.0 machen würde, Die Söhne von Facques Vincent, anflatt, die
— Sbobne Facques vincents; wofür man doch mit dem beſtimmten
J Artikel fagen könute, des Jacques vincent. Die Theile von
Afrita, die Einwohner von Amerika. Die Abtretung von
» and und Leuten, wofür doch eine Ugiſchrelbung ſchicklichet
2. fepmwürde. Die fandigen Gegenden von Afrika und Amerika,
{ x + Die Größe von Paris; aber, die Größe Berlins, Wiens, Die
adge von Caleis; aber, die Lage Londons. : :
Eben fo gewöhnlich ift, den Genitiv mit von anszudrudfen,
wenn ein Pronomen poſſeſſivum dabey iſt. Kin vertrauter, ein
Freund von mir, für mein vertrauter, mein Freund. Ein
guter Sreund yon meinem Manne, Gel, ein guter Freund meis
mes Mannes. Kr if ein Freund von unferm Haufe. Diefe
“= 9nd einige Ähnliche Ausdrüde find wegen ihrer Algemeinheit
A . gleichfalls dor allem Tadel gefichert; nur müffen fie nicht ohne
«= Beurkheilungskraft nachgeahmet werden, Das ganz geborfa:
J mer Diener yon ihnen, für ihr ganz gehorfamer Diener, iſt eine
dieſer unſchicklichen Nachahmungen.
—
=
*
2
5
Deutſchen Sprache, und die bier angeführten Bedeutungen find
nur die am meiften hervor ſtechenden Fäle. Sie fliegen indeffen
Re ’ alle aus dem eigentlichen Begriffe der Entfernung, und. der darin
gegründeten Figur der Herkunfther, Wenn fich noch ein Neben,
Re "wort bey den Nennworte befindet, fo ſcheint es gleichgültig zu ſeyn,
> ob man das von unmittelbar vor dem Nennworte feget oder nicht.
Pas Urtheil von faſt allen Einwohnern, oder fo ven allen.
1.
:
E *
— verluſt von unsefabr tauſend Mann, em ungefähre
o
Be von wegen ift ein im Sochseutfegen veralteter Heonakinns,
— Be, Don werien meines volts, Joel 3,7; wegen meiner Bolfs, So
I. Fand) von wegen der gerodias, Matth. 14,3; von feiner we:
J "gen, Rap.27,19. “Don ihrer vater wegen, Dpis,
hi 0, Die Bilder, die hier ſtehen
Bon welcher wegen. du pflegt oben an zu eben,
eben derf,
"vom * Baifers und Reiches wegen, im Nabmen des Kaifers
"und des Reiches. Aber von Rechts wegen iſt auch im Hochdeut⸗
ſchen allgemein, Noch mehr veralierift von Willen: von meh⸗
ee rerer Sich erheit Willen, für, um mehrerer u. ff. 2
nn ae Egife die Frage: ob man von heuem, von felfehem; von
" euch wonneuen, von frifchen, von weiten ſprechen und ſchrei⸗
“benmäffe, Die mittelffe Form iſt zuverläſſeg irrig, weil Bier Fein
beftimmter Artifel Statt findet, deſſen Verkürzung vom iſt; die
‚ Teste ift im gemeinen Leben am gewöhnlich den; die erite aber wür⸗
de die richtigſte ſeyn, wenn erweislich wäre, daß nen, friſch und.
weit hier entweder als Subftantiva oder auch im Singular ffäns
"der, Alein,esift wahr ſcheinlicher daß bey den beyden erſten Ding
ausgelaffen ift, welches ehedem ſehr bänfig in folchen advrrbirchen
RN. gebraucht wurde, (S. Ding,) von neuen Dingen, von friz
- {chen Dingen ; da denn neuen als der Plutzd anı richtigften fehr
wñrde. Im Sserdeutfähen fagt mau no 5 ist. neuer Dingen,
“ für von neuen. Das ähnliche aufs neue, uud mie ebeſtem für
-
Da hier der-Benitiv -
beftimmt, daher das won bier ungewöhhlich it. Noch. mehe fire
Anm. Diefes von ift eine der vieldeutigffen Partifeln der
* weitem, Her, vom neuen, vom frifchen, vom Weiten, oder
En ei ae *
—
— > “ >. .“
en — 8 1240
mie dem ebefien, —— indeffen für den Sinsular. *r der‘
RA, von weiten Fonnte Örten verſch wiegen feyu.— Sich auch
vonn othen.
Alle audere Vorwörter werden mit Zeit! wörtern zufanımen, je -
fest; nur diefes von nicht, weil dag außer der Zuſammenſetzun;
" prraltete gb dafür eingefüprt if,
Dirfes alte Vorwort lautet ſchon im Iſidor und Kero kona, bey
dem Willeram u. ſß vone, im Niederf. van, im Dän. fra, und
in Shwed. fram und fei, welche letztern zunächft zu unferm
fern gehören. Don iſt eine der Deutſchen Sprace vorzüglich eiges
ne Partikel, dagsgen das gleich bedentende ab in allen verwandten
und vielen ganz fremd ſcheinenden Sprachen angetroffen wird,
Vonnothen, adv. welches aus von und dem Plural des Haupt«
wortes Noth zuſan?men gezogen ift, und nurmitden Zeitwörtera
feyn und haben gebraucht wird, Es bedeutet fo viel als‘ nöthig,
notwendig. Ich babe Geld vonnöthen, brauche Geld, habe
es nöldig. Die menschliche Vernunft hat die Unterhügung und
Sandleitung dev. göttlichen Offenbarung vonnsthen, Bell.
Ich habe nicht vonnothen, ihnen. von sen alisgebreiteten
Üugen zu Sprechen (zu ſagen), welchen Schriften von diefer
Gattung Kiften Föonnen, Wiel, Geduld ift bier vonnörhen.
Mitdem Berbo haben wird es auch zuweilen mit der zweyten
Endung verbunden. Wlan bat To vieler Worte nicht vonnöthen.
Daß der Plural von Noth ebedem fehr gaugbar wär, it ſchon bey
dem Worte Noth gegeiget worden. > _
Dir, eine Partikel, welche in gedoppelter Geſtalt gefunden wird,
und ü berbhaup eigentlich ein eher ſeyn bezeichnet,und zwar fo wohl
dem Dete, ale der Zeit nach. Sie iſt, \
I. Eine Präpoittion, welche br wohl die dritte ‚als die vierte
Endung des Nennwortes erfordert, jene mit dem Begriffe der
"Ruhe, diefe mit dem Begriffe der Bewegung.
. Mic der. dritten Endung, wo fie überhaupt ein eher
fenn bedentet, als einanderes Ding, fo wohl der Zeit, als dem
Orte nad.
6) Der Zei it nach, eher als ein anderes Ding, im Ger
genſase des nach. Seines gleichen war vor ihm kein König
gewejen, 2 Kön. 23, 25. Vor Tage aufitehen. Vor der
Zeit kommen, vor der beſtimmien, gehörigen Zeit, Drey Tage
vor. der zochzeit. Ih bin lange var din, da geweſen. Vor
mir. it dieſe Ehre noch Feinem widerfahren. Vor diefem, sur
ſammen gezogen vor dem, vor diefer Zeit, -chedem,
Diefe Bedentung iſt ſehr — und der Gebrauch de⸗ vor
leitet in derſelben feinen Zweifel, daber es wider alleu Gebrauch
id, wenn einigeältere Sora hlehrer das vor, wenu et von der
Zeit gebraucht wird, auch mit der vierten Endung derbinden, und
zum Beyfoiele die R. A,anfüdren, Bor den Bruder etwas bitten,
d, 1. eher, als der Bruder, welches von por dem Bruder, in deffen
Gegenwart, unter ſchieden ſey. Allein das Benfpiel iſt nicht aus
der Sprache ſelbſt hergenommen, ſondern wilfführlich gemacht.
Im genteinen Leben hört man zwar, vor ein Paar Jahren, allein,
in der anfländigern Sprechart ſagt man BaiBR lieber vor einigea
Jahren.
Am gemeinen Leben kommen einige Fälle por, wo vor init der
zwepten Endung verbunden zu jepn ſcheinet. Vor Alters, d.h.
‚eheden, vor Morgens, vor Abende, vor Winters, Allein,
da man —5 vor Hachts, welches nicht der Genitiv ſehn
Faiın, fo ſiehet man wohl, daß die Hauntiwärter bier vermittelſt des,
adverbiſchen 8 zu Nebeuwsrtern gemacht werden,
Übrigens gehöret zu diefer Bedeutung der Zeit auch das folgene
de Nebenwort vor.
(2) Dem Orte nach, das Verhältniß zu bezeichnen, da
ein Ding den Orte nach eher ift, als ein — und zwar, wenn
es
RR 247
es im Stande der Hube if, ade: die Sändlung in dem Raume vor .
Bor
v>
dem andern Dinge eingefchloffen bleibt.
5 a. Eigentiſch, wo es dem hinter entgegen ſtehet. vor
Sem Thore fteben, ſizen. Es lieget vor der Thur,. Bor ei⸗
nem fliehen. Er fiel vor ihm nieder. ‚Var dem Tifche ſitzen.
Der Rrieg it vorder Thür, iſt nahe. Das ſchwebet mir noch
immer vor den Augen. Ihr Bild iſt mir noch immer vor
den Augen. Wie ein Srühlingsnebel vor der Sonne ver:
ſchwindet; wo fi zugleich erwas von der folgenden Bedeutung
ter wirkenden Urfache mit einfchleicht. vor jemanden ber, bin,
' Binab, hinaus gehen. Traurig trieb er die Schafe vor fich ber.
‚ Bordem Thore fpazieren geben, wenn man bereits außer dem
Tbore iſt; hingegen, vor das Thor geben, deutet am, daß die
Bewegung erſt dahin gerichtet teird. Einem vor Wind ſeyn, in
‚der Seefahrt, eigentlid) ibm vor dem Winde feyn, den Vortheil
tes Windishaben, der Gegend, woher der Wind fommt, näber
fenn, als ein anderer, Vor der Hand, für jegt. Laffen fie
das vor der Sand gut fen. Kigig vor der Stirn feyn,
6. In weiterer und fiaürlicher Bedeutung.
a. Eine Gegenwart zu beziichnen. Br bet es
vor meinen Augen gethan. Vor Gott und ber Welt firaf-
bar. feyn, nad dem Urtheile Gottes und der Welt, Das iſt
vor Gott unrecht. - Gott vor. Augen haben, fich beitändig
an ihn erinnern. Beſonders, wenn das gegenwärtige Ding zu⸗
gleich, die wirkende und veranlaffende Urſache der Handlung iſt.
Vor jemanden aufſtehen, aus Ehrerbiethung für ihn. Den
gut vor ihm RER, Schämeft, ſcheueſt du dich nicht
vor mid? wirft meine Gegenwart feine Scham, feine Scheu
ben dir ? Ich ſchame mich vor mir ſelbſt. Vor einem nicht
beftehen Fönnen. Die Augen vor jemanden nicht. aufbes
‘ben. Sich vor jemanden‘ demürbigen. vor einem ver»
‚Rummen,
ß. Ein Beflreben , die Gegenwart eines Fandern
Dinges zu vermeiden, wo e3 mit allen den Seitwörtern gebraucht
wird, welche ein fliehen, verbergen, bewahren ſchützen u.f.f. ber
zeichnen. Vor einem fliehen, davon laufen, entrinnen, Die
Sfucht vor jemanden ergreifen. vor einem andern. weis
&en. Ich will mich nicht vor div verbergen, Hiob 13, 20,
Sie ift verhohlen vor den Augen aller Sebendigen, Kap. 28,
23. "Warum verfiedii du es vor mir! Einſam vor den
Augen der Welt verborgen. Seine Ohren vor jemanden ver⸗
fiohfen, fein Serz vor ihm verfehliegen. Du willft Gebeim=
niffe vor mir haben ? vor etwas bedeckt, ficher, gefichert
feyn. vor den Faltenden Nächten, follen dich meine Um⸗
armungen fchügen, Weiße, Sriede, Ruhe vor erwag haben.
Behinh' uns vor der ssller Behuth’ ung, Herr, vor falfcher
Lehr. vor allen Sünden, vor allem Irſal, — bebirh?
aing, lieber Serre Gott, in der Litaney. Sich vor der Raälte
verwahren, Schutz vor dem Seinde, vor dem Winde ge:
. währen. Und fo in tanfend andern Fällen mehr. Diefe Bedeu-
‚sung gränget ſehr nahe an den Gebrauch des für, wenn es den Gr⸗
= genfiand des Widerftandes bezeichnet. Eine Arzeney für das Sie:
“Ber, 08 zu vertreiben.
%Y. Befonders eine Empfindung zu bezeichnen, wel⸗
rsustetih — Bemühung, ſich von dem empfundenen Ge⸗
genſtande zw entfernen, verbunden iſt, wo fich doch oft auch der
folgende. Begriff der wirkenden Urfache mit einfchleicht. Vor eiz
wer Sache erſchrecken, ſich entfegen, Schreden, Entfegen
vor etwas empfinden. Fuͤrchte dich nit vor mir. Einen
Abfche, einen Ekel vor etwas haben. Uns ekelt vor diefer
ofen. Speife. Femanden einen Abfchen vor einer Sache bey:
Bringen Vor etwas zitteın. Zittere vor deinem eigenen
\
ich noch ewzittere,
‘Barte blicken laſſen, iſt etwas anders , indem Für. hier bloß
R Grgeuftand | der Richtung,
nicht vor.
len Räubern nicht ſicher zu reifen.
‚ben.
den die Fittige ſchlagt! Weiße, 5
zung noch’ nicht zu mir ſelber kommen, , eben def. ‚Berzen; :
vor allen Dingen.
tm Gegenfage des hinter, ‚Komme vor fein Angeſicht.
Sr
Be Süßen mich einex &efabr auszefege, vor Eier
Aber, ich zittere Für altle die, die fo viel
Gewiffen.
ben Gegenftand des Intereffe bezeichnet, Der sonze Rarheys-
fiaunt vor diefem ‚fchonen KRinse, Gell. Do’ och, wern
init der Empfindung das Beſtreben der Entfernung nicht. druie
lich verbunden ift, über fchitlicher iff, Wenn aber. bloß der.
der Empfindung, bezeichnet wird,
fo ſtehet für mit der vierten Endung:
3. Eine wirfende. Urſache, wie das Sat. prae,
da denn das Neunwort feinen Artikel verlieret. Es-fheinet , up.
es hier zunächfi eine folche wirkende Urfache bedeutet babe, von
welcher man gehindert wird, auf entgegen gefegte Art zu bandein. _
In andern Rüdfichten find andere Vormwörter üblid. vor Sune
ger jterben, Hungers fterben. vor Durf verfpmanpten.
Dor großen Schreden zittern. Vor Zorn außer ſich —
Sich vor großer Angſt nicht zu laſſen wiſſen
len Hinserniffen nicht weiter können. Hier ıfl vor den vie⸗
Beit Faum mehr gehen. Vor-Schmerzen nicht ſchlafen kon⸗
nen. Ich Fann vor Berrübniß nicht. zeden. vVor Alter Hevz
Dor vieler Arbeit nicht zu fich felbft Fommen. vor.
großer Begierde blind feyn. Sach vor Angſt nicht zu laſſen
wiſſen. Bordanger Weile jäbnen. ©, wie fie vor greu⸗
Ich, kann vor, Verwundes ;
die vor Vergnügen Flopften. Ich möchte vor Argerniß ver⸗
gehen, Gell. Bann ich doch vor Sreuden Baum mehr re⸗
den, eben derſ. Ja wohl kann man vor Liebe krank wer⸗
den, eben derſ. Ob man gleich nicht ſagt, vor. vieler
vor vielem Sitzen krank werden , fondern vom. Der Bummel
bat mir eine Wohlthat erwicfen , die mfch vor BrPenntliche
keit zu Thränen bringt, eben derf. . Sid vor Lachen Baum
fapen Eönnen. Schon Roiker ſagt: min sugault troubefore
"di
nemo zorne, Allein, in. fehr vielen Fällen, in welchen man
‚die Urſache, ebedem mit vor ausdruckte find jest aus, von,
wegen. u. ſ. f. üblich.
«. Einen Vorzug, eine unmittelbare Figur beruf
gentlihen Bedeutungen des Ortes und der Seit. Fora alla,Kevo,
Fur ella wib, einer der Schwäbifchen Dichter. Gnade vor
Recht ergehen —— Das bat er vor dir voraus, Das if
mir. vor pielen andern Dingen lieb. vor allen andern.
Wir haben alle unfere Sehler, nur ei⸗
ner vor dem andern, Gell. ; einer mehr als der andere. Die
Hoheit und Gottlichkeit weide der. Weishrie der. Religion
vor der Meisheit der Vernunft eigen if; eben derf. Der Are F
culativ würde hier ein Febler ſeyn, ob ſich gleich Benfpiele davon
finden. Bigleite mich zu deinen rechten Steigen, denn ſolches
geht vor alle Froͤhlich keit, Pf. 119, 8. Caß Gunſt vor gute
Sachen gehen, Opitz; wo das Zeitwort gehen beyde Verfaſſer
irre geführet zu haben ſcheinet, ob gleich ganz ——
ſagt, einem vorgehen.
2, Dit dem Acen ſativ oder der vierten Endung, eine Bewe⸗
gung oder Richtung nach. dem vordern Theile eines Dinges zu ;
Subs
vet ihn vor den Richter, Vor den Heron treten. Sinen
Stein vor den Brunnen, dor die Thür des Grabes. wälsen
Femanden vor die Thür, vor das Lager fielen. Werfet die
Derlen nicht vor die Saͤue. Lauter biblifche Ausdrüde,
den Spiegel tiefen, Die pferde vor den Wagen fpannen.
Bomm
ur was ſergen·
* 3
—
vor Freude
weinen. Vor Verdruß mie den Zähnen knirſchen. Vor vie⸗
Er kann vor Martige
cbeit, se
vor
—
* —— —
** —
a 0 auw ae
N ⸗
* *
532
*
—
ya
RR
”
son Mitch ıfegen. + Femanden- vor. den: Ropf Hoßen.
5 Riß freten. Sich vor Anker legen, wor Anker geben, vin der
2 AI Ein Tebenwort, fürguvor, vorher eher:
felbit, ehe du andere Ichreft / Sir. 18, 19.
Er
5 9.Rdımm mir nicht vor meine Kugen.! Bor eine @rade rů⸗
sen. vor das Thor gehen. Inmanden vor Gericht for:
dein. Die $einde ſtreifen bis vor die Stadt Sich vor den
‚por den
Schifffahrt, den Anter auswerfen ; ‚dagegen in vor Anker lie:
damit es nicht vor ihn komme / damit er es nicht erfahre. » Figür⸗
liche Arten des Ausdruckes ſind. Die Sache geht vor ſich ger
ſchiehet, lemmt zur Wirklichkeit. Die ſeirath wird nicht vor
fh geben, aebt zurück, Etwas vor ſich bringen, zeitliches Ber
> mögen erwerben er!
KEN IE U — n Fin, Ir
Lerne vor
e vor gethan und
"wach bedacht. vor wie nach Ingleichen für ehedem. vor war
er Blein, jetzt it er groß. Die ihm vor fo ſehr behagt, Opitz.
m Hochdeutiden ift dieſer aanze adberbiali ſche Gebrauch abge
kommen, daher Ramler ihn in den
Übung gu bringen gefucht hat. ;
Anm. Schon beh dem Ottfried Fora,ben dem lilphilas faura,
im Niederf. vär, im Engl. for, Schon ben dem Worte Fir ift fo
"wohl non dem Urfprunge diefer Partifel, als auch won ihrer Gr,
ſchichte und ihrem brutigen Unterſchiede von für, umfländlich ge»
Horaziſchen Dden wieder in
* handelt worden, weiches hier mit nachgeleſen werden muß. ı Hofe
-fentlich wird das dort und hier gefagte hinreichen, beyde Partis
keln in allen Fällen richtig zu unterſcheiden. Bor bat die eigente
lichen Bedeutungen, nebft einigen dernächften figürlichen für fich
bebalten ; die entferutern figürlichen ader find dem Wörtchen für
zu Theile geworden. Der einzige Fall, der noch zweifelhaft fheis
nen könnte, ift, wenn es mit. gewiffen Hauptiwöriern eine Ordnung
bezeichnet. Tag vor Tag. Ich willes Scene vor Scene leſen.
- Allein der befte Gebraud iſt auch hier für das für, ©. dies
. fes Wort. See
Diefes Vorwort wird mit allerley Wörtern zu ſammen geſetzt,
voran, voraus, vorher, hervor, zuvor, bevor u.f.f- Daß in
den Zuſammenſetzungen mit Haupt und Zeitwörtern der heutige
genaue Unterſchied zwiſchen dem vor und fur nicht beobachtet
werde, ift ſchon ben dem letztern Worte bemerket worden. Die Urs
fache iſt, weil die Sufammenfegungen gebildet worden, da diefer
Anierſchied noch nicht angenommen war. Sie jetzt umzuprägen,
würde nicht ratbſam ſeyn zunabl,da in manchen Wörtern beyde
Bedeutungen zufammen fließen, die wahre ſich auch nicht alle
Drapl genau beffimmen läßt. Die Herten, welche gern fo rafch
Veränderungen und Berbefferungen ſchreiten, fehen die Sache
Selten inihrem ganzen Umfange ein, und richten Daher durch ihre
- Reuerungen mehr Schaden als Nutzen on.
& Vorab, ein fo wie bevorab im Hochdentſchen ungewöhnliches
Bindewoet, für zumahl, vornehmfich, welches nurnoch in einie
- gen Dberdeutfihen Kanzelleyen gangdar id. In einigen gemeinen
Mumndarten wird auch dag vorn, menn es wor dem mit ab zu⸗
ſammen geſetzten Heitwörtern fiebet, in vorab zufaninen grzo⸗
gen, vorabbrechen, vorabbeiſſen.
a le : ö T
* —
Bor 1250
Dervorader des —s, plur. die acker, in der Sandwirihfehaft
einiger Gegenden, der äußere, voran an dem Wege, oder an der
74
Le)
v
N gen bas-Pauokivor! in. der-dritten Endungfieht: Sagenidts,
‚Bränze liegende Theil eines Aders; Im Brandend. Ahnewend
eigentlich Anwand/ Anwend, S. vorende. —*
orackern, verb reg. act, Einem vor ackern In ſeiner Ge⸗
genwart ackern oder pflügen, um ibm dadurch ein Muſter oder
Beyſpiel zu geben. 2, Femanden durch gefchwindes Adern oder
Pflügen zuvorfomnien, So au) Dorpflügen.
Die Vorältern, fing. car. diejenigen Glieder eines Geſchlechtes,
welche vor unfern Altern gelebet haben, wo es doch eben nicht vom
febr entfernten Adnen oderBorfahren gebraucht zu werden pflegt,
fondern gemeiniglich zur unbeflimmten Bezeichnung der Große
und Urältern dienet. Die Segen deines Vaters geben Härker,
denn die Segen meiner Doraltern, ı Mof.49, 26, Gott, dem
ic) diene von meinen Dorälsern ber, 2 Tim. », 3. Im Schwed,
Föräldtar.
Dorn, ein Nebenwort, welches von vor, vorn und an zufammen
gefeger ift, und unter mehrern auf einander folgenden das vors
derſte, das erſte bezeichnet, daber es vornehmlich ſolchen Jeitwör⸗
terit zugefefet. wird, welche eine Bewegung bezeichnen. Wir
zogen voran auf dem Schiffe, Apofl,20,13, Gehen fie im:
mer voran. So auch voran laufen, fliegen, ſtellen, ſchicken,
ſetzen, ſchwimmen fabrenu.f.f, In der dichteriſchen Schreib⸗
art gebraucht man es zuweilen als ein Borwort mit der vierten
Eudung.
Den Weg sur Ewigkeit ging Opitz uns voran, Gitſeke.
Wo doch der Accuſativ mehr von dein Jeitworte als dee Partikel
berzurühren ſcheinet. Im Oberdeutſchen wird es auch von der
Zeit für vorher, zuvor, gebraucht,
Mein Diener der hat
Unns dag weyfgefagetvoran, Sheuerd, Kap. 77,
Was deine Zände ſchon voran,
Dor Werf gerhan, -
Laß fie vollenden, Opitz. ö
Welcher Gebrauch aber im Hochdeutfchen unbefannt it; aur in
den Kanzelleyendiefer man zuwellen, vorangeregt, d. 1. im voria
generwäbnt.
Es iſt ſebr unrichtig, und wider die Analogie der Sprache,
wenn viele diefes voran und andere Ähnliche Wartikeln mit dem
folgenden Zeitworte zufammen ziehen, Es iſt dazu fo wenig ge⸗
ſchickt, als ein jedes anderes Nebentwort, zumabl, da beyde Theile
ihren Zon behalten, welchen einer derfelbeu verlieren müßte, wenn
eine. wahre Zufammerfegung vorhanden wäre, voran gehen,
Siebe auch Porn. \
Die Vorarbeit, plur. sie —en, eine vorber gehende, gleichfam
v
Kommen, ihn in geſchwinder Arbeit übertreffen.
ein Bey ſpiel oder Unterricht zu ertheilen.
Der v rabend des —rs, plur. die—e, der Abend vor einem.
Feſte; der heilige Abend,
fefte,
der Abend vor einem Kirchen⸗
$
4 vorachtbar er, —fe,adj.etadv, vor zůglich achtb ar, ein
inm Sochdeu fchen deraltetes Wort, welches ſo wie großachtbar
und hochachtbar nur noch in den Titeln eingelner Grgenden ge⸗
braucht wird. So auch Sie vorachtbarkeilt. Beh dem Kero iſt
2... föraperahtida, fe viel als vortreff lich·
it Adel. W. 8.4. Th. 2. Yuf. Ä x
1
zur. Vorbereitung dienende Ardeit, in vielen Fällen des geiel»
ſchaftlichen Lebens, > :
orarbeiten, verb, reg. act. welches die dritte Endung erfor
dert. 1. Jemanden vorarbeiten, ibm im Arbeiten zubor
2, Einem ans
dern vorarbeiten, in feiner Gegenwart arbriten, ihm dadurch
180. viele wider die
Gewohnheit firarbeiten fchreiben wollen, abes,alzdann die wahr
Te Bedeutung der Parufel verfennen, weiche bier fo wohl, als
„ imandern Fällen eige atlich eine Örgenwart bezeichnet. 3. Sich
Oder andern posarbeiten, eine Arbeit vor der beftimmten Zeit,
zum Behuf oder zur. Verkürzung der nachmahligen eigentlichen
Arbeit verrichten. Ich babe mir viel auf morgen vorgearbeis
tet. Ss if dir hierin von andern ſchon ſehr vorgearbeitet
worden.
So auch die vorarbeitung.
Kt: ver⸗
_—
u *
— — Bor
Der vorarm, des—es, plur. die ⸗e/ der vordere Shcir des
- Armes von der Handwurzel bis Anden Elbogen‘,; welcher voll»
ſtaudiger der vor derarm genannt wird, ARE wird an ch
Pferden der Schenkel der vorarm — —
Die Vorarnde, ©, vorernte⸗
Dorauf, adv.iwelches zuweilen für voran — PER ‚8
fonders,: wenn die Bewegung aufwärts gehet. Vorauf veiten,
voran,“
Voraus, adv. zuvor, vor einem ashren Dinge, fo wohl dem °
Drte ‚als der Zeit nach. ı. Dem Orte nah, voraus, wo es
gleichfals oft für voran gebraucht wird, doch mit dem Nebenbe⸗
griffe fo wohl der Zeit, als auch einer größern Entfernung, - Ich
will indeffen voraus gehen, nicht bloß voran, fondern vorher +;
So auch voraus;
2. Der Zeit nach. () Vor
der beſtimmten, gehörigen oder gewöhnlichen Zeit Jemanden
dabin geben, wohin auch andere geben wollen.
laufen, reiten, ſchicken, fliegen,
voraus bezahlen, ehe noch die Bezahlung eigentlich fällig ift.
Das haft du fon voraus genoffen.
geben. Ich habe den Derluft ſchon voraus verfihmeiser, ehe
er mich noch betroffen hat,
Nur fraget nicht voraus, wer.diefen Reim gefegr,
Günth,
W⸗ es oft mit den Vorwortern im und zum verbunden wird, als
wenn es ein Hauptwort wäre, in welchem Sale manaudı den Son
zuweilen anf das vor feßet, Femanden im ober zum voraus
bezahlen. - Wenn er fich zum voraus an 33 Rettung ekelt,
Serd. Sthon im voraus empfinde ich hier eine Sreude, die
alle meine Leiden verfüßt, Hermes. Ich will_ibnen im
voraus von Herzen Glud wünfhen, Gel. Er verfichert fie
im voraus feiner Ergebenheit. Da mehrere Nebenwörter mit
Präpofitionen verbunden werden, ohne daß fie dadurch zu Haupt⸗
wörtern würden, fo iſt es unnöthig, das voraus in dieſem Falle
mit einemgroßen Buchſt aben zu fehreiben. (2) Für vorher, ehe
eine Sache wirklich geſchiehet. Etwas voraus wiffen, ſehen,
zerfimdigen. ‚Dasbabeig Tange voraus gefeben. Auch hiet
‚zuweilen mit im und um. Ich ſehe es ſchon im oder zum vor⸗
aus. 3 Figürlich. (2) Etwas voraus fegen, es als wahr,
‚als möglich oder wirflich annehmen. Ich fege dabey voraus,
Haß du unſchuldig bitte Voraus gelegt, dapfih das einmahl
fo fügen wird. Nach) einer noch weitern Figur wird etwas vor⸗
aus gefegt, wer es dazu erforderlich if. "Die wahre $reand:
ſchaft feget allezeit gegenfeitige verdienſte voraus Gell,
(2) Oft bedeutet voraus einen Vorzug vor einem ander, Er
hat viel vor dir voraus, fo wohl, er hat Vorzüge vor dir, als
and, er bat mehrere Vorteile, er bat gleichfam einen flarfen
Vorſprung vor dir, ift dem Orte der Beſtimmung fchon näher.
Jemanden etwas Zum voraus vermachen, wo der Ton gern
auf das vor gefest wird, ihm außer dem gewöhnlichen Theile an
der Erbfchaft noch etwas vermachen, welches die übrigen Miters
ben nicht. befommen, da denn ein ſolcher Theil im gemeinen Leben“
auch wohl der Dorans genaunt wird. Er Plage über fein Uns,
gli, gleihfam als wenn er vor andern etwas voraus hätte,
als weım ee das Vorrecht hätte, nicht unglücklich zu ſeyn.
(3) Ebedein wurde es auch häufig für vornehmlich, befon-
pers, gebraucht, weiche Vedentung aber im Sochdeutſchen
veraltet iſt. Schon bey den Schwäbrkden Dichterh —
vor us in die ſem Verſtande vor, R
Was mir voraus zu reden wohl gefälle, Opitz
Der es auch für zumahl gebraudht, ;
: Die Dorauefegung, plur. die—en, die Handlung, da man nt
was voraus ſetzet. Unter diefer Vpransfegung,
Einem. etwas, voraus ı
202
— er 01258
Diedr qusfiche) p Yen oa? »elirnenes von Bagebocn grbtäuch.
tes Bert für Dorf ‚oder vorherſebuns von der ee etz
was voraus ſehen. 2.
"Dievorauszahlung, plurssie-=en, vonder RA; ——
len, dieZablung, weiche voraus "tor Empfang der —* ge⸗
ſchiehet, die Pränumeration ..
Be adv; welches in einigeh adgnben —5
Matth. 4,21, Kap. 9,2Y, für das eben po veraltete fürbaß ges
— wird; ©. das letztere.
Vorbauen; verbireg,.act
Ybäude vor etwas aufführen,a — dadurch abzuhalten; in welcher
eigentlichen Bedeutung es doch wenig vorfommt. Übiicher iſt es,
2. im figürlichen Verſtande. Einem Dinge vorbauen, Veran:
flaltungen treffen, daß es nicht geſchehe. Einer Krankheit vor⸗
bauen... Der Gefahr vorbauen. Der Seins drohet mit einem
1 Eigentlich, einen Yan; eitt Ge⸗ |
*
*
Einfalle, aber es it ihm ſchon vorgebauet; oder auch. abſolute,
es ifſt ſchon porgebauet. So auch die vorbauung. ‚Sad
„Dorbeugen. . >
Anm. Es ſcheinet aach a Muſter des, Latein; praefirere
gebilder zu feyn, welches im eigentlichen Verſtande bey dem Livius
gorfommt. In der R,
fammerfegung Statt, fondern vor ſtehet daſelbſt adverbjaliter für
vorwärts,
A. weiter. vor bauen, findet Feine. Zus
Der Dorbedacht, Seas, plur,car. die vor der Band ung ,
ber gehende Überlegung derfelben ; ein nur init einigen 2
wörtern in der dritsen und vierten Endung übliches Wort.
babe es mit vorbedacht gethan, mit Bedacht, nach ae
gangener Überlegung. ®hne vorbedacht handeln.
vorbedenken.
gründet. Daher die vorbedachtigkei und das Nebenwort vor⸗
bedächtlich.
Vorbedenken, verb. irreg. act. (S. denfen,) welches aus
vorher bedenken zuſammen gezogen, im bochdeutſchen aber unge⸗
wöhnlich iſt. Bi
Vorbedeuten, ar, reg. act. welches aus vorher Bebeuten je
fammen gezogen ift, ein Beichen einer Fünftigen zufälligen Beges
vorher bedentet. Es iſt im Hoch deutſchen veraltet, doch iß dabon
noch das Hauptwort die vorbedeutung üblich, die Anzeige einer
künftigen zufälligen Begebenbeit,, oder was dafür gehalten wird,
und das Ding, welches diefe ae gibt. Lat. Omen; ſonſt au
vorherbedeutung.
Der Vorbehalt, des —es, plur. die,
daman fich etwas vorbepält, d. i. bey einer andermweitigen Ein«
hränfung Freyheit zu behaften fücht, etwas zu thun oder zu
laſſen; Refervatio, da es denn:in manchen Fällen fo viel als
Ausnahme und Bedingung iſt. Ich mache mich dazu anhei⸗
ſchig ohne allen vVorbehalt, ohne alle Ausnahme, Bedingung.
Ic) bewillige es, jedoch mit dem Vorbehalte, daß u. ſ. f. mis
der Bedingung, Ausnahme, Mit Vorbehalt der Rechte eines
"jeden, ohne jemandes Recht zu nahe zu treten. 2. Dasjenige,
mas man fi vorbehält, die vorbehaltene Gace, Referva-
tum, die Bedingung, Ansnabme, In dem Deutſchen Staatss
echte ift der geiftliche Vorbehalt, Refervatum ecclefiafi- -
Cum, dag Recht, welches fih in dem Mervbälifchen Frieden
die katholiſchen Neichsflände, bey der Aufnahme der proteflane
tiſchen Religion zu gleicher Würde und Berechtfamen mit der fathos
lichen, vorbehalten haben, daß wenn ein Fatholifcher Prälat oder
Geifflicher von ſeiner Religion abtreten wilgde, der ſelbe feiner geiſt ⸗
— und — verluſtig ſeyn ſollte. Ju einem a dern
Bere
ns £
1, Die‘ Sanslang,
Sit 3%
Vorbedächtig, —er, —fle, adj.etadv. Vorbedacht d. ion
der Handlung ber gehende Überlegung äußernd, und darin ger
" benbeit feyn. Dev Sall des Spiegels bar dieſen Tod vorbedenter, -
\
g
Y
J
ir
r
J
. Berftande iin den Hedhten der. Vorbehalt in Gedanken, Be-
' dervatiomentalis, eine verſchwiegene Einſchrankung des Eides
von Seiten deſſen, der ihn ableget, um den Eide einen audern
Verſtand beyzulegen. X
— —— verb. irreg. act. (©. Saltın)‘ 1, Sich erwas
— etwas auf eine andre Zeit zu ihun aufdsbafteh et ·
“was: bis auf eine andre Zeit verſchieben
Arbeit auf’ morgen vorbehalten. Zalt dr mir denn Feinen
©" Segen vorbehalten !'ıMof. 27,365 %i, für mich aufdrhalten,
⸗.Noch häufiger in engerer Bedeutung, ſich bey einer anderweitie
"gen Einfchränfung, die Freyheit ausbedingen, etwas zu thun oder
zu laſſen. Ich behalte mir meine griaung ein anderes
——
Der Simmel, der ſich nur die Rache vorbehält,
Wablı ſich zum — nie die Edelſten der Welt,
Weiße,
Ee gebühree euch nicht * wiſſen Zeit oder Stunde, welche der
vater ſeiner Macht vorbehalten hat, Apoſt. 1,7. Wo es ſo,
wie in andern Fällen, den Nebenbegriff der Ausſchließung eines
dritten von der vorbehaltenen Sache bey ſich führet. Das Ur—⸗
theil im peinlichen Sachen bat ſich der KRonig vorbehalten.
Das behalte ich mir vor. Ohne dieſen Nebenbegriff wird das
+ geitwort fehr häufig von einer jeden Frenbeit gebraucht, die man
fib, als:eine Ausnahme, oder als eine Bedingung, zu erbalten
fucht. Derjenige, welcher feine Bedienung, fein Bermögen einem
andern abtritt, pflegt fich oft gewiffe Sinkuünfte vorzubebalten.
8. Auf ungebührliche; Act Zurich behalten, wofür doch vorent⸗
halten üblicherift:
nen Lohn nicht — 5 Moſ. 24, 14. So auch die
vorbehaltung.
Das Vorbeingewächs, ©. Überhein,
Vorbengint, adj. nurint den Kanzelleyen für —— genannt,
im vorigen genannt, woflir daſelbſt auch vorbemeldt, vorbe⸗
rührt, vorbefagt, vorberegt, vorangeregt, vorerwahnt, vor:
gedacht u. ET üblich fd,
Dokdereiten, verb, reg. Act. dorber bereiten. die zu Erreichung
einer Abſicht nöthige Beſchaffenbeit dor dem eigentlichen Gebrau⸗
che erideilen, wo es cin wenig nach drück ichet ſt, als bereiten. Es
if alles zu feinem Empfangeporbereitet, - Sich zu etwas vor!
bereiten. Ich babe mic) Dinlanglip dazu vorbereitet. Zur etz
was vorbereitet feyn. Zu einem falchen Anb icke werde ich nie
vorbereitet ey, Sich zum Genie des Abendmahls, zur
Ewigkeit vorbereiten. De vordereitende Gnade Bortes, in
. „der Eyeologie, die wirkliche übe erzeuaung eines unbefehrten Mens
"* fchen von der Möglichkeit feiner Bereinigung mit Gott ;zum Un⸗
i ter fehiede von der zuvorfommenden Gnade.
Der Vorbericht, des — es, plur. die—e, ein Bericht vor
einem Buche oder einer Schrift. worin der Berfaffer deu Leſer vor»
—
lãufig von einigen nöthigenlimftinden unterrichtet, und der, wenn
er von einiger Ausführlichkeit iſt, noch häufiger die Vorrede ger
nannt wird, obo eich auch beyde ba
werden.
Det Vorbefcheid, oder vorbeſchied FRE plur.die—e,
eimbefonders in den Berichten übliches Work, dev Beſcheid, d. i.
>. Befehl einesGerichtes oder Richters, ſich vor denfelbenzu Bellen;
100 es befonders in manchen Fällen und von mand;en Arten don
. Gerichten. oder obrigfeitlichen: Ämtern gebraucht. wird, Einen
vorbeſcheid bekommen, Bon dem Befehle, fih nor Gericht zu
ſtellen, ıft Citation inden meiften Fällen am üblichften z ehedem
. gebrauchte. man dafür Ladung, Vorlesung; Fürboth eigentlich
vorboth, (5, Sürbierber.) Der Doybefchied, in den Sächfifhen
Ich habe mir dirfe _
Du ſollſt dem Dürftigen und Armen feiz,
g mit — verwechfelt _
Bor 1254
SGepichten die Berufung derffceitenden Parteyen vor den Nichter
zus Pflegung der Güte,
Vorbefcheiden, verb. irreg. act. vor fichbejcheiden, ö. i. durch
"einen Ausſoruch fordern, weiches von demNichter und andern mit
Gerichtbarkeit verjehenen obrigkeillichen Ämtern geſchirhet. vor⸗
beſcheden werden,vor Gericht geforderr, noch bäufiger Atieret
werden: Die Parteyen, die Zeugen find vorbeſchieden wor:
den. Daher die vorbeſcheidung.
Vorboeſtimmen, verb,reg. act. wofürdod vorher beſtimmen
üblicher ift, ſelbſt im theologiſchen Verftande, praedeltinare,
Ss auch die Vorbeitimmung, üblicher die vorherbeſtimmung,
Praedetlinatio,
Dosberben, verb: reg. act. einem vorberhen, eigentlich ein:
Gebetbin deffen Gegenwart berfagen, bamiter es nachfpreche, im
Gegen ſatze des nachbethen. Kinem Rinde das Dater Unfee
vorbethen. Ingleichen in jemandes Gegen vart deihen, mm ihni
dadurch ein Mufter zu ähnlichen Geberhen zu geben. Fialirlich,
doch nur und gemeiniglich im verächtlichen Verſtande, vorfägen,
vorfprechen überhaupt. Daher das vorbethen.
Vorbettachten, veib.reg. welches noch zumeilen für das übli⸗
chere vorher betrachten vorkommt.
Vorbeugen, verb, reg. act. (S. Beugen,) r. Vorwärts beugen,
oder biegen, ſonſt auch vorbiegen. Den Leib ein wenig vor—
beugen oder vorbiegen, vorwärts biegen. 2. Ein Ding vor et-
was biegen, unr dadurch den Zutritt dazu zu verwehren, dochnur
noch im figüelichen Berflande, verauſtalten, daß etwas nicht ge⸗
ſchehe, wie vorbauen, da es denn fo wiediefes gleichfalls die drits
te Endung der Gache befomnıt, und in gemeinen Leben auch vöre
biegen lautet. Einem jibel, einer Krankheit vorbeugen. Der
Leind hatte einen Einfall befihlöffen , alleines ward ihm nach⸗
drucklich vorgebeuget, im gemeinen Leben auch wohl vor gebo⸗
gen. Damit dieſen Beſchwerden abgeholfen und fürgebogen
werde, in den Oberdeutſchen —— für vorgabeuger.
So auch die vorbeugung.
Der Vorbewußs des —es, plur. car. der Zuſtand, da jemand
vorher: vor einer Handlung weiß, che fie vollzogen wird, da fie
‚ihm vorher bewußt iſt, nur noch mit einigen Borwörteri inder
- ‚dritten und vierten Endung, Es iſt mit meinem vorbewußt ges
ſchehen, mit ‚meinem Wiffen, Etwas ohne jemandes Dorbes
wußt hun, ohne deffen Wiffen.. Bey einigen die Bewußtheit.
Vorbey, ein Nebenwort, de Richtung der Bewegung vor einen
Dinge bin und in die Ferne, von demſelben weg, zu bezeichnen.
3, Eigentlich dem Orte nach, wo es allen den Seitwörteri zu⸗
gefellet wird, welche eine, Richtung oder. Bewrgung bezeichnen,
Dorbey geben, eilen, laufen, fliegen, fließen, fhwimmen, fe:
geln, fchiffen, veiten, fahren, zielen, fibießen u. f-f, Das»
jenige Ding, neben welchem die Beivegung. bingerichter if, und
von welcher fie fi zugleich entfernet, befommt das Vorwort bey
noch Ein Mahl. Bey dem Haufe vorbey geben, bey dem Teiche
vorbey fahren.
Den Dolch i in feiner Sand ſchoß er mit blinder Wurh
Bey mir vorbey,, Weiße,
Oder au vor mit der dritten Enöhng, wenn der Begriff des
Bordertheiles oder der Gegenwart näher bezeichnet werden fol,
2r sing Hilfehweigend vor mir vorbey. Er trug es vor meinen
Augen vorbey. Wir ritten vor dem Saufevorbep. Bor dem
Tiſche vorbey gehen,
In einigen figürlichen Arten des Ausdruckes, wo fih ein Ne»
benbegeiff mit einfchleicht, ſtehet die Sache mit Ver ſchweigung des
Vorwortes nur inber vierten Endung ‚ fo daß vorbey die Geftalt
eines Borwortes befommt; ) Bey jemanden vorbeygeben, wird
im einentlichenBerflande gebraucht, aber ihn vorbey geben, beißt
str» fig urlich
1255 Bol
ſfigürlich entweber, ihn anf dem Brge undeſucht raſſen geben fle.
unfer 5aus auf der Reife nicht vorbey; oder. and ibn ungebäbr,
lic) übergeben, Sich unmitt elbar an den Sof wenden, und
den gebörigen Richter vorbey gehen„ibn übergeben. So auch
jemanden in der Wahl vorbey geben, ibn, überaeben, Inglet-
her, ich will diefe Sache mie Stillſchweigen vorbey grben, wo
doch übergehen edler und üplicher ift. Wo man auch das Haupt
wort die Dorbeygehung dat, mit Vorbeygehung des gehswigen
Richters. 88
Sedr unſchicklich iſt es, wenn einige dieſe Wortfüagung auch in
der eigentlichen Bedeutung des Nebenwortes und des zu ihm gehö⸗
rigen Seitwortes nach ahmen. Die Armee den See vorbey fuh⸗
ren. Die Slotte ſegelte die Inſel vorbey. Was fiir Bilder
geben da meine Seele vorbey! Duſch. Der Menſch beweʒſet
Reflexion, wenn er aus dem ganzen ſchwebenden Traum der
Bilder, die feine Sinne vorbey ſtreichen u. ff. Herd. für vor
meiner Seele vorbey, var feinen Sinnen vorbep. Wäre der
Accuſativ hier der Natur der Sprache gemäß, fo mügteman auch
umgekehrt in Paſſivo fagen können: von was für Bildern wird
meine Seele vorbey gegangen! feine Sinne werden von Bil⸗
dern vorbeygeftrihen; wiemanfagt, er iſt in der Wahl vor⸗
bey gegangen worden. Zu geſchweigen, daß die Auslaſſung des
Vorwortes vor das Bild ſchwãcht und unbeſtinmt macht. Über
haupt iſt die verſuchte Verſetzung einer R. A. in die paſſive Form,
der wahre Probier⸗Stein der Richtigkeit oder Unrichtigkeit des
Accuſativs in der ſcheinbaren thãtigen.
Oft wird der Gegenſtand, bey oder vor welchen die Bewegung
dorbey gehet, ganz verſchwiegen, weil derſelbe ans dem Zuſam⸗
menhange deutlich genug iſt. vorbey ſchießen, nabmlich bey dem
Ziele. So auch vporbey zielen, vorbey ſchlagen, vorbey treren,
die Gelegenheit vorbey geben laſſen, das Glas vorbey geben
laſſen, bey ſich u. ſaf. da es denn. oft fo viel wie fehl bedeutet;
vorbey treten, fehliveten, vorbey ſchießen/ fehl ſchießen.
2. Figürlich, das Ende einer Zeit oder Dauer zu bezeichnen,
am bäufigften im gemeinen Leben, wofürin der edlern Schreibart
voruber-gebraucht wird. Der Monarb,'das Fahr iſt vorbey.
Die Schmerzen find vorbey, vorüber, zu Ende. Die große Hige
iſt noch nicht vorbey. Wir wollen den Regen erſt vorbey laſ⸗
> fen. Es it mie ihm vorbey, er ift — oder auch, er iſt
unglücklich ingleichen, es iſt nichts mit ihm zu machen. Mit der
Sache if es vorbey, ſie iſt abgethan, ingleichen, es iſt Feine Rech⸗
nung mehr darauf zu machen.
Anm. Bey ſcheinet in diefer Zuſamen ſegung fo viel als wes,
Hin, zu bedeuten; es Fan aber auch feyn, daß vor bier Aus der
"entftanden iſt, oder wenigſtens eben diefelbe Bedeutung Hat.
. Unfere älteften Schriftfteller Haben für vorbey nur für und fir:
firgein, vorken gebe, Ottfried; für riten, vorbey reiten,
Winsbeck. Dem fey, wie ihm wolle, fo iſt es, den oben gedachten
Gebrauch mie dem Accuſativ erwa ausgenommen, rin wahres Ne⸗
benwort, daher cs mitt feinem Zeitworte eben fo wenig zuſammen
gezogen werden darf, als voran, voraus, vorber u. f. f. außer
im Infinitiv, wenn beyde gu. einem Hauptivorte zufammen
ſchmelzen.
Das vorbeygehen, plur. car. ein von der R. A. vorbey geben
- nur mit dem Borworte in übiiches Wort. Im Vorbeygehembey
jemanden einjprechen, indem man vorbey gebet,. So auch figür⸗
lcd. Kinev Sache nur im vorbeygehen gedenken, neben dep,
neben ber, nur als eine Nebenfache.
Die Dorbepgebung, plur. inuf, welches nur in der figürlichen
Bedeutung des Redensart vorbey gehen gebraucht wird, S. vor⸗
bey, Er
Oschiegen, verb: irreg. act. ©: vorbeugen.
Vorbierhen, Vorgebiechen, verbs irreg,act. (&; Bierhen,)
von, Gericht egtbiethen⸗ oder zu komme hzge diet hen ein im Hoch ·
deutſchen ungewöhnliches Wort, wofür daſelbſt das Lat citieren
üblicher iſt. S. auch Var beſche den und Finbisthesst x
Das Vorbild, des —es; plur, de —er. a. Ein einem andern
—*
zur Nach ahmung vorgeſtelltes Bird, ſo Wohl im eigentlichen Ver⸗
ſfande.
Das Bild, welches der Mahler ſeinemLehrlinge zur Nachahmung
vormablet, it ein eigentliches Vorbild, In weiters und fiaurli⸗
her Bedeutung, eine jede einem andern sus Nadabmung vorge
ſtellte Sache. Sehet auf die, die alſo wandeln, wie ihr ung
habt zum vorbilde, Phil. 3, 17.
bigen im Wort, im Wandel u af Tim. 4, 12, Chriftus hat
ung ein Vorbild gelaſſen, a Petr..2,21. Es iſt in ditſer Bor
deutung im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, oder vielleicht in
demfelben nie üblich geivefen, indem es nur noch zumeilen in der
Bücher fprache und der eblern Schweibart vorkommt. Mufter in
‚einigen Fällen, Modell, und in der weitern Bedentung oft. auch
Beyſpiel find dafür gamwtarer, Der Gegenfag des vorbildes iſt
in der eigentlichen Bedeutung Nachbild, welches aber im gemei«
nen £rbeneben fo ungewöhnlich it. Der Menſch das Ebenbild
und Nachbild Gorteg, wie Gott fein Vorbild. In der Dent⸗
ſchen Bibel kommt diefes Wort in einigen noch ungewöhnlichern
figiirlichen Bedeutungen vor. Es bedeutet daſelbſt fo wohl eine
Vorſchrift. Daß ihr nun gehorſam worden dem vorbilde der
Lehre, Röm. 6, 17. 8alt an dem vorbilde der heilſamen
„Worte, die du von mir gehöret haſt, Fim.n,23,. Als auch
ein zut Warnung vorgeſtelltes Bild, ein Exempel. Das iſt aber
uns zum vorbilde geſchehen, daß wir uns nicht gelüſten laſſen
des Böſen, ı Cor. 20,6, "2, In einer etwas andern, dech nut
in der Theologie üblichen Bedeutung, werden die Begebenheiten
Sey ein Vorbild. sen Glau⸗
Gott zeigte dem Mofes ein. Vorbild. von der Zürte. -
undEinrihtungen bey dem Iſraelitiſchen Volke, ſo fern fie darauf -_
abzielten, die Verbeißungen von dem Meſſias zu beftätigen, oder
denfelben gewiffer Maßen abzubilden, Dorbilder genannt, in wel⸗
chemFalle das Wort dem Gegenbilde oder der dadurch bezeichnee
tenSache entgegen fteher. So wirddie eberne Schlange in der Wu⸗
fie für ein Vorbild des Kreuzestodes Chriſti gehalten, welcher als
dann das Grgenbild derfelben iſt. vorbild ift in diefen: Verfkane
de eine igüeliche Vorſtellung oder Abbildung einer nachfolgenden -
oder Fünftigen Sache, fo wie in der erften ein zur Nachabmung
vorgefielltis Bild; fo daß mı der erfien Bedeutung der Begriff des.
Drtes, vor Augen bilden, in der zwenten aber der Begriff der
Zeit, vorher abbilden, der herrfchende iſt. Ze ES Be
Anm. Man nehme eine Bedeutung, welche man wolle ſo muß
man- einfehen, daß diejenigen ſehr irren, welche dieſes Wort Sirs
bild geſchrieben wiſſen wollen, indem krine einzige Bedeutung des
Wortes für darauf paffer. Es Lauter daber ſchon ben dem Notker
Forebild, und im Schwabenfpiegei Vorbild. "Auch erdellet
daraus, dag Urbild und Original noch fehr davon verfchieden
find, und dag man diefe Wörter nicht als gleich bedeutend mit
Vorbild anfehen Fönne, en
Vorbilden, verb. reg.act. xF. Im weiteſten Verftande, gleich»
ſam vor Augen bilden, wofür doch in den meiften Fällen abbil⸗
. ‚den gebraucht wird, Zinem etwas vorbilden. Im Oberdeuts
ſchen gebraucht man es häufig figürlich für vorftellen überhaupt,
befondees imengern Verftande, auf eine untichtige Art vorftellen,
Die Gefahr, welche ihnen aus bekannten Abſtchten vorgebil:
det worden, Mo es ein geliuder Ausdruck für das härtere Vors
ſpiegeln iſt. (S. das ſelbe.) 2, In engerer Bedeutung, als ein
Bild,d.i. ſinnliche Borftelung einer künftigen Sache, vorſtellen,
und einfolches finuliches Bild davon ſeyn, gleichfam vorher ab⸗
—
bildenz
m: DM. —
Bilden s.befonders in der- Theologie. "Die eberne Schlantze bil⸗
J ſche Gotres dienſt war dazu beſte mut, den Meſſias vorzubils
en s.Ein Bild zut Nachahmung vor Augen bilden ; eine ver⸗
altete Bedentung, in welcher vorzeichnen, verveißen, vormah⸗
Aen ff ublich find. Daber die Vorbildung. RER
>... Dorbildlich, adj.ei adv, welches befonders in der Theologie nur
* in der zweyten Bedeutung des Wortes vorbild üblich iſt, als ein
Borbild ein Vorbild enthaltend, darin. gegründet. Die vorbild⸗
liche Abſicht der Jüdiſchen Rirchengefege auf Chriſtum. Vor⸗
ildltehe Cerem onien des Füdifchen Kir hengeſetzes. Die vor⸗
bildliche Verfshnung des Füdifchen volkes durch die Prieſter
Ses alten Teftaments. So auch Sir vorbildlichkeit.
vorbinden, verb. irreg. act. iS. Binden.) 1. Bey den Jãgern
werden dep einer Hauptjagen die Leinen vorgebunden, oder es
wird vorgebunden, wenn die Leinen der Tücher an Heftel oder
Bäume angebunden werden; im Gegenſatze des Machbindens,
wenn die Leinen wieder an das andere Ende des Tuches gebunden
werden.) 2, Borfich binden, di. vor den Unterleib binden. Fe:
manden ein Tuch vorbinden, vor den Unterleib: Line Schürze
vorbinden. Im Hochdeutſchen gebraucht man es nur von dem
unterm Theile des Leibes., Allein in Augsburg iſt, dem Friſch
+ zu Folge, der Dorbinder, ein Ötreif weißer Leinwand, welcher
dıp den Zeichen über das Kinn und den Mund gezogen wird.
3. Zinem vorbinden, alsein Neutrum, in der Landwirthichaft,
h ihm im Binden der Garden in der Eente zuvor fommen. 4. Ei⸗
—em etwas vorbinden, Fönnte auch bedeuten, es in jeınandes Oe⸗
genwart binden, damit er es nachbinden lerne, Go auch das
vorbinden.
J Die Vorbitte und der Vorbitter, S. Lürbitte und Surbitter,
VvVorblaſen, verb. irreg. act. (S. Blafen.) 1. Zinem etwas
0. © worblafen, es ihm auf einem Blaſe⸗Juſtrumente vorſpielen. 2.
Ingleichen in eines andern Gegenwart dlafen, damit er nachbla= -
ſen lerne, zum Muſter der Nachahmung blaſen. Auch figürlich,
ihm zubläfen, heimlich vorfagen, was er naihfagen fol. 3,8iz
nem vorblafen, ihm im Blaſen zuvor fommen, gefehwinder bias
ſen, alser, Daher das vorblaſen.
Vorbohren, verb: reg.act. +. Ein Loch vorbohren oder nue
vorbohren ſchlechthin, ein Loch mit einem Heinen Bohrer boh⸗
ren, damit der größere es defto leichter ausbohre. =. Linem
vorbohren, ihm im Bohren zuvor fommen. Daher das vor⸗
; bohren... 23 re
‚# Das Dorboth, des —es, plur: die —e, von dem Zeitworte
‚gorbierhen,einimpochdeurfchen ungewöhnlich gewordeues Wort,
die Dorladung, Eitation vor Bericht zu bezeichnen ; im Ober⸗
deutfchen Fürboth, Sürgeborh, Sürladung, Surbeifchung.
Der Vorbothe, des —n, plur. die—n, eigentlich ein Bothe,
welcher vor demeigentlichen Bothen oder Botbfchafter hergehet,
eine Sade vorläufig verfündiget; am den Höfen bey wichtis
gen Begebenheiten der erfte Courier. Man gebraucht / es nur
noch figürlich von Zeichen, Merkmahlen einer darauf folgenden
Begebenheit, Die Shwalben find die vorbothen des Srüblin-
ges. Die vorbothen des Todes ftellen ſich bereits ein, Sprach⸗
loſigkeit, Zuckungen un ſ.f. Im Iſidor wird das Latein, pro-
phetatus, geweis ſaget, ſehr buch ſtãblich durch chikorabodot
Aberſetzt. mr “re
Das Vorbramfegel,des—s, plur. utnom. fing.in der Schiff.
fahrt, das oberfte Segel an dem Fockemaſt, welches fi an der
Vorbramflänge, oder dem oberften Auffage des Fockemaſtes ber
: " findet. S. Bramiiänge.
Vorbringen, verb.irreg. act. (S. Bringen.) ».* Für her:
£ vor bringen, zur Wirklichkeit bringen, eine jegt veraltete Be⸗
v
+
ser Chriſtum vor, war ein Vorbild desfelben. Der Iſraelitie
„ans dem Kaſten vorbringen.
Bor 1248
deutung. I Was die Erde vorbringer, _ ©. Xus einen derborae·
„nen oder undefannten Orte bringen, in die Gegenwaet auderer
bringen; nur noch zumeilen, für herbey bringen. Des Gel)
; Bey dem Ditfeied Heißt thaz,
muaz furibrahta fü viel, als er fegte das Abendeſſen auf. 3.
. Am hänfigften gebraucht man es noch für, durch Worte Außeri,
befonders ein Berlangen,ein Anliegen, eine Entfchuldigung durch
Worte äußern. Was haft du vorzubringen, vorzutragen, ans
subringen. Er konnte Fein Wort vorbringen, heraus bringen,
Kine Sache ſehr oft vorbringen.. Line Urfache, Fable Ent:
fepuldigungen vorbringen. Kinem feine Rlage Vorbringen,
wefür doch vortragen, oder feine Blage vor ihn bringen üblis
her find. Die vorgebrachte Entſchuldigung. So auch Hau
Vorbringen. sh:
Anm. Bey dem Kero franpringan,ben dem Dftfried fram-
bringan, bey dem Willeram aber fhon vurebringan, - Auch
Retter jagt [don uuort furebringen, Im Oberdeutſchen lau⸗
tet es noch jegt fürbringen.
Die Vorbruſt, plur. die —brüfte, bey den Fleifcheen, ein Theil
der ganzen Bruſt an einem aus geſchlachteten Rinde, zum Untere
ſchiede von der Nachbruft.
Die Vorbübne, plur. die —n, der vordere Theil der Schau—
bühne, zum Unterſchiede von der Sinterbühne; die vor—
derbüihne.
Das Vordach, des—es, plur. die —dächer, der vorfpringense,
über das Gebäude weiter als gewöhnlich hinaus ragende Tpeit
eines Daches. .
* Die Vordecke, plun. die —n, eine Dede vor etwas, ein unge
wöhnliches Wort, weldes nur Hiob 22,14 vorkommt,
Die
Wolken find feine vordecke. \
Vordem / beſſer gerbeilt vor dem, in der vorigen Seit, vor diefem,
ebedem. Er hat mir erzählt, dich habe vor dem die Gegend den
beiten Sänger genannt, Oeßn. Ich Yabe es ſchon vor dem ges
böret.
Der vor dem in fremden Landen,
Als ein Doctor ausgeftanden, Gelf, ö
Da diefe Redensart aus einer noch üblichen Präpofition mit ih⸗
rem Caſu befiehet, fo iſt Feine Urfache vorhanden, beyde als Ein
Wort zu ſchreiben. Iu ehe dem iſt der Fall anders, weil ehe nicht
mehr als eine Präpofition gebraucht wird,
Vorder, der, die, das vordere, Superl. vorderſte, ein Beywott,
was vorn if, im Gegenfage des bintern. Der vordere Theil
des Haufes, Die vordern Zimmer, im Gegenfaßeder hintern,
überall der vorderſte feyn. "Das vorderſte zu binterfi kehren.
Die vordern Suße, 2 Macc. 3,25. Die vorderfien Rlephan⸗
sen, Kap. 13, 15. Dievordere Thür,
Anm. Da das indem Superlativo vorderfte bleibet, ſo ers
heller daraus, daß vordere nicht der Eomparativ ift, wie faft alle
Sprachlehrer behaupten, fondeen der Pofitiv, der vermittelft des
abjectivifchen e von dem veralteten Nebenworte porder, fürvorn
gebildet worden. Das Beywort ſelbſt geböret unter die mangels
baften, welchen nicht allein der Comparativ, foudern auch die ad»
verbiſche Form fehlet, ſtatt welcher das Nebenwort vorn ges
braucht wird. Nur der Superlaciv wird in der Zufammenfegung
zuvör derſt, vor allen andern, vornehmlich adverbialiter gebraucht.
(9. auch hintere, äußere, obere, innere, untere, welche dieſem
Beyworte in der Form und dem Gebrauche äbnlich find.) Es iff
ein fehr altes Wort, indem fchon Kero die Vorfahren thie For-
droron nenne, Der Superlativ kommt ſchon bey dem NRotker
dor, welder den vornehmfien Geiſt forderofto geift ıtennet.
Daß diefes Beywort mit einem v, deſſen Abksumling fördern, be—
‚Fordern aber mic einem f geſchrieben wird, gehöret zu dem Dill,
Ktrts. kührlichen
1259
Fühelichen in den Sheaden. brigens wied ee Beywort im".
Pofitiv geen mit denjenigen Hauptwörtern zufanagien gr zogen vor
x
welchen es ſtehet, in welchem Falle aber die adjectiviſche Endung
weofällt. Die vorde erthür, das vorderhaus, die vorderglieder
uf. f. für die vordere Thür, das voedere Haus, die vorden Glie⸗
"der. Folgende find nureinige zur Probe.
Die vorderachſe plur diem, die vordere Achfe an dem
Magen, zum Unterfchiede von derinterachfe. ‘
Der Dorderarm, des—es, plur. die —e, der vordere Theil des
. Armes von der Handwurzei bis an den Elbogen, der auch der
Vorarm genannt wird; beydes zum Unterfchiede von dem Sins
terarme.
Das Vorderblech, des—es, plur. Sie—e, 1. Das an dım -
vordern Theil eines Dinges befindliche Blech, zum Unterſchiede
von dem Sinterbleche.. 2. Auf den Blechhammern führer eine
gewiſſe Act Blech, weiche ſchwãcher als das Kreugblech ift, und
zu allerlen Geräthfchaften verarbeiset wird, den Nahmen des vor⸗
derbleches,, da denn der Plural nur von mehrern "Arten oder
Quantitären gebraucht wird,
Die Vorderbruft, plur. —— der vordere Theil der Bruſt/ zum
Unterſchiede von den Seiten.
Der vorderbug / des—es, plur. die —buge, der vordere Bug
eines Thieres zum Unterfhiedevon dem Hinterbuge. S.-Bug.
Das vorderCaſtell, des—es, plur. die—e, das vordere Eas
ftell auf einem Schiffe, zum Unterſchiede von dem Sinter: Ca:
fielfe. Sonſt auch die vorpflicht *
Die Vorderflagge, plur. die—n, die Flagge, welche auf dem
Bugfpriete auf dem Vordertheile des Schiffes aufgeſtecket wird,
—* zum Unterſchiede von der Sinterflange,
Der Vorderfled, des—es, plur. die—e, ben den Schuftern, eis
ne aufgefegte balde Sohle auf den vordern Theil eines Schuhes ;
zum Unterfchiede von dem Sinterflede, 2
Der Dorderflügel, des—s, plur. ut nom. fing, der vordere
Flügel, bey den Sufecten, welche mehr als zwey Stügel haben,
zum Unterfcbiede von den Sinterflügeln, RAS
Der Vorderiuß, des—es; plur die —füße. . Die vordern
Füße bey den vierfüßigen Shieren. 2. An demmen(hlichen Fu⸗
ge wird der. obere Theil des unsern Fußes über den Zehen, welcher
auch der Oberriſt beißt, der Vorderfuß genannt. Beydes im
Gegenfoße des Sinterfußee®
Das Dordergebäude,des—s, plur. ut nom. * dee vor⸗
dere Theil eines Gebãudes zum Unterſchiede von dein Sinterge:
baude. Se Vorgebaude.
Das Vordergebirge, des—s, plur ut nom, fing. im Berg.
baue, dervordere Theileines Öebirges, im Gegenſatze des Hinz
tergebivges. Ben den Bergleuten verderbt das Sördergebirge,
Das Porgebirgeift davon noch verfchieden.
Das Vorbdergehäfe, ©. Gehafe.
‚Des Dordergefchirr, des—es, plur, die—e, das vordere Ger
ſchirr, befonders derjenige Sheil eines Prerdegefhirres, welcher
Bor I
J
den vordern Theil der Pferde bedecket, id Unterſchiede von dem
vintergeſchirre.
Das Dorderglied, de8— es, plur. die—er, dag vordere
Glied, im Gegenfaße des Sintergliedes. An der Logifift es das⸗
jenige Wort ın einem Urtheile, welches andentet, wovon geredet
wird, das Subject.
Der Vordergrund, des— es, plur die — gründe, der dars
dere Brund, zum Unterſchiede von dem Hintergrunde. mi der
Mapieren iſt es der Theil desGrundes zunãchſt an derGrundlinie
Der Vordergrund der Schaubühne, die Borderbirhne, +
Das Dorderhaar,des—es, plur die—e, ingleichen colfectide,
fo wohl im Singular allein, alsim Plural, das vordere Dan,
andem —— ARAENIPAERE zum Mriefsiee: von dem
Hinterhaere-
Die Vorderhand, plur imuf. der vordere Theil der duhern band
zunãchſt an dir Handwurzel, Carpus; zum Unterſchtede vom der
Sinrerhand und den Singern. S, DVorband.i. 2
Das Vorderhaupt,des —es, plur,inuf; der vordere Theil des
Hauptes oder Kopfes, zum Untirfchiede von dem Sinserhauptez
" imwgein:inen Leben der Dorkopf. ©. vorhaupt.
Das Dorderhaus, des — es, plur, die — haͤuſer, ein dor
einem Hobäude aufgeführtes Haus; ingleichen der vordere Theil
eines Hauſes. Vepdes im Gegenfage des Sinserhaufee. S
vorbaus.
Der Vorderhof, bes-es, plah, ie—häfe — Hm
Unterfdfiede von dem Sinterhsfe: 8. vorbof. = ma
Der Vorderlauf, des—rs, plur. die—läufe, set Shen
der Border Kir eines Hirſches und — ; zum — von
den vinterlaufen.
Das Vorderlider, des—s, Bier ut nom. fing; ——
vordern Theile eines ——————— Leder; * —
von dem interleder
Der vordermang des ⸗es, plär. die. — männen; der —
Mann unter mehrern der Ordnung nach, z. DB. bey Truppen,
wenn fein mehrern Reihen ſtehen; jonft auch der DOr MARI BUN:
Unterfohiede von dem Sintermanne,
Die Dordernabt, plur. die —näbte, die vordere Nabt, zum
Amierſchied von der Sinternaht =
Die Dorderraft, plur.die—en, die Bötheeh Raſt an den Sc
fern, zum Unser ſchiede von der Zinterraft. S. Raik”
Der Vorderfag, des—es, plur, die—fäge, der, — Sag, _
zum Unterſchiede von dem Sinterfage. Ju der Logik werden den °
Der, und Unterfageines Schluffes mir einem gemeinfeaftlihen
Rahmen die Vorderfägegenannt, Praemillae; zum Unterjdies
de von dem Sinterfi ageoder Schlußfage, “is
Der Vorderſchuh, des—es, N die—e, der vordere Speit
Schuhes an den Stiefeln, d. i das Dberleder; zum Unters
ſchlede von dem Hinterfhube, : —
Das vorderſegel, des—s, plur. ut nom fing. Dievordeen
Segel eines Schiffes, dergleichen die an dent Bugforiete und dem
Fodemafte find; zum Umterfchiede von den Sinterfegeln,
Der Vorderſpan/ des —es, plur. die—fpäne, im den Salz⸗
bütten, der vorderſte Span unter den beyden Sogfpänen auf dem
Sogbaume; zum Unterſchiede von dem Sinterfpane.
Der Vorderfporn, des—es, plur. die—en, bey den Solpläß -
tern, ein Feines eifeenesÖerüft, welches die — met; sum.
Unterſchiede von dem zinterſporne. N
Vorderft, der Superlativ von vorder, S. diefeg.
Der Vorderflab , des—es, plur. die—fäbs, der vorder Su,
de i. halbrunde Sieratd an dem Mundfiücde einer
zum Unterſchiede von dem ſinterſt abe.
Die Dorderftaude, plur. die—n, in den Papiermühler
Stauden,d.i. Pfoften, zwifchen weichen das vgrdere
Schiinge oder des Stiels der Stampfe auf * med
Unterſchiede von der zinterſtaude. *
Der Vorderſteven, des —s, plur, ut nom. fing. de ER
Steven eines Schiffes d.i. derfchief von dem Kiele in die Höhe
chende Balken am Vordertheile, welcher deffen ganze Öeftalt ber
fiinitaf, auch dev, vordeven; im Gegenſatze des’ zinterſtevens.
Die Vorderftube, plur, — die vordere Siube, im Gegenſa⸗
tzze der Hinterfiube.
Das Vorderſtück, des=es, plur.-die
eines Dirtges, oder ein Stück an dem
ſchiede von den Sinerrude, |
ep ; zum Unter⸗
Der
e, das vordere Stud
*
x
*
g * — 4
u . L z &
* vorderſtadet — * — ut —— in den
löffern, der Studel in dem Vordertheile ee Shlofjes;; 2 zum
Interfchiede von dem Sinterfudel. ©. Studel. >
„Das Vordertbeil, des — es,
„eines Dinges ; zum Unterichiedr von dem ——— Das vor⸗
dertheil eines Schiffes, eines Saufesu ſaf.
Die vorderthür, piur. die—en;bie vordere on derdie Thur
„am dem Vordertheile des Hauſes; sam — von der
Sinterthuͤr.
‚Das Dordertreffen, des—8, - ‚plurs: utnom.f ing. das vor
dere. Treffen, d. i. der. vordere Theil eines in Schlachtordnung ges
‚ftellten Kriegesbeeres, der vortrab, ehedem die vorhuth, fonft
auch die Frans a Sarte⸗ sum ——— von dem ginter⸗
ereffen.
Das Dordervientel,des—s, plur ut nom. fing, das verdere
BVierteleines Dinges, z. B. eines geipladententpieeen; zum Uns
terſchiede von dem ginterviertel, 2
Die Dorderwage, plur. die—n, an den Wägen, die vordere
» Leben die: vorderwacht, fonft auch die Riemweage ; zum Unter;
ſchiede von der Hinterwage.
Der. Dorderwagen, des —s, plur, die— wägen , der vordere
Theil eines Wagen! ; zum — ‚von dem Sinter:
wagen.
Der Vorderzahn, des—es, plur. ——— die vorn im
Munde befindlichen Zähne; zum Unterſchiede von den Sinter:
zahnen.
Die Vorderzangte, plur. die—n, ben deu Sifehlern, die erſte
große hölzerne Schraube an einer — zum Unterſchiede
von der Hinterzange,
dem Pferdegeſchirre wird das. Vordergeſchirr auch dag vorder⸗
zeug geaaunt. An einem Pferdeſattel iſt es der Bruſt riemen mit
feinem Zugehör. 4
' Mordrangen, verb. reg. act. vorwärts Brängen. Femanden
„Bordrängen.
» ber die Vordrängung.
Hülfswort feyn.erfordert, vorwärts, nad) dein vordern Raume
‚zu dringen , Im Dberdeutfchen gchraucht man es aud) figür! ich
Grundfägevordringen laſſen. Das Wohl’des Reiches feinem
eigenen Nutzen weitvordringen laffen. Daher das vordrin⸗
gen und die Dordringung.
Der Vordrud, des ⸗ee plur. doch; nue von. Inchreen Arten oder
Quantitaten, die—e, inden Weinländern, Moft von dem er:
‚Sen Drucke, welder auch Vorſchuß beißt ; zum Unterfchiede von
den Nachdrucke. ©. Vorlauf. .
Der Doreid, des—es, plur. die—e, an einigen Orten der Eid
© fürdie Gefährde, S. Gefährde.
I Voreilen, verb. reg.neutr, welches dag Hülfewort ſeyn eyfor⸗
—* Bert, 1. Vorwärts geilen, doch in dieſer Bedeutung nur felten.,
“gs, Einem voreilen, ihn in der Geſchwindigkeit übertreffen, Agürs
Lich , ih ſchnell zuvor Fommen, Auf diefe Weiſe geber ein
Er getveulich der Natur nad bis dahin, wo er ihr voreilt,
aco
Dei, ‚meinen Winf chen fiets — Liebe vorgeeilt, Weiße,
ee — et, —jie, adj. etadv. ungebührlich eilfertig, und
darin gegründet, die Kegeln der Klugheit im Eilen überſchreitend;
zuweilen auch vorſchnell, im Niederſ. frouriep, frühreif. Man
iſt voreiliz/ wenn man die rechte Zeit nicht erwarten kann. Eine
Soreilige Antwort. So auch die voreiligkeit.
—
plur, die—e, das —— Sprit S
Wage, woran die vorderen Pferde gejpannek werden, int gemeinen '
Das Vorderzeug, des—eh, Ei — da⸗ — Zeug. An -
Auch. als ein Reciprocum; ich vordrängen Dar
Vsrdringen, verb, irreg. — (S, Dringen,). welches das
"> ‚Die, Dberhanb- befommen, berefcbend werden, Lauter ſchadliche
Vor
‚Die voreltern, S. voraltern.
Das Vorende,'des—s, plur. die—n, im der Lanbwirihſch aft,
das zunächft an den Weg, wo eine Viehtrift iſt, ſtoßende Stück
des Feldes, welches ungebauet liegen bleibet.
vorenthalten, verb.irreg. act. (©. Salten,) zurück, oder bey
ſich behalten, was man einem andern zu geben fhuldigift, Je⸗
manden ſeinen Lohn, ihn etwas von feinem KRigenthume vor⸗
enthalten." So auch die vorenthaltung. Vor bat hier oben
die Bedeutung, wie in vorbehalten, oder das Zeitwort bedeutet
auch ſo viel, als vor jemanden zurück behalten ; daher es irrig iſt,
wenn einige es fürenchalten fchreiben wollen, indem Feine Bedeu⸗
tung diefes Fürwortes fich dazu ſchickt. Übrigens wird diefesgeite
wort in den zuſammen gefegten Zeitwörtern bäufiger wiraudt,
als in den einfachen,
Das Vorerbe, dves—s, plug. ut nam. fing. ein nur In den
Rechten einiger Gegenden Hbliches Wort, ein jemanden zum vor⸗
"aus vermachtes Erbe oder Erbtheil zu bezeichnen.
Der Vorerbe, des—n, plur, die—n, eben dafelbfl, ein Exe
be, ‘welcher ein ſolches Erbtheil zum voransbefomart,
Vorerben, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben ‚eben
dafeldft, zum voraus erben,
Yorerinnern, verb, reg. act. vorher erinnern, ein feltenes
> Mott, fo wie vorerinnerer, Dorerinnerung.
Die Dorernte, plur. die—n, in der Landwirthſchaft, der An-
fang der Ernte, die erfien Tage in derfelben ; im Gegenfage Ser
MHachernte.
Vorerft, ein Nebenwort der Ordnung, zuvörderſt vor allen anderu
Dingen zuerſt. Ih will vorerſt zu unſern Freunden gehen.
73 kommt in der vertraulichen Sprechart am. häufigſten vor,
undFann fo wohl.eine Zuſammenziehung, als auch eine Figur von
BER, A für das erſte, was das erſte betrifft, zum erſten, ſeyn;
daher “es auch von einigen fürerſt geſchrieben wird. ©,
Sie XI, 4.
Vorerwählen, verb. reg. act. vorher erwählen, oder auch vde
andern erwählen. vorerwahlte Zeugen von Gott, Apeſt. 107 14.
Ihr vorerwählren Gerechten Klopft. So auch die Vorerwäb-
lung, womit auch zuweilen die Prasekinatton, Verherbeflim-
mntgder veformierten Kirche, ausgedruckt wird,
Voterwähnt, adj. etadv. tin vorigen erwähnt; am hãufgſteu
in den Kanzelleyen, wo man auch wohl das — vorerwäh:
‚nen, und das Hauptwort die Dorerwähnung gebraucht.
Das Voreſſen, des — plar ut nom. fing, ein Eſſen, d. i.
ein Gericht, welches gleich nach der Suppe vor einem der Haupt⸗
gerichte aufgetragen wird, und von vorkoſt noch veefchieden iſt.
S. vorgericht.
1268
vore ſſen verb. irreg. et neutr. (8. #ifen,) welches als ein
Neutrum das Hülfewort haben befommt. 1, Als ein Neutrum.
(»).Einem voreflen, in feiner Gegenwart zum Mufter der Nach⸗
ahmung effen. (2) Einem voreſſen, ihm im vielen oder geſchwin⸗
den Eſſen übertreffen, ihm im Eſſen zuvor kommen. 2. Als ein
Aetivum, vorher eſſen, ingleichen vorweg eſſen, am häufigſten im
Mittelworte und Infinitiv. vorgegeſſenes Brot, alles‘, was
man zu ſeiner Nothdurft von feinem Fünftigen Verdienſte vorweg
nimmt, als Vorſchuß nimmt. x
Der Vorfabr, des—s, plur. die—en.. 1. Der vor uns in
unſet n Anite oder in unferm gegenwärtigen Berbäleniffe gewe-
fen, er lebe noch, oder fen bereits geflorben ;in welchen Falle man
auch wohl, obgleich feltener, im weiblichen Geſchlechte vorfah⸗
rinn gebraucht. "Mein vorfahr in dem Amte. Der Porz
ganger, Dorweier, im Niederſ. vor ſate. 2. Perfonen, welche vor
uns. gelebt haben, im Gegenjage der, Nachkommen, ehedem der
Nachfahrer, in welcher Sedeutung es aur im Plural gebraucht
wird
—
un
ERBE OR
Wen
68 —
wird, Gott hat dieß Reich uns und intern Vorfahren gege⸗
ben, St. Eid. s, 10. Wie es ihre vorfahren gebalten, Maͤre.
11,25. Vorältern find unſere vorfahren, fo fern wir von ihnen
abſtammen.
Anm. Es iſt von dem Zeitworte fahren, welches unter andern
ebedem auch leben bedeutete, und die ſe Be eutung ſcheinet auch in
dieſem Worte Statt zu finden, ſo daß Vor fahr überhaupt jeman⸗
ben bedeutet, der vorung geweſen ift, es fey nun in einem Amte
oder in dem2rben, (S.3 Sabren) Wachter und ander: legen
in der zwehten Bedeutang ein Zeitwort fahren zeugen jum®runs
de, underflären Dorfabren durch Doraltern. Allein, iheils ift
die ſe Erklärung wider den Sprachgebraud, tbeils iſt auch das
Beittvort fahren, zeugen, felbft fo ausgemacht noch nicht. über
dieß ſchickt ſich dieſe Bedeutung zu dem noch nicht ganz veralteten
Gegenfage, Nachfahrer, nicht: Fahr ſtebet in deyden Bedeutun⸗
gen für Fahrer, und in der erften lautet das Wort in einigen Ges
geuden ausdrüdlich vorfahrer. Übrigens heißen die Vorfahren
in der zwepten Bedeutung im Zfidor, bey dem Wileram, Notker
u.i.f.Fordhron, Vorderon, Forderen, die Vordern, im
neunten Jahrhunderte in der Frankiſchen Mundart Forunierzi-
borana, vor uus geboren, in der Oſterreichiſchen Mundart
noch jegt Dorfordern, Altvordern. Sofern die Vorfahren zu⸗
gleich Ahnen oder voraltern find, beißen fie bey dent Ditfiied
Altmaga, und im Angelf. Forefathers, Forthfaederar,
Holländ, Veurvaeders,
Deutfchen Liviusvon 1514 vor,
Vorfahren, verb.irreg.neutr. (S. $ahren,) welches das Hülfes
wort feyn erfordert. ı.2inem vorfahren, ibm in geſchwinden
Fahren zuvor fonımen, 2.Der Wagen vorfahren laflen, ihn
vor die Hausthür oder vor den Sporweg fahren laffen, Daher dag
Vorfahren. ö = 2
Der Dorfall,des —es,plur. die —fälfe,von dem folgenden Zeit.
worte. 2. Was dem Drte nach vor ein anderes Ding fällt, In
diefem Verſt ande gebraucht man es vornehmlich in der Mebicin,
wo der Dorfall derjenige Fehler der Barmutter ift, wenn fie ang
Eriglaffung ihrer Bänder oder der Mutterfcheide in die leßtere
dinunter finft; der Mutterbruch, Procidentia oder Pro-
laplus uteri. 2. Eine jede unvermutbete Begebenbeit, fie ſey
von welcher Art fie wolle,gleich fam etwas, was ung unvermuthet
in den Weg fällt, wo es am häufigften von kleinen, unerheblichen
Begebenheiten diefer Arı gebraucht Wird; dagegen Zufall auch
don wichtigern gebraucht wird. JA wohl ein Vorfall in der Welt,
welcher nicht in Anſehung Gottes Fur nichts zu vechnen fey?. '
Ich babe einen unangenehmen vorfall gebabt. Alle dieſe vor⸗
falle machten, daß ich ibm nicht mehr trauete. So auch vor⸗
fallenheit und vVorgang.
Vorfallen, verb. irreg. neutr. (SſFallen) welches das Hülfs⸗
wort ſeyn erfordert. 1. Bor ein anderes Ding, dem Orte nach
fallen, So könnte man fagen, eine $allchür vorfallen laffen,
vor die Offnung. 2. Unvermucher gefpeben, ſich begeben, fich
zutragen; am bäufieften von menfchlichen Veränderungen und
unerwarteten Begebenheiten, gleichfam uns in den Weg fallen,
begegnen, aufft oßen. Es it mirein Sindernif vorgefallen. „If
nichts neues vorgefallen? Wenn mir eine gute Gelegenheit
vorfallen follte Bey vorfallender Gelegenheit. Bey Ti⸗
ſche fiel nichts erhebliches vor, Wenn Peine wichtigen Ge⸗
fpafte vorfallen. Im Briegefällt dergleichen gar oft ver,
Ser Yaraf im Sanfe ih, fallen Zwifchen ibm und Fu:
lianen dann und wann Blicke wor, Lei, Siehe auch vor⸗
Lehen. 5
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Das Wort vorfahr kommt in dem
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Die Dorfallenbeie, plur.Sie-en / welchet zumellen, oßatelg
ohne Noth/für vorfall e gebraucht wird, bine jede zufällige, be ⸗
fonders menſchliche Begeubeit zu bezeichnen.
Yorfächten, verb. irteg. neutr. (Si Sechren,) mit'dem Hülfee
werte habe; 1. inem vorfecpten, n feiiier Gegenwart zum
Vinfer der Nachabmung Fechten, damit er nacpfechten Terne, *
2, Einem vorfechten/ ihn im Fechten übrrireffen.
Der Dorfechter,des—s,plur. ut nom. fing, von vorfechten »,
aufdem Fechtboden, derjenige, weicher unter Auffücht dus Fecht⸗
meiſters im Fechten Unterricht gibt eigeutlich andern vorfiht, im
ibrer Gegenwart zum Muſter dev Nachahuiung fir, daher «8
don einigen irrig Fürfechter gefchrisden und geſprochen wird,
Vorvechte ſchon bey dem Strocke..
Das Vorfeft, des —es,plur. die — e,an einigen Drten,der Abend.
* einem Feſte, der Feſtabend/ im gemeinen Leben der bi
— Br ne
Die Vorfeile, plur. die —n, bey den Schlöffern, eine Art Zeiten,
welche nach den gröbern Armfeilen und vor,den feineen Schlicht ·
feilen gebiaucht werden, z
Dorfiedeln, verb.reg. act, Einem etwaͤs vorfiedeln, es ihm ”
aufder Fiedel vorfpielen. { ———
Vorſinden verb. irreg. act. (&;$inden,) vor fi finden, bey
feiner Ankunft gegenwärtig finden, ‘Bey feiner Ankunft viele
Geſchafte vorfinden. ee
Die Vorflöße, plur.car. das Recht, ſein Holzaufrinem Fluffe vor,
andern, oder eber als andere, forızuflögen. Zwidean bat die
Vorflöße aufder Mulde vor Schneeberg. -
Die Dorfluch, plur. die —en.
oder das erſte Waffer, welches miteiner Fiuth Fomnıt ; Niederſ.
vorflood. 2. Ju Schleſten und andern "Gegenden ſcheinet es
auch die Ableitung diefer Vorfluth zu bezeichnen. Alle unter⸗
warts liegende gerrfchaften ſollen ſich nicht weigern, die Gra⸗
ben durch ihre Gründe zu führen, und ſolcher Geftale die vor⸗
fluth zu machen. — — —
Vorfsrdern, verb, reg. act. vor ſich oder vor einen andern for.
dern, befonbers vor Gericht fordern : vorladen, ehedem vorbie:
then, vorheifchen. _ Jemanden vorfordern laffen, Daber die
Dorforderung. Kr — ——
Die Vorfrage, plur. die—n, dievorläufige Frage.
1: Der erfie Anlauf’ der tu,
vr,
Der Derfröhner, des—s, plur.ut aom, fing. von fröhnen,
die Ereention verbängen, ein nur in einigen Gegenden übliches
Wort, den vornehmſten Gläubiger ben einer & uldklage zu ber
zeichnen, weicher in Nabmen aller um die gerichtliche Hülfe an
ſucht; an andern Orten der Dormann. —
brecher vorführen laſſen, vor Gericht, vor ſich. Sich ein Pferd
vorführen laffen, es zu beſichtigen. In einem andern Verftan⸗
de lãßt man ein Reitpferd vor fůhren, wenn man eg vor die Thür
führen läſſet, um ſich darauf zu ſetzen.
rung. s
Der Vorgang, des —es, plur, die —gänge, von Horgeben,
1, Die Handlung des Vorgehens. (1) Die Handlung, da men
vor einem andern, eher als er gebet, und bar Recht Ihm der Ord⸗
nung neh vorzugeben, ohne Plural; der Dorkeirt. Den vor⸗
gang vor jemanden haben, Sid um den vorgang ſtreiten.
Chrifina hat in allen Dingen den Vorgang, Eol, 1,18; mp eg
So auch die vorfüh⸗
in nicht fo üblichem weirerm Verſtande für vorzug überhaupt ges
braucht wird. (2) In Oberdeutſchland wird der Kirchgang der
Schswöcntinnen, der vorgang oderſervorgang arnanm, weil =
fie als dann zumerfien Mablewieder bervor,d. i. nitter das Publi«
eum, gehen, 2
der Nachahmung vorgebes,d,i,in feiner Gegenwart gehet; da denn
n Dsreang
*
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Dorfübren, verb. reg. act. vor jemanden führen. Einen ver -
(3) Die Handlung, da man jemanden zum Muſter
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em Dorgange, Bipfpicle, Sid nach jemandes vor⸗
„ns ‚ge vipeen. >
2: Dasienige,mas vordebet. 0) Dem Detenad, So ———
"Ansinigen rgenden, 3. Bam Niederrheine, dem Friſch zu Kols
Fi ei oft fe Bepfpirt, Mutei —— ——
PR
BR die. Waldgrängen Vorgänge arnannt, (2) Bey dem Deftil⸗
eren des Brauntweines iſt der Vorgang,ohnePlural,dasjenige,
was zuerſt übergebet. (S. Bsrlauf.) (3) Was vergehet, eine
Vegebenbeit, ohne zu beftimmen, ob fie wichtig oder nicht, fchäd»
lich oder näslih u. ff. iſt. Es unterſcheidet ſich dadurch von
Vorfall, daß dieſes eigentlich von plötz ich ſich ereignenden Um⸗—
ſtänden, Vorgang aber obne dieſen Nebenbegriff und nur von Bes
gebenheien gebraucht wird, Es iſt hier ohne Zweifel eine Figur
des Hervorgebens. Ein angenehmer, unangenehmer Dorgang.
Ein tranriger Vorgang. ,
Ebedem bedeutete Vorgang und in der Oderdeutſchen Mund⸗
art Singang auch eine Beförderung, promotio, in welchem
Ver ſtande es noch in dem 1514 gedrudien Deutſchen Lidius vor⸗
° Fomme.
Der - Vorgänger, des, plur. utnom. fing. Fania die vor⸗
gerinn. 1. Eigentlich, eine Perfon, welche voran, vor andern.
ei Judas war ein Vorgänger derer, die Jeſum fingen,
oft. 1,16; d. 8. ein Anführer, In diefer eig: ntlichen Bedeus
tung wird es ‚wenig mehr gebraucht, wohl aber, 2. in einigen
figürlichen. (+) Eine Perſon, welche etwas vor ung gethan hat,
und uns dadurch zum Mufter der Nachahmung, zum Beyfpiel
dienet. Auch hierin bat die Bunf die Natur zur Porganz
gerinn. Ich habe in diefer Sache keinen Vorgänger, es hat fie
noch niemand vor mir gethan, (2) Im weitern Berftande, eine
Perfon, welche vor ung imeinem Amte, in einer Verbindung ges
weſen ift, wie vorfahr, Antetellor.
Vorgängig, adj, et adv.weldes von einer veralteten Bedeutung
des Hauptwortes Vorgang nur im Dberdeutfchen und in den
Gochdeutſchen Kanzelleyen für vorläufig gebraucht wird, in
vorgängiger, vorläufiger, Beide, Etwas vorgängiz berich-
ten, vorläufig.
Dorsaukeln,verb.reg. act. Einem etwas vorgaufeln, es als
» eine Baufeley in deffen Gegenwart vornehmen,
Das Vorgebäude, des— 8, plur. ut nam. fing. das vor eis
"nem andern Gebände befindliche Bebäude,dagegen Vordergebau⸗
de auch den ordern Theil eines Gebäudes bezeichnet, ;
Vorgeven verb.irreg. act. (&.Geben,) welches nach Maßge⸗
bung der Partikel vor in verfohiedenen Bedeutungen gebraucht
"wird. . Vou vor, eber, der Zeit nach, wäre vorgeben, eher ge⸗
* ben, im Gegenfagedes nachgeben; welche Bedeutung aber wer
nig vorfommmt, obgleich Frifch diefelbe anfübret,
voraus, gibt mian in verfchiedenen Spielen, 5. B. dem Billard»
Spiele, jemanden einen, zwry, drey Points n. f.f, vor, wenn
"man einem ſchwächern Spieler felbige voraus gibt, ihn von zveh,
drey u. f.f. an zählen Läffer, da man ſelbſt von eins an zählet.
3,8on vor, fo fern es dem Orte nad) don einem andern Dinge
bedeutet. (2) Wie Darlegen,
“vorlegen,
aſſen fle, er, 9,13 5 vorgeleget. In diefer Bedeutung wird
"es wenig mehr gebraucht. Daß ihr obden Glauben Fämpfer,
der einmahl den Heiligen vorgegeben if, Br, Jud. v. 3.
*(2) Im engern Verftande, zu thun vorlegen; wofür doch aufge⸗
- ben üblicher if. Jemanden etwas zu thun vorgeben. Mr
"weiß allerley Dinge kunſtlich zu mahen, welche man ihm vor⸗
Yibr, 2 Ehron.2, 14. Manche wollen es in diefer Bedeutung
furgeben, geſchrieben wiffen; welches aber irrig iſt, indein vor
Adel. W. B. Th. 2, Auf.
J —
SER
2, Bonvor, .,
Dem Diebe Sutter vorgeben,
Das Gefeg), das ich ihnen vorgegeben habe, ver=
—F —— *
2 — —
1266
fi ie untöugbae bt Bedeift beg.Dete pa, 4. Bervor gehe; FB
nur in figirlicher Bedeutuug des Seitwortes geben, andern durch
> Worte merflich mäcen, behanpten, fagen, äußern, (1) * Über
baupt, in weichem Verftande es doch vrraltet if, Was silte,
ob meine Zunge unrecht habe, und mein Mund Böfee vorges
be, Hi0b6, 30. Ihr ba ter euch alle für Flag, warum ges
ber ihr denn ſolche unmütfe Dfrge vor? Kap. 27,12. Date
umgibt ſiod ſtolze Theidinge vor mit Unverfiand, Kap. 35,
16. Wo es überall fo viel als vorbringen, bedrutet, (2) Ya
einigen engern Bedeutungen, in welchen es den Nebenbegriff des
ungegründeten bat, (a) Etwas nugegründetes behaupten, oder
doch etwas behaupten, woran man zu zweifeln Urſache bat, Der
Gerechte, ſprechen die Gortlofen, ‚gibt vor, daß eu Borg
kenne, Weish. 2,33. Sie geben vor, man müffe allenthal:
ben Grwinnif fuchen, Weish, 15,12. Theudas gab vor, er
wäre etwas, Apofl, 5,36. Der Widerwärtige gibt vor, er
fey Gott, 2 Theſſ. 2,4, Jetzt gibt er bey meiner Pfichte Zriz
rathens vor, Meiße; welche Wortfügung mit der zweyten
Endung doch nur in einigen gemeinen Mandarten üblich iſt.
(b) Im uoch engern Verſtande, etwas, das nicht iſt, als eine Ur⸗
ſache, eine Entſchuldigung, anführen; wie vorwenden, vorfchüitz
zen. Kine Krankheit vorgeben. Es wird indiefer ganzen vier⸗
ten Bedeutung von einigen gleichfalls fürgeben geſchrieben und
geſprochen, als wenn bier der Begriff des anftatt der herrſchende
wäre; allein es iſt wahrſcheinlicher, dag vorbierfür hervor ſte⸗
het, welche Bedeutung auch in vorbringen, vorwenden, vor—
ſchuͤtzen u. ſ. f. herrſchet.
Das Vorgeben, des —s, plur. utnom, fing. 1. Die Handlung
des vorigen -Zeitiwortesin allen feinen Bedeutungen, und ohne
Plural. 2. In der legten vierten Bedeutung ift es auch eine bee
hauptete ungegründete Sache, Ein Vorgeben widerlegen. Alle
diefe Vorgeben heißen nichts,
* Dorgebiethen, verb. irreg. act. (S.Biethen,) welches ſo wie
vorbiethen ur im Oberdeutſchen fin vorfordern, vorladen üb⸗
lich ift, x
Das Dorgebirge, des—s, plur,utnom. fing. ı. Der vor
° dere Theil eines Gebirges, wo fich der Beden von einer Chene zu
erheben- anfängt. Auf diefes folgt das Mirtelgebivge,und anf
diefes dag hohe Gebirge, Auf der. andern Seite nimmt ein Gebir⸗
ge wieder eben fo. ab, wie es auf der einenzugenommen hatte; daher
auch eben diefelben Nahmen bleiben. 2.Derjenige Theil des feften
Landes, welcher ſich auf eine beträchtliche Weite indag Meer er-
ſtreckt, das Cap; wo es eine buchftäbliche Überfegung de Batein,
Promontorium ift, obgleich nicht ein: jedes Vorgeberge aus
Bergen beftebet. Die Schwedifche, Isländiſche und Engliſche
‚Sprache find febr reich au Wörtern, Vorgebirge von allen Arten
"und Geftalten mit eigenen Nahmen zu belegen, Die Rirderfacie
fert nennen ein Vorgebirge HoTd. -
Vorgefaßt, adj etadv. welches eigentlich das Mittelwert Dei”
ungewöhnlichen Zeitivortes vorfaffen iſt. Eine vorgefaßte
Meinung, eine Meinung, welche man angenommen, ehe man
noch ihre Richtigkeit unterfucht bat, ein Borurtbeil. Sp auch,
eine vorgefaßte Liebe u. ſaf. Es iſt nachdem Sateim, prae-
ceptus, praeconceptus, gebildet, ——
Das Vorgefühl, ses —es, plur. die —e, das vorläufige, dor⸗
hergehende Gefühl einer künftigen Sache. Das Vorgefühl der
Thiere bey Anderung des Wetters. Das dunkele Vorgefühl
feines Schickſales,
vorgegeſſen, adj. &, Dorefen, s
vorgeben, verb. irreg, aeutr. (8, Behen,) welches dag Hirfe,
wort feynerfordert, und nach Maßgebung der —— vor in
verſchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, — —
F | u, Bon
1267 SET
2, Von vor, dot einem andern, eher als derfelbe. (1) Bie
x
siem vorgehen, der, Drönung nad eher geben, den Vorgang vor...
1
ihm haben, voran gehen. Das volk, das vorging, Pred. 4, .
16. Math. 21,9... Am häufigfken mit der dritten Endung der
Perſon. Liner will dem andern vorgehen: Er ging allen
wor. Angleichen figürlich, der Vorzug haben, an Wichtigkeit
übertreffen. Pflichten müffen den Tibungen vorgeben, den
Borzug vor ihnen haben, (2) Einem vorgeben, ihn im geſchwin⸗
den Gehen übertreffen, ihm im Geben zuvor kommen. (3) Zum
Mufter der Nachahmung in jemandes Gegenwart gehen; im Ge⸗
genfage desnachgeben. Einem vorgehen. Iugleichen figüielich.
Undern mit einem guten Erempel vorgeben. Ich war in als
Zen Dingen fröhlich, das machet, die Weisheit ging mir in den:
felbigen vor, Weish. 7,12. 27
2. An der vordern Seiteeines Dinges gehen ; eine ungewöhn⸗
liche Bedeutung, in welcher man nur im figüelichen Verſtande
> fagt, das gehet mic vor, ahudet mir; wohl eigentlich, das ſchwebt
dunkel vor meiner Seele. Das if mir lange vorgegangen, hat
mir lange geahndet, , Dem guten Seven ging wohl’ vor, was ge=
ſchehen if.
3. Hervor geben, wiederum in verfhiedenen Fällen. (2) Vor⸗
gägen, ein anderes Ding au horizontaler Ausdehnung übertreffen, ‘
sorragen ; wo esentweder abfolute gebraucht wird. Das Jut-
ter des Kleides geht vor. Dder mit dem wiederhohlten Vor⸗
worte. Das Iutter gehet vor dem Öberzeuge vor. Das
Dach gehet eine Bile war der Mauer vor. Mit der dritten
Endung, das Dach geher der Mauer vor , iftes hier ungewöhns
lich. (2)*Unterdie Leute, indas Publicum gehen; eine unge»
© wöhnliche Bedeutung, in welhem Verſtande man nur noch im.
Oberdeutſchen fagt, eine Kindbetterinn gehe vor oder hervor,
wenn fie nad) zurüd gelegten ſechs Wochen das erfte Mahl wies
der öffentlich zur Kirche gehet. (S. Vorgang und Kirchgang.)
(3) Sich als eine Veränderung ereignen, zutragent, geſchehen; faſt
wie vorfallen. Was iſt vorgegangen was ift geſchehen? Iſt
nichts nenes vorgegangen? über der Tafel ging nichts merf-
wirdiges vor, Gel, Die Erhaltung der Geſchöpfe geher
durch eine beftändigeSolge von innern Veränderungen derfel-
benvor. Ih babe es lange an ihren Mienen gemerkt, was
in ihrem Serzen vorgeht, Gel. Ich hätte nicht gedacht, daß
mir noch fo diel daran liegt, zu willen, was in der Welt vor⸗
geht, Weiße. ö
Daher dag Dorgehen, doch nur in einigen wenigen Bedeutnu⸗
” gen; z. B. das Dorgeben des dutters, vor dem Dberzeuge, In
andernsF dev Vorgang üblicher.
Der Vorgeber, des —s plur. ut nom, fing, ein nur in einie
gen Gegenden, z. B. zu Nürnberg, üblihes Wort, wo die Ge⸗
ſchwornen der Bierbrauerinnung diefen Rahmen führen, : Viel
leicht fo viel wie vorſteher. e
DasVorgeld,des—es, plur. car.auc nur aneinigen Orten, ein
Mahme, welchen daſelbſt das ERinſtands reche oder Naͤherrecht
führet. Geld iſt in dieſer Zufammenfegung nicht pecunia, ſon⸗
dern ſo viel als Geltung, indem dieſes Recht an andern Orten
auch die Hähergeltung heißt.
Das Vorgemäh, des—es, plur. die—mäger, ein Gemach
"oder Zimmer vor den Wohn⸗ oder Audienz- Zimmern, befonderg ein
deraleichen Gemad bey vornehmen Perſonen, worin fich die zur
Aufwertung oder zur Audienz kommenden Perfonen aufhalten z
das Vorsimmer, Franz. Antichambre, -
Vorgemeldet, adj. welches eigentlich das Mittelwort des unger
„ wöhnlichen Zeitwortes vormelden iſt, im vorigen gemeldet, vor⸗
her gemeldet.
"Der Dorgraben, des—sg, plur. die — gräßen, ein Graben.
2
vortzenannt, adj. gleichfalls von Sem ungewöhnlichen Zeitworte
vornennen, im vorigen genannt, Die vor genannte Peefon. Bey⸗
de Wörter find in den Kangslspen om üblihften. =
Das Vorgericht, des —es plür-sie—e. 1. Ein Gericht; wel:
ches nach der Suppe vor einem der Hauptgerichte aufgetragen
wird, (S. Vorefien.) 2. Ein Gericht, Judicium, welchesyor
einem Hauptgerichte gehalten wird. Kr —
Der Vorgeſchmack, S. vorſchmack
Vorgeſetzt S. vorſetzen. ER ——
Das Vorgeſperr, des — es, plur. die e, an den Deutſchen
Caſſen⸗ Schlöſſern, der Deckel, welcher das Schlüſſelloch vers
—* und auf — — Art geöffnet wird, DS:
DVorgeitern, ein Nebenwort der Zeit, den Tag vor dem geſtrigen
‚bezeichnen, ehegeſtern. Ich ſah ihn vorgefeen. Scweifh ir?
förgär, Dän,förgaars. Daher vorgeilrig, adj. mag vorgeflern
war oder geſchahe, welches doch in der vertraulichen Sorechart
am üblichfter ift. Der vorgefivige Schmaus. ne
Vorgethan, S. vorthun. ——
Das Vorgewäche, des —es, plur. inuf. in der Bienenzude
einiger Öcgenden, dev vorſtoß, (S. diefes Wort.) Gewäds it
bier das ſonſt ungewöhnliche Colectivum von Was.
Der Dorgiebel, des—s, plur. ut nom. fing. ein Giebel an
denvvordern Theile eines Gebäudes, zum Unterſchiede vondem
Seiten giebel und Sintergiebel, A BR?
Dorglänzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben.
», Mit feinem Glauze andere um fi glänzende Dinge übertrefe
fen. Der Diamant glänzet ineinem Ringe unter allen übrigen
Edelſteinen vor. 2. Ja jemandes Örgenwart zum Benfpiel der
Nachahmung glänzen , doch yur im figürlichen Werftande, Je⸗
manden mit feinem Beyſpiele vorglänzen, im hoben Grade
vorleuchten. et
Be
var
m
”
FR.)
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vor einem Dinge; befonders im Feftungsbaue, der Graben vor dem
Glacis, Franz. Avant: folle. i —5
Vorgreifen, verb. irreg. neutr. (S, Greifen,) welches das _
Pülfsgore haben erfordert, und nur in einigen figürlichen Beden« -
tungen gebraucht wird. 1. Einem vorgreifen, etwas eigenmäche
tig thun, was dem andern zu thun gebühtere. Jemanden in
feinem Amte vorgreifen, etwas eigenmächtig thin), was doch 6
dem Amte des andern gehöret. Man greifet Gott in feinem Ur⸗
theile vor, wenn man über Dinge urtheilet, die nur Gott be⸗
urtdeilen kann uud darf. Daberdasinden Kanzeleyen fo häus
fige unvorgreiflich. 2. In der Zägeren wird diefes, Wort in mehr -
als einer Bedeutung gebraucht, (a) Der givfch bat vorgegrif⸗
fen, weuner fi übereilet hat. (b) Ein Gehölz vorläufig durch.
füchen, es geſchehe nun mit dem Leishunde, oder ohne denfelben, Be
Den Leirhund vorgreifen Iaffen. (c) Wenn der Leithund die BR
Fäbete verloren hat, und man läßt ibm felbige wieder fuchen uud -
finden, fo beißt ſolches gleichfalls den Leithund vorgrei⸗
fen laſſen. In den beyden letztern Fällen iſt dafür auch vor⸗
ſchlagen üblich.
Daber die vorgreifung in der erſten, und das vorgreifen in
den letztern Bedeutungen. Der Vorgeiff wird von einigen gleiche
falls in der erfien Bedeutung gebraucht, ab eRgleich im Hochdeut ⸗
ame felten gehöret wird. BR ;
Der Vorgrund, des—es, plur. die—gründe, bey einigen, wie
Vordergrund, S. dasſelbe.
Vorhaben, verb. irreg, act, (S, Haben) vor ſich baben,
x. Eigentlich, etwas als ein Kleidungsflüd vor dem Leibe, befon«
ders vor dem untern Theil des Leibes, hahen, doch aur im ger J
meinen Leben. Eine Schürze vorhaben, damit bekleidet ſeyn. —
2. Figürlich. ARJemanden vorhaben, im gemeinen Leben,
ah
2*
De
er
S ad e
LER
rt
——
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ihn vor fich haben, ‚entweder ihm einen Verweis zu Sehen, oder
ſagt.
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ihn zuegaminieren ; in weldem Verftande man auch vornehmen
(2) In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung hat man
etwas vor, wenn man eine befchloffene Sache auszuführen ſucht,
mitden Anftalten zur Ausführung befcpäftiget if; wodurch es
fi von vornehmen und vorfegen unterfcheidet, welche auf die
Hofe Beſchlirbung oder Entſchließung gehen. Böſes vorhaben,
2 Mof. 10,10, Derserr hat gethan, was er vorhatte, Klag.
2, 17. Den Zug. den Nikanor vorhatte, 2 Macc. 8 12, Nach⸗
dem ich vorhatte euch zu ſchreiben, Br, Jud. v. 3. Etwas
wichtiges vorhaben. - Eine-Reife vorhaben, Die vorhaben-
de Reife, das vorhabende Gefchäft, für das Geſchäft, weiches °
man vorbat, ift ein Oberdeutſcher Sprachfebler, weicher wider
den Gebrauch der shätigen Mitteliwörser freiter. Zumeilen ber
deutet dieſes Zeitwort auch überhaupt, im Sinne haben, beſchloſ⸗
fenbaben, auch von einer künftigen Sache, deren Ausführung
noch entfernt iſt. Darf ich nicht wiffen „was fie mit ihr vorha⸗
ben ? Bell. ; was fiein Anfehung ihren bejchloffen haben ? Judeſ⸗
fen wird diefes ganze Sertwort am bäufigfien in der vertraulichen
Sorechart gebraucht; in der edlern und von wichtigen Dingen
Fommt es felsener vor, Vor bat bier feine eigenthümliche Bedeus
tung, fo wohl des Drtes, als der Zeit, daher es fehr unſchicklich iſt,
wenn einige Kunfltichter es in diefer letzten Bedeutung fürha⸗
blieben wiffen wollen. Obgleich diefes Zeitwors als ein
tivum mit der vierten Endung verbunden wird, ſo iſt es
ie haben und feine meiften Zufammenfeßungen,, in
Paifivo nicht üblich,
Das Vorhaben, des— s, plur. ut nom. fing. die Befchlofs
fene Suche, mit deren Ausführung oder Bewerkſtelligung man
wingebet, Femandes Vorhaben billigen, bindeun u. f.f. Von
feinem vorhaben abſtehen. Sein Vorhaben andern. Auf
feinem Dorhaben beleben. Um wieder auf mein Vorhaben
zu fommen. Sein böfes Vorhaben iſt andenTag gekommen .
“Sein Vorhaben in das Werk richten. Die Wortfügungen
mit der zwehten Endung, Derhabens feyn, Willens ſeyn, und
vorbabens werden, fich entfchließen, find im Oberdeutfchen
üblicher, als im Hochdeutſchen, weichen auch von der gewöhn-
lichften Bedeutung des Haubtwortes ab, indem fie mehr auf den
Entfluß, als auf die befchloffene Sache gehen, Der Plural
die Vorhaben ift zwar der Sache vollfominen gemäß aber doch '
nicht fo üblich.
vorhalten, verb. reg.act.. (S. Salten.), 1. "Was einem an-
dern geböret, auf unbillige Art zurück behalten; eine veraltete
Bedeiltung, in. welcher jegt voren thalten üblich iſt. Jemanden
feinenverdienten Lohn vorhalten, Tob. 4, 15. 2. Vor eis
> nem andern Dinge halten, d. i. in einiger Entfernung vor dems
felben. In diefem Verftaude hält man mit einem Schießge:
wehre vor, wenn man aufein im Laufe”oder Fluge befindliches
Thier anfdrlägt, und in einiger Entfernung vor demfelden zielet,
da eg denn in den Schuß fährt ; dagegen,. wenn man das ſelbe vol
simmt, ber Schuf leicht Hinter dasfelbefährt, oder es im Hinter»
£heile verwundet.
haupt vor einem andern Dinge, vor dem Vordertheile desſelben
halten. (1) Eigentlich. Jemanden einen Spiegel, ihm das:
Licht, ein Bud vorbalten.. Einem Schweine den Spieß vor:
halten. Ingleichen abfolute und eliptifh. Die Sand nor»
halten, vor das Geficht. In engerer Bedeutung, zur Darceichung
worhalten; doch nur noch im gemeinen Beben, Dev jesermann
orh alt den Glauben, Apofl. 18, 31. (2) Figürlich, vorflels
te. vorfiellig machen. Bin ich denn alforruer Feind worden,
daß ich euch die Wahr heit vorhalte ? Gal. 4, 16. Befonders in‘
engerer Bedeutung, jemanden an fein Verſprechen erinnern. Mein
‚Die Verband, plur. die — hände.
3. Ohne den Begriff der Entfernung, über
es häufig verhanden.
* — —* — Ve - \ — *
*
WVWVor
1270
Serz hält dir vor dein Wort, Pf. 27, 8. No baußen, je
manden ſein Vergeben vorſtellen, ihm eine anſchauende Erkennt⸗
niß desſelben beybringen. Jemanden ſein Vergeben, ſeine Feh⸗
ler vorhalten. Ich will es ihm vorhalten. ©, auch vorru⸗
cken und Vorwerfen.
Daher das vorhallen und die vorhaltung. Aber jemanden
vorhaltung thun, in der legten figüchichen Bedeutung, wird nun
in den Ranzelleyen und im gemeinen Leben gebraucht.
1..Der vordere Sheil der
Hand, die Dorderhand, (S. dieſes.) 2. Bey den Pferdegelehr-
ten wird der vordere Sheil eines Pferdes bis an die Gruppe die
vorhand genannt, zum, Unterfihiede von der Nachhand oder
dem Hintertheile. Man fiehet: leicht, daß Sans hier nihtma-
nus bedeuten könne, fordern in einer von ſeinen veralteten Bes
deutungen flehen müffe. 3. Die vechte Hand, doch nur fo fern
felbige das Merkmahl des Vorzuges, des Ranges iſt; ohne Plus
vol, Jemanden die Dorband laſſen, den Plas zur rechten
Hand, den Raug. Im Niederf, die Vorderhand. Die Vor⸗
band haben, jemanden: zur rechten Hand ſitzen; ob es gleich in
dieſen Verſtande nur noch in den Kartenfpieten am üblichften ift,
wo derjenige die vorhand bat, oder an der vorhand figer,
welcher zuerft ausſpielet. Im gemeinen Leben wird.es oft. für Vor⸗
zug überhaupt gebraucht. :
Wenn die verwirrten Sinnen ;
Der. leidenden Dernunft die vorhand abgewinnen, Güneh,
Dorbanden, adj. etadv. 1. Ju der Nähe, gegenwärtig, bey
der Hand, im Dberdeusfchen obhanden ; ſo wohl dem Drte, als
der Zeit nach. Am päufigften von Sachen. Es iſt noch viel Ge—
tveide vorhanden, zum Gebrauche bey der Hand, gegenwärtig,
Es ifi Bein Sols mehr vorhanden. Er ſtehet nicht, was vorz
handen if. Der vorhandene vVorrath. Das vorhandene
Geld. Er denkt immer , die Zeit feines Unglüdes ſey vor⸗
banden, Hiob 15,23. Die Zeieif nunmehr vorhanden, dag
u, ff. fie iftda. Seltener von Perfonen. Es waren viel Gä-
fie, viel Leute aufdem Marke vorhanden. 2. In weiterer Bes
deutung, wirklich feyn, ſich unter der Reihe der wirklichen Dins
ge difinden, ſo wohl von Perfonen als von Sachen, da ſeyn. Ks
wird gefragt, obwirklih Einwohner in dem Monde vorhan⸗
denfind* Timm dein Weib und deine zwo Tochter, die vor-
handen find, x Mof. 19, 15; die du haſt, die dafimd,. Fo -
feph und Simeon indnicht mehr vorhanden, Kap. 42,135 fie
find nicht mehr amı Erben, Unfere väter ſind nirgend mehr
vorhanden, Klagel. 5,7. Woes, wennes fo Biel als am Les
ben bedeutet ‚nuralsein Adverbuum gebraucht wird. 3.. Nabe
bevor fichend, Es iſt gewiß ein Unglüd vorhanden über un
fern Seren, ı Sam. 25, 17. Das Wetter, fo vorhanden if,
merket Fein Menſch, S. 16, 19. ‚Man gebrauchtes nur noch
von fehr nahe bevor ſtebenden Dingen, deren Dafeyn man gleidr
fam ſchon empfindet, von entfernten iſt es veraltet, ob es gleich:
in die ſem Verftande noch mehrmahls in der Deutſchen Bibel vor⸗
Fonimt, Nachdem es nun vorhanden if, Ebr, 4, 6 ;.nod) fünf«
tig, bevor firbend.. Darum ift noch eine Ruhe vorhanden dem
voltke Gottes 8.9. = —
Anm. Dieſes Wort iſt eigentlich eiu Rebenwort, und es ſcheint
erſt in den neuern Zeiten in einigen Bedentungen als ein Beywort
gebraucht zu ſeyn. Bey vielen Oberdeutſchen Schriftſtellern,
und ſelbſt in den gemeinen Sprecharten der Hochdeutſchen, Tank
“
Saſſelbe Lob ſtund noch verbanden, Theuerd.
Die Buͤbber ſind verhanden, Opitz Zu
Dief und die ungewöhnliche Stellung des Tones macht es glaub⸗
‚Tb, daß vor hier aus ver verderbeift, obgleich der Bedeutung
EHE r ; sad)
—
— —
⸗e Mr
nach vor bier ſeht wohl Start finden Fönnte, vor der zand, d. i.
dey der Sans, in der Nähe. Es wird nur mitdem Zeitworte
feyn gebraucht ; daher es ungewöhnlich iſt, wenn es Pred.9, 10
heißt: alles, was dir vorhandenfommt, das thue frifch, wo
es ſo viel bedeutet, als vor diegand, Aber quch mitdem Zeit
worte feyn wird es im Hochdeurfchen nur gebraucht, went die
vorhandene Sache vermittelft eines Hauptwortes ausgedrudt
wird; daher es ungewöhnlich klingt, wenn es Matıh. 2, ı2
beißt: es iſt vorhanden, daß Serodes ſuche das Bindlein ums
zubringen. Am Oberdeutſchen iſt dafür and obbanden üblich,
S,5ard. $
/
Der Vorhang, des —es, plur. die —hänge, ein Stück Zeug,
oder dem Zeuge ähnliches Ding, welches als ine Decke vor etwas
gebänger wird, Wie Vorhänge yor einem Bette, vor dem den⸗
_ er, in gemeinen Leben, die Gardinen. Die Dorbänge zirzier
„hen, ahfzieben.‘ Der Vorhang: in der Hütte des Stifte, im
Tempel. Der vorhang auf der Schaubuhne Daher fagt
man figürlich, der Vorbang. werde aufgespgen, wenn eine bis -
dabin verborgene Sache öffentlich, jedermann deutlich, befannt
zu werden anfängt: der Vorhang werde zugesögen, fo wohl,
wenn eine Sache ein Ende hat, als auch, wenn fie wieder dunkel
and. verbörgen ju werden anfängt; der Vorhang falle zu, wen
fie völlig aufhöret. ; s
Des Lebens vorhang fallt, fein Schaufpiel geht zu Ende,
Weiße.
Vorhangen, verb, irreg. neutr. (©. Sangen,) mit dem
Hülfsworte haben. 1. Vor etwas bangen, wie der Borhang
vor dem Fenfler ; eine feltene Bedentung.
gen. Der Selfen hängt vor, außer der ſenkrechten Linie pers
wärts, Augleichen im Hangen vorragen,
bängt vor, wenn fie vor der obern vorraget. So auch das Vor⸗
bangen,
Vorhaͤngen, verb. reg. welches das Activum des vorigen iſt,
vor etwas hängen. Kine Dede vorhängen, vor das Fenſter
u.t.f. Daher das vorhängen. Ingleichen das Dorhänge:
ſchloß, sin Schloß, welches nit an der Thür feſt iſt, foudern,
wenn es. ubthig ift, vorgehänget wird, das vorlegeſchloß, im
Oberdeutſchen ein Mahlſchloß.
Das Vorhäſe, im gemeinen Leben, wie vordergehaͤſe, S. Hafen:
klein und Gehäſe.
Vorhauen, verb. irreg. act. (S. Sauen.) ı. Einem vor⸗
hauen, in ſeiner Gegenwart hauen, um ihm ein Beyſpiel der
Nachahmung zu geben. So hauet man einem ungeſchickten Mähr
der vor. 2. Bor einem andern der Drdnung nach hauen, So
hauet der Bormähder in der Ernte den übrigenvor. Beydes
im Gegenfage des Nachhauens. 3. Zinem vorhauen, ihn
‚im gefhwinden Hauen Übertreffen. - 4. Borläufig, zur fernern
Bearbeitung hauen. So hauen die Schlöffer ein Loch mirdem
Meißel vor, wenn fiedas Loch, welches fie mit dem Bohrer durch»
bohren wollen, mit dem Meißel anfangen. So auch das vor⸗
hauen. —*
Das Vorhaupt, des —es, phur. die —häupter. 1. Der vor
>. dere Theil des Hanptes, wie vorderhaupt; im gemeinen Les
ben der Dorfopf. 2. Im einigen Gegenden, 3.8. im Altenz_
vburgiſchen, wied ein in den Dörfern vor den eigenthümlichen
Hänfern liegender gemeinfhaftlicher Pläg das Vorhaupt ger
sarınt. Da denn das Wort im Plural-fo wohl vorhaupte als
Vorbäupter lautet, .
Das Vorbaud, des — e8; plur. die —häufer, der Pla in einem
"Haus, gleich an der Hausthür vor den Zimmern, welche in an⸗
Ser Gegenden die Hausflur genauntwird. (S. Flur) Border:
dags Bird in andern Bedeusungen gebraucht.
2,Borwärts hans -·
Die untere Dede
Yu, =’ et re a x En, rn, Ei aa ne
Fi * Tası vo or Ted
£ en wt ——
— —
⁊ —— —
Die vorhaut, plur. die —häute, Diminut. das vorhäutchen
Oberd. vorhäutlein, die vorbergehende, hervor ragende
Haut; beſonders an dem mannlichen Gliede, welche bey den
Juden und verfchiedenen Morgenländern in der Jugend wegge⸗ *
ſchnitten wird. Ben dem Rotker peißtfie fo wohl Kanzlidzle
Furawahlte, in Twingers altem Bocabulario bey dem & —
ter Zagelshut,und in Lyrã Bibel in der Niederdeutſchen Nund⸗
art Yverwaflinghe. ET —
Vorher, und zu Anfange eines Satzes vorher, ein Rebenwort der
Seit, den Umſtand zu bezeichnen, da etwas der Zeit nach eher ges
ſcheben ift; da es denu als ein Nebeuwort nur alddann ge»
braucht werden Fann, wenn die Sache, welche der Terminusa e
quo ift, nicht unmittelbar mit demfelben verbunden iſt, ſondern :
darunter verſtanden wird; im Gegenſatze des nachher. Der
Kranke hat ſich feit geſtern gebeffert ; vorher aber war er ſehr R
gefährlich, d. i. vor dem geftrigen Tage. Kin Jahr vorher, ebe 8
8 geſchah. Kurz vorher, fange vorher, ehe er kam. So h
wohlvorher als nachher. Dasifimirvorberunbefänntgeer
weſen, nähmlich, che ih es erfuhr, Vorher konnte ich das 7
boffen, aber jegt ift alle Hoffnung verloren. So auch init Zeit- BR
wörtern: vorher willen, geben idrr Zeit nach), feben, be a.
men, bedenfen, fagenu.f.f. mit welchen es als ein Mebenwort‘
nicht zufammen gezogen werden darf, obgleich folches beyißeen
Hauptwörtern nothwendig ift: Vorberbeitimmung, Dorberfae
gung. Bey manchen diefer Zeitwörter if der Terminusa —
quo nicht deutlich beffimmt, fondern muß aus dein Zuſammen ⸗ P>
bange erfehen werden. - Vorher fügen, feben, wiſſen ebeeiwag —
wirklich geſchiehet. vorher befiimmen, in der Speologie, ehe ee
ne Sache zur Wirklichkeit Fommt, u. ſ. f. ——
Anm. Vorher iſt in der Bedeutung von hervor weſentlich un -·
terſchie den Zuiweilen gebraucht man da für nur das kürzere vor,
vorgeth an und nachbed acht, Man muß dieſes Nebenmort nicht J
mit dem Borworte vor vermengen, wenn es das her in ſeiner Ger
ſellſchaft hatz vor jemanden ber geben ; was vor der hoch⸗
zeit ber ging. Wo der Dativ zeigen, daß vor die Prapoſttion iſt. At
Ehedem wurde vorher auch von dem Orte gebraucht, vorher ge:
ben, dem Orte nach; wofür aberjegt voran ublich iſt. So auch
vorherig und vorhin. * RTL
Die Vorberbeftimmung, plur. sie —en, von der R. X. vor
- ber beftiramen, etwas beflimmen, fo wohl, ehe es geſchiebet, als
" auch, ehe es zur Wirklichfeit kommt. In der Sheofogie iſt die
vorberbefimmung, fo wohl im mweitern Verftande, der ganze
Rathſchluß Gottes über die fünftige Wirklichkeit einer Sache als
auch in engerem, dee Ratbſchluß Bortes über der Menden Se
Vigfeit oder Verdammmiß,die Prädefiination, in der Lurherifhen
Kirche die Gnadenwahl. N 4—
Vorberig, adj. welches von einigen von dem Nebenworte vorher
gebildet worden. Unſer vorheriges Schreiben. Bey ſeinem
vorherigen Aufenthalt. Im Hochdentfchen hat man dafür bag
. beffere vorig, welches unmittelbar von vor gebildet iſt. Hat
Die Vorberfägung, plur. die —en, von der R. A, vorber ſa⸗
‘gen, fagen, daß eine Sache, welche noch nicht wirklich iſt wirk⸗
lich werden werde, beſonders, fo fern es aus Erkenntuiß der Ur⸗
fachen und des Zufammenhanges der Dinge gefchiehet, wodurch
es ſich von propbezeyen und weisfagen im engern Verſtande un?
terfegeidet, welche eine unmittelbare Offenbarung voraus ſetzen.
Die vorherſagung der Witterung, des Aus ganges einer Sa⸗
hen. f.f, Iſt die Vorberfagung mit einer gewiffen Feyerlichleit
verbunden, fo beißt fieeine Vorberverfündigung. in. Fi
Die DVorberfehung, plur. inuf, vonder R. U. vorber fehen, ei ⸗ #
ne zufünftige Sache mit Überzeugung oder Gewißheit erfenne,
befonders, jo fern diefe Erkenutniß ſich anf die Einſicht indie * & j
> etze re
—
— — ——
—
—
4
rt,
>
mit der Dorberfehung verwechfelt wird, bedeutet eiwäs anders.
Sie Vorberverfündigung, plur. die —en, ©. vorberfagung.
Dörbeucheln, verb. reg. act, einem etwas vorbeucpeln, ihn
durch Heucheley in deffen Gegenwart zu gewinnen, zu binterges
. ben fuchen, . —8* *
Der Vorhieb, des —es, plur.die—e, von dem en vor:
09 bauen, doch nur in einigen Fällen. Bey den Fleiſchern, wes
x. nigftens in Dberfachfen, ift der vorhieb ein gewiffes Kochſtück
von dem Rindfleiſche.
9 me durch gefällte und quer über einen Bach gelegke Bäume ges
BB mäcıe Anftalı, dag die Floßſcheite bey großen Waffen nicht
ans dem Bäche getrieben werden. Bey den Schlöffern iſt der
Dorbieb, die mit dem Meißel zu einem Loche vorläufig gemachte
Vertiefung. — —
Det Vorbimmel, des — plur, ut nom. fing. nad der Mei⸗
kunftigen Seligfeit, gleich fan der vocdere heil des Pimmels, in
welchen die Seelen der ohne Empfang der Taufe verflorbenen
Kinder u. f. f. Fommen follen. S. vorhölle. —
Vorh in, ein Nebenwort, fo wohl der Zeit, als des Ottes. 1.*.Des
Ortes ür vor ſich bin, vor andern hin; eine im Hochdeutſchen
ungewöhnlich gewordene Bedeutung, wofür voran und voraus
üblicher find, Gehe vorbin vor dem Dolfe, 2 Mof, 17, 5.
Dar lief der gund vorhin, 8,9. In einigen Gegenden gebraus
Ken es noch die Xäger als ein Aufmunterungswort für den Leite
hund, voran oder voraus zu geben,
eine im Hochdeutſchen gleichfalls felten gewordene Bedeutung.
Vorhin hieß die Stası Lus, ı Moſ. 28, 19. Der Ochs iſt vor=
hin ſtoößig gewefen, 2 Moſ. 21,19. Serena thun, wie vor—
bin, Ruth 3, 10. Und ſo in andern Stellen mehr, wo es auch
>». noch unbeſtimmter für ehbedem gebraucht wird, Du haft vorhin
gegrundet, Pf. 102, 26, Im gemeinen Leben der Ober⸗ und
Niederfahfen wird es in einem audern Berftände noch für vor,
kurzem, eben jegt, gebraucht. Ich babe es ſchon vorhin ges
fagt, vor kut zem, eben jest. Ich ‚babe ihn erſt vorhin geſe⸗
ben, Herr Damis har gleich vorhin das Grgentheil beh aup⸗
x —cet, dell, 3. Für ohne dieß, eine wur im Oberdeurfchen übliche
ww .: Bedeutung. Bw, Bönigl, Maj. it vorhin des mehrern bes
& kannt, daß ꝛc.
Es fieht porhin um uns ſo ſchlecht und windig aus, -
—— > ; / Günth.
Wbvo dafür auch zuvorhin und vorhinaus gebraucht werden.
— Ew. — iſt diefes vorbinaus bekannt.
Bi" Der Vorhof, des —es, plur, die —höfe. . 1. Der vordere oder
Fr erſte Hof bey einem Gebäude, im Gegenſatze des Sinterhofes ;,
wofür doch vorderhof üblicher iſt. 2. Ein eingefaßter, aber uns
bedeckter Platz vor einen Gebände, -. In diefem Berftande kom⸗
men in dee Deutfopen Bibel der vorhof des Tempels, des Ge—
im Oberdeutſchen gangbar zu ſeyn; im Hochbeutfchen wird es
nur noch in der höbern und edlern Schreibart gebraucht, indem
man im tãglichen Umgange einen ſolchen Vorhof, wenn er von eis
nigem Umfange if, uur den ſof ſchlechtweg nennet,
Die Vorholle, plur, inul, bey einigen Kicchenväteen, der äußere
oder vordere Theil der Hölle, in welchem fich die Seelen der Ber
dammten befinden ſollen, ehe ſie in die Höle fommen, Dieſe und
der Dorbimmel machen den Limbus Patrum aus,
RN = — J
Te ze > Yan, s
= EN M .
mung einiger Kirpenvätre,ein geringerer vorbereitenderÖrad der
benwort davon ift vorher.
+70. Wenn dirs gefiele, fo wollten wit vorhin ziehen, Tob. 11,3.”
2. Der Zeit, für vorher, -
a Di
REN N
"Anus Gehifig ober Uifterholg beficher; in einigen rgenden bie.
Brahme. ee
Auch der Safe Hüchtet Ach nun zum bufchigen Vorhols,
| Zachar.
In dem fonnichten vorholz lauſcht der ſchimmern⸗
= : de Rothſchwanz,
Und ſchießt nach dem bunten Inſeet, eben derſ.
In einem eiwas andern Verſtande nennt man ein vor einem geda |
Gen Walde lie grudes Gehölz, befonders, wenn eg durch eine Trift/
einen Raſen, Acker u. ſf davon abge ſondert iſt, ein Vorbolz,
Bey den Holzkößen iſt der Dorbieb, eis Die Vorhuth plur. die —en. 1.* Bon huth, ein zur Bedeckung
der Haupt⸗Armee beftimmter Theil eines Kriegsheeres, ward die
Avant⸗Garde oder der Dortvab eines Kriegsheeresehedem die
vorhuth genannt; in welcher Bedeutung es aber veraltet iſt
2, Bon zurh, Weide, iſt es in der Landwirthſchaft das Recht, das
Weiderecht auf einem Gruudſtücke zuerſt, vor andern auszuüben,
der Dortrieb, die vortrift. Die vorhuth haben, im Gegen
ſatze der Nachhuth. Bu
Dorig, ein Behwort von deni Nebenworte vor, fo fern es eine Seht
bedeutet, 1. Mas vor dein gegenwärtigen war, ohne zu beffüns
‘men, ob es [atige oder kutze Zeit vor deinfelben war. Das MN
Sein voriger Wohlſtand, fein ehe,
‚mapliger, fein, Wohlſtand vor feinem -gegentoärtigen Verfalke,
Der vorige Zufans, im Gedenfage des gegenwäßtigen. 23
find nicht mehr die vorigen Zeiten. Jnmeinenyorigen Brier .
fen. Bitte, dag dir die vorigen Sünden auch vergeben wer—
den, Sir.21,1; Ruer voriger Wandel, Epbef.4,22.Die ds:
tigen, d. i. die Vorfahren, Vorältern, 5 Mof. 19, 14 iſt im Hodh=
deutſchen ungewöhnlich, 2. In engerer Bedeutung, das nächit
vorher gegangene feiner Art, Voriges Fady, im vorigen Fahre,
im nächft vergangenen. - Vorige Worpe, vorigen Monath, vos -
zigen Sommer, vorigen Winter, vorige Meſſe; wofür man
auch das Mittelwort verwichen und im Niederfächf. verleden ge«
Braucht. An felben Ort, da fie fich des vorigen Tages gerlis
ftet hatten, geſtern, Nicht, 20,22, Der vorige Landeſteget,
Nehem. 5, 15, -
Anm. Es ift wie hieſtg, Saftg,dte mit —mahlig u, f. f. in der
Adverbdial, Fon nicht üblich , ſtatt welcher vorher gebraucht
wird, Im Oberdeutſchen iſt für vorig auch vorherig und por⸗
hinnig gangbar.
Vorjagen verb. reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht
wird. 1, Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. (1)
Einem vorjagen, vor ihm jagen, d.i. eher, als er das Jagdrecht
ausüben darf; im Gegen ſatze des Nachjagens. (2) reinen aus
dern Verftande jagt man jemanden vor, wenn man ihir im Fab⸗
ren oder Reiten im vollen Galoppe zuvor kommt. 2, Alg
ein Aetivum, nad) dem vordern Theile zu jagen oder treiben. Im
Jagdweſen werden die Hiriche oder Sauen vorgejagt, fo wohl,
wenn fie durch den Lauf bey dem Leibſchirme vocbey gejaget wer,
den, als au überhaupt, wenn Wildbret aufgefprenget und vor-
warts gejaget wird, —
fangniſſes, des Pallaftes u. f.fvor. Das Wort ſcheinet noch Das Vorjagen, des—s, plur. inuf. der Zufinitiv des vorigen
Seitwortes, als ein auptwort gebraucht. Befonders wird eine
Jagd; welche man Kraft feines Rechtes eher als andere hält, ein
vorjagen, eine Vorjagd genannt,
Das Vorjahr, des —es, plur,die —r, in einigen Miederdent«
fohen Gegenden eine Benennung des Seühlinges, weil das Zaye
ehedem mir diefer Jahreszeit angefangen wurde; eigentlich der
Anfang, erfie Theil des Zahres,
t Vorjegt, zwiefach unrichtig anftatt für jegt, S Für II. 4,
Das Vorholz, des —es, plur. die —hölzer, der vordere oder Die Vorkammer, plur. die —n, eine Rammer vor einem andern
äußere Theil eines Waldes oder Gehölzes, welcher gemeiniglich
Bimmer: In der Anatomie werden die Herzohren, auriculae
—21a cordis,
cordi°, vorkammern — weil ſie ſich vor den! Kerr“
xrammern befinden. S. auch Serzläppihen.
Vorkauen / dep vielen auch vorkauen, verb. reg. act. einem
Rinde die Speife vorkauen, fiefäuen, und fie dem Kinde hernach
‚ zufonnien laſſen; im Gegenfaße des Nachkauens. Figürlich
und im gemeinen Leben iſt einem etwas vorfäuen, einem Eine
fältigen Ale Worte, die er‘ fagen fol gleich ſam in den Mund
legen.
Ber Vorfauf, des—es, plür. die— fänfe. 1. Die Hand.
tung des Vorfaufeng , d. i. daman eine Waare eher ald andere
faufer; obae Murtal, Den Söfen den Derfauf der zu Markte
rommenden Waaren zu verbiefhen. 2. Das Recht, nach welchem
man bey dem Verkaufe eines Dinges vor alen andern den Vor⸗
zug bat, fie für eben denfelben Preis vor allen andern Faufen Tann ;
dus Kläherrent, das Einfandsrecht, in manchen Gegenden der
RKaufzug, der Wäherkfauf.
Vorkaufen/ verb.reg. neutr. mitdem Hülfsworte N Anz:
dern vorfaufen, ihnen in dem Kaufe einer Waare zuvor kommen.
Der Dorfänfer, des—s, plur. ut nom, fing, Fämin. die
vDorfäuferinn, eine Perfon, welche andernin dem Kaufe einer
Waare zuvor fommt, befonders , die eine Waare vor ander und
zu ihrem Rachtheilein Menge auffanft; um fie ein; ein wieder zu
verkaufen, ein Yuffäufer.
[4
Vorfebren, verb. reg. act, eigentlich vorwärts kehren oder wen⸗
den.
für anwenden.
wenden,
deutfhenfagt man auch, allen Lieiß, ———— ein Ein⸗
ſehen u. ff. vorkebren,
Das Vorkind, des — es, plur. die — er, ein im Gochdeut⸗
ſchen ungewöhnliches, aber im Riederdeutſchen gangbares Wort,
die Kinder der erfiern Ehe zu bezeichnen.
Die Vorkirche, plur. die—n, ein Gebäude oder eingefehloffe-
y ner und bedeckter Plag vor der. Thür einer Kirche, den Windzug
abzuhalten u. f. Fan einigen Drten die Halle,
Die Vorklage, plur. dien, 2. Eine vorläufige Klage, di.
Klage über eine Sache , oder über ein Übel, ehe man hoch darüber
zu Rede gefegt wird. - Mir der Vorklage Fommen, einen began⸗
genen Fehler, ein krlittenes Unglück erzählen, ehe man nod) dar⸗
„um befragt, oder zur Rede geſetzt wird. 2. In den Rechten iſt die
vorklage, an einigen Orten Pie Conventiong - Klage, zum
Unterſchiede von der Gegenklage, Naqhklage oder Keconven⸗
tions⸗ Klage.
Dortleben, verb. reg, act, vor etwas kleben. Papier vorkle
ben, vor eine Öffnung, .
Dorklingen, verb. irreg.neutr. (S. Rlingen,) mit dem Hülfs-
worte haben, unter mehrern Flingenden Dingen vor andern gehö⸗
vet werden. ;
Vorkommen, verb,irreg,neutr.(S.Kommen,) mit demHülfg«
wortefeyn.
men, als er. Abimaag Fam Euft vor, 2 Sam, ve, a3, Wir
werden denen nicht vorkommen, die da fehlafen, ı Thefl. 4, 15,
In gleichen figürlich, wie vorbeugen. Einem übel, einer Krank⸗
‚heit vorfommen. Der Fann viel Boſes (vielem Böfen) vor:
ommen, Sir, 30,30. In diefer ganzen Bedeutung fagt man
St lieber zuvor kommen, vermuthlich die Verwech ſelung mit den
folgenden Bedeutungen zu vermeiden;
2. Von vor, fofern es ſo wohl den vordern Theil eines Dinges,
als auch die Gegenwart bedeutet. (7) Bor jemanden kommen, abs
folute und mit Verſchweigung der Perfon. Ich fürhte Gebör,
konnte aber nicht vorkommen. Wir find geſtern vorkommen,
aorgelaffen warden Die Sache iſt noch nicht vorgefommen,
Man gebraucht e3 nurfigürlich niit einigen Hauptwörtern,
Anfialten, Mittel vorkehren, gebrauchen, ans
D
Alles rorbige vorkehren, veranftalien, Im Ober⸗
3, Von vor, eher, einem vorkommen, cher kom⸗
we Bar MN
noch nit vorgenommen RAINER, e Bor — kom.
„men ,d. i. beyibm angebracht werden, Mir if von- eu vor:
— (norgefommen), daß Zank unter euch ſey, ı Cor. 1,12,
Eine auch nut noch im gemeinen Leben übliche Bedeufung. (2)
Fiürlich bedeutet vorkommen oft fo wiel, als unvermizihet ger
genwãrtig werden, fich ereignen, zutragen, oft auch nur ——
*
werden, begegnen; wie das ähnliche vorfallen. Jeder fhlug,was
“%
ibm vorfem, ı Kön. 20,20 ; mas ihm begegnete, ihm vor die
Händefam, Er ißt alles, wag ibm vorkommt. Das Wort
kommt nicht oft vor, wird nicht oft gehöret, gebraucht. Der
Sall ih mir no nicht vorgefommen, ich babeihn noch nicht er⸗
fabren. Wenn ihr etwa unterdeſſen eine gute Gelegenheit zu
heirathen vorkame/ Leſſ. Taufend kleine Umſtande, bie im⸗
mer von neuen vorkommen. Vorkommen bedeutet, daß ſich
die Sache ung gleichfan von feldft darſtelle, hat aber 3: den Ne⸗
benbegriff des Plöglichen nicht fo, wie vorfallen. (4) Scheinen,
mit der dritten Endung der Perſon. Es Pam mir vor,.als fühe
ich ibn, als hätte ich esgebövet, es fdiemmic fo. Das Tomme
“ mir wunderlich vor. Ich weiß gar nicht, wir fie ‚mic heute
vorkommen, Gel. Er kommt mir fehr bekannt vor. Di
Fommft miv ganz munter vor, Geh, Ich weiß nicht, daß
(warum) ich heute allen fo verdäthtig vorkomme, .eben
(5) Hervor kommen, uur in gemeinen Leben. Komm ——
ſer hervor. Er wollte nicht vorkommen,
Arnm. Inder erſten Beberftung für zuvor Re er 2
Kero furichuueman, im Dderdenifchen in allen Bedeutungen
fürkommen. Im Riederdentſchen bedeutet dieſes Wort noch?
3, empor fommen, in mehrAnfehen, beſſere Glück sumfiändefom-
men. 2. Etwas beflreiten, deniſelben gewachfen ſeyn. Wir Fönnen
es nicht alles vorfommen, aufeffen, ingleichen befireiten zit ‘
welchem Falle man in Oberſach ſen in den —— Sprecasien
verkommen braucht,
"Die Dortommenbeit, plur. Hie—en, von vortimmpn 2.
s) ein nur im Oberdeutſchen übliches Wort, einen Fall, Vers
fall, etwas, das vorkommt, ſich zutrãgt, zu — Bere ;
"nehme vorkommenbeiten.
Der Vorkopf, des —es, plur. die — Föpfe, der — Tbeil
des Kopfes, in der eblern Schreidart dag Verbaupt, vorder⸗
haupt; im Gegenſatze des SinterFopfes oder r Sinterbauptes,
Die Vorkoſt, plur. car. im gemeinen Leben, befonders Nieder,
deutſchlandes, Bof, d. i. Speife, welche nad der Suppe, vor S
dem Fleiſche gegeffen wird, d. 1. Gemüfe,
Vorladen, verb. irreg. act. (S. Läden), vor Gericht, vor die
Obrigkeit laden, d.i. zu fommen befeblen , citiren. Die Gläu:
bigervorladen, ihre Forderungen zu befoheinigen. Daher die
Dorladung, die Citation. ‘ Im Oberdeutfchen auch vorbierhen, 5
vorgebierhen, vorheifchen ; im Hannövr.vorabladen.
Die Vorlage, plur. die—n, vo dem Zeitwotte vorlegen,
dasjenige, was vor ein anderes Ding geleget wird, doch nur in
einigen einzelnen Fãllen. Damit eine Tonne nicht fortrofe, wer⸗
den Steine," als eine Vorlage unter dieſelbe gefchoben, Bey
dem Deftilkieren iſt die Vorlage ein Gefäß, welches vor die Res
torte, den Kolben, Deftillier- Blaſe n. ſ. f. gelegt wird, in wel,
bes dasjenige tröpfelt, was man deſtillieret oder übertreibt 5 der
Reeipient. Auch ein Geſpann friſch vor, pder untergelegter _ *
Pferde, Frauzöſtſch ein Rélais, wird zuweilen eine vorlage
genannt,
Dorlallen, verb. reg. act. Einem erwas vorlalfen, es in feiner
Gegenwart lallend vosbringen, damit eu es höre. Daher dag
vorlallen·
— Da⸗
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Das vorland, des ⸗es plur. die — lander, rin vorfiegendes
0 Band, das äußgefie,
wiar ſchlandern iſt es das trockne oder feftefand vor einem Deiche,
ai. zwiſchen de mſelben und dem Waſſer; dev Groden. Au an
den Kuſten, das vor dem höbern Lande liegende Land, eine Art
eines Vorgebirges. Indem Deutfchen Staatsrechte werden auch
wohl die. Oftereeichifchen Länder in Schwaben „ oder die Dorber«
erreichiſchen Provinzen, nach Oberdeutjcher Art bie Vorlande
Br: genannt *
veorlangen, verb. reg. act, welches nur im gemeinen Leben für
Br: bervorlangenüblihift. Etwas aus einem Kaſten vorlangen
Daher die vorlangung.
habe es ſchon vorlangſt gehöret. Das haben wir vor⸗
8 _ Tängi gewußt. Im Dberdeutfhen vor langem.
Der Vörlaf, des—es, plur. inuf, von dem Zeitworte vorlafz
fen, die Handlung des Borlaffens, und dasjenige, was dorgelaffen
wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. 1. Die Handlung des
J Vorlaſſens. So ſagt man in der Jägerey: einem Sühnerhunde
— den vorlaß neben, wenn man denſelben mit einem lebendigen
2 Zeldhuhne an einer Leine in einem Zimmer oder Garten abrichtet.
2. Dasjenige, was vorgelaffen wird. In der Jägerey wird der
E " Bülchel Federn, mit welchen der Falke, wenn ev nicht gefangen
u Bar, zurüdt gelocket wird, dasgederfpiel, auch der Vorlaß geuauut,
“ Pa es denn auch den Plural leidet. Gemein iglich lautet diefes Wort
nn, Vorlog, (5. dasfelbe,) Bey dein Keltern des Weines, auch ben dem.
RR Defsillieren desBranntweins,wirddasjenige, was zuerſt ausläuft
oder übergeht, der Vorlaß, bey andern der Dorlauf, und bey dem
Branntiwei der Horfprung genannt, S. Vorlauf.
Vorlaſſen, verb. irreg. akt. (S, Lafien.)-ı, Voran oder vor⸗
wärtsleffen. Femansen vorlaffen. 2. An jemandes Örgens
wart laſſen. Erfuckte Audienz, man ließ ihn aber nicht vor.
> » Die Paxteyen vorlaffen, por Gericht, vor deu ‚Richter... Zur
Unterredungvorgelafen werden. In beyden Fällen nur inder
vertraulichen Sprechart. So aud die Vorlaſſung.
vorlaſtig, —er te, adj. et adv. anden Schiffen, wenn fie -
vorn ſchwerer gebauer, oder flärfer beladen find, Als die Regeln
des Gleichgewichtes es erfordern; zum Unterſchiede von dem
Sinterlafig. , — x EN
Der Vorlauf, des—es, plur. inuf, von dem Zeitworte vor⸗
laufen, dasjenige, was vorläuft, doch nur in einigen Fällen. Bey
dem Defillieren des Branntweins ift der ſtärkſte Branntwein,
welcher zuerft übergehet, der Porlauf, vorlaß oder Vorfprung.
An dein Weinbaue iſt Dorlaufoder vorlaß derjenige Moft, wel:
her aus dem Zuber von den Trauben, ehe fie noch gefreten oder
gefeltert werden, von felbft abläuft, dagegen derjenige, welcher
bey dem Treten zuerft abfließet, der Vorſchuß genanuf wird ; dies
ſer im Gegenfagedes Tahfchuffes oder Nachdruckes, welcher
durch die Preffe heraus gebracht wird.
EN
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—
F
vorlaufen, verb. irreg (S. Laufen,) welches in doppelter Ge⸗
a
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0 fateüblihifl. ». Als ein Reutrum, mit dein Hülfsworte ſeyn.
Eher laufen, alsein anderes Ding ; eine Bedentung, welche
5% wenig mehr vorfommt, wovon aber. Doch das vorige Hauptivort
Vorlauf abſta nmet. (2) Voran laufen, vorwärts laufen, vor
Bi. anbere oder einen andern laufen, Einer liefvorn vor, Marc, zo,
| —J 27; Jagleichen nach dem Vordertheile eines andern Dinges laufen.
welches nicht recht anlaufen will, zu fommen fuhr, damit es zum
Schuffefonme. _ (3) Im Lanfen übertveffen, zuvor fommen. Ei⸗
ht nem verlaufen; im Begenfage des Nachlaufens. (4) Aug in
——
dere Land. Zu den Miederdeutfihen -
9 — Vorlängft, ein Nebenwort der Zeit, vor fehr langer Seit ; Tänaft.
—5— Wie du unſern vatern vorlängft geſchworen haft, Mich. 7,20. .
STE Bor 1278
geben, Einem vorlaufen.
2 Als ein Aetivnm, doch nur im Bergbaue, vonder bergmän-
niſchen Bedeutung des einfachen Zeitwortes laufen, Erz Zu⸗
fehläge, Kohlen u. ſ. f. vorlaufen, fie vor den Schmelzofen
ſchaffen. So au das vorlaufen. .
Der Vorläufer, des —s, plur. ut nom. fing. Fämin, bie
Dorlauferinn. ı. Bon der letzten thätigen Bedeutung des vorigen
"Beitwortes,imHürtenbaur, derjenige, welcher die zu dem Schmels
zeu nörhigen Dinge, als Erz, Kohlen, Zufchläge u. 1. f. vor den
Schmelzofen ſchaffet, welches in Dberfachfen jest von dem hütten«
ſteiger geſchiehet, welcher dazu feine Knechte hat. e. Bey den
Bogelftelleen ift dev Läufer oder Vorläufer, ein augefeſſelter Lock⸗
vogel, welcher auf oder vor dem Herde herum läufet. 3. Eine
Perſon, welche vor der andern hergehet, und fie ankündiget, doc
nur in der biblifchen Schreibart, wo Johannes der vorläufer
Chriſti, und Ebr,6, 19,20, Chriſtus der Vorläufer der Glau—
bigen genannt wird. In weiterer und figürlicher Bedenrung, iſt
der-Dorläufer, wie vorbothe, "einejede Sache, welche vor einee
andern hergehet, und.eine Anzeige derfelben iſt.
Porläufig, adj,etadv. 1. *Was voreiner Sache hergehet, und
fie gleichfam verkündigt; eine veraltete Bedeutung. Das vor—
läufige Gerücht. Lin vorläufiger Brief, 2 Was vor ber Haupt⸗
ſache, doch in Beziehung aufdiefelde, überhaupt und ſummariſch
gefhiebet. Sich vorläufig nach etwas erkundigen. Brwag
vorläufig melden. Die vorläufige Nachricht. Vorläufige Ab—
rede nehmen.
Vorlaut, adj. et adv. 3. Vor der gehörigen Zeit laut, Ss
jemandes Gegenwart laufen, ihm ein Muſter der Nachah aung zu .
—
ſagt man in der Jagerey, ein zund ſey vorlaut, wenn er zu hit⸗
zig iſt/ und ehe anſchlägt, als er das Wild ſtehet; fahrtenlaut.
Der Fager iſt vorlaͤut, wenn er voreilig im Angebenift, welches
auch freylaut heißt. Eben fo fagt man auch in andern Fällen,
jemand fey vorlaut, wenn er zu früh, zu voreilig, von einer
Sache ſpricht. 2. vorlaut werden, heißt zuweilen auch, ob⸗
gleich ſeltener, vorlauten. Jemand wirdin einer Geſellſchaft
vorlaut, wenn man ſeine Stimme vor allen andern höret.
Dorlegen, verb.reg. act. vorein anderes Ding legen. », Eis
geutlich. Lin Schloß vorlegen, ein bewegliches Schloß ver tie
Thür legen oder hängen ; da denn ein folches bewegliches Schloß
ein Dorlege: oder Dorhängefchloß genannt wird, Einen Reei—
pienten vorlegen, worden Brennkolben. Pferde vorlegen, ſie
vor den Wagen fpannen. Sol das Ding, vor welches etwas ges
legt wird, ausgedruckt werden, fo gebraucht man das einfacheZeit-
weort mit dem Vorworte. Lin Schloß vor die Thür, die Pfee:
de vor ben Wagen legen. —
2. In engerer und ſigürlicher Bedeutung, ein Ding vor jean.
den legen, damit er eine Veränderung damit vornehme, in wel.
chem Falle die Perfon in der dritten Endnug flebet, (1) Den
Gäften die Speifen vorlegen. Femanden Braten, ein Stud
Sifch vorlegen. Woman auch vorlegen abfokute gebraucht, die
Speifen bey Tiſche uuter die Speifenden austheilen. Daher der.’
Dorlegelöffel, ein großer Löffel, die Speifen damit vorzulegen.
(2) Jemanden eine Scage, einen Zweifel vorlegen, zur Brant«
wortung, zur Auflöfung. Ihm einen Yuffag vorlegen, zur
Duchfidt, zur Beurtheilung. (3) Zur Wahl, zur Annahme vor
legen." Siebe, ich babe dir heute vorgelegt das Leben und das
Gute, den Tod und das Boſe, 5 Moſ. 30, 15.
Daher die Borlegung und das Vorlegen.
B:
So läuft man im Jagdivefen vor, wenn man vor einem Wilde, Das Vorlegewerk, des —es, plur. die —e, in den Uhren, ein
Werk zwifhen der Uhrſcheibe und dem Kidergehänfe, weldes
das Geh⸗ und Schlagewerk zur Zeigung der Stunden und Minus
> ten beftinmt; die Anrichtung/ Franz. Cadrature,
. Dorlei:
—
⸗
“
1279 Ber 22
— vorleihen — act. (©. Keiben,) darleihen, vor⸗
Arecken, ein im Hochdeutfehen ungewöhnliches Wort, oz
Der müffe Hab und Gürer ziehen, " 2
Ss ihm auf Wunder vorgelieben, Opitz pf 1209, 4:
Dorlsimen, verb, reg. act, nor eine Offnuns leimen. So auch
die Vorleimung
= Die Vorleſe/ plur. die —n, in den Weinländern.
fang der Weinfefe,. 2; Das Recht, feinen Wein eher als andere
lefen zu dürfen, im Öegenfaße der Nachlefe; ohne Plural. Die
Vorlefehaben.
Dorlefen, verb, irreg,act: (S. Lefen.). 1.Bonlefen, fammeln;
liefert man andern vor, wenn man, z.B. den Wein, eber liefet,
als andere,
° wenn mametivas in feiner Gegenwart laut liefet, daß er. es höre.
Femanden einen Brief, ein Buch vorlefen., Se aud das Dor:
lefen.
Der Dorlefer, des—s, plur. ut nom. fing. Fünin.die vorle⸗
ferinn, eine Perſon, welche andern vorliefet, in der zweyten Bes
deutungdes Zeitwortes. Im engern Verſtande iſt eseine Perfon,
+
sen vorzulefen. Sich einen Dorlefer halten.
Die Vorlefung, plur. die—en, von vorlefen 2, 1. Die Hanks
lung des Vorleſens; gemeiniglich ohne Plural, Die Dorlefung
eines: Briefes. 2. Im engern afademifchen Verftande ift die
vorleſung ſo wohl das Vorleſen einer gelehrten Abhandlung ;
fie werde nun wirklich abgeleſen, oder aus dem Gedächtniſſe her⸗
geſaget, als auch die auf ſolche Art abgeleſene oder hergeſagte Ab⸗
handlung feldfl. Line vorleſung halten, druden laſſen. Da⸗
ber deun auch die Collegia auf Univerfitäten vorleſungen ger
naunt werden. Die tbeologifchen Vorlefungen befüchen,
Baumgartens Dorlefungen über die. chriftliche Moral,
‚Dorlögte, adj. das nächfte vor dem Tegten zu bezeichnen, Die
vorlegte Sylbe, die nächſte Sylbe vor der legten, penultima,
h Der vorlegte Tag im Jahre. In meinem vorlegten Briefe,
Im gemeinen Leben drückt wian dieſes vorletzt auch wohl durch
} dag legte ohne eines aus. Im Oberdeutſchen, befonders im
Dfterreichifchen, hat man auch vorvorlegt, das antepenulti-
mus auszudrüden, wofür man aber im Hochdeutfchen der zwey⸗
te vom Ende, oder, wenn man das Ende mitzählet, der dritte
vom Ende fügt. .
Vvorleuchten/ verb. reg.act, 3. Jemanden vorleuchten, vor
ibm her leuchten, damit er febe,e eine feltene Bedeutung. Üblicher
iſt es 2, figürlich, andern ein ſeht merfliches Beyfpiel zur Nach⸗
ahmung geben. Andern mit feinen Tugenden, mir feinen Der-
Sienften vorleuchten.
Ä Div durch ihr Beyſpiel vorzuleschten, Weiße,
9 Der Sundsfleun leuchtet vor andern Sternen vor, wenn fin
‚Licht heller empfunden wird, als der übrigen ihres,
Daher die Vorleuchtung,befonders i in der zweyten Bedentung,
‚Vorlieb, adr. 6. $ürlieb,
Dorliegen,verb. irreg. neutr. (6. Liegen,) welches dag Hürfs,
wort baden befommt, vor einem andern Dinge liegen, 1 „Über:
haupt, wo es doch nur im gemeinen Leben gebraucht wird, - Dag
Schloß liegt vor, vor der Thür, Bey den Kägern liegt der
Dachs bund vor, wenn et vor dem innerften Baue des Dachfes
liegt und bellet. 2. Imengern Berftande, - ( ) Bor uus liegen,
wo doch nur das Mittelwort vorliegend üblich iſt. Das vorlie-
gende Sindermiß, das vor ung liegende, Das vorliegende Welt:
>41, Herd. Esiftindiefee Bedeutung im Dberdeutfihen am übe
lichſten. (2) Die vorliegenden Reichsfreife, die vorn an der
«&ränge, zunächft an Frankreich liegenden — auch
nur in dieſem Mittelworte.
1, Der Au⸗
2. Von leſen, legere, lieſet man jemanden vor,
deren Gefchäft oder Amt es iſt, einer andern Bücher at Schrif⸗
Die Yortip; r * die —⸗ m, die — — een Cm
au deu — des Mundes, Prolabia. F
Das Vor los, des — es plur, die —e, bey den Falfenieren, Ye
Federfpiel, womit der Falke, wenn er nichts gefangen hat, zur ück
--gelocfet wird; beyeinigen auch der Vorlaß Bey der unbeſtän⸗
digen Schreib: und Sprechart dieſes Wortes iſt es noch ungewiß,
ob es vor vorkaffen abſtammet, oder von einem alten loſen wer⸗
vorgeworfen wird,
vVorlůgen, verb. reg. act.in jemandes Gegenwart en, damit 3°
er felbiges glaube, Einem etwas vorlügen.
Vormaͤchen verb. reg. act. welches, fo wie das elafache: mas
Sen, eine feht
fen Fällen nur no im gemeinen Leben gebraucht wird.
etwas machen, d.i,vor etwas befeftigen, Einen Zaun —
chen, vor eine Offnung, vor einen Wegu. f-f. 2. Einem etwas
vormachen,es in feiner@egenwart zum Muſter der Rachahmung
machen, damit er es nachmachen lerne; es gefhebe mun auf
welche Art es wolle. 3. Femanden einen blauen Dunft vorma⸗
chen, vor ſeinen Augen, die Wahrheit durch eine Erdichtung vor
ibm zu verbergen fuchen; im welcher Bedeutung man im gemei⸗
nen Leben auch abfolute fagf, einem etwas vormachen, ihm ang
"lügen, vorheucheln u. f. fs
Der Vormähder, des —s5, oh. ut nom. fing. von dem fole -
genden Zeitworte, der erſte und vorderfie unter deu Mähdern,
welchem die übrigen nahmäben. Wo das Getreide nicht gemis
bet, fondern gefeinirten wird, beißt er der vorſchneider oder vor⸗
ſchnitter. *
Dormäben, verb. reg. at, Aöfolure, der erſte — vorderſte
unter den Maͤhdern ſeyn.
in geſchwindem Mähen zuvor kommen, ihn darin übertreffen.
3 Einem vormähm, in feiner Gegenwart sum Muſter der Bade!
ahmung mäben. ä
Oormablen, verb. reg. act. 1. Einem etw as vormahlen &$
in ſeiner Gegenwart mahlen, damit er es ſehe oder erkenne. Ir
nem Rinde die Buchſtaben vormablen, fie ihm längfaın und be⸗
dãchtig vorzeichnen, damit es fie unterfeheiden lerne, Fsürlich
iſt vormablen, wie vormachen 2. eine Unwahrheit als: Wahrheit
glauben machen. Er iftein guter Narr, dem man leicht etwas
vormahlen Fann. 2. 2inem erwas vormablen, es in feiner Ger
genwart zum Dufterder — sa damit er es nach⸗
mahlen lerne.
So auch das vormahlen.
Vorm ahlen, ein Nebenwort, Svormahlss.
Vormahlig, adj, was vormabls war oder —— wemablic
Sich an die vormahligen Zeiten erinnern.
Dorn able, ein Nebenwort der Zeit, inden vorigen Seiten, in ei⸗
ner unbeffimmten vergangenen Zeit; ehedem, ehemahls. Ni⸗
codemus der vormahls bey der Nacht zu Zeſu gekommen war,
'%06. 19,39. Bileam ging nicht bin, wie vormahls, 4 Moſ.
24,1
mabie drang fie mit größerer SefrigPeit i in mic. Sreylih war
ih vormabls Sräulein Malchen, Weiße,
Anm. Bey einigen vormahl und vormahlen; im Gohdeud
ſchen am richtigſten vormahls, weil es eine unbefinumte Seit der Ri
zeich net, S. Mahl, 7
* Vorm ann des — es, plur.die Yormänner und vorleute.
.* Der Zeit nach, derjenige, welcher vor ung in ‚einem Amte
She in einer Verbindung geweſen, wie vorfahr; eine im Hoch⸗
deutſchen unbekannte Bedeutung. 2 Dem Orte und der Ordnung
nad), iſt der Vormonn eines andern derjenige, der in der Reihe
dor ihm Rebe; ia — Verſtande es wie vordermannbe⸗
RO
inbeflimmmte Bedeutung hat, und daber in den au
2. Binem andern vormähen, ihm ne
. Der du vormahls biſt gnädig gewefen, Pf. 85, 2. Porz _
fen, fo daß es eigentlich etwas bedeuten würde, was dem Saiten. =
0
Fe
P}
er E
beude Soidat, ift der Vormann des im zweyten Gliede ſtehenden
oder feinesginfegmannes, So auch bey Arbeitern m, f. f. Fighrs
bich wird in dee Seefahrt das vor einem andern Sch ffe fegelnde
Schiff deſſen Dormann, fo wie dieſes jenes Sintermann, genannt,
Bu. Von den Bevfündern, welche ein Slaggenmann ‚ner Flaggen»
Bi. En bifommp, wird das vordere Schiff der vormann, das
5 Pintere aber der Hintermann, genannt,
Der Vormars, des — 8, plur. die—e, in der Seefahrt, der
Mars oder Maflforb am Fockrmaſte, oder vorderfien Maftbaume
nach dem Bugfpriete. Daher das Pormarsſegel, das zweyte Se⸗
- gel am Jockemaßte von unten ari, über dem Dormarfe.
Das DVormäß, des — es plur. die—e, ein obrigfeisliches
Maß welches den übrigen Maßen ebeuderfelden Art zum Muſter
dienet. Zu diefem Verſtande wird cs auf den Biechhänmern ger
braucht, das ohrigfeitliche Mag zu dezeihnen, nach welchem die
Bleche beſchnitten werden müffen. In andern Zällen heißt es das
Eihmap.
> Die Doomauer, plur. $ie—n, eine Dauer don einem Din,
Man gebraucht e3 am häufigften im figürlihen Verſtande von eis
ner Sache, weiche einer andern fo wohl zur Sicherheit, zum Schut⸗
de, als auch zur Abhalinag, dienst. Die Gefege find eine
vormauer der Tugend , zum Schnee der Tugend; Ihgfeichen
die Gefege find eine Dormauer gegen dag Lafiey, dasſelbe
abjuhelien. "= 2.205 ;
Der Dortmeifter, des —e, plur. ut nom. fing. bep den Hand»
werlern einiger Gegenden, der vorfigende Meſſter, der Älteſte,
"Eberälteite, Sandwerksmeitter, Öbermeitter.
Yormeilen,verb, irreg. act. ı. Ziriem etwas vor meffen, es in
de, 2. Auch, efivas in jemandes Gegenwart meſſen, damit er
nachmeifen lerne. So auch die vormeſſung!
Der Vormittag, des — cs, plur. die—e, die legte Hälfte
der Zeit des Tages, von dem Morgen an bis zu Mittag, zum
"Naterfchiede von dem Morgen, welcher die erſte Hälfte dieſes
Beitpunetes bezeichnet, und. im Gegenſatze des Nachmittages.
Er iſt uns nach diefen Vormittag begeg get. Drey Dor:
mitage binfer einander. Beute vormittag, d. i. Heute den
Vormittag, N
Vorm ttagig, adject. was den Vormittag if oder geſchiehet,
> im Orgenjage des nach nittägig. Der vormittägige Got⸗
Ir eudien i
Vormittags, adverb.am Bormittage, zur Bosmittagszeit. vor⸗
mittags pazieren gebe In den gemeinen Sorecharten Oder⸗
ſachſens höret man. dafür wohl vormitt age, wel hes aber feine
Analogie hat, Zeute vormitt age, Gel. Sie wıren ja vor-
wütage niche fo traurig, eben derſ. Vor nittags oder dieſen
vormittag. * &-
Der darmiand, des — es, plur. die — münder, Finin, die
Dormunderinn. ı. Überhaupt, eine Perſou, welhe für
einer andern Beſtes und S herhsit forget, es ſey nun durch
Beriheidigung mie. Worten, duch Zürfprahe, oder duch
Berweltung ihrer Anzelezenheiten, oder endlich auch duch
» Bewährung thätigen Schuss; in welder fehr weiten Be⸗
0 Shrutang es chedem befonders in ſolchen Fällen gebraucht wars
J de, wo die andere Perſcer, oder als ein: Perſon befrachteie
"ck ESahe, ſolches ſelbſt zu leiften, fähig war. Es id in dieſec
‚weiteren Bedeutung, im Banzen genommen , im Hochdentr
fihen veraltet, lommt aber no h hin / und wieder in maschen
einzelnen Gegenden und Orten vor, Die Borſteher der Kir⸗
schen und milden Stiftungen werden noch au vielen Disen, [2 wohl
748, W. 3,4 Th. 2. Yu,
\ "fondeegim gemeinen Leon, ublich if, Der imerften Gliede fie
dert) Ahabs, 2 Kön, 10, 1. 5.
se, fo fern fie deniſelbem zum Schutze, zur Sicherheit dienet.
deffen Gegenwart meffen, damit er von den Made überzeugt wer⸗
Bor 1252
- x
Ober/als Niederfachfens, Yormünder genannt, weil fe nicht
nur die Guter derfelben verwalten, fondern auch für ihr Beſtes
ſprechen, fie vertreten, Die Vögte oder Adgocan der Stifter.
fommen ebedem geichfalls unter dem Rahmen der Bormünder-
vor, Ein Advocat oder gerichtlicher Beyſtand hieß im Nieder-
Tächfifchen chedem Doremunt, Dormund, wovon in dem Brem,
Niederſ Wörterb, v. Mund, mehrere Bepfpiele angeführet wers
den, . Eben dieſen Nahmen bekguen ehedem die Syndiei der
Städte, und an vielen Oeten werden noch die Heimbürgen auf den
Dörfern, welche die Güter und das Beſte der Gemeine handhaben,
Dormiünder genannt. Selbſt in der Deutfchen Bibel bat Luthre
es noch in viner diefer weitern Bedeutungen gebraucht. Jehu
ſchrieb Briefe und fandte fie gen Samaria, zu den ©berfien
ber Stadt Jeſreel, zuden Ateſten und Vormünden (Vormüns
Und 2 Mace 11,1. Kap. 13,
2 heißt Lufias, des Königs Antiohus vormund, Vetter
und oberer Rarb. ;
2, In engerer Vodentung, welche jegt im Hochdeutfchen die ges
wohnlichſte iſt, iſt der Vormund, Fämin. Vormunderinn, eine
Ver ſon, welche nach dem Tode der Altern das Beſte unmündiger
Kinder beſorgt, fo wohl durch ihre Erziehung, als darch ihre Vers
tretung und Beſchüzung, als endlich auh duch die Verwahrung
ihres Bermögene. Dir unmündige Perſon heißt in Nickficht hres
Bor nuudes, deifen Windel, Der vormund beforgt das Beſte
unmündiger, dev Pfleger und Curator aber auch nündiger Pers
fonen, Jemandes Dorinund fern... Jemanden zum vormum
de haben. N
Anm. Dis Work lauter ſchon in den Monfeifhen Stoffen
Foramnunt, im Schwabentziegel Vormunt, und im Riederf,
glei bfalle vormund. Da Fürfprache und Shus die beyden
wefentlihen Döliegendeiten eins Bormandes in dem gangen Um⸗
fange dor Bedentung diefes Bortesiit, fo laſſet ich die feste Hälfs
te desſelben mit fat gleichem Grunde auf eine-gedoppelte Att ad»
leiten ; eutweder von dem veralteten munden, ſprechen, wo⸗
von im Satian noch das Inteuſtonn muntizan, ansfprechen,
und de. Zufammenfeguug balmuud, verleumden, vorkommt; .
oder auch von dem aften Mund, Schutz, und munden, ſchu⸗
gen. Mual, Schutz, kommt ſo wohl in dee Alemannifhen
Mundart, als aud im Angetfähiihen, Schwed. u, Gius
fia vor. Daher war im mit!feen Sat. Mündium, der Schua,
NMandius, Mundualdas, ein Befhüger, Bormund, im Ale—
manniſchen Balınund, ein ſchlechter Beſchützer oder Yormund,
und eine Menge anderer mehr, Man hatte davon auch das
Zeitwort por aunden, welches befhügen überhaupt bedeutere,
‚and wavon Friſch eine Stele aus den Script.Bruafv. aufügret.
Muůndel iſt von eben diefem , oder dem vorigen Stamme, vers
mittelſt des Eadlautes — el, eine Perfon, welche den Schu
oder die Fürfprache anderer geuiedt, mündig, fähig, fidh
ſelbſt zu ſchützen, oder für ſich felbt zufprechen, Im Ftalieni—
Then heißt ein Bormund noch jest Mondualdo, im mittlern Bas
teine Mandualdus, eigentlih Mund — walt, der dan Schug
handhabet.
Da Madg, im mittlern Lateine Mundius, ſchon für. fih allein
einen Beſchizer, tutor, bedeutet, fo fcheinet das Vorwort vor
bier eben ſo un des. Nachdrackes willen vorgefeger zu-feyn , als
pro inprategere, um dadurch näher zu begeishiren, Daß ſich der
S haus anf einen andern beziede, Unſerm heutigen Gebrauche
nach ſollte das Wort billig Fürmund heilen, weil der Begriff des
für hier ſehr merklich iſt; allein vormund bat die. Verjäßrwng
vor fich, lãßt ſich aber allenfalls auch eben fo erflärgn, wie iu
Dpräeber, vorſtehen, und andern,
Oo Munm Ber
.
1283 OR ur
Von dem alten menden, ſchůtzen vor munden , befchligen,
“war diefes Wort ehedem in einer doppelten Form üblich. Man
sagt ofne Suffirum Vormund, plur, die Yormimde, (wels
"her noch im der oben angeführten Stelle, 2 Kön. 10, ı. vor
Fonim,) und im Famin. die Pormimdinn, und mit der End»
foibe.er, der vormunder oder Dormünder, (im Deutſchen Li
yius von 1514, Sürminder, Schwedifch Rörmyndare, Düs
" zifch Sermynder,) da benn der Plural die Dormünder, and
55 Bor
“fen. „ Das bibliſche vorn an ‚vorne an, vornen an) und
vorne vor/ für voran, ift it Hochdeutfchen veraltet, ‚Sie fol:
len vorn an ziehen, 4 Mof. 2,9. Uns die vorne vor ginz-
gen, Marc, 11,9. Eben fo ungewöhnlich find folgende Arten
"des Öebrauches: du follt es gegen den Gnadenkuhl fprengen
vornen an, 3 Moſ. 16, 14; vorn anden Gnadenſtuhl. vornen
"an auf allen Gaffen bauteſt du Yleäve, Ezech. 16,25; für
vorn allein, Sul # { —
das Fänin, die vormimderinn lautete. Die heutige Hoch⸗ Anm. vorn iſt aus vor und der adoerbiſchen Endung — en 23
deutfche Mundart hat beyde Formen zufammen genommen, und * zufammen gezogen, verunttelft weicher auch hinten, oben, un⸗ A
macht von der erflen, den männlichen Singular, von der zwey ⸗ tenu.ff. gebildet find; voren, zufammen gezogen vorn. Es 3
" genaber den männlichen Pluralund das Fämininum vormun⸗ iſt daher unnöthig ja fehlerhaft, dieſes en noch einniahl dar⸗
TR „ + anzu bängen, und vornen zu ſprechen. Porne hat gar keine 2
Übrigens wird vormund häufig von Perfonen bepderley Ge Analogie, indem auch für das ⸗ euphonicum Fein rund porhan, S
ſchlechtes gebraucht. Gebraucht man aber Bas Fämin. vormün⸗ den ift. Beyde Formen kommen indeffen im gemeinen Leben, in ’
derinn, fobezeichnet felbiges zwar eine weibliche. Perſon, fo fern
fie wirklich die Vormundſchaft eines Mündels verwaltet, aber
° nicht die Ehegattinn eines Bormunbrs, die man doch in einigen
Gegenden noch Vormündinn nennel, % j
— in der zweyten engern Bedentung hieß ehedem
auch Dog. Im Oberdeutſchen wird er noch Gerhab nnd Treus⸗
träger genannt. ö
Die Dormundfchaft, plur. die — en. ı. Das Amt eines Vor⸗
DTmundes in engerer Bedeutung überhanpt, der ganze Umfang der
" einem Vormunde obliegenden Pflichten, ohne Plural, Den Puich⸗
ten der vormundſchaft eine Genüge thun. Unter jemandes
Vormund ſchaft ſtehen. =. Eden diefes Amt , diefe Dbliegenbeir
ten in näherer Beziehung auf den Mündel, oder diefes Amt in eins
zelnen Fällen, da es denn auch den Plural leidet, 5 Swey vor⸗
mundſchaften zu verwalten baben, zweyer Unmündigen Vor⸗
mund ſeyn. Eine vormundſchaft übernehmen, ſie niederlegen.
Die vormundſchaft iſt zu Ende. N —
vVormunſchaftlich, adj. et adv. zur Vormundſchaft gehörig, in
derſelben gegründet. ; " $ A
Das Vormundfcheftsamt, des — es, plur. die — ämter,
der Deutſchen Bibel und bey noch ältern Scrififiellern, 5. B.im
Schwabenſp. häufig vor, wo die erfie vornan, vornan,
lautet, Vorne ſchloß ein Gitterchen unfer Haus, fagt fell . 2
noch Geßner. j — — —
Vornächtig, adj. etadv. von der vorigen Nacht ber. Pine vor⸗
nachtige Fahrte, bey den Jägern, welche ſchon 24 Stunden alt
iſt, undfolglich Feine Witterung mehr infih hat.
Der Dornagel, des — 8, plur. die —nägel, der Nagel vorn
an der Deichfel, welcher durch die Kappe gehet, und woran die
Vorderwage gehãngt wird.
Vornageln, verb.rez.act, vor etwas nageln. Ein Bret vor⸗
nageln, vor eine Offnung. * — —
Der Vornahme, des—ns, plur, die—n, derjenige eigen ⸗
thümliche Nabme einer Derfon, welcher vor dem Geſchlechts nah ⸗
‚rien hergehet, und auch der Taufnahme genannt wird, weil
er in der Taufe erthrilet wird. Xu dem Nahen, Johann
Chriſtian Wolf, machen die beyden erfien Wörtsrden Vormab: ⸗
‚men aus, 3 N - ; DNS 3
Porne, ©: vorm. . EN hir,
Vornehm, — er, —fie, adj. et adv. 1. Ym weitern Ber
witba;i
Er
u
»
ein obrigkeitliches Amt oder Collegium, welches die Auffiht über
die Vormünder und ihre Verwaltung führet; aneinigen Örten
- dir Vormundfchaftsftube, welches eigentlich das Zimmer ber
zeichner, in welchem ſich diefes Collegium verfammelt, im Preu⸗
fifhen das Pupillen» Collegium, an audern Orten das Cura⸗
tel⸗ Amt.
— Rebenwort des Ortes, an den erſten oder vorderſten Orte
an dem vorderſten Theile eines Dinges, ingleichen im Aceuſativ an
den vorderſten Ort oder Theil; im Gegenſatze des hinten. vorn
iſt das zaus neu; hinten alt, am Vordertbeile. Ich ging vorn
hinein und hinten wieder hinaus. Die Spitze vorn abbrechen.
Ein Pferd vorn und hinten: beſchlagen. Vorn lecken und
hinten kratzen.
Jugleichen mit einigen Vorwõrtern. Bon vorn, Er komme
Yon vorn, von dem Vordertheile. So bald ich ihn von vorn er⸗
blickte, von dem Vordertheile. Mach vorn zu geben, \
voen wird für ſich allein und ohne Vorwort, fo wie deffen
Gegeufag hinten, nur in Stande der Ruhe gebtaucht oder
doch, wenn die Bewegung oder Handlung, als im Stande der
Ruhe gedaht wird, Sie Ingerten fih vorn an der Wulten,
2 Mof. ı3, 20. Und folle es heften vornen.(dorn) an den
But, Kap. 28, 37. - Sallen ihm die gaare vornen (born)
am Zaupt aus, 3 Mof. 13,41. BVornfigen, wohnen, lie
gen, IR aber die Bewegung nach vorn zu gerichtet, fo gebraucht
man entweder. vor, befonders in Sujammerfeßungen , welches
dem hinter entgegen ſtehet, vorlanfen, voreilen u. f.f. oder
in manchen Fallen auf voran, voraus, vorher. Voran lau:
: vornehmften Freund, ı Mace. ir, 27,
ſtande, was unter mehrern feiner Art einen vorzüglichen Werth, \
eine vorzügliche Wichtigfeit und Würde beſitzet. Fudiefer Bedeur
tung wirdes nurnoch im Superlativ gebrancht, doch auhnurals - -
Beywort, von welchem die adverdifche Form nicht üblich if. un
die Zahl der vornehmfien Väter unter den farken Rriegern
war,usf.f. 2 Ehron. 26, 22, Er hielt ihn vor (für) feinen
nebmfte und größte Geboth, Matth. 22,38. Der vornehmfie
" Beweisgrund „ der widhtigfie. Was dabey das vornehmſte
if, das wichtigſte. Die vornehmſte Stadt im Lande, die
qrößte/wichtig@e, veichfte. 2. In engeree Bedeutung, von den
" Sande, pder dem äußeren Range in der bürgerlichen Geſell ſchaft,
‚dor einem vorzüglichen Nange in derfeiben, ohne doch denſelben
nãher zu beſt iumen, bloß in Nücficht auf geringere. Kin vorz
nehmer Manıt. Erift vornebm, Vornehm thun, als wenn man
vornehm wärr.
Die vornehmſten in der Stadt. Ein Vornehmer des Kathe,
ineinigen Städten, ein Nashspers. Es ik niches vornehmes,
es ift Peine vornehme Perfon,
Anm. Das Wort iſt im Deusfchen nicht alt, und ſcheint eine
buchſtãbliche Überfegung des Lat. praecipuuszufeyn, gleihfam
dasjenige zu bezeichnen, welches man vor andern ninmt, wornach
wan vor andern Hreift; woraus zugleich die Unrichtigfeit der
Schreibart fürnehin erdeller.
Vornẽ hmen, verb. irreg, act, (S. Nehmen,) vor fich nehmen,
fo daß vor die Bedeutang des Ortes hat, daher es von einigen
ſehr serig, fürnehmen geſchrieben und ran wird,
*
EISEN Rr RER LED UHREN
Dieß iſt das vor: |
Ein Graf iſt vornehmer, als ein Edelmann. * —
— —
—
mehe *
Ber.
F "as
“nehmen, por ch nehmen, an den vordern Theil des Leibes thun;
= ampöufigften im gemeinen Leben, 2. In etwas weiterer Bedeu⸗
tung nimmt man eine Sache vor, wenn man fie vor fi ch ninmt,
fi felbige unnuttelbar gegemmärfig mac zu befichtis
gem in unterfuchen. Einen Aufſatz vorn ihn zu unter⸗
ſachen und zu vetbeſſern. Eben fo fagt nan 5 eine Per⸗
ſon vornehmen, ſie vor ſich kommen Jaffen, entweder ihr einen
Verweis zugeben, oder auch fie zu prüfen, zu. eraminieren.
Wir wollen ihn deßhalb vornehmen. 3. Nach einer andern
Figur nimmeman etwas vor, wern man den Anfang macht, fich
ar
es fich fo wohl von den folgenden Keciproco,. ſich vornehmen,
ale auch von vorhaben unterfcheider. Man nimmt fich eine
- Reif®vor , wenn man fie beſchließt, man hat fie vor, wenn
aan die Anfkalten dazu macht, ‚man nimmt fie vor oder Anz
ternimmt ſte, wenn man fie wirklich anfängt.
nicht mebr fol übel vornebme unter euh, 5Mof. ı3, 13.
"er wird fegnen, was du vornimmft, Kap. 15, 10, Eine
Arbeit vornehmen. Die Prüfung feiner ſelbſt vornehmen.
Eine unterſuchung, Hinrichtung wf. f. vornehmen. 4. Als
‚ein Reciproeum, fich etwas vornehmen, es zu thun befchlies
fen, wie ſich vorfegen. . Ich page mir vorgenommen , ein
Baus zu bauen, ı Chron, 29, 2, Sid eine Reife vorneh⸗
men, fie beſchließen. Ich habe es mir feſt vorgenommen,
ihn nie wieder zu ſehen. i
Dos Vornehmen, ser —s, plur. utnom. fing. der Infinitiv
des vorigen Zeitwortes als ein Hauptwort gebraucht. ». Die
Sandlung des Bornehmens, in allen Bedeutungen und ohne Plus
ral. 2. In der dritten Bedeutung, die vorgenommene Sache,
x d. i. diejenige Sache, zu deren Ausführung man den Anfang
2. 0 mat. Don feinem vornehmen abſtehen. Auf feinem vorneh⸗
'; men beharren. Das Pornehmen it nicht gelungen. 3: Inder
vierten Bedeutung, der Entfehluß, Beſchluß, und die beſchloſ⸗
ſene Sache, -in welcher Bedeutung es mehrmabls in der Drut⸗
ſchen Bibel vorkommt.
— adj. et adv. — in doppelter Seftt gefun⸗
den wird. 1. "Alsein Bey⸗ und Neben wort, wie vornehm, da es
denn auch Comparation leider, Die alle vornehmliche Man⸗
ner waren unter den Rindern Iſrael, 4 Mof. 13,2,43 vor⸗
"nehme, angefehene, In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdent⸗
ſchen veraltet. 2, As ein Nebenwort allein, por andern Din⸗
‘gen feitee Art, Alle Dichter,
"Bine Rraft Gottes die da ſelig macht, — die Zuden (Jus
‚ den). vornehmlich und auch die Griechen, Nöm.ı, 16, Die
Haplichteit entſtehet vornehmlich aus dem Widerfpruche der
‚ Theile, die ein Ganzes ausmachen, vor audern, hauptſäch⸗
— am meiften. Man lehre das Kind da vornehmlich eve
fien befieble, Gell. Du darfft dich Seiner Armuth nicht fohä:
‚men, vornehmlich da du ſie nicht Kerſchuldet haſt. Wo sg
anuch die Geſtalt eines Bindrivortes annmt.
—5* Anm. Es ſtanmet nicht von vornehmen, fondern von vor⸗
nehm ab, und iſt ned) dem Muſter des Lat, praecipue grler,
u "wie ‚vornebm nach praecipuus. - >
Dornen, ©.vern. —
Das Dornennmort, des —es, Se dem wörter, ein nn.
" gewöhnlides,.nurvon Bödickern und -rinigen ältern Sprachleh⸗
. rern aebijderes Wort, das Pronomen zu bezeich nen, wofür Surz
‚ wort (hidliger und üblicher ift, , “
mb eigen sem Berflande,, eine. Schürze, eine —— vor
dannt zu befpäftigen, es zur Wirklichkeit zu bringen, wodurch.
Daß Feel
vornehmlich aber gomer, -
ſchrecken und fich fihamen, wo es die Vernunft qm mei:
Bor & 1286-
£ Dorpfeht, — plur. die ⸗ pfäble, Pfͤble welche
vor dem Fuße eines Solwerkes, Dammes oder Deiches einge
fiblagen werden, damit er nicht auswelche,
Dorpfeifen, verb. irreg. act.(&. Pfeifen.) Linem erwas vor⸗
pfeifen, es in feiner Gegenwart pfeifen, damit er es höre,
Dre verb,reg, act. Einem etwas vorplaudern, es
in ſeiner Gegenwart plaudern, damit er es höre,
Der Vorpoſten, des — s, plur. ut nom, fing. im Kriege, die
äußern Poften vor einem im Lager oder in den Quartieren befinde.
lichen Haufen Truppen ; der Seldpoſten. ©. Poften.
Vorpredigen, verb. reg. act, Einem vorpredigen, in beflen
Gegenwart pridigen, damit er es höre. Am bäufigffen figürlich,
einem etwas vorpredigen, es ihm mit vielen und nachdrůcklichen
Worten begreiflich machen.
vorratzen, verb. reg. neutr. mit dem Hürfsworte 3 4
- für hevvor vagen , welches gewöhnlicher iſt. Der Pfahl vage
- aus dem Mailer vor, wenn er beevor zog, ©» ag die
Vorragung.
Der vorrang des — es, plur. car. der Rang vor rinen andern
oder vor andern; auch nur der Rang ſchlechthin. Vor jeman-
den den Dorrang haben. Sich um den Vorrang freiten,
"Der Vorrath, des — es, plur. doch nir von mehrern Arten oder
Diantifäten, die — räthe, eine unbeſtimmte Menge zum Fünftte
gen Gebrauche nöchiger Dinge.
gemeinen Leben von etwas. Vorrath von Speife, bl uns
Wein, beffer an, 2 Ehron. 11,21, Vorrath des Brors, 3 Moſ.
26,26, für an Brot, ift im Hochdeurfchen feltener, Allen vor—
rath aufsebren, verbrauchen. Sich mit vorrath aufden Winz
ter dverfehen. Noch vielen vorrath haben. Die Schiffe neh⸗
men vorrath ein, wenn ſie die zum künftigen Gebrauche nd⸗
thigen Lebensmittel einnehmen.
Anm, Es ſtammt von dem veralteten Rath, sin Ding; res,
und Mengevon Dingen ber, welches außer dieſem Worte-noch in
Bausrarh, Unrath und Gerärb üblich ift. ©, Kath.
Dorritbig, adj.er adv..als ein Vorraih‘ vorhanden, zum künf⸗
tigen Gebrauche vorhanden. Alles vorräthige Getreide ver⸗
kaufen. Das vorräthige Geld.
rätbig.
Das Vorratbehrus, des — es, plur. — baufer, ein Haus,
Vorrãthe darin aufzubewahren; ein Magazin. So and) die TH
rathskammer, das, Dorrarhsgewölbe, eine Kammer, ein Ges
; mwölbe, Vorräthe darin aufzubehalten,
Dorregynen, verb.reg.act. 1. Zum Muſter der Nahahmung
injemandes Gegenwari rechnen. Einem ein Exempel vorrech—
nen. 2: Jemanden ſeine Aue gaben vorrechnen, fie ın feiner Be⸗
genwart ſt ickwriſe angeben und zufammen zählen,
Das Vorzöcht, des— es, plur. die —e, 1. Dasjenige Hecht,
nad) welchem man befugt. iſt, etwas ea ein anderer zu
hun, das Befugniß, etwas vor dem andern zu hun, > Wer
befugt ifi, in einem Jagdbezirfe eher als,andere zu jagen, oder
wer in demſelben das Doriagen hat, bat das Dorrkcht im Ja⸗
gen. 2. Im weitesn Verftande, ein jedes Recht, weic®s man
vor einem andern, oder vor andern voraus bat, befondersfo fern
es fih auf äußern Stand und Würde gründer, Die vorrechte
des Adels. Die Ertheilung des Adels if ein vVorrecht der
" Brsne,
Die Dorrese, plur. Heu 1, Die Nede, d, i. das Reden
anderer vor einer Sache, vor derfeiben, vor ihrer wirklichen Volks
giehung ; doch nut nech zuweilen im gemeinen Leben, Sprichw.
vorrede macht keine Nachrede. 2. Eine Kede, durch welche
‚man ſich den Weg zur Hauptſache bahnet, eine Rede, weiche dor
‚dein Hanvrvorsrage hergeper. Eine lange vorrede machen, vie⸗
Mumim 2 len
Es iſt nichts mehr vor—
vorrath an etwas baben,i ing.
D
1287 BE
len Umſchweif, ebe man zur Hauptſache Fommt, Am Gäufigffen
gebraucht man ı3 von einer Rede por dem Aufange eines Buches
oder einer, Schrift, worin ihre Veranlofjung, Einrichtung und
andere Hınflände angegeben werden, und die, wenn fie furz ift,
auch wohl ein Vorbericht genannt wird, Die vorrede vor ei:
nem Buche. Bey einer Predigt oder einer fepeelichen Nede heißt
fie der Eingang. In Borborns Gloſſen heißt eine Vorrede uoch
F oralpracha, Vorſprache.
vorreden verb. reg, welches in doppelter Geſtalt vorkommt.
1, Als cin Neutrum mit dem Hülfsweorte haben, Einem vorre—
den, eher reden, als er, nur im genwinen Leben. 2. Als ein
Ketienm. Kinem etwas vorreden, es in finee Gegeuwart re⸗
den, dauut er es glaube, oder böre, Sie reden mir fo viel
von ber Liebe vor, Gell.
Der Vorredner, des —s,plor. ut nom. fing. Fänin, die vor⸗
rednerinn, von Dorrede 2 in der engern Bedeutung, Fine Perſon,
weldein derBorrede rines Buches ſpricht, der Verfaffer dei, Vor⸗
rede. Vey dem Opitz uoch Derreder.
Verreiben, verb.ir reg. act. (©. Reiben.) ı. &inem etwas vor⸗
re'ben, es in feiner Gegenwart reiben, brfonders damit er vs Nachz
reiben lerne. ©. Sich eıwas vorreiben, es zum voraus reiben,
ſich Fünftig das Reiben zu erſparen. So reibt ſich der Mah⸗
er die Sarben vor. So auch das vorreiben.
X er vorreiber, des—s,plur. ut nom. kng. an dem Fenſter⸗
beſchlage ein an Einem oder beyden Enden krumm gebogenes
und um einen flarfen Nagel bewegliches Eifen, die Fenſterflü—
gel und Schößchen damit an den Rahmen auzuſchließen; eigent:
Lich ein Ding, welches vorgerichen, d. i. vorgedrehet wird,
Vorreichen, verb,reg. a. ls ein ——— hervor reichen.
Etwas aus einem Raſten porreichen . Als ein Neuirum
mit haben, wie vorragen.
Der Vorreihen, des — 8, plur. ut nom, fing, von Reiben,
der Tanz, in einigen Gegenden fo viel, als der vVortanz; ohne
Plural. Den vorreihen haben, andern vortanzen. Ingleiyen
die unter mebrern in der vorderfien Reihe tanzenden Perfonen,
mit dem Pincaf, :
vorreißen, verb. irreg. act. (S. Reifen.) 1. Bon reißen, zeich
nen, (1) Einem etwas vorreißen, es in deſſen Öegenwart reis
Ben oder zeichnen, fo wohl, damit er es fehe, ſich einen Begriff
davon mache, als auch, bamiter es nachreißen lerne, (2) Ei⸗
ne Figur vorreißen, oder nur ſchlechthin vorreißen, den ers
fien Umriß einer Figur machen. Daber ift bey den Maurern u.f.f.
der vorreißer, ein Pinſel mit einem langen Stiele, womit fie
ſich die Linien vorreißen. 2. Von reißen, vi (eparare, kann ei:
nem etwas vorveißen, gleichfalls bedeuten, es in deffen Gegen:
wart reißen, damit eresngchreißen lerne.
Vorreiten, verb,irreg.(&. Reiten) welches in doppelter Ger
ſtalt üblich iſt. 2. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyn.
(1) Rinem vorreiten, vor ibm ber reiten. Ben Durchführung
vornebmer Perfonen veitet der Geleitsmann ihnen vor. (2) Ki:
nem aorveiten, ihm im Keiten zuvor kommen. Allen vorreiten.
{3) Einem vorreiten, zum Mufier der Nachohmung in deffen Ger
genwart reiten, damit er nachreiten lerne. (4) Abſolute reitet
man vor, wenn man vorwärts, nach dein vordern Theile zu reitet.
2. Als ein Activum. Jemanden ein Dferd vorreiten, v8 in
deſſen Gegenwart reiten, damit er deſſen Bang u. ſ. f. erfenne
und butheile.
Der Vorreiter, des — s, plur. ut nom. fing. bey einem Ge-
ſpanne von fechs Pferden, ein Neitfnccht, welcher das vorderſte
Paar Pferde reitet, den übrigen gleichſam vprreitet,
Vorrennen, verb. irreg. neutr. (S: Rennen.) mit dem Hülfs-
worte feyn, 1, Vorwärts vennen, Imgemeinen Leben. Geh und
ee
tentte vor, nach dem verderfien Orte zu 2. Einem s vorrennen.
ihm durch Renuen zuvor kommen.
Vorrichten, verb. reg. act. Etwas — —— es her⸗
bor richten, daß iſt, zum Gebrauche in Bereitſchaft legen; zu⸗
weilen auch vorbereiten. Den Ban vorrichten, im Berge ⸗
baue, ibn gehörig aufteflen, In den Schmelzhütten richtet
man vor, wer man den Schmelzofen aufs neue zurichtet, zu
einem neuen Schwelzen vorbereit.t, ©. auch die Vorrichtung.
Der Vorritt, des —es, plur. car. die Haudlung des Vorreitens,
doch nur in der erfien Bedeutung des Neutrins. Den Vorrie
thun, einem Vornehmern vorreiten. Ingleichen das Recht, einem
Vornehmern vorzureiten, Den Voreitt haben. |
Vorrüden, verb. reg. welches in doppelter Geftelt ——
wid. 1. Als ein Heutrum,mit dem Hülfsworte ſeyn vor⸗
wärts rücken. Mie der Armee vorrüden. Ber Seind ik
vorgerudt. In dee Dlahlerep fage man, eine Jarbe En
vor, wenn fie. die Gegenfiände dem Vorgrunde gzleichſam Nür
obne dasſelbe. Bloßes Schwarz rückt am ſtärkſten vor.
© 2. Als ein Xerivum, (1) Vorwärts rüden, durch einem
Ruck vorwärts bringen. (2) Vor erwasrüden. a. Eigentlich.
Den Schrank, den Tiſch vorruden, vor cine Öffnung. 6, —
lich rückt man jemanden etwas vor, wenn man ihm eiwas
Vergangzens mit Bitterfeit wieder ih das Andenfen bringe; wo⸗
durch es fich von vorhalten unterscheidet, mit vorwerfen abet
zum Zheil gleichbedeutend iſt. Jemanden die genoffenen Wohl:
thaten vorruden. Ihm ein begangenes Verbrechen vorrü⸗
cken. Es war mir, als riid’ten mir alle, die mich faben,
mein Vergehen vor. Im weitern Berftande, überhaupt, als
ein Vergehen‘, als eine Unvollkonmienheit vorficllig machen, ges
brancht man lieber vorwerfen.- Ic babe mir dabey weiter
nichts vorzurüden, als daß ich zugutwilig gewefen, beffeer
vorzuwerfen. Im Dberdenifopen. fügt man für vorrücken
auch vorrupfen. ’ -
Daber die vorrückung in allen Bedentimgen.
Vorrufen, verb.irreg, act. hervor rufen ;im gemeinen Leben, .
Femanden vorrufen, hervot. So aud die Vorrufung.
Der Dorfaal, des — es plur. die— ſale, Diminut, das
‚vorfälden, in Dberfachfen der Pag in einem Stockwerke yor
den Zinimern, in welchen man, weni dag untere Stockwerk ber
wohnt ift, aus der Hausthür, in den übrigen Stodwerien aber .
vonder Treppe reist. Ev behält diefen Nehmen, wenn er gleich
Flein iſt, und eigentlich wicht den Rahmen eines Saales verdie⸗
ner. Ir der Schweitz heißt er Sie Laube. Ein Vorſaal in dem
unfern Stoce heißt, befonders, wenn diefes nicht bewoänt wird,
in den meiften raten das vorhaus, die Slur, in Sranten
die Tonne,
Der Vorfabbarh, des — es, plur, die-—e, in der Deutfhen‘
Bibel, Marc. 15, 42. der Sag unmittelbar vor dem Sabbath, b. t.
der Freytag, weicher dafelbfirnuch dev Rufitag genaunt wird,
S.diefrs Wort.
Vorlagen, verb. reg. act. Einem erwas vorfagen, es in
deffen Gegenwart fagen. 1. Dantiter es nach ſagen lerne, vor—
ſprechen, im gemeinen Leben auch vor bethen, undin der niedrie
gen Sprechart vorkaäͤuen. Einem Rinde das Abe, dag Dar
ter unfer vorfagen. 2. Damit er es höre, und fick darnach
entfchlicße, in jemandes Gegenwart fagen, um feinen Willen das
durch zu lenken. Jemanden viel vonder AnnehmlichFeit ei-
nes Ortes vorfagen. Sie fagen ibr bey aller Gelegenbeie
- saufend fuße Sachen vor. Den Binsern vorfagen, wie fhon
es fey, andere zu übertreffen. Fe mebr ich ihr von der Tie⸗
be vorfage, defio unempfindlicher wird fir, Gel. Vorfagen
: RT ungele
bert. Weiß rückt mie dem Braunen vor, und chffernt .
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J
F
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J
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4
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porſetzen, doch nur in einigen Bedeutungen desfelben,
3 Bor
———— fh > — Bedeutung von vorreden, welcher doch
ſo, wie zorfprechen, zuweilen and; in eben demſelben Verſtande
graue wird. vorſchwaten und vorplaudern bezirhen ſich
nnẽ chſt auf die gertigteut der Zunge, miriwelcher ınan jmanden
etwas vorſagt.
* Dorfiinger, des —s, plor. ut nom. ag. Fänin. die vor⸗
fängerina, eine Perfou, weiche andern vorfingt, d. i.. bey dem
.. Singen mehrerer den Tact und den Ton führer, und fonft auch
Tantor und Präcentor genaunt wird,
Der Dorfag, des— es, plür. die —fäge, do von dem Be
1. Im
° Bergbäueiit der Dorfag fo vielals Abfag, Erhöhung von der dos
rigontalen Linie. Man läßt in einein Stollen einen Dorfag ſte—
ben, wenn ee nicht horizontol gehet,fondern einen Abſatz befommt,
welches auch ein Geſprenge genannt wird, 2. Einige Sprachledree
nennen die grammatiſche Figar, nach welcher cin Wort zu Anfange
verlätzert wird, Profthefis, den Vorfag; 5.8, gefeyn, für
ſeyn, welches doch eigeusTich Feine Figur, fondern das Eigeuthüns
iche einer gewiſſen Mundart iſt. 3. Bon den Reciproco ſich vor⸗
ſcen iſt der vorſatz, der auf Übertegung gegründete Entfchluß,
eine Baublung-zu volziehen oder zuunterlaffen ; der Entſchluß.
‚ Einen Vorfagfiffen. Bey reinem vorſatze bleiben. Von feiz
nem Borfage abweichen. hatte nicht den Dorfag, dich
“zu beleidigen. Mit Vorfag thue ih niemanden Unrecht. Ei—
onen guten Dorfaß haben. Beinen Dorfag Ändern, KEmem
vorſatze entfagen, Weiſe Dorfäge auf die Zufunft faſſen.
Er bat uns fe:
Via dem Dorfag. berufen ſeyn, Röur. 8, 23,
Ju welchen
ig zemacht — nach feinem vorſatz, e Tim. 1,9.
eher Stellen es bet abgermsinen Willen Gottes, alle. Men⸗
m felig gu masden, bezeich net. Vorſatz iſt in diefer ganzen Ber
tung nach deu Lat, Prop oſitum gebildet. ©. Dorfegen und
Dorfegluh,
Mir nme verb, reg. 261, welches nut im Oberdeutſchen
für vorbauen im Arlivtichen Serftande BR iſt. Der Arglifi
vorzufrpanzen, uth.
—— verb, reg, act. welches nur in einigen Oegenden, |
3. B, in den Micderdentfchen Marfchländern, üblid; iſt, vorläufig
befichtigen, ver der Hanprfchau oder Hauprbefihtigung in Augen⸗
ſchein uehuien. Daher die Dorfchau oder vorſchauung.
Der Vorfihein, des — es, plur. car. ela.inangelhajic? Haupt
Bo wort, welches nur in der Redensart gebraucht wird „zum Vor⸗
ſcheine kommen, und zum vorſcheine bringen, firebar werden,
und ſich:bar machen. Der Mond; welcher fi, hinter ten Wolfen
verborgen hatte, Fomme zum Dorfcheine, wertn er hinter denſel⸗
ben wieder vorkommt und ſichtbar wird, So auch Ayintih. Ein
Schulduer, welcher ſich vor feinen Glanbigern verborgen hatte,
*
ommt wieder zum vorſcheine wenn er ſich wieder öſffentlich e⸗
hen läffet. Eine verlorne Sache kommt zum vorſcheine,
wenn fiewieder gefunden wird, wenn dee Ort, wo fie ſich befindet,
bekaunt wird. Go and etwag zum Doricheine bringen, machen,
daß eine verborgene Sa he befaunt werde, Aber für: der Be—
trug iſt sum Vorfcheine gekommen, fagt man richtiger, it an
den Tag gefommen,
vVorſcheinen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben,
vor andern ſcheinenden Dingen vorzüglihb enpfunden werden.
Der Hundskkern ſcheinet unter andern Sternen vor, leuchtet
” vor,» Ingleichen auch von Diugen, welche Fein eigeurliches
Licht haben. Das Unterfutter ſcheinet unter dem dünnen
Gberzeuge vor, wenn es durch dasſelbe gefehen wird. Syber
das vorſcheinen
Die Vorſchicht plur. die — en, im Hüttenbane, Ofenbrüche,
geriughaltige * u. ſ. fe welche vor den beſchickten Erzeni in dem
TR
vorſchießen.
ſchoſſen.
nem die Koſten, sen Arbeitslohn, die Sracht, feinen Ges.
halt u.f.f. vorfchiagen, vorans bezahlen.
Zinſen gefchehe oder nicht,
: DDR 4.7.1. 7008
Schmel zofen geſch molzen werden, damtt Kas frifch aufgeſteßeuc
Geſtübe nicht fe viel gutes Werk in fich giche.
Vvorſchicken, verb.reg. act. vorwärts, nach dem vordern Theile
zu ſchicken, ini gemeinen Leben, -
Vorſchieben, verb, irreg. act. (8. Schieben.) 1. Corwärts
(disber. Den Wagen vorſchieben, vor die Thür. Auch wohl
fo viel, als hervor fepieben. 2. Vor eimas anders fihieben.
Den Baften vorfchieden, vor eine Dffnung. Den Riegel vor
fehieben, vor bie Thür,
Der Dorfchieber, des — 8, plur. ut nom. fing, ein Ding,
welches vorgefchobun wird, in verfchiedenen einzelnen Fällen, Ein
ſenkrechtes Bret, welches vor iner Offnung aufs und zugefcheben
werden Fan, heißt ein Dorfipieber.. In dem Bauweſen iſt es
eine Art Bauanker, welcher die ®eftalt cines T det, (©. Anker.)
An den Füllen werden die jungen Füßenzähne-, ſtatt deren
nach dem dritten Jahre die Mitrelzühne —— vorſchieba:
genannt,
Dorfihießen, verb, irreg. (©. Scplrgen,) welches in doppelter
IR üblich iſt.
Als ein Neutrum, und zwar: (1) Bon ſchießen, ſich (nel
——— nie dem Hülfs worte ſeyn. a. Vorwärts ſchirßen.
Der Strom ſchießt vor. Wo es zuweilen figürlich für weit vor⸗
ragen gebraucht wird. Das Dach ſchießt eine Elle vor, vor
der Mauer. (Siehe vorſchuß. b. Hervor ſchießen, ſchnell her-
por kommen; doch bier mr felien, Die Blume ift vorgefhoffen.
€. Bor etwas ſchie ßen. So ſchießet im Bergbane das Gebirge
vor, wenn die Erde plöglich vor etwas ſchießet. (2) Bon fies
Ben, ein Fexergeivebe losbrennen. a. Einem vorfchießen, eher.
ſchießen, als er. b. Einem vorf.neßen, näher zum Ziele ſchie⸗
ſen, als er. c. In ſeiner Gegenwart ſchießen, damit er nach—
ſchießen lerne. d. Jemanden im Schießen übertreffen.
2, Als ein Activum, doch nur in einigen Bedeutungen des
Zeitwortes ſchieß en. (1) Schnell vorſchieben. Den Riegel
(2): Die Schneider fießen einen Saum, ein
Gebräme vor, wenn fie denfelben an einen Theil eines Kieis
dungsflüches ſetzen. (3) Vou ſchießen, Geld zählen, eigenulich
ſchußweiſe zählen, ift einem Geld vorfchießen, es ſchußweiſe
„in feiner Gegenwart zähfer, damit er von der Nichtigkeit dee
Sumne Übergeugt werde. Vermushlich iſt es eine Figur von
diefoe Bedeutung, wenn (4) die Boften vorſchießen, fo virt
bedeutet, als fie für einen andern auslegen, , Vorfchuß thyn.
Ich kann nicht Länger vorfchießen, babe ſchon viel vorge:
Ingleichen mit der dritten Endung der Perſen, ei—
(5) Su noch weite⸗
ser Bedentung ſchießet man jemanden Geld vor, wenn man
ihm feibiges leihet oder borger, ohite zu dekkimmen, ob es auf
wofür auch vorfireden üblich if,
vorgeſchoſſenes Gelb.
Daber das Voeſchießen, in einigen wenigen Fällen die Vor—⸗
fhiegimg, und inden legten beyden Bedeutungen der Vorfchuf,
S. das ſelbe.
Arm. In den beyden letzten Bedeutungen auch im Schwediſch.
fö ſxjuta. Da ſchießen hier ohne Zweifel Geld ſchußweiſe zãh⸗
len bebeutet, ſo ft es allerdings richtig, daß es, wie Sto ſch bemerkt,
ur von Geld und Geldſunmen üblich iſt. Eben daraus wird auch
begreiflich, warum es nieht von kleinen n mdenienden Poſten, die
nicht gefchoffen werden fönnen,fondem nur don beträchtlichern ges
borgten Geldfnamen gebrauch wird. Vier Groſchen leihet oder
borzet man, aber zehn Thaler Faun man auch vorfebießen. Al⸗
Iein, daß vorſchießen und vorſtrecken den Begriff der Zinfen aus-
ſchließen und den Begriff einer luren Zeit mis ſich führen, daß
Mumms von
x
1291. = ro =
vorſtrecken nur alte in der Graenwatt — und ein ge⸗
‚chw'nseres und fertigeres Leihen bezeichnen ſoll/ als vorſchießen,
wie gleichfalls Stoſch will, zu allen diefen Beſtimmungen finde
ich in der Abſtammung und Zuſammen ſetzung feinen Grund, zwei⸗
fele au, ob fir fih ans dem Sprachgebrauche werden behaupten ;
laſſen. Eigenlich erfordern vorſchießen und vorſtrecken, fo wie
.. »orfpielen, vortanzen u,f.f, eine perfönliche Gegenwart ; ‚als
lein, nach einer ſehr sewöpnlichen Figur fönnen fie beyde auch von
Abtwrfenden gebraucht werden, fo wie man einem Abivefenden
ſchriftlich vorplaudern, —— vorli gen u. ſ. fi.fann.
Und warum ſollie man jemanden nicht taufend Thaler auf zehn,
zwanzig Fahr, auf Intereffen n.f. f. fo wohl vorfchießen als
vörreden. fönnen ? Zwiſchen beyden Seitiwörteen fheint mir
dem Gebrauche nach fein anderer Unterſchied Statt zu finden,
als daß die ſes im Hochdeutſchen feltener gebraucht wird, alsjer -
nee. In manchen Gegenden fagt man fehr gewöhnlich, die Koſten
vorſtrecken, für auslegen, — im Hochdeutſchen vorſchiegen
üblicher iſt.
vorſchffen verb. rer. neutr. mit feyn, wofür doch vorfegeln.
üblicher iſt, ©, $azftlbe.
Derfchimmern, verb. reg. neutr, mit haben, durch feinen
Schimmer vor andern umfichenden Dingen mertlich werden.
Der Vorfchlan,des—es, plur. die— fchläge, von dem Zeit,
worte vorfehlagen. 1. Die Handlung des Vorſchlagens, doch
nur ſelten und ohne Plural, So fagt man, went mehrere zugleich
drefchen, daß einer davon den vorſchlag führe, wenn er durch
feinen Schlag, die Schläge der übrigen ordnet und leitet. -
2, Was vorgefchlagenwird. (1) In mehr eigentlichem Vers
frande, da es als ein ieh in verfikicdenen einzelner Fällen
gebraucht wird. Bey den Maurern iftder vorſchlag, der Kalt,
welcher bey den Ziegeldächern oben auf der Anlage des Ziegels
von oben angeſchmieret oder gleich ſam vorgefchlagen wird. In der
Artillerie wirddas Heu, der Raſen u, f. f. welches bey dem Laden
des groben Geſchützes aufdas Pulver gefege wird, der vorſchlag
- genannt. Lin Stück mit Pulver uns einem "Vorfchlage von
Gen gebsrig laden. Indem Hüttenbane und der Chymie ifi.cs _
dae ſenige, was zur Beförderung des Fluſſes einem Mineral vorge⸗
(fügen, d. 1.gugefeßet, wird, uud andy der Zufchlag. genannt
wird. Bey der Blevarbeit heißt die Glätte, welche zugeſetzt wird,
inengerm Berfande dev Dorfchlag. Im Bergbaue iſt der vor⸗
ſchlag ein Stüd Eiſen, welches vor die Stämpel und Spreitzen
geſchlagen wird, damit ſie nicht ausgeſchoben werden können, In
der Muſik iſt es eine kleine Rote, welche man vor einer größern
hören läßt, zum Unterſchiede von dem Nachſchlage. Und ſo in
noch andern Fällen mehr; (2) In figürlichem Verſtande hon vor⸗
ſchlagen, fo fern es ein mögliches Mittel zur Erreichung einer Ab⸗
echt vorſtellig machen bedeutet, iſt der Vorschlag ein Mitıef, _
welches man jemanden zur Erreichung einer Abfıcht, als möglich
vorſtellet. Imanden einen vorſchlag thun. Sieh einen vor⸗
ſchlas gefallen laſſen. Alle dieſe vorſchläge gefallen mir nicht.
Beſondere Redengarten find, etwas in vorſchlag bringen, vor⸗
ſchlagen/ und etwas im Vorſchlege haben, einen Vorſchlag in
Gedanken haben. Im engern Verſſtande iſt der vorſch
ein mögliches, einem andern vorſtellig gemaͤchtes Mittel zu® gulli⸗
chen Beblegung einer ſtreitigen Sache. Frie densvorſchlage hun.
Alle vorſchlage von der Sand weiſen. Aber ich werde den
vorſchlag nicht eingehen, Gell. 2. Ein möglides Mittel zu
jum: andes Verſorgung, fo fern es Hoch auf des andern freve
Reht onkommf. Ich Bade noch ganz andete Vorfchläge für
wo, Weiße,
Die Vor fehlage, plur. die —n, ep den Shi und. Schlät-
. fern, ein gtofer Hammer, den Meißel bey Zerthe lung eins
*
—
«
vorſchlagen verh. Irreg. S Schlagen,) welches nad
Vorwãrts fehlagen, in verſchiedenen Vedrutungen des Setvors
die verlorne Fährte wi
ein befonders in der Wapenfunft üblicher Ausdruck, wo Löwen mit
' Baufmann fehlägt nichts vor, wenn er den äußerfien Preis, für- E
Site — — zu N oelleicht —— — —
Stůck Eifen vorläufig damit zu bearbeiten; die Rrensfchlage, |
der Vorihlasbammer,, Rreushammer, —
gebung der Partikel und des Zeitwortes ſchlagen in d de
Bedeut ingen üblich it. Er ifi über‘ 'aupt,, -
I. Ein Neutrum, weicher das Hülfswort haben — 1.
Sungerin wenig vorwärts neiget. =. Vor. der gehörigen" Zeit
ſchlagen. Im diefem Verſtande gebranchen das Wort die Für
ger von allzu hisigen Kagdhunden, wenn fie vor der Seit an⸗
ſchlagen, ehe fiedas Wild ſehen. Dev. Sund ſchlägt vor, wel ·
ches auch vorlaut, freylaut, fahrtenlaut werden heißt, 3. In
‚einiger Entfernung vor einem andern Dinge flogen oder eine .
fhlagen. In diefem Verflande ſchlagen die Fäger vor, wenn °
fie bey dem Dachsgraben hinter dem Schale des Dündes kins. 2.0
fehfagen oder eingraden , um auf die Nöhren des Bud»
fes oder Dachſes zu kommen. : Eben dafelbft wird ee —
den Hunden gebrandht, wenn fie einen Bogen machen, um
er zu finden, Nach einer noch ans
edeutung wird es in der Fägeren au
Zr beyden Fällen Teidet das vor.
4. Schlagen, daß ein’an-
y
3
tes ſchlag⸗n Die Wage fhlägrein wenig vor, wenn fih die 4
>14
ö
derir Schattirung der |
für vorgreifen gebraucht.
auch noch eine andere Erflärung.
derer es höre. Im Bergbaue fehläge man vor, wenn man
den Arbeitern in dee Grube duch Schlagen ein Seichen der -
Schicht gibt.
I. Ein Aetivum. 1. Zu Gegenwart eines andern. fötdaen, - 7
ſo daß er es höre. Die Nachtigall ſchlagt mir ihre ſanften Lie
der vor. Jugleichen zum Muſter der Nahahmung. Den San⸗ Eu
gern den Tact vorfchlanen. 2. Vorwärts fchlasen. Der La .
we Schlägt die Zunge vor, wenn er fie aus dem Nachen ſtrecket; >=
vorgefchlagener Zunge vorfommen, 3. An dem vordern Theile.
Schlagen, In der Laudwirchfchaft werden die Garden, oder wird
das Getreide vorgeſchlagen, wenn man es nur leicht an den Ah ⸗ rt
ven drifchet, um reines Getreide zu befommen ‚wo das Wort in |
Dberfachfen in forschen verderbt wird. (S. auchRlopfe. A. Vor⸗
laͤufig ſchlagen. Sn dieſer Abſicht haben die Lederarbeiter eine Art
Ahlen, welche fie Spebre nennen, ſich die Löcher vorzuſchlagen,
woducch der Nieinen, Pechdrabt Faden n. f.f. gezogen wird, Ger."
ſchiehet es ohne Schlägen, fo heißt «8 vorfiegen. 5. Ein Ding vor‘ "
ein anderes fhlagen, mit Verſchweigung dieſes andern Diuges.
(1): Eigentlih „und am hãufigſten im gemeinen Leben. Ein
Bret vorfihlagen, vor eine Offnung nageln,) "inen Kagel, 3
einen Pfabl, einen Pflock vorſchlagen. Im weiteren Verſtande A
ſchlagt man in der Artillerie gen, Raſen vor , wenn man es in JJ
dem groben Geſchütze feſt auf das Pulver ſtampfet, ehe man die we
Kugel daranf fett, Ju den Hüttenbaue ſchlagt man fitengllüfs
figen Erzen Glätte, Balffieine, Schladen und, andere Before,
derungsmittel des dluſſes vor. (2) Befonders in zwey figlirl- 4
chen Bedentungen. a. Im Handel und Wandel fehlägt der Yen: "
Fäufer vor, wenn erden wahren Preis der Waare, fiir welche —
er ſeldige zu laſſen gedenft, im Fotdern willlübrlich erhähet, Lin
welchen er eine Waare loffen Fann find will, fordere. Manche“
Arten von Känffeuten Schlagen ein Dritiel, ‚oder wohl mar 'die
Halfte, vor. b. Einem etwas vorſchlagen, #3 ihrı ala ein
möglihes Mittel zur Erreichung einer Abſicht oorſtellig — 4
übrigens aber deſſen Gebrauch feiner MWilltübr überfaffen. Sir, a
nem Rran!en ein Arzeneymittel vorſchlagen. Einer Perfen %
eine Seirarh vorjlagen. Be B:tingune
ee
— 1 mW *
REN . —
EN. a
BR
7 . ⸗ v
——
gen zu einem
den ung vorfchlagen, in Vorſchlag bringen.
Daber das Vorschlagen, in einigen Fallen die vorſchlagung
Anud in andern der vorſchlag. Ra BERRY
" Anm; Ju der letzten Bedeutung bedeutet vorschlagen eigentlich
fo-viel, wie vorlegen, proponere, fo daß ſchlagen bier das
Innntenſivum don legen iſt. Inder vorletzten im Handelund Wan⸗
belublichen Bedeutung ſcheinet vor fo viel, als vor dei wahren
ypyreiſe vorans, über denſelben / zu bedeuten; fchlagen Aber ſcheiut
dier in der Bedeutung zu ftchen, im welcher es noch zuwrilen in
N kaufſchlagen für handeln, in auffplagen und abfplagen, acti«
"ve, den Preis ſteigern uud vermindern, gebraucht wird. Im
Schw. bedeutet Förllag auch einen Überſchlag, und förfiä,
4
8 "sinen Überfchlag machen. y
4 Fer Vorfihläger, des—s, plur. ut nom. fing. eiue Perfon,
J— welche vorſchlãgt, doch nur in einigen Bedeutungen des Zeitwor⸗
tes. So heißt bey den Schnieden derjenige, welcher den kleinen
‚Hammer führet, und durch deſſen Schläge die Stellen zeiget, wo⸗
din die andern ſchlagen ſollen, fo wohl der vorſchläger, als der
Schirrmeiſter.
Porfihleppen, verb. reg. act, vorwärts, an deu vordern Theil
4:4 ‚fchleppen. Ri \
Der Vorſchmack, des — es, plur. inul, ». Bon vorfchmer
- en, ein Geſchmack, welcher deutlicher, als der wahre, ober
rechte Gefhmad eines Dinges empfunden wird. Der Kaffeh
Bat einen vorſchmack, wenn z. B. Aloe in demſelben vorſchmeckt.
2, Bon dem nicht fo üblichen vorſchmecken, vorher empfinden, iſt
der vorſchmack figärlieh, die vorläufige Empfindung, oder vor⸗
laufige anſchauende Erkenntniß einer fünftigen Sache. Jem anden
einen vorſchmack von etwas geben. Der vorſchmack einer
ſchmack des Himmels.
tungen vorgeſchmack.
vorſchmẽcken, verb. reg. ı. Ein Reutrum mit dem Hülfsworte
In elnigen Gegenden in beyden Bedeu⸗
diefe andern Dinge, durch deu Geſchmack empfunden werden,
Rbabarbar ſchmeckt unter allen -Mifchungen vor. Iſt ein
Ingredienz darum nicht in einer Mifchung, weiles nicht vor⸗
ſchmeckt? Leſſing. 2. Ein Activum, Erwas vorſchmecken,
fi zürlich eine anſchanende Erfeuntniß einer künftigen Sache ba
beu; eine veraltete Bedeutung, wovon indeſſen noch Vorſchmack
üblich it. i R |
Ter Dorfihmid, des—s, plur. die— ſchmiede, auf den Eifen-
bänımerh, der vornehnsfte Arbeiter nad dem Meifter bey dem
” Stabfener, welcher vorſchmiedet. .
7 Porfchneiden, verb.irreg. welches in gedoppelter Geſtalt üb⸗
lich iſt. 1, Als ein Keueggm mit dem Hülfsworte-haben. - (1)
Bor andecn ſchneiden der Ordnung nach. So ſchneidet unter den
Schnittern derjenige vor, welcher der erſte in der Reihe derfelben
iſt. Wo das Getreide gemähet wird, heißt es vormähen oder
vorhauen. (2) Ju jemandes Grgenwart zum Muſter der Nachs
abmung ſchneiden, damit er nachſchneiden lerne, Zuweilen auch
nur in jeinandes Gegenwart ſchneiden, damit er einen Begriff das
von bekomme. 2, Als ein-Kctivum, die Speifen vorfchneiden,
fie fiir die Gäfte zerfchnsiden, eigentlich wohl, fie für die Säfte
zerſchneiden und ihnen vorlegen, mit einem Franzöſi ſcheit Runfs
worte tranſchiren. Bey Tiſche worfchneiden. Einen Bra-
‚ten vorfchneiden, Daber das vorſchneiden. - Siehe au
vorſchaite.. ER
Der Vorf.hneibder, des—s, plur., ut nom, fing. Fämirn. sie
vo ſchne der inn. a. Bon dem Reutro, derjenige, welcher in,
————
Li
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*
LER
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Bao He:
4
ergleiche vorfihlagen. Jemanden zu eine Ber
Strafe, der Hölle. Am häufigſten gebraucht man es jedoch von
der anfchanuenden Erkenntniß eines Fünftigen Önsen. Der Vor: .
"haben, ineiner Bermifhung mit andern Dingen deutlicher, als »
Bor 1294
der Ernte den übrigen Schnittern vorfchneidet, der erſte unter ih⸗
nen ift, der Ordnung nach; in einigen Gegenden auch der Der:
fopnitter, wo das Getreide gemähet wird, der Yormähder.
2. Bon dem Xctivo, eine Perfon, welche dir Speiſen borſchneidet,
und an Höfen oft ein eigener Beamter, det dicfes zu thun verbum
den ift, immittlern Lat, Dapifeida. In Popfen hatte man einen
Kron⸗ Großvorſchneider von Pohlen, und einen Großvorſchnei⸗
ber von Litthauen. —
vorſchnell, —er, — fir, adj. et adv. aus Hitze oder Unbe⸗
dachtſamkeit, vor der gehörigen Zeit ſchnell, im hoben Grade
voreilig. Man it Dorfchnelf, wenn man die gehörige oder fihid-
liche Zeit nicht abwartet. vorſchnell mir dem Munde feyn.
Eine vorfohnelle Antwort. Lin vorſchnelles Berragem Ju
einigen Gegenden vorfchhellig. EEE
Der Dorfchnitt, des— es, plur, inuf. von- vorfchneisen,, an
einigen Drtendas Recht, in der Ernte mit den Schnitte den An«
fang zu machen, und fich zudem Ende der Schultter vor andern
“zubedienen. TS.
Der Dorfchnitter, ©. vorſchneider. 3
Der Vorſchoͤß, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die — e, ein nur in einigen Gegenden, 5. DB. in dee Mark
Brandenburg, übliches Wort, denjenigen Schoß zu bezeichnen,
der von dem Bermögen der Unterthanen in den Städten gegeben
wird, und der anandern Orten die vermoͤgenſteuer beißt; zum
Unterſchlede von dem Pfundfchoffe, der von den Grundſtiken
gegeben wird. Beyde Famen daſelbſt ſchon im funfzehnten
Zahrbunderte Auf. ; ER
Dorfihreiben, verb, irreg. act. (S. Schreiben.) 1. Vor eiwaz
ſchreiben, obgleich feltener, So fönute man fagen, einem Buche
feinen Hadmen vorfchreiben, ihn vorn in dasfelbe ſchreiben 2,
Zum Mufter der Rachahmuug fehreiben, (1) Eigentlich , wo
man jemanden vorfhreibt, in feiner Gegenwart fyreibt, damit
er nachſchreiben lerne. Einem Rinde das Abe vorſchreiben
(2) Figürlich, verbindliche Regeln des Verhaltens ertheilen, wel
ches nur der thun kann, der uns zu befehlen hat, eigentlich, fo
fern es ſchriftlich geſchiebet, in weiterer Bedeutung aber auch
“mündlich, Jeman den vorſchreiben, was erfagen,thun, wir er
handeln ſoll. Es iſt ihm vorgeſchrieben, was er thun ſoll 3»
babe ihm nichts vorzufchreiben. Ohne ihnen etwas vorzu:
ſchreiben. Im Oberdeut ſchen hat man daher das unvorſchreib⸗
lich/den ohne vorzuſchreiben. Daher das Vorfchreiben. ©,
auch vorſchrift. Fin
Vorſchreiten, verb, irreg. neutr. (S. Schreiten,) mit dem
* Hülfsworte foyn. 1; Jemandenvorfchreiten, ihm im Schreis
ten zuvor kommen. 2. Vorſchreiten, abſolute verwärts ſchrei⸗
ten: Daher auch im Oberdrutſchen figürlich, zur Sauptfäche vor⸗
ſchreiten, fortgehen, wo es denn auch fürſchreiten lautet.
Vorſchreyen, verb. irreg.neutr. etact. (S. Schreyen) wel⸗
ches tin erſten Falle das Külfswort haben befommt. =, Binem
vorſchreyen, Ihm etwas vorſchreyen, es in feiner Gegenwart
ſchreyen, damit ereshöre, 2. Einem etwas vorfchreyen, Pa:
mit er es nachfchreye: 3. Femanden vorfchreyen; ihn im
Schreyen hbertveffen, ſt ärker fihrenen, als er. 4. Unter mebrern
- ‚Stimmen ſehreyet eine vor, wenn man ihr Schteyen vor allen
ander Stimmen höret. So auch das Vorfihreyen.
Die Vorſchrift, plur. die —en ‚vondem Zeitworte vorfchreis
ben. 1. Im eigentlichen Verſtaude, dasjenige, was einem ans
dern dorgefchrieben worden, bamiter darnach fehreiben lerne. Be-
fonders gedruckle oder in Knpfer geftochere Muſt er, darnach fchreis
ben zuleenen. 2. Ju figüe& gem Berfkande, eine verbindliche Re⸗
get des Verhaltens, fie werdenunfchrifilich oder milndfich erthei⸗
let. Sich nach feiner vorſchrift richten, nach deu Vorfprift,
Sr die
* #
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1205 Bor
die man erhalten bat, 3. Von einer ungewöhnlichen Beden-
hung des Zeitwortes vorſchreiben, ift die vorſchrift bey eini⸗
gen, eine fhriftliche Emvfeblung eines andern ; in welchen Falle
es freylich Sürfchrift lauten ſollte. Indeſſen if es in diefir Ber
deutung im Poch dent ſcheu felten, wo man dafür lieber audere Aus⸗
drücegebrandt. Notker überfigt Prophetia buchſtäblich durch
Forelcrift
Der Vorſchub, des— rs, plur, car. von dem Zeitworte vor⸗
ſchieben, doch nur in einigen und zum Theil veralteten Bedeutun-
gen desfehben, 1. Die Handlung des Vorſchiebens, und der Zus
fand, da etwas vor geſcheben wird, (1) Der Zuſtaud; in welchem
Falle der Auslauf des Borderfievens im Schiffsbaue, d i. deffen
‚voripärss arhende Richtung, auch) der Dorfchub genannt wird,
2) Die Handlung; in welchem Ver ande men im Billard, dem
Kegelſpiele u. 1. f. fagt, es babe jemand den Dorfipub, wenn er
das Recht bat, vor sem andern zu ſchieben, der alsdann den Nach⸗
fıhub het, An einigen Örgenden wird. es auch der vorſchuß
..gmannt, 2. Was vorgefehoben iſt oder wird. (1) Eigentlich,
In dieſem Verſtaude nennt Fronsberg dasjenige, was auf das Pul⸗
ver bey dem Laden eines Stückes geſetzt oder geſchoben wird, den
vorſchub/ welcher jegt unter den Rahmen des Vorſchlages am
befanntefien if, (2) Figürlich. Jem anden vorſchub hun, ibn
zu Erreichung feiner Abſicht thärig beförderlich ſeyn, beſonders
durch Darceichung der dazu nöthigen Hülfgmittel, Man thut ie
manden vorſchub, wenn man z.B. einem Landmanne das mans
aelude Getreide zur Ausfact borget oder [henfet, einem Handwer⸗
Fer die Koften zur Auslage vorfchießer, die Materialien darleibet
u. ſof. Da es dennand oft in weiterm Verſtande von jeder Hülfe
oder Unterkügung gebraucht wird. Indeffen iſt es in diefer gauzen
Bedeutung in der erffen and vierten Enduhg am üblichſten. Ih
babe es durch feinen vorſchub erhalten, ws feine Ver⸗
mittrlung.
Und nennet Fein Vergnügen eitel,
Dem Wein und Liebe vorſchub thut, g
Haged.
Das ind —————— jetzt vexaltete Zeitwort vor ſchieben, Hül⸗
fe, Unter ſtützung leiften, fommt dem Frifch zu Folge, noch bey dem
Srousdergvor. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift für vor—
ſchub auch Zuſchub üblich. Wenn Friſch vorſchub für Auf—⸗
ſchub anführet, fo iſt esalsdann aus verſchub verderbt.
Der vVorſchüſs, des — es, plur. die — ſchüſſe, von dem Zeit⸗
worte vorſchießen. 1. Die Handlung des Vorſchießens, ohne
Plural. In dieſem Verſtande beißt in dem Billard⸗ und Kegel⸗
ſpiele, der Vorſchuß das Recht, vor einem andern zu ſchieben
oder zu ficken , im Gegenſatze des Nachſchuſſes. (Siebe auch
Vvorſchub.) Auch bey den Scheiben: und Bogelfchießen wird es in
kieſem Berfiande gebraucht. 2. Von dem Nentro vorſchießen, was
vorſchießt, da der Plural nur von mehrern Arten oder Duantitäs
‚sen gebraͤucht wird. In den Weinländern ik der Vorſchuß ders
jruige Moſt, welcher zuerſt vom den Tranben ſchießt, es geſchehe
nun ohne Treten, oder— vermittelſt des Tretens, da es denn ſo⸗
wohl bon dem vorlaufe, als auch von dem vVordrucke, gebraucht
wird. 3. Was borgeſchoſſen wird. In dieſem Verſtande wird bes
ſonders oorgeſchoſſeues oder dargeliehenes Geld ein vorſchuß ge⸗
nannt, in welchem Falle es im Plural aleichfalls nur von mehrern
Geldſammen gebraucht wird, Vorfchuß von jemanden verlan⸗
gen. Einem einen vorſchuß thun—
ten, wieder bezahlen. Da es denn oft auch den Zuſtand bedeu⸗
set, da maneinem andeen Verſchuß gerhan bat. Bey jemanden
im vorſchuſſe gehen, Bd vorge Ahoifen baden, Sich wer
gen jemandes in Harken voeſchuß fegen, In viel Geld vorſchie⸗
fer. ©, Dorfpiefen.
Den vorſchuß abarbeis
Bot.
‘ 3 * he * 3
Der vorſchutt, deo — es plur.. iu. den Yügern, dasier
nige Butter, welches den wilden Schwäne im Walde vorger
ſchůttet wird.
vorſchütten, verb,reg. act. vor eurem Dinge fetten, beſon ⸗
ders vor dem Viehe als Fuster ſchütten. Dem viehe Safır, Liz
cheln n.f.f. vorfehütten.
vorſchügen, verb,.reg, act. eigentlich, al einen Schuß, eine
Schutzwehr vor fih her aufführen, Man gebraucht es am hänfig»
ſten im figüelichen Verſt ande, als eine Ensfchnldigung, als eine.
Rechtfertignng anführen, obne zu entſcheiden, ob fie gegründet tft j?
oder nicht, wodurch es fi von vorgeben und vorwenden unters
foeidet,. Worumfcpügenfieihre Umftande vor? Grk, Kine
Krankheit vorſchützen, warum man nicht kommen konne. a
auch die vorſchügung. :
Der vorſchwarm, des —es, plur. die — (wärme, der erfie -
Bienenſchwarm von einemStode in einem Jahre, zum uaterſchi ·
de von den Hahfhwärmen.
Vorfhwagen, verb. reg. act, Einem etwas vorſchwa⸗
gen, es in deffen Gegenwart ſchwatzen, damit er esböre oder
glaube.
Vorſchwimmen/ verb.irreg. neutr. (©, —— air |
dem Dülfsworte feyn. Einem vorfhwimmen, ihm im Shwime
men zuvor fommen ; inglcichrn, ——— ſchviaruer·
damit er uach ſchwimmen lerne.
Vorſchwören, verb, irreg. act. et neutr. (9, oh seen.)
im legteen Zalle mit haben, 1. Zinem vorſchworen, als ein
Neutrum , indeffen Gegenwart schwören, damit er es höre nud
glaube. 2. Bey denZechern fchwöret man jemanden sehn, zwar
3ig Släfer vor, wenn man fie ibm wortrinfet, fein deſſen Begen⸗
wart teinfer, und ihm dadurch dieBerbindlichfeit auflegt, fir BAD
zutrinken.
Doch Raufbold — alsbald ur zwanzig ganze vor,
Saba
Das Vorfegel, — plur.ut nom. fing. in der Schifffabit,
die Segel an dem Votdertheile des Schiffes, d. i. die an dem
Bogfpriete und dem Fockemaſte befindlichen Segel; zen Unter⸗
ſchiede vonden zinterſegeln. Sirwerden auch, ud zwurtihtie
ger, Oscherfegel genannt.
Dorfeben, verb. * (8, Sehen.) weiches in doppelter Ges
ſtalt vorkommt. «+, Als ein Aetipum, für vorber fehen, eine use.
noch hin und — im gemeinen Leben übliche Bekeutnug. Wer
Fonnte einen folchen Sail vorfehen 9 beffer vorber. ſehen. 24
AS ein Neutrum, mit dem Hü'fswertr baben. (1) Binem
Dinge vorfehen, ale mögliche Veränderungen desfelben vorher
ſehen und beſtimmen; eine jegt größten Theils veraltete Bedeutung,
von welcher indeffen noch das Haupiwort die vorſehung üblih
iſt. Nar iu einigen Begenden höret man noch zuweilen ineuaerer
Bedeutung, ih babe der Sache ſchon vorgefehen, dei. vorqubrus
get, fiezum voraus veranſt altet. (Stebe Vorfehung.) (2) Sy.
vorſehen, als ein Ree proenm, eigrutlich vor ſich ſehen, damit
man im Geben keinen Schaden nehnie. Wenn die Sänftenteäger
in Oberdeuiſchland dir vor ihnen ber gebenden mit einem aufge:
ſchaut! warnen, fo rufen fie in Ober ſachſen vorge ſehen! Si vor⸗
fehen bedeutet überhupt aufınerffam-feyn, daß man Feine
Schaden eder Verluft leide. Darum hithe dich und ſtehe dich
wohl vor, Sir. 13,17. Ze hat ſid ſchlecht vorgeſehn, dad
er dich zu n vorſprecher angenommen hat. Die Parfon, vor
welcher man Ah hüthet, bekomnit das Vorvwort vor. Sebet euch
vor. vor dem Sauerteige der Phariſaer, Marc, 8, 15; für (vor)
den falſchen Propbeten,. Mash. 7, 25. Imderfen gebraucht man
vorſehen im Ho oeutſchen am bänfigite en —————
S. Voſoicht
Die
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AT.
3518 Vorlehung, plur. inuf. von vorſehen 2 (2), mie yon der
folgenden Bedeutung vorſicht üblicher iſt. ı. Div Handlung, da
taan die künftigen Veränderungen einer Dinges vother fiehrt und
* pefirmet, Go heißt es noch oft in den Kanzellepen, wegen einer
\ &ahe Dorfehung tbun, fie anordnen, verbiethen u.f.f. 2. Im
sheotogifhen Verſtande iſt die Vorſehung Gottes, die Veſt luu⸗
mung aller nicht nur fünftigen, fontern quch gegenwärtigen Ver⸗
änderungen feiner Gefchöpfe. Daher denn auch wohl Bası ſelbſt,
in Rüdficht auf diefe feine Vorſehnug, in der böhern Schrelbart
sie Vorfehung genannt wird. Was die, Dorfehung uber uns
beſchloſſen hat. S. auch Dorficht. = er
: Anm. Das Wort ift, befonders in der sweytewtheologifehen
Bedeutung, nach dem Öried.argovosa uud Lat. Pi oyidentia ge⸗
dudet. Schon Kero überſetzt daher providere durch foraki-
" fehen. Das p:o in dem Larrinifchen Worte bat dermuthlich
biejeiigen irre geführet, welche diefes Wort Sirfehung gefchrieben
und gefprochen wiffen wollten, indern auch hier dev Begriff des Vor⸗
herſehens ſehr merklich hervor ſticht. Pro und
Soalriniſchen eben ſo oft verwechfelt,ats im Deut ſchen vor und für.
Vorfegen, verb.reg.act. . Vorwärts fegen, veran ſetzen, nur
noch zuweilen, Ben Stuhl vorfegen, fly vorfegen, vor»
* mäers, voran. 2. Vor ein anderes Ding fegen. (+) Eigentlich,
mit Berfchweigung diefes andern Dinges, Einen Stein vorſet⸗
gen, voreinLocdh. Kine Thür vorſetzen, vor eine Öffnung. Dus
der iſt im Hütteubaue das Vorfegblecp,ein durchlöcherres Blech,
welches vor das Wochgerinne gefegt wird. Die Vorfegwand, die
Wand unten am Herde indem Schmelgofen. Bey den Buchbin⸗
dern ik dag Vorfegpapier, ein oder mehrere Blätter Papier,
welche vorn und hinten an einem Buche mit angebeftet werden.
. (2) In einigen engeren und figielichen Bedeutungen, in welchen
= gs zugleich die dritse Endung erfordert. a. Zum Bunuffe vorſet ·
2. zu Jemanden Speifen, zu Eſſen, zu Trinfen vorfegen, ihm-
’eın Bias Wein, eine Taffe Kaffeh vorfegen. b.* Vorzieben,
£twas allen andern Dingen vorjegen,cin im Hochdeutſchen uns
gewöhnlicher Gebrauch, wofür daſelbſt vorziehen üblücher iſt.
€. Zemanden andern vorfegen, ihm die Aufſicht und Regierung
“ über diefeiben auverrrauen, Der Slorte, der Armee vorgefeget
werden. Semanden einem Amte vorfegen. : Daber ift ein
Dorgefegter überhaupt, ein jeder, welcher audern zu. befehlen
bat, üter fie gefegtift. Es iſt in diefew Berflande von dem wei⸗
" geften Umfange der Bedeutung, indem es von eincar jeden ge»
> braucht werden kann, dem die Leitung oder Regierung anderer
N
bey ich deichliegen, Durch welches feſt es fi von vornehmen uns
tericheider. Ich fegte mir vor, nach der Weisheit zu thun, Sir,
761,24, Ich habe mir oft vorgefegt, zu euch zu Fommen, Röm.
1,13. Sich eine Keifevorjegen. Man fegt ſich ofr vieles vor,
und führet wenig aus.
Dader das Vorſetzen, in den meiſten Bedeutungen, die vor—
fegung, in einigen, und der Vorfag nur in der letzten.
Ann .· Schon bey dem Kero furikelezzan, im Tatian furi-
. fetzan.
u
des Zeitiwortes, was mit einem Borfage'gefchiebet, in einem:
genſatze des unvorfeglich, Den Nächſten nipe vorfeglich ſchla⸗
gen, 5 Mofi 19,4. Jemanden vorfeglich beleidigen, Eine
vorfegliche Beleidigung. Porfegliche Sünden, in der Theolo⸗
gie,die mi Senchingaitung und Vorfag geſcheben. Daher die
Vorfeglichkeit, die Eigen ſchaft einer Handlung, da fiemit vor⸗
fag ſchiehet. dedler der Rinder, welche Vorſetzlichkeit un d
Boͤs beit verrathen. —
DW HT. 2. Fu,
aewerdenim .
aufgetragen iſt. d. Sich vorjegen, eine fünftige Handlung feſt
% Borfeglich, m, —fe, adj. et adv. inder festen Bedeutung
Vor ſatze gegründet iſt, mit Wiffen und Geuehmhaltung; im Ges
—— —*
Bor
vorſeyn, verb. irreg. neutr. (S. Seyn,) welches ſich ſelbſt zum
’ Hülfsworte erfordert, nur im gemeinen Leben gebraucht wird,
! aber auch alsdann richtiger getbeilt vor feyn, oder noch beſſer
davor feyn, lautete Ich kann nicht durch, es ih erwas vor,
davor. Wohin auch die R. A. gehöret, da ſey Gott vor! wo
vor zu da gehöret. Das wahre zuſammen geſetzze Zeiiwort
vorfeyn, für bevor fichen, iſt nur im Oberdeuntſchen üblich,
wo es auch fürfeyn lautet. Die vorfeyende, fürgewefrne Kai⸗
ſerswabl.
Die Vorficht, plur. inuf. von vorfehen, doch nur in einigen es
deutuugen desſelben. 3.In dev vorlesten Bedeutung, wo ed
auch, befonders in der dichterifhen Sihreibart, für Vorfehung
von Goit gebtancht wird. Die Vorfiht Gottes, deſſen Bor,
fehung. Der Vorfichevertranen, der Vorſehung Gottes, Es
iſt in dieſer Bedeutung, fo neu nicht, wie einige glauben, indem.-
ſchon Notker die Borfehung Gottes Forefihtineniet. 2, Bon
dem Keciproeo ich vorſehen iſt die Dorficht, dag Bemühen, ſein
gegenwärtiges Verhalten nachden Folgen desfelben einzurichten,
und alles ſchädliche auf das möglichfie zuvermeiden, Mit vies
ler Dorficpt zu Werfe geben. ‘ Alle Vorficht bey einer Sache
anwenden, gebrauchen, Da es deum auch oft yon der Fertig»
feit dieſer Bemühung, d.i, fir Vorfichtigfeie gebtaucht wird,
Die Vor oht iſt eine Apr dev Klugheit, daher Kero diefe ayd) Po-
ralcauunga aennet, Sürfiche für vorſicht in —
tungen laßt ſich zwar erflaären, iſt aber wider die wahrſcheinlichere
Abſtammung jo wohl, als wider den Hochdeutſchen Sprachge-
brauch, ©. Dorfehen. ER
Vorfigytig, —er, fe, adj.etadv. ı. Vorfiht anwendend,
äußernd. "Ein vorfichtiger Mann. vorſichtig feyn, bandeln,
reden. 2. Inder Borficht gegründet. Bin vorfichtiges Betra⸗
gen. Luthers vorficheiglich iff im Hochdeutfchen veraltet. Dorz-
ficytig lauter bey dem Kero forakelehanılihh, bep dem Not⸗
fer aber verlihtig. . :
Die Vorſichtigkeit, plur. car. die Borficht, als eine Fertigkeit
betrachtet, d. i. die Fertigkeit, fein gegenwärtiges Verhalten nach
deſſen Folgen einzurichten, und alles ſchädliche auf das möglichfie
zu vermeiden; da esdennauch häufig für vorſicht oder der Aus
‚Berung dieſer Fertigkeit in einzelnen Fällen gebraucht wird. Mit
aller Dorjicptigkeit zu Werfegehen. Deine Dorfiptigkeit, o
Vater, vegieret das Schiff, Weish. 14,3, Bein Zorn kehrt ihn
die vorſichtigkeit, Gell, die Vorficht, : N
Dorfingen, verb. irreg. act. (6. Singen,) in Örgenwart eines
andern fingen, 1.daß eres höre, Jemanden eine Arie vorfin-
gen. 2. Daß er esnacfinge, Jonathas fang vor, die andern:
fpragpen ibm nach, 2. Mace. 1,23. (9, Varfanger.) Befon-
"ders, damit er nachfingen lerne. . Einem eine Arie vorfingen.
So auch das Vorſingen.
Der Vorſitz, des—es, plursinuf. der Zufland, da man andern.
vorſitzet, den Rang im Sigen über ihnen bat. - Befonders, fü
fern mir diefen Range dir oberfie Handhabung, Leitung: und Res
> gierang einer Angelegenheit verbunden ift, da es denn das Lak:
‚ Praelidiam’ausdrudt. Den. Vorfig haben, fo wohl über»
haupt / oben an fißen, als auch im engeru Berfiande, Präfes feym;
Den Vorfig bey einem Gerichte, bey: einer Difputation haben,
präfidieven, Unter jemandes Porjige difputieren, unter defjen
‚Präfidio,
Yorfinen, verb.irreg. neutr; (G.Sigen,) weldes im Hoch»
deuefohen das Hülfsworr baden, im Dberdeutfchen aber ſeyn bes
fommt. 1. Einem andern vorfigen, im Sigen deu Rang ver
ihm haben, über ihn figen ; im welcher Bedeutuug es doch wenig
gebraucht wird, 2, Im engern Berflande, unter mehrern nicht
Manu allein
2208.
*
1299 Dot en,
allein oben an fiten, fordern auch die Leſtung, Sandhabung de
Hegierung der Angelenheitex unter ihnen führen ; in welchen
‚Vertande doch nur des Mittelwort vorfigend, und zuweilen ach
der Infinitiv, obgleich feltener, üblich it. Der vorfigende Riche
ter, der das Präfdinm iu einem Berichte führer, Der vorigen:
de Lchrer bey einer Disputation, der Präfes. Bey einer Disz
putstion; bey einem Verhöre vorfigen,- beffer. den Dorfig
baben,
2 er Vorfommer, des—s, plur, ut nom. fing. in eitigen
Gegenden ein Rahme des Ela. ;
X ie Vorforee,plur. car,
Sorge, — der — — Einrichtung einer fünftigen.
Sache. In diefergrö ößten Theils veralteten Bederitung fast man
nat noch ſprich wortsweiſe, vorſorge ift beffer, als Nachſorge;
Dorforge verhürher Nachſorge. e Im weiern Verſtande iſt die
vorſorge die vorber gehende Sorgfalt für das Beſte, und beſon⸗
ders für die Erhaltung einer Sache. Vorſorge tragen, Vvor—
forge für jemanden tragen, Sorgfalt fürs fein Fünftiges Beftes
anwenden. Die angftliche Sirforge (Morforge) für ihren Jun⸗
gen, Gel, Die Dorforge Gottes für feine Geſchorfe Es
verhält ſich mit dieſem Worte, wie mit Vorfehung, indem in
binden die Bedentung des vorher die herrſchende und die gang
bare Bedeutungeine Figur diefes Begriffesif; Saber man auch
. bier lieber das vor behält, obgleich für ſtehen muß, wenn der Ge
geuftand der Vorforge befonders ausgedruckt wid, Das Zeitivort
vorſorgen iſt nich üblich.
Die Voripann, plur. inuf. Zugveeh, das i Pferde oder Och⸗
fen, welche einem fremden Megenrworäefvänhrt werden. Vor⸗
wann fordern.” Dorfpann nebwen, geben. Mit vorſpann
‚Fahren. Daher vorſpannpferde, welche als Sorfpann gebcaucht
wrden,
Vor, pannen, verb. reg, act, vor etwas ſpannen. 1. Die Pfer-
de vorfbannın, fie vor den Wagen fpaumen, Sin Tuch vor:
fpannen, vor eine Dffnung. =. Pinem vorfpannen, feine Pfers
de vor deſſen Wagen zn defto geſchwinderm Fot kommen frannen, .
es geſchede nun ans Pflicht, oder aus Befäligkeit, oder auch um
Lohn. Daher das Vorfpannen, and in der legten Bedeutung
auch zumerlen die Voripannung.
Vorſparen, verb. reg. act. zum votaus foaren, auf die Bu
funft fparen. Sich einen Nothpfennig vorſparen.
wie mancher baut ibm (ſich) nicht von Büchern eine
Gruft,
im feines — Ruf der Nachwelt vorzufparen,
Günth.
V xrſpiegeln — reg, act. Lim etwas vorfpiegeln, es
als ein Blendwerẽ vormachen.
ſpiegeln, ihn mit einer leeren Hoffnuug tänfchen. Daher die
Verſpiegelung, wolches auch wohl das Blendwerk ſelbſt bedeutet.
Spiegeln ſtebet bier in feiner erſten eigenubiimlichen Bedeutung,
als das Sutenfivum von fpielen, Siehe Spiegein und Spiegel:
fechten,
Das Vorfpiel, des — es, plur. die —, ein von dem Haupt,
fıtle, oder, in weiterer Bedeutung, vorder Hauptfache hergre⸗
endes Spiel, welches dasfelbe gleichfam aukündigt.
es deun auch figürlich von einer kleinen Begebenheit gebraucht
wird, welche vor der darauf folgenden größern ber gehet und fie
gleich ſam ag kündiget. Dieſe Feindſeligkeit war dag vorſpiel
des Rriegeg.
D rfpielen, verb. reg. act. ı. Einem etwas vorfpielen, in
weffen Geg nwart a einem a a ſpielen, ſo⸗
Eigentlich, die vorher gehende
Zemanden letre Hoffnung vor⸗
In der
S haufpielfunft iſt es ein kurzes Stůck, welches vor dem Haupt»
ſtücke aufgeführer wird ; im Gegenfage des Hachivieles. Daher
Bor
mehr, — er es — ale auch, Samit er'rs — —
Jemanden etwas auf der Slöte, auf dem Sigel vorfpielen.
2. Figürlich, als ein Epiel, zuweilen ud) alsein Blendwerk vor-
machen, Das in eine andere Lage geworfene KRleid hette meiner
erregken Sinbudungskraft das Erſo eires —— Bor⸗
pers vorgeſpielet· ©. vorſpiegelo.
vVorſpigen verb,reg. äct,'vorn, a —— Ente (risig:
machen. Die Säfte zu den Nadeln vorfpiger, bey ven
Nadlern.
Die Vorſprache, plur. dien.
veraltete Dedintung, in mweicher-biefes-WBorr ſchon if Borhorns
Glofen Koralprache lautet. Im Oberdeutſchen iſt dafür noch
Dorf pruch üblich. 2. Die Rede in eines andern ahmen, inglei⸗
-Werrzu eines andern Beften, ©. Siriprache, welches in re
Bedeutung richtiger, auch bereitsgeiröhnticher iſt.
Vorfpreshen,verb. irreg. S. Sprechen) velches in doppelter
Geſtalt üblich iſt. x. Als ein Activum. Einem etwas vor-
ſprechen, es in deſſen Gegenwart fprechen , Damit.er es nach⸗
ſprechen lerne.
haben. Eine Orgelpfeifefpricht vor, wenn fie zu laut vor au⸗
deru gebörrt wird,
ſcheinet.
So auch das Vorſprechen.
le.eg eigentlich fürſprechen heißen müßte, iſt nicht Br,
Der Dorfi preiher, ©. Sürfprecher.
Der dorfprang, ©. Vorigrung.
Doripringen, verh.irreg. neutr, (©. Springen.)
dem
wart foringen, fo wohl, damit er es fehe, als. auch, damit er
nadfpringen lerne. 2. Mit dem Hülfsworte ſeyn. (1) Kis
nem vorfpringen, ibm durch Springen zuvor Fonimen, einen
Vorſprung voribm gewinnen, Auch zuweilen figürlich, wo man
jemanden vorfpringer, wenn man ſchnell über ihn befördert
wird. (2) Bormäits fpringen, wo es am hãufioſten figürlich für
vorragen gebraucht wird.
weng vor, raget vor,
then uf. f.
Der Vorſpruch 8, Sücfpeni.
Der Porfprung, des—ıs, plur. Sie = frränigez von den
Zeitwortevorfitingen. ı. Die Handlung, da man jemau iden
vorforinget, und ihm vorgeſprungen iſt, d. i. ihm durch vinen
Speung zuvor gelominen iſt z ohne Plural, wo man beſonders
im figürlichen Verſtande jagt, einen vorſprung vor jemanden
haben, vor ibm voraus fern, fo wohldem Naume ua, als auch
der Zeit, dem Vorzuge, dem Nauge nach. Wlan har vor iemanz ;
- sen einen großendVorfprung, wenn man mit feiner Arbeitihon
viel weiter gefommenift, als der andere,.wenn man dem Range
nad) viel weiter befördert. tft, als era. 1. f.
doch nur in.einigen Fällen, (1) Vorjpringende Thiile, 5, 3.
kleine Zapfen an den Stiften inden Schlöffern, heißen. in vielen
Fällen VYorfprimge, (2) In der Laudwirthſchaft ift der Vor—
fprung, ineinigen Örgenden Dorfprang, ohne Plural, dasjeni⸗
‚ge Getreide, welcdyes.biy Worfelung des Getreides borweg fpritts
get, und allemahl das reiuſte und bee if. Auch dasjenige Ge—
treide, welches bey dem Aufbinden, Aufladen u, f.f. von jelbft
aus den Garben fpringt ‚heißt in einigen Gegruden Vor—
fprung oder Vorfprang. (37 Bey den Brafniwsindrenitern iſt
dr.
1." Die Vorrede vor eiem
Buche, ingleichen der Firgang einer Rede, eine ins Hochdeutſchea
2. Als ein Neutrum, mit dem Hü-f worte °
Fisürkich fagen die Mabler, daß eine
Sarbe vorfpreche, wenn die untere Farkedncch bie obere durch» =
vorſprechen in einee anderit vu
Bahmen , insleichen zu defjem Bıften fprechen, ee
1. Mit
FKülfsworte haben. - Einem vorfpringen, in deifen Gegen⸗
Die Ecke des Saufes ſpringt ein
— winkel/ Ziera⸗
2. Was vorſpringt,
a EEE
—
DE EEE
\
*
2
—— —
der Dorfprung dasjenige, was bey dem Läntern des Branntweins
- oder der zweyten Diftiffation zurrſt über gehet, trübe und blau⸗
lich iſt, und auch vorlauf, Niederſ. vörloop, genauct wird.
Vorſpuken, verb. reg. neutr, mit dem Hulfsworte haben, wel⸗
ches nur im gemeinen Leben, beſonders Niederdeutſchlandes, üb—⸗
lich iſt, zur Andeutnug einer Fünftigen Begebeuheit vorber ſpuken,
und überhaupt, ein Vorbothe einer künftigen Begebenheit ſeyn;
da denn ein ſolches Anzeichen, oder ein folder Borbotbe, auch wohl
ein Vorſpuk genanutwird,
© Byfanzevfhättert Ach, und Friegt ein tödlich Grauſen,
Ss ſpukt fein Untergang in bofen Zeiten vor, Günth.
©, Spufen..
Die Dorftadt, plur. Sie — Kädte, die Sammlung von Eiuwoh⸗
nern ver den Thoren einer Stadt. Die Vorkädte un die Stab:
se herum, 4 Moſ. 35, 3. In der vorkadt wohnen. Da man
denn bald die fünmilichen vor allen Thoren einer Stadt, bald die
v9: jedem Thor befindlichen Brbänse, collective die vorſtadt zu
nennenpflegt. Im erften Falle bat eine Stade nur Eine Vorſtadt
im legtera aber fo viele, als fie Shore bat.
Der Vorſtädter, ses—s, plur. ut nom. fing. der Einwohner
Der Vorſtand, des—es, plur. die — ſtände, vonben Beitr
worte vorftehen, 1. Die Handfung-des Vorſtehens, wo es doch
nur gebraucht wird, das Steben oder perfünliche Erfcheinen vor
Gericht zu bezeichnen. Der gerichtliche vorſtand, der vor⸗
fandvor Gerigpt, Sinen vorſtand haben, fo wohl fih per⸗
föntich vor Sesicht fielen miiſſeun, als auch van Seiten des Ger
sichies, Parteyeu perfönlich, befonders zur Pflegung der Güte, zu
vernehmen haben zin Sachfen der vorbeſchied. 2. Was vorſte⸗
bet, oder zue Sicherheit für ein anderes Ding fiehet. In diefer
Bedeutung iſt der vorſtand figürlich, bares Geld oder auch ein
unbewegliches But, welche jemand zur Sicherheit des ihm auver⸗
trauten fremden Butes, übergibt ;eine Art der Caution. Pachs
> ter oder auf Rechnung fißende Beamte oder Bediente macen
vorſtand, wenn fie bey dein, der ihnen fremde Güter anvertcanet,
zu deren Sicherheit ein binlängliches Capital oder angemeffene
Hypethek niederlegen. Der Plural iſt Hier nicht üblich, außer etwa
von mehrern Susmnten.
Anm. Eheben bedeutete vorſtand auch eine vorfichende Per,
ſchen veraltet iſt.
Der Owl; inder, des —s, plur. ut nom. fing. gleichfalle von
vorfteben, was vorficher. 1,.*&ine vorfichende Perjon, ein Vor⸗
=
ER
—
vorftand. 2. Im Forſtweſen werden die jnngen Bäumtefansholz,
welche man, bey Abtreibung des Schlagholzes, zum künftigen An⸗
wuchſe ſtehen täffet, vorſtander oder Oberſtander genannt. Doch
führen ſie dieſen Rahmen nur nach dem zweyten Umlaufe der
Schläge ; vorberheißen fie Laßreifer, Hegereifer, Samenreifer,
nach dem dristen und vierten Schlageaber angehende Bäume. Au
andern Gegenden hingegen führen die aken Bäume oder Haupt⸗
bãume diefen Nahmen,
vorfiechen, verb. irreg. (S. Steihen,) welches in doppelter
Geſtalt vorkommt. 1. Alsein Neutrum, mit dem Hülfss
wortehaben, wo es doch nur in einigen befoudern Bedeutungen
gebraucht wird. (2) Man ſagt, es ſteche etwas vor, wenn
e3 vor andern um dagfelbe befrudlichen oder damit vermiſchten,
verbundenen Dingen mit vorzüglicher Stärke empfunden wird,
wo nmian es am häufigſten vonder Empfindung durch das Beficht
.. gebraucht. Line Sarbe ſticht vor, wenn fie ſtärker ais andere, eins
pfunden wird. Die Grundfarbe flieht vor, wenn fie durch die
obere ſichtbar wird, Ingleichen figürlich, Der Zigennug ſticht
—— —
"Bor ” De
. einer Borftadt, fo wieStädrer den Einwohner einer Stadt bedeunt.
fon,d, i. einen vorſteher, in welchem Sinne es aber im Pochdeut⸗
ſteher; in welcher Bedeutung es aber eben fo ſehr veraltet iſt, als
Bor 1502
bey jeman den merklich vor, wenn er felbigen vor andern Mei-
anugen deutlich Äußert. (2) Im engeren Verſtande il vorſtechen
zuweilen fo viel, ald vorragen; daher Goldmann das Maß, um
welches ein krummes Glied in der Säukenordnungen einem Ende
iweiter hervor tritt, als an den andern, die Vorftechung nannte,
die alfo von dir Yusladung und Aus laufung noch verfchieden
iſt, obgleich andere alle drey Wörter als gleich bedeutend ges
brauchen, H)
3, Alsein Kerioum) wo ein Loc) vorftechen, oder nur wor:
ſtechen überhaupt ift, ein Bock mit einem fpigigen Werfzeuge ſte⸗
hen, um mit einem Faden, einer Nadel u, ſ. f. nachftechen zu kön»
nen. In diefem Berfiande ſtechen fich die Lederarbeiter die Los
eher in dem Leder vor, welches bey den Schuſtern mit dem vor⸗
ſtechorte geſchiehet.
vorſecen, verb.reg, act. ver etwas ſtecken. Einen Kagel vor⸗
ſtecken, vorein anderes Diug, damit es z. B. nicht-abfalle So
fteckt man einen Hagel vor das Rad, damit es nicht von der.
Achſe laufe, Daher der Vorkednagel, oder im gemeinen Leben
vorKeer, ein folcher vorgeftedter Nagel. Einen Lag vorſte⸗
Een, ihn an den vordern Theil des Leibes ſtecken, daher eine Ark
Läge ben der weiblichen Kleidung der Dorftekelag genannt wird.
vorfteck armel, Ärmel mit Manſchetten, weldje an. oder vorge⸗
ſtecket werden; ſalbãrmel.
Der Vorfeder, des —s, plur. ut nom. fing, ein Ding, welches.
vor ein anderes geſteckt wird, damit es nicht ablaufe oder abfalle,
in vielen Fällen des gemeinen Lebens; ein Voriiefnagel, ein
vorketpfiodn.f.f. ©. aud Stößel,
Vvorſtehen, verb, irreg, neuır. (&. Steben) welches in
den meiften Fällen mit feyn, bey —* in manchen Fällen auch
wohl mit haben virbunden wird. 1, Vorwärts, herdor ſtechen;
wo es im Hochdeutfchen — mit haben gebraucht wird,
Ss ftehet vor, raget vor. Das Haus ſtand zu weit vor, vor⸗
wärts, 2. Vor einem andern Dinge ſtehen. (1) Eigentlich, wo
es doch ſeltener gebraucht wird. Man ſtehet nichts, es ſtehet et⸗
wasvor, beſſer davor. Jun engern Verſtande ſagt man in der
Jãgerey, der zZund ſtehet vor, oder ſtehet oem Safen, den Wach—
teln 8. ſ. f. vor, wenn er fo abgerichtet iſt, daß er vor den
aufgeſpürten Hafen oder Federwildbrete fo Lange ſtehen bleibt, big
fie gefcheffen oder gefangen werden, dadennein folcher Hund ein
vorftebender Hund genanut wird. Die Subnerhunde und
Wachtelhunde find von diefer Art, In eben dem ſelben Verſtau⸗
de ſagt man, der zund ſtehet den Hafen, wenn ct vor demſel—
ben vorſtehet. (2) Hänufiger iſt es in einigen figürlichen Bedeu⸗
tungen, a) Vorſtehen müfſen, perfönfid vor Gericht erſchei⸗
nen müſſen. Die Parteyen find heute vorgefanden, vor. Ge⸗
richt. GS. Vorkand.) b) Es fieher mir vor, cs ahndet mirz
ein nurim gemeinen Leben üblider Gebranch, in welchem auch
vorgehen üblich if. c) Einem Dinge vorfiehen, die Aufficht
über die Beftinuauug des Veränderlichen in demſelben führen,
doch nur von Menſchen und noch häufiger von menfchlichen Auges
legeubeiten. Abrahams Knecht frand allen Gütern feines Herz
venvor, 1 Mof.24,2. Jotham and dem Haufe des Bone
ges vor, 2 Chrom. 26,1, So jemand feinem eigenen Haus
fe nicht weiß vorzuffehen, ı Tim. 3,5. Die Alteſten, die
wohl fürieben, Kap. 5, 17; für vorfiehen, ob es gleich abſolu⸗
te, uud mit Berfebweigung der dritten Endung im Hoch deut⸗
(benungewöhalih iſt. Sinem Amer vorfeben. Seinen Ges
ſchaften nicht länger, vorſtehen Fönnen, Die Sonne dem Tage
vorzufteben, den Mond und Sterne, dev Nacht vorzufiehen,
Bf. 136, 8, 9. Dober dag Dorieben.
Der Dorkeber, des ⸗s, plur. utnom. fing, a. Eine Pers
for, welche vorſtehet, in der letzten Bedeutung des Zeismwortes 3
Nunn 2 win
305. Ber
<
wo es doch nur in einigen Fälen gebraucht wird, eine Perſon zu
* bezeichnen, welche der Verwaltung der Büter eines andern vor⸗
ſtehet; Fämin. die Vorfteberinn. Daher find die vorſteher
oder Kirchenvorſteher, verpflichtete Perfonen in der Gemeinde,
welche den Kirchengütern vorgefeget find. An manchen Orten
werden auch die Heimbürgen oder Synbdicl rines Dorfes Vorffe⸗
ber-genannt. Vorſtand oder vorſtänder waren ehedem im wei⸗
tern Verſtande von einem jeden Aufſeher üblich. 2. Ein Ding,
welches vorſtehet; doch nur in der Anaiontie, mo die vorſteher
zwey fugelige Drüfen unter dem Halfe der Harndblafe find; Las
.tein. Proliatae,
Vorſtellen, verb. reg. act. vor etwas oder Hor ein anderes Ding
fielen. "1, Eigentlih, we es doch nur noch zuiveilen gebraucht
wird, Einen Stuhl vorſtellen, vor das Bett,
Du bätteft mich, o, Seind, gefället,
Und ſtießeſ heftig zu mir ein;
Doch hat der gert ſich vorgefellen, Opitz.
hat ſich vor mich geſtellet.
2, Figürlich. (1) Vor ein anderes Ding ſtellen, d. i. in deſ⸗
fen Gegenwart flelien, um etwas zu beurtheilen, zu betrachten,
zu wählen u. 4. fe; wie vorlegen. Er hat dir Seuer und
Waſſer vorgefieller, greif zu welchem du willt, Sir. 15, 16.
Sie wandeln nicht in meinem Gefeg und Rechten, die ich
euch vorgeiteller babe, Jer. 44, 10; wofür man doch jegt lies
ber gegeben, vorgefchrieben, fagen würde, ° Am häufigften ge-
brauche man es noch von Perfonen. - Serodes gedachte Petrum
nach Oftern dem Volke vorzufielfen, Apoſt. 12, 4, 6, ihn dem»
feiben als einen Verbrecher darzuftellen. Jemanden dem Kö—
nige vorflellen, damit der König ihn fennen lerne, Sic bey
Sofe vorſtellen laſſen. Ein Geiflicher, ein Beamter wird der
Gemeine oder den Untergebenen vorgefteller, wenn er ihnen
feyerlich, als ihr Prediger oder Vorgefegter, dargeſtellet und ge»
zeiget wird,
(2) Die Geftalt eines Dinges kenntlich machen, eigentlich,
einem andern-die Geſtalt eines Dingeg kenntlich machen; wo
es wieder in verfchiedenen Fällen gebraucht wird. a. In mehr ei-
gentlichem Verftande ſtellet man jemanden etwas vor, mens
man idm die Geftalt eines Dinges anfchauerd erkenuen macht,
3. B. durch Abzeichnung, Abreißung u. ſ.f. In welcher Bedens
sung es doch ſeltener gebraucht wird. b. Zn einer andern Ein-
ſchrankung fellet man etwas vor, wenn man Binreichend« Er⸗
Benntniß- und Beftiinmungsgründe erhält, worans die Beſchaffen⸗
heit eines andern Dinges erfannt werden kann; zunãchſt auch
von der äußern Geſtalt, aber auch häufig in weiterer Bedeutung.
vorſtellen ik indiefem Berflaude dem wirklich feyn entgegen ge⸗
ſetzt. Dev Schaufpieler Keller auf der Bühne den König vor,
Der Stein foll einen Räfe vorfiellen. Er ſtellet was großes
vor, fagt man im gemeinen Leben wenn ſich jemand fehr vornehm
beträgt. Es fieller jemand bey einer Hochzeit den vater vor,
wenn er deffen Stelle vertritt. Daesdenn in der vertraulichen
Sprechart auch oft für wirklich ſeyn gebraucht wird. Vergeben
fie mir nur, daß ich noch immer den Zerſtreueten vorftelle,
Gell. Doc fie fellen einen fehr Hummen Zreund vor, eben
derf. c. Einem etwas vörftellen, ihm eine anſchauende Erkeunt⸗
if davon beyzubringen fuchen,
Die Zurcht Helle Wölfe groß, als Stiere,
Gefhwader groß, wie seere, vor, Lichtw.
Ya weiterer Bedeutung ſtellet man jemanden etwas vor, wenn
man ihm dur Worte eine thätige Erfenntnig von einer Sache
nad) allen ihren Theilen und Folgen Bepzubringen ſucht. Jeman⸗
— ER
BO 5 a
den fein — die unmoglichk eit einer ce den Une:
sen einer Unternehmung vorfellen. Es ward ibm vorge
ftellee , wie viel er dabey verlieven würde. d. Sich etwas
vorkelken, vigentlich, eine anfchanende Erfenntniß davon ha⸗
ben. Stellen fie ſich mein Entfegen vor, Aber auch über-
baupt, fih einen Begriff von einer Sache machen, Das kann
ich mir leicht vorftellen, das Fann ih mir unmöglich vor—
ſtellen. Das hörte ich mir nicht vorgefieller. Dan muß fi
die Dinge fo vordclen, wie fie wirklich find. Sih Gott
in feiner Größe vorftellen. Ich flelle mie die Sache fo vor.
Vorftellig, ad. weldes.nur in Einer Bedeutung des vorigen
Seitivorteg, und zwar auch hier nur mit dem Zeitiworte mach en
gebraucht wird, Jemanden etwas vorktellig machen, ihm einen
Begriff von den Umſtänden und den Folgen eıner Handlung bey»
zudringen fuchen, um dadurch auf feinen Willen zu wirken, eine -
‚4hätige Erfeuntniß der Befchaffenpeit und Folgen einer Sache
bey ihm zu erweden fuchen ; -wo-e$ gin wenig nachdrücklichet iſt,
als vorſtellen in, eben der ſelben Bedeutung.
Die Vorſtellung, plur. die—en, von dem Zeitworte vorftel⸗
len. 12 Die Handlung de3 Vorftelleng, in alleu Vedeutungen.
Die vorſtellung eines Predigers, eines Beamten, da er fel,
nen_Untergebenen vorgeſtellet wird, Die vorſtellung eines
Schauſpieles. 2. Was vorgeftellet wird. (1) Die innliche
Nachahmung menſchlicher Handluugen auf der- Schanbühne,
und diefe nachgeahmten Handlungen felbft, heißen oft eine Dor=
ſtellung. In die Vorftellung geben. Kine Vorſtellung mit an⸗
fehen. 42) In der vorletzten Bedeutung des Zeitwortes iſt die
- vVorftellung eine Rede, wodurch man bey, jemanden ine thãtige
Erkenntniß der Umftände und Folgen einer Handlung zu bewir⸗
ken ſucht. Semandendienachdrudlichften Vorſtellun gen tbun,
Alle vorſtellungen waren fruchtlos. Ich babe ihm alle mog⸗
liche vorſtellungen gethan, Gell. (3) Bon der lestan Bedeu⸗
tung des Zeitwortes iſt die vorſtellung Ar-engerer und eigentli-⸗
cher Bedeutung das Bild, weldes man fich von einer Sache in
Gedanken macht, in weiterer aber, ein jeder Begriff von einer
Sache, die Idee, Vorſtellungen haben, Beguiffe, Gedanken,
Unfere Empfindungen richten fich nach den Vorfleungen ı uns.
ſers Verfiandes, Gel, Man gebraucht es indeſſe n in dieſte wei⸗
tern Bedeutung ata häufigſten im ganz allgemeinen Verſt ande,
indem in einzelnen Fällen Begriff üblicher iſt. Die vorſſellung ®
von der Unendlichkeit der Welt, beſſer dev Begriff. So bald
es aber die bloße Handlung bedeutet, wird Dorfkellurn auch bier _
ohne Anftoß gebraucht. Daher die vorftellungskraft, bieftraft
eine auſchauende Erkenntuiß, und im weltern Verſtande, Begrif⸗
fe, zu haben. :
Die Vorftönge, plur. die—n, in dem Sciffssaue, die vordere
Stenge, d.1. die Stenge oder der erfte Auffatz des Fockemaſtes,
welcher auch die Sodeltenge heiße.
Der Vorftich, des —es, plur. die —e, im Hüttenbaue, der erſte
Stich, weicher nach der Wochenſchicht vermittelſt des Stichei⸗
feng gemacht wird.
Dorftopfen, verb.reg. act. vor etwas Ropfen, Werk vorſto⸗
pfen, vor eine Öffnung. So auch die vorſlopfung.
Der Vorſtoß, des —es, plur. die —ſtoße, was vorſtößt, nur in
einigen Fällen. Bey den Werkleuten iſt es ſo wohl ein hervor
ragender Theil, als auch die Hervorragung. Ja der Bienenzucht
wird die zãhe ſchwarzbraune Materie, womit die Bienen ihren
Bau. an den Seiten der Stödebefeftigen, die Dffnungen derfel-
ben verwahren u. f. f. Ser vorſtoß genannt, in welchen Falle es
feinen Plural leidet, Ben andern beißt diefe geobe Materie das
vorgewãchs, das Stopfwachs/ Beh uff
1}
3
— Ber irreg. (©. Stoßm ) & ik: ı ‚Ein Neutrum
mit dem vSũlfcworte ſeyn. 1) Vorragen, hervor ragen, Fir
ne feltene, nur in einigen Füllen übliche Sedeusung, (2) In man»
en Gegexden gebranddt man esauch, wie aufſtoßen, d. i. ut
dermuthet begegfien.. Wenn ihm einige Gelegenheit. vorgefioßen
wäre / Gryph.
Theile zu ſtoßen. Jemanden vorfioßen.
. Ponftröden, verb.reg. act; i. Vorwãrts oderhervor Med,
Die sand, die Zunge vorſtrecken. 2. Leihen, doch nur in fols
Sen Fällen, wo man jemanden etwas leihet, welches er in einem
andern Dinge von eben derfelben Art und eben demſelben Werthe
wieder gibt. Man frederiemanden Geld vor, wenn man ihm
ſelbiges vorſchießt. Die Koſten vorſtrecken. Aber man ſtreckt
ihm auch Getreide vor, ſo fern es der andere mit anderm Getrei⸗
de eben der ſelben Art und Menge wieder erſt attet. Im gemeinen
Leben höret man auch oft,jeimanden ein Brot, eine Mandel Eyer
‚uff. vorſtrecken. Aber wenn eben dasſelbe Ding wieder gegeben
wird, 5.2, ein Buch, ein Pferd, fo wird diefes Zeitwort im Hoch⸗
deutſchen nicht gebraucht. (S. auch Dorfihießen.) Im Ober⸗
deutſchen iſt für vorſtrecken * darſtrecken üblich. So auch die
vorſtreckung.
Anm. Strecken iſt hier das Intenfivum von reichen, daher es
auch von andern Dingen als Geld gebraucht werden kann. Daß
es aber im Hochdeutſchen nicht in den Fällen üblich iſt, wo man
ein und eberrdasfelbe Ding leihet und wieder gibt, rührer bloß von
dem Gebrauche her. In manchen Provinzen gebraucht man es
. ohne Unterfcpied für leihen oder borgen.
Vorfreichen, verb. irreg. act. (8. Streichen.) 1. Vorwärts,
nach vorn zu flreihen. Die gaarevorftreichen. 2. In einem
Buche, in einer Schrift etwas voritreichen, es durch einen vorn,
an dem vordern Ende gemachten Strid Degeichhen, So eh die, —
vorſtreichung ·
Vvorſtreuen, verb. reg. act. vor etwas Kreuen.
das Sutter vorſtreuen.
Der. Vorſtrich, des —es, plur. Sie —e,einvoen, an dem Vorder,
theile gemachter Steig, In diefem Verſtande ind Hey den
Schlöffern vorſtriche, die Striche, d. i. nit ticfen Einfehnitte,
an der vordern Fläche eines Schlüſſelbartes daher auch derjenige
Den Sühnern
‚Sheil in dem Eingerichte eines Schloffes, um welchen fich ein
Vor ſtrich drehet, der Vorfirich genannt wird,
vorſtricken, verb,reg.act. Einen Strumpf sorkriden, ihn
vorn neu ſtricken. . -
vorſuchen, verb, reg. ı. — herdor ſuchen, doch nur im
gemeinen Leben. Etwas unter dem Tıfcde vorſuchen.
Neutrum mit haben, auf welche Art es bey den Jägern üblich iſt,
wenn fie, mit dem Leithunde vor einem Holze hinziehen, um zu fer
ben, was für Wild im Felde geweſen.
und bey den Zägern arsch die Dorfuche,
Der Vorfumpf, des —es, plur. die —fimpfe, im Bergbaue,ein
Sumpf, % i. Vertiefung in einer Grube, wo fih das Waſſer ſam⸗
melt, welches man dur) Röhren eranz ziehen will,
Dortanzen, verb, reg, neutr, mit dem Hülfsworte baben.
1, Boran tanzen, unter mehreren tangenden Perfonen der erfte,
‚der Ordnung nad) ſeyn. 2. Einem andern vortanzen, in deffen
SBegenwart tanzen, fo wohl, daß eresfebe, alsauch, daß er dar⸗
nach tanzen lerne. 3:.Femanden vortanzen, ihın durch geſchwin⸗
des Tanzen zuvor kommen.
Der Vortänzer, des —s, plur. utnom. Ang. Fämin. die wor:
Daher das Dorfuchen,
tanzerinn. ı ‚Eine Perfon, welche unter mehrern tangenden Pers
. Sfenendieerfieder Drdnungnad ift. Noch häufiger, 2.vine Pers
— Bor.
2. Ein Yctivum, vorwärts, nach dem —
2. Ein
1 306
fen, welche die Sänge —— angibt und teitet, ihnen gleichfam
„portanzet. Bey dem großen Haufen Heißt ein foicher Vortãnzer
det Platzmeifter oder Plagknecht.
Der Vörtheil, des —es, plur, die —e. 1. * Eigentlich, ein
Theil, welchen jemand vor andern voraus hat oder befomnit; in
welder Bedeutung e3 ghedem odne Sweifel von einem Erbsheile
gebrancht wurde, welches jemanden zum vorau⸗ vermacht wurde,
Im Schwed. ift Fördelsäker noch jegtein Acker, welchen ſich
jemand, wean er. fein? Grundſtücke unter feine Kinder vertheilet,
zurück behält, Diefe Ableitung wird auch durch das gleich beden-
tende Franz. Avantage und Ynmittlern Lat, Adevantagia,
Advantagium, beftätiget, welches einen ſolchen Erbtheit bes
deutete, welcher jemanden zum voraus vermacht wurde, Zu dei
For, Aragon. ifi win Titel: De avantagiis, quas uxore
praemortua, velipla [uperltite, virautejus [ucceflo-
res habere .debent ; ingleichen, de adevantagiis, quas
vir et ejus haeredes habere debent ante partem. Do
diefe Bedeutung ift im Hochdeutſchen veraltet, wo es,
2 nur noch in verſchiedenen ſigürlichen Bedeuntungen gebraucht
wird,
(1) Als ein Conererum. a. Im Handel und DS audel ie
es der Üderfchuß, der nach Abzug der Koſten von einer Waaro
ober Arbeit übrig bleibt; der Gewinn, in manchen Fällen auch
der Mugen: Esift hier eben fo unbeſtimmt, als Gewinn, und
"Tann fo wohl voneinem erlaubten und billigen, als unerlaubten
und übertriebenen Überfchuffe gebraucht werden. Der Plural iſt
indiefer Bedeutung nicht üblich. Suche nicht Vortbeil, wenn
&u opfern ſollſt, Sie. 35, 15. Auf ſeinen Vorcheil febeh. Sei⸗
ne Waaren mit vortheil verkaufen. Einen vortheil vere
N abfäumen, aus den zanden laſſen. Etwas feines vortheils
wegen thun. Einen vortheil machen, im gemeinen Leben,
einen Gewinn an etwas haben. Stoſch glaubt, das Wort Ge-
winn fcheine mehr Wageırund Gefahr vorans zu ſetzen, als Yor-
theil; allein, dazu bar ihn wohl der Gewinn im Spielen vers
leitet, der doch smr. eine engere und untergeordnete Bedeutung des
Wortes Gewinn iſt. Der Sprachgebrauch fcheinet Feiner Untere
ſchied unter beyden Wörtern in diefer Bedeutung gu machen ; at“ - ..
#er, daß vortheil mehr im 'geireinen Leben, Gewinn aber mehr
in der edlern Schreibartvorfonunt. 5b, Ja weiterer Br deutung,
jede Art von Vollkontmenheit, welche ein Diug vor dem andern
vorans Bat. 1. Im weiteffen Berftande, wo es ſehr unbetimins
i®, and alle Umflände unter ſich begreifen kann, weiße zur Voll⸗
fommendeit eines Dinges gereichen, oder zur Beförderung der Ab⸗
ficht einer Perſon dienen fönten. Etwas zum vortheile des
gemeinen Wefens thun, gu deffen Beſten. Der Staat bat
viele Dortheile von blühenden Eolonien, zu welchen Vorrheilen,
denn fo wohl die Beförderuug der Macht, als auch des Anfehens,
des Reichthums, des Fleißes n.T.f, gehören. Das’ wird zu
deinem Dortbeile geveichen. Was fin Vortheil bat du da—
von? Bin Buch bringt uns Dortheile, wenn es uufere Er⸗
fenntniß erweitert. Bin Landgut hat viele vortheile, wen
es eine-gute Lage und andere Umftände hat, welche nicht ben ei⸗
nem jeden Landgute angetroffen werden. Denvortheil eines ®rz
tes in Acht nehmen, deffen zu unferer Abficht dienliche Beſchaf⸗
fenheit, Eine Armee bat viele Dortbeile vor der andern vor⸗
aus, wenn fie foldhe Umflände vor ihr voraus hat, welche ihr
- das Übergewicht geben tönnen. Sich alle vortheile zu Muge
machen, alle günſtige Umſtände. Seinem $einde Jen vortheil
. abgewinnen, ablaufen, einen günſtigen Umſtand, welcher
ibm das Übergewicht geben könnte. Seinen Dortheil in Acht
nehmen, einen folchen aAnpigen” Umftand, In dem vortheil
Mounz liegen,
1307 Bor.
Hegen, fi fi ch an einem vosthrilhaften FR in einer noctbeifäften
Lage befinden,
Segt fegteinFahler Troß, der in dem vortheil liegt,
Den beſten Helden ab, Opitz.
2. In einigen engeren Bedeutungen, &. *Überlegenheit an Werth
und Würde; eine jegt veraltete —— wofür Vorzug übli⸗
Ser ift, Gebe wir einen Doreheil? Gar Feinen, denn ꝛe.
Röm. 3,9; d.i, einen Vorzug, Go auch v. 1. was haben denn
die Züden vortheils? B. Eindefonderer Handgriff, Zeit, Müle
nnd Koftenzu eriparen, Etwas mit einem gewiffen Vvortheile
shun. Es gehẽeret zu allem ein Dorsheil. Seine Voriheile
geheim halten.
(2) Als ein Abſtractum, der Zuſtand, da ein Ding einen Vor⸗
zug vor andern hat; ohue Plural, Eine Schrift, welche fich
vor andern fehr zu ihrem vortheile aus zeichnet. Wohin au
die R. U. gerechner werden fönnen, fi im vortheile befinden,
ſich aus dem Dortbeiie begeben.
Anm. Ir Niederfächfifchen gleichfalls voordeel, im Schwe⸗
difchen Fö:del.. In einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt es
im ungewiſſen Geſchlechte üblich, welches auch bey dem Opitz
ud in der Deutſchen Bibel Sir, 20, 23, vorkommt, dage⸗
gen es in andern. Stellen richtigee der vortheil lautet: In
eissigen Niederdent then Gegenden iſt für Vortheil vorbate üb⸗
lich, welches von Bate, Rutzeu, Hochdeutſch, baß, beſſer,
abſtammet.
wWoͤrtheilen, verb. reg. neutr. welches mit dem Hälfsworte
haben gebraucht wird, aber nur im gemeinen Leben einiger Ge⸗
genden üblich ift, auf feinen vortheil, d. 1. Gewinn, Außen,
bedacht ſeyn, beſonders, fo fern ſolches auf eine uneriaudte Art
geſchiehet.
Bürger ind Füch ſe zum Sgmeigehn und Schmiegen,
vortheln Berücken, Sinanzen und Lügen, Logau—
Wer im Geringen bübelt, wo man nicht viel ge⸗
winnt
Wird mehr in Sachen vortheln, die mehr genießlich
find, eben derf. -
Am Hochdeutfchen gebrand)t man es nur in der Zufaimmenfegung
bevortheilen und überportheilen,
vortheilhaft, —er, —ele, adj, et adv. ı. Von vortheil,
Gewinn, ift vortbeilbaft. (+) Seinen Bortheil fuchend, Fertig,
feit befigend, in allen Dingen voruchmlich auf feinen Vortheil zu
fehen, und darin gegründet, Vvortheilhaft ſeyn. Ein vor⸗
heilhafter KRaufmann.
Die vort heilhafte Stadt, wo Kabrung zu gewinnen,
Saft jeder muß auf Liſt, auf Ti’ auf Kante finnen,
. Logan,
Am Sochdeutſchen ift es in die ſer Bedeutung nur noch in einis
gen niedrigen Sprecharten üblich, wu kıanes, fo wie dag edlere
eigennugig; gemeinidlich nur im nachtheifigen Verftaude, von
der herrſchenden unerlaubten Neigung zum Nntzen und Gewinn
gebraucht, (2) Vortheil, Nusen, Gewiun bringerd, in wels
er Bedeutung es zwar im Hochdeutſchen fehr häufig ift, aber
doch in derfelben mit der folgenden, 2. weitern Bedeutung zus
ſammen fließt, wo alles vortheilhaft genauns wird, mas unfere
Abficht zu befördern geſchickt iſt, oft auch, was zur Vollkommen⸗
heit eines Dinges gereicht, furz, was einen vortheil in der wei- —
tern Bedeutung enthält und gewähren, Das wird dir fehr vor—
tbeilbaft feyn, wird dir Mugen bringen, deine Abſicht beför-
dern, Die vortheilhafte Lage eines Ortes. Der Ort ifrfehe
vortheilhaft gelegen. Ich babe in meinem Leben nichts
Vogtraben, verb. reg. act. mit feyn.
Der Vortrag, tes—es, plur. di
Vortragen, verb. irreg. act.
x Bor:
chelhafteres, Gel. Sie if Fehr vortheilhaft gewachſen.
Das vorthrilhafteſte Licht fin Mahler und KRupfernecher
ift das Lit von. Norden, weil es ihrer Ab ſicht a sen
ßeſten iſt.
Vortheiliſch⸗ er, — tr, adj. et adv. welches —
ſchen unbekanut iſt, und nur noch in der Drutſcheu Bibel für vor⸗
theilhaft in ber erſten Sedeutung vorkomnit. verflucht ſey der.
vortheiliſche, Mal. 1, 24. Ein vortheiliſcher Menſch läffer
ihm nimmer genügen an feinem Theil, Bir. 24,9.
Das Dorthier, des — es, plur. dire, rin nur bey den Jä⸗
gern übliches Wort, bey dem Wildbret und den Geuiſen dasjenige
Thier zu bezeichnen, weiches unter mehreru voran scher, den Trupp
gleichſam führet.
Vorthun, verb. irreg. act. (S. Thun,) welches nur im ges
Die Schürze.
meinen Leben üblich if, 1. Vor eiwas thun.
vorthun, vor den Unterleib.
Thůe ſchieben.
ublicher ift,
Den Riegel vorthun, vor die
Der Vortiegel, des —s, plur. ut nam, fing, aufden Salgen_
vortheilbafteres für mid geböret, nichts angenebmeres, fmei- 2
2. Sich vorthun, wofür doch bervor thun
hütten, der Tiegel, worin ſich das Werk ſammeit, und aus ade 5
chem es bernach in Füpferne Pfannen gegoffen wird,
Der Vortrab, des— es, plur. doch nur ſelten, und zwat von
mehrern Haufen, dieſer Art, die—e, ein Eollectivum , denjeni⸗
- gen Hauien Menſchen zu bezeichnen, welcher vor dem Gaupt -⸗
oder voeuebtrſten Haufen herziedet, zum Unterſchiede vonven .
Nachtrabe. Es war chedem von den Arnıeen fehr üblich, iſt
- aber nuamehr größten Theils veraltet, feit dem Vortruppen,
und beſo aders das Franzöfifche Avant⸗ Garde, üblicher gewor»
den. Luder hat dafür das noch ungewöhnlichere Dorttaber,
Du fanstoh vor die bee Seine vortraber, Weish. ı8, 8.
Ededest ar dafür auch vorhuth und Vorzug üblich), eeiß
von traden, infeiner veralteten weisern Bedeutung für geben, 2
jieben,
1, Einem vortra⸗
ben, ihm im Trabe vorreiten, durch Traben zuvor kommen.
2. Ju deffen Gegenwart sraben, damit er 28 febe, and nachtra ·
beu lerne.
den Zeitworte, doch nur in deſſen letzter Bedeutung.
Handlung des Vortragensohne Plural. So wohl in der weitern
Bedrutung. Der Vbrtrag göttlicher Wahrheiten. Als auch
in engerer Bedeutung. Den vortrag bey dem Sinken haben,
dazu verordart ſeyn, deu Fir Ren die vorkommenden Sachen
vorzutragen. Kine Sache in Dortwag bringen, fie ehiem
Dbern oder einem — en Collegio zur überlegung oder
Die Art und Weiſe, wie mar et⸗
Da denn afeındie Borfk Hungen und Aus ·
drücke, fonccen auch die Stellung des Nedners und deffen Brwe⸗
gungen nitzum Vortrage gehörru, welche letztern man den au—
Entſchließung vertragen.
was vorträst.
ßern Dortrag neunet. Einen faßlichen, verſtändlichen Vors
trag haben. 3. Dasjenige, was man vorträgt, eine Reihe zu⸗
füsumıen hangender Ausdrücke, andern dadurch mit einander ver«
Früpfte Vorſtellnugen beyzubriugen ;ingleichen die Sache, welche
" man auf diefe Art zu des andern Kenutniß bringt. Mein Vortrag
ſoll dieſer feyn. Kine, vortrag abkürzen. —
S. Tragen.) 1,& fern vor
vor einem>andern ber bedeutet, trägt man jemanden das
Schwirt, eine Loternen.f.f. vor, wenn man felbige vor ihm
ber träget,
teiber arg; ——— machen. (1) Zu mehr eigentlichexi Ver ſtande,
wo es in der Deutſchen Bibel nꝛe heinahls von den Speiſen —9 —
egen
ie — träge, von dem folgen⸗
a. Die
.. Bor einem andern tragen, d. i. es ibm nnmite -
x
uw
u
*
* = * a an
2 a ee A en I tn
i
Par |
21809 :.\: ; -BHE
fegen gebraucht wird, Eſſer, was euch wird vorgetratten,
Luc 10, 8. Und man trug ihnen Effen vor von feinem Tiſch,
3 Mof. 43, 34. Im Hochdeutſchen iR esin diefer Bedeutung ver:
‚alter. (2) Im fiaürlichen Verſtande, duch eine Heide zuſammen
bängender Ausdrücke, Vorftellungen bey andern zue rwecken ſu⸗
Gen. a) Im weitern Verſtande, wo es ab ſolute und ohne Meldung
der Perfon gebraucht wird. Die Gabe haben, etwas deutlich
vorzutragen. Kr trug die Sache ehr rübrend vor. Wo es
üderal gebraucht werden Fann, wo eine Keibe zufammen hängen
den Ausdrücke oder VBorftellungen Start findet. by In engerer Bes.
deutung. Einem etwas vortragen, es durch eine Reihe zu tote
‚en bängender Vorſtell angen gu deſſen Beurtheilung oder Wohl,
zu deſſen Wiſſenſchaft beingen. Der Gemeinde göttliche Wehr:
‚heiten vortragen. Bine Sache dem Landesherrn vortragen.
Ihm eine Riage, eine Bitte vortragen. Beine Sache dem
Rathe vortragen, . So wohl die Reihe zufammen häugender
Vorſtelluugen, als auch die Abficht, unterſcheiden diefes Wort von
vorstellen. N :
Daher die Dortragung in ber erfien und der Vortrag in der
letzten Bedeutung, *
"Dortraglid, —er, — ſte, adj. et adv. ein Oberdeutſches
‚Wort für nützlich, beilfam, wofür im Hochdeutfchen zurräglich
üblich iſt. Vermuthlich von eiuer veralteten Bedeutung des Zeit
wortes vortragen, nach welcher es auch nügen, heilfam feyn, be:
dentet hat. *
vVrerefflich —er, —ſte adjret adv. andere Dinge feiner Art
an Güte und Vollkomnienheit weit übertreffend, in boden Grade
vorzuglich wofür auch nur das einfache treffiich gebraucht
wird. Lin vortrefflicher Mann, Line vortrefflide Schön:
beit. Das ficber vortrefflich aus, Flingt, ſchmeckt vortreff⸗
lich. Vortrefflich fingen, tanzen n.f.f. können. ine vor
treffliche Natur haben. Jemanden einen vortrefflichen Link
leiſten. Die Natur hat dem Menſchen nichts vortrefflichers,
als den Verstand gegeben, Sonnenf. Er aß und fand die
Eruchtvortrefflih ven Geſchmack Er läßt es ſich vortreff⸗
I ſchmecken. Da es denn oft auch in einem vorzüglich ho⸗
ben Geabe bedeutet. vortrefflich fhwören, Huchen, trin
ken Fönnen. ax Er %
Arnm. Bon der Abflammung des Worte (S. Trefflich) Da
dieſes allein ſchon fo viel als vortrefflich bedentet, das letztere auch
wider die Natur der mit vor zuam men gefeßten Wörter den Ton
auf der zweyten Sylbe bat, fo ſcheint por Hier aus dein intenfiyen
ver verderbt zu feyn. Ehedem war für vortrefflich auch übertreffe
lich üblich. e
Die VortreffiichFeit, plur. die —en. 1. Die Eigenſchaft, da
ein Ding vortrefflich ift, ohne Piural. 2. Eine vortreffliche Eis
genfehaft oder Sache, mit dem Plural, In bepden Fällen zuwei⸗
len auch nur TrefflichPeir.
vortreiben, verb. irreg. act. (S. Treiben.) 1. Vorwãrts, her⸗
vor tretben. Das Wild vortreiben. 2, Bor einem andern treis
ben, d.i, freibend in deſſen Gegenwart bringen, damit er es ſehe.
Sich das Vieh vortreiben laffen, es zu befichtigen. N
Vortreten, verb. irreg. neutr. (S, Treten,) mir dem Hülfsiwors
te feyn.
etwas treten, z. B. vor eine Dffnung, beffer davor treten. 3.
Einem vortreten, feyerlih und langſam vor ihm hergrheu. Zur
weilen auch, obgleich feltener, dem Range nach dor oder über ihn
.. gehen. S. vortritt. x 4
Der DVortrieb, des—es, ober die Dortrift, plur. car. in
einigen Gegenden das Recht, fein Vieh eher als andere, auf die
Beide zu treiben ; im Gegenſatze des Nachtriebes oder
1. Vorwärts, berpor treten. Tritt vor. 2. Be
Bor 1210
ser Nachtrift. Den vortrieb, sie vortriſt haben ©.
vorhuth. i
Dorfrinten, verb. irreg. act. et neutr. (S. Trinfen,) welches
im legten Falle haben bifonmt, Einem vortrinken, in deffen
Grgenwart trinfen, dawit er nachtrin ken lerne, Im gemeinen
Leben aud), jemanden im Trinfen übertreffen,
Der Dortritt, des—es, plur. car. von dem Zeitivorte vortre⸗
ten, das Hecht, einen andern vorzutreten, d. i. Sem Range nah
vor ihm zu geben ; ein im Hochdeutfchen feltenes Wort. Den
vortritt vor jemanden haben, den Hang.
Die Dortruppen, fing. car, die erſten oder vorderfien Trupben
eines. Kriegesheeres oder eines beträchtlichen Thriles desjeiben ;
Franz. die Avant: Garde. ©, Vortrab.
Voriben, verb. reg. act. vorlänfig üben, 'ducch vorher gehende
Übung zu etwas geſchickt machen; ein feltenes Wort, Ein wenig
häufiger it das Wort Vorübung, piur. die—en, fo wohl : e
"Handlung des Borübeus, als das dadurch erwachſene Product.
Soll ſich der Dichter nicht voruben ? Klopſt. vorübungen in
der Beredſamkeit, wodurch man ſich zu einem künftigen Redner
zu bilden ſucht.
Porüber, ein Nebenwort, eigentlich dee Ortes, figürlich aber auch
der Zeit, vor einem andern Dinge über, d. i. an dem vordern
Theile Hin und weg; wo es in der edlern Schreibart gern für das
im täglichen Umgange gewöbnli Here vorbey gebraucht wird:
1, Eigentlich, vondem Orte. Wern denn nun meine Sıry-
lichkeit voruber gehet, — bis ich vorüber gebe, > Mof. 33, 22.
di. dor dir vorbey. Daman vorüber ging, flehe, da wir er
Sabin, Bf. 37, 36. Die aber vorüber gingen, läterten ihn,
Matih. 27, 39. So aud vorüber laufen, reifen u, ſ. f. 3>
gar der Menſch gebt fühllos bier vorüber, Wo andere mir
ekler Unempfindlichkeit voruber geben, da. lächeln manniz-
faltige Sreuden um ihn ber, Geßn.
Wenn der Gegenftand, vor welchem etwas vorbey gebet, ver⸗
mitselft eines Nennwortes ausgedruckt wird, ſo oflegt man im ge·
meinen Leben wohl dag porufer zn trennen, und aladaun dag or
vor dem Nennmworte zu ſetzen; welches auch febr oft in der D.at-
ſchen Bibel geſchiehet. Und da der Here vor feinem Angeficht
über ging, 2 Mof.34, 6. Habe ich Gnade funden vor deinen
Augen, fo gebe nicht vor deinem Knecht über, » Mor 18,3
Meine Brüder geben verichtlich vor mir über, H:ob 6, ı5,
Paulus harte befiploffen,, vor Epbefo über zu Schiffen, Apoft.
20,16, Den Übelflaug, welchen diefes in der edlen Schreibart
verurfaht, vermeidet man am fiherfien dadurch, daß man das
Rebenwort ungetrenntläffet, und vor vor dem Nebenworte wie⸗
derhohlt. Er ging voruns vorüber. Wie bitter iſt der Top
dann, wenn et vor dem: Unglüdlichen vorüber geht! Wo
man in der zöhern Schreibdart‘ auch wohl das vor wegzulafe
fen pflegt.
Tieffinnig ging mein Vater mie vorüber, Schleg.
Da ging der holdſelige Weſt, zuerſt gefühle, mir vorü—
ber, Zach. ‘
Menn aber einige bier die vierte Endung gebrauchen, fo ſcheinen
fie theils durch die im Lateinifhen mit praeter ineben demjels
ben Verſtande zuſa umen gefesten Zeitwörter derleitet zu fepn,
praeterire villam, praetertabijaliquid u. f. f.tbeils durch
die figurliche Bedeutung des vorbey, einen vorbey geben, ihn über⸗
geben.
Der Shlaf wird mi vorüber gehen, Zach,
Bald wird ein Mädchen bier den Pfad vorüber gehn,
ſchon, wie eine der Grazien, Geßa. Die yeineien re
miſſet
1311 Bor
miffet der, der nachlãſſig deine S hönheiten (Natur) vor: -
über geht, eben derf. In allen diefen Stellxn empfinder ſchon
das Dbe den Übdellaut, der aus Verfeplung des techten, dem
vor gebührenden Endung eiuſtehet. Higegen, einen voruber
gehen, d. i. ihm übergehen, würde dem Sprach gebrauche nach rich ·
Ager in der vierteu Endung fieben fünnen, wenn es nur gebränche
lich wäre,
3, Figüelfth, der Zeit nach, wie vorbey, gleichfalls nur in der
edlen Schreibart, von einer verfloſſenen Zeit, noch inebr aber
Bon einer zu Ende gegangenen, oder doch aus unferm Empfiu⸗
dungstreife gewichenen Wirkung oder Handlung. Das Fahr,
die Woche, die Stunde, iff nun vorüber. Bis dag das Unglück
vorüber gebe, Pf. 57, 2. ‚Verbivge dich einen kleinen Augen⸗
blid, bis der Jorn vorüber gebe, Ef. 26,20, Die Schmerzen
find noch nicht vorüber. Iſt der Zufall vorüber.
Anm. Die älteſten Deutſchen Schriftfteller gebrauchen für
dieſes Nebenwort entweder furi allein, furifaren. Ottfried
vorüber gehen, oder uvre allein, wie Wilferam. über wird noch
” imgemeinen Leben einiger Gegenden, befonders Nieder deut ſch⸗
landes, für vorüber gebraucht.
Ja wär’ der Thränen erſter Ausbruch über, Schleg.
Die Vorübung/ S. vorüben.
Das Dorurtheil, des —es/ plur. die ⸗e e ein fr Ücibeif, eine
Deinung, welche man ohne gehörige Unterfuchung für wahr
bält, ein vorgefaßtes Urtbeil, welches man überein Ding fället,
ebe man es gehörig unter ſucht hat, und im weitern Berftande,
eine jede, ohne gehörige Prüfung angenommene Mteinung. vor⸗
urtheile hegen. Ein vorurtheil ablegen. Step von allen
vorurtheilen losmachen. Herrfihende vVorurtheile, uuer⸗
wieſene Säge, welche ung dergeſtalt zur Gewohnheit geworden,
daß wir auch ohue unſer Wiffen nach denfelben urtheilen. Es
iſt ohne Zweifel nach dem Muſter des Latein, Praejudicium
gebildet.
Des Vorvieh, des —es, plur, car. in der Landwirthſchaft und
denjenigen Schäfereyen, wo-die Schäfer nicht auf der Anmenge
fliehen, diejenigen Schafe, welche dent Schäfer und deſſen Leuten
von der. Hevrfchaft frey gehalten werden,
Die Vorwache, plur. die —n, die vorderſte oder äußeefe Wade
eines Haufens Soldaten, wofür doch Vorpoſten üblicher iſt.
Das Vorwachs, des —es, plur. car. dasjenige klebrige *
womit die Bienen alle Offnungen des Stockes zu verftopfen, und
die Wände zu überziebem pflegen; Kitt, Propolis.
Vorwmägen,verb.reg. act. und Dorwiegen,verb. irreg. act.
(S.Wiegen.) Einem etwas vorwägen, im gemeinen Leben vor—
" wiegen, vs in deffen Gegenwart wägen, fo wohl, ibn von dem Ge,
wichte zu überzeugen, als auch, damit er nachwäzen lerne,
Dorwalten,verb, reg. neutr. mis dem Hülfsworte Haben, durch
überlegeae Kraft fid) vorzüglich äußern, vorzüglich von andern
- Abnfichen Dingen empfunden werden z ein befonders im Ober—
deutfihen übliches Wort, wo es gemeiniglich fürwalten lautet.
Daß ders Nugen hierunter vorwalte. Den Glimpf, die Gna=
de vorwalten laſſen. Es waltet Fein Zweifelvor, Das vor:
waltende zinderniß. Da es denn auch wohl von Hochdeutſchen
Schriftſtellern nach geahmet wird. Der Ligennug walter bey
ibm beſonders vor, flicht ben ihm vor, hat bey ihm die Oberhand.
Es walternoc ein anderer Grund vor, warum u. f.f.
Die Vorwand, plur, die —wände, von vor und Wand, die
vordere Wand, die Dorderwand, zum Unterſchiede von dee
Sinterwand, Sonennen einige die Außere Sitte eines Bebäus-
des, rang. die Fagade, die Vorwand, Im Hüttenb aue iſt eg:
diem and vorn an drui Scmeizofen iber * ER wovon man
bafelbfi.auh das Zeitwort vorwänden bat, eine wandelbarger
wordene Vorwand ausbeſſern oder new aufführen. Im Forftwer
fen wird jo wohl die. Holzung voru au den Bergen, als auch der ı
. Rand vou Gebölz, welchen man vor einem Öcheirfichen läſſet,
- die Dorwand genannt.
wand in der Fägerey der erfle Gang oder bie — Wand eines
‚Klebegarnes,
Dex Vorwand, des —es, plur. die wände, von Sm Zeiworte
vorwenden, dasjenige, was vorgewendet Wird, eine erdichtere,
7 ungegrümdete, oder doch verdãchtige Ur ſache. Unter dem vor⸗
wande der Selbſtbeſch iczung zu den Waffen greifen. Die Res
ligion muß oft zum Dorwande deg. Müßigganges dienen, *
manden allen Vorwand benehmen.
Vorwarten, verb. reg. neutr. nit haben, @inem vorwarten,
im den Rechien, auf dem Wege aufihn lanern, in der Abſichi, Bu.
de an ihm zu üben, S. Wegelagerung.
Vorwarts, ein Nebenwort des Diss, die Richtung — —
gung nach vorn, oder dem Vorderiheile zu, su bezeichnen ; im Ge⸗
= genfage des hinterwärts und rückwaͤrts. Vorwärts geben,
laufen, Wir Fommen feinen Schritt vorwärts. Zıwas
vorwärts biegen. Sich vorwärts Heigen. Zuweiten, vbsleich
ſeltener, and) von den Stande der Rube für vorn. Den Seind
vorwarts angreifen, von born,
dir. bin, 5 :
Vorwaͤſchen/ verb, reg.act.
. Gegenwart wafchen, damit cr es fehe, oder wafcpen lerne. Fir
guürlich iR einem vorwaſchen, ihm vorplaudern, fm verächtliepene _
Verſtande. Was furein Gemiſch von Heucheley und ——
waſchen fie. mir da vor?
Door ’g, ein Hebenwort, fo wohl des Ortes, alsder Zeit, vor —
ne audern weg. Es iſt im gemeinen Leben und der vertraulichen
Spredart am üͤdlichſten. vorweg geben, voraus. Ich babe
ihn nur vorweg geſchickt, und komme bald nach, ‚voraus, Lei,
Etwas vorweg Paufen, es audern vorfqufen. Den Lohn vor⸗
- wegnehmen, ibn vor der gehörigen Zeit nehmen, ſich voraus bes
zahlen laſſen. Er bat ſchon alles vorweg, hat es voraus belom⸗· *
nien. Es iſt von vor und weg zufammen geſetzt. ER
Porweinen, verb,reg. act, et neutr. mit haben. Einem vor⸗
weinen, in defjen Gegenwart weinen, ihn dadurch zu rühren, Mr,
vorweiſen verb. irreg. act. 18: Weifen,) hervor weiſen. rs
4
was vorweiſen, es andern werfen ‚ es aufiweifen., Zinen
Schuldſchein vorweiſen/ vorzeigen‘, anfweifen, Brief und
Siegel von jemanden vorzuweifen haben. Ka die.
’ orweifung.
Die Vorwilt, plur, inuf. die Weltvor uns, d. i die Menfiben,
welche lauge vor mus gelcht haben. Dauon die Dorwelt Mike
weder noch geheret, Opitz.
Vorminden, verb.reg. etirreg, act. (8. Wenden,) welches
aut im figürlichen Berft ande zebrancht wird, zur Ur ſache, zum
Bewegungsgrunde anführen, wo es alle Mahl den Aebenbegtiff
einer, entweder erdicht⸗ en oder verdachtigen, oder doch nicht hin⸗
läanglichen Urſache bey ih führet, (Siebe auch Vorgeben und
vorfwugen) Line Unpäßlicpkeit vorwenden, zur Enlſchuldi⸗
gung anführen. Er wandte vor, die Zeit ſey dazu zu kurz ge⸗
wieſen. Der machte ſich bald auf, und wendete vor, er müßte
"Renten einnehmen, 2 Macc. 3,8,
Siehe auch Vorwand.
Anm. Es liegt hier eben die F Figur zum Grunde wie in —
ſchützen, daher es irrig iſt, wenn einige es nach Dberdeurfger
Sitte fürwenden geſchrieben und geſptochen wiſſen FEDER
ı De
In einem andern Verſtande iſt die Vorz
Es liegt vorwärts, vor -
£inem vorwafchen, in defieu £
v0
Daher die vorwendung. m
doeinen Sudwug fledet, |
Dem Sunde einen Knochen vorwerfen. Den wilden Thieren
vorgeworfen werden. 2. Figürlich. Jemanden etwas vor:
. werfen, es ihm als eine Unvolllommenhe mit Heftigkeit, mit
Uugeitümwieder in das Andenken bringen, wo die damit verbuns
dene undin dem Worte werfen gegründete Heftigkeit es von vor⸗
wütfen und vorhalten unterfiheider Arie ſolchen Worten warf
.. Bor 1314
Der Dorwig in ein Werk, mit dem fich Narren plagen,
er 3 Eanig.
Der Sürwig (Vorwig) und der Geiſt der Liebe
Sahır oftmabls ſchon ins SlügelPleid, Haged.
vorwitz ii es, die Rathſchlüſſe Gottes ergründen zu wollen,
5 nm. Schon bey dem Ditfried kommt firuwizzi für voriwite
sig, nimis Curiolus, vor; bey der Winsbedinu lautet dag
Hauptwort Furwitz, und im Doerdeutfchen noch jetzt Sürwig,
Schwed. und Jsländ. Forvita, Angelf, Fyrewitneile. &s
fie ihm fein Blend vor, Tob. 2, 29. Wenn mans ihm vorwirft, bedeutet odne Zweifel zunächſt das Verlangen, etwas vorher sw
fo thut esihm in verzen web, Sir, 25,24, Jemanden die ge:
noſſenen Wohlthaten, feine Ungefaltheit, feine Armuth, fein?
Sinfalt, ein begangenes verbrechen u. [. f. vorwerfen. Daher
das vorwerfen. ©. auch Vorwurf. ;
2 Das Vorwerk, des —es, plur. die —e, ein von einem Landgute
welches als ein eigenes Werk, oder u Auftalt betrachtet
wird, © Lin Meierhof. Kin vorwerk beſtehet gemeiniglich aus
einigen von einem Hauptgufe abgefonderten und mit den dazu nös
thigen wirthſchaftlichen Gebäuden verfehenen Läudereyen. Gs
führet den Rahmen ohne Zweifel daher, weil es ſich gemeiniglich
vor dem Hauptgute befindet -ob es gleich im Oberdeutſchen
Suhrwerk lautet, und daher manche zu einer irrigen Ableitung
veranlaffer hat, als wenn das vorwerk eine Auſt alt wäre, wohin
dasZuhrewefen von dem Hauprgute verleget wordeu,iwelches zwar
im einigen, aber vielleicht nur in wenigen Fällen zuseifft. In
Baiern heißt ein Vorwerk ein Schwaig. !
Der Dorwefer, des—s, plur.ut nom. fing. Fämin. die Vor:
weſerinn, eine Perfon, weiche vor uns in einem Anke, oder in
einen gewiffen Berhäftniffe gewefen if, wofür doch iin Hochdruts
ſchen vorfahr gewöhnlicher iſt. R
- Dorwiegen, verb.irreg. GS. Wiegen.) 1. Als ein Yerivum,
(S.Vorwägen.) 2. Als ein Neutrum mithaben, andere Dinge
an Gewicht übertreffen, eine Bedeutuug, welche nur jelten vor«
kommt, j ——
vorwimmern, verb. reg,act. etneutr. in jemandes Gegen,
wart wimmern, damit er esböre. Ich ermangelte auch nicht,
die kleinen Seufzerlein meiner Schweſter vorzuwimmern,
£ Weiße. ; > :
7 Der Vorwind, des—es, plur.die —e, inder Schifffahrt, ein
J Wind, welcher den Schiff: gerade im Rüden kommt, der mit
gerade vor demfelben befindet; dev Kückenwind.
winfeln, damit er es Höre. Du fſollſt nichts dabey thun, als
meiner Schweſter deine Liebe vorwinfeln, Weige.
Das vorwiſſen, des —s, plür. car, der Inſinitiv des veraltes
ten Zeitwortes vorwilfen, vorher wiflen, als ein Hauptwort ges
braucht, der Suftand, da man Keuntnitß oder Biiffenfchaft von
einer Sache hat, ehe fie gethan oder vollzogen wird; zumeilen
auch der vorbewußt. Es it mit meinem vor wiſſen gefihe:
ben, ich habe vorher darum gewußt. Etwas ohnejemandes
s ‚Borwiffen tbun.
Der Vorwig, des —es, plur, car: ein voefchneller, voreiliger
> Wie, iu der weiteren Bedeutung diefes Wortes, d. i. die nuges
ordnete Neigung, ung ſchͤdliche oder doch unnöchlge Dinge zu
wiffen und zu erfahren, bloß, um fie zu wiffen und zu erfahren,
inen Mann zu nehmen habe ich gewilliger, in deiner Surcht,
und nicht aus Vorwig, Tob. 3,19. Was deines Amts nicht
il, dalaß deinen Vorwig, Sir. 3, 24:
Adel. W. 3, 4, Th, 2. Huf,
— ae
— ®
TERN F
er
*
— u
9 adgefondertes und vornehinlih zur Viehzucht beſt umies Stüd, .
dem Curs des Schiffes einerley Sırich hat, fo daß fig das Schiff -
Vorwinfeln, verb, reg.act, etneutr. in. jemandes Gegenwart
‚ das bedeutet nichts Gutes.
Dorzeichnen, verb. reg. act. 1, In jemandes Gegenwart, oder
wiffen, und ineügerer Bedeutung, das voreilige Verlangen, ſchad⸗
liche oder doch unnöthige Dinge vor der Zeit zu wien, daher fich
die Schreibart Fürwitz mit nichts entſchuldigen laßt. S. au
Wiß begierde und Neugier.
vorwitzig, —er, —ſte, adj.etadv, Vorwitz habend, ãußernd,
und darin gegründet. vorwitzig ſeyn. Ein vorwitziger Menſch.
Eine vorwigige Srage. Daher die vorwigigkeit, der Juſtand
oder die Fertigkeit, da ein Ding vorwitzig iſt, wofür doch vorwitz
gewöhnlicher iſt.
Das Vorwort, des —es, plur die —woͤrter. 1.Fürfprache, Fürs
bitte, ohne Plural; eine nur im Riederdeusfchen übliche Bebeu⸗
sung, wofür Juvwore richtiger ift, (S. das ſelbe.) 2, Ben den
neuern Sprachlehrern werden die Präpofttiones im Deutfchen
Dorwörter genannt, weil fie dev Regel nach vor ihren Neunwör⸗
tern ſteben, deren Verhältniſſe fe ausdrucken. ;
Der Vorwurf, des —rs, plur. die —würfe, von dem Zeitworte
vorwerfen. 1, In der Aügerey wird die Lockſpeiſe, das Aas,
weiches man den Raubthieren leget, um fie dauu zu fangen,
der Vorwurf genanut, ſonſt auch die Luderung. 2. Eine mit
Heftigkeit oder Bitterkeit verbundene Erinnerungan ein beganges
nes. Dergeben, oder an eine Unvollfommenbeit. All— diefe
Vorwürfe treffen mich nicht. Machen fie mie noch fo. viele
Vorwürfe, Oel, Jemanden einen Vorwurfüber etwas ma—
en. Da es deun noch häufiger in weiterer Bedeutung gebraucht
wird, fo wohl die Erinnerung anein begangenes Vergeben, als
auch das damit verbundene nachtbeilige Urtheil anderer zu bes
grichnen, fo daß ſich der mit dem Zeitwors® vorwerfen verbundes
ne Begriff der Heftigfeit verliere. Ich habe mir deßwegen kei⸗
ne Vorwürfe zu machen, darf mic) Feines daben begangenen
Verbiechens beſchuldigen. Ich quale mich unaufhorlich mit
den nagenden Vorwürfen, dich unglücklich gemacht zu haben,
Duſch. Das gereicht dir zum Dorwurf, zum nachrbeiligen Ur⸗
theile anderer über deine fittliche Befchaffenbeit. 3, Bey einigen
Neuern it diefes Wort fo viel, als Gegenftand, dasjenige zu bes
scichnen, wovon man fpricht oder ſprechen will, oder iberhaupt,
womit man ſich beſchãftiget, da eg deun eine bloß buchſtãbliche
Überſetzung des Latein. Objectum, auch um der Zweydeutigkeit
dieſes Wortes Willen unſchicklich iſt, und daher von wenigen
mehr gebraucht wird.
Vorzaͤhlen, verb.reg.act. in jemandes Gegenwart zäblen, fo-
wohl, damit er von der Zahl überzeugt werde, als auch zuweilen,
damiter nachzäblen lerne, Einem erwas vorzäblen. Daher
die vorzaͤhlung.
Das Vorzeichen, des —s, plur. ut nom. fing. ein Zeichen eis
nerfünftigen Sache; Omen. Das iſt kein gutes Dorzeichen,
doch in Nücdficht auf ihn zeichnen, fo wohl, ihm einen Begriff von
der Geflalt eines Diuges beybringen, als audy, damit er nache
zeichnen lerne. Einem etwas vorzeihnen. 2. Vorläufig zur
folgenden Bearbeitung zeichnet. Go zeichnen die Sclöffer ein
Loch vor, wenn fie da, wo fir ein Loch in erwas ſchlagen wol
DEE we In,
Bor N a
BET 2
‚Sen, einen Hieb oder Einfenict maden; welches auch —
"genannt wird.
vorzeigen, verb. reg. act. bervor zeigen, durch Zeigen andern
ſichtbar machen. Einen Briefvorzeigen, fo wohl, damit ihn ein
anderer fehe, als aud, i in engererBedeutung, zum Beweiſe einer
Sehe; auch vorweifen. Daher der YVorzeiger, Fünin. die
DVorzeigerinn; befonders eine Perfon, welche einen Brief, oder
ein fehriftlihesZengnig vorzugeigen bat. Vorzeiger diefes, nähe.
Lich Briefes oder Scheines,
Porzeiten, richtiger por Zeiten, S. Zeit,
Vorziehen, verb. irreg. ‚act, (S. Ziehen.) 1. Hervor ziehen,
ingleichen vorwärts ziehen, Etwas unter- dem Bette vorzie—
ben. 2. Vor etwas ziehen. Den Vorhang vorziehen, den Vor⸗
bang vor eine Sache ziehen, Einen Graben, einen Zaun vorzies
ben, vor etwas ziehen oder machen. 3. Mit der drirten Enduirg
des Dinges, worauf fid) das vor beziehet böher ſchätzen, alsein
anderes Ding, fo wohl dem Urtheile, als auch der thätigen Erweis
fung diefeg Urtheiles nach. Ich ziehe ihn feinem Bruder weit vor,
Er wird allen vorgesogen. Das allgemeine Beſte feinem eigenen
Dutzen vorziehen. Man 30g fein Urtheil dem meinigen
weit vor. Es ik gewiß, daß er ihnen Cottchen weit vorzies
bet, Gellert. S. vorzug.
Vor
dern habend, den Vorzug verdieuend.
ir
u
Vorzug —— — @) Autere Umflönde der Würde,
des Hanges, des Anfehens u. ſa f. heißen Vorzüge, -fo fern fie
Beweiſe des Borzuges find, welchen einHöherer ung gegeben hat. -
(2) Eine jede Eigenfaft, fo fern fie uns in der Achtung. anderer w
andern vorziehet. Kußere Vorzüge, dergleichen Schönheit, Reich⸗
thum, einnehmendes Betragen u.f.f. find. Innere Vorzüge,
alle ſchätzbare Fähigkeiten des Geiftes und Herzens, fo fern ſie ſich
. ben einem Dinge in einem merklichern Grade, als bey andern, bes
“befinden. Viele Vorzüge haben, Ich babe fonft Feinen Dors
zug, als meine Unfchuld, Gel, Kin Gut hat viele Vorzüge,
wenn es mehr Vortbeile hat, algandere, -
Anm. Der Vorzug, fir Dortruppen, oder wie men anch ehe ·
dem fagte, vortrab, iſt im Hochdeutſchen veraltet, Im Yozuge
warendieSchügen,;, ı Macc.9, 4.
rzuglich —er, fie, adj. et adv. 1. Als ein Rebenwort
allein mit Ertheilung des Vorznges, mehr als andere. Ich Tiebe
diefen Menſchen vorzüglich. Am häufigſten im weitern Ver⸗
flande, für vornehmlich, befonders. Ich liebe ihn vorzüglich“
darum, weilm.f.f. 2. Als ein Beywort, einen Vorzug vor ana
Vorzugliche Eigenſchaf⸗
ten befigen. Eine vorzügliche Gelehrfamkeit. Daher die
Dorsüglicpkeit, der Zuftand, daein Ding andern ONAEIBEER IE
werden verdienek,
Das Vorzimmer, des—s, plur. ut nom. fing. ein Simmer
“worden Hauptzimmern; das ——— S. diefes Wort, im
Franz Anti-chambre. -
Der Dorzug, des—es, plur, Sie züge,von dem Zeittworte vor⸗
sieben im deffen Tegter Bedeutung. a. Der Zuſtand, da man
mitdem Hülfsworte haben, von
timme zu etwas geben, votieren
votieren, verb, reg. neut
dem Lat. Votum, feine
laſſen.
vulkan, genit.—s, plur. dte—e, in der Mythologie * ——
andern Dingen vorgezogen wird, oder vorgezogen zu werden ver⸗
dienet; ohne Plural. Den vorzug haben, andern vorgezogen
werden. Ich gebe ihm den Vorzug, ſo wohl dem Urtheile, als
deſſen thätigen Erweiſung nach. Er hat bey mir den Vorzug vor
allen andern. - 2. Eine Eigenfchaft, um deren willen wir den
te&ott des Feuers und der Schmiede. Sehr unſchick ich iſt es, wen
einige einen Feuer fpependen Berg, nach dem Vorgange den, Fran⸗
zoſen, einen vulk an nennen wollen. Barum nicht liebergeuerberg,
wenn der gewöhnliche Deutſche Ausdruck zu lang —— Das
Wort — wenigfens Analogie genug.
Li
N N
*
- folgt.
*
der drey und zwanzigſte Buchftab des Deutſchen
Alphabets, und der achtzehnte unter den Eonfos
nanten oder Hauptlanten, welcher zu den Blafe,
i ’ lauten gehöret, und zwar ber weichfte and fanftes
zoſen, Italiäner und Ungarn dem v beylegen. Im Deutfchen kann
derfelbe um diefes weichen Lantes Willen nur vor einemBocale fte⸗
ben, weben, weg, ewig, Löwe. Alein im Riederdentfihen-fin«
det man ihn Auch vor einem r, wräden, rächen, wringen, rin⸗
gen, wriben, reiben u, f. f. welgem Beyfpiele denn auch die
Englifhe Sprache, als eine Tochter der Miederdeutfihen,
In allen diefen Fällen, wo dag w vor einem v ſtehet,
iſt es ein müßiger Vorſatz, welcher bey Aufſuchung der Wurzel
nicht in Betrachtung fommt, Ja den wenigen Fällen, wa die
Hochdeutſche Mundart dieſen Hauch ja behalten Hat, da bat fie
ihn in das fund b verwandelt? wrefeln, freveln, Wrack, Aus⸗
b ſchuß Bra. r
Daß das w aber auch in andern Fällen nicht wefentlich zur
Wurzel gehöret, fondern alleufalls eine bloße Verſt ãrkung des Los
nes iſt, echellet aus.fo vielen Wörtern in den verwandten Spras
chen, die diefen Laut nicht haben ; wie bem Schwed,, Därr. und.
Ysländ, ord, Deutfh Wore, dem Island. und Schwed, au-
dra, wandern, dem Schwediſchen ila, weilen, dein Gorbifchen
aurt, Schwed. ört, Wurz, dem Schwed. önska, wünſchen,
und andere mehr, ö
Man fliege indeffen daraus nicht, daß das w überall Bloß zu»
fällig fey, und bey Auffuchung der Wurzel eines Wortes ale:
mahl mweggeworfen werden könne. In den meiften Fällen iſt es
wefentlich, und bezeichnet eine eigene fehr merfliche Onomatopöie,
wie in weben, wegen, wiehein, wanken u. f. f. Iſt biefe
Dacomatopsie in hundert andern Fällen nicht mehr merklich, fo
rühret ſolches daher, weil die mehrmahls übergetragenen Bedeu⸗
tungen die erſte eigentliche verdunfelt und in Vergeffenheit ge⸗
bracht Haben, ; ö
Bey den alten Deutfhen hatte die ſer Buchſt ab einen Laut, wel⸗
cher aus u und v zuſammen gefegt war, wie ſich theils aus Ott⸗
frieds Stelle in der Vorrede zu feinen Evangelien vermithen
lãßt: nam interdumtria zuu, ut puto, quaeritinlono,
prioresduo canfonanates, ut mihi videtur, tertiim vo-
califono manente;; theild aus der ehemabligen Art Frawe,
ſchawen u. ſ. f. zu ſchreiben, welche letztern ohne Zweifel wie
Zrauwe, ſchauwen geforohen wurden, An den ſpätern Zeis
ten, als Sitten und Ausſprache, beſonders in der Hochdeutſchen
Mundart, ſich verfeinerten, Tieß man unter mehrern andern R:-
benfauten in den jegt gedachten Fällen auch das w weg, und fchrieb
und ſprach ſtatt des rauhen uv ein bloßes u. Mur in dem Ew.
der abſtracten Ehrenwörfer , für Euer, hat fich diefe alte Schreib⸗
ertustberhalten.. : ——
Zu dieſen in den fpätern Zeiten ausgemuſterten müß gen Mes
benlauten gehöret auch das h vor dem w, welches zu Anfange eis
nes Wortes in den älteflen Mundacten fo oft vorfommt; hwil,
> f
-
e unter denfelben äft, daher er eben denfant hat, weichen die Fran⸗
Die Warte, 6. Wage.
Die Waarte, plur. doch
Bab
elle, hwelcher, welcher; befonders in der Aingefächfifben,
woraus nadmahls das wh der heutigen Englifhen Sprache ge⸗
worden iſt.
Einige gemeine Mundarten pflegen ſtatt des w gern ein m zu
fprechen: mir für wir, Mörfing für Wirfing.
2 nur von mehreen Arten, die—n, eine
jede bewegliche lebloſe Sache, fo ferir fie ein Gegenſtand des Han
dels iſt, d. i, verfauft und gekauft wird, Am häufigſten gebraucht
man es von ſolchen Gegenftänden, welche durch die Kunſt bervor
gebracht find, Hölserne Waare, Eifenwaare, baumwailene,
feidene Waren. Aber auch oft von bloßen Eczenguiſſen. Giüune
W aare, Sartenzewähfe, als ein Gegenſtand des Haudels. Ir
Wertohalen beißen alle Erzeugniffe. des Bodens Waare, daher
man daſelbſtẽedwaare undgolswaare hat. Sorihw. Jeder Kra-
mer lobt feine Wrave; gute Waare rühme fich ſelbſt; gute
" Worte verfaufen bofe Waare. ;
Arrr. Im Niederdeutſchen und Englifchen gleichfalle Ware,
im Schwediſchen und Isländiſchen wara, Die Abſtammung und
erſte Bedentung diefes vermuthlich fehr alten Wortes läffer ich
nur erratheu. In Isländifchen iſt noch dasVerbum werja, vers
kaufen, üblich. Das doppelte a iſt nicht fo wohl ein Zeichen der
Dedaung, welches Hier überflüffig ſcheinen könnte, weil der fols
gende einfahe Couforant dieſelbe ſchon binlänglich begeich ner,
undda, wo fie noch befonders angedeutet werden foll, das b eine
geführet iſt; fonderu vielmehr ein bloßes Hitfsmittel, diefem
Worte, als dem Ausdrucke eines vollländigen fehr beſtimmten
Begriffes , ein wenig mehr Köcper zu geben, welches befonderg
zu der Zeit nöthig jcheinen fonnte, dadase am Ende nur ſel⸗
..teit mit ausgedrudt wurde; die Wave für das ehemahlige '
die War, est, da das&nde ce allgemein üblih if, und
den Worte fehon förperlichen Umfang genug gidt, könnte man
es hier freyli eben fo gut entbehren, als in Wage, und ander
ren Ähnlichen. $
Das Wanrenlager, des—s, plur. die — länger, ein Vorrath
von Waaren zum Fünftigen Berfaufe , und der Det, wo derfelbe
verwahret wird, auch nurdas Lager ſchlechthin.
Die Wabe, plur. die—n, eit nur in einigen Gegenden befann,
tes Wort, eine Wachsſcheibe aus einem Sienenſtocke zu bezeichnen,
welche im Hochbeutfehen das Gewirk, in audern Gegenden
aber das Rooß, das Wefel, die Tafel, der Kuchen heißt, Die
gonigwabe, eine ſolche Sheide mit Honig.
Anm. Dabe, ſchon bey dem Notfer Vuaba, in manchen Bes
genden Weſel, iſt augenfiheinlich mit dein Lateinifihen kayus ver»
wandt, ohne daß e3 eben davon abſtammen dürfte, indem die Bie⸗
nenzucht, und folglich anch die ihr angemeſſene Sprade, ih den
nördlichen Gegenden gewiß fo aftift, als in den üdlichen. Das
Stammwort von benden iſt ohne Ziveifelin denn Verbo weben zu
ſuchen, fo fern es ehedem wirten, arbeiten überhaupt, bedeutete,
Es wird ſolches fo wohl durch den gleichhedeutenden Hochdeutſchen
Ausdrud das Gewirk, als auch durch das provinzielle Wefel, bes
Oooo a
ſtaliget,
>
>
1319 - 0
frätiget, welches ſo wohl das Gewebe, ingleichen den Einſchlag
“eines Gewebes, als auch eine Wachsſcheibe aus einem Bienen⸗
ode, bezeichnet,
Waͤch, adj. etadv. im Stande des Wahens, wachend, nicht
ſchiafend. Es ift als ein Adverbium am gewöhnlichften. Wach
feyn, wachen. Wach werden, erwachen. ;
Siebt mic die Mitternacht bey meinem Sehrohr wach,
So ahm' ich hochſ vergnugt berühmten Männern. nad,
* Haged.
Ju der dichteriſchen Schreibart auch wohl als ein Adjectiv, wel⸗
ches aber Feiner Eomparation fähig iſt: -
Dort, wo Cytherens waches Rind
Den Schlaf vom Berte ſcheuchet, Mufen » Alan,
Was auch bey (in) wachen Stunden
Kin Deutfcher, ja fo gar ein Domherr ausgefunden,
Haged. —
Anm. Im Niederdeutſchen gleichfalls wach, wo es über dieß
noch ſo wohl wachſam, als auch lebhaft, aufgebracht, bedeutet.
Es iſt das Stammwort einer zahlreichen Familie von Wörtern,
wozu, außer den folgenden, befonders wacker geböret, welches die
intenfive Form davonift, fo wie wach wieder eine Art eines In⸗
tenfipi von weg in wegen, bewegen, zu fepn feheinet, ſo daß der
Begriff der Bewegung in allen diefen Wörtern der herrſchende
if. ©, Wachen.
Die Wärhe, plur.die—n. 1. Der Zuſtand, da man wacht, dech
nur im figürlichen Berſtande, der Zuſtand, da man für die Sir ı
berheit anderer wachet; ohne Plural. Es wird in diefer Ber
deutung nur mit gewiſſen Verbis gebraucht, welche fich nicht mit
andern vertaufchen laſſen. Wache halten. Ein alter Haus:
bahn biele auf einer Scheuer Wache, Haged. Die Wade
haben, auf der Wache feyn. Wache fieben, elliptifch, für
auf.der Wache ſtehen, d. i. lebend Wache halten, Am häus
" figften wird esim Krieaswefen gebraucht, da ſich denn oft auch
der Begriff des Drtes mit einmifchet, obgleich die abfiracte Ber
deutung die herrſchende iſt. Auf die Wache ziehen, von der
Wache kommen. 2. Derfenen, welche auf folde Art Wache
Halten, als ein Eolectivum, auch wenn nur eine einzelne Perfon
gemeint iſt; am häufigſten im Kriegswefen, Die Warhe ab: .
Iofen; fie mag aus einer’ oder aus mehrern Perſonen befteben,
Wachen ausftellen, Jemanden die Wache geben‘, ibn wer
gen eines Vergehens von Soldaten bewachen laffen. Daher die
Sufammenfesungen, Schüdwache, Leibwache, Thorwache,
Brandwace, Seldwache, Scharwache uff. 3. Der Drt,
wo Soldatenwache gehalten wird, und das. für felbige be-
ſtimm;e Gebãude. Auf die Wache, in die Wachegehen. Auf
der Wache fpeifen, So aud die Thorwache, 8auptwache
u. ſ. f.
Anm. Es iſt vermittelſt des abſt racten e von dem vorigen
Adverbio wach, oder auch von dem folgenden Verbo wachen,
abgeleitet. Ebedem war dafür mit einer andern abftracten Ab-
leitungsfolbe Wacht üblich, ſchon bey dem Kero Wachtu, wels
es noch im Niederdeutichen und einigen gemeinen Mundar-
ten gangbar iff, auch zumeilen noch in einigen Zufammenjeguns
gen, 3.8. Wachtmeifter, vorkommt, ob fie gleich richtigen ohne t
gebraucht werden, Um diefes alten Wacht Willen, welches un,
ftreitig zu dem noch im Niederdeutfhen üblichen wachten, war-
tem, geböret, wird es wahrſcheinlich, daß in unſerm Wache die _
Bedeutungen zweyer verfchiedener Verborum zuſammen geflof-
fen find, des Niederdeutſchen wachten, warten, und dee Hoch.
dentfchen wachen, Es wird diefes auch dadurch beſtätiget, daß
r
5*
—
a - - 1320:
die Niederdeutſchen außer ihrem Wacht noch das Wort Ware bar |
ben, die Wache zu bezeichnen, welches von warfen, wachen, abs
flomme. ——
Waͤcheln, verb. reg. welches nur in einigen Gegenden üblich iſt
fo wohl als ein Activum, die Luft gelinde bewegen, fo wie das as
be verwandte facheln. Sich wächeln, d.i. fächeen, fid durch
gelinde Bewegung drr Luft abkühlen, Als auch als ein Neu⸗
trum, in eine folche gelinde Bewegung verſetzt ſeyn. So ſagt
man in manchen Gegenden: die Stube wächelt vor Sige, wenn
div Luft in derfelden vor Wärme gleichfam in eine gelinde Bewer
gung-geräth. er \
Anm. Esift die intenfive und zuglsich_verfleinernde Form
von wehen, wegen in bewegen, und gehöret folglich mit facheln
zu einem zahlreichen Geſchlechte von Wörtern, worin die Bewe—
gung der Hauptbegriff iſt, (fe. Wehen.) In Steiermark iſt für.
weben wacheln üblich.
Wachen, verb. reg. neutr, welches das Hülfswort baben be⸗
kommt. Es bedeutet 1, eigentlich, ſich in demjenigen Zuſtande des
Bewußtſeyns befinden, welcher dem Schlafen und Träumen ent ,
gegen geſetzt ift, d. i. fich in dem Zuſtande zufammen bängender
klarer und deutlicher Vorſtellungen befinden. Wachen und
nicht Schlafen. Beſonders zu der zum Schlafen beftimmsen Seit,
Bey jemanden wachen. Da rs denn auch häufig den Accufativ
der Zeitbefommt, ohne um deßwillen zu einem Activo zu werden,
" Eine Stunde, die ganze Nacht wachen. ' 2. Figürlich, ununter⸗
brochene Sorge für eiwas tragen. Sur das Beſte des Lan:
des, für feine Ehre wagen. Die über alles wachende
vorfehung. So aud das Waren, befenders in der erſten
eigentlichen Bedeutung. —
Anm. Im Ottfried, Satian u. f. f. uuachen, im Niederdeut ⸗
ſchen waren, im Engliſchen fo wobhl to wake, alsto watch,
\
[4
=
imSchwed,vaka, Es iſt fehr wahrſcheinlich, daß diefes Verbum
eine Art eines Intenfivi don wegen in bewegen ift, indem der
Ständ des Wachens doch ein Stand des Bewegung, der Stand,
des Schlafens aber ein Stand der Ruhe if. Bey dem Ottfried
fommen noch zwey von wachen abgeleitete Berba vor, wachern
„und wachten, welche gleichfaßs für wachen gebraucht wurden,
und Intenfiva und Rebduplicativa davon find, Unjer wader
und das Niederdeutſche wachten, Wache halten, find noch dar
von übrig. Auch das Lateiniſche vigilare ift nichts anders,
als ein vermittelft der iterefiven Endung el,il, von der alten .
Wurzelſylbe wach, weg, abgeleitetes Wort. Das Factitivum
von wachen iſt weden.. (©. dasfelbe.) Im Oberdeutſchen
wird auch wachen factitive gebraucht; wenigſtens gebraudt
Opitz erwachen und aufwachen active für erwecken und auf:
wecken. EI
Das Waͤchfeuer, des —s, plur.ut nom. fing. ein Feuer, welr -
es auf der Wache fiehende Perſonen anzüuden, ſich daben zu
wärmen, s
Das Wadıgeld, des —rs, plur. doch nur von mehren Sums
men, die —er. 1, Gold, welches mandem bezahlet, der die Nacht ,
ben jemanden wachet. 2. Geld, welches jemand demjenigen bes
zahlet, der die Wache für ibn verrichtet; da es denn in manden
- Städten eine Abgabe iff, weiche die Bürger zur Unterhaltung der
Lohnwächter oder Stadtfoldaten geben,
Wachbabend, adj. eigentlic das Vartteipium von der R. A die
Wache haben, eine nur’im gemeinen Leben übliche Sufammnten»
ziehung. Der wachhabende Officier, wilder bie Wache hat,
auf der Wache ift. ;
Dee Wächbaue; des —es, plur. die —häufer, ein Haus zum
*
Bchuf der Wache, auch nur die Wache ſchlechthin.
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a Are a ad len u ie li ne 2 1, nn
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1521.
2. Der Wächholder, des —s, plur, doch mie don mebrern Arten,
ut nom. fing. der Sahne einer Art Radelholzes, fo gemeiniglich
als ein Strauß, zuweilen auch als ein Baum, wächfet, und ger
u Ü Bad. 15m
"aber auch für fich alein gangbar, Gemeinen ug zu Wachs
und Mehrung, heißt es in dem Spiegel der Rhetorik von
2509, _ —
würzartige Beeren trägt, Juniperus Linn. Daher der Wach⸗ Das Wache, des —es, plur.inuf. außer allenfalls von meh»
holderbaum und der Wachholderſtrauch/ nachdem diefes Ge⸗
wächs den Wachs eines Baumes oder eines Strauches hat, ob»
gleich fir beyde auch nur Wachholder ſchlechthin üblich iſt; die
Wachholderbeere, das Wachholderohl, das Obl der Beeren;
der Wachholderfaft, zu einem Muſe eingekochte Wachholderbeer
ven; der Wachbolderwein und Wachholderbranntwein; die
Wach holderdroſſel, der Krammeisvogel, (©. diefes Wort.)
Das Wahholverharz oder Sandarach, S, diefes Work,
Anm. Der Nahme diefes Gewächſes iſt zufammen gefegt. Die
legte Hälfte Holder ift befannt; es fragt fi nur, warum man
gerade dieſes Gewächs zu den Holdern gerechnet, (S. Holunder,)
indem Holder eigentlich einen hohlen Baum, oder einen Baum
init einer weiten Marfröhre bedeutet, dergleichen fich, fo viel ich
weiß, an dem Wachholder nicht befindet. Die erfie Hälfte ift
» unffeeitig unfen-wach in der ältefien weitern Bedeutung, für
lebhaft, Tebendig, weil diefes Gewächs feine Naseln nie verlieret,
fonderndas ganze Jade hindurch grün bleibt, Daher es unnöthig
iſt mit Friſchen das Wortvon Queckholder abzuleien, welchen
Rahmen diefes Gewädhsin andern Gegenden bat, und eine Ber»
wandlung des q in das w anzunehmen. Wach und qued find ur⸗
ſprünglich gleichbedeutend, folglich auch Wacholder und Queck⸗
.
holder. Dasolder, vollftändiger Soblunder, als eine Zufam- -
menfegung von hohl und dem veralteten Der, Drir, Engl. tree,
ein Baum, männlichen Geſchlechts ift, fo ift es auch der Wach:
holder, obgleich Luther es ı Kön. 19, 4, 5 weiblich gebraucht, die
Wachholder. —
Es iſt merkwürdig, daß diefes Gewächs in den Deutſchen Pro⸗
vinzen fo verſchiedene Nahmen hat, welche ſchwer zu erklären find,
und folglich von ihrem hohen Alterthume zeugen. In der Schweiz
heißt es Reckholder, wo reck, als ein Intenfivun yon regen, mit
wach und queck gleichbedeutend feyn Fann; in Baiern und ans,
dern Dberdeurfchen Gegenden Kronawet, Rrammel, Bram:
metsbaum, (S. diefes Wort;) in Schlefien Jachantel; im Brer
miſchen und Dsnabrüdifhen Wachandel; in dem legtern Lane
be auch Quäkelbuſch, welches mit Queckholder gleichbedeutend
iſt; in Pommern Knirk, vermuthlich von dem Knirren uud Praf-
ſeln, welches div dürren Zweige mit ihren Nadeln im Brennen
- machen ; in Liefland und Preuffen Kaddich, Kattich; in an-⸗
>. dern Öegenden Durenbaum nf. f. - X
Der Wichmeifter, oder nach alter Art Wachtmeifter, des —s,
‘ - plur,ut nom, fing. derjenige, welcher die nächfte Aufficht über
die Laden und Poften bar, wohin der Wachmeiſter ben den
Stadtiwächtern oder Stadtfoldaten gehöret. Bey den Feld⸗Trup⸗
+ pen ift das Wort nur noch bey der Neiterep üblich, wo der Wach:
meißer ein Unter» Offeeier ift, welcher bey dem Fußvolke Sergeant
beißt. Der Oberſtwachmeiſter (bey dem Fußvolfeder Major)
bat die Aufſicht über die Regimeneswachen, ſo wie der General:
Wahmeifter über die Wachen einer Armee oder eines Corps,
rern Arten, die —e, das auf eigene Art barzige oder öhlige We⸗
fen, woraus die Bienen ihr Gewirk bilden, und diefes am Feuer
zerlaffene oder geläuterte Gewirk. Weißes, gelbes Wachs. So
weiß wie Wachs; fo gelb wie Wachs. In Wachs druden.
In Wachs boffiven.- In einigen Fällen au ein. Compofitumt,
worin Wachs dir vornebmfte Beftandtbeilift,wiein Bartwachs,
Schuhwachs, Siegelwachs. Zuweilen auch ein dem Wachke
ähnlicher Körper, wie in Erdwachs.
Anm. Schon im Willeram Vuahs, im Riederdeutfchen
Waß, im Engl.und Schwed.wax, im Sclavon. wolk. Es ift
noch nicht ausgemacht, od diefes Wort Sciavonifchen Urfprungs,
und mit der ganzen Bienenpflege aus den Pohlnifhen und Ruſ⸗
fiſchen Wäldern zu unfern Borfahren gefommen, oder ob es von
weich, oder wachſen, oder aud) einem andern Ähnlichen Stamme
enıfprungen iſt. i
Wachſam, —er, —fe, adj.etadv, welches mehr In der figüc«
lichen als eigentlichen Bedeutung des Wortes wachen üblich iſt;
ununterbrochene Sorge für die Sicherheit anderer tragend, und
darin gegründet. Kin wachfamer Hund. Wahfame,Sol:
daten. - Der Menſch bat an feinem Gefichte den wachſamſten
güther wider die Gefahren des Lebens, Gel. In noch weite
ver Bedeutung, ununterbrochene Auffichtüder und Sorge für er
was an den Tag legend, und darin gegründet, Ein wachfames
Auge auf erwas haben. Aus) die wachfamfien werden be=
trogen.
Die Waͤch ſamkeit, plur. car. der Zuftand, die Tertigfeit, da
man wachſam iſt, in den vorigen Bedeutungen.
Das Wachsband, des —es, plur. die —bander. 1. Arten
von Bändern, womit die Bienen dag Gewirk an den Wänden
und Sprießeln befeſtigen; auch Wachshaken. . 2, Auf den
Wachsbleihen , das gebanderte, da i. zu Bändern gegoffene
Wachs. S. Bändern, ;
Die Wachsbank, plur. die —bänfe, r.Eine Banf,woranf mar
Wachs benrbeiter,n. f.f. 2. In dem Vittiol-Werfe zu Schwar-
zenberg in Sachſen wird der Sagkaften, d. i. das hölzerne Ges
fäß, worin ſich die Kange Erpfiallifiret, die Wachsbank genannt ;
wo aber die erſte Hälfte von dem Verbo wachfen ift, weilhier der
Vitriol gleichfam wächfet. : ;
Die Wachsbeule, plur. die —n, von dem Verbo wachen, Ben⸗
len oder Drüfen, welche Knaben von zwölf Jabren oft an den wei»
chen Schamſeiten befommen, wenn fie ſtark wachen, und wel⸗
he von fich jelbft wieder vergeben ; auch Wachsdrufen,
Der Wachsbaum, des —es, plur. die —bäume, ein Amerika.
nifcher Baum, deffen Beeren eindem Wachfe ähnliches Fett ent- .
halten, woraus man dafelbft Kerzen oder Lichter macht; Myri-
ca cerifera Linn, ©. auch Rerzenbeere.
Das Wachsbild, des —es, plur. die —er, ein aus Wachs boſ⸗
Die Wadjyordnung, plur. die —en, die Ordnung, nach welder firtes Bild.
die Wachen zuc Sicherheit verrichter werden müffen. Die Wacyebirn, plur. sie —en, eine Act wachsgelber und ro»
Die Waͤch parade plur. die —·n, von dem Franz. Parade, ther, ziemlich großer Birnen, mit einem milden, ſchmelzenden
+ bey den Truppen, der feyerliche Aufzugder Wache, ö Sieifche, welche im October reift.
Der Wachpoften, des —s, plur, ut nom. fing. eben dafeldfl, Das Wacheblett, des —es, plur. die —blätter, in der Bir
ein Poften, welcher zur Wache an einen Det geftellet wird, nenzucht,die ledigen Scheiben in einem Bienenſtocke.
Der Wache, des— es, plur.car. das jegt für ſich allein veral- Die Wachsbleiche, plur, die —n, eine Auftalt, wo man das
tete Subftantivum von dem Verbo wachen, wofür jegt Wachs: Wachs an der Luft und Sonne bleicht, und der Drt, wo ſolches
thbumüblichift. Es kommt nur ned in Miß wachs und in einer geſchiehet. Daher der Wachsbleicher, der diefes,Bleichen vers
andern conereten Bedeutung in Zuwachs vor, Ehedem war es vi; ter, einer folchen Auſtalt vorgefeger ift, “
r D0003 ie
+
1998: Dad
je Wa habtume, tur. Sie. 1. Eine aus Wachs bofficte
are; 2, Der en Pflanze, deren Blumen augfehen,
ale wenn fie aus Wachs boffireg wären, CerintheL, '
Der Wacheboden, des—s,, plur. die — bösen, ein rundes
StidWBach8, welthes dieBeftalt des Sodens der hölzernen Schüſ⸗
” fein bat, worein es gegofferworden ; ein Boden Wade. Siehe
Boden. — DIE
Der Wachs - Boffirer, des—s, plur-ut nom, fing. derjeni-
ge, welcher Fertigkeit brfiger, in Wachs zu bofiren,
Das Wach ſchiff, des—es, plur, die —e, ein jedes Schiff, wel⸗
ches zur Wache auf einem Poften ſtehet, im Niederdeurfchen Ut⸗
ligger, d.i. Auslieger.
Der Wachſchreiber des—s, plur. ut nom. fing, in einigen
Städten ein Schreiber, welcher die Aufficht über die Bürgerwa-
en hat. ; !
Di — plur. die—n, in der Mineralogie, eine Art
Blätterdrufen, deren Blätter die Geſtalt des Wach ſes Haben.
Die Wachsdruſe, plur. die —n, S. Wachsbeule.
Waſen,/ verb. irreg. neutr. Präf. ich wachſe, du wäch ſeſt, er
wachſet; Imperf. ih wuchs, Particip.- gewahfen. Es ber
Fommt das Hülfswort feyn, und bedenter: ı. durch Aufegung
< neuer Theile von innen größer werden; eigentlich von Thieren und
Pflanzen, im weitern Berfiande aber auch von dem Entſteben oder
der Erzeugung der Mineralien. * Thieve, Pflanzen wachfen ; die
Saare,den Bart, die Mägel wachſen laffen. Krumm, gera⸗
© de wachfen. Um einen halben Kopf gewahfen ſeyn. Noch
"im Wachſen feyn. In die Höhe, in die Breite, in die Di:
cke in die Länge wachſen. Wenn die Art der Ausdehnung
nicht bengefüget ıwird, fo verftehet man wachfen allemahf von der
Ausdehnung in die Länge. Der Baum if zwanzig Ellen hoch
gewachfen. Der Baum wächſet in das Holz, wenn er mehr
indie Dice, als in die Länge wächſet. Eine Pflanze wächſet
indas Braut, wenn fie viele Blätter treibet. Wohl gewach—
fen, vortheilhaft gewachfen ſeyn, einen guten Wuchs haben,
Das wächfet mir indie Sand, wenn ich es felbfk erzeuget habe.
Dabin auch einige figürliche Arten des Ausdrudes, Gras warb:
Sen hören, überflug ſeyn. Das ift auf feinem Miſte nicht gewach⸗
‚fen, inden niedrigen Sprecharten, das hat er nicht erfunden,
hat er nicht von fih ſelbſt. Die Biffen wachfen mir vor Web:
muth indem Munde, Günth.: Einem zu Bopfe wachſen, eis
gentlich ihm an Leibeshöhe gleich fommen, am bäunfigfien figür⸗
ih, ihm an Einfiht, Stärke, Muth u. f.f. gleich fommen. Das
ber ferner, einem gewachſen feyn, ibm an Vermögen, Stärke,
Muth, Einfichr u. f. fı gleich fommen; einer Suche gewachſen
ſeyn, die nötbigen Fähigkeiten zu derfelben haben, (S. Gewach⸗
fen.) Zsiftihm an das Herzgewachfen, er liebt esfehr. 2. In
weiterer Bedeutung, erzengetwerden, fortfommen, von Pflaus
zen und Gewächſen. Am Rhein wächfer guter Wein. Das
Getreide wächſet nicht überall. -Mandes Braut wächſet
auf Bergen, in Ebenen, in Sümpfen, im Waſſer n. ff.
3. Figürlich. (3) An Umfang der Theile zunehmen, größer wer»
den. Das Waffer iſt fehr gewachſen, wenn eg ſich vermehret hat.
Der Mond wächfer, if im Wachſen, wenn er zunimmt, d.i.
wenn feine belle Scheibe dem Gefihtenach größer wird. Das
Buch wächft mirunter Sen Händen. Bein Vermögen wäh
mit jedem Tage, (2) An innerer Stärke zunehmen. Ibm
»
wãchſt der Murb. Das Verlangen ‚die Begierde, die-Leiden-
ſchaft wächk mit Yen Fahren. Die Krankheit wachſt. Fe
mebr wir die Unzulänglichkeit oder dag Nichts unſerer Kräfte
einfeben, deſto mehr wird unfere Demuth wachſen, Gel,
(3) In einer Sache zunehmen, von Perfonen, da denn die Sache
— *
—
© er
r . *
Bad
die Vrẽpoſition an bekommt. Yn Tugend, an Einficht, am
verſtande, an Bosheit wachſen.
So auch das Wachſen. S. auch Wachsthum und Wuchs.
Anm. Schon bey dem Ottfried, Willeram u. f. f.uuahlan,
. bepd.millphilat wahljan, imAugelſ. weaxan, im Niederdeut⸗
fchen waſſen/ inScwid.växa, imYsländ. Vaxa. Das rich.
avkare, aufs, lomnıt fo wohl in dem Laute, algin der Bedeur
tung, danit'hberein, fowiedas Lat. augeri, auxi. Erwäget 2
man, daß die Endſylbe fen eine insenfive oder teduplicative Form
andeutet, fo wird es wahrfheinlic, daß die Wurzelſylbe wach,
mit weg in bewegen gleichbedeutend iſt, fo dag der Begriff der
Bewegung zu dem Begriffe des Wachſens Anlaß gegeben. Im
Nieder deutſchen hat man für wachſen auch das Berbumgroyen,
welches auit dem Engl. Lo grow „überein komuit. :
Wärfern, adj.eradv, aus Wachs bereitet. Pin wärhfernes
Bild. Ju welcher eigentlichen Bedeutung es doch InHochdeurfehen
ſelten iſt, indem man dafür entweder die Eompofita mis Wachs,
gebraucht, Wachs bild, Wachsblume, Wahspuppe, Wachs:
liche, oder auch umſchreibet, Bilder von Wachs. Am üslichften.
ißesim gemeinen Leben im figürlichen Verſtande, wo man eine
Sache eine wächferne Naſe nenut, oder fie miseiner-wärhfernen
Frafevergleicht, wenn man fie nach eigener Willkühr auelegen -
und erfläcen Fann, ober dog fo auszulegen fucht.. Dem Terte
‚eine wächferne Naſe andrehen, ihn nach eigenem Gefallen au
legen. Jemanden eine wächferne Naſe andgehen, ihn eine lin»
wahrheit glauben machen. S. auch Wachs naſe.
Anm. In einigen Oberdeutſchen Gegenden iſt dafür wächſen,
mit einegandern Endfplbe, fo wie im Niederdeutſchen warfen
üblich, — —
Die Wachsfackel, plur. die —n, eine Fackel, welche zum Theil
aus Wachs verfertiget iſt, zum Unterſchiebe von einer Pechfackel.
Die Wachsfarbe, plur. die —n. ı, Die gelbe Farbe des Wach⸗
ſes; ohne Plural. 2. Ein Furbenkörper, welcher mit Wachs auf ⸗
getragen, oder zur Wachsmahlerey gebraucht wird, woder Plus
tal nur von mehrern Arten üblich iſt. ;
Wachsfarbig, adj. et adv. der gelben Farbe des Wachſes gleich.
Die Wacheform,
darin abzudrucken. i
Das Wachsgefäß, dbes—es, Plur. die—e, von dem Verbo
wachſen, in den Salprterbürten, GH äße, woreindie Salpeter⸗
langezum Wachſen, d, i. Krpftallificen, gefhitter wird; der
Wachskaſten.
Wachsgelb, adj. et ady. ſo gelb wie Wachs.
Wachsgeld, plur. doch nur von mehrern Summen, die —er,
Geld, welches zum Ankauft geweihter Wachskerzen beſtimmt iſt
in welchem Falle das Wachs zeld noch bey einigen Handwerten
eine Art der Geldſtrafe iſt.
Der Wachshaken, des—s, plur. ut nom. ſing. ©. Wade:
band.
Der Wachshandler, des—s, plür. ut nom. fing. Fämin.
die Wachshändlerinn, eine Perfon, welche mit Wahs handelt ;
ah Wahsträmer, Wapsframerinn. -
Der Wachskaſten, des — s,plur. ut nom. fing. S. Wachs⸗
gefäß.
Die Wachskerze, plur. die —n, eine aus Wahs bereitet⸗ Kerze,
(S. Rerze. In einigen Oberdeutſchen Gegenden bat man davon
das Subſtantivum Wachskerzler, derjenige, welcher Wachsker⸗
zen auf den Verkanf verfertiget, :
Der Waͤchsku hen, des —s, plur.ut nom. fig, ausgepreßfe
%
Hönigwaben, in Geſtalt eines Kuchenz.
Die Wach lampe, plur. die — n, einefampe, in welcher Wachs
finst des Ohls gebrannt wird. 5
Die
plur. die — en, eine Zorn, Wachsbitder
1324 —
Pe 1)
flüſſiges Wachs gezegener Lappen, das Hausgeräth damit zu boh⸗
>... nen; der Bohnlappen. \
. Die Wacheleinwand, plur.car. einemit einem Ohifien über
Zogene, und oftmir allerley Fignren bemadlte Leinwandf in Nie
derdeusfchlasd Wachstuch. Da jetzt kein Wachs bey diefer Leiu⸗
wand gebraucht wird, fo ſcheinet es, daß die erſte einfachſte Art
derfelden bloß mir Wachs überzogen worden, um fie dadurch wafe
ferdicht zu maden. Daher Wachsleinwand-Fabrik, Wachs:
leinwand:-Tapete uff. +
Das Wachslicht, des —es, plur. die—e, ein aus Wachs
verfertigtes Licht.
Die Wachsmahlerey, plur. car. die Kunſt mit dem auf beſon⸗
dere Art zubereiseten Wachſe zu mahlen. Diefe erft in den neues
Ken Zeiten wieder in Ausübung gebrachte Kunft, hat men au
wohl, obgleich ſehr uneigentlich, die Enkauſtik, und das dazu bereis
tere Wachs Punifches oder Eleodorifches Wachs genannt.
Das Wachemehl, des—es, plur. car. derjenige Samenffaub
der Blumen, welchen die Bienen eintragen, und zu ihrer Nah⸗
tung gebrauchen, daher er auch Bienenbror genannt wird,
Die Wahyemilbe, plur. die — n, eine Art Milben, welche
das Wachs zernagen; auch Wachsſchaben.
Die Wapemotte,.plur. die—n, eine Art Motten, deren
Eyer von ihren Schnetterlingen indie Benenſtöcke neleget were
den, auch Bienenmorte, Phalaenacereana Linn,
Die Wagpenefe, plur, Bie— n, eine wächferne Nafe, amrbäus
fiafßen in der figürlichen Bedeutung diefes Ausdruckes, eineSache,
die ein jeder nach Belieben drehen und auslegen kann. ©.
Winfern,
Das Wasshl des — es, plur, doch nur vonmebrern Arten,
die —e, ans Wachs deſtillirtes Ohl. :
Die Wacjsperle, plur. die—n, unechte, aus
gemaspie und zit Fiſchleim übergogege Perlen.
Das Wachspflaſter, des — es, plur. ut uum. ling. einPfla-
fee, in welchem Wachs der voruehmfte Brkandıheit ift.
Wachspflichtig, adj. et ady. 1. Bon Wade, cera, verbuns
den, einen gewiffen Zins an Wachs, oder Wachszins der Kirche
zu entrichten; im mittlern Latelne Cerocenlualis, 2. Bon
Wache, Oewachs it wachs pflichtig in den Urfiinden eiriigerÖes
‚genden fo viel als leibeigen, glebae adferiptus, Niederf. waß⸗
weißem Bachs
* vinfig. ©. das Brem. Lliederf. Wörterb. 36. 5, ©. 204.
178 Der Wacheplag, des—es, plur. die—pläge, bep den Brauern
’ h einiger Öegenden, derjenige Platz, wo das zum Malze eingeweichte
E : Getreide auswachfen oder feimen muß.
Die Wachs⸗ Pomade, plur. die —n, eine Pomade aus Wachs,
Talg und wohlriechendem Ohle. —
Die Wachspreͤſſe, plur. die —n, eine Preſſe, das rohe Wachs
damit don ſeinen Unreinigkeiten zu befreyen.
Die Wachsſchabe, plur.die—n, S. Wachsmilbe.
Die Wachs ſchere, plur. die—n, ein Werkze ug, einen Wadss
| flod daran zu winden, fo daß das brennende Ende vermistelfk ei⸗
* ner metallenen Schere von dem Übrigen abgefondert ift.
2 Die Wachsſcheibe, plur. Sie—n, das feeibenförmige Gewirk
B von Wahsin einem Bienenflode, 8. Wade.
we Der Wachs ſchlager, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige,
1 ; welder das inden bereits ausgepreßten Hilfen des Wachſes noch
befindliche Wachs durch Preffen und Schlagen völlig heraus zu
bringen weiß, —
Die Wachoſeife, plur. doch nur von mehrern Arten, die—n,
- eine ang Wachs bereitete Seife, dergleichen z. B. dielenige iſt,
welche ein Foanzofe Rahmens Bachelier, zu Xeinigung der Ge⸗
mählde erfunden hat,
*
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Der Wachslappen, $es—g, plur. ut nom. fing, ein durch
RR 1326
Sie Wachsfeihe, plur. die—n, eine Seihe, d. i, Werfzeng
zum Seihen, aus Binfen, das geſchmolzene Wachs dadurch zu
gießen, umſes zu reinigen, \
Der Wachsſtock, des—es, plur. die —ſtöcke. ı, Ein lan⸗
ger dünner mir Wachs überzogener Faden, welcher zu einem Stock⸗
. oder Eylinver aufgewicelt, oder auch um eine Wachsſchere ger
wunden wird zim mittlern Lat. Cereoftata. 2. Nach einer nies
deigen Figur, ein einfaltiger Menſch.
Die Wachstafel, plur. die —n. 1. Das einer Tafel ahnliche
wäch ſerne Gewirk der Bienen in dem Bienenſtocke, die Wachs—
ſcheibe u ſaf. (S. Wabe.) 2. Eine mit Wachs überzogene Tafel,
dergleichen z. B. diejenigen waren, worauf die Alten zu ſchreiben
pflegten, £
Der Warhftein, des—es, plur. doch nut von mehrern Arten,
dle—e, in dem Bergbaue einiger Gegenden, eine Art Eifenftein,
welche auf hohen Grblegen unmittelbar unter dee Dammerde an⸗
getroffen wird. Wach iff hier vermuthlich mit Wabe gleichbedeu«
gend oder doch verwandt, S, diefes Wort. '
Der Wahsthum; des—es, plur. car. der Zuffaud, da —9—
wächfet oder gewachſen iſt, fo wohl im eigentlichen als figürliche
Verſtande; zum Unterſchiede von Wuchs, welches die Art und
Weiſe des Wachſens bezeichnet: Wärme befördert den Wachs⸗
thum der Gewächfe. Einen ſchnellen Wachs thum haben, ſchnell
wachen. Zum Wachsthum im Guten gelangen. Das männ,
lich e Geſchlecht ift bey dieſem Worte im Hochdeutſchen das gewöhn⸗
lichſte, dagegen in andern Gegenden das färhliche üblich iſt, das
wWaßsthum, S. —thum.
Das Wachstuch, des—es, Plur. doch nur von mehrern Unten,
Ye—tücher, 9, Wachsleinwans. —
Die Wachſtube, plur. die —n, die Stube, wotiu fh eine Was
che anfdalt, befindet.
Die Wach swinde, plur. die —n, die Hülfen von dem ausgepreßs
ten Wachfe, nachdem fie in Ballen zufammen gedrüdet wor«
den, Allem Anfeben nach follte das Wort eigentlich Wachsbinde
lauten, indem diefe Hülfen zunãchſt aus denzähen ſchwarzbraunen
Wachs binden oder vorſtoß beſtehen, womit.die Bieneun ihren
Bau au deu Selten der Körbe befeſtigen.
Der Wachs zieher, des —s, plur. us nom. fing. Fämin. die
MWachszieberinn, eine Perſon, welche Wachsſtöcke ziehet, und
daraus ein Gewerbe macht.
Der Wachszins, des — es, plur. Sie—en, Zins, welcher in
Wachs entrichtet wird, dergleichen Zinfen in Latholifhen Ge⸗
genden bäufiz find, die Beleuchtung der Kirche damit zu bes
ſtreiten.
Die Wacht, am Wagen, S. Wage.
Die Wat, von dem Verbo wachen. ©. Wache.
Die Wachtel, plur. die —n, Diminut. das Wachtelchen, der
Nahme eines Zugoogels, welcher fich den Sommer über indem
Getreide aufhäft, und wegen feiner Stimme oder wegen feines
Schlages merfwürdig iſt. Die Wachtel Schlägt, weun fie ihre
Stimme bören läßt, welches kein Singen genanut werden kaun.
Anm. Im Dänifhen gleihfals Wachtel, im Norwerifchen
vachtel, im Schwed. Vaktel. Man fönntediefes Wort mi Wach»
tern von dem Riederdeutſchen wachten, wachen, ableiten, weil.
die ſer Vogel auch zur Nachtzeit fchläger ; allein eg iſt wabrſcheinki⸗
cher, daß fein Rahme eine Nachahmung eines Theiles feines Schla⸗
ges iſt, indem deſſen Rahmen in andern Sprachen und Mandar⸗
ten auf ähnliche Art erfläreı werden můſſen; wohin das Rieder⸗
deutſche Quakel und Aurjeblif, dasEngl. Quail,Sran;.Cailie,
"tal. Quaglia, Span. Coalla, das mittlerg Sar. zu Euris des
Grogengeitüßliche Quacara, und ſelbſt das Lat. Colurs ern a0.
a; 9
pay
1997 Wach is
In einigen Oberdeutſchen Gegenden werden die Wachteln Ohr:
huhner genonnt,
Fl
-
Der Wachtelfang, des —es, plur. die —fänge, der Fang der
Wachteln mir Regen,
Der Wasytelfänger, des —s, plur. ut nom. fing. ein Jäger,
welcher ſich vorzüglich mit dem Wachtelfange befhäftiger.
Das Wachtelgarn, des —es, plur, die —e, ein niedkiges Garn
oder Nez, kleine Bögel, und beſonders Wachteln, damir zu fat
gen, das Wechtelneg, Sted’garn. ; #
Der Wachtelhund, des —es, plur. die —e, eine Art Hunde,
welche dazu abgerichter find, den Wachteln und Repphühnern fo
lange vorzuftehen, bis fie gefangen oder gefchoffen werden, der
Subnerbund. MER Se
"Der Waxptelfönig, des—es, plur. die —e, eine Art Sumpfs
võgel oder fo genannter Strandläufer,weldjer zu dem Geſchlechte
der Hallen gehöret, mit den Wachteln aber nichts gemein hat, aus
Fer daß er ihr Führer und Wegweiſer auf ihren Zügen ſryn fol;
eine ſchon alte Überlteferung, welche vermuthlich auch den Grie
chiſchen Rahmen Spruyopyroa,d.i. Wachtelmutter, veranlaffet
bat; Crex Linn. _ Wegen feiner fonderbaren Stimme, welche
dem Geſchtey eines Laubfrofches gleicht, hat erin den Provinzen
mancherley Rabmen, 5. B. Schede, Schryck, Schrede,
Schnerf, veckſchnarre, Wieſenknarre, Tauſchnarre, Rall,
Grall, Großel, Kreßler, Akerrire, Mattkern u. (.f, wohin auch
der Latein. Nabme Crex gedöcer, der eine unlͤugbare Rahap-
mung feines Geſchreyes Preg ! Freg! ill. Wegen feines Aufe
enthaltes wirder auch Gras huhn, Grasläufer, ingleichen Wie:
fenlaufer genannt,
Das Wachtelnẽtz, des —es, plur. die —e, ©. Wachtelgarn.
Die Wachtelpfeife, plur. die —n, eine Lockofeife, den Ruf der
Wachteln damis nachzuahmen; der Wachtelruf.
Der Wachtelruf, des —es, plur. doch nurin der zweofen Ber .
deutung, die — . 1, Der Laut, womit die Wachteln einander
rufen. 2. Ein Werkz:ug, diefen Laut nachzuahmen; die Wach:
teipfeife. ’ {
Der Wachtslweigen, des —s, plur. inuf. eine Art des Kuh⸗
weigens, Nelampyrum aryenle Linn, ]
Der Wächter, des —s, plur.utnom. fing. 1. Eine Perfon,
welche zur Sicherheit oder Bequemlichkeit andererwacht, Fär
. min. die Wachterinn. 2. In manchen. Fällen auch ein Theil
einer Mafchine, welcher dazu beſtimmt iſt, in gewiffen Fallen das
verlangte Zeichen zu geben. So iſt der Wächter, oder wie er
auch wohl genannt wird, der Weder, ein Hammer an den Kunfks
gezeugen inden Bergwerken, welcher nach Bewegung des Kunft«
rades auf einen flingenden Körper fchlägt, die Geſchwindigkeit
bes Rades daran zu erkeunen. Auf den Glashütten ift dev Wäch:
ter oder das Wachterſtuck, eine Probefcheibe, das Feuer darnach
zu verffärken oder zu vermindern. Bey den Färbern iſt es eine
kleine Scheibe von Holz mit einem Läppchen, die Farbe in der
Blaufüpe damit zu verfuchen, weiche auch der Stahl genannt
wird, u. ſ. f.
Anm, Beym Willeram Wahtar, und miteiner andern, aber
ähnlichen, Ableitungs ſylbe bey eben demfelben Wahtel,. Esift
von dein alten Verbo wachten, wachen und warten, welches noch
im Niederdeurfchen gangbar ift. i
Das Wächtergeld,des —es, plur. doch nur von mebrern Sum,
men, die —er, Geld, weldhes zur Bezahlung eines oder mehrerer
Wãchier beſtimmt iſt; in manchen Fällen and wWachgeld.
Das Wachterſtück des —es, plur. die —e, S. Wächter 2.
Das Wachthaus, Wachtſchiff u.f.f. Siehe in Wach —
Der Wachtthurm, des—es, plur, die —thürme, ein Shurm,
Wach: daranf zu holten, in manchen Fällen auch eine Warte.
Watelhaft,
*
ae
wackelt.
Wacelig, —er, —ſſe, adj, et adv. wie das vorige; do am *
hãufigſten iin gemeinen eben. Die Übleitungsfylde if hier ig,
nicht Uch, weil e⸗ font wackelich lauten müßte, auch nicht icht,
weil wacke licht nur dem Wackeln ähnlich bedeuten würde,
Wackeln, verb. reg. neutt. welches das Hülfswort baben ber
fomum. 1. Sich aus Mangel der nörhigen Feſtigkeit oft bin und
ber bewegen laſſen. Der Ciſch wacht, wenner nicht ſeſt ficdetz
der Zahn, wenner locker iſt. Figuürlich imgemeinen Leben, ſich
wackelnd oder gleich ſam wackelnd fort bewegen. Im Gehen
wackeln, wiedieÄnien. Mitwackeln, mitgeben. Er wadelte
auf feiner Mäbre fort. 2. Mit etwas wadeln, es wackelnd bes
wegen. Mit dem Bopfe, mie den Süßen, mie dem Tifhe -
wadeln. An etwas wackeln, es wudelnd zu bewegen fichen.
So auch das Wackeln. *
Anm. Die Form gibt es ſchon, daß dieſes Verbum zugleich ein
” Intenfivum und Iterativum, und, denn man wid, auch gewiſſer
Maßen ein Diminutivun: ıft, welches cine oft wiederboblte, ftars
fe, aber jedes Mahl kurze Bewegung begeichtiet, wodncd es ſich
von den verwandten wanken wid ſchwanken unterfcpeider, Diefe
Begriffe liegen theils in der Ableitungsſylbe el,ıbris in dem dop⸗
pelt verſtäektten Hanmenlaute ck; vermittelſt deten es ein Ab⸗
lsmuilteg von wegen in bewegen in. Zu dem Buche der Karur,
Augsburg 1482, fomme dafür noch dag einfachere wigen vor,
wen dann die Zen wagent, wein datt die Zähne warn; wel·
ches auch noch im Engl. to wag, wackeln, üdrig if. In Rie⸗
derdeutſchen iſt dafür wiggeln und wrackeln üblich. Das Latein.
vacillare iſt nıruafeem wackeln genau verwandt.
Mader, —er, fe, adj.etady. . Wach, di, nicht ſchla⸗
fend, mumtter ; eine im Hochdeutſchen nubelannte Bedeutung,
welche noch in einigen Rieder deutſchen Gegenden üblich iſt, we
man jagt, jemand ſey ſchon wader, wenn er fon munter iſt
di, nicht mehr fhläft. 2. Wachſain; eine gleichfalls veraltere
Bedeusung, in welcher unakar fchon bey dem Ditfried vor» -
kommt. Zu diefer und der vorigen Bedewmiung gehören auch die
bibliſchen Stellen; Da wurden feine Augen wadr, ı Guin,
14,27; Laß deme Yugenwader feyn, Sprichw. 20,135 fo
ſeyd nun wader allezeit und berbet, Luc. 2 1,36. 3. 2ebhaft,
ſtark, einen gewiffen Grad der Intenfion zu bezeichnen ; am häne
figften in der vertranlihen Sprechart, uud als ein Adoerbium.
Wacker fluchen, ſpielen, zechen, tanzenu.f.f. Er in wag
abgetrumpfet worden. Femanden wader ausprüteln. 4. In
feinem Berufe thatig Lin waderes Pferd, ein munteves, |
bafırs und gefundes, Ein wackerer Mann, der feine Pfichten
mit Munterkeit und Thätigkeit erfüllet. © wie pirlen wackern
Leuten werde ich dafür Gutes thun koönnen? Sl Sich
wader halten. —
Anm. Es iſt vermöge des ck eine intenſive Form von wach.
Bey dem Ottfried iſt uuachor on, wachen, und bey dem Notker
uuachero, frühe, Das. Niedrẽdeniſche wader und Schwed,
vacker bedeuten außer dem noch ſchön, in welcher Bedeutung es
mit dem Augelſ. kae ger, und Echwed. fager, ſchön, überein zu
ſtinunen ſcheinrt; obgleich anch die ſe Bedeutnug als eine Figur
don wach, munter, lebhaft, angefehen werden könnte.
Die Waddick, plur.car. ein befonderes Niederdeutfches Prooins
zial⸗ Wort, den abgefchiedenen wäſſerie en Theil der Milch, d. 5
die Molken, zu bezeichnen, welche in erdeutſchland Schotten
und Zieger peißm, Vieleicht von dem Nicderd, Water, Waſſer.
Einige weiche Mundarten, 5.2. die Friefifche, berlürzen es in
Weyer, womit das Engl, whey überein fonmt. —
* Die
et, ee, adj.etadr, fo befhafen, u —
2
-Shieubeines. Starte, ſchwache Waden haben. _
Anm, Schon bey dem Raban Dranrusuuado. Das Wort
SR, fo viel ich weiß / in allen Deutſchen Mundarten üblich, woraus
dieſſen bobesAlter erhellet, daher ſich auch die Abſta mnung ſchwer ⸗
ſchen keine beſtimmt belannte Geſchlechts derwandte bat, deun daß
beantwortlich bleibt, Warum gerade diefer Tpeil des Fußes, der
‚ben dem Gehen amwenigfien in Betrachtung kommt, von der vor»
nehmfien Beſtimmung deffelden benannt feyn ſollte. Da im
Schwed. Vade nichtallein die Wade, fondern nefprünglich auch
jeden fleiſchigen Theil des Leibes bedeutet, fo iſt es wahrſcheinlicher,
daß der Grund der Beuennung in der hervor ragenden fleiſchigen
Beſchaffruheit zu fuchen iſt. In einigen Sberdeutſchen Gegenden
iſt es mannlichen Seſchlechtes, der wad⸗ und im Oſterreichiſchen
iſt dafür Ser Wadel üblich.
3. Der Wabdel, ein Shweif, Schwanz, S. Wedel.
2.* Der Wudel, des —8, plur, ut nom, fing. eini im Hechdents
robinzen, übliches Wort, die Seit ded Vollmondes zu bezeich.
> ner, da es denn nach Niederdeutfcher Art oft in Waal zuſammen
gezogen wird. Es iſt Wadel, der Mond iſt voll. Hernach wird
auch die beſte Zeit, Holz zu fallen, der Wadel, oder die Wasel-
zeit, genannt, vermuthlich weil fie in die Zeit | des Vollmondes
5 fällt, (S.Solswasel) Wenn erweislich wäre, daß 2 Monds⸗
wandelung, oder ſcheinbare Ab⸗ und Zunahme des ondenlich⸗
Eu tes der. Wadel genannt wiirde, fo würde man das Wort von
"7 wandeln, fih verändern, herleiten fönnen, Da es aber, wir es
ſcheint, nur auf die Zeit des Bollmondes eingefchränktift, fo ſcheint
der Begriff der Fülle der herrſchende zu ſeyn, da es dein mit Wa⸗
de zu Einem Geſchlechte gehören würde, —
ſehr herber Sirnen, welche nur zum Braten tauglich ift; BRIRE N
birn, Ritterbien, Mäuſebirn, Strengling..
Waden, im Waffer geben, ©. Waten.
Die Wadenader⸗ plur. die —n, Adern, welche durch die Waden
gehen, beſouders ein gewiſſer Aſt der Brandader, vena furalis,
Das Wadenbein,ses —es,plur. die —g,ein Bein an dem obern
und binsern Theile des Schieubeines, woran fh die Wade befin⸗
det; Sat. Fibula, —
* Wadſack, S Watſack.
Die Waffe, plur. die —n.
BVer heidigung, als zum Angriffe, in weicher weitern Bedeutung
noch manche Glieder amd Theile derfelben, womit die Natur die
Shierezudiefer Abficht verfchen hat, bey den Jägern Waffen ger
marnt werden. Go heiße die Klauen des Hadichts und anderer
- Raubvögel, die Klauen des Luchfes, und die vier großen Zähne
felten. ft. Wenn der Sabicps dem Hafen einen Griff gegeben
‚bat, fo hält er ihn mit der vechten Waffe feft, mir derlinfen
‚aber er greifet ey die Erde, Die vier großen Zähne der wilden
Scchweine werden mit einem Colleetivo auh das Gewäff ger
nannte. Auf ähnliche Art werden alle Dinge, welche Menfhen fo
- genannt, in welchen Verftande es aber, fo wie, im folgenden, im
Plural am üblichfien ift.
2. Xn engerer Bedeutung, ein jedes Fünfiliches, oder eigentlich
Abei. ws, — 2, Yufl
F Diewasn p für Sie—n, Diminuf. das Wäscen, der —
tragende — oder fleiſchige Theil an der bintern Seite des
lich nit Gewißheit wird augeben laſſen, zumahl da es im Deut⸗
‚es von dem alten waden, sehen, Zat.vadere, (S. Waten) ab⸗
ſtammen ſollte, iſt ſeyr unwahrſcheinlich, weil dabey die Frage un⸗
ſchen unbefanntes und uurin einigen, befonders Nigderdeutfcherr
5 Die Wadelbirn, plur. die —en, eine Art gelber, faftiger, aber
. Einjedes Werkzeug, fo mohlzue -
der wilden Schweine Waffen; da denn auch der Singular nicht
- wepna, (©. Wapen;)iwel
iſt. Diefes hohe Alter ma
mobi zur Beriheidigung, als zum Angriffe, gebrauchen, Waffen
dazu beftimimtes Werfzeng zur Verthedigung oder zum Angriffe; '
See NS 1390.
gemeiniglic nur iin Plural. Da dieſe Wwateuse in den nenern
Zeiten gar fehr verändert und vervielfältiger worden, folglich die
Deutlichkeit erfordert hat, ihnen eigene beftinumte Rahmen zu ge⸗
ben,wohin befondersder Ausdrud Gewehr gehöret, fo ift der als
geineinere, folglich nicht ſo beſtimmte, Nahme Waffen nach und
nach in Abgang gekommen, obg leich noch nicht gauz veraltet, Man
gebraucht ihn noch: (a) von ſolchen Werkzengen bey Perſonen,
welche nicht zum Kriegsſtaunde gehören, oder keinen Beruf haben,
felbige zu tragen; doch nur als einen allgemeinen Ausdruck, wenn
man fie nicht näher beftimmen will. Todtliche Waffen bey einem
Diebe antreffen.
verbot hene Maffen tragen. Wo manzue
Erflärung auch wohl noch das Wort Wehr beyzufügen pflegt,
Wehr und Waffen, ohne daß eben das eine Werkzeug zum Anz
griffe, und das andere zur Vertheidigung bedeuten dürfte, () Als
einen allgemeinen Ausdrud folder Werfzeuge bey ſolchen Völ—
ern, welche feine eigentlichen Feuergewehre haben, auf welche
folglich die neuern Nahmen Gewehr, Geſchütz u. f. f. nicht paf
ſen. Vulkan fchmiedere dem Mars feine Waffen. (c) In
manchen figürlichen Arten des Ausdruckes. Zu den Waffen grei⸗
fen, ſich zum kriegeriſchen Angriff oder zur kriegeriſchen Verthei⸗
digung rüſten Die Waffen tragen, ein Soldat fepn, Sein Kecht
durch die Waffen ſuchen, der Entſcheidung der Waffen über—
laſſen. Sich in den Waffen üben. . Stillſtand der Waffen
oder Waffenftilltand; Die feindlichen Waffen baben gefleger:
Gott wolledie gerechten Waffen des Königes ſegnen! Jeman⸗
den die Waffen wider ſich in die gande geben, die Mittel des
Angriffes, auch wenn es nur Gründe u, ſ. f. find. - Ihre Waf:
fen waren Thränen. (d) In den edlern und höhern Schreibar-
ten, fo wohl in den vorigen und andern ähnlichen figirlichen Ber
deutungen, des Zuſt andes öffentlicher Beindfeligkeiten, der Vers
theidigung und ihrer Hülfsmittel u. ff, als auch wenn die im ge»
meinen Leben üblichen beſtimmtern Ausdrüde, befonders@ewehr, —
zu unedel ſcheinen. Fu diefer ganzen Bedeutung ift dag Wort als
"ein allgemeiner und collectiver Ausdruck freylich nur im Plural ge⸗
brauchlich; allein da der collective Begriff demfelben nicht wefente
lich ift, fo ift fein Grund vorbandeit, warum wenigſtens die höhe,
reSchreibart denSingular nicht nhne Bedenken follte gebrauchen
können, wenn fie einem zwar an fich nicht unedlen, aber doch all⸗
täglichen Ausdrucke, dergleichen Gewehr ift, dadurd) ausweichen:
kauu. Als man, wog‘ allem Siehn, ihr jede Waffe na) m,
Alringer.
3. In * weiteſten Bedeutung pflegen manche Handwerker ihre
Werkzeuge überhaupt, auch wenn fie zur Vertheidigung oder zum
Angriffe völiguntauglic) find, Waffen zu nennen, So müffen
die Kammmacher, die Hutwacher u. f.f. zur Verfertigung des
Meiſterſtückes ihre eigenen Waffen haben,
Anm. Das Wort ift fehr alt, indem uuafan für arma ſchon
ſeit des Kero Zeiten vorfommt, Die Niederdeutſchen Mundarten
- und damit verwandten Sprachen haben flatt des weichen Blaſe⸗
lautes in der Mitte nach ihrer Gewohnpeit ein p, dabin das Nie
» derfächf, Wapen, das Engl. weapon, das Schwed. vapn, das
Island. w opn gehören. Auch bey dem Ulphilas lauter das Wort,
s dason auch imHochdeutſchen üblich
tzugleich die Abſtammung ſchwer und
ſchwankend. Wenn es erweislich wäre, daß diefes Wort, wie
Ihre glaubt,ehedem eigentlich den Harniſch und was zur Rüſtung
gehöret, bedentet hätte, fo würde der Begriff des Umigebens, Bes
Eleidens u. f.f. füglih als der Stammbegrif können angeſehen
werden,und dann würdees zudem®othifhen bivaibam,umges
- ben, befleiden, dem Isländ, wepa, ein Kleid, Dede u. ſ f. gehö-
ren, wen anders diefe nicht vielmehr Abfönımlinge von weben
ſind. Die Stelle indem Schwabenfpiegel, mit [uuerten und
ae PP» aun
4 1331 “ x Waf—
RN RE: N —
aun uuaffen, nit Schivertern und ohne Harniſch ſcheint zwar
dieſe Ableitung zu beſtätigen. Allein da fie fo viele und. weit äl⸗
tere Bepfpiele wider ſich hat, da uuafken nicht bloß von der Nür
Kung, fondern von eigentlichen Geivehren, gebraucht wird, fo
FannderBegeiff der Bekleidung wenigftens nicht als dev erſte und
berrfchende angefeben werden, Wacıirs undandererAbleitungen
» von dem Griech, omAen, !Bum, oder Kggs, verdienenfeine Erwähs.-
. nung. Beyden Schwäbifchen Dichtern fommt waffen, waf-
fena ! häufig als ein Ausruf in unangenehmen Fällen vor; z. B
Wafena wie hatmich miune gelallen ! eidr.v, Be >
‚ Deserfchrak mins herzenslerg;
Wafen wie gelchah mirfö! Gottfried von Riffen,
Wafen wie bin ich gelcheiden
Von.der lieben die ich da minne! Der Schenf vor
' > Zimburg. —
Allein diefes Hat nur eine Zufällige Verwandıfchaft mit unferm
Worte, und geböret zu dem Längft verafteten Oberd, wafan,
Niederſ. und Angel.weapan, wipen, benlen, weinen, wovon
es allem Anfeben nach eigentlich eine Onsmatopdie it, Waffen
iſt daher eine ähnliche Interjection, wie das noch im gemeinen Le⸗
ben übliche Zeter? Im ——— iſt ——— — das
Zetergeſchrey.
1. Die Maffel, plur. die —n, das Maul, befonders ein großes
Maul in verächtlihem Verſtande; ein nur in den niedrigen
Spreharten,befpndersDberdeurfchlaudes, übliches Wart, Auch
im Angelf. it wallel das auf, und Geafla, der Schlund, im
Walliſiſchen G wefl,die Livpe. Die Bedeutung der ‚großen: und
weisen Offnung feine die herrſchende zu ſeyn.
2. Die Waffel, plur. die —n, eine Art viereckiger dünner Kits
ben, welche auf den breiten Flächen gitterfirmig find, And diefe
Gefialtin sem Waffeleifen erhalten,in welchem fie gebacken wers
den. Nieder, Wafel, Engl. wafer, Sranz.gaufre, wovon dag
mittlere aber auch eine Oblate bedeutet,
netz⸗ oder gitterförmigen Geſtalt von Wabe, Zar. Bavus.
Das Waffeleiſen, des —s, plur.ut nom. fing. ein eiſernes
Werkzeug in Geſtalt einer langen Zange, worin die Waffeln ge⸗
baden werden,
Der Waffeltuden, des —s, — ut nom, fing. ı wie 2.
Waffel. I *
Die Waffen, ©. Waffe,
Waffenen, S. Waffnen.
Das Waffenglück, des —es, plur. car. das Glück die Waffen,
de i. des Krieges, das Kriegesglück.
Der Weffenhammer; des — plur. Sie Dinar,
Hammerwerf, wo Waffen, d. i. fo wohl Harnifche, als Gewehre,
verfertiges werden, 2. Ju einigen Gegenden ein Hammerwerk,
wo eiferne Werkzeuge, als Senfen, Arte u, f. f. verfertiget wers
den, von Waffen 3.
Die Waffenfammer, plur, die —n, ein Zimmer, in weichem '
allerley Waffen oder Gwehre verfertiger werde wofür Doch jetzt
Rüſtk ammer oder Gewehrkammer üblicher find.
Dae Waffenkleid, des —es, plur. die —er, ebedem das Kleid,
welches man über den Harnifch.anlegte, der Waffenrock.
Der Waffenplatz, des —es, plur, die —pläge, überhaupt ein-
„jeder Det, wo fih Truppen mit ihren Kriegsdedürfniffen ver-
fammeln. So wird 5.3. im Kriege eine Gränzkadt zu einem
Weffenrlage semacht, wenn man die nöthigen Truppen und Krie⸗
gesgeräthſchaften dafeldft zufammen ziehet. In engerer Bedeus
tung iſt es in Feflungen ein geräumiger Platz in dem verdedien
Wege, die Truppen daſe oiſt zu verfammeln,
De Waffenrock, des — plur, die —rocke/ fi de Waffen:
leid;
Vielleicht wegen ber.
1,@in
RS . ei, —— Bu ag
— a
en.
Die! Wafenf: albe, plur, doch nur won. — nen
‚ Eine ſy npatherſche Salbe der Abergläubigen, welche einen Vera.
wunderen heilen fol, wenn nian das Gewehr oder Werfzeng, wo⸗
init er verwunder worden; damit beſtreicht; die Wehrfalbe. -
Die Waffenfhau, plur, inul, ‚ein im Bochdeutſchen oeraltetes
Wort für Muſterung.
Der Waffen ſchmid des Plur die ſchmiede . Ein Vor⸗
geſetzter oder Inhaber eines Waffenhammers; oft auch ein jeder
Arbeiter in demfelben, 2, Ein Schmid, welcher Waffen, d. Ge⸗
wehre, verferfiget, wofür jegt Büchfenfehmis üb ich ift,
manchen Gegenden noch ein rot, oder Hufſchmid, entweder, ſo
3. In
fern fie eheden auch Waffen verfertigten,oder, ſo fern Waffen ein *
Nahme der Werkzeuge überhaupt ft.
Der Waffenfiein, des —rs, plur. doch nat von mehrern Arten,
die. —e, in einigen Dberdeurfchen Gegenden, 4,8. in Schwaben,
eine harte Kelsart, welche mit Pulver gefprengt, —2
ſam mit krieger ſchen Waffen bezwungen werden muß.
Der Waffenftiſtand des —es, plur. die —ſtande, Gen: Si
Band der Waffen, d.1. Einftellungder Feindfetigteiten, auf eine:
gewiffe Beit. Einen Waffenkiliitand machen, fließen. ef
Der Warffentanz, des —es, plur. die —tänge, ein Tan
Waffen dergleichen Tänze noch bey wilden und halb wilden ®
fern üblich find.
Der Waffentriger, des —s, plur. ut nom, fing; —
“welcher feinem Herrn oder Obern die Waffen nachträget; eine ches
dem übliche Art von FriegerifchbenBediensen, wozu auch die Bnaps
I iſt jemand des andern Waffentväger, wer er unter deffen
Leuung und Eiufluß handelt und wirkt,befonders wenn erfih von
ihm zu Beſtreitung anderer gebrauchen läßt. Bey einigen neueren.
Natur for ſchern iſt der Waffentt äger die Phalaena bombyx
" bucephala Lian. weldje andere den Mondvogel neunen.
Waffnen/ zuſammen aezogen aus waffenen, verb, reg. act, mit
Waffen ver ſchemn ausrüſten auch nur noch in denjenigen
in welchen Waffen üblich i Sich mit Steinen,
\mf.fweffnen, Sich wider jemand waffnen, rufen,
mit Gründen wider feinen Gegner waffnen. —
ter Sand, mit Waffen in der Hand, mil Truppen. Bu
diefes Verbunm bey weitem noch nicht veraltet iſt, ſo iſt
den fegten Ausdruck, mit gewaffneter Sand, ausgenommen, dag -
beſtimmtere bewaffnen Urpipe üblicher. Siehe un Bun. -
waffnen.
nm. Bey dem Ditfricd uuafnen,un&chwabenfpisgel wau⸗
pen oder Schildknappen der ebemahligen Ritter re i
—
—
=
*
fan, im Niederdeutſchen wapnen, ©. dirfis Wort.
Das Wagamt, des —es, plur.die -ämter, von Wag , eine r
Anfalt, wo Waaren und Güter unter obtigkeitlicher Auffi gen _
twogen werden; auch nur die Wage. a
1, ‚Die Mage, plur. carı von dem Verko wagen, der But,
"da man etwas wagt; ein nur noch in den niedrigen —
übliches Wort. Es iſt eine Wage. S. Wagnif.
2. Die Wage, plur. die —n, ein altes Wort, inteleder ber Ben ;
griff der Bewegung ber herrfchende ift, der doch fehr frühe a
fondere Arsen und Falle eingeſchranket worden. Es bedeutet,
1. * Im weiteften Verftande, Bewegung überhaupt, eine länge
veraltete Bedemung, wodon fih nur noch eineSpur imMotlerfine
bei ‚wo 28df.65,8.9.bäift: Vnde in unaga ne liezermine _ ee
fuozze, wo es die Latein, Überfesung gibt: et non dedit in
conimotionem pedes meos; wenn nicht Norfer hier viele 3
mehr das dorige Wort Wage, Gifabr,i im Sinne gehabt hat.
2. In engerer Bedeutung, fo daß der Begriff der gleichfürmis
gen Bewegung and des Öleichgewichtes der herrſchende iſt. (1)
Das Eleichgewicht; ‚odue Plural, Sp fügt man no, einander &
di: ö
F
—
De;
Br * Gleichgewicht, u — ——
Bine Beten. di,
a — —
Serr arten diefen nis 50. i
Unnd mei hinaus in freyensag
x er Anderhalb Huch, in der wag
mit ihr euch aber haltenneitz -
di im Girihgewicte, heißt. es im Speugzbanfe Kap. 28,
—Tewrdänt ſich bald ausfeiner Braft:
Schwang mit ben Süfeninden tag -
Durch daffeiber gewann diewag
Und begreif den felfen wider
* Mit den eifen, eben daf. Kap. 56,
S Ai einer gleichfalls ungewöhnlichen Bedeutung gebraucht es Ka⸗
Er wenn es bey ihm beißt:
J Mein Mittag it dahin, der ohngefär die Wage
J—— Des kurzen Lebens hielt,
di, welcher ungefähr die Mitte meines kurzen Lebens war; wo er
die obige R. A. jemanden die Wage halten, migverffanden Ju. +2
5 Haben feine.“ (2) Ein gewiffes Werkzeug, in weldyem der Bes
. griff des Gleich gewichtes der herrfchende it, wo es beſonders in
drey Fällen gebraucht wird. (a) An einem Wagen iſt es ein um
einen Mittelpunct beweglicher Hebel auf der Deicfel, an wel hem
die Pferde vermittelſt der Ortſcheite oder Schwängel, ziehen;
weil fie dazu dienet, die gleichför mige Kraft des Zugbiehes ſo wohl
daran zů erkennen, als auch vermittelſt derſelden zu befördern,
er bat man einfpänige und zweyfpännige Wagen; feruer eine
vorderwage und Hinterwage, von welchen die erſtere auch die
Riemenwage, ingleichen die Dorlegewage genannt wird.
dieſer Bedeutung lauter das Wortim Niederdeutſchen die Wacht,
rd imeinigen Oberdeutſchen Gegenden die Woge, im Selavonis
ſchen Waha, In wmanchen Gegenden wird fir auch der Sbener
genannt, gleichfalls umdes Gleichgewichtes willen, (% Ju den
Waſſer kunſten im Ber gbaue iſt die Wage derjenige um einen Mit⸗
Berl bewegliche Hebel, welcher den Se erfaften teägt, "und.
0 gwifchen vier Staudſ aulen auf⸗ und abfleiget. (c) Ein Werkzeug;
J einen Körper zu wiegen, d, i. die unbekannie Schwere eines Kör-
‚pers vermittelſt der befannten eines andern zu erforjchen sin wel⸗
chem Falled die Wage g eichfalls ein Hebelift, an deſſen einen Arm
die bekannte, und an den andern die-unbefannte Schwere ange⸗
bracht wird. Dabin die Goldwage, Schnellwage⸗ Seuwage ir
th. Etwas auf die Wäge legen, aufder Wage wiegen. Die
Wasge des Schick als. Die Wageomsimmel, eines der zwölf
Zeichen des Thierkreiſes.
eine öffentliche Wage unterhalten wird, die. Wage genaitiit,
einer etwas veränderten Bedeutung, beißen and) Birfzeuge, ver-
muittelſt deren die borizontale oder jenfrechte Stellung, ingleichen
das Verhäftniß einer Linie gegen die vier Hauptrheile der Welt,
und die Wage der Martfcheider im Bergbane.gehören. (3) Ein
gewiſſes it inmtes Daß der Schwere, ein beſt laimtes Gewicht,
weiches ſich doch nicht an allen Orten.gleic) ift, Und nach wel⸗
chem auch nur gew fe Körper, befonders das Eifen, beftimine
B werden. Eine Wage Lifen ift in Oberfachfin 3:9 Stein, oder
44 Pfund. -
: 16 5 Pfund.
Anm. I der Bedeutung ches Merkjenges zum Wieren (bon
imdſidor undRosfer vuagu,uuago,imfticderfänfifchen aleich«
= falls Wage. In der erſten twelteflen Bedeutung aehöret das
5 wägen und wirgen, (S.dicfe Worter.) Ju einigen Eegenden be⸗
— var es in die ſer — ne
Fiaürlich wird auch der Dit, wo Der Wageknecht, des—es, plur. die—e, ein Kuecht, d
In
3 erforfchet wird, Wagen: wohin die BIeywage, ieWaferwage, . -
Aırandern Orten hält die Wage 120, und wohl gar; i
2 “ Wort zu wegen in bewegen, in den folgenden engeren aber zu
Ar N; =
— > y,
ren ſcheinet. Man hatdiefes Wort lange mit einem doppelten a
Waage gefchrieben; aus einem mie zur Zeit noch unbekannten
Grunde, man müßte es denn dadurch von Wagen, cutrus, ha-
ben unterfdjeiden wollen, welcher Unterſchied doch ſehr unndtbig
ift, indem fo wohl dag Geſchlecht, als die End ſylbe, Unterfchiedeg
genug find, - Da Wagen, currus, wegen, audere, und Wage,
libra, alle Eines Stammes find, fo müſſen fie du auf einer ley
Art gefcptieben werden. .
Der Wagebalken, des—e, plur. ut nom. fing. der Hebel
aneiner Wage zum Wiegen, welcher der Haupttheil der Waze iſt.
Bey den Wachsziehern führer ein ähnlicher beweglicher Hebel,
vermittelft. deffen die Wachslichter gegoſſen werden , den Nahmen
des Wagebglkens.
0 zu dir alfgemeinfien Bedeutung REN zu geb
"Der Wagebaͤum ‚des—es, plur. die —bäume, an dem Felde
geſtänge eines Bergwerkes derjenige Baum, woran die Sywins
gen des®eftänges in ihren Scheren beweglich ſind. Zaweilen wird
au wohl der Wagebalken einer großen Wage der Wa gebaum
genaint.
Das Wate geld, des—es, ‚plur. doch nur von mehreen Summen,
die—er, die Gebühr, welche man für das Biegen der Waaren
anf einer öffentlichen Wage entrichtet,
Das Magegericht, des— rs, plur. — der Kloben, inwels
chem der Balken einer Wage beweglich iſt, — doch noch PUR
figer der Kloben, oder die Schere genannt wird,
Der Wayebale, ves—es, plur. die — halſe, von dem Ward
wegen, cin Menſch, welcher ſich anf eine unbefonnene Art i in eis
ne große Gefahr begibt.
Wiemaitcher Washals iſt im Zufall amgelöminen,
Den weder Sturm noch Schlacht erlege! Hager.
Im Schwed gleichfalls Vaghals, Wachter wollte hier s als
I
durch einen-tapfern Mann erklären; aber ohne Roth und Grund,
Wagehals bedeutet ee der. feinen Sals, d,i. fein Leben, . .
ivagt,
Der Wagehalter des — — plum, ut nom. fing. ein Sr
eine Wage zum Wiegen daran zu hängen,‘
Das Wazehaus, des —rs, plur. die —häufer, ein Hans,
‚in welgeht eine öffentliche Wage zum Wiegen der Waaren befürde
"ich it, am hänfiaften nur die Wage ſchlechthin.
Der Wugeherr, des —en, plur. die —en, au einigen Orten,
> ein Rathsherr, welcher die‘ Aufficht über die öffentliche Wage hat,
Der Wayefloben, des—s, plur. ut nom. ling. der Kloben,
in welpen der Balken einer Wage beiveglich it©, wa he
AR ge⸗
“ringer-Bedienter, bey einer öffentlichen Wage.
Die Wagekunſt, plur inuf. &e Kuuſt, Wagen zum Wiegen zu
verfertigen, uad in weiterer Bedentung, die Wiſſenſchaft von der
Schwere der Körper, die Statik, welche letztere auch wohl die
Wagekunſt genaunt wird, von den Verbo wägen.
*
gefeste einer öffentlichen Wage.
Der Wien, des—s, plur. ut nom, fing, oft and) die Wären, S
ein Gerüſt auf drey oder noch gewöhnlicher vier Rädern, Perfor
nen oder Laſten daranf fortzubringen. Die Rader unter ſcheiden
ein ſoches Geruft von einer Schleiſe und einem, Schlitten, die
Zahl der Röder aber vön einem Barren. Auf e nem Magen fah⸗
‚ven. Mir einem Wagen fabren: Mit dem Wagen ſtille balz
ten. Mit dem Wigenumwerfen. Ein Wagen Holz, Steine,
Mit umtf. Den Wagen ab pannen, d.i. die Pferde vor den⸗
felberdpanıen,
Wagen ſetzen.
Sache, Die Pferde hinter den Wagen fpannen, rine Sache ver⸗
Pppp 2 Tehnt
Sig, auf den Wagen fegenz ehcdem ſich zu
Das finfte Rad am Wagen, eineüberflüffige \.
Der Wagenmteifter, des-—s, plur. ut noın, fing, der Bore
Y Tr * E)
DER H- ——— j
? ’
Ma
3 kehrt anfangen. Der Wagen am zimmel, ein Befien, welches
anter dem Rahmen des Bären noch befannter ift, ſhon bey dem
Ottfried Vuagono, im Schwedifchen karlsvaggu. IJu dem
Bergbaue iſt der Wagen ein Maß der Holzkohlen, welches in ei⸗
nem Korbe von beflimmter Größe beſtehet; ohne Zweifel, weil es
fo viel Kodten enthält, als man cheden ji‘ einen Wagen zu laden
; nflegte..
N Anm. Im Niederſũch ſiſchen Waren, Wage / Wange, i im ““
gliſchen Wain,im Schwediſchen Vaggo, alle von wegen in bes
wegen, fo wie das bey dem Hefpchins befindliche eyanız, von
&yep, und das Latein. Currus, von currere, Wotfer nennt
den Wagen och Reito, (8. Reifen und Reiten,) MWilleram zu⸗
ſammen geſetzt Reitwagon, Ottfried aber fchon Wagon. Ju
Anfehung des Plurals iſt der Gebrauch im Hochdentfchen geeheitt,
doch iſt Wagen in den edlern und Wagen in den gemeinen, Sprech⸗
arten am üblishffen. Ein Diminurioum iſt don diefem Worte
nicht üblich, denn Wägelchen, welches man wohl zuweilen hö ·
vet, iſt nur den niedrigen Sprecheten eigen.’ Wagen iſt der
allgemeine Ausdruck, befondere Arsen werden dureh Zuſam⸗
menfegungen nöher b zeichnet, dahin gehören Erntewagen,
Bauerwagen, Leiteriwagen, Blockwagen, Rulkvagen, Left: °
wagen, Pofwagen, Reifewagen, Stastswagenn. ff. oder
4
a:
4
de.
——
Anm le iheeen im —— wae-
—
gan,im Schweickenväga. Wägen fcheint eigentlich die Nie.
derdeutfche, wiegen aber die mehr Oberdeuiſche Form zu feyar,
nur daß wiegen auch neutraliter eine beſtimmte Schwere vn. —
gebraucht wird, im welcher Bedeutung wagen nicht übli
Ir Hochdeuufehen werden wägen und wiegen im der Khärigen
' or ohne Unterfchied gebraucht, und im Xinperftcto und 9 Yartis
cipio auf einerlep irreguläre Art eonjugitet, ich wog, gewogen
Die regulare Form des Wägen, ich wägte, gew agt ziwae ‘ 2
{
auch zuweilen vor, iſt aber bey weitem noch nicht die ii Me —
de, Könnten einzelne Schrifiſteller an der Sprache ündern,
fo würde ich den Vorfchlag thum wägen jederzeit) begn Grund
als ein Activum, wiegen aber in feiner irregulären Form nur as
ein Neuteum zu gebrauchen; in welchem: Falle an die Analo-
gie von tranken und trinken, ſenken und Anfen, erſaufen une
erfäufen, fegen und figen, und andere mehr vor ſich haben wür⸗
tie ipio itgegulär beugen, fo gehet es doch im Präfensi regulär,
ih wäge, du wäg, er wige u f. fı:niche, ie manche
Sprachlehrer Ichren, ich wäge, du wiegſt, erwiegt. Im
der Abftanımung RN es mit wirgen 2 übereit, ——
daſſelbe.
Man mag nun aber auch wägen im Jınperfecto er ne “
—
anch wohl durch eigene Nahmen, dahin Kaleſche, — Ca:
roſſe u. ff.
Wagen, verb. reg. act, ı ¶ Der Offabe det Verlufies ausfogent,
Sich wagen, fein Leben. wagen. Sich mitten unter die Sein=
de wagen. Er bat fih ſehr gewagt. Das Außerſte wagen
Sein ganzes Vermögen fin einen wagen. ‚2.In weiterer Bes
deutung, auf blege Wabrſcheinlichteit des guten Erfolges thun.
Eine Bitte, eine vermuthung, eine Thae, ein Geſtaändniß,
Die Wagenachſe * — —n, Br Ah: “ — —
Der Wagenagel, des —s, plur. die —nägel, der ſtarke Ks -
‚gel, um welchen die Wage auf der Deichſel beweglich ift, —
Die Wagenburg, plur. inuf, eine Bure, di. Verfhanzung el
von Wagen, ein inder Kriegsknuſt der Mten ſeht übliches Wort,
wenn man die Wagen der Arme snfanınıen füpren ließ, a —
hinter denſelben vertheidigte.
wagen. Sich auf die See, vor dag Thor, in den Wald was. Die Wasenbürfte, plur, sie —n, eine Sefandeee Art Set —
gen, Weiter wage ip es nicht. Sein Geld im Spielewar bie Kutſchen damit zu reinigen, Ye —
gen. Zehn Thaler will ich daran wagen. So lange ich lebe, ie Wa endecke — —, ine — über. eine i
will ich alles an dich wagen, Gell. DasLafier denkt darum - — Ab: Ä A .
klein non Gott, weiles Feinen Unfpruch auffeine Güte wa: 1
gen darf, eben dorf, Mrwas aufgut Gli@wagen. Ben a Die WMarendeichfel, plur. die nydie Beide eines Boys, 5
fien Ipritt indie Weit wagen, Sprichw. ‚Wagen gewinnt, gemeiniglich nur die Deichfel ſchlechthin.
wagen verliert. - Seifch gewagt it halb gewonnen. So auch Die Wagenflechte, plur. die —n, eine Flechte, ober efloctenen
"das Wagen. Siehe auch Wage, Waglich, Wagniß, und Koͤrb, ibn anf einen Leitegwagen zu fegen ; der —— in
Derwegen. Ss einigen Provinzen die Benne-Rräge. \ * a
\ Anm ImmRieder ſachſiſchen gleichfalswagen Schmid. vAga, Die Wagenftohne, plur.- dien, Feoßndienfte, welche mie —
Island. voga, Engl io wage. Wachter und andere haben aller» Pferden und Wagen geleifter werden; ; Spmnfrobne W >
ley wunderliche Ableitungen diefes Wortes gewagt, welche ich hier Das Wagengeleife, des — 8, p "ur, ut nom.ling.däs Betife
nicht wiederboblen will. Mir ift es überwiegen wahrrcheinlich, eines Wagens; in — Gegenden * Wagenfpur, die we
daß auch dieſes Verbum zu der zahlreichen Familie des Begrif⸗ enläfe.
fig der Bewegung gehöret, fo daß dadurch vornehmlich auff das Des Wagengepst) des —es/ plur, Sie —e, das Gefiel, oder
Sawanken der S—— man etwas wagt / ge⸗ Holswerf eines Wagens, welches man in das vorder⸗ und Sins 4 —
ſehen wird, tergeftell theilet. vos
Wagen verb.reg.etirreg. act. im Iesteen Falle, Iinperf, Das Magengeld, des En plur. doch nur von —— Sum
wog, Partieip. gewogen, Jinperat. wage. ı, Eigentlich, das man, die —er, an einigen RR Sol oder Greleit von
Gewicht, d. 1. die Schwere eines Körbers, zu erforſchen fuchen, Wagen. —— =
wie das Netivum wiegen. Auf der Wagewägen.: Einen Bal- Der Wagenbalter, des ig, ——— ling. an den z8 —
«Jen Waare wagen laſſen. Gott, der die Welten wagte, oder fen, ein Bedienter bey dem Kutſchenſtalle welcher die Aufficht |
wog. Ich babe eg gewägt oder. gewogen. 2. Ju weiterer Ber über die Staatewagen dat, und dem Wagenmeiter üinsergeonde ·
deutung, die Abweichung einer Fläche von der wahren horizontas net ift.
len Linie mit der Waſſerwage zu beflimmen fuchen.. Einen Sluß Das Wagenhaits, des 08; plur, sie —häufer, ein Schände,.
wägen, deffen Fall zusneffen ſuchen. Einen Plag, einen Be: Magen darin vor der Witterung zw verwabren; die Wagens
sie? wägen vder abwägen. 3. Figürlih, die Güte einer unförs Remife, der Wagenfehauer, der PPRSERTBSTDER, wenn es ein
perlichen Sache genau zu erfotſchen ſuchen. Seines Gegners bloßer Schoppen if.
Grinde wägen. Welch ein zartes Gewiffen, alle Worte su Der Wagenfaften,ses —3,
wägen, und dann noch um Warnung gegen die — zu oben mit Leder überzogener
bitten! Hermes. 3 J ’ einen Wagen gepacket wird, : E
SER “ £ — — ‚Bir
— —
tür, utnom. — ein bieteei
aften, en ar des Koffers af
" Das Wagenrad,drs —
Nie oa — — Sie—n, eine Kette an einein Ende wit
einer Scleiſ fer. und am andern Ende mit einem Haten, um Bu
bufe ver Eger.
ei Wagentorb, des ⸗es plar, die—Börbe, fi ebe Wagen:
echte.
Der Wagenknẽcht, des —es, plur, die —e, der geringſte Be⸗
diente dry einem Kutſchenſtalle an Höfen,
— "Der Wagenlader, des—s, plur, die —läder, von den Derbo .
. laden, beſtimmte Perfonen, welhedie FZuprmanusıvagen beladen ,
und abladen ; Abläder, Yufläder, S. Ablader.
Die Wagenleife, plur. die —n, nicht Wagenleifte, wie’ es zu⸗
weilen gefchrieben wird, ©. Wagengeleife und Geleife.
Die Wagenleifte, plur. sie —n, an Rüſt- und Beiterwagen, eis
‚ne Stange, welche mit dem untern Ende an der Achfe befeftigt
if, an dem obern aber den obern Baum der Wagenleiter
trägt. *
Die Wagenleiter, plur. die —n, ER Leiter, fo fern fie die Geis
tenwand eines gewöhnlichen Baurtiwagens ausmacht, der daher
auch der Leiterwagen genannt wird,
Der Wagenmadjer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Handr
werfer, welcher das Holzwerk mit Einfchluß der Häder zu FRI
Wagen verfertiget, dev Stellmacher, Wagner.
Be Wagenmeifter, des—8, plur. ut nom, fing, —
welcher die Aufficht über mehrere beladene Wagen und die dag
gebörigen Perſonen hat.
anf großen Poſt amtern, als bey dem Troß der Armeen, dep der
Jagd» Equipage u, ſa f. gibt. An den Höfeirift es ein Beamter des |
Kutſchenſtalles, welcher die Schiermeiſter und —— un⸗
ter ſich hat,
Das Wegenpfird, des —es, plur, die—e, ein 1 Der, welches:
zum Siehen vor einem Wagen gebraucht wird; ; zum Unterſchiede
von einem Reitpferde.
—es, plur. Sie —— Kap an rinem
Wagen, zum Unterſchiede yon andern Arten on Rädern,
Die Wagen-Remife; plur. die —n, von dem Franz. Remife,
ein bedecktes Gebäude gu bezeichnen, worin —— r der Wit⸗
terung eeſichert find. S. Wagenhaus. x
" Das Wagenrennen, des—s, plur.ut nom, fing, Weite
rennen zu Wagen. oder mit Wagen.
Pa, Arne —8, plur. ut nom. fing, ein vorzüg-
Lich Niederfüchfifches Wort, einen Wagenſchoppen ‚Bibezeichnen,
©. Wagenhans.
'Diel Wageniiamtere, plur. doch une von mehren Arten, die
—n,eine jede Schmiere,oder fetter. Körper, womit die Achfen eines
Wagens zum Feichtern Umlaufe der Räder ſchlüpfrig gehalten
werden; im Dberdeutfehen Wagenfalbe, Dader Ihrer die ges,
_ wöhnlide Wagenfchmiere ift, fo führt derſelbe auch wohl in en⸗
gerer Bedentung die ſen Rahmen.
Der Wagenſchoppen des — plur. ut nom. m. fiag. S. Wa⸗
genhaus.
* Der Wagenſchott, des BEN plur, boch nur von mebrern Ar⸗
“ten, die —e, cin Niederdeutſches Wort, S. Waſſerſchuß.
‚Des Watenfchrot, des —es, plur.die —e, im For ſtweſen und
Solzhandel, aus dem Groben bearbeitetes Nugbols, fo wie die
Maaner rs aebrauchen.
Wagen ſpeichig/ adſ. et adv. in der Landwirthſchaft, wo die Rä⸗
Ver wagenſpeichig werden, wenn fie wandelbar werden,‘ welches _
‚befondersdann win ehet, wenn die ereih en in dem Bocke zu na⸗
e an einander ft
Fir Wagenſperre, plur. die —n, ein ec hu, die Räder ei-
nes Dadens anabhängigen Orten damit zu fpeveen, di, am Une
a zu hindern. ©. Radſp erre.
Dergleichen Wagenmeiſter es fo wohl
EN ® Ro 1338
Die Voagenfon, plur, Sie en, ©. RN .
Der Wagenflerz, des—es, plur. die—e; an den Rüſt / und
Bauerwagen, das Pinsen — eine Deichfel aus der hintern Ach ſe
borragende Stüd.
Der Wagentag, des —es —— die —e, inder Landwirthſhafe.
ein Tag, an welchem die Fröhner mit Pferde und Wagen fröhnen
nüſſen; zum Unterſchiede von Pflugtagen, Sandfagen, Sußtas
gemu.f.f.
Die Wagemwinde, plür.die—n, eine Winde, beladene Wagen
und Karren damit in die Höhe zu mindert.
Die Mageorönung, plur. die —en, die vorgefchrichene Ord⸗
‚aung, wie Güter und Waaren auf einer öffentlichen Wage gewo«
gen werden follen.
Der PWäter, $e5—s, plur: ut. nom. fing. eineWerfon, welche
wagt; \ zuweilen auch ein Wieger. An manchen Orten führen
der Wagenmeifter, oder deſſen Untergebene, diefen Rahmen.
Wagerecht, adj.etadv. der Horigontal-Linie gleich, Horizantar,
von Wage, Gleichgewicht; a waſſerpaß. Ju Berge
baue iſt dafür ebenſohlig üblich.
Die Wageſaule, plur. die —n, an einigen Orten, eine Säule
T auf öffentlichem Märkte mit einer Wage, die auf dem Markt zum
'Berfaufe gebrachten Waaren match darauf zu wiegen.
Die Wageſchale, plur. die —n, die Schalen an einer Wage,
welche an dem Wagebalfen hängen. i
Das Wagefiyeit, des —es, plux. die —e, 4 den Weaurern,
ein Bret, welches man * Mauer legt, wenn man die Seße
wage darauf ſtellen will. “
Das Wageftüd, des —e8, Bi die —e, "eine gewagte Hands
fung, >
Der Wateyettel, des g, plör. utnom. fing. ein Zettel, auf
„reihen auf der öffentlichen Wage das Gewicht der gewogenen
Sache beſcheiniget wird,
Waglich⸗ —er, —fe, adj. et adʒx. von dem Verb⸗ wagen,
mit Gefahr verbunden. Eine wagliche Sache, wobey man viek
wagt. ? x
Die Waulichkeis, plur, inuf. der Sufand, da eine Sahhlung:
mit Gefahr verbunden iſt. *
Der Wauner, zuſammen gezogen aus ———— des —s, plur.
utnom. fing, ein Handiveefer, weicher das bölgerne Geftell zu
Wagen aller Art verfertigt; dei — —— en
Stel macher.
* Die Wagniß oder das Wagniß, des — plur.car, ein im-
Hochdeutfchen ungewöhnliches Wort, deu Zuftand zu bezeichnen,
da man etwas wagt, von weldem Worte gs vermiscelft der Ablei⸗
tungs ſylbe niß gebildet iſt, S. daſſelbe.
Der Wagpfahl, des —es, plur. die —pfähle, an vielen Orten
ein Rahme des Mahlpfahler, weil er das Waſſer gleichfam ab:
wäger. :
Die Wanfchale, ©. Wageſchale.
Der Wahl, ©. Wable, NR, s
Das Wahl des —es, plur. die —e, nur in einigen Gegenden,
3. Bin Danzig, eine Zahl von 80 Stüd, Eine Tonne Häring
bis daſelbſt 13 Wahl, und ein Wablıs Stüd.
1.* Die Wahl/ plur die en, einTängft veraltetes Wort, weis
ſches kinen Abgrund bedeurefe, und woron Water v, Wal
nachzufchen iſt. Es iſt nur noch in einem Falle im Niederdeute \
ſchen übkch, wo ein bey einem Deichbruche entſtandener Sumpf,
welchee rings herum mir Erde umgeben if, eine Wahl genannt
wird,
"2. Die Wahl, plur, die —en, Yon dein eittworte wählen, der
Zuſtand oder die Handlung, da man wählt, das iſt, ſich un.
ser mehrern Sachen zu Einer durch Vorftellungen beſtimmet.
Peppz3 Sind
#
. s
*
—
1
— Beh
Erd die orffellungen deutlich⸗ foheißt es eine TERN i
-Berfiande ; find fie undentlich fo ſt es bloße Miltkubr. Die
freye Wahl, welche in einer allaemeiuen Erkenutniß oder in
allgemeinen VBoeſtell unzen gegru der if. Aus eigener Wahl
"nad vorläufiger Entihriefung durch Bewegungsgründe,” Die
Wahl fälle mie ſchwer. Einem die Wahl laſſen.
Wahl auffellen.
druck für das lürzere wählen.
Wahl Die Wahl eher bey bir,
«ine Winde durch die Wahl erlangen. Die Wahl: ma:
pen, in den Snderfiedereyen, (©. Wählen) Wenn dieſes
„Wort ein eigentliches Abſtractum iſt, fo leider es feinen Plural;
Zur Wahl ſchreiten.
allein wenn es don conereten Wahlhandlungen gebraucht wird, ſo
iſt derſelbe nicht ungewöhnlich. Beglüct in ihren Wahlen,
a Zachar.
Anm. Schon bey dem Notker na im Böhmifhen wole-
„mv. Im Riederfächfifchen ifk dafür noch Kör üblich. Siebe,
Bohren, Riefenund Chur.
Wah, (Siebe Wahlen.)
ten Perſon oder. Sade, wie Röm. 2, T, iſt es im Sochdent⸗
ſchen veraltet.
Die Wahl⸗Capitulation, plur. die — em, eine Capitula⸗
Ken ‚oder gewiffe Bedingungen, FU welcher ſich ein Gewähls
er in manchen Fällen verbindlich. machen muß,’ Dergleis
chen Eapitulstionen bey den Wahlen derKaifer und Bifchöfe übe
lich find,
Der Wable,de—n, pl ur, die — n, ein nur noch ineinigen
- Gegenden übliches Wort, einen jeden Ausländer und-befonders eis
nen Italiüner zu bezeichnen. So erden diejenigen Ftaftäner,
oder auch Fremde überhaupt, weiche. in. gebirgigen Brgendenerze "
haltiee Steine und Sand auffuchen follen, noch von dem großen
Haufen Wahlen genannt. © S. Wälſch.
Die Wehleiche, plur. sie—n, inder Schweiz, ein Nehme der
Steineiche. \
Wiüblen, verb, reg, act, ſich unter mehrern Dingen zu Einer
Sadıe nah Vorfielungen, oder Erkenntniß der Bewegungs⸗
> Einer Sache unter mehrern beflimmien. Du darfli hur wäh:
. Ien. Das ſchlimmſte Wählen. Bier it nicht zu wablen,
inet Bönig, einen Pfarrer, einen Bifhof u.f. f. wahlen, =
Femanden zum Könige, zum Pfarrer, zum Biſchofe wäh
len. In den Zuckerſiedereyen ift wählen, oder die Wahl machen,
die in jedem Faſſe befindlichen verfchicdenen Arten rohen Zuders
won einander abfondern. "Daher das wahlen und die
Mahl,
Anm. Schon bey dem Ulpbilas valjan, ben dem Kero
uuelan, im Schwedifhen välja, im Siayonifchen woliti;
aus welchen ausgebreiteten Gebrauche zugleich das hohe Alter
diefeg Wortes erhellet. Es iſt wohl mehr als wahrſcheinlich,
das es mit wollen und dem Lateiniſchen velle, EinesGeſchlech⸗
tes iſt, obaleich-wählen jetzt eine eingeſchräickte Arı des Wole_
lens iſt. Diefe Ableitung wird unter andern auch dadurch der
ftätiget, daß iin. Kero kiuuellan, wählen, niuuellan aber,
nicht wollen, bedeutet. Ebedem war dafür auch Foren und Bier
fen üblich, welchein den gemeinen Mundarten noch gangbar find,
©. diefe Wörter,
Die Wahlendiſtel, plur. dien, in einigen Gegenden. ein
Nahme der Hannsteen, Eryngiun maritimum L, vielleicht
weil Re von den Waplen zu abergläubigen Öebräuchen aufgefucht
worden,
"oählenfäsad). etadv.nur im gemeinenLeben einiger Gxge ı»
{ ge. in dev Wahl finalicher Dinge ans verzärteltem Geſchma⸗
Eine
ine: Wabl treffen, ein feherlicher Aus⸗
Dir haſt unter beyden die
Bon der” Etymologie des Wortes
In ‚der Bedeutung einer gewähls
‚gründe, beſtimmen; ingleichen in weiterer Bedeutung, ſich zu
; im Dbebdeutfihen. auch bakelig, im Nie der deutſchen koͤriſch⸗ % =
korsk; ein Begriff, für welchen man im Hohdeuychen fryih
Zuweydeuuigkeit mit dein Nieder ſachſ fen wählig, mathwillis⸗
Wahlfahlg —er, — ſte, adj.et adv. .
ee zu ekel nie Bent, — in — Mar N
feinen pad ıden Ausdruck bat; denn. leder und erelerfhöpfen
ihn nicht Sbaleich das Testere ihm am nagſten kommt. wah⸗
leriſch Mi; fir die Schriftſprache zu unedel, weites nacheinenpers ⸗ u N
alteten ieregnlären Anglogie vermittelſt der Solbe er von demnmn
Verbo wählen abgeleitet worden, eifing fuchte in feiner Drae
matıngiedas Wort wäblig gangbar zu machen; weiches aber
den Begriff theils auch nicht erſchöpft, cheil⸗ "eine nangenehihe —
ausgelaſſen macht.
* zihig zu wãh⸗ =
ben, iur shätigen Verflande. Moch häufiger, 2, fähig, ger ER
wählt zu werden; im paffiven Sinne, > ‘So and) die Wapifär a
‚bigteit. 5 27
‚Die Wmablföige, plur inuf. die Folgei in. einer Wurde vermit·
telſt der Wahl, zum Unter ſchirde von der Erbfolge
Der Wahlfürſt, des —en, plur. sie ⸗en ein Für, welcher
befugt iſt, das gemeinſchaftliche Oberhaupt mitwahlen su.belfen; * a *
in welchem Berftande die Chur fürſten rien diefen Napınen F—
beiommen,
Die Wablhandlımt, plur. Sie—en, Sie Wabl elseine Sande · *
lung betrachten, eine feyerliche Wahl.
Der Wahlherr, des—en, plur. die—m, ein — —
liche Perfon von Stande, weiche ingewiffen Fällen das Wahlreht _ 24
befiget. So find in manchen Städten die Wahlherren — De
Narheberren, welche den nenen Rath erwählen. =.
|
"Dee Wahlkind, des—es, plur. die—er, ein ungewöhns
liches, von einigen verfuchtes Wort, ein adoptirtes Kind. m. —
bezeichnen; welches aber den Fehler hat, daß es der Analogie.
der meiften übrigen mit Mahl zufammen geſetzten Wprier zus ä —
der iſt, wo es eine thätige Bedeutung bar, dagegen es hier
eine paſſive haben müßte. Wahlt ind kaun nach diefer Analm
gie nichts anders bedeuten, ‚ls ein Kind, — das —
-wechthat. - 7
1,
ein Treffen oder Gefecht vorgefalen ifl, x
einer Schlacht, das Schlachtfeld. Wabliftin diefer Zufamimene
Der Wahlplag, —— plur, — be Du er $. 2
sie Wahlftatt, 'undvon =
fegung das alte Wort Wal, welches fo-wohl Gefecht, Eau
einen todten Körper, ‚eine Leiche, bedeutete, Da Chunig Ehüne
var das Walmit Sieg gehat bat, das Gefecht, Hornegk. Im —
Schwediſchen iſt Val noch jest eine Niederlage, und Valplats - —
der Wah platz. Ehedem war auch das einfache Wahl —*2
platz ũblich wobon Schilter und Friſch Beyſpiele anf Een ee ——
he auch Wahlfahrt. a
2.Der Wahlplagz des—es, plur,die—pläge, ein pat ober ve
Das Wahlrecht, des— es, plur. doch nur von mehrern Arten, © 2
Det, wo cine Wahl gehalten oder angeſt ellet wird.
oder einzelnen Rechten, die —e, das Recht, die Befugniß, —
wäblen. Das Wahlrecht haben.
Das Wahlreich des — es, plur. sie —e, ein Keich, deffen —
Der Wählfprüch, des—es, plur. die — fprüche, eine Sen
‚Die Wabhlſtadt plur. Sie Hädte, eine Stadt, in welcher eine
Beherrjiger diefe Würde duch die Wahlder Blivder erhält; im-
Gegenſatze eines Erbreichen,
sung oder ein finnveicher, Spruch, welchen man fi. zur vorzügli» -
ame chtſchuur fei nee Berhalteng gewãblet hat; Lateinifeh ym- :
olum,
fenertiche Wahl gehalten wird. So heißt Seanffurt die Wahliade
des Romifchen Reiches, ſo fern die Kaifer in den neuern ‚Seiten
daſelbſt gew ahlet zu werden pflegen. Di —
ie
* N ID
Stätte, Ort.
. Die Wehlftimme, ptar. die —n, eine derjenigen Scimmen,
vermittelſt welcher e eine Wabl geſchiehet. je
Der Wahltag es. — eg, plur, die—e, derjenige Tag, an, wel⸗
them einefeperliche Wahl vorgenommen wird,
Das Wahlzimmer, des—s, plur. ut nom, ing. ein zu einer
Wabl beſtimmtes Zimmer.
en Wahn, adj. et adv, welches im Spchdeutfäen Längft veraltet
iſt, und nur noch hin und wieder in — Zuſammenſetzungen
lebt. Es bedeutete: 1. Leer, eine ſebr alte Bedeutung, welche
naoch ineinigen gemeinen Mundarten fv wohl Ober, als Nieder-
deutfchlandes angetroffen wird. DasSatiftwahn, nicht ganz
voll, Ein wahnes Saf, ein leeres, nicht-ganz volles Faf.
2, Abwefend, fehlend und Mongel an etwas leidend; ein wenig»
fiens eben fo alter Gebrauch. Ains thus wan ilt, ‚eines feh⸗
let dir, im Ulpbilas, ıwo es im Angelfächfi fehen heißt: \an thing
the is wana, meiſterlicher Kunſte wahn, derſelben beraubt,
daran Mangel leidend, im Jeroſchin Wan uuelany fehlen,
im Kero, 3. Shöricht, ungereimt, . Kin wahner Mensch, 3%
ineinigen Gegenden, ein Narr, 4. Einen Fehler habend, er fr
von welcher Art er wolle, eine fehr weit ausgebreitete Bedeu⸗
tung/ welche vornehmlich in vielen Zufammenfegungen Lebt, wels
i de doch in den Provinzen gangbarer find, als im Hochdentfchen,
wo man dafür in vielen Fäden die Bufammenfegungen nit Miß⸗
— oder Un= hat, (Siebe viele diefer Wörter im folgenden.) Audere
Be. Wörter diefer Art find; wahnartig, unartig, Wahnart, Ins,
art, Wahnmap, ein falfches, allzufleines Maß, Wahnhoffnung,
| Verzweifelung, Wabnorder, Unordnung, Wahnfprache, feh⸗
Terhafte Ansfprade, Wahnk auf, einungültiger Kauf, Wahn:
waare, falfche oder auch) verdorbene Waare, wahngläubig, us
gläubig, wahngönnen, mißgönnen, wabnmürbig, miß mü⸗
— lthig, ingleichen wahnſinnig oder unſiunig, Wahntrauen,
J Mißtrauen, Wahnmacht, Schwachbeit Ohumacht, Wahn-
eeehre Schande u. ff. welche wieder aufzunehmen wenigſtens ſebr
ſtimmtere Ausdrücke haben, jeden der obigen Begriffe auszudrüs
cken. Da dieſes wahn ſeiner erſten urſprünglichen Bedeutung
nach fo dunkel, und folglich in allen Arten des Gebrauches fo
ſchwankend iſt fo ift dieß wohl die vornehmſte Hefache, warum
man es im Hoddeutfchen in denjenigen Fällen hat veralten laffen,
glaubig, fo wohl ſchwachglãubig, als ſchwergläubig, als unglaͤu⸗
—J "big, als endlich auch einen irrigen Glauben habend, bedeuten,
X 7 und bedeutete alles diefes wirflih. Wahnhoffnung bedentere
2 N nicht allein Verzweifelung, fondern auch eine ungegründete, fer»
1% : ner eine fehlerhafte Hoffnung. Wörter diefer Art, welche in je⸗
2° der Sprache ein Fehler find, emtkedige ſich jede derfelben, fo bald
Bi: fie ann.
| Anm. Die Kürze Diefes Wortes — die Abweſenheit eines
= ſichtbaren Ableitungslamtes iſt ein Beweis, daß diefes Wort ein
ha wahres Wurzelwort if; es iſt daher auch eins der älteften, nit
en allein in der Deutſchen, fondern auch in allen verwandten, und
— ſelbſt in vielen fremden Sprachen, Was die Deutſche betrifft, fo
nn iesdie Wurzel von wenig, und vermurhlich auch von Wandel,
ein Fehler, und ein Verwandter von ohne undun. Im Engli⸗
E fdeniftto wane abnehmen, und want, der Mangel.» Das La⸗
I; teiniſche vanus iſt genau damit verwandt, Man hatte davon
0 hen auch ein Subftantisum, der Wahn, der Mangel, Abgang,
J Febler ff, Taufend Gulden ohne — genan tanſend
we“ Gulden. *
15
unnötbig ſeyn würde, indem wir anderegangbare, und cheils be⸗
8 * wo man beſt immtere Ausdrücke dafür hatte. So konnte wahn⸗
ae. 4 SER 1342
RER plan, sie, ein Wahfplas, von. Sat, Bert abn, des-—es, plur.iauf.. 1.* Eine jede Meinung, di,
beitnach bloß wahr ſcheinlichen Gründen, ohne Rückſicht auf
eh ee oder Unrichtigfeit, daher exebedein auch im guten
Verſtande gebraucht wurde, in welchem es ſchon im — vor⸗
kommt,
0.88 verdirbet mir minlieber war
Dermirvolleclich an die minneclichenriet,
Gr. Eontad von Airchters.
Selbſt Opitz ſagt noch Pf. 1 19,
- Wenn du dein Wort beginnefk aufsufchließen,
Es beinger viel auf einen rechten Wahn,
Und mache die Flug, fo nur von Einfalt wiſſen. —
Su den Provinzial⸗Rechten maucher Gegenden iſt daher Wahn
noch ſo viel als Vermuthung. In dieſer allgemeinen Bedeu⸗
tungift es im Hochdeutſchen deraltet, wo die Ausdrucke, ein fal⸗
ſcher, ein irriger Wahn, nedein Zeuge davon find, indem der⸗
gleichen Beyfäge jest überflüßig find; da 2, diefes Wort -jegt
ur noch im nachtheiligen Verſtande von einer ungegruͤnde⸗
un, irrigen Meinung gebraucht wird. Es iſt der gemeine:
Wahn In dem Wahne fiehen. Einen Wahn hegen.
Einem feinen Wahn benehmen. Dev. großte Theil, unfez
rer Unzufriedenheit entfpringer aus dem ſtolzen Wahne, dag:
wir nice fo glücklich find, als wir es, * ſeyn —
Gell.
Anm. Schon bey dent Kero Vuan, im Schwebifeen van.
Im Ulphilas iſt venjan, und im Angelfächfefben venan, mei⸗
nen, währen. Das Wort if mit feinem Verbo, wahnen,
fo alt, daß ſich deffen erſie eigentliche Bedeutung nicht mit Ge⸗
wißbeit beftimmen. läßt, (Siehe: Wahnen.) Zu den jegt.veral-
teten Bedeutungen defjelben gehören noch: 1. Die Abſtcht, der
Borfag.
Hun bat Heyselhartworhin beftele
Etlich ſußknecht mir argem wan
Die auf den Helden ſolten gan, Theuerd. Kap s7..
Ar gwohn bedeutet jegt bey ung etwas anders, (Siche daſſelbe.)
2, Verdacht, Argwohn, im Ottfried, fo wie noch das Schwediſche
Vän. .3, Die Hoffnung, in welcher Bedeutung ſchon Keroſes
gebraucht. Auch bey dem Ulshilas iſt vena;Hoffnung. 4.Wille,
Begierde, Zuft; mehrmahls im —— —— Glaubt;
auch im Horuegk. *0
Das Wahnbett, des —es, plur, die —e, ein * Bett, vor.
wohn, Teer; ein nur int Japdwefen übliches sung wo.
es ein leeres, von den virſche verluſſenes Bert gar Sage be⸗
deutet.
* Wahnburtig, adj.et adv. welches nur in Miederfächfifeben
üblich ift,unebeii) aeboren,unehelich, wo auch Wahnburt,unches
‘Ude Geburtiſt; von ben verafteten Höverbio wahr;
Wäbnen, verb, Teg.neutr. welches das Hülfswort haben bes
Tonmt. 1.* * Dofürbalten, meinen, glauben, i im writeſten Bere
fiande; eine-im Hochdelltſchen veraltete Bedeutung, woriu es
aber inden ältern Oberdent ſchen Schriften haufig vorkommi. Ih
unan, ich glaube, halie dafür, beißt es inebrmabls im Ditfried.
“ 2, Auf eiie ireige, nngegründete Art dafür balsen, aus irrigen
Gründen muchmatlih fchließen ; in welcher Bedeutung es nee
‚noch allein üblich iſt. Ihr follt nicht wahnen, daß ich Pommen +
Din, das Gefeg aufsulofen, Matıh. 5,17... Daß nicht ER Y
währe, ich ſey thoöricht, 2 Cor, 11,16, Aupdeffest fängt es auch
inbiefer Bedeu ung an, weniger, gebtandbe zu werden, indem in
den meiſten Fällen, wo dag ungegründgte zugleich mit bezeichnet
werdeu folk, ſich eindilden gebraucht wird, So auch das
- Wähnen.
ve Ynm:
\
1343 a
Anm. Bey dem Kero uuanan, ben dem Ulphilas wenjan,
im Angelfähfifchen wenan, im Eial,to ween, im Nieder ſäch⸗
ſiſchen wanen,im Schwedifchen vänta, Aus der Endfn!be nen
erhellet, daß diefes Berbum ein Intenſivum oder vielmehr Itera⸗
tivum if, wiefehnen, gähnen, Sehnen u. ſ. f. Die einfachere
‚Zorn, wovon jenes abgeleitet if, fommit noch im Ditfried vor,
wo wahen, Meldung thun, erzählen, erwähnen bedeutet. Noh
in tkemo uuahen thiuuuort ni miflifallen ; "und fo in
andern Stellen mehr, S. Schilters Gloff. v.wahen. Mit die
fer Bedentung des Verbi — find die Lateiniſchen fari, va-
tes, u. ff. verwandt.
Der Wahnglaube, des ns, plur. inuf. inderSheofogie, von
wahn, ierig, unecht, ein irriger, falfcher Glaube, Ingleichen non
Wahn, ircige Meinung, ein eingebildeter Glaube, ein Glaube,
> welchen man zu haben fich einbildet, ohne ihm wirklich zu befigen,
welche ſchwankende Bedeutung [yon allein diefes Wort veriverfs
lich machen kaun.
beutung der Wortes wis zu — So auch Wahnwoigig”
und Wahnwigigkeit. Ottftied zur * ulzzi’ —
Wahnwig. & 3 |
Das und die Waͤhr, 8. Wehr.
1,.Mabr, adv. vermittelft des Geſichtes RER wofür, A
der Zufammenfegung, jetzt gewahr üblich ift, S daſſelbe.) Auch
Inder Sufanmenfegung fomnıt es uur hoch inwahrnehmen vor,
EGdaſſelbe) "Bey Gewahrift bereits bemerket worden, daß es
zu dem noch in einigen Ober deutſchen Gegenden üblichen! Verbo
wehren, ſehen, Griech. boe gehöret.
2. Wahr adj. et ady, Comparat. wahrer, Supetlan wahrfte.
3. Wirklich, in welcher Bedeutung es doch nut als ein Adverbium
üblich iſt, und auch in dieſer Geſtalt nur noch in wenig Füllen ges
braucht wird. Beſonders als ein Schwur: fo wahr ich lebe! fo
wahr Gott it! fo wahr ich bier ſtehe! u. f.fr Wohin auch die
Betheurungs Formel Sirwahr zu gehören feiner, S daſſel⸗ u.
be.) 2. Dem Begriffeßes folgenden Subftautives genau angemefs-
Die Wahnkante, plur.die —n, im gemeinen Leben, befonders
bey den Zimmerleuten, eine nicht fcharfgenug, folglich fehlerhaft
behauene Kante oder Ede an dem Bauholze; die Wahnecke. Thränen der Tugendhaften find die wahren Lobreden dev vrr=
Bonwahn, fehlerhaft. Daher wahnkantig⸗ Seh ara uen ha⸗ſtorbenen. Befonders3. che, wirklich, nicht ſcheinbar, im Ge
bend. genſatze des falſch; auch uur als ein Adjectiv. Der wahre Gott,
Das Wahnforn, des —es, plur. — in der Land⸗ zum Unterſchlede von falſchen und erdichteten. Seinen wahren
wirthſchaft einiger Gegenden, leere oder taube Körner indem Ge⸗ Fabmen verbergen. Die einige wahre Religion. Der wahre
teeide, von wahn, leer. Ingleichen ein ungeftalt gewachſenes laube, die wahre Gluͤk ſeligkoit/ die wahre Liebe u. f. fe.“
Getreideforn, von wahn, fehlerhaft. Zugleichen als ein Subftdniv. Das Wahre son dem Salfden
Wabnfauer,adj. et adv. aud nur in einigen Gegenden, auf eine unterſcheiden. 4. Mit der Sache ſelbſt übereinftimmig, vonder ;
fehlerhafte Art fauer. Somerden Bier und Wein Rapnfate den und Ansprüchen; die ganabarfte Bedentung, in welcher es fo”
genannt, wenn ſte kahmig werden. wohl als ein Adjectiv, als auch als eimAdprrdium, gebraucht
Wabnfı chaffen, adj.et adv. ungeſtaltet, unfsemig, übel gebit, wird. Etwas firwahr halten, annehmen. Sie reden ſehr
det; im gemeinen Leben. Niederſach wanſchapen⸗ Schwed. wahr. Ein wahrer Sag, Ausſpruch u. f.f. Es if wahr,
vanfkapa; von wahn, fehlerhaft. " daß ich ihn geflern fahr. Nicht wahr 3 einein ber vertrauli⸗
Der Wabnf: heffel, des —s, plur.at nom, fing, in einigen chen Sprechart übliche elliptiſche Formel, nach der Wahrheit € einer
Gegenden, der letzte Scheffel von einein Haufen Öetreide,wenn er Sache zu fragen. Ylipt wahr, der gnadige zerr will Fommen? .
nicht vol wird; von wahn, Teer. liche wahr, du haft es gehört ? Für, i es nicht wahr? Es
® Der Wahnſchluß, des —es, re ein um feis iſt etw as wahres an der Sage. Mir der Verneinung, ei
“ner Swegdeutigfeit willen veralteres Wort. Es bezeichnet, - nicht wahr, ift es in den meiſten Fällen zu bart und un efittet; _
3, einen Schluß ans bloß wahrfheinlichen 3 gen, von daher man dafür lieber ungegründet gebraucht. ale Sr
Wahn, Meinung, einen wahrſcheinlichen Schluß, 2, Einen Bedeutung, iſt wahr in den bildenden Künften, ‚mit dem-Drigis
falſchen, igrigen Schluß, einen Trugſchluß, von wahn, irig, male übereinftinumig, und in weiterm Ver ſtande der Natur der.
unedt. nau angemeffen, Kin wahres Portrait, welches dem Urbilde ger
Der Wahnfinn, des—es, plur. car, fo wohl Verrückung als nau gleicht. 6. In einer andern engern Bedeutung iff wahr einer
fen; mu als ein Adjectiv. Er if ein wahrer Ireund. Die ,
wahre Tugend. Ich babe mir wahre Dorwürfe zu michen,
”
auch Beraubung des gefunden Verftandes, fo fern Sinn ehedem
mit Berfßand gleich bedentend war, wie Wahnwig, (S. daffelbe.)
Da wahn fo wohl leer, eines Dinges beraubt, als auch unecht,
irrig, bedeutete, fo fließen beyde Bedrutungen in diefem und an⸗
dern ähnlichen Wörsern zuſammen, und diefe Milderung der erſten
Bedeutung durch die zweyte, macht, daß Wahnfinn nicht den ”
"Grad derHärte hat,als Unfinn, welches einen änzlichen Moangel
ohne alle Milderung bezeichnet.
Wahnſinnitg⸗er/ —fe, adj, etadV. am Verſtande verrüct,
deſſelben beraubt,und in diefem Zuſtande gegründet,
nig ſeyn.
Dorgeben. Daher die Wabnfinnigkeik, der Wahnfinn als ein
Suftand betrachtet. u
Wahnfin-
Lin wahnfinniger Wenig. "in wahnfinniges
vorher gegangenen Verficherung angemefjen ; wo es doch nur als.
ein Adverbium, und auch hier nur mit den Verbis machen und
werden, gebraucht ivied, Etwas wahr machen, erfüllen... u
ift wahr geworden, iſt eingetroffen. {
Hnm.r. Yus der einfachen Beſchaffenheit diefes Morter, wel⸗
ches Feine Spur einer Ableitung zeiget, erhellet ſchon deffen Als
terthum, und Wirklich findet es ſich ſchon gleich bey dem Anfange”
„der Schrift in Deutſchland völlig gangbar; im Jſidor und Kero
uuaar, uuar,chiuuari; daher Wachter ſehr irrete, wenn er es
von dem Lateinischen verus abieitete, ‚Zu der Zeit, da die ſes
Wort im Deutfchen ſchon allgemein gangbar war, war die Ber,
"Pannefchaft mir Roms Sorache noch zu jung, als daß es aus derfels
ben bätte aufgenommen werden fönnen; gefeßt auch, daß es den
Fi ;
* Die Weahnfonne, plur: bie —n, don wahn, unedt, ein vers
altetes Wort, wofür jegt Nebenfonne üblicher ifk.
Der Wahnwiß, des—es, plur die —e, von Wig, fo fern es
Deurfhen bie dahin an drm Begriffe undeinemAusdrude für dens
Aben gefehlet hätte, welches doch ſehr — Wahr
und verus ffnunen bielnieht, wie fo viele andre alte Wörter,
ehedem Derftand überhänpt bedeutete, ift Wabnwig fo viel als
Wahnänn, und beyde werden auch noch häufig als gleich bedeus
tend gebraucht, obgleich letzteres üblicher it, als etfteres, vers
muthlich um die Zwepdentigfeit mis der heutigen gangbaren Bes
aus einer und eben derfelben gem ein fchaftlichen ältern Quelle ber, >
Da wahr in feinen heutigen Bedeutungen etwas abitractıs bes
zeichnet, fo erhellet ſchon dacans, dag dirfe nicht die urfprünglihe
ſeyn kann, Welche es aber ap fig bey dem hohen‘ Alter des
Worin
— | en
N A ch ne”
De
— — nur een Bermunstihi es dasnor! ige wahr:
N vbou wahren, fehen, jo daß wahr eigentlich augenſcheinlich bedem
J
*
= —— 4. Ch. 2. Auſt.
ER waren.
würde, Anf ähnliche Art bedeutet das Grich.ary 9m; eigent⸗
R lich ultverdecht,unverborgen. Vieleicht gehören auch das Imper⸗
fect von ſeyn, ih war, ſo wie werden, mit zur Verwandtſchaft.
Ehedem bedeutete wahr auch gut, in welchem Verſtande es nach,
mebrmabls bey dem Ottfried vorkommt; iſt iz ubilodo uwar,
gut oder boͤſe. x
Unm.2.. Eigentlich Teidet der Begriff des wahren Feine Steis
aerung, außer alenfall in der erſten Bedeutung ; daher wird es
auch nur felten comparirt. Das allerwahrfie wahr, Dpig. Ihr -
ſollt fehen, daß ihr wahrere — in uns findet, als an euch
ſelbſt, Weiße.
* Wahren verb. reg. ct. meldet im Hochdeutfchen lãngſt ver»
alter ih, Es bedeutet 1, fehen, gewahr werden ; in welchen Vers
ſtande es noch in einigen Dberdeutfchen Mundarten vorkommt.
„Er babe weder grime Sarbe noch unbefanner Materi daran
gewabret, Bluntfhli. 2. Sich vorfehen, in welchem Berftande
fi wahren noch im Riederfähfiihen ũblich iſt. ©; Wen
Gewahr, Hewehren,
$ £ Wibren, verb. Teg. neutr, welches das Hülfswort haben bes
kommt, fortfahren zu eriffiven ; da es denn auch den Accuſativ
der eit befommt, obne um deßwillen zu einem-Aetivo zu werden,
Der Krieg währet no. Die Predigt währst large. Wie,
lange wird es no. währen Der Tanz währete Dis in Sie”
EN: fpäte Hayt, währete die ganze Nacht durch. Unfer Leben
währet eine Furze Seit. . Ewig währen, viele Fahre währen.
Es währere nicht lange, ſo ließ er mir ſagen ur ſ. fi Es wird
nicht lange mit ihm währen, in der vertraulichen Sprechart, er
“wird. nicht lange mehr leben; ingleichen, er wird ſich nichtlange
nicht indem gegenwärtigen Wobiſtaude brfinden, Ewig wäh
yendesreuden. Einimmer währender Krieg. Währen bezie⸗
het ſich zunächft auf die Zeit, dauern aber auf die unoeränderte Be⸗
manchen Fällen auch Zeitdauer auſt att der — das
Wahren und die Wahrung gebraucht.
Anm. Im Rotker, Willeram n.f.f. uueren, im Riedert
Im Schwed. iſt vara, und im Isländ. vera, feyn;
woraus erhelfet, daß auch das Amperfect zu unferm feyn, ich
war, hierher gehöret. (S. auch Werden.) Der Infinitiv währe
ven wird im gemeinen geben bãufig mit werden verwechfelt, Es
wird nicht lange werden, für währen,
Während, das Participium des vorigen Zeitwortes, welches in
feinem@ebranche etwas befonderes hat. Als ein eigentliches Par⸗
tieipium, folglich auch als ein Adjectiv, wird esfür ſich allein nur
währens * Krieges,
hafte Voritellung, eine wahre,
nur noch felten gebraucht wird,
: Fällen die Wahrheit zu reden, d.i. feine Berficherungen nnd Auge
Wah 1346 ;
3. Die Sufammanz! iehung mit dem fol« _
genden Artifefe währender Mahlzeit, währendes Briezes;
welche nicht die geringfie Analogie hat, obgleich Leſſing kin Mahl
den legten Ausdruck gebraucht. Daß bier keine Benitivi Conſe⸗
quentiã State finden können, wie im Griechifchen, erhellet dars
aus, wenn mart noch ein Pronomen dazu ſetzet. Denn noch bat
niemand gefagt, währender deiner Abweſenheit, währender
unfrer Mahlzeit, währendes meines Sievfeyns, fondern wähe
rend deiner Abwefenbeit, während unferer Mahlzeit, wah—
. vend meines ſs ierſeyns; folglich auch während der Abwefen:
heit u. ſ. f.
* Das Wahrgeld/ des —— plur, doch nur von mehrern Sum⸗
men, die —er, ein mit der Sache ſelbſt im Hochdeutſchen veral⸗
tetes Wort, die Geldſtrafe für einen eutleibten Menſchen zu ber
zeichnen, im mittlern LateineW erigeld um, Ohne Zweifel von
dem alten war, ein Mann; ©. Baron und Wahrwolf.
Wahrhaft, adj, etadv. vonwähren, dauern, fähig, fort zu exi⸗
fliren, wofür doch jetzt dauerhaft üblich iſt; indem währhaft,
vermuthlich um der Zweydeutigkeit ms wehrhaft willen, veral ⸗
tet iſt. Fi
Wahrkaft, —er, —efie, adj.etadv. 1. Dem Begriffe des
folgenden Subftantivi genausangemeffen, wie wahr ? ; in wel⸗
chem Berftande es nur. als ein Adjectiv gebraucht wird,
wahrhafte Sreundfchaft, die wahre. Die wahrhaften Urfas
hen angeben, die wahren, 2. Mir der Sache felbft ühereinftims
mig, von Reden und Ausfprüchen; wiewahr4. Kine wahr
Da wahrhaft in beyden Bes
deufungen nichts. mehr faget, als wahr, fo fann man es in denfels
ben füglich entrathen; wie es denn auch in der That in denfelben
3. Fertigkeit befigend, in allen
forüche der Sache feldft und feiner inneen Gemüthsfaffung ges
mäß einzurichten. in wabrhafter Mann. Gott iſt wahrhaft.
Schon ben dem Dttfried uuarhaft.
ſchaffenbeit. Hingegen wird das Subftautivum Dauer, und in Wahrbaftig, —er, —te, ädj.etadv. Es if vermittelft bie
Abdleitungsfplbe ig vondem vorigen gebildet, und wirdaufdope _
pelte Art gebraucht. 1. Als ein Adjectiv und Adverbium, da es
denn den Hanptton auf der erſten Sylbe bat, und zuweilen für -
wahrhaft gebraucht wird, -befonders in der dritten Bedeutung.
Ein wahrhaftiger Mann. Daes hier nichts mehr fagt, als das
vorige, fo dieneres auch nur vornehmlich dazu, das folgende Sub.
ftantiv Wahrhaftigkeit zu bilden, welches ſich nicht anmiurtbat
von wahrhaft machen läßt. 2, Als ein Aöverbium allein, ba eg
denn häufig als eine Betheurungs- Formel gebraucht wird, und
den Hauptton auf der zweyten Spibe hat, wabrhäftig! es iſt
wabrhaftig alſo. Bey dem Rotker uuarhafto.
feliten gehraucht. Der noch währende Krieg. Am üblichſten iſt Die Wahrhaftigkeit, plur. car: von wahrhaft 3, die Fertige
inoch mit ewig und immer; eine ewig währende Glück ſelig⸗
keit, immerwährende" Strafen; two es mit. dem legten Worte in
feit, feine Reden der Sache ſelbſt und feiner innern Gentüchsfafe
fung gemäß einzurichten.
eine Qufammenfegung-übergebet. Am häufigfiengebrauchtmanes Die Wahrheit, plur. die —en , welches auf AONDEE Art ges
als ein Adverdium, welches die Geſtalt einer Präpofition dat, und
din Genitiv nach ſich hat. Während des Brieges ; während.
des Sommers; während.der Zeit, indeffen. Beblerhafte Ar
ten des Gebrauches find:
weiche im Oberdeutſchen Häufia iſt: während dem Briege, sem,
Soamer.
- geben, 2. Die Verbindung mit; gewiffen Präpofiionen, welche
+ hier unudihig find, indem während ſelbſt ſchon die Geſtalt einer
Präpofition annimmt: in währender Predigt, unter währen:
der Mahlzeit, inoderbey wahrendem Briege, unter wahren:
dem Geſprache, Opitz Richtiger: wahrend den Drrdige, wäh—
rend der Mahlzeit oder über der Mahlzeit, indem — oder
1, Die Verbindung mit dein Dattde,
Für den Dativ Läffet fi Fein denkbarer Orund aus .
- ten mit feinem Zwecke übereinftimmig ift.
„mung eines Gages mit andern befannten Wahrheiten, die Anwe⸗
braucht wird.
1, Als ein Abſtractum und ohne Plural; die Iheeinftimenng
eines Dinges mit einem andern zu bezeichnen, doch nur in fols
‚genden Fällen, (1) Die übereinſt mmung des Mannigfaltigen in
einer Sadıe. So ift die Wahrheit Gottes die vollkommenſte
Übereinffünmung alles in demfelben befindlichen. So ſchteibt man
in’der Dioral einem Menſchen Wahrheit zu, wenn fein Berhals
(2) Die Übereinftime
fenbeit eines erweislichen Grundes, weiches man die logiſche
Wahrheit zu nennen pflege; im Gegenfaße des Irrthums. Die
Wahrbeit eines Sages, eines Yusfpruches, eines Urtheiles be⸗
249g weiſen·
Die
aa
*
ae —
beifen. (3) Die Übereinffininung miteinemllcbilde, und in wel · gen, ich mag, ich mochte, ſehen, ſicht, Heben, Stans, fie.
So hat ein Porträt Wahrbeit,
terer Bedentung mit der Natur,
wenn es dem Urbilde völlig ähnlich ift, Ein Gemählde hat Wahr:
heit, wenn die Vorftellung in allen Stüden der Natur gemäß iſt.
#
Die Rolle der Gleihgültigkeie mit vielee Wahrheit En
mit aller Übereinfimmung mit einem wirklich Öleichgüftiden. (4)
Die Üibereinftimmung einer Rede fo wohl mir der Sache ſelbſt, als
der Ormüchefafungdes Redenden, im Gegen ſatze der Unwabr:
beit, und im härtern Verftande der Lügen; welche neeſt der fol,
genden Bedeutung in dem geſellſchaftlichen Umgenge die gewöhn⸗
lichſte iſt. In allen Sällen die Wahrheit-lieben. von der
Wahrheit abweigen. Du bleibit nicht bey der Wahrheit. Der
Wahrheit zu nabe treten. Steben der Wahrheit vorbey
fpasieren, im gemeinen Leben. Mit der Wahrheit in das Ge=
ſchrey Fommen, mit Örunde in ein übles Gerücht fommen. Sinz
ter die Wahrheit kommen, die Wahrheit, oder die wahre Befchaf-
fenheit der Sache, erfahren. Dadennin Wahrheit und inder
Wahrheit auch als eine ſchwache Betheurungs⸗Formel gebraucht _
wird. In Wahrheit, ich binvecht unglücklich. Ich weiß es
in Wahrheit nicht. (5) Die wahre Befchaffenbeit der Sache.
Die Wahrheit reden, fagen, derfeblen, geſtehen, befennen
Die reine Wahrheit gefteben. Die Wahrheit, zu fagen. Die
- Wahrbeit ans jemanden bringen, das Geſtändniß der wahren
Beſchaffenheit der Sache. (6) Die Fertigkeit, in allen Fällen nur.
das, was wahr iff, zureden; in welchem Verſtande doch Wahrer
haftigkeit üblicher ift.
2, Als ein Eoncretum.
Aus ſpruch; mit den Plural. Philoſophiſche, theologiſche Wahr⸗
beiten. Nutzliche Wahrheiten lehren. Sirngefpinnfie für Wahr⸗
beiten halten. (2) Eine unangenehme Wahrheit, and) mit dem
(1) Ein wahrer Sa, ein wahrer £
Vlural. Femanden die Wahrheit fagen, ihm einen Verweis ge⸗
ben. (3) Der Zufammenhang wahrer Säge, der wahre Lehrber
griff ohne Pfural, Die Wahrheit predigen. Um der Wahr:
beit willen verfolget werden. Kin Zeuge der Wahrheit.
Ynm. Bey dem Notker uuarheit; vor ibm waren dafür mit
andern Ableitungsfplden uuarnilsi,nuarnils,uuarhafti und
uuara üblid.
Der Wahrbeitseifer, des — s, plur. car. der Eifer für die -
Wahrheit, d.i. wahre Beſchaffenheit einer Sache, den wahren
Lehrbegriff, einen wahren Satz. So auch die Wahrheitsliebe.
Waͤhrlich, adv.weldesnur als eine gelinde Betheurungs-Formel
für gewiß gebraucht wird. Es ift wahrlihnicht an dem. Er
it wahrlich unfpuldig. |
Anm. Ben bem Ottfried uuarlich, der es aber als ein Adjee⸗
tivum für wahr gebraucht. Es ift vermittelft der Ableitungsfolke
li von wahr. gebildet, und vermöge.diefer Abftammung follte
die erſte Sylbe gedehnt lauten, währlich, dageaen fie durch⸗
gangig ‚gefchärft-gefprochen wird, als wenn das Wort warrlich
gefchrieben wäre, eine Erſcheinung, welche viele befremdet hat,
die daher entweder die Ausfprache, oder die S
wiffen wollten. Die Ausſprache ändern zu wollen, miöchte veraes
bens feyn, weil fein allen Mundarten , fo viel ich weiß, allge⸗
mein ift; und die Schreibart läßt ſich um der nächften Abſt am⸗
mung willer nicht ändern. Es konimt daher nurdarauf an,diefe
Abweichung, da fie einmahl geduldet werden muß, zu entſchuldi⸗
gen, und den Grund, unter deffen Schuß fie fich eingefchlichen
bat, aufzuſuchen. Disfer ift nun leicht zu finden, wenn man nur
erwäget, daß hier zwey ſtreitige Analogien zufamnıen fommen, da
denn notbinendig die eine nachfteben muß; eine, nach welcher die
Wurzelſylbe in der Ableitung völlig unverändert bleibt, folglich
währlich, und die andere, nach welcher zwen auf einen Vocal fols
gende Confonanten denſelben ſchärfen, alfo wirlich, wie mö—
eibart verändert
. gung in ibrem Gefichte wahrgenommen.
mit dem Genitiv. Nehmet wahr der Raben, der Lilien auf
"Te Wahrnehmen, um es zu befolgen; mit dem Genitiv, im
obgleich dag erſtere urfprünalih mehr eigene Shätigkeit alsdas
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hen, Slucht, drey, dritte, groß, größte, wohl, Wolluft,
und hundert andere mehr. In diefem Worte ſuchte man, fo wie
in einigen andern, beyde ſtreitige Analogien zu vereinigen, und
folgte der erſten in Anfehung der Schrift, und der letzten in Anfe
bung der Ausſprache; d. i.man fchreibt wahrlich, und ſpricht
warlich. Auf ähnliche Art fchreibe man-vierte, viertel, vier⸗
* Hana dieß, und fpeicht virte, virtel, virzig, Polz
niſch, diß. * 5
Der Währmenn, des —es, plur. die—männer, eine Vers
fon, welche für die Wahrheit einer Verfiherung oder einer Rede H
zu ſtehen hat, wofür doch das volftäudigere Gewihrmann edler
if. ©. daffelbe, .
Wahrnehmen, verb. irreg. act. (©, Elebmen)- 3. Gewaht
werden, erhliden. Etwas an jemanden wahrnehmen. Er
ging weg, ohne daß jemand es wahrgenommen bätte. Den
Seind von ungefähr wahrnehmen. Er hat ſte ſchon anibrem
Senfer wahrgenommen, Gel. Das Wild nimme den Fäger
wahr, wenn es ibn erblickt, - Ich babe eine große Beängfiz
Wo es im Dberdeut-
fen auch wohl mit dem Genitiv verbunden wird. — Klimmtfeiz'
‚nes Meifters wahr, Dpig. 2. Inweiterer Bedentuna, obaleich
ſeltener durch die Sinne empfinden, ' Eine Mufik, einen Ge:
ruch wahrnehmen. Ich nabm es nicht wahr, daß mich etwas
flach. Ingleſchen, fo viel als erfeben, erkennen. Ich babe 4
aus. diefem Briefe wahrgenommen, daß uff. 3. Nah
vorher gegangener Beobachtung gewahr werden, bemerken; eine -
im Hochdeutſchen veraltete, wenigſtens feltene Bedeutung, inwe-
her esim Oberdeutſchen auch mit dem ‚Genitiv gebraucht wird.
Herr, nehmt daran der Runft wahr, Thenerd,, 4. Betrach⸗
ten, im Hochdeutſchen aleichfalls veraltet; im Dberdeutfchen nein.
— ———— Ber > 0 4 Al nr
dem Selde, Luc. 22, 5. "Wahrnehmen, um ſich davor zu bürben,
im Oberdeutſchen gleichfalls mit dem Genitiv ; im Hochdeurfchen
wo nicht veraltet, doch wenigſtens felten, Nehmt der beißen
fpeys eben wahr, Theuerd. 6. Sorge für etwas tragen, mit
dem Genitiv zim Hochdeutfchen mehr in der dichterifchenSchreie
art, obgleich das Wort felbfinichts anfchauliches hat, als in der
Sprache des geſellſchaftlichen Umganges. N Se
Nimm meines Lebens ynadig wahr, Gel,
Du traue dir zu viel, nimm deiner Wohlfahrt
j Säles.
Be
wahl,
Hochdeutfchen aber veraltet: N —
Mein gerz nimmt nur deiner Satzung wahr, Opitz Se.
8. Wahrnehmen, um fich deffen zurbedienen, fo wohl mit dem
Aceuſativ, als mit dem Genitiv. Die oder Her Zeit wahr: 7
nehmen , fich felbige zu Nutze machen, Ych- nehme »diefer
Gelegenheit wahr , mir ihre Gewogenheie zu erbitten,
Hermes, ö N
Daber die Wahrnehmung, ©, folchesbrfonders,. - RN
Anm. Das Wort iftalt, and lautet ſchon bey dem Hftried
n,f.fuuarneman. Wahr iſt hier dag noch in gewahr übliche 7
Wort, welches fehend bedentete, und wovon man auch dasnoh
im Oberdentfchen gangbare Verbum wahren, wahrnehmen, fen
ben, erblichen, hatte. Bey den. Jägern iſt dafür noch gewabe
nehmen üblich, und Detfried gebrancht dafür auch uunaretoun,
Wahrnehmen, und gewahr werden find völlig gleich. bedeutend,
letztere bezeichnet, weicher Unterfebied aber wegen feiner Feinbeit
nicht beobachtet wird. Was de@onffrucrion betrifft, fo tft der Ges
nitiv nicht einer oder der andern Bedeutung eigen, fondernin allen
> - Bedeutungen.
Ye
!
| ma a
. Bedeutungen eine Einenheit der OberseurfehenDundarten, welche
denn zuweilen auch noch iı Hochdeutſchen bepbehalten wird, Ms
0 gleich bier dee Accuſativ am gangbarftenift, Wegen der Vieldeu⸗
- sigfeit dieſes Wortes, und da die eigentliche Bedeutung nicht all⸗
lemahl aus dem Zuſammenhange erſehen werden kann, hat man
einige Bedeutungen im Hochdeutfchenveralten laffen. Übrigens
Wort betrachter , indem wahr für ſich allein nicht mehr gangbar
iſt; dagegen gewahr werden richtiger getbeiler wird,
Die Wahrnehmung, plur. die—en, von den vorigen Verbo.
1, Die Erblidung eines Dinges ; ohne Plural, 2, DieErblidung
nach vorher gegangener Beobahtung, und die beobachtele Sache,
fche, aymifpen. FR Wahrnehmungen bat. 5
Woabrfagen, verb. reg. neutr. welches das bülfewort haben
befommt, fünftige Ditige vorher fagen. Wahr fagen Fonnen,
Die Derfon, welcher man fünftige Dinge vorher faget, befonmt
- den Dativ. Sinem wahrſagen. Sich wahrfagen Is#rn. Aus
" Wahrfagen, und die Wahrfagung.
Anm, Dttfeied gebraucht uuara zellan für — fagen, da⸗
"gegen wahrfagen bey dem Kaifersberg die Wahrheit ſagen, bedeu⸗
‘ser. Wahr iſt bier opneZweifel das Adverbium wahr, verum ;
‘deutet; eine freplich fehr-eliptifche Bedeutung, um welcher Willen
dieſes Wort auch nur im gemeinen Leben, und’ von abergläubigen
Vorherſagungen gebraucht wird, ©. Weiß agen.
Woahrfager, dves—s, plur. ut nom. ling. Fäm. Sie Wahr:
J dunfelen Worte,
Er Die Wahrfagerey, plar; inüf, die vorgegebene Kunſt eines
Wahrſagers, im verächtlichen Berffaude ; die Wahrfigerfunft.
MWahrſchauen, verb,reg. act, welches im Hochdeutſchen fremd
und nur in einigen Oberdeutichen Gegenden für warnen üblich iff,
Sinen wahrſchauen. Eimallem Aafehen nach auch ſehr eliptis
Wahre, eine wahre Gefahr, vorher ſchauen. Es müßle denn
Wwahrſchauen ſo viel als warfchen fenn, da denn diefes mit wars
‚nen gleiches Stammes ſeyn, und vermittelſt dee niedrigen
Ableitungsſylben ſchen, von war, in wenn bewahren gie
bildet ſeyn würde,
Wehrfcheinlich, —er, —fe, adj. et adv. dem Wahren ähne
0. Ui, den blogen Schein des Wahren habend, wovon Aur —
aber noch nicht alle hinläugliche Gründe hat, es für wahr oder
. wieflich zu halten, Es ih wahrſcheinlich, daß er Fommen wird,
wenn man mehr Gründe zu vermuthen bat, daß er fommen
“als daß er nicht kommen wird, Ein wahrſchenlicher Sag,
eine wahrſcheinliche urſache, Erzahlung. ——
Weiſe.
Die Wahrſcheinlichkeit, — die ⸗en. . Der Zuſtond da
eine Sache wabhrſcheinlich iſt, ohne Plural. 2 ‚ Eine wahrſchein⸗
liche Sache; mit dem Plural,
1:Die Währung, plur. car. von dem Verbo währen, fort,
dauern, die Fortdauer; ein Ei welches doch wenig gebraucht.
wird,
gewiffen Münzfuge. Taufend Thaler Meiß niſcher Währung,
"nach dem Schrote und Korne Meißnifchen Geldes, taufend Tha—
ler Sächfifchen Geldes. Sünfsehn Mark Lübfher Wahrung
nach dem Lubeckiſchen Gelde. Von dem alten Währ, Gewähr,
wird wahrnehmen mit allem Rechte als ein zufammen geſetztes
mit dem Plural; in welchem Falle man he phyſi⸗
der Karte, aus der Baffeh = Schale wahrſagen. So auch das -
daher wahrfagen eigentlich Fünftige Wahrheiten vorher fagen bee. -
4 - fagerinn, plur. die—en, eine Perſon, weiche fünftige Dinge -
7 durchabergläubise Mittelvorher fagen will, ImNiederfähfi ſchen
wicker, Wickerſche, vou wicke n, wahrſagen, einem alten, und.
ſches Wort, welches eigentlich fo viel zirbedeuten fcheiner, als das-
2, Die Währung, plur. inuf. je Merıh des Set⸗ nach einem
Wai 450
Shägung; wovon auch Werth ein abgeleitetes Mort He S. auch
Wardein.
Die Währung, plur. die—en, ein nur in einigen Gegen.
den übliches Wort, digyenigen beweglichen Dinge zu bezeichnen,
welche bey einem Örundfiüde unveräußerlich find, und jedem Be⸗
figer mit überliefert werden, das Inventarium. 278 Rn
Beſitz. S. daſſelbe. —
Der Wahrwolf, des — es, plur. — ein in einen
Wolf verwandelter Dienfch, einlüberteft des ebemapligen, noch an
manchen Orten üblichen Aberglaubens, da man noch ſolche Vers
wandlungen glaubte. Niederſ. Waarwulf, Engl, Werewolf,
Frauz. Loup garou, Mittell. Gerulphus. Die erſte Hüfte
ift ohne Ziveifel das alte weis ausgebreitere War, ein Mann, Lat, _
vir, Gothiſch wair, Angelf, wer, (S,Baron,) wovon noch im
Miederfähftichen ein Änterih Waarte heißt.
Das Wahrzeichen, des—8, plur. ut nom. fing. ein ficheris
ches Zeichen, ein Ding daran zu erfennen oder von andern zu un«
terfheiden; nur im gemeinen Leben, So nennt man eine Warze,
ein Made, fu. f.f. ein Wahrzeichen eines, Menſchen. Auch
Grädie haben ihre Wahrzeichen. In der edlern Schreibart ge=
braucht men-dafürBennzeichen, Merkmahl u. ſef. Wahr iſt in dies
fer Zuſa menſetzung wieder das Alte wahr, fihtbar, frbend,
er Wihrzug, des—es, plur, die— zuge, im Berghaue, ein
Zug, welcher von einem dritten Markſcheider gefchieher , wer
deren zwey in ihren gemashten Zügen abweigen; vermuthlich von
wahren in bewähren, beweiſen.
Der Waibel, S. Webel.
Der Waid, des —es, plur, car. der Rahme einer Pflanze, wel⸗
che zumFärben gebraucht, und in den wilden Waid undgeldwaid,
oder Samenwaid unterfchieden wird, Iatis L, In engerer
Bedeutung wird. der ausdiefer Pflanze vermittelſt der Gährung
gezogene Farbenkörper Waid genannt, welcher, ehe der Fudigo des
kaunt wurde, die gangbarfte blaue Farbe in Europa war, und das
ber häufig gebauet wurde. Das Gewächs iſt bey ung fremd, und
in Franfreich einheimifch ; wenigfiens war der Nahme Glafttum,
weichen Plinius benifelben gibt, ein Galifches Wort; allein wenn
man mit Salmafio dafür Gualtum liefet, wie denn wirklich die
Leſearten in we fehung diefes Wortes ſehr ver ſchieden find, fo bat
mau in demfelben das Stammwort nicht allein des Deutfchen
Rahmens, fondern auch der meiften Nahmen inandern Spras
„chen ; wohin das. Engl. Woad, das Alt» Franz; Guesde, und
heutige Gaude, Guede, das. Jal. Guado, die — Lat.
Guasdum, Guaĩsdium, Gaide, Gaudum, Guadum,Ges-
dium u. ff. ‚gehören. S. auch Wau.
Die Waidaſche, plur. inule die Aſche von gebraunten Weinhefen,
weil ſich die Waidfar ber derfelben bedienen, und welche mit
der Pottaſche nicht verwechfelt werden muß, Die Franzofen bar
ben daraus ihr Vedalle genacht. Sie wird auch Drufenaf: he
genannt,
Der Waidballen, des —s, plur. utnom, fing. der zu Ballen
geformte gemahlne Waid; auch wohl der Waidball, des—es,
plurssie —balle, ’
Der Waidbau, des—es, plur, car. der Bandes Waids.
Der Waidbauer, des — n, plur. die—n, Landleute, welche
ſich vorzüglichanfden Waidbau legen, dergleichen chedem in Thü⸗
" ringen und. der Laufig häufig waren,
Die Waidblune, plur. die —n. ı, Die Blume oder Blüthe
der Waides. 2, Bey den Zärbern, der blaue Schaum des zum
Faͤrben geſetzten Waides.
Dis Waideiſen, des—s,plur. utnom. fing. ein gefrütmms
tes ſcharfes Eifen, mit einsm Pe, die Blätter des Waldes das
wmit abzuſtoßen.
Qaqq⸗ Die
te Bat | i;
Die Waidfarbe, plur. doch nur von mehrern Arten, die: 1, bie
aus dem Wade bereitete blaue Farbe,
Der Waibdfärber, des —s, plur. ut nom, fing. Färber,welde
init Waid und Indigo färben, zum Unterfchiede fo wohl von den
Schwarzfärbern, als auch von den Runft: oder Seidenfärbern,
Der Weidgaft, des —es, plur. die — gäfte, ein Nahme, wel-
chen ehedem die Waidyändler in manchen Städten führeten,
Der Waidhändler, des —s, plur. utnom. ling. derjenige,
“welcher mit Waide Handelt, und, wenn er eimPatricius war, eche⸗
dem auch Waidherr und Waidjunker genannt.iwurde,
Der Waidherr, des —en, plur, die —en. 1. (©. das vorige.)
2. Zn einigen Srädten ehedem KRarheherren, welche die Aufſicht
über die Waidfarber hatten.
Der Watdfnecht, des —es, plur. die —e, geringe Arbeiter bey
der Bereitung des Waide.
Die Watdfüpe, plur. die —n, beyden Fächern, ein Faß, worin
der Waid zum Färben bereitet wird; ingleichen die darin befind»
liche —— W Waidfarbe, zum Unterſchiede von der Indigo:
Kipe.
‚ anftellen, die Waidfarbe in der Riipe bereiten, \
Die Weatömühle, plur. — eine Mühle, den Waid darauf
zu mahlen. —
Waidwerk, ©. weidewerk
Wailand, S. Weiland.
Die Waiſe, plur. die —n, ohne linrerfchied des Geſchlechtes;
oder der-Waife, des —n, Fämin. die Waife, plur. beyde, die
—n, Diminut. das Waischen, ein feiner Ältern bevaubtes, bes
fonders uumündiges Kind. Eine Warfe werden, zur Waife werz
den. Kine vaterlofe Waife, wenn es des Vaters beraubt iſt.
ine mutterlofe Waiſe wenn eg feine Mutter mehr bat., Am \
bäufigfien gebraucht man es im Hochdeusfchen als ein Fäminis
num, unddaift and der Rnabe eine Waife, Allein in andern
Gegenden unterſcheidet man es nach den Geſchlechtern, und da iſt
der Knabe ein Waiſe, und das Mädchen eine Waiſe.
Ann. Das Wort lautet ſchon bey dem Ditfried uueilo,im
Hiederf, Weſe. Friſch gibt ſich viele unnörbige übe, das Wort
von weißen, zeigen, herzuleiten, und es nad; einer unerpörten El»
lipfe, durch, des Weiſers oder Führers beramtt, zu erfläcen,
Waife, oder weife ift urfprünglich ein Adjectiv, welches, eincs
Dinges beraubt, bedeutere, Kroneweile, der Kroneberaubt,
xkommt bey den Schwãbiſchen Dichtern vor. Auch Opitz gebraucht
es noch häufig als ein Adjcetivum.
Wie ſieht die waiſe Stadt? wie ſteht ſie fo verlaffen?- — —
Laßt aber unbeforgt die waifen Eyer ſtehen,
» eben derf. die ver'affenen.
Es ging mit bleichem Licht, die waife Mutter anf,
eben derf. von der Aurova,die verlaffene,
Daß diefes waife mit dem Lat.viduus verwandt iſt wird der fehr
wahrfcheinlich finden,welcher weiß, wie gern fund finden Spras
hen und Mundarten mit einander vertauſchet werden, (S.Mitz
we.) Da dieſes Wort nun eigentlich ein Adjectiv iff, fo erhellet
daraus zugleich, daß diejenigen Mundarten das Recht auf ihr.r
° Seite baben, welche dieſes Wort nach dem Geſchlechte der Waife
und die Waife biegen, Die Hoch deut ſchen ſcheinen durch dag mil⸗
dernde e am Ende, Waife, für das härtere Oberdeutſche Wais,
verleitet worden zu ſeyn, diefes Wort für ein Fämininun zu
haften. Was den Doppellaut ai betrifft, fo finderer fid in den
ältefenSchreibarten nicht, auch die Abſtaumung ſcheinet ihn nicht
nothweardig zu machen; ſondern er iſt eine Eigenbeit der frötern
Oberdeutſchen Mundarten, welche auch Getraͤide, baiter, Weife
uf.f. ſchreiben and ſprechen. Die Hoch deutſchen haben dirfen
anangsnehmen Doppellaus in den meiften Fällen mit dem ih⸗
el)
Re Ba
Bende zunfammen heißen Blaufupen, Eine Waidküpe
nen — —— vertaufcht; lei ie Morteferlien
Ne ihn wirklich zum —— don weht, kg gg bepbepals \ 12
ten su haben. : NL.
Das Waifertamt, Ses es, ber, Sie: —ämrer, an einigen *
ten, ein obrigleitliches Collegium, welches die Aufficht über die
Waiſen und deren Vermögen führer, an andern Orten das pu⸗
pillen: Collegium, der Waifenvarh, har *
Waiſenrecht.
Das Waifengeld, des —es, plur. von meh —— die
— er, Waifen zugehörige Gelder; Pupillen: Gelder. eh,
Das Waiſenhaus, des —es, plur. die —häufer) eine Ans =
fkalt, wo arme allen unentgeldlich erzogen und- uadreeiape :
tet werden. eh
Der Waifenberr,.des—en, plur. die ⸗en⸗ an — Orten,
sein Rathsherr, welcher die Aurfi cht überein zur San schürigen
Wuiſenhaus bat. —
Das Voa ſent ind, des —es, —— die—er,. ai RE en
— 9 Te RR für Waife nur vonden ineinem Wais
enharfe befindlichen Kindern, und auch hier nur,
* Plu al, gebraucht wird, * 9— —
er Waiſenknabe, des—n, plur: Sie —n,. ein in Wai — —
lichen Gefchlehtes, doch“ nur -von den in einem — *
baufe befindlichen Mein, zum —— von den Weiz sv.
fenmädihen. ET
Das Waıfenmädchen, se * plur. utnom, „fing, * a
vorige, , —
Die Waiſenmutter, iR sie mürterr eine weibliche, q —
niglich bejahrte Per ſon, weiche in einem Waiſenhauſe
der Mutter vertritt; zum Unterſchiede von dem Werfenz,
vater,
—* Waiſenratb, des — plur, die —rärhe, febe Mair
name.
Der Waiſe enfchreiber, des —s,plur. utnom. fing,der Schrei
ber an einem Waifeuhanfe, d.i. ein Umterbeamter,, er
Rechnungen über die Ausgaben und Einnahmen führer, —
Der Waiſenvater, des —, plur. die väter, eine männliche
Perfon, welche in einem — die Sl des. wu
‚vertritt,
1: Die Wake, plur.sie—n, ein vornehmlich in Niederfachfen
ublices Wort, ein in dem Eiſe gebauenes Loch zu bezeichnen, -
welches an andern. Orten eine Wuhne heißt. Nicht, wiein dem
Brem. Niederf. Mörterbuche, geglaubt wird, von demEngl,wak,
neh, und Woge, eine Welle, denn wie paffen diefe Begriffe zu
einem Loche ? fondern vomdem noch im Schwed. und Island. übe”
lien vak, vauk ‚eine Dffnung,ingleichen eine Munde,cin Fen⸗
fier, welde wieder niit dem Lat, vacuus, Teer, verwa at gu ſcyn Be
ſcheinen ——
2. Die Waͤke, plur. fo wohl von mehreren Arten, = mebrern pr \
dividuis, dien, der Nahme einct oemifepten Art Felsſteine,
welche gemeiniglich aus Quarz, Sand und Gimmer beſtehet/ und
fo wohl ganze Ganggebirge ausmacht, als auch in einzelnen, oft D
großen Stüden anf der Oberfiäche der Erde gefunden wird, in ; En
welchem letztern Falle ein fſolcher Stein eine Feldwake heigt, An
andern Orten, z. B. im Vareuchifchen, wird eine Are Falfartiger, i
Steine, weiche bey dem Eifenfchmelzen ale Zufchlag gebrauhe
wird, Wake genaunt. Die Schreibärt Wade, welde bey vielen = j
‚angetroffen wird, ift wider die gewöhnlichſte ARD indes.
das. a gedehat if, S. auch Wahfchh. \ *
Das Wakengebirge, des —s plur.ut nom. fing. von dem
vorigen, ein Gebirge, — ans Wake beſtehet, deſſen Stciacn
Wake iſt.
wer,
— IN u ;
in wafig:s Gebirge, ein Warengebirge. er, *
Der Walch des —es, plür. inuf..in einigen Gegenden ein Nahe
me einer Örasart, Aegilops.
ein im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort, welches in der
Deutſchen Bibel von der Bewegung der Willen gebraucht wird⸗
und mit wallen und walren ſehr nabe — iſt. Siehe diefe
Wörter,
Walchern, verb. reg, act. das — und Sntenfionm des
vorigen, welches nur in den gemeinen Sprecharten vorfomint,
ollend bin und her bewegen, BERGEN BE S. dass
< felde, EWR
Der Wald, des—es), plur. die Wälder, Dimnut. das Wwäls-
ben, Oberdeutſch Wäldlein. 1. Ein mit Oberholz bewach⸗
‚ fener Bezirk von einem beträchtlichen Umfange; wodurch-fih
dev Begriff diefes Wortes von Waldung,Beböls,Sain uff un
terfcheidet: Der Thüringer Wald, der Schwarzwald, der
‚serzwald, der Bohmer Wald u. (fi Inden Wald; durch
einen Wald gehen, fabren, reifen. Zu einem Walde
werden, in einem beträchtlichen Umfange mit Oberholz bewach⸗
ſen. Einen Wald verhauen. 2In weiterer Bedentung, ein
jeder dick mit Oberholz bewachfener Pfag,ivenn er gleich nur fein
iſt. Ein Lufwald, Lufwälschen, Lorberwald , u ff.
3. Bey den ältern Dichtern bedeutet Wälder im Plural, nad
dichte... .,, Wälder,” fagt Opis;,,find nicht alleisı folche Gedichte,
„die aus geſchwinder Auregung von der Hand weg gemacht wir-
„den, die Quirterilian und Starins and Sylvas nennt, ſondern
auch Sammlungen, Gedichte mancerley Arten.” 4. Ju
demgorſtweſen werden die grünen Äfte an den Bäumen, i in mars
den Gegenden, colfective Wald genannt, BER die nicht viel
Wald haben.
Anm. Schon bey dem Rero male, im‘ Riekerfächfifgen
Woold, im Angetfächf, Weald, Wald und Wold, im mitt»
lern Lat. Gualdus, mit Ansflogung des e im Engl. Wood,
und im Schwedifchen Ved, weldje aber and) Holz, und einen
Baum bedeuten, Der Stammbegriff läßt ſich in diefem Worte
nur errathen. Viele findauf wild gefallen, weil ein Wald roch der
wildeſte Aublick in der Natur iſt. Allein zu geſchweigen, daß
wild ſchon wieder ein übergetragener Begriff iſt, fo ſcheinet in
Wald vielmehr das dicke, euge Veyſamnmenſeyn der Theile der
herrſchende Begriff zu fepn, indem man dide, buſchäge Haare,
nahe an einander ſtehende Gewächfe u: ff. mehrmahlg mir eis
nem Walde zü vergleichen pflegt. Und alsdann würde diefes
Wort mit Wolle, Welru. ff. verwandt. ſeyn. Ebedem bedeu⸗
tere Wald auch Holz, wie das Engliſche WMood und Schwer
Sylvaiift.
Virwaldes warme finerbruft
Anrechter Tioftv enden H:ine. von Veldeck.
Bezirk, über welchen man zu gebierhen hat, eine Wälde genannt
wird, fo gehöret diefes Wort nichgbiecher, for dern zu Gewalt,
S dasfeibe,
Das Wert Wals wich in fehe vielen Sufammenfeßungen ge⸗
braucht, beſonders mit Gewächſen, diejenige Art zu brzeichnen,
welche voruehmlich in Wäldern angetroffen wird, Im folgeuden
bbvonnen nur die vornehniſten davon aufgefübret werden, dudem die
-meißten 1 Sen von ſich rien erklären. \
4 — verb, reg. neütr, mit dem he: —
dem Latein Sylvae, figürlich eine Sammlung vermifchter Ge ⸗
diſche Ved, und auch im Deutfchen Holz fo wohl Lignum als
(Siehe Zols, die Anmerfung) Wennim Dsnabrüdifehen "ER
Bat — 1354.
—— adj. et RN Wake — aus Wake bellchend⸗ Die Welssmeife, ——— n eine Art großer Ameifen, wels
che in den Wäldern angetroffen werden, zum Unterfdicde von der
kleinern Act; Kormicarufa Linn,
Der Waldsämmer Ran, des —ıs, plur. die —r, ein Nahme
"der Boldammer, weil fie in den Wäldern zu brüsen pflegt.
Das Waldamt, des —es, plur. die —Hmter, 1. Ein Ant,
d. ir Collegium, welches die erfie Inſtanz in Waldfachen har,
2, Die Verſammlung diefes Eollegii, Ein Waldamt halten. -
3, Ein Amt, das ift, eine Bedienung, bey dem Fotſtweſen.
a allen diefen Fällen ift an den meiſten Otten Jorkame üb»
li
Der Waldamtmann, des a plur. die —männey, der Vor⸗
gejeßte eines Waldamtes, An manchen Orten * einer der vor⸗
nehumten Waldbeamten,
Die Wald !Inemone,plur, sie —n, eine Art Ancmonen, inefde
in Wäldern angetroffen wird, Anemone Iylveltris‘ ' Linn.
zuun Unterjchiede von der Garten⸗Anemone.
Der Waldänpicd, des —ts, plur. Bier, ein Rahme des
Epheues, Hedera Helix Linn,
Die Waldäfihe,plür.die —n, in manchen Gegenden, ein Nahme
des gemeinen weißen Ahornes, Acer Linn. — einer Ahnlich⸗
keit mit der Aſche, Fraxinus Linn.
Die Waldaxt plur. die —arte, eine große Art, Walsbäume da⸗
mit zufölen,
Der Waldbach, des —es, plur. die —baghe, ein Bach, der aus
einem Walde Fommt, feinen Urſprung in einem Walde nimmt z
zum Unterfchiede von einem Feldbache.
Der Waldbart, des —es, plur die —bärte, in einigen Gegen⸗
den ein Nahme des Waſſerwegeriches, ©. dieſes Wort.
Der Woaldbauer, des —n, plur. die—n, ein Bauer in einer
waldigen Gegend, der folglich feite vornepinfte Nahrung aus
dem Walde hat, ein solzbauer.
Der Waldbaum, das —ts, plur. die —bäume, Bäume, weiche
in Wäldern zu wachfen pflegen, zum Unterſchiede von den Selds
und Bartenbiumen.
Der Wglöbereiter, 9.35 —s, plur. ut pom. ſing. ein Unterßes
amter, welcher einen Wald zu bereiten, and für die Sicherheit
deſſelben zu ſorgen hat; Hägereirer, Heidereiter. _
Die Waldbeute, plür. die—n, in det Bienenzucht, Beuren,
welche man in den Stämmen großer Waldbäume aushanet, und
in welche man die zahmen Bienen zuweilen feßt. }
Die Waldbiene, plur. die —n, Bienen, welche wild in dere -
Mäldırn leben, Seldbienen, Ggeidebienen, an einigen Orten
Waldbeinzen; zum Unterſchiede von den zahmen und Garten⸗
bienen,
Die Waldbinfe, plar. sie —njeine Art Binfen, welche in fruch⸗
ten Waldern angetroffen wird; Juncus ſylvaticus Linn.
Die Weldbirn, plur. die —en, Birnen, welche wild in den Wäl⸗
dern wachſen, und unter dem Nahmen der polzbirnen am be⸗
kannteſten find,
Die Waldblume, plur.die —n, Diminut. das Waldblümchen.
1: Eine jede Blume, welche vorzüglich in den Wäldern währen,
in In engeter Bedeutung, ein Nahme des Wohlverley. · S. die
fes Wort.
Der Waldhof, des—es, plur, die —böde, eine Act wilder
Bocke, welche ih in manchen Länderr i in den Wäldern guſhan
deſſen Weibchen die Waldziege heißt.
* Der Waldboth, dee —cs, plur. die —en, (©. Waldgraf.)
Von Wali, Gewalt, war Waldbothe, oder richtiger, Waltbo—
the, ehedem ein mit hinlänalicher Vollmacht verſehener Abgeord⸗
uster eines Obern, ein bi in welcher Bedeutung doch
has Wort langſt veraltet iſt
20443 Der
Bat
1355
Ter Waldbrand, dee Des plur. sie—brände, ein Stand i in
‚einem Walde, die Entzündung: der Bäume eines Waldes, -
Der Waldbrief, des—es, plur. die —e,in den Weſiphaliſchen
Holzmarken, die Polizey» Ordnung in Anſehung der Waldungen,
welche jährlich bey jeden Waldgerichte verliefen wird.
Der Waldbruder, des-—e, plur, Sie —beuset, ein Eiufiedler,
der im Walde lebt, in der Nömifchen Kicche.
Die Waldbüce, plur. die—n, en einigen Orlen ein Naͤh⸗
me der Kothduche; zum Unterfchiede von der Hain « oder Ha=
gebuche.
Der Waldbürger, des, plur. ut.nom. fing, » „EinBürs
ger,d.i. Bewohner eines Waldes, In diefem Verftande werden
Vögel nnd wilde Shiere zuweilen figürlich Weldburger genannt,
2. In manchen Gegenden, 5.3, in Ungarn, heißen die Sewerken
des Bergbaues Walsburger.
Die Weldbuße, plur. die — n,&. Waldftrafe.
Die Walddiftel, plur. die—n. ı. Einie jede Art Difteln, —*
che in den Wäldern angetroffen wird, 2. Ein Nahmeder Stech⸗
palme, Ibex.aquifolium L. (S. Stehpalme.).3. An ans
dien Orten i’ 08 die Mannstreu, Eryngium campeltre, L.
©. Mannstren.
Der Walddorn, des—es, plur, inul. ein Nahe eines Ge⸗
wächfes, welches Frifch durch Agriacantha erffäcer,
Der Wealddoften, plur. inuf. der gemeine braune Doften, wel-
Ser auch Wohlgemuth und wilder Majoran genannt wird,
Origanum vulgareL.
Di e Waldeiche/ plur. die —n eine Eiche, welche in einem Wal⸗
de wüchfer, zum Unter ſchiede von einer deld⸗ Raſen⸗ oder Raum:
eiche, welche auf einem offenen Plage angetroffen wird,
Die Waldeidichfe, plur-sie—n, Eidechſen, weiche in Wäldern
angetroffen werden,
Das Waldeifer, des—s, plur.ut nom. fingsein eiferner Hart»
mer, diezum Füllen beffimmten , oder verfauften Bäume damit’
zu bezeichnen; der Waldham mer, Sorihammer, Mahlham⸗
mer, das Mahleiſen.
Der Waldenfer,ses—s, plur. ut nom. fing. eine Art Kes _
» Der Waldgeift,ves —es, plur.die—er, ein erbte,
tzer (nah Romiſchen Begriffen, ) welche ‚vornehmlich ‚von dem
»2ten Jahrhundert an befannt wurden, und figin vielen Stüs
den vonder herr ſchenden Kirche abfonderten, Gemeiniglich lei⸗
tet man dieſen Nahmen von einem ihrer bekannteſten Lehrer, dem
Petrus Waldus her, welcher um 1170 lebte. Allein da der
Nahme ſchon früher vorfommt, fo leitet man ihn richtiger von
Vailenfis ab, weil diefe Leute vornehmlich i in den Piemontefis
{ben Tälern wohnten,
Die Walderve, plur. die—n ‚eine Art Erven, welche wild in
den Wäldern wädhfet, und auch DES EIRMENEFAU? genannt wird ;
‚OrobushirlutusL.
Der Waldefel, des—s, plur. ut nom, fing. ein außer Luthers
‚Bibel wenig befanntes Wort, einen wilden Eſel zu bezeichnen,
welcher von manchen auch wohl der Seldefel. genannt with,
Die Waldeule, plur. die—n, ein Nahme derjenigen Eulen arten,
welche fich gern inden Wäldern. aufhalten ; zum Unterſchiede von
den Rircheulen, Steineulen u, f. f.
Der Waldfern, des—is, plur. inuf, oder das Waldfarn:
Fraut, eine Art Sarn oder Farnkraut, welche in den Wäldern
angeriofien wird, Tanacetum vulgare L. Siehe Rain⸗
farren.
Der Waldfink, des — en, plur die —en, eine Art Finfen,
wi lche ich vornehmlich in den TRäldern aufbölt ‚der Wint- ränk,
Tannerfinf; zum Unsrefgpiebe von den Bucfinken, Graufin
Een fe
Pi
Der —— Sean, plur. car, ein Nabmedes zlachs⸗
krautes, oder. Leinfrautes , Antirrhinum gene Lo.
Slachſtrauet a
DeriWMaldflob, des —es, plur: Sie — flöhe, eine At wilder
She, Feas⸗ in den Me angetroffen. werben, Poduranie, {
valis 4
Die, Weldflöte, plur. 8ie-—n. 1. Eine Tüte, fo wiemanfie
der. poetiſchen Schãfer welt andichtet, die Schaferflöte. 2. In den
Orgeln ift die Waldfiäteeine Art Flöten, welde der Spisflöte
gleicht, nur daf fie oden weirerifl, ©. 5ohlfiäte, .
Die Welöforelle, plur.die—n, Foreflen, welche ſich in Wald⸗ .
bächen aufhalten ; zun: Unter ſchiede yon den Teichforellen IE
Der Walsförfter, dr6—8, plur. ut nom. fing. au einigen Or ·
sen, z.B. im Oſterreich fohen, ein geringer gorſtbeamter, der ſouſt
unser dein Rahmen des Forſters ain bedannteften ift,. t.
: Der Waldfrivel, des-—s, plurzutnom, ing. rin Freveh d. Rh.
Der Wald gott des —es/ plur. Sie—gätter, Sämin. die Wald: = J
ein Verbrechen, welches an den zu einem Walde gehörigen Dingen,
‚oder wider die Waldordnung, begangen wird,
Der Walöfreveler, des Ss/ plur. ut nom.fing. der. end ſb
chen Frevel begangen has; der Waldderbreher. vn 10% nu
Des Waldgedinge des, plur/urnom. fing. ein Gedinge —
in Waldſachen, d. i. eine Ver ſammlung der For ſibe ainten, in wcl |
her die Holzoerkaufe geſchloſſen und ei werben ——
Orten der Schreibetag.
Das Woaldgeflügel, des—s, plur. doch nur von ——— Ar⸗
ten, ut nom, fing, Geflügel, welches ſich im Walde aufhält; —
Unterſchiede von dem Haus: Leld⸗ und —
Das Waldgehätge, des—s, plur, ut nom, ling. ein Gehä >
des großen oder hohen Wilderees , ‚zum ——— —
Eldgehage.
Der Waldgenof, des — eh, plur. ie—en, derjönige; rip: —
cher mit andern gemeinſchaftlichen Antheil an einem Wale 3
bat. J SE
Das Walsgerdume, des —8, — ut nom. fing. Anetigen:
Drten,geräunite,d. i. zu Acker gemachte Waldung;; ———
Orten Rodeland, Rodeacker. ©. auch Waldhube.
welcher ſeinen Aufenthalt in den Wäldern haben ſoll. Beſonders
werden die Satyren der Alten Waldgeiſter, undi im harten Vers
fand: wohl Waldteufel genannt !
Wald gerẽcht, —r, —efte, adj. et adr. — Walde⸗ und Br —
zu demſelben gehörigen Dinge kuudig, wie forſterecht.
forſtgerechter Jager.
Die Waldgerecht gkeit/ plur. inul. die Geundhertſcheſn —
Eigenthumsrecht über einen Wald,
Das Waldgericht, des— es, plur. die—e, ein Gericht,
welches in Waldſachen, oder über Waldfrevel gehalten * BR x
Sorſtgericht, Holsgericht.
Das Waldgefihrey, des—es, plur: inuf. das @eferep, wel
es hey einer Jagd in einem Walde gemacht wied⸗ Siehe Jagd⸗
geſchrey.
Der Waldgefell, ses—en, plur. die— en, ein bey den Jagern
üblicher Onmderahuw, ©. Gefellmann.
Das Waldgefig, des —es, plur. die ⸗, Geſetze in Wald ſa⸗
chen; Sorfigeieg. \
Das Waldglödchen, Oberd. Waldglödlein, — plur.
utnom, fing, ı. Eine Act kleiner Glockeublumen, weichein 275
. den Wäldern häufig‘ ift, Digitalis L. Singerhusblume, 2. Ein 7
Mai 2 des Hals: oder Zapfenkrautes, Rulcus Hypophyl
tum L,
*
—
gottinn, plut. die en, eine mytbolohiſche Uniergotiheit⸗
Bat
EN melde nissen © Sie und de dieit inden Wotdern dat kat. Fau-
nus, auna.
Der Waldsraf, des — en, plur. de—an. ı. In einigen
Nieder ſoch ſtſchen Gegenden, ein Graf, d. i. Richter, in einem
Waldgerichte, ingleichen der Grundherr einer Holzmarf ‚ wenn
er zugleich diefe Gerichtbarfeit beſitzet, (S. Holsgraf) 2. In
bhöherm Verftande find die Waldgrafen, gewiffe Grafen inden
ebemahligen waldigen Gegenden an dem Rhein, welche zu den
Seiten der Fränkiſchen Könige und ihrer nächſten Nachfolger die
böchfte Aufficht über die Jagden in diefen Gegenden hatten, und
auch Wils- Rau: und Reingrafen genannt wurden, Siehe
diefe Wörter.
Der Waldhäher, S. solzhäher.
DerWaldbammer, des —s, plur. die — hämmer, Siehe
Das Waldhuhn,
Waldeiſen.
Die Wal dheinze, plur. die — /in einigen Gegenden, ein Nah⸗
me der wilden oder Waldbieuen, ©. geinze.
Der Waldbers, des—es, plur. die—e, ein Bogelperd, wels
cher in einem Walde angerichtet wird, zum — von einem
Seldherde.
Der Waldherr, en, plur. die—en. 1. Der Eigenthüs
mer eines Waldes. 2, An einigen Dften, z. 8 in Nürnberg,
find die Waldherren diejenigen Rathsherren, welche die oberfte
Aufſicht über die Förfte der Stadt baden, und das Forſtgericht
ausmacen. 3. An andern Orten wird der Neuntodter, Falco
minimusL. der Waldherr genannt.
hirſchen.
Die ‚Weldbirfe, plur. inuf, eine. der. Sirfe äsntiche Grasart,
welche in den Wäldern angetroffen wird, eine Art des Kuh—
oder Wachtelweigens, Melampyrum nemorofumL,
Der Waldhoblunder, des—s, plur. inuf, ein Nahme des
Berg: oder Hirfhhohlunderg, oder girſchholders, welcher in
Wäldern angetroffen wird, Sambucus racemola L. Siehe
Berghohiunser,
Das Waldbonig, ses—es, plur. inuf. das Honig von Wald⸗
bienen, wildes Honig.
Der Waldhopf, des —mes,
Nahme des Wiedehopfes, S. dieſes Wort.
Das Waldhorn, des —es, plur. die — hörner, eine Art mefe
fingener Jagdbörner, welche ehedem bloß zur Jagd gebraucht wur⸗
den ‚jest aber auch außer derfelben üblich find. Sie ſtehen in An⸗
fehung der Größe zwifchen dem Parforcessorne, und dem Jagd⸗
oder Slugelbornein der Mitte.
Der Waldhornift, des—en, plur. die—en, ein Zwitter mit
einer ausläudifchen Endung, derjenige,welcher das Waldhoru blã⸗
ſet, und ſo fern er es geſchickt zu blaſen weiß.
Die Waldhube, plur. die—n, eine Hube tragbaren Sande,
welche aus ausgerotteter Waldung entſtanden ift,
des— es, plur. die —hühner, eine all⸗
gemeine Benennung einer den Hühneen ähnlichen Art wilden Bes
flügels, mit zottigen oder wolligen Füßen und rothen Augenbrau⸗
nen, welche auch Schnee⸗ und Berghühner, ingleichen Rauch:
füde genannt werden, Lagopus-L. Der Auerhahn,
Birkhahn, das zaſelhuhn und Schneehuhn find Unterarten dies
fes © fchlechtes, _ Waldbuhn bezeichnet theils dieſen Vogel
ohne Unterfchied des Geſchlechtes theile nnr dag Weibchen als
Tein ; indiefem Zalle wird das Männchen der Waldhahn genaunt,
{ Siehe Suhn. S
pn die — e, aneinigen-Drten ein .
"Der Waldkümmel, des—s,
Bat 1358
—
Die ——— die ⸗n, eine Arthummeln mit ſchwat⸗
zem Kopfe, und blaßgelben Bruſt ſchilde, welche ſi Hi inden Wäl⸗
dern aufhält ; —* ſylvarum L.
Der Waldbücher, d es — s, plur, ut nom. fing. tin geringer.
Forſtbeamter, welcher einen Waldbezirk zu hüthen hat, unter dem
Förſter ficher, und auch Waldknecht, Soriiläufer, Seideläufer)
Sorſtknecht genannt wird,
Die Meldbütte, plur. die— n, eine ineinem Walde anfgeſchla⸗
gene Hätte, 5. B. eine Hütte bey einem Waldherde; zum Untere
fehiede von einer Feldhütte.
Weldicht, —er, —fe, adj. et ady. einem Walde ähnlich zein
Mort, welches, fo. wieder Begriff nur felsen gebraucht wird,
aber fehlerhaft ift, wenn es für das folgende waldig gebraucht
wird. S. —icht.
Waldig, —ıer, —fe, adj,etadv, mit Wald, 8; i. Oberholz, ber
wachſen. Bine waldige Gegend ; waldige Hügel. DasLand
iſt ſehr waldig, ©. —ig.
"Waldine, ein bey den Jägeen, als ein eigener Rahme, übliches
Wort, einen weiblichen Leichund damit zu benennen, fo wie
Waldmann als ein folder Rahme eines manalichen Hundes ge-
braucht wird.
Das Waldjauchert, oder Waldijuchart, des Ses, plur.
die —e, im Oberdeutfcheneine Art Jaucherte, Waldungen und
Gehölze darnach zu meffen. So bältin Bern ein Waldjuhare
45000, ein Seldjucharräber nur 31 250 Berner Quadrat⸗ Fuß.
Si he Jauchert.
Der Waldkalk, des — es, plur. doch nur von Bi Arten
Der Waldhirſch, des—es , plur. die—e, Biefähr, welche ſich
in Wäldern aufpalten, zum Unterfiebe von Landzund Gebirg⸗
und Quantitãten, die—e, an einigen Orten, Kalt, erh in dem
Walde aus Kafenfteinen gebrannt wird,
Die Waldfiefche, plur,die—n, an einigen Dten, ein Rahme
der Dsgelfirfche, Prunus PadusL. S. diefes Wort.
DevWaldtnecht, des—es, plur. die— e, der geringffe Bu
diente bey einem Forfteoder Walde, S. Waldhüther.
Der Watötnoblaud, des—es;, plur. inuſ. eine Art wilder
Knoblauch s, welder in den Wäldern des mitternächtigen Euros
yawächfet, und anhRamfel, Läuchel und Germſel genannt wird,
AlliumurfinumL.
Der Waldfnoten,dses—s, plur. ut nom. fing, ein befonderer,
bey den Sägern üblicher Knoten, jerriffene Leinen damit im Walde
geſchickt zufammen zu fnüpfen,
Das Waldkraut, des — es, plur. die—Pränter Kranter, d, i.
Gewächſe, —*— vorzüglich in den Wäldern und Gehölzen an⸗
getroffen werden. >
Die Walöfrefie, plur. inuf, eine it wider Keeffe, welche in
Bälderneinbeimifch ift.
plur, inuf. eine Art Quendel,
oder Feldkümmel, welche in den Waldern wãchſet, Thymus Ser
illum L,
Die Waldlatte ,-plur. die — n, Latte, welche entweder aus
ganzen, oder nur Ein’ Mahl: gefpaltenen jungen Fichtene
ſtammen beftehen, weil man fie gleih , fo wie fie aus dem
Walde Fommen, gebrauchen Fann ; im Gegenfage der.gefchnit=
tenen Latten.
Das Wal dlehen, des —s, plur. ut nom. fing. ein zum Lehen
gegebener Wald oder Theil deffelben.
' Die Waldlerche, plur. sie —n, ein Nahme Ser Beidelerche,
AläudalylveftrisK. S. geidelerdhe.
Die WaldTeute, fing. car. Frute, welche in einem Watte wohr
nen, beſonders wenn ſie zihre Nahrung ans demfelben haben. So -
werden dir Beraleire an manchen Orten Waldleute genannt,
Die Waldlilte, plur. 'Sie—n, an einigen Orten, ein Rahme des
Geißblattes, Lonicera Caprifolium L- ©, dieſes Wort.
2 Un
—*
1 359 \ 8 a e
An andern wied der Diptam, OriganumDi ptamu u fo
genannt.
Die Waldmalve, plur; die —n, eine Art’ Malven, weldjes it
den Wäldeen einpeimifeh iſt, Malval yiveltris Binn.: er
DerWaldinenn, des —:3, plur. die männer, nid in mans
chen Fäfen—leute. ı, Einim Walde wohnender Hain, beſon ⸗
ders wenn er feine Rahrung ausdemfelben hat, So wird in man-
hen Gegenden ein Bergmann Waldmann genannt, 2.Ein wil⸗
der Mann, welcher fih nur inden Wäldern aufhält. (5: Walb:
menſch. ), 3: Yu der Geifterlehre des großen Haufens find Wald:
männchen im Dimimutivo gewiſſe Mittelwefen, welche die Wäl-
der bewohnen, und mitden Bergmännchen vermuchlich verſch wi⸗
ftert find. 4. Bey den Jügern wird Waldmann afs ein eigen-
— thümlicher Nahme des Leithundes es — auch Wals:
geſell.
| Die Waldmark, plur. die —en, oder Sie Walsmerfüng. plur.
die —en, eine Mark, d. 1begrängtet Bezirk, in einen yue, wie
volzmark, ©. daſſelbe.
Die Waldmaus, plur. die —mäufe, eine Art Mänfe, welche
fi in den Wäldern aufpält, — Unter ſchiede von der Seus: und
Seldmaus.
Die Waldmeiſe, plur. die Fee eine Art Meifen, welche nur in
den Wäldern angetroffen wird, Parus [ylvaticus Klein... ©.
Solzmeife.
Der Waldmeifter, des —s, — ut nom ſing. ı —
gen Drten, 5.2. im Oſterreichiſchen ein vornehmer Forftbeant
zer von Adel, vermuthlich das, was in andern Ländern ein Ober⸗
forftmeifter iſt. Erhateinen Waldfihaffer, verfhiedene Wald:
amts⸗Offieier, einige Waldbereiter und viele Waldfoörſter uns
ter fich. 2, Der Nahme sines wohlriechenden Bewächfes; welches
am bäufisften in den Wäldern angetroffen wird, AlperulaLian.
An einigen Orten fübret auch das LabFraut, Galium verum
Linn. und an noch andern das Bifamfraut,Adoxa Linn, dies
fen Rahmen, Goldener Waldmeifier, ein Rahme des gelben
Kreuzkrautes, Valantia cruciata Zinn. . l
Die Waldmelde, plur. inuf. ein Rahme der gemeinen Melde,
Atriplex patula Linn. ©. Melde.
Der Waldmenfc, des —en, plur.die—en,
allein in den Wäldern wohnende Menfchen, dergleichen es in Aſien
in mehreren Gegenden gibt. 2. Eine dem Menſchen ähnliche Art
‚großer Affen, welche auch Satyren genannt werden,
Der Waldmeffer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Feldmeffer,
fo fern er befonders gebraucht wird, den Flächeninhalt der Wal⸗
der auszumeſſen.
Die Waldmiethe, plure die —n, aneinigen Orten, die jährliche
Eirhe |
Abgabe für die Nugung eines: Waldes, der Waldzins.
Sorfizing.
aus den Wäldern, fo fern es als Streu, und hernach als Mift
oder Dünger gebraicht wird, ©. Holzmift.
Der Waldmorgön, des—s, plur. ut nom, fing. eine Art
Morgen nach welder die Wälder gemeffen werben,und welche oft
noch von den $eldmorgen unterſchieden iſt.
Der Waldner, des —s plür, ut nom, fing. nur an einigen
Drten,.ein. Rahme des Waldknechtes oder geidelaufers, fiehe
dieſe Wörter,
Die Waldneffel, plur, die —n, eine Art Neſſeln, welche in den
Waoldern einheimiſch iſt.
Die Waldnutzung, plur. die —en, die Nutzung eines Waldes,
d. 1. der Genug der in denſelben befindlichen Dinge. /
Die Wald-Yıpmobe, plur. die —n, in der —— ber Als
ten, Nymphen, welche ihren Sig und ihre Hekrſchaft in den
N
1, Wilde, nur.
Bar
— ⸗ kun Hinterich von * Sup: and 5 Berge.
Aymphen. *
VE
"Der Walsochs, des‘ en, plur. sie —en, eine Art wilder Och
fen, welche ich in zroßen Wäldern aufhält, un$bermuchlich mie.’
dern Auerochſen einerley iſt. —
"Die Waldordnung , plur die Sen eine lendeehercliche Verord⸗
nung in Waldſachen, eine Vorfehrift, wie man ſich in Anfhung
eines Waldes und deſſen Nutzung gu verhalten hat KT |
Das Wualspeh, des —es, plur. doch nur von mehreren —
die —e, ein Rahme des gewöhnlichen Peches, fo wie es in den
Woöldern bereitet Die, zum Unterfehiede von vor Berg: und Zu⸗
depeche.
Der Waldrabe, des —n, plur. die —— eine Art Michebosfe,
„ welgein der Schweiz, Fraukreich und Ober-Italien in den —
dern, Felſen und altem Mauerwerke wohnet, und daher auch 2*
Steinrabe, von ſeinem Geſchreye aber Scheller genannt wird,
Upupa montana Klein, in der Schweiz Waldrapp, Stein:
vopp, foufl auch Berg-Eremit und Einſtedler gerannt,
Die Waldrapunzel, plur. inuf. eine Art wilder Rapunzel,
welche in den Wäldern einheimifch iſt. - >
Der wWaldrauch des —es, plur. inuſ. ee
man in den Haufen der großen Ameifen findet, und weichesdas
feinſte Taunenharz iſt. Rauch bedeutet hier ſo viel als Rauch⸗
werk oder Weihrauch.
Die Waldrebe, plar. die —n, der Rahme eines keindenden Bu
wächfes, welches in den Wäldern häufig angetroffen, und au
Rebbinde, Fichtiger Rebwinde, genannt wird, weil fieeiner Winde
“gleicht, Clematis Zinn. von ER es wieder vieſchiedene Pre.
ten gibt.
Das Waldrecht, des —es, plür- Sie—e. 3 . Oeredhefoine, wels
„che dem Waldherren oder Örundherren eines Waldes gebühren,
So iſt es an einigen Orten ein Waldrecht, daß den Örundherren
der Abfall von dem im Walde defchlagenen Baubolze gebühret,
2. Eine Verordnung in Wald: und Holzſachen. So beißt z. 2.
ein Gehölz nach Waldrecht abräumen vder ausrotten/ wenn auf
jeden Morgen eine gewiſſe Auzahl jun ger Stämme zur fünftigen
Beholzung fleben bleiben. 3. Der, Inbegriff afer einem Walde
anklebenden Befugniffe, und in Anfehung aenfeiden eiafjeann
Verordnungen ; obne Mural, i
Waldrechten, Lerb ‚reg. act, welches nur bey den Simmerlew .
sen üblich ift, einen Stamm Bauholz in dem Walde zur aus dem a
Groben befchlagen ; vielleicht, weil dadurch dem Grundbesren —
fein Waldrecht erhalten wird.
Das Wald-Rexal, des —es, plur. die —e, das Eigentum eis
nes Waldes su al, oder Vorrecht des Landesherren ber B
; gal, —
trachtet.
Der Waldreiter, des —s, plurzut nom. ng. ©. Walsder
Der Waldmift, des —es, plur.inuf, Laub, Nadeln und Moos
reiter.
Das Walsrohr, des —es, plur, inuf, ein Nahme der Binfen,
wenn ſie in rinem Walde wa hlen, S. Waldfemfe.
Die Waldrötbe, plur.inul. die ſchlechteſte Art garberrothe,
oder Grapp, welche hin und wider in den Wäldern —
wird,
Das Walsröthlein, des —s, ER utnom. ing: in einigen 2
Grgenden ein Nahme des Rothkehlchens.
Die MWaldrübe, plur, de —n, eine Art wilder Rüben, welche in.
den Wäldern gefunden werden. - + —*
Die Waldruthe, plur. die —n, eine Art Meßrutben, nach wer.
her die Wälder ausgenjeffen werden, zum —— von der
Seldrutbe.
Der Walsfchaffer, des —s, plur.urtnom.fing. im Sfkerceien
Sifhenein Forſtbeamter, weiber unser dem Waldmeiſter fiebe
Die
—
>
2
Ri
|
=
—— EHE
Bir ARTE AR plar, sie —n, Schlangen, welche ſich in
den Wäldern aufhalten, zum —— von den saus⸗ Selb:
and Wafler chlangen.
Die wa [öfchnepfe,plur. die —n, ‚die gewöhnlichke rt Schne
> pfen, weiche auch Holz: Bufch= und Bergſchnepfe geuannt wird,
zum. Unterſchiede von der Doppelfihnepfe und andern Arten,
"Der Walsfpreiber, des —8, plur. ut nom. fing. ein Schrei ⸗
ber in Wald» und Forftiachen, Sorkifchreiber, Solsicpreiber,
. Der Waldfchritt, des —rs, plur. die—e, ein gewöhnlicher
Schritt, fo fern darnach Wälder und Jagen adgefchritten oder
eusgemeffen werden. Er hältgemeiniglih eg Fuf. -
© Der Waloſchwamm des —es, plur die ſchwämme, eine
allgemeine Benennung aller derjenigen Shwänme, welche in
den Wäldern an den Wurzeln der Bärme warhfen, zum Unter⸗
ſchiede von den Feldfchw ammen.
Das Waldfeil, des—es, plur. die —r, in einigen Gegenden,
z. B. in Böhmen, ein Feldmaß, wornach die Wälder ausgemefs
fenwerden, und welches daſelbſt 42 Böhmiſche Ellen hält; da⸗
"9 gegen das Landſeil ze, das Weinbergſeil aber 64 Ellen hält.
Die Waldſemſe oder Waldſenſe, plur. die TREE Atem:
fen oder Binfen, welche in den“ Wäldern wachen, Scirpus Iyl-
vaticus Zinn. ©. Waldrohr. !
Der Waldſperling/ des —rs, plur. die —e, eine Art Sper⸗
linge, welche in den Woldern wohnen, und aus denſelben
die Felder befichten, der Baumfperling,, Selddieb, Päffer
" arboreus Klein, zum Unterfjiede von, dem Haus: und
Rornfperling.
Die Waldſtadt plür. Sie fuadte, eine it oder an einem Walde
gelegene Stade, dergkichen die vier Waldſtadte in der Schwein
find,
Der Walöflein, des —es,plur. die —p, ein Örängr oder Mahl, !
ftein, fo fern or die Örängen in einem Walde bezeichnet.
Die Waldſtrafe, plur. die —n, Strafe wegen begangener Wald⸗
fredel, an einigen Orten auch Waldbuße.
Die Waldſtreu, plur. car. abgefallenes Laub aus einem Walde,
fo fern es ſtatt de3 Strohes zur Streu'gebraucht wird.
Das Wakdſtroh, des —es, plur. car. an einigen Orten ein
Nahme des Labkrautes, Galium verum Linn. weldes auch
Wallſtroh, Bertffrob genannt wird, S. Labkraut.
' Der Waldftrom, de
cher ang einem Walde fommt.. ;
Die Waldtaube, plur. die —n, ein Rahme der wilden oder
Solstauben, S. diefes Wort,
Die Waldtenne, plur. die —n,eimin einen Walde angerichtes.
1er Dogelherd,wie W aldherd.
‘Der Waldteufel, des —s, plur,ut nom. fing. ein Rahme,
womit man wohl die Saryren der Alten zu belegen pflegt. In eis
niem andern Verſtande iſt es eine Art großer Affen, vielleicht eben
die, welche auch Waldmenſch genannt wird, Auch eine Art
Scmetterliuge, Papilio nymphalis Semele Linn. wid
von einigen dev Waldteufel genanut.
Das Waldthier, des —es, plur. sie, in dem füdlichen
- Deutfohlande, eine Art Gemſen, welche fid unten an den Bergen
und in den Waldern aufhalten, zum Unterſchirde von dem Grall⸗
thier, welches auf den höchſten Alpen wohnet.
Die Waldung plur. die ⸗en ein beträchtlicher,mit Ward, d.i,
Oberholz, bew ach ſener Bezirt, Es iſt bermittelſt der Ableitungs«
ſylbe ing oder ung von Wald gebildet, und wird mehr in abſt ra⸗
en und unbeftimmten, wald ‚aber mehr in eoncreten und bes
fininten, Berfiande gebraucht. Kin Gut bar fchöne Walsung,
oder viele Walsımgen, wenn es ſchöne oder viele mit Oberholz
-bewwachfene Gegenden bat. Dyey Horgen Waldung
Adel. W. B. . Th. 2, Aufl
s—es, plar. die —fröme, ein Strom, wel⸗
ol 2962 °
Dee Walbrerbrichen, des—s, plur. ut nom. fing, ein an eis
nem Walde und den dazu gehörigen Dingen begangenes Verbre⸗
chen, wie Waldfrevel. Daher der Waldverbrecher.
Der Wealdvogel, des—s, plur, die — vogel, eine Allgemeine
Benennung aller derjenigen Bögel, weld,rfich inden Wäldern
aufhalten, zum Unterfdiede von den Feld- und Waſſervs—
gein.,
Die Waldwan e, plursdie—n, eine Art länglicher Wangen,
welche in den äldern angerrofjen werden, Cimex umbrati-
lismöfylveftris Zinn.
Dee Waldwaſſer, des —s,plur, von mehreren Arsen oder Quan⸗
sitäten, ut nom: fing, Waſſer, welches ſich ans einem Wälde,
befonders ans einem gedirgigen Walde, ergießer.
Der Waldwer, ses —es, plur. die —e, ein Weg, welcher um
des Holzes willen in einen Wald gebet, der zolzweg.
Die Waldwicke, plur. die —n, site Art wilder Wicken, welche
inden Wäldern angetroffen wird, Vicia [ylvatica Linn,
Die Waldwiefe, pler. die —nyeine Wiefe in einem a oder
zwifchen Gehölzen.
Die Weldwinde, plur. Hie—n, eine Art Winde, werebe in den
Waoldern einheimiſch it, Couvolvulus ſepium. An einigen
Orien wird auch dag Gewächs, welches diefo genannsen Zunds—
Beeren trägt, fo wohl Waldholder als Waldwinde — de⸗
ven es aber mehrere gibt, S. Sunds beere.
Die Waldwirehſchaft, plur. inuf,die Att und Weiſe, wie man
einen Wald nutzet, und die Wiſſenſchaft, ihn mis Vortheil zu un⸗
terhalten und zu nutzen.
Die Waldwurz, plur. car. ©. Wallwurs, -
Das Waldzeichen, des—s, plur. ut nom. fing, dasjehige
Zeichen, w.Iches mie dem Waldhammes an sen zam Verkaufe
angewiefenen Bäumen gemacht wird.
Der Waldzeifig, des — es, plur. die —e, noch hänfiger im Dir
nunutivo, das Waldzeischen, plur. ut nom. fing, der Nähe
eines feinen Waldvogels, S. Goldhähnchen.
Die Waldziege, plur, die on, das Weibchen des Waldbockes
©. diefes Wort;
Der Waldzine, des —es, plur. die—e, der Sins, das ift,
jährliche Abgabe fürdie Nugung eines Waldes anden Waldber«.
ven, z. 3. für die Freyheit, fein nörbiges Brennholz daraus
hohlen zublicfen , am andern Orten die Wald miethe, der Sorfiz
zing,
Wegen, Wälgen, Wälgern, verb, reg, act. welche nur
im gemeinen Leben üblich find, and hin und her vollen bedeuten,
aber nur von weichen Körpern gebraucht werden können; 33. B.
wenn man den zu Rudeln beſtimmten Teig mit den Händen auf
einem Brete zu einer Art von Wurſt toller, ' In den Küchen
bat man daber das Walgerbols, ein am einen Stock drfindlicher
Eplinder, dem Teig damit auszudehnen‘, und zu einem dünnen
Blatte zu walgen, oder zu walgeen, welches aud) dag Treib—
bolz genannt wird, Ir einigen Provinzen ift wälgen ein uns
perfönlihes Neutrum, welches von der Neigung zum Erbrechen
gebraucht wird; es walget mis, ich ‚empfinde Neigung zum:
Erbrechen; wo gleichfalls de wellenförmige Bewcgung der
Stammbegriff: ift,
Anm. Walgern und Wälgern find Iteratida von walgert.
In die ſem if, wenn man die Endung des Anfinitivi an abzieber,
Wal der Etammibegriff, der eine kreis oder wellenfürmiae Be⸗
wegung bezeichnet, und mit Welke nahe verwandt ik, Die weiche
Act die ſer Bewrgnag wird bier durch div Ableitnngsſylbe g anges
drutet. Härtere Arten diefer Bewegung, oder die Bewegung an
feſtern Körpern, bezeichnen die Verba walken, wälzen, walsen,
and zum Theil auch walten, (S, biefe Wörter) Auch walten be⸗
2.2, zeichnes
1363 Val
zeichnet eine gewiſſe Art diefer Bewegung. In allen diefen Fällen
wird derHauptbegriff duch die Ableitungsſylben g,F,T,e und 3 nä⸗
her beftimmt, Im Theuerdanke kommt waigen für rollen oder
wälzen vor. Neydelpart zu walgen über einen hoben Turn
zu tall, Kap. 109,
Die Walkarbeır, plur. die—en. 1. Das Walfen als eine Ars
beit betrachtet; ohne Plurel.' 2. Zeuge, welche gewalfet zu wer⸗
dei pflegen; wohin denn viele tuchartige Zeuge gehören. .
Die Welke, plur. die—n. 1. Die Handfung-des Walfens,
die Bearbeitung der Zeuge durch das Walken. Oft werden
die Tüch er in ber Walfe verdorben. Die Walke muß dem
Silze feine Seftigkeit geben. Eigentlich als ein Abftractum
und ohne Mural; zuweilen, obgleich feltener, von concreren
Hanülungen, andmitdem Plural, Linem Zeuge zwey Wal:
fen geben. 2. Eine Anftalt oder Maſchine zum Walken, dere
gleichen, z. B. die Kürfchner haben, welche von einer Waltmühle
noch verfchieden iſt.
Walken, verb. reg. act, einen Körper von mittlerereftigkeit
ducch eine Freisfürmige Bewegung fehlagen, oder fioßen und in
weiterer Bedeutung, einen folchen Körper durch Schlagen,
Stampfen oder Treten bearbeiten. Auf diefe Art werden bey den
Struimpfwirfern die wollenen Strümpfe, bey den Zeugmachern
die tuchartigen Zeuge, bey den Hutmachern der Filz, und bey den
Kürfchnern und Gärbern die Felle gewalker, es mag nun folcheg
in eigenen Walkmühlen, wie bep den Zeugmarhern und Strumpfr
wirfern, oder mirden Händen, wie bey den Hutmachern, oder
mit den Füßen, wie bey den Kürfchnern gefchehen. Strumpfe,
Zeuge, Selle walten. Gewalfte Strümpfe. - Im niedrigen
Scherze iſt, jemand walten, ihn ausprügeln. So au das -
Walken. _
Anm, Im Riederfähhfifchen gleichfalls walfen, im Schwedi⸗
ſchen valka. Die Abfiammung if fon bey dem vorigen Worte
walgen angegeben, daher diejenigen irren, welche den Begriff
des Glauzes und der Weiße fürden Stammbegriff halten, und
das Wort von dem Gothiſchen vultihus, Glanz, ableiten; zu '
geſchweigen, dag vulthus, wie fein Bau zeiget, fon ein
mehrmahls abgeleites Wort ift, und der Begriff des Glanzes
Auf das Walken nicht einmahl paffe. In dem Lateinifchen
Fullo, welches in feiner Sprachefeinen befannten Stamm hat,
feiner die Wurzelfplbe Ful mit unferm Wal gleich bedeutend
zu ſeyn.
ZerWealfer, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, welcher
das Walken verrichtet,” Fertigkeit im Walken befiget, Daher. der
Tuch walker.
Die Walkerde, oder Walkererde, plur. doch nur von mehrern
Arten, die —n, eine Artfeinen Shones, deffen man fih zum Wal
ten der Tücher bedienet, ihnen die — zu binehtien ; Wal:
kerthon, W Safcherde, \
Der Waͤlkerroche, des—n, plur. — an einigen Orten
ein Nahme des Stachelrochen, Raja Fullonica L.
Der Walkerthon, des —es, plur. von mehrern Amen, die —e,
&. Walkerde,
Der Walk: Etamin, des— es, plur. von mehrern Arten, -
dire, ein geringer Etamin, welcher feine Güte durch das Wals
Ten erhält,
r Wualtbaar, des —es, plur. car. oder die Walfhaare,
ir 5,sar, ir beyden Fällen als ein Collectivum ‚diejenigen Haare
* weiche bey dem Wallen der Lücher und Zeuge ab⸗
Der Waltbammer, des — s, plur. die — hämmer, die
Hämmer inder Walkmühl⸗, welche eigentlich das Walken vera
zicten
Er
— Ba
Der Waltköffel, des —s, plur. ut nom. fing. bey den De
machern, ein kupferner Keſſel, in welchem der zum 2Balten 6
te Filz eingeweichet wird,
Die Walkmühle, plur.die—n, eine Mühle, d.i, eine von
dern getriebene Maſchine, in welcher Zeuge, Strümpfe u, fr
gewalket werden; oft auch nur die Walke. >
Der Waltinüller, des —s, plur. ut nom, fing. ber Inhaber .
einer Walfmühle, oder dev Vorgefeßte derfelben, ;
Der Walkraſch, des— es, plur. von mehrern Arten, die —e,
.. eine Act Kafch, welche ihre Güte durch das Walken erhält. _
Die Walfribbe, plur. die—n, bey dem Walken, fehlerhafte gale
ten, welche die Waithämmer zuweilen in dem Tuche machen.
Der Walkſtock, des— es, plur. die — flöde, in den Waltnühe
len, ſtarke, vieredfige Stücke Holz, worin die Walthammer
befeftiger find,
Die Woalktafel, plur. die—n, bepden —
fel, worauf der Filz gewallet wird.
Der Walterog, des — es, plur, Sie —tröge, in der Walk⸗
mühlen, ein Trog, in welchem die Zeuse ailei ——
werden.
a. Der WEI, —— plur. die Wälle, ein altes Wort, in
welchen der Begriff einer Erhöhung, befonders einer Erhöhung
von Erde, der herrfchende if, Man gebraucht es noch in folgen
den Fällen: 1, *Eine jede Erhöhung vonErde, ein Haufen@rde,;
eine lãugſt veraltete Bedeutung, wovon ſich noch in bewallenund?.
aufwallen Spuren finden, (S. diefe Wörter.)In den Niederfühe
ſiſchen Torfgegenden wied ein in die Länge ———
noch ein Wall genannt, ° 2, In der Schifffabrt wird die Küſte
bäufig der Wall genannt, wo gleichfalls der Begriff einer indie
- Länge geſtteckten Erhöhung der herrſchende iſt. 3. Am üblichſten
iſt es in dom Feſtungsbaue, beſonders der Neuern, wo eine regel⸗ 4
mäfige Erhoͤbung von Erde um einen Ort, ein Wallgenannt
wird. Einen Wal aufwerfen. Kine Stadt mit einem Walle
umgeben, 4. Ju manden Nieder ſach ſiſchen Gegenden iſt ein
Wall eine Zahl von 80, in welchem Falle es, wie bey fo vielen an⸗
dern Ähnlichen Wörtern, im Plural unverändert bleibt; zehnWall =
Säringe,Eyer u ff, Im Schwediſchen in diefer Bedeutung Val. -
Auch Hier fcheinet der Begriff eines Haufens der Stammbegeiff |
zu ſeyn.
Anm. Wall ifi ein altes Wort, welches mit demLat. vallum,
genau überein fommt: allein, da diefes eine Ableitungs⸗ wenige _
ſteus Declinationg- und Geſchlechtsſylbe hat, das Deutfche aber
nicht, fo erbellet fhon daraus , daß diefes älter ifl, als jenes,
So fern der Begriff der Erhöhung bier der herrfchende ift, gehö⸗
ver das Wort zu einem zahlreichen und fehr alten Geſchlechte, wel ·
ches ſich in allen befannten Sprachen ausgebreitet bat, wo bal, 7
-bol, val, voluf. f. insgefamme etwas Hohes, bald eigentlich, bald E
figürlich, bedenten. Im Engl. iſt wallin noch weiterer Bon
tung eine Wand, Dauer,
2, Der Wall, des — es, plur. obgleich feltener, die — e, das
Aufwallen des fiedenden Waffers, von bemfolgenden Verbo wal -⸗
len.- Das Waffer einen Wall thun Iaffen, es zur Gin Mahl
aufwallen laffen. Eyern Einen oder zwey Walle geben, das
‚ Waffer, worin fie ſieden, Ein oder zwey Mahl aufwallen laſſen⸗
©. Wallen.
Der Wallach, des — en, plur, die — en. ı. Einer ausder
Balladpey. Fämin. die Wallachinn. 2. Der Wallah,des—es,
plar. die—e, ein verſchnitte ner Heugſt; weildiefe Art, die Pfem
de zu verſtümmeln, ausder Wallachey und Ungarn in das weite
liche Europa gekommen ift, daher ein Wallach im Franzöfifben
Hongre, in Schwed. aberVallack genatnt wird, NahBsgerit
Verſt cheruns nanuten ſchon die Alten sin ſolches Pferd equum
Hunni-
DE“
Si
Dal n
Hunnicum ;twelches denn wohl hinlanglich iſt, Wachters Ablel⸗
tung von gall, unfruchtbar, und Spegels von dem Engl. ballo-
ske, ein Seftifel, unnörhig und verwerflich zu machen. Der
Unterfchied in der Declination rühret wohl zunächfi aus den
' Mundartendher, indem die Declination auf en auch in andern Fü ãl⸗
len mehr der dberdemuſchen, die auf es, e, aber mehr der Hoch⸗
deutfchen eigen iſt.
chen, d. i. ihn verſchneiden, welches auch legen, reißen, und wenn
es vermittelſt des Klopfens geſchiehet, klopfen genannt wird. Am
Niederſ. it dafür runen, rünken üblich, daher ein Wallach da-
ſelbſt auch Rune genannt wird, ;
Der Wallacher, des — 5, plur. ut nom. fing, derjenige, wel«
" her einen Hengft wallacht, des Eaffrirens der Pferde kundig iſt.
* Die Wallachey, plur. car. der Rahme eines zur Sürkey gehöri⸗
N gen Randes, welches von Wallachen in der erften Bedeutung ber
wohne wird ; aus dem Lat, Wallachia.
Die Wallerbeit, pur. die —en, die Arbeit on einem Erdwalle,
die Schanzarbeit.
Die Wallbirke, plur. die—n, ein der Birke ähnlicher Baum,
. welcher aber in Deutfchland fremd ſeyn, ein größeres und dunkle»
„ resBlatt, und ein fefteres und dunfelbraunesHolz haben fol. Vers
. Birginien eindeimifch if, und daher auch die Dirginifche Birke
genannt wird,
Die Waͤllbreche, plur.die—n, ineinigen Gegenden, ein Rabs
me der Keldivalze, die Erdklöße auf demAcker damit zu zerdrücken.
Walt ift in diefer Zuſammenſetzung fo viel als Welle.
Der Wallbeuder, des —s, plur. die— brüder, ein ziem⸗
lich ungewöhnlich gewordenes Wort, einen Pilger zu bezeichnen,
on wallen, wandern.
Die Walldiftel, plur. sie —n, ein Nahme der Sterndfftel,
gewaller wird, wächfet, daber fie — in Bee Gegenden We-
gewalle heißt.
Wellen, verb. reg. neutr, weich⸗ auf — Art gebraucht
wird.
3, Mit dem Hülfsworte haben, ſich wellenförmig bewegen,
° 1) Eigentlich von flüffigen Körpern, wenn fie fich in einer ſtar⸗
Ten inneren Bewegung befinden, welche Wellen aufder Hherfläche
bildet, Das Waffer waller in dem Topfe, wennestocht. Das
Meer waller, wenn es fi in einer flarfen Bewegung befindet,
„In welchem Berfiandees doch wenig mehr gebraucht wird, Wenn
gleich das Meer wüthete und wallete, Pf. 64, 4. Das Blut wal⸗
let, — es ſtãrker, als gewöhnlich umläuft ; eine noch ſehr übli⸗
edeutung. Bin ſtarkes Walfen des Geblütes empfinden.
# In weiterer Bedeutung, auch von andern leichten oder biegfas
* men Körpern, fich wellenförmig bewegen , befonderg als ein an:
ſchauliches Wort in der dichter iſchen Schreibart. So wallet das
Getreide auf dem $elde, wenn es durch Kim Bewegung gleigr
fam Wellen bilder,
Diefrohen Sainehallen,
Da Zephyrs Sau und Scherz inihren Zaaren wallen,
Haged.
Ein ſchimmerndes Gewand floß, gleich der Morgenröthe,
Weit wallend um fich ber, Dufch,
Dort, wo der Rauch aus den Baumen in die Luft empor wallt,
dort wohne meine Phyllis, Geßn. In goldnen Loden walle
fein Saar, eben derf. So lang in diefes Hafens Arme Segel
wallen vom Oſtwind aufgerchwelle, Raml. © ich fehe.es mie
Luft, wieder graue Bart —— über meine Bruft herun⸗
* wallet, Geßn.
Waͤllachen, verb. reg. act. einen Henaſt zum Wallach ma⸗
nudblic iſt es die Betula lenta odernigraL, welche letztere in
Centaurea calcitrappa L. weil fie haufig an den Wegen, wo
Wal 1366
Es webet, wallt und fpieler,
Das Laub um jeden Strauch, Haged,
(3) Figürlich, von Leidenfdaften nnd Empfindungen , eine 44
Zweifel von dem Wallen des Blutes hergenommene Figur. Auch
am bäufigften in der dichterifchen Schreibast, Das arız wallet
mir vor Sreude,
Noch haben fle uns Männer aufgefparr,
In deren Bruft die Sveyheitsliebe waller,. Weiße,
In engerer- Bedeutung zuweilen von der Empfindung des Erbar⸗
mens, der Liebe, . Dein Serge wird dir wallen, Opitz. Noch
lieg der große Gott fein vaterherze wallen, eben derſ. Laß
dein gerz für einen Sünder wallen, Eanig.
2. Mit den Hülfsworte feyn. (N Sich auf einem flüffigen Kör⸗
per wellenförmig fortbewegen, auch nur in dee dichferifchen
Screibart. Mit peftilenzialifchem dittig wallet auf Nebeln die
Seuche daher, Zadar. (2) In weiterer Bedeutung, geben, zu Fu⸗
fe reifen ; eine im Hochdeutfchen veraltete Bedentung, vermuth⸗
Lich, weildie Figur bier nicht paßt, und man fo viele andere Wör⸗
ter an deffen Stelle hat, Am DHberdenrfchen fheint es noch bin und
wirder gangbarzufenn, In derSremde herum wallen. ImHoc=
deutſchen lebt es in diefer Bedeutung nur noch bey den Dichtern,
ungeachtetdasBild Hier zurSeefhönerung nichts beyträget, da es
nicht einmapl paffend ift.
Den pilgram, welchen du fiebeft außer Weges wallen
Und irrig gehn Wald ein, Opitz.
Schon wall ich auf der. Bahn, die uns zur Ehre leitet,
Zachar.
Auf Erden wallen⸗ figürlich, noch auf der Erde lehen.
So lang’ ich Bier im Leibe walle
Binichein Kind, das ſtrauchelnd geht, Gell.
So auch das Wallen und die Wallung, S. das letztere be⸗
ſonders.
Anm. Für geben, wandern, fchon bey dem Ottfried und Notker
vuallon, im Shwed, valla, im Angelſ. vealian, wovonohne |
Sweifel auch das Franzöfifche aller gebildet iff. Wallen iſt ur⸗
ſprünglich eine Onomatopðie, welche, fo wie dasLat. bullire, den
Laut des fiedenden Waifers oder des wallenden Meeres nachab»
met, worauf es nach einer fehr gewöhnlichen Figur auch auf ſolche
Bewegungen übergetragen worden, welche nur für das Auge, nicht
aber für das Ohr, wallend ſind. Seiner Form nach iſt es ein In⸗
tenfivum , weiches folglich einen ſtärkern Grad dieſer Bewegung
bezeichnet, als das einfache, aber ungewöhnliche, walen bezeichnen
würde, welches nur noch in diefer ımd manchen andern Ableitun⸗
‘gen Iebt. (S. Walgen.) Auch Schwall, ſchwellen und Quel⸗
len gehören hierher, wo nur der Deundbegeif durch Vorſylben
anders beſtimmt worden.
Wallen, verb, reg. act. welches das Factitivum des vorigen iſt;
aber nur in einigen Gegenden geböres wird, wallen, d. i. Fochen,
machen, naͤch der Anatogie von fallen und fallen, ſchnallen und
Topnellen, ſchallen und ſchellen u. f.f. Sleiſch in fiegendem Waſ⸗
fer wällen, d.i. aufkochen laſſen, ſagt man in und um Leipzig.
Der Waller, des—s, plur. ut nom,fing, ein von einigenReuern
in der dichterifchen Schreibart ohne Roth gewagtes Wort ; einen
Wanderer zu bezeichnen, indem esden Begriff weder beſtimmter
nod) anſchaulicher darftellt, ald Wanderer. Bey den Schwähis.
{den Dichten bedeutet Waller einen Landftreicher,
Die Wällerwand, S. Wellerwans.
Die Walfahrt, plur. sie—en. a. Eine Reiſe in die Ferne, *
ſonders eine Reiſe zu Fuße ; eine läugſt veraltete Bedeutung, wel⸗
che nur noch als eine Figur übrigift ‚da Wallfahrt fo wie Wan,
derſchaft zuweilen von dem irdifchen Leben gebraucht wird, 2,
In engerm Verſtande iſt es eine —— zu einem beilinen
„Rırr 2 Orte:
—
*
N
IN,
13677 Bu
"Det, in welchem es inder Nömifchen. log noch vollig geanger
iſt. Eine Wallfahrt nach Kom tbun, verrichten,
Anm. Das Wort kommt, fo viel ich weiß, in nnfern iltern *
Sdrifiſtellern nicht ver, welche dafiir Bethefahrt, Niederf, Be:
defahrt, gebrauchen; daber läßt ſich auch nicht mit Gewißheit bes
haupten, von welchen Stamme das Wort Walt bier. abzuleiten
if. Wachter und Frifch hielten es bier für eben daffelde Wort,
womit WMablplag zuſammen gefeget worden, und erflären es durch
„sing Fahrt zu den Leichen der Heiligen. : Allein dawider ſtreitet
theils die Ausfprache,indem man nicht Wahlfahrt, ſoudern Wall⸗
fahre ſpricht, theils die ehedem übliche weitere Bedeutung einer
jeden Keife in die Ferne. Man leitet es. daher am ſicherſten ent⸗
weder von dem alten wall, fremd, ab, da es denn eine Reriſe in
dir Ferne bedeuten wiirde, (S. Walſch;) oder, noch richtiger, von
dem dorigen wallen, da es denn, wenn es Feine Tavtologie enthal ·
ten fol, eine Sabre oder Reiſe zu Fuße bedeuten würde, indem
wallen, fo viel ich weiß, nie anders, als von dem Reiſen zu
Buße Beh wird, auch eine Andachtsreife eigentlich und ar⸗
fprünglich zu Fuße geſchehen muß.
Wallfahrten, verb, reg, neutr. mit dem Hülfeworte fept, eine
Wallfahrt verrichten. Nach Rom wallfahrten.
Der Wallfabrter, des —s, plur. ut nom. ling. derjenige, wel⸗
der —— apr: verrichtet, wofür doch PR üblicher if,
ehedem auch Wallbruder.
Der Wellfifch, des —es, plur. die —e, eine Met fehr großer Fir
fche, welche Lungen und warıner Blut haben, Ind daher die obere.
Luft nicht entbehren kõönnen. Sie find in den. nordifhen Meeren
‚am hãufigſten, und begreifen wiederum verfrhiedene Uruerarten.
Anm. Wegen dev VBieldeutigfeit des Wortes Wal hat man
auch die erfichälftediefesMahmens auf wielfadge Art zu erklären -
geſuche indem man bald auf wal, der Abgraud, gefaffen ift, weit _
Eh diefer Fiſch nurin den tiefften Merten aufhält,bald auf walo,
laulich, weiler warmes Bluf bet, bald auf wal, ein todter Kör»
per, weiler nicht anders als todt gefangru wird, bald wieder auf
allen, weil das Meer da, wo er ſich aufhält, wallet, bald auf
Moll; das Meer u.f.f. Allen die Urheber aller diefer Ableis
tungen haben wohl nicht bedacht, daß in allen dun Sprachen, wor»
in Diefer Fiſch, und folglich auch deffen Nahme, einheimifch iff, der
legiere nur Wall lautet, wie in dem Schwedtfchen und Dänifchen
Hwalur, wo im Deutſchen zu dem eigentlichen. Haben nur das
Wort Sifh zur nähern Erflärung.bevgefüget worden. Hierauf
paſſet nun feine det-vorigen Ableitungen, weil darinimmerwal .
als cin Beffimmungsmwort voraus geſetzet wird, welches fein, be»
ſtimmtes bey ſich bat, Es ſcheint daher wahrfcheinlicher, daE Wall
Bier dae fehr alte aud weit. verbreitete Wort bal, groß, iſt, weil
doch die Größe diefen Fish von aller andern merklich unterſcheidet,
und daher auch am euflen zu deffen Bruenaung Öelegenbeit geben
Zönnen. In dem Lat, balaena und Griech gudaıe ſcheinet Die
erfie Sslde eben daffelbe Wort zu ſeyn. Auf äbnlihe Art wird”
sine andere Art großer Fifche dev Stör genannt, d. i.der Große,
den dem alten for, groß Dual für Ba Fomme(honi im
Tatiau dot,
Der waußſchfang des —es, plur, u der: Fang des Mall,
Kies.
Der Wallff, hfänger, des —s, plur, ut nom, fing. Seeleute,”
welche uk den Walfıfchfang ausgehen.
Der Wallsang, des—es, plur, die —gänge, der innere Gang
ayf einem Welle, zwiſchen der Bruſtwehr und * innern Bös
ſchung.
Die Wallkaſe plur. die —n, im Feſtungsbaue, J Erhöhung
en dem Walle, S. 9.7. Kage⸗
Hval, dem Angelf.Hwael, den Engl,Whale, in den Isländ, -
= 5
.® ad 1368
Der Waltöfler, s des —⸗ — nom. fing. gewolbte Keller
unter einem Walle, die T uppen darin vor den Bomben zu gern;
wofür doch das augländifche Cafematte üblicher iſt.
Die Wallkirche, plur die —n. Von Wau, vallum, eine
‚nahe an dem Wolle gelegene Kirche, 2. Don mallen, wall fahr⸗
ten, in der Römiſchen Kirche, eine Kicche, zu weicher. gewalfahr-
tet wird, vollffändiger bie Wallfahrtskirche,
Die Walltugel, plur.die —n, in der Artillecie, eiferne augeln
init einer Spige, vermuthlich die Wille damit zu befchießen,
Die Wallleine, ptur, die —n, aufden Schiffen,die Leinen, wel⸗
che horizontal — den ſtarken ſtehenden Tauen der Wände
befeſtiget werden; entweder von wallen, weil fie auch den Dias
trofen ſtatt der Leitern dienen, oder auch von beim Engl,wall,
die Wand, fo fern das ſtehende Tauwerk auf den. Schiffen au
‚ eine Wand genannt wird, 7
Die Willnün, plur.die —nuffe , in den gemeinen Mundarien
für wälfche Huß, daher der Wellnußbaum, ber wälfche Nuß⸗
baum, luglans Linn. (S. Sup.) Wal it biecdas alte wah,
wahl, fremd, wo um des folgenden Eonfonansen Willen der ger
dehnte Ton ig den geſchärften übergehet, und das I J
wid. Im Niederſ. Walluut, im Schwer. valoöt, im Jeländ. ”
walhnif.
Dr Wallrath des — 5, plur.soc kur von mehrern Arten oder
Quantitãten, die —e, ein zarte; weißer, fatter Körper, wel⸗
cher theils auf dem Meere ſchwinmend gefunden, und alsdanu lan⸗
o Zeit für den verſchütteten Samen des Wallfiſches aͤebalten wore
den, theils aus dem Gehitne des Wallfifches gefprten wird, Dar -
der dev Wallr athſteder/ Sie Walltatbfreverey, das Wallrath⸗
pflaſter, deſſen vornehmſter Beſtaudtheil Wallrath iſt, das Wale
rathlicht, cin aus Wallrath gegoffenes Licht u. [f. -
Anm, Im Schwed,Valraf. Wachter behanptet, Rach Ratte - 4
ae bier. von dent alten Eettifien rhit, Sanie, ber. Dem fin; - U
wie ibm wolle, fo ſcheinet doch rath, fo dunfel es auch if, in
die ſer Zufammenfegung etwas ähnliches zu. bedeuten, weil mar
diefe Snbflanz;von Aiters her für den Samen des Wallfifches ger
halten bat. Das Schwer. raf ift nicht deuthicher ; wohl aber
das in einigen Deutſchen Provinzen übliche Walltabm, wo ‚die
etzte Hälfie zu unſerm Rahm zu gehören fheinet, Die *
Sdaifte des Worges iſt noſtreiuis das alte Wal, ein wallaſch. S
das letztere.
Das Whg, des —rs, plur. die —e, ein Thier, mit vier dns
förmlichen Süßen, welches ſo wohl im Waffer, als an den Küften,
lebt; und vorn einem Nofe oder Pferde nicht unähnlich fiebet;
das Seepferd; Meecpfers. Rosinarus Linn. Wallifibier
das noch Niederdeutſche Wall, Küfte, weil ſich dieſes hier
Häufig an den Küften ſeheu läßt, e
Der W illfamen, er —$, plur. inuf. eine Art der Kante, oder. e
der Wafferfreffe, Siymbrium Sophia Linn: vermurblich, B
weil ſie an den Wegen mächjet, wo viel gewallet wird. An ans ” -
dern Orten beißt fir Sophien⸗ Kraut, Beſenkraut und Wege ſenf.
Das Wallf, cheit, des —es, plur, bie —e, im Feflungsbane, ein
Scheit, di. eine lange Latte, nad welcher die — eines
Walls aufgeführet wird,
* Das Wallſchilb, des es, wie dire, Angie
Wort welches sinige für das Franz Ravelin —
weil es den Wall gleich ſam als ein Schild decket.
Der Wallſchlagel, des —s, 2lur. utnom. fing. im Feſtunge · J—
baue, ein vierecktes Bret mit einem ſchiefen Stiele, die Erdezu
einem Waffe damit feſt zu ſchlagen. Br
VIE RI
FERN —
AR B
Der Wallfener, des —s, plur. ut nom. fing. eben Hafelbft, ein Be
Arbeiter, welcher bey nr eines RR die Erde er E:
fampfıt. Bi
Ra —
Sae wanſtroh des ⸗es/ plur. car. an einigen Orten ein Nah,
‚me des LabPrautes, Gallum mollugo Linn, weil es an den
Wegen, wo gewallet wird, wächſet, daher es wi ——
beißt, r
bie wWallung, plur. on, von dem Verbo — die leb⸗
hafte innere Bewegung eines flüſſigen Körpers, wo es vor⸗
nehmlich in ziden Fälen gebraucht wird, theils von dem Mee⸗
“re, wenn es durch feine Fülle, 5. ©. zur Zeit der Fluth, in
„eifte ftarfe, wellenförmige Berweguum gerath, welche von der Bes
wegung bey einem Sturme noch. verfchieden iſt, theils ven der
ſtärkern Bewegung des Geblüteg in dem menſchlichen Körper,
‚Dos Blut geräth in Wallung Säufge Walungen em⸗
finden. F
ir Wellwind, ses—es, plur. die —e, in ber Schifffahrt, ein
Wind, welcher von dem Welle, di. der Hüfte, kommt, der Lands
wind.
Die Wellwurz, ‚plur. car. in einigen Gegenden ein Nahme dee
Schwarzwurz Symphitum oflicinale Lina. Vielleicht
von der dicken, runden Öeftait der Wurzel, nad) welcher fie einer
—3 Welle gleicht,umd welche Ahnlichkeit auch den in andern Gegenden
3 "üblichen Nabnıen, Beinwell veranlaffet haben fanır.
1: Dee Walm; des —s, plur. die —e, ein nur in einigen
" Sprecharten übliches Wort, -eine gewiſſe wallende, oder doch
sähnlihe Bewegung zu bezeichuen. Denjenigen Ort, we ſich
das Waffer im Kreife beweget, nennen die Fifcher einen Walm,
Es ſtammet ohne Zweifel vermittelft der Ableitungsfolbe m vor.
wallen her, — dem Kero iſt Walm, Eifer, Bige des
Gemürbes.
2: Der Walm, des se; plur. die —e, in bet Baufunfl, die
ſchiefe Richtung eines Daches oder Gewolbes an der ſchmalen
Seite. Ein Dad, ein Gewölbe, hat einen Walm, wenn die
ſchmale Seite nicht fenfreiht in die Höhe gebet, wie z. B. an eis
gem Giebeldarhe, fonderh gleichfalls ſchief anläuft, und ic) an
R das Hanptdach oder Hauptgewölbe auſchließt. (Siehe die folgen»
er denZufammenfegungen.) DieAbftammuna des Wortes iſt in dies
Be “fer Bedeutung dunkel, weiches vonder eben nicht Hänfigen Ablei⸗
iungsfolbe m berrübret, woraus zugleich deffen hohes Alter er-
bellet. Es fcheinet indeffen, daß die runde oder fchräge Rich⸗
sung der Stammbesriff iſt, da es denn zu dem Geſchlechte des
Wortes wölben gebören würde, welches fich nur durch eine an»
dere Ableitungsſylbe unterfcheidet. In einigen Nundarten ſchreibt
und ſpricht man wirklich Walbe, Walbendach u. ſ.f. Im Hol⸗
landiſchen iſt walm, und im Schwediſchen valm, ein Heu⸗
haufe.
Das Walmdach, des —es, plur. bie — dacher, ein mit einem
Walme, oder Abhang auf der fhmalen Seite, verfehenes Dach,
‚ein Zeltdach, zum Unterſchiede von einem Giebeldache.
Walmen, verb. reg. act. mit einem Walme verfehen. . Ein
Dach walmen.
Das Walmgewölbe, des—s, plur.ut nom. fing. ein Ge⸗
wölbe, weiches auch an den zwey ſchmalen Seiten, folglich in ab
Zen vier Seifen, gewölbt N}, und auch ein Kloſter gewölbe
genannt wird,
. Der Walmfparten, des sg, —— urnom.fing. Sparren,
welche den Walm eines Walmdaches bilden,
Der Walmftein, des—es, plur,die—e, oder. der Walmzie⸗
gel, des —s, plur. utnom, Äng. eine Art Hoblziegel, wo⸗
'atit die Ecken eines Walmdaches beleget werden, daher fie auch
wit einer Naſe versehen find, dergleichen die übrigen ähnlichen
Sorfifteine oder Sorfiziegel nicht bedürfen, Sie werden «
"auch" werten, BR in einigen Gegenden Preisziegel, ge⸗
nannt.
*
EEE
*
ge
— *
Wal
—
walpuͤrgis ‚der Nahme einer Heiligen in der Römiſchen Kirche,
und des ihr gewidmeten Tages, welches der erſte May iſt; im
"den gemeinen Mundarten nur Walper. . Daher der Walz
purgis = Ubend, die Walpurgis-Aacht u. f. fi im gemei—
nen Leben, der Walper- Abend, die Walper⸗Dacht. Da fi
das Jahr bes den Diutfchen fo wohl, als den übrigen Curopüi-
ſchen Völkern, in den älteften Zeiten mit dein erflen May ums
fing, ſo iſt der in Anfehung der Walpurgis-Macht bey dem gras
Ken Haufen noch herrfchende Aberglaube vermuthlichein Über—
reſt dayon, und der. bey dem Jahreswechfel ehedem üblichen Ge
bräude,
Der Walpurgis-May, des —es, plur. die —e, in einigen Ges
“genden ein Nahme der Zaun: oder sedenkirfche, Lonicera
Xyıolteum Zink,
walfdy, adj.etadv, ein altes, aber jest großen Theils ungang-
bar gewordenes Wort, ı.Freind, ausländifch überhaupt, Cis
ne in dem Hochdeutſchen Sprachgebrauche veraltete, und nur
noch in einigen Nahmen übliche Bedeutung.” Ein wälfher
Hahn, eine fehr übliche Benennung einer Art ausländifcherhüb:
er, (Siehe Calecut und Truthahn) Auch in Rothwälſch,
and vieleicht auch in Kauderwalſch, bat die letzte Hälfte diefe
Bedeutung. (Giche dieſe Wörter.) Beſonders 2. Franzöfifch,
eine gleichfalls veraltete, und nur noch in einigen Rahınem übliche
Bedeutung, }
gierzu nun ſollen uns auch ihre Stimmen Tehnen,
Die welſchen Druides und Indifchen Braminen, Opitz
Die wälfche Schweiz, Der Theil, worin Franzöfifch gefprochen
wird, Wäalſch Meuburg, NeufrChatel, zum Unterfchiede von
‚andern Orten,welche den Nahmen Neuburg führen. Das wal:
Sche Slandern, das Franzöſiſche. Inden vereinigten Niederlan-
den heiße die Genieinde der reformierten Franzoſen, daher die Wal⸗
Loniſche Gemeinde. 3. Italiänifch,in welcher Bedeutung es noch
in manchen Oberdeurfchen Provinzen gangbar iſt, im Hochdeut⸗
ſchen aber wenig mehr gehöret wird, Die waälſche Sprache, die
Italiãniſche. Wa fch veden, Italiäniſch. Kin Wälfcher, eine
Wolſche, ein Xraliäner, eine Jtaliänerinn. Die wälfche Huf,
eine Art ausländifger,obneZweifel aus oder über Ztalien zu ung
- gefonmener Nüſſe, weiche im Niederdeutfehen Wallnüffe hei
Ben, undfo in den Rabmen wälfcher Quendel, —* Rir⸗
ſchen, walſcher Kimmel, und hundert andere mehr, Dinge zu
bezeichnen, welche wir zunchſt aus oder über Italien erhalten ha⸗
ben. Ein walſcher Band, bey den Buchbindern, wo der Rüde
und die Eden eines Buches mit Pergament beFleidet werden,
Anm In uualefcun heißt ſchon im Notker Lateiniſch. Des
Ziſchlaut ſch, volfkändiger isch, if die Ableitungsfplbe, daher es
hier nur auf die Wurzelwal anfommt, welche in-der Ableitung
in wal übergehet. Das Subftantieum Mahl bedeutete ehedem
überhaupt einen jeden Fremden, befonders einen Franzo ſen und
Kaliäner, (S. Wahle) Im Schwediſchen ift val, uud im An«
gelfachſtſchen weal, gleichfalls fremd. Daß dieſes Wahl oden
wal mit den Nehiken Gallien, Gallier, Wallis, Wallachey,
uf. f. verwandt it, ik wohl gewiß, aber welches davon das
Stammmwort ift, oder ob nicht beyde von wallen, wandern, ab⸗
fammen, läßt ſich nur muthmaßzen. Aus diefer Ableitung erhel-
det zugleich, daR die Schweibart wälfch, der mit einem e, welſch⸗
gorzugieben if; Die Ungarn haben unfer Wahl in Olah urrän
dert, daher heißt ein Italiãner bey ihnen Olasz.
— — 13 oder s, plur.car. Italien, wofüe doch dee
letztere Rahme üblicher iſt; ehedem Wahlland, Walland, wele
ches aber and zuweilen Frankreich bedeuten mußte.
# Der Waltbothe, des —en, Plur,die—n, ein veraltete Wort
einen mit Vollmacht verfehenen Abgeordneten zu ——
Arur 3
— —
ſo wobl einen ſolchen Abgeordneten höherer Art, einen Geſandten,
Statthalter, als auch einen Gerichtsbedienten.
Walten, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. ».3hä-
tig feyn, wirfen ; eine längft, veraltete Bedeutung, von welder
das noch zuweilen gangbare Mühweltung , eine- mit Mühe ver«
bundene Thätigkeit, ein Überveft if. Auch in dem Ausdrucke,
jemanden fihalten und walten Iaffen , leidet es zuweilen diefe
Sedentung, obgleich auch die folgende dafelbft Statt findet, 2.
Das Veränderlihe an einer Sache nach eigenem Gutdünfen
beffimmenz da denn die Sache die Präpofition mit bekommt.
Dan gebraucht es in diefer Bedeutung nur in Verbindung mit
dem Verbo Schalten. Femanden mit feinem Vermögen ſchal⸗
ten und walten Iaffen. In eines Sache ſchalten und walten,
in derfelben nach Gutdünfen verfahren. 3. Regieren, herr⸗
. Sehen; eine zwar noch.übliche Bedeutung, , welche aber auch
.Ruumer feltenee zu werden anfängt. Der Gegenffand der
Serrſchaft befomme die Präpofition uber... Am bäufisfen -
gebraucht man es noch in der Theologie, ‚nach Luthers Vor=
gange. Gott läßt feine Gnade walten über die, fo ihn fürch—
zen, Pf. 203,12. Seine Gnadeund Wahrheit walten über
wis in EwigPeit, Pf 217, 2. Die über uns waltende Gu⸗
te Gottes.
Der unverruckte Schluß der Götter waltet bier, Schleg.
Walts Gott! eine veraltete Wunſchformel, Gott gebe es!
Anm. Schon im Iſidor uualden, bey dem Ottfried ualtan,
im Schwediſchen valda. Das Wort iſt alt, und findet ſich for
gar in einigen weit entfernten Sprachen, z. B. in dem Ruſſiſchen
wladeti, demtitthauifchen-waldyri und dem Finniſchen wal-
litfema, welche insgefammt regieren bedeuten, Aus demt ers
hellet, daßes ein Intenfivum if, welches aus einem veralteten
walen gebildet worden, welches urfprünglich zu wallen, wollen
u. f. f. gebörer haben Fann. Ehe man die Sache und Perfon, über
welche dieHerrfchaft ausgeübet wird, durch die Präpofitionen mie
und über ausdeuefte, war dafür der Genitiv üblich. Uneltis thu
thes liutes, du walteft über die Menfchen, Ditfr. Thaz Ku-
nigiro uualte, daßder König über fie herefche, eben derf. Ehe⸗
dem wurde es irreaulär conjugiret,da es dern im Imperfeeto wielt
und im Participio gewolten hatte. (S. auch die abgeleiteten An⸗
walt, Gewalt, Obwalten, Verwalten, Dorwalten, Gewältiz
gen, ilberwältigen. A ?
*Der Walter, des—s, plur. ut nom. fing. 1. *Ders
jenige., welcher mit oder über etwas walter, ein längft veraltetes
Wort, welches noch in Verwalter lebt. Auch der eigene Nadine
Walther iff ein Überbieibfel davon. 2. In der Landwirtbfchaft
einiger Begenden, 3.8. der Laufigund Oberfachfen, ift das Wal⸗
serchen im Diminutivo ein Theil an dem fo genannten Geſtellchen
des Pfluges, wo es hinten in zwey Theile getheilet, und mit höl⸗
zernen Keilen befeſtiget iſt, vorn aber 13 Elle hervor gehet. Der
Grund der Benennung iſt mir unbekannt. Wenn es ein Cylin⸗
der ift, fo Tann es von dem Niederdeutſchen wältern, wälgen, abs
fammen, und eine fleine Walze bedeuten. 2
Die Walze, plur. die—n, ein dider Cylinder, welcher dazu
beftimme iſt, ſich zu: gewiffen Abfichten langſam umzudrehen, und
in manchen Fällen auch eine Welle genannt wird, (Siehe diefes
Wort.) So (haft man eine Laſt, z. B. einen Stein, auf Walzen
: Fort, wenn man ihn auf untergelogten hölzernen, Eylindern fort-
ſchiebet. Inder Landwirthſchaft ift die Walze, oder wie fie an
- einigen Orten genannt wird, Wallbreche, ein ſchwerer Colin⸗
der, welcher, wenn er von Pferden gezogen wird, die Erdſchollen
zerdrückt. Bon ähnlicher Art find die Weges oder Straßenwal:
zen, die Wege damit fo wohl feſt, als auch eben, zumachen, In
dem Berabane find die Walzen um ihren Mittelpunete bewegliche
i — Wal BI
Cylinder, über welche die Sugfeile sehen, In den Spielußren
find die Walzen ähnliche mit Stiften verfehene older von
welchen das Spielen und die gefpielte Melodie abhänget. An
den Rugelbüchfenift die Walze oder der Begel die Heine eiferne
Zunge, welche auf der Nuß Tieget, und das Losgehen des Ges
wehres befördert. Und ſo in hundert andern Fällen mehr. In
der weiteſten Bedeutung nennet man auch wohl einen jeden Cylin⸗
der eine Walze, auch enter nicht um feinen Mittelpunet bewege _
lich iſt. Figürlich iſt die Walze eine muſikaliſche Figur, und eie
ne Art Läufer, welche aus vier Roten befebet, wovon sie erfie -
und dritte auf eben derfelben Stufe fichen. Steben die zweyte
und vierte auf eben derfelben Stufe, fo beißt fie ein Salbzirkel,
©. Walzen. 2 Ei
1.WMalzen, verb.reg. act. 1. Zunãchſt von dem vorigen Subs
flantivo, miteiner Walze bearbeiten, Go wird im Feldbane der
Ader gewalzer, wenn man ihn mit einer Walze überfähret, die
Erdfchollen, zu zerdrücken. 2. Die Geſtalt einer Walze geben,
nur bey den Uhrmachern, wo die Zähne eines Uhrrades gewalzee
werden, wenn man fie rund feilet, 3. Bey den Bädern iſt, den
Teig walzen, die legte Arbeit des. Anetens, da der Teig bald '
nad) der Länge, bald nach der Breite der Beute oder des Troges
gewalzet wird, welche Arbeit auch Ausſtoßen heißt, Walzen
ſtehet hier, nach Art der Oberdeutſchen, für wälzen,
2. Walzen, verb.reg. neutr. welches das Hülfswort baßen
erfordert, aber nur in einigen wenigen Fällen gebraucht wird,
1. Walzende Stücke find in einigenGegenden Theile einesGrund«
ſtückes, welche nach Belieben davon wieder veräußert werden fün-
nen, In einem noch etwas verfthiedenen Verſt ande find walzende
Güter, welche unter die Erben ohnellnterfchied vertheilet werden,
zul Unterfchiede von denzing= und Lehengütern. An andern Or⸗
ten, 3. B.in dem Sächſiſchen Erzgebirge, find walzende Gerichte
folche, wo die Richter » und Schöpvenämter die Reihe herum ges i
ben, zum Unterſchiede von den Brbgerichten. _2. In einigen
Oberdeutſcheu Gegenden iſt walzen, Deutſch tanzen, welches auch
wohl walzeriſch tanzen genannt wird. ; -
Anm. Walzen im den leßten Bedeutungen und wälzen find
eigentlich nur der Mundart nah verfehieden, indem jches mebe
der Oberdeutfchen, diefes aber mehr der Niederdeutſchen eigen iſt.
Indeffen finder fich doch auch ein Unterſchied in der Bedeutung, ins
dem in walzen der, urfprüngliche Begriff des Wallens oder der
wellenförnigen Bewegung merflicher ifl, als in walzen, Siebe
daffelbe,
Mälzen, verb. reg, act, einen ſchweren Körper lang ſam um feis
ne Achfe drehen, und foldher Geſtalt fortbewegen. Gemeiniglich
gehörer zum Begriffe des Wälzens auch die Veränderung des. Or⸗
tes, ſehr oft aber wird es auch von der bloßen Bewegung um bie
Achſe gebraucht, befonders, wenn. fie langfam geſchiehet. Wer
wälzet uns den Stein von des Grabes Thin? Wolken von
Puder wälsten ſich gegen die Sonne, Zachar. Sich wälsen, wie
manche Thiere. Figürlich, die Schuld pon ſich aufeinen anz
‚ dern wälzen, ſchieben. Sich in allen Laftern wälzen, fih ihnen
ohne Beobachtung einigen Wohlftaudes überlaffen. So auch dag
Wälzen, feltener die Walzung. -
Anm. Schon im Ottfried, Satian a. f.f. uuelzan, uual-
zan. Der Ableitungslaut 3 deutet eine Intenſton an, die lang»
fame Bewegung fehwerer Körper um ihre Achſe zu bezeichnen,
Mit andern, aber ähnlichen, Intenfions ⸗Sylben lautet diefes
Wort bey dem Kero uunalden, im Schwedifben välta, im Aus
gelfähfifhen weltan, im Nieder ſach ſiſchen welterngin den Sclas
vonifhen Mundarten waleti; Mit der bloßen Verdoppelung des
Lift bey dem Ottfried unallun, und im Engliſchen wallow,twäls
zen / (S. Welle.) Das einfache wehlen iſt in einigen Niederdeut⸗
ſchen
J
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|
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4
%
|
4
J
4—
en Pe aa fa 2 a
* N SCH: x
*
1373 Wal
ſchen Gegenden noch für wälzen üblich, wo aber der Begriff frey⸗
Lich nur ſehr allgemein und unbeſtimmt ausgedruckt werden kann,
indem wal, wel jede Freis« Oder wellenförmige Bewegung bes
zeichnet, welche erſt durch Ableitungslaute näber befiimme were
den muß. Das Lareinifche volverg unterſcheidet ſich gleichfalls
nur durch diefen Ableitungslaut. S. auch Walgen, Wölben,
Wallen, Welle u, f.f. Be ß
Der Walzenbolzen, des—s, plur. ut nom. fing. in den
Glaspütten,, ein eiferner Cylinder, die Tuten zu den Glastafeln
damit zu runden. i
Walzenförmig, adj. et adv. die Geftalt einer Walze habend.
Das Walzengerift, deo—es, plur. die—e, in dır Lands
wirthſchaft, das viereckte Gerüft, worin fi) die Seldwalze
befindet, - | '
Die Walzenkunft, plur. die— Fünfte, im Bergbaue, eine Kunſt,
deren äußeres Feldgeftänge anf Walzen gebet.
Das Walzerftad, des—s, plur. die — räder. 1. Inden
Spielubren, dasjenige Rad, weiches die Walze umdrehet. 2. In
andern Fällen if ein Walzenrad, ein Rad in einer Maſchine, wel⸗
ches einer Walze gleicht, d. i, welches in Berhältwiß feinesBücdhe
meffers ſehr breit iſt.
Das Walzenfcheit, des—es, plur. die—e, im Holzwefen,
Scheite, weldye aus Stücen von Akten und Zweigen beftehen,
daher fie Walzen gleithen, aud) Kleppelſcheite; zum Unterſchiede
von den Bern: und Stodfceiten.
Die Walzenfihnede, plur, die—n, eine Art Meerſchnecken,
— —* die Geſtalt einer Walze haben, und daher auch Rollen
eißen.
Der Walzenſtein, des —es, plur. die —e, ein Stein, wel⸗
her einer Walze gleicht. Befonders inder Mineralogie, eine ges
wiſſe Berfieinerung, : welche aus mehreru Trochiten oder Räder⸗
- feinen in Geſtalt einer Walze zufanımen gefegtift:, und auch ein
Entrochit genannt wird, 1
Der Wälzer, des—s, plur, ut nom.fing. ein Körper, welcher)
‚fo plump und fchwer ift, dag man ihn nicht anders, als durch
- Wöälzen fortbewegen ann. So wird.ein ungewöhnlich großes
und dickes Buch, im verãchtlichen fo wohl als FomifchenBerftande,
ein Wälzer genannt, - i
Der Wälzbammer,, des— s, plur. die — bämmer, bep den
Grobſchmieden, ein Hammer mit einer Finne auf der einen, und
„einer glatten Bahn auf der andern Seite, die Sperrkegel zu den
Sperrädern damit auszutreiben. 2 ;
Das Walzholz,des—es, plur. die—hölzer, bey den Glasma⸗
ern, eine halbrunde hölzerne Walze mir runden Löchern, gewiffe
Arten Ölas darin rund und glatt zu walgen,
Das Walzwerk, des —es, plur. die —e, inden Münzen, und
bey andern Metallarbeitern, eine Anſtalt, in welcher das Metall
> zwifchen fläblernen Walzen ausgedehnet odergeftredet wird ; das
Streckwerk.
Dev Walzzapfen, des —s, plur. ut nom. fing. ben den Grob»
ſchmieden, ein eiferner Zapfen in Geſtalt einer Walze, Tüllen um
felbigen zu bilden.
Das Wambe, ©. Wamme, - x
Die Wamme. plur. dien. 1, Der herabhangende häutige
Sheil am Halfe unter dem Kinne, befonders bey den Rind diebe,
da es denn in manchen Örgendew auch wohl die Wampe heißt;
im Niederfähfifhen Quabbe. Bey den Zägern wird auch der
ãhuliche häufige Theil an den Seiten des Wildbretes die Wam-
me geuannt. 2. Das Gedärm in gefhlahtren Thieren, mit
dem Zugebör, das Geſchlinge, die Kaldaunen ; uur in einigen
Provinzen, Rindewammen, Schafwammen u fi f.'3. In
sinigen, deſonders Oher ſächſiſchen Grgenden, wird das ine ⸗·
=.
Ban 1374
*
wendige Fett der gefchlachteten Thiere welches fenft auch die
Blume beißt, die Wamme genannt, 4. Bey den Kürſch⸗
nern werden die Bäuche an den Feen der Thirre Wammen
genannt. Daher [Sehwamme, Suchswamme, Bafenwamme
und fo fernen, 7 h
Anm. Dasherabbangende, fehlotternde, ift der Stammbegriff
indiefem Worte, woraus vermitteift eines ftärfern Blaſelautes,
Wampe gebildet worden, S. daſſelbe.
Die Wammer, plur. die — n, eiu nur im gemeinen Leben übli-⸗
ches Wort, einen indem Holze verwacfenen Aft zu bezeichnen. '
Daher wammerig, ſolche verwwachfene Afte habend, und in weite⸗
zer Bedsurung, ſich in Spalten fplitternd, wie das $olz bey dere
wachfenen Äften zu thun pflegt.
Das Wamms, des— es, plur. die Wämmfer, Diminutivum
Wämmschen, Oberdeutſch Wammslein, eine furze Bekleidung
des Leibes, welche man ebedem unter dem Mantel trug, den Leib
bis auf die Hüften bedeckt, und Armel und dur zt Schöße hat. Seit⸗
dem die Franzöſiſche Tracht in Deutſchland üblich geworden, iſt
das Wort größten Theils veraltet, und wird nur noch zuweilen
von ſolchen kurzen Kleidungen unter dem Wolfe, befoniders bey
dem männlichen Geſchlechte gebraucht ; dagegen das ehemahlige
Wamms in den obern Elaffen die Wette, Eamifol, und in an⸗
dern Fällen ein Leibchen genannt wird. Jemanden Sofen und
Wamms ausziehen, figürlich, ihn feines ganzen Vermögens ber
xauben. 8
Anm. Im Niederſächſiſchen gleihfale Wammes, im Hollän⸗
diſchen Wambeis, im mitılern Lateine Wambafium, Gam-
belo, Bombalium, Es iſt noch ungewiß, ob esvon Wamme,
Wampe, derUnterleib, abſtammet, weil eg vornehmlich diefen-bes
decket, oder ob esals ein ausländifches Wort von Bombyx, her⸗
zuleiten ift, da es denn eigentlich eine jede baumwollene Kleidung
bezeichnen würde. Die legtere Ableitung hat das mitzlere Lateini—
fe Bombafium für ſich. 2 i
Die Wampe, plur. die —n, Diminut, das Wampchen, Oberd.
Wämplein. 1. Der häutige oder fleifchige Theil unser dem Kinne,
welcher bey Menfchen, in dem edlern Ausdrude, das Unterkinn
genannt wird, wie Wamme, (S. daffelbe.) 2. Die weiche Seite
des unten Schmerbaudes, fo wie die Dünnung eigentlich die
Seite desobern Schmerbauches iſt. 3. DerUnterfeib, Schmer⸗
band felbft, nur im verächtlichen Verſtande, von einem großen,
hervor fagenden Bauche. Sich die Wampe fullen. Jemanden
in die Wampe flogen. ? \
Anm. Wampe unterfcheidet fih von Wamme nur durch den
flärfern Ableitungslaut. Wambo, Wamba, iſt in den älteften
Deutfhen Schriften fehr gemein, den Unterleib zu bezeichnen,und
zwar felbft in dem edelftenVerftande,. Sinero muoter uuam-
ba, feiner Mutter Leib, von Chriſto, im Tatian.
Wamfen, ver. reg, act. welches nur im gemeinen Leben für
prügeln üblich if, Jemanden durhwamfen, ihn durchprüs
geln, Nicht von Wamms, wieviele geglaubt haben, weil die *
Schläge oft auf das Wamms gerichtet find, fonderwtg eine ee
gene Onomatopdie,. Siehe Bamſen, welches gleichfalls. dafür
gebraucht wird, FR
1.* Das Wand, des — es,. plur. inul. ein im Hoc.
deutſchen für fi) allein längſt veraltetes Wort, fo wohl ein
‚Gewebe, befonders ein wollenes Gewebe, als auch die dam
aus bereiteten Kleidungsſtücke zu bezeichnen, weldyes noch in
der crften Bedentung im Miederfähfiichen üblich ift, wo Wand
mollenes Tuch bedeuten, Im Hochdenſchen iſt es nur mod inden -
Butammenfegungen, Gewand und Leinewand, üblich; Siehe
dieje Wörter. 2
Inn,
ru ne Deal}, br ARTE
ey en Be REN. 1976. | Ä
Anm. Im Oberdeutſchen hatte man daflir mit einer — zet ; und fo in andern Fällen mehr, wo oft eine jede ſSennſlache —
Alble itungsſylbe Watt, Wo ad, welches bey dem Ottfried und. andern eine Wand beißt.
bäufig vork ommt, und ſo wohl Tuch, als auch ein Kleid, bedeutete. "Anm, ‚Schon bey dem Ottfried Ousat;ie: Nieder ſãch ſiſchen
Daher iſt auattun bey dem Kero, bekleiden. Es iſt ſchwer zu —— Auch bey dieſein alten Worte läßt ſich die nach⸗
entſcheiden, was in dieſem fo alten und fo einfachen Worte der fie Abſtammung nur erratben. Friſch lettele es von wenden ab;
Stammdegriff ift, od es der Begriff des Bekleidens iſt, da es denn zeigte aber nicht, wie fich beyde Begriffe dabey obite Bwartg vereie
zu veftiregehören würde, oder der Begriff der Biegſamẽkeit, da nigen laffen. Wachter laßt es von winden abſt am men, weil die
es denn mit Band, Sahne, Winden m ſaf. Eines Geſchlechtes älteften Wände doch wohl nurans Flechtwerk beffaneen; wobey
ſeyn könnte. Dem fey, mie ihm wolle, fo iſt das Lat. Pannus. er denn vorausfegt, daß die vierte oder gangbarfte Bedenfung die
augenfheintich Damit verwandt. erſte üft, welches er doch zu beweiſen vergeffen hat, Mirfcheint
&, Die Wand, plur. die Wände, ein Wort, in welchem der Ber - der durch die Natur ſolbſt veranfaßte Begriff der erfte, und die
geiff einer ſeukrech ten, oder meift ſenkrechten Fläche der herrſchen⸗ Bedensung der Höhe die nächftezu fig. Andere Sprachen haben
de zu ſeyn ſcheinet, befonders, wenn fih damitder Begriff des zwar etwas vonder Wur ʒelſylbe behalten, aber ftatf des Ablei⸗
Unterfchiedes verbinde. Man gebrauchtes vornehmlich infole_ __ tungslaufes d oder nd andere vorgezogen, dahin das Schwedis .
genden Fällen. 1. Die abhängige Seite sines Berges oder Fels _ fe Väg, das Holläntifhe Waeg,das Gothiſche Vaddus, das
fens wied häufig eine Wand genannt, beſonders, wenn ſie ſich der Lappländiſche Hwados, das Engl, Wall, (S Wall,) das La⸗
ſenkrechten Linie merflich uäher, Indeß Fönnen meine Zie »tein. Paries, welche insgefammt.eine Wand bedeuten. =
gen an der jäben Wand Plettern, und vom Geſtrauche reißen,» Die Wandbanf, plur. die —bänfe, eine Banf, welche an die
Geßn, 2. Im Bergbane wird auch das dem Bergmanneentzgegen Wand befeſtiget wird, zum Unterfchiede von einer frey ſtehenden. R
ſtehende Geſtein oder Erde eine Wand genannt, befonders wenn. Das Wandbein, des —es, plur Sie —e, in der Anatomie, der
es einen ſenkrechten Abhanghat. Kine Bergwand, eine Wand Theil der Hirnfchale am Vorderkopfe, welcher SIG ai Aa
Erde,jum Unterſchiede von einer Erzwand, wenn fir aus Erz ber deffelben ausmacht, Os parietale. i
ficdet. Daher ſagt man daſelbſt, die Wand har den Bergmann Der Wandbelen, des—s, plur.utnom. fig. eine Art Ber ’
gefangen, wenn die Seite eines .Beragebäudes einffürzer, und fen von Borſten, die Bände damit abzufehren ; . ein Borſt⸗
den Bergmann verſchüttet. Die Wand ziehet ſich, wenn ſie wiſche *
rinzuſtür zen drohet. Ver muthlich iſt es eine Figur von dieſer Be⸗ * * Wandel,adj „et sär-meideshn Sochdeutſchen feemb, und nur
deutung, wenn 3, im Bergbaue ein jeder Stein, er ſey grof in einigen gemeinen Mundarten üblich ift, für wandelban. Die
oder flein, eine Wand genannt. wird. - Daher eine Bergwand, Dächer werden wandel, im Chutkreiſe. S.das folgende,
sin Stück taubes Geſtein, zum Unterſchiede von einer Erzwand,- 2.* Der Wandel, des—s, plur, ut nom,ling. ein nur noch
wenn der Stein erzhaltig iſt. Kine Wand zerſetzen, zerſtufen, im eingefepränkten Verſtande übliches Wort. Ehrdem bedeutete
ein Stud Stein zerſchlagen. Selbſt die Steine auf den Gaſſen es: 1. * den Tauſchhandel; eine längft veraltete Bedeutung, -
und Feldern heißen bey den Bergleuten Wände Pochwände, wovon noch der Ausdruck, Gandekund Wandel, üblich if, di
Steine, welde gepochet werden ſollen. 4, Andemgewöhnliche alle Arten des®ewerbes indem Rabrungsftande zu bezeichnen.
fien Verſt ande iſt die Wand der fenkrechte Unterfchied, welcher in Land, wo Handel und Wandel blühen. Daß Wandel
#0 wohldie Zimmer eines Gebäudes unter fich, als aud) das Ge« bier urfprünglich den Tauſchhandel bezeichnes,erhelfet fo wohl aus:
bäude ver dem äußern Raume abſondert. Kine hölzerne Wand, dem Stammbegriffe det Wendens, Vertauſchens, als anch ans -
eine ſteinerne; welche legtere unter dem Namen einer Nauer andern alten überbleibſeln. Im den Alemanniſchen Stoffen iſt
am befannteften iſt. Die Scheidewand, wenn fie ein Zimmer vuaatlunt, fie handeln, eigentlich wohl, fie treiben Tauſchhaud⸗
vor dem andern ſcheidet. Die Seitenwand, die Wand an der Kuna. 2: Cine Veränderung ; im Soch deutſchen gie ichfall⸗ ver⸗
Seite eines Gebaudes. Die vorderwand, an dem vordern altet, und nur noch in einigen Probinzen gaugbar. So mußte
Sheile, Eine Spaniſche Wand, eine bewegliche leichte Wand, nochwendig die: bisherige Regievungsform Wandel erleiden,
weiche man zu fammer legen, und nach Belieben wegnehmen kann. d. i. verändert werden, meiner Oberdeurfhen Schrift. a ®
Eine Wand tafeln. Mit dem Kopfewider die Wand laufen. Bedeutung lebt noch, obgleich in einem eingefchränften Ber
Eine Wand führen, aufführen, 5. In der Schifffahrt werden de,in unfermderwandeln. (S.auh%bw ige ) Im Schuch
die ſtehenden, odergrößten Theils ſenkrecht ausgefpannten Taue ſchen iſt vandla gleichfalls verändern, 3.* Eine nachtheilige
welche die Maſten halten, Wande genanut. Daher, ein Schiff Veränderung, beſonders ein Mangel, —— eine im Hochdrute
unter die Wand bringen, es.mit dem nöthigen Tauwerk verſe⸗ fehen gleichfalls veraltete Bedeutung. Unſchulsig und alls warte
ber Dieſe Wände bekommen ihren Nahmen von deu Maſtem, dels Ne Zu Athers Bibel kommt fie noch mehr -
an welchen fie ſich befinden; daher die große Wand, Befan: mabls vor. Das Gefeg des Herun iſt ohne Wandel, Pf. 19.
wand, Sodewand, blinde Wand n.f-f. 6. In dem Jagdwe⸗ 3, Im Pferdehandel wer den die Hauptmängel eines Pferdes noch
fen werden die in einer Reihe ſenkrecht aufgeſtellten Klebegarne zuweilen Wandel genaunt. 4.* Nach einer noch weitcen Figur
eine Wand genannt. Ben den Vogelftellern find die Wände dien war Wandel ebedem die Genugthuung für einen begangenen Feh⸗
jenigen Garne, womit man die Vögel auf dem Vogelherde zu fan⸗ler, da ir die Strafe, welche Bedentung im Schwabenſpiegel hau⸗
gen pflegt. 7. Wird dieſes Wort noch in vielen einzelnen Fällen fig if, und noch in einigen Niederfüchfifchen Gegenden angetrofe
gekrnucht,eine fenfrechte oder faſt ſenkrechte Fläche zu befeichnen,, fen wird, Auch das Befugniß, Febler, d, i. geringe Verbrechen, °
welche größten Theils Figuren ber erſten and vierten Bedeutung zu beftrafen, d. 1, die nieders Berichibarfeit ward daher zuweilen 3
fin!. Bey den Zögern heißen die Rippenſtücke der Hirſche und des Wandelgenanut, S. Wandelm
Thiere, Wände. . Die Schärfe, oder der Rand an den Schar. 2, Dei Wandel, des —s plur. car. zunächf? von wandeln, ges
Yen des Hirſches, und der cbere, von außen -erhabene, Theil eis: ben, wandern, 2." Die Handlung des Gehe ; eine längf vers
nes Vferdehufes beißt gleichfalls Sie Wand. In einem gezogenen altete Bedeutung, wovon ſich neh einige Spur im Jagdiwefen
Probe And die Wände dieerhabenen Theile zwiſchen den Zügen, findet, wo das Wildbret au einem Drte feinen Wandel bat, wenn
An einer Laffete find die Wände die breiten und faugen Seitenhöl⸗ es ſich daſelbſt fpüren läſſet, daſelbſt aus: und eingehet, welches
Beste
Ran
and wehn —* wird. Man Sankt es nur nohe.in
figürlichen Verſtande, von der ganzen Einrichtung der fütlichen
Handlungen, und der Reihe derſelben, am häufigften in der Theo⸗
ogie, und mit Beywörtern, welche die Art und Weife defjelben
bezeichnen. Einen guten, unfräflichen, tugendbaften, üblen
Wandel führen. Femandes Leben und Wandel beſchreiben.
Dein Herz wird fir dich ſtehn,
Dein Wandelfür dich fprechen, Shie.
S. Wänpeln.
= Wandelbar,—er, —fe, adj. et adv weiches nach Maß gebung
der Wörter Wandel und wandeln in verſchiedenen Bedeutungen
vorkommt. 2. * Bon wansein, wandern, reifen, iſt eine wan⸗
delbare Gegend, durch welche gercifet, welche von Reiſenden bes
ſucht wird; eine imHochdeutichen fremde Bedeutung. In einigen
— Niederbeutfchen Gegenden ift wandelbares Geld, gangbares.
2. Der Veränderung ausgefegt, veränderfich,unbeftändig ; zwar
noch nicht ganz veraltet, aber doch ziemlich ungewöhnlid. Das
wandelbare Glück. Das Glück der Waff a If wandelbar, Ri
Dre Menfch, der wandelbar,
immer bleiber, was er war, Cram.
3. In engerer Bedeutung, für baufällig, befonders non Gebänden,
Werkzeugen, Maſchinen; in welchem Verſtande es im Hochdeuts
ſchen am üblichſten il. Das Haus wird wandelbar, wenn es
banfällig wird; die Uhr, eine Mafchine, wenn ihre Theile ſchad⸗
“haft werden. 4. *Feblerhaft, mangelhaft überhanp:; im Hoch»
deutichen veraltet. In den Schwäbirhen Dichtern fommt sin
diefer Bedeutung mehrmabls vor, In einigen Niederfächfiihen
Gegenden iſt wandelbar ungefund. 5, * Bergänglich; im Hoch»
deutſchen gleichfalls veraltet, in welcher es Zachariã Ein Dahl
gebraucht zu haben fcheinet :
Wie in der ftillen Macht, wenn auf die flatre Welt,
Der wandelbare Schein des blaffen Tordlichts fällt.
Bey diefer Bieldeurigkeit und der Unmöglichfeit, die, jedem Falle
angemeffene, Bedeutung aus dem Sufammenbange zu errachen,
hat die Hochdeutſche Mundart die meiften derfelben veralten lafe
fen, zumahl, da es ihr an andern guten Ausdrücfen für diefelben
nicht fehlet. Das Subſtantiv, die Wandelbarkeit, wird allens
falls auch nur in der dritten engern Bedeutung gebraucht.
" Anm. Schon bep dem Strycker wandelbere, Ottfried und
Notker gebrauchen dafür mit einer andernAbleitungsfylbe uuan-
‘dellich, für veränderlich.
Wandeln,verb. reg. act. et neutr. in welchem der Begriffider
Vertauſchung und Veränderung der herrſchende ift, und welches
befonders in folgenden Fällen vorfommt. ı.* Vertaufden; eine
nur noch in einigen Dberdeutfhen®egenden gangbareBedeutung,
Alten $reund für neuen wandeln,
Zeißt für Sruchte Blumen handeln, Logan.
In der noch zumeilenim gemeinen Leben üblichen R. A, handeln
und wandeln, Handel und Wandel treiben, ſcheint diefe Bedeus
tung noch übrig zu feun. @,* Verändern, überhaupt; im Hochs
deutſchen gleichfalls veraltet, aber noch im Riederl. wandeln, fo
wieim Schwed. vandla.
Wie wandeln jene fich
“ Mit ihren Serrlichfeiten, Cram. i
Wir haben davon, obgleich in einer eingefcehränkten Bedeutung,
verwandeln. S. daffelbr.) Für diefes legiere das veraltete wan⸗
deln wieder einführen zu wollen, wie von einigen Neuern gefcher
ben, 3.8. wie die Morgenröthe jeden Augenblick die Wolfen
um fich ber wandelt, if defto weniger zu billigen, da die einge»
ſchrantte Brdeurung, welche verwandeln von wandeln, verän-
dern überhaupt, unterfheidet, egeutlich in dem Vorworte ver
lieget, und mit dem ſelben vertoren gehet. 3, *Erſatz thun, erfets
ac, Ww.8,4: Th. 2. Yufl.
*
Strafe dafür geben.
Ban 1378
gen, mit dem Accuſativ; im Hochdeutfchen gleichfall⸗ fremd, und
nur noch in einigen Provinzen ganabar. Der verkaufer ſoll bey
sauptmangeln das Pferd zu wandeln gehalten ſeyn, d. i. zu
erfegen, heißt es in einer Braunſchweig ſchen Verordnung. Das
ber ivar, eine Sache wandeln, chedem auch oft o viel, als
4. Den Dri veräudera, oder mit einem an⸗
dern vertäufchen, d. i. gehen, reifen, wandern, fo mobl active,
mit dem Accuſativo des Weges, als auds als ein Neutrum, und
in dieſem Falle mit dem Hülfswort: baben. (a) Eigentlich; in
welcher Bedeutung es noch in derDrutfchen Bibel mırbemabis vors
> Foinmt: ſtehe auf und wandele! und fo in andern Siellen inehr,
In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift es noch für reifen übers
"Haupt gangbar. ImPochdeuiſchen ift auch dieſe Bedeutung eigent⸗
lich veraltet, außer daß fie noch in der Dichtkunſt beybehalten
wird, ohne Zweifel, weil die indem Baue des Wortes liegende Ono⸗
matopbie eine anſchauliche Darſtellung des mit Leichtigkeit ver;
bundenen Gehens iſt. Man ſieht die NAymphen da mis griinem
Sauptbaar unter den Bäumen wandeln, Geßn.
Er wandelt unter Baumen
‚Der bolde Schlaf mit.boldern Träumen, Us.
Murner wandelte fort durch dicke eimmeriſche Mächte
iiber Plutons finfire Gefilde, Zadar.
Was ift der befte Menſch, der auf der Bahn dieſes Lebens noch
fo vorſich tig wandelt? Gell. Da es denn auch wohl figürlich -
von leblofen Dingen gebraucht wird, für, ſich leicht und langſam
fortbewegen.
Wenn in dem finfierfien Wald ein flimmernder Sonnen⸗
blid wandelt, Zachar.
‚Und ein wandelndes Jauchzen durchdrang die Pforten
des Abgrunds, Klopfk.
Wenn wäscht in diefer und der folgenden Bedeutung "3 ein
Neutrum gebr aucht wird, fobefommt ex das Hülfswort haben,
weil aus allen vorigen Bedeutungen erhellet, daß der Begriff der
Thotioken mis dieſem Worte genau verbunden iſt. Wird der Weg
beygefüget, und ohne Präpoſition ausgedruckt, fo ſtehet er im
Accufariv : einen Weg wandeln, die Bahn der Tugend wandeln; >
4b) Figärlich, die Reihe feiner firılichen Handlungen auf eine ges
wiſſe Act einrichten; eigentlich einHebraisimng, weicher in kuthers
Deuiſcher Bibel Häufig vorkommt, und ſich ans derfelden auch in
‚die Sprache der Theologie und Moral eingefchlichen bat. vor
Gott wandeln, mit Gott wandeln, Gort wirdiglich wandeln,
in der Wahrheit, im Glauben, in der Hoffnung wandeln, bez
huthſam wandeln, inden Lüften des Sieifches wandeln, die
Wege Gottes wandelnu. f. f. Ir
So aub das Wandeln. Die Wandlung iff nurin einigen
Sufammenfegungen üblich, wie Verwandlung, die Monds⸗
wandlung, die Brotwandlung in der Nömifchen Kirche, weiche
letztere dafelbft auch wohl die Wandlung ſchlechthin genannt
wird,
Anm. Ben dem Dttfried und andern altenSchriftfiellern uuan«
delen, im Niederf.gleichfalls wandeln. Die Endung ein ver»
rärh ein Iterativum, daher es bier nur auf die Sylbe wand an«
Fommt, und diefe ift, allem Anfehen nach, mir der Wurzel in
wenden aleich bedeutend, weil doch der Begriff der Veränderung
inden meiften Fällender herrſchende iſt. Andejfen fann es fen,
daß wandeln, gehen, Feine Figur von wandeln, verändern, iſt,
fondern dag wand in beyden nur verfchiedeneAnmendungen eines
und eben deſſelben Lautes auf mehrere ähnliche Fälle if, fo wie
man von Wand, winden u. f. f. gleichfalls aunehnen muf, Als⸗
dann wirdaud) die Berwandifchaft des Griechiſchen Bawve und
Bahn, Bein,-mit der Wurzel in wandeln, aeben, nicht mehr
fremd febeinen. (S,auh Wandern.) Die Subflantiva, Wan
S;33$ del
NY 7 x . WÄR:
L
1379. Ban ee.
‚del, ſcheinen nicht von dem Verbo mitbloßer Mealaflang der En⸗
dung des Infinitivi en oder n gebildet, fondern vermittelft ihrer ei»
genen Ableitungsfylbe el, welde ein Ding, Subject bedeutet,
unmittelbar von der Wurzel des Verbi, Ba abgeleitet zu
ſeyn.
* Der Wandstflein, des — es, ge die—e, Ser, Grängftein,
‚weil fi) dafelbft die Gränze wendet;
tig veraltetes Wort.
Der Wandelfieen, des —es, plur. die—e, ein von einigen
Mensen gebildeteg Wort, einen Planeten zu begeichnen, welches
N ‚aber außer dee Poeſie unſchicklich ift, theils, weil wandeln außer
der Dichtung veraltet ift, theils aber auch, weil der Begriff, wel«
hen es gewähret, nicht beftimint iff, indem Wandelſtern auch ei⸗
‚nen Kometen bedeuten kann.
. Der Wanderer, des—s, plur. ut nom. fi fing. von dern Berbo
wandern, ein Heifender zu Fuße, nur in der edlern und dichtes
riſchen Schreibart, wofür im gemeinen Leben Wanders mann üb«
lich iſt. Ein Fãmininum kommt von dieſem Worte nicht leicht
vor ; brauchte man ja eines, fo müßte man, um nicht fo viele
tonlofe e auf einander folgen zulaffen, entweder das eine, verbeis
Ben, Wandrerinn, wo aber die Ellifion zu hart wird; oder, das
eine ee weglaffen, "Wanbderinn, fo wie man mit den ähnlichen
Zauberer, Märtyrer, Wucherer, Plauderer, Kämmerer u. ſ. f.
auf äbuliche Art verfahren müßte,
Der Wanderfalte, des —n, plur.—n, ein Nahme des edeln
Falten, Falco gentilis Älein. welder auch Fremdlingsfalke
genannt wird ; etwa, weiler bey ung nicht —— iſt, ſondern
fi nur als ein Fremdling ſehen lãßt.
Das Wandergeräth, des —es, plur. inuf, ober plur. die
= Wandergeräthe, fing. inul. ein Eolleetivum, das zur Wander⸗
Schere gehörige Geräth zu bezeichnen.
Das Wanderjahr, des-—es, plur. die —e, bey den Sandıner-
fern, diejenigen Jahre, welche ein Geſell zu wandern, oder auf
der Wanderfchaft zuzubringen verbunden if, eheer-Meifter mer»
den kann.
Wandern, verb, reg, neutr. weldes das Hülfswort feyn bes
kommt, wenn der Dre beftimmt wird, außer dem aber haben, zu
Fuße reifen, 2, Eigentlich, In der Welt herum wandern, Sie
find durch ganz Deutfchland gewandert ; ; wir haben den ganz -
zen Tag gewandert. Beſonders bey den Handwerkern, von den
Geſellen, fremde Orte befuchen, weil ihre Reifen gemeiniglich zu
Fuße gefchehen. Der Gefell hat gewandere. Auf fein Sand-
wer wandern, Drey Fahre wandern muffen. Zuweilen für
gehen überhaupt. Er wanderte die Straße zu feinem Tode mit
‚aller Munterkeit, welche ein gutes Gewiffen nur zu ertbeilen
- vermag. 2.Figlielich. (a) Aus diefem Leben wandern, d.i.
tierben. (b) In Scherzefagt man zuweilen, eine Sache müffe
wandern, wenn man fieveräußern wid, So auch das Wandern
und die Wanderung, ©. legteres an feinem Orte.
Anm. Wandern,im&ngl.to wander,imödmwed.vandra,
im&eclaven.wandrowati, unterfcheider ſich nur durch die ähn-
liche Ableitungsfylbe ern von. wandeln, und ift, fo wie diefes, ein
Antenfivam oder Jterativum, nur daß es ben Mebenbegriff der
Zeichtigfeit oder Anmuth bat, wie diefes, wovon der Grund in dem
därternr Fieget. Ohne Blaſelaut ift im Schwed. andra, gehen,
womit das Ztal, andareübereiu Tommt, fo wie das Seanz. aller
mit wallen,
Die Wanderfchaft, plur. inuf. der Suffand, da man wandert,
befonders bey den Handwerkern, der Zuftand, da ein Gefell frem⸗
he Drte befucht. Auf derWanderſchaft feyn, Inder Theologie,
auch figärlich, das Leben in dieſer Welt,
ein im Be völs'
Die Wandfäule, plar. die —n, eine Säule, welche zum Theil
Ban or
Der RR, dee Ses/ plur. Sie —feute, im: gemeinen
Leben, ein Mann, welcher — d.i.zu Fuße veifet, wof ür in
der edlern Schreibart Wanderer gebraucht wird. Das Famin.
die Wandersfrau iſt nicht üblich, vielleicht, weil es weniger wan _
‚beende Frauen als Männer gibt,
Der Wanderftab, des —es, plur.die —fäbe, ein Stab, deffen
man ſich bey einer Reife zu Fuße bedienet. Den Wanderſtab er⸗
greifen, figüelich, eine Keife zu Fuße antreten,
Die Wanderung, plur. die —en, von dem Verbo wandern.
Man gebraucht diefes Wort am hänfigften von den‘ ebemahligen
Zügen der barbarifchen Völker aus einem Lande in das ondere, da
es denn eigentlich nur eine Überfegung des Lat. migratio iſt.
Die Wanderung der völker, die völferwanderung.
Die Wandflechte, plur. inul. eine Art Slechte, welche an den
Wänden wächfet, Lichen parietinus Lian. auch das
Wandmoos.
Der Wandhaken, des —s, plur. ut nom. ein Hafen,
welchen man entiveder in die Wand ſchlägt, oder au die Tapeten
hängt, etwas daran zu hängen. S.Wandfhraude.
Des Wandkraut, des—es, plur. inuf, ein Rahme des Glass
‚Frauteg, weil es gernanden Wänden und Mauern wãchſet, Pa-
rietaria Zinn,
Die Wandlaus, plur. die —Täufe. S. Wanze.
Der Wandleuchter,des —s, plur. ut nom, ling. ein gene,
welcher an die Wand befeftigt werden kaun.
Das Wandmoos, des —es, plur.inuf. ©, Wandflechte:
Ber Wendpfeiler, des —s, plur.ut nom. fing. ein Pfeiler,
welcher aus dee Wand.oder Mauer hervor vagt,zum Theil in der⸗
felben ſteckt.
Die Wandruthe, plur. die —n, ‚im Bergbaue, Simmerhölger,
welche an die Seiten der Schächte angelegt werden, das Einftürs
‚zen derfelben zu verhindern. J
in der Wand oder Mauer ſteckt, zum Unterſchiede von. einer frey
ſtehendan Säule.
Der Wandfchmid, des —es, plur. die — ſchmiede, in einigen
Gegenden ein Nahme des Holzwurmes, S.diefes Wort. Ye
Die Wandfchraube, iplur. die —n, ein Wandhaken, mit einer
Schraube, ihn damit in die Wand zu fhrauben,
Die Wanduhr, plur. die—en, eine Uhr, welche man in dem
Zimmer an die Wand bängt, zum Unterfohiede vonciner Thurm⸗
and Taſchenuhr.
1. Die Wange,plur. die EN ein, fo viel ich weif, nur im Berg⸗
baue üblides Wort, ıwo die Flügel oben an den Kunſtſtangen
Wangen genannt werden. Da es wahre Flügel find, und fie
auch im Franzöf. und Latein. durch Ailes und Alae gegeben
werden, fo ſcheinet das Wort in diefer Bedeutung zu Schwinge
zu gehören.
2. Die Wange, plur.die — Der Aleifehige Sheit an der
Seite des Geſichtes unter den Augen, wo diefes Wort vorzüglich
in der edleen Schreibart anflatt des im gemeinenLeben üblichen
Bade gebraucht wird. Dießefundbeit blühete auf ſeinen Wan⸗
‚gen. Die Sucht, zu beleidigen, färbfe ihre Wangen. Line
glänzende Thräne rollt über deine Wangen herab, Gefner.
2. Figürlich werden in manchen Fällen auch gewiffe Seitencheile
» Wangen genannt. So ſind die Wangen an einem Maftbaume
oder die Mafſtwangen ſtarke Baubölzer, womit der Maſt unten
an den Seiten belegt wird, ihn zu verflärfen. In andern Fällen
feheinet diefes Wort zugleich den Begriff der Vertiefung mit eine“
zufchließen. So find die Wangen.an einem Hebel die Seiten des‘
Loches, worin das Eifen vermistelft des Keiles ÄrfePige Ne 2
97 2
#2
R ’ . $ Ban
i e Sehen Sre lern if die Wange bie Rinne, worin der Reltſtock
Din und her geſ hoben wird.
Anm. Von der Wange des Geſichtes ſchon ſeit Ottfrieds Zei⸗
ten, Uuang, im Schwed. Vang, im Augelſ Veng, im Jslönd,
Vange, im Jtal. Guancia. Es fcheinet, daß der Begriffder
Erhöhung in die ſem Worte der Hervfdiende ift, und da diefer mit
dem Beariffeder Vertiefung nahe verwandt ift , ſo werden auch
die legten Arten des@ebrauches begreiftich. Im Schwed. ift Vän-
ge, sin Küffen. In einigen Oberdeutſchen Gegenden ift diefes
Wort ein Mafenlinum, der Wang, dagegen es im Tattan als ein :
Rentrum vorkommt, daz Wang.
Das Wangenbein, ses—es, plur. die—e, in der Anatomie,
dasjenige Bein des Kopfes, welches die Wangen bilden hilft, und
auch das Jochbein genannt wird, . > -
Das Wangeneiſen, des—s, plur, ut nom, fing, von ı Wan:
ge, im Bergbaue, ein Eifen, welches auf die Wangen der Kunſt⸗
fange genagelt wird, damit ſich das Holz nicht abnutze.
De Wangenhobel, des—s, plur. ut nom. ling. bey denZifch-
; > Ten ‚ einGefiinshobel mrit einem fchmalen Eifen und Schafte, der
miedem Nuthhobel gemachten Nuth damit nachzubelfen.
Die Wangenfcheibe, plur. die—n, in den Bienenjlöden, die
äußerften Scheiben zu beyden Seiten eines Stodes. _
Der Wank des — es, plur. die—e, von dem Verbo wanken,
ein im Hochdeutfchen ungewöhnliches Wort. Beinen Want
thun, nieht wanfen. H
Die Wanke plur. die—n, bey den Tuchſcherern, ein Klöschen
— ‚auf dem fill liegenden Blatte der Tuchſchere, woran der Riemen
- befeftigetift, der das’ zweyte Blatt regieren muß. Vermuthlich
gehöret diefes Wort zu 2. Wange, und ift nur eine verderdte Aus⸗
ſprache davon.
Wankel, adj.etadv. welches im Hochdeutfchen völlig veraltet
if, und nur zuweilen in den Altern Schriften für wanfend, nicht
feft, vorfommt, Unltetu fruintfchaft machet wankeln
"mut, unbeftändigen, Milo von Sevelingen. AuchLuther gebraucht
noch, wankel werden, Ebr,6,12.€s ift vermittelft der Ableitungs⸗
ſylbe el von der Wurzel des Verbi wanken gebildet, und. iſt um
der folgenden Sufammenfegungen Willen zu merfen, welche noch
völlig gangbar find, obgleich wanfel für ſich allein veraltet iſt.
Der Wankelmuth, des—es, plur. car. die Unbeſtändigkeit des
Gemüthes.
blick anders. Im Hochdeutſchen iſt das männliche Geſchlecht
in dieſem Worte das üblichſte, in andern Gegenden iſt es das weib⸗
liche. (S. Muth). Indem alten Gedichte auf den heiligen Auno,
wankeli muat, bey dem’ Hornegk nur Wankıınd Wankſal.
Woankelmürbig, —er, fe, adj. et adv. unbefländig in Ans
ſehung des Gemüthes. Wankelmüthig feyn, Ein wanfelmus
tbiger Menſch. Ein wankelmütbiges Betragen.
Die Wankelmüthigkeit, plur car. der Wankelmuth, als eine
Eigenfchaft oder Fertigkeit betrachtet,
Wanken, verb. reg. neutr. welches das Hülfswors haben erfor«
dert, fih langfam hin und heribeivegen. a1, Eigentlih. Das
Erdbeben machte, daß die Haufer wankten. Das wanfende
Rohr. Ich will jege durch den Eleinen Hain des wanfenden
Gyaſes hin ſehen, Geßr. Befonders vor Shwäde, Ohnmacht.
Im Gehen wanfen. Mit den Süßen wanken. Seine wanken-
den Schritte verrarhen Angſt und Kentfegen,
Ingleichen aus Mangel der gebörigenFeſtigkeit, da man das Wort
in der edlernSchreibart gern für das niedrigere wackeln gebraucht,
bewegen fefter Körper bezeichnet,
Zet. 2, Figürlich. (a) Sic sin wenig aus feiner Lage beivsgen,
Aus Wankelmuth entſchließt er fish jeden Augen: -
{ Wenn meine
.. Hand des plappernden indes wankenden Fuß tritt leitete Geßn.
welches vermöge feiner Bildung, ein fohnelleres Hin « und Her⸗
Der Tiſch, Ser Stublwane.
x
'
ee
wieweichen. Wenn du wankeſt, ſo todte ich dich. Die Ar⸗
mee fing an zu wanken.
Nicht wanken noch weichen, unbr⸗
weglich da ſtehen.
(b) Anfangen,’ fi zu verändern, beſonders
‚aus einem vortheilhaften Zuſtande in einen nachtbeiligern zu gera⸗
ben, Der Sieg fing an zu wanken.
l Das wankende Glied.
89 mandes Herz, das auf der Bahn der Tugend zu wanken:
anfing, bat an dem Sreunde eine Stüge gefunden, Gell. (6)
In der Rede wanken, nicht mit fich felbfi üdereiuftinimen, eine
Sache anf verſchiedene Art vortragen. (8) In Anfehung der Ent⸗
ſchließung, der®emüchsftelung, anfangen, von feinem Entfhlufe
fe, von feiner Meinung abzugehen, Diele Aufrübver fingen’ be:
veits an, zu wanfen. Diejenige Stärke der Serle, welthe ın Feiz:
nem Sturme des Schidfals wanfer. Sein Zerz glaubt viels-
leicht ſchon feit zu feyn, o wie bald kann es wanken?.
So aud) das Wanken. ;
Anm. Schon bey dem Detfried und andern altenSchriftſt ellern
uuankon, im Schwed. vanka! Esift ein Intenfivum von ei
‚nem veralteten Verbo, wanen, oder wenn man das n für zufällig:
hält, von wegen; im erftern Falle anterfcheidet es fich, dem Baue
nad, von wandeln, wandern, wenden, winden y.f.fenucdurch die
Ableitungsfplbe,. Ehedem harte man davon auch das Subftantis
vum Wanf, weldes fo wohl eigentlich eine wanfende Bewegung,-
als auch figürlich, den Zweifel, (ana wank, ohne Zweifel, Dite
fried,) und das Ende bedeutete, Mit vorgefegtem Zifchlaute, und:
darin gegründeter Änderung der Bedeufung , iſt guswanken,
ſchwanken gebildet, ImMNiederdeutfchen ift wanken ein ſehr gang⸗
bares und allgemeines Wort für gehen überhaupt, nach eben der
Figur, nad) welcher eheden auch wallen, gehen bedautete; zugaus:
fe wanken, ohne’ daß dabey Ein Nebenbegriff der Schwäche oder
der unftäten Bewegung Statt fände. In diefer Bedeurung dis
Gehens fommt.es auch bey dem Ottfried vor, 2
Wein, die Dberdeutfche Form der Partikel wenn, fie mag nun cin
Adverblum der Zeit, oder eine bedingende Eonjunction ſeyn. Da
die Oberdeutſche Mundart da, wo fie es thun kaun, immer die
breiten uud. tiefen Vorale den höheren vorzichet, fo thut fie es
auch in dieſem Worte, und diefe Partikel: lautet bey ihr in allen:
Fällen wann; fo wie fie inr Niederdeutſchen in allen Fällen wenn
gefprochen uud gefchrieben wird, Wann wird er Fommen ? wann:
man dich fragt, fo antworte, wann es nicht regnet, fo Fom=
meichn. f. fe wo eigentlich der Niederdeutſche in allen Fallen
wenn gebraucht.
Im Hochdeutſchen hat man die ſes wann nur in der MRA, danm
und wann,d. i. zuweilen, ans der Oberdeutſchen Vlundart boys
‚behalten; in offen übrigen Fällen aber erforder: der Sprachge⸗
brauch wenn/ ee mag nun ein Adverbium der Zeit, oder eine ber
dingende. Eonjunction fepn.- *
Da wir, ſelbſt im Hochdeutfchen, unter dann und denn den:
Unterſchied machen, daß jenes als ein Adverbium der Zeit, dieſes
aber als eine Eomjunction gebraucht wird, ſo haben fehon einiger
ältere Sprachlebrer geglaubt ,„ daß warn und wenn eben diefer
Analogie folgen müßten, und daß wann allemablvon der Zeit,
wenn aber nur als eine Conjunction gebraucht werden müßte ;;
und die meiften neuern Sprachlehrer find ihnen darin gefolgt, Als
lein/ da der beynahe völlig übereinftimmige Hochdeutſche Sprach ⸗
gebrauch dawider if, fo find einzelne Perſonen nicht befugt, dem⸗
ſelben willkürliche Geſetze vorzuſchreiben, wenigfteng ſind derglei⸗
hen Vorſchriften unnüg und vergeblich‘, indem fie das Geziere
einiges weniger einzelner Perfonen abgerechnet‘, an dem Sprach⸗
gebrauche doch nichts ändern, und noch nie etwas daran arändere
haben.
Dieß voraus geſetzt, iſt nur übrig, bie Urſachen aufzuſuchen,
warum die Hochdeutſche Mundart dieſen Unterſchied in dem wann
Sııss- und
1583 8 an
and wenn sicht angenomwen Sat, — ſie unter dem dann
und denn fo ſorgfältig beobachtet. „Ich glaube, dieſe Urſache iſt
nicht ſchwer zu finden. Dann und denn laſſen ſich als zwey ganz
verſchiedene Wörter betrachten, und wenn ſie es auch nicht ſeyn
foßten, (denn hier wird ſich nie etwas gewiſſes beſt immen laſſen,)
fo iſt doch die Verbindung ihrer bey den Bedeutungen, oder die Art
der Figur, welche aus einem Nebenworte der Zeit eine cauſale
Conjunction macht, fo dunkel, daß fie immer als zwey verſchie⸗
dene Wörter angefehen werden fonnten,und da war eg leicht mög«
lich, dag man beyde Mrundarten im Hochdeutſchen vereinigte, und
das Doerdeutfche dann als ein Adverbium, das Niederdeutfche
denn aber als eine Conjunction behielt. Eben fo verfuhr man mit
dem vor und für, welches fich in eben demfelben Falle befindet.
Alein, ganz anders verhält es ſich mirdem wann und wenn.
Beyde find augenſcheinlich nur eih und eben daffelbe Wort, und
"die bedingende Bedeutung iſt fehr auffallend eine Figur der Bedene
tuug der Zeit. In folchen Fällen, wo das Band zweyer Bedeus
gungen. fo merklich ift, ‚als bier, wäre es ein Febler, einem Worte
um zweyer verjchiedener,. aber nahe verwandter Bedeutungen
svillen, zwey verfehisdene Geftalten zu geben, und ich getraue
wir, zu behaupten, daß fein Volk diefen Fehler jemahls begau⸗
gen hat, wenn anders das Band verfiedener Bedeutungen: ſo
merklich war,daß es von demfelben wenigftens dunkel empfunden
werden font, Divß iſt nun genau der Fall mit dem wann und
wenn. Die Hodydeutfchen einpfanden, daß beyde nur ein und
« eben daffelde Wort waren, und da fie unter —— eine
wählen mußten, fo beſtimmten fie ſich, wie in fo Vielen andern
Fällen, für die Niederfähfifche, ohne Unterfchied der Bedeutung,
Wer nun um ziveyer verfchiedener, aber nahe verwandten Bes
deutungen willen, nicht bloß die Schreibart, fondern fogar die Aus⸗
ſprache eines und eben deſſeſben Wortes verändern will, verdienet
noch ein wenig mehr Tadel, als Gottſched, weiter Mal, Mahl
und Maal, gar und gahr, die Saabe und ich babe, Seyde,
Heide und Hayden, f. f.unterfcheiden lehrete, da er fich doch nur
an der Orthographie vergriff, die Ausfprache aber ungeändert
lief. S. Wenn.
Die Wanne, Pier, die —n, Diminut. das Wannchen, Dberd.
Wännlein, +. Ein Werkzeug, zum Wannen, d.i. Schwingen,
‚in weldem Verfiande doch nur die Schwingen oder Schwingfe⸗
dern derBögel,in manchen Gegenden Wannen und bey den Jägern
Pannen, genannt werden. (S. Wännenweher.) 2. Ein Gefäß,
das Getreide darin durch Wannen, oder Schwingen, zu reinigen,
In diefem Verſtande ift die Wanne oderäutterwanne in derfand«
wirthſchaft einovalsrundes, von dünnen Holzfpänen geflochtenes,
Gefäß mit einem runden Boden; das Futter darin zu ſchwingen.
3. In weiterer Bedeutung ein obal⸗ rundes Gefãß mit lachen Bor
den, von Böitcherarbeit oder auch von Metall, zum häuslichen
Gebrauche, ohne Rückſicht auf die Größe. Daher die Bade:
wanne, Waihwanne, Spüblwanne u. fi f.
Anm. In der zwepten Bedeutung imSchwed.gleichfallsVan-
na, im Angel, Fanne, im Lat. Vannus. (S.das folgende.) In
der dritten Bedenrung kann es eine Figur der zweyten, wegen der
Ahnlichkeit in der. ovalen Gefalt, ſeyn; allein, es kaun auch mit
eben dem Rechte ein davon noch verfchiedenes Wort ſeyn, in wel⸗
chem der Begriff der Vertiefung der herrſchende iſt, da es denn zu
Benne, Banfe, Pfanne, Wanftu. f.f. gehören würde,
Wannen, verb. reg. act. weldjes überhaupt mit fhwingen
gleich bedeutend, aber nurnoch in engerer Bedeutung üblich iſt,
durd Wannen oderSchwingen reinigen. So wird dag Getreide
in der Landwirthſchaft gewannet, wenn man es in und mit der
Wanne ſchwiuget; wofür doc) im Hochdeutſchen auch ſchwingen
i Vichet if. So auch das Wannen.
kommt, woher.
ſchon ohnehin verſtehet.
Wan
TON Son bey dem Ditfried, Nocker n.0. — im
‚Sc, vanna,. Das verdoppelte n in der Mitte zeiget, daß
. diefes Wort ein Intenfivumift, pon einem veralteten wan, wels
ches noch im Engl.to fan, dem Franz. vaner und andern übrig
ift, wieder von. wehen abftanımer, oder doch mit demfelben fehe
nahe verwandt ift, und unter. mehrern auch das Wors Wind u
feinem Abkömmlinge hat,
Wannen, ein im Hochdentfchen veraltetes Adoerbium des velatie
ven Ortes, für wo, woher, an oder von welchem Drie, in Ge⸗
genfage des ehemahligen dannen, den pofitiven Drt zu begeichnen,
für das daher, Für wo oder an welchem Orte: Wiruuizun
uuola uuanan erifi?woifter? Otifr. Für woher, odervon _
welchem Drte: ander uuannen burdige, anders wober Me
bürtig, Notker.
Ih wüßte nicht, wer bey und wannen er enefproffen,
k Logan.
Im Hochdeutſchen iſt es in dieſer Geſtalt lãngſt veraltet, weil de⸗
wo und woher den Begriff wenigſtens eben fo gut ausdruckt. Am
läugften hat es fich noch mit der Präpofition von erhalten, für
woher, von welchem Orte, Ich weiß nicht von wannen er
Ob es gleich in-diefer Geftalt annöthig und
überflügigift, fo fommt es in derfelben doch noch zuweilen in der
dichteriſchen Sprache vor. Außer demgebraucht man dafür lieber’
woher, oder umfchreibet oder ändert Die ganze Verbindung, wenn
diefesnicht paffend if. Er befand ſich in Wien, von wannen er
den folgenden Tag nad Trieft reifen wollte, aus welcher
_ Stadt, oder auch mit Weglaffung der an fich unnöthigen relati⸗
ven Beftimmung des Ortes: er befand ſich in Wien, und wolle
te den folgenden Tag u. f.f. weil fi der terminus a quo hier
Anm. Schon imüberfegten Iſidor huuanon. Es iſt, ver⸗
mittelſt der adoerbifchen Ableitungsfplbe—en, von wann, "der .
Dberdeutihen Form von wenn, gebilder, ©. Wenn.
* Wannenher, oder Wannenhero, eine im Sod deutſchen ver,
altete Partikel, wofür wir kürzere und beſtimmtere Ausdrücke has
ben, Man gebraucht es noch im Oberdeut ſchen; 1. für woher,
deerelativenPartifel des Ortes. Wannber wiffen wir, daß u.ſ.f.
Opitz, für woher. 2. Als eine Conjunction für daher, in welcher
Geſtalt es in den Oberdeutſchen Kanzelleyen noch häufig iſt.
Der Wannenwẽher, des —s, plur. ut nom. fing. der Rahme
eines Raubvogele, welcher zuden Falken gder Habichten g.börck,
und fihbefonders dadurch von andern unterfcheidet, dag er öfters
in der Luft flehen bleibet, feinen Raub deſto beffer auszufpüren,
und alsdann mitden Flügeln wehet oder wanner, um fich auf ei»
ner Stelle zu erhalten; Falco Cenchris Klein. ben andern
Tinniculus, im gemeinen Leben Wannenweihe, Wandwehe,
Wiegwehe, in Steiermark, Windwachel, im Engl. Windho-
ver, in welchen allen die erfte Hälfte von wannen, fehtwingen, -
ift. Weil er in alten Mauern und Felfen niſtet, fo wird er an and
dern Orten aud Steingalle, Steinſchmatz, und, wegen feines .
grauen Kopfes, aud) Graufopf genannt,
Der Wanſt, des—es, plur. die Wanfte, ER RRER an
vierfüßigen Thieren, hernach aber auch, Hoch größten Theilsim
verächtlichen Berftande, an dem Menſchen. Seinen Wanft fülz
Ien, unmögig effen, und im verächtlichen Verftande, ſich —
tigen.
Anm. Das ft iſt ein febe alter, und zugleich veralteter Ablei⸗⸗
tungslaut, welches vielleicht eine Intenſton, vielleicht aber auch et»
mas anders, bedeutet haben kann, daher es bey Auffuchung des
Stammbegriffesnur auf das wan anfomme. Dieſes feheinet den -
Begriff ber Höhe und Hervorragung, zugleich aber auch der Liefe,
zu baden, fo daß Wanft mit Banze, Panzen und andern äbnli⸗
chen
-
Ban
— Eineseflehtssift. In einigen — —
dafür Pantſch/ Ital. Pancia üblich.
Die Wanze, plut· die —n, der Nahme eines Juſeetes, welches
ſich gern an den Wänden der Zinumer aufhält, und ſich durch ſei⸗
nen widerwärtigen Geruch ankündiget. Das Wort iſt aus Wand ſe
zuſammen gezogen, und bezeichnet ein Inſert, welches in und an
den Wänden wohnet, daher es anch oft die Wandlaus, Englifch
Wallloufe, genannt wird, Wegen einer Ähnlichkeit des Geru⸗
ches wird auch ein gewiffes an den Bäumen befindliches ——
die Baum⸗ oder Waldwanze genannt.
“ Die Wanzendille, plur. inul, ©, Roriande.
Das Wanzengeficht, des—es, plur. inuf. der Nahme einer
Pflanze, oreoplis Lınn,
Das Wanzenfraut, des =+s, plur. inuf. eine Sibirifee
Pflanze, welche wegen ihres heftigen Geſtankes die Wanzen vers
treiber, und unſerm Schwarsfraute, Actaea nemorola,
Cimifuga Zian. gleicht, Anch die ſtinkende, oder taube Neffet,
wird aus eben der Urſache, in einigen Örgenden, Wanzenkraut
genannt. >
Der Wanzenfame,des—n, plur. inuf. der Rahme einer aufs
Fändifpen Pflanze, deren Same einer Wanze gleicht, Cori-
‚Ipermum Lira,
Wanzig, adjset adv.voll — Das Suomi if wansig,
bat Wangen.
Das Wapen, des —s, plur, ut nom, fi — ein mit Frurenbe⸗
mahlter Schild, ſo fern derſelbe ein Unter ſcheidungszeichen einzel⸗
ner Perſonen, Familien oder Geſellſchaften iſt, und in engerer
Bedeutung, diejenige Figur, welche den Haupttheil eines ſolchen
‚Schilde ausmacht. Einen Löwen im Wrpen führen. Sem
Wapen iſt ein Löwe.
Anm. Wapen und Waffen find re in der Mundart, oder,
genauer zu reden,in der Ableitungsſylbe verfhieden ;. fo dag Wa⸗
pen den RiederdentfhenMundarten,und den mit ihnen verwand⸗
ten Sprachen, Waffen aber den Oberdeutjchen mehr eigen iſt;
wie ans den Schwed. vapn,den Jsländ.vopn,dem Gothiſchen
wepna, dem Angelf.vaepnu, dem Engl.weapon, nud andern
mebr erhellet, welche insgefamme fo wohl Waffen ale auch Wapen
bedenten. Indeſſen Fommen beyde in den alten Oberdeutſchen
Schriftſtelleru ſchon fehr frühe, ohne Unterſchied vor, indem fo
wobl Wapen für Waffen, als auch Waffen für Wapen gebraucht
wird , wovon einige Beyſpiele bey dein Schilter vorkommen. Das
Niederſachſ. Wapen bedeutet noch jetzt beydes. Daß beyde nur
ein und eben daſſelbe Wort find, iſt aun wohl unläugbar, daher
nur noch die Frage iſt warum diefes bildliche Unter ſcheidungszei⸗
den von den Waffen benannt worden. Die Urfacpe liegt ohne
Zweifel ia der ehemahligen weitern Bedeutung des Wortes Waf⸗
- fen, nach welchem auch der Schild mit darunter begriffen, und
vielleicht urfprünglich und zunächft damit beleget wurde, welches
fich doch bey dem Mangel binlänglicher Entfcheidungsgründe nur
vermutben läßt. Indeſſen muß Wapen auch ſehr zeitigvon der
MWapenfigur allein ſeyn gebraucht worden, indemS:hild und Wa:
ren in den mittlern Seiten mehrmahls mit einander verbunden
werden, Übrigens unterfdfeider fich ein Wapen von einemSinn-
bilde theils dadurch, daß in dem letztern die Förperliche Figur ale
Mahl an eine nnförperliche Vorſtellung eriunert, und um dieſer
willen. da ift, welchre bey dem Wapen nicht Statt findet, theils
aber auch durch mancherlen mit dem Wapen verbundene Vorzüge,
Daindiefem Worte das a jederzeit gedehne lantet, Wapen, fo
erbeller darans, daß die Schreibart, Wippen, unkich tig und Wis
der die Sochdeutſche Aus ſprache ift.
Wap 1386
Das Wapenbild, ses —es, plur, die EEE Figur,welr
che den Hauptibeil eines Wapens ausmacht, die Wapenfigur,
zum Unterfchiede von dem Schilde oder Wapenſchilde.
Die WapenBinde, plur. die —n, der Rahme einer Wapenfigur,
= "welche aus einem Ötreife beſtehet, und ſich von Fine Balken blof
durch die geringere Breite unterfcheider, ;
Der Wapenbrief, des —es, plur. die —e, eine Urfunde, ver⸗
- mittelft deten jemanden von einem Dbern ein Wapen ertheiler
wird, Y
Das Wäpenbuch,des — es, plur.die —büder. ı. Ein Buch,
worin Wapen abgebilder find. . 2. Ein Buch, worin die Wapen-
kunſt gelebret wird, = i
Die Wapendede, plur. die —n, eine Dede, gemeiniglich vor,
Kauchwerf, welche en Schild eines Wapens umgibt; der Wa=
penmantek
Die Wapenfigur, plur. die —en, S. Wapenbily,
Der Waͤpengenöß, des —en, plur. die —en, Perfonen, welche
einerley Wapen führen.
Der Wapenbalter, ses —s, plur, ut nom. fing, eine menſch⸗
liche oder thierifche Figur, welche den Wapenfchild hätt, wofür
doch Schildhalter üblicher ift.
Der Wapenfönig,des —es, plur. die —e, in einigen Ländern,
3. B. Sranfreid, England u, f. f. verpflichtete Perfonen, welche
die Wapenkunſt verfichen, Wapenen twerfen, und zugleich die ade⸗
ligen Geſchlechts⸗Regiſter in manchen Fällen zu unterfuchen har
ben, In andern Ländern werben fie ßerolde genannt.
Die Weapenfunde,plur. inul, die Kunde oder Kenntniß der Wa⸗
pen und ihrer Sheile,
Die Wapentunft, plur!iauf, der Iubegriff aller zur Wapen⸗
Funde gehörigen Regelu; zuweilen auch. die Seyoldskunft, und
mit einem ansländifchen Worte, die Seraldik,
Der Wapenmabler, des—s, plur, ut. nom, fing, bey dem
Heichshofrarde zn Wien, ein Mahler, welcher zugleich die War
‚penfunft verſtehet, und zum Mahlen der Wapen gebraucht wird, }
Der Wapenmantel, des —s, plur, die —mäntel,S. Wapens
dere,
Die Wapenfhau, plur. inuf. von Schau, Hefchauen, die Be-
fihtigung und Beurtheilung eines Wapeng nach den Regeln dee
Kunſt. Bey den ehemahligen Turnieren mußten fich diejenigen,
welche denfelben beywohnen wollten, und ſon in Anſehung ihrer
ruterlichen Vorzüge nicht binlänglich bekannt waren, einer ſörm⸗
lichen Wapenſchau unterwerfen.
Das Wapenſchild, des —es, plur. die—e, die Figur eines
Schildes, fo fern es die eigentlichen Wapcafigucen enthält; auch
nur der Schild ſchlechthin.
Der Wapenſchneider des —s, plur. utnom. fing, ein Künft
ter, welcher Wapen in Stein oder Metall ſchneidet, und von eir
nem Petſchaftſtecher zuweilen noch unterfchieden iſt.
Wapsen, verb.reg. act. welches ih von waffen bloß in der
Mundart unterſcheidet, undeigentlichden Niederdeutſchen eigen
ift, aber doch auch hin und wieder im Hoch⸗ oder Oberdeutſchen
vorkommt. Abraham wapnere feine Knechte, Moſ. 14,14;
und fo in andern Stellen der Deutſchen Bitei mehr, mo auch Ge—
wapnete für Bewaffnete vorkemmen. Im Sochdeutſchen ger
braucht man das Wort zuweilen noch in der edlern und dichterie
ſchen Schreibart, ungeachtet es nicht anfhaulicher ift, als waff⸗
nes, man müßte denn in dem härtern p eine Art von mehrerm
Rachdrucke finden. Damon wapner ſich im voraus, cine uns
verfhuldete Armuth gelaſſen zu ertragen, Gell. Judem Sub⸗
franiivo, Wapen, lauter die erſte Sylbe gedehnt, in wapnen aber
gefchärfi,als wenn es wappnen geſchrieben würde, Dieſe auch In
andern Fallen nicht ungewöhnliche Veränderung des Toncs, rüh⸗
©5353 ret
1387. Bar S ——
elvon der Abletungs ſyolbe nen her, wodurch zwey ſConſonanten
auf das a folgen, da denndaffeibe einer alten Analogie nach, ger
f&ärft wird, (S, mein Lebrgeb. der Deutfhen Sp; Th. 1. ©.
265,) dagegen in andern Fällen ber urfprüngliche Son durch die
Ableitung nicht verändert wird, wenn gleich zwey Conſonanten auf
einen gedebnten Bocalfolgen.
ich War, das Imperfest des Hülfswortes fey ——— ic) wäre,
S.Sepn. ..
ich Ward, das Gmperfeci von werden, ©. daffelbe,
Der Wardein, des—es, plur, die —e, ein verpflichteter Ber
amter, welcher den Gehalt der Metalle und Mineralien zu uns
terſuchen hat. Daher der Minzwardein, wenn er diefes Anıt in
den Münzanflalten, Bergwardein, wenn er es bey einem Berg⸗ ;
werfe verwaltet,
Anm. Es ift entweder unmittelbar aus dem mittlern Lateine
‚Guardianus, oder von den davon gemachten Ztal,Guardiano,
und Franzöf.Guardien, gebildet, daher es cehedem auch Guar⸗
dein geſchrieben wurde. Allein, es ſcheinet nicht, dag Guardia- .
nus hier zunächft von Guarda, Aufficht, abflamme, fondern von
dent alten Deutfhen werden, fhäsen, würdigen ’ gemacht wor⸗
den. ©, das folgende,
Wardiren, verb. reg. act. ein noch bin und wieder in dem
erg » und Münzwefen übliches Wort, den Gehalt vermifchter
tetalle und Mineralien unterſuchen und beftimmen, wofür doch
in den meiften Fällen probieren üblicher iſt. Das Wort iſt,
wie aus der Endung erbellet, ausländifch, aber doch im Grunde
Deutſchen Urfprunges, und von Franzofen und Italiänern von
dem ehemahligen werden, f[hägen, würdigen, von Werth ger
bildet, und uns mic der ausländiihen Endung wieder zutück ges
»geben worden. Noch jegrift im Niederfächfifhen warden, den
Werth beftimmen, und unwarsden, für — erflären,
Warlich, ©. Wahrlich.
Warm, wärmer, warmſte, adj. et adv. * Wort, welches —
haupt einen mittlern Grad derjenigen Empfindung ausdruckt, wel⸗
che das Feuer und deſſen Theilchen in uns erwecken, zum Unter⸗
ſchiede von heiß, einem höhern Grade, und kalt, der völligen
Abweſenheit. 1, Eigentlich, fo wohl dieſe Empfindung habend,
nur als ein Adverbium. Man ſagt, mir it warm, mir wird
warm, wenn man bey einem ſchnellern Umlaufe des Blutes dieſe
Enipfindarg bat, Sich warm gehen, arbeiten u. ſ. f. Sich
warm halten, ſich vor Erfältung verwahren. Als auch, und
zwar noch hãufiger, diefe Empfindung verurfachend. Ein war:
mer Ofen. Das Zimmer warm machen.‘ Warme Speifen.
Etwas Warmes zu fich nehmen, d. i. warıne Speife, Es we:
Bet ein warmer Wind, es gebet eine warme Luft. Es if
warm, es wird warm, von der Witterung. Die Sonne
ſcheinet warm. Da es deunin manchen Füken and) wohl für
heiß, ja felbft für glühend, gebraucht wird. Man muß das
Eiſen ſchmieden, weiles warm iſt, d» i. glühend. Das Eiſen
warm machen, bey den Schmieden, glühend. Warmes Waf-
: fer, heißes. Ju weiterer Bedeutung and von Kleidungsflüden,
die äußere Kälte ab» und die natürliche Wärme beyfammen ers
baltend. Zin warmes Kleid, warme Zandſchuhe, warme
Strümpfe. Sich warm anziehen. Warm figen, fisüelich,
ſich in gufen Vermögensamftänden befinden _ 2. Fisürlich.
) Bomeinem gewifen mittleren Grade lebhafter Empfindungen,
Einewarme Einbildungstraft, warme Empfindung, warme -
Liebe, warme ZärtlichFeit, von angenehmen Empfindungen.
Erin weder kalt noch warm/, wenn es ihm an dem verlangten
Srade lebbafter Enipfindung fehlet. Einem warm machen,
ihm lebhafte Unruhe oder Furcht verurſachen. Es wird mie
warm un das ders, wenn man kebhartes Mitleiden, Liebe
18
fm. ROSE Einem den Kopf warm machen ‚fo ——
ibm lebhafte Unruhe verurſachen, als auch ibn zu einem lebhaften
Grade des Unwillens reitzen. (6) Für Ichhaft überhaupt, von, -
einem gewiſſen mittlern Srade der innern Stärke, doch nur in
einigen einzelnen Fällen. Da ging es warm zu, von einem
lebhaften Steeite, Gefechte, Beſtreben u.f.f. Ein warmer
Tor, an welchem es warın —— zugehet, auch wohl ein
heißer Lag.
Anm. Im Kero unaram, ben dem Ditfried und Notker
uuarmo, im Gothiſchen bey dent Ulphilas, im Nieder ſäch ſiſchen,
Engliſchen und Schwedifchen gleihfals warm, welche Übereine
ſtimmung ein hinlänglicher Beweis von dem hoben Alter diefes »
* W er at 5 “ —
Wortes iſt. Das Holifche Deppog,tas alır Rönuſche korm us,
und Perſiſche Karm, — ale warm bedengen, find grnans das
mit verwandt, x
Die Wärme, plur. car, das Abftractumdes vorigen. 1. ei⸗
gentlich (a) Der Zuſtand, da man diejenige Empfindung hat, wels
he man durch warm ausdrückt, Kine Warme in ſich verfpüs
ven, Noch häufiger, (b) der Zuſtand eines Körpers, da er diefe 2
Empfindung in uns verurfacht, Die Wärme deg Oſens, eines
Zimmers. Dienarürlihe Wärme des Leibes. Die Wärme
der Luft, der Witterung, der Sonne, Bey den Schmieden
wird die gewöhnliche Glühhige Wärmegenannt. 2. Figürlich
ein mittlerer Grad lebhafter Empfindung, befonders von angeneh -⸗ J
men Empfindungen. Die Warme des Serzens.
mit vieler Wärme Sanfen. = —
Anm. Bey den Nosfer uuermi, iin Ntiederbentfcien Wärme er,
de, in einigen Oberdeutfehen Gegenden Wierm.. —— *
dafür, mit einer andern Ableitungsſylbe, Vualm. E
Wärmen, verb. reg. act. warm machen. Waſſer wärmen,
. eine Speifewärmen. Das Zimmer laßt ſich leicht wärmen,
beisen.. Sich am Ofen wärmen, fich die Sande, die Süße
wärmen. Wollene Bleider warmen. Bey den Schmieden iſt
wärmen fo viel als glůhen. So auch das — und obgleich
feltener , die Wermung. ?
Anm. Im Tatian uuerman. Ehedem batte man — auch
das Neutrum warmen, warm werden, welches noch zuweilen in
erwarmen vorkommt, S. daſſelbe.
Das Warmeiſen, des —s, plur.ut nom. fing. auf den Blech ·
Iemanden ;
bämmern, eiferne Platten, die gegleichten Sturzei in dem gene Br
darauf zu wärmen, d. i. zu glühen.
Der Wärmer; ses —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug
zum Wärmen, am hãufigſten in dem zu ſammen gefeßten Sat
wärmer. N
Die Wäimeffe, plur. die —n, auf-den Kupferbämmern, ei⸗
ne Eſſe, das Kupfer zum Schmieden darin zu wärmen, oder
zu glüben,
Die Wärmfläfkhe, plur- die—n, eine mit heißem Waffer ger
füllte Flaſche, das Bert damit zu wärmen ; die Bettflafche. ;
Warm gar, adj..etadv. bey den £ohgärdern, mit warmer Lohe
gar gemacht, oder getrieben, auſtatt des Faltgar ‚, wenn-e3 mit \
Talter gefchiebet. _ —
Der Wärmmeffer des —e, plur. utnom.fing. ein Wert ·
zeug, die Wärme der Luft damit zu meſſen, welches gemeiniglich
in einer mit Spiritus gefüllten gläfernen Rohre beſtehet; das
Thermometer,
Die Wärmpfanne, plur. die—m, ı. Eine ofjene Pfanne, =
welche mit glübenden Koblen gefüllet wird, Speiſen, oder an 7
dere Dinge darauf zu wärmen; die Rohlenpfanne. 2. Eine,
mit glübenden Kohlen gefülfte, verfohloffene Pfanne an einem
Stiele, das Bett damit zu wärmen, der Bertwärmer. 3, In
den Salzwerken, eine Pfanne, Die —— 9 eintm a
euer
N A
vH v fx Re h
Bon — eg:
1989... Bat
ied nne. — —
—— des —es / plur, die —r, ein Stein, welcher am
Feuer warın gemacht wicd, manche Theile des Leibes damit zu er⸗
7 pärmen.“-. - a N
Der Wärmflod ‚des —es, plur. Sie öde, 1. Bey den
© Kamminashern, ein ſtarker Stod,ein Stüd Horn darein zu klem⸗
- men, wenn es über dem Feuer erwärmt werden fol. 2. Beyden
Kürfehnern, eine Tonne mit einem Fupfernen Kejfel ſtatt des Bo⸗
dens, die Felle darin zuerwärmen, ee
Der Wärmteller, des —s, plur. ut nom. fing.cit hobler, gin⸗
nerner Seller, welcher mit heißem Waſſer gefüllet wird, den Speis
feteller darauf zu fegen, damit die Speifen warm bleiben.
Die Wärmzange, plur. die —n, auf den Hammerwerfen,große
Sangen, die Stücke, welche geglühet werden ſollen, damit zu
—— verb. teB, act, von einer bevorſtehenden Gefahr be⸗
nachrichtigen, und ſelbige zu vermeiden, erinnern, mit dem Aecu⸗
fative der Perfon, und der Präpofition vor vor der Sache, Je⸗
manden warnen, ihr vor Gefahr, vor Schaden warnen. Man
‚hat mich vor diefem Menſchen gewarnet. Nachdem er fooft -
o ernfilich iſt gewarnet worden, Daber das Warnen,nod
N ae ra plur, die —en, die Benachrichtigung
vor einer bevorftebenden Gefahr. Alle Warnungen find bey
ibm vergebens. Sich etwas zur Warnung dienen laffen, es
ſich eine Warnung ſeyn Taffen.
"Anm. Bey dem Ottfried, Notker und andern, uu arnon, im
‚Schwedifchen varna und #arna. Aus der Endfylbe nen erhel⸗
let daß es ein Iterativum oder Intenſivum iſt, welches ein Stamm⸗
wort, waren oder wahren, voraus feßt, Da nun dieſes ſebt viel⸗
deutig ift, fo war auch warnen chebein in mehr als Einet Ber
‚deutung gebräuchlich, welche man aber nach und nach, bis auf
die einzige noch ganabare, hat veralten Iaffen. Die vornemften
dieſer veralteten find: 1.Befefligen, verwabren, won dem letz⸗
° gern ; bey dem Ditfried und Roskır. 2, Vertheidigen, beſchüt-
zen, im Schwed. noch jegt varna, wo värn and ein Schloß,
eine Mauer, ein Zaun iſt. 3. Bereiten. Das lie lich war-
nen zu der wer, zur Gegenwehr bereiten, Stryck. 4. Auf⸗
merken, von wahr in gewahr. Uuarnont juvuih, atten-
dite, in den Monfecifchen Öloffen. 5. Sich vorfehen, fich hü⸗
then, von eben demfelben, und.von wahren in bewahren. Gi-
both er tho in then notinthaz fie ſich uuarnotin, hüthe⸗
ten, Ditfe. 6, Abwenden. Doc alſo, daß er unfern Schaden
warnen, und unfer Befles werben foll,in einer Urkunde von
1485, Und vielleicht noch andere mehr. Ju dem Stammworte,
wahren, iſt das a gedehnt, allein um des folgenden n willen
wird esin der Ableitung gefchäcft, marnen ; bingegen folgen eis
nige Oberdeutſche Mundarten der entgegen geſetzten Analogie,und
Sprechen und ſchreiben wahrnen. Übrigensift für warnen inder
beutigen Bedeutung ini Riederdeutſchen auch wahrſchauen üblich, &
©. diefes Wort. SR
Der Warner, des—s,plur, ut nom. fing. die Warnerinn, vi-
ne Perfon, welche warnet. Und wenn du fehlſt, dein Warner
feyn, Sell. _ S ;
Die Warnglode, plur. die —n, in den Mablmühlen, eine Plei«
ne Glocke indem Schuhedes Rumpfes, welche klingelt, wenn der
Numpf vom Getreide leer iſt. Warnen bedeutet bier erinnern
überhaupt. | 5
Die Warnung, plur. die —en, S. in Warnen.
Die Werte, plur.die—m. ı.* Der Zuftand, da man beobach⸗
tet, auf erwas Acht hat, Sorge dafür trägt ; eine jegt veraltete
Bedeutung, in welcher man apedem fagte, die Warte halten, d.i.
Feuer vorläufig abdünffen zu laſſen, zum Unterſchiede von der
Bır
Mache halten. 2. Ein erbabener Drt, von melchem man eine
freye Ausficht hat, um fich ber zu fehen, und zu beobachten, Mein
Perfeus flog in diefem Augenblicke herab von feiner Warte,
Raml. Daher die Sternwarte, "In engerer Bedeutung if die
‚ Warte ein Thurm, von welchem man zur Zeit des Fauſtrechtes
die umliegende &egend überfehen konnte, die Ankunft eines Feine
des zu entdecken.
Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker Uuarta,im mitte
lern £at.Guarda,Guarida, Garetta. Es ift nicht von war⸗
ten in der bentigen Bedentung,fondern fo fern diefes Berbum ehe-
dem eigentlich forefältig.um fich-fehen, beobachten, bedeutete. (S.
daffelbe,) Von warseninder heutigen Bedentung war die Wart
ehedem der Zuftand des Wartens: wir bitten ein klein wart,
fo u.f.f.im Theuerdanke, in welcher Bedeutung es aber im Hoch»
deutfchen veraftetift,
Warten, verb.reg. welches auf gedoppelte Art gebraucht wich,
- 1, Alsein Teutrum, mitdem Hülfewortehaben. (1)* Sehen,
befonders ſcharf auf etwas fehen, als ein Intenfivum von dem vers
alteten wahren, fehen; -eine im Hochdeutfchen Tängfk veraltete
. Bedeutung, in welcher uuarten bey dem Notker, Willeram und
andern Ältern Schriftfiellern häufig.vorfommt. Umarta fone
himele, fiehe, fdaue vom Himmel, Notfer. Wenn der Don:
ner den Menfchen ſchlecht (ſchlägth, fo will er dannwarten
«um ſich feben), was da fey, und kert dag entlig vmb, Buch
der Natur, 1482. (2)* Beobachten, mirdem Benitiv der Sa⸗
‚he; gleichfalls veraltet, (3) In einer Stellung bleiben, bis :
eine Perfon oder Sache anfomme, und in weiterem Verftande, in
einer. Gemüthsftellung verhleiben, bis eine Sache erfolge. War-
te bier, bis ich wieder Fomme! Ich Fann nicht lange war:
ten... Ich babe ſchon lange gewarzet.. Laß mich nichf lange
werten! An der Thür, vor’ der Sradt warten. Auch als ein
Neciproeum: ich habemich ganz müde gewarter, Xngleichen
mit dem Accufativo der Zeit, ohne daß es deßhalb zum Active
würde. Ich babe fhon zwey Stunden gewarter. Die Perſou
‚oder Sache, welche kommen, oder erfolgen ſoll, bekommt die
Pröpofition auf. Auf jemanden warten; auf Briefe, auf
Antwort, auf eine gute Gelegenheit warten. Die Fuden
warten anf den Meſſias. Er laße lange auf ſich warten,
«bleibt lange aus, Auf wen warteft du? Femanden auf den
Dienft warten, figürlich, in böfer Abſicht aufihn warten, auf
ihn lauern. Wenn, auf jemanden warten, von leblofen Dinger,
gebraucht wird, fo bedeutet es figürlich fo viel, als bevorſtehen.
Die Strafe wartet auf dich. Es wartet ein Amt, ei—
ne Belohnung auf ibn. Weiße du denn nicht, was für ein
Glück heute auf di wartet? Statt des Borwortes auf iſt im
Dberdeutfchen der Genitiv häufig, eines, einer Sache war⸗
ten; wir warten deiner Güte, Pf.48, 10; welcher auch noch
‚in der edlern und höhern Schreibart der Hochdeutſchen zuweilen
„vorkommt. Er warte deines Winfes, Schleg. Schonlange
"warte ich deiner. _ Alles, was dich erbeitern und vergnügen .
Fann, foll deiner warten, Weiße. Wenn mit den Warten
zugleich die Vollziehung einer Sache aufgefchoben wird, fo bes
Fommt fie die Präpofitien mir. Mit dem Eſſen warten.
Man bat ſchon lange mit Sem Eſſen auf dich gewartet. Ich
Fann nicht länger damit warten. Im Imperativo wird es
bäufig als eine Formeldes Unwillens gebraucht. Warte, war:
se, du folk dafiir büßen! Warten fie nur, ich will mich
Thon räden! Ge auch das Warten. Das Verbale, die
Martung, wird nur in den Bedeutungen des folgenden Activi
gebraucht,
2. Als ein Aetivum. (2) Sorge für etwas tragen, ben Oblie⸗
genheiten in Auſehung einer Sache ein Genüge thun, mit dem
; Genirie
15909
1391 - Dar
Benitiv der Sache; eine Bedentuna, deren Gebrauch immer fet-
tener wird. © Seines Amtes, feines Bernfes werten, Ei:
nes Dinges warten. Seiner Mabrung, feiner Arbeit war:
seh. Mit dem Aceuſativo iſt es in dieſer Bedeutung nicht üblich,
obgleich das zuſammen geſetzte und arbräuchlichere abwarten
Bamisnerbunden wird. (2) Befonders, vermittelt der nöthigen
Sandteichung, Sorge für etwas fragen ; mit dem Aceuſativo.
ESinen Brankin werten. Binder warten. Die Pferde, das
Dich werten. Einen Garten warten. Im Oberdeutſchen
auch hier mit dem Geritivo, welcher im Hochdeutſchen nur in
ver böhern Schreikarı gebraucht wird. Ich will fie (die Sptoſ⸗
Geßn.
So auch das Warten. Das Verbale die Wartung, wird nur
allein in der legten Bedeutung des Activi gebraucht, die Leiſtung
ber nöthigen Handreichung. Die Wertung eines Kranken, eines Der Wartthurm, des—es, plur. die —thürme, ein u,
Kindes. Gute Wartung haben, gut gewartet werden. Im ges
* — a
tung näber * — dergleichen abwärts, aufwärts, nie⸗
“wohl aber niit dem Englifchen Ward, eine Gegend, oder vie - {
vetlus.
fen) vor Unfall ſchutzen, ich will ihres Wachsthumes warten, Die Wartſchanze, plur. die —n, im Feſtungsbaue, ein kleines
1908
derwärts, auswärts, anderwärts, einwärts, rück w arts,
feitwätts, vorwärts, binterwarts n. hf find. Das 3 am En⸗ BEE
de ift die Ableitungsfoibe für Umftandswörter, weiche aber in
den älteſten Zeiten nicht an diefem Worte befindlich. war, ins Bi
dem es chedem nur wart lautete, und noch. jest imMiederdeus ⸗·
ſchen nur wert lauter, _ Mit dem vorigen warten hat dieſes
Wort keinen, wenigſtens feinen begreiflichen Zufammenhang,
leicht uoch inehr mit uuferm fahren, Sabrr, ‚und dem Lateiniſchen
Bollwerk, außer der Bleichung, an einem ein, oder ausfprinaen«
den Winkel, ven Feind daraus zu beobachten, von dem a! * war⸗
ten, ſehen, beobachten.
don welchem man um ſich feben kann, beſonders einen aaton⸗ —
meinen Leben nur Wart. ; menden Feind daraus ‚zu beobachten ; die Warte, Es; ee |
Anm. Ben afen alten Scrififelleen, vondem Dirfried an, Die Wartung, plur.\ inul, ©, Warten, am Ende, A
ſchon uuarten, im Niederdeutſchen, mit einer andern Ableitunge MWarum, eine zufammen gezogene Parrifel, für um weß Wilten, \ ;
ſylbe an der Wurzel, wahren. Die Endſulbe en beweifet, daß oder um welcher Urfache Willen, Sie wird auf gedoppeite Ark |
auch diefes Verbum ein Jutenſtvum iſt von einem vrralteten wahz gebraucht, s 3
ren, obaleih.ein Intenfivum von anderer Art, aldewarnen. Die 1. Als: ein Fragewort, nach der Urfache einer zu 4
Beldeutigkeit diefes wahren machte, daß auhwarren ebedem. ‚fragen, und zwar fo wohl, (1) gerade zu und unmittelbar in 3
ſehr vielfache Bedentungen hatte, welche aber um der Zweydentig⸗
keit willen Bis auf die ſchon ardachten veraltet find, Von wahren,
feben, welches noch in gewahr üblich ift, war warsen eigentlich
ſcharf und genau auf etwas ſehen, und davon iſt unfere Bedeutung
des expectare eine änmittelbare Figur. In dem jegt gedachien
Laschufchen heerfchet eben Diefelbegigur,indem rs von [pectare,
ſchauen, fehen, dem Jutenſivo von unferm fpähen gebildet iſt.
Bon wahren, in bewahren, war warten ehedent auch hüthen,
beſchützen, versbeidigen, welche Bedeutung bey dem Ottfried und
audern alten Schrififtelleen noch bäufig vorfommt, and wovon
die Ausländer ihr Guardare, Guarda, garder, Garde
n.f. fi gebildet haben, 3%
- Der Würter, des —s, plur,.ut nom. fing. Fämin, die. Wärtes
sinn. +. Von der neutralen Bedeutung des VBerbiwarten, nur
noch in einigen Zufammenfeßungen, befonders in Thorwärter,
Thirwärter, deffen Pflicht es iſt, am Shore, an der Thür zu
wariei. Noch bäufiger 2. von den thätigen Wedentungen,
) Erne Perfon, welche die nörhige Sorge für etwas träger, nur
in einigen einzelnen Fällen, und einigen Zufammenfegungen,
Der Zeugwärter, der das Geſchütz in feiner Aufficht bat. Am
bänfigfien , (b) Eine Perſon, "welche durch. Leiftung der nö,
shigen Handreichung Sorge für etwas trägt, Beinen Wär:
ger haben. - Eine Wärterinn, im gemeinen Leben, rine
Wartfrau. So auch Brankenwärter, Rinderwärterinn
———
Anm. Ehedem war ſtatt diefes Subſtantivi nur Wart üblich,
weiche? ſchon im Tatian vorkommt, und in einigen Gegenden in
manchen Zuſammenſetzungen noch jetzt gehöret wird, wie Zeugs
wert, Waldwart u. ſ. f.
Die Wartfrau, plur. die —en, S. das vorige,
Das Wartgeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Sum-
men, die —er, Geld, welches man jemanden gibt, werner, ohne
dazu verbunden zu feun, auf etwas warten muß. Beſonders eine
Art Zahrgeld, welches jemand fo. langebefommt, bis er in eine
ihm verfprochene Stelle einrüden fanu, Auf Wartgeld ſtehen,
Wartgeld bekommen, Wartgeld haben.
Mires, ein Nebenwort des Drres, eine Richtung zu bezeichnen,
welches une in Zufaminenfegungen gebtaucht wird, diefe Rich⸗
ficht mit Bewußtſeyn voraus fest, fo fann man warumeigente
Dingen, wenn fie nicht auf einige Art perfonificivt find. Es
nigſtens in der beftimmten Schreibart, eine andere Ars des Aus-
» Feine Urfache, warum ich es nicht glauben follre.
tung gebraucht wird, (S. dasfelbe ;) in einigen Dberdentfchen - 3
Notker und den Schwäbiſchen Dichtern kommt es noch gerheife z =
“ vor, uuar umbe, im Hornegf aber unigefebrt, um wer. ”
eigentlichen Fragen. Warum ift er nicht gekommen! War:
um thuſt du Tas? Warum fagen fie esdenn laut? Er muß
es. ſeyn; warum Flopfte fon mein Ser; ihm entgegen?
Warum nichegar? eine in dervertraulichen Sprechart übliche
Formel der Verneinung. Als auch, (2) mitteldar-oder indirecte,
da ee doch mehr relativ zu werdet anfängt. Ic weiß nicht,
warum er nicht kommt. Duwirfimich fragen, warum ich
es thue. In beyden Sällen wirdauf warum oft init darum ger
antwortet. >
Da die Urſache, nach welcher man mit warum fraat, eine Ab»
—
aa re
kich auch nur alsdaun gebrauchen, wo ein folches Bewußtſeyn
Statt finden fann; folglich der Stvenge nach nicht von Ieblofen
EEE
wird folches zwar felten beobachtet, es kann auch die unterlaffene
Beobachtung diefes Unterſchledes eben feinen Rachtheil baben;
indeffen kommen doch oft Fälle, wo man es empfindet, daß, wer
druckes ſchicklicher iſt. Warum fchwiller der Fluß fo auf? ſagt
man im gemeinen Leben, ohne Bedenken, ob ich’ gleich dafür lie⸗
ber ſagen wide: woher kommt cs, daß der Sluß fo aufs
ſchwillet?
2. Als eine bloße relative Partikel, fir, um welcher (Uefüche)
Willen. Ks iftfeine Urfache da, warımer 08 verfchweigen
follte. Ich wundere mich, warıım er nicht fommt. Ich febe
Anm. 1. In einigen gemeinen Spredarten, worum, wel⸗
ches aber auch noch in einer andern mehr deternüngativen Bodens
Grgenden mit einer unnötbigen Veränderung am Ende, war: 3
ummen. Es ift mit um und dem Relativo wa, wo, wer,
aufommen gefeßet, wie darum vonda, odfr-dar undum, Im >
Not⸗
Fer gebraucht es gar als ein Oubffantivum, die Uuarumbe, die: 3—
Urſache. —
Ahm ꝛ Der Ton if in die ſem Worte veränderlich.
directen Fragen ruhet er gern anf der erſten Syleꝛ waͤrum
thuſt J
—
|
2
*
* huft du das? obgleich nicht immer, warum Fommt er nicht ?
In den übrigen Bedeutungen liegt er am häufigfien auf der legten
Bar
N D
Sylbe.
Der Wärwolf, S. Währwolf.
»
RETTEN ER
gar
+
TE
[
=
5
Bi:
ni
'
Die Warze, plur. die —n, Diminnt. das Warzchen/Oberdeutſch
Wärzlein, eine harte rundliche Erbebung auf der äußern Flädhe
eines Dinges, befonders auf der Haut. Die Warze an den
Bruf, oder Bruſtwarze, der runde weißliche Knopf an einer
‚weiblichen Bruft. Am bäufigffen gebraucht man es von fehler»
haften und verhärteten Auswüchfen auf der Haut. Warzen auf
dens änden haben. Anden Füßen werden dergleichen Auswüchfe
- Sgühneraugen oder Leichdörner genannt, Yan Bergbane ifl die
Warze-der runde Theil, in welcher fich der Pleulzapfen herum
drehet. —
Anm, Im Nieder ſach ſiſchen Waarte, im Eugliſchen wart,
im Schwediſchen Värta, im Augelſachſiſchen weart. Das 3,
und in den Riederdeutſcheu und Nordiſchen Muundarten das t,
deuten dufein Intenfivum. Dieeinfache Wurzel ift noch in dem
Solläud.Weer, Wier übrig, welches callus bedeutet. Da diefe
Wurzel gedehnt wird, fo lautet auch Wärzegedebnt, nugeachtet
ein Eonfonant auf das x folgt, obgleich in andern Wörteruder ges
dehrte Fon in ähnlichen Fällen in den gefchärften übergehet. Ju
dem Latein, Verruca kommt die erfie Sylbe mit der vorigen
Wurzel überein, *
Das Warzenkraut, des —es, plur. inul. der Nahme eines
Krautes, welches die Warzen auf den Händen vertreiben ſoll;
Scorpionen-Braut, Scorpiurus Linn,
‚Der Warzenfürbe, des —es, plur. die —e, eine Ant Kürbſe,
oder vielmehr Citrullen, welche beynabe ganz rund, und mit klei⸗
nen Hügeln, wie mic Warzen, befegt find. x
Der Warzenting, des—es, plur. die —e, in den Mahlmühr
ten, ein geßerbter, eiferner Ring, der den Rührnagel ſchüt⸗
telt.
Der Warzenftein, des —es, plur: die —e, im gemeinen Leben, i
ein Nahme derjenigen verſteinerten Echiniten, welche ans.
wendig mit Heinen Erhöhungen, wie mit Warzen, beſetzt
‚find, —
Warzig, —er, —ſie, adj. etadr. mit Warzen beſetzt. Warzige
Hände habend.
Was, ein indeclinables Pronomen, welches auf doppelte Art ge⸗
braucht wird,.
ꝛ. Als ein fragendes Pronomen, doch nur nach ſehr unbeſt imm⸗
ten Dingen zu fragen, von welchen nicht entſchieden wird, ob es
WDerfonen oder Sachen find, und zugleich ohne Rückſicht auf Zahl
o der Geſchlecht. Wasik das? Was ſagſt du? Was folgt dar:
aus? Was gibtes?
Ss unbeſt immt nun auch dieſes was ar ſich iſt, ſo beſtimmt
kann es doch nach der Art oder Beſchaffenheit eines Dinges fra⸗
gen, wenn das fir noch hinzu kommt. Was für ein Menſch iſt
das? Was für Bücher lieſeſt du? Was für Geld ifi das?
Zu was fir einem Zwede? Aus was für einem Lande
iſf er? Da denn bie Frage auch in einen Ausenf übergehen
Tann. Was für Menſchen find das! ©, was für eine Thor:
bei! Was für ein liebliches Summfen fehwärmer um mich
ber! Geßn. Das Pronomen hier vonder Präpoſition zu trens
nen, ift zwar im gemeinen Leben ſehr häufig, aber index edlern
Schreibart unerfaubt, weil es die ganze Conſtruetion zerrüts
tet, Was lieſeſt du für. Biber! Was wurden wir fir
große Männer haben! Gel. beffer, was für große Männer
würden wir haben! Was das für ein weifer Spruch if!
Was haben fie mir denn für einen Antrag zu machen? Noch
Adel. w. B. 4. Th. 2, Auſi. %
Bis "1394
unerlaubter ift es, das für nach Oberdeutfcher Art wegzulaſſen.
WasvolP! was Leute! Zu was Ende? Auf was Weife?
Was Anmuth bat mir deine Red’ erregt! Opitz. Welchem
Übelſtande durch den ehedem üblichen Genitiv nicht abaeholfen
wird. Venus grämt fich lie, was if Leides ihr geſchehn?
Gleim.
In den gemeinen und vertraulichen Sprecharten wird dieſes
Fragewort häufig für warum gebraucht, welches aber in der ed»
lern Schreibart zu vermeidenift. Was lachteſt zur Was flat
terſt du müßig bier im Rofenbufh ? Geßn. Sagen fie miy
nur, was fie mir fo viel vom den böfen Zeiten vorpredigen Y
Gel, Was quälen fie mich mit ihrer Gelehrſamkeit? Geil.
Denn was follte man fi eines Wortes wegen lange qualen ?
eben derf, k €
Was wird fo manches Wort von Schul und Danf ver⸗
; loren? Schleg.
Wo es noch dazu Dunkelheit macht. re
Zu den im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart ib
Yichen Arten des Gebrauches diefes Vorwortes gehören noch fol«
gende. 4a) Wenn manjemandes Worte nicht verſtanden bat, und
man fragt elliptifch und abfolute, was? für, was fagten fer fo
ift es ungefittet. Ein wenig höflicher iſt in ſolchen Fällen, wie?
(6) Als eine Formel des Unwillens. Ey, was! Beirug? — By
was Betrug! — Ach, was heirarhen! was Iran! Lefing.
(c) Für um wieviel, Was bift dununglüdlicher geworden *
Wasbitdunun damit gebeffere
2, As ein indeclinables velatives Pronomen,einen Satz auf ein
Etwas zurück zu führen,von welchem nicht beſtimmt iſt, oder nicht
beftimmt werden fol, obes ein felbfift indiges Ding ift,oder nicht,
folglich auch ohne Rück ſicht auf das Geſchlecht. Das,was du mir
fagefi. Alles, wasich weiß. Das ihönfte, was ich nur gefes
hen habe. Es ſey, wases wolle. Du weißt, was er fagte,
Thue, was ich dir befehle. Es iſt nicht Unverſchamtheit oder
zabſucht, was mich fo kühn macht. Was ſetzt in die ſen Fäl⸗
len alle Mahl entweder das Determinativum dasjenige oder das
voraus, oder doch ein Ähnliches Subject, deſſen Selbſtſtändigkeit
nicht beſtimmt ift, oder nicht beſtimmt werden fol. Iſt fiebe-
ftımmt, fo wird ein perfönliches Relativum erfordert. Die Liebe,
welche ich empfinde,nicht was. Selbſt wenn das Selbſt ſtäudige,
worauf ſich das Relativum beziehet,ein Neutrum iſt, ſollte eigense
lich nicht was, fondern welches, fichen, indem dag erſtere weder
Per ſon noch Geſchlecht beftinimet, hier aber das letztere ausdrück⸗
lich beſtimmt iſt. Nicht, ein Kind, was noch unmundig ik, four
dern welches.
Ob nun gleich was ein Relatlvnm iſt, und alſo eigentlich im
Nachſatze ſtehen follte,fo kann es doch auch fehr oft im Borderfage
fieben, oder vielmebr,der Nachſatz kann nach) einer fehr gewöhnli⸗
chen Inteuſion dir Stelle des Vorderſatzes einnehmen, da denn das
was die Geſtalt eines Determinativi bekommt, es mag der Bora
derfag mit das darauf folgen, oder entweder das das, oder auch
der ganze Vorderfaß verfchtviegen werden. Was ich’ dir fage,
das thue. Was mich fo kühn mache, iſt nicht Unverſchamt⸗
beit, Was von Bagen kommt, das mauſet zern. Was ich
fage,iftwahr. Aber was am ſchlimmſten iſt, ſo u. ſ.f· Was,
mich betrifft u. ſ. f.
Was kann indeſſen auch bier mit der Präpofition, fiir, verbun⸗
deu werden, die Artund Beſchaffenbeit genauer zu bezeichnen, und
alsdann gilt wieder chen das,was ſchon oben von dem was fürger
fogt worden, Befomders erfordert die Deutlichkeit und die gewöhns
liche Wortfolge auch hier, das was fur nicht zu irennen. Sie
wiffen nicht, was ſerrſchaften für eine Hoch mit dem Gefinde
haben, Gell. beffer, was fur eine Noth Sersfshaften u. f. f.
Stk Theil⸗
,
*
Theils vertrauliche theils provingielle und fehlerhafte Ge⸗
brauchsarten dieſes Relativi finds (1) Für etwas; ein im gemei⸗
en Leben aller Prodinzen häufiger Fehler. Weiße du was Neu⸗
es? Wollt ihr was? Wenn du was brauchſt ſo komme. Ih
merke fo was. Ich habe bier was zu thun. So was
thue ich nur zur höchſten Noth. Der Tag iſt hin, haſt du was
Yrüglihes geth an ? Gell. (2) Beſonders, wenn die ſes etwas
für ein wenig ſtehen ſollte. Es müffe dieß was klarlich erſchei⸗
nen, Opitz. (3) Für wie ſehr und ſo ſehr. Er laäuft, was
er kann; beſſer, ſo ſehr als er kann. Du glaubeſt nicht, was
die Leute heucheln können; beſſer, wie ſehr. (4) Eine Verſt⸗
cherung zu begleiten ; in der vertraulichen Sprechart. Was
ich ihnen fage, ſte Fonnen die gdrau Muhme ietzt nicht fprechen,
Gel, d.i. ich verfichere ihnen u. ſ. f. Was ich ihnen fage; er iſt
virklich todt. Er;
Anm. r. Da diefes Pronomen indeclinabel ift, fo fann es nur
alsdanıı gebraucht werden, wenn der Rominativ und Accufativ er⸗
- fordert wird, weil diefe bepden Eafus im Deutſchen ohnehin Feine
Deelinations-Zeihen haben, In den übrigen Caſtbus müffen
andere Pronomina ſtatt deffen gebraucht werden.
: Ynm.2. Weil nun diefes Pronomen fo unbeſtimmt iſt daß es
auch nicht einmabl Caſus bezeichnen Fann, fo leider es auch im
Hochdeutſchen Feine Präpofition vor fi, es fey nun fragend.oder
beziehend, fondern fließt, feiner Wurzel nach, mit der Präpofir
tion in eine relative Partikel zufammen, auch wenn die Präpoſt ⸗
tion einen Accufativ erforderte. Nicht, an was liegt es? auf
was verläffeft du dich ? aus was wird das gemacht? ich weiß
nicht, Durch was es verurfacht worden; für was hälteft du
mich? fage, von was du lebſt u. ff. fondern woran, wor:
auf, woraus, wodurch, wofür, wovon u. ff. (Siehe Wo.)
Rur weun für mit dem wag verbunden wird, ſtehet jedes befon-
ders > aus wag für Abficht ; durch was für Mittel; mir was
fir einem Grunde, auf was für eine Art; zu wasfür einem
Ende, \
derdeutfchen hingegen wat, im Engl. what.
Die Wafhbanf, plur. die —banfe,eine Banf)leinenes Geräth,
j Wolle. u. f. f. daranf zu wafhen,
Das Waſchbecken, des —s, plur. ut nom. fing, ein Beden,
zum Wafıhender Hände und des Gefihtes ; im Oſterreichiſchen
der Weidling. “ “
"Der Waſchbeſen, es—s, plur.ut nom. fing. im Hütten»
baue, ein Befen von Sannenreifern, das Erz auf dem Herde da,
wit im Waſſer bin und ber zu ſtreichen. ae ‚
Die Warfchblafe, plur. die —n, eine Blafe, d.1. tupfernes Ger
füß, das zum Waſchen des leinenen Geräthes nöchige Waſſer dar⸗
in. deiß zu machen, —
Der Walchblaͤuel des —s, plur. ut nom. fing, ein Blauel,
das gebändhte leinene Gerath in der Wäfdye damit zu fchlagen,
Die Waſchbühne, plur. die —n, im Hütteubaue, eine Bühne,
di. Art eines Tiſches, die zum Wafchen beſtimmten Erze darauf
u ſtürzen. * ER \ i
Die Wafchbütte, plur.die —n, eine Bütte zum Wafchen ; bes
fonders in den Bitriol-Hütten, ein bölgernes Faß, din Bodenfag
ans der Schlammbüttedarin zu waſchen.
Die Wäfche, plur. die —n, nur im verächtlichen Ver tande, ei
ne gefehwäßige Perfon, befonders weiblichen Geſchlechtes, von
wafchen, plaudern,
Die Wäfche, plur. doch nur in einigen Fällen, die —n, das Abs
firaetum von dem Berbo, wafchen. 1. Die Handlung des Was
ſchens, doch nur von dem Wachen des lelnenen Beräthes, ber
Erze uf. f. beſonders, wo Dinge in Menge gewafpeu werden,
> bäude, in welchen Die Erze gewafchen werden, STE
Anm. Indeverfien Bedeutung ſchon bey dem DitfriedVuas-
Anm. 3. Im Kero huuaz, bey dem Oitfried uuaz, im Nie⸗
dem Ditfried unasganne, bey dem Rotker uualchen, in Sie '
t —
man den berſt arkten Bifhlaut weg,fo wurde das einfachere wagen
übrig bleiben, welches auf das veraltete zwAgen führer, iweicves
*
Wenn man fich ſelbſt wã ſchet, eine Leiche abwäãſchet u, f-f.Fann
ſolches feine Wäfche genannt werden, Line Wäfcpe anftellen,
das leinene Geräth zu waſchen. In der Waſche feyn, geiwafchen
werden. Die Erzwaſche, das Wachen. des Erzes. Von mehe
rern Handlungen diefer Art ift der Plural nicht ungewöhnlich,
2,Das zur Kleidung oder in der aushaltung nöshige leinene Op»
värh, weil es zu gewiffen Zeiten gewafchen werden muß; ohne _ E
Plural, uud als ein Eollectivum. Weiße Wafche, welche nach
dem Wafchen noch nicht gebraucht worden, zum Unterfchiebe von
der ſchwarzen oder beſchmutzten. Alle Wafche fhmugig mas
en. Grobe Wafche, feine oder Flare Waſche. Rinderwär
ſche, Tafelwäſche u. ff. 3. Iu den Hüttenwerfen, dasjenige Ge⸗
gu, bey.dem Willeram Vuaske.
Das Wafcheifen, des —s plur. inuf. Eifen, welches ausge
pochten und gewafchenen Erzen gefhmelzet wird, und gefchugeie
diger ift, als das gewöhnliche.
wãfcht; Imperf. ich wuſch, Conj. wufche, Particip. gewaſchen.
Es iſt fo wohl act. als neute. und befommt im letztern Falle das
. $ ’ 7 Ham
Waſchen/ verb. irreg. ich wafche, du waͤſcheſt, er wäfcher, oder _
Hülfswort haben, Es wird in zwey verſchiedenen, nur zufällig
verivandten Bedeutungen, gebraucht,
8 — nt;
2, Unbedeutende Sachen mit einer vorzüglichen Geläufigkeit
der Zunge vortragen ; imverächtlichen Verſtande, wo durch es fi
don ſchwatzen, plaudern u. f. f. unterſcheidet. Das Verächtliche
bat feinen Örund in derDuomaropöie, welche deu niedrigfien rad
der Schwaßbaftigkeitnachahmer. Er thut nichts, als welchen. =
Was für ein Gemifch von Verfiellung, Seucheley und Infinn.
auch Gewaſch.
2. Vermittelſt des Waſſers reinigen, welches wieder auf ver⸗
ſchiedene Art geſchehen kann. (a) Durch Reiben mie Waſſer oder
waſchen ſte mir davor? Wer immer waſchen will Opitz. ©.
einem ähnlichen flüſſigen Körper ; welches die gewöhnlich ſte Be⸗
deutung iſt, zum Unterſchiede von fpühlen, ſchwem men, ſchläm⸗
menu. f.f. Die Hände waſchen, fich die zande wafchen. Sich
wafchen. Das leinene Gerärh, das Küchengeſchirr u.f.f.
wafchen. Das bat fi) gewafchen, in den niedrigen Eprei ⸗
arten, das iſt vortrefflich. Einem den Kopf waſchen
einen derben Verweis geben; auch wohl, ihn raufen, —
(S. Kopf) (6) Das Unreine oder Schlechtere von dem Rei
oder Beſſern vermittelft des Waffers trennen‘, da denn eines
von beyden auf den Boden finft, welches font Schlammen,
oft aber. auch Wafchen, genannt wird; So wäſchet man im
Hüttenbane die gepochten Erze, wem das taude Geſtein don
dem Waffer fortgeführer wird. Auf ähnliche Art waſchen die.
Bäder den Weigen,iwenn die guten Körner von den leichten dere -
mittelft des Waffers, in einem Siebe gefhieden werden. (ce) Im
Reißen und Zeichnen ift wachen nad) dem Franzöfifhen laver,
eine aufgetragene Farbe niit Waffer vertreiben. Kine gewaſche⸗
ne Zeichnung. seh 28 Ian
So au das Wafchen, und, in einigen Fällen, die Walde.
Anm. Schon im Kerouuasken, im Tatian uuasga
n, bey
derd, wasfen, im, Engl,to walh, in Schiwid.vafka.. N
ſich von wachen Bloß dadurch unter fcheidet, daß der verlärfeude
Laut bier voran gefegt worden. Diefes zwagen, oder auch twa⸗
gen, kommt in unfeen alten Schriften häufig vor,und iſt in einigen
Sberdeutſchen Mundarten noch gangbhar. Indeſſen gruudet ſich
»
dieſer ganze Bau des Wortes, waſchen, auf eine unm ittelt ve
P
3
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|
1597 ‚af
Dnomatopdie, ERS in demſelben nicht leicht zu verkennen if,
and weicheauc in dem Worte Waſſer berrfcher, ohne daß deß⸗
halb waschen mit Bewußtſeyn und Vorfag von Waſſer ſey abge
leitet worden, wie gemeiniglid) behauptet wird, Aus eben ders
ſelben Onomatopdie müß man die Erfheinung erklären, daß
ſcch zwey fo verſchiedene Begriffe, als der des Plauderns, und der
des Reinigens mit Waffer find, in diefem Worte zufammen ger
funden Haben. Gemeiniglich fiebet man die erſte Bedeutung. als
. eine Figur der legtern aut; und in dem weiteften Verftande einer
Figur kann fie es ſeyn. Allein, da die Ähnlichkeit hier bloß auf
der Gleichheit des Lautes berußet, fo müffen beyde Bedeutungen
vielmehr als gleichzeitig, nnd von einander unabhängig, bes
trachtet werden, wie in taufend andern Fällen ohnehin geſchehen
mug. Seldft im Arabifchen ift walhwalcha murmeln, uud
; Walchwa eine verworreneKede. In wafchen, plaudern, und
„dem Ähnlichen ſchwatzen liegen einerley Wurzeln zum Örumde,nur
daß in dem letztern die Verftärfüng vorn und hinten zugleich ange:
bracht worden. Übrigens ift in dem Präfenti ‚ich waſche, im
Partieipio, gewäfchen, und in dem Imperativo, waſche, das a
geichärft, dagegen im Imperfecto, in wufch, I wüfcye, das u
gedehnt lauter,
—— Waſcher des—$, plur. ut nom. — Zaauu die Wa⸗
ſcherinn, eine Perſon, welche wãſcht. 1. In dererften Bedeu⸗
tung des Verdi, wo es doch nur im männlichen Öefchlechte ger
braucht wird, nicht aber, oder doch nur felten ‚ im weiblichen, ver»
ntblich die Zivepdeutigfeit mit der folgenden Bedeutung zu ders
meiden, Er if ein Waſcher, trägt irrige oder unbedeutende
Sachen mit einer vorzüglichen Beläufigkeit der Zunge vor. 2.Eine
Perſon welche andere Dinge vermittelſt des Waſſers reiniget,
beſonders, wenn fie ein Geſchaft daraus macht. Erzwäſcher, im
Hürtendaue, Gilberwäfcherinn, an den Höfen, Im engften
Birftande werden diejenigen weiblich en Verſonen, welche die lei»
nenen Kleidungsftücde und Gerãthſchaften waſchen, Wãſcherin⸗
nen genannt,
Die wWaͤſcherde, plur. doch nur von. mehrern Arten, die — n,
eine thonartige Erde, deren man ſich zum Wachen der wollenen
— I Ba ne F —
—
*
— —
am befannteften iſt.
Die Waͤſcherey, plur. die —en, nur in der erfien Bedeu:
tung des Berbi wafchen, fo wohl das Waſchen, ohne Pluval, als
ER 1.) unbedeutendes Gefhwäs im verächtlihen Verſtande, das
— Be: Gewaſch.
Das waͤſcherlohn/ —— plar. car. Lohn, welchen man
4 fuͤr das Wafchen bezahlet; beſonders der keba für die gewaſchene
häusliche Wäfce. 2
‚Das Wafcherz, des —es, plur, doch nur don mehrern Arten
oder Nuantitäten, die —e, in dem Hüttendane, Erz, welches
gewaſchen werden foll, oder bereite gewajchen worden,
Das Waſe hfaß, $es—es, plur. Sie-—fäffer, Diminut. Waſche
fäßchen, ein Faß, oder ——— ähnliches weit, Dinge: dar⸗
in zu waſchen
Die Waſchfrau, plur. Sie —en, eine Fran, welehe ein Geſchäft
daraus macht, die Wäſche anderer gu reinigen; die MWäfcherinn,
in den niedrigen Sprecharten, das Walhweib. ;
Die Wafchgelte, plur. die—n, eine ®elte, womit ian, bey
dem Aufbrühen des Wäfche, das ſie deude Bere: über Nirjelde
gießet.
Der waſchgeſchworne, des—n, plur. die— rn, = den Hük-
genwerfen ‚ein vereidetcc Beamter, — die Aufſicht über das
Waſchen der Erze *
Tücher bedienet, und welche unter dem Rahmen der Walferde
w 2 4 %
R af FR
Das Wafcpgets, des—es, plur, car, Gold, welches man durch
Waſchen, d.i. Schlämmen, aus dem Bodenfage der Ströme, oder
andern goldhaltigen Exdarten, erhält, ‘
Waſchhaft, over Walhhaftig, —er, — fe, adj, etadv. nur
von wachen fin der erften Bedeutung, Fertigfeit — unbe⸗
deutende Dinge mit großer Geläufigkeit der Zunge „vorzutragen.
Daber die Waſchbaftigkeit.
Die Waſchgrube plur. die —n, im Hüttenbaue, die mit Bobs
Jewansgefihälte Grube, worin dag Erz gewaſchen wird.
Der Waſchhandſchuh, des—es, plur. die—e, Handſchuhe,
von fämifchen Leder, welche fih waſchen laſſen.
Das Wulchhaus, des—es, plur. die —häufer, ein Gebäude,
oft auch nur ein Theil eines Gchäudes, worin gewaſchen wird, ber _
fonders, worin das in der häuslichen Wirthſchaft nochwencige lei⸗
nene Geräth in Menge gewaſchen wird.
Der Waſchherd, des—es, plur. die —e, im Hüttenbaue, der
Herd, auf welchen das Erz gewafchen wird, der Herd der Wa ſch⸗
grube, oder des Wafchtroges. k
Der Waſchjunge, des—n, plur. dien, eben jhafelbft, Ana»
ben, welche bey dem Wafchen der Erge gebraucht werden.
Der Waſchkeſſel, des —s, plur, ut nom,fing. ein großer ein» _
gemauerter Keffel, das Waſſer zum Waſchen der häuslichen Wär
fche darin zu kochen.
Der Wafchkorb, des—es, plur. die—Förbe,. ein großer Ting
lich runder Korb, die häusliche Wäſche bey dem Waſchen derfelben,
darin bin und wieder zu teagen. |,
Das Waſchkupfer, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten
oder Quansitäten, ut nom, fing. gediegenesKupfer, welches aus:
dem Sande der Flüſſe DOCH andern Erdarten ———— d.h gen
ſchlammet, worden,
Die Def chküſte, plur. die—n, im Hüttendaue, eine Küffe oder
Krücke, das gepochte Erz hey dem Waſchen damit bin and wieder
zu ziehen. 9.1. Büfte
Der Wefchleppen, dee—8, plur. utnom. fing. ein H &ohpen,
das Kücengefdier damit — waſchen.
Die Waſchlauge, plur. inuf. in den Alaurbütten , diezenige
— welche man durch das Waſchen des Alaunmehles
erhaãlt
Die Waſchleine, plur.-die —n, eine Leine, die gewaſchone
MWäfche zum Tro knen darauf zu hätden,
‚ Die Waſchmagd, plur. die—mägde, eine Maps, Bank vor⸗
ahnlich zum Waſchen gebraucht wird. _
Der Waſchmarkt des —es, plur.die —märkte, in der erſten
Bedeutung des Berbi wafcgen, ein Drt, wo mehrere Perfonen-
zum Waſchen oder Plaudern, im verächtlichen Ver dande zufünte
men kommen, und diefe Verſammlung felbft,
Die Wal: Mealchine, plur.die—n, eine Maſchine die Häuss
liche Wäſche mit wenigernlimftäuden zu reinigen, als gewöhnltch
> ift, befonders.durd; Erfparung des Reibens mitden Händen, welr
ches in derſelben durch Klöppel geſchiehet.
Der Waſchſteiger/ des ⸗s, plur, ut nom. fing. im ‚Hätten,
baue, ein Steiger, welcher ‚die Aufſicht über das Waſchen der
Erze bet.
Der Waſchſtein ses eg, au die —e, Eifenfteine, welche
auf oder nahe unter der Dammerde gefuhden werden, und ebe
mar fie ſchmelzen kann, gepocht und gewaſchen werden, Rafen: .
feine, Cie geben das fo-genanute Waſcheiſen.
Der Waſchthon, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten;
und Quantitäten , die — e, wie Waſcherde ned Walkthon
Der Waſchtrog, des — es, plur. die eroge ein Trog, wor⸗
in etwas gewaſchen wird. Im Huttenbaue iſt es das Behältniß,
worin die Erze gewaſchen werden.
Str m Die
%
1399 Bei | |
Die Wafchwanne, plur. die—n, eine Wanne, oder langlich ·
rundes Gefäß, die häusliche Wöfge darin zu brühen und zu ı0a»
ſchen. — ei
Das Walhwafler, des —s, plur. car. Waffer zum Wafchen,
befonders der Hände und des Geſichts. ;
+ Das Waſchweib, des —es, plur. die —er, ©. waſchfrau.
Das Waſchwerk, des —es, plur. die —e, im Hüttenbaue.
1, Eine Anſtalt, wo die Erze gewaſchen werden. 2, Dasejenige
Erz, welches gewafchen worden, oder gewajchen werden foll,
Waſcherz; ohne Plural,
Die Waſchwolle, plur. car, bey den Zeugmachern, mit Seife -
gewafchene Wolle, zumlinterfpiede von der Fettwolle. i
er Waſchzettel, des —s, plur. ut nom. fing, cin Verzeich⸗
niß des leineuen Gerãthes, welches man in die Waſche gibt,
Die Wafe, eine Verwandte, ©. Bafe.
1.Der Wafen, des—s, plur. ut nom, fing. der Dunff vor
warmen oder gäbrenden Körpern,ein nur im Niederdeurfchen üb⸗
uches Wort, wofür im Hoch⸗ und Oberdeutſchen Brodem üblicher
iſt. Bernturplich iſt der Begriff der Feuchtigkeit bier der berr⸗
ſchende, ud alsdaun würde es nicht allein zu dein Schwed vala,
Ir land.veila, Sclabon. wuza,einGumpf, Moreft gebören, ſou⸗
dern auch als die einfachere Wurzel von unſerin Wa fer angefe-
ben werden fönnen, welches nur das Intenſtvum davon ift,
2, Der Wafen, des —s, plur. ut nom, fing, ein Wort, weldes
vornehmlich in zwey, vermuthlich verwandten Dedeutungen, übe
ich i.
Raſen, in welchem Verſtande es doch im Oberdeutſchen
hãufiger iſt / als int Hochdeutſchen. Waſen ſtechen, Raſen. Ei—
nen Wall mit Waſen belegen, mit Raſen. Am nıistleru Latein,
Gualo, im Frauz. Gazon. Im Iſidor it Aerdhuuafon,
terrae moles. !
2, Ein Heisbündel, ein Bündel Reisholz, am bäufigften imı
Niederſachſiſchen; wofür in Thüringen das Wort Welle üblich
if. Im Riederdeutſchen werden auch dieim Waſſerbaue üblichen
Faſchinen, ingleihen Wülfe, Laſten vermittelſt derfelben auf dem
Kopfe zu wagen, Wafen genannt, Im Engl.und Schwed. gleich⸗
falls wale, im Island. vali.
Anm. Bey demPichriasfomnt sasBerbum waſen, wachſen,
vor, welches das Stammwort von beyder zu ſeyn ſcheinet, und
mit wachſen zwar verwandt, aber nicht dayon abgeleitet iſt, iu⸗
dem die Wurjel des letztern wach beißt, das ſ aber une der Ab»
leitungslaut iſt. Auf ähnliheArt ſtammet unſer Raſen, ver muth⸗
lich vot dem alten rieſen, in die Höhe ſteigen, ber, (S. Rieſe
undGras.) In der zweyten Bedeutung kann der Begriff der Aus⸗
dehnung der herrſcheude ſeyn, welcher mit dem vorigen genau ver⸗
weardtiit, } y
Zus Walenamt, des —es, plur. die —ämter, am häufteften
im Oberdeutſchen, das Amt und die Bedienung des Abdeders,S.
Wafenmeifler. a —
Das Waſenholz, des —es, plur. car. am haufigſten im Nie⸗
derdenrfchen, Neisbündel, als Holz oder Feuerung betrachtet;
Reishols, Bundholz, zum Unterfehiede von dem Bloben- Klaf⸗
ter: und Schock holze.
£ er Wafenmeifter,des —s, plur, ut nom. fing.in.Oberdeute
ſchen eine anfländige Benennung des Abdeders, und in weiterm
Berftande auch wohl des Scharfrihters. Entweder weil er ges
meiniglich außer den Städten auf dem Wafen wohnt, oder doch
fein Anit als Abdecker auf dem Waſen oder Raſen verrichiet. In
&, Derdeusfchen wird daher auch wohl die Abdeckerey oder Scharf
richterey nur ſchlechthin der Waſen genannt,
Waſ —
Der Waſenwall, ses —es, plur>sie —wäle, im Feſtungs⸗
baue, ein aus Wafen oder Nafen aufgeführter Wal, ein Erd—
wall; zum Unte, hiede von einem gemanerten Walfe,
* Waſer, einimde „‚venifchen lãugſt veraltetee Umſtandswort, wel ⸗
ches nur noch in der Deutſchen Bibel vorkommt, für was für,
Aus wafer Macht thuſt du das? aus was für. Man bat dar
\
von im Oberdeutſchen noch das indeclinableNtjectivum waſerley,
Niederf. warteriy. Man thuees auch durch waſerley Mittel
man wolle, durch was für weiche, Es kann ſeyn, daß waſer
aus wag fiir zuſamm eu gezogen worden, aber es kann auch ſeyn,
daß es vermittelfi Der adverbifchen Ableitungsfolb: er von was
gebildet worden, welche Sylbe brfonders im Oberdeutſchen ge»
braucht wird, Adverbia.aus Adjectivis zu bilden: er ift Franker
fortgereifer, krank; man bat ihm todter fortgetragen, todt,
Das Waſſer, des —s, plur. doch nur: von mebrern Arten oder
° Sammlungen, ut nom. ling. derjenige lüffige Körper, welcher.
fid indem Dunftkreife des Erdbodeng fammelt, und ſich auf man⸗
cherley Art inund über der Erde verbreitet,
1.Eigentlih.als ein Materiale, dader Plural nur von mehr
Arten üblich ift. (a) Im eigentlichften Berftande, vom dieſem
über und unter der Erde verbreiteten natürlichen lüffigen Körper,
Der Schnee wird zu Waſſer. Waffer trinken. Ein Glas Wafk
fer. Das Waſſer ableiten. Kaltes, warmes Waffer. Hartes
Waffer, welches viele erdige und minernlifche Theile bat, zum
Unterfchiede von dem weichen, 2in Land unter Waſſer fegen,
machen, daß es überfhwemmer wird: Zu Waſſer veifen, zu
Schiffe. Krieg zu Waſſer und zu Lande. Das Waffer feigr,
wenn es ſich häuft, oder wenn es zunimmt; es fallt, wenn es ab⸗
nimmt. Hohes Waffer/ wenn e# ungewöhnlich zugenommen hat.
Brunnenwaſſer, Regenwaſſer, Slußwafler, Meerwaſſer u:f. f.
Figürliche Arten des Ausdruds find: Der Mund lauft ihm voll
Waſſer, wenn er. begierig nad) einer Sache wird. Das it Waſ⸗
fer auf feine Muble, kommt ihm zu gelegener Zeit, dient in ſei⸗
nen Kram. Woaffer in das Meer, in den Rhein, in den Bruns
nen tragen, vergebliche Arbeit, etwas im höchſten Grade über⸗
flüßigesthun. Im trüben Waffer fiſchen ſich die Zeit der Uneus -
de zu Nuge machen, Zu Waſſer werden, vereitelt werden, ver⸗
murhlich von dem gefchmolgenen Eife, Einem etwas zu Waffer
machen, es ihm vereiteln· Er reicht ihm das Waffen nicht, d. i.
gleich, nicht bey, eine Figur, weiche vermuthlich von der ehemah⸗
ligen Gewohnheit, einem Gaſte vor und nach Tiſche das Handwaſ⸗
fer zu reichen, hergenommen iſt. (b) Verſchiedene Arten flüſſiger
er iſt nicht werth, ihm das Waſſer zu reichen, er kommt ihm nicht
‚Körper, welche dieſen Naturkörper auFarbe und Flüffigkeitähne
lich find. So hat man gebrannte oder deftillirte Waſſer. Auch
manche Arten Branntwein werden in Zuſammenſetzungen Waſſer
genannt; Goldwaſſer, Magenwaſſer, Lebenswaſſer u. f.f. Ins
gleichen fläffige, dem Waſſer ähnliche Arzeneyen. Augenwaſſer.
Ungarifches Waffer, mit Wringeift deſtillirter Roßmarin. Die’ -
Augen heben ibm ol Waſſer, vol Thränen.
Verſtande bekommt der Urin diefen Rahmen.
das Waſſer beſehen. Das Waſſer abfchlagen, fein Waſſer
laſſen, uriniren. Das, Waſſer nicht halten können. (d) Im ge⸗
(ch Im engfter
meinen Leben wird zuweilen ein jeder flüffiger Körper, wenn man
defjen eigentlichen Nahmen nicht weiß, oder ihn mit einem allge⸗
meinen Ausdeuce benennen will, Waffer genannt, welches aber
Zweydensigfeit verurfacht, und daher nicht nachzuahnıen if,
2. Eine Sammlung Waffers, als ein allgemeiner Ausdruck,
welcher Flüfe, Seen, Zeige und das Meer unter fich begreift.
Kin fifchveiches Waffer. Ein reißendes Waffer. Dieffeitsdes
Waſſers. über ein Waffer Fahren. Stille Waffer find tief,
oder wie Cauitz fing: den ſtillen Waſſern iß am wenigſten zu
trauen,
Einem Kranken
—
2 14101. 2 Baf
—— kant ber Eebbaftigfeit iſt kein Zeichen der Einfalt.
In ſolchen Waſſern fängt man ſolche Liſche, ſolche Arbeit gibt
ſolchen Lohn,
3. Bey gewiſſen Jengen iſt das Waffer da⸗ wöäfferise Anſehen.
Der Mohr, der Taffet hat ein Schönes Waſſer, S. Wäſſern.)
Bex den Perlen und Demanten bingegen iſt es der reine, dem
Waſſer ähnliche Blang.
Anm, Im$fido- uuazfar,im Ditfried unazar,und im Nies
derdeutſchen mit einem andern Ableituneslante an der Wurzel, .
Water, im Angelf.waeter,bey dem Ulphilas wate,in Schwer. '
vatn, im Öricch, oͤdae welches, wie Plasoin Kratpfov« eflchert,
von den Barbaren entlehnet worden, Die legte Solbe iſt eine
aeuere Ableitungsfolbe, welche vermuthlich ein Ding, Si bjeet bes
zeichnet‘, sund t find inden Mundarten bäufig gleich bedentend,
Dieß voraus geſetzt, ſieht man Leicht, daß das Schiwed.vät, bas
Lat. ud us, und Sclaven.woda;weldhe insgefamme feucht dedeur
ton, die Wurzel davon find. Im Niederfächfiichen ift Wees die
Feuchtigfeit, und Wafen der Brodem. Der Plura! wird in den
Mandarten häufig Waller gemacht.
Die Waſſer fürchten fich ‚und fliehen vor dem Lande, Opitz.
- Super Balfam, theure Wäſſer, Gryph.
Allein im Hocpdeutfchen ift es mit dem NRONIHheNERÄBeGBIR am
üblichften,
Der Waſſerabſchlag, des’ —es, plur. die —hläge, im Teiche
undWafferbaur, Ableitungen des überflüffigen Waſſers, über oder
neben einem Teiche, Wehren. ſ. f. Wafferadläffe, auch nur Ab⸗
ſchläge ſchlechthin.
Die Waſſerader, plur. die —n, Adern, welche Waſſer enthal⸗
ten, In der Anatomie find es Gange, welche dem Blute feine
wäfferige Feuchtigkeit zuführen, Vafa lyniphatica. Waſſer⸗
adern in der Erde, Gänge des Waſſers unter der Erde.
Die Waſſeraiche, piur. inul. 1,%n einigen Gegenden, das
%
Aichen oderVifieren der Weinfäffer vermittelf des aus einem Ge⸗
‚ füße von beffimmtem Gebalte eingelafjenen Waſſers. 2.Eine Art
Fünftlichen Maßes, die Quantität Waſſer zu mieffen, welche eine
Köpre in einer gewiſſen Zeit gibt; das Waffermap.
Der Maflerampfer, des—s, plur. inuf, eine et Ampfers,
welche an und. indem Waſſer wächfer, Rumex aquaticus
- Linn.
Die Wafferamfel, plur. die —n. ı. Einden Amſeln äbnlicher
Waſſervogel, Charadrius Linn. 2. Die Bahamfel, Stur-
nusCinclus Linn. Waflermerle, Wafferftibr.
Das Wafferamt,des —es, plur. die —ämter, an einigen Drs
ten, ein Amt oder obrigkeitlihes Collegium, welches die Aufficht
äber die Wafferableitungen, den Waſſerbau u, ſ. f. eines Ortes
fübret.
Der Waſſerandorn, des —es, plur, inuf, . 1. Eine Art der
Roßroley, Stachis paluftris u 2, Auch ein Nahme des
voolfsfußes, Lycopus Europaeus Linn. welder auch
Sumpfandorn genannt wird,
Der Waflerapfel, des —s, plur. die —äpfel, eine Art Anno:
na, welche in dein wärmern Amerifa an Waſſern einheimifch iſt,
Annona paluftris Linn.
Der Wafferäppich, des —es, plur. inuf, eine Art des Ap⸗
— welche an Bäder einheimiſch iſt, Fium aquaticum
inn
Die Wafferarche, plur, Sie —n, ineinigen Gegenden, ein Ge⸗
riune, Waſſer darin zuleiten, oder abzuleiten,auch die Flutharche,
S. Arche.
Der Waſſeraſt, des —15, plur. die —äfe, im Gartenbaur, fal⸗
ſche Aſte eines — welche ans über flüſſigem Safte entſte⸗
Waf 1402
ben, und Walferfehüffe beißen, zum Unterſchiede von den
golz⸗ nnd Sruchtäften.
Das Wafferauge, des —s, plur. die—n, bey den Arzten, ein
mit einer WBaffergefhwulft behaftetes Auge, Hydroph-
thalmia;
Der waſſerbach des es, plur. die —bäde, nur in der Den“
ſchen Bibel, ein Bach, der beſtändiges Waffer hat, zum Unter⸗
ſchiede von den Leld⸗ oderzeicbächen, welche nur zu manchen Zei⸗
ten Waſſer haben.
Das Waſſerbad, des —es, plur. die —bäder, eigentlich cin
Bad von reinem ungekünſtelten Waſſer, im Gegenſatze des Sand⸗
bades. Am häufigſten wird in der Theologie die Taufe tropiſch
das Wafferbad genannt, in — Falle ab.r der Plural unge⸗
wöhnlich iſt.
Der Waſſerbaldrian, ———— cue Art Baldria⸗
nes, welche am Waſſer wächſet.
Die Waſſerbank, plur. die —bänfe, in den Waſſermühlen, ein
‚Berfihlag von Bresern an der Seite des Waflerrades, wo das
Waſſer anfchläget.
Die Waflerberfe, plur. die —n, eine Barfe, oder kleines Fahr⸗
zeug, Waffer damit herbey zu führen,
Der Waſſerbathengel, des —s, plur, inuf. in einigeh Gegen
den, ein Rahme des Lachenfnoblauches, Teucrium Scor-
dium Zinn,
Der Waflerbats, des —es, plur. doch nur felten, die —bäue,
“oder —baue, ein jeder Bau an oder indem Waffer, dergleichen
Dämme,-Wehren, Uferbefeftigungen, REN Pa ER 2
find.
Die Waſſerbaukunſt, plur, car. die Kunſt, bergle chen Gebäus
de auf eine dauerhafte Art zu führen,
Der Waſſerhaum, des —es, plur. die —bäume,
Waſſerkünſten, ein Fünft ches Waſſerwerk wo das Waſſer in Ges
fralt eines Baumes mit Alten fpringt. 2. Ein Bauın, quer über
einem Kluffe, die Fahrt zu verfperren. >
Das Waflerbeten, des —s, plur.utnom.fing. ı.€in Bes
den,oder bewegliches flaches Gefäß zum Waſſer. 2.Ein vertiefs
ter Platz, worin das Waffer eines Springbrunnens aufgefangen
wird, Franz. Ballin.
Die Weaiferbefchreibung, plur. die —en, die Befchreibung der
a b.i, der Flüſſe und Seen einer Gegend, Hydrogra-
ia,
Der Waſſerberg, des—es, plur. die —e, eine hohe Maffe Waf-
fer, in Öeftalt eines Berges. So nennt man hohe Wellen tros
piſch Waſſerberge. Am Gipfel eines Waſſerberges hing oft
mein Kahn, hoch in der Luft, Kleift,
Die Waſſer-Betoͤnie, plur. inuf. eine Art der Beronie, wel
he an Waſſern einheimifch ift, weißer lagıfharten,Scrophum
laria aquatica Lizr. welche mit dem Waſſer bathengel nicht
zu verwachfeln iſt.
Das Waflerbett, ses —es, plur. die —e, das Bett eines flis⸗
fenden Waffers, befonders bey den Waffermühlen, Auch dcr
Hauptabfluß eines Teiches und deffen Bett wird au manchen Or⸗
ten das Waſſerbett genannt,
Die Waſſerbiene, plur. die —n, eine Art Bienen in den Bience
ſtöcken, weiche den Arbeitsbienen das Waffer zutragen, und uns
ter dem Nahmen der Thränen am befannteften find, S. dieſes
Wort.
Die Waflerbirfe plur. die —n, eine Spielart der gewöhnlichen
Birke mit aufrecht firhenden Zweigen, welche auch Rorhbirke
genannt wird,
Die Wafferbirn, plur. die —en, eine Art Birnen, wase vielen
wäfferigen Saf textbalten,
Stier
1.30 den
Die
1408 ® ie :
Die Waferblafe, plur. die—n, Diminut- SactWefferblänhen.
1, Eite mit Waffer gefüllte Blafe, an dem menſchlichen Körper,
deraleichen z.B. vom Berbtennen entſtehet. 2. Eine Blaſe, wel
che die Luft macht, wennfie häufig aus dem Waſſer dringets -
3. Bon Blafe,eine Art eines Gefatzes, ein ſolches Gefäß, Waſſer
darin zu wärınen, zum Unterſchiede von einer Deftillir : Blaſe,
BSranutweinsblafeu.f.f.
Das Wafferblatt, des—es, plur, inuf, Ser Rahme, eines Amer
eirautfehen Gewãchſes, HydrophyliumlL.
Die Waflerblaster,plur. die —n, eine Art Blattern, twelche
Statt des Eiters mit Waſſer gefüllt find, in Riedtedeusfahland :
Waſſerpocken.
Waſſerblau, adj. Jet adv. ber blauen Farbe des Waffers
gleich.
a Waſſerbley, ses— es, plur, doch nur von mehrern Ar.
ten, die — e, einthonartiges Mineral, welches ein leichter,
ſchwarzgrauer, abfärbender Glimmer ift, woraus Bleyſtifte und
Schmelztiegel verfertiget werden; Molybdaenä, Reißbley,
Bleyſchweif.
Die Waſſerblume, plur. die —n. . Ein Waffergewächs, wel;
ches auch Seeblume und Seerofe genannt wird, Nympflaea L- -
(S. Seeblume,) Niederf. Popelfe. 2, Auch eine Artdes Saar:
moſes, Byſſus⸗ flos aquae. L. wird Walferblume genannt,
weiles fi inallen Wafjern aufhält.
Die Wafferblücbe, plur. inul, an einigen Orten ein Rabme des
Waſſerpfeffers, Poſygonum hydropipert L.
Der Waſſerbogen, des — s, plur. die — bögen, in den
Waſſerkünſten, eine Art Spriugwaſſers, wo das Waſſer in Bögen
ſpringet.
Die Wafferbobne, plur. die—n, bey einigen ein Nahme eines
ausländifchen Wafjergewächfer, welches das Arum Colocaka
L’fenn (of,
Der Wafferbott, des—es, plur. die—e, auf den Schifen,
ein Bort längs dem Verdecke inwendig um das Schiff, mit
Difnungen oder Speygaiten, das Waſſer von dem Verdece abs
zuleiten.
Der Waſſerbrey, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e,
ein einfacher Brey don Mehl und Waſſer.
Der Waſſerbrüch, des — es, plur. die — brüche. ». Inder
Serfahet, eine Uusiefe iur Meere, wo ſich die Wellen brechen und
fchäumen, dergleihen auch eine Brandung genannt wird. «2. An
"dern menfchlichen Leibe, eine Art des Bruches, Hernia, wo der.
dadurch ver ürſachte Sack mit Waffer angefüllet it, Hydrocele,
Hernia aquola.:
Die Waſſerbühne, plur. die—n, im, Birgbäne, eine Bühne,
d, i.eia Zimmerwerf, worein die Grubenwaſſer geleitet, und aus
demfelben durch Gerinne abgeführet werden.
Die Waffecbunge, plur inul. an einigen Orten , ein Nabıne
der Sachbunge, Veronica Bescabunge und aquaticaL.
©. Sahbungs
Die Waflerbutte, plur; die—n, eine Butte, oder hohes, hölzer⸗
nes Gefäß, Waſſer darin auf dem Rücken zu tragen.
Der Waſſerdanm, des —es, plur.: die —dämme, ein Damm,
welcher zurAbhaltung des Waſſers geführet, und inNiederdeutfche
Iandein Deich genanntmwird,
Der Waflerdampf, des— es, plur. vor mehren Arten
oder Quantitäten , de — dämpfe, der Dampf: von fiedendem.
Waſſer.
Der Waſſerdelch, des — es, plur.die —e, in Niederdeuifch ·
land, ein Deich, dr i. Damm, welcher fein Borland, ſondern zu
allen "Zeiten Waffen vor fih hat, und daher Gefahrdeich ge⸗
naunut wird.
ie
Mal F 1004
waſſerdicht * er adv.fodicht, daß fein Mefkedurseing.
So iſt z. B. ein Dann wafterdigt, ws“ er fein Waſſer durch ·
läßt. s
Die Wafferdiele, plur. die—n, von Fer Niederd. Bide, ein -
- Brei an den Schiffen, ein Theil des Stewerruders, weicher als
einem ſtarken Bretevon 2 N Schub fang. beſtehet, und woraufdie
Standdiele rubet.
Die Wafferdiftel, plur. die — eine Art Diteln ty weiche an
feuchten Drten wachfen.
Der Woeflerdofl, des—es, plan, inuf, eine dem Dofte ãhnliche
Pflanze, weiche in feuchtenz Segenden wächſet, sſirſchrlee/ Eu-
patorium cannabinumL. welcher auch Waſſerhanf, waſ⸗
ſerdürrwurz, und Waſſerſternkraut genannt wird.
Die Waſſerdroſſel, plur. die—n, eine Art Drofjeln, se 1
im Waffer aufhält, Turdusaquatieus K,
-Die Wafferdürtwurz, plur. car. ©, Wafterson
Die Waffereicye, S. Wafferaiche.
Die Waſſereide hſe, plur. die—n, eine Art giftiger Cirechfeng
welche fich im Waffer aufpalten, zum Unterfchiede e von den wen
oder Lanbeidechien.
Der Waffereimer, des —a, plur. ut nom: fi en ein Einer,
Waſſer damit zu ſchöpfen.
Der Wafferfall, es—rs, plur. Sie fälle. 1. ' HpnePluat,
der. Zuftand, da das Waffer aus der Höhe in die Tiefe fält, Pre # 5
wird im Bergbane der Fall des Waffers aus dein Gerisine auf das
Rad der Waſſerfall genannt, Am bäufigften und mit dem Plural,
ein Det, wo fih das Waſſer von einer * Höbe | in, die Tiefe
ergießet,
Die Wefferfarbe, plur. — Die dem Waſſer eigen⸗ —
ibümliche Farbe, ohne Plural. 2. Ein Farbenkörper, welcher mit
Waſſer aufgetragen wird; im Gegenſatze dur Oblfarben, —
Plural. Mit Wafferfarben mablen. :
Woafierfarbig, adj. etadv. der eigeuthünlichen Farbe des Waf⸗
ſers ãhnlich.
Dos Wälferfaf, * — ſſes, plur. die — fäffer. ı 1, Ein
Faß, Waller darin zuguführen , oder anfzubehalten. 2, 2, Bep -
den Fiuerwerfern, ein mit Waſſerkugeln ud Schwärmern an⸗
gzefülltes Faß, welche es indem es aufdem Waſſer ————
aus wirft.
Die Waflerfe der, plur. die—n, Her Mahıne einer Wafferpflange,
welche rheils in dem mitternächtigen Europa, theils in SE
einheimifch iſt Stratiotes L,
Der Waſſerfenchel, des ⸗o plur, von mehrern Arlen Aut
nom. fing. einedem Fenchel ähnliche Pflanze, welche i im —
wãchſet, Phellandrium L. Pferdeſamen.
Das Waſſerfeuer, des — s, plur. ut nom, fing.ben den — —
werkern, ein kůnſt liches Feuer, welches auf dem Waſſer — er
- zum Unter ſchiede von einem. Erdfeuer. \ *
Daͤs Waflerfeuerwerk, des —es, plur. die —e in Geuec
wert, weiches aufdem Waſſer abgebrannit wird.
Die Wefferfläche, plur, die—n, die Oberfläche eines Waffers,
Der Waflerflache, ses—es, plur. inuf. in einigen Gegenden
ein Rahme einer Art Schafgarbe, welche indem Waſſer wẽchſet.
S. Waſſerg arbe.
Die Waͤſſer aͤſche, plur. die —n, eine Flaſche zum Eisler,
Waſſer darein zu füllen, oder bey fih zu fragen,
Der Waſſer lieder, S, Wiferbohlunder. _
Der Waflerfloh, ses —es, plur die—flöbe, ein dem
Flohe ähnliches IRRE KIN welches fih auf dem Waſſer
aufhält.
Die Waſſerfluth, plur. die — en, eine große Überfchiwentinung,,
welche von dem ei —“ win J
317.3
Ba
"Die — Ka die — Frohnen oder Feohadienſte
welche bey Waffermüplen, Dämmen, Deichen und andern Waſ⸗
ferarbeiten geleiſtet werden. ’ }
che fich indem Waſſer — Unter ſchiede von den Baum⸗
oder Laubfröſchen.
Die Waſferfurche, plur. die —n, Farchen, welche zur Ableitung
werden; in einigen Gegenden Strauchrinnen.
Die Waſſergalle, plur. die —n. 1.Cın Stüd von einem Regen ·
bogen am Simmel ein unvollkemmener Regenbogen, von welchem
nur ein Theil ſichtbar iſt; auch Regengalle. 2. Naſſe Adern
auf den Adern, in der Landwirthſchaft; Ackergallen. 3. Ju
einigen Gegenden wird auch ein Gerſtenkorn am Auge, fo lange
es noch wäffetig ift, eine Waſſer galle genannt, _ :
Die Wafler-Gallerie, plur.die—n, inden Bärten, eine Gal⸗
lerie, d.i..ein Gang, der auf beyden Seiten mit Wafferfünften
verfehenift. 3
Werflergällig,adj. etadv. Waffergallen in der zweyten Bedeu,
. tung babend, von Wafferquellen moraftig.
Der Waflergang, des —es, plur-die —gänge, eine jede Ber»
Er wo dadurch‘ Op euleien, eine Abzucht, Waſſerlei⸗
Die ——— plur,die—n. ı ‚Eine Art Schafgurbe, wel⸗
de im Waffer wächſet. 2. In den Bajferfünften,einSpringvafe
fer; wo das Waffer in vielen vereinigren Strahlen i in Geſtalt ci
= ner Garbe ſpriugt.
— ein Nahme der Badbunge, Veronica anagallis
nn.
- Das Waffergefäß, des —es, plur. die —e. ı, Ein jede? Ge⸗
faß, Waffer darin zu hohlen oder aufzubehalten. =. Inder Anas
tomie find die Waffergefaße zarte Röhren, den übrigen Theilen
des Leibes, und befonders dem Blute, das nöthige Waſſer zuzu⸗
führen, Vala lymphatica.
Das Waſſergeflügel, des —s, plur. ‘car. ein Collectivum,
Waffervögel zu bezeichnen, zum Unterſchiede von dem CLandge⸗
.. „Rügele '
Das Waffergsts, des eg, plur. doch nur von mehrern Sum⸗
men, dHie—er, int. Bergbaue, eine Abgabe, welche eine Örube
“von der andern erhält, went fi e ihre Waffer mit abführet ;
Wafferiteuer,
"Die Wallergzrechtigkeit, plur. sie —on, eine Gerechtigkeit
‚ oder Hecht, welches jemanden auf einem Wa ſer aufiehet, A F
das Recht zu ſiſchen.
Das Waſſergericht, des—es, piur. — ein Gericht, wel
sches über Streitigkeiten e erlennet welche über fließende Waſſer
eutſtehen.
ne, d. 3, ausge zimmerter Ganal, Waffer darin an einen beſtimm⸗
= ten Ort zu leiten.
TER" 5 — er
Waſſer angefülite Geſchwulſt, Oedema,
Das Waſſergewicht des —es, plur, die —e, in ben Gakyıder,
. Een, dasjenige Waſſer in dem Gefäße, ale zu dem Sohlenges
wichte der Salzproben hinzu gethan wird.
Das Waflergewäce, des—es, plur. die —e, ein jedes Ge⸗
wächs, welches im Waſſer oder an fumpfigen Or ten einhei ⸗
miſch iſt.
"Dee Maflerulas, des —es, BER die gläfer, ein Glas, Wafe
"fer daraus ım trinken, ame — —— von einem Bier⸗ oder
— gie
. Der Waͤſſerfroͤſch, des — es, plur. die —feöfche, Fröfche, — *
des überflüßigen Waſſers mie dem Pfluge auf den ÄAckern gezogen
die.
DaeWäffergerinne, des—s, plur. ut nom, fing. ein ©crin.
Die Waſſergeſchwulſt, plur. doch feltener, die —en, eine mit -
— Sa ——
Der waſſergopel, des —s, plur. ut nom. fing, im Bergbane,
ein Göpel, weicher von dem Waſſer getrieben wird, zum Untere
ſchiede von einem Pferdegöpel, ©. Göpel.
DerWaflergott, des —es, plur. die —götter, Fämin. die Waſ⸗
fergsttinn, in det Mythologie der Alten, eine Gottheit, welche
. das Wajfer beherrſcht.
Der Waſſergraben, des —s, plur. die —graben. 1. Ein Gras.
ben, das Waſſer vermittelft deſſelben abzuleiten. 2.&in mit Wufe
fer. angefüllter Graben, 3. B. im Zeftungsbaue, zum Unterſchiede
"von einem rrodnen Graben.
Der Waflergraf, des—en, plur. die —en, ineinigen Gegen«
den, 3. B. im Detingifchen, die Beyfiger in einen Waſſergerichte
welche ans geſchwornen Waſſermüllern beſtehen.
Das Waſſergras, des—es, plur. die —graſer, ein grasarti⸗
ges Gewächs, welches in dem Waffer waͤchſet. Riethgras, fiche
diefes Wort.
Der Waſſerhahnenfuß des —es, plur. inuſ. eine Art Hab.
nenfuß, weiche in dem Waffer wächjet, Ranunculus anal:
lis Linn.
Der Wariferbalter, des —s, plur.ut nom, fing. im Berghaur,
Arbeiter, welhe das Waſſer halten, d.h mit Tonnen aus der
Schächten und Geſenken ziehen.
Der Wafferhälter, des —s plur. utnom. fing. ein Behälte
niß, Waffer darin zu fammeln und aufzubehalten ; in manchen
Fällen auch ein Waſſerſchatz $
Der Waflerhanf, des —es, plur.inuf. ©. Waferdof, -
* Der Waſſerharniſch, des —es, plur. die —e, ein leichter, waſ⸗
Das Waſſergauchheil, — plur.inuf. in einigen Ge⸗
ferdichter Harnifch, ſich deffelben im Waſſer zu bedienen. —
Waſſerhart, adjset adv. ben einigen Handwerkeru, z. B.den
Töpfern, nicht härter,als die bloße Ausdünftung des Waffers den
Thon macht. So hrißen der Thon und thönerne Gefäße waſſer—
bart, wenn fie an der- Luft fo feſt getrocknet find, daß man fie ohne
Schaden angreifen kann, i
Der Wafferhoblunder, oder Waſſerholder, des—s, plur.
inul, in einigen Öegenden, ein Rahme des Mehl⸗ oder Schlings
baumes, vipurnum Opulus Zinn. welcher auch Sirſchhol⸗
der genannt wird. Im Riederſ. Waſſerflieder. Auch ein Nahe
me der Miftel, Vilcum Linn.
Die Wafferbofe, plur, die —n, eine Bufter(cheinhng.ba ein Wir⸗
belwind die. Theile einer Wolfe fo nahe aneinander preßt, daß ſie
ſchnell in Waſſer verwandelt wird, welches plöglich Derunter fällt,
und im Herunterfallen von dem Wirbehwinde in einem Kreife
berum getrieben wird; die Meerhofe, S.1.50fe.
Die Waſſerhufe, plur. die —n, imeinigen Gegenden, 3.8. in
‚der Mark Brandenburg, eine Abtheilung des Fiſchwaſſers nach
Hufen, nad) welcher die Fiſcher die Steuer davon entrichten.; ;
Das Waflerhuhn, des —es, plur.die —huhner. 1 Eine Art
Waſſervögel, welche den Hühnern gleihen, Fulica Klein. Das
Blashuhn, Rohrhuhn, wohin auch der Meer- oder Waffertene
fel gehöret, S. Blaßhuhn.) 2. Auch eine Art Sandläufer, wel-
che wegen ihrer rothen Füße auch das Rothfüßchen genanut
wird, Glarcola Lein.
Die Waſſerhülſe, plur. die —n, in einigen Gegenden, ein Rah⸗
me der Maserle, S. die ſes Wort, 3
Der Waſſerhund, des —es, plur. die—e. ı,Ein Bund, wel ⸗
her ahgerichter iſt, in das Waſſer zu gehen, und was auf demfels
ben gefchoffen worden, heraus zu hohlen; dev Schiephund, 2.Im
Bergbaug, eine kleine Pumee— die das Waſſer auf die Kunfträder
bebt.
Wäfferig, —er, fe, adj.etady,. ı.Mit Maffer angefüllt,
nur in der int genieinen Leben üblichen figüelihen RA. jemanden
den Hund (dns Maul) nach erwas waſſerig machen, ihm⸗ se
gierde
Li
ur
1407 8 af
gierdedarnach erwedten, (S.Wäfern.) 2. Viel Waſſer enthal ⸗
tend. Der Wein iſt wällerig, wenn er mehr Waſſer als Beift
bat. Einwäfleriges Geblut haben. Waſſeriger Natur feyn,
feuchter. Ein wäfleriger Boden, feuchter, ſumpfiger. Waſſe⸗
rige Lufterſcheinungen, zum Unterfdiede von den luftigen
glänzenden und feurigen. Figürlich iſt wäferig ein Fehler des
Styles, und befonders des poetiſchen, wenn ein Vortrag weite
ſchweifig ift, und dabep weder Kraft noch Nachdruck hat; im Ge⸗
genfage des feurigen. : ;
Die Wafferjagd, plur. die—en. ı. Eine Jagd, woben das
Wild durch sin Waffer getrieben wird. 2. Ben den Fügern au
wohl Waffergeflügel, iun Gegenſatze der Seldjags, in welchem
Falle es aber keinen Plural leidet. Es gibt hier viel Waſſerjagd,
Waſſergeflügel.
ie Waſſerkanne, plur. die —n, eine Kanne, Waſſer darin zu
— auch —* zu trinken ; zum Unterfchiede von einer
Bierfanne, Weinfanne, —
er Waſſerkaſten, des —s, plur. ut nom. fing. fiberhanpf ein
> mit Er — oder pa Waſſer beſtimmter Kaſten; 5.8.
die bieredkten Kaſten an einer Hebel: Maſchine im Bergbaue, wel⸗
che das Waſſer ſchöpfen und ansgießen. Zuweilen führen auch
große ausgezimmerte oder mir Steinen ausgeſetzte Wafjerbehäl-
ter diefen Nahmen, _
e aſſerkegel, des —s, plur. ut nom, fing. bey den Feu⸗
ge ai — oder Racketen gefüllte Hülſen in
Gefialt eines Kegels, welche auf dem Waſſer abgebrannt
"werden, :
Die Wafferkerze, plur- die —n, in den Waſſerkünſten, viele
Wafferfirabfen in einer Lin’e, in Geſtalt der Kerzen;
Der Walferkeffel, des —s, plur. ut nom. fing. 'ı.€in Keſ⸗
fel, Waffer darin zu ſieden. 2. Dft auch ein Wafferhälter, wel⸗
ber die Geſtalt eines Krffels bat. ?
Der Waſſerkies, des —es, plur. dod nur von mehrern Arten
» pöct Duantitäten, die —e, ein weißer arfenifalifcher Kies, von
einerglängenden Farbe, welcher im Bergbaue gemeiniglich Miß⸗
pickel genannt wird. {
DieWafferfifte, plur. sie—n, im Deichbaue, eine Kifte oder
Abtheilung vor Pfählen, wenn fie nicht auf dem Trocknen, ſon⸗
dern in dem Wäffer, gemacht werden muß,
Der Wafferkitt,des —es, plur. von mebrern Arten, die —e, ein
Kitt von Eiſenſchlacken, Kies, Glas u. ſ. f. welcher in und unter
dem Waffer hält. i F
Der Wafferklee, des —s, plur. inuf. an sinigen Orten ein
Nahme des Bitterklees, ©. Sieberkiee.
Die Waſſerkluft, phur. die — lüfte, im Bergbaue, Klüfte, d.i.
Höhlen in Banagebirgen, welche mit Waſſer augefüllet find, zum
Unterſchiede von den Schmerklüften,
Dir Waſſerknecht, des —es, plur, die —e, geringe Arbeiter,
fo feen man fie zum Wafferfhöpfen oder Tragen gebraucht, 3. 3.
im Berabane, An manchen Drten führen auch die Röhrenknechte
diefen Nahmen. -
Der Waflerfnoblauch, ©. Lachenknoblauch.
Die Wafferkolbe, plur. die—n, ein Waffergewäche, weldies
feine Blumen in Geftaltrauber Kolben bringer, Rohrkolbe, Ty-
pha Lian. ‘
Ter Waſſerkopf, des-—rs, plur. die —Föpfe, ein von widers
natürlicher Aubäufung wöffeeiger Fruchtigfeiten ungewöhnlich
anfaetriebener Kopf, Hydrocephalus; eine Folge der Borf:
waſſ rfucht. 5 :
Des Waͤſſerkraut, dee —es, plur. die —kräuter, rin jedes
Kraut, welches gen inund andem Waſſer wächſer.
—
ea —
Die Waſſerkreſſe, — Act Kreffe, welche gern in
fließenden Waſſern wãchſet, ſo wohl die Brunnenkrefſe, Silym ·
brium Naftorium, als aueh der Waſſerrettig, Sifymbrium
‘aquaticwn Lian. ner
Der
große, mit Waffer gefüllte Beulen, welche das Rindvieh und die
Schafe zumeilen won allzu naffem Futter bekommen. x
Die Waflerfröte, plur. die—n, eine Art Kröten; welche ibre
“ Ever in das Waffer lege, zum Unterfohiede von den Erd: oder
Selsfröten, * —
Der Waſſerkryſtall, des —es plur. von miehrern Arten, die
—e, ein Rahme des acwöhnlichen Bergkryſtalles, wegen ſeiner
dem Wafjer gleichen Delle, ER
Die Wafferkub, &, Seekub. —
Die Waſſerkugel, plur. die —n. . Ben den Feuerwerkern,
gefüllte Luftkugeln, welche auf deu Waſſer abgebrannt werden.
2. Die Erdkugel, ſo fern fie dem größten Theile nach mit Waſſer
umgeben ift,
Die Waſſerkunſt, plur. sie — Fünfte. 1. Eine Anflelt, wo das
Waſſer durch die Kunſt gehoben wird, um es hernach an einen
beliebigen Dre zu leiten.
Abiget wird. Jene wird eine Kehende, dieſe aber eine fpringende
Woafferfunk genannt, ge f
Die Wafferläche, plur. die —n, ein von dem Waffer auf deu %
Wie ſen ausgewühltes Loch; ehedem die Wonne (Wuhne), Ara
bii$ Wuhonin, -
- Die MWafferlanze,plur.die —n,in den Waſſerkünſten, ein ſchwa ·
her Woſſer ſtrahl, weicher zu einer beträchtiichen Höhe fleigt.
Das Waſſerlaub, des—es, plur. dir —e, obgleih Laub font
keinen Pincaloerrträgt,bey den Schlöffern, Verzierungen, in Öxs
ſtalt des Laubes, mit gewäfletten, d. i. wellenförmig gearbeiteten,
Verriefurgen, ”
Der Waſſerlauch, des—es, plur. inuf, ein Nahme des La: ;
chenfnoblauches, Teucrium Scordium Linn.
Der Wafferlauf, rs —es, plur. die —läufe, in mandhen Fl
len, 5.8. im Bergbaue, ein Canal oder Graben. 748
J
Der Wefletläufer, des —s, plur. ut.nom. fing. ı. Eine Art
Waſſer oðgel, welche zn den Kallen gehören, und nicht allein hber
die Blätter der Seeblumen;fondern auch über das Waffer ſelbſt,
. weglanfen,Rallus aquaticus Mein. der ſchwarze Waſſerire⸗
ter, 2. Im Bergbaue, ein Gang, welcher nur in dem Behänge des
Gebirsges bleibt, und weniges Erz führet. ER
Die Waſſerlaus, plur, die —läufe, cin lang gefchwänztes Ins
feet, "welches fi in dem Waffer aufhält, und auch die Wafferz
wanze genannt wird, ,
Der Waflerleim, des—es, plur. inu
ein Nabme des vogelleimes, ©, diefes Wort. 3.
Die Waflerleitung, piur. die —er. ». Die Kunft, die Waſſer
auf eine geſchickte Art an einen beſtimmten Det zu leiten; ohne
Plural,
neu beſtimnurn Det geleiter wird. Am bäufigften gebraucht man
dieſes Wort von grofen und fofbaren Anftalien diefer Are, wo
das Waſſer durch Röhren an einen Dit geleitet wird, Lateinifh
Aquaeductus. _
Waſſerley S. Waferlrp.
Die Waſſerlilie, plur. sie —n, ein Rahme der Sreblinme, (5;
diefes Wort.) Die gelbe Waſſerlilie, welche auch Waſſerſchwer—
tel und Drahenwurz genannt wird, if eine Art Schwertel, Lris
Pieudoacorus Linn, ? N
Zie Mafleelinde, plur. sie —n, rine Art Linden, weiche an
feuchten Orten wäghfer, zum Unterſchiede vonder Sandiinde. -
/
aflerkropf, des —es, plur. die — Kröpfe, d. Kr
2, Eine Auftalt, wo das Wafler
durch die Kunft in verfchiedenen Geſt alten zu fpringen gends
f. in einigen O:genden,
2, Eine Anſtalt, wo das Waſſer durch die Kunſt aneie
EEE TER, m
— —c7
pen ande Schife, welcher zeigei,-wirtief es in das Waſſer gen
hen muß und kann, wornach denn die —— heise: werden
z muß.
ie Waſſerlinſen, fing ‚inuf. ein Wafergewache, welches eis
nige Apntichfeit mit deu Kkinfen dat, und weil es eine angenehme
Speiſe der Auten ift, au Antengrün oder Üntengrüge genannt
wird, Lemna- Linn. Meerlinſen, Waſſer moos.
Das Waͤſſerloch, des —es, plur. die —löher, im Bersbaue,
eine Zeche, welche Noch vom Waſſer leider,
Die Waflerlofung, plür, die—en, in einigen, beſonders Nie-
derfähfifchen Gegenden, ein Graben, durch welchen das Waffer
gelöſet, d. i abgeleitet wird; im Dberdeurfchen eine Abzucht.
"Die Woaflerlötte, plur. ie —n, im Zergbaue, eine viereckte
Finne von Brerern, welche das Waſſer durch einen Schacht in
die Grubengebäude führt. S. Lotte.
welche die alten Schafe in den Zähnen zu DIR pflegen:
Die Waflermablerey, plur! die —en.
Waſſerfarben zu mablen ; * Atale * Mir Wafferfarben
. gemabtre Gemäbhlde,
Der Waffermann, des —ts, plur. inuf. der Nabme eines der
- zBölf Zeichen des Thierkreifes, welches in der Geſtalt eines Tri⸗
. tons mir feiner Ucne abgebildet wird; Lat. Aquarius.
Das Waſſermaß, des —es, ‚plur, Sie —e. 1. Einjeder für,
perliches Maf, Waffer damit zu meffen. 2. Ein befonderes Map,
die Duansisärdes Rohrwaſſers zu mejfen, ©. Wafferaiche.
gie Weflermager,plur: die—n, eine in dem Waſſer aufges
führte Mauer, z.B. zü Befeſtigung ſteller Ufer.
— Waflermaus, plur. die muſe, eine Art Zeidmänfe, wels
‚be fich in Unpfigen Örgenden auf yält, — auch die Wa Fereae
genannt wird.
nen, welche in dem fühlichen Europa einpeinifch iſt, Cucumis
F Anguria Linn. Angurien.
Der Waflermerk, des —es, plar, die—e, ein Gewächs, wel⸗
ches in fumpfisen Gegenden wächlet, und auch Wafleräppich,
. Weijerpeterfilie genaunt wird, Sium Zffhn.
“Die waheffhere plur. die —n,©. Waſſeramſel. —
Der Waffermolig, des —es/ plur. die —e, eine Art Motche
oder Salamander, pie ſich imi Waſſer aufhaͤlt; der Waſſer⸗
Salamander.
Der Waſſermonch — plur. die De, der ſenkrechte Za⸗
pfen in dem —* eines Teiches, und auch wehl der ganze Ablaß
ſelbſt, mit der dazu gehörigen Rinne, S. Mönch.
Waſſermoos, des —es plur. inul. ©. Waſſerlinſen.
Der Waſſermorſer/des —s, plur. ul nom. fing. bep dran Feu⸗
erwerfern, Bölgerne Mörfer, Waſſer⸗Racke ten, Schwärmer uud
andere Wafjerfeuer,darans zu werfen.
„Dr Waſſekmoſt, des —es plur. inuf, die fhmwähere und ge-
ringere Art Moftes, befonders Obfimoftes, welche man erhält,
wenn man auf die bereits ansgepreßten Treber Waſſer giefet, und
fie nohmahls preffet ; in den gemeinen Spredarten Lauer.
Die Waffermotte, plur. die—n, eine Art Motten’ oder Nacht,
© pögel, welche ſich Abends an den Ayafen aufhält, Phrygaena.
Linn, des Waſſer-Papilion, die Sühlingefliege, fiebe das lege |
tere.
Die Waffermüde,, plur.die—n, eitte Artkleinee Mücken, wel-
che ſich im Waffe en ‚und fi) bäufig am Waſſer feben
Toffen.. ,
Die Waffermüble, plur. die Per eine Mühle, welche von dem
Waſſer getrieber wird, zum —— von den Windmühlen/
„We. w. B.4. Th.2. Aul.
Die ige — die ⸗¶n eine Linie, * ein Stpeif au⸗ *
Die Waſſer lücke, plur. die —n,in der Landiwierbfchäft, gücten, ;
. Die Kunf, mie
Die ‚Waflermelone, plur.die—n, eine Art fehr faftiger Melos ©
RE TEA 120 |
Roßmühlen u. * Im engern Verſtande ij
Waſſer getriebene Mabl⸗ oder Getreidemühle.
Der Waſſermüller, des —s, plur.ut nom. fing. der Ind aber
einer Waffermühle-befonders einer ſolchen Getreſdemühle.
Die Waffermünze, plur.inuf. verſchledene Arten von Münzen,
welche im Waffer wachſen, wohin die Mentlra aquatica, pa-
luktris uw.hırluta Linn. gehören; auch Waſſer Nept.
r N
Bes eine don bem
Das Waͤſſermũß, des —es, plur, von mehrern Arten, die —e,
"ein von Mehl und Waſſer gekochtes Muß, ohne alle feriere Zus
that; Ser Wafferbrey. \
Märlern, verb. reg. welches auf doppelte Met üblich if. 1.Als
ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. (1) Sein Wäffer
laſſen, doch nur bey den Jägern, befonders von wilden Thieren,
weiches auch feuchten und naffen genanntwird. Im Nieder:
fähfifchen if watern gleichfalls fein Waſſer abſchlagen. 2. Der
Grund waffert ihm, läuft ihn doll Waſſer, am häufigften im
fighielichen Verſtande, er bekommt ein lebhaftes Derlangen dar
nach. Das Maul wäffert ihm bereits darn ach er wird darnach
lüflern. *(S. Wafferig.) # Dpig gebraucht diefes Berbum auf ei⸗
ne ungewöhntiche Arı von den Zähnen. Die Zahne waffern ihm.
2, Als ein Aetivum. (1) Mit Waſſer defeuhiin, benvgen,
So wäflert man die Wiefen, werin man fie unter Waſſer fegt.
Der Frl wäſſert Agypten, befeuchtet es. Im figüeitchen Vers
Rand: heißt es im Zachariä:
Er faß bey vollen Saffern, 2
. gern vondesgeren Befchrey,den dürren Sals zu —
(2) Mit Waſſer vermiſchen, derdunnen. Den Wein, dag Bier
wälfern. (3) In Waffer "eiumeichen. Säringe, Stodfifcpe,
gerauchertes Steifh, einen Braten u. 1. wälfern, we.ches oft
bloß, wie z. B. bey friſchem Fleiſche, in der Abſtcht des Waſchens
"udefchlehes, Slachs, Hanf waſſern, im gemeinen Leben reiten,
Niederſ röthen. _ Die Sehe wäffern, einweichen, bey den Oft-
bern. (4) Dem WBaffer ähnlich machen. So werden manche Feu⸗
gegewäflert, wenn man fie anfeuchter und preſſet, da fie denn eĩ⸗
neu der Waſſerflache äbnliden Glanz befommen, welches mit eie
j nemfranzöfifchen Worte auch Moiren genannt wird, Die Sch lof⸗
fer wäffern ihr Laubwerk von Eijen, wenn fie demfriben am Rau⸗
de eine wellenförmige Geſtalt geben, S. Wafferlaub. :
So auch das Walfern und die Wafferung, doch legteres nur in
der erften acriven Bedeutung.
Der Waffernabel, des—s, plur. He—näbel. 1, Der Nahe
einer Wafjerpflanze, Hydrocotyle Linn, 2. Die Hrransireie
bung des Rabels durch die Bauch wwaſſer ſucht. —
Die Waſſernadel, plur. die —n, ein Werkzeug von Weiden-
oder Erlenholz, in Öeftalt einer Magnet: Navel,weldhes unter der
Erde verborgene Quellen und“ Waſſer adern anzeigen foß,
Der afler:Trepr,des —es, plur. die —e in eimgen Gegenden,
ein Rahmeder Waſſerm imze, (S. dieſes Wort.) Mept iihier
aus dem Lat. Nepeta verderbt.
Der Waſſernix, des —es, plur die —r, ein endichteteg Walker:
geſpenſt, welches auch nur der Nix ſchlechthin genannt wird, ©.
dieſes Wort,
. Waflernöthig,— er, —fe , adj.etadv, Roth von vielen Wafı
fer Ieidend, ein nur im Bergbaue übsiches Wort, wo Fine waffen:
nötbige Zeche eine foicheift, wo man duech das pieie —— an
der Arbeit gehindert wird.
Die Wäffernuß, plur. die — die eßbare — eines Waſ⸗
ſergewãchſes, welche den Geſchmack und die Geſtalt einer Ruß
bat, Trapa Linn. die Stachelnuß, Zeig uß.
Die Waffer-Yiympbe, plur. die —n. 1,.%u der Mipthologie
der Hirten, Romphyen, weiche fich in den *5 äufbalten, 2.
‚Eine Art Infecten, welche die größte Libella if, und im genieis
* Wh nen
\
7
e
Bl. ——
1411
sen Leben auch Jungfer, Beupferd und Siebert genannt
wird, S. die beyden erfendicfee Wörter, :
- Der Waſſer⸗ Papilion, des—s, plur. vtaom.fing. S. Waf: |
fermotte,
Waͤſſerpaß adj. et adv. welches — in Riederfahit
üblich iſt, mit der Dderfläche des ſtillſtehenden Waffers varallel, d.
i. horizontal, twofür im Hochdeutſchen wagerecht üblich iſt. ©.
Pat, das Adverh,
Der Waſſerpaͤß, des —es, plur. die —e. 1, In einigen Sal
werten, das Gewicht des Gefäßes mit fügem Waffer, gegen wel:
ches bey dem Probieren der Sohle chen jo viele Sohle abgewogen
wird, (Sr. Paß). 2. Im Riederf. ein Nahme der Waſſerwage.
Die Waſſerperle, plur.die—n, eine Berenunag der unecht.a
oder nachgemachten Perlen, zum Unterſchiede von dem ehren oder
orientaliſchen.
Die Waſſeroeterſilie, plur. inuf, 8. Waſſermerk.
Eie Wailerpfanne, plur, die—n, eine Pfanne, Waffer darin
zu fieten. Juden Bieriol-Werken ut es diejenige Pfanne, worin
dic seite Lauge geſotten wird.
Dei Waſſerpfeffer, des—s, plur. ut nom. fing, ein Nahrıe
des Stöhkrautes, Polyzonum hydropiper L.S.$löhkvaut.
Die Waſſerpflanze, plur, die —n, eine Pflanze, weiche im Waſ⸗
fer wach ſet.
Der Waſſerpflug, des —es, plur. die —pflũge ein Ping, damit
unter dem Waſſer zu pflügen, z. B. den Grund eines Eanaley oder
Brabens damit auf zulockern.
Die Waſſerpfrieme, plur. imuf. der Rohme einer Waſſer⸗
pfianze, welche im initiernächtlichen Europa einpeimifh iR, Su-
bularıal,
Ter Waſſer vlatz, bes—rs, plur. — in der Seeſahrt,
ein dequerier Platz au der Kůſte, wo ſich ein Schiff init fügen‘ —
Tee verſorgt.
Die WO fierpode, plur.die—n,S. Wafferblarter.-
Die Waſerorobe, plur. die—n, die Probe, welche mit einer
Sache indem Waffer, nad vermittelſt deſſelben angertell oird.
So befichet die Wafferprobe der Metalle darin, dag man fir uns
ter dem Woffer wieget. Zu den mittieen Zeiten beitand die Waf:
"ferpeobe eines Beilaaten, der das Verbrechen längnere, darın,
daß er entweder einen Ötein aus ſiedendem Waſſer becaus langen
mudte, oder an Händen undFüßen gebunden in einen Fluß gewor«
fenward. Da die letzte Art ben den fo aenanıen Hrren noch
am längften heybebaiten worden, ſo wird ſie au Hd Herenprobe
genannt,
Die Waſſerpumpe, plur.die—n,- fine Bunape, Lamit Baffrzn
pumpen, zum Umerſchiede von eiuer Luftpumpe.
Die Waſſerpucſche pler.se—n, das Pürſchen oder Schießen
bes WSoaſſergeftügels auf dem Wuffer,
Die Waſſerquelle plur. Sie—n, eine Diele, welche Waſſer
gibi, und welche am Yänfigften Duelle ſchlechthin genannt wird.
Der Waſſerrabe, des — n, plur. die —n, eine Art‘, großer
ſchwaczer Tander, Pelecanus CarboL. SHlingrabe, See:
rabe.
Dee Waſſerrad, des—es, plur. die —r Ader, in den Waffermüßr
Sea und Waſſerkünſten, dasjenige Had, welches unmittelbar vor
dem Waſſer getrieben wird, und eutweder bbreiiplanuigeber un⸗
terſchlachtig iſt.
Die Waſſer⸗ Rackete plur. die — n, bey den Feuerwerkern, Has
cketen, wege aufoder unter dem Maffer breunen.
Der Yafferrand, des—es, plur. die—rander, der Hand eines
SHiärs, außerhalb des Waſſer⸗ Bor duch die Waſſerlinie
beſt imnit wird.
Die Waſſercatze, plur. die —n eine Art grozer Waſſerm ãuſe.
Geh u r ae In
2 —— xt \
ee
Die Waferranfe, S. wa ſervettich·
Die Waſſerrebe/ Plur. die—n, in dem ——— Heben ie
Sproffen, weiche von den Wofferwurzeit giteieben werden, und
auch Grundreben det pen.
Das Waſſerreͤcht, des—es, ‚plur, die, das Recht, ende
reife Waffer nach feinem Gefallen zu nutzen, oder zu leiten.
Das Waſſer-Regal, des —es, — an, das Waſſerrecht,
als ein Regal beachtet,
Die Waffsrrehe, plur. inul. — Kihe, weiche entfiebet,
wenn ein Pferd nach großer Erhigung gettänket; oder in das Weſ⸗
. fer geritten wird; zum Uulerſchiede von der Sutter: uud Wind,
rebe.
Waſſerreich, —er, —he, adj. et adr. rei an Ballen dies
tes Waiſer dabend, Ein waſſerreiches Land. -
Dave Weiferreidy, des—es, plur. ul. das Waſſer mit —
Bervohnern und Producten, als ein Naturteich beiradten. -
Der D)aiferreif, Jes—es, plur. die—e, divjenigeXur'des Reifes,
wobey die Gegenſtande misgefrornen Waſſer überzogen — —
zann Uaterſchiede vondem Kauchreife.
Das Waſſecreis, des-—eö, plur, die —er, diejenigen Reiſer —
den Baumen weiche zum Fruchttragen untauglich find, und den
übrigen Sorgen zur die — benehinen; Waſſerſchoſſe/ NE
witerigüfe
Die WMaſſerreiſe/ plar die—n.
Umerſchiede dan einer Landreife.
fer ſir zus Wi Grleiting dienen.
nernen Kuyren. }
Der Waſſerrettich/ des —es, plur. de-—e, eiue Art Ale, *
che in Waſſer wã hietee und dem Rettiche gleicht, die Weiſer-
xanfe, Waſſerkreſe Nallurium Silytabningk aqus ti·
cunL, *
Die Waſſerert nne plar. Sie—n, eine Rune, wWeſer damit aı
einen Dit keiten,
2, Eine Heibe Ligen, jo
Der Waſſerriß des 08, plur. 8ie—e, eine von dem Waſ⸗
fer in dem Erdboden, beſonders in Anhöhen geriſſene Vertiefung; 3
im gemeinen Leben sine Schlucht.
Die Waſſerritze, plur.die—n, eine Nige, dutch welche dae Wa
Fe eiudringet, z. B. Inden Schiffen,
Die Waſſetröhre, plur. die —n, eine ‚jede Rößkr, Bilder
durch zinleiten, 7
Die Waſſerroſe/ plur. die—n, ein Nahme der See⸗ oder Wal:
ferbiume, Nymy haeal.
——
Der Waſſerroßſchwanz/ dee plur. inuf, eine Arı des
Roßſchwanzes, welche im Waſſer wächſet, ERROR palur
ltre und iluviatilel..
Die Weflereübe, plür. die—n, eine Art gemeiner weißer Rüe
ben, melde di oder knollig wachfen, uud wälerig ſchmec en,
Knollenrüben; zum Unterſchiede von den Steckrüben.
Der Wafſerſack, des — es; plur. die — ſäcke, in Berakanr,
1, Ein Det, inder Örude, wohin das Waſſer infammen fliege,
und welcher auch det. Sumpf genannt wird, ® „Der Raum er
fepen den Schaufeln eines Waſſerrades.
Der Waller: Salamander, des — plur. ut nom, fing.
eine Art Salamander, welche ſich im Waſſer oufhalt. ©. Waſ⸗
ſermolch.
‚Der Wafferfalat, des—:s, plur.änuf, ein den Salate Thale
5 edtheile, welches auf dem Waſſer
bes Gewärdhs der warmern E
ſchwimmet, Piflia L;
Der Waferfano, : Les en, plar. car. Sand aus fießenfen
Wafern, ‘zum Unterfdivde von demjenigen Saude, weicher anf
und unser ber Erde anget: offen wird ; Waflrrties, 5
—— er
Bine Wätreiie vou bon. £
1. Eine Reife zu Warfer, zum >
RE
ge Waller: Sapbier, I. plur. die —e, ein Eaphier,;
kunſt, weicher einer Saule gleicht. 3. Eine Maſſe Waffer von
‚der Oberfiädir an bis auf den Örund, ſo fern man felbige als eine
Säule betrachtet; zum Unterſchiede von der Luftfäule.
Die Waflerfihabe, plur. die—n, eine Acı Schaben oder Mote
ten, welche ſich an feuchten Orten aufhält ; die Wa ſermotte.
Der Waſſer ſchacht, drs—es, plur. die —ſchachee einSchacht,
durch weichen das Grubenwaſſer gehoben wird, der Runſiſchacht;
zum Unterſchiede von dem Sahr- und Förderſchachte.
Z er Wailerfchade, des—ns,. plur, die — ſchaͤden, der von
denn Waſſer verutſachte Schaden.
Der Woefferſchatz des —es plur. die —ſchatze. ı. Ein Schatz,
d. 1. großer und ſchas arer Vorrath von Waſſer. 2. Bey den
Mafjerfüt fien iſt eg derjenige Vorrath von Waller, weicher dur)
Höbren in die Kunft ‚oder gu som Springbrunnen geleitet wird. °
Waferfihen, adj. et adv. Scheu vor dem Weſſer habend, das
Waſſer ſchenend.
Die Waſſerſcheu, plur. car. ı. . Die Scheu, ober Furcht vor dem
Waſſer. 2. Iurengerer Bedentuug, derjenige Zufall von raſen⸗
> den Thieren gebiffener Perſonen, da fie einen Abfchen vor dem
Waſſer uud allen Füffigen Dingen änfern ; Bydrophobia.
ge Vsfferfchierling, des—es, plur. inuf. die giftigfte Art
Schierling, welde an feuchten Drien wachſet, Cicuta viro-
laL, ; 7.
De Waſſerſchiff des — es, plur. die—e, S. Kamei 2.
Die Waſſerſchildkroöte, plur. die—n, diejenige Art Schilokrö⸗
sen, welche ſich in dem Waoͤſſer aufhãlt, zum Unterſchiede don den
Erd: und Landſchildkröten.
Die Waſſerſchla — ‚plur. die —en. ı. Eine Schlacht auf dem
Waſſer, wofür doch Seetreſfen üblicher iſt.
ein geflochtener Danım, it dir Waſſerfchlacht, cin Damm von
Buſchwerk und Rafen, dem’ Errreifien des Waſſers Einhalt zu
hun.
Die Wafferf: lan ve, plur. Sea, eine Art Schlangen, welche
= im Walſſer tet.
Der Waſſerſchlauch des — es, plur.inuf.einWoffergewächs,
welches an den Wurzeln mit Peinen Scläuchen von Waſſer vers
“ feben ift, Vtricularia Asati⸗ L.
Tas Möfferfchlöf, des — rs, P' !ur. die-Ieptöffer, 1. Einin
das Waſſer gebancteg Schleß. 2. An einigen Orten wird auch der
Waſerthurm der Wa erfünfie mit diefent Nabmen belegt.
Die Waſſerſchmiele, pur, inuf. cine Arı Schmiele, welche an
feuchien Drten wähfit, Aira aquatica L:
—— Waſſerſchneẽcke, plur. sier—n. ı, Eine Art Schnecken mit
zwey Hörnern, welche ſich in dem Waſſer aufbalten, zum; Unter⸗
f&iete von den Landſchnecken. 2. Eine ——— das Waſſer
zu heben, ©, Waſſerſchraube.
Die Waſſerſchnepfe, plur. die—n, eine Art Schüerfen, welche
fi an fandigen Flüffen und Bächen aufhalten, nud anch Pfubl:
ſchnepfen gensnntwerden, zum Unterſchiede von dei
M eſchnepfen. =
Fer Wallerfcyöß,des—es, plur. die — e, ©. Waſſerreis.
Die Waſſerſchraube, plur.. $ie—n, eine Maſchine, welche aus
‚einer um einen Cylinder geführten Schraube beftebet, das Waſſer
r
a ac ein >
=
er
—
ſerſchnecke, die Archimediſche Schraube⸗ weilßiegpinicdss ſie er⸗
funden bat.
— — Du
Pa a ö
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ſchoß, * Waſſerreis.
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*
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* a
defren Farbe der Farbe des Waffers gleicht.
BER erfäule, plur. die — n. ı. Ein Nabnie der Weiler: \
- bofe,(S.diefes Wort), 2. Der hack Strahl ineiner Waſſer⸗
2, Bon Schlacht, .
weldeuhd _
Der Waͤſt ſchuͤe des :8, plur. de ⸗ſch üſſe/ wie Bf Der Waflerftein, des —es, plur.. die—e:
Waſ 1494
Die wa ſerſchwalbe, Blur, die —n ee Schwalben,
welche ſich ax den ſte len tifern tiefe Löcher graben, unt in deufele
ben überwintern; die Erdſchwalbe— Uferichwalbe, Sandſchwal⸗
be, Kheinſchwalbe, HirundoripariaK.
Der Waſſerſchwamm, des — es. plur. die —fhwän:me, ein
Schwamm, welcher in dem Warfer erzeuger wird, Conlerwa
bullofa L, zum Unterfdiedevonden Erd und Landſchwam⸗
men.
Der Waſſerſchwarm, des —es, plur. die—fhwärme „ bey
‚den Feuerwerkern, ein Luſtſeuerwerk, in Geſtalt eines Bienen⸗
ft warmes, weiches: auf dem Waſſer brennet, und aus Waffers
ſchwarmern beſtehet.
Der Waſſerſchwarmer, des—s, plur. ut nom. fing. eben
dafelbſt Shwärmer, weiche auf dem Wafferbrennen,
Die Walterläpwere, plur. von mehrirn Arten, die—n. .
Die Schwerr des Waſſers. 2. Bey din Münzproben, das von
dem Scheidewoffer Hey dem Solde zurüdgelcffine Silber, dee
Hinterhalt des Scheidewa ſers.
Der Wafferichwertel, tes—s, plur. ut nom, fing.einden
Schwertelnähnliches Waffergewähs, S. Wafferlilie,
De: Waſſerſchwimmer, des —s, plur. ut nom, fing. bey den
Hagelfd;mieden, die kleinſte Art Schloßnägel, deren 1500 in tie
ner Eyerſchale aufdem Waffer (dwinimen ; Rammzweden:'
"Das Wafferfegel, des— 3, plur. ut nom. ling, cuföcn Schife
fen, ein Segel, welches man zuweilen vondem Hintertheile in dag
Waſſer hänge; und vermittelſt defjen der Strom oder. die Fluth
das Schiff treiben,
Die Waſſerſeige, plur. Sie—n. 1.Ben den Bädern, ein Aa
fin mit einem Bo’tn von Drabt, das Waſſer von dem genegten
Weisen abzuftigen ;an einigen Orten, die Bunf. ©: Im Berge
bane, die Grundfläche des Stollen, worauf das Waſſer abfließet.
Die Waſſerſeite, plur. die ⸗n, die nach dem Waſſer gerichtete
Seite,
Der Waſſerſenf, des —es, plur. inuf. ein Rahme der Waſ⸗
fereaufe, Sifymbrium aquaticumL.
Die Wafferonoth, plur. car. Noth, welche aus reigenden ober
übergerretenen Waſſern beſtehet. —
Der Waſſerſpie gel, des —s, plur. ut nom. fing, ı, ImBere⸗
baue, u. ſ. f. die Oberfläche des Waſſers, weil fie im Stande der
Rubhe vinem Spiege! alrichet. 2. Bey den Wafferfällen, die zu⸗
ſammen bangende und her ab flüczende Slache Waſſers, aus *
derſelben Urfache,.
Das Waſſerſpiel, des—es, plur. die —e, Spichwerke, 5; 8.
regeln, Figuren, u, fr fr weiche von den Waſſer n Bewegung,
geſest werden.
Die Wafferfeinne, plur. die —n, eine Art Spinnen, welde
fih auf dem Waffer aufhält.
Die Wafferfprige, plur. die—n, eine Spritze, das Waſſer an
einen entfernten Ort zu treiben, weldye, wenn ſie zu Auslöſchung
des Feuers gebrancht wird, eine Seuerfprige heißt.
Der Waſſerſtahr, ——— plur. die—e, ein dem Stahre aͤhn⸗
licher feltener Bogeldernördlichen Gegenden, welcher you Waſ⸗
fer In ſeeten lebt, und ſich oft tief unter das Maffer taucht, ob-
er. gleich kelne Schwimmfüße bat, SturausCinclusL. ©.
Waſſer amſel.
Der Waſſerſtand, des—es, plur. inuſ. der Stand, d.i, si
Höhe des Waffers-in einem Fluſſe oder Ser.
durch Umdrehung d.rfelben in die Höbezu winden ; euh die Waſ⸗ Der Wafferftänder, des—s, plur. ut nom, fing. ein Stän«
der, d. i. ſtehendes Gefäß, (zum Unterfchiede von einem tragbar.
ven,) Waffer darin im Borrarf zu Balten;. -
», Ein Gränzftein,
welcher dia Granzen in den Flüſſen, Bäcen. und Fiſchwaſ⸗
Uuun 2 x fern:
x
W
— SR: Be; BEYER —
‚1415
fern‘ REN 2, An einigen Orten wied der Gußftein in den
‚Küchen, und ein jedes‘ fleingrues Bebäftnig, durch welches Uns
reinigkeiten abfliegen, ein Waſſerſein genannt 3.&o wiebey
noch andern der Seigerſtein die ſen Rahmen führer. 4. Zuwei⸗
len auch diejenige Kalkerde, welche ſich durch langwieriges Kor
chen des Brunnenwaſſers an den Keſſeln in Geſtalr eines Steines
auſetzet. *
Die Waſeerſtelze plur. ie —n, au einigen. Deien, ein Rahme
‘der Bach delʒe. Diefe kleine Waſſer ſtelʒe/will ſte den Weg uns
weiſen, Geßn.
Der Wafleritörn, des —es, plur. die —e, der Nahme eines
Waffergewächfes, welches in fill ftebenden Waffern wädhiet,Cal-
litriche Linn,
Das Waſſ erſternkraut, des ⸗ plur. inuf, Siehe Wal:
jevdofl.
Die Waflerjfüuer, plur. sie—n, S. Waffergels. »
Der Wafferfiefel, des —s, plur. die s-n, lange, weite Stie
feln, Damit in dem Waffer zu gehen.
‚Der Waſſerſtollen, des —3, plur, unnom. fing. im Berge
— ein Stollen, das Waſſer aus den Grubengebäuden abzu⸗
‚führe
Der Daferfirabt, des —es, plur. die—en., 1. Inden Waſ⸗
ferfüniten, das in Geſtalt eines Strables fenfrecht. in die Höhe
ſteigende Waſſer.
ſtrahl, welcher das von einem Feuerſtrahle entzündere Feuer wie⸗
der löſchen fol, auch des Waſſerſtreich.
Die Warferfträde, plur, die—n, im Bergbaug, eine, Sirecke,
welche das Waſſer in einen Schacht oder Stollen leiter , zum Uns
terfchiede von $ Srderirr@en, und andern Arten von Sireden.
Der Waſſerſtreich, des —es, plur.die —e, ©. Waſſerſtrahl.
> Die Waflerftreife, plur. die —n, unausgebadene Stellen im
Brote, in Geſtalt der Streifen.
Woaffenittiefig, adj.etadv. Wafferftreifen Habend,von den Bros
te, auch Wafferfiriemig, im Dbgrdeutfchen frundig ober ſpondig.
Die Waſſerſtube, plur. die —n, bey den Wafferleitungen, ein
Brhãltuuß unter der Erde, wo die Röhren ausgerheilet- werden,
oder zufammen kommen.
Das Waſſerſtück, es — es, plur. Sie Nucke, in deu-Oäcten,
ein Luſt ſtuck, welches aus ſtehendem, fließendem und fpeingendem
Waſſer beftcher.
Die Waſſerſucht plur. car. ritie Krankheit, da ſich in gemiffen /
Theilen des Leibes Waffer anhäufer.
Wafferfüchtig, adj. eradv.mirder Waſſer ſucht behaftet,
Die Waſſerſuppe, plur. die —n, eine geringe Suppe, deren vor⸗
nehmſter Veſtandtheil Waſſer iſt.
DSie Waſſertaufe, plur. inul. in der bibliſchen Schreibart, die
Taufe mie Waſſer, welche am haufigſten die Taufe ſchlechthin ge⸗
nanut wird, zum Unterſchiede von der ßdeuertaufe.
Der Waſſerteufel, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art des
Blas⸗ oder Waflebühnes, Fulica kcal Klein. auch Meer⸗
teufel.
Daͤs Waſſerthier, des—es, plur. die—e, Thiere, welche in
dem “Baffer leben, zum Unterfchiede von den Landthieren.
Das Waſſerthor, des —es, plur. die —e, dasjenige Thor einer
Stade, welches nach dem Waffer zugebet.
Der Waflereburm, des—es, plur. die —thurme,ein im Wafe
fer fiehender Thurm. Im Feftungsbaneift e3 ein Eleiner Shurn
auf dem Grabendanme, biefen Damm zu bedecken und zu beob⸗
achten.
Die Warffertiefe, plur. von mebrern Arten, die—n, die Tiefe
des Waſſevs. Die Wa ıffertiefe eines Schiffes, das Maß desjeni-
gen Theiis, der ſich in uud unser dem Waſſer ——
B— — F X *
Der Waffertrog,des —es, plur. die—tröge, ein — after >
2. In der Phyſik des großen Haufen, ein Blitz ⸗
Der MWafferoogel, des ⸗s, plur. die —vögel, eine allgemeine ; %
„Die Waflerwanze, plur: die ES, Waflerlaus,
Die Waffestonne: pl ur, die — — BE Waſte Baein if —
zubehalten, oder hin und ber zu fchaffen. $:
Der Mailerträger, des —s, plur. ut nom, Bir ı ‚Divfekie —
"ge, welcher Waſſer trägt, zum Waffertragen befkinmt iff. 2. Ein.
Nahmie der. Bropfgans,Pelecanus Onocrötalus Linn. wele
che auch Warfervielfraßgenanntwird, —
Die Warfererenfe, plur. die—n, eine Art Trenſe, dep den Pers “
den, welche auch die Knebeltrenſe gensfine wird.
"Der Waſſertreter, des Is, plur. utaom. ling, ı —
welcher im Waſſer aufgerichteg geben Fan. 2. Eine Art Halle,
welche über dem Wafjec Hintäuft,und auch waſſerlaufers genännt
"wird, Rallus aAquaticus Klein.
Der Wafferttinfer, des —s, plur.utnom. fing, Fämin. die 2
Ps , eine Per ſon deten gewöpuliches. Geteänt 3
affer i
darein zu thun oder darin —— SE
Die Waſſertrommel, plur.die—n, im Bergbaur, eine Mur 7
ſchiue, in Öeftalt einer Trommel, duch diefelde vermittelt des 7
Binein geleiteren —— friſche Luft in die Scutcucc gu —A
ſchaffen.
Der —— des —s, plur. ut nom. fing, ein Tropfen —
Waffers, zum Unterſchiede von den Tropfen anderer Rüpiaen,
Körper, *
Die MWoeflerubr, plur. die —en, eine Mafchine, — J
telſt des in derjelben Befindlichen und —— Waffers
die Stunden zeiget. Y
Das Waſſeruhrwérk, des —es, pur. die —k, ein Ubeet,
welches von dem Waffer getrieben wird. —
Die Wäflerung, plur. inul. don dem Verbo wãſſern das
fern, als eine Handlung betrachtet. Das Wäfferungsrecht, das
—* einen Fluß sur Wäfferung auf feine Felder und Biefen
zu leiten. ‘
Das Wafferurtheil, de Lig —— in den mittlien .
Zeiten, eine Benennun We herueche, ©, Siefes Wort.
Des Wafferveilchen, des —s, plur. ut nom, — S. Waſ⸗
ſerviole. A
Der Waſſervielfraß des e, plur, die u feße Ware 3
tesger.
Die Waſſerviole/ plur. Sieg-n, Diminut. das Warlerpeilcen, 3
ein Europäifches Waſſergewaͤchs, welches einer Viole gleicht u ·
tomus Linn, . |
>.
Benennung aller derjenigen Vögel, welche ſich entweder auf dem
Waſſer, oder doch nahe an demſelben aufhalten, und eolleetive
Waſſergeſtugel heißen. =
Die Waflerwage, plur. tie —n. 1. Ein Werkzeug, das Sefätl —
eines fließenden Waſſers und die Neigung einrr jeden borizontae -·
len Fläche zu wagen,d. & zu beffimmen. Bey deu Markſchei
wird fie der Gradbogen und die Zängewage genannt, — &
Wage, den Gehalt des Salzwaſſers und anderer lüßigen Korper 34
dadurch zu befkimmen. }
Der Wafferwegerich, des—s, plur, inuf, ein den: Wegerih
ähnliches Gewächs, welches in wöſſertgen Gegenden wohnet,und
audhSrofchlöffel und Waldbart ge: anut wirt, AlifmaPlan- 2 4
tago Linn. —
‚Das Waſſerwehr, des —es, plur. die ee, ei Wehr oder
Damm durch einen Fluß, welcher auch nur wehr eihn *
nannt wird,
Die Waſſerweide, phir. Sie a eine At AR, welche an
lüſſen oder Waſſern want
L Kr #
h
ED
[z
Bu Es
—— —2 ae — Sie. et ein von dem Waſ⸗ =
ſer getriebenes Werk, äugleichen eine Wafeekunf, und deren ein⸗
„selne Botftellungen. ö
Der Wafferwoirbel, des — 8, plur, ut nom. — 1 EinWir⸗
bel in dem Waſſer. 2. Eine Benenuung der Waſſerhoſe. Siehe
dieſes Wort.
Die Waſſerwoge, plur,sie —1r, eine große Welle, in der edlern
Schreibart, auch nur Wogefhlehtbin.
Der eh elf, des —es, plur. bie —wälfe, eine Art Brad.
vögel, edenvogel. y
Die Wafjerwurzel, plur, sie —n, Bicjenigen Wurzeln an dem
Weinſtocke und de« Bäumen, welche nahe unter der Dberfläghe
+. Hegen, und nurdie Säfte von Thau und Regen an fich sichen, dar
ber fie auch Thauwurzeln genannt werden.
1, Der Wailerzoll, des —es, plur. die —e, bey den Brunnen,
und Röprmeiftern, ein Maß die Quantität des fliegenden Waſ⸗
ſers zu meſſen, weil deſſen Offumng einen Zoll im Durchmeſſer
bat, S. Waſſeraiche. A
2. Der Wafferzoll, des —es, plur. Sie ——— Zoll, welcher
auf einem ſchiffbaren Waſſer gegeben wird, und der Dre, wo dafs
felbe gefchiebetz zum Unterſchiede vondem Landzolle.
Die Wat, pluri die —en, ein nur in einigen Ober⸗ und Nieder⸗
deutſchen Gegenden übliches Wort, eine untiefe Stelle in einem
Fluffe zu bezeichnen, wo man durch denſelben waten, d. i. gehen,
Eann, im Hochdeutfchen eine Surt, Lat.Vadum, Ztal. Guado,
(S. das folgende.) Im Niederdeutſchen ift die Watte eine Un⸗
‚tiefe in der See. ©. Wattſchiff.
daten, verb.reg.neutr, welches das ——— ſeyn erfordert,
im Waſſer geben. Der Fluß it ſo ſeicht, daß man durch den:
felben weten Fann. Sieb, der Bock dort wadet (watet) indem
Sumpfe, Geßn. Ingleihen figärlih: wenn die Schafe und
die Rinder um uns her im hohen Grafe waten, eben der, S
auch da8 Waten.
Anm. SchoriuRotferunaton,i im Hieberdeutfehen und eis
nigen gemeinen Oberdeutſchen Sprecharien waden, im Angelf.
wadan;imöngl.towade, Die Abnlichkeit mit Wa ſſer, Niederd.
Water, iſt vermuthlich nur zufällig, obgleich viele dieſes für das
Stammwort gehalten haben. Es ſcheinet vielmehr, daß der Bez ',
seh, des Gehens der herrſchende it, da es denn mit dem Schwer.
vada, gehen, Latein: vadere, nnd Griech. Baden, Radızım zu
einem und eben demfelbenStamme gebören wide, J
Die Mathe oörr Watte, plur. die —n, ein großes Zugnetz zum
> Sifhen, welches aus zwey ſtarken Wänden, es daran zu ziehen,
und einem Sacke in der Mitten, beftehet; in Oſterreich cin Se—
gen Franz. Sainette, Bey den Jägern finddie Waten Kleinere
Retze zum Ottern⸗ und Biberfange. Im Niederdeutſchen lautet
es Wade, Wae. Sollte diefes Wort von dem vorigen waten ab⸗
ſtammen, fo müßıe man es freylich ohne b, Ware, ſchreiben.
Allein es ſcheinet vielmehr von dem alten Wadt, Wand, Gewand
abzuſt ammen, welches dadurch beftätiget wird, weil man derglei⸗
chen Netze auch das Zeug zu nennen. pflegt,
Der Wat ſack, des—es, plur. die —jade, ein geme iniglich le⸗
derges Bebältnif, Kleider und andere Geräthſchaften darin arf
der Reife bey ſich zu führen, befonders auf dew Keifei- zu Buße.
An den meißen Gegenden ift dafür das Wort Jelleiten üblicher.
Warfa,in einigen gemeinen Ober deutſchen Mundarten Watſ ch⸗
‚ger, Schwed. Vätlack, ſtammet ohne Zweifel von ‚waten, ge⸗
bes, reifen ab, und bedeiifet alſo eigentlich rinen Reiſe ſack. Ob
das Sclavou. Wacek, Jelãud. Veik, Schwed. välka, Finni⸗
ſche Walkyt, und das. an einigen Beten Dentfchlandıs übliche
Wãrtſchger, ale in der Bedeutung p wohl eines Watfaces, als
auch eines Beutels überhaupt, aus eben derfelbsne Auer find,
—
*
BEN
nd —
a * *
= =, | 2 Be
| ıag
ober nur eine bloß zufällige Abalchteit Haben, ich fich wobt
ſchwerlich ansmachen laſſen.
Watſcheln, verb. reg. a eutr. mit deim Hülfsworte haben, wel⸗
ches nur in. den niedeigen Sprecharten üblich if, ſich dar Beben,
von einer Seitezur andern-neigen, wie. die Amon. Öleichfalls
von waten, gehen, welcher Begriff hier Yo wohl ducch das ich, als
durch die iterasive Endung eln, näher befimme wird, Im Engl.
to-waddle; im Osnabrück. ift dafür worteln üblich. Vou
watſcheln heißt in Schlefien eine Anke, wegen diefes ihr eigen⸗
thümlichen Ganges, Watſcha.
Die Wätte, ein Zuggarn, S. Wathe.
Die Watte, plur. die —n, mit Leimwaſſer in einen ſchwacher
Filz verwandelte Baumwolle, Seide, oder Hanf, Kleidungs-
ſtucke damit zu unterlegen. Da man ih Dazu ber gerinäften Art
Baumwolle und Seide bedienet, welche nicht zum Spinnen rau.
get, fo werden auch dieſe zuweilen Warte genannt. Im Engl.
Wad,Wadding. Es iſt ohne Zweifel ein Überbleibfef des al⸗
ten was, gewebtes Tuch, wofür jeg: Wand und Gewand üblich
iſt. S. das letztere.
Das Wattſchiff, des —es, plur, die — in der Schifffehet, ein
bewaffnetes Schiff, die Schiffe. auf den Warten, d. i. Uutiefen
zu decken. Von dem Niederdrutſchen Warte, Untiefe, Siehe
Wat. .
Der Wau, des—es, plur. inuf..der Rahme eines nüßlichen,
Färbekrautes zurgelben Farbe, welches in Europa an den Wer
gen wildwächfet ; Refeda Luteola ‚Linn. an mauden Orlen
Waude, Wied, Gilbkraut, im Engl. Weld. Der Nahme ſchei⸗
net mit Waid verwandt zu ſeyn, S. daſſelbe.
1. Die Webe, plur, die—n, ein nur im Seinwandshandel üblie
ches Wort, ein Stück Leinwand. von einer gewiffen Anzapl Elien,
welche füch doch nicht überall gleich ift, indem man Weben von
42 bis 72 Ellen dat: Es ift von weben, und die Wurzel von,
‚Bewebe. * Das Webe gebraucht Opitz noch von einen Spinnen»
gewele.
2, Die Webe, plur.die—n, ein veraltetes, und nur noch in der
Deutſchen Bibel befindliches Wori,von weben, ſchwiugen. Er
webete eine Webe, 3 Bd. Mof. 8,29. ©. Weben.
Das Webel,des—e, plur. von mehrern Arten, ut nom Ming.
nurin einigen Öegenden,der Einfchlay,das Werft; von weben,
weil diefes es eigentlich ift, was in den Aufzug gewebrt wird.
* Der Webel,des—s, plur. ut nom: fing. ein im Sochdeut ⸗
ſchen für fich allein veralteteg und nurnoch in ber Sufanimen«
fesung Seldwebel übliches Wort. Im Ober! deutſchen Dingegen,
wors Waibel, Weibel lautet, iſt es noch vöriig gangdar, nud
bedeutet daſelbſt den Gerichtsdiener. Des Weibels recht iſt och,
das er zu den vier dingen gebieten ſol den hubern, heißt es in
"den Saalbuche des Kloſters Ebersheim bey dem Schilter. In der
Schweiz iffderSreyweibel eine obrigkeitliche Perſon unter dem
Amtmanne. Es iſt gleichfalls von weben, in der weitern Bedeu⸗
tung des Bewegens, weil der Webel eigentlich vor feinen Obern
zu Verſchickungen gebraucht wird. Ehedem hetentete daher Wei⸗
bel auch ein Wanderer.
Die Webeleine, plur. die-—n, in der Seefabet, Leinen oder
Stride, von der Stätke eines Eleinen Fine —* ſo wohl Taue da⸗
mit zu binden, als auch zu andern Bedürf.‘, E
Wiben, verb. reg, weiches in doppelter Gefatt gefühben wird
1, Als ein Neutrum, mit dein Hülfgworte haben, ſich bewegen,
beſonders, fih langjam bewegen; eine längft. veraltete Bedeus
iung, welche noch in der Deutſchen Bibel vorkommt. In ihm
leben, weben und find wir. Man gebraucht cerur noch zumeis
len im gemeinen Leben, aber uumer in Verbindung mit dem
Berbo leben: alles lebe und webt snihm, if au ihm in Bewe⸗
Unuu gung
x
—
1490 Be.
ee Rh
’
gung. Einige neuere Schriftſteller Haben diefes veraltete Mort Der Weberfiubl, des—es, plar. die— fühle, das ——
wieder indie witzige Schreibart einzuführen ge ſucht.
Es webet wallt und ſpielet
Das Laub um jeden Strauch, Haged.
Der junge Baum webt und ſchauert, und Fühler die Glieder im
Morgenodem der erweckten Schöpfung, Herd. wo aber die
Zwepdeutigkeit mit weben, texere, einen komiſchen Nebenbe⸗
griff veraulaſſet, der wider die Wirede der edlen Schteibart if,
pl die Tãuſchung der mahlerifchen verdirbt. :
. Als ein Activum. (1) Langſam bin und her bewegen,
—— eine gleichfalls veraltete Bedeurung, welche auch nur
noch in der Deutſchen Bibel verfonmt, befonders von einer Art
-Dpfer; weiche empor gehoben und gegen dievier Gegenden des
Himmels beweget wurden, Daber eine Webe weben, Weber
brot, Webebruftn. f. f. allein der Deutfchen Bibel. (2) Dur
Sinſch efungeines Fadens in einen aysgefpannten Aufzug hervor
‚bringen ; die einzige noch gangbare Bedeutung. Leinwand, Tuch,
Taffet, Spigen, Teppicht weben. Aud) als ein Nentrum, wer
ben lernen, weben Fonnen, fi) vom Weben nähren. ©. auch
Wirken. Daber das Weben.
Anm. Ju allen Bedentungen ſchon bey den älteſten Dberdeute
ſchen Schriftſtellern uueban. Im Schwed, ift velva,umgeben,
key den Uipbilas waiban, bey welchem dabır auch Waib cine
Krone iſt; väfva aber weben, texere, Nederſ. weven, Augelſ.
wefan, Engl.to weave; Anden. Monſeeiſchen Gloſſen bedeu⸗
tet weapon, fluctuare. Man ſtehet leicht, daß der Begriff der
Bewegung der Stammbegriff ift, und daß weben, texere, nur vis
ne Anwendung diefes allgemeinen Begriffes ‚auf einen befondern
Fall ift. Verwandte die ſrs Wortes find Wesel, ſchweben, fihweis
fen, Weife,Wiebel, vieleicht auch Wip fel, beronde. 8 aber das Lat.
vivere und Griech Neiu, zumabl da auch leben nrfvrüngiich
fich bewegen bröcntet, In den gemeinen Mundarten har mom.
davor die Zierativa und Intenfiva web.In und wesern, fi
lebhaft, Schnell bewegen, von welchen das leßtere noch Pf, 65, 9,
ander Deutfchen Bibel vorfonme, Im Haufe herum -webeln;
mit zanden und Süßen webern. Eben daſelbſt iſt webelig, leb⸗
baft, ıhätie, ein webelicher Menſch. Ebedem ward die ſes Ver⸗
hun irregulãr eoujngirt, ich webe, wob, gewoben oder gewe⸗
ben, welche Form im SHdeutſchen aber Tängft veraltet iſt.
Der Weber, des—s, plur. ut nom, fing. Fämin, die Webee
rinn, von dei legten Bedeutung des vorigen Berbi, eine Prrfo „
welche webet, beſonders ſo fern ſolches ihr eigentliches Gr fchäft in,
Daher Leinweber, Zeugweser, Tuchwober, Damaſtweber,
Sammtweber, n.{f.
Der Weberbaum, des—es, plur. die — baume, ein ſtarker,
runder Banın quer über dem Weberſtuhle, um welchen der Auf⸗
zug gewunden wird, und welcher eigentlich der Garnbaum beißt,
Das Weberblatt, des —es, plur. die — blatter, der mir düns
nen Stäben in Öeffalt eines Kanımes verfehene Rahmen an einem
Weberftuble, welcher unter dem Naben des Bammes over
Blattes am befannteften if, ©. 5. Bamm,
Die Weberdiftel, plur. die—n, der —— einer Pflanze. S.
Bardendifiel.
Die Weberey, plur. inuf, — das Geſchaſtei.
es Webers, Die Weberey treiben.
Die Weberkarde, plur. die—n, der Nabme,einer Dflanze, S.
Karden diſtel.
Der Weberknoten, des —s, plur. ut nom, fing. eineden Wie
bern eigene Arı des Knotens, einen zert iſſenen Faden eines Auf⸗
zuges geſchickt wiederzufammen zu Inuyfei,
Die Weberfpuhle,, plur. die—n, eine Epuble, worauftic ee
Ben. für, die Weber gefpublee werden,
ihre Veränderung.
ben verbundenen Veränderungen,
„leiter aufbörer, und eine andere anfängt
es thrils der Ort, wo die Jaaktücher zuſammen ſtoßen, theils der
woranf gewebet wird ‚in Nieder. das Tau, Webertan,
Der Waͤchſel, des— 3, plur. utnom. ng. von dem folgenten-
Berbo werfen, weiches in verſchie denen Bedeutungen gebraucht
wird, 1. Von dem Zuſtande, der Zuſtand, darine Veränderung.
auf die andere folat, die Abwerhfclung , Veränderung; am
bäufigften ohne Plural, Den Wechfel einer-Sache abwarten,
In diefer allgemeinen Bedeutung ift es ver» -
alset, und man gebrandht es aur noch zuweilen inder dichteriſchen
Schteibart, um der Kürze willen, aber gewiß nicht um einer ges
Bern Auſchanlichkeit willen, von der Zeitfolae und den mit der ſel⸗
Die Tugend if nicht dem _
Wechfel der Zeit unterworfen. MWeunzig Mahl bab’ ich jetzt
‚den Wechfel der Fahregzeiten gefehen, Geßn, -Der Monde:
weohfel. Die fiheindare Veränderung an dem Monde, Ju dem
Bergbane ift dee Wechſel der Wetter, der Zug der Luft wenn
die untere Luft aus⸗ fri
2. Von der Handlung; auch ohne Plural. (1) Die
lung, da man an einem Orte aus » oder eingehet; mur bey den. *
gern, der zirſch hat feinen Wechſel an einem Orte, wenn vu
mehrmahls daſel fl angetroff n wird. (2) Die Handiung, daman “
ein Ding gegen das ander: gibt; wofür doch jegt Taufch üblicher
iſt. Binen Wechfeltveffen, einen Zaufh. Mar gebraucht es -
nur noch in einigen Zujunmenfegungen, Briefwechfel, die Cor⸗ —
—— Der Geldwechſel, da mau ein Geſchaft daraus mad: —
eldſorte für ditanderezn geben, welches auch zuu eien der
Wed ei ſchlechthiu genannt wird.
3. Nach einer von der vorigen ———— entlehnten Figur
wird Wechfeloder Wechfelbrief in der Handlung voneiner dep-
peiten Art Verfchreibungen gebraucht, (1) Iſt ver Wechfel, oder .
beftimmter ‚dee eigene Wechſel, eine Shutöverfreibung, wel⸗
che in Falle der Richtzablung zur Verfallzeit den Verhaft des
Schuld ners nad ſich ziebet. Einen Wechſel ausſtellen, Geld auf
Wechſel borgen. Einem Geld auf Wechfelleiben, (2) Eine —
weiſung, welche, wenn ſie einmahl angenommen worden, die
Rechte des vorigen Wechfels hat, und daber in derHandfung ſtatt
baren Öeldes angenonimen wird. Sie wird, zum Unterſchiede von
den vorigen, ein traſſirter Wechſel, oder auch eine Tratte won -
einem Italiäniſchen Worte) genannt. Einem Geld duch Wech—
ſel übermachen. Zinen offenen Wechſel haben. Einen We:
fel aufiemand ziehen, di. ausflelın, annehmen, geceptiren
insofiren, prsteftiven laſſen. (3) Rach einer noch weitern Figur
wird zumeilewim gemeinen Leber, beſonders auf Univerfi iätea
auch wohl übermactes bares Geid der Wechfel genanat,. Sei⸗
nen Wechſel bekommen, darauf warten.
4. Ein Ding, welches eine gewiffe Folge von Veränderungen
in dem andern hervor dringt, In diefer Bedeutung werden nur
bey den Uhrmochern diejenige u Räder, welche den Stunden, wir
Diinnten- Zeiger berum führen, Wech ſel genannt. -
- 5. Dasjenige, was miteinem andıen abwechfelt, nur in einie
gen Fällen. So iſt im Bergbaue der Wechfel ein neues Slůck
Bauholz, welches ſtatt eines ſchadhaften eingefeget wird.
6. Derjenige rt, wogwey Dinge einer Art mit einander ob»
wech ſeln, in vielen Fällen des gemeinen Lebeus. Im Bergbaue
wird-jo wohl der Ort, wo die Theile eines Flötzes von einem Baits
x oder einer Kluſt getrenwer: werden, als auch überhaupt, wo cin
Ding aufböret, und ein anderes gleicher Aıt anfängt, Ser“
Wecpfelgerannt,- Dev Wechfel der Sabrren, wo eine Gruben⸗
Bey den Jögeru iſt
Ort, worin Wilebret vera hin und wieder gehet, welcher letztere
auch der Wandel genannt wirt, In den Waſſerkünßen iſt dır -
. Weil
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e aber dafür einziehet. —*
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Zunachſt von sem Ital. Bauco,
142 ı er
N Werft! fo wohl ber Ort, wo wey Röhren zuſammen ſtoßen, als
auch eine Heine Röhre, welche ziwey größere verbindet, Auch die
Warner nennen denjenigen Ort, mo zwey Felgen in der Mitte zu-
anne ftoßen, den Wechiel.
Anm. Das Wort ift alt, uud lantet ſchon im "Aber, und bey
dem ; Kerouuexlal; uuenlal, moxs fo wohl für Verändereng,
—
Beh _ 1jov
doch unter den Nahmen eines Bangır'crsam befannteftentt. Cir-
angeſehener Wechſelhändler wird aug wohl ein —— —X
nannt. S. auch Wechsler.
Wedh ſeſkundig, adj. et-adF. den den — di er⸗
fahren, wo das Wild zug Wechſel hat, wo es gern aus und
eingebet.
ale auch für Tauſch, arbrancht wird, im Niederſ. Weſſel, im Das Woͤchſellicht, — plur. die —lichter, im Bergbaur,
Schwed. vaxel, S. Wechſeln.
Der Wenfelbaig, Ies—es, plur. bie—dälge, eigentlich ein
von Deren mit bein Teufel erzeugtes ‚und einer Seubswöchnerinn
unter geſchobenes Kind, dergleichen von dam arofen Haufen noch
jetzt geglanbi werben. Schon ben dem Notker Wihleling, im
"doländ, Wifleling, ka Engl, Changelinz, im. Jeläa. Skıp-
tinz, im Schwer. Byting, vor hyra,tanfden, Da ſich der gro-
Be Haufe von der Engliſchen Kraufgemgleinen Begriff zu mahın
weiß, to Bält er die mit der ſelben desafteren Rinder geeinigt
> für ſolche Wehfeldälge, (©, KielEropf.) Au weiterer Bedeutung
int Wegiiibalgein Schein orı rines jeden ungeattrten oder nuge⸗
zogenen Himdes, -
Hie Wechfelbent, plar. RR, —bönte,. und — banken. 1. Die
Bank, di der Tich eines Belöwechsters, und in meite.er Bedeus
tung beifen Bude, Baden oder Brwölbe, am bänfgfien nur noch
an tinigen. Deten. Der Diural lautet bier, die Wech ſelbanke.
eine Bank, 8, . öffent⸗
liche gemeine Eaffe, weiche Wechfel anıcmm uud au⸗ſtellet. Der
Plural lantet bier die Wechſelbanken.
Lichter „welche zuweilen noch außer den Lichternder Bergleute it
der Orube angegünder werden,
Wechſeln, verb, reg. welches in zwiefacher Form üblich ift:
1», As cin Neutrum, mit denn Hülfsworte haben. (1) Auf
einander folgende Teränderungen erieiden y nur noch felten. &s
wechfele alles in der Welt, es iſt alles der Veränderung Juniers
‚worfen, Ihn entziicdt jede Spönheie des wechfelnden Fahtes,
Grin (2) Dinund wieder geben, oder ziehen; nur in einigen Faſ⸗
fen, Bey den Fägern wechfeirdas Wild an einem Orte, wenn
es daſelbſt gern aus: nnd einziehet. Im Beorgbaue wechſeln
die Wetter, wenn die Luft ihren gehörigen Zug bar. (3) Don
Wechſel, Wechſelbrief ſagt man, man wechſelt von Leipzig nach
ee wenn zwifchen beyden Orten ein Wech ſel Cours
der eine Wechſelhandlung eingeführet iſt.
2. Ein Activum. (a) Für ein Ding ein anderes eben derſelben
Art nehmen, oder bekommen. Die Kleider wech ſeln, andere.
Kieider anlegen, Nicht zu wechſeln haben, di aur Ein
Kleid, nur Einen Anzug Wäſche haben, Die Pferde wechſeln,
mise Pferde nehmen. Die Zähne wechſoln, neue Zähne bekon⸗
Der Wochſelbock, des —es, plur, die —böte, im Bergbau,
Das Woͤchſelfeld, des —es plur die —er, in der Landwirth⸗
Dabs Wecyfelgeld, des — cs, plur. von mehrern Arten, die —er,
Das Wechſelgericht, des —es, plur. die — e, ein Gericht,
Der Wecyfelbündler, plur.ut nom.fing.ein Kauf.
Ter Wechſelbe griff, des — es, plur, Sie —r, in der Logik, cin
Stasme der beyöen Begeife in eirem demtiſchen Sage, weil fie
eiseriep Ansdehnung daben, und folglich für einander Löanen ges
ſetzt werden,
Der id... rief, des —es, plur. hier, ein rief, di, eine
Urin‘ „welche eitten Wechſel imdenswen eriten Fällen der drit⸗
vn RER enthält, und der am hãufigite a nur Wechſel
— wird. S. daſelbſt.
nen. (2) Befonders unter zwey, eder mebtern Perſouen. Briefe
mitjemanden wechſeln, Briefe an ihn ſchreiben, und vo. ihm
bekommen. Die Ringe wechfeln, werk dag Brautpaar vor dem
Altare die Ninge gegen einander vertauſcht. Worte wechfeln, ei⸗
gentlich miteinander fprechen ; oft auch im engern Berftande, fids
reiten, zaufer, (S. Wortwechſel) Kugeln wechſeln, ſich auf
Viſtolen daelliren. (3) Geld wechſeln, kleine Manz⸗ Sorten ger
gen grobe odrr harte Iben. ERinen Dueaten wechẽein laſſen.
So auch das Wechfein.
Anm. Schon im Tatian iſt wechflen, tanfhen, ie Miederr,
weſſeln, im Schwed. vaxla. Die Endung feln enthält, aufer dee
Endung des Infinitives, eine toppelte Ableitungsfpibe, des —v,
und et. Beyde jcheinen hier eineWiederbohlung und Vrefkärkitiez
bes Hauptbegriffes zu bezeichnen, vielleicht mit einen Nebenbe-
griffe der Verkleinerung. Die Wurzeifplbewäre alſo wech oder
weg, und dieje fcheinee mit weg in bewegen , überein zu fommen,
fo daft der Begriff der wiederhohlten Bewegung, der in dergivege '
ten Bedeutung des Reutrius noch ſehr merklich iſt, der herrſchende
ſeyn würde, Das Lat. vices ſcheinet damit verwandt zu ſeyn.
Die Wechſelpferche, plur. inui, in der Landwirtbichaft, diefe«
nige Art der Bepferchung, da ein Nachbar den. andern feinen Acker
bepferchen Läßt, damit es feinen an dem nötsigen Tünger fehle.
Der Wechſelrain, des—es, plur. die—e, eben dafeldfi, eim
Rain, welche beyde Feldnachbarn wechfelsweife genießen,
Die Wechfelrcchnung; plur. die —en, die Art und Weik,
den Wechſel · Cor es, ingleichen das Verhãltniß einer Münz Sorte
„gegen die andere zu berechnen.
Das: Wechfeleöcht, des— es, plur. die—e. ı. Dasirnige
Recht, welches Wecſelbriefe vor andern Schuldverſchreibungen
genießen, 2. Ein Necht, d.i. Geſetz, in Anfehung folcher Wech»
fel. 3. Der Inbegriff diefer Rechte und Geſetze, obue Plural
“Die Wechfelrede, plur, die —n, ein veraltetes Wort, theils
für Gegencede, Antwort, cheils aber auch für ein Ge prach.
Die Wechſelreiterey, plur. die — en, inder Handlung, derie-
nige Kunftgriffeines dem Bankerott nahen Kaufmannes, da er
ſich duch tragirte lBeghfel noch einegeit lang von dem Falle reitet,
denfetben
ein Bot un einen Feldgenänge, woraufdie Ste 2 des Berlänges
zuſannnen gefüget werden ; von Wechfel 6. -
Das Wechſelbũan, des —es, pler. die bücher, ein Buch der
Haudelslente, worein fie ihre Wechfeiaefchäfte ver; chnen,
Der Wechfel; Couro, des—es, plur. die—e,in der Handlung,
der Ser.ı5..d. i. Werth dee Wechſel gegen bare⸗ ER u Au⸗
ſehung der Zeit umd drs Ottes.
ſchaft, ein Feld, welches alle Jahre befteler wird, und auch Fabr:
feld heißt; zum Unteribiede von einem Artfelde, welches alle
deep Jahre brach liegt, :
Dee Wechſelſteber des— 8, plur, ut nom. fing. eine Art
Fieber, deſſen Aufall nur zu gewiſſen Zeiten fommt, und hernach
wtebsenachläffe, das nachlaffende dieber, worunter das kalte
des vornehmſte iſt.
Die Wechſelfurche, plur. dien, in der Landwirchfchaft, eine
Furche, fo fern fie neben einander liegende Üdter ſcheidet, zum Un⸗
terſchie de von der Mittelfurche.
diejenige Geld⸗ Sorte, auf welche Wechfelbriefe — werden
kdunen, welche in Wechfeln üblich iſt.
welches vornehmlich wegen dee Streitigkeiten in Wechfelfachen
niedergefeßet, und an den weiße Diten mit dem Sandelsgerichte
verbunden iſt.
mann, deſſen voruepmftes Geihäft in Wechſelbriefen beſtehet, der
u.
1423. Wech
denſelben aber — nur voch größer mad;
Wechfel.Reiterwechfel genannt werden,
Der Weipfeltigjter, des —s, plur,ut tom, üng. der Richter
oder Präfident in einen Werhfelgerichre. :
Die Wechſelſchrift Plur. die —en, ehufeltenes Wort, eine Ge⸗
genſchrift, eine Schrift, die Schrut eines andern zu widerlege 1.
Der Wechſelſtreit, des —es plurs ĩnuſe eben fo fetten; der
Streit mehreren, Dinge. wider einander, ein gegenfeiiig er Streit,
Im Wech ſelftreit fo vieler Zinder ife x
Die Wechſelſtunde, plur, die —n, im Berabane, diejenigen
Stunden, welche auf den Öruben- Cost paffe die Vieriel eines oals
ben Zirkels, und die Arten der ſtreicheuden Gänge von einander
unterſcheiden.
Wechſeloweiſe adv. 1. Auf gegen ſeitige Art. Sie leihen einz
ander wechſelsweiſe ihre Einſichten. Wechſels weife fingen, ſo
daß wenn einer aufbörck, der andere anfängt. =. Abwechſelad,
nach einander. Augen, aus welchen die Rluzheit des Kopfes
und die Güte des Herzens wechfelsweife blickten. Freude und
Leid folgen wechſels weiſe auf einander.
Die Wechſelung plur. die —en, in dem Schiffsbaue, die abe
wihjelnde Einrichtung der Fugen der Planken, fo def RR
zwer Fugen über eine Stelle zuſammen ftoßen,
Der Weẽch ſelweitzen, des—s, plur. mul. eine Art de⸗ Biie
tzens, welcher fo wohl über Winter, als über Bomiher, gefäet
werden kann, übrigens aber dem Sommerweitzen gleicht.
Das Wiryfelwert, des —es, plur,, die —e, bey den Uhrmas
chern, dasjenige Räderwerß welches den Stunden- und Minnten⸗
Zeiger berum führer, und auch Murder Wechſel genannt wird.
Der Wechſel winkel, des —s, plur. ut nom, ling: in der Geo-
metrie, Winkel welche einander entgezen ſtehen.
Die Wecyfelwirthfihafe, plur. inuß diejenige Art der Land⸗
wirthſchaft da man die Seiner nuch einer gewiſſen Zeit vuben
läßt.
‚ Die Wechfelgange, plur.die—n, bey den Drabtziehern, eine
Zange, womit die Drahtſpitze auf der‘ de Sehr durch das
Loch des Ziehe iſens gezogen wird,
ger Wecheler,des—s, plur. urnom. fing: 1,CinGeldiverhs
ker, d, 1. der. ein Gejchäft daraus macht für grobe Münz-Sorten _
kleine, oder für eine Münz-Sorse andrcejwgebden, 2. Ein Hanf
mann, welcher mit Weshfelbriefen — ein BSanquier Weg:
felberr. R
Der We, des —es, plur. die- e, in einigen Gegenden, bie
Wede, plur. die —n. * Gin Keil, Kine in Hochdentfchen
läugf? veraltete Birne noch in auigen Oberdeutſchen
Gegenden ũblich iſt· 2. Eine Art feinen Weitzenbrotes, welches
einiger Maßen die: Grfalt eines dopprlien, mit denbreiten Oder⸗
*
Nachen zuſammen ſtoßenden Reiter hat. und au andern Orten eine
Stolfe, ein Striegel geuaunt wird, Ein Chriüwer, dergleichen
man mn Weihnachten zu baden pflege, an, andern Orten eine
Chriftſtolle; Oſſerweck, Eyerweck Spigwec u. [fe An ans
du Deren find die Wecke oder Wein eine Art vieredien, "nit
Milch angemachten, nnd vor'vem Biken in Waffecnefofföhen ;
Weigenbrotes, mit vier Zipfeln.* "Eine Maſſe friſcher Butler,
welche eine ähuleche laatglicheen beyden Enden zugeſpitzte Geſtalt
. bat, ein Wet Burtft, ein Butter veck in manchen Gegenden
ein Burterfiriegel,
Unm. Dan fonn J Wort in der z rien ee bon
ca lautzte,nnd nnter deräifibe gebadene Kuchen bedeutete. Allein,
- bag dieApnlichkei: Her@ehale wie einem Keile der Grund der Bes
„.nennungiff, erhelfet theitsdaber, daß ein We Butter in einigen
> Doberdeutichen Gegenden wirktih ein Bent heißt; theils aber auch,
ARE: Er
dergleichen
+ gebraucht es daher now für bewegen, des Sundigen'hantne
„" wuegkemil; Hornegf aber für rettzen, das begund die Augen -
Die Wee vert, des —es plur. AR — dabjekige Revenwart
dem Mirtellar. Focacra ableiten, welches aud nur Focius, FO-; Weder, ein Partſtel
——
eh
-
*
an —
daß ——— eier nie Biufiz von — Kt Mäten-
brotes gebrantgtäwied." Vno cuneo;h.e.albo pane, modi-
tisque cibariisin hebdomada fuftentabatur, beißtes.in
. Rufdyiı Chroa. Windelem, bey dem Du Fresne. Ju der vi⸗
cardie iſt Unigmeteben Safelbe viegzipfelige, und mit Milch ane ⸗·
gemachte MWeigenbror, Dinpee: man in Rederfachfen eine ——
oder Wegge heißt, uf Aus —*
Weken, verbsrez. act. zum Aufwachen bringen, gewadhenina-
chen Das Gef — des Morgens um fünf Uhr wecken. SR
frübe geweckt werden. "Daher das Weden, =
Anm. Beh dem Ottfried, Notker, Willeram u. f. f. uuegken,
“ uuechen, uuecken. Es iſt eigentlich das Intenfivum von we |
. gen im bewegen, ſtart und heftig bewegen, deugleihen nathiwens
dig iſt, wenn man einen feh. ſchlafenden erweden will. Notter
wekchen —* if es das — don wagen ER
made. 0 «
Der Wecker, des 8, plur. utnom. fing. eine Mafhine, ode
Theil derfaiden, welche wet, und in weiterer Bedeutung, iveld €
ein gewiſſes Zeigen gibt. So iſt der Weder in den. üdren, ein "
Hammer, welcher zur verlangtengeit vermittelt ſchuellet Schläge.
an einer Glocke aus dem Schlafe erwecket. Im Berg⸗ und Hüt⸗
tenhaue, wo cr auch dev Wachter beißt, iſt es ein Hammer, ‚der
die Umgẽ uge des Kuuflrades auf ein klingendes Merall anzeige.
In den Gerreivemüblenifl der Weder oder Rufer ein Blöcken,
tpeiches anzeigt, daß der Rumpf leer iſt. Bey den Jäger i der
Weder oder Wibtel eine Wachtelpfeife, womit man den Bad
telhahn weckt, Damit er ſchlage, undin das Garn gebe,
Die WE dubr, Blur, die—en, eine wir einen Weder, verfüfßene
Khr.-
in einer Weckahr, welches den Weder treibt.
Der Wedel, des —s, plur. ut nom. fing, Diminut. das we. c
delchen Oberd Wedelein, 1.Der bewegliche Schwang anınans
hen vierfügigen Thieken So wird ben bensZägera der furze
Schwanz bes Hirſches ſo wohlider Wedel / als der ag eis
nigen Orten auch der Shwaden oder zirſchſchwaden, gendnn,
Im Hochdeutſchen wird es feltener gebraucht, außer ermann ver
edlern Schreibart, dem niedrigen Schwanz auszumeigen. 2 ‚Ein ;
"Werkzeug, in Geſtalt eines harigen Schwanzes, damit cheils zu
wehen, tbeils zu ſpreugen. Der Loſchwedel der Schmiede, rin
ſolches Werkzeug don Stroß, die Koblen in der Effe damie mit -
Waſſer zu icugen. "Der dlie genwedel, von Haaren oder Fe⸗
derw, die Fliegen weogutreiben, Der Sporengwedeh Weihwedel,
in der Sömifden Kircht, Weihpaffer damit zu fprdugen. .ı % _
"Anm. Die Abteitungsfulbe et, bedeutet bier ein Werkzeug;
die Wurzelſylbe Wed aber gehoret zu dein: alten wahen, jest
weben, fo fern es auch hin und ber bewegen bedeutet, In einigen
Dberdeutfchen Gegenden iſt Wedel ein Bundel Näisholz, weis
ches aber allem Anſcheine nah vonrinem andern Stamme it und
zu dem aleich bedeutenden, im ——— un, wette: gr.
—
wedelny rerb, reg. neutr. Bin und ber — —— von ——
Schwarz vierfüßiger Shiere übliches Wort! Der Hund wedelt
mit dem Shwanze, im gemeinen Leben auch ſchwänzeln, im
Riederf wemeln So auch das Weseln, Sdas verige.
1.*Eine indireete tragende Partikel, für
ob; eine fehr alte, aber jege im Hochteurfben völlig veraltete
Bedeutung, welche noch in Nieder ſach ſen üblich if: Ich weiß
nicht, weder ich es thun fol, od 2. * Bine vergleichende Pars
utel, für als, oder ale nicht ;, ein iu Hogpdeusihen völlig veral⸗
leter NS |
“
ErTE 8
Bes 1426
ger: — SZ wepfältig, — weder fie fon täglich Der Wir, — plar. die — €, (mit einem gedehnten e;
- fammeln, 2. 3. Mof. ı6, 5, 30:9 "Mahl fo viel, als, Weis:
heit it beſſer weder Gold, als. Du redeſt beſſer noch und
‚reiner weder er, Opitz. 3. Eine ausſchließende Conjunction, wenn
mehrere Dinge in einzelnen Gliedern oder Sägen vernginet wer⸗
“den, da denn das erſte weder, aleü rigeaber noch befommen. Ih
ſege nicht das geringiie Mißtrauen, weger in ihre Aufrichtig-
keit, noch in ihre Sreundfipaft. Weyer Sreunde, noch Glück,
noch Ehre, noch Ruhm, noch endlich Reichthum konnte ihn
dazu vermögen. Jin Oberdeutſchen wiederhohlet man auch das
"weder dor dem zweyten, und dem folgenden Ausdrucke: wo we:
der ein Cameral Dorf, weder ein treu gejinneter Stand anz
“getroffen wird ; welcher Gebrauch aber im Hochdeutſchen veral,
terift. Eben fofebe. ift es veraltet, anftart weder — noch, das
nsh—noch zu gebrauchen.
Verbindert, daß — Recht noch Satzung reden kann,
Opitz
S. od. a
Anm. Diefe Yartitel iſt FR alt, indem huuedhar, ſchon im
Iſidor ob bedeutet, Bey fpäteen Schriftftellern lautet fie wither,
"uuedar, bey dem lliphilas hwathar, im AXuaelf. h waether. x
im Engl. wether, im Riederf. wedder, weer, Dain allen Par»
‚tifeln die Bedentung höchſt dunkel ift, fo iſt ſie es auch in diefer,
daher felbige fo a worden. Es fcheinet, daß ſie ehe⸗
denm auch beyde bedeutet habe, denn eintweder und keintweder,
> bedeuten noch jetzt im Oberdeutſchen eines von beyden, und kei—
nes von beyden, da fie denn wohl gar als Adjectiva decliniret wer⸗
"den, Feintwedere.Parthey, — vi feine von beyden
Parteyen.
Das Wefel, des —s, plur. utnom. fing. ein nur in den gemeis
nen Dundartemeiniger Begenden übliches Wort, jo wohl den Ein⸗
‚(lag des Webers und auch das Gewebe ſelbſt, ald auch die Wa=
ben, oder dag Gewirke der Bienen, zu bezeichuen. "Eben dafelbt
bat man auch das Verbum wefeln, welches befonders von den
Bienen gedraucht wird. Die Biene wefele, di a bauer. Es
ſtanmet vermittelt der — [aibe el von dem Berbo we⸗
ben ber,
Weg, mit einem gefihäckten e, — das. g wie ein gelindes f
lauiet, wie wäh; eine Partifel, welche eine Entfernung bedeutet,
und fowohl als eine Juterjection gebraucht wid; Weg mit ihm!
Weg mit der Sand! Als auch als ein Umſtandswort, da es denit
tbeils andern Umſtandswörtern zugefellet wird, die es näher bes
flimmen.
Noch häufiger aber mir Verbis, eine Entfernung zu bezeichnen,
tpie fort. Br iſt ſchon weg, iſt ſchon weit weg.
mit der Inverſion:
Wie ſpielt die ſchöne Blaſe nicht
Ai So bunt am goldnen Sonnenlicht? "
Allein, ein Hauch, weg iſt die Pracht!
Und ihrer wird nicht mehr gedacht, Weiße.
Da es denn gern mit den Verbis zu Einem Worte zuſammen
ſchmilzet, doch nur als eine treunbare Partikel, welche in den ge⸗
wohnlichen Fällen wieder hinter das Verbum reift, Ich werde es
bald weghaben, aber, nun babe iches weg. S. die voruehm⸗
fken diefer Zeitwörser im Folgenden befonders.
Unm. Weg iſt eine unmittelbare Onomatopdie des Eindrudes,
welchen eine ſchnello Bewegung auf das Ohr macht, und daher if
fie aud) das erſte und einfachſte Stammwort, fo wohl des folgen⸗
den Weg, via, als auch des Verdi bewegen, und aller damit
Perwändten Wörter. Um des Nachdruckes willen, befonders in
deredlern Schreibart, ſetzet man gerur noch das hin voran, bin:
weg, d. i.von hinnen, von bier weg. S, Sinweg.
! BL W. 3. 4%. 2, Auf,
Schlecht weg, für ungefünftelt, (S. auch Vorweg.)
Jugleichen
daher das g ſeine eigenhůmliche gelinde Aus ſprache behält) Es
bedeuter Im weiteſten und eigentlichſten Verſtande, die Linie,
oder den Raum in der Fänge, welchen ein Körper in ſeiner Beipe⸗
sung ’bejchreibet, Unterirdifche Dünfte bahnen ſich uns unbe—
Fannte Wege. Der Weg eines Simmelsfirpers am Simmel,
deſſen Bahn oder Laufbahn. Der Weg eines Dozelg in der Luft,
eines Sifches im Wäffer, eines Thieresauf dem Selde, Daher
die figürlichen Ausdrüde: einemim Wege Reben, ihi hindern;
einem etwas in den Weg legen, fo wohl auch ihn hindern, al
auch, ihn beleidigen. Einem in den Weg treten, au, ihn zu
bindern fuchen. Einem aus dem Wege geben, eigentlich, den
Raum, in welchem er ſich beiwegrn wid, vermeiden, figürlich, feie
ne Gegenwart meiden, Das liegt mir im Wege, iſt mir im”
Wege, hindert mich, Packe dich deiner Wege, beffer, geb, deiz
nen Weg, d.i. entferne did. Auf böfen Wegen geben, böfe -
Abſichten haben. ‚Ein niedriger , provinzieller Ausdrück ift, bey
Wege ſeyn, inder Nähe ſeyn. In noch weiterer Bedeutung. eg
ift ein Sieber,.eine Krankheit auf dem Wege, fie wird bald qus⸗
brechen. Dann und wann nimmt Pie Santafie des Dichters Lie
nen andern Weg.
2, In engerer Bedeutung ‚ der Raum auf der Erdfläche, wel.
ben man betritt, wenn man von einem Orte zum andern veifer,
da denn Weg der allgemeine Ausdrud iſt, welcher Straße, Steig,
Sußfteig uf. fe unter fich begreift, Lin gerader, Frummer
Weg, ein guter, böfer „ Schlechter Weg, ein hohler Weg oder
Sohlweg. Es iſt ein weiten Weg von hier nach Paris, di »
Paris iſt weit von hier entfernet. Auf dem Wege nach Leipzig
feyn. Einen Weg geben, reifen, fahren u. ff. Ebedem und
noch jegt zumerlenin der höhern Schreibart mit dem Genitive.
Gehe dieſes Weges. Ich möchte Sieſes Weges ſo bald nicht
wieder kommen, Leſſ. Im gemeinen Leben gebraucht man den
Genitiv noch hauftg mit gevade. Gerades Weges nad Berlin,
ben geraden Weg, d. i. unmisteldar, ohne fih an einem Orte aufs
äubalten. Der Weg geber durch den Wald, über einen Berg.
Einen Weg nehmen, , einfehlagen, d.i, wählen, betreten... Sie
konnen allemahl ihren Weg zu mie nehmen, wenn ihnen etwag
mangeln follte, d. i. zumir kommen. Sich auf den Wez ma=
hen, eine Neife antreten. Den vechten Weg verfeblen. Je—
manden den Weg zeigen, ibn wieder auf den rechten Weg
beingen. Auf sem rechten Wege ſeyn. Einen Weg zur ück les
- gen. Es iſt miv aus dem Wege, ift von dem Wege, weldhen:
ich zu geben babe, entfernt. Seinen Weg fortfegen, ieine Reiſe.
Sein Weg trug ihn durch einen,heiligen Hain. - Zine Meile
Weges, im gemeinen Leben, eine Meile. in gut Stüd
Weges, ein ziemlich weiter Weg, Wir haben fchon ein gut
Stück Weges gemacht. Unter Weges, auf dem Wege, wäh»
vend der Keife ; wofür Doch auf dem Wege edler if. Den Wrg
aller Welt geben, ſterben.
Nur im gemeinen Leben übliche Ausdrücke find: Unter Wege
bleiben, laſſen, unterbleiben, unterlaffen. Aller Wegen, an
allen Orten, allenthalben. Zuwege bringen, hervor bringen,
wirklich machen, (S. Zuwege.) Es bat gute Wege, es eibet
nieht; ingleichen , es hat nichts zu bedeuien. Mio dem Sohn
bat es gute Wege, den überlaffen fie nur mir, Leif. Wenn
dudarüber unruhig Birk, fo bar es gute Wege, Gel,
3. Figürlich, (2) die Art und Weife eines Verfahrens, ° Mitz
tel und Wege wiffen. Beines Weges, d.i. auf keinerlen Ars,
Die Scheidung im naffen oder trock nen Wege, in der Chymie.
In ale Wege, allerdings, iſt im Hochdeutjchen veraltet, fo wie
die Dberdeutfchen folcher Wege, fokher Geſtalt, in einige Wege,
aufeinige Act, ein fo andern Weges, auf eine ober die andere
127: Art,
* v * ” *
1427 Meg
Art, (2) Roch häufiger, dir Art und Weiſe, zu etwas zu gefangen,
Einem den Weg zu den Wiffenfchaften zeigen. Das iſt nicht
der rechte Weg, dazu zu gelangen. Krumme Wege geben,
etwas auf eine unerlaubte Art zu erhalten fuhen. Dev Weg zur
Seligkeit. Er verachten die niedrigen Wege zum Glück, Gell
Der gewiſſeſte Weg zu den tugendhaften und feligen Enpins
dungen des Herzens gegen Bott zu gelangen, it der Weg der
Erkenntniß Gottes und feines Willens, eben derf. Ich will
den fiheriien Weg geben. Den Weg: Restens betreten,>eine \
gerichtliche Rlage erheben, einen Prozeß anfangen, 13) Den
Weg der Tugend, der Menſchheit geben, ſich derfelben be⸗
fegigen. Don dem Wege der Tugend weichen. (4) Ju
„ver Deutjchen Bibel bedeutet. der Weg des Seren, die Wege
Gotteg, den Raibſchluß Gottes, von den menſchlichen Schick⸗
falen, Eden dajelbft ind die Wege des Menſchen fein ſittliches
Verhalten.
Anm. Schon im Iſidor Vuegh, im Dttfried Weg, Sev dem
UpbilasW igs;im Angelf.W aeg, im Isl. Vegur, im Schwed,
Väg, im Engl, Way, im £at. Via, in den älteften Zeiten
Veha. Es ift unmittelbar von der vorigen Interjection weg, doch
ſtatt aller Ausbildung mit Berändernng des Zeitmaßes des e,und
Ber darin gegründeten Ausſprache des folgenden 8. Im den fols
genden Sufammenfegungen befomme, um des gedehnten € und der
weichen Ausfprache des g willen, das lestere daber alemahl eine, .
wenn die erfte Hälftediefes Subflantivum iſt, werweiſer rn
ausgenommen,
Megarbeiten, verb.reg. act. durch Arbellen fortfehaffen.
*
Wegbeißen, verb. irreg. dt, (5: Beiffen,) durch Beiffen forte
fchaffen.
Wesbeitzen, verb. reg. act. durch Beigen wegſchafen
Wesblaſen, verb.irreg, act, (S. Blaſen, durch Blafen fort⸗
ſchaffen.
Wegbleiben, verb. irreg. neutr. (S, Bleiben,) mitdem Hülfss
worte feyn, ausbleiben, nicht fommen,
Wegbrennen, verb, ı. Xetivum, da es fo wohl regulär als irs
regulär gehet, durch Fener vertilgen, durch Brennen wegfchaffen.
Eine Stadt wegbrennen. Line Warze wegbrennen. 2. eu:
trum, irregulär, (S. Brennen,) und mit dem Hülfsworte feyn,
durch Feuer vertilget werden, Die ganze Stadt iſt wegge-
brannt.
Weigbringen, verb. irreg. act. (S. Bringen.)
andern Drt bringen, entfernen. 2. Davon bringen,
nichts mit weggebracht.
MWegdrängen,' verb. reg, Act. aus oder von einem Drie
drängen,
Das Wegeamt, des — es, plur. Sie —ärmter, an einigen Or⸗
a, An einen
Er hat
ten, 3.8. in Oſterreich, ein Collegium, welches die Aufſicht über.
Sie Landſtraßen und Brücken hat, und aus einem Director, ver⸗
ſchiedenen Jugenieurs uud vielen Wege:-Commiflarien und Wer
geaufſehern beſtebet.
Der Wegeaufſeher, des —s, plur. ut nom. fing, der von
der Obrigkeit Über die Wegeausbefferung der Landſtraßen be⸗
ſtellt iſt.
Der Wigebau, des—es, plur. inuf, die Ausbeſſerung der
Landſtraßen, wie Wegebefferung. x
Der Wögebereiter, des — s, plur.ut nom. fing. ı. Bon
weiten, ein verpflichteter Reirer, welcher für die Sicherheit der
Landſtraßen zu forgen, und die Beeinträchtigung der Zölle zu vers
bindern bat, 2. Von bereiten, fertig machen, ift der Wege:
„beveiter an einigen Orten, der fürdie Ausbeſſeruug der Wege zu
forgen hat.
ER Pa a
Ei ne ug)
Die Wwigebiferung, plur. Sie—en, ie Autbeſſerung ber Ber
‚ge und Sitaben. e
Das Wetebreit, des—es, plur.inuf, der Rahme einer Yan. =
38, welche häufig an den Wegen und Sıraßen wãchſet, blastago
Linn. Zu Deutſchen auch Wegerich -
Die Megediftel, plur. die—n, dir Nahme einer Act Difteln,
Onspordon Linn. wielsfurz, Svauendiftel.
Der Wegedorn, des —es, plur. inuf, ein fachelicher Strauch,
der an den Wegen und Zäunen wild wäch et, Rhamnus Linn.
befonders deffen Rhasınas vatharticus, der auf) Breuzdorn
genannt wird.
Dos MP’ zeg2ld, Re plur. vor mebeern Gurimei, die—
3, weidesfeifende für den ®ebraud) der Wege nud Siras -
Gen entcich ion, Zoll. Ingleichen Geld, weldes zur —
der Laudſtraßen beſtimmt iſt.
Das Wigerivas, des —es, plur. inuſ. ©. Wegerviet.
Das Wigehaud, ves— es, plur. die—häufer, an einigem,
Drten, 5.8. im Haimöverifchen, das Haus. des Wegeaufſeher⸗? an.
der Landftrage
Wegeilen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfeworte haben,
von eines Dite eilen, eilen ‚um fih von einem DSrie zu ente
fernen.
Der Wegefünmel, des — s, plur.inuf. ein Nabe des gr»
meinen Setd- oder Wrefenkiimmels. ©. Feldkümmel.
‚Die Wigelegerung, plur. die—en, in den Nechien, diejenige
Handlung, da mananf öffentlicher Straße im Hinterhakte auf je»
manden lauert, in der Abficht, ihn zw beranben ; eine Art des
Landfriedenbruches. Geſchiehet es nicht auf öffentlicher Land»
ſtraße, und ift bloße Privar:Kache die Abſicht, ſo heißt es das
Vorwarten.
Die Mögelerche, plur. dien, ©. Saubenlerhe N
Der Wigemeffer, des—s , plur. utnom, fing. ein Werkzeug
die Länge eines Weges damit zu meffen, Es beflehet gemeiniglich
ans einem. Näderwerke in einem Wagen, und wird ws der
Schrittzähler genannt. j
"Wegen, verb. welches die Mürzel von bewegen, "abeefür ſich
allein im Hochdeutſchen längfi veraltet ift, Wan der Wine _
vil on vaſt weget von mittag der fonne, beißt es noch in
dem Liber Pefilens, von 1500, Es ſtammet zunächſt von der
‚ Interjection weg ber, und iſt wiederum einefruchtbare Mutter
vieler auderer Wörter, wornuter wacheln, fackeln, wa@eln, =
weden, wachen, weigern u. f. f. nach fehr bekanuten arme
davon abgeleitit find, ©. Bewegen Ann.
Wetzen, eine Präpofition, welche jederzeit mit der zweyten Enz
dung oder dem Genitide des Nennwortes verbunden wird, und.
das Bechältniß der bewegenden lirfache bezeichnet. Sie kann fp
wehlvor, als nach dem Nennworte ieben. Wegen einer Sache
befsrgtfeyn, und einer Sache wegen. Bie dürfen ſich dieſes
Geſchenkes wegen nicht fo wohl bey mir, als bey dieſer liebrei⸗
chen grau bedanken, Gel. Meiner Jahre wegen Eönnte ih
in der Bleidung no ſehr jung thun, eb. Die Sreundithafe
bäft mich nie wegen der Liebe ſchadlos/ eb. Eben der. Leute
wegen will er nur Abends Fommen, Weiße,
Feblerhaft iftes, wenn dieſe Präpofition im Oberdeutſchen fo
gern mie bem Dative verbunden wird, Er iR wegen feinem Sleis
ße belohnet worden, fiir wegen feines Sleißes. Eden fo fehler»
baftiftes, wenn -in den gemeinen Mundarten dem wegen noch
ein um oder von vorgefeget wird, welche/hier ganz müßig ſind.
Um wegen oder von wegen feines Sleifes.
Wen in dieſe Präpofition miteinem A ſomichen Vronomine ver⸗
bunden werden follte, fo gehet ſie mit dem Genitive deſſelben in
Ein Wort sufammen, ſo daß noch das, ver ututhlich des Wohl⸗
—
—
|
EN
TE er
PER
x
Re uni ee ee
E
pr
E63
=
I
5,
ve
2 .
Bi
ı2
Br
J
>
=:
=
J
F
—
&
wi
F
8
Wegerecht, adj. der Wege kundig.
* Eu
. *
*—
8 |
P2
—⸗ wegen, Kaymifden geſetzt wird: meinetwegen, beinen
wegen, feinetwegen, unſertwegen, euertwegen ihretwegen.
Es gefchiehet mein etwegen. Ich babe es deinetwegen gerhan.
Die Wörter Salben und Willen werden auf eben diefelbe Art mit
— dieſen Genitiven verbunden, (S. diefelben,) ingleichen Dein. Im
Oberdeutſchen gebraucht man beyde auch einzeln und getbeilt; was
für Angſt haben wir nicht wegen ihrer ausgeſtanden, welches
ber im Hochdeusfeben ungewöhntich iſt. Andeffen iſt die ‚ganze
Form mit wegen mebr der vertranlichen Srhreibart eigen z; die cd»
lere gebrancht dafür die ähnliche Zufammenfegung mit willen,
(S. dasfelbe.) Sage es ihm von meinerwegen, oder grüße ihn
von meinetwrgen, d. 4 in meinen Nahmen, gehört i in die. niedri⸗
ge Spredart.
Wenn wegen mit den Öenitiven einiger anderer Pronominum
zufammen gezogen wird, fo fällt das + weg, und der Genitiv
felbft wird verfürzt: Seßwegen, weßwegen, wofür in den gemei«
nen Sprecharten deffentwegen, derowegen, und weffentwegen
gebraucht werden. :
Anm. Auch diefe Präpofition ſtammet vermittelft der adverbir
ſchen Ableitungsfolbe en von der Futerjection weg ber.
in wege: und ſtegerech⸗
ter Iäger, der ale Wege und Stege kenuet.
Der MWegerich, ses— a, plur. inuf. der Rahme einer Pflauze,
(S. Wegebreit.) Die legte Spibe ir Wortes iſt die Ablei⸗
tungsſylbe rich, S. —Rich.
Wegtgern, ©. Weigern.
Die Wegefaule, plur. die—n, eine Säufe auf der ———
welche entweder die Entfernung von einem Orte zum andern, wie
ein Meilenzeiger, oder. auch die — mehrerer Wege,
wie ein Wegweifer, zeiget.
Die Wẽ geſcheide, plur. die—n, der Dit, wo fich zwey oder
‚mehrere Wege feheiden, der Scheideweg.
Wigefchen, adj. etadv. von Pferden, wenn fie fich vor Kreuz ⸗
oder Scheideiwege ſcheuen.
Die Wögefchnede, plur. sie—n, eine Art nadter Schnecken
ohne Haus, welche fich Häufig in den Wegen finden laffen, Limax
Linn.
Der Wigefinf, deg—es, plur. inuf. ein Nahme fo wohl des
Sederiche, Eryfimum officinale Linn. als and) des Acker—
fenfes oder wilden Senfes, Sinapıs arvensis Linn. ingleichen
anch des Sopbien-Kraures, Silymbrium Sophia Zinn.
Wegeſſen, verb. irreg, (S. £ffen). 1. Aetivum, durch Eſſen
alle machen. Alles wegeffen. e. Neutrum. Seife) hinter
rin an der wegeſſen, lebbaft und ohne ſich unterbrechen zu laſ⸗
fen, eſſen.
Der Wigeftern, des es, plur, die —e, Steine, welche die
Gränze oder Breite der öffentlichen Laudſt caßen bezeichnen.
Das Wegeſtroh, des— es, plur.inuf, ein Nabme des Lab:
krautes, Galium Linz. an andern Orten auch Wallſtroh.
Der Wẽgetritt, des—es, plur. inuf, der Nahme einer Plans
je, welche an der Wegen und auf Kainen einheimiſch ift, und
auch Wegegras, Angerkraut genanntwird, Polygonumavi-
eulare Linn. Rleiner Wegetritt, Seleranthusperennis
Liunn. wird auch wildes Johannis-Kraut und großer Knöterich
genannt
Die Wigewalle, p! ar. inuf. Ser Kahme einer Pflanze, Cen-
taurea Calcitrappa Linn. auch Walddiſtel und Sterudiftel,
Die Wegewarte, plur, inuf. der Nahme einer Pflanze, welche
an den Wegen uud Ackerländern angetroffen wird, Eichorium
\ Zinn. befonders deſſen Cichorium: Indybus, weiches auch
Bundlänfte und@ichorien-Wurzekbeißt, und wovon die Garten:
wor; aw arte nur cine vercdelte Art ii. Stachelige Wegewarte,
> 2 \ T 7 *
N m eg 1430
Cichorium f pisofumt in, Die gelbe Wegewarte, oder das
Bebihrsfraut ifftar Hieracium Linn.
Die Wigezebrung, plur. die —en, we man zur Ichrung auf
dem Wege, d, 1. auf der Reife, gebraucht, wofür doch Zehr geld
üblier ift. Im Oberdeutſchen wird dag Abendmahl, weiches
man einem Kranken‘ reicht, Sie heilige Wegezehrung aenunnt,
Weufabren, verb.irreg, (S. Sahren,) Esift» 7, Mentrum,
(1). Sich vermitteiff eines Fuhrwerkes entfer nen Die Säfte find.
ſchon weggefahren. (2) Sich ſchnell von einem Drte entfernen,
Wieder Wind will ich ihr unter dem Arme wegfabren.-2. @in
Activum/ vermittelſt eines Fuhrwerkes weafchaffen, DensSchutt
wegfahren.
Megfallen, verb. irreg.neutr. (S. Sallen,) mit dem Hülfes
worte haben. 1. Sihdurd Fallen entfernen. Es ii mir weg:
gefallen, aus der Hand gefallen. 2. Wegbleiben Fönnen, von
Saden. Die angegebenen Koſten fallen weg, werden nicht
mit in Rechnung gebracht. Der ganze Abſchnite hätte biev wobl
wegfallen konnen.
Wegfangen, verb, irreg. act, (©, Sängen,) fangen, — dar
durch von feinemgew ähnlichen Orte entfernen. Einem Sie Tau:
ben wegfangen. Alles Wild wegfangen.
Wẽesgfaulen, verb, reg. neutr, mit dem Hülfeworte feyn, durch
die Fäulnig weggefchaffet werden. Dieganze Wurzel iſt wenger
faulet.
Wegfeilen, verb. reg. act. durch Feilen weafchaffen.
Wegfifchen, verb, reg. act, welches nur figürlich , und im
vertraulichen Umgange gebraucht wird, mit Lift und Geſchwin⸗
digkeit in feine Gewalt beingen. Er hat ihm die Braut vor denk
Munde weggefifche, eben da en he fhon im Befige zu ha⸗
ben glaubte.
Wenfliegen, verb.irreg. neutr. (S. $liegen,) mit dem Hülfse
worte ſeyn, fi fliegend entfernen. Die Vögel find wegge:
flogen.
Wegflteben, verb. irreg. neutr. (©, $liehen,) mit dem Hülfs⸗
worte feyn, fich durch die Flucht — wofür. doc) entfllehen
edler und üblicher if.
Wegfließen, verb. irreg, neutr. (©. Sließen,) nd fließend
entfernen.
Werflößen, verb.reg. act. das Faetitivum des u wege
ſchwimmen machen. Yols weaflößen.
Wegfrefien, verb.irreg. act. (©. Sveffen,) duch Freſſen alle
machen. Ri: Seufchredien babenalles Getreide wergefrefen.
Wegführen, verb. reg.act. von einem Orte führen.- Femaitr
den bey der Zand wegfübren. Ingleichen vermittelft eines Fuhr⸗
werkes wegf.haffen, Den Schutt wegführen, Daher die Weg⸗
\fübrung.
W ’'seubeln, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben, und figiire
. Eh, wie werffchen. Er bat ihm feine Braut vör dev Naſoe
wesgegabelt.
Wegg:ben, verb: irreg. act. (©. Geben,) von ſich geben, an⸗
dern geben, Alles weggeben.
Wetueben, verb. irreg. neutr, (©, Geben,) mit dem Hüter '
worte feyn. 23. Bon einem Orte gehen, fich vermittelt der Füße
entferuen. Unverrichteter Sache weggeben. Beten unge
tröſtet von fich weggeben laſſen. 2. Suweilen au) von Waaren,
für abgehen. Die Waane gehet reißend weg.
. Weggießen, verb.irreg.act. (©. Gießen) gießend entfernen,
weafchaffen. Den verdorbenen Wein weggießen..
Weghaben, verb. irreg, act. (8. Haben.) Etwas
rg es Bereits empfangen-haben. Ja, dag Rüchens
adıhen hat richtig eine Obrfeige von ihr weg, Hermes..
x eines wegbaben, es riuſehen, verfiehen, Ich darf nur
Kerr * ein
X
aagı
ein Wort mit jemanden veden, fo babe ich sen ganzen
Menſchen weg, fo fenne ich feine ganze Bemüchs und Dens
kungsart, Leſſ 3, Er hat es bey mir weg, er hat es dep mir
verdorben,
Moegbängen, verb. reg. Act, an einen —— Ort —
Weghalten, verb. irreg. act. (©. Selten, ) entfernt halten.
Die-Gand, das Glas weghalten.
Wenhifiyen, verb, reg. act. von einem. Dite haſchen, er-
baſchen.
‚ Wigbauen, verb. irreg. act. (©. Seauen,) durch Hauen
abfondern, abbauen. Einen Aſt, einem den Ropfwegbauen.
Weͤgheben, verb. irreg, act. (9. Seben;) don einem Drte he⸗
ben. Einen Ruaften wegbeben.
Wigbegen, verb. reg. act. durch Hegen entfernen.
“Wegbinfen, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von
einem Drte hinken, ſich hinkend entfernen.
Wegboblen, verb,reg. act. von einem Drte hohlen,
MWegbüpfen,y yerb, reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, von
seinem Orte hüpfen, davon hüpfen.
Wegjagen, verb. 128. act. aus. einem Orie jagen, davon
jagen.
Weukapern, verb. reg. act. duch Lift und Geſchwindigkeit
in ſeine Gewalt bringen. Ein Schiff auf der See, einen Brief,
einen Recruten wegkapern.
Wegkaufen, verb. reg. act. durch Kauf einem andern entzie⸗
ben. Alles Getreide wegkaufen. Einem andern etwas weg-
kaufen.
Wegkehren, verb. reg. act. 1. Bon kehren, wenden, auf
folche Art entfernen. Das Gefiht von etwas wegfehren,
wegwenden. 2. Von Fehren, verrere, auf folche Art eutfer⸗
nen. Kine Unveinigfeit wegkebren.
Werfommen, verb. irreg, neuer. (©. Rommen,) mit dem
Hülfsworte ſeyn. 1. Aus-feiner Wohnung kommen; im gemeis
"nen Zehen. Ich bin heutenicht weggefommen , nidgt aus dem
Haufe gefommen. 2. Davon fommen, in verſchiedenen figürli⸗
chen Ausdrüden. -Diegmabl Fam ich mit.der bloßen Surcht
weg, außer der Furcht widerfuhr mir nichts. Ich bin mit ihm
ſo ziemlich weggekommen, aus einander zekommen. Ich kom⸗
me dabey am ſchlimmſten weg, leide dabey am meiſten. 3. Ver⸗
loren gehen. Die Sache iſt mir weggekommen, ich weiß
nicht wie.
Wegkonnen, verb. irreg. neutr.(S, Bönnen,) mit dem Hülfss
worte haben, für weggeben können. Er Bann nicht weg, kann
oder darf den Drt nicht verändern.
Wegfriechyen, verb. irreg. neutr. (©, Kriechen,) wit dem
Hülfsworte feyn, fich kriechend entfernen, davon Friechen,
Weslaſſen, verb. irreg. act. (S. Laffen.) i. Von fi laſſen,
fih entfernen laſſen. Einen Freund nicht weglaffen wollen.
2, In eines andern Beſitz nicht fommen laffen. Bey dem Derfaufe
einer Sathe, diefelbe nicht weglaffen. 3. Nicht berühren, nicht
(erwähnen , auslaffen. Im Schreiben eine Stelle weglaffen,
Auslaffen. Nichts wenlaffen, was zur Sache geböret. Daber
das Weglaffen, und in der legten Bedeutung auch die. Weg:
laffung.
Weglaufen, verb.irreg. heutr. (©. Laufen,) mit dem Hille
worte feyn, fich laufend entfernen, davon laufen.
Weglegen, verb.reg. act, an einen andern Ort legen.
Wegleihen, verb. irreg. act. (©. Leihen, ) an einen andern
leihen, verleihen, >
Weuleiten, verb. reg. act, an einen andern Ort leiten. Das
Waſſer wegleiten.
2, Mit Gewalt in feinen Befig bringen,
Bi
age
weeleuchten verb regact. einem Weggebenden leuchten.
Megloden, verb reg.act. don einem Orte loden.
das Wegloden und die Weslodung.
Wegmaͤchen, verb,reg. ı. Wegwifcden, weglöfchen, weg ·
kehren, u. ſaf. 2. Sich wegmachen, fih entfernen,
MWegmarfciren, verb, reg. mit dem Hülfsworte feyn, vor
A Orte ——— Das Regiment ie heute wegmap
iret.
Wigmüffen, verb. irreg. neutr, (©, Müffen,)mit dem —
+ worte haben. 1.Sich — müſſen. Er hat weggem
er mußte weggehen, wegreiſen. dortgeſchaffet ER müfl m
Diefer Aſt muß weg.
Wegnehmen, verb. irreg. act. S Nehmen.) ei⸗
nem Otte nehmen. Kin Buch von dem Tiſche wegnehmen.
Einen etwas weg:
nehmen, es ihm vor dem Munde wegnehmen, Bin Shi
auf der.Sce wegnehmen, Bine Stadt wegnehmen, erobern.
3. Das nimme mir viel Zeit weg, Foftet mie viel Zeit. So
auch die Wegnahme, das — und die Wegnehe
«mung.
Wegpacken, verb. reg. act. 1, An einen andern Ort —
2, Sich wegpaden, in der harten und niedrigen EIER
fich entfernen, fib wegmachen.
So. au
Wigpartiren, verb, reg.act. nur im gemeinen Leben, durch
Lift entivenden. Einem etwas wegpartiren; auch wegprae⸗
tiſtren.
Wegpeitfchen, verb.reg. act. mit der Peitſche entfernen, Se
peitiden.
Wegpractifiven, verb.reg. act, im gemeinen Leben, vie wg
Er
partiren. F
Wegprügeln/ verb. reg. act. mit * Prügel forttreiben.
Wegpugen, verb. ——— durch Putzen, d. i Reinigen, fore
f&affen,
Wegradieren, verb. reg. act. durch Hadieren wegfhaffen, aus
radieren.
Wegraffen, verb. reg. act. Einem etwas wegraffen, —
fu. Der Tod, die Peſt rafft viele Menſchen — — ſter ben —
viele Meufchen.
Weigtauben, verb. reg. acı. durch Naub, oder als einen Kuh
einen andern eutziehen. Einem etwas wegrauben.
Wegrfumen, verb. reg. act. an einen ‘andern Det räumen,
So auch das Wegräumen und die Wegranmung.
Megreiben, verb.irreg.act. (S. Reiben,) durch Reisen weo·
ſchaffen, entfernen. Den Schmug wegreiben.
Die Wigreife, plur. inuf,die Reiſe von einem — wofür
doch Abveiſe edler ift.
Wegreifen, verb.reg. neutr, mit dem Hülfsworte. ſeyn/ von
oder aus einem Orte reiſen, ſich reiſend entfernen,
MWegteißen, verb.irreg. act, (S. Reigen.) 1, Binem’ et:
was wegreißen, es ans feinem Befige veißen. 2. Etwas weg⸗
reißen, 3.2. ein anugenageltes Bret, ein befefligtes Schlaß, es
mie Gewalt losmachen. Eine Mauer, ein Gebäude, eingang
wegreißen, fie einteißen und wegfgaffen. So auch das Weg-
reißen und die Wegreißung.
Wegreiten, verb. irreg.neutr, (&. Reiten,) mit dem Sürfe,
worte feyn, von einem Orte reiten.
Megrollen, verb. reg, act. von einem Orie rollen. ‚Große
Steine wegrollen,
MWegrudern, verb.reg.neutr. mit Hülfsworte-feyn, ſich
vernittelſt der Ruder von einem Orte entferten.
Ere
— —— mit dem Hülfeworte
4
N Wigtüten P verb. ce.
— ii von der Ebene weggeruder. 2, Activum, von feinem Orte
rücken. Den Tiſch wegrüden,
wWeogrufen, verb. irreg. act. (©. Küfen,) von einem Orte _
eufen,
: Megfägen, Verb. reg. act. mit der Säge wegſchaffen.
5 Wegfaugen, verb. irreg, at. (S. Bang durch Saugen
wegſchaffen.
Wegſchaben, verb. reg. act. duch Schaden wegbringen.
Wegſchaffen, verb. reg. act. machen, daß etwas wegfomme,
oder eutfernet werde; ein fehr allgemeiner Ausdruck, welcher die
Art und Weiſe, oder das Mittel völlig unbeffimme läßt. Einen
Bedienten wegichaffen, ipn mit Unwillen abdanfen, Einen Mrüf-
figgänger Wegfchaffen, aus der Stadt. ſchaffen. Man ſchaffet
etwas weg, wenn man es verfaufet. Der Arzt ſchafft das Sie:
ber weg, weun er es vertreibet.
So auch das Wegſchaffen und die Wegfchaffung.
Wesſchauen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,
für wegſehen, nur im Oberdeutſchen; allenfalls auch in. der
böhern Schreibart der Hochdeutſchen.
Wẽegſchaufeln, verb. reg. act. mit der Schaufel, oder mit
Schaufelu wegfhaffen.
1.Wegfcheren, verb, irreg. act. (©. Scheren, mit dem
Schermeſſer wegſchaffen. Den Bart wegſcheren.
2. WMegfiheren, verb, irreg. recipr. (S. Scheren,) welches
nur in den hlepeigen Sprecharten üblich iſt, weggehen, ſich eut⸗
fernen,
Wegfchenten, verb. reg. act. aus feinem Befige ſchenken, ver:
fi . Ein Gut verschenken, Alles wegſchenken.
We heucyen, verb. reg.act. von einem Orte ſcheuchen, ver⸗
ſcheuchen.
Wesſchicken, verb.reg. act. ameinen andern Dre ſchicken. Ei⸗
mnen Bedienten wegſchicken, Waaren wegſchicken.
Wes ſchieben, verb. irreg. act. (©. Scieben,) von einer Stel;
fe ſchieben, ſchiebend entfernen, Kinen Kaſten, einen Tiſch weg:
- fehleben,
Wegſchießen, verb. irreg. act. (S.Schießen,) durch Schie⸗
Sen wegfchaffen. Alles Wild wegfchießen.
Wes ſchiffen, verb. reg. neutr. mit dem Bälfpmerte feyn, fi
zu Schiffe entfernen, ; S
wesſchlagen verb.irreg. act. (©. Sclagen) mit Schlägen
- entfernen, Den Seind vonder Stadtwegfchlagen. ;
Wegichläudern, verb. reg. act. durch ſchiäuderu entfernen.
Megfchleispen, verb.irreg.recipr. (S. Schleichen.) Soch
wegfchleichen, ſich ſchleichend entfernen, davon ſchleichen.
Wesſchleifen, verb.irreg. Ast: (S.Schleifen,) durch Schlei⸗
fen wegſchaffen.
wesſchleifen, verb.reg. act. auf ds Schleife wegfchaffen.
Wasten wegichleifen. ;
Wegfhleppen, verb. reg. act. von einem Orte fhleppen.
Woeͤgſchmeißen, verb. irreg.act. welches im gemeinen Leben
für wegwerfen üblid) if. ©. Schmeißen.
Wẽegſchmelzen, verb.irreg. zuweilen auch reg. (S. Schmel-
zen.) Es iſt 1. ein Neutrum, wo es-jederzeit irregulär gebet,
ſchmelzen und weafliegen: 2. Ein Aetivum, wo es von einigen
auch regulär conjugirer wird, durch Schmelzen wegſchaffen.
Wegſchnappen, verb. reg. act, ſchnappend wegfangen, und
nach einer niedrigen Figur, durch ——— in ſeinen
Beſitz bringen.
Werſchneiden, verb. irreg. act. (S. Schneiden ‚) fehneidend,
durch einen — mehrere Schnitte wegſcha im,
ſeyn, von einem Orte tücen, d.i. langſam ziehen. Die Armee
Und fo in andern Fällen mehr.
Big 1494
Wigfihnäilen;verb. reg. act. ſchnellend, * einen Schuneller
entfernen, —
Wegfchreden, wein reg, act. durch Scred entfernen.
Wegſchutten, verb.reg.act.-aus einem Bebältniffe fhätten,
und auf ſolche Arc entfernen, Bon flüfigen Körpern auch
weggießen.
Wegſchwemmen, verb. reg, act. wegſeh wimmen machen ; ine
gleichen durch vieles Waffer wegfliegen machen. . Die Auch
ſchwemmet den Damm weg.
Wegfhwimmen, verb. irreg. neutr, (8, Shwimmen); mit
dem Hülfsworte feyn, ſich ſchwimmend entfernen.
Wagſegeln, verb.reg.neutr: auch mit dem Hülfsworte ſeyn⸗
ſich vermittelſt dev Segel entfernen,
wes feben, veıb, irreg. neutr. (S. Sehen,) mit dem Hülfe--
worte baben, die Augen von etwas wegiweuden, entfernen. Dow
einem Dinge wegfeben.
Wenfenden, verb.irreg, act. welches — in der edlern
Schreibart für wegſchicken gebraucht wird, Daber die Weg⸗
fendung,
Wegfengen, verb,reg. act. duch Sengen wegfchaffen,
Wegfegen, verb.reg. act, ı. Von einem Drte fegen, an einem
„andern Drtfegen, Einen Stuhl wegfegen. 2; Ein Rind wegs
fegen , es heimlich an einen öffentlihen Ort fegen, um. defen
los zumwerden, 3. Sich über andere wegfegen, fich beffer, vore
nehmer, weifer dünfen. 4. Sich über etwas wegfegen, es
nicht achten, es für geringehalten‘ Er glaube, daß fein Adel
ihn über diefe Pflicht wegfege, ihn dazu nicht verbinde. Se
auch die Wegfegung.
Wigfeyn, verb. irreg. neutr. (S. Seyn,) welches ſich ſelbſt
zum. Hülfsworte nimmt. 1. Abweſend feyn, entfernt ſeyn. Er
it ſchon drey Fahre von Haufe weg. 2. Bergangen , vers-
loren, verfitichen feon. Die. Zeit ift weg. Weg ift Sie Zurcht!
3.liber etwas weg feyn, fi durch Fleiß oder Mühe deſſelben
entſchlagen, erlediget. haben
lange hinweg.
Wegfpreiyen, verb.irreg. (S Sprechen.) ı. Ein Meutrum,
mit haben. Lrey vom Herzen wegfprechen, ohne Zurückhal⸗
tung. 2, Ein Aetivum, ſich durch die Sprache, duch Worte
entledigen., Als er feine erſte Ansſt von dem Herzen wegge?
fprochen hatte.
Wegfprengen; verb. reg. act. wegfpringen machen. Bin ber⸗ *
vorragendes Selsitud mie Pulver wenfprengen.
Wegfpringen, verb.irreg.neutr, mit dem Hülfsworte feyn,
ſich fpringend entfernen, von einem Drte ſpringen.
Wegfpüblen, verb, reg. act. durch Waffer, oder im Maffer
wegfließen- machen. Der Slupß ſpühlet die Erde, das Ufer weg.
Wegftechen, verb,irreg.act. (S. Stecyen,) durch Stiche eut⸗
fernen, mit einem fpigigen Werkzeuge wegſchaffen.
‚Wegfteden, verb.reg. act. ı. An einen anderu Ort ſtecken.
‚Die Blumen wegfieden. 2. Mit der, Nadel an einem andern
Drte befeftigen, Die Schleife wegſtecken, 3. Verſtecken.
Wegfteblen, verb. irreg, act. (©. Steblen,) durch einen Dieb«
ſtahl entwenden, Einem fein Geld wegitehlen. „Sich wegiteh-
‘Ten, heimlich. entfernen, ſich wegfchleichen.
Weufterben, verb. irreg. neutr. (9. Sterben,) mit feyn, durch
den Tod entfernt werden. le meine Sreunde find indeſſen
weggeſtorben.
Weuftoßen, verb. ätreg. act. (S. Stopen,) durch einen Stof
entfernen,
‘1, WMesftreichen, verb. irreg. heutr, (8. Streichen, mit feyn,
fich fireichend entfernen , befonders von den Zugnögeln, wenn
fie die kältern Gegenden in Herbſte RAR:
Kite 2. Meg:
üb» dieſe Pedantepey bin ip
*
/
1455 - Bes
2. Winfireichen, verb. irreg. act, (©, Streichen.) ı. Ehreie
chend entfernen. Sein Geld wegſtreichen, einſtreichen. 2.Auss
ſtreichen. Ein Wort, eine Zeile wegſtreichen.
Wẽegthun/ verb. irreg, act, welches ſo wie wegſchaffen, ei⸗
genttich ein allgemeiner Ausdruck iſt, aber doch am bänfigſten
im gemeinen Leben für weglegen gebraucht wird. ©, Thun.
D
- Wegtraben, verb. reg: neutr. mit feyn, ſich trabend ente
fernen.
Wigtrageit, verb.irreg. act. (S. Tragen,) von einem Dite
tragen. So auch die Wegtvagung.
Wentreiben, verb, irreg. act. (©. Treiben,) von — aus
einem Orte treiben. Die Fliegen, das vieh wegtreiben.
MWenxtreten, verb. irreg. (S. Treten,) ı. Meutrum , mit '
ſeyn, von einem Orte treten, fi durch einen Tritt entfernen,
von etwas wegtreten. 2. Activum, durch Treten wegfchaffen.
Die Abfäge wegtreten, durch dieles Gehen abnutzen.
Wegwallen, verb. reg. act, ſich wallend entfernen, nur in
der dichterifchen Schreibart, Schön waller dein dunkles Saar
unter dem Blumenfranz weg, und fpielet mit Sen Winden,
Geßner.
Weͤgwalzen, verb.reg. act. von einem ar weljen, Einen
Stein wegwälzen.
Wigwandern, verb.reg.neutr.
wandern,
Wenwäfcen, verb. reg.act. waſchend entfernen. Das Waf:
fer wäfcher die Erde weg. _
Werweben, verb. reg. act. wehend entfernen, vom dem
Winde.
Weymeifen, verb. irreg. "act, (8. Weifer,) von einem Orte
wegweifen. Einen wegweifen, d.i. weggehen beißen. -
- Der Wegveifer, des — 8, plur.-ut-nom. ling. +. Eine Per
fon, welche einem andern den Weg weifet, oder zeiget. 2. Eine
Eule mit Armen, welche auf die NMegicheiden aefeßt wird, uud
den Ort, mobin jeder Weg gehet, benennet; ebedem Leitfage,
Es iſt von Weg, via, ım dbas einzige von deffen Zuſammenſe⸗
Sungen, welches das e mach dem g nicht hat z obgleich * deß⸗
halb doch gelinde lautet.
MWirwenden, verb.isreg. act. (S. Wenden, von etwas wen⸗
den. Sich wegwenden. Die Autzen wegwenden.
Wegwerfen, verbiirreg. act. (S. Werfen,) von ſich werfen,
durch einen Wurf entfernen. Figürlich, zuweilen ſo viel als
weglaſſen, nicht zählen, ſprechen, fchreiben u: f.f. Daher einis
ge den Apoſtroph in der Orthographie das Porginrrfungeseitgen
nennen,
Werweren, verb. reg. act. duch Wesen wegſchaffen.
Weuwilchen, verb, reg. act. durch Wifchen weafchaffen.
mit fen; von einem Drte
Winwigeln, verb, reg. act. durch wißige Gründe megfcheffen,;
aufhören machen. Es gibt ſchöne Geißer, welche uns die Reli⸗
gion ganz wegwitzeln wollen.
Wegwünſchen/ verb.reg. act, wünſchen, daß etwas weg fey.
MWegzanbern, verb. reg. act: durch Zauberen wegfchaffen,
enzerren, verb, reg.act, von einem Orte zerren.
Werizteben, verb.irreg.- (6. Ziehen.) Esift:
etwas von einem Orte zieben, ziehend entfernen, Auch figür⸗
lich duch ilberredung., Femanden- aus der Stadt wegzie-
ben , ihn bereden, ſelbige zu verlaffen. 2. VNeutrum mit
dem Hülfsworke feyn „einen Drt verlaffen, in folchen Fällen,
wo.das einfache zichen gebraucht wird.‘ Der Seind iſt von
der Stadt w ageogem Wegsiehm, fh an einem andern
Drt niederlaffen,
Der Weuzug, des — es, plur. inuf, Bas Wegzieben /Iido *
nur von dem Neutro wegziehea.
. Activum,
"Web oder Wehe, sine artikel, — ——
Wehen, verb. reg. aet. et neutr. im leblen Falle mit dem
er
wird. 1. Als eine Interjection, welches ihre erfte und urfprüngs En,
liche Befimmungift. (1) Als ein natürlicher und thierifcher Aus 4 ,
ruf eines empfundenen heftigen Schmerzes. Web! Au Web!
Ach und weh ſchreyen. In welchem Falle fie nie ein e am Ende
bekommt. (2) Ein bevorfiehendes oder fchon gegenmwärtiges Un -
glück anzufündigen, mit dem Darive der Perſon; in welberBer
deutung fie das e am Ende bald. befommt, bald nicht befommt, “ ca
Wehe mir Armen! Wehe den Seuchleen! Wehe den Gottlos |
fen ! Webe mir, wehe des nahmenlofen Jammers! ‚Weiße , ER
“Web dem zerriffenen Staat, 3
Der Wollen zu Gefegen, zu Bürgern Frevler bat, Duſch 4
2. Als ein Adverbium, Comparat. weher, Superlat. am we⸗
beiten, Schmerzen vernrfahend, doch nur mit — Verbis; —
bald weh, bald wehe, Am bäufiaften mit Ks thut
mir webe, es ſchmerzet mir, fo wohl von phy en als mora⸗
lifchen Schmerzen, Wenn dir der Kopf wehe thut, wenn du
Kopfſchmerzen empfindeft. Es that ihm Fein Singer wehe. Bi:
nem wehe thun, ibm Schmerzen verurfachen. Es mag dirwohl
wehthun, das deine Schwerter fo reich beirathet, es mag dich
Fränfen, Gel. Es tbut mir in der Seele weh. Ein Lob⸗
fpruch, den ich mir nicht zueignen Fann, thut mir weber, als -
ein verdienter Verweis, Gel. Was mir am webeften thur, ift ıc.
Im Dberdentfchen gebraucht man es auch noch mie dem Verbis
ſeyn und werden, mit welchen eg aber im Hoddeurfihen unge
wöhnlich i ft. Es if mir wehe, ich befinde mich nicht wohl, es
iſt mir übel. Es wird miv wehe, übel, Insleicenfairlih,
08 it ihm weh darnach, er fehnet fih darnach.
Anm. Die Interjection lautet ſchon von den älteſten Zeiten en
-we, ben dem Ulpbilas var, im Walififchen gwae, im Angels
ſach ſiſchen wa, we, im Englifchen wo, woe,im fat, we. img
Grich. ovas, n.f.f.daber mar fie, fo wie ah! o! und andere
ähnliche immer⸗für einen Naturlaut halten fan.
Das Weh, des—es, plur. die—e, oder das Wehe, FR
plur. ut nom. fing. die vorige Interjection als ein Sub ſt antiv
gebraucht. Das Webeüber jemanden ausrufen. Yllediefe We:
be treffen mich nicht, diefe mit dem Worte Wehe! verbundenen.
Ankündigungen eines Unglückes.
Das Web, des — es, plur, die — en, oder das Wehe, Re BR
plur. ‚die —n, gleichfalls die vorige Interjection, aber in-andes
ver Geftalt, als ein Subftantivum gebrandht. 1. Scmerz, es
fen nun förperticher oder moralifeger. . Du. willſt mein Glück,
Myrtill, und mehrk doc nur mein Web, Gel. Es iſt in > > x
- fer-Bedeutung für fich allein größten Theils veraltet, indem es
cheils nur noch in Sufammenfegungen vorfommt, das Kopfwehb,
.. Zahnweh, Salsweh, Magenweh, geimweb u.f.f. theild in en» ⸗··.,
gerer Bedeutung, und nur im Plural allein, von den Geburts:
ſchmerzen. Wehen bekommen, Gebuctsfchmergen. Weben
haben, die Wehen Fommen. 2. Ein unglüdlicher Zuftend, ein E 4J
Unglũck, im Gegen⸗ ze des Wohles; auch in dieſer Bedeutuug
kommt es nur nach felten vor. Dein Wohl und Wehe hänget da
vonab, dein Glück und Unglüd.
Anm. Im Ditfried kommt dafür Wewa vor, — PR
längft veraltet iſt. Die Declination diefes Wortes kann ſtreitig
gemacht werden, weil die Fälle, in welchen Wehe im Singular
vorkommt, faſt niemahls im Plural gebraucht werden, der Plural
die Wehen, aber, nieim Singular üblich if, daher es möglich
if, daß das letztere im Singular die Webe gebabt bat. Sind aber.
beyde nur Ein Wort, fo würde es nad der fechften Deelinatiomi in.
meiner Sprachlehre geben.
Bülfs worte babeyı wei * eigentlich von der gewöhnlichen Bewe⸗
} ‚gung
aa. 2 38
ung des Windes ds wird, Der Wins wehet. DrWind.
"bar diefe Elacht gewehet. Weil eben ein friſches Cuftchen wes
hete. Ingleichen von den Fahren, wenn fie von dem Winde der
weget werden. Die Fahnen weben laſſen. Auch als ein Acti⸗
" Daher das Wehen.
Hiederd, weihen, ben dem Ufpbilas wäaian, im Pobln. wieie,
ach wehe, im Sclavonifchen wit, im Orieh.aew Es iſt eine,
uumittelbare Dnomatopdie der von dem Winde bewegten Luft,
daher fie in fo vielen andern gewiß nicht verwandten Sprachen an⸗
getroffen wird, 3.8. in der Patagonifchen, wo Oui, der Wind
if. Unfer Winsund das Lat. Ventus, find davon gebildet, fo
wie wacheln, fächeln, und andere mehr.
den in den Weben bepfteher, d, i. eine Sebamme, welche auch
wohl Wehmutter genannt wird.
ben Grad des Schmerzens, oder über ein drügfendes Übel.
fonders dag ehemahlige Klagegeſchrey vor den Sterbehäufern. 2.
AKlagegeſchrey Menſchen vor gefährlichen Sriern warnen fol; Ve
Rlagefrau. Ein noch von deu Wenden herrührender Aberglaube,
gracht in den fümpfigen Rohrteich bey Wermsdorf gerieth, nnd
darin umfommen mußte, ungeachtet er drey Tage nnd Nächte um
Hülfe fehrie, weil man fein Gefchrey für die Stimme der Weh:
klage bielt, welche jedermann vor dieſer Gegend warne. 3. Fine
Art Nachtvoael, befonders auf dem Harze, welcher zu aeiriffen
Zeirei eine flägliche Stimme hören läßt, die Blagemutter, Tod:
“ tenube. ©. Riagefrau.
Wehklagen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,
eine ſolche Klage führen, oder hören laſſen; im gemeinen Leben,
Iamentiven. jiber erwas wehklagen. Daher das Wehklagen.
Die Wehmutb, plur. car. ein hober Grad der Traurigkeit, ders
jenige Zuftand der Scele, da fie auf allen Seiten von umanges
nehmen Empfindungen angegriffen wird, ohne doch denfelben une
terzuliegen. “ Ich Eonnte mic) der Wehmuth kaum erwebren,
- Gel. Mein Herz, von deinen Tönen erweicht , fchmilze in
füger Wehmuth. Man fieher leicht, daß es mit dem Adverbio
weh zufanımen gefegt ift, jo wie Schwermuth, Bleinmuth,
Großmuth wa. m,
Wehmüthig, —er, —fe, adj, et adv. Wehmuth empfindeus,
ingleichen in der Wehmuth gegründer. Lin wehmüthiges Herz.
Wehm üthig bitten, Line wehmuthige Bitte.
Die Wehmürbigkeie, plur.car; die Wehmuth alg einen Zuftand
” betrachtet, wofür doch Wehmuth üblicher iſt.
frau, im gemeinen Leben Kindermutter.
Die Webr, zuweilen auch die Wehre, plur. die Wehren, von
dem Verbo wehren. 1. Die Handlung, da man ſich wehret, ſich
gegen einen Angriff vertheidiget; eine veraltere- Bedeutung, wel:
che nur noch in der R. A. übrig iſt, ich zur Wehre ftellen, fih
vertheidigen wollen, Anſtalt zur Verteidigung machen. Üblicher
iſt es noch in den Zufenmenfegungen Gegenwehr, und Noth⸗
weht, 2. Dasjenige, womit man fi) wehret, da es ehedem
mit Waffe gleich bedeutend war, und ale Werkzeuge, jo wohl
zum Angriffe, als zur Bertheidigung, bezeichnete, z. B. Degen,
Siege, Lanzen, Doldeu.f. fe Die Wehr blößen. Jemand
ie eneblößter Wehr anfallen. Wehr und Waffen, allerley
ewehr. - Auch in diefer Bedeutung iff es veraltet, feitdem Be:
wehr üblicher geworden ift, daher es nur goch zuweilen theiß in
TEE Dee
pam. Der Wind bat allen Sand auf einen Saufen gewehet.
Anm. Bey den alten Oberdeutſchen Schriftſtellern waien, ‚im -
Dte : Webfrau, plur.die—en, eine rau, welche den Gebärens _
‚Die Wehklage, plur. die —n, .ı. Laute Klage über einen ho«
Der -.
Ben dem geoßen Haufen, eine Act Geſpeuſt, welches durch fein ,
Die Wehmutter, plur. die —muütter, eine Hebamme, wie Wehe
welcher 1798 einem Stücffuechte ſehr traurig ward, der bey der _
De 1438
1725 #
dem Bericht iffyt, töeite in ber dichterifdien&heribant, vorkommt.
Blitzet ein fürchterlich Gemiſch ent blößter Wehren um ibn her,
Denis,
Hanzöpne der fleiſchfreſſe nden Thiere, fo wohl Waffen, als Weh⸗
‚ren, genanut. 3. Zum Feldbanenäthige Werkzeug ‚und, in
weiterer Bedeutung, alles, was zur Landwirthſchaft nothwendig
iſt, beſonders die ſo genannten Indentarien⸗Stücke; dermuthlich,
ſo fern jedes Werkzeug ebedem auch fo wohl Wehr, als Waffe,
genanntwurde, Dieſe Bedeutung ift noch mehr veraltet,alg eine
der vorigen, und nur no in den Zufammenfegungen Hofwebe .
und Wehrvieh übrig. (S. diefelben,) In Weftphalen ift der
Wehr einfteperLauddefiser, die Wehre, defjen Haus mit dem
innernDofraum, dee Wehrfeſter, derHauswirid, und das Wehr:
guf, deffen But. -4. Ein Werf, welches einen Feind abzubals
ten, ihm zu wehren, geſchickt iſt; ein ebedem fihe allgemeines
ort, welches wicht alleinFeflungawerfe, Bälle, Mauern, Däm⸗
me nad Schlöfer, fondern auch den on ſelbſt, bezeichnete, -
Grit mein Schloß und hohe Wehre, Opis. Auch diefe Be⸗
deutung ift für fich allein veraltet, ob fie gleich noch in den Zuſam⸗
menfesungen Bruſwehr, Landwehr, Schugwehr uf. f. lebt.
Ben den Jägern iſt eine Febendige Wehr, wenn ein Ort ſtatt
des Jagdzeuges mir Menfchen befeger wird, das Wild abzubatten,
gleichfam eine lebendige Mauer. Das folgende, das Wehr, ift
noch cin überbleibſel davon, nur daß es fein Geſchlecht veräm
dert. bat.
Anm. Schon bey den älteſten Dberdeutfhen Schriftſtellern
wer und wara, welches letztere ſchon bey dem Ditfried Schug
bedeutet, und zunächft zu dem nabe verwandten wahren. in bes
wahren zu gehören fcheinet, (5. Wehren) Mit dem weiblichen
e, Wehre, ift diefes Wort im Hochdeutſchen ſeltener, als ohne
dasfelbr, °
Das Wehr, des —es, plur. die—e, das vorige Wort, nur mie
derändertem Geſchlechte, welches beſonders in einer — —
dentung üblich. iſt· +. Ein Damm durch einen Fluß oder ande⸗
ves Waffer, dasfelde dadurch in einer gewiſſen Höhe zu haften,
Das Mühlwehr, zur Erhöhung des Mihlwaſſers; das Kunit:
wehr, zum Behuf einer Wafferfunft oder Wafjerleisung. Jar
Niederfächfifchen lautet e3 in diefer Bedeutung Ware, in Schwa⸗
ben und der Schweiz aber Wuhr, welches Wort ſchon im Schiwa«
beuſpiegel vorkommt. Der Bär im Feſtungsbaue, der gleichfalls
einen Damm in einem Feſtungsgraben bezeichnet, fiheinet eben _
dasfelbe Wort, aber einwenig mehr veranftaltek, zu ſeyn. =.
Im Bergbaue ift das Wehr ein Feldmaß von 2 Leben oder 14
Klaftern, da es den; wenn ein Zablwort vorher gehet, im Plus
ral, wie andere Wörter diefer Art, unverändert bleibt. Zwey .
Weber machen dafeldft eine Map, drey Wehr aber eine Fund—
grube. Es fcheinet in dieſer Bedentung nicht unmittelbar von
wehren, abwenden, fordern zunächii von währ in Gewabßr, ab»
zuſtammen, nnd eigentlich den verficherten Befis, und hernach den
Gegenftand desfelden zu bezeichnen. Dahin gehöret denn auch,
wenn Wehr ebedent im Niederdeutfchen einen jeden verficherten
und ruhigen Befig, Haus und Hof, Habe und But u. ff. der
deutete,
Der wehrbaum, des — es, plur. die — baume, derjenige
Baum an einem Wehre, welcher das Wa ſer in der gefegmäßie
gen Höhe erhält, und der auch unter dem Iapınen des BER
mes befannt ift. S. dasfeide,
Der Wipr od, des —es, plür, die — böde, im Bergbaue,
an den Feldgeſtängen, ein Bod oder Gerüſt mit einem Nebeng⸗
ftäuge, damit nicht die ganze Laſt an einem krummen Zapfen allein
Yängen möge; auch dev Wendebock.
*
Bey den Jägern werden noch zuweilen die Klauen und _
1439 — 2. | a —— Bi
le — In AR ie es ne —
horizontale Fläche, welche das * — —
erreichen kann.
Die WM! brlinie, li: die — n, sim TUR die Einie,
welche aus dem Streichwinfel zum Bollwerkswinkel gezogen‘
wird, weil die Gegenwehr aus dem feinen Gewehre darnach
gerichtet iſt. Die reichende Wehrlinie, wenn fie in gleicher ©
Nichring mit. der Siirnfeite gehet; zum Untet ſchiede von der
tohrenden, wenn fie, davon abweicht. 2
wWehrlos — er, — efle,.adj. ı. Eines Mehres Be Gewehres
beraubt, Wehrloſe Soldaten, 2. Der Gegenwebr beraubt.
So auch die Wehrloſigkeit.
Der Wehritand, des — es, plur, inuf. derjenige, Stans, 1 —
Der Wehrdamm, des — es, plur. — im Waſſer⸗
bau⸗ ein Damm, welcher vor einem andern Damme anfgeführet
wird, deſſen ——— dem Waſſer abzuwehten.
Das Wehreifen, des — 8, plur.ut nom. ling. ein Eifen, et
was abzuwehren, befonders im Bergbane, wotowehirin aewig -
fes Eifen, womit ein Örfchlepp an die Kunſt aehänget wird, als
auchein Eifen in dem Schürloche des Brenners), die Beichädis el
gung.des Mauerwerkes zu verhüthen, diefen Rahmen führer,
Wehren, verb. reg. act. welches in einer doppelten Bedeutung
gebraucht wird, 1. Einhalt thum, machen, dad ein Ding und
deffen Wirkung fich nicht verbreite, ſo wohl mit dem Dativ der
Perſon, und deſſen was ihre Stelle vertritt, allein, als auch,
obgleich feltener, mit bengefügtem Aceuſativ der Sache) Aran
wehret einem, wenn man ihm in einer Bewegung, oder auch in
einer Sache, Einhalt ıhut. Er läßt ſich nicht wehren.
Sie beuth ſich an, du aber wehreft ihr, Gell.
‘ Einem etwas wehren. Es wird dirs niemand wehren. Man
- wollte ibm das Reden wehren.
sen, deffen Ausbreitung Einhalt thun. Einem übel, eines
Wurh, feinen Begierden wehren. Dem Mußiggange wehren
Man muß feinem Ernfte wehren, daß er nicht mürrifch wer:
Je. Ihre beyderfeitige Treue wehrt dem feinäfeligen verdach⸗
te und der todtenden Eiferſucht, Gel. 2. Widerfland leiſten,
m Seuer, dem Wäffer weh⸗
als ein Neciprocum , ſich wehren, es — nun auf welche Art
es wolle, Sich gegen einen Seind wehren. Sich feiner Haut
wehren, feine Perſon und fein Leben vertheidigen. Die Befagung
bat ſich bis auf das duß erſte, bis auf den legten Mann ge⸗
wehret. Daber das Wehren , doch nur zumeilen in der erſten
Bedgutung ; in der ziwegten iſt dafür Gegenwehr üblich,
Anm. In benden Bedeutungen ſchon von des Kero Zeiten an
diejenige Claſſe Menfchen-in der bürgerfichen Geſellſchaft, wel⸗
ber die Vertheidlguug der- übrigen oblieget, der Soldaten:
fand, der Briegeoßand ; ; im Gegenfage des Lebe zund J——
ſtandes.
Der Wehrſtaämpel, des — s, plur. ut nom. fing. * Be:
baue, beweglihe Walzen, in frummen Schächten morandas
Seib hinunter gehet, indem fie gleichfam wehren, daß es ſich an
dem Hangenden niche zu ſeht abreide,
"Das Wehrvieh, deg— es, plur. car. an einigen Beten, ee: —
gu den Inventario einet Landwirthſchaft gehörige Vieb,weldes
— auch eiſernes Vieh genannt wied.
Die guten Schafe; welche, nachdem die (waren und RD RL i⸗
gen. ausgemerzet worden, übe rwintert werden follen,
Das Wihrwafler, des — 8, plur. inul dasjenige: Mafer,
welches fi über das Wehr ergießen, —— ein Wehr ——
wird,
Gs die Wehr 3), 2.” 5 4
Der Wehrewolf, Wärwslf. +. 3
Der Weéhrzahn, des — es, plur die sähne, die vier. —
zãhne der wilden Schweine, welche collective das Gewehr, das
Bewerf, ingleichen die Waffen, genaunt werden.
Der Wehrzins, des — es, plur, die—en „in einigen Gegen »
weren und piweren, im Niederdeutichen gleichfall? wehren,
im Angelf.weran,im Schwed. värja, im$sländ. veria, Es iſt
mit währen in bewahren genau verwandt, Wennman den Bau
des Wortes genan unterfucht, fo ſcheint es ein Iterativum zu
feyn, welches vermitrelfi. des x von wehen, fo fern es, als ein
ih
Verwandter von wegen in bewegen, ehedem der Ausdruck: einer
jeden mäßigen Bewegung war, abſtauumet, daher es eigentlich,
durch wiederbohlte Bewegung der Gliedmaßen. abwruden, und
Einbalt thun, ydeuten würde.
Das Wehrgebäng, des — es, plur. die — e, nur in einigen
Füllen, das Gehäng, worin dag Seitengewehr getragen wird, be⸗
ſonders bey den Zägern. Ju andern Fällen if dafür Degenges
bang und Ruppel üblicher.
den, ein Rahme des Kutſcherzinſes, S. dieſes Wort.
B3 2
Der Wehrzoll', des — es, plur, die —zölle, in einigen Gegen⸗
den, ein Bol, welcher an der Laudwehre, d, i, au der- ‚Bräng,
entrichter wird, der Granszoll,
Der Webrzug, des— es, plur. die —züge, im Berabane, der
Zug, d. i. Admeffung „ einer fireitigen Zeche, welche von einem
dritten Markſcheider geſchiehet, wenn die beyden erſten von einau⸗
der abweichen. Vielleicht von dem alten Wehr, Vefig, oder auch
Das Wehrgeld, des — cs, plur. von mehretn Summen,
die — er, in den ehemabligen Nechten, der Preis, um wels
hen jemand -in der bürgerlichen. Geſellſchaft gefhäst war,
- welchen denn deffen Mörder den Verwandten erlegen mußte;
von Wehre, dew Wertd, valot, und Geld/ Er ſatz, gleichſam
valoris valor.
Wehrhaft, — er, — eſte, adj. et adv. ı. Fäbig, eine
von währen in bewähren, in welchem letztern — es wahr⸗
zug beißen müßte.
Die Wehtage, ling. sar. Taar, an welchen min Schengen em: |
„ Pfindet, und daun Ktanfheit, Schmerzen u.f.f.überhaupt. , » =
Das Weib, des — es, plur. die —er, Diminut, Weibehen,
Oberd. Weiblein. ı „Eine Verfon weiblichen Gefchlechtes, ohne
Rückficht anf Alter, Stand und Heirath. Sich als ein Weib ;
Wehr, d. i.ein Gewehr, zu fragen, jetzt nur noch bey den Für
gern, wenn fie freögefprochen werden, ud aus dem Stande der
Lehrlinge treten, da ihnen denn das Seitengewehr mit gewiffen
Feyerlichfeiten augeleget wird. Ehrdem. war es auch von den
Kirtern üblich. 2. Fähig, fich zu wehren. oder zu vertheidigen.
Kin wehrhafter Mann. Die Stadt ih nichts weniger ala
wehrhaft, baltbar.
ur Tugend, die allein die Seelen wehrhaft macht,
Wird durch Gefahr und Noth nie um den Sieg gebracht, Hag.
So aud) die Wehrhaftigkeit.
Die Wehrlatte, plur. dsie—n, von das Wehr, die Fläche des
oberſten Holzes ben hölzernen Wehren, welche zugleich deu höch⸗
\
verkleiden. Die Natur weine, wenn ein Weib geboren
wird, Alle Weiblein in unferer Sausbaltung. „alle weiblihe
Derjonern, In weiterer Bedentung wird auch ein weibliches Indi⸗
viduum von allen Thieren ohne Unterfehied, doc nur im Dimi⸗
nutivo, das Weibchen, im Oberd. Weiblein,genannt ; im Gegen⸗
füge des Mrännchens oder Männleing. Die natürfiche Forın
Weib iftin diefem Verſtande fo wenig üblich als von Mann. Das
Weibchen des Elepbanten, des Sabnes , des Karpfen, des
Sperlinges nf. f.im gemeinen Leben die Sie. 2. Eine verhei⸗
rathete weibliche Perfon, eine Frau. Kin Weib nehmen. Zeman⸗ —
den feine Tochter zum Weibe geben. 3. Alte Weiber , ein
NRahme, welcher zwep Arten von Fiſchen gegeben wird, fo —*
*
— BEE,
* —— ——
BE Adel. w. B. 4. Tl. 2, Huf. ®
25 3 ———— ARE TE —
a 7
Jen LabrusTinca Linn. als auch ber größten Urt Stodfifäe,
Baliltes Vetula Linn. Beyde heißen im Franz. Vielles, im
2 ‚ Engl. Oldwife, Nach einer niedrigen Figur iftein altes Weib
eine feige zur Ungeit weichherzige Mannsperſon. F
Anm. ı.Sowenig das Wort im Hocdeutfehen als veraltet
angeſehen werden kann, ſo eingeſchränkt iſt doch deſſen heutiger
Gebraud. Zu den mittlern Zeiten wurde es in den angege⸗
‚benen beyden Bedeutungen in allen Fällen , und ſelbſt von vor⸗
nehmen Perfonen, ohne Anftof gebraucht, daher es in dene
felben in der Deutfchen Bibel nod fo bäufig iſt. Wein, daß
man ſchon fehe frühe angefangen hat, etwas Unedles in dem _
orte zu empfinden, erhellet aus dem Walther von der Vogel⸗
weide, welcher um den Anfang des 13ten Jahrhunderts lebte,
und dawider eifert, daß man dem Worte Weib das Wort Irau
vorzuziehen anfing. er R -
Wib muosjemer fin der wibe hohlte name
Und tuiretbas danne Frowen als ichserkenne
Sva der deheiniu fi die lich ir Wibheit f(chame
"Die merk e difenSanc und kiefe ouch denne
Under Frowen fint unwip
Under Wiben fint fie tiure, u. f. f.
8, 116, der Maneſſiſchen Sammlung. Und S. ı 19. fagt er von
Deutfchland: N {
Sem mir Got fo fwiureich wol das da diu Wib
Beflers int danne anderswa die Frowen, k
MWorans zu erbelfen ſcheinet, daß [Kom zu feiner Zeit das Wort
Weib mehr von niedrigen, Srau aber mehr von vornehmen Pers
ſonen gebraucht worden, Itinden fpätern Zeiten diefer Unters
ſchied großen Theils wieder verloren gegangen, fo rühret es vers
muthlich daher, weit nach den Zeiten der Hohenſtaufen der wenige
Geſchmack und feine Einpfindungen wieder abzunehmen anfingen,
and erſt in den neueſten Seiten wieder erwachten. Jet wird dies
fes Wort im Hochteutfchen noch in folgenden Fällen gebraucht,
2. Im getneinen Leben von geringen verheiratheten, oder doch ber
jahrten weiblichen Perfonen. Lin Bauekweib, Bettelweib u. fi f.
2.In der vertraulihenSvrechart von einer verheiratheten Perfon,
dech in Oberdeutfchland häufiger, als ig Oberfachfen, Dort ift
nichts gewöhnlicher, als dag mar mein Weib für meine Frau hör
vet. 3. In der Dichtfunft und höhern Schreibart, doch gemeinig-
lich nur von einer herzhaften, männlichen weiblichen Perfon. Die⸗
fer Nebenbegriff der Stärke und Rüſtigkeit ſcheint auch die wahre
Urſache zu ſeyn, warum diefes Wort in den obern Elaffen von der
Zeit an verächtlich geworden, da man mehr Sanftmuth, Milde
und Zärtlichkeit, als Stärte und Männlichkeit , von dem andern
Geſchlechte erwartet, Indeffen ift das Diminativum Weibchen,
wo diefer Rebenbegriff wieder fehr gefhwächt wird, von -verdei-
ratheten weiblichen Perfonen in den vertraulichen Sprecharten
üblicher. Zn vielen der folgenden Zufammenfegungen, wo Weib
voran frebet, und folglich das Betimmungsmwort ifk, verliere ſich
der verächtliche Nebenbegriff, dagegen er wieder fommt, wenn es
- hinten ſtehet, oder das beſtimmie ift, Eheweib, Soldatenweib
u. ſ.f. S. Frau, Gattinn, Gemahlinn. J
Anm. 2.Diefes Wort iftfoalt, als die Sprache, und Tantet
ſchon von den älteftien Zeiten an Wip, Wib, und im Plural
Wibo, im Rtiederf. Wief, im Schwed. Vif, und Angelſächſ.
Wife. Diefes hohe Alter und die einfache Befchaffenheit, da es
ein völlig nacktes Wurzelwort ifi, macht auch deffen urfprütugliche
Bedeutung äußerft dunkel. Wachters Ableitung von weben, weil
das Weben eine der älteften Beichäftigungen iſt, ift fo albern als
möglich, und zwar auge mehr ale Einer Rückſicht. Weib ift rin
wahres Wurzelwort an welchem ſich feine Spur einiger Ablei⸗
tung findet; allein weben ift abgeleitet, wie aus der Endung des
Bei | 1442
Anfinitives en erhellet. Ein Wurzelwoert von einem abgeleiteten
abzuleiten, iſt etymologiſcher Unſinn. Von weben können wohl
Webe, Gewebe, Weber n.f.f. abſtammen, aber gewiß nicht
Weib. Und über dieß ift diefes Wort in dee Deutſchen und den
verwandten Sprachen ülter, als die Kunſt zu weben. An eis
ne Ableitung iſt alfo bey diefem Worte fo leicht nicht zu geden«
Ten, eher an einen äktern urfpränglichen Begriff, den ich, wenn
es bloß Rathens gelte, eher in dem Ulphilanifchen waibjan,
binden, zu finden hoffte, und da wiirde Weib eigentlich eine
Gebundene heißen, und dem ältefien Zuftande der Robheit, da
die Weiber immer Selavinnenwaren, angemeffen feyn. Dar:
aus würde denn auch begreiflich werden, warum Meib und Srau,
eigentlich eine Freye, einander fchon fo frühe entgegen gefegt wor⸗
den. Doch der Etymologe muß-gerade richt. alles ableiten wol- ”
fen; wenn er es aber will, fo muß er ein Paar Ungereimtheiten
nicht achten. ,
Weibel, S. Webel. i
Der Weiberadel, des—s, plur. car. derjenige Adel, welcher
von der weiblichen Seite fortgepflanget wird, der durch eine ade-
lige Mutter erhalten wird, i
Die Weiberarbeit, plur. die— en, Arbeit, welche dem weibl °
en Seſchlechte eigen und angemeſſen iſt; weibliche Arbeit.
Das Weibergefhwär, des — es, plur, die—e, in den nie⸗
drigen Sprecdharten, ein unbedeutendes, nur poit weiblichen Per.
fonen herrührendes Geſchwätz. !
- Weiberbaft, —er, — eſte, adj. etadv. in den Schwachheiten
des weiblichen Gefchlschtes gegründet, und denſelben ähnlich; in
noch härterer Bedeutung weibiſch. in weiberhaftes Klagen,
Plaudern u. ff.
Der Weiberhaß, des— es, plur. car. ».Der Haß des weib⸗
lichen Gefchlechtes. 2. Der Haß oder die Abneigung gegen das
weibliche Geſchlecht. 3 —
Das Weiberlehen, des — s, plur. ut nom, fing. ein Lehen,
“ welches auch auf das weibliche Geflecht fallen kann ; Frauenle⸗
ben, Bunfelleben, Schleyerleben, im Gegenfage des Mann—
leben. Weiberlehen haben, im Scherze, unter der Herrfchaft
feiner Fran fliehen.
Weiberliebe, plur. car. 1. Die Liebe von Seiten des weihlis
chen Geſchlechtes. 2. Die Liebe gegen daffelbe, 3
Die Weiberlift, plur. car, die dem weiblichen Geſchlechte eis
gene Lift.
Der Weibermann,, des— es, plur. die — männer, im ge⸗
meinen Leben, ı, Ein Dann, der feinem Weihe mehr ergeben
ift, als es die Würde eines Mannes verſtattet; in welcher Bedeu:
tung aber die Zufanımenfegung mit dem Plural nicht die befte ift.
2. Cine Drannsperfon, welche dem andern Gefchlechte anf eine
ungeoröne:e Art ergeben ift. In beyden Fällen is den niedrigen
Sprecharten, ein Weibernarr, 3
Der Weiberraub, des — es, plur. car, die Entführung weib-
licher Perfonen, ;
Der Weiberfattel, des — s, plur. die — fartel, ein Sattel
für das weibliche Geſchlecht, in demfelben quer auf dem Pferde zu
fisen; der Querſattel. a
Weibifh , — er, —te, adj.etadr. ı.* In dem weiblichen
Geſchlechte eraründer, demielben eigen und angemeffen ; eine
veraltete Bedeutung, welche noch ı Petr. 3,7, dorfommt. Ge⸗
bet dem weibifchen, als dem ſchwachſten Werfzruge feine Ehre,
für dem weiblichen. + 2, Int engerer Bedeutung, in den niedrigen
Schwahbeitendes weiblichen Geſchlechts gegründet, und denſel⸗
ben ähnlich; alle mabl im harten und verächtlichen Verſtande. Eine
weidiſche Stimme, eine unantändig belle oder klare Stimme,
Etwas weibifches an ſich haben, Veſonders für feige, auf eine
Yyyp unan ⸗
#
— adj.etadv, in dee Ratur des an
Die Weiblichkeit, plur Sie—en.
das weibliche Geſchlecht; ohne Plural. Die Fungfrauen der Afee:
”.r BR
2 Ps x —
a ea
unanfländige Art leicht —— inne eich. —
Gegenfage drs mannlich. weibiſch klagen. * ———
u
geünder, dem ſelben eigen, angemeſſen; im Gegenſatze des mann⸗
lich Die weibliche Geſtalt. Das weiblſche Geſchlecht. Weib⸗
— ET 2 ———
dern Gefehleehter‘ 08: €
ne
ax i x
Wörtern mol und dur. (3) Weich machen, eine weiche Ma-
‚nier, sein weicher Pinfel, wenn bey fanften Umriſſen die Zasıen
"anf eine angenehme Are verfämolzen find, im Gegenfage des’
barten., (4), Immoralifhen Verſtaude, von jemandes Borflel-
lungen oder Zuftande Leicht gerü
+ liche Gerechtigkeiten. Die firengfie weibliche. Tugend. Zart » »nadgeben, Ein weiches gevz, welches ducch anderer Roth leicht
in der Empfindung des Werthes eines weiblichen. Herzens. Ein
weiblicher Reim, der aug zwey Brimfptben, beſtehet, im Gegen»
ſfatze des männlichen.
Die weibliche Natur,
ten ſchamten ſich ihrer Weiblichkeit. 2.Weibliche Schwachheit,
Fehler, mie dum Plural, Rich ardſon hat viele Weiblichkeiten
geri.gt; aber dieſe verdient eine neue Geißel, Hermes, 3. In
dielen Gegenden iſt die Weiblichkeit ein anfländiger Ausdruck der
Geburtstheile des andern Geſchlechtes; daher man ſich u hüthen
hat, daß bey dem Gebrauche der vorigen Bedenzungen feine Sen? DasWeichbild, des es, hir: — — er.
deutigkeit mit dieſer entſtehe.
Sas Weibsbild, dcs — es; plur. die—eryeihe Perfon —
a, Eichen’ Geſchlechtes, nur im gemeinen Leben, oder auch im verächte‘
lichen Berſtande. In der Deutfhen Bibel kommt es noch ohne die⸗
fen verächtlichen, Nebendegeiff vor, Alle Rinder, die Weibsbil⸗
SR find. S Bild 3:
"Das Weibfen,ses — 8, plur.ut nom. fing. nurin den niedris
gen Sprecdyarten,eine Perfon weiblichen Geſchlechtes, im *
ſatze des Mannſen. Bon der Endſylbe S.— Sen.
Die Weibsleute, ing. car. weibliche Perfonen, auch nuevon a6
ringen Perfonen, und im verächtlichen Verftande, =.
Die Weiboperſon, plur die en, eine weibliche Perfon it
faſt eben fo verächtlichem Verſtaude, als weibsbild BER
zur Stadt erheben,
gerüheet wird. (5) Im nachtheiligen Verſtande verzärtelt, wols
Aüftig, wie weichlih. © weiche Söhne tapfrer —— ne }
chet Selvetien um Männeran! Naml >
Geſchwaͤcht vom Gifte weicher. Sitte
Anm. ‚Schon im Ifidor, Oitfried wef en
week, im Angelf. wac, im Schwed, vek. Ehedem — —
auch Eranf, ingleichen Schwach, welches letztere bloß ——
des vorgefegten Ziſchlautes davon gebildet iſt. Es iſt ren e
Verbo weichen, cedere, — ——— Zueifel die *
Wurzel deſſelben.
a Eine Start
mit ihrem unmittelbaren Gebierhe; befonders die Stadtflur au⸗
Kerdald der Ringmanern, Das Weichbild der Stade Leipzig.
2, Eine Stadt, Einen FSlecken zum Weichbilde machen, ihn
‚3. Der Inbegriff der Stadtgefige oder
echte,
tenften.
von vicus, im Deutfihen ehedem Wiek, Weich, daher Weiche
haus, das Rathhaus, abzuleiten, da es denn eigentlich das Bild -
einer Stadt bedeuten würdez: vermuthlich fo fern es zunädft
auf den Stadtfiegeln angetroffen wurde; als vonden geweiber
ten Bildern oder‘ Crucifixen, mit welchen man ehedem die,
er ———— —— sr
-
1.» Sich weich finden laffen, \ ' m
RR
>
In den bypben legten Bebentangen ifi es jett aiuſel · 5
Anm. Die Ableitung die fes Hin: Wortes, iſt noch Bunter. —
und ungewiß; indem man bey nahe eben fo viel Grund bat, es |
X
nur don geringen Perſonen. 0 &ränze der Stadtflur gu bezeichnen pflegte. ©, Wachters und ji
Das Weibeftüc, des— es, plur. Sie—e, eine weibliche Per galtaus Gloſſar⸗ — Allert.libertat, — Bre⸗
fon im verächtlichſten Verſtande, noch niedriger als die vorigen; menl. S. 5283f.
wofür in manchen Gegenden das eben fo —— Weibs⸗ va Weichbortichides —es, — die —e bey den Brauern
menſch üblich iſt. — und Mälzer, ein Bottich, in welchem dag zum Malze beſtimme
Weibsvolf, plur. car.ein Collectivum, niedrige weibliche Herfo- Getreide eingeweiht, und zum Keimen gebracht wird; die Weige
nen im verächtlichen Verſtande zu bezeichnen, Dpig gebraucht» : Fufe,der Weichſſfock, Quellbottich. S. Boteich.
dieſes niedrige Wortoft ohne — ſo gar von einer einzel- 1. Die Weiche, plur. die—n, von dem Adverbis. Weich. 1,Das |
Weich, — er, — efie, adj. et adv.
Drucke leicht nachgebend, ohne den Sufammenhang zu verlieren ; =
nen en.
Ein Weibesvolf, wie reufg es auch mag ſeyn/
Wird ofrermabls bezwungen durch. den Wein.
1. Eigentlich , ‚einem
im Gegenfage des bartı - Weiche Eyer, ein Ey weich fieden..
Weiches Brot. So weich wie Wachs. Ein weiches Bett,
weiches Buffen, - weiche Ledern. Weich: liegen, figenz anf
weichen Küſſen. Weiches Getreide, der Hafer, im. Gegenfüße
des harten, d.i. des Rockens, Weisens und der Gerſte.
Weiche fallen, in den Koth. _ Weiches Wetter, kothiges. In
etwas weiterer Bedentungift weich, was fich mit weniger Kraft ı
theilen läßt. Weiches Holz, im — 5 des harten. Wei:
es Eifen. "2. In weiterer Bedeuting. Weiche Speifen ‚ wel»
che leicht zu verdauen find, im Gegenfage der harten. Weiches
Waſſer, weldjes wenige erdige Theile, bey fich hat, im Bergen»
foße des havten. 3) Figürlich. () Weiche Buchftaben , in
der Grammatik, welche zu ihrer Ausfprache weniger Anftvens
gung erfordern, als ihre ähnlichen bawen. So find. b, d, und
9. die weiden Buchſtaben von den hartenp, t,und-F. (2)
Die weiche Tonleiter, ‚der weiche Ton, mo die Tertie nur
Einen ganzen und. Eigen großen halden Ton in drey Stufen
esthält, die kleine; im Gegenſatze der harten oder großen,
In das
Abſtraetum dirſes Adverbli, die weiche Beſchaffenheit, ohne Vin⸗
ral; wofür doch Weich heit analogiſcher, und weniger — —
Weichigkeit aber niedrig, und nach einer längſt veraltete
gie gebildet iſt. 2. Der weiche Theil an Menſchen und vie
den Thierenzwifchen den Rippen und Lenden; im gemeinen £
. die Diinnung: 3. In einigen Gegenden wird auch die- Rachie 2
- oder Eharpie, welchedie Wundärzte auf die — legen⸗ die
WwWeiche, Riederſ. Wieke, genannt. 7
za 9233
2. Die Weiche, plur. car. von dem Verbo er —
ſtand, da etwas vingeive ichet wird, DIE Waſche aus der .
che wafchen. ° i N -
1. Weichen, verb. irreg. neutr. —— ich wid, —
gewichen/ mit dem Hülfsworte feyn, einm Drucke langfam nach⸗
geben, ſich von dem ſelben aus feiner Stelle bringen laffens 1. Es
gentlich, "Es weicht und wanftniche, went ‚ein Ding —* aus
ſeinem Orte zu Bringen iſt ER : i
Die Bruſt mit Flor bedee
Der jedem Lüftchen wich, Leſſ. —
richt einen Fußbreit weichen wollen. Den Seins sum Weiz
hen bringen. Die Nacht weicht dem Tage. °
Bedeutung, fich langſam von feinem Orte entfernen. Aus den
Gliedern weichen. Nuss dem Wege weichen. 3. Figürlich. (1)
Einer überlegenen Gewalt, einem gröfeen — —
*
2. In wöiteree 7.8
N arten it ee Eiche, Dr — mie — —
Andg lůcke weichen. (2) An Vorzug geringer ſeyn. Er muß
ibm and rdienſten, an Gelebrfamkeit weichen. —
en bey dem Rotker und Wıllvram weichen, im
38 N. Niederkwsten, im Schwed. vaga. Es ift mir dem Adverbio
weich, und dem folgenden Verbo genan verwandt, «
ER ee werb. reg. welches fo wohl in Geſtalt eines Neus
teius , als auch eines Activi gebraucht wird. Als ein Reutrum,
und mit dem Hülfsworte baben, follte eg eigentlid) weich werden
FE bedeuten ; 'allein es ift hier nur im engern Verſtaude üblich, in ei⸗
nem — Körper nach und nach weich oder mürbe werden,
Das Leder liegt im Wafler, und weicht. Als ein ActivumTomme
es nur in den — — aAbweichen, einweichen, er⸗
weichen u. ſaf. vor. #
Anm, Schon indem Kero aiiichan;
. dem Adverbio weich. S. daffelbe.
Der Meichenbrudy, des —es, plur. die ⸗ brüce, ie den
Ärzten, ein Bruch, wo die Därme in die Weichen fallen, und
Es ik unmittelbar von
aledann Erhohnngen bilden ; der Leienbruch, —
AUernia inguinalis.
Die Weichfaſten, ©. Weibfaften. ; }
‚Der Weidyfreiede, des — ns plur. car. ein jest veralfetes
Wort, der Friede, d. i. umerfagte Gewalrihätiafeit, innerhalb.
eines Weidbildes, oder. der Stadtgräuzen; mo die erfte Hälfte
mi Weich in Weichbild ein umd eben daſſelbe Wort iſt.
Die Weikpheit, plur. car. das Abftractum von dem Adoerbio
i weich, der Zuftand, da etw is weſch iſt. S. 1. Weir.
Meichherzig, — er, s—fe, adj et adv. ſo wohl wirklich ge⸗
„rüber, di. zu ſanften Gapfindungen bewogen, als auch fähig,
leicht gerührt zu werden. Weichherzig fepn „I werden) ı \
‚Die Weichherzittfeit, plur. car. der Zuſtaud da man weich⸗
betzig it; ingleichen die Fähigkeit, Teiche greibersu merden. .,
Weich hufig,/ adj. eradv. einen weichen Huf habend, befonders
von Pferden, Daher sie Weichhufigkeit 7
Der Weichtübel, des —s, plur. ut non. ing iz, ben den Bar
piermachern, ein Kübel obericeg, das, zur Pappe beflummtepapier
in demfelben einguweichen, IS
Die Weicheufe, plur. die—n, S weichbottig.
Weichlich —er, —ſte adj, et adv. einwenig weich. 1.
„.. wird, > Häufiger, 2, figüelich, (1) Der gehörigen Kraft beraubt,
von Speifen, Weichliche Speifen. Weichlich ſchmecken, 42)
len. Eimweichliches Gewand, Eine weibliche Behandlung.
(3) Unfäbig, wahre oder eingebildete Beſchwerden und unangench«
me Empfindungen zu ertragen, im Gegenſatze des hart. Weich:
lich ſeyn. Weichliche Soldaten, Kine weichliche Pflege des
Börpers, Auf dem Roſenbette der weichlichen Muße.
iſt, in allen Bedeutungen des vorigen. Die Spartaͤner liebten
die Befebwerlichkeiten, die Sybariten die Weichlichkeit. Ein
Mißbrauch if es, wenn man in der Mahlerey diefes Wort für
MWeihbeit gebraucht, 3 die Weichlichkeit des Skeifches, def
fen weiche und fanfıe Befchaffenheit für das Auge, : Weichlich
und Weichlichkeit bezeichnen allemahl nur Fehler.
Der Weichling des ⸗es, nlur. die —e. Eine weichliche
Perſon, in der dritten Schehrung des Mottes weichlich, ein
Zartling; ein gütes altes Wort. Auch die Weihlinge wer:
den dae Reich Böttes nicht ererben, ı Cor, 6, 20, Schon im
Hornegt Wanpelein. (S. — Ling)” 2. Bey einigen Nenern
or alle gena.int, Moilugo Lina,
+
Eigentlich, in welchem Verſtande es doch wenig mebr gebraucht
In der Mahlerey, der gehörigen Kraft beraubt. Weichlich mab: '
Die WeichlichFeit, plur. inuf. der Zuftand, da etwas weichlich
* wird eine Oſtindiſche Pflanze, vieleicht wegen iprer weichen vlat⸗
— a ——— er
Ba Vei Saga
Weihmürbie, —er — 3 adj. et "adv. weich vom Semis
—— che, de i. leicht zu rühren, und wirklich gerührt, wie Ne:
sig. Warum machen ſie mich weihmüthig? Gell. So ni} ie
‚Weihmuthigkeit.
Das Weichpflafter, des —s, plur. ut nom, fing. ben den
Wundätzten; ein eriveichendes Pflaſter Malagma.
Der Weihſchwanz des — es, plur. die —ſchwaͤnze, eine
Art Krebje mit weichen unbedeckten Shwänzen; die Krebskrab⸗
be, der Einſtedler.
Die Weichfel, plur. die —n ein Nadıne, welcher in verfchiedes -
nen Gegenden fo- wohl den rorben, als auch don ſchwarzen auern
Kirfchen bepgeleget wird. In Niederſachſen hingegen werden die
im Hochdeutſchen fo genauntendogelfirfchen init einem Ähnlichen
Worte, Wiſpelbeeren genannt. Die Ab lichken diefes Wortes
mit dem Nahmen des Fluſſes Weichfel in Wohlen iſt vermutblich
nur zufällig. Im Jtaliänifchen heißt diefe KicfheVilchola, im
PohinifhenWisn, imBöhmifhen Wilsne, imZürfifch, Wilch-
‚na, und bey den neueren Griechen Wiloa, Auch der Franzöfifche
Nahme einer gewiffen Art Kıefchen -Guilnes oder. Guignes
ſcheint damit verwandt zu ſeyn. MWüpteman gewiß, aus welcher
Gegend dieſe Art Kirſchen zuerſt zu ung, ‚gefommen it, fo würde
ſich vher ausmakhen Laffen, in welcher von den angeführten Ya ;
hen der Nahme derjelben. einheimifch. iſt.
Der Wethfelzonf, des —es, plur. die —zöpfe, der 5 Pabme
einer unanflislichen Berfilgung der Haare arı verſchiedenen Theilen
des Leibes beſonders an dem Haupte, welche von verdorbe wer.
und unkeinen Säften herrübret. Er ift befonders in Wohlen, der _
tieinen Sarrarey und Ungarn epideutifch, und wird daher, weil.
die Kader aus den gedachten Ländern denfelden nehrmahls baben,
der RT fo fern aber die Iimviffenheit ihr von dein Alpe
oder der Mährcherfeiiet, auch Alpzopf, en Arabrens
klatte (Schwer. Martofva,) Micberf, Elſklalte im Hanadoe⸗
riſchen Se enteert genannt.
Allein ich kan auch an, wiegagel in die Töpfe;
Die Narren dankten mir durch ihren Peiefichenfkiel,
Und Hraschengpenktenmich an alle Wichtelzöpfe, Süntd,
Auch hier iſt die er ſte Halfte des Wortes noch dunkel, Da die e Krank
beit in Hohlen ſehr haufig iſt daher ſie imLat. auc &TricaPoloni-
ca heißt, fo wärde die Ableitung von dem Nahmen der Weich ſel in
dieſem Laude nicht unwahrſcheinlich ſeyn. Allein, da diefes Wort In
„vielen Gegenden Wichtelgopf lautet, wie unter and ern ang der obie
" genSielle im &ünther erbellet,fo fannauh Wicht ſo feru es Hedem
einen boſen Beift bedeutete, das Stamımwort feyn, und dann wür:
de es mit Altzopf und Mahrenklatte einerley Bedeutung baben
Weid, eine Farberpflauze, S. Waid.
1." Die Weide, plut dar eiu fuůr ſtch allein veraltetes, nnd nur
‚noch in Eingeweide übliches Wörs, die innern Theile des menſch⸗
lichen Leibes zu bezeichnen. (S; dafelde,). Im Nie derſachſtſchen
ſoll Wede noch in dieſer Bedeutung gangbar feyn, Die Figne
- wäre zu. hart und ungewöhnlich, wenn die folgende Bedeutung der
Speife der, Grund der Beyennung ſeyn follte,, womit aub die
Votſolben ein uud ge uicht beiteden Finnen. Da man unter dem
Eingeweide befonderg die Gedärme,- und die ahnlichen weichen
heile verftehet, die daher auch das Gefchfinge beißen, fo ſcheinet
die Biegſamkeit uad Beweglichkeit der Grund der Benennung zu
ſeyn, und alsdanır würde das Wort zu der Familie des folgenden
Mäse, Salix, gehören. ° Ä
2. Die Weide, 'plur. die —n. 1, Speife, Habrung, ohne Plu⸗
ral. Bey dem Ottfried ehedem Weidy, der es auch von der _
Epeife der Menſchen gebraucht. Es iſt in diefer weitern Beden⸗
tung nurnoch iin figurliheggserftande üblich. Das iſt Weise
"fin fein Gerz, eine angenehme Nahrung. Noch mehr in. den
"Yyyy 2 Zu ſam⸗
#447 Bei
Zufanmenfegungen Yugenweide, Seelenweide uff 2.30
engerer Bedeutung, Nahrung. des Viebes, doch auch bier nur
von dem Grafe und den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde
ſelbſt finder ;-gleichfals ohne Plural. Jedes Thier geher feiner
Weide nach. Es gibt hier viele Weide für das Schafvieh.
Zen den Jãgern wird auch das in dr Magen und den Gedärmen
des Wildbretes befindliche Gras die Weide genannt. No häu⸗
figer, 3. der Ort oder Boden, wo das Vieh feine Nahtung ſelbſt
ſucht, wore weidet; zum Unterihiede von der Wiefe, welche ges
mäbct wird, und zugleich den Nebenbegriff der niedrigen feuchten
"Lagehat. Weide fchließ: Brachäcker und alle Gegenden in fi,
auf welche das Vieh getrieben wird, feine Nahrung dafeibft zu ſu⸗
hen. Eine gemeine Weide, welche allen Einwohnern eines Dor⸗
fei gehöret. Das Dieb gehet auf der Weide; es Fomme von der-
Weide. Es auf die Weide treiben. In welchen Fällen es aber
auch dag Abftractum ſeyn kann, denjenigen Zuftand zu bezeichnen,
da es feine Nahrung felbft fucht. 4. In einigen Zufammenfeguns
gen ſcheinet es in weiterer Bedeutung, Wartung, Zucht, Pflege
zu begeichnen. So ift die Sifchweide im Oſterreichiſchen der Fiſch⸗
fang in zahmen Waffern, und dergleichen Waffer felbft, wo es aber
auch. zu dem folgenden Weide, Jagd, gehören kann. In andern
- Gegenden ift die Bienenweide, die Bienenzucht, wohin fich der
Bear ff der Jagd nicht ſchicken würde,
Anm. Bey dem Notfer Wida, Weido. Der Begriffder
Speife ift bier der herrſchende. ©. 2. weiden. RR
3. Die Weide, plur. die —n, der Rahme eines Gewächfes, wel⸗
ches bald als ein Strauch, bald aber auch als ein Baum erfcheis
net, und wegen feiner biegfamen Zweige befanut ift, Salix Linn.
im Niederf. Wilge, Wide, Wien, in einigen Oberdeutſchen Ges
genden Selber. Es gibt mehrere Arten derjelben, ıS. Bruch:
weide, Bachweide, Sandweide, Wafferweide nf.f.
Anm. Im Engl. With, Withy, im Gried. irea., Es ift
überwiegend wahrfeheinlich, daß dieſes Gewächs den Nahen
von der vorzüglichen Biegfamfeit feines Holzes und feiner Zweige
bat, daher es ſchon von den älteften Zeiten an zum Binden ge»
Braucht worden. (S. Wiede.) Schon bey dem Ulphilas iſt wit-
han, binden, wovon fi uufer binden und winden bloß durch
das eingefchaltete n unterfpeiden. Im Wendiſchen ift wiju,
wiecz, drehen, twinden, und wity, gedrehet,
4. Die Weide, plur, inuf, die Jagd, ein für ſich allein ver-
altetes, und nur noch in einigen der folgenden Iufammenfeguns
gen übliches Wort. (S. Weidemann, Weidemeffer, Weidlich
u.f.f) Schon im Notker ift weido, die Jagd, und weiden,
fangen. Auch im Schwed. bedeutet vide die Jagd. Frifch und
andere leiten es von dem alten noch im Ottfried befindlichen Wi-
tu,, Holz, ber, Engl. Wood ; allein die Figur, welche beyde Be:
deutungen verbinden müßte, ift zu hart und ohne Analogie, daher
man Weid in diefer ganzen Bedeutung lieber für eine eigene uns
abhängige Wurzel hält.
Der Weidebruͤch, des— es, plur. die — brüche, in einigen
Gegenden der Darmbruch, von ı Weide, das Eingeweide. An
andern Heten nennet man das Blutharnen des Hornviehes, wel⸗
ches von einer innerlichen Entzündung herrühret, aufeine fehr une
ſchickliche Art den Weidebruch. f N
Der Weidedarm, des — es, plur.die — därme, in einigen Ge⸗
genden der Maftdarm, entweder von ı Weide, oder auch fo fern
die genoffene Speife Weide genaunt wird. S. 2 Weide und
Weideloch.
Der Weidefifch, des — es, plur. die —e, eine allgemeine Bes
nennung folder Fifche, welche weiden, d. i. fi von Pflanzen und
ihren Theilen nähren, und. auch Meterfiſche heißen; zum Uuters
ſchiede von den Raub: und Schlammfifchen.
4
y r er x * —
IE “2 € ehe
= Bei —
X
148
Der Weidegensf, d:s— en, plur. die — en, derjenige, wen .
—* mit einem andern eine gemeinſchaftliche Weide hat, von 2.
eide, EN
Das Weideland, des eB, plur. die— länder, Länder, 6. i, i h
Grundftüde, welche zur Weide beſtimmt find, worauf man das
Bieh weiden läßt. — —
Das Weideloͤch, des — es, plur. die — löcher, bey den Jägern
die Offnung im Hintern des Wildbretes, ohne Zweifel von 2 Wei:
de, genoffene Speife. - |
Der Weidemann, des — es, plur. die — männer, und von ges
ringen Perfonen, Weideleute. 1, Eine noch bey den Yägern üb»
liche Benennung eines gelernten Jigers, von 4 Wride, die
Jagd. 2. Eine abergläubige Jägerkunſt; auch nur bey den Für
gern. Einem einen Weidemann fegen, ihm einen abergläubigen
Poffen fpielen, 5.3. daß das Gewehr verfage u. ff.
MWeidemännifih, adj. etadv. den Gebräudhen und Gewohnbeis
ten der Jäger gemäß, in denfelben gegründet. MWeidemännif,
fprechen, mitden Kunſtwörtern der Jäger. . 23
Die Weidemannfchaft, plur. inufit. die Kunſt und Befhäftie Bus
aung des Jagens, die Jägerey; nur bey den Jägern.
Das Weidemöifer, des—s, plur, ut nom. fing. bey den Jür
gern. 1. Ein langes, breites und flarfes Meffer, welches bey“
dem Serwirfen dee Hirfhe und des Wildbretes gebraucht wird,‘ =
von4 Weide. 2. Die Zunge des Hirfches, von 2 Weide. |
1: Weiden, verb. reg. act. dns. Eingeweide herausnehmen,
ein für ſich allein veralteres, und nur noch in ausweiden übliches
Wort. Einen Vogel ausweiden, ihn auffchneiden, und das
- Eingeweide heraus nehmen. Die Jäger gebrauchen es nurnoch
von den Dachfen ; von andern Shieren Haben fie andere Ausdrücke,
Es gehöret unmittelbar zu ı Weide, Lingeweide, kann aber
auch mit dem Niederdeutf hen weiden, gäten, Unfraut ausreißen,
Engl.to weed, verwandt feyn. —
2. Weiden, verb. reg. welches in doppelter Geſtalt gebraucht
wird, 1, Als ein Neutrum, mit dem. Hülfsworte haben. (1)\
Seine Nahrung auf dem Felde fuchen und nehmen. DieSche:
fe weiden auf den Bergen, in dem Thale. Ingleichen fir,
güclich : ;
Warum verlangen wir in fietem Glück zu weiden, Canitz.
(2) Das Vieh feine Nahrung aufdem Boden fuchen laffen, m _
der edlern Schreibart, für das im gemeinen Leben übliche hü—
then. Der junge give Menalfas weidet auf dem boben Ge:
birge, Gen. RER
2. Als ein Activum. (a) As Nahrung zu fih nehmen, -
fpeifen, von dem Viehe. Im eigentlichen Verſtande nur jelten,
und vielleicht gar nicht.
leerer Hoffnung weiden, fpeifen. (2) Das Vieh auf der Wei⸗
de beobachten; nur in der edlern Schreibart für das niedrige hu=
then. Weide meine Lämmer, 3. Figürlich, Stoff zum Ber»
gnügen darreichen , und finden, am häufigften von den Augen;
da es denn fo wohl als ein eigentliches Activum, als auch als ein
Reciprocum gebraucht wird, Er weidete feine Yugen bloß an
diefem Anblide. Wiewürden fi ihre Augen an meiner Der:
wirrung weiden. 7 i -
So auch das Weiden. 7
Anm. Schon im Notker, und in allen alten Oberdeutſchen
Scriftftelleen weiden , bey dem Ulpbilas vitan, im Engl.
feed, im Angelf. fedan, im Niederfächfifchen föden, Rab⸗
sung darreichen, wovon unfer futtern ein gedoppeltes Iterati⸗
vum und Intenfivum ift, Auch im mittlern Lateine paduire,
weiden,
Weiden, adj.etadv. von 3 Weide, aus dem Holze der Weide
verfertiget, oder von der Weide lalix, genommen. Eine wei-
or dene
Zuweilen aber ſtgürlich. Sih mir ,
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gene Rache. Weidenes Sols. Wolli doch in den meiſten Fäl-
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Yen die Zufammenfegungen mit Weiden — üblicher find: Weiz
denhols, Weidenrurbe.
Der Weidenbady, des — es, plur. die — bache, ein mit Wei⸗
den beſetzter Bach. RS TE,
DasWeidenband, des — es, plur. die — bänder, Weiden,
ruthen als Bänder, oder ſtatt der Bändergebraudt, - =
Der Weidenbaum, des—es, plur. die— bäume, die Weis
ve, Salix, fo fern fie alsein Baum gewachfen oder gezogen iſt;
auch nur die Weide ſchlechthin. Mr
Das Weidenblatt, des — es, plur. die — blätter, die Blät⸗
ter der Weide, Salix. }
er Weidenbobrer, des —s, plur. ut nom, fing. der Nahme
einer geoßen Raupe, welche in dem faulen Holze, befonders
der Weidenbäume, lebt, Phalaena Bombyx Coflus Linn,
Der Weidenbufch, des —es, plur. die — büfche, die Weide,
Salix, fo fern fie als ein Bufchgewachfen if.
Der Weidendorn, des — es , plur. die — en, der Nahme eiz
nes dornigen Gewächfes, deſſen Ninde und Blätter den Weis
den gleichen, der Sanddorn, Meerkreuzdorn, Hippophae
Bann, F
Die Weidendroffel, plur. die — n, eine Art Droffeln, welche
fi gern an feuchten Drten in Weidengebüfchen aufhält, die
Bruchdroſſel Rohrdroſſel, Turdus muficus palufirisKlein,
Die Weideneiche, plur. die —n, der Rahme einer Amerikaui⸗
ſchen Art Eichen, deren Blätter einige Ahnlichkeit mis den Weir
denblättern haben, Quercus Phellos Linn. . /
Der Weidener, Weidner, des — s, plur. ut nom. fing. ein
” jest wohl größten Theils veralteres Wort, einen Hiefchfänger gu
bezeichnen, von 4 Weide. Bey dem Roter ift Weidenar ein
Jãger.
Die Weidenerde, plur. inuſ. Erde von verfaultem Weiden⸗
bolze.
Das Weidengebüſch, des— es, plur. die—e, ein mit Weis
dengebüfchen bewachſener Ort; das Weidicht.
Das Weidenholz, des — es, plur. inuf, das Holz des Weis
denbaumes, !
Der Weidenhopfen, des —s, plur. car. eine Art wilden Hop⸗
fens, welcher dem Gartenhopfen entgegen gefeget, und auch
Staudenbopfen genannt wird.
DieWeidenfoble, plur. die—n, von Weidenhols gebrannte
Koble. -
Der Meidenkorb, des— es, plur. die — korbe, ein von Wei⸗
denrutben geflochtener Korb. EN
Das Weidenlaub, des — es, plur, car. das Laub des Weiden-
baumes, oder Weidenbufches,
Die Weidenlaus, plur.die— Läufe, der Nahme eines Infectes,
welches fih auf der Weidenbäumen aufhält, Aphis Salicis
Linn, X
Die Weidenmilbe, plur. sie —n, eine Act Milben , weiche
auf den Weidenbäumen wohnet, Acarus Salicinus Linn.
Die Weidenmotte, plur. die—n, eine Motte oder Schmetter-
ling, deren Raupe fich auf dem Weidenlaube aufhält Phalaena
Bombyx Salicis Linn.
Die Weidenmüde, plur.die—n, eine Art Örasmüden, wel»
che fich gern in den Weidengebüfchen finden läßt, Motacilla
Salicaria Linn. auch Weidenzeiftg.
. Die Weidenpalme, plur. die — n, die Blüthknofpen der Weis
. denbäume, ©. ©. Palme. a
Die Weidentofe, plur. die—n, eine Art fo genannter Wun-
derrofen, oder Wurmnefter, aus zufammen geformten Auswüchſen
der Blätter und Blüchfuofpen des Weidendbaumes, zum Unter
—
+ *
CE 1450°
ſchiede von den Dornrofen, Lichenrofen u.f.f. Bon der
eg des Wortes Roſe indiefer Zufammenjegung, ©).
0 [2 s
Der Weidenfauger,des—s, plur.wt nom. fing. der Nab-
me eines Infectes, welches auf den Weidenbäumen angetroffen
wird, Chermes Salicıs Linn.
Der Weidenfhwamm, ses—es, plur. die —ſchwamme, eine
Art Shwänme, welche fi anden Weidendäumen erzeugen,
Der Weidenfperling, des— es, plur. die — e, ein Rahme
des gewöhnlichen Baumfperlinges, Paller Arboreus Klein,
—— auch Waldſperling, Jelddieb und Gerſtendieb geuannt
wird.
Der Weidenvogel, des — s, plur. die — vögel, eine Art
Schmetterliuge, Papilio Nymphalis polychloros Lin
welcher auch Rirfchvogel genannt wird.
— des — es, plur, die—e, ©. Weiden⸗
müde, n
Der Weideplag, des —es, plur. die— pläge, ein zur Weide
beftimmter Plas, *
Das Weiderccht, des — es, plur,die—e. +. Das Recht, fein
Vieh an und auf einem Drte weiden zu faffen ; ohne Plural. 2.
Die Vorrechte oder Gerechtfamen, welche einem zur Weide ber
flimmten Ort anffeben.
Der Weiderich, des —s, plur. do nur von inehrern Arten,
die — e, der Nahme einer Pflanze, welche in deu meiften Gegen⸗
den Eutopens wild wächfet, Epilobium Linn. Brauner Weis,
derich, Lythrum Salicaria Linn. Gelber Weiderih, Lyhi-
machia vulgaris Linn. Die Endſylbe iff die Ableitungsfplbe
rich, S.— Rich; daher eg hier. nur aufdas Wort Weide anfommf,
welches doch hier noch ein wenig dunkel iſt. Vielleicht ift es
ı Weide, weil einige Arten von dem gemeinen Manne, als. ein
Heilmittel gebraucht werden, oder auch 2 Weide, entweder, weil
diefe Pflanze gern an feuchten Drten und auf Biehweiben wächfet,
oder auch, weil ihre meiften Arten eine angenehme Speife des ,
Viehes find. x
Der Weidefak, des — es, plur. die — ſãcke. 1. Ben deu Fä-
gern, der Wanſt oder Magen des Wildbretes, von Weide, ger
noſſene Speiſe. 2. Im gemeinen Leben einiger Gegenden noch
die Jãgertaſche, S. Weidetaſche.
Der Weideſprüch, des — es, plur. die — ſprüche, eigentlich
gewiſſe Formeln oder Fragen und Antworten, welche nur allein
den hirſchgerechten $ägern befannt find, und woran fie einander
erfennen; eben das, mas bey andern Handwerkern Her Gruß
if. Im figürlichen Verſtande nennt man wohl überhaupt alle
Arten von eingeführten Formeln im verächtlichen Verftande
Weidefprüche.
Die Weidetäfche, plur. Sie —n, die große Taſche, welche die
Jäger anhängen, das Pleinere Wildbret darin nah Haufe zu tras
» gen; bie Jagdtaſche, Fögertafche ; ebedem der Weidefad,
Das Weidewerf, dses—es, plurinuf: 1. Die Kunft und
Befchäftigung eines Jägers, die Jägerey. 2. Alle diejenigen
Thiere, welche zur Jagd gerechnet werden, fie beftehen nun in
vierfüßigen Thieren oder in Geflügel, als ein Eolectivum, Es
gibt bier vieles Weidewerk. Das hohe Weisewerf, Wild,
welches zur hohen Jagd gerechnet wird, zum Unterfihrede von
demniedern. 3. Ehedem wurde auch die Jagd ſelbſt das Weide:
werk genannt, daher in einigen ‚Gegenden noch weidewerien,
für aufdie Jagd gehen, üblich ift.
Weidewund, adj. et adv. in den Eingeweiden, in dem Unterlebe
verwundet, iugleichen einen Bruch Habend.
Der Weidgang, Weidegang, des— es, plur.inuf. der Zu⸗
fand, da das Vich feine Kaprung auf der Weide ſelbſtj fuchs, im
Yyyy3 Gegen»
=
‚Die Weife, plur. sie—n.
LT A — I BE * — ER, Nur 1a 2.2
—
"agsı | Bl. N — >
SGegen ſase der Staltfürterungs ein — "Fer 18 Oberd Keute
{ches Wort, welches dafelsik. auch für Viehweide gebraucht wird,
> Dad Weidgef‘ re, des —es, plur. die—e, bey den Jagern
einiger Be .endon; de Zagdafären, 4"
Der Weidhaufen, Weidehaufen, Ses—s, Blur ut nom.
fing. bev dei Yägeen, ein Golleetipum, mehrere zufammen gehö⸗
tige, oder einem Herren dienende Sägen | zu —— die Füge»
ey. ©. Weidenigun,
Das MWeidicht, des—es, plur. — —* mit Weiden bes :
wachfener Det, ein Weidengebüſch. Won der Endſylbe S. ihr.
MWeidlich, -er,— fe, adj. et ady. ein nur im Scherze, oder
r. Tapfır, flark,
den vertraulichen Sprecharten übliches Wort.
— Mann, Nuhr, 1Sam. o, i.
3 ihr froͤhlicher, weidlicher, Fuhner, -
Shwang vormabls der braune Sabiner
Ar:t mannlicher Sreybeit den gut, Haaıd.-
a. Lebhaft, hurtig; am häufigſten als ein Adverbiüm. - Weids
3. In einem boben Grade ; auch nur als ein Ad»
lich arbeiten.
verbium. Weidlich sehen. Jemanden weidlich abprügeln. -
- Ynm. Schon ih Willeram ift waihlich, vortrefflich Beh ®
dem Horuegf bedeutet waydenlich fo wohltapfer, als hurtig und
emſig, ingleichen woblgeſtalt. Allem Anfehen nach gehöret es zu
keinem der oben angeführten Wörter Weide, ſondern vernuthlich Ber — RR: — iak tom: fing. Inder” <a
zu dem Schwediſchen vat, hvat, burtig, vortrefflich, dem Ans
gelf. hwate, in gleichen Scheutungen, Hiret, Tapferkeit, Vor⸗
trefflichkeit. Auch im Jsländiſchen iſt hvratur, burtig, ſchuell.
Da nun das Stammwort im Hochdeutſchen langſt veraltet ift,
. folstih die-beftiminte Bedeutung in jedem einzelnen Fall’ nicht
anders als ſchwankend und dunfel ſeyn kaun; fo iſt dieß obne
Sweiiel die Urfüche, warnm die edlere und Höhere Schreivart
diefes Wort hat beralten laffen, zumahld da es nicht an beftimmrern
fehler jeden darin Iiegenden Begriff niit mehrerer Klarheit auszu⸗
drucken.
ohne Zweifel mit der Wurzel in wegen einerl Hit fo daß — —
Weib, in Geweih, © das letztere —5
end in weilerer Bedeutung, tüchtig, brav, wohlhabend. Ein * Weilhbiſchof des —rs, plur r
1. Die Weihe, plur, Hie—n,®
Er
—
te En ® —* — ER er aaa A:
— Dedeuifb. n fchon fehr feüße weigeren, im Niederdensfehen »
weieen, iR Ange <!f. wyrhan, im Engl.„wern, —— va
° gra. Die Endfplbe verrät eir Ktecarivum. oder atenfiou; —
—— nur auf die Wur zel weg ode oder weig ankommt, welche
"gern eigentlich bedeutet, feine Abneigung. durch mehrinohlige
wegung der Hinde oder des Hauptes an den Tag leın. Das
Augelſ wyrnan und Engl. wern,fcheinen m: Je von wehren. ae &
Bilder zu fepn, fo wir das alte, noch in der un Alice ſich
widrigen ron wider gebildee ift.
fehen Kirche, ein deiweieter Bifchof, der aber kein eat FE |
thum hat / fondern nur Vicarius eines. ordentlichen Bifch>fes, ber.
fonders zu Weibungen und andern bloß bifhöflichenHandt ir
it, und auch Chor-Biſchof genanntwird. Im utſch
wizelbiſchop⸗ Die erſte Haifte ſt unſtreitig von weihe ent.
weder weil ein ſolcher Vicarius wirklich zum Biſchof
oder auch ſo fern er Gewalt: bat, Kirchen ü. f. Fızu v
Andere Teiten es. mit geringeren Wahrfcheinlichkeit vondem ı
Wir, ein Dorf, ber, * erllãren e⸗ * eiuen Biſchof auf —
Laude. ER WORTE:
mifchen Kirche einiger Gegenden, das Gefäß inden ——
in ſich das Weihwaſſer befindet.
ne Mabıe eiries Kan
welcher zu den Gehern gehöret. Die graue Weihe, Vuftur- "2
nereus Klein, die Zühnerwerhe, VulturalbicansKiern. —
gemeinen Leben werden oft alle Arten Geyer Weihen genannt. |
Motker Wio, Riederf. Wije. Dir Nahme iſt ohne Ziwetfelivon
wehen, indem diefer Vogel in der Luft langſam über feinem
Raube ſchwebet; daher er auch im Dünifben Blede, von glei
ten’, heißt. 3 ;
—
Der Weidling/ des ⸗ es, plur. die — e, nur nodi in,einigen- 2, Die Weihe, plur. de—n, von dem Potgnden Srtwode, Si — 4
Gegenden, ein Kahn; ohne Zweifel, fo fern. man die Kähne ehe
dem aus Weidenſtämmen anshöhlte
1. Ein Werkzeug, das gefponnene
Garn vermittelft deffelben von dee Spuhle zu winden oder zn wei«
= Fern; im Niederdeutfchen ein.gafpel. Daher die Sandweife, als
die einfache Hatzung, und die Zahl- oder Schnappweife. (©.
diefe Wörter) e Ein gewiſſes bewegliches Gatter an den Säge:
mühlen, welches auch das Zagegatter genannt wird. S. das
folgende,
Weifen, verb; reg, — der Weife abwinden; am hãufig⸗
ſten in den Sufammenfegungen abweifen und ———— wofür
im Niederdeutſchen abhafpeln und aufbafpeln gebraucht werden,
Ohne Zweifel liegt der Grund der Benennung in der Art der Be⸗
wegung, fo dag diefes Wort mit Schweifen und Weben, in der
weitern Bedeutung X !legtern, Eines Stammes iſt⸗
Meigern, verb. reg, act, feine Abneigung, vttnas zu thun, an
den Tag legen, da es denn aufgedopvelte Urt vorfomint, Als
ein eigentliches Activum, welches das Subſtantiv der Sache im
Aeeufativ erfodert. Eine Sitte weitern einem feine Bitie
weigern. In die ſem VBerftande iſt es im Hochdeutſchen ungewöhn—
lich, indem ig demſelben allenfalls verweigern gebraucht wird.
2. Als ein Reeivroeum, in welchee Geſtalt es im Sochdeutſchen
allein üblich iſt. Sich weigern, etrvas zu thun. Ich weigere
mich keinen Augenblick. Wird die Sache in Geſtalt eines Renn⸗
wortes a Saedruckt, fo ſehet daſſelbe iin Benitive. Sie weinen s
t nach deſſen/ dieſer Sache. Daher die Wigerung und das
Weigern. Er that es ohne alle Weigerung.
BZ
"teen Welhen haben, in bee Romiſchen Kirche, vo es die durch
die Weihe ertheilten kirchlichen Orden bedentet. Daher — ——
Weihen, verb. reg. act. r Mir gewiffen feoerlichen —
‚Art von Heiligkeit und Kraft ertheilen; in welcher Bederftunges
» Handlungdes Weihens, | Die Weihe verrichten. ‚Die vier un⸗
ferweibe, Rirchweide, Gledenweiben. f.f.\ Schon Dede, , E|
Odtfried Wihi, ber es auch in weiterer Bedeutung’ für. FR Br
gebraucht.
den zum gottesdienfilichen Gebrauche widmen, und dadurch eine Rt » g |
befonderg in der Römiſchen Kieche üblich it, wo mau Kirchen,
Rivchhöte, Bapellen, Altäre, Gloten, Wein, Bro, Da
fer, Revzen u. hf. weiber. ine Nonne weiben. Eben m
ſelbſt gebraucht man esnohinz'vey Nebenbedeutungen, tbeilsvwon
der Couſeeration der Hoſtie, eine geweibere Hoftie, theils ang
vonder feyerlichen Übertcagung der kirchlichen Würden, Femanı »
den zum Bifchof, zum Prieiter, zum Diaconus u, (.f, weihen. *
2. Figiielich, in den edlern Screibarten. (1) Gott und fie
nem Dienfte beftimmen.: Ich habe den Keft meiner Tage Bott
geweibet. (2) Eine gewiffe Ehrwärdigkeit, Heiligkeit ertheifen, *
ehrwürdig machen. Die Scömmigkeit weihet alle andere Tu- - —
genden. Das Glück weiber oft die größten Lafer, und ſte
werden Tugenden, fo. bald der Erfolg fie kronet. (3). Zu eiz
nem vorzüstichen Bebcauche beffimmen, widmen. - Sein Leben
dein Dienſe feines vVaterlandes weihen
IH würde, bäte ich Bronen, Bi
Sie dem Desgnügen — Treu su 1 ohren, Be
eiße. —
doch im Hochdeutſchen die Weihe üblicher if.
&tto wihan, Niederd, wijen, wigen, im Schwed. viga, Es
Aig, und wurde ehedem auch für fernen, ingleichen, loben, preis
fen, gebraucht, wovon im ZAIN und Zatian häufige Degfpiele
vorkommen,
——— des — 8, plur utr nom. ng. ein boeitigrih im
iſchteich zu bezeichnen. Im Dafried und Willeram wiar. Es
2 iſt von dem Latein. Vivarium gebilder, und da Teich eben
2 daffelde ſaget, und echter Deutſch iſt, ſo hat man jenes nicht mit
in das vochdeutſche — — den Provinzen über⸗
baſſen.
Die Weiherbinfe, le — in — Gegenden ‚ein
Nahme derjenigen Binfen, welche | in den Weihern ver ——
wachſen.
Der Weihetrunk, weihtrunk eb des, plur.; inuf, Aue
in der dichterifchen Schreibart, ein geweiheter Trunk, oder auch
— womit man gleichfam weihet..
Dem Neumond und der Mitternacht,
2 Sey dieſer Weihtrunk aus gebracht Sage.
; Die Weibfeften, fing. iuuf, inder Nönnfchen Kicche, ein Nah⸗
me derjenigen Fafter, welche vorzüglich beobachier werden můſ⸗
fen, da Peiefter und andere Diener der Kirche geweihet werden,
di diejenigen Faften, welche auf die Quaternber fellen.
Ber Weihkeſſel, des — s, plur. ut nom, fing. in der Nömis
ſchen Kiche, dasjenige, Sefäp, ein das Weihwaſſer aufbe⸗
halten wird;
. Die Weihmeffe, plur. die —n, in bee Könithen ‚ieh, eine
i Meſſe, in und mir welcher etwas geweihet wird.
Rz E Die Weihnachten, fing. inuf; dasjenige Feſt, welches in der
chriſtlichen Kirche zum Andenten der Geburt Chriſti gefeyert wird,
Es Hat den Nahmen von den geweiheten, dei. beiligen, Nachten,
imn welchen es noch jetzt in der Romiſchen Kirche vorzüglich ges
feyert wird, daher es denn auch nur im Plural allein üblich iſt.
Hachten für Mächte iſt freylich eine irreguläre Form; allein ſte
iſt einmahl allgemein gangbar. Indeſſen war das. Wert ebedem
rauch im Singular üblich, weilin der Römiſchen Kirche vorzüglich
die Nacht auf den erften Weihnachtstag feyerlich begangen
wird, DieWihennaht, im Schwabeuſpiegel.
DerWeihnachteabend,-ses — es, plur. die — e, der Tag vor
"dem Weihnachtsfefte, und. ‚befonders der Abend: deſſelben; der
Chriſt⸗ Abend.
Sas Welhnachtsfeſt des es, plur., die—e, die Weih⸗
„nchten, als ein kirchliches Feſt betrat, das Feft der Ge:
burt Ehrifti,
Be Weihnachtstag, &s —es, plur. Sie — 2, einer von den
drey feyerlichen Tagen diefes Feftes,
. Der Weibraudy, des — es, plur. invf.
13 ‚b.i. Heiliger, Rauch, ein woblriechender Hauch, welcher in der
Römischen Kirche bey manchen Theilen des Gottesdienſtes ge»
Io; macht wird ;-eine nur noch im gemeinen Leben einiger Ober:
deutſchen Gegenden üblihe Bedeutung. 2. Der Nahmie eines
gewiſſen wohl riechenden Harzes, welches vornehmlich zu dies,
Ein geweibeter,
won einigen ausländifchen Arten des Wahholders kommt, bes
-, Zinn, v3. Figürlich, fo wohl. Lob. und Dank gegen Gott,
E: als auch Lobeserhebungen: überhaupt, eine Anfpielung auf
‘ — mpegenläudifgpe Gewohnheit, wo das ——
— BRD —* bie Weißung; kt welet Toter =
"Anm. Das Wort iſt ſehr alt, und lautet (den: im af Sor-und - man Fänn.
— dein alten Adoerbio wie, wei, Angelfüwiha, wig, hei⸗
Oberdeutſchen übliches Wort, ejnen Teich und beſonders einen
fen und andern Arten des Näuchwerkes gebraucht wie, und.
ſonders von dem Juniperus thurifera und phoenicea.
a
mie Nun eine ———— if: Alten feinen Weih⸗
rauch an jemanden verſchwenden, ihn ſo ſehr erheben ‚als
Wenn ey nur weihrauch — ſo mag, er
immer m Dampfe erfiiden, '
Wenn er durch Weibraudwelfen Reuche,
Br 5, Die Rrieges:$uvie gefeffrle. an dem: Wagen
4 Des jberwinderg Feucht, Raml.
Schon bey dem Ottfr. und Willeram Wirouch, Wiroche,
im Rirderfächf. Wirik,, von dem alten wib,.weih, heilig.
MWeiben.
Der Weihrauchvogel, 8, plur. die--vögel,- ©, Gols:
- amfel.,
Des Weihfalz, dee — es, plur. car. geweihetes Salz, in der
Römiſchen Kirche
Das Weihwaſſer, des —s, plur, inuf, geweißetes Waſſer,
in der Römiſchen Kirche,
Der Weihweöel, des — s,plur. ut nom. fing. ven daſelbſt,
derjenige Wedel, womit das Weihwaſſer geſprenget wird,
Weit, eine Partikel, welhe auf eine gedoppelte Art gebraucht wird,
2, Als ein Adverbjum der Zeit. (1) Solange als; eine großen
Theils veraltete Bedeutung, weldye um der Kürze willen noch
zuweilen von den Dichtern gebraucht wird; außer dem aber noch.
im gemeinen Leben üblich if. Das iſt nicht geſcheden weil ich
denken kann.
Man wird dich derr, mit Ehrfurcht preifen,
Weil Gott und Monde find, Dpig. P.72
OÖ mein Dank foll nicht ermuden,
el Weil mein Bufenathmen Fann, Raml.
Wo es aber mit der folgenden Eonjungtion leicht eine Zweyden-
tigkeit machen Faın, (2) Indem, diejenige Handlung zu bezeichnen,
während welcher etwas geſchehen ift, wie dteweil; ant hauftaften
in der vertraulichen Sprechart, Er brachte fünf Gulden, weil
ich zu Sauſe war, Gel, Weil ich vorhin mir der Frau Nach—
barinn: auf dem Saale rede, fo falle etwas in der Küche, eb.
derf. Im Englifchen in’ diefer Bedentung whillt, 2, Afs eine
cauſale Eonfunction, einen Beweis und Grund des VBorhergr-
benden oder Nachfolgenden: aussudruden. Der Simmel weiß,
daß ich bloß deß wegen fo betrübt bin, weil fie mein Gerz
für fo niedrig halten, u. ff. Gel, weil du gefchler bat,
fo mußt du Strafe leiden. ,
Anm. Diefe Partikel iſt mit demfolgenden Hanptworte Weile
Eines Stammes, und.ohne Zweifel die Wurzel deffelben, indem
ach die Cojunetion denn bloß eine Figur vo dem Adverbiv denn
iſt Indeſſen beſinne ich mich doch nicht, diefe Partikel bey unſern
älteften Oberdeutfchen Schriftſtellern angetroffen zu haben, Kers
gebraucht für die Eonjuncrton weil, danta, dann. Im Obere.
deuiſchen ift daf ür noch um willen üblich,
Weiland, ein: großen Theils veraltetes und unabänderlihes Bir
fimmungswort, welches in asdoppelter Gefialt gefunden wird.
Als ein Adverbium der vergangenen Zeit, für vor dieſem,
— Der uns weiland verfolgete, Gal. 1,23. Wir wa:
ven auch meiland unweife, Tit 2,3. ;
i Weiland war dieLieb’ein Seuer, wärmen war ihenüger
Brauch, Logam,
Es war weiland ein König. "In diefer Bedentung wird es au⸗
Ber der Fomifhen Schreibark feltert mehr gebraucht. Stumm fa$
ich da, wie weiland Duphnis felfigen Andenkens. 2.Als ein
indeelinables Adjectiv, welches nur noch, in dem. Katzelz und:
Kanzelley⸗ Style üblich ift, und den Nahmenurd Liteln vor futz '
gem verſtorbener Perſo ſen vorgefeger wird, wenn man ihrer auf
rine feyerliche und rühmliche Ausgedenft, Weiland Kaiſer —
ce,
©
&
/
— Er Sr
J
Der weiland Fr u. ſ.f.
edle wf.f. Da es denn im
Perſonen gebraucht wird,
Anm. Ju der erſten Bedeutung ift diefes Wort fehr alt, ob es
- gleich mebrmahls mit veränderten Endſylben vorkonmit. In Dit
fried lauter es wıla, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno
s wilen, bey den ScpwäbifhenDichrern wilent, allefür cheden,
olim, welches Latein. Adoerbium felb damit verwandt zu ſeyn
fheinet. Die Endſolbe ift dunkel, deunobman gleih Spuren
von eluer alten Ableitungsfplbe and hat, fo iſt doch dief. nur ger
braucht worden, Subftantiva, nieaber Adverbia, zu bilden; da«
her es ſcheinet, daß and hier aus der adverbifchen Ableitungs ſy lde
—en entftanden, welche erſt in end und dann in and verwandelt
worden. Was die zwente Bedeutung betrifft, fo it Wachters
‚Der tweilans Seh:
Muthmaßung, der es in derfelben für das Parricipium des
veralteten Verbi weilen;tuben, (S. Weile,) hält, nit unwadr«
ſcheinlich, welches dadurch beftätiget wird, weil weiland bier
wirklich als ein, Adjectiv obgleich indeclinabel gebraucht wicd,
und man dafür in dem Kanzel - und Kanzelley » Style auch der
in Gott rubende u. ff. gebraucht. Übrigens kommt das erfte
wilent, bey den Schwäbifchen Dichtern auch mebrmabls für,
eine Seitlang, vor.
Die Weilarbeit, phur. die— en, im Bergbaue, Arbeit, welche
„inder Werle, d. i.inden Feyerſtunden, geſchiehet.
Die Weile, plur. car. Diminut, das Weilchen. 2. Ein jeder
unbeflimmter Zwifchenraum der Zeit, ein jeder Zeitraum, er fey
gegenwärtig, vergangen oder fünftig ; am heufigſten im gemeis
nen Leben und der. vertraulichen Spredart. Sich die noöthige
Weile zu etwas nehmen, Zeit, Doreiner Fleinen Weile, ü
eine Weile, nah einer langen Weile, Es dauerte noch eine
Weile, einige Zeit.
Id ſchreibe Sinngedichte, die Süsfen nicht viel ——
ogau. 2
Wohin geht fie nächtlicher Weile? Geßn.
Der alles ſchuf aus nichts, foll er nicht auch die Theile
Ergänzen, find fie gleich verſtreut vor langer Weile ? Opitz.
Ich wartete eine gute Weile vergebens. Gut Ding will Weile
haben. Eile mit Weile. Das Diminutivum Weilchen geböret
noch mehr der vertraulichen Sprewarı zu. Ich muß ein Weil:
pen ausruhen. Jch blieb ein feines Weilchen iteben. 2. Mü-
ige Zeit, Muße. Inder Weile arbeiten , bey den Bergleuten,
in-den Feverftunden; (S. Weilarbeit.) Dahin gehöret auch der
Ausdruck lange Weile, die unangenehme Empfindung der müßi⸗
gen, aefhäftlofen Zeirdauer, welches irrig zufammen gefegt Lan
geweile gefihrieben wird, obgleich Tangweilig völlig richtig iſt,
15. Lang.) Lange Weile haben. Vor lieber langer Weile,
Will ler nicht mußige Weile haben, fo muß er ſich doch was
zu thun machen, Leſſ.
Anm. Defes Wort iſt alt, und lautet ſchon bey dem Ul⸗
philas hveila, der eg für Zeit überhaupt gebraucht ; bey dem
Kero und Ottfried wilu, wil, wo es auch für Stunde gebraucht
wird, bitheru wilu, in diefer Stunde, ing eichen für einen
ı noch fleinern Zeittheil, in ıhia'wila, fo gleich, den Augenblick;
im Shwebd. bile, im Engl. while, im Pohlnifdyen chwila.
Bey dem Ottfried iſt wila, nud dep dein Kerotwala, auch Ver⸗
303. Wuntittelbar verwandt ift damit das folgende Yerilen, weiches
N. ebedeni auch ruhen bedentete, dag Schwed. hyila, ruben, und
ila, Angelf, ildan, uerziehen, verweilen. ©. auch Weil,
Weilen, verb, reg. neutr. einem Orte oder Dinge eine Weile
gesenmwärtig bleiben, welches doch für ſich allein veraltet if, und
nurin verweilen vorkommt, wodie Vorſylbe ver die ſchwan⸗
Tende Bedeutung näher beftimme, da fie nicht weggelaffen wer⸗
anzel» Style auch vou geringen.
Pl:
\br2
a Be 7.
den follte, wie von eini
wir ung? Wasdürfen wir weilm?
Der oder das Weiler, des — 8, plür. ut nom. fing, * nur
in einigen Oberdeutſchen Gegenden übliches Wort, eine Sarime
lung weniger ländlicher Wohnungen, opne eigenes Bericht, zu dee
zeichnen, welche noch nicht den Nahmen eines Dorfes verdienet,
Dhne Zweifel aus dem-Lat. vıllare, woher auch dus Franzöfie
fe villiers if. Weil, wil, weiler, an vielen Ortsnahmen
im Hberdeurfihen, z. B. Korpwil, Badenweiler, Rappoltswil
iſt eben dafjelde Wort,
Der Wein, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Duanciräten die e, der Saft der Weintrauben, fo bald er ges
goren bat, und nicht mebt wor iſt. Junger, alten, füper,
faurer Wein,
od) eh die junge Welt die alten Weine fab,
So bald der Menſch erfihien, pi ſchon die Liebe vr
Wirhof.
Zu Weine geben, in das Weinpans. Jemanden reinen Wein
einſchenken, figüclich , ihm die reine Wabrbeis jagen, 2, Das
Gewãchs, deffen Trauben den Wein geben, doch nur sheils col-
lective, ıheils, wenn von der Art die Rede ift. Den Wein gã⸗
ten, hacken, binden. Der Wein iſt —— wenn der
Wein blüber.
Anm, Ju Kero Vin, im Willeram , Satian uff. Wis⸗⸗
Niederſ. Wyn. Da die Deutſchen, jo wie ee wördfie und abend»
ländliche Länder, den Weinbau von den Römern befommen haben,
fo haben fie mitdem Gewächfe auch den Nahmen angenommen / ſo
wie das Eat, vinum, wieder aus dem Öriechifchen ol’ zog, und die⸗
fes aus dem motgenländiihen berfanmmer, Dein aöpören das
Angelf. Vin, das Engl, Wine, das Schwed. Vin, dag Niedere
Bretagnifche Guin , das Wallachiſche Ginu, das a
Vinu, das Vohlnifepe Wino;
Der Weinapfel, des — 8, plur. die — äpfel, eine Art meins“
faurer Apfel, worausder Apfelmoſt gepreffet wird; in einigen er
genden Weinling.
Der Weinbau, des —es, plur. car. der Bau des Weinfiodes
um des Weines willen. Den Weinbau treiben. Bin Land,
welches vielen Weinbau hat,
Der Weinbaner, des— 8. 2.Von Bauen, colere, derjenige,
welcher Wein hauet, plur.ut nom, ling. 2. Bon Bauer, ru-
Ricus, ein Landbefiger, deffen vosnebmfteRahrung i indem Wein
baue befiebet, plur. die —n. >
Die Weinbeere, plur. die —n, die Beeren der Weintraube;
ſchon im Rotker und Tatian Winbere.
Der Weinberg, des — es, plur. die—e, +. Ein mit Bein
fiödten bepflangter Berg oder Hügel. 2. Eine mit Weinſtöcken ber
pflanzte gebirgige Gegend, fo viel davon einem einzelnen Befiger
geböret. 3. Zuweilen auch einemit Weinflöcden bepflanzte Ebe-
. ne, welche im Oberdeurfchen richtiger ein Weingarten genannt
wird. 4. Figürlich, die in einem Weinberge befindlichen Wein.
fiöde.. Den Weinberg befchneiden, garen, lefenuf. wm.
Das Weinbergefeil, des— es, plur. die —e, in Böhmen,
ein Längenmaß,die Beitberge damit zu meffen, welches 64 Ellen
‚ in die Fänge bält ; zum Unterfchiede von ben Land und Walds
" feile, welches nur 52 bält,
Die Weinberesfipnede, plur. — eine Art eßbare Schn⸗·
cken, welche fid in den Weinbergen aufhält, Helix pomatica
Linn. ®
Die Weinbirn, plur.die— rn, eine Art —— Birnen.
Das Weinblatt, des — es, plur. die — blätter, das Blast des
Weinfioges, ?
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seiner; — —
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‘Die Weinblume, plur. Sie —n, der Nahme eines einbeimifchen
giftigen Gewãchſes, woſſer⸗ ANipendei· wurz Oenanthe
u
Die Weinblüche, plur. die —n. +. Die Blüthe oder Blume
des Weinſtockes. 2. Die Zeit, wenn der Weinftod blühet. In
der Weinblürhe. Re N BAR
Die Weinbriübe, plur. von mehrern Arten, die —n, eine Brür
pe, deren vornehinfter Beftandtheil Wein iſt, zu welher Wein
kommt. et ——
Die Weinbutte, plur. die —n, eine Butte, dir gelefenen Wein⸗
trauben darin in die Kelter zu tragen. ur
‚Die Weindroffel, plur.die—n. +. Eine Art Droffeln, wache
fi) gern in den Weinbergen aufhält, wo fieim Herdfte den Wein
beeren nachſtellet; Rothdroſſel, Winterdroffel, Weißdroſſel,
Turdus minimus noſtras ein. weil fie unſere eigentliche
Sangdroſſel iſt. 2ꝛFigürlich, im Scherge, eine weibliche Pers
fon, welche den Wein liebt,
Weinen, verb. reg. neutr. et act. ». Eigenfli, Thränen
vergießen. So wohl als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ha⸗
ben. Sich des Weinens nicht enthalten Fönnen. Jemanden
meinen machen. Uber etwas weinen. Dor Sreude,vor Bes
trübniß weinen.
Er klagt und weint in ihre Klagen, Gell.
Und wer bey dem Gefühl der Unſchuld fühllos fepeiner,
Ih werth, daß auf fein Grab nie ein Gerechter weiner,
— Weiße.
Ingleichen von den Augen. Sein Auge weint. Mit weinen⸗
den Augen, vielleicht beſſer mit naſſen, mit Thränen in den Au⸗
gen. Als auch als ein Activum, mit dem Accuſativ der Shränen,
oder was ihre Stelfe vertritt. Bittere Thranien weinen. - Man
möchte Blut weinen. 2. Figürlich, Tropfen kinnen Laffen, nur
in einigen Fällen. Go ſagt man von dem Weinſtocke, wenn er
beſchnitten worden, daß er weine, oder thräne, da man denn
auch dieTropfen, welche er rinnen läßt, Thränen zu nennen pflegt.
So auch das Weinen. 2: .
Anm. Schonim Dttfried weinan, im Niederdentſchen we:
_ nen, im Isländ, weina,beydem Ulphilas queinan, im Angelf.
vanian, im Schwed. venga. Dem heutigen Sprachgebrauche
nach bezeichnet es bloß die Vergießung der Thränen ; allein das
fchon gedachte Gothiſche queinan bedeutete Lamentari. Wäre
diefes die urfprüngliche Bedeutung, fo würde es eine Onomatopöie
des mit dem Weinen oft verbundenen Lautes feyn, welches auch
das davon abgeleitete winfeln gu beftätigen ſcheinet. Inden ges
meinen Sprecharten hat man fehr siele Ausdrücke, theils weinen
-überhaupt, theils mit einem gewiffen Laute weinen, zu bezeichnen;
wohin theils flennen, theilsdie Oberdeutſchen zannen, greinen,
grauen, theilg die Niederdentſchen liren, wupen, ninneln u. ſ. f.
gehören.
Weinerlich, adj. et adv. Neigung zum Weinen habend und ver»
rathend. Es ift mir fo weinerlih. Kin weinerlicher Brief,
ein Eläglicher, gerbſt, dein weinerlich Geficht „ ſtöre meine
Syeude nicht. Das Wort iſt nur in den gemeinen Sprecharten
üblich, weil die Analogie, nach welcher es ſo wie eſſerlich, fpie-
-Teylich, tanzerlich, trinkerlich u, fsf. gebildet worden, niedrig
und provinziell ift, und nur das einzige lacherlich hier eine Aus⸗
nahme macht.
gebrauchen follen, eine rührende Komödie damit zu begeishnen,
zumahl da auch die Bedeutung nicht recht paffer.
. Die Weinerite, ©. Weinleſe.
#381.0.3.4.T). 2. Yufk
Dan hätte es daher in deu neuern Zeiten nicht
w
.
Ä Dei 1458
Der Weineffig, des —es, plur.inuf. aus Wein bereiteter Eſſig,
zu Effig gemachter oder gewordener Wein, 8
Der Weinfächſer, des —s, plur. ut nom. fing. die Fächer,
d. i. zur Fortpflanzung beftimmten Heben des Weinfodes, ©.
Safer. ;
Das Weinfäß, des —es, plur. die —fäffer, eiti Faß, Wein
darin aufzubewahren, -
Die Weinfläfche, plur. die—n, eine. Flafhe, Wein darin zu
hohlen, oder aufzubewahren. Zuweilen befonmit auch die Weinz
Bouteille diefen Nahmen. s
Der Weingerten, des—s, plur. die —gärten, ein Garten, d.
i befriedigter Drt, welcher mit Weinflöden bepflanzt iſt, befons
ders wenn eseine Ebene ift, zum Unterfchiede von einem -Weins
berge. Im Dberdeutfchen ziehet man diefes Wort im gemeinen
Lesen in Wingart zufammen, und gebraucht es auch wohl für
Weinberg. JuWilleram Wingarton,im Angelf. Wingeard,
im Engl. Vineyard, “ ;
Der Weinyärtner, des —s, plur. ut nom. fing, ein Gärtner,
welcher fi vornehmlich auf den Bau des Weinftodes verficher ;
ein Winzer.
Das Weingebirge, des—s, plur. ut nom, fing. ein mit
— bepflanztes Gebirge, eine Reihe mehrerer Wein»
erge.
Die Weintegend, plur. die —en. ». Eine mit Weinſtöcken be⸗
pflanzte Gegend... 2. Eine Gegend, in welcher Wein wächfer.
Der Weingeiſt, des —es, plur. doch nur zuweilen von mehrern-
Arten, die —er, der geiftigfte Theil des Weines, nachdem ders >
felbe von allein Wäſſerigen gefhieden worden. In weiserer Ber
deutung wird auch ein jeder vestificieter Branntwein Weingeift,
und im Lat. Spiritus vini, genannt. :
Das Weingeländer, des —s, plur. utnom, fing. dasjenige
Geländer, woran Weintftöce befeftiget und gebunden werden.
Weingelehrt, —er, —efte, adj. et adv. im Scherze, in der
Kenntniß des Weines und feiner Güte erfahren, Ihr, der Trau—⸗
ben Kenner, weingelebrte Männer! Haged. ;
Das Weinulas, des—es, plur, die —gläfer, ein Glas, wor⸗
aus man Wein zu trinken pflegt,
Der Weingott, des —es, plur. inuf. in der Mythologie der
Griechen und Römer, ein Beynahme des Bacchus. .
Weingras, adj.etadv. eine Art der grauen Farbe, befonders
auf Wolle, welde aus Noth und Schwarz entſtehet. ;
Weingrin, adj. et adv. welches von Fäffern gebraucht wird,
worin ſchon Wein gelegen hat,welche folglich den Geſchmack von
feifchen Holze verloren Haben. Ein weingriines Faß.
Die Weinhade, plur. dir —n, eine Hade, die Erde damit in deu
Meinbergen aufzubauen; die Weinhaue.
Der Weinhandel, des —s, plur. car. der Handel mit Wein
im Großen ; zum Unterfchiede von dem Weinfchanfe, Daher der
Weinbandler, der mit Wein im Großen handelt,
Die Weiribaue, plur. die —n, S. Weinhade. i ;
Das Weinhaus, des —es, plur. die —häufer, ein Haus, in
welchen Wein gefchenket, d.ieinzeln verkauft wird.
Der Weinbeber, des—s, plur, uunom,fing. ein Heber, Wein
damit aus dem. Faſſe zu heben, zum Unter fchiede von einem Bier⸗
heber u. fi f.- :
Die Weinbefen, fing, inuf, die Hefen des Weines, welche au
wohldie Arurter genannt werdem. ;
Der Weinherr, des —en, plur. die —en, an einigen Orten,
3 D. zu Bag Aſchersleben u. f.f. gewiffe Rathsher⸗
gen, welche über den Wein und Weinkeller des Rathes die Aufs
ſicht haben.
3333
21
Das
u eh.
Das Weinholz, ses—es, plur. car. 1.DasHolz bes Wein
ſtockes. 2. Der Weinftod nit feinen Zweigen und Neben.
Der Weinhügel, des —s, plur. utnom, fing. ein mit Weins
ſtocken bepflanzter Hügel ; ein Weinberg. °
Die Weinhülfe, plur. die —n, die Hülfeoder Schale der Wein,
beere.
Der Weinbüther, ses —s,plur, ut nom. fing.cinBütger oder
Wächter in einem Weinberge oder Weingarten, auch Weinberge:
büther.
Weinicht, adj.etadv. dem Weine am Geſchmacke ähnlich. Ein 3
: weinicheer Geſchmack, Weingeſchmack.
Das Weinjahr, des —es, plur. die —e, die Fruchtbarkeit des
Jahres in Rückſicht aufden Weinbau.
tes Weinjahr, nachdem man vielen und guten, oder wenig und
ſchlechten Wein in demſelben baut,
Der Weinfauf, des—es, plur. doch felten, die —Fäufe. - 1,Der
Kauf des Weines. 2.An einigen Orten, Wein, welcher zum Zeir
‚chen eines gefchloffenen Kaufes oder Vertrages, und zu deſſen Bw
‚fätigung von beyden Sheilen getrunken wird; daher denn arch
Die Befkätigung eines Vertrages figürlich der Weinkauf beißt.
Den Weinkauf trinken. Die Zeugen eines gefchloffenen Kaufes
‚heißen daher ineinigen Gegenden die Weinfaufsleute. 3. Im
Ssnabrückiſchen und-andern Gegenden ift die Lehenmnare uns
‚ser dem Nahmen des Weinkaufes befannt,
Der Weinkeller, des —s, plur.utaom, fing. Ein Keller,
"Wein darin zu verwahren. 2. Ein folder Keller nit Ziumern,
Wein darin zu ſcheuken.
DieWeinkelter, plur.die—n, eine Kelter, Wein darin zu Fels
tern; die Weinpreife.
Der Weinkern, des —es, plur.die —e, de Kerne inden Wein
beeren.
‚Der Weinkieſer, des —s, plur. ut Nom. fing. an einigen
Oberdeutſchen Drten,eineverpflichtete Perſon, welche den einges
benden Wein Piefer, d. i. koſtet, damit die gehörigen Abgaben das
von eutrichtet werden; dev. Weinkoſter, in Sachfen, Her Wein:
‚Difierer.
Die Weinkirfche, plur. die a, in einigen Gegenden ein Nah⸗
ne der Toll: oderSchafbeere, Atropa Belladonua Linn.
Der Weinkoͤch, des —es, plur.inuf, ein Beynahme des Augufts
Monathes, weil indemfelben die Sonnenwärmeden Weindeeren
ihre Güte geben muß,
Der Weinkoſter, S. Wein-Piflerer.
Der Weinfranz, des —es, plur. die —Pränze, ein Kranz, fo
fern derſelbe ein Zeichen eines öffentlichen Weinhauſes iſt.
Das Weinlager, des —s, plur.die —läger. ı. Das Gerüſt in
einem Weinkeller, worauf die Weinfäffer liegen, 2, Ein Vorrath
von Wein in Fäffern. Ein ftarfes Weinlager haben.
Das Weinland, des—es, plur. die —länder, ein-Land, in
welchen Wein gebauet wird,
Das Weinlaub,des —es, plur. car. das Laub oder die Blätter
des Weinſtockes.
Die Weinlaube, plur, die —n, eine mit Weinflöden bepflanzte
Laube,
Die Weinlefe,plur.die —n,die Einfammelung der reifen Wein-
trauben; die Weinernte. Weinlefe halten. Inder Weinlefe,
Bey dem Willeram der Wintemod, in der Schweiz die Wem⸗
‚me, daher den Wein Tefen dafelbft wenmen, und ein Weinlefer
Wemmer genannf wird;
Der Weinlefer,des —s,plur. ut nom, fing. Fämin,die Wein:
deferinn, eine Perſon, welcheden Wein liefet, d.i.die Weintran-
‚ben einfammelt,
‚Ein gutes, ein ſchlech⸗
RT 1460
Drei ir — plur. sie —e, In einigen Gegenden,
ein Nahme verfchiedener Früchtevon einem mweinfäuerlichen Ges
ſchmacke als der Weinäpfel, Weinbiruen, einer Art Pflaumen
u.f.f. In wmauchen Gegenden werden auch die Berberis-Beeren
Weinlinge genannt.
Der Weinmarkt, des —es, plur.die —märkre. 1. Ein Markt
„oder öffentlicher Verkauf des Weines, dergleichen z. B. zu Mainz
"27 50 angelegt wurde,
: derfelbe gehalten wird.
Das Weinmaß, des—es, plur.die—e. 1, Ein jedes Maß,
wit welchem der Wein gemeffen wird. 2, Ein beſtimmtes Maß
für den Wein, fo fern es vonebendemfelben Maße für andere
" ‚Körper noch verfieden ift, Kine Ranne Weinmaß, zum Untere -
ſchiede von einer Kanne Biermaß.
Der Weinmeifter,des—s, plur. ut nom, fing. 2.Derjenige,
welcher den Weinbau verftebet, die Weinberge anderer beforger;
als eine anfländige Benennung für Winzer, 2. An manchen Hös
fen ein Beamter, welcher die landesherrlichen Weinberge und eine -
heimiſcher Weinvorräche in feiner Aufficht bat, und auch wohl
der Bergmeifter genauut wird.
"Der Weismonath,dea —es, plur. die —e, der Deutſche Rabe *
me des Oetobers, weil in den Weinländern die Weinleſe in dene
‚felben fällt; ein Nahme, welchen er bereits von Carlu dem Gro⸗
Ben $efommen bat.
Die Weinmotte, plur. sie —n, eine Art Motten, welche fh
ouf den Weinſtöcken aufhält. Die große Weinmotte, Sphinx
Eipenor Linn. die Pleine, Sphinx Percellus Zinn,
Das Weinmüß,des—es, plur. die —e, inden Küchen,ein Muß
von feinem Mehle, Eyern und Wein,
Die Weinmutter, plur.inul, die Mutter, d.i. Hefen des Wei⸗
nes, die Weinhefen, S. Mutter.
Die Weinpalme, plur, die —n, eine Art Palmen deren Saft,
(Palmwein,) eine Ähnlichkeit mir dem Weine hat, und-deffen
Stelle vertritt,
Der Weinpfabl, des —es, plur. die —pfähle, Pfähle, woran
die Weinftöce in den Weinbergen befeftiget werden. _
Die Weinpflaume, plur. die —n, eine Art röthlicher Pflaumen
von einem weinfänerlichen Geſchuniacke; im gemeinen Leben
Weinling.
Die Weinpreſſe, plur. die —n, eine große Preſſe, bie Weintrau⸗
ben damit auszupreſſen; die Meinfelter, Relter, -
Die Weinraupe,plur. die —n, eine Art Raupen, welche fi auf
den Weinhlättern aufhält, S. Weinmotte.
Der Weinraufchy,des —es, plur.die—räufche,ein, Kaufch vom
Meine, zum Unterfchiede von einem Bierraufche.
Die Weintaute, plur. inuf. ein Rahme der gewöbnlichen Gar⸗
tenraute, wegen ihres weinfäuerlichen Geradjes, Ruta grar
veolens Linn.
Die Weinrebe, plur. die —n,der junge Zweig eines Weinftodes,
und zuweilen auch wohlder ganze Weinſtock. 18. Rebe.) Schon
im Satian Winreba.
Die Weintofe, plur, die —n, eine Het Roſen, deren Blätter ei»
nen tweinfäuerlichen Geruch haben ; die D,ornrofe, Frauenroſe,
— Marien⸗Roſe, der Weindorn, RolaEglanteria
inn,
Weinfauer, adj. et adv, einen angenehmen ſauern Geſchmack
wie Rheinwein habend.
Weinfäuerlich, adj. et adv. den ſauerlichen Gefhmad dee
Aheinweins habend; wie das vorige.
Die Weinfäure, plur, inul. der ſaure oder — Geſchmack
des Rheinweines.
Der
2, Der Ort, wo, und 3, die Zei, wenn
297 "Re
4 = R
Der Weinſauerling, des —es, plur. sie —r, in einigen Ge⸗
=
-
ſchmacke, welche in andern Weinäpfelund Weinlinge heißen.
- Der Weinfchädling, des -—es, plur. die—e, in einigen Ge⸗
genden, z.B. in Diterreich, ein Nahme der Verberis-Beeren,
welche in andern Weinlinge heißen, wegen ihres weinfänerlichen
Geſchmackes. ©, Berberis. E33 —
Der Weinſchank, des —es, plur.car. der Verkauf des Weines
in Heinen Auantitäten, zum Unterfhiede von dem Weinhandel;
ingleichen das Recht, den Weinſchank zu üben,
Der Weinfchein, des—es, plur. die —e, ein wenig mehr ges
bräuchliches. Wors, den Neumond in dem Weinmonaube, d. i.
Detober, zu bezeichnen. ©, Schein. MARS
Mein Schenker, d, i. denſelben inkleinen Quantitäten verfauft.
Die Weinſchenke, plur..die—n, ein Weinhaus im verächtlis
chen Verftande, x ö
Der Weinfchlauch, des —es, plur. die —fhläude: 1. Ein
lederner Schlauch, den Wein dadurch in die Fäſſer eines Kellers
zuleiten, 2.Ein ſtarker Weintrinter im verächtlichen Verftande,
Der Weinfchmaus, des—es, plur. sie —ſchmauſe. 1. Ein
Schmaus, bey welchem der Wein den vornebmiten Theil aug-
macht. 2. Bey den Handwerkern, eine Erfriſchung von Wein
und Kuchen. B L AI
- Der Weinfchröter, des —s, plur. ut nom. fing, verpflichtete
Abläder, welche den Wein in die Keller und aus denfelben
ſchroten.
Der Weinſtein, des —es, plur. inuf. das mit Kalfexde der⸗
miſchte Salz des Weines, welches ſich in den Weinfäffern in Ges
fralt einer harten trockenen Maſſe anfest. In weiterer Bedeutung
wird auch die Ähnliche Materie, welche fih im Diunde an den
Zähnen anfest, Weinkein genannt,
‘
ſteinſalz und Weinfteinfäure genannt wird,
Das Weinfteinfalz, des —es, plur. doch nur von mehrern Ar-
ten, die —e, dag durch Ealeiniren aus dem Weinſteine bereitete:
feuerbeftändige Zaugenfalz, Sal Tartarı
Der Weinfticher, des —s, plur. ut nom. fing. ein Infect, ©,
0 Rebenfticher. -
des Weinfleineg, CremörTartari, welchesaug faures Wein:
deſſen Beerenden Wein geben, Vitis Linz, ©. Stod.:
Die Weinfuppe, plur. die —n, eine Suppe von Wein,
Die Weinträber, ling, inuf, die Hülfen der ausgepreßten Wein
trauben, in manchen Gegenden die Weintrieſter.
Die Weintraube, plur. die —n; die Frucht des Weinſtockes;
ſchon bey dein Willeram Wintrubo.
Der Weintrinfer, des —s, plur, utnom. fing, derjefige, wel⸗
Her Wein zu trinken pflegt, zum Unterſchiede von einem Waſſer—
* trinker und Biertrinker.
Der Wein⸗Viſierer, des —s,plur:ut nom, fing, eine verpflich⸗
eingehenden Wein vifieren und koſten muß. S. Weinkiefer,
Der Weinwachs des —es; plur, car, dt Zuflcnd, da in einem
Lande Wein wächfer. Lin Land har guten. Weinwachs, wenn
es vielen und guten Wein bauer. s ei
Die Weinwage, piur. die —n, eine bpdroftatifche Mage, die
wagen, Bierwagen is f. f. bat. ’
Die Weinwurz, plur,car. ein Nahme des Benedicten⸗ Krau⸗
te5, Geum Linn,.
genden ein Rabmegewifier- Äpfel voneinem weinfäuerlihen Ge⸗
Ser Weinſchenke, des —n, plur. die —n, derjenige, welcher:
Der Weinfteinrahm, des — es, plur, inuf. das gereinigte Salz
Der Weinftod, des es,plur. sie —föcz dasjenige Gewachs,
tete obrigfeitliche Perfon, welche zum Behufe der Abgaben dem“
Bütedes Weinesdamit zu prüfen," fo wie man dergleichen Salze
Bei . 146%
- Der Weinzebente,des —n plur: die—n, der Sehnte, welchet
won dem Weine gegeben wird, BR
Das Weinzeichen, ses—s, plur. utnom;,
daf an einem Orte Wein geſchenket wird.
Der Weinzoll, des —es, plür, die —zoͤlle, rin Zol, welcher bon
dem Weinegegeben wird,-
Weis a dy. welches nur noch im gemeinen Leben und den niedrigen
Sprecharten üblich iſt, und auch bier aus mit dem Verbo ma⸗
chen, und, obgleich ſeltener, mit werden gebraucht wird. Es
bedeutet überhaupt fo viel als wiſſend. Einem etwas weis mas
chen, bedeutete ehedem / ihm Nachricht davon geben, ingleichen ihn
in etwas unterrichten.
Wenn nun kommen wird die rechte zeit
So will ich ſolches mit allem fleys
Mein frawen die Rüniginn machen weis, Theuerd
Er machet au die fcheflewt weys
Wie des Selds ſchifflein geftalt was, eben derf.-
„Welche Bedeutung noch jegt zuweilen vorfommt, Kr bar vor
Jugend auf arbeiten müffen, ich babe es ihm nicht beffer weis
gemacht. Inengerer Bedentung iff einem etwas weis machen,
ihn einer Unwahrbeit überveden,ihm etroas aufbeften, Caß dir
nichts weis machen. Die Leute könnten Bofes denken, und
der gnädigen Srau was weis machen, Weiße. Seltener wird’
es mitdem Verbo werden gebraucht. Etwas weis werden, es
nierfen, inne werden, 5
Anm. Es iſt die in der edlen Schreibart veraltete Wurzel von
weife, fo fern es ebedem wiffend bedeutete, und zum Theil auch
bon weifen. Dadas s am Ende fcharf lautet, wieß, fo follte
es billig. weiß gefehrieben werden, welches über vermuthlich um
des Willen nicht gefchiehes, weil das Wort, als ein bloßes Ad»
verbium am Ende nicht wächfer, daher auch das s nicht anders
als fharf gefprochen werden farm. Im Niederf; lautet es wies.
Ehedem wurde es im Oberdentſchen gemteiniglich mit dem Accuſa ⸗
tiv der Perfon gebraucht, wie aus den obigen, und noch einigen an-
dern im Friſch befindlichen Beyfpiafen erhellet. S. das folgende‘
und Wiffen, ———
Weife,—r, —fe, adj,etady. Viel wiffend, mehr Erkennt⸗
niß als andere befigend, welches zwar die erſte, aber jegt minder
gebräuchliche Bedeutung iſt. Daher wurde ehedentein jeder,
welder den großen Haufen an Kenntniſſen und Einfichten über-
traf, ein Weifer genannt. Noch jest ift unter dem geoßen
Haufen ein weifer Mann, eine weife Frau, ‚wine Derfon, welche
andere in der Kenntniß natürlicher Dinge übertrifft, und oft
wohl gar ein Hepenmeifter und eine Here: In der Deutfchen Bis
bel kommt es für erfahren, geſchickt, gelehrt, noch bäufig vor, wel⸗
che Bedeutung auch außer dem noch in der höhern Schreibart
nicht ſelten iſt. 2. In engerer Bedeutung, den vernünftig n Ab⸗
ficbten und den Umfänden in einem hoben Grade angem ſſen;
ingleichen Fertigkeit beſitzend, feine Worte und Handlungen nach
den Umſtänden und vernünftigen Abſichten abzumeſſen. Ein
weiſer Mann, ein Weiſer. Lin weifer Ausſpruch. Die ver⸗
wegenheit des Jünglings wird durch die Ausbildung zu einer
weifen verzhaftigkeit und Entfchloffenheit in Gefahren, Gell.
Es ſagt in dieſer Bedeutung etwas mehr, iſt auch über dieß edler,
alsrlug.
Aum. Schon im Iſidor, Ottfried u. ff. uuile, uuiza, im
Niederf. witt, wies, Engl. wile, Schwed. vis. Es iſt da8
vorige weis; nur mit dem hinzu gefügten mildernden e. Wiſſen
und Witz ſud Intenſiva davon, ‚Liner Sache nicht weife feyn,
war ebedem fo viel, al ihr nicht gewachſen ſeyn.
33352 }
fin g. ein Zeichen,
Der.
EUR
1463 Dei
Der Weife, des —n, plür. sie —n, mit dem Artifelder Eindeit,
‚ein Weifer, das vorige Adjectiv als ein SubFantivum gebraucht,
©. dasſelbe.
Die Weife, plur, die —n, die zufällige Befchaffenheit eines Din-
ges, die Beſtimmung des zufälligen Diannigfaltigen an deinfel-
ben, wodurch es ſich von Art unterfcheidet, welches auch, obgleich
nicht allein, die wefentliche Befchaffenheit ausdruckt, daher man
oft beyde mit einander zu verbinden pflegt, Art und Weife, die
weſentliche und zufällige Befchaffenheit zugleich zu bezeichnen,
"Da indeffen Art auch häufig von der zufälligen gebraucht wird,
and in fo fern mit Weiſe gleich bedeutend if, fo wird der-zus
fammen gefegte Ausdrud, Art und Weife, auch fehr oft um
‚der größeren Beſtimmtheit Willen für eines diefer Wörter allein,
d. i. von der bloß zufälligen Befchaffenheit, gebraucht, 1. Vor
diefer zufälligen Befchaffenheit überhaupt, ohne Plural, Auf
sinerley Weife, auf einerley Are und Weife geFleider feyn.
Der Stein iſt auf eine ganz befondere Weife (Art) gebil-
det. Huf gleiche Weife, auf mancherley Weife, auf vieler:
ley Weife. In weldem Falle es mit Weglaffung derPräpofition
auch oft im Genitive gebraucht w.rd, wenn anders dag vorherge-
hende Adjectiv diefen Eafum bezeichnen kaun. Kine Petfoh,wel-
che lediger Weife in die Wochen gekommen it, im Tedigen
Stande. 2. Bonbefondern Arten diefer zufälligen Befchaffen-
heit. _(a) Die gehörige oder gewöhnliche Art, gleichfalls ohne
Plural; eine vorzüglich noch im Oberdeutſchen übliche Bedeu⸗
tung. _ Das iſt aus der Weife, ift ungewöhnlich, außerordents
Hd. Aus: der Weife verfahren, auf eine ausfchweifende,
übertriebene Art, Maß und Weife halten. Zr ward ihre
aus der Weife gram, Lichtw. (6) Die Art zu handeln und
zu verfahren, eine der gewöhulichften Bedeutungen, auch ohne
Plural. Auf dieſe Weife gehet es nicht. Es aufeineandere
Weife anfangen. Auf eine ganz befondere Weife. Eine liftiz
ge Weife, Geld zu befommen. Auch mit dem Senitive. Unbes
fonnener Weife, thorichter, geaufamer Weife. (c) Kemandes
gewöhnliche, angenommene Art zu denfen und zu handeln;
gleichfalls ohne Plural. Nach feiner Weife leben. Er
kommt wieder auf feine alte Weife. Seine Weife gefälltmir
nicht. Sich in jemandes Weife ſchicken. Zr flieht ziemlich
fehlecht bey ihr, ſo ſehr iefich auch nach feiner Weife zu rich⸗
ten fcheint, Leff. Doch, balt! ihr kennt der Kifrer Weife,
Haged. (8) Die zur dunfeln Fertigkeit gewordene Art in einzel⸗
nen Fällen zu Bandelm, die Gewohnheit, der Gebrauch; wo der
Plural wenigſtens felten if. Das fol euch eine ewige Weife
feyn, in dee Deutſchen Bibel, Lach der Weiſe des Landes.
(e) In einigen Sprachlehren wird die Art, wieder Begriffeines
Derbi von einem Gegenftande prädiciret wird, der Modus,
die Weife genannt, wofür doch andere das Wort Are ger
brauchen. Beyde aber find zu unbeſtimmt und zu allgemein, da⸗
ber ihnen das Lateinifche vorzuziehen iſt, welches wenigſtens für
diefen Fall beſtimmter iſt. (f) Die Melodie eines Liedes, mit
dem Plural; eine im Hochdeutſchen größten Theils veraltete Be-
dentung,. vermuthlich auch, weil fie für diefen einzelnen Fall zu |
ſchwankend und unbeſtimmt iſt. Indeſſen war dafür ehedem
auch Sangweife und Gefangweife üblich.
Anm. Schon im Ifidor Vuils, im Setian Wis und Wi-
fa, in den heutigen Bedeutungen, im Niederf, Wife, im Engl,
Wile, im Schwed. Vis.
und die Bieldeutigfeit des Verbi weiſen, welche ehedem noch
geößer war, machen die Abflammung ungewiß. Wachter und
mit ihm die meiften übrigen Etpmologen, felbft Ihre nicht
susgenommen, nehmen das Verbum weien, feyn, zum Stamme
Das hobe Alter diefes Wortes,
1
— Wei 1464
worte an, weil die Weiſe in dem Weſen oder der Exiſtenz gegrün⸗
det ſey. Allein fie haben nicht bedacht, theils, daß Weife ſelten
und vielleicht nie von der weſentlichen Beſchaffenbeit gebraucht
wird, theils aber auch, daß die ſer Begriff viel zu fein und abſtraet
iſt, als daß man ihn dem rohen Zeitalter, in welches der Ucfprung
diefes Wortes fallen muf, zuteauen könnte. Es iſt daher wahr⸗
ſcheinlicher, daß Weiſe urfprünglich die äußere Geſtalt eines Din⸗
ges bedeutet hat, und in fofeen von weiſen, ſich zeigen, darſte.
len, abftammet ; eine Ableitung, welche der Analogie des toben
Menfchenverflandes wenigffens angemeffener iſt. Es läßt fi
zwar diefe Bedeutung der Geſtalt Aus unſern Deutſchen Alter
thümern nicht evweifen, aber doch aus den veriwandten Sprachen,
indem im Franz. und Engl.Guife fo wohl von der äußern Geſtalt,
der Biene und Geberde, als auch von der Gewohnheit, Weife,
üblich if. An das Gu ftatt des W wird ſich fein Sprachfenner
ſtoßen, weil bekanut it, daß diefe Laute häufig mit einander
wechfeln. Im Ital. iſt die zufällige Befchaffenheit, Weife, noch.
jest Guila, Ob ſich gleich die legte Bedentung der Melodie füg⸗
lich als einen befondern Fall der allgemeinen Bedeutung anfeben
läßt, fo wird es doch wahrfcheinlich, daß Weife in derfelben ein
eigenes oer ſchiedenes Wort if, indem im Schwed.vila, ein Lied,
- Gefang, und imFinnifchen weilan, fingen bedeuter, welches mit
dem Griech. Kdew, Kacun, fingen, und gepa,ein Lied, verwandt
iſt. Bey den Schwäbifchen Dichtern ift Vnwile, der Mißton,
Mißklang, —
— Weife, das norige Wort, ſo fern es in Zuſammenſetzungen ges
braucht wird, Adverbia zu bilden, eine Art und Weifezu bezeich⸗
nen, welche durch das vorher gehende Wort näher beſtimmt wird, '
Scherzweiſe, als im Scherze; baufenweife,in Haufen; weh: *
felsweife, auf eine abwechfelnde Weife; fufenweife, bittweife,
in Geſtalt einer Bitte; kreuzweiſe, in Geſtalt eines Kreuzes; den
Wein nur faßweife verfaufen, in Fäffern ; paarweife geben,
in Paaren u.f.f. Die härtere Oberdeutſche Mundart, welche
das mildernde e ſcheuet, verbeißet es auch bier, und fpricht fcherz=
weis, herdenweis u. f.f. Das Subftantivum kann in diefen Zus
fammenfegungen nur Adverbia bilden, daher es ganz wider die
Analogie iſt, wenn einige folche Wörter als Adjectiva gebrauchen
wollen; ein eimerweifer verkauf, für ein Verkauf nach Eimern,
Was wahre Sufammenfegungen find, oder getheilt geſchrieben
werden muß, muß ang derSprachlehre erlernet werden. So kann
38. tbörichter Weife nicht ebörichterweife gefchricben werden,
weildas beflimmende Wort feine völligen Biegungszeichen hat, da⸗
ber auch Weife noch feine ganze ſubſtantiviſche Geſt alt unverlegt ' -
behalten muß,
Der Weifel, des —s, plur.utnom. fing. S.weiſe.
Weifen, verb. irreg. act, Imperf. ich wies, Particip. gewie-
fen, Imperat. weife, im gemeinen Leben weis, dem Auge bes
merfbar machen, fehen Laffen. x. Eigentlich, wie das edlere
zeigen. Jemanden eine Stelle in einem Buche, eine Seln: _
beit, einneues Rleid weifen, d.i. febenlaffen, zeigen. Einem
das Rathhaus, die Gaffe, den vechten Weg weifen. Einem
das Striden, das Nähen u.f. f. weifen, ibm zeigen, wiees
gemacht wird. Einem etwas mit dem Singer weifen, es ihm
vermittelft des Fingers fehen laffen ; aber mit dem Singer auf
etwas weifen, den Finger darauf richten, um es bemerfbar zu
machen. Jemanden zurecht weifen, ihm den rechten Ort zei⸗
gen. Das wird ſtch weifen, der Eifolg wird es lehren. Figür» _
liche R. A. find: einem die Thür weifen| einem die Wege
weifen, ihm fortzugehen befehlen ; einem etwas anders mweifen,
härtere Mittel gegen ihn vorkehren. 2, Figürlich. (a) Den Ort
vorſchreiben, wohin man ſich wenden fol. Die Soldaten in die
Quartiere weiſen. Jemanden mit feiner Bittſchrift an den
Rath
DENN
25
N
-
en EEE
Be 3 Rath weifen. Einen verbrecher aus der Stadt weifen. (Sich
auch. Verweifen.) (b) In etwas unterrichten, jemand belebren. -.
3 1465 Be
—
Er laßt ſich weifen, ev nimmt Belehrung, Unterricht an. Man
wirdgeuch weifen, lehren, im ironiſchen Verftande, d. i. euch
dazuziwingen, Am häufigften ift diefe Bedeutung in der Zuſam⸗
„menfeßung unterweiſen. (c) * Mit Worten beſtrafen; eine ver⸗
altete Bedeutung, von welcher nur noch Weiſung und Verweis
ſen übrig. ©. das letztere. Er Ne
Daber das Weifen und die Weifung. ©. das letztere an feir
nem Orte befonders, ;
Anm. Das Wort ift fehr alt, And lautet ſchon bey den erſten
Oberdeutſchen Schriftſtellern wilon,imAngelf.witan und wi-
fan, im NRiederf. wifen, in Schwed. vyla, und felbft im Wend,
welu, Inden Sufammenfegungen wird der Hauptbegriff diefes
Wortes auf verfchiedene Art näher befimmt. (S. Abweiſen, Anz
weifen u.f.f.): Es feheint, daß diefes Wort urfprünglich fo
wohl feben, als fehen laſſen, bedeutet babe, denn im Kero iſt gan
wilon, und im Ottfried wilon, befuchen, da es denn mit dem
Lateiniſchen videre, vifus, vifitaren. f. f. Eines Geſchlechtes
* würde, Auf der andern Seite aber muß es ehedem auch ein
rbum weifen oder wizan gegeben haben, welches zunächft ei⸗
nen gewiffen Laut bezeichnet hat, und wovon fo wohl Weife in der
Bedentung der Melodie,als auch verweifen,fo fern es mit Worten
befteafen bedeutet, Überbleibfel find. ©. 2. Derweifen.
Der Weifer, des—s, plur. ut nom; fing. von dem vorigen
Berbo überhaupt, eine Verfon oder Sache, welche etwas weiſet.
’ Befonders, 1, eine Perfon, welche etwas weifet oder zeiget, nur
in einigen Zufammenfegungen, ein Oorweifer, Wegweiſer. 2.
Ein Werkzeug, welches etwas zeiget, oder auch leitet, Der Weir
fer an einer Uhr, auch der Zeiger. Bey den Drahtplättern iſt
der Weifer eine an die Plättmühle angefchrobene gebogene Feder,
wodurch der Draht auf die Walzen läuft, weil fie den Draht gleich⸗
ſam dahin weifet; und fo in andern Fällen mehr.
Bienenftode iff der Weifer die Mutterbiene oder die Königinn,
welche bey dem Schwärmen voraus flieget, und den übrigen
gleichfam den Weg zeiget; da eg denn im gemeinen Leben häufig
Weifellautet, weil el und er gleich bedeutende Ableitungsfylben
- find. £
e Anm. Au der lebten Bedeutung ift das Wort fehr Alt, indem
das alte Dberdeutfche wilo, das Angelfächf. wila, und dag Alte
Schwed. vile bereits einen Heerführer bedeuten, Auch im Wend.
ift wefu leiten, füßeen. °
Der Weiferdrabt, des —es, plur. die —e, in den Pfeifen: Mar
nufacturen, derjenige Draht, womit das Loch in die Pfeife geboh⸗
vet wird,
Das Weiferhaus, des—es, plur. die —häufer, in den Bier
+ nenflöcden,die Mutterpfeife für den Weiſer; Niederf.Wiespipe,
Wieshus. >. —
Weiſerlos, adj. et adv. des Weiſers beraubt, keinen Weiſer ha⸗
bend; weiſellos. Ein weiſerloſer Bienenftock.
Das Weiferwerk, des — es, plur.die—e, in den Uhren dasje⸗
nige Räderwerk, welches dem Weiſer oder Zeiger feine beſtimmte
Bewegung ertheilet. .
Die Weisheit, plur.car. 1». Der Zuftand, da man viel weis,
mehr Kenneniffe und Einfichten befißt, als andere; die erfte und
öltefte Bedeutung, welche unmittelbar in der Abſtammung gegrüns
det ift, und fo wohlnoch im gemeinen Leben, als in der höbern
Schreibart, gebraucht wird. Auch ben den Griechen war wogın.
fo viel ols Gelehrſamkeit, und wogng ein Gelebrier. Seine Weis:
beit ausfehütten, im gemeinen Leben. 2. In engerer Bedeu
gung iſt es bie Fertigkeit, zu rechtmäßigen Abfichten die bequemſten
Mitte zu wählen, wo es mit Blugbeir beynahe gleich bedeutend
3. In einem
RE oe
Bei 1466
iſt, nur daß es theils edler iſt, theilseinen höheren Grad diefer
Klugheit bezeichnet.
Die Weisheit ſchrankt fich nicht auf kaltes Wiffen ein:
Ein Bopfim Doctorssut kann noch fehr thöricht feyn,
F Duſch.
3. In der Deutſchen Bibel iſt Weisheit, im Gegenſatze der Thor⸗
heit, die Fertigkeit, ſeine vorzügliche Erkeuntniß des Guten thätig
zu machen,d.i. die Fertigkeit eines tugendhaften Wandels, 4. In
einigen alten Städten ift Ew. Weisheit, Ew, Wohlweisheit,
Zw. Sochweisheit, ein abfiracter Ehren-Titel vornehmer obrig⸗
Feitlichee Perfonen, 3.8, der Negierungsräthe, da es denn von
mehrern Perfonen auch im Plural üblich ift, ;
Anm. Bey dem Ottfried und Notfer fchon wisheit,bey dein
Willeram und andern mit einer andern Ableitungsfplbe weis-
tuom,wistum, &3 ift von weife,oder vielmehr dem alten weis,
inder R, X. einem etwas weismachen, und vermittelft deffelben
mit wiffen naheverwandt. Ehedem war auch Spehin, Spahi-
da und Kefinecheda für Weisheit üblich; erſtere von fpähen,
und legteres vermutblich von Sinn,
Der Weieheitsgürtel, des—s, plur.ut nom. fing. Bey -
den Ärzten, eine banmwollene Binde, welche in einem aus Eyweiß
und Quedfilber zufammen gerührten Schaum getaucht, und,
wenn fie troden, um die Lenden gewunden wird, die Krägeund '
andere Ausſchläge zu vertreiben. —
Der Weisheitszahn, des —es, plur, die —zähne, ein Nahme
der Stodsähne, weil fie gemeiniglich erft in den Kahren des Bera
fiandes zum Borfcheine zu fommen pflegen.
Weis lich, adv. aufeine weife, d. i.den rechtmäßigen Abfichten, -
den Umftänden angemeffene Art. Etwas weislich verfchwiegen _
halten, Seine Sache weislich einrichten. Diefes Wort als
ein Adjectiv anflatt weife zu gebrauchen, wie von einigen gefchier
bet, iſt ungewöhnlich. Schon bey dem Detfried und Notker wis-
licho,
Die Weifung, fublt. plur. die —en, von dem Verbo weifen,
nur daß es für fi allein und außer der Zufammenfegung nue
noch in einigen Zällen in den Kanzelleyen gebraucht wird. ı. Als
ein glimpflichee Ausdruck für das härtere Befehl. Femanden ei:
ne Weifung geben, ibm etwas auflegen. 2. Ein Verweis, 3. An
einigen Orten wird aud) der Ausfpruch eines Bergamtes eine
Weifung genannt.
Weiß, —er, —efte, adj.et adv. diejenige Farbe habend, wel-
che unter allen die helleſte ift, aus dem völligen Lichte, und
dem noch nicht zertbeilten Lichtſtrahl beſtehet. 1. Eigentlich. Die
weiße Sarbe. Lin weißes Kleid. Weiß wie Schnee, fchnee=
weiß,im gemeinen Leben auch Schloßweiß, Sagelweiß, weiß
wie Schloffen oder Hagelförner, Kreidenweiß. Etwas weiß.
anftreihen. Das Weiße im Zuge, das Weiße in einem Eye.
Das Silber weiß fieden, bey deu Gold⸗ und Silberarbeitern,
die Oberfläche des verarbeiterenSilbers durch Sieden mir Weins
ſtein und Küchenfalz reinigen,welches ehedem auch weiß brennen
bieß ; daher die figürliche R. A. fich weiß brennen wollen, fich
für unfchuldig ausgeben. . 2. In einigen theils engern, theilg
figürlichen Bedeutungen. (a) Unbefchrieben, von dem Papiere,
Weißes Papier, unbeſchriebenes. Schwarz auf weiß haben,
eine fhriftliche Verficherung. (b) Unbeſchmutzt, friſch gewaſchen,
vonder Wäſche. Weiße Wache. (e) Der weißen Farbe näher
fommend, als ein anderer Körper gleicher Art, So ift weißes
Brot, Brot von Weigenmebl, im Gegenfage des fchwarzen,
oder des von Rockenmehle. Weißer Wein, gelblicher, im Ges
genfage des rothen. (d) Der weiße Sonntag, in dee Römis
fen Kirche, der Sonntag Quaſt modo, odet der erfte Sonntag
nad Oftern, wegen der weißen Kleidung’der Katechumenen; der
3355 3 : daher
1467 Bii
daher auf dominica in albis heißt, (e) Im Münztvefen war
weiß ehedem fo viel als von feinem Silber, im Örgenfage des Kur
pferd, Weiße Pfennige, ſilberne; ©. Weißpfennig.
Anm. Schon im Ulphilas hueits, bey dem Willeram uuiz,
im Engl. white, im Niederd. wirt, im Oberd. ebedem auch bieß.
Das hohe Alter macht die Abffammung diefes Wortes ungewiß;
indeffen kann es ſeyn, daß es mit-Byllus, dem Hebr. 732, und
den verwandten Arabiſchen Wörtern, aus Einer Quelle iſt.
Das Weif, des Weiß, plur.inuf, das Adverbium. weiß als ein
Subfiantiv gebraudt. ı. Ein weißer Farbenförper, z. B.Schie⸗
fetweiß, Bleyweiß. 2. Ein weißer Körper, vieleicht nur in Ey=
erweiß. Bey den Jägern wird indeffen auch das Fett oder Uns
ſchlut des Roihwildbretes das Weiß genannt. (S.$eift.) 3. Die
weiße Farbe. Kin fhmugiges Weiß, ein reines Weiß.
Anm. Wenn ein Beywort in der adverbifchen Form als ein
Subflantiv gebraucht wird, ſo iſt es der Regel nach indeclinabel,.
das Blau, das Shwarzuf.f. Weiß follte es alfo auch fen ;
allein Eyweiß, Bleyweiß, Schieferweiß werden nun einmabl
ordentlich deeliniret,des —es, u. ff. So auch das Weiß und die
Weiße,
‚ Weisfägen, verb.reg, act, im Particip. geweisfaget, zufällige
fünfiige Dinge vorber fagen, beſouders ſolche Dinge, welche aus
feiner nothwendigen Folge des vorhergehende und nachfolgenden
eingefeben werden können; ein im gemeinen Sprachgebrauche
großen Theils veraltetes Wort, welches theils nur noch im bibli⸗
{hen Style, theils in der böhern Schreibart gebraucht wird. Im
gemeinen Leben ift- dafür prophezeyen, in der edlern Schreib»
art aber vorherfagen üblich. So auch das Weisfagen..
Anm. Schon bey den älteften Oberdeutſchen Schriftſtellern
wizzagan,imSclaven,weltiti. Die erfte Hälfte ift ohne Zwei»
fel von weis, wiffend oder weife ; denn daß die zweyte unfer fagen
ift, fiebet ein jeder, , Daher iſt die gewöhnliche Schreibart weiß a⸗
gen für weiffagen, oder beffer weisfagen die unrichtigere,. Ehe⸗
dem lautete das Particip. im Oberd, weisgefaget,. welches. aber:
jegt veraltet iſt
DerWeisfager,tese_s,plur.utnom. ng. Fämin. die Weis:
fagerinn;, eine Perfon, welche fünftige Dinge vorber faget, ein
Prophet ;. euch nur noch in der höͤhern Schreibart. Ehedeninur:
der Weisſage. —
Die Weis ſagung, plur. die —en. 1: Das Weis ſagen, ale ein
Abftiactum, und ohne Plural. Die Gabe der Weis ſagung ha:
ben. 2; Eine Rede, welche eine Vorherſagung künftiger zufälli⸗
ger Begebenheiten enthält, mit dem Plural.
Die Weißetb, plur. die — en, ein. nur in.einigen Provinzen üb»
liches Wort, die einen Zinfen, als Hühner, Butter, Eyer u. ſ. f.
au begeichnen, wofür auch wohl Weißung üblich iſt. Die Endſyl⸗
be ath iſt ohne Zweifel die alte Ableitungsfglbe, welche auch noch
in Seimarh angetroffen wird, und für das-abfiracte de ſtehet;
die erfte Hälfte fcheinet weiß zu. ſeyn, ob mir gleich die Urſache die⸗
fer Benennung nicht bekannt iſt.
Der Weißback, des — es, plur: die —e, der. Nahme einer Art:
Salfenmit weißen Baden, welcher auch Schmerl genannt wird,
Nach andern-ift es der Baum- oder Lerchenfalf.
auch eine Art Waſſervögel der Weisbad genannt, Plautusar-
cticus Mlein.. Bey andern heiter Buttelnafe, .
"Moe Weißbacken, des —s, plür.car, das Het, meißes oder.
FE eigenbrot zu baden, im Begenfage des Schwarzbackens.
Der Weißbaͤcker, des —s plür; ut nom. _fing. vie Bäder,
welcher weißes oder Weigenbrot baden dark, der Logbäder;
zum Unterſchſede vondem Schwarz⸗ oder Faſtb acker.
Sonſt wird
— BE .
Rei SABR: :-
Tier Weißbaum, des — re, plur.die—bäume, aneinigen Drs
ten ein Rahme des Pappelbaumes; weil die Blätter auf der eis
‚nen Seiteweißfind.. 3 Me
Das Weißbier, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Quantitäten, die —e, weißes Bier, d. i. Bier,. weldyes aus Luft⸗
malz gebranet worden, weil es heller von Farbe ifl,als das Braun⸗
bier. —— Pe: 3 5
Der Weißbinder, des —s, plur. utnom, fing, eine Art Faßs
binder,welche nur Fleine Gefaße aus weichem weißem Holze vers
fertigen, und auch) Rleinbinderund Kübler beißen, zum lnters
f&iede von Groß bindern, Rorh=- oder Schwarzbindern oder
Küfern. SA u
-Die Weißbirke, plur. sie —n, diegemeine einheimifche Birke,
Betulaalba Lian. zum Unterſchiede von der ausländifchen _
Schwarzbirke m f.f. —*
Die Weißbüche, plur. die —n, eine Art Büchen, deren Holz
— und Rinde von weißer Farbe ift, S: Hagebüche und Büche,
Weifbichen, adj.et adv.ausdem Holzeder Weißbüche verferti- ·
get, hagebüchen. *
Der Weißdorn, des —es, plur. die —en, ein Nahme des Sagen
dornes, Crategus Oxyacautha Lian. ©. Sagedorn. *
Der Weißdornvogel, der —s, plur, die —vögel, eine Art
Schmetterlinge,welche anf dem Weißdorne hãufig find, Papilio
Danaus Crategi Linn.. m
Die Weißdroſſel, plur. die —n, ein Nahme der Pfeif: oder —
Sommerdroffel, wegen ihres weißen Striches über den Augen,
Turdus lliacus Klein, : 4
Dos Weiße, des —n, plur. car. das Subſtantivnm des Adjecti⸗
des weiß, einen weißen Körper zu bezeichnen, Das Weißeim. -
Eye, in dem Auge, inder Scheibe. S. auch das Weit,
Die Weiße, plur. car. das Abſtraetum des Adjeetives weiß, die
weiße Farbe eines Körpers, Wie blendend if die Weiße der.
Warziffe!, Bein Schnee gleicht ihres Urmes Weife,Ug.
Weifen, verb.reg. act, weiß machen. Mangebraucht es nur.
in engerer Bedeutung fir tünchen. Zin Zimmer weißen laffen,
In manchen Gegenden gebraucht man es auch für bleicken, in
welchem Verfiande es aber im Hochdeutfchen undefanne iſt.
Schon im Rotker wizon. Daher das Weißen.
Der Weißer, des —s, plur. ut nom, fing. in einigen
den, ein Rahme der Tüncher. E ’ ;
Die Weißerle, plur. die—n, ein Nahme der Grauerle. Siehe
diefes Wort, ’ F *
Das Weißerz, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten odet
Dnantitäten, die—e, eine Art mit Arſenik verſetzter Silber⸗
und Kupfererze von weißer Farbe, welches in beyden Fällen eine |
Unterart des grauen oder Sahlerzes ift. e =
Die Weiffichte; plur. die —n, eine. Art Fichten oder Kiefern,
deren Rinde weißgr und glärter ift, als an der Rorbfichte , auch a
en
De lie a mn nude
Gegen»
Weißtanne; Pinus Abies alba Linn. Ihre Äpfel hangen ger j
tade herunterwärts, dagegen fie, bey der Kothfichte in die Höhe i
ſtehen. ©. Site. } i
Das Weißfieber,des—s, plur. utnom. fing. ein Nabme der &
weiblichen Bleich ſucht. —
Der Weißfiſch, des —es, plur die —e. 1. Ein Rabme aller
kleinen Fiſche welche weiße oder filberfarbene Schuppen haben;
uud auch Speifefifche aenannt werden. Beſonders diejenige Art, ,
welche auch Gangfifche und Blicke beißt, und vermuthlich der Er
Cyprinus Alburnus Lian. iſt. Im Niederſächſ. Witeling. u
2. Auch eine Art Wallfiſche von wrtnher Farbe führer diefen -
ahnen, Balaena albicans, Linn, S
Meiße :
Er
EEE IT zur
a9 Bei |
Weißgar, adj.etadv. bey den Lederarbeitern, mit Kalk, Alaun
und Salz gar gemacht; zum Unterſchiede von dem loh- oder
_ zothgar. Weißgares Leder.
Der Weifigärber, des —s, plur. ut nom.fing. eine Art Gär-
ber, welche das Leder weißgar bearbeiten ; zum Unterſchiede von
den Lob: oder Korhgärbern.
Die Weißglocke, plur. die —n, eine Art Glodendlumen von
weißer Farbe, welche an den Zäunen wild wächfer, und daher auch
Zaunglocke genannt wird, x
Weißglübend, adj. etadv. bey den Fifenarbeitern, fo glübend,
daß das Eifen im Feuer eine weiße Farbe befommt; zum Uuters
ſchie de von dem ſchwachern Grade, welche rothzlühend genannt
wird, :
Weißgrau, adj.etadv. eine grane Farbe, welche mehr in das
Weiße fällt, zum Unterſchiede von dem ſchwarzgrau.
Der Weißgroſchen, des—s, plur.ut nom. fing. ehedem ein
Nahme aller aus Silber geprägten Groſchen. Fest iſt es nur
noch der Rahme einer Vöhmiſchen Münze, welche ſechs Pfennige
gilt,
Weißgülden,adj. et adv.der Nahme eines reichhaltigen Silber⸗
erzes, welches hellgrau und glänzend von Farbe iſt; zum, Untere
ſchiede von demrorbgülden. Weißgüldenes Erz. Da es denn
auch wohl als ein Subftantiv gebraucht wird, Weißgülden,
oder beffee Weißgüldenes. (Bon der legten Hälfte ©. Gilden.)
In den Ungarifchen Bergwerken wird das weißgüldene Erz der
Blehmann genannt,
Der Weißhafer, des—s, plur. doch nur von Mehrern Arten,
ut uom. fing. eine Art des Hafers von weißer Farbe, zum Un⸗
terfchiede von dem Graubafer und Schwarzhafer.
Das Weißharz, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die—e, ein Nahme des Tannenharzes, wegen feiner weißen .
Farbe.
Das Weißhuhn, des —es, plur. die —hühner, inder Schweiz
au ein Nahme des Schnee = oder Steinhuhnes, ‚Siehe
Schneehuhn.
Das Weißkehlchen, des —s, plur. ut nom.ſing. .ı. Eine
Art Bruſtwenzel mit weißer Kehle, Sylvia-gutture albe
Klein. zum Unterſchiede von dem Rothkehlchen, Graukehlchen
u.ff. 2. Eine Art ausländifher Baumkletten von himmelblauer
Farbe, mit weißer Kehle, Falcinellus cyaneus Älein,
. Weißfler, adj. et adv, weiß von Farbe und dabey durchfichtig;
ein befonders von dem Bernfteine übliches Wort.
Der Weißkohl, ses —es, plur.car. eine Art Kohles von weißer
Farbe; zum Unterfehiede von dem blauen, braunen und grünen
Kohle. ©. auch Weißkraut.
Der Weißkopf, des —es, plur. die —köpfe, ein Nahme vers
ſchiedener Vögel mit weißen Köpfen, ı, Einer Art Habichte oder
Adler, welche auch Gelbſchnabel beißt, Aquila Pygargus
Klein. e.Einer Art Falken mit blauen Füßen, Falco Pilca-
tor Cyanopus Klein. 3.&ine Art ſchwarzer Sperlinge mit
weißem Kopfe, Paller niger vitta alba Klein. 4. Einer Art
- Finfen, Friagilla capite albo Klein. 5. Einer Art Tauben,
-Columba capitealbo Älein. Und endlich 6. einer Art Mes
"wen, Larus Hirundo marina minor Klein,
Der Weißkram, des—es, plur. inuf. der Handel mit weißer
Leinwand,
Pas Weißkraut, des—es, plur.car. ein Rahme des weißen
Kopftohles, S. Kopfkohl.
Der Weißkümmel, des —s, plur. doch nur von mehrern Arten,
ut nem. ling. eine Art des Kimmels, S. Kummel. i
Der Weißſud, des —es, plur. car,
Rei 1470
Das Weißtupfer,ses —s, plur. doch nur ven mehreren Arten,
-ut nom. fing. Kupfer, weldem durch einen Zufag von Arſenik
und Weinftein eine weiße Farbe gegeben worden, fo dag es won
augen dem Silber ähnlich ſiehet. ;
Weißlich, adj.et adv. der weißen Farbe ähnlich, in das Weiße
fallend. Weißliches 5ner, helles, blondes, Im Dberdeuts
{chen weißler.
Der Weißling, des—es, plur. die—e, in manchen Gegenden,
ein Ding von weißer Farbe, So werden die Waldfirfhen oder
MWeißkirfhen in Franken Weißlinge, genannt. In andern
Gegenden führen die Weißfifche diefen Nahmen. Siehe
— ling. —
Die Weißlober, plur. die —n, in einigen Probinzen, ein Rahme
der Maserle, ©. die ſes Wort.
Das Weißloth, des—es, plur. doch nur von mehreren Arten,
die —e, bey den Gürtlern, weißes und weiches Loch, welches
aus Sinn und Meſſing befteher, damit zuLörhen. ;
Der Weißnacken , des —s, plur. ut nom. fing, eine Art Sper⸗
linge mit weißen Naden, Paller nivalis cervice alba
Klein, R
Der Weißnagelſchmid, des —s, plur. die —ſchmiede, eine
Art Nagelſchmiede, welche weiße, d. i. verzinnte, Nägel ver»
fertigen ; zum Unter ſchiede von dem Schwarsnagelfihmide,
Die Weißpappel, plur. die —n, eine Art Pappeln, deren Bläte
‚ter auf der unten Seite filberfarbend ‚find, Populus alba
Linn. Sauch Alber. —
Der Weißpfennig, des —es, plur. die —e, ehedem ein Rahme
aller aus Silber geprägten Scheidemünzen, welcher jetzt nur noch
in einigen —— üblich iſt. Ge iſt in Oberdeutſchland der
Weißpfennig fo viel als ein halber Batzen, ‚oder acht Pfennige.
AS. aud Albus) In Niederfachfen hingegen iſt der Weißpfen= .
ig, Niederf. Witten, eine Münze von ı$ big = Pfennige. Ju
‚Böhmen iſt ein Weißpfennig ı3 Pfennige,
Der Weißpinfel, des—s, plur. utnom.fing. von dein Ver⸗
bo weißen, sin ſtarker Borfipinfel der Maurer, damit zw
weißen,
Der Weiffihimmel, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schim-
mel, deffen Farbe einen hohen Grad der Weiße bat; zum Unter⸗
ſchiede von dem Shwarszfchimmel, Graufchimmel, Korhichime
mel u. ff.
Der Weißfchnabel, des —s, plur. die —ſchnäbel, ein Vogel
mie einem weißen Schnabel. Befonders, 1. eine Art Königsfi-
fer, Ilpida roſtro albo Klein. 2. Eine Art Amerifanifcher
Bruſtwenzel, Sylviaavicula Americana altera Älein.
Das Weißfteden, des —s, oder der Weißſud, des —rs, plur.
car.die Handlung der Metallarbeiter, da fie das verarbeitete
Silder oder Meffing mit Weinftein und Küchenfalg fieden, um es
dadurch zu reinigen, und ihm eine weiße Farbe gu geben ; von der
KA. weiß fieden. ?
Der Weißſpecht, des —es, plur. die —e, in einigen Gegen»
den, ein Nehme des großen Buntſpechtes, Picus dilcolor
‚Klein. .
1. Die Handlung des
Weißftedens, (S.dasfelbe) 2. Bey den Nadlern wird auch die
Brübe mit dem geförnten Sinne, worin fie die Nadeln weiß ſie⸗
den, der Weißfud genannt,
Die Weißtanne, plur, sie —n, S. Weißfichte und Sichte.
Das Weißwerffer, des —s, plur.inul. bey einigen Schriftſtel⸗
lern, eine Art der Wafferfucht, da das Waſſer eine weiße Ferbe
hat, Analarce; zum Unterſchiede von dem Gelbwaſſer, Alci-
tig Hydrops. i
Die
a Bei se.
Die Weißwurz, plur.car. ein Nabe verſchiedener Pflanzen
mit einer vorzüglig weißen Wurzel. Beſonders einer Art der
Mayblume, Convallaria Polygonatum Linn. welche wer
gen der Eindrücke auf der Wurzel, auch Salomons: Siegel ger
naunt wird,
Der Weißzopf, des—es, 5, plür. die —zöpfe, eine Art wilder An⸗
ten mir einem weißen Zopfe, Anas albella Alein.
Weit, —er, —eſie, adj. et adv. einen Abftand zweyer Din»
ge, eine Entfernung zu bezerhnen. 1. Eigentlih. (1) Von
dem Abftande, der Entfernung überhaupt, ohne die Größe ders
felden zu bezeichnen; nur als ein Adverbium. Wie weit iſt
es von bier bis Berlin? So-weit fiehet der Tifch von der
Wand. - Sie fliehen zu weit aus einander. Es iſt weiter
"von bier nach Berlin, als von bier nach Dresden. * Ich
kann nicht weiter geben. Wird das Maß der Enifernung
ausgedruckt, fo flehet daffelbe im -Accnfativ. Drey Meilen
weit von bier. Sechs Zoll weit von dev Wand, Wo aber
weit überflüffig iſt, weil von die Enifernung bereits Hinlängs
Lich ausdruckt. Zu weit gehen, zu weit Fommen. Der Weg
if für mich zu weit,‘ Der Scharffinn des Menſchen gehet
nicht weit, erfiredt ſich nicht tief in die Unterfiede. (2)
Bon einergroßen oder beträchtlichen Entfernung, wie dag edles
ze und mehr Dberdeusfche fern. Vornehmlich als ein Adver⸗
bium, Das Liche iſt fchon weit herab gebrannt, Ich ba:
be nicht weit nach Haufe. Ein weit entlegener, entfernter
©rt. Sich weit weg machen. Jemanden weit entgegen
geben. Weit und breit, in einem großen Naume umher,
Sie fihlief, und weit. und breit erſchallten Eeine Nachtigal—
Ien, Leſſ. Ihr Nahme ik ſchon weit und breit bekannt,
. Weiße, In dem edlern Style iſt dafür weit umher üblicher,
Unfer Gefang tönet dann weit umher, Gen. Die weit
ausgebreitete Gegend. Weit von einander abſtehen. Der
Terminus a quo-befommt von, . "Weit von sem Sluſſe.
liche weit von bier. Kin weit ausfehender Handel, figür⸗
lich, der von vielen entfernten Folgen iſt. Etwas weit herz
boblen, entfernte Ahulichkeit, Gründe u. ſ. f. aufſuchen.
Weis hören „ ſehen, reichen, ſchießen, geben u, ſ. f. in die
Ferne. Als ein Adjectiv iſt es in dieſer Bedeutung nur mit
wenig. Subſtantiven üblich, wovon Weg, Reiſe und $eld viel⸗
leicht die vornehmſten ſind. Ein weiter Weg, der ſich weit
in die Ferne erſtreckt. Mein Weg iſt der weiteſte, der Ort,
wohin ich will, iſt am meiſten entlegen. Eine weite Reiſe,
an einen entfernten Ort. Die Sache ſtehet noch n weitem
Zelde, figürlich, iſt noch ſehr ungewiß. Von weiten, nicht
von weitem, oder vom weiten, aus der Ferne. Ich habe
ſchon etwas von weiten gehoret, dunkel, durch Umſchweife,
Ich ſehe ihn von weiten. Einem von —— von
fern.
2, In weiterer und figüclicher Bedeutung.
(a) Bonder Zeit, eine beträchtliche Entfernung der Zeit zu
bezeichnen; nur als ein Adverbium, Die Zeit if niche mehr
weitentfernet.. Der Sommer iſt noch weis. Erſt zwey uhr?
Es muß weiter ſeyn.
(6) Bon. dem innern Raume eines Dinges. . So wohl
abfolut, und überhaupt. Dieſes Kleid iſt meiter als jenes ;,
der eine Schuh: ift weiter als der andere. Das Grfap ifk
drey Fuß weit, nach dem Umfange des innern Raumes. Wo
es nur als ein Adjectiv gebraucht werden kann, wenn. das Maf: +
der Weite mit ausgedrade wird. Kin: drey Suß weites Ge-
fäß. 2. Einen großen, beträchtlichen innern Raum auf allem
Seiten habend, fo wohl adverbifch, als adjective. Das Kleid ifk:
- fehr weit. Die Thür weit aufſherren Meisoffen ſtehen.
N; Bei 0 ade
Kinen weiten —— EUR in weites Zimmer, ein
weites Gefäß, Eine weite Ebene, weiche ſich auf allen Seiten
Y
weit erſtreckt. Indie weite. Weltzehen. Kin weiter Bamm, -
ein weites Sieb, wodie Zwifhenräume beträchtlich find; im Ge⸗
genfagedesengen. Kin weites Gewiffen haben, wenig Hands
lungen ducch das Gewiſſen für beftimms halten; im Gegenſatze eis
nes engen Gewiſſens. Die weitere Bedeutung eines Worteg,
welche mehr einzelne Fälle unter ich begreift, der weitere ver⸗
ſtand, im Gegeuſatze des engern.
c) Von einem gewiſſen Grade, ſo wohl des Fortganges einer
Sache, als auch der innern Stärke, oft von beyden zugleich; nur
als ein Adverbium, So weit iſt es mit der Sache gekommen,
bis auf diefen Punct, bis auf diefen Grad. Weiter lag ich es
nicht Fommen. Die Sghe iſt ſchon zu weit gefommen. Eine
Sache ſehr weit, zu weit treiben. Ich will es fo weit brin⸗
gen, daß u. ſiw. Wie wert hat du fie durch deine Gründe
gebracht? Gel, Kann man fi wohl vorftellen, daß die
Derblendung fo weit gehen follte! So weit haft du Recht, big
auf diefen. Puuct, fo fern. Ich will ihnen im fo weit baldige
Befferung wünſchen, als fie diefelbige für gut befinden, Gell.
So weit it mivs gelungen, fo fern, big dahin. Yan Fomme
jegt mit Bettiegern weiter, als mis ehrlichen Leuten, man
Fan mehr mit ihnen ausrichten, Leſſ. Da denn auch der Com⸗
parativ weiter, (nicht weiters, jo wie ferner, häufig ges
brauche wird, eine Fortfegung, ein Fortfahren zu bezeichnen,
; Sabre weiter fort. Weiter Pann ich div nicht helfen. Es wür⸗
de mir weiter doch nichts belfen. un lacht ibmweiter feine
Zlur, feine Flur mehr, Gel, Weiter nichts, als, puft nichts,
Wollen fie fih nicpt weiter erFlären 3 nicht deutlicher, Es iſt
nichts weiter in der Sache gefchehen. Was kann ich weiter .
shun ? Was wolltide weiter? in ander Mahl wollen wir
weiter fprechen. Was weiter (außer diefem) daraus werden
wird, mag die Zeit lehren. "Wir brauchen einander weiter,
können einander ig Zukunft noch gebrauchen. Welcher Comparas |
tiv denn auch als ein Adjectiv gebraucht werden kann. Sie nahm
die Einladung ohne weitere Umſt ande en, ohne fernere, Ber
langen fie Peine weitere Erklärung von mir. Bis auf weiten
Befehl. >
(9) Als eine intenfive Partikel, für ſehr, ſo wohl mit Ver⸗
bis, doch nur mit einigen. Jemanden weit übertreffen. Ich
ziehe dir ihn weit vor, Weit gefehlt, für es feblet ſehr viel,
Doch weit gefehlt, daß ich gefagt haͤtte, ſo u. ſ. w. Als auch,
und zwar am bäufigften vor Comparativen, ihren Grad zu erhös
ben,wie viel. Sie haben weit mehr — als ich. 3% ha⸗
be ihn weit lieber, als u. ff.
Im Seide leben wir zwar fehlechter,
Allein weit ruhiger als bier, Michael. -
Die Dichtkunſt it weit was Edlers, Gottſch. Beſſer, in etwas
weit Edleres, oder iſt weit edler,
(e) Bey weiten (nicht bey weitem,)wird auf ähnliche Art ges
braucht,den folgenden Ausſpruch zu verftärken, - Am bänfigfte
vor Verneinungen. Das iſt bey weiten noch nicht alles. Er -
kommt ihm bey weiten nicht gleich. Das rührt ihn bey weiten
nicht fo viel, als u.f.f. Im bejahenden Sägarift es im Hoch⸗
deutfchen ungewöhnlich. “Der Krokodill ift bey weiter das
fürchterlichſte Thier in Yaypten ; wo der Superlativ diefer Era
böbung ohnehin niche bedarf. Es ift bey weisen größer, beffer,
weit größer.
Anm. Schon bey den älteſten —— Schriftſtellevn 3—
wito, Niederſ.wit, Schwed, vid, Engl.wide. Es iſt vermuthlich
mit dem Franz.vuide, leer, vieleicht auch mit dem Lat. patere,
verwandt. Da es⸗ ein wahres Adver bium iſt, fo macht es mit den:
Verbis
ET,
nl ee N T A nat —
EN en . L
Bei
%%
- w
+ ride
a
3
nig alsandere gewöhnliche Adoerbia. Folglich weit bringen,
> weile Boimen, weit veifen, und nicht, weitbringen uff. (©. .
meine Sprachlehre) An von weiten, und bey weiten, iſt weit
nicht das Adjectiv, fondern ein neues vermittelft der Endfölbe en
gebifdetes Adverdium, wievon fernen, von vornen, von außen, .
von immenu.fsf. Daher auch von weitem und bey weiten ir⸗
Ben 17.3 7 A r SR
Das Weite, des —n, plur.car. das vorige Adjectio als ein Sub» -
ſtantivum gebraucht, doch nur in.einigen figürlichen R. A. Line
Sache in das Weite fpielen, fie ungebührfich verlängern, ihre
Beendigung langivierig und ungewig machen.
Die Weite, plursie—n, das Abſtractum von weit, 1.Die Ents
fernung zweyer Dinge von einander; wofür doch Entfernung
edler und üblicher ift.: Baume in gehöriger Weite von einan⸗
der pflanzen, Die Weite der Sonne von der Erde, die Entfers
nung, der Abſtand. 2. Ein in die Länge ausgedehnter Ranm, die
Serne. Die Weite des Weges. licht gut in die Weite ſehen
“ Fönnen. 3. Der Umfang desinnern Raumes. Die Weite eines
Saufes, eines Gebäudes, eines Gefäüßes. 4. Im Bergbaue find
Weiten und Weitungen ausgebauene Räume in einer Grube,
‚ans weldendas Erz bereits gewonnen worden. In eine Weite
ſchlagen, auf einen alten, ſchon ausgehauenen DreTonmen, »
Schon im Ottfried und Notker Weiti, 1
Weiten, verb.reg. act. weit machen, doch nur als ein Mecivros
cum, ſich weiten, weiter werden, durch Ausdehnung mehr Uns
IR fang desinnern Naumes befommen. So weiten ſich Sandfchus
022 be, Schuhe, enge Rleider u. ſ. f. ei —
Weitern, verb.reg. act. weiter machen, welches doch nur in dem
zuſammen geſetzten erweitern üblich it. Im Niederf. widen, eis
dem Comparativo gebildete weitern druckt den comparativen Be⸗
griff nicht allein beſtimmter aus, fondern hat auch die Analogie
von vergrößern, verfleinern uf. f. für ſich. *
einer eingeſchränkten figürlichen Bedeutung, und auch bier größ⸗
ten Theils nur im KRanzelley-Style,wo Weiterungen unangeneh⸗
"me weitere Verfügungen oder Folgen find. Man warneteihn,
es durch feine Widerſetz lichkeit nicht zu Weiterungen ommen ı
zZu laſſen. Zuweilen werden daſelbſt auch Weitläufigkeiten über,
haupt Weiterungen genannt,
nem Gute entlegene oder unter fremde Gerichte geböcige Felder;
im Gegenfage der Zeimfelder, oder nahen einheimifchen Acer,
Weitläufig, —er, —fe, adj.et adv. 1, Weit von einander
entfernt; doch nur als ein Adverbium, Die Bäume fteben
fehr weitläuffg, Weitläufig-fhreiben, die Zeilen weit au®
einanderrücden, Befenders 2,von der Berwandtfihaft. Weit:
läufig mit jemanden verwandt feyn, im Gegenſatze des nabe,
Sin weitläufiger vetter. 3. Mitallen Umfänden und Neben⸗
begriffen, umfländlih. Ich werde dir nächftens weitläufigen
fohreiben. Sehr weitläufig feyn, viele Umſt ãude, oder Umſtän⸗
de machen, Eine weitläufige Schreibart, wo man die Haupts
begeiffe durch viele Rebenbegriffe und Beſtimmumgen von ein au⸗
der entfernet, Auch wohl die Hauptbegriffe in mehrere ſchwächere
auflöfer. Die Weitlänfigkeitif zuweilen norbivendig ;. allein die
Weitſchweifigkeit iſt alle Mahl ein Fehlen,
Anm. Es ſt voun weit und laufen, in ſeinem Gange oder Lau⸗
fe eine beträchtliche Weite umfaſſen. Gemeiniglich ſchreibt und
ſpricht man es weitlauftig, welches denn zunächſt von dem veral⸗
teten Laufe für Lauf gebilder iſt. Allein, da das Stammmwort
Adel. W. > 4. Th. 2. Aufi.
ER E
*
Serbit welchen es gugeſellet wird, Auch feine Compofita, fo wer
© gentlich weiten, von dem Primitivo weit.” Das Hochdeutfehe vor
‚Die Meiterung, die —en, von dem vorigen Verbo, doch nur in
Das Weitfeld, des —es, plur. die —er, in Oberfachfen, von eis :
Du
Rei e
ce ————
—
1474.
der. neueren richtigern Form näbern, fo wie es auch in geläufig,
beyläufigu.f. f. se ycheben ift, Im Oberdeutſchen iſt dafür auch
Wweitwendig und weitſchichtig üblich, \
: Die Weitläufitkeit, plur. vie —en. 1. Die Befchaffenheit, da
nicht mehr gangbar ift, fo ſollte man billig auch das Adgeleitets
efiwas weitläufig tſt, beſonders in der dritten Bedeutung; öbue.
Plural, 2. Weitläufiges Verfahren, gebänfte Umſtände und Ne—
benbegriffe; mirdem Plural, Viele Weitläufigkeiten machen.
Wettfäulig, adj, etadv. inder Baukuuſt, wie Seynfäufig,iwels
des S. : * wi
Weit ſchweiſig —er, —Re, adj et adv. ein befonders von dem
fohriftlichen oder mündlichen Vortrageübliches Wort, fehlerhaft
weitläufig, d. i. die Hauptbegriffe in mehrere Worte aufldfend,
und fie duch unnöthige Nebenbegriffe und Beſtimmungen von
einander entfernend, Lin weitfhweifiger Styl, Vortrag.
So auch die Weitſchweiſtgkeit. Schon im Notker Wit«
fueifte. —. : —
Meitfichtig, —er, fe, adj.et adv. entferute Gegenflände
deuslich, nahe oder undeutlich fehend, presbyta ; im Örgenfäg:
des Kurzſichtig. So auch die Weitfichtigkeir. —
Die Weitung, plur. die —en, ein nur in manchen Fällen fire
„Weite übliches Wo, 1, Der Umfang des innern Raumes, die
. Weite. 2. Im Bergbaue, ein ausgehauener Plag von beirächt-
lichem Umfange. % i *
Der Weitzen, des —s, plur. car. der Nahme einer bekannten
Getreideart, welche ſich beſonders durch ihr weißes und feines
Mehl auszeichnet, Tritieum Zinn, Sommerweitzen, Wins
terweitzen. Poblnifcher Weitzen, Triticum Polonicum
„Linn, wit zweyblütbigen Kelchen und Blüthen, welcher auch Go—
mer und Gümmer genannt wird. Rauher Weigen, Rauhweit—
zen, bat an feiner Ahre ſolche Graunen als die Gerſte. vielaͤhr—
gerWeigen oder Wunderkorn. Wegen der Ähnlichfeit des Meh⸗
——
\
les werden auch manche audere Gewächfe, beſonders in der Zu⸗
fammenfegung Weigen genannt, weiche fonft Feine Ahnlichkeit
‚mit demſelben haben.
oder Hays; Zea Linn. In manchen Gegenden wird auch dag
Perl- oder Safewgras, Melica ciliata Linn. TükiferWeits
zen geranıtt. S. auch Buchweigen, Bubweigen. ..
Anm, Das Wort iſt fer alt, und lautet ſchon bey dem Ulp
las waitis, bey den Kero, Otifried u. f.f. Weizze, Hweizzi,
Nirderfächf, Weten, Angelfächf. Hwaet, Englifh Whear,
Schwed; Hvetez ohne Zweifel von der weißen Farbe.» Jr Nies
derdeutſchland hat man tod; ein anderes. Wort, diefe Getreideart
zu benennen, nähnlich. dag
oder Tarwe, i
Der Weigenader, des—s, plur. die —äder, ein Acker, wel⸗
cher mit Weigen beſtellet wird ; ingleichen, wel.yer geſchickt iſt,
Weitzen zu tragen. —
Das Weitzenhier, des —es, plur: doch nur von mehrern Arten
* Ber Quaatitäten, die —e, Bier, welches gus Weisen gebrauet
wird. - 5 “
Das Weitzenbrot, des —es, plur. die—e, aus Weisen gebacke⸗
nes Brot, fo wohl materialiter und ohne Plural, Weitzenbrot
eſſen; als individualiter und mit dem Plarsl, zwey Weigene
brote. .
‚Die Weitgenernte, plur, dien, die Einerntung des MWeisenz,
udd die Zeit, wenn foldhes geſchiehet.
Dev Weitzeneſſig, des — es, plur. inuf. ans Weigenmaiz ges
branerer Eſſig.
Das Weigenfeld, des —es, plur. die —er, nit Weisen bes
ſtelltes, zum Weitzen beſtimmtes Feld,
Aaaa a Die
Riederſ. Tarwe und Hollãand. Tarw
Türkiſcher Weitzen, Türkiſches Korn,
—
275 le
Die Weitengraupe, plur. sie—n, Grauen, welche aus Weit
genförnern geftampfet werden.
Der Weitzengries, des — es, plur. inuf, aus MWeigenförnern
bereiterer Gries.
Die Weitentlepe, plur. inuf, die Kleye von dem gemahlnen |
Weisenmeble, i
‚Das Weizenkorn, des — es, plur. die Hölzer, das Saimene
torn des Weigens, welches zugleich das Mehl enthält,
Das Weitgenmalz, des—es, plur. car. das aus Weitzen berei-
tere Dial.
Das Weizenmehl, des—es, plur,car, Mehl aus gemahlnen
Weisenförnern,
Die Weigenfchröpfe, plur. die—n, in der eandwirchſchaft, die
Handlung, da man die oberften Gipfel des allzu frech wachfeuden
: Weitzens ſchröpfet, d. i. mit der Sichel abfchneidet.
Welcher, welche, weldpes, ein biegfames Beftunmungstwort,
welches auf zweherley Art gebraudit wird.
1, Aisein Pronomen, und zwar:
1. Alsein Relativum, einen Sag oder Ausſpruch anfein
vorher genanntes Subjrct zurück zu führen, da esdenn dag vol.
fändigfie Relativum iſt, welches nicht nur beftimmter als das
kürzere der iſt, fondern fih von dem gleichfalls vefariven was ,
darin unterfcheidet, dag fich diefes une auf unbeſtimmite Neutra,
wenn fie im Mominätiv und. Accnfativ des Singulars fliehen,
welcher aber auf unbeftimmte Individua beziehet. Alles, was
ich weiß; das befte, was ich noch geſehen habe, aber das
Saug, welches ich bewohne. So auch in andern Gefhledtern,
Du bift nicht der erſte, welcher mir das ſagt. Die Lage der:
jenigen 'dirter, an welchen man verſuche angeftellee "har.
Derjenige Menſch, mit welchem ih ſprach. Welches voh
beyden du will. Für den Genitiv fo wopf im Singular, als
Piliural, iſt ſtatt welcher und weldes, deffen und derer üblie
ter. Der Lreund, deffen du exwähnteſt, nicht weſſen; die
Summen, deren wir bedürfen, nicht welcher. Die Urſache
liegt wohl darin, weil diefer Eafus eine fhärfere Beftimmung
in fich ſchließt und erfordert, und daher ein Determinativum
flatt eines bloßen Nelativi nothwendig macht.
2. Als ein Interrogativum, und zwar wiedernm. (1) Nach
» Seftinzmten Individnis zu fragen, wodurch es fih von wer und
was unterfcheider, welche unbeſtimmter fragen. Fragt man
mit dem legtern wer har dir das gefagt Sfo wird hier zwar nach
einer Perfon gefragt, aber fehr unbeſt imut, ohne Rückficht auf
das Geflecht und die individuelle Befchaffenbeit. Iſt die Ant:
wort, dein Bruder, undes gibt der Brüder mebrere, fo wür⸗
de welcher Sdie Frage fortfegen müffen. "Es flehet fo wohl in
directen als indirecten Fragın. -Welchem von beyden halt du '
es gegeben? Ich weiß nicht, welchen von beyden ich wähle,
In welcher von beyden Sprachen er will, Welches Lob if
größer, blubende Wangen oder eine fihine Seele? Dres
denn, wenn es fich auf ein nachfolgende Subftantiv beziehet,
oft im Nominativo des Reutrius gebraucht wird, alle Geſchlech⸗
ter und Zahlen zur vertreten, Welches find denn deine Mör⸗
der? Welches iſt der Finger, Jen Fefuslieb harte? (2) Nach
der Befchaffenbeit einer Sache zu fraaen. Befonders (a) wenn
die Frage in einen bewundernden Ausruf eingefleider if; für
was fir. Welche derfe, grobe Speiſe! Welche Angſt!
Weiche heimlich vergoſſene Thränen: Welche Größe! Wenn
ein darauf folget, fo verlieret es ferne Biegungs ſolben, und lau⸗
tet aur welch. Welch eine veränderung! Welch ein grober
Menſch! Welches auch wohl im andern Fällen geſchiehet.
Welch unausſprechlich Glück if die Liebe! Dieſer ganze Ge⸗
brauch fangt au, in der edleru Schreibart ſelteuer zu werden,
— Bar,
— x Bei | 176
und dem — was für, was für ein zu weichen, (5) In
directen Fragen, . Weiß du no, mie welcyer Geduld ich mich.
zu allen Erniedrigungen herab ließ ? (c) In indirecten Bean,
. welche eine bloße Ungemwißbeit verrathen. Ich weiß nicht, ih
welchem Zuſtande er fich befindet. Wer weiß, in weiches
gottlofe Haus ev geber. (d) In gemeinen Leben wird es häufig
als ein relatives Fragewott gebraucht, fo wohl nach beftimm-
ten Individuis, als nach der Beichaffenheit zu fragen. Wer
bat dir das gefage ? Antw. Dein Bruder. Weitere Frage,
was fin welcher? So auch: es ift Mehl. Frage: was für
welches! Allein der edlernSchreibart ift diefer Gebrauch fremd;
indem imerftenalle, wenn nähmlich nach Individuis gefragt
wird, was fir überflüfig, und welcher allein ſchon binläng.
lich iſt, imm zweyten Falleaber, wenn man nach der Befchaffenheit
"fragt, das Subftantiv lieber wiederhohlet wird; was für
Mehl?
II. Als ein unbeffimmtes ‘oder allgemeines Zahlwort, mol
bes doch dabey auch relativ ift, und fich auf vorder gezanute,
Dinge beziedet, füp einige, einiges. _ Ich babe Äpfel, wollt ihe
weldje? Don diefen Lrüchten waren welche fauer, welde
ſüß. Ich betie welche fonft bey mir, Gell. Wenn ich das
Glück tragen Könnte, fo würde mir der Simmeigewiß auch
welspes geben. Auch dieſer Gebrauch iff ebenfalls nur der
vertraulichen Schreibart angemeffen, für die höbere aber nicht
edel genug. Ehedem war dafür erwelches, etwelche üblich, -
Anm. Das Wort ift fo alt, wie eines in der Sprache, ine
dem esim Kero, Iſidor u. ff. fon huuelich, welicher,
uuele, im Ulphilas hweileiks, im Angelf. hwile lauter.
Im Niederſ. lautet es welf, und im Osnabrück. nur wel, im
-
Schwed. hvilken. Es ift unffreitig aus dem alten wa, der
Wurzel von wer, was und lich abgeleitet. Das Lat. qualis
ift augen ſcheinlich damit verwandt. Im Niederſ. Pe es
ehedem auch jemand. S. auch Jeglicher, welches gleichfalls das
von abftammer,
Art, oder von was fir Art, weiches aber im Sochdeut⸗
fchen veraltet ift, und unter andern noch Matth. 7, 2 vors-
kommm *
Welgern /S. Walgen.
Welk, —er, —efte, adj. et adv, 1, Eigentlich, von Gmice N
fen, wenn fie viele zum Leben und zur Feſtigkeit gehörige Säfte
verlieven, und dadurch fohlaff werden; der Anfang des Verdor,
rens. Die Blätter werden welk. Welke Blärer- Welke
Blumen. In weiterer Bedeutung auch von manchen heilen
des thieriſchen Körpers, wenu fe die gehörige Feſtigkeit verlieren,
Welke Brüfe, Obren. 2. An noch weiterer Bedeutung wird
*Welgjerley, ein unabänderliches Adjeckiv, fiir von weldjer
es häufig für gedörret gebraucht. Welkes Obſt, welte Rüben,
welke Trauben, welke Aüpfel. S. Welken.
ſet; in einigen Gegenden der Schweltboden.
eln Neutrum, mit haben, welf werden, in der erſten Bedeutung.
des Adjectives, Sie fiebt da, die welkende Rofe, und haucht die
Iegeen Gertiche, Geßn. Figürlich, Kraft, Thätigieit, m
vezlieten.
Der Einfall welkt, die Worse fließen mais, baged.
Undvondem Muthe;
Jegt nun ich Rönig bin, welkt mein — ———— Sry
eben derfelbe,
©, and Verwelfen. ». As ein Aetlvum, well machen, am
häufigen; in der zweyten Bedeutung des Wortes weif für. dörren;
wo
Der Weltboden, des—s, plur. die — bösen, ein Boden, *
welchem man dat ausgewachſene Malz welken oder trocknen läſ⸗
Witten, verb. weiches iu doprelter Geſtalt üblich iſt. u a
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wo es ineinigen gemeinen Mundarten auch fchwelßen lautet, Obſt
welten. Gewelites Obſt. S. auch das Welfen.
, Anm. Schon im Ottfried welken, Das Fift ein Zeichen eie
ner Antenfion, daher das einfache Verbum welen gelautet haben
muß, und dieſes ift noch im Rıederfächjifchen üblich ; dagegen bey
der Winsbedinn velwen für welfeu vorfommet, woraus wahrs
fcheinlich wird, daf die fahle Sarbe verwelkter Blätter der Grund
der Benennung ift.
Die Wellbant, plur. die — bänfe, von dem foigenden Welle,
drehen. Bey den Töpfern iſt es das Bret vor der Scheibe,
worauf der Töpfer ſitzet. .
Der Willbaum, des—es, plur. die —baume. ı. Ein Baum,
welcher die gehörige Stärke Fe; Wellen zu Mühlwerken abzuges
ben, Daher werden im Forfiwefen folheStämmeRadelbolz,wels
che 32 big 34 Zoll im Ducchmeifer haben, fo wohl Maſtbäume
als Wellbäumegenannt, weil fie zu beyden tauglich find. =,
Eine ſtarke Wellefeldft, 3. B. in Mühlwerken. Auch am Bor
tenwirkerſtuhl wird der Baum , worauf die fertige Arbeit gewi⸗
delt wird, der Wellbaum genannt,
Die Welle, pur. die —n, Diminut: Wellen. 1. Eine vor»
übergebende Erböbung anfder Oberfläche des in Bewegung ges
Ruͤckſicht auf die Groͤße, Woge aber nur von großen, Langen Wels
> Tengebrauchtwird. Das Meer wirftoder ſchlägt Wellen, wenn
die Oberfläche in Bewegung gefest ift. Figürlich bedeuten die Wel—
Ten anch wohl das Meer, oder fonfl ein großes Waſſer. Don den
Wellen verfplungen werden, auf einem Fluſſe, See, u. f. f.
mütergeben. 2. Ein nnfeine Are beweglicher Eplinder, fofern
er ein Rad, oder andere Theile einer Maſchine in Bewegung fest.
So werden Me förverlihen Aren der Räder in den meitten Fällen
Wellen genanut, Die Wellen der Drgelbaner und Bortenwirfer
Bingegen, tragen Feine Räder, dienen aber, andere Bewegungen
hervor zu bringen. 3. Ein Bündel Reisholz, ein Reisbindel,
im Feſtungs⸗ und Wafferbaue, eine Safchine. 4. Ju manchen
Gegenden wird aud) eine hervor ragendeSandbank in einem Flufe
fe, eine Welle, Sandwelle genannt, wofür an andern Orten 5a=
ger, sorſt u. ſ. f. üblich find. :
Anm. In allen diefen Bedeutungen fcheint die wallende und
walzende Beweaung der Grund der Benennung zu ſeyn. In den
beyden erften ift fie es gewiß. In der dritten kaun die Figur von
der cplindrifchen Nünde, und inder vierten von der den Wellen
ähnlichen Erhöhung hergenommen feun; ob fich gleich die vierte
"Bedeutung vieleicht noch ſchicklicher von Wall ableiten Laffen
würde, Übrigens lantet Welle in der erften Bedeutung febon bey
"dem Notfer wello, womit das Engl. Wheel, und Schweb.
Hjul, beyde inder Bedentung eines Rades, genau vermandt
find; Auch im Slavoniſchen it Wall, die Welle, Achſe, und
J walam, ich wãlze.
Wellen, auffieden laſſen, S. Wällen.
Wellen, verb. reg. act. welches in den Hammerwerken für
NR fcpweißen üblich ift. Eiſen an einander wellen, ſchweißen.
—
— LT — ẽ ——
Der Wellenbruch, S. Brandung.
- Willenförmig, adj. etadv. einer Wellein der Geſtalt ähnlich,
"in den beoden erften Bedeutungen des Wortes Welle, Befonders
iſt well · nf ormig die Geſt alt einer Schlangenlinie dabend, ſchlan⸗
genformig.
Das Wellenholzʒ, des—es, plur. car. ein Collectivum, in Wel⸗
len gebundenes Keisholz zu bezeichnen.
- Det Wellenrahmen, des—s, jpiur. ut nom. fing. beu den
Draelbauern, der hölzerne Rahmen, worin die Zellen der Elar
2r8 liegen.
\
J
. ;
NS u
e * das Lager, worauf fihdie Zapfen der Welle eines Nades um⸗
. festen Waſſers; wo Welle von allen ſolchen Erhöhungen ,, ohne -
+
Bel 1478
Der Wellenſchlag, S. Brandung.
Die Wellenſchnecke, plur. die —n, eine Art coniſcher Schne⸗
„en mit wenigen Spiralen, welche einer Papier⸗Tüute ähnlich für
ben, und auch Regeifchneden genannt werden, ©, diefes Wort,
Der Wẽellenſchnitt, des—es, plur, die —e, in der Wapenfunf,
die Speilung eines Schildes vermitzelff einer Schlangenlinie oder
welleuförmigen Linie,
Der Weller, des —s, plur. ut nom. fing, in den Pfeifen,
Mannfacturen, ein Eylinder von Thon, woraus die Pfeife inder
Form gebildet wird. Gleichfalls von Welle.
Die Wellerarbeit, plur. inuf. ausblogem Lehm mit vermifche
tem Stroh veriertigte Arbeit. S, Wellerns
Die Wellerdede, plur. die —n, die Dede eines Zimmers, fo-fern
fie aus Lehm und Stroh beſtehet; eine Lehmdecke.
Der Wellerer, des—s, plur. ut nom. fing. den dergleichen
Arbeit verrichtet, Lehmwände macht ; an andern Orten Rleiber.
Die Wellermauer, plur. die—n, eine Art Mauern oder Wäns
de auf dein Lande, welche ſtatt der Steine aus Lehm und Stroh
aufseführet werden ; eine Lehmmauer, Lehmwand.
Wellern, verb. reg. act,etneutr. Wellerarbeis verrichten,
d. i. mit Lehm und Stroh Heiben ; ingleichen auf eine ſolche Arc
vrrfertigen oder ausfüllen. . Line Wand-wellern „die Zwiſchen⸗
räume zwiſchen dem Zimmerholze vermittelſt der Wellerfiscte mit
Lehm und Stroh ausfüllen. , So auch das Wellern,
Anm. Dieſes Wort if mit feinen Zuſammenſetzungen vor⸗
nehnilich im gemeinen Leben Dber- und Niederfachjens üblich,
denn im Döerdentfchrngebrau.dt man für wellevn, fo viel ich weiß,
Fleiben, Friſch leitet esvon Welle ber, weil mar die Zehmmanden
oben mit Reiswellen zu belegen pflege. Allein zu gefchweigen,
daß diefes nue felten geſchlehet, fo ſcheinet die Act der Arbeit
vielmehr der Grund der Benennung zu ſeyn. Das. Wellen der.
„Wände und Deden beftehet eigentlich dacin, daß Würfte oder
Wellen, d.i. Eylinder , von Lehm und langem Stroh um die
Wellerſtöcke geflochten werden. Iſt es aber gewiß, daß, wiein
dem Brem, Wörterb. verfihert wird, in und um Bremen wels
lern fo viel ift, alsmit Kalk bewerfen, fo müßte freplich eine
andere Ableitung verfucht werden, deun die eben dafelbft auch
von Welle angegebene, weil eine Wand vorher. mit Ruthen oder
Rohr benagelt werde, if viel zu weit gefucht, "Vieleicht ſtammt
das Wort von Wallab, fo fern es eine Wand überhaupt bes
geichnes, fo dag wellern überhaupt eine Wand verfertigen, bedeu⸗
ten würde, \ : *
Der Wellerſtock, des —es, plur. die —locke, ſtarke Stöde;
welche zwiſchen dem Holzwerke der Wände und Decken eingeſchla⸗
gen, und hernach mit Lehm und Stroh umflochten werden; in Niee⸗
derſachſen auch Lehmſtaken.
DieWellerwand, plur, die —wande, eine von Lehm und Strob
verfertige Wand, eine Lehmwand.
Der Wellſamen, imgeneinen Lehen mancher Gegenden, verderbt
für Wallfamen, S. dieſes Wort, x |
Der Wels, des—es, plur, die —e der Nahme eines großen
Raubfiſches, welcher ſich in großen Serönien und Landfeen aufs
bäls, und auch Scheide: oder Scheidfiſch im Oſterreichiſchen Schar
den, in Baiern Waller genannt wird. Der Nahme ſcheint nit
Wall in Wallfiſch verwandr zu ſeyn, und vielleicht nur einen
großen Fiſch überdaunt zubedeuten. Im Slavoniſchen heißt. er
Sur... Eriftder Silurus Plön, Silurus Glanis Zinn.
Welſch/ S. Walſch.
Die Welt, plur. doch nur von einigen Bedeutungen, die —en, ein
altes Wort von niebrern ſchwanfenden Bedeutungen, und da zus
gleich die Abſtammung dunkel und ungewiß iſt, fo bleibt dem Worte
forſcher niches weiter übrig, Als die, verfhisdenen Arsen des He⸗
Aaaan 2 \ brauche.
*
‘
149
branches nach wahrſcheinlichen Gründen ——— zu Lord
nen. Es bedeutet: 1.* Die Zeit und ein Theil derfelben,ein Zeit-
alter, wie das Lat, ſaeculum; wo nicht die erfte, doch eine der
Alteſten Bedeutungen, in welcher es bey dem Ditfried, Notker
a. f.f. häufig vorfomme. Wotolt,worolti, [aeculalae-
eulorum, Dtefr. Allo worolti, zu allen Zeiten. Da es denn
auch wohl das Lebensalter eines Deufcher bedeutete, Mina
woröltnuzzo einluzzo, ich werde mein Leben einſam zubein- -
gen, Ditfe. Doch in diefer ganzen Bedeutung ift es jegt veraltet,
3. Die zu gleicher Seit lebenden Menſchen, und in weiterer Be⸗
deutumg,.der Inbegriff aller zu einer undeben derfelben Zeit exi⸗
Kirenden zufälkgen Dinge ; eine eben foalte, noch jeßt gangbare
Bedeutung, in welcher aber der Plural ungewöhnlich ift, - Alt:
‚worolti ift dem Ottfried die Zeit: des alten Teſtaments, und i
Die heutige, die jegige
juagera worolti, die Nachwelt,
Welt. Die vorwelt, die Nachwelt. Lin Mann aus der
alten, oder nach der alten Welt. Zr redet und denkt noch
nach der alten Welt. Sich zum Dienft der Welt geſchickt
machen. Sie hat eben jo geblüber, wie du; die vorige
Welt fagt es uns, die nun fhomder unfrigen Diag macht.
Dabin auh die R. Ar gebören: auf die Welt Fommen, in
Sie Reihe der zugleicheriftivenden endlichen Dinge wirklich wer⸗
den. Ein Kind zur Melt gebären. Jemanden in die an-
dere Welt ſchicken, ihn des Lebeus berauben.
Ehren durch die Welt bringen. 3. Eine Meuge Menſchen,
und in weiterer Bedeutung, eiue Menge von Dingen Einer
Her, befonders von lebendigen Geſchöpfen. Kaiſer Albrecht
ſammelte eine große Melt zu einer großen ſSeerfahrt, vie
Dirnaitche Monch in Denkens Seriptor, Es folgte ihnen
nach aufs Deld eine merkliche Wels, Tſchudi. Eine Ber
deutung, welche jetzt ſelten iſt. Eine Welt von Geſchäf⸗
ten und Bekiininungen liege um den Menſchen her. Dig
Borperwelt, der Inbegriff aller körperlichen Dinge. Die
Die Öberwels, die Unterwelt wf.f. 4. Mens
ſchen überhaupt, defonders die Dienge Menſchen und Dinge
um -uns ber’; als ein Collectidum und ohne Plural. Was
wird die Welt dazu ſagen? von ſtich weg in sie Welt flie-
Ben, aus der Einfamfeie in die menſchliche Gefellichaft. 1
was öffentlich, vor den Augen aller Welt thun. Wer ge:
trauet ſich das vor dem Richterſtuhle der Welt-zu-verane-
worten? Wenn das die Welt erfahren ſollte. Werde ich
nicht eigennugig und leichtſinnig in den Augen einer Welt
ſeyn, die auf unſre kleinſten Sandlungen Acht gibt?
Weiße, Der Stolze wurde troſtlos ſeyn, wenn die Welt
nur Einen Theil feiner Mängel fähe, Gell.
jedermann, Alle Welt weiß es, ſpricht davon. Das made
bey aller Wele gelitten.‘ In alle Welt geben, in die Fer⸗
ne, 5. Menſchen von eier gewiffen Claſſe; auch als ein Col⸗
leetivum und ohne Plural. "Die gelehrre Welt, der Inbegriff
der Gelehrten, Die junge Welt, junge Perfonen überhaupt.
Die große Welt, die oberſten Elaffen der bürgerlichen Gefell-
ſchaft. Wo die — Welt — Sſpielũiſche ſich ſam⸗
melt, Geßn.
Diefhöne wir fing an, die Ruhe zu verlagern, Zach.
das fine Geſchlecht. Deine Beſtimmung if die große, Sie
— Welt. 6. Practiſche Kennenig der feinern Welt
und- ihrer Sitten, als ein Abſtractum und ohne Plural und
Artikel; eine der neneften, nach dem Franzöfifchen monde ges
formte Bereutimg. Er bat Welt, gute Lebensart. Wenn
fie nur mehr Wele hätte. 7. Die bürgerliche Gefellfchaft,
im Gegenjage der licchlichen ; auch ohne Pinral, Inder Wele
bleiben, im Gegenſatze des Klofierlebens. Aus dev Welt ges
Geiſter welt.
Sid mit
Alle Welt,
we N
der Bibel und Theologie, auch ohne Plural,
"Reife um die Welt.
: — Erz
ben, die Welt verlaffen, in * Kloſter sehen, 8. Da In⸗
begriff der mit einander verbundenen irdiſchen und ſinnlichen
Dinge, im Gegenſatze der geiſtlichen und ewigen; beſonders in
Die Welt lie⸗
ben. Die Welt haffen. Der Welt abfierben, 9. Irdiſch
oder finnlich gefiunte Menſchen; eine gleichfalls biblifche Be⸗
deutung, wo es als ein Collectivum gleichfalls feinen Plural
leidet. Die Welt liege im Argen. - Die blinde Welt, vers
blendete finnlihe. Menjchen. 10. Der Erdförper und die dar⸗
auf befindlichen Dinge. Die vier Theile der Welt, Bis an
das Ende dev Welt reiſen. Die Wele umfegeln. Eine
Iugleichen eine Hälfte desfelden, So
pflegt man die drey von Alters her bekaunten großen feſten Läns -
der der einen Halbkugel die alte, Amierika aber die neue RR su
nennen,
Du führſt in deinen Schiffen einen Seuerfunten,
Der beyde Welten feige, Raml.
Ingleichen eines diefer großen feſten Länder, ein Welchen —
Ein Prinz aus einer andern Wels, der unfere Europäifce
—*
Abſtammung dieſes Wortes geſucht.
Wels will kennen lernen.
Da er ſich mit entſchloſſ'ner Seele zweyen Welten. ii
Hein entgegen warf, Raml.
11, Ein Himmelskörper, und in weiterer Bedeutung, ein. -
fein in einander gegründeter Himmelsförper ; ; mie dem Plural,
Die Mehrheit der Welten, d. i. folcher in einander gegründeter
und von Wefen u "Spfteme. Der Raum zwiſchen den
Welten. -
- Brnfibafe —— auf uns der mejeäeifhe Simmel.
Mit feinen zahlloſen Welten. herab, Giejed.
12, Der ganze Inbegriff aller — Dinge, Ju
diefem Verſtande it Wele eines der allgemeinſten Collectiven,
welches alles endliche, was ift oder gewefen ift, 1° jich ber
greift, Gott, die Seele der Welt, der Schöpfer der Welt.
Dir beſte Melt. Bis an der Welt Ende. ı3, Eudlich wird
diefes Wort im gemeinen Leben auch bäufig als ein verſtärken⸗
der Ausdruck gebraucht. Das geſchiehet in der Wels, in al
ler Wele nice, fhlechterdings nicht, Unfere Sache in auf
dem befien Wege von der Welt. Womit Fann ich ihnen
dienen? Antw. Mit nichts auf der Welt, mit gar nichts,
"Ich laſſe miv alles von der Welt gefallen, fhlehterdings alles,
alles ohne Ausnahme, Das begreife ich doch in aller Welt nicht,
auf feine Weife. Aller Wele Reipthum, aller Welt Schande,
der höchſte Grad. Ich babe bier auf Gottes Welt nichts
zu thun, gar nichts, So wie in aller Welt ein gemößnliher
Ausdruck der Berwunderung iſt.
Anm. Das Wort lautet vonden feüßeften Zeiten an, fo wor
im Deurfchen als den verwandten Sprachen Werolt, Worolt,.
Weralt, daher noch das Schwed. und HolländifcheWerld und
Engl.World, Ausdiefer alten Form erhellet, dag diefes Wort
entweder ein abgeleitetes oder ein zuſammen geſetztes ift, deffen
beyde Beſtandtheile wer und olt.oder alt lauten. Anf
diefem Wege haben denn auch die meiften Ethmologen die
Wachter hält diererfte
Spibe für das alte. Wer, Vir, ein Daun, Menfb, und
die zweyte für Old, das Alter, und ſtehet folglich die Bes
deutung des Menflichen Alters als den Stammbegtiff an; aus
welchem -fich aber die übrigen nicht anders, als fehe gezwuns- _
Leibnigen war die Bes >
deutung des Erdförpers der Stammbegriff, daher leitete er es
gen und unanalonifch, herleiten laſſen.
von wiren, Wirbel, Lat, gyrare,umdrehen, er. Nur Scha⸗
de, daß das Wort zu einer Zeit und bey Menfchen üblich
geivorden, da man von der Bewegung der Erdfngel um ibre
Achſe
—
—
Fe"
£
1481 BER Del |
Ach fe fich gewiß noch nichts tränmendief. Friſchen ift der Beariff
"der Zeitdauer-der urfprüngliche, daher er esvon währen, du-
_ rare,)obffanmen läßt. Allein für einen Stayunbegeiffift diefer
Begriff zw abſtraet, iſt auch bey weiten nicht der herr ſchende.
Wenn man alle Bedeutungen diefes Wortes aufmerkſam betrach⸗
tot, fo fiehet man bald, dag der Begriff der Menge der berejchende
Aft,der inallen hervor Hicht,nur daß er immer auf andere Art mo⸗
difieier iſt. Dieß ſcheinet mie daher auch der Stammbegriff zu
ſeyn, daher ich die erfie Sylbe von wiren, weren, wirren ablei«
fen würde, fo fern es der nachgeahmte Laut einer beweglichen
Menge ift, welcher Begriff auch in verwirren hervor ſticht. Die
feste Soibe iſt entweder eine veraltete Ableitungsfplbe, wie in
Berold, oder auch ein eigenes längft veraltetes und folglich unbe⸗
Fanntes Wort. Wenn aber Werelr in das heutige Welt zufam«
men gezogen worden, läßt fich nicht genau beftimmen. Vermuth⸗
lich iſt es aus dem dunkeln Bewußtſeyn geſchehen, daß die neuern
Bedentungen dem Wurzelbegriffe nicht mehr angemeſſen find,da-
ber man die Abftammung durch die Zufammenziebung mit Fleiß
unfenntlich gemacht, welches auch der Zall mit Beicht, Braue
n.a,m.ift. . Indem Lat, mundus, die Welt, deffen Öleichlaut
mit mundus, rein, gewiß nur zufällig ift, und zwar eben fo zu⸗
‚ fällig, als zwiſchen dem Griechifhen sormog , die Welt, und
noanog, Schönheit, Schmud, ſcheinet die Menge gleichfalls der
herrſchende Begriff zu ſeyn, indem es von der Wurzel mein, in
‚gemein, und felbft in Menge abzuffammmen ſcheinet. Ulphilas
veriwrchfelte die gleich Tausenden Griechiſchen Wörter, und über⸗
feßte daher norwog, die Welt, durch Fairghus, gleichfam ſchö⸗
ne Wohnung, Be
Vbrigeng iſt diefes Wort in den neun erften Bedeutungen am
älteften, befonders fo fern fie mit dem Lat. Saeculum überein
kommen, welch es die altenSchriftſteller ale Mahl durch worold.
- überfegen, In der Bedentung des Erdkorpers iſt es nener, indem
man dafür andere Wörter hatte, 3.3. das Im Iſtdor befindliche
Mittingard,im Tatian Mittiligart, indem alten Gedichte auf
den h. Auno Merigarten, bey dem Ulphilas Midjungard, im
= Singelf. Middanarde; vermutlich, weil man die Exdfugel
fürden Mittelpunet des Weltgebäudes hielt.
Die Wiltachfe, plur. die —n, eine Linie, welche man fich durch
den Mittelpunct der Erdfugel, und von dadurch das ganze Welt⸗
gebäude denkt, und um welche fidy dasfelbe um die Erde herum zu
drehen fcheinet; die Simmelsachfe, welches doch nicht fo bes
ſtimmt if, . Ibre beyden äußerfien unbeweglichen Punete geben
die Welt:Pole, oder, wie man fie auch,obgleich nicht fo ſchicklich,
nennet, die Weltangeln. f ———
Das Weltall, des Weltall, nicht Weltalles, plur. car. die ganze
Welt mit allen darin befindlichen Himmelsförpern, Das Wort
iſt nenern Urſprunges, abereinesder ſchlechteſten, womit wir in
den neuern Zeiten beſchenket worden, fo wohl der Analogie der
Zuſammenſetz ung nach, (Weltall, d. i. das All der Welt, wie doch
niemand ſpricht) als auch der beſtimmten Bedeutung nach, welche
hier nur ſehr dunkel und ſchwankend iſt. All, iſt die adverbiſche
Form; wenn mit ſolchen Wörtern Zufammenfegungen gemacht
werben, fo bleiben fie, der Regel mach, unbiegfam. Folglich des
Weltall, Sem Weltall u, f.f. wie das Blau, das Beinfchwars,
u. ſef. Siehenieine Sprachlehre. *
Das Weltalter, des —s, plur. ut nom. fing. +. Das Alter
der Welt, d. i. die Zeit ihrer verfloffenen Dauer; ohne Plural.
a. Ein beträchtlicher Theil diefes Alters. So vflegt man die ans
genommene oder muthmaßliche Dauer der Welt oft in ſechs
Weltalter zu theilen.
Die Weltangel, plur. Sie —n, ©. Weltachfeund Angel.
ee ‚1482
Der WOöltapfel, ser—s, plur. die äpfel, bey einigen’ Ober-
deutſchen Schriftfielern, eine Benennung des Reichsapfels, ©.
diefes Wort, EN RZ ;
Das Weltauge, des—s, plur. die —n, eine Art Opale, wel-
che ihre Durhfichtigfeit durch die Verwitterung verloren haben,
fie aber im Waffer wieder erhalten, Beh manchen auch ein jeder
>. Dpal.
Der Welthau, des ——es, plur, car. 1. Der Bau,d.i. die Ein⸗
richtung des Mechanifchen, der Welt und aller dazu gehörigen ..
Simmelsförper; als ein Abffractum, 2. Die Welt mit allen
dazu gehörigen ‘Himmelsförpern; alg ein Eoncretum, und wie
Weltgebäude, = ;
Die Welcbegebenbeit, plur.die—en. 1. Gine wichtige Bege⸗
benheit unter den Rasionen auf der Erdkugel. 2. Eine Begeben⸗
beit, welche ſich an den zur Welt gehörigen Erd⸗ und Simmels—
körpern ereignet, —
Welt berühmt, adj. etadv. eigentlich, in der gangen Welt, d.1,
auf dem ganzen Erdboden, berühmt, aber nach einer gewöhn
lichen Hpperbel gemeiniglich nur fo viel als ſehr berühmt, weit
und breit berühmt, Bin weltberühmter Hann.
Die Weltbefchreibung, plur,die—en. ı. Die Befchreibung
“der Welt und aller dazu gehörigen Himmelskörper; die Kosmo⸗
logie. 2. Ein Buch, welches dieſe Beſchreibung enthält. Daher
der Weltbeſchreiber, der Kos mologe, der Verfaſſer einer ſolchen
Weltbeſchreibung.
Der Weltbrauch des —es, plur. die —brauche, die gewöhn⸗
liche Art zu handeln der meiften Menfchenumuns ber, '
Der Welebürger, des—s, plur. utnom. fing, der Menſch,
als ein Bürger oder freyer Einwohner der Welt, d. i. des Erdhos -
deus betrachtet, der Kosmopolit, nach dem Griechifchen.
Der Welt-Zirkel, des—s, plur, ut nom, fing. in der mathe,
matifchen Geographie, Zirkel, welche man indem hohlen Raume
des Weltgebäudes annimmt, Simmels=Zitkel; zum Unterſchiede
von den Erd⸗Zirbeln.
Das Weltgebäude, des —s, plur.ut nom,fing. alle Him-
melsförper zufammen genommen, und als ein künſtliches Gr
bäude betrachtet, der Weltbau.
Die Weltgeuend, plur. die —en, wie Simmelsgegend, fiche
Gegend 2. ne 2
Der Weltgeift, des —es, plur.inuf. ein geiffiges Wefen, wel«
.“ es von einigen als die wirfende Urſache aller Veränderungen in
der Welt angenommen, oft auch die Weltfeele genannt, und von
Er oft noch unterfchieden wird,
Weltgeiftlich, adj. et adv, nur in der Nömifchen Kirche, wo ein
Weltgeiftlicher, ein Geiſt licher if, der zw feinem der Kloſter⸗Or ⸗
den gehöret, zum Unterfchiede von einem Ordens-Geiftlichen.
Daher die Weltgeiftlichkeir, die ſammtlichen Weltgeiſtlichen eis
nes Betirkes, zum Unterfchiede von der vegulären oder Ordens:
Geiftlichkeit
Das Weltgericht, des —es, plur. Sie —e, dag Ende des ges
gentwärtigen Zufammenhanges der Dinge in der Welt, fo fern
damit das feyerliche Gericht über die Handlungen aller Menfchen . "
verbunden ift,
Die Weltgefchichte, plur. die—n, eine Erzählung der vor⸗
. nehmften Veränderungen der nierfwürdigftes Nationen guf der
Erdkugel.
Die Weltkarte, plur. die—n, eine Karte, worauf die ganze
Erdfngel abgebilder iff, welche, wenn fie alseine Kugel oder runs
de Scheibe vorgeftelfet wird, auch ein Globus beißt,
Das Weltkind, des —es, plur. die —er, in der. Theologie, ein
ivdifch oder finnlich geſinnter Menſch.
Anaaaz welt:
|
Bei.
Weltklug, adj. et adv. in den Augelegenheiten der menfehfichen
Geſellſchaft erfahren, und in dieſer Erken tuß gegründet. Geiſt⸗
Uche, deren weltkluges und fanftes verfahren ihrem Stande
Ebhre macht.
Die Weltklugbeit, plur. car. die Fertigkeit fi in alle Umf an ⸗
de der menſchlichen Gefellichaft zu ſchicken; ——— sur im
Gegenſatze der geiſtlichen Klugheit.
Der Weltkorper, des — , plur.ut nom. fing. ein in dem uns
begranzten Raume des Himmels befindlicher Körper, als ein Theil
der Welt betrachtet.
Der Wiltkreis, des — es, plur. inuſ. ı. Der Umfangdergans
. zen Welt, mit-allen dazu gehörigen Himmelsförpern, 2. Der
„ Umfang der Erdkugel, wie Erdkreis.
Die Welckugel, plur.die—n. ». Eine Kugel {mit einem dar-
auf befindlichen Kreuze, fo fern fie einSinnbild ber Erdfugel, und
der Herrfchaft über diefelbe iſt; in welchem Verftande der Reiche:
apfel oft diefen Nahmen führet: =. Die Abbildung der Erde in
Geftalt einer Kugel, wofür doch Erdkugel ſchicklicher iſt.
188
‚Meltfiindig, adj. etadv. in der ganzen Welt, d. i. weit und -
&. breit, befanut, wiitbefannt.
Der Welclauf, des — es, plur. car. der gewöhnliche Lauf der
Dinge in der Welt, die Reihe der in einander gegründeten Ver—
änderungen in-derfelben.; befonders, die gewöhnliche Art. und
Weiſe zu handeln der Menfchen inder Welt,
Die Weltlebre, plur. die—n, die Lehre von den Himmelskörs .
peru und. ihren Berbältniffen gegen einander, und ein Buch, wel⸗
ches dieſe Lehren enthält, die Rosmolagie, wis Weltbeſchrei—
bung.
Meldih,— or, —fie, adj. et adv. welches nur in einigen
engeren Bedeutungen des Subſtantlves Welt üblich if. 7, Sur
Melt, im Gegenſatze der Kirche, gebörig, und darin gegründet;
weltlih, im &egenfage des kirchlich und geiklich. Der welt:
liche Urm, das weltlige Recht, die weltliche Gbrigkeit, die
weltlichen Churfurften, der weltliche Stand, alles zum Uns
terfchiede von dem geifilich. Geiſt⸗ und weltliche Sachen. Kın
weltlihes Kleid. Ein Bisthum weltlich machen, es fäcularifis
gen. 2. In der Theologie, zu den Angelegenheiten des gegenwär«
sigen Lebens, zur äugeru Glücfelig’eit gehörtg, und darin ges
gründet ; im Segenſatze bes geifilich. Weltlicde Dinge. 3. In
noch engerer Bedeutung, eben daſelbſt, irdiſch, ſiunlich ges
finnet, und darin gegründet; auch im@egenfage des geiſtlich. Welt-
lich gefinnet ſeyn. In weltlichen Dingen leſen.
Ihr empfindliches Gewiſſen
Safer. was ſo weltlich Aebt, Haged.
Anm, Jur Ottfried woroltlich, im Notter wertlich, ‚aber
ſchon im Schwubenfpiegel weklich,
Die Weltlichkeit, plur. die — en. 1. Inder erſten Bedeutäng
des vorigen Wortes, (0 Die Eigenrdafı da etwas weltlich iſt,
nicht zum geiſtlichen Stande geböret, ohne Plural; eine nur ſel⸗
ten Bedeutung, im Gegenfage der Geifilichkeit. ‘
v
(b) Weltliche Gtrichtbatkeit und Gewalt ; auch ohne Plural. So
hat der Bifchof von Würzburg die Weltlichkeir, d. i. weltliche
Gerichtbarkeit in feiner Didcee. (c) Ein mit der weltlichen
böchften Gewalt verbundenesVorred,s, in welchen Verſtaude die
Hegalia zuweilen Welrlichfeiten genannt werden, (D Der welt«
liche Stand, und die dazu gehörigen Verſonen, als ein Eollectie
sum ,und im Gegenjageder Geiſtlichkeit. In alfen diefen Be—
deutungen kommt das Wort im Hochdeutſchen wenig mehr vor.
2, In deffen zwedter und befonders dritter Bedeutung, irdifche,
Fnnlihe®efinnung und darin a na auch nur
elten.
TR
8
Der Wikling.da-, plur, die — e, ein neues, A rich⸗
tiag gebildetes Wort, einen welilich, d. i. irdiſch oder ſinnlich ges
ſtuuten Menfhen zu bezeichnen. Der Weltlinge üſte verſchwin⸗
den vor ihm bey jedem Blicke in die ernfie Ewigkeit,
Die Welclust, plur.inuf,in der Sbrologie, Verguãgen an irdie
ſchen, ſiunlichen Gegenſtãnden.
Der Woͤltmann, des — es, plur. die —manner. ı. Ein welt⸗
lich, di. ir diſch und ſinulich geſinnter Mann. 2, Ein der Sit
ten und der Verfahrungsart der großen Weit, d. i. der oberften
Elaßen der menſchlich en Befelfchaft fundiger ——
Das Weltmeer, des — es, plur, die —e.
Ge Waffermaffe, welche den größten Theil der Erdkugel umgibt,
als ein Ganzes, folglich obne Plural; der Occan.
‚trädhtlicher Theil deffelben; der Ocean. Das Ytlantifche, In⸗
diſche, ſüdliche Weltmeer.
Der Weltmevſch. des —en, plur. die —en in der Theologie;
weltlich, d. i. irdiſch und fi ännlich, gefiunte Menfhen, wie Wele⸗
Tind und Weltling.
Der Wele-Pof, des—rs,plur. die—e, die äußerften uinbemeglte.
Gen Pancıe dev Welrachfe, S, diefes Wort,
2, Ein ber.
Der Wöltpriefter, des — s,plur. ut nom, fing. einnueinder
Kömifchen Kirche übliches Wort, einen Priefter zu bezeichnen,
der zu. feinem der Kloſter Drden seböret, ehedem auch Laien⸗
prieſter.
De Weltfeele, plur. inuf.S, Weltgeif,
Der Weltfinn, dee—rs, plur. car. it der Sheologie, wettiße,
di. irdiſch, ſinn iche, Befianung und Neigung.
Der Woleſtrich/ des—es, plur. die—e, rin zuweilen für Erd:
ſtrich, Simmelsir 1, vier Zone übliches Work, 2 Ä
Das Wile-Spftem, des —es plur. die—e ‚1, Die Lehre
von den fümmelihben Welt oder — * Rage,
und ihren Becbätzuiffen gegen einander, Das Tychoniſche, Cor
perneantſche Weic-Spftem. 2, Eine — Abbildung defe
ſelben im Kleinen.
Der Welettheil. des—es, plur. — einer der vier Haupte
theile der Erdkugel, eines von den vier großen feften Ländern der
Erdfugel, befiiminter der Erdeheil. Go ift Europa der klein⸗
fte, Amerika der größte Welttheil. x
Der oder die Weltweife, des oder Jer—n, plur. die—n, nnd
+-
mit dem Artikel der Einheit, en Weltweifer, eine Weltwerfe, -
eine Perfon, melde fih der MWeltweispeit befleißiget. dito
felben kundig iſt, ein Philoſoph, eine Phlloſophinn. S. das
folgende.
Die Weltweisheit, plur. car die Kenntniß der nathrfichen Din⸗
ge in der Zelt, wie und warum fie find, und die Sammlung der
dazu gehörigen Bernänftwahrbeiten ; ein Ausdruck, weicher ſchon
vor langen Zeiten ſtatt des ausläntifchen Philoſophie eingefüh⸗
set worden ; denn ſchon im Willeram iſt Werltwilo, ein Philo⸗
ſoph. Den Baue des Wortes nach ift es eigentlich denjenigen
Lehren entgegen gefest, welche pofisiven.oder wilfübtlichen Urs
fprunges find, wohin befonders die Theologie und Rechtsgelehr⸗
famkeit gebdren, daher in manchen Fällen auch noch jegt alle übri⸗
ge Wiſſenſchaften zur Weltweisheit oder Philo ſophie im weites
fien Berflande gerechnet werden. Beyde Ausdrüde, fo wohl der
Griebiihe, Philofopbie, eigentlich Liebe zur Weisheit und Ge⸗
Iehefamteit, d.i. zu deutlichen Begriffen, als der Deutfche, Weitz
weisheit, find freptich ſehr unbeſtimmt, allein in dem Deutſchen
iſt das Unbeftisumtemerflicher und auffalfender , als in dem aus⸗
landiſchen, und dieß ſt permuthlich Diellrfache, warumPBilofoph
und Philoſophie sodimmer gewöhnlicher find, ald Weltweifer
und Welsweisheit. Philoſoph hat über dieß noch den Er
a
», Diejenige gro⸗
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ET WERD WERTE
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= gap fich davon da Adjeetivum philoſophiſch bilden Fäffet, welches
von Weltweisheit nicht angedet ; indem weltweite, wenn es auch
als ein Adjeetivum üblich wäre, ic ur felten für philoſophiſch
‚würde gebrauchen laſſen.
Winde, adv. aur in der Landwirthſchaft einiger Gegenden, wo
wende fahren, den Acker wenden, d.i, nach der Brache pflügen,
iſt. Daher die Wendefahrr diefes Pflügen. S. Wenden.
Die Wende, plur, dir—n, in einigen Öegenden Niederfachfens,
ein Feldmaß, welches einen halben Morgen, oder 60 Ruthen hält,
vielleicht eigentlich fo lang, ‚aldıman mit dem Pflugefähret, ohne
zuwenden,
Die Wendebank, plur. die —bänke;in den Salzwerken zuHalle,
eine Bank, woraufder Zuber ſtehet, worein die Sohle gezapfet
wird, ihn deſto leichter abzuwenden, und aufzuheben; die Za⸗
sfenbanf. - “
Der Wendebod, des — es, plur. die — bocke, im Bergbaue,
©. Wehrbod.
Der Wende: Zirkel, 5, plur. utnom,fing. ©. Wen:
dekreis.
Das Wendeeifen, des—s, plur. ut nom. fing, in den Ham-
merwerken, eiferne Werkzeuge, die Maße Erfew, woraus ein
Am boß verfertiget werden ſoll, damit zu et
Die Wendefahrt, plur. die — en, S. oben das Adverb. Wende.
Der Wende graben, des —s, plur. die—gräben, im Wein
. baue, ein Graben, worein bp Anlegung eines Weinberges die
Fächfer gelegt werden, von wenden, einen Meinberg anlegen;
auch der Gewand, am Rhein der Rottgraben.
Der Windehafen, des—s, plur. ut nom. fing, ein eiferner
Hafen mit einem Ringe, Bauhölzer und andere Lafter damit zu
wenden; in einigen Gegenden der Ranthaien, Wendering.
Der windehale, deg—es, plur. die —hälfe, eine Art Spech⸗
te, welche, weun man fie in der Hand hält, den Hals. drehen,
als wenn fie ſich uuſchlingen wollten. Picus Torquilla K.
Drehbals, Natterhals, Warterzwang, Natterwendel, Gieß:
vogel Wertervegel, Brachdroſſel, Salsdreber..
‚Der Wendefreis, Ses—es, plur. die—e, Kreife oder Zirkel
am Himmel, wo fich dieSonne imihrem jährlichen Laufe zu wen:
den, d. i. nad) Norden oder Süden zn dreben, pfleat; der Wen:
de = Zixfel, Lat. Tropicus. Der nördlige Wendekreis, Tro-
picus cancri ;der ſudliche, Tropicus capricorni.
"Der Windenker, des— 8, plur, sie —äder, ©; Wendel:
gerte.
Die Windelbiere, plur, die — n, in einigen Begenten, ein
Nahnie der ſchwarzen Johannis⸗Beere, S. diefes Wort.
Der Wendelboden, des—s, plur. die — böden, ein Boden,
wo der Zwifchenranm zusifchen den Balken mit Stabholz ausge⸗
füllet, und diefes mit Stroh odes Lebun umtwunden wird; gleich»
ſam ein gewundener Boden,
Die Wendelgerte, plur, die —n, befonders in der Landwirth⸗
ſchaft Thüringens, wo folche Acker, welche quer vor andern Liegen,
def beym Pfügen der andern die Pferde darauf wenden müffen,
‚Wendeläder, Angewende oder Anwendel beißen, Weil fie nun
dadurch von den Aufft oßern / oder daran ſtoßenden Adern, Schar
den Teiden, fo baben fie zuweilen die Wendelgerte, d.i. das Vor⸗
seht, daß fie um die Hälfte breiter feyn dürfen, als fie ſouſt ſeyn
könuten. Gerte ſcheint hier, wie Ruthe, ein beſtimmtes Maß zu
bedeuten,
"Der Wendelftein, des—rs, plur. die —e, ein im Hochdeute
Shen veralteres Wort für Wendeltreppe von Stein, welches noch
ı Kön. 6, 8 vorfonmt,
Die Wendeltreppe, plur- die—n, eine Srenpe, deren Stus
fen ſich un eine Spindel nach einer, Schnedeilinie-winden, von
2
Wen 1486
welchem winden die erfte Hälfte gebildet iſt, vielleicht auch von
'wenben, weil man fich dabey beffändig wenden muß; die Schttes
See, Schneckentreppe, Wendelfchnedie, im Miederf. Windel
treppe, im Schwed. Vändtrappa, 2
Wenden, verb.irreg. et reg, folglich fo wohl Imperf. wandte
alswendete, Particip, gewandt als gewendet. Esift:
J. Ein Activum, und bedeutet, die horizontale Richtung eines
Dinges ändern, befonders weni es durch Bewegung um einen gee
wiffen Pauct geſchiehet.
1. Überhaupt und eigentlich. Den Wagen wenden, feine
horizontale Richtung verändern, Das Schiff wenden. Die Au⸗
gen aufetwas wenden, fie von etwas wenden, Jugleichen
alsein Reciproeum. Der Wind hat fich gewandt oder gewen⸗
det, hat feine Richtung veräserk Das Glid hat ſich gewenz
det, verändert, begüinftiget nunmehr einen andern. Der Klee
phant Bann fich nicht wenden, ohne einen großen Umfang zur
nehmen. Sich zu jemanden wenden, eigentlich , feinen Körper
gerade auf ihn zu richten, wenn man ibn 5. B Aurebeh Dis
Blatt wender fich, figürlich, die Sache gewinner eitte andere
Geftalt. Gott wende es zum Bellen ! er gebe der Sache einen
guten Ausgang.
2, In einigen engern und Aaürkicheen Bedeutungen. (1) Fũr
* umwensden, nur ineinigen Fällen. Das Getreide wenden, es
unıffechen, Den Braten wenden, ihn am Spieße umdrehen.
(2)*Für abwenden ; im Hochdeutfchen veraltet. Bin Ungluck
„wenden, abwenden. Bott wende es! verhüthe es.gDes Reichs
Schaden wenden, Inden Oberdeutſchen Kanzelleyen. Wende
Schaden und Verdruß, Ennig, (3) Ein Bleid wenden, die
inwendigr Seite des Oberzeuges auswärts bringen. gandichuhe,
welche ſich wenden laffen. (4) Den Rüden wenden, fich ent«
fernen, gemeiniglich nur von kleinen Entfernungen. - Baum
wandte ich den Rüden, ſo ging der Streit an. (5) Sein
Gemütb auf etwas wenden, richten. Sein Gerz su jemanden
wenden, feine Neigung auf ihn richten, Sein Gerz bar ſich
von mir gewandt, er iſt mir abgeneigt. geiworden. (6). Si an
jemand wensen, etwas von ihn: verlangen. Sich midifeiner
Inge an den. Richter, mit einer Bitte an feinen Freund wenz
den. (7) Eine Unterredbung wenden, die Gegenftände derfelben
unvermerfebeftimmen. Sie batte völlige Freyheit, die Unter:
redung fo zuwenden, wie es ihr am beften gefiel... (8) Mit
dem Nebenbegriffe der fortgefegten Bewegung. Sic) sur Rech⸗
ten, zur Linken wenden, feine Richtung ändern, und rechts oder
linfs gegen. Er weiß nicht, wohin er ſich wenden ſoll, wo⸗
biner feines Weg nehmen fol. (9) Sleiß auf erwas wenden,
es zum Gegenftande feines Fleißes machen. Seine Zeit, feine
"Bräfte auf eine Sache wenden. viel Geld auf erwas wen
den. Br willnigpts darauf wenden, Iſt aber der Gegenſt and
des Aufwandes eine Perfon, fo bekommt fie die Präpofition an.
Diel Geld an jemand wenden. Ich habe viel an dich ges
wandt, viel Geld, (10) Den Acker wenden, ein $eld wenden,
in der Landwirehfehaft, einen Acer zum zweyten Mahle pflügen,
vermuthlich, weil alsdann die Oberfläche eigentlich umgewande
wird ; zum Unterſchiede von dem Brachen oder Stürzen, dem
. erfien Pflügen, und von dem Rühren, dem dritten Plügen, Ju
einigen Provinzen wird diefes zwente Pflügen die Wendefabre
oder Wendefabrr genannt. "(1 1) In Franken hat das Wort werte
den noch eine andere Bedentung, nämlich einen Weinberg anle⸗
gen; vermuthlich auch, weil der Boden vorber umgewandt oder bez
- arbeitet wird, AmXpeine beißt folches anrotten, Endlich wird( 12)
noch das Mittelwort gewandt in einer befendern Bedeutung ges
braucht, indeni es fo viel ift, als erfahren, fähia , ſich inalls Zäde
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zu igen, eigentlich, fähig, ſich nach Maßgebung-der Umfände
zu wenden. Ein gewandter Mann, ein. erfahruer, geſchickter
Mann.
Es heißt, ich Tag’ im Sode me
Und wäre nicht gewandt, Günth.
Die inder Heilungsfunft gewandt, - -
Sind andrer Meinung als Purgant, Haged.
1. Als ein Heurcum, mit dem Hülfsworte haben, welche gan⸗
ze Form doch im Hochdeutfchen wenig mehr üblich ift, 1. Für das
Hetioum und Rreiprocum wenden und fich wenden. Mit dem
Schiffe, mit dem Wagen wenden, das Schiff, den Wagen wen»,
den, - Wennein Schiff gegen die Sahrlinie des andern wender,
ſich wendet. Ein Acker, wo die Pferde wenden, im Pflügen ſich
umdrehen, müffen, (S. Wendelgerte.) 2.* Sich endigen; im
Hochdeutſchen ganz veraltet.
Gebieth.
Daher das Wenden und die Wendung, S. das letzte an fer
nem Orte befonders.
Ynm. Schon im Iftdor und bey allen alten Scheiftffellern
wendan, wentan, im Niederdeutfchen wennen, bey demlphi⸗
las wan dia, im Schwed.vända, Winden iſt genau damit vers
wandt, Dieirreguläre Conjugation ift indiefem Worte, wie in
allenübrigen ähnlichen Fällen, die älteſte; die reguläre iſt neuer,
Ich habe in meiner Sprachlehre hin und wieder bemerfet, dag die
Hochdeutfche Mundart feir langer Zeit die irvegulären Formen
zu verdrängen, und dafür die regulären einzuführen ſucht. Eben
Bafelöft babe ich gezeigt, daß, daffelbe nicht. anders, als nach und
nach, und nad) einem gewifjen dunkeln Gefühle geſcheben kann,
daher denn beyde Formen eine gewiffe Seit gleich üblich find,
Wenden ift eins von diefen Wörtern, welche fich unverimerft der
regulären Conjugation nähern; doch zur Zeit nur noch am häus-
fisßen in der erflen allgemeinen und eigentlichen Bedeutung,
dagegen in manchen eugeen und figürlichen, befonders in der
ı2ten, dieirreguläre Form nur allein üblich ift; ein gewands
ter Mann, nicht ein gewendeter.
Der Wendepflug, des —es, plur. die —pflüge, eine Art des
Pfluges in hohen gebirgigen Gegenden, we man feitwärts pflüs
gen, und folglich oft ummwenden muß, daher derfelbe fo eingerichs
tet ift, dag ınan mit dem intern Sheile gleichfalls umwenden
kann.
Der Wender, des —s, plur. ut nom.fing, eine Perſon oder
Sache, welche — doch nur in dem zuſammen geſetzten Bra⸗
tenwender.
Der Wendering, — plur. die —e, ©. Wendehaken.
Das Winderobr, des —es, plur, Cie —e, das.bewegliche Rohr
aneiner Feuerfprige, weil es nach jeder Richtung gewendet wers
den kann.
Der Wendefchämel, des —s, plur. utnom. fing. an einem. |
Magen, ein horizontales Holz, weiches auf der Achfe unieinen eis.
fernen Nagel beweglich ift, einen Theil des Vorderwagens träget,
und das Wenden des Wagens erleichtert; der Lenkfchämel.
Der Wendeſchatten, des —-s, plur, ut nom, ling. in der
Mahlerey, Diejewige Arides Schattens, welche rund lichen Thei⸗
len an den Wendungen gegeben wird, ihre Erhabenpeit dadurch
ans zudrucken. &. Wendung.
Die Wendefpindel, plur.die —n; bey den Sandſchuhmachern,
ein Wendeſtock mit einem glatten Auopfe, die Nähte damit glatt
zu reiben,
Die Wendeſtange, plur. die—n, in den Hammerwecken und
Schmirden, ein Schweif, welcher an große. Eifenmaffen ges
ſchmiedet wird, fie in der Eſſe und auf dem ERROR bequenn zu
wenden,
Hier wender meines Herren :
” dungen heißen.
Ben ER —
Der wenden eaen, de, plar, ut nom. hi ing. oder, —
Wendeſtock des —e8, plur. die —ſtocke/ bey den Handſchuh⸗
machern / ein zugeſpitzter Stock, die Finger der Saudſchube ver⸗
mittelſt deſſelben umzuwenden.
* Wendig, adj. et adv. welches von wenden abftammet, im
Sochdeutſchen aber nur noch in den abgeleiteten abwendig, aug:
wendig und inwendig lebt. Bey den ältern Dichtern fomme
wendig mehrmahls für abwendig vor, Niemand macht —
von euch wendig, Gryph.
Du haft nicht verſtatten wollen,
Daß der Send dein Eigenthum a ee
Don dir wendig machen follen,. — — —
Die Wendung, plur, die —en, das Berbale von wenden. 1.Die-
Handlung des Wendens, in den mehr eigenslichen Bedeutungen.
Die Wendung des Leibes, des Wagens, Allerley Wens
dungen mit dem Leibe machen. Die Wendung eines Pferdes, .
defien Schwenfung. Jupleichen, der Drt, wo man wender, z.B.
- das Ende eines Aders, women mit dem Pfluge umwendet, Da⸗
ber der Wendungs-Punet, der Punet, in welchem ſich eine krum⸗
me Linie wendet. In manchen Fällen wird auch der gekrümmte
Theil ſelbſt die Wendung genannt, 5.8. in der Sriegebaufunf,
wo die gefrünmten Theile eines Laufgrabens an den EndenWen=
2. Die Wendung einer Sade, die Richtung
derfelben, andere Beſtimmung der ſelben in zufälligen Umiſtãndem.
Die Sache hat eine andere Wendung bekommen. 3. In der En
Sprad - und Kedekunft find Wendungen, Verbindungen der
Hauptgedanken und Hauptbegriffe, befonders fo fern fievonden
gewöhnlichen abweichen, Sind fie febr neu und unerwartet, fo
beißen fie Schwiinge. 4. In der Mahlerey ift die Wendung
derjenige Theil eines echabenen oder rundlichen Körpers, welcher °
dem Umriſſe am nächſten iſt, und durch ——— augen ⸗
deutet wird.
Wenigg, Compar. weniger, Superl. ——— ein "allgemeines
Zablwort, welches überhaupt eine Fleine, aber unbeſtimmte Zahl
und Quantität bedeutet, und in jofern dem viel, mehr und mei.
entgegen gefegetift.. Es wird auf gedoppelte Art gebraucht,
1. Als ein eigentliches Zahlworr, BI
, 1. Eigentlich, eine kleine unbeftimmte Zahl und Menge zu
bezeichnen. So wohl colkective, und-nur allein im Singular, =
Wenig Geld haben. Trinke ein wenig Wein, ehedem mit dem
Genitive, ein wenig Weins. Ich habe wenig Nutzen davon.
Es bleibt mir wenig Zeit ubrig. Ich ſehe noch wenig Anftalt
dazu. Als auch diſtributive, da es denn der Natur der Sache
nach nur im Plural gedraucht werden kann. In wenig Tagen,
‚in wenig Wochen, in wenig Jahren. Wenig Worte von etz
wasmachen. Bier iffder Genitiv üblicher, doch nur, das aus⸗
gelaſſene von oder unter zu vertreten, " Wenigedetfelben, i vie.
vonädnen. Es kamen ihrer nur wenige; es waren unfer x we
nige. Wenige unfers Standes, von unferm Stande, Es ſind
ihrer zu wenig. So auch im Compararive und Superlative,-
Weniger Geld und mehr Gelehrfamfeit. ‚Der wenigſte Theil,
wofür doch der Pleinfte, der geringfie Theil üblicher — Das.
iſt meine wenigfte (geringfie) Sorge.
i Da alle Zahlwörter fo wohl in der Bieguus, alsin — BR
brauche, ſo viel Abweichendes haben, indem fie in der Mittezwie
ſchen den bieg ſamen und unbiegfemen Beftimnungswörtern ſte⸗
hen, und daher bald diefen, bald jenen leiden; fogilt folches auch
von dirfem Worte. Wenn es cin Subſtant dum nach ſich hat, und
kein Pronomen od oder beftim ımier Artifel vorher gebet, fo ift e3 völ⸗
- lg unbiegſam. Wenig Derdienfle haben, Wenig Sleif unwens
den. An wenig Orten. Denn win gran gleich zuweilen höret,
; mis
t
————
"1080 :: Ben Ri
shit wenigen Werten, in wenigen Tagen, fo ift dieß doch bey
weiten nicht die üblichfte Form. Geber aber ein biegfames Be⸗
ſtimmungswort, beſonders ein Pronomen und der beſtimmte lt,
ER Den 1490
Mentih, Rasur 8.1. Birihnichefö gut, nicht eben (6 wohl ein
Menſch, als du? (b) Bon dem Grade des Werthes, für geringe ;;.
eine veraltete, und nur noch imgewmeinen Leben und der dertraus
sifel vorher, fo mu$ au) wenig die Biegung annehmen. Die
"wenigen Derdienfie, welche eretwahat. Seiner wenigen ders“
‘ "gienfe wegen. Des wenigen Gutenwegen. Der wenige Por:
lichen Sprechart übliche Bedeutung. Meine wenige Perfon.
Ich bin zu wenig dazu, zu geringe,
IL, Als eine Partikel allein, befonders als eine Conjugation;:
zach, Welches auch gilt, theils, wenn wenig in der drisen Des
elination der Adjective gebraucht wird, welcher Fall doch felte-
ner iſt. Weniger Menſchen Wohl befördern.” Weniges Geld
ift dazu binlänglih. Theils, wenn es ohne Subſtautiv ftehet,
fich aber doch anf eines bezieber; im beyden Fällen, weil doch der
Eafus an Einem Worte bezeichnet werdenmuß. Mit wenigem
zufrieden ſeyn. Wenn der Artitel der Einheit vorher gehet, fo
bleiben-bepde unverändert, Kin 'wenig Wein, mit ein wenig
Wein sermifcht. Butter auf ein wenig Bror geiirichen. Eben
diefes gilt von der Dechination des Comparatives. Wit weniger
gleiß als Glüd, Die zufemmen gefegten Maſchinen entitehen
aus der Verbindung mehrerer oder wenigerer einfacher Mas
- fepinen, weil hier die dritte Declinarion der Adjectiven Statt fine
det, wo die- Biegung, um der Bezeichnung der Eafus Willen,
nothwendig if. Wolkte man fagen, aus-der Verbindung mehr
Sder weniger einfacher Mafchinen, fo würden mehr und weni-
> ger bier das folgende Adverbium ſeyn, und zunächſt das einfach
- beftimmen, — —
Jugleichen abfolute and als ein Adverbium, da es denn völlig.
“nnbiegfam bleibt. &s iſt wenig daran gelegen. So wrnig als
nichts, Wenig haben, wenig geben, wenigeffen, wenig trin⸗
ken. Er bat weniger als ih. Weniger konnte ich ‚ibm
nicht geben. Sieben Mahl weniger. Es ift um die Hälfte
weniger. Sin Auge weniger haben, als andere. In weni—
er als drey Tagen. Dasjenige, um wie viel etwas weniger iſt,
wird hinter dem Adverbio weniger geſetzt. Drey Thaler weni:
‚ger vier Groſchen. Ein Schock weniger ſechs. Dvey Eimer
weniger drey Diertel,
Auch als.ein Subflantivum, Das Wenige, wasich babe,
"Sein Wenigesmit bey tragen Lin Weniges: In Wenigem
gerven feyn. Sich mir Wenigem begnügen.
‘2, Figürtih. (a) Von dem Öradeder innern Stärke, für
geringe, nur alleinim Singular. Go wohl mit dem Subſt an⸗
“tive, wo von der Declination wieder das vorige gilt. Wenig Ges
Suld haben. Wenig Sorgerragen. Er kann ein wenig La⸗
teim, Wenig Andacht fpüren laſſen. Als au abfolute, und
- otsein Adverbium. Sowohl vor Verbis. Liner Sache wenig
— kundig ſeyn, ingleichen wenig erfahren ſeyn. Wenn er ſich nur
ein wenig bewegt. Der Say zuwenig thun. Das hat ihn
en wenig verdroſſen.
"wenig darauf geachtet. Wie wenig müſſen fie mich Fennen!
Ich erſchrak nicht wenig, dt. ſehr. Wie gut ware es für:
nich, wenn ich fie weniger liebte! Gell. Als auch vor Sub⸗
Hantiven, Ih bin zu wenig Kennerinn, als daß ich Jagen
Fönnee, ob feine Srimme Als oder Tenor if. Noch häufiger.
Bor andern Adverbii.,defonders mitein. Ein wenig reich, groß,
bitter, füß m. ſaf. Ein wenig zu viel, zu groß, zu Flein,, zu
© Sauer, Wenig reich, wenig geleber, m ff für nicht ſehr, iſt
> uichtfo üblih. Ih weiß, wiewenig willfommen guter Rath
= gemeiniglich if. Mit dem Conparativ er ift weniger reich als.
‚dur, flie nicht fo, ift urfpeünglichein Gallicismns, Zwar hatte
> ey ein Rittergut, darum war er aber nicht wenige dürgerlich
“ inden Augen des Adels. Noch üblicherift derfelde Vejonders in
der edlern Schreibart vor Subſtantldem
Adel; W. B. 4. Th 2; Hull.
—
Tretet ein wenig auf die Seite! Dieſe
Abnahme heißt wenig, iſt von keiner Erbeblichkeit. Ich babe
Bin ich weniger ein
auf welche Art es in allen drey Gradibus gebraucht wird.
1 Im Pofitivo. (3) Somwenig, oder eben fowenig —
als, eine Art vergleichender Konjunction. Ich verlange dem
Reichthum eben fo wenig, ala. die Armuth, Gel. (2) So
wenig — daß, im-Vorderfage mancher adverbifchen Säge, Er
iſt fo wenig geigig, daß er vielmehr h. ff. Freylich nicht die
befie Art der Verbindung. (3) Es fehlte wenig, daß er den.
Sals gebrochen hätte, oder, fo hätte erden Hals gebrochen.
Eigentlich) eine ausländifche Form, welche fi durch: bey: nahe
Blärer und kürzer geben läßt: bey nahe hätte ex den Hals ge=
brochen. —
2.Im Compavativ. ()Als eine verbindende Partikel,
mit nicht, 09 es befonders um der Mannigfaltigkeit Willen,
wenn. mehrere Begriffe und Säße ganz einfach verbunden werden
follen: fo wohl — als auch — nicht weniger — wie au,
gebraucht wird. Ym Oberdeutſthen fest man das nicht binten,
weniger nicht. (2) Als eine Conjunctio proportionalis. Je
weniger — deſto, nicht. um fo. Fe weniger ich ihn leiden Fann,-
deſto mehr fchmeichelt er mir: (3) Eine Art der abuehmenden
Steigerung zu bezeicönen.- Ich Fonnte Baum den Ofen, uns als:
fo noch viel weniger die Winkel binter demſelben, ſehen.
(4) Vichts deſto weniger, eine conceffive Partikel. E
. 3. Im Superlativo, wo zum wenigfien.oder aufs wenig:
fie, als nachlaſſende Partifeln gedraucht werden, - Wollen ſte mir
nicht alles geben, fo werden fie. mir doch zum wenigfien die
Halfte geben, fo werden fie mirdod) nicht weniger als die Hälfte
geben könuen. S. auch Wenigitens,
Anm. Dieſes Wort lautet ſchon im Kero, Ottfried u. ſ. f. e⸗
neck, weneg, allein es bedeutet daſelbſt in den meiſten Fällen:
entweder klein, oder arm und elend. Wir wenegon weilon,.
wir armen Waifen, Ditfr, In der heutigen Bedeutung find bey
ihnen lutzelund fohe üblicher. Bon dem 1 3ten Jahrhunderte
an formme es indeffen in der heutigen Bedeutung ſchon häufig vor..
Es ift vermitteift der Ableitungsfplbe ig von dem alten wahn ges
bildet, welches ehedem überhaupt Mangel. und mangelnd bedeu⸗
tete. S. Wahn. N \
Die Wenigkeis, plur.inuf. das Abftractum des vorigen Wors
tes. 2. Die Eigenfchaft, da etwas wenig, der Zchl und Quanti⸗
tät nach geringe ift,. Wilde Menschen find auf eine faft unbe⸗
geeiflide Menigkeit von Jdeen eingeſchränkt. 2. Eine geringe
Duantität:oder Anzahl; am häufigften im gemeinen. Leben,
Es ift nur eine Wenigkeit, eine Kleinigfeit., 3. Meine, feine,
unſere Wenigkeit, d. i. wenige, geringe Perfor, doch nur im:
Scherze.
MWenigftens, adv. für zum wenigſten. Die wahre Freundſchaft
ſetzt allezeit gegenſeitige Verdienſte voraus; wenigſtens die
Meinung derſelben.
Wenn, eine Partikel, welche auf gedoppelte Ark gebraucht wird.-
‚Es ein Nebenwort der Zeit, für zu welcher Zeit.
Sp wohl
1, in der behauptenden oder’geraden Form der Rede. Komm,
wenn du will, zu welcher Zeit du will. Es ſey, wentres
wolle. Man merft.es nicht, wenn das Alter geſchlichen
Fomme. Als auch 2.infragen. Wenn wirft Ju Fommen ? Wenn
gehet die Poſt ab? Wenn iſt er angefommen? Seit wenn iſt
er dein ßreund? beſſer, ſeit welcher Zeit? Wenn hätte ich denn
Bobobbb— mit
1491 5 a
mit mir allein gereder? woder Eonjunctiv nicht von dem wenn,
„fondern von dem ungewiſſen Gemütbszuftande berrüßret. Auch
> in weiterer Bedeutung, für unter welcher Bedingung ? 2 oder, in
welchem Falle? Wenn iſt ein Dreyeck einem andern gleich ?
“Wenn follich das Geld befommen? Kann fo wohl-auf die Zeit, \
-als auch auf die Bedingung, gehen. 3. In Verbindung mit dann,
dann und wann, d.1. zuiveilen, zu manchen Zeiten, gehet es um
des Gleichlautes Willen in das Dberdeutfche wann über.
II. Als eine Conjunetion, welcher Gebrauch bloß eine Fort
‚fesung der, vorigen Bedeutung, und eine unläugbare Figur dere
‚felben if.
1. Mseineconfecusive Conjunetion, eine Zeisfolge zn ber
zeichnen, da es diejenige Beränderung anfündiget,mit deren Wirk⸗
Kichfeit die. Wirklichkeit einer andern verbunden ift, fie mag run
im Borderfaße oder Nachſatze fbehen,da deun in der behauptenden _
‘oder geraden Redeform dann oder fo darauffolgen, Wenn ich
daran denke, jo grauet mir davor; oder, mir grauet davor,
wenn ich daran denke. Wenn du da geweſen wäre, fo hättefk
du auch etwas befommen. Wenn ich dich fehe, o dann hupfe
mir das Sevz vor Sreude, Geßn. Oft wenn du bey meiner
ſchwachen Seite für die Ruhe des matten Alters Freudenthrä⸗—
nen weinefl, wenn du dann gen Simrkel blidefl, ach, was em=
pfind’ ich dann? Geßn, Dem wenn in diefem Zalle noch
ein daß nachſchleichen zu laſſen, if im Hochdeutfchen fremd,
Wenn daß dein Herzenur die großen Thaler ficher, Opig.
Wird der Fall als ungewiß oder bloß möglich prädieirer, fo folget
“der Konjuneriv. ‚Wenner Arzeney eingeno men hatte / ſo lebte
er noch. Beſonders in Fragen. Was ware daran gelegen,wenn
‚er nun auch kame? Wenn ich es nun tbäte, was wür def du
ſagen? So oft noch ein wie vorher gehet. Wie, wenn ev nun
rkame? Aber wenn der andere Fal, nicht Aber der, der das wenn
sr c hat, ungewiß ift,fo iſt der Conjůnctid in diefeim fehlerhaft.
Ei möchte fon eine Entzimdung dazu Fommen, wenn ic fo
lange Bünde, richtiger ſtehe Gel.
Hierher gehöret es auch, wenn dieſe Partikel einen Wunfd ber
"gleitet: O wenn ic Bönig wäre! Wenn ip nur wußte, wer
es getban hat! Wenn mir mente Braut dag ſchon wäre, was
ſte nach ihrem Urtheile werden wird! Gel. Wo die Bedeus
tung ira Örunde conjecuciv ift, nur daß der Nachſatz ver ſchwie⸗
"gen if,
2. Als eine conditiösnale Conjunction, eine Bedingung zu
bezeichnen, unter welcher eine Veränderung möglich werden fol;
da denn alle Mahl ſo darauf folger. Wenn es feyn kann, fo ‘bur
es. Wenn man dich fragt, fo antworte. Wenn du nicht
ein Freund wäreft, fo bärte ih geichwiegen. Wo aberauch
das fo verfhmwiegen werden Tann, in welchem Falle aber-dee
Nachfag voran treten muß, Thue es, wenn es feyn Bann. Ich
hätte geſchwiegen, wenn du nicht mein Sreund. wärefi. Aber
auch das wenn kann verfchwiegen werden, in welchem Falle aber
das Berbummworan tritt, Bann es fepn, forhuees. Wäre
du nicht mein Freund, fo bärte ich gefchwiegen. WII ec
nicht müß ge Weile haben, fo muß er. Ab doch erwas zu thun
machen. Zi diefes Fein Glück, fo muß gar Feine in der Welt
feyn, Gel,
3. Als eine conceffive Conjunction, da es denn gleich, auch
oder ſchon zu ih nimmt, und ſo wohlim Vorderfage ſtehen kann,
da denn ſo — doch oder dennoch im Nachſatze folgen. Wenn
du gleich reich biſt, ſo biſt du doch nicht weiſe. Wenn gleich
ihr Auge zürnt, fo zuentes dennoch Schon, Gell. Und von ei⸗
nem bloß möglichen Falle mit dem Conjunctive. Wenn du auch
hundert Kugen hättet, fo wurde-er dich dennoch betriegen.
Als auch im Nachſatze. Cajus if verfiändiger als Titius, wenn
„” F Ir
Br Er. 1498
Sieſer gleih ER if, Wo auch das wenn verfchwicgen wer⸗
‘den fann, in welchem Falle aber die Wortfolge. geändert. wird, -
Biſt du gleich veich, fo biſt du doch nicht weile. ſãtteſt du auch
huudert Augen u.f. t&
4. Als eine comparative Conjunction, doch nur nach dem
‚als, und wenn das vergleichende als bloß möglich vorgeftellet
wird, folslich mit dem Eonjunctive.
‚wenn ich ein Sürk ware.
ein$ eſttag wäre, Wo das wenn auch meggelaffen werden fanır,
Es war mir, als rückten mir alle, die mich fahen, mein ver⸗
‚sehen von Du Felle dich, als wüßcef du nicht u. ff. —
Anm. Im Iſidor huanda, bey dem Kero wenne, bey den
Schwãbiſchen Dichtern [wenne, im Eugl,when. Das Latein. -
“quando if genau damit verwandt, Sur Oberdeutſchen lautet
dieſes Wort in allen Fällen mit dem breiteren Vocal wann, im
Miederdeutſchen wenn. Die Hochdeutſchen haben die legte ®eftalt. -
beybehalten, das einzige dann und warn, d.i. zuweilen, ausge
‚nommen. Von dem nicht bloß unnöthigen, fondern felbft terigen
Unterſchiede, welchen einige unter wann und wenn machen wol...
len, ift fchon bey Wann das nöthige gefagt worden.
Der Wenzel, des —s, plur, ut nom. fing. rin nurim geineines se
2, As;
Leben Ober⸗ und Miederdeutfchlandes übliches Wort,
-ein männlicher Taufnabtne, da es denn aus Wenceslaus ver⸗
kürzt, und ſo, wie andere auf ähnliche Art verſtümmelte Nabmen,
z. B. Hans, Lranz, Toms u. ff. nur im gemeinen Leben üblich
.ift. 2. In manchen Arten Deutfcher Kartenfpiele werden bie vier
Buben oder Untern Wenzel genannt. In einem ſolchen Spiele,
welches daher Scher wenzel heißt, find dieſe vier Buben die
-Sauptwenzel,,die vier Neunen aber gemachte Wenzel, 3. Eine .
gewiſſe Claffe von Vögeln, welche ſich durch ihre gewölbte Bruft
von mancherlen Karben auszeichtiet, und wohin das Rothke
chen, Blaukehlchen u.f.f. gehöret, werden Wenzel und Brufie
wenzelgenannt,Sylvia Alein. der Buntwenzel, Syivia ver-
ficolor Klein. und der vorhe -Wensel mit ſchwarzer Saube,
"Sylvia rubra roßro longiori Älein. der griine Wenzel
uf. fefind Arten davon. 4. Inden niedrigen Sprecharten wich
der einheimifche Land: Tabak im verächtiichen Verſtande Laufe: —*
wenzel genuanut.
Anm. Es iſt unwahrſcheinlich, daß in allen die ſen Bedeutun⸗
gen der eigene Nahme Wenzel zum Grunde Liegen ſollte. Es
ſcheinet vielmehr, daß es in der zweyten und den folgenden Bedeu:
„tungen ein eigenes Wort iſt, welches vermittelft der Ableitung»
ſolbe el von wenden und deffen veralteten Intenfivo wendfen ge⸗
bildet worden, fo dag Wenzel ein bemegliches Ding bedeuten wür⸗
de, welches fich Teicht wenden nnd drehen, und zu allem gebrau⸗
cher läßt; welche Bedeutung das at: gefegte Scherwen⸗
zel wirklich hat. ©. das ſelbe.
Wer Genit, we fen, zuſammen gezogen Dat. wen, Kecnfat.
wen, plur.car. ein Pronomen, welches eine oder mehrere Perfo-
nen fehr unbeftimmt bezeichnet, folglich ohne Unterfchied des Ges
ſchlechtes und der Zahl, daber es nur im Singular gebraucht
wird. Nur muß es eine Perſon feyu, was es bezeichnen fol, oder
doch als Perſon können betrachtet werden; ifkes eine Sache, oder
it 23 noch ungewiß, ob es eine Perſon oder Sache iſt, fo ſtehet
was. " (&. dasfelbein feinem Orte) Es wird auf verſchiedene
Art gebraucht. 1. 28 ein fragendes Pronomen, nach Perfonen
ohne Unterſchied des Geſchlechtes oder derZahl, folglich ſehr unbe⸗
ſtimmt zu fragen, So wohl (1) in utimittelbaren Fragen. Wer hat
das gethan? fragt ganz unbeſtimmt ohne Rück ſicht auf individu⸗
velle Um ſco⸗ de. Iſt die Antwort, dein Freund, fo bezeichnet dieſes
die Gattang näher. Will der Fragende nun das Individuum die⸗
ſer Gattung — ſo ſetzt welcher? die Frage fort. Weſſen
gaus
Er fchmeichele mir, als
Sie ift fo gepugt, als wenn es heute
|
;
di
—
*
— * ’
*
*
&
=
* ai
u Be
> S
Baus if das? Wem gehöre das! Wen hatteft du geſehen ⸗
Sft fragt es auch nach der Beſchaffenheit. Wer iſt die Sau ?
“wie. heiße fie? was iſt fie? wm f. fe Wer find dieſe da?
Wer Fann dabey gelaffen bleiben? welcher Menſch. Ia,
wer bier hätte veden dürfen! (2) Als and in, mittelbaren
Fragen, eine bloße Ungewißheit der Perfon zu. bezeichnen. Haft
du noch nicht erfahren, wer fie. find? Man flehet es ihm
gleich an, weß Geiſtes Kind ev iſt. Ih weiß nicht wen
ich esgegeben habe. Ich weiß nicht, von wen er umge⸗
‚bracht worden.
> es au fey. Welcher würde in allen dieſen Fäden ſchon
auf etwas individuelles gehen. 2. Als ein Determinativun,
eine unbeffimmte Perfon zu bejeichnen, auf welche ein Prädicat
vermittelt des der zurück geführetwird, Wer Ohren zu hören
bat, der höre, Wer rei werden will, dev fällt in Ders
fuhung. Wo oft noch ein da dazu koͤmmt, wer da wel
reich werden. Da fich diefe Säge inden meiſten Fällen auch
umdrehen laffen, der far in Verfuchung, wer veich werden.
"will, fo läßt-fih das ter fo wohl deserminative als relative
gebrauchen, : 3. Alsein Relativum. Gebt’s, wem ihr wollt,
wo eigentlich das Dererminatioum dem ansgelaffen iſt. 4. *
Hs ein eigentliche: Pronomen, doch fehe unbeſtimmt, für jes
mand; ein nur in den niedtigen Sprecharten, befonders Nie⸗
derfachfens, üblicher Gebrauch, der aber doch. der äftefie zu ſeyn
ſcheinet. Es ik wer da, jemand, ch böre wen Foms
men, jemand. —5
Anm. Alle Pronomina gehören mit zu den alteſten Wörtern
in der Sprache, folglich auch diefes. Es Tautet von den frür
heſten Zeiten an hwe, hwer, im Angelf, hwa,im Nieder
deutfchen we, wer, hf Eitgl, who, im Schwed. ho, hvar,
Das Lateinifde quis, quae, ift genau damie verwandt. ©.
auch Was, \ x
Das Werbegeld,des— es, plur. doch nur von mehreren Sum⸗
mien, die—er; 1. Zut Werbung beftimmtes Geld. Die Wer⸗
begelder angreifen, 2. Buwälen wird auch wohl das Sandgeld
ein Werbegeld genannt, 3 ;
Der Werbel, des—s;, plur. ut nom. fing; in manchen Fällen des
> gemeinen Lebens für Wirbel, S.dasjelbe.
‚Werben, verb, irreg. ich werbe, du wirbſt, er wirbt, wir wer:
ben, u. ff. Prät. id warb, Eonj, daß ich würbe; Particip.
geworben ; ein fehe altes Wort, ehedem von einem fehr weiten
AUmfange ber Bedeutung, welches jegt nur noch in einigen wenis
gen Fällen gebraucht wird.
1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsmorte haben.
Umlaufe, oder vielmehr im Gewerbe feyn, cireuliren ; eine ſelte⸗
ne Bedeutung, welche mir nur in einigen Ehurfächfifchen Verord⸗
nungen vorgekommen ift. Don feinem in biefigen Landen ges
Tegenen oder werbenden Vermögen, — Die von werbenden Das
ven Mitteln fällige Zinfen. - 2, Etwas zu erhalten fuchen,
ſich Mühe um etwas. geben, wie fidy bewerben, da denn der
Gegenfiand um befommt, um etwas werben. Aber auch in
diefer Bedeutung iſt es von einem fehr eingefchränften Gebrau⸗
&e, indem man es von der Bemühung gebraucht, ein Amt,
jemandes Gunft, und befonders die Einwilligungeines Frauen,
zimmers zur Ehe, zu erhalten, Um ein Amt, um einen Dienft
„werben. Durch Drohn und Schmeicheleyen warb er um
meine Gun, Weiße, Um eine Perfon werben, fie zur
Gattin zuerhalten fuchen. Sür einen andern werben. Sir
feinen Sohn um jemandes Tochter werben. S. au Anz
werbung. ’
2Als ein Aetivum. ı. Durch Bemühung, durch Arbeit bes
kommen, wir gewinnen; nurnoch in der gemeinen Sprechart
3—
Es iſt mir gleich viel, wer es iſt. Wer
Im
Wer 1494
mancher Gegenden, Biel gen werben, einernten, gewinnen
Daher die Seuwerbung, der Heugewiun, Heuwachs Die Müh⸗—
le hat auf dem See die Rohrwerbung, bat das Net, Has
Mohr zu bauen tind zu nugen. 2, Soldaten. werben, Truppen.
‚werben, zu Kriegesdienften annehmen. Mit Gewalt werben,
zu Kriegesdienften zwingen. Auch abſolute. Man wirbt jegt
hier, es wird ſtark geworben. S. auch Anwerben.
Sp auch das Werbenunddie Werbung. Das letztere viel⸗
leicht nur allein in der legten Bedeutung, von ı_ der Handlung deg-
Annehmens zun Kriegesdienf. Alle fremde Werbungen vers
bierben, RE,
Anm, Schenim Kero und Iſidor hwerban, im Ulphilag
quairban, im Schwed. verfva, im Niederſ. werben. Der
erfte urfprüngliche Stammbegriff ift ohne Zweifel die Bewegung
um feine Achfe, wovon noch Wirbel ein überbleibſel ift. Nach ei»
ner gewöhnlichen Figur bedeutete es hernach eine jede lebhaftr Bes
wegung, und die damit verbundene. Handlung ;: befonders gehen,
teifen, eine der älteſten, ſchon im Kero befindliche Bedeutung,
ferner arbeiten, durch Arbeit befommen, werben, Handelund
Wandel treiben, wovon noch Gewerbe übrig ift, ſtreben, trach«
ten, veruefahen, einem Ungemach werben, u f.f. Im Nie
der ſãchſ. ift wervelik noch jetzt hurtig. Werfen ift genau damit
vorwandt.
Der Werbeplatz, des—es, plur.sie — plätze, der Det, die
Stadt, wo. Truppen geworben, zum Dienfte angenommeit
werden,
Der Werber, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige, welcher
zum Behuf der Truppen wirbt, d. i. Menſchen zu Kriegesdienfter
zu bekommen ſucht. Fremde Werber in feinem Lande dul—
den, Inden Zuſammenſetzungen Brautwerber und Freywerber
bedeutet es jemanden, der für einen andern feyerlich unr eine
Perfon wirbt, um ihre und ihrer Verwandten Einwilligung zur-
Ehe anbält.
Werd, eine Infel, S. Werder,
Mirden, verb. irreg, neutr, Präſ. ich werde, Su wirft, er
wird, wir werden at. f. fs Conj. ich werde, u. ff.- Imperf. ich:
würd oder wurde, du wurdeit, (ward) er waͤrd, oder
wurde, wir wurden, ihr wurdet, fiewürden, feltener wie '
warden, ihr wardet, ſte waͤrden; Conj. ich wirde, u.f.f. Pars
tieip. geworden, und wenn es das Hülfswort iſt, worden. Es
befommt das Hülfswors feyn, und wird auf eine gedoppelte Ar
gebraucht.
1. Als ein eigenes Verbum für ſich, oder alsein Verbum mie
einem vollſtändigen Prädicäte, und da bedrutet esa
2. Meiſen, gehen, den Dit verändern, eine längſt veral⸗
tete Bedeutung, welche nur noch in einigen Gegenden, »B. in
und am Dresden, in den gemeinen Sprecharten üblich ift. Krach
Leipzig werden, reifen. tiber Seld werden, geben, Ich fese
diefe Bedeutung voran, weil fie die concreteſte iſt, und die ads
firacten Bedeutungen alenapl ans concreten und finulichen ent—
fanden find. Daß fie ſehr alt feyn muß, erhellet aus dem mitte
lern Sateine, wo exfieri, für exire, “ausgehen ‚: und. fuit, für
ivit vorfommen. - Es feheinet in diefer Bedeutung mitfahren, ,
reifen, geben, Schwed.färdas , verwandt zu feyn.
2, In einen gewiffen Zufland geratben, eine gemiffe Bes
ſchaffenheit überfommen, jest die gewöhnlichfte Bedeutung. Die
Beſchaffenheit welche man überfommt, kaun auf zwiefache Ark
ausgedruckt werden; -
(19 3ermittelft eines Pronominis oder Subftantiveg,
da denn diefes alle Mahl im Nominativo ſtehet, fo daß wer den als⸗
dann einen doppelten Nominativ regieret, den Nominativ des‘
Subjectes, und des Prädicates. Salomo ward König. Was
SHhhh = villft
—
4495 Bei —
oil du werden? — ein Kaufmann, ein Gehen u. ſ. f.
‚Chriftus iſt Menſch geworden. Kin Soldat, ein Chriſt, ein
. Zude werden.
sen. Dftauch ohne Artikel, befonders mit Nahmen der Titel,
Ämter und Stände der bürgerlichen Geſellſchaft. Bonig, Rai:
fer, Cardinal, Sürſt, Graf, Magiſter, Doctor, Bürgermeiz
‚Her, Amtmann werden. Bürge für jemand werden... Er
iſt mein Freund geworden. Ein Paar werden, ebelich ver:
bunden werden, in der vertraulichen Sprechart.
‚gern, daß fie ein Paar wurden, Gell. Es ſcheinet, daß
werden gemeiniglich alsdann mit zwey Nominativen verbunden
wird, wenn es fo viel bedeutet, als ſolche freywillige Handlun⸗
gen vornehmen, wodurch ein gefammter, — Zuſtand be⸗
wirket wird.
Iſt feine Mitwirkung vorhanden, * iſt der Übergang
nicht freywillig,fo befommt entweder das Subject die Präpofition
‚aus, und das Prädicas bleibt im Nominative, Aus Rindern
‚werden Leute. Aus Pflanzen werden Baume. Aus sem le=
bel wirdendlich Regen. Es wird nichts aus der Sache. Was
wird aus der Sache werden ?! Was wird endlich ausdir wer=
den? Denken fic, was aus ihm werden würde, wenn man ihn
bekame, wie esihm ergehen würde,
Dderdas Subject bleibt im Nominativo, und das Pra⸗
dicat bekommt die Präpofition zu, da denn dieſes ale Mahl mit
dem Artikel, wenn einer ſtehen ſollte, zuſammen gezogen wird,
Du wirft endlich noch zum armen Manne werden. Cajus
iſt / zum Bettler geworden. Sie it zur Witwe geworden,
wo man aber noch häufiger fagt, fie it Witwe geworden. Das
Holz if zu Stein geworden, ift in Stein verwandelt worden.
Das Eis iſt zu Waller geworden,
Waffe geworden, figürlich, ift mir vereitelt worden. Zu Nichts
werden. ‚Zum Sprichworte werden. Zr wird mir fehr sur
Lafi. .
Mein Leben felbft wird mir sur Laft;
Und meine Klagen werden Thränen, Gell.
Eine befondere Art des Ausdrudes ift: Die Sache ift mir zu
Theil geworden, ich habe fie befommen.
Diefe Arten, das Subject oder Prädicat zu Segeichnen,
find nicht wilführlich, fo dag man nach Belieben eine für die an«
dere fegen könnte, welches nur in den wenigften Fälen angeben
wird. Go fann man zwar fagen, aus dem Eife wird Waſſer,
und. dag eis wird zu Waſſer; allein.es hat doch jedeihre eigene
ſchwache Nebenbedeutung, welche in der uimftändlichen Bezeich⸗
sung entweder des Subjectes, oder des Prädicates vermittelfk ei⸗
ner Präpefition zu liegen fcheinet, daher diefe Nebendeutungen
‚nicht ale Mahl verwechfelt werden fönuen,
Fällen der vertraulichen Sprechart befommt das Subject auch
wohl die Präpofitionmit, Wie wird es mis mir werden ? wie
wird es mir ergeben ?
(2) Bermittelft eines Adrerbii,und zwar ohne Unterfchied
des thätigen oder leidenden Verhältniſſes; da denn das Subject
am bäufigften im Nominative flehet. Die Sache muß anderg
werden. Sie wird nun einmahl nicht anders.
wird immer ſchlimmer, übler, ärger, beſſer, verwickelter u.ſ.f.
Größer, kleiner, kürzer, länger, weiter, enger werden. Arm
reich, weife, gelehrt, Flug werden, Er ifi Frank gewor:-
den. Dos Branfe iſt gefund geworden. Eiferſüchtig, 301:
nig, böfe, luſtig, verliebe, ohnmächtig, ſchwanger wer—
den. Blaß, roth werden. Einem feind werden, einem
gut werden, anfangen, ihn zu haſſen, zu lieben. Es wird
noch alles gut werden, einen: guten Ausgang gewinnen,
Einer Sache gewiß werden, fish davon überzeugen, Gewißheit
Kine Tonne, ein Mönd, eine Braut wer:
Ih möchte :
Empfindung.
Glück, diefes Vergnügen u. ſ. f. nicht erhalten,
. Arten des Ausdruckes mehr. Ineinigen Fällen, befondersinder —
Die Sache ift mir zu .
werden, er foll fie befonimen,
An einigen wenigen.
Die Sache
J — * *
Re Be
‚davon erlangeit,
1496.
Er * mir —
der. Ks iſt wahr geworden, iſt eingescoffen, Befondere Ars
ten des Ausdruckes find: Lines Dinges anſichtig werden, es
gewahr werden, es erblicken. Etwas inne werden, es em⸗
pfinden, mecken. Die Zeit wird mir lang, dauert meiner
Empfindung nach lange. Einer Sache los werden, fih von
ide als einer befihwerlihen Sache trennen® Dielleicht werde.
ich feiner defto eher los. Zuweilen auch mit dem Arcuſative. i
Rönnte ich doch den verzweifelten Titel los werden! Einer
Sache habhaft werden, fiein feinen Befig defoinmen.- IH "
Fann nicht Plug daraus werden, kann mich darein nicht finden,
den Zuſammenhang nicht einfeben, Mr läßt es ſich fauer wer:
den, gibt fich viele befchwerlihe Mühe. Ingleichen unperfönlich
mit dem Dativeder Perſon, wo das es den Nominativ des Sub ⸗
jectes vertritt, Es wird mir leicht, wird miefchwer, Wenn
es mir auch noch fo. fauer werden follte. Es wird mir immer
gewiffer, daß die Briefe verloren gegangen find. Es wird
mir übel, es wird mit beffer, von der unmittelbaren phyſiſchen
In einer andern Bedeutung ſagt man, es wird
beſſer, ſchlimmer mit dem Kranken, er beſſert, verſchlinmert
ſich. Es wird mir angſt, bange, oder mir wird bange. Es
fol dir fo gut nicht werden, du ſollſt diefen Boriheil, diefes
Und ähnliche
Einem untreu werden.
höhern Schreibart, ſtehet das Subject im Genitive,doch ver muth⸗
lich nur mit den allgemeinen Zablwörtern, viel, wenig nf. 0
Des libels wurde mehr, des Guten wurde minder, Duſch. —
Wo aber auch die vorige unperſonliche F Form zum Grunde hist,
es wurde es Guren mehr.
(3) * Bermittelft eines Infinitives; eine im RE
ſchen veraltete Form, welche aber ehedem fehr Häufigwar. Des’
Tewrdank ſcheffman graufen ward, Theuerd. er empfand ein
Graufen, es fing ihn an zu grauſen. Behr, das Imperfeet \
auszudruden. Er ward fallen, er fiel,
3. Den Fortgang einer Sache, den — Erfolg zu des
zeichnen ; da deun das unperfönliche es den Nominativ des Sub-
jectes ausdruckt. Wie wardes denn weitet 2. wie ging es wei⸗
ter? gören fienur, wieesward. Diefe Bedeutung iſt doch nur
der vertraulichen Sprechart eigen.
4. In jemandes Beſttz kommen, ihm widerfahren mit dem =
Dative der Perſon. Diegalfteder Summe foll dem Ungeber
Was recht if, ſoll dir werden.
Euer Lohn ſoll euch werden. Was wird mirnun dafür? was
befomme ich dafür? Meine Soyderung muß mir edle doch \
werden. ;
Rann ihre Sunf mir werden, N
So hab’ ich alle Welt, Dvis, ; y
Wenn mir die Amſel wies, fo bleibt Montan doch Sein,
Gel,
Ew. —Schhreiben iſt uns zurecht geworden, wir haben es
richtig erhalten, in den Kanzelleyen. Inder R. A. eines andern
werden, in eines andern Beſitz gerarhen, ſtehet die Perfon im
Genitive, welcher Eafus aber. von den ausgelaffenen Subſtanti⸗
den Braut, Gattinn u. f. f. berzurühren ſcheinet, weil er fi in
audern Fällen wohl nicht Leicht gebrauchen läßt. "Sragen fie Lie:
ber, was er fagen würde, wenn ich eines andern werden
follte, Weiße. x
5. Wirklich werden, entſtehen. (1) Unperfönlich, mit dem
Nominative des Prädicates und dem es des Subjecteg, Es wird
Lärmim Zimmer, es entftehet ein irm. Es wird Rrieg wer-
den. / Wird es nicht bald Sriede werden! Es wird Tag,
Kat, Morgen, Abend. Es wird bald Sommer, bald’
: Winter,
1497 Ber
Wingen,, — Es wird in dieſer Bedeutung nur mit einigen
Sub ſtantiven gebraucht, die man daher nicht willführlich vermeh⸗
ren darf. Dahin gehöret auch der Ausdruck, dazu kann Rath
2 werden, dazu ſoll ſchon Rath werden, dazu werden ſich Mittel
ausfindig machen Inffen. (2) Pe fönfich ‚ mit dem Rominative
des Subjectes, welches wirklich wird ; eine feltnere Bedeutung,
ohne Ziveifel, weil der Begriff des wirklich Werdens durch das
bloße Berbum zu kurz und mager, vielleicht. auch nicht beſtimmt
genug ausgedrudt wird... Gott ſprach, und die Erde ward.
Wer bin ih! Wie wars ih? Son dem Participio werdend. /
©. die Anmerkung.
6, Dauern, vonder Zeitdauer ; wo es aber eine Verwech⸗
felung mit währen zu ſeyn feheinet. Wie lange wird es
werden, fo bringen fie mich -um meinen Brautigam? Bif-
fer, währen oder dauern. Es wird nicht lange mehr mit
mir werden, ich werde vermuthlich bald ſterben; wofür Gellert
ausdrücklich fagt: ih denfe, es wird nicht lange mit mir
wahren.
11, Als ein Hülfswort, wo der. allgemeine Begriff des Gera-
„tbens in einen geiwifjen Zuftand gebraucht wird,manche der Deut⸗
ſchen Conjugation fehlende Verhältniſſe der vollſtäudigern Latei⸗
nifchen Conjugation zu umſchreiben, da denn der allgemeine Bes
griff des werden entweder duch dag Participium der vergange-
nen Seit, oder auch durch den Infinitiv eines andern Verbi, näs
ber beſtimmt wird. . In diefer Geſtalt lauter das Mittelwort der
" vergangenen Zeit ale Mahl worden für geworden. Es wird
ein Hülfswort auf gedoppelte Art gebraucht.
1. Den Begriff der Künftigfeit des Begriffes eines Verbi,
oder das Sururum, zu bezeichnen, twelche die Deutfche Eonjucar
tion nicht unmittelbar an der Wurzel des Verbi bezeichnen fann,
wie die Lateiniſche, ſondern ihn durch werden umſchreiben
muß.
* (3) Eigentlich, oder dieſen Begriff der Künftigfeit allein,
und ohne allen Nebenbegriff, und zwar fo wohlim Acıivo, als
‚im Yaffivo, da denn in beyden Fällen eigentlich ein brepfachrs
Futurum Statt findet. (a) Das Sururum abfolutum, wel-
> bes ohne Rückſicht auf eine andere Handlung gebraucht wird,
mit dem Infinitivi eines’andern Verbi. So wohl im Active:
ich werde Fommen. Morgen werde ih dich fehen. Als im
Dafjivo: morgen wird die Sache vorgenommen werden.
6) Das Zuturum exaetum, in Rüdficht auf eine andere
Sandlung, in deren Brtrachtung fie als vergangen angefchen
„wird. Im Activo: wenn ich ihn werde gelober haben, fo wird
ev lächeln; wenn ich es werde gefeben baben, dann will ich
urtheilen. Im Paſſivo: wenn die Sache wird unterfuchtfeyn,
dann wird ſich darüber urtheilen laſſen. (c) Tas Suturum
imperfecto mirtum, welches ſich doch mehr auf eine Unge—
wißheit, als auf eine Künftigfeir, bezieher, und daher nur im Eon⸗
junctivo gebraught werden fann, Im Activo: ich würde es
glauben, wenn er mich nicht fo oft belepen hätte; ich würde
es ihm gegeben haben, wenn er esyerlangt hätte, Fürger : ich
hätte e8.ibmgegeben, wenn n.1.f. So aud im Paffıwo: ich
wurdefeyn bezahle worden, (fürzer, id; wäre bezahlet worsen,)
wenn ich es verlangt hätte.
(2) Figürlich, oder mit allerley Rebenbegriffen, welde
beſonders in der vertraulichen Sprechart ſehr genöhnlich find.
Und zwar a. mitdem Nebenbegriffe fer Vermuthung, welche denn \
gern in eine Frage eingefleidet wird; auf welche Art fo wohl
das Suturum abfolutum, ale dag eracrım , gebraucht wird.
Sie wird bey Seinem Bruder ſeyn. Er wird doch kommen?
Sie wird nunmehr doch rubig feyn ? Oder: ſte wird nunmehr
doch iwubig geworten feyn, Damẽt wird von dem Kuß doch
Ber 1408
munter — ſeyn? Gel, Sie wird ſich wohl einmabt ?
am Bilde legen wollen, eben derf. Oft noch mis dem Neberibe-
geiffe eines Berweifes. Du wirft doch wiffen, ob du es gethan
bafl. Oder des Wunfches, daß die Vermuthung ungegründer
fopn möchte, Du wirft es. ihm doch nicht gefagt Haben ? Oder
auch des Wunſches, daß fie gegründet feyn möchte. - Du wirft es
ibm doch gefagt haben? b. Mir dem Rebenbegriffe des Verlangens
nach dem Ende eines Zuftandes, deffen Fünftige Fortdauer mar
voraus fichet; mit, dem Futuro abſoluto. Wie lange wer:
de ich noch nach dir ſeufzen! Ach, wenn wird er doch Fommen? -
e. Mit dem Nebenbegriffe oder vieimehr Hauptbegriffe eines ger
linden Verweifes, indem fich der Begriff der Künftigfeithier völ⸗
lig.verliöret; mit dem Futuro abfoluto. Wer wird denn
beändig fingen! Wer wird auch f abergläubig feyn ! Wer
wird den Augenblick gleih voller Argwohn feyn! Gel.
Heugieriger Myrtill, wer wird. nach allem fragen! eben derf,
d, Mit den Nebenbegriffe einer mir Zweifel und Hohn vermifch“
ten Bermunderung, vermittelfi des Futuri eraeri, Von Per:
fon hat fie mir gefallen , ich werde aber nicht getacht bez
ben, daß eine fo ſchene Perfon nicht reden Eann, Gel. Auch
mit einem bengemifchten Verweiſe. Ich werde es gewiß niche
gefeben haben, da er dich vorhin im Vebenzimmer Füßte,
eben derſ. ec. Mit dem Nebenbegriffe des Spottes über eine uns
wahrfcheinliche Sache. Er wird wohl mit einem Stiefel ges
titten ſeyn! und was dergleidyen verſteckte Mebenbegriffe wehe
find, welche ſich leichter empfinden, als durch Worte deutlich ma⸗
den laſſen.
2. Den Begriff des leidenden Verbältniffes. eines Verli zu
bezeichnen, da es denn gebraucht wird, dag ganze Paffivum der
Lateiniſchen Conjugation gu umfchreiben, indem es in der Deut⸗
"fen völlig feblet. Ex wird fehr verfannt. Es ward gefagt,
Du wirft geehret werden uf. f.
Anm. ꝛ. Wenn der Vocalder Wurzel in diefem Berko e iſt,
fo lauter vg im Fochdeutſchen alle Drahlacdehnt : ich werde,
wir werden, ibr werdet, werden. Sehet er aberin einem ane
tern Voral über, fo wird er gefehärft: du wirſt, er wird, ich
ward, ich wurde, grw seden, Letzteres geſchiehet nach der Negef,
. daß zwey unmittelbar auf einen Xocal folgende Eonforanten
denfelben fchärfen ; erfteres gründet fi aber vermuthlich auf die
Abſtammung vonid war, vielleicht au; von währen ; daher in
"Art, Arzt, Erde erſt, das Erz, die Fahrt, Sährte, Geburt uff.
aͤhnliche Ausnahmen Statt finden, welche ſich —— auf
die Abſtammung gründen.
Anw. 2. Wenn dieſes Verbum das Sülfswort iſt, fo Tanker es
im Karsiciy. Fräteriti, ohne Auenahme, worden, aufer dem
aber nach der gewöhnlichen Regel geworden. Da nun das Im⸗
perfect auch anf eine doppelte Art gebildet wird, ich ward, und
ich wurde, fo haben einige diefe Formen auf ähnliche Art untere
ſcheiden und wurde auf das Hülfewgrt einfchräufen, ward aber
in ben übrigen Fällen gebrauchen wollen, Allein beyde Fälle find
fi nicht aleich, uud können daher ach nicht aus einem und eben
demfelben Gefichfspuncte betrachtet werden, Wenn das Varsicie
pium von werden dag Hülfswort ift, fo ift es ale Mahl m einem
endern Participio Präterifi berbunben, welches ber 9% fein
Auanıcnt hat, daher geworden das feinige, uni des Mobiflanees
Willen, verlieret ; ich bin geliebt worden, für gelicht geworden.
Allein in ward und wurde findet nichte dergleichen Start, ſon⸗
dern dieerfie Form ift eine Folge der inznier fortfchreitenden Aus⸗
bildung der Sprache, welcheſunter ondern auch in vielen irregulä⸗
ven Verbis das tiefe 0 und u mit den angenehmern. a vertauſchet
bat. Man fagt jest nicht mehr, ich begonn, berg, borſt,
bund, drung, empfund, fund, gelung, gole, gewenn,
SH656 3 Hung,
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1499 — |
ung, zung, ſchwung, fung, zwung, u ſ. f. fondert, ber
mann, barg, barft, band, drang, empfand, fand, ‚gelang,
galt, gewann, Plang, vang. fhwang, fang, zwang, Eben dir
fe Urfache bat auch ward für wurde eingeführet ; allein es {eis
net, daß man in Anfebung desfelben wieder ſteben geblieben ift,
indem wurde nicht allein no ſehr gangbar geblieben ift, fondern
auch ward faft nur inder erfien und dritten Perfon des Singus
Fars üblich geworden ift. In der zweyten ift wardſt freplich hart;
allein diefer Härte iſt leicht duch wardeft auszuweichen, fo wie
man ihr in dur wurdeſt, barſteſt, galteſt, cangeft, fangeft, ban⸗
deſt u. ff. gleichfalls duch e anszuweichen weiß. Uber
die findet diefe Härte im Plural nicht Statt, und dog find, wir
wärden, ihr wardet, iewarden, bey weitem nicht fo üblich, als
wınden. Ich Fann mir dieie Ungleichheit nicht anders, als
zarch einen Süllſtand in der Eultur der Sprache in Anfehung dies _
feg Verbi, erfläcen. Wenigftens würde es aufalleFälle unerlaubte
and unſchicklich ſeyn, einen willführlichen Unter ſchied zwiſchen
ward und wurde zu machen. Daß der Conjunetiv noch der alten
Form folget, ich würde, und nicht, ich wärde, darf nicht befrem⸗
den, weilder Conjunetiv und das Partieipium die neue Formims
mer am ſpäteſten annehmen ‚ daher auch noch gölte, hülfe, f&höl:
te, föhle, Hürde, verdüche, würde u. f. f. üblich find, eb wir
gleich im Indicative Iange nicht mehr golt, bulf, ſcholt, ſtohl,
£urb, verdurb, und wurd fageı.
Anm. 3. Das Participium Präfentis werdend ift im Hoch⸗
deutſchen eigentlich eben fo wenig üblich, als ſeyend. Allein die
Dberdeutfchen Kanzelleven gebrauchen es häufig : die täglich be=
fchwerlicher werdenden Unruhen. Unfere neuern Dichter haben
es in der Bedeutung des ®ntftebens einzuführen gefucht. Das Bild
der werdenden Sva, Klopſt. Wo um den drohenden Sels die
werdenden Donner fich fammeln, Sad.
Anm, 4. Die Hülfswörter haben und ſeyn Fönnen in manchen
Fällen ver ſchwiegen werden; allein werden niemahls, außer, wenn
es ben mehreren verbundenen Verbis wirderhohlet werden follte,
da es denn nur Ein Mabl geſetzt werden darf. Du wirft neliebt
und gelobtwerden. Nur muß das werden nid: Ein Mahl
das eigene Verbum, und das andere Mahl das Hülfewort,
auch nicht Ein Mahl das Hülfewort “des Futuri, und das
andere Mahl des Paſſivi, ſeyn. Folglich nicht: die Derbre:
her, welche fharf bewacht , und ihren verdienten Lohn em=
pfangen werden; wo daslegte werden, als ein Hülfswort des
Futuri,das ausgelaffene ungleichartigeHülfswort desPaffivi nicht
vertreten kann. Überhaupt vermeide man. fo wohl grammatifch
fehlerhafte, als auch den Wohlklang beleidigende Arten des Ge⸗
brauches diefes Hülfswoetes. Die Streitigfeiten feheinen no
fo bald nicht beygelegezu werden, .ift fehlerhaft, weil bier ein
Hülfswört- fehlet; folglich beffer: es ſcheinet nicht, Haß die
Streitigkeiten ſo bald werden beygelegt werden, oder daß
fie fich ſo bald werden beylegen laffen. Er zeigte, wie uns
glüflich die Leute werden werden, wenn ſie ſich nicht beſ⸗
fern, beffer, ſeyn werden, oder werden müflen, x
Ham. 5. Diefes Verbum lautet ſchon von den frübeften Seiten
er :rden, bey dem Uphilas wairthan,im $sländ. werda
und Schwed. varda. Esifivermutbiich ein Abkömmling von
dem alten wara, feyn, wovon noch unfer war iff, da benn der
dunfele Unterfcheidungsbegriffdurch den alten Ableitungslaut d
bezeichnet worden, a ut,
Der Werder, des—s, plur.ut nom, fing, eine Infel in einem
Zluffe, ein michr in dem geſellſchaftlichen Umsange vieler Provin⸗
zen, befonders Ober: und Riederdeutſchlandes, als in Schriften
üblidyes Wort, in welchen legtern man das allgenieine Infel vor«
aichet, Es lauserum Bremen Werel, in vielen Gegenden aber
- über den Tslpel werfen, noch niedriger, .
TRENNT TIDEn
ERrmUEN
——
Vyar
ar a TEE Fe Fe
$ * — —
ohne; Ableitungsſolbe nur Werd, Wörth und wuhrt, wovon '
das erſte unter andern Ezech. 26, 5 vorkommt, Der Stammbe
griff iſt die Höhe oder Erhöhung, da denn diefes Wort zu Bär,
fo fern eseinen Danım ‚bedeutet, - Wehr, ein Damm, - Oberd,
Wuhr, uund zu Warze gehöre. Im Micderf, ift noch jetzt
Wuhrt ein erböhetes;, mit Gras bewachfenes Erdreich, ein
grüner Hügel, und im: Angelf, bedeutet Warth, dag Ufer,
gleichfalls von der Erhöhung, in Rückſicht der Wafferfiäche, Bon
diefen Auhöhen Haben auch das Land Würden au ber Weſer, und
die Wurfaten , die in niedrigen Gegenden auf folden Anhöben
wohnen, ihren Rahmen, Bon diefem Begriffe der Anhöhe iſt es
eine bloße, und zwar ſehr gewöhnliche Figur, wenn eine Haus.
und Hofftelte in den niedrigen Gegenden Riederfachfens eine
Wurhrer genannt wird, weil mandafelbff auf ſolchen Auhöhen zu
bauen genöthiget ift, um vor dem Waſſer ficher zu fepm. Au Dos
nauwertb, Raiferswerth und andern eigenen Nahmen
| in die
legte Hälfte auch Fein anderes als diefes Wort, < =
Werfen, verb. irreg. act. Präf. ich werfe, du wirfk, er wirft,
wir werfen,u.f.f. Conj. werfe ; Inıperf. warf, (ehedemwurf,)
Conj. würfe; Partieip. geworfen.
zwar:
1. Eigentlich, da es denn in der edlern Sprechart für das nie⸗
drige ſchmeißen gebraucht wird. Es wird am hauftaſten von Dins-
„gen gebraucht, welche man aus freyer Hand wirft: einen Stein
in das Waffer, Yols ins Seuer werfen; aber auch in manchen
Fällen, wenn diefes Werfen verwittelſt künſtlicher Maſchinen ger
ſchiehet: Bomben werfen, Bomben in die Stadt werfen. Übers».
haupt wird entweder die Sache, melde man wirft, inden Aecu⸗
fativ gefest, da denn derterminus ad quem eine Präpefition
Befonmt. Einen Stein nach jemanden werfen, den Stein in
„das Waffer, den Ball an die Wand, das Gerreide in den
SIuß, die Waaren über Bort werfen. Etwas von fich wer⸗
fen. Einem etwas vor die Lüſſe werfen. Das Los über etwas
werfen, Die meiſten Yugen werfen, im Würfelfpiele, Ei—
nem etwas in den Weg werfen, ibm ein plötzliches Hinderniß
verurfahen, Oder derterminus ad quem ſtebet in dem Ac-
eufätivo, da denn diegeworfene Sadjedie Präpofition mit bes
kommt. Jemanden mit Rorb, mit Steinen werfen. Sich
mit Schnee werfen. Jemanden die Augen aus dem Ropfe
werfen. Zumeilen befommen bepde eine Präpofition: mit Stei⸗
nen, mit Koth nach einem werfen. Mit Scheltworten, mit
Lateiniſchen Broden uff. um fih werfen, fie häufig ger
Brauchen,
2, In theilg weiterer, theils engerer, theils figürlicher Beden,
tung. (2) Zürfioßen. Jemandenzu $odenwerfen, ibn flo»
gen, dag er zur Erde fällt. Einen über den Haufen werfen,
in der vorigen Bedeutung. Den Staat, die Gefege, u. f.f.
über den Saufen werfen, eine niedrige Figur.
einen " Einfältie
gen bintergeben. (2) Mit Heftigfeit oder Geſchwindigkeit bewe⸗
gen, in vielen einzelnen Fällen. Jemanden in das Gefängnig
werfen, ein barter Xusdrud, Truppen in eine Seflung
werfen, die Truppen haben ſich in die Seftung geworfen, Mi:
nen Mantel, die Kleider über fich werfen. Sie warfden nächt⸗
lichen Anzug von ihren Schultern.
die Knie, fich ihmsu Süßen werfen. Sich auf dag Bert, in
den Wagen, in einen Stubl, unter einen. Baum werfen.
Sic jemanden um den als werfen ihm um den Hals fallen,
Sic einem in die Arme werfen, ihn ſchnell und mir Heftigfeit
umarwen;z and fgrlich , ficb ganz feiner Gewalt, feinem Schutze
anvertrauen, Die Strafe in die 5öhe werfen, mit —— —*
En nen
Sich vor jemanden auf
Es bedentet, einen Me A
per mit Heftigkeit durch den freyen Luftraum forttreisen, und.
Temanden
10 Ber * ERSTE Der 1502
„denen Stolz durch — Erbebung des Lopfes an den * le⸗ 2 Dir wärfte, — — in einigen Gegenden, ein Rahme
gen. (3) Oft berſchwindet auch der Begriffder Geſchwindigkeit - „der Korurolle, oder des fichenden Getreideſiebes. Won dem Vers
‚and der Heftigfeit, und da Meibt der bloße Begriff der Bewegung bo werfen, weil’das Getreide dadurch geworfen wird.
„ oder der Kichtung übrig. in Börper wirft emen Schatten, Die MWerftenbänge, plur.die—n, bey den Tuchmachern, ein
wenn er iin mat. Das Zolz wirft fi, wenn es von der Wit Geſtell, das geleimte Werft, oder die Kette zu den Tüchern dar⸗
j “ terung feumm gezogen wird. Einen Blick auf jemand werfen, auf zu trocknen.
ibnanfeben. Die Augen auf etwas werfen, fo wohl aud,esam Mer Werftzähler, des —s, plur.ut nom. fin 8. ben verſchiede⸗
feben, als ein Verlangen darnach nähren, Die Schuld auf je⸗ nen Arten der Weber, eine Perfön, welche die Gänge und Fäden
manden werfen, ſchieben. Yaß, Liebe, Zorn auf jemanden des Aufzuges zählet.
werfen. (4) Bey deu bildenden Künſtlern wird werfen vonder Der Werftkäfer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Art Käfer,
Anordnung der Falten und Umeiffe eines Gewandes gebraucht. welche ſich auf der Werftweide aufhält, Chryfomela caprea
„Kin Mahler wirft feine Gewänder gut, wenn er ſie natürlich Linn,
anordnet, Ein wohl geworfenes Gewand. (5) Jemanden Die Werftmotte, plur. die —n, eine Art Motten, vieleicht
werfen, feinen Banterott, feinen Untergang verurfächen ; eine auch von dem Orte ıhres Aufenchaties, Phalaena Geometra
Ellipſe für zu Boden werfen. Dieſer Wechfel har ihn gewor⸗ undulata Linn.
fen, (6) Von vielen vierfüßigen Tpieren ift werfen fo viel als Der Werftſtrauch, des —es, plur. die — ſträuche, an einigen
Junge gebären, da es denn fo wohl als ein Neutrum, als auch als Orten ein Nahme der Baumwollenweide.
ein Aetivum, gebraucht wird, für das niedrigere jungen. Die Die Werftweide, plur. die —n, in einigen Gegenden, ein Nah⸗
zundinn bar geworfen, fle hat ſechs Junge geworfen. Bon ine der Saalweide,, Salix caprea Linn. oft auch nur die
vielen Thieren hat men eigene Verba, 3.8. fühlen, Niederf. foh— Werfte, (S,diefes Wort.) Werfeweideift eigentlich eine Zav⸗
den, Ealben, ferkeln; welche aber unedler find, als werfen. Aus tologie,
fer dem ift das allgemeinere werfen für die beſondern Verba Das MWerfzeug, des —es, plur. die —e, ein allgemeiner Nab⸗
nothwendig , wenn der Rahme des Gebornen mir ausgedrudt ine der vor Erfindung des Schießpulvers üblichen Mafchinen,
wird, d. i. wenn das Verbum active ſtehen ſollte. Die Sturte große Pfeile, Steinen ſ. f-damit zu werfen; auch Wurfzeug.
‚bat ein ſchones Süllen geworfen. (7) Bey den Zalkenieren ift Das Merg, 5.1. Werk.
werfen, von den Falken gebraucht, den Leib ausleeren, als ein Das Werk, des —es, plur: doch nur von mehrern Arten
—— uud Quantitäten, die groben verivoerenen Fäden, welche bey
„Daher das Werfen, ©. auch Wurf. dem Hecheln von dem Flachfe und Hanfe abgeben. . Slachs-
. Anm. Von den älteften Seiten an ſchon im Hberseuttäen wert, Hächfenes Werk, banfwerk, hanfenes Werk. An der
-werfan,imRiederd. warpen, bep dem Ulphilas wairpan, im Monfeeifhen Gloſſe Auuirchi. Es iſt aus Werrich zufamnten
Schwed, und Isländ. varpa, im mittlern Lateine guerpire. gezogen, eigentlich verworrene, unter einander geworrene Fäden
«©, aud Wirbel und Werben, welche won Zweifel damit ver⸗ zu bezeichnen, daber es auch von vielen Werg geſchrieben und ge⸗
wandt find, ſprochen wird, wofür doch Werch analogiſcher wäre. Da dieſes
. Das Werft, des —es, plur. die —e, diejenige Anfialtan eis More mit dem folgenden fehr oft Mißdeutung machen kann,
nem ſchiffreichen Waffen, wo Schiffe gebauet und ausgebeffert (+. B.Sarnıfwer? kann hänfene Arbeit, ingleichen Zanf als ein
werden; auch das Sciffewerft, Im Nirderf. und Holänd. Collectionm, und Werrich von Hanf bedeuten,) fo würde ih das
Warf und Werk in Shwed,-Hvarf. Esbedentet, ſo wie Werd volffändige Wervich alle Mahl vorgiehen, wenn nicht das Ad⸗
und Werder, eigentlich einen erhöbeten Det, und iſt von diefen jectivum werfen, von Werrich, ſchon allgemein wäre, wofür ih
nur in der Ableitungsſylbe unterfieden. Im Angelfähfifhen wevrichen oder werchen ſchwerlich werden einführen laffen. Im
iſt Wharla, das Ufer, und das Riederfächf. Warf bedeutet nicht Niederfächfifchen wird das Werkgeide genannt, worunter man
allein einen jeden Pügel, fondern auch ein durch Bolliverf befe⸗ doch eigentlich nur dag feineye Werk. von der zweyten echel, oder
ſtigtes Ufer. das fo genannte Mittelwerk verſtehet.
2 Das Werft, des —es, oder die Werfte, plur. inuf, by 2. Das Werk, ded —es, plur. die. —e, Diminnt. Werken,
den Webern mancher Provinzen, der Aufzug des künftigen Ge⸗ Dberd, Werklein, ein ſehr allgemeines Wort, wofür daher in den.
webes, die Kette. Das ſächliche Geſchlecht iſt in den meiſten Ge⸗ meiſten Fallen beftimmtere üblich find. Es bedeutet:
genden das arwöhnlichke ; im weiblichen kommt es 3 B.Mof.ı3, 1, Eine äußere Handlung in derengffen Bedeutung, eine voll
‚ 48. vor. Es ſcheinet entweder von werben abzuffammen, fo fern brachte Verrichtung; am häufigften inderTheologie und der biblis
es ehedem arbeiten, bewrgen, weben u. f.f. bedeutete, oder auch {hen Schreibart. Gute Werkr;redtinäfige Handlungen. Ein
don werfen, weil der Einſchlag dadurch geworfen wird. In man gutes Werk, ein chriſtliches Werkverrichten. Lin Werf der
hen Gegenden beißt diefer Einfchlag das Werfr, und dann fheie Tiebe, der Barmberzigkeit. Böſe Werke. Werke des Sleis
net es unläugbar von werfen abzuſtammen. ſches, der Finferniß uff. in der Deutfchen Bibel, Ein rift:
Der Werfebrich, des—es,plur, die —brüche, bev sn Zuchma⸗ AUiches Werk vorhaben, zum Abendmahl geben wollen. Die
chern, Fehler indem Suche, welche von geriſſenen und nicht wie ⸗Woerke Gottes, inder Theologie, die Schöpfung, Erhaltung und
der gefnüpften Fäden, fo wohl in der Kette, als dem BASE Regierung der Welt, die Erlöfung und Hriligung.
entfleben; von 2 Werft, “ 2. Der Zuffand,da etwas wirklich gemacht oder hervor gebracht
- 1, Die Wirfte, plur. die —n, ein nur in einigen ——— ütbli⸗ wird ; ohne Plural, und nupin einigen einmahl eingeführten R. A.
es Wort, den Weidenbaum, die Werde, und verfchiedene Arten —— ins Werk ſtellen oder richten, es ausführen, eaſien⸗
derſelben zu bezeichnen. Beſonders führet die Saalweide in gen. Zn Werke richten, im gemeinen Leben für dag vorige.
! manden Gegenden diefen Rahmen. Es ift urfprünglich ein 3. Die Arbeit, Anwendung feiner Kraft, auf ne unbertimmte
Slaviſches Wort, welches duch die Wenden in Deutſchland Art, ſo daß es den Gegenfkand und das Prodict dunkel mit in fich
eingeführet worden. Im Böpmifhen heißt die Weide Wrba. ſchließet; ohne Plural. Das Werfeinfellen. Das angefanges
S, Werftweide, \ 5 ne Werk vollenden · Kb iſt ſchon im Werke, in der Arbeit, es
wird
1 508 Ber ER
wird daran BR Be Das iſt nicht Eines — Wert, 5.
zu reichen die Kräfte Eines Menſchen nicht hin. Die e legte Han)
„an das Werk legen. - Das Merk liegen laffen.
ſchreiten, gehen, greifen, an das Wer? gehen, eine Arbeit an-
fangen. Das if mein Werk nicht/ ich berrichte dergleichen nicht,
und in noch weiterer Bedeutung, id hade feine Neiguug day
Somplimente find mein Werk nicht.
4. Ein hervor gebrachtes, zur Wirllichtkeit gebrachtes Di, ig, ein
Produect.
(1) In der weiteſten Bedeutung, oh Unterſchied, wie ſie
find heroor gebracht worden. . So heißen alle endliche Dinge
Werke Gottes. OasWerk lobt den Meiſter. Die zreundſchaft
at in den meiſten Sällen ein Werk der Natur und des Umgan—
ges. Dieſe Eitelkeit it das Werk feiner. Scpmeicheley. Die
Vorzüge, welche fie an mir loben, find ganz ihr Wert, A dag
fie ganz ihnen zu danken. Lin fünfiliges Werk.
(2) Im engern Verſtande, von befondern Aeten durch
Kunft hervor gebrachter Dinge. (a) Ein Gebäude wird oft ein
Werk genannt,
neue Werk, ift in vielen einzelnen Fällen, das neue Gebäude.
6) Bruffwehren und Gräben zur Beriheidigung, Seftungswerke.
Werte aufwerfen. - Lin Außenwerk, ßornwerk, Kronwerk
u. ſ. f. Die feindlihen Werke fihleifen, die Verf Hanzungen,
ts) Eine fünftliche Maſchine. Befondersinden Zuſa mme iſetzun ·
gen, Uhrwerk, Orgelwerk, Fuhrwerk u, ſ. f. welche, wenn kein
Miß verſtand zu beſorgen iſt, auch uur das Werk ſchlechthin ge⸗
nannt werden. Ein altes Werk. (d) Eine Schrift von einigem
Umfange, wie das Lat. Opus. in gelehrtes Werk. Ein nutz⸗
liches Werk ſchreiben. Luthers Werke, Schriften. (e) Das
Gebäude der Bienen in einem Stocke, weiches auch das Gewirke
heißt. (f) In Hüttenbaue wird das durch Schmelzen erhaltene
Gemiſch von allevley Metallen, Has Werk genannt. (3. Werk:
bley.) (Indem Salzwerkezu Halle wird die ganze Arbeit des-
Siedens, von der Stellung des Herdes an, bis zur Reinigung der -
Pfanne, das Werfgenannt, da denn auch die Auantirät Salz,
welche dadurch erhalten wird, und welche aus ziwey Stücken der
ſtehet, ein Werk Heiße. Und fo inandern Fällen mehr.
5. Piel Werks aus etwas machen, sel Geräuſch, viel Auf
bhebens.
Anm. Das Wort iſt alt, und lautet ſchon im Kero Werach,
"hey dem WilferamWercho, bey dem DitfriedWerk, ‚im Angelf.
Weorc,im Engl, Work. Es iſt mit dem Gried. seyon und
dem Hebr. 4788 genau verwandt, (S, Wirken.) Bey dem Ott⸗
fried bedeutet e3 auch eine Sache, ein Ding: In notlichen.
werkon, in bedrängten Umftäuden. In vielen Zuſammenſet⸗
zungen. befomme diefes Wort noch manche andere Modificatios
nen. So bedeutet es.in Bergwerk, zammerwerk, Meſſingwerk,
Sarbenwerf, vorwerk, Ackerwerk, uf. f. einen Inbegriff meh⸗
rerer Anſtalten Einer Art; in Feuerwerk, Rauch werk, Slecht⸗
werk, Jolswerk, Mufhelwerk u. fe f. ift es gleichfalls ein Eol-
lectivum, mehrere Dinge Einer Art zu bezeichnen, beſonderb wenn
fie Werke der Kunfkfind,
Die Werkbant, plur. die —bänfe, bey den Handwerkern, bie
Bank, d, i. der ſtarke Tiſch, auf welchem fie arbeiten.
‚ Die Werkbiene, plur.. die —n, in einigen Gegenden, ein Nahme
der Arbeitsbienen in einem Bienenflode,.
Das Werkblep, des —es, plur.die—e, 1. Im Hüttenbaue,,
dasjenige Bley, — bey dem Durchſetzen der Erze das Silber
in ſich gezogen bat, ohne Plural. Auch nur ſchlechthin das Werk,
2, Bey den Klempenern, eine blegerne Platte, das. Blech darauf
auszuarbeiten,.
Zum Werke °
Das ganze Werk ſtehet auf Pfählen. Das
Bi Be |
"Das wat ret des —es, — die Ser bey — ———
werkern, ein Bret, auf welchem fie —— oder andere Br !
beiten verrichten, {
Der Wirkbund, des —es, plur. car. inder Theologie, der —
‚Bund Öottes mit den Meafchen iin Stande der Unſchald, weil
J umter der Bedingung eines völltgea Brporfams. ertichtet wur⸗
de; im Degeuſatze des Gnadenbundes
Die Werkbaͤtte, plur. die —h, bey den Papier machern die But⸗
te, woraus das Werk, d. i der flüſſige Zeug, geſchöpfet vird.
Das Werkeiſen, des —s, plur.utnom.linzg. 1. Bey Sen ©.
Hufſchmieden, dasjenige Werkzeug, womit den Pferden der Huf
ausgewirker wird; daher es eigentlich Wirkeiſen heißen. follte,
2. Bey verfchiedenen — ER das —
die ſen Nahmen.
Der Werkeltag/ S. Werktaß =
Werken, adj. etadv.von Werk oder Werrig, daraus le —
Werkenes Garn. Werlene Leinwand, Wertklein vand.
3, Merk.
Der Werker, des plur.utnom., fing. ein nur in einigen. —
Zuſammenſetzungen, wie Feuerwerker, Handwerker uff. üble
ches Wort, Es iſt hier vermittelſt der atunnae er von
Werk gebildet. Ei
Das Werkgarn, des —es, plar, boch nur von ———
und Quantitäten, die —e, aus Wer odet Werrich —
Garn; werkenes Garn. ER
Der Werkhammer, des —s, plur. de im Süten. er
baue, ein Hammer mit einer Spige ayf der einen Seite und einer
breiten Bahn auf der andern, die Nöfte damit zu ſchlagen.
Das Werkhaus, des —es, plur. die —Hüufer, fo wie Arbeits
haus, eine glimpflihe Benennung eines Zuchthauſes weil ſchãd⸗
liche, oder auch nur müßige Leute darin zur Arbeit ——
werden.
werkheilig, ee, adj, etradv. gute — — um des
Scheines der Heiligkeit, d. i. einer vorzüglichen Frömmigkeit
Willen, verrichtend, und darin gegründet; wodurch es ſich von
dem bloßen ſcheinheilig unterſcheidet.
Die Werkheiligkeit, plur. car. eine Fröntmigkeit, welche Bloß.
in äußern guten Handlungen beſtebet; die Fertigfeit, gute Bands.
lungen um des Scheines der Heiligkeie Willen zu verrichten. _
Der Werkhof, des —es, plur, die —höfe, an — Drien, wie
Zimmerhof. . ;
Das Werkholz;des —es, plur. inuf.. ı. An einigen Orten fo
vi-l als Bauholz, im Gegenſatze des Brennholzes.. 2. Im Hüts
tenbaue, das zum Abtreiben der Erze nöthige ide wie,
Treibehoiz. #
Die Werffeinwand;plur. car. aus Werk oder werrich arweb
te Leinwand, werkene Leinwand. ©.1.MWerh. ° - e
Die Werkleute, ing. inul; die Acheitsleute, befonders die zu ei⸗
nem Baue nothwendigen Handiverker, Arbeitsleute. Im Noifer
Werkliute. ©. Werkmann. 2 2
*Werklich, —ev, —ſte, adj. et adv. ne in den gemeinen
Sprecharten einiger, befonders Dberdenifcher Gegenden. 1. Ars
« beitfam, thätig, gefhäftig. ı 2: Künftlih. 3. Somderdar, felt» —
Er wunderlich. Ein werklicher Menſch, ein feltfamer, när⸗
riſcher.
Das Werkloch, 'ses-—es, plur die —löcher, in den Gtasöfen,
das Loch, wodurch das Werk, oder. a gefhmölzene Maſſe aus
dem Hafen gelangte? wird,
Werklos, er, —effe, adj. et adv. in der Sheologie,der werke,
d.i. guten Handlungen, berandt.‘ Bin werklofer Glaube, der.
fih nie durch pflichtmäßigr Handlungen — Daher die
Werkloſtgkeit.
—
Die Werkprobe,
FETTE EN DS
.- veraltet.
«
0 ER Ber RN
"Der Wertmann, “AR es, plur. die — männer, oder Wet:
leute, cin Arbeitsmaun, Arbeiter ;ein im Hochdeut ſchen veralte⸗
tes Wort. Im Kero Werachman, {
Der Werkmeifter, des —s, plur. ut nom, fing. 1. Ehedem
derjenige, welcher die KrivgessMafchinen und das grobe Geſchütz
in feiner Aufficht bat, und damit umzugehen weiß; ein Zeugmei=
‚ Ber, Seuerwerker u. ff. 2 „ Derjenige, welcher die Aufficht über
einen Ban bat, der Baumeifier ; im Hochdentfihen gleichfalls
3. Der Aufſeher oder Vorfieber einer Fabrif, 4. Bey
vielen Handwerkern, wird der erſte oder vornebmfe Geſell, wel⸗
her die Arbeit vegieret und anorönet, dev MerFmeifter genannt,
Das Werkmeffer, dves—s, plur. ut nom. fing. beyden£es
derarbeitern., dasjenige Mefer, womit die Arbeit Zugeſchnitten
wird.
Der Werkofen, des— 3, plur. die — öfen, in den Ölashütten,
derjenige Dfen, worin das Werk, d. i. die Glasmaſſe, ſchmil⸗
zet, der Slasofen. ;
plur. die —n, im Hüttenbaue, die Probe
des Werkbleyes, den Silbergehalt deselden zu erforfihen.
al Die Wirkruthe, plur. dte—n, bey den Zuch nachern, eine Rus
tbe,d.i. Schiene, das Kreuz der Ketie Hinter den Schäften das
mit abzuföndeen.
Der Werkſatz, des — es, plur. Sie — - füge, ben den Zimmer⸗
leuten, die Auftichtung eines hölzernen Gebäudes, durch Verbin⸗
duug aller einzelnen Theile, die Zulage.
Der Woͤrkſchuh, des — es, plur. die — e, und wenn ein Zahle
wort vocher gehet, ungeändert, Werkihub, die Länge eines
Schuhes, als ein Längenmaß betrachtet, ein Juß; beſoaders, fo
wie diefes Langenmaß unter den Werkleuten, d. i. Zimmerleu⸗
ten, Maurern, üblich iſt, zum ——— von dem geometri⸗
ſchen Schube oder Fuße.
‚Das Werkſilber, des —s, plur. doch nur von mehreren Aeten
oder Quantitäten, ut nom. fing. ı. Das in dem Werkbleye
enthaltene, oder daraus geſchmelzte Silber, 2, Silber , welches
aus altem Silbergeräthe zufammen geihmelzet it, Bu hſilber.
Die Woͤrkſohle, plur. car, in den Salzhütten, die zu einem Wer⸗
ke Salz erforderliche Soble.
Die Werkſtatt, plur. die — hätte, oder die Werktätte, plur.
die —n, ein eingefchloffener Raum, worin gearbeitet wird, bes
-fonders bey Künſtlern und Handwerkern. Figürlich, der Drt, wo
etwas zubereitet wird, fein Daſeyn erhält.
Der Werkſtaätter, des — s, plür. ut nom, fing. ein Nahme,
welchen fih die Kupferfchmiede in den Städten beylegen, zum tus
terfhiede von den Hammerjchinieden in den Kupferhämmern.
Werkitellig, adv. welches aus der R.A., in das Werk Helen,
gebilder iſt, wirklich gemadt,, zur Ausführung gebrasht. Sinen
Entwurf, einen Unfchlag werfielig machen, ibn ausführen.
Als ein Adjectiv ift es ungewöhnlich, Daher bewerkiteiligen, 9.
dasfelbe.
Die Wirkftabe, plur. die —n, auf ben Btehhlitten, dasjenige
Zimmer, worindiegefchmiedeten Bleche deſchnitten werden.
Das Woͤrkſtück, ses —es, plur, die —e, ein viereckt zuge⸗
bauenes Stück Stein, foıwie es zu Gebäuden gebrauch‘ wird,
von Werk, ein Bebäude, Sonſt and ein Quaterſtein.
Der Werfftubl, des — es, plur, die — kühle, Bey den Licht»
ziehern, das Geſtell, auf — die gezogenen —— abtropfen
und erfalten.
Der werrtag des — es plur. Aue derjenige Wochentag,
. an welchem gearbeitet wird, oder geardeitet werden darf, zum
Unterfbiede von einem Sonn⸗ oder deyertage. In gemeinen Le⸗
ben Werkeltag.
Adel. W. 8,4. Thl. 2, Auf,
Das Werkzeug, des — es, plur. die—r.
Bett - - 1506
Werkehätig, adj.etadv. 1, Durch die Werke, d.i. Handfun:
gen, thätig; eigentlich eine Tavtologie, indem tbärig ſchon eben
das ſelbe fagt, daher es in diefer Bedrutung auch nue in den Ober
“© deutfchen Kanzelleyen am häufigften ift. Ein werkthatiger Eifer,
ein thätiger, 2. Zur Wirklichkeit gebracht, wie werkfeilig, Et⸗
was werkthatig machen. Im Oberdeutſchen hat man davon dag
Verbum bewerfthärigen, nach der Analogie von bewerffieligen.
Der Werktiſch, des — #8, plur. die —e, bey vielen Hand ver⸗
fern und Handarbeitern, der Tiſch, vor oder auf welchem fie ars
beiten, wie Werkbank.
Die Wörkzange, plur. die—n, bey den Gordfchlägern, eine
hölzerne Zange, die Gold⸗ und Sitderblätter damit hin und wies
der zu heben,
1, Ein körperliches
Ding, womit etwas verfertiget, oder auch nur eine förperliche
» Arbeit erleichtert wirds da es denn fo wohl colleetive als diſtribu⸗
tive gebraucht wird. Die Werkzeugeder: Sinne, Augen, Obren,
u.t.f. 2. Figürlich, eine jede Perfon oder Sache, deren man
fih als eines Mittel zu Errichung einer Abſicht Bediener.
Der Zimmel, der ſich nur Sie Rache yorbebälr,.
Wähle ſich zum Werkzeug nie die Eselten der Welt, Weiße
Bey bein Opitz und in einigen Ober entſchen Gegenden der Werk⸗
* zeig, bey denältern Schriftſteller das Gezeug. s
Der Wermuth, des — es, plur. car. der Radıne einer bekann⸗
ten Dilanze von ſehr bitterem Geſchmacke, Abliathium Liz,
An einigen Oberdeutſchen Gegende Alſſen, Alſen, Wiegenkraut.
Im Riederd. lantet diefes Wort Wormde, Warmke, Waumöge.
In beyden Mundarten iſt der Bau dieſes Wortes verunfkaltet, da⸗
her Wachter es von Wärme, wegen ſeiner erwärmenden Kraft,
und Popowitzſch, von weh, und Mod, Made, Ungeziefer,
ableitete. Allein das Angelfächftbe Hilft uns aufdie wahre Ads
fkanmung,indem e3 dafeldf Worniwood, und Wyrmw yrt,
d.i, Warmkraut, lautet, weil diefe3 Kraut wegen feiner Bitter»
keit (ham ſehr frühe als ein Segen uittel gezen die Meiner , be»
ſonders im menfchlichen Leibe, bekannt wurde, Das Dänifde
Malurt, und Schwed. Malört kommen damit gleichfalls übers
- ein, von Aral, ein Wurm. In einigen Deutſcheu Provinzen wird
es daher wirklich Wurmkraut genannt,
Das Wirmuthbier, des— es, blur, doch nur von mehrern Ars
ten oder Quantitäcen, die —e, Bier, wlhem mit: zugefeßten
Wermuth ein bittere Geſchmack —— worden.
Der Wirmuthrrand, des — es, phur. die — tr anke, ein Trank,
deſſen voruebanſter Beſtandtheil Wermuth iſt. r
Der Wermuthwein, des — rs, plur, doch nur von mehrern Ar⸗
ten und Quantitäten, die — c, Wein, welcher über Wermuth ges
branfet, und davon einen ditteen Geſchmak angenommen bat.
Die Merre, plur, die — n, in den gemeinen Sprecharten einiger
Hrovinzen, z.B. in Thüringen, ein Rahme desjenigen Yufectes,
welches auch unter dem Rahmen dee Erdgrille, vder des Reit:
wurmes befauntift. (S. Erdgrille.) Der Nahme Werre rübs
ret vielleicht von. deffen T:pwirrenden Stimme ber, daher es
auch Grille genannt wird,
Das Werrig, der Abgang von dem Flachſe oder Hanfe, Siehe
1,.Werk, .-
Werfig, S.Wirfig.
Werth, — er, — efte, adj. etadv. di. Einen beſtimmten An»
found ‘auf die Schägung anderer Habend, in Vergleichung mit
dem befannten Öradeder Schätzung eines andern Dinges, (a) In
* Vergleichuag mit dem Gelde, dem eiumahl angenommenen Maß—
ſtabe des Werthes der Dinge, da denn deſſen Begriff im Accufas
tive ftehet. Der Ring’ it schn Thaler, das Haus ift taufend
Thaler werth. Wie viel it das Gut wereb Es iſt viel worth.
Ceeer nichts
1507 Ber
- nichts werth. (b) In Vergleichung mit einem jeden andern -
Dinge von befannter Schägung , da denn diefes entweder durch
das circumferiptive daB ausgedrudt wird. Die Sache iſt nicht
werth, daß ich daran gedenfe. Du biſt nicht werth, daß
dich die Sonne befibeine. Er wäre werth, daß man ihn
"benkte, er hätte es verdient, Dder vermittelft eines Nennwors
tes, dadenn diefes gemeiniglich im Genitide fiehet: Es iſt der
muhe nicht werth. Es if der Rede nicht werth. Er iſt ih⸗
zer alle Stunden werth. ;
Ein Seld, derfich durch mande Schlacht,
Durch manch verheertes Land * — werth gemacht,
* €
Aler Ehren werth, im gemeinen Leben, nicht unbeträchtlich.
Aber auch zuweilen im Accuſative. Er it die Kugel nicht werth.
An diefer ganzen Bedeutung wird das Wort faft nur allein als
ein Aöverbium gebraucht: Denn ob man gleich fagt, eine nichts
wertbe Sache, fo fagt man doch nie, wenigftens nicht richtig,
einzehn Thaler wertber Ring. Auch die Comparation ift in
diefer Bedentung nicht üblich, fondern muß dur mehr, weni:
ger, am meiften, am wenigfien umfchrieben werden, Er if
mebr werth als du. Es iſt der Rede weniger werrb, als uff.
2. Einen hohen Grad des Anfpruches auf jemandes Schäßung
habend, und darin gegründet, fo wohl als ein Adverbium, als
auch als ein Adjectid. Etwas werth halten, werth ſchätzen.
Lin werth gefehägter Freund. Die Sache ift mir fehr werth.
in mir febr wertber Freund. Er if mir werther als du.
Um der viefen vr Willen wird der Comparativ nicht leicht als ein
Adjectiv gebraucht, wohl aber der Superlativ: mein werchefler
gerr. Die wertheilen Gegenflände unferes Herzens. R :
Anm. Schon im Ulphilas vairıhs, im Schwed. värd, Es
ftanınıer, fo wie das folgende Subftantiv, vermittelft des. Ablei-
"tungslautes th oder d von demalten Worte Wahr, Schägung,
und währen, fhägen, ber, (S.2.Wäbrung, und Würde ;) uud
da in diefem die erfie Sylbe gedehnt iſt, fo hat auch wehrt diefe
Dehnung behalten, ungeachtet es wegen der zwey folgenden Eon»
fonanten eigentlich gefhärft, werth laufen ſollte.
Der Wörth, des — es, plur.car. der Grad des Vorzuges, in
Nüdficht aufdie Shägung anderer , die Meinung von dem Vor⸗
zuge, der Güte einer Sache. Liner Sache einen großen Werth
beylegen. Im hohen Werthe ſeyn. Die Wiſſenſchaften be=
balten ihren Werth. Etwas in feinem Wertbe laffen, deffen
Werth unentfebicden laſſen. Der innere Werrb, die innere Güte,
welche unter allen Umfländen gefhäget wird; zum Unterfchicde
> pon den äußern Werthe, welcher von zufälligen Umſtänden abs
bönget, und auch der Preis genannt wird. Befonders in Rück⸗
ſicht auf das Geld , den angenommenen Maßſtab des Werther.
Ein Gut, 10000 Rihlr. am Werthe. Ein King von großem
Werthe. Münzen von ſchlechtem Wertbe, wo es aber den ine
nern Werth, oder den Gehalt begeihnet. Den Werth für et—
wag empfangen, d.i.den Betrag des Werthes dem Belde nad,
Da es denn zuweilen auch für Preis gebraucht wird, Im Werthe
ſteigen. Der Werth der Güter fallt. Etwas um einen gerinz
erth verkaufen.
— dein Ottfried, Notker u. ſef. Werd, Werdi, im
Niederſ. Weerd, im Engl, Worth, im Pobln. Wart. ©. das
vorige, und Winde, wi s
werfen, in Verweien, durch die Fäulnig aufgels ſet werden. Ei⸗
nige neuere Dichter haben in dieſem, fo wie in andern Seitmörz
seen, angefangen, bie&bleitungsfplben wegzulaffen, und wefen für
verweſen zu gebrauchen. KR.
gier ruht und weft, Gott feys gedankt,
rin Web, das immerdar gezankt, uff.
in der Liebe annimmt.
Erw Tr —4
— Def
*
⸗
Wenn man ſich dieſer Frebben bedienen will, fo geböret wenig
ſteus Sprachkennenig dazu, damit man niht&piben weglaffe wel-
che zum Ver ſtande des Wortes wefenstich find. Ich habe bep 1 Ver: -
wefen gegeiget, daß diefes Wort aus demalten Infinitive wefen,
feyn, und der deſtruirenden Partikel ver gebilder if, und eigent⸗
lich aufhören zu feyn bedeutet. Man urtheile nun ſelbſt, mas we:
fen bedeuten kann, wenn man die Vorſylbe davon trenner,
Das Wifen, des —s, plur. der doch nur in der einzigen conere«
ten Bedeutung gebraucht wird, utnom, ling. Dadiefes Wort
in feinen heutigen Fedeufungen einesder abftracteften iff, abſtrae⸗
te Begriffe aber eeft durch die Länge der Zeit und Aufklärung ans
voncreren entftanden find, fo halte ich es der Natur des Sache ge-
mäß, auch hier, fo wie in andern ähnlichen Fällen, die anfhaulich-
fie Bedeutung, fo fern fie ſich noch auffinden läffer, zum Grunde
‚zulegen, und von ihr ſtufeuweiſe zu der abſtracteſten fortzufchreie
ten. Nach diefem Gefege müffen die befannteften Bedeutungen die
fes Wortes folgender Geſtalt georönet werden, ı. Geränfh, ob ⸗
ue Plural; eine noch im gemeinen Leben, befonders Oberdeutſch⸗
landez, übliche Bedeutung, Wasiftdas für ein Wesen ? füt ein
Lärm. Das böſe Weſen, die Epilepſte. In weiterer Bedeu:
. sung fagt man, jedoch auch nur im gemeinen Leben, viel Wefens
von etwas machen, viel Grränfch , viel Aufhebens, viel Ger
ſchwätz. In noch weiterer Bedeutung ift Wefen Weitkänfigkeit,
befonders, unangenehme, läftige Weitiäufigfeir. Es wird nicht
viel Wefene brauchen, nicht viel Umftände, Wenn du hir bes
Weſens zuviel machſt, fo fchreibe ich allesan, Weiße, Es
feiner, daß in Leidweſen, Wehklage, eben diefelde Bedeutung
der lauten Klagezun Grunde lieget, 2. Der Yubegriff mebrerer
zufammen geböriger Dinge Einer Art, doch für fig allein nur in
dem Ausdrucke, das gemeine Wefen, die Verbindung einzelner
Geſellſchaften zur gemeinfgaftlichen Beförderung der äußern
Wohlfahrt, nach dem Lat.res publica. Am häufigflen iſt biefe
Bedeutung in den Zufammenfegungen, das Zausweien, Brise
geswefen , Sorfiwefen, Münzwefen, Jagdweſen, Luhrweſen,
Poitwefen u. ff. welche doch nicht nach Willführ vernichret wer».
den dürfen, indem diefe Bedeutung fehon zu den veralteren gehös
ret, Esfcheiner, daß auch bier das mit der Mehrheit verduns
dene Geräufch der Grund der Benennung ifl. 3.*Der Aufent⸗
balt an einem Orte, beſonders ſo fern er mit Handlungen verbuns
den ift, oder im des Gewerbes Willen geſchiehet; eine ‚veraltete
Bedeutung ‚welche aber noch in der Deutichen Bibel häufig iff.
Sein Wefen aneinem Orte haben, fih daſelbſt aufhalten, fein
Gewerbe dafelbft treiben, _4.Das.äußere Berragen eines Diem,
ſchen, deffen Sitten zauch als ein Collectivum, und am hänfigften
im gemeinen Leben und der vertraͤulichen Spregart, Ein Menſch
von einem flillen Wefen. Sein Wefen gefäliemir nicht, feine
Sitten, Das traurige und eingeſchrankte Wefen, das man
Er iſt von einem wilden, ungeftü⸗
men Wejen. 5. Die Art uud Weife des Dafepug, der Zuftand;
auch ohne Plural, wie alle vorige, und nuc mit einigen Verbis
und ineinigen Fällen. Etwas in baulichem Wefen, in feinem
Weſen erhalten. 6. DasDafeyn, die Eriftenz ; ohne Plural,
und aa häufigften im Oberdeutſchen. Das Schloß war ſchon im
feinem Wefen, als der Krieg anging, war fchon vorhanden.
Mein Weſen wird nicht bald gevarhen _
i Huf feines Bleibens letzten Tag, Opitz *
dei. ich werde ſo bald noch nicht ſteben. Doch ſagt man auch
im Hochdeutſchen, einem Dinge das Weſen geben, das Dafeyn.
7. Die wahre, wirkliche Beſchaffenheit eines Dinges, im Gegen⸗
ſatze des Scheines. Den Schein, aber nicht das Weſen der
Tugend haben. 8. Das Weſen eines Dinges, das, was es
von allen andern unterfcheidet, wag es zu dem macht, was ts
| i . 07 eigente
Weſt 1518
ven, mehrere zugreich wider fich aufbringen, Weaen der Äsns
lichkeit der Geſtalt wird auch ein Gedadenes von Mehl, Eyern,
Milch und Butter, ein Wefpenneft genannt.
92ER, vollkändiger Weſſen, der Genitiv von Wer , toelches ©,
Weßhalb, und Weßwegen, zwey gleich bedentende relative Vars
Be: ee 15] Kae a 9
etgenlich if, was in allen Fällen , und unter allen Veränderuns
„gen bey demfelben angetroffen wird , tm Gegeuſatze des Zufälli-
gen ; einefehr abfteacte Bedeutung, welche nah dem Pateinijeben
‚ ellentia gebildet worden. Man muß auf das Weſen feben,
‚nicht auf das Zufällige. Das Wefen Bortes, der Umfang aller
feiner Bolfoimmenherten. 9. Ein ſelbſtſtändiges Ding, an wel⸗
chem man weiter nichts, als dieſe Selbitftändigfeit, bezeichnen
will, ohne Rückficht, ob es körperlich iſt, oder nicht, eine gleich
falls ſehr abftracte Bedentung, und zugleich die einzige, in wels
cher es einen Plural leidet. Alle Wefen in der Welt. Gott iſt
ein unendliches Wefen, die Seele iſt ein geiſtiges Weſen. Alle
Körper find vergängliche Wefen. ;
Anm. Es iſt eigentlich der ſehr alte Infinitiv von dem Verbo
ſeyn, der ſchon ben dein Ulphilas wilan, im Iſidor und Kero we-
lan, im Angelf. welan, und uoch jetzt im Miederf, weſen lautet,
und wovon unſer geweſen noch ein Überbleibſel iſt. (S. Seyn.)
das Sriech. srerdar, ousın, und das Latein, elle find in ihren
Duellen unfreisig auch damit verwandt. bir
"Die MWefenbeit, plur, inuf. ein im Hochdeutſchen unbefanntes,
und nur im Oberdeutfchen gangbares Wort, für Wefen in der vo⸗
rigen fiebenten und achten Bedeutung. Die Wefenheit einer Sa»
che ihr Wifen. In der Wefenheit, der wahren, eigentlichen
Beſchaffenheit nad. =
Wifenlos, adj.ei adv. der Selhftfländigfeitberaubt, Feine Wirk
lichkeit habend, von Wefen 8.
Die alle fliehen bin, wie vor dem Morgenlichte
Die weſenloſe Brut der nächtlichen Gefichte, Duſch.
Weſentlich, — eu, — ſie, adj. ei adv. 1. Wahr, wirffich ; im
Gegenſatze des vorgegebenen, ſcheinenden, oder erdichteten, eine
unbequem? Bedeutung, welche mit der folgenden dritten Zweh—
deusigfeit macht, daber man fich ihrer enthalten follie. Sich we:.
fentlich an einem Orte aufhalten, wirklich. Die wefentiiche
Bekehrung, die wahre, wirkliche. 2, Die vornehmſten Beſtand—
theile von etwas enthaltend, darin gegründet, chen ſo unbequem
und der Brybehaltung unwerth. Der Brief war des wefentlis
chen Inbaltes , des vornehmſten. Das weſentlichſte von einer
Geſchichte erzahlen. In der Chymie find weſentliche Salze, wer
ſentliche &ble, weiche den Geſchmack, Geruch m, f. f. der Kör⸗
per behalten, woraus fie gezogen werden. 3: Zudem Wefen eines
Dinges gehörig, in deinfelben gegründet, in der abfiractefkcu
Bedeutung des Wortes Weſen; im Örgenfage des zufallig. Die
weſentliche Beichaffenheit des Menſchen, deffen weſſentliche
Theile. Die sum Leben weſentliche Bewegung.
Anm Es iſt durch Einfihaltung des t enpbonici von dem Sub⸗
ſtantivo Weſen abgeleitet. Ei:
Die Welpe, plur. die —n, der Rahme eines Inſeetes, welches
‚den Bienen gleicht, nur dag es einen fehlanfern und glattern
Leib bat, der nach der Quere braun und gelb, oder ſchwarz und
- gelb geftreifet ift. —
Genug. wer Weſpen fort, kriegt Beulen ins Geſicht, Can.
nm. Au einigen Gegenden Wefftze, im Ober⸗ und Niederd.
Weſpe, im Ungelf, Waelpe, im Engl. Walp, im Dän. Svepfe,
im Franz. Guelpe, Gu&pe, in £orhariugen V oilles, Vales, in
Gascogne Velpo, in Böhm, Wola, im Sat.und Ital. Velpa,
ale vermuthlich von dem diefem Thiere eigenen Laute.
Der Wifpenfrefler, des—s, plur, ut nom. fing. eine Art
Maufefalfen, Falco Buten vulgaris Alein. welcher feine
Zungen mit Wefpen und Bienen ernähren fol, daher er auch Bie⸗
So nenfraß und Bienenfreifer genannt wird.
Das Weipenneft, des — es, plur. die —er , das Gewirk oder
Gewebe der Wefpen, welches aus-einter dunkelgeauen Materie
beſtehet, welche dem Löfchpapiere gleicht. In ein Weſpenneß ſtö⸗
tifeln, für wegen welches, oder welches wegen, welche aus dem
Borigen Benitive ud den Präpofitionen halb und wegen zuſam⸗
men gefege find. Ich weiß nicht, weßwegen er mit mir zürnt,
warum, Die im gemeinen Leben übligen weß halber und weilengs
halben, wefenrwegen, find unnöthige Berlängerungen.
Meft, vonder Himmelsgegend, ©, Werten.
Der Welt, des— eg, plur. die —e, der Wind, welcher ang
Abend kommt, doch nur in der dichterifchen Schreibart für dag
voländige Weſtwind. S. Weiten.
Die Weſte, plur. die —n, Diminut. das Weſtchen, Dberb, -
Weſtlein, ein kurzes Kleidungsftüddes männlichen Geſchlechtes,
welches den Leib bedeckt, noch nicht his an die Anie reihe, und
bey einer vollftändigen Kleidung zunächſt unter dem Node getra»
gen wird, In Schwed. Vall, im Engl. Veh. &störnte aug dem
Lat. Vellis gebildet feyn, fo fern diefe Kleidung aus Italien oder
Sranigeich in Deutſchlaud bekannt geworden iſt. Allein, da ſchon
im lllphilas valtja, ein Kleid, und valjan, beffeiden, bedeutet,
fo ſcheinet es vielmehr ein altes Deutfches Wort zu feyn, welches
aber mir dem Lat, veltis inder Quelle verwandt iſt.
" Weften, und odne adverbifche Endung nur Wen, ein Adverdinnt, -
diejenige Himmelsgegend zu bezeishnen, we die Sonne untergehet.
Es wird indejjen nur mit.einigen Präpofitionen gebraucht, Der
Wind kommt aus Wetten. Ss ziehet ſich ein Gewitter in We—
fen zuſammen. Gegen Welten fahren, ſegeln. Das Wort
iſt alt, und wurde ſchon von Carln dem Großen zwar nicht erfun⸗
den, aber doch aus einer der Deutſchen Mundarten ſtatt eines
andern nicht fo ſchicklichen Nahmens ausgehoben, da es denn bey
ibm Welironi lautet, bey dem Notker weltere,.im Engl, Welt,
Es ſcheinet, daß es mit dem Lat. Velpera im Grunde Eines
Stammesift. Anderelaffenes von weben abſtammen, weil die
Abendwindein Europa die hänfigften und fFärfften zufepn pflegen.
In der Schifffahrt ift das verfürzte Weſt am üblichften, da man
denn allerley Infammenfegungen damit macht, die zwifchen den
Hanptgrgenden möglichen Gegenden. zu bezeichnen , nordweſt,
welnoreweii, weſtweſtnordweſt u.f.f. Von der Form diefes
Wortes S. Of, Oſten ind Süden. Als ein Subftantiv, folglich
mit dem Artikel, kommt es nur zuweilen bey den Dichtern vor.
Des Wefiechömd, des— es, plur.die— en, ein noch in man⸗
Sen Örgenden übliches Wort, ein weißes zierliches , befonders
mit Kreuzchen durdinähetes Hemd oder Kleid zu bezeichnen, worin
die Rinder zur Tauſe getragen, und darin gefaufet werden; in einis
geu Gesenden auch das Weiterkleid. Das Wortiftin diefer Bes
deutung ſchon alt, und zwar jo alt, als. der Gebrauch ſelbſt; allein
die Abitammungift dunkel. Diemeiften find anf das Zar, velli-
re,inveltire, gefallen, weil-ein ſolches Rind dadurch gleichfain
zum Ehriften eingefleidet wird, oder auf veltiarium., weil ders
gleichen Hemden ehedem in der Kleiderfammer der Kirchen ver⸗
wahret wurden; anderer Ableitungen zu gefchiweigen, Noch wahre
ſcheinlicher ift die Ableitung von weiß, indem indem alten Ge⸗
dichte auf den Beil. Anno wole wilter wad, ein febr weißes Kteid
bedeute, Daher heißt ein folches Hemd auch im mirtlern Eat. Al-
ba, und in albispofti, oder albati find eben dafelbft neu ge⸗
taufte Rinder, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey
dem Schilter wellbarn. Xuch bey den alteu Schweden heißtein
folbesWeitarhemdHvitavadum, 8. Andr &ffedilp.de mor-
tuisin Huitauadum Upfal, 1766, Andeffen ift Weſter in eis
aigen Dderdeutfchen Begenden, za B. um Nürnberg, auch für ſich
Essen a allein
*
Weſt > EIKE
ızır
ckein Est, und bedeutet alsdann die T eufßendtt ng. 7 ſchickt
man einer Wechnerinn etwas in das Weiter, wern man ihr
rad der Taufe einige Erfriſchungen zum Geſchenke macht. Daher
es ſcheinet, als wenn es ans Baptilterium verderbt N
welches fıbr baufig auch die Taufe ſelbſt bedentete.
Weſtlich, — er, — fie, adj. etadv, 2, Gegen Werften ER
Abend gelegen, gerichtet. Die weilichen Länder. Sich weſtlich
wenden.“ 2. Aus Abend Fommend, obgleich feltener. Die weſt⸗
lihen Winde, die Weflwinde, Abendwinde,
Der Weſtphale, des — n, plur. die —n, Fämin, die Weſtphä—
linn, eine Perſon, welche aus Weſtphalen gebürtig iſt für das
niedrigere Weſtphalinger.
weflwärte, adv. nad Weſten gerichtet.
fabren. Sich wefiwärts wenden.
Der Weſtwind, des — es, plur. die — e, ein Wind, ker aus
Weſten kommt, der Abendwind, in der dichteriſchen Schreibart,
der Wet:
Witt, adv. welches nur im gemeinen Leben in einigen Fälfen üb-
lich if. 1. Etwas wieder wett machen, es vergüten, erſetzen,
vergelten. 2. Sich wert bauen, im Bergbaue, den Bergbau
ans Mangel der Ausbeute liegen laffen, fi verbauen; vielleicht
eigentlich, fich arm bauen. ©. Wetten.
Die Wette, plur. die—n, ein Wort, welches ebedem fehr viele
Bedentungen batıe, welche aber umder Beſtimm theit Willen im
Hochdreutſchen deraltet ſind. Die Vedentungen eines Geſttzes,
einer Geldſtrafe, und eines Unterpfandes find noch jest im Rie—
derfäcftjehen üblich. Im Hoch deuiſchen hat es nurnoch folgende
Bedentungen. 1. Ein Vertrag über eine ungewiſſe Sade, daß
der, nad, deſſen Meinung fie eintrifft, den gefcgten Preis erhal⸗
ten soll, Femanten eine Werte anbierben. Kine Wette einz
gehen. Es gilt eine Wette. Die Werte gewinnen , verlies
ten. 2. In (beſſer, um) die Wette, mie Beftrebung, es dem
andern zuvor zu ıhun, als wenn es cine Werte gälte, Um die
Wefiwärts fegen,
Wertelaufen. Die fhnellen Flügel der Zeit fahren mit dem
Straͤhle des Lichts in die Werte, Duſch.
In Cuba war ein Papagey,
Den nedt ein jeder um die Werte, Haged.
S. Wetten,
T er Wetteifer,des— 8, plur. car. ber Eifer um die Leite,
d.i.daseifrige Beſtreben, es dem andern zuvor zu ihun, wie
Macheifer, das Kefireben, es ihm gleich zu thun. Einen edlen
Wetteifer erregen. In monarchiſchen Regierungen iſt der
Wetteifer ger inger, als in denen, wo mehrere eine große That
bemerken.
Wetteifern,verb. reg. neutr. mit dem Sütfsmworte baben, fich
beſtreben, es einem andern zuvor zu thun. Mit jemanden
Awerteifern.
Wetten, verb, reg. welches auf doppelte Art gebraucht wird,
3. Als ein Xetivum, als den Preis einer Werte ſetzen, mit dem
Aceuſative des Preiſes. Ich wette Hundert gegen Eines. Was
wollt ihr wetten? Noch bäufiger,
2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfeworte haben, eine Wette
vorfchlagen, ingleichen verabreden, da denn der Preis dag Vor—
wort um bekommt. Sie baben um zebn Thaler gewertet. Die
aingewiffe Sache, welche der Gegenfiand der Wetteift, wird ente
weder mif daß ausgedruckt. Ich werte, daß er heute nicht
Fonimt ‚Oder, wenn fie ein Neunwort iſt, mitauf. Ich wollte
wohl darauf werten. Oder aud wit auf und daß zugleich. Ich
werte daranf, daß ſie nun wieber eilen muß, Roſt.
Kam. Die heutige Bedentung dieſes Wortes ſcheinet neuern
Usſpeunges zu DR ‚1; deßo älter Hingegen ſind die Bedeutungen,
wegen riuer Sade überein Jommen, Angelj.weddian, derabre⸗
2. Das Wetter, des— s, plur. ut nom, ling.
— Be
deir, gegen — Geld cn * ande nehmen /
Strafe leiden, oder geben, Bürgſchaft leiſten, u. ſ. f. Alle dieſe,
dem Auſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen, laſſen eine Höhere
und allgemeinere vermuthen, von melcher fie ausgegangen find;
toelche diefe aber iſt, läßt fich bey der- ‚Mehrheit gleichlautender -
Wörter nurerratben. Schon im Kero ifi Wizzi Strafe, undim
Otfried Wizi, Strafe, Schmerz. Im Lotharingiſchen iſt void-. *
gi, vouadgi, wetten, zum Pfande geben,
Der iVetter, des—s, plur. ut nom, fing, von dem ——
Verbo, eine Perſon, welche weiter,
Ja, wenn no für den Bauer fi. ——
Auch Wetter eingefunden hätten, Gieſele.
1. Das Wetter, des —s, plur. ut nom, fing, ein nur in der
Landwirthſchaft Dberfachfens übliches Wort, wo dag pftugwet⸗
ter cin zwie ſeliges Holz an dem Pfluge iſt, welches durch das Pflug⸗
ftödfchjen gehet, auch die Leyer genannt wird, und die Pflugwage
träger. Eben daſelbſt iſt das Spillwetter, ein hölzerner Nagel,
der durch die hintere Edule gehet, und woran fich die Ohren be
finden. Vielleicht von dem alten Wette, Wied, ein Band, An⸗
gell. Withthe, ein Nirmen, Band, S. Wiedeund 3. Weide. .
— Der Zu⸗
ſtand oder die Beſchaffenheit des veränderlichen Dunfifreifes ; 3
ohne Plural. Es ift ſchones, heiteres helles, ſchlechtee, trübes,
feuchtes, Faltes, warmes, unfreundliches, angenehmes u. f.f.
Wetter. Wenn es befferes Wetter werden wird, Auf zutes
Das Wet ⸗)
⸗. Ein Ge⸗
Es ziehet ſich ein Wetter auf. Das
Wetter hat eingeſchlagen. Don dem Werter getroffen werden.
Wetter warten. Sich nach dem Wetter richten.
ter andere fich. Wir befommen anderes Wetter.
wife, Donnerwetter.
Es wird in diefer Bedeutung theils nur noch in gemieinen Leben
gebraucht, weil die edteProfa dag beftimmtere Gewitter. vorzies
bet ; theils in der dichteriſchen Schreibart, weilder Vorfie an dire
fer genauen Beſtimmung nichts lirgt, ihr vieln wir das Wort
megen feiner Kürze und feines Nachdruckes bequemer if. 3. Ein
Sturm; auch nur im gemeigen Leben, Es entfiand ein Wetter,
ein Sturm. Eine Figur dirſer und der vorigen Bedeutung ifles,
went das Wort in den niedrigen Sprecharten für einen ungeflü-
men Lärm, bifonders eines Zornigen, gebraucht wird. Ein Wer:
ter anfangen, machen, toben, lärmen. 4. Luft und Dünfte; doch
nur im Vergbane, wo es fo wohl im Singular’ald Plural ger
braucht wird. Srifche Wetter in ie Gruben bringen, friſche äus
Fere Luft. Die Wetter ziehen, die Luft.
faule £uft, faule Dünfte,
Anm. Im Ditfried und Willeram Wetar, Wetere, im Nies
derf. Weder, Weer, im Engl. Weather. Die Spibe er ift die
Ableitungefnlbe, dag doppelte te des Hochdeutſchen Wortes aber
deutet auf ein Iutenfioum, Es ift wahrfebeinlich, daß das Wort
von wehen abſt ammet, und-eigentlich die bewegte Luft oder den
Wind bedeutet, Inden Slavoniſchen Mundarten ift Wit, We-
ter, gleichfalls Mind, und witi, weben ; womit denn auch dag
Grich. ar Sypund Lat. aether verwandt find, Bey dem Notker
bedeutet Wetere, auch files; heiteres Wetter, im Gegenfage des
Ungewitters: er gemachota, dazungewitere z& wetere,
Der Witterableiter, &cs—s, plur. ut nom. fing. eine fünfte
liche Vorrichtung an den Gebäuden, den Blitz von denfelben abzu=
leiten, beffer, Bligableiter.
Der Wötterbaum, des — es/ plur. — eine dicke
Wolfe, welche ſich oberwärts in belle Streifen, wie ein Palm⸗
baum, ausbreitet, und aus deren Wurzel oder untern Theil der
Landmann gut Wetter oder Regen vorher faget. Da gemeiniglich
der Wind bald. darauf aus derjenigen Gegend kommt, wo der Wet⸗
terbaum fichet, fo wird er auch die Windwurzel genannt.
12
Saule Wen, eine |
— —
ERS a —
a Bei-
Der Wetterbläfer, des — s, plur. ut nom. fing. im Bergbaur,
eine jede Maſchine oder Anftalt, Werter,d.i. friſche Luft, in die
Grubengebäude zu blafen, oder zu führen, den Kreislauf der Luft
in denfelben zubefördern, wohin der Werterhut, die, Wetter:
lotte, dev Wetterfaften u. f. f. gehören.’ N
Das Wetterdach, des— es, plur. die — dächer, ein Dach
von Bretern über den Thüten und Fenſtern, Sturm und Regen
von denfelben abzuhalten, i
Die Mettereilung, plur. die — en, im gemeinen Leben, ein
plögliher Sturm, der aber nicht lange anhält, fondern bald vors
über eilet. *
Die Wetterfahne, plur. die —n, Diminut. das Werterfähn-
chen, Dberd, Werterfähnlein, eine bewegliche Fabne von Blech,
welche die Gegend zeiget, woher der Wind kommt; die Wind:
fahne.
Der Wetterfang, des — es, plur die — fänge, im Bergbaue,
ein Windfang, d.i. ein beweglicher. borigontaler Canal auf der
MWetterlotre, damit fih der Wind darein fange, und in die Lotte
geführet werde ; auch dev Wetterhut.
Das Wẽtterglas, des — es, plur, die—gläfer, eine allgemei⸗
ne Benentung dergleichen gläfernen Werfzeuge, welche die Ver:
Änderungen in der Witterung eudenten, und wohin fo wohl der
Warmmeſſer oder das Thermometer, als der Schwermeifer oder
Barometer gebören.
ie Wecterglore, plur. inuf, im gemeinen Leben, das Ans
ſchlagen der Bethslocke bey heftigen Gewinern. ;
Der Wetterhehn, des — es, plur. die — hähne, eine Wetter:
fabrein Geſtalt eines Habnes. Figürlich, cin veräuderliger, uns
. s beftändiger Menſch. }
Der Wetterhaufen, des —s, plur.ut nom. fing. in der Land⸗
wirthſchaft, mittelmäßige Haufen in welche das gehauene und
noch nicht ganz trockne Heu auf den Wieſen geſttzet wird, damit
es von dem Regen nicht zu ſehr befchädigerwerde, Um Stade
heiße ein ſolcher Haufen eine Ruke; an andern Orten ein Wind⸗
haufen. \ \
Dee Wetterhäuschen, des— s, plur, üt nom, fing. ein
Werkzeug in Geſtalt eines Heinen Häuschens, welches den Grad
der Feuchtigkeitder Luft zeiget; ein Sygromerer,
Der Wetterhut, des— es, plur. die — hute, ©. Wetterfang.
Die Wetterbütte, plur. die—n, ein Gerüft miteinem Dache,
aber ohne Wände, Getreide und andere, Dinge darin vor dem
« Degen zu fihern; ein Seldfchoppen.
Der Wetterkaften, des —s, plur. ut nom. fing. im Berg:
x baue, ein mit Ventilen verſehener Kaſten, weicher auf die
Wetterlotte gefegt wird, frifche Luft in die Grubengebäude
zu führen. Durch eine geringe Veränderung, befonders in
Anfehung der Ventile, wird ein ſolcher Wetterkaſten in einen
Wetterſauger und Werterfag verwandelt.
Die Wetterkluft, plur. die — Elüfte, in dem Forſtweſen, Klüf«
te,d.i. ſtarke Riſſe in den Bäumen, welche von dem Froſte ent-
feden, und nachmahls zwar wieder zuw achſen, ihn aber doch zum
Bauen untauglid machen; die Eiskluft. .
Wetterklüftig, adj. et adv ſolche Wetterklüfte habend.
Wetterlaäͤuniſch, —er, — te, adj. et adv. im gemeinen Leben,
von übler Witterung zu unwillkührlicher migmürbiger Laune
beftimmt ; eigentlich von den Hunden, oft aber auch von den
Dienfchen. 5 ih J
Wird gleich auch manchen Tag der Sonnenſchein vermißt,
Genus, daß unſer Eeiſt nicht wetterlauniſch iſt, Can.
Das Wetterläuten,des—s, plur, car, das Lauten der Glo⸗
den bey Gewittern.
er
Be 1514
Witterleuchten, verb. imperf. im gemeinen Leben, für bligen,
Es wetterleuchtee, hat gewerterleuchtet. Das Werterleuch®
ten. Zu engerer Bedeutung iſt das Wetterleuchten, ein Blitz
ohne Donner; auch wohl der Wiederſchein eines entferuten Blit⸗
zes, wobey bee Donner wegen der großen Entfernung nicht mehr
börbar if. Von dergleichen Bligen oder Donner fagt man auch,
das Werter Fühle ſich ab. In Niederfachfen heißt ein ſolches
Wetterleuchten das Seideleuchten.
Das Wetterlöch, des—es, plur. die—löcher, Löcher, oder _
enge Höhlen in den Bergen, aus welchen in heißen Sommertagen
eine Kalte Luft heraus gehet, im Winter aber hinein gehet, und
welche befonders bey bevorffehenden Gewittern heftig blafen,
Die Wetterlofung, plur, die—en, im Bergbaue, ı. Die Bes
‚förderung des Kreislaufes der Luftin den Grubengebäuden; ohne
Plural. 2. Eine Anſtalt oder Vorrichtung, wodurch folches ges
ſchiehet. Vermuthlich von los, löfen, weil dadurch die Gru⸗
benwetter gleichfam gelöfer oder abgelsfet werden. — -
Die Werterlotte, plur.die—n, eben daſelbſt, ein Canal von
Bretern, vermittelft deſſen die Werterlofung geſchiehet, oder die -.
obere Luft durch Hülfe des Wetterkaſtens in die Grubengebände
geleitet wird. S. Lotte.
Des Wettermännchen, des — s plur. ut nom. fing.ein höl⸗
zernes Mäunchen in einem Barometer, die verſchiedene Schwere
der Luft zu zeigen ; eine Art von Windzeiger, welche von Dito
von Öuerife erfunden worden, ;
Die Wettermafchine, plur. die — n, im Bergbaue, eine jede
Maſchine oder Anftale, den Luftzug jin den Grubengebäuden
‚zu beförderg,
-Wettern, verb, reg, neutr. feltener act, welches unr im ges
niinen Leben üblic) iſt 1. Donnern, als ein Imperſonale. Es
wettert, es donnerk 2. Fluchen, weil der große Haufe dag
ort Wetter , fo wie Donner, Blig, Hagel, n.f.f, zw Flüchen
uiß braucht. Wettere fo viel, als du wilift,
‚ Torf, der es treudig hört, wenn man ihm Beyfall wet⸗
* tert, flucht, Zachar,
Der Witterpropbet, des — en, plur. die — en, eine Perjon,
welche Fünftige Veränderungen der Witterung vorher verküns«
diget. ; ö
Das Wetterrad, des— es, plur.. die— räder, in den Berg
werfen, cine Arı Werterbläfer, oder Wettermaſchinen, vermit«
telſt eines Rades und einiger in einen verſchloſſenen Cylinder an⸗
gebraten Flügel, Wetter, d. i. frifche Luft, in die Berggebäude
zu bringen, welche auch Wertertrommel, und Windtrommel
genannt wird, . ; i
Die Wetterrehe, plur. die —n, imgemeinen Leben einiger Ge»
genden, eine Ritze in dem Dache, durch welche Schnee und Re-
gen dringen. - ;
Die Wetterrofe, plur. die — n, ein jähriges Blumengewächs,
deſſen purpurrothe Blumen fih- nur menige Stunden, wenn die
Sonne am heißeſten fcheinet, öffnen, Sie wird von einigen Latei⸗
niſch Alcea Veneta genannt. ;
Der Wetterfag, des — es, plur. die — fäge, im Bergbaue,
eing Art Wettermaſchine, vermittelſt eines nie Waffen gefüllten
Faffes, in welchem fi ein anderes leeres Faß befindet, Wet⸗
ter oder frifche Luft in die Berggebäude zu dringen, ©, Wet⸗
terkaiten. j 2
Der Wettetfauger, des —s, plur. ut nom. fing, eben dafelbft,
eine Weitermafihine , fo fern fie aus einem euerkeſſel oder
Windkeſſel beſtehet.
Dev Wetterſchacht, des — es, plur: die — ſchächte, eben da⸗
ſelbſt, ein Schacht, Weiter oder friſche Luft iw Die Berggerdude
zu leiten, :
Eisen Dir
1515 JJ
Der Wätterfihaen, des — 8, — die — Schaden, Schäben,
welche Platzregen, beſonders aber Hagelmwerter an den geldfrüche
- ten vernrjuchen ; der Sagelihaden. i
Die We tterſcheibe pbir. die — n, bey den Katholiken, eine
runde mit einer gläſernen Scheibe geſchloſſene, und mit ge⸗
weihten Bildchen, Reliquien u. ſ. f. arfüullte Capſel, welche
an ein Haus gehänget wird, in welches der Blitz nicht ein⸗
ſchlagen fol.
Die Wertericheide, plur.die—n, odır Sie Wirterfheidung,
plur: die — en, ein Desaufber Erdfläche, über weichen die Oe⸗
witterwolfen nicht leicht wegzichen, fondern dafelbtt entweder aufs
gehalten iverden, oder vorbey gieben, oder auch ſich theilen. Sie
befichen gemeiniglich aus Ortern, wo Dünfte aufftvigen, die keine
Materiedes Blitzes abzugeben fähig ſind.
Der Wetterfihenkel,des — s, plur. ut nom. fing, ein über⸗
haugeuder Rand an den Querflücen der Fenſterflügel dasam
Glaſe herunter laufende Regenwaſſer abzuleiten; Waſſerſchenkel,
Waffernajen.
Der Wetterfchlag, des — es, plur. die — ſchlage, der Fall eis
nes großen und heftigen Hagels, und die dadurch gefchebene Zers
ſchlagung der Feldfrüchte.
Der Wetterſeͤgen, des—s, plur. ut nom. fing. eine aber⸗
gläubige Gebethsformel, befonders bey den Katholiken, welche das
Einfhlagen des Bliges-verbindern ſoll.
Z er Wötterficahl, des — es, plur. die — en, der Zlitzſtrahi
Blitz.
Die Woͤtterſtrecke, plur. die —n, im Bergbaue, eine Strede,
Wetter, di. frifheLufe, von einem Schachte zum andern zu
führen. {
Der Wetterſtrick, des— es, plur. die — e, eine Art Hygrome ⸗
ter, welcher aus einem Stride verfertigt wird, die Beränderung
der Feuchtigkeit oder Trockenheit der Luft anzudeuten.
Die Wetterthür, plur, die — en, eine Thür oder Fallthür in den
Schächten der Bergwerke, den Kreislauf der Luft zu befördern,
Die Mettertrommel, plur. die — n, S. Wetterrad.
Der Wettervogel, des — 3, plur. die — vogel, ein Nabme un
ſers gewöhnlichen Brachvogels, Numenius atquata Klein,
weil er Regen und Gewitter ankündiget; Regenvogel, Windvo⸗
gel. S. auch Wendehals.
Der Wetrerwoechiel,des-—-s, plur.utnom. ſing. im Bergbaue,
der Kreislauf der Werter, d. i. der Luft, der Luftzug.
Wẽetterwendiſch, —er, — te, adj. et adv. 1. Von der Wite
terung und deren Veränderung abhängend. Go nenuet man z.B,
werterwendifche Waſſer, Quellen, Bahr u. f. fr welche bey Re⸗
genwetter ergiebig, bey trocknem Wetter aber ſchwach find. 2,
Die Berändekung der Wirterung durch üble Laune verrathend,
wie werterlaunfh. 3. Veräuderlich, undefländig. Min werter-
wendifiher Menſch. 4. Nach entgegen fichenden Richtungen; eine
vermuthlich von dem veränderlichen und ſich ofl entgegen gefegten
Stande einer Wetterfahne entlehnte Figur, So nennet man im
gemeinen Leben wetterwendiſches Haar, welches in einem Wirs
del gewachfen ift, wie z. B. an deu Pferden, vor der Stirn, auf
der Bruſt und an den Seiten,
Die Wetterwolke, plur. die—n, eine Gewitterwolfe,
Der Wötterzeiger,des— s plur. ut nom, fing, ein Werk:
zeug, Welches die Veränderungen der Witterung anzeiger, derglei⸗
chen, 5 B. der Hpgrometer iſt.
Die Wetterzote, plur. die — n, eine weiße pelzige Materie, wie
Schwamm oder Baumwolle, mit welder das Holzwerk und die
Wände bey feuchter Luft überzogen werden. ©, Zote.
Der Wetterzug, des — es, plur. Sie — züge, im Bergbaur,
der Luftzug, wie Wetterwechſel und Wetter loſung.
Be 6
Dertwihlaufde es, plur. die ⸗laute das Laufen um
die Wette; das Wettrennen.
Das Wettrennen, des — s, plur, ut nom. fing, tie dag
vorige, Ein Wettrennen halten, ——
Der Woͤttſtreit, des—es, plur. die—e, eine jede Beeiferung
zweyer oder mehrerer Judividuen, es einander By zu Dun
Der Werrüreit der Ehre und der Liebe.
Megen, verb, reg, wildes auf doppelte Art gebraucht wird,
1, Bis ein Neutram, mit dem Hülfsworte haben. ı (1) Seftig,
und mit dem Diefen Worte eigenen Lante reiben, befonderg mit
Hin: und Herftreichen reiben ; in welcher Bedeutuug es tod nur -
noch ineistigen einzelnen. Fällen üblich iſt. Sich an etwas wet⸗
zen, ift für reiben noch im gemeinen Leben, bin und wieder üblich.
- Eben daſelbſt ſagt mauauch, das Rad bar den Ballen (WBaare)
durchgeweßt, für durchgerieben. Am häufigſten ift un
den Desen auf den Pflaſter bin und her fireichen, ae *
Drauf wetzt die ganz Schar,
Die Glurh fährt aussen Steinen
Das fie im Strahl und Glanz, wir Meteore fcheinen, —
(2) Die laugen Kleider im Gehen auf dem Boden ſchleifen laſſen;
nur im gemeinen La einiger Gegenden, und von dem andern
Geſchlechte. Mit den Kleidern über die Gaſſe wegen, die Reis
der feleppen laſſen. Mit ſeidenen Kleidern daher wegen. Eben-
dafeldft hat man im dieſer Bedeutung auch das Jierativum Wer:
zeln, in eben demſelben Verſtande. }
2. Als ein Yetivum, welches aber nur noch im vinaefchränften —
Verſtande gebraucht wird, durch bin und her reiben, bin und ber
fireifen ſchaef machen. So weget man ein Meſſer, wiun man es
aufder Schwelle durch hin und her reichen ſchaͤrfet; eine Axt,
einBeil, wenn man fie anf einem dazu dienlichen Steine bin
und her reibet. Der Dogel wege den Schnabel, wenn er ihn
auf einem harten Körper bin und her ſtreicht. Wo das. Reiben
oder Streichen nicht fo beftig und merklich ift, da gebraucht man _
dafür auch die Wörter , abziehen und fehleifen, welches lestere -
befonders alsdann üblich ifl, weun ſich der Stein beweget, nicht
aber der Körper, welcher gefhärfer werden fol. Ehedem ge
brauchte man es auch im figürlichen Verſtande, für ſchärfen.
Den Deriiand wegen.
Du haſt von Wiegen an, der Bücher Luft gelicher,
Die tinfve Sinnen wegt, Opitz;
welche Fianr aber im Hochdeutſchen veraltet iſt.
Sp anch das Wetzen.
Anm! Schon bey dem Ottfried wezzan, für ſchärfen, bey den
Schwäbifchen Dichtern mit dem vorgefegten f, Swallen, im
Niederf. wetten, im Angelf. hweitan, im Schwei.hväffa, im
Dän. hvadſe, im Wendifgen wollin. In Oberdeutſchen hatte
nıan davon auch das Wort waß, wets, ſcharf, welches von dem
Kero art, bie in das ı 5te Jahrh. häufig vorkommt, und auch im
figüt fichen Berftande gebraucht wurde, Weg als ein Schwert,
in den Sprichw. Sal.von 1400; walſo ſehan, fcharffehen, bey. „
dem Willeram. Im Ditfr. ik Waflida, die Schärfe, Schneide,
Auch in Schwed. iſt noch jeßt iivals, feharf, fpigig. Die Lat.
acus, acies, acue re, u,j.f. find genau damit verwandt, Aug
allem erbellet, daß dieſes Wort eine intenfive Form ift, welches
‚ nice allein aus dem Hochdeutſchen 8, fondern auch aus dem tt
oder ff anderer Mundarten und Sprachen ermeislich ift. Nimmt
man das Zeichen der Intenfion weg, fo bleibt wat, wet, oder
vielmehr, da auch das barte + ſchon eine Jutenfion verrälf, was,
wed übrig, und diefes leiter ung auf wedeln, Wadel, fiedeln,
für teiden, welches itevatine und verfleinernde Formen von eben .
demfelden wad, web, find, fo daß der Begriff des Neibens, und
in nach weiteren Verſtande der Beipegung, der Stammbegeiff cr
un
-
Ze rule Zul nr nd
rd. ar A
\
1517 Wetz
und wegen eigentlich ein heftiges Heiben bedeutet, weiches wi
durch den bentigen Gebrauch beflätiget wird, Hieraus erhellet
aber auch, daß das g in unferm heutigen Worte feinen guten ety⸗
mologifchen Grund hat, und nicht willkührlich mit 3 oder 33 ver-
taufcht werden darf. Das t gebört zur Wurzel; das gewöhnliche
Zeichen der Jutenſion ift im Hochdeutſchen s, folglich werfen;
aber diefes 8 gebet nach harten Eonfonanten, und befonders dem t
gern in das eben fo harte z über, wiein begen, beiten, fehagen,
legen, und taufendandern. Wer wezzen ſchreibt, zerſtöret den
Bau des Wortes ohne alle Noth und Nutzen, und wer wegen
ſchrribt, zerſtöret foger die Ausſprache, weil diefes nad dem Ei⸗
genen der Deutſchen Sprache nicht anders als wegen ausgefpror
chen werden kann.
Der Wipftein, des — es plur, die — e, ein Stein, Meſſer und
andere Gteine dur Megen, d.t. hin⸗ und ber reiben, darauf
zu ſchärfen; zum Unter ſchiede von einen Schleiffeine, der um
feine Are beweglich iſt
Wibel, Wibeln, ©. in Wiebel u, f.f.
Wichfen, verb,reg. act. ı. Mit Wachs überziehen , oder be:
Rreichen, nur in einigen Fällen. Einen Saden wichfen. Leder
wichfen. Gewichste Stiefeln,
Schon fiand der Grenadier, und wichste feinen Bart, Zach.
2. Figürlich, doch nur in den niedrigen Sprecharten. (ı) Prüs
gein. Jemanden wichfen, ihn abwichfen. (2). Aufwichſen,
aufttagen, befonders Speifen auftragen und vorfegen, auftifchen.
So auf das Wicfen,
Anm. Im Niederf. weffen. Es iſt von Wachs gebildet, und -
da das a des Stammworteshier in ein i veräudert worden, fo
erbellet daraus, def das Wort ſchon alt iſt. In der zweyten
figärlichen , aber nur im den.niedrigen Sprecharten gangbaren
Bedeutung, ſcheinet es ein Intenfiovumvon wiegen zu ſeyn, für
x wiegfen.
Der Wicht, des — es, plur. die — e, und die—en, ein für ſich
‚elein im Hochdrutſchen veraltetes Wort, welches aber ehedem in
verfchiedenen Bedeutungen üblich war, und in manchen derfelben
in den Provinzen noch lebt. Es bedeutere: 1. Ein etwas; eine
Jänoft veraltete Bedeutung, welche noch aus dem alten eoweht,
bey dem Kero, etwas, erhellet, Im Oberdentſchen konunt, ſelbſt
noch im Hans Sachs, das abgeleitete entwicht vor, welches eis
‚gentlich vernichter, hernach aber auch unnütz, unbrauchbar, be⸗
deutete. Die Riegel hat er zerbrochen und entwicht gemacht,
im Buche Belial von 1479.
Und weren dein koſtlich gericht
Zu Sreud und wolluf gar entwicht, 9. Sachs;
verdorben, unnüß 2», Ein Geföpf, eine Creatur ; im Angelf.
Wiht; im Engl. Wight, Befouders ein Denfd, Arme wih-
ti, arıne Leute, bey dem Ditfried, bey welchem auch krumbu
wihti, Krüppel, Lahme find. 3. In engerer Bedeutung, ein
unnüser, unbrauchbarer Menſch, ein Menſch im verächtlichen
Verſtaude. Du bift ein untrewer wicht, im Thenerd. An diefer
und der vorigen Bedcutung lebt es noch in unferm Boſewicht, (©.
dasfelbe.) Ehedem ward aber auch Wecht häufig für ſich allein in
der Bedeutung eines Böſewichts gebraucht. Was poßheit in
dem wicht waren verporgen, Theuerd. Bey den Schwäbiſchen
Dichtern ift daher wihteklich, nichtswürdig. 4, Ein Tleines
Kind, noch häufig im Nierderdeutſchrn.
1.Dae Wichtel, des — 8, plur. ut nom. fing, das Diminuti,
„nuim- des vorigen, welches nur im gemeinen Leben einiger Gegen»
der üblich ift, wo eseinen Kerggeift, Kobold, oder Alp bedeutet.
2.X co Wichtel, des — s plur. utnom. fing. in rinigen Ew
genden, 3.®. in Öfterreich, eine Feine Art Bulen, Vögel damit
‚an fangen, Daher die Wichrelpfeife, bey den Jägern, eine Pfeife
4
Wick 1518
mit welcher: man ben Laut des Wichtels nachahmt, die Vögel ba-
mit berbey zu locken. Frifch ireer, Bern er die Pfeife ſelbſt das
Wichtel neunet.
Der Wichtelzopf, S. Weichfelsopf.
Wichtig, — er, — ſte, adj. et ady. ı, Ein beträchtliches Ge⸗
wicht habend, ſchwer im eigentlichen Verſtande; eine feltene Ber
deutung, Welche nur noch zuweilen in der höbern Schreibart vor»
‚ Fommt, woflir doch das eben fo feltene gewichtig ſchicklicher wäre,
um die Zweydeutigkeit mit den folgenden Bedeutungen zu vermei⸗
den. Ein wichtiges, beffer, gewichtiges Schwere, wo ein
fchweres Schwert einen Mißlaut machen würde 2, Das ger
hörige Gewicht habend. Der Dacaten ift wichtig. Wichtige
Ducaten. Vollwichtig, in eben derſelben Bedeutung. tiber:
wichtig, ſchwerer als erforderlich ift, 3. Figürlich.' (2) Biel
vermögend. Ein wigptiger Mann. (2) Eine beträchtliche mo⸗
ralifhe Schtwere habend, d. i. ſtark auf den Verſtaud oder Willen
wirßend. Eine wichtige Urſache. Ein wichtiger Beweisgrund.
(3) Viele Folgen habend, mit vielen Folgen verbunden, uud dare
in gegründet. Zine wichtige Sache. Das it mir überaus
wichtig.
Es ſtammet von wiegen her, S, daeſelbe.
Die Wichtigfeit, plur. car. die Eigenſchaft, da eine Sache wid
tigift. 1. In der zweyten Bedeutung des Adverbii. Die Wich⸗
tigkeit eines Ducaten, 2. In den figüirlichen Bedeutungen, Ein
Mann von Wichtigkeit, von Anfchen, der viel'vermag. Fer
ner, die Eigenfchaft, da eine Sache lebhaft auf die obern und
untern Kräftewirkt, Die Wichtigkeit einer Urſache, eines Bes
weifes, Noch mehr aber, die Eigenfchaft, da etwas von vielen
und beträchtlichen Folgen iſt. Kine Sache von Wichtigkeit.
Die Wichtigkeit einer Sache.
Die Widbohne, plur. die —n, an einigen Orten ein Nahme
der Seigbohne, ©, diefes Wort und Wide.
Die Wide,plur, die—n, der Nahme einer befannten Hllfen,
feucht und ihres Gewächſes, welche zum Futter für das Vieh gen
braucht wird, Vicia Linn. Widenfäen, furtern u.f.f. Das
Hort ift alt, und in mehrern Sprachen vorhanden; es lautet ſchon
im Grieh. gxxy, und Bixıor, im Lat, Vicia, im tittleen Latein,
Bex, im Engl, Vetch, in Schwed. Viker, in Wallif, Gwygg,
- im Slavon. Wyhew. Die rundliche Geftalt der Frucht ſcheint
der Grund der Benennungzu feyn, da es denn ein Verwandter
von Seige und Seigbohne feyn Fönnte, wovon Wide ein altes Ju⸗
tenfivum, vieleicht auch Diminutivum iſt.
Der Wikel, des — 8, plur. ut nom.fing. ein gewickelter, d. i.
mehrmahls um fich felbft zufammen gelegter Körper, ein Wort,
welches wenig mehr gehöret wird, Ebrdem, als die Mannsper⸗
ſonen ihre Strümpfe noch zu wideln pflegten, hieß diefer gewi⸗
delte Theilein Wickel. Wickel tragen. Sumeilen neun man
auch noh ein mehrmahls zuſammen gelegtes Papier, 5.3. Zwirn
darauf zu wickeln, einen Wickel.
DaeWidelbend, des — es, plur. die — bänder, ein langer
ſchmaler Streifen Zeuges, neu geborne Kinder darein zu Mir
deln, die Wickelſchnur, am häufigften die Windel
Die MWidelflepte, plur, inufit. eine Art Flechte oder Moofes
mit ducch einander laufenden, verwickelten Fäden oder Aſten; Li-
chen plicatus Linn. das Widelmoos.
Die Widelfrau, plur. dic — en, an einigen Orten, die Gehül⸗
finn der Hebamme, weil fie das neugeborne Kind widelt; die
Beyfrau.
Das Wickelkind, des— es, plur. die — er, ein gewickeltes
Kind; ingleichen ein zartes Kind, welches noch sewideltiwird,
Dae Wickelmõob, des —es, plur. inul, ©. Wideiflehte,
Wickeln,
—
#539 Sub: =
* ickeln, verbereg. act. 1, Mehrmahls om fich felbft oder ei⸗
nie andern Körper winden, oder zufammen legen, Die Strüm⸗
yfe wickeln, den obern Theil mehrmahls um ſich ſelbſt zufanımen
legen. Die Strümpfe gewickelt tragen. Garn auf einen Rnäuel
wickeln. - Gern, Zwirn, Sride wickeln, auf einen Knäuel
auf ein zuſammen geiegtes Papier, „oder auch nur um fich ſelbſt.
Er iſt ſo zahm, dad man ihn um einen Singer wideln Fann,
daß er zu allem folafam iſt. 2. In einen mehrmahls zufammen
gelegien Körper verwahren. Etwas in ein Papier wickeln. Zin
Rind wickeln, es mit Windeln umgeben, es ‚windeln, 3. Sid
aus einer Sache Wideln, fig. ſich aus einer derworrenen Sad,
aus. einer Verlegenheit, helfen. Wie er fih fo künſtlich aus
dem vorwurfe zu wideln weiß.
So auch dag Wikeln. Siehe auch die Sufammenfegungen
Abwikeln, Aufwickeln, Yuswideln, Einwideln, Entwickeln,
Verwickeln u. ſ.f.
Anm. Die Endfnlbe eln zeiget, daß dieſes Wort ein Iterati⸗
vum If, dag doppelte Foder E aber, dag die Stammfplbe ein Ins
tenfivum iſt. Löfet man dasfelbe in den einfachen Baumenlaut
auf, fo fommt man aufdas Verbum wegen in bewegen, wovon
wackeln auf äbnliche Art, obgleich in einer andern Bedeutung, ges
Bilder iſt. Von der Wurzel wegen, wigen fommen die Jutenfio
va wicken, wacken, und davon die Jterativa wickeln, wadeln.
Die Unkunde des Baues der Wörter, w H
und hundert andere Etymologen fo oft tere geführer bat, machte,
daß erſterer unfer wickeln, bloß um des lin der iterativen Ableis
tungsfplbe Willen, von dem Latein. volvere abſtammen ließ,
Allein vol vere gehöret zu unferm wal=zen, oder wal- zen;
die Wurzelſolbe iſt in beyden einerley, nur die Ableitungs⸗ und
Biegungsſylben find verſchieden.
Die Wickelraupe, plur.die—n, eine Art einſamer Raupen,
welche ſich zur Sicherheit vor der Witterung inein Blatt widelt,
und weil fie fpringen Fann, auch der grune Springer beißt.
Die Widelfchnur, plur. die — fhnüte, 8. wickelband.
Das Widelzeug,des — es, plur. car. ein Collectivum, dag
*
ſammtliche zu dem Wickeln eines Kindes gehörige Geräth zu bes
zeichnen, die Windeln mit ihrem Zubehör,
Der Wickenklee/ des — s,plur. car. ein Rahme der Espar⸗
fette, oder des Turkiſchen Klees. e
Das Widfutter, des — 8, plur. doch nur von mehrern Arten,
uinom. fing. in der,Landwirthfchaft, ein Gemenge von Widen
and Hafer, und oft noch andern Gerreidearten, welche zum Fut⸗
ter für das Vich unter einander gefäet werden ; Widengemenge,
Mischling, Mengekorn, Niedeef. fangkorn.
Das Wiäftrob, des — es, plur. car. die dürre Stande der Wi,
cken, als Stroh gebraucht, wie Erbſenſtroh, Erbsſtroh/ 5a:
ferftroh uff.
Der Widder, tes —s, plur. utnom. fing. ‚das männliche In⸗
Siofduum des Shafviehes, der Schafbock, im gemeinen Leben
mancher Gegenden, der Stähr, im Niederdeutfchen, Holändis
ſchen und Engl, Ramm, Rammbock. Ein gefchnittener Widder
beißt ein Sammel, oder Schöps. Augleicher der Nahme eines
der zwölf Geſtirne des Thierfreifes. Die Sonne tristin den
Widser.
Unm. Ben dem Notker Vider, im Engl, Weather, im An⸗
gelf. Wether, in Schwed. Väder, Vädur. Die Abſtammung
iſt nugewiß. Die meiften fallen auf die ſtößige Befchaffenheit dies
fes Thieres, und fehen Widder und wider als nabe Verwandte
an; Dietrich von Stade aber und andere auf das alte War, Bar,
ein Mann, welche legte Ableitung aber zu gezwungen und unana,
logiſch it. Div Endfulbe er iſt die Ableitungsfplbe, und bedeutet
ein Ding, Subjret, von welchem etwas gefagt wird; es kommt
be Friſchen, Wachtern.:
Bid 1520
daher hier bloß auf die Sylbe widd oder Wid an. Da bier zur \
Zeit nur noh Mutbmaßungen Statt finden, fo könnte man auf
das alte wedan, weiden, leiten, führen, rathen, weil der
Schafbock gemeinialich vor der Herde herzugehen pflegt. (S. Wei⸗
den.) Was mich auf dieſe Vermuthung bringt, iff, dag der Wid⸗
der bey dem Rotker wirklich der Leite der fcaflo heißt. Das
Lat. aries hingegen fan ziwar mit dem alten War, Bar, Vir,
Eines Stammes ſeyn, aber auch eben fo wahrfpeintich von den
Griech. ange, leiten, führen, abftammen,
Die Wide, S. Wieder.
Wider, eine Präpofition, welche nur allein mit dem Aceufative ge
braucht wird. Sie bezeichnet: 1. Eigentlich, die Richtung einer
4,
Bewegung in gerader Linie gegen einen andern Körper, doch daß
damitein Widerſtand verbunden fen, derfelbe mag nun von dem
Sujbeete oder von dem Dbjecte, oder von beyden zugleich herrüße - _
ren, welcher fegtere FZal der gemwöhnlichtte if. Wider den
Strom fhwimmen. Mit dem Bopfe wider die Wand laufen.
Mider den Stachel lecken. Der Begriff des Wider ſtandes iſt fo .
wohl in diefer, alsder folgenden figürlichen Bedentung, dem beu⸗
tigen Gebrauche nach nothwendig, und dadurch unterſcheidet es
ſich von gegen, welches in viel veiterer Bedeutung gebraucht wird,
und die bloße Richtung bezeichnet. (S. dieſes Wort.) Ehedem
gebrauchte man auch wohl wider auf ähnliche Art. Wid er den
Altar vufen, die gand wider jemanden ausrecken, für gegen,
ı Kön. 13, 2.4. Richte dein Angeſicht wider Jeruſalem,
"Eseh.e21,2. Und du, Bruder, fing ich wider Buchnern an,
Dpig. Im gemeinen Leben iſt auch die ſer Gebrauch noch nicht ganz
veraltet, wohl aber in der antändigen Schreibart. 2. Figiirlich,
einen Gegenſtand des Widerfkaudes, der Beleidigung, der übers
tretung,, der Abneigung zu bezeichnen. Des Widerflandes und
Widerforuches. Femanden Sauger feine Seinde gewähr-
ven, Wider jemand flveiten. | 5
Da wider ibn mehr Seinde ih geſellten,
Als dir die Nach welt glauben darf,
Raml.
Keine Thräne ruft wider ihn um Hulfe, Die — iſt im
Simmel und auf Erden angenehm, alles hingegen ift wider
den Stolz. Sich wider eine Sache erflären. Er ift ſehr da⸗
wider. Wider fein Gewilfen handeln, etwas thun, was man
als Unrecht erkennet. Wider Gewalt kann ich nicht. Sich. wis
der jemand ſetzen. Lin Schirm wider die Sige.. Kin Mittel
wider das Sieber, Sich wider die Halte verwahren. Es
geichabe wider meinen Willen. Wider alle meine Erwartung.
Der Übertretung. Wider feine Pflicht, wider das Gefeg hans
deln. Wider Recht ud Billigkeit. Wider alle Wahrheit.
Wider die Gebühr, Wider deffer Wiffen und Gewilfen. Wie
der fein verſprechen.
Unm. 1, Diefes alte Wort lautet ſchon von den frügeften Zei⸗
ten an widhar, und ward ebedem anch häufig mit den Darive.
gebraucht, widar mir, Roter. Im Niederdeutſchen wedder im
Ulphifas vithra, im Schwed. veler, Bon dem feit Fangen Seie
ten eingeführten orthograpbifchen Unterſchiede zwifchen dieſer
Prävofition wider und dem Adverbio wieser, fiebe das lesterr,
Anm. 2. Die Verba, mit welchen diefe Präpofition zuſammen
geſetzt wird, find in Anſehung der Form von gedoppelter Art, Ju
einigen wenigen if die Präpofition treunbar, indem fie in der
Conjugation Hinter das Berbum tritt, da denn diefes im Partiei⸗
pio das gewöhnliche Augment befommt. In diefen ruhet der Son
allemahl auf der Präpofition, In andern it die Präpofition uns
trennbar, daher der Ton auf dem Berbo ruhet, und das Augment
wegfält, Von der erſten Act find: widerbeilen, widerdruten, .
widerhalsen, widerreden; von der letztern aber: widerfahren,
wider,
rn a na a in dl lt U in m
—
Pen Bir
_ wiserlögen, iwiserrärben, — Ken, widerfigen, —
chen, widerfieden, widerſtreben und -widerhreiten.. Folg⸗
widerfprochen, Die legte Claſſe iſt älter und von allgemeinerm
Gebrauche; dieerfte neuer und feltener. Ju den mit wider zus
ſammen gefeßten Rennwörtern rubet der Ton gleichfalls-auf der
} Präpofition ; außer wrun das Mor: vier⸗ ode⸗ mehrſolbig iſt.
widerhalt, wider ſpruch, Wider ſtand; ; aber Wiverregtlig:
‚ Zeit, WiderfeglichPeit,
Widerbellen, ich belle wider, wisergebeller, —— reg.
neutr. (S. Bellen,) mit dem Hülfsworte haben, ein verächtli⸗
cher und harter Ausdeud fiir widerfprechen; wofür zuweilen
auch wohl wiederbelfern gebraucht wird,
"Der Wider-Cbrift, ses—en, plur. die —en, ein nngewöhns
liches, nur ı Ioh. 2, 18.22. befindliches, und nach Anti: Chrift
gebildetes Wort, einen faljchen Lehrer der chriſtlichen Kirche zu
bezeichnen.
Der Widerdrud,des —es, plur. inuf. bey den Buchdruckern,
der Abdenck eines Bogens auf der Rückſeite, d.i. auf der dem
Schöndrude entgegen gejegten Seite,
* Dev Wideröruß. des—rs, plur.car, ein im Sochdeutſchen
bderaltetes Wort für — welches noch im Oberdeutſchen
“= gangbar iſt.
Widerfähren, verb. irreg. neutr. mit dem Hülfsworte —
ich widerfahre, es iſt mir widerfahren. Begegnen, i im fgürlis
chen Verftande, eine gewiffe Veränderung von außen erfahren,
fowohl von angenehmen als unangenehmen Veränderungen, mit
dem Dativ der Perfon, Es iſt mir ein großes Unglück, ein
großes Glück widerfabren,
ſchen allerley Zufalle. Was if dir widerfahren? Ss if
‚mir oft widerfahren, daß u. f. f. ich habe es oft erfahren. Kir
nem Gerechtigkeit widerfahren laffen, gerecht vor ihm urebeis
len, gerecht gegen ihn handeln. Was vechtifi, fol dir widere
fahren.
* Anm, Es liegt in die ſem Worte eben der ſelbe Trope ———
de, als in begegnen, und den Lat. obrenire; denn fahren und
gefahren wurden ededem häufig für gefcheben gebraubt. So
fare i2, ſo geſchehe es, Rotker:. Das wider druckt die Richtung
aus, und zwar in der ebemahligen weitern Bedeutung, da es eben
nicht alle Mahl einen Widerſtand in fi ſchloß. Im Oberdeut⸗
ſchen war dafür ehe dem auch wid, vachen üblich,
* Widergelten, verb. irrez. act, (3. Selten) ein In Ho»
deutfchen veraltetes Rort, fire vergelten. Ich muß ihm dag
— widergelten. Güntber gebraucht davon noch das im Hobdeut ⸗
* (hen gleichfalls unbefannte Widergelt, für Bergeltung, Schad⸗
— loshaltung:
—— Kein va, Fein koſtb ar Zeichen
I Jh vor der Altern Treu ein würdig Widergelt.
Der Widerhafen, des —s, plur, ut nom. ling. ein Hafen an
$ einem Dinge, welcher der gewöhnlichen Bewegung vder Richtung
x besfelden widerſtehet.
DerWiderhalt, des —es, plur.inuf.
g - Körper widerhäft, der Bewegung, dem Deucke u. f. f. widerſte⸗
y het. 2. Dasjenige, mas dee Bewegung, den Druden, f.f. wider
va flebet. Beinen Widerhalt haben.
J. Widerhalten, verb. irreg. neutr. (S. Salten,) ich halte wi⸗
E
Be a De EEE TE TEN „;
27% la 1 ae —
—— ——
T
2, Der Iunftand, darin
der, widergebalten. - Es iſt mit dem Hülfsporte haben verbuns
den, und bedeutet einem Drude, einer Bewegung Yon aufen idi«
\ berfichen, mit Widerflande fortdanern. So fagt man im gemei⸗
nr nen Peben, leichte Speifen halten nicht large wider, widerſte⸗
ben der Verdanung nicht lange. Im Obe erdentſchen gebraucht
Adel. w, 3. 4, Th. 2, Aufl.
\
REN
lid: ich belle wider, wisergebeller; aber ih wider ſpreche,
Es widerfahren dem Men—
Wid 1522
man es oft fir Ioidecficßer Üeshanpt; gegentfeinen- oe wi:
der halten.
Die Widerlage, plur. die —n. ı,Ein Ding, welches wider ·
hält; nur noch in einigen Fällen. So wird in der Baukunſt eine
» Mauer, ein Pfeiter a. ff. weicher dem Drude eines Gewötbes
- odereines Bogens wiberfichet, eine Widerlage genannt. 2. Ja
den Rechten, dasjenige,- was der Fran in Anſehung ihres Braut
ſchatzes und zu deffen Sicherheit von dem Manne ausgefeget wird; _
das Gegenvermächtniß,
Der WiderlLüger, des —s, plur. ut nom. ing. im Bergbane,
ein Arbeitet, der den Raum zu den Widerlagen in dem: —
anshauet.
Widerlegen, verb. reg. act, * widerlege, babe widerlegt, dir
Unvichtigkeit einev Sache mit Gründen beweiſen. Ein vorgeben
widerlegen. Jemanden widerlegen, ibn von einem Irrthume
‚überführen. Daher die Widerlegung, plur. die —en, fo wohl -
die Handlung, als auch die Schr ft, :velche fie enthält.
» Widerleglich, adj.etadv. was ſich widerlegen läßt, im Ge⸗
genfaßedes Unwiderleglich.
Widerlih, —er. —ite, adj,etadv. 1. Den äußern Sinnen zus -
w der, Widerwillen, Ekel erwedend, am hänfigften von finnlis
chem Eiel, fo wie widrig mebr von der Empfindung des Gemu ⸗
thes gebraucht wird, da es deun et vas weniger fagt, ale ekelhaft,
in beträchtlichen Bradeumangenebn. Line wiverliche Speife.
Wiserlich schmeten, riechen. Bine Urzeney, welche widerlich
zu nehmen it. Ein Beficht, das nicht widerlich, aber auch nicht
einnhmens iſt. Lin widerliher Anblick, Geruch. Eine wi:
derliche Stimme, 2. Widerwillen verrathend, mürrifch, dere
drieblich; am ehfäfte n in Niederfachfen. Lin widerlicher
Mini, wo aber diefe Bedeutung eine Zweydeutigkeie mit der
vorizen macht, daher fie im Hochdeutfchen billig veraltet. So
auch die Widerlichkeit. Es iſt nicht zunächft von der Präpofition
wider gebildet, fondern ven dem folgenden Verbo widern, und
bedeutet eigentlich, was ung wisere, S. auch Widrig.
Widern,verb.reg act. 1. Widerwillen, befonders ſinnlichen
Widerwillen erweden, nur In der dritten Perfon, und ohne Paſ⸗
fioum. Eigentlich mit dent Accuſative. Die Speife widert
mich, oder, es widert mich vor dirfer Speife, Es wisere
mid, vorihrzurffen: Jusleichen, Überdruß erwecken. Es
widert ihn etwas ſehr 6219, er wird einer Suche fehr bald über»
drüffig. Es widert wi zu leben. In der Deutſchen Bidet
kommt dieſes Wort Ein Way! mit der n Da: ive der Perfon vor :-
was meiner Seele widerte, zu:v!der war, Hiob 6,7; welcher
Caſus doch ſeltner iſt. 2, * Wiverwillen gegeu etwas empfin⸗
den, rs derabſcheuen, haſſen. Den Geſtank widern. Diele Bes
deutung [Heiner die Ältere zu feyn,indem widaron für refpue-
re ſchon im Kero und Ditfried vorkommt. 3.* Sich wien,
ſich mwiderfegen, - Wollten fih der Lahrt gewidert han,
Theuerd. In einigen Oberdeutſhen Provinzen hat man auch das
Subſtantiv, die Widerung, einen geringern Grad des Ekels oder
finnlichen n Abſcheues zu bezeichnen. Widerung vor oder gegen
etwas Baben.
Ann. Die beyden legten Bedeutungen find im Hochdeutfchen
veraltet, nnd ſchon die erfte Fommtdafelbft feltener vor, Es if.
von der Präpofition wider. Im Oberdeutſchen ift Widerung .
auch Ekel, Abſcheu.
Midernstürlidd, —er, —Ir, adj. et adv, den Befegen der
Natur widerforechend, zum Uuterſchiede von unnatürlich, den
Gefesen der Natur mist gemäß, und übernatürlich, ans ihren
bekannten Gefegen nicht begreiflich. Bin widernarügliches Ver⸗
brechen. So auh die Widernatürlichkeit.
Ododdd Der
®
%
1523: Bid
x
Der Widerpart, des — es, plur. Sie—e, die Iegte Hälfte von °
dem Lat. pars, oder Franz. partie ein nur in dengemeinen
Sdpyrecharten übliches Wort. ı. Ein Gegner, der Gegentbeil, im Die Widerfeglichfeit, plür.
gemeinen Leben auch Gegenpart. Der Widerpart vor Gericht,
in einer Disputation, der: Gegenteil, Gegner, 2. Der Wi:
derfpruch, Wiberftand ; ohne Plural und Artikel. Kinem Wi:
derpart halten, ihm widerfprechen, das Gegentheil behaupten.
Wiberrächen, verb. irceg.act. (S. Rathen) Ich widerra⸗
the, Partieip. widerr athen. Durch guten Rath zu hindern ſuchen.
ine Sache widerrarben, einem eine Sache widertathen, ra⸗
then, dag man fie nicht thue, nicht unteruehme, Er that es, alz
les Widerratbens ungeachtet. : x
Widerrechelic, —er, —Rr, adj. et ady. dem Rechte, den
pofitiven bürgerlichen Gefegen widerfprehend. tin widerrecht⸗
liches verfahren. So auch die Widerrechtlichkeit.
Die Widerrede, plur. die—n, der Widerſpruch. Die Srende,
Der Widerfinn, des —es, plur, inuf.
£ — Re Et Fre
‚weilen gebraucht wird, EU ETE — ER U
die —en. 1. Die thätige Hinde⸗
tung des Willens eines audern, ingleichen die Fertigkeit, den Wils
Ten eines andern thätig zu hindern ; ohne Plural, 2, Eine ſolche
Handlung, mit dem Plural. Die Widerſetzlichkeit des Kindes ge:
porung in allen Derhältniffen des Lebens, Gell.
gen Ültern und Lehrer wird mit den Fahren Aufruhr und Em:
1, Die entgegen ge:
feßte Öefinnung oder Neigung ; eine feltene Bedeutung, 2, Der
entgegen gefeßte Sinn, de i. Verſtand, oder Bedeutung einer
Rede. Die meiften Anfpielungen find mit der Zeit dem Buch⸗
ftaben nach verſtanden worden, durch diefen Widerfinn find.
viele Irrthümer in die Wiſſenſchaften gekommen. 3, Was
welcher Bedentung doch nur der Gegenfag unwißerfeglich au »
den Sinne, d. i. dem gefunden Menfchenverflande, entgegen ger -
fegt ift, wo diefee Ausdrud ein wenig gelinder iff, als Unfinn..
welche Altern über ihre Binder empfinden, iſt ohne Widervede Widerfinnit, —er, —f#e, adj, et adr. ı, Der Neigung ober
die lebhaftefie. Das Verbum widesreden für widerfprechen iſt
im Hochdeutichen längft veraltet. -
en, re des abe plur. die—e, ‚der erhabene Theil
an dem Halfe der Pferde zwifchen'der Mäbne und Schul ter, wel⸗
ber auch ur der Kit ſchlechthin, in Meißen aber der Wider⸗
born genannt wird. ©. Rift. a
Der Widerruf, des— es , plur. inuf, die förmliche Erklärung
feiner geänderten Überzeugung oder Öefinnung, die Aufbebung ei⸗
ner Behauptung oder eines Befehles, du: ch eine nachfolgende Ers
klärung. Widerrufthun, etwas widerrufen. Wenn er fein
Wort einmahl gegeben hat, ſo iſt an Feinen Widerruf zu
nken.
— verb. irreg. ich widerrufe, widerrufen, förmlich
erfläcen, dag man feine Überzeugung oder Gefinnung geändert
babe. Sowohl als ein Neutrum, mit haben, widerrufen, Wis
derruf thun; als auch active, etwas widerrufen. S. auch Wie⸗
derrufen. RR
Widerruflich, adj. etadv. was ſich widerrufen läßt, im Gegen⸗
fage des unwiderruflich. So auch die Widerruflicpkeit.
. entgegen geſetzt. Ein widerfinniges Betragen.
“ brauche entgegen gefegt. Sich widerfinnig leiden,
Grfinttung eines andern entgegen gefegt, und darin gegründet; im
‚welcher Bedeutung es weniger fagt, und folglich gelinder it, als
widerfpenfiig, und widerfeglich, obgleich diefe Bedeutung mit -
den beyden folgenden leicht Zivepdeutigfeiten machen kann. Ein
widerfinniger Menſch, der immer andere Geſtunungen hat, als
andere, 2. Den entgegen gefegten Verſtand euthaltend, und
darin gegründet, Kine Rede widerfinnig verſtehen. Ein wi— z
derfinniger Deritand. 3. Dem gefunden. Menfchenverftande
Kine Sache
widerfinnig anfangen. 4. Der Gewohnheit, dem gemeinen Ge⸗
5.Der ges
wöhnligen Richtung entgegen gefegt. Ein widerfinniges Ge—
börn, bey den Jägern, wenn die Enden eines Gehörnes frumm
und gegen einander ſtehen. Die Haare widerfinnig freichen,
wider ihre gewöhnliche Richtung. Wisderfinnige Gänge, im
Bergbaue, die ihr Streichen un) Fallen oft verändern. In allen
diefen Bedeutungen in den gemeinen Sprecharten widerfinuiich.
So auch die Widerfinnigfeie, in allen obigen Bedeutungen, befüns
ders in dei vier erſten. '
Der Widerfächer, des—s, plur, ut nom, fing. eigentlich ein Widerſpänſtig, —er, — ſte, ———— thãtig weigernd⸗
da
feindfeliger Gegner dor Gericht, undin weiterer Bedeutung, eine
Perfon, welche ung aus Zeindfeligkeit in allem zu hindern ſucht.
IJndeſſen iſt das Wort in dem gewöhnt den Sprachgebrauche vers
alte, und ift nur noch: in der Theologie und dem Kanzelſtyle ſo
wohl von dem Teufel, als auch von den Feinden des Chriſten, un⸗
ter den Menfchen üblich, in welchen beyden Bedeutungen esin der
Deutſchen Bibel hänfig ift. Das Wort iſt fehr alt, und lautet ſchon
im Kero, Notker n.f. f. Widerlachcho, im Angelf. Wither-
facco, Im Schwed. iſt vederfaka, adverfari. Es iſt von der
alten Bedeutung des. Wortes Sache, nach welchem es Streit,
und befonders feintfeligen Streit vor Gerichte, bedeutet. (©. das⸗
felbe.) Im voten und s ıten Jahrh. ommen dafür auch Widar-
warto und Witharfneco ver, —
Der Widerſchein, S. Wiederſchein.
Widerfegen, verb. reg. act, ich widerfege, wider ſetzt. Es
wird nım ale ein Reciproenm gebraucht, fich widerfegen, feine
Kräfte und fein Vermögen zur thätigen Hinderung der Abſicht eis
nes andern anwenden ; da denn die Perfon oder Sache, welche
man zu hindern fucht, im Dasivo ſtebet. Sic einem widerſ⸗ egen,
ſich eutweder durch Förperliche oder morafifche Kraft wider ihn
fegen.: Sich der Obrigkeit widerfegen. Daher die Wider:
fegung, SATTE.
Widerjeglich, —ır, —fle adj. et ady. »,Den Willen, die
Abfcht eines andern thätig Hindernd, und darin gegründer. Ein
widerfegliches Betragen. 2. Dem man ſich wiberfegen kann; in
den Willen eines andern zu geborchen, und darin gegründet. Wi: »
derfpanftig ſeyn. Sich wiserfpänftig bezeigen. Wenn man mit
Rindern anfange, zu vernimfteln, fo it'es Fein Wunder,
wenn fie widerfpanfliig werden, Weiße. Widerfpänfige Un—
terthanen. Widerſpanſtig druckt mehr diechärigeVerweigerung
des Gehorſams, widerfeglich aber mehr denthätigen Widerſtand
aus, Jens iſt ein Abtsmmling von ſparnen in der heutigen Ber *
deutung, oder auch von dem alten fpanen, reden, bereden, da e—
denn eigentlich widerſprechend bedeuten würde, (8, Abfpänttiz.)
Im Oberdentſchen ift dafür noch jest widerfpännig üblich, ©
auch die Widerſpanſtigkeit, die thätige Verweigerung des Gehor-
fams, und die Fertigfeit dieſer Verweigerung, ’
1)
*
Das Widerfpiel, des—es, plur. die—e, das Gegentheifeis '
ner Sache, das Widerfpiel darthun, beweifen, das Gegeu—⸗
theil. An Start des Befohlnen das Widerſpiel thun. Ihre
Schweſter hält gerade das Widerfpiel in ihrer Kuffübtung,
Gel. Im Ober deutſchen iſt in Wiserfpiel, im Gegentbeif, bin»
gegen. Es ift von einer jegt veralteten Bedeutung des Wortes
Spiel, ©. dagfelbe, Ar : i
Widerfpröchen, verb. irreg. neutr; (8. Sprechen.) welches
mit Haben gebraucht wird; ich widerfpreche, widerſproͤchen;
das Gegentheil behaupten, jemandes Ausſpruch für falfch erklä⸗
gen, nit der dritten Endung der Perfon. Zinem widerſprechen.
Jemanden in das Geficht widersprechen. YWiserfprechense
Säge, wovon der eine. den andern für unrichtig erklärt. Liner,
Sade
N
zn
Ir EN ?,. 7
ir
wWeerftreit
F 55. —
Sache NE Der Hi Oberdeutſchen übliche Gebrauch
mit dem Aceuſatibe der Sache, etwäs widerfprechen, ich wider⸗
ſpreche es nicht, iſt im Hochdeutſchen ungewöhnlich. Schon in '
ode widerlprehhen ; dey dem Ottfried kommt dafür fir-. Widerwärtig, —er/ —Re, adj. et adv. .
[prechan, verfprechen,, vor,
. Der Widerfpregper, des—s, plur, ut nom. fing. Fänin, die
Widerſprecherinn, eine Perſon, welche widerfpricht.
Wibderſprech lich, adj. et adv. dem ſich widerſprechen läßt; ein
ar in dem Gegenſatze unwider ſprechlich übliches Wort,
Der Widerfpruch, des —es, plur. die-— fprüce. 1. Die
Handlung, da mander Behauptung oder dem Verlangen eines
> andern wibderfpricht, Etwas ohne Widerfpruch einraumen. In
einer Sache vielen Widerfpruch leiden, erfahren. 2. Der Zus
Hand, da etue Behauptung die andere, und in weiterer Bedeutung,
ein Ding dasandere, aufbebt, Der Widerfpruch der Pflich⸗
ten, ivenn eine mit der andern nicht beſtehen Fann, eine die andere
aufhebt. Schon im Notler Widerfpruch.
Der Widerſtand, des—es, plur. inuf, der Sufkand, da eine
Perſon oder Sache eineHandlung nicht zuläffer, die Schwierigkeit
‚eine Handlung zugulaffen, fo-wohlim leidenden als thätigen Ver⸗
frande, daher es von weiterer Bedeutung ift, als Widerfegung,
weiches nur von einer thätigen Hinderung gebraucht wird, ine
Yiauer leifter MWiderfiand, wenn fie einer Bewegung nicht nach»
" gibt. Großen Widerſtand thun. Diedefagung ergab fich oh⸗
ne Widerfand, Dielen Widerfand finden, Allen Widerſtand
" überwinden, AR,
Wivderjtehen, verb. irreg, Deutr. (5. Steben,) mit dem
Hütfsworte haben ; ich widerflehe, widerfianden. ı. Sich bes
ſtreben, eine Handlung nicht zugulaffen, fo wobl im Teidenden als
tbätigen Verſt aude; mir der dritten Endung der Perfon. Kupfer
widerſtehet dev Witterung länger, als Siſen. Einem in einer
Sache wideriiehen. Der verſuchung widerſtehen. Dev Trau⸗
rigfeit, der Reigung widerfiehen. 2. In engerer Bedeutung
fagt man, diefe Speife, diefe Arzeney widerfiehet mir, wenn
man einen lebhaften Widerwillen wider fie empfindet, fo daß ınan
fie nicht zu fi nehmen kaun. Bey dem Ottfried und Moiter wi-
darltan.
Widerftehlich, aöj;etadv. dem man widerftehen kann; am hãu⸗
figfien in dem Grgenſatze unwiderfiehlich. .
Der Widerſtoß/ des — es, plur. car, der Nahnie einer Pflanze,
welche an denKüften@uropeng wächfet, See⸗ Lavendel, Statice
- Limonium L. Der Örund der Deutfchen Benennung iſt mir
unbekaunt. Auch ein Nahme des Sehens, Cucubalus Behen
Linn,
Widerftreben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte habzh,
ich widerftrebe, widerſtrebt, fich befirchen, eine Handlung zu
hindern, ſich widerfegen, mit der dritten Endung der Perfon,
einem widerſtreben. Es fängt an, zu veralten, indem wider:
> fegen und widerfichen dafür üblicher find. So aud) das Wider:
freben.
‚verb. reg. act. ich wiberfreite, widerfiraten,
mit Worte wider etwas ſtreiten, demfelben widerſprechen; ein
im Sochdeutſchen ungewöhnliches Wort. Eine Meinung wider
fireiten, fo wohl ihe widerfpreöhen, alsaud) fie beftreiten, Eben
„fo ungewöhnlich ifider Wideritveit, für Widerſpruch.
Dee Widertbeil, des —es, plur. die —e, ein im Hochdeutſchen
gleichfalls ungewöhnliches Wort, für Gegentheil, Gegner.
DSer Widerthon, des —es, plur. iauf, eine Art Moofes, von
„welchen? es verfhiedene Arten gibt. Kother Widerthon, Afple-
pium Trichumanes L. außer weichen man. auch goldnen
und weißen Widerehon hat, Der größe Haufe gebraucht es alg
ein Mittel wider die Bezau⸗rung, worans ſich die erſte Hälfte
Bi ee
Bid
des Wortes erfläcet; nur die zweyte iſt mir — Auch Wi⸗
dertod iſt der Rahme eines Gewäch ſes, von welchem ich doch nicyt
weiß, ob es von diefem noh verfehiedenift, oder nicht.
1, Einer Richrung
oder Bewegung entgegen geſetzt; in welcherBedeusung cs dohnur
zuweilen in der Seefabrtvon dem, Winde gebraucht wird, Kin
widerwärtiger Wind, ein widriger Wind, Gegenwind. , In
weiterer Bedeutung für entgegen gefegt , der widerwärtige Ver⸗
‚fand, eine widerwärtige Meinung, iſt es im Bochpbeutfähen un⸗
‚gewöhnlich, 2, Geueigt, andern zu widerſprechen, immer das
Segentheil zu behaupten, und zu thun. 3. Der Neigung, der
‚Empfindung entgegen gefest, im boben Grade unangenehm
widrig. ine widerwärtige Stimme Ein widerwaärtiger
Menih.
Anm, Schon bey dem Kero find Widarwartiu entgegen ges
— feste Dinge, contraria, und im Ditfriedit Widarwert, ein
"Gegner, Widerfaher. Die legte Hälftwift vondem alten Ware,
Richtung, Gegend, wovon noch unfer wärts abſtammet. Nach
dem Feftuswar beyden alten Fateinern vidvertas, calamitas,
Widerwärtigkeit, welches genau unfer Deutfhes Wort iſt, wel:
ches vermuthlich aus Gallien oder Deutſchland nach Latium ge⸗
kommen iſt.
Die Widerwartigkeit, plur.die—en. . Der Zuſtand, da et⸗
was widerwãrtig iſt, in den vorigen Bedeutungen, beſonders der‘
zweyſen und dritten; ohne Plural. Die Widerwaͤrtigkeit eines
Menſchen, deſſen Fertigkeit/ andern zu widerſprechen und entge⸗
gegen zu handeln. Die Wiserwärtigfeie einer Stimme, ihre
unangenehme, widrige Beſchaffeuheit. 2., Eine iwiderwärtige,
und unangenebine Begebenheit, ein unangenedmer Vorfall ; mit
dem Plural. Häusliche Widerwärtigkeiten.
DevWiderwilfe, des —us, plur.'car, hoher Örad der Abneis
gung, Begierde, eine VBorftellung und Empfindung zu hindern,
da es.denn mehr ift, als Abneigung, uud weniger, als Abſcheu
und Ekel. Kinen Widerwillen gegen etwas haben, eine ſtarke
» ‚Abneigung. Ohne einigen Widtrwillen. Seinen Widerwilz
len gegen eiwas überwinyen. *
Widerwillig, adj. et adv. ein im Sochdeutſchen fektenes Wort.
1, Abneigung äußernd, unddarin gegründet. 2. Wider fpänftig.
Ift es nicht verwegen mit dem, Schikfale zu fireiten, wel:
ches das willige führer, und das wiberwillige fortreißt?
Kãſtu.
Widmen, verb. reg. act. zu etwas beſtimmen, befonders auf *
ne feyerliche Ari zu etwas beſtimmen; wie weihen. Sich dem
Dienſte des Staates widmen. Jemanden ein Buch widmen,
es ihm dediciren.. Kine Summe Geldes zu Werken der Wohle
thaätigkeit widmen. So auch) das Widmen.
Anm. Das Wort ift alt, ob es gleich in den älteften Deutfchen
Überbleibfeln nicht vorfomme. Mil man deffen Abſtammnug auf
eine zuverläffige Art erforfchen, fo muß man es vorher in ſeine Be⸗
ſtandtheile auflöfen. Die Endfolbe en ift, wie bekannt, die Bie⸗
gungs ſylbr des Infinitives; m ifk. ein alter Ableitungslaut Ins
tenſtva, vieleicht auch Iterativa zu bilden, wie in malmen, von
mablen, reiben, Es bleibt alfo nur wid übrig, und Mefes iſt uns
ſtreitig das alte wetan,geben,, wovon unfer Weste, ein Inten⸗
fivum anderer Art, und Witthum, abſtammen. Daher wird
Widmut, Widum-und Witthum noch hin und wieder für ein
Kirchengut, Pfarrgut gebraucht, ein einer Kirche gewidmetes Gut,
im Riederf. Wedeni,im Angelf, Weotuma. (S. auch Witthum.)
Die Schreibart wiedmen iſt uneichtig, weil die erfte Sylbe im
Hochdeutſchen gefhärft , und. nur in einigen EN gedehnt
wird.
Dodbd a - Wibeig,
1526
’
1527 Bid 3
Widrit er, =i,adj. etadr. 1. Entgegen gefest, Ein wis
viger Wins, ein widerwärtiger Wind, Begenwind, Die wir
drige Meinung behaupten, Me entgegen geſetzte. Wisrig geſin ⸗
net ſeyn. Widrigen Sale, im entgegen geſetzten Falle. Im Wis
drigen, ir Döertentfehen, i im Segentheil. 2, Deu Wunſchen,
dem Verkongen, den Abſichten entgegen geſetzt, unangenchim
Widriges Glůck. Widrige Schict ale. So hält uns die Ge⸗
lafenbeit auch unter der Laft der widrigsten Begebenheiten -
3. Den äußern Sinnen unangenehm, oder ze
aufrecht, Cell,
wider, einen geringern Grad des Efelg oder des Abſcheues zu be⸗
zeich nen, wie widerw artig undwiderlich, nur dag die fes legtirr,
wegen feiner unmittelbaren Abſtammung von widern, die finnl a
Ge Abneigung ſtärker auedruckt. Widrig ſüß, widrig fett. En
wideiges Geficht. Was ii die freche Stirn einer unfeifchen
Perfon für ein widriger Anblick! Gell.
Anm. Erift ans widerig zuſame en gezogen, und ſtammet
unmittäbar von der Pröpofttien wider ab.
Zie Widrigfeit, plur. inuf. der Zuſtand, da etwas widrig if.
1. Entgegen gefigte Beſchaffenheit. Die Widrigkeit der Meiz
nungen. 2. Unangenebme Beſchaffenheit, Die Widrigfeirdes
3. Die Empfindung, wende diefr uns
Glüdes, der Schick ſale.
angenehme Beſchaffenheit erwecket, Abnrigung, geringer Grud
des Abſcheues.
Eine Widrigkeit vor etwas empfinden. Dieſe legte Bedrutung
iſt wegen ihrer Zweydeutiskeit die ſelteufſte. Ju Oberdrutſchen
dingegen iſi Widrigkeit auch ſinnliche Abneigung, d. i. ein geren⸗
ger Grad des Ekels, wie Widerung: Widrigkeit gegen etwas
Beben, empfinden
Wie, eine Varrikel, welche aufdoppelte Art gebraucht wird,
L.Als ein Un ſtande wort, die Beſchaffenheit, Art und Weife
zu bezeichnen, undzwar
1, Als ein Sragewort, nach der Art und Weife zu fragen,
ta es denn theils mit Verbis verbunden wird. Wie ift das zuges
1
gangen? af welche Art. Wie gehet es dir? Wie heißt die
Stadt Wie Fime ip dazu? Wie haft Judas angefangen ?
Wie bift du dazu gefommen + Da es denn auch als ein höfliches
Fragewott für des härtere wag gebraudht wird. - Wie ?— Wie
fagten fie ? Theile mir Adverbiig und andern Umftondewörtern,
Wie groß war es? Wie lange if es her? Wie oft Fam er?
Wie bald wird es gefcheben? Wie rheucr ift eg? Wie viel
war es?
Befonters mit Abverbiig, wenn ein Aus tuf in eine Frage
eingefleider wird,
wohl bait du getban! Wie fehr haft du geirree! Wie viel
verbirgt eine Stunde vor den Augen der Menſchen! Wie ,
gern hätt’ ich ibn noch Ein Mahl gefprochen? Wie ungesul-
dig iſt nicht die Liebe! Mo auch das Verbum in manchen Fällen
verſetzt werden fann. Wie ungeduldig nicht die Liebe it! Oft
ſtehet es in ſolchen Ausenfungen elliptiſch für wie febr. ©, wie
hab' ich am dic geweint! wie ſehr. Allein, wie erſchrack er,
als er mich ſahe.
Wie firahle dag euer ſchöner Augen!
Wie blinkt der belle Kebenfaft! Haged.
Oft dienet es dloß, eine Frage ein zuleiten oder anzufündigen.
Wie? babe ich es dir nice gefagt? Wie? Sie hätten
mich veden heren ? Vefonders, wenn sin möglicher Fall als ein
Einwurf in eine Frage eingefleider wird. Wie wenn ich nie:
mabls glülli würde? Aber wie, wenn ich es nun felbft
ge macht batte? Wie, wenn er es run tbäre?, Wo wie
fo viel fagen will, als, was würde erfolgen? was würde ger
ſchehen?
*
Einer perſonlichen Widrigkeit Luft machen.
Wie bald iſt es um ung geſchehen Wie
Bir — Ber
‚Wiefo! Wie a das ? find — ber verttaulichen
ES pred art, ned; der Urfache, nach der nähern Art und Weife zu .
fragen. Wie ahders? für, wie kann es anders ſeyn 2 iſt viel gu
dunfelund ellptiſch, als daß es naxhgeadme zu werden verdien⸗
te. Hätten Engel die Sprache erfunden, wie anders, als
daß ihr ganzer Bau ein Abdruck von ihrer Denkart feyn müßs
er Wo die ganze Wendung des Gedankeus gezwungen und une
gewöhnlich if.
2. Als ein relatides Umſtandswort, eine gewiffe Art und
Weife zu dezeichuen. So wohlver Verbis. Ich weiß nicht, wie “
ich es anfarge, auf weldge Art. Sage ihm, wie er es machen
fol. Ich begreife nicht, wie es geſchehen it. Wenn die
Liebe nichts ıft, als eine Pfticht, fo
nicht wie. Es geſchahe, ic weiß nicht wie. Dem ſey, wieibm
wolle, Als auch vor Adverbiig, diefeArtund Weifenäber zu
bezeichnen. Siehe, wie fleißigich bin. Du haft no nicht er⸗
fahren, wie — evil. Ic weiß, wie viel es ifſt.
Sehr überflüffie iſt es, ſo wohl diefem als dem vorigen wie
nod ein nach nachſchleichen zu laſſen, welches zut Beftimmung
nichts beytragen kaun. Wie nach fol — herr Simon an
Jungfer Lorchen denken? Gell. Es if 'unbegseifli, wie
nach man ſolches behaupten könne.
II. Als eine Eonjunerion, da eg drun wieber möniheriep Mes \
ten der Verbindung bezrich nen kann.
1, Eine Ab icht eit, verfledie Verghidjung, als eine Con⸗
junetio eomporativa. So wohl auf eine verſtecktere Art,
welche ten Übergang des vorigen Unftandswortes in die Con⸗
janckdn ausmacht.
zn nribeilen, was ich febe,
fporten. Als auch auf eine unmirtelbare Art, wieals, jo wohl
vor Nınnwörtern, Kr if, wie du, Glas, wie ich · Ich habe
nicht fo vieleZeit, wie dein Freund. "Schön, wie ein Engel,
Sereigend, wieder Morgen „Ich thaͤte es, wenn ich wie du
wäre, beffer, wenn ig an deiner Stelle wäre, Als auch vor eis
nigen Adverbiis.
Er iſt heute, wiegeßern. Sie kommen wie gerilfen, als wenn
fiewäten getufen worden; eine in der vertraulichen Sprechart Ä
Er ifi wie todt, fiefabe wie tieffinnig zur Erz
übliche Ellipſe.
de,find härtere Ellipſen/ welche man lieber vermeidet. Am hüne
figſten mit Verbis nnd ganzen Sägen, Du wirft behandelt wer:
den, wie du es verdieneſt. Es iſt geſchehen, wie ich es geſagt
babe. Ich will ihn ziehen, wie ich thn mir wünſche. Er lebt,
wie es einem rechtſchaffenen Manne gebühret.
Beſonders
nach einem vochergegangenen fo.
Laß’ die Wele fo, wie fle
it, So wie mein geiz ihn liebe. Jugleichen in Vorderfage,mit
einem nachfolgenden fo,
lohnet werden,
Überflüffta ift-es, diefem vergleichenden wie noch ein gleich
bedentendes als vortretenzu laſſen. Sie ſtehet einem Affen abn=
Wie du gedienerhaft, fo ſollſt du be⸗
licher, als wie ihnen; wo eines von beyden hiulãnglich iſt. Aber
Ich böse ;
das wenn nad) dein wie und als bat feine Bedeutung.
ein Plätfchern, wie wenn die Wellen wider den Haden ſchla⸗
gen, Gefn. Aber eine behynahe unverzeibliche Härteifl es, dieſes
vergleichende wie oder als völlig zu verſchweigen. in Tiger,
dem man feine Wurb geraubt, fh äumt Pharao für Wuth; für
als oder wie ein Tiger.
2.&ine Zeitfolge zu bezeichnen, eonſecutiv; für als oder
da. Wie er gefragt ward, laͤugnete er es. Wie er mich ves
den hörte, ſchlich er weg. - Und wie er vor Freuden wein⸗
te, da weinteſt du vor dreude, Geßn. Dieſer Gebrauch
iſt keiner der boſten, und man fi ehet leicht, warum ; "= er
wep⸗
undert mid’ 8, wie fie fo i
viele Herzen an ſich ziehen kann, G-M, : Es iſ mir, id weiß
Wien febe, fo iſt esfebr groß. seh den
Wie ich höre, fo tönnen fie au
Wie gewohnlich. Das if ihm wie nichts.
En
1529: Bi e
» gspbeutigkei mit dem SERBIEN wie eiak, wealgſtens
der erſten dunkeln Empfindung nach, und daher den Leſer nur ob»
Me Roth aufhält,
3. Eine Erläuterung des vorher gehenden zu begleiten, ex⸗
planativ; mit dem denn.
Don vielen nicht gekannt, von andern auch vernichtet,
ie denn die ſchnöde Welt nur * den Augen richtet
pitz.
Die Bruſt iſt nicht ſo bel, wie denn auch der Rüden nicht fo
dunkel üf.
4. Eine Uefache anzudeuten, Cauſal, im Worderfapr, für -
da. Wieman den Derfiand nicht immer anlivengen —* ſo
iſt es auch erlaubt, zuweilen Atwas ſeichtes zu leſen, Gell.
Wie der Menſch das Meiſſerſtück der Schepfung if, fo iſt er
auch für den Menſchen das lehrreichſte Studium, eben dert,
Aud diefen Gebrauch ſollte man um der Zweydeutigleit Willen
veralten laffen, a da da biefen Begriff weit befiiumter aus ⸗
druckt.
5. Circumſeriptiv, i in Verbindung mit dem daß; ein feh⸗
lerhafter Pleonasnmus, dev. inteffen im Opitz häufig vorkonimt.
Man bat Vachricht erhalten, wie daß die Feinde geſchlagen
worden. Sie haben gefeben,
Wie daß auf eine Zei: fe alle mußten-Herben, Opitz.
Es iſt ihm unentfallen,
Wie daß wir nichts als Staubund Aſche And, eben derf. .
Chen der ſelbe gebraucht wie daß auch, aber eben fo fehlerhaft, für
damit. Er ſchlagt beherzt den Seind, wie daß er Lob gewinnt.
\ Aber eriaubi iſt eg, wie für das ciscnmferipsiveduß allein
zu gebeanchen, wenn Feine Zwepdentigkeit zu beforgen iſt, beſon⸗
ders, wenn Mehrere citcumferiprive daß auf einander folgen joll»
ten. Ich börte, daß er fagte, fein Bruder babe behauptet, wie
er es nicht geſehen habe. Aber außer diefem Falle kann das wie
für daß leicht Smepdeutigkeit machen. Man hat nunmehr
NVachricht erhalten, wie der Seind gefchlagen werden.
6. In Geſellſchaft mancher Partifeln drudt es noch vers
ſchirdene andere Verbindungsarten aus. So wird es mit dem
auch eopnlativ. Ich, dein Bruder, wie auch deffen Schwager.
Iu gleichen adverfativ. Wie gelehrt er auch ifi,fon.f.f, Mit
wohl couceffiv, S. Wiewobl an feinem Drie.
Unm. ı. Wenn wie ale ein bloßes Umſtandswort wor Adver⸗
Big ſtehet, fo iſt es ircig, es mit denfelden zu ſammen zu ziehen,
weil es hiereine bloße abgefondette Beftimmung ifl. Wie groß,
wie fehr, wie viel u. ſo f nicht wiegroß, wiefehr, wieviel, . Nur
‘ im Superlativ des. legten Wortes iſt dieſe Zuſammenziehung ers
Taube, dev wievielfte, weil hier nicht allein ein gemeinfchaftlicher
Arctikel, fondern auch eine gemeinfcpaftliche Biegung Statt fin
det. S, meine Sprachlehre,
Anm. 2. Diefe Partifelerfcheinet von ben früheften Zeiten an
in mannigfaltigen Geſtalten. Im Kero und Iſidor Lantet fie
-huueo, bey dem Ottfried, der fie auch für daß gebraucht, wio,
im Satian lo, lolo, im Willeram fuie, ben dent Notker ziu, im
Angelf. hu, hwa, im Engl, ham, im Niederf. ws, im Dipi
ſchen hvor.
Dor Wiebel, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen Gegen,
den, befonders Oberbeutfchlandeg, ein Rahme des braunen oder
ſchwarzen Kornwurwes, Curculio granarius Linn. welcher
vollſtãudig auch Kornwiebel genannt wird. Im Oberdentſchen
ſcheinen mehrere Arten von Inſecten, bejonders ſolche, welche die
Erbſen ducchfrefen, den Nabmen der Wiebeln zu führen, - Im
Siederf. {ft Wevel, in Angelſ. Wifel, im Schwed,Tordyfvel, _
And im Frieſiſchen Scharnwerel, ein Käfer. Der Grund der Bu
uennung liegt o ne Zweifel in der Bewegung, von dem folgen,
Bie 1580
der wiebeln. Im Niederfkchfifchen ift daher Donewevel, ein
braujender, unrubiger Venſch, deri immer berun ſchwãrmet, ein
Sauſewind.
Wiebeln, verb. ‚reg. meutr. mit dem Hülfeworte haben, ſich in
vollen Haufen bewegen. So fagt man 3.8. von einer Menge fi
bewrgender Infecten, es wiebelt alles von Maden, Bäfern, ine
gleiden in Verbindung mit: kriebeln es Eriebelt und wirbelt -
alles von Menſchen. Logan gebraucht diefes gemeine Wort in
der Poefie:
Da vor Freuden alles wiebelr,
Da mir gleichen gleiches liebelt.
Anm, Es ift das Jutenfivum oder Jterafioum von wesen, in
der älteen wenern Bedeutung des Bewegens, und in der Bedeu⸗
tung mit wimmeln verwandt, In eifigen Oberdeutſchen Gegen⸗
den, z. Bim Rürnbergiſchen, ifi verwiebeln und zuwiebeln; ein
Loch ın einen Klridungsffüche fiopfen oder dirftechen,
‚Die Wiede, plur,; die—n, in der Landwirthichaft, eine Art Bans
dee von gedreheten birgfomen und zäbın Ruthen, 5.%. von den
Kurden der Hajeln, der Weiden, der Faulbaumes u. .f. So
werden 3. B. die Bäumeinden Öärten mit Wieden an tiv Pfähle
oder Spaliere gebunden. - Daher heißt auch an den Ernte⸗ und
andern Wagen: der breite eiferne Bügel mit zwey Ringen, in des
ven einem die Zeifte, und indem andern die Runge fteckt, die Lei⸗
ter daran zu hängen, Sie Wiede, weil fiean den gemeinen Bauer⸗
wagen eine wahre Wiedeift. Sonft wird fie auch der Leiſt bůgel
genannt. Dbd die Wiede, ein: an beyden Enden ausgezacktes
Salz an dem Weberfiuble, und befonders an dem Kammblatre
und den Tritten, einen ähnlichen Grund der Benennung has, iſt
mir unbefannt, '
Anm. Wiede iſt ein fehr altes Wort, und bedeutete ehedeit
binden überhaupt. Schen bey dem Ulphiles ift withan, Engl,
to with, binden, (©. Weise, welches gleichfalls daper ſtammet.)
Des Sat. vieo, ich tiege, Wend, viem, ift genau damit ver⸗
wandt.
Der Wiedebaum, des —es, plur. die —baume, in einigen Ge⸗
ger den, ein Nahmedes Kaulbaumes, weil feine Zweige zu Wies
den fehr brauchbar find,
Der Wiedehopf, des —es, plur. die —e, der Rahme eines ber
kannten, dent Farben nach ſchönen Vogels, mit einem bunten Fes
derbufche auf dem Kopfe, welcher aber den Koch liebet, und’fein
Reft damit füller, ſich auch durch die ihm eigene Stimme untere
ſcheidet. Nach dem Klein gehöret er zu den Brachern, Im ı 5teg
Jahrbunderte Wedehuppe, im Mederf. Wiehop. Friſchens
Ableitung in Auſehung der erfien Hälfte diefes Wortes,nach wel⸗
cher Wied fo viel als das noch bey den Jagern übliche Weise,
Koth, iſt, iſt noch die wahrfcheinlichfte, weil diefer Vogel weger
feiner Unreinlichkeit auch in vielen Öegendin Kothhahn, im Hol⸗
lãnd. aber Kackhiahin heißt. Die zweyte Hälfte iſt iu fo viel
wie Schopf, von heben, daber auch hopfen und hüpfen. Allein
fie fiheinee viehiche eine Nachahmung der ihm eigenihünnlichen
- GStistime zn ſeyn, von welcher diefer Vogel auch im Griechiſchen
sro, im Lat. Upupa, im Engl. Hoop Hoopoop, im Franz
Huppe; im Bremifehen Pup-o8, genannt wird. Sonſt nennet
man ihn auch im Osnabrück. Halvermann, aus einem mir unbe⸗
Fannten Grunde,
Wieder, ein Adverbiunt, oder vielmehr ein Utſtandswort welches
vornedmlich eine dreyfache Bedeutung bat. 1.DsrWiederhohlung
einer KSandlung oder eines Zuſtandes, oder vielmehr,daf ein Prädie
cat aufs aeue Statt finde, alio ſchon vorher müſſe Statt gefundene
haben. Es regnet ſchon wieder, ſetzt voraus, daß ee ſchon vorher
geregnet habe. Wieder zu Ach ſelbſt kommen. Er hat mir ver⸗
ſprochen jange nicht wieder von der Liebe zu ieden. Etwas
Doddd3 wieder
- % N %
* —
1531 Bie
wieder vor bie Sand nehmen, Zemanden wieder zu Gnaden
annehmen, Etwas wieder in den vorigen Stand ſetzen· Um wie⸗
der auf den vorigen Gegenſtand zu kommen. Es fanır in dieſer
Bedentung nur mit Verbis und den davon abaeleiteten Subſtan⸗
tiven verbunden werden, "denn ob es aleich ſcheinet, daß es auch
Adverbia beſtimmen könnte, wieder hart werden, wieder aus,
einander geben, fo bezieber esfich doch in allen diefen Fällen zus
nähft auf das Verbum, uud da hier mehrere Beſtimmungs wör⸗
ter find, fo tritt wieder, als das ſchwächſte, den übrigen vor. 2.
Der Rückkehr oder Verfegung in den vorigen Zuſtand. Etwas
“wieder erſtatten. Ich fol mein Geld noch wieder haben, Ich
willes {don wieder guf machen. So auch wiederfinden, wies
dergeben, etwas wieder herſtellen, u. f. f. Diefe Bedeutung
fließt oft mit der vorigen zuſammen, iſt aber oft noch davon un⸗
terſchieden. So iſt etwas wiederbringen, nicht, es noch Ein
Mahl bringen, ſondern es an feinen vorigen Ort bringen; etwas
wiederſuch en, nicht es noch Ein Mahl fuchen, ſondern es ſuchen,
damit es an feinen Beſitzer zurück komme. 3. Der Vergeltung der
vorher gegangenen ähnlichen Handlung eines andern, die Wieder
hoblung derHandlung eines andern, in der Abſicht derBergeltung,
In dem erften Falle gefchahe die Wiederhohlung von einer und
ebenderfelben, bier von einerandern Perſon. Es fihaller wies
der, wenn der Schall des einen Dinges von dem andern wieder
boblet wird, Daher denn der Begriff des zurück, oder der Rück⸗
kehr, balddeutlicher, bald dunkler damit verbunden if, Etwas
wiederſchicken, nicht,, es noch Ein Mahl ſchicken, fondern, es
an den, der es uns geſchickt Harte, zurück ſchicken. So auch wie⸗
derfordern, wiedergeben, u.f.f, : ———
nm. ı. Diefes Wort iſt vorzüglich um def Willen merkwür · |
dig, weil fich die vornehmften und wichtigften Negeln der Zuſam⸗
menfesung der Wörter bey demſelben anbringen, und durch das:
felbe erläutern laffen, Einer der vornehmften Fälle, in weichen
zwey Wörter zu einen einigen verbunden werden, ift immer der,
wenn die Bedeutung eBiptifch ift, und noch Eines oder mehrere
Worte erfordert, wenn fie einen Flaren Begriff geben fol, In der
erſten Bedeutung des Wortes wieder if das der Fall nicht :es
regnet ſchon wie der, der Rranfe geht ſchon wieder aus u.f.f. der
dürfen zu einem Haren Begriffe feiner weitern Beftimmung : wohl
aber in den bepden folgenden Bedeutungen, wo man fi) den Be⸗
griff des vorigen Zuffandes oder Ortes; oder der vorher geganger
nen ähnlichen Handlung eines andern, wenigftens dunfeldenten
muß, wenn man einigen Begriff mit demfelben- verbinden will:
Wwiederfehren, zurüd an den vorigen Ort; wiederbellen, ein
." vorher. gegangenes Bellen durch Bellen erwiedern. Daher kommt
es in den beyden legten Bedentungen am häufigften , und faſt nur
allein in Zufammenfesungen vor, 2 5
Eine andere Regel iſt, daß wenn fonft zwey getrennte Wörter
gemeinfchaftliche Biegungszeichen und Artikel befommen,, fie in
ein and eben basfelbe Wort übergeheit, Sich einer Sache wieder
erinnern, etwas: wieder erlangen, wieder genefen, find Feine
Eompofita, weil hier wieder ‚nichts mehr ift, als ein. jedes ans
deres Adverbium, und auch die Bedeutung nicht elliptifch iſt; als
lein die Wiedererinnerung, Wiedererlangung, Wiedererobe-
zung, Wiedergenefung, find allerdings Compofita,. weil hier,
gemeinfchaftliche Artikel und Biegungszeichen find, ‚welche nicht
Statt finden Fömen, wenn nieht der Begriff bepder Wörter als
ein Ganzes gedacht wird, Andere ähnliche Benerfungen werden
im Folgenden beg den einzelnen Wörtern diefer Art vorfommen,
Der Hanptton ruhet in diefen Zufammenfegungen ‚ wie in; -Heıt
übrigen Fällen, auf dererfien Hälfte, wiederfommen, das einzis
‚ge wiederhöblen ausgenommen,
Anm. 2,50 wohl diefes Höverbium, als dienorigeYräpofition
wider, lauten von den früheften Zeitenan widari, withere, -
% —
* *
— —
und ben dem tlfphilas vithra. Die Endſylbe er iſt die Ableitungs⸗
ſylbe/ daher es bier nur auf die Sylbe wied anukomait, deren erſte
und urforüngliche Bedeutung ſich bep einem: [> hoben Alterthume
ſchwerlich wird angeben Infen. Indeſſen ſcheinet der Begriff der
Wiederhoblung, der Wiederkehr einer der älteften, und die sche \
Sylbe in den Latein. iterum (wiederu'n,) öterare, item, üt-
idem, damit nahe verwandtzu ſeyn. Die es id oderit, für das.
Latein. re— findet ſich fo woplin der. alten Alemanniſchen Munde.
ort, als im Angelfähfifchen und Schwediſchen. Bey dem Willeram
iſt Itlo , Wiedervergeltung, retributio, itporan'werdan,
wiedergeboren werden, im Angelfühf.edgyldau, wiedervergel · *
ten, im Schwed. idisla, wiederfäuen y. f. f. Bon dieſem wiesen
von neuen, zurück, iſt der Begriff der Präpofition wider eine bloße
1532 AR |
Figüur. Ku
Ynm. 3. Ob nun gleich beyde Wörter im Grunde Eines Stam⸗
mes find, fo ites doch in der neuern Hochdeutfchen Mundart feit -
dem 1 6ten Jahrh. gewöhnlich, felbige durch die Orthograpbie zu f
unterfheiden, und die Dräpofition wider, ohne e, das Adverbium
aber mit dem e, wieder zu fehreiben, Es ift der Mühe werth, die
Urfache aufzufuchen, durch welche man dazu bewogen worden;
und diefes liegt ohne Zweifelin der Klarheit und Deutlichfeit des
Ausdendes. Wider it eine Präpofition, wieder aber ein Adber⸗
bium; beyde find ſchon als Rederbeile verfchieden. Die Bedeu—⸗
tung jener ili zwar eine Figur von diefer, aber eine fo weit entferne -
te uud dunkele Figur, daß manfie ohne Schaden für eine eigene
Bedeutung anfehen Farin. Und daun können bepde, wenn fie
auf einerley Art geſchrieben werden, wirklich Zwey deutigkeit ver |
urfachen, oder doch wenigſtens deu Leſer auf einige Augenblicke
ungewiß machen, weicher Redetbeil gemeinrt ſey· Dieſer Unbe⸗
quemlichkeit konnte durch ein leichtes, in der Sorache ſelbſt an die
Hand gegebenes Mittel, durch das. e gehoben, und dadurch die
leichte Verftändlichkeit, die erſte Abſtcht der Sprache, befördert
werden.“ Aus ähnlichen Urſachen unterfchied man auch für und
vor, dann und denn, und hundert andere, nicht bloß durch die
Schreibart, fordern ſelbſt duch die Ausſprache; oder vielmehr,
dieneuere HochdeutfiheVkundart, welche fich aus der Ältern Dder»
deutſchen und der Niederdeutichen bildete, nahm aus beyden were. u
ſchiedene Formen auf, wenn fie feldige zur Klarheit nöthig fand,
- aus der Oberdeutſchen fie und dann, und aus der Niederdeutſchen
vor unddenn. Auf ähnliche Art ſchrieb fie die Präpofition nach
der alten Art ohne e, wider, das Adverbium aber nach der neueren
Art, wieder. : SE ;
Man dat dagegen eingewandt: 1, Die Alten fehrieben nicht
fo, fondern ohne Unterfhied wider, Sehr wohl, aber wer
hat je behauptet, daß alte und veraltete Formen, fie betreffen
nun, was fie wollen, zur Richtſchuur der neuen dienen fönurn ?
Kurden ausgefiorbenen Sprachen iſt das Alte ein Geſetz, aber
nicht in den lebendigen, wo es, im Falle eines Widerfpruches,
gecade das verwerflicheift. Was würde geſchehen, wenn wir uns
fere heutige Sprache nach der alten ummodeln wollten ? Der Eins
wurfbeweifes alfowiel zu viel, folglich eigentiich nichts. 2, Die
Etymologie feget fi dawider, und diefe ift doch eine Nichte
ſchnut der Orihographie. Allerdings; aber: nur die näbere
Abſtammung, welche in der Biegung, Ableitung und Zuſam⸗
menfrgung dee Wörter befteber, aber nichtdie entferntere, wel
che den größten Theile der Schreibenden dunfel und unbe⸗
kannt iſt. Wir haben tauſend Wörter in der Sprache, wel·
che ſich nicht allein in der Schreibart , ſondern ſelbſt in ber
Ausſprache und andern Umftänden, von ihren Quellen entfer⸗
net haben.” Der feltfame Einfall, die Wörter einer Sorade
nach der entiernter Etymologie umzubilden, batzu allen Set:
ten tanfend Thorheiten und Ungereimtheiten ausgehecket. 9*
ebe
\
——
—
—
vi
m
A
}
fr
—F
F
F
a
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2
>
”
Y
*
SR
*
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Ye pi
*
PETE
1588 en Bir RR
’ b & 4! , «
febe Sattiber * in meinem RER 3 Die ı Uns
a
‚die Orthograͤph e, iſt eine Grille, welche in tauſend Foal⸗
len nicht einmahl anwendbar iſt. Sehr wichtig, wenn biefer Unter⸗
ſchled willkührlich von einzelnen Perfonen gemacht wird. Aber hier
Fommtes bloß auf die Beybehaltung eines alten, nützlichen Unter⸗
f&iedes an, der feit dem 16ten Jahrh. beynahe allgemein iſt, der
alſo von einzelnen Perfonen eben fo wenig aufgehoben werden
kann und darf, als fie befugt find, neue einfeitige Unterfchiede eins
zuführen,
Wiederbeißen, verb. irreg. act. (©. Beißen,) den Biß eines
andern durch Beißen erwiedern. ;
Wiederbetommen, verb.irreg‘ act., (S. Bekommen,) eine
vorher befeffene aber verlorue Sache, in feinen Befig befommen.:
‚Wiederbiethen, verb. irreg. act. (S. Biethen,) nach dem Ge—
bothe eines andern biethen; nurindem im gemeinen Leben üblis
chen Sprichworte: Biethen und Wiederbierhen — Rauf⸗
leute.
Wiederbringen, verb.i irreg. act. (&, Bringen) 1, Zurüd
bringen, dein vorigen Inhaber bringen. 2. In den ——
ſtand wieder herſtellen, eine Figur der vorigen Bedeutung, in
welcher aber nur dag Subſtantid, die Wiederbringung aller
Dinge, üblich iſt denjenigen zufünftigen Zeitraum zu bezeichnen,
in welchem alle Dinge in den gegenwärtigen Zuſtand wieder her⸗
geftellet werdeu, den vorigen Kreislauf von neuen antreten follen ;
wo aber der Ton aufder dritten Sylbe liegt, als wenn das Berbum
wiederbringen gefprocdhen würde.
Wiederbringlid, adj. et adv. was ſich wiederbringen, it fets
nen vorigen Zuftand wieder herftellen läßt; doch nur indem Ge⸗
genfage unwiederbringlich.
Wiederdonnern, verb. imperf, nentr. mit dem Sütfeworte
haben, den Schall des Donners wiederhallen laſſen; nur in der
dichterifhen Schreibart. Esdonnert an den Selfen wieder,
Der Wiederöruf, S. Widerdruck.
Die Wiedererinnerung, plur, inuf. von der RA. ich wie—
der erinnern, die Erinnerung an eine vorher gewußte, aber ver⸗
geſſene Sache.
Die Wiedererlaͤngung, plur. inuf. vonder R.A. wieder erlanz
gen, die Erlangung eineeworber befeffenen , aber nachmahls ver⸗
lornen Sache.
Die Wiebdererftättung,.plur. inuf. von der R. A. wieder er:
fatten, die Erflattung einer vorher befeffenen Sache
Die Wiederführte, plur. die—n, bey den Zägern, die Fährte
eines zurück gehenden Wildes ; auch die Hadfährte, Rudfährte, -
Zinterfährte, ©, Wiesergang.
Wiederfinden, verb.irrig. act. (©. Sirlßen ‚) nicht, von neuen
finden, fondern, eine befeffene oder gewußte, aber. nachmahls ver»
lorne Sache finden, und dadurch in feinen vorigen Befig bringen,
Der Wiederflug, des —es, plur, die — ſtüge bey den Jägern,
die Rückkehr der Steeihvögel zu Anfange des Frühlinges; noch
hauſiger der Wiederſtrich.
Wiederfordern, verb. reg. act. eine vorher befeffene Sache zur
eüc fordert, -
Die Wiedergabe, plur, inuf. von dem Verbo wiedergeben, die
Zurückgabe einer Sache an den vorigen Inhaber.
Der Wiedertang, des—es, plur. die —gänge, bey den Jã—
gern, der Nückgang oder die Rückkehr eines Wildes an den Det
feines Aufenthaltes, Auf dem Wiedergange macht es die Wie:
derfahrte.
Wiederg-bären, verb.irreg. act. von neucn gebären, doch
nur in der Theologie, im figirlihen Berfande, in einen neuen
geiftlichen Zuſtand verfegen, am haufigſten im Paffivo,, wieder:
. —
ter ſcheidung der verſchiedenen Bedeutungen eitles Wortes durch
a Bie 1534
RR werden, ein Wiedergeborner. So auch Wiederge⸗
burt. Daher wieder bier fo viel als von neuen beißt, fo würde es
in feiner eigentlichen Bedeutung fein Compofitum ſehin, welches
es nur durch die’ figürliche Bedeutung wird. Bey dem Motfer
aberbäran, bey dein Ottfried erbäran.
Wiedergeben, verb, irreg. act. (5. Geben,) an den vorigen
Inhaber geben, zuriic geben. !
Wiedergeboren, 5. Wiedergebären.
Die Wiedergeburt, plur: car. in der Sheofogie, die innere Sin»
nesänderung des Menfchen, die Errichtung einer nenen rechtm ä⸗
ßigen Fähigfeit in dem Menfchen, da es denn bald in engerer, bald
in weiterer Bedenfung gebraucht wird, Bey dem Ditfried Zuis-
“ gungiburii, bey dem Rotker Abirburte, aber au ſchon Wi-
derburt.
Das Wiedergeld, des—es, plur. car. ein im Hochdeurfchen uns
befanntes Provinziale Wort, für Vergeltung.
Bann ich vor (für) deine Ereue Fein Wiedergeld entrichten,
Guünth.
Wiederglanzen, verb, reg. neutr. mit dem Hülfsiworte haben,
den Glanz eines andern Körpers zurück fhiden ;sein felteneg
Wort. So könnte man fagen, der Mond glänzet wieder.
iedergrüßen, verb.reg. act, einen Gruß durch einen Gegen⸗
aruß erwiedern. :
Wiederhaben, verb. irreg. neutr. (S. Saben,) etwas, was
- man vorher hatte, von neuen nSäßen; eigentlich zurück in feinen Bes
fig haben, oder befommen, Wenn ich es wiederhaben werde. '
Der Wieserball, de8s—es, plur. die—e, der zurück gemorfene
Half oder Schall, in dee dichterifchen EN für Wieser
ſchall.
Es donnert ferne Wieserhalle, re
Wiederhallen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben,
einen Hall oder Schall zurück ſchicken, in der —
art für wieder ſchallen. Die Felſen hallen wieder.
Die Wiederherſtellung, plur. die —en, von der R. A. wie:
berftellen, die Berfogung eines Dinges in feinen vorigen Zuſtand.
Die Wiederherſteluung eines Kranken, die Bewirfung feiner
Genefung,
tniederbobtän? verb. reg. act. welches auf doppelte Art ge⸗
brauche wird. . Wlederhohlen, der Ton auf dem Adverbio,
folglich im particip. wiedergehohle, zur uck hohlen, anden vorigen
Ort hohlen. Ich habe es ſchon wiedergehohlt, will es wieder⸗
hohlen. 2. Wiederhöhlen, der Ton auf dem Verbo, folglich tar
Warticipio wiederhohle , von neuen fagen oder thun. Bine Hand:
lung: wiederboblen, fe noch Ein oder mehr Mahl verrichten.
Wirderhobite Schläge des Schick ſals machen das Herz weich
und fühlbar. Jemandes Worte wiederhohlen, eben die
ſelben Worte noch Ein Mahl ſprechen. Wiederhohlter Dinz
gen, von neuen, nochmahle, doch nur in den Ober deutſchen
Kanzelleyen.
Anm. Beyde Formen und Bedeutungen find Figuren von wie⸗
der hohlen, noch Ein Mahl hohlen, welches aber nicht üblich if.
Da ſie nun figürliche Bedentungen find, fo liegt auch darin der
Grund, warum fie als Compofita behandelt werden müſſein. Aber
daß beyde Bedeutungen auf verfchiedene Ars betont, und folglich
auch conjugirer werden, iſt beſonders. Vielleicht Hieltman an -⸗·
fänglich die stvepte Bedeutung für eine Figne der Präporltiss wi—
der, welche in ihren meif ten Zufammenfegungen diefer Form
" folaf.
Die Wiederhohlung, plur. $ie—en, von wieberböhlen, die
nochmahlige Verrichtung einer und eben derfefben Handlung, as
wobl in eigentlichen Handlungen, als auch in Worten, Die Wee⸗
derhohlung eines Wortes, einer Handlung. Daher das Wieder⸗
“ doye
4323 Wie.
innszeichen, ein —— in der Moſt aewthalihes Zei⸗
* n, dag eine Stelle wiederhohlet werden ſoll.
Miederläuen, verb, reg. diebereits gefäneten und in den Mas
ib u gebrachten Speifen durch den Schlund herauf hohlen, und
nochmahls fäuenz; fo wohl als ein Neutrum: alles Rindvieb
Fäner wieder, wiederfauende Thiere; alsauch active, mit dem
Accufativo der genoffenen Speife: das Sutter wiederfäuen.
Augleichen figiielich, doch nur im verächtlichen Verſtande, fich
eines gewiffen Zuflandes, einer gewiffen Handlung mit Dırzube .
gen wieder erinnern. So auch das Wiederkauen.
Anm. Da der Fon auf der Präpofition,und nicht auf demser
bo ruhet, ſo iſt eg irrig, wenn Gottſched conjugiren lehret, ich wie⸗
derk aue, wiederkauete, habe wiederfäuer. Die Partikel hat ben
Ton, undiftdaher, wie in andern Ähnlichen Fällen, trennbar.
Obgleich wieder hier die Bedeutung des von neuen hat, ſo iſt ſie
. bier doch wirklich elliptifch. Denn wiederfäuen fagt nicht etwa
nur fo viel, als ſchon wieder Päuen, fondern ſchränkt fih auf die
bereits gefänete und hinunter geſchluckte Speife ein, Um diefer
Ellipfe Willen wird rs auch als ein Compoſitum behandelt, Wie:
derkauen if eine minder edle Nieder ſãch ſiſche Form.
Der Wiederkauf, des —es, plur. die —Fäufe, inden Rechten,
das Recht, eine Sache, welche man verkauft, zu einer gewiffen -
“ Zeit wieder zurück und an fich Faufen zufönnen. Etwas auf
Wiederkauf versußern.
WiederFaufen, verb. reg. act. eine verfaufte Sache misder an
ſich kanfen. In einigen Oberdeutſchen Gegenden bardiefes Ber-
bumeine audere, im Hohdentfchen unbekaunte Bedentung, denn
da iſt es fo viel, als eine aufaefanfte Waare im Einzelnen wieder.
verFaufen, höken; daher im Logan ein Wiederkäufler jo viel
als ein Höfe ifl. _
Wiederkäuflich, adj. etadv. in den Wiederkaufe gearlindet,
denfelben enthaltend, mit Borbehaltungdes Wiederfaufes, Et—
was wiederFäuflich veraußern.
Die Wiederfebr, phur. inul. die Rücklehr; doch im eigentlichen
Berftandenur felten, indem Kückkehr in den meiften zollen übli⸗
cher iſt.
Sir mich nur, wenn ich ſterbe, iſt Feine Wiederkehr, Duſch.
Die tägliche und periodifche WiederFehr der Geſtirne, wenn fie
wieder an dem vorigen Orte fihtbar werden. Bey den Zimmers
leuten iſt die Wiederkehr. die Zuſammenſtoßuug zweyer Dächer
in einen Winfel; bey den Webern aber die gegen einander ges
kehrte Richtung der Köperfireifen, nach welch. ie leichfam ein
Zick zack bilden.
Wiederkehren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn,
zurüd kehten, gleichfalls nur ſelter. I n Döerdeuifdh: a wurde
es ehedem auch als ein Activum gebraucht, da #8 denn erſegen be⸗
- deutete, Einen Schaden wiederkehren, erfeger.
Die Wiederklage, plur. die —n, in den Rechiea, die von dem
Beklagten gegen den Kläger wegen eben derfelben ausgeklagten
Sache angeitellte lage: diergenflage,Recanventions: Rlage.
Daher der Wiederkläger,der eine ſolche Klaze anſtellet. Wieder
fann in diefer Zuſammen ſetzuug eine Räckkehr bede: uten, welches
der Latein. Ausdruck, Reconventio, wobon es eine Üderfegung
34, zu bedätieen ſcheinet. Wer aber glaubt, daß der Begriff des
gegen der herrſcheude ift, kann diefes Wort immer Widerklage
fhreiben, obgleich alsdanı eine jede Klage eine Widerklage feya
würde, weilfiealle Mahl gegen jeinand gerichtet iſt.
Miederklingen, verb. reg. neutr, mit haben, (8. Rlingen,)
einen Klang wieder zuchd fhirfen, wie wiederfihallen; doch
nur felen,
MWiederfommen, verb.irreg.neutr, (9. Rom nen,) welches
das Hülfswort ſeyn erfordert. 3. Zurück kommen, au den voei ⸗
arn Ort Yorkmen.; Wenn wirfi du wiederfommen 2.2, Figür⸗
lich, auf das neue wirklich werden. Man bemerket, daß in dem
gemeinen Laufe der Dinge einerley Erfolge oft wiederkon⸗
‚men. So auch dag Wiederkommen und die Wiederfunft,
Die Wiederkunft, plur. car. die Rüdfunft, ingleichen der Zus
- fand, da etwas von ueuen wirdlihwird, ,
Wiederlöfen,verb.reg.act. welches doch wenig mehr gebraucht.
- wird, durch Einlöfung wieder an fich zurück bringen, wieder ein⸗
löfen. So auch die Wirderlsfungünd das ZOMSeTRUNgeitöge, —
die Einlöfung und das Einlöfungsrecht. —
Miedernehmen, verb. irreg. act. (9. Gehmen): eine gegebene.
Sade zurück und an fi nehmen,“
der nebnen, welches von, einem etwas wieder nehmen mh
verfchieden ift, ob es gleich häufig damit zuſammien fließe.
Wiederfagen, verb. reg. act, etwas, das einem gefagt worden,
einem andern fügen, deſonders wennes dein erfien unter —
dingung der Verſchwiegenheit war geſagt worden.
Wiederſchaffen, verb. reg.act. machen, veranftalten, daß *
ne Sache zurückan ihren vorigen Inhaber komme. Einem ei etwas.
wiederichaffen.
Der Wiederfihall, des —es, plur.doch feltener, die fi pälle,
ein zurück geworfener Schal, der Wiederhalt/ das Echo. :
Wiederfigallen,verb. reg. neutr. mit haben. ı ‚Einen Shall
zurück werfen. Die Seljen fchallen wieder. 2. Als Schall zu⸗
rüc geworfen werden, Das Tönen der Morgenglodt, dus aus
den Dörfern wiederfi challete.
Der Wiederſchein, des —es, plur. die —e, ein incl aewor ·
fener Schein oder Glanz 3.8. der Wiederſchein des Bliges in
denWolken. An beyden Ufern der Quelle hebt das fette Gras,
und glänzt im vielfardigen Wiederſchelne, Geßn. In dem ale
ten Fraamente auf Carla den Geoßen bey dem Schifter Wither- _
fein, Witherfllah, bey dem Hornegl Wiseralap,
Wiederfchelte: ı, verb, irreg. neutr. (8. Schelten,) —
Sülfsworte haben, Schelten mit Schelten erwiedern. So auch
das Wiederſchelten.
Wiederſchicken, verb.reg. act. zurück, anden vorigen Jahaber
ſchicken.
Wiederſchimpfen, verb. reg. act. Sch mpfi en mie Schimpfen
eriniedern. So anch das Wiederſchimpfen.
Wieberfihlagen, verb, irreg, act. etneutr. (8. Schlagen,)
einen Schlag mit einem andern vergelten, Schlagen mit Schla⸗
gen erwiedern. Er
Wiederfipreiden,verb.irreg. act. et neutr. (S. Schräben) 3.
anden, welcher gefchrieben hat, zurück ſchreiben, eine Zuſchrift
erwiedern
Das Wiederſehen, des—s, plur. car. das Sehen und Syr«
chen nad) vorher gegangener Trenuuung. Adieu bis auf Wieder:
fehen ! eineim verteansichen Umsange gewöhnlicht Formel. Das
Berbum, fich wieder feyen, bleibt getheilt, weil wieder hier Die
einfache Bedeutung des von neuen, der Wiederhohlung hat. Aber
das Subſtautid it zuſammen geſetzt, weil wieder und fehen einen
aemeinfhaftlichen Artikel haben, der beyde zu einem einigen
Ganzen vereiniget.
Wiederfenden, verb. irre. act. (S. Senden,) zusiih, an den
vorigen Inhaber ſeunden; in der og für wieder:
ſchicken.
Der Wiederſorung, des —es, plur. sie —fpriinge,ben den Ya
gern, die kurzen Wendungen, welche ver Letthuud feitwärts und
zurück anf der Föhrte macht, ohne fie zu verlieren.
*Wiederſtztten, verb. reg act, welches aber im Sochdeut⸗
ſchen veraltet if, für wieder erſtatten. Es kommt no Kön.
5,14 dor. Im Riederſ. wedderſtaden.
Wicder
Bern
Eine gegebene Sache wie⸗
7
—
—
1587 en
weiederſtrahlen verb. reg. act. et neutr. im letzten Falle mit
rück werfen; ingleichen, als
rück geworfen werden: : :
"Der Wiederſtrich, des — es, plur. tie —e, die Rückkehr der
Strichvögel im Frühlinge, dev Wirderzug, Serfirih; im Ger
genfage des Hin: oder Rückſtriches.
"Wiederfuchen, verb. reg. act. was verloren worden, ſuchen,
um es in den Beſitz des vorigen Inhabers zurück zu bringen. 5
Die Wiedertaufe, plur.die—n, die wiederhohlie Taufe einer
und eben derfelben Perfon, Das Verbum wieder saufen, iſt
feltener. .
Der Wiedertäufer, des —s, plur. ut nom. fing. eine eigene
Keligiong- Parten, welche behauptet, daß die Taufe nur in einem
reifen Alter Statt finde, und daber diejenigen, welche von andern
Kirchen zu ihr treten, von. nenen taufet. - Sie werden auch
Anabaptiften, Taufgefinnte, und von einem ihrer erften Lehrer
Maiennon, Mennoniten, Mennoniften genannt.
Wiedertönen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben.
1. Einen Ton oder mehrere Töne zurück ſchicken. Die Watder
"tönen wieder von dem fröhen Jubel. 2. Als Ton zurüc ger
{Hit werden. Wenn der frohe Jubel ausden Wäldern wie
derrönet. SEM j
"Der Wiedertritt, des — es, plur. die —e, ein zurück Fehrens
7 der Tritt; doch fehr ungewöhnlich. Ehedem waren die Wieder:
tritte, Gedichte, wo ein und eben derfelbe Reim in umgekehrter
Ordnung wiederhohlet ward; 3.8. Morhofs: i
. Der Waifergott ſah einft den Paris eilen,
Durch feine Sluch fich mit dev Beur zu heilen ;
Sprach bey fich ſelbſt: der meiner fich zu heilen,
Und fchläge fih wund mit feinem Raub und Eilen.
Wiederum, adv, von neuen, zumwiederhoblten Mahle, für das
‚fürgere wieder. Er iffwiederum da, wiederum angelanget,
wiederum verreifet,n.fef. Die Endfplbe um ſcheint die Prä—
- pofition zu ſeyn, weiche den Begriff der Rückkehr verftärket. Da
diefe Berftärfung in den meiften Fällen unnöthig if, fo wird auch
wiederum für das kürzere wieder nur alsdann gebraucht, wenn
*
keit ein volltöniges Wort erfordert. Das hinwiederum der Ober⸗
deutſchen Kanzelleyen iſt noch Länger und volltöniger, wird aber
im Hochdeutſchen noch felsene: gebraucht.
Die Wiedervergeltung, plur. inur, von der R. A. wieder ver:
r ‚gelten, die Vergeltung, einer empfangenen, Beleidigung, durch
eine andere ähnliche. 3 . CH
Das Wiedervergeltungsrecht, des —es, plur. die—e, das
Recht, eine empfangene Beleidigung durch eine andere ähnliche
zu vergelten, Lat. Jus talionis. Das Wort ift für ein feines Ge⸗
bör zu lang und fhwerfällig, daher gebraucht man dafür ligber
entweder dag Dergeltungsveche, zumahl da dasſelbe ſchon den Bes
-geiff des wieder mit in fich fchließt, oder auch die Umfchreidung,
das Recht der Wiedervergeltung. $
Der Wiederweihfel,des—s,plur. ut nom. fing. inder Hand»
lung , ein mit Proteft zurüd gefommener Rückwechſel, wenn er
auf das nene auf ben Nemittenten zurüd iraffiree wird, ,
Der Wiederwuchs, des — es, plur. inuf. r, Der Zuſtand,
da etwas von neuen wächſet. Der Wiederwuchs des abgetrie⸗
benen ſolzes. 2. Dasjenige, was wieder wächſet, als ein
Eollectwun. So wird im Forfiwefen das. auf abartriebenen
Schlägen wieder hervor gewachfene Holz, der Wiederwuchs
genaunt.
Wiedmen / S. Widmen. —
Adel. W. 3.4. Tb. 2, Auf.
x
dem Hülfsworte haben, einen Strahl und ſtrahlenden Ölanz zu⸗
Strahl oder firaflender Glanz zus |
der Numierus der Nede ein dreyſolbiges, oderauc die Keyerliche .
Die 1538
- Die Wiege,.plor. die—n, ein Merffeug, amit zu wiegen
befenders : ein auf Walzen beivegliches kleines Bett, ein Kind
darin zu wiegen. Vorder Wiege an, von der crffen Kindheit
an, Figürlich, der erſte Urfprung, das Entflehen einer Sache,
Einen Aufruhr in dev Wirge erſticken. Ingleichen der Ort, wo
eiwas entfleber, feinen Ucfpeung nimmt. Griechenland war die
- Wiegeder bildenden Künſte. 2. Bey den Kupferftechern iſt die
Wiege, $ranz. Berceau, ein Werkzeug mit einer runden und mit
Zähnen verfehenen Unterfläche, ‚die Kupferplatte zur ſchwarzen
Kunſt damit aufzureißen, —
Anm. Ju der erſten Bedeutung bey dem Ottfried Wagu; in:
einigen gemeinen Mundarten noch jest Wagen, Wange, im
Schwed. Wigy,im Engl. Wedge, im Franz. Fiche, Fiche-
Ton. (©. Wiegen.) In einigen Provinzen heißt eine Wiege eine
Hoge,und wiegen, bogen. In Boxhorns Gloſſen wird Cunabu-
ladurch das dunfle Wort Lakaridum überfegt,
Wiegen, verb. reg. act. weldes ein Iterativum von wiegen
, und wegen in bewegenifl, aber nur in dem zufammen gefegten
aufwiegeln vorfommt. S. dasſelbe.
Das Wiegemeflsr, des—s, plur. ut nom. fing. inden Kü⸗
hen, eine Art Dieffer mit einer zirkelförmigem Schneide und zinep-
fenfrechten Haudhaben, Fleiſch, Gemüſe u: ſ. fvermittelſt eines
der Wiege ahnlichen Bewegung damit zu zerſchneiden.
‚Wiegen, verb,irreg. Imperf. ich wog, Particip. gewogen.
Es wird aufgedoppelte Art gebraucht: s, Als ein Activum, die
Schwere eines Körpers zu erforfcheir fuchen, befonders vermit-
telſt einer Wage, wie. wägen. Kaffeh, Eifen, Wolle wiegen.
Der, welcher junge Welten ausibrem Chaoszog,
Der zimmel Raum umfpannens, die neuen Sonnen wög,
Duſch.
Wiegen iſt in dieſer rhätigen Geſtalt fo wohlim gemeinen Leber,
als der edlern Schreibart, üblich, wägen aber kommt nur in der
letztern vor. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hlilfsworte haben,
eine gewiffe beſtimmte Schwere haben, mit dem eeufative deg-
Gewichtes. Eine Sache wieger sehn Pfund, zwey Lorh, wen
fie fo viel am Gewichte Hält, Im gemeinen Leben fagt man auch,
eine Sache wiegt ſchwer, wiegt leicht, wenn ſie ſchwer oder‘
leicht ift, Fu
So auch das Wiegen. S. Wägen und das folgende.
‚Wiegen, verb. reg. act: fanft hin und ber bewegen... 1. Eis
gentlich, auf einer runden oder zirkelförmigen Unterfläche fanfe:
bin und ber bewegen. ©o wiegt man junge Kinder in der Wiege.
In den Schlaf wiegen. Auf ähnliche Artgebrancht man das:
‚Wort inder Schifffahrt, wo dev Schiffer das Borh wiegt, wenn
er es an dem Winde führet, und das Ruder binten beweger, da
es denn eine Bewegung, wieeine Wiege, macht. 2, Mit einer
Art zirtelförmigen Meffers ſchneiden. (S. Wiegemeffer.) So
wiegt man inden Küchen den Spinat, das Sleifch u. f.f. wenn
man es mit dem Wiegemeffer zerfchneidet, Der Kupferſtecher
wieger feine Platte, wenn er fie mit dee Wiege bearbeitet.
3. Sauft bewegen, fanft hin und her beivegen. Welch eine bunte
Blume wieger ih dort ander Quelle Geßn. Ich höre den
—— Weſt, der fich auf ſchlanken Zweigen wiegt;. eben
erf. ;
Liſette wiegte fih in füßer Morgenrub; Zac.
3. In allen Sachen gewiegt, d. i. erfahren ſeyn, eine ziemlich
dunkle Figur, wenn fie nicht von dem vorigen Verbo wiegen oder:
wagen entlebhnet iſt.
Anm. Dieſes und das vorige Verbum ſind im Grunde ein und
eben dasſelbe Wort, welches zu der zahlreichen Familiedes Verbi
wegen in bewegen gehöret, indem der Begriff der Bewegung in
beyden nur auf nähere Art beſtimuut wird, (S. auch Wage, Wa-
Erere gem,
—
1539 ° Vie —
sen, Gewicht u ſ. f) Daßes in der einen Bedeutung, in wel⸗
cher es von einer fanften auf» und abſteigenden Bewegung irregu⸗
lãr, in der andern aber von einer ſanften horizontalen Bewegung
tegulär gehet, iſt ein Beweis, daß jene Bedeutung, fo wie jene
Form, die ältere, diefe aber die neuere iſt.
Das Wiegenband, des —es, plur. die — bänser, ein Band,
das Deckbett ineiner Kinderwiege damit zu befefkigen.
Das Wiegenbret , ves— es, plur. die — er, ein doppeltes
Kreuz von Bretern auf dem Fußboden unter den Walzen einer
Kinderwiege, ihneneine fanfte und gleiche Bewegung dadurch
zu ertheilen,
Das Wiegenkraut,des — es, plur.inuf. im gemeinen Leben
einiger Gegenden, ein Nahmedes Wermuthes, weil es, in die
Wiegen:gelegt, den Schlaf befördern, und die Zauberey vertreis
ben fol.
Das Wiegenlied, des— es, pl
Kind in der Wiege damit in den Schlaf zu fingen.
Das Wiegenpferd, des — es, plur. die —e, ein hölzernes
Pferd mit einer siekelföennigen Unterfläche für Kinder. ”
Das Wiegentüch, des — es, plur. die — tücher, ein Tuch,
welches über eine Kinderwirge gebreitet wird, die Fliegen don dem
Kinde abzuhalten. —
Die Wiegewage, plur.die—n, eine Wage zum Wiegen; ei⸗
gentlich ein Pleonasmus, weil der Begriff der erſten Hälfte fon
iu der zweyten liegt: Indeſſen it das Wort doch in den Hütten
werfen üblich, eine Wage zu bezeichnen, woraufdas Erz zum
Probieren abgewogen wird. | 3
Die Wiegwebe, plur. die — n, in einigen Öegenden, ein Nad-
me des Wannenwehers, wegen feines fanften ſchwebenden Flu-
ge. S. Wannenweher.
Wiehern, verb. reg. neutr.mit dem Hülfsworte haben, wel-
ches eine eigene Onomatopdie derjenigen lauten Stimme iſt, wel⸗
che die Pferde, und beſonders die Hengſte, in manchen Fällen
von fich geben. {
Die wiehernden Roſſe
Tragen ihn hoch auf Leichnamen ber, Bad.
So aud das Wiehern.
Anm. Ben dem Sirvker, in einer mehr einfachen Forin, waien,
In den gemeinen, befonders Niederdeutfhen Mundarten find da⸗
für ramsken, rünsken, wriensken, Schwed. wrena undwrens-
ka, frenfchen, biensten, Lat. hinnire, üblid. 2
“Die Wiek, plur. die— en, ein völlia Niederdeutfches, im
Hochdeutfchen unbefanntes Wort, eine Bay, einen Meerbuſe
zu bezeichnen. Angelf. Wie. i
Die Wiete, plur. die—n, ein weicher Pfropf von ausgefaſerter
oder gefchabter Leinwand, welchen die Wunärzte mit Balfam be⸗
trãufeln und in die Wunde legen. S. auch Meißel.
wWienach beſſer, wie nach, obgleich auch dieſes keinen Werth hat,
für das einfache wie. Wienach ſoll ich denn an ſie denken? Gell.
»&,in Wie.
Der Wiener, des—s, plur. ut nom. fing. 1, Eine Perfon
aus der Stadt Wien, Fämin, die Wienerinn, plur. die — en.
2, Ein in Wien verfertigtes, daher gefommenes Ding, nur in ei-
nigeneingelnen Fällen. Zu Logaus Zeiten feint ein Wiener
eine Art Öfterreihifher Münzſorten geweſen zu feyn :
Wer den Herren um hilfe ſtoßen, diefer if ein treuer
Diener,
Wer den Serven auf hilft heben, diefer gile nicht einen
Wiener.
Daber das Adjectivum Wienerifch, nah Art deeStadt Wien und
ihrer Einwohner, ingleichen in Wien bereitet, daher fommend,
Wienz, ein Rahme der Kagen, S. Winz.
2 die —er, ein Lied, ein :
. Das Wieſenflachs, des—es,
Wie 1540
Die Wiepe, plur. die—n, ein nur in den gemeinen · Sprechar⸗ 7—
ten übliches Wort, die Samenkapſel des Roſenſtrauches, oder eine
vagebutte zu bezeichnen, S. die ſes Wort, Be
Der Wiesbaum, des—es, plur. die— bäume ,, eine lange -
ſtarke Stange, weldje der Länge nach über. ein Fuder Heu oder'
Garben befeftiget wird, damit nichts herunter falle; _ der Seus
‚baum, im gemeinen Leben auh Wiefelbaum, im NRiederf. Bindel-
boom. Diefes Wort von Wiefe berzuleiten, weil das Heu auf‘
‚den Wiefen wächſt, ift wider alle etymologifche Analogie, und bat
einen viel zu entfernten Benennungsgrund, zumahl da auch Ge—
treide und Stroh mit einem Wiesbaume aufdem Rüſtwagen befe-
fliget werden. Es ftammet vielmehr von dem Slavoniſch Weslo,
eine flarfe Stange, ber, welches duch die Form Wiefelbaum
noch mehr befkätiget wird. \ —
Die Wieſe, plur. die —n, ein Stück Land, welches zu Gras ge-
beget wird, befonders wenn es einen niedrigen feuchten Boden hat.
Das if Waſſer auf feine Wiefe, wie man audhfagt, das if
Waſſer auf feine Mühle, das ift feinen Wünfchen, feinen Ab-
fihten gemäf. 58
Anm. Bey dem Stryker Wile, im Niederſ. Wiſche, im Sla—⸗
von. Valha. Der Begriff der Feuchtigkeit ſcheinet dem Worte
weſentlich anzufleben, indem man einen hoch gelegenen Grund,
auch wenn er zu Gros geheget wird, zwar einen Anger,aber feine
Wieſe, nennt. Im Angelf. ift Waes Feuchtigkeit, und im alten
Englifchen Wos, Woole, rin Sumpf. (S. auch ı Wafen.) Un-
fer Waffer ift davon bloß eine intenfive Form, eine Menge
*
£
Feuchtigfeit zu bezeichnen. Im Anfpachifchen fheintman eine *
Wiefe und eine Wäße zu unterfcheiden 5 denn fo heißt es in einer
gewiffen Berordnung von 1772: die Mühle if befugt, 9 Ta⸗
gewer? Wiefen, und 13 Tagewerf Wääßen gemeinschaftlich
zu behüthen. ;
Das Wiefel,des—s, plur, utnom. fing. ein befanntes Flei- -
nes Raubthier, etwas länger als ein Eichhorn, welches nicht als
fein den Dänfen und Kagen, fondern auch dem Geflügel nachftels
let. Jin Niederſ. Wefelke, im Angelf. Wesle, im Engl, Wee-
fel, im Schwed. Wesla, im Franz. Fiffeau. Der Grund der
Benenrung ift unbefannt, obgleich gewiß ift, daß el und la nur
Ableitungsſylben find, daher es nur auf die Sylbe Wis oder Weg
anfommt. Im Osnabrückiſchen wird diefes Thier auch GermEen
genannt. Juden Niederdeutfchen Provinzen ift Wiefel weibli-
Gen Geſchlechts, die Wiefel, plur. die—n.
Die Wiefenammer, plur. die — n, eine Art Ammern, welche
don ihrem Geſchreye auh Ziepammer genannt wird; Embe-
riza Cia Linn. N Fr
Die Wiefenbrabne, plur.sic—n, in Oberfachfen ein Gebüſch
fo fern es das Bor bolz eines Waldes ausmacht, und an eine Wiefe
fiößt, von Brahne; ein Hand, ©, Brähme. r
Des Wiefenerz, des—es, plur. doch nur von mebrern Arten
oder Quantitäten, die — e, eine Art Eifenerz, welches oft an
ferchten Orten unter tem Rafen gefunden, und auch Sumpferz,
Rafenerz, Moraſterz aenannt wird, Einzelne Stüde diefes
Erzes heißen Wiefenfeine.
plur. car. der Rahme einer
Pflanze, ©; Slachsgras. h
Dae Wiefenueld, des—es, plur. car. der Rahme einer Pflanze, — ;
welche auf den Wiefen häufig if, und deren Same einige Ähnlich-
feit mit fleinen Geltffüden hat; Lyfimacha Nummularia
Linn. aud Pfennigfrauf.
Die Wiefenglode, plur. die —n, ein Rabme der Fleinen
randblätterigen Glodendlume , melde auch Mildalcdlein
und Glasglöcklein genaunt wird; Campanula rotundi-
folia Linz,
Des
vw
J
(8
— 1541. Bie
ten, die—grafer, einjedes Gras, welches auf den Wieſen ger
wöhnlich iſt zum Unterfehiede von dem Gartengrafe u. [.f.
© Der Wiefengrund, des— es, plur. die — gründe, eine nier
drige, mit Gras bewachfene, und. als Wiefe.gebrauchte Örgend.
Der Wiefenbafer, des— s, plur, car. eine dem Hafer ähnliche
Grasart, welche auffeuchten Wieſen wächſet, und eines der bes
fien Zufterkränter ii, Avena elatior Linn. -
Der Wieſte enhobel, des —s, plur. ut nom. fing. in der Lands
wirthſchaft, ein Werkzeug, die Maulwurfshaufen auf den Wiefen
wegzufchaffen, und dadurch die Wirfen zu ebenen, auch die Wie⸗
fenfchleppe, und in einigen Örgenden der Raupenpflug.
Die Wiefenhummel, plur. die —n, eine Art Fleiner ſchwarz⸗
baariger Hummeln, welche auf den Wieſen lebt; Apis prato-
rum Linn.
—“ — —
- Klee, welcher auf den Wiefen wild wächſet, Simmelbrot, Tri-
folium pratenle Linn. ©. Blee.
- Die Wiefenfnatre, plur. die — n, S. Wachtelfönig.
Der Wiefentnopf, des —es, plur. die— knopfe, der Nahme
einer Pflanze, welche auf den Wieſen ein heimiſch iſt; Sangui-
forba Linn.
Der Wieſenkohl, des— es, plur, car. auch eine Pflanze, wel
che dem Kohle gleicht, und auf den Wiefen einheimifch if; Brag:
kraͤut, Stechkraut, Cnicus Linn,
Die Wiefenkreffe, plur. inuf. eine Art wilder Kreffe, welche
auf den feuchten Wiefen — iſt; Cardamine praten-
fis Linn.
Der Wiefentümmel, des — s, plur. inul. eine Art wilden
Kümmels, weldye auf den Eur opälfchen Wiefen angercoffen wird,
Rarbe, CarumCarvi Linn. ©. Riimmel.
des fo genannten Wachtelföniges, welcher ſich häufig auf den
Wieſen antreffen läffet, daher er auch Grasläufer genannt wird,
.. ©. Wagpelfönig.
Die Wiefenlerche, plur. die—n, eine Art Breben, welche ſich
in den Wäldern, auf den Wiefen und Brahädernaufhält, und
daher auch geidelevche, Brachlerche, Waldlerche, Mittellerche
und Steinlerche genanut wird, Alauda fylveltris Klein, zum
Unterfchiede von der Sanglerche, und Häubsllerche. In einigen
Klein, die Wiefenlerche genannt.
Die Wiefenmabt, plur. car. S. Wieſewachs.
Kornrofe, oder des Selsmohnes, ©. das legtere Wort.
Der Wiefenpflug, des —es, plur, die — pflüge, eine befondere
Art Pflüge, die Wieſen damit aufzureißen.
Der Wieſenpreis, des — es, plur. car. der Rahme einer Art
wilden Klees, ©. Rlee,
Die Wiefenraute, plur. inuf, eine Art Raute, welche auf den
Wieſen einheimifch ift, und auch Alpenraute und Heilblatt ger
nannt wird, Thalictrum flavum und [peciofum Linn.
Die Wiefentode, plur. inuf, ein nur in einigen Provinzen, bes
fumpfiger Gegenden zu Wiefen zu bezeichnen; von dem Mieders
ſächſiſchen Zeitworte roden, rotten, ausrotten.
Die Wiefenfchleppe, plur. die —n ©. Wiefenhobel,
Der Wiefenfchwingel, des — s, plur. inuf. eine Gras art und
Unterart des Schwingels, welche auf den Europäiſchen Wiefen
einheimiſch ift; Feltuca elatior Linn,
Der Wiefenfperling, ses — es, plur. die — e, eine Art Sper⸗
linge mis einem Fürzern Schnabel, welche fih auf den Wirfen
\
+ Das Wiefengras, des— es, plur. doch 2 mehrern Ar⸗
Der Wieſenklee, des —s, plur. car. ein Nahme des gemeinen
Der Wieſenlaͤufer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Nabme
Gegenden wird auch der Wiefenfperling, Pafler —
Der Wiefenmohn, des — es, plur. inuf. ein MNahme der.
fonders Niederdeutfchlandes, übliches Wort, die Ucdarmachung -
Bil 1542
aufhalten, und auch Bröfperlinge, ingleichen Wiefenlerchen ger
nannt werden, ob fie gleich nicht zu den Lerchen gehören; Paller
ratorum Klein.
Der Wiefenflein, des —es, plur die — e, ein einzelnes Stüd
des Wiefenerzes, S. diefes Wort. 5
x Der Wiefenvogt, des— es, plur. die — vogte, auf großen
Landgütern, ein Wirthfeyajtsbedienter, welcher die Aufficht über
die Wieſen hat. \
Die Wiefenwanze, plur. die — n, eine Art Wangen, welche
aufden Wiefen angetroffen wird, Cimex pratenlis Linn,
Die Wiefenwinde, plur. die—n, eine Art Winde, Convol-
vulus Linn, welde auf den Wiefen einhrimiſch ift. -
Die Wiefenmwolle, plur. car. ein Rahme zweyer verfhiedenen
Pflanzen. 1. Des Slachsgraſes, Eriophorum polyliacium
Lian, welches auch Wiefenflacps, Mattenflachs, und Wollgras
beißt. (S. Siacysgras.) | 2. Einer Art Ruhrkrautes, vieleicht
das Gnaphalium uliginofum Linn.
Der Wiefenzehnte, des—n, plur. die—n, derjenige Zehnte,
weicher von den Wiefen, und dem darauf gewonnenen Heue ger
geben wird.
Die Wiefenzeitlofe, plur. die — n, eine Art Zeitlofen, welche
auf feuchten Wieſen wächſet, und eine der. erſten Frühlingsblu—⸗
men iſt, Colchieum Linn, Zu einigen Öegenden wird fie
uchtblume genanut.”
Der Wiefewadye, des — es, plyr. car, ein Collectivum, ein
Vorrath von Wiefen in Anfehung des darauf wachſenden Örafes;
der Heugewinn. Ein Gur bat vielen Wieſewachs, wenn ih
viele Wiefen bey demfelben befinden, Nicht jo üblich find. die For⸗
nien Wieſenwuchs und Wieſenwachs. Im Oberdeutſchen ift
dafür Wiesmaht, Wieſenmaht üblich, im Schwabenjp. Wis-
mat, wo die legıe Hälfte das Subftantioum Mahd, oder Maht,
von mäben ift.
Der, die, das Wievielſte? die fragende und relative Dednunge-
zahl, der einfachern wieviel, Der wievielſte war es? Ich
weiß niche mehr, der wievielfteeswar. Wie viel ift Fein Com⸗
pofitum, weil es fonft wie alt, wie fehr, wie groß u. ff. auch
feyn müßten; wohl aber der wievielfie, weil bier nicht allein eine
gemeinfchaftliche Biegungsfplbe, fondern auch ein gemeinfchaft«
licher Artikel ift, 8. ıneine Sprachlehrein dem Kapitel von zus
ſammen gefeßten Wörtern, ingleichen im vorigen Wie.
Wiewshl, eine conceffive Eomjuncrion, die ſcheinbare Aufhebung
jiveger Säge zu verneinen, wie obgleich. Es wird fo wohl im
Nachſatze gebraucht: ich weiß esnicht gewiß, wiewohl ich er:
was bavon gehörer habe. Als auch in Borderfapr: wiewohl er
mich nicht erkannte, fo ward er mir doch geneigt. Man vere
wechfele diefe Conjunction, welche um ihrer elliptiſchen und figür⸗
lichen Bedeutung Willen mit Recht als ein Compoſitum geſchrie⸗
ben wird, nicht mit dem gefrennten wie wohl, wo feine Urſache
zur Zufammenziefung vorhanden if, Wie wohl ii mir! Er
bat es nicht mehr, wie du wohl weißt.
"Der Migend, oder Weigend, des — es, plur. die—e,
ein länaft veraltetes Wort, welches ehedem einen Kriegesmann,
braven Soldaten, tapfern "Helden bedeutete, und von dem alten
Wig, Krieg, Treffen, und der veralteten Ableitungsfplbe and,
abſtammet. S. von diefem Worte Srifchens, Schilters und au-
derer Öloffarien,
mild, — er, — efte, adj, et adv. ein Wort, welches überhaupt
der durch Cultur und Kunft veredelten und erhöheten Befchaf-
beit entgegen gefeßet iſt.
. Der phy ſiſchen Cultur entgegen gefegt und ihrer beraubt, wo es
in den meiſtenFällen dem za hm entgegen geſetzt ift,und vonGegen.
fänden aus allen drey Reichen der Natur gebraucht wird, Wilde
Erser a; Ge:
135 | vil ae
‚Bewächfe, Kräuter, pi: ee und, ——— wii: un Freyen
‚ obne vorzüglicde Wartung wachfen, im Begenfage der Garz.
seen und Seldgewanhfe. Eine Pflanze wächfer wild, wenn ſie im
Ju einer engern Einfhränfungfind °
Freyen ungebanet wächfer.
wilde Baumtämme, Stämme von Gartenbäumen, welche noch
nicht. gepftopfer find, (©. Wildling.) So auch von Thieren, im
Begenfaß: der zabmen und häuslichen Thiere. Wilde Thiere.
Wildes Geflügel.
Gänfe, Taubenu.f.f Selbft von Fifchen gebraucht man die
fes Wort, im Gegenfage der in Seichen gehegten Fifche. Wilde
“Kıfhe, Fiihein Strömen, Bächen, Sern und Meeren. Die
zoilde Fiſcherey, die Fifcheren auf ſolchen Waffern. Jugleichen
von Gegenftänden des leblofen Körperreiches, Kin wilder Ort,
‚ein wilder Boden, ein ungebauster, Min wilder Wald, wel⸗
‚her der menfchlichen Aufficht, des menfchlichen Befiges becaubt
iſt. Wildes Waſſer, welches nicht duch Kunſt an einen Drt geleis
set und gebeget wird, Ein wildes Bad, gewöhnlicher, Wildbad,
ein mineralifches, vonder Natur ſelbſt bireitetes Bad, Wilde
‚Erde, die Erdeunter der Dammerde, welche noch.nicht gebanet
worden, folglich auch noch feine Gewächfe getragen hat. Ein wils
des Geitein, iff im Bergbauein engerer Bedeutung, ein Geftein,
welches wegen. feiner Härte nicht zu gewinnen ift; oft aber auch
zaudbes Öeftein, welches Feine brauchbaren Mineralien enthält,
2. Der geſellſchaftlichen Cultur beraubt und ihr entgegen geſetzt,
int Öegenfag des gefittet. In dieſem Verſtande find wilde Men⸗
Then, und fubfkantive Wilde, Menſchen, welche außer detengern
geſellſchaftlichen Verbindung leben, und daher der Kenntniffe,
Fertigkeiten, Sitten de3 gefelfchaftlicheen Menſchen ermangeln,
Da diefe engere gefelfchaftliche Verbindung fehr vieler Grade für
biaift, fo gibt esauch mancherley Arten von Milden, und da es
Feine Menfchen gibt und geben Fann, welche aller geſellſchaftlichen
Berbindung beraubt feyn follten, fo gebraucht man das Wors nur
von ſolchen Menſchen, welche keinen fFätigen Aufenthalt haben,
nud denen die Cultur des Bodens und der Thiere nicht das erfte
und vornehmfte Erhaltungsmittel ift, daher ihre gefellfchaftliche
Verbindung auch aur ſchwach ſeyn kann. Die Menſchen beſte⸗
ben in Anſehung der Cultur aus drey großen Claſſen, aus Wilden,
Barbaren und gefitteten Menſchen. Der alte Deutſche war ur⸗
fprunglich ein Wilder, in den fpätern Zeiten ein roher Barbar,
Der Wilde lebt, als der fortlofe Pflesfohn der Natur, nicht -
von dem Eigenthume oder dem Werke feiner Hande, und uns
terfcheidet ſich dadurch von dem Barbaren.
3. Der moralifchen Cultur beraubt und ihr entgegen gefegt,
ih unter geſitteten Menſchen. Kin wilder Menſch, ein unge:
ſtümer und ungeftsteter. Ein wildes und wüſtes Leben führen.
Wilde Blicke, ungefittete, bey der Winsbeckinu. Ein wildes
Vergnügen, ein "ungefi ttetes.
Ein Vater war, wie viele Däter,
Mit einem wilden Sohn geplagt, Sell.
Eine wilse Unordnung. Lin wildes Gefchrey. {
Der wilden Peitſche Knall beräube die Straße gans,
Zach.
4, In einigen engern und beſondern Bedeutungen, Wildes
leiſch in den Wunden, gefübllofes uncchtes Fleiſch, welches die
Heilung hindert, und daher weggefchaft werden muß. "Wildes
Feuer, ©. Sigblatter.
Anm. Das Wort iſt ſehr alt, und die Wurzel felbft, ohne alle
Ableituugsſylbe, daher lautet es feldft in Schwed, und Engl, un⸗
geändert wild.- Aus eben diefer Urfache iſt auch der eigentliche
Wurzelbegriff ſchwer mehr aufzufinden. Alle mir befannten Ety-
mologen ho!ten es mit Wald für ein und eben dasfelde Wort, ins
dem fich zwifchen wild und wald einige Verwandifchaft der Ber
Wilde Schweme, Pferde, Ochſen, Inten, .
Be E
nl findet. Es Fann fepn, daß bende von einer x böbern dritten
Bedentung abſtammen, aber unmittelbar iſt wohl keines von dem
‚andern abgeleitet, weil alsdann eines von beyden mit einer Ab⸗
leitunge ſy lbe verſehen ſeyn müßte, Mir ſcheint der Begriff des
Ungeſtümes in dem Worte wild der-berrichende zu feyn. Bey
den Schwäbiſchen Dichtern kommt es häufig für fremd vor.
Swerfi ſiht dem ilttruren wilde, dem iſt das Trauern fremd,
Burkhard von Hobenfels.
Das Wild, des — es, plur. car. das vorige Wort als ein Sub⸗
ſtantivum gebraucht. 1. Wilde jagdbare Thiere und Seflügel,
Edles Wild, eßbare wilde Thiere im Ger
als ein Eollectivum,
genfage der Raubthiere. Rothes Wild,- oder Rorhwild, Hirfche,
Hirfhlühe und Rehe, zum Unterfihiede vondem ſchw arzen Wil⸗
de ‚oder Schwarzwilde, der wilden Schweinen. Sederwild,
wildes Geflügel. Auch in diefer Bedeutung ift das Wort alt,
indem es ſchon in dem Gedichte auf den heil, Anno vorkommt. °
2, In engerer Bedeutung, das weiblidhe Gefchlecht des Hufe
wildbretes, welches im gemeinen Leben die zirſchkuh, bey den Hi: -·
gern aberauch dag Thier genennt wird; gleichfalls als ein. Col ⸗
lvctivum, daher, wenn man es von einzelnen. Shieren gebrauchen.
will, man das Wort = vorſetzen muß. Dier Stüde wild.
Ein Stück Wils.
Der Wildader, des — 8, plur, die — älter, ein Stůck Bel
des, welcheszum Behuf des Wildes-in einem Tiergarten oder
Wildforfte mir Feldfrüchten beftellet.wird,
Das Wildbad, des — es plur. die — bäder, ein mineralifhes
Bad, weiles ohue Zuthun der Kunſt von det Natur ſelbſt berei ·
tet wird,
Die Wildbahn, plur. die— en. ı Von dent Susantioo, das
Wild. (a) Ein geackerter oder aufgegrabener Weg in einem Jagd»
bezirk, damit man das hin⸗ und berivechfelnde Wild darauf vers
ſpüren möge;
Lin Jagdbezirk, Jagdachege-oder Forſt-Revier, weil, wie man .
die Wildfuhre, Wildfabre, der Wildweg. (b)
fagt, das Wird dakibft gehäget, und deffen Bahn, oder Wechfel
und Stegegeduldet werden. Allein, da diefer Gebraud des Wor ⸗
tes Bahn ſehr gezwungen iſt, fo ſcheinet et, daß Wildbahn in
diefer Bedeutung mit dem folgenden Wildbann verwechfelt
worden, für welches diefe Bedeutung wenigſtens analogifcher
ift. 2. Von dem Abjectivo wild, gleihfam einewilde Bahn, -
iſt im Fuhewefen die Wildbahn der ungebabnte Weg neben
dem ordentlichen Fahrwege. Wenn man drey Pferde vor ei⸗
nem Wagen neben einander ſpannet, fo gehet das dritte auf
der Wildbahn. Im mittlern Lateine beißt ein ſolches Pferd
Funarius, weil es, außerhalb des Jodes n fune allega-
tus, ift.
Der Wildbenn, des— es, plur. der doch wenig vorfommt,
die — bene, vondem Subftantivo, das Wild, und dem alten
Worte Bann. ı.Dieböhere Gerichtbarkeit über alles Jatzdwe ⸗
fen in einem Lande; wodurch ſich Wildbann von dem Jagdrechte
noch unterfcheidet, Den Wildbann haben, d. i. das Hecht,
einengebannten, in feinen Gränzen eingefchloffenen nnd ‚andere
ausfchließenden Jagdbezirk zu halten. =.Ein folcher in feine
° Grängen eingefchloffener Jagdbezirk, der, wenn-er ein Wald ift,
ehedem ein Bannforft genannt wurde. In diefer Bedeutung iſt
jegt im gemeinen Leben ‚Sie Wildbahn üblich, vermuthlich ans
einer Berwechfelung beyder Wörter,
Der Wildbaum, dea— es, plur. die — banme KRieferbäus
me, welche man zur Winterszeit in den Wäldern zur Erhaltung
des Wildes zu fällen pflegt.
Der Wildbraten,des— g, plur. ut nom. fing. ein Sraten
von einem Stücke Wild, zum Unterſchiede von einem Braten von
Das ;
einem zahınen Shiere; ein Wildbrersbraten.
n u
——
—
EEE SE WRREUS
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Das Wildbree, des— es, plur. car. ein Collectionm , oder
vielmehe Materiale. 1, Das Fleifch wilder eßbarer Thiere oder
des Wildes. Wildbrer iſt verdaulicher und gefunder, als dag
Sleiſch zahmer Thiere. Wildbret einfalzen. Schweinwild:
toilder Shiere , fie jenen eßbar oder nicht, Wildbrer genannt. 2.
Wilde eßbare Thiere ſelbſt, Wild. Lin Wald enthält viel Wild»
* bret, wenn er viele dergleichen Thiere enıhält. In dem Jagdıne:
fen theilet man dio eßbaren wilden Thiere ein in rothes Wildbrer,
ſchwarzes Wildbree, und Federwildbret. 3. Bey den Fägern
erden die Hoden des Hiriches das kurze Wildbrergenannt.
Anm. Das Wortit alt, und lauter im Igländ. Willubrad,
im Shwedifchen aber Wildbräd: Die legte Hälfte iſt ein wenig
dunkel, Viele leiten fie von dem Lat. praeda, Walliſ. praidd,
Islãnd. brad,ber, fo dag Wildbrer ein gejagtes, als Beute er=
haſchtes Wild bedeuten würde, Allein, da fich von diefem Worte
im Deutfchen fonftfeine Spur finder, fo ſcheinet Bret, zu Brot,
Grich. Beorog, zn gehören, undSpeife überhaupt, befonders aber
Fleiſch, zu bedeuten. Mach der erfien Ableitung würde ſich die ge⸗
wöhnlicge Schreibart Wildprer rechtfertigen laſſen; nach der
zweyten aber würde Wildbres die richtigere fepn. Im Niederf. bes
deutet Wildbradt, Wilbradt, ſauer gekochtes Fleiſch, fo wohl
von zahmen, als wilden Thieren, x
Der Wilddieb, des — es, plur. die —e, derjenige, welcher
gehegtes Wild auf eine undefugte und diebifche Art fänget, oder
fäallet; im Oberdeutſchen ein Wilderer, Daher die Wilddiebe:
rey, und die Wilddeube, in den Rechten, eine an dem Wilde
begangene Denbe, d.i. Diebftahl. ”
Der Wildenbirt, des—en, plur, die — en, inden Stuteregen
‚einiger Gegenden, derjenige, welcher die Belegung der Mutter⸗
pferde zu beforgen bat, ‚der Wilsenmeifter, gewöhnlicher, der
Stutenmeifter. Bermutblich uefprünglich nur von ſolchen Stutes
reyen, wo die Pferde im Freyen und wild gezogen werden,
MWildenzen, 6. Wildpern. Er
: Wildern, verb.reg. neutr.-mit dem Hiülfeworte haben. 1.
Bon dem Eonparativo wilder, wilder werden, ein im Hoch⸗
deutſchen, nur in dem zufammen gefesten verwildern, übliches
Mort. Im gemeinen Leben kommt es zuweilen für fich allein vor.
» an, zu wildern, und herbe Trauben zu tragen. 2. Von Wild,
Wildbrer, in manchen Gegenden, das Wild anfeine undefugte
Art jagen oder töten. Daher deu Wilderer, der Wilddieb; die
Wilderung, die Wilddieberey, s *
Das Wilderz, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten und
Duantitäten, die —e, der Nahme eines gewiffer Golderzes auf
dem Harze, welches ich doch nicht näher beffimmen kann.
Die Wildfabhre, der Wildfubre, plur. die—n, (8: Wil:
babn, Sabre, oder Suhre,) bedeutet im gemeinen Leben fo viel
als Surche, weil eine ſolche Wildbahn nur ans einigen Furchen
befichet. In einigen Gegenden ſind die Wildfuhren auch die Rai⸗
ne, welche zwiſchen den Ackern liegen bleiben, vieleicht fo fern fie
» als wilde, d.i, uneigentlihe und ungebahnte, Wege angefegen
erden, =
DerWildfang, des— es, plur. die — fänge,
Sudfiantivo Wild, der Fang drs Wildes, im Begenfage des
Schießens desſelben; ohne Plural, 2. Bon dem Adjectivo wils.
(a) Ein jedes wild gefangenes Thier oder Ding, welches daher
erfi gezähmet oder cuftivicer werden muß, So werden in der
Wildniß aufgewachfene, noch ungebändigte Pferde, Wildfänge
genannt. Ein alter wild gefangener und gezähmter Habicht oder
Falke beißt ein Wildfang, zum Unterſchiede von einein Yeftlinge
oder Aſtlinge, welcher jung gezähmet worden. Bey den Gärtnern
bet, zirſchwildbret uf. f. Bey den Jägern wird alles Fleiſch
1, Bor dem.
BU 1546
werden die in die Gärten verpflangten wilden Stämme, zahme
Bäumedarauf zupfropfen, Wildfärge genannt, (S. Wi!sting.)
d) Ein Fremder, Ausländer, nur nod in einigen Gegenden, be—
‚ fonders in der Pfalz, ein herernlofer Ausländer; über welchem
dem Ehurfürften vonder Pfalz ein gewiffes Hecht zuffebes, wel⸗
ches das Wildfangsreche genannt wird, nach welchem er von ihm
den fo genannten Sahegulden befommt, auch, im Falle er ſtirbt,
fein Bermögen einziehet. Auch in Franfreich beißen folche Fremd»
lingeoder Aubaius, an einigen Orten Eipaves, das Jus al-
binagii oder. droit d’Aubaineaber, Eſpavité. (c) Ein wils
der, unbefonnener Menſch.
Der Wildforft, des — es, plur.die — forfie, ein Forſt, wor«
in Wild gehäget wird,
Der Wildfraß des — es, plur. car, ber Schade, welchen das
gebägte Wild an den. Feldfrüchten verurſacht.
Mildfremd,adj. et adv. vollfommen fremd, ganz fremd, in
der vertraulichen Sprechart, Ein wildfremder Menſch.
Die Wildfuhre, plur. die — n. .Eine Wildbahn, oder ein
Wildweg, auch Wildfahre, (S. Wildbahn) Sahre, Fuhre, iſt
bier noch das alte Wort, welches fo viel als eine Furche bedeutet.
„2. Ein Jagdbezirk, wie Wildbahn 2, befonders ein kleiner Jagd⸗
bezirk, zum Unterſchiede von einem größeren. 3. Eine Suhre, be
- fonders Frodnfuhre, zur Fortfhaffung des erlegen Wildes. 4.
Ein Aderrain, S. Wildfahre.
Das Wildgarn,des — es, plur. die—e, inder Zägerep, eine
. Art niedriger und leichter Barne oder Nege, welche in Ermanges
Inug der foftbaren Tücher, Hirfch » und Saunese, zu den Zagden
‚gebraucht werden; das Wildneg. f N
Die Wildgefälle, ling. car. die Gefälle, d. i. Einfünfte, von
‚dem gejagten oder gefchoffenen Wilde,
Der Wildgraf, des— en, plar. die—en, ein Nahme einiger
‚reichsgräfl. Familien amfRheine, vermuthlich, weil fie wilde, wals
dige und ungebauete gebirgigeegenden zu bevölfern und urbar zu
machen befamen, daber fie au Raubgrafen, und’ Lat. Comites
hirfuti et [ylveftres genannt werden. S. Rauhgraf.
Des Wildgras, des—es, plur. inul, an einigen. Orten ein
Nahme des Reihgraſes.
— . Der wilöhafer, des — s, plur. inuf. wilder Hafer, welcher
Wenn die Weinſtocke niche geftäbele werden, fo fangen fie
tanbe Körner hat, welche vondem Winde weit verführet werden,
daber er auch Flughafer und Windhafer genannt wird, Avena
fatua Linn...
Die Wildheit, phar. die —en. 1. Der Zuſtand, da etwas wils
iſt, ohne Plural, Eiaentlih in allen Bedeutungendes Wortes
wild; aber doch am häufigften in der Tegten moralifchen. Die
Wildheit fieberibm aus den Auger. Die Wildheit des Genies.
Uns Weibern ift es leicht,
Der Männer Wildheit zu erſticken, Gel.
2, Eine wilde ungeflüme Handlung, ‚mit dem Plural.
Das Wildholz, des — es, plur, car, ein Rahme des Ginfers,
©. Genifte, J
Das Wildhuhn, ses — es, plur. die — hühner, beſſer, wil⸗
des zuhn, ein Rahme des Schneevogels in der Schweiz, S.
diefes Wort. >
Der Wildbüther, des —s, plur. ut nom. fing. Hüther oder
Wächter zur Abhaltung des Wildes von den Feldfrüchten und
Meindergen,
Die Mildigkeit, plur. car. ein nur im geineinen Leben für das _
edlere Wildbeirübliches Wort, befonders in dem phufifchen Ber» _
frande des Wortes wild. Die Wildigfeie der Erze im Bergbaue,
Das WildFalb, des —es, plur. die —Fälber, ein junges Wild,
d. 1. eine junge Hirſchkuh, zum Unterſchiede von ‚einem Sırfh:
“Falbe; von Wild, die Hirſchkuh.
Eeeee 3 Der
1547 Bil
Der Wildling, des — es, plur. die —e , ein Ding, welches
noch wild, d.i. durch Eultur noch nicht veredelt ift. In diefem
Verſtande werden beſonders bey den Gärtnern junge wilde Obft-
fämme aus den Wäldern, oder auch aus dem Samen gezogene
gute Baumftänime, foTange fiedurch Pfropfen noch nicht veredelt
find, Wildlinge genannt. In einigen Öegenden heißen fie auch
Wilsfänge.
Der Wildmeifter, des — s, plur. ut nom. fing: ein Beamter,
welcher die Anfficht über das Wild in einem gewiffen Bezirke bar,
and auch Sorfimeifter genannt wird, wenn er dabey zugleich die
Aufſicht über den Wald und deffen Nutzung bat.
- Die Wildmeifterey, plur, die—en, das Amt und die Wohnung
eines Wildmeiflers. - —
Das Wildneg, des — es, plur. die —e, S. Wildgarn.
Die Wildniß/plur. die—e, eine wilde, ungebauete und unbe⸗
wohnte Gegend, defonderseine folche waldige Gegend. Um mich
ber fab ich nur Wildniß, Geßn. Im Oberdeutſchen ift es füche
lichen Gefchlechtes ;
Alles Wildniß inden Wälsern
Schmedt die füße Liebesfoft, Opitz.
wo es zualeich in der im Hochdeutfchen völlig unbefanntenBedeu-
tung für Wild flehet. Bon dem Geſchlechte, S. Niß.
Wildpern, verb, reg.act, mit dem Hülfsworte haben, nach rie⸗
chendem Wildbretriechen oder ſchmecken, anbrüchig riechen oder
ſchmecken, beſonders von dem Wildbrete. Es iſt nur im gemei-
nen Leben üblich; in der anftändigen Schreibart muß man den
Begriff umfchreiben, indem wildpern, oder wilpern, eine febler-
bafte Verkürzung des noch in manchen Gegenden üblichen wild-
bräunen in eben diefer Bedeutung ift, welches aber eben fo dunkel
ift, In noch andern Gegenden ift dafür wildenzen üblich,
Das Wildpret, S. Wildbret.
Der Wildſchade, des — ns, plur, die — ſchäden, Schaden,
welchen das gehägte Wild, an den Feldern, Gärten und jungen
Sdlzern thut.
Der Wildfyuppen, des —s, plur. utnom, fing. Schuppen,
welcheinden Wäldern errichtet werden, das Wild im Winter
darunter zu füttern.
Die Wildfihur, plur. die — en, eine Art großer Wolfspelze, an
welchen die Haare auswendig find. Das Wortift mit der Sache
ſelbſt aus den Slavifchen Ländern zn ung gefommen.. Im Pohl:
nifhenift Wilczura ein Wolfspels, von Wilk, ein Wolf, In
der um 1300 gereimten Braunfchweigifch. Chronik in Leibnigeng
Script.%5.3,©. 116.8. 86. lauserdas Wort Wintſchur.
Der Wildftand, des— es, plur. die— fände. +. Der Stand
des Wildes in einem Ward, d.i. derjenige Drt, wo es fih am
haufigſten und liebften aufhält. 2. Der Vorrath an gehägtem Wils
de. Zinen beträchtlichen Wildſtand haben.
Die Wildtrage, plur. die — n, in. der Jägerey, eine Trage, das
erlegte Wild damit auf einen Haufen zufammen zu tragen.
Die Wildwage, plur. die —n, eben dafelbft, eine Wage, das
gefällete Wild daraufzu wiegen,
Der Wildweg, des—es,plur. die —e, S. Wildbahn. -
Wilhelm, ein urfprünglih Deutfhermännlicher Tanfnahme, Lat.
Wilhelmus, Guillielmus;, im weiblichen Geſchlechte mit ei⸗
ner Zateinifchen Endung, Wilhelmine, verfürzt, in der vertraus
lichen Sprecdhart, Minna, Mienden.
Der Wille, ses — ns, plur. doch nur in der erften Bedentung,
und auch hier nur felten, die — n. 1. Das Vermögen, zu wol-
Ien, da denn diefes Wort, befonders in der Philofopdie, in ver-
ſchie denem Umfange der Bedeutung gebraucht wird, und bald nur
dieobere Kraft det Seele, nach Erkenntniß zu wollen und nicht zu
xollen, bedeutet, bald aber auch das ganze Begierden-Syfiem des
ſtand bef&pließe, der Wille führer aus. Der Wille deg Men—
€
chen ift verderbt, in der Theologie, wo es auch die Begierden
mit in fih ſchließet. Der freye Wille, das Vermögen, nad eis
gener Entſchließung zu handeln. Seinen freyen Willen haben;
jemanden feinen freyen Willen Iaffen. Inder Theologie ift der
freye Wilfe das natürliche Bermögenund Unvermögenin geiftlie-
- chen Dingen. In diefer Bedeutung wird es zuweilen im Plural ge⸗
braucht, Die Liebe iſt eine übereinſimmung zweyer Willen 36
gleichen Endzweden, fagt der Dlagifter bey Geller, 2. Die
Außerung dieſes Vermögens in einzelnen Fällen, es gründe ſich
nun auf flare, oder dunfele und finnliche Erkeuntuiß, fo daß es
gemeinigiich diegewollte Sache mit einſchließet. Auf feinen Wil⸗
len befteben. Das ifi mein Wille Kr will feinen Willen
haben, er verlangt, daß das gefihehe, was er will, Du haft‘
darinn deinen Willen, kannſt nad) eigenem Gutdünfen, nad) eis
gener Entjehliefung verfahren. Jemandes Willen brechen, ibn
nöthigen, wider feine Begierden zu handeln. Es war nicht mein
Wille, daß diefes geſchehen follee, Sein Willemuß geſchehen.
Den Leithund Furz faffen, damir er nicyrfo vielen Willen ha—
be, damit er ſich nit nach Willfübr bewegen fönne, Beſonders,
3. der Vorſatz, Entſchluß. Ich habe es mit Willen gethan.
Das iſt mit Willen ausgelaffen worden. Ich habe alles gehö—
ter, obne daß es mein Wille war. Hierher gehöret aud) ver
adverbifche Gebrauch, Willens feyn, eutſchloſſen ſeyn. Ich bin
nicht Willens, zu ihm zu geben. Dieß iſt dieeinzige gute Hoch⸗
deutjche Form, weil das Verbum feyn in mehreru ähnlichen Fäl
len mit dem Genitive obne Artikel gebraudjt wird, daher die pros
vinziellen, in Willens haben, Willens haben, im Willen haben,
in Willen feyn, unanalogifc und unrichtig find.. Auch in Wil⸗
lens mit Auslaffung des Verbi feyn, vertaufchtman lieber mit
üblichern Ausdeücen: ich ging zu ihm, in Willens, mitihm
von der Sehe zu fprechen, beffer, in der Abſicht, mit dem
Torfage, Entfhluffe. 4. Gefallen, Neigung, Wunfch. Erwas
wider feinen Willen tbun, wider feine Neigung, ungern, Ei—
nem zu Willen leben, ibm zu Willen feyn, am bäufigfien im
gemeinen Leben. Der Wille des Menſchen ift fein Sinnmelveich,
die Erfüllung feiner Wünſche, Befriedigung feiner Neigungen,
Oft im Gegenfäge der That. Den Willen für die That an:
nehmen. Ich fehe doc feinen guten Willen. Ju der niedris
gen und nur im gemeinen Leben üblichen R. A. erwas für Willen
nehmen, damit fürlieb nehmen, es ſich gefallen laſſen:
Yiic dieffem Danke nehmtfin Willen, Günth.
ſcheint es nicht unfer Subftantiv Wille, fondern das noch bin und
wieder im Niederdeutfchen übliche Adverbium will, angenehni,
zu ſeyn, (S. WillFommen.) 5. Einwilligung, Beyfall. Es ge⸗
fchiehet mit meinem guten Willen. Mit meinem Willen if
das nicht geſchehen. Erwas mit jemandes Willen hun. Er
bat feinen Willen darein gegeben. Ohne mein Wiffen und
Willen, wider mein Wiffen und Willen, mit meinem Wiffen
und Willen, Endlih 6. wird willen oder Willen mit der Präs
pofition um auch häufig adverbifch gebraucht, einen Bewegungs⸗
grund anzudeuten, da denn das Subſtautiv, von welchem der Bu
wegungsgrund hergenommen wird, im Genitiv zwifchen beyden
ſtehet; worauserhellet, daß Wien bier zwar alg ein Adverbium
gebraucht wird, aber doch feine fubftantivifche Eigenfchaft nicht
ganz abgeleget bat. Ich bitte dich um deines eigenen Befien,
um unferer Liebe, um Gottes Willen. Es wird in diefer Ge⸗
ftalt am häufigfien in Bitten und Ermahnungen, und mit Pro⸗
nominibus gebraucht, um meinetwillen, um deinerwillen, um.
degwillen, (S. davon Dein in der Anmerk.) In andern Fällen iſt
es ſeltener, obgleich nicht ungewöhnlich, Es gefchiehes um Le⸗
bens
Bil 158
Menſchen ausdrückt. Berfiand und Willen haben. Der ver⸗
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1549 N il
Bil 1550
bens und Gterbehs willen; d.t.in Rückſicht auf einen möglichen Willkoͤmmen, adj. etadv. 1.Bep der Ankunft angenehm, an «
Todesfall. Etwas um Lobes willen thun, beffer, um gelobt
' zu werden,inder Abficht, Lob zu erlangen, Er wird um feiner
Maclafigkeit willen gefivafe, beſſer, wegen. Ich thue es
bloß um deines Bruders willen, in Nüdficht auf deinen Bruder,
aus Liebe zu ihm. Um des. Simmelg willen! ein gewöhnlicher
Ausdruck der Berwunderung über eineunangenehme Sache.
Anm. Diefes überaus alte Wort lautet von des Kero Zeiten
an Wille, bey dem Ulphilas Willja, im Angelf.Vylla, im Engl.
Will, im Slavon. Wule, Wola, Vola, Das Lat, Yoluntas
ift genau damit verwandt. S. Wollen.
Willfabren, verb.reg. act. ih willfahre, gewillfährer, ei»
nes Wilken, deffen Verlangen. erfüllen, mit dem Dative der Per-
fon. Einem willfahren. Ihm if derimgewillfahree worden.
So auch die Willfahrung. Obgleich diefes Wort in unfern ale
ten Überreften nicht angetroffen wird, fo bat es doch alles Anfehen
eines ſeht alten Wortes. Es ift von Wille und fahren in der al⸗
ten weiteen Bedeutung für handeln, zufanımen gefegt, nach je
mandes Willen handeln. Es ift dabey eine unteenubare Zufam«
4
. menfegung, welche den Ton auf der erften Sylbe hat, folglich in
der Eonjugation nicht getrennet werden darf, und das Augment
dor das Ganze befommt, gewillfahrer. Fahren wird zwar irre»
gulär conjugiret, allein im diefer Zufammenfegung gehet es regu⸗
lär, welches auch von bewillfommen, rathſchlagen, handhaben,
veranlaffen, u.a.m. gilt. \ i
Willfährig, — er, — ſte, adj. et adv. geneigt, andern zu
willfahren , ihr Verlangen zu erfüllen. Willfährig feyn. Kin
willfäbriger Menſch. Im Oberdeutfchen if dafür willfertig
üblich, vermutlich aus Verwechfelung, weil die Elipfe hier zu
bart und dunkel iſt, obgleich dienſtfertig Flar genug iſt.
Die Willfährigkeit, plur, inuf, die Neigung, Fertigkeit, an-
dern zu willfahren.
Willig, —er, — fie, adj. et adv.
"bereit, etwas zu tbun oder zu leiden. Zu allen willig feyn.
Ein williger Menfh: Die willige Ergebenpeit in die Rath—
fhlüffe Gottes. ‚Willig erben. Jemanden willig anhören.
Ein williger Gehorfam. Figürlich find im Bergbaue willige
Erze, leichefl ifige. 2. Aus freven Willen, unbefohlen ; eine
veraltete Bedeutung, in welcher das beſtimmtere freywillig üb⸗
lich iſt. Indeſſen fommt willigindiefer Bedeutung noch im Ober-
deutſchen vor.
Anm. Schon im Iſidor, Willeram u. f.f. willig, willich,
Es ift von ha « und der Ableitungsfplbe ig, Willen babend,
In unwilig, muthwillig u. f, f. wird die Bedeutung noch auf
andere Art beſtimmt.
Willigen, verb. reg. act. feinen Willen zu etwas geben. &o
wohl mit dem Yecufative, in welcher Geftaltdoch bewilligen üb»
licher ift. Die Bürgerſchaft hat taufend Thaler gewilliger, Als
auch, nnd zwar am häufigften, mit der Wräpofition in. In etwas
willigen. Sie haben noch nicht darein gewilliger. So auch
das Willigen, (S. auch Einwilligen.) Esift nicht von willig,
fondern eine intenfive Form von dem alten Berbo willen für wol-
len, wovon wir noch das Partieipium gewillee haben. (8. in
Wollen.) Auf äbnliche Art find ängfligen, beherzigen) peini:
gen, einigen, befraftigen u.f.f. von angſten, beherzen, peis
nen, reinen und befräften gebildet, $ ;
Die Willigkeit, plur. inuf. der Zuſtand, da man willig ift,
ingleichen die Zertigfeit, etwas willig zu thun oder zu leiden,
Williglich, adv. welches im Hochdeutſchen veraltet iſt, weil es
nichts mehr ‚und nicht? weniger ſagt, als das Adverbium willig.
Die Oberdeutſche Mundart hing den Adverbiis auf igimmer gern
noch ein lich an, um nur vielfylbige Wörter zu befommei,
F
1. Guten Willen babend, ö
x
genehm in Anfehung der Ankunft; da denn diefes Wort eine ger
' wöhnliche Grußformel ben der Ankunft eines andern iſt, und nur
als ein Adverbium gebraucht wird. Willkommen! vollftändiger,
fey willfommen! fey mic willfommen! Seyd willfommen,
lieblide Blümchen, umher, geſtern waret ihr Knoſpen, jege
ſtehet ihr offen da, Geßn. Jemanden willfommen beißen,
ihn mit dieſem Gruß empfangen ; in der anſtändigern Spredert,
ihn bewillfommen. 2. Der Gegenwart nad angenehm über»
haupt. Am bäufigften auch als ein Adverbium. Wer was bringt,
iftüberallwillfommen. Bin Menſch, welcher wegen ſeiner
Höflichkeit überall willfommen if. Seine Liebe wurde bey
zehn andern Damen willfommen feyn. Ich weiß, wie wer
nig willfommen guter Rath gemeiniglidp if. Aber auch nicht
felten als ein Adjectivum. O willkommne Thränen, fliege!
Weiße. Das war ihm-eine willfommne Nachricht. Das erite
willfommene Geflcht, das ich feit der Sonnen Yufgang ger
ſehen habe, Weiße.
Anm. Diefe Grußformel iſt bey den Deutſchen und allen mie
ihnen verwandten Völkern ſchon ſehr alt, daher das Wort in allen
verwaudten Sprachen, ja ſelbſt in den meiſten fremden Ländern,
angetroffen wird, in welchen die Deutſchen einigen Einfluß gehabt
baben. Wis willechomen lieber man, ſey willkommen,
Stryker. Und hies fie willechomen fin, eben derſ. Schon
in dem alten Gedichte auf den heil. Anno iſt willicumen, ange⸗
nehm; im Schwed. walkomma. Im Angelſ. iſt velcumian,
willkommen heißen. Schon die Art der Zuſammenſetzung verräth
das hohe Alter. Will iſt hier nicht das Subſtantivum Wille, ſon⸗
dern das alte noch in einigen Niederdeutſchen Gegenden übliche Ad⸗
verbium will, angenehm, Fommen aber ſcheint der Infinitiv zu
feyn, und für Runft, oder auch für das Participium gefommen
zu fliehen. Es erhellet foldhes aug dem mittlern Lateine,-wo Bon-
ventus, der Willkommen ift, d. i.ein Schmaus, bey der Anfunft
einer angenehmen Perfon. Zwar lautet das Wort im Theuerdan⸗
fe, willig khumen: Seyt mir hieher got willig Fhumen, Kap.
96, und den Theuerdank er willig Fhumen hieß, Kap. 35.
Allein zu geſchweigen, daß diefe Form weitneuer ift, fo ſcheinet
fie eine bloße poetifche Berlängerung zu fepn, obgleich auch willtz
ehedem die Bedeutung des angenehm gehabt haben kaun.
Der Willfommen, des — s,plur. doc feltener, ut nom. fing.
Die Millfubr, plur. car.
1. Der Gruß, die Begrüßung bey der angenehmen Ankunft eines
andern, Lin trauriger Willkommen. Den Willfommen trin:
Fen, zur angenehmen Ankunft trinken, daher nicht allein ein fol«
er Trunk und Schmaus, fondern auch eine Art großer Gläſer,
‚aus welchen ben ſolcher Gelegenheit getrunken wurde, Willkom⸗
men genannt wurden;iim Angelſ. Fildcumb, und felbft im tal.
Bilcomo. 2. $igürlih wird au eine gewiffe Anzahl Schläge,
welche ein zum Zuchthauſe verurtheilter Verbrecher in manchen
Füllen bey der Ankunft erhält, der WillEommen genannt.
Arm. Im Niederf. Willkumſt. Das vorige Adverbium has
den Ton gemeiniglich auf der zwepten, das Subftantiv aber auf
der erfien Sylbe.
1, Das Vermögen, nach eigenem Ges
falfen zubandeln. Ich überlaffe es deiner Willführ. In enge⸗
rer Bedeutung iſt die Willkühr, das Vermögen, nach eigenen uns
deutlichen Vorſtellungen zu handeln, zum Unterfchiede von Wahl,
welche ſich auf deutliche Vorſtellungen gründet ; welche engere Bes
deutung in dem folgenden Adjective am üblichften ift. . 2. *Die
freye Wahl; im Hochdeutfchen veraltet, aber noch im Oberdeuts
[hen gangbar. Die Willführ haben.
Anm ,Auch diefes Wort ift alt, und von Wille und dem alten
Kuhr, Wahl, zuſammen gefest. Schwed, Willkor. Int Hoch⸗
deut⸗
1551 —
deutſchen iſt es weiblichen, in manchen Provinzen aber fächlichen -
Seſchlechtes, das WillFühr. Ehedem wurde diefes Wort noch von
manchen andern Dingen gebraucht, befonders von folchen, weiche
von der freyen Wahl und Beflimmung Eines oder mehrerer ads
bangen. So iſt es baldein Vertrag, und willkühren, einen Ver-
trag, Vergleich machen ; bald bedeutetes Staturen und Stadtge⸗
fege, fo fern fie ehedem duch die meiften Stimmen gemacht wur⸗
den, und willführen, ſolche Gefege machen , bald aber auch eine
nah Willkühr oder Gutbefinden aufgelegte Strafe, und dergieis
hen mehr, welche man in den Gloſſarien auffuchen kann.
wilfübrlih, —er,;—fie, adj,etadv. 1. Vermögend, nad
Vorſtellungen zu handeln , und darin gegründet. In diefem weis
teſten Verft ande haben, z. B. die Shiere eine willführliche Be—
wegung, die Pflanzen und Mineralien aber nicht, 2. Keinen
andern Grund als jemandes Willen habend, und darin gegründet.
Wilkübrlice Strafen, welhevon dem Willen des Gefeggebers
abbaugen ; im Gegenfaged:r netimlichen, welche aus der Über«
tretung des Gefeges ſeibſt begreiflich find. 3. Inder eugfien
Bedeutung, nach dunkeln Vorſtellungen handelnd und darin ge⸗
gründet, in welchem Verſtande es dem, was aus Wahl, oder nah
deutlich erfaunten Gründen geſchiehet, entgegen gefegt wird.
Willführlich verfahren. Zine Sprache willfübrlig, ohne
allen Grund der Wahl, erfinden, verändern.
K ie Wilftührlichkeit, plur. inuf, der Süftand, die Eigenfchaft,
da etwas willführlich iſt, in allen vorigen Bedeutungen. Die
WilfubrlicpPeit einer. Bewegung , eines Verfahrens.
De: Wimbel, des —s,plur. ut nom. fing. ein nur bey den
Jägern übliches Wort, wo der Hirfh den Wimbel macht, oder
a Ba 5
wimmern, — reg. neutr. mit dem Gütfemorte haben, eis _
nen ſchwachen, zitternden Laut der leidenden Ohnmacht von fich
geben, wie Eeine Kinder ,- und zuweilen auch Hunde; ein Laut,
welcher ‚von dem Winfeln noch unterſchieden ift, Beufzen
und wim mern. Nur verzärtelte Seelen haben immer zu wim⸗
mern und zu winfeln. über das Derderben der Welt wimmerm
Der 8und verrierh mich durch fein —⸗ So auch das
Gewimmer und das Wimmern.
Anm, Riederſ. wemern, Engl. —— Ee in eine Ono⸗
matopöie des Lautes, welchen es eigentlich ausdruckt, der Form
nach aber gleichfalls ein Iterativum. Ju den gemeinen Oberdeut⸗
ſchen Mundarten iſt dafür Fürbeln, inden Riederdeutſchen aber
mirren, kronken, zunfern u. ſ. f. üdlich,
Der Wimmerling, des— es, Blur, die— e, ein ‚immer wim⸗
merudes Geſchöpf. Du biſt auch ein ſolcher Wimmerling,
Der Wimpel, des — s, plur. ut nom, fing. bey manchen auch 2
Wimpel, Plur. die — n/ auf den Schiffen, lange ſchmale
Fahnen , fo wohl bey feperlichen Gelegenheiten zum Staate,als
auch Signaleund Befehle damit zu geben; wodurd fiefih von
den $laggen unterfcheiden. Schon flattern die Flaggen und
-Wimpei um den wankenden Malt, Jah: Wohlen, mein
Lied, fpann alle deine Segel, bis an. den Wimpel auf, Kaml, :
Die Wimpelift vermittelft der — — an dem Wimpel⸗
Bode befeſtiget.
Anm. Im Riederf. Wimpel, im Schwed. wimpla,i im mitte —
lern Lat. Gimpla, Impla, Implex. Es hat den Rahmen vn
der leichten flatternden Bewegung. (S. Wimmeln.) Ehedem bes
deutete daber Wimpel, Eugl. Wimple,aud einen Schleyer,
dl en
Die MWimper, plur. die — n, der Rand des obern Augenliedes,
und dieſes obere Augenlivd fetbft; vellftäudig, die Yugenwimper.
Wimpern, verb.reg.neütr. mitdem Hülfsworte haben, in eis
ner zitternden Bewegung feyn, und diefe Bewegung hervor brins
gen. Es wird nur noch zuweilen von der ungewöhnlich häufigen
wimbele, wenn er die Ameifenhaufen mit dem Geböcne und .
den Läuften aus einander ſchlägt. Vielleicht von dem folgen,
den wimmeln.
Wimbeln, verb. reg. neutr. mit haben, ©. das vorige.
Wimmeln, verb. reg.neutr. mitdem Hülfsworte haben. 1,
In einer verworrenen andeutlihen Bewegung begriffen ſeyn, von
einer großen Menge beyfammen in Bewegung befindlicher Dinge.
Sieh, wie die Ameiſen wimmeln. Jene Infecten, die obne
Zahl in dem Eleinften Raume wimm zeit 2, Mit einer ſolchen
Menge angefüllet feyn, da denn diefe Dienge das Vorwort yon
befommt. Der Kaſe wimmelt von Mayen. Die Gaffen wim:
meln von Menfchen.
Wie wimmeln die Thäler und Hügel
Don Setden und jungem Geflügel! Bernh.
Ingleichen unperfönfich. Es wimmelt bier von Menſchen. So
auch das Wimmeln und Gewimmel.
Anm. Im Niederf. wenmeln, wummeln, im Schwed. wim-
- 3a, im Island. wamla, Schon die Form vertärh ein Iterati⸗
vum oder Intenſtyum eines langſt veralteten Berbi, wimen, fich
Bewegen, wovon, obgleich nach andern Formen, auch Wimpel und
Mimper abftammen, In den gemeinen Mundarten ift dafür auch
wibeln üblich , welches ein ähnliches Tr von weben,
beiwegen ‚ift.
Die Wimmer, plur, die — n, ein harter, verworrener Sheil
in einem weichern, So werden die Knorren oder Überbleidfel'ehes
mahliger Aſte in dem Holze Wimmern genannt. Im Birgbaue
führen diefen Rahmen ähnliche Harte Theile in dem Gefteine, wel⸗
he gleichfam ans verworrenemwin einander geſchlungenen Fäden
beſtehen. Auch diefes Wort hat einen ähnlichen Urfprung, von
den veralteten wimen, nurdaßeshier in einer figürlichen Be
deutung gebraucht worden,
Wimmerig, adj. etadv. Wimmernegthaftend. Wimmeriges
Salz, Seftein. Erlenholz ik wimmerig, und reißt daher
nice jo leicht als anderes.
"Der Wind, des — es, plur, die—e.
Bewegung ber Augenlieder gebraucht.
pern, blinzeln. S. die Anm, zu Wimmeln,
nes beträchtlichen Theiles der Luft: Maffe. Der Grad. der Stärs
feunterfcheidet den Wind von der ibwächern Luft und Luftchen
und dem ſtärkern Sturme. Wind machen, die Luſe in eine
ſtarke Bewegung ſetzen. Es gehet ein Wind, ein ſtarker Wind.
Es entſtehet ein Wind. Der Wind erhebt ſich. Der Wind -
hat ſich gelegt. Einem Schiffe den Wind abſchneiden, ſich mit
feinem Schiffe ſo legen, daß der Wind den Pulverdampf auf.
das feindliche Schiff wehen muß. An den Wind ſteuern, eben
daſ. das Vordertheil gegen den Wind wenden, um mit einem
Seitenwinde zu fahren. Bey dem Winde Liegen, eben daſ. die
Segel fo ftellen, daß fie feinen Wind faffen. An den Wind kom—
men, ſich mit feinem Schiffe nahe an rin anderes legen, als ob
man gegen deffen Strich ſtenerte. Das Schiff Iauft durch den
Wins, wenn eg fich wider Willen des Steuermannes umdrehet.
Der Wind fpringe, wenn er ſchnell don einer Richtung zur an⸗
dern gehet: Unter, dem Winde eines Schiffes feyn, zwiſchen
ſich und der Gegend, aus welcher der Wind kommt, ein anderes
. Schiff haben, Kinem vor dem Winde feyn, fer ®rgend, woher
der Wind kommt, näher als ein anderes Schiff ſeyn. Figürkiche
Ausdrüde And: den Mantelnach dem Winde hängen, fi) in “
die Zeit und Umflände ſchicken: in den Wind reden, etwasin
den Wind fagen, vergeblich reden, ohne daß es Eindrud mache;
etwas inden Wind ſchlagen, es nicht achten; in-den Wind
bauen, fich vergebliche Hoffnung machen. 2, Die Bergung eis
ner inden Gedärmen verfloffenen Luft, wie Bläbung; in wel⸗
her Bedentunges indem Plutale am haufigſten iſt. Das Gemüfe
marat
1. Die fiarfe Bemiguis eis
Mit den Augen wim⸗
-
LE HT
Bin
macht Wi
ka) Geräufh ohne Wirftichkeis, befonders ein ſolches Wortges
räuſch; ohne Plural. Wind machen, prablen. Unwahrheiten
erzählen. Mit Wind handeln. - Glaube es nicht, es ift lauter
Wins. (b) Geheime, dunfle Nachricht; im gemeinen Leben, auch
ohne Plural: Wind von etwas bekommen. Inder Schweiz ift
Lrachwind fo vielals Nachricht. (cy* Ein Windfpieloder Winde
bund; im Hochdeutfchen veraltet,
Anm. Dieſes alte Wort lautet von des Kero Zeitenan, und
in alfen verwandten Mundarten, vondem Ulphilasan, unveräns
‚dere Wind. So einfaches zu ſeyn ſcheinet, ſo iſt es doch von we⸗
hen abgeleitet, und vermuthlich aus wehend zuſammen gezogen.
- Das Lat, Ventus iſt genau damit verwandt,
Der Windbeutel, des —s, plur.utnom.fing, ». Ein win⸗
diger Menfch, welcher vieles Geräufch ohne Bründlichkeit, viele
und leere Worte ohne That und Wahrheitinacht; ein ſehr har⸗
ter Ausdrud, wofür Windmacher ein wenig gelinder iſt. 2.Eine
Art Gebadenes von Mehl, Eyern und Butter, welches inwendig
>. böpLift, = a ’
Die Windblafe, plur, die —n, Diminut. das Windbläschen,
eine ſtatt des Eiters mit Luft angefüllte Blaſe an dem menfhlis
chen Leibe,
Die Windblatter, plur. die —n, unechte Blattern, welche ſtatt
des Eiters mit Luft angefüllet find, im Niederd, WindpoFen.
Sind ſie ſtatt der Luft mit Waffer angefüllet, fo beißen fie Waf:
ferblattern, und, wenn fie eine harte Materie enthalten, Stein=
blattern. EEE
Die Windbohne, plur. die —n, in einigen Gegenden ein Nab⸗
me der Schminfbohnen, oder Phaſeolen; ohne Zweifel von win⸗
den, ranken. . »
Das Windbret, des —es, plur. die —er, anden Holündifhen
Windmühlen, ein Bret, welches jede Hälfte "der Windflügel auss
fülfet, und den Stoß des Windes am erſten einpfängt.
Der Windbruch, des —es plur. die —brüche. 1. ImForſtwe⸗
ſen, ein bon dem Winde amBaume verurſachter Bruch. JE cs ein
Spalt oder Riß, ſo heißt es ein Windriß; iſt aber der ganze
Baum von dem Winde umgeriſſen worden, ſo wird es ein Wind⸗
fall, Windfchlag oder Windwurfgenannt, Auch das anf ſolche
Artbefchädigte oder gefälfte Holz wird Windbruch, Windriß,
windfall und Windfchlag genannt. _ 2. Bey den Ärzten, ein
SBruch andem menſchlichen Leibe, welcher mit Luft angefüllet iſt.
Die Windbüchfe, plur. die —n, eine Kugelbüchfe, welche ſtatt
des Pulvers mit Luft geladen wird. j
Der Winddorn, des—es, plur.die—e, eine Geſchwulſt der
” Knochen und der über denfelben liegenden weichen Sheile, von
einem inneren Beinfraße; Arthrocace.
MWinddürre, adj.etadv. 1. Von der Luftoder dem Winde dür⸗
re oder trocken. (S. Windtrocken.) 2. Figürlich und im Scher⸗
je, fo dürre, daß man von dem Winde weggeführet werden könnte.
- Ein alter winddirrer Officier.
Die Winde, plur. die —n, von dein Verbo winden. 1. Der
Nahme einer Pflanze, welche fich um andere Gegenſtände minder,
Convolvulus Linn. deren‘ es wieder viele Arten gibt; auch
Windeglöklein, Windefraut, Aufrechte Winde, Evolvulus
Linn. 2. Ein Werkzeug, Fäden damit ab⸗ oder auf einen Knäuel
zu winden. (S. Garnwinde.) 3. Ein Werkzeug, Laſten damit
in die Höhe zu winden, deffen es wieder verfchiedene Arten gibt,
ale Baumwinden, Wagenwindenn.f.f. Auch der Rloben oder
Siefchenzug wird in einigen Gegenden eine Winde oder Zug:
winde genannt. ' :
Der Windebaum, des —es, plur. die — b?ume, ein Banm oder
ſtarkes Holz, einen Kloben daran zu befefligen, Von diefer Art
Adel. W. B. 4. Ch. 2. Auf.
Don Winden geplagt werden. 3. Fizürlich.
Win 1554
find die Windebäume der Brunnenmeiſter, vermittelt deren fie
die Purnpenröbren aus den Brunnen winden.
Das Windebröt, des —es, plur. sie —er, bey den Seidenar-
beitern, ſeukrecht ſtehende Breter, die Seide vermittelft derfeiben
abzuwinden.
Der Windedrabt, des —es, plur.inuf. bey den Dradtziehern,
ſch wacher Drabdt, ſtärkern danıit zu umwinden
Der Windehale, der RNahme eines Vogels, S. Wendehals.
Das Windeifen, des —s, plur.ut nom. fing. von Wind, au
den Fenftern, quer über die Scheiben und an denfelden befeftigte
Eifen, damit der Wind die Scheiben nicht befchädige, "©. Sen:
ſtereiſen.
Das I .ndeeifen, des —s, plur. ut nom. fing. von dem Berbe
winden, eiferne Werkzeuge, etwas damit zu winden. Bey den
Schlöſſern und Metall- Arbeitern ift das Windeeifen ein ſtarker
Hebel mit einem Loche, Schrauben und andere Dinge mit großer
Gewalt damit unzudrehen. Bey den Weißgärbern ift esein ger
krümmtes Eifen, das Leder damit auf der Windeſtange auszus
winden.
Das Windeglöilein, des —s,plur. utnom, fing. ein Nah⸗
me der Winde, Convolvulus ; S. diefes Wort. 3
Das Windekraut, des —es, plur.inuf. ©. eben daſelbſt.
Die Windel, plur.die—n, ſch nale Streifen von Zeug, neuges
borne Kinder damit zu umivinden; in einigen Gegenden, das
Wickelband, in Dierreich die Fatſche, von fafcia, in Hamburg
der Bund; ein Bindinden Bund bringen, es windeln ; in ans
dern Gegenden Bundel. Es iſt vermittelft der Ableitungsſylbe
el,ein Ding, Werkzeug, von den Verbo winden-gebildet.
Das Windelband, des —es, plur. die —bänder, ein Band, die
Windeln damit zufammen zu binden, Iſt es eine Schnur, womit.
die Windeln uingeben werden, fo heißt es eine Windelfhnur.
Dec Windelboden, S. Wendelboden.
- Das Windeltin ,des—es, plur.die —er, ein gewindeltes Kind,
ein kleines Kind, welches noch gewindelt wird, ein Wickelkind.
Windeln, verb. reg. act. mit Wi ıdeln umgeben, nur noch von
Beinen Kindern; in manchen Gegenden wickeln, im Oberdeuts
ſchen fatfchen, in Hamburg binken, von Bund, Windel. Kin
Rind wideln. Ein gewidelerg Rind. Detfried gebraucht dafür
fandon, welches unfer binden oder winden ift. Windeln bat
* dag Anfehen eines Diminutivi oder Zterativi von winden ; ale
den es ſcheinet vielmehr unmi:teldar von Windel abgeleitet zu
eyn.
Die Windelfchnar, plur die —ſchnüre, S. Windelband.
Die Windeltreppe, S. Wenseltreppe.
Winden, verb,reg. act. welches nnr bey den Fägern üblich iff,
wo es jo viel als riechen bedeutet, und befonders vonden Jagdhun⸗
den gebraude wird, weun fie die Naſe gegen den Wind richten,
um den Geruch deſto beffer zu empfinden. Eben daſelbſt fagt man
auch, das Wildbrer har den Jäger in den Wind befommen,
wennesihn riecht oder wittert; der Zund hat was in-Wind,
"riecht, wirtert etwas, Man fiehet leicht, daß winden in diefer Ber
deutung von Wind gebildet iſt, fo fern derfeibe die Gerüche ſehr
weit verführer. '
Winden, verb.irreg. act, Imperf. ich wand, ehedem wund,
Conjunet. wände, Particip. gewunden. Es bedeutet eigentlich
theils eine fchlangenförmige, tbeils eine um einen Punet gehende
Bewegung eriheilen. 2. Eine gefrüimmte, fhlangenförmige Ben
wegung erteilen. “Sich Frummen und winden, Der Weg win:
der fih durch das Gebüfch. Wo der murmelnde Quell durch
Gras und Blumen fich winder, Zach. Sich mühfem durch
eine enge Gfnung winsden, Sich durch Hunger und Verach⸗
sung hindurch winden. Die Hände winden, vingen, Ir her-
Fffff de
d
*
1555 Bin
defiferwunden, Stryker. Kaffe Wäfche winden, ringen.
Einem etwas aus der sand winden. Bränzdwinden,
verflucht fey diefer Schmeichler, fey diefe Selavenhand,
Die um den Schlaf —— = erſten Lorber wand!
* uſch.
Den ſeidnen Sals umgab ein ſchwarzes ſeidnes Band,
Das ſich bey feinem Kinn in eine Schleife wand, Zach.
2, Um einen Punct, um einefefte Welle bewegen ; faſt wie wis
ckeln. Er iſt fogefchmeidig, man könnte ihn um einen Singer
winden. Faden auf einen Bnäuel winden.- So auch aufr
winden, abwinden, bewinden, überwinden, umwinden u. fi f.
!
3. Bermittelfteiner um einen beweglichen Punct geführten Kraft
So windet man, vermittelfi eines um eine Welle oder
bewegen.
Scheibe bewegten Geiles, Leiten in die Höhe. So winder man
einen Wagen aus dem Rothe, vermittelft einer um einen Punet
beweglichen Kurbel. Laften in das Schiff, aus dem Schiffe
winden, Das Getreide auf den Boden winden. Etwas in
die göhewinden. Baumftämme aus der Erde winden. Das
her das Winden, die Winde, unddie Windung. S. die bey⸗
den Iegtern an ihrem Orte.
Anm. Schon im Kero wintan, im@ngl. to wind, im Schwed.
wind. Es ſcheinet ein altes Juteuſſvum von einem veralteten
wihen, drehen, zu ſeyn, welches noch in den Sclavoniſchen Mund⸗
aArten vorhanden iſt, und wovon auch unſer Wiede abſtammet.
Am Schwer. iſt wind, ſchief. Es iſt mit wenden und binden
nahe verwandt, nur daß in Anfehung des letzteren das gelindere
wo eine fhwächere Bewegung bezeichnet, als das härtere b. In erz
winden, überwinden, und unterwinden ſcheinet es von Binnen
abzuſtammen. ©. jene Wörter.
Windenagel, des—s, plur. die—nägel, bey den Färbern,
ein hölzernet Nagel in einem Balken, das gefärbte Garn daran
auszuminden, oder auszuriugen. h —
Der Windenmaͤcher, des —s, plur. ut nom, fing. einSand⸗
werker, welcher die gemeinen Wagenwinden verfertiget,
Der Winder,des—s, plur. ut nom, fing. bey den Zägern,
die Naſe des Hirfches und der Hirſchkuh, von dem Verbo winden,
riechen,
Das Windefeil, des—es, plur. die—e, ein Seil, eine Laſt das
mit in die Höhe zu winden; wenn es ſehr flark iff, das Win—
detau.
Die Windeſtange, plur.die—n. 1. Bey den Weißgärbern,
— eine hölzerne Stange, worauf das Leder ausgewunden, oder aus⸗
gerungen wirds; der Windeſtock. 2. Bey den Färbern, eine ei⸗
ferne Stange mie einer Kurbel, die Leinwand darauf zu winden,
oder zu wideln, ?
Das Windetau, ses—es, plur. die —e, S. Windefeil.
X a8 Windey, des—es, plur. die—ev, unfruchtbare Eyer, wels
che das Geflügel zuweilen ohne vorher gegangene Begattung legt,
and welche daher zur Brut untauglich find 5; Sporeyer. Sie hei⸗
Gen Windeyer, vermuthlich. aus dem alten Vorurtheile, daß Thie⸗
se zuweilen von dem Winde empfangen Fönnten, daher ſolchekyer
. Zat. Ova zephirina, fubventanea, und favonia, rich,
aber zarquswug und sügs« heißen, von avanagund ougas, Wind.
- Die Windfadel, plur. die—n, Fadeln ans Harz, Pech und
Wachs, welche der Wind nicht auslöfchen Fann.
Die Windfahne, plur.die—n, eine Fahne, fo fern ſie die Rich⸗
tung des Windesanzeiget ; zum Unterfchiede von andern Arten
von Fahnen, Auf den Schiffen find die Windfahnen, oder Slü⸗
gel dadurch von den Wimpeln und SIaggen unterfhirden.
. Der Windfall, des—es, plur, die — fälle. 1. Im Forſtwe⸗
fen, der Fall eines von dem Winde umgeriffenen Baumes; noch
häufiger, von dem Winde umgeriffene Bäume, S. Winobruch.
ſtechten.
\ * — % 3 Fr —*
— Bin | 1556
In einigen Gegenben iſt dafür auch Wurbs übli, vermuthlich
für Wurf, von werfen. 2. In
vermulbeter Windfioß, ve MR
wer Windfang, des— eg, plur, die —fänge, ein Werkzeug,
oder eine Auſtalt, den Wind, d, i. die bewegte Luft, zu einem ge⸗
wiſſen Behufe aufzufangen. An den Blafebälgen heißt die mit
einer Klappe verfehene Dffnung, welche die Luft einläffer, der
Windfang, Im Bergbaue ift Windfang, Werterfang, oder
Kuftfang, baldein allgemeiner Nabme aller Werter= Mafchinen,
feifche Euft in Die Grubengebãude zu bringen, bald ein einzelner -
Theil derfelben, welcher eigentlich zum Auffangen der Luft ber
der Seefahrt, einheftiger, une
flimmeift, An den Schlageubren ift dev Windfang am Schlages
werfe das, was der Englifche Saten bey dem Gehwerke iſt, zwey
Flüge aufeinee Welle, den ſchnellen Lauf dee Räder durch den
Widerftand der Luft zu hemmen. Daher das Windfangsrad, wor
durch derfelbe in Bewegung gebracht wird. Auch im gemeinen.
Leben find die Windfänge, Anfkalten, den Wind von Thüren uff.
abzuhalten, Eben daſelbſt nennet man offene Windfänge, folde
Drte, wo der Wind vor andern heftig empfunden wird, Kirchhöfe,
offene Ebenen u. ſ f. wo Be
Das Windfaͤß, des—es, plur, sie-—fäffer, im Berabaue, ein
Windfang oder eine Wetters Maſchine in Geſtalt eines Faſſes.
‚Die Windfeder, plur. sie—n, ©.Seder 2. -
Die Windfege, plur, die —n, in der Sandwieehfchaft, eine Dar
ſchine, das Getreide durch die bewegte Luft zu reinigen, welche
auch eine Getreidmühle genannt wird, obgleich die legte Venen
nung gwepbentig iſt. ’ £ &
Der Windflügel, des —s, plur, ut nom. fing. ein Flügel, fo
fern er beſtimmt iſt, den Wind aufzufangen und daducch bewegt zu
werden, Go werden die Flügel an den Windmühlen , Windflügel i
genannt.
Die Windgalle, plur. die—n, ein beller Schein am Himmel,
der Sonne gegen über, in Geſtalt des Fußes eines Kegenbugens;
weil derſelbe ein Zeichen eines bevorfiehenden Sturmes if. &. 4
Galle, :
Die Windgeſchwulſt, plur. die—en, ben den Aeſten, eine mit
Luft augefüllte Geſchwulſt; Pneumatofis. _-
Die Windglode, plur. die —n, Diminut. das Windslockchen,
in einigen Gegeuden, ein Rahme derjenigen Pflanze, welche am
üblichften Winde heißt, ConvolvulusL.
Der Windgöpel, des—s, plur. ut. nom, fing. im Bergbaue,
ein Gspel ‚welcher von dem Winde in Bewegung gefeget wird; E
zum Unterſchiede von einem Pferdegöpel. —
Der Windgott, des—es, plur. die —götter, in der Mytholo⸗
gieder Alten, ein Gott des Windes, Holus. ö
Der Windgriff, des—es, plur, die—e, ein Griffinden Wind,
d. i. ein vergeblicher Griff. In weiterer Bedentung, ein jedes
Berfehen, Fehler, fehlgeſchlagene Hoffuungu.f.f. °
Der Windhafer, des—s, plur, doch nur von mehrern Arten,
utnom.fing. ©, Wildhafer; weil deffen taube Samenförner
weit von dem Winde verführet werden. ;
x
Der Windhelm, des—es, plur. inuf. in einigen Gegenden,
3. B. in dem Churkreiſe, in der Mark und in Vommern, eine Gras⸗
art, deren Blüthen ſich bey der geringfte.. Bewegung der Luft bes
wegen, Schmiele, Ackerſtraußgras, Agrellis ſpica venti F
Linn, * ER
Der Windhaufen, des—s, plur.ut nom.fing. kleine Haufen
des abgemäheten Heues, damit der Wind dasfelbe nicht verführe. # R
(S.Wetterbaufen.) In einigen®rgenden beißen ſie Bock haufen,
Bode, Slatfchen.
‘+
Die Windhige, plur. die—n, in der Kägerep, eine Art der
Jagd, da mar Hafen oder Füchſe mir Windhunden füuger. >
5 Das
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}
1557 nr
Sir plur. car. een Kafergf, das Fans
gen des Hafen oder Fuchſes nit Windhunud en welches auch nur
das Segen ſchlechthin genanut wird,
Der Windherer, des —s, plur. utnom, — ein Jãger, wel⸗
cher vorzüglid zu diefer Art der Jagd gebraucht wird.
Die Windhofe, plur. die —n, eine befondere Einrichtung an ge
wiſſen Seuerfprisen, befonders Sragefprigen, welche auch Wind:
keſſel heißt. S. das ſelbe.
Der Windhund, des — es, plur. die—e, eine Art hoher
und gefchlanfer Jaghhunde, von großer Geſchwindigkeit, welche
das kleinere Wild, wie Hafen und Füchfe, im Laufe einhohlen und
"fangen ; Steidbuns, weil man fie an einem Stricke führer, in
der edlern Sprechart Windfpiel, ehedem nur Wind, wesen ihrer
großen Flüchtigfeit. Windbund wird gemeiniglich ohne Unters
ſchied des Geſchlechtes gebraucht. Soll diefes näher beſtimmt wer»
den, fo heißt das weibliche die Windhimdinn.
.1,Windig, —er, —fe, adj. et ady. von dem Subſtantivo
Wind. 1. Wind enthaltend, d. i.von dem Winde bewegt, von
der £uftund Witterung. Ss iſt heute fehr windig. Windiges
Wetter. Lin windiger Tag. 2. Figüclih. (a) Geräufch
ohne Wirklichkeit machend, und darin gegründet, Ein windiner
Menſch, mit einem niedrigen harten Ausdrucke, ein Wind beu⸗
tel. (6) Weit ausſehend ohnegehörigen Grund. Windige Pro⸗
jecte, Entwürfe Linwindiges Unternehmen. (©) Unge⸗
wiß, weit aus ſehend. Es ſiehet ———— indig mit der Sa:
che aus,
2, Windig, —er, —fe, adj. et adv. vor dem Verbo winden,
gewunden, oder einem gewundenen Dinge ähnlich ; um derZiweys ‚ -
deuiigkeit mit dem vorigen Willen nur nord im gemeinen‘ Leben,
Im Forfiwefen find windige Bäume, deren Fafern ganz gedres
het, und gleichfam gewunden find, Kin windiges Bret, ein
windfchiefes, welches fich nach verfchiedenen Richtaugen gezogen
‚ bat. Obgleich die windige Befchaffenheit der Bäume von flarfen =
Winden herrühret, fo ſcheinet mir doch der Begriff des Berbi win:
den bier der herrſchende zu feyn. S. auch Windſchief.
Die Windigkeit, plar.car. von ı Windig, die Eigenfchaft,
Befchaffenheit, da etwas wintigiff- am häufigften in den ſigür⸗
lichen Bedeutungen,
Das Wind-Inftrument, des — es, plur. die—e, ein mus
ficaliſches Juſtr ument, welches vermittelt des eingeblafenen Win⸗
des gefpielet wied, dergleihen alle Flöten, Trompeten, Pofaus
nen u. ſ. f ſind. Wenigſtens if diefes Wort ſchicklicher, als das
ſonſt gewöhnliche Blaſe⸗ Inftrument, wo. die erſte Hälfte wider
die Analogie paflive erfläret werden muß.
Die Windfammer, plur. die—n, ein Bchälniß, in welchem
vermittelft des zufließenden und fallenden Waſſers ein befkändiger
Wind erreget werden Fan,
Der Windraften, ©. Wetterfaften.
‚Der WindFeffel, $es—s, plur. ut nom. fing. ein Gefäß an
den Feuerſpritzen, weldes mit dem Stiefel in Verbindung ift, -
und vermistelfi der eingefchlofjenen Luft das Waffer im Gteigen
erhält ; auch die Windhoſe. 4
Die Windklappe, plur. die—n, ein Ventil, weil es Honder
bewegten Luft geöffnet und wieder gefdyloffen wird,
Die Wind-Kolit, plur, die —en, eine Kolif, welche von ver⸗
ſetzten Winden verur ſacht wird.
Die Windkugel, plur.die—n. ı. Eine metallene Rugel vol
Waſſer, welche, wenn fir auf Kohlen gefegt wird, aus einer ans
gebraten engen Nöhte Wind bläfer. 2. Bey den Ärzten wer:
den auch Stuhlzäpfhen, wern fie zur Abführung der Winde eins
gerichtet find, Windkugeln genannt,
Der Wirdofen, des —s, plur. die—sfen. ı
\ . 3.
Bin. "2558
Die Winstunft, plur. Biemtüne, eine MWefferkunft, welche
von dem Winde getrieben wird,
Die Windlade, plur. die—n. 1. Im Berabaue, eben dieſelbe
Maſchine, frifhe Luft in die Grubengebäude zu bringen, weile
auch der Wette Falten genannt wird, (S. diefes Wort) 2. I -
den Orgeln, derjenige Eanal, welcher den Wind aus den Bälgen
zuden Pfeifenführet.
Die Windlähne, plur. die —n, in den Alpen» Gcbirgen, eine
von dem Winde losgeriffene Schneemaffe, S. Lauwine.
Die Windlatte, plur, die — n, ſtarke Latten, welche auf der
inwendigen Seite des Daches dieSparren mit einander verbinden,
damit ein ſtarker Wind fie nicht verſchiebe; auch Winsfparren.
Die Windleine,plur. die—n, in der Jägerey, Leinen, welche
die Tücher feft Halten, damit der Wind fie nicht umwerfe.
Das Windlicht, des—es, plur. die—er, eine Fadel, weil
.. man fie auch im Winde, und bey bewegter Luft gebrauchen Fann,
Es ift im Hberdeutfepen üblicher als im Hochdeutſchen.
Das Windloch, des —es, plur. die —löcher, ein Loch, oder
eine Höhlein der Erde, aus welchem. zu manchen Zeiten ein ſtar⸗
ker Wind heraus fähret, S. Wetterloch.
Die Windlotte, plur. die —n, im Bergbaue, eine Art Wetten
Maſchine, S. Werterlotte.
Der Windmaͤcher des — s, plur. ut nom. fing, eine Perſon,
welche vieles Geräuſch ohne Gründlichkeit macht; befonders,
welche ſich einer falſchen aus leeren Worten beſtebenden Bered⸗
famkeit bedienet, mit einem harten Ausdrucke, ein Windbeutel.
Die Wind: Maſchine, plur.die—n. 1. Im Bergbaue, eine
Maſchine oder Anſtalt, Wind, d. i. friſche Luft, in die Graben-
gebäude zn bringen, welche doch noch häufiger Wetter⸗Maſchine
genannt wird. 2, Eine Wafferfunft, oder auch jede Mafchine,
welche fich felaft nach dem Winde flellet.
Der Windmefler, des—s, plur. ut nom, fing. ein mathe,
matifches Inſtrument, die Stärke des Windes damit zu meffen ;
mit einem Griechiſchen Runfiworte, ein Anemometer.
Der Windmonath, des—es, plur. die—e, eine alte, ſchon
zu Carls des Großen Zeit bekannte Benennung des Novembers,
weil in demfelben die ſtärkſten Herbſtſtürme zu wüthen pflegen,
Sie iſt nebft allen übrigen Deutfchen Monathsnahmen im Hoch⸗
deutfchen veraltet, und zwar aus Urſachen, welche ih in meiner
Magazine entwickelt habe.
Die Windmühle, plur. die —n, eine Mühle, welche von dem
Winde in Bewegung geſetzet wird, zumlluterſchiede von den Waſ⸗
fermüblen, Pferdemühlen, Zaudm ühlen u. [,£—
Der Windmüller, des — s, plur. ut nom, fing, Ser Inhaber:
oder Vorgefeßte einer Windmühle; zum Unterfchiede von einem.
Waſſer müller.
. Ein Ofen, in
welchem das Feuer duch einen angebrachten. Buftzng verſtärket
wird; ein Zugofen. Man hat von dieſer Art fo wohl Schmelz⸗
ören als Stubenöfen, 2, Im Bergbane, einer Wetter Das
fdinen, wo die böfe £uft vermittelft eines Zugofens gereinie
get wird.
Die Windpfeife, , plur. Sie—n, — Erzgieß ern, Röhren,
welche in dem Mantel einer Form angebracht werden, damit die
durch das eingelaffene flüffige Metall vertriebene Luft, einen Aus⸗
gang gewinne,
Die Wind-Piftole, plur. die—n, eine Art Piffolen, welche
flatt des Pulvers mis Luft geladen werden; eine Art gg
Windbüchſen.
Die Windpocke, plur. die⸗n, S. Windblatter.
Die Windprobe, plur. die—n, beyden Orgelbauern, ein bie,
chetnes Käftchen mis einer hohlen Glaßröhre, welches mit Waſſer
Srfff ® gefülles
1559. Bin i
gefüllet und in die Windlade geſetzt wird, die Stärke des Orgel⸗
windes damit zu meffen..
Das Windpulver, des —s, plur.utnom. fing. ben den Ärp
. ten, ein Pulver zur Abführung dee Winde in den Gedärmen. '
Das Windrad, des —es, plur. die —räder, in den Meffingw er,
fen, ein Rad mit zwen Windfliigeln überjeden Hammer der Mefr
finghätte,den ſchaͤdlichen Meiſſingſtaub adzuführen. Auch ein ges
wöbnlicher Ventilator wird von manchen ein Windrad genannt,
er Windraum, ©. Spielraum.
Windrebe, acdj.et adv. voneingefchöpften Winde rehe, von den
Pferden. Das Pferd in windrehe. S. Rebe.
Die Windrebe, plur. inuf. diejenige Art der Rehe, welche von
eingerpöpftem oder eingefhludtem Winde entflehet,
Der Windrip, des —cs, plur. die —e, ein von einem ſtarken
Winde in einem Baume verurſachter Riß, Ingleichen von dem
Winde aufs oder umgeriſſenes Folz. ©. Windbruch.
Die Windröbre, plur. die —n,eine jede Röhre, durch welche fich
der Wind beweger, - So wird an einem Bläfebalge diejenige
. Köpre, welche den Wind in das Feuse leitet, die Windröbte
genannt,
Die Windrofe,plur.die —n. 1.Die nad den Wind ſtrichen ein⸗
getheilte Scheibe des Compaſſes, und die Abbildung derſelben auf
den Landkarten ; wegen einiger Ahnlichkeit mit einer Roſe; die
Schiffsroſe. 2. In einigen Oegenden ein Nahme der Anemonr.
* Die Windobraut, plur.inuf, ein int Hochdeurfchen veraltet 3
Wort, einen Sturm zirbezeichnen, weichesnoch Apofl.22,14 vote
kommt, auch inder Schweiz und andern Dberdeutfehen Gegen⸗
den üblichift. In den alten Oberd. ScheiftfielernWintesbrut!,
Die letzte Hälfte bat mit Braut,[ponfa, nichts, als die zufällige
Abnlichkeit des Klanges, gemein, fondern gebörer vielmehr mit
deni Franz. bruit, zu unferm Braufen, ©. dafeldft die Anm.
Ter Windfigude, des—ns, plur. die — ſchaden Schade, wel⸗
dien der Wind an Gebäuden und. andern ®esenftänden vernrfacht.
Der Windfchauer, des —s, plur. ut nom. fing. bey den Koh⸗
lenbtennern, eine Wand, den Wind von den: Geiler abzubalten,
- Der Windfcheider, dee 3, plur.utnom.ling.im Bergbäur,
s
eine Art Weiter⸗Maſchine, ftiſche Laft in die Orubengebäunde zu
bringen. -
Wir oſchief, —er, fe, adj.et adv. dermutblich von dem Ver⸗
bo winden, gewunden ſchief, eigentlich von Bretern und anderm -
Holzwerfe, wenn ee don der Witterung nach verſchiedenen entge⸗
gen geſetzten Richtungen fehief ge ogen worden,
dig.) In Baiern iſt dafür fchederwenfer üblich.
Der Windfchiem, des—es, piur. die-—e, ein Schirm, den Wird
abzuhalten; ein Windjang, Windſchauer.
Der Windfchlag, des —es, plur. die —fchläge, im Forſtwe⸗
fen, von dein Winde abgeſchlagenes oder zerſchlagenes Hi S.
Windbruch.
Die Windſeite, plur. die —n, diejenige Seite, woher der Wind
komnit.
Der Windſparren, des —s, plur. ut nom fing. in der Zim⸗
mermanuskunft, Bänder oder ſtarke Latten, welche auf der: in⸗
wendigen Seite eines Daches in das Kreuz über die Svarreu gende
gelt werden, damit der Wind fie nicht verſchiebe; Windlatten.
Des Mindfpiel, des —es, plur. die —e, ein Windhund, beſon⸗
dera inder edlern Sprech art. ©; 2 Spiel.
Der Windftein, des —es, plur. die—e, S Windgick.
Mindilille, adj,et adv.fiille in Anfchung des Windes, ohne alle
meriliche Bewegung der Luft, Windflilles, Wetter. Es if
windttille. -Zine windftille Bay, wo krine Winde wehen.
Die Winsftille, plur. die—n, die Abwefenbeit alles Windrs,
ser aller bewegten Luft. Windſtille bekommen. Wegen der
(S. auch Wins"
Der Windzeiger, des ⸗ iso nom,fing.- S. Wins:
BT Der
in. >
vielen windaillem Bey den Seefahrern wird die Windſtille
auch Meeresſtille und faule See genannt.
Der Windſtock, des —es, plur. die — öde, eine kleine einfache
Wind düch ſe, in Geſtalt einer Flaſchenbuchſe.
Der Windftöß,, des —es, plur. die —fioße, ein Stoß des Wine
des, d. i. eine plögliche und dabey beftige Bewegung der Luft.
Der Windfiöpel, des —s/ plur.ut nom. ling. bep den Feuers
werkern, ein bölgerner Gplinder, bie Radescn-Hülfen in dem
Racketen⸗Stoche damit zu bilden; vermuthlich von dem Verbo
winden, daher das Wort eigenctich Windefisßel lauten ſollte.
Die Winöfirebe, plur. die —n, eine Strebe an einem Gebäude
oder Gerüfie, damis dasfelbe nit von dem Winde verfehoben
werde,
Der Winöfirich, des —es,plur, die —e, die Richtung des Win,
des, und die Linie, wodurch felbige angedeutet wird. -
Der Winöftrid, des —es, plur. die —e, bey den Jägern, decje⸗
nige Strick, woran die Windhunde zur Jagd geführet werden,
Das Windſtück, des —es, plur.die—e, in den Schmelzöfen,
derjenige Stein des Herdes, auf weldyen dee Wind ang den Bal⸗
gen ſtößet; der Windſtein.
Der Windſturm, des—es, plur. die —hürme, ein ineinigen,
beſouders Dberdeusfchen Gegenden, für Sturmwind übliches
Wort, fo wie Windwirbel für Wirbelwind.
Die Windfucht, plur. inul. eine Geſchwulſt des Beides von vers
fiblagenen Winden, Tympanites; die Trommelſucht. Bey
dem Viehe wird fieim gemeinen Leben die Brstegenannt, *_
Windtroden, adj.etadv. an derfrepen Luft troden gemacht.
Die Windtrommel, plur. die —n, im Bergbaue, eine Wetters
Maſchine in Geſtalt einer Trommel; auch Wetserinpmee
Wertevrad, S. diefe Wörter,
Die Windung, plur. die —en, von dem Verbo winden, 1. Die
Haudlung des Windeng, das Winden ; opne Plural, 2. Eine
grwundene Linie oder Fläche, eine Spiral-£inie- Die Winduns
den einer Schraube, die Echranbengänge. Die Windungen eis
nes Schnedenbaufes. Die Windung eines Sluffes, deſſen ge⸗
ſchlãugelter Lauf und einzelne Theile desſelben.
Der Windvogel, des —s, plur. die —vögel, ein Nabme des
Sturm: oder Wetiervogels, Numenius arquata Alein. weil
er ind vorher verkündiget.
Die Windwatte, plur. die—n, ein Werkzeug, die Stärke des
Windes zu erforfchen, dergleichen fo wool die Drgelbauer, als
die Seefahrer baden, obgleich bepder Werkzeuge von RArTDIEDeR
ner Ari find,
Der Windwagen, des —⸗s, plür. ut nom fing. tin Wagen,
welcher ftart der Pferde vondem Winde getrieben wird, derglei⸗
hen von mehrern ver ſucht worden,
Die Windwaſſerſucht, plur. car, eine Geſchwulſt des Leibes,
welche fo wohl von ringefchloffenem Waffer, als auch ber ſperrier
Luft verurſacht wird.
Die Win dwebe, plur. die —n, im gemeinen Leben, der von dem
Winde zuſammen gewehete Schnee, Es iſt von wehen, und folke
eigentlich Windwehe beißen.
Der Windweifer, des —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeug,
weiches die Richtung des Windes in einem eingefshloffenen Raus
me zeiget, ſo wie die Windfahne im Freyen; auch der Windzeiz
ger, Griech. Anemoſcopium.
Der Windurf, des —es, plur.die —würfe, im Forſtweſen,
von dem Winde umgeworfene Bäume; Windriß, Windſchlag,
S; and Windbruc.
Die Windwurzel; plur.die=-n, S. Wetterbaum,
weiſer.
1300
h
v
1561 Bin
Der Wink, des —es, a. die N diejenige Beivtgung, womit
man winfet, jemanden etwas ohne Wortegu verfiehen gibt. Liz
nem einen Winf geben. Auf jeden Wink bereit ſeyn. Figüirs
lich, eine Anzeige, welche fi nur muthmaßen lãſſet. Goiftder
Wink der Harur, eine Beſtimmung der Natur, welche wir uur
muthmaßen, im Örgenfaße der Stimme der Marnr.
Die Winke, plur. die —n, bey den Dan aſtwebern, eine Art We⸗
gebalfen, vermittelft deſſen die Schäfte an dem Weberſtuhle vers
einiget find. Bon ähnlicher Art in der Hauptfache iſt die Winte
der Radier, Ohne Zweifel auch vomwinken, wegen d * ſchnellen
auf⸗ und abfleigenden Bewegung.
Der Winkel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. a Win:
Belchen. 1. Der Det, wo zwey fich gegen einander neigende Li⸗
nien oder Flächen zufammen ſtoßen; da denn Winfei eigenilich
den innern, Ede aber den äußern Raum bezeichnet, ob man gleich
in der Mathematik Winkel, im gemeinen Leben aber oft Ede, für
bendesgebraugt, Ein rechter Winkel, wenn ſich die Linien oder
Flächen ſenkrecht aufeinander neigen, der folglih go Brad hält.
Sin jpigiger Winkel, der unter 90 Gradhält, zum Unterſchie⸗
de von einem flumpfen, welcher darüber hält, Dev Winkel in ei=
nem Zimmer, wo die Wände zufammen flogen, die Ede, Die
Winkel des Mundes, der Augen, die Erremiräten, wo die Lips
pen und Augenlieder zuſammen ſtoßen. 2.Ein verborgener, beine
licher Dit, Etwas in den Winkel werfen. Jemanden in allen
Winkeln fuchen. Sich in einen Winfel verſtecken. Zu Winkel
kriechen, in der vertraulichen Sprechart, einen einfamen verbor⸗
genen Ort ſuchen.
Anm. Schon im Ottfried und Notker Winkil, Winchil, ‘
die es auch für Ecke gebrauchen ; Winchelltein, Edftein, Im
Niederdeutſchen gleichfalls WinPel,woes aber atich die Werkſtat⸗
te einiger Handwetker bedeutet, Wachter und Frijch leiteu es
‚von dem Latein. angulusab, wogegen aber der regelmäßige völ«
Hg Deuiſche Bandes Wortes firciiet, Die Eud ſylbe el iſt die Ab⸗
Teitungsfplbe, welche ein Werkzeug, ein Ding, Subject bezeich⸗
netz die erfte Hälfte aber iſt unftreitig von dem Verbowminken,
fo —* es ehedem überhaupt neigen bedeuser haben mag. ©. dass.
“ felbe,
Das Winfelband,ses —s,plur. die—bänder,bep den Schläfs
fern, Bänder, weiche einen rechten Winkel bilden, z.B. die Eden
der Feuſterr ahmen damit zu befchlagen, ,
Der Wintelbogen, des —s, plur. die — bögen, in der ——
trie, ein Bogen, welcher die beyden Schenlel eines Winkels ver⸗
einiget.
Das Wintelda:h, des —es, plur. ie — Sacher, in der Baus
kunſt, ein Dach, in welchem die Sparren rehuvinkelig, oder doch
beynape rechtwinkelig zuſammen Rogen, Neudeutſches Day,
Die Win!elebe, plur. die—n, eine heimliche verborgene Chr,
im veräcdhtlichen Veritande, -
Das Winkeleifen, ves—s, plur. ut nom. fing. 1. Zweh
„nach einem rechten Winkel zufammen gefeste eiferne Lineale, bey
ben Zimmerleuten und andern Hundwerfeen; das Winkelmaß,
der Winfelbafen. 2. Zwey in Geſtelt des vorigen Winkeleifens
zuſammen geſchmiedete eiferne Stäbe, Mauerwerk damitzu dere
. binden. 3, Bey den Schlöffern werden anch die Winfelbänder an
den Feuſterrahme Winkeleiſen genanrt,.
Der Winkelfaſſer des —s, plur. ut nom: fing: zwey an dem
‚. einen Ende beweglich zuſammen gefügte Lincale“ oder Stäbe,
Winkel damit zu mefjen, bey den Ec.ötferh, wo diefes Werk⸗
zeug auch der Winkelpaſſer heißt. Die polgarbeiter nennen *
die Schmiege.
Der Winkeldaken, des —s, plur. ut no a.ſing. eigentlich *
nach einem rechten Winkel gebogener Halen, da deun verjpiedene
ee | Min 1562
\ z
Werkzenge und Theile derfelben diefen Nahmen befommen. Das
eifeene und hölzerne Winfelmap der Zimmerleute und Tiſchler
wird oft nur Winkelhaken genannt. Bey den Schlöſſern iſt es
ein Hebel in Beftalı eines rechten Winfels, weicher in Deut ſchen
Caſſen⸗ Schlöffeen den Riegel hebt. Bey den Buchdrudern iſt es
ein meſſengenes Lineal mit zwey rechtwinkeligen Wänden, worin
die Zeilen rechtwinkelig eingeſetzet werden. Der Winkelhaken
der Schriftgießer iſt ein langes Lineal mit einem rechtwinkrligen
Aus ſchnitte, die gegoſſenen Schriften darin zu juſtiren. Bey den
Orgelbauern iſt es ein rechtwinkeliger Draht, welcher die Ab⸗
ſtracien und Wellen zuſantmen hänget.
Der Winkelhebel, des—s, plur. ut nom, fing. in der Mecha⸗
nit, ein tehtwinfeliger Hebel, welcher fich fo, daß fihder Wins
tel nicht ändert, um den ———— drehet; ein gebrochener
Hebel.
Das Winkelholz, des—es, plur; die —hölzer, ein nur im gro
meinen Leben im figärlichen Verflande übliches Wort, Winkel:
belzer ſuchen, Ausflüchte, leere Eutſchuldigungen. Dre Grund
des ın die ſem Worte Tiegenden Tropen ift mir dunkel,
Wintelig, adj.etadv. . ı. Einen Winkel habend oder enthal⸗
tend ; nur in den Zufammenfegungen rechtwinkelig, ſpigwin⸗
kelig, ftumpfwinkelig. 2. Viele Winkel enthaltend. So ſagt
man ein winkeliges Haus, welches wegen der irregulären Bauart
viele Winkelbar, Die Endfylbe if die Ableitungs ſylbe ig, welche
eine Anweferheit, einen Befig bezeihaet. Winkelicht würde ei⸗
nem Winkel äbnlid; bedruten.
Die Winkelklammer, plur. die —n, — einem rechten Win⸗
kel gebogene Klammern, die Quadrat⸗Steine damit zu befefligen,
Des Wintelfrenz, des —es, plur. die —e, bey den Vtarkſchei⸗
dern, ein Kreuz, welches ensflehet, wenn ſich zwey Linien recht⸗
winfelig durchſchneiden.
Dans Winkelmaß, des —es, plur.die —e, cin Werfzeng, rechte
Winkel damit zu zieben, dergleichen virfchiedene Handwerker ha⸗
ben. Beſtehet es aus zwey rechtwinkelig zufanımen geſetzten Li⸗
nealen, fo heißt es auch ein Winkelhaken, und wenn die Lineale
von Eifen find, Winkeleifen, Das Winkelmaß der Tiſchler
gleicht einem geraden Göhrmaße.
Der Winfelmeifter, des —s, plur. ut nom, fing. der erſte zus
ſchneidende Geſell ben einer Schneiderwitwe; bey den Schuh⸗
miachern der Bretfchneider.
Die Winkelmeffe, plur. die —n, in der Römiſchen Kirche, eine
wider die Drdnung im Berborgenen gelefene Meſſe.
DerWinkelmẽeſſer, des —s, plur.ut nom,fing. ein jedes Werk,
zeug, Winfeldamit zu meffen, dergleichen Has Winkelmaß, der
Winkelhaten, der Winkelfaſſer, das Schragemaß, die Schmies
ge u. ff. find. - In engerer Bedeutung wird eine runde, auf den
Umigeife in Grade getheilte Scheibe, auf welcher man die Winkel
auf dem Felde vermittelffeines beweglichen, mir Dioptern verſe⸗
benen Lineales mißt, Ser Winkelmeſſer genannt, da esfonft auch
die Winkelfpeibe, und mit einem Griechiſchen Worte Aſtrola—
bium genannt wird, In einer andern engern Bedentung heiße
der Transporteur auch der Winkelmeſſer.
Die Winkelmünze, plur. die —n. 1. Eine auf eine widerrech!⸗
liche Art im Verborgenen gefchlagene Münze; geckmünze.
2. Eine Anfralt, wo dergleichen Münzen gefchlagen werden,-
Die Winfelnabt, plur. die —näbte, in der Anatomie, der Rah⸗
me einee von den Mähten oder Verbindungen der Knochen der
Hienfchale.
De: Winkelpaſſer, des — plur. ut nom. fing. ein Nabe
desjenigen Wer zeuges, welches mit einem edlern Ausdrucke der
Winkeifaffer genannt wird, von dem Niederdeutſchen paſſen,
anpaflen.
Sirff 3 Der
BR
Der Winkelprediger, Seas, plur. ut nom. fing. bereite,
welcher auf eine unerlaubte Art im Berborgenen prediget.
WinFelcedht, adj. er adv,eineu rechten Winfel gemäß, angemef-
‚fen. Ein Bret winfelveht abfägen, nah einem rechten Winkel,
Das Winkelrecht, des —es, plur. die—e, das Recht in Anſe⸗
hnug der Winkel oder Zwifchenräume zwiſchen zwey äuſern.
Der Winkelrichter, ves—s, plur. ut nom, fing. rin unbe⸗
‚fugter Richter, der nur im Berborgenen richtet und richten darf.
Kr ward des Chriſtent hums — MWinkelvichter,
äged
Die Winkelf cheibe, plur. die—n, S. Winfelmeffer.
Die Wintelfyenfe, plur. die — n/ eine unerlaubte Schenke,
wo nur-im Verbogenen Getränfe verkauft werden.
Die Winkelſchule, plur.dsie—n, eine unerlaubte Schule, wo
Kinder nur insgebeiin unterrichtet werden,
"Der Winkelfparren)des— s, plur. ut nom. fing, ein Rab»
mie, welchen in — Gegenden auch die Grathſparren befoins
men, S. die ſes Wort,
Die Winkelſpinne, plur. die —n, ein Nahme einer Art Spiu⸗
nen, welche ihr Gewebe in den Eden und Winkeln ausſpannen.
Der Winkeltadel des—s, plur. ut nom. fing. ein unerlaub⸗
ter Tadel im Verborgenen.
Der Winkelweifer, des—s, plur. ut nom. fing. bey den Mach
ſcheidern, ein-an einem Arme bewegliches und mit Dioptern verfes
henes Lineal, Winfeldamit zu meffen ; eine Art Winkelmeffer.
Der Wintelzabn, des—es, plur,dir—zähne, die Hundszähne
a dem unteren Kinnbaden, fo wie fie in demobern Yugenzähne
reißen,
Der Winkelzapfen, des —s, plur. ut nom. fing. im Berg«
baue , der frummgebogene Zapfen ander Welle des Wendchodes,
an einem Feldgefänge,
Der Winkelzirkel, des —s plur ut nom. ſing. eine Art
Sirfelzur Meſſung der Winkel bey den Bildhauern.
Der Winkelzug, des—es, plur. die—züge, eigentlich Züge,
welche im Winfel, d, i. im Verborgenen, gemacht werden; figürs
lich, wie diefes Wort nur allein üblich it, geheime, unerlaubte
Ränke, auch wohl Ansflüchte, leere Entfchuldigungen, Ich Ieiz
de Feine Winkelzüge. Im Niederſ. Winfeltöge, und verderbt
Sinfeltöge. —
Winken, verb. reg. welches auf gedoppelte Art vor’ommt, ı.
Als ein Heurrum, mit dem Hülfsworte haben, kleine und fchnelle
Bewegungen machen. So neunet man ineinigen Mundarten noch
das ſchnelle Aufrund Zuſchließen der Augenlieder winfen, wel⸗
Ges in andern Gegenden blinfen, blinzen genaunt wird, Eben
dafelbfi.ift ein. Win? und Winker, eine folche einzelne Bewegung
der —— In dieſer Bedeutung iſt es im Hochdeutfchen un.
bekaunt. 2, Als ein Activum und in engerer Bedeutung, feinen
Willen Rastder Worte durcheine Bewegung ausdsuden. Nie
den Augen, mit dem Bopfe, mie dem: Singer, mit der Sand
winken. Du darfſt nur winken. Die Perfon ſtehet im Dar
‚tiv. Einem winfen. Zuweilen auch mit dem Acenſativ der Sache;
Die Leute zufammen winfen. Figürlich. Da dir nun bie
ermattere Natur zur Ruhe win?t, Schleg. eine ungewöhnliche
Verbindung, weildir hier nicht die grammatiſche Prrfon, fondern
2 grammatiſche Sache bedeutet, und daher im Accufativo ſtehen
follte.
Siehedie einfame Nacht winkt mit dem bfeyernen Zepter
Ihrem düfteren Zug, Zadar.
Sp auch das Winken. G.aud ber Winf!
Anm: Schon ben dem Ottfried und Rotker winken, winchen,
im Riederf, wenken, im Angelſ. wincian, im Engl. to wink,
im Schwed. winck a, Ihre, der in feinen fonft glüsflichenEtpino«
ee 1564
— Bau der Wörter * gu oft vernachläffiget,, leitet ie a
Wort durch eine Verfeßungder Buchſtaben von dem Angelfächfis
ſchen becoian ber ; allein diefe Verſetzung it ſtcher allemahl cin
eipinplogifches Hiengefpinnfl. Winten iſt nadyeben der Form ges.
ı Bilder, als wanken; das F — das Merkaabl eines Jutenſivi, und
die alte Wurzel, wen, wie, bat ohne Zweifel eine Bewegung, oder
gewifſe Art derfelben bedeutet. Ehedem ging Diefes Berbum ira
» tegulär, and im —— bat es dieſe Form noch, ich wunk,
Particip. gewunken. Im — iſt bie reguläre Form
jetzt ohne Ausnahme üblich.
Winnen, verb. irreg. act, Has fur ſich allein: im Hochdeutſchen
veraltete Stammmort, für gewinnen, welches noch im Nieder⸗
deutſchen üblich iſt. 8 Gewinnen, Erwinden und überwinden.
Der Winfeler, des—s, plur. ut nom, fing. eine Peefon, weis
he häufig winfelt und webklaget. u
Yinfeln, verb. reg. neutr. mit dem Hütfeworte haben, mit
ſchwacher ‚ermatteter Stimme weinen und webklagen. über e et⸗
was winſeln. So anch das Winfeln. Es iſt von weinen, ver⸗
mittelft einer doppelten Ableitungsſolbe gebildet; das f, macht
daraus ein Äntenftoum, die Sylbe eln aber ein Diminativam,
> mit lauter, aber ſchwacher Stimme weinen. Jin Niederdeutfchen
fagt man dafür pinfeln, mit weibiſchem Muthe Hogen, —
auch im Hochdeutſchen fo unbekannt nicht iſt.
Der Winter, des —s, plur. ut nom. fing. ı. Diefenige Jab⸗
reszeit, da es in einer gewiſſen Gegend am leſ⸗ iſt, welche
bey ung vom zıflen Dec, bis 2 ı fen März dauert Es wird Win⸗
ter. Pin harter, ein gelinder Winter, 2. Die dieier Jahres-⸗
zeit gewöhnliche Witterung ; ohne Plural. Wenn der Winter um
unſre Sütte ſtürmt, Geßu. Befonders,. die ihe gewöbnlide
us
Kälte. Go fagt man oftvon einem geliuden Winter, wie haben
diefes Fahr fat gar Feinen Winter gehabt. Einen frühen
" Winter haben, wenn die dem Winter gewöhnliche Kälte früher
eintritt. Dev Nachwinter, im Früblinge einfallende Winterfälte,
Anm. Im Deutfohen ſchon von desKerogeiten Wintar, Win-
‚ter, im Niederdeutfehen, Englifchen, Schwedifchen u.f.f. unges _
»ändert, Winter, bey dem Ulphilas mit einer geringen Verände⸗
rung der Ableitungsfplbe, Wintrus ; woraus das hohe Alter dies
fes Wortes erheller, welches noch eines von denen iſt, welches
ſchon vor der Trennung der Dentſchen und der mit ihnen verwand⸗
ten Völker vorhanden geweſen feyn muß. Die Sylbe er ifi die Ab⸗
Veittungsfplbe, welche ein Ding, Subject bezeichnet. Die erfie
Hälfte if unfer Wind, weil in dieſer Jahreszeit die Stürme am
hãufigſten und heftigften zu ſeyn pflegen. Auf äbnlicheirt nann⸗
ten die Römer dieſe Jahres zeit, Hyerns, von vo, regnen, und die
Griechen Aayaxv, von Aasw, gießen. - "
Der Winterabend, des— es, plur, Sie—r. ı. Ein Abend
im Winter. 2. Der Ort im Horizonte, wo die Sonne —
ſten Tage unterzehet; ohne Plural.
Der Winterapfel, des—s, plur. die—Äpfel, Apfel, weie.
fi den Winter über halten Lafjen,
Die Winterarbeit, plur. dieen, eine Arbeit, weldeim Wine 2
ter gefchieher, welche man bis auf den Winfer verfvaret,
Der Winterbraunkohl, d:5s—es, plur. iouf, ©, Kohl,
Die Winterbirn, plur, die-—en, eine Art Bienen, welche ſich dem ;
Winter über erhalten läßt. -
Die Winterbrunft, plur. inuf, bey de n Zigeen, die Srunfk-
de3 Hirſches im Winter,
Die Winterbistser, plur. inuf. Butter, welche im Winter ge⸗
macht wird ;Strohburter, weil die Kühe elsdann mir Stroh ges g 3
fürteetäverden,
Die Winterdroffel, plur. die—n, ein: Rahme der Rorhe oder
Wein droſſel, zum —— von der weiß⸗ oder —
dro
%
TA Te |
a Bin N
’
droſſel, weil diefe feiher, und zwar noch im Sommer, anfängt
zu flreichen, als jene,
Der Winterfälbel, des—s, plur. doch nur von mehrern Arten,
ut nom. kag. eine Art wollseichen Fälbeld, welche dem Rauch⸗
\ werke äbnlihift, und daher vine gute Winterfleidung abgibt.
Winterfaͤllig, adj. et adv. weldesin der Landwirsbfehaft von
demjenigen Rindviehr gebraucht wird, welches auch bey der beflen
Wartung im Winter mager , Traftlos und hinfällig wird. Dar
her die Winterfälligkeie, diefe Eigenfchaft des Rindoviehes.
Das Winterfeld, yes—es, plur. diet-er, in der Laudwirth⸗
fchaft, ein Feld, welches im Herbſte befüet worden, und folglich
Winterfrucht und Wintergetreide trägt ; zum Unterſchiede von
dem Sommerfelde, 2 ;
Der Winterfint, des —en, plur, die—en, eine Yet Finken,
vermuthlich, weil fie den Winter bey ung bleibt ; ſonſt auch Berg»
—* Schneefink, Waldfink, TannenfrF; Fringillahyberna
lein..:. :
Die Winterflur, plur. sie—en, eine Flur, d. i. zufammen
bangende Keihe von Winterfeldern, zum Unterſchiede von der
Sommerflur. ©. Slur. i
Die Winterfrucht, plur. die— früchte. 1. Eine Feldfrucht,
welche im Herbffe gefäet wird, folglich den Winzer über aufdem
Felde flebet, zum Unterfchiede vonder Sommerfrucht; in Frans
Ten das Winterige, fo wie die Sommerfrucht dafeldft das Soms
merige heißt. 2. 3a Meißen, woman im gemeinen Lebengrucht
oft fürFruchtbarkeit und deren Urſache, die Feuchtigkeit gebraucht,
äft die Winterfrucht, dieim Winter in der Erde befindliche, oder
in diefelbe dringende Feußtigkeit, zum Unterfchiede von dersom⸗
merfrucht ; obne Plural, ’
Die Wintergerfte, plur. inul. eine Urt Gerſte, welche im Herbs
fie gefüct wird, folglich den Winter über auf dem Felde ſtehet;
Hodeum hexaftichum L, zum Unterſchiede von der Soms
mergerfie. - i
Das Wintörgetreide, des —s, plur, car. Getreide, welches
im Herbſte gefäst wird, und den Winter über auf dem Felde fies
betz zum Unterfchiede von den Sommergetreide.
Das Wirtergewächs, des—es, plur. die—e, Gewächfe,
welche den Winter über ausdauern, pevennirende Bewächfe ;
zum Unterfehiede non den Sommgrgewächfen, welche gegen den
Winter abflerden, :
Dae Di; Htergrün, des — es, plur,inuf, ein Rahme verſchie⸗
dener Gewächfe, welche ihre Blätter auch im Winter behalten,
folglich auch alsdann noch grün find; 5. B. der Pyrolla L. des
Spheues, des Sinngrünes, des Sauslaubes, und vieleicht noch
anderer mehr. |
Das Winterhear, des—es, plur. car. oder, die Winterhags
re, fing. car. in beyden Fällen als ein Eollestioum, dasjenige
frärkere Haar zu bezeichnen , welches wmauche Thiere gegen den
Winter befommen, zum Uinterfchiede von den Sommerhaare.
Der Winterhafer, des—s, plur. inuf, eine Art Hafers, wel.
che im Herbſte gefäet wird, folglich den Winter über auf demFel⸗
de ſtebet.
MWinterhaft, adj. et adv. dem Winter ähnlich, von der Wit⸗
terung. : Winterhaftes Wetter. Es ift fhon fo winterhaft.
Das Winterheug, des—es, plur. die — häufer, in den Bär,
ten, ein Haus, worin man die ausläntifchen zärtern Gewächſe vor
dem Winter verwahret; das Gewähshans, die Winterung.
Das Winterholz, des — es, plur.car, dasjenige Brennholz,
weiches man den Winter über bedarf.
Winteridt, Winterin, Winterifh, Winterlich, vier nur
im gemeinen Leben übliche Adjectiva und Adoerbia. Wint riſch,
dem Winter ahulich, winterhaft, wird nur in den niedrigen Sprech⸗
x
Bin 1566
arten gehöret, S. — iſch. Wintericht und winterlich bedeu-
‚ten auch nur dem Winter ähnlich, daher es unrichtig ift, wenn
esim Geß ner heißt: ev ſah vergnüge durch das enge Senken
über die wintrichte Gegend bin ; wo auch die Zufammenzishung
zu hart ift. Indeſſen iſt für winreriche und winterlich im Hoch⸗
deutſchen winterhaft üblicher. Winterig bedeutet, der Ablei⸗
tungẽ ſylbe ig zu Folge, Winterwitterung, Winterfälte enthaltend,
kommt aber ini Hochbentfchen am feltenften vor, obgleich fon Htte
fried es hat: wintiriga zit, Winterzeit,
Die Winterkälte, plur. car. die im Winter gewöhnliche Kälte,
Das Winterkleid, des— es, plur. die—er, ein wärmeres
Kleid fürden Winter, zum Unterfchiede von.einem Sommerkleir
de. Auf ähnliche Art auch die Winterfleidung.
Der Winterkohl, des—es, plur car. eine Art Kohl, welche
gegenden Herbfi gefäzt, underft den folgendenSommer gebraucht
‚wird ‚zum Unterſchiede von dem Sommerfohle. Zu dem Wis
»terfohle gehören der weiße und rothe Kopflohl, der Savoper⸗
Kohl und grüne Wirfing. ‘
Der Winterfönig, des—es, plur. die—e eine Art des Zaun⸗
föniges, welcher. auch Schneefönig, und Teffelfinig genannt
wird; Trochlodites K, Motaeilla TrochloditesL.
Das Winterkorn, des—. es, plur.car. Korn, welches im Herb.
fie gefäet wird, und den Winter über im- Felde bleibt ; wie Wins
tergetreide, -
Die Winterkreffe, plur. inuf. eine perennirende Kreffe, welche
den Winter über ausdauert, zum Unterfchiede vonder Sommerz'
kreſſe. S. auch Barbenkraut.
Die Winterkuh, plur. die —kuhe, in der Landwirthſchaft, eine
Kup, welche im Winter Milch gibt, zum Unterſchlede von einer
Sommerkuh.
Das Winterlager, des —s, plur. die—läger. 1. Ein Lager,
welches eine Armee im Winter beziehet; zum Unterſchiede von ei⸗
nem Sommerlager. =. Wie Winter: Quartier, welches S.
Die Winterleite, plur. sie —n, nur in malichen, befonders
Dberdeutfchen Gegenden, die migernächtige Seite eines Berges
oder Gebirges, die Winterfeite ; zum Unterſchiede von der Som:
merleite. :
Winterlih, adj. et adv. dem Winter und deffen Witterung ãhn⸗
lich. S. Wintericht.
Det Winterling, des — es, plur. die—e, ein Nabme der
Schueeammer in einigen Gegenden, welche auch Winterſper—
Ting genannt wied; Emberizanivalis L.
Der Winterlolch, des—es, plur. inuf. eitte Art perenniren⸗
den Lolches, Lolium perenne L. zum Unterfiede von dem
Sommerlolde.
Der Winter: Mejoran, des—es, plur. inuf. eine Art Pas
joran, welcher den Winter über ausdauert, d. i. perenniet ; zum
Unterfchiede don dem Sommer: Maiorane; Orig anum Hera-
cleoticumL7 i
Die Winter: Meliſſe, plur. inuf.eine Art perennivender Meliffe,
zum Unterfchiede von. der Sommer: Meliſſe.
Die Wintermöhre, plur. die—n ,Möpten, welche im Herbſte
gefäet, und erft im folgenden Sommer genuget werden ; zum Un⸗
fchiede von den Sommermöhren.
Der Wintermonatb, des—es, plur.die—r. ı. Ein Nahme
der drey Monathe, welche den Winter ausmachen, welches der
Jaͤnner, Februar und März find. 2. Eine Benennung des
Novembers, weildie Witterung jest ſchon winterlich zu merden
anfängt. Earl der große gab ihm den Nahen Windmonath.
Beyde Berennungen werden wenig mehr gebraucht,
Wintern, verb, reg. welches auf gedoppelte Art gebraucht wird,
1. Als ein unper ſontiches Neutrum, wit dem Rükfsiwort haben,
Wiateer
1567 Din
Winter werden. Br wird dieß Jahr frühe wintern, wir werden
einen frühen Winter bekommen. Es wintert ſchon. 2. Als ein
Aetivum, den Winter über erhalten, oder, wie man auch ſagt,
durch den Winter bringen. Ein Gut, REN viele Schafe mit
feinem eigenen Sutter wintern kann. S. auch Yuswintern
und die Winterung.
Die Winternacht, plur. die —nädte, eine der. — kalten
Nichte im Winter. Jede Stunde ſcheint ihm eine traurige
Winternacht, Geßn.
Das Winterobſt, des —es, plur. car. Obſt, welches ſich den"
Winter durch erbalten läßt. *
DerWinter: Punet, des —s, plur. die —e, in der Aelronomie,
derjenige Punet in der Ekliptik, in welchem die Soune im Mittas
ge von dem Zenith am weiteften entfernet ift, weil alsdann der
Winter feinen Anfang nimmt.
Das Winter-d\uartier,des —es, plur. die —r. 1. Ein Quats
tier, di. eine Wohnung für den Winter, im Gegenfaße des
Sommer:Quartieres. 2. Ben den Armeen, Quartiere, welche
einer Priegführenden Armee für den Winter in den Städten und
Dörfetirangewiefen werden; in welcher Bedeutung esim Plural
‚am üblichſten ift. In die Winter-Quartiere rücken. Kine Ar:
mee indie Winter: Quartiere legen.
Der Winter-Rapunzel, des —s, plur. inuf, ein Nasme des
Sels:Rapunzelg, zum Unterſchiede von dem Rüben⸗Rapunzel.
Der Winterroden, des—s, plur. inuf. Rod n, welcher im
Herbſte gefüet wird, folglich den Winter überauf dem Felde bleibt,
Secale cereale; Winterforn, zum Unterfiede von dem
“Sommerroden oder Sommerforne,
Die Wirtecrofe, plur. die —n, ein Rahme der Sammtroſe,
weil ſie erſt gegen den Winter blühet, S,diefes Wort,
Der Winterrübeſamen, im gemeinen Leben, Winterrübfen,
des —s,plur. inul, eine Art des Rübe ſamens oder Rübſens, wel⸗
cher im Herbſte geſaet wird, und folglich den Winter über anf“
dem Felde bleiber ; zum Unte-fdiede von denn Sommerrübefa:
men oder Sommerrvubfen.
Die Winterfaat, plur. inuf. 4. Die Saat, oder das Ausfüen
des Wintergetverdes, Sich zur Minterfaat anſchicken. 2. Die
Saat, d. i. der anfgegangene Same des Wintergerreides, ehe er
fcboffet. 3. Zuweilen auch das Wintergetreide feldft.
Der Winterfchein, des —es, plur. die —e, in der ATronoiie,
der Neumond im November. ©. Schein.
Der Winterfchlaf, des —es, plur. car. der Schlaf mancher
Spiere den ganzen Winter hindurch, als der Bären, Murmelthie⸗
re u, ſ. f.
Die Winterfeite, plur. die —n, die gegen Mitternacht gelegene
Seite eines Dinges, die Mitternachtsfeire, Nordſeite; zum
Unterfhiede von derSommerfeite. In manchen Provinzen beißt
> die Winterfeite eines Berges bie Winterleite, oder Winterlehne,
Der Winterfperling, des —es, plur. die —e, S. Wirtterling,
Der Winterfpinat, des— es, plur. inuf. derjenige Spinar,
welcher im Herbſte gefäet, und folglich-zu einem Wintergewächfe
gemacht wird, Spinacea oleracea Linn. zum Unterfeiede
von dein Sommerfpinate.
Wintero⸗Rinde, plur.inuf. die Rinde des weißen Zimmetbaus
„ mes, (Winterania Linn.) weldye aud) weiße Zimmetrinde ge⸗
— wird, Den erſten Rahmen hat fie von dem Englifchen Ad⸗
mirale, Wilh. Winter, der diefe Rinde zuerſt 1579 von den Dias
gellaniſchen Küften mit nach England brachte. _ -
Der Winterſtand, des—es, plur.die—fände, bey den Jãgern,
der Stand, d.i. Ort des Aufenthaltes eines Wildes im Winter;
„zum Unterſchiede von dem Sommerſtande.
Sin n —
Die Winterfionpel, plur. — in * Landwirtbſchaft/ die
Stoppeln des Wintergetreides, da es denn oft auch im Singular
collective gebraucht wird, Das Vieh in die Winterfioppel
treiben.
— Winterſturm, des ⸗/plur. sie —fürme, ein Sturm im
inter.
Der Wintertag, des —es, plur. die—e, ein Tag im Winret einer
der Tage des Winters; ingleichen ein Tag, wie im Winter,
Die Winterung, plur. die —en, von dem Activo Wintern.
1. Die Erhaitung des Viehes, oder der Gewächfe, den Winter
hindurch; obne Pinral, doch nur felten, 2. Ben den Gärtnern,
der Drt, wo zarte ausländifche Gewächfe den Winter hindurch
anfbehalten wırden, das Gewächshaus, Die Gewägfe im die,
Winterung bringen.
Der Winterwaid, des —es, plur, inuf, eine Art Maid, —
im Herbſte gefäet wird, und folglich den Winter über auf dem _
Felde bleiben.
Der Winterweigen, des —s,plur. inuf. Weigen, welcher —
Herbſte geſäet, und den folgenden Sommer geerntet wird;
Triticum hibernum Linn. zum Unterſchiede von dem Som⸗
merweigen.
Die Winterwelle, p! ur. die —n, in einigen Gegenden, Fleine
verborgene Duellen,nahe ander Dberfläche,welche aud im Wins
ter fortfließen; von Welle für Quelle.
Die Winterwende, plur. die —n, die Sonnen wende im Bin
‚ter, der fürzefte Tag; zum ——— von der Sommerwende,
S.Sonnenwende.
Das Winterwetter, des —s, plur. car. die Berchaffendeit der
Wirterung im Winter; zum Unterfpiede von dem Sommers
wetter.
Die Winterwolle, plur. car, in der Landwirthſchaft, diejenige
Wolle, welche den Schafen den Winter über wächfer, und ihnen
im Früblinge abgeſchoren wird ; zum Unterſchiede von der Som⸗
merwolle, /
Das Winterzeichen,des—s, plur. ut nom. fing. in der A
nomie, die drey hinmlifchen Zeichen, in welchen die Sonne den
Hinter über verweilet; zum Unterfdiede von den Sommers
grühlings- und gerbfiseichen.
Die Winterzwiebel, plur. die —n, eine Net Zwiebeln welche
im Herbſte gefäet, und im folgenden Jahre genutzet werden. Sie
werden Schleiß: oder Spaltzwiebeln genannt, weil fir fi) oden
zu fpalten plegen. Vieleicht find fie auch eben diefelb: “welche,
andere Zuckerlauch nennen.
Winz, richtiger Wienz, weildas i gedehnet wird, ein eigener Habe
me, welchen man im vertraulichen Umgange den Katzen beugules
gen pflegt; ohne Zweifel als eine Onomatopðie ihrer Stimme,
Auch maute trauervoll das Katzchen, Winz genannt, Sad,
Der Winzer, des —s, plur.ut' nom. fing. ein Weingärtner,
di. derjenige, welcher einen Weinberg anzulegen und zuwarten
verfichet ; in manchen Gegenden Rebmann, in Franfen gäder, &
weil das Hacken eines der Hahptgefchäfte im Weinbane ift, Das
Wort Winzer ift allem Anſcheine nach ausWeinsieher zuſammen
- gezogen; denn Jacob de Caſſalis bey dem Schilter hat ausdrück⸗
lih Winzieher, und in der Schweiz find Weinzieher, Wein
zügel, in Baiern Weinzieri, bey dem Willeram Winzurnela,,
alle für Winzer wirklich nod üblich,
Winzig, —er, fe, adi.etr adv. welches nur im gemeinen Ben.
ben Sachſens und Oherdeutſchlandes üblich ift, und fo viel als
febr wenig, und figürlich fehr klein bedeuter. Sehr winzig efs
fen. ‚Ein winzia Brot, ein Hein wenig» Ein winziges Brot,
ein ſehr kleines. Dfi such in Berbindung mir Klein. Ein Kleiner
w.nzigel ini; sem kleines winziges Ding.
Anm.
— —
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—* WERTET EEE — — — — *—
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der » Anm. — winzig ſind Wörter E
—
= vr pin i an
ines Stammes, in⸗
„ dem der Wurzellau in beyden einerlen iſtz nur die Ableitungslaufe
ſind verfchieden, Das z in dem legtern deutet.eineintenfive Form
an , vud da Ableitungen diefer Art um- Hochdeutſchen längft ver⸗
„alter find, fo iſt auch das Wort in ber ediern —— aus
dem Gebrauche gekommen.
Der Mipfel,ses—s, plur. ut. nom. Ang Wichiout. das Wis
pfelchen, der obere leicht bewegliche Theil der Bäume und Ges
wachſe. Hoch fiebet dein Wipfel empor, Geßn. von der Eiche,
. Der leichte Zephyr küßte
Die Pflanzen diefer Infel, - N SE
‚Uns fein. — wiegte
Die Wipfel diefer Infel, Haged.
An dem Forſtweſen wird oft der ganze mir Aſten bewachfene Theil
‚ eines: Baumes der Wipfel genannt, An den Faſchinen ift das
‚obere Ende der Wipfel, im Gegenfage des-untern, oder. des
= &turjes. .
Anm. SchonimWillercamWipfela. Es iff nicht von dem
‚ folgenden wippen, welches nach einer ganz andern Form, obgleich
von eben derfelben Wurzel, gebildet ift, fondern unmittelbar von
weben, fo fern ea ehedem beivegen überhaupf bedeutete; pf ift ein
+ Intenfivum, wie Gipfel von Giebel, hüpfen von heben, rupfen
von raufen, Schnupfen von ſchnieben, fhupfen von fchieben ;
aber doc) fein fo hartes als wippen, Da bier der Begriff der. Br⸗
weguug weſentlich ift , fo iſt leicht begreiflich, daß man zwar Gi⸗
pfel für Yipfel, aber nicht diefeg für jenes, gebrauchen könne.
- Gipfel ift das Geſchlecht, ‚Wipfel die Aus letzteres bedeutet ei⸗
‚nen beweglichen Gipfel,
"Der Wipfelbrüch, des —es, plür. — im Forſt⸗
weſen, die Zerbrechung der Wipfel ven der Laft des Schnees und
Glatteiſes, und dergleichen abgebrochene Wipfel. Geſdiehet ſol⸗
ches von bäufigem Dufte, oder Reife, fo wird es der Buftbruch
genannt, _
Wipfeldütte, adj. etadv.bürrein Anfehung des Wipfels, Lin
wipfeldürrer Baum, defjen Wipfel verdorretift.: Im —
fen auch giebeldürre.
Wipfeln, verb. reg. act. des Wipfels berauben, Einen Saum
‘s wipfeln, ihm ben Wipfel abhauen. Daher das Wipfeln. -
Wipfelreich, —er, — fie, adj. et adv.einen Karten Winfel
babend. Bin wipfelveicher Baum. In sinlgen Gegenden auch
giebelreich.
Der Wipfler, des —s, plur.utnom. fing. nur in einigen Ge⸗
genden, ein gewipfelter Baum, befonders fo fern die Abhauung
des Gipfels ein Zeichen if ‚daß er zur Bienenzucht gebraucht
werden foll.
Die Wippe, plur.die—n. 2, Der Zuftand, da etwas wippet;
figürlich, und ohne Plural, Auf der Wippe ftehen, in Gefahr,
unglülich zu werden. Sein Eluck ſtehet auf der Wippe. 2.
Der Zuftand, da etwas gewippet wird ; auch ohne Plural, Liz
nem Verbrecher die Wippe zuerfennen, die Strafe, gewippet
zu werden. Die Rippe und Wippe, das ftrafbare Befchneiden
und Auswiegen der Münzforten, wofür doch Bipperey und Wips
. perey üblicher iſt. 3. Ein Werkzeug, welches wippet, d.i. ſich
‚um einen Punct ſchnell auf und nieder beweget; in welcher Beden⸗
‚tung es verfchiedene Arten von Wippen gibt. Eininder Mitte
aufliegendes Bret, worauf fi Kinder zu ſchauteln pflegen, beißt
in manchen Gegenden eine Wipve, fon auch eine Schaufel. In
Niederſachſen iſt Wippe oder Wuppe ein Stürskarren , wo der
am eine Achfe bewegliche Kaſteu nieberfält, die Ladung auss
zuſchütten. Auch der Schnellgalgen beißt in manchen Gegenden
. die Wippe, oder der Wippgeigen. In den Gerflädten iſt es
eine Art einfachen Krahnes, Laſten damit aus den Schiffen und in
Adel.· W. B.4. Th,2 "Au,
Bir 1570 |
> { I
R Biefelben zu toben. Die Wippeder Radler ift ein eiferner Her
bel, vermittelft desfelden die Knöpfe aufdie Schüfte der Steckna⸗
deln anfzuftampfen. Bey Sammt: und Zwillichwebern, in den
Münzen, an den Thurmuhren if. f. find.die Wippen ähnliche
Hebel oder Wagebalfen, andere Theile ſchnell zu heben, oder fallen
zu laffen. "Bey den Drechs lern iſt es die lange biegfame Srange,
woran die Darınfaite befeftiger ift. S. Wippen.
Die Wippel, plur.die—n, in einigen Gegenden der Nahme
des Kornwurmeg, ©. Galander;
Wippen, verb.reg. act. fhnell aufs und. niederfteigen machen.
So pflegen ſich die Riuder zu wippen, wenn fie fich anf einem in
der Mitte aufliegenden Brete fhaufeln. Münzen wippen, fie
auf eine firafbare Art auswiegen; am häufigſten in Verbindung
mit tippen, Fippen und wippen, Münzen befepneiden und: aus⸗
"wiegen, @inen Verbrecher wippen, ihn an einem Schnellgalgen
aufzichen and plöglic) wieder fallen laſſen.
Anm. Im Riederf, wippen und wuppen, im Schwed. wippa,
Es ift ein doppeltes Intenfivum von weben, fo fern es chedem ber
wegen überhaupt bedeutete, indem die Verwandlung des D in
p, und die Verdoppelung desfelben, Merfmahle der gehänften Ju⸗
tenfion find, durch die Verrauſchung des gedehnten e mit dem ge»
ſchärften kurzen i aber, die ſchnelle Bewegung angedeutet wird.
Der Wipper, des— 8, plur. ut nom, ling, derjenige, welcher
wippet; am hãufigſten von demjenigen, welcher die Münzen auf
eineunerlaubte Art auswieger, und in Verbindung mit dene Wor⸗
te Ripper; Kipper und Wipper.
Die Wipperey, plur, die— en, die unerlaubte Auswiegung der
Münzen, Wirperöp treiben. Kipperey und ——— —
Der Wippgelgen, des —s, plut. urnom, ling. ein Rahnte
des Schneilgaigens
Wir, der Nominativ im Plural des perfönlichen Pronominis der
erſten Perfon, welches in allen Geſchlechtern unverändert bleibt :
Nomin. wir; Genit.unfer; Dat. uns; Accufat, uns. Man
gebraucht ihn : 1. werirmehrere in der erſten Perſon redend einge»
“führer werden, oder auch Einerim Nahmen mehrerer in der erfien
Perſon ſpricht, oder etwas von ſich und einem oder. mehrern
andern zugleich prädiciret. Wir wellen nicht, ſchrien fie alle.
Wir kommen unbeRleidet und wehrlös auf die Welt, ih nnd
alleübrige Menſchen. Als Cajus angefleidet war, gingen wir
fpazieren, ich und Cajus. Daß wir nicht etwa behorcht werden!
2, Fürſten, Neichsgrofen, und oft noch geringere regierende Pers
fonen; wenn fie eine Art von Unmittelbarkeit haben, gebrauchen,
ſtatt der erften einfachen Perſon, diefe erfie dielfache, auch in
Sachen, worin fie nur als eine einzelne Perfon handeln, Wir
ı hefeblen euch hiermit, ich. Und fo auch durch die übrigen Caſus:
uns ift binterbracht worden u. |. . Mom hält diefe Form g8r
meiniglich für ein Merfmahl der. Hoheit und Würde; alein im
Grunde ift fie ein Überreft der ehemahligen Abhängigkeit der Lau⸗
desherren von ihren Untershanen, und befonders vonihren Stän-
‘den, Fürſten und Regenten hatten eheden nur die erecutive Ger
malt, fo wie ihre Unterthauen und Stände die befchließende; und
auch jene übten fie nur als eine aufgetragene Gewalt im Rahmen
ihrer Unterthanen aus, und fonntewnlfo grammatiſch richtig von
fich im Plural reden, weil fie nicht als eine einzelne Perſon be⸗
"trachtet wurden, fondern im Nahmen aller ſprachen. So wie fich
das Bewußtſeyn des Urfprunges diefer Form nach und nach ver⸗
for, ward fie ein Merkmahl der Würde, und wird von Regenten
gemeiniglich auch in ſolchen Fällen gebraucht, wo fie ſchlechterdings
nicht anders als individuell handeln können; und dann iſt es frey⸗
lich ein grammatifcher Barbarismus. 3. Im gemeinen Leben ge
“braucht man oft die erfte vielfache Perfon gegen geringere, wenn
man fie aus Glimpf nicht in der zweyten, aber aus Würde auch
6 93998 nicht
“
*
1571 Bir.
x ’ —— «
nicht in der dritten anreden will, Wie beſtnden wir uns? für,
wie befindefi du dich? wie befindet ihr euch ? Die zweyte Pär«
fon mag nun einfach oder mebrfach ſeyn. S. auch Man, welches
auf ahnliche Art gebraucht wird. —
Anm. Im Hoch und Oberdeutſchen ſchon von den frühe ſten Zeir
ten au wir, im Angelſ. wee, im Niederdeutſchen, Schwediſchen
uud Dänifhen wi, bey dem Ulpbifag weis. Die perfönliden
Pronomina find Wurzelwörter, und gehören iminer zu den älter
ſten Wörtern in jeder Sprade, weil fie nicht allein fehr noxhwen-
dige, fondern auch abff racte + „ciffe bezeichnen, iweld.e: man nicht
anders, als durch dunkele Laute ausdrucken konnte, Daher werden
fie auch nicht auf die gewöhnliche Art durch Viegung der End ſylbe
dechinirer, ſondern jeder Caſus hat ſein eigenes Wutzelwort, weit
dieſe Wörter zu einen Seit enıftanden, da man no nicht an re⸗
gelmägige Conjugationeit und Declinationen dachte, in weichen
frühen Zeirpunet and) der Urfprung der irregulären Berborum
fält, wo man die Conjugarion an der Wurzel verrichtete. Bey
fo alten, nach ſehr dunkeln Ideen gebildeten Wörtern , amp die
Erpmologie gemeiniglich verzweifeln ; alein bey dir ſem Worte
kann man dem roben Deutſchen Geiſte doch einiger Maßen auf die
Spur lommeı. Wenn man die obigen Formen, wee wi, wir,
weis, verglich, fo finder man eine Übereinfliimmung der beyden
erfien Konte, man fiehet, daß wer, wi,die einfachſten Formen
find, und def dası und sin wir und weis bloße jetzt unbefannte
Sebenbegriffe bezeichnen. Diefes wer. wi, aber if zugleich die
Wurzel von weben; fanft bewegen; woraus wenigſtens wahr⸗
ſcheinlich wird, daß der Srundbegriff von wir, die mis der Mehr⸗
beit verbundene Bewegung tft, j ‘
Der Wirbel, des — $, plur: utnom. fing. Diminat. das Wir
beigien. 1. Eigentlich, als eine Onomatopöie, bezeich net es ei⸗
nen gewiſſen fehr ſchnell wiederkehrenden eintönigen zitteruden
Laut, beſonders auf der Lrommel. Den Wirbel ſchlagen.
2. In weiterer und figürltiher Bedentung. (2) Eine treisför⸗
mige Bewegung, weil fie. ſehr ofı mir dem eben geraden: eigene
thümfichen Laute verbunden iſt; befonders eine Freisfärmige Br
wigung in Geftalt einer Schneckenlinie, welche fich aus dem Bir
telpunete in lauter Kreiſen nach der Peripherie beweset. So be⸗
wu get ſich das Wafler in einem Wirbel, wenu es die eben ge⸗
une Bewerung har. Figürlich iſt der Wirbel in der vertraulie
chea Sprechart, der Rauſch. Einen Wirbel haben, weil ſich das
bey alles mit dem Becher umzudreben fdeinet. In manchen Ge⸗
genden wird anch der Schwindel der Wirbel genannt, (2) Ein,
fich im Kreife bewegendes Ding. Der Wirbel des Waflers, der
Waffe wirdel, der Strudel. Der Kauch ſteiget in Wirbeln in
die Sobe. 2 "
Wie wenn die Erde Freißt, zerbicher, Dampf ,
iind Siammen in Wirbeln fich gen Simmel drehn, Weiße.
Stellen an menſchlichen und thieriſchen Körpern, wo das Haar in
einem Kreiſe gemachfen ift, 4. B. vor der Stirn und Bruſt eines
pferdes, heißen Wirbel ; fo auc in der Witte des menſchlichen
Saupthaares, daher der Scheitel im Scherze und Berachtung
oft der Wirbel genannt wird. -
Was bilfe es auch, nach Weisbeit ſchnappen,
Die oft dem Wirbel wehe thut? Haged.
Ein wenig uneigentlich nenut mau auch ein Syſtem von Himmels» |
srpern, wegen ihrer Freisförmigen Bewegung, einen Wirbel,
Ss —— ‚ das Sonnen -Syſtein. Rach einer zum
Sheil von einem Waſſerwirbel entlehnten Figur, iſt der Wirbel
von Gefhsften, eine aeräufchvolle Dienae; der, Wirbel aufrüh⸗
riſcher Ledenſchaften⸗ ihre ungeftiime Bewegung/ welche gleich⸗
ſam alles wu2 ſich ihrem Kreiſe nähert, mit fich forgreißt ; die
Welt it eine verführerinn, welche auch das geſegteſte Ges
Pr
Er NS 3 et ed
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EUR
muth in ihre Wirbel reißt. (3) In vielen einzelnen Füllen iſt ee
ein Werkzeug, oder Theil eines Werkzeuges, weicher fich um feine
Achſe, oder um einen feften Punct bewegt. Go wird die Scheibe
ober Rolle, um weiche bey Hebegeugendas Seil gehet, in Rieder
ſachſen der Wirbel genannt, im welcher Bedeutungesdochim -
Hocdteutichen fremd iſt. Der Wirbel an einem Lentler, aneis
nem Bierbahne, ander Violine und Clavieren, ift ein ſolcher
Theil, welches in einer Offnung eingedreher wird, dort zu ver⸗
fliegen, und bier die Saiten zu fpanuen. Anden Fenftern wird
er auch der Reiber genannt. In andern Fällen find die Wirbel,
Ringe oder ähnliche Theile, welche einen in einer Öffunng beweg«
lichen Savfen tragen, um einem Theile einer Maſchine eine Bez
wegung nach ollen Seiten zu geben, wie an dem Steigbügel, den
Reitſtangen, Fruerſpritzen, n.f. fi Auch der Krummzapfen an
einem Kate, reicher fonft auch die Kurbel heiße, wird zumeis
len der Wirbel genannt, Anden Auftern iſt dev Wirbel der Korte
ſehnichte Muskel, welcher auch unter dem Nahmen des Bammes
befannt iſt. — Han
Anm. Im Nieder ſachſiſchen Warbel, fm Schwed, Hwirfwel,
im Engl, Whirl, Die Endſylbe ei iſt die Ableituugs ſhibe, welche
ein Werkzeug, Ding, Subject bezeichnet, Die erfie Hälfte ſtam⸗
inet von dem im Hochdeutfchen veralteten Berbo werben, ih im _
Kreifedrehen, Schwed. hwerfwa, ber, wovon fich bey den alten
Schriftſtellern nod)-bäufige Syuren finden. Ottfried fagt von ei⸗
nem Hade, emmizigen werbit, es dredet fi) beſt ndi berunt;
und von ver Hiumel: iher himellusio ware drebete
fich herum, Eben demſelben ift Würbi; die Achſe. Ia deu Lat.
vertere, vertex, gyrare, unlsin unfermwirren in verwirren,
find die Wurzellaute genau damit verwandt, ©. auch Wirtel,
Ver Wirbelbalten, des —s, plur. uunom, fing. Siche Wis:
belſtock.
Dabs Wirbelbein, des — es, plur. die —e, Beine an den hie
riſchen Körpern, welche ſich nach allen Richtungen in einander be⸗
wegen, und von den Gelenfbeinen noch unter fHicden find, Solche
Wirbelbeine machen z. B. den Ruckgraihaus; der Wirbelfno-
chen. Von dem veralteten Verbo werben werden fig in einigen
Gegenden auch noch Gewerbbeine genannt. RR
Der Wirbeldofien, des— s, ’plur. inuf. eine dem Don
ähnliche Pflanze, wegen der Geſtalt ihrer Blume, Clinopodium .
Linn. das Wirbelfraut. \ Sir i
Die Wirbelgegend, plur. die—en, dirjenigeGegend am Haupte,
wo die Haare in einem Wirbel gewachſen ſtuid, auch nur derWirbel.
Der Wirbelgeift, des — es,
Menſch.
Wirbelhaft/ adj. etadv.einem Wirbel aͤhnlich. So wird es
zuweilen für ſchwindelig gebraucht.
Wirbelig, adj. et adv. einen Wirbel enthaltend, ſich im Kreiſe
dreheud. Das Haar iſt wirbelig gewachſen, wenn es einen Wir⸗
bel bilder, Am häufigften im figürlichen Ver ſtande, wo es theils
plur. die — er, ein unrubiger
ſchwindelig ift, teils auch die Empfindung eines Kaufches bezeich⸗ ur.
net. Wirbelig ſeyn, einen Naufch Haben.
Der Wirbel£aften, des—s, plur. urnom. fing,dielänglide
ffnung in dem Halfe einer Violine, worin fich die Wirbel befinden.
Wirbelknoͤchen, des —s, plur. ut nom. fing, S. Wir«
belbein. x
Das Wirbelkraut, des — es, plur. inuf, ı. ©. Wirbeldo⸗
fien. 2. Auch der Aftragalus Zinn. Bi —
Mirbeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfs vorte haben. 1. So
fern Wirbel eine Art des Lautes iſt, einen Wirbel ſchlagen.
Beſonders auf der Tro mel; zuweilen aber auch von dem trile.
gallen.
Dann
1372
,
Vernden Gefange mancher Bögel, 3.8. der Lerchen und Htacbiie ,
ie E73 Bir-
Dann wirbelt heller Siegesgrfang ihm nach,
Seſtürmt in Deut ſche Saiten, Denis,
- +. Sich im Kreife bewegen, Wirbel machen, Der Wins **
belt im Staube.
Flamme wirbeit ſich in der Luft,
Das Waſſer wirbelt ſich. Der Dampf, die
Wir wirbeln in der Welt
berum, und vergeffen in derfelben unfere Beflimmung. Zur -
weilen auch, eine wirbelfafte Empfindung machen, Der Wein
wirbelt mir im Bopfe. - So auch das Wirbeln, und der Wir:
bei, von welchem Irgtern Worte das Verdumgebildet zu feyn
ſcheinet, ob es gleich auch ein Iteralivum von dem alten werben,
im Kreife dreben, ſeyn kann.
Der Wirbelſtock, des — es, plur. sie ho, dasjenige Holz -
Auf dem Boden eines Gtavier- Kaftens, worein die W edel befeſti⸗
get werden; dev Wirbelbalken.
Die Wirbelf‘ ucht/ plur.car. in einigen Gegenden ein Nahme des
Schwindels, fo fern er eine Krankheit iſt; befonders eine Krank⸗
beit der Schafe, Schweine u. f. f. ben welcher fie fich im Kreiſe
berum drehen. So auch wirbeljüchtig, mit diefer Krankheit be⸗
haftet.
Det Wirbelwind, des —es, plur. die —e, ein Wind, bey wel⸗
chem ſich die Luft in einem Kreiſe drehet, und welcher eigentlich
aus zwey einander eutgegen blaſenden Winden beſtehet, die da,
wo fie zuſammen ſtoßen, die Luft iu einem Kreiſe herum treiben.
Niederſ. Triſelwind, von Triſel, (Orehſel,) ein Wirbel, Kräus
ſel; in andern Gegenden Zwirbelwind, Eine ſolche im Kreife
ber um getriebene Luft beißt ein Windwirbel,.
"Die Wirderung, plur. die — en, einim Hochdentfchen verals
teres Wort, die Shäsung, Beftimmung des Werthes zu bezeich⸗
nen, wofür. Würdigung in manchen Fällen üblicher iſt. Es
kommt noch 3 Mof, 27, 28 vor, und iſt von dem gleichfalls veralte⸗
ten Verbo wirdern, ſchätzen, von werth, würdig, gebildet.
Das Wirkbret, des— es, plur, die—er, bey den Bädern,
das DBrer, worauf fieden Teig wirken; der Wirfeifch, fo fern
es ein Tiſch iſt.
Das Wirkeiſen, dis — s, plur. ut nom, fing. bey den Huf⸗
Schmieden, das Eifen, womiteinem Pferde der Huf ausgewirket
. wird; das Wirfin. fer,
‚Wirken, verb, reg, welches auf doppelte Art gebraucht wird.
1. Yl8 ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Veränderuns
*
gen in einem andern Dinge hervor bringen, am häufigſten von
teblofen Subjecten. Pine Yrzeney wirft, wenn fie Verände⸗
rungen in dem Körper hervor dringt. Der Wein wirft, wenn
er fröhlich, fehläferig u.f.f. macht. Der Gegenfland befomme
amhäufigfien.auf. Die Luft wirkt auf den menſchlichen Kör⸗
per. Die Sonne wirft auf die Erde. Auch von moralifchen
Veränderungen, Meine Vorkellungen haben gar nicht auf fein
verz gewirkt. Auch in den folgenden tätigen Bedentungen kann
es oft abfolutennd als ein Neutrum gebraucht werden, wenn der
Hecufatinder Veränderung verfhwiegen wird,
2. As ein Activum. 1. Beardeiten ;, nur noch in einigen
Fällen des gemeinen Lebens, So wirket z. B. der Bäder der
Teig, wenn er ihn zum legten Mable duchinztet, Der Hafſchmid
wirket den Huf des Pferdes, oder, wirket ihn aus, wenn er
ihn vordem Befchlagen mit dem. Wirtmefer ausſchnridet, oder
ausarbeitet, In einer alten Überfegung der Bibel vor Luthern
heißt e3 von Adam, ex wirfete die Erbe, für bauete, 2. Durch
Arbeit hervor bringen , auch nur nochin einigen Fällen des ges
meinen Lebens. Beſonders werden geiviffe fünfliche Arten des
Webens nicht weben, fondern wirken genaunt, Strümpfe, Ta—
peten, Borten, Spitzen, Damaf wirken. Judeſſen ſcheint v3,
daß wirken nnd weben im Dberbeutfchen gleich dedeutend find, ins
den man dafeibit auch Leinwand wirket. 3, Beränderungen.
Bir 1574
hervor bringen, mit dem Accuſative diefer Veränderung, und zwar
am bäufigften von moralifchen Beränderungen, aber auch hier nur
no in manden Fällen. Gort wirket fo wohl das Wollen als
das Bollbringen. Meine Doritellungen haben doc fo v.el
gewirket, daß u.f.f. In etwas wirken, deffen Zuftand vır-
ändern, Am häufigſten gebraucht man diefes Wort noch int: F
Theologie; außer derfelben aber nur im allgemeinen Berftantr,
oder, wenn die Veränderung nur allgemein, z. B. durch viel,
wenig, nichts u. (.f. beftimme wird. Wird fie genauer bezeich⸗
net, fo find andere Verba üblich. So fagt man z. B. im Hoch⸗
deutſchen nicht mehr, fein Glüd wirken, .fondeen machen, oder
ſich glücklich machen, oder. zu machen ſuchen, an feinem Glüde
„arbeiten, nicht Gutes, Böfes wirken, fondern thunz; nicht ein
Wunder wirken, fordern chun, verrichten ; nicht Solgen, vere
anserungen wirken, fondern hervor bringen u. ff. Dairs
deſſen das Participium wirfend, und das Subſtantivum die Wir
Fung öfter im allgemeinen Verflande dorlommen, 5. B. die wir⸗æ
kende Urſache, fo werden fieauch häufiger gebraucht, S. Wir⸗
kung an feinem Orte beſonders, ingleihen Werk.
Anm. Ju Niederſ. werken, bey dem Kero, Ditfried u.f.f.
fo wohl werchon als wirken, werkon, wovon das erſte irre-
gulär, die legtcen aber regulär conjugiret "Wurden, geworcht,
für gewirft. Bey den jent gedachten Schriftſtellern wird es noch
ſehr Häufig für bauen, ſchaffen, arbeiten u. ff, gebraucht, für weis
he Bedeutungen, die obigen librebleibfel ausgenommen, jestber
flimmtere Berba üblich find. Das Verbumift alt, und lauter ſchau
bey dem Ulphilas wanıkjan, undim Schwediſchen ohne Dlafir
laut, yrka, woraus echellet, dag es mie dem Griechiſchen egyon,
‚und vielleicht auch mit dem Lat. urgere verwandt if. Die bin
vielen noch übliche Schreibart wür ken iſt fo wohl wider die —*
ſtammnug, als wider die wahre Hochdeutſche Ausſprache, weldhe
bier ein i, nicht aber ii hören läſſet. Wider die Abſtammung iſt
fie, weil Wer? und wirken auf das genaueffe mit einander. ver-
mandt find, eund i aber häufig in einander übergehen, aber nicht
foleicht e undii, Auch die Schreibattder Alten ift für das i.
Der Wirker, des—s, plur. ut nom. fing. Fäinin. die Wir-
Fesinn, eine Perſon, welche wirket; aber nur noch in den behden
erſten Bedeutungen bes Activi. So beißt derjenige Baͤckergeſell,
welcher den Teig auswirket, der Wirker. In der zweyten thätie
gen Bedeutung iſt es nur in den Zufammenfegungen Strumpf-
rg Bortenwirker, Tapetenwirker, Seidenwirker u. fr
übli
Wirkli v, adj. etadv. ı. — Wirkung beſtebend, im Ge⸗
genſaze deſſen, was bloß der Fahigkeit nach vorhanden iſt. Im.
die ſem Berſtaude find wirkliche Sünden in der Theologie, weiche:
in fresen Handlungen befteben, zum Unterfchiede von der Erb⸗
finde. 2. Als Wirkung, folglich in der That vorhanden, mit
Kraft zu wirken verfeben, im Gegenfage deffen, mas nuc dem:
Rahmen nach etwäsift, Wirklicher zofr ath, zum Unter ſchiede
von einem bloßen Titular⸗gofrathe. In welcher Bedeutung as
denn auch ſehr hauftz als ein Ado rbium der Verficherung ge
brau bt wird, für in der That,in ser Wahrheit. Es ig wirk
lich geſchehen. Ein Ubermaß von Sreude kann den Los vers
urjachen, und verurfacht ibn wirklich öfter, als man wohl
den?t. Glaubſt du wirklich, Haß er'fommen wird? 3. Als:
Wirkung, der Wirfung nad vorhanden, im Gegenſatze deffen,
was bloß möglich iſt. Wirklich verden. Nicht bloz mözligp,.
fondern wirklich,
Die Wirklicpfeit, plur.car. die@igenfchaft,da erwas wirklich
ift, befonders in der dorigen dritten Bedeutung, zum Unter ſchlede
von der Moglichkeit. Die Wirklichkeit des Teufels hingnen.
© Einbildung / du hai ale Reige der ——— 4
Öggsg * ge
)
4575 Bir
Das voiermöfter, des —s, — ut he fing. ©. Wirkeifen.
Wirtfam,— er, — fir, adj, et ade. eitt Beſtreden üngerkd,
zu wirken, d. i. Beränderungen bervor zu bringen, und in
eugerer nnd gewöhnlicher Bedeutung, ein ftarkes, tebbaftts,
oder beſtã idiges Beſtreben diefer Art äußernd. Eine wirk⸗
fame Arzeney, welche merfliche Veränderungen i in den Körs
per hervor dringet. Wirffam werden, machen. Zine wirk-
ſame Erkenntniß, weiche auf deu Willen wirft, eine leben:
dige. Kin wirffamer Menſch, wofür doch gejchäftig uud
thatig üblicher find,
ie Wirfiamkeit, plur. inufit.die Eigenfchaft, der Umfand,
da etwas wieffamift, die Fähigkert zu wirken. Die Wirkfamkeit
“einer Arzeney. Der Glaube muß ſich in einer bettandigen
wirkſamkeit und thatigen Geſchäftigkeit befinden.
Der Wirktiſch, des — plur. die —e, bey den Bädern, ©,
Wirkbret.
‚Die Wirkung, ER die — en, eine gewirfte, d. 1. vom einem
andern Dinge hervor gebrachte Veränderung, eine jede Beränder
zung, fo fern fie den Grund in einem andern Dinge bat, oder
darin habend beirachter wird, Reine Wirkung tbun. Alue un—
feve Dorkiellungen harten, thaten Feine Wirfung auf ibn, blie⸗
ben ohne Wirfung. - Wollte der Simmel, daß ihr Ratb feine
Wirkung thäte. ibernariwlihe Wirkungen. Ein Gemablde
thut viele Wirkung, wenn es die untern — in eine lebhafte
Bewegußg fegt,
Der Wirkungskreis, des— es, plur. Sie — e, der Kreis, b.i,
Umfang, in welchem ein Ding wirfet, oder wirken kann; der
Wirkungsraum, aber nicht fo gewöhnfich,
Das Wircbund, Ses —es, plur, die — bünde, in der Lande
wirthſchaft, ein Bund Wirriroh.
Wirren, verb, reg. act in undeutlichen Kreiſen unter einander
ſchlingen, oder bewegen; ein Wort, welches für fich allein felten
mehr gebraucht wird, in verwirren aber defto häufiger if, Rur
im gemeinen Leben hörst man noch zuweilen, etwag unter einens
der wirren, Bey dem Ottfried wirren. Das doppelte r ver»
rãth fon, daß es ein Iterativum oder Intenfivum von einem
Verbo wlren iſt, welches noch in dem Schtoed. wira lebt, und
im Kreife bewegen, Lat. gyrare, bedeutet, und womit auh Wie⸗
bel, der Wurzel nach ‚ nahe verwandt ıfl. Bey verwirren iſt
bereits angemerfet worden, daß diefes Verbum zwar regulär
gebet, daß. aber im Participie verworren Bblicher ift, als ver⸗
wirrt.
Pr Wirrgarn, des. —es, plur. inuf, verworrenes Bar, im
gemeinen Leben.
Das Wirrſtroh, des — es, plur. cär, in der Banbewieihfehaft,
verworrenes Steod mit zerfnickten Halmen, Brummfirob; zuin
Unterf&iede von dein geradebalmigen Schüttenſtroh.
Der Wirrwarr des — es, plur. die —e, eine verworrene Ver⸗
wifhung mebrever Dinge, Sich aus dem Wirrwerr nicht berz
Salmafius
aus finden Fönnen, aus dem verworeenen Handel.
mache über diefe Stelle einen trefflihen Wirrwar, Leſſ. Es
ift durch eine Verdoppelung des Wortes wirken, mit bloßer Vers
änderung des Bocales gebilder, nach welcher Form mar im Rie-
derdrutferdimehrere Wörter bat; z. B. Shnieihnad, Wibbel:
wabbei, Tireltärel u.f.f. Im Hot entſchen iſt diefe ganze Form
fremd, indem man vom derfelden hur das einzige Vort Miſch⸗
maſch hat, dem es aber auch an der nöthigen Würde für die edle
Schreibart fehlet. Dieſer Mangel drückt das Wort Wirrwarr
noch wiehr, indem man im Hochdeutſchen dafür Gewirre bat,
daher jenes nur noch zumeiien in den niedrigen Sprecharten gehö⸗
vet wird, obgleich Leſſing ans Vorliebe für die Riederſächſiſche
Mundart es mehrmahls gebraucht dat. ©, Wiſchwaſch. Rs
Bir as
Derwhfgt des — rg, plur. inuf. ber Rısme einer Art Koh⸗
les mit krauſen Blättern, welcher auch ‚Serstobl genaunt wird,
und mwopon man fo wobl eine be, als grüne Art bat;
Braffica oleracea-Sabellıca Linn. Im gemeinen Leben‘ :
wird das Weri febr verfchieden ansgefprocen, Wir, Wer⸗
fing, Werth, Wirfping, Wirfchrobl, Möräing, Dürfchs
Pohl, u.f.f. Die Eudſylde ıng-ift die‘ Ableituugsfylde; Wirg
aber ſcheinet gleichfalls zu wirren zu gebören, und die Frgüfe
Beſchaffenbeit der Blätter zu bezeichnen. Im Fetefifchen if,
daher Wirſena eine Nunzel, Indefſen kann es auch jenn, daß.
es das alte Wort Wurz, Wir; if, welches oft Gemöfe über»
haupt bedeutete,
Der Wirtel, des—s, plur. utnom. Buy. ein nur nod 4 den,
jenigen Gegenden, wa man das Spinnen vermirteit der Spindel
verrichtet, bekanntes Wort, den ıhönerhen Ring zu bezeichnen,
welcher an die Spindel geſteckt wird, damit felbige deflo beſſer here _
um laufe; der Spinnwirtel, Das Wort ift mir-wirren , Wır-
bel, und vertere eines Stammes, inden der Besriff der kreis⸗
förmigen Bewegung auch Bier der herrſchende if,
Das Wirtelbeir, des — es; plur, Sie —e, der Rehne ai
gewiffen Beines an dem Dbernfe, und zwar ande oberſten
Theile desfelben; Pat, Allragalus oder Talus.
Der Wirth, des — es, plur. die — e, Fämin. die wiethinn·
1, Überhaupt, sine Perfon in Růckſicht aufdie Verwalinug ihres
Vermögens. So nennt man jeinanden einen guten oder ſchlech⸗
ten Wirth, wenn er fein Vermögen gut oder ſchlecht verwaltet,
oder anwendet, In etwas eingefebränfterm Berflande, eine Per⸗
fon in Rüdfiht auf. die Hausbaltung, wie fie der Hausbaltung
"vorftebet. Die Selder als ein guter Wirth behandeln. =. In
einigen engeren Bedeutungen. (1) Die mänıtlice und weiblide
Hauptpeifon einer Haushaltung merden, befonders wenn es ge⸗
ringe Perſonen find, oft der Wirth, die Wirchinn, noch bänft- .
ger und. beffimmter aber Sauswireh und Sauswirtbinn ge⸗
nannt.
bewohnt, Hauswirrhen, Familien. (2) *Der Ehemann unddie
Ehefrau ; eine jest veraltete Bedeutung, welche aber ededem febe
gangbar war, (3) Eine Perfon, welche einen oder mehrere Bäfte
verpflrger, d. i, mit Wobnungund Nahrung verforgt, es geſchehe
nu: ans Freundichaft oder gegen Bezahlung. In diefer Bedeur ;
tung ift der Wirth dem Gaſte, oder den Gäften entgegen gefegt,
Geſchiehet die Berforgung füe Bezahlung, fo gibt es wieder ver- -
ſchiedene Arten von Wirtben, welche durch die Sufammenfe Buns
. gen Gaftwireb, Speilewineh, Soenfwirch, Bierwirth wif.
„näher befkinms werden,
Anm. Im Niederdeurfchen Wehrt,. in einigen Dberdente *
ſchen Mundarten gleichfalls gedehnt, Wibrr, im ‚Shrei
fen Wärd. Von diefer Debnung rühret vermuthlich noch das
tb. her, mit welchem das Wort geſchrieben wird, ungeachtet _
es im Hochdeutſchen geſchärft lautet, Was die Abſtammuug
betrifft, fo iſt es ohne Zweifel von wahren in bewahren, vor
welchem au unfer warren abflammet, indem der Begriff,der .
Beforgung , der Pflege, dee Aufſicht, in allen Bebentuugen
ber berefchende iſt.
Wirthbar, — er, — ſte, adj. etadv. bewohnbar, Demopät, fo
wie unwirthbar, unbewobnbar,
Unter dem laubichten Dach der alten wirthbaren Linsen,
Zadar,
Das Wort ift von einigen neuern, emuihlich nach Art diefer ;
Herren, auf Gerathewohl, und ohne etymologifdge Kenntniß ge⸗
bildet worden, indem wirthen für haufen, wohnen, fängit verelter
iſt, wenn eg anders je üblich gewefen, daher das Wort nur einen .
fehr dunfein C egeiff DER PER i
Das Dorf war vor dem Kriege mit ſechzig Wirtben
Le
Wir: -,
\
*
BES
x
TREE GE — —
nn BI u er A 2 a h —2
we DH E z
ee
wirıben. weldes ©,
Die Wirtbinn, plur. die — en, S Wirth.
Wiethlich, —er, — fie, adj. et adv. den Eigenfchaften eines
- guten Wirtdesgemäß,unddariu gegründet; wofür doch wirth:
ſtcdaftlich im Hochdeurfchen üblicher iſt So auch die Wirthlich⸗
keit.
Die Wirtbſchaft, plar. Sie —en. Die Sandbabung eigenen
oder fremden Vermögens‘, der Inbegriffder Rabrungsaefhäfte,
und deren Verwaltung, fo wohl überhaupt, aller häuslichen
Gefchäfte, oder auch nur der zufammen gehörigen Geſchäfte einer
Art; ohıe Plural, Die Wirebicpaft verliehen. Der Wirebfchaft
vorkeben. Pine nute, Schlechte Wirthſchaft führen. Die
Lauswirthſchaft, Landwirthſchaft, Seldwirehfchaft, Jorfiz
wirthſchaft, Gaftwirthſchaft u.f.f, In engerer Bedeutung
gebraucht man es theils von dem Inbegriffe der häuslichen Ges
fdäfte; fo fagt man z. B. iemand habe feine eigene Wirthſchaft,
- wenn er die haustichen Geſchäfte felbft verwalten und beforgen *
laßtʒ ıpeits von dem Jubegt iffe der zu einem Gaft- oder Scheufs
wirthe gehörigen Geſchafte, und deren Berwaltung. Wicth-
ſchaft treiben, ein Gaft- oder Schenkwietd ſeyn. Die Wirch:
ſchaft verpahten. Im gemeinen Leben if Wirthſchaft oft
die Handhabung eines jeden Beſchäftes, aber gemeiniglich nur
im verüchtlichen Verſtande, von einer verworrenen, ſchlech⸗
ten Handhabung desfelben, Sie haben eine fchöne Wirth:
Schaft in dem Garten. angerichtet: Was ift das für. eine
Wirthſchaft? 2. Eine Luftbarfeit bey Hofe, nach welcher die
häuslichen Gejchäfte eines Gaſtwirthes in einer Verkleidung
vorgeftellet werden. 3. Der- Inbegriff der zu den. häuslichen
Sefbäften gehörigen Perfonen, eine Familie. So fagt man
oft, ein Dorf befiebe aus zwanzig Wirchfopaften, wenn es
aus fo vielen Familien beftebet,
Anm, Das Wort iff alt, und lautet fon bey dem Rotter
and andern Wirthlcaft, wird aber daſelbſt am bänfigften von
einem Schmaufe, einer Gaſterey gebraucht, von Wirch, fo fern.
derfelbe den Bäften entgegen geſetzet iſt.
Wirthſchaften, verb. reg. neutr. Wirthſchaft treiben, eigenes
oder anvertrautes Vermögen handbaben, daes denn nach dem ver-
" fhiedenen Umfange des Subfantives wieder in ver ſchiedenen Bes
deutungen gebrandht wird, Dft bedeutet es überhaupt, anders
trauteNahrungsgefchäfte verwalten. Wer z. B. einen anvertraue⸗
ten Wald nicht forftimäßig benuget, von dem fagt man, er wirth⸗
fchafte ſchlecht, oder übel. In engerer Bedeutung beieldinet es
bald Landwirihſchaft baben, oder treiben, ein Landwirth fenn,
bald Gaſt · der Schenfwirthichaft treiben, cin Gaſt · oder Schenfs
wirth ſeyn. Feruer im gemeinen Leben, ein Geſchäft auf
eine vermorrene Art verwalten,
Der Wirthfinafter, des — 8, plur.ut nom. fing. Fämin.die "
wirthſchafterinn, eine Perfon, welche Wirthſchaft bat, oder
treiet, befonders in Rückficht auf die Art, wie fie felbiee ver-
maftet. Kin guter Wirtbichafter, ein guter Wirtb, Am bäufig-
ſten gebraucht man es von Perfonen, weiche der Wirthſchaft an-
derer vorgefegt find, und weiche man and Saushälter , Baus
halterinnen gu nennen pflegt. |
/ Wirthſchaftlich, — er, — ſte, adj.et adv, einer guten Wirth»
Schaft gemäß und darin gegründet. Wirebfchaftlihe Ordnung
und Keinlichkeit. Kin Gut nicht wirthſchaftlich verwalten.
So auch die Wirehiebaftlichkeit.
Das Wirtbfchaftegebäude, des —s,plur. ut nom. ng, ein
allein zur Wirthſchaft beſt iaimtes Gebäude, an gi ig
von dem Wohngebäude uf
U: ae
Wirtben, verb. irreg. act. Wirth ſeyn, einen Gaft mit Woh- Das Wirthshaus, des—es, plur. die —häufer, von Wirth,
uung und Nahrung verſorgen; nur aoch in dem abgeleiteten ber °
fo fern es einen Gaft » ode Shentwicth bedenter, ein Hans, in
welchem Baft- oder Schenfwirtbfchaft getrieben wird ; ein Gaft,
bof, eine Scheufe, ein Weinhaus, Bitrhaus u. ff. Am Schwa⸗
benſpiegel Lithus, Leutebaus.
Der Wiſch, des—es, plur. die—e, don dem Verb⸗ wiſchen.
1, Ein Werkzeug zum Mifchen, oder Abwifchen ; befondersiu den
Sufammenfegungen Sorftwifch, leder wiſch —— uff,
2. Ein Strobwiſch, d. 1. ein Bündel, leicht zuſammen gebundenen
Strohes, fo fern dasſelbe als ein Zeichen verbothener Wege, des
freyen Berfaufes auf dem Märkte, u, f.f. zusgeftedet wird, 3.
Eine ſchlechte unbedeutende Schtift, im verachtlichen Verflande,
Laffen fie mich nur die Wifche nicht Länger halten, Leſſ. 4.
In Jrrwiſch bar diefes Wort noch feine erfte onomatopdietifche :
Bedeutung , von der leichten und zifchenden Bewegung, ©
Wifchen. -
Wirchen, verb.reg. welches aufgedoppelte Art gebrandht wird,
1. Als ein Neutrum, mit den Hülfsivorte feyn, fich auf eine
leichte, fehnele ud dem Laute diefes Wortes angemeffene Art
fortbewegen, Er if Mir unter den Händen davon gewiſchet.
Ehe ich.es mir verfabe, wifchte er in das Hans.. S. auch die
Zufammenfegungen Entwiſchen, Exwifchen , Durchwiſchen,
Sortwifhen u. ſef. 2: Alsein Activum, mit einem weichen
Körper fiber etwas binfahren, es zu trodnen, reinigen uff.
Den Mund, die Naſe wifchen, für abwiſchen. Sich den Schlaf
aus den Augen wifhen. S. auch Abwiſchen, Yuswifchen,
verwiſchen u. f(f.
Anm. Im Niederf, wifken, im Engl. whiſk. Es iſt eine
unmittelbare Dnomatopdie, und da der Lant, welchen es bezeichnet
und nachahmet, mit zwey fo ganz verfchiedenen Bewegungen
verbunden iſt, fo darf man.fid auch nicht verwundern, wenn
beyde nur einen und eben denfelben Nabmen haben. -
Der wifcher, des — 8, plur. ut nom, fing. 1. &ine Perfon,
welche etwas wiſchet, oder abwifcher, velleicht aur ſelten. 2.
Ein Werfzeug, etwas damit zu wifchen; oder zu reinigen, indie 2
len einzelnen Fällen. So iſt der Wifcher, oder WifchEolben, in
der Artillerie, eine Art Bürſte aneiner langen Stange, die Kar
nonen damit auszuwifchen. -BcH dein Fleinen Gewehre if eg eim
Kröger, den Lauf vermittelff eines Lappens zu reinigen, Bey
den Zeichnern iſt es. ein Stückchen zufammen gerolltes Papier, die
Rötbelfiriche zu verwifchen, Und fo in andern Fällen mehr. 3:
Figürlich, ein derber Verweis, fo wiederfelbe auch ein A usputzer
genannt wird, Jemanden einen Wiſcher geben.
Der Wiſchfang, des — 8, plur. imuf. bey den Jägern, eine
Art, die Vögel zur Winterszeit bey tiefen Schnee, vermittelt eis
nes auggefteften Wifches Getreide zu fangen,
Der Wiſchkolben, des — 3, plur.utnom, fing. S. Wifcher,
Der wiſchlappen, des—s, plur. ut nom, fing. ein Lappen
zum Abwiſchen.
Das Wiſchtuch, des— rs, plur. die — tücher, ein Tuch zum
Abwiſchen.
Der Wilhwalcdh,des—es, plur. Sie—e, ein Gefhwäß, doch
nur in den niedrigen Gorrdäriin. weil die Form, nach welcher
dieſes Wort von waschen, ſchwatzen, vermittelft der Wiederhob-
Ing gebildet ift, den Hochdeutſchen fremd und unedel iſt. Siche
Wirtwarr.
Der Wismuth, S. Wigmurb.
Der Wifpel, des—s, plur. ut nom. fing. eine Xrt Maße trodt-
ner Dinge, befonders des Getreides, welches dem nördlichen
Dentfchlande vorzüglich eigen if, undin den meiften Gegenden
zwey Malter , oder 24 Schäffel hält. Judeſſen gibt es doch Orte,
wo gr mehr oder weniger Schäffel Hält, wa aber die Urſache in der
-Ögg38 3 Größe
*
ma
Größe der Schäffel zu liegen (ceinet, So Hat er im Brauſchwei⸗
giichen 3, und in Hamburg 10 Schäffel.
Anm. Iu Niederfachfen gleichfal® Wifpel, in einigen Oegen⸗
den Winfpel. Das Wort lautet im Chron. Mont. Sereni
bep dem Jahre 2217 Wilchepele, in NRiederdeutfchen Ur- _
funden Wihelchepele, und in einer Belziger Urfunde von
2383 Weinſchaffel. In einer Urkunde von ı250 in Stap⸗
forfts Hamb. K. 9, Th. 2, ©. 31 beißt es: drey Wyſpel
welfhern Wichſchepel werden genomer. Vielleicht von Wic,
vieus, d. i. Stadtfeheffel, Stadtmaß. In einigen Gegenden
werden auch die Mifpeln, Wifpeln genannt. :
Wiſpeln, no h häufiger, Wifpern, verb. rey. act, et neutr.
im legten Falle mit dem Hülfsworte haben, welches in der ver»
traulichen Sprechart zuweilen für Bifteen gebraucht wird. Aus
der; Stande wilpeln, Eſ. 27,4. Jemanden etwas in die Oh⸗
zen wifpeln. So auch das Wifpern, Engl. Whilper. Es ift
eine Dnoniatopdie, fo wie flitern, das in einigen Gegenden üb
liche ziſcheln, das Schwed. hwiska, das Lat. fibilare, und
‚andere mehr. Don eben diefer Onomatopdie nennt Hagedorn
einen ſolchen Flifterer oder Wijpeler, Bisbill: - Eh
Der Zifchler Älteſter, Bisbill,
2 Lehrt heimlich, was ex lehren will,
Das Wifperlein, des —s, plur, ut nom. ling. in einigen
Dberdeutfchen Gegenden ein Rahme des Weidenzeifiges, vers
mutdlich auch wegen feiner Stimme. ,
Wißbar, adj.etadv. was man willen fann, wovon man klare
Vorftellungen haben kann. Der ganze Inbegriff des Wiß-
baren. So auch die Wißbarkeit, obgleich dasfelbe wur felte
gebraucht wird, 2.
Die Wißbegierde, plur. car. die Begierde, zu wiffen, das lebe
hafte Verlangen nah Maren Vorſtelluungen. Diele Wißbegierde
haben. Nahrung für feine Wigbegierde finden, Die Wipbes
gierdehatdie Erweiterung des Verſtandes zue Abſicht/ die Neu⸗
gierde will nur Dinge wiffen, weil und fo fern fir etwwas Neues
find; beyde find daher ehr Leicht zu nnterfcheiden. Jene iſt ein
anſtändiges und edles Verlangen, diefe eine Fleinliche und oft dere
ãchtliche Lüſternheit.
Wißbegierig, — er, — ſie, adj. et adv. ein lebhaftes Verlan⸗
gen ãußernd, etwas zu wiſſen, klare Voeſtellungen zu haben,
und darin gegründet. Ein wißbegieriger Jüngling.
Wiſſen, verb. irreg. act. et neutr. Prãſ. ich weiß, du weißt,
er weiß, wit wiffen uff. Conjunet. daß ich wiffe. Juiperf.
ih wußte; Conjunct. wüßte; Partieiv. gewußt.
1, $n dei weiteften und gewöhnlichften Verſtaude, eine Flare
Borftelung vondemn Dafenn einer Sache und der Art desiriben
haben. Sowohl mitdem Accufative. Ich weißeslange. Den
vechten Weg willen. Ich weiß das Haus, d.i. weiß, wo es
ſtebet. Ich weiß die. ganze Gefchichte fchon, fie it mir. fchon
befannt. Beinen Rath wiffen; ich weiß mir Feinen Rath.
Weißt du eine beffere Geſellſchaft, als die unfrige?! Das
weißer auf ein Saar, im gemeinen Leben, für fehr genau.
Diel wiffen, alles wiffen wollen, nichte wiffen. Als auch
mit einer Conjunction, oder fo, daß das Prädicat einen eige⸗
nen Sag ausmacht. Ih weiß, daß er da iſt. Wir wiffen
elle, daß er unfchuldig war, Du wirft doch wiffen, ob
du ihm gut bik. Ich weiß nicht, ob ih ihm gefalle. Mr
weiß nicht, wie der Mangel drückt. Ich" weiß nicht, was
ich thun foll. Ich weiß, er Fommt. Ich weiß nicht, was
für eine verdrießlihe Gemurhbsart Sie heute haben. Wil
man ausdrucken, daß man nur einen Theil einer Sache wirfe,
fo. befommt das Ganze das Vorwort von. Ih weiß nichts
xon der Sache.
2 ”
| BE 10
Du, der du denkſt, daß alle von die wiflen, ER
von dir jegt alle veden müffen, Gell.
Ich lefe es in den Yugen allerzpaß fie von unferer Unterre⸗
. dung wiffen. Ich weiß von nichts. Pine Liebe, die nicıs .
von Zigennug weiß, welchefder Eigennng pöllig undefannt if,
Die Präpofition um vor der Sache deutetan, daß man nebſt aus
dern Kenutniß von <twaghat, oder esweiß. Sie weiß um alle
meine Geheimniffe. Die Perfon, welcher man'eing Nachricht zu
danken hat, bekommt das Vorwort von. Ich weiß es vonibm,
ISwweiß es von guter Sand, von einer zuverläffigen Per ſon
Woher weißt du das? von wen ? Las
In manchen Fällen wird es auch als ein Heeiprocum, mit eis
nem Adoerbio gebraucht. Sich ficher wiffen, eigentlich eime ellip⸗
tiſche RA. wiffen, daß man ficher ift, So auch, ſich unſchuldig
wiſſen, ſich Feines verbrechens ſchuldig wiſſen. Auf eine ähne.
liche Arc wird eg als ein Activum mitdem Accuſative der Perfon
und einem Adverbio gebraucht, wo die Ellipfis noch ärkerif,
Wie gern mocht ich dich glücklich wiffen, d.i. wie ſehr wünfchte
ih, daß on glüdlich wäret. Willſt du mich ruhig willen, fo 1%
fage mir nichts davon. Ich kann nicht ruhig flerben, wenn
ich dich bey meinem Leben nicht ver ſorgt weiß. Wo es oft ei
nen Befehl mirin fich ſchließt. Er will die Sache gethan wife
Ten. Ich will die Sache außer Streit gefegt wilfen. Noch
eliptifher und figürlicher ift der Ausdruck, ich viel mit erwas
are
. wiffen, ſtolz darauf ſeyn, fih damit blaben. NE
Der Gebrauch mit deu Jafinitive, ich weiß ihn wohnen, flie,
ich weiß, wo en wohnt, geböct ir pie niedrige Sprechart. Rich⸗
tiger find: einen etwag wiſſen laſſen, ihm Nachricht davon ge⸗
ben, mit den Aecuſatlve, nicht einem, weil hier die Confteuction
des Accufativi mit den Infinifivo Statt findet. Aber meine Frau
darfiches nicht willen Inffen, Gel. 5 B
© liege mich der Simmel wiffen, —
Wer mir im S plaf die ſand geküßt, eben derſ.
Inaleichen, einem etwas zu win than, anch ihm Nachricht
davon geben, ſchon ben dein Notker ze Wizzene tuan, Nichts
von ſich wiſſen laſſen, keine Nachricht von ſich geben.
Beſondere Ausdrücke find noch: Geld bey jem anden wiſſen,
wiſſen, daß er Geld habe. Einem Dank wiſſen, ſich ibn zum
Danke verpflichtet halten. Ich weiß es ihm vielen Dank, daß
er es mir geſagt bat. In dieſer letzten Bedeutung ſcheinet es
vielmehr von weiſen, in erweiſen abzuſtammen, wovon mau auch
im Schwedifh, und andern Sprachen weta, fürgeben, leiſten,
erweiſen bat. ;
Wire, du follt wilfen, man muß wiffen, u, f.f. werden
gebraucht, w.nn man etwas mit Ernſt und Nachdruck bekanut
machen will, !
Wille, diefer böfe Mann
Zielt, fo lang’ ich denken kann, Licht, —
Sie müſſen wiſſen, daß er noch nicht die geringe Erfahrung
bat, Ich bin ein ebrliches madchen daß fie es wiffen, oder, E
daß file es nur wiſſen.
in Philoſoph trat neulich bin, —
Und ſprach: ihr Serven, wißt, ich bin, Haged.
In der vertraulichen Sprechart wird diefes Verbum nach auf
verſchiede ne Art gebraucht, mancherley Nebenbegriffe zu bezeich⸗
nen, 1. Wer weiß?eine Ungewißheit zu bezeichnen, Wer weiß
auch, ob ich ihm gefalle, Gel. Wer weiß, wases gebörer har,
es iſt noch fehr ungewiß, was er eigentlich ‚gehöret bat. 2. In
andern Fällen iſt, wer weiß? ein Ausdrud der Möglichkeit.
Wer weiß, wie viel fie noch damit gewinnen? Gell. es: if
immer möglich, daß fie viel damit gewinnen. Wer weiß, wie
glücklich Re noch werden, 3. In noch andern bezeichnet diefe
a
”
—
*
a
E
*
>
— —
—
Form einen hoben, aber unbeftimmten Grad. Man könnte auf
die Gedanken gerathen, daß nur, wer weiß was, an einer
Stau gelegen fey ; Lefj. ſehr viel. Er denkt, wer weiß, wie.
fett ich in ihrem gerzen fige, eben derſ. daß ich febr feft in
ihrem Herzen fige. 4. Man kann nicht wiffen,, in Antworten,
‚bedentet fo viel, als, es ift möglich. > 5. Wenn man etwas von
einer Sache nur in fo fern prädieisen will, als man es weiß,
ohne es eben als gewiß zu behaupten, fo druckt man. das gewöhn⸗
lich mit ſo viel ich weiß aus. So viel ich weiß, in er allen.
It er ſchon dar Autw. fo viel ich weiß, nicht. Eine irre⸗
guläre Form iſt, weun man dieſes in Amwotten durch daß ich
nicht weiß, und, daß ich nicht wüßte, ausdruckt, ob fie gleich
oft in Leſſtugs Schriften vorfommt. Haben fie erwas Heues
gehort ? Antw. Nichts von Belang, daß ih wüßte, fo viel ich
weiß, oder mich erinnere, Auch der Gebrauch dis Participii, jo
viel mir wiſſend iff, für bewuße, iſt tadelhaft, (S. die Ans
merk.) Erträglicherift dafür der Benitivdes Subſt antivi, mei⸗
nies Wiffens, d.i. jo viel ich weiß. Er if, meines Wiſſens, noch
nicht geiiochen, 6. Weißt du was? vder, wiſſen Sie was?
eine gewöhnliche Kormel, etwas Neues oder —— au⸗
aufändigen.
2. In einigen engern Bedeninngen, (+) Dem Getächinifie
eingepräget haben, volflä:diger, auswendig wiſſen, wie kön⸗
nen. Seine Lection wiſſen. (2) Gewißbeit von der Wahrheit
einet Sache haben, völlis davon überzeugt fen, in wel@ger Ber
deutuug wiſſen ders glauben entgegen gefettift. Ich glaube es
nicht blog, ſondern ipwah es. (3) Zäbigfeit Ju etwas heb-n,
Drirtet und Wege wiffen, etwas zu thuu oder zu. bewerffieligen,
für Binnen ; in welcher Bedentung es doch nur nie dem Infiniso
des Prödicares und dem Worichen zu gebraucht wird. Ich weiß
das Haus nicht zu finden, weiß nicht, wieich es finden fol, fann
es nicht finden. Er wußte ihn nicht zu nennen. Zr wußte
kein Wort zu RABEN. Er wußte ſeine Sache ſo geſchickt
anzuſtellen, deß u. j. f.
Man muß, will man ein Glück genießen,
Die Steybeir zu behaupten wiffen, Geil,
So verdienüvol auch ein Menſch ifi, fo muß er doch an ſich
zu halten wiffen. Ich weiß dir keinen beſſern Rath zu geben,
als den. Er weiß fich nicht zu belfen, weiß ſich nicht zu laf-
fen. Er weiß zu leben. Das Dingifi nicht geſchehen, weil
ich zu denken weiß, beffer, fo lange ich denken faun. Ich wüßte
nich nicht zu erinnern, daß ich es jemahls gebörr hätte,
Dabrr das Wiffen, ©, ſolches hernach befonders.
Anm. 1, Dogleih diefes Berdum häufig mit dem Accu⸗
fative gebraucht wird, und im fo icon ein wahres Acrivum ift,
fo ift es doch im Yaffioo ungewöhnlich. Man fagt zwar, ich
weiß den Weg, ich habe es lange gewußt; aber nicht, der
Weg wird von mir gewußt, die Sache iſt von mir längft
gewußt worden, Das Partıcipimin der gegenwärtigen Zeit wiiz
fend, wird als_ein Adjectiv für fich allein nur felien gebraucht,
und vielleicht une mit den XBörtern, viel, alles, und nichts:
der alles wiffende, oder allwiffende Gott, ein viel wiffender
Mann, ein nichts wiffender Füngling. Als ein Adverdinn,
wohl wiffend, daß. f. fi fommtes nur noch in den Ra zelleyen
vor. Dir edler Schreibart maß es hier amichreiben. Aber wirt
lich fehlerhaft ift es, dieſem Parkicipio eine paffıre Bedeutung
unterzufchieben, un es für bewußt gu gebrauden, So viel
mir wiff nd tik, bewußt.
Ber Lowe ſah umber, zu bören, *
Wem ſonft davon was wiſſend ſey, Lichtw.
Au h das Parrieipinin der vergangenser Zeit, gewußt, wird wohl
wicht leicht als cin Adjectio gebrauchte werdeu.
2 Be 1588:
Anm. e. Wiſſen, von den früheſten Seiten on, wizllan, wiz-
zan, im Slicderteutfgen weten, bey dem Ulpbiles vitan, im
Island, vita, im Schwed. weta, im Engl, weet, ift in der
Hoddeusfhen Geſt alt ein Intenfionm, wir aus dem perboppelten
s erheller. Löfer nian diefesianf, und ertwäget, dag t, dund g in
den Mundarsen häufig in einander üdsrgehrn, fo wird es mehr
als wahrfeprinlich, das wiffen, Hieverf, weren, und das Kat, vi-
dere und vilus,; und Öried. dsw, (eben, Wörter Eines Stam⸗
mes find, indem doch alles unfer Wiſſen aus den äußern Sinner
und beſonders dem Sehen entſpringet. Im Böhmifch.ift wedeti,
gieisfalls jeden, und im Fopin. widze, ich ſehe, und Wiem, .
wiezs, ich weiß. (S. auch Weiß, in der. R. A. einem erwag
weiß machen, und Wig,) ImOberdeutſchen gehet dieſes Werbung,
weuigftens im Präfeutt, vegulätz Ich weiß, du weifeh, er
weißt.’
Dre Willen, des —s, plur, car. der $ufinirio des vorigen Ver⸗
bi, als ein Subſtantiv gedraucht. 1. Der Zuſtand, da man Vor⸗
ſtellungen von Dingen außer ſich bat, und der Jubegriff der ſelben,
Erkenntniß, Wiffenjchaft ; doch nur ſelten. Alles unſer Wiſſen
in Stückwerk. Das Wiſſen blähet auf. 2. Der Zuſtand, da
man umeine Sache weiß, Kenutniß, Rachricht von derfelben
bat; ohne Artikel und nur mit Proneminibus, Ohne mein, dein
u.fh Wiſſen. Es gefcpieber mit meinem Wiffen, ich weiß
darum. Weines Wiffens, fo viel ich weiß. Die Sache iſt meis
nes Wifjens nicht sußtande gefommen, Sv and) feines, unferg, -
ihres Wiffens.
*Die Wiffenbeit, plur. car. der Zuffaub, daman etwas weiß,
wie Wißenſchaft a. Einzin ſich Allein veroltetes, und nur noch
in Allwiſſ enbeit und Unwifien beit wind Wort.
Die Wiſſenſchaft, plur. die— en. . Der Zuſtaud, da man et⸗
was weiß, Kenntniß, Nach icht davor bar; ohne Plural. Ich
habe keine Wiſſenſchaft von der Sache, oder, um dieſelbe.
Etwas zu jedermanns Wiſſenſchaft bekannt machen, damit je⸗
dermann es wiſſe. Es fangt in dieſer Bedewung an, im Hoch⸗
deutſchen zu veralten; vernubli um der Zweydentigkeit mit
den folgenden Berentungen Willen. Im Oberdeutſchen ift es
noch für Andenken üblich. Benenfelben vuber in gnadigfier
wiſſenſchaft, in gnädigem Andenken. 2. Der Inbegriff deffen,
was man im engern Verſtande weiß, ‚der Inbedriff der kla⸗
ten und deutlichen Begriffe, weiche man bar, beſonders die
Einficht ir den Zuſammenhang allgemeiner Begriffe; auch
obne Plural. ®n Mann von vieler Wiſſenſchaft. Alle
feine Wiffenjchaft verlieren. Auch diefe Bedeutung fomint
wenig mehe vor. Am hänfigften gebraucht man das Wort
noch, 3. Dbjective, von dem Inbegriffe in einander geariin«
deter allgemeiner Wahrheiten; wodurch fid die Wiffenfchaft
von der Kunſt unterfcheidet, indem diefe Hof Ausiibungsfige,
jene aber in einander gegründete allgemeine Waprheiten ent
hält, Es gibt demnach fo viele Wiſſenſchaften, als allges
meine Wahrheiten, wie Wahrheiten Einer Art, und in einander
gegründer betrachtet werden.
Anm. Im Riederf. Wirfkcp, im Säwe.wetinskäp. In
den alteſten Oberdeutſch. Schriftſtellern iſt mir dieſes Wort nicht
„norgefomm.n, indem fie Chiwizs, Gewizzeda, Chiwizlla,
dafür gebrauchen,
wiſſenſchaftlich adj. et adv. von der dritten Bedentung des
dorigen Wortes, nach Art einer Wiſſenſchaft, d. i. in einander
georlindeser allgemeiner Wahrheiten. Die wiſſenſchaftliche Erz
Eenninif, welhedie einze nen Dinge auf allgemeine Begriffe zus
růck füheer, und ihre Gründe und Verbindungen einfirder ; zum
Uarerfciede von der bloß diſtoriſchen, welche aut weiß, daf die
einzeluen Dinge da find, uad allenfalls, wie fie da ſiud. Eine
Sache
sr
— = — — ER
1583 Bil,
‚Sache wiſſenſchaftlich behandeln, nah allgemeinen Begriffen-
und Grundfägen, z “2
Wiſſentlich/ adj, etadv. mit Wiffen oder Bewußtſeyn verbun⸗
‚ den, und darin gegründet, Wiffentliche Simden, welche mit
Willen gefheben. Wiſſentlich babe ieh ihn nicht beleidiger, mit
meinem Wiffen, fo viel ich weiß. Sich vor wiffentlichen Las
ern verwahren. Schon in den mittleren Zeiten wizzentleich.
Es iſt von wiſſen; das eingefchalteree ift das t enphonicum, wel⸗
ches ſich auch in ordentlich, gefliffentlich, wefenelich u: a. m. der
fiade. ST | SR
Der Wißmuth, des— es, plur. doch nur vom mehreren Arten
odey Quantitäten, die — e, der Nahme eines fehr fpröden Halb⸗
metalles von einer weißgelblichen, indasRörhliche ſpielendeu Far⸗
be, weich. 5 auf feinem Bruce ein würfliches aus Kleinen Blätt-
Sen betehendes Gewebe zeiget. Das Wort fheinet zufammen
gefegt zu feyn ; allein beyde Hälften find mir gleich dunkel, daher
es ein fremdes, aus einer andern Sprache, vielleiyt aus der
Slavon. entlehntes Wort zu ſeyn feheinet. Eswird auch Big:
muth, Dän. Bismut, geſchrieben und gefprochen. Au Chprräi
Nomencl. Saxon, komutt auch das Wort Mithan davon vor,
welches dafeldft duch plumbum cinereum, Weſemot, und,
Conterfey esfläret wird. Conterfey bedeutere ehedem ein jedes
nachgemnachtes Metall, paffer alfo auf Wißmuth nicht. Die Eng-
läader nennen den Wißmuth Tinglals, die Franzofen aber
Etain de Glace, *
Die Wißmuthblüthe, plur, doch nur von mehrern Arten,
die — n, im Bergbaue, ein vöthlicher Befchlag, welcher von der
Verwitterung auf den Wißmutherzen entſtehet. \
Wifmutben,verb. reg. act, bey den Zinngießern, fih zum
Köthen des Wißmuthes bedienen, —
Das Wißmucherz, des —esplur. doch nur von mehrern Ar⸗
ten oder Quantitäten, die — e, vererzter, d, i. mit fremden Berg⸗
arten umhülleter Wigmuth, Erz,deffen vornehmſter Beſtandtheil
Wigmurd ift. j
Die Wifmutbgraupe, plur. die—n, im Hüttenwerfe, Stür
de Wißmutherz , von welchen der Wißmuth abgefeigert worden,
und nur noch der Kobald übrig ift. —
Der Wißmuthkonig, des—es, plur. die — er, eben daſelbſt,
ein ſprödes Halbmetall, welches aus Schmelzung des Wißmuth⸗
erzes entſtehet, S. 1. Rönig,
Das Wißmuthkorn, des — es , plur. die —Förner, eben da⸗
feibft , Körner Wißmuthes, welche von dem Schmelzen der Wiß⸗
mutbäraupen entfliehen,
Der Wißmuthrauch, des — es, plur. inuf, der in Geſtalt
eines Rauches im Schmelzen aufgelöfere Wißmuth. ».
Die Wifmuthftufe, plur. die —n, eine Stufe, d. i ein Stück,
Wißmutherzes. *
Wiſt !in der Sprache der Fuhrleute, S. sott!
Der Witſtock, des — es, plur. die — ste, in der Rothwal⸗
ſchen Diebesfprache, ein dummer Menſch, beſonders, wenn er
die Rothwalſche Sprache nicht lernen kann. Eben daſelbſt iſt witz
tiſch, einfältig, dumm,
Der Witten, des—s, plur. ut nom.fing; ein nur in Nieder⸗
ſach ſen übliches Wort, eine Scheidemünge zu bezeichnen, welche in
den meiffen Örgenden ı 4 Pfennig gilt, fo dag zwey Witten einen
Dreyer, acht aber einen Groſchen machen. In manchen Gegen⸗
den, z. B. in Stettin, gilt ein Witten zwey Pfeunige, Im-Lür
neburgifchen, in Stralfund gilt ein Witten drey Pfennige, fo daß
deren 96 aufeinen Thaler gehen. Ja Oſtfriesland ift der Witten
die kleinſte Scheideinünge, indem deren dafelbft 540 auf einen Cha,
ler gehen. Das Wort iſt das Niederfähfifhe wire, weiß, und
hedenter eigentlich Weißpfennig, d.i. eine filderne Münze, weil
a
36.8 —** ARE
x —
En FR DOT AB
We
die Witten anfänglich aus Silber gefchfägen wurden, daher ‚die
Gre Silbermünge auch in Schweden Wirren beifen.
», As ein Neutruͤm, wit dem Hülfsworte haben, (1) Dons
nern, unperfönlich, wofür in den niedrigen Sprech arien auch wet⸗
tern üblich iſt. Eswittert, bat gewitreit,
So läßt der Froͤſche Volk fein Quaken in den Röhren,
So wohlbeym Sonnenfihein, als wenn es wittert, hören .
Haller, —— — "
Figürlich, raſen, toben, da es denn Herfönlich gebraucht wird,
> aber im Hochdeutfehen uubekannt iſt, obgleich die niedrige Sprech»
art wettern im ähnlichen Verſtande gebraucht. In einem alten
Kirchenliede heißt es: laß den Saran wittern, laß den Seind
erbitteen. (2) Es wittert durch das Da, im gemeinen Le⸗
ben, wenn Regen oder Schnee duch das Dach dringen. (3) In
einem andern Verſtande wich wittern in manchen Prodinzen
gleichfalls unperſönlich von dee Beſchaffenbeit der Witterung
gebraudit. Es wittert nun den ganzen Monath ſo, iſt den gan ı
zen Monath ſolches Weiter. Da es denn zuweilen auch perfön- *
lich gebraucht wird. er =
Wer weiß, wie noch der Himmel wittert, TE
‚Drum wohl dir, wenn du-fleißig bil, Gryphbbß.
(4) Bon der Witterung verändert werden, doch nur in den Zus
fanmenfegungen anwittern, auswittern ducchwittern, ver _
wittern u. f.f. Da es wegemder paffiven Bedeutung zugleich das
ülfswort feyn befommt. EN LE
% 2. Als ar Yeeisum „durch den Geruch empfinden. (1) Ei⸗
gentlich wo es vornehmlich bey den Jägern gebraucht wird, fo
fern dee Geruch von dem Wetter, d.i. der Luft oder dem Winde,
verbreitet wird, daher bey ihnen dafür auch winden üblich Re
Das Wild wittert den Jaͤger. Der Hund hat den Hafen gewitz
tert. (2) Figürlich, verfpüren, merken; elne Figur, welche frey⸗ =
lich nicht die sdelfte ift, ob fie gleich häufig vorkommt,
Kaum venne Crifpinzum neuen Schmaufe,
Und wittert angenehmen Wein, Haged.
Der, wie ein muthigs Roß, den Streit von ferne wittert,
3 Weiße...
Scharf, und wie Schiffer pflegen,
Siehe er nacp Luft und Wind, und wittert Sturm und
N - Regen, Haged.
Du witterfiden verluft ses Bleinods aller Schäge, Günth.
Als ein Reeiproeum. (1) Sich wittern lafſen, ſich fpür
ten laſſen, merklich werden ; eine Fortſetzung der vorigen Fieur,
welche im Hochdeutſchen nur in der vertraulichen Schreibart und -
im Scherze üblie if. Die Mauſe laſſen fich diefes Jahr nit
mebr in ſolcher Menge wittern. Im Dberdeurfcheirbingegen iſt
es in die ſer Bedeutung ohne laſſen, als ein neutrales Reciprocum
ſehr gewöhnlich.
Kunein kleiner rauher Wind pr
"ur zu wittern fi beginnt, Opitz.
- Wieder Berg entbrennt, und wenn die Gluth ſich wittert, “
eben derſ.
So wird fi bald ein Schwarm vonMlomus-Brüdernwie
tern, Gin,
Belial herrſcht über mih, : +
Und der Drache wittert ſtch, Gryph. —
(2) Der Witterung genießen, nur im gemeinen eben. So ſagt
man, die Bienen wittern ſich, verwittern ſich oder wittern
ſich aus, wenn fie fich formen, oder der (dönen Witterung freuen,
Anm. Es i@ von Werter,, oder vielmehr mit Werter Eines
und eben desfelben Stammes, and nur der Mundart nach untere -
ſchieden. Werter fheintausder Niederdeutſchen, Wittern —*
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Wistern, verb.reg. welches auf dreyfache Art gebraucht wird,
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aus der Sd adeutſchen Mundars in —
kennt die Nieder ſäch ſiſche Mundart in den ganzen Geſchlechte die⸗
fes Wortes kein i. Wittein heißt daſelbſt wedern, weren, aus-
wittern, und verwittern, een und verweren, ungewitter
aber Anrweer,
Die Witterung, plur. die —en. +. Der merklich veränderliche ;
Zuftand der Atmofphäre, alsen Collectivum, mehrere Befhafs
feuiheiten diefer Art zu bezeich nen, wodurch esfih von Wetter _
uuterſcheidet, welches une eine einzelne Beſchaffenheit andentet,
Der Grund diefes Unterfchtedes lieget in der Ableitungs ſylbe ung.
Kine gemaßigte, veränderliche, fruchtbare Witterung. Au⸗
genebme Srublingswitterung. Daber die Witterungslehre, .
die Lehre, die veränderlihe Beſchaffenheit der Aimopbäre zu be⸗
urtheilen und vorher zu fügen, 2. Im Bergbanewerden nicht al .
lein die Dampfe, welche zuweilen aus den Grubeugebäuden fleis
gen, fondern auch die unterirdifige Wärne die Witterung ges
nannut. So ſagt man dafelbft, die Wirterung müſſe die Erze zur
Zeitigung bringen, die unterirdiſche Wärme. 3. Von wittern,
tiechen,ift die Witterung der obj etlve Geruch, beſonders bey den
Jägern. Der Witterung nachgeben, dem Geruche. Die Witte⸗
rung von etwas haben, es durch den Geruch empfiuden. Eden da⸗
ſelbſt iſt 4. die Witterung ein ſtark riechender Körper, wilde
Thiere damit anzulocken, er beftehe nun, woraus er wolle,
Der Wittfiſch, des —es, plur. die —e, der Niederfächfifche i
Nahme des Weißfifches, S. diefes Wort.
Der Wittewal, des —rs, plur. die —e, in einigen gemeinen
Mundarten, ein Rahme der Goldamfel, vermuthlich von dem
diefen Vogel eigenen Geſchrey. ©. Goldamſel. ,
Die Wittfraͤu, plur. die —en, im gemeinen Erben für Wirwe,
©. dasfelbr,
Das Witthum, des —ıs, plur. die —r, ein im Hochdeutfchen
größten Thrils veraltetes Wort. Es bedeutet: 1.* Eine Aus-
ſteuer, Mitgabe überhaupt, in welcher Färgrk veralteten Bedeu⸗
fung es unter andern bey dem Wilferam vorkommt. 2, Das jeni⸗
ge, was cin Ehemann feiner Frau, auf den Fall, daß ſie Witwe
werden ſollte, zu ihrem Unterhalte ausſetzt, wofür jest Leibge-
dinge u. ſef. üblicher find. In diefer Bedeutung wurde ehedem
night allein ein folches Capital, fondern bey vornehmen Witwen
anch ein Grundflüd, auf welchem fie ihren Sig, und von deffen
Ertrag ihren Unterhalt haben folten, Witthum genannt. ' In
dem letztern Sale ift dafür Witwenſttz üblich. 3. Das einer Kir⸗
he oder.andern kirchlichen und andächtigen Auſtalt bey der Stif-
tung vermachte Grundſtück, und in weiterer Bedeutung ein jedeg
- einer folcden Anftalt gehöriges Grundftück; eine noch in an»
Gen Provinzen übliche Bedeutung, welche aber im —
gleichfalls veraltet ift,
Anm. Das Wort ift alt, und lautete ehedem Widemo, RT
noch in manchen Gegenden Widem. Es ift nicht von dein flhen:
den Witwe, fondernvon dem Verbo widnen, und bedeutete übers -
baupt ein jedes gewidimetes But, befonders das einer andächs
tigen Stiftung gewidmete Gut. : Da widmen, vermittelſt
des m, von einem veralteten Verbo wisen -abacleiter if, fo
ift Wiethum, fo wie in. andern Fällen, eigentlich von — * mit
Übergehung des Ableitungslautes m ia widthum, Witz
thum. S. Widmen.
* Der Wittling, des—es, plur. ine; eine Niederſchſiſche
Benennung des größern ——— von wirt, weiß. Siebe
Weißfiſch.
Der Wittmann, des —es, —— die —männer; im —
Leben für Witwer, S. das foigende.
Die Witwe, Blu: die — n im männlichen Geſchlechte, SerWir:
wer, des —8, plur. ur nom.fing, eine verheirathete ou
Xsd.W.3.4.T). 2. Huf R ———
D
ER Dis 1586 :
welcheihres Ehegatten durch den Tod beraubt worden; die Wiewe,
weldeipren Ehemann verloren bat, und der Witwer, welcher
feine Ehefran verloren bat; im gemeinen Leben, die Wittfrau
und der Wittmann. Witwer oder Witwe werden, feinen Ehe
gatten duch den Tod verlieren,
And. Das Wort iſt fehr alt, und beynahe allen Europäifchen
Sprachen gemein, Es lautet bey dem Ulphilas Widuwo,beydem
Dtifried und andern alten Dberdeutfchen SHriftfiellern Witua,
Witena,Wituwa, im Anaelf.Wuduwa, im Enge. \Vidow,
„im Niederf.Wedewe,imfricf.Wees a, Wida, in ben Slavoniſchen
Mundarten Wdowa, im Lat. Vidua, Viduus, nud davon im
Stal,Vedova,im Frauz. Veuve. Es erhellet hieraus, daß die
in einigen Oberdeutſchen Provinzen übliche Form Wittib oder
Wittibe und Wittiber, wenigſtens nicht die beſſere iſt. Da es
nicht glaublich ift, daß fo viele entfernte Volker, nnd zwar zu eiĩ⸗
ner Zeit, da fie mit den Römern fo wenig Verkehr hatten, diefes
Wort von dem Lat, vidua entlehnet haben follten, welches zus
gleich voransfegen wiicde, daß ihnen der Eheftand und die damit
verbundenen Begriffe bis dahin unbekannt gemefen, welches doch
wider alle Gefdichte ifl.: fo muß diefes Wort eines don denen
feyn, welches die alten Europäifchen Völker noch mit aus ihren
gemein ſchaftlichen Vaterlande gebracht haben, Was denStamms
begriff desfelben betrifft, fo ift Wachters Meinung, der es von &
dein Lat.videre, in dividere, theilen, bey den Alten Hetrufeiern
iduare, berleitet, nicht unwahrſcheinlich, fo daß es eigentlich eis
ne getrennte Perfon bedeuten würde, Bey den Balifern iſt
guith, die Ebeſcheidung/ welches zugleich an unfer quite erinnert,
Anf ähnliche Art heißt eine Witwe im Schwed. Enka, und ein
Witwer Enkling, gleichfan: eine einzelne Perfon.
Die Wirwen-Cafle, plur. die —n, eine Anftalt, nach welcher
Ehemänner bey iprem Leben eine gewiſſe Caffe errichten, auf wele
Ger nach ihrem. Tode ihre biuterlaſſenen Witwen Be
werden,
‚Der Witwennebalt, des —es, plur.die—e,: Bädfenige,. mas
einer Witte zu ibrem Unterhalte ans geſetzt oder beftimmt if; ; file
tweilen auch das Witwengeld,
Das Witwenjabr, des —es, plur.die—e, das erſte Jaht nad
des Mannes Tode, ſo fern die Witwe in demſelben noch deſſen Ge⸗
halt genießet; in einigen Gegenden das Gnadenijahr.
Der Wirweniig, des —es, plur, die —e, der Det, welcher einer
vornehmen Witwe zu ihrem Aufenthalte angewieſen wird; ebe⸗
dem der Witwenſtuhl.
Der MWitwenftand, des —es, plur. car. der Stand, sder Sur
fand einer, Witwe.
‚Der Witwer, 8. Witwe
Der Witwerftand, des —es, plur. car. der Stand, oder Zus
ftand eines Witwers.
Der Wit, des—es, plur. car. 1.*Wiffenfehaft im mweiteffen
Berftande,der Vorrath von klaren Begriffen, welchen ein Menfch
batz eine jegt veralsete Bedeutung, in weldyer das Wort noch in
Murterwig und Schulwitz gebraude wird. 2. Der Verſtand
überhaupt ; eine alte, noch im gemeinen Leben bin und wieder-
übliche Bedeutung. Go ſagt man, ein Bind habe vielen Wie,
wenn es einen für fein After ungewöhnlichen Verſtand äußert.
Daber Yberwig, Wabnwig, Verrückung des Berfiandes. 3. In
der engften, jetzt noch allein üblichen Bedeutung il dev Wig, das
Vermögen der Seele, Äbnlichfeiten, und befonders- verborgene
Ähnlichkeiten, zu entdecken, fo wie Scharffinn das Vermögen iſt,
verborgene Unterfchiedeaufzufinden,
Anm. Das Wortif-alt, und lautet fchon von den früheften
Zeiten an Wizzi,ift aber, fo wie alle Abftracta, in der Brdeu⸗
"tung fehr fhwanfend, indem es bald für nolitia, bald für intel»
8666 ligen-
—
1587 Bis
ligentia, bald aber aub fürratio gebraucht wurde, Ratio
wizze, unde inzellectus, fernumelt, diu ouh mens,
muot keheizzenfint, heißt es im Notker. Es iſt, wie das
Enal. Wit, welches auch noch Verſtand, Scharffinn u. f. f. bes
deutet, mit weife und wiſſen Eines Geſchlechtes, obgleich nicht
“unmittelbar von denfelben abgeleitet,
Hwafli, Scherffinn, und wizzen, weife werden,
—1X
Witzeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, in der
dritten engern Bedeutung des vorigen, zur Unzeit witzig ſcheinen
wolen, Wis am unrechien Orte und auf die unrechte Art anbrin⸗
gen. Kin Schriftkeller wigele, wenn fein Befteeben, Wis zu
äeigen, zu merklich wird, wenn er denfelben am unrechten Drte
oder aufeine unſchickliche Art anzubringen ſucht. Mit manchen
Adverbiis auch als ein Aetivum. Es gibt Shöne Geiler, wel:
he uns die Religion ganz hinweg wigeln, So aud) das
Wigeln.
Anm. Es iſt eines von den nenern Wörtern, welches aber
völlig analsgifch und richtig gebilder iff. Das Fehlerhafte, wels
es in dem Begriffetiegt, gründet fich auf die verfleinernde Form
ein, nach weicher auch vernünfteln,grübeln m f. f. gebildet find,
S—eln
Wigie, —er, —ie,adj.etadv, 3.* Biel wiffend, viele Flare
„im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich,
Begriffe habend; nur noch hin und wieder im gemeinen Leben.
2,* Viel Berftand befigend und verrathend, weiſe.
Es bat mich auch jo wigig Fönnen machen,
Herr, dein Befehl, dein beiliger Bericht, Opitz.
Ihr dünkt euch nit faft wigig, Hans Sachs,
Auch diefe Bedeutung ift im Hochdeurfchen veraltet, und nur noch
3. In der engften
Bedeutung ift wigig, Wig in der dritten Bedeutung habend und
derrathend, bi. das Vermögen befigend, verborgene Äpnlichkeis
sen zuentdedfen, und darin gegründet. in witiger Ropf, der
diefes Vermõgen in einem hoben Grade befiget. WigigeSchrif-
„ ten, worin dasfelbe vorzüglich angewandt wird. ErwasWigigte
fagen.
Wigigen, verb,reg. act. weifer oder Flüger machen, beſonders
duch unangenehne Erfahrungen Flüger machen, ein Wort,
welches nur noch fparfani gebraucht wird. Gewitsigetwerden,
duch Schaden klug werden, Im Activo, 5.8. ich habe ihn ge:
wigiger, d. i. durch Schaden Flug genracht, kommt es am ſelten⸗
ſten vor.
Uns witziget, uns übt die Widerwärtigkeit, Haged.
Anm, Es iſt nicht von dem vorigen Activo, ſondern eine inten⸗
five oder vielmehr factitive Form von dem veralteten wizzen,
weife werden, woyon vermiszelft dev Ableitungsſylbe ig das Facti⸗
tivum, wigigen, weife machen, gebildet iſt *
Die Witzigkeit, plur. Car, in der dritten Bedentung des Adjecti⸗
ves witzig, der Zuſtand, die Eigenſchaft, da etwas witzig iſt; ein
ſeltenes Wort, welches allenfalls nur in didactiſchen Schriften
gebraucht wird, wo man den Zuſtand, oder die Beſchaffenheit/ von
dem Witze als bloßem Vermögen, oder die Außerung desſelben in
einzelnen Fällen, zu unterfcheiden nöthig findet; denn außer dem,
"wo auf die fharfe Beftimmung nicht viel ankoınme, gebraucht
man dafür das fürzere Wig,
Dev Wigling, des—es, Slur. die —e, in der engſten Biden
sung des Wortes Wir, eine Derfon,; welche aufeine ungebührli⸗
ehe Art Wis zu verrathen fucht. Go nenner man denjenigen eis
nen Wigling, welcher entweder einen allzu hoben Werth anf den
Witz feger, oder ihr zur Unzeit anbeingt, Das Fehlerhafte des
Begriffes liegt auch bier in dev Ableitungsfplde Img, (S. dieſelbe.)
Ben dem Rotter Hingegen ift Wihilingo, ein Weitweifer, Ppir
Bofoph. AZ,
«
Bey dem Kero iſt
Woe
090, eine varctkel, Welcheanf sing dedoppelle Art gebraucht wird
3. Als ein Adoerbium, und zwar )
1 * —
(1) Als ein Adverbium des Ortes, und. diefes wieder auf
verſchiedene Art, (a) Einen determinativen, aber undefannten
oder unbeſtimmten Det zu bezeichnen ; eine nur noch im ge⸗
meinen Leben übliche Bedeutung. Ich habe es wo gelejen,
an irgend zinem mir jegt nicht befannten Orte. 2s muf
doch wo feyn, an irgend einem Orte. Sp aud in Irgend⸗
wo, welches auch noch in der anftändigern Sprediart gebraucht
., wird; aber für irgendwo iſt nirgends allein ſchon Hinläng» ⸗
lich. (6) Als ein Fragewort nach einem Orte zu fragen, Wo if
er? an welchem Drte? Wo haft du es gefunden ? Wo ſchmer⸗
zet es? (c) Als eine relative Partikel des Orttes, einen vorher
genannten oder im Folgenden näher beſchriebenen Ort zu bezeichs
nen, für,an welchem Orte? da es denn fo wohl im Vorderfage,
als im Nachfage, fteben kann, und fich oft auf ein ausgedrucktes
ober verſchwiegenes determinatives da bezichet, Da, wo ich bin,
darfft du nicht hinkommen. Wo Gelb if, da in alles, 34
nehme es, wo ich es finde. Kin Ort, woich wohnen Bann.
I& kanns erratben, wo dirs fehler, Der Menſchenfreund
ſchägt die verdienſte wo er ſte finder, Wo auch mein Geiſt
nach dem Tode ſeyn wird, ſo weiß ich doch, daß er allezeit bey
Gott ſeyn wird, Gell. ——
det, Cron. —
Es ſey, wo es wolle. Zuweilen auch figürlich, oder vielmehr el⸗
liptiſch für woher. Wo willen fie denn,ob ich Bücher leſe? wos
ber,von wen, Gel. Ingichen für wie? 21 Se
Wo Penn’ ich feine Treu, wenn ei fie nicht beweit?
Allein, wo wird er fie ung denn beweifen Pönnen ? Gel,
Welcher Gebrauch doch nicht der befieif, weil er eine swepdeus
tige Dunfelpeit macht, rn \
(2) Als eine relative Partikel des Gegenſtandes, doch nur in
Bufammenfegungen, wenn Präpofitionen init dein relativen Vro⸗
Ich feb’ den Weifen nicht,wo mir der Menſch verfwine
nomen welcher verbunden werden follen, da denn wo dag wel:
eher vertritt, und mit der Präpofition zuſammen fliegen, doch fo,
daß, wenn die Präpofition mir einem Confonanten anfängt, wo
unverändert, bleibt, dagegen es noch ein r annimmt, wor, wenn
ſich die Präpofition mit einem Vocale anfüngt: wobey, wos
durch, woher, wohin, wofür, wogegen, womit, wovon, wos
wider, wovor, wozu; Aber woran, worauf, wor aus, worein,
worin, worüber, warum, (nicht worum,) worunter; alle für
bey welpen, oder bey welcher, durch welchen welche,
weldes u.f.f. Das v if in den Testen Formen Feine bloße
“ Einfchaltung, denn da ehedem für wo auch wor üblich war, und
es im Riederdeurfchen noch ift, fo hat man die legte Form um des
Wohllautee Willen da behalten, wo ſich die Präpofition mir eie
nem Bocale anfängt. S. von diefer ganzen Zufammenziehung
Da ll, ingleihen jedes diefer zufammen gezogenen Wörter au
feinem Orte befonders, —
2. Als eine Conjunction, und zwar eine Bedingung zu bezeich⸗
nen, für wenn. Wo mir recht iſt, wenn. Sie fagte, fie hät—
„ten Unvecht, wo fie nicht gar noch mehr fagte, el. Ich will
des Todes feyn, wo er es unterlaffen wird. In dieſer Ge⸗
falt iſt es nur noch in der versraulichen Schreibart üblich, indem
die edlere dafür das befftiummere wenn gebraudt. Doc) ver«
ſchmãhet fie es auch nicht in dem ellintifchen wo nicht. Thue es,
wo nicht aus Liebe zu mir, doch weniafiens tum dein feld
Willen. Ihre, was ich fage, wonicht, fo fürchte meinenZorn.
Opitz gebrandt diefe Eonjunciion häufig,lägt ihr aber oft noch ein
müßiges daß nachſchleichen :
Wirf
er:
158 Rob:
waf alles das was Weltif,yondirbin,. < 7
Wo daß du willt, was göttlich ıf, erlangen, = —
Wo daß wir etwan geben wollen,
So ſchließen ſte uns mitten ein. *
Anm. Bey dem Otifried waar, bey dem W ler am wa, bey
dem Uphilas hw ar, im Rederſ. waar, wor im Schwed hwar;
im Engl. where. Wa, wo ift.die dunkele Wurzel, fehr. vieler
Bekimmungswörter, welche in wie, was, wer, welcher u. fe f.
weiter ausgebildet, und käher beftimme worden,
Wobey, eine relative Partikel, für beywelcpem,oder bey welcher,
doch nur von Sachen, nicht von Perſonen. Es iſt iĩ. ein relatives
Fragewort. Wobey lag es 2: no bänfiger, 2. eine bloß relas
tive Partikel; . Wobey noch diefes zu bemerken iſt, bey welcher
Sache, bey welchem Segenſtande.
Die Woͤche, plur die—n, - Eine, febr.alte Art der Einteilung
„der Zeit, von. fieben auf einander, folgenden ‚Sagen ‚ von dem
Sonntage bis zum Sonnabend, ine Zeit von drey, vier m. ſ. f.
Wochen. Für zwey Wochen iſt vierzehen Tage üblicher. über
drey Wochen, nad drey Wochen. In ſechs Wochen wird er
Fommen, uach Verlauf von fünf dis ſechs Wochen. Auf die
Woche / im gemeinen Leben,in fünftiger Woche. Die Woche drey
Mahl ausfahren, in jeder Woche. Die Woche it an. mir, dieje⸗
nige Woche, in) welche die Reihe mich trifft. 2. Figürlich find
im gemeinen Leben die ſechs Wochen, oder auch se ſchlechthin,
die Wochen, die Zeit der Entbinöung mit den darauf folgenden
ſechs Wochen, das Kindbett, Indie Wochen Fommen, die Wo⸗
chen halten, entbunden werden. Inden Wochen liegen, entbuns
den ſeyn. Ich babe fieben Mahl in den Wochen gelegen, Gel,
Aus den Wochen kommen, dieje ſechs Wochen überftanven ha _
ben. S. auch Wochnerinn.
Anm. Schon im Jſidor, Kero u. ſ. f. Wehho, Wechchu,
. Wecha, im Niederſ. Weefe, im Angel. Vea, Wuca, im Engl.
. Week, tm Schwed. Wik, Vka. Juden Slavonifhen Munds
arten ift Veca, Wec, Wik, ein jeder Zeitraum, Alter, ein Zeit ,
theil,bey dem Ulphilas aber ift Wiko, eine Reihe, Ordnung, wos
mit auch das Lat. Vices verwandt zn ſeyn ſcheinet.
Der Wöcpenbeft u, de8—es, plur. die —e, ein Befuch, wel⸗
Ken inan einer Kindbetterinn in den ſechs Wochen abſtattet; die
Wochen⸗ viflte.
Das Vochenbett bes- —es, plur.die—e. 1». Das jenige Bett,
worin eine Rindbetterinmdie fechs Wochen zubringet. 2. Der Zus
ſtand einer Entbundenen in den eriten fechs Wochen; das Bind-
bett. In das Wochenbere Fommen, entbunden werden, 3. In
engerer Bedeutung unterſcheidet man oft noch das Wochenbett
von den ſechs Wochen, und da begreift erſteres bloß die. erſten
fieden Tage nach der Entbindung; Lochiarubra,
Das Wörpenfieber, des —s, plur. doch nur von mebrern Ars
‚ten, utnom, fing. das Fieber einer entbundenen Perfun bald
nach der Entbindung.
Das Wöcyengeld,des—rs, plur. ir doch nur von mehrerh Sum⸗
men, die —er, Geld, welches jemanden wöchentlich oder alle
Woche bezapler wird, * ſey nun Wochenlohn, oder in andern Ab⸗
fihten.
Der Wöcyengefell, des — en, plur.die en, ben den Hand,
werfern, ein Gefell, welcher auf Wochenlohn acbriset.
Die Woͤchenkaͤnne plur. die —n, in einigen Gegenden, ein mit
Zucker und Eitronen angemachter Wein, die Gevarterinnen bey
den Wochenbe ſuchen damit zu beivirthen ; * Art der fügen
Kanne.
Das Wöchenkind, des —es, plur. — im gemeinen Le⸗
ben, ein kleines Kind in den ren (et Wochen nach feiner
Geburt, i
Wof 1390
Das Wochenlohn, des —es, plur. doch nur im gemeinen Leben
von mehrern Arten oder Summen, die —löhne, Lohn, welcher
einen Arbeiter wöchentlich oder am Ende jeder Woche bezahlet »
wich; zum Unterfhiede von dem Tagelohne, Fabrlohne u. (cf.
Bon dem Geſchlechte dieſes Wortes S. Lohn.
Der Woͤchenmaͤrkt, des—es, plur. die —märkte, ein Markt,
weicher an gewiffen Tagen in jeder Woche gehalten wird; zum
Unterfchiede von dem Jahrmarkte.
Der Wöcyenprödiger, des —s, plur, ut nom. fing. ein Geiſt⸗
licher, welcher bloß die Predigten an den Wochentagen verrichten,
zum Unterſchiede von den Sonntags- und Leſtpredigern.
Die Wochenprẽdigt, plur. die —en, eine Predigt , weiche an ein
nem hefliuumten Sage in der Woche gehalten Wird; zum Untere
fdiede von der Sonntags: und Sefipredigt.
Die Worhenftübe, plur. die —n, dasjenige Bimmer, in welchem
eine Entbundene ihre ſechs Wochen hält; ein wenig edler das
Wochenzimmer.
Der Wochentag, des —es, plur, die —e. ‚Einer von den fies
ben Tagen jeder Woche. In dieſem Verſtande iſt der Sountag
der erſte Wochentag. 2. In engerer Bedeutung, einer dieſer
Wochentage, auf welchen Fein Sonn · oder Fevertag fällt; da denn
Wochentag oft für Art oiustas im gemeinen Leben Werkeltag
gebraucht wird.
Wöchentlich, adj.etadv, was alle Woche if, oder geſchiebet;
zum Unterſchiede von täglich, monathlich oder jͤhrlich. Wo⸗
chentliche Zahlung. Wöchentlich bezahlen. S. T. euphon.
Die Wochen-Difite,plur.die—n, ©. Worbenbefug.
Wihenweif e, adv, durch die Woche beſtimmt. Wochenweife
arbeiten, auf Wochenlohn. Wochenweile zahlen, allı Woche, i
wöchentlich,
Der WochenzetteL, des —s/ plur. ut nom. fingsein Berzeidhe
niß deffen, was die Woche über geſchehen iſt, oder gefcheben fol.
Das Wochenzimmer, des —s, plur.ut nom. üng. & Wo:
chenſtube.
Der Wöchner,des —s, plur.ut nom. fing. wo gewiſſe Verrich⸗
tungen unter mehrere nach den Wochen veriheiler find, derjenige,
welchen in jeder Woche dir Reihe trifft,
Die Wöchnerinn, plur,die -—en, das Fämin. des vorigen, aber
in einer andern Brdeutung, eine entbundene Perfon, in den erften
ſechs Wochen nach: der Entbindung, die Sechsw ochnerinn.
* Der Woden,des —s, plur. ut nom. fing, ein nur im Rieder,
deutſchen ühliches Wort, einen Roden oder Spinnroden zu be⸗
zeichnen, S. ı. Roden.
Wodurch, eine relative Partikel, welche determinativen da⸗
durch entgegen geſetzet wird. 1. Als ein Fragewort. (a) Für,
durch welden Ort? Wodurch iſt ev gegangen, gekrochen in
weichem Falle doc die Theilung üblicher iſt wo. iR er durchge:
gangen, durchgekrochen ? (b) Für, durds welches Drittel, We:
durch iſt ex fo arm geworden ? Wodurch iſt es bewerkfelliger
worden? 2. Als eine bloß relative Partikel. (a) Des Ortes.
Die Thiv, wodurch er.hinein ging,durch. welche. Alle Länder,
wodurch ich reiſete, durch welche. (b) Des Mittels. Das Spiel,
wodurch viele Menſchen unglücklich werden.
Mofern, eine Eonjunerion, eine Bedingung anzuzeigen, für dafern
oder wenn. Wofern Fein höheres Geborb.erfolger, folld du es
befommen.. Sr bat mich zum Erben einzefegt, wofern er. ſter⸗
ben ſollte. Er konnte ein gelehrter Mann werden, wofern er
fleiffiger ſeyn wollte. ;
Anm. Das Wort iſt ſehr eliveifch, und da wo in allen übrigen
Fällen relativ if, bier aber die Brgichung auf einen verfchnieges
nen Gegenſt and nur ſehr dunfelift, fo ſcheinet das determinative
dafern in dieſer Bedeutung richtiger zu ſeyn. Judeſſen fänet
66bb662 wo⸗
1591. Wof
wofern wiellich an, Inder edlern Sghreibart zu veralten; ©.
auch $ern. : ET IR EN
Wofür, eine relative Partikel, anflatt für was, für welches, wel«
che auf gedopvelte Art gebraucht wird. x. Als in Fragewort.
Wofür halteſt du mich ? fürwelchen Menſchen, für welchen Ge⸗
genftand. Wofür hãtt' ich ihm denn fo lange unterhalten? aus
was für Ucfache, warum. Im Riederi. löfet man es in diefer
Bedeutung geru auf: Für was fehen fie mich denn an ?-Leff,_
‘3, Als ein bloßes Relativum, Ich bin nicht derjenige, wofür"
du mich halten, beffer, Für welchen, weil die mit da und wozu Wobin, eine Partikel.
‚fommen gefegten Partikeln nicht leicht von Perfonen gebraucht
werden. Aber fehr richtig, die Sache ih nicht das, wofür du fie“
halteñn. Eine Gefalligkeit, wofür ich ihn langſt belohnet habe,
Undfo auch in andern Bedeutungen des Wortes für _ *
Die Woge, plur. die —n, ein vornehmlich in der böhern Schreibe
art übliches Wort, eine große Welle zu bezeichnen. Er breiter
aus den Simmel allein, und gehet auf den Wogen des Meeres,
F Hiob 9,8. ; >
Anm. Im Niederſ. Wagt, im Frief. Wag, bey den altern
Oberdeutſchen Schriftſtellern Wag, im Angelf. Waeg, im
Schwed.Wäg,bep dem UlphilasVegs, imFranz.Vague,welde
insgeſammt tbeils eine Woge, theils die Fluth, theils ein Waffer und
Waſſer überhaupt bedeuten. In manigero wazzero wage,
in vieler Wafjer Fluthen, Notker. An einem wage, an einem
Waſſer, Paren, Tirol: DieSifche indem Wage, im Schwa⸗
benſpiegel. Man ſiehet fehr bald, daß dieBewegung der herrſchen ⸗
de Begriff iſt, daher dieſes Wort zu wegen in bewegen gehöret.
Auf ähnliche Art heißt eine Wogeiim Engl, Wave, von dem alten
weben, bewegen. Im Miederf. hingegen iſt Wagt, fo wohl eine Wohl, eine Partikel, welche auf verſchiedene Art gebraucht wid
MWafferwoge, als eine Wippe, und eine ‚Wage am Wagen, ale
var bewegen, Der Unterfhied zwifchen Welle und Woge grlins‘
der fich auf den Bau des Wortes; jenes iſt der Form nach ein
Intenſtvum oder Iterativnm, diefes nicht allein nicht, fondern es
druckt durch das tiefere und gedehnte o und durch den einfachen
Gaumenlaut fon etwas Großes und Langfames aus,
Wogegen, eine relative Partifel von wo uudgegen, für gegen
weldes. ı.Alsein Fragewort. Wogegen haft du es bingeges,
ben? 2.Als rin bloßes Relativum. Sie gabihm einen Strauß,
wogegeneribrein Band verehrte, beffer, wofür. 3." Als tin
Adder bium des Drtes, für irgendwo; nur allein in den gemeis
nen Mundarten. Er muß doch wogegen wohnen.
Wogig, adj, etadv. Wogen werfend ; in der höbern Schreibart,
Das wogige Meer. Wogicht würde bedeuten, den Wellen
ähnlich, ;
Wober, eine relative Partifel, von wo und ber, für von welchem
Drteher. Man gebraucht es: 1, As ein Fragewort, fo wodl
nach) dem Dete zu fragen, von welchem etwas it. Woher iſt ex
gekommen? Woher kommt der Wind ? ;
Woher mein liebes Täubhen? .
Woher des Landes? Gleum.
AB auch nach der Duelle, aus welcher etwas ber if. Woher
haft du das? Woher wiffen fie das? Als auch nach der Urſa⸗
de: Woher Fommt es, daß der Sluß fo qufſchwillt? 2. Als
ein bloßes Relativum, in den vorigen Bedeutungen. In Bezies
bung auf einen Dre. Ich weiß nicht, woher der Wind kommt.
Auf eine Quelle, einen Ucfprung. Wenn ip nur wiffen follte,
woher er das hat. Ingleichen auf eine Urſache. Nun weiß ich,
woher es fommt, daß u. f.f. de
Anm. (G. von diefer Zufammenfegung bey dem Worte her.)
Es wird diefe PartiPel, bejondert im gemeinenkeben, fehr häufig
gettennet, und das her zu dem Verbo gefellee, als wenn 23 das
wit verbunden wäre. Wo komme er ber? Ich wei niet,
x
Bob 0.2598
wo er herkommt. Wo’hätte er fonft fo viel Verhand her?
Leſſ. Was weiß ih, wo fi} der King eigentlich herfchreibt,
ebenderf. Wo nehmen ledie Geduldher? Gel. Wo wollte
ich die Reifekoften berachmen ? eben derſ. Ich glaube, wenn‘
ein folches Berdum mit her ohnebin üblich iſt, wie herkommen,
bernehmen; herhohlen u. f. f. da iſt diefe Trennung untadeibaft;
‚wenn aber das Berbum in der Zufammenfränng mit dem ber
‚nicht üblich ift, wiebey haben, foläptman die Partitellieberuns
geivennt, er PET
—
* Pi U;
F r
7
,
ı, Eine dereeminative Partikel des Ortes,
an irgend einen Dre hin. Er muß doch wohin gegangen feyn,
an irgend einen Drt. Beine Sachen anders wohin legen, an
einen andern Ort. 2. Eine fragende Partikel des Ortes, für,
nach welden Det, in welchen Ort u. f.f. Wohin itergegan: .
gen ? Wohin denken fle? 3. Eine relative Partikel des Ortes,
Ich weiß, wohiner gegangen iſt. Ich folgeihnen, wohin fie
"wollen. ee y .
Anm. Auch diefe Partikel wird fehr Häufig getrennt, beſon⸗
ders im gemeinen Leben, welche Trennungen denn von verfchiedes
ner Güte find. In manchen Fällen ift fie nicht anders als getrennt _
üblich; z. B. wo follte ich bin? Wo gehet die Reife bin? ©
"Zeit, wo bifi du bin? Wo denken fie bin? Andere laffen fich
entſchuldigen. Ich ſehe fchon, wo du bin willft, für, wohin du
willd; 'man muß gut zufeben, wo man hintritt. Im andern
Dingegen läßt man fie lieber ungetheilt. Er mag hingehen, wo
“er hin geböret, beffer, wohin er gehöre. Ich kann nicht erfah⸗
5 wo er hin gewollt hat, Gell. beffer, wohin er gewollt bar.
"©, Sin. . - i
ı,Ais ein Adverbium, oder Befchaffenheitswort, dassdenn
der Natur der Sache nach zivar det Steigerung fähigifl, ſelbige
aber nicht an ſich ſelbſt verftattet, fondern dafür, jo wie gut, den
" Comparativ und Superlativ Heffer und befte von dem veralteten
bes entlehnet. i
(1) Dem Gefühle, und in weiterer Bedeutung den äußern
Einnen angenebn, (a) Dem Gefühle angenehm, im Gegenſatze
des weh. Das thut ihm wohl, erweckt ibm eine angenebime En
rfindung des Gefühles. (b) Inweiterer Bedeutung, Feine nuans
genehme Empfindung habend; im Gegenfage des übel, Mir
iſt wohl, ich befinde mich wohl, wenn man Feine mrangenehme
Einpfindung der veränderten Geſundheit hat. Mic ik niche
wohl,ich befinde mich nicht wohl. DerGebraud mit demBerdo
feyn, und dem Nominative, er ik ſeit ein Paar Tagen nicht recht
wobl, für, ihm it u. ff. ſcheintt mehr eine provinzielle Eigenpeit
"ale eine Hochdeutſche Form zu feyn. (6) Den übrigen Sinnen, _
den Empfindungen angenehm, wie gut, und oft im Gegenſatze des
ſchlecht. Es ıfl mir nicht wohl zu Murbe bey der Sache, ih
fürchte ein Übel, Es ſchmeckt, riecht, Flinger wohl, gur. Mr
gefällsemir ganz wohl, Sie jieber ſehr wohl aus. Diefe Jar:
“be flehet ihm wohl, Ich Pann ihn febr wohlleiden. Wohl“
" gebauet, wohlgebilder feyn, fo daß man andern gefällt.
(8) Den Wünſchen, den Abſichten, der Natur der Sache
angemefjen, für gut, im Gegenfagedes ſchlecht. (a) Den Wün-
ſchen, der Abficht angemeffen. Es gehet ihm wohl, feinen Wüns
fen gemäß. Leben Sie wohl! Schlafen Sie wohl! Eine
Sache ſehr wohl ausrichten. Zinem wohl wollen, ihm gün-
ſtig ſeyn. Das Glück will ihm wohl. (b) Der Natur der Sache
Angemeffen, aufgebörige Art, Etwas wohl überlegen. Ss if
ſehr wohl gethan. Etwas ſehr wohl bedenken. Daran thun
"fie wohl. Wie wohl bat mein Freund für mein Oli
geſorgt! Er zielt und faßt den Pilger wohl, Gel. Den .
Dfeifer wohl fioßen, gehärig. Etwas wohl unter einander.
mens.
ELBE RENTEN U LEN N 2 na
———
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1508 Voh
wengen, hinlanglich. Ich kenne mich mehr als zu wohl, voll»
kommen. er —
cDa es denn oft dazu dienet, feinen Benfall an den Tag
zu legen, wie gut. Wobl, nun wohl, wenn es dein Ernä if}
Wohl, ganz wohl! Willi du deiner Schweſter erwas geben,
nun wohl! Gel, Zuwellen aud als eine Berſtarkung des ja,
Ja wohl ann man vor Liebe krank werden, Gel, allerdings,
In manchen Provinzen, z. B. in Baiern, wird wohl allein, für
ia gebraudie,
{ (4) In manchen Füllen gehet die vorige zweyte Bedeutung
in eine Art von Zutenfion oder Berftärfung über, und läfı fi
alsdann oft durch binlänglich, füglich u. f.f. auflöſen. Ich
weiß es wohl; ich fehe, höre es wohl; ich möchte wohl wiſ⸗
fen, woher er eshat ; ich höre es nunmehr wohl, daß dir nicht
‚geht if, Gel. Ss kann heute nicht wohl fegn, nicht füslich.
‚Gott wirds wohl machen. Da bat man dir nun wohl Feine
Lügen gefagt. Zugleichenin Fragen. Glauben Sie wohl, daß
"mir ihr Glück lieb it? Sehen Sie wohl, daß er noch nit
Ba ih? Was hätte ih wohl fin Vortheil davon ? Es hatin
- + 6llendiefen und ähnlichen Fällen verfchiedene ſchwache Rebenbe⸗
griffe, welche den Übergang diefes Adverbii zn dem folgenden Um⸗
ſtandsworte ausmachen.
2. Als eine Interjection, und zwar des Glückwunſches, da fie-
sbenn im Hochdeusfchen ale Mahl init dem Dative der gepriefenen
Perſon verbunden wird. Wohlmir, daß ich es nicht geſehen
babe! Wohl dir, wenn du es bat! Wohl dir, o du, durch.
meinen $reund vegieret! Raml. Bey den Schwäbiſchen
Dichtern kommt es fo wohl mit dem Dativeals Aceujative vor.
Vol mich! Wol der fumerlichen zit,
3. Als ein Umfandswort, du es denu den Begriff eines Verbi
ader andern Adverbii nur modificiret, und dabeyoft fo feine Ne⸗
benbsdentungen ausdruckt, daß fie ſich nur dunkel empfinden,
aber nicht leicht duch Worte klar machen laſſen. Ich kann das
bir nur die vornehmſten und hervorfiechendften anführen. Es
find ſelbige:
‘(!) Der Rebenbegriff des Ziveifele, der Vermuthung, der
"Frage; wie vielleicht, Das Fann wohl nicht ſeyn. Das if
wohl nicht erlaubt. Er iſt nicht foeinfältig, als Sie wohl
denken. Zr barjegt wohlandere Gedanken. Das Gewif:
fen eines Menſchen, der vielgereift ift, muß wohl eine 5ölle
auf Erden ſeyn. Camilla, — doch wohl niept die Schwes
fer des Lelio? Da nahmeſt du es wohl? Tode oder blind
ſeyn, Fommt wohl auf eins hinaus. * Mit Sleiß wird er’s
wohl nicht gerban haben. Sie irren ſich wohl, Den wilift
> wohl gar noch lieben? Ich werde wohl nicht dabey nothig
ſeyn. ar
\ (2) Da es denn zuto Pen fo viel als ungefähr bedeutet, doch
mit einen merflihen Rebenbegriffe der Gradation oder Zutens
fion. Ich habe es ihm wohl zehn Mahl gefagt. Zier fang fie
wohl eine Stunde lang. Ss ſind ihrer wohl zehen. Er muß
nun wobl funfzig Jahr alt feyn,
*. (3) In manchen Fällen ſticht die Gradation flärfer vor; Den
fie fo lied, wie ach, und wohl noch Lieber hatte. Ich babe
‚ wohl mehr dergleichen Männer gefeben, Die Liebe ifk fa, lcu:
er, als die greundſchaft; ibr fßes Pfeifchen fopläfere wohl
"einen Argus ein, Weiße.
(4) Sr zwar, als eine conceffive Eonjunetion. Er har
wohl Geld, abet Peinen Verftand, Ss ſind wohl gute Leute,
aber fie find ein wenigfhwagbaft. Ingleichen in dem zuſqm⸗
men geſetzten Obwohl, (S.dasfelbe), Oft modificirt es das ad⸗
Serſative aber. Srutenicht, aber wohl morgen; und das copu⸗
ative und disjunctive fo, in So wohl, © dasfeibe,
Bob 1594
Anm. ı. Die Niederbeutfchen und einige gemeine Oberdeut⸗
ſche Mundarten fprechen diefes Wort in allen Fällen gefchärft,
\ woll,auszinrdochdeutfchen hingegen lautet es in allen ſeinen Be⸗
deutungen gedehnt, wohl, nut daß es, wenn vs das Adverbium und
die Inierjection iſt, wegen der Vollſtãndigkeit feinesBegriffes, auch
den Ton hat, in den meiſten Fällen des Umftandewortes aber den
Ton auf dag folgende Wort wirft, Wohl mir; ich ſehe es wohl, |
Aber, ich babe es ibm wohl zehnmabl geſagt. Da denn im ere
ſten Falle die Dehnung freylich ſtarker empfunden wird, als in: letz⸗
ten. Sonderbar genug iſt es,wenn einige Reuere bey dieſe Wor⸗
te die Hoch⸗ und Niederdeutſche Mundart unter einander werfen,
und das Adverbium und die Iuterjection wohl, das Umſtaudswort
aber wol, oder gar woll, ſchreiben und ſprechen lehten. Wie viele
Partitein,ia wie viele tauſend andere Wörter müßten nicht umge⸗
modelt werden, twenu die Verſchiedenheit der Bedeutung und des
Gebtauches dazu berechtigen fönnte, Der Eomparativ wehler
und Superlativ am wöhlften find im Hochdeutſchen völlig fremd;
allein in einigen Oberdeutfchen-Begenden find fie noch gangbar.
‘ Anne. Diefes Wort lautet bey allen alten Scheiftfielern
von des Kerd Seiten an wola, wela, woraus zugleid) das Alter
der Dehnung echellet, bey dem Ulphilas vaila, im Angelj. Dinge
gen wel, im Engl. well, im Schwed. wäl, im Wallif. gwell,
Das Lat, belle iſt genau damit verwandt, _
Anm.3. Das Adverbium wohl wird mit vielen Wörtern zus
formen gefegt, da denn der Brund der Zufammenfegung entwer
der eine elliptifche oder figürliche Bedeutung, oder auch ein ge⸗
mieinftaftliches vorher gehendes und zwar biegfames Beftim⸗
mungewort ift.. Das Wohlbefinden. Wo Feine diefer beyden
Urſachen vorbanden ift, da ſchreibt man eg getheilt, wie ein jedes
anderes Beſtimmungswort, ſich wohl befinden, Daher werden
viele Ürcha gerdeitt, ihre Subſtantida aber, ingleichen die Partie
eipia, wenn fie als Adjretiva decliniret werden, zufanmmen geſetzt
geſchrieben. (Man feheneine Sprachlehre, indem Kapitel von
der Sufammenfegung der Wörter.) In vielen Fällen bezeichnen
die mit wohlgufammen gejegten Wörter einen geringern Grab,
als die ähnlichen mit body, befonders in den Titeln. ©, die vor
nebmfien im Folgenden, N ,
Wohlachtbar, adj.et adv. in einem beträchtlichen Grade acht
bar; nur noch in den Titulaluren mancher Gegenden uud Ders
' bältniffe, da es denn weniger if, als goch achtbar.
Wohlen, ein Wort, welches als eine Zuterjection gebraucht wird,
fo wohl eine Aufmunterung, al auch einen fehnellenEntfchluß und
deffen Ausführung zu bezeichnen, Wohlan, mein Lied, fpann
alle deine Segel bis jan den Wimpel auf: Raml. Wohlen!
num fordere ich Beweife, Gel, Es ift mit wohl und an zuſam⸗
men gefegt, and bedeutet eigentlich fo viel als friſch hinan!
MWoblanftändig, adj, etadv.den guten Sitten und den änfern
Verhältniffen einer Perſan in einem vorzüglichen Grade gemäß.
Sic ernfihaft und wohlankändig bervagen. Kin wohlanftan⸗
diges Betragen.
Die Wohlanſtandigkeit, plur. inuf, die Eigenſchaft, da etwas
wohlanß andig H. S. auch Wohlſtand.
WoHläuf, eine Ähnliche Iulerjection, als wohlan! gleichfalls eis
ne Auf unterung zu bezeichnen, welche aber im Hochdeutſchen
veraltet it, Wohlauf! wohlauf! zeuch Macht an, du Arm
des zerrn! Wohlauf! wie vor Zeiten, von Alters ber! Ef.
51,9. Friſchaufe! und das eiufache auf! werden auf ähnliche -
‚Art gebraucht, In ver R. A. wohl aufſeyn find bepde Partikeln
getheilet,
Wohlbedacht / adj. et ady. gehörig bedacht. Ein wohl bedach⸗
ter Entſchluß. Etwas wohl bedenken, ich babe es wohl be⸗
dacht, find hingegen getheilt.
b6bbb e Wohl:
105 m ee 1596
hr
Wohlbebädtig, adi.et adr. mit ir arböiigen Bedachtſamkeit Anm. —— Wälfärt, Ungeff. Welfare, Dhaleih bier
oder Überlegung verbunden, und darin gegründet. Ich babe es fes Wort bey unfern ãlieſten Oberdeutfchen Schriftftellern nicht.
wohlbedächtig verfchwiegen. vorkommt, fo hat es doch allen Anfchein eines alten Wortes, be⸗
Das Wohlbefinden, plur.car, der Zufland, da man fih, wohl fonders wegen der alten weitern Bedeutung des Wortes gahrt,
befinder, feine unangenehme förperliche Eripfindung bat, ger - _ von fabren, ſich befinden, ineinem gewiffen Zuflande feyn ; wo⸗
ſund iſt. Sich nah iemandes Wohlbefinden erkundigen, beſſer, don man noch fagt, obaleich in eingefhränfter Bedeutung, wohl
— Befinden, weil dıe Erfundigung unnöthig ifl, wenn man den ode, gut bey einer Sache Fabren. ;
weiß, daß ec ſich wohl befindet. Wohlfeil, —er, —fr, adj. et’ ady. einen verhäftnißmäßigen
Das Wohlbebagen, des—s, plur. inuf. das finnliche Wohl⸗ geringen Vreis babend, im Gegenſatze des theuer. wohlfeile
arfallen. S. Behagen. Waaren. Die Waare wird wohifeiler.. Etwas wohlfeil
Wohlbehangen, aqj. et ady. welches nur bey den Jãgern ublich einkaufen, für einen geringen Preis. Eine Waare wohlfeil
ift, wo man von einem Jagdhunde fagt, erfey wohlbebangen, geben. Ich konnte nicht wohlfeiler abfommen, Wohlfeile
wenn er hinlãnglich lange Ohren und Lefzen hat, Zeit, da gewiſſe Bedürfnijfe wohlfeil find ‚im Öegenfage der -
Wohlbetommen, verb. irreg.neutr. (.Rommen,) mit dem theu en Zeit,
‚Hülfsworte feyn, richtiger getbeilt, wohl befommen. Der Spas Anm. Das Wort iſt, wie manleicht fiebet, von wohl und feil
ziergang ıfl mirnicht wohl befommen. Nur in dem Wunfche, zuſammen gejeßt. Da die Bedeutung ſehr elliptiſch iſt, fo leider
‚welcher in der vertraulichen Sprechart bes dem Nieſen eines aus diefes Wort auch die Comparation an der legten Hälfte, welches
dern üblich-ifl, wohlbefomme es ihnen! ‚wird es als ein zu ſam· in den gewöhnlichen Fällen wider die Analogie ift, indem die Com⸗
men gefeßtes Wort,und zwar von der erften untheilbaren Ark, bes Paration an der erſten geſchehen follte, welche feibige aber in der
‚handelt. Eigentlich. ſollte es beißen, es bekomme ihnen wohl! . Zufammerfegung nur ſelten verſtattet. Im Niederſ. iſt wohlfeil,
wie man auföhnliche Art fast, es gebe ihnen wohl! nicht wohl: good Poop, fehr wöhlfeit, Chrifkoop, und ſchimpflich wohlfeil,
"gebe es ibnen! ſchandkoop. er
Woblbeleibt, adj. etadv.mit einem vorzüglich fleiſch igen Kor Die Wohlfeile, plur. car, der Zuſtand, da etwas woblfeil if. >
per begabt. Wobibrleibre Kũhe. i Das Wort ift felten, und; wie es ſcheinet, meuern. Urfprunges;
Wohlbeftanden, adj.et adv. welches nur im Forftwefen übliche indeſſen iſt es doch beffer, als Wohlfeilbeit, Wobiferikere, und.
ift, wo ein Wald, der noch reichlichen Vorrath von allerley Arten WohlfeiligFeit, welche andere dafür verſucht haben.
des Holzes hat, ein wohlbeitandener Wald beißt. Moblgeartet, adj. et adv. vem Berlangen anderer gemäß w
Der Wohlbewußit, des —es plur. car. von der RAfich einer artei.. Ein wohlgearteter junger Menſch.
Sache wohl, d. i. pinlänglich, bewußt feyn, der Zuftand, da man Woblgebauet, adj. et adv. aufeine gute verhältnißinäßige An
ſich einer Sache binlänglich bewußt iſt, das Bewußtſeyn. Ss iſt gebauet. Eine wohlgebauete Stube, Jugleichen figürlich, für
mit meinem Wohlbewußt geſchehen. Esfänat anzu veralten, woblgebildet. Eine wohlgebauete Drufl, Ein —
kann auch entbehret werden, indem Bewußtſeyn und Wiſſen anga⸗ pferd.
Ipgifcher End, und den Begriffeden fo gut ausdruden, Wohlgebildet, adj. etadv.-auf eine gute, angenehme —
Wohledel, adj. et adv. in einem vorzüglichen Graͤde edel, ein bilder, Bine wobigebildete Perfon.
nur noch inden Tueln übliches Wort, da es von bürg. lichen Pers- Wolgeboren, adj. et adv. von vorzüglichem Stande, von edler
fonen gebraucht wird, und weniger fagt, als Zzochwohledel und Gebart. Swertugende hat, derli wolgeborn, Winsbed,
Hochedel. Im Abftracıo Ew. Wohledeln. Jetzt gebraucht man das Wort nur noch als einen Titel, nicht al⸗
Wohledelgeboren, adj. et adv. auch nur noch in Titeln von lein von Perſonen aus dem niedern Adel, ungeachtet auch dieſe
bürgerlichen Perſonen von einem vorzüglichen Range, da es dennſchon das ſochwohlgeboren bekomuien, ſondern auch von vorzüg ⸗
mebr iſt, als Hochedel, aber weniger als Sochwsbledelgeboren lichen Per ſonen bürgerlichen Srandes,wenn ihre Würden zunäht
und Sochedelgeboren, (S. dieſe Wörter) Im Abfiracı, Ew, anden Abel grän en. Am Abfiracto Ew, Wobigeboren, ne. '
:Wohledelgeboren. , i dem war es ein rel des hohen und ſelbſt böchften Adele, Im
Wohlehrwürdig, adj.et adv. gleichfalle nur in Titeln von Sirycker wirdes noch Königinnen und Derzogen bengelegt. Die
geiftlichen Perfonen des dritten Kanges, befonders von Landgeiſt⸗ vielfachen Modificasionen, welde diefer und alle übrige ähnliche
lichen, obgleich diefe jegt auch ſchon gemeiniglih das Sohwohls Titel, nach Verſchiedenheit der Kanzellegen und derjenigen Per⸗
ehrwürdigbefommen. (Sauch Sohrbrwindig.) Sm Abftracto foren befommen, welche an einander ſchreiben, find unzählig, ge
Ew. Woblehrwürden. bören aber eigentlich nicht in ein Warterbuch.
Wobhlerfahren, adj.eiady, in einem borzüglichen Grade ers Woblgefallen, verb.irreg,act. S. Grfalen,) in einem boben
fahren. £ Grade gefallen, ; wi
Das Wohlergehen, des —s, plur. car. ein nur inder feyerli⸗ Wo ift der geboren, At
hen Schreibart übliches Wort, den erwünfchten Zufland einer Welcher allen wohlgefalle? Hape, .
Perſon, fo wohl in Aufehung der Geſundheit, als der übrigen Wo es indeffen, um des Spibenmaßes Willen, für dag einfas
Sindfsumfände, zu bezeich nen. Daman diefee Wort vorzüglich che gefallen ſtehet. Da wohl, wenn es überflüßig ſteben fol, hier
von vornehmen Perfonen gebet ucht, fo haben ver ſtandloſe Pedau⸗ bloß einen höhern Brad bezeichnet, ſo iſt die Bedeutung des Gan⸗
ten von noch höhern fogar ein Socerzeben sefchmiedrt. zen gewiffer Maßen elliptiſch und figürlich, daher man es auch
Die Woblfabrt, plur. car, bee Inbegriff alles deifen, was zu als ein zufammen gefegtes Wort behandelt,
derBtücfeligteit cires Meufden sihwendig fh. Die bäusitche, Des Wohlgefallen, des —s, plur.car. ein höherer Brad ses
„bürgerliche, zeitlihe ewige Wobfshrt. Sein Blut für die Gefalleus, und der Zuſtand diefer Empfindung. Daswird Sr.
Wohlfahrt feiner Mirduracr vergießen. Zuweilen, obaleich Majeſtãt zu einem bejondern Wohigefallen gereichen.
feiiener, was dir Wehlfabrt befördert. Wasmir Gott zuſchicht, Wohlgeben, verb. irreg. neutr. (8. Geben,) mirdem Hürfes
hätte es auch die Getlalt des Elendes/ wird — ſeyn/ wotte ſeyn. Es wird nur uuverſönlich mir dem Dative der Pers
Bel. ſon gebraucht. = geben ihm wohl, er beſtudet ſich in einem ſei⸗
i ‘ arn
—
— — * ve sei.
— —
—
— —
— —
*
*
N
Ta na
N
"gen Wunſchen geinäßen Zuftande. Ich weiß, fie werden es
"mie und der Tugend davon wohlgehen laffen, Bell. Da die
. Bedeurung eliptifch und figürlich ifk, fo läßt fich die Zufammen«
’ Ing entfehuldigen ; alrin, da die Figur bloß in dem Verbo gez
des Subftantives, das Wohlgeben, gebraucht man Wohierge:
ben, welches auch noch zuweilen als ein Berbum für wohlgehen
gebraucht wird,
Wohlgelehrt, adj.in einem binlänglichen beträchtlichen Grade
gelehrt, nur noch als ein Titel gelehr ter Perfonen von geringerm
Range, da es denn weniger ift, als Sohwohlgelebrt, (welches
doch ſchon veralter ift,) und Hochgelehrt.. JmAbftracto, Ew.
Wohlgelehrten, iſt diefes Wort nicht uͤblich.
Wohlgemeint, adj.et adv. bon der X. A. es wohl meinen, aus
einer guten Abſicht herſtammend. Kin wohlgemeinter Rath.
Wohlgemuth, adj. etadv, gutes Muthes, aufgeräumt, ver»
gnügt. Woblgemuthfeyn. in wohlgemuther Mann. Da
die letzte Hälfte diefes Wortes als ein Beſtimmungswort längft
veralter if, fo: ift aud) wohlgemuth nicht mehr üblich, indeffen
kommt es noch bey den Schwähifchen Dichtern häufig vor.
DerWohlgemutb, des—es, plur.inuf. ein Rahme des gemeis
nen Doftens, Origanum Fulkare Linn. vielleicht wegen feis
nes angenehmen Öeruches und gewürgbaften Geſchmackes. An
einigen Orten führer auch der Borrago diefen Rahmen.
Wohlgeordnet, adj. et adv. auf die gehörige Art geordnet.
Wohlgeordnete Begierden.
Wohlgersthen, adj. et adv. nad Wunſch gerathen, gut gera⸗
then. Wohlgerathene Rinder,
Der Wöhlgeriih, des —es, plur. Sie—rüche, ein angenehmer
Geruch, ein vornehmlich im der Hehern Schreibart übliches
or. {
Lane Lüfte, Wohlgeruche
Laden ung zum Tunz, Raml. :
Der Wohlgefmad,tes—es, plur. inul, ein angenehmer
Geidimad; im Niederſ. Wohlſchmack.
"Woblgefinnt, adj.etadv. gut, d. i. zu des andern Beſten, ge»
ſinnet. Ein wohlgefinnter Mann. Gegen jemand weohlgefinne
-feyn: Br i
Wohlgefittet, adj. etadv. gutgefittet, anftändige Sitten ha⸗
bend; da denn diefes Wort den Begriff beftimmter austrudt,
als gefitter, welches eigentlich überhaupt nur Sitten habend be»
deuter, ob es gleich auch zuweilen für wohl gefittet gebraucht
wird‘ Ein wohlgefitteter junger Menfch.
Die Wohlgeftalt, plur. die —en, die gute, angenehme Geftalt.
Auf einmahl fammeln ſich bie verzogenften Grotesf-Züge zur
Wohlgeitait, Herd. -
Wohlgewögen, adj. et adv. Neigung gegen einen andern, bes
fonders Riedrigern, empfindend , ein pleonaftifches Wort, weil
gewogen bereits den Begriff des wohl in fich ſchließet. So auch
Wohlgewogenheit für Gewogenbeit: F
Wohlgezogen, adj. et adv. auf die gehörige Art gezogen, gut
ezugen, Ein woblgesonenes Rind. Das Subflantiv', die
oblgezögenbeit, ift wicht fo üblich,
Wohlhbaͤbend, —er, —fe, adj, et adv. mit binlänglichem Ber»
mögen, nicht allein zu deu Bedürfniſſen, fondern auch zur Bes
quemlichkeit verfepen, bemittelt; da es denn weniger fagt, als +
reich. Ein wohlhabender Mann. Die wohlhabenften Leute
in der Stadt, Wohlhabend ſeyn. Das Wort ift fehr elliptiſch,
und vermuihlic aus der R. A ich wohl haben, d.i, ſich wohl
ſtehen, zuſammen gezogen, Um diefee eliprifchen Bedeutung
-
.. Boß 1508 :
Willen Teidet es auch die Comparation, Das GSubfantiv, die
- Wohlbabenbeir, kommt jeltener vor, “
Wohlhergebracht / adj.et adv. auf eine rechtmaßige Art herges
bracht, d.1.durchden Gebrauch erworben ; ein befonders in den
"hen liegt, daber auch übel geben, ſchlecht geben, nicht zufammen- _Ranzelleyen übliches Wort. Wohlhergebrachte Jreybeiten.
gefeget werden, fo ſollte man es billig getheilt ſchreiben. Anflate-
Der Wohlklang, des —es, plur. die —klange. Ein angenep:
mer Klang; eine feltene Bedeutung. 2. Die Eigenſchaft, da
etwas wohl Flinget, d, i, auf eine angenehme Art durch das Gehör
empfunden wird; ohne Plural, und im Gegenfage des Miß⸗
. Hlanges und übelklanges. Der Wohlklang eines Derfes, ei⸗
ner Periode, ;
—* Wohllaut, des —es, plur, die —e.
aut.
Weit Fräftigee lehrt euch ihr Leben,
Das lauter Wohllaut if, Weiße,
2, Die Eigenfchaft, da etwas wohl lautet, die Euphonie; ohne
Plural, Diele Confonanzen hören den Wohllaur.
Anm. Wohllsut und Wohlflang find wie Laut und Klang,
di. wie Genus und Övectes, unterfchieden. Laut bezeichnet über⸗
haupt die Eigenſchaft, daß etwas durch das Gehör empfunden wird;
Rlang aber be eichuet die ſes allgemeine Etwas ſchon näher.
Das Wohlleben, des —s, plur. car. die foridauernde Vergnũ⸗
gung der äußern Sinne, Seine Tage in lauter Wohlleben zu«
bringen.» :
Die Wohlluft, S.WoHufl.
Woblmeinen, verb.reg.act, es wohl, d.i. gut, zu des andern
Beften meinen; ein ungebräuchliches Wort, von welchem nur
noch die Participia wohlmeinend und wohlgemeint vorfomment,
Ein wohlmeinender Rath, beffer, ein wohlgemeinter, . Wenn
ich div wohlmeinend rathen foll, Das Adoerbium wobhlmeis
nentlich, auf eine wohlgemeinte Art, kommt nur noch im Obere
deuifchen und in den gemeinen Spreiharten vor, weil es ſehr un⸗
analogifch gebifder iſt. :
Die Wobleedenbeit, plur. car. die Fertigkeit, fih in allen Fäls
len mit Woylgefallen anderer auszudruden; wodurch fie fich von
der Beredfainkeit unterfcheidet, welche nur von der Fertigkeit,
andere mit Wohlgefallen zu überreden, gebraucht wird,
* Wohlrubend-und Mohifchlafend, zwey zufammen gegogene
Participia, vonden R. A. wohl ruhen und wohlfchlafen, welche
im gemeinen Leben oft ſehr ſprachwidrig gebraucht werden, wenn
man einem andern eine wohlruhende oder wohlſchlafende Nacht
wünfcht, weil. ſich dieſe thätigen Participia von der Nacht nicht
brauchen laſſen. Man wünfche alfo lieber, wohlzu vuben, oder.
wohl zu fchlafen. s
Der Wohlſchmack, S. Wohlgefihmad. F
Das Wohlſeyn, des —s, plur car. die Geſundheit. Sich in
gutem Wohlſeyn befinden, bey guter Befunbheit, Jemandes
Wohlſeyn trinken, welches mit der Formel, gutes Wohlfeyn!
geſchiehet. Woblfeyn wird in diefer Bedeutung vornehmlich in
. der Sprache der Höflichkeit, befonders gegen Vornehmere ger
braucht, wo man Geſundheit für zu alräglich und gemein Hält.
An weiterem Verſtande ift Wohlſeyn oft der Inbegriff aller zue
Zufriedenheit gehörigen äußern Glücksgüter.
1, Ein angenehmer
Der Wohlftand, des —es, plur, car. vonder R. A. wohl ſte⸗
ben, und ſich wohl ſtehen. 1.8on wohl fiehen, it der Wohle
hand das angenommene Urtheil anderer, von dem, was\eine®
VPerſon und ihren Verbältniffen anftändig iſt, und die Übereins
ftimmmng der äußern Handlungen mit diefen angenommenen Us⸗
eilen anderer, da es denn nicht bloß von eigentlichen Sitten,
fondeen auch von allen äußern Haudlungen gebraucht wird, Lin
Geitlicher, welcher tanzer, bandelt wider den Woblttand,wenn
es nach den angenommenen Urtheilen des Würde fein Um
7 5
ET ee |.
tes nicht angemeffen ift, daß er tanze.
achten. Ihn beleidigen, wider den Wohlftand fündiger.
- Selb die Tugend muß den Woblftand beobachten. &s gibt
tauſend Dinge, welche an ſich unfchuldig find, welche aber der
Wobltand verbiethet. DieBeobadhrung des Wohlftandes macht
die gute Lebensart aus. Da diefe Bedeutung mit der folgenden
oft Ziweydentigkeit machen fann, fo bedieut man fich alsdann Ties
ber des beſt mintern Wohlanſtandigkeit. 2.Bon wohl ſtehen in
der R. A. es febet alles mobl, ingleichen, fich wohl teben, fi
in guten Glüdsumfländen befinden, ift der Wohlitens, (1)
die Anwefenheit aller zur äußern Glüdfeligkeit und Ruhe nothe
wendigen Imflände,, Der Wohlttand eines Landes. Der bür—
gerlihe Wohlſtand. (2) Guter, zur Abſicht erforderlicher Zu⸗
“ fland Avon liegenden Gründen. Das aus, das But, der
Garten befinder fich in beitem Wobhlftande. (3) Bon einzelnen
Perfonen, it der Wohlſtand die Anmefendeit der nicht allein-
zum Bedürfniffe, fondern auch zur Bequemlichkeit, nos; ıwendis
gen GSlücksgüter. Sich im guten Wohlitande befinden. Im
Wohlitanse leben. 2
* Die Wohltage, fing.inuf, ein nur im Miederdeutfchen übliches
Wort, gute Tage, ein bequemes und üppiges Leben zu bezeichnen.
Zr weiß vor Wohltanen nicht, was er anfangen fall, die Ju⸗
ten Tage machen ihn übermätbig, muthwillig. Im Niederdeut⸗
ſchen Weeldane,von Wehl, Übermurh, wehlig,murhwiffig; weis
ches doch mit. wohl genau verwandt iſt.
Die Wohlthat, plur. die—en, eine That oder Handlung ang
blogem Woblwollen, welche unfer Beftes befördert, und die Sarhe
ſelbſt, welche uns in biefer Rückſicht bewilligetwird. Femanden
eine Woblthat erweifen, erzeigen. Beſonders, wenn die aus
Wohlwollen bewilligte Sache ein Theil des Eigenthumes des
andernift. Wohltbaten von andern empfangen,genießen. Oft
au nur eine Sache, welche unfer Beftes befördert, ohne Rück ſicht
aufdas Wohlwollen, als die Quellen desfelben, Die im gefittes
ten Umgange eingeführte Seinbeitims Zuriick baltung iſt eine
ſchãtzbare Wohlthat für das andere Geſchlecht.
Anm. Schom im Oitfried, Willeram ukf. Woletat, Wo·
ladat, ben dem Notker Liebtat. Es iſt nach dem Muſter des
Latein. Beneſcium gebildet,
Der Wohlthäter, des —s, plur, ut nom. fing. Fãmin. die
Wohlthäterinn, plur, die —en, eine Perfon, welche einen an»
dern eine Wohlthar erweifet, die fein Glück anz Wohlwollen bes
fördert. Ich erfanntein ihm meinen Wohlehäter, Bin Wohl:
tbater der Armen. ImDberdeutfchen ehedem und vieleicht noch
jest Wohlehuer.
Wohlthätig, —er, He, adj.etadv, ı. Geneiat, das Beſte
anderer aus Wohlwollen zu befördern, unddarin gegründet, aus
diefer Neigung herfließend. Wohlihätig ſeyn. Bin wohlth sti-
ger Mann. Eine woblthätige Handlung. 2. In hohem Grade
vortheilbaft, beilſam. Ein wohlthätig- v Regen. Die Stürme
find für die Gefundbeit überaus wohlthärig.
Die Wohlchätigkeit, plur.car. 1. Die Neigung, und in en⸗
gerer Bedeutung, die Zertigfeit,anderer Beftes aus bloßem Wohl
wollen zu befördern, befonders, wenn folches vermittelt eines
Theiſes feines Eigenthumes geſchiehet. von der Wohlehätigfeit
anderer leben. Ingleichen die darin gegründete Beſchaffenheit.
Die x
beilfanen Befhaffenbeit.
Wohlthun , verb.irreg. neutr, (©. Thun, mit dem Hülft-
mortehaben, und der dritten Endung der Perfon. 1, Angeneh⸗
me Empfindungen, befonders des Gefühles erweden,
Brogen that ihm wohl, =. Heilfame Wirkungen auf jemanden
haben. De Arzeney wird dir ſeyr wohlthun. Sn beyden Fal⸗
u
Den Wohlitand beob⸗
ohlthatigkeit einer Zandlung. 3. Vorzügiicher Örad der +
Das »
ers
* ſchreibet man * Wor ter lieber geißeifet, woßt ebum, —
bier nicht die geringfteelliptifch: Bedeutung Statt findet. 3. Anz
derer Beſtes ang ohlwollen befördern; da es doch nut im In⸗
finitive gebraucht wird, Er ſtehet — nicht allein auf glei⸗
che Art wohlihun kann, Gel. In den Modis gebraucht
. man dafür Gutes rbun, Wohlthat — u. % J
Das Wohlverhalten, des —s, plur. car. gutes, pflichtmäßle
ges Verhalten, Du wirft nad dem Maße deines ig
tens belebnet werden. .
Das Wohlverley MoblferTey, des — ‚plur. car. —*
me, welchen beſonders zwey Pflanzen führen. 1. Die A
Lian. beſonders deſſen Arnica montana, welche im t⸗
ſchen auch Engelstrank, Mutterwurz, Waldblume, Taugen⸗ *
kraut genanut wird. 2. Zuweilen auch, und vielleicht aur ngis
gentlich/ der Srofchlöffel, Aliſma Linn. beſonders deſſen Aliſma
Damatonium. Der Nabme iſt ohne Zweifel aus wohl und
verleihen zufammen geſetzt, oder vielmehr verſtümmelt; ana
die erſtere Pflanze ſehr vielfadhe Heilkräfte hat, —
Wohlverſtanden, adj. etadv. eigentlich das Yartichoium von.
wohlverfichen. Man fihreidter allenfalls nur dann zufammen
gezogen, wenn manes alsein Abverbium, und zwat elliptifch, ge»
braucht. Ich vede von dem noch ungebilderen Menfcpen, wohl⸗
verkanden im erfien urfprünglichen Stande der Marur. Au⸗
Ber dent bleibi es getheilet, z. B. ein — wohl ———
Ausdruck.
Wohlwollen, verb.irreg.neutr, (S. wollen eek
worte haben, Neignug befißer,cines andern Beſtes gern ju ſehen,
mit dem Dative der Derfon, Einem wohlwollen. in Mann,
der allen wohlwill, Er will mir nicht wohl, fucht mein Beſtes
‚mit zu befordern, fordern zu hindern, Dadie Bedeutung el
lirtifch iſt, fo wird es mie Recht zuſammen gezogen. * —*
Dis Wohlwollen, des —s, plur. car, die Reigung, anderer
Beſtes gern zu ſehen. Fcmanden aus bloßem Wohlwollen Ser
tes hun. ImOttfried iſt wola willigu man,ein wohlthätiger.
Wohnbar, —er, —fe, adj. et adv. fähig, bewohner zu merden, _
Kin baufälliges zaus wieder wohnbar machen.
Wohrbarkeit,
Das Wohnbött, des —— plur.die—e, bey den Zägern, das
Lager eines Wildbretes, befonderg wilden Schweines, welches
auch die Kuhe genannt wird,
Wohnen; verb.reg.neutr, mitdem Hülfsworte baben, feinen
beftändigen Aufenthalt an einem Orte haben, - ı. Eigentlich,
\.(1) Bondem Orte im weiteſten Verſtande. Inder Stadt, auf
dem Landewohnm. In Afrika, in Rom wohnen, Im Söblen
wohnen, auf einem Berze wohnen. Die wilden Thiereweh-
nen in einfamen Gegenden. (2) In engerer Bedeutung, "bon
dem Srhände, in welch. m man feinen gewöhnlichen oder beflän«
“digen Aufenthalt bat, da es denn fo wohl von dem eigentbümlis
hen, Als auch gemietheten Aufenthalte gebraucht. wird, In eis
nem -Pallafle, in einer Sütte wohnen” Bey jemanden wohnen,
in defjen Haufe, Einem gegen über wohnen, Am Sluſſe, an
der Straße wohnen. Besuem, angenehm, unbequem, ſchlecht
wohnen, eine joiche Wohnung haben. Im erften Stod, binten
aus, unter dem Dache we hnen. Ich weiß ihn wohnen, im ger
meinen Zeben, ich weiß, wo er wohnt.
RER 2 Fiaürlich. (1) An einem Orte eindeimifch ſeyn. So fagt
man, eine Pflanze wohnein China, wenn fie dort wild wächfes,
Golderz wohner in Ungarn, wenn es dafeibft Häufig gebrorhen
wird, (2) Sich aufeine befrändige Art ihätig und gegenwärtig
bewiifen. in Sers, in welchem die Tugend, das Lafer
wohnt, Es kann Feine gure Yleigung in einem Zerzen woh⸗
nen,
Sp auch die
J
nen, wo die unmäßige Bigise na Keisehum herrſcht,
Gel.
j und Fig die Stirn auch Seöblichkeir,.. RI ac
So wohnt im Seren Wißvergnügen, Weiße, 2
Daher das Wohnen und die TRPDRRHN: ©. das letztere im Fol
genden befonders,
. Anm. Diefes Wortlantet fon von des Kero Zeiten an, wo-
nan,im Riederſ.e iwanen,im Engl,to won, Es bedeuteteehedem
3 nicht ‚bloß wohnen in dem heutigen Berfkande, fondern verharren,
bleiben, überhaupt, Tier wonat inder guati, der im Guten
bleibet, verharret, Ottfried, und im Kero ift uruhwonan, ver⸗
harren, perfeveräre, So alt nun Nefes Wort auch ift, fo läſ⸗
fet es ſich doch leicht in feine erfien Beſtandtheile auflöfen. Das
nin der Mitte zeiget, daß es ein Intetftivum ift, fo wie dehnen,
fehnen, gähnen u, ff. Die Wurzel iſt folglich entweder ünſer
wo, woen, fih aneinem Orte befinden, oder auch dag veraltete
Verbum bauen, welches gleichfalls für wohnen gebraucht wurde,
im Kero puan, und in Dänifchen noch jegt boe. - Daß b und w
geen in einander übergeben,ift befannt genug. S. auch 1.Bauen.
Wohnbaft, adj. et adv. welches die Bedeutung des Participii
wohnend bat. An einem Orte wohnhaft feyn, dafelbft wohnen,
anfäfig ſeyn. Alle in dem Dorfe wohnhafte Bauern.
Das Wohnhaus, des —es, plur. die —bäufer, ein Haus,
welches eigentlich zur Wohnung beſtimmt iſt, zum Unter ſchie⸗
de von einem Backhaufe, Brauhauſe, Cuſthauſe u.f.f. In
Homburg, wo das Wort Erbe für Haus üblich iſt, beißt es ein
MWohnerbe.
“Der Wohnplag, des —es, plur. Sie —pläge, der Mag oder
4 wo Menfchen wohnen, wo jemand wohnet; ingleichen fi-
güclih, wo etwas einheimifch ift, der Aufenthalt.
Wobnpiag ſtiller greuden! Weiße,
Der Wohnſchmid, des —es, plur. die —ſchmiede, an einigen
Drten, z.B. in der Mark Brandenburg, ein Schmid, der. feine
beftändige Wohnung an einem Orte hat, zum Unterſchiede von
einem Lauffhmide.
‚Die Wohnftatt, plur, die —fätte, oder die Wohnftätte, plur,
Du fußer
"die —n, die Statt oder Stätte, wo Menſchen wohnen, ingleichen,,,
wo jemand wohnet; wie Wohnplag. Figurlich, der Ort des.
Aufenthalts, der beftändigen Anmeferheit. DieBienen ſſogen
frohlich aus ihrer fernen Wohnttatt, Geßn.
Die Wohnftube, plur. die —n, eine Stube, welche zurgewöhne-
lichen Bewohnung, d. i. zumgewöhntichen Aufenthalte, beſt imuit
“ft; zum Unterſchiede von einer Putzſtu be, Gaftſtube u. ff. Ir
der edlen Sprechart, dag Wohnzimmer.
Die Wohnung, plur. die —en, von dem Verbo wohnen. Der:
beſtändige Aufem hait an einem Orte, als ein Abſtractum, folg⸗
lich ohne Plural. Seine Wohnung an einem Orte haben,
nehmen. 2. Der Ort des Aufenthaltes, als ein Concretum,
folglich mit dein Plural; da eg denn ein allgemeiner Ansdrud
“if, welcher Häufer, Paläfte, Hliten, Höhlen u. f. f. unter fi ch be⸗
greift. 8. In eugerer Bedeutung it. die Wohnung ein Theil ei⸗
"nes Gebäudes, in welchem eine'Familie webnet, oder wohnen
kann. Lin Haus hat vier Wohnungen, wenn es für foviele Fa⸗
milien eingerichtet iſt
Anm. Schon im Tatian Wonunga, i im Ottfried sermittelft
einer andırn Ableitungsfplde, Wont,
"Das Wohnzimmer, des =, plur. ut nom, fing. ein Sims
mer, weiches zur gewöhnlichen Wohnung befktinme if, zum Un⸗
terſchiede von Gafzimmern, Pugzimmern m ff.
“ Wölben, verb. reg. act. 1, Dit einer gemanerten bogenför,
migen Dede verjiben,. Kin gewölbter Reller, ein Sewölbtes
Grab. Grwälbte Zimmer. Die bogenförmige gemauerte Dede
Adel· W. een uf. ? 3
.
ee
genförmigen Decke überhaupt verſehen.
lich, zu einer bogenförmigen Dede ründen.
Wo —
ſelbſt beißt ein Gewölbe, In writerer Bedeutung, mit einer bo⸗
So hat man gewölbte
Raſten, der 'n hölzerner Deckel einem Gewölbe gleicht, 2 « Figlies
Sieh, wie auf:
dem Bügel die grüne ſaſelſtaude zu grünen Grotten ſtch wölbe,
Geßu. Lin gepflanzter Weinttod ſoll ſich wie eine Fühle Laute
be tum die Senfter wölben, ebew derſ. Daher das wolden und
die Wolbung. s
Anm. Im Niederd, wolven,im Schwed. hracifen „welches
aber auch im Kreife drehen bedeutet. Es fFammet mit volvers
von einer Wurzel wol, wel ad,deren Hauptbegeiff die Künde, und
die Bewegungin Geftalt derfelbenift, und wovon hıi verähdees
ten Ableitungsfulben auch Welle, wälzen, u. f.f. derfoiamen,
1602 r
Der Wolf, des —es, plur. die Wölfe, Diminut, Wolfchen, ein
Wort von fehr vielfachen Bedeutungen, wovon viele gewiß von
ſehr verfchiedenen Stämmen find, welche bloß zufällig einerley
Laut haben, Denn fift bloß ein alter Adleitungslaut, der den in
wol liegenden Hauptbegriff nur.näber beſtimmet. Ich getraue
mir nicht, den in jedem einzelnen Falle herrſchenden Hauptbegriff
mit Gewißbeit anzugeben, daher ich die meiften Bedentuugen nur:
muthmaßlich ordiren Fann,
- 1, Der Begriff der Nünde, in welchem Falle diefes Wort‘ 'yu
dem vorigen wölben, und deffen Geſchleht gehöret; denn an der
Bertaufhung des b und f wird fich wohl niemand ſtoßen. So iſt
in den Malzdörren der Wolf der eigentliche Ofen, in welchem das
Feter angemacht wird, und aus welchem ſich die Hiße durch die
ganze Dötre verbreitet. Vermuthlich, weil er gewölbt ift, oder
auch ein fohräges Dach hat. Bey den Grappdereitern heiße dag:
gauze Gerüft, woranfder Örapp gedörret wird, der Wolf.
2, Der Begeiff dee Bewegung um feine Achſe, in welcher Be⸗
deutung es zunächfk zu Welle und wälzen, Rat. volvere, gehös
vet. Ans diefer Bedeutung läßt fi dev Wolf der Tuchmacher er⸗
Hären, welcheseine Mafehine iff, in welcher die Wolle vermit⸗
telſt einer beweglichen Welle aufgelockert, und von allem Staube
gereiniget wird,
3. Der Begriff der Ausdehnung in die Lange, Breite oder Dice,
Man hat viele Spuren,dag Wolf ehedem auch groß, und figüclich
eine Intenfion bedeuterhat, in welchem Verſtande gs mit unferm
wohl, dem Eugl. whole, u, a. m. verwandt if, In den nad
gangbaren eigenen Rahmen diefer Are fcheinet: diefer Begriff
gleichfalls der herrſchende zu ſeyn. Wolf, der Große; Wolf:
gang, der erufthaft einher tritt; Wolflieb, fehr lieb; Wolfrarb,.
ein weifer Rathgeber. ‚Obgleich auch andere Nahmen von dem
Thiere diefes Rahmens entlehnet ſeyn können. Zu diefer Beden⸗
tung ſcheinen mir folgende Fälle zu gehören, ‚0) Inder Zimmers
mahnsfunft heißt der lange Balfen, welder bey Steohdächern
durch die Firfte des ganzen Daches gehet, und woran die Sparren
befeſtiget find,der Wolf. Bey den ſchwerern Biegeldächern fehler
er,dagegen fie einen eigenen Dach ſtuhl haben, (2) Indem Warffers
baue heißt der an Striden befeftigte Rammblock, womit die Pfäb⸗
le eingetrieben werden, in mauchen Gegenden der Wolf, in ans
dern der Bär. (3) Vielleicht gehöret hierher auch der Nahme
einer Art Barnfäce mit nur vier Bügeln, welche am Rhein Wölfe
beißen, wenn nicht der erfte Begriff der Ründe darin der herr⸗
(ende if. (4) Ein dicker, ſtarker Hagel, oder Bolzen, 3.8:
der, woran die Wage andem Wagen hänget, heißt in manchen
Gegenden gleichfallg ein Wolf, (5) Bey den Seilern mancher
Gegenden ift der Wolf ein mit Furchen verfehenes Holz, in Ge⸗
ſtalt eines Kürbiſſes. Bey audern wird es die Lehre genannt.
4. Bon dem gelfensen Laute, als eine Onomatopdie, werben
von Alters der die Jungen mebrerer großen Thiere Wolfe genannt,
Vzzer mitten leuuon welferen, von den Jungen der Löwen,
RAS ms Motf..
£
1608 Bo.
Rott. Und noch in der Niederſ. Bibel von 1565 find des Lonwen
Wölpe, die Jungen des Löwen. Im Theuerdanfe wird es von
jungen Bären gebraudt. \ ; '
Wieindem wald ein pyrin wer
Mit ſambt iven welflein Flein.
gest ift es nur noch bey den Zägern von jungen Hunden üblich, in
welcher Bedeutung Welffchon im Detfried vorfommt; auch im
Schwed. Hvaelp,ein junger Hund. Daß der gelfense, oder
beulende Laut mancher jungen Thiere zu der Benennung Anlaß
gegeben, iſt wohl gewif, undin fo fern gehöret es zu gelfen, heu—
len, bellen u, f. f. welche lauter Modiftcarionen diefes Lautes be⸗
zeichnen. Gemeiniglich hält man Wolf, ein junger Hund, und
Wolf, lupus, für Wörter eines Stammes; alein im Schwed.
find beyde genau unterfchieden; ein junger Hund beißt daſelbſt
Hvalp, im Isländ. Hwölpr, im Holländ. Welp, imftiederf.
Wolp; das befannte Raubthier aber, im Schwed. wie in allen nor«
difchen Mundarten, ULF, im Niederf. Wulf. Ver muthlich iſt der
fehlerhafte heulende Ton gleichfalls die Urfache, warum die Or⸗
gelbauer den Fehler, wenn zwey überein ſtimmende Pfeifen zur
gleich gerühret werden, und zwifchen fich einen dritten Diſſonanz ⸗
Son hören laffen, einen Wolf ıtennen. ’
5. Bon dem Begriffe des Raubens, um fih Steffens, vielleicht
auch des Lilens, der Gefchwindigfeit. Daß der Begriffdes Raus
bens diefem Worte angemeffen iſt, erhellet unter audern aus dem
Möfo-Gothifchen, wo wilwen, rauben, Wilwan, ein Käuber,
ift, womit auch das Franz. piller verwandt zu feyn feiner. Von-
dieſem Begriffe fcheinen mie folgende Bedeutungen abzuffammen,
(1) Der Nahme eines befannten Raubthieres; im-Fämin. die
wölfinn. Sprichw. Wenn man von dem Wolfe fpricht, iſt er
nicht weit; ein Überbleidfel des alten Mährchens von den Währs
wölfen, weiches beſonders in den zwölf Tagen, von erften Weih⸗
nachtstage bis zu den drey Königen, galt, da ſich die Währwölfe
fehen ließen. Schon im Ditfried und Notfer Wolf, Wolva,
dep dem Ulphilas Wulfs, im Angelf.und Riederſ. Wulf, im Engl.
Wolf, im Schwed. UIf, im Isländ. Ulfr, im Albaniſchen UIIk.
Es uͤ⸗ ſich die ſer Napine gleichfalls von der bekaunten beulen=
den Stimmedes Wolfes ableiten, indem ulfya im Schwed. und
ylfa iu $eländ, Beulen iſt; allein der Begriff des Raubens ſcheint
mir doc der herrſchende zu ſeyn, daher auch die Griechen den Wolf
&gwor, nannten, Das Lat. Valpis iſt genau datnit verwandt,
wert der Fuchs und der Wolffo wohl in der Geftalt, als in der
Raubfucht, viel Ahnliches haben. (2). Bey den Bädern iſt der
Wolf, oder Seuerwolf, eine zuweilen aus den Badofen bervor
brechende Flanınte, welche viel mit dem Blitze gemein bat, uud
nicht felten einen ſtarken Knall verurſacht. (S. Jeuerwolf.) (3)
Im gemeinen eben werden verſchiedene fehädliche und. räuberifche
Snfecten Wölfe genannt; 5.3. der weigeKorumurm, Phalaena
granellaL. Auch ein gewiſſes Infectin den Bienenftöcen, wel
ches anch der Kiehwurm genannt wird. Wenn diefes in den Bies
nenftöden häufig ift, fo fagt mau, die Bienen haben den Wolf.
(4) In den aufblühenden Selten ift der Wolf eine-fehiechafte
: Knofpe, welche ſich zumweifen in der Mitte der Blume zeigt, und,
weil fie der Hauptblumedie Kraft entziehet, weggefchnitten wird,
In andern Fällen nennet man eine ſolche Erfoheinung einen
Räuber. (5) Eine Entzündung der Haut, befonders wenn ſte von
einer farfen Reibung herrühret. So fagt man, fich einen Wolf
reiten, oder gehen, wenn man von ſtarkem Neiten oder Gehen, eis
ne Entzündung am Gefäße befommt, welches in einigen gemeinen
Mundarten fich fratt veiten oder gehen heißt, von fritten, rei⸗
ben. Sonſt wird im gemeinen Leben auch ein um ſich freſſendes
Seſchwür der Wolf genannt, im Mittell at. Lupus, Franz. Loup.
Wenn es bis auf die Knochen einbringt, fo heißtes der Brebs,
Bi
*wolfbeißig, adj. et a von = Motfe gebiſſen; ein in fe
tes, aber auch nur bey den Fleiſchern übliches Wort.
Wölfen, verb. reg. neutr. mit dem Hüffsworte haben, Junge
werfen, von Wolf 4 ; ein nur noch bey den äsere » von den Sun
den, Wölfen und Buchfen übliches Wort, - I
Wolferlep, S.Wohlverley.
wöstfifh ‚adj. et adv. dem Wolfe ähnlich, in deffen. Natur ge⸗
gründet, ein uugewöhnliches Wort, ob es gleich die Analogie von -
hündiſch ſaͤuiſch u. ff. für ſich hat.
Der Wolfram, des—es, plur. doc nur von mebrern Arten
oder Duantitäten, die—e, in dem Bergbaue, der Rahme eines
den Sinngranpen ähnlichen Eifenerzes von grauer, brauner, röth⸗
licher oder ſchwärzlicher Farbe ; auch Wolfareh, Wolfert, Die
erſte Hälfte rühret von der ränberifchen Beſchaffenheit dieſes Er» _
ger im Schmelzen her, indem es die Metalle foröde macht, Die
zweyte vam iſt von Rahm, Ruf, Schwärze, weiles ſich am häu⸗
figſten in einer ſchwärzlichen zerreiblichen Geftalt zeiget, daber
es oft auch Siſenr ahm und Kifenfhwärze genannt wird, ER
farth iſt die Endſolbe die alte Ableitungsſolbe art,
Die Wolfsengel, plur. die—n, S. Wolfseifen.-
Das Wolfsauge, des—s, plur. die—n. ı, Das Auge ei⸗
nes Wolfes; fisürlich, ein raubgieriges Auge, raubgierige Ge⸗
finnung. 2. Zumweilen auch ein Halbedelflein, welcher doch unter
= Nahmen des Katzenauges am befannteften ift. S. dieſes
ort.
Der Wolfebalg, Ses—es ‚ plur, die bälge, der Balg von
einem Wolfe „d.i. die demfelben abgezugene Haut mit den Haas,
ten. ©, Balg.
Der Wolfebenl, des — es, plur, inuf. an. einigen Orten ein en
Nabme des Rellerbalfes, Daphne MezereumL,
Di-Wolfsbeere, plur, doch nur vonder Frucht, die —n, an _
‚ einigen Drten ein Rahme, 1. der Einbeere ParisL, 2. Bes
fonderg der Toll beere, Atropa Bella DonnaL, welde auch
Wolfskirſche und Wolfstraube genannt wird,
—
Die Wolfsbohne, plur. Sic—n, an einigen Orten ein Rahme ®
der Seigbohne, (©. diefes Wort.) An andern wird auch die ‚p
genannte Türkiſche Wicke mit diefem Rahmen belege,
Das Wolfseifen, ses—s, plur. ut nom. fing. ı. Eine Art
Angeln, welche man an manchen Orten den Wölfen au legen pflegt,
die Wolfsangel, 2. Ein ſtarkes Fangeifen mit zwey Federn, Wöls
fe darin zu fangen. 3, Eine Art Spieße bey der Wolfsjagd, die
Wölfedamit abzufangen,
Der Wolfsfang, des—es, plur, die—fänge. ı ‚Der Fangeines
oder mehrerer Wölfe, ohne Plural. Yuf den Wolfsfang ausges
ben, 2. Bon ang, einlanger Zahn, werden die großen langen
“ Zähne, welche die Wölfe in dem Gebiſſe Daten Wolfsfänge
genaunt.
Der mwolfefift, des—es, plur. Sie—e, in benniebrigen Sorech ·
arten, eine Art Schwämme, welche unter dem — des Bofi⸗
ſtes am bekannteſten iſt, S. dieſes Wort.
Der Wolfsfüß, des —es, plur. die —e. 1. Der Fuß von eis
nem Wolfe. 2. Der Nahe einer Pflanze, welche auch Waffer-
andorn genannt wird, Lycopus L. 3. An einigen Drten füh⸗
vet noch ein anderes Gewächs, welches fonft auch zerzgeſpann
beißt, und eine Art deeLeonurusL, ift, dieſen Nahmen.
Das Wolfsgern, des— es, plur. die—e, im Jagdweſen, ein
ſtarkes Garn zur Wolfsjagd, das W olfsneg.
Der Wolfagarten, des —, plur. die—gärten, eben Safel6ik,
ein eingefhloffener Platz in einem Walde, Wölfe darin zu fangen,
Das Wolfsgebiß, des
nes Wolfes,d. i.deffen Dlanlmit den-Zähnen, ©. Eine-Art. Ge⸗
biſſe für bartmäufige Pferde,
—es, plur. die—r. 1. Das Gebiß ei⸗
— Das.
-
j
3
a Sr a SET ee Eee 7:
Pe —
Dao Wolfogeflct, des —es, plur. inuf. der Nahme einer
Art Pflanzen, LycopfisL,
Wolfsgran, adj, etadv. der grauen Farbe des Wolfe⸗ whelich,
Franz. Louvei,
DieWolfegrube, plur. die—n, eine verdeckte Grube mit einer
Fallthür, Wölfe darin zu fangen,
Die Wolfshige, plur. dien, eine Anftalt, — einen oder
medrere Wölfezur Luft hetzet; im Dberd, die Wolfshag.
Der Wolfehund, Jes—es, plur. die—e. ı. Ein Hund, wels
: cher zur Wolfsjagd gebraucht wird, 2. Eine Art Hunde, welche
von einem Hunde mit einer Wölfinn gejenget worden.
‚Der Wolfehunger, des —s, plur. car. ein unnatürlicher hef⸗
"8 tiger Hunger.
Die Wolfejagd, plur. sie—en, bie Jagd auf einen oder meb-
rere Wölfe. Eine Wolfsjagd anftellen.
Der Wolfskaſten, des — plur. ut nom. fing. ein ſtarker
gaſten, einen gefangenen Wolfrdarin lebendig fortzubringen,
Die Wolfskirſche, plur. die —n, 8. Wolfsbeere, ©. Alraun.
Die Wolfstlaue, plur. die—n. ı. Die Klaue eines Wolfes.
- 2, Ohne Plural, der. Rahme einer ArtMoofeg, welches auch Bär⸗
lapp genannt wird, ©. diefes Wort.
Die Wolfstlinge, plur. die—n, der Rahme einer Art vunder,
etwas breiter Solinger Degenklingen, welche das Zeichen eines
Wolfes haben. Nahme und Zeichen rübret von eincır Reiſter,
Naͤhmens Wolfher, welcher 14 14 gelebt Haben ſoll.
Das Wolfekraut, S. Wolfswurz.
Der Wolfemagen, des — s, plur. die —mägen. ı. Der Ma—⸗
gen eines Wolfes. 2. Ein unerſättlicher, heißßungriger Magen.
Die Wolfomilch, plur. car, 1. Die Milch von einer Wolß nn.
2. Der Rahme einer befannten Pflanze,
ſafte, weiche aud) Zfelsmilch, Sunds il, Teufelsmilch u. ſ. f.
genaunt wird, Kupho:biahelioicopia.
Der Wolfemonatb, des—es, plur. dir — e, in einigen®egen-
den ein Nahme des Decembers, weil die Wölfein demnfelben am Der
ſchwerlichſten zu. ſeyn pflegen, .
Das Wolfenig, des—es, plur. die—e, ©. Wolfsgern.
Der Wolfspelz, Jes—es, plur,die—e. 1.Ben den Kürfch-
"nern, der Worfsbalg. 2. Ein Pelz von Wolfsbälgen. Den
Wolfspelz anlegen, fisürkic, Gewali DeanebeR, im Öegenfage
des Juchspelzes.
Der Wolferif, des —es, pl. r. die—e. 1. Ein von dem Wolfe
niedergeriffenes oder getödtetes Thier. 2. Der Schaden, welchen
die Wölfe an anderm Wildbrete vecurfachen,
Die Wolfofaite, plur, die—n, eine Art Saiten don Wolfs:
därmten.
Die Wolfsfcheide, plur. die—n, Seo den Kürſchnern, ein
Geſtell, den abgezogenen Wolfsbalg darüber auganfgaunen, und
zu trocknen.
Die Wolfofchote, plur. Bie—n, in einigen Gegenden ein Nah»
me der Seig: oder Wolfsbohne:
Das Wolfsfchrot, des—es, plur. doch nur von niehrern Artein
oder Quantitäten, die —e, eine Art groben bestes, Wölfe das
mit zu fchießen,
Die Wolfstraube, plu r.die—n,©. Wolfsherre,
Die Wolfewurz; plur. car, der Nahe rinee giftigen Vfl anze,
welche auch Wolfsfraut, Giftkraut, Sturmhut genannt wird,
Aconitum L.
Der Wolfozabn, des—es, plur, sie—zäbne, 1. Ein Zahn
von einem Wolfe, 2, Ben den Ferkeln, kleine föwarze fpigige
Zähne, welche fie am Freffen hindern. F
Der Wolfszeug, des —es, plur. die —e, der fänmiliche zur i
Wolfs jagd gehörige Zeug, oder Geräth,
miteinen giftigen Milch⸗
\ Bol 1606
Die weir plur, Sie—n, Diminut. — Oberd. wou⸗
lein. 2, Eine Menge wäſſeriger Dünſte, welche in fichtbarer Ge⸗
ſtalt in — obern Luft ſchweben. Eine Regenwolke, Gewitter⸗
wolfeu.f.f. Die Wolfen ziehen von Abend gegen Morgen. 2.
Figürlich, leichte Theile, welche fih wie Wolfen in der Luft bewe⸗
gen. Line Wolke von Rauch. Wolken von Puder wälzten ſich
‚gegen die Sonne. 3, Wolfen an den Fenftervorhängen find in
Geſtalt der Wolken geſteckte Verhänge,
Anm. Ben dem Ottfried Wolko, im Niederſ. Wulke. Ent
weder vonder dunkelen ſchwärzlichen Farbe, unter welcher fich
die Wolken am häufigften darflellen ; oder auch von ihrer wälgens
den Bewegung, als ein Verwandter von walle, welle, wälzen ;
oder endlidy auch wegen ihrer aufgedunfenen Geftalt, alsein
Verwandter des Latein. Bulga.
Wölfen, verb, reg. act, mi Wolfen überziehen. Der RE
wölfet ſich. Zigüelih, miß vergnügt machen. Was wölket deiz
ne ſonſt heitre Stirn?
Der Wolkenbrüch, des—es, plur. die — brüche, die plögliche
Verwandlung einer großen Wolfe in Waffer, das plögliche Her-
unterſtürzen der in einer großen Wolke befindlichen Dünfte, wels
ches durch Sturmwind, oft auch durch das Zuſammenſtoßen mehr
verer Regenwolken enifiebet, Es iſt ein Wolfenbruc gefallen.
Im Oberdeutſchen fagt man, er iſt niedergegangen.
Ter Wolkenhimmel, des—s, plux. ut nom. fing. derjenige
Theil des Weltraumes außer der Erde, in welchem ſich die Wolter
befinden, der mittlere Theil Ser Armofphäre.
Die Wolkenfäule, plur, die—n, eine ſenkrecht ſtehende Wolfe
in Geftalteiner Saule. In der Geſchichte der ältern Zuden war
die Wolfenfäule eine dunkele Wolke, welche auf ihrem Wege durch
die Arabiſche Wüſte bey Tage vor —— berzog ; zum Unterſchiede
von der Seuerfaule. Schon im Notker wolckenlule,
Der Wolkenfipnitt, des—es, plur. die—e, in der Wapen
funft, eine Linie, welche die Figur einer Wolke bar.
Wolkig, —er, —fr, adj. et adv. mit Wolken umzogen, mit
“Wolfen verfehen. Dev wolfige Himmel Wolkicht kann nur
bed uten, Wolfen ähnlich, h
Die Wollazbeit, plur..die—en, Arbeit, welcht in oder mit Wol⸗
le geſchiehet, deren vornehmſter Gegenſtand Wolle iſt. Sich mit
Wotiarbeit befhäftigen. Ingleichen, obgleich feltener, aus
der Wolle bereitere Arbeit, 3.8. wollene Zeuge.
Der Wollarbeiter, des —s, plur. ut nom,ling. Fämin. die
Wollarbeiterinn, eine Perfon, welche in Wolle arbeitet, wohin
z. B. die Wolldereiter, Wolweber u, ſ. f.igehören.
Der Wollbaum, des— es, plur. die — bäume,. der Nahme
eines Oſtindiſchen Baumes, welcher an feinen Äften , Blumen
und Blattſtielen mit einer dicken Wole umgeben ift ; Tomex
Linn,
Der Wollbereiter, des—s, plur, utnom. fing. Fämin. die
MWollbereiterinn, eine Perfon, welche die Wolle fürdie Wollwe⸗
ber und Tuchmacher zubereitet, dergleichen z. B. die Wollkam⸗
mer find, *
Die Wollblume, plur. die —n, der Nabme leiner Pflanze, wel⸗
che auch Wundkraut, Wundklee, saſenklee und Bagenklee ges
nanut wird ; Anthyllis vulnerariaL,
Der Wollbogon, des—s, plur Ste—bögen, bey den Hutme⸗
chern ein Bogen, die Wolle damit zu ſchlagen und zu reinigen,
welcher doch unter dem Rahmen des Sacpbogens am befanntes
ſten if. k
Der Wolldorn, des— es, plur, die—e, der Nahme eines Art
Woll ſa mens, welche in Oſtindien — it, Bombax
Ceiba L.
Aiii ⸗ Die
- Wollen, adj. etadv. aus Molle bereitet.
Strimpfe u. ſef. Salb wollen und halb jeiden. Ju den gemei⸗
a)
— Pu . -
1607 ; Vol
7.38
Die Wolle,plu r,car, ein re umd Materiale,, feine Furte
ze Faden zu bezeichnen, beſonders, iwenn fie Frausund in einan⸗
der gefchlütrgen find. Befonders werden feine furze und Franfe
Thierhaare mit dem Rahmen der Wolle beirgt. Im eugſten Ver»
ſtande begreift man darunter die Haare des Schafviches, oder die
Shafwolle, welcheman gemeinglich verfiehet,menn man Wol:
le ſchlechthin nennet. Spanifche, Englifche Wolle, Landwolle,
Scherwolle, Sterbwollen.f.f. In Wolle arbeiten. Beyden
Jãgern werden auch die Haare der Haſen und Kaninchen, inglei⸗
‚en die Flauinfederu des jungen Geflügels, Wolle genannt,
Dasß aud das Vflanzenveich vielerlen Arten folder weichen vers
ſchlungenen Faden hervor bringt, iſt bekannt; die Baumwolle
iſt darunter die vornehniſte.
Anm. Im Notker Wolla, im Niederſ. und Angeff. Waulle,
im Engl, Wool, im Schwed. und Isländ. Ull, im Slavoniſchen
Welna. Der Srund der Benennung liegtin den weichen krau⸗
fen Faden, daher diefes Wort als ein Verwandter von Sell und.
Vellus anzuſeben ift.
Wollene Zeuge,
ner Mundarten wollen und wullen.
Wollen, verb.reg. neutr. welches nur bey den Tägern üblich iſt
wo der Falke wollet, oder ſich wölfer, wenn er das Gewölle, d. i.
die mit dem Naube — Federn und Haare von ſich
gibt. S. Gewölle.
Wollen, verb. irreg. neutr. pret ich will, du willſt, (nicht du
wiilt,) ex will, wir wollen u. f.f. Conj. daß ich wolle, Im⸗
perf,ich wollte, Conj. daß ich wollte; Particip. gewollt; Im⸗
perat. caret. Es wird mir dem Hülfsworte haben verbunden,
nnd druckt überhaupt die Außerung des Willens als ein Verbum
aus, doch mit manchen Nebenbegriffen md nähern Beflimmun-
gen. Es wird mit dem Infinitive eines andern Verdi verbunden,
and bedeuset: 1, Einen Entſchluß fo wohl faffen, als gefaſſet ha⸗
ben. Er will hingehen, ift entfchloffen. Zr will, und will
auch nicht, kann fich nicht dazu entfchließen. Ich frage, ob du
willſt? Ich will mich fellen, als wenn sch ſchliefe. But,
wir wollen es thun. Ich wollte eben hingehen, als er Fim.
Du denkſt, du haft gefragt, weil dr haft fragen wollen, Gell.
für gewollt, XS. die Sprachlebre.) Oft mit dem Nebenbegriffe
des feſten, unwiderruflichen Entfchluffes, dA es oftfo viel als be⸗
fehlen iſt. Die Geſetze wollen es fo. Beſonders mit dem Parti⸗
eipio eines andern Verdi, Ich will es gethan haben. 2. Verlan⸗
gen tragen, Verlangen äußern, Sowohl mit den Jufinitive eis
es andern Verbi. Der Kranke will eſſen. Sie hätte lieber
meine Tochter auch zu dergalanten Lebensart anführen wol⸗
den, Gel, Ich willnur gern fehen, wie eg ablaufen wird, ich
wünſche, es zu ſehen. Als auch mit daß. Wollen fie, daß das
menfchliche Geſchlecht untergehen foll? Ingleichen mit dem
Accuſatlve oder einem Ydverbio, WIR du das Huch haben, oder
elliptifch, wit du das Buch? Was will denn ein Mann mehr?
Zu wem wollen Sie? Was. willfi du? Erweiß nicht, was
‚er will! 3. Neigung haben. Jch wollte lieber fchlafen, als
effen. Kr willnicht daran, hat keine. Neigung, es zu bewillis
gen, zu thun. Ich wollte es gern thun, wenn ich nur Fönnte,
Er mag wohl oder übel wollen, er mag dazu geneigt ſeyn,
oder nicht. Man wollte wohl oder übel, fo mußte es gefche:
"ben. Wer wollte ihm auch nicht gehorchen? mer follte nicht
geneigt feyn, ihm zu gehorchen. Einem wohl wollen, fein Bes
ſtes gern fehen. Einem übel wollen, fein Beftes nicht gern ſe⸗
‘hen, Aufeine Ähnliche Art wird diefes Wort in Bitten gebraucht.
Wollen Sie es wohl thun! Wollen, oder, wollten Sie wohl
sie Gütigkeit Haben, es zu thun! Aber wollen Sie dieſe Fabel
verſtattet.
Vel K —
leſen, eben derf, 4. ZurAbficht baden. Was wollen ſte damit
‘ fagen ? Ich weiß nicht, was er damit babenwilf, oder, was
er damit will, Wollen Sie mir etwa fagen, was mir meiz
ne Schweſter ersablen will? Gel, iſt es etwa ihre Abfiche,
mir zu fagen uff. Nicht verliebt, nur zärtlich wollen (oder,
wollten) fie fagen. Ich will damit fo viel fagen u. bf. Bas
will ich eben nicht fagen. 5. Zulaffen, verfiatten, veranfialten,
So GH will; im gemeinen Leben, willg Gott! wenn es Gott
Seſonders in Wünſchen: Gott wolle, Gottwolle °
nicht, daß esgefchebe! Wollte Gott, daß es gefihehe! Gore
wolle nicht, daß es mir je fo begegne! 6, Behanpten, ver⸗
fidern, mit dem Inſinitivo und dem Parsicipio. Erwill es ge⸗
hort, gefehen, gefagt haben, er behauptet, es gehört, acies
ben, gejagt zu haben. Die-Leute wollen dich mit einer Stadt:
jungfer haben reden ſehen, in der vertraulichen Sprechaet.
7. Können, vermögen; mit dem Infinitive. Wo will er fo ziel
Geld hernehmen? Was will ich machen? Was wolle er
machen? Wer will denn die Geheimniffe der ewigen vorſe⸗
bung erforfchen ? Dises denn, fo wie follen, auch oft gebraucht
wird, ‚einen möglichen Fall zu fegen.
Ich will mich betrogen -
haben; geſetzt, ich Härte mich betrogen, oder, es kaun fepn, daß
ich mich betrogen ‚habe, - 8. Im Begriffe fepn, etwas zu thun,
oder zu leiden, da es denn auch vou-leblofen Dingen gebraucht,
wird. Er will ſterben, erift im Begriffe, zu flerden. ‚80
fing der Vater an, indem er ferben wollte, Gel, Das & if
will finden, das Saus willeinfallen, dev Stod will brechen.
Ich that, als wollte michs verdrießen. * Es war mir nicht
möglich, ihn anzuſehen, wenn ich nicht errötben wollte. 9,Bes
veit, fähig feyn, eine leidentliche Veränderung anzunehmen, nicht
widerftehen ; am häu gſten mit der Verneinung,
nicht ein. Das solz will nicht los, der Nagel will nicht her⸗
aus. Eswill nicht gehen. ro. Erforderh, notbwendig machen,
Die Glashütten wollen viel Solz. Diefe Sache will ſorgfaluis
in Acht genommen ſeyn.
Ein kleiner Jeind, dieß merke fein,
Will durch⸗ Geduis ermüder feyn, Gel. . 2
11,0ft wird.diefes Berbum gebraucht, eine gewiſſe Gleichgültige
feit gegen einen Erfolg und deffen Grade zu bezeichnen. Er züx⸗
ne, fo vielevwill. Es ſey ud, was es will, was es auch fegn
mag. Ich mag Fommen, wenn ich will, zu welcher Zeitih au
komme. Ss mag uber mich ergeben, wasda will, Ihre Seinde j
mögen fagen, was fie wollen.
Himme Sich die Zartlichkelt nur erſt vollkommen e ein,
So ſey ſo ſtolz du willſt, du horſt guf,es zu ſeyn Gell.
Zuweilen auch niit den Conjunctive. Dem ſey, wie ihm wolle;
nicht fo richtig, dem ſey, wie ihm ſey. Es habe ihn, was auch
immer wolle, zur Unereue bewogen, Gel.
eine der vorigen Bedeutungen mit ihren Nebenbegeiffen in einen
Pleonasmusüber. Die frifeye Luft will mir nicht bekommen,
bekommt mienicht. Dazu will viel gehören, dazu gehöret viel,
Es will hier nothig feyn, er iſt hier nöthig.
wollen nichts ſagen. Das will etwas ganz anders ſagen. Ich
> will doch nicht hoffen, daß ſte es für Ernſt aufnebmen werden.
In den Kanzellegen wird diefer Pleonas mus oft unausſtehlich,
indem er bloß auf eineunnüge Ausdehnung abzielet. Worauf
fi gegründet werden wollen. Wennnigt daran ſchleuniger
Antheil genommen werden wollte.
So auch das Wollen.
Anm. 1. Diefes Verbum hat feinen Imperativ; and ie das
Kartieips Präf. wollend wenig oder faſt gar nicht üblich. Viele
——— zãhlen die ſes Verbum mis zu denpälfswörtern, Als
I,
1608
wohl auflsſen! Sen. Welten Sie —— diefen Punet
Es will ihm
12. Sehr oft gehet
Tanfend Thaler
RE
M
*
4
en.
fein, wenn Bätfsisete folhe Yarba mit allgemeinen Begriffen
-find, deren man fich bedienet, die vollſtändigere Lateinifhe Con⸗
jugation im Deutfchen zu umfchreiben, fohaben wir dere nicht
mehr als drey, ſeyn, haben und werden. AIndeffen wird wols
Ion, fo wie Fonnen, dürfen, mögen u.a, welche einen gewiffen
Nebenumſtand jeder Handlung bezeichnen, mit dem bloßen Juff»
nitiv disfer HandInng verbunden, ich will geben; welcher Um⸗
ſtand aber zu einem Hülfsworte aYein nicht hinreicht. Im Dbers
deutſchen gebraucht man diefes Wort haufig, den Imperativ an⸗
derer Berborum in der erften vielfachen Perſon u unſchreiben:
wollen wir gehen, laßt uns geben, oder, wir nlolley geben. ,
Unm.2. Man dat-nocheinen Ausdruck, wörsit man wollen
in der erften Bedentung,in manchen Fällen zu umſchreiben pflegt,
nähmlich gewillet feyn : ich bin gewillet, ich wad gewillet, bin
gewillet gewefen, für, ich bin entfchloffen, will u. ſ. f. Es iſt ein
von Wille abgeleitetes Adverbium, wenn es uicht vielmehr das
noch übrige Partie ipium einer vberalteten Form willen iſt, von wel⸗
dem wollen nach das. Präfens der einfachen Zahl entlehnet hat,
ich will, du. willſt, er will. Judeſſen gebrauchte man gewillet für
entſchloſſen, am häufigken nur noch in den Kanzelleyen, und zwar
nur als ein Adverbium, mit den Verbo feyn, aber nicht als ein
Adijectib.
Anm. 3. Dieſes Verbum lautet fchon im Kero wellan, bey
dem Ottfried wolan, im Niederf. willen, im Angel. willan,
- bey dem Ulphilas wiljan, im Schwed, vilja, in den Slavonis
* ſchen Mundarten wola, im Lat, velle, und ſelbſt im Griechi⸗
ſchen Bovromas, ih will, Da der Begriff des Wollens fehr ab»
ſtraet iſt, alle folche Wörter aber, der Natur der Sache nad), eine
urfprüngliche finnlichere Bedentung gehabt haben, fo fcheinet das
noch im Böhmifchen übliche wolati, rufen, das. Kräinerifche
velim, ich deiße, befchle, und felbft unfer fekden in befehlen den
mehr urfprünglichen Begriff aufzubewahren ; inden das Enjen,
ſchrehen denn doch die nachſte Art ift, wodurch der rohe ungebil⸗
dete Menſch ſein Wollen ausdruckt.
Der Wollenwöber, des —s, plur.utnom. fing, ein Weber,
welcher wollene Zeuge verfertiget, in Wolle arbeitet; zum Unter⸗
ſchiede von einem Leinweber und Seidenweber.
Das Wollgras, des —es, plur.inuf. der Rahme einer Gras—
— welche auch Wiefenwolle und Wieſenſſachs genannt wird,
S.Slachsgras.
Der Wollhandel, ses —s, plur. car, der Handel mit, Wolle,
Daher der Wollhandler, des as, plur. ut nom. fing. der wit
Wolle, handelt,
Wollicht, ⸗er/⸗ſtee adj. — der Wolle ähnlich. RO
Dante,
Wollig, —er, —Ae, adj, et adv. mit Wolle —— Wolle
habend. Ein wolligeg Sell, Manche Arten von Weiden haben
wollige Blätter,
Der Wolltamm, des —es, plur. die — amme, eine Art Küns
-me, mit welchen die Wolkämmer die Wolle zum, Spinnen vor»
” beveiten. .
Der Wolltämmer, des —s, plur,utnom. fing. Fänin. die
Wollfänmerinn, eine Perfon, welche die Wolle kämmet, und
feldige dadurch zum Spinnen vorbereitet.
N Der Wollkaflen, ves—s, plus,-ut nom, fing. beyder Verfers
tigung der Papier-Fapeten, ein Kaften, in und über welchem die
Scerwolle, womit die Tapeten beſtãubet werden ſollen, klein ge⸗
ſchnitten wird.
Die Wollkrampel, plur, die —n, eine Art BR die Wolle
damit zu see
—— 1610
Die wollkratze plur.die—n, inden Zeifte-Mihten, eitte mic
einer Kratze umgebene Welle, den friſirten Zeug damit von dem
FeifireBrete zu ziehen.
Br
Das Wollkraut, des —es, plux inuf. eine Hflanze, welche un⸗
ter dem Rahmen der Königskerze am befannteften iſt; Verbas
- [cum Thapfas Linn. An einigen Orten heißt fie seldkerze.
Der Wollmarkt, des —es, plur. die — markte. 1. Der offent⸗
liche Verkauf der rohen Wolle, und die Zeit, wenu bie ice geſchie⸗
bet. 2. Ein dazn beſtimmter Marktplatz.
Die Wollmotte, plur, die —n, ein Rahme einer Art Racimot
ten, Phalaenanoctua leporina Linn. welche voneinigen
der Aderpunet genannt wird,
Der Wollpelz, des —es, plur. sie —e, be den Kürſchnern, ein
gar gemächtes Schaf- Hammel⸗ oder Lammsfell.
Das Wollead,des —es, plur. die —räder, ein Spinnrad ohne
Hoden, die Wolledaranfzn ſpinnen. j
Der Wollfad, des —es, plur. die —ſacke. 1, Einmit Wolfe
gefüllter Sad, 2. Ein Sad, w.ldrer mie Molke gefüllet werden
fol, für Wolle beffimunt ift,
Der Wollſame, des —ns, plur. inuf. ein Gewächs, deffen Sa⸗
me mit einer feinen weißen Baumwolle umgebenjift,; Bombax
Linn.
Die wollfchnur, plur.die — ſchnüre, ein facker Binsfaden, die
abgeſchorue Wolle damit zuſammen zu binden,
Die Wollfchur, plur, die en, die Handlung, da man den Schas
fen die Wolle abnimmt, und die Zeit, wenn folches geſchiehet ;
wofür doch Schefjchur üblicher iſt.
Der Wollipinner, des —s, plur.ut nom, fing, Finin, die
Wollipimnerinn, eine Perfon, welde Wolle fpinnet, -befonders,
wenn fie daraus ein Gefhäft macht.
Der Wollſtreicher, des —s, plur. ut nom. fing, Fämin. die
Wollfireicperimi, eine Perfon, welche die Wolle ſtreichet, d. i.
Fäinmet, wie Wollfämmer, Ö
Die Wolluft, plur. doch nur Yon mehrer Arten, SAAL N Di
welches fo wohl von der Empfindung, ‚als von der Begierde dar⸗
nad, und endlich. von dem Öegenffande gebraucht wird. 1. Bon
der Empfindung, dass einen hohen Grad des finulihen Vergnü⸗
gens bedeutet, und von mehrern Arten desjelben auch den Plural
verfkattet. (1) Imengern Verſtande bezeichnet es bier die höch⸗
fen Grade jedes nugeordneten finnlichen Vergnügens, befonders
dasjenige, welches mitder Vermiſchung beyder Gefchlechter vers
bundenift, Der Wolluſt nachhängen. Sich allen Wollüften
ergeben, fich in allen Wollũſten wälzen. (2) In weiterer Bes
deutung, der höchſte Grad eines jeden, ſelbſt erlaubten und mche
geiftigen Vergnitgens. Sein ganzes Herz zerfloß in Wolluf.
© was if einlimgang mit großen Herzen für eine Wolluf I
Gel. Seine ſüßeſte Wolluſt if,andernÖntes zu hun. Es find
Thranemder Wolluſt, die meine ganze Seele vergnügen, Geh.
Die wahre Sreude läßt den Menfchen alle Wollüſte des Les
bens ſchmecken, alle die vührenden Wolfüfte, welche dag.
Zafter nicht kennet. Mrfcheinek diefe weitere Bedeutung ein -
wenig unſchicklich zu ſeyn, weil doch dem Worte immer etwas vom
der ungeordneten Sinnlichfeit anflebt, welche in der folgenden
zweyten Bedeutung noch merklicher iſt. 2. Die angeordnete Neie
gung zu den Höhften Graden des fi unlichen Vergnügens, beſonders
zu demjenigen, welches aus der unerlaubten Vermiſchung der Ge⸗
ſchlechter beſtehet; ohne Plural. In dieſem Verſtande iſt es oft
ein anftändiger Ausdrud für dag niedrige und harte Geilheie.
‚Speifen, welche die Wolluſt erregen. Der Wolluß pflegen,
nachbängsh: 3. Ein Gegenftand, welcher den höchflen Grad des
finnliehen Bergeügend gewähret ; eine zus in den neurrn Seiten
Jiiii3 elu⸗
Bor Be
eingeführte — Es var eine Seit, da ihr Nahme die
EN Wolluf meines Ohres war.
e Anm. Das Wort lautes fhon im neunten Jahrhunderte
Wo lult, indeſen gebraucht Kero noch Wuniluf, Wonueluſt,
dafür, Es iſt von wohl und Luufanmen gefest, vermurblihzu
einer Zeit, ba wohl noch als ein Adjectiv oder Subftantiv üblich
“war, denn vn Tatign heißt die Wolluſt nur Wolo, Wenigftens
ift es ein fehr altes Wort, und diefes hohe Alter erhellet auch aus
Er dem Baue deselben. In den älteften Zeiten befolgte man bey der
Ableitung und Zufammenfegung der Wörter dieKegel, daß, went
auf diefe Art zwey Eonfonanten zufantmen trafen, der vorher ger
hende Bocalgefchärft wurde, weil diefer Sag eine der Grundre⸗
geln der Deutſchen An⸗ſprache iſt. Wohl war für ſich afein ges
dehnt; allein in der Verbindung mit Luft ward es gefchärft, weil
zwey Laufdas o folgten, folglih Woluf, da man denn zum Zei:
hen diefes gefchärften ones, nachmahls auch das b wegließ, un.
geachtet die Abftaunmung es erforderte. Eben diefer alten An lo⸗
gie folgen vierte, Viertel, von vier, Bürde von bären, tragen,
dieß von diefes, tertig, Simt, von fahren, größte von groß,
wahrlich von wahr und hundert andere mehr. Da man inder Fol⸗
: / ge ſahe, daß durch die Befolgung diefer Regel die. nächfte Abſtam⸗
mung zu [br verdunfelt wurde, fo verließ man fie, und opferte
der Dentlichfeit und Klarheit die andere Regel auf, nad; welcher
8 zwey Confonanten den vorher gehenden Vocal ſchärfen. Alein,
; die einmahl gangbaren Wörter mußte man behalten, und fo bebielt
‚man auch Wolluſt, ungeachtet es wider die neuere Analogie ger
-bildet iſt. In andern Wörtern behielt man die nächfte Abflanis
ang wenigftens in der Schrift bey, wenn gleich die Ausfprache
< fie verloren hatte, und fo ſchreibt man noch wabrlich, vierte, vier—
tel, vierzig, dieß, u. f.fi ob man gleich alle diefe Wörter geichärft,
und. nichtgedehnt fpricht. Wenn zwey entgegen: geſetzte Ana—⸗
logien zufammen treffen, fo muß freplich die eine weichen, und das
wacht denn die Ausnahmen in den Sprachlehreu.
Wollüſtig; —er, —fte, adj. et adv. ı. Wolluft, s. i.. den
böchften Grad des finnlihen Vergnügens gewährend, eigentlich
nur imnachtbeiligen Verftande, Bey den Neuern aber auch oft
1611 Rn
im guten Berftande von den höchſten Graden des erlandten Ber: '
gnügens. 2, Begierde nach den höchſten Graden des ſinnlichen
Vergnügens empfindend, befonders nach der ungeordneten Ver—
- miſchung beyder Geſchlechtetr. Wollütig ſeyn, ein woHlüftiger
Menſch. Zur Tragheit in den Armen einer wolluſſigen Muße
gewohnt feyn, 3. Dieſe Begierde erweckend, verratbend, in der⸗
— gegründet. Wollüſtige Bilder, vorſtellungen, Stel⸗
ungen.
Die Wollüſtigkeit, plur. inul Die Eigenſchaft, da eine Verfon
oder Sache wolüftig iſt; zum Unterſchiede von der Woluft
der Einpfindung felbft. 4
Moltüfling,, des—es, plur. die—e, eine Perfon, bey welcher
die Begierde nach ungeordneten finnlichen Vergnügungen zue '
Fertigkeit geworden ift. Ein versärtelter Wollüfling.
Die Wollufffeuche, S. Cuftſeuche, welches üblicher iſt.
Die Wollweide, plur. die—n, eine Art Weiden, deren Blätter
auf beyden Seiten wollig find; Salix lanataL,
Der Wollzehnte, des—n, plur; dien, der Zehnte, oder zehn⸗
te Sheilvon der den Schafen adgenommenen Wolle,
Womit, eineaus wound mit zufammen geſetzte Partikel. 1. Als
ein Fragewort, für mit was: Womit hat er ibn geſchlagen?
Womit haft du es bewerfftelliger ? 2. Als einerelative Partıkel,
für mie welchem, mit welcher, mit weldem. ch weiß, womit
er esbrwerffielliget hat... Das Werkzeug, womit du Wunder
thuftl. Mit eben dem warmen Herzen, womit er andere
gluctlich macht. S. Wo und Da.
Word, oder Werth, ©. Werder.
Bor 1612 3,
1,Die Wonne, — die—n, ein. Graben, Canal, fließendes. -
Waſſer, S, Wihne.
2. Die Wonne, plur.car, bie Freude, das Serhnlgen, befons
"ders ein bober Grad derfelben. Laß mich hören Sreude nd
Wonne, Pf. 219, 131 und fo in andern bibliſchenStellen mehr, ==
Dian hatte das Wort im Hochdentfchen größten Tbeils veralten‘
laſſen, weil’es von einem dunfelen Bane und mit Freude fo —
lich gleich bedeutend iſt; allein die meuern Schriftfteller haben #8 -
‚ohne Noth wieder in denGang gebracht, indem es bey feinen dune
feln Baue wenig mehr fagen kann, ale Iyeude, diefes Wort auch
noch nichts von feiner Würde verloren bat, dag man nöthig hatte,
es dur cin anderes zu etfegen. . Yunnas ter’ ich an der
Silberquelle, die uns lieblich Wonne zugerauſcht, Wiel Noch
widermwärtiger und tadelhafter find die in deu neuern Zeiten damit
‚ gemachten Sufammenfegungen, Wonnetod, Wonnetag u.f.f- .
Anm. Das Wort lauter ſchon don des Ditfrieds Zeiten an
Wunn, Wunna, Schendie Form zeiget, daß es ein Jutenfi«
vum if, deſſen einfachere Wurzel aber im Deutſchen längft verals
tet ift ; indeffen febeinet fienoch in den Möfo » Borhifchen wan,
ſchön, Wen, ein Freund, Wen, eine Geliebte, wenas, lieben,
vieleicht au; in dem Lat. bonus und Venus übrig zu ſeyn.
Diefe längſt veraltete Befhaffenbeit.der Wurzel, welche ſelbſt in
keiner Ableitung im Deutſchen mebr vorhanden ift, tft ohmegweir .
fel die irfache, warum mandiefes Wort veralten fafjen, indem
ſich eigentlich Fein Hauptbegriff mehr damit verbinden Läßt, fone
dern aus der Form blog der intenfive Nebenbegriff üblich. bleibt. -
Aus eben derſelben Urſache find anch Minne, beginnen u.f. f.verale *
tet. Verwandt ſind damit das Schwed. una, unna, zufrieden
ſebn, ingleichen unna, winfcyen, und Vän, ein Freund.
Der Wonnemonath, des —es,/ plur. die—e, die im Hodbeuts
ſchen veraltete Benennung des Monatbes May, melde fih von -
Carln den Großen berſchreibt, und.in einigen Prorinzen noch |
jest üblich iſt. Die erſte Hälfte ift entweder auch von Wonne,
Freude, Vergnügen, weil inden füdlichern Gegenden dieRatuer
in diefem Monathe anfängt, ſich zu verfüngen ; oder auch vondem 4
veralteten Wonne, Wunne, Wirfe, weil fig die Wirfen in diefemg
Monathe in ihrem fbönften Schmucke zeigen. Ich babe in meis
‚nem Magazine die Urfachen angegeben, warum dierer, fo wie _
die übrigen alten Deutſchen Monathsnahmen, im Hochdeniſchen
veralter find; und veralten müffen. ”
Moran, eine zuſammen gefegte Partikel, auf wo und an. =
Als ein Fragewort, füran welchen, an welces. Woran liegt
es? Woranerfennermandas? 2 Als eine bloß relative Pate
tifel. Ich weiß , woranesliegt. Ich weiß nit, woran ich
mit ibm bin, wieich mit ihm ſtehe, was ich von ihm haften oder {
denfen fol. S. von diefer Zufammenfegung Wo und Da.
Worauf, eine äbntiche Partikel, von wo undanf. ı, Als ein ;
Fragewort, Worauf fieber es? Woraufgehet das? 2. Als 2
eine relative Partikel, - Ich weiß, worauf es: gehet. Das War:
gerade der Troft, worauf er ſich gründere. ©. Wound Da,
Woraus, eins ähnliche Partifel, von wo und aus. ı. Als ein.
Fragewott, Wor us folget das ? Woraus ſchließeſt du das? 2, ı
Als einerelative Partifel, Ich weiß, woraus das foiget. Der .
Grund, woraus ich diefeg fchliefe. Woraus denn folge, dag \
uff. Im Dberdeurfchen ift dafür worab üblich; worab —
bar iſt; worab dieſelben exfeben werden. .
N
Worein, eine zuſammen gefegte Wattifel, ans wo und ein, wels
che eine Bewegung nach dem Innern eines Ortes bezeichnet , und-
mit Worin nieht verwechjelt werden muß. Sieifl: 1, ein Frage⸗
„wort. Worein ſoll ich es thun? Worein war esgewidelt! 2,
Als eine velative Partikel. Ich weiß nicht, worein ih eg |
Ä ıhur.
*
1613. Bor
thue. Sie wirdin Boten Fällen nur * sebsaudt 8 ws,
DaumdEin. .
Worfeln, verb.reg. act. in der Landwirthſchaft das Getreide
durch Werfen gegen den Wind von der Spreu zu reinigen. Das
Getreide worfeln. So auch das Worfeln.
Anm. &s iſt das Iterativum oder Diminutivum von —
welches noch in manchen Gegenden für werfen üblich iſt, und auch,
"fo wie das Niederf, worpen, für worfeln gebraucht wird :
Dev feine Schaufel trägt, das Korn recht worfen ann,
Opitz.
Die Worfſchaufel, plur. die —n, in der Landwirthſchaft, die
Schaufel, womit dag Getreide gemorfelt wird. Bey den alten
Oberdeutſchen Schriftftellern Worphlcuvala, Wintfcubla,
bey dem Ottfried Wintworfä. Es iſt, fo wiedas folgende, un«
mittelbar von dem Dberdeutfchen worfen abgeleitet.
Die Worftenne, plur.die—n, die Teune, worauf das Getreide
getvorfelt wird.
Worgen, verb, reg. act. welches nur als ein Reciproeum im
Oberdeutſchen üblich if, wo fih worgen, das Beſtreben bezeich⸗
net, welches vor dem Erbrechen bergebet, eigentlich das Beſtre⸗
ben, eine Erſtickung zu vermeiden. Es iſt in dieſer Geſtalt das
Neutrum von dem Factitivo würgen, welches im Hochdeutſchen
gleichfalls für worgen gebraucht wird. Indeſſen gebrauchen die
Oberdeutſchen ihr worgen eben fo oft für würgen, daher derlins
terſchied zwifchen beyden bloß in der provinziellen Ausſprache
liegt. S. Würgen.
Worin, eine Partifel, von wo und in, welche auf seboppelte Art
gebraucht wird, 1. Als ein Fragewort, Worin lieget es? Wor⸗
in beſtehet es? 2. Als eine relative Partikel. Ich weiß, worin
es beſtehet. DasHaus, worin er wohnet. - Das Kleid, wo=
rin du dich dritte. Die Schreibarten worinn, worinnen, find
völlig fehlerhaft. S-Wo ‚Da und In,
Das Wort, des—es, plur. die —e, und in der folgenden erficn
Bedeutung, die Wörter, Diminut. das Wörtchen, Oberd.
Wortlein.
Ein einzelner Beſtandtheil der Rede, der Ausdruck einer
Borftelung, welche opne Abfas und auf Ein Mahl ausgefprochen
wird, oder auch ein Ausdruck, welcher einen volfommenen Sinn
enthält. In diefer Bedeutung lautet der Plural Wörter, wenn
nähnlich ſehr beftimmt folche einzelne Beftandtdeile außer ihrem
Sufammenhange gemeinet werden. Line Sprache beſtehet aus
Wörtern; Wörter beftehben aus Sylben. Fremde Wörter
‚mit in feine Spracpemifchen. Treue Wörter bilden. Dev Bau
der Wörter. # Linfplbige, mehrfplbige, edle, unedle Wörter.
"Don Wortzu Wort überjegen, wörtlich.
Begütert, Herr Baron, und Lreyer, *
Die Wörter gehn durch Mark und Bein , Lichtivehr.
Zumeilen ſcheint es, daß es, diefer Bedeutung ungeachtet, im Plu⸗
ral Worte habe. Die ehrwürdigen Worte, Religion und Ehre
konnen wider den Strom des Beyfpieles und der Leidenfchaft
nicht immer beftehen, Gell. So oft wir Worte obne deutliche
Begriffe faffen, treiben wie mit unſerm Gedächtniſſe den ım:
natürlichften Gebrauch, eben derf. Sprechen heißt, feine Ge:
danken durch Worte ausdrucken. Er Fann mit zwey, drey
Wortenmehr fagen, als ein anderer mir sehen. In dem ct»
Ren Falle fönnte es Wörter heißen ; allein da Religion und Ehre
wirklich verbunden find, fo läßt fih auch der Plural, Worte,
vertheidigen. . Ju den übrigen Fällen aber werden‘ fehr deutlich
Wörter im Zufammenbange gemeinet, daher ift derPlural, Wor:
te, der einzige richtige,
2. Wörter im Zufammenhange, d, i. die Rede, eine Reihe auss
gedrudter Vorftellungen, da es denn im Plural jederzeit Worte
⸗
haben, nicht eingeſtehen.
Bor 1614
bat, ſelbſt wenn es ein Zablwort vor fich haben ſollte. Es wird in
diefer Bedeutung aufverfchiedene Art gebraucht,
) Boneiner Rebe, d.i. Reihe ausgedruckter Vorfiellun.
gen überhaupt, So wohl im Pfuralalfein. viele unn üge Worte
x
. machen, weitläufig und ohne Nußen reden, Wozu fo viele Wor—
te? Dasfindleerve Worte; jemanden mit leeren Worten abs
fpeifen wollen. Traue meinen Worten. Nur ein Paar Worte
mit jemanden zu veden haben, Semanden viele gute Worte ge:
ben. Hart mie Worten angelaffen werden. Sich mit Wor⸗
ten. an jemanden vergreifen. Etwasmit zwey Worten abfer-
tigen, kurz. Ich weiß kaum Worte zu finden, meinen Dank
auszudruden. Zr brach in diefe Worte aus w ff Er if
von fehr wenig Worten, er fpricht wenig.
Als auch im Singular allein, doch bier nur im vielen ein-
mabteingeführten figürlichen oder fprichtwörtlichen Ausdrüden,
wo Wort immer Rede überhaupt bedeutet. In einer Gefellfchafe
das große Wort haben, allein fprechen, Das legte Wort has
ben wollen, zuletzt ſprechen wollen. Das Wort führen, den
Bortrag im Nahmen mehrerer ibun. Das Wort nehmen, ix
einer gefelfchaftlichen Unterredung anfangen zu ſprechen. Ein
Wort gab das andere, eine Reihe von Vorftelungen, @in gu⸗
tes Wort fiir jemanden einlegen, zu feinem Beftenreden. Ein
nem das Wort reden, oder ſprechen, ihn vertheidigen, zu feinem
Beften reden. Schon im Schwabenfpiegel ift, einem das Wort
reden, ihn vor Gericht vertbeidigen. Jemandes Wort unter:
fügen, feinen Vortrag, fein Geſuch. Er will es nicht Wore
Auf jemandes Wort bauen, fich
darauf verlaffen. Ich habe auch ein Wort, ein Wörechen,
darein zu fprechen, meine Einwilligung iſt dabey auch ubthig.
Einem in das Wort fallen, ihn unterbrechen: Wan lief
mich nicht zum Worte Eommen, zum-Spredden. Sein Wort
anbringen, fein Geſuch. Das if doch ein Arann, mit dem
man ein Wort reden Fann, der geſprächig ift, “ingleichen, der
Vorftelungen annimmt, fich lenken läßt. Ihr Wort in Ehren,
eine Formel der Höftichkeit, imgemeinen Leben, wean man ſich
genöthiget fiehet, dem andern zu widerfprechen. Das Wort
ſtarb ihm ploglich aufder Zunge, er hörte vor heftiger Lei⸗
denfchaftplöglich anfzureden. Sprichw. Lin gut Wort finder
eine gute State, gütliche Vorftellungen find felten vergeblich.
Dft bedeuter Wort, oder ein Wort, eine ſehr kurze Rede.
Sch wollte gern ein Wort, ein Wörteben mit ibm allein fpre-
hen, Nur noch ein Wort, ehe du den Ausſpruch hut: Ga:
gen fie ja Fein Wort, nichts. Ich wrif Fein Wort davon,
Mit einem Worte, es wird nichts daraus. Aufs Wort ge:
horchen, auf den geringften Befehl, Er fpricht Fein Worr,
fonsern iſt immer .in Gedanken. Er gedenkt der Freundſchaft
mit keinem Worte. Ich will ihnen ein Wort, ein Worichen/
im Vertrauen ſagen. verlieren ſte Fein Wort mebr
(2) In einigen engern Bedeutungen. (a) Im Kriegesweſen
wird die Parole bey einigen Truppen das Wort genannt; und
in diefee Bedeutung ſcheinet der Plural ungewöhnlich zu feyn. (by
Ein förmlihes Verſprechen; nur im Singular allein, Einem das
" Wort geben, ihm etwas verfarechen. Ich verlaffe mich auf ihr
Wort. Sein Wort halten, erfüllen. Sein Wort zurück neh—
men. Es brechen. Ich halte fie bey ihrem Worte, dringe auf
die Erfüllung ihres Verſprechens. Sein Wort von fih geben
einförmliches Verfprechen thun. Sie haben mein Wort, mein
Berſprechen. in Mann von Wort, der fein Verfprechen hält,
Derfprich mir auf dein Wort, niemanden etwas davon zu
ſagen. Sprichw. Ein Wort, ein Wort, rin Mann, ein Mann,
ein rechtſchaffener Matın hält fein Verfprechen. (ch Das Wort
Gottes, inder Theologie, die bei. Schrift, und einzelne Theile
Des:
r
J Bo — a
Be An u Bebentuligiird ih NReuen renemcn⸗ Rande hepääfiget, Daher Sie Words nen: In eyden eben Fr
Ehriftus zuweilen das Wort genannt. tungen.
Anm. Diefes alte * lautet — den feibeen Seien Wortlich, adj. et adv. 1 u Worten, d i. verneßmlichen Auge,
‚an Wort, bep dem Hiphilks Waurd, im Engl. Word, im Rie⸗drücken, beſtehend. So ſetzt man zuweilen das wörtliche Geberh
derſ. Woord. Im Hochdentfchen fautet es gefchärft, welche Ans: dem Gebethe des Serzeng entgegen; obgleich auch es Br
fprache um der beyden Conſonanten Willen auch die richtigere iſt; anders als ans Worten befiehen faun, 2.In den Worten gegrün«
dagegen die Niederfähfifhen Hochdeurfchen es germ gedehne det. Der wirtliche Derfiond,fo weit derfelbe-aug der eigen lichen
ſprechen. Der Unterfchied des Plurals erſtreckt ſich au aufdie Bedeutung des Wortes folget, zum Unter chiede von dem fäplis
Sufammenfegungen: Bunftwörter, Hauptwörter, Wurzel- chen. (©. Wortverſtand.) 3. Den Worten nach, von Wort zu
-. wörter; aber Scheltworte, Sherzworte, Zauberworte, Drobs - Wort; nurals ein Adverbium. Wasich geftern geböret hat⸗
worte, u.ff.. Nur Sprichwort machteine Ausnahme, indem te, fiel mir heute wörtlich wieder ein, Etwas wörtlich Bag: :
es durchgängig Sprichwörter hat, od es gleich eine zufammen Schreiben, von Wort zu Wort.
hangende Vorftellung bezeichnet, Das Wort-Regifter,des —s,plur.ut nom. fing. ein Kegifler,
Wortarm, adj. etadv. arm an Wörteru oder Ausdeüden, im oder alphabetifches Verzeichniß der in einem Buche vorfommen«
Gegenfage des wortreich. Kine wortarme Sprache. Mas — zum — * ig ve — Se :
„⸗er, —fte, adj, etady. ı ör
Die Worterklarung/ plur. DIESEN; — — * Defi d. i. an vernehmlichen — der Begriffe; im Gegenſatze
nition, welche nur die eigentliche Bedeutung des Wortes entivis
Belt; zum Huterfhiebe vogeinet @a PRSIEN J des wortarm. Kine wortrelche Sprache, weiche für alle Arten
38 — von bekannten Begriffen Nahmen bar. 2. Aus vielen Worten,
‚Das Wörterbich, des—es, plur, die —bücher, ein Buh,in $, i. Ausdrücken feiner Vorflellungen, beſtehend. Ein wortrei:
welchem die Wörter einer gewiffen Art in alphabetifcher Ordnung cher vortrag. Ein wortreiches Eeprange überdie Fa
gefammelt uud. erfläret werden; mit einem Griechiſchen Aus» Tugenden. :
drucke, ein Lexicon, ehedem ein Nahmenbuch, Aufſchlage⸗ Das Wortſpiel, des—es, plur. die—e, das Spiel, d.i. eine
bug, , bloß auf Beluftigung abzielende Befhäftigung niit Wörtern und.
Der Wortforfcher, des —s, plur. ut nom, fing. derjenige,” ihren Bedeutungen; 5.8. wenn man aus ber wahren oder er ⸗
welcher den Urfprung und die Bildung der Wörter einer Sprache zwungenen — ———— Bedeutung eigener Nahmen den Stoff zu BE
zu erforfchen ſucht; der Etymologe. ‚ giner Gedankenreihe entlehnet. In engerer Bedeutung da 5
Die Wortforfyung, plur. inuf; die Lehre von dem Urſpruuge Wortſpiel, wenn Wörter und deren Bedeutuugen, ohne eine
„und der Bildung der Wörter eine Sprache: die Etymologie. '- „Wahrheit von einiger Erheblichkeit zu erhalten, bloß a Belu⸗
Die Wortfügung, plur. die —en... 1. Die Verbindung mehre⸗ ftigung einander entgegen gefeget iverden, :
ver Wörter zu. einer Reibe von Vorſtellungen. SohatjedeSpra, Der Wortitreit, des —es, plur,die—e, ein Streit um Bioße
che ihre eigene Wortfügung. 2. In engerer Bedeutung ift eg Worte, ohne dabey auf ihren wahren Sinn zu ſehen; mit einem
derjenige Sheil-der Sprachlehre, welcher die Wörter einer Spras Griechiſchen Ausdrude, Logomachie.
che zu einer Reihe von Vorſtellungen verbinden lehret; ſonſt auch Der Wortoerland,des—es, plur, car. Börlenige Berftand’eis
der Redefag, Lat. der Syntax. nee Rede, welcher durch die Bedeusungder Worte heraus gebracht,
Das Wortgepränge,-des—s, plur. ut nom, fing, das Ge» _ wird,der wörtliche, buchſtäblicht, unmittelbare Verffand ; zum.
pränge mit Worten, die zwecklofe Einfleidung eines Gedanfeng Unterſchiede von dem mittelbaren, wohin der allegorifche/ und
in viele und fhöne Worte, in der Theologie auch der myftiſche, typifche u. ff. gehöret.
Das Wortgezänt,des —ts,plur. din—e, ein Gezank un or» Der Wortwechſel, des —s, plur.utnom.ling, eigentlich, ders
te, ein Wortſtreit im verächtlichen Verſtande. jenige Sufland, da zwey oder mehr Derfonen Worte wechfeln,d, —
Worth, ©. Werder. ſich mündlich untefreden, Alein,mangebrüucht es nuriu engeren
Worthabend, adj. etadv. das Wort, d.i. den Vorſis, babend, . Bedeutung von einem mündlichen Streite, einem Streite, der |
nur noch in ein zelnen Fällen, befonders in den Ranzelfeyen. So durch, Worte geführt wied. In einen Wortwecielgekarben
wird der jedes Jahr regierende Bürgermeifter in manchen Städ⸗ Einen warmen Wortwerhfel mie jemanden haben.
ten der worthabende Bürgermeifter genannt, Auch derjenige, Worüber, eine Partikel, welche aus wo und über zufammen aefete
welder im Stahınen mehrerer das Wortführer, vder den Xortrag. zet iſt, für. uber was, und auf gedoppelte Art gebraucht wird,
hat, wird zuweilen wortbabend, worthaltend, wortführend, 1, Als ein Fragewort. Worüber fprang der Zund? Worüber
und mit einem Subſtantive, der Worrführer, — ge⸗ Pam der Streit her? Worüber 35 fie ih? Nicht über
nannt. wag , nach Art ber Niederfüchfen, 2, Hs eine relative Partikel,
Der Worthalter, des —s, plur, ut nom.fing. 'S, das Kai: Ich möchte wiffen, worüser der Sereit entſtanden wäre, Dee-
Der Wortklauber, des —s, plur. ut nom. fing, derjenige, Sluß, woruber er fhwamm. 3. Ein Deserminafivum, doch nur
welcher ſich auf eine unnüge und vergebfiche Art mit Wörtern. in den niedrigen Sprecharten. "ozüber erſchrecken, beffer,
und ihrem Verſtande befchäftiget. Daher die Wortklauberey, überetwas, 8.Wo, Da und tiber. 7 —
plur.die —en. — Worunter, eine Partikel, welche aus wo, ehedem wor und unter - 7
Der Wortfram,des —es, plur, die —e. 1. Eine Verbindung: zuſammen geſetzet iſt, und gleichfalls auf drenfacye ——
mehrerer Wörter, ohne einen fruchtbaren Sinn. Ein derer. wird. ı, Frageweife., Worunter har es. geſteckt? 2, Relativ
Wortkram. 2: Die ummüge und zweckloſe Befhäftigung init, © Die. Bank; worunser es Ing. Ducaten, worunter es auch
Wortern, und deren Sin. ? leicyte gab. 3. Determinativ, nur im gemeinen Leben, X
Der Wortfrämer, des —s,plur.ut nom. fing.. 1. Derjenis.. muß doc worunrer festen. Sich worunter mifpen, beifer,un- :
‚ge, welcher leere Worte vorträgt, d. i. viele Worte ohne Abſicht ter etwas.
und fruchtbaren Verſtand oorbringet, 2. Derjenige, welcher ih Woſelbſt, eine ähnfiche Partikel, von we — ſelbſt, fuͤr das eine
anf eing unnäge aud zweckloſe Art mit ZBörtern und deren Ver⸗fache wo. 1. * Fragen, Woſelbſt han du ihn angetroffen %
2. Re⸗
PA
17 Bon
‚2. Relativ. "Der Ort, PRORPER: ibn anteaf. Da fern bier
eine bloß müßlge Verlängerung des wo ift, fo braucht man dieſe
Partikel im Hochdeutfehen imerften Falle gar nicht; im zweyten
aber ebenfalls nur dann, wenn dag einfache wo fürden Numerus
der Nede zu kurz ſeyn möchte,
Wovon, eine zuſammen gefegte Partifel, von wo nnd von, für von -
was. 1. Als ein Fragewort. Wovonlebrer ? Wovon wollten
du fprechen ? 2 von welcher Sache. 2. Als ein Relativum, Er
bat ein Umt, wovoner reichlich-Ieben Fan. Ich weiß nicht
mehr, woronich ſprach. 3. Als ein Determinativum, ur im
gemeinen Leben, Man muß ia wovon leben, ſprechen.
Wover, eine ähnliche Partikel, von wo und vor, für vor was,
welches auch im irderfächfifchen dafür gebraucht wird. Es iſt,
1, ein Fragewort. Wovor fand er? Autw. vor der Chür. Wo⸗
vor erſchrack er ? Wovor fürchteſt du dich? 2. Ein Relativum.
Die Thür, wovor er fand. Das Geſpenſt, wovor er ſich
fürchtete. 3. Ein Determinarivum, nar im gemeinen Leben.
Sich wovor fürchten, beffer, vor etwas. 8. Da, Wo und
dor.
Wowibder, eine ähnlicye Partikel, von wo und wider, für wider
was. 1. Ein Fragewort. Wowider reiten fie ? ©. Ein Relatis
vum, Die Sache, wowider er ſtritt. Sie wird in beyden Fällen
feltener gebraucht, als ei e der äpnlichen, indem die Auflöfung
üblicher if. Die Sache, wider welche er ſtritt.
Wozu, eineähnliche Partikel, von wo und zu, für zu wag, zu wel:
chem Ende, zu welcher Abſtcht, zu welchem Ziele. 1. Als ein
Sragewort. Wozu foll diefe Erniedrigung? Wozt if es bes
fimmt?_2. Als ein Kelativam. Wer weiß, wozu du: noch bes
kimme bi, Die Sache, wozu du dich entſchloſſen haft. 3. Als
ein Deterininattvum, doch nur im gemeinen £eben, Sich wozu
entfchließen, beffer, zu etwas,
Anm. Die gemeinen Sprecharten löfen diefeund alle ähnliche
Partiteln gern mit was auf, welcher Gebrauch des was aber zu
unedel ift. Wo dient das Wunfchen aber zu? Dpis,
enn wir denken,
Zu was dein Fühner Muth dich treibt, Eron,
Wer weiß, zu wasdas Gluͤck Olinten auserfab,eben derf,
Das Wrad,des —es, plar; die —e, ein nur im Riederfächfifchen
* übliches Wort, wo es fo wohl das Untaugliche in feiner Art, den
Aus ſchuß, als auch den Körper eines gefcheitersten oder untauglich
- gewordenen Schiffes bedeutet. In der erſten Bedeutung lautet
es im Hochdeutſchen Brad. S. dieſes Wort.
Der Wrackvogel, des —s, plur. die —vögel, der Nahme eines
Seevogeld, welcher zu den Sauchern gehöret, und fich gern auf
dem Wrade, d. i. den Trümmern eines verunglüdten ERS
ſehen läffet, Mergus Merganler Linn,
* Die Wroge, —— die —m ein gleichfalls nur im mRiederdent⸗
ſchen übliches Wort, welches mir anfernt Rüge nicht allein gleich»
bedeutend, fondern auch eines und eben — Seſchlechtes iſt.
"6. dasfelbe.
* Die Wrufe, plur. die—n, der. giederſachfiſche Nahnie der
Kohlrüben, ©, dieſes Wort, und Rauke, mir welchem es Eines
Geſchlechtes a
Der Wücher, des —s, plur.inuf. 7, Der Gewinn, welden
man von feinem Eigenth ume im9andel und Wandel hat. In dies
- fer allgemeinen Bedeutung wurde es ebedem häufig von dem Ge⸗
winne,weldhen man von ausgelichenem Belde hat, für Zinfe, In-
tevefien, Renten gebraucht, Geld auf Wucher leiden, auf Zinfen;
in welcher Bedentung 28 aber veralter if, Es fomme in derfel-
ben nur noch zuweilen im figürlichen Verſtande vor. Unfer
verſtand if cin koſtbares Pfund, das ung der Allmãchtige zum
Wu her anvertrausthat, Gel. damit zu wuchern. 2, In euge⸗
Adel. W. B. 4 ung 2, ZUR.
Wuch 1618
ger und gewöhnlicher Bedeutung ih Sein übertriebiner, unbilli.
ger Gewinn, welchen man von feinem Eigentbum im Handel und
Wandel hat. Dom Wucher leben. Wucher sreiben. Alles auf
den Wucher richten. Geld auf Wucher ausleihen, auf unbilli⸗
ge, übertriebene Zinfen. <Gefegewider den Wucher.
Anm. Bey dem Kero, Dtifriebusf. f. Wocher,Wuocher,
wo es aber eine jede Frucht, befonderg Feldaund Gartenfrucht, be⸗
deutete, und fächlichen Orfchlechtes war. Daz wocherfines
Ovezes, die Frucht feiner Obſtbanme, Willer. Erdewuocher
find bey dem Rotker Erdfrüchte. S. Wuchern.
Die Wücherblüme, plur, die —n, ein Gewächs, welches auf den
Wieſen und Ackern wild wächfet, und ſtark wuchert, d.i. ſich aus»
breitet; oder verimebret, Chryfanthemum Linn. Die gelöe
Art, befonders das Chrylanthem um iegetum Lirn. wir»
im Deutfchen auch Goldblume genannt.
Der Wuͤch erer, des—s, plur. ut nom. fing. derjenige,welcher
von feinem Eigentbume im Handel und Wandel übermäßigen
Gewinn zu ziehen fucht, uud zu ziehen gewohnt ift, Ein Famini⸗
‚num, Wurcherinn, läßt fich von dieſem Worte nicht bilden, weil
fonft der Ton auf die vierte Sylbe vom Ende fommen würde, wel.
ches die Deutfche Sprache nicht leidet. Man muß daber eniwe-
der das Fämininum umfchreiben, eine wucherifche, dem Wuger
ertebene Srau, oder auch Wucherer von beyden Gefchlechtern
gebrandhen, wie Mrävterer. Ehedem bedeutete diefes Wort auch
den Urheber. Der Teufel, der Wucherer aller Boßbeyt, beißt
es in dem Buche Belialvon 1472.
Wücherbaft, —er, —efie, adj. et adv. dem Wucher ähnlid. ;
Ein wucherhafter Gewinn.
Wuherlid, —er, ie, adj. et adv. in dem Wucher gegründes,
auf Wucher abgezielt. Lin wucherlicher Contract.
Wuͤchern, verb.reg. weiches auf gedoppelte Artgebraucht wird,
1, Al ein Neutrum, mitdem Hülfsworte haben. ı (1) Sich vers
-mebren, Ach ausbreiten; doch nur noch von Gewächſen. Lin
Gewächs wuchert, wenn es fich ſtark ausdreitet und vermehrer,
befonders, wenn felbiges vermitteift der Wurzeln geſchiehet. Kin
eingewuchertes Unkraut. (2) Gewinn zu erwerben ſuchen, wo
es fo wohl im guten als nachtheiligen Verſt ande, d.i. fo wohl von
einem rechtmäfigen und billigen, als nrerlaubten und undilligen ,
Gewinn gebraucht wird. "Hit feinem Gelde wuchern. Beſon⸗
ders figürlich.. Mit feinem Pfunde wirchern, feine Fähigkeiten
zu feinem und anderer Nugen anwenden. (3) Im engften und -
gewöhnlichften Verfiande ift wuchern, mit etwas wuchern, un«
erlaubten, unbilliaen Gewinn zu erhalten fuchen. 2. Alsein ,
Yetivum, dureh Wucher erwerben. viel Geld zufammen wus
ern. Ingleichen als ein Reciprocum, ſich — wuchern, ſich
duch Wucher Reichthum erwerben.
So auch das Wuchern.
Anm. Dieſes Wort lautete ſchon von den früheften Seiten an,
wuochern,wochern,und.bedentere ehedem bald wachſen, bald
erfparen, erwerben überhaupt, bald Früchte ragen u. ſ. f. Allein
feine erfte urfprüngliche Bedeutung ift, vermehren... Es iſt dabey
ein $terativum oder Intenfivum, daher man nur auf die Wurzel-
foibe wuch zu feben hat, und diefe ift mir der erſten Sylbe in wach:
fen einerley, indem die Bocale unaufbörlich in einander überge»
ben; 4. B. Wuchs. Wucern und wachfen find daher bloß in
der Form der Ableitung unterſchieden. Da aud) das w fo wie
dag b in manchen Sprachen ein blog mügiger Vorfag ift, fo gebös
ven unfer zuch und das Lateinifche augere gleichfalls zur Vers
wandtfchaft. Im Schwed. ift Ocker, Island, Okur, Dän,
Aager, Wucher, von öka, vermehren.
Der Wuchs, des — es, plur. inuf, vondem Verko wachſen. ı.
Der Zuftand, da etwas wächfer, im eigentlichen ya" wie
KEertt WE Wade:
1619 WB uch ee
Wachsthum. Im volleſten Wunfe fanden die Bäume ER
‚Sefn. Als ihr fie gefeben habt, war fie noch im Wuchfe,
Weiße. Sieh, wie alles mit geſundem Wuchſe aufblühet, Geßn.
2. Die Art und. Weiſe, wie etwas gewachſen iſt. Stellen auf den
ückern, wo fich das Getreide durch feinen ſtarken und dien
Wuchs merklich unterfcheider. Befondersin Rückſicht auf das
Verhältniß der Theile , für das Franz. Taille. Einen fehönen
Wuchs haben, eine f&öne Taille, ſchön gewachfen feun.- „Das
Pferd har einen vorsrefflihen Wuchs. Im gemeinen Leben ges
braucht man dafür auch das Gewüchs und Gewähs. 3. In ei-
nigen Zuſammenſetzungen bedeutet es auch dasjenige, was gewach⸗
ſen iſt. Jahrwuchs, das Getreide dieſes Jahres. Im Forſtwe⸗
fen iſt Oberwuchs, das Oberholz, d. i. hochſtãmmiges Hol;,. Un⸗
terwuchs aber das Geftcäud).
"Die Wucht, plur. die— en, ein nur im Niederdeutſchen übli»
ches Wort. 1. Ein bober Grad der Schwere , eine Laſt; ohne
Plural. 2, Ein Körper von vorzüglicher Schwere, nur ineihigen
einzelnen Fällen. Daher der Wuchtbaum, der Hebebaum,
Anm. Das Wort ift mir Wiche in Gewicht Eines Stammes,
undgleichfalls.ein Abfömmling von wären. Der Nebenbegriff
der geößern Schwere rühret, wie in fo.-vielen andern Fällen, von
dem tiefern u ber,
Wudeln, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, weis
ches aber nur in den gemeinen. Sprecharten , beſonders Nieder⸗
ſachſens, üblich ift. ı. Sich invertworrener Menge bewegen, wie
wimmeln. Es wudelt son Ymeifen. 2, Sich vermehren, ges
deihen. DieBiene wudelt, wenn ein Birnenftod an Bolt und,
Werk zunimmt. So aud das Wuseln, Es fcheinet mir Wesel
und Wedelmeines Geſchlechtes zufeyn. ©. dieſelben.
Wühlen, verb. reg.act.et neatr. im legtern Falle mit dem
Hülfsworte haben, einen aus weichen Sheilen beftehenden Körper
mit dem Rüſſel bewegen , zunächft von den Schweinen, welche in
der Erde-wühlen, die Erde auf= oder. umwühlen. In weiterer
Bedeutung auch vondem Waſſer. Das Waffer hatte eine große
Vertiefung gewühlet. Figürlich und im verächtlichen Verſtande,
auf eine verworrene Art bewegen, In alten Büchern herum
wühlen,
Anm. Das Wort fomme in den älteften Schriftftellern, fo viel
ich weiß, nicht vor, Friſch leitet es fehr unſchicklich von Maul
ab. Das Izeiget ein Sterativum, oder Diminutivuman, daher
es nur auf die Sylbe wuh anfomme, welche mir zu weben, we:
gen, in bewegen, oder, wenn man das mit zur Wurzel rechner,
gu wallen, wälsen u. ſ. f zu gehören fcheinet. Der Rebenbe⸗
griff der Verworrenheit liegt in dem ü. 5
Die Wuhne, plur.die— n, ein nurin einigen Gegenden übliches
Wort, befonders ein in dem Eiſe gehauenes Loch zu bezeichnen,
den Zifggen i im Winter frifche Luft zu verfHaffen. Jıraydirn Ges -
genden find die Wuhnen fiunpfige Löcher -auf feuchten Wiefen.
Das Wort ift mit Wunde eines Geſchlechtes, und nur in der Abs
leituugsſylbe verfchieden; welche dort e, hier aber de ift.
"Die Wubr, plür. die—en, ein provinzielles Wort ‚welches in
» manchen Gegenden für das Wehr oder- Waſſerwehr gebraucht
wird. Daher das Wuͤhrgatter, ein Gatterwerk aulf den Wehren,
das Überfleigemgu verhindern, Der Wuhrbaum, der Fachbaum.
©. Wehr,
Der Wulf, des—es, plur. die Wülfte, eigentlich, ein —
dunfener, aufgeſchwollener Körper, Zu engerer und gewöhuliche⸗
ver Bedeutung iſt der Wulſt ein dicker und runder Körper von eis
-niger Länge ; doch nur in manchen einzeluen Fällen, Zu der Bau-
kunſt iſt es ein ziemlich großes ausgebauchtes Ölied, welches nach
einem Biertelfreife gerundet if. Bey den Schlöffern iſt der Wulſt,
*
oder auch die Wulſt, ein Stück Eiſen, welches irgendwo auge⸗
ee Bun) —
ſchmiedet wich; — Theil zu verfäcken.. Dei Wulf —
Schiffe iſt die Wölbung am Vordertheile über dem Stenerruder.
Die Klempener nennen die Röhre an det Dadhrinne, duch welche
das Wafer in die Erde geleitet:wicd, den Wulf. An manchen
Orten iſt es der Kopfring von Stroh oder Tuch, eine ſchwere Laſt
darauf zu tragen; der ausgeſtopfte vordere Theil an dem Fallhute
der Kinder; der Saarwulft, worüber die Weiber ihre Hase
ſchlagen; und fo in andern Fällen mehr. >
Anm. "Das Wort ift mie fchwellen, Gefhwulß, wallen, wöl-
ben u. f. f. Eines Geſchlechtes, indem der, Begriff. der Ründe
und Dicfeder herrſchende ift, Auch Wurſt gehöret mit —
wandtſchaft.
Die Wulſtnadel, plur, die —n Senden Sicbmadern ; eine Ia
del, den Wulſt an den Sieben damit zu verfertigen. £
Die Wulftftange, plur. die—n, bey den Ktempenern, eine eis
feene Stange, den Wulft, oder die Röhre darüber zu bilden. «
Wund,adj,etadv, verwundet, an der obern Haut verleget,
Eigentlich, wo es als ein Adverbium am bänfigften if. —
den wund ſchlagen, ihn wund hauen.“ Sich wund reiten,
wund geben, durch vieles Geben oder Neiten die äußere Hanf ”
- aufreiben uadentzünsen, Seltener als ein Adjectiv, Einewun:
de Sauf haben, eine aufgeriebene, entzürdete. Sie wird eine-
Schlechte Sigue machen, wenn fie ihm wunde Yugen entgegen
bringe, Were, Figürlich, für bekümmert, in welcher Bedeus
tung es als ein Adjectivam bäufigften if. Ein wundes Her,
welches einen geheimen Kummer bat. Du, die du Nattern
zeugſt, mein wundes Serz zu fliehen, Weife. Ein wundee
Gewiſſen, ‚ein bekümmertes, verwundetes.
Anm. Das Wort fommt als einAdjectiv ſchon bey: TR Shwi-
bifhen Dichtern vor. Vielleicht iſt die beforgte Zwepdentigkeit .
und der Gleichlaut mit Wunde und Wunder die Urfache, warum.
„man es von je her nichtgern als ein Adjectiv gebraucht dat. Auch
in der figürlichen Bedeutung konunt es eben ſo hãufig nicht vor,
S. Wunde, *
Die Wundarzeney, plur. die—en. 1. Eine Argenep gegen”
Wunden , befonders, wenn fie bey Wunden innerlich gebraucht
wird, Roc fänfiger, 2. die Kunſt, Wunden und äußere Gebre⸗
chen des menſchlichen Körpers zırt eilen,, ohne Plural beſtimm⸗
ter, die Wundarzeneykunſt, mit einem Griechiſchen —— 9
te, die Chirurgie,
Der Wiindärzt, des — es, plur. die—ärzte; derjenige * —
die Kunſt verſtehet, Wunden und äußere Gebrechen ec rl
chen Leibes zu beiten, ein Chirurg.
Der Wundbalfaem, des—s, plur.dod nur von mebteen Arten,
die —e, ein Balſam, welcher eine vorzügliche Kraft hat, Wunden
zu heilen.
Die Wunde, plur. dien. 1. Cine Verlegung ser äufernZhei
le des: Körpers, beſonders fo.fern ein einer Trennung d
‚Fere Gewalt beſtehet. Eine Wunde haben. Jemanden ei⸗
ne Wunde ſchlagen, bauen, flachen.
Wunde, Eine Wunde heilen. An einer Wunde, an feinen
Wunden fievben. 2. Figürlich ‚Kummer, Oram, O, wenn
Be Monarch nur eine Wunde meines Nanecberrrs
te!
Anm. — — Wunto, Die‘ Endfolfede ie
die Ableitungsfpibe; die. Wurzel wun aber iſt mit Wuhne vers
wandt, fo daß Wunde urfprünglich eine jede Öffunng bedeutet
haben mag. Noch einfaches ift das Bortindem Schwed. Bane, ;
und Isläud. Ban und Ben, welche gleichfalls eine Wunde bes -
denten , wohin auch das Möſo⸗Gothiſche Banjas, Wunden, ges
höret. Das.chemaplige Verbum wunden iff für fish veraltet, und
nur noch in perwunden üblich. ©. dasfilbe,
Das -
äus _
Eine offene, frifhe -.
u
4
2
der # Bun.
Das Se, plur.ut nom, ar ein Werkzeug
der Wundärke, die Tiefe und den Umfang einer Wunde damit
gu erforfhen, wofür doch jegt das aus dem Srangöf ſchen eutlehn⸗
e Sonde üblichetr iſt.
*
*
Wundenfrey, adj. et adv. frey von Wunden, Bricht wun⸗ *
denfrep, doch unverk irzt an Jahren, Raml.
Dos Wundenmahl, des—es, plur,die—e, feltener, —mäb:
ler, die Narbe von einer ehemahligen Wunde; ein nur noch in
der Theologie von den Wurden Ehrifti übliches ort.
Das Wunder, des —s, plur. ut nom. fing, ı. Die Berwuns
derung, die Empfindung des Hngewöhnfichen ; ohne Mural. Fir
dieſer größten Theils veraltesen Bedeutung wird es nur noch ohne
Artikel, und in eingen wenigen Verbindungen gebraucht, welche
noch dazu im gemeinen Erben und der vertraulichenSprechart übe
Ticher find, als in der eblern, Bein Wunder an erwas feben,
etwas init Verwunderung feben, in den niedrigen Sprechatten,
fein blaues Wunder anerwas fehen. Es nimmt mich Wun⸗
der, ‚d.i. 03 wandert mich, verurſacht mir Verwunderung. Ks
darf dich nicht Wunder nebinen, wenn es gefihieher. (9. Veh:
"men. Ehedem gebrauchte man dafür auch, es bat mich Wun=
Ser. Ein fchol eu doch nicht wunder han, Stryker, welches
aber im Hochdentfchen veraltet iſt. In Wunder ging ich hin zu
ir, voß Berwunderang, Hans Sad. -
* 2. Der Öegenftand der Verwunderung.: (1) Inder weiteten
— Bedeutung, da eine jedeungemwöhnliche oder feltene Sache, oder
* ‚Erfpeinung fon ein Wunder genannt wird.) Es iſt ein Wune
"ger, ein großes Wunder, daß er nicht geſtorben if. Es ware
Fein Wunder, ich verzweifelte, oder eliptifh, Fein Wunder,
ich verzweifelte: Sie hatte ſich durch Tanzen erhitzt, und
dann ift Fein Wunder, wenn die Leibenfchaft heftig wird.
Komm, du ſollſt Wunder feben! Kin Wunder von. einem
Binde, ein ungewöhnliches Kind. Ein Wunder der Tugend,
eineungewöhnlid tugendhafte Derfon. Wunders halber," Wuns
ders wegen, im gemeinen Leben, der Seltenheit ‚der Ungewöhn⸗
lichfeit wegen. Ich will doch Wunders balben hingehen, und
ſehen, was es iſt. Wo e3 auch im gemeinen Leben adverbi fh
-gebraucht wird. Ich bildete mir Wunder ein, was er mir wur:
de zu fügen haben, ich bildete mirein, er hätte mir recht viel zu
ſagen. Ich dachte Wunder, was es wäre, ich glaubte, eg
"wäre etwas recht außerordentlichts, Er dachte Wunder, was
für ein Säschen ihn geleckt hätte, er glaubte, es wäre ihm recht
ſehr gütlich geſchehen ev hätte einen vorzüglichen Bortbeil ge
‚habt, uf. f. Ich dachte Wunder, wo fie wäre, ich glaubte,
. fiewäre an einem ſehr ungewöhnlichen Orte. (2) Inengerer Ber
dentung, ein im höchſten Grade ungewöhnlicher, ein unbegreiflis
cher Gegenſtand, wo doch das Wunder nach der jedesmahligen
Faͤbhigkeit der Perfon beſtimmt werden ung.
+ Der Erdball ändert fich, das Meer entflieber, - —
Und det uns Wunder auf, Raml.
Welches Leben, auch das niedrigſte und dunkelſte, bat nicht
feine Gebeimnifeund Wunder, Gel. Don der belebenden
Sonne bis zur Hleinfien Pflanze find alles Wunder, Gefn.
(3) In der eugſten Bedertung ind Wunder Erfpeinungen, oder
Wirkungen, welche fich aus den bekanuten Geſetzen der Natur nicht
erffärenlafen, und daher für eine unmittelbare Wirkung Gottes
gehalten werden ; da es denn aber wieder aufden Grad der Kennt
niß der Naturkräfteanfommt, Je weiter der Renſch in diefer zur
rück ift, deſto mehr Erfheinungen hält er für Wunder.
Wunder thun, oder wirken, eine folche Wirkung hervor Bringen,
> ‚Zeichen und Wunder, Im biblifhen Sıyl. ©. auch Wunderwerk,
nm. Bep dem Kero Vuntru, bey dem Dttfried Uuntar, im
> Som, Under. Zsländ, —* — — Ncuei.
Ein
Bun”
Wönker, @. er ) Im geihsngen Leben wird es häufig
den Adjectivisund Adverbiig vorgeſetzt, einen ungewöhnlich ho⸗
ben Grad zu bezeichnen; wunderfihön, — ef.
Wunderbar, —er, —fe, adj.etadv. ı. Werth, bewundert
zu werden , deffen Möglichfeit und — ——— man nicht
einſiehet; daher es fo wie Wunder und viele andere deſſen Ge⸗
ſchlechtes, velativift, Kine wunserbate Sache. von wun
derbarer Größe.
Mer rãcht die deldherrn, die nah Ehre dürften,
An diefem wunderbaren Siürften,
- Der feine Schlachten felbit gewinnt ? Nam,
- 2, Oftiftes ein glimpflicher Ausdruck für das-härtere feltfam. Bir.
. wunderbarer Menſch, ein feltfamer. Lin wunderbarer Ein fall.
Anm. Das Dberdeutfche wunderbarlich für dag Adverbinm
wunderbar ift eine unnüge Verlängerung,
Der Wunderbaum,des—es, plur. die— baume, der Nah
- me eines ausländifhen®ewächfes, deffen Blumen eine ungewöhn⸗
liche Geftalt haben, Ricinus L, in einigen Gegenden Kreuz—
baum.
Das MWunderbild, des — cs, plur, Sie—er, ein wunderthä«
tiges Bild, in der Römiſchen Kirche.
Die Wunderblume, plur. die —n, der Nahme eines Indiſchen
Gewächfes, deſſen Blume ſehr varitet; Mrabilis L. befon«
ders deſſen Mrabilis Ialapa.
Daͤs Wunderding, des —rs plur. die—e, ein wunderbares,
unerhörtes Ding. Er weiß Wundersinge von feinen Reifen
3 erzählen.
Die Muſe? — doch, ich hör cu fragen,
Welch Wunderding dieß iſt? Weiße.
Die Wundererde, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n,
ein Nahme, welchen man im gemeinen Leben wohl allen farbigen
Erdarten gibt. Beſonders einem farbigen —— welches
mit der Zeit zu Marmor wird,
Die Wundergabe, plur. RE in der
Wunder zu hun.
Die Wundergeburt, plur. — eine mit wunderbaren, uns
Begreiflichen Umftänden verbundene Geburt,
Die Wundergefchichte, plur, die—n, eine wunderbare, unge»
wöhnliche Gefchichte.
1622
Theologie, die Gabe,
"Das Wundergefchöpf, des—es, plur. die—e, ein ———
tes, ungewöhnliches, unbegreifliches Geſchöpf.
Der Wunderglaube, des—ns, plur car. in der Theologie, ein
fo Hoher Grad des Glaubens, daß er Wunder, i im fchärften Bere
fande, zuthunvermag.
Windergroß, adj. et adv. imgemeinen Leben, außerordentlich,
groß.
Das Wundertind, des—es, plur. Sie —er, ein außerordent ·
liches, wunderbares Kind, &
Wunderklein, adj. et adv. außerordentlich Hein.
Das Wunderkorn, des—es, plur. tar. der Rahme einer Art
Weitzens, welcher, ungewöhnlich viele Ahren bringt, vielähviger
Weigen.
Die Wundertraf, plur. die—Präfte, ». Eine außerordentli-
he Kraft. 2. Die Kraft, Wunder im ſcharfſten Ver ſtande zu
thun, die Wundergabe.
Wunderlich, —er, —fe, adj, et adv. ı. Werih, bewun⸗
dert zu werden; eine jetzt deraltete Bedeutung, für welche wunz
derbar üblich if, Ehedem war fie fehr häufig. Marcus Wag:
ner ſchrieb noch 7579 eine Chronik von den herrlichen, wun—
derlichen und großen Thaten Caroli Magni. Man gebraucht -
e3 nur noch 2,in engerm Verftande, für feltfam, fonderbar. Lim "
wunderliher Einfall, Es iſt ihm ſehr wunderlic gegangen.
Sirft 2 Ks
#
4
| Fa
$ Rz
Es Pann fi * wunderlich sit: ee einer
felsfamen Gemürhrfielung, eigenfinzig. Ein ——
Ropf. Er iſt gar wunderlich.
Anm. Inder erſten Bedeutung ſchon im Afidor u.f.f.w un-
darlich,wuntarlich.: Das Subfiyeiiv, die Wunserlig;Feit,
ift wenig gebräuchlich,
Wunbdern, verb. reg.neutr, mit dem Hülfsworte heben. 1,Die
Empfindung des Ungewohnten verurfad;en, doch nur in der drite
gen Perſon, und mir dem Aceuſativ der Petſon. Dieſe Sa:
che wundert mic, ſie verurſacht mir Terwunderung Es hat
mich ſehr gewundert, daß du fo fpät gekommen biſt. Es -
wundert mich, oder, mich wundert es, daß er noch lebt. Es
nimmt mich Wunder, wird auf eben diefelbe Art gebraucht, (S.
. Wunder.) 2, Die Empfindung des Ungewohnten haben, als ein
Keciprveum, wie ſich verw undern. Ich wundere mich, daß
du fo ſpat kommiſt. Er wunderte ſich febr, als er börte, def :
du noch lebe. Wit dem Genitiv des Sache, fi einer Sache
windern, iſt es im Hoch deutſchen veralter, indem man die Sache
vermittelſt der Präpofition über ausdruckt, ſich über etwas wun⸗
dern. 3. Verwundernng, oder die Empfindung des Ungewobhnten
duch Worte und Geberden ausdrucken; ein provinzieller, nur in
einigen Gegenden üblicher Sebrauch. Kr börse nicht auf, zu
wundern.
Arm. Schon bey dem Ottfried und andern alten Oberdent⸗
ſchen Schriftſtellern, wunteren, wuntarn, im Angeff, vun-
crian, im Schwed. und Island. undra. Wachter leitete es auf
eine fehr gezwungene und ganz wider finnige Art entweder von dem
Sat. intueri, oder von dem Schwed.ovan, ungewohnt, ab. Die
Form geist ſchon, daß es ein Intenfivum oder Iterativumift, das
‚beresnur anf die Wurgelfpibe wund, wun, ankommt, die denn
freylieh dunkel iſt. Vielleicht ifi fie ein alter natürlicher Laut, wo⸗
durch ſich die Verwunderuus geãußert hat.
Der Wunderpfefler, drs—s, plur, inuf. S. Allerleyge⸗
würz.
Der Wunderregen, des —s, plur. ut Dom. fing. im gemeinen
Reben, ein mit wunderbaren, außerordentlichen Umfländen bes
gleiteter Regen, z. B. da es Fiöfge, Fleiſch, Blur, N uff.
regnen fol,
Dee Wunderfalz, des—es, plur. doch nur ven mehrere Arten,
die—e, der Rahme verfchiedener Arten künſtlicher Salze, denen
auferordensliche Kräfie bengelrget werden. Das Glauberiſche
Wunderfals, oder Blauber-Salz, welches aus Birriol- Säure
und dem feuerbeftändigen mineralifehen Laugenfalze beſtehet.
* Wunderfam, —er, — ſte, adj. et adv. werth, bewundert zu
werden; einim Hocdeuifchen veraltetes, ohnehin auch überflüfs
figes Wors, Inden wunderbar eben dasfelbe fagt.
Munderfi Hön, adj:et ady. imgemeinen Leben, außerordentlich
(Hön, ungewöhulich ſchön. \
Wunderfelten;adj.et adv. eben daſelbſt, außerordentlich felten.
Der Wunderftern,des—es, plur. die —e, ein ungewöhnlicher,
außerordentlicher Stern. So nenuet diellnmwiffenbeit ſchon jeden
Kometeneinen Wunderſtern. An derAfttonomie bekommen diefen
ahnen zuweilen noch folge Sterne, welche zu gewiſſen Zeiten
am Himmel verichieinden, und hernach wieder fiihtbar werden.
Der Wunderfiraud, des — es, plur. die — ſtrauche, der Nab⸗
me eines Oſtindiſchen Strandes, welcher einige ungewöhnliche -.
Eigenſchaften in Anfebung der Art feines Wachsihumes Hat;
Quisqualis Linn.
Die Wundertbat, plur.die —en. 1. ine außesorbentliche,un-
begreifliche Spat. Nog häufiger, 2.in engerem Berfkande, eine
That, welche die befannten Kräfte derMatur überſteiget. In begden
Bun, — —
Vedeuinugen find indeffen Wunder und Wunderwert üblicher.
Bm an
} * wunderthater, des —s, plur. ut nom.Äing. Fämin, sie
Wunsertbärerinn, eine wundersbätige Perfon, eine Perfon,wels
che das Vermögen befiger, Wunder inder engfien Bedeutung zu
verrichten. -
Wunderibatig, —er, fe, adj. et adr, 1. Wunber zu thun
vermögend, mit der Wandergabe bekleidet. Bin wunderthätiger
Mann. ı 2. In einer Wunderthat gegründet, aus derfelben herz
fließend, Kine wunderehätige Genefurg. Das Subftantie,
die Wundershärigkeis, iſt in beyden Bedeutungen nicht unge»
wöbhnlich.
Das Wunderthier, des —es, plur. die —e, ein außerordentli⸗
ches, ungewöhnliches Thier, deſſen Antlick und Cigeuſch aſten Be⸗
wunderung erregen.
Das Wunderwerk, des —es, plur. Sie, 1. In der weitern
Bedeutung, ein jedes außerordentliches, im hoben Grade unges
wöbnliches Werk, oder Ding, ein Wunder. Die fieben Wunder:
werke der Welt. Kin Wunderwer? aus etwas machen, es ſehr
bewundern. 2. In engeser Bedeutung, eine Wirkung, welche ſich
ans den befannten Slaturgefegen nicht erflären läßt, und daher
für eine unmittelbare Wirkung Gortes gedalten wird ; ein Wuns
der. Lin Wunderwerf thun, verrichten. _
Das Wunderzeichen, des —s, plur.utnom.fing. ı. Eine
jede außerordentliche Erfcheinung, fo fern fie als ein ‚zeichen ei⸗
ner fünftigen Begebenheit angefeben wird,
nannte man in den Seiten der Unwiffenheit alle ungewöhnliche Ers
ſcheinungen in und außer der Atmofpbäre, Wunderzeichen. 2.Ein
under oder Wunderwerk in der engfien Bedeutung, nur ug
im gemeinen Leben.
Dir Wund⸗WEſſenz, plur. doch nur von mebrern Arten, die ⸗en,
eine Eſſenz, welche die Kraft hat, Wunden zu heilen.
Das Wundſteber, des —s, plur. ut nom. fing, ein mit könn
von Verwundungen verbundenes Fieber; oft fhon ein PR ges
Finder firberhafter Froſt bey Entzündungen.
Des Wundbolz, des —es, plur.inul, rin Rabme, welden
man im gemeinen Leben ver (Wichenen Sıräuden und Bäumen
gibt, deren Rinde oder Holz die Kraft, Wunden zu heilen, haben
fol, befonders der Aſche und dem gartriegel.
Des Wundtraut, des —es, plus die —Eräuter, ein jedes
In diefem Verſtande
Kraut oder Gewägs, welchem eine heilende Kraft beygeleget
wird, daher im gemeinen Leben fehr viele Vflanzen vorzugsweife
WundPräuter genannt werden ;. 5. B, der Sauerklee oder Has
ſenklee, die Boldruche, die Zauawurs, die fette Senne, der Au⸗
gentroft, die Maplieben, das Mondkraut, eine Arı ber Woll⸗
blume, Anthyllis vulneraria Zinn, und andere mehr. Gol⸗
den Wundkraut, oder beidnifches Wundkraut, iſt die Goldru⸗
the, Solidago Virga aurea Linn. Ehedem wurde anhwohl
der Tobak, fo lange er noch grün war, heidnifches Wundkraut
genannt,
Dee Wundpflaſter, des —s, plur, ut nom. fi ing. ein Pflafter
für Wunden, zum Unterfchiede von andern Arten von Pflaſtern.
Das Mundpulver, des —s, plur, dod nur von ınebrern Arten,
utnom, fing. ein Pulver, das Blut feifcher Wunden zu ſtillen.
Die Wundraute, plur inuf, eine Art Kaute, welche eine hei⸗
Teude Kraft bat, vermurblich die gewöhnliche Kreugraute,
Die Wundfalbe, plur. von mehren Arten, die —n, eine Salbe‘
für Wunden, Angleiher eine ſyuwathetiſche Salbe, frifche
Wunden damit zu-beilen.
Der Wundtrant, des —es plur. die —tränke, ein Sean, wel⸗
cher bey gefährliegen Verwundungen inzerlich gebraucht wird.
Das Wundwaſſer des —s, plur, von mehrern Arten,ut nom,
RB: ein aus mehrern Wundfräntern deſtillir les Waffer, Wunden
damit zu heilen; Schuß waſſer, Zrang. Eau N
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1625 De | Sur
Be re bes —s, plur. utnom. Ang. der Seide
eines Wundarztes über deu Zufiand einer. Munde,
. Der Wunfdy; des —es, plur.sie Wünſche. +. Das befimmte
Berlangen nach dem Befige eines künftigen uses, d deſſen Xu.
Kerung durch Worte, Femandes Wunsch, jemandes Wünfche
erfüllen. Id babe dir meine liebfien Wünſche anver Fauet,
Diele gute Wunfchefür feine Freunde thun. Du, uber welchen
das Glück alle feine Milde ausgießt, und deſen Wünfcben cs
nichts verſatzt! Oft wird es mit der Pröpofition nach abjolute,
imSinaular,und ohne Artikel, folglich auch indeclinabel gebraucht,
Es gebet ibm alles nad) Wunſch, fo wie er es wüuſcher.
Die Sorafalt, die ip angewandt,
"Dein Glu nah Wunfeh zu gründen, &ell.
2, Der Grgenftand diefes Berlangens,oder des Wunſches. Mein
Schäfer war mein größter Wunſch/ und ig fein Glück, eben
derſ.
Anm, Eon im Rero, Rotker n.f.f. Wunsc, Wunfch,
im Böbmifchen Winfs, im Engl. Wilh. S. Wünſchen. \
Die Winfchelcuthe, plur. die —n, einerurter gewirfen aber,
glänbigen Umftänden verfertigte Ruibe von Holz oder Meffings
draht, deren Neigung den Drt verborgener Schöge in der Erde
anzeigen fol, und welche chedem häufig im Vergbaue arbraucht
wurde, Erzgänge damit zu entdecken. Vermuthlich, weil ſie das⸗
jenige entdeckt, deſſen Ort man zu wiffen wunfche.. Wimſchel
ſcheint hier das Diminutivum von Wunſch zu ſeyn, ſo wie in dem
noch im gemeinen Leben nicht ganz veraltiien Wünſchelhüclein,
„ein Zaubdeshut, vermittelft deffen matı alles erlangen fan, was
"man wünſcht. Im Nieder ſachſiſchen heiße die wuünſchelrut he
Wickrode, von wicken, wahrſagen.
Wũn ſchen, verb.reg.act, ein beſtimmtes Verlangen nach einem
künftigen Gute hegen nnd äufern. So wohl mit dem Accuſativ
ter Soeche und dem Dativ der Verfor, Einem alles Gute wim⸗
ſchen. Sich den Tod wünſchen. Das iſt ein Mann, wir ih mir
ibn wunfche. Einem Glück wünſchen, ihm Glück auf dieRTeiſe,
oder zur Reiſe wünſchen. Sich reich, gelehrt, wünſchen. Der
Menſchenfreund wünſcht alle glücklich. Srine fo lange ge:
wünſchte Ankunft. Als auch min daß. Ich wunfche nicht, daß
es geſchehe. Und, obgleich ſeltener, mit dem Accuſative und Infi-
nitide. Ich ünſche, ibn kennen zu fernen, ihn nie wieder zu
ſehen. So anch das Wünſchen. Das Subſtantid, die Wün—
ſchung, iſt nur in Zuſammenſetzungen üblich,
Anm. Schon bey dem Ottfried w Unsgan, inuuSchwed. õnska,
im Eugl,to wila, im Böhnm. winſſo wati. Die eigentliche Bes
deutung des Worttes iſt duntel,obgleich nicht deffen Form und Ab⸗
Femmung. Ans dem fap erbellet, daß es abgeleitet it, und daß es
nur auf die Sylbe wun oder win anfommt. Vielleicht iſt es eben
-diefelde, welche in dem Iusenfivo Wonne, oder dem Schwed.ähn-
lichen Intenſivo unna, verlangen, begehren, zum Grunde liegt,
und vieleicht. eine alte Interjection des Verlangeng geweſen .
Im Oberdeutfchen har diefes Berbum noch ein irrezulãres Parti⸗
eipium, gewunſchen, für gewnſcht.
Wunſchen, verlangen, begehren, mögen u. ſ. f. bezeichnen ei⸗
nerley Hanotbegriff mit verfchiedenen Nebendegriffen, Au Anſe⸗
bung des erſten find fie Synouymen; in Anfedung der lestern
abernicht. Diefe Rebendegriffe Haben aber immer ihren Grund
in dein Baue und der Abftammung eines Wortes, daher die Un—
terjcgiede zwiſchen fo genannten Synonymen fih ohne Nückſicht
‚ auf diefe nie genau beſtimmen laffen. Es erhellet daraus zugleich,
daß, wenn der Fan eines Wortes oder die eigentliche Bedentuntg
der Wurzelſolbe dunkel iſt, auch der Unterſchled ſchwer und oft gar
nicht zubefiimmen iſt. Wünschen iſt zum Theil in dirfem Falle.
Swar — es vermöge des {ch eh Jaten ſtrum oder Sterarioum
'
>
= RS But 1636
‚0 ſeyn, mweldies ich byrch den Seproe eines beftimmten Verkan⸗
gens onszudrucken gefucht; allein die Surzelſylbe iſt noch duns
kel. Verlangen iſt ein tropiſcher Ausdruck, der von den: Ausſtre⸗
den der Oauud oder ber Arme nach den verlangten Gegenftande
bergenommen ifl. Begehren, oder vielmehr deffen Wurzel ger,
iſt eine Onomatopdie, wie noch iuebr aus dem Intenfivo girren
erbeliei , daher ift es auch von einem weit eingefhränftern Ges
brauche, obmanes gleich in dee nenern Philoſophie als einen all⸗
gemeinen Ausdruck des Hauptbegriffes gebraucht Kat, wozu eg
mie doch nicht: ſchicklich zu fepn ſcheinet. Die Duometopdie
ſchließt immer etwas finnliches mit ein, '
2 Wiünfchler,der —s, plur.ut nom. fing. im Sderje, eine
— welche die Sluctn iwiſche der mediſchen Höfigfeis über⸗
treibet
Die MWüppe, (S. Wippe.) Im Niederd. ift wupre nicht allein ein
Etürzfarren, fondern auch eine jebe Maſchine, deren Haupitheil
ans einem um einen Punet beweglichtu Hebel beſtehet, Laſten da⸗
nit zu beben, gleichfalls vor wippen, auf und nieder bewegen.
Würben, in den Stahlhütten, S. Gärben.
Der Wurbg, des —es, plur. car.in dem Forftwefen einiger Ges
genden,der Umflurz eined Baumes mit Stamm und Wurzel. Es
ift ohne Zweifel aus Wurf verderbet.
Die Würde, plur. die —n. ı.Ein jeder Vorzug eines Dinges
oder einer Perſon. Ich will ihn in ſeinen Würden laſſen, will
ibn feine Vorzüge nicht abſprechen. 2, Ein ierklicher äußerer
Vorzug in der bürgerlichen Geſell ſchaft, und ein mit ſolchen Vor⸗
güasn verbundenes Auu. - Die Faiferliche, königliche, Bräfliche
Würde. Zu einer hohen Wirdeigelangen: Geiftliche Würz
den. Aller feiner Wurden verluftig erkläret werden... Mit ei—
ner Würde bekleidet werden. Es wird in diefer Bedeutung von
bürgerlichen Vorzůũgen in den obern Claffen gebraucht, ſo fern fie
zugleich mit iiner gewiſſen Ehre verbunden find, der Vorzug mag’
nun in einem wirtlichen Amie, oder : ur ineinem Titel beſtehen.
In manchen Fällen wird es auch im Plural und im Abſtracto von
geiftlichen mit jolchen Borzügen beffeideten Pırfonen gebraucht.
Ew. Ehrwinden, Wohlehrwürden a. f. f. 3. Die Eigen⸗
ſchaft, da etwas den Vorzügen der obetn Claſſen in der
bürgerlichen Geſellſchaft gemäß ift, bober Grad der Anftäns
digkeit; ohne Plural, Ernſt und Würde berrfcher in feinem
ganzen Betragen. Die Würde des Styles, die Eigenſchaft, da
der Ausdruck dein verfeinerten Einpfindungsvermögen der obern
Elaffen angetieffen iſt.
Anm. Schon im Ditfried Wirde, im Kero Wirdi ge. &s
iſt mit werth Eines Geſchlechtes, und von demfelben nur in der
Ableitungsſylbe unterfchieden. Ob aber. die Wurzel wer zu
ſchwer aeböret, und folglich Würde mir Bürde Eines Urfpruns
‚ges ift, läßt ich vermutden, aber nicht beweifen,
* Würdern,verb;reg. act, ein nılr noch in den Kanzelleyen man⸗
cher Gegenden übliches Wort, den Werth eines Dinges befkims
men, es fhägen, tariren. Das Haus iſt auf 12000 Thaler ges
wirdert worden. S. Wirdigen.
Mürdig, —er, —fe, adj, et ady. von Würde, in der weis
tern Bedeutung, jo fern es Vorzug überhaupt. bedeutet. _ 1. In
jemandes äußern oder innern VBorzügen gegründes, derfelben ans‘
gemeffen. Diefegandlung iſt deiner nicht würdig. ?. Die nö-
tbisen Vorzüge zu etwashabend, wodurch fih würdig von dem
weiteren werth unterſcheidet. Liner Stelle würdig ſeyn. Ein
würdiger Gak zum Tifche des geven. Sich zu etwas wür⸗
dig machen, ſich die nötbigen Borzlige dazu zgrwerben. Ich bin
dieſes Cobes nicht würdig. Zuweilen auch in weiterer Bedeutung
für werth. Des Todes würdig ſeyn. Ein der ſcharfſten Sirafe
würdiges verbrechen. 3. Der Achtung anderer würdig. Ein
Silit wir⸗
Br
wirdiger Hann. Dieſe — iſt ſchon — alt, —
1627
Goͤttſched fieirrig fürnen, und esen fo ingegründet für verıwerfs
Lich bielt.
Schon ini Kero, Oitfried u ſf. irdig
Wirdigen, verb. reg. act, ı. Für würdeg halten, mit dem
Hecufativ der Perfon und dem Genitiv der Sadıe, Kr würdigte
mich kaum feines Anblickes Würdigen Sie mich ihrer Ger
genwart, ihres Befuches. Ingleichen hit dem Accufative und
Jufinitive, welche Form aber nicht überall wohl lautet, fondern
eine gefchiefte Behandlungerfordert. Unglücksfälle find Lehren
vom Himmel, der uns würdiger, die Junfen der Tugend, wel
che in uns ſchlafen, zu erwecken. 2. Ju weiterer Bedeutung,
den Werth eines Diuges beftimmen, es ſchätzen. Das Gut if
‚auf 20600 Thlr. gewurdiger worden, In einigen Gegen⸗
den ift dafür würdern üblich, ©. dasfelbe, ©. auch die Wür⸗
digung.
"Anm. Das Wort ſcheinet in den mittlern Seiten von würdig
gebildet zu feyn. In den-ältern Zeiten Foinmt dafür ih der eiften
Bedentunggiwerdan, und fr der zwehten werdan ———
unmittelbar von Werth abſtammen.
Die Würdigkeit plur. cat. der Zuſtand, da etwas Würde, d.
i. meckliche Äußere Vorzüge hat; ein für ſich allein im Hochdeut ⸗
ſchen ungewöhnliches Wort, wofür Winde, in manchen Fällen
auch Werth, üblicher iſt. Üblicher iſt es in Glaubwürdigkeit,
Nichtswurdigkeit u. ſaf.
Der Wurf, des — es, plur. die Würfe, von dem Verbo were
fen. 1. Die Handlung des Werfens. Sinen Wurf, zwey Wins
fe thun. Beſonders mit Würfeln, Ein glücklicher, unglüdlicher
Wurf. Zuweilen auch von dem Neutro wärfen,. fo fern es von
gewiffen Thieren für gedären gebraucht wird, Zunde von einem
Wurfe, weihe auf Ein Mahl, zugleich, find geworfen worden.
2, Die Richtung der geworfenen Sache, die Linie, in welcher
fie ſich beweget. Einem in. den Wurf kommen, in diefe
Kichtunglommen, fd daß man von der geworfenen Sache gu»
zroffen wird. Figürlich if, einem in den Wurf Fommen, ihm
von ungefähr begegnen. - Wer ihm da in den Wurf Föinmt,
der muß es ausbüßen. Femanden in den Wurf bekommen,
ihn irgendwo autreffen. "3. Die geivorfene Sache ;obne Plural,
and nur in einigen einzelnen Fällen. --Derin der Fresco⸗Mable⸗
rey angemworfene-Kalf wird der Wurf genannt, Daher aufnaffen
MWurfmahlen, al Feeseo. Bey den Jägern heißt das von dein.
Wolfe niedergeriffene, oder nieder geworfene Wild fo wohl ein
Wurf, als ein Riß. 4. So viel als auf Ein Mahl geworfen zu
werden pflegt. So werden verſchiedene Dinge, 4 B. Beldflüde,
MNüffe, Nadeln, u. ſ. f. von welchen man im Zählen eine beſtimm⸗
te Anzahl zugleich aus der Hand wirft, nah Würfen gezählet, da
denn ein Wurf aus drey, und noch häufigeraug vier oder fünf
Stücken beſtehet. Bey den Stabfehlägern beſtehet ein Wurf Pie
penſtãbe aus drey, und in andern Fällen aus vier Stügen. In⸗
gleichen von werfen, Junge gebären, ift ein Wurf jungerHuns
dr, Kagen, fo viel, alsauf Ein Dahl geworfen werden, 5. Das:
Werkzeug, womit man wirft ; nur in einigen einzelnen Fällen. So
nennen die Jäger den Nüffel der zahmen und wilden Schweine fo
wohl den Wurf; als dag Gebreche,-da denn dee Oberwurf der
obere, der Unterwurf aber der untere Rüffel if. » .
Die Wurfangel, plur. die—n, ein Rahtne, welchen auch die
Legeangeln bekommen, um ſie von andern Arten der Angeln, und
beſonders deu stfhangeln, zu unterfcheiden.
Der Wurfanker, des —s, plur, utnom, fing. auf den Schif⸗
fen, eine Art Heiner Anker, welche die Schaluppe im voraus auss
wirft, ein Schiff vermistelft detſelhen an bogſiren, oder fortzu-
vrhen. {
u
— RE
Der Würfel, Ses—8, plur: ut nom. fog. ı, Ein cabiſcher
Stüd Elfenbein oder Anochen, welches auf feinen Flachen mit
Puneten oder Augen verſehen ik, ein gewiſſes Spiel, welches.
daher das Winrfelfpiel genannt wird, damit zu fpicten. bedem.,
hießen fol: Würfel Doppelieine > an daanit fpiefen, doͤppeln.
Im Niederfähfifchen beißt ein Würfel Tarl. 2..Ein jedes cubi⸗
ſches Stück, einjeder Enbus. Lleiſch in Würfel fipneiden. An
dem Säufenftnple ift der Würfelder mittlere eubifhe Shei,.
Anm. Würfel ifi gleichfalls von werfen, oder vielmehr von.
Wurf, und bedeutet ein Dina, weiches‘ man wirft, Die lei.
tnugsfhibe el bedeutet das Subject,
Das WMiürfelbein, des—es, plur. die—e, ein Bein de⸗ Sb 5
fußes, welches die Geftalt eines Wiürfels har; Os cuboideum.
Wiürfelförmig, adj. et adv. die Geſtalt eines Würfelshabend,
Würfelicht, Würfelig, oder Würfellich, adj. etadv. einem
Das Bros
würfelicht fehneiden, Ingleichen mit Quadraten von abwechſeln ⸗ *
Würfel ähnlich, die Geſtalt eines. Würfels habend.
den Farben, oder Beſchaffenhriten. Ein wür ———
Wort läßt ſich mit allen drey Ableitungs ſylben gebrauchen, mit
icht, ig und lich; nur datß man nicht vergeffe, tu dem letztern Falle
dastzu verdoppehr, Die Solbe icht bedentet zinacht Apulihte,
ig Anwefenheit und Befitz ar aber beydes.
Mirfeln, verb.reg, act,
Als ein Iterativum von RT PURE ’
miehrmahls werfenz in —— Bedeutung das Werfen des Ge⸗
‚dm Hochdeutſchen worfeln üblicher iſt. In manchen Gegendenges _ 2 2
2, Zungachtt von R
treides zurReinigung zuweilen würfeln genannt wird, wofiie doch
braucht man dafür wurfen, wurfeln.
(1) Mit Wirfeln ſpielen, abſolnte und als ein MReutrum.
etwas würfeln. Sie haben die ganze Nacht gewürfelt. Mar.
Würfelförmig machen. Die Sem mel würfeln, in Würfef ſchuer⸗e
den, _Gewirfelte Zeuge, auf welche Würfel, di, Quadrate, ger
webet find, Ein gewürfelter $ußboden, welcher aus Quadra⸗
ten von abwechſelnden Farben beſtehet. So auch das Wurfeln.
Der Würfelfpath, des—es, plur. doch nur von mehrern Arten,
die—e, im Bergbaue, eine Artöpath, welchei in Wurfeln —
in Steyermark Roßzahn.
die —e, eine Art Talkes, welche würfelförmig bricht,
Der Würfelthon, des —es, plur, von mebrern Arten, die —e,
eine Art Thones, welche in würfelförmigen Stücken bricht,
"Würfen, Wurfen, verb, reg. act. durch werfen reinigen
ein nur ig einizen Mundarten übliches Wort, wofür im Hold».
dentfchen von dem Getreide worfeln, von dem Werfen durch einen.
Käder oder Sied Aber, durch werfen üblich iſt. In Steyermark
würfet man den gepochten Eifenft; im, wenn man ihn duch ein.
ſtehendes Sieb wirft.
Die Wurferde, 'plur, inuf. die ————— odernusgegras. “
Das Wurfgern, ses — es, plur. die—e, bey den Fifdhern,
bene Exde, 5, B. bey Siehung eines Grabens, Verferugang eines
Zeihesu, ſef.
ein kegel⸗ oder trichterföcmiges Reg, welches an dein weiten Ende
mit Blepfugeln verfehewift, und aufdie Oberfläche des Waſſers
geworfen wird, da es denn ſchnell unterfinke, und ale Fifche, die
es anteifft, einfchlicßt ; das Wirrfneg, iu einigen Gegenden auch
die Wurfbaube, -
Der Wurfhaten, $es—s, plur. ut fom. h ing. auf ben Schifr
fen, Haken, welche, wenn man entern will, anf das feindlide
Schiff geworfen werden, dasſelbe dermittelſt der daran beftudli>
en Taue an ſich zu sichen.
Die — — plus, diesen, S.Wurfgaum- —
en
y
a;
Des Wiirfelfptel, des—es, plur. von mebrern Seien diem, er
‚ das Spielen mit Wärfeln. Alle Wirfelfpiele verbiethen.
Der Würfeltalk, des — es, plur, doch nur von mehrern — —
We un do Ar zu
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a I. 2
- Der Wiücfling, des—es, plur. die—e, in der Landwirthſchaft,
Schwarme, welche von einem altenBienenftode nach einander ges
worfen werden. \ . { *
Die Wurf⸗Maſchine, plur. die —n, ein allgemeiner Rahme
aller ver Erfindung des groben Geſchützes üblichen Maſchinen,
Steine und Ändere Laſten aufden Feind damir zu werfen,
Das Wurfnotz, des—es, plur,die—e, S. Wurfgerm _
‚Der Wurfpfeil, ses—es, plar. die—e, ein Pfeil, welcher auf
deu Feind aus freyer Hand geworfen wird, zum Unterfchiede von
Pfeilen, welche vermitteift des’ Bogens gefchoffen werden.
“ Der Wurfriemen, des—s, plur. ut nom, fing. in der. Falken⸗
g = beige, ein an dem Fuße des noch cohen Falken befindlicher Riemen,
> ihn, machdeın er geiwörfen worden, wieder gu ſich zu ziehen,
\ Die Wurffchaüfel, plur.die—n, in der Landwirthſchaft eine
kurze Schaufel, das Öetreide damit zu worfeln; ſchon im Tas
tan Worflcuvala, Er
- Die Wurffcheibe,plur. die—n, bey den Türken und andern mor-
genländifchen Völkern, eine metallene Scheibe, welche zur Übung
nach einem Ziele geworfen wird. sn - ‘
Dev Wurffpieß, des—es ‚ plor. die—e, ein kurzer Spieß,
— pftan einer Schnur, welcher aus freyer Hand anf den Feind ge⸗
—
ſchlucken, ingleichen mit außerſter Mühe Athem zu hohlen ſuchen;
als ein Reciproeum. So ſagt man, jemand wirge ſich, fo wohl,
wenn er in Gefahr zu erſticken iſt, und ſolches durch äußerſte An⸗
ſtrengung des Athemhohlens zu hindern ſucht, als auch, wenn er
wit der größten Mühe etwas hinunter zu ſchlucken ſucht, als endlich
auch von der mitdem Erbrechen verbundenen Anftvengung. Im
DOberdeutfchen gebraucht man ſtatt diefes Reciproci das Nentrum
worgen, welches aber im Hochdeutſchen unbefannt ift : er har
lange an dieſer Speife geworget. 2. Vermittelft diefer Anz
ſtrengung hervor bringen, oder hinunter ſchlucken. Kine wider:
wärtige Speife hinunter würgen, Es fagte Müh genug, den
Gramberaus zu würgen, Bünth: 3. Erſticken machen, durch
Bufchnürung der Lufteöhre töbren ; wofür doch erwürgen üblicher
iſt. 4. Umdringen, tödten überhaupt. In den Küchen würger
man das Sedervich, wenn man es fehlachtet, Bey den Kägeru
v3 würgen fich die Wölfe, wenn fie ſich beißen, Sprihw, Den
+7, Bürgen muß wan wuͤrgen. Anger dem gebraucht man es in die-
ſer Bedeutung arı Bäufigiten in der dichterifchenSchreibart. Und
den gefahrlichen Süd, den Vater würgenderSeuchen, Giefefe,
, Zum Tyvannen der Thieve fich würgen, Zadar. 5. Ben den
Sruerwerfern würger man Shwärmer- und Radeten: Zülfen,
wenn man fie an dem einen Ende mit Bindfaden zufammen ſchnii⸗
tet. 6. Im geineinen Leben wird würgernoch figürlich von vers
ſchiedenen mit großer Auftrengung verbundenen Arbeiten ges
braucht, So würgen fi die Elbfchiffer yon einerSandbanf los,
wenn fie fich von derfelben losarbeiten. Die Maurer würgen die
Rüſtſtricke an die Rüſtſtangen an, wenn fie felbige mit dem Wir:
gernittel feft zufammen zichen, # —
So auch das Würgen. N i
Anm. Schon bey dem Notker worchen und wurgen, Es
ſcheinet eine Dnomatopdie des mit den Erbrechen, Erſticken, und
„mühfamen Hinunterſchlucken verbundenen Lautes zu ſeyn. ©, auch
_. Erwirgen. x \ x
Der Würgeengel, des —s, plur. utnom, fing, 1. Ein zum
Würgen, d. i. Tödten und Umbringen, abgeſchickter Engek. 2,
Figürlich wird zuweilen eine Art Feiner Falten, welche im geineie
nen Leben der Neuntödter heißt, Falco minimus K, der
MWürgeengel und Würger genannt,
.
*
Würgen, verb. reg act. », Mit äußerfier Mühe hinunter zu
—
Wur 1630
Der Würgerdes —s plur. ut nom. fing. eine Perſon, wel de
würget, d. i. tödtet, umbringet;, in der böhern und dichteriſchen
Schreibart.
Das ſchon gezuck te Schwert
Starrt indes Würgers Sand, Wiel,
Mürken, Würckung, S. Wirken u. f.f.
Der Wurm, des—es, plur. die Würmer, Obetd, und in dee
böbern Swhreibart, die Wiicme, Diminut. das würmchen,
Dberd. Wirmlein. —
1. Eigentlich, ein kriechendes Inſeet ohne merkliche Füße, in
welchem Verſtande diefes Wort eine allgemeine Benennung aller
derjenigen Infecten ift, welche fich ohne merkliche Füße aufdem
Bauche fortbeiwegen, 5. B. der Maden, Regenwürmer, Seidene
würmer Spulwärmer, Schlangen n. ff. (a) Im eigentlich»
fen Berftande, Sich krummen wieein Wurm, _ Von den Wir:
mern verzehrt werden. Auch das friedlichſte wirmchen beißt,
wenn man eg treten will, Sonnenf. (6) In engerer Bedeutung
nennt man oft manche befondere Arten nur ſchlechthin Wirmer,
wohin befpndersdie Winrmer ini menfchlichen Leibe, der Spuble
warnt, Fadenwurm, Bandivurm, Madenwurnr u. ſef gehören.
Auch die Schlangen und manche Arten derfelben beißen im gemei«
nen Leben oft nur Würmer, (ec) In weiter Verſtande werden
oft auch manche andere Arten von Infecten, befonders manche Kä« i
ferarten ‚int gemeinen Leben Wiirmer genannt;;.®. der Johan:
nis» Bäfer, welder auch Johannis = Wurm heißt; der Rinden—
Fäfer, Dermeftes Piniperda L. ingfeichen der Kornwurm,
welcher oft aud) eine Käferart iſt, u.f.f. (d) Kinder, im mitle -
digen Verſtande. Die armen Wirmer. :
2. Im figürlichen Verflande, (a) Eine Krankheit, welche von
Würmern herrühret, oder doch herrühren foll, wird oft im Sin⸗
gular der Wurm genannt, So iſt der Wurm eine Krankheit der
Bäume, wenn fie von dem Rindenkäfer verderbet werden. Der
Wurm, von welchem die Hunde toll werden follen, daher man ih⸗
nen denfelben zunehmen vder zu ſchneiden pflegt, iſt eigentlich
Fein Wurm, fondern eine Nerve, weicher He Zunge mit dem uu⸗
tern Gaumen verbindet. Der Wurmder Pferde, Franz. Farcin,
iſt eine Schärfe der Säfte, welche fich durch Tleine brauurothe
Beulen an verſchiedenen Theilen äußert, und ein Vorbothe des
Rotzes iſt. Bon ähnlicher Artift der Wurm des Rindviches,
welcher ſich in den Lederwurm und Rnochenwurm theilet, (S.
diefe Wörter.) Dev Wurm am Singer, at. Paronychia,Pa-
naritium, iſt ein ſchmerzbafter Zufall an deu äußern Theilen dee
Singer, welcher von einer flodenden Feuchtigkeit herrühret; Nies
derf, Sich, Hal, Dauworm. Der freſſende ‚Wurm, £at. Her-
pes, iſt ein um fi freſſendes Geſchwür im der äußern Haut, Ir
allen diefen Fällen wird es nur im Singular allein gebraucht. (6)
*
Im moraliſchen Verſtande ſagt niany cin Menſch habe einen
Wurm, oder er babe Würmer in KRopfe, wenn er ſich von vers
wortenen Vorſtellungen zum Nachteile deutlicher beſt immen läſ⸗
ſet, thöricht, underſtäudig handeln, wofür man in einigen Gegen⸗
den auch ſagt, ein Schwarm, einen Schuß haben.
Ein, Spotter Figle fich, ich gönu-ihm feinen Wurm, Günth.'
Da man deun nach einer noch weitern Figur auch wohl einen fols
ben Menfchen einen Wurm ju nennen pflegt. Yu einem andern
Verſtande iff dev Wurm ein nagender Kummer, Ich ſehe, dag
in ihrem Sevzen ein geheimer Wurm naget, Weiße. Noch
lebe der Wurm, der-meine ‚Seele durchnagt, eben derſ. Dee
Trope ift eigentlich bibliſchen Urfprunges, ſcheint aber nicht edel
geung, weil fich Immer der Nebenbegeiff der vorigen Bedeutung
mit einmiſchet. (c) Bey den Buchdeudern iſt der Wurm die
kurze Anzeige des Titels, und bey den Werken, die aus mehr
rern Theilen befichen, auch des ıflen, 2ten u. f. f. Sheiles
—
42631 WBur— he 2
dire anf ieder erſten SMe eines Bogens; vieleicht verderdt _
- +, Rahmen belegt, z. B. der gelbe Rainfarn, Bey einigen Neuern
aus Norm. & 2
-Anm.ı. Die Plural Würme und Würmer find bloß der
Mundart nach verfhieden, indem jener der Oberdeutfchen,diefer
aber der Hoch, uud Niederdentjchen geläufiger if. Dpis,
Bluntſchli und andere Oberdentfihe Schrififteller haben beft än-
dig Wiirme. Daher manieret, wenn man den Unterſchied des
Plutals auf einen Unterfihied in der Bedeutung gründen will,
Da die höhere Schreibars der Deutfhen in hundert andern ähn⸗
ichen Fällen ihre Form- gern aus der Oberdeutſchen Mundart
entlehnet, wenn ſie mehr Kürze und Würde haben, ſo gebraucht fie
auch zuweilen den Plural Wirme, ohne Unter ſchied der Bedeu⸗
jung, wobey fie doch wohl nicht leicht Gelegenheit Haben wird,der
“Würmer im menfchlichen Leibe zu gedenken,
Anm.2. Schon im UlpbilaeW aurın,bepdemftotfer Wurm,
bey bepden von einer Schlange,im Niederſ. und Engl, Worm, im
Din. und Schwed. Orm, im at. Vermis. Es iſt eine Rachah⸗
mung des ſchwachen verworrenen Lautes, welchen eine Menge
Würmer in der Bewegung mahen, S. Wurmen,
Der Wurmirze, des —es, plur. die —ärzte, ein herum reifen-
der Aczt oder Rarktſchreyer, welcher Mittel wider die Würiner
im menichlichen Leibe verfauft; der Wurm=Doctor.
" Wurmen, verb.reg. neutr. mitdem Hülfsworte haben, wie ein
Wurm kriechen; doch nur in einigen figürlichen Bedeutungen,
7, Bey den Koblendrennern wurmt das Seuer indem Meiler
amber, wenn es in demfelden herum kriecht. 2. Im moraliſchen
Verſtande ſagt man in der vertraulichen und komiſchen Schreib⸗
art, das Dingt fängt ihn an zu wurmen, in dem Kopfe herum
zu geben, ihn nurubig zu machen. Das wurmt ihn. in dem Herz
zen, wennes ihn unruhig macht. Das wurmte mich, ich ärgerte
mich darüber. ——
Anm. Wenn gleich dieſes Wort unmittelbar von Wurm abs
geleitet werden follte,fo bat es doch die erfte urfprüngliche Bedeus
tung desfelben, nach welcher es eine Dnomatopdie der unrnhigen
Freisförmigen Bewegung, oder vielleicht der Priechenden Bewer
gung in aufs und nieder ſteigenden Kreifen iff, ein wenig mehr
» “bepbebalten, Esift in.derfelben ein Berwandter von Wirbel,
Lat. Gyrus, wirren in verwigven, fhwärmen u. f. f. welche
beyde legtern Jatenfiva davon find.
Die Wurm: Bffenz, plur. die —en, eine Effenz wider die Würs
‚mer im menſchlichen Leibe.
Das Wurmfieber, des —s, plur. von mehrern Arten, utnom,
fing. ein Fieber, welches vonden Würmern im menſch! ichen Lei⸗
be herrühret.
Wurmförmig, adj.etadv. der Bewegung eines Wurmes in
aufs und niederfteigenden Areifen ãhnlich. Die wurmförmige
Bewegung der Gedarme.
Der Wirmfräß, des —es, plur. car. der Zuſtand, da ein Ding
von Würmern gefreffen oder zerfreffen wird, und der dadurch vers
Arfachte Schade. Dem Wurmfraßeim Holze vorbeugen.
Wurmig, —er, —te,adj.etadv. 1.Bol Würmer , im Hoch⸗
deutſchen nur felten. Bin wurmigev Räfe. In Luthers Bibel
komut dafür das ungewöhnliche würmicht vor: mein Sleifh iſt
um ins um wurmicht, Hiob 7,5; welches vermöge der Ablei⸗
tungsſylbe icht eigentlich Würmern ähnlich bedeuten würde. 2,
Boneinem Wurme geſtochen, oder durchbohret, fir wurmſtichig;
imHochdeutſchen gleichfalls ungewöhnitch. Wurmiges Holz. 3.
Figurlich, einen Wurm habend, d. *. ſeltſam, wunderlich.. Bin
Lurmiger Menſch, wurmig werden, ärgerlich, verdrießlich.
Das Wurmfraut, des —es, plur. die —Pränter, eine jede
Pflanz, welche ein vorzügliches Mittef gegen die Würmer um
menfchlichen Leibe abgibt, In engerer Bedentung werden mehres
S N
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* * F Pe ——
De) e ⸗
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Bu n6e
de Gerääfe, welche die gedachte Wirfung Baben , mit Siefem e
5
fübret die Spigelia Linn, welche in Süd⸗Amerika einhrimiſch
if, diefen Nabmen. Set J
Das Wuͤrmloͤch, des—es, plur. die —Töcher, ein von einem
* * Würmern gemachtes Loch, 3.8. indem Holze, dem
e, u. ſ. f. >
Das Wurmmebl, des—s, plur. car. das von Würmern zu
einen feinen Pulver wie Mehl zernagte Holz.
u
*
Das Murmneft, des —es, plur. die—er, eine Berfammlung
mehrerer Würmer in einem eugen Raume; dergleichen Wurens
neſter es 5. B. in dem meuſchlichen Leihegibt, wenn mehrere Würe
mer bey ſammen liegen. 3
— >
er _ - Mer N
—J
Das Wurmpflafter, des —s, plur.ut nom,fing. ein Pflafter, : S "
welches wiser die Würmer im Peibe auf den Magen gelegt wird.
DRBW urmpulner,des—s,plur.ut nom.Äing.ein Pulver wider
die Würmer im mienſchlichenLeibe, z.B, von Wurmfamen, Raine
farndlumen, weißer Diptam- Wurzel, Baldrian-Wurzeluf.f. -
Die Wurm ſalbe, plur. von mehrern Arten, die —n, eine Sale
be, welche wider die Würmer im
gebraucht wied. /
Der Wurmfamen, des —s, plur. inuf. ein Rahme verfehiede« |
ner Samen, welche die Würmer aus dem menfchlichen Leibe ab⸗
führen, und daher zu Wurmpulvcrn gebraucht werden, 3. B. des
gelben Rainfarn, Tanacetum vulgare Linn, einer Art dee
Gãnſefußes, Chenopodiura anthelminticum Zinn. einer _
Art eines auslãndiſchen Beyfußes, Artemifia Iudaica Lian,
des Zitiverfamens, und vieleicht noch anderer mebr ; da deum }
auch oft das ganze Bewächs Wurmfamengenanut wird.
inenfohlichen Leibe von außen —
Der Wurmſchneider, des — s/ plur. ut non. fing. derjenige,
welcher ein Geſchaft daraus macht, den Hunden den Wurm zu Pe
f&neiden, S. Wurm,
Der Wiürmftich, des—es, plur. Sie —e.
Wurme in-einem Körper, z.B. in einem Apfel, grbohrtes Loch,
Einen Wurmftich baben. 2, Der Zuftand, da ein Körper von cie
nem oder mehreren Würmern durchbohret worden ; ohne Plural,
Wurmfticyig, —er, —e, adj. etady, von Würmern durch-
bohret. Wurmftichiges Obi. Wurmftichig werten. "
Die Wurimtrodniß, pluf. inuf, ein nicht zum Beſten gebildetes
Wort, den Zuftand des Nadelholzes zn bezeichnen, da es von Kür -
fern, 3.3. dem Rirdentäfer und andern Anfeeten verleget wird,
worauf es vertrocknet und sufdem Stamme
trock niß. *
Das Wurmzeltlein/ des —s, plur. ut nom. fing. Wurtʒvul ⸗
ver mit Trazant · Schleim zu Zeltlein genacht.
Der Würfing, ©. Wirfing. y : 2
Die Wurſt, plur, die Würfte, Diminut.das Würftchen, Oberd.
Würfſtlein, ein langer runder , gemeinialich biegfamer Körper, ,
doch nur in einigen einzelnen Fällen.“ ı. Am häufigften gebraudit -
man es von einer Art Speife, welche aus gefüllten Thierdärmen
beftehet, deren e3 denn wirder vielerley Arten gibt, als Bratz
wur, Blutwurſt, Fleiſchwurſt, Griswurft, Leberwurf -
mff Würſte machen, ftopfen, füllen. Geräucherte Würz
fie. Daber die fprichwörtlihen R. A. welche doch ins ge ſammt in
das niedere Leben gehören: Wurſt wieder Wurf, ein Ausdrud,
Gleiches mit Gleichen zu vergelten ; brateſt du mir eine Wurſt,
fo löſche ich dir den Durſt, thuſt du mir einen Gefallen, ſo
werde ich ihn zu erwiedern wiſſen; wie der Mann iſt, fo brater
man ihm die Wurf, man begegnet jedem nach feinem Werthe,
behandelt ihn, wie er es verdienet , eine Wurſt nach einer Speck⸗
feite werfen,burch eine kleine Aufopferung einen größern Gewiun
gu erhalten ſuchen, u ff. 2. Verfgiebene andere Ähnliche Kör⸗
- — per
’
1, Ein voneinem
abſtirbt; die Baum
. 3
„u
-
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PR
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9
|
4
u a Zi TE ER a Fr ie ki * en
a n 1 . bi ö
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perwerden tn manchen Fetlen gleich/älts Wire genatint,” So
x
beißenim Waſſerbaue die Fafbinen Würſte. Die Würfe, der -
' Bäder find wolzenfürmige Stüde Teig, woraus die Semmeln
werden. Die fogenannten Baſchen andeu Hafelftauden,
‚uff. beigenin mauchen Gegenden gleichfalls Würfte,
3. Dey deu Schlöffern wird ein Stück Eifen, weiches man zur
WVerſtãrkung aneinen Theil anſchweißet, eine Wurſt genannt, mo
auf welchem mehrere reitlings fisen fönren, eine Wurf, Eigent- _-
#
es aber ans Wulf verderbt zu feyn feheinet, welchen Rahmen es -
« zuweilen auch befonmm. 4. In mauchen Öegenten haft ein ge⸗ Die Würze, plur. doch nur von. mehrern Arten, die —n.
wiſſes lündliches Fuhrwerk, e3 ſey nun ein Wagen oder Schlitten,
lich bekommt der mittlere haldrunde gepolſterte, oder auch nur mit
Stroh umwundene Theil, anfwelchem mau mit über geſchlagenen
Beinen ſitzet dieſen Rahmen, daber das Fuhrwerk vollſtändig ein
Wurſtwagen, oder Wurifhlitten genannt wird. Daher die R.
A. auf der Wurft herum fabren, ober reizen, d. i. von einem Or⸗
te zum andern ſchmarotzen geben ; vun der ehemahligen Beiwohn-
beit des Laudadels, auffolhen Wurſtwagen zu ihres Gleichen
herum zu fahren, und daſelbſt fo Lange zu ſchmadſen, als noch
etwas vorbandenwar, Oder auch von Wurſt, fd fern es ehedem
einen Kreis bedeutete, Jar Niederfähfifchen fagtman dafür, auf
der Garbe herum reiten, vieleicht auch, fo fern der Gig eines
folgen Fubrwerkes mir Steop umwunden war, .
Anm. Im Riederfächfifhen ohne r, Wut. Das Wort fommt,
fo vielich weiß, weder ia unfern Älteffen Schriften vor, noch in
"den verwandten Sprachen ‚if aber, deffen ungeachtet, gewiß fehe
alt. Der Begriff der Ausdehyung ſcheinet n demfelben der herr⸗
ſchende zu ſeyn, daher es mit Wulſt Eines Geſchlechtes feyn fann,,
zumahl da J undr fehr gerne mit einander verwerhfelt zu werden
pflegen.
Der Wurftbügel, des —s, plur. ut nom. fing. ein breiter
Rigg von Horn, Holz, oder Metall, das Ende des iur Wurf be
ſtimmten Darmes bey der Füllung ansgefpaunt zu erhalten. Ift
er von Horn, fo wird er auh Wurnhorn genannt
‚Der Wurfidorn, des— es, plur. die — dörner, ein Dorn,
oder Dornſtachel, den zur Wurft gefüllten Darm damit zuzuma⸗—
. hen, oder an den Enden zu verſchließen. :
pe —— des — es, pluf. die — hörner. S. Wurf:
ügel.
Das Wurſtkraut, des — es, plur. doch nur von mehrern Aeten,
die — krauter, sin Rahme verſchiedener gewürgbaften Kräuter,
welche man unter manche Arten von Kochwürſten zu hacken pflegt.
Beſonders Saturey, oder des Pfefferkrautes, Satureja hor-
tenfis Linn: Jagleichen der große gelbe Kümmel. S. Kümmel.
Der Wurſt⸗ Marmor, des —s, plur. von mehrern Arten, ut
nom. [ing, eine Art Marmors, welcher, wenn er poliert iff,
einer durchſchnittenen Blut⸗ oder Leberwarſt gleicht; der
Wurſtſtein. J
Der Wurſtreiter, des es, plur. ut nom. fing. derjenige, wele
her auf der Wurſt herum reitet, d.i. ein Geſchaft daraus macht,
don einem Drre zu dem andern zu fhmarogen. S. Wurd 4.
‚Der Wurfifiplitten,ses —s, plur.ur noın. fing. eine Art
Sehlitten, auf’welhemviefe Perfonen reit ings fahren Fönnen.
S. Wurſt c.
Der Wurſtſtein, des — cs, plur. die —e, ein Stein, welcher
auf feiner Oberfläche einer augeſchnittenen Blat- oder Leber _
wurft gleicht , wohin manche Mabafter» und Marmoraͤrten
gehören,
Die Wurſtſuppe, p
gekochten Würfien, e
Der Wurfiwagen, des — 8, plur. uthon, nz. einentlih
tur, die — n, die Suppe, oder Brühe von
ein Magen, anf welchem viele Perfonen reitliags fan können.
Adel. W. Bo a. TH, 2, Yufl.
a \
Wur 1634
S. Wurft 4. In weiterm Verſtande auch sine Art langer Kut⸗
ſchen, in welchen mehrere Perſonen der Linde nach mit gegen eins
ander gekehrten Rücken ſitzen.
Die Wurz, plur. car. ein für ſich allein veraltetes Wort, für
welches das mebr ausgebildete Wurzel üblich iſt. Es iſt nur neh
in einigen zufammen geſetzten Pflanzennahmen üblich, z.B. Braun—e
wurz, zauswurz, Nieſewurz, Stabwurz, Schwarzwurz u. p
f. welche beſouders ihrer Wurzel wegen merkwürdig find,
1,
Das Gewürz, rin jeder Körper, wenit mau die Speiſen würzet.
Hunger ift die beſte, Salz die nothwendigſte Würze. Si dag
wohlſchmeckendſte Gericht durch die Würze des erarbeiterem
gungers noch mebr verfügen, Gell. (S. Gewürz.) TeurlWurze,
(9. Allerleygewürz.) 2. Bey den Bierbrauern wird dag noch
nicht gebopfte, und noch nicht gegohrne Bier die Würze etanntz
Vermutblich wegen feines füs.n, gewürzbaften Geſchmackes.
Unm. Zu der erſten Bedentung fchou bey denn Wilerarm und
andern alten Schrififtelfern, Wurz, in der zweyten, Niederſ.
Wörte, Schwed. Vört, Engl. Wort. Wurze iſt unftreitig
von Wurz, Wurzel, weil man vor der Bekanntfchaft mir den.
ausländifhen Bewürzendie Speifen mit einheimiſchen Wurzeln
18 Kräutern zu würzen pflegte, daher ein ſolches Gewürz bey
. ven Willecam zumUnterſchiede von audern Kräntern and Itank-
wurzo beißt, von linken, fo feca es ehedem auch vohl riechen
- bedentete, : ’ K
Die Wirtzel, plur. die —n, Dimiunt. das Würzelchen. , Eis
gentlich, der unterfie Theil eines Banaıes, oder Gewächſes, ver⸗
mittelſt deſſen es in der Erde befefliger it, und feine Nahrnug
aus derſelben ziehet; da es deun fo wohl lın Singular colective ge⸗
braucht wird, die gefummten Wurzeln eines und ebeu desſelben
Gewãch ſes zn bezeichnen, als auch von einzelnen Theilen, oder
Stücken derielden, Wurzel ſchlagen, oder befommen,. © Lic)e,
wie tief hat sein Same Wurzel gerhlagen! Weiße, Mit der
Wurzel ausreißen. Im engften Berftande werden in einigen Ber
genden die gelben Möhren are Wurzeln ſchlechthin gegaunt. Bir
Zeld aus rauher Wurzel, ans einem ausgrrodeten Walde, 2.
Figürlich. (1) Der unterfte Theil eines Dinges; doch nur inci⸗
nigen eiuzelnen Fällen. Die Warzel eines Berges, defen Fur,
oder unterfter Sheil, Die Wurzel eines Zahnes, eines FSleiſhe
gewähfes uff. So auch Zandwarzel nad Sufwurzei,
(2), Der erſte Toril eines Dinger, deſſen Urſpruug; and wir
in einigen einzelnen Fallen. Jeder Aridimnetit ſt die Wurzel.cie
ne dröße, welche, wenn fie jeinige Mahl mit fich ſelbſt nultipli⸗
eiret wird, eine höbere Potenz herbor breigt. So iſt z. B. vor
16, 72 u. ſef. die Zibl 4 die Wur zel. Ja der Siymofogie in die
Wurzel eines Wortes diejenige Sylbe, welche den Grund des
ganzen Wortes, und deffen Haupthedentung enthält. So iſt
in bewegen die Sylbe weg die Wurzel, oder Warzelſylbe, welche
auch die Stammfpibe genannt wird, 7
Anm. Schon bey dem Ottfried, Rotkeru, f. f. Wurzel, iur
MNiederſ. Wortel. Est verinittelt der Ableitangsſolbe el, wel
che ein Ding, Subject, Werkzeug. f. f. bedeutet, von dein al
ten Wurz gedilder, welches in eben derfelden Bedeutung arbrau Hr
wurde, und im Oberdeutſchen tot üblich it, wa es fo wohl Wur«
gel, als au h das ganze He vã hs bedeutet, und weiches ohne w
bey den Ulphilas Aurts im Aageli. Ort, in S Hwed. ört Ian
tet. Die erfte Bedeutung diefes Wortes iſt unbekannt, und läge
ſich ʒar errathen. Die meiften ſtud auf das Lat, horrus, gefallen,
und ſehen die Bedeutung des Krautes als die erſte an; indeffenit
es wahrſcheinlicher, daB die verworrene, odee vieleicht auch die
krie hende, oft wurmförmige Beſchaffenheit der Wurzeln der
Grund der Benennung iſt.
—A Der
1635 Bu
—
Der Wurzelbaum, des — es — — der Nab⸗ Der Wo ürztron, $e8s—es, plur, die —tröge ; bey den Bier
me eines Dftindifchen Baumes, deffen Wurzeln fich über der Erde
An einander fchlingen, Rhizophora Linn. --
Des Wurzelgewächs, des—es, plur. die — e, ein Gewachs,
deſſen Wurzeln eßbar ſind; im Gegenſatze der Kohlgewãchſ⸗ e
Der Wurzelmann, des —es, plür. die— männet, ein Mann,
welcher ein Gefchäfte daraus macht, die Wurzeln der medicinifihen
Gerwächfe für die Apotheker einzufammeln und-zu trocknen,
Wurzeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1.
Wurzeln befommen, fich vermittelft der Wurzeln in der Erde ber
= feffigen. Die Pflanze wurzelefchon. Unter fih wurzein. (S.
auch Anwurzeln und Einwurzeln.) 2. Wurzeln ſuchen; nur bey
den Zägern von dem Dachfe. Der Dachs wurzelt, wenn er es
brauern, ein Trog unter dem. Maiſchbottiche⸗ die Würze von den
Trebern darein zu laſſen
Die Würzweibe, plur. die —n, von Würz, oder Wurz , fo
fern es ebedem ein Krant, oder Gewächs überhaupt bedeutete, in.
der Römiſchen Kirche: 1. das Weiben getwiffer Kräuter am Tage
> der Himmelfahrt Mariä, welche als dann Geſpenſter, Donnerwet⸗
ter, und audere Übel abwenden follen, die Krautweihe. 2,
Der Tag der Himmelfahrt Mariä, oder der ı5fe Auguſt, an -
weichem folche Kräuter geweihet werden.
1. Der Wuſt, des — es, plur. inuf. Schmutz Unceinigleit,
Korb. Voller Wuſt ſeym Don sem Wufte fänbern. Da die
fen Worte Fein niedriger , oder gfelhafter Nebenbegeiff anflebt,
—
wie manchen andern, ſo wird es am bäufigßien i in der anſtändigern
Schreib⸗ oder Sprechart gebraucht.
Anm, Diefes Wort konmt weder in alten Deutſchen Schriften,
no, fo viel ich weiß, inden verwandten Sprachen vor, iſt aber
deſſen ungeachtet allem Anfcheine nach fehr alt, ımd fo wohl von
dem folgenden Wuſt, als auch von wuͤft, leer ‚dem Urſprunge
nach eben fo ſehr verſchieden, als der Bedeutung nach. Es ſchei⸗
net, daß der Begriff dee Näffe, oder Feuchtigfeit- der Stammbe⸗
griff, da es den mit Waffer Eines Geſchlechtes ſeyn wütde.
Mas die Ausſprache betrifft, fo wird es im Hoch⸗ und eier ®
fchen bald gefchärft, Wut, bald gedehnt, Wuͤſt, geſprochen; das 5
gesen das folgende jederzeit gedehnt lautet. ©; ı Wüſt.
2. Der Wüſt, des — es, Plur. inuf, eine verworrene wider⸗
wartige Meuge, Unfer Wuſt von Ersiebungsfchtiften, Beffere 7.
nichts. Ein Wuft von verlegenen Waaren. ,
Anm. Da der Begriff des Schmutzes mit der verworrenen i
Menge Feine brareifliche Verbindung hat, fo ſcheinet dieſe Wort
ein Verwandter von den veralteten Wos, ein Berg, und Walli, ee
ein Gipfel, dein noch bey den Papiermadjern üblichen Buſcht, ein
Haufra, von baufen ‚ paufchen, turgere, und andern diefer
Art an feyr,
1.wil, — eu, efie, adj. et adv. ſchmutzig beſchmutzt;
ein im Hochdeutſchen unbekanntes, aber im Oberdeutfchen noch
gangbares Wort. Ein wiftes Gefiht, wüſte Hände, wütte
Wilde. S. 1. Wuſt.
2. Wuſt, — er, eſte, adj. et adv. von Menſchen und Arber
ten des menſchlichen Fleißes verlaſſen. 1. Im eigentlichen Vera
ftar.de, für unbewohnt, ungebanet.. Ein Saug ſtehet wit, wenn
es nicht bewohnet wird. Ein Acer liege wür, wenn er nicht
gebanet wird. Line wule Infel, eine unbewohnte, Einwi-
fies Land. 2, Figürlich, verwildert, verwortett,-im boben Or
de unordentlich, Bin wüfter Menſch, von wilden, rohen, un⸗
geordneten Gitter. Kin wüſtes Leben führen, ein‘ im hohen
Grade unordentliches. Würte Sitten. Ineinem etwas andern
Verſß ande fagt man der Kopf ift mir wüſt, wenn ſich verwor⸗
rene Ideen in deinfelben durchfrrugen, Ein Iautes Getöfe, ein
vorher gegangener Raufbuf.f. machen den Ropf will, 3.
Das wilſte Gerinne, bey den Waffermühlen, dasjenige Gerinne,
welches das wilde, oder ———— Waſſer abführet, ſonſt auch
das Freygerinne.
Anm. Diefes alte Dort lautet von den frübeffen geilen: au;
wuoft, und ift mit dem £af, valtare, wüſt machen, dem Slavon,
puſti, wüſt, genau verwande, woraus deffen Alter und weiter
Umfang binlänglich erbellet, Aber auch eben diefes bohe Alter
macht den utfprünglichen Begriff, und zugleich den Unterfchied
von dem ähnlichen öde ſehr dunkel. In sdeift der Brariff der -
Leere zuverläßig der herrſchende; aber in wiift ſcheint es der Ber
griff der Verwilderung, der durch Abwefenheit menfchlicher Cul⸗
tur bew rlten Unordnung zu ſeyn (S: Wuſſten.) Überdieß ift wür
x id im
Wurzeln wühlet. So auch das Wurzeln.
Der Wurzelriemen, des— s plur. ut nom, fing. ben den
Fleiſchern, der Rahme eines riemenförmigen Stückes Fleiſches
“ aus dem hintern Viertel eines Ochſen.
Die Wurzelfplbe, plur. die—n, diejenige Solbe eines Wortes,
welche deſſen Wurzel ausmacht, den Hauptbegriff des ſelben ent⸗
hält, die Stammſylbe; zum Unteefchiede vonden Biegungs: und -
Ableitungsſylben.
Die Wurzeltafel, plur. ie—n, in der Rechenkunſt, ‚eine Tas
fel, weiche die Wurzelzahlen mit ihren. berechneten Potenzen
entbält,
"Der Wurzeltorf, des es; plur. von mehrern Arten, — e,
Torf, welcher aus ver: — ENTE Wurzeln bes
fiebet.
Das Wurzelmort, des — es, plur. die — wörter, ein einfa⸗
ches Wort, welches aus der bloßen Wurzel beftehet, zum Unter⸗
fohiede von einem abgeleiteten und zufammen gefegten. Solche
Wurzelwörter find z.B. ab, aus, von, Saus, Mann, Weib
uff.
Die Wurzelzabl, plur. sie — en, in der Arithmetik, eine Zahl,
"welche, mit ſich ſelbſt multipliciret, höhere Pntengen aibt, und
welche auch nur die Wurzel fehlechthin genannt wird, ©. dieteẽ
Wort.
"Würzen, verb. reg. act, ĩ. Mit Würze, oder Gewürz mag⸗
baft machen. Eine Speiſe würzen. 2. Figürlich, eine angeneh⸗
me Empfindung durch etwas erhöhen. Ein ſinnreicher, und mit
Salz gewiirzter Scherz. Vertraute Geſpräche würzten den
blinkenden Wein, Zachar. So auch das Würzen. Es ſtammet
unmittelbar von Wirzeher,
Der Würzgarten, des — s, plur. die— gärten, ein vecaltetcs
Port ‚ einen Küchen - oder ESewächsgarten zu bezeichnen, von
Würz, oder Wurz, fo fern es ehedem eßbare Kräuter bezeichnete,
Würzbaft; — er, —efe, adj. et adv. der Würzeim Geruch
he Gefchmad ähnlich, gewürzhaft.
Der Würzhandel, des — s, plur, car. der Handel mit Gitwürs
gen; der Gewürzhandel.
Der Würzbändler, des— s, plur. ut nom. fing. Fämin. die
Wirsbändlerinn, eine Perſon, welche —— ——
der Gew ürzhändler.
Der Würzkram, des —es, plur.car.der Kram, d. i Handel
im Kleinen, mit Gewürzen.
Der Würzkramer, des— 5, plur. ut nom, fing. Fämin. die
-Würzfrämerinn, eine Perfon, welche Gewürze in Fleinen Qugte
titäten verfanft; der Gewürzkrämer.
Der Würzladen, des— s, plur. die — läden, der Lader, oder
Verkaufort eines Würzkrämers; der Gewürzladen.
Die Wurznelke, plur. die — n, die Frucht eines Oſtindiſchen
Baumes, welche als ein Gewürz — wird; zum Unterſchiede
sonder Gartennelke, mit deren — ſie einige — bat.
R 424
—
1637 Biüf -
im gefellfchaftlichen Leben üblicher, als öte, welches mehr den
höhern Schreibarten eigen iſt.
..1.DieWMiifte, plur. die — n, bey den Sleifchern, der Nahme
eines Stüdes — aus dem ãußernHüftſtucke des bintern Vier⸗
tels eines Rindes, wohin beſonders die Spannwüſte nnd die
3 re gehören. Der Grund der Denennung iſt mir unbe⸗
anne,
2. Die Wüfte, plur. die—n, eine wůſte J— anbewohnte,
oder ungebauete Gegend, eine Wüſteney, Re — von
größern Gegenden dieſer Art.
Oder fie ſchaue herab ”
Weit in die Wüſte des Meers, die jetzo set Morgen ber
firablet, Zachar.
Wo doch der Scope ein wenig zubartift,
Anm. Ben dem Ottfried und andern alten Schriftſtelleru,
“ Wuall, Wolte, Waltinna, Wuechfte, im Slavon. Paufl,
Paußiua Es ift unmittelbar von 2, Wüſt.
Wüften, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, auf
‘eine verberbende, verfchwenderifche Art mit einer Sache nınges
ben, Mit dem Gelde wüſten. Wer wird fo wülen. Gangbarer
und edler iſt es in dem abgeleiteten verwülten, (S. das ſelbe) Wü-
‚fien, von 2 Wüſt, iff mitdem Lat. valtare, dem Ital. guaflare,
demFranz. galler, gäter, dem Möfo-Gethifhen quilijan, und
Niederd. quifien, ver quiſten, verfchleutern, genau verwandt,
Die Wüſteney, plur. die — en, eine wüfte, di. unbewohnte,
oder ungebauete Gegend. Lord = Amerika enthalt viele und
große Wülleneyen. Einen Garten bis zur Wüſteney verwilz
4 gern laſſen. Es iſt von 2 Wuſt, und der Ableitungsſylbe ey, /
mit dem eingeſchobenen euphontfchen n, oder en.
*Wuſtig,/ — er, — fie, adj, et adv. von 1. Wuſt, ſchmutzig,
beſchmutzt; ein im Hochdeutſchen feitenes Wort,
Der Wiyiling,des— es, plur. die — e, von Wü, ein wüs
fler , d.i. unordentlicher, ungefitteter, ausfehweifender Menfch. -
» Ein afademifcher Wüſtling. Auch ein Nahme des Sliegenfahnep
- pers, Motacilla Ficedula Zinn,
DieWüllung, plur. die —en, in der Landwirthſchaft, ein vor»
ber bebaueies, aber jegt wit -liegendes Feld, beſonders wenn es
"mit Holz bewadhfen it. Eine Wuhung wieder urbar machen. -
Es iſt fein Berbale, wie es bey dem erſten Anblicke zu fern ſchei⸗
net, fosdern von 2 Wüſt, vermittelt der Ableirungsfpibe ing,
oder ung, gebildet.
Die Wuth/ plur. car. eine mit heftigen Bewegungen verbundene
Abwefenbeit dee Bewußtſeyns, fie rühte nun von einer völligen
+ Beraubung desfelben her, da es denn mit Tollheit gleich bedeus
end iſt, Die ftille Wurb, eine Art von Tollheit der Hunde, im
Gegenfage der Jaufenden Wuth. Dder aud) von einer heftigen
Reidenfchaft. In Wuth gevarhen. vor Wuth ſchaumen. Sei:
ne Wuth anjemanden auslaffen, Sein Mund fhaumt vor
prophetſcher Wuth, Zadar,
Anm. Von den älteſten Zeiten an Wot, im Niederſ. und Engl,
Wood. Bey dem Ulphilas iſt wods, befefen, und im Walliſi⸗
.. fen Gwyth, Sorn, Wu,
ae 1638
Wirben,, ERS reg. veutr. mit dein Hülfsworte haben, Sie
- Abwefeuheit des Bewußtſeyns durch die heftigſten Bewegungen
an den Tag legen; Sp wohl wenn diefe Abweſenheit von einer völs
ligen Beraubung herrühret. Lin wuthender Hund, ein rafender,
toller. Würbend feyn, werden. Als auch von heftigen Leiden
fhaften. Vor Zorn wüthen und toben. Wider fich ſelbſt wüs
then. In weiterer Bedeutung, inder heftigften nachtheiligen Be⸗
wegung begriffen ſeyn. Das Meer wüthet. Wenn die Stür—
‚me auf der See würhen. Das Seuer der Leidenfchaft wüthete
in feinem Buſen. Da der Brieg fo fehr wurher. Das wür
thende Seer, bep dem großen Haufen, ein Grfvenft, welches ſich
in Geſtalt vieler jagenden Perfonen in den Wäldern ſoll ſehen laſ⸗
fen, uud welches auch das Faſtnachtsheer heißt, Wenn man
diefes Gefpenft im Meflenburgifehen zu ſehen, oder zu bören
glandt, fo fagt man dafelbfi, de Woode thüt, der Wode
ziebet, worans wahrſcheiulich wird, daß der Nahme wüthen⸗
des zeer aus Wod ans Heer verderbs worden, und daß der ganze
Aberglaube noch aus den heidnifchen Zeiten herrühret, wo Wo—
dan, oder Odin eine der vornehmſten Gottheiten des nördli⸗
chen Euroba's war.
Anm, Bey dem Rotker und andern alten Schriftſtellern, wuo-
ten, im Schwed, ryta. Es iſt vermuthlich urfprünglich eine
Hnomaiopsie der beitigften Bewegungen, obgleich von andern
Modificarionen derfelben hergenommen , als toben, yefen, toll
8. mir f.
"Die Wütberey, plur. die— en, die Wuth, ohne Plural, und
‚eine sit Wuth begleitete Saudiand, mit demſelben; in beyden
Fällen im Horbdeurfihen veraltet, dagegen es noch mehrmahls
bey dem Opitz vorkommt.
Der Wütherich, des — es, plur. die — e. . Eine wüthende
Perſon, ein raſender, ingleichen vor Zotu wüthender Meuſch, in
welcher Bedeutung es doch wenig mehr gebraucht wird. 2. Im
engern Verſtande, ein Tyranu, der fein Vergnügen an dem Blut
vergiegen findet. So wird Nero noch zumeilen ein Wütherich
> genannt,
© Lied, verewige nicht die Graufamfeiten des Menſchen,
Wie er zum Wüthrich der Schöpfung ſich würgs,
Gieſeke.
2. Ein Nahme des Schierlinges, Cicuta Zinn. wegen feines
tödtlichen Giftes, daher er in einigen Gegenden auch Wutſcher⸗
ling, eigentih Wuthſchierling genannt wird. Es ift von
wuürben und der Ableitungsfplbe rich gebildet, wie Änteyich, We-
gerich, Tauderihu.f.f, Siehe — Ric).
Wirbig, —er, —fle, adj. et adv. wüthend, in der Wuth
beg:iffen. Ein wüthiger gund, ein toller, raſender. in wu—
thiger Menſch ein wüthender, Es iſt im Oberdeutſchen gang⸗
barer, als im Hochdentfchen, wo man dafür lieber das Partici⸗
pium wurbend gebraucht,
Das Wuthkraut, des — es, plur.inuf, in einigen: Gegenden,
ein Nadine des Gauchheils, Anagallis Linn. weil es die Me⸗
lancholie und Raferey heilen fol, S. Gauchheil. :
Der Re S. Wuherich =.
"SINE a % der
- )
der vier und zwanziaſte Buchſtab des Deutſchen Alpha⸗
betes, und der neunzebiig unter deit Eonfonanten,
„weiber aber feinen einfachen, fondern einen zufanie
ben wird. Die Figur desfelben ift aus ‚wen Lateinifchen C
zufommen gefesf, “doch fo, dag in der größerm, oder Eapital-
Schrift die- beyden \c mit dem Rüden an einander flogen, in
der Eleinetn Schrift ‚aber über einander gefest werden, etwa
ſo 3, woraus in der eckigen Schrift die Figur unfers heuti⸗
gen versffanden iſt. Wir haben diefen Buchftaben, nebſt alen
übrigen aus der Laseinifchen Schrift erhalten, machen aber nur
einen ſehr eingefränkten Gebrauch davon, indem ſich fein
Deutſches Wort fo wenig mit diefem Buchſtab, als mit defe _
e
— a ee
9
der fünf und zwanzigſte Buchftab des Deutſchen Alpha⸗
bets, und der achte unter den Vocalen, oder Hülfslau⸗
ten, in deſſen Figur cigentlich zwey ganz verſchiedene
au⸗ vereiniget ſtud.
In Wörtern, welche ans dem Griechiſchen und Lateiniſchen
herd emmen, vertritt es die Stelle des wund y, und wird alsdenn
mie Recht Ypſilon genannt, welchen Nabmen es ſchon bey den
Griechen führte. Es ſt als dann ein einfacher Vocal, welder mit
anferm u überein fowmt, oder vielmehr einen Mittellaut zwifchen
dem ü nnd i hat; Sylbe, Syſtem, ſynthetiſch. Das Gefetz der
nädhften Abftammung erfordert es, diefen Vocal in allen den Fäls
ten zu behalten, mo die Urfprache ihn einmap! aufgenemmen bat.
2. In eigentlich Deutſchen Wörtern iſt eg ein Seien eines
gedebnten i, doch nur in einigen wenigen Fällen, und zuweilen
auch eines j nach dem o und u.
(1) Eines gedehnteni, in welcher Geſtalt es nur noch in
zwey Fellen gebraucht wird, (a) Am Ente eines Wortes nach
sinem ande, da rs denn nicht anders als ai und ei lauter;
Bay, May, bey, Ey, vielerley, zwey, drey, Tandeley.
46) Inabgeleite ten Wortern, wenn fich die Wurzel auf ay oder
ey eudiate: beyde, ſchreyen, zweytens, meynen, welches doch
jestam hãuftaſten meinen geſchrieben wird, weil die Wurzel mey
Längft veraltet und vertunfelt iſt. So auch in dem Verbo feyn,
welches nicht, wie gemeiniglich geglaubt wird , bloß zum Unter«
ſchlede vondem Pronomine fein mit einem y geſchrieben wird, ſon⸗
dern weil es vermittelſt der Ableitungsſylbe des Infinitives, en
pdern, von einer alten Wurzel fey gebildet if.
(2) Eines j am Ende der Wörter und Splben, nad o
und u: Soya, Soyerswerda, Boy, buy, pfuy. Allein die⸗
ſer Gebrauch ift, die eigenen Rahmen allenfalls ausgenommen, im
Hochdentfihen veraltet, und man gebraucht dafür richtiger das j:
Bir A —— die ſes y weit häufiger, und faſt ohne Unter ſchied
Statt eines gedehnten t gebraucht, fo tob! zn Anfange der Wör⸗
ser, Ygel, Yuden, yetzt; als auch in der Mitte und am Ende:
—
men geſetzten Laut bezeichnet, und wie ks ausgeſpro⸗
die Abſtammung dunfel iſt, undın
beyden letztern werden oft als ks geſprochen.
fen Laute Ps, anfängt, es auch in der Mitte und am Ende
nur ſehr felten gebraucht wird, nähmlich unr alsdann , wenn
fen aut in ks, chs, oder gs auflöfen fol, denn auch dieſe
Man ſchreibt es
dader nur in Axt Rur und Here, weil es in dieſen Wör⸗
tern dunkel iſt, welchen Gaumenlaut man vor dem 5 ſetzen
fol. Eidexe und Are werden richtiger Liyechfe und Achfe
geſchrieben, weil bier der Bau erweislicher iſt, wie ben die.
fen Wörtern bereits angemerfet worden. Buchsbaum und
Burbaum find bepnabe gleich üblich ; der Dachs ‚/flugs , die
Büchfe, fechs, die Slechfe, der Luce, u. ff. werden nie mit die
nem x geſchrieben. : ‘>
J
’ *
——
> >
—
July für Julii, der Mayn, Maynz, nye, Neyd, Gewyſſen,
Zweyfel, Eyd, u. ſ. ſa bis die neuere Sochdrutſche Munbart es
auf die eben gedachten Falle einſchraukte. RS
Es ifi ſeht wahrfheintich, daß dieſes y, welcheemit dem Yra⸗
Ion der riechen und Bareiner nichts als die zufälige Fisur ger
mein hat, ans einent i und j entfianden iff, und feinen Srund
in einer veralteten Ausfprache bat, welche dem gedehnten i gesın
noch ein, j nachſchleichen Iieß, fo wie noch manche gemrine Munds
: arten allerleij, oder mobi garallerleije, und die Nieder ſach⸗
fen Sijend, für Seind, foredhen. Da man ehedem alle Schatti-
rungen der provingielfen Ausfprache auch durch die Schrift auszu⸗
drucken fuchte, fo war nichts Leichter, als daß if in y zufaınmen ges
zogen wurden, daber man es aud im den niedern Schulen das it
nenuet, and es durch zwey darüber geſetzte Puncte von dem
Ion unterſcheidet. >
der kleinſte Buchſtab, der den wenigſten Körper hat, und daher
auch unfähig feheinen kann, einen gedehnten Laut zu bezeichnen,
Um diefer Urſache Willen bat man ihm auch in andern Fällen das
b und egugefellet, um die Debnung auszudruden: ihm, ihr, :
fiebe, Liebe; nud aus eben der Urfache bezeichnete man diefe Deh⸗
nung am Ende eines Wortes durch das ij odery. Es hat alfe
die Figur wieflich einen Grund, und einen Grund, der fo ver⸗ ES
äüchtlich gewiß nicht ift, ale viele glauben, die diefes y überall ver-
» „bansiet, und durch dan: gedruckt wiffen wollen.
nieht ein, was man damit erfparen oder dadurch gewinnen will, _
Ih ſehe daher
Es ift eine befannteßegel, dag ſich ein Vernünftiger ohne Roth nie
von einer nufchädlichen und unfchuldigen Gewohnheit eutfernen
fol, am wenigften in dee Sprache, wo die Verlegung des Conben⸗
tzonellen felbfi in der Orthographie fo wohl die Einheit,als möge
Kichfte Klarheit, ſtöret. Neuerungen diefer Art haben, mit dem
Quintilian zu reden, feinen andern Grund, als Infolentiiam
quandam etfrivolam in parvisjactantiam,
“
®
Ypſi⸗ *
Die Urſache, warum die neuere Sochdeutſche Schriftſprache die⸗
ſes y noch in den gedachten Fällen beybehalten hat, ſcheinet mir in
einer dunkelen Empfindung der Anfländigkeit zu liegen. Das i iſt
%
nicht weiß, ob mandepı
J
x
»
J
Ä NR Ir kr‘
>. der ſechs une zwanzigſte und legte Buchſtab dee Deut-
ſchen Alphabetes, und der zwanzigſte unter den Confo-
nanten. Es iſt der härteſte unter den fo genannten Sau:
* ſelauten, welche den Graden der Härte nach ſo auf einan⸗
- verfolgen : das gelinde ſ, in ſehen, ſteben, leife,; dus ß, oder
einfach geſchärfte nach gedehuten Voralen, Spaß, fpaßen , fir‘,
fließen, außer ; das doppelt gefhärfte nach gefihänften Bocale z _
Waſſer, willen, laffen ; unddas hatte, oderz, welches feiner Raͤe
tue nad) jo wob! nach gedehnten, als geſchärften Vocalen ftehen
kann, od es gleich im Hochdeutſchen nad geöchnten ſelten iſt. Es
wird/ wie im Sriechiſch und Lateiniſchen, vermittelſt eines karten
Druckes der Zunge an die Zähne ausgefpeochen,und ftehet ſo wohl
zu Aurfange eines Wortes und einer Sylbe, Zahl, Zeit, zu, zur,
als anch am Ende, und-in dieſem Falle anı häufigften nach gew ia
fen Eonfonanten, befonders nach deml,n,x und r, ſchmelzen,
Sitz, Lenz, Schmerzen, Schar, Wis, ſchützen.
' Da diefee Buchſt ab mit einem Drudeder Zunge an die Zähne
ausgefprochemiwerden maß, welcher einige Ahnlichkeit mit dem
Bat. und auch im Buchdeusfchen nicht leide nach gedehuten Boca»
Yen gefeget wird, fo haben vielediefen Buchſtab für einen zuſam⸗
men gefegsen gehalten, der aus geutſtanden fen, und daraus weis
ter die Folge gezogen, daß dasg üb-rflüßig fep, indem fchon in
dem bloßen z eintliege, Allein, es ſtreiten fo wohl wider die Vor⸗
aus ſetzung, als die daraus gezogene Folge, folgende Gründe, 1,
Kuversigur des z iñ feine Spur einer Iufammenfegung, foudern
e3 bein bloßes einfaches Zeichen, fo wie die übrigen, Die Zur
‘ famnmenfresug müßte aljo bloß in dem Laute liegen, Allein auch
Incfkannfie 2. nicht Liegen, weilder Druck, mit welchem ein
Buchſtab vor andern feiner Elaffe ausgeſprochen wird, noch feine
Sufammenfegung macht. $, E, p und. t find gleihf. 13, die har⸗
ten Buchſtaden ihrer Claſſe erfordern: alfo aud) einen Drud, der,
wenn man ihn langſam auflöfet, Abnlichkeit mit eine b bar,
ohne daß es bisher noch jemanden ein gefallen wäre, dicfe Buchſta⸗
ben für zuſammen gefegt zu halten, 3. Ein doppelter Büchftab
fordert zwar der Regel nach einengefchärften Vocal vor fin, und,
‚wahr ift es, daß das; im Hochdeutſchen faͤſt allemahl nach ge-
ſchärften Bocalen ſtehet. Allein, wäre es ſeiner Natur nach dop⸗
pet, fo könnte es weder in den Mundarten noch in andern Spta⸗
hen nach gedehnten Vocalen ſtehen, weiches doch häufig genug
geſchiehet; gaza, Oryza, die eigenen Nadınen Buzo, Mozyr,
Wizo, Rozan, die provinziellen Puzeln für fißeln, Striezel,
Biesz, biezeln, brößein, und viele ande mehr, und ſelbſt Bie
Hochdeutſchen Hiez, Miez, Katzen zu rufen, der Biez, u. ſ.f.
4. Die Eth mologie zeiget ſehr deutlich, dag daszam Ende einer
Sylbe und in der Mitte der Wörter ansden gelindern f entfkats
den ift, befonders weun es uach gewiffen Confonanten ſtehen ſollte,
die ihrer Ratar nach dieſes fgern in das härtere 3 verwandelt,iwos
bin befonders I, n und r gehöre: ſchmelzen, falzen, ſchmerzen,
. ganzen, u. f.f. wo esaus den Ableitungsiplben fen und feln eul⸗
fanden it, Wenndase ein 3 nach fi Haben follte, fo theilet
ſich deffen eigenthünnlicher Drud geen auch dem folgenden s init,
daher dasſelbe gleichfalls in ein z übergeher: Ping, figen, Schatz
h zen, jhugen, vergen, pugen u. ff." Mau febe, was don je⸗
den diefer Wörter in Anſehung der Etvmolo die geſaget worden,
ſo wird man allewmahl finden, daß dasz aus einem bloßen gelin-
ben s eutſtanden if, und daß folglich das zur Wurzel gehörrtz
daher. auch die R iederdeutſchea, welche das s gern durch ein t aus⸗
*⁊ 7 ? & k
drucken, dergleichen Wörter oft vertmittelfk eine! te ſprechen und
ſchreiben: Schatt, itten, fcyütten, außer wo die DAumatopste
noch zu merflich ift, wie in bligen, plagen u,f.f. Es ift alfo-
eine wahre, Berftümmelung und Verlegung der nächften Abſtam⸗
mung, wenn man in folchen Fällen dass, daes doch zur Wurzel
gebörer, weglaffen, und Schaz, fizen, bezen u.f.f. ſchreiben
wollte, weil dergleichen Wörter nicht anders als gebehnt gefpros '
chen werden Fönnen, Schas, fizen, bezen. Eben fo groß iſt die
Berffümmelung, wenn inan dem & ein 33 unterfchieben will, weil
zwar die Ausſprache dadurch erdalten, aber der Bau des Wortes:
nicht minder zerſtöret, und zugleich eine Wirkung ohne Urfache
angenommenund angebracht wird; indem das 3 in alle dieſen Fal⸗
Ien feinen Grund bloß in dem vorher gehenden £ hat, und wie der
in eins übergeben müßte, wenn diefes wegfallen Fönnte, daher
auch eiır 33 ganz wider die Analogie der Deutfchen Sprache il. &3
ift diefes zugleich ein neuer Beweis, daß alle folde Reuernugen
aus Unfunde der wahren Sprachgründe herrühren, und zwar ein⸗
zeigen und zerflören, aber niemahls bauen und beſſern. S. auch,
was ſchon zu Ende des Buchſtaben T von dem g gefaget worden.
Eben fo wenig ann dag z, wenn es zu Anfange eines Wortes
ftebet, für ginen doppelten Buchſtaben gelteg, indem die Nieder,
deiufche Mundart, als eine Feindinn der Saufelaute, ihn gern mit
«dent zsar eben fo harten, aber dennoch) einfachen t vertauſchen:
tae, Tagel, Tal, Tabl, tehen u. ff. für, zahe, Zagel, Zacke,
-Zabl, ziehen; dagegen fie in manchen anderen Fällen das fanfs
tere Hochdeutſche | -in das härtere z verwandelt: Zabel, zuf-
ten, für, Sabel, fenffen.
Den alten Mundarten hatte dieſes z noch nicht Härte genug,
daher fie es noch durch ein vorgefeßtes e verdoppelten: evczaigen,
Pfalesgraff, Mainez, zu, Getäncz, ehurcz, Arezt, Exczes
ney, Churczweyl.
Zaͤch, S. Zube.
Die Zäcke, S. Zecke.
Der Zacken, des — s, plur.mtnom: fing. Diminut. das Zack⸗
chen, Oberd. Zäcklein, ein ſpitz zulaufender Köcper, eine Spitze,
doch ne in manchen beſondern Fällen. Riszacken, gefrornes
herab iröpfelndes Waſſer in Geſtalt langer Spigen. Die Zacken
an einem Hirſchgeweihe, in der edlern Schreibart, die Enden.
Die Zacken an einer Babel, weiche auch die Zinken heißen. Liehtz
zacken, das au einem Lichte herunter vinnende Talg. Zackchen
find ſchmale, mit feinen Spigen verfedene Käuder, alleriey Fleine
Kleidungsftüde damit zu defegen, fehr ſchmale Spigen, Auch
die Feigwarzen werden zuweilen Zacken genannt. Jan Ricderf. iſt
. der Zaden rin Aft, in welcher Bedeutung es aber im Hochdeute '
ſchen fremd iſt.
Arm. Im Riederd. Tal, im Schwed. Tagg, im Isländ.
Taggar, im Engl. Tack, im $ranz.Dague, delches fo wohl
einen Dolch, als die Enden an einem Diefchgeweihe, bedeutet. Es
iſt mit ſtehen nabeverwandt. Ir einigen Gegenden iſt das Wort
weiblichen Geſchlechtes, die Zacke, in andern gebraucht man es
zwar männlich, aber ohne en, der Zacke. run es im Hutten⸗
baue inden Zufammenfesungen ‚Sarms ıfernnd Iciht,d5n@en,
eine Argeiferner Platten bedeutet, ‘fo fhrinze #3 hier von einem
andern Stamme zu jeyn, etwa von Dach. .
Zaden, verb. reg.act. mit Jacken verſeden, zadig mach em en kurs
indem zuſammen gejeßten Husjaden iblech es Wort, werherhy
dem Flore, Taffer, u. |. fe vermistelft des Zace ſens sefgieder,
gi a ie :
y
7 Zack er
ie Zack linie, plur. die — n, in der Kriedsbaufunf, eine Art
der Verſchanzung, welche aus hinter einander befindlichen recht⸗
D winkeligen Redans beftehet. ;
ie Zu@enwalze, plur. die —n, eine mit ſtarken eifeenen Sta⸗
cheln befchlagene eiferne Walze, die ſtrengen Ackerſchollen damit
zu zerkleinen: die Stachelwalze.
Zackern, verb. reg. act. welches nur in der niedrigen Sprechart
üblich iſt, oft und in kleinen Abſãtzen ziehen. Am häufigſten iſt
esin den abgeleiteten abzackern, oder abzäckern, welches für
wohl nach und nach abpflügen, als auch durch unaufhörliches Bits
ten von jemand erhalten, bedentet. Esift ein Jterativum von eis
nem veralteten zaden, welches wiederum ein Iutenfioum von
ziehen ift, 5
Zadig, — er, — fir,adj. et adv, aus Zaden, oder Spigen bes
fichend, Spigen habend. Ein zadiger Tropfftein, welcher ſich
in Zacken biſdet. Eine dreysadige Gabel, welche drey Zaden
bat. Am Niederf, ift zackig, viele Aſte und Nebenäfte habend.
Die Zatmotte, plur. die —n, der neuere Nahme einer Art
Nachtmotten, Phalaena Geometraerolata Hufnag.
Die Zaffers, plur.car. ©. ı. Safflor.
"Der Zagel, des—s, plur. ut nom, fiog. ein provinzielles, im
Hocdeutfchen unbefanntes Wort, einen Schwanz, und einen ähn⸗
“ Tichen langen, zugefpigten biegfamen Tpril zu bezeichnen. ° Der
Zagel eines Hundes, defien Schwanz. Der Zagel eines Bau:
mes, deffen Givfeloder Zopf, daher Afterzagel in manchen Ge:
genden der Abgang von dem Bauholze an Gipfeln und Aſten ift.
Ein Saarzagel, Haarzopf. Im Hüttenbaue ift der Zagel der
- vierte Theil von einem Teul des gefriſchten Eifens,
Anm. In einigen Gegenden lautet diefes Wort Zahl, bey dem
Noıker Zagel, im Niederf, Tagel, wo es aber auch einen gefloch⸗
tenen Strid zum Prügeln bedeutet, im Engl. Tail. Wenn man
die Ableitungsſylbe el abnimmt, fo bleibt die Wurzelſylbe Zag
Ubrig. Diefe ſcheinet entweder zu zähe und ziehen zu gebören,
oder auch etwas Spigiges zu bedeuten, in welchem letztern Falle
Zacke das Intenfivum davon ſeyn würde.
Barren , verb, reg, neutr. mit dem Hülfsworte haben , vor
Furcht zittern oder beben, und in weiterer Bedentung Fleinmüs
thig fepn. Sordert ev mein Leben zurück, warum follte ich
zagen Gell. Man gebrauchtesbefonders in Verbindung mit
dem Worte zittern, zittern und zagen, theilsund am bäufigften
indem abgeleiteten versagen, (S.dazfelbe,) Ehrdem war es
anch für fich allein üblich, Ich habe gefagt, in meinem großen
Zagen, in Luthers Bibel,
Anm. Schon indem alten Fragmente auf Earln den Großen
bey dem Schilter, zagen, im Niederf. gleichfalls zagen. Ebes
dem hätte man auch das Adverbium und Adjectivum zag, furcht⸗
fom, wofür wir jegtzagbaft gebrauchen. Durch.dehain za-
gen muot, Strid. Du argerzage, eben daf. Das er dengeld
bielt für ein Zagen, im Theuerd. /
Banbaft, —er, — eſte, adj. etadv. die Anwendung eines Übels
für ſchwer unmöglich haltend, und darin gegründet; im Gegenfage
des herzhaft, oder murhig. Ein zaghafter Menſch. Zaghaft
feyn, werden. Schonim Stryker zagehaft, von zagen. ;
Die Zaghaftigkeit, plur. cawwderjenige Zuftand.des Gemüthes,
da man die Überwindung eines Übuls für ſchwer hält; im Gegen»
fage der Herzbaftigkeis, oder des getroſten Muthes. Weib: _
liche Zaghaftigkeit.
Die Zanbeig, plur. car. wie dag vorige, nur daß es ein wenig
feltener gebraucht wird, Es iſt unmittelbar von dem veralteren
zag abeeleitet, (S. Jagen in der Anmerfung,) und lautet ſchon
bey dem Ottfried Zagahait, der es aber für Trägheit, Faulheit,
gebrannt, 3
3.
Zähe, — r, — fe,adj. et adv. fähig, ſich sieben ‚oder auedeb ·
nen zu laſſen. 1. Eigentlich, da man Köcper zähe nennt, wenn
fie ſich mit leichter Mühe durch Ziehen ausdehnen laſſen. Zäher
Schleim, zäher Leim, zabes Leder, fo sähe wie Peb. Das -
Sleifchiftzabe, wenn es fich unter den Zähnen dehnet, anſtatt
fich zerreiben zu laffen. 2. Figürlich. (0) Die Ausgabe; befons
ders des Geldes, fo lange, als möglich, zurückhaltend. Eriſt ein
wenig zähe. Ein zaber Besabler. Das Geldgeber zahe von
ibm ; eine febr harte Figur. (b) Ein zahes Leben haben, im’
gemeinen Leben, ſchwer zu tödten feyn. 3. Im Hüttendaue wird
sähe von dem gepochten Erzte gebraucht, und da bedeutet es fo,
wirt als klar gepocht, Elein. Zäher Schlamm. x
Anm. Schon bey dem Stryfer zehe , in einigen gemeinen
Mundartenzach, im Bergbaue geziege, im Niederf. tan, rad,
im-Holänd. taey, im Engl. tough, Es iſt von zichen, oder
vielmehr felbft die Wurzel desfelben.
Die Zaͤhheit, im gemeinen Leben, die Zahigkeit, plur, car. der.
Zuſtand, da ein Körper zähe if, in allen Bedeutungen diefes
Adverbii. Die Zahheit des Leders, Schleimes u. ſ. f.
1.'Der Zabl,des — es, plur. die — e, ein nur ineinigen Gegen» -
den fer Zagel; oder Schwanz übliches Wort, aus welchem es auch
zufanmen gejogen ift. (S. dasſelbe.) Bey den Fifchern wird dar
ber das fpigig zugebende Ende des Schleppfades der Zahl ge»
nanıt. S,aud Zahlen. - F
2. Die Zahl, plur. die — en. 1. Der beſtimmte Begriff der
Mehrheit, oder der wiederhoplten Einheit. Eine einfache, eine
gedoppelte Zahl. Eine gerade, ungerade Zahl, Drey Zah—
len zufammen addiren. Die Zahl zwey.
der Aſtronomir, welche andeutet, das mievielfte Jahr ein aufacges
benes in dem Mondzirkel ift, 2. Eine Zahlfigur, oder Ziffer,
Remifche Zahlen, Arabiſche Zeblen. 3. Im gemeinen Erben iſt
die Zahl zumeilen eine beftinmte Anzahl von Dingen, So defiee
bet im Fiſchhandel eine Zahl Platteiße, aus ı 10 Stüd, Bey den
Spinnerinnen hält eine Zahl oder ein Zaſpel Garn 10, oft aber
auch) 20 Gebinde, jedesvon 20 Faden, und jeden Faden von 4
Ellen, - 12 Zahl machen ein Stu. Der Plural lauter indiefeer - . \ |
Bedrutung nach demBorgange fo vieler andern ähnlichen Wörter,
welcheein Maß, u. ſ. f. bezeichnen, gemeiniglich, unverändert,
Zahl. 4. Der Zufiand, da ein Ganzes aus mehrern Einheiten
beffehet, die Mehrheit; ohne Plural. Stark an der Zabl feyn.
Es find ihrer nur wenig an der Zahl, oder, der. Zahl nam.
Der erſte an der Zahl, dev Zahl nah. Ohne Zahl, d. i, in
einer folcher Menge, welche nicht gezählet werden kann. Die
Sterne, die fich ohne Zahl in dem weiten Raume des Siminels
wälsen. 5. Inder Sprachlehre ifi die Zahl, Lat. Numerüs, der.
Zuftand, da ein individneller Begriff entweder einfach, oder mehr⸗
fach genommen wird, und da gibt esin den neuern Sprachen nur.
zwey Zahlen, den Singular, oder die Einheit, und den Plural,
oder die Mehrheik. 6. Ein Eollectivun, mehrere Diuge Einer
Art in bloßer Rückſicht aufihre Mebrbeit zu bezeichnen; ohne Pins
ral, Er gehörer nicht unser die Zahl meiner Sreunde, Aus
der Zahl der Seuchler feyn.
Anm.ı.Dadie Zahl ein Begriff der Mehrheit if, fo kann
eing eigentlich Feine Zahl feyn, weil die Einpeit nicht zugleich die
Mehrheit feyn kann. Allein in der aften, 2ten und sten Bedeus
tung gebraucht man es auch von der Einheit. _
Anm. 2. Zahl und Anzahl find nicht gleich bedeutend. Gemeis
niglich fagt man, Zahl fey numerus numerans, Anzahl aber
numerus numeratus. Allein diefer Unterſchied ift nicht ganz
richtig, weil Zahl in der legten Bedeutung gleichfalg numerum
_ numeratum bezeichnet. Nach Stoſch iſt Anzahl eine aus einer
größeren Zahl ausgehobene Meiige, und fowären Zahl und —*
a zZahl
Die goldne Zahl in
—F
/
;
FREENET WETTE a
1645 —
zabl als dag Ganze und ein Seit desfelben verſchieden. So
fage man: unter diefer großen Zahl von Menfchen war nur ,
‚eine Fleine Anzahl, weldye ſich dazu entfchließen wollte. Al-
lein mich däucht, man Ffanıres in diefem Falle gerade auch umkeh⸗
ven, ohne den Sprachgebrauch zu verlegen, und fagen : unter die⸗
fer großen Anzahl vonmenſchen war nur eine kleine Zablu.f.f.
Der Unterfchied liegt hier in der Vorſylbe an, und da deren Bes
deutung in diefem Falle fehe dunkel iſt, ſo werden auch Zahl und
Anzahl oft für einander gebraucht ; ich fage, oft, denn in vielen
Fäuen ſcheinet Zahl die Meheheit überhanpt, Anzahl aber in
Rück ſicht auf die größere oder geringere Menge zu bezeichnen. So
fagt man: unter die Zahl der Weifen, der Götter gerechnet
werden, und, in flarker, geringer Anzahl Fommen; etwas
nach der Zahl der vorhandenen Perfonen austheilen, und, eine
beträchtliche Anzahl Bücher. So daß an hier eigentlich eine
Sutenfion zu bezeichnen ſcheinet.
Anm. 3. Das Wort ift alt; und lautet fon von des: Kero
Betten an Zala, im Niederſ. Taalund Tall, im Engl, Tale, im
Islãnd. Tal, N Bw. Tall. ©. Zählen.
Das Zahlamt, des — es, plur. die — ämter; ein Amt, oder
Collegium, welches gewiffe Ausgaben, oder Auszahlungen zu
beforgen bat,
- Zahlber, adj.etadv.vonzahlen, fähig, oder verbunden, gezah⸗
let oder bezahlet zu werden, Ein Mechfel iſt zahlbar, wenn die
Seit, zu welcher die Zahlung in demfelben beftimmt worden, vor-
banden iſt, welches man auch verfallen nennet. Zahlbare Bauf:
-gelser:
Zahlber, adj. etadv. von zählen, fähig, gezählet, der Zahl nach
beſtimmt zu werden; im Gegenfaße des unzählbar.
Das Zahlbret, des — es, plur. die —er. ı, Ein mit einem
Rande umgebenes Beet, Geld daraufzu zählen.
‚baue, ein Bret mit Löchern, die Zahl der ausgezogenen Kübel
: vermittelſt eines Pflockes aufdemfelben zu bemerfen,
‚ Der Zablbuhftab, des — en, plur. die—en, ein Buchſtab,
welcher zugleich zu einer Zahlfigur gebraucht wird, dergleichen
Zahlbuchſtaben die Griechen und Römer hatten,
Zahlen, verb.reg. act. welches nur von dem Gerde gebraucht
wird, Geld duch Aufzählen übergeben. So wohl abfolute: er
kann nicht zahlen, kaun feine Schulden nicht bezahlen, Zum vor:
. auszahlen, richtig zahlen, für einen andern zahlen, für bezah—
len. Als auch mit dem Accuſativ der Sache, wofür doch bezahlen
üblicher il. Seine Schulden ‚einen Wechfel zahlen, Den Zoll
zahlen. Schulden mit Schulden zahlen. Als auch mit dem
Accufativ der Perfon, wenn die Sache nicht ansgedruckt iſt. Die
Soldaten zahlen. Einen redlich zahlen. Den Wirth zahlen,
Auch in diefem Falle ift bezahlen im Hochdentſchen üblicher. Das
ber die Zahlung, ©. ſolches anfeinem Orte,
Anm. Zahlen und das folgende zählen ſcheinen ur ſprünglich nme
der Mundart nach verſchieden zu ſeyn. Indeffen wird der Unter-
ſchied in der Bedeutung jegtim Hochs und Dberdeutfchen ſehr ge,
nau beobachtet. S. das folgende,
Zäblen, verb. reg. act,
nehmlich fprechen ;
noch erzählen üblich if, (5, dasfelbe,) 2. Die in der Mehrheit
enthaltenen Einheiten-oder Jndioidua beſtimmen. Geld zählen.
„Die Soldaten, die Stunden, die Sterne zählen. Pr kann
nicht drey zählen, iſt im höchſten Grade einfältig. Etwas an
den Singern herzäblen. 3, Einen P lag unter einer höhern Claſſe
beftimmen ; mit une, Jemand umter die Gelehrten, un-
„te feine Freunde zählen. Unter die Götter gesählee werden.
So auch das Zahlen, und ” Zahlung.
2. Im Berge
1. *Reden, ſprechen, befonders vers-
eine längff veraltete Bedeutung, in welcher
= Zah 1646
> Anm. Von des Kero Zeiten an zellan, zelan, im Niederf,
tellen, zählen, und talen, zahlen, im Angelf. tellan, im Eng‘,
tell, im Schwed. tälja, welche insgeſammt nicht allein zählen,
fondern auch reden, ſchwatzen, plaudern bedeuten, daber auch dag
Niederſ. Taal, das Schwed. Taal, das Zsländ, Thula, das
‚Engl. Tale, die Sprache, ingleichen eine Erzählung, Nachricht,
bedeuten. Es fcheiner, daß es in der erflern weitern Bedeutung
eine Onomatopdie des Sprechens, die zweyte Bedeutung aber bloß
die engere von jener iſt. Wachter und Ihreleiten es mit fehr fi cht⸗
lichem Zwange von theilen, Schwed. tälja, ſchneiden, her.
Das Zahlende, des — s, plur, die—n, von Zahl, der
Schweif, Schwanz, in einigen Gegenden, der Gipfel eines ge⸗
fälleten Baumes; dag Zopfende.
Der Zabler, eg, plur.ut nom, fing. Fämin. die Zahle⸗
rinn, eine Perfon, welche zahlet, oder bezabler,, oder vielnehe
fo fern fie zahlet, für das üblichere Bezahler. Kin guter,
ſchlechter Zahler, Lin ſcharfer Mahner ift gemeiniglich ein
bofer Zahler.
Der Zähler, des —s, plur. ut nom. fing. ı. Eine Perfon oder
Sache, welche zählet; doch nur ſelten. 2. Inder Rechenkunſt,
diejenige Zahl eines Bruches, welche die Zahl der Theile desGan- _
gen anzeiget, welche der Bruch enthält; im Gegenfage des
enners.
Die Zahlfigur, plur. die — en, eine Figur, fo fern fie eine Zahl
bezeichnet. Unſere heutige Zablfiguren find Arabifch, oder In—
difch ; die Griechen und Römer gebrauchten pre Buchſtaben
zu Zahlfiguren.
Das Zahlgeld, des —es, plur. von mehrern Summen, die⸗er.
1. Eine Belohnung an Geld für das Zählen, oder Auszahlen des
Geldes, ⸗. An einigen Orten Oberſachſens iſt das Sählgeld fo
fo viel als die Lehenwaare,
Der Zahlhafpel, ves—s, plur. die —n, ©, Zahlweife,
Die Zablmeife, plur. sie —n, von Zabl,der Schwanz, in eini⸗
gen Gegenden ein Rahme der Fleinften Meife, welche den längſten
Schwanz hat, und auch Bergmeife, Mehlmeiſe, Schneemeife,
und Pfannenftiel genannt wird,
Der Zahlmeifter, drs— 8, plur. ut nom. fing, Fämin. die
Zahlmeifterinn, ein Beamter, welcher gewiffe Auszahlungen zur
beförgen hat, und von dem Schagmeifker noch verfchiedenift. So
hat man an den Höfen Hofzahlmeifter, Bammerzahlmeifter,
Kriegszahlmeiſter u f.f, *
Die Zahlperle, plur. die —n, ein Nabme der größern Verlen,
welche nach der Zahl verkauft werden; zum Unterſchiede vonder
Bro#- Rarten = und Staubperlen.
Der Zahlpfennig, ©. Rechenpfennig.
Zahlreih, — er, —fie, adj. et adv. ER an der Zahl, eas
vielen Einheiten, oder Inviduis beſtehend. Kin zahlreiches
volk. ine zablveiche Bibliothek. ö
Der 3 rBlftein, des — es, plur. die—e, von Zabl, der Schwanz,
bey den Fifchern einiger Gegenden, der Stein, welcher den Zapf,
oder das Ende des Schleppfades aufdem Grunde erhält.
Der Zahltan, des— es, plur, die— e, detjenige Tag, an wels
chem gewiſſe Auszahlungen, oder Bezahlungen geſchehen shüffen,
In den Meffen iſt der Zahltag derjenige Tag in der Sablwoge,
an welchem alle Wechfel bezahle feyn müffen.
Die Zahlung, plur. die —en, von dem Verbo zahlen, die Hand»
luna, da man Geld zahlet. Richtige Zahlung leiften, oder chun,
richtig bezahlen. Kür die Zahlung nicht forgen Surfen. Eiwas
an Zahlungsftatt annehmen, Anftatt baren Geldes,
Die Zahlweife, plur. die —n, eine Weife, welche die Zahl der
Fäden vermittelt eines ſchnappenden Spanrs andentetz. bie
Schnappweife, in Riederdeutfchland der Zahlhaſpel. *
— e
1647 Zah
"Pie Zäblwsche, plur. die int den Mefen, Sie legte Wo:
che der Meffe, in welcher alle Wechſel bezahlet werden afüffen,
Das Zahlwort, des — es, plur. die — wörter, ein Wort,
welches die verlang!e Zadl bezeichget. Dahin gehören fo wohldie
allgemeinen Zablworter, viel, wenig, alle, Fein n.f.f. als
auch die, befiimmten, unter welchen die Grundzahlen die vor⸗
nehmſten find,
Zahm, —er, — fie,adj. et adv. der MWildbeit aubt, durch
Eultur unfbädlich, gejellig, folgſam gemacht ; im Gegenſatze des
wild. ı. Eigentlid) von Thieren.
zahm machen. Zahmes Geflügel. So zahm als ein Lamm.
Zahme Bienen, welche von Menſchen gepfleget umd gewartet
werden, im Gegenſatze der wilden. Zahme Sifche, welche in
Seichen gepfleget werden, zum Unterſchiede vom den wilden ;
daber die zahme Sifcherey , im Öegenfage der wilden. 2. In
weiterer Bedeutung. + (a) Bon Menſchen, biegfam, folgſam.
Eine freundliche Miene macht ihn ſo —— wie ein Lamm.
ch) Bon Gewãchſen, durch menſchlichen Fleiß gebanet, auch im
Gegenſatze des wild. Zahme Hölzer, „Nach einer. noch weitern
Figur find im Hüttenbaue zahme Erze, welche fich auf die bereits
befannte Arı ſchmelzen laſſen; im Grgenfage der wilden. Im
Dberdeutfehen bedeuter es auch fo viel ala bewohnt: ein zahmes
Land, ein bewohntes.
Anm. Schon bey den Notker u: f. f. zam, im Riederſ. taam,
tamın, im Ängelf. und Engl. tame, imSchwed, und Möſo ⸗Goth.
tam. Bepeinem fo alten Wurzelworte läßrfi-hdie erſte eigents
Uche Bedentung nur vermuthen. Machter, Frifü und andere hal⸗
" tenesfüreinen Verwandten ven Zaum; aber es kann auch der
Beariff des Schweigens der Stammbegriff ſeyn, da es deun zu
- dem Hebräifchen 097 fo wohl fchweigen, als gebändigt werden, ge-
hören würde. Erwäget man, daß für zahm in vielen Gegenden
auch heimlich üblich if, von Seim, Haus, fo hat auch die Ver⸗
muthung ihre Wahrfcheinlichkeit, daß zahnrein Verwandter von
Domus, das Haus, ift, weil zahme Thiere und Sausthiere in
vielen Fällen gleich bedeutend find, Übrigens find das Gricdh, 2x-
pay, zähbmen, das fat. domare, und vielleicht auch Dominus
genau damit verwaudt. Im Niederf.ift Täms, Ruhe, Friede,
Zähmen, verb. reg. act. zahm machen, 1, Eigentlich von wil.
den Thieren. Ein wilges Thier zähmen. 2. Figürlih , von
ungefümen Ausfchweifungen abhalten, wie das härtere bändi—
gen. Seine Begierden sähmen. Seine Zunge zähmen, in den
gehörigen Schranken halten. Daher dag Zahmen, und die
Zahmung.
& Anm. Im Tatlan u, ef. zeman, gizeman, im Niederf. tä=
snen, bey deinlifphilas tamjan, Lat, domare, Franz. domter.
S. das vorige,) Dasgrößten Sheils Niederf. besäbmen, in Rube
laſſen, Tann fo wohl zu zahm und zahmen, als auch ziemen
gehören. S. 2. Bezähmen.
Der Zähmer, de8s—s, plur. ut nom. fing. Fämin, * Zah⸗
merinn, eine Perſon, welche zãhmet, doch nur in der dichteriſchen
Schreibart.
Der Zahn, des —es, plur. die Zähne, Diminat, das Zaͤhn⸗
en, Oberd. Zähnlein, Fleine hervor ragende Beine in den Kinn»
baden der Meufchen und Ehiere, die Spcifen damit zu zerreißen,
and zu zermalmen. 1, Eigentlich. Er baben , befommen.
D.e Zähne wechſeln, neue Zähne befommen. Einen Zahn ausz
ziehen, ausreißen. Die. Zähne werden ſtumpf, wenn fie von
einer Säure die Kraft zu beißen verlieren, (S. Stumpf.) Einem
die Zähne weifen, in einigen Gegenden, die Zähne bleken. Die
Zähne fymerzen, thun wehe. Sprichwörtliche, aber kur inden
niedrigen Sprecharten übliche Ausdrücke find: Haare auf den
Zähnen haben, aul einem Tarfen Barte verſehen feyn, d. 1. Er⸗
Zahme Thiere. Ein Thice
*
er
RE baben. Einem den ES anf den Zahn klin, ie
ſchmerzbaften Zabn durch Fühlen erforichen, d.i. ibn auszufors
fehen fun. Mit langenZäbnen ı beglerig. Es thut ihm Fein.
Zahn mehr weh, erift lange ver forben. Einem etwas aus der
Zähnen veißen, es ihm entziehen. 2, Feürlich werden viele Dinge
und Theile, wegen ihrer hetvor tagenden, zu Theil (pisigen Gen
fickt, Zähnegenannt, Dergleigen find die Zahne an den —
welche in das Getriebe eingreifen; die Zähne an den Kamme
den Sägen, an den Spigen, daher auch eine Art —— mit
Zẽobnen verfchener Spitzen, Zahnchen, Frauz Denielles, bei⸗
Fin. Die Zinken, oder Zacken an einer Babel heißen ia mandı:a
Gegruden gleichfalls Zahne. Im Bergbaue ſind die Zahne 34 *
cken gediegenen Metalles, welche auf dem Erze hervor ragen. In
den Hamm erwerkea und bey deu Metall⸗Arbe tern find die Zahne
lauge Stücken gegoſſenen, oder gefchinixdeten Metalle, Eieir ve
Arbeiten daraus zu verfertigen, ;. B. bep den Nagelſchmieden die
zerfchrotenen Eifenftäbe, worans die Nägeln geſchmiedet werden,
An audern Fällen ift dafür das nape ——— Wort Sein übe ,
lich, ©. dasjelbe,
Anm. Diefes Wort lautet im Oberdeutſchen von den früßeffen
Seiten an, Zan, bey dem Ulphilas Tunth, im Niederf, Tan,‘
im Xsländ, Tan, im Angelſ. Toth, im Engl. Tine und Tooth,
im £at. Dens, im Griech 6doug, 08onrog. im Perf. Dendon,
im Hebr. ıw. Es ſcheinet, daß die hervor ragende Befihaffenheit
der Grund der Benennung iſt, fo daßes alseın Verwandter vom
Sehe, Niederf. Taan, Zinke, u. ſ. f. und vieleicht auch Yon’ zie⸗
hen, angeſehen werden muß. Bey dem Notker fonmt das längſt
veraltete zanon, — vor, wontit * Griech. ven
effen, verwandt if.
Der Zahnarzt, des— rs, plur. die — Ärzte ‚ein Wundarzt,
weicher fih vornehmlich mit den Gebrrchen der meufblichen Zãb⸗
ne beſchãftiget. Geſchickte Zahnärzte — auch wohl verzuge
weiſe ZahnEünfiler genannt,
Der Zabnbalfzm, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e,
ein Balfam für ſchadbafte Zähne,
Der Zäbnbrecyer, dee — 8, plur. ut nom. ling, ein ange :
ſchickter Zahnarzt, aus Verahfung. j
Die Zahnbürfe, plur. die —n, sine fine Bur ſte, die Bißne
‘ damifzureitigen, ' 7
Der Zahneinguß, des — es, plur. bie — güffe, bey den Gold»
und Silberarbeifern, eine Eifenftange mit länglichen Öiepfurs
hen, das Gold und Silber darin zu Zähnen zu eigfen.
Das Zahneifen, des — s pkur. ut nom. fing. 1. Bey den
Bild hauern, ein Meisel mit Pleinen Zähnen, die Theile einer
Figur damit anzulegen. 2. Bey den Eifenarbeitern, ein Collee⸗
tivam, folglich ohne Plural, trans BSUIRE Eifenfläbe, u
feinen Arbeiten ; auch Zaineifen.
Zähneln, verb. reg,das Dinunutivum von dem folgenden zabe-
nen. 1.Ein Neutrum, mit haben, Zähne befonmen; nur im
gemeinen Leben.. Das Kind zähnelt. 2. Eim Activum, mis
"Heinen Zähnen verjehen. Ein —55 zahneln, bey den Uhr⸗
machern.
Zahnen, verb. reg. welches auf — "pt gebraucht wird;
1, Als ein Seusrum, mitdem Hülfsworte haben, Die erfien Zhe⸗
ne befommen. Das Rind zahnet. 2. Als ein Activum. (a)
Mir Zähnen derſehen. Lin Rad, einen Bamm zahnen. Ge»
zahntes Eiſen, Frans geſchmiedetes Eifen, Rapneifen, (d) Eine
Sigur zahnen, bey den Bildhauern, fieinis dem Zahneifen bear»
beiten,
Das Zahnfleber, des —s ,plur. von mebrern Arten,ut non,
fing. ein Fieber welches zuweilen mit dem Zahuen der Kinder
verbunden iſt.
Das
ir
—
—
—
N SEE
|
Das — des —es, hir car, SD füige — und har⸗
"te Fieiſch, welches die Zahn wurzeln und den Kinabacken umgibt.
Sildern, im Niederf. Gachel.
Der Zabnhammer, des—e, plur, die —hämmer. 1. Bey den
Steinhauern, ein gadiger Hammer in Gekalt eines balden Mon-
des, die olereckten Werkſtücke damit aus dem Groben zu behauen.
"2. Aufden Eifenhämmern, ein ſchwerer Sammer; miteinem 000»
fiebenden ſchmablen Stüde nach der ganzen Länge der Bahn,
das Zahneifen damit Frans zu ſchmieden. 3.Bey den Goldſchmie⸗
den, ein Hamfher, die Gold⸗ und Silberzähne damit zu reden;
auch Zainhammer.
Er Zahnhobel, des ⸗⸗, plur, ut nom. fing. bey den Holzar⸗
beitern, ein Hobel, deffen Eifen auf der Schneide mit Zähnen ver⸗
ſehen ift, theils glatte Flächen damit rauh zu machen, theif® aber
que wider ſpeuſtiges Solz damit zu bear beiten.
Die Zahnhohle, plur.die—n, die Höhle in dem Kinnbaden,
‚worin die Zahnwurzel ihren Siß hat. Sumeilen auch eine Höh⸗
le, oder Offnung in einem Zahne.
Zahnig adj. et adv, Zahne Habend, doch nur ineinigen Zufam
menfegungen, befonders nit Zohlwörtern, Line zweyzähnige
Gabel, Zweyzähnige Schafe, welche zwey Jahr alt find, und
auch Zweyſchaufler beißen; zum Unterſchiede von Sessapnie
—— — ———
Das Zahnklappen der Zahnklappern des —s, plur. car.
das unwillkührliche Zuſammetiſchlagen der Zãhue/ beſonders vor
Froſt. Im Tatian Zeno ktridunga.
Das Zahnkraut, des —es, plur.car. der Rahme einer Pflan⸗
sr!
tenwird; Zahnwurs, Schuppenwursel, Dentaria Linn.
Der Zabnkunflex, #5—s, plur. ut nom. fing. Fämin, die
Zahnk ünſtler inn, S. Zahnarzt.
Die Zahn⸗Latcerge, plür. von mehreren Arten, die —n, ein
Mund. Daher die Zahn!
Die Zahnlücke, plur, die —n, eine Lucke i in der Reihe der Zãh⸗
ne, fo von einem fehlenden Sahne berrübret, Daher zahnlüdig,
. Das Zehnmittel, des —s, plur.ut nom, fung. ein Mitzel
.- zur Erhaltungvder Heifung der Zähne,
Das Zahnmoos, des —es, plur. von mebrern Arten, die —⸗,
eine Art Mooſes, welches einem Zahne ähnlich iſt.
fih auf den Eichbäumen aujbält, Phalaena Geometra.la-
cerlinaria Linn.
Die Zäbnmüfcyel, plur.die—n, der Habe e einer einſchaligen
ungewundenen Muſchel mit Zähnen am Nanve, Dentale.
Des Zahnpulver, des —s, plur. von mererw Arten, ur nom.
Aing,ein Pulver, die Zähne damit durch Keiben zu reinigen.
Des Zahnrad) des—es, plur, die —räter, ein an der Stirn
mit Zähnen verſebene⸗ Rad, dergleichen vs z. B. in den I ae
ken gibt,
u Die Zahnfamerzen,f fing ‚inuf-Schmergen, welche man an
— unter den Zähnen befindlichen Nerven empfndit; im gemeinen
0. Beben, das. Zahnweh.
"Mer Zahnſchmid, des —es, plur. die —fäpimiebe, Inden Ham
merwerken, ein Arbeiter, welcher das Zahueifen verfertiget.
Der Zahnfynitt, des —es, plur die —e, eine aus Einfehnitten
0 in Öeftalt der Zähne beftehende Verzierung. In der Wapenfunft
iſt es eine Linie, melde gleich ſam mehrere Zähne neben einander
vorftellet. -
Sauptgeſimſes, wo fie auch Bälbersä Hegengnt wid,
Adel. W. B.4. Th. 2,
*
Bon dem Raban Maurus Bilorna, in den fpätern Zeiten, die
ze, welche für ein gutes Mittel bey dent Zahnen der Kinder gehals :
Zahnpulver niit Rofendonig zu Latwerge gemacht.
Zahnlos, adj et adv. der ne en Ein sabnlofer ‘
Die Zabnmotte, plur: die —n, eine Art Schmetterlinge, welche /
In der Baufunft iſt eine Verzierung der Platte des
6
Die Zahnſichel die —n, bin den Dachdeckern, eine Si⸗
chel mit Zähnen, die Strohſchauben damir zu beſchneiden.
Das Zahnſtlber, des —s, plur. inuf. das zu Zähnen ede Zain
Ren gegoffene Silber; Zainfifber. -
Die Zahnſpindel, plur. die —n, bey den Dres, eine mit
Zähnen verfebene Spindel, ——
Der Zaͤhnſtocher⸗ des —s, plur. ut nom. fing. ei inzugefoiätes »
Werkzeug, die zurück gebliebenen Speifen damit aus ven Zähnen
zu ſtochern.
"Der Zahntröft, des —es, plur. car. eine Ar de⸗ ——
welche ſchon nah dem Plinius die Zahnſchmerzen ſtillen fol];
Euphrafia Odontites Linn,
Das Zahnweh, des—es, plur, car. die Zabnfchmerzen,
Die Zahnwurz, plur, car. ©. Zahnfraur.
Die Zebnzange, plur. die —n, eine Zange, bir Zähne damit
auszuziehen.
Die Zahre, plur, die —n, Diminnt. dag Ziehen, Dberd. Zährz »
kein, in mit Thräne gleich bedeutendes Wort, nur daß es in dem
gemeinen Sprachgebrauche wenig oder gar nicht mehr vorfommr,
fondern nur noch in der dishterifchen und höhern Schreibart ges
braudjt wird. Vielleicht begleiten einige wenige deine Säbre
mit der ihrigen.
Er liefr, und einefromme Zahre
Sließt von des Helden Angeficht, Gel.
Dem ſtarren Aug’ entfiel der Wehmuth fanfteZähre, Üeife,
Anm. Schon im Kero, Ditfeied u, f.j.Zahar, Zaher,
im Angelf, und Engl, Tear, im Schwed. Tär, Yständ, Deor,
bey dem Ulphilas Tagr, in Brefague Daigr, welches mit dem
alten Latein. Dacryma für Lacryma, und dem Grich. &x-
‚agv überein kommt. Daß aber unfer Zahre zu eben derſelben
Verwandtſchaft gehöret, und ſich blog durch Muderung des
Hauchlantes unter ſcheidet, ſcheinet auch daraus zu erhellen, weil
dieſes Wort noch im Ottfried Zachar lautet. Das Niederf. Tier,
Geſchreb, Wehklagen, Lärm, ſcheinet nicht hierher, ſondern zu Bir
nem andern Stamme, zu gehören. Wachter macht einen ſonder⸗
baten, wenigſtens überaus willführlichen Unterſchied, zwifchen -
Thräne und Zahre, indem jenes bloß von dem Weinen uud
Schmerz, diefes aber von alen aus dem Auge rinnenden Tropfen
gebraucht werden fol, ein Unterſchied, weld®r wider alfen
Sprachgebrauch, auch wider dir Abſtammung iſt. Yon Zähre ifk
zwar die Stammbedeutung jegt unbekannt, allein von Thyäne iſt
es das Rinnen. Wäre fo ein Unter ſchied zwiſchen beyden Wörtern,
wie Wachter will, fo müßte vielmehr Thrane in der weiue ſten Bes
deutung von jedem Tropfen gebraucht werden. Allein wie geſagt,
es iſt zwiſchen beyden Fein anderer Unterſchied, als welchen vie
Würde macht. Thrane iſt allen Arten des Styles gerecht;
allein Zähre wird nur noch in der höhern Schreibart gebraucht,
Der Zahrling, des—es, plur. die—e, in einigen Gegenden ein
Nahme der Buchfinfen, vielleicht wegen feines Geſchreyes, von
dem Micderf.tieren, fchreyen, Engl.to tear, daher er aus vier
ähnlichen Urfüche in andern Gegenden auch Quäker heißt.
Der Zährstiegel, des —s, plur. ut nom. fing. im Hüttenbaue,
ein irdener Siegel, Erze darin zu ſchmelzen; wo der Grund der
Benennung mir undefannt iff,,
Der Zain, des—es, plur. die —e,- 1, Bey vsrfhiedenen Me⸗
tal-Arbeitern, ein Stab, oder zu einem langen Stücke gegoffenes
Meiall. _ Ein Zain Eifen, Silber, Gold u, if. Niederfächf:
Teen. Das Wort iſt unfiseitig aus Zahn verderbt, welches bey
manchen Dietal- Ardeiteen auch wigflich dafür gebraucht wird,
Am divfer Abffammung Willen ift auch die Screibart mit einem
. al die richtigeve, obgleich Feiſch und anderr es Zein KARIN: 2,
Nummm Bey
*
Vs
»
1651
3 Zain Ay =
Bey den Böttchern einiger Gegenden werden die weidenen Bänder
Zaine genannt, welches zwar im Grunde auch zu diefem Rahmen
gehöret, aber doch zunächft von dem Möfo» Gothiſchen Tains,
eine Gerie, Ruthe, Rebe, Holländ, Feene, und mit demſelben
zu sieben und dehnen aeböret,
Das Zaineifen, S. Zahneiſen.
⸗
Der Zainer, des—s, plur. ut nom. fing. auf den Stabhäm- -
meru, wo das Eifen zu Zainen, oder Stäben zeſchmiedet * ein.
NRahme des Schmidemeifters. s
Der Zainhammer, des—s, plur. die —bämmer, eine Ans
ſtalt, wo das Cwen, vermittelff der von dem Waſſer getriebenen
Hämmer, zu Zainen oder Stäben geſchmiedet wird; der Stab:
bammer.
® Die Safe, plur: Siem, ein nur in einigen Provinzen, befons
ders in der Laufitz, Schlefien und Mähren übliches Wort, eine
Art großer, grob » und langiwolliger Schafe zu bezeichnen, welche
‚zum Theil fehr lange gedrehte Hörner hahen, und für Baſtarde
von Schafen und Ziegen gehalten werden ; das Zakelſchaf. Das
Wort ſcheinet Schavonifhenlirfprunges zu kon, im&runde —
doch zu Ziege zu gehören.
Bümel, Zaͤmer ‚Zämmel, S. Ziemer.
Der Zampel, des —s, plur. ut nom, fing.einbey verſchiede⸗
nen Zeug⸗ und Seidenwebern übliches Wort,eine gewiſſe Eineſch⸗
tung des Weberſtuhles zu bezeichnen, welche aus Schnũren, Lit⸗
zen u. ſ. fͤbeſtehet, geblümte Zeuge darauf zu verfertigen. Kir
Muſter indenZampel einlefen, ihn ſo einrichten, daß im We⸗
ben die von dem Muſter verlangten Figuren entftehen. Daher
der Zampelſtuhl, ein Weberftupl mit einem Zampel, die Zam⸗
pel:Chorde, der Zampelſtock, der Zampelbafen u, ff. In
Jacobſons technologiſchom Wörterbuche, welchem as, fo frey⸗
gebig es auch geprieſen worden, gar ſehr an der zu einem ſolchen
Werke nöthigen Deutlichkeit, Beſtimmtheit und Präciſion fehler,
wird weitläufig von dem ʒampel und deſſen Theilen gehandelt, aber
ſo, daß wohl nicht leicht jemand einen klaren Begriff von dem We⸗
fen dieſer Einrichtung bekommen wird. Ich kaun daher auch von der
eigentlichen Bedentung diefes Wortes nichts Beſtimmtes fagen.
Iſt es an dem, daß der Zampelaud der Cymbel genannt wird,
fo würde es wohl aus dieſem Worte veederbt ſeyn, da denn aber
erſt gezeiget werden müßte, wie fern der Zampel feine Ahnlichkeit
mit Cymbeln hat. Allein, da derjelde eine Englifche Erfindung
ift ſo ſcheinet mir das Wort mehr aus dem Engliſchen San ple,
ein Mufter , vondem Lat. Exemplum, verderdt zu feyn.
Der Zamder, der Nahme eines Fifches, S. Sanser.
Die Sange,,plur, die—n, Diminut. das Zänglein. ı. Ein
Werkzeug, welches aus zwey, gemeiniglich vorn — —— am
einen Punct beweglichen Theilen beſtehet, etwas damit feft zu bal-
ten, oder zu ziehen,
ausreißen. Mit glühenden Zangen Fneipen, oder zwiden,
Daber die Seuerzange, Beif = oder Rneipzange, Drahtsange,
n.f.f. Bey den Tiſchlern führen die an der DEREN befindlie
hen Scheaubenden Rahmen der Zangen. 2. Beyden Pferden
werden die zwey vordern/Zähne Sie Zangen — vermuschlich
auch, weil fie die Rebrung damit faffenund an fich ziehen. 3, Im
‚Feftungsbane figürlich eiu Anßenverfi in Geſtalt einer Zange;
das Zangenwerk
Anm. Im Niederdeutſchen Lange, im Angeit. Tang, im
Enal, Tongs, iveildiefes Werkzeug ang zwey Sheilen beſtebet,
im Schwed. Tang, im Epirotifhen Daena. Der Begriff des
Paltens, Faffensoder Ziehens iſt vermuthlich der Stammbrgriff,
da denn das Wort ein Verwandter von dem alten Lat.tagere, für
tangere, dem Griech. Ayu, demSchwed. taga, Isländ. taka,
dem Eugl. to take uff, ſeyn würde; fo wie das Franz. Tenaille,
Etwas mit der Zange faſſen, halten,
— JB = —
i Zan
er.
2 Ital. — gleichfalls von er iſt. Daßtas nee
ein Begleiter der Gaumenlaute iſt, iſt hekannt. Im Oberdeut-⸗
ſchen wird eine Zange wegen ihrer geſt altenen Geſtalt in manchen
Fällen eine Kluſe genannt,
bern, ein meſſingenes Blech, welches in fünf ungleich große
. fen, oder Zängel ausgeſchnitten iſt, die Weite der Ziehlscher da⸗
mitzu nieffen, Zaͤngel ift hier vermuthlich ein provinzielles Dir
minutibum von Zahn, wegen der Ahnlichkeit dieſer Stufen mit
Zähnen. Es wird auch das Blechmaß genannt,
Zängeln, verb, reg. act, mir der — faſſen, aur bep einigen
Handwerkern, ®
Der Zangeniäfer, des—s, plur.utnom, fing. eine Er
‚fer z welche vorn mit beweglichen Zangen verfeben ift.
Das s ngenwerk, dea—e8, plur. an in der ariegebau⸗
kunſt, ©. Zange 3.
Der Zank, des — es, plur, inuf, ein Collectivum, einen oil
tern Streit mit Worten, eine unnöfbige heftige Behauptung wis
derfprechender Sätze zu bezeichnen. Einen Zanf anfangen, Zank
‚fiften. Immer inZanf und. Bader deben; (S. Bader.) Keinen
Zank dillen.
Anm. So alt das Wort auch ſeyn mag, fo konmt es doch in
unſern alten Oberdeutſchen Schriften nicht vor’; ich beſtune mich
auch nicht, daſſelde in den verwandten Sprachen" gefunden zu. bar
ben, Im Kiederf. iſt dafür Krakeel Üblich. Da die meiften Wör⸗
ser diefer Art Rachahmungen des Lautes ſind, oder doch von dem
Zaureund Örränfche enilehner worden, fo ſcheinet auch ʒank einen,
ähnlichen Urſprung zu haben, und mit dem noch in einigen Dbere
deutſchen Gegenden üblichen zannen, beulen, weinen, zu dem Ge⸗
ſchlechte des Wortes Ton zu gehören, — auch im cc
Adpenz Nein Zanf heißt.
Der Zankapfel, des—s, plur. do feltener, die —äpfel, dee
Gegenſtand eines Zankes, und Streites überhaupt, das, worüber
geſtritten wird ; ein aus der Gri chiſchen Mythologie entlehuter
Trope, ſo wie das 2a. Pomu idos.
Das Zankeifen, des—s,plur, Mbnom. fing, . Künſtlich in
eifernen Stäben verſchloſſene Ru
zu begreifen iſt, daher mehrere, wenn fie felbige errathen wollen,
‚leicht in Zank darüber gerathen fönnen ; eine&rfindung desNücne
bergiſchen Wißer. =. Fisůclich, in. einigen gemeinen Dundarien,
eine zãnkiſche Perſon. *
Zankeln, verb.reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben ein
wenig zanken, das Dimin utivum des-folgerern; cin ſelteues aber
völig.analogifches Wort. Seine Reden waren ein —
zankeln.
Zanken, verb. eg. widerfpredhendeGäge mit Heftigfüitbebaups
Das Zangelmäf, des — es, plur. bee ‚beyden Drabtjie
e Stu⸗
deren Entftepungsarı ſchwer
ten, da es denn auf verſchiedene Art gebraucht wird. 7. Als ein
Ventrum mir dem Hülfsworte haben. über, oder um etwas
zanfen. Wit jemanden zanken. Den ganzen Tag sanken,
Wer gern zankt, findet leicht eine Urfache. 2. Alsein Reei⸗
procum. ‚Sich zanken, widerfprechende Säge gegen einander
mit Heftigkeit behaupten. So bald fie ſich erbliden, fosanfen
ſte ſich auch. 3. Als ein Yerivum, durch Banken in einen ges
wiffen Zuftand verfegen. Sie hat fhon vier Männer in das
Grab gezanket. Sich müde zanken. So auch das Zanfen. \
Anm. (9. Sant.) Inden gemeinen Mundarten hat man viele
andere Wörter, diefen Begriff auszudruden, dergleichen z. B.
Feifen, dag Niederf, Frafelen, das Thüringiſche uud Dberfühf,
Fampeln, das Baieriſche greinen a. m. find, \ _
Der Zänfer, des-——s, plur. ut nom. fing, Fämin. die Zins
kerinn, eint zankende, oder zauliſche Perſon. Di
ie
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ER N
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Du ZU DO ————
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X
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an i.
Pie Zinterep, plür. Siem, die Banblutig des Zanfens, das
. Gezänf, Line Zankerey anmnften. s i
‚Der Zantfleden, des —s, plur, ut nom. fing. kleine Flecken
anf der Haut und an den Nägeln, welche von ausgetretener Galle
berrübren, und in der Rocken⸗Philoſophie Zanf bedruten ſollen;
£ii. Pyctenae.
x Zankiſch, —er, —te, adj. et adv. Neigung zum Zanken und
Fertiskeit in deinſelben beſthend. Zankiſch feyn, Ein zãnteſcher
Menfh. . FE
Die Zankfucht, plur. car. herrſchende Neigung! zum Zanfe,
oder zu zanfen, 7 F x
Zantfühtig, —v, — ſte adj. et adv. Zankfucht befigend, und
in derfelben gegründet, zänfifh.. Kin zankfüchtiger Menſch.
Die Zantfüchtigfeit, plur. car, bie Fertigkeit, Zank, oder une |
nörhigen heftigen Streit zu fuchen. ö » ,
Der Zapfen, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das:
Zäpfchen, Dberd. das Zäpflein. 1, Einsberwwglicher runder, ein
” wenig zugefpigter Körper, die Flüſſigkeit a3 einem Gefäße, ber ”
—fonders aus einemgaffe, durch dasgapfenloch abzulaffen; wodurch
fich der Zapfen von den Spunde, Pflocke, undSeöpfelunterfcheie ·⸗
dt, Den Zanfen.auszieben. Das Faß gehet am Zapfen, im ges
meinen Reben, ein Faß anaefteder haben, in Fleinen Quautitäten,
aus. deinfelben abfließen Laffen, feine täglichen Bedücfuiffe davon
nehmen. Einen Wein amZapfen haben, ineben derfelden Bedeu⸗
tung. Oft wird quch das füngliche zuſammen gefeste Werfzeug
diefer Art, welches fonft ter dem Nahmen des Sahnes bekannt
ift, der Zapfen genannt. “Mit ähnlichen aber größern Zapfen
wied das Gerinne eines Teiches geöffnet und verſchloſſen. 2. In
weiterer Bedeutung, ein kurzer, ſchwächerer Theil an dem Ende _
eines-andern Körpers, ihn vermittelt deffelben zu befeftigen u. f.f-
Gemeiniglich ift diefer Zapfen rund, wie ander Welle, welche
fih um deufelben beweget. „Aber nicht allemahl, denn ſo wird
auch der viereckte ſchwãchere Theil eines Zimmerholzes, womit daſ⸗
ſelbe in demLoche eines andern befefiget wird, der Zapfen ger
narıt, 3; Figürlich.. (0) Wegen Einer Ähnlichkeit mitdem Zapfen
der erfien Bedeutung werden verfehiedene Körper mirdiefem fahr
men belegt; 3. B. in der Baukunſt ein Zierath in Geſtalt runder,
oder ediger Kegel unter den Triglyphen des Doriſchen Hauptge»
finfes, Franz. Goutte. Befonders führen diefen Rahmen zwey
Drüfen im Munde zu bepden Seiten hinten am®aume, welche zur.»
Berſchlie zung des Schlundes und der Luftröhre dienen, in welcher
Bedeutung das Wort im Diminntivo am üblichften ift, das Zapf⸗
pen, Oberd. Zäpilein, «Sie werben auch das Bla, die Man⸗
- deln, im Oberd. das Arhemzünglein, Athemblatt, Gürglin,
Sauchblatt, im Niederf, der Suuf, genannt. Die ſchuppige
Feucht oder Samenfapfel des Nebelbolzes wird gleichfalls Zavfen
genarint. In Eiszapfen, Stuhlzäpfchen u: f.f- iſt die Ahnl He
keit gleichfalls der Grund der Benennumg. (b) Nach ꝛiner andern
Figur wird ein betrunkener Menſch, ingleichen ein runfendold
in den niedrigen Sprecharten, ein voller, Zapfen, oder Volle»
gfen genannt. ke t :
Anm. Inden Oberdeutſchen Mundarten nur Zapf, im Nie⸗
drrf. Tappe, im Angelſ. Taeppa, im Schwed. Tapp, imFrauz.
Tapon, welches aus dem Riederdeuiſchen enilchner iſt in Ital.
Zallo, Zipolo, in Böbm. Czep. Es iſt mit dem Griech. und
Lat. Siphon, mit Zopf, und vielleicht auch mitzupfen, und o:@>
mittetfk beffelben mit ziehen. verivande, wenigftens deutet das pf
auf eine Intenfion., : — =
Zapfen, verb.reg. act. vrrmittelfi des Zapfens ausfließen laſ⸗
fen. Ein Nößel Wein zapfen. Im gemeimn Leber wird dies
{es Wort oft abſolute gebraucht, für Gett ant im Kleinen nerfans-
—
* ya Yus dem Haufe zapfen, das Griwänt aach Maßen otte
aufen, ——— Lh 2
Zäpfen, verb.reg. act, vermitselft des Zapfens befeftiaen; nur
bey den Zimmerleuten , befonders in dem zufammen gefegten eins
zäpfen. Einen Balken einzäpfen.-
Der Zapfenbaum, des —es, plur. die—bäume, bes den News
ern, der Rahme einer Art des Sitberbaumes, weil er fee
Zangen , wieder Lärchenbaum, trägt, Protea coniferaL,
Das Zapfenbier, des —es, plur. von mehreru Arten oder Quan⸗
titäten, die—e, Bier, welches aus dem verfchloffenen Zapfen
irspfelt, und indem Zapfenfaſſe aufgefangen wird,:
Die Zapfenbirn plur die—en, eine Art Birnen, welche einem
Sapfen gleicht: .
Der Zapfenbohrer, des — 8, plur. ut nom. fing. ein Bohreh
mit einem dabinter befimölichen Theile, in Beftalteines Zapferr,
ein volles Faß damit anzubohren, damit nichts heraus laufe.
Dao Zapfenfäß, des—es, plur. die —faſſer, ein Feines Fuß,
welches unter den ZapfeneinesBier- und Weinfaffes gefegt wird,
die angrinnende Flüffigkeit aufzufangen. ;
Das Zapfeingerüft, des—es, plur. die—e, im den Mühlwer⸗
ken, das Zapfenlager mit dem dazu gehörigen Gerüſte.
Das Zapfenbaus, des—es, plur. die—häufer, am hänfigften
tın Diminut. das Zapfenh auschen, ein. verfchloffenes Gebäude
in einem Teiche über dem Orte, wodie Zapfen aegogenmwerden.
Das Zapfenholz, des—es, plur. car. ‘1. Holz, weldes zu,
Zapfen geſchickt if ; ingleichen derjenige Theil eines Stückes Hols;
woraus der Zapfen beſtehet. 2. In engerer. Bedeutung wird der
Faulbaum in manshen Gegenden Zapfenholz genannt, weil die
Küfer die Sapfen daraus fehneiden. —
Der Zapfenkeil, des—es; plur. die · im Bergbaue, hölzerue
Keile ‚ die krummen Zapfen in den Welle damit zu verkeilen. $
Der Zapfenklotz, des —es, plur. Sie—Flöge, ein rund aus⸗
geſchnittenes Stůck Holz, oder Eiſen, worin der Zapfen einer
Welile läuft; ſonſt auch das Zapfenlager. BER
Die Zapfentoble, plur. die — n, Sänglich runde Kohlen, fo wie
fie von-gebrannten Äften erhalten werden,
Das Zapfenfraut,oderZäpfchenkraut, des—es,plur. inuf.
der Nabme eines Gewächfes, welches ein gutes Heilmittel bey ge⸗
ſchwollenen Zäpfchen oder Mandel im Halſe ill, Uvularia L.
(S: auch Galsfraut.) In einem audern Berfande führer auch ei⸗
ne Art des Mänfedornes,. defien Blame mir einem Heinen Blätt⸗
peu bedeckt iſt Rulcas Hy pogloflum-L.diefen Nahmen, wer -
gen der Abnlichkeit mit dem Zäpfchen im Halſe. an.
Das Zanfen'ager, des—s,plur. at nom. ling, in den Maͤhl⸗
und Uhrwerken, derjenige Theil, worauf der Zapfen einer Welle
‚liegt 5 in beim Bergbaue der Zapfenklog. .
Das Zarfenlöch, des—es, plur. die —löcher, das füreinen
Sapfen beffimnste Loch 33. B. das Loch diefer Arrin einem Faſſe;
bey den Zimmerlenzen ‚das viereckte Loch in einem Stüde im
32 merbol;, worin ein Zapfen befeſtigt wird 5. bey den Uhrinachern,
das Loch, worin die Welle eines Rades fpieler, wo es auch die
Pfanne genannt wird.
Duo Zapfenricht, des-—es,. plur. inuf, an einfgen-Drten, das
Recht, Betränferim Kleinen zu verzapfen, oder juverfanfeu;
das Senkrecht. R
Der Zapfenrine, des—es,plur. die—e, ein King, welcher an.
das.Ende einer Welle, in der Oegend des Zapfens, um feldige
geleget wird.
Der Zapfenſchacht, des—es, plur: die—e, im Bergbaug ein
Schacht; dur weichen das Geſtange gebet. 5 }
Der Zapfenſtreich, des—es, plur. inul.- bas Zeichen, wel
ds 3: Adends-für die Soldaren ait der Srommel gegeben. wind, ſich
Dummm 2 5 auf
1655 Zap
} Aus den Bierbäufern in ihre Quartiere zu —— bielleicht weil
dadurch der Zapfen aleichfam geſchloſſen wird.
Das Zapfenſtück, des —es, plur. die —e, derjenige Theil an eis
=
ner Kanong, an welchem ſich die Zapfen befinden.
Deräapfen-Topäs, des—es, plur. die—e, ein Topäs,welder
in Öeftalt ediger Zapfen gefunden wird.
Der Zapfenwein,des —es;plur. von mebrern Arten und Quan⸗
titäten, Hie—e, Wei, welcher um den Zapfen aus einem Faſſe
tropfet.
‚Die Zapfenwurzel, ‚plur. die —n, bey einigen die ſeukrechte
Hauptwurzel eines Baumes, welche ſonſt auch die Pfablwurzel,
Haarwurzel genannt wird.
Der Zapfer,des—s,plur. ut nom.fing. berjenige,deffen Pflicht
es ik, einen üffigen Körper vermittelt des Zapfens abzulaſſen.
Im gemeinen Leben, Zapfer.
Sappeln,verbireg.weütr. welches auf gedoppelt Art ablich ſt.
1. Mit dem — Hände und Füße, oder den uns
tern Theil des Leibes ſchnell bin und her bewegen. (a) Eigentz
Kb. Das Rind zappele in der Wiege, wenn es Hände und
Züge fehnel bewegt. Mit den Sänden, mitden Süßen jappelır. .
DevSifch zappelt noch, zeigt durch feine Bewegung, daß er noch -
Leben habe
gen Sprechart.
gebraucht. vor Furcht zappeln. (b) Figürlich, doch nur im
niedrigen Leben, "gegen eine Widerwärtigkeit, eine Verlegenheit x
kaämpfen. Yan muß ihn noch eine Zeit lang zappeln laſſen,
ihn noch eine Zeitlang in der Noch ſtecken laffen. 2. Mit dem
Hülfsworte feyn, mitfurzen REN —— Er -
iſt fort gezappelt.
So auch das Zappeln
Anm. Das eln am Ende zeigt ein in Icreaticuin, das pp aber
che zabeln üblich, welches fizürlich auch fich beſtreben bedeutet:
vor Wundergleich mein gers thut grünsen —F
Ob dieſen großen arbeiten und zabeln, Hans Sachs.
Die Zarge, plur. die —n, eine Einfaſſung, ein Rand; ein nur
r
noch in eikigen einzelnen Fällen übiihes Wort. So wi icd die Ein⸗
faffung einer Violine an der Seite, oder die Seitentheile, die
Jarge genannt. Eben dieſen Rahmen führer die Einfaſſung einer
Spür und eines Fenſters, der Rand einer Doſe, worein der De⸗
ckel ſchließt, das Gerinne einer Mühle, ein Keſſel ohne Voden
auf den Kupferhämmern, das Behältniß, oder die Einfaſſung in
den Mühlen, worin die Mühlfteine umlaufen, die Seitentheile
einer Schachtel ohne Boden, bey den Töpfern, der viereckte Rah⸗
men, worauf der Ofen ficht, der Rand eiues Foffes über dem Bo-
den, welcher anch die Rimminge beißt, u, ſaf.
Anm, Bey den Schwäbifchen Dichtern iff Zarge die Sinne,
gleichfalls fo fern fieden oberen Rand einer Dauer oder eines Ge⸗
bäudes ausmacht. Im Ricderd. lautet diefes Wort Sarge. Es
if mit unferm Sarg, Bezirk, dein, £at. Circus, u arm. genau
verwandt.
Zaͤrt, zarter, zärtefte, adj. et-adv. aus ſehr ſchwachen, feinen
Theilen beſtehend, und daber jeden Eindruck von außen leicht an⸗
nehmend.
Glieder haben, zart von Gliedern ſeyn. Zart gebildete Blät—
ter⸗ Zarte Leinwand, ſehr feine. ine zarte Schrift, ſehr
feine, oder Hare. Zumeilen mit dein Nebenbegriffe des ſchönen
Berbältsiffes, Mit ibren zarten Händen. 2.Figürlich. _(a)
Schwach, der Befhädigung leicht ausgeſetzt. Don zarter Fu:
gend an. 1b) Iede Veränderung Teicht annehmend, leicht ein⸗
pfindend , vonder Empfindung. Die Empfinzungen des ſch ö—
nen Befchlechres find zarte und Richtige Empfindungen, Gell.
Das Gerz zappelt ihm vor Srende, in der niedrie
In manchen Gegenden wird es auch für zittern Zaͤrteln, verb. reg. act. zärtlich behandeln, — doch ur in. :
‚Die Zartlänge,
ein Inenfioum an. Im Oberdeutfchen iffdafür das mehr einfa⸗
1.&igentlid: Zu einem zarten Pulverreiben, Zarte
ae 9, 2 656
en ——— in zu zart, als daß fie eine falfche Rube
ſuchen fellte, Ein zartes Gewiffen, die Fertigkeit, auch die
geringſte Abweichung von dem Befege bald zu bemerken, (c) Die
angenehmen Empfindungen der Liebe, des Wohlwollens und des
Mitleidens leicht, und in einem beträchtlichen Grade amehmend,
und darin gegründet; wofür doch zärtich fo wohl beſtinimter, als
auch üblicher if. ine zarte Liebe, ein zartes Sevz, zarte
Thränen, u. ſ. f. beſſer, zärtlich. Trüg’ ich mid, oder bör ih © ö
den zärteften Befang, Geßn.
Anm. Im Niederf. teer, teder, im Angelf. tydder, im Engl.
tender,womit auch das Öricch.ragyu verwandt if. Zart fcheint
von zehren, vielleicht auch von zieren zu ſeyn, fo wie das Latein.
tener zu dehnen,tendere ‚zugebören ſcheinet. Man at mehr.
mahls verfucht,ein Subflantiv von diefem Worte zu bilden, ohne |
daß felbiges viel Glück machen können; Zärte, Zartbeit, Zärs
tigkeit, wovon doch das mittelſte noch das ertrãglichſte iſt. Siehe
auch Zadtlich und Zartlichkeit.
Die Zaͤrte, plur. die —n, eine Art kleiner eßbarer Flußffehe wet, ’ f
che man in den Flůſſen Ober⸗ und Niederſachſens zu finden pflegt;
Cyprinus Zerta. Im gemeinen Leben hält man diefe Fiſche ir⸗
rig für die junge Brut der Sander, oder Grrbärte, daher Biel. =
leicht auch der Nahme rühres, von zart,
verzärteln üblich ifl, (S. daffelbe,) Es iſt em Diminucionm; das
Stammwort zarten war ehedem im Oberdentſchen gangbar.
Die Zaͤrte lwoche, plur.die —n, S.ITittnwohe,
"Die Zartheit, plur. car, das Abſtraetum von zart, die zarte Ber.
ſchaffenheit zu bezeichnen ; ein zwar analogifch richtiges, aber
doch wenig gebräuchliches Wort, indem man den Vegriff lieber
unfchreibet. Die Zartheit des Leibes. ee 7
Fe die —n, in einigen Gegenden, beſonders
Niederſachſens, die längfte und beſte Art des Stodfifhes, welche
auch nur Länge genannt wird,
Zaͤrtlich/ —er, —fe, adj, etadv.
Natur leicht jeden unangenehmen Eindruc don außen empfine,
dend, und darin gegründet. Ein Rind zärtlich halten, aärtlich
erziehen. ‚Zättlih gehen, als wenn man aus Schwachbeit der
Glieder leicht jeden Eindrud empfände. 2. Einen hohen Grad
- der Liebe. empfindend, und darin gegründet. Ein zärtlicher Lieb» ⸗
Zarrliche Thea
haber. Seinen Sreund zärtlich umarmen.
nen. 3. Fertigkeit befigend, leicht einen hoben Grad ber Liebe ans
zunebnien. Kin zärtliches ſerz haben,
Anm, Schonim Willeram zartlicho, wo es aber für ange⸗
nehm, lieblich gebraucht wird. Es iſt von zart, und vonder Ab⸗
leitungs ſy lbe lichh.
Die Zaͤrtlichkeit plur, Siem.
wird, Die Zärtlichkeit der Glieder. 2. Die Fertigkeit, jeden,
auch f wachen unangenehmen Eindrud von außen leicht zu em⸗
pfindenz ohne Plural. Die Zaärtlichkeit des Körpers, dev Ge—
fundheit. 3,Übertriebene Vermeidung aller unangenehmen Eine -
drücke von aufen; ohne Plural. 4. Hoher Grad der Liebe; auch ohne »
Plural. viele Zartlichkeit gegen jemand äußern, empfinden.
5.Die Fertigfeit,leicht einen boben Grad der Liebe zu empfinden;
gleichfalls ohne Plural.
Drerfimahl der Zärtlichfeit, mit dem Plaral.
ihre Zartlichkeiten koſtbar zu machen, Gel.
Ich wünſche mir aufdiefer Wee
Nur den Genuß ber Zärtlichkeiten,
Die Neid und Argwohn nicht vergällt, Haged.
Sie weiß uns
Der Zaetling, des —es, plur. die —e, eimverzärteltes Kind,
eig aartliche dei. gegen afe-unangenehme Eindrücke von en
: uder⸗
1. Zarte, d. i. feine, Beſchaf⸗
fenheit, ohne Plural; da es denn zuweilen fürzartheit gebraucht
un
6, Als ein Coneretum, ein Äußeres —
Wegen Schwachhelt der
— F a —
welche dem Zärtlingedes Glücks ganzlich verborgen bleiben,
Duſch. Ein Zärtling mag den May erwarten, Käftn. Im
Niederſ. ein Pipperling, von pipen, pfeifen, ſtöhnen, Witte:
brodskind, das bey weißen Brote: erzogen worden.
Die Zafer, plur. die —n, Diminut. das Zäferchen, Oberd, Zä=
ferlein,ein mit Faſer gleich bedeutendes Wort; weiches befonders
von den zarten, ſchwachen Faden ähnlichen Wurzeln an Bäumen
und Gewächfen gebraucht wird, S. Safer, mit welchem es auch
eines Stammes iſt.
24 erig, —er, — fe, adj. etadv. aus Bafern beftehend, viele
Saferu habend, wie faferig, befonders vonden Wurzeln, Zafı e⸗
rige Wurzeln habend, die aus lauter Zaſern beſtehen.
Zaſern, verb. reg. act. in Zaſern auflöſen, wiefafern. ʒa⸗
fern, ſich in Zaſern oder ſchwache Faden auflöfen,
Die Zaſpel, plur. die —n, ein Wort, welches mit gaſpel PR
ley Urfprung und Bedeutung hat. Man gebraucht es vornehmlich
in Ober- und Niederfachfen als ein Maß des gehafpelten, oder
geweiften Geſpinſtes, da denn eine Zapfel 20 Gebinde, oder 400
diefes Wort) Drey Zafpeln maden eine Strähn, zwölf Za-
fpeln aber ein Stück Garn.
rdaͤtſcheln, verb. reg.act. welches nur in den niedrigen Sprech»
arten einiger Provinzen üblich iſt, und zärtlich behandeln, liebko⸗
fen, bedeutet. Ein Rind zätfcheln, verzätfcheln , verzärteln.
Es iſt eine Onomatopöie, umbeben fo nivdrig, als Sie provinziels
en härfcpeln,tätfcheln, ſtreichen, und zangeln, welches im Oſter⸗
reichiſchen gaugbar iſt. Schon im Ottfried iſt filu zeizan, fehr
liebenswürdig, wovon jenes ein Inteuſiwunt zu ſeyn ſcheinet.
Der Zauber, des —s, plur.ut nom. fing. ein felten geworde⸗
nes Wort, welches ehedem in folgenden Bedeutungen üblich war,
1, Fir Bezauberung. Ich weiß. nit, was Zaurer⸗ euch an⸗
gethan worden, Leo Jud.
Sie ſteht, es braucht den Zauber aufsulöfen,
Was Außerordentliche, Wiel.
2, Die Zauberey, magifche Kunſt; ohne Plural. &r tur eg mit
Zauber an ihnen, durch Zauberey, in Eckhardts Script. 3.Ein
— Zanbertranfn.f.f. 4. Figürlich, hoher Grad des
Reitzes. Der Zauber ihrer Mienen, Inallen diefen Veden-
tungen, befondersi in der letztern, iſt es von dichteriſchen sat
ftellern, um der Kürze Willen, beybehalten trorden.
Anm. Schon im Roter Zoufer, Zoubir, im Isländ. To-
fur, 8. Zaubern.
Der Zauberer, des—8, plur.ut nom. fing. Zämin. die Zau⸗
berinn, plur. die —en, eing Per fon, welche zaubert, die Zauber
ven verftebet ; im gemeinen Leben eine Here, ein Serenmeifter,
- Anm. Im Riederſ. Toverer und Tövener. Es iſt vermittelit
der Ableitungsfylbe er von zaubern gebildet. Das Fämininum
« follte eigentlich Zaubererinn lauten; allein, weil alsdann der Eon
- auf die vierte Sylbe vom Ende fallen würde welcher die Deutſche
Sprache nicht verträgt, fo wird das eine er verbiffen, welches auch
- in Märterinn, Wucherinn, Römmerinn, Wanserinn n.a.m.
geſchiebet. S. — Ium,
Die Zauberey, plur, sie —er, 4. Die Kunſt, oder Wiſſenſchaft,
zu zanbern, d.i. unbegreifliche Wirkungen hervor zn bringen, be,
ſonders durch Hülfe böſer Beifter, die Schwarze Kunft, im ger
meinen Leben Sererey; ohne Brural, Zauberey treiben. Dag
gehet mit Zauberey zn Geſchwind gkeit iſt keine Zauberey.
2Eine zauberiſche Handlung; mit dem Plural, 3. Figürlich,
bober Grad des Reitzes und deſen Wirkung. Die Zauberey
ſchoner —
Faden, jeden von 4 Ellen, hat, und auch Jahl genannt wird, (S.
% RE ‚Bau 1658
. übertrieben empfinbfame Perſon. Es ibt große RER — adj. et adv. in der Zauberey gegründet. Zauberi⸗
ſche Mittel, Bücher, Befhwerungen, Charaktere,
Die Zauberkraft, plur._die —Präfte, die bezaubernde Kraft.
Sein Stolz, diefe heimliche Zauberkraft der Mannsper fonen.
Die Zauberlaterne, plur. die —n, in der Optit, der opfifche _
Kaften, dir Laternamagica, _
Zaubern, verb. reg. act.et neutr. welches im letztern Sale
das Hülfswort haben erfordert. 2. Wirkungen durch Hülfe der
Geifter,befonders der böfen, hervor bringen ;-. als ein anftändiger
Ausddruck für dasniedrige heren. Zaubern Finnen. Schlöffer,
Wetter zaubern, durh-Zanberty hervor Bringen; 2; Figürlich,
ducch einen hohen Grad der Reitze hervor bringen. Der mächtige
Blick fährr indie Seele, und zaubert da, was er will, Sons
nenf. So auch dag Zaubern. S. auch Besaubern.
Anm. ImNiederf. esvern, im Holländ.tooveren. Es iff
noch ungewiß, ob das Verbum ein Iteralivum oder Intenſivum
von einem veralteten zauben iſt, oder ob zaubern von den Sub»
fiantivo Zauber, abkammet, welches vermittelſt der Ableitungse
ſolbe er, ein Werkzeug, Ding, wieder von einem Verbo zauben
herkommen würde. Von diefem befindet ſich im Schwed.nod
ein Verbum, tubba, reisen. Leibnitzens Ableitung von toben,
. Wachters von dem alten Zabel, der Teufel, Peiskers von Logs-
905, ſchwarz, und Friſchens von taub, gleichfam betäuben, har
ben nichts als den Ähnlichen Wortklaug zum Grunde. Mich wun-
. ders, daß finer die Ahnlichkeit mit dem Hebr, 1271, er. bat bezau⸗
bert, und Choverim, Zauberer im Plural, bemerket Hat, wel⸗
che wenigſtens das hohe Alter diefes Wortes beweiſet.
Der Zauberring, des— es, plur: die —e, ein zauberifcher, oder
begauberter Ring; und fo in vielen andern Zuſammenſetzungen,
Zauberfette, Zauberbecher, Zauberkreis, Sauberfaal, Zau⸗
berſtab u. ſef.
Das Zauberweͤrk, des —es, plur.inuf. Zauberey. Es ia
alles Zauberwerk.
* Die Zauche, plur. die —n, ein nme in einigen — übli⸗
ches Wort, eine Hündinn, oder Petze zu bezeichnen. Im Hause
verifchen Tache, im Isländ.Tiik, welche insgefammt mirdem
Engl. Dog, ein Hund, verwandt zu ſeyn feinen,
"Das Zaudengericht,des —es,plur. die —e,ein nur ir Schles
fien,befonsersim Glogauifchen,üblihes Wort,eindafeldft befind-
ches Gericht zu bezeichnen, welches über erbliche und eigene Güe
ter richtet „im Gegenfage eines Hof oder Leheftgerichtes. Da⸗
ber das Zaudenrecht, das in diefem Gerichte übliche Hecht. Das
Wort iftohne Zweifel fremden Urfprunges, und ſtammet von dem
Selavon Scud „Net, Gericht, ſo daß Zaudengericht eine Tas
tologie ift.
Der Zauderer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Menſch wel⸗
her zaudert, ein zauderhafter- Menſch. Ein Fämininum iftvon
diefen Worte, fo viel ich weiß, nicht üblich, wollte man es aber
bilden, fo müßte es Jauderinn beißen, und zwar aus eben dem
Grunde, welcher bereits bey Zauberer in der Anm. angegeben
worden.
Zauderhaft, —er, — efte, adj. et adv. geneigt zum Zaudern,
Fertigfeit im Zaudern befisend. Zauderhaft ſeyn. Kin zauder
hafter Menſch. Daher die Zauderhaftigkeit.
Zaudern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswotte haben, lang ·
ſam ſeyn, da man eilen ſollte, fehlerhaft langſam verfabren, zö ·
gern. Was zauderſt du lange? Er hat lange genug gezau⸗
dert. Die Sache, welche dadurch aufgehalten wird, bekommt
das Vorwort mit. Mit der Bezahlung, mit der Kusferrigung
zaudern. So auch das Zaudern.
> Anm. Am Riederf. taueln, welches doch in einigen Gegenden
nur von der fehlerhaft lang ſamen nnd gedehnten Ausſprache, in
Mummm 3 andern
x
von noch die Ableitungen zauicht, hurtig, eilfertig,
gefehwinde, eilig ,. u. ſ. f. Vielleicht läffer fih diefes Worsmis
Zeumlos, adj. et adv. des Zaumes beraubt. Am bäufafßen fgürs
Lich, freu von aller nothwendigen Einfchränfung, wich uns. .
‚ gedoppelte Art gebraucht.
a
— Zau
andern aber völlig, wie zaudern/ REN Die Form geint
ſchon daß das Wort ein Iteratſvnm, oder Intenfivum iſt, wel⸗
ches ein Primitivum zauden voraus ſetzet. Was dieſes eigentlich
bedeutet babe, iſt unbekaunt; gemeiniglich leitet man es von zie⸗
hen ab, don welchem das fo Amuch gleich bedeutende zögern une
ſtreitig herſtammet. Allein dieſe Ableitung iſt doch zufehr ge⸗
wagt, und. ungewiß, als daß man "etwas darauf bauen Fönnte,
Wenigſtens hätedas Niederf, töwen, warten, und Schwed. Tok,
Berzug, eben fo viel Recht auf die Ehre das Stammwort zu ſeyn.
In den Provinzen hat man eine Menge Wörter, den Begriff
des Zauderns mit allerley Nebenbegtiffen aus zudrucken. Dergleiz
chen ud das Meißniſche tempern, die Oberdeutſchen und zum:
Theil auch Dberf achſiſchen trandelnn und trodeln, und die Niederſ.
talmen, tidellen, von Tůͤd, Zeit, tundeln, tändein, nüffeln, von
muffe, langſam, nalen, nufcheln, zorgen u. f. f,
"Bauen, verb,reg, act welches im Hochdeutſchen fremd, aber
\ im Eölnifchen noch völlig gangbar, und der Gegenſatz des vorigen
Zaudernift, Esift wur als ein Reciproeum gebraucht : fich zauen,
eifen, eilfertig ſeyn. Er zauet fih, daß er bald fertig werde,
‚Sich mit einer Arbeit zauen, Es kommi noch in Luthers Bibel,
2 Sam. 5,24 vor: zaue dich! eile. Im Coluiſchen har man das
zaulich,
mehrerm Rechte von ziehen asleiten, als das vorige,
*Zaufen, verb. reg. welches im Hochdeutfchen vöfg fremd und
nur in einigen Dberdeutfihen Gegenden üblich iſt. Es wird auf
1, Als ein Aetivum, für zieben: Die
Pferde zurück saufen 2..Alsein Neutrum, Aus flüchte ſu⸗
hen, beſonders in der R. A, hinter ſich zaitken, tergiverlari,
Es iſt mie ziehen in dem Wurzellaute verwandt, und unterfcheidet
fich von deutſelden nue indem Ableitungslaute, der indem einen
b, in dem andern f.ift.. Unſer zupfen iſt davon das Iterativum.
Der Zaum, des — es, plur. die Zäugge, Diminut. dasßZaum⸗
eben, Dberd, Zaumlein. 1. Ein Band, Strid ; eine lãugſt vers
‚ altere Bedeutung, welche aber doch die urfprüngliche zu fepn ſchei⸗
. net, indem Zaummu in derfelben ſchon bey dem Kero vorkommt.
Man gebrauchtes noch in einigen wenigen Fällen figürlich gewiſſe
fleifekige, oder häutige Theile zu bezeichnen, welche zwey derſchle⸗
dene Theile des Lribes mit einander verbinden. So wird fo wehl
das Zungenband, welches die Zunge mit dem untern Gaumen
verbindet, als auch ein ähnliches Häutchen, welches die Vorhaut
mit der Eichel verbindet, das Zäumchen genannt. 2. In der
gewöhnlichften Bedeutung ift der Zaum die Verbindung von äns
dern oder Riemen, welche einem Pferde um den Kopf gelegt- wer«
den, es.vermitselft derfelben zu lenfen. Zaum bezeichnet hier das
Banze, welches: fi wieder in das Kopfgeſtell und den Zuget
theilet, Einem Pferdeden Zaum anlegen. Esim Zaume hal:
sen. Figürlich ift jemanden, oder feine Begierden, feine Zunge
im Zaumehaiten, fi möfigen, in den gehörigenÖchranfen halz -
ten. DieSurge hält die Letterbaften im Zaume. Mit ver:
bängtem Zaume (beffer, Zügel) reiten, im Galopp, Sprichw.
Er weiß, Do die Zäume hängen, er ift in der Sache bewandert.
Wegen einiger Ähntichkeitwird in manchen Gegenden aud das
Leit = oder Güngelband dev. Kinder der Zaum, oder CLeitzaum
genannt, 3.: Figürlich, ein Minel der Einfchränfung, Die Cex
fege find ein Jaum für die Lafterhaften,
Anm. Im Oberd, ſchon von den frübeften Zeiten an Zoum;
Zaum, im Rieberf: Toom, im Schwed. Törm, im Isländiſchen
Tab, im Engl. Team Die gemehnfie Meinung leiter re von
Ra N — Sau
Zahmen, verd
1660
iR, — denn * die A — der Säume war. Alein,
dieſes kaun wieder ein Abken ming Dan ziehen ſeyn, welches auch
aus dem Niederf. erhellet, wo Toom nigt allein der Zaum, fon»
dern auch der Fiichyua mit einem großen Netze, — —— die
Nachkommen, das Geſchlecht, die Jucht il.” Der Unterſchied⸗
zwiſchen Zaum und Zügel erpelet ſehr deutlich aus dem Shen
dauke, Kap. 35 J—
Do bebing-im an einem: paum, -
Sein oferdt mit dem Zügel am — —
. reg. act, den Saum anlegen, . Eigentlich,
Lin Pfevdzeumen. 2. Figürlich. (a) Inden — —
mandiegühbner, Rapaunen u. ſ. f. wenn man die elite zuſam⸗
men gebogene Keule durch den Durchſchnitt im Bauche, die andere
aber durch den über den Rücken hinunter — Kopf und
Schnabel ſtecket.
ne Begierde, ſeine Zunge zaumen. Ungezaumte Begierden.
Anm. Im Hicderk, tomen, welches aber auch Fräsıpen bedeus
tet ; uptomen, den Hut auffnänpen, daal: sömen, die —
niederlaſſen.
* —— des— es; plur. von mehrern Arten , Sieber,
dem Verfanfeeines Pferdes, das Geld, welches der Käufer .
—— für den Zaum bezahlet, welcher bey Dein: werte
ten Pferde bleibet.
gebändigt. Zaumlofe Begierden.
Zaumrẽecht, adj. et adv. nur ir einigen — Ein am⸗⸗
rechtes Pferd, welches bereits an den Zaum — * Er
2 zucerittenes,.
Der Zaun, dbes—es, plur. biegäune, Diminnt das —
Oberd. Zäunlein. 1 Eine jede Befriedigung, das, womit etwas '
umgeben wird ; welche Bedeutung ohne Zweifel die ättefleifl, dar
ber noch bey dem Noiker Steinzun eine Mauer. bedeute, In
demSatzwerke zu@alle iſt noch etwas von diefer Bedeutung übrig, "
indem die tehmerne Wand hinter der Feuermauer dafelbft der
Zaun genannt wird. In diefer weitern Bedeutung ift das Wort
veraltet; indem man es 2. nur noch in engerer gebraucht, eine.
ans Reichel geflochtene Befriedigung zu bezeichnen. Bin todter
che am häufigften ein Zaun ſchlechthin genann wird; im.
genfage eines lebendigen Zaunes, welcher doch unter dem Rabe
men einer hecke am befannteften iſt. Zinen Zaun machen. Mit
einem Zaune umgeben. Einen vorwand vom Zaune brechen,
im gemeinen Leben, den erſten den befien Vorwand zur Urſache
anführen. Er iſt nicht vom Zaune gebrochen, nicht hinter dem
Zaune aufgewachfen, auch nur im gemeinen Leben, er iſt nicht
von verächtlicher Herkunft.
Anm. Im Oberd, von den füßeften Zeiten an Tune, imfies
derf. Tun. Gemeiniglid leitet man es von dom Möfo + Gothis
ſchen Tains, eine Öerte, Angelf. Tan, und Holänd. Teene,
ber, Allein, da das Wert ehrdem unläugbar in weiterer Bedeur x
tnutg gebrancht wurde, und man felbft noch im Dberdeutfchen ein -
Plankenwerk, oder eine Befriedigung von Bohleh, einen Breters
zaunnennet, fo fheinet es wohl zu dem Angelf. tynan, einfajlies
gen, umfangen, zu gebören, welches wieder ein Verwandter von
unferm dehnen zu fenn ſcheinet, und wohin auch dasalte Dun, „
. Dupun, befonders an den eigenen Rahmen vieler alten Städte
gehören Fonn, einen eingeſchloſſenen OrtZu bezeichnen, ob man
es gleich gemeiniglich von Duh, ein Hügel, ableitet,.
zahm, zäbmen her: allein.aus der älteflen Bedeutung eines‘ Die Zaunblume, plur.dic—n, der Nabıne einer Hanse, wel⸗
Strickes, oder Bandes erhellet, dag es mitdem®rieh,IaniyE,.
and dem Lat. Thomix, Tomix, ein hänfenesSteid, verwandt.
*
ehe häufig an den Zäunen wächft, und wegen ihrer glocken förmigen
Blume auch Zaunglocke genanut wird Authericum A,
Zaunen
(5) In den gehörigen Schranken halten, Sie ö
*
*
Zu DEREN U EEE SEN ir ne
Ex
—
Zaun, eine ſolche Befriedigung von abgebauenen — J
rr & & J *
1661
Za unen, verb. reg. neutr. mit haben, einen Zann, oder Zãu⸗ > werden. Das Wort iſt ohne Zweifel Wendifchen, oder Selavoni⸗
‚ne verfertigen, In den Zuſa umenſetz ugen, abzäunen, bezäu⸗ fen Urſprunges. 5
“nen, umz aunen, u. ff. wird es auch als ein Activum gehraucht. Zauſen, verb. reg act. durch verworrene Ausraufung der eins
Das Zaungericht, des— es, plur. die—r, an einigen Orten, \ a Fäden rauch und ungeftalt machen. Es wird noch am hän«
8
> eine Art der niedern Gerichtbarkeit, welche ſich über einen bloßen ften von den Haaren gebraucht, Jemanden den Kopf saufen,
Hof in eines.andern Gebieth erſtreckt, ſo weit nähmlichdes Hofes ihm die Haare ducch Saufen verwirren. Sich raufen und zaus
IRRE TS BE 3. 2008
-
Zaun gebe. Ezwird daher auch das Pfahlgeriche genannt. fen, Daher vornehmlich zerzaufen, befonders von den Haaren,
‚Die Zaungette, plut..die—n, Gerten, oder Ruthen, welche , in Unorduung bringen, Go auch das Zaufen.
zum Aus flechten der Zäune gebraucht werden; Zaunruthen, Anm. Im Niederſ. tufoln, im Angelf. taelan, im Isläud.
Zaunſtecken. > ' taefa, im Engl. teaze,toaze, tole,towfe. Es fcheinet mit
Die Zaungilge, plar. dien, S. Zaunlilie. Siehen eines Stammes zu ſeyn, und fich von demſelben nurdur
. Die Zaunglode, plur. die —n, dev Rahme verfchiebener Pfian- den Ableitungsbuchfkaben zu unterfcheiden. Im Dithmarſ. iſt tö⸗
N gen, welche mit glodenförmigen Blumen’ an den Zäunen wild fen, fehleppen, und im Bremifchen teufen, verteufen, bin und,
wachſen. So wohl der Zaunblume, Anthericum L.alsau . . wieder fallen Laffen, im Hochd. verzetteln; woraus zugleich die
der Zauwinde, Weißglocke, oder Glockenblume, Convolru- Berwandtichaft mit dem Lat. ducere begreiflich wird.
luslepiunL. ; 5 .. Die Zechbrache, plur. die —n, im einigen Gegenden, Fels
Die Zauntitfihe, plur.die—n, ein Nahme der SeKenfirfhe, der, welche nach der Zeche, d.i. nach der Reihe, brach gelafe
(9. diefes Wort,) Lonicera Xylolteum L. fen werden.
Der Zaunkönig, des —es, plur, die —e, der Nahme eines DerZichbruder, des— 5, plur. die—brüder, Fãmin. die
Heinen Bogels, welcher zu den Grasmücken gehören, und-fihgern Zechfchwefter, plur. die—n, vondem Verbo zechen, eine Per⸗
amdenZäunenaufpält; Motacilla TrochlodyiesL, Er fon. , welche gern zechet, Fertigfeirim Zechen befiget, in der vers
wird auch Zaunfhliefer, Weffelesnig, Dornkonig, Schneekö⸗ traulichen Sprechart.
nig, Meiſenkoͤnig u. f.f, geuanut. Die Zeche, plur. die—n, ein Wort, welches vornehmlich in fol⸗
Die Zaunlilie, plur. die —n, der Rahme eines Gewächſes, enden nahe verivandten Bedeutungen gebraucht wird. x. Eine
mit lilienförmigen Blumen, weldhes anden Zäunen häufigiff;foe ° Zunft, Junung; eimenoch in vielen Dberdeutfchen Städten,
wohl einer Art der Zaunblume, Anthericum LilagoL. als 3: B. zu Straßburg übliche Bedeutung, wo daher Zechgenoſſen.
auh einer Art der Heckenkirſche, LoniceraPericlymenumL. Zunftgenoſſen, der Zechen ältefter, derdandiwerksältefter, uff.
Specklilie. Im Oberdeutſchen Zaungilge. ift.. Daher rühret es vermuthlich auch, daß die Handwerksge⸗
Der Zaunpfabl, des—rs, plur. die—pfähle, einin die Erde -felen den Tag, an welchem fieihre vierteljährigen Zufammene
geſchlagener Pfahl, um welchen die Zaungerten geflochten wer Tünfte halten, an manchen Drten den Zechtag nennen; ob er
den, da denn beyde den Zaun ausmachen. ; gleich auch von dem damit gemeiniglich verbundenen Zechen den
Die Zaunrebe, plur. die—n, des Rahme einee ranfenden Pflan⸗ Mahmerrhaben fann. 1. Im Bergbaue iſt es die Zunft, oder Se⸗
. 38, welche häufig an den Europäifhen Zäunen wächſet; Bryonia Aellfchaftder Gewerfen, und das ihr verlichene Feld, es ſey nun
L. Die zweyte Hälfte ihres Nahmens bezeichnet ihre zarten eine Fundgrube, oder ein Stollen; oder aud) eine oder mehrere
‚ Reben, oder Ranken, daher es vermuthlich ein Mißverſtand iſt, Maßen. Eine ſolche Zeche beſtehet aus 32 Theilen, oder
wenn fieim gemeinen Leben gemeiniglihZaunriibe genannt wird; 228 Ruren. Bon der Gewerffchaft wird vs indeffen, wie es
wenigftene ift mienicht befannt, daß ihre Wurzel Äpnlichfeitmie cheinet, am feltenflen gebraucht ; am bänfftn von dem ide. ver»
einer Rübe hätte, Sie wird indeffen auch Gichteübe, Stier Kiehenen Felde undden dazu gehörigen Grubengebäuden, Daber,
wurz genannt. ! seine Zeche bauen, darauf arbeiien Iaffen ; fie befahren, befich«
Das Zaunrecht, des—es, plur. die—e.\1. Das Aecht, ei⸗ tigen; beftätigen, dem Muther in Lehne geben ; Keliegen laf-
sen Plag zu umzäunen ; ohne Plural, 2. Das Recht, oderdie x ‚fen, nicht mehr auf felbiger bauen, u.f.f. 3. Die Reihe und .
Gerechtſame, welche ein Zaun bat, z. B. daß er von andern Sroͤnung, wie ein Gefgpäft die Glieder einer Gemeinde, oder
nicht befchädige werden darf, u.f.f. ... gefchloffenen Geſellſchaft trifft, obne Plural; eine noch in dies
Das Zaunreis,des — es, plur.car, der Mahme einer Pflane Ten Gegenden auf dem Sande, beſonders Oberſachſens, übliche
ae, welche Häufig an denZäunen wächfer, und weil ſich iht borftiger Bedeutung. Das Vieh um die Zeche, oder nach der Zeche
Same gern an die Kleider anfängt; auf) Richericp, Klebekraut hithen, nach der Reihe, (S. Zechhuth, Zechbragpe.) Die
2 genannt wird; Galium AparineL, ; Banuern nach der Zeche zur Frohne fordern, nach der Reihe. Bey
- Der Zaünriegel, des — s, plur.inuf, ein Nahmedesgart dem Bothſchaftgehen sur Frohne if die ordentliche Zeche su
viegels, Liguftrum vulgareL, 5 halten, die Reihe. Die Zeche it an das Dorf U- Tr. die
Die Zaunrutbe, plur,die—n, ©. Zaungerte. Keibetrifftdaffelbe.. Auf den Dörfeen in Meißen theilt man die
Der Zaunfchliefer, des—s, plur, ut nom, fing, der Oberdeut⸗ . Froßnfuhren, welche nach der Reihe gefchehen, in die große und
ſche Nahme des Zaunköniges, (S, diefes Wort.) DieYvsgelhas Kleine Zeche;iene betrifft die Pferdner und ganzen Bauern, ine
ben die Gebüfche verlaffen, nur der Fleine Zaunfchliefer Hüpfee gleichen die weiten Fubren, diefe die Häusler, Gärtner und Koth⸗
umber, Geßn, & faffen, ingleichendie nahen Fubren. Leſſing gebraucht einmabl
Die Zaunwide, plur. die —n,eine Art Wien, welche wild an davon das Wort umzechig: fie wiffen wohl, ihre ſerrſchaft
„. den Zäunen wäcfet, und ein gutes Zurter abgibt; Vicia le- _ über mich itumzechig, mehrere üben ihre Herrſchaft über mich
pium L. Mac der dteibe aus ; welches Wort wohl wenigen ſelbſt in Meißen
Die Zaunwinde, plur, die —n, ©. Zaunglode, verftändlich fepn wird, weilZeche in diefer Bedeutung dafelbft nur
‚Die Zaupel, plur, die—n, ein nur in einigen Gegenden Ober⸗ auf dem Lande üblich ift. 4. Eine Geſellſchaft zuſammen reich ·
fachfens übliches Wort, zweyſchür ige Schafe zu bezeichnen, wel- Lich teinfenderPerfonen, ein Gelag. Ju dieſer Bedeutung ſcheinet
che, weil fie gemeiniglich die Krätze haben, und daher immer ge⸗ Canitz daffelbe zu gebrauchen:
fch mieret werden müffen, auch colective Schmiervich genaunt Grant geheimes Blatt, das durch die Zechen Ok sehen
: 1: “
8 # e
u a re ROTE ER —
Indeſſen iſt es in dieſer Bedentuug im Hochdeutfchen fetener, ine \
dem es am häufigen figüclich fo wohl von den Koften einer
Vrinfgefelfchaftüberhaupt,als auch von eines jeden Antheil dazu ,
- befonders,gebraucht wird,in welchem Berftande es denn gewöhn⸗
lich nur im Siugular üblich it. Dev Wirth macht die Zeche,
wenn er die Rechnung für das macht, was feine äfte ben ibm ver:
zehret haben. Die Zeche bezahlen miifen, für andere bezahlen,
und figürlich, für andere bügen müffen. Seine Zeche bezahlen,
> feinen Antheil. Um die Zeche fpielen. Einem die Zeche ſchen⸗
ken, borgen, den Betrag deſſen, was er verzehret hat.
Arm. Da dieſes Wort, fo viel ich weiß; weder in den ältern
Schriften, noch im Niederdeutſchen, und in andern verwandten |
Sprachen vorkommt, fo iſt de ſen Abftanınung ſchwer mit Gewiß ⸗
heit zu beſtimmen. Im Böhmiſchen Bergbaue ift zwarGech nd
Cecha, in der zwenten Bedeutung üblich; allein, es iſt hier, fo wie
andere Bırgwerfswörter, unftreitig aus dem Deutfchen aufge
nommen. In der legten Bedeutung Fönnteman esvon dem fols -
genden Verbo zechen ableiten ; allein, mir ſcheint doch die allge⸗
mieinere Bedeutung einer Geſellſchaft die herrfhende,und die Bir»
wandtfchaft mit zechen zu entfernt zu ſeyn. Friſch glaubte, es
ſtamme von eben ber, weil vielleicht die älteſten Gewerffchaften
aus zehn Perfonen beftanden hätten. Mit mehr Wahrſcheinlich⸗
keit könnte man es als ein Jutenſt dum von ziehen auſehen, obgleich
die Verbindung zwiſchen dem Ziehen und einer geſchloſſenen Ges
ſellſchaft freylich noch dunfel iſt.
Zechen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das
. Hülfswort haben bekommt. iReichlich trinken; in der vertrau⸗
lichen Sprechart. Wacker sehen. Sie haben Sieganze Fracht
mit einander gezecht. : i 2
Ihr Sveunde zecht, wieunfee Dürer zechten, Haged.
-2, Bey einem Wirthe für fein Geld’ effen und trinken; eiwe im:
Hochdeutſchen feltene Bedeutung, in: welcher es nur allein as,
ein Neutrum gebraucht wird. Sir fein Geld zechen. Bey eiz
nemzechen. Dober bag Zecden.
Anm. Auch diefes Wort ift im Hoch» und Oberdeutſchen fo
einzeln undeinfam, alzdas vorige; außer daß auch im Böhm,
cechuje, ich zeche iſt, von welchem denn doch noch die Frage ift,
ob es nicht aus dem Deutfchen entlehnet worden. Es iſt aller
Wahrfheinlichkeit nach cin Intenſivum von ziehen, zumahl, da
ſchon diefes von dem reihlichen Trinken gebraucht wird.
Das Zecheneifen,des —s, plur. ut nom. fing. aufden Eiſen⸗
* bämmern, sin Hammer mit dem Zeichen des Hammerperren, dag
Stabeifen damit zu zeichnen. _ ’
Das Zehenhäus, des —es, plur. die —häufer, im Bergbaue,
" ein. Haus, wo
zu verrichten, die Erze darin zu pochen u. ſaf. Es wird auch das
Suttenhaus genannt. —
Das Zechenhälz,des—es, plur. car. eben daſelbſt, ein Collecti⸗
vum, das zu den Grubengebãuden einer Zeche nöthige Holz zu be⸗
zeichnen.
Der Zechenm eiſter, des —s, plur. ut nom, fing. ein Vorge⸗
fester der Bergleute einer Zeche, welcher die Rechnungen über
Einnahme und Ausgabe führer.
Der Zehenräsch, des —es, plur. car. ia einigen Öegenden ein
Nabme des Schwefrlfisfes 5 vermuthlich, weil er fich Bey dem
' Höfen großen Theils in Hauch auflöfer. 3
Das Zechenreg iſter, &e8—s, plur. ut mom. fing ‚eben das
ſelbſt, das Verzeichniß, weiches der Steiger über die täglichen Ara
beiten und Borfallenpeiten hey einer Zeche hält.
Der Zecher, des —s, plur ut nom. fing. Fämin, die Zeche:
zinn, eine Perfon, welche zecht, Fertigkeit, reichlich zu trinken,
beſitzt. —
rin ſich die Bergleute verſammeln, ihr Gebeth darin
* * ———— * a ER Tas
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War Calchas nicht ein hocherfahrner Zehen, = >
Und, bald berauſcht, ein zeld im Prophezeyn? Haged.
Die Zechführe, plur, die —n, von Zeche, Reihe, in einigen Ge⸗
genden, Frodnfuhren, welche nach der Reihe gefeheben. e
Der Zechgenoͤß, des en, plur. die —en, it einigen Gegenden,
ein Genoß, ein Mitglied einer Zecpe, d.i, einer Zunft oder Ge⸗
s meine. 7 { E —— ji
Die Zechhüth, plur.inuf, auch ur in einigen Örgenden, die je⸗
nige Art der Huch, oder Hüthung des Viehes, da fein eigener Hir⸗
te gebaften, fondern das Vieh von den Einwohnern ſelbſt aach der
Reihe gebüshet wird, 17, —
Die Zechine, plur. die —n, der Rahme einer Venetianiſchen
Goldmnze, welche 22 Venetianiſche Lire, oder 25 Rihlr. Conben⸗
tions⸗Geld hält. Das Wort iſt aus dem Jtal, Zecchino, wel
ches wieder von Zeoca, die Münze, das Münzbaus, abſtammet.
Der Zeihftein, des —es, plur. von mehrern Arten, die —e,
ein Rahme, welchen die Bergleute an verſchiedenen Orten meh⸗
tern Öteinarten geben, ve rmuthlich, fo wie feibige auf einer Zeche
büufig Drehen; fo wohl dem gemeinen Kalkfteine, welcher ın den
Hodenfteisifhen Flöggebirgen diefen Nahmen führer; als auch
"au andern Drien dem weißen Spathe; als endlich aud der ſo
„genannten Adlöſung in den Zwittgegebivgen. . een
Der Zechtag, des—es, plur.die—s 1. Bon Zeche, Zunft,
bey den Handwerkern einiger Gegenden, derjenige Tag, an wel ⸗
chen die Öefellen ihrv vierteljährige Verfammlung halten. 2.Bon
- dem Verbo zerhen, ein zum reichlichen Trinken beftimmter Tag,
Die Zee, oder Zäcke, plur. die—n, im gemeinen Leben, der.
. Radmeeinesinfectes, weldyes ſich in den Gefträuchen der Wälder
aufhält, und ſich gern an Menfchen undThiece hänget,da es denn
mit dem Kopfe in die Haut eindringer, und ſich voll’ Blutfanget;.
der Zolzbodt, die Schaflaus, Sundelaus, Kuhlaus. Im Nie⸗
derj. Tefe, im Engl, Tick, Tike, im Sranz.Tic, Tique, im _
Siıived. Tik, im Ital. Zecca. Es ift ohne Zweifel ein Jureu-
fivum von ziehen, weil dieſes Inſect das Blut an ſich zieber, Si. Br
ſauget. Don eben derfelden Formift das in manchen Provinzen’ ,
„7 übliche Verbum zecken, welches fo viel als necken bedeuten 7
‚ Die Zebe, (mit yem bobene,) plur.die —n, 1. Ein fpigiges, ges
fpaltenes Stück; eine Bedeutung, weiche im Hochdeutſchen 55
und Hur noch in einigen Oberdentſchen Gegenden bekannt ift, wo
eine Ingwersehe, vine Knoblauchszehe, ein Pleines gefpaltenes 1
Süd it. 2,@in gefvalsener biegfamer Theil des äußerſten Bͤr -
derfußes an Menſchen und Thieren, das, was die Singer an den
Händen find, Zehen haben. Die große Zehe, dieFleine Zehe.
Aufden Zehen geben. - Sich aufden Zehen herbey ſchleichen.
Die Biegfamkeitnn terſcheidet die Zehen von den Klauen undzu⸗
fen. Indeſſen nennt man auch den vordern Theil der Wand des a
Hferdebnfes figürlich die Zehe ; —
Arm. Im Oberdentſchen, von den früheſten Zeiten an, Zehe,
im Siederf, Taanı, im Angelf. Ta, im Engl. Toe, im Shwed..
Ta. Esiftmit Zahn, Zade u. f.f. Eines Geſchlechtes, indenn
die Hervorragung, ſpitz ige, gefpalene Beſchaffenheit ohne Zien _
fel der Grund der Benennung iſt. —— —
Zehen, zuſammen gezogen, zehn, (mit dem fiefene,) eine runde
zahl, welchefich zwiſchen neun und elf in dee Mitte befinder, und
"jeberzeitunderändert bleibt. Zehen Tage, vor zehn Wochen, r
sehn Zauſer m. ff. Selbſt wenn es ohne Subftantiv ſtehet, R
bleibt es am beflen unverändert, obgleich einige andere Grundzah ⸗
len hier die Biegung verſtatten. Einer von zehen, beffer, ale "
"von zehnen. Das Geld diefer zehen, oder zehn deffer als die ſe
zehne. Kin gerr von sehen Sclaven, beffer, als zehner Scla⸗
den zerr So auch in Zufammenfrgungen, vierzehen, funfze⸗
ben, ſechzehen u. ſe f. zebentaufend,
z
Anm.
” —
ie ’ —— *
1665 Zeh
Arm. Im Oberdeutſchen von den früheſten Zeiten an, zehan,
zin,cin, bey dem Ulphilas taihun, im Niederf, tain, im Fat.
decem, im Griech, miteiner andern Ableitungsfplbe, deuag, im
sländ, wieder mit einer andern, iju, in andern Sprathen ohne
Ableitungsflbe,wie im Wallif. deg, im Bretagnifchen deo, im
Zeländ. deag. Die Spibe en ift die Ableitungefplbe, entweder
den Plural zu bezeichnen, oder, welches wahrſcheinlicher ift, ein
Pa *
Umſtandswort, dergleichen die Zablwörter find, auzudeuten, wie‘
in fieben, unten, ‚oben, außen: Es kommit bier alfoaur auf
die Wurzelſylbe zeh, oder miteinem ſtärkern Hauptlaute, zech,
tech u. f. f. an, welche ſich aber nur muthmaßlich beſtimmen läßt,
weil die Rahmen aller Grundzahlen ein ſehr hohes Alter haben,
and die Grundzahlen ſelbſt ſehr abſtracte Begriffe bezeichnen,
Gemeiniglich leitet man es von dem vorigen Zehe ab, deil der
Menfch an beyden Füßen zehen Zeben bat. Allein es ift wahr,
f&einlicher, daß die Wurzelſylbe zeh mit zigin zwanzig, dreypig
vierzigu.f.f. eine und eben diefelbe ift, und daß beyde von ziehen,
Niederſ. teihen, sehen, herſtammen, weil man bey der älteſten
einfachſten Art zu zählen und zu rechnen, zehen Einheiten zus
fammen legte, und dann eine ſolche Sammlung zurück auf einen
Haufen zog. (S. auch —Zig.) Übrigens läßt fih dieſes Zahl⸗
wort, fo wie alle Grundzahlen, mit vielen Adjectiven zufammen
feßen, ſelbſt mit folchen, welthe außer der Zufammenfegung nicht
als Adjeetive üblich find, zehntägig, zehnjahrig , zehnfüßig,
‚zehnföpfig, zehnmablig u. ſ. f.
Die Zehen, plur. die — em fo wohl die Figur, welche die Zahl
zehen bezeichnet. Bine Römische Zehn. Alsauch ein Blart in
der Karte, welches mit zeben Augen bezeichnetift, Die Pique
Sehn.
Das Zehend, des — es, plur. die —e, nicht —em,) ein Col
lectivum, eine Zahl von zehen Einheiten su bezeichnen,
} Den allen, die ung beffern Fönnen,
Mehr ZehendenitZehende) an Jahren gönnen,
Das will die Pflicht, Hager. - \
Das zweyte Jahrzehend diefes Seculi. Das Wort wird felten
gebraucht, wird aber gemeiniglich mit dem folgenden, der Zehente,
verwechfelt, ungeachtet fie fo wohl in derForm, als deu Geſchlech⸗
te und der Bedeutung, febe verfchieden find. Von diefer Verwech⸗
fefung ſtammt denn vermuthlich der Plural, die Zehenden, für
Zehende, ber ; ungeachtet nur diefer der analogiſch richtige iſt. S.
auch Decher, welches in manchen Fällen für Zehend üblich ift,
Der Zehener, Zehner, des —s, plur. ut nom. ling. ı. Eine
Zahl, welche fo viel Mahl zehen Einheiten bezeichnet, als ihre
Figur andeutet, folglich eine. jede Zabl, welche in zuſammen ge⸗
festen Zahlen die zwente Stelle von der rechten Hand zur linken
bedentet; im Gegenfage der Einer, Zundertek u.f.f. (S. auch
Einer.) 2. Eine Zahl von zehn Einheiten alsein Ganzes betrach⸗
ter. Sofind die Zehnerin einigen Gegenden ein Gerichts - Eolz
legium von gehen Verfonen, welches auh das Zehnergericht ges
nanntıwird, Auch der Kaifergrofchen wird, fo ferner geben Pfens
nige gilt, an einigen Orten ein Zehner genannt. 3. Ein Judi⸗
viduum aus einem ſolchen Eollegiv von zehen Perſonen; auch nur
an einigen Deren, { S
Zehenerley, Zehnerley, adj. indecl. et adv. von gehen ver«
- Schiedenen Arten und Befhaffenheiten. Zehnerley Dinge unter
einander mischen. Zebner iſt in diefer Zuſammenſetzung der ehe⸗
‚dem üblihe Genitiv vonzehen, z. B.zchner Rinder Vater, wo⸗
für man jest fagt, der Vater von zehn Rindern.
Zehbenfach, Zehnfach, adj. et adv. zehen Mabl genommen.
Sinen Zeug zehnfach legen. Einem etwas zehnfach erſetzen.
Zehenjahrig/ Zehnjehrig, adj.etadv. zehen Jahre att, Ein
zehnjähriges Kind. S. Jährig.
Adel. W.B. 4. Th. 2. Zul.
35 1666
Zehenmahl, Zehnmahl, adv. zu zehn verfohiedenen Mablen ;
richtiger, zehen Mahl, weil bier fein Grund der Zufaimmenzies
bung iſt. Ich babe es dir ſchon zehn Mahl gefagt. Zehn:
mahl zehn ift hundert. &
Zebenmablig, Zehnmahlig, adj. was zu gehen Mahlen ges
ſchiebet. Ein zahnmahliges verboth.
Der Zehenſtrahl, des — es, plur. die—e, in der Naturgeſchich⸗
te, eine Art aufgeritzter Seeſterne mit zehen Strahlen, Decactis,
Der Zehentacker, des — s, plur. die — acker, ein Ader, von
welchem der Zehente gegeben wird,
Das Zehentamt,des— es, plur. die —ämter, ein Amt, oder
CEollegium ſolcher Perſonen, welche den Zebhenten
h für den Ze⸗
bentberren einnehmen. - ;
Zehentbar, adj.etadv, 1. Wovon der Zehent gegeben wird,
Zehentbare Acker. Zehentbares vieh. 2. Zum Zehenten vege
pflichtet, wie zehentpflichtig. Zehentbare Bauern. So auch
die Zehentbarkeit.
Der, die, das Zehente, Zehnte, adj. welches die Ordnungs⸗
zahl von zehen iſt. Der zehnte Tag im Jahr. Den zehnten
dieſes Monaths. Zum zehnten Mahle wieder kommen.
Der Zehente, Zebnte, des Sn, plur. die — n das vorige
Adjectiv alsein Subftantiv gebraucht, denzehnten Theil zu be⸗
zeichnen. Es iftbefonders von folden Abgaben üblich/ welche von
Feld = und Gartenfrächten, dem zabmen Viche, der Wolle n. f. f.
in Natura gegeben werden, da denn diefe Abgabe von Alters her
und noch jege am hänſigſten in dem zehenten Individud beſtehet.
Der Sriuihrzehnte, der von Früchten gegeben wird; fo auch Obſt⸗
zehnte, Weinzehnee, Rauchzehnte, Sackzehnte, viehzehnte,
Schmalzzehnte, Wollzehnte, u. ſef. Den Zehnten geben, eins
fordern. Den Zehenten von etwas geben. An manchen Orten
wird ſtatt des zehnten Sheils ſchon der deitte, vierte u.f.f. und-
an manchen nur der zwangigike, dreyßigſte u. ff. gegeben, und
doch behält diefe Abgabe in ſolchen Fällen. oft den Rahmen des
Zehnten. ’ ;
Anm. Schonim,Rero Zehanto, im Niederſ. Tegen, Tegede.
In einigen Gegenden ift dafür das Lateinifche Wort, dev Decem,
und verdirbt, Deg, Däg, üblich, Da diefes Wort die vorige
Dodnungszapl if, nur daß fiebier ellipriſch und ſubſtantive ges
braucht wird, fo erhellet daraus, wie unrichtig es ift, wenn man
dasſelbe Zehend oder Zehent fehreibt, und es mit dem obigen,
ganz verjchirdenem Worte, dag Zchens, verwechſelt.
Das Zehentel, Zehntel, des —, plur, ut nom, fing. cin
Theil eines im zehen Theile getheilten Ganzen. Sieben Ze:
bentel.
Zehenten, verb. rez,act. 1. Den Sebenten auflegen, nehmen,
eintseiben. Ein Geiſtlicher zehentee den andern nicht. 2. Den
‚Sebenten geben, doch nur in dent abgeleiteten verzehenten.
Der Zehenter, des —s, plur.ut nom, fing. ı. Ein Beamter,
weicher den Schenten im Naben des Zehentherren einnimmt,
«oder eintreidet, der Zehentmahler, Zebentfammler. In mans
chen Gegenden , obgleich nnrichtig, Jehentner, Zehendner, ine
dem Zehenter vom zehenten gebildet ift, wie Geber von geben, i
Flchmer vonnehmen, und taufend andere mehr, 2. An einigen
Drten, Unterthanen, welchzverpflichtet find, dem Gutsheren um
diezebente Garbe das Getreide zu ſchneiden, zu drefchen u. f.f.
weichen Rahmen fie auch beybehalten, wenn es gleich nur um den
zwölften Schäffel geſchiehet. Au manchen Orten gleichfalls Zer
bentner, ©. Zebentfröhner.
DieZebeniflur, plur. die — en, eine Flur, welche den Sehen:
tenzu geben verbunden iſt.
Der Zehentfrohner, des— s, plur. utnom. ing, wie Zchen-
ser 2, d.i, Unterthanen, welche dem Gutsherren für den Genuß
Nunnn des
1667 —
des zehenten Theiles zu feäßnen — ft, Mäffen fie da⸗
für deefchen, ſo heißen fie Zebentdrefcher, und wenn fie ihm da⸗
—— das Setreide hauen, oder ſchneiden müſſen, Zehentſchnitter.
Die Zehentgarbe plur. die n, die zehente Garbe⸗ welche der
Zehentherr als feinen Sehenten befommt.
Das Zehentgeld, des — es, plat.. von mehrern Summen, die
— er, dasjenige Geld, welches auſtatt des Zehenten ‚gegeben
wird; an einigen Orten, der Zehentfcheg.
Das Zehentgericht, Zehntgericht, des —es, plur. die — e,
an einigen Orten, ein Gericht, welches die über die Sehenten ent«
fiehenden Streitigfeiten ſchlichtet; und welches weder mit Send:
gericht, von Synodus, noch mit Zentgericht, von Centena,
verwechjelt werden muß.
Die Sebentgränze ‚plur. die — die Gränge einer Sehentflar,
die Gränze, wo die Befuguiß eines Sehentherren aufhöret,
Der Zehentherr, des— en, plur. die — en, derjenige, welcher
die Befngniß hat, den Zehenten in einem gewviffen Bezirke einzu:
fordern.
Der Zebenthof, des — es, plur. die — höfe aneinigen Drten,
derjenige Hof, wo der Zehente zufammen geführet, oder verwah⸗
vet wird.
Der Zehentholde, des — n, plur. die — n, nur an einigen
Orten, befonders in Dberdeutfhland,, geßeutpflichtige Unter:
tbanen, Si Holde.
Das Zehentkorn, des — es, plur. inuf, Korn, di. . Betreide,
welches aus dem, Zehenten kommt. So auch Zehenehrfer, Ze—
hentgerſte, Zehenrocken weh
Der Zebentmabler, des — 8, plur. ut nom. fing, an einigen
Drten , wie Zehentſammler, ©. 1. Mahlen.
Der Zebentmann, drs— es, plur. die — männer, derjenige,
welcher den Zehenten zu geben verpflichtet if; im — *— des
Zehentherren.
Der Zehentner, S. Zehenter.
Zehentpflichtig, adj. et adv. verpflichtet, oder — den
Zehenten zu geben; zehentverwandt. So auch die Zehentpflich⸗
« tigfeit.
Die Zehentordnung, pur. die — en, eine obrigkeitlich e Verord⸗
nung in Anfehung des Zehenten.
Das Zehentrecht, des —es, plur. die — e.
Befugniß, den Zehenten zu heben; ohne Plural. - 2, Der Fubes
‚griff der Gefete in Anfehung des Schenten, entweder im Singu-
tar allein, oder im Plural allein. 3. Ein Recht, oder Befugniß,
welches dem Zehenten ankiebt, 5.3. daß er nicht mit Arreſt ber
legt werden kann; mit dem Plural,
Lie Zöhenteuthe, plur. die — m eine Ruthe von einer beſtimm⸗
ten Länge, mit welcher man.in ſolchen Gegenden, wo der Zebent
nicht in Garben, fondern nad dem Maße des Feldes, gegeben
wird, (S. Stabzebent,) das Feld abzumeſſen pflegt.
Der Aehentfanımler, des— 8, plur. ut nom. fing. eine ver-
pfichtete Perfon, welche den Sehenten für den Zehenthetren eins
ſammelt. ©. Zehenter und Zehentmahler.
Der Zehentfchan, des — es, plur,car. ©, Zebentgels.
Der Zehentſchnitter des — 8, plur. ut nom. fing. (©. Ze⸗
bentfröbner.) Diefe Arc der Frohne, des Gerichtsherren Getrei-
= de um den Zebertten zu fchneiden, wird in Meiffen die ‚Benfeu>
oder Sichelfrohne genannt.
Die Zehentſ⸗ cheuer, plur. die — m die Scheuer des Zehenther⸗
ten, worein der Zehente von den Getreide gebracht wied,
Der Zeyentfchreiber, des—s, plur. utaom. fing. ein Serie
ber, oder Actuarius in einem Zehentamte.
1. Das Hecht, die -
#3 % 1668
Der Zeentfteii, des 6, plaur. — & — fo fern fe.
die Granze der Befugniß eines — anzeigen, die Ze⸗
bentgränge ‚machen.
Der Zehentſtrich des — es, plur. inuf an einigen Orten, die:
jenige Art des Zehenten, da auftatt der Garben ein befiinmtes
‚Maß Getreide gegchen wird — auch der —— ge⸗
nannt wird.
"Zehentverwandt, adj. et adv. an einigen Ducen, wie zebent⸗
pflichtig, Zehentverwandte Bauern.
Der Zehentzug, des — es, plur. die — züge, der Zug, — i.
die Hebung, oder Einfammlung des Zehenten.
Der Zchenzopf, Zebnzopf, des — es, plur. die — in
der Naturgefchichte, eine Act vielſtrahliger Seterör, Deca- '
Enifuos.
Zebig, adj. etadv. von Zebe, Beben babend, mit Sehen —
nur in einigen Zuſammenſetzungen, wie einzebig, * 2
dreyzebigu.f-f.
Zebren, verb. reg.neutr. mit dem Hülfsmortfe. Haben; ı Er
fen ;. eine längft veraltete Bedeutung, in welcher in einigen Ober⸗
deutfhen Gegenden noch das Abendzehren, Mittagszehren ı.[f.
für Abendeffen, und Mittagsmahlzeit üblich iff, 2. In weiterer
Bedeutung, Speife und Trank zur Unterhaltung des Lebens zu
fid nehmen ; nur in folchen Fällen, wo die Art und Weife, und
befonders die dazu nöthigen Mittel, bezeichnet werden. Don fee
nen Renten, von dem Seinigen 3ebren. Don der Schnur zehe
ten, im gemeinen Leben, von feinem Capitale, fo dag bazfelde
duch die Bedürfniffe vermindert wird; wo die Figur freylich dune -
kel ift, (S. Schnur.) Auch in diefer Bedeutung wirdes, die letz⸗
te R. A. ausgenommen, im Hochdeutfchen inımer feltener ‚indem
man dafür lieber das allgemeinere leben gebraucht. - 3. An enger
ver Bedeutung, bey einem Wirthe für Geld effen und teinfen.
Beyeinem Wirthe zebren. Für fein Geld, ‚auf andrer: Leute
Roten zehren. 4. Figürlich. (a) Der Wein, drr Thee, das
Woaſſer zebret, macht den Menſchen mager ; ingleichen, erweckt
Apperit zum Eſſen. Dev Wein zehret, aber das Bier nahret.
45. auch Abzehren, Auszehren) (b) Vermindert werden, ſich
verzehren, beſonders von flüſſigen Dingen, wenn fie durch Aus—
dünftnng, oder vielleicht auch durch den Bodenſatz abuehmen.
Der Wein zehret im Faſſe, daher muß er von Zeit zu Seit
nachgefüllet werden.
Orte.
Anm. Im Oberd. bey dem Setfern, ff. zeran, im Ficderf,
tereh. Bey dem Ulphilas iſt — und im Wendiſchen zeru
verſchlingen, im Angelſ. taeran und im Engl. t6 tear, zerren,
zerreiſſen, in Schwed. täAra, fo wohl darchbohren, als verzehren,
und nahren wozu auh das Griech. regsw,durchbohren, das Lat.
terere, nnd das Deutſche durch gehören. Der Sauptbegriff iſt
ohne Zweifel das Zerreihen und Zerreiſſen mit den Zähnen, fo
». daß unfer zevven das Intenfivnm davon ift.
Der Zehrer, des — 8, plur, ut nom, fing.derienige, welcher ,
zehret, oder verzehret; ein ungewöhnliches nur in der ſprich⸗
wörtlichen R. U, üblicjes ort: ein Sparer will einen Zehrer
baben/ oder, nad) dem Spare Fommt ein Zebren, d. i. ein
Berichwender, 4
Zehrfrey, adv. Femanden —— balten, die Unterhaltungefos
fen in einem Gaſthofe für ihn bezahlen, ihn frey halten. .
Die Zehrfreyheit, plur. car. das Recht, fi in einem Gaſthofe,
oder an einem freinden Orte frey unterhalten zu laſſen, auf ander
‚zer Koſten zu leben.
*
Der Zehrgarten, des —s, plur. die —gärten, an den Höfen,
ſelbſt in Dberfachfen;das Gewolbe oder Magazin von den noch
R ö wen»
Daher das Zehren, und die GZebrung 8. cebere⸗ an feinem
*
1669. Zeh
wendigen Lebensmitteln, fo wohl an Gemüfe, als Fleiſch und Fir
bier nd fo viel alg effen, fpeifen, Garten aber einen eingeſchloſ⸗
‚fenen, verſchloſſenen Ort bedeutet. Das Wort wird oft, aber ir⸗
via, Ziergarsen gefchrieben und gefprochen,
Der Zehrgärtner, des—s, plur. ut mom. fing, eben daſelbſt,
- ein Hofbedienter, welcher die Aufficht über den Zehrgarten hat.
Das Zehrgeld, des ⸗es, plur. doch nur von mehrernSunmen,
die — er, das zu feinem Unterbalte notpwendige Geld, befonders
auf der Reife und an einem fremden Orte; der Zehrpfennig, im
Dberd. die Wegesehrung. Einem Kann ein Zehrgeld geben,
ein Himofen zum Unterhälte, S. auch Zebrpfennig.
Das Zehrkraut, des — es, plur, inuf. ein Nahme der Beto⸗
nie, welches ſ.
Der Zehrling, des— es, plur. die — e, in einigen Gegenden
ein Rabme des Bergfinfen, ©, diefes Wort,
Der Behrpfennig, des —es,plur. inul. 3, Eine feine Geld:
funyze zum Unterbalte auf der Heife, oder an einem fremden Drs
te; beſonders fo fern diefelde als ein Almofen gegeben wird ; wie
Zehrgeld. Jemanden um einen Zebepfennig anfprerhen... 2
Das zu feinen täglichen Bedürfniffen, befouders zu demlinterhalte
erforderliche Geld. So fast man 5.2. ein guier Wirth müffe
aufeinen drepfachen Pfenuig bedacht feyn, auf einen Zehrpfen⸗
vig, Ehrenpfennig und Nothpfennig.
Die Zehrung, plur. car. 1. Das Schrein, d.1. Efjen und Seins
fen, an einem fremden Orte. . Sreye Zehrung haben, 2. Der
Aufwand für Effenund Trinfen an einem fremden Orte, oder in
einem Gaſthofe; eine größten Sheilg veraltcte Bedeutung. Geis
ne Zehrung bezahlen, was man verzehret hat.) 3. Das dazu noths
wendige Geld, wie Zehrgeld und Zehrpfennig. Jemanden um
eine Zehrung anfprechen, ihm eine Zehrung geben.
Der Zebrwurm, Ses — es, plur. die — würmer, ein Nabme
der Miteſſer, S. dieſes Work.
Die Zebrwurzel, plur. car, ı. Ein Nahme der Sieberwurzel,
Arum maculatum Lian. weil fie wegen ihrec Schärfe zehret,
und daher in Magenfranfheiten gebraucht wird. 2. Bey einigen
auch daeDracontium Linn. auseben derfelben Urfache,
Der Zehrzoll, des — es, plur. car. bey den Waffermüplen, ein
Zoll am Mage, welchen man zwifhen dem Sicherpfahle undFach-
baume zugibt, weildem Fachbaume mit der Zeit etwas im Wafler
" abgehet,
Das Zeichen, des — s, plur. ut nom. ling. 1. Die Figur,
die Ausbildung einer Sache, das Bild derfelben; eine veraltete,
und nur noch ineinigen wenigen Fällen übliche Bedeutung. Das
Zeichen des Kreuzes, die Figur deffelden, auch wenn fie. mit dem
Finger in der Luft gemacht wird, Die zwölf himmlischen Zeiz
chen, die swölf Zeichen des Thierkreiſes, die zwölf Sterndilder,
welche ſchon im Dtifried thie zwelfzeichan heißen. Das
Zeichen des Krebſes, derSifhe u. f.f. In einem glücklichen
Beichen geboren ſeyn. Es kann ſeyn, daß mir diefer Benennung,
zügleich auf die Vorbedeutung künftiger Schickſale gefeben worden,
indeffen ift doch die Bedeutung eines Bildes auch aus dem folgen»
term Verſtande, etwas finnliches überhaupt, fo fern es beſtimmt
ift, eine Vorſtellung zu erwecken. Sowohl eine Vorſtellung über»
haupt; fo find dir gefchriebenen Worte Zeichen unferer Gedans
fen. Als auch von der Anwefenheiteinee Sache; ein Merfinabl.
Das ifi ein Zeichen einey guten Geſundheit. Rein Zeichen: des
Kebens von fih geben. Kin Zeichen feiner Tapferkett ſehen
leffen, beſſer, Nerkmahl, Probe. Die Zeichen des jüngiten
Tages. Ingleichen eine Vor ſtellung von feinen Willen zu eriwe,
gen, etwas ſichtbares, welches zur Borfgriftderpandlung dienst,
J
fen; ein bepden Theilen nach febr altes Wort, indem zehven
ten Verbo zeichnen unläugbar. 2. Etwas ſich tbares, und in wei⸗
— Z 1676
f >
Kinem ein Zeichen mit der gans geben. in Zeichen mir der
Trompete, der Trommel geben. Als endlich auch, ein Ding
daran wieder zu erfennen ; ein Kennzeichen. Lin Zeichen an
etwas machen ; ein Zeichen einbrennen, An dem Zeichen er⸗
Penner man es. Der Färber gibt bleyerne Zeichen aus, die
Per ſonen, welche ihm etwas zu färben. gebracht haben, daran wie⸗
der zu erkennen. Viele Handwerfer machen Zeichen an ihren Ar«
beiten, um fie daran wieder zu erfennen, u.f.f. So andy die
Zeichen in einem Buche, . 3, In einigen engern Bedeutungen,
(9) Ein Derfmapl einer Fünftigen Sache. Das. halte ich fur
ein bofes, für ein gutes Zeichen. Kin Luftzeichen, Simmels=
zeichen u, 1, f. fo fern man ehedem alfe feltene Erſcheinungen an
der Atmofphäre, oder an dem Himmel fir Vorbedeutungen hielt,
(6) Eine Veränderung, fo fern fie eine unmittelbare Wirfung
Gottes, ein. Merkmahl feiner unmittelbaren Gegenwart ift, ein
"Wunder ; eine veraltete, nur noch in der Deutfhen Bibel und.
den biblifchen Style übliche Bedeutung, in welcher eg oft mit
Wunder verbunden wird, Zeichen und Wunder thun; oft aber
auch allein fichet: Gott thue ein Zeichen an miv.
Anm. Bon des Kero Zeiten an im Oberdeutfchen zeichan, im
Nieder. Teken, bey den Ulphilas Taikus, im Augelf. Tacu, /
im Schwed. Toku, im Engl. Token, im £at. Signum, im
Griech. renıangıov. % iſt mitzeigen und 'zeiben genau verwandt,
©. diefe Wörter.
Das Zeichenbuch, des — es, plur. die —bücher, von dem Bere
bo zeichnen, ein Buch, worein man zeichnet, Jugleichen ein
Bud) mit vorgezeichneten Figuren, zeichnen darnach zu lernen.
Ser Zeichendeuter, des— 8, plur. utnom. fing. Fämin, die
Zeichendeuterinn, eine Perfon, welche aus getoiffen Erfcheinuns
gen zufällige fünftige Begebenheiten vorher fagen will; befonders,
wenn foldes aus den Geflienen geſchiehet, in welchem Falle der
Zeichendeuter und Aſtrologe gleich bedeutend find.
Die Zeichendeuterey, plur. die—en, die Borherfagung Fünftir
ger Dinge aus gegenwärtigen Eripeinanate; ; im verädhtlichen
Berftande,
er Zeichenhbammer, des —s/ plur. die bämmer, bey ver⸗
fHiedenen Metal, Arbeitern, ein Hammer nit dem Zeichen des
Meiſters auf der Bahn, die Arbeit damit zu zeichnen; bey *
dern der Zeichenitäampel,
Die Zeichenkunft, plur. inuf. von dem Verbo zeichnen, ie
Kunſt oder Fertigkeit, zugeichnen , Seichnungen zu machen; die
Zeihnungsfunft.
Die Zeichenlehre, plur. inuſ. ı. Im weiteften Verſtande, die
Lehre oder Wiffenfchaft, ſchickliche Zeichen gewiffer Borftellungen
zu erfinden;arscharacteriflica, 2, In engerer Bedeutung, in
der Medicin, die Wiſſenſchaft, den Zuſtaud einer Krankheit aus
den Zeichen gehörig zu beurtheilen; die Semiotik.
Die Zeichenleifte, plur.die —n, bey den Ölafern, ein Lineol,
das Maß zu den Fenflerflügeln damit zu nehmen.
Der Zeichenmeifter, des—s, plur.ut'nom.fing, von dem
Verbo zeichnen, derjenige, melcher Unterricht im Zeichnen, in
der Kunſt, Zeichnungen zu verfersigen, ‚gibt.
Der Zeichenftämpel, des— s, plur. ut nom, fing.: S. Zei:
&enhammer.
Zeichnen, verb. reg.act.et neutr. ». Die Umriſſe eines Ge⸗
genftandes und jeder ichtbaren Partie desfelben durchLinien nach-
” Bilden; wodurch es fich von Mablen unterfcheider. Es ift hier fo
wohl ein Reutrum. Zeichnen Fönnen, zeichnen lernen. ach
der Natur zeichnen. Mir Bleyſtift, Röthel, der Seder, dem’
Pinfel zeichnen. Als auch ein Yerivum, - Eine Sigur, einer
Baum zeihnen. 2, Ein Merkmahl an etwas machen, um es
daran wirder zu erkennen. Kinen Ballen Waare, eine Stelle
Hunun = in
1671 — Zeil
Pferd, weiches fchöne Unterfcheidungsmerfmahle hat. Gort hat
ihn gezeichnet, durch ein fichtbares Merfmahl von andern untere
ſchieden; ein im gemeinen Leben von ungeftalten, oder gebrechli⸗
eben Perſonen üblicher Ausdruck. So auch das Zeichnen.
Anm. Die Endfplbenen verräth, daß es ein Intenfivum von
einem veralteten Verbo zeichen ift, weiches noch im Kero, bey
dem Detfried u. ſ. f. vorkommt. ImMiederf.tefenen, bey dem
ulphilas taiknan, im Lat. ſignare. Das Örich: Zeixew, delu -
usw, iſt fo, wie unſer zeigen, genau damit verwandt,
Der Zeichner, des— s, plur, ut nom. fing, Fämin. die Zeich⸗
nerinn, eine Verfon, welche zeichnet , oder fo fern ſie zeichnet,
in der erſten Bedeuiung des Verbi. Kin guter, ein ſchlechter
Zeichner, —
Die Zeichnung, plur. die — en, von dem Verbo zeichnen, doch
nur in deſſen erſter Bedeutung. 1. Die Kunft, Fertigkeit zu
zeichnen , die Zeichenkunft; ohne Plural; 2. Eine gezeichnete
“ Figur, ein gezeichnetes Bild; mit dem Plural,
Der Zeidelbär, des— en, plur.die— en, eine Art kleiner Büs
ven, welche nach dem Honige der wilden Bienen lüffernift, uud
fiedaber zeidele, d.i,das Honig heraus nimmt; der Honigbär,
(S. Zeideln.) Dean muß diefen Nahmen nickt mit Zeifelbar ver-
wechfeln, wie gemeiniglich geſchiehet. ©. diefes an feinem Orte.
Der Zeidelbaſt, ©. Seidelbaft.
Der Zeidelbaum, des —es, plur. die — Bäume, ein hoher und
farfer Baum, in welchen Benten ausgehauen werden fönnen,
Das Zeidelgericht, des — es, plur. die — e, ein nur in Nürns
berg befindliches®ericht über die Zeideler und ihre Streitigkeiten,
welches dem Wald⸗ und Forfigerichte untergeorenet iſt.
Das Zeidelgut, des — es, plur. die — güter, in verſchiedenen
Provinzen, beſonders im Rürnbergiſchen, ein Bauergut, welches
das Recht hat, Bienen in dem Reichsforſte zu halten und zu zei⸗
deln. Im Nürnbergifchen gibtes öreyerley Güter diefer Art:
Zeidelmüteer, unmittelbare Zeidelgüter, welche mittelbare, oder
Afterlehengüter von fich abhängen haben, welchelegtern Zeidel⸗
töchter beißen, und einfedichtige Zeidelgürer, welche zwar auch
unmittelbar find, aber feine Zeideltöchter haben.
Die Zeidelheide, plur. die —n, in einigen Gegenden, 5.8. in
der Laufig, ein Stüd eines Waldes, welches zue Bienenzucht bes
ſtimmt ift, In der Herrſchaft Muskau in. der Laufig werden die.
Zeidelheiden in gewiffe Uaße getheilt, dadenn ein Maß Zeidelz
beide ein Stück Wald if, welches 60 Beuten oder Vienenfiöde
faffen oder ernähren kann.
Die Zeidelbufe, plur. die — n, ineinigen Gegenden, eine Hufe
Aders, auf welcher das Zeidelrecht haftet, eine zu einem Seidel»
gute gehörige Hufe,
Der Zeidelmeifter, des — s, plur.utnom. fing. ı. Überhaupt -
“derjenige, welcher die Kuuſt, die Bienen zu zeideln, und in wei⸗
terer Bedeutung, die ganze Bienenpflege gebörig verfichet, nur
noch in einigen Gegenden; inandern der Bienenmeifter, Bie⸗
nenvater, Bienenwärter. 2. Inandern Gegenden, 5.2. in
Nürnbergifchen, ein Vorgeſetzter oder Nichter der Zeidler, wel
eher ehedem zu Feucht feinen Sig Hate, und immitılern Lareim,
Magilter mellicidarum, oder Zeidelariorum hieß. Er
fand unter dem Dberrichter, welcher Butigularius, Burigler
Dieß, von Beute, ein Bienenhaus. S. Shwarzens Dilp. de
Butigulariis, Altorf, 1723, 1743. —
Das Zeidelmeffer, des — s plur. ut nom. fing, ein Meffer,
die Bienenſtöcke damit zu zeideln, d. i, ihnen die Honigfcheiben
zu befhneiden,
Die Zeidelmutter, plur. die — mütter, ©, Zeidelgue.
BI
!
Zei | 1678
in emem Buche, das Vieh zeichnen. Lin wohl gezeichnetes Zeideln, verb. reg. act. 1. Schneiden überhaupt; eine im Ho.
deutjchen veraltete, nut noch hin und wieder in einigen Gegenden
übliche Bedeutung. 2. Im engeen Verflande , die Bienenfisce
beſchneiden, d.i, ihnen fo viel Honig nehnien, als fie ohne Gefahr
zu verhungern entbehren fönnen. Die Bienen zeideln.
Anm. Friſch gibt ſich vieleunnötbige Mühe, dag Wort Zeidel,
in den vorigen und folgenden Zufammenfegungen von demSlavon.
Wtichel, tine Biene, abzuleiten; eine Ableitung, weiche ſich
ſchon durch ihr en außerordentlichen Zwang verdächtig macht, und
über dieg nicht einmahl auf das Verbum zeideln angewandt wer⸗
den kann, deffen Bedentung des Schneidens beſtimmt genug ift,
Das alte Wort zeideln, welches, von der Bienenzucht gebraucht,
ſchon in vielen Urkunden von dem zehenten Jahrhunderte an vor⸗
kommt, iſt mit dem Lat. caedere, und cidere in den Zuſammen⸗
feßungen genau verwandt, und mitdemfelben auseiner und eben
derſelben ältern Quelle. Dabas Zeideln oder mäßige Beſchnei⸗
den oder Ausſchneiden der Bienenſtöcke eines der vornehmften
Stüdeder Bienenpflege, befonders der Waldpflege der Bienen iſt,
fo hat gar leicht die ganze Behandlung und Wartung derfelben das
von benannt werden können. Diefe Ableitung wird zugleich durch -
das Lat. Mellicida beftätiger, weiches in den mittlern Zeiten
böufig genug für Zeidler vorkomnit. :
Die Zeidelorönung, plur. die —en, sine Verordnung für die
Zeidler und Zeidelgüter, Kay: }
Das Zeidelrecht/ des — es, plur. die —e. 1. Das Hecht, Bier
nenin einem Walde zu halten; ohne Plural. 2, Der Inbegriff
. ber Rechte oder Öefege, in Anfehung der Waldpflege der Bienenz-
fo wohl im Singular, als Plural, allein. ) FE.
Der Zeidelrichter, des— s, plur. ut nom. fing, der
in einem Seidelgerichte, der Vorgeſetzte der Zeidler,
Die Zeideltochter, plur. die — töchter, ©. Zeidelgur.
Die Zeidelwelde, plur. die — n. ı. Ein Waldbezirk, fo fern er
mit Bienenſtöcken bejegt wird. 2;-Die Haltung der Bienen in
einen Walde, und das Recht dazu ; ohne Mural, —
Ts Beibelsgichen, des—8, plur. ut nom, fing. dasjenige Zeis
chen, womit jeder Eigenthümer feine Zeidelbäume bezeichnet,
Der Zeidelzing, des — es, plur. inul. die Abgabe, welche dem
Grundherven eines Waldes für das Recht gegeben wird, Bienen
in demſelben zu halten.
Der Zeidler, des — 8, plur. ut nom. ng. In manchen Ges
genden noch überhaupt derjenige, welcher die Kunſt verſtehet, die
Bienen zu zeideln, und zu warten.
find in mandıen Provinzen noch Zeidler folche, welche das Recht
befisen, Bienen in einem Walde zu halten ; dergleichen es in der
Reufig, in Sachen n. ff. gibt. In den Reihswäldern um Nürn⸗
berg waren die Seidler ehedem fehr angefehen, indem fie von dem
Kaifer und Reiche mir dem Zeidelrechte beliehen wurdeu, und ihe.
und der Zeidelgüter Rahme dauert daſelbſt noch fort, obgleich die
Waldpflege der Bienen daſelbſt Tängff aufgehöret hat. :
Der Zeigefinger, des — 8, piur. ut nom. fing. der vordere Fins
ger zurächft an dem Daumen, womit man auf efiwas zu Jeiz -
gen pflegt. :
Zeitzen, verb.reg. act. 1. Dem Auge ſichtbar machen, fo wohl.
durch Deuten auf einen Gegenſtand, um ihn dadurch von-andern
"zu unterfcheiden, Einem etwas mit dem Singer zeigen. Auch
als ein Neutrunm, mit dem Singer auf etwag zeigen. Kine
Ubr, welche die Stunden zeiger. Als auch überhaupt ein Ding
vor andern feiner Art bemeribar machen. Einem den Yechten
» Weg zeigen, ihm eine Stellein einem Buche zeigen, ibm zei—
gen, wie er es machen fol. Ingleichen, feben laſſen. Jeman⸗
den ein Buch, ein Gemablsen.f.f. zeigen. Zeige mir deinen.
Garten, 2, Ms Wirkung einer Urſache ſichtbar machen. Zeige
mir
Kite
2. In engerer Bedeutung
alle an ums u 0 2 DE u 0 0-22
——
2.1678 Zei
mir deinen Glauben durch deine Werke, Er zeigte, daß er
gerz hatte. Sich als Menſch zeigen. Zeige dich als einen
Mann, oder, als Mann. Es wird ſich am Ende ſchon zeir
gen, durchdie Wirkung, durch den Ausgang äußern. So auch
das Zeigen, und, doch nur in den Sufemnnn[rgnngen die Zei⸗
‚gung.
Anm. 1, Zeigen und weifen find völlig gleichbedeutend; nur
daß zeigenedlerift, weifen aber auch in einigen figürlichen Ber
deutungen gebraucht wird, in welchen zeigen nicht üblich iſt.
Ynm. 2. Dirfes alte Berbum lautet von den früheften Zeiten
an, zeigen,im Niederf. tögen, im Isländ. tia, im Schwed.
nurte, Esift mit Zeichen, dem folgenden zeiben, und vieleicht
auch mit zeigen genau verwandt; wenigftens bedeutet das Schwed.
te nicht. ellein zeigen, fondern auch verfündigen, ingleichen bes
kennen, beichten, und bey dem Ulphilas ift gateihan gleich
falls verfündigen.
Der Zeiger, des—s, plur. ut nom, fing. 1. Eine Perfon, wel-
che etwas zeiget, Fämin; die Zeigerinn; ein für fich allein nur im
gemeinen Beben fiir vorzeiger, Dorzeigerinn, übliches Wort. Zeiz
ger diefes, d. i. der Vorzeiger, oder Überbringer diefes Briefes,
diefes Scheines. In den Zufammenfegungen Anzeiger u. f. f. iſt
es gangdarer. 2. Ein Werkzeug, damit zu zeigen, oder ein Ding,
welches etwas zeiget. So wird der Zeigefinger oft auch der Zei⸗
ger genaunt. Befonders an einer Uhr, das Werkzeug, welches
die Stunden zeiget, es fey nun eine Sonnen» oder Räderuhr.
- Der Zeiger ſteht auf eins. Inden gemeinen Sprecharten eini«
ger Gegenden, z. B. Meißens, wird daher die ganze Uhr, fie fey
nun eine Sonnen» Sandsoder Räderuhr, nach einer verderbten
Ausfptache,, der Seiger genannt, für Zeiger, obgleich Zeiger
in der edlern Schreib » und Sprechart in diefer Figur für Uhr
nicht üblich ift, und auch Hagedorn einmahl Zeigerfchlag für
Glockenſchlag gebraucht. Vermuthlich geſchiehet es wegen eini⸗
ger Ähnlichkeit in der Geſtalt mit dem Uhtzeiger, wenn die
Gold: und Sitberarbeiter ihre Brabftichel Zeiger nennen.
Die Zeitterfiange, plur. die — n, der. Zeiger aneiner Sonnen-
ubr,d.i. die Feine Stange, oder der Sa defien Schatten die
Stunden zeiget.
Die Zeigerubr, oder Zeigeubr, plur. bie — en, eine Räderuhr,
weldhe die Stunden bloß zeiget, sum Unter ſchiede von einer Schla⸗
geuhr.
Zeigen, verb, irreg. act. — ich zieh, Partleip. geziehen,
Imverat. zeihe, eines Vergehens, oder Verbrechens überführen,
nit dem Ucenfativ der Perſon und dem Genitiv der Sache. Wer
Fann mich einer Simde zeiben ? überführen , in der Deutſchen
Bibel. Einen einer Lüge seiben. Man bat ihn des Dieb:
ftahls gezichen. Dögleich diefe Bedeutung nur ein Überreſt des
ehemahligen weiteren Gebrauches ift, da zeihen flir mehrere Arten
des Erflärens, Sagens u. f. f. gebraucht mırde, (S. Derzeiben,)
ſo geböret doch auch fie ſchon, fe wie das ganze Verbum, unter die
weniger arbräudjlichen, daher ee nur noch bin und wieder in dee
böhern Schreibart gebraucht wird, Bey dem Notker, Ottfried
undden Schwäbiſchen Dichter Fomme es für befchuldigen und
anklagen fehrhäufig vor, Sieziegin’nan, fie beſchuldigten ihn,
‚Ditfr. Des wilich niemant zeyhen, Hin. Im Riederf.teiz
jen. Daher war Zicht, Niederſ. Ticht, ehedem Anklage, Beſchul⸗
digung. (S-Inziche.) Esift mit zeugen eines Stammes, und
vermittelſt desſe lben auch mit Zeichen und zeigen verwands, zu:
mabl da legteres fo woh! in den verwandten Sprachen, als auch
in Iufommenfegungen, 5. B. anzeigen, von Außerungen durch
2 Horte sebrandt wird,
Der Zeiland, des — es, plur, inuf.-ein nurin einigen Gegen⸗
den übliches Wort, fo wohl den Seidelbaſt zu bezeichnen, Daph-
#
ER Zei 1674
ne Mezereum und Laureola Linn, als anch eine andere übte
liche, in Spanien einheimifehe Pflange, Cneorum Linn. Die
erſte Hälfte feheint aus Seide und Seidel zufammen gezogen zu
feyn, (S. Seidelbatt;) die Eudſylbe aber iſt vermuthlich die alte
Ableitungsſylbe and, welche noch in geiland, Saland und einiger
andern alten Wörtern übrig ift.
1. Die Zeile, plur. die —n, ein Kahn, ingleichen eine Art Fluß⸗
ſchiffe, ©. Zille,
2. Die Zeile, plur. Sie —n. 1. Eine jede gerade Reihe oder Linie
von Dingen einer Art; doch nur noch in einigen Fällen des gemeis
nen Lebens, indem fonft Reihe dafür üblicher ift,. Im Feldbaue
wird der Milt in Zeilen gefchlagen, wenn er inHaufen in gerader
Linie auf das Feldgeführer wird. Das Kraut wird zeilenwei-
fe, oder in Zeilen geſteckt, in gerader Linie, Eben dafelbft
heißt eine Reihe nieder gefchlagenes Bufchholz, dag gehauene und
in eine Reihe gelegte Getreide u.f.f. eine Zeile , in manchen
Mundarten aud)-eine Zahl, und in andern Gegenden ein Jahn.
Eine Reihe über einander flehendee Fruchtkörner in den Ähren
heiße gleichfalls eine Zeile, fo wie aueh dirSporer die Reihen Zäh⸗
ne in den Striegeln Zeilen nennen, Zine Zeile Semmel, bey den
Bädern, eine Reihe an einander befindlicheer Semmeln. In mane
chen Gegenden heißt eine Reihe Häufer, und folglich auch eine
Gaſſe, eine Zeile. Soift z. B. die Wollzeil inWien die Wollgaffe,
Ja, im Ober deutſchen wird diefes Wort in den gemeinen Sprech⸗
‚ arten faftin allen Fällen für Reihe, oder gerade Linie gebraucht :
eine Zeile Stühle, Gläfer u. ff. Die Bäume nad der Zeile
flanzem Im Hochdentfchen gebraucht man es 2. nur in engerer
edeutung, von einer Reihe Buchjtaben oder Wörter. Inder er: -
fien, zweyten Zeile, Gerade, Frumme Zeilen. Kin Paar Zeiz
len an jemanden ſchreiben, einen kurzen Brief.
Anm. Das Wort ift im Oberdeutfchen alt, indem zila ſchon im
Odtfried eine Linie ift. Es ſtammet alem Vermuthen nach vor
ziehen ab, und zwar aus eben dem Grunde, aus welchem auch
Reiza, in den Donfeesfchen Gloffen eine Linie bedeutet, von rei-
$en, ducere, ziehen.
Die Zeilgerfte, plur. car,eine Art Gerfie, deren Körner in ſicht⸗
baren Zeilen oder Reihen über einander warhfen,
Zeilig, adj. et adv. aus Zeilen beftehend, Zeilen habend; nur in
. einigen Zufammenfegungen, Zweyzeilige, vierzeilige Gerſte,
welche fo viele ſichtbare Zeilen dat.
Die Zeilfemmel, plur. die — n, in einigen Gegenden, ein Nah⸗
me folder Semmeln, welche aus vielen aneinander gefioßenen
Scheiben in einer Zeile beſtehen; an andern Orten Schichtſem⸗
mel und Reibenfemmel,
Das Zeischen, ©. Zeiftg.
Die Zeifel, plur, die —n, ein nur in einigen Gegenden befanntes
Wort, die Spigmans zu bezeichnen. Das Wort ift SIavonifchen
Urfprunges, indem eine ſolche Maus im Böhm. Sylel beißt, wos
von auch das in einigen Gegenden übliche Ziſchmaus gebildet zu
ſeyn ſcheinet; es müßten fid) denn die Spigmäufe durd ein ihnen
eigenes Zifcehen unterſcheiden.
Der Zeiſelbãr, des— en, plur. die —en, in einigen Gegenden
der zahme Bär, ivelchen man zur Schau herum zu führen pflegt,
So fagt man z. B. von einem mürcifchen Menſchen, ev krummt
wieein Zeifelbär. Die erſte Hälfte ſcheint Slavoniſchen Urs
ſprunges zu ſeyn, von Sidlo, ein Strick, fo daß Zeifelbär einen
am Seile geführten Bären, einen Seilbären bezeichnen würde
©. auch Seideln und Zeidelbar.
Der Zeifig, des— es, plur, die —e, Diminuf. das Zeischen,
Oberd. Zeislein, der Nahme eines fleinen geünlichen Vogels mie
einer ſchwarzen Platte, welcher zu den Hänflingen gehörct, Lina-
Biaviridis Klein. Figürlich im gemeinen Leben, ein verſchlage⸗
Nunun 3 ner
he 1676
N- Die Dauer tar nu im Singular und im gemeir
nen Leben.‘ Welche Zeit if es I fragt man in manchen Oegenden, -
für wieviellübeifi eg? La ik noch früb an der Zeit; d.i, der
Zeit des Tages nach· ¶ Es itt ſchon fpär an der Se 2
9) Die Zeiten der Verborum, d. i die Beſtimmung der
verſchie denen Atten der Zeit, in — das Pradirat dem Sudjee⸗
te zukomumit, fo wohl der gegenwärtigen, als der vergangenen FR
und zukünftigen; Lat. Tempus.
(db) Im gemeinen Leben nennt man oft die monathliche
‚Reinigung des andern Geſchlechtes, deſſen Zeit.
"1675. ge le 2 2
ner, leichtfertiger Menſch. Einfofer Zeifig batte ihm das weis
gemacht.
Anm. Am Niederſ. Zieske, im Engl, Siskin, im Vohl. Czyk,
Czyzyk, im Böhnr. Tfehilcheck, un Norweg Suischen; alle
Nachahmungen feines eigenthümlichen Lauter, In einigen Ge⸗
genden ift das Wort füchlichen Geſchlechtes das Zeiſtg.
Zeiftegrün. adj. etadv. der grünen Farbe des Zeifiges Ähnlich.
Tas Zeiftgfraut, des — es, plur. car. ©. Gauchheil.
Die Zeit, plur. die—en, ein Wort;weldes eigentlich einen fehr
4
*
verlaſſen.
abſtracten Begriff bezeichnet, daher eg von jeher auch ſehr ſchwan⸗
Fend gebraucht werden, und erfi in den ſpätern Zeiten genau des
—— lönnen. Es bedeuten:
. Sm fhärfkenpbilofoppifehen Berftände, die Folge der uf
. — endlichen Dinge; in welchen Verſtande die
Zeit der Ewigfeit, entgegen geſetzt wird.
Vorder Schẽpfung
der Welt war Feine Zeit; weil es daſelbſt Peine endlichen Dinge
geb, deren Folge den Begriffder Zeit ausmacht. - Iudiefer Bes
deutung iſt der Plural ungewöhnlich, - Die Zeit wird cs lehren,
die Folge der Dinge und die mir ihr kommenden Veränderungen.
2, Indem gewöhnlichen geſell ſchaftlichen Leben, wo eine ſolche
scharfe Abftvaction ungewöhnlich und unnöthig iſt, wird diefeg
Wort in vielen Fällen, theils von einzelnen Theilen dieſer Folge,
theils von der Dauer desfelben,theils aber auch von den zugleich mit
erfolgenden Veränderungen gebraucht. Die vornehimficn Bedens
tungen diefer Art mögen etiwa folgende ſeyn.
(0) Ein Speildiefer Folge, fo fern er durch die Beyfäße nã⸗
ber beſtimmt wird; am häufigfien ohue Plural. Ich weiß die
Zeit, da er heirarhen wollte, Es wird ſchon eine Zeit Fom-
men, da du #8 bereuen wirſt. Er fol’ es zur andern Zeit
wohlempfinden. Ich muß fle auf einige Zeit, auf kurze Zeie
vor Furzer, vor langer Zeir. Nach langer Zeit.
Die vergangene, die gegenwärtige, die künftige Zeit.
(6) Ein Theil diefer Folge, fo fern er zu einer Veränderung
erfordertwird; ohne Plural, Du baft noch acht Tage Zeit.
Laſſen fie mir Zeit. Du haft noch Zeit genug dazu. Sich die
gehörige Zeit zu. etwas nehmen. Ss: ift Feine Zeit zu verfäus
men, zu verlieren,
erfordert viel’ Zeit, Die Zeit Feidet eg nicht,
(e) Ein Tpeil diefer Folge, fo fern gemwiffe Beränderunarn
in demfelben gewöhnlich find, oder. fo fern er zu gewiffen Berän«
derungen der ſchicklichſte ift, die gewöhnliche, die gehörige, die be⸗
Rimmte Zeit; auch ohne Plutal, Es iſt hohe Zeit, daß wir ge:
ben, es if die höchſte Jeit. eo ift noch nicht Zeit, zu ſpre—
chen. Die Zeit iſt vorbey, if verfloffen; es iſt nicht mebr
Zeit. Krwas außer der Zeit thun, zur Unzeit, außer der gehö—
rigen oder fehieklichen Zeit, Die rechte Zei verfäumen. Zur
Fechten Zeit kommen. Vor der. Zeit ommen! Willer mich
tur beftimmten Seit, Gel,
(8) Diefe Folge, fo fern ihre Dauer enıpfunden wird; auch
ohne Plural. In diefem Verſtande fagt man: die Zeie wird mir
lang, wenn manaus Mangel der Befhäftigung diefe Dauer als
lange während empfindet. Zeit und Weile wird mir lang, Zi:
nem die Zeit vertreiben, verkinzen. ©.Zeitvertreib.
ee) Einzelne Theile dieſer Foige mit Eiuſchluß der Berändrs
rungen, oder der Dinge, welche auf einander folgen; bald im
Singular, bald im Plural, Sich in die Zeit ſchicken, ſich nach
den Umfänden bequemen. Es find jetzt Schlechte Zeiten,
Soffuung befferer Zeiten. Die Zeiten find-jegt fhwer, im ge-
meinen £eben, wenn die Erwerbung des Unterhaltes mitSguwiee
rigkeiten verbunden if. Er bat gute Zeit, es gehet ihm wohl,
ER Zeiten, Feſte.
gen, ebedem,
Fönnen, werden dich zu ihrer Zeit peinigen, Fünftig einmabl.
Es gehöret viele Zeit dazu, die Sache.
Dier
ve Zeit.
(i) Endlich gehören hierher noch siehe adverbifche und elliptie ,
? ſche Arten der Ausdruckes, in welchen dieſes Wort bald im Sin⸗
gular, bald im Plural in einer der vorigen Bedeutungen gebraucht
wird, von Zeit zu Zeit, fo wohl von einer Seit zur andern; als
auch für bisweilen, Mach der Zeit, nachher, hernach. Der
Ort, wo er fich die Zeit bev aufgehalten, divfe Zeit ber, ſeit⸗
ber, Zur Zeit gegenwärtig, bis jetzt. Zur Zeit iſt er noch
nicht da. Zu Zeiten, im gemeinen Leben, für bisweilen, —
Aus Rache fiel mir ein *
Ein überfüſſigs Subn zu Zeiten abzulangen —
fagt der Fuchs bepm Hagedorn. Bey Zeiten, ſtühe genug, yur
rechten, aehörigen Seit. Zeit genug, im gemeinen Leben, für
zeitig genug, fruhe genug. Du ſollſt es Zeit genug erfa ren.
Zeit meines Lebens, fo lange ich bisher gelebt habe.
Zeit, unter, dor Zeit, für indeſſen.
uff. In den zu feiner Zeit angezeigten Briefen, im vorie
Die Vorwürfe, welche du dir hätteſt erfparen
Zweifel, welche zu ihrer Zeit wieder aufleben, fünfrig, wenn
ihre Zeit gefommen ift, wenn die Umftände fie Begünftigen. Liebe
' * ein Ausdruck der Verwunderung, des ſanften Verweiſes
ff. Aber, liebe Zeit, wer konnte das wiffen?
— Diefes Wort lautet von den fruheſten Zeiten an. im
DkerdeutfchenZit, in ben lavonifeicu WundoctenZhas, Czas,. *
im Niederdeutſchen Tied, im Angelſ. Tid, im Island u. ſ.
Tyd. Bey einen: fo hohen Alter und fo febe abſtracten. Begriffe
muß die erſte urfprüngliche Bedeutung notbwendig dunkel feyn.
In den älteften Schriftftellern kdmmt va mehrmahls für Stunde
vor, Ja int binoti zuelifdago ziti ? hat nicht der Sagzwölf - *
Stunden ? Ottfr. Dagegen er in andernStellen lunta für unfer
- Zeig gebrandit : thie iro flunta werbent, die zu ihrer Zeit ge»
ben... Es fann ſeyn, dag biefes Wort zu zauen, zaudern, zie⸗
ben gehöret; es kann aber auch ſeyn, daß es mit aetas, Griech.
#709, Gebr. Mt, NV, vermandt ift, indem der vorgefegte Ziſch⸗
laͤut, bey vieten Europäifchen Völkern blog zufällig ift.
" vor der Zeit unter die Erde bringen ? vor der mir vonder Ni» Das Zeitalter, des—s, plur. utnom, fing, ein betsächtlicher {
Sheil der. Dauer der Welt von unbefliimmter.£änge ; eine von den
Altern des menfchlichen Lebens entlehnte Fiene. In allen Zeit
altern und Gefchlecprsfolgen.
Zeitalter. - Das mittlere Zeitalter.
Die Zeitbeere, plur.die—n, ©, Fohannis:Brere. _ -
— — ‚plur,car. ı, Die Befpreibung der vers
ſchiedenen Zeitinaße over Eintheilnngen der Zeit; die Chronolds
gie. - 2. Die Befchreibung der Begebenheit nad; der Zeit, wie
ſie auf einander gefolget find; die Chronogrepbie. So aud der
Zeitbeſchreiber/ ſo wohl der Ehronolog, (beijer, Zeitforicer,
Zeitrechner,) als and der Chronograph.
Der Zeitbock, des — es, plur. die — bocke, in der Landwirth⸗
ſchaft, ein junger Bock, der über zwey Fahr alt iſt, und zur Zucht
brauchbar zu werden anfängt, Wird er dagu wirklich gebraucht,
—J
Sie bat ib s
Mittler
Vor Zeiten, chedem. Zu
meiner Zeit, als ich noch leble, als ich mic) noch daſelbſt befand, gi
*
Das goldne, — a a Pa
| a tr,
fo heißt er efbor weim er aber under einem Fahr alt iſt,
ein Bocklamm, nnd wenn er ein Jabr alt iſt, ein Fährling.
Das Zeitbuch des — es, plur. die bücher, ein Buch, worin
die Begebenbeiten ohne ae andere Verbindung, als der $ı it⸗
folge aufgezrich iet werden; ein Jahrbuch, eine Chronik.
Obgleich keindeitbuch — von feinen Thaten ſchreibt, Cam.
Die Zeitdauer, plur, inuf. die Dauer der Zeit.
' Die Zeitfolge, glur. Sie die —n. 1. Die Ordnung, wie, Sie Bege⸗
benheten der Zeit nach auf einander gefolget ind ohne Plural.
Ein Gefchichtfihreibeg beob achtet die Zeitfolge, wenn er bie Bes
gebenbeiten jo erzählet, wie ſte witklich auf einander gefotget find;
ex verletzet fie, wenn er das Gegentheil thut. 2. Seltener, eine
Reihe von Begebenheiten, jo wie fie auf einander. gefolget fi ‚oA
mitdem Plural.
Der Zeitforfiher, ses — 8, plur. utnom. fing. derjenige, —
cher fo wohl die Zeit, wenn Begebenheiten geſchehen find, als auch
die Zeitmaße überhaupt zu erforfihen ſucht; ein Edrgmolog, Zeit:
rechner. Daher die Zeitforſt ung, plur. car. die Erforſchung
‚der Zeit, und Zeitmaße,
Der — des— en, plur. die —en, Fämin, die Zeige:
offinn, eine Perſon, weiche mit einer andern zu einer und eben .
Aerfelben Zeit lebet, ein Zeitverwandeer, So waren z. B. Wolf,
Lange und Baddeus Zeitgenoffen.
Der Zeitglaube, des — ns, plur. car. in der Theo! osie,
Glaube, welcher nur.eine gewilfe Zeit dauert, ein vorüber geheu⸗
der Glaube.
Zeitglaubig adj. nuraufeine Zeit lang gläusig seben daferöfk,
Der Zöitgrofihen, des— 8, plur. ut noın. ling. bey einigen
Handwerkern u, ſ. f. eine Abgabe von einem Grofhen, weiche zu
winer gewiffen beitimmten Zeitentrichtet wird.
Der Zeithafen, des — s, plur, die — bäfen, inder Schiffahrt, .*
ein Hafen, in welchen man ine zu gewiffen Zeiten einlaufen Fan,
"Der Zeithalter, des 8, — ubmom. fing.ein In truent
der neuern Aſtronomen, die Zeit noch genauer als eine Uhr zu
halten und zu bezeichnen ‚dergleichen i 3. Hareifon angegeben
bat; Engl, Tinte- keeper.
Der Zeith ammel, des —s, plur.Sie — hammel, in der Sand-
wirthfchaft, ein junger Hammel, wenn er zwey Jahr alt ift, zum
Unterſchiede von dem Fahrlingsbammel und Alten Sammel. S.
Zeitbo.
Zeither, adv.fürdie Zeie bee, oder dieſe Zeit ber, in welchen
Ausdruck esauch wohl aufgeföfet wird. Ich habe ihn zeither
nicht gefeben, feit geraumer Zeit, Daher das Adjectiv zeitherig,
welches doch inder anttändigen Schreibart noch ſeltener iſt. Un:
fere zeicherige Bekanntſchaft, Bisherige. Beyde werden oft feit:
ber uud feitherig geſchrieben und geſprochen; allein bey dem etz -
fern Worte ift bereits angemerfet worden, dag dieſe Form ver⸗
nuthlich die unrichtigere iſt.
Zeitig —er — fie adj et ady, von dem Subſt antivo Zeit.
. Was zur gegeswärtigen Zeit iſt, oder geſchiehet; nurallein im
er ag für gegenwärtig. Der zeitige Bürgermeiſter.
2. Nur eine beſtimmte Zeit dauernd; auch nar im Oberdentſchen
und in einigen Hochd. Kanzelleyen. 2. zeitige Zuchthaus:
firafe zuerkennen, auf einige Zeit, 3. Was vor der gewöhnt.
chen Zeit iſt, oder geſchiehet. Jeitig kommen. ErFam ein we:
nig zeitig. Etwas zeitig merken, bey Zeiten, vor dem Aus;
bruche der Sache. Zeitig aufitehen, vor feiner gewöhnlihen Zeit;
wodurch es ſich von frühe unterfheider, welches ſich zunchſt auf
eine feſte unbewegliche Zeit beziehet. Es wird in dieſer Beden⸗
tung am häuftgſten als ein Adverbium gebraucht;
Adjeet vd, vermuthlich um die Zweydeutigkeit mit der folgenden
Bedeusung zu —— welche 5. B.in folgender Stelle auf⸗
ſeltener als ein
a
a a 008
faut· Seine vernunft wurde über dieſes zeitige Gefühl
jungen Madchens nicht beunruhlget; wo es fo wohl reif, ats
frübe bedenten kann. 4. Reif, d. i. feine gehörige Zeit habend,
sunähft von Früchten. Zeitige Kirſchen. Die Apfel find. noch
nice zeitig. Aber auch figürlich von: ‚andern Dingen, Der Ans
ſchlag iſt noch nicht zeitig.
Anm. Bey dem Oitfried, Notker u. ſ. f. ziteg : eitig 5 se
Kero citim, im Niederf. tidig.
Zeitigen, verb, reg, welches nur in’ der letzten Bedeutung des
vorigen Wortes üblich if, und zwar ı, als ein Activum, geitin,
oder veif machen. Die Sonne — alles. 2. Als eines:
trum, mie dem Hülfsworte haben, zeitig oder * werden. In
warmen Landern zeitiget das Obſt früher, als in Falten. Was
bald zeitigef, vergehet auch bals,
Die Zeitigung, plur. car. der Zuſtaud, da etwas zeitiget, oder
reif wird, die Heife, Zur Zeitigung kommen, bringen.
Die Zeitkuh, plur. die — kühe, in einigen Örgenden, eine junze -
zweyjährige Kuh, welche man in Meiſſen eine Balbe gennet
©, Zeitbock und Zeithammel.
Die Zeitkunde, plur. car. die Kunde, di, Kenntniß und Wir
ſenſchaft der verfchiedenen Eintheilungen der Zeit, dir Chro⸗
nologle.
Die Zeitkürzuntz plar.die—en. ı. Die Kürzung er Vers
fürzung der Zeit, d.4. die Bewirfung, daß man die lange Dauer
derſelben nicht einpfinder, daß fie ohne nnfer Bewußtſeyn vorüber.
eilet, ohne Plural; auch die Zeitverkirzung, der Zeitvertreib.
Etwas bloß zur Zeitr ürzung tbun, dainit man ihre lauge Dauer
nicht empfinde. 2, Eine Beſchäftigung, welche dieſe Wirkung ge⸗
mwähret, mit den Plural; die Zeitverkürzung, i tm gempineit ter
ben , Zeitvertreib,
Zeitlang, eine fehlerhafte Sufammenfegung, obgleich die meiſten
—— fie für richtig halten, eine gewiſſe Dauer der Seit
zu bezeichnen, Ich babe ihn eine kurze Zeitlang’ gehoret, eine
kurze Zeit, beffer, Zeit lang; denn lang iſt bier ein blußes Um: _
ſtandswort, fo wie man fagt, ein Jahr lang, ich babe ihn
Tage lang nicht geſehen, einelange Zeit hindurch, dieſe Tage
ber, '
Der 5 des-— es, plur, die — Läufe, ein Abſchniet der
Zeit, Di, der Folge der auf einander fommenden Dinge, beſonders
BE der Veränderungen fr demfelben ; da man denn den
Plural oft noch von dem veralteten Laufe bildet. In diefen be—
ſchwerlichen Zeitläuften, d. i. Zeiten. Die ſpäteſten Seitläufte,
Zeisräume, Seiten. ©, Lauf.
'Zeitlebens, adv. für,in dev Zeit meines Lebens; in der vertrau⸗
lichen Sprechart. Ich werde es Zeitlebens nicht vergeſſen, fo
lange ich lebe. Dergleichen babe ich Zeitlebens, Zeit meines
Lebens nicht gefehen, in meinem Zeben.
Das Zeitleben, $es— 8, plur. ut nom, fing. ein Lehen auf
beſtiumte Zeit, zam Umerfhiide voneinem Erbleben.
Zeirlich, ayj,etadv, 1. Waszur gegenwärtigen Zelt iſt, oder
gefhiehet, gegenwärtig nur im Oberdeutſchen, wo auch zeitig auf
eben dieſelbe Art gebraucht wird, Dex zeitliche Innhaber des
Gutes, der gegenwärtige. 2..%or der gerwöhulihah, oder bes
fri.amten Zeit, zeitig, am häufigsten im geineinen Leben, mit
der Conparation, yetchihre, zeitlichfte. Zeitlich kommen. Zeitz
lich aufitchen." 3. Zur gebörigen, zur rechten Zeit geſchehend,
und darin gegründet, wie zeitig; auch nur im gemeinen Leben,
Zeitliche Hulfe verſchaffen. Wenn du nicht zeitlich dazu thuſt.
4, Zus gegenwärtigen Folge der veränderlichen Dinge gehörig,
nnd darin gegründet. (a) Im Gegenſatze des Ewigen, wie irdiſch.
Zeitliche Güter, zeitliche Dinge, die zeitliche Glückſeligkeit.
Zeitlich * ewig ſtrafen. Auch als ein Subſtautivuni. ——
eit⸗
>
‚1679 3 Ra; ,
Zeitlihen klehen. Lach dem Seietigpen teachten. () IIm Ge⸗
genſatze die geiſtlich, oder vielmehr kirchlich, wie welelig; am
bäi ‚fiaften, in dee Römifchen Kirche. Ein verbäher im Zeit:
lichen. _ Zeitliche Güter, weltliche,
Anm. Schon bey dem Kero, Notker u. ſ. f. citlihh, zitelich,
Hicderf. eidelich.
Die Zeitlichkeit, plur, die— en. 1. Die gegenwärtige Verbin,
dung der auf einander folgenden veränderlichen Dinge; ohne
Mural, im Gegenſatze der Ewigkeit. In diefer Zeitlichkeit, in
dem gegenwärtigen irdifchen Leben. Diefe Zeitlichkeit verlaffen,
ausser Zeitlichkeit in die Ewigkeit verfeger werden, in der
feyerlichen Sprechart, für fievben. 2. Der Inbegriff welslicher
Güter und Gerechtſamen, am häufisften in dee Römifchen Kirche.
Einen Bifchof mit den ZeitlichFeiten belehnen, mir den weltlie
— n Gerechtſamen.
Die Zeitlofe, plur. die—n, ein Nabme, welchen Befonbert zwey
wild wachſende Blumengewächſe führen. 1. Die Maßliebe, Bel-
lis Linn. welche auch Gänſeblümchen genannt wird, Vermuth⸗
lich führer fie dieſen Rahmen, weil fie für ihre Blüthe Feine ges
wiſſe Zeit hält, fondern den gausen Sominer hindurch blühet.
2, Ein im fpäten Herbſt blühendes Zwiebelgewächs, welches anf
feuchten Wieſen wohnet, Colchicum Linn. Serbfiblume. Die
vörbliche Zeitlofe, der einfame Borhedes Winters, Geßu. Bey
dieferift der Grund der Benennung dunkel, Im Riederf. heiße
fie Tifoot, Tierliesken, Hol. Tyloos, welder Nahme vers
muthlich auf Zeitloſe verderbt ift, welchen dafeldft aber auch eine
Art früher gelder Narziffen bekommt.
Das Zeitmaß, des — es, plur. die — e. ı, Überhaupt, ein je⸗
des Maß der Zeit, eine jede beſtimmte Dauer, nach welcher dier
Seit gemeffen wird. So find Fahre, Monathe, Tage, Stunden
u. f.f. Zeitmaße. 2. Iu engerer Bedeutung werden fo wohl in
der Muſik der Tact, als auch in der Proſodie die Quantität der
Sylben das Zeitmaß genannt.
Der Zeitmefler, des— s, plur.ut nom. fing. ein jedes Werk»
zeug, die Dauer der Zeit zu meffen, wohin folglich DER Zeitz
balter n. ſ. f gehören.
Die Zeitordnung, plur. inuf. die Art und Weiſe, wie Sie Din⸗
ge in der Welt, und beſouders die Begebenheiten auf einander
folgen. Ein Sehler wider die Zeitordnung, wenn die Begeben⸗
beiten anders erzählet werden, als fie aufeinander sefolget-find.
Der Zeitpacht, us—8, plür. die — e, ein Pacht auf eine ge⸗
wiffe beſtimmte Zeit, zum Unterſchiede des Erbpachtes. Lin
Gut in Zeitpacht geben.
Der Zeit-Punct, des — es, pur. die —e, ein durch eine gemiffe
Begebenheit, durch einen Umſtand beftimmter Theil der Zeit. So
if die Geburt Chriftiderjenige Zeit: Pumer, bey welchem ſich die
chriſtliche Jahrrechnung anfängt.
Der Zeitraum, des — es, plur. die — räume, ein Theil der
Zeit von unbeflimmter Dauer. In dem Zritraume des dreyßig⸗
jährigen Rrieges, fo Tangederjelbedanerte,
Der Zeitreihner, des — s, plur.utnom. fing. derjenige, wel⸗
her die Fertigkeit beſitzet, die verfchiedenen Arten der Eintheis
luung und Deffungder Zeit zu berechnen, der Chronslog.
Die Zeitrechnung, plur. die — en. 1. Die Art, die Zeit einzu⸗
theilen und zu berechnen ; mit dem Pinraf, Die Chrifliche, Ma⸗
bomesanifche, Indifhe u.f.f. Zeitrechnung. 2. Die Wiffen-
ſchaft, die Eintheilnng der Zeit und die verfchiedenen Arten ders
felden zu berechnen, die Chronologie; ohne Mural. 3. Zuwei⸗
Ien, obzleich. nicht auf die beſte Art, für ———— Ein
Zehler wider dle Zeitrechnung.
| g 3 —
Das Zeit-Regifter, — plur. utnom. fing. ein Resiffer ;
oder Verzeichniß von Begebenheiten, wie fie auf einander geſol⸗
getfindz ein Zeithuch, Jahrbuch, Chronik, Annalen. .-
Das Zeitfchaf,des —es, plur. die —e; in der Landwirthſchaft,
ein zweyjahriges Schaf, zum Unterfchiede von einem Fäbrlinge
und alten Schafe. ©, auch Zeitbock, Zeithammel und Zeitkuh.
Die Zeitung, plur. die — en. 1.*Die Witterung; eine längft
veraltete Bedeutung, in weicher das Wort noch Apoſt. 214.17, in“
einigen Aus gaben der Dentichen Bibelvorfomme. 2. Eine Rach⸗
richt von einer geſchehenen Begedenheitz in der edlen Schreibart
gleichfalls veraltet, und nur noch im gemeinen Leben gangbar.
Bald ich viel neuer Zeitung erfar, Hans Sachs. Kine gute
Zeitung bekommen, beffer, Nachricht. 3. Eine periodifche, ge»
druckte oder geſchriebene Nachricht von den von Zeit zu Zeit vor⸗
gefallenen Begebenheiten; am häufigften collective im Plural,
Zeitungen lefen. Etwas in die Zeitungen fegen laſſen. Politi—
ſche, gelebrte Zeitungen. Daher der Zeitungsfchreiber, edler,
Zeitungsverfaffer, der Zeitungslefer, Zeitungsträger uff. >
Anm. Im Riederf, Tidung, im Engl. Tidings, im Schwed,
Tidningar, welche nebſt un ſerm Zeitung nicht von Zeit abſt am⸗
men, ſondern von dem Angelf. Verbo tidan, getidan, geſcheben,
ſich zutragen⸗ welches noch in dem Schw. und Isländ. tida,
in eben derſelben Bedeutung, völlig gangbar iſt; fo daß Zeitung
eigentlich eine gefchehene Sache, eine Begebenbeit, und figärlich
die Nachricht davon bedeutet. Die Zeitwirgen inder ziventen Bes
deutung find eine Erfindung der neuern Zeiten. Die erften veguläe
ven wöchentlichen gedruckten Blätter diefer Art erſchienen um den
"Anfang des vorigen Jahrh. zu Venedig, und da jedes Blatt mit ci=
ner Gazeita, einer damahls üblihen Scheidemünze, bezahlet
ward, fo befamen fir in Italien den Rahınen der Gazetten, wel⸗
chen auch Thesphr. Renaudot behielt, alser 1631 zu Paris die
erfte Franzöfifche Zeitung berans gab, Im Niederdeutſchen hei⸗
Ben fie Aviſen, von dem Franz. Avis.
Der Zeitverdsrh, des — es, plur, car. die unnüge Anwendung.
einer zu beffeen Befchäftigungen beſtimmten Zeit.
Die Zeitverfürzung, plur. die— en, eine angenehme Befhäfs
tigung, fo fern fie bloß dazu dienet, den langſamen Kortfchritt der
müßigen Zeit weniger zu empfinden; die Zeitfürzung, im gemei⸗
nen eben, der Zeitvertreib, Unſchuldige Zeitverfürsungen.
‚ander zu nothwendigen Gefchäften beſtimmten Zeit. Jemanden
vielen Zeitverlufi verurfachen. 2, ‚Ohne Zeitverluft, ſogleich
ohne Aufſchub.
Der Zeitvertreib, des = es, plur. obgleich ſeltener, die — e,
vonder R. A. die Zeit vertreiben.
unangenehmen Empfindung des langſamen Fortfchrittes der mis
Eigen Zeitz ohne Plural. Etwas zum Zeitvertreibe thun. Sich
mit etwag einen Zeitvertreib machen. 2. Eine dazu dienende
Berbäftigung; allenfalls mit dem Plural,
aller Zeitvertreibe. Beydes nur im gemeinen Leben und der verz
traulichen Sprechart, für Zeitwerfürzung und Zeitfiirzung.
Der Zeitvertreiber, t-8— 5, plur. utnom. fing. FAmin. die
—- inn, eine Perfon oder Sache, welche die Zeit vertreibet.
Raffeh⸗Satz wird num Ser Neugier Zeitvertreiber, 13.
Der Seitvermandte, des —n, plur, die —n, der mit einem
andern zu einer und eben derfelben Zeit lebet, wie Zeirgenoß.
Das Zeitwort, des — es, plur, die — wörter. 1. Überhaupt
ein jedes Wort, welches eine Zeit bedenter. So könute man bie
Adverbia Temporis Zeitwircer nennen. 2. In einem andern
Berftande bat marin den Sprachlehren dir Verba Zeitwörter
». Die Verhinderung der
Y
"Der Seitverluft, des— es, plur. car. ı. Verluſt oder Einbupe
Er if ein Send.
De
genannt, weil fie unter andern auch die Zeit bezeichnen, wenn eine
Haudlung geſchiehet. Allein, da diefes nur Eine von den vielen
s i —
*
3
i
gr
Die: Zelle, plur. die — Diminut. das Zellchen.
*
Sr
Beftimmungen if, welche die Verba ER und nicht, eins
mahl eine der bornehneften, inden der Begriff der thätigen oder
leidenden Han ung derHauptbegriff iſt, die Bezeichnung? der Zahl,“
Zeitn.f.f.aber nur Rebenbeſtimmungen find; fo ift diefe Bes
nennung unſchicklich, weil fie zunichft an die Abdverbia Tem:
poris erinnern muß, weiche wahre Zeitwerter find. Da der Bes
gri feines. Verbi jehr zufammen geſetzt iſt, for wird fich wohl nicht
leicht, ein ſchickliches Deutſches Wort ausfindig machen laffen,
welches auch nur den Haupıbegriff mis Präcikon nnd Geſchmack
ausdrudte; daber an lieber den Lateiniſchen Ausdruck bepbe⸗
halt, bey welchen manan die Woribedeutung nicht mehr, denft,
daher. man jeden Brariff damif verbinden Fanny a
\
- Die Zeitzahl, plur, die —en, ein Zablwort, welches zugleich eis
ne Seit bedeuret, 3. B. ein Heunziger, ein Mann von go Jahren;
ein Achtundvier ziger/ ein Wein von 1748.
* Die Zelse, plur.die—n, ein im Hochdeutſchen feemdzs, nur .
. „in einigen Dierdeutfchen-Begeuten übliches Wort, den dritsen
= Theil einer Hufe, in Aufebung ber Beſtell ung zu bezeichnen, wel⸗
den man im Hoch demſchen eine Ayı ober viel mebr Ahrt nennet..
Die Sonnnerzelge, der Theil einet Dnfe, welche mit Sommerge
- ‚steibe defteer wird, das Sommerfeld, zum Untecſchiede von der -,
Winter⸗ und Bradselge: Zeige fhrint von Zeile, Reihe, gebil⸗
det zu ſeyn. Inandern Oberdeutſchen Örgenden ift dafür Ef)
oder Eſche üblich.
Der Zellen, des —s, plur. utnom. Äng. ein urfprünglich
Niederdentſches Wort, einen Aſt oder Zweig zu bezeich nen, wel⸗
ches eigentlich Telken lautet, aber von den Niederfachfen, wenn
fie Hochdeutfch reden wollen, in Zelken umgeiodelt wird, um dem
Worie rin Hochdeutfches Anfehen zugeben, Das Riederd. Tel:
Sen, Zeige, Angelf. Telga, Schwed. Telning, ſcheinet entweder:
von telen, erzeugen, erzieley oder auch von delen, Bun, fpals
ten, abzuſtammen.
I, Ein kleines
Zimmer, beſonders eines Monches oder einer Nonne. Sich in
feineZelle verſchließ en. Auch die Heinen Zimmer im Vatican für
die Eardinäle bey den Papftwahlen führen diefen Nahmen, 2. Ein
Heines Klofler, oder eine Priorie, welche von einer Abtey ads
- * hängt ; jegt.am hänfigften nur noch in manchen eigenen Rahmen
folder. Drier, welche vermittelft folcher Klöfter entſtanden find,
3.&in kleiner leerer Kaum neben andern,eine Heinedöhlung oder
Abiheilung neben andern. So werden fo wohl dictleinen ediger
Höhlen in den Wachsſcheiben der Bienen, als auch die Fleinen
— in dem Gehirne u. ſ. f. Zellen genannt.
Anm. Schon bey dem Kero Ceilo. Es iſt aus dem Lat. cella,
— aber wieder mit Hoble, Belleu. ſ. f. verwandt iſt
Der Zellengang, des —es, plur.die —gänge, in den Klsſtern,
der Bang über dem Kreuzgange zu- den Bellen der Mönche oͤder
Nonnen,
Das Zellentewebe, des—s, plur. ut nom. fing. die Einrich
- fungeines Körpers, nach welcher er aus mehreren neben finander
befindlichen Fächern beſtehet. Das Zellengewebe der zaut, des
Gehirnes, der Wachsſcheiben.
Die Zellernuß, plur. die —nüffe, eine Art großer ſchmackbafter
Hafelnüffe, wilche den Cambert snuſſen gleichen, nur daß fie feine
rothe, fondern weiß gelbe Schafe haben, Corylus Hifpanica
“ fruetumajoreangulold, Sie haben den Nahmen von der
Stadt Zelle, wo fie häuftg wachſen, und von daher vermuthlih
zuerſt nach Oberſachſen gebracht worden.
Zelig, adj.er adr. aus Zellen beftehend, Zellen enthaktend; os \
für doch zellenformig üblicher iſt.
1. Der Zölt, des —es plür, inuf. ein mehr im Ober⸗ als God.
deutſchen üblicher Wort, denjenigen Gang eines Pfecdes an be,
Adel. w. * 4. Th. 2. Auſf.
Zem
zeich nen, welchen man im letztern den Antritt oder Oreyſchlag,
im Riederſãch ſiſchen aber den Paß zu wenzen pflegt; (S, dieſe
Wörter) Ein Pferd gehet den Zelt, Ein Pferd im Zelte
veiten.
Anm, Es iſt ohue Zweifel aus dem Lat. tolutim incedere,
den Zelt gehen, tolutarius, ein Zelter, wovon chedem vermuths
lich auch ein Subflantivem übtit; war,
2. Das Zelt, des —es, plur. Sie —e, im gemeinen Leben, —er,
eine fpig zugebende Wohnung von Leinwand oder Zellen, welche‘
mit Stangen und Striden befeftige wird, und jeßt nur noch hey
den Arzıeen im Felde gebraucht wird, Die Zelte a auffchlagen,
abſchlagen u. ſ. f. Zelt ift in gemeinen Leben am gangbarften,
und wird um der Kürze Willen auch noch zumdeilen von Dichtera
gebraucht; außer dem ift Gezelt im Hochdeutfehen üblicher, nur
daß in den Zufanimenfesungen lieber das kürzere Zelt, als Ge—
zelt, gebraucht wird, R
; Anm. Das Wort ift alt, und lautet ſchon bey dem Noifer und
. Willeram Kezelt, Gezelt,im Angelf. Geteld, und ohne Ver-
folbe, im Risderf. Telt, im Angel Tyld, im Engl. Tilt, in
Jeland. Tiald,im Echwed. Talt. Esif von dem alten Selida,
Seldo, Wohnung, Sig, gilelidon, wohnen, wovon auch Sidel
abfiammer. Außer diefem dat man auch im Niederf. Tent, im
Engl. und Holländ. Tent, Franz. Tente, rin Örzelt zu bezeich⸗
nen, welches mit bem Lat, Tentorium überein ftimmt, und von
tendere,dehnen, fpaunen, abzugammen ſcheinet. Der Plural
Zelter ift den Miederdeutfihen Mundarten eigen, und wird daher: \
- im. Hochdeutfhen nur im gemeinen Leben gebrangt.
5.Der Zelt ein Kuchen, S, Zelten.
Das Zeltbett, des —es, plur.die—en, ein Bettgeſtell mit Vor⸗
hängen in Geſtalt eines Zeltes.
Die Zeltbude, plur. die —n, eine Bude in einem Gezelte,
Das Zelsöad), des —es, plur. die —därher, ein auf allen vier
Seiten fpigig zulaufendes Dach, wie ein Gezelt.
Die Zeltdecke, plur.die—n, Deden, womitder Fußboden eines ,
Gezeltes belegt, auch wohl das Gezelt felbfi bedecket wird,
„1682
Der Zelten, des —s, plur: uinom, fing, auch wohl obne Ab⸗
leitungeſylbe, der Zelt, des — es, plur. die —e, ein Oberdeut>
(ces, befonders Baieriſches, im Hochdeutſchen fremdes Wort, ei⸗
nen flachen Auchen zu bezeichnen. Daher der Lebzelten, ein
Honig» oder Pfeijerfuchen. In den Hochdeutſchen Apotheken
hat man davon bin tind wieder das Diminutivum Zeltlein, Arzes
neymittel in Geſt alt Heiner flacher Kuchen zu bezeichnen, 5.8,
Wurmzeltlein, Brufizeltlein. \
Der Zelter,? des—s.plur, ut nom. fing. von 1. Zelt, ein Pferd,
welches einen Zelt oder Antritt. ‚gehet, am bäufigften im Ober⸗
deutſchen; eln Paßgaänger.
Der Zeltofahl, des —es, plur. die —pfäble, ein Pfabl, dielans
gen Seltfeile damit auszufpaanen und zu befefligen,
Der Zeltpflock, des —es, plur,die —pilöke, Pflocke, fo wohl
das Gezelt ſelbſt, als anch die fürzeen und ſchwächern Zeltfeile das
mit inder Erde zu befeftigen,
Der Zeltfihheider, des-—s, plur. ut nom. hg; ein Schnei⸗
der, welcher die Gezelte für die Sruppen verfertiget.
Das Zeltfeil, des —es, plär. die — e, Seile oder Stricke, das
Gezelt damit auszufpannen,
Die Zeltftange, plur. sie —n, eine Stange, das Gezelt damit
in der Mitte aufrecht zu erhalten.
Der Zeltwagen, Sea —s, plur.utnom, fing. 1,.MWagen,wor«
auf den Truppen die Gezelte mit ihrem Zugebör zugeführet wer⸗
be, 2. Ein Wagen, mit einem darüber geſpannten aka
Der Zomer, 8. Ziemer,
209» De
1683 Zem
Der Zemmel, des—s, plur nom. ut fing. ein ne in Ftanken
übliches Wort, einejunge Weinvebe zu bezeichnen‘, welche no
nicht über cin Jahr alt iſt.
— Zen, eine Ableitungsſolbe für Verba, den Hauptbegriff eines Pri⸗
mitivi durch Rebenbegriffe zu verändern, und nãher zu beſtimmen
Befſonders 1. Jutenſtva nnd Iterativa zu bilden, in welchemFalle
es mit dem groben fehen, und feinern fen beynabe gleich beden⸗
‚send ift, nur mit dem Unterfchiedi ‚daß zen eigentlich einen noch
ſtärkern Grad andeutet, als fen, weil 3 der härteſte Buchſtab feis
ner Claſſe iſt. Befonders gehet das fen nach gewiffen Conſonan⸗
ten des Primitivi gern in einz über, als nach den ch, ächzen,
ſchluchzen, Frächzen, jauchzen, lechzen ; nach dein f, feufzen,
bäffzen, in einigen Provinzen für bällen ; nah dem n, grunzen,
blinzen, glänzen, bunzen, tanzen; nach dem r, ſcherzen,
ſchmerzen, ſtürzen; befonders aber nach demt, da fich der mit >
dieſemLaute verbundene Druck natürlich auch dem folgenden fmits
theilet, unddasfelde in ein 3 verwandelt, rigen, veigen, von
- ziten, reiten, fugen, verlegen, von einem alten ‚mit laedere
verwandten, Stammworte,fchligen, vom Wiederf, fliden, het:
zen, befebmugen, wegen u. |. f. Aus diefen legten Beyfpielen
werhefler zugleich, wie irrig manche Neulinge daran find, wenn
fie infolchen Verbisdast weglaffen, und rizen, veisen, hezen
ſchreiben, wodurch nicht allein die Abſtammung verdunfelt,, ſon⸗
Bern auch die Ausfprache verändert wird. S. Z.) Durch Einfbals -
tung des I oder. el Laffen ſich aus den Verbis aus zen wieder Di⸗
nnnutiva, oder neue Fterativa mit dem Nebenbegriffe der Verklei⸗
nerung bilden :-runzeln, fpmunzeln,.blinzeln, Figeln, megeln,
u,f.f. 2. Faetitiva, nur in einigen: beigen,, beißen machen,
gen, effen machen, füttern, ergegen, freuen machen, von eis
nem alten „mit gaudere verwandien Stamme. 3. Jmitativg,
noch fparfamer, und zwar nur im gemeinen Leben, müchzen,
muffzen, muffig, d. i. dumpfig riechen ; befonders von einigen Pro»
nominibus: duzen, du nennen, nicht dugen, welches Feine Ana⸗
dogie hat, ihrzen, ihr.nennen , erzen, mit er anreden.
In vielen andern Berbis gehöret das zur Wurzel, daber auch
keine der. obigen Bedeutungen auf fie paffen Fanır: herz · en, wurz:
en, fhägsen, fhürz=en, wigseln, plagen, u.f.f, von Herz,
Würze, Schag, Schurz, Wit.
Der Zöndel, eine Artleichten Taffets, S. Sendel.
“Die Zenne, plur, die —n, ein nur in der Lauſitz übliches Wort,
dir zähe Weide, oder Flechtweide zu bezeichnen, deren man fich
zu den Körben bedienet. Es ift von dem Wendifhen Sczina, wel-
ches wieder von.czenu, dehnen; ziehen, abfianinıer, wovon eben
dafeldft Zenlicht, ein gezogenes Licht bedeutet.
Die Zent, plur. die—e, ein nur noch ingranfen und Oberdeutſch⸗
land übliches Wort, fo wohl die Gerichtbarfeit , als auch den
Gerichtsbezirk zu bezeichnen. Yu dem legtern Falle fagt man z.
B. in der Zent angeſeſſen feyn, in dem Gerichte. In Anfehung
ber Gerichebarkeit aber, kommt es vornehmlichin folgenden Fäls
len vor: .ı, eine jede Gericjtbarfeit, daher man felbige an einie
gen Drten indie hohe und niedere Zent abtfeiler.. 2. Am üblich⸗
‚Ken ift es vonder höhern, vderpeinlichen Gerichtbarfeit, welche
vermuthlich zu verfteden ift, fo fern Die Zent abjolute und allein
gebraucht wird. 3. In engſtem Verſtande wird in manchen de _
genden noch ein Unterfchied gemadjt, unter den Hals - oder
Sraisgerichten und der hoben Zent, dadenn die letztere wur die
vier Fälle, Mord, Diebſtahl, Brand und Nethzucht unter fich
x begreift,
Anm. Aus der Geſchichte der mittlern Zeiten iſt bekanut, daß
die Fränfifchen Könige zur.befferer Handhabung der Gerechtigkeit
die Gauen oder Bvaffchaften in Centenas und dieſe wieder in
Wecanias theilten, d. i. in Bezirke yon hundert und von zehn
— =». 3%
Zen ' ‚1684
Familien, oder nach aicdern von fe viel Dirt ern; und daher find.
die meiften bewogen worden, das Deut ſche WortZent vouCentena -
abzuleiten. Andete laſſen es von dem Dewfden Worte schen ab»
ſtammen, und erklären es von einem unteru Vezirke, oder einer
Decanie, zumabl da diefe im Angelfächfiihen Tethinge, die
Centena aber Hundreda genannt wurde, Allein, da die Des
eanie vermuchlich nur eine untere Gerichtbarkeit war, Zent aber
gemeiniglich von der. obern gebraucht wird, fe ſcheinet die erſte Ab⸗
leitung wahrfcheinficher, Indeffen, wenn man bedenft, daß das
Mort auf eine fo ſchwankende Art gebraucht wird, und-oft einen
jeden Gerichtsbezirk, er fey groß oder Elein, bedeutet, fo fann es
gar wohl feyn, daß beyde Ti: örter mit der Zeit in dem Deutſchen
‚ Worte Zent zufammen gefloffen find. Es komnmit noch zu, daf
die urforünglichen Centenae und Decaniae mit der Zeit ſehr
> vielen eränderungen ansgefeget feyn mußten, zumahl da anfäng«
lich jede Familiefür ſich allein auf ipremGrund.undBoden wohn⸗
te, wie noch ineinigen Niedevfächfifchen ®egenden ublich iſt, nach
und nach aber, um der gemeinſchaftlichen Sicherheit Willen, ſich
mehrere inDörfer verſammelten, da denn die Gerichtsbezirke ſehr
verändert, und bald erweitert, bald aber auch verenget werden
mußten. Übrigens muß man diefes Wort und die dadurch bezeich ⸗
nete Sache nicht mit der Send verwechfeln, welches im Oberdeut-
ſchen die geiftliche Gerichtbarkeit bedeutet, und von Synodusiadb,
flammet, (©. diefes Wort.) Da Zent nur noch allein im Dberr
deutſchen üblich iſt, ſo gilt ſolches auch von den folgenden Ableisuns
gen und Zujanmenfegungen.
pflichtig, zentrerw andt. Daber die Zenebarfeit,
Das Zentbuch, des — es, plur. die— bisher, das Protocol
eines Zentgerichtes. N
Der Zentdienft, des—es, plur.die—e, ein Dienfl, oder eine
Schuldigkelt, welche die Untersbanen dem Zentherren zum Behuf
der Zeut feiften müffen, 3. B. flüchtige Miffethäter zu verfolgen,
Das Zentding, des—es, plur, die—e, das Zentgericht, von
dem alten Ding, ein Gericht. ER he
Der Zöntfall, des-—es, plur. die—fälle, ein Verbrechen, dep
fen Unterfuhuag und Beſtrafung dem Zentherru zuſtehet, in dass
Zentgerlcht gebörer ,an andern Oberdeutſchen Orten der Jrais:
fall, Malefiz: Satt, obgleich in manchen Gegenden hier noch ein
Unterjchied gemacht wird, S. Zent.
Lie Zentfolge,plur:inuf. die Verbindlichkeit der Unterthanen,
zu Handhabung und Beſchützung derZent die nöthige Maunſchaft
au fiellen, die. Gerichts ſolge. i
Zentfrey,adj. et adv. von der Gerichtbarkeit eines Zeutgerichtes
befeeper. Go ſind z. Bſendbare Unterthanen, welche unter der
Send, oder dem geiſtlichen Gerichte ſtehen, zentfrey.
Das Zentgericht, des — es, plur. die—e, das Gericht eines
Zentherren, das weltliche Criminal⸗Gericht, das Salsgericht,
Der Zentgraf, des—en, plur. die — en, der Graf oder Richter
in einem Zentgerichte; ‚der Zentrichter. —
Der Zenthafer, des — s, plur.car, eine Abgabe in Hafer, wel
che die Unterthanen an manchen Orten zur Anuerkennung der Ger
richtbarkelt an den Zentherru entrichten müſſen; an andern Or⸗
ten. der Rügebafer. 2 —
Der Zentherr, des —en, plur. die —en, der Eigentbümer der
Zent, oder des peinlichen Gerichtsbezir les, der graisherr, Ge—
richtsherr. Spa
Die ZentPlage, plur. die—n, einein der Zentangebradite,
die Sent gehörige Klage,
Die Zentleute, fing. car. in der Bent gefeffeneund dem Zunthera
wen unterworfeneinterrhunen, zenghare Leute, ig
ee
für
Zentber, adj. et adv. einem Zentgerichte unterworfen; gene
=
1685 Ben
= Der Zöntmann, BEN plur. die —manner, oder auch
—Toute, ein zur Zent gehöriger männlicher Unterthan,
Der Zentner, des — s, plur. ut nom. fing. ein Gewicht von
hundert Pfund, — Wr Centenarius. (©. Centner.)
Da imdefen das Wort in feiner zweyten Hälfte ſchon eine-völltg
De utſche Geſt alt eigeneamen bat, fo ſchreibt manes richtiger
Zentner.
Die Zatoflicht, plur, die —en. 1. ine jede Pflicht, welche
die Zentleute dem Zeutherren zu leiten verbunden find. 2. In
engerer Bedrutung, der Eid, welchen fie ihm ablegen müffen.
Das Zentrecht, des—es, . plur. die—e, das Befugniß, oder
die Oerechtſame, die zur Zent gehörigen Verbrechen zu unierfus
- ben und zu beftrafen ;die peinliche Gerichtbarkeit. _
Der Zentrichter, des —s, plur. ut nom. ſiug. der Richter in
‚einem Zentgerichte, wie Zentgraf.
Die Zentſache, plur. die—n, eine ffir das Zentgericht gehörige,
in demſelben anhängige Sache 5 wie Zentfall.!
‚Der Zentfhöppe, des —n , plur. die —n, der Schöppe, oder
Beyſitzer in einem Zentgerichte,
Der Zentſchreiber, des — 8, plur. ut nom, fing. der Schrei⸗
ber in einem folchen Gerichte.
; Zöntverwandt, adj. et adv. einum Zentgerichte unte: —
wie zentbar und zentpflichtig.
Die Zentwade, plur. die—n, die Bewahungeines Sefanzenen
in dem Zentgerichte,
Der Zephyr⸗ des— 8, plur. die—e, cine File angenehme Luft
aus Abend, ein fehwadher Abendtwind, ein Weſt; nur in der dich⸗
teriſchen Schreidart, ans dem Griech, und Lat, zephyrus.
Raufche fanit, du viefelnde Quelle, erſch üttert nicht die Blus
“ me und das Gras, ibr Zepbyre, Gehn.
Dae Zevter, des —s, plür. ut gom. fing, ein Stab, 'fp fern
‚er ein Chreuzeichen der Faiferlichen und Pönigiiyen Würde if. Das
Zepter tragen. Daher denn figürlich auch die Farferliche oder Für
‚nigliche Würde und Gewalt mit dieſem Raben belegt wird. Zum
Zepter gelangen, zur Regierung. Das Zepter, oder, Bron und
Zepter niederiesen, die Negierung.
Anm. Schon im Schwabenjpiegel Zepter. Es iſt aus dem
Sat. Sceptrum gebiitet, daher man es auch oft Scepter zu ſchrei⸗
ben pfleat. Allein, da diefes Wort in feiner leßten Hälftefchon
eine völlig Deutfche Geſtalt angenommen hat, fe. kaun es felbige
auch in dev erften ertragen, zumahl da der Laut feim Deurfchen
feine Aualogie hat. Was das Geſchle bt betrifft, fo iſt das füchlis
che theils am gewöhnlichtten,theils dem Lateiniſchen am angemefe
fenften. Jadeſſen finder man es auch oft im männlichen; der
Zepter ‚und zwar nach dem Borgange mehrerer freinder Wörter,
welche ihr Geſchlecht veräudern, wenn fie mit dem Deut ſchen Bür ·
gerrechte begabet werden, z. B. das Labyrinth, der Punet, der
Alt ar, der Paet m. ſ. f.
Der Zepterbaum, des — es, plur. die — baume, bey den
Neuern, der Nabme eines gewifjen Athispiſchen Baumes, Bra-
beium L,
Das Zepterleben, des —s, plur. ut nom. fing. in dem Deut⸗
ſchen Staatsrechte, ein Reichslehen, welches von dem Raifer ver-
mittelft des Zepters verlieben wird, dergleichen denn alle geiftliche
fürftliche Lehen find, dagegen die weltlichen fürftlichen Lehen ver» _
mittelft einer Fabne verliehen werden, und daher Fahnlehen hei⸗
gen, Schon im Schwahenfpicgel Zepterlehen,
Zer —, eine alte untrennbare Vorſolbe, welche Verbis, und eini-
- gen davon abgeleiteten Wörtern vorgefegt wird, eine Trennung,
Auflöfung der Theil: durch den Begriff des Verbi zu bezeichnen,
1. Eigentlich eine völlige Trenunng, oder Auflöfung der Theis
ledur:h den Begriff des Verb ; zerfallen, aus einander fallen ‘
- Zen 1686
zerlegen, ausleinauder legen, zerfließen, aus einander fließen,
— in Stücke ſchlagen und ſo in den meiſten folgenden
Verbis.
2. Figürlich. (1) Die Erſtreckung des Begriffes des folgen⸗
den Verbi über der ganzen Gegenſtand, und die dadurch bewirkte
Verderbung desfelben, zu bezeichnen, welche Bedeutung denn oft
"in eine Art bloßer Intenfion übergehet, Jemanden zerprügeln,
> ihn über und über prügeln, ihn gleichfam Fraftlos prügeln, ſehr
prügeln zzerlöchern, überalmit Löchern verfeben, und dadurch
unbrauchbar machen ; zerſtechen, zorlumpt u. ſ. f. (2) Die eige⸗
ne Entfräftung duch den Begriff des Verbi, ein Übermaf der
Handlung des ſelben, als ein Keciprocum ; aber in den alermei-
ſten Fällen nur in den niedrigen Sprecharten und im gemeinen
Leben, wo man diefe Vorſolbe faft allen Verbis vorzufegen
pflegt, weun man den obigen Begriff ausdrucken. wil: ſich
zerarbeiten, zeraͤrgern, zerplagen, zermartern, zer angſtigen,
zerlachen, zerlaufen, zerfragen, zergucken, zerfinnen, zerſirei⸗
ten u. ſ. f. Da dieſe Bedeutung, wie ſchon geſagt, den edlern
Schreibarten fremd iſt, und höchftens nur in der vertraulichen
Statt. findet, auch täglich neue Ableitungen diefer Art gemacht
werden fönnen, fo werde ich die meiſten davon im Folgenden
übergeben,
Anm. Da diefe Vorſylbe außer der Ableitung völlig veraltet iſt,
fo gedöcet fe auch zu den untrennbaren Vorſplben, welche ihr
Berbum in feinem Falle verlaffen, und daher auch im Präterito.
dasfonft gewöhnliche Augment ge verdrängen: ich serihlage,
zerſchlug, babe zerſchlagen. Sie ift zugleich tonlos, und kann
daher inder Dichtung nicht anders als furz gebrancht werden. Jer
iſt ohne Sweifeldie Wurzel von ehren , und dein Iutenfivo zer⸗
ven, weit beyde in dem Hauptbegriffe der Trennung der Theile
überein fommen. Ebedem wurde zu, und in noch frühern Zei.
sen si, häufig für zer gebraucht: Zuſchlagen, dey dem Ottfried zi-
ſlagen, für zerſchlagen. ©. Zu.
Zerbeigen, verb, irreg. act, (S. Seifen); In Stüde
beißen,
machen,
Eine Nuß zerbeißen. 2, Durch Seißen ondEnuchbar
Zerberfien, verb.irreg. neutr. (S,Berften,) nit dem Hülfswors
te ſeyn, berſtend auseinander fallen,
Zerblafen, verb. irreg, act. (S. Blafen,) auseinander blafen.
Den Rauch mit einem Hau he zerblafen,
Zerbläuen, verb, reg, act. heftig bläuen, oder prügel”. Je:
manden zerbläuen.
Zerbohren, verb, reg, act. voll tiger bohren und dadurch un⸗
„brauchbar machen.
Zerbrechen „ verb. irreg. (S. Brechen.) Es iſt 1. Ein
Aetivum, in Stüde brechen, entzwey ‚brechen, Einen Stock
ein Glas zerbrechen. Seine, bder jemandes Feſſel zerbrechen,
fi, oder einen andern in Freyheit fegen; von der Sclaverep ber
freven. Lucie, mein männliches Zerz zerbrach deine folgen
Seffeln. Sich den Kopf uber etwas zerbrechen, im gemeinen
Leben und der vertraulichen Sprechart, beftig über etwas nach⸗
finnen. Ein zerbvochener Geiſt, ein zerbrochenes Gerz, in der
Theologie nach einer fehr harten Figur, ein hober Gra der Trau⸗
rigkeit über feine Undollfonmenbeit, (S. Zerfnirfchen.) 2, Ein
Neutrum mitden Hülfsworte ſeyn, zerbroden werden, Das
Glas, der Stock iſt zerbrochen.
So auch das Ferbrechen und die Zerbrechung, letzteres nur
in der activen Bedeutung.
Unm. Bey dem Kero ziprehhan ınd farprehhan, Sep den
Dtifeied ürbrechan und zibrechan, in den fpätern Zeiten zu»
brechen, Niederſ. tobrefen,
Dovne 2 Zer-
—
Zerfabren,verb,irreg. (©.
1687 \ ‚Ser
Zirbrechtic ur, fit, 1dj. et adv. fäbig, zerbrechen, und in
engerer Bedentung, leicht zerbtochen zu werden. Ein zerbroche⸗
nes Slas. So auch die Zerbrechlichkeit.
Zerbrödsln, verb. reg.act. in kleine Stücke brödeln, Das
Brorzerbrödeln. Im gemeinen Erben, serhröfeln.
Zerdreſchen, verb irteg. act. .ı, Entzwey dreſchen, in Stücke
‚drefchen. Das Strob, die Salmen zerdreſchen. 2. Sehr dre⸗
fen, d. i. ſchlagen; iin geheimen Leben. — serdtes
ſchen, heſtig prügeln.
Zerdrüden,verb.reg. Act. in Stüde DaB, entgwey drücken.
Ein Ey zerdrüucken.
gahren.) 1. Als ein WER, ob⸗
oleich ſeltener, entzwep, in Stücke fahren. 2. Als cin Teutcum,
mit dem Hülfsworte ſeyn, aus eina⸗ ider fahren, fich zertheilen.
Ber Rauch iſt zerfahren. Eine zerfahrne Suppe, in den Kü⸗
chen, von Aus einander geguerleten Epern.
Zerfallen/ verb.irteg. (S. allen). 1. Activum, im Fallen
zeeſchlagen. Sich den Äopfzerfallen. 2. Heutrum, mit dem
Huifsworte ſeyn in Stücke follen, aus einander fallen. Die
Stunde it nicht mehr fern ,.in welcher die Hütte zerfallen
wird. Fin zerfallenes Gebäude. Zerfallen und verfallen find
ſich inder Bedeutung zwar ähnlich, aber doch nicht gleich, Siype
Derfallen.
“ Zerfellen, verb. reg. act. ı. In Stügefeilen, 3. Durch all zu
vielee Feilen unbrauchbar machen.
Zerfe gen verbe reg. act. -ı. Aufeine ungeſchickle Art zerſchnel⸗
den. 2, Durch Terra, d. 1. ungeſchcktes Hauen oder Schneiden,
nugeftait, uubränchhdr machen. Pin zerfetztes Getcht. Bepdes
nur in der vertran ichen Schreibart.
Zeeftattern, verb. reg. neutt. mit dem Hulfsworke feyn, ans
einander flattern, leicht ans. einander fahren,
Zevfleilsyen, verb. reg. act; die fleifgigeu Theile eines Körpers
dur häufige Wunden trennen, Ein zerfleifiprer Leichnam.
Zerfliegen,verb, irreg. neutr.(S: $ließen,) wit dem Hülfsworte
Eyn, aus einander fliegen. Wie Wachs zerfließen. Wennnun
‚alle —— Nebel vor feinen Blicken zerfließen werden.
Fig irlich 5, in Tränen zerflieden, häufige Thränen vergießen;
in Wehmutb, in Mitleiden, in Wellufi zerfließen, von diesen
Empfindungen auf das lebhafieſte durchdtangen werden.
Zerfoltern,verb, reg. act.in einem hohen Örade foltern, Sie:
be, wie der Gram um dic) ihn zerfoltert, Weiße.
Zerfreſſen, verb.ıirreg, act. (S. Sreffen,) überall anfreffen
und dadurch nbrauch dar madpen, Don den Würmern, von dem
Rode zer freſſen werden.
Zerganglich / adj. et advsein — Wort, für das beffere
verganglich. So auch die Zerganglichteit.
Zergänzen, verb.reg. act. in jeine Theile auflöſen, gertbeilen ;
eimim Hochd —— ungewöbnlihes Wort, welches zugleich wi⸗
der die Analeaie der mit zer — sufanımen geſetzten Wörter ift.
Go’ auch die Herganzurm. |
Bergehen, verb.inreg.neutr.(S, Geben,) mit dem Hülfsworte
fegn. 1. Schmelzen, befonders in einen Hüffigen Körper. Der
Zoatker iſt noch nichrzprgangen. 2. Vergeben ; im Hochdent-
Der za ‚verälter,
ergen, verb.reg. act. welches nur im Niederdent ſchen ü blich
iſt durch Neckerey zum Zorne reitzen. Zemand zergen. Einen
Sund zergen. Es iſt aus den Niederſ. targen gebildet, und wird
anr von Niederdenefchen gebraucht, ‚wenn ſte Hochdeutſch ſpre⸗
chen wollen.
genan verwandt, — das — eigentlich in einem Zupfen
eder Rupfen befiehet, Schon im Erich. ij; Fuyper, undim Ans
Es ii mit zerren, uud dem Engl. to tear, zerren,
Be Kara 5 F 1688
— tyrien, —— Im — (den gebraucht man dafür E
neden, ob fh gleich deffen Sebeutung ein wenig. weiter ı >
ficcdet. —
Zernliedern, verb.reg. act. einen ebierifhen Röcper‘ in feine
Glieder auflöfen, ihn zerſchneiden. Man gebraucht es nur noch
in engerer Bedeutung für anatomiren. Chebem naume man
auch das Zerlegen der Fleiſchſpeiſen, oder das Trauchiren, zer⸗
gliedern. Figürlich iſt einen Sag sergliederen, ihn in feine Glie⸗
der oder einzelnen Theile auflöjen,, und felbige einzel erflären.
So auch die Zergliederung, SergliederungsFunft, bie Anatomie,
der Iergliederer, d der Anatomiens, ns
Zergreifen, verb.irreg. acı.(&. Greifen,) Biber
Bädernüblich ift. Den Teig zergreifen,ibnmit den Sãnden Flein
drũcken, zerdrüden, weiches auch ibn anfneipen genannt wird. :
Zerhaden, verb. reg, act. 'ı. In Stüde ae pi ha⸗
er h
den. 2. Durch mebrmahliges Hadfenverderhen, —
Zerhämmern, verb. reg. act, in Stücke banmera. een
Stein zerhͤmmern. —
Zerhauchen, verb. reg act. aus einander Banden. J Ps
Weit beſſer fpielteh du RES, Ri
Mit Seꝛfenbla ſen⸗die die Luft gerhaucht, Weite
Serhauen,verb, irreg. act. (SSauen.) ı. eu
Ein Bret, ein Stud leiſch zerbauen. 2. Dur ——
Hauen verderben, —
Zerfauen, verb. reg. act. in Stunde, i in Heine Seite Tau, Die
‚Speifen gebörig zerkauen.
'Serklopfen, verb, reg, act, 2. er
Hovfen oder, fchlagen.
Zerknacken, verb, reg. act. in Stüde Inaden. Bine ———
knacken.
Zerknicken, verb. reg, act. entzwep knicken. — ————
Salm. Die ganze Schöpfung braucht ſich aber micp zu vüc
fen; das ſchawache Rohr, den Hleniiten, zu zerknicken, $ >
Zerfnirfchen, verb, reg. act." 1. In Stüx'y Eniefchen,geratiete -
[9 0,(©. Bnirſchen) Ein Glas, “einen Wurm terfnivefchen.
2, Fignrikh, sit einem hohen Grade des Grames, des Kuumers
erfüllen. Ein zerknirſchtes Zerz, in der Theologie, das lebbafte
Gefühl der Rene über feine Vergebungen „im Notker ler·
niulet herza.;
SER verb..reg. act. et sr duch Koden in feine s
Theile auflöfen. In gleichen, durch a u langes ochen ae
beit; Das Sleifch zerkochen. 7
Zerkragen, verb.reg, act. dur Vieles Rasen. ungeats .
eu. Im Gefichte ganz zerkratzt fepn. ;
Zerteimeln, verb, reg. act. in Kcumen ober Krümel verwane
deln, Des Brot zerfrümeln, er
Zerlarpen. verb. vB act.in Lappen gerreifen, Zaleby eine
ber geben, FE
Serlaffen, verb. irteg: act. .(®. Laffen,) zer fließen laſſen bi A:
{&melzen. Wachs, Talz, Bley u,ff. zerlaffen, flüfie magen. RE
Schon im Rotler zelazen. *
Zerlaſtern/ verb. reg, act. im bohen Grade Berne nur.
in gemeinen Leben, wo es oft fir verfummeln gebrauch: wird,
Das Fleiſch zerläktern, ben den Fleiſchern, es ungefhidt Da i
ten und zubäuen, ©. Lafer, -g
Zerlechzen , verb.reg.neutr. mit dem Sülfs worte — vor...
großer Dürre aus einander geben, und nude gunhge Werben, von 5
2.$n Stich tlopfen.
*
hölzernen Gefäßen. —
Die Tapferkeit taugt ungeübt
So wenig, als zerledhjte Machen, Güuth. ——
Zerleden, verb,reg. act. duch UCBR BEN —— ma |
Ben, verderben, : Ks ;
Be
verb,reg. act. aud eindnderlegem - Eine ihr, eine
In wiiterer Bedeutung, eit.on zur Speife
1.1 Zu
Fertig
ee serlegen.
— mmtenthierifchen Körper zertheilen; ſo wohl bey den Ja gern,
weie zerwirken, als auch von dem Zerſchneiden oder Tranchiren
bey Tiſche. Ein guhn, einen Braten zerlegen. So auch die
Serlegung.· *
Zerlöchern,werb. reg.act. überall mit febferBaften Böchern der
feden, durch viele Löcher unbrauchbar maden, dur chlochern.
"Kine zerlocherte Mauer.
——— adj. et adv. von dem ungetoöhnfichen Verbo ʒerlum⸗
pen, ia Lumven verwandelt, in Lumpen zerriſſen. Ein zerlump⸗
tes Blei. Zerriſſen und zerlumpt einher gehen.
Zermahlen, verb. reg. act. nur daß es im Participio ʒermah⸗
len hät, zu kleinen Stücken mablen.
Zermalmen, verb, reg. act. einen feſten Körver mit Gerwalti in
Fleine Theile verwandeln, Einen Stein zermalmen. Moſe
nahm das goldene Kalb, und zermalmete es zu Pulver,
2 Mof 32720. O Grdanpe, der mein Innerſtes gleich dem
. Donner yermalmer. So aud die Zermalmung und das Zer⸗
malmen
Anm. Das einfache malmen ift imHochdeutfchen längſt veral⸗
tet, doch fominen Malm und Mulm in den Mundarten und ders
wandten Sprachen noch für Sand oder Staub vor. (S diefellen,)
Malmen ifbein Intenfivum, weiches vermittelfider Ableitungs⸗
ſolbe men oder nen von mahlen zerreiben, gebildet worden, daher
der Nebenbegeiff ber heftigen Gewalt. Notker uud andere alte
Schriftſteller brauchen für zermalmen das einfache fermulen,
Zermartern, verb. reg, act, in einesihohen Brademarsern, bis
jur Entfräfting'martern.
Zermeneln, verb.reg. act, ungeſchickt serdanen oder zerſchnei⸗
den. 8. Mensen,
Zernagen, verb reg, act. duch Nagen verderben.
Sernichreg, verb, reg, act. zu nichts oder zu nichte machen.
1. Zu nihremadhen, > i. serftören, die Verbindung der Theile
eines Dinges anfdehen. Kin Kunſtwerk zernipten. 2. In
nichts verwandelt, aus der Reihe der exiſtirenden Dinge wegneb⸗
men. Der Gottloſe wünſcht, daß Bott feine Seele zernichte.
In bedden Fällen wie vernichten: So auch die Zernichtung.
Zerplagen, verb. reg. act. ſeht plagen.
Zerplagen, verb. .reg, neutr, mit dem Guͤlfs worte fegn, in
Stücke platzen. Die Bombe, die Blaſe⸗ die Flaſche iſt zer⸗
platzt.
Zerpreſſen verb. reg. aet. 1.90 Stüdepreffen. 2. Durch als
’ u vieles Preſſen derderden.
Zerpulvern, verb. reg. act. in Pulver verwandeln, wofür doch
pülvern hinlänglich und auch üblicher ift.
Zerquetfchen, verb.reg, act, einen weichen Körper mit vlöglis
der Gewalt zerdrücken oder zerſtoßen.
fhen. Sich den Inf zerquetſchen.
Zerreiben, verb. irreg, act. (&. Reiben, in Meine Theile reis
bin. Larden zerreiben. Den Teig zerreiben oder aufreiben,
bey den Bärkern, ihn mit den Händen Fein reiben. So auch das
Zerreiben und die Zerreibung.
Zerreiblin, —v, —Re, adj. et ady fähig zerrieben zu werden,
in eugerer Bedeutung, fähig, mit leichten Mühe jerrieben zu were
den, So auch die Zerreiblichkeit,
Einen Wurm zerquet-
Zerreiften, verb.irrrg. (S. Reigen.) Es ifl: 1. Ein Activum,
in Stüdereigen, den Zufainmendang der Theile durch piößliches
und heftiges Zichen trennen, 2. Eigentlich. Einen Strid,
einen Brief u. f. f. zerreigen. Etwas mit den Zähnen zers
veißen. 3. Fig ürlich. (a) Gewaltfam umbringen, von gro⸗
Ben Raubthieren. Dev Löwe hat das Schaf zerriſſen. Ein _
—6 1659
von dem Wolfe zerriſenes Lamm. (6) Die Fortfrking einer
Sache auf eine plögliche und gewaltfame Art unterbrechen. Mi-
nen Landtag, Reichstag zerreißen. (c) Jomandes Zeus zerrei-
Ben / ihm den lebhafteſten Schmerz verurfacben, Gabe Miteiden
mit diefem Herzen, das dur zerreißeſt; Weiße,
Da ward mein klopfend Herz von durcht und ng see:
viffen, Schlea.
2. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn, in Stüdejetei ſſen
werden; wofür doch das einfache reißen üblicher iſt Dex Strick
Arie. iſt zerriffen.
So auch das Zerreißen und die Zerreigung.
1. Herren, verb.reg. act,beftig bin und derzichen. Fermanden .
aus dem Zaufe, inden Koth zerren, ihm die Rleider von dem
Leibe zerren. So auch das Zerren.
Anm. Es iſt ein Iterativum und Intenſivum von ziehen, ver⸗
Riederſ.
mutelſt der Ableitungsfplde ven, zerren fir 3iebe/en,
‚tiven, Srang.tirer, bey dem Ottfried [cerren.
2.'Zetren, verb. reg. act. Auf den Eifenhimmern wird das
zweyte Schmelzen des Eiſens, unesweicher und geſchmeidiger zu
A acnannt, ohne Zweifel als eine Zufammenzichung
von dem folgenden zerrennen, welches auf deu Eiferbämmmeen für
ſchmelzen gebraucht wird, welches dadurch wahrſcheinlich wird,
weil das Zerrenfeuer 5 der Zerrenherd auch Rennfeuer und
Rennherd, und der Arbeiter, der das Zerren verrichtet, der Zer⸗
renner genannt werden. So auch das Zerren.
Der Zerrenbeum, des —res,plur, die —bäume, in einigen 9
‚genden, ein Rahme des Buchbaumes aus dem Ital. Cerro.
Das Zerrenfeuer des —s, plur, doch uur von mehrern Arten,
ul nom. fing. von2. Zerren, dasjenige Feuer, oder derjenige
Grad bes Feuera, bep welchem das Zerren geſchiebet; auch das
Rennfeuer, von rennen oder zerrennen, zerrinnen machen, d. i.
ſchmelzen.
Der Zerrenherd, des —es, plur.die —e, derjenige Herd, auf
w Ichem das Zerren gefchiebet,
Zercennen, verb. reg. act: zerrinnen Laffen, 5.1. fchmtelgen, ein
nur auf den Eifenbänmern von dem Schmelzen des Eifens üblie
ches Wort, welches in einem Falle auch in zerren re ges,
gegen wird. ©. dasfelbe,
‚Der Zerrenner, des—s, plur. ut. nom. fing. auf den Cifens
hämmern, derjenige Arbeiter, der das ʒerren oder awerte Schmel⸗
zen des Eiſens beſorget. *
Der: Zerver,des—s, plur. ut nom, fing. in — Gegenden,
ein Rahme des Miſtlers, einer Act Krammetsvögel, vermüthlich
wegen friner Stimme, um weicher Willen er immanchen Gegen»
den auch Ser Schn arrer genannt wird,
Zerringen, verb.reg. act. duch vieles Ningen undrauchber,
ſchadhaft machen, Die Wãſche zerringen.
zerrungen waren, Gel,
Zereinnen, verb. irreg, neutr. S. Rinnen) mit dem Hülfs⸗
worte ſeyn, aus einander rinnen Oder fließen. Butter am euer
zerrinnen laffen, ſchuelzen. Sprichw. Wie gewonnen, fo zer:
ronnen. ö N
Zerrinen, verb,reg. act. durch vieles Nigen ungeſtaltet, un«
brauchbar machen.
Zerrühren, verb. reg, act. aus einauder rühren. Ausgeſchla⸗
gene Ever zeurübren.
Zerriiten, verb. reg. act, eigentlich, durch rütten, d. i.befti»
“ges bin und ber bewegen, die Theile eines Dinges in Unordnung
bringen. Bie Räder einer Ubrzerrütten. Am börfigften in
weiterer Bedeutung, die Theile. eines Dinge? auf eine gewalt ſame
Art in Unordnung bringen, Den Staat zerrütten. Dab.r die
Zerrüttung, gewaltfame Unordnung unter den Theilen eines
209093 i Dim
J
Mir Händen, die.
\
Ber
Dinges. Die Serrfchfucht entfpinner Zerrüttungen und bluti⸗
ge Kriege.
Ann. Die zweyte Hälfte iſt das außer diefer Abl itung veral⸗
tete Verbum rutten, von welchem wir noch das Iterativum rüt-
teln haben, Rütten ſelbſt iſt ein Imteafivum von dem gleichfalls
veralteten ruten, reiten, bin und ber bewegen, von welchem Reiter
noch an manchen Drien ein Sieb bedeutet,
Zerſagen, verb, reg, act, in Stůcke fügen, Ein Beet, ein
Stud Holz zerfägen.
Zerfihaben, verb.reg.act.durd vieles Schaden unbrauchbar
machen. Ein zerichabeter Rock ein abgeſchabter.
1691
S
Zerfchäumen, verb. reg. neutr, ınit dem Hülfswortefeyn, ſich
in Schanm auflöfen. Die fruchtbaren Waldſtrome zerſchaumen,
and ihre Wuth wird ſtich legen am Juße des Selfen, Löw,
Zerfcheitern, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, in
Stüde ſcheitern, wofür doch das einfache ſcheitern üblicher, und
auch binlänglich iſt. Das Schiff iftan dem Selfen zerſcheitert,
gefheitert,.
Zer ſchellen, verb. reg. welches anf doppelte Art gebraucht wird.
1, Als ein Activum; mit einem lauten Schale zerſchlagen. Die
Bänke Steinfalzes mit einer Are zerfigellen, zerſchlagen. 2.
Als ein Neutrum, mit dem Häifeworte feyn, mit einem lauten
Schalle in Stüde gebrochen werden, Wer auf dieſen Stein fallt,
der wird zerfchellen, Matth. 21, 44. So auch dag Zerfchellen.
Es ift von Shall, kommt aber außer der dichteriſchen Schreiburt
in beyden Formen wenig mehr vor.
Zerfchießen, verb. irreg. act. (S. Shießen,) ein Ding durch
viele darein gefchoffene Löcher unbraupbar machen. Kine zer=
fchoffene Mauer.
Zeriigirbeln, verb.reg. act. welches nurim Hüttenbaue üb»
Sich it, das gefrifchte Eifen in Scherben, d, i, Feine Stüde,
ſchlagen, zerſchlagen, zerfegen,
Zerſchlagen, verb. irreg. act, (©. Schlagen.) 2. Überund
über ſchlagen, durch vieles Schlagen kraftlos machrn. Ich bin
wie zerſchlagen. Figürlich, ein zerſchlagenes verz, in der
Theologie, wie ein zerknirſchtes. 2. In Stücke ſchlagen. (a)
Eigentlich. Einen Stein, ein Gefäß zerſchlagen. (b) Figür⸗
lich. 1) Sich in mehrere Äſte theilen, als ein Reeiproenm ;
nur in einigen Fällen. Im Vergbane zerfchläger ich ein Gang,
wenner ſich in mehrere Trümmer , ‚oder fchmale Gänge theilet.
(2) Dur — der Geſinnungen fruchtlos werden; auch als
ein Reciprocun. Die Zuſammenkunft, der Kauf, die Heirath
bar ich zerſchlagen, iſt wicht zu Stande gefommen. Eine zer⸗
>
ſchlagene Seirasb, iff unFichtig , weil das Berbunt in diefer Ben.
deutung ein Neciprocumift, von den Reciprocis aber die Partir
cipia nur felten gebraucht. werden können.
Zerfihligen, verb. reg. act. durch mehrere in etwas gemachte
Schlitze unbrauchbar machen; zumeilen au in Stüde (bligen.
Zerſch meißen, verb.irreg. adt, (©. Sıhmeißen,), in Stüde
ſchmeißen.
Zerſchme lzen, verb.reg. etirreg. (©. Schmelzen, weldjes auf
doppeite Art gebraucht wird, ». Aisein Aerivum, durch Schmel⸗
zen in feine Theile auflöfen ; obgleich nur feltem, weil das einfache
fchmeizen diefen Begriff bereits ausdruckt. 2. Algein Neutrum,
mirdem Hülfeworte feyn, duch Schwielzen auseinander fließen,
Der Schnee, der nah und nach zerſchmilzt, laßt die Quellen
* Sommer nie verfiegen, Gel. Fiaüclih, in Liebe, vor
Liebe zerfepmelzen, den hödhken Grad dev Zärtlichkeit empfin⸗
den, So auch das Zerſchmelzen. P
Zerſchmẽttern, verb. reg. act, einen feften Körper mit der
hoch ſten Gewalt in Stücke werfen. Zerſchmettere die Erde durch
dein: Macht, Judith, 9, 9. Ein Glas zerſchmettern. Sich
— —
Ber
den Kopf an einer Mauer serfchmettern. So auch das Zer⸗
fchmettern, Und die Zerſchmetterung.
Zerfchneiden, v« b. irreg. act, (©. Schnesen) 3.%u Stüde
föneiden, Kin Papier, ein Seid Zeug terfchneiden. Figürlich,
ein zerfihnitiener Styl, ein unperiodifcher , der aus lauter kur⸗
zen — beſtehet. 2. Durch zu vieles Sqhueiden unbrauch bar
machen.
Zerf: chroten, verb.reg. act. nur daß es im Perticipio ʒerſchro⸗
ten und nicht zerſchrotet dat, in Stüde ſchroten, in allen den
Fällen, in welchem das einfahrBerbum ſchroten gebraucht wird,
So zerichroter man in deu Werkjkätten ein Stück Kifen, wenn
man es mit dem Schroteifen theilet. Man zerfchroter einen
Baum, wenn man ihn mit der Schrorfäge zerfäger. uf. f. -
Zerſetzen, verb, reg. cin nur im Bergbaue für zerfehlegen ubli⸗
ches Wort. Mau zerſetzet eine Erzſtufe, einen Stein u. f. f.
wenn man fie mit dem Fänftel in Stücke ſchlägt. x
Zeripalten, verb.reg. act, nur daß esim Participio zerſpalten
bat, in Stücke fpalten, Kin Stück solz zerſpalten, es ſpalten.
Zerfplittern, verb. reg. act. et neutr. Im letztern Falle mit
fepn, in Splitter auflöfen,, in Spkiter verwandeln, und darein
verwandelt werden, Fighrlic, doch am häufigffen im Oberdent ⸗
ſchen, die Zeitzerfplittern, fie verderben, unnütz anwenden. Se
au die Zeriplitterung.
Zerfprengen, verb.reg. act. in Stucke fprengen, durch Spreu⸗
gen zertheilen. Eine Blofe zerſprengen.
Zerſpringen, verb. irreg. neutr. (©. Springen) mit dem
Hüffsiworte ſeyn, in Srünke fpeingen, gerfprenget werden, mp6
Glas iſt vor Sige zerfprungen.
Zerfiäuben,verb. reg. act. in Staub verwandeln und ans eins
ander’ treiben; ingleichen als Staub zerftreuen, Einen Saufen
Thiere zerſtauben, fie plätzlich aus einander treiben, fie zerſtreuen.
Es iſt das Facritivum von dem folgenden zerſtieben.
Zerfiöchen, verb. irreg. act. (S. Steden,) ein Ding durch 3
viele darein geftochene Löcher verunflalten, URDFARIBENE machen,
Sid) in den Dornen die gaut zerſtechen.
Zerftieben, verb. irreg. neutr, (8, Stieben,) ah dem Hütfe-
worte ſeyn, ſich wie Staub zeritreuen, wie Staub zer ſtreuet werden.
Zerſtoren, verb. reg. act. die Theile eines Dinges anf eine ge⸗
walt ſame Art aus ihrer Verbindung bringen, Ein Inſecten⸗ ET ff,
ein Runfiwerf, eine Stadt, ein Haus, ein Reid zerſtoören.
So auch die Zerſtörung.
Anm. Juiſoiker zerftoren, bey dem Ulphilas diftairan, e,
Storen.
Der Zerſtörer, deg—8, plur. ut nom. fing. Fämin, die Zer:
förerinn, rine Per ſon, welche etwas zerftörer, ‚oder zerſtöret bat.
Zerfloßen, verb,irreg. act. (©. Soßen.) ı. In Stüde floßen,
Gewürz in einemmorſer zerfioßen.2.Ducch vieles Gtoßen unge,
ſtalt oder unbrauchbar machen. So auch dag Zerſtoßen und die
Zerſtoßung.
Zerſtreuen, verb, reg. act. ı. Eigentlich, aus einander ſtrenen.
Staub,welcen der Wind zerfiveuer. 2.Figürlich, (a)Auf eine feh⸗
lerhafte Art aus einander theilen. Der Mahler zeräreuer feine
Lich ter, wenn fie nicht genug durch Schatten contraftivet find, und
daber das Auge verbleuden. (b) Theilen und dadurch anwirffam
oder unıherflich machen. Semandes Surcht zerfireuen. Wir müſ⸗
fen den verſtand anwenden, durch feinLicht den falſchen Glanz
des Lafters au zerfireuen, Gell. Die Sonne, die den Nebel zer:
fireuer. Jemandes Beſorgniſſe zerſtreuen. (c) Die Aufmerkſamkeit
auf mebrere freindartige Dingeleufen. So zerſtreuet man einen
Bekummerten, wern man deffen Aufmerkſautkeit von dem Gegen⸗
ſtaude ſeines Grames anf andereDingelenfet. Sich ein wenig ter»
fireuen, feine Aufmerk ſamleit von den gewöhnlichen®egenfiänden
—
1692
1695 ger
anf andere Dinge lenket. Sich ein wenig serfirenen , frine Auf⸗
nierffamfeti von den gewöhnlichen Gegenftänder aufandere rich
sen, Inengerer Bedeutung zerſtreuet man fich und an dere, wenn
man die Aufmerkſamkeit aufeine fehlerhafte Art theiter, fie don eis
nem pflichtmäßigen Gegerftande auf fremdartige Dinge lenket.
Das Participium zerſtreuet wird gemeiniglich ir noch engerer
Bedentung von der Fertigkeit gebrancht, fich des Zuſammenhan⸗
ges feiner Vorſtellungen mit fich ſelbſt unbewußt zn ſeyn, oder die
Aufmerkfamfeit mehr auf fremdartige Gegenflände, als auf ſich,
zu lenken. Zerſtreut feyn, den Zerſtreuten fpielen.
Anm. Schon imDitfried in eigeutlicher Bedeutung giltreuan;
ingleigen zilpreitan. Die legtere figürlihe Bedeutung ſcheinet
nruernUrſprunges, und nach demFranz. diltrait gebildet zu ſeyn.
Die Zerflreuung, plur, die—en, 1. Die Handlung des Zer-
" fiveneng, in.allen Bedeutungen des Verbi und ohne Plural. 2,
Der Gemürhszuftand, da die Aufmerkſamkeit auf mehrere fremd⸗
ertige Dinge gerichtet wird, und im engften Verſtande, da man
fi des Zuſammenhanges feiner fremdartigen Vorſtellungen mit
ſich ſelbſt unbewußt ift ; ohne Plural, 3. Eine Befhäftigung des
Grmüches, wobey die Aufmerffankeit von dem pflichtmäßigen
Gegenftande abgezogen wird, mit dem Plural, Sein Leben in
Iauter Zerſtreuungen zubringen.
Zerſtůckeln, verb. reg, act. in kleine Stücke theilen; als das Di—
mitutivum des folgenden,
Zerftüden, verb.reg. act. in Stüde theilen. Auf zerſtückten
Bretern Fommen Rriegesheere angeflogen, Kleiſt. in zer—
ſtück tes Gebirge, im Berabaus, wo die Bergarten ſtückweiſe und
abgebröchen über und neben einander liegen,
Zerftufen, verb.reg. act, in Stücken ſchlagen, ein vornehmlich
im Bergbaue übliches Wort, wir zerfegen. S. Stufe.
Serftümmeln, verb. reg. act.durd Verftünmelung ungeftakt,
unbrauchbar machen ; wofür doch verſtümmeln üblicher ift.
Die Zerte, plur.dsie—n, oder dererter, des—s, plur, ut nom,
fing.einimHocdeusien mit der Sache felbft veralteres Wort, dier
jenige Act von Urfunden zu bezeichnen, da cifl Vertrag auf einem
and eben deinfelben Bogen zwey Mahl gefohricben, und bernach der
"Bogen in der Mitte ecfig, oder auf andere irreguläre Arc durchs
ſchnitten ward, da denn im Fall der Klage beyde Theile zufammen
paſſen mußten; daher dena ın weiterer Bedeutung auch wohl ein
" jeder Vertrag eine Zerte genannt wurde. In manchen Örgenden,
befonders auf dem Lande, ift diefe Art von Urkunden noch üblich,
amd dort keunet man auch noch deffen Nabmen,
Anm. Friſch und andere laffen diefes Wort auf eine fehr uns
ſchickliche Art von dem Lat. certus abftammen. Wahrfcheinlicher
iſt die Ableitung derer, die Zecte ans Charta verderbt feyn laſſen,
zumablda befanue iſt, daß dergleichen Urfunden ehedem Chartae
indentatae genannt wurden. Judeſſen läßt es fi auch füg-
lich als ein altes echt Deutſches Wort betrachten, von zerren, reife
fen, oder vielmehr von deffen Stammmworte zarten, theilen, fpale
sen, welches noch in dem alten Sedichte auf Carln den Großen bey
dem Scilter vorkommt, fo daB Zerer eigentlich eine getheilte,
oder aefpaltene Urkunde bedeuten würde, weldjes fic denn auch
wirklich if, i
Zertheilen, verb.reg, act. ein Ganzes in mehrere Theile their
"len, befonder3 in folcden Fällen , wo der Begriff fo adgeniein aus»
gedruckt werden fol, oder nicht anders als allgemein gegeben wer»
den kann. Der Wand zertheilet die Wolken. Bin Pflafter, wel-
ches die ſtockenden Säfte zertheilet. Kin Stück $eld, einen
Garten zertbeilen. In andern Fällen, wo fich der Begriff be⸗
ſtitamter ausdrucen läßt, find zerfchneiden, zerfägen, zerhauen,
zerreißen n.f.f.ünlih. Go auch die Zerebeilung.
Zertrennen, verb.reg. act.aus einander trennen. So zer⸗
trennet dev Schneider ein Kleid. Sa weiterer Bedeutung, Dins
Zet 1694
ge, welche ein Ganzes ausmachten, vereinze/n, und dadurch treu:
nen. Seine Bibliorhefzertrennen. So auch die Zertvennung.
Zertreten, verb.irreg, act. (G. Treten.) ı. In Stüdetreten.
Ein®las, einen Wurm zertreten 2. Dur) Treten unbrauchbar
machen oder verunffalten, Kin Beet im Garten zertveten.
Zertrummern, verb. reg. act. ein Ding in Trümmer verwan-
deln, mit der geößten Gewalt zerſtücken, oder zertheilen. Einen
Stein zerteimmrin. Re
Zerweichen, verb. reg. act. et neutr. im letztern Falfeinitdem
Hülfswortefeyn, allzu fehr weichen, und weichen laffen, Dee
Stock ſiſch iſt zerweicht, wenn man ihn im Waffer har laſſen zu
weich werbeır,
Zerwerfen, verb. irreg, act. (. Werfen,) in Stücke werfen.
Zermwirken, verb. reg. act. ein befonders bey den Jäger für zer⸗
Tegen oder zerhauen üblihes Wort. Man zerwirke ein Wild, wenn
man ihm die Haut abziehet, und das Wildbret in Stücke zerleget.
Zerwühlen, verb. reg. act. die Theile durch Wühlen trennen,
durch Wühlen verderben, So zerwühlen die Schweine den Acker.
Zerzaufen, verb. reg. act. durch Zaufen verwirren, oder unge»
fralt macheu. Zerzaufete Haare.
Zerzupfen, verb.reg. act. durch Zupfen in feine Theile auflöfen,
Seidene Läppchen zerzupfen.
Zeter, ein ſehr alter Ausruf fo wohl des höchſten Schmerzens, der
höchſten Gewalt, als auch eines geringern Grades des Unmwillens.
Im erften Falle wird es noch an manchen Drten bey peinlichen
Drogeffen gebraucht, wo bey Verurtheilung eines Mörders eine von
der. Obrigkeit verordnete Perfon im Rahmen des Ermordeten über
die erlittene Gewalt öffentliherer ſchreyen muß, daher diefePer-
‚ fon der Zererfchreyer, undan manchen Orten der Blutfchreyer
genannt wird. Zeter über jemand fchreyen, aus Berzweifelung
über die von ihm erlittene Gewalt ſchreyen. Im letztern Falle ift
diefes Wort noch unter dem großen Haufen üblich, wo es micht
nur in geringen Graden des Unmuths, der Verwunderung u, f f.
gebraucht wird, Zeter über den Menfchen! fondern auch in vielen _
Zufammenfegungen üblich ift: ein Zeterjunge, ein boshafter,
leichtfertiger Junge, ein Zetermädchen, ein Zeterding u. ff.
Anm. Das Wort ift in Obderfachfen und Oberdeutſchland am
üblichften ; in Niederfachfen kennet man es bin und wieder auch,
aber in manchen Begenden ift dafür Jodute üblich. (©, dasfelbe.)
Wachters, Friſchens und anderer Ableitung von dem Lateiniſchen
eitatur hat nichts, als diegufällige Ähnlichkeit des Klanges, und
nichtein Mahl eine Ahulichkeit der Begriffe zum Grunde. Das
gerichtliche Zeterſchreyen gefchieber ta nicht in der Abſicht, den
Mörder zu citiren, fondern bey’ der Verurtheilung eines Mörders,
die von ihm den Ermordeten zugefügte Gewalt defto finnlicher zu
machen, Der Zeterfchreyer ſcheint die Stelle des Bluträchers der
ältern Völker gu vertreren, Zeter fcheint vielmehr ein alter Auss
ruf des rohen Volkes zu ſeyn, eine Interjection ohne Sinn, oder
auch eine Berftümmelung eines jeßt undefanuten verftändlicher
Wortes. Die Schreibart Zetter iſt wider. die Ausfprache, indem
das erſte e jederzeit gedehnet wird,
Das Zetergefchrey, des — es, plur. inuf. 1. Ein lautes Ge⸗
ſchrey über erfitiene Gewalt. 2. Ein jedes heftiges Geſchrey.
Die Sprache der Liebe it im Neſte der Nachtigall ſüßer Ges
fang, undim Winkel der Rage Zerergefchrey, Herd
Der Zeterfihreyer, des—s, plur. ut nom.fing. ©. Zeter.
1. Der Zöttel, des 8, plur. ut nom, ling. Diminut. das Ze⸗
telchen, ein kleines Siuck Papier, worauf etwas verzeichnet if,
oder auch etwas darauf zu verzeichnen. Etwas auf einen Zettel
reiben. Sinem einen Zettel geben, ein Kleines befchriebenes
Papier, Franz. ein Billet. Go auch Beichtzettel, Dentzettel,
Empfangzetttel, Freyzettel, Suhrzertel, Sreuerzeitel, ir;
zettel,
J
Das Zettelende, des
P}
* z ——
„1695 “ge —
metrel, Bank zettei u.i.f. Im Riederſ. Zedel
lich aus dem Zatein.Schedula gebildet.
2. Der Zettel, des —s, phir inul, bey den Webern, der Aufzug
sder die Kette, im Grgenfage des Einſchlages oder Eintragen.
Man ſie het leicht, daß diefes Wort mir dein vorigen eine bloß zus
fällige Apntichkeit des Rionges genwin bat; -aber nicht fd leicht
it deffen Abſtammung zu beiiiinnien, Brifcheng Ableitung von
Zeile, im Dberd. Zeilere, weil die Faden des Aufzuges gleich ſam
ans Zeilen beffehen, ift zu gegiwungen. Vielleicht iſt es aus Kette
verderbt, vielleicht auch von dem Verbo 2 Zerteln in verzet⸗
sein, in kleinen Theilen verehn, abgeleitet, weil der Aufzug ang
Fäden, als Heinen Theilen, beftebet, welche auf eine kleinliche Art
behandelt ſeyn wollen. Im Oberdeutfcden bat man noch ein an-
deres gleich lautendes Wort, welches vermurhli mir feinem von
beyden verwandt iſt; im Oſterreichiſchen näbmlich iſt Weinzet⸗
tel, oder Weinzeidel, der Beriwalter der Weingärten.
Die Zettelbank, plur. die —en,in der Handlang, eine Geldbank,
wo der Umſatz des Geldgs durch Überlieferung gewiſſer Zettel
‚oder. Banfnoten geſchiehet; zum Unterfchiede von "einer Giro:
Banf,wo ber ya dürch bloße Ab⸗ und Zurechnung gefßicher,
—s, plur. die—n, bey den Webern, der
Kand an dem bepden Enden des Tuches, wo der Zettel, d..i. der
Aufzug, anfängt und aufhöret:
1. Zetteln, verb.reg. act. von 2 Zettel, der Aufzug eines Gewe⸗
bes, ein nur in Ynzerrelmübliches Wort, ©. dasfelbe.
7, Zetteln, verb. reg.act, einzeln und in kleinen Theilen fallen
laffen, auch nur imder im gemeinen Leben üblichen Ableitung
Derzetteln, welches S. Diefes Wort fheinet der Abſtammung
nad) von dem vorigen ganz verfchieden zu ſeyn⸗ Es ift der Form -
nach gedoppelt abgeleitet, fo wohl vermittelt der Sylbe el, ein
Sterativum oder Dinunutivum zu bilden, von zetten, einem noch
in Oberdeutfchland völlig gangbaren Worte, fallen laffen, und
dadurch verlieren; als auch vermittelft des gedopvelten r, ein
Intenſtoum zu bilden, von einem vetalteten Verbo zeten. Allein
diefes ift feiner Bedeutung nach fehr dunkel, wenn es nicht dag
zetan,abhauen, bey dem Disftiedifi : thie eftithie Ne zeti-
tun, welde fie abhieben; welches fo wohl mit dem Lat. cae-
dere, als and mit cadere, fo wohldem Laute alsder Bedeu⸗
tung nach verwandt iſt.
Der und das Zeug,dss—es, plur. der doch nur in einigen Bes
Heusungen üblich iff, die —e, ein Wort, weldjes überhaupt theiis
den Stoff, die Materie, woraus eiwas bereitet wird, theils das
Merfzeug, womit ſolches gefchieber, theils aber anch die verfer-
tigie Sache, und dann in lveiterer Bedeutung, rin jedes Ding, eine
jede Sache, bedeutet, _ Es wird fo wohl im männlichen als ſach⸗
lichen GSeſchlechte, vbgleich nicht ohne Urterfchied gebraucht; als
lein da das Geſchlecht fich nicht genau nach den eben gedachten _
Bedentungen richtet, ſo muß jedes brjonderg abgehandelt werden.
Im Hochdeutſchen unterfcheidet mon beyde fo:
I: Dev Zeug im männlichen Geſchlechte.
1.Der Stoff, Sie Mater ie, woraus etwas bereitet ——
oder bereite: werden ſoll. (a) Überhaupt; eine Bedeutung, wel-
che man im Hechdeutſchen um der Vieldeutigfeit diefes Mortes
Willen veraiten laſſen. Der Zeug der Lüſt⸗ Opitz
Denn er kennt wohl den Zeng, der an uns allen
Zu finden if, es iſt ihm unentfallen
Wie daß wirnichts als Staub und Aſche ſind,
eben dern, Pf. 102
ch) In engerer Bedeutung, da es denn noch in Dielen Handwerken
und Gewerben für den Stoff zewiſſer Art gebraucht wırda So
nennen die Papermacher bie geiampften Pumpen, woraus das
Papier verfertiget wird, den Feu. Der Halbe. Zeug find bey
Es iſt germutße ö
ſo in bielen andern Fällen mehr.
Zeu
Ionen Rumpen, welche — Mahl geſtampfet worden. Vey
den Mäureru heißt der Mörtel an manchen Orten der Zeug, und
bey deu Büceen wird in einigen Oberdentſchen Gegenden auch der
a z
4
.“ Zeig der Zeug genannt, daber der Butterzeug, Mandelzeug,
Pafteten-Zeug,Pillinzeug n.Lf. Im Weinbeue heißen dig Wein.
beeren, and figärlih auchdie Weinköde der Zeug, fo wie
Buchdruckern die Materialien zu den Schriften, und folglich auch
abgenutzte Schriften, welche wieder eingefehmolzen werden, Und
Beſonders (c) im enaften Ver⸗
ſtande, ein G ewirk / ſo fern es das Materiale, oder der Stoff zu den
Kleidung NMücken iſt. So wohl überhaupt. Sich den Zeug zu
einem Rleite ausſuchen, es fen Such oder fonft ein Gewirke.
und Hege collective der Zeug heißen. Der finfhiere Zeug, die, er N
- pe und eine jede Waſſer⸗Maſchine der Zeug, vo
Als auch, und zwar am bänfisften, im engften Vetſtande, danne
gewiſſe leichte Gewirke won Leinwand, Seide, Baumwolle oder _
Wolle, Zeuge genannt werden, und Amar von den wollenen nur
- ‚folge, welche entweder nie gewalfet werden, oder doch nur die
halbe Walle befommen, Lin wollener Zeug, ſeidener Zeug,
Sommerzeug uff. Tuch Sammer und Leinwand gehören in
die ſer engften Br Seutung nicht.unter die Zeuge. In die
„sen Bedeniung if das Wort ein Collectivum ober pielme ‚ein
Maier ale/ daher der Plůral nur von mehrern Arten und Quau·
titäten üblich ifl.
2. Dasjenige, vermittelft defene etivag verrichtet wie, E&
gentlich iſt es in diefer Bedeutung im Hochdeutfchen Tedticen
Geſchlechtes; allein da man es im Oberdeutſchen in 1
a) Ein lebloſes Hülfsm“ttel, etwas zu ——
ſtaude in männlichen gebraucht, fo ift diefes auch im
ſchen i in einigen Fällen üblich geworden, Dieſe find:
1. Ein. Werkzeug, wo es nur in einigen Fällen im mänuli
ſchlechte —* t wird. Beſouders im Bergbaue 5 wo *
Rändiger,
Runfzeug, Bunfgeseug-genannt wird. Den Zeug ge
ben laffen. Ingleichen bey den Jägern, wo teils alle a:
gen gehörigen Gerẽtbſchaften, ibeils aber auch nur die Tücher
her und Planen; der lechte Zeug, die Retze. Bey den 8
wird ein jedes Gabruugsmitiel zu den Semmeln, welches w
Sauerteig noch Bierdefen if, der Zeug gendunt, Auf den —
baden, ſich dieſes Mittels bedienen. Auch im Kriegewefen wur⸗
den das Geſchütz und ale übrige Geratbſchaften chedem der Zeug
genannt, welche Bedeutung zwar im Hochdeutſchen veraltet iſt,
aber doch die Zu ſammetiſetzungen Zeut baue/ Zeugmeiſter uff
zurück gelaffen bat.
-b) * Perfonen, duch, twelche man eine Abſicht erreicht,
oder etwas verrichtet; als ein Eollectivum, folghch ohue Plural,
In die ſer Bedeutung wurde ehedem ein Kriegehrer und ein einzel⸗
ner Theil des ſelben bäufig der Zeug genannt; in welcher Beden⸗
tung rs aber im Hochdeutſchen veraltet iſt. Der reiftge Zeug, die
Keiteren. Bin wohlgerůſteter Zeug su Roß und zu Fuß, in dem
Dentiden Livius von 514. So willic mit den andern Zeug
nachrucken, mit den andern Trubpea, Thenerd. In der Deut⸗
ſcheu Bibel fommt die ſe Bedentung noch bäufig vor.
1. Das Zeug, im fächlichen Geſchlechte.
1Ein mechaniſches Hülfssnitsel, etwas zu beivertfielligen,
ein Werkzeug, als ein Colectivum, folglich ohne Plural, auf r
in manchen Fällen von mehrern Arten, Es iſt in die ſem Verſt an⸗
de in gemeinen Leben fohr hänfg, Inder anffändigern Schreibart
aber gebraucht man es om bönfissken inBufa@tnenfegungen, Das
Scheseng, Ruſtzeng, Reifzeug, Schreidezeug, Spielzeug,
Reitzeug, Pferdezeug u. In wanchen Fällen wird es von
einzelnen Dingen eed ancht, das Sahrseug, Werkzeug, Rüf-
zeng; im figärlihen Besfianden [fr Im Ohrrdiusfgen ifl es in
PUR biefer
1698
den...
14
2697 Ben en
diefer Bebeutung:männfigen — welches daher auch
häufig in der Deutſchen Bibel vorkomut, wo ſeloſt Paulus ein
- auserwähltes Ruflzeug genannt: w: ro.
2.Das Gerãth, Gerathſchaften; nur in einigen Zälen, So
wird leinenes Gerãth collecıive — Zeug ober weißes Zeug
„genannt, Jrden:s, hölzernes, zinnernesn. ſ. f. Zeug, Geräthe,
Das Bopfzeug, eine Bekleidung des Kopfes. Das Nachtzeug,
Nachtgerãth, nächtlipe Kleidung, Tifchzeug, Sılbz zeug.
3. Eine verfertigte Sache, doch nur in weiterer Bedeutung,
ein Ding, eine Sache überhaupt, fie ſey von welcher Art fie wolle,
aber nur im verächtlichen Verſtande, und auch als ein Eollectiv
vum. Liederlihes Zeug, ſchlechte Dinge, ſchlechte Geräthſchaf⸗
sen. Albernes Zeug reden. Wer hat ihm diefes Zeug in den
Kopf gefegt? Ja ſelbſt von Perſonen im geineinen Leben. Lies
derliches Zeug. liederliches Geſindel. Diebeszeug, Zigeuner:
zeug u. ſ. f.
Anm Zeug, im Niederfächf. Tüg, im Schwed. Tyg, ſtam⸗
met ohne Zweifel von zeugen ber, ſo feru es ededem machen, her⸗
vor bringen überhaupt bedeittete, und ik in ſo fern mit dem Griech.
TIVX9S, Voll FeuXBiv, Tuxeıy, ik achen, bereiten, verwandt,
Tas Hrugamt, des—es, plur. die —ämter, cin- Amt, Colle-
sium folcher Perfonem, welche die X ıffiche über die Kriegsgeräth⸗
ſchaften baden, nur an einigen Drien, z. B. zu Wien, wo es fo
wohl ein geld und Saus- Artillerie Zeugamt, als auch rin Arz
tillerie⸗ Oberzeugamt gibt.
Die Zeugart, plur. die —en, eine Art gewirkter Zeuge, efonders
> der leichteren Art, Bine wollene, feidene Zeugart.
‚ Der Zeugbeum,des —es, plur, die —baume, bey deu Webern,
derjenige Baum an dem Weberſtahle, auf wel.den der fertige
Bus gewickelt wird, und welcher unter dem Streihbaume
"Tivgt,
Die Zeughütte, San die—en, bepden Pipiermachern, ein höls
jerner Kaften, woraus der Zeug, d. 1. die zerſtampften Lumpen,
mit der Papierform geſchöpfet wird.
Der Zeuge, des —n, plur. die —n. . Eigentlich, eine Perſon,
welche die Wahrheit der Ausſage eines andern mir ihrer Erfah⸗
tung beftätiger. Cajus ih mein Zeuge, daß ich das Geld be⸗
zahlet babe, wenn er dabey gegenwärtig geweſen, und. dieſes
ausfaget, Jemanden zum Zeugen nehmen, zum Zeugen ans
rufen. Ich nehme Bott zum Zeugen, berufe mich aufdie Ads
wilfenheit Öottes. Einen Zeugen fielen. Lalſche Zeugen auf⸗
Rellen. © wie lange, ihr Götter, fol ich noch eurer Gutig:
- ReitZeugefeyn! Geßn. In weiterer Bedeutung, fo wohleine
Perſon, welche etivas mit anfieher, oder auböret. Ich brauche
keinen Zeugen meiner Klagen, Weiße, Zu meiner Zärtlichkeit
verlang’ich Feine Zeugen, Gel, Als auch eine lebloſe Sache,
ſo fern fie ein ſinuliches Denkmahl eines Borganges ift. Diefer
Ring ſey der Zeuge unſers Bundes. 2. Figürlich werden die
- Heinen Steine, welche um die Wurzel eines Gränzſteines geleget
werden, zu einen Merlmahle, daß derſelbe richtig geſetzt worden,
Zeugen genannt.
Anm. Im Schwabenſplegel Geziuz, im Niederſ. Tuͤge, bey
dem Ulphilas Tuggo.Von der Abkau umung das Verbum
zeugen. Gemeiniglich und der Regel nach ik dirſes Wort, dein
Geſchlechte nach, eine commune,d.i, es wird ungeäudert von bey»
den Geſchlechtern gebrancht. Deine Shwetter ſey mein Zeuge.
Jadeſſen gibt es doch auch mehrere Shuftieler, welche ein eige⸗
nes Fãmininum, die Zeuginn, davon ableiteu.
Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe, -
«Leite felber die Gewähr, Hase.
So bring’ ich diefe Schal’ ihr Far,
Die Zeuginn unfers Sunys wir, Dam,
Adel. W. 8.4. Th. 2. Aull.
7
J
— en 1698
Mir ſcheint diefe Ableitung unnöchig und unanalogifch zu fee,
weil wir virle andere ähnliche Wörter baden, welche in beyden
Geſchlechtern gebraucht werden, z.B. Bürge, Gai, Bunde,
Parbe, Waife, Gatte, Rind, Liebling, Zwillingu.f,f. Den
Fall höchſtens ausgenommen, wenn das weibliche Geſchlecht au
dem Subjecte unkenntlich wäre, und doch deffen Veʒeichnuns
nothwendig iſt.
Der Zeugefall, des—es, plur. die —fälle, bey einigen Spradj-
Ishreen, ein Rahme der zweyten Endung der Hennwörtum eine
buchfädliche Überſetzung des Lateinifchen Genitivus, Allein,
da diefe Benennung den Begeiff nur fehr unvolfommen und eins
feitig ausdeucdt,fo gebraucht man ſt att diefes und der übrigen ãhn⸗
lichen Nahmen, Nennfall, Gebefall, Klagefall, Ruffall, lieber
die Ausdriice, erſte zweyte u. ſ.f · Endung.
Die Zeugemutter, plur. die —micter, eine Mutter, welche zeu⸗
ger, ertvasaus ſich felbf hervor bringet; eigentlich ein Pleonass
mus, weil der ganze Begriff [don in Mutter liegt. Judeſſen
wird das Wort zumeilen, um des Nachdrucks Willen, von einer
fruchtbarrn Murter gebraucht, befonders im figürlichen Berfian-
de. Die Natur, die fruchtbare Zeugemutter der Dinge.
1. Zeugen, verb, reg. act. ein Ding feiner Act aus fich feldft,
oder durch unmittelbare Mistheilung feines Weſens hervor drin»
gen. 1, Ehhentlich; da es denn afein von vernünftigen Weſen,
zunächſt nur von dem Vater gebraucht wird. Er hat nur einen
Sohn gezeuget. Binder mit feiner Frau zeugen. Oder von
Varer und Mutter zugleich. Sie haben in ihrer Ehe Feine Binz
der gezeuger, Vou der Mutter allein iſt dafür gebären üblich,
2.Ja weiterer Bedeutung, durch veranftaltete Fortpflanzuag ver»
mehren ; im Hochdeutjchen nur ſelten. CanarienrVogel zeu⸗
gen, Serfer, ziehen. Bäume zeugen, Sieben, Weigen, Sanf,
Siachs zeugen, bauen. 3. Figürlich. (a) In der Theologie, wo
die erfte Perſon der Gottheit die zwegte gezeuger hat, bedeutet
es ſo wiel, als fein Wefen auf eine unmittelbare Art mittheilen.
(6) Die wirteishe Urfache fepn, hervor bringen, nur in der hö⸗
bern Schreibart, Alles, was die Erde zeugen, überfluß zeu⸗
get Stolz, Stolz zeuget übermuth.
So auch die Zeuguns/ ©. ſolches an feinem Orie beſonders.
Anm. Im Rotker ziugan,im Niederſ. tügen, ingleichen teen,
welches jo wohl ziehen als zeugen bedeutet. Es ſcheinet, dag dies
ſes Wort ebedem überhaupt machen, hervor bringen, bedeutet har
be, und alsdann würde es mit dem Gricch. reuxemw, ebedem
uxess, verwandt ſeyn. Merkwürdig iſt, daß zeugen, gene-
rare, das folgende zeugen, teltari, zeihen, zeigen, und ziehen,
in ihren Bedestyugen und Ableitungen fehr oft in einander über»
geben, zwelches uuter andern auch aus den Intenfivis Zucht und
bezüchtigen erhellet. Es ſcheinet daraus zu erhellen,daß alle drey
ehedem in einer dr.tten algemeineen Bedeutung überein gefoms
men, und vielleicht nur ein und eben dasfelde Wort gewefen find,
So it auch im Lat. teltis, fo wohl ein Zeuge, als ein Theil der
Beugungsglieder, Diminus, tefticulus,
2.Zeugen,verb,reg.neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1.Fey»
erih, mit Ernft und Theilnehmung ausfagen; eine längft ver⸗
alter: Bedeutung, von welcher ſich noch einige Spuren in Luthers
Neuen Teſtamente befinden, 3.8. Jeſus zeugete, lehrte mit Ernſt
und Lebhaftigkeit. 2. Ein Zeugniß ablegen, die Wahrheit einer
Sache durch feine Erfahrung beftätigen. Ein Weib Fann nicht
"zeagen, fann feinen Zeugen abgeben. Für, wider jemand zeu⸗
gen. Im Dberdeutfchen gebraucht man es aber auh niit dem
Dativo, einem zeugen, ein Zeuzniß in feinee Sache ablegen.
3. Ein Merkmadl, ein Beweis einee Sache ſeyn. Don ihm (von,
Coit) zeugt jeder Gedanke unferer Seele, Bell. >
So aach, obgleich nur fehlen, das Zeugen,
Ppppp Anm.
2099
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A
eine fehr armjelige Ableitung, wenn Friſch und andere Zeuge und
zeugen don ziehen ableiteten, - weil man die Zeugen ehedem bey
. dem Ohre zu zieben pflegte. Bon ſolchen zufälligen Nebenumflän:
den benennet der gefunde Menfchenverftand Feine Hauptbegeiffe,
Zeugen bedeutete ehedem überbaupt, fagen, verfündigen, ausfar -
gen, im welcher Bedeutung teihan und gateihan noch in dem
Ulpbilas vorkommt. Unferzeiben ift genau damit verwandt,
Zeu,anfällig, adj. et adv. welches nur noch in den Rechten eie
niger Öegenden üblich iſt, in folchellmftände verfegt, wo man nicht
befugt ift, feine Sache dur) Zeugen zu beweiſen; Niederſ. tüg⸗
borfig, * =) '
Der Zeugenführer, des—s, plur.ut nom. fing. inden Ned:
ten, derjenige, welcher zum Beweife feiner Sache Zeugen aufs
führer. 5
Das Zeugen :Rotel, des — s, plur. nom, fing. eb⸗n dafeldft
das Protofoll über die Ausfage mehrerer Zeugen. Die legte Hälfe
teift aus dem Lat. Rotulus, f
Der Zeugen: Tobak, des—es, plur, car.eine Art der Tobaks⸗
Pflanze, welche dicke und große Blätter, 8 Soll breit und 26 Zoll
Yang träger. Der Grund der Benennung ift mir unbefannt,
Das Zeugenverhör, des — es, plur. die—e, in den Rechten,
das Berhör eines oder mehrerer Zeugen. t
Der Zeuger,des—s, plur. ut nom. fing. Fämin. die Zeuge:
rinn, eine Perfon, welche etwas zeuget, oder gezeuget hat; ein
fehr ungewöhnliches und daher hart auffallendes Wort, indem die
Analogie der Spräce nicht verftattet, von allen Activis derglei-
Gen Perfonenmwörter zu bilden,
Die Zeug:Sabrik, plur. die—en, eine Fabrik, oder Anftalt, wo
wolleneZeuge, in der engeren Bedeutung diefes Wortes, in Menge
gewirket werden; befjer, Zeug: Wanufactur,
Der Zeugfeiler, des—s, plur. ut nom. ling. inden Gewehr
Fabriken, ein Xrbeiter, welcher das _meffingene Befchtäge zuden
Feuergewehren verfertiget, und auch der Meſſingfeiler genannt
wird,
Das Zeughaus, des—es, plur. die —häuſer. 2. Überhaupt,
ein jedes Gebäude, in welchem Geräthfhaften, oder Werkzeuge
einergewiffen Art in Menge verwahret werden. So heißen in
den Seeftädten die Vorrathshäuſer, worin die zum Ban und zur
Aus rüſtung der Schiffe nothwendigen Gerãthſchaften aufbehalten
werden, Zeughäufer. In dem Jagdweſen ift Zeughaus, dasjeni-
ge Gebäude ‚worin der Jagdzeug verwahret wird, wo es auch der
Seugfiadelheigt. 2. In engerer Bedeutung iſt es ein Gchäude,
worin das Geſchütz und andere Kriegesgeräthſchaften aufbewah⸗
ret werden. 3. Bey den Papiermachern iſt es ein Zimmer, in wel⸗
chem der halbe Zeug fo Lange verwahrei wird, bis man ihn in dem
Holländer zu ganzem Zeuge macht.
"Der Zeugberr, des—en, plur. die —en, in einigen Städten,
ein Rathshere, welcher die Auffichtüber das Zeughaus der Stadt
af,
Des Zeuttjagen, des—s, plur. utnom, fing. ein Jagen, oder
eine Jagd, wo das Wildbret mit Zeugen, d. i. Lüchern oder Ne⸗
gen eingeftellet wird.
Die Zeugfammer; plur. —r, in vielen einzelnen Zälen, eine
Kammer, worin man verfchiedene Öeräthfchaften, oder Werkzeu⸗
ge einer Art verwahret, :
Der Zeugtafien, des —s, plur. ut nom. fing, bey den Par
piermachern, ein Kaſten in dem Zeugdaufe, in welchen der balbe
Zeng zut Aufbewahrung eingeffampfet wird; welches vermittelt
der Zeugpritſche geſchiebet.
Das Zeugkleid, des—es, plur.'die—er, ein Kleid vor leich⸗
tem wohenen Zeuge ; zum Unterſchiede von einem Tuchkleide.
SB 00000
Anm. Am Niederf. fügen, im Schwed. tyga. Es war gewiß _
Der Zeugfchteiber, sess, plur. ut nom, fing. der Schrei,
— r — u a Kt T 3 er
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—
BL ee
Der Zeugtnecht , des--es, plur. Sie—e, in der Jägerey, Ar
- beiter, welche den Jagdzeug, d. i. die Tücher und Nese ftellen bel
= fen, und die Aufficht bey denfelben haben. RE
Die Zeugfoften, fing. car. im Bergbaue, die zur Unterhaltung
der Aunfigezeuge, oder der Waſſer · Maſchinen nörhigen Koften.
Der Zeugmader, des—s, plur. ut nom. fing. ein Weber,
weicher nur leichte wollene Zeuge ‚verfertiget; der Zeugweber,
Zeugwirker, zum Unterfehiede vomeinem Tuchmacher.
Der Zeugmantel, des—s, plur. die--mäntel, ein Mantel
von einem leichten wollenen Zeuge, zum Unterjchiede voneinem
Tuchmantel.
Die Zeug-Manufactur, plur. die —en, ©, Zeug-ßabrik.
Der Zeugmeifter, des—s, plur. ut nom.ling. ı. Ju der
Jãgerey, ein Jäger, welcher die Aufficht über den Zeug und die
Zeugknechte hat, und auch der Zewgwarter genannt wird. 2, Ein
Krtegesbeamter, welcher die Aufficht über das Geſchütz und die
übrigen Kriegesgerätbfehaften hat ; am bäufigfien in demlzuſam⸗
men geſetzten Feldzeugmeiſter.
Das Zeugniß, des Ses, plur. die — e.
Bedeutung, die Befräftigung der Ausſage eines andern vermöge
feiner eigenen Erfahrung; in welchem Verflande dag Zeugnif
». Zn der engflen .
eG
meher als Yusfage if, und eine Vergleichung zweperAusfageners ,
fordert. Sich auf jemandes Zeugnißberufen. Ein Zeugnıf für
jemanden ablegen. Ein falfches Zeugniß ablegen. Lin Zeughiß -
der Wahrheit von jemanden fordern. 2, In weitererBedeutun
die feyerliche Ausfage deffen, was man-in Anfehnng dermoralie
[chen Befchaffenheit eines andeen für wehr hält. Jemanden ein
gutes, eintübmliches, cin ſchlechtes Zeugniß geben, ihm ein
Zeugniß des Sleißes , des Wohlver haltens geben. 3. Eine jede
Sache, fo fern ſie ein Beweis, oder ein Merkmahl einer andern »
iſt; eine im Eochdeurfihen ungewöhnliche Bedentung, welche
noch in der Deurfchen Bibel vorfomme. Eden dafeldft if 4. Zeuge
niß oft eine jede feyerliche Behaupfung, in welchen Verſtaude es
im Hochdeutſchen gleichfalls veralter iſt. v
Anm. Jur Riederſ. Tugniß, Betuge. Im Kero kommt dafür , |
noch Kiwiszida, und im SatienGiwilcaf vor.
Die Zeuppritfehe, plur. die—n, ©. Zeugkaften.
Das Zeugrad, des—es, plur. die—räder, das Kunſtrad, in
dem Bergbaur. > j rc BR
Der Zeugrafch, des—es, plur. von mehrern Arten, die—e,
eine Ars leichten Raſches, zum Unterfdiede von dem Tuchraſche.
Der Zeugfchacht , ses —es, plur. die — ſchächte, im Berg:
>
baue, der zum Bebufeiner Waſſerkuuſt gegradene Schacht, der ,
KRunſtſchacht.
Der Zeugſchmid, des —es, plur. die — ſchmiede, ein Eiſenarbei⸗
ter,welcher vornehmlich eiſerne und ſtãblerne Werkzeuge für Haud⸗
werker und Künſtler macht, dev Zirkelſchmid, weil er and) eiferue
Biekel verfertiger, Seine Werkfiätte, die Zeugſchmiede, plur.
die — n. —
Der Zeugſchneider, des —s, plur. ut nom. fing. ein Schnei⸗
der, welcher den Jagdzeug verfertig Lund ausbefjert,
Die Zeugfchnur, plur. die ſchnüre, bey den Hutmachern, die
Schnur an den Fachbogen, woriit das Bogenleder feſt angefpan- ⸗
net wird.
ber in und bey einem Zeughauſe. PR. ;
Der Zeugitadel, des —s, plur ut nom. fing. ©. Zeug: ‘
haus, ; : \
Die Zeugſteuer, plur. die —n, im Bergbaue, eine Abgabe,
weldie eine Zeche für den Gebrauch eines fremden Kunſtgezeu⸗
ges, d.i, einerfvemden Waſſertunſt, entrichtet.
De
4
4
wor Ben B
Ber Zengeiid, Seas, piur. Sie —e, im Bergbau; ein
Zeich, die Runfigegeuge oder Woſſerkünſte daraus mir c Waſſer⸗ u
verſorgen; der ‚Bunftteich.
v,
J— Zeugung, plur. die—en, von dem Verbo zeugen, ‚gene-
‚rare, am bävfigften im thätigen Verſtande, die. Haudlung, da
‚man feines Gleichen hervor bringet. Daher das Seugungaglied, !
oder der Zeugungetheil.
Der Zeugwagen, des—s, plur. die — wägen, auch — wa:
‚gen, in der Jägerep, ein Wager, auf welchem der zur Jagd ger
börige Zeug, d. i. die Sicher und Klege, gefahren werben,
Der Zeugmärter, des —s, plur, ut nom. ling. derjenige,
„welchem die Aufficht über den Zeng, d. i. über die Werfjeuge, oder
Geräthfchaften gewiſſer Art, anvertrauet iff, dergleichen Zeup«
- wärter man fo wohl;bey der Jägerey, als dep den Armeen —
hung des Geſchützes, hat. S. auch Zeugmeifter.
Die Zibebe, der Rahmeeiner Aſiatiſchen Frucht, von dem tal, Zi.
bibo und Cibibo, und dieß wieder von dem Syriſchen und Arab,
Alcibib, ©. Cubebe.
Der Ziberh, des—es, plur. iaul, ein Fark riechender dieflicher
‚ Liquor, welchen man von einem Aſtatiſchen Thieve erhält, welches
einer Rage ähnlich ift, uaddaher die Ziberh: Kate, oder das Zi:
beth⸗ Thier genannt wird. Jtal. Ziberto, Sibetto, Franz. Ci-
vette,. Engl; Civet, alle von dem Arab, Zibet oder Zebed,
‚Schaum, weil der Ziberh in feinem frifchen Zuſtande einem weis
„gen Schaume gleicht. _ S. Biſam.
Zick, adv. fehlerhaft ſäuerlich, beſonders von dem; Biere uad Weis
„ne, nur in einigen gemeinen Sprech arten. Das Bier wird zick.
So auch das Verbum zicken, anfangen fauer zu werden, Der
Wein zickt.
Die Side, plor. dien, Diminut. das Zicklein, ein nur in
den gemeinen Sprecharten übliches Wort, eine junge Ziege zu bea
zeichnen. Schon im Willeram Zikki. Es iſt ein Diminutivum
von Ziege, aber nach einer veralteten Form, vermitielft der Vers
doppelung und Verhärtung des Confonanten. Da nun bie vers
Fleinernde gorm in den neuern Zeiten unfenntlich ward, fo
machte man ein neues Dimiantionm, Zielein, daraus.
Zideln, verb. reg. neutr,. mit dem Hülfsworte haben, Junge
werfen, doch nur von der Siegen, und auch bier nur im gemeinen
*
Leben, nach der sa von Jammen , kalben wölfen
nf.
Der Zickzack, —— plur. — eine Linie, welche aus
wechſels weiſe ein» und aus ſpringenden Winkeln beſtehet, wie z. 8.
das Lateiniſche Z. So werden in der Belagerungskunſt die Lauf⸗
graben in einem Zickzack geführet, da fie denn auch wohl ſelbſt
dieſen Rahmen bekonmen. Das Wort ſcheint aus dem Nieder⸗
ſãach ſiſchen herzuſtammen, two man die Verdoppelung eines Wor⸗
tes mit veränderten Vocalen liebt, eine Mehrheit zu bezeichnen,
z. B Wirrwarr. ( S. Miſchmaſch, welches auch im Hochdeutſchen
üblich iſt. Zickzack würde alſo eine Mehrheit von Zacken in einer
und eben derfelben Linie bedeuten, Die Franzoſen Haben es in
ihrem Siclac gleichfalls begbehalten: *
+Die Zieche, plur. die —n, ein nurin den gemeinen Mundarten,
befonders Oberfachfens, für Züge übliches Wort, den überzug
eines Bettes, oder Küſſens zu bezeichnen. Die Kiffenzieche,
Deckzieche, Beriziehe. Ob fih gleich das Wort fehr bequem
von ziehen und Zug in überzug herleiten läßt, da es deun nach ei⸗
‚ner fehr veralteten Form davon gebildet ſeyn würde, fo fcheinet es
‚doch ein urfprünglich Wendiſches Wort zu ſeyn, von Zycha, eine
‚ Dede, ein Gezelt, und diegift denn auch die Urſache, warum es
niein bie edlere Schriftfpradhe gefommen, foudern jederzeit pro»
vinziell geblieben ift.
Ziefer, in Geziefer und Ungeziefer, ©. das legtexe,
*
Zie
Die Ziege, plur. 'sie—n, das Individuum eines befannten&hier-
geichlechtes, da denn diefes Wort am bäufigſten von den Weibchen
diefer Thiere gebraucht wird, zum Unterſchiede von dem Ziegen⸗
bode,vder Bode, Selten fommt es als eine allgemeine Benens
nung ohne Unterfchied des Geſchlechtes vor, wozu es auch wegen
feines grammatifh weiblichen Geſchlechtes unfchictih iſt.
‚, Spridw, Er hat es in ſich, wie die Ziegen das Sert, man ſiehet
ihm nicht an, was. hinter ihm verborgen iſt; weil die Siegen oft
ee viel Salg in fih Haben, ohne daß man es ihnen von außen ans
ſtehet.
Anm. Niederſ. Zege, Angelf. Ticken. Ziga kommt ſchon im
Ottfried vor, aber. nur von einem jungen Bode, Hoedus. Im
„ Dberdeutfchen if für Ziege das Wort Gaiß, oder Geiß üblicher,
fo wie in einigen andern Mundarten das Wort Kite üblich iſt. In
einigen Dberdeutfchen Mundarten wird auch dleKieferiege,und
Kirfernholz Ziegenholz genannt, wo e3 aber unſtreitig von einem
anvern Stamme iſt.
Der Ziegel, des—s, plur. ut nom. fi ing. Ein jeder. aus
Lehm, oder Thonerde verfertigter Stein, ein Badiein, daber
men auch die Mauerſteine wohl Ziegel, oder Ziegelfteine zu nens
nen pflegt. Ungebrannte Ziegel, ungebrannse Mauerſteine. Zies
gel brennen, Badfleine.- Ziegel ſtreichen, Backſteine aus der
Maſſe formen, . In diefer weitern Bedeutung feheint es, viele
der folgenden Zuſammenſetzungen ausgenommen, vornehmlich in
Niederfachfen üblich zu feyn. 2. Ju engerer und gewößnticherer
. Bedeutung, ein ſolcher Backſtein, ſo fern er zur Belegung eines
Daches beſtimmt iſt, ein Dachſtein, Dachziegel; da mau denn
Slachziegel, Hoblziegel, Sorfisiegel, Rebiziegel u. f.f. bat.
Anm. JinTatian Ziegala, indem altenGedichte auf den heil,
Anno Cigelo, im Nicderf. Tegel, im Angelf, Tigla, im Schwer.
‚Tegel, im Ital. Tegola, im Franz. Tuile, im Engl. Tile,
Till,im Pohln. Cegla; allevon. dem Lat. Tegula, und dieß
von iegere, deden, indem die ganze Erfindung für die nordifchen
Bölfer : one Sweifel Römiſchen Urfprunges iſt. Nach denr Lat,
follte es weiblichen Gefchlechtes feyn ; allein im Hochdeutfchen
hat es das mäunliche angenommen , vermuthlich weil die meiften
Deutſchyn Wörter auf —el dieſes Gefchlecht Haben. - Doch ift es
„in einigen Mundarten weiblichen Geſchlechtes, die Ziegel, plur.
die—n.
Der Ziegelbrenner, des ⸗s, plur. ut nom, fing, derjenige;
weicher eine Fertigkeit befiger, Backfteinezu Breunen, und, im wel⸗
tern Verſtande, zu verfertigen, Eigentlich ifl Ziegelitreicher, der»
jenige, welcher fie reicht, d. i. die Maffe zu Ziegel forme, und
Siegelbvenner, der das Brennen verrichtet, oder die Aufſicht über
eine Ziegelhinte bat, S. auch Her
Die Ziegelbrennerey, plur. die=en, eine Auftalt, wo Siegels
ſteine aller Art geformt und gebraunt werden, ©. * Ziegel⸗
bütte, Ziegelofen, und Ziegeley.
Das Zie geldach, des—eg, plur. 8ie—därber, ein mit Ziegeln
„belegtes Da, zum Unterfchiede von einem Strohdache, Schin⸗
deldache, Schieferdache, Kupferdache u. f. f.
Der Ziegeldẽcker, des —s, plur. ut nom. fing. ein Dad.
decker, welcher mit Ziegeln —** zum — von einem
Strobdrder, Schieferdecker nf. f.
Die Ziegelörde, plur. doch nur von mehrern Arten, die —n, Ers
de, woraus ſich Ziegelfteine brennen laſſen. S. Ziegellehm.
Die Ziegeley, plur. die —en, eine Anfialt, wo Ziegel in Menge
gebrannt werden,
Die Ziegelfarbe, plur. inuf, die blafje brauntöthliche Farbe der
Siegelfteine,
Ziegelfarben, oder Biegelfarbig, adj. et adv, —— ha⸗
bend; ziegelroth.
Ppppepe⸗ Die
POS >=: 808
Die Ziegelform, plur. die —en, bey den Siegelbrennern, die
bölgerne Form, worin die Ziegelfteine ihre Geftalt erhalten.
Die Ziegelbütte, plur. die —n, ein Gebäude, in welchem die
Ziegel geformet, und vor dem Brennen zum Austrocknen aufge⸗
ftellet werden ; die Ziegelfcheuer. Beyde Wörter werden auch
wohlin weiterm Verſt ande von einer Zierelbrennerey gebraucht.
Die Ziegellatte, plur. die — n, bey den Siegeldächern, diejenigen
Latten, auf welchen die Ziegel zu liegen fommen,
Der Ziegellehm, des — es, plur. doch nurvon mehrern Arten,
die —e, ein eifenfcbüffiger thonartiger Lehm, fo wie er zu Ziegel⸗
feinen erforderlich iſt; Ziegelerde, Ziegeltbon.
Das Ziegelmebl, des—es, plur. doch une von mehreen Arten
= Quantitäten, die —e, zu einem Diehl, d.i. unfühlbarem
taube, gefloßene oder geriebene Siegel.
Der Ziegelofen, des —s, plur. die —öfen, der Ofen, in wel⸗
Gem die Ziegeifteine gebranut werden. In weiterer Bedeutung
auch oft eine Ziegelbvennerey, wie Ziegelhütte. —
Das Ziegelöhl, des —es, plur. doch nur von mehrern Arten
oder Quantitãten, die —e, ein über glübende Stücke Ziegelftein
in einer Retorte deflilfistes, und dadurch gereinigtes Obl.
Ziegelroth, adj, etadv, det blaffen braunröthlichen Farbe dee
Ziegelfteine pleich, ziegelfarben. Im Weinbaue ift der ziegelros
the Wein eine Art Weinſtöcke, welche diefen Nahmen von der
Farbe ihrer Trauben haben, =
Die Ziegelfcyeuer, plur. He —n, S. Ziegelhücte
Die Ziegelſchicht plur. die —en,im Bergbaue, eine Lage Steine
kohlen, wo die! Kohlen bãufig mit Erde vermengt find,eine gerinas
baltige Schicht Steinfohlen; vieleiht von der Farbe der mit
ihnen vermifchten Erde, _
Der Ziegelſchlaͤger, des —s, plur. utnom. fing. ineiner Zie⸗
gelhütte, ein Ar deiter, welcher die Erdezu den Ziegein ſchlägt und
zubereitet, eier
Der Ziegelſchoppen, des—s, plur. ut nom. Ang, an einigen
Drsen für Ziegelfcheuer, oder Ziegelhütte imengern Verflunde,
Der Ziegelfparren, des —s, plur. ut nom.Äng. flarfe Sparı
sen, jo wie fie zu einem Siegeldache erfordert werden. Ju Dber,
ſach ſen gebraucht man diefes Wort oft für einen jeden Dachfparz
zen, und alsdann fcheinet es ein Überbleibjel des Wendiſchen Zy-
cha, dag Dach, die Dede, zu ſeyn.
Der Ziegelftein, des —es, plur. die —e, ein ang Lehm geform⸗
ter und gebrannter Stein,gin Backſtein; zum Uuterfchiede von
den Bruch⸗ und Uuadrat-Steinen. In engerer Bedrutung bee
kommen nur die gebackenen Mauerſteine die ſen Nahmen, zum
Unterſchiede von den Ziegeln, womit das Dach belegt wird.
Der Ziegelſtreicher, des—s, plur. ut nom..fing. in einer
Siegelbrennerep, ein Arbeiter, welcher die bearbeitete Erde in der
Siegelform zu Siegelfkeinen bildet, weil er dabıy dievbere Seite
mit dem Streichholze glatt flreichet, daher auch die ganze Arbeit
Siegel ſtreichen genannt wird, x
Das Ziegelwerk, des —es, plur, car. ein Nahme, welchen
man im Hittenbaueden unreinen gepochten Zwitter gibt,
Der Ziegenbart, des—es, plur. bie—bärte. 1. Der Bart
einer Ziege. 2. Ein dem Ziegenbarte ähnlicher Bart. 3. Der
Nahme einer Art efbarer Schwännte, S. Rebling.
Bas Ziegenbein, des —es, plur. die—e. 1. Das Bein oder
der Fuß von einer Ziege. =, In einigen Gegenden, befonders
Dberfahfeng, nennet man eine Art Unfrautes unter den Getrei⸗
de Ziegenbein, welches ich doch nicht nã her beſtimmen fann,
Der Ziegenbock, des —rs, plur. sie —bocke, das Mäunliche
des Ziegenſchlerhtes, der Mann der Ziege, welcher auch pft une
der Bock ſchlechthin genaunt wird. Ju denniedrigen Sprechar⸗
ten iſt es eine (himpflige Benennung eines Schneiders,
Fr Er” er,
* * ER
-
BE 2% 8 6
Der Ziegenfüß, des—es, plur. die —füße. 1. Der Fuß einee
Ziege. =. Figlirlich, verſchiedene andere Körper,fofern fie eine
Abnlichkeit mic dem Fuße einer Siegehaben. So wird eime ge⸗
wiffe Dftindifche Art der Winde, Convolvulus Pes caprae
Linn.serZiegenfuß genannt. Auch eineArt des Sauerklees füh⸗
tet diefen Rahmen, Oxalis Pes caprae Linn. Ferner das ges
fraltene Ende einer Brechſtange, daher denn auch wohl die Brech⸗
ftange felbfi der Ziegenfuß oder Geißfuß genannt wied,.
Das Ziegenbaer, des —es, plur. die —e, oder Eollective fo
wohl im Singular dag Ziegeiihaar, plur.car. als im Plural
‚Ziegenhaare, Ang. car, Haare von Siegen, befonders aus ibe
vem Barte und anden Keulen. Las Ziegenbaar, welches bie
Petrrũcken⸗Macher verarbeiten, iſt von Ziegenböden. Fl
1704,
Der Ziegenbirg, des —en, plur. die—en, eig zur Aufichtüher
weidende Siegen beſtellter Hirt.
Der Ziegentäfe, des —s, plur. ut nom. fing. Käfe, welcher
aus geronneher Ziegenmilch bereitet wird,
Das Ziegenfraut, des —es, plur.car. in einigen Gegenden,
ein Nahıne der Geißraute oder Peſtilenzwurz, Galega Linn. _
Das Ziegenlab, des —es, plur.car. das Lab ang demeierten
Magen der Ziegen; zum Unterfchiede von dem Bälberlab, Sac
fenlabu.f.f. S: Lab. - —
Der Zietenmeèlker, oder Ziegenſauger, des —s, plur. ut
nom. fing. im gemeinen £eben, ein Rahme des Nachtraben,
weil er nad einem alten Mährchen den Ziegen in der Racht die
Mil ausfangen fol. S. Nachtrabe.
Der Ziegenfchurz, des—es, plur.die—e, bey den Böttchern
eine ſchimpfliche Berennung eines Lehrlinges, welcher losgefpro-
Gen werden fol, oder noch nicht Lange iosgefprechen ifl, eines
nenen Befehlen, wie $uchs auf den Univerfitäten ; vermuthlich,
weil ein folder ehrdem einen Schurz von einem Ziegenfelle tra»
gen mußte, j RER }
Ziegenfpedig, adj. ein nur im Bergbane übliches Wort, wo ein
Gang von weißem Quarze, woran Wolfram liegt, ein ziegen⸗
ſpeckiger Gang genannt wird, an
*Der Zieger, des —e, plur. car. ein im Hochdeutſchen unhe⸗
kaͤnntes, nur in dem füdlichen Deutfchlande, befonders in der
Schweiz üblihrs Wort, welches überhaupt eine geronnene Feuch⸗
— tigkeit zu bezeichnen ſcheinet. Man gebraucht es vornchmlich in
folgenden Fälen. 1. Inder Schweiz, wo die Milch eine in dem
übrigen Deutfchlande ungewöhnliche Fettigfeit hat, werden nach -
Bereitung des Käfes,die zurück gebliebenen Molken noch einmahl
zuin ®erinnen gebracht, da denn die darans entfiehende Maffe eis
gentlich Zieger,und der darans brreitere Käſe Ztegerkäſe, oft auch
nur ſchlechthin Zieger genannt wird. 2,Die aeronnene Feuchtig⸗
Feit im Auge heißt imemi en Oberdeutſchen Gegenden gleichfalls
derZieger; daher einZickevauge,ein tinnendes Ange,an welchem-
ſich die Feuchtigkeit verhärser. z. Vermuthlich ıfl eg eine Zigut der
erften Bedeutung, wenn in den&cieferbrüchen in der Schweiz die
fehlerhaften Nuarzadern in dem Schiefer Zieger genannt werden;
vielleicht wegen ihrer Ähnlichkeit in der Farbe mitdem Zieger aus
der Milch. Das Wort fcheinet mit ziehen zähe verwandt zu ſeyn.
Der Ziegerkäſe, des —s, plur. ut nom. fing. ©. dag vorige,
Der Ziegler, des —s, plur. ut nom. fing.’ von Ziegel, für Zie⸗
geler, der Meifter oder Borarfegte einer Ziegelbreuncrey, welcher
auch wohl der Ztegelbrenner genannt wird,
Die Zteglerklinge, plur. die—n, eine Art viereckter chmahler
Degenflingen zum Hiebund Stich. Sie haben den Nabmen von
er Fabrik des ehemahligen Sächſiſchen Minifiers, Ziegler, zu
Dresden, wo fie häufig verferfiger wurden, .
Der Zieharm, des —es, plur. die —e an verfihiedenen Maſchi⸗
en, ein Länglicher Theil, welcher einen andern Theil der Ma—
*
14
*
ſchiue
‚A705 Bier. Ba,
ſchine an ſich sieht, und dadurch in Bewegung ſetzt. So werden
in den Stampfmühlen, Hammerwerken u. f. f. die Zapfen in der
Welle, welche die Stampfen und Hämmerpeben, fo wohl Ziehar⸗
me als auch zebearme genannt.
Das Ziehband, des —es, plur. Sie—bänder. 1. EinBand,
vermittelft deifen Man etwas ziehet. 2. Ein eifernes Band, wel⸗
ches durch Schrauben angezogen werben kann, z. B. an einen Wa⸗
gen, an den Rädern u. f. f. Anden Pochwerken iſt es ein eiferner
King um die Welle, welcher durch Schrauben enger zuſammen
gezogen wird,
Lie Ziehbant,plur.die—bänfe,eine Ban, d,i. ein ſtarker Tiſch,
‚auf welchem gewiffe Arbeiten vorgenommen werden, welche man
mit dem Rahmen des Zieheng belegt. Ben den Metall⸗Arbeitern
iſt es der ſtarke Tiſch, woraufdas Metall zu Drabt gezogen wird.
Ben den Glafern,die Banf,woraufdas Fenſterbley gezogen wird. -
Bey den Büchfenmachern, die ganze Maſchine, vermittelſt deren
die Büchſen⸗ und Flintenläufe gezogen, di. inwendig mit Neifen
verfehen werden, Bey den Holzacbeitern, eine Harte Bank, die
Brerer auf der hohen Kante abzuziehen, d.i. horizontal zu hobeln,
bey den Tiſchlern die Nothbank u. ſ. f.
Der Ziehbrunn, des—en, plur. die —en; oder Ziehbrunnen,
des —s, plur. ut nom. ſing. ein Brunnen, ans welchem des
Waffer bermittelſt eines Eimers gezogen wird, zum Unterſchiede
von einer Pumpe.
Die Ziehe /plur. car. ein nur in den niedrigen Sprecharten, ber
ſonders Oberſochſens, übliches Wort. 1. Die Erziebung eines
fremden Kindes mit Inbegriff der Rahrung zu bezeichnen. Ein
Rind in die Ziehe geben, einer andern Perſon zur Erziehnng für
die Bezahlung übergeben, Zwey⸗ Kinder in der Ziehe haben.
2. DieHandlung des Aufziebens oder Verſpottens, iu der R. A,
jemandensur Ziebe haben, ihn aufzieben.
Das Zie heiſen, des —s, plur. ut nom. ling. bey verfchiedenen
Arbeitern, ein Eifen,mi. weichem oder durch welches etwas gezo⸗
gen wird. Brfonders werden bey den Metall Arbeitern die ſtaͤh⸗
fernen Platten, durch deren Löcher das Metall nach und nach zu
Draht gezogen wird, Zieheifen genannt.
Steben, verb.irreg.-ich ziehe, du zieheſt, er ziebet, oder sicht,
(Dberd. du zeuchft, er zeucht,) Conj. daß ich ziehen. ſ. f. Juper“.
ich 308, Conj. 3öge; Particip. gezogen; Imperat. ziehe oder _
‚zieh, (Dberd. zeuch.) Es iſt in einer — GSeſtalt
üblich.
J.Als ein!etivum,einen Körper langfam nach ſich zu in —
gung ſetzen. Geſchiehet dieſe Bewegung nach ſich zu nicht langſam
und nach und nach, ſondern ſchnell und mit Heftigkeit, fo heißt fie -
reisen. Geſchiehet fie van fich weg, und zwar langſam, fo heißt fie
fchieben, und wenn fie mit Heftiafeit gefchiehet, ſto en. Ziehen
iſt alſo in Anfebung der Richtung dem ſchieben, in Anfehung des
Grades der Stärke aber dem reißen entgegen gefeßt.
1, Cigentiich, einen Körper, mit welchem man zuſammen
hängt, oder ein Eontinuum mit demfelben ausmacht, langſam
nach fich zu, und iu weiterer Bedentung, lanafamı nach einer ge
wiffen Richtung, bewegen, Die Pferdezichenden Wagen. Ein
. Pferd, das zur zum Zieben taugt. Waſſer aus dem Brummen
ziehen. Jemanden bey den Haaren ziehen. Slachs durch die
Sechel ziehen, ibn hechelun; daher figüefich, jemanden durch die
Hcchel ziehen, ihn durchhecheln. Etwas mie einem Safen, mit
einem Bande zu fih Ziehen. Lin Band fetter zuſammen zie—
ben. Den $uß, die Hand zuruck ziehen. Den Bopf aus der
Schlingze ziehen. Den Mund sieben, Die Achſeln ziehen, in
die Höhe ziehen, zufen. Den Surziehen, von dem Kopfe, ihn
abziehen. Den Degen ziehen, aus der Scheide, von Leder sice
den, Zinen Hagel aus der Wand ziehen. Kin Schiff an
Sie ° 1906
das Land — Die Glocke ziehen. Un efimem Seile, am
Ruder, am Joche ziehen. Den kürzern sieben, ein figuriicher
* Ausdruck, S. Rurz.
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. (a) Viele Hands
Innaen, welche mit dem vorigen Ziehen verbinden find, werben:
oft nur ziehen ſchlechthin genannt. Drabt ziehen, Metall durch
das Zieben in Draht verwandeln. Lichter ziehen, durd) Eintau»
chen der Dachte Liter machen; gezogene Lichter, zum Unterſchie⸗
de von gegoſſenen. Sederfpulenzieben. ‚Den Beutel ziehen,
heraus ziehen, um zu bezahlen; auch figürlich, für bezahlen,
Satten auf eine Dioline ziehen, ſpannen. in Feuergewehr
sieben, es inwendig mit geraden oder getwundenen Reifen verfe-
ben ; daber ein gezogenes Rohr. Line Lotterie ziehen, Biel
Geld ziehen, aus etwas zieben,eitinehmen. Doppelten Gewinn
sieben, haben, befommen. Intereſſen zieben. Einen Wechfel
auf jemand ziehen, oder auch als ein Neutrum, auf jemand zie-
ben,auf ibn teafjiren. Eine Linie ziehen. Surchen ziehen. Bine
Mauer ziehen, führen oder machen. Blafen ziehen, entfteden
machen. (b) Aufeineoder die andere Art in Bewegnng fegen, in
vielen einzelnen Fällen. Die Sonne zieht die Dunfte aus der
Erde. Die Sonne zieht Waffer, fagt man, wenn fie zwiſchen ein
Paar dichten Wolfen durchſcheinet, ſo daß man einen bellenStreis
fen ſiehet. Die Pferde aus Jem Stalle, in den Stallziehen,fühs
ren. Den Wein auf Bouteillen ziehen, zapfen, Femanden uf
die Seite ziehen, ihn auf die Seite testen machen. Semanden an
fi ziehen, auf feine Seite, auf feine Partey ziehen. Die Son:
nezieher die Sarbe aus dem Tuche.
O wenn dich noch ein Opferſchmaus herab vom Simmel
ziehet, Raml.
— vor Gericht ziehen, nöthigen, vor Bericht zu erſchei⸗
nen, ihn verklagen. Der Magnete ziehet das Siſen an fi. Et⸗
was an ſich zıeben, es in feinen Befig bringen, Das Grfäf
zieht Wafler, wenn es das Waffer eindringen läßt. Die Sonne
bat das Bret ganz Frumm gezogen. Truppen zuſammen zie⸗
ben, verſammeln. (c) Herleiten, hernehmen. Seine Nahrung
aus etwas ziehen. Kine gute Lehre aus etwas ziehen. Kine
Solge aus etwas ziehen. Etwas aus einem Buche ziehen,
fhreiben. Den Inhalt heraus ziehen. ragen, vortheil aus
erwas ziehen. (d) In vielen andern Fällen Läffer es fich nicht ans
ders als fehr allgemein beftimmen,da denn die nähere Act der Ber⸗
änderung durch allerley Beyſaͤtze bezeichnet wird. Stwas in
Betrach tung, in Erwägung sieben, es erwägen, bedenken. Et—
was auf fich ziehen, deuten, auslegen, Jemanden mit etwas in
verdacht ziehen, Yaben. Jemanden zu Rathe ziehen, ſich
feines Rathes bedienen, Sie haben mich mit in ihr Gebeim-
niß gezogen, haben es mir anvertranet. Zu wichtigen Sachen
gezogenwerden. Jemanden zur Der antwortung, zur Strafe
zichen. Sich etwas zu Gemüthe sieben, fich darüber beunrus
digen, Kummer darüber empfinden. Sich ein Ungluf über den
Hals ziehen, ſich dasfelde verurfachen. Das ziehet viel Unglück,
viel Böjrs nah Ah. Den Krieg in die Länge ziehen, feine
lange Fortdauer vernrfachen, ihn verlängern. (e) Bon der Sims
me und dem Toneder Stimme gebraucht man ziehen für dehnen.
Die Wörter ziehen. Daher einige Sprachlehrer den gedehnten
Ton den ge:ogenen nennen, wofür doch der gedehnte edler if.
M Duch Pflege und Wartung heran wachſen machen, wo es
wieder mit verfehtedenen Schattirungen gebraucht wird, ı, Kin
"Rind, ein junges Thier groß sieben, es durch Pflege und Nah»
° rung zum erwachfenen Alter bringen, es aufziehen. Yelken aus
dem Samen ziehen, groß wach ſen machen. Einen Baut zie—
ben, wachſen laſſen. ⸗. Fortpflangen machen, und zugleich groß
ziehen. volſtein ziehet viele Dfevde, Liefland viel Flachs.
Pppppa 3. Groß
| 5 1707 —9
*
ee
3. Groß sichen, und zugleich zu einem uffichtnäßigen Verhalten
IN
anhalten, erziehen, Ich siehe ihn zu allem Guten. Ein Rind,
ich ziehe nichts ausihm, Gell. Ich will fiezieben, wie ich fie
mir wunſche, eben derſ. In diefer ganzen Bedeutung ift das
Wort ſchon alt, und lanterim&ero zechan, im Ottfried ziuhan,
im Schwed.tukta, Indem Lat, educare herrſcht eben dies
ſelbe Figur. S. auch Zucht.
L. Als ein Reciprocum, it manchen Bedentungen des vori⸗
gen Activi. (1) Sich langſam fortbewegen. Die Wolken zie—
ben ſich zuſammen. Die Truppen ziehen ſich nach dem Khei⸗
ne. Sich zurück ziehen. Ein röthliches Gemiſch zieht von
dem Berge ſich ins Thal, Geßn. 20 Sich dehnen oder ziehen
laſſen. Der Leim ziehet fi, went er ſich ausdehnen läßt, Der
Weg ziehst ſich in die Länge,[wenn er lange dauert,
fih gezogen, wenn es fich geworfenbat. 4. Sich in die Länge
erſirecken. Das Gebirge zieber ſich weit indas Land. Der
\ Wald siebet fih nach Sem Sluffezu. 5. Nach uud nach in et.
was, eindringen. Das Waller ziehet fich -inden Schwamm:
Der Geruch ziehet ſich indie Bleider. 6. In manchen einzel-
. nen Fällen bedeutet esübeshanpt, einelangfame Veränderung an
— ſich bewirken. Sich mit Klugheit aus einer Sache ziehen, die
Verbindung mit derſelben aufheben, Sich ins Kleine, in die
Enge sieben, feinen äußern Umfang, feinen Wirkungskreis
vermindern, feine Ausgaben einſchränken, u.cf. ine blaue
Sarbe zieht fih in das Rothe, wenn ihr ein wenig Roth bepge-
miſchet iſt; iſt die Beymiſchung flärker, fo gebraucht man das
Wort fallen.
ILL. Als ein Neutrum, in verſchiedenen figürlichen Bedeutun⸗
aen des, vorigen Activi, mit dem Hülfsworte feyn, 1. Sich
laugſam fortbewegen. Die Wolken ziehen gegen Abend. Die
vogel ziehen, wenn fie anfommen, und fortflreichen. Ich ſah
fe, die Bättinn deines Stroms vor deinem Tannenbaine mie
ihren Schwanen ziehn, Raml.
"Die Armee zieher durch das Land. Am haufigſten wird es
freylich vonder langſamen Bewegung mehrerer Dinge einer Art
gebraucht, aber auch Häufig von einzelnen Dingen. Der Acker⸗
mann ziehet zu $elde, wenn er mit den Pfluge in das Feld ges
bet. Inden Brieg ziehen, Kriegesdienfte nehmen. - Auf die
Wache ziehen, von Soldaten. Er 309 feine Straße frohlich,
in der Deutſchen Bibel; doch ift es in dieſem Verſtande für gehen
"im Hochdeutfchen veraltet, Nur die Jäger g.Draucden es noch von
dem Hirfche für geben. 2. Seinen Wohnort, deu Ort feines
Aufenthaltes verändern. Aus einem Haufe, in-ein Haug zie⸗
ben. Aus deriStadt, auf das Land sieben. In ein an=
deres Land ziehen. Auch von dem Befinde und den Dienſt bo—
then, wenn fieihre Herrſchaft verändern, Mein Bedienter if
von mir gesogen. Zu jemanden, von jemanden ziehen. In.
einen Dienfl, auseinem Dienfte zieben. ,
- Anm. 1. Dieſes Berbum lautet von den früheſten Zeiten an
. zechan,ziuhan, bey dem Uphilas tiahan,im Niederf. tehen,
teen, im Eugk, tug, und. row, in Schwed, toga, wouit auch
das Eat. ducere und unſer zähe verwandt if}. Es erhellet daran
zugleich, daß die Ber wechfelnng des t und z bloß eine Eigendeit der
Mundarten ift, welche an den Wefen des Wortes nichts neräne
dert. Dieß voraus gefeßt, il diefed Wort auch darum merkwürdig,
weiles, wenigftens in den Ülundarten und verwandten Sprachen,
mehrere alte Adleitungsformen anfbrhalten hat. Vermittelſt der
insenfioen Ableitungsfpibe —nen if dar aus unfer dehnen, Nie⸗
derf, tanen, ſtark ziehen, Die iterative Ableituugsſylbe —ren
* ‘
3. Seine: _
Richtung verändern. Die Wand ziehet fi, im Bergbaue, |
wenn fie einen Bug befommt und einftürgen will, Das Bret hat
Das Ziehgatter,»s—s, plur. ut nom. fing. inden Müh-
BE Ay ' ra Dr j' LTR 4 ?
/ 2 „ Sp
—* % Zie Gen _1708°
—— * — 8
gibt das Niederſ. tiven, oft ziehen, wovon uuſer zerren, heftig
bin und her giehen, das Jutenfioum iſt. Das Oſterreichiſche zz
welches ſich gern ziehen läͤßt. Nehmt euern Sohn zuruck,
geln, und Hannöv. tabein, unſer zuden, zupfen, Zucht, züchti⸗
gen, das Meflendurgifge todden, unfer zotteln, zögern, zau—⸗
dern u.a. it. find wieder’ nad). andern Formen abgeleitet... S.
auch Zug. AR RR j
Anm. 2. Ra einiden Dberd. Gegenden lautet diefes Berbum
züchen ober zeuchen, und davonift im Präfenti du zeuchſt, ev
zeucht, uud im Imperatigo zeuch, ein Überrefl, der von den
Dichtern von Dpigens Zeit an bepbehalten worden, und ben dur
zieheit,erzieht, ziehe, vorgezogen worden, weiljenes den Mund
mebr füllet, Aus chender Urfache behalten auch unfere hentigen :
Dichter felbige bey.
Der Zieher, des-—s, ‚plur. ut nom. Ang. eine Verfon oder
Sache, welche ziebet. Befonders bey den Kammmachern ein -
krumm gebogenes Eifen, die Zähne der Kamme damit abzuziehen,
d.ri zu ründen. eh E
Das Ziehgarn, ses — es, plur. die —e, bey den Vogelſtellera
eine Art Garne, welche an einem Seile Hängen und andemfelben,
wie ein Borbang auf und zugezogen werden; auch Sängegafn.
len, ein Gatter, vermittelft deſſen die Panſterwelle mit dem Pan⸗
ſterrade in die. Höhe gezogen wird, &
\
Das Ziehgeld, des—es, plur. doch nur von mehrern Summer,
die —er, Beld, welhes man für die Koſt und Erziehung eines Kine
des bezablet. Nach den Dresdener Statuten wird. bey Theiluug
der Erbſchaften den Unmündigen bis ins ı ate Jahr jederzeit ein
wöcdenitiches Fiehgeld ausgeſetzet.
=
Der Ziehhaken⸗ des—3, plur. ut nom. fing. im Bergbaue,
Die Jäger ziehen zu Holze. „
“
Der Ziehkloben, des—s, plur. ut nom.
ein Haken, vermttelſt desfelben das Geflänge des Bergbohrers
aus den Bohrloche zu ziehen; auch der Gewinnbafen. .
Die Ziehhechel, plur. die—n, ben den Perrücken · Dracderm,eine
"grobe. Bechet, Worein. man die Haare ſchlagt, um fie defko beffer
aus einander zu ziehen. \
Das Ziehkind, des —es, plur. die —er, im gemeinen Leben, |
ein Rind, welches vor einerfvemden Perjon unterhalten und er»
zogen wird; ein Pflegefind. ; *
Die Ziehklinge, plur. dien, bey den Liſchleru ein dünnes
breites Stück Stadi mit einer ſcharfen Schneide, faubere Arbeiten
damit abzuziehen, d.1, glatt zu ſchaben. Ne
fing, eben bafeldft,
ein Werkzeug, worein maun dieeiften ſpaunt, wenn fie gefehnitten,
‚oder gekehlet werden.
Der Zehkopf, des —es, olur. die — kopfe, bey den Badern,
S. Schropfkopf.
{
Die Ziehleiter, plur. die-—n,bep den Damaflwebern, ein Rah⸗
men über den Weberfiubl, worin das Tabulet liegt.
Das Ziehloch, des—es, plux. die —locher, in der Bienenzucht
einiger Gegenden, das Loch in einem Bienenſtocke, durch. welches _
die Bieten aus» und einziehen ; am bäufiaften das Siuglocp.
Der Ziehlüfter, des —s, plus, ut nem. fing. bep den Draht⸗
ziehern, ein ſtählerner Pfriemen , die Löcher des Zieheiſens damit
zu bobzen, oder zu erweitern. ! h
Lie Zieh⸗ Maſchine, plur, die —n, überhaupt, eine jede Mas
fire, etwas damitzu sieben. Befonders bey den Ölafern, eine
Maͤſchine, das Fenſterbley gu sieben z der Bleyzugs Ingleichen
ben den Drahtziehern, die Mafchine worauf das Vetall zu Draht -
gezogen wird.
Die Ziehmutter, plur. die—mütter, im gemeinen Leben, eine
weibliche Derfon, welche ein fremdes Kind erziehet, im Gegenſa⸗
Be dieſes Kindes; die pflegemutter. $
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1710
Das Ziebranfter, des is, plur. ut nom. fing. “ den af Das'Ziel, des ·es, plur die ⸗, im Oberd. die—er. 1. Das
fermüßlen, ein Kanfter, welches gezogen, d. i. nach Befinden hoch
oder niedrig gebänger werden, fann ; zum Unterfchiede von dem
unbeweglichen Stockpanſter.
Das Ziebpflafter, des—s, plur.ut nom. fing. ein Pflafter,
Blaſen zu ziehen, oder auch die fiodenden Feuchtigkeiten in einem
Theile des Leibes zuſammen zu ziehen.
Das Ziehrad, des —es, plur. die—räder, in den Panftermüb«
len, dasjenige Rad, vermittelft deffen das Ziebpanſter in die Hö⸗
be a wird,
Der Ziehring, Ses—es, plur. die — e, ein Ring, vermittelft
deffen etwas gezogen, oder zufarminen gezogen wird. Im Bergr
baue iftogein Ring mit einer Schraube, die zerbrochenen Stans
„gen des Aunftzeuges damitzufammen zuziehen, In andern Fäl-
len heißt ein folder Ring auch ein Ziehbband. S. dasſelbe.
Der Ziehſchacht, des—es, plur, die-—fhächte, im Bergbaue,
ein Schacht, duch welchen die Erze und Güuge aus deu Gruben
gezogen werden ; der Förderſchacht.
Die Ztebfcheibe, plur. die —n, rine Scheibe, vermirtelft ders
felben etwas zu ziehen; Bes den Wachslichtziehern iff «3 die
Scheibe, durch deren Löcher die Wachsſtöcke gezogen werden. In
den Panftermühlen, ein Radınit Sproffen, wodurd) das Zieh:
rad in Bewegung gefrst wird,
Die Ziehſchlacke, plur. die—n, im Hüttenbaue, Schlacken,
welthe, nacht Ahr das Gußeiſen abaelaffen worden, figen biriben,
und daher abgezogen werden müffen, x
Die Ziebſchraube, plur. die—n, im Schifflaue, ein Werkzeug,
vermittelt desfelben dir Verkleidung nach den Gliedern des Schif⸗
fes zu zieben, oder zu biegen.
Das Ziehſeil, des —es, plur. die —e, ein Geil, vermittelfſt deſe
fen etwas gezogen wird, z. B. womit die Schiffe gegen den Strom
gezogen werden,
Die Ziebflange, plur. die—n, eine Stange, vermittelft welcher
etwas gezogen wird. Bepden Draptziebern iſt es die Tange Stan
ge, womit die Drebſcheibe umgedreht witd,, Bey den Pumpen,
machern, die fange Stange, womit der Zug aufs und nieder geze⸗
gen wird, Au einigen Orten wird auch die Stange an dem Pfluge,
woran dievordern Ochſen ziehen, die Ziehſtange genannt ; ananz
dern heißt fie die Zopffiange.
Der Ziehſtock, Ses—es, plur. die —ſtöcke, rin Stod, vermit-
telft deffen etwas gezogen, oder der zum Ziehen gebraucht wird,
8.8. bey den Damaftwebern, der Stock, welcher ben dem Ziehen
der Ligen des Zampelzuges zwifchen die gezogenen Zampelfchnüre
geſteckt wird, : ; ;
Lie Ziehung, plur. die —en, die Handlung des Ziehens; doch
em bäufisflen nur von dem Ziehen der Lofe, oder der Lotterien.
Die zu einer Lotterie beſtimmten Lofe find gemeiniglich in mehrere
Ziehungen vertheilt, ' .
Der Ziebweg, des—es, plur. die —e, der Weg an den Flüffen
und Canãlen, für die Menſchen oder Pferde, welche die Fahre
2 enge ziehen.
Die Ziehwelle, plur. die — n, in den Yanftermühlen, die Wel-
le des Ziehrades, welche die Panfterwelle mit ihrem Nade in die
Höbe ziebet.
Das Ziehwerk, des —es, plur. die— e, eine Mafchine, oder
Einrichtung zum Ziehen. Bepden Goldſchmieden iſt es eine Ma—
fine, den Gold: oder Silberlahn Länger und dimner zu ziehen,
An den Panftermühlen eine Einrichtung, dag die Panſter welle mis
ihrem Rade höher gezogen werden kann. ——
Die Ziehzange, plur.die—n, eine Zange, etwas damit zu zie⸗
ben, 3.3. bey den Nadl en und Deaptziehern, die Zange, wontit
der Diaht durch dar Zicheifen gezogen wird. ’
\
\
beffimmte Ende eines Raumes, die Gränze. Unferm Leben
ift ein Ziel gefege, welches wir nicht überfchreiten Fönnen.
"DasLebensziel. Einem Map und Ziel’ fegen, ihm Gränzen
vorfchreiben, ihn in einer Sache einfchränfen, Das Ziel
überfohreiten, die vorgefchriedenen Gränzen überfchreiten, 2. Eiz
ne zu einer gewiffenHandlung vorgeſchriebene oder beſtimmte Zeit,
ein Termin; nur im Oberdeutſchen, befonders von Zahluugs⸗
Terminen. In drey Zielen bezahlen], in drey Zeriniden.
Dep dem Neichsfammergerichte bedeutet es ‚zugleich die Summe
welche ein Reichsftand in jedem Termine zur Unterhaltung des
Kammergerichtes zu bezahlen hat, da es denn im Plural die Zieler
" Tautet, (S. Bammersziel) 3. Der Körper, das Ding, nach
welchem man zielet. Nach dem Ziele ſchießen, werfen, lau⸗
fen, nach einemausgefegten Körper. Zin Sugiegen, oder fies
Ken. Das Zieltreffen, verfehlen.
auch figürlich feine Abſicht vereiteln. In weiterer Bedeutung iſt
das Ziel der Gegenftand, worauf man feine Wünjche, fein Bes
miühen richtet. Das it das Zielmeina Würfhe. , Wir fire:
ben allenacheinem Ziele. Hierber gehöret vermuchlich auch die
figürliche R. A. ſich zum Zielellegen, ſich nach eines andsen Abe
fiht bequemen, ſich gleich ſain nach dem Ziele ſeinet Wänfche, für
gen,
Unm.Bey dem Notker und andern alten Oberdeutſchen Schrifte
Einem das Ziel verruden,
ſtellern Zil, in den Sclavonifden Mundarten Cyl, Cil, im An:
gel. Tell. Es ift noch ungewiß, ob esmit dein Griechiſchen re-
Roc, das Ende, verwandt, oder_ mit, dem folgenden zielen, ein
Antenfivum von feben, ift. In dem letztern Falle müßte die drit⸗
ie Bedeutung als die erfte nnd eigentliche betrachtet werden, _
1, Zielen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfeworte haben, ſcharf
auf eiwas ſehen, um es zu treffen. . 2. Eigentlich, da denn der
Groenftand die Präpofition nach bekommt. Nach einem Vogel
zielen. Er zielete nach mir, traf mich aber nicht. 2.) 92
weiterer Bedeutung. (a) Durch eine verftedte Hede etwas anzus
denten ſuchen; mit auf. Im der Rede auf etwas zielen. (6)
Eiwas zur Abfiht baben ; mit dahin. Meine Reife zielete da=
bin, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Alles zielet dahin, ihn
ungludlich zu machen. Go auch das Zielen. Se
Anm. Im Niederf. telen. Schon bey [dem Kero, Ottfrieb u.
a. von den früheften Zeiten an, zilon, wo es aber in weiterer Be»
deutung vorfommt, nicht allein für beobachten, fondern auch für
ſich bemühen, ſich beftreben. Es fcheinet, daß es ein Intenfroum
von fehen ift, febelen, zufammen gezogen, fieblen, zielen, ſcharf
feben. Bey den Schwäbiſchen Dichtern kommt es in einer acti-
‚ven, aber verwandten Bedeutung vor), gezilt, hoch gezilt
‚ftehen, auf einem hohen Drte fiehen, wo man von vielen gefehen
wird, & ; R
2, Zielen, verb. reg. act. ı. *Zeugen; eine im Hochdeutfchen
. veraltete Bedeutung. Binder zielen. 2. Siehen, bauen; in
welchem Verfiandees noch zumeilen in erzielen vorfommt, (S.
dasfelbe.)- Helfen aus Samen zielen, ziehen. Viel Getreide
zielen, banen, \
Anm. Im Oberdeutfchen lautet diefes Wort sieglen und Zuge
Ien, woraus denn erbellet, daß es ein Intenfisum von ziehen,
oder zeugen if. S.diefe Wörter, ?
Der Zteler, des—s, plur. ut nom.fing. von 1, Zielen. 1.
Derjenige, welcher nach etwas zielet. 2. Bey den Scheibenſchieſ⸗
fen wird derjenige, welcher nach dem Schuſſe die indem Ziele
oder der Scheide getroffene Stelle zeiget, an manchen Orten der
Zirler genannt. j
Das Zielgeld, ses—es, plur. doch nur von mehrern Summen,
die — er, nur im Oberdeutſchen, Seld, welches in Tirmihek,
8 Bote
Sir Be
a7ıl
öder an einem beftimmten Termine bezahle werben muß; von-
Siel, Termin.
Die Zielftange,plur. die —n,bey dem Wafferwägen, eine Stan.
ge mit einem beweglichen Zeichen, durch die Dioptern der Waſſer⸗
wage dar nach zu zielen,
Ziemen,verb.reg.neutr, mit dem Hülfsworte haben, der Seit
aud den Umftänden, befonders dem Wohlſtande gemäß ſeyn, wie
ursiemen, welches üblicher iſt, nur daßziemen, um der Kürze
Willen, no& zuweilen von den Dichtern gebraucht wird,
Der Rlageron,
Mit dem du fprichht, ziemt nicht ein. m innlich erg. Weiße,
Hein, Göttern ziemt Bein Spaß, Lichtw.
‚e. Geziemen,wo auch von der Abflammung bereits das nöchigfte
gefagt if.
Der Ziemer, des 8, plur. utnom. fing. eine Art Pleiner
Kranımersoögel, vermuthlich wegen ihrer Stimme. S. Miſtel⸗
droffel.
2.Der Ziemer, des —s, plur. ut nom. fing, ein Wort, welches
befonders in einer gedoppelten Bedeutung üblich iſt. ı. An einem
gerwirften Hirfche wird der Rücken nach abgelöfeten Keulen der
Ziemer genannt; da man denn drey Ziemer hat, deu hintern,
mirtlern und vordern, In engerer Bedeutung heißt der hintere
iur fchlechtdin Ziemer, Eben fo heißt das Schwanzſtück ven ei⸗
nem Rinde bey den Fleifchern der Ziemer. - 2. Das männliche
Glied eines größeen Thieres, z. B. eines Hirfshen, eines Ochfen
u ſ. f. Daher der Ochſenziemer, das gedörrete mãnnliche Glied
eine? Ochſen, fo fern es ſtatt einer Peitſche gebraucht wird,
nm. Das Wort wird in den gemeinen Sprecharten fehr ver
unftaltet, indem es bald Ziem, bald Ziemen, Zammel, Zammer,
Zimmeln,f.f. lautet. Die Ausdehnung in die Länge, vie Teiche
-- auch die Spitze, (heint der Grund der Benenzung zu ſeyn, fo dag
es mitdem Franz. Cimier und Jial. Cima verwandt iſt.
Ziemlidy, adj. et adv. von dem Verbo siemen. 1, Mash
ziemet, wie es fich ziemet, geziemend; eine im Hochdeutfchen vers
altere Bedeutung, in welcher es ehedem auch compariret wurde,
Einem allen ziemlichen Geborfam erweiieı. Motbdirftiges
und ziemlihes Eſſen. 2. Weder im feinem vorzüglich großen,
noch vorzüglich Eleinem Grade, mittelmäßig, doch mit einem
ſchwachen Nebenbegriffe des mehr großen Grades. Er ifi von
ziemlicher Größe. Sie if von ziemlicher Schenheit. Einen
siemlichen Sang zur großen Welt haben. Noch uehr als ein
Aoverbium, da fi deun der Nebenbegriff oft verlieret, Der Weg
it noch ziemlich. Ich babe ziemlich aut geſchlafen. Dft
aber auch merklich vorfticht. Sie it Schon ziemlich alt. Es ik
ſchon ziemlich fpät. Das krankte feine Zijenliebe ziemlich, in
einem beträchtlihen Grade. 3. Beynahe; nur allein ale ein Ad»
verbium, und nur in einigen Fällen. Er wird ziemlich fo alt
feyn, als ich.-
‚Anm. Am Riederf. tämlik. Es ift von dein Verbo ziemen.
In der erfien veralteten Bedeutung hatte man ehedem auch das
Subfanrivum die Ziemlichkeit, welches aber nunmehr gleich»
falls veraltet if.
* Ziepen, verb.reg.heutr. mit dem Hülfswortehaben, denjeni⸗
gen Lant vor fich geben, welchen man im Hochdeutſchen durch
pfeifen ausdrudt, und von welchem es eine unmittelbare Duomas
topdie il. Es iſt nur in einigen gemeinen, befonders Niederbrute -
ſchen Mundarten-üblih, wo daher au die Pfeifdroflel die
Ziepdroffel genannt wird.
Die Zier, plur, car. die Wurzel des davon abgeleiteten Zierde,
welche in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche veraltet iſt, und um
ver Kürze Willen nur uoch zuweilen in der dichteriſchen und hö⸗
bein Schreibart gebraucht wird, A
&
—— gie. 1712
2b’ als der fehöne Horgen A
Der Erde ſchiEt des großen Lichtes * — *
Anm. Bey dem Ottfried Ziar, Ziaro,bey dem Notker Zie-
ra. ©. Zierde und Zieren. -
Der Zieraffe, des —n, plur. dien, Diminut. das Zieräffchen,-
in der vertraulichen Spredjart, eine Perfon, welche fih ziert,
d. i. affectirte Bewegungen und Eomplimente macht. Soaud -
die Zierpuppe, ein foldes Mädchen.
Der Zierath, des —es, plur. die—en, etwas, das zur Berfchös
nerung eines Dinges don außen hinzu fommt, Zieratben ah
Säulen uns Gefimfen, an Tiſchlerarbeit, an den Gloden,
an einem Gebäude, u ſaf. Zierathen von Meſſing, von
Gold, vonSi.ber u.f.f. Ein Zimmer mit Zier athen übers
Iasen. —
Anm. Zierath und Zierde find eigentlich nur in der Wurde
unter ſchieden, inden zier ath mehr im gemeinen Leben, Zierde aber
‚mehr in der edlern Sprechart, und den ihr eigenen Figuren oder
Arten des Ausdruckes üblihift. Der Grund des nterſchiedes
liegt in der Endſolbe ach, welches die in den gemeinen Mundarten
verunſt altete Ableitungs ſylbe heit oder de iſt Zierheit var ehe⸗
dem für Zierde, bey dem Willeram Zieredo, ſebr üblich. Wir
haben dieſe alte verdorbene Ableitungs ſylbe mobi ingeimarb und
ſveirath; daher fig diejenigen irren, welche dieſes Wort als eine
Zufammenfegung von Zier und Rath anfehen, und es DaberZiess
rath fchreißen. Frepli ſollte es eigentlich weiblichen Geſchlech⸗
tes ſeyn, weil ath eine abſtracte Abfeitungsfplbe it, auch Seirarh
und veimath weiblich find; und in einigen Oberdeutſchen Ges „
genden iſt es auch — blichen Geſchlechtes, die Zierach,
plur.die—e. Alla, auch die? gehörer mit zu den Abweichuns
gen, welche dur die verunjtalsete Ableitungs ſylbe veraulaſſet
worden. Im Dinabeid. lautet das Wort Sieraut.
Die Zierde, plur. die —n, das Abſtractum des Verdi zieren, wel,
ches aber mehr im concrese.: als abflracten Verſtande gebraucht.
wird, und etwas bedeutet, was einem andern Dinge zur Veeſchö⸗
nerung dienet, da es denn vorzüglich i in der edlern Schreibart ara
braucht wird, fo wie Zierath mehr im gemeinen Leben üblich if,
Er iſt die Zierde feines Standes, die Zierde der Stadt; fie Mt
die Zierde ihres Geſchlechtes. Etwas, das nur zur Zierde da f
if, ein anderes Ding bloß zu verfchönern. Langefpigige Schu: ı
be waren ehedemeine Zierdeder männlichen Rleidung, Dbs-
gleich bey dem conereten Gebrauche der Plural natürlich ſchei⸗
net, auch nicht ungewöhnlich iſt fr klingt er doch immer ein wenig
fremd ; ; ohne Zweifel, weil das Wort ee zu enem *
ſtracto gemünzet iſt.
Die ihr die Zerden Deutfihlands beißer, Rab.
Sp finder die verborgnen Zierden, Hall.
Geſchmacklos ik der Reitz, find alle ſanfte Zierden
Der eigennügizen und tobensen Begierden, Duſch.
In welcher legtern Stelle es auf eine ungewöhnliche Art für Reitz
zu fichen ſcheinet.
Anm. Es iſt vermittelfi der abſtraeten Ableitungsfolbe de von
der. obigen Wurzel Zier abgeleitet, und indiejer Geſtalt ſchon alt,
„indem Zierda fchon bey dein Notker vorfoınmt. ©, das folgtader
ieten, verb.reg. welches auf sine dreyfache Art gebraucht wird.
1, Als ein Neutrum, mit dem Hůlfsworte haben, einem Dinge
zur Verſchönerung gereichen. Ehedem zierte det Barı den
Mann. Bildfäulen zieren einen Garten. Tropen, wenn fie
mit Derfkande angebracht werden, zieren eine jede Schreibart.
SIndiefer Form iſt zieren mis ſchmücken und dem vertraulichen
pugen gleich bedeutend, nur daß ſchmücken einen größer Gra) -
der Berfihöneruug bedeutet, alg zieren. (De dasjelb.,) 2. Als
eis Aetlvum, ein Ding durch einen Zuſatz von außen verjpänern.
Eine
en — ta
u)
N —
Die dZierlichkeit, plur.die — en.
Era N EI ec Ed a en 4 ie, a > ah a A Ma A Au u
a alt... Eu
ine Stadt mit Tempeln, einen Garten mie Bilgfäulin ʒie⸗
ren. Seine Seele mit chriflichen Tugenden zieren. Wenn
die morgenrothe ſich mit Roſen zieret.
ſagt man Hoch: eine Braut zieren, eine wohlgezierte Braut,
ein gesiertes Zimmer, eine ſchlechte Waare zieren, u. ff. wofür
-man im Hochdeutfchen theils ſchmücken, theils pugen gebraucht.
(S. auch Auszieren und Derzieren.) 3: Ein Reciprocum; fich
> sieren. (2) Unnetürliche, oder gezwungene Geberden aus einer
übel verftandenen Wohlanftändigleit machen,
Schau anden Sauertopf, N hi fo fromm kann zieren,
pitz
— Feder Mund, der ohne Kraft und Geift
Sid kindiſch ziert, und nur die Zähne weißt, Haged,
, (2) Sich wider feine Neigung aus übel verflandener Wohlanftän-
digkeit weigern. Sie ziert fih ja, wie ein Bind von acht
"Fahren.
Zur Unzeit flellen ach die Bürgermädchen ſproͤde.
Bein Sräulein ziert ih fo, Zach.
Sierher geböret eigentlich and) (3) die gezierte Sqhreibart wor⸗
unter man eine gekünſtelte oder affeetirte Schreibart verſtehet, ob»
gleich die Form des Ausdrucks nicht ganz richtig iſt, weil zieren.
. Ändiefer Bedeutung ein Reciprocum iſt, die Reciproca aber —
lich Feine Participia Paffiva leiden.
Anm. Das Verbum ift alt, und lautet (dom bep dem Hitfeich
zieran, im Niederf; tehren, im Engl.totire. Die Grundbedeu⸗
sung iſt dunkel, Vieleicht iſt unſer ſchier, belle, ſchön, bey
* dem Ottfried [cioro, ſchsn, die Wurzel. In dem alten Gedichte
auf den beil. Auno fi nd Cieri, Koſtbarkeiten, Juwelen. Das
Srirch. wage, ugsiv, veinigen, vieleicht auch das bebt 3%,
die Öeflalt, ſcheinen damit verwandt zu ſeyn.
Die Ziererep, plur.die —en, von dem Reciproco ich zieren,
affectirte Geberdun und Meigerungen ; für das beffere Geziere,
Der Grund der Niedrigkeit liegt in der niedrigen, © veralteten Abs
leitungsform —erey.
Der Ziergarten, des— s, plur. die — ein bloß zum
Bergnugen eingerichteter Garten, wofür doch Lufigarten üblicher
iſt; zum Unterfhiede von einen Küchengarten, Obfigarten
u.f.f. Manverwechfele diefes Wort nicht mit dem Zehrgarten,
welches in den gemeinen Sprecharten oft auch Ziergarten lau⸗
tet. S.dasfelbe,
. Das Zierleder, des—s, plur. ut nom. fing. bey den Sattler,
dasjenige Leder, welches mit einem Riemen eingefaffet,, und auf
den Schwangriemen eines Pferdes anfgeftschen wird, .
Der Zierlehm, des—es, plur. car. bey den Glockengießern,
eine Art feinen Füffig gemachten. Lebhms, welcher über die Ziera⸗ i
then einer Glockenform geftrichen wird.
Zierlich, —er, — ſte, adj.etadv. 1. In den Rechten iſt ein
zierliher Eid, der mit den gewöhnlichen feperlichen Umfänden
abgelegt wird, ein feperlicher Eid; eine außer diefem Falle verals
tete Bedeutung. 2. Berfcönert.
ben, zierlich ſchreiben. Ein zierlicher Gang, ein ſchöner. Line
zierliche Schreibart, rine fdöne, lebhafte, " Zierlich Deutſch
ſchreiben. Das Wort fängt in vielen Fällen, wo mans ſonſt ge⸗
brauchte, an, zu veralten, oder doch weniger. edel zu ſeyn, ins
dem fchön, artig, uf. f. üblicher find,
Anm. Esift vondem alten Adverbio zier, welches noch bey
dem Willeram vorkommt, und ſchön bedeutere, abgeleitet.
1, Det Zufans, da etwas
zierlich, oder verſchönert iſt; ohn⸗ Dar: al, Er beige einen ſel⸗
tenen Sluß der Rede und eine ungemeine ZierlichFeit des Aus-
druckes. 2. Was zue — — dienet, Zierde, —
größten Theils veraltet.
Adel, w,B, 4. Th. 2. Auf·
Im Oberdeutſchen
Kine zierliche Zand ſchrei⸗
F
18 1714
Der Ziermeißel, ses — g, plur. utnom. fing. ben den Klempe⸗
nern, ein Meißel, Figuren damit in die blecherne Arbist zu hauen.
Der Zierling, des— es, plur. die—e, eine Perfon, welche
ſich zieret, fi auf eine gegwungene Art geberder, oder rs
in der vertraulichen Sprechart, R
Die Zierpuppe, plur.die—n, ©, Zieraffe.
Die Ziefelmaus, plur. die — mänfe, in einigen Gegenden, ein
Nahme der Bilchmaus, S. diefes Wort, ’
Stefer, ©. Zifer.
Die Ziffer, plur.die—n, 1. Eine Zahlfigur. Arabifche, Röa
mifche Ziffern. Mie Ziffern rechnen. 2, Eingeheimer,, oder
willführficher Schriftzug, ein verborgenes Schriftzeichen; einge
im Hochdeutſchen feltene Bedeutung. In Ziffern, mit Ziffern
ſchreiben, mit verborgenen Charaktern, oder Schriftzeichen. Das
Wortift ausdemFtal,Cifira, Franz.Chifre, Mittel, Ciffara,
welches wieder aus dem Arabifdhen herflammet, und mit dem
Hebr. 120, er hatgezählet, verwandt ift. 2
Kies Zifferblatt, des — es, plür. die—blätter, die äußere -
Seide an einer Uhr, worauf die Stundenzahlen befindlich find.
Ziffern, verb. reg. neutr. mit haben, Zahlen. fhreiben , rech⸗
nen. Sie zähle und ziffert mie dev Breide an der Schranfs
thür, Gel,
— Zig, eine Ableitungsfplde für Zoblworter, Zehner von den, Ei
nern abzuleiten, vierzig, vier Zehner, oder viermapl zeben,
achtzig, acht Zehuer; neunzig, neun Zehner. Da die auf.diefe
Art abgeleiteten Sudlwörter ſchon ſehr alt find, fo ift es fein Wuns
der, daß die Rahmen der Einer dabey allerley Veränderungen ers
litten baden, oder vielmehr Überrefte fehr-alter Formen find:
zwanzig für zweyzig, funfzig, in den gewöhnlichen Hochdeutſchen
Sprecharten fufzig, für fünfzig, ſechzig für fechszig, ſtebzig für
Mebenzig. In dem einzigen dreyßig iſt das in das gelindere $
übergegangen. Die mit dieſer Sylbe abgeleiteten Wörter find
dem Geſchlechte und der Declination nach eben fo underänderlich,
als. ale Brundzablen von drey am Zwanzig Thaler, ein und
zwanzig Weiber, drey und dueydig Groſchen. Nur weun fie
. ohne Subftanıiv fieden, fo. bezeichnen fie den Dativ: einer von
zwanzigen; er bares wohl funzigen gefagt.
Bon den auf diefe Act gebildeten Zahlwörtern laſſen fich wieden -
mancherley Ableitungen bilden., So wohl Drönungszahfen, der,
die, das zwanzigſte, dreyßigſte uf, f. als Vetbältnißzahlen
‚von bdiefen Drönungszablen, ein Swanzigfiel, Dreyßigſtel, vier⸗
zigſtel; als Zeitzahlen, ein Zwanziger, ein Menſch von zwanzig
Jabren, ingleigen ein Wein von 1720, ingleichen ein Mitglied
eines Collegti von zwanzig Perſonen. Ss auch Dreyßiger, Dier:
ziger u. ſ. . Ferner balbirende Zahlwörter, zwaͤnzigſthalb,
dreyßigſthalb u. ſ. f.
"Anm, Dieſe alte Ableitungs ſylbe lautet ſchon in dem Saliſchen
Geſetze toc, bey den ſpätern Alemiannifhen und Fränkiſchen
Schriftſtellern zoch, zug, zuc, zeg, im Angelſãchſi ſchenlund
Niederfähfifchen tig, im Schwed. tio, im Is länd. tiga, im
Engl. ty. Gemeiniglich glaubt man, daß fie aus Zug entſt anuden
ſey, indem man in den ältefen Zeiten der toben Einfalt immer
zehn Einheiten zufammen gelegt, dann eine ſolche Sammlung zu
der erſten gezogen, und folglich jede ſolche Sammlung einen Zug
genannt. Dierzig würde alſo fo viel-als vier Züge bedeuten,
Die Ableitung it dem erſten Anblidenag nicht unwahrſcheinlich,
und wird durch die alten Schreibarten, z. B. finfzugi bey win -
Dttfried achtuzug im Tatian, unſ. f. beſtätigt; allein Ke vers
Wert bey einer genaueren Unter ſuchung viel. von ihrer Scheinbar,
keit. Denn ı.iffdie angegebene alte Art zu zäblen noch mit nichts
erwiefen, fondern wird zum Behuf diefer: Ableitung bloß Doraug
gefegt und verma het. 2. Die van diefen Örundzaplen abgeleiteten
2gggg ) Ord⸗
N . RN ‘
, d
1715 —
4
7 Deduungsgablen find bereits ſehr alt, vermuthlich fo alt, als jene.
Fin Kero ift ahtozogofo,der achtzigſte, finfzugofto, der funf⸗
zigfte, zehanzugofto, der dumderifte, Wäre zig fo viel als Zug,
fo wäre eine ſolche AbleitungUnfiun, und Fein vernünftigee Den ſch
würde darauf haben fallen Fönnen, von dem Hauptworte Zug eine
Drömungszahl zu bilden. Es iſt daher wahrſcheinlicher, daß zig
nichts anders als zehn bedeutet, und aus einer alten Mundart
entlehnet iff, welche das h mit einem ſtarken Hauche ausfprach,
wie im Lat. dec-em, Griech. due. Am Schwed. gebrauchte
man dafür ehedem das Subftantivum Tiug, Tijugh , welches
Decadem, ein Decher, oder Zahl von zehen bedeutete, kaem
tijugh, fünf Decher, oder funfzig. EN
Der Zigeuner, des — s, plur. ut nom.fing. Fãm. die —inn,
der Nahme eines herum freifettden ausländifchen Gefindels, wel-
ches bald nach dein Anfange des ı 5ten Jahrh. in Deutſchland und
dem weftlichen Europa befannt ward, ausden öſtlich Gegenden
kam, und aus Ägypten herſtammen wollte, daher fie in manchen
Europäifchen Sprachen auch Agyptier genaunt werden. Einigen
neueren Entdeckungen zu Folge fol diefes Volk von der Indoftanis
{chen Gränze herftammen ; doch hier haben wir es nur mit deffen
Rahmen zu hun, der im Ital. Zingaro, im Pohln. Cygan, im
Böhmijchenaber Cykani lautet. . Friſch hatte den fonderbaren
Einfall, das Wort von dem Lat. cingulum, circulari abgulei-
‚ten, weil fte ein wanderndes, herum ſtreifendes Erben führten. Der
Nabıne ift aus demPerf. Zengi, Türk, Tichingane, daher denn
das Ruſſ. und Ungar. Tzigan, In Niederfachfen nennet man
fie Tatarn, weil man fie dafelbft für Sartarifcher Abkunft Hält.
Die Zille, plur, die—n, ein nur im Oberdentſchen übliches Wort,
einen Kahn, oder Fleines Fahrzeug auf Flüffen zu bezeichnen, fo
wie Zeile in Dfterreich und Baiern eine Art langer Donau Schiffe
bedeutet, wovon es das Diminutivum zu feyn jeheinet, Das Wort
iſt alt, und mit dem Angelf. und Rormannifchen Ciula, einFahr⸗
zeug, genau verwandt, ©. 1. Biel, wo mehr von der Abſtammung
gefagt worden,
Der Zimmel, oder Zimmer, ©. Ziemer.
1. Das Zimmer, des — s, plur. utnom. fing. eine Zahl von
40, einnurin einigen Fällen, befonders im Belzbandel, übliches
Wort. Ein Zimmer Zobeln, 40 Stüd Felle. Dagegen beftchet
an einigen Orten ein. Zimmer $üchfe nuraus 20 Stüd, Das
Wort lautet im Mittellat. Timbrum, Timbria, im Englifchen
und $ranz. Timbre, im Schwed. Timmer. Da es, fo viel ich
weiß, nur indem Handel mit ansländifchen Pelziwaaren üblich ift,
foift es vermuthlic; auch in einer der öftlichen Gegenden, woher
dergleichen Pelze fommen, einheimifch. Rudbe glaubte, es
fep das alte Parthiſche Wort aıamp, welches ben dem Heſychius
vorkommt, und eine Art Hamſter, deren Felle man zur Kleidung
gebrauchte, bedentete, Wahrfcheinlicher ift es.ein Zahlwort.
®. Das Zimmer, des— s, plur. ut nom. fing. Diminut. das
Zimmerchen, Oberd. Zimmerlein. ı.*Die Materie, der Stoff,
alles dasjenige, worang etwas bereitet wid ; eine im Deutfchen
längft veraltete Bedeutung, von welcher fih doch noch manche
Spurei finden, indem im Alemanniſchen ehedem fo gar das Erz,
- woraus die Metalle gefchmelzet werden, Zimbra hieß. Skaffe-
lofa zimber iff dem Ruodpert imGoldaft, informismateria,
2." engerer Bedeutung, der Stoff zum Bauen, Baubolz, Zim⸗
merholz, da es auch als ein Concretum von einem Stüde Bau-
briz, einem Balken u, f. f. gebraucht wurde, in welcher Bedeutung
es in einigen Mundarten noch üblich ift. Im Hennebergifchen bes
deutet Zimmer, oder Traameinen Balken. 3.*Das Bauer, die
* Erbauung, feldft im figüclichen Verſtande, in welchem Zimbere
ben dem Kero vorfommt iſt im Hochdeutfchen längft veraltet. 4.
*Ein Gebäude, alles, was gebauet iſt; in welchem Verſtande
Die Zimmerarbeik, plur. die—en. -ı. Die Arbeit, d,i, pflicht⸗
ra. Dativ en Fi nn ed Y- ran
* +07 Dad: 9
Zimbri und Gizimbri noch bey dem Ottfried und Notker anges
troffeu werden. Auch diefe Bedeutung ifi im Hochdeurfehen längft
veraltet, two man es 5,nur no in dee anftändigern und edlern
Sprechart gebraucht, eine zum Aufenthalte fürMenfchen beſtimm⸗
te Abtheilung eines Gebäudes zu bezeichnen, welche nian in den
gemeinen Sprecharten sine Stube oder Bammer nennet, Zin “
Wohnzimmer, Speifesimmer , Schlafzimmer , Puszimmer, .
Dorzimmer m. ff Auf fein Zimmer, in fein Zimmer geben.
Das Zimmer hüthen, nicht ausgeben, befonders rauf, unpaf —
ſeyn. Zimmer iſt in dieſer Bedeutung vorzüglich dem edleern
Stole eigen, das niedrigere Stube zu vermeiden; aber da es ein
allgemeiner Ansdruck iſt, der Stuben und Kammern unter fi 3
begreift, foFann man. doch diefe Wörter nicht entbebten, wenn
. ein genauer Unterfchied nothwendig ift. 6. Eine Perfon, doch nur
in dem zuſammen gefegten Stauenzimmer. ©. dasfelbe. —
Anm. Inder Niederdeutſchen und den verwandten nordiſchen
Spraden Timmer, Timder. Bey dem hohen Alter diefes Wor⸗
tes bleibt es immer noch ungewiß, welche von den vielen Bedeu,
tungen desfelben die erſte und eigentliche if. Wäre es die eines
Baues oder Gebãudes, fo Fännte es mit Rimme, Franz. Cimier,
die Höhe, Spige verwandt feyn; wäre es aber die fünfte, fo würs -
de eszu Rammergebören. ©, Zimmern. 7 nr
*
mäßige Beſchäftigung eines Zimmermannes; ohne Plural.
Dasjenige, was der Zimmermann verfertiget, vermöge feines »
Handiwerkes verfestigen muß. Bl
Die Zimmerazt, plur. die — ärte, die Art, womitder Zimmer ⸗
mann das Bauholz aus dem Groben bearbeitet, Er
Die Zimmerfadel plur. die —n, eine Art vieredfiger Fadeln,
welche aus vier aneinander befeftigten Kerzen beſtehen, und in -
den Zimmern gebraucht werden, —
Die Zimmerflöße, plur. die—n. 1. Eine Anſtalt, wo Baus
ober Zimmerholz auf einem Fluffe fortgeflößer wird; zum Unter»
f&iede von einer Scheicflöße. 2. An einander befeftigtes Bau⸗
oder Zimmerholz, um es auf einem Fluſſe fortzufiößen; in man⸗
chen Gegenden in diefer Bedeutung anch im fächlichen Geſchlechte,
das Jimmerfloß, des— es, plur. die — flöße. ja A
Der Zimmergefell, des —en, plur. die— en, ein Gefel dis
Zimmerhandwerkes.
Das Zimmerhandwerk, des — es, plur. inuf. die Fertigkeit,
Gebäude und deren Theile aus Holz aufzuführen. Wird diefe
Fertigkeit ald eine Kunſt betrachtet, jo heißt fie die Zimmers
mannsfunf, oder Zimmerfunft. ar €
Der Zimmerbäuer, des —s, plur. utnom. fing. im Berg.
baue, ein Ardeiter, ver die zum Grubendaue nörhige Zimmerer
beit verrichtet, dev Zimmerling. . ° —— EEE
Der Zimmerbieb,des— es, plur. car. im Forfiwefen, die Be .
arbeitung und Zurichtung des Bauholzes in dem Walde, Der
Zimmerbieb ift den Walsernfchaslih. —
Der Zimmerhof, des — es, plur. die — höfe, ein Hof, di.
befriedigter offener Pag, das zu den Gebäuden nothwendige Baur
bolz.auf deinfelben zu bearbeiten. Iſt ein ſolcher Plag unbefriee
diget , ſo heißt er ein Zimmerplag. - Mi 5
Das Zimmerholz,des— es, plur. car.ein Collectivum, Holy, _ —
welches zum Bauen erforderlich oder tanglich ift; Baubolz.
Die Zimmerkaue, pur. die — n,im Bergbane, eine Kaue, d. i.
Püttr, das zum Grubenbaue erforderliche Holz darin zuzurichten.
Die Zimmerfunft, plur. car. die Kunſt Gibäude und der
ten Theile aus Holz aufzuführen; die Zimmermannsfun. S.
Zimmerbandwerf. Er ’
Die Zimmerlaus, plur. Sie — Täufe,. in derhiedrigen Sprech⸗
art der Ziuunerleute, ein eingeflidres Stüd Zinmerholz. \
8 ER
rn —
J
—
am
-
Der Zimmerling, des — es, plur. die—e, im Bergbane,
©. Zimmerbäuer. k ,
Der Zimmermann, des — es, plur, die — leute, derjenige,
" weldjer das Zimmerhandwerf erlernet hat, oder über, da es denn
als ein allgemeiner Ausdruck gebraucht wird, welcher die Lehr⸗
* Tinge, Gefellen und Meifter unter fich begreift. Siebe, wo der
Zimmermann das Loch gelaffen bat, mache dich zur Thür hin⸗
aus, mache dich fort, ° s
Die Zimmermannstunft, plur. car. ©. Zimmerkunſt.
Der Zimmermeifter, des — s, plur. ut nom. fing. ein. Mei⸗
five des Zimmwerhandwerfes, oder unter den Zimmrerleuten.
Zimmern, verb.reg. act, das zu einem. Grbäude erforderliche
Figüurlich aber nur im gemeinen Leben, wied es oft für verfertis
‚gen, machen, überhaupt gebraucht. Daher die Zimmerung, ©.
dolches an feinem Dit, i
© Yım, Bey dein Ulphilas timrjan, im Riederf. timmern, bey
dein Kero und den fpätern Oberdentfchen Schriftfiellern kezim-
bron, zimboron, zimbran, oft für bauen überhaupt, daher
Kero zimbirrono fo gar für erbaulich gebraucht, Ex ift ſchwer
zu fagen, ob zimmern von Zimmer, oder diejes bon jenem if.
Zu letztern Falle iſt zimmern der Form nah, ein Intenſivo⸗ itera⸗
tivum, weiches vermittelfi der Verdoppelung des m und der itera⸗
'tiven Adleitungsfplbe ex von einem aften Worte zimen gebildet
worden, weldes allenfalls mit dem Griech. verwen, ſchneiden,
“ und Hebr. 007, nieberhauen, verwandt ſeyn fönuse,
Der Zimmerplag, des— es, plur. die — pläge, ©, Zim:
merhof. ; *
Der Zimmer - Polierer, des — 8, plur. ut nom. fing. ein
Simmergefell, welcher in Abwefenheit des Meifters über die übrie
gen die Aufficht bat,
Das Zimmerröcht, des—es, plur. inuf. ein faft völlig vers
alletes Wort, das Recht zu bezeichnen, Gebäude auf feinemGrund
und Boden anfzuführen, einen Theil des Grundvechtes.
Der Zimmerfleiger, des— s, plur, ut nom, fing. im Berg
Baue, ein Steiger, d. i. Unterbeamter, welcher die Zimmerung
in den Greubengebäuden in feiner Aufficht hat.
ie Zimmerung, plur. inuf. das Zimmerwesf, das Holzwerk
Ah einem Gebäude; befonders in dem Bergbaue,
Das Zimmeriwerft, des— es, plur, ‚die — e, der Drt, wo
Schiffe gebauer werden, wie Schiffswerftund Werft.
Das Zimmerwerk, des —es, plur. inuf. ein Collectioum, von
gezimmert iſt.
Der Zimmet, zuſammen gezogen Zimmt, des—es, plur. car.
die zufammen gerollte und getrocknete innereRinde des Zinumtbau⸗
mes, welche als ein Gewürz gebraucht wird; vollftändia, die Zim⸗
meteinde, im gemeinen Leben auch Canehl, von dem Ital. Can-
“nella. Der weiße Zimmt iſt die ähnliche gewürghafte Rinde des
weißen Zimmtbaumes, (S. das folgende.) Das Wort Zimmer,
"Rot, Cinnamurn, iſt morgenländifchen Hefprunges, und lautet
ſchon im Hebr. Kinnamon, daher es in Luthers Bibel noch Ein«
namet geſchrieben wird.
Der Zimmtbeitm, des — es, plur. die — baume, ein in den
Dfimdifchen Infeln einheimifcher gewürzbafter Baum, deffen ger
troͤcknete Rinde unser dem Rahmen desgimmtes befannt iſt, Lau-
rus Cinnamomum Linz, Der weiße Zimmtbaum iſt von ihm
x ganz berſchieden, und in Amerifa einheimifh, WinteraniaL,
Die Zimmt farbe, plur. doch nur von mehrern Arten, die—h,
die beauntörbliche Farbe. des Zimmtes, . ,
eine Art Torsen aus Heiß, Zuder und Zimmt, S. Bog.
Holzwerk zurichten und zufamimen fegen. Lin Haus zimmern.
* dem Zimmermanne verfertigte Arbeit, gezimmerse Arbeit, was.
Der Zimmtkod, des - es, plur. dir — Födpe, in den Kücen,-
‚Bin 1718
Die Zimmtmandel, plur. die —n, gefchälte Mandeln, welde
„ mit gefioßenem Zuder und Zimmt überzogen worden. Werden
‚fie vorher in heißem Schmalze gebaden, fo befommen fie den
Nahmen gebrannter Mandeln.
Das ZimmtöhL, des — es, plur. inul, das aus der Zimmt⸗
rinde deitilfiete Ohl, — > "
Die Zimmtrinde, plur. die—n, ©. Zimmer. ;
Die Zimmtroſe, plur. sie—n, eine Art Kofen, deren Blumen
wie Zimmt riechen, Rofa cinnamomea Linn, . °
Das Zimmtwaffer, des—s,; plur. inuf. ı, Über Zimmt⸗
rinde deſtillirtes Waſſer. 2. über Simmerinde abgezogenerBrannts
wein.
Zimpern, verb. reg. neutr. mit haben, auf eine fehlerhafte
Art zärtlich und Fläglich thun; in_der vertraulichen Sprechart.
Ich dachte es wohl, daß fie nicht maulen over zimpern wür-
den, Hermes.
Der Zindel, 8. Sendel. j
Die Zinge, der Nahme eines Fifhes, S. Alofe. l
Zingeln, verb; reg. act. welches nur in Umsingeln üblich iſt
(S.dagfelbe.) Es ift aus dem Lat. Cingulum, wovon man eher
dem auch das Subſtantiv Zingel, für Kreis, hatte,
Zink, ein Zahlwort, welches nur im Würfelſpiele üblich if, fünf
. bedeutet, und eigentlich das Franz. cinque iſt, Alle Zinken,
alfe Fünfen.
Der Zink, des — es, plur. doch nur von mehrern Arten und
Duantitäten, die — e, ein weißbläuliches Halb⸗ Metall, welches
unter den übrigen Halb - Metallen noch das gefchmeidigfte ift, und
in manchen Öezender auch Spiauter genannt wird, (S. diefes
Wort.) Esift ungewiß, wehrt der Rahme Zink rühret; vielleicht
vonder ÄhnlichPeit mit dem Zinne, vielleicht auch, weil es ſich in
mondenFälen in Zinken, oder Jacken in dem Dfenbruche anlegt,
Su manchen Begenden ift eg ſachlichen Öefchlechtes, das Zink.
Die Zinkaͤſche, plür. inufsdas Schwere, was bey dem Bere
brennen des Zinkes zurück bleibe, und von dem weißen Nicht
wenig unterfchieden if; Zinkkalk. ——
Die Zinkblumen, Eng.inuf, zarte weiße Flocken, welche bey
dem Verbrennen des Zinkes auffteigen, und ſich, wie Wolle, an
feſte Körper hängen. Sie werden auch weißer Nicht genannt.
Die Zinke, plur. die — n. 1. Ein zugefpigtes Ding , oder zu⸗
gefpister Sheileines Dinges, er ſey übrigens gerade oder framm z
ein nur in manchen einzelnen Fällen des gemeinen Lebens übliches
Wort. So werden die Zaden einer Gabel, die Zähne in einem
Rechen, oft Zinken genannt, Bey den Jäyern heißen die fpigigen
Enden an einem Hirfhgeweihe Zinken; bey den Tifchlern die klei⸗
nen Zapfen, womit die Zargen ’vereiniger werden. Im Theuer⸗
danke heißen die Zeben anden Füßen Zinfen, und im gemeinen
° Leben nermet man eine große Raſe im verächtlichen Verſtaͤnde und
im männlicien Geſchlechte rinen Zinken. 2, Der Nahme eines
mufikaliichen Blaſe⸗ Juſtrumentes, deren man fo wohl gerade, als
Frumme, und beyde wieder von verfiedenen Arten, hat, Ztal.
Corsnetto, ohne Zweifel von der Ähnlichkeit inder Geſtalt. In
den Drgeln find die Zinfen eine Art Pfeiffen, welche den Ton der
vorigen uachahmeti. Ju manchen Fällen und Gegenden wird es
in diefer Bedeutung im männlichen Gefchlechte gebraucht, der
Zink. ©. auch Jagdzink.
Anm. In der erſten Bedeutung auch im Böhm. Cynk, wel⸗
ches daſelbſt auch eine Poſaune bedeutet. Es iſt mit Zahn, Zacke,
Zebeu.f.f. genau verwandt. &
Das Zinfe ez / des — es, plur. doch nur don niebrern Arten, oder
Duantitäten, die— e, dasjenige Erz, woraus der Ziuf erhal⸗
ten wird, ; '
29999 2 i Der -
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-/
1719. ‚al:
Der Zinkfang, des — es, — die ——— eine Einrichtung
an den Schmelzöfen, den in den Et zen befindlichen Zink aufsufan,
gen; auch der Zinkſtuhl.
Das Zintglas, des — es, plur.boch nur von mebrern Arten und
Duantitäten, die — gläfer, ein glasartiger, weißer, halbdurch⸗
fichtiger Körper, welchen man erhält, wenn man den Zink durch
die Deftillation aus feinen Erzen bringt. a
Der Zinkkalk, des — ee, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Duantitäten, die e, (8. ZinFafche.) Zumeilen neunt man auch
die Tutia,- fine Art grauer Zinkblumen, Zinffalf,
Der Zintftein, des — es, plur. die — e, ein Rahme, welchen
in Goslar der Schwefelfies, wenn er auf Zink bereitet wird, nach
feiner erſten Röftung befommt,
Der Zinkſtuhl, des— es, plur. die — fühle. 1. ©. Zink⸗
fang. 2. Das Geſtell von Steinen, worauf der Zinkſtein in dem
Schmelzofen gelegt wird.
Der Zinf-Vitriol, des — es, plur.doch nur von mehrern Arten
und Quantitäten, die — e, ein weißlicher, oder röthlicher Vi:
triol, weichem Sin? in Geflalt eines Salzes beygemifchet iſt.
Das Zinn, des—es , plur. doch nur im gemeinen Leben von meh⸗
tern Arten und Duansitäten, die— e.
tal, welches unter allen dag leichtefe if. Engliſches Sinn, eis
mit Zint, Spiefglasfönig, Wismuth oder Aupfer verfegtes Zinn,
dagegen das Deurfche Zinn mit Blep-verfeget wird. 2. Figür⸗
lich, zinnernes Geräth, zinnerne Geſchirre; als ein Collectivum,
and ohne Plural, Auf Zinn fpeifen, Vieles Sinn. baben. Das
Zinn feuern.
Anm. Im Niederf. Engl. Schtwed.u, ff. Tinn, in ben Slavon.
Mundarten Cyna, im Wakififchen und Sretagniſchen Yllaen,
im Franz. Eftain, Etain ; alle aus den: Lat, flannum, oder
doch mit demfelbeit, aus einer gemeinf&aftlichen ältern Quelle,
Tas Zinnafter, des —s, plur. doch nur von mebrern Arten oder
Quantitäten, ut nom, fing. in dem Hüttenbane, aus gewaſche⸗
ner leerer Zinnſtein.
Die Zinnaͤſche, plur. inuf. caleinietes oder verkalktes Zinn,
wie Zinnfalf,
Der Zinnballen, fen; plur. utnom.fing. in dem Hütten.
baue, ein Ballen zufammen gerolltes und wie ein Gitter gegoſſe⸗
nes Zinn.
Das Zinn bergwerk, des — es, plur. Sie—e, ein Bergwert, |
wo Biunerz oder Zinnflein gebrochen, welches auf Zinnerz ge⸗
bauet wird.
Das Zinp bete, des — es, plur. inuf, in einigen Oberdentſchen
Bergwerken, des Nahme eines braunen, bläulichen Kupfererzes,
welches halbtugelig —— dielleicht, weil es unter dem Zinn⸗
ſteine bricht.
Die Zinwblende, plur, von mehreren Arten, oder Quantitäten,
die —n, eine mit Zinnftein,oder Zinnerz verbundene Blende.
Die Zinne, plur, die — m, der oberfle, mit Einſchnitten oder
Schie ßſcharten verſehene Thell einer Mauer, ingleichen eine ãhn⸗
liche Einfaſſung des Hacken Daches eines. Gebäudes, Die Zinne
“einer Stadtmauer. Die Zinne des Tempels, in der Deurfchen
Bibel, der obere Flache Theil. Das Wort iftim Hochdeutſchen
ungewöhnlich geworden, und wird nur zuweilen in der Höheren und
dicgterifchen Schreibart gebraucht.
Anm. Im Dberdeutfchen von Alters her Zinne, im Schwed.
Tioae. Vermuthlich von Zahn , oder Zinfe, weil, der. obere
Hand einer - ehemapligen Feſtungsmauer aus zehnartigen Eins
ſchnitten befand. Im Niederf. it Tinne, die Zinfe in einem Res °
ber. S.auf Giebelzinne,
Der Zinner, des —s, plur. ut nom.fing. in den Blehbämmern,
einArbeicee, welcher die Bleche mit Ziun überziehen ; der Zinngeſell.
. Ein weißes unedles Mes.
“0 58
‚1720.
nerne Gefaße. Im Riederd. tinnen, im Oberd. zinnen,
Das Zinnerz, des—es, plur.dodp nur won mehrern Arten oder
Quantitäten, eine Sieinart, welche veterztes Zinn bey ſich
führet, wohin die Zinngraupen, Zinnkeine u. f. f. gehören,
Die Zinnfeile, plur. die — n, bey den Sinngießern, Zeilen,
Gasen von Zinr damit zu feilen.
Das Zinnflög, des— rs’, plur. die—e, im Bergbaur, ein
Flötz, in welchem Zinnerz bricht.
Die ZinnsSolie, plur. die —n, zu einer dünne Solie, einem dün⸗
nen Blättchen, gefchlagenes Sinn; Blattsinn, Stagniol, Br
Der Zinngeng, des—es, plur. die— gänge, im Bergbaue,
ein Gang, in welcher Sinnerz bricht.
Das Zinngatter, des—s, plur. ut nom. fing. im Hüttenbaue,
eine Tafel gatterweife gegoffenes Zinn, fo Tange es noch nicht
a,» einem Zinnballen zufammen gerollet iſt.
Das Zinngebirge, des — s, plur. ut nom. fing. ein Gebirge,
in welchem Zinngänge, oder Zinnflöge reichen.
Das Zinngeträg, des— es, plur. inul. ein EoRestivum, die
Abgänge zu bezeichnen, welche bey dem Schmelzen der Zinn⸗
erze erfolgen.
Das Zinngefchiebe, des —s, plur. ut nom. fing. im 2er
baue, Sinnerze, wenn fie als Gefchiebe angetroffen werden, aus.
ihren Geburtsflätten von bein Waffer fortgefchwenmet worden, +
Der Zinngefell, des — en, plur. die— en, ©, Zinner.
Der Zinngießer, des — s, plur. ut dom. fing. ein Handiwere
fer, welcher alleriey Beräthfehaften aus Zinn gießet; im ——
ein Kannengießer.
Die Zinngraͤnate, plur. die — n, eine Art dunkelbrauner Oro
naten, welche zinnhaltig find,
« Die Zinngraupe, plur. die — h, eine Art vieledigen Sinnerzes,
welches aus Zinn, Eifen und’ einer unmetallifhen Erde beftebet,
Sind fie Fletn, dem Anfcheine nad ohne Eden, und anderm Eos
fieine eingeſprengt, fo werden fie Zwitrer genannt. Sind die
“ Sinngraupen mit Kieß überzogen, r nennen die Bergleute fie,
+ Zinngraupen in der Saur.
Die Zinngeube, plur. die —n. 1. Im —— ein BGru⸗
bengebäube, in welchem auf Zinn gearbeitet wird. 2. Im Hüts
tendaue, der Herd, auf welchem das gefehmelzte Zinn aus dem
Dfen fließet.
Der Zinnbammer, des—s, plur. die — bämmer, den den
Drgelbauern, ein Hammer mireiner großen polirten Bahn, die
gegoſſenen Zinntafeln damit fefter zu ſchlagen, damit die Pfeifen
Heller flingen,
Das Zinnhaus, des —es, plu. die — häuſer, in den Blech⸗
bämmeen, bie MWerfflätte, in welcher die eifernen Bee verzins
stet werden,
Der Zinnbobel, des— 8, plur.utnom. fing. en den Orgel⸗
bauer, ein Hobel, daszu den Pfeifen auf der Gießbank —
goſſene Zinn glatt zu hobeln.
Der Zinnkalk, des —es, plur. von mehrern —— oder Duäntio
täten, die — e, verfalftes, oder in Kalk vermandeltes Zinn,
Das Zinntraut, des— es, plur, car. ©, Kannenkraut.
Die Zinnfrüde, plur. die—n, bey den Drgelbauern , ein höl⸗
zerner, oben und unten offenet Kaften mit beweglichen Querbres
sern, das zu den Pfeifen gegöffene Zinn damit zu plätten ; 5 die
Gießfrude, Schleuße,
Die Zinn-Krpftalle, plur. die —n, Quarz Rrpftallen, welche
Sinngraupen enthalten, =
Das Zinnloth, des— es, plur. inuf. ein ffüffiges Schnell»
Er sinnerne Soden, oder verzinntes Blech damit zuſammen zu
köthen.
Die
Zinnern adj. aus Zinn beftebend. Line zinnerne Safe. Zins |
]
——
A;
I
an a u une Lu u Fee Ka dl ba = 0 ee 1
m ” = e Ze
aa — Zin
Die Zinnmutter, plur. car.'bey den Zinngleſßern, in Scheide⸗
waſſer aufgelöfetes nnd aus dem ſelbem wieder niedergefchlagenes
Sinm, welches zu geſchmolzenem Zinne gefeger wird, dasfelbe das .
durch gefigmeidiger und ſchöner zu machen.
— des — s, plur. inuſ. ein rothes Mineral, wel»
aus Queckſilber und Schwefel entſtehet. Der gewachſene
Zinnober, Bergzinnober, der in ſcharlachrother Farbe in man-
en Erzgebirgen gefunden wird, und ein mit Schwefel vererztes
Queck ſilber iſt. Der künſtliche Zinnober, welcher aus Qurdfil-
ber und Schwefel bereitet wird,
Anm. Der Rahme ift aus dem Pat. Cinnabaris, und dieß von
dem Griech. zıvapga, Kothgeruch, weil der gegrabene Zinnober
einen foldhen Geruch haben ſoll.
Das Zinnobererz, des— es, plur. die—e, Erz, welches
Zinnober enthält,
Der Zinnoberglanz, des— es, plur. inuf, eine Art Zinno⸗
beverze, welche die Hände fehwarz fätbet.
Zinnoberroth, adj. et. adv. die lichtrorhe, ich ein wenig in das
Selbe zichende Farbe des Zinnobers habend; ſcharlachroth.
Die Zinnoberftufe, plur. sie —n, eine Stufe, d. i. ein Stüd,
Sinnobererz.
Der Zinnofen, des — s, plur. die — ẽfen. 1. Ein Schmely
ofen, worin das Sinn aus dem Zinnfteine und Zwitter-gefcehmol:
zen wird, 2. Inden Blehhänmern ein Ofen, in welchem das
Sinn zur Verzinnung der Bleche geſchmolzen wird.
Der Zinnopel, S. Sinopel. ;
Die Zinnpfanne, plur. dien, in den Blechhämmern, die eie
ferne Pfanne, worin das Ziun zur Verzinnung der Bleche indem
Sinnofen geſchmolzen wird, ;
Die Zinn:Probe, plur. die — n, die Probe, oder die Unterfir
chung der Güte des Zinnes, befonders bey den Drgelbauern.
Der Zinnquarz, des— es, plur. dech nurvon mebtern Arten
oder Dnantiräten, die — e, im Bergbaur, zinnbalsiger Quarz,
Quarz, in welchem Zinnftein, eingeſprenget iſt.
Der Zinnroft, des— es, plur. von mehrern Arten und Quantie
täten, die — e, im Hüttenbaue, geröfterer Sinnftein,
Der Zinnfand, des — es, plur. muf. im Bergbane, ſehr kleine
Zinsgranpen, in Geſtalt des Sandes,
. Der Zinnfchörl, des —s, plur.inuf, im Bergbaue, eine taus
be rãuberiſche Bergart, welche den Zinngranpen gleicht; Wolf⸗
vam. 8, Schorl.
Die Zinnfeife, plur, Sie—n, eine Anftalt, wo Sinnfand oder
Binnzwitter aus dem Sande, oder der Erde gefeifer, d. i. gewa⸗
{chen wird ; die Zinnwaſche. \
Der Zinnfparb, des—es, plur. vom mehreren Arten oder Quan⸗
titäten, die — e, ein weißes blätteriges Zinnerz, ein zinnhaltiger
Spar. ö .
Dei Zinnftein, des—es, plur. die — e. 1. Ein Stein, in
weichem Zinnerz eingefprenget iſt. 2. $m Hittenbane, dag ger
brannte, gepochte und gewafchene Zinnerz, welches nurnoch ge
ſchmolzen werden darf,
Der Zinnſtock, des— es, plur. die — ſtöcke. 1. Derjenige
Dri in einem Gebirge, wo das Zinnerz ein Stodiwer? ausmacht,
d, i, einen großen weiten Kaum in die Brrite und Höhe einnimmt;
das Zinnflodwerf. 2. In dem Hürtenbane, ein hölzernen Stud,
‚ Aber welchem dag gegoffene Sinn zu Ballen geſchlagen wird.
Die Zinnftufe, plur. die—n, eine Stufs, d.i. einStüd Sinnerz.
Die Zinnwälhe, plur. die—n. 1. Im Bergbau, eine Anz
flalt, wo Zinnerz aus dem Sande, oder der Erde gewafchen wird;
wie Zinnſeife. 2. Am Hüttenbaue, eine Auftakt, wo das gepoch⸗
te Ziunerz vordem Schmelzen gewaſchen, d.i. durch das Waffer
- von den tauben Steinarten gefchieden wird,
Zin 1722
Die Zinnwäfcherinn, plur. die —en, an den Höfen, eine weiße
liche Perſon, welche das zinnerne Geräsh zu waſchen und rein zu
echalten dat; zum Unterfdiede von der Silberwäfcherinn.
Der Zinnzug, des — es, plur. die —züge, in dem Hüttenbaue,
das in gitteriger oder anderer künſtlicher Geſtalt gegofjene, und
gleichfan gezogene, Zinn,
Der Zinnzwitter, des — s, plur. doch nur von mehrern Arten
ober Quantitäten, ut nom.fing. im Bergbaue, Heine Zinngraus
pen, an welchen die eckige Oeſtalt nicht kenntlich ift, und welche
anderm Geſteine eingefprenger find. (S. Zwitter.) Sind fie
noch Feiner, fo heißen fie Zinnfand. i
Der Zins, des— es, plur.die— e. x. *Eine jede Abgabe, welche
man dem Landesherren entrichtet, dergleichen Kopfgeld, Steuer,
Schasung, Schoß u, ſ. f.find. Dem Baifer Zins geben, in Zus
thees Bibel, In diefer weitern Bedeutung ift es im Hochdeutfchen
längft veralter, =. Eine Abgabe, welche ſich der Grundbefitzer
von dem einentandern zur Nutzung überlaffenen Grund und Bor»
den vorbehält, und welcher in einem Theile bon dem reinen Ge—
wirne beftehetz der Grundzing, zum Unterfchiede von der folgens
den Bedeutung. Lin Gut auf Zins weggeben. Daher Erb⸗
sing, Zeitzins, Pachtzins, u. f.f. Zins ift in diefee Bedeutung
ein allgemeiner Ausdtuck, die Abgabe mag in Geld, oder in Pros
ducten beftehen, daher man auch Zinskorn, Zinshafer, Zinsbühe
nerm.f.f, bat. Wenn indeffen Zins für fid allein gebraucht
wird, fo verftehetman gemeiniglich eine ſolche Abgabe in Oeld,
und in manchen Oberdeutfchen Gegenden bedeutet Zins diefe nur
allein, im Gegenfage der Gülte, oder einer ſolchen Abgabe im
Producren. 3. Die Abgabe, welche mandem Eigenthümer eines
Haufes für den Genuß desfelben, oder eines Theiles desfelben ente ·⸗·
richtet; die Miethe, und zum Unterfchiede vondem vorigen, dee -
Mierbzins. Lin Haus in Zins nehmen, miethen. Den Zins
bezahlen, entrichten, erhöhen. In einem theuren Zinfe figen,
viel Zins geben. Daher der Zaus zins, Bellerzins, Ladenzins,
Gewolbzins, Stubenzins, Stallzins u. ſ. f. 4. Eine gemies
thete, oder zu vermiethende Wohnung; nur im Oberdeutſchen.
In dieſem Haufe And drey Zinſe zu verlaſſen, drey Wohnungen
gegen Zins. 5. Die Abgabe von dem Genuſſe fremden Geldes,
das Intereſſe; in welcher Bedeutung aber Has Wort im Hochdeut⸗
{hen im weiblichen Gefchlechte üblicher iſt, S. Zinfe.
Anm. Schon im Ditfried und andern alten Deutfchen Schrift
ſtellern Zinfa, Czins, wo es au für Zoll gebraucht wird, im
Niederfächfifhen und Schwer. Tins, im Franz Cens; alle aus
dem Lat. Cenfus.
Zinsbar, adj. et adv. Bing In der zten Bed. zugeben verpflichtet,
zins pflichtig. Kin zinsbares Gurt. So and) die Zinsbarkeit.
Der Zinebauer, des— 8, plu. die—n, ein Bauer, welcher
für den Genuß feiner Grundſtücke den Örundbefiger Zins zu ent«
richten verbunden ift. x
Der Zinebrief,des— es, plur. die —e, eine Urkunde, in wel»
der der Eigenthümer ein Grundflü gegen einen jährlichen
Grundzins einem andern überläffet.
Das Zinobüch, des— es, plur. die — bücher, ein Buß, in
welches die Örundzinfe eingetragen werden.
Die Zinsbuße, plur. die—n, die Strafe für nicht bezahlten
Grundzing, i y
Die Zinfe, olur. die —n, das vorige Zins, nur ins weiblichen
Gefchlechte gebraucht, in welchem esim Hochdeutſcheu allemahl
üblich ift, wenn es die Abgabevon der Rutzung geborgfen Gel-
des bezeidinet, da eg denn, fo wie Inteveffe, zugleich im Plural
am üblichen ift, im Singular aber faft gar nicht gebraucht wird,
Ein Capitalauf Zinfen austhun. Die Zinfen von einem Ca⸗
„ pitalebesablen, Wucherliche Zinfen, u
Dagags Zinfen,
1723 gi n
Sinfen, verb. reg. & iſt ı. * Eeurcum, Sins eintragen,
. Zins geben. Das Gut A, zinſet nach B, sntehöset feinen Grund»
zins dahin, Ein Haus zinfer body, wenn e3 vielen Mierhzins
einträgt, auch wenn es vielen Grundzins zu entrichten hat. 2.
Ein Yctivum, als Sins entrichten, Ein. Gut zinſet zehn Tha⸗
ler, ſechs Schäffel Hafer, ein Schock Eyer u.f.f. In dem
aufanmen gefegien verzinfen bedeutet es, Zinfen von einem Cas
pitale geben. -
Der Zinfer, des— s, plur, ut nom. fing. derjenige , welcher
Srundzins zu geben verpflichtet iſt, der Zinsmann, dev Zins:
geber.
Zinsfällig, adj. et adv. verpflichtet, Orundzins zu bezahlen,
zinsbar, +
Zinsfrey, adj.etadr. 2. Frey von han Grundzinfe. Ein zins⸗
freyes Gut. 2. Fury von dem Miethzinſe. Zinsfrey wohnen,
„ fo dag man feinen Miethzius entrichten darf.
Die Zinegans, plur. die — gänfe, eine Sans, fo fern fie als
Grundzins entrichtet wird.
Der Zinsgeber, des —s, plur.utnom. fing. S. Zinfer.
Das Zinsgericht, des— es, plur. die —e, an manchen Orten
ein eigenes Bericht, welches die über die ——— entſtandenen
Streitigkeiten richtet.
Der Zinsgröfhen, des— 8, plur. utnom. fing, ‚1. Eine Ab⸗
gabe von einem Örofchen an die höchfte Landesobrigfeit; eine im
Sochdeutſchen veraltete Bedeutung, welche noch in Luthers neuem
Teſtamente vorfommt. 2, Ein Örundzins, fo fern er: in einem
Geofchen befieher.
Das Zinsgut, des — es, plur. die — güter, ein Gut, deſſen
. Inhaber zwar das völlige Eigenthum darüber hat, aber dem
Grundbefiger zu einein gewiffen Orundzinfe verpflichtet iſt. Die
Zinsgyter wurden urfprünglich von Frengelafjenen, fo wie die
Bauergüter von Leibeigenen , die zreysüter aber von Freyen
‚und Herren beſeſſen.
+ Der Zinshafer, des —s, plur, car. Hafer, fofern er ald ein
Grundzins entrichtet wird,
Der Zinshahn, des— es, plur. Sie —bäbne, 1, Ein Hahn,
fo fern er als ein Grundzins gegeben wird. 2. Im gemeinen Le⸗
ben, ein zorniger, erhigter Hahn. Du bift erhige, wie ein
Zinsbahn, Leif. Vieleicht, weil zu den Zinshähnen die mus
. shigften und ſtãrkſten ausgefucht werden mußten.
Das Zinehaus, des—es, plur. die — haͤuſer. 2. Ein Haus,
. weldes Örundzing zu geben verpflichtet iſt.
chesdermiether, oder zue. Miethe bewohnet wird; wofür doch im
Hochdeutſchen Miethhaus üblicher iſt.
Der Zinsheber, des — s, plur. ut nom. fing. 1, Derjenige,
welcher den Grundzins zu fordern. berechtiget ift, im Gegenſatze
des Zinsgebers, 2, Derjenige, welcher die Grundziuſe für den
vorigen heber, oder eintreibet,
Die Zinshenne, plur. die—n, eine- Henne, p fern fie als ein
Grundzing gegeben wird.
Der Zinsherr, des— er, plur. die — en, der Grundeigenthü⸗
mer, fo fern er vondem Inhaber Grundzins zu fordern berechti⸗
get ift; im Begunfage des Zinsmannes, -
Der Zinshof, des— es, plur die — höfe, ein Hof, d. i. Gut,
„ welches zum Grundzinfe verpflichtet if, wie Zinsgur.
Die Zinshufe, plur. die — n, eine Hufe Ader, von welder
Srundzins gegeben wird,
Das Zinohuhn, des — es, plur. die — hühner, ein Huhn, ſo
fern es als ein Grundzins gegeben wird.
DasZinsleben, des — 8, plur, ut nom, fing. ein Leben, von
welchen der Befiger Örundzins zu geben verbunden iſt, wohin
die Zinsgüter, Zinshauſer, u.f-f gehören,
\
2, Ein Hans, wel-
>» * —— —
Zir 1724
Der Zinsteiften, des ⸗c, plur. ut nom⸗ fing. in ‚einigen Ge⸗
genden, z. B. im Churfähfiihen, eine Verfgreibung über, tück⸗
ſtãndige Binfen. Kine landſchaftliche Obligation nebft den da⸗
zu gebörigen Zingleiften. Leiten bedeutet hier ohne Zweifel fo
viel, als ein ſchmables Stück Papier, worauf man dergleichen
Verſchreibungen zu ſchreiben pflegt, daher fie mit einem halb
Franz. Worte auch Fins-Couponsheißen. ©, die Leifte,
Die Zinsleute, plur..car. Leute, * arg «oder RR
zins zugeben verbunden find, -
Der Zinsmann ‚, des— es, plur, —— oder: auch
—leute. 2. Derjenige, welcher zum Srundzinſe verpflichter iſt,
in einigen Gegenden der Zinfer, Sinsgeber, im Gegenſatze des
Zinsberven. 2. Derjenige, welcher zuim Miethzin ſe verpflichtet .
iſt, bey einem andern zur Miethe — * doch im a
deutfchen Miethmann üblicher ifl.
Der Zinsmeifter, des—s, plur. ut nom, fing, an einigen -
Drten, der Einnehiner Berefehaftticher Grundzinſe.
Zinspflichtig, adj. etadv. verpflichtet, Grund» oder Miethzius
"zu bezahlen, wie zinsbar. So auch die Sinspflicptigkeit.
-Der Zinstag, des — es, plur. die — täge, ein beffimmter Tag,
an welchem gewiffe Grundsoder Erbzinfe bezahlet werden müſſen.
Die Zinszahl, plur. die — en, ein nur in der Chrondlogie üblie
cher Ausdruck, wo der Römer Zinszabl, Lat. Indiction,
oder Cyclus Indietionum, eine wiederfedrende Reihe von 15
Jahren iſt, welche fich mit dem ıften Jan. anfängt. Sie hat den
Nahmen von einem Gebrauche der alten Hömifchen Kaifer, alle
8 Jahre in den. Provinzen einen — Kopfzins ——
zu laſſen.
Ziper, u.f.f. ©. Cyper.
Der Zipf, eine Krankheit der Hühner, ©. papps. ge
Der Zipfel, des — s, plur. ut nom. fing. Oimiuut. das Zipfels
chen, der zugefpißte äußere Sheileines, befonders biegfamen, Kör⸗
pers, Der Zipfel an einem Tuche, Rleide, Büffen. Der Zi:
pfel einev Wurſt, das äußerſte Ende, Etwas bey allen vier.
Zipfeln anfaffen, figüel, zu Erreichung einer Abſicht die rer
fien Maßregeln nehmen,
Anm. Zipfel, Tipfel, Tüpfel, Zopf u, ff. find Änsgefomme x
——
genau verwandt, indem der Begriffder Spitze in allen der herr⸗
ſchende ift. Zipfel beſonders ift von der Wurzel Zipf, welche fchon
um bes Pleinlichen i Willen etwas Tleineres, oder .niedrigeres als
Zopf, bedeutet, und der Aoteisungsfple
ject, zufammen gefeßt.
Der Zipfelläufer, ©. Riemenläufer.
Zipfelig, adjset adv. Zipfel habend,
Der Zipfelpelz, des —es, plur. die— e, eine Art Pelze, an
welchen zwey Zipfel anf dem Rüden herab hängen.-
Das Zipperlein, des—s, plur,car. kine im Hochdeutfchen rö
ten Sheils veraltete Benennung, fo wohl des Podagra, als des
Chicagra.
lein an den Sänden. Es ift nicht von dem heil, Cpprian, dem
Heiligen wider diefe Krankheit, wir Zeityt will, fondern von einem
noch in den niedrigen Sprecharten. vorbandenen Verbo zippern,
zippeln, oft und in Fleinen Abfägen zuden nud zupfen gebildet,
wie podagrifche Krenfe in den Schmerzen des Podagra zu thun
pflegen. Diefe Niedrigkeit des Verdi ifE denn anch die-Urfache,
daß man das devon abgeleitete Subftantivum veralten laffen, zu⸗
mahl da auch deſſen Form, als ein ——— keinen Dnaseife
lichen Grund hat,
Der Zips, ©. Pfipps.
Der Zirbelbaum⸗ des — rs, plur, die — ie Oberd
Nahnmie einer nur in Oberdeutſchland, beſonders der Schweiz und
Tirol, PENIS wit fünf verbundenen Radeln, Pi-
nus
—el, ein Ding, Sub»
Das Zipprrlein haben, befommen. Das Zipper:
1795
I ana HE LER EBENE,
5. 5
‚ aus Cembra Linn. der Cmber- Baum) in der Schmeig die
Arben. Sumeilen, ader irrig, wird auch der Pignelen: Baum,
Pinus Pinea Lira, mit diefem Mahmeh beleat, (&, Fichte.) Der
Napıne ik aus dem Ital. Cerro, Lat. Cerrus, daber der Ziebel ·
baum auch in manchen Gegenden Zerrenbaum genannt wird,
Die Zirbeldrüfe, plur. die—n, eine gewiffe Drüfe zu oberfi in
dem Sehirne, in welcher fi die Nerven und verfdiedene Adern
dereinigen, und welche daher von vielen für den Sid der Serle
gehalien wird, Rd |
— Oft ſchallt bier bis zur Zirbeldruſe
Kin auserlefner Dudelſack, Haged.
Vielleicht von den veralieten ſich zerhen, ſich im Kreiſe drehen,
ſich walzen, welches noch im Ottfried vorkommt, wegen der der«
flochtenen Bereinigung der Nerven.
Die Zirdelnuß, plur. die —niüffe, der Samenzapfen des Zirbel⸗
baumes, Sumeilen auch, obgleich nicht fo richtig, der Samen-
sapfen des Pignolen- oder Pinien-Baumes. j
Der Zirgelbaum; des — es, plur. die— bäume, der Rahme
eines in dem mittägigen Europa einheimifchen Baumes, welcher
auch Fleffelbaum und Bohnenbaum genannt wird; Celtis L.
In dem Nabmen Zirgelbaum ſcheinet die erſte Hälfte fremden
Urfprunges zu ſeyn. :
Der Zirkel, des —s, plur. ut nom. fing. Diminut. das Zir⸗
kelchen, ein Wort, welches fo wohl voneiner gewiffen runden Fir
gun, als einem Werkzeuge gebraucht wird,
..* 1, Eine runde Figur, deren Umkre's in allen Puneten gleich
weit von dem Mittelpunete abſtehet. (1) Eigentlich, da es denn
bald die Linie, welche ven Umkreis bildet, bald die daraus entftes
hende Figur, bald aber auch die Fläche bezeichnet, obgleich diefe
Begriffe, wenn fie beſtimmt ausgedruckt werden follen, durch Zir⸗
Bellinie, Zirfelfigur und Jirkelftache gegeben werden müffen. Ki:
nen Zirfelmachen, befchreiben , eine ſolche Linie, oder Figur. .
(2) Bigürlih; (a) Zn einem Sirfel, oder Kreis geftellte Dinge,
So werden befonders an den Höfen die Verfaminlungen der Da:
men, da die Damen in einem Keeife wm die Königiun oder Kür,
ſtinn ftehen, Zirkel genannt. In noch weiterer Bedeutung ift der
Zirkel, fo wie Kreis, eine jede Berfammlnng von Perfonen ges
wiffer Art; Die Sueforge für das Glück unferer Verwandten
ift außer dem Zirkel unfers eigenen Sanfes die nächfie Pilicht,
die ung Sie vorſtcht anweifet, Gel, Das Lefen eines Meir
flerftückes Fann zugleich einen ganzen Zirkel ergegen, eb. derſ.
(b) EineHeibe von Veränderungen, welche nach einer gewiffen Zeit
immer wieder von vorn anfangen, oder gleichartig werden. Das’
Leben diefer Welt if ein beitändiger Zirkel von gandlungen
und äußern Befchaftigungen. — Wirden fie fich nicht gern
in diefen Zirkel ſtiller und wahrer Freuden mit ihr eingefchlofs .
ſen haben? Weiße. In einer etwas andern Bedeutung ift der
Zirkel(c) zumeilen eine Heihe zufammen gehöriger, mit einander
vderbuudener Beränderungent,
Doch weil die Macht von manchen ällen
Den Blügfien aus dem Zirkel reißt, Günth.
€) Lin Zirkel im Definiven, im Schließen, u. f.f. in der Los
gif, ein Fehler, wenn mar im Definiven oder Schließen wieder
auf den Begriff zurück kommt, von welchem man ausgegangen iff,
an ſtatt daß die Begciffe in einer Reihe an einauder gehänget wer:
ben, und gleichfam in gerader Linie fortgehen follten,
2. Ein Werkzeug, eine Birfellinie zu befchreiben, welches ges
meiniglich aus zwey oben in einem Kopfe beweglichen, unten aber
frigigen Schenkeln beftebet, dahin der Sandzirkel, Bogenzirkel,
Saarziekel, Soblzirkel, Stangenzirfelu.f. f.gehören, /
Anm. Das Wort iſt freylich aus dem Lat. Circulus entlehnet,
nad wird daher gemeiniglih Cirkel gefprieben. Allein, da «sim
u 1726
Deutſchen ſchon alt iſt, und daber auch in der Eudfolbe Dentſchen
Wörtern gleich gemacht worden, fo kann man es zu Anfange
nach Dentſcher Art und Sitte fihreiben, und es als einen völli»
gen Deurſchen Bürger betrachten, Am Latein. unterfcheider mar
die Linie oder Figur Circulus von dein Werkzeuge Circinus;als
lein im Deutſchen gebraucht man das erfte fiir bepde, Eine orebor
graphiſche Grille ware, wenn es einige in der erſten Bedeutung
Cirkel, in der zweyten aber Zirkel fchreiben wollten, indem die
Unterfcheidung mehrerer Bedeutungen durch die Drtbograpbie
theils wider die Analogie dee Deutfchen Sprache, teils aud) im
taufend andern Fällen unmöglich ift. Im Niederdeurfchen it für
das Werkzeug das Wort Paffer üblich,
Der Zirvelbogen, des — 8, plur, die —bögen, ein Theil einer
Sirkellinie,
Die Zirkelfigur, plur. die —en, eine Sirfelfläche, als eine Fir
gur betrachtet, ,
Die Zirkelfläche, plur. die — n, eine Flüge, welche von einer
Sirfellinie umfebloffen wird,
Der Zirkelhäcing, des — es, plur. die —e, in der Handlung,
Häringe, deren Fäſſer, worein fie gepackt worden, mit einem
Zirkel bezeichnet find.
Die Zirkellinie,plur. die—n, der Zirfel als eine Linie betrach⸗
tet, d. i, eine krumme Linie, welche in allen Puncten gleich weit
don ihrem Mittelpunete entfernet if, f
Zitfeln, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, mit
dem Zirkel (dem Inſtrumente diefes Nahmens,) abmeffen. Liber
etwas zirkeln. ,
Der Zirkelpunct, des— es, plur. die —e, der Mittelpunee
‘eines irfele, Er RL
Zirkelrund, adj. etadv, forund wie ein Zirkel, vollig rund,
Die Zirkelründe, plur, inuf, die Ründe eines Zirkels, und *
jede ihr Ähnliche Ründe, eine vollkommene Runde,
Der Zirkelſchmid, des — es, plur, die —ſchmiede, ein Schmid,
welcher Zirkel und andere Werkzeuge von Eiſen und Stahl für
die Handwerker verfertiget ; wie Zeupfchmid.
*Zirfen, verb, reg. neutr, mit dein Hülfsworte haben, eine nur
im gemeinen Leben übliche Onomatopdie, welche von der ähnli—
den Stimme der Heufchreden, Brillen, Sperlinge u. f. fı ger
braucht wird. S. auch Zirpen.
Die Zirlammer, plur. die —n, ineinigen egenden ein Nahme
der Jettammer, von ihrer Stimme, Zi! zil
Die Zirneiche, plur. die—n, eine Art Eichen, welche ſehr hoch
wächfet, wenige und Meine Eichel träger, aber zum Bauen fehr
gut iſt. Vermuthlich von dem Lat. Cerrus,
Der Zirnenbaum, des — es, plur. die — bäume, in einigen
Dbegdeutfchen Gegenden, ein Nabıne des Zirkelbaumes, von dem
tal. Cerro; inandern ein Nahme der Zirneiche.
Ziepen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, eine
Dnomatopdie, den ähnlichen Ausdruck Fleinee Vögel, der Brillen
u. ff. auszudrucken; welches ein wenig edler iſt, als die im ger
meinem Leben üblichen zirken, fchirpen, und tſchirpen.
Welch ein Concert! die Fleine Grille
miſcht Teife ziepend auch fich ein, Muſ. Alman,
Zifcheln, verb, reg.neutr. etact. im erſten Falle mit haben,
das Diminut. von dem folgenden ziſchen, welches Für flifern,
leiſe reden, gebraucht wird. So ziſchelt er ihm in die Ohren,
Gel. So auch das Zifcheln,
Zifchen, verb. reg. welches eine Onomatophle eines Lautes iff,
welcher dem Laute dieſes Verbi gleich formt. Es ift: 1 .feutrum,
mit demHülfeworte haben, die ſenLaut von fich aeben, verurfachen,
Jetzt gleicht fein würhend Herz dem glühend beißen Stabt,
Der Tropfen ziſcht darauf und trocknet auf einmahl, Weiße,
Die
1727 5
Die Schlangen ziſchen. (S. auch Ausziſchen) Figſirlich, leiſe
reden, wie ziſcheln. Der Herr, ziſcht er dem Nachbar indie
Ohren, Gel, =. Aetivum, leiſe ſagen, wie ziſcheln, Filtern,
- , wwilperr. Einem eine Neuigkeit in das Ohr zifchen. So au
das Zifcher. _
Anm. Esiffeine unmittelbare Onomatopdie, welche fi mit
wenig Veränderungen in allenSprachen wieder findet, wiein dent
ae hifcean, in dem Engl. hifs, in drm Stel, fiichare, in
dem Holänd. hilfen, killen, in dem Dänifchen hvidſke, indem
Krainifchen f) hvisgam, indem Pohln, klzyk, in En Griech.
easy, und Lat, fibilare.
Die Zifchmaus, plur, die — mäufe, ©, Ziefel.
Die Z.fe, S. Aceiſe.
Die Zifer, plur. die—n, oder die Ziſererbfe plur. die—n,
von dem Sat, Cicer, ©, Kicher.
Das Ziferiein, des—s, plur. utnom.fing.in einigen Ober:
deutfch. Gegenden ein —* e der Cornel⸗Kir ſche, ©. Kornelle.
4. Die Zither, (fprich Zitter,)plur.die—n, ein muſikaliſches Sai⸗
ten-Infrument, gemeiniglich mit vier Chören Saiten, welches
. eigentlich eine unvollfommene Raute ift. Auf der Fither fpielen,
die Zither fpielen. Eine Art Heiner Zithern, welche unten offen
find, werden Cithrinchen, oder Zithrinchen genannt,
Anm. Schon im Norker Ziterun, im Ztal, Guitarra, im
Stanz. Guitarre, im £ot, Cithara, im Arab, Kithar. De das
Inſtrument felbft fehralt, und morgenländifchen Urfprunges if,
(S.Pfalter,) fo ift esder Rahme auch, welcher vermuthlich von
dem Perfifchen Ciar, vier, und tar, Salte, abftaxımer,
2.*Die Zither, oder Zitter, plur. die n, in einigen Gegenden,
befonders Riederdeutſchlandes, ein Rebengebãude an einer Kir⸗
che, welches entiveder zu einer Sacriftey oder auch zu einem
Archive gebraucht wird, Go wird an der hohen Stiftsfirche zu
Magdeburg derjenige Dom- Vicarius, der die Aufficht darüber
bat, der Cither⸗ oder Sptermieiller genannt. In Deutſchen Urs
Funden Sytere, Syitere. Die Ableitung ift noch dunkel. Da das
Wort, fo viel ich weiß, nur in Niederdeutfchland vorfonmt , fo
könnte es von dem Niederf, Sied, Syt, niedrig, oder Siede,
Siete, Seite, abflanımen, entweder ein niedriges Gebäude, oder
auch ein Seitengebände zu bezeichnen,
Zer Zits, des — es, plur. von medrern Arten, oder Quantitä⸗
sen, die — e, eine Art feinen bunten Kattunes , befonderg desje-
nigen, welcher nicht gedruckt, fondern mit dem Pinfel gemahlet
if. Dee Rahme ift, fo wie der Zeug ſelbſt, EUR Urfpruns
ges, von dem Bengalifchen Chits.
Das Zitfcherlein, des —s, plur. ut nom. fing. in einigen
Gegenden, der Nahme einer Art Hänflitge, von ihrer zwitfchern-
den Stimme, S. Gräßlein und Sänfling,
Der Zitter, des—s, plur. ut nom. fing, ©. Ziftermabl.
Der Zitteraal, des— es, plur. die —e, eine Art eleftrifcher
Aale, Gymnotus electricus L. der mit dem Zitterfifche oder .
-Brampffifepe, Raja Torpedo Linn. nicht zu verwechſeln iſt.
Die Zitteräfpe, plur. die —n, eine Art Äfpen, dere Blätter
anlangen ſchwachen Stielen hängen, daher fie bey der gerinaften
Bewegung der Luft zittern; Populustremula Linn. die Zit⸗
terpappel,
Der Zitteriffig, des— es, plur. doch nur von — Arten,
oder Quantitaten, die —e, in den Seeſtädten, ein ans; Obſt oder
Dbfiwein bereitete Effig; ein aus Cider⸗Eſſig verderbteg Wort,
©. Cider.
Der Zitterfifch, S. Krampffiſch.!
Das Zittert ruͤs, des — es, plur, inuf. eine —— welche
bey der geringſten Bewegung der Luft zittert, und in det Su
und Italien einheimiſch iſt; Briza. Linn,
N . git 1728
Zittererün, adi, et adv. eine Art grün, welche mit hablgeün ein,
nerley ift, (S. dasfelbe.) Der Grund der ap ift mir
uubefannt, Etwa für Cider grüin?
Das Zittermahl, des —es, plur. die —e, eine Entzlindung u
der Haut, welche plöglich eutſtehet, und eben fo gefhwinde wieder
vergehet; in einigen Gegenden der Zittern. S. Slechte. 2
Zittern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswotte haben, fi
ſchnell und heftig hin und ber bewegen, Eigentlich. Er zittert
wie ein Aſpenlaub. Das ganze Haus zittert von dem
Knalle. Zittern und beben. Ihm zittert die Zand, oder, ex
zittert mitder Sand. Mit zitternden Händen. Ich fabe fir,
(mir zittern die Gebeine,) ich fab u. f.f. Raml. vor Jurdr, —
vor Rälte, vor Zorn, vor Sreudesittern,
figüelicher Bedeutung.
Bedeutung, febr fürchten. _ Der nahırheilige Gegenſtand, der
die Furcht verurfacht, betommt auch bier vor“ Ich zittre vor ſei⸗
ner Ankunft. Zuweilen auch bey, Eine ganze Nation, die
bey dem gebierherifchen Winke eines ſtolzen Minifiers zittert,
Aber der Öergenftand, welcher von demfelben bedroter wird, bes
formt für, Ich zittere für mich ſelbſt. Ich zittere Für alle.
die Andächtigen, die fo viele gärte blien laffen. (2) Sic
2. In engerer und _
- (2) Vor Furcht zittern, und in weiteree = >
bewegen ; in der höhern und dichterifhen Schreibart. Bine red⸗ *
liche Thrane zitterte in ſeinen Auge, ine doc die Bewegung
wirklich einem Zittern gleicht. Unausſprechliche Freuden zittern
durch ſein Benz, Klopſt. Leyerlich zittert im fummen Gebolz 2
ein beiliges. Schrecken, Zachar. (8) Eine zitternde Stimme,
welche die einfachen Laute in kurzen ſchaell auf — folgen ·
den Abſatzen hören er —
So auch das Zittexn
Anm. Im Englec twitter, ind fi einigen Pesbfngen
didder. Zittern, ift duch eine doppelte Ableitung von einem
veralteten Verbo ziten, oder Mren aebilder, welches etwa beioes
gen bedeutet haben mag ; fo wohl durch die Verdoppelung dest,
die Heftigkeit oder Intcufion.der Bewegung zu bezeichnen, als
auch durch das er oder r, ihre Geſchwindigkeit und kurzen Abfäge
zu begeiönen. Und darauf ift auch der Unterſchied dieſes Wortes
von beben gegründet,
Der Zitterer, des—s, plur. ut nom, fing. eine Perfon, weile °
zittert. Befondersein Rahme, welchen man auch wohl den Qua⸗
Fern.beylegt, weil fie bey Er ſchein ung des innern Lichtes in ein
heftiges Zittern gerathen.
Die Zitternadel, plur.die—n, ein Stück des weiblichen Schu
ckes, welcher aus einem Edelfteine an einem {wagen gewuns
denen elaſtiſchen Drabte beftebet , welcher fich mit einer Nadel
endiget , da denuder Steini in einer beftändigen zitteenden Bene
gung iſt.
Die Zitterpappel, plur. die —n, ©. Zitteräfpe.
Die Zitterwurzel, plur. die—n, oder, die Zitterwurz, plur,
car. in einigen Gegenden ein Nahme des Sauerampfers, Ru-
mex:acetola Linn, weil er. gut wider die Zittermable ſeba foll.
Der Zitwer,des —s, piur. inuf, die gewürzhafte Wurzel eis
ner Dtiudifchen Pflanze, und diefe Vflanze felbft, welche eine Art
des Galgantes iſt Kaempferia rotundälinn. Zitwerwurzel,
um die. Wurzel von der Zitwerpflanze zu unter/&eiden, DerNade
me ift fo ausläudifch als das Gewachs ſelbſt, und lautet im Jial.
und Lat. Zedoaria.
Der Zitwerfame, des ns plur. iaul: 1. Der San⸗ der
vorigen Pflanze, 2. Im gemeinen Leben wird auch der Same
einer auständifhen Art Benfußes, Artemifia ludaica Linn.
welchen man geaen die Würmer gebraucht, und daher au Wurm⸗
ſamen nennet, mitdem Nahızen des ——— —
Zitz / feiner Kattun, S. Zits.
I
—— SER RE n N
aragı —
ſonders der Thiere, die Bruſtwarze; am bänfigften im gemei⸗
ee — In einigen Gegenden iſt es männlichen ——
er Zig.
Bot: 1730 |
\
Die Zige, — PER die Warze an der weiblichen Bruſt, ber Das Zögel, des — 5, plur, ut hom. fing. auf den Eifenhänn ‘.
mern, ein Stück eines Teuls;oder vielmehr Theiles des geſchmol⸗
zenen Eiſens, welches auch das Zögelſchirbel genannt wird, Biel»
leicht von ziehen, weil es von dem Theil abgezogen wird,
Anm. Das ort iſt ſehr alt, und finder fih in vielen Spras- Zögern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, lang«
hen wieder, Im Niederdeurfchen lautet es Tiere, im Angelf.
Tit, im Engl. Teat, Teit,-im Schwed. Mile, Tille, im
Sal. Ciccia, Zizza, Tetta, im Franz. n, im Span.
Teta, in. den Slavon. Mundartern Cecy, Cys, im Albauiſch.
Sila, im Griech. vur24, im Hebr. 77. Ben dem Ulpbilas ift das
der daddjan, fäugen, im Griech. ziSevew, im Walliſ. diden,
im Schwed. di, im Däniſchen die, welche beyden letztern, als die ,
rinfachſten, das Stammmort zu feyu ſcheinen.
X er Zobel, ves—s, plur, ut nom. fing. der Rahme einer Art
ur
‚A.W.B,4. C).2.,Yuf. SENT -
‚ Selle, welche aus den nördlichſten Begenden zu uns fommen, und -
athft dem Hermelin das koſt barſte Pelzwerk find, Es wird als
ein Materiale fo wohl im Singular alein, als auch im Plural
‚aBein, gebraucht. in Mantel mit Zobel, oder, mit Zobeln
gefüttert.
„ Anm. Zobele kommt ſchon in dem alten Fragmente auf Carln
den Örosen bey dem Schilter vor. Das Wort ift ausläudifch,
and vermuthlich in den nördlichen Gegenden zn Haufe. Im Engl,
lautet es Sable, im Jtal.Zibellina, in Schwed. Sabel, im
Pohlnifchen und Ungarifhen Sobol, Zobel, im Isländ. Sa-
er im mittlern Zateine Sabelum, bep dem Yornandes Pelles
hirinae.
— en; des—s, plur.utnom.fing, eine Art Kürſch⸗
ner, wolche die Felle, und befonders die Sobelfele, zu "färben wifs
fen, und auch Rauchfarber heißen.
Das Zobelfell, des— rs, plur. die —e, das gel des Sobel- ;
thieres, der Zobel individuell betrachtet.
Der Zobelpelz, des — plur. die ⸗ e, ein mit Sobe gefüt⸗
terier Pelz.
Das Zobeltbier;des- — es, plur. die — e, dasjenige Shier, von
welchem der Zobel kommt, eine Art Marder, oder Feldmänfe,
. Der Zober, des — s, plur. ut nom. fing, Diminut. das Zo⸗
berchen, Oberd. Zoberlein, der Nahme einer geößern Art Hölzer»
ner Öefäße, gemeiniglich mit zwey Handhaben, etwas Flüſſiges
darinzutragen, In dem Salzwerfe zu Halle, wo die Sohle in 30s
bern getragen wird, hat dieſes Gefäß feine beſtimmte Größe, und
hält acht Eimer,
Anm. In einigen Mundarten Zuber, im Niederf. Dubbe,
Tubbe, im Sranz. Douve, im mittlern Lat. Dupia. Es ſchei⸗
net von tief abzuſtammen.
Die Zofe, plur, die —n, Diminut, bes Zöfchen, eine weibliche
Bediente, welche unter dem Nahmen der Rammerfungfer am bes
Fannteften iſt. Das Wort iſt in dem gewöhnlichen Hochdeutfchen
Sprachgebrauche oeraltet, und bloß für die höhere und dichteriſche
Schreibart aufgeſparet worden. Ich ſchmeichle Feiner großen
Zofe, Günth.
Sie ſtürzt miniffer Hals, bald Zofen die regieren, Zach.
Anm. Die Abflammung des Wortes ift ungewiß. Aus einigen
Bey ſpielen bey dem Frifch erhellet „ da zofen, für zieben, erzie⸗
hen, gebraucht worden: cin wohl gesofter Mann, ein wohl ge-
zogener, und in diefer Bedeutung kann zofen das Stammwort des
Sutenfivisupfen ſeyn. In Baiern it zaufen für ziehen noch
völlig gangbar. Allein diefe fcheinen hierher nicht zu gebären,
wohl aber das veraltete Zofe, ſo fern es ehedem den Sch weif, oder
die Schleppe vines Aleides bedeutete, und mit den Intenfioit Zopf
und Zipfel verwandt ift. Bon diefem Worte war Zofmagd und
verkürzt Zofe, eine Bediente, welche ihrer F Frau dir TR des
Kleides nachtrug.
*
F
ſchen it für Zoll das Wort Mauth ur
famer verfahren, als man fol, zu einer Veränderung mehr Zeit
anwenden, als man wünſcht; wie zaudern. In einer Sache
30gern. Das viele Zögern ift mir fehr peinlich. Sie feufzte
ſchon nach ber zögernden Abendſtunde.
Anm. Zögern, Niederſ. toͤgern, iſt ein Iterativum von zie⸗
ben, zog, Niederſ. tehen, welches ſchon in verziehen, bleiben,
warten, eine ähnliche Bedeutung bat. Zaudern und zogern find
ſich fo wohl in der Abſtammung als Bedeutung gleich, indem jenes
von dem alten zauen, für ziehen, herkommt; nur daß zaudern
im Sochdeutſchen ein wenig üblicher iſt, als zögern, Huch das
Niederf. tofwen, warten , verziehen, ſtammet von dem alten
zauen, Niederf. rauen, ad, Der Begriff des Fehlerhaften, wel,
Ser fo wohl dem zaudern als dem sögern anklebt, rühret von der
iterativen Form eyn her.
Der Zögling, des—es, plur. RER eine junge Perfon, welche ä
man erziehet und unterrichtet, oder ebedem erzogen und unter⸗
richtet hat, da es dent von beyden Geſchlechtern » raucht wird,
Er, fie it mein Zögling, ich habe ihn, oder fie erzogen. Zog⸗
ling iſt vermittelſt der Ableitungsfplbe ling, von Sieben, erziehen °
gebildet; aber auf eine icreguläre und jegr veraltete Art, wobey
die Wurzel ſehr veranftaltet worden. Indeſſen kann man es
in manchen Fällen nicht füglich entrathen, weil es an einem
beſſern Worte fehlet, welches den ganzen Begriff erfhöpfte; denn
Untergebener, Schüler u. f. f. laffen fi wohl in mauchen Fäls
len, aber nicht jederzeit, dafür gebrauchen,
1. „Der 300, des —es, plur. die — e, ein- Längeninaß , welches
ungefähr der Breite ‚eines ftarfen Daumeng gleich if, und den
zwölften Theil eines ee Fußes ausmacht. Etwas
nach Zollen meſſen. Die Zolle nicht mitzählen. Wenn diefes
Wort ein Zahlwort vor ſich bat, fo bleibt es, wie fo viele andere
ähnliche Wörter, im Plural unverändert. Sechs Zoll lang, zehn
Zoll hoch. Außer, wenneine Präpofition vorher gebet, die deu
Dativ erfordert, da man es auch wohl zu decliniren pflegt. Eine
Längevon ſechs Zollen.
Anm. Im Niederſ. Toll. Die Abſtammung iſt ungewiß. Feiſch
leitet es von theilen her; aber mit eben ſo vieler Wahrſchein⸗
lichkeit könnte es von Dolde, die Spige, der Gipfel, Schwed.
Tull, Gried. rerog, das Ende, berfommen; oder auch von dem
alten — Riederſ. tellen, ſchneiden, einſchneiden, Franz.
tailler
2. Der Zoll, des — es, plur. die — zölle, eine Abgabe für die
Srevheit, duch einen Drt, oder ein. Gebieth zu reifen, da denn
der Zoll fo wohl von Perfonen? als Sachen gegeben wird. Zoll
vonetwasgeben. Zinen Zoll auf etwas legen. Das Land
mit Zöllen befhweren. Den Zoll verfahren, einen Umweg
ben dem Zoͤlld auſe vorbey nehmen. Daber der Judenzoll, Pferdes
zoll, Waarenzoll, Brückenzoll, Wegezoll, Marktzoll u. ff.
Anm, Schom in den älteften Oberdeutſch. Schriftſtellern Zoll,
im Niederſ. Toll, im Enal. Toll, im Böhmifhen Celny, ale,
wie e3 ſcheinet, aus dem Sat. telonium, und dieß aus dem
Grie $,rerag,iudem der Zoll a TemAnfehen nach eine Rsmiſche Ers
firdung it. Telosium und zerag abet fönnen wieder von einem
Worte abſtammen, welches mit uuferm zahlen verwandt gemes
‚fen. Das Ital. Taglia und Franz. Taille find von einem an»
dern Stamme, und vontagliare, tailler, anf eben die Arı ges
bilder, wie Keci’e von aocidere. (3. dasfelde,) In Oberdeut ·
d
Rrrre Das
1731 So
Das Zollamt, des —es, plur. die — ämter. 1. Das * die
Stelle und Obliegenheit eines Zollbeamten. 2. EinAmt, d. i.
Collegium mebrerer Perfonen, welches die Aufſicht über die Zöl-
le einer Gegend bat,
Die Zollbank, plur. die—bänfe, in einigen Gegenden für Zoll:
- Hätte, Zollhaus.
Zoiber, adj.etadv. verbunden, Zoll zugeben. Zollbare Per:
fonen. . Ingleichen, wovon Zoll gegeben werden muß. Zollbare
Wagaren. So auch die Zollbarkeit.
Der Zollbeamte, des—n, plur. die —n, ein Beamter, wel,
‚der die Auffiht über einen ,-oder mehrere Zölle bat,
Der Zollbediente, des —n, plur. die — n, ein Zollbeamter
geringern Standes.
Der Zollbereiter, des—s, plur.utnom, en ein Zollbedien⸗
ter, welcher die Straßen bereitet, damit niemand den Zoll ver
fahre, oder umgehe.
DerZolibefeber, des—s, plur.ut nom. fing. in einigen Obers
deutſchen Gegenden, der Viſitator bey einer Zolftätte,
Bollen, verb., reg.act. Soll geben, Figürlich, als eine Schuls
digkeit geben, oder entrichten, Jhr edlen Mütter opfert Spe⸗
cereyen, die Maraba den Tempeln zollt, Raul,
Zollftey, adj. et adv. vonder Verbindlichkeit, Zoll zu bezahlen, -
befreyet. Zollfreye Waaren, Eine Waare zollfrey einfüht
ven. So auch die Zollfreyheit.
Die Zollgerechtigkeit, plur.inuf. das Recht, einen Zoll von
durchaebenden Gütern, oder Perfonen zu fordern.
Das Zollbaus, des —es, plur. die —haufer, dasjenige Haus,
wo der Zoll entrichtet wird,
Der Zollberr, des — en, pkir. die —en, der Grundpere, wel,
Her an einem Drte die Sollgerechtigfeit hat.
Zoͤllig/ adj. etadv. von 1.301, ein Längenmaß, einen oder meh»
rere Zoll enthaltend, nur in Zufammenfegungen mit Zahlwör⸗
tern, in zehnzölliges Sernglas, welches zehn Zoll Lang if.
Das Zoͤllmaß, des— es , plur. die —e, von eben demfelben
Worte, ein Maß nach Sollen, welches nach Zollen beſtimmt wird.
Der Zöllner, des— s, plur. ut nom, fing, derjenige, wel.
er den Zoll einnimmt; ein im Hochdeutfchen veraltetes Wort,
welches nur. noch in der Deutfchen Bibel vorlommt, aber noch
im Dberdeutfchen gangbar ift, wo es doch Zollner lautet, Im °
Horhdeutfchen gebraucht man dafür arena gg Zollbedien-
ter, oder Zollbeamter.
Die Zollordnung, plur. die —en, eine von dem Zollperren vor,
gefchriebene Ordnung, nad welcher der Zoll eingenommen wer»
den muß.
Zollpflihtig, adj. et adv. verpflichtet, den Zoll zu bezahlen, So
andy die Zollpflichtigkeit.
Die Zollrolle, plur. die—n, eine Rolle, d. i. Verzeichniß der
Perfonenund Güter, welche, und wir viel Zoll jedes zu entrichten
bat; mit einem halb Franzöfifhen Worze auch der Zoll⸗Tarif.
Die Zollfaule, Ps die —n, eine Säule; fo fern fie das Merk,
mahl einer Zolftärte ift.
Der Zollfihreiber; des —s, plur.utnom, fing, der Schreiber
eines Zolleinnehmers.
Der Zoliftab, des — es, plur. die— fäbe, von ı. Zoll,
nach Zollen eingerheilter Maßſtab; im gemeinen Leben der
Zollftock.
Die Zollſtadt, plur. die fſtadte, eine Stadt, wo durchgehende
Güter oder Perfonen Zoll erlegen müſſen.
Die Zollftätze, plur. die—n, eine Stätte, d. i, ein Drt, wo
Bol entrichtet wird,
Der Zollſtock, des —es/ plur. die —ſtocke, ©. Zollſtab.
Der Zol:-Tarif, des —es, plet. die —r, ©, Zollrolle.
ein "
N Ver
Die — sieh A n, ein von Morgen gegen Abend ‚gehende
Streifen auf der Erdfugel, fo ferner duch die größere Wärme
oder Kälte beftimmt wird; das Clima , der Lrögürtel. Die
heiße Zone, der Erdſtrich zwifchen den zwey Wendekreifen.. Die
gemäßigte Zone, der Theil zwiſchen den Wendefreifen und dem
Polar Zirkeln, In weiterer Bedeutung wird, befonders inder
böhern und dieterifchen Schreibart, auch wohl ein jeder @rd- oder
Himmelsftrich, ein jeder beträchtlicher Sheilder Erdkugel, Zone
genannt. Das Wort ift aus dem Lat. und Grieh.Zona,einGür-
tel,und ffammet eigentlich aus der mathematifchen®eographie bes, .
Die Zoologie, plür. die—n, aus dein Griech. und Lareinifchen
Zoologia. +. Derjenige Theil der Hasurgefchichte, welcher dag
Thierreich abhandelt ; ohne Plural. 2, Ein Bud, worin dasſel⸗
be abgehandelt wird; mit dem Plurale.
Der Zopf, des—es, "plur. die Zöpfe, der äußere augefpigte Sheit
eines Dinges, doch nur noch in zwey Fällen. " 1. Im Forſtweſen
wird der Gipfel der Bäume, befonders des Nadelholzes, zuweilen
noch der Zopf genannt, =. Am üblichften if es von zuſammen
geflochtenen, oder mit einem Bande ummundenen Haupthaaren;
der ſaarzopf. Die Haare ineinen Zopf flecpten. Minen Zopf
fragen. Kin fteiſer Zopf, wo die Haare nicht geflochten, ſon⸗
dern mit einem Bande feſt umwunden werden.
Anm. Von einem Haarzopfe fehon im Schwahenfpiegel Zopfe.
Es ift der Form nach ein Intenfivum von dein veralteren Zaufe *
ein Schweif, und zaufen, zieben, (S. Zofe.) Unfer Schopf, das
Nieder. Tosp und Schwer. Tufva, ein Cröppwaim, re
nan damit verwandt,
. Zopfen, ©. Zupfen.
Das Zopfende, des—s, plur. die — n, im Focfhnefen, der,
Wipfel eines Baumes, das oderfte Endedesfelben mit dem Wipfel
Das Zopfbaar, des — es, plur: inuf. oder die Zopfhaare,
fing, inul. ein Collectivum, die langen Haupthaare zu bezeiche
nen, welche gemeiniglich in einen Zopf senogten; oder gebuns
den werden.
Das Zopfbolz, des —es, plur, inuf. dasjenige Holg, welches:
ausden Wipfeln der Bäume genommen wird. Zopfbolz und Ur.
terſchlag, Wipfeln und Aſte.
Die Zopfftange, plur. die — n, in dem Feldbaue einiger Gegen,
den, diejenige Stange an einem vierfpänigen Pfluge, an welcher
die zwes vordern Ochſen zieben ; die Ziehftange, der Ziehſtock.
1.Die Zorn, oder Zorne, plur. die — en, in einigen Gegenden,
ein Rahme der gemeinen wilden Änte, vermurblich ans dem Lat.
Cerra, welchen Nahmen fiebeyeinigen Schriftftelfern führet.
2. Der Zorn, des-—es, plur. car. die Äußerung eines hoben
Grades des Unwillens über eine zugefügte Beleidigung. Zum
Zorn geneigtfeyn. "In Zorn gevatben, Fommen. Jemanden
sum Zorn veigen, in Zorn bringen. Vor Zorn wüthen. Seis-
nen Zorn an jemanden auslaffen. Seinen Zorn fahren Iaffen,
unterdrücen. Etwas im Zorne thun. Gottes Zorn auf ſich
laden. Unrigentlich gebraucht man dieſes Wort zuweilen von der
heftigen Bewegung lebloſer Dinge,
Wellen.
Mißvergnügen über jemand gebraucht, auch wenn beyde mit kei⸗
ner Außerung derſelben verbunden ſind. Seinen Zorn fahren
laſſen, feinen Unwillen. Ehedem bedentete es auch Zwiſt, Sanf,
Verdruß, Gram u. ff.
Das thut mir von Herzen Zorn,
Das ich die Zeie hab verlorn, Theuerd,
Das krãuket mich. Und mit fein knecht ein zorn hett, eben set
einen Sireit.
Anm. Schon bey dem Ottfried und andern altenScheiftfiellern
Zorn, im Niedirdiurfhen Toorn, im Angelf. Torn, — *
1738 —
Der ‚Zorn der Winde, dr .
So wieman es zuweilen bloß von dem Unmillen, oder
u
— Re Sal...
ohne Zweifel eine Onomatozdie des Ruiefisens mit den Zähnen, gar in PN Slaffen Bringen Laffen, wo fich aber die Fälle, wel«
oder anderer Äußerung des Zornes bey rohen ungebilderen Men⸗ he in jede Claſſe gehören; nicht leicht allgemein befiimmen iaſſen,
ſchen, und fo wohl mit dem Hebr. In, zornig ſeyn, als dein Lat. weil es. bey diefer Präpofitionmehr, als ben irgend einer andern,
Ira, Angel. Yıre, Zorn, verwandt. S. auch Zürnen. k aufden Gebrauch und das Serkowsmen ankommt, in welhemFalle
Zornig, — er, —fe,adj. etadv. ı, In Zorn gerarben , man in einer oder eben derfelben Bedeutung zu, oder eine ändere
3 verfeßt. Zornig feyn, zornigwerden. Aufjemanden zornig Präpofition zu gebrauchen hat. Aus diefer Urſache ift es andy
ſeyn. Ein, sorniger Menſch. 2, Zum Zorne geneigt, Lin < nicht leicht möglich, bey jeder Bedeutung alle dahin hörige Fälle
> zorniger Menſch. 3. In dem Zorne gegründet, aus demſelben — anzugebein. Sie bezeichnet aber:
berfließend, Ein sorniger Blick. Bin zorniges Schreiben. 4 . Einen Stand der Ruhe, an oder in einem Orte, oder
Heftig, nur im Dberdeutfchen, Kin zorniger Wind, ein zor⸗ —
niges Donnerwetter. (a) Eigentlich, wo oda ihre Bedeutung ſehr eingefchränft
Anm. Das chemahlige Adverbium orniglih, für zornig, ift it. Überhaupt leider fie in diefer Bedeutung nicht gern den Ar»
im Hochdeutfchen veraltet, aberim Dberbeutfchen noch gangbar. tifel, ob fir gleich in manchen Fällen den Caſum durch ein angex
Die Zornruthe, plur.die —n, ein bildlicher,, nur in dem Kan» 1 bängtes m oder r bezeichnet, oder vielmehr den Artifel nur ſehr
zelſiyle üblicher Ausdruck, Übel, fo fern fir als Wirkungen des ſchwach anzeiget. Zu Haufe ſeyn. Ich war geiteun nicht zu
göttlichen Zornes betrachtet werden, Haufe. Zu ebener Erde wohnen, fir im erſten oder unters
Die Zote, plur. die —n, Diminut. das Zötchen, Oberd. Zir- fen Stode, Zu Tifche figen, am, Zu Bette liegen, im.
lein. 1. Eine Auzahl berab Hangender und zufummen Plebender Zu Hofe dienen. Gut zu Pferde figen. Hier zu Lande,
"Haare. Die Zoten ander rohen Wolle. Line Saarzote,derr in unferm Lande. Es it mir nice zur Sand, nicht be
gleichen zufammen Flebende Haare. Sie (die Bären) fchüttelten quem. “ Einem zur Seite figen, an feiner Seite, Ich babe
brummend die gießenden (friefenden) Zoten, Kleift. Wetterzo— niemand zur. Seite, der mir aufwarte, in der Nähe, zu meie
ten, eine weiße pelzige Materie wie Baumwolle, welche ſich bey ner Bequemlichkeit. Lin Treffen zur See, zu Lande, Einem
feuchter Luft an das Holzwerk anhängt., Zuiveilen werden auch zur Rechten jigen, auf der rechten Seite. Einem zur Linken _
herab hangende Lumpen oder Lappen, defonders an den Kleidungs⸗ gehen. Zur Ader laſſen, Blut aus der Ader lafjen, Nur im
ſtücken, Zoten genannt. 2. Ein niedrig ſchmutziger Ausdruck aus Plural, (welche Fälle doch ſelten find,) ſtehet der Artikel, weil
Dang zur Unkeuſchheit, ein Scherz, welcher den Wohlſtand in ho⸗ zun das Ohr beleidigen würde, Einem zu dens ußen liegen, Zu
bem Grade beleidigt. Zoten vorbringen. Zoten veißen,. das den Barfüßern, zu den Predigern wohnen, im gemeinen Les
iſt, vorbringen, Siehe Keißen. beu, für in der Gegend des Barfüßerkloſters, der Predigerfirche
-. Anm. Das Wort ſcheinel von ziehen, fo fern es ſich Tongfam . oder der Predigerbäufer.
bewegen, vielleicht zuch herab bangen, bedeuter hat, abzuſt am⸗ Ingleichen vor eigenen Nahmen des Ortes, für in. Die Ge
men, und mit dem Schwed. Tätte, ein Seil, verwandt zu ſeyn. fandten zu Regensburg, Er lebe zu Berlin. Zu London ifk
Zoteln, verb, reg. neutr, wit haben, Boten reißen, oder'vors es ſehr theuer, beſſer, in. Er ſpielte zu Dresden eine ganz
bringen. andere Rolle. Der Biſchof zu Speyer, Churfürſt zu Sach⸗
Der Zotenreißer, des—s, plur. utnom. fing, vonder R. 4, fen, beffer, von. - Sreyberr von $repbeug zu Sobenau, wofür
Zoten reißen, ein Menſch, welcher Zoten, niedrige ſchmutzige - auch auf üblich iſt. Zu Jernſalem if die Stätte, wo man ana
Scherze, vorbringt, und fein Vergnügen daran finder. - bethen folk. Zu Paris geboven. Die Univerjität zu Leipzig,
Zoticht, — er, — ſte, adj. et adv. einer Zote abnlich. Kin zu Sale u.f.f. Das Schloß zu Braunfhweig, Zu Jena
a zerriſſenes zottichtes Kleid. fiudieren. Im Landezu Sachſen, beſſer, in Sach ſen. Predi⸗
Zotig, — er, — fie, adj. et adv. 1. Zoten, in der erſten Bedeu⸗ ger zu St. Thomas, au der Thomas⸗Kirche.
E tung des Wortes habend. Kine zotige Dede. Lin zoriger und, (6) Einegeit. 1. Wenn etwas ift, oder gefchichet, auch
“ein zotiger Bär. Zotige Saare haben, unordentlich herab han nur in einigen eingeführten Fällen. Zu Anfange, beffer, am
" gende und in einander verwidelte, 2. Eine Jote in der zwepten Anfonge, aufänglih. Zu Mittag fand ich ihn, beffer, umden.
Bedeutung enthaltend ; nur im gemeinen Leben, Mitiag, oder am Mittage, Zu derfelben Stunde, in, Zur
Die Zottel, plur. die—n, das Intenfivum von Zote, welches Stunde über beventer fo viel als fogleich, auf der Stelle: einem
doch. nur imgemeinen Leben wie Zote ı gebraucht wird. Daher zur Stundewillfabren. Seutzu Tage, beffer, zu unfern Zeis
wird eine gewiffe Art Bären mit langen zotigen Haaren im ge⸗ ten, gegenwärtig, jeßt. Zu Nacht eflen, beffer, Abends ſpei⸗
meinen Leben der Zottelbar genannt. fer, oder Abendmaßlzeithalten. Befonders mit dem Worte Zeit,
Zotteln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte feyn, fihim Zu der Zeit, damabls. Zumeiner Zeit, alsich noch lebte, oder _
ſchwerfãlligen Trabe fortbeiwegen , gleichfam als wenn man mit als ich mich noch in folden Umftänden befand. Sie Famen zu
Zotteln behaugen wäre. Er zottelte hinter drein. einer und eben derfelben Zeit. Zu früher Tageszeit. Zu rech⸗
Zottelroth, adj..et adv. Im Weinbaue ift der zottelrothe Wein, ter Zeit. Zur Zeit dev Noth. Zur Zeit bleibt es noch unter.
‚eine Art Weinflöde, welche rothe lange Trauben mit Fleinen Bee» ung, jest. Zur Unzeit ſchweigen. Zur andern Zeit. Ze
ren trägt, und wenig gefehäst wird. Vielleicht, weil die langen Zeiten, zuweilen, 2. Eine Zeitdauer zu bezeichnen, Zubelben
Trauben wie Zotfeln an dem Stocke bängen. Stunden plaudern. Zuganzen Tagen fpielen. Zu balben
Zu, eine Partikel, welche auf eine dreyfache Artgebraucht wird, alg.- Nachten trinten, Welche Fälle man doch in der edlern Schreibe
eine Prapofltion, als ein eigentliches Adver bium oder Beſchaf⸗ art lieber uniſchreibet.
fenheitswort, und als ein Umfandswort. In den beyden er» (ce) Eine Are und Weife. », Eigentlich; auch nur ir
fien Fällen hat fie allemahl den Ton, in dem legten aber nur in einigen Fällen. Zu Waſſer, zu Lande reifen. Zu Pferde, zu
” iner Bedeutung. SußeFommen. Zundert Mann zu Pferde, taufend Mann zu
I. Eine Präpofition, welche allemahl die dritte Endung des Suß.. Zu Deurfih, zu Latein, beffer, auf. Deutſch, auf Latei⸗
Renniwortes erfordert, in welcher Geſtalt fiein mehreen dem An⸗ niſch. Ihm is nicht wohl zu muthe. Zur Noth. Zur Bes
ſcheine nach verſchiedenen Bedeutungen gebraucht wird, welche ſich nüge BAR: genug, Zum Überduß. - Zum often, ofi. Zur
FEB , ; cErE® Unges
'
Aber? Ich will dich zu ibm Führen.
Haufe zum andern,
Ferdi 3
‚ Ungebühr mie etwas groß thun, auf ———— «it,
Sie Fommen zu Paaren, in Paaren, Paarweife. ‘Sie Riegen -
zu Scharen empor. Da farben fle zu tauſenden. Befens
ders vor den Superlativen ‚fie als Adverbia zu gebrauchen, da
denn das Merkmahl des Datives an das zu gehänger witd, Zum
wenigften, auf dag wenigfte. Ich bin zum höchſten verbun⸗
den. Sich zum ſchönſten bedanken, im gemeinen Leben für
auf das beſte, verbindlichſte. Er machte es unter allen zum
beſten. Die ganze Form geböret böchſtens in die vertrauliche
Sprechart, indem manin der edlern dafür die Form mit auf das
vorziebet, auf das höchfte verbunden. Befonders 2, eine Zahl⸗
ordnung. Zum erfien, zum andern, zum dritten u. ſ. f. er
tens, zwepteng, drittene. Zum erfien, zweyten, dritten Mah—
Te wmtf. Zuerk kommen, der erfte feyn. Zulegt kommen,
der letzte ſeyn. Zum legten Mahle. Zugurer Legt. 3. Ein
Berbältnif, nur in einigen menigen Fälen, Ale Ausgaben
mit zur Halfte tragen. Den Gulden zu 16 Groſchen gerech⸗
net. Die Elle zu zwey Fuß, das Pfund zu 16 Unzen gerech⸗
net. Wie fih verbäle 2 zu 4, fo verbale ih 6 zu 12.
2. Die Nichtung einer Bewegung, oder Handlung nachei«
ren Gegenſtande; auch nurin manchen Fällen, indem in andern
andere Pröpöfitionen hergebracht find,
(a) Eigentlich, die Richtung einer —— nach ei⸗
ner Perſon, oder einem Gegenſtande. Bomm zu mir. Gebe
zuibm. Seinem eilen, laufen, fabren, reifen, fhwimmen,
uff. Sich zu einem Fehren, wenden, fegen, legen, na=
ben. Seine Augen zu jemanden aufheben. Zu wen wollt
Baus ziehen.
denn die Richtung oft durch ein Umftandswort nod) näher bes
ſtimmt wird. Zum $enfter hinaus fallen, zum Senfter hinein
fieigen. Zur Thir hinein, hinaus geben. Den Weg zum
Lande hinaus ſuchen.
Befonders in fehr vielen adverkifchen Ausdrüden, wo zu, mit
dent Subffantive ohne Artikel gebraucht, die Stelle eines Adverkit
veririst, Zu Tiſche, zu Berte, zur Rirche geben. Zum Tar-
3e neben, Fommen.. Zu $elde ziehen. Zur Beicht, zum
Abendmahl geben. Zur Mahlzeit geben. Zu ſSauſe kommen.
Zur Stadt kommen. Waaren zu Marfre bringen. Zu Wins
Tel kriechen. Zu Saite geben. Zur Schule Pommen. Zu Veſte
tragen. Zu Baume fieigen, zu Baue Friechen, bey den Yä-
gern. Zur Sodhzeit, zur Leiche geben. Zu Boden finfen,
fallen, werfen.
Zu Stuble geben. Bine Leiche 29 Grabe tragen. Zu Grunde
gehen. Die Haare fteben mie zu Berge. Beſonders mit Auf
Yaffung des ander. Von Haus zu Zaus neben, von einem
von Thür zu Thür bettelm. Ich will
von Infel zu Infel ſchweifen. Don Tag zu Tage, von Stun,
de zu Stunde, von Fahr zu Fahr. ©. Ander.
Ehen fo häufig in vielen figürlichen Ausdrücden, wo zwar zu
die obige eigentliche Bedeutung behält, der ganze Ausdrud aber
figürlich if. Einem zu Leibe geben, im gemeinen Leben, auf ihn
Tosgeben. Etwas zu Papierebringen, auffchreiben.. Femanden
zur Verantwortung ziehen, Ned’ und Antwort von ibm fordern,
Ihn zur Rode fegen. Sich zur Ruhe fegen. Einen nicht zu Wor-
re kommen laffen. Sich zum Ziele legen. Wenn es zum Besab:
im Tommt. Und von Worten Fams zu Schlägen. Wie bi du
dazu gekommen, wie haft du es befommen? Wie Fomme ich
au der Stvafpredigt? Etwas zu Herzen nebmen. Das ging
ihm zu erzen. ‚Einem etwas iu Gemiürbe führen. Er wächſt
mir aır Kopfe, wird mir gu mächtia, überlegen. Zum Rrenze
Peiechen, ſich demüthigen. Von. Ropf bis zu Suß, bis auf die
zu Ende, iſt zu Ende, iſt geendigr,
Zu jemanden in das :
Etwas zu ſich nebmen, zu fich fieden. Da’
Zu- Schiffe geben. Sich zu Pferde fegen..
‚ Etwas zur Schau berum tragen.
Züge. Amanden su ſich ſelbſt bringen, SER su ſich Bois
men. Zu Rathe geben, rathfchlagen. Zu Karbe ziehen, um
Kath fragen. Zu Schaden Fommen, Schäden nehmen, befchäs
digt werden. Wieder zu feinem Vorhaben Pommien. Es gehet
Etwas zu Ende bringen,
endigen. Zu Sleifch kommen, im gemeinen Leben, fürfett wer-
den. Zum Vermögen Pommen, reich werden. x Bann zu -
nichts Fommen, erwirbt nichts. Pinem zu Suülfe Fommen, eis
len. Zu Standebringen, Fommen, bewerffielligen, Zu Werte
gehen, etwasanfengen. Zu Werferichten, vollenden, °
(6) Die Richtung einer Handlung , oder auch des Ge⸗
müthes auf einen Gegenſtand. Zu. Gott bethen. Luft zu et⸗
was heben. Zur Arbeit, zum ATupiggange, zum Sigen ges
wöhnt, Zu etwas treiben, nötbigen, zwingen, bitten, bes
rufen. Sich zu erwag bequemen, rüften, bereitenu.f. f. Es
Fomme zum Treffen. Jemanden zu etwas einladen, zum,
Tanze, zu Gatte bitten. Zu einer Sache etwas beytragen.
(c) Eine zufällige Verbindung eines Dinges mie dem ano
dern, eine Geſellſchaft; nur in einigen Fällen. Brot zum
Sleifche effen. Zu meiner Zärtlichkeit verlang ich Feine Zeus -
gen, Gel, Zu etwas fchweigen. Zu allem lachen, Zuerwasia |
fagen. Jemanden etwas zum neuen Fahre, zu frinem Ge:
burtstage ſchenken, wo es auch die obige Bedeutung der Zeit das
ben fan, Die Pfläfterchen fchiden ſich gut zu deinem Geſichte.
Die Bnöpfe ſchicken ſich nicht zu der Sarbe.
(d) Eine Beftimmung. Ein Gefäß zur Milch. Rauch⸗
werk zu einem Pelze, Tuch zu einem Kleide. Waſſer zum
Trinken, zum Waſchen. Papier zum Drucken, Schreiben,
Ein Pinfel zum Mahlen. Lin Beller zum Wein. Lin Pferd
zum Reiten. Holz zum verbrennen. Gel: zum Spielen. Wo -
fich die ganze Redensart fehr oft in ein —— zuſammen
ziehen läßt. Spielgeld, Brennholz, Reitpferd, Weinkeller,
Trinkwaſſer, Waſchwaſſer u.f.f. Zum Leiden gemacht, sur
Steude beflimmt. Das reicht zu feinem Unterhalte nicht zus
Einem etwas zu einem Rleide fchenken. Zw nichts taugen.
Zu etwas tüchtig, fähig, geſchickt ſeyn. Zum Todeverurthei⸗
len. Meine Zeit ift mir zu ſolchen Befehäftigungen zu Foftbar.
(e) Die Endurfache, der Endzweck, Bewegungsgrund.
Dir sum Mugen, zum Beften, zum vortheil; mir zum Scha⸗
den, zum Nachcheil. Das gereicht zu deiner Ehre, zu deiz
ner Schande. Femanden etwas zum Doffen, zum Verdruffe,
zu Liebe, zum Gefallen thun. Es ſtehet ibnen zu Dienften, .
zu Gebotbe, zu Befebl. Was if zu ihrem Befehle?Zudem _
Ense. Halten fie es mir zu Gute, verzeihen fieesmir, nebe
men fie e& nicht übel, Wollen ie mir's zur (aus) Dankbarkeit
geben, fo nehme ich es un, Gel. Du wirft eszu deiner Qual
wäblen. Das it dir zu Gut geſcheben, zu deinem Beſten.
Zu meinem Glüde, Une
glücke. Bey jemanden zum Beſuche feyn. -
AM Die Hervorbringung einer neuen Qualität an eis
nem Dinge, vor der neuen Qualität. Zu Brde,zu Staub, zu
Stein werden. Zu Waffer werden, auch figürlich, vereitele
werden. Etwas zu Pulver hopen; reiben, mablen. Etwas y
zu Gelde machen, e?verfaufen. Jemanden zum. Pabft waäh⸗
len, zum Raifer Feönen, zum Statthalter erniennen. Zum -
Prieſter weihen. Zur Srau, zum Mann nehmen Zum Doe⸗
tor, Magiſter machen. Zum Narren machen werden. Sich
zum Herren aufwerfen. Es wird mir zu Theil. Sic jeder:
mann zum Seinde machen. Jemanden zum Gevatter bitten.
Ihr befomme ihn. zum Vater. Das Leben wirdmirzur Laf. \
An einem zum Mörder , zum Derrätber werden. EinePer=
fon zur Seau verlangen. Sich — $ürften ——— Das
werde
—
i
* — 1 F —
FIN & # 22 “# *
— ——— — ha f
137 2
werde dir zum Sluge. Zum armen, zum zeichen Manne
werden. Ein Latinismus if es, wehn man hier das zu wege
läßt, weldesin der Deutſchen Bibel mehemapls geſchiehet. 3.8.
Ich habe dich gemachtvieler Volker Vater, ı Mof.ı7, 5. Du
macheft mich ein Haupt, Pf. 18, 44. Er iſt verordnet von
Gott ein Richter, Apoſt. 10,42.
j 09) Eine Stelvertretung,, das Berhältnig, da ein Ding
eitie gewiffe Quaut irãt vorſtellet. Jemand zum Zeugen nehmen.
Gott zum Zeugen anrufen. Das joH dir zum Zeichen, zum
Merkmahl dienen. Etwas zum Beyfpiel, Zum Mufter neh⸗
men. Einer Gefellfhaft etwas zum Beften geben, es. ihr
Preis geben,. unter ſelbige austheilen. Jemanden zum Beſten
haben, ihn aufziehen, äffen. Etwas zum Sruhltüde effen.
Zum Beſchluß.
(6) Zuweilen Bietet es Stoß, eine Appofition näher zu
beftimmep.. Sie hat einen liederlichen Menfchen zum Bruder.
Er hatte einen großen Mann zum Vater. Jemanden zum Nach⸗
bar haben. Ich habe ihn zum Freunde, er ift mein Freund,
>, di) Die Wirkung einer Handlung. Sich zu Tode trins
ken, geämen, freuen. Das iſt zum todt Tachen, man möchte
ſich darüber todt lachen. O, ich freue mich zum närgifch werz
den. Das iſt zum toll werden.
AII. Als ein Adverbium, oder Beſchaffenheitswort, welches
folglich nur mit Verbis gebrducht werden kann, ihren Begriff nä⸗
ber zu beffimmen, Es hat in diefem Falle nur eine einzige Ver
deutung, indem es fo viel als verfchloffen, zugemacht, bezeichnet,
im Gegenfage des offen. Die Thuͤr it zu, Die Thür ging
nicht zu. Es iſt in diefee Bedeutung nur inder Sufammenfes
gung wit Verbis üblich: zumachen, zufchließen, zufiegeln, zu=
drehen, zubinden, zuſchnüren uf. f. weil zu für ſich alein in
dieſer Bedeutung veralterift, daher die Verba, welchen es zuges
fellet wird, als Compofita betrachtet werden müffen, In einigen
« gemeinen Oberdeutſchen Mundarten bingegen wird es fo gar noch
als ein Adjectiv gebraucht: ein zues Haus, ein, sugemachtes, ver⸗
ſchloſſenes.
ILL. Als ein Umſtandswort, welches einen bloßen Umſtand bes
geichnet, und daher fo wohl Verbis, alsNennwörteen, Adverbiis
und andern Umftandswörtern zugeſellet werden kann. Es kommt
bier in doppelter Geſtalt vor.
1, Betont.
(a) Eine Befchleunigung, oder Verftärfung der Bewe⸗
gung zu bezeichnen. So wohl für ſich allein und als eine In- °
terjeetion: zu! zu ! die Befchleunigung anzubefehlen; als auch in
der Zufammenjegung mit Verbis, in eben derſelben Bedeutung :
zügeben, feinen Gang beſchleunigen. So auch zulaufen, zufchla=
gen, zureiten, zufahren u.f. fs Doch diefe ganze Bedeutung ift
nur im gemeinen Leben üblich,
(6) Die Richtung einer Bewegung näher zu beſtimmen,
da es denn allemahl andern Umftandswörtern und Präpofitionen
äugefellee wird. Gerade auf etwas zugehen; im gemeinen Le⸗
ben, gleich zugeben. Schaue zum Merrezu, ı Kön, 18,43,
beffer, nah denr Meere bin. Der Safe lief nad) dem Walde.
zu. Der Lremde vitt nach der. Stadt zu; wo es oft nur eine
ungefähre Richtung bezeichnet. Beſtimmter ift die Richtung nach
dem auf: da lief er auf mich zu. So auch auf etwas zu reis
ten, fahren, eilen, fcplagen , ftoßen, bauen u.f.f. Da zu
bier bloß die Präpofition näher beftimmet, fo folget daraus, daß
es unnöthig tft, wenn diefe die Richtung ſchon beftimmt genug bes
zeichnet. Folglich nicht, er wandte ſich nach mir zu, weil das
nach bier Feiner nähern Beflimmung bedarf. Wobl aber, er
ritt nach der Stadt zu, weil es hier bloß eine ungefähre Richtung
bezeichnen fol, die das nad für ſich allein nicht austrüden kaun.
tiven Verſtande. Im paffiven.
‚treffen, d. Eine Noihwendigfeit, nach feyn und haben,
iſt bey der Sache zu chun.
Zu 1788
Eine andere Frage iſt, ob das zu in dieſer Bedeutung mit denn.
Verbo ein Compoſitum ausmacht. Wenn die Zuſammenſetzung
nicht auf bloße Willkühr, fondeen auf Grundſaätze beruhen ſoll,
fo muß die Frage mit nein beantwortet werden,. Deun a. gehöret
Das zu bier unftreiig zu dem Adverbio, oder der Präpofition; -
diefe beſtimmt es unmittelbar, dagegendas Verbum nur mittels
bar beſtimmt wird. Fände eine Zufammenfegung Statt, fo
müßte fie mit dem Adverbiv, oder der Präpofision geſchehen: gera⸗
dezu, daraufzu gehen; weiches aber nicht üblich if, und zwar
aus dem gleich folgenden Grunde, 2. Die Zufanimenfesung findet
unter andern nur in ſolchen Fällen Statt, wenn ein Wort entwe⸗
der für fich allein veraltet iſt, oder eine ſehr elliptiſche Bedeutung
bekommt. Allein feines von beyden läßt ſich Hier anwenden, da⸗
ber die Zufammenziehung fehlerhaft ſeyn würde, befonders wenn
man den vorigen Grund mit dazu nimmt, —
2. Unbetont, ſo daß es den Ton, welchen es indie vorigen
Fällen hatte, auf das folgende Wort wirft. Es dienet in diefer
Geftalt zus nähern Beſtimmung theils des Infinitives, theilg eis
nes Adverbii, oder Umſtandswortes.
(0) Eines Infinitives, wobey vorläufig zu bemerken,daß mau
diefen Infinitiv mit zurgemeiniglih das Gerundium nennet, weil
er unter andern aud) jur Umfreibung des Lateiniſchen Gerun⸗
dii dienet; welches doch ein wenig unſchicklich iſt, theils weil
deſſen Gebrauch ſich weiter erſtreckt, als des Lateiniſchen, theils
aber auch, weil es eine wahre Umſchreibung if, und aus zwey
ganz verfciedenen Wörtern beftehet. Diefen Infinitiv mit zu ges
braucht man vornehmlich. in folgenden Fällen.
(1) Rad vielen Berbis, den Gegenftand derfelben,
eine Abficht, eine Möglichkeit und Nothwendigkeit zu bezeichnen,
und zuweilen auch zwey Säge in Einen zufammen zu ziehen, a
Einen Begenftand der Handlung des vorhergehenden Berbi. Es
fängt an zu vegnen. Er höret auf zu fpielen. Ich befehle
dir zu Pommen. * Ich fürchte zu fallen. Er bath mich, es
niche zu thun. Ich werde es berbey su Schaffen fuchen.- Ich
werde mich bemühen, dir zu gehorchen. Laß dir nicht ein⸗
fallen, wieder zu kommen. Er weiß viel davon zu fagen.
Man zwang mich zu geben. Zr pflege nach dem Kiffen zu
fchlafen. Ich wünſche, es zu erleben. Ich habe bir viel zu
fagen. Nichts zu effen haben. Einem zu thun geben. So
aud mit dem Participio Hräteriti, fo wohlim prifiven als ac⸗
Die Schepfung ſchien einem
ewigen Tode übergeben zu ſeyn. Es Fränfte ihn, fich über:
troffen zu feben. Im aetiven. Er behauptet, es gefeben zu
haben. Er befannte, es gethan zu haben. In allen diefen
Fällen läßt fich der Infinitiv mit zu nur gebrauchen, wenn das
Prädicarfurzift;z iſt es lang, oder macht es einen eigenen Sag
aus, befonders wenn es wieder fein eigenes Subject hat, fo muf
der Infinitiv mit daß aufgelöfer werden. b. EineAbficht. Ich
Fam nur ber, dich zu ſehen. Ich veifere nur bin, ihn zu
fprechen. Wenn die Abficht, sder der Bewegungsgrund noch när
ber beffimms werden fol, fo wird noch um hinzu geſetzet: wir Ie-
ben hur, um zu effen. (8. lim.) Eine Möglichfeit, doch
nur nach dem Verso ſeyn. Bier ift erwas zu fehen. Beyder
Sache iſt nichts zu verdienen. Er ik immer dafelbit amus'
Was
Mit dem Tode ift nicht zu fchers
zen. Es find noch zehn Thaler zu berechnen. Ich babe zu
fehreiben. Du haſt mirviel zu verdanken, e, Zwey Sügein
Einen znfammen zu ziehen, Theils, wenn fie mit und verbunden
werden jollten. Ich darf mic) nicht der Gefahr ausfegen, die⸗
fen Menſchen zu fehen, für, und dieſen Menfchen feben,
Dieß läßt ſich nur thun, wenn ſich der zweyte Satz ausdrücklich
Rerer3 als
+.
«
1799 Sm.
als der Gegeufland, — die Abſicht zu dem erſten verhält; im anı
dern Fällen wird es ein fehlerhafter Gallicismus. Theils u am“
däufigften, noch dem ohne, wenn ein Verbum fiitut mis daß
darauf folgen follte.
er war, für, ohne daß ich wußte, wer er war. ©. Ohne.
Noch gehöre Hierher der elliptifche Gebrauch des Infinitives
mit zu, einen mit Berwunderung vermifchren Verweis zu .
nen. Mir fo zu begegnen!
Das Yleg, ſprach diefer, nicht zu febn?
Dir, Jlattergeiſt, if recht —
e
Fehlerhaft hingegen wird der Infinitiv mit zu—
Sufinitiv das bloße Subject der Kedeift. Beruhmt werden, iſt
Feine Bunt, nicht, berühmt zu werden. So auch, Gott dies
nen it die erſte Pflicht.
wied, fodaß die Bedeutung des Gegenftandes wieder eintritt: es
it Feine Kunſt berühmt zu werden. 2. Nach folchen Verbis,
welche einen bloß allgemeinen Umftand der Handlung bezeichnen,
denen folglich diefe bloß im Infinitive bengefüger wird. Solche
Verba find: dürfen, Fönnen, laffen, mögen, müffen , follen,
werden, wollen; undin manden Fällen auch: fühlen, heißen,
belfen, hören, lehren, lernen, ſehen, finden, gehen, haben, .
“machen, nennen, feyn, thun u. f. fi Siehe diefe Verba, ins
gleichen die Sprachiebre. 3. Wenn das Eigenthümliche der Deut⸗
ſchen Sprache, nnd die iht eigenen Begriffe der Deutlichkeit ya
des Woblflanges die Auflöfung mit daß erfordern. Nice:
slaubte eg entjchieden zu jeyn, der Staat ſcheinet ſich einen ai
gemeinen Autzen davon verfprechen zu können; fondern, er
glaubte, daß es entjchiedenfey, es ſcheinet, daß der Staat ſich
n.f.f. Eben jo fehlerhaft ift der pfeonaftifche Gebrauch dieſes Iu«
finitives mit zu: man hätte es kurzer zu feyn gewünscht, fürzee
und seffer, man hätte es Fürzer gewünſcht; er it im Stande et⸗
was dazu beytragen zu Fönnen,befjer, etwas dazu beyzutragen.
(2) Nach Subftantiven, wenn der Gegenfland des
Begriffes eines Verbi durch den Fufinitiv ausgedruckt werden muß,
da denn diefer allemabl das zu befommt. Be ifi Zeit, zu gehen.
Luft zu lachen haben. Du haft Feine Urjache, dich zu bekla—
gen. Die Ehre, ibn zu fehen. In Gefahr, zu ertrinfen.
Zrlaubniß, zugeben. Lreyheit zu Fommen. Der Befehl,.et-
was zu thun. Der Eifer Gutes zu chun. Macht zu Schaden.
* (3) Rad Adverbiis, gleichfalls wenn deren Begriff,
und befonders der Gegenſtand, duch ein Verbum beftimnt wer⸗
den muß, befonders wach ſolchen, welche cine Möglichkeit, Leich⸗
tigkeit, Schivierigkeit, Nothwendigkeit, Pflicht, Reigung m ff
bezeichnen. Leiche zu bewerkiielligen. Schwer zu thun. Möos⸗
lich zu glauben. Brgierig zu horen. Geneigt zu folgen.
Hart zu beißen. Bereit zu folgen. .Dadenader Infinitiv batd
abätig, bald leidend erflärzt werden muß, je nachdem der Sinn des
AHöverbii es erfordert. Einige Adverbia bedürfen des zu nicht,
Bier iſt gut wohnen. Du haſt gus jagen. Hier. iſt ſchlecht
ehen.
er (6) Eines Adverbir ;, oder andern Unftandsiwortes, cinen
Grad des folgenden Begriffes, des die gegenwärtige Abſicht übers
geiffr, gu bezeichnen. Die Sache iſt für mich zur theuer. Das
gang iſt fin mich zu groß. Ich bin zu zärtlich gerübre, ala
daß ich viel reden Fönnre.
hätte höven koönnen. Wenn nuroder gar vorher gehet, fo bee
zeichnet der ganze Ausdruck einz Antenfion. Ich bleibe gar zu
gern zu Haufe, ſebe gern.
wear, vollfommen gewiß. Ich fürchte, daß mir dieſe unglück⸗
liche Entdeckung nur mehr als zu ſehr bekannt if, Gell. Eis
gen tlich hat das zu den Ton auch bier nicht; allein, weun mar
Ich ſprach mit ihm, ohne zu wiſſen wer
1, Wenn der:
Wohl aber, wenn die Rede umgekehrt:
Br ſaß zu fern, ale daß er es
Ich bin nur zu ‚gewiß, daß er es
— | > Zub
pflegt man es oft zu betonen : o dag iſt viel zu groß!
Anm. Zu iſt ein uralter Wurzellaut, weicher urfprünglich eine
Dnematopdieder Richtung, der Annäherung iſt, von welchein Be⸗
griffe alle übrige Bedeutungen eutſprungen find. -
lantet es to. Es wird diefe Partikel in Zufammenfegungen ſehr
haufig gebraucht, da deun faſt alle vorige Bedeutuugen wirder vor⸗
kommen, aus welchen ders oft neue figürliche eutſtehen. In An⸗
ſehung des Tones merke man noch, daß, wenn es mit Verbis und
deun davon abgeleiteten Nennwörsern snfammen gejegerifi, esale
lemahl den Ton bat: zuͤdecken, Zubupe, zuͤwerfen u: ſ. f. eben
wenn es mir Umflanoswörtern zufammen gefeßet ıft, oder in der
Zufamnenjegung mit einem Neunworte ein Umftandsiwort bilder, .
es ben Ton auf das folgende Wort wirft: zugegen, zunächft, zus
weilen, u. [.f. Was aber in diefem Falle wahre Zuſammenſe -⸗
tzungen find oder nicht, läßt ſich bier nicht ausführen, daher ich
auf meine Sprachlehre ind auf mein Lehrgebäude verweilen
muß, wo ſolches binlänglich gefchehen. Ein den Niederdeurfchen
Mundarten fehr gewöhnlicher Febier iſt es, diefes zu in der Zus
fanımenfegung mit Berbis, mit zer zu verwechfeln ; subvecbeng
zuftören- 1 6 f. für zerbrechen, zerſtören. S. 3er.
Zubasen, verb. reg, act. durch Banen, oder durch einen wei
des Gebäudes verſchließen. Einen Gang zubauen.
Das Zubehör, S. Zugehör.
Zubeißen, verb. irreg. neutr, (S. Beißen,) mit dem Hülfee
voll Begierde ..
worte haben, anfangen, wader zu beißen.
er zu, Weiße,
Der Zuber, ©. Zober..
Zubereiten, verb. reg, act. zu einem ———
ſchickt machen, wo das zu die Abſicht, die Richtung, näher de⸗
ſtimmt, als bereiten. Das Leder zubereiten. Jemanden die
Speifen zubereiten. Binder zum Empfange des Abendmahles
zubereiten,
Die Zubereitung, plur. die—en. ı. Das Zubereiten, als
eine abftracte Handlung betrachtet, ohne Plural. 2. Eineeingelne
Handlung diefer Art, mir dem Plural, Zubereitungen zur Reis
ſe, zur Socheit machen.
Zubetten, verb. reg. act.et neutr. im letztern Falle mit
ben, ein nur in der Bienenzucht übliches Wort,
betten zu, wenn fie die Zellen derjenigen jungen Bienen, die fich
in Puppchen verwandeln wollen, zufchmieren. -
Zubiegen, verb. irreg. act. (©. Biegen) durch Unbigung
eines Theiles verſchlirßen.
Zubilligen, ©. Abbilligen.
Zubinden, verb, irreg. act. (©. Binden.)
—— Bande verfohliegen,
binden. 2. Mit einer darüber gelegten Binde.verfihließen; vers
binden. Binem die Augen zubinden. So auh das Zubindens
Zudlafen, verb, irreg. (S Blafen) Es iſt:
mit haben, wader anfangen, zublafen. Blafe zu! Ingleichen
eifrig fortfahren, zu blafenz m gemeinen Leben. Der ine,
blaͤſet immer zu.
) Durch Blaſen verſchließen. So blafen bie
—
Mit finem
2. Aetivlm.
Glasarbelter auf den Glasbütten eine Offnung ie dem Glaſe zus
2. Einem etwaszublafen, fo wohleigentlich, nah ibm hin bla⸗
fen; als auch figürlich, ihm etwas azufliſtern, leiſe nach deſſen DM
re zu fagen.
So auch das Zublafen.
Zubreénnen, verb. irreg.. act. (S. — a Durch Beet
neu verſchließen. Eine Wunde, eine ffnung zubrennen. 2.
Einen Meiler zubvennen, bey den Kohlenbrennern, ihn bey ver»
ſchloſſeuem Feuer brennen laſſen, ehe man einen Bruch hinein mache,
3. Die
1740 °
den übereriebenen Brad vorzüglich will RR fiechen Iafien, no
Im Riederfi
Die Bienen: _
Den Sad, einen Brufel zus.
2. Keutrum,
Ua u a ed a are *
Zub üßen, verb. reg. act, 1. Zubuße geben.
= *
1741 Bub
x 2. Die Erze zubrennen, im Züttenbaue ſie durch Roſten von
den beygemifchten Unarten reinigen. So and das Zubrennen.
ubringen, verb. irreg. act. (S. Bringen.) i. Su jemanden
bringen, mit dem Dativ der Perfon. Femanden Waffer, Wein
subringen. Sie bar ihm ein fipönes Vermögen zugebracht,
durch die Heirath zu ihm gebracht. Zugebrachte Binder, welche
man nicht ſelbſt erzeuget, ſondern mit dem einen Theile erheira⸗
thet hat. =. Die Zeit mie etwas zubringen, damit vergeben
laſſen. Den Tag mir Spielen, ſein Leben mit Kleinigkeiten
zubringen. So auch das Zubringen, 3. Einem ein Glas zus
bringeh-, zuteinken.
Der Zubringer, des —s, plur. ut nom. fing. eine Pumpe
mit einem Schlauche, das
Feuerforige zuzubringen, 3
Zubroden, verb. reg. act. welches nur im gemeinen Leben im
figürlichen Verftande üblich if. Ich Habe dabey zehn Thaler zu:
gebrockt, nach und nad) aus meinem Vermögen dabey aufgewandt.
affer- aus der Tiefe in die Höhe der
Das Zubrot, des—es, plur. car. ©. Zufpeife,
Zubrüften, verb.reg. act. weiches nur im Berg⸗ und Hütten-
baueüblihif, Das Gefteinzubruften, es eben hauen, damit
man mit dem Bohrer dazu fan. Die Vorwand zubrüften, in
der Schmelzhütte, fie verfchmieren, oder verwahren, So auch
das Zubrüften,
Zubühnen, verb. reg. act. gleichfalls nur im Bergbaue, mit
polzwerk belegen und verfehließen. Einen Schacht, oder Bru
subühnen. So auch das Zubühnen. :
Die Zubuße, plur. doc nur yon mehrern Summen oder Quanti⸗
täten, die—n, der Beytrag zu Beftreitung der Koften einer Un.
ternehmung ; ein nur noch im Bergbaue und Ähnlichen Anftalten
üblihes Wort, wo es ben Beytrag an den Koften bedeutet, wel»
ben die Gewerken oder Intereffenten nach Abzug der Ausbeute
noch zuſchießen müflen. Daber die Zubußzechr, oder Zubußgrus
de, eine Beche, welche noch nicht fo vieleinträgt, daß die Koſten
davon befkritten Werden fönnen, fondern, wozu die Gewerfen nach⸗
ſchießen müffen. Der Zubupzertel, woranf diefer Nachſchuß ver»
zeichnet iſt. Der Zubußbothe, der dergleichen Zeitel den Gewers
fen überbringt, und die Zubuße einnimmt, 3 *
Alle vierteljah⸗
te zehen Thaler zubüßen. 2. In weiterer Bedeutung, wie zu⸗
broden. Sein Dermögen bey etwas zubüßen, auftwenden,
zuſetzen.
Die Zucht, plur. doch — in wenigen Fällen, die Züchte ‚von
dem VBerbe sieben, doch nur in einigen Bedeutungen desfelben.
1. In der eigentlichen Bedeutung, ein Werfzeng oder Ding zum
Sieben, iu welder doch nur in der Landwirtbfchaft einiger Gegen⸗
"den die Kette am Pfluge, welche den Pflug und die Räder zufanıe
menbält, die Zucht genannt wird. In einem andern VBerfiande
“bedeutet es in Abzucht einen Canal,
Plural / üblich.
2. Von ziehen, die Fortpflanzung und den Wachsſsthum ver⸗
anſtalten, iſt Zucht, und zwar ohne Plural. (1) Die Fortpflan⸗
zung eines Thieres, oder einer Art Thiere; doch nur in den Re⸗
densarten ; gut zur Zucht feyn ;einen Bullen sur Zucht halten;
eine Sau zur Zucht geben laffen. Ingleichen in Zuſammenſet⸗
zungen, fodaß Zucht voran ftehet: eine Zuchtfau, eine Zucht:
fiutee, ein Zuchefchaf, u.f.f. welcheman zur Fortpflanzung be-
flimmet hat, (2) Die Veranftaltungder Fortpflanzung mit Ein⸗
ſchluß des groß Ziehens, der Pflege und Wartung. In diefer
Bedentung wird es nur in Zuſammenſetzungen gebraucht, fo dag
Zucht hinten ftehet, und auch bier nur von Thieren, obgleich zie⸗
ben auch von Gewächſen üblich iſt. Die Lämmerzucht it diefes
Jahr nicht gerathen. So auch die viehzucht, Pferdezucht,
In beyden Fällen iſt der
Zu 1742
Schafzucht, Bienenzucht u. ſ. f. Bon lebloſen Dingen gebraucht
man Bau: Honigbau, Seidenbau, Slachsbau, Getreidebau
u. ſaf. (3) Bezogene junge Thiere; als ein Collectivum. Di⸗
junge Zucht, aufgezogene Thiere. Von Kindern wird es nur im
verãchtlichen Verſtande gebraucht. (4) Eine Menge zugleich ges
zogener Shiere einer Art; nur ineinigen, beſonders Miederdeuts
{hen Gegenden. Line Zucht Schafe, eine Herde. Kine Zuche.
junger Huhner, eine Brut. S. auch Gezücht.
3. Von ziehen, zu einem pflichtmägigen Verhalten anleiten
iſt Jucht, und zwar gleichfallsohne Plural, (1) Die Anleitung
zu einem pflichtmãß igen Berbalten, wo der Begriff der Schärfein
den nöthigen Fällen, bald mehr, bald weniger vorſticht. Seine
Rinder in guter Zucht halten ; gute Zucht unter feinen Kin:
dern, unter den Soldaten halten, Kine ſcharfe Zucht einfühz
ren. Der Zucht entwachſen ſeyn, ſich Alters halber nicht mehr
sieben Taffen. Sich der Zucht unterwerfen. Aus der Zucht
Fommen. Nicht mehr unter der Zucht Heben. Kin Rind je-
mandes Zucht übergeben. So au Kinderzucht, Mannszucht,
Kirchenzucht; ingleigen mit mehr hervor ſtechendem Begriff der
Schärfe, Zuchtbaus, Zuchtmeifter uf. f. (2) Die Wirkung
diefer Zucht, wo es befonders noch für Sittſamkeit, Schampaftig«
keit und Eprbarfeit gebraucht wird. Ohne Zuche und Ehrbar-
Peitleben. Alle Zucht an den Hagel hängen. Sprich, We
Zucht ift, da it Ehre. In diefer Bedentung iffes, um der
Zweydeutigkeit mitder vorigen Willen, wenig mehr gebräuchlich;
ganz veraltet aber ift, außer der komiſchen Schreibart, der ehedemn
gangbare Plural, die Zuchte: in Züchten und in Ehren, auf
eine anftändige, die guten Sitten nicht beleidigende Arı. . Siehe
auch Unzucht. Ehedem war es in diefer Bedeutung. ſehr gang⸗
bar, indem es bald gute Sitten überhaupt, bald Sitefamkeit und
Schambaftigkeit, bald Befcheidenheir, bald auch Ehrbezeugung
beſonders bedeutete. In zuĩchten leben, die Wiusbeckin. Wi-
der menschlichen zuichten, wider die Ebrbarkeit, im Schwa⸗
benfpiegel, Sie zu im mit zuichten ſprach, auf eine beſcheide⸗
ne Art, dieWinsbedin,, Er botim allezucht und eer,Gros
reverenz und alles mer, alle Ehre, im Theuerdanfe,
Anm. Im Riederf. Tucht, (S. Ziehen.) Ehedem bedeutete es
no, theils eine Geſchlechtsfolge, Generation, in welchem Vers
ftande zuuachta bey dent Ottfried vorfommt ;theils ein Kind,di
zuht was wahlenti, der Knabe wuchs, Ditfried ; theils Nah,
eung, Unterhalt, dia dagalihun zuhti, unfer tägliches Brot, im
Ditfried, von welcher Bedeusung noch unfer Leibzucht ein Über»
bleibfel ift. 23
Des Zuchtamt; des—es, plur. inuf. die Verbindfichfeit, ans
dere zu einem pflichtmäßigen Verbalten anzuleiten. Beſonders in
der Theoloai® wo man dem heil, Geiſte ein Zuchtamt beyleget.
Die Zuchtbiene, plur. die —n, Bienen, welche man zur Zucht,
zur Fortpflanzung ihres Geſchlechtes beſtimmt. An einer andern
Bedeutung wird die Bienenköniginn oder Murterbiene zuweilen
die Zuchtbiene genannt, weil fie allein ale Eyerder Fünftigen jun⸗
gen Zucht Teget. 5
Das Zuchtgericht, des — es, plur. die —e, nur an einigen
Drten, z. B. zu Steasburg, ein Gericht, welches über die Zucht,
d. i. über die Sitten, der Einwohner wacht. :
Das Zuchthaus, des—es, plur. die — häufer, eine Anflalt,
in welchem Tafterhafte Glieder der Gefellfchaft durch Arbeit und
» Schärfe zu einem pflihtmäßigen Verhalten gewöhnet werden,das
Befferungsbaus, ©. auch Arbeits haus.
Züchtig, —er , —fe,adj. et ady. der Zucht, d. i. den guten
Sitten, gemäß, doch nur noch in engerer Bedeutung, der wohl
anftöndigen Schamhaftigfeit gemäf, und darin gegründer, im Ge⸗
genfage des unzüchtig. Züchtig ſeyn. Züchtige Geberden,
Indep_
*
1743 Zuch el
— > ‚f u
Indeſſen fängteg immer mehr au, zu veralten, indem man den
darin Fiegenden dunkeln Begriff lieber in die beffimmtern ſcham⸗
haft, fitefaat, beſcheiden, anftäudig u. ff. auflöfet. S auch
die Züchtigkeit.
Zůchtigen, verb. reg. act, ſinnliche Empfindung der Folgen feis.
ner Bergehung zur Fünftigen Befferung verfchaffen; wodurch fich
züchtigen von Rrafen unterfcheidet, obgleich beyde in mandhen
Fallen für einander gebraucht werden. Ein Bind mit der Ru⸗ |
the züchtigen. Gott züchtigetden Menfchen, wenn er ihn durch
veranſtaltete übel zu beſſern ſucht. Mit Worten, mit der
Peirfche züchtigen,
Anm. Diefes Verbum bat mit * vorigen Worte nichts als
die gemeinfchaftliche Wurzel gemein. Es ift ein Jutenſivum, von
einem veralteten zuchten, mit Schärfe zur Zucht auhalten, welr
ches noch in dem Niederf. suchten, und dem Schwed. tukta vor⸗
Shanden iſt.
Die Züchtigung, plur. die-—en. Das Zuchtigen, als eine
“abfiracte Handiung betrachtet; folglich ohne Plural. Sich der
Züchtigung widerſetzen. 2. Eine einzelne Handlung dieſer Art;
mit dem Plural, 3. Das zur Beſſerung veranſtaltete übel; au
mir dem Plural. Züchtigungen Gottes.
‚Der, Zuchtling, des— ke, plur.die— e, eine Perſon, welche
im einem Zuchthaufe zu einem. pflihtmäßigen Verhalten auge⸗
balten wird.
Zuchtlos, —er, —efie, adj. et adv. der Zucht, dei. der gus
ten Sitten, ingleichen des pfüchemägigen Verhaltens beraubt. Sp
auch die Zuchtloſtgkeit.
Der ZSuchtmeifter, ses—s,plur. ut nom. fing. Famin die
—inn. ».*Eine Perſon, welche die guten Sitten und das
sflihtmäßige Verhalten afiderer bildet; eine jegt veraltete Bedeu⸗
‚tung, in welcher diefes Wort ehedem fehr gaugbar war, fo wohl
. für einen Hauslehrer, Hofmeifter, und Lehrer überhaupt als au
für einen Eenfor, oder Sigtenrichter. e. In härteem Berflande,
der Vorgeſetzte in einem Zuchthauſe, welcher die Züchtlinge zu
einen pflichtmäß igen Verhalten nöthiget.
Der Zuchtochs, des — en, plur. die—en, ein Ochs, welcher
zur Fortpflanzung ſeines Geſchlechts — der Stam⸗
ehe, Bulle.
Der Zuchtrichter, des —s, plur. utnom. fing. nur an einis
gen Orten, z. B. zu Straßburg, der Bepfigerin einem Zucht:
Berichte, "S.dasfelbe.
Die Zuchtrutbe, plur. die —n. 1. Eine zur Züchtigung beſt imm⸗
te Ruthe; ehedem auch der Zuchtbeſen. 2. Figürlich, ein Übel,
ſo fern es von Gott zur Beſſerung verhängt wird,
Die Zuchtfau, plur. die — fäue, in einigen — eineSan,
oder cin Mutterfehiwein,
Die Zuchtſchule, plür, die—n, bey einigen fo si als Pflanz⸗
Schule, oder Seminarium, wofür es aber wegen des dem Worte
Zucht anflebenden arten Rebenbegriffes unbequem iſt.
Die Zuchtſtute, plur.die —n, in den Stutereyen, eine bloß
zur Fortpflanzung beſtimmte Stute, die Getürkute,
Dis Zuchtoieh, des — es, plur, car..inder Sandivirthfchaft,
Vieh, welches blog um der Rorspflanzung Willen gehalten wird,
zum Unterfchiede von dem Zugoiehe, Schlach tvieh⸗ uff
Zußen, verb; reg, welches auf gedoppelte Art gebraucht wird, -
1, Als ein henıtum, niit dem Hülfsworte haben, ejue kurze gre
ſchwinde Bewegung matten, Bude nicht! Wenn dur zucken,
fo u ſef· Der Theil, womit dieſe Beweguna geſchiehet, bes
Foyiint die Prävoficion Mir z mit dein Munde, mis den dingern,
mit deit Süßen zuken. Daher Sie Zuckung, plur, die —en,.
welches befonders won ſolchen unwillkührlichen Beivegungen
dei Be dus Leibes gebraucht wisd, welche Lat, Convulfisnen -
ur 1744
beiden, u melche zu —— werben, wenn fe einen. u
- Sheildes Leibes entfielen. Juckungen befommen, >
2. Als ein Activum, mit einer kurzen geſchwinden Beregung
sieben, in welcher Geſtalt es ehedem üblicher war, als jest, und
oftfür ziehen Überhaupt gebraucht wurde, Der große Strom
bat ung hinab gezuckt, Opitz. Der Held hort den Enall, ſich
tuckhet, und feinen koph an fich zucket, Theuerd, Jetzt find
dafür ziehen, veißen, u. f.f. üblich, und man gebraudht zucken
als ein Aetivum nur noch theils von den Achſeln, theils von vem
Degen, oder Schwerte. Die Achieln zu@en, die Achſeln zum
Zeichen der Bedenklichkeit, eines geheimen Mißfallens, des Mit»
leidens u. ſ. f. ſchnell in die Höhe ziehen, weldjes man in Ober⸗
deutfchland die Achſeln fchupfen nennet. Das Schwertzuden,
den Degenzuden, zum Schaden thun bewegen,
Das ſchon gezuckte Shwert. -
Starrt in des Würgers Sand, Biel,
Daber das Zuden. ;
Anm. Bon des Ottfrieds Zeitenan zucken, im iederf.. sur,
Een. Es iſt ein Intenſivum von ziehen, welches durch den Furgen |
Ton zugleich die Kürge der Bewegung ausdruckt. r
Der Zuder, des— s, plur, doch nur von mehrern Arten ab
“ Quantitäten, ut nom, ing. der Nahme eines füßennoefenilt "
chen Salzes, welches man aus dem Pflangenreiche, am haufigſten
aber aus dem Zußerrohre.erhält, Süß, wie Zuder. Zuder .
fieden, ihn vermittelft des Siedens aus dem Zuckerrobre verfertio
gen. Lin Zut Zucker, eine Maffe gefottenen Zuders in Geſtalt
eines zugeſpitzten Kegels, wie man ebedem die Hüte trug.
Anm. Im Niederf. gleichfalls Zucker, im Engl. Sugar, im
Franz. Suere, im Ital. Zuccaro, imSpan, Acucar, imYöbm. - -
Cukr, alle aus dem Lat, Saccharum, im Gried, TaxXa-
go, im Albanifhen Scheker, und im Perf.Schakar ; alle aus
dem Malayifchen Dſchaggrie, welches mit der Sache fetbft aus
Oſtindien nach den übrigen Welttheilen gelommen iſt.
Der Zuckeralaun, S. Alaunzucker.
Der Zuckerbacker, des — s, plur. ut nom. fing, ER
welcher die Kunft verftehet, den Zucker fo wohl zu allerhand Back⸗
wert, als auch zu eingemahten Sachen, anzuwenden; der Con
fect-Backer, und von dem Eandiren, der Conditer. Daher
die Zudßerbäderey, fo wohl die Kunft des Zuderbäders, ohne
Plural, als auch der Drt, wo er fie ausübet; in beyden Fällen
auch die Conditorey.
Die Zuderbirke;plur. die —n, eine Art ſchwarzer Birken in
Nord» Amerika, aus deren Safte man Zuder bereite,
Die Zukerbirn, plur. die — en, eine Art Pleiner faſt eyrunder
gelblicher füßer Birnen; Franz. Petit Blanqueite, 80 igbien,
DPerlbirn,
Die Zuderbohne, plur. die —n, eine Art Phaſeolen, oder
Schminfbohne ı, welche klein find, und fih wie Zucker vechen laſſen.
Die Zucerbregel, plur. die —n, eine Art Feiner Brrgeln, der
‘ren Teig mit Zuder angemacht wich,
Das Zuderbrot, des — es, plur. die —e, ein Badwert von
Mehl, Zuder und Eyern, in Geftali Eletuer Brote, da es denn
fo wohl colleetive and materialitee, folglich ohne Plural, als auch
individuell, folglich mit dent Plural, gebraucht wird. Im letztern
Falke ift auch das Diminutivum Zuderbeötchen üblich. In weie
terer Bedeutung befommt oftein jedes Confect oder Backwerk *
und von Zucker ven Nahmen des Zackerbrotes.
Der Zuckercand, des — es, plur. car. fenflallifirter Surfer; ein
aus dem Jtal, Zuccaro candito, oder Franz: Sucre candi
zufammen gejogenes Wort; Kandel⸗ Zucker.
Das Zuckereis des — es, plur. car. bey den Zudeibärern, ein
Überzug von Zuder, welcher auf Torten und anderes RIESE
gegojen wird ; der Bisipi gel,
%
z
1705 Zud
Die Zuderöchfe, plur. Sie—n, eine Art Stinnfchäffiger Gartens.
erbfen von fügem Geſchmacke.
Die Zudererde, plur.inul. ben den Sudterficdern, der Thon, wo⸗
mit der indie Formen gefüllte Zuder zur Reinigung bedeckt wird,
Die Zuderform, plur. die —en, in den Sucerfiedereven, eine _
tbönerne fugelförmige Form, worin der Geſottene Zuder feine
Geſtalt erhält. ‘
Das Zudergebakene, des—n, plur.car. und ohne Artikel,
Zudergebadenes,Gebadenes, oder Backwerk aus Mehl, Enern
und Zucker; zum Unterfchiede von dem Buttergebadenen,
Das Zuderglas, des —es, plur. die —gläfer, ein eylindriſches
Glas, trodene und nicht flüchtige Draterien darin aufzubebalten,
Das Zuderhontg,des—es, plur.car. eine Art weißen förnigen
Honiges, welches dem Zuder gleicht, und wegen feiner Dur»
-fichtigfeit auch Glashonig genaunt wird ; zum Unterfchiede von
x dem gemrinen braunen Honige,
Der Zuderhut, des —es, plur. die —hüte, in Geſtalt eines ehe⸗
mabhligen Hutes, d,i, eines zugefpigten Kegels,geformter Zuder,
ein Hut Zuder. Hutzuder hingegen bedeutet Zucker, welcher in
Hiiten geformet iſt.
Das Zuckerkorn, des —es, plur. die —kerner, bey den Zucker⸗
bädern, Samenförner, oder andere kleine runde Körper, welche
mit Zucker überzogen worden,
Der Zuckerlauch, des —es, plur. inuf. eine Art Lauchs, welche
mit der fo genannten Winterzwiebel vermuthlich einerley iſt.
S. dieſes Wort,
Die Zucker⸗Melone, plur. die —n eine Art ſüßer trockner Dies
lonen, wovon man ſo wohl graue, als runde und geſtreifte, hat.
Die Zuckermühle, plur. die—n, eine Mühle, das Zuckerrohr
zum Behuf der Zucerfiedereven zu zetmalmen.
Zudern, verb. reg, act. mit Zuder füß machen,
zuckern. So auch das Zuckern.
Das Zuckerplätzchen, des —s, plur.utnom. fing, d. i. kleine
dünne runde Kuchen, von Eyern, Mehl und Zucker, Zuckergeba⸗
cenes in Geſtalt der Plägchen.
Das Zuckerpapier, des —es, plur. doch nur von mehrern Ars
ten und Quantitäten, die —e, ſtarkes blaues Papier, welches um
die Zuckerhlite gefchlagen wird.
Die Zuderpuppe, plur. die —n, in Formen acbildete Puppen,
oder Bilder von gereinigtem Zucker.
Das Zudertohr, des —es, plur. inuf. ein rohrartiges Ges
mwächs, welches in beyden Judien einbeimifch ft, und aus welchem
der Zuder gefotten wird; Saccharum Linz.
Die Zuderrofe, plur. die -—n, eine Arı blaßrother Kofen, welche
zu dem einfachen Rofenzuder genommen wird,
Die Zudkerrübe, plur. die —n, ©. Zuckerwurzel.
Die Zucker ſchachtel, plur. die —n, ein metallenes Bebältnig
in Geſtalt eineg Schachtel, den gefhlagenen Zucker zum Thee
u.f.f. darin vorzufeßen.
Den Kaffeh
DieZuderfchote, plur.die—n, die Schote der Zuckererbſe, und oft
auch die ganze Pflanze. Gemeiniglich neunt man die veredelten
Erbſen, welche man in den Gärten bauet, Zuckerer bſen oder Zu=
ckerſchoten, zumünterfchiede von dengelderbfen odergeldfchoren.
Die Zuderfiederep, plur. die —en, eine Anftalt, wo der Suder
aus dem Zuderrobre gefotten wird, Daher der Zuderficder,
ein Arbeiter in einer folchen Anftalt. E
Die Zudertanne, plur. die —n, eine Art Tannen, welche auf den
Alpen und Tiroliſchen Bergen einheimiſch iſt, ein braunes feftes
- Holz bat, und daher fü wohl zum Furniren, als zu den Violinen,
gebraucht wird. Der Grund der Benennung ift mir unbekannt,
Der Zufervogel,des —s, plur. die —vögel, in einigen Gegen⸗
den ein Nahme des Canarien:Vogels, weil er gern Zucker iffet,
Adel. W. B.⸗. Th. 2, Aufl,
er x a Sud- ;
1746.
Des Zuderwirß) des—es, plur. inul, aus Zuder verfertigte
Arbeiten, beſonders Zuckergebackenes.
Zuckerworte, ling. inul. figürlich, einnehmende Worte, Schmei⸗
cheleyen.
Die Zuckerwurzel, plur. die—n, eine Art Waſſer⸗Peterſilie
mit fehr fügen efbaren Wurzeln, Zuderrübe, Blingelmöhre,
Gierlein, Geyerlein, Sium Silarum Linn,
Die Zudung, plur. die —en, S. Zuden.
Zudammen, verb. reg. act. durd) feft gefloßene Erde Miſt
u. ſ. f. verſtopfen, oder verſchließen. Ein Thor mir Miſt, eine
oOffnung mit Erde zudämmen.
Zudeden, verb.reg.act, ı,Mitder Dede auf alen Seiten
bededen. Sich im Bette fein warm zudeden. Jemanden zus
decken, figürlich und im gemeinen Leben, ihm einen derben Rauſch
zutrinfen. 2. Mit einer Dede oder einem Dedel verfchließen.
Eimen Topf zudeden. 3. Miteiner Dede bedecken; nur im ges
meinen Leben, Das Gefiht zudeden, bededen; verdeden,
4. Eine Dffuung in einem DIS mit Ziegeln, Stroh u. f f. vers
fistßen
Anm. , Das im gemeinen Beben übliche jemanden —
für ihn ausprügeln, iſt ohne Zweifel von einem audern Stamme,
und geböret zu dem Niederſ. Däcks, ein derber Schlag, Lat. tax,
nd mit demſelben vielleicht auch zu Stod.
Zudeichen, verb. reg. act. welches nur in dem Miederdeutfchen
Deichbaue üblich ift, mit einem Deiche, d.i. Erddamme, vers
ſchließen.
Zudeenẽen, verb. irreg.act. (S. Den?en,) zu denken geben, einem
etwas beſtimmen. Wir denken ibm von unſerer Seite ein klei—
nes Compliment zu, Gottſch. Am üblichſten iſt davon das Par⸗
tieipium Präteriti zugedacht. Dev Mann, den deine Altern dir
zugedacht haben, dir zu geben befchloffen, für dich beſtimmt ha»
ben, Das mirzugedachte Geſchenk.
Zudreben, verb.reg. ı. Neutrum, anfangen zu drehen und
wacer damit fortfahren. Diebe zu! ©. Yctivum, durch
Dreben verſchließen.
Zudrängen,verb.reg.recipr. ſich zudrängen, und zudringen,
zwey VBerba, welche zuweilen für ſich hinzu drängen, oder hinzu
dringen, ſich dringend, mit einer Art von Gewalt nähern, gefegt
werden. Er weiß ſich überall zuzudyängen.
Zudringlich, —er, —fe, adj. etadv. 1. Sic jemanden drin
+ gend,d.i, wider defjen Willen, mit einer Art von Gewalt, nähernd.
Zudringlic feyn, ein zudringlicher Menfch. 2.Figüclich nenne
man denjenigen zudringlich, welcher fich wider des.andern Wils
len in eine Sache miſchet, ingleichen, der wider des andern Wils-
len und Beranlaffung Streit mit ihm fuchet.
Die ZudringlichFeit, plür. die—en. ı. Die Eigenfchaft, da
eine Perfon oder Sache zudringlich iſt; ohne Plural. 2. Eine
zudringliche Handlung, mitdem Pural, Niederf, Indrang.
Zudrücken, verb.reg. . Neutrum, anfangen, wader zu drü-
en. 2. Yetivum , drüdend „ oder mit ‚einem Drude verr
ſchließen.
© Doris, drücke du
Mir dore dereinſt die Augen weinend zu! Kleifl.”
Lin Yuge bey etwas zudrüden, figürlich, ſich flellen, als fähe
mau es nicht, es unbemerkt, ungeahndet laffen.
Zuduften, verb. reg. act. duftend näbern, vermittelt des Duf⸗
tes nahe bringen; nurin derdichterifchen Schreibart,
Dergebens duften ihr Orangen Sreude zu, BB
Und doch voll Liebreig dufteſt du,
So bald man dich nur pflüdt,
Uns füß’re Wohlgerüche zu,
Als mande, die ſich ſchmückt, Weiße,
©3933 Zudün⸗
E Di n, D — BE u ER Bi
EN AR RE la SEHE
; * A! » ‚a,
⸗ Bi - Y *
Sat
5 Zuf
|
| rs RER,
* N eben derf. Gichrifche, hyſteriſche, enileptifche
ufalle, \ Y i s ——
Anm. Es iſt von dem folgenden zufallen, nur daß es in ſeinen
Bedeutungen mehr dem Lat. accidere, als dieſem folget.
Zufallen, verb.irreg. neutr. (©. Sallen,) welches das Hülfs⸗
wört feyn erfordert. 2. Niederfallen und verfchließen, Der de
Eel, die Rlappe it zugefalfen. 2. Durch den galleinesandern
Dinges verichloffen werden. ‚Das Loc if wieder zugefallen, '
‚von bevab gefallener Erde ausgefüllet worden, ‘Die Yugen fielen
ihm vor Schlaf zu, 3. Herbey fliegen ; bey den Zägern. Die ”
Safelhübner fallen zu, wenn fie auf die Lockſpeiſe zufliegen, A,
Durch einen Zufall, von ungefähr zu Theil werden. Es iftibm —
eine anſehnliche Erbfchaftzugefallen. 5. *Einfallen, in die Ger
danken kommen; einelängft veraltete Bedeutung. Unfallo fiel
ein anders zu, Theuerd. 6, *Beypflichten, beyfallen; im Hoch»
deutfchen gleichfalls veraltet. * vr
Zufällig, \— er, — fie, adj. et adv.vondem Subftantivo Zu⸗
‚ fall. 2. Was durch einen Zufalliffoder gefchiebet, in einem Su
falle gegründet, nicht vorbergefehen. Kine zufällige und gele⸗
gentliche / Unterredung. Zufälliger Weife, von ungefähr. Zufäl-
lige Gedanfen. 2. In der Philojopbie wird zufällig, theiledem
notbwendigen entgegen gefegt, und da ift alles zufällig, was feis
nen hinreihenden Grund nicht in fich ſelbſt, fondern außer fich bAt,
d. i. alles außer Gott ; theilsdem wefentlich, nnd da iſt zufällig,
was feinen Grund nidt in dem Wefen des Dinges hat. So if
3. B. die Schwere jedem Körper wefentlich,, aber Farbe und Ger
1747 Er
Zudungen, verb. reg.neutr. mit haben, in der Landwirchſchaft,
den nöthigen Dünger völlig auf die Felder führen.
Zueignen, verb. reg. acı, „1. Eigentlich, eigen machen, als
ein Eigenthum in Befts nehmen, oder geben, doch häufiger von
dem nehmen, als geben. Sich ekwas zueignen. Gefallt ihm
nicht Sie Gettinn der Schönheit und Liebe, wenn fir von allen
Bäumen die kleine Myrthe fich Zueignet > für ihr Eigenthum
erfläret, Jacobi. 2. Widmen ‚dediciren, von Schriften. Ei:
nem einBuch zueignen, zufchreiben, Dader die Zueignung, die
Dedication, und die Zueignungsſchrift, die Schrift, worin fol»
ches gefhiebet. 3. Als ein Prädicat beylegen, etwas van jemaß⸗
den prädiciren ; wofllr doch beylegen und zufchreiben ‚üblicher
find, Einem ein Buch zueignen, behaupten, daß er es gefehries
ben habe, beſſer beylegen. 4. Auf etwas antwehden, in der
» Kedekunft ;in weicher Bedeutung doch nur. noch das Subſt anti⸗
dum, die Zueignung üblich iſt, denjenigen Theil einer Rede zu ber
zeichnen, in welchem der vorhergehende Vortrag auf den Zuſtaud
der Zuhörer angewendet wird.
Zueilen, verb. reg. neutr,mitfeyn, zu einer Perſon oder Sa
che eilen. Der geld verlaßt den Baum, undeile dem Sreunde
zu, Haged.
Zuentbietben, verb. irreg. act. (S. Biechen,) zu Wiffen
tbun, entbietden ; nurnochinden Kanzelleven, Einem feinen
Gruß äuentbierben.
Zuerkönnen, verb. irreg, act. (S. Rennen.) 1. Durd ein
Urtbeilfür jemandes Eigenthum erflären, Einem den Preis zu⸗ 4 —F Tem
für) p ſtalt find oft nur zufällig. 3. Zufällige. Lichter, in der Mahler
erkennen. 2. Durch ein Urtbeil auflegen, Einem 50 Thaler |
Strafe, die Besablung der Roften, zuerfennen. vey, welche durch Mebenöffnungen einfallen ; zum Unterfehiede
x e von dem Hauptlichte, s %
Zuerft,adv.derSeit und der Didnung. 1. Bor allen andern. Ziterft ; ER: REN a ———
kommen. Dies muß zuerſt geſchehen. Am gemeinen Leben Die Zufalligkeit plur, car. die Eigen ſchaft da ein Ding zufällig
— iſt, in allen vorigen Bedeutungen. Die Zufälligkeit der Welt.
iſt dafür erſt und erſtlich üblich, =. Das erſte Mahl, Als i PER - ö Sie e
Basta ch s ich Zufertigen, verbereg. act. zuſchicken, beſonders in den Kanzele
— — leyen. Sinem etwas zufertigen.
Anm. Ben dem Ottfried zi heroſt, im Iſidor azs erift, im \
Kero azerilt, in Tatian zi eriſten. Da die Bedentung biefes Sufleshten, verb.itreg, acı. (. $ledpten,) durch Flechten, bi
ge —* durch ein Flechtwerk, verſchlleßen. RR
Mortes fehr elliptiſch if, fo wird es billig zufammen gezogen; DE g ; 5 =
folglich he ern ech. ven gez Zuflicken, verb. reg. act. durch Flicken verſchließen. Lin Loch
in einem Kleidungsſtücke zufliden, i %
Zufabren, verb.irreg.neutr. (S. Sabren,) mit dem Hülfsworte Zufiiogen, verb. irreg. neute. (©, Sliegen,) mit dem sus >
ſeyn. 1. Anfangen, zu fahren, nurim Jmperative und Jite worte feyn, berbey fliegen, : Ar
finitive. Kutſcher, fahre zu! 2. Hurtig fahren. 3. Auf etz
4 « Auf etz Zufliefen, verb, irreg. neutr. (©, Sliegen,) mit feyn. 1 i
waszufabren, fich demfelben im Fahren näsern. Figürlich ift Sich fließend nähern, Ri Bach fließt auf — Pa bäu- -
4, auf etwas zufabren, fich demfelben mit Ungeſtüm nähern, ‘
it Ungeſtüm darnach greifen. In noch weiterer Figur, eine figer. 2. Figüelich, fih auf eine bäufige und dabep fünfte Art
mit Ungeflüm darnach greifen. Inn eite igur, nähern, von Dingen, deren Bewegung mit ei fi J
Handlung mit Heftigkeit oder Ungeſtüm anfangen. Gleich zus —
ung a J chen werden kann. Was fur ein ſanftes Entzudenfließeaus 4
fahren. Blind zufabren, ohne Prüfung undliberlegung handeln, dir mirzu, herbfiliche Gegend, Geßn. Die Worte fließen ihm ee
So auch das Zufahren. : ewo
haufig zu. In noch weiterer Bedeutung fagt man, einem eiz
Der Zufall, Ses—es, plur. die —fälle. 1. Derjenige Suftand, ne Wobithat zufließen laffen, fie ipm aufeine unvermerfte Are
da etwas unvermuthet und aus unbefaunten Urfachen gejchtehet ; 5 -
in Theil werden laſſen. **
ohne Plural. Er iſt durch einen Zufall hierher gekommen. Zuflößen, verb. reg, act. flößend nähern, Sinem Solz zuflo:
Da es denn, ſo wie Ungefähr und Schickſal, oft von demjeni⸗ Ben. Daher der Zuflößer, bey den Holzflößen, Arbeiter, wel
gen Weſen gebraucht wird, welhes nach der Philofophis des gro⸗ Ge das Flößhoiz in das Waſſer bringen und es den Auswäfcherr- -
Ben Haufens, ale unvermurhete Begebenheiten, deren Urfachen
zuflößen. i
ihm unbefannt find, vegieret, Sich dem Zufalle überlaffen. Die Zufiuche, plur. car. ı. Die Flucht um Hülfe zu jemand,
Flur der iſt unglüdlich, der ih unter den Streichen des Zur
z%
h
oder an einen Drt, und in weiterer Bedeutung, die@rwarkung
falles beuger. 2. Eine jede unerwartete Begebenheit oder Vers der Hülfe, oder des, Schußes von einer Perſon oder Sache, Sei⸗—
ne Zuflucht zu jemanden, zu etwas nehmen. Zuflucht zu jeman⸗
den haben, von ihm Hülfe oder Schuß erwarten fönnen. 2. Die
Derfor vder Sache, von welcher man Schug oder Hülfe erwartet.
Gott iſt meine Zuflucht, Pſ. Das ift meine legte Zuflucht,
mein legteg Hülfsmittel, i i
änderung, deren Urfachen ung unbefannt find, mit dem Plural,
Siemüffen wiffen, daß das ein bloßer Zufall if. Widrige Zu-
fälle mit Standbaftigkeit ertragen... Sich in alleZufalle zu
ſchicken wiffen. Kinungefabrer, ein blinder Zufall. 3. Ju
engerer Bedeutung, eine unerwartete merkliche Veränderung der
Gefundheit, welche man nit näher bezeichnen will, oder kann.
Sie bekommt einen Zufall über. den andern, Gel, IE ihr Zu: ’
Anm. Bep dem Notker zuofluht, ingleihen nur fluht, &
44 «
ift von flichen, Slucht. i ,
J .
\ *
ee
— Der Zuflug, des ⸗es plur. car. das Herbepfliegen. Der Zu⸗
Hug der Vogel. Von zufliegen,
Der Zuflüfß, des—es, plur. die —flüſſe, von zufließen. x Das
Herbenfließen eines Rüffigen Körpers z ohne Plural. Den Zuflug
des Waſſers hindern. Meine Thrünen ergosfen ſich mit ſol⸗
chem Zufure, daß u... f. 2. Häufige Annäherung ſolcher Din⸗
ge, welche mit einem Fluſſe verglichen werden können; auch obue
Plural, Ein Ort, wo ein großer Zufuß von Menſchen und
Waaren iſt. Der Zufng an Mitteln, an Gedanken, an Wor—
"gen. 3. Solche ſich nähernde Dinge ſelbſt; mit dem Plural. Ei—
nem alle Zuft uſſe abſchneiden, die Erlaugung aler ihm zufließen⸗
der Hülfsmittel heuumen, <
Zufolge, ©. in 3. Solge.
Zufordern, verb. reg. act. nur im Bergbaue, aus der Tiefe an
den Fülloer bringen. ©
: Zuförderft, ©. Zuvorderſt.
Zufragen, verb. reg. neütr. mit haben, um etwas anfragen; _
im gemeinen Leben. Bey einem nach etwas zufragen. Frage
morgen wieder 3u.
Zufrieden, —er, —ſte, adj. et adv. welches inverfchiedenen
Bedeutuirgen, bald als ein Adverbium allein, bald als ein Adver:
bium und Adjeckiv zugleich , gebraucht wird.
1. Aisein Adverbium allein , und ohne Comparatio. (1)
In Rude von augen, unbeunruhigt; im gemeinen Leben, Laß
mich zufrieden, beunruhige mich nicht. (2) In Anfeyung feiner
Anfprüche oder Beſchwerden defriedigt ; nur mit dem Verbo ſtel⸗
len. Jemanden zufrieden ſtellen, ihu klaglos ftellen, befriedi⸗
gen. (3) Gemüthsruhe na h vorher gegangeuer Unruhe empfin⸗
dend, von einer vorher gegangenen Leidenſchaft befreyet, dem Ge—
müthe nach beruhigt. Einen Zornigen zufrieden ſprechen, ibn
mit Worten zu befänftigen ſuchen. Seltener mit dem Verbo ſtel⸗
> Jen: einen zufrieden fiellen. Sich zufrieden geben. Dis Bes
genftand befomme über. Gib dich nur über deinen Jertpum
» zufrieden. aa
"2, Als ein Adjectiv und Adverbium, da denn zufrieden fo
viel, als fein Mifvergnügen empfindend, Feine Wunſche habend,
bedeutet, und ber Mittelſtand zwiſchen mißvergnüge und ver—
gnügt iſt. Ein zufriedenes Gemutb, welches weder durch Wün—
ſche noch Mifveranügen beunruhiget wırd. Sebr zufrieden les
ben, mıt einem leichteu Nebenbegriffe des Wohlgefallens, welcher
doch mehr von dem Adverbio ſehr, als von zufrieden, herr abret.
übel zufrieden ſeyn, mißvergnügt ſeyn. Der Gegenſtand bekommt
hier mit. Mit etwas zufrieden ſeyn. Mit ſeinem Bedienten,
mit feinem Stande, mit feinem Schickſale zufrieden ſeyn.
Sie war mitibrer Wahl äußert zufrieden, Gell. Das 4%
verbium wird in der vertraulichen Sprechart,, anftaıt des Vor⸗
iwortes mit, auch häufig mit dem bloßen Accufative verbunden,
Ich bin ed zufrieden, bin damit zufrieden, laſſe es mir gefallen.
Ich bin alles zufrieden. Er wird es ganz wohl zufriesen
feyn.
lic, Zufriedenheit gewährend ; doch. zur felten, weil die Figur
einwenig hart ift. Mit dein Subftantivo Ehe wird es in diefer
Figur häufig gebraucht; gedenken ſte eine zufriedene Ehe mit
ihr zuführen? Aber nicht leicht mit andern Subſtantiven, das
ber eine zufriedene Armuth zu hart iſt.
Anm. Es it aus zu und Sriede zufammen gefest. Da die Bes
deutung ſehr elliptiſch iſt, ſo ziehet mar es billig als ein Wort zu⸗
faınmen, i ; —
Die Zufetedenbeit, plur. car. von dem vorigen, doch nur in
der ioßien Bedeutung, denjenigen Gemüthezu dand zu bezeichnen,
welcher aus der Abweſenbeit des Dirfyeranüigens ſo wohl, als der
Wuͤnſche eutſtehet, und der Mittelſtand zwiſchen Vergnügen und
EIN EN N “
Ich Fann alles zufrieden feyn, Gel. Ingleichen fisürs
ra Bir.
Zug ei 1750
- Mißvergnügen iſt. Die Zufriedenheit des Gemürbes ift mehr
wersb als ſchimmerndes Glüd.
fur mich, daß u. f.f. 5 R
Sufrieren, verb. irreg. neutr. (©. $rieren,) mit dem Hülfs,
werte feyn, ducch den Froſt v.rfchloffen werden. Der Sluß, der
Teich in ganz zugefroren. "Die Gffnung in dem Eife Frierer
wicder zu. n s
Zufugen, verb. reg. act, etwas Unangenehmes widerfahren
‚lajjen; am bäufigften mir den Subflantivis Schaden, Nachtheil,
verdruß. Einen vielen Schaden, allen Verdruß zufügen,
In andern Fallen find verurſachen, thun, u, ſaf. üblicher.
Zufühlen, ve: b. reg. neutr. mit haben, anfangen, zu fühlen,
an eiwas fühlen; nur im gemeinen Leden,
Die Zufuhre, plur. inul. die Herbevfhafung gewiſſer Bedürfe
niſſe vermittelſt des Fuhrwerles und der Schiffe. ESiner Armee
die Sufuhre abſchneiden, die Herdeyſchaffung der Lebensmittel.
‚ Die Stade har viele Zufuhre an Gerveide aus den umliegenden
" Gegenden,
Zuführen, verb.reg.act. 1. Auf Wagen oder Schiffen nä⸗
bern. Einer Armee Ledensmittel zuführen. : Steine, Holz,
zumBauezuführen. 2. Zu etwas leiten oderführen, min dem
Dativ der Sache. Ich will deinem Willen folgen, vielleicht
führt su mich $dern Gegenden zu, Geßn. 3; Im Dergbaue
it zuführen, einen Der erweitern. '
Zufüllen, verb. reg. act. 2. Hinzu füllen, einen flüffigen Kör-
per binzu gießen, Wein zufulten. 2. Dur Ausfüllen derſchlie⸗
fen, Einen Graben, eınen Teich zufüllen. 3. Dach Aus
füllung ebenen. Ein Thal, eine Vertiefung zufullen.
Der Zug, des — es, plur. die Zuge, das Abſtractum des Ver⸗
di zieben. 1. Diw Handlung des Zieyens, und zwar (a) diefe
Handlung, als ein wahres Abftractum, folglich one Plural, für
dae Ziehen ; in vielen B.deutungendes Verbi. Den Zug der
Luft, des Warfers befordern. Die Truppen wurden in ih⸗
rem Zuge gehindert. Der Zug der Prozeſſion dauerte lange.
Der Zug der gegenſeitigen Liebe. Der Zug des Vaters, in der
Theolog e, nach Joh. 6, 44, die Veranſtaltung der entfernten
Borbervitung zur Bekehrung. Mein Gerz war ſchon einmahl
im Zuge, ſtch zu ängſtigen, die Angſt hatte ſich desſelden bereits
bemãchtiget. Bey den Markſcheidern iſt der Zug, das Abzie⸗
hen, d. i. Abnieſſen, der Grubengedäude unter der Eede. In den
Rechten wird die eigentliche Folter in vielen Gegenden der Zug
genannt, weilder Verbrecher dabey auf der Folterbanf, der Keı=
ter, Oder des Siuhle ausgedebner wird, (b) Diefe Handlung
als ein Coneretun, d. j. don einzelnen Handlungen diefer Art,
folgtich mir dem Plural, Zin Zug im Trinken, da: Trinken in
—* Athem. Etwas Auf einen Zug, auf zwey Züge aus:
trinken. Einen guten Zug thin, mit dem Netze, ingleichen
im Spirlen, Zug für Zug handeln, fo daß fo Hleih Geld für
Waare, oder aud) Waare fur Waare gegeben werden. In den
legten Zügen liegen, in den legten Atheinzugen, d. i, mit dem
Tode ringen, wofür man im Nir derdeutſchen das Verbum feel-
sagen hat. 2
2, Diejenige Sache, welche sicher ; in manchen einzelnen Fäls
len, jo wohl von dem Neutro als Activo ziehen. So iff der Zug
einer Prozefion, die in Progeffion ziebende Menge Menſchen.
Wenn Truppen, welche in Reihen ſtehen, dieſe Reihen brechen,
und hinter einander marſchiren, fo beißt ſolches ſich in Zuge fet-
zen, Fr. deliler) ‚und eine beſtimmte Anzahl hinter einander
marſchirender Soldaten, ein Zug. Auch die an einem Orte durch⸗
ziehende, oder durchſtreichende Luft, wird der Zug, volftändiger,
©3385 2 TORE die
Welche Zufriedenheit iſt es,
1751 Zug
die Zugluft, der Zugwind genannt, Im Zuge figen, inder
Zugluft. An den Handwerkern und Künften kommt es irdiefer
Bedeutung mehrmahls vor. So iftin den Pumpen, Feuerfprigen
u.f.f. der Zug, der an der Zieh: oder Zugiiange befeftigte Pfropf,
welcher das Waffer durch das Ventil in die Röhre ziehet. Auch
die Rolle mit ihrem Seile, vermittelft deren man ſchwere Sachen
in die Höhe ziehe, heißt oft der Zug.
3. Dasjenige, was. gezogen wird ; gleichfelsin vielen einzel ·
nen Fällen. Ein Zug mit der Seder, ser mit der Schreibfeder ge⸗
zogen wird ; befonders eine zierlich derſchlungene Liuie. Auch
der Umriß einer Figur und ihrer Theile wird.in der Zeichnung :
ein Zuggenannt. Die erſten Züge einer $igur entwerfen. Das
ber figürlich, mablerifche Züge in einem Gedichte. Die Züge
des Gefichts, die Gejihresuge, die Lineamenten. Ein Zug von
Wirde zwifchen den Yugen. Daber figürlich, ein Zug des
Charakters, der Denfungsart, eineigenthümlicher Theil. Ich
babe ibn genatı erforfcht, mir ih Pein Zug von feiner Den⸗
kungsart entwifcht. Inden Schmelzöfen, Drgelnu.f.f. find die
Zuge gewiſſe Teile, welche geöffnet oder gezogen werden, Ju
einem gezogenen Flintenlaufe heißt die Vertiefung ver Zug. bey
„einigen auch der Drall. Und fo in andern Fällen mehr.
4, MebhrereDingeEin-e Art, welche mit einander ziedben,oder zus
+ gleich gezogen werden. Einzug Pferde oder Ochſen, ein Geſpaun.
Der nach der Alten Brauch mir feinen eignen Zugen
Das vüterliche Seld bemüht if, zu bepflügen, Car.
Lin Zug Drabtfaiten, zwölf Rollen von verjchiedener Stärke,
Im Bergbaue werden die auf einem Gange liegenden Örubenges
bäude ein Zug genannt.
Anm. "Schon bey den älteften Oberdentſchen Schrififtellern
Zug; Zuog, im Niederſ. Tog, im Engl.Tug. S. Ziehen.
Die Zugabe, plur. die —n, was bey einer verkauften oder ver⸗
ſchenkten zugegeben wird. Etwas als eine Zugabe be:
kommen. Zuweilen wird auch ein Zuſatz, oder was nicht, Geile at⸗
lich zur Hauptfäche gehöret, eine Zugabe genannt,
Der Zugang, des —es, plur. die —gänge, vonder R. A. Bin
geben. 1. Die Handlung des Hinzugebens oder der Annäherung;
ohne Plural. Jemanden den Zugang zu einem Orte erlauben,
verhindern! Der Luft den Zugang verſtatten. Sie dürfen
nur Dem Grame den Zugang zu ihrem gerzen vr rſchließen.
zreyen Zugang zu jemanden haben. (S. auch Zutritt,) 2. Der
Ort, durch welchen man hinzu gehet, ſich einem Dinge nähert;
mit dem Plural. Alle Zugänge verſtopfen, verſperren. 3. Was
ſich nähert; in welcher Bedeutung man es doch uur zuwrilen im
figürlichen Verflande, für Hülfe, Unterſtützung, gebraucht. Dies
len Zugang, viele Zugänge von jemanden baben, viren Zus
fluß, von ihm reichlich unserflüget werden ; in weicher Bedeu⸗
sung es doch anfängt, ungewöhnlich zu werden.
Schon bey dein Kero Zuokanc,
Die Zugangel, plur. die —n, von Zug und Angel, in ‚der Fifches
vop, mehrere an einem Seile befindliche Angela, welche quer über
einen Fluß gezogen werden.
Zugänglid, adj. et adv.wozu man. geben, wozu man mit leichter
Hrübe kommen fann ; im Gegenfage des unzuganglich. Ein zu:
gängliger Ort. Ein zugänglicher Mann, der einemjeden den
frenen Zutritt verſtattet. So aud die Zugänglicfeit.
Der Zuganfer, des— s, plur. ut nom, ling. im Yanıwefen, ein
Anker, oder Stück Eifen, eine Mauer fenfrecht zu erhalten, weis
cher durch ein Loch des horizontal eingemauerten Zugbandes ge-
ſtecket wird,
Die Zugarbeit, plur. die —en, bey den Webern, diejenige Weber
vey, da allerley Figuren vermittelſt ef gezogenen — in
den Zeug gewebet werden.
| Zug arse
Das Zugband, de 5, plur. die —bänser, im Baninefen el,
borizontales eingemanertes Eifen mit einem Loche am Ende, durch
welches dee Anker geſteckt wird, eine Mauer ſentrecht zu erhal⸗
ten. S. Anker.
Der Zugbaum, des —es, plur. die TER an den Zugbrüs
den, die umeinen Zapfen beweglichen Bäume, vernittelft wels
er die Brücke aufgezogen und niedergslafjen wird.
Der Zugbobrer, des—s, plur.utnom.ling. ben den Bött⸗
chern, ein Werkzeug in Geſtalt eines Bohrers, den Boden eine
Faffes bey dem Einfegen damit zu handhaben,
Die Zugdrüde, plur. die —n, sine Brücke, welche nach Belieben
aufgezogen und nicdergeloffen werden kann.
Die Züge, plur. die —n, der Überzug eines Bettes oder Süffens;
die Bettzuge, Rüffenzuge; im Niederf,Büre, Es ift gleichfalls
vondem Berbo ziehen, aber wegen feiner irregulären Form ſtatt
des anftändigern Überzug nur in den gemeinen Sprecharten
gangbar.
Zugeben, verb.irreg. act, (&: Geben.) 1. Bey dem Verkaufe
einer Sache noch etwas freymwillig mit geben. Auſf zwanzig
Apfel einen zugeben. (S. Zugabe.) 2. Im Kartenfpiele iſt zu:
geben,cuf eine ausgefpielteKarte eine andere von geringerm Wer»
the geben, weiches aud) bedienen genannt wird. . 3. Die Wahr⸗
beit einer Sache einräumen, eingeſtehen. Ich gebeeszu, daß
der Mond ein dunkler Körper if. Einem alles zugeben. 4Ei⸗
ne Handlung verfiaiten, feinen Willen dazu geben. Er wollte
die ſeirath feines Sohnes nicht zugeben, oder, er wollte nicht
zugeben, daß ſein Sohn heirathen durfte, '
Zugedacht / ©. Zudenken.
Zugegen, adv.gegemwäctig, anweſend; doch nur mit dem Verbo
ſeyn. Wenn er nur hier noch zugegen iſt. Bey einer Sandlung
zugegen feyn, Geltener mit der dritten Endung als eine Präpos
fitien, Gott iftallen Dingen zugegen, beffer, gegenwärtig. Im
Schwadenſpiegel Zegagen. Im Oberdeutſchen wirdes auh - \
für entgegen gebraucht, Da du ihr zugegen kameſt, heipt es
55% in einigen alten Deutſchen Bibeln, Ef, 14,9. Es iſt von
mir gethan, was dir zugegen läuft, Opitz; entgegen, zuwider.
in, Melche Bedeutung im Hochdeutichen veraltet iſt.
Zugeben, verb.irreg.neutr. (6. Geben;) mit dem Hürfsworte
fepn. 2. Im Gehen eilen; im gemeinen Leben, Gebezu! gehe
burtis, 2, Sic verschließen, zumachen laffen. Die Thür, das
Schloß will nickt zugehen. 3. Gefhehen, erfolgen, doch nur in
Nüchſicht der Art und Weiſe, und am bäufigſten unperſönlich. Es
ging ſehr higig zu, die Sache geſchahe mit vieler Hige. Nirgends
4
&
gehet es ehrlicher zu, algin der Welt, Naben, Esgeberindie :
ſems auſe ſehr ordentlich zu. Die Sache, welche auf diefe oder
jeneXrt geſchiehet, bekommi das Vorwort mir. Iſt es mit ſeinem
geſchwinden Tode natürlich zugegangen ? Zuweilen auch bey.
Es. ging bey feinem Tode nicht natürlich zu. Die Art und Weir
ſe, oder das Hülfswort befommt, wenn es ein Subftantio iſt, gleiche
falls mit, Es ging mit feinem Tode mit Bräutern zu, ſein Tod
ift auf eine unerlaubte, unnatürliche Art befördert worden. Das
gehet nicht mit (nicht von) rechten Dingen zu, nicht auf einenar
türliche, leicht begreifiiche Art. Es müßte mit dem Teufel zu⸗
geben, wenn er kãme; in der niedrigen Sprechart.
Das Zugehör, des —es, plur.inuf. war zu einem Dinge gehös
vet, ein Theil desſelben alseines Ganzen iſt; alsein Eollectivum,
Ein Gut mitallem Zugehör. Die Brauerey mit allem Zuges
hör, dazu gehörigen Geräthſchaften. Am Oberdeutſchen und an⸗
deen Mundarten lanrer diefes Wort oft Zubehör, Zubehörde,
Zugehorde, Zugebörung, Zubeherung worunter doch Zugehör
der Hochdeutſchen Mundart am angemeſſenſten iſt. Im einigen
Gegenden ift es weiblichen Geſchlechtes, die Zugehör. z
s uge=
an 1 ee
Zugehoren ‚verb, reg. neutr:; mit- ve Hütfemorte haben.
1. Durch das Recht des Eigenthums oder Genuſſes mit jemanden
verbunden ſeyn; da denn zugehören beftiimter und nachdrückli⸗
cher, als gehe sven, und der Bedeutung nah enger iſt, als gehören,
mit zu. Es wird mit der dritten Endung der Perſon verbunden,
Das gehoͤret mir zu iſt mein Eigentbun. Der Menſch gehöret
mir zu, iſt in meinem Dienſte; aber er gehöret zu mir, er iſt von
meiner Geſellſchaft, aus meinem Gefolge. Die Rache gehöret
Gott zu, iſt ein Eigenihum Gottes. 2. Gebühren, jemandes
Dflihe ſeyn; eine im Hochdentſchen veraltete Bedeutung.
ZFurchte Gott und halte ſeine Gebothe, denn das gehöret allen
Menſchen zu, Pred. 12, 13.
Zugehorig, adj.et adv. einem zugehörend, in deffen. Dienft und
Eigenthum ſtehend; da es denn. in engerer Bedentung gebraucht
wird, als gehörig und angebörig. Gleichfalls mit der dritten
Endung. Der mirzugebörige Garten. Dasgausif ihm zu:
gehorig, geböret ihm zu.
Das Zugeifen, don —s, plur, ut nom, fing. ein eifernes Werk⸗
zeug, womit etwas gezogen wird, bey verfihiedenen Handwerkern.
Bey den Böttchern ift es ein krummes Eifen, den ducchlöcherten
Boden eines Bottiches damit heraus zu sieben. Bey den Drechs⸗
lern eine ducchlöcherte Platte, die blechernen Röhren zu den
Mundſtücken der Pfeifenröhredadurch zugichen, u.t.f.
Der Zügel, des—s, plur, ut nom. ling. ein Werfzeug zum
Sieben, doch nur noch in engerer Bedeutung, derjenige Theil ein
nes Pferdezaumes, vermirtelft deffen der Kopf des Pferdes gelens
ket wird. Lin Pferd Furz im Zügel balten,ibm den Zügel fchie-
Ben laffen. Mit verbängtem Zügelreiten, im Öalopp. Dem
‚Dferde in den Zugel fallen, es vonaußen bey den: Zügel auf-
halten, Seinen Leidenfihaften den Zügel fhiegen laffen,
ihnen die Herrſchaft laſſen. Femanden im Züael (im Zaume)
alten, ihn einfchränfen. Figürlich ift dec Zügel auch das, was
einichränft. Die Begierden haben des Zügels der Vernunft
vonnsıhen. !
Die richtende Natur legt durch gemäße Qualen
Dem Willen Zugeban, und bändigt Cannibalen, Duſch.
Anm. Im Niederf. Tögel, .
Werkzeug, Ding; die Wurzelfylbe Zug aber ift von Zug, ziehen,
ein Ding, womit man ziebet, zu begeichnen,
Die Zügelband, plur. car. auf der Reitbahn, die linke Hand, in
welche der Keiter den Bügel faffet,
Zügellos, ir, —tite,adj.etadv.des Zügels beraukt Er ritt
zůgellos fort. Figürlich, der nothwendigen Einfhränfung des
raubt, und darin gegründet. Sie konnen ſich kaum einbilden,
wie zugellos 08 da zuging. Eine zügelloſe Shwarmerey.
Die ZügellofigFeit, plur:die —en, inder figürlichen Bedeu⸗
tung desvorigen. 2. Die Eigenfchaft, da etwas zügellos, der nös
thigen Einichränfung beraubt iſt; ohne Mural. Die Zügello:
= figfeie der Sitten. 2. Eine zügellofe Handlung; ; tie dem Plu⸗
ale, Sich alle Zügelloſtgkeit erlauben.
Das Zugemüfe, des —s, plur, utnom, fing, eine Speife aus
dem Pflauzenreiche ‚ welche zudem Fleiſche, oder nach dem Flei⸗
ſche gegeſſen wird, z. B. Kohl, Rüben, Erbſen, Linſen, Grüge
u.f.f. Eine Suppe und zwey Gemife. (©. * Gemüſe.) Im
Niederf. Zukoſt, Zufpeife:
Zugenabmt, adv. welches nur im gemeinen geben üblich ff, mit
einen gemwiffen Zunahmen verfeben. Alexander zugenahmt drr
. Große, befjer, mit dem Zunahmen dev Gvoße, —* Alexander
der Große.
Die Endſolbe el bedeutet ein
" Zugefellen, verb. reg. act. zur Geſellſchaft, zum Umgange vers
einigen, mit der dritten Endung der Perſon.
Sich einem zuge:
ſellen. Figürlich, verbinden, vereinigen,
®
a J 3 n 8 * TEEN
—
Zug
Darum hätt' ich dieſen Klagen
Bald mein Jawort zugeſellt, Can.
Zugeſtehen, verb.reg. act. (S. Stehen.) 1. Die Wahrheit
einer Sache einräumen, wie zugeben. Ich geſtehe ihm aller:
dings Vorzüge zu, gebe es zu, daß er fie befiget. 2. Vewilligerr,
erlauben; nurfelten, und faft wiezugeben. Er wollte feinem
Sohn die Heirath nicht sugefieben.
Zugetben, ©. in Zuthun.
Der Zugfifch, des —es, plur. bie —e, Fifche, welche zu getwiffen
» Seiten des Jahres fommen und wieder wegziehen/ z. B. die Häringe.
Das Zuggarn, des—es, plur. die —e, in der Fifcherep, ein las
ges Nes ohne Spiegel, mit einem Sade in der Mitte, worein ſich
2 die Fifhe ſammeln, worauf beyde Enden mit den Fifchen an das
Land gezogen werden ; dag Zugneg , Streichgarn, Schlepp= -
garn, die Wathe, —S im Oſterreichiſchen der Segen.
Der Zuggraben, des —g, plur.die —gräben, ein Graben, dent
Waffer einan Abzug zu verfchaffen, das Waffer.abzuleiten. }
Zugießen, verb, irreg, (S. Gießen.) Es ift: 2. Neutrum,
—* wacker zu gießen. Gieß zu! 2. Activum. (1) Hinzu
gießen, dazu gießen. Waſſer zugießen zu dem Biere. (2) Durch
Gießen eines gefhmolzenen Körpers verſchließen. Kin Loch mit
Bley zugießen.
* Die Zugift, plur. die—en, ein im Hochdeutſchen veraltetes
‚Wort, für Zugabe. Ehedem bedeutete es auch die Mitgabe einer
Braut, Dos,
Zuglauben, verb,reg. act, Glauben beymeſſen. Sinem etwas
zuglauben, es ihm glauben,
Zugleich, adv.temp. 1. Mit einem ändern Dinge zueiner und
eben derfelbeu Zeit. Er Fam zugleich mit mir. Wir ſind beyde
zugleich abgereifet. 2. Figürlich deutet es an, daß ſich ein Be»
griff auf eine und eben dieſelbe Art aufmehrere genannte Begriffe
erficedet. Die erſten Eindrücke der Natur muffen zugleich
Eindrücke der Religion und des Vergnügens feyn, Gel. Wie
teigend wird nicht die Sreundfchaft, wenn fie fi zugleich auf
Natur und auf Tugend gründer! eben derf.
Anm, Bey den Ditfried nur gilicho. Es iſt ein ellipti⸗
ſcher Yusdrud für zu gleicher Zeit. _
Zugleichen, verb, irreg. act, gleich, d.i. eben machen; befün-
ders in den Münzen, wo ver Hand, nachdem mitder Benehmfchere
etwagabgchommen worden, wieder angeglichen wird. E
Die Zugleine,plur. die —n, eine Leine, oder ſchwaches Seit, et⸗
mas damit zu zieben.
Das Zunlöch, des —es, plur. die—lächer, ein Loch, den Zug :
der Luft zu befördern, dergleichen 5.8. in verfiedenen Arsen
von Öfen find,
Die Zugluft,plur inußeine auf eine merfliche Art ziebende, durch
eine fohmale Dffnung fi forsbewegende Luftz oft auch nur
ſchlechthin der zug. Iſt die Zugluft ſtark, fo brißt fie einzugwind,
Die Zugmaus, plur. die —mäuſe, eine Art Feldmäuſe, welche
zu gewiſſen Zeiten in großen Haufen fortziehen; dergleichen es
3. 3. in den nördlichen Gegenden gibt.
Das Zugmeſſer, des —s, plot.ut nom. fing. bey verfohiedenen
Holzarbeitern, ein Meſſer mit zwey nach einem rechten Winkel
gebogenen Handhaben, im Ziehen damit zu ſchneiden.
Das Zugneg, des —es, plur. die —e, ©. Zuggarn.
Der Zugochs des —en, plur. die —en, Ochſen welche zum Zie⸗
ben gebraubt werden, zum Unterfchiede von den Schlacht: oder
Maſtochſen und Zuchtochſen.
Das Zugpflaſter, des —s, plur. utnom. fing. ein Pflaſter fehs
lerhafte Säfte an einem Theile des Körpers zufammen zu zieben.
Die Zugramme, plur. die —n, eine große Kamme, welche mit
Srilen gezogen wird, zum Unter chiede von ener Sandramme.
6833383 Das
1 a A SUN EL a cd Hs Ka a na a a a N ee aa Er a
ee ee
Das Zugrẽecht/ des—es, plur, inuf, ein nur in den Rechten
einiger ‚ befonders Dberdeutfchen Gegenden übliches Wort. 1.
Das Recht, Abzug oder Abſchoß zu fordern, das Adzugsrecht,(®.
diefrs.) 2, Das Liniandsrecht, oder Naherrecht, (S. diefe
Wörter.) 3. Das Recht, Appellationes von niedern Berichten ans
zunehmen, von Zug, Bezug, welches im Oberdenſchen ehedem
für Aopellation üblich war. Das ‚Sugrecpt haben.
Zugreifen, verb. irreg, neutr, (8. Greifen,) mit baden, nad
etwas greifen, anfängen, daruach zu areifen. Er griff mit beys
den Handenzu. Seine Singer heißen greif zu, er ſtiehlt gern;
im geraeinen Leben.
Der Zugting, des —es, plur: die — e, ein Ring, welcher um
einen Körper gelegt wird, denjelben zuſammen zu ziehen, oder zu»
fanımen zu halten.
Die Zugfigraube, plur. die—n, eine Schraube, etwas damit
zuſammen zu zieben.
Das Zugſeil, des — es, Pia Mesa; ein Seil, etwas das
mit zu ziehen,
Die Zugitange, plur. die—n, eine Stange zum Sieben, oder
welche etwas ziedet, z.B. inden Wafferfünften und Pumpen, die
Stange, wodurch der Koldenin der Koibenröpreauf und nieder
gezogen wird,
Der Zugſtiefel, des — s, plur.utnom. fing. die—n, Stie⸗
feln, deren Schäfte bie an die Wade gewalft —F welche fi folgs
lich nach dem Fuße ziehen laſſen.
Der Zugftubl, ves—es, plur. die—ftüble, ein Weberſtuhl, auf
demſelben alleriey Figuren vermittelft der gezogenen Kegel in die
Zeuge zu wirken; der Bugelfiupl, Zampelſtuhl.
Das Zugtau, des— es, plur, die—e, ein Tau, daran zu
zieben, etwas damit zu ziehen.
Das Zugehor, des—rs, plur, die— e, derjenige Theil einer
Zugbrüde, welcher dag Thor verfchließt,
Zugürten, verb. reg. act. vermittelft eines Gurtes verfchließen,
Das Zugvieh,des — es, plur. car. ein Collectivum, Vieh zu
begeichnen, welches zum Siehen gebtaucht wird, dergleichen Och⸗
fen und Pferde find.
Z er Zugvogel, des —s, plur. — Bögel, welche im
Herbfte in wärmere Länder ziehen, un in Frühlinge wiederfom»
men; Streichvögel,
Der Zugwind, des —es, plur. — ein durch einen an zwey
Seiten eingeſchloſſenen Ott ziehender Wind, eine ſehr ſchnelle
Zugluft. i
Die Zugwinde, plur. die —n. 1, Einejede Winde , vermit-
telft welcher etivag in die Höbe gezogen wird.» 2. In einigen Ges
genden führer der Kloben den Nabmen der Zugwinde, 3. Eine
Art Winden, welche völlig den Wagenwinden gleicht, nur daß fie
Keinen hölzernen Stod ‚wohl aber einauf alen Seiten verſchloſ⸗
fenes Gebãuſe hat,
Der Zugzebent, des—en, plur. die —en, in einigen. Gegen⸗
den ein Nahme des Garben⸗ oder Mandelzehenten, zum Unters
ſchiede von dem Sad: oder Schäffelzebenten.
Zubaben, verb, irreg. act: (S. Haben.) welches nur im ges
meisıen Leben. üblich ift.
im Infinitiv. Er will erwas-zubaben, verlangt eine Zugabe,
2. Zugeſchloſſen, zugemacht haben. Sein Suus immer zu⸗
baben.
Zubäfteln, verb. reg. act, mit Häfteln verfehliegen. Ein Rleiz
dungsſtück zubäfteln.
» Zubäfeln,, verb. reg. act. mit Beinen Hafen verfchliegen ; wie
dag vorige,
Zuhaken, virb,reg. act. vermiuelſt eines oder mehrerer Haken
verſchließen, oder zumachen.
1. Als eine Zugabe bekommen; nur
= zur) "be
Subetem; verb, — ©. galten.)
e⸗
(+) Verſchließen, zumachen, von Theilen des Leibes, Die Hand,
den Mund, die Yugen zubalsen. (2) Vermittelſt der Haud
bededen, oder verfehließ:n. Einem den Mund, bie Augen ſich
die Laie, die GOhren zubalten. Ein Gefäß zubalten. Die.
Thür zubalten. (3) Be: meloffen halten, Sein’ Haus den‘ gan«
zen Tag zu halten, verichloffen haben,
2. Neutrum, mit haben. (1) Mit jemanden zubalten, ei⸗
sten vertrauten, beſouders unerlaubten Umgang mit ihm haben;
im gemeinen Leben, (2) Sein Verſprechen halten. Zın Schuld⸗
——— 5%
Be
ner hält zu, wenn er gu rechter Zeit bezahlt, eine im Hogpdeut,
fen ungewöhnliche Bedeutung, für einhalten,
Sp auch dag Zubslten. ü }
Die Zubeltüng, Plur. die—en, an den Franzöfifchen und Eng
liſchen Schlöffern, ein befondererXiegel, der, wenn der ordentliche
Kiegel die Thür verschließt, in ihn einfällt, und ihn gleihfam
zubält, fo daß er nicht zurück geſchoben werden fan,
Zubauen, verb.irreg. (©. Hauen.) i.
ben, anfangen, wader zu bauen,
Hauezu! 2. Activum, zuvecht hauen, durch Hanen zu dem
beſtimmten Gebrauche vorsereisen,
MNeutrum, mit bar
Auf jemanden zubsıen.
Baubolz zubauen, fo da
es auf der Bauſtaätte aufgerichtet werden fann. Div Kammmacher
bauen den Ramm zu, wenn fie der Horuplaue mie dent Baumefs
fer die Geftalt des — geben.
Zuheilen, verb. reg.
ſich durch —
fi mit neuem Fleiſche ausfüllet und verſchließel. 2. Activum,
zuheilen machen. So heilet der Wundarzt eine Wunde zu.
Zuborchen, verb, reg. neutr. mıt haben, auf eiwas —
leiſe, oder in geheim auf etwas höten.
Zuhören, verb. reg. neutr. mit haben, auf etwas hören, dns
Gehör auf eiwas richten. So wohl abfolute, aufmerkfam zubör
ven. Als auch mit der dritten Endung der ‚Perjon, einem mus
merkſam zuhoren.
Der Zuhörer, des—8, plur. ut nom, fing. Fämin. die Zube.
rerinn, eine Perfon, welche der andern zubörer; beſouders, mels
che dem Kehrvortrage eines andern zuhöret. Die zuhoͤrer eines
Predigers, Lehrers u. ff,
Zujauchzen,verb,reg.act.etneutr.im letzietn Falle mit —
jauchzend zurufen. Einem zujauchzen, ibm Beyfall zujauchzen.
Die Zufehr, plur.car, ein ſeltenes Wort, für Zuneigung, im
Grgenfage der Abkehr. Die Zukehr des Herzens zu Gott, die
überwiegende Neigung, — —
Zukehren, verb. reg. act. zu etwas kehren, oder wenden, mit
der dritten Endung der Perſon. Einem Jen Ruden, das Geſicht
zukehren.
Zukeilen, verb. reg. act. vermittelſt einegoder mebterer Keile
verfhliegen, verftopfen.
Zufesteln, ‚verb. reg. act. vermittelt einer kleinen get vers
fließen, Eine Thür von innen zuketteln.
* Zußlammern, verb. reg. act: mit Klammern verfehließen. 4
Zuflatfchen, verb. reg. act. et neutr, im legtern Falle mit ha⸗
ben, entgegen Flatfchen, durch Kiarfchen zu'erlennen geben, de
manden feinen Beyfall zuklatſchen.
Zu£leben, feltener Zufleiben, verb, reg. act. vermittelſt eines
Klebers verſchließen. Zin Loch zukleben,
Zufleiftefn, verb. reg. act. vermitielſt eines Kleifters vet ſchlie ·
Ben. ine Effnung, ein Loch in einem Senfter zufleikern, Seitz
dem, daß uns der Wahn die Yugen zugekleiſtert, figürlich , Ind
verſchloſſen, Caniß,
Zuflinfen, verb. reg. act. vermittelt der Alinfe verfließen,.
Die Thür zuflinien.
Zufns,
. Heutrum, mitdem Hülfsworte feyn,
Kine Wunde beiler zu, wenn fie -
*
1
-Zufnöpfen, verb. reg. act. vermittelt eines, oder mehrerer
Knöpfezumanhen. Den Rod, die Worte zufnöpfen.
Zuknüpfen, verb.reg. act. vermittelit eines genüpften Kno⸗
tens verſchließen. Ein Binsel zuknüpfen.
kommen, verb. irreg. neutr. (S. Rommen,) welches das
Hülfswort ſeyn erfordert. 1. Zu etwas kommen; in welcher Ber
dentung es doch theils veraltet, theils nur im gemeinen Leben üb»
ch ifl. Wegen eines Grabens nicht zukommen Pönnen, beffer,
nicht dazu kommen fönnen. Zufomme dein Reich, im Vater Uns
fer, beffer, zu ung Fomme, 2. Überbracht, überliefert werden.
Die Hachricht, welche mir von Wien zugekommen ift, welche
ich von Wien erbalten babe, In ciner etwas andern Bedeutung
iſt, einem etwas zukommen laſſen, es ihm ablaffen, mirtheis
“Ten, verfaufen, überlaffen. Einem Lebensmittel zufommen laſ⸗
fen, verkaufen. 3. Jemandes Pflicht und Befugniß gemäß ſeyn.
(1) Seiner Pflicht gemäß ſeyn. Es kommt den Unterthanen zu,
zu gehorchen. Er blieb liegen, wie es einem Sandreiter zu⸗
kommt (2) Seinen Befugniffen, Gerechtſamen gemäß ſeyn.
° Diefe Rleidung Fommt dir nicht zu, ift deinem Stande nicht ger
mäß, ift dir nicht erlaubt. Ich fordere nicht. mehr, als mir zu:
kommt. Es kommt einem jungen Menſchen nicht zu, in alles
zuveden. Das Fommt mir von Gote und Rechts wegen zu.
4. Im gemeinen Leben wird zukommen vondem Viehe gebraucht,
theils für ſich begatten, theils auch für empfangen, Die. Sau
ift sugefommen, hat fich begattet, hat empfangen® Den Teig
zukommen laffen, bey den Bädern, den gefüuerten Teig eine
Zeitlang Reben laſſen damit er den Sauerteig gehörig ans
nehme, ,
Die Zufoft, plur. car. im gemeinen Leben, für Gemuüfe, oder
Zugemuũſe, (S. das lestere ;)in andern Gegenden Zufpeife. Das
gegen Zubrot, zuweilen aud) Zufpeife, in manchen Gegenden dass
jenige ift, mas zu dem Brote gegeffen wird, 5. B. Butter, Käfe,
Muß, Häringn, f.f.
Die Zukunft, plur. car. ı. *Die Ankunft; eine im Hochdeut:
{hen veraltete Bedeutung, weldye nur noch im Kicchenftple üblich
ift, wo die Zufunfe Chrifti ins Sleifch, oder zum Gericht, deffen
Ankunft, Erfcheinungift. 2. Die Fünftige Zeit, oft mit dem
Nebenbegriffe derin derfelben möglichen, oder wahrſcheinlichen
Veränderungen. Sorgen für die Zufunft. Die Furcht vor
einertraurigen Zufunft. Die Hoffnung erhebet uns zur Zus
Funft, und entzieher uns das Gefühl des Gegenwärtigen. In
Zukunft, Fünftig.
Zukünftig, adj. et adv. welches ſeht häufig für das Fürzere
Fünftig gebraucht wird, ob es gleich nichts mehr fagt. Die zuk ünf⸗
tige Ernte, die künftige. Auf das Zukünftige ſehen.
Zuläcdeln, verb.reg. ı. Neutrum, mithaben. Einem su:
Lächen, aufihn lächeln. 2. Xetivum, durch Lächeln zu erfennen
geben. Jemanden Beyfallzuläceln.
Die Zulage, plur. die — n, von dem Verbo zulegen. ı. Die
Handlung des Zulegens ; ohue Plural, und nur in einigen Fällen,
Bey den Zimmerleuten iff die Zulage die Iufammenlegung und
Berzimmerung des Simmeriwerfes auf der Erde, damit es fo gleich
zufammen gelegt werden Fanıt, 2. Was zugelegt wird ; mit dem
Plural. 3. B,wasan jemandes Befoldung zugeleget wird. Zus
lage befommen ; um Zulage anhalten. Vey den Fleiſchern were
den die Stücke geringeren Fleiſches, welche fie dem beffern zulegen
und ſich gleich diefem bezahlen laffen, die Zulage genannt, in ei-
. nigen Öegenden die Beylüde. 3. Dasjenige, womit etwas zu⸗
geleget wird, 5.8. die Zulage einer Brücke, die obere Bedeckung.
—— verb.reg. ı. Veutrum, mit dem Hülfsworte ha—
ben. (1) Rach etwas langen oder greifen. Bey Tiſche zulangen,
ſich RR aus der Schüffel nehmen, (2) Lang genug ſeyn, ete
a Zul. 1758
was zu erreichen. Der Sri, die Stange Tanger nicht sw,
wenn fie nicht die erforderliche Bänge bat, Hoch häufiger figürlich,
genug zu etwas ſeyn. Seine Befoldung langet zu einem ſolchen
Aufwande nicht zu.
2. Activum. Einem etwas zulangen, es ihm mit der ausge⸗
ſtreckten Hand nähern, es ihm zureichen.
Zulänglich, adj. et adv. welches nur in der zweyten Bedeutung
des Reutrius üblich if, der Zahl und dein Grade nach vermös
gend, eine Abficht hervor ;u bringen, zureichend, hinlänglich,
Dazu iſt mein Vermögen nicht zulänglich. Zulängliche Brafte
zu etwas haben. So auch die ZulänglicpFeit.
Das Zulaf, des— es, plur. mit einem Zahlworte, ut nom.
fing. ein Weinmaß am Rheine, welches von einem Stücfaffe
noch verſchieden ift.
Zuleffen, verb. irreg. act. (S. Laffen.) ı. Verſchloſſen laſ⸗
fen. Line Büchfe zulaffen, fie nicht öffnen. 2. Sich nahen
laffen, den Zugang verftätten. Jemanden in das Schlafzim⸗
mer zulaffen. _ In der Landwirth ſchaft läßt man den Ochſen,
das Pferdu.f.f. zu, wenn man fie ſich begatten läßt, welches
auch beylaffen genannt wird. 3. Nicht hindern, was man hin.
dern fönnte. Bott läße manches Bofe in der Welt zu. Daher
der zulafiende Wille Gottes. Das läßt ihm nicht su, anetwas
anders zudenfen. So anch die Zulaffung.
Zuläffig, adj. et adv, in der legten Bedeutung des vorigen, für
big, zugelaffen, verftattet zu werden, So auch die Zuläſſigkeit.
Die Zulaft, plur, die—en, ein vornehmlich in den Rheiniſchen
Gegenden übliches Wort, ein Stückfaß zu bezeichnen. Eine Zu⸗
laſt Kheinwein, ein Stückfaß.
Der Zulauf, des— es, plur. car. die Handlung des Zulau⸗
fens und die zulaufende, fich eilfertig verfammelnde Menge Men:
ſchen. Es war bey der Leiche ein großer Zulaufvon Menfchen: -
Bin Prediger har vielen Zulauf, wenn fi viele Menfchen ver-
fanmeln, ihn zu bören.
Zulaufen, verb. irreg. (S. Laufen.) Es iſt: ı. Neutrum,
mit dem Hülfsworte feyn. (1) Anfangen, wader zu laufen.
Cauf zu! (2) Hurtig laufen, Er lief tapfer zu. (3) Einen
Gegenftand im Laufen erreichen, ihn zumSiel deskaufens machen. .
Er lief auf mich zu. Blind zulaufen. (4) Nad) einer gewiffen
Kichtung laufen. Wolauf’ ich zu, daß wir einander treffen ?
wobin laufe ich, (5) Herben laufen, fich eilfertia verfammeln,
Alles volk lief zu. Es laufen viele Menſchen zu. (S. Zulauf)‘
(6) Spigig zulaufen, fi aufeine Spige endigen,
2. Activum, in welcher Form es doch nur auf den Glashütten
üblich ift, wo ein Glas zulaufen, fo vielift, als deſſen Hals nach
‚oben zu enger machen.
Zulegen, verb, reg. weldjes in doppelter Geflalt übtich ift.
Alsein Aetivum. (1). Durch Legung eines andern Dinges Det
ſchließen. Line Grube mit Bretern zulegen. In einem etwas
andern Verſtande legt man einen Briefzu, wenn man ihn duch
Umbiegung einiger Theile verſchließt. (2) Durch Bepfügung ei⸗
nes Sheiles eben derfelben Art vermehren. Jemanden 100 Thlr.
zu feiner Befoldung zulegen.- Der Käufer leget noch 10 Thlr.
zu, wenn er zu einem vorigen Geboth noch 10 Thlr. Hinzu thut.
Durch Murren und Unmutb feinem übel felbt ein größeres
Gewicht zulegen, Gel. (3) Benfegen, zufchreiben ; dod) nur
felten. Sſch große Derdienfte zulegen; beffer, beylegen.
(4) Anfhaffen ; in der vertraulichen Sprechart. Si ein
Pferd, einen Garten, eine gran zulegen. (6) Zurecht Tegen,
‚ zufammen legen; nur in einigen Zälen. Die Zimmerleute legen
ein Gebäude zu, wenn fie das Zimmerwerf aufder Erde fo zutich⸗
ten, daß es nachmabls fogleich aufarfeger werden kann. (8. Zu:
lage.) (7) Bey den Markſcheidern ift, einen. Riß, einen Grus
benzug
Ps
759 Zul.
1
benzeug zulegen, ihn auf das Papier in einen Riß bringen, wel⸗
ches vermittelſt des Zulege⸗ Compaſſes oder Zulege⸗ Inſtrumen⸗
tes geſchiehet.
2. Als ein Neutrum, mit haben. Einem zulegen, feine Pars
tey nehmen, ihn mit Worten vertheidigen; nur im gemeinen
Leben.
- Zuleimen, verb. reg; act, vermittelt des Leimens verfchließen,
ö zumachen.
Zuletzt, ein Nebenwort fo wohl der Zeit, für zum legten Mahle.
Du fiebeft mich heute zuletzt; in welcher Geſtalt es doch nur in
der vertraulichen Sorechart üblich if. Als auch der Drdnung,
als das legteder Drönung nah. Zulegt geben, im Geben der
letzie ſeyn. Da es denn auch als ein Bindewort gebraucht wed.
Er ſträubte ſich gegen alle vorſtellungen; zulegt gab er 29
nad, endlich.
Bey dem Ditfried zilezilt, bey dem Notker aaa
* Zulieben, verb. reg. neutr, mit haben, weldjes im Hochdent⸗
ſchen völlig veraltet ift, nnd freundlich zurufen, mit Liebfofen ans
reden, bedeutet bat. Es kommt noch 2 Sam, 22,42 vor. Bey
dem Opitz iſt Zuliebung fo viel als Schmeicheley.
-+ Der Zulp, des —es, plur. die —e, ein nur in den niedrigen
Sprecharten üblihesWort,den Zuckerbeutel zu bezeichnen, woran
man die fleinen Kinder fangen läßt, und welcher in manchen Ge»
genden Dolle heißt. Ehen daſelbſt ift zulpen fo viel als faugen,
Zumaächen, verb. reg.act. Esift: 1, Acrivum, (1) Machen,
daf etwas zu, d.i. verfchloffen, werde, da es denn ein ſehr allges
“ meiner Ausdruck iff, welcher alle Arten des Verfohliegens unter _
fich begreift. Ein Loch zumachen, es gefchehe, auf welche Art es
wolle. Das Haus, die Thür zumachen. Kinen Brief zu:
machen, ihn zufammen Legen und verfiegeln. Den Rod zuma⸗
ben, zufnöpfen. (2) Zurecht machen, zurichten ; nur im Hüt-
tenbaue. Den Öfen zumachen, ihn zum Schmelzen zubereiten.
2. Ein Heutrum, mit haben, in, oder mit einer Sache eilen, wie
fortmachen ; doch nur im genieinen Leben, Mache zu, eile,
fördere dich. ——
Zu maͤhl, einerläuterndes Bindewort, welches zugleich eine Stei⸗
gerung des Bewegungsgrundes oder der Urſache bezeichnet, und
ale Mabl ein da nach ſich bat. Ich muß mich feiner annehmen,
zumabl d« er mein Freund if, befonders, vorzüglich deßwegen,
weil er mein Freund it. Es ift aus zu und Mahl zufammen ges
fest, aber der Bedeutung nad) ſehr elliptiſch. Im Oberdeutfchen
ift dafür bevorab üblich,
Zumauern, verb. reg. act. mit Manerwerf verfhliegen. Eine
Thür, ein Senfter zumauern.
Zumeffen, verb.irreg. act, (S. Meffen.) ı. In jemandes Ge⸗
genwart meſſen und ihm übergeben. Einem das Getreide zumeſ⸗
fen. 2. Beymeſſen, beylegen, zuſchreiben, obafeich feltener,
Sich alles zumeffen, zufchreiben, Jemanden die Schuls zumeſ⸗
fen, belegen.
Zumpfen, verb. reg. neutr, mit haben, welches nur inden nie⸗
deigen Sprecharten.einiger Gegenden üblich iſt, fich auf eine ger
zwungene Art fittfam fielen. Daher verzumpft thun, in eben
detfelben Bedeutung. Ziimpferlich, auf eine gezwungene Art fitte
ſam. Da das pf bier bloß ein Ableitungslaut iſt fo ſcheint zähs
men, ziemen, oder vielleicht auch zaumen die Wurzel zu feyn;
Zumurmeln, verb, reg, act. murimelnd nahe bringen, zu erken⸗
nen gehen, Der Bach murmelt dir Beyfallzu.
Sumutben, verb.reg. act, etwas von jemanden muthen, d. i.
serlangen, obne doch zu beflimmen, ob es bittweife, befehlsweife,
oder auf andere Art geſchiehet. Einem etwas zumuthen. „Mu:
then fle mir das nicht zu. Die Mama Fonnte mir vorhin zus
mutben, ich ſolie ihn baffen, Gel, So aud die Zumuthung.
4 J
Zun. 1760.
Im gemeinen Leben ift dafür and anmurben üblich, Beyde find
von muthen, begehren, verlangen, ©. dasjelbe.
Zunächft, eine Partikel, welche vornehmlich als eine Präpofition.
gebraucht wird, und alsdann die dritte Endung erfordert, ſeht nas
be, im höchſten Grade nahe.” Er faßzunächh mir, unmittelbar.
bey mir. Zuweilen aber auch als ein Adverdium, mit bey. Er
"ap zunächſt bey mir. Zunächſt bey Italien ſeyn. Figürlich be⸗
zeichnet zunächſt als ein Adverbium, das, was das erfle und ei⸗
gentliche an einem Dinge iſt. Das Wort Diabolus bedeutet
zundchftund-eigentiich einen Zweyzingigen. Als ein Neben»
wort der Zeit für nachfieng, in Furzem, ift ed nur im gemeinen
Leben einiger Gegenden üblich.
Zunageln, verb. reg. act, vermittelft eines oder mehrerer Nägel
verſchließen. Eine Riite zunageln.
Zunäben, verb. reg. act. durch Rähen verfchließen. Eine Öff
rung in einem Rleidungstüde zunäben.
Die Zunahme, plur.car. von dein Verbo zunehmen, der Zu⸗
28*
ſtand, da etwas zunimmi, im Gegenſatze der Abnahme. Die Zus
nahme eines übels, einer Krankheit. Die Zunahme an Kräf⸗
ten, an Vermögen.
Der Zunabme, des—ns, plur.sie—n. ı. Der Geſchlechts⸗
nahe, im Gegenſatze des vor- oder. Taufnabmens. In Chri:
ſtoph Müller ift der legte Nahme der Zunahme. 2. Dfliftes
auch fo viel als Beynabme, d. i. derjenige Rahme, welchen eine
Perſon r ihrem Vor⸗ und Geſchlechtsnahmen noch von ei⸗
nem gew.ffon Umſtaude bekommt. Alexander, mit dem Zunab:
men der Große.
Der Zunäbter,des—s, plur. ut nom. fing. von dem Verbo zus
naber, eine verächtliche Benennung, mit welcher die Kürſchnet
die Pfuſcher ihres Handwerkes zu belegen pflegen,
Zunaſe en, verb.reg. act. welches nur in den Schmelzbütten üb⸗
Lich iſt, wo fih die Sorm zunafer, wenn fiedurd Schladen der»
ftopft wird, fo daß dir Wind aus dem sa nit durchfireis
chen kann.
Zünden, verb.reg. mehr. ailt baben. 1. Feuer fanden Kal:
fes Schießpulver zünder nicht. Noch häufiger 2. in Brand
ſetzen; auch nur als ein at und ohne Accufativ, Das
Pulver willnicht zunden. 3.* Leuchten; eine lãngſt veral⸗
tete Bedeutung. Und mie dem Licht darein, fo mügt er
‚fs fhawen dep baß, Theuerd. Ein Paar andere Sepfpietefhäpet E
Friſch an,
Anm. Ber dein Notker zunten, in Baiern auch Fehren,; im.
Engl.totind und to tine, im Angelf. tynan, im Gothiſchen
tandjan,i in Satein. cenderein accendere und incendere.
In einigen Oberdentſchen Gegenden gebet esirregulär; Particiv.
gezunden. ©. auch Anzünden.
Der Zunder, des —s, plur. ut nom, fing. ı. Ein breunbater
Körper, welcher von einem darquf fallenden Funken zum Glim⸗
men gebracht und zum Feueraumachen gebraucht wird, Man hat
befonders zwey Körper dieſer Art, Lappen oder Lumpenzunder,
welcher auch nur Zunder ſchlechthin genaunt, und aus Lumpen
gebrannt wird, und Shwammzunder, welcher aus-einer Art
Baumfhwämme bereitet wird. 2. Oft wird auch der glühende
Hammerfchlag Zunder, und is manchen Gegenden Sünder ges x
nannt; ohne Zweifel, fo fern er von dem glübenden Eifen im
Geſtalt großer glübender Funfen abfpringet. Wenn er erkaltet
iſt, bekommt er erſt den Nahmen des gammerfchlages.
Anm. In der erſten Bedeutung fhon im Kero Zuntru, im
Niederf. Tunder, im Engl. Tinder, im Angelf. Tender, Tyn- -⸗
dre, im Schwed. Tunder. Ehedem bedeutete es auch eine Koh⸗
_ Te, und befonders eine glühende Kohle, von welcher Bedeutung die
beutige des Hammerfchlages vermuthlich abſtammet. Es iſt
von
Sa:
=
den
9
196... Zum
von zünden, nad. ber alten Oberdeutſchen Form, in welcher es
zunden lautet, ein Ding, welches zündet, leicht Feuer fängt.
Der 3 ünder, bes — 8, plur. uthom. fing. 1, Glüheuder Hams
merſchlag, (S. das vorige.) 2. Ben den Koblenbeenneen wird der
Meiler, fo lange er noch nicht völlig ausdem dazu‘ beftimmten
© Holgraufgefegt ift, ein Zunder genannt. 3. Ben dir Feuerwer⸗
kern iſt der Zünder eine mit Pulver gefüllte Röhre, weiche bis zu
dem Hauptpulver reicht, dasſelbe anzugünden, und welche auch
die Zündrohre, der Brand genannt wird. Esift gleichfalls von
zunden. '
Der Zunderbaum, des— es, plur, die — bäume, S; Alpen⸗
kiefer und Sichte.
Die Zu nderbůchſe, plur, die—n, eine Buchſe, den Zunder
darın zu verwahren.
’ Der Zunderfhwanm, des— es, plur. doc nur von mehrern
Arten, die — fhwänme, eine Art Baanidwänme, welche den
Shwanmmsunder gibt.
Das Zundfeld, des— es, plur. ——— Theil einer
"Kanone, oder eines Möcfers, in welchem fich das Zündloch befindet.
Der Zundkern, des— es, plur, die — e, an den Seuergewebren,
ein fleines hohles Eifen, welches von der Zündsfaune binein in
das Gewehr gefchoben wird, Aund das Zündloch Bilder.
Das Zindtraut, des —es, plür. Car. Schiefpulver, oder auch
eine ans Schießpulver berritete Maſſe, Feuerwerke, oder Theile
eines Feuerwerkes dainit anguzüindei; im gemeinen Leben Zunds»
pulver. ©. Braut.
Die Zündkugel, plur. die —n, mit Fener fangenden Dingen
.. gefüllte Kugeln, Öebäude n, ſ. f. damit anzuzüuden, wohin Bom⸗
ben, Granaten n.f. f. gehören.
Das 3 ündlöch, des— es, plur. die— Ischer ‚ein Lob, einen
“Körper durch dasfelbein Brand zu feßen, dergleichen das Zünd-
loch in einem Kohlenmeiler iſt. Am häufigſten an den Fenerge-
wehren ‚ dasjenige Loch, wodurch das Feuer in den Lauf dringet,
, und den Schuß anzündet,
Die Zündpfanne, plur. die—n, die Heine
Bündloche der Geuergeweßrr, in welde das Zündfräut gefhüt,
> tet wird. ;
Das Zündpulver, des —s, plur. inuf, ©. ZündPraut.
Die Zimdröhre, plur. — S. Zunder
Die Zundruthe, plur. die—n, in der Artillerie, ein ſchwacher
» Stab mit. einer brennenden Lunte am Eude, Sononen und Mörs
ſer damit abzufenern.
Die Zündftange, plur. die — n, ben den —— eine
Stange, vermittelft welcher ber Meiler durch das Zündlod) in
Brand yefted'et wird.
Diez. adwurft, plur. die — wůrſte, in der Artillerie, ein mit
Pulver angefülrer Schlauch eine Mine damit anzugünden,
Zunehmen, verb. irreg. (©. Hebmen,) welches auf doppelte
Art gebraucht wird, 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
baben, an Zahl, Umfang, "Dauer und innerer Stärke vermebret
werden, im Gegenfage des Abnebmens. Der Mond nimmt zu,
wenn feine Scheide dein Anfcheine nach vergrößert wird. Der
Mond ik im Zunehmen, der zunehmende Mond. Die Zu:
fhauer nehmen zu, es werden ihrer mehrere, Die Tage neh—
men zu, wenn fie länger werden. Die Hige,die Kälte nimmt
taglich zu. Ein Menfch nimmt zu, wenn er fetter wird. Das⸗
jenige, woran die Zunahme gefhicher, befonme die Präpofition
an. An Rräften, am Verflande, am Vermögen, an @e-
lehrſamkeit zunehmen. Zuweilen aud in. In der Tugend, in
der Länge, in der Dicke zunehmen. S. au Zunahme.) 2.
Als ein Aetivum, doch nur abſolute und ohne Accufativ, auch
nur im Striden, wo zunehmen fo vielift, als die Mafchen ver⸗
a RUM. 2. uf.
Pfanne vor dem
gun 1762
mehren, um bas Geſtrick breiter oder weiter zu. machen; im Ge⸗
genfage des Abnehmens.
Die'Zuneigung, plur. inuf. die Neigung des Willens zu einer
Perſon oder Sache, wo dag vorgefeßte zu die Rich tung ſchãrfer
beſtimmt, als das bloße Neigung, daher Zuneigung auch nicht in
fo weiter Bedeutung üblich iſt, als jenes. Anı häufigfken wird Ju⸗
neigung von der Neigung des Willens zu einer Perſon gebraucht.
Diele Zuneigung zu jemanden Außern, viele Gewogeuheit. Die
Zartlichkeit iſt alles wodurch ich dieZuneigung belohnen kann,
die ev zu mir trägt. Von Sachen iſt das bloße Neigung übli⸗
cher und binlänglih. Das Wort ift ein Überreft von den ehemah⸗
ligen Verbo zuneigen, welches im Hochdeutfchen veraltet ift,
“Zunefteln, verb.reg. act. niit Reſteln, d. i. ſchmalen Teder«
nen Bändern, zubinden; ein im Hochdeutfchen even fo fremdes
Mort, als Neſtel.
Die Zunft, plur. die Zünfte. +, Eine Anzahl, oder Menge Mens
ſchen Einer Art; in welcher weiteften Bedeutung z. 3. einStand
ehedem eine Zunft genannt ward. Die Zunft der. Funggefellen,
die Weiberzunft. In welchem Verſtande es noch jest zuweilen
gebraucht wird. 2. In engerer Bedeutung, eine Geſellſchaft ver.
vundener Menfchen Einer Art ; auch nur noch felten, In Cöln
“gibt es eine Ritterzunft. Die Diebeszunft, Schelmensunft. In
dem alten Kon wurden die Einwohner nach Zem Unterfchiede des
Standes und Gewerbes in gewiffe Claffen oder Zünfte getheilet.
"3. Ju der engſt en und gewöhnlichften Bedeutung werden die in
eine gefchloffene Geſellſchaft vereinigten Handiverfer Einer Art,
eine Zunft genannt, Indie Zunft aufgenommen, aus der Zunfe
geſtoß en werden. Die Zunft, oder die Zunfte zufammen forz
dern. Die Schneiderzunft, Schmiedezunft, Wraurerzunft,
Schuferzunft, Briamerzunft u.ff- In manden Gegenden
wird eine ſolche Zunft eine Innung, eine Zeche, ein Gewerk,
in Niederfachfen ein Amt, in Aachen eine Gaffel, in den Nieder»
landen eine Rotte genannt.
Anm. Bey dem Kero ift Zumfti Berfammlung ang da⸗
her es ſcheint, daß Zunft ebedem eine jede Zuſammenkunft, Vers
ſammlung bedeutet habe, uud alsdann würde es von dem veralte⸗
ten ſamen, ſammen, zuſammen kommen, nach eben der alten
Form gebildet ſeyn, nach welcher Kunft von kommen, vernunft
von vernehmen, Kunſt von Ponnen und Gunſt von gonnen ger
bilder find. Ungizunft, welches bey dem Ottfried und Notker
Uneinigfeit, Unordnung bedeutet, ſcheinet davon verfchicden zu
ſeyn, und von ziemen oder zähmen, obgleich nach eben derfelben
Form, abzufammen,
"Der Zunftbrief, des — es, plur. die —e, w Stiftunas - oder
Srepbeitsbrief einer Handwerkszunft.
Das Zunftbiich, des—es, plur. die — ein Buch, worein
eine Haudwerkszunft die bep derſelben vorfallenden Mertwürdig⸗
keiten verzeichnet.
Der Zünfter, des — s, plur. ut nom. fing. ein nur in einigen,
befonders Oberdeutſchen Gegenden, übliches Wort, ein Glied eis
ner Zunft, ein Zunftglied „einen Zunftgenoffen, Zunftver⸗
wandten zu bezeichnen, x
Der. Zunfttenoß, des — en, plur, die —en, ©. dag vorige,
Der Zunftbere, des-—en,plur. die — en, ein Ratheherr, welcher
einer Zunft vorgefeßet ift, fo wohl die innere Drdnung in derſelben
zu handhaben, als auch ihr Beſtes in dem Rathe zu beforgen,
ZSinftig, adj etädv. 2. Ineine Sunft vereiniget, Sunfirechtbar
band. Ein sunftiges Sandwerf, im Geasnfage eines unzünfs
ligen und freyen. *. Zu vinse Zunft gehörig, In derfeiden ger
grüudet. Sp auch sie Zumftigkeit.
Zunftgemaß, adj. et ady. ı. Einer setchloffenen Zunft gemäß.
2. Deu Öefißen, oder Gebräucden einer gewiſſen Zunft gemäß.
Sitte Der
ER
1763. Zun
J
“Der Zunftmeifler, des 8, plur. jut nom, fing. der —
ſetzte einer Zuuft. So pflegt man das Tribunus der alten Kömer-
‚ ofi durch Zunftmeiſter zu überfegen, obgleich eben nicht auf die
ſchicklichſte Art, weil man fich bey Zunft inimer gern eine Deuts ⸗
ſche Handwerkszunftdenft. An einigen Drien werden bie Zunfts
® herren mit dieſem Naben belegt.
‚Des Zunftreͤcht, des— es, plur. die —e. 1,Das Recht, in
eine gefchloffene Handwerkezunft vereiniger zu ſeyn; ohne Pluraf,
2. Gerechtſamen und Berbindligfeiten, welche mit einer Zunft
verbunden find,
Der Zunftverwandte, des oe plur, sie—n, ©. Zünfter.
„ Xer Zunftzweng, dee— es, plur. car, diejenige Einrichtung,
da Perfonen einer Art in eine Zunft, oder geſchloſſene Geſell⸗
ſchaft vereiniget ſeyn, und ſich ihren Geſetzen und Gebräuchen
unterwerfen müſſen.
Die Zunge, plur. die —n, Diminut. das Zünglein, das beweg ·
liche Stůck Fleifh ins Munde, welches das vornehinfie Werkzeug
des Geſchmackes und der Sprache iſt. 2. Eigentlich; befonders
in Rück ſicht auf die Sprache. Eine ſchwere, ſtammelnde, gelau⸗
fige, beredte Zunge haben. Einem Rinde die Zunge löfen, dag
Sungenband,; wenn es zu kurz ift, durchſchueiden. Figürlich lo—
fet man jemanden die Zunge, wenn man ihn beweget, fich obne
Rückhalt über eilbas zu erklären. Mit doppelter Zunge reden,
nicht bey einer Rede bleiben, eine Sache auf verſchiedene, ſich
feldft widerfprechende Art erzählen, (S. Doppelsungig.) Sein
Serz auf der Zunge haben, fo reden, als man deuft, Ks
ſchwebt, oder liegt mir auf der Zunge, fügt man, wenn man’
fih auf einen Nahmen, oder auf ein Wort nicht befinnen fann,
Seine Zunge im Zaume halten. Mitder Zunge fündigen. Fes
manden über die Zunge fpringenlaffen, ihn durchhecheln, ver⸗
Teumden, Nach einer noch weitern Figur war nach dem Vorgan⸗
gedes Latein, lin gua, Zunge ehedem fo viel als Sprade, daher
mit Zungen reden in der Deutſcheu Bibel noch fo viel iſt, als ver⸗
ſchiedene fremde Sprachen reden; in welcher Vedeutung es aber
veraliet iſt.
2. Figürlich, wegen der Ahulichkeit in der Geſtalt. Die Lands
zunge, Erdzunge, ein Fanges ſchmales Stück Land, welches
ſich indie See erſtrecket. Inder Mechanik wird der Fürgere Theil
des Hebels, an welchem die Laft angebracht wird, die Zunge ge-
nannt, im Gegenſatze des Kopfes, oder des. längern Sheiles,
An den Kramerwagen ift das Zünglein der in der Mitte ange
brachte perpendiculärs Zeiger, welcher fi zwifchen der Gabel be-
wegt und durch feinen Stand das Verhältniß zwifchen der zu wä⸗
geuden Sache und dem Gewichte andeuter. Im Bergbaue ift die
Zunge ein eifernet Werkzeug, die abgebrochenen®tüde eines Boh⸗
vers ausdem Bohrloche heraus zu ziehen, wo es och aus Zange
verderbt zu fenn feiner. Bey den Maurern heißt der Uuterfchied
zwifchen zwey Röhren eines Scherfteing eine Zunge; bey den
Kürſchnern ift es das Mittelſtück einer Wolfs⸗oder Fuchs ſcheide;
im. Feldbaue das ſchmale Stück Holz an der Pflugkarre, woran
die Pflugwage gehänger wird; bey den Tuchfcherern, fehlerhafte
längere Haare, welche im Scheren fichen bleiben; bey denZöpfern,
ein gefpaltennes Holz, über welchem fich di: Scheibe nit dem Tho⸗
ne borigontal herum drehet; ein Theil an dem Mundſtücke der
Pfeifen; und fo in vielen andern Fällen mehr. Beſonders wird
eine Art Scholfen und Plasteigen, wegen ihrer zungenförmigen
"Geftalt, die Zunge, oder der Zungenfifch, genannt, Pleurone--
ctes Linguatula Zinn. Jtal.Lenguata, Span.Lenguddo,
Lat. Lingulaca, Linguata, $ranz. Linguet. Wegen ihrer
Ahnlichkeit miteiner Sohle heißt fie im Latein. auch Solea.
nm. Diefes Wort iſt ſehr alt, und finder fih mit geringen
Beräuderungen in ſehr vielen Sprachen wieder. Im Oberdents
Bun N . 1708
fihen lautet Br von den feüpeften Zeiten an Zungu, im. Nicderd,
Tunge, bey dem Ulpbilas Tuggo, (fprid Tungo,) im Ans
gelſ. Tung, i im Engl, Tongue, im Shwed. und Zsländ,. Tun-
‚ga, im Itländ. Teanga. Nach dem Marius Bictorinus ſpra⸗
hen die glien Hömer für Lingua,Din gua, welches mit dem une
frigen übereinfommt, Vermuthlich ſtammet es von Singen,
Shwed.tinga, her, fo fern es ehedem fprechen überhaupt bedeu⸗
tete, indem die Zunge das vornehmfte Werkzeug der Sprache iſt,
und alsdann könnte es auch mit dem Griech. gIoyyy verwandt
ſeyn. Friſchens Ableitung von dem Griech. yAwrra iſt im höch⸗
ſten Grade gezwungen und ſeltſam.
Das Züngel, des —s, plur. ut nom. fing. das im gemeinen Lu
ben aus Zunglein verderbte Diminut. des vorigen, ©. dasfelbe,
Der Züngel,des—s, plur. ut nom. fing, eine Art fehr ſfchmack⸗
bafıer Donaus Fiſche welcher gemeiniglich halbpfündig wird, und
von braunrother Farbe mit großen ſchwarzen Zleden iſt. "Der.
Grund feiner. Benennung ift mir unbekanut.
Züngeln, verb. reg.neutr, mit dem Hülfsworte baben „die
Zunge hin und her bewegen, mit der Zunge fpielen.
Die Platten züngelten um den bewundsen Leib, Günth.
Des Ulyſſes getreuer Hund bey dem Hagedorn.
Naht fi mit vegem Ohr, riet, wedelt, süngel,
ſchmeichelt,
Ehrdem war zimgeln auch fwogen, plaudern, ein Züngeler,
ein Schwäger, und das Gesüngel, das Geſchwätz.
Die Zungen=Aloe, plur. inul. eine Art Aloe, deren Blätter
einer Zunge gleichen, Aloe linguiformis Linn. “
Des Zungenband, des— rs, plur. die — bänder, ein Säuts
hen unter der Zunge, welches diefeibe mit ders Kinne verbindet, e
ineinigen Gegenden das Zungenhäutchen, Zaumchen, Ried
der Köfelvem, Kafelriemen, von Fafeln, plaudern, weil es,
wenn es zu kurz iſt, das Keden binders, daber es alsdann gelöe
fer, d. 1. durch ſchnitten, wird.
Das Zungenbein, des — es, plur. die —e, ein Bein, welches
» bie Örftalt eines Hufelfens bat, und die Zunge im Stunde befe⸗
fliget, Oshyoideum,Jinguale.
Das Zungenblatt, des — es, plur. inul. Der Nahme einer
Pflanze, welche eine Art des Zapfenkraͤutes iſt, und einFleineg
Blatt in Geſtalt einer Zunge auf dem größern liegen bat, sung
genfrauf,
Der Zungendrefcher, des—s, plur. ut nom. fing. * Be⸗
uennung eines zankſüchtigen und tänfevollen Advocaten, welchen
manauch wohl einen Rabuliſten nenne. Die legte Hälfte iſt
ohne Siveifel von drefchen, plaudern, (S. dasfelde und Dräus
ſchen;) daher Zungendrefper eigentlich bloßeinen Schwäßer be⸗
deutet, folglich den Begriff fehr unvolllommen ausdrüdt. Da
übrrdieg die Zuſammen ſetzung febr elfiptifch if, und einen Men⸗
ſchen bezeichnet, der mir der Zunge drifcht, fo ift das Wort dies
fer Mangel wegen der Beybehaltung unwerth, wenn man auch die
darin lierende Todtologie mit dir Nothwendigkeit eutſchuldigen
’ wollte, einen Dreſcher in dieſem Verftande von Drefcpern in der
gewöhnlichen Bedeutung zu unterſcheiden.
Der Sungenfehler, d es ⸗e, plur. ut nom, fing, i. Ein Febr |
ler in der Sprache, weicher von. ber Zunge herrühret, 5.8. wenn
jemand fein r oder I ausfprechen kann. @. Ein Fehler, welcher
mit der Zunge begangen wird, ©. Zungenfünde.
Der Zungenfifch, des —es, plur.die—e, ©. Zunge , _
Die Zungenform, plur. sie— en, bep den Drgeibanern, eine
Form, die Zungen der Pfeifen barin zu. bilden. ,
Zungenförmig, adj, et adv. die Geſtalt einer Zunge babend.
Der Zungenfreund, des—es, plur. die —e, ein Freund, deffen
Sreundfgaft ſich bloß, TR Doyle äußert, in leeren Verſiche⸗
run⸗
1765 r n
‚tungen beftchet; in den niedrigen Sprecharten ein Maurferuns,
Da 8 diefe Zufammenfegung wider die neuere Analsgie zu rl»
liptiſch it, fo verdienet auch dieſes Wort Feine weitere Aufber
wahrung.
Zungenfrey, ad). et adv. die Zunge frey Taffend, ein nur von ſol⸗
hen Mundſtücken der Pferde übliches Wort, weiche der Zunge
-ihre Freyheit laſſen, und auch offene, oder — genannt
„werden,
Das Zungenbäutchen, des —s, —* ut nom; fing. ©.
Zungenband. »
Der Zungenbeld, S, Maulheld.
Das Zungenkraut,des— es, plur. inuf. S. Zungenblatt.
Der Zungenfrebs, des— rs, plur. car. eine Krautheit des
Rindviehes, welche in einer bloßen Mundfänle beftcher, und nicht
anſteckend ift. ;
Die Zungenfimde, plur. Sie — n, Sünden, welche mit der Zune
ge begangen werden, und z. B. in unnüsen Worten, unanfläne
digen Ausdrückenn, f.f. befteben.
Zuniden, verb,reg. act.etngutr. ı. Veutrum, mit haben,
auf jemanden nicken. Der Rathsherr nit ihr zu in langer
Staatsperuße, Zach. 2. Aetivum, duch Nicken zu erfenaen
geben. Jemanden Beyfall zunicken.
Zunothigen, verb. reg. recipr. Sich einem zumächigen, wis
der deffen Willen unt ibm in Verbindung zu kommen ſuchen, fich
ibn aufdringen, zudringen; ein feltenes Wort. Üblicher iſt das
Subſtantiv die Zunsehigung, plur. die — en, Handlungen zu
bezeichnen, da man fich jemanden aufzudringen fucht, befonders
ſolche, da man. wider deffen: Willen wit ihm Streit zu ——
men ſucht.
Zuordnen, verb, reg. act, Einen jemand zuordnen, *
ſelbigen andie Seite fegen, zum Gebülfen in einem Geſchã äfte vers
ordnen. Inden Neichskreifen find die Zugeor dneten, Keichsſtän⸗
de, welche dem Kreisoberſten mit Kath und That an die. Hand ges
ben müffen, und im Nothfalle deſſen Stelle vertreten. Der erfte
unter ibnen heißt der Nachgeordnete.
Zupeitfchen, verb.reg.neutr. mit haben, anfangen, zu veits
ſchen, ingleichen wader fortfahren, zu peitfchen. Peitſch zu !
Auf etwas zupeitfchen.
Das Zupfeifen, des—s, plur. ut nom. fing. ein Eifen, das
mit zu zupfen; befonders bey den Gelbgiesern, ein Drebeifen mit
einer dreyfantigen Spige, den Überfluß anf glatten und erhabenen
Flächen damit wegzunehmen. S, das folgende.
Zupfen, verb. reg. act. ı. Mitden zuſammen gedrückten zwey
„ vorderen Fingern in furgen Abfägen ziehen, Jemanden bey sem
Barte, bey Sem ÄArmel, beyden Haaren zupfen: Zupfe dich
bey deiner Naſe, fagt man, wenn jemand einem andern Fehlet vers
weiſet, deven er fich ſelbſt ſchuldig macht. Femanden an dem Ro⸗
&e, an dem Mäntel zupfen. 2. Durch Zupfen bearbeiten. Rofen
zupfen, die Blumenblätter auszupfen. Die Bürffenmacher zu-
pfen die Borften, wenn fie die Borſten von einer Länge aus ei⸗
nem Bunde Borflenziehen. Die Wollarheiter zupfen die Wolle,
wenn fie felbine mit den Fingern aus einander ziehen, Seide zu=
pfen, verarbeitete Seide wieder in eingeltte Fäden anflöfen.
Anm. Zupfen, im Niederf, toppen, iſt nit von Zopf, wie
Friſch und andere wollen, fondern ein Intenfkvum, von dem noch
im Dberdeutfihen gangbaren saufen, welches für ziehen üblich iſt,
und mit denfelben don einer und eben derfelben Wurzel abffammer.
Die Zupffeide, plur. car, feidene Fäden, welche aus gewebten
Zeugen gezupfet worden,
Zupflaſtern, verb.reg.act, mit Pflaſterwerk, oder Pflaſter·
ſteinen derſchließen ‚ ausfüllen,
Zupflöden, verb.reg. act. mit einem Pflocke verfchliegen,
>
& But. 51766
Zupflügen, verb.reg.act, 1.Duch Pflügen Ansfülfen. il:
nen Graben zupflugen. 2. Das Pflügen befchließen, den Sa⸗
men unterpflügen; gemeiniglich algein Neutrum,
Züpihen, verb. reg, act, mit Pech vermachen, verjchließen.
Zuplagen, verb, reg. neutr, mit dem Hülfsworte feyn, plötz⸗
lich zufabren , in einer — übereilt und ohne —
Überlegung bandeln.
Zuplumpen, verb. reg. neutr. auch mit ſeyn, auf eine —
pe, ungeſchickte Art zufahren, ohne gehörige Vorſicht, oder Bes
ſcheidenheit handeln.
Zupoſten, verb. reg. act. im Forſtweſen, Poſtenweiſe, d. i. in
Haufen, zuzählen und übergeben, So wird das Floß⸗ oder Kohl.
holz dem Käufer von dem Förſter zugepoffer,
Zutatben, verb.irreg. act. ( S. Rathen,) zu etwas raten;
im Örgenfage des abrathen. Jemanden zurathen, ihm erwas
zurathen.
Zurauſchen, verb. reg. act. durch Rauſchen nahe Sringen, zu
empfinden geben. Jammernd irr' ich an der Silberquelle, die
uns lieblich Wonne zugeraufcht, Wiel, Ihm rauſch ten die
Linden Beyfall zu, Zach.
Zurechnen, verb, reg. act. 1. Yufjemandes Rechnung ſchrei⸗
ben; im &egenfage des abrechnen. Inengerer Bedeutung iſt
zurechnen, auf jemandes Eredis ſchreiben; auch im Gegenfage _
des abrechnen. 2. Zufcheeiben, als eine Mirfung don etwas anfe-
ben. Ich rechne #8 deiner Bindheit Su. Kechnen le es mie -
nicht su, daß die Sache verunglückt iñ. Im engerer Bedeu:
fung, der Verbindlichkeit der Schuld und Steafe nah zueignen,
Femanden eines andern Sünde zutechnen. Mas mit und
nach eigener Wahl geſchiehet, iſt mie einer Sittlichkeit und
Zurechnung verbunden.
Zurẽcht, ady. gehörig zubereitet, in die gehörige Lage, Verfaſſung.
Sid) zurecht machen, ſich zubereiten, befonders in Anfehung der
Kleidung, Die Speifen, das Eſſen zurecht machen, eg zum
Auftragen gubereiten, Etwas zurecht fegen, esin die gehörige,
zur gegenwärtigen Abficht nöthige Lage fegen, So au, zurecht
legen, ſtellen u, ſ. f. Jemanden den Kopf zurecht fegen, ihn
mit Ernſt nad feinem Willen lenken. Ih will ibm den Ropf
ſchon zurecht rücken, Gell. Mit etwas zurecht kommen, im
gemeinen Leben, feine Abſicht damit erreichen. Nach einer ans
dern Figur geht ER Fommen, zunächt. aufden bürgerlichen
Wohlſtand. Wie kommt er zurecht? wie fommt er fort ? wie
gehet esibin? Bey der Waare würde ein Kaufmann ſchlecht
zurecht Fommen, er würde daben wenig gewinnen, Schaden Iei-
den. Jch würde am ſchlimm ten dabey zurecht Fommen, wenn
nichts daraus wurde, Weiße; ih würde am meiſten dabey leiden,
Anm. Esit von dem Adverbio recht und der Yräpofition zu.
Da die Bedeutung hier ſehr elliptiſch iſt, ſo ſchreibt man es billig
als Ein Wort.
Die Zurede, plur.inuf, eine Rede, wodurch man jemanden zu
bewegen ſucht; wofür doch der Infinitiv des folgenden, das Zu:
veden, üblicher ift.
Zureden, verb. reg. neutr. nit dem Hülfsiworte haben, duch
Worte und Gründe zu bewegen fuchen, mir dem Dativ der Ver.
fort. Rede ibr doch zu, daß ſie ihren Sigenſinn fahren läge,
Bell. Sp au dag Zureden. Sr bates auf mein Zureden
gethan.
— verb. reg, welches in doppelter Geſtalt üblich iſt.
Algein Ketivum , binreihen, damit der andere eg nehnte, —
Sandlanger reicht dem Maurer die Steine und den Mörtel
zu. 2, Alsein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, zu ei⸗
ner Abſicht genug, binlänglich feyn. Mein Vermögen, meine
Krafte reihen zu dieſer Sache nicht zu. —— das Partici⸗
St ttt.2 vium
1767 Be =
Yinmzureichend, binfänglich. Der sureichende Grund , in der
neuern Philo ſophie, dasjenige, woraus fich alles an einem Dinge
Herieiten läffet, fo daß Fein anderer Grund weiter nöthig iſt.
An beyden Formen ift zureichen ein edlerer Ausdrud für das
niedere zulangen, obgleich sulänglich don diefer Niedrigkeit
frey iſt.
Zureiten, verb. irreg. (S. Keiten,) welches in doppelter Ge⸗
ſtalt üblich iſt. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte ſeyn.
(1) Anfangen’ zu reiten, ingleichen hurtig reiten.
Auf jemanden zureiten, fich ihm reitend nähern. 2. Als ein’
Activum. Ein Pferd zureiten, es zu einem Reitpferde abrich⸗
‚ten, and inengerer Bedeutung, es ſchulgerecht abrichten. in
zugerittenes Pferd.
Zurichten, verb. reg. act. ı. Die gebörige Richtung, und in
weiterer Bedeutung, die zu einer Abficht nöthige ————
ertheilen, doch nur in manchen einzelnen Fällen, dagegen in den
meiften bereiten und zubereiten üblicher find. Die Speifen zu:
richten, bereiten. So auch die Zurichtung. Bey den Bädern
bat das Brotfeine Zurichtung, wenn esgenug Bahre bat. In
weiterer Bedeutung iftes zuweilen ſo viel als veranflalten, Bi-
nem ein Unglüd zurichten. =. Figürlich, doch nur im gemei-
— gen Leben, (a) Befhmusen. Sich zurichten. (6) Verunſtalten,
‚verderben: Femanden ſehr übel zurichten, ducch Schläge, in
einem Duell, u, ff.
Zuriegeln, verb. reg. act. vermittelft des vorgeſchobenen Nies
gels verfchließen, verriegeln,. Ein Zimmer zuriegeln,
Zürnen, verb. reg. neutr, mit dem Hülfsworte haben, Zorn
äußern. Auf ungezaͤhmten Roffen — — zürnet binter mir
ein zwepter Serdinand, Raml. Auf jemanden zürnen. Go
auch das Zurnen.
Anm. Schon bey dem Otfried zurnan. Es iſt von Zorn, da-
ber es auch in dem alten Fragmente auf Carln den — bey
dem Schilter zornan lautet.
Surollen, verb.reg. ı. Aeutrum, mit haben, — zu
rollen, ingleichen das Rollen beſchleunigen. 2. Activum, durch
Rollen nähern. Jemanden ein Saß zurollen.
Zuroſten/ verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte ſeyn, durch
Koft verfehloffen werden. Das Loc iſt zugeroſtet.
Zurüd, adv, ineiner der Bewegung nach vorn zu entgegen geſetz⸗
ten Richtung, wieder nad dem Orte hin, wo die Bewegung aus-
gegangen ift, 1. Eigentlich. Zurüd geben, fallen, fliegen,
eilen, Iaufen, reiten, prallen, prellen, veifen, rufen, fchla=
gen, ſehen, fpringen, weichen, ziebenn.f.f. Er fuhr vor
Schreden zur ück. Zr ftieg der Berg hinan und fiel den Au⸗
genblid beladen indas Thal zurud, Gel.
2. Figürligh, mit manchen Verbis, (a) In das Vergangene
gerichtet. Zurück denken, bli@en, feben. Mie Zufriedenheit
in die Reihe guter Thaten zurück bliden. Warum errörheii.
du, wenn du andiefen Tag zurüd denkeſt? Ohne Vorwurf
in die vorigen Zeiten zurüd fehen. Aber Abts, ih an etwas
zurüg erinnern, ift ein Oberdeutfcher Pleonasmus, weilder Ge⸗
genfland der Erinnerung ſchon etwas Vergangenes voraus feßet,
(b) An den vorigen Befißer. Etwas zurück fordern, zurück⸗
geben. Sordert er mein Leben zurüd, warum follte ich 3a«
gen ? Gel, Sein Leben dem gelaffen zurnd geben, von wels
ı chem man esempfangen hat.“ _(c) In ben vorigen Zuſtand. In
die vorige Rrankheirzuräd fallen. Befonders in den vorigen
ſchlechtern Zuftand. In feiner Aahrung zurüc gefegt werden.
b) Die Sache geber zurück, die Seivarh if zur uck gegangen,
es ift nichts daraus geworden. (e) Sein Wort zurück nehmen,
fein Berſprechen wiederrufen. Seinen Entſchluß zurüd nehmen,
ändern, Zurück treten, von ie Worie abgehen, {f} Zu:
Reit zul (2)
9% Br 768
eüdteben müffen, — nachſtehen. Zurück geſetzet werden,
vernachläffiget,, nicht geachtet werden. (9) In den vorigen einz
fachern Zuftand, Die Schönheit ifk die Einheit im Mannigfal-
tigen, oder das Mannigfaltige auf Einheit zurück gebracht,
oder zurück geführt. (h)) Seine Meinung zurück halten, ger
beim Halten, nicht äußern. (S Zur ückhaltend.) Und fo mit noch
andern Rebenbegriffen mehr.
Anm. Bey dem Ottfried zi rugge, bey tem Rotker zerukke,
im Niederfächfifden to rusge. Es iſt ans zu und Rüden zuſam⸗
men gezogen, und bezeichnet eigentlich eine Richtung, die von dem
Rüden ausgehet und in gerader Linie fortſchreitet. Ehedem ber
dentetees auch in den Rüden. Die Römer Famen ihnen zurück,
im den Rüden, im Deutſchen Livius von 1514. Da Rüden bier - -
ſehr verkürzt und in die nackte Wurzel rück aufgelöfet worden, fe
wird es billig als ein sufammen gefegtes Wort angefegen. Da es
aber ein wahres noch jetzt für fich allein völlig gangbares Adver⸗
bium ift, fo darf es mit feinem Verbo, welches es beftimme, eben
fo wenig zufammen gezogen werden, als rückwärts, DorWwäres,
binauf, hinunter, u. f. f. welche Zufammenziehung doch in dem
Partieipio Aetivi, dem Infinitiv, wenn er fubflantivegebraucht
wird, und den Subffantivisaufung Statt finder, weil hier ge»
meinfchaftliche Artifel und Biegungsfplben find. Folglich ſchreibt
man, an den vorigen Ort zurück Pehren, und zurudFehrende
verba, die Zurückkehrung. Man ſehe meine Sprachlehre.
r
Zurückhaltend, adj.etadv. das Particip, vonder R. A. zur uck a
halten, feine wahre Gefinnung,oder Meinung verbergend, nicht
äußernd. Gegen jemanden fehr zurückhaltend ſeyn. In en⸗
gerer Bedeutung, Feine Freundfchaft äußernd, kaltſinnig. Er
erwiedertefeine göflichkeit ſehr zurückhaltend.
Die Zurückhaltung, plur. inuf. dee Zuſtand, da man zurfich-
baltend ift. Jch überließ mich ohne Zurüdbaltung dem füßen
Schmerz des Mitleidens,
Die Zurückkehr, plu:, car, der Zuftand, da man surüd kehret,
fürzer, die Rückkehr.
Zurüdfehrend, adj. etadv. eigentlich has Yarticip: von zurück
kehren. Beſonders pflegen einige Sprachlehrer die Verba recipro⸗
ca zurückkehrende Zeitwörter zu nennen, weilfie eine Rückkehr
„ihres Begriffes auf das Subject bezeichnen: er tadelt ſtich.
Die Zurückk unft, plur.car. der Zufiand, da man zurück kommt,
kürzer, die Kückkunft.
Der Zuruf, des — er, plur. doch nur ſelten, die — rüfe. 1. Die
Handlung, da man jemanden zurufet, ihm etwas zuruft, ohne
Dlural. 2.Die zugerufenen Worte; im Rothſalle mis dem Plural.
Zurufen, verb.irreg. (S. Rufen.) Es wird fo wohl als cm
Neutrumgebraudt: einem zurufen, auf ibn rufen; als auch
active, einem etwas zurufen, es ihm rufend zu erfennen ges
ben. Femanden Beyfall zurufen.
Surüften, verb. reg. geutr. mit haben, zu etwas rüſten
Schiffer rüſtet zu, wenn er ſich zur Abfahrt fertig macht. So
auch die Zurüftung, welches auch in weiterer Bedeutung von jeder
gefchäftigen Zubereitung gebraucht wird,
Zufien, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, in der
Sandwirtbfchaft, das Säen vollenden, Der Landmann bat zuge ⸗
faet, wenn er die Ausfaat vollbracht hat,
Die Zufage, plur. die — n, die Handlung des Bufagens,das -
Verſprechen. Seine Zufage halten, brechen. Gott hat alles
Dermögen, die Erfüllung feiner Zufagen zu gewähren.
Zufatten, verb. reg, weldrs in einer doppelten Geſtalt üblich iR.
1. Als erin Neutrum, mit bem Hiülfsworte haben. (1) In jes
manden fagen, Ehud geben; eine provingielle Bedeutung. Ich
fagte ihr auf den Kopf zu, daß dieß ihr Geliebter ſeyn müffe,
fagte es: ihr in das Geſicht, Hermes, (2) ER: gemäß feyn, -
überein
De:
Se a sen
de
ler de
‘
r
nal 2 7— ü 5
1769. 3uf
überein ſtimmen; auch nur im gemeinen Leben einiger Gegen⸗
den. Die Eckſt ander müffen an beyden Seiten an Dicke den
folgenden Ständern zufagen. ‚Weil aber ihre Arbeit der
bimmliſchen nicht zurefage, nicht gleich war, Opitz. (3) Es
‘ bat mir nicht zugefagt, ift mir niche bekommen; auch nur im
gemeinen Leben.
2. Als ein Aetivum, ſagen, saß man etwas thun wolle, wie .
verſprechen. Einem etwas zuſagen. Jemanden feine Tochter -
sufagen.
So au das Zufagen.
Zuſ⸗ ammen, adv. welches von einer gemeinſchaft lichen Richtung,
oder Bewegung mehrerer Dinge nach einem Orte gebraucht wird,
ſo wie beyfammen ein gemeinfcaftliches Dafepn in einem Orte
bezeichnet. Etwas in ein Bimdel zufammen Binden, Zufam-
men brechen, ffürzen, fallen, im gemeinen Leben, für einbrechen,
einffürzen, einfallen. Diele Truppen zufammen bringen. $a-
> denzweinem Saden zufammen drehen. Zufammen fahren, in
einander fahren. In dem Begriffe von Gott muß alles zuſam⸗
men gefaffee werden, was nur vollfommen heißt, Gell. Der
Ort, wo zwey $luffe zufammen fliegen. Die Zinwohner eines
Ortes zufammen fordern, fie verfammeln. Zwey Stüde zu:
fammen fügen. Ein Brautpaar zufammen geben, copuliren,
" Dinge, welche zufammen gehören, als Theile eines Ganzen,
“aber außer einander, beftehen. Zufammen Fommen, ſich ver:
" fammeln. Wie Fäme ich und fo vieles Geld zufammen ? in der
vertraulichen, Sprechart, wie fämeich zu fo vielem Gelde. Die
Mühle zuſammen Iaffen, bey den Müllern, den obern Stein nier
driger ſtellen. in Pferd zufammen reiten, in der Reitkunft, es
dahin bringen, daß es mit feinen Theilen wobl vereinigt werde,
und den Kopf ſenkrecht trage. Zufammen fegen, aus Sheilen,
‘ welche außer einander befindlich find, hervor bringen, Zufam-
“men gefegte Dinge, Körper. Sin zufammen gefegtes Wort,
welches aus Verbindung zweyer, oder mehrerer für fich beſtehen⸗
der Wörter zu einem Ganzen entftanden iſt, 3.3. Windfille;
zjum Unterſchiede von einem abgeleiteten, wenn das eine nichtmehr
" für ih allein, oder doch nicht in der Form und Bedeutung, üb⸗
lich ift, wie beieben. In der menfchlichen Seele fimmt alles
zu weifen Abfichten zufammen. So auch zufammen laufen,
* Tegen,. leiten, machen, naben, nehmen, paden, raffen,
rechnen, ‚vollen, rotten, rüden, ſcharren, ſchleppen, ſchmel⸗
zen, Schrauben, ſtecken, fioppeln, ebun, ragen, treten, zie⸗
ben u. ff. woimmer eine Richtung mehrerer Dinge nach einem
gemeinſchaftlichen Mittelpuncte bezeichnet wird. Ju einigen we
nigen Fällen ſcheinet es für beyfammen zu ſtehen, z. B. in zu⸗
fammen balten, fo fern e3 als ein Neutrum gebraucht wied, zu=
ſammen hängen, mit einander verbunden ſehn, zuſammen kle—
-ben ; dermuthlich, weil man fich den Begriff des Verbi tbätig
" und wirkfam gedacht hat.
Arnm. Schon bey dem Ditfried zifamane, cefamine. Esift
aus zu und dem alten fammen zufammen geſetzt, (S. Sammt und
verſammeln,) fo daß das zu die Richtung nach einem Orte be>
zeichnet. In Anfchung der Sufammenziehung gilt auch vor diefem
orte, was ſchon bey Zurich angemerfet worden, Es ift ein ei⸗
genes für fich beſtehendes Adverbium, das folglich mit einem Ver
60 fo wenig zufammen gezogen werden kann, als andere Adverbia,
die davon abgeleiteten Subfiantiva ausgenommen, wo der gemeine
ſchaftliche Artifel und die gemeinfchaftlichen Biegungsfplben die
Verbindung zu einem Ganzen erfordern ; alfo zufammen fegen,
zufammen gefegt, wie ſchlecht machen, Fopleche gemacht; aber
Sufammenfegung.
Der Zufammenflüß, des — es, plur. die — füffe, von zuſam⸗
wen fliegen, ». Der Zuſtand, da zwey oder mehrere füffige
*
| ‚Buf 1770
Körper in einander fließen, und der Det, wo dasfelbe geſchiehet,
2. Figürlid , die Verſammlung, Verbindung. Bin großer Zu-
fammenfluß von Menfohen. Durch einen befondern Zufams
menfluß mehrerer Umſtande.
Der Zufammenbang, des—es, plur.car. von sufanmen bans
gen, der Zuſtand, da die trennbaren Theile eines Dinges mit
einander verbunden find, Der ufammenbangder Materie, eis
nes vortrages. Eine Predigt, in welcher kein Zuſammen⸗
bang if, in welcher die Theile nicht gehörig verbunden, in ein⸗
ander gegründer find,
Der Zufammenflang, des— es, plur. in uf, von zufammen
Flingen, der Zufland, da mehrere Töne in dem gehörigen Vers
hältniffe gegen einander fiehen; die Symphonie, Zufammenz
fiimmung.
Die wahre Tugemd if des höchſten Guten Liebe,
If ein Zufammenflang der wohlgefimmten Triebe, Duſch.
Die Zufammenkunft, plar. inuf. von zufammen Fommen, der
Zuftand, da fi) mehrere Dinge an einem gemeinfchaftlichen Drte
verſammeln. Vor unferer Zufammenfunft zu Berlin. Die
Zuſammenkunft verfchiedener Umfände,
Die Zufammenfegung, plur, die—en. 1, Die Handlung des
Bufammenfegeus, der Vereinigung zweyer, oder mehrerer Dinge
zu einem Ganzen; ohne Plural. Die Zufammenfegung eines
Wortes, (S. Zufammen.) 2.Mehrere gu einem Samen verbune
deite Dinge. Zufammenfegungen, zufammen gefeßte Wörter.
Die Zufammenftimmung, ©. Zufammenflang.
Der Zuf ammenftöß des— es, plur. die — föße, ber Zuſtand,
da zwey oder mehrere Dinge an einander floßen, Der Zufam:
menftoß der Körper.
Die Zufammenziebung, plur. sie —en. ı. Die Handlung, da
man zwey oder mehrere Dinge in eins zufammen ziehet; ohne
Plural, 2. Zwey oder mehrerezufammen gezogene Dinge; mit
dem Plural, Zn der Sprachleßre find Zufammenfegung und
Zufammensiehung, Compofitio und Cralis ſehr verſchieden.
Die erftere ift, wenn zwey oder mehr Wörter nach gewiffen Kegeln
zu einem einzigen verbunden werden; die letztere, wenn fie blof
“ verbunden gefchrieben werden, ohne gu unterfuchen, ob fie ein Gans
zes ausmachen können, oder nicht. Rückkunft ifk ein zufammen
gefegtes, zurück kommen aber bloß ein zufammen gezogenes Wort.
©. meine Sprachlehre.
Zufammt, ein Pleonasmus für Sammt, ©, diefes,
DerZufag, des — es, plur. die — fäge, nicht fo wohl von zu:
fegen, als vielmehr von hinzu, oder dazu fegen, dasjenige, was
zu einem Dinge hinzu gefeget wird. Der Zufag in einer Erzäh⸗
lung, ein Umfland, der entweder nicht dazu gehöret, blof er»
- ‚dichter iſt, oder von einem andern übergangen worden. Etwas
mit vielen Zufägen erzählen. Einen Zufag zu etwas machen.
In der Logik iſt der Zufag oder die Zugabe ein Saß, welcher un:
mittelbar aus dem vorhergehenden folgt. Der Wein bat einen
Zufag, wenn Waffer oder ein anderer Körper darunter gemiſchet
worden, Das Silber ohne allen Zuſatz von Kupfer auspragen.
Zuſchalken, verb.reg. act. welches nur in der Seefahrt vor⸗
kommt, wo esfo viel if, als mit Nägeln zufchlagen, zunageln.
©. Schalken.
Zuſchanzen, verb. reg. act. in der vertraulichen Sprechact. Bir
nem etwas zufchanzen, auf eine gute Art veranffalten, daß er
es erhalte, Könnte er uns nicht ein Paar reiche Parthien zu=
fhanzen? Gell. Kinem eine Erbfhaft zufchanzen. Es iſt
ohne Zweifel von Schanzen, fo fern es in dein Würfelfpiele mer«
fen, und in weiterer Bedeutung, fpielen ift, fo daß zuſchanzen
eigentlich im Spiele gewinnen laffen bedeutet, fo wie abfchanzen
ehedem für abgewinnen üblich war. S. Schanzen.
Ttttts Zuſcha⸗
CE a au
y Zul ii ie u ae are = bu a
1771 SB.
Zuſch aren, verb. reg.recipr. et neutr. welches nur im Berg⸗
baue üblich iſt, fich vereinigen, S. Scharen.
Zuſcharfen;, verb. reg. act. ſcharf oder ſpitzig machen; am
häufigen in der Landlvirthſchaft. Die Zaunpfahle zuſcharfen,
zuſpitzen.
Zufcharren, verb.reg. act. ducch Scharren ausfüllen, bedecken.
Zuſchauen, verb. reg. neutr. mit haben, welches nur im Ober»
deutfchen, und inder dichterifchen Schreibart der Hochdeutſchen
für zuſehen üblich if. 9, Schauen. Einem zuſchauen. —
Der Zuſchauer, des —s, plur. ut nom. Äng. Fämin. die Zu⸗
fhaucrinn, ein Wort, welches ungleich üblicher ift, als das vor
tige Berbum, und überhaupt eine Verfon bedeutet, welche einer
Sache zufiehet, indem Zufeher nicht gangbar iff.
Zuſchaufeln, verb. reg. act. vermittelt dee Schaufel zumas
den, ausfüllen. Eine Grube zufchrufeln, mit darein geſchau⸗
felter Erde ausfüllen,
Zuſchicken, verb. reg. act. ı. Einem etwas zuſchicken, es
ihm ſchicken. Figürlih ſagt man von Gott, daß er uns etwas
zufehide, wenn er veranftaltet, daß es und widerfähree. Was
N Gottmir zuſchickt, hätte eg auch die Geſtalt des Elend8, wird
Wohlfahrt ſeyn, Gel. 2, Zubereiten, Anfalt zu etwas mas
den z; nur im gemeinen Leben; Lin Gaſtmahl zuſchicken.
Zufihieben, verb. irreg. (5. Sieben.) 1. Neutrum, mit
baben, anfangen, wader zu ſchieben, ingleichen, hurtig fehieben.
Shiebe zu! 2. Xctivum. (1) Zinem etwas sufchieben, es
ibm durh Schieben nähern, Einem den Bid zufihieben, die
Ablegung des Eides vor Gericht von ihm verlangen. (2) Durch
Schieben verfhliegen, im Begenfage des Aufſchiebens. Den
Riegel zuſchieben. t gig
Zuſchießen, verb. irreg. act. (8. Shießen,) welches nur von
dem Gelde gebraucht wird. Zehn Thaler zuſchießen muffen, zu
der von einem andern gegebenen Summe noh zehn Thaler zule⸗
gen miiſſen, fir dazu Schießen. -
Der Zuſchlag, des —es, plur. sie — fihläge. 1. Die; Hand⸗
lung des Zuſchlagens, iu verfchiedenen Bedeutungen des Verbi.
Wer das meiftebierber, dem ſoll der Zufchlag geicheben, dem
fol e3 zugefchlagen werden, ‚In dein Deichbaue wird die legte Zus _
deichung eines Dammes, ingleihen die Ausfüllung eines Deich:
bruches, der Zufchlag genannt. In einigen Niederdeutſchen Bes
genden iff der Zufchlag fo viel als die Sperre, das Verboth der
Ausfuhre oder Nusung. Der Kornzuſchlag, das Verborh der
Ausfuhre, die Betreidefverre. Die Wiefen in Zufchlaglegen,
fie hägen, die Hneh auf denfelben verbiethen. 2. Dasjenige, was
zugeſchlagen wird, in welchen Verſtande befonders im Hüttens
bane dasjenige, was zur Befzrderung des Fluffes der Erze den-
felben zugefeget wird, als Schladen, Bley, Kalkſtein u. f. f. der
Zuſchlag, zuweilen auch wohlder Dorfchlag genanut wird.
Zufihlagen, verb.irreg. (S. Schlagen.) Es it: 1. Ein
Meutcum, mit bem Hülfsworte haben. (1) Anfangen, wader
zu ſchlagen, ingleichen, hurtig ſchlagen. Schlage zu! Sie
ſchlugen wacker darauf zu. (2) Wohlbefommen; am häufige
ſten im gemeinen Leben, Die Arzney bat mir nicht zugefchla=
gen, it mir nicht bekommen, Srankreih hat ihm wohl zuge⸗
fhlager, fein Aufenthalt in Frankreich ift ihn wohl bekommen.
2, Ein Aetivum. (1) Dit einem oder mehreen Schlägen vers
fließen. Die Thür zufchlagen, mit einem Shlage zumachen,
fie zu:verfen, in $a$ zuſchlagen, den „Boden mit Schlägen
eintreiber. Im Deichdaneift es fo viel als zudänmen. (2) Mit
einen Schlage zuerkeunen, zuſorechen, eigentlich in Auctionen,
wo ſolches vermittelt des Schlazes mit einem Hammer geſchiehet.
Wenn kein höheres Geboth erfolger, folldas Gut ihm zuge:
Schlagen werden, In weiterer Bedeutung auch von andern Ar⸗
..
3 m
ten bes Verfaufes. Linem etwas sufchlanen, es ibn vor ans
dern Liebhabern überlaffen. 3) Zufegen, len
- baue, wo man dem Erze Bley, Schlafen w.f.f. zufchläge,
wenn man fie zur Beförderung des Fiuſſes zuſetzet.
Der Zufchläger, des —s, plur. ut nom. fing. in den Münzen,
derjenige Arbeiter, der bey dem Prägen mit dem Hammer aufden
oben Stämpel des Prägeftodes fehlägt.
Zuſchloͤppen, verb, reg. act, Einem etwas zufchleppen, es
zu ihm ſchleppen. Ju weiterer Bedeutung undim verächtlichen
Verſtande, theils es ihm in Menge zubringen: Ser belagerten
Stast viele Lebensmittel zufchleppen ; theils einem etwas ver⸗
ſtohlner Weife zubringen: einem Gefangenen etwas zufchleppen.
Zuſchließen, verb. irreg. act. (8. Schliegen,) duch Schlie⸗ 4
Ben, vermittelft eines |
Saus zufchliefen, EEE RES
Zufohmeißen, verb. irreg. (S, Schmeißen.)._ 1. Heutrum
mit haben, anfangen, ingleichen fottfahren, wader zu fchmeißen,
d.i. zu werfen, ingleichen zu ſchlagen. 2. Aetivum, für zuwer⸗
fen, oder zufchlagen. Die Thür zufchmeißen. —
Zuſchmiegen/ verb. reg. recipr. -Sich zuſchmiegen, ih
ſchmiegend nahen. Figürlich, ſich fehmiegend und fhmeihelnd
in jemandee Gunff zufesen fuchen. - — En
Zuſchmieren, verb.reg. act. durch einen eingefchmierten Kör⸗
per ausfüllen, oder verſtopfen. Riſſe in dem Solze zuſchmieren.
Zuſchnallen, verb, reg. act, vermittelft einer, oder mehrerer
Schnallen zumachen. ; —
Zuſchnappen, verb. reg. - 1. Neutrum. (1) Mit ſeyn, mit
‚ einem ſchnappenden Laute zufahren. DasSchloß ih zugeſchnappt.
(2) Mit haben, nach etwas ſchnappen. Es (das Fiſchchen, nahe
fish ſchon, jegt ſchnappt es zu, Weiße. (2) Activum, mit eis
nem ſchnappenden Lante zumachen. Sr nimmt vol Ernſt Tobak,
und ſchnappt die Dofe zu, Zachar. N
Zuſchneiden, verb. irreg, (8; Schneiden.) 1, Kfeureum, mit -
‚ haben, anfangen, ingleidyen fortfahren, waderzu fchneiden,
Schneide zu! 2. Xetivum, zum ferneen Gebrauche, zur Bear—
beitung ſchneiden. So fchneidet der Schneider den Zeug zu eis
nem Kleide zu; der Tifchler Schneider die Brerer zu, ;
Der Zuſchnitt, des— es, plur, inuf. die Handlung des Zus
ſchneidens, in der legten Bedeutung. Der Zufchnitt eines gemdrs,
Zufhnücen, verb, reg. durch Zuziehung einer Schnur vers
fließen. Den Beutel, die Shnürbruft zuſchnüren.
Zuſchrauben, verb, irreg, (S. Schrauben.) 1. Neutrum,
mit haben, anfangen, ingleichen, fortfahren, wader zu ſchrauben.
2, Aetivum, vermittelffeinee Schraube , duch Zudrehung der
Schraube, zumachen, verfchliegen. '
Zufchreiben, verb.irreg. act. (8. Schreiben.) 1. An jemans
den fchreiben, eine feltene und um der Zweydeutigkeit Willer
meift veraltete Bedeutung. Einem eine Nachricht zufchreiben,
chloſſes zumachen, Die Thür, das
fie ihm überfchreiben. (5, Zuſchrift.) 2. Dedieiren. Linem ein
Buch zuſchreiben. (S. Zuſchrift.) 3. Für den Urheber ausgeben, °
beylegen, Jemanden ein Buch zufihreiben, ihn für deffen Vers
faffer ausgeben, Sic) etwas aus Stolz zufchreiben. 4. Einem
etwas zufchreiben, esihm zu Sute auf feine Rechnung ſchreiben,
im Gegenfaße des Abſchreibens. Femanden zehn hen zu:
ſchreiben. Einem ein Haus zufcpreiben, es auf feinen Nahe
men fchreiben, ' .
Zuſchreyen, verb. irreg. (S.Sihreyen,) theils als ein Neu⸗
trum, mit haben, einen zuſchreyen, auf ihn ſchreyen; theils
als ein Aetivum, einem etwas zuſchreyen, es ihm mit einem
SGeſchreye bekannt machen.
Die Zuſchrift, plur. die — en, von zuſchreiben, doch nur in dem
beyden erſten Bedeutungen des ſelben. 1. Ein Brief, in der Be
s 3 den
'
Zufchütten, verb. reg.
EN
u Be a
Tichen Schreibart. Ders angenehme Zuſchrift habe wohler! erhal:
ten, u ſ. f. in einem Briefe. 2. Eine Dedication.
Zufchüren, verb. irreg. act. el neutr. im legten Falle mit has
ben. Hol; zufchüren, oder auch nur ſchlechthin zuſchüren,
Holz zu dem Feuer ſchüren. Figürlich iſt zufchuwen ipı gemeinen
Leben, einen Streit heftiger zu machen fuchen,
Der Zuͤſchuͤß, des— es, plur, die — ſchüſſe, von dem Verbo
zufchleßen. ı. Dasjenige, was man zu Erfüllung einer Summe
eines andern dazu gibt, 2. Der häufige Zufluß, nur felten und
ohne Piural. Das Kind Fann den Zuſchuß der Milch nicht
ertragen, - \
2, Heutrum, mit haben, anfangen,
ingleichen fortfahren ‚ lebhaft zu ſchütten. 2. Yetivum. (1)
Durch Schütten ausfüllen oder zumachen. Kine Grube zuſchüt—
Ken, mit darein gefpütteter Erde ausfüllen. (2) Dazu ſchütten,
oder gießen. Waſſer zufpütten, zudem Weine gießen,
Zufchwellen, verb.irreg.neutr. (S. Schwelien, ) mit dem
3uf . 1774
und ale ein Neutrum: du wirft dabeysufetgen. (4) Durch ein
davor gefegtes Ding verjchliefen, oder zumachen. Den Öfen zus
fegen, durch ne davor gefegte Thür. Inder Schifffahrt fege
man die Segelzu, wenn man ihre Winfel vorwärts bieget,
2, Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. : (1) Ei⸗
nem zufegen, ſtark in ihn dringen, es fey nun mit Worten, oder
- aufandere Art, Jemanden mit Worten zufegen. Dur weißt,
wie oft ih ihm mir Thränen zugefegt, Einer Leſtung mit
Ranonen zufegen, fie lebhaft beſchießen. Dem Seindefcharf
zufegen, ihn nahdrüdlicy angreifen. Einem mir dem Trunfe
zufegen, ihn zum Trinken nöthigen. (2) In der Laudwirthſchaft
fegen die Schafe zu, wenn fie vier Jahr alt werden, und folglich
Feine Zähne mehr befommen, dergleichen Schafe daſelbſt auch zu⸗
ſetzige genannt werden,
So auch das Zufegen. S. auch der Zufag.
Zufichern, verb, reg. act, Einem etwas zufichern, es ihm
veichlich verfprechen. So auch die Zuficherung.
Zufiegeln, verb. reg. act, vermittelft des aufgedruckten Siegels
verfchließen. Zinen Brief zZuſiegeln. Daher das Zuſiegeln und
die Zufiegelung.
Die Zufpeife, plur. die— n, eine Speife, welche zu einer an⸗
dern gegeffen wird, beſonders dasjenige, was zu dem Brote ges
geſſen wird, als Butter, Kifewf.f. Noch en eine Spei⸗
> Hülfsworte ſeyn, vermittelft einer Geſchwulſt verfchlofjen wers
den. So fchwellen in den Blattern die Augen zu.
Zufhpwören, verb. irreg, act. (S. Schwören. ) Einem et⸗
was zufhwören, es ihm vermittelft eines Schmwures verfichern.
Zufeben, verb, irreg. neutr. (S. Sehen, welches das Hülfs-
©. Figürlich.
ſen nicht länger zufeben.
(8) Sid huthen.
wort haben erfordert, gegenwärtig feyn und fehen, ein Zufchauer
ſeyn. 2. Eigeutlich, ſo wohl abſolute. Der Sohn tanzt, und
der Darer fieher zu. Als auch mirder dritten Endung der Per
fon, oder Sache. Dem Tafcpenfpieler, dem Schaufpiele zufes
ben, ®,warım Fann nicht die ganze Welt ihrer ne
sufeben Gell.
Da ſehn wir mit geſetztem Triebe,
Noch öfters unfver eriien Liebe _
Im Bilde junger Hirten zu, Noff, —
(3) Ungeahaderlaffen. Man kann dem Unwe⸗
(2) Gorge tragen. Siehe zu, daß
nichts verloren gebe. Da firhe du zu, das. iſt deine Sorge,
‚Siehe‘ zu, daß du nicht fallef. Syoni im
Ditftied zualehan. °
Zuf ehend, oder Zufehends, ein Adverbium, fo dag man es fehen,
mit den Hagen bemerken kanu. So hat die fchöne Stadt zufes
ben» abgenommen, Opitz. Kr wird zufehends kranker. Es
iſt eigentlich das Participiun Activum des vorigen, befommt aber
bier, wider die Analogie, eine paffive Bedeutung, welche es in
der edlern Schreibart verwerflich macht. Es kommt dazu, daß
der Ton auf der zweyten Sylbe liegt, da er. doch auf der erften
ruben ſollte. Wollte man es gleich um des Tones Willen als eine
Sufammenziehung von zu febend anfehen, fo iſt auch dieß auf mehr
als eine Art wider alle Analogie.
Zufenden, verb,irreg. act, (©. Senden,) an jemanden ſen⸗
den, für dag weniger edle zuſchicken. Zinem Waaren, Briefe
ailfenden,
Zufegen, verb.reg. welches in einer doppelten Geſtalt üblich
(2) Zu einemandern Dinge fegen,
if. 1. Als ein Hctivum,
ober nähern, abfolute und mit Verſchweigung diejes andern Ditte
ges. Befonders in’ den Küchen, wo man die Speifen zufegt,
wenn man fie an\das Feuer fegt,. (2) Durch Hinzurhuung vers
mehren ; wieder auf derfchiedene Art, für dazu fegen. Im Spiele
fegt many. B. acht Grofchen zu, wenn man fie zu dem ſchon
ſteheuden Gelde ‚hinzu thut. Man fegt in einer Erzählung zu,
wenn man unwahre Unſtände als wahr bepfügt. (3), Nach und
nach verlieren; eine Figur der vorigen Bedeueung, vornedmtich
Sundere Thaler bey einer Sache’
des Zufegens im Spiele;
zufegen, fie aus feinem Vermögen dabep verlieren. Er har fein
. ganzes Vermögen bey der Sandinug zugefegt, Auch abfoinie
Zufpigen, verb, reg. act. fpigig "zugehen machen,
Züfprechen, verb. irreg. ( S. Sprechen.)
Durch Sprechen einzuflößen fuchen,
fe, welche zu dem Fleiſche gegeffen wird, ©. Zugemüfe und
Zufoft.
Zufperren, verb.reg. act. was aufgefperret war, zumachen,
Die Thür, den Mund zufperten. In mauchen Gegeuden ift es
fo viel als zuſchließen.
Die Na⸗
deln zufpigen, bey den Nadlern, wo daher der Zufprger ders
jenige Arbeiter iſt, der die Nadeln auf der Zuſpitzbank vermit-
telſt des Spigringes und Spigrades fpigig ſchleift. Daher ift
zugefpigt oft fo viel als fpigig überhaupt.
Die Zufpräche, plur. die—n, die Handlung, da man einen
zuſpricht, und die Rede, wodurch es geſchiehet; ein feltenes, im
Hocddentfchen großen Theils veraltetes Wort, wofür Zuſpruch
üblicher iſt. ı. Eine tröftendr, beruhigende Anrede, Dem Strau-
chelnden half deine Zuſprache auf, Michaelis Hiob4, 4. 2.
Ein Beſuch. Diele Zuſprache haben, vielen Zufpruch,
1. Activum. (1)
Einem Muth, Troft zu⸗
ſprechen. (2) Zinem etwas zufprechen, ihm durch ein gerichte
liches Urtheil zuerkennen. Das Gut it ihm zugefprochen wor⸗
den. Im Gegeuſatze des Abſprechens. 2. Neutrum, mit ha⸗
ben. (1) Su jemanden ſprechen, abfofute, mit der dritten En»
dung der Perſon. Einem freundlich zufprechen, ihn freundlich
aureden ; ingleichen ihn durch freundliche Worte zu bereden fire
chen. (2) Einem zuſprechen, noch häufiger, bey einem zufpves
hen, ihn auffurze Zeit befuchen, wie einſprechen.
Uns fprigt der Scheinfreund, ſo wie du,
Allein bey guten Tagen zu, Haged.
Zufpringen, verb.irreg. neutr. (©, Springen,) welches das
Hülfswort feyn erfordert. 3. Hurılglaufen ; im gemeinen Leben.
2. Herbey, herzu fpringen, d. i, eilen. Als er fiel, fprang alles
30 3. Bermittelft eines Sprunges,einer ſchnellen elafii/hen Be⸗
wegung, verſchloſſen werden. Das Schloß iſt zugeſprungen.
Der Zuſpruͤch, des —es, plur. obgleich nur ſelten, die — ſprü⸗
che, von dem Verbo zufprechen, für das veraltete Zu ſprache.
.* Ein Anſpruch, vermeintes Recht an etwas; eine im Hoch⸗
deutſchen veraltete Bedeutung. Alle diejenigen, welche An⸗ und
Zufpruch daran zu haben vermeinen, 2. Die Zuſprechung des
Trofks, Anfmunterung duch Worte. Jemanden dur d feinn
Zuſpruch
1775 Zuſ
Zuſpruch aufrichten. 3. Ein Beſuch anf kurze Zeit; in der ver⸗
traulichen Schreibart. Gönnen ſie uns ihren Zufpruch. Re
Zufpimden, verb, reg, act. vermistelit eines Spundes vers
- fließen. Ein Faß zuſpünden.
Der Zuſtand, des — es, plur. doch nur ſelten, Sie — Hände,
die Einrichtung des Beräuderlichen an einem Dinge, und deffen
Inbegriff. Das Haus finder ſich in einem guten Zuſtande.
Der Zuſtand der Geſundheit. Sich im einem ſchlechten Zu:
ſtande befinden. Leiseniheftlihe Zutandeder Seele, ſolche
Erfiheinuugen, wenn die Seele von Leidenſchaften beweget wird.
©, auch Stand.
Zufländig, adj.et adv. von dem vorigen Worte, fo fern es ehe⸗
dem den Beſitzſtand bedeutete, gehörend, jemandes- Eigentbum
aysmahend, Das Gut if einem Sremden zußandig, geböret
einem Fremden. Dahrs die ZuffändigFeit, welches doch imn Ober»
deutſchen üblicher ift, als im — — was einem uftehit,
. ihm gebhöret.
Zuftecyen, verb.irreg, (&, Stehen.) 1 Heuteum‘, mit da
ben, anfangen, ingleichen fortfahren, wacker zu ſtechen. 2. Acti⸗
vum, mit Stichen, d. i. mit — und. Zwirn, gummchen.
Ein Aoch zuftechen,
Zufteden,„yerb. reg. actı =. Bermitteift- eines eingefledten
Werkzeuges, z. B. einer Stecknadel, zumachen, verfoliege.r.
Das Hemd zuſtecken. 2. Einem etwas zuſtecken; es ihm heimlich
zu Handen dringen, Bis der das Geld iym zugeſteckt, Haged.
Zuftehen, verb. irreg. (S. Steben.) 7, Activum. (2) iz
nem etwaszuftehen, im Oberdeutſchen für zugeiteben, welches
S. Ich ſteh esgerne zu, Opig. (2) Eclauben; wofür im Hochs
deutſchen gleichfalls zugeſtehen üdlicher iſt. 2 Neutrum, mit
haben, jemandes Befugniſſen, ingleichen jemandes Pflicht geinäg
ſedn. Es ſtehet dir nicht zu, das zu thun, du biſt dazu nicht
befugt. Rinder ſtehet es zu, die Alten zu ehren, es iſt ihre
Pflicht.
Zuftellen, verb. reg. act. ı. Durch ein dabor geſtelltes Ding
zumachen, verſchließen. In dem Jagdweſen ſtellet man ein Ja⸗
gen zu, wenn man den mit Netzen umſtellten Jagdbezirk völlig
ein ſchließet. In dem Hüttenbaue wird dev Ofen zugeſtellet, wenn
man das Geſtell in den hohen Ofen einfegen, 2. Einem etwas
zuſtellen, es ibm einhändigen. Jemanden einen Brief zuſtel⸗
len. 3. Einer Perſon oder Sache Glauben zuſtellen, beymef
fen’; eine im Hochdeutſchen ſchon fparfame Bedeutung, welche
anfängt, unedel zu werden,
Zufterben, verb. irreg. neutr. (8. Sterben,) mit dem Hülfs-
worte feyn, duch den Tod andeim fallen, Seine Güter jind
Fremden zugeitörben, find nach feinem Tode an Fremde gefallen,
Zuftopfen, verb. reg. act.ducd einen eingeflopfteg Körper ver
fließen, oder zumachen, Ein Loch mir Leinwand sultopfen.
Zuftoßen, verb. irreg. (5. Stoßen.) Es ib: 1. Neutrum.
(1) Mit haben, anfangen, ingleichen fortfahren, wader zu ſtoßen.
(2) Witfeyn, plöglich widerfahren. Es iſt ihm eine Ohnmacht
zugefioßen. Sagen fie mir, was ihnen zugefloßen ik, Gell.
Wenn ihnen eine Morh zuftößt. *. Activum, duch Stoßen
verſtopfen.
Zuſtreichen, verb. irreg. (S. Streichen.) 1. Neutrum, mit
haben, anfangen, ingleichen fortfahren, lebhaft zu ſtreichen. 2.
Aetivum, durch einen eingeftrichenen Körper ausfüllen,
Zufteömen, verb. reg, neutr. mit feyn, ſtromweiſe zuftießen.
Segen des Simmels firömet dir zu. Werd" ich alsdann nicht
deiner Umarmung zufirömen? Zadar. eine viel zu barte
Figur,
Zutappen, verb, reg, neutr, mit haben, plump * ungefhidt
zugseifen,
ar Wer 1776
Die Zupat, plur. die — en, dasjenige, was zur ———
einer Sache erfordert wird, dazu gethan werden muß, wenn fie
eniſtehen fol. In diefer weitern Bedeutung heißt jedes Material,
- was zu einem Werke erfordert wird. 3.8. Holz, Steine, Kalk
u.Lf zu einem Gebäude, gefpounene Wolle, Seide, Flache zu
einem Gewirke, nf f die Zuthat. In engerer Bedeutung iſt
die Zuthat bey den Säueidern, die kleinern Bedürfniffe, außer.
dem Zeuge und Futter, zu einem Kieidungsftüde z. B. Seide,
Swirn,;teinwend, weil der Schneider dieſelbe dazu zu thun pflegt.
Am gewohnlichſten wird das Wort collective im Singular, if
ner im Plural gebraucht.
‚Surbäcig, ir, fie, adj. et adv. :enfipeder. von einer jett
"veralteten Bedeutung des vorigen, oder auch unmittelbar von zůu⸗
thun, ſich eineu Höheren zuthuend, fih duch Gefälligkeit um
feine Guuſt bewerbend , wofür ım gen,einen Leben auch zuthulich
üblich ift. Sehr Zuthatig feyn, gefällig. So auch Sie —
rigkeit, im gemeinen Leben die Zuthulichkeit.
Zutbeilen, verb. reg. act. zu jemandes. Theil beffimmen.,- ihm
als feinen Theil geben. Einem etwas zutheilen Wem folk ich
den Preis zutbeilen, ihr ſchsuen Sanger ? Gefn. *
Zuehulich, Zuthulichkeit, S.in Zuebätig. EX
Zuchun, verb,irreg, (S. Thun,)weiches in drepfacher Seat
gebrauht wird. =. Als ein Aetivum, zumachen, als ein allge
meiner Ausdruck, fo wie diefes ; doch nur noch.in einigen Fällen,
Die Augen zuthun. 2. As ein Keciprocum „ ih zuthun, ſich
einem zuthun, ſich durch Gefälligteit beliebt zu machen ſuchen,
doch nur von Geringern gegen Höhere. Er weiß ſtch gar ſehr
zuzuthun. 3. Als ein Neutrum, in welcher Form es doch nur
als ein Defectivum gebraucht wird, indem nur einzelne Theile
davon üblich find. (1) Das Zuthun, der Juftnitivals ein Sub⸗
flantiv gebraucht, ift ſo viel als Mitwirkung, Bephülfe. Es iſt
ohne mein Zuthun geſchehen. (2) Das Participium zugethan
wird häufigfür geneigt gebraucht. Dem Aberglauben zugethan
ſeyn. Jemanden zugethan ſeyn⸗ geueigt. So auch in den
Kangellegen, wo große Herren fo zu ſchlleßen pflegen: uns blei:
ben euch. oder ihnen mit Föniglicher (fürftlicher) Suld'zuges_
than. Indeſſen wird es nur als ein Adverbium,und wohl mi
leicht als ein Adjectiv gebraucht. Schon im Hero zuatun. .
Zutragen, verb.irreg.act, (S. Tragen.) 1. Durch Tragen
nahe bringen , zu jemanden tragen. Dem Maurer Steine und
Ralf zueragen. —
Ich trage dir die Speiſ⸗ zu
Schon mit dem frühſten Morgen, Weite. 39
2. Sich zutragen, vownngefäbr, oder durch einen Zufall gefcher
ben. Es bat fich ein. großes Unglud zugetragen. Das bat
ſich mit mir in meiner Jugend zugetragen.
Zutrag lich, —er, —fie, adj, etadv. jemandes Beſt es befär-
dernd, nüglich, heilfam, Das wird dir ſehr zuträglich ſeyn.
— *5 Abweſenbeiten find den guten Nahmen eines jun⸗
gen Madchens nicht zutr aglich· So auch die Zutr aglichkeit.
Es iſt von ben NReuteo einem zutragen, ibm wohl befommen,
ihm heilſam, nützlich ſeyn, welches aber-im Hochdeutfhen
lãngſt veraltet iſt. Im Oberdeutſchen iſt dafür fürträglich üblich.
Zutrauen, verb. reg. act, tranen, oder verfichert ſeyn, daß
jemand ciner Sache fähig ſeh, mit dem Yecufariv der Sache und
dem Dativ ver Perfon. So viel Bräfte hätte ich dir nicht zu⸗
getrauet. Jemanden viel Gutes, alles Boſe zutrauen.
Das Zutrauen, des — s, plur. car. ı. Das zuverſichtliche
Vertrauen aufdes andern Woblwollen. Da denn Zutrauen eine wa
engere Art des Vertrauens if. Etwas mit vielem Zutrauen von.
jemanden bitten. 2. Das Vertrauen, eine unedle und uu ſchick⸗
liche Bedeutung. Sein Zutrauen auf —* fegen.
Zutra u⸗
n * J A a Dee — ae Bayer;
1777 ne
Zutraulich, —er, —He, adj. et adv. Sutrauen begend und da,
sin gegründet, Sie fahe mich ſo zutraulich an,Herm. Sie forz
dern fehr zutraulich, daß ich wieder gut machen foll, was fie
verdorben haben. So auch die Zutraulichkeit.
Zutreffen, verb. irreg.neutr, (S. Treffen,) mit haben, eine
Verſicherung, der Sache feldft gemäß feyn, damit überein kom⸗
" men, Star fagte mir, es würde geſcheben, und es traf richtig
zu. Die Rechnung trifft nicht zu, iſt nicht mit der Wahrheit
übereinftimmig.
Zutreiben, verb. irreg. (S. Treiben.) ı. Yeutrum, mit haben.
(1) Anfangen, ingleichen fortfahren, lebhaft zu treiben. - (2) Im
Hüttenbaue iſt zutreiben, bey dem Abrreiben mehr Silber aus»
. Bringen, als man fich vonder Seſchickung verfprochen hatte ; da
deun diefer Überſchuß der Zurrieb genannt wird. 2. Activum,
durd; Treiben, d.i. heftig fehlagen, verfchließen, zumachen. Im
Deichbaue wird der Deich zugetrieben, wenn er mit einem krum⸗
men Pfable feft gefchlagen wird.
Zutreten, verb. irreg. (S. Treten.) 1. Neutrum, mit haben,
anfangen, ingleichen fortfahren ‚Tebbaft zu treten. . 2. Aetivum,
durch Treten verfiopfen, ausfüllen. EinYTaulwurfslocp zutveten.
Der Zutrieb, des—es, plur. inuf. &. in Zutreiben.
Zutrinken, verb. irreg. act. et neutr.im legten Falle mit haben,
G. Trinfen.) Einem zuteinfen, ihn durch einen Truuk gleiche
falls zum Trinken nöthigen; in weiterer Bedeutung, jemandes
Sefundbeit trinfen. Einem ein großes Glas zutrinken, das.
felbe austrinfen, damit der andere es gleichfalls ausleere.
Der Zutritt, des —es,plur.inuf. 1, Die Frevheit, zujeman-
den zu treten, d. i. fich ihm zu nähern, die Freyheit der perfönlis
ben Annäherung,der unmittelbaren Unterhandlung. Freyen Zu:
tritt zu jemanden haben, ſich ihm ungehindert perfönlich nähern
dürfen, ©
Bald wird der Zutritt mir zu ihm nicht offen Hehn, Weite,
Das befcheidene verdienſt öffner fich den Zutritt bey den Soben-
uns Friedrigen zugleich, Gel. 2. In weiterer Bedeutung, der
Zugang, die Annäperung ; nur in einigen Fällen. Den Zutritt
der Luft hindern. 2 f
Zuverläffig, —er, —fe,adj.et adv. worauf man ſich verlaffen,
dem man ohne Furcht zuieren glauben, worauf man feine Hands
Tungen ohne Furcht zu wagen einrichten kann; fo wohl von Pers
fonen, als von Sachen, in zuverläfiger Mann, auf deffen
Worte oder Berficherungen man fich verlaffen fann, Line zu:
verläffige Nachricht. Es gehet zunächik auf gegenwärtige und
künftige, fo wie glaubwurdig zunächft auf vergangene Dinge.
So auch die Zuverläffigkeit.
Anm. Es iſt von einem veralteten Subftantivo Zuverlaß, wels
ches Zuflucht bedeutete, und wieder von fich verlaffen abſtammet,
fo daß zu bloß um des Nachdruckes Willen vorgefeger worden,
die Nichtilig des Vertrauens fehärfer zu bezeichnen. Im Ober⸗
deutichen iſt dafür verläffig und perläßlich üblich.
Die Zuverficht, plur. car, der Höchfte Brad des Vertrauens, die
Ermaitung feines Wobles von einerPerfon oder Sache aus übers -
geugenden Gründen, Sich einer Perfon oder Sache mit Zuverz
ſicht anvertrauen. Deine Güte erweckt in mir die Zuverſicht,
daß u. ſaf. Seine Zuverſicht auferwasfegen, mit Zuverſicht
etwas erwarten. —— BZ, ‘
Anm. Esift ein altes Wort, welches ſchon in dein Notfer
zuofirfiht lautet, und ans der R. 4. ſich eines Dinzes perfehen,
und dem nahdrüdlichen zu, die Richtung des Bemiiches näher
zu bezeichuen, gebifder,
Zuverſichtlich, —r, Re, adj,et ad vr, Subjeetive, Zuver»
ſicht hegead und darin gegründet; nurvon Sahen, Bin zuver:
ſichtliches vertrauen. Der zuverſichtlichen Soffnung leben.
Adel. W. B. 4. Th. 2, up,
Zum. 1778
In weiterer Bedeutung, mit ccheinb arer Zuverſicht auf die Wahre»
beit feiner Worte, Zr fpricht fehr zuverſichtlich. Reden fie
nicht fo gar zuverſichtlich, Gell. 2, Objective, worauf man feine
Buverficht ſetzen kann, worauf man fi mit Zuverſicht verlaffen
kann; eine um der Zweydeutigkeit Willen unſchickliche Bedeu⸗
tung, melde auch der Ableitung nicht ganz angemefjen ift, daher
man dafür lieber zuverläffig gebraucht. in zuverſichtlicher
Sretind. Daher die Zuverſichtlichkeit, in der erfien Bedeutung,
Zupor, ein Adverbium der Zeit, für vorber, fo wohl 1. in Rück⸗
fit auf eine vorher genannte Seitoder Handlung. Ich fprach
ihn heute zum erfien Mahle, denn zuvor hatte ich ihn nicht ge=
feben. In welcher Bedeutung doch vorher edler und üblicher if.
2. In Rückſicht auf die vorher verftrichene Zeit überhaupt, für
ebedem, ebemabls, vormabls; eine im Hochdeutfchen größten
Theils veraltete Bedeutung. 3.Abfolute,wenigftens in fehr dunk⸗
ler Rückſicht auf eine im folgenden dunkel beſtimmte Zeit oder
Handlung; nur noch miteinigen Verbis. Jemanden zuvor kom⸗
men,eigentlich eher fornmen,als er. Figürlich, theils eine ähnliche
Handlung eher verrichten, als er. So Fommt manjemanden in
dem Baufeeines Gutes zuvor, wenn mat es Fauft, ehe er den bee
ſchloſſenen Kauf vollführen fonnte, Theile, jemanden eine Ges
fälligke!: erweifen, cheer noch darum bittet, Daher die zuvors
Fommende oder zuvorlaufende Gnade Gottes, in der Theolo⸗
gie, die Bearbeitung des Menſchen, welche vor deffen Borfag vor⸗
ber gehet. Es einem zuvor chun, ihn in einer Fertigkeit oder
Handlung übertzeffen, wo man auch beyde zufammen ziehen:
Fann, zuvorthun, indem die Bedeutung ſehr figürlich iſt.
Anm. Im Oberdeutſchen ik dafür auch zuvorhin, ehevor,
biebevor und oft nur vor üblich.
Zuvörderft, ein Adverbium der Ordnung, vor allen Dingen,
Wir wollenzuvörderk die Sachein Ordnungbringen. Es iſt
. aus zu und vorderſte zufammen gefeßt, daher die Schreibart zu⸗
fördert unrichtig ift, fo Häufig fie auch feyn mag. Bey dein Stry⸗
derzuvodrif. Im Oberdeutſchen iſt dafür auch alforderfi,
alvorderift üblich, i
Der Zuwachs, des —es, plur. car. won dem folgenden Verbo.
1, Was jemanden zuwächft, d. i. waser an Getreide, Heu, Wein
u. f.f.erbauet. Der jährliche JZuwachs. 2. Von einer andern,
aber jegt veralteten Bedeutung des Verbi, iſt es figürlich fo viel
als Vermehrung. Meine Liebe gewinnet dadurcheinen großen
Zuwads. Die Erfahrung if oft der ſtärkſte und deutlichſte
Beweis der Wahrheit, und in jo fern such ein Zuwachs: der
Vernunft, Gel, . —
Zuwachſen, verb. irreg, neutr. (S. Wachfen,) mitfeyn. 1,
Durch den Wachsthum verfchloffen werden, - So wächfer eine
Wunde zu, wenn fie von dem nachwachfenden Fleiſche verfchlo”
fen wird, 2. Zujeinandes Gebrauche wachſen. Sowachfen dem
Landmanne die Seldfrüchte zu, wenn er fie ſelbſt bauet, und
nicht erſt Faufen darf. %
. Zuwege, adv. zur Wirklichfeit, nur mit einigen wenigen Verbis.
Etwas zumwege bringen, feltener, Zur wege vichten, zur Wirklich⸗
keit bringen. Es ift von zu und Weg zufammen gefezet,und da die
Bedeutung fehr elliptiſch und figürlich iſt, ſo wird es billig als eine
Sufammenfesung behandelt. Ebedem war es in noch andern Bes
deutungen aangbar. So beißt es in dem Deutfchen Livius von
1514: fiebrachten viel Volks suwegen, zufamınen,
Zuweben, verb. reg. act. ducch Wehen nabe bringen. Gerüche
wehn vom Fräuterreichen Sybla aufs nen ung zu, Schleg.
Zumwetlen, adv. zu manchen Zeiten, dann und wann, wie biswei⸗
len, und das niedrigere unterweilen, Wie mar den Verſtand
nicht immer antrengen kann, faites auh erlaubt, Zuweis
ben etw is: ſei htes zu llefen, Bei, Ehedem nur wilom, (3.
—
Huuun ; Sie:
t
1779. REM
» Bisweilen) Das vorgefeßte je, je zuweilen iſt ein unnützer
überflus.
Zuweiſen, verb. irreg. act: (S. Weifen,) Einem etwas zu⸗
weifen, ihm zeigen, oder ſagen, wo er es belomme. Einem je⸗
mand zuweiſen, ihn an ihn weiſen.
1. Mit etwas
Zuwenden, verb. irreg. act, (S. Wenden.)
© verbinden; eine im Hodeutfchen veraltete Bedeutuug, in welcher
nur noch in der Schweiz die mit den eigentiichen Cantons verbun⸗
denen Landfchaften, oder die nähern Bundesverwandten ber Can⸗
tons, zugewandte Orte beißen, 2: Zu jemanden wenden,. nad 2
ihm zu richten; wofür doch zufehren ũblicher iſt. Zinem den
Küken zuwenden. 3. Einem etwas zuwenden, veranftalten,
dag er dasfelbe genieße, oder befommie.
Verdienft, ihre Arbeit zu, fast der Handwerker, Kinem viel
Guͤtes zuwenden. Aber in folgender Stelle Hagedorns :-
in berrübter Eſel heulte ,
Weildes Schick ſals Farge Hand
Ihm nicht Hörner zugewändt, {
ſtehet es um des Reims Willen , weil hier. dag beftimmeere geben,
oder ertheilen hätte fliehen ſollen.
Zuwerfen, verb. irreg. S. Werfen.)
ben, anfangen, ingleichen fortfabren „wader zuwerfen. 2. Ac—
tipum. ı (1) Mit einem Wurfe verſchließen. Die Thür zuwer-
fen. Ingleishen duch Werfen ausfüßen, 2ine Grube zuwer⸗
fen, duch hinein geworfene Erde,
fen, es ihm durch einen Wurf nähern, damiter es nehme, Zigürs
lich, jemanden etwas mit Ungeffün, wit Widerwillen geben.
Zuwider, eine Prapofition,. welche die dritte Eidung erfordert,
und allemahl hinser ihrem Nennworte ftehet. 1. Thãtig wider die
Abficht und den Willen eines andern gerichtet. Jemanden in eis
ner Sache zuwider handeln, feine Abſicht dabey zubindern fur
chen, Dem Gefege zuwider handeln, wider die Vorſchrift und den
Willen des Geſetzes. Er ging, dem Befehle zuwider, fort. 2,
Die Neigung eines andern beleidigend. Eine Sache iſt ung zuwi⸗
der, wenn wir.fie nicht leiden fönnen, eine ſtarke Abneigung das
gegen empfinden. Mich daucht, ‚Herr Damis ifk ihr nieht zus
wider, fie fannibn leiden, er iſt ihe nicht verhaßt, Gell. Im
Dberdeutfchen feßt manes häufig vor das Nennwort: zuw ider
der goldenen Bulles Bey dem Ottfried lautet es nur widari,
Zuminfen, verb, reg. act, etneutr, im legtern Falle mit har
—ben. Einem freundlich zuwinfen, ihm zum Zeichen feines Wohl»
wollens winken. Einem feinen Beyfall zuwinken, ihm denſel⸗
ben durch Winken zu erkennen geben.
Zuwintern, verb. reg. neutr. mit ſeyn, von der Winterkälte
und dem Schnee verfchloffen werden. Wenn alles überfchneyt
und zugewintert ift, Opitz. £
Zuwslben, verb.reg. act. vermittelt eines Gewölbes verſchlie⸗
gen, Der Backofen muß fih allgemach zuwölben und fchließen.
Zuzahlen, verb.reg, act. nach der Zahl übergeben, vor jeman⸗
des Augen zãhlen, um es ihm zu übergeben. Einem etwas zuzählen,
Zuzãunen, verb.reg. act. vermittelft eines Zaunes verfchließen.
‘ Zuzieben, verb. irreg. neutr. (©. Ziehen.) 1. Duch Sieben
verfchließen, Die Thur, den Beutel zuziehen. 2. Zur Ver
mehrung der bereits vorhandenen Anzahl groß ziehen. So ziehet
fih der Landmann junges vieh zu. 3. Dazu zieben, zu etz
was ziehen ; doch nur figürlich , fich jemandes Neth, oder Mit⸗
wirkung bedienen, in welder Bedeutung aber auch nurdas Sub⸗
ftantiv. die Zuziehung üblich iſt. Mit Zuziehung des Raths.
Ohne jemandes Zuziehung, ohne jemanden mit dazu zu ziehen.
4. Ürfache ſeyn, dag jemanden ein libek widerfahre. Das wird
dir noch großen: Derdruß zuziehen. Sich durch Unmäßigkeit
eine Krankheit zuzishen, Sich Händel zuziehen.
Wenden fie mir diefen
1. Veutrum, mit be:
(2) Einem etwas zuwers
a . 300 1780
Die Zuzucht, plur. car. junges zugegogenes Vieh ; nur im gemei⸗
nen £eben. ©, dag vorige, N r
Das Zwadeifen, des — 8, plur. ut nom. fing. in den Glas⸗
hütten, ein längfich rund zufammen gebogenes elaftifches Eifen mit
wen Spigen ‚dasfelde als eine Zange zu gebrauchen, _ Von dem
folgenden Berbo. 3 —
Zwacken, verb, reg. act, mit zuſammen gedrückten zwey fftum⸗
pfeu Spigen klemmen oderdrüden. 1. Eigentlich, in welchem
Verſtande zwaden und zwicken gleich bedeutend find, bis auf den
Unterfeied, welchen das vollere a und das kleinliche i der Ratur
der Sache nach machen, daber erfleres theils von einer größern
Fläche der zufammen gedrückten Spitzen, theils von einem größern
‚Umfange der gedrückten Fläche gebraucht werden folte. Indeſſen
iſt daseinfoche zwacken in diefer eigentlichen Bedeutung wenig
mebr üblich, fondern lebt nur noch in abzwaden, und beswaden,
. 2. Figürlich, jemanden zwaden, ihn aufziehen, ſchrauben, oder
verieren. In einem andern Verſtande fage man zuweilen, die -
—— Truppen zwacken den Feind, wenn fie ihn beuneu
igen, j En ae
nm. Im Engl.to thwack. Im Niederd. undAngelf.iftdas
für gleichfalls zwicken üblich. ©, dasfelbe, : 4 —
Zwatzen, verb. reg. et irreg. act. welches im Hoch deutſchen
völlig veraltet ik, aber ehedem häufig für waſchen und baden ge⸗
brauche wurde. Thaz horo thana thuag, er wuſch den Koh
ab;bepdem Ottfried. Figürlich bedeutete es ehedem auch, einen
\feharfen Berweis geben, einem den Ropfwafchen. Wiefern das
in den Ölashütten übliche zwagen, ein Glas nach der aufgegeber
nen Größe verfertigen, biecher geböret, kann ich nicht beſtimmen.
Anm. In den älteflen Zeiten thwaagen, bey demlllphilas twa⸗
han, im Angelf,twehan, im Schwed.tvaund tvätta. Es
ift unffreitig mit Wage, Woge, Waller, wafchen u, ff. ver«
wandt, indem das vorgefegte 3 oder t bloß eine Berftärfung, oder
auch eine Eigenheit einer Mundartifl. | 117
Der Zwang, des—es, plur.car, von dem Verbo zwingen. ı, .
Der Zuſtaud, da ein Theil des Körpers heftig zufammen gezogen,
oder heftig zuetwas gedrungen wird ; nur in einigen einzelnen Fäl«
len, So ift bey den Pferden der Zwang eine ſtete, aber vergeblir
che Bemühung, den Urin zulaffen. (B.audh Sufswang, ©&b:
venzwangund Stublzwang,) 2. der Zuftand, daman fich ängfts
*
lich bemühet, etwas zuäußern, ober zu verbergen. Der Zwang a
des älteften Hetrursfchen Styles in Bildwerken, die darin ſicht⸗
bare Ängftlichleit. Der Zwang im gefelfchaftlichen Leben,
die ängftliche Beobachtung des Wohlftandes und des Cerimoniele
les, ängftliche Einfcpränfung feiner Worte und Handlungen,
Der Zwang, einfieifer Geift, der alle Sreuden flörer,
Mit Birken alles fpricht, mir Lächeln alles höret, Zadar.
Sich Zwang anthun. 3. Der Suftand, da man die freyen Hands
lungen anderer durch Gewalt, oder Vorſtellung der Strafübel
einfhränfet. Der Zwang des Gefeges. Zwang leiden. zwang
macht Feine gute Chriſten. Noch häufiger, 4. der Zuſtand, da
jemandes freye Handlungen duch äußere Gewalt eingeſchrän—
Bet werden, die Nothwendigkeit, etwas zu thun und zu leiden, Jh
habe es bloß aus Zwang gethan. 5. Bey den Fägern ifk Ser
Zwang die Erde, weiche der Hirich im Sehen vermirteift der ſcharf
zufammen gezwängten Schalen heraus wirft. 3
Der Zwangbrief, des—es, plur. die—e, in den Rechten, vi
niger Gegenden, ‚ein Befehl, die gerichtlichen Acten dem Appels
lanten bey Strafe abfolgen zu lajjen, Litterae compulforia-
les. ö —
Der Zwangdienſt, des — es, plur. Lie — e, Dienſte, zu
welchen jemand gezwungen iſt, zu welchen er dutch Strafübel an⸗
gehaften werden fann, z. B. Frohndienſte. *
Der
ae er
Pe Bine —
Dee ömengteefer, ve, — nom. fing. in eintgen
Gegenden ‚Häusler, fo fern ſie gehalten find, dem Grundherren
fein Getreide für einen gewiffen Lohn auszudrefchen. r
Die Zwange, plur. die—n, ein vornehmlich im Bergbaue übli⸗
ches Wort, theils eine Art Schraubenzwingen ; zu bezeichnen, die
‚ Felgen undLaſchen andem Waſſerrade zufammen zu halten, tyeils
- ader auch Hölzer, welche bey Berzimmerung han Stollens nach der
Quere eingezw ãnget werden.
Zwängen, | verb. reg. act. Zwang authun, wie zwingen, doch
nur noch in engerer Bedeutung, mit Gewalt zufammen drüden.
Einen Pfropf hinein — heftiges Sufammendrüden
bineli treiben,
Das Zwanggefinde, des—s, plur. car. Gefinde, welches
gebelten iſt, dem Örundherren für einen geringern Lohn zu BIENEN as
als freyes Geſinde.
Zwangbufig,adj. etadv. den ER habend, ©. Biefes Wort,
Die Zwangmüble, plur, die—n, eine Mablmühle, auf wel»
her gewiffe Leute ihr Getreide mahlen zu laſſen gehalten find ; im
Dberdeutfchen eine Bannmüble, fonft auch Frohnmühle.
Der Zwangofen, des—s, plur. die— öfen, ein Backofen, in
‚welchem die ganze Gemeinde ihr Bros baden, oder dagegemeine
gewiſſe Abgabe erlegen muß ; Oberd. der Bannofen.
Das Zweangrecht, des —es, plur. die—e, dus Hecht, oder
Befugniß, vermittelſt deffen man andere zwingen, d. i, anbalten
kann , etwas zu thun, oder zu leiden. So gedören die Zwang:
diene, Zwangöfen, Swangimüblen, u. ſef. zu den Zwang:
rechten des Örundbefigers. _
Die Zwangſchenke, plur. die—n, eine Schenke, welde ge
zwungen ift, ihr Getränke von dem Örundherren zu nehmen.
Dae Zwangemittel, des—s, plur, ut nom. fing. das Mittel,
andere zu zwingen, ihre Handlungen von außen einzufchränten.
Obrigkeitliche Zwangsmittel. SolheBewegungsgründe find-
wohl nicht viel beffer, als wahre Swangsmitcel, Gell.
Die Zwengepflicht, plur. die—en, in den Rechten, eine Vers
“ bindlichfeit, deren Leiſtung im Falle der Noch erzwungen werden
Tann, Officium perfectum ; zum Unterſchiede von den Liebes=
pflihten und Gewiffenspflichten.
Das Zweangtreiben, des—s, plur. ut nom. fing. inder Ja⸗
gerev, ein Treiben, in. weichem das WHdbrer nach dem erfien
Treiben enger eitigeftellet wird, ‘
Zwanzig, einennabänderlihe Hauptzahl, zwey geben Mabl, oder
zeben zwey Mahl genommen. Zwanzig Thaler, zwanzig
Heilen, zwanzig Säufer, allezwanzig. Nurmußes,
ohne Subflantiv ſtehet, wie andere Zahlwörter, den Dativ bes
zeichnen fönnen. Liner von den zwanzigen; bagegen die Endung
wegfällt, wenn das Subſtantiv dabep fiehet, einer. von den
zwanzig Mitgliedern,
Anm, Es ift fo),
Alter. Bey dem Ulphilas lautet es twaintigi, in dem Salifchen
Gefegethuotoc, bey dem Kero zueinzic, bep dem Ditfried, im
Tatian u. ff. zueinzug, noch jest in einigen Oberdeutſchen Ge⸗
genden zwainzig, im Niederdeutichen twintig, im Augelf.twen-
tig, im Engl. twenty, im Jsländ. tutugu, im Schwed. tjugu.
Es iſt von Sween, nach einer alten Mundart zwain, und zig,
©. in —zig. Es läßt fidh wie andere Bablwörter, mit vielen Ad⸗
jeeri:en zuſammen fesen, felbft ſolchen, welde außer der Zu:
fammenfegung nicht übtich find 5 zwanzigiäbrig, Swanzigpfünz
dig, zwanzigtägig n-t-f.
Der Zioanziger, des—8, plur. ut nom, fing. ı.
glied eines Colleaii von z vanzia Ver ſouen. 2 Ein Ding, welches
zwanzig Jahre alt iſt Er if ein Zwausiger. Wo man auch
wohl das Fämininum bilder. Sie ih eine Zwanzigerinn, Kin.
wenn es
wie alle Zahlwörter von einem feße hoben
"Ein Mile
Zwe 1782
gie, ein Wein, welcher 20 Zahr alt if; aber auch 3, ein
> Wein, welcher 1720 gebauet worden, - x
Zwanzigfe, adj. welches die Drduungszahl von zwanzig if, Der
zwanzigſte Theil. Es ift heut der zwanzigfte May. Bey dem
Kero zueinzicolti.
Zwar, Conj; concelliva, die feindare Aufhebung zweher Säts
je zu verneinen, da denn zwar in dem Borderfage flehet, und ing
Nachfage aber, allein, doch, feltener.nichts defioweniger, oder
Dingegen nach ſich hat. Es ſtehet fo wohl zu Anfange des Sages,
Zwar eine lange Nacht wird uns trennen; allein du verlie⸗
reſt nicht alles in mir. *
Zwar lagen hier Palmen
Dom begleitenden volk, zwar klang dort ihr lautes go—
ſanna,
Aber umſonſt, Klopft.
Zwar lehren wir und lernen beyde,
Doch unſre Wiſſenſchaft iſt Sreude
Uns unſre Runft Gefälligkeit, Haged.
Als auch nach einigen Worten. Es wird uns zwar eine lange
Nacht trennen, u. f.fyoder: eine lange Nacht wird uns zwar
trennen u. ſ.f. Du haſt zwar, o ‚Winter, alles.enrlaubt; aber
du ſollſt es nicht hindern, daß ich einen Kranz flehte. Für -
> ob zwar ift obgleich edler und üblicher, .
Anm. Diefe Conjuuction lauter indem alten Fragmente auf
Earl den Großen bey dem Schilter zewaren, in dem Zfidor .
ziuuare, bey den Schwäbifchen Dichtern zeware, im Niederf,
-twaer. Seiner erften undälteften Bedeutung nach war es ein
Berfiherungswort, für gewiß, in welchem Sinne es bey allen als
ten Schrififtellern vorkommt, und im. Niederdeutfchen noch übs
lich ift. Es erbellet darans, und aus denodigen alten Schreidarten,
daß es aus ift wahr, oder vielleicht richtiger, aus doch wahr
zufemmen gezogen warden, indem: in der alten Alemanniſchen
Mundart auch tho-war, und im Alt: Schwed.tho-waro für
zwar vorfommt, In einigen gemeinen Mundarten bängt man
demfelben gern ein müßiges en oder n an, zwaren, Zwarn.
Der Zweck, des—es, plur. die —r. 1. Ein fleiner Ragel mit
einem runden Kopfe, befonders fo wiedieSchufter fie gebrauchen,
die Schuhſoblen gemeiner Leute damit zu befchlagen. oizerne
Zwede, Saftelswede, Schloßzwecke, Schuhzwecke u.f.f,
In welder Bedeutung es oft auch der Zweck, des—en, plur., .
die—en, decliniret wird, 2, Der Nagel in ber Scheibe, wor
nach der Schüge zielet, and in weiterer Bedeutung auch das Ziel,
wornach man läuft, ’
Wie wenn im Wettelaufen.
Sich einer ganz bemubt, vor dem gemeinen Saufen
Zu treffen auf den Zweck, ſticht feinen Bleppenan, u. f. f.
Opitz.
3.. Dasjenige, warum eine Handlung gefchiehet, die im Gewmüche
vorher beſtimmte Wirfung eins Mittels, fo wohlin Rückſicht auf
die handelnde Perfon, als auch auf, das Mittel, So iſt die Beſ⸗
ferung der Zweck fo wohl des Predigers, als feiner Predigr;
dagegen Abſicht nur von der handelnden Perfon gebraucht wird,
und hier fo wohl von der Richtung des Bemüthes auf den Zwed,
als auch von dem Zwede ſelbſt. Endzweck ſollte eigentlich den
letzten und böchften Zweck bedeutert, von Ende, Finis; allein es
‚wird jederzeit, obgleich mit mehr Nachdrud,, nit Zwe@ glei bes
deutend gebraucht, (5. Endzwed,) Seinen Zweck erreicheh,
verfehlen. Das ift wider meinen Zweck. Du hätteft kürzer zum
Zwede kommen Fonnen. Die Liebe if eine übereinſtimmung
zweyer Willen zu gleichen Zweden, Gel.
Anm. Inder erfien Bedeutung eines Meiner Nagels lautet es
im Niederf. Zwick, welches aber auch einen Zapfen, fp wie das
Yuunu.2 Schwe⸗
-
%
—
1788 3ve
Schwed. Svicka.einen Spund, ‚bedeutet. Es iſt mit zwicken
verwandt, daher die Zwecke auch oft Zwicknägel genannt wer⸗
den, Im Pohln. ift Cwieczek gleichfalls ein fleiner Nagel.
Sweden, verb. reg. ı. Yctivum, mit Zweden oder Fleinen Nä«
geln befeftigen ; doch nur in answeden, aufzweden u.f.f. 2.
VNeutrum, mit haben, aufetwas, als den Zweck gerichtet ſeyn.
Das zwecket dahin. \
Der Art vollkommenheit ward als zum Ziel gefledt,
Wo aller Geifter Wunſch aus eignem Zuge zweckt Hall.
eine ſehr Harte, dünfe und elliptiſcheStelle; türwohın «= 3wedt.
Die Zweckendruſe, plur. die —n, ein Rahme,welchen in Sach⸗
fen der graue kroſtalliſirte Kalkfpath bekommt, wenner in Draferl
oder einzelnen Stucken vorhanden iſt.
Das Zwedenbolz, des —es, plur.car. ineinigen Gegenden,
das Holz des Spindelbaumes, und diefer Baum ſelbſt, weil die
Schuſter ihre hölzernen Zwecke daraus zu ſchnitzen pflegen, S.
Spindelbaum. :
Der Zweckhammer, des —s, plur. die —hbämmer, bey den
Grodfhmieden, ein Spitzhammer mit einer abgefürzten Spige
and einer halben Angel auf derfelden, Zierathen mit demfelben auf
dem Eifen zu machen,
Sween, 309, zwey, S. in Zwey.
Die Zwehle, ©. 2. Quehle.
Der Zweifel, des —;, plur.utnom. fing, 1. Der Gemüths⸗
zuſt and, da nıan Gründe hat, die Wahrheit oder Thunlichkeit eis
ner Sache nicht für ausgemacht zu halten, ohne Plural. In
Zweifel fieben.oder feyn, fi in diefem Zuftande befinden. . Ich
fiebein Zweifel, ob ich es glauben fol, oder nicht, ob ich mich
dazu entſchließen ſoll. Erwas in Zweifel ziehen, deffen Wahrs
beit aus Gründen noch nicht für erwieſen oder ausgemacht halten.
Jemanden in Zweifel fegen, durch Gründe diefen Gemiüchszu-
fiand inidm erregen. In Zweifel geratben. 2. Der Grund, um
deffen Willen man die Wahrheit oder Thunlichfeit einer Sache
nicht für ausgemacht hält, ein Grund des Gegentheils ; mit dem
Plural. Es Reigen allerley Zweifelbey mir auf. Es iſt kein
Zweifel, daß er der Urheber davon if, Jemandes Zweifel bes
entworten,ihm feinen Zweifelbenehmen. Ohne Zweifel, aus
‚Ber Zweifel, feltener mehr Zweifels frey und Zweifels ohne,
obne allen Grund die Wahrheit oder Thunlichkeit einer Sache
nicht für ausgemacht zu halten, gewiß,
Anm. Schon bey den Kero Zuifal, Zuifalunga, bey dem
Ditfried Zuivul, im Niederf. Twivel, im Schwed. Trifvel.
Es ffammet unftreitig von zwey ber, und vielleicht von dem alten
Adjective zuivele, zwieföltig, indem der Zweifel ein getheilter
Gemüthsſtand iſt. S. Zweifeln.
Der Zweifeler, des —s, plur. ui nom. fing. eine Perſon, wel⸗
che zweifelt, In engerer Bedeutung, eine Per ſon, welche eine Fer-
tigfeit befiget, an allem, auch an moralifch gewiffen Wahrheiten,
zu zweifeln.
Zweifelhaft, —er, —eſte, adj.etadv. 1.8weifel habend, em⸗
pfindend, Gründe des Öegentheils habend. Ich Bin zweifelhaft,
ob ich es glauben, ob ich es thun ſoll. 2. Objective, Grün⸗
de des Begentbeils gegen fich habend, ungewiß. Die Sache ift
noch fehr zweifelhaft. Das Glud im Kriege ift zweifelhaft.
So auch die Zweifelbaftigfeit, welches doch felten vorfommt,
Zweifeln, verb. reg. neutr. mitdem Hülfsworte baben, Zwei⸗
feloder Gründe des Gegentbeils haben. . Ich zweifele noch, ob
ich es thue. An etwas zweifeln, Gründe haben, warum man
die Wahrheit einer Sache noch nicht für ausgemacht halten kann.
Ich zweifele Beinen Kugenbli an feiner Redlichkeit. Sp auch
dag Zweifeln,
” ee J —* J 2
7 -
: WE. 1984
Anm. Bey dem Ditfeied, Willeram u.f.f. zuivolon, im-
Schwed.tvifla. (S.Zweifel.) Man batteeh em noch ein ande»
res Wort, welches ſich nur durch dieXbleitungsfplbe unterfcheidet,
imTatian zuuchan, zuchon, imXugelfstweogan, twigan,
im Schwed. tveka, weldes gleichfalls zweifeln bedeutete, und
deffen erſte Halfte auch zwey iſt. Auf ähnlicheArt ſtammen dasfat. _
_ Dubium,und dag Griech.du2ew, zweifeln, von duo, duo, her
Der Zweifelsgrund, des—es, plur. die —gründe, der Grund,
warum man zweifelt,der Grund des Gegentheils. Iſt dee Grund
ſehr teiftig, fo Heißt er ein Zweifelsenoten. ae
Die Zweifelfücht, plur.car, die ungtordnete Begierde, oder Fer⸗
tigfeit, an allem, auch an erwiefenen Wahrheiten zu gweifeln.
Der Zweig,des— es, plur.dsie—e, Diminut, das Zweiglein,dere
jenige Theil eines Gemächfes, welcher von dem Stamme über der
Erde ausgebet,und mit demſelben von einerlep Materie ift, 1.€is
gentlich, da überhaupt alle Tpeile diefer Art Zweige heißen. In
eugerer Bedeutung befommen an den Bäumen nur diejenigen
Theile, welche ſich von den Zten abfondern, zum Unterſchiede von
diefen, den Rahmen der Zweige. Ein grüner Zweig. Zweige
von einem Baume abbrechen. Sin Lorbeerzweig, Gblzweig,
Palmzweig,u.f,f. Auf Feinen grünen Zweig Fommen, figürl,
zu feiner Berbefiseung feiner Umftände gelangen, 2. Figürlich,
ein Theil, welcher ſich als ein Zweig von einem Dinge abfondert, -
So werden die Adern, welche aus einer größern enrfpringen, die
Seitenlinien eines Geſchlechtes u. ſ.f. Zweige genannt.
Anm.Bep dein Ottfried und andern alten Oberdeutſchen Schrift ⸗
fellernZui g,Zuih,imAugelf' T wig,im$iederf,.Twieg,im@ngl,
Twig. Es iſt gleichfalls von zwey, weil ſich da, woder Zweig *
abgehet, der Stamm oder Aſt gleichfam in zwey Theile iheilet... °
Zweigen, verb. reg. act. welches in einigen Öggenden für pfros
pfen üblich iſt. ”
Das Zweigrecht, des—es, plur. inuf. bey den Jägern, das
Hecht, in einem fremden Walde Zweige zum Behuf der Jagd und
des Gehäges abbauen zu dürfen. 3
Zwerd), adv. über eine Sache nach defjen Breite gerichtet ; ein
geößten Theils Oberdeutſches Wort, wofür im Hochdeutfchen quer
üblicher iſt. Zwerch über das $eld reiten, quer, überzwerch,
‚quer über, Es kommt im Hochdeutfchen nur noch in einigen wenis
genZufammenfegungen vor, welche doch auch mit Quer — üblie
er find, Zwerchfell ausgenonmen, wofür man nicht Querfell
fagt. S. Quer, mit welchem es eines Stammes ift.
Die Zwerchaxt, plur. die —ẽcxte, die Queraxt, ©. diefes Wort.
Das Zwercheifen,des —s, plur. ut nom. fing. einMeißelder
Bildhauer, welcher hinter der zirkelrunden Schneide alg ein\
Schwalbenſchwanz zufammen läuft, die Vildungen in das Feine .
zu arbeiten, = - x
Zwerchen, verb. reg. neutr. et act. quer über das Holz hobeln,
bey den Tiſchlern. —
Das Zwerchfell, des —es, plur.die—e, eine ſtarke Haut in
dem menſchlichen und thierifhen Körper, welche quer durch den
Leib gebet, und die Bruſthöhle von der Höhle des Unterleibeg ſchei⸗
det, das Brufifell, fat. Diaphragma. Kinem das Zwerch⸗
fe erſchüttern, ihn beftig lachen machen. —
Das Zwerchſtück, des —es, plur. die —e, ein jeder Theil, wel⸗
cher ſich in die Quere über etwas erſtreckt; ein Querſftück.
Der Zwerg, des —es, plur. die —e, Diminut. Zwerglein, eine
Verſon, welche ungewöhnlich Eleiner iſt, als es die gewöhnliche
Größe erfordert, fo wie Riefe einen Menſchen von ungewöhnlich
größerer Ötatur bezeichnet, Dan gebraucht es am Däuffgffen uns
geändert von beyden Befchlechtern,befonders wenn nur die Klein«
beit auegedruckt werden fol, Sie iſt ein Zwerg. Muß aberdas
weibliche Geſchlecht vorzüglich mit begeichnet werden, ſo ift auch
Zwerginn üblich. Es laßt ih eine Zwerginn feben, ein *
* er
RE“ Ne Br nee) —
2 u = N
T
1785 te
ex Zwerg. In weiterer Bedeutung heißet ein jedes Ding, wel⸗
&es eine in feiner Art ungewöhnliche Kleinpeit hat, ein Zwerg,
wobin auch die folgenden Zufammenfegingen gehören,
Anm. Bey den Schwäbifhen DichternGetwerg. Im Ries
3we 1786
zwo $rauen, zwey Säufer; zwerner Männer, zwoer Frauen⸗
zweyer Häufer u. ff. welches denn in der Schriftſprache, ſelbſt
von Hochdeutſchen Schriftſtellern nicht nur nachgeahmet, fon»
dern auch wohl als nach ahmungswürdig empfohlen worden, Gi+-
def. Dmarf, Dorf,im Angelf. Dweorg, im Engl, Dwarfund“ | fellon zuene guate, ODitf. Zuene dag, chen derf, Zuene
- Durgen, im Schwed. Dwerg, im Isländ. Dwergur. Esift
allem Anfehen nach ein fehr altes Wort, daher auch deffen Abſt am⸗
mung dunfel und ungemwiß if. Martinius leitere es von dem Lat,
Divergium, gleichſam Divergium nafürae her, Gumund
Ardreä von dem Griech. Groupyor, Wachter von zwerch, fo fern
es im fianrlichen Verſtande böfe bedenten Fann, wegen der Volks⸗
mährcden von bösartigen unterindifchen Zwergen, Friſch von
zwerch, fofern es das kürzere im Oegenfage des längern bedeus
tet; anderer eben founwahrfcheinlicher und gezwungener Ableis
tungen zu gefhweigen,
DieZwerg:Uloe, plur, dien, sine Art fehr Fleiner Aloe, Aloe
pumila Zinn. : 4
Der Zwergbaum, des —es, plur. die —baume, ein Baum von
ungewöhnlicher Kleindeit in feiner Art, Ju engerer und gewöhns
licherer Bedeutung find Zwergbäume in den Gärten, folde Bäus
ne, welche durch Propfen und Wartung fo gezogen worden, daß
fiefeinen Stamm in die Höhe treiben, fondern fich bald über der
Wurzel in Zweige verbreiten.
Die Zwergbirfe, plur.die —n, ©. Alpenbirke.
Die Zwergbohne, plur. die —n, eine Art Fleiner Garteubohuen,
welche auch granzbohne geuannt wird,
Die Zwergbühe, plur. die —n, ©. Sagebüche.
Die Zwergörbfe, plur,die—n, eine Art kleiner Zudererbfen ;
Sranzerbfen, in Niederſachſen Kriper.
Der Zwergkaſe, des —s, plur. ut nom. fing. ©. Quarkkaſe.
Die Zwerg Raſtanie, pluͤr. die —n, eine Art kleiner Kaſtanien⸗
Bäume, » ’
Die Zvoergmendel, plur,dsie—n, eine Art Feiner Mandelbãu⸗
ie, Amygdalusnana Linn,
Die Zwergmifpel, plur, die—n, eine Art Feiner Mifpelbäus
me, Melpilus Cotonealfter Linn. Wr
Die Zwetfchte, plür. die —n,eine im gemeinen Leben übliche Bes
nennung der kleinen länalichen Pflauinen, in Baiern Zwespe, in
Niederdentſchland Quetſche. (S. Pflaume.) In der Lotharingiſchen
Volksſprache Quoeches; Quoetches, im Böhm. 8s weltka.
Zwey, eine Grundzahl, welche zwiſchen ein und drey in der Mitte
ſtehet, und in den Sefchlechtern und Endungen unveränderlich iſt,
wenn es fein Hauptwort bey ſich hat, und entweder der Artikel,
- oder ein Pronomen,oder auch einedasfelde regierende Präpoſition
vorher gehet. Die zwey Thaler, die zwey Schweitern, diefe
zwey Häufer. Der $reund der zwey Fremden. vor zwey Jah⸗
ren. von den zwey Ducaten iſt einer falſch. Wenn aber der
Artifel oder das Pronomen fehlet, auch feine Präpofition vorher
gehet, welche dasfelbe vegieret, folglich der Cafus aus ſonſt nichts
erkannt werden kann, fo hat es zu deſſen Bezeihuung im Genitiv
zweyer und im Dativ zweyen. Dev Ertrag zweyer Rittergüter.
Der Zwiſt zweyer Freunde. Auf zweyer Zeugen Mund, wo
zwar eine Präpofition orber gehet, welche aber nicht zu zwey,
fondern zu Mund gehöre, Entdecke dich zweyen Freunden.
‚Eben fo verhält es fi, wenn es abfolute, d. i. ohne Subſtantiv,
flebet, da zwarderNominatiy und Accuſativ zwey lautet, aber _
der Genitiv und der Dativ auf die vorige Art bezeichnet werden,
Sie kamen alle zwey. Es gehet auf zwey. Zweyer Zrugniß ıfl
nicht hinlanglich. Das Gut gehoret zweyen zu. S. davon
mein Cehrgebaude Eh. ı, S. 571f.
Einige füdliche Deutſche Provinzen decliniren dieſes Zahlwort
nach den Geſchlechtern⸗ zween, zwo, zwey: zween Maänner,
Salmun, Kero.
Zweene (zween) Räuber zankten ſich
Des gefiobinen Eſels wegen ‚Daged,
Luther hat in der Deutfchen Bibel diefe Declination mehrmahls
beobachtet,aber eben fo oft, und vieleicht noch bäufiger,zwey ohne
Unterſchied des Geſchlechtes gebraucht, Es läßt ſich auch aus ans
bern alten Schriftſtellern beweifen,daß diefer Unterf&ied von kei⸗
nen beftändig beobachtet worden, woraus erhellet, daß er in der
Schriftſprache fremd if, und nur duch Nachahmung eingeführee
worden. Zwilchen zwey froeiden, einer der Schwabiſchen
Dichter. Dhero zueio heido, zuene dhero heido, der
zwey Perfonen, im fidor; wo Heido, unfer —heit, die Perfon,
ein Fämininum iſt. Vieler anderer Beyſpiele zu gefchweigen,
Ich babe in meinem Lehrgebäude Th, 1, ©. 569, noch mehr
aber in meinem Magazine B. ı, ©t. 3, 8.37 f. die Gründe ans
gezeiget, warum diefe Declination wider alle Hochdeutfche Analos
gie, folglich höchſt verwerflich ift, und will fie hier Fürzlich wieder⸗
hohlen, 2. Die Analogie aller übrigen Zahlwörter, worunter fig
Fein einziges befindet, welches das Gefchlecht bezeichnet, Drey
Männer, drey Blumen, vier Srauen. Zwar ſcheinet ein eine
Ausnahme zu machen, weil diefes nach den Gefchlechtern gebogen
wird: ein Mann,eine Srau, eingaus. Allein ein ift Fein blos
v Bes Sablwort, fondern ver unbeſtunmte Artikel, und in manchen
Fällen ein wahres Adjectiv, Um der beyden legten Veftimmans
gen Willen mußte es vollſtändige Birgungszeichen annehmen, -
und da es diefe einmapl harte, fo behielt es felbige aud) als Zahl⸗
wort, Allein, da feinanderes Zahlwortweder als Artikel, noch
als ein wahres Adjectiv gebraucht wird, fo Fann es denfelben auch
nicht zur Regel dienen, 2, Die Analogie aller übrigen Beftun«
mungswörcter des Subflantives, Zwey iff nur im Plural ger
bräuchlich. Kein einziges Deutſches Beſtimmungswort bezeich⸗
net im Plural das Geſchlecht. Warum ſolle es gerade das zwey
thun? 3.Die Analogie der Biegung ſelbſt. Das Geſchlecht wird
in allen übrigen Fällen durch angehängte Geſchlechtsſplben ber
zeichnet: gutzer Mann, gutze Frau, gut-es Haus; aber in
zween, zwo, zwey gefhiehet die Biegung auf die unregelmäßigfte
Art von der Welt, 4. Die Analogie der Hochdeutſchen Mundart,
welcher dieſe ganze Declination fremd iſt, daher fie nur von einzele
nen Schriftfiellern aus Nahahmungsjucht angenommen, aber
nicht einmahl beftändig behauptet worden. Ich glande, diefe
Gründe find hinlänglich, ihre Verwerftichfeit zn beweifen,
Diefe Declination ift eine bloße Eigerbeit des Volfesineinigen
füdlichen Deutſchen Provinzen, 5.8, in Baiern, Tirol, Steiers
mark; und esfcheinet, daß fie ein alter Dualis iſt, welcher fi
in mehreren alten Sprachen befindet, und feinen Urfprung der Un⸗
gewißheit zu danken hat, ob die Zahl zwey zur Vielheit gerechnet,
folglich duch den Plural ausgedruckt werden Fönne, Als fihdie
Deutſche Sprade mit ein wenig mehr Bewußtſeyn der Abficht
und Mittebausbildete, liegen die nenern Diundarten diefen Übers
reſt des früdeften- Hiteribnmeg verciteir, weil ein dunkeles Gefühl
ihnen faate, daß Fein Deutfches Beſtimmungswort im Plutal das
Geſchlecht bezeichnen dürfe, folglich ſolches an einem Zahlworte
am unfhidtichften ſeyn würde.
Anm. Dieſes Zahlwort iſt überaus alt, und finder ſich faſt in
allen, ſelbſt den eutfernteſten Sprachen wieder, zum klaren Bee
weiſe, daßes, fo wie andere Ähnliche Zahlwörter, im Deutſchen
nicht einheimiſch, ſondern von einem ãltern Volke entlehnet wor⸗
Uuuuuz bei,
z
1787 I
den. Im Oberdeutſchen lautrt es von den früheften Zeiten on
ZUen, zuo, zuei, bey dem Ulphilas twa, twai,two, im
Riederdeutfchen ewe, im Angelfi tu, twa, twegen, im Engl:
twe, im Schwed, tvä, im Seländ.do, bey den Keimmifchen
Zatarı tua, im, Lat. duo,im Giiech. 3om im Slavon. diva,
dwie, dwoie, im Perfifhen dou, im Indoftanifhen du, dut- -
jum, uf. f. ẽ⸗ wird, ſo wie die übrigen Zahlwörter, mit vie⸗
len Adjectiven zuſammen geſetzt, welche außer der Zuſammenſet⸗
zung nicht üblich find:
Perſouen ſchlafen können; zweybohrige Rohren, welche im Durch⸗
meſſer zwey Zoll halten, zweyrägig, sweyftündig u. f.f. In
einigen Wörtern gehetesi in — wie in zwiefach, Zwie⸗
back, zwier u ff
Der Zweybad, ©. Zwiehrd.:
Das Zweyblatt
Pflauze, an deren Stame ſich immer zwey gegen einander über
ſtehende Blãtter befinden; Ophrys L.
Zweyblatterig, adj. et adv, zwey Blätter — aus zwey
Blättern beſtehend. in zweyblätteriger Stamm, in. der
Botanik.
Zweydeutig, —er/⸗ſte/ adj. et adv. 1 ‚Eigentlich, fähig,
mit gleichen Rechte anf zweyerley Art gedeutet ju werden; dop⸗
pelſinnig. In, Luther verfolgte die Wahrheit, iſt dag Derk
bum verfolgen zweydeutig. Kine zweydeutige Antwort. Sie
fabe mich ſehr zweydeutig an. 2. Nicht beſtimmt, oder ente
fhieden genug, ungewiß, ine zweydeutige Tugend, ein tür
gendbafter Schein, deffen * Befpaffenpeit ungewiß, oder
verdächtig ift.
Die Zweydeutigkeit plur. die —en. 1,'Die Beſchaffeuheit,
da etwas zweydeutig iſt, inbepden Bedeutungen des vorigen Aus»
druckes, und ohue Plural, 2. Ein zweydeutiger Ausdruck, in
der erſten Bedeutung des vorigen, und mit dem Plural, Unans
fändige Zweybeutigkeiten fagen.
*Zwepbdoppelt, adj.etadv. ein unnützes pleonaftifches Wort,
wo zwey überflüßig iſt, indem doppelt dasfelbe ſchon einſchließt.
Zweydräbtig, adj. etadv, in den Zeug Dianufacturen, aus
. zwep, Dräbten oder Fäden beftebend..
Zwepbrittel, ein jubflantives Zaplwort , welches aus zwey Dritz
tel zuſammen gezogen ift, und In :diefer Zufammenziehung nur in,
einigen Zufammenfegungen gebraucht wird. in Zweydrittels
ſtick, ein Bulden, welcher auch wohl ſchlechthin ein Zweydrittel
genannt wird. Die Zweydrittelarbeit, im Bergbaue, wern auf
einem Berggebäude in zwey Schichten gearbeitet wird, fo daß ſich
in Tag und Nacht nur zwep Arbeiter ablöfen, welche daher Zwey⸗
drittelärbeiter heißen ; zum Unterſchiede von bee Dreydrittelars
beit.: Außer folgen Zufammenfegungen ſchreibt man es richtiger
getbeiltz zwey Drittel, wie zwey Diertel, ein Drittel, drey
Simfrelu, ff...
Zweyen, verb. reg. act. in zwey Theile theilen, einim Hoch⸗
deutfchen veraltetes, und nur noch in entzweyen im figürlichen
Berftandeübliches Bor. Opitz gebranchte ſtatt BR noch dag:
einfache :;
Sie redet nicht zu — pflegt ungern ſich zu zweyen.
Der Zweyer, des —s, plur, ut nom. ling, eine Scheidemünze,
welche zwey Dfennige gilt; wie Dreyer, Sechfer, Achter n. ſ. f.
Zweyerley,adj.indeclin, et adv.vonzwey ver chiedenen Arten
und Befhaffenbeiten. Sweyerley Geldforten. Redli und recht:
Schaffen, find zweyerley, ſind zwey ver ſchie dene Begriffe, S Ley.
Zweyfach, S. Zwiefach.
Deräwepfalter, ober Zwiefalter, des—s, plur. ut nom. fing,
ein größten Theils Oberdeutſcher Tahme der Schmetterlinge; viel:
leicht weil fie zmiefältige, d. i. doppelte, Flügel haben.
ein zweymanniſches Bett, worin zweh
des —es Se inuf, der Nadıne.einer
* Zweyſchmelzig/ adj. et adv. zwey Mahlgefchmolzen ; —
eiſen in Geflalt eines Kreuzes, hoble Stellen aus zuſchneiden.
Zweyfaltig ‚adj. * adv. 8. Zwie falti A
Zweybändig,adj.etadv. 1. Zwey H — Gaben; ‚ein unge ü J
wobnliches Wort, 2. In engerer Bedeutung. heißt derjenige 2
zweyh an dig/ welder die linke Hand eben fo, fertig gebrauchen |
kann, als die vechte ; zum Unterfchiede von. denjenigen, "Aue ——
entweder bloß links oder bloß rechts iſt. J
Zweyhangig/ adj. et adv.ein nut in derBaufunft übtiches Wort
moein zweyhängigesDach ein ſolches genannt wird, welches au
zwey Seiten abhängft ift, uud auch ein Satteldach genannt wird;
gumt Uuterſchiede von einem einhängigen, oder Pultdache.
Zweyhauig, adj.et adv. ein in der Laudwirthſchaft von den Wie⸗
fen übliches Wort. Zweyhauige Wiefen, welche des Jahtes zwey
Mabl gehauen, oder gemäbet werden können, und auch zwey⸗
mabdige, zweyſchürige, beißen; zum Unterſchiede von den eine
und zweyhauigen.
Awepberrig, adj. etadv, zweyen Herren zugehörend ; in den nie⸗
drigen Sprecharten zweyherriſch. Ein zweyherriges Soerfc.
Zweyjahrig, adj et adv.zwep Jahr alt. Ein sweyjähriges Rind. fa;
Der Zweykampf, des—es, plur. die — Fämpfe, ein Sanpf,
oder Gefecht unter zwey Perfonen, ein Duell.
Zweymahl,adv. richtiger, zwey Mabl, zu zwey ——
Mablen. Aber zweym ahlig, weil hier gemeinjchaftliche Bie» -
gungsjpiben find, zu zwey ee Maplen — Ein
zweymahliges verſprechen. ©. auch Zwier. *
Zweymähdig, adj. etadv. 8, Zweybanig.
Zweymanniſch, adj. et adv. im gemeinen Leben, aufzwen Pers
- fonen eingerichtet, wozu zwep Mienfchen gehören, w.f.f. Lin:
zweymännifches Bett, worin zwey Perfonen ſchlafen Fönnen, ein
zweyfpänniges, in’den niedrigen Sprecharten ein zweyfshläfes
- viges, Ein zweymännifiber Bohrer, imBergbane, welpen zwep -
Manner treiben müſſen. @in zweymännifcher Rübel, welchen
zwey Menſchen tragen. Ein zweymännifcher Stuhl, ein De
berftupl ‚worauf zwey Perfonen weben,
Zweyſchattig, adj. etadv.den Schatten auf zwey Ekiteninene
-fend. So werden in der Geographie die Bewohner der Länder
zwifchen deu Wendekreifen zweyfepaftige genannt, amphifcii, is
weil fie nach dem Stande der Sonnein Rückſicht aufden Aquator, 3—
den Schatten bald auf die eine, bald aber auch auf die andereSeite
werfen ; zum Unterſchiede von den einfchattigen.
Der Zweyſchaufler des-—s, plur, ut nom. fing. ein Nabıne,
welden in der Landwirtbichaft die jährigen Schafe befonmen, > i
wenn fie die zwey mittlern Hundszãhae verlieren, und dafür zwey —
Schaufelzãhne befoimmen. J
Der Zweyſchlitz, des—es, plur. die—e, in ‚der Baufunſt, ein
Glied in dem Doriſchen Frieſe, welches mit ziwep Schlitzen, oder
Vertiefungen verzierer wird, Dyelyph us; zum Anier ſchierc *
dem Dreyſchlitze.
—
*
ER
x x
Hüttenbaue, wo dasjenige Eifen zweyſchmelzig genannt “wich, }
welches aus altem Eifen und Eiſenflein gefchmolzen worden. 4
Die Zweyſchneide, plür. bie—n, bey deu Orechslern, ein Dreh⸗
Der Zweyſchneider, des —s, plur, utoom. ling. ein Bobrer,
oder anderes Werkzeug mit sivep Sdueiben, bey verſchiedenen
Handwerkern.
Zweyianeidig, adj. et adv. zwen Schneiden abend, anf bey⸗
den Seiten ſchneidend. Ein zweyſchneidiges Schwert,
Zweyſch ürig, adj. etadv, warm Jahre ziwrn Mabl geſchoren
wird, im Gegenſatze des einfhürig; Zweyſchürige Schafe, mel
he dei Jahres zwey Mahl gefdioren werden, ZweyfiirigeWols j
Te, welheden Schafen zum zwevsen Mahle abgenommen worden. <
Zwey ſchürige Wirfen, zweyinahdige, zwepbauige, — 11 —
Zwey
Zweyfigig, adj. eriadv. wo nur zwep Perfonen figen konnen.
Die Zwepfpige, plur. Sie—n, bey den Steinmegen, ein Ham ⸗
Zweyfeitig, adj. et adv. ı. Swen Selten babend. 2. Bin zwey⸗
ſeitiger Contract nach welchem beyde Theile einander etwas lei⸗
ſten ; zum Unterſchiede von einem einſeitigen.
Ein sweyfigigerWagen, zumlinterfchiede von einem vierfigigen,
Zweyfpännig, adj. et adv. 1.Mit wen Pferden defpannt ; zum
Unterfchiede von dreyfpännig, vierſpannig u. f. Ein zweyr
fpänniger Wagen. Zweyfpännig fahren. 2. Ein zweyfpannis
ges Bett, im gemeinen eben, in welchen zwey Perfonen ſſchla⸗
fen fönnen, ©. Zweymanniſch.
mer, deffen beyde Enden herab gebogen und zugefpiger find, die gro⸗
‘ ben Stellen aus dem Steine heraus zu bauen,
Zweykämmig, adj. etadv. ı. Zivey Stämme habend, aus
zweu Stämmen befbehend. =, Bey den Holzarbeitern find zwey:
fämmige Balfen, Pfahle u. f.f, deren zwey aus der Dice eines
Stammes gefchnitten worden ; zum Unter ſchiede von den ein⸗,
drey» und vierfämmigen.
Zwepftimmig, adj.etadv. ı. Aus zwey Stimmen beftehend,
in der Mufil. Ein zweyſtimmiger Gefang, zum Unterſchiede
von einem einfiimmigen. 2. Gleihfam zwey Stimmen ausmar
hend, völlig zweperley Meinung hegend und äußernd. Zwey:
ſtimmig in einer Sache feyn, Eine zweyſtimmige Wahl, wo
einer dev Wählenden feine Stimme einen andern gegeben. Daher
die Zweyflimmigfeit.
Zwepfplbig,adj.etadv, aus zwey Sylben beſtehend. Ein
zweyſylbiges Wort. - ®
' Zweytägig, adj, etadv. was zmey Tage altift oder währer.
" Zwepte, welches die Ordnungszahl von zwey ift. Zum zweyten
mMabhle. Es iſt heute der zweyte Tag, Sie iſt ſeine zweyte Svan. .
So auch ander.
Anm. In den Gegenden, vo man die Hauptzahl nach den Ger
ſchlechtern bieget, zween, zwo, zwey, pflegt man aud) die Ord⸗
nungszahl auf ähnliche Art zu biegen, der zweete, die 3wore, das
zweyte, welches auch wohl einige Hochdeutſche Schriftfteller
nachahmen. Allein es ift folches eine neue Verlegung aller Ana⸗
logie; indemman fein anderes abgeleiteses Adjectiv wird aufwei⸗
fen können, welches das Gefchlecht, ander Wurzelſylbe bezeichnet,
Das Zweptel, des—s, plur. utnoms fing. ein Theil eines Gan⸗
zen, welches in zwey Theile getheilet worden ; wofür doch halb,
oder die Halfte üblicher ift, Ein Zweytel Loth, ein halbes,
Zweytens, ein Nennmwortder Drönung, für zum zwenten. Er⸗
ſtens erwägen wir feinen Stand, zweyteng fein Vermögen.
Es iſt ſo wie die ähnlichen ertens, drittens u. f. f. nursim gemei⸗
nen Leben und der verrrauliherw Sprechart üblich ; in den edlern
pflegt man fie gern zu umfcpreibert. —
Zweytheilig / achret adv. aus zwey Theilen beſtehend.
weyzackig acj et advy. zwey Zacken habend.
Der Zweyzahn, des—es; plur. inuf. der Rahme einer Pflan⸗
ze, welche auch Gabelkraut genannt wird, BidensL,
Zweyzeitig, adj. et advy. ein inder Proſodie von einigen Neu⸗
ern gebildetes Wort, welches aber den Fehler der Dunkelbeit hat.
Der Zwſckbohrer, $fs— s, plur üt nom. fing, ein Bodret
womit dag Zapfenloch in ein Faß gebobret wird; der Zapfenbohr
rer. Bon dem Riedet deutſchen zwidten, ein Faß durch ein ge:
bohrtes Loch anzapfen. Zuweilen werden auch die fleinen Bohrer
. > zudem Holge mit diefem Nabınen belegt, Ass
Der Zwidel, des —s, plur. ut nom, fing. ein,gugefpister Theil,
befonders fo fern er in einen andern eingefeßer wird, doch nur in
verfchiedenen einzelnen Fällen. An den Strüumpfen ift der Zwickel
eine Verzierung zu beyden Seiten über der Ferfe, inder Geſtalt
. eines Keiles, Bed den Nähteeinnen ift es ein fchief zulanfendes,
oder zugefpigt?sStüd, welches an folden Drien.eingefeget wird,
wo ein Kleidungsftäd richt fpannen fol. An den Beuftern mit
rundenScheiben beißen die dreyeckigen Stüde zwifhen den Schei-
ben Zwicel, und eben diefen Rahmen führer auch in der Baukunſt
der dreyeckige Theil zwiſchen den Bögen einer Kuppel.
- Anm, Im Niederf, aleichfalls Zwickel. Er bat vermuthlich
den Nahmen von der Spige, und ift mit Zwed, ein Nagel, und
zwick en genau verwandt,
Der Zwikelbert, des—es, plur. die —barte, ein zugefpister
Barı in Geſtalt eines Zwidels, d.i. ein Bart, welcher aus den
in zwey Spigen vereinigten Haaren über der Oberlippe beftebet.
Zwicken, verb.reg. act. ı. Mit zwey zufammen gedrücten
ſtumpfen Spigen drüden, faft wie Fneipen. Eigentlich follte es
nur von kleinern Spitzen und einer damit gedrückten Eleinern Fläs
che, wie zwacken von geößern gebraucht werden; allein diefer Uns
terfchied wird felten beobachtet , indem zwicken in den meiſteuFäl⸗
ten für zwaden üblich ift. Jemanden inden Arm zwiden, mit
‚den Fingern fneipen, Rinen Verbrecher mit glühenden Zangen
zwicken. Einen Hagel abzwicken, ihn mit der Zange abknei⸗
ven; ihn auszwicken, mit der Zange ausziehen. 2. Figüclich,
einen Schmerz verurfachen , welcher dem obigen Zwicken nahe
kommt. So fagt man, es zwickt mich im Leibe, wenn man eir
nen folchen Schmerz in den Gedärmen empfindet, wofür auch
Fneipen üblihift. 3. In mandjen Fälfen iſt es fo viel als furz
und geſchwinde drucken. So zwickt det Rupferdrurfer kleine Plat⸗
ten, wenn er ſie ein Baar Mahl ſchnell durch die Walze ge⸗
ben läßt. 4. In einigen Fäll ſcheint der Begriff der Spitze der
herrſchende zu ſeyn. So iſt das Ceder aufzwicken bey manchen
Handwerkern, es mit Zwecken auf etwas befeſtigen, für aufzwe⸗
@en. So auch das Zwiden. :
Anm. Im Niederſ. twicken und zwiden, im Angelftwiccan, -
im Engl.totwitch. Es iſt der Form nad ein Intexffioum, von
einem veralteten zweigen, zwigen, und es kann fepn, daß auch
bier, fo wie in Zweig, auf die Zahl zwey gefehen worden, indem
ve: Zwicken eigentlich mit zwey Spigen oder ſcharfen Flächen ges
ſchiehet.
Der Zwicker, des —s, plur. ut nom. fing. ein Werkzeng, tvo«
mit man zwickt, bep verſchiedenen Handierfern, wo es eine Art
- Zange bezeichnet, dergleichen der fFählerne mit zwey elaftifchen
Schenkeln verſehene Zwicker der Hutmacher iſt. Im Bergbaue
wird das untere Stüd eines jeden Bergbobrers der Zwicker ges
nannt, vermuthlich von dem Niederfächfifchen zwicken, bobren.
Bine zweyzeitige Sylbe, die man ſo wohl lang dis kurz ausſpre⸗ Die Zwidtmühle, piur. die—n, in dem Müblenfpiele, eine ſol⸗
chen kann Syllaba anceps, So auch die Jweyzeitigkeit.
Zweyzüngig, adj. et adv. zwey Zungen habend. Figuͤrlich iſt
zweyzüngig, nach Befinden der Umſtände zw y entgegen geſetzte
Bebanptungen äußernd. Befonders nennet man einen falſchen
Menſchen zweyzungig, der jemanden in feiner Gegenwart lobt,
und ihm ſchmeichelt, ibn aber in der Abmwefenbeit verkleinert,
Der Zwick, des—es, plur. die —e, ein mir in einigen Fällen
füe Zwed, ein Pleiner Nagel, übliches Wort. So nenn die
Böttcher die eifernen Stifte, woneie die Bodenſtücke eins Zaffes
zuſammen gedöbelt werden, Zwide, Bier
che Stellung der Steine, mo man durch Hffitung dereinen Mühe
le immer die andere fließen kann. Es fcheinet bier nicht zunächft
von zwiden, fondern unmittelbar von zwey abzuffammen, weil '
eine ſolche Mühle wirklich eine zwiefache, oder doppelte Mühle
ift. (S Muhle 2.) Es müßte denn von dem Niederf. zwickern,
ſchnell und Teife laufen, ſchlüpfen, abſtammen, von welchem da»
ſelbſt Zwickloch, ein Schlupfloch, ein Schlupfwinkel iſt. In ei⸗
tigen Gegenden heißt die Zwickmühle eine Fickmühle.
Die Zwilzange, plur. die —n, in virlen Fällen eine kleine Zau⸗
ge, etwas damit abzuzwicken oder auszuziehen. -
er
r\
\
1791 | u wi
Der Zwieback, des—es, plar. die —e, zwey Mahl gebadfenes,
und daher fehr trockenes Brot, fo wohl von groben Mehle für die
Soldaten, Matrofen u, f. f. als auch von feinem Meble, Eyern
und Zuder zur Nöfcherey. Im Riederf. Twübad, Es ift von
wie, einer alten Form für zwey, von welder auch swiebragen,
zwiefach, zwier u. ſ. f. abſtammen.
Die Zwiebel, plur.die—n, Diminnt. das Zwichelchen. 1. Ei⸗
ne Art Lauches mit einem nackten unten bauchigen Schafte nud
hohlen Blättern, Allium Cepa Linn, 2. Eine jede lünalich
runde, oder faft runde Wurzel, welche, wie die Wurzel des voris
gen, aus vielen aufeinander liegenden Häuten beſtehet; vollftäns
dig, eine Zwiebelwurzel, Die Tulpen-Zwiebel, Syaeintben=
Zwirbelu.f. f. In noch weiterer Bedeutung wird auch wohleie
ne jede rundliche Wurzel, wenn fie gleich aus einer feſten und zu⸗
ſammen hangenden Maſſe, nicht aber aus Häuten beſtehet, als die
Wurzel des Safrans, u. f.f. eine Zwiebel genannt.
Anm. Ju der erſten Bedeutung im Niederdeutſchen Zipolle,
im Engl. Clubbol, im Franz. Ciboule, im Böhm. Cybule,
im Pohln. Cebula, alle aus dem Jtal.Cipolla, und dieg von
dem Latein. Cepula, dem Diminutivo von Cepa. Da diefes
Gewãchs aus Italien zu ung gefommen ift, fo bat es auch feinen
Nahmen von daher mit gebracht, Au der zweyten Bedeutung ift
dafür im Niederd. Bolle, Lat. bulbus, ‚üblich.
Die Zwiebelbien, S. Junkerbirn.
Der Zwiebelfifch, des—es, plur. die —e, Fleine Weißfifche,
welche mar mit Zwiebeln zu fochen pflegt,
Das Zwiebelgewachs, des —es, plur. die —e, ein jedes Ger
wächg, deffen Wurzel eine Zwiebel ift.
wiebeln, verb.reg. act, mit Zwiebeln reiben, wie 5. B. die
Oblgemahlde gereinigt werden. Da die Zwiebeln in der erften
Bedeutung Thränen aus def Augen loden, fo heißt jemanden
zwiebeln im gemeinen Leben oft figürlich, ihn hart behandeln, ihm
gleichſam Thrãnen auspreſſen.
Zwiebraͤchen, verb. reg. act. et neutt. in der Landwirtbſchaft
einiger Gegenden, einen Acker zum zweyten Mahle pflügen, Im
Weinbaue bingegen wird die dritte Hacke die zwiebrache genannt,
Die erſte Hälfte iſt gleichfalls das alte zwie für zwey.
Zwiefah, adj. et adv. ein vermebrendes Zahlwort, zwey Mahl
genommen,doppelt. Es ſoll div zwiefach vergolten werden, dop⸗
pelt. EinenStrick zwiefach nehmer. Es iſt von dem alten zwie
für zwey gebildet, daher auch zweyfach hin und wieder üblich iſt.
Der Zwiefalter, S. Zweyfalter.
Zwiefaltig, adj. etadv, and ein vermebrendes Zahlwort, wie
zwiefach, und in eben derfelben Bedeutung, nur daß es, fo wie
die meiften Zahlwörter mit —faltig und —fälrig im Hochdeut⸗
ſchen größten Theils veraltet ih. Im Niederf. twevoldig, bey
bem Kero zuuifalda, bey dem Ottfried Zuuifalta.
" Die Zwiefe, plur. sie —n, in einigen Gegenden ein Nahme der
HauptParpfen, S. diefes Wort,
Die Zwiemark, plur, die —en, im gemeinen Beben, ein zwey ſei⸗
tiger Sränzttein, die Gränze zweyer Hereſchaften zu bezeichnen’;
zum Uaterſchiede von einer Drey⸗ und viermark.
* Zwier, ein veraltetes Adverbium für zwey Mapl, welches noch in
Luthers Bibelüberfegung vorkommt. Ih fahe zwier in ‚der
Woge. 'Zuirolechsjaro, zwey Mabl fechs Fabre, bey dem.
Ditfried, Zuiren zehenzoy, zwey hundert, im Willeram.
Mein Trinken iſt nicht falſch; ich darf mir nicht gedenfen
Es ſey gebrauen zwier, vom Brauer und vom Schenfen,
Logan,
Und Slora heißer es hier zweymahl Srübling feyn,
Behlümer zwier das Seld, Opitz.
YUnm. Bey dem Kero zuiror,im Schwabenſpirgel zwierunt,
im Niederdeutſchen, wo es aber auch veraltet iſt, cwie twier, und
3 wi 1792
twigge. Es iſt von zwie efür zwey, u * in Pe Verſtande
jetzt lãugſt veralteten Ableitungsſylbe.
Der Zwieſel, des —s, plur, ut nom, fing, ein A ober Zweig,
"welcher fich in zwey Theile oder Zweige theilet, und denn ih weis
terer Bedeutung, ein jedes ähnliches oder gabelförmiges Ding.
Im Niederd. Twill, Twille, Twehl, wo auch twillen, in zwey
Arme fpalten, bedeutet, Es ift gleichfalls von zwie für zwey, und
der alten Ableitungs ſolbe fel oder fal,
Die Zwiefelbeere, S. solzkirſche.
Der Zwiefeldorn, des —es, plur. inuf. in einigen Gegenden,
ein Rahme der Stechpalme, Hex aquifolium Linn.
—— adj. et adv. in zwey heile gefpalten ; im gemeinen
eben.
Der Zwiefpalt,drs —es, plur. doch felten, die —e, eigentlich,
der Zuftand,da ein Ding in zwey Theile gefpalten ift ; eine lãngſt
veraltete Bedeutung. Figürlich,die lebhafte Außerung gegenfeitis
ger Meinungen undÖefinnungen, Uneinigfeit, Zwietracht, Streit,
San. In Streit und Zwiefpalt leben. Aber auch in diefee
figürlichen Bedeutung fängt es an, feltener zu werden, da man fo
viel andere Wörter hat, diefen Begriff auszudruden, und die vers
fhiedenen Nebeubegriffe meiftens fehr unbedeutend find,
Anm. Das Wort iſt alt, bedeutete aber ehedem auch dag dop⸗
pelte, dag duplum, und war daher eine gewöhnliche Bezeich⸗
nung eines doppelten Erfaßes. Ehedem hatte mandavon auch das
Verbum zwifpeln, verdoppeln, vermehren, Das Adjectiv zwies
fp ältig, ift noch weniger üblich, alsdas Subſtantiv. Es ift von
zwie, fürzwey, und Spalt,
Die Zwietradht, plur.car.eine lebbafte Außerung gegenfeltiger
Neigungen und Öefinnungen; faft wie das vorige, nur daß Zw ie⸗
tracht mehr aufdie Neigungen gebet, Zwiefpalt aber allgemeiner
iſt. Es herrſchet nichts als Zanf und Zwiesracht unter ihnen.
Der Thiere Brieg hört auf, man * der — müde,
aged,
Es ift von zwie für zwey, und.trachten,
Zwietraächtig, —er,—ite, adj. etadv. Zwietracht äußernd und
darin gegründet, Zwiervachtig feyn. Zwierrächtige Theleute.
Es wird gleichfalls nur noch felten gebraucht.
Der Zwiewuche, des. —es, plur.car. im gemeinen Leben, ein
Nahme der Englifchen Krankheit bey den Kindern, befonders fo
fern fie in derfelben fchief, und gleichfam doppelt zu wachfen pfle⸗
gen, Den Zwiewuchs haben. Daher zwiewüchfig, mit dieſer
Krankheit behaftet, 3
Zwiewüchſig, adj.etadv. zweherley Wuchs habend, Inder
Landwiribſchaft heißt das Getreide zwiew üchſig, wenn es uns
gleich aufgehet und reift, Swiewuhfge Wolle, die wicht zu rech⸗
ter Zeit gefchoren wird.
Der Zwillich, ses—es, plur. doch nur von mehrern Arten und
Duantitäten, die —e, der Nahme eines Fächfenen Gewebes, wel⸗
ches Aus doppelten Fäden mit allerhand Muſtern geweber wird,
Am Riederf. und Dün. Dwälg.: Es iſt von dem Niederdeutſchen
twillen, doppeli machen, wie Drillich, ein Gewebe aus dreyfa⸗
chen Fäden von dem alten thrilic, dreyfach.
Der Zwilling, des —es, plur. die —e, eines von zwey zugleich
von einer Mutter gebornen Kindern. Zwillinge gebaren. von
Zwillingen entbunden werden. Sie find Zwillinge, fie find
von einer Mutter zugleich zur Welt gebracht worden. Ein Zwil-
ling, eines ſolcher Kinder von zwenen, ohne Unterſchied des Bes
ſchlechts. Sie iſt feine Zwillings-Schweiter, ev ih ihr Zwil⸗
linas-Bruder. Noch dag zwey davor zu feßen, zwey Zwillinge,
iſt ein unnüger Pleonasmug, weil der Begriff des zwey ſchon in
dem Subſtantive liegt. Figürlich, obgleich ſelten, zwey verbuit⸗
dene Dinge einer Art. So vflegen einige die —
Zwillingshuchſtaben zu neunen. ——
* Anm
—
—
1
*
a ee: ER
Anm. Im Willeram Zuilen, Zuellin. Es iff von zwie flir
zwey, undder Ableitungs ſylbe ling, oder aud von dem Nieder⸗
deutſchen twillen, doppelt machen. und der Ableitungsipfbe ing.. -
Im gemeinen Leben pflegt man drey von einer Mutter zu gleicher
Zeig geborene Kinder nad eben dieſer Analogie Drilinge zu nen:
nen, Im Niederd. beißt ein Zwilling Tweſeke Tweske.
Die. Zwinge, plur. die —n, ein Werkzeug der Holzarbeiter, zwey
StüdeHolz; znfammen zu zwingen. Die Schraubenzwinge,
wenn ſolches vermittelt einer Schraube geſchiehet. Die Leim:
zwinge, wenn mah zwey Breter, die auf ibren Schärfen follen
zuſammen geleimet werden, zwiſchen zwey fenfrechten Zapfen zus
ſammen feilet. f
N
Das Zwingeifen, des— 8, plur.ut nom. fing. ein Werkzeug
der Meſſerſchmide, die Befhläge der Mefferfchalen darauf aus zu⸗
preffen und. zu bilden, y
Der Zwingelreif,des— es, plur. die —e, bey den Böttchern,
der zweyte Reif nach dem Bauche zu, der das Faß am meiften zus
fammen halten muß.
Zwingen, verb.irregul.act. Imperf. ich zwang, Conj. zwänge, -
Particip. geswungen;.die Veränderungen eines Dinges auf eine
gewaltfame Art beftimmen. ı ‚Eigentlich, fo wohl von leblofen Din»
gen; in welchem Berfkande doch zwangen oft üblicher iſt. Einen
Pfropfen in die Bouteille zwingen zwängen, Zwey Breter zu⸗
fammen zwingen. Als auch, und zwar am bäufigſten, vom leben⸗
digen und noch mehr von vernünftigen Geſchöpfen, jemandes Wil⸗
Ien mit Gewalt beffimmen,. Je manden zwingen, etwas zu thun.
Ich bin dazu gezwungen worden, Etwas gezwungen thun.
Die Hoch zwang mich. Jemanden mit Drohungen, mit Schla⸗
gen zwingen. Kine Stadt zur übergabe zwingen. 2. In en⸗
» gerer. Bedeutung den Widerfland eines Dinges mit Gewalt übers
winden, für bezwingen, am Häuftaften in der dichterifchen.
Schreibart. Gleich dem Tone, der Götter und Delphine sbvang, “
Raml. 3. Figürlich iſt gezwungen/ wobey der Zwang, oder das
ängftiiche Beſtreben ſichtbar iſt, und darin gegründet; im Gegen⸗
ſatze des naͤturlich. Zine geswungene Stellung. Ein seiwuns
gener Ausdruck. In welder Bedeutung doch nurdiefes Partis
eipium aleinüblihifl.. —
Anm. Bey dem Kero kedwingen, bey dem Dtifried thwin-
gan, im Niederf. twingen, im Schwed.tvinga. ;
Der Zwinger, des — s, plur. ut nom. fing. ı, Eine Perfon
oder Sache, welche zwingt ? doch nur felten, und auch hier nur
zuweilen in Sufammenfeßungen. 2. Ein eingefchränfter, ume
ſchloſſener Raum ; auch nur ineinigen Zällen. So wird in den
nad) alter Art befeftigten Städten, der enge Mag zwiſchen zwey
Stadtmauern, oder vielmehr ziwifchen det Stadtmauer und den
Hänfern, der Zwinger genannt. In ber Jägereh iſt der Zwinger,
oder Hundeswinger ein eingefchloffener, oben offener Platz, in
welchem die Sagdhunde aufbehalten werden,
Der Zwirl, des —s plur. die— e, ben den Kunftdredhglern,
eine Rählerne Spindel mit drey fiharfen Spigen, das Holz, wel⸗—
8 man drehen wid, darein zu fchlagen. Vermuthlich von dem‘
Oberdeutſchen zwirlen, Engl.to thwirl, ſchnell umdrehen, wos
hin auch unſer querlen gehöret. .
Der Zwirlbobrer, des —s, plur. ut nom: fing. eben bafelbft,
ein Werfzeug mit einer fharfen Spige und zwey fehneidenden-
Seiten, vorgebohrte Löger damit zu erweitern,
Der Zwirn, des — es, plur. doch nur von mebrern Arten, oder
Düantitäten, die — e, ein. ſtark zufammen gedrehrter doppelter
Faden von flächfenent Garne, als ein Materiale, Ein Soden
Zwirn. Seiner, grober, roher, gebleichter Zwirn. Am Rie-
derd, Tweern. Ohne Zweifel vonzwier, zweymabl, doppelt, in-
dem der Zwirn gemeiniglich aus deppellen Fäden beſtehet, Siehe
Zwirnen. HERZEN z
Adel. W. 9.4. Th. 2, Auſt. —
| Zwi 1794
Das Zwirnbröt „des — es, plur. die — er, bey den Seiden,
arbeiten, ein Käftchen mit zwey Pfoten, die rohe Seide darauf
zu zwirnen. i
Zwirnen, adj. etadv. aus Zwirn verfertiget; im gemeinen Les
ben. Zwirnene Strümpfe, von Zwirn. »
Zwirnen, verb. regul.act. et neutr. zwey, oder mehr Fäden zu
einem zufammen drehen. Das Subftantivum Zwirn wird nur als
lein von ſlächſenen Fäden, zwirnen aber auch von feidenen und
wollenen gebraucht. Garn, Seide zwirnen, Gezwirnte Sei:
de. Bey den Kürfchnern iſt zwirnen, diein Zeilen oder Reiben
zufammen genäheten Felle zum Futter zufammen fegen; viel⸗
leicht weil ſolches vorzüglich mit Zwirn geſchiehet. Figürlich ſagt
man, die Katzen zwirnen, wenn fie aus Behaglichkeit eingn ans
baltenden Laut von fih geben, welcher dem Laute eines Zwirn⸗
rades gleicht. £ ;
Anm, Im Riederd. tweernen, im Schwed. tvinna , erſteres
von zwier, doppelt, und leßteresvontvain, zween,
Die Zwirnmüble, plur. die —n, eine künſtliche Maſchine, viele
Fäden daranf zu einer und eben derfelben Zeit zu zwirnen,
Das Zwirnrad, des — es, plur, die — räder, ein Spinnrad,
Fäden darauf zugwienen. Bey den Schwertfegernift.es ein Rad,
zwey mefjingene Drahte daranf zu einem zufammen zu drehen.
Zwiſchen, eine Präpsfition, welche eine Richtung nach dem Rau⸗
me, welcher zwey Dinge trennet, und ein Dafeyn in demfelben,
bezeichnet, und in diefer Rück ſicht ald den Dativ, bald aber auch
den Accuſativ des Nennwortes erfordert,
1, Den Dativ, wenn es ein Dafepn, oder einen Stand der
Aube, in der Mitte zweyer Dinge andeutit. Der Raum zwis
ſchen zwey Häufern. Er ging zwifchen beyden. Wittenberg
liegt zwifchen Leipzig und Berlin. Er ſitzet zwifchen Thür und
Angel. Ss ifinur ein Schritt zwifchen mir und dem Tode,
Der Saufe fey Zeuge zwiſchen mir und dir, ı Mof 13,8. Zwiz”
ſchen Zurcht und Hoffnung fhweben. Sich zwifchen zwey
Stühlen niederfegen. Es iſt ein Unterfchied zwifchen mir und
dir. Auch von der Zeit, Zwif en Weihnachten und Öfiern.
Kr iſt zwiſchen 18 und 20 Fahren. Suche Sreunsfchaft zwi:
fchen ihnen su fiften. ’
2. Den Yccufativ, wenn es eine Nichtung, oder Bewegung
nach dem Naume bezeichnet, welcher zwey Dinge frennet. Die
Wolfenfaule Fam zwifchen das Beer der Egypkier und das
Heer Jfrael, 2 Mof. 14, 20. Sich zwifchen zwey ſtreitige Par:
teyen mengen. Zwifchen die Räder Fommen. SEtwas zwifchen
zwey Singer faſſen.
Zwiſchen beziehet ſich immer auf den Raum, welcher in der
Mitte zweyer Dinge iſt, unter aber auf eine mit andern Dingen
vermengte ortliche Cocxiſtenz: zwifchen swey Geiftlichen geben,
aber unter den Geiftlichen gehen. Es iſt daher irrig, wenn es
Mash. 13,25 beißt : Unfraur swifchen den Weiten füen ; iv»
es unter heißen müßte, (S. Unter.) Es if cin Provin-
giale Fehler der Niederfadfen, wenn fie Hochdrutſch reden und
fhreiden, daß fie gern zwifchen für unter fegen. Jndeſſen gibt
es doch aud) Fälle, too beyde mit gleichem Nechte gebrauch werden
können. Seindſchaft unter ‚oder zwiſchen Freunden fiiften.
So lange der Erbe ein Rind iſt, fo iſt unter ihm uns einem
Knechte Fein Unterſchied, Gal 41; wo es auch ʒwiſchen beis
fen Tauı.- ?
Anm. In dem alten Gedichte guf den heil, Anno zufchin, im
Notker, Tatian und Willeram, zeuuisken ‚zuisgene, zui-.
Ichon, bey den Schwäbifchen Dichtern entzwilchent, imRies
derf. twusken, tüſchen. Es iſt ohne Zweifel von zwey abgeleitet,
ver muthlich vermittelſt der Ableitunge ſylbe ifch, zwep: ifch: en,
welches aus dem Angelf, und Engl. noch mehr erhellet, wo es bet-
weonan, beiwynan, beiwixt und beiween lautet, eich⸗
Kırır ſam
x
rl Alam An? Aa ir re
1795 wi
ſam inder Mitte von zivenen, Es kann mit vielen Subftantiven
zuſammen gefeget werden, etwas zu bezeichnen, das dein Orte,
oderder Zeit nach zwifchen zwey andern Dingen ift 5, B. ein
Zwifchen : Aetus inden Schaufpielen, ein Zwifchendamm, eine
Zwifchenwand, u. ſ. f.
Der Zwiſchenraum, des — es, plur. die — räume, ein Raum
zwiſchen zwey Dingen. Der Zwiſchenr aum, zwiſchen zwey Häu-
fern, Figürlich: die hellen Zwifchenräume der Dernunft, nach
dent Zat. Intervalla lucida. ;
Das Zwifchenreich, des— es, plur. die — e, in den Wahlrei⸗
hen, die Zeit von dem Tode eines Kegenten, bis zur Wahl eines
andern ;nach dem Lat, Interregnum , wo aber Reich eine im.
Deutfhen ungewöhnliche Bedeutung annehmen muß.
Das Zwifchenfpiel, des — es, plur. die—e, ein Furzes Schau⸗
fiel, welches: zwifchen zwey größern aufgeführet wird; nach dem
*
Ital. Intermezzo,
Der Zwiſchenwall, des —es, plur. die — wälle, in der Ber
feſtigungskunſt, der Theil eines Walles, welcher zwey benachbarte
Bollwerke an einander hängt, Franz. die Courtine, beſſer, der
Mittelwall.
Der Zwifchenwind, des—es, plur. die — e, ein Wind, wel⸗
cher zwifchen den vier Hauptgegenden des Himmels wehet; befs
- fer, Mittelwind oder Hebenwind, :
Das Zwifchenwort, des— es, plur, die — wörter, in der
Sprachlehre, eine ſehr unſchickliche Benennung eines Redetheiler,
welcher im Lat. die Interjection genannt wird, nach welcher Ber
nennung das Dentfche Mortgemodeltift. Da die Interjectionen
die Empfindung als Empfindung ausdruden, fo nennet man fie
tichtigerempfindungswörter, dagegen die Benennung Zwifchen:
wort von einem bloß zufälligen Umftande bergenommen ift, der
nicht einmabt in alen Fällen Stattfindet, indem die Juterjectio⸗
nen eben fo oft alein, uud zu Anfange einer Nede fichen, als zwi⸗
{chen andern Wörtern,
Die Zwifchenzeit, plur. die —en, eine Seit, welche zwifchen
zwey Handlungen verfließet. _ -
Das Zwifchgold, des —es, plur. car. Blattgold, weldhes auf
der einen Seite Silber ift. Die erſte Sylbe ift allem Anſehen
nach mit zwifchen eines Urfprunges, und gleichfalls ans zwey iſch
gebildet, weil diefe Blätter aus zwey Metallen entſtanden find,
und daher beyder Farbe haben.
Der Zwift, des — es, plur. die —e,dielebhafte Äußerung ver»
fhiedener Meinungen und Neigungen durch Worte ; ein edler und
glimpflicher Ausdrud für. die härtere Zwielpalt,Zwierracht, und
dasunedle Zanf. Zwift mit jemanden haben. Ich bin den
Lügen gram, ich fuche Feinen Zwiſt, Haged. Br fchlichtere
-ibre Kleinen Zwifte, und lehrte fie gütig feyn und nachge-
bend, Geßner.
Anm, Im Riederdentfben, Schwediſchen und Isländiichen
Twiſt. Es iſt vermittelftder Ableitungsfolbe ſt von zwie, zwey
gebildet, und bezeichnet eigentlich den Zuſtand, da zwey oder med»
rere Perfonen fich entzweyen. . :
Zwiftig, —er, — fie, adj. et adv. Swift habend und äußernd.
Zwilig feyn. Zwillige Perfonen wieder vereinigen,
Die Zwiftigkeit, plur.die—en. ı. Der Zuffand, da Zwey, oder
mehrere Verſonen zwiſtig find; ohne Plural, 2. Die lebhafte
Äußerung dieſes Zuſtandes, wie Zwiſt.
Zwie ſchern verb. regul.neutr, mit dem Hülfsworte haben, eine.
Onomatopdie desjenigen Lautes, welchen Sperlinge und andere
junge und fleine Vögel von fich geben. Sprichw. wie die Alten
DIET
ee
fungen, fo zwirfchertendie Jungen. Baum hört man noch
im Gebüſch ein Oögelchen zwitfchern, Weiß:, ——
Der Sperling theilt ſein kurzes Leben
In Zwitſchern und in Lieben ein, Haged.
Zuweilen, aber nicht augemeſſen genug, auch von der Stimme
*
der Grillen und Heuſchrecken. Die Grille und die geuſchrecke
zwitſcherten unter dem Schatten der Blätter im geſenkten Gra-
fe, Geßn.
ı DerZwitter, des —s, plur.utnom.fing. 1. Ein Gefchöpf,
welches mit beyderlev Geſchlechtsgliedern zugleich verfeben ift,
männlichen und weiblichen Geſchlechts zugleich.ift. Er, fie if ein
Zwitter. 2. In weiterer, aber fehr uneigeiglicher Bedeutung, ein
Geſchöpf oder Ding, welches von zweperley Arten etwas an ſich
has, dergleichen man auch einen Baftard oder Blendling zu nens
nen pflegt. In diefem Verftande beißt z. B. ein Hund, der voneie ”
nem Pudel mit einer Möpfinn erzeuget worden, eine duch Deus
liren, oder Pfropfen'von zweyeileyArt Pflaumen heraus gebrachte
dritte Art, oft gleichfalls Zwitter, und beffimmter, Artzwite
ter, zum Unterfciede von jenen Gefchlechtzwittern. 3. In noch
weiterer Bedeutung werden verfchiedene Körper, welche dem äus
fern Anfcheine nach von ziwendeutiger Act find, Zwitter genannt,
So beißtdas Waffer » oder Reißbley in einigen Gegenden Zwitz
ter, weile wie Bley ausſtehet, es aber nicht if. Am bänfigften
wird imBergbane das gewöhnliche. unreineginnerz, Zwitter, und.
zum Unterfchiede von jenem, Zinnzwitter genannt, da denn der
Plural nur von mehrern Arten oder Quantitäten üblich iſt; ohne
‚Sweifel, weile in mehrern Farkemfpielet, und mehrere Arten -
von Mineralien in ſich zu-vereinigen feheinet. .
Anm. Diefes Wort ift gleichfalls von zwie, zwey. In eini⸗
gen gemeinen Mundarten lautet es in der erſten eigentlichen Ber
deutung Zwiedarm, Zwiedorn, Zwickdorn.
Der Zwitterſtock, des — es, plur. die — ſtocke, im Bergbaue,
ein Stodwerf, in welchem Zinnzwitter bricht, oder Zinnzwitter
in Öeftalt eines Stockwerkes. S.Stockwerk.
Zwo, S. in Zwey.
Zwolf, eine Hauptzabl, welche zwiſchen eilfund dreyzehen in der
Mitte ſtehet, und, wie andere Hauptzahlen, in allen Fällen um»
verändert bleibt. Zwölf Männer, zwolf Frauen, zwolf zäu⸗
fer ; derzwolf Männer, den zwolf Frauen n.ff. Nur dag
fieden Dativ bezeichnen muß, wenn fie ohne Subftantio flehet,
"Einer von den zwölfen. Ich Fomme vorzwölfen,
Anm. Bey dem Kero zuelifin, beydem Ottfried zuelif, bey,
dem Ulphilastwalif, im Niederf. twelf,im Engl, twelve. Es
ift aus zwey und dem alten lyfan, fo wieeilf aus ein und Iy fan
zuſammen geſetzt. S. Eilf. —*
Das Zwölfed, des—es,plur. die—e, eine Figur von zwölfEcken.
Der Zwolfer,des-—s, plur. ut nom.fing. im gemeinen Leben ı,
Einer aus einem Collegio von zwölfPerfonen, 2.EinWein vonı7 12,
Der Zwölfftündner, des—s, plur, ut nom, fing. im Berg»
baue, welcher von 24 Stunden deren zwölf arbeitet. al
Zwolfte, adj. die Ordnungszahl von zwölf. Der zwölfte Theil
eines Zentners. Ss iſt heut der zwölfte, Monathstag. Bey
dem Kero zuuelſifto.
Das Zwölftel, des —s, plur, ut nom fing. der zwölfte Theil ei⸗
- nes Banzen. EinZwölftel einesZentners, einZwölftel Zentner.
Zwolftens, adv. im gemeinen Leben, zum zwölften.
Das Zwölfter, des —s, plur.ut nom, fing, nur in einigen Ge⸗
genden, eine Zahl von zwölfen, ein Dußend, Kin Zwölfter
Breter, zwölf Stück.
—
—
1798
D. W. Soltaws
—Beyträge und Berichtigungen.
See
Der See und die See. Es verdient vielleicht angemerkt zu
werden, daß wir Deutſche in dem Gebrauche der Wörter
See und Meer entſchiedene Gegenfüßler der Holländer find,
Mir nennen nie einen Landfee ein Meer, aber wohl das offene
Meer die See. Die Holländer bingegen nennen wohl einen
Landfee ein Meer, aber nie legen fie den Nahmen Meer den
. großen Weltgewwäffern bey. Wir fagen dag Weltmeer, die
Moröfee, die offene See, das offene Diver; aber nie dag Plüs
. mer, dag Nageburger, das. Genfer Meer, Die Holländer
Dingegen fagen fo wohl-het Harlemer Meer, als de La-
dogasche Zee, und eben fo de Ost-Zee, dehooge Zee
u. f.w, aber nie het hooge Meer, het Adriatilche
Meer.
Das Seegefecht, das Seetreffen, die Seefchlacht. Here
Adelung bat die verfchiedenen Bedeutungen diefer drey Wör⸗
ter nicht aus einander geſetzt. Ein Sergefecht Fann fo wohl
zwiſchen einzelnen Schiffen, als zwifchen Gefchwadern von
mehrern Schiffen Statt finden. Ein Seetreffen ift ı. ein Ges
fecht zwifchen zwey Gefhwadern, und 2. ein Gefecht zwi⸗
ſchen zwey großen Flotten, in weldem an beyden Seiten
wenig entfehieden wird, fo wie z. B. zwiſchen den Admiralen
Keppel und POrviliierk, Eine Seeſchlacht ift eine ente
feheidende Schlacht, welche zwey anfehnliche — einan⸗
der liefern,
Der Seebär, der Seehund, die Seekuh, der Seelöwe,
das Wallroß, kurz alle Seerhiere, welche zu dem Nobbeis
sefhlehte gehören, können nicht zu den vierfüßigen Thieren
gezählt werden, wie Buffon gezeigt bat, obgleich folches von
Linne geſchehen if, Denn eigentlich haben diefe Thiere ent
weder gar Feine Füße (3. B. der Seehund,) oder bloß unförm⸗
liche Vorderfüße, wie der Seelöwe und das Wallrof. “Die
Afterfinnen haben aber bey, Feinem eine Abnlichkeit mit Füßen.
Was die übrige Geftalt diefer Thiere berrifft, fo haben zwar
der Seebär uud der zottige Seelöwe vom Kopfe big an die
Bruf einige Ahnlichkeit mit den Landthleren, deren Nahmen
fie führen, allein der glatte Seelöwe, oder die. Seefuß
(Trichechus Manati L.) gleicht fo wenig einer Kuh, als
einem Löwen, und hat feine beyden Mabmen bloß wegen feis
nes Gebrülls erhalten. Von dem Wallroß wird au feinem
Dete befonders gebandele werden. .
"is Seeoferd, fo wie Herr Adelung es efpreißt,“if bloß
ein fabelbaftes Thier der Vorzeit, und es gibt unter allen Sees
tbieren fein einziges bekanntes, welches von vorn einem Pferde
gleicht; am weniaften das, Wallroß, welches auch nie dr viel
ich weiß) ein Seepferd genannt worden ift,
Greg
f Der Seeproteff, eine eidliche Ausſage, welche gewöhnlich ein
jeder Schiffer nebſt ſeinem Schiffsvolke, gleich nach ſeiner
Anknuft an ſeinem Entladungsorte, vor einer obrigkeitlichen,
oder vor einer andern beglaubten Perſon ablegt, und in wel⸗
cher ſie ſammt und ſonders nicht nur bezeugen, daß fie an
Schiff und Ladung nichts veruntreuet haben, ſondern auch von
den Zufällen, die ihnen unterwegs zugeſtoßen find, von Stür⸗
men und andern Sergefahren , und von den Mitteln, welche
fie dagegen angewandt haben, Nechenfchaft geben, um ſich
feld gegen Vorwürfe der Fahrläßigfeit und Veruntreunng,
und die Anfprüche der Eigenthümer des Schiffs und der Las
dung an. die Verficherer , wegen alles Seeſchadens, zu ver»
wahren,
Der Seerabe, (nad Heren Adelung) ein Rabe mit einem füge:
förmig gezahnten Schnabel, welcher in Liefland einheimiſch
ſeyn fol, Wenn es wirflich.eine folhe Art Raben in Lief-
land gibt, und wenn fie in alten Thürmen und Gebäuden ni«
ſten, und fih von Getreide, Fröfcheir, und Ungeziefer näh-
ven, woher heißen fiedenn Seeraben ? und warum kennt mar
fie fonft nirgends an der Dftfee? Ich Habe von ſolchen Naben
in Liefland nichts gehört,
*Der Serfchäumer (für Seeräuber); ein ganz unbekannter
und ungewöhnlicher Ausdruck. Nach Herrn Adelung fol er
befonders in Niederdeutſchland gebräuchlich feyn. Ich babe
ibn nicht nur nie gehört, fondern auch noch niemand in meis
nem Baterlande gefunden, dem er befannt wäre Es gibt je-
doch freylich der nengebadenen Wörter heutiges Tages genug,
und zu diefen wird auch wohl der Seefhäumer gehören,
Die Seetonne; eine große, ſehr ſtarke, Fegelförmig geftaltete
Tonne, Die Baſis des Kegels, oder der ‚Boden der Tonne,
treibt auf dev Oberfläche des Waſſers, indem die Spise vers
mirtelft einer ſtarken Kette mit einem am Grunde des Waffers
verſenlten Steine zufammen hängt. So wohl diefe Tonnen,
als die Bafen, oder Bujen, werden auf Nehden und ſchiffba⸗
ren Flüffen zu beyden Seiten des Fahrwaſſers gelegt, um daſ⸗
ſelbe zu bezeichnen. Die Seetonne wird aber nirgends eine
Bake genannt, und muß folglich mit diefer nicht verwechfelt
werden,
Der Segelbaum if nicht der Maſtbaum, fondern ein ſehr
lauger, etwas gefrümmter Bam, an welchen die Galeeren,
Schebecken, und andere ähnlich betafelten Schiffe, ihre Lateis
nifhen Segel führen. Er iſt gewöhnlich mehr als doppelt fo
lang, als der furze Maſt, an welchen er führe, und bat ges
gen denfelden eine diegonale Richtung. Dan kaun auch die Ra⸗
den Segeldäume nennen,
Kırer 2 Wenn
ee
Wenn es Apoſt. Geld. 27 40 heißt Fu fie richteten den Se⸗
gelbaum nach dem Winde, fo iſt von dem bier befehriebenen
Baume die Nede, und nicht von dem feflftchenden Maftbaumr,
der fich nicht nach den Winde richten Täßt. —
Das Segelgarn iſt nicht das Garn , woraus Segeltuch ae»
weht wird, —— das ſtarke Garn, womit die Segel genahet
werden.
*Der Segelmeifter. Diefen Rahmen führt Fein Officier, öder
Unterofficier auf. den Schiffen, fondern derjenige, welcher die,
Aufſicht über Segel, Tauwerk und Bothe bat, beißt der
Borhsmann. (S. Bothsmann und Schiemann.)
mit 2 Drden. in. — Giägeliegen, a durch —— Eye.
Pumpmaoffer, Aus guß waſſer, nad Geeflürzungen ſogleich von
den Decken wieder abflleßen und durch dieſe Löcher gleiche
ſam ausgeſpien werten, Daher beißen fie Spenlöcher, Spey⸗
gaten, und nicht (wie Here Adelung meint) Späbgaten von
fpäbeı,
außen mit Röhren von Leder, oder von getheerter Leinwand
verfehen, damit das Seewaſſer nicht durch diefelben hinein
dringen könne.
Der Spielbabn, Solllhahn Birkhahn) Hat feinen Nahe
men dermuthlich von dem Spilftaume, deſſen Kuospen ibm, x
Auf den unteren Decken werben die Spey aten von
ee
&
EN
Selb. Das Engl, Wort Lelf heißt im Deutſchen felbft, obere
brdeutet es feld. Dagegen wird das —— Wort lam ſo
wohl für ſelb, ala für ſelbſt gebraucht.
Die Schfe zunt Abmähen des Suimgriräee und des Zeues
heiße im Niederſ. Sceßel. Das kürzere Siebt, wemit Buche
weizen, Wicken und Feldbohnen gemäbet werden, beißt Sege,
Segen. Dasjenige ſchneidende Werkzeug, womit der Raſen
ausgehauen wird, nennt man in Niederſachſen nicht Seged,
ſonderu Twicke.
Der Senf‘ chiffer iſt derjenige, welcher nur in einem befondern
Nothfall auf eine Zeit lang: die Stefe des wirklichen Schif⸗
fers vertritt; z. B. wenn diefer durch Kraukheit, oder andere
ſo wie die Knospen der Birke, zur Nahrung dienen ; Dayee a
auch Spillyahn richtiger ift, als Spielhahn, \ —
Die Spiere beym Schiffbau und Seeweſen); ein jedes Yang : a |
gerade, föhrene Rundholz, welches von 2 bir8 Zoll did,und 1
30 bis 40 Fuß lang iſt, und auf Eleinen Fahtzeugen zu Mae
fen, auf größern aber zu Nahen, Giekbäumen, —
Sprieten u, dgl. gebrauchs werden kann. RN,
+Die Spiferhaut (Niederf,) S:-Wurmbaur. —
Die Spinne, Im Engl, wird ‚nur die Fanafüßige Gartenfpinne —
ee genannt, Die — Epinne beißt
pider,
+Spligen; Holläus, fplillen ; Engl, to fplice; die Enten
}
Hinderniffe, abgehalten. wird, ‚die beſtimmte Heife felbft zu
maden, oder wenn er auf der Reiſe, oder in einem fremden
Hafen ſtirbt. Im diefen Fällen fährt der Setzſchiffer fo lange,
bis der eigentliche Schiffer feinen Dienft wieder anteitt ‚oder
bis cin neuer Schiffer angenommen wird, Daß der wirkliche
Schiffer nicht immer einen Antbeilandem Schiffe zu haben
Braucht, iſt ſchon oben unter Schiffer angeführt
Die Sicht. Diefes Wort muß nie mis Nachſicht, oder mie dh
ausländifhen. Worte: Nefpiet verwechfelt werden. Sicht iſt
Auſicht, nicht Nachſicht. Der Wechfel Tautet auf acht Tage
nach Sicht, das heiße nicht, der Zahler foll acht Tage Nach⸗
ſicht haben, fondern er fol den Wechfel acht Tage nach An⸗
ſicht deffelben (bezahlen. Deßwegen bemerkt auch allemahl der
Anuehmer den Tag der Annahıne auf dem Wechſel. Rach ſichte⸗
tage 7 oder Reſpiet Tage Fommen dem. Zahler noch überdieß zu
Starten. Jemand um Gicht bitten (ſtatt um — oder
Aufſchub bitten) iſt völlig ſprachwidrig.
Die Sonnenflecken werden, bekanntlich von den nenern Ra—
turforfchern nicht für Wolken, oder Ausdünſtungen der Sonne
gehalten, fondern entweder für Dffuungen und Zwiſchenräu⸗
me in der Licht - Atmofphäre, welche den Sonnenkörper um
gibt, oder auch für Erhöhungen und —— auf der
Oberflache der Sonne ſelbſt.
Die Sonnenluft. Ich kenne dieſes Wort ni. und es ſcheint
mir auch nah den Begriffen, die man ſich heutiges Tages
von der Sonne macht, nicht recht, atıhaft zu feyn,. Denn
obel⸗ ich ohne Zweifel die Sonne, der Mond, und jeder au:
dere Weltkörper, mehr oder weniger, von einer Maffe ihrer
eigenen Ausflüffe umgeben werden, fo iſt es doch nicht wahr,
ſcheinlich, daß die ſe Ausffüffe bey irgend einem derſelben uns
ferer Luft ähnlich fegn follıen. Am wenigfien iſt wohl diefes
bey der Sonne der Fall. Dieſe fheint vielmehr, Fast der
Euft, mit eich Yan ihr ausgehenden Lichtmaterte umgeben *
= ſeyn.
Der Spk (nicht der Schinfen) heißt im Engl. Bacon, Ein
Sciufen beißt aHam, aGammon,
Bas Speygat (Speylc —* Solland· Spuig-gat, Spoog-gat;
Eust Scurper. Die. Speygaten auf den Schiffen find vier-
fie, sder runde Löcher im den Seiten des Sdiſfes, welche
eines abgeriffenen Taues, oder die Enden jivener Taue „an
einander fügen, Die Duchten beyder Enden, werden näbine
„Tip anfgedreht, und wie gefaltete Finger in einander geſcho⸗
ben. Dann werden mit dem Splighorne Sffnungen duch dem
unanfgedrebten Theil beyder Enden geftochen, dutch Hape
die aufgediehten Duchten einigemaßl freuzweife gezogen, 7 und
dadurch bey de Enden mit einander verbunden werden.
Das Sprietau, Puttingtau; Holfänd. Spreetouw. Die
Sprietaue find kurze Fortfegungen det obetit Wandtaue, wor
mit dieſe an. den unteren Wandtauen befefligt werden. Die
Sprietaue der. Stengenwand find oben an ten Marsputtingew
befefligt, von weldien fie ſchrage ‚herunter an die unterfben
Wandtane fahren, und daſelbſt an einer fogenannten Wurſt
befeſtiget werden, welche quer über der Wand liegt. Damit.
aber dieſe nicht zu ſehr von ihnen angezogen werde, fo find
die bepden einander gegenüber liegenden Würſte wieder durch
die Schwich tungen mit einander verbunden, welches Taue
find, die in horizontaler Richtung yon der einen Wand zur
andern quer über das. Schiff geben.
Der Sprungtbeler. Die Anıter Lüchow sieh Dannenberg, 3
(wo nach ‚Herrn Adelung die Bezahlung des Sprungthalers -
Ablich fen fol) Liegen nicht im Bremifchen, fordern im Lüne⸗ :
burgifhen, an der Gränze der alten Mark, .
Das Sta, Bi die Stage (nicht der Exas, die Stage),
Die Stage find ſtarke Sande an dem Top eines jeden Dufles
und einer jeden Ötenge , welche ihnen, zur Befeftigung vor-
wärts dienen, fo wie fie an den Geiten und nach Hinten durch
die Wandtane und Pardunen feftgehalten werden. Die Stage
des großen Maftes und des Fodmaftes laufen beyde an das
Bugfpriet, und das Stag des Befanmafles an den großen Maft,
An den Stagen fahren auch die dreyeckigen Staofegel. Der
Rahme Fomms von dem Holländ. llaag, fteif, ſtat. Die
Stage. heißen and im Engl, Stays, von 10 Hay, und im
Stanz. Etais von &taier, fleifen , feif halten:
Stampfen wird von Schiffen geſagt, wenn fig bey ——
Wetter und hohler See in der Richtung ihrer Länge ſich ges
walrfam auf und nieder bewegen. Gefchieht aber diefe heftige
Bewegung in der Kichfung der Breite, fo fagt man das Schiff
rollt, jhlenfert, Kurze Sci J welche vorn und Wi
[677
a ehe
- Scharf gebaut find, ſtampfen gern, —— die dund gebanten
“mehr zum Rollen geneigt find.
‚Btauchen muß nicht mit Stauen veredelt werden. Ein,
Eifen ſtauchen, den Hanf ſtauchen, fi den Fuß verſtauchen
heißt im Niederſ. ſtuken, verſtuken. Stauen hingegen, wel»
ches auch im Riederſ. ſtauen heißt, bedeutet: 1. Im Allge⸗
meinen, Sachen, oder Waaren fo zufammen legen, daß fie,
ohne Schaden zu Leiden, den wenigft möglichen Naum einnehr
men, 2. Ing befondere die Ladung, eines Schiffes gehörig ber-
theilen, und folche bequem fer legen, fo daß die Güter weder
gedrückt werden, noch ihre Lage verändern können; daß feine
Waͤare unter, oder neben einer andern Fiegt, durch welche fe
könute beſchedio⸗ werden, und daß auch, durch ſchlechte Ver⸗
theilung der Laſt, das Schiff weder zum Rollen und Stam-
pfen gebracht, noch zu ſehr vorderlaftig, oder binterlaftig ger
macht wird. 3. Den Lauf eines Gewäffers aufbalten,
+ Der Stauer; ein zum Stauen der Waaren, befonders der
noffen WBaaren, obrigkeitlich verordneter Yuffeher und Ges
hülfe beym Laden der Schiffe, —
Staupen; Holländ. nicht Ruipen, fo dern geellelen, Stui
pen heißt fich bücken; Engl. to-ftoop.
Sterben. Im Engl. heißt to ltarve nicht ſterben, fondern
als Activum, jemand verhungern, verfriecen , verſchmachten
- Toffen , und als Neutrum verhungern ‚ verfrieten ‚ vers
ſchmachten.
+Der Stich (bey den Seelruten) ein Knoten, eine Schlinge;
3.8. dee Anferftich , der Knoten, welcher das Tau im Ans
ferange befeftigt. Jede verfihiedene Art, eine Schlinge zus
fammen zu legen, bat ihre: befondere Benennung; 3. B. der
Fiſcherſtich, Maulſtich, Simmerfich, Kettenſtich wtf.
Der Streohbückling wird wohl nicht in Stroh eingepackt;
denn davon würde er einen übeln Geſchmack bekommen. Der
Nahme kommt vielleicht von. Strob, in der Bedeutung einer
gewiffen Quantität, nad welcher er verkauft wird.z
Die Stute. Das Engl. Wort Steed ift zwar mit Stute vers
wandt; bedeutet aber Fein Mufterpferd , fondern ein edles,
ke ig —
T.
Die Talje, ein Wudejeng oder Hebezeng auf den Schiffen.
Sie beſteht aus einem zweyſcheibigen und einem einfcheibigen
Blode, und iſt folglich mehr zufümmen geſetzt, als der foger
naunte Klappläufer, welcher nur aus zwey einfcheibigen Blö—
den beſteht. Das Takel hat noch einen einſcheibigen Block
mebr, als die Talje, und über diefen läuft das Tau, ‚an
welchem die Luft hänge,
Das Tau; ein dickes ſtarkes Seil, welches entweder troß⸗
weife, oder Fabelweife gedreht if. Ein troßweife gedrchtes
DTau beſteht aus drey Duchten, oder Strehnen , und jede
Ducht aus fechs und mehr Kabelgarnen, Ein Fabeliweife ges
drehtes Tau wird wieder ans drey Troſſen, oder troßweiſe
gedrrhten Tauen geſchlagen, und heißt alsdaun ein drehſchäf⸗
tiges Tau,
Im tweitlänftigern Verſtande werden unter Zhrien und Tau⸗
wert auch die leichten Strike und Leinen mit begriffen,
Tow im Engl. bedeutet Fein Tau, ſondern Werrig,
Tempern in der Bedeutung mäßigen, miſcheu, beißt im
Engl. to temper. Das Enal; Wort to —— bedeutet
nicht zandern, ſondern ſich heimlich mit jemanden verſtehen,
iagleichen fi 9 ungebetber in eine’ Sache mifepen,
1808
E37
Der Thes beißt bey den nördlichen Chinefen Tfai, odet
Tichäi,-daber ihn auch die Kuffen,, die ihn von. der nörds
lichen Gränze hohlen, Tichai nennen, Die Portugiefen,
welche ibn aus. dem ſüdlichen China erhalten, neunen ihn
Cha (ſprich Scha), welches wege die Mundart der füdli⸗
shen Ebinefen iſt.
Der Tieger (if unter der Rubtik Panther bereits; mit be
ſchrieben).
+Die Tialf, die Tjalke ein kleines einmaſtiges, flaches,
zur Waitenfahrt dienliches Schiff.
Todtregnen, todtſchneien. Bey heftigem Regen, oder ‘
Schuee, pflege fi der Wind oft aänzlih zu legen. Dieſes
‚nennen die Schiffer, den Wind todtregnen, todtfchneyen.
f Todtſchießen. Wenn der "Wind nicht ſehr frifch weht, fo
wich er in einem Geetreffen durch den Pulverdampf bisiveis
Ten todtgefhoffen.
+ Todtferrein. Ein Schiff fegelt die Ebbe, die Fluid, und ie
einer Meerenge die Strömung todt, wenn es mit einem frie
ſchen Winde gegen fie anfegelt. In der Meerenge von Gi-
braltar iſt die Strömung bisweilen fo ſtark, dag man fie mit
einem Öurchftehenden Winde Faum todtfegein kann.
Der Tombad. Herr Adelung erwähnt unter der Rubrik Dome
bad zweyer Ableitungen dieſes Worts.
Malayiſchen Worte Tombago, Kupfer, ſcheint ein wenig
weit hergehoblt-gu feyu.
länder, Rahmens Dombaek, der Erfinder des Tombads
geweſen ſeyn foll , ift gewiß unrichtig; denn in England nennt
man den Tombad weder Tomback , noch Domback. fon»
dern Pinchbeck, und wenn er den Nahmen feines Erfine
‘ders führen fol, jo muß diefer wohl auch Pinchbeck ge
beißen haben.
Der Toppenant (auf den Schiffen). Jede Rah hat deren zwen;
nãhmlich zwey Taue, welche von den, Hoden, oder» Enden,
der Nahe hinauf an den Top, oder unter das Efelshaupt des
Maftes, oder der Stenge gehen, wofelbft fie über zwey Biöde
laufen, und von diefen hinunter bis <auf das Def, wo fie
belegt werden. Sie dienen nicht nur, die Naben in ih—
rer borigontalen Lage zu erhalten, fondern auch, um fie,
avenn es nöthig iſt, zu toppen; d. i. ihnen eine verticale
Stellung zu geben, indem der eine Toppenant angebohlt,und
der andere nachgelaffen wird. Dieſes gefchieht, wenn die
Schiffe im Hafen neben einander liegen, damit alsdanı die
Raben nicht andern Schiffen Binderlich werden. Bon dieſem
Toppen haben die Toppenante auch ihren Rahmen.
Traben beißt im Engl, nicht to trap, ſondern to trot. To
trap beißt ſchmücken, und to trape, ohne Zweck herum
laufen.
Das Trauerpferd ben fürſtlichen Begräbniſſen wird nicht
traurig hinter der Leiche hergeführt, fondern es beſchließt den
erſten Sug, welcher vor dem Leichenwagen hergeht, und ge—
wöhnlid von einen geharniſchten Nitter zu Fuß angefübre
wird, deffen ganze Küftung ſchwarz angelaufen if, Die bis
Die zine, von dem .
Die andere, nach welcher ein Enge -
#
auf die Erde herabbangende ſchwarze Dede bes Trauerpferdes
iſt mit den ſammtlichen Wapenſchildern des Haufes beſetzt.
Der zweyte Ing, angeführt von einem Ritter zu Pferde im
ganz vergoldeter Rüſtung, folgt hiernächſt, und diefen be»
ſchließt das Staatspferd, oder. Freudenpferd , deſſen reiche
Turnierdecke von. Golöftoff abermahls mit den färinulichen
Wapenfchilden prangt. - Alsdann folge erft der Leichenwagen.
#Der Treibanker; eine Vorrichtung, deren man fie bedient,
wenn ein Schiff in einem heftigen Sturme biyliegen muß.
Man fürt alsdann gewöhnlich drey bis wier Naben, odır
RELEE 3 Spieren,
1803 TER
‚Spieren, fo, zufammen, daß fie eitt Dreyeck eder Vireck
bilden. Zwiſchen dieſen Hölzern wird ein gutes, ſtarkes Se⸗
gel eingeſpannt. Die eine Ecke des Dreyeds, oder Verde,
wird mit einem Gewicht beſchwert, damit es im Waffer eine
verticele Stellung erhalte. Diefer Treibanfer (oder ein ähn⸗
licher) wird an der Windfeite ausgelvorfen, und da er feine
ganze Fläche dom Waſſer entgegen ſtellt, fo wird dadurch das
Schiff verhindert, zu fehr leewärts abzutreiben.
+Der Treiber. (©. der Brorgewinner).
Die Truſche. Das Franzif, Truite bedeutet Feine © Sruför,
oder Aalvaune, fondern eine Forelle, -
Tupfen. ©. Dupfen.
| u.
Das Uhrbret „ der Uhrbort, ein fleines rundes Bret,
welches in acht gleichlaufende Kreife eingetheife ift, die vor
32 vom Mitreipuncte des Brets auslanfenden Linien durch⸗
fchnitten werden, welche die 32 Compaß- Striche brzeichnen. In
jedem dieſer Kreiſe ift anf jeder Linie ein Pleines Loch, worein
ein Fleiner hölzerner Zweck geftedt werden kann, deren acht
an Fäden in dee Mitte des Bretes hängen. Von diefen Zwer
den ftecft der am Ruder ſtehende Matrofe während feiner vier⸗
Hündigen Beftenrung des Schiffes am Endejrder halben Stuns
de einen Zweck in ein Loch auf demjenigen Compaß- Striche, der
er in der halben Stunde gehalten hat, In der erften halben Stun-
de geſchieht dieß auf dem innerften Kreife, und fo weiter big
zum Äußerfien. Am’ Ende der Wache wird diefe Beftenrung
des Schiffes in das Logbuch eingetragen,
Die Ukaſe (tiehtiger der Ufas, denn dag Ruſſiſche Wort
Ukäs’ iſt männlicher Geſchlechtsform. Ach befehle beißt im
Ruſſiſchen nicht kalam, oder kalu, fondern ukälywaju,
prikalywaju‘, und befebleu ukafar prikafät’, von dem
Slavoniſchen Stammworte kafät’, eigen.
+linausführbar; was nit ausgeführt, oder vollbracht wer⸗
den Fann,
Der Unmuth beißt im Niederf. Unmoos, wofür auch ehrmahls
Ungemöth mag gebräuchlich gewefen feyn. Allein Ungemöth,
oder Ungemöte ift wohl nie für Ungenügſamkeit, und noch; we⸗
niger für Unenthaltſamkeit gebraucht worden.
Der Unterfeldmarſchall. Dieſer Titel iſt gewiß bey keinen
Deutſchen Truppen gebräuchlich. Bey den Oſterreichern (und
auch nur bey dieſen allein) gibt es zwar einen Feldmarſchall⸗
Lieutenant; allein Umterfeldmarfhal heißt er nicht,
*Der Untermarfchall; ein eben fo ungewöhnticher Titel, als
der vorhergebeude. Überhaupt gibt es der Fälle nur. wenige,
in welchen bey Staats», Kriegs, oder Hofbedienungen dein
Prãdicate Ober⸗ das Prädicat Unter: entgegen gefegt wird. Man
fagt wohl Oberberghauptmann, Oberfriegs:Commiffär, Obers
hofmarſchall, aber. nie Unterberghauptmann, Unterfriegs-Coms -
wiffer, Unterhofmarſchall, fondern bloß Kriegs-Commiffär, Berg⸗
hauptmann, Hofmarfchalf,
+Der Unz; Sranz. Once, Engl. Ounce; ein vierfüßiges rei⸗
fendes- Thier, welches in Afen einbeimifch iſt. Der Unz iſt viel
Heiner, als der Leopard, Die Grundfarbe feines Felles ift weißlich,
mis braunen Flecken und Ringen. Er läßt fich Teiche zähmen,
und zur Jagd abrichten. Der Jäger führt ihn hinter fich auf dent
Pferde.
Das Urrheil, urtheilen. Here Adelung fcheint mie nicht gang
Recht zu haben, wenn er der erſten Sylbe uc — iu diefen Wörs
tern die Bedentung der Vollendung abfpricht, welche doc hätte
fig in andern Fällen damit verbunden if, und welche ſich auch
bier gan; wohl damit verbinden läßt.
Bal 1804
Theilen bedeut ete — (fo wie — jet dag East, to deal
und das Schmid. dela) etwas mit einander verhandeln, abhan⸗
‚teln, erörtern, So ſagt man auch noch jegt von einem zonkiſchen
Menſchen, ich mag nichts mit ihm zu tbeilen gu erörtern) ha⸗
ben ; Eugl. do not like to deal with him, Wenn nun
zwey Leure in ihrem Theilen über. ihren Handel nicht einig were
den konnten, fo mußte rin Dritter zwiſchen ur ıheilen ‚und
duch fein Ur: Theil dem einfeitigen Theilen ein Ende mas
‚Sen, Ein Beyſpiel zu diefer Erflärung liefert die alte Formel
des im Lübeck ehemahls gehegten kaiſfert. Vogtdinges, wo der
Raͤths, Anwalt dem Vogt einige beſondere Kechısfragen mit
dieſen Worten vortrug: „Bere Vogt, laſſet meinen Herren. von
Lubeck ein Urtheil theilen,“ de i. einen endlichen Beſcheid geben
EN ER
Derfihreiben. Es ſcheint mie nicht gegründet zu Ron, daß ven
fehreiben. im Niederf, jemand fchriftlich verklagen, oder jemand
durch eine Schrift in übeln Ruf bringen bedeute. In unfern Ges
« genden wenigftens ift e3 in diefer Bedeutung nicht gebräuchlich.
*
Der Vogler. Dieſes Wort iſt in manchen Fällen, beſonder —
für den Dichter, brauchbarer, als das vielſylbige Vogelſteller.
Serr Adelung zählt es unter die veralteten.
* Die Vorderflagge uund die zinterflagtze; zwey Wörter, die
der Seemann nicht Fennt und nicht braucht. Die Heine Flagge
vorn auf dem Bugſpriet heißt die Göfhe, und die große
Flagge. hinten auf dem Heck wird bieCampagner lage, oder auch
die Flagge «ar EEoxns genannt;
*Der Vormars beifi op den Seelkuten der Zodmars. Das über
demfelben ſtehende Segel aber wird das Üormarsfegel genannt,
- ‚ Portheilen. Diefes Wort wird in Liefland und Ehftland noch häu⸗
fig in-der Bedeutung eines erlaubten Gewinne gebraucht. Der
Liefländer fagt, z. B. ich habe bey diefem Kanf hundert Reicht»
tbaler gevorsheilt,
Der Wagenfchott ; Helländ. Wagenfchott, Engl. Wain-”
[cot; auserlefenes, reines, zu dünnen Sreterhen von 4 bis
Zoll dick geſögtes Eichenbolz, welches die Schiffbauer und Tiſch⸗
ler zu Täfelungen gebrauchen“ Here Abelung verwechſelt den
Wagenſchott aus Itrthum mit den Wafjerfchoffen, oder Waſſer⸗
veifern der Bäume, mit denen er nicht das geringfte gemein bat,
Das Wallroß; Trichechus Rosmarus L. bat mit einem
Pferde nicht die entferntefte Üpnlichkeit. Der Kopf des Wall,
voffes ließe ſich noch am füglichften mit dem Kopf eines Bibers
vergleichen. Sein ganzer übriger Körper gleicht an Geſtalt den
Körpern aller andern Thiere vom Robben⸗, oder Phoca- Ge
ſchlecht. Es wird 15 bis 20 Fuß lang, ift außerordentlich fett,
und bat vorn im Dberfiefer zwen lange, herunter ſtehende Stoßs
zähne, welche einige Fuß lang werden, und womit es fine Nabe
rung vou den Klippen ſchält, und aus dem Schlamme wühlt,. In
Rußland verserten diefe Zähne häufig die Stelle des Elfenbring, ..
welchen fie zum Theil an Weiße gleichen, doch nicht völlig an
Feftigfeit des Gewebes; daher die darans verfertigten Sachen
leicht ſchief, oder —— werden.
Der Nahme Wallroß konunt nicht von Mal, Ufer und Roß,
Pferd, wie Herr Adelung meint; fondern von dem Norwegiſchen
Rufs. Hval, Ruffifcher Wallfiſch. Es hieß auch im Deutfchen
ehemahls Rußwal, Roßwal, unter welchen Nehmen es bereits
in Geßners Icon, animal, maritimor. p, 176 vorfommt, wo
jedoch das hier ſelbſt ſehr unrichtig gezeick net iſt. Ans Roßwal
iſt bloß durch die Verſetzung der Sylhen Wallroß N
j
4
1805 Mal — TE
Im Ruffiichen Heißtdas Wallroß Morfh, woraus die Eng
Yänder Morle gemacht haben, und wovon au vermuthlich
Mirusim Latein, entftanden if, Rosmarus ſcheint mir aus
Roilo- Marus, Marus Roflicus zufanımen gezogen zu ſeyn,
welches auch ſchon Geß ner muß vermuthet haben, weil er fagt, der
Lateiniſche Nabme ſey bermuthlich nach einem Nordifchen Nah⸗
men gebildet worden. Da das Wallroß ſich am häufigſten in dem
Meerbuſen aufhält, welchen das Eismeer zwiſchen den Mündun⸗
gen der Flüffe Dwina und Peſchtſchora bildet, fo ft es um deſto
wahrfchrinlicher, daß die Bewohner der dortigen Küften ihm zu⸗
erſt feinen Rahmen gaben.
+Der Walzer, ein befannter Deutſcher Tanz.
Die Wand 2. Nra, 5; eine Vorrichtung von flarfen Tanen,
welche den Maſten, Stengen und Bramftengen zur Befeftigung
feitwärts und rückwärts dient. Die Wandtaue geben von dem
Top der Maften fohräg über den Bort des Schiffes hinaus,
und werden außen an den Seiten des Schiffes durch Jungfern
und Puttingen befeſt igt. Die Wandtaue der Stengen und Bram«
fiengen finden aufähnliche Weife ihre Befefligung an den Mars
Een und Sahlingen. Die fammtlichen Wände find von unten
bis oben mit leichten dünnen getheerten Striden durchſchoren
(Webeleinen, vulg. Wevelingen genasnt), welcheden Matroſen
fast Leitern dienen.
Das Bugfpriet hat Feine Wand; fondern um der Kraft zu wir
derfichen,, womit es von den Stagen angezogen wird, iſt es am
vorderften Ende mit einem, oder mehreren Wafkerflagen verfehen,
womit es unterwärts an dem Borderfteven befeitigt wird.
+Wearpen, werpen; Holländ! warpen, Engl.to warp, ein
Schiff vermistelft des Warp- Anfers nach einem beftimmten Drte _
hinbringen. Der Warp- Anker wird nähmlich durch ein Both an
den beftimmten Ort gebracht, und daſelbſt ausgeworfen.. Das
Zau defjelben wird biernächft aufdem Schiffe wieder eingrwunden,
bis man dicht vor dem Anfer zu liegen kommt.
t Der Waſchbar, ein Meines Nordamerilaniſches Thier , von
dee Größe einer Hauskatze. An Kopf nnd Schnauze gleicht ev
faft einem Fuchſe, und fein Schwanz ift wie ein Katzenſchwanz.
Sein Körper ift ſehr kurz und die Beine verhältnißmäßig hoch.
Die Kürfcehner nennen ihn den Schupp, und fein Balg gibt ein
ſchönes und dauerhaftes Pelzwerf. Den Nahmen Waſchbär
bat man ihm gegeben, weil er feine Speifen wafchen foll, ehe
er fie frißt.
+ Das Waflerflag; ein Stag , oder ſtatkes Tau, welches von
dem vordern Ende des Bugfpriets an den Vorderfteven des
Schiffes führt, und fehr ſteif angehohlt wird, damit das Bugfpriet
nicht durch die Stageder Maften und Stengen zu ſtark angezogen
werde. Große Schiffehaben zwey bis drey ſolcher MWafferfiage.
Das Wattfchiff, bedeutet Fein bewaffnetes Schiff, zur Dedung
der Wattenfahrt, fondern eine jede Schmade, Tjalke, oder
anderes Fleines Schiff, welches die Watten (Untiefen) beföhrt,
+Die Webeleine, Niederf. Weveliene und Weveling, Weber
leinen find leichte, dünne, getbeerte Stridr, welche von dem
Bortdes Schiffs bis zum oberften Top der Bramſtengen durch
elle Wandtauen geichorem werden, und den Matrofen flatt Leis
tern dienen‘, um in die Maſten und Stengen zu fteinen,
+Wenfegen, ein Schiff weafesen , es frevelhafter Weife finfen,
oder feheitern laſſen, um die Beefiihenen um die verficherte Sum⸗
me zu betriegen. f
Das Wehrrebänt. Bey den Truppen verſteht man gewöhnlich
unter dem Wehrachäng denjeniaen Schulterriem (Franz, Ban-
douliere) an welchem einige®ruppen, zumahl die Öngländer und
Sranzefen, ihre Säbel, Deden und Bayonndie tragen ; da dinger
aen die Degenfoup-Ium den Leib geſchnallt wird,
Adel. W. 3,4, Th, 2. Aufl.
Bin 1806
Wenden tbeym Seeweſen, beſonders beym Lavieren) ; das Schiff,
nachdem es an einer Seite bey dem Winde gefedelt hat, fo um⸗
wenden, daß es an der andern Seite wieder bey dem Winde zn fies
gen kommt. Ber gutem MWerter wendet man ducd) den Wind, di,
man feuert das Schiff gerade in den Wind, biser vorn herum
Fommt, und man den Wind von der andern Seite erhäft, Bey
ſchwerem Wetter aber ift man gezwungen, vor dem Winde zu
wenden, d.i, man läßt das Schiff mit dem Hinteriheil vor den
Wind Fomnien, bis man an der andern Seite wicder aunluffen
kan. Bey diefer letztern Art des Wendens wird aber das Schif
immer etwas leew ärts abgetrichen.
+Die Werterung (Riederſ); ein Graben, vermittelft deffen eim
Bach, oder rin Quellwaſſer, durch Wiefen, Gärten und Fels
der geleitet wird, um fic zu bewäffern.
Die Wiege ı. Ein auf Zapfen, auf Federn von Stahl, oder Hols,
oder auf bogenförntigen Füßen bewegliches Kinderbert. 2, Ein un⸗
ten ‚halbzirfelförmiges, mit fcharfen Zähnen verfehenes Werts
zeug der Kupferftecher, zum Aufreißen der Plasten für die
fhwarze Kunſt. 3.Cin Werkzeug der Köche, mit einer bogen⸗
förmigen Schneide, um Kräuter damit Flein zu fehneiden.
In feiner diefee Bedeutungen heißt die Wiege weder im
Engl. a Wedge, noch im Franz. une Fiche, A Wedge ift ein
Keil, und uneFiche eine Hafpe.
Der Wind, Die unter diefer Rubrik angeführten Nedensarten :
einem den Wind abfcepneiden ; an den Wind feuern; bey dem
Winde liegen ; anden Wind kommen; unter dem Winde eines
Schiffes ſeyn; einem vor dem Winde feyn, find teils an und
für ſich nurichtig, theils find fie im Gr, Kr. W.B.unrichtig, oder
unvollfommen erklärt,
Man fagt nicht, einem den Wind abſchneiden, fondern abgewin⸗
nen, abftechen, abfneifen, Der Vortheil bey diefem Manöver bes
ftebt auch nicht bloß darin, daß mandem Feinde den Pulverdampf
änjagt, fondern dei Hauptvortheil ift, daß die feindlichen Schiffe
unter dem Winde eine größere Slächenfeite darbicchen, daß fir ges
fährlichern Gruudſchüſſen ausgefegt find, und daß fie weit mehr
Mühe haben, ihre Kanonen zu Bort zu bringen.
An den Wind ſteuern heißt nicht, das Vorderrheil des Schiffs
gegen den Wind, fordern nur näher an den Wind bringen, fo dag
—— Sdiffs mit dem Windſtriche einen ſchärfern Winkel
macht.
Bey dem Winde liegen heißt nicht, die Segel fo ftellen, daft fie .
feinen Wind faffen, fondern mir dem Schiffe fo liegen, daß der
Strich, den man ſteuert, mit dem Windftriche einen mehr oder ve»
nigerfcharfen Winkel macht, Ein Schiff liegt gut bey dem Winde,
wenn e3 unter diefen Umftänden wenig oder-gar nicht leewärts
abfäft.
Anden Wind Fommen ift fein Sermanne- Ausdruc, und was
Herr Adelung eigentlich darunter will verftanden haben, läßt
fi aus feiner Erklärung jchwerlich errathen,
Man ſagt auch nicht, unter dem Winde eines Schiffes fon;
eineinvor dem Winde feyn; aber wohl, einem andern Schiffe,
oder einer andern Flotte unter dem Winde, oder überdem Winde
liegen.
3ufäse
Mit halbem Winde fegeln beißt, den Wind voll von der Seite
haben, Man kann alsdann alle Segel führen.
Breiter Wind (auch Badflaaswind genauns) ift ander Steu⸗
erborts, oder ander Backbortsſeite vier Compaß⸗Striche von der .
Linie vor dem Winde entfernt, Erift vonallen Winden der gün-
fiafte, weil man bey demſelben noch faft «le Segel führen Tann,
und doh den Wind halb im Rücken har, }
Ynnyy i Bor
-
1807 Bin r
Bor dem Windefsgeln; ben Wind gerade im Rücken haben.
In den Wind drehen ; das Bugdes Schiffes dem Winde ges
zade entgegen legen. Es geſchieht nur in einem heftigen Sturme,
wenn man befürchten muß, dor den Winde folche Seeftürgungen ;
„von hinten zu befonmen, daß der Spiegel: des Schiffs u
Tiefe, eingefchlagen zu werden.
Der Wind räumt, wenn er der Fehrt günſtiger wird.
ſchrau wenn er anfängt, weniger günſtig zu werden. Er krimpt
ein, wenn er ſchwächer wird, Er krimpt auf, wenn er gegen die
Sonne umläuft, welches oft fehlechtes Wetter verfündigt.
"er.
Der Wintermonath. Diefer Nahme fcheint in unfern Gegenden ;
eher dem Januar, alsdein November zu gehören,
Der Wirbelwind heißt im Niederf. am gewöhnlichfien Küfels
wind, von füfeln, Freifeln, und Küfel, ein Keeifel.
+ Wollreich, was viele Wolle hat; ein wolleeiches Zug, ein wolle
reiches Fließ,
+ Writen (Nieder) ein Both, oder eine Jolle, vermittelſt eines
fangen, ſchmalen Ruders, in ſtillem Waſſer vorwärts bewegen,
Das Ruder wird in einen halbzirkelförmigeu Einſchnitt oben in
dem flachen Hintertheil des Boths eingelegt, und in: Waffer ſchnell
Bin und ber bewegt, wodurch das Bord eine Richtung vorwärts
erhält, und ſchuell fortgleitet,
+ Die Wurmbaut, oder die Spikerhaut; eine Haut, oder Bes
> Dieß den wefentlihen Vortheil,
Heidung von Bretern (auch bisweilen von, dünnen Kupferplatz
ten), welche den Boden und den Bauch des Schiffes umgibt, um
Die inwendige Haut und den Körper des Schiffes vor dem Wurm⸗
fraß zu bewahren. Eine funferne Wurmbans gewährt noch über⸗
daß ſich keine Seegewãchſe,
Heine Schaalthiere u. ſ.w. an dieſelbe anſetzen, und — die
Bahr des Schiffs aufhalten können.
⸗
Die Zauche (Hindinn) Heißt im Ruffifchen Süka, Mit diefem
Worte ift das Oberd. Zanche geiwiß näger verwandt, als mir dem
Engl. Dog, welches feine Hündinn, fondern einen Hund bedeutet.
Der Zaum heißt im Enal. nicht Team, ſondern Bridle. A
*
Team iſt eine Reihe Pferde, oder Ochſen, welche entweder hin,
tereinander angefvannt ein Fuhrwerk ziehen, oder auch nur hinter
einander zufammen gekoppelt geben;
Der Zeithalter. Diefes von Harrifon in England ——
und ſeitdem zu größerer Vollkommenheit gebrachte Werfzeug zur
Beftimmung der Meereslänge, iſt im Wefentlüchen nicht von einer
Uhr verſchieden (wie man nachden Auserücden des Hru. Adelung
vieleicht ſchließen möchte), fondernes ifteine wirkliche, zu hoher
Vollkommenheit gebrachte Seeuhr, welche vermöge ihrer Beſtand⸗
theile und der Art ihrer Zufammenfesung, für jede Einwirkung
dev Armofpbäre und für jede Bewegung von außen möglichſt we⸗
nig empfindlich iſt.
Der Ziegel; Niederſ. Tegel und auch Teil. Daher Heißt in Ham⸗
burgeine gewiffe Straßedas Teilfeld,
Der Zobel; von dem Ruff. Sobol’. Beyde Nabınen , im Kuff.
wie im Deutſchen, bezeichnen fo —— Thier ſelbſt, als ſeinen
—
u AN 1808
Balg. Sehr uncichtig iſt bie — der Zobel nächft A
dem Hermeline dasfoftbarfie Pelzwerk liefere, Der Zobelift viele -
mehr ohne alle Bergleichung Foftbarer, alsdag Hermielin, und nur
allein der köſtliche ſchwarze Fuchs mit filberweißen Haarſpitzen
kann wit dem Sobelumden Preis wetteifern, Der ſchlecheſte zo⸗
bet ift wenigftens einige Nubel werth. Dagegen kann man ein
‚ganzes Zimmer (40 Stüd) der befien Hermeline für 15 bis 20
Rubel faufen,
—
Das Zobelthier Dieſes Wort iſt eben fo ungewöhnlich und frage
widrig, als wenn man Hermelintbier, Wolfthier, Fuchsthier,
Bärtdieru,f.w. fügen wollte. Das Thier ſelbſt fo wohl, als fein
Balg, beißt (wie ſchon oben gefagt it) der Zobel, Ergleiht an.
Geſtalt dem Marder, zu deffen Gefchlecht er auch gerechnet wird,
‚und er näher fich, wiediefer, von Vögeln, Eyern und Feldmäuſen.
‚Er ift aber viel ſchueller und mugterer, als der Marder, und feine ©
fteilen Ohren und ſchönen fehwargen Augen geben ihm ein äußerft
ſchlaues und lebhaftes Anſehen. Ein völlig ausgewachfener Zobel
hat im Winter eine glänzende (Hwarzbraune Farbe, An der Wur⸗
‚gel ift das Haar feinwollicht und. aſchgrau.
Der Zuder, (der Fryftallifirte Safı des Zuckerrohres) ift —
Der Rohzucker iſt derjenige
Rohzucker, oder gemachter Zucker.
Zucker, welcher aus Dft-und Weſtindien und aus den Canari⸗
ſchen Juſeln in Kiften, oder Fäſſern, als Mehl⸗ oder Sandzuder . *
gebracht wird. Et iſt eigentlich nicht mehr rob, ſoudern bereits in
„den Pflanzungen aus dem Saft des Zuckerrohres gekocht und zu eis
ner feften trockenen Subſtanz gebracht, und hernach zerfkampft.
. Mach der. Beſchaffeuhtit des Bodens, wo das. Rohr wächft, und
„der Behandlung, iſt der Rohzucker entweder braun, (von dem
dunkelſten Braun bis zur gelben Farbe, ) oder weiß (ebenfalls in
verſchiedenen Abfinfungen, von dem fhmusigen Grau bis, 5* —
d
nen weißen Farbe), Gemachten Zucker nennen die Kaufleute
‚Suderficderalle Arten dee in Europa aus dem Rohzucker überge
kochten, oder aus geringeren Arten verfeinerren Brot- oder Hu
‚dersund-Candiszuders, Die verfchiedenen Sorten fleigen in dee
Güte folgendermaßen:
L. Hutzucer. 1. Baſtardzucker (S, Sarin.) 2. ‚Sumpzuder (©.
dieſes Wort). 3. Große Meliz, feiner als Lumpzuder, und in ;
Broten von 3 bigıı Pfund, 4 Kleine Meiiz, feiner als-die gro⸗
„gen, und inBroten von 4 bis 8 Pfd. 5. Nafinaden, deren es wieder
„geringe, mittel, feine, und fein feine gibt, in Broten von 10, bis ı2.
Pfd. 6. Candisbrote, oder Eanarienzuder, welchen nur die. Can
diter zu Gefchenten bey befondern.Gelegenbeiten machen, Im
1 en. kemmt diefer äußert feine und Harte Zucker wenig vor.
I, Candiszucker, in Stangen iind Bodenftücen. . x
Es gibt drey Hauptforten Eandiszuder, den braunen, gelben, x
e und weißen, Zefeiner und beffer der Candiszucer, defto beller iſt
‚ er. von Farbe, und deſto größer und fefler find die Kryſtalle, in
welchen er anſchießt.
Zuſetzen (beym Seewefen) ſpannen, anziehen, feſt anhohlen, auf⸗ *
‚zichen. Ein Segel zuſetzen, oder. beyſetzen; es fpannen, auftie⸗
< hen. Eine Halfe, Sczote, ober ein Wafferfing sufegen, fie —
„sishen, anhohlen.
RR 2 4 Adelung, Johann Christoph
| 3620 Grammatisch-kritisches
Au Wörterbuch
1811
Th.4
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